Das Bürgerliche Recht in seiner neue Gestaltung: Band 2 [Reprint 2020 ed.]
 9783112365243, 9783112365236

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Das

ViirgerlWe Recht in

seiner neuen Gestaltung. THkmtW Siir^iirlt uni öiitifi Bnssielk rrlinttrt von

Dr. jur. Gustav Müller und

Georg Merkel K. Hl. Staatsanwalt in Nürnberg.

A. m. StaatSanw«lt in München

II. Mand.

München. 3- Schweitzer Verlag (Arthur Sellier).

JS-S.

Joses Deschler, München.

InyattsÄöerstcht. IV. Boch.

AamUienrecht. Erster Abschnitt.

ASrgerttche -he. 1.

Kapitel.

DaS VerlßßmK. § 254. § 255.

1. Begriff und Wirkungen des Verlöbnisses 2. Die Aufhebung des Berlöbniffes und ihre Folgen

2.

Seite

1 2

Kapitel.

Gi»seh»«s der Ehe. § 256

§ 257. § 258. 8 § § § § §

259. 260. 261. 262. 263. 264

1. Ehehindernisse............................................................................... 5 2 Form der Eheschließung. a) Das Aufgebot ... 12 b) Der Eheschließungsakt................................................................13 3. Nichttgkeit und Anfechtbarkeit der Ehe. a) Gründe der Nichttgkeit der Ehe........................................... 15 b) Geltendmachung der Nichtigkeit der Ehe .18 cj Gründe der Anfechtbarkeit der Ehe .19 d) Geltendmachung der Anfechtbarkeit derEhe 21 e) Wirkungen der Nichttgkeit der Ehe . 25 4. Wiederverheirathung im Falle der Todeserklärung 28 3.

Kapitel.

Wirkuu-e« der Ahe iwe all-rmeiuru. § § § § §

265. 266. 267. 268. 269.

1. 2. 3. 4. 5.

Verpflichtung der Ehegatten zurehelichen Gemeinschaft 29 Stellung des Mannes 30 Stellung der Frau................................................................... 31 Unterhaltspflicht der Ehegatten.................................................33 Sonstige allgemeine Bestimmungen....................................... 37

4.

Kapitel.

Eheliches «üterrecht. I. jUgnuiiti. § 270. § 271. § 272

1. Einleitung...................................................................................... 39 2. Eheverträge............................................................................. 41 3. Das Güterrechtsregister.......................................................... 43 1.

Titel.

IL Gesehliche» ehrliches Gittrrrrcht. § 273 § 274

A) Verwaltung und Nutznießung 1. Einleitung...................................................................................... 46 2. Das Borbehaltsgut der Frau.................................................47

n

KnhattSHbersichl. Das ein gebrachte Gut der Frau. Sette a) Umfang des eingebrachten Gutes............................................ 52 b) Berwaltungsrechte des Mannes am eingebrachten Gute 54 c) Nutznießungsrecht des Mannes am eingebrachten Gute 59 d) Dem Manne obliegende Lasten............................................ 60 e) Geltendmachung der aus der Verwaltung und Nutznieß­ ung entstehenden Ansprüche ................ 63 f) Verfügungen der Frau über eingebrachtes Gut, sowie sonstige RechtsgeschWe der Frau.................. 66 g) Freies Berfügungsrecht der Frau . . . .72 h) Führung von Rechtsstreitigkeiten durch die Frau 74 4. Schuldenhaftung der Ehegatten. a) Schuldenhaftung gegenüber ben Gläubigern 79 b) Schuldentragung im Verhältnisse der Ehegatten zu ein­ ander . . .............................. 84 5. Beendigung der Verwaltung und Nutznießung des Mannes an dem eingebrachten Gute der Frau .... 86 B) Gütertrennung .... 91

3.

§ § § § §

275. 276. 277. 278. 279.

§ 280. § 281. § 282. § 283. § 284.

§ 285.

§ 286.

2.

Titel.

PerKrrimrßires eheliches Gitterrechi. § 287. § 288. § § § 8 §

289. 290. 291. 292. 293.

§ 294. § 295. § § § §

296. 297. 298. 299.

§ 300. § 301. § 302. § 8 § §

303. 304. 305. 306.

I. Allgemeine Gütergemeinschaft. 1. Begründung der allgemeinen Gütergemeinschaft . 2. Die bei der allgemeinen Gütergemeinschaft in Betracht kommenden Vermögensmassen ....................... 95 3. Verwaltung des Gesammtgutes durch den Mann . 4. Stellung der Frau . . 5. Schuldenhaftung der Ehegatten...... 6. Beendigung der allgemeinen Gütergemeinschaft . . 7. Folgen der Beendigung der allgemeinen Gütergemeinschaft

94

100 104 107 113 115

II. Fortgesetzte Gütergemeinschaft. 1. Voraussetzungen der fortgesetzten Gütergemeinschaft . 122 2. Die bei der fortgesetzten Gütergemeinschaft in Betracht kommenden Vermögensmassen....................................................127 3. Die Verwaltung des Gesammtgutes.......................................... 129 4. Schuldenhaftung...................................................................... 130 5. Beendigung der fortgesetzten Gütergemeinschaft . 132 6. Wirkungen der Beendigung der fortgesetzten Gütergemein­ schaft . ........................................................ 134 III. Die Errungenschaftsgemeinschaft. Begründung der Errungenschaftsgemeinschast . .141 Gesammtgut — Eingebrachtes Gut — Vorbehaltsgut 141 Verwaltung der einzelnen Gütermassen . . . 144 Schuldenhaftung der Ehegatten. a) Haftung gegenüber den Gläubigern .... 145 b) Haftung im Verhältnisse der Ehegatten zu einander . 147 5. Beendigung der Errungenschastsgemeinschaft . . 151 IV. Die Fahrnißgemeinschäft . 153

1. 2. 3. 4.

5. Kapitel.

Die Scheidung der Che. § 307. § 308.

§ 309.

1. Ehescheidungsgründe . . . . j . . . . 157 2. Die Klage auf Ehescheidung und auf Aufhebung der ehe­ lichen Gemeinschaft ........ 164 3. Die Wirkungen der Ehescheidung und der Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft............................................................. 171

Inhaltsübersicht.

HI

Zweiter Abschnitt.

Pie Aerwaydlschast. 1. § 310.

Kapitel.

Begriff der Verwandtschaft und der Schwagerschaft. 2.

.

Seite 178

Kapitel.

Eheliche Abstammung. 8 §

311. 312.

1. Voraussetzungen der Ehelichkeit eines Kindes . . . 182 2. Geltendmachung der Unehelichkeit eines an sich ehelichen Kindes.....................................................................185 3.

Kapitel.

Die Unterhaltspflicht. § 313. 8 314. § 315.

1. Unterhaltsberechtigte und Unterhaltsverpflichtete . 189 2. Reihenfolge der Unterhaltsverpflichteten und Unterhaltsberechtigten............................................ . 192 3. Umfang des Unlerhallsanspruchs......................................... 195

4. 8 316.

II. 8 § 8 8 § 8 8 8

8 8 8

317. 318. 319. 320. 321. 322. 323. 324.

Kapitel.

Rechtliche Stellung der ehelichen Kinder. L Kechtarerhaltaih Mischen den Eltern und de» Kinde i» akremeinen

199

Elterliche tollt

a) Elterliche Gewalt des Vaters. 1. Allgemeine Grundsätze 205 2. Die Sorge für die Person des Kindes .... 207 3. Die Sorge für das Vermögen des Kindes . . . 210 4. Nutznießung des Vaters an dem Vermögen des Kindes . 217 5. Schulden Haftung des Kindes ...... 222 6. Aufsicht des Bormundschaftsgerichts.......................................... 223 7. Ruhen der elterlichen Gewalt des Vaters 227 8. Beendigung der elterlichen Gewalt des Balers . 229

b) Die elterliche Gewalt der Mutier. 325. 1. Inhalt und Umfang der elterlichen Gewalt der Mutter 230 326. 2. Umfang der elterlichen Gewalt der Muller im Besonderen 233 327. 3. Der Beistand................................................................................. 233

5.

8 328.

Kapitel.

Rechtliche Stellung der Kinder an- nichtigen Ehen . 6.

.237

Kapitel.

Rechtliche Stellung der unehelichen Ander. 8 329. 1. Einleitung........................................................................ 240 8 330. 2. Stellung des unehelichen Kindes zu seinerMutter und deren Verwandten............................................................. 241 8 331. 3. Die Vaterschaft zu einem unehelichen Kinde . . 243 8 332. 4. Stellung des unehelichen Kindes zu dem Baler und dessen Verwandten................................................................................ 244 8 333. #5. Ansprüche der Mutter gegen den Vater eines unehelichen Kindes.................................................................... 248 7.

Kapitel.

Legitimation unehelicher Kinder. 8 334. 8 335.

©Ölleitung

.

.

L ItgiHwitbii bnrch

.

.

.

. .

Ehe

!•

250 251

IV

Inhaltsübersicht.

II. EtzeUchkeitserklanrnr. 8 336. § 337.

Seite

1. Voraussetzungen der Ehelichkeitserklärung . 254 2. Wirkungen der Ehelichkeitserklärung........................................ 258 8. Kapitel.

Annahme an Kindesstatt. § § § §

338. 339. 340. 341.

1. Voraussetzungen der Annahme an Kindesstait . 260 2. Die Bestätigung des Annahmevertrags .... 263 3. Wirkungen der Annahme an Kindesstatt .... 265 4. Beendigung des durch die Annahme an Kindesstatt be­ gründeten Rechtsverhältnisses................................................... 271 Dritter Abschnitt.

Aormnndschaft. § 342.

Einleitung....................................................................................... 273 1. Kapitel

Bormimdschast über Mnderjährige. I. Ausrdnsug der Jmmsudschrft. 8 343. 8 344. 8 8 8 8 8

345. 346. 347. 348. 349.

1. Voraussetzungen der Bevormundung Minderjähriger 275 2. Die Anordnung der Vormundschaft.......................................... 277 3. Die Bestellung des Vormundes. a) Die Berufung zur Vormundschaft .277 b) Unfähigkeit und Untauglichkeit zur Vormundschaft . 281 c) Ablehnüngsgründe........................................................ 282 d) Die Bestellung des Vormundes im Besonderen . 283 e) Bestellung eines Milvormundes oder eines Gegenvor­ mundes ......... ..................................................... 284

II. Mirlmagskreis des Psnauades. 8 350. § 351.

8 352. § 353.

8 354. 8 355. 8 356. 8 357. 8 358.

1. Wirkungskreis des Vormundes im allgemeinen . 285 2. Stellung mehrerer Vormünder oder des Vormundes und Gegenvormundes zu einander................................................... 288 3. Sorge des Vormundes für die Person des Mündels . 289 4. Sorge des Vormundes für das Vermögen des Mündels. a) Allgemeine Grundsätze für die vormundschaftliche Ver­ mögensverwaltung ................................... 290 b) Anlegung von Mündelgeld.....................................................292 c) Hinterlegung von Wertpapieren und Kostbarkeiten 294 d) Erfordernis; der Genehmigung von Rechtsgeschäften des Vormundes durch das Bormundschastsgericht . 295 e) Ansprüche des Vormundes gegen den Mündel aus der Vormundschaft............................................303 t) Ansprüche des Mündels gegen den Vormund — Haft­ ung des Vormundes . ........... 305

III. färfgrge 8 8

359. 360.

§

361.

§

362.

Aufsicht des DsrNuubschrstsgericht-.

1. Allgemeine Grundsätze........................................................... 307 2. Besondere Bestimmungen überdie Fürsorge und Aufsicht des Bormundschaftsge'richts................................................... 309 3. Haftung des Bormundschaftsrichlers........................................ 311

IV. MLtmrbuuz des »e«er>be»gise«rkttze- .

.

312

1. Begriff und Voraussetzungen der befreiten Vormundschaft 2. Befreiungen . . . . . . .

313 314

V. -efrelte Kgmrmbschift. 8 363. 8 364.

Inhaltsübersicht.

§ 365.

§ 366. § 367.

§ 368. § 369.

V

VI. itwilitmil. Seite 1. Voraussetzungen der Einsetzung eines Familienrathes und dessen Zusammensetzung . . . . . . 315 2. Aufgaben des Familienrathes................................................... 319 3. Beendigung des Familienrathes und des Amtes der ein­ zelnen Mitglieder..................................................321

VII. der Dsmmchschrft. 1. Beendigungsgründe...................................................................... 322 2. Folgen der Beendigung bes vormundschaftlichen Amtes 324

2. Kapitel. Vormundschaft über Volljährige und vorläufige Vormundschaft. § 370. § 371.

1. Vormundschaft über Volljährige.......................................... 325 2. Die vorläufige Vormundschaft . . . ... 329

3. Kapitel. Die Pflegschaft. § 372. § 373. § 374.

1. Begriff und Arten der Pflegschaft ..... 330 2. Rechtsverhältnisse der Pflegschaft ..... 335 3. Beendigung der Pflegschaft....................................................336

V. Buch.

Lrvrecht. § 375.

Einleitung.................................................... 338

Erster Abschnitt. Pie Berufung zur KrSfchaft.

1. Kapitel. Hie gesetzliche Erbfolge. § § § §

376. 377. 378. 379.

§ 380.

Allgemeines.........................................................................................344 Die Verwandtenerbfolge...................................... . . 345 Die gesetzliche Erbfolge der Ehegatten..........................................354 Das gesetzliche Erbrecht des Fiskus und anderer juristischer Personen......................................................................... 358 Erhöhung des Erbtheils eines gesetzlichen Erben in Folge Wegfalls eines anderen gesetzlichen Erben .... 359

2.

Kapitel.

Die Erbfolge auf Grund Testamentes.

§ § § § § § § 8

381. 382. 383. 384. 385. 386. 387. 388.

Begriff des Testamentes und allgemeine Vorschriften . . 361 Form des Testamentes...................................................................... 366 Eröffnung und Einsicht des Testamentes .... 375 Auslegungsvorschriften fürTestamente............................................ 376 . Aufhebung eines Testamentes durch den Erblasser . 381 Unwirksamkeit und Anfechtung der Testamente . . 384 Gemeinschaftliche Testamente.............................................................. 389 Testamentsvollstrecker............................................... 394

3. Kapitel. Der Erbvertrag. § 389. § 390.

Allgemeines, insbesondere Begriff und Abschluß des Erbvertrags 405 Wirkungen des Erbvertrags.............................................. .411

VI

Inhaltsübersicht. Seite

§ 391. § 392. § 393. § 394

Anfechtung -es Erbvertrags..............................................................417 Aufhebung des Erbvertragsund einzelner Vertragsbestimm­ ungen 419 Schenkungen von Todeswegen.................................................... 424 Erbverzicht.......................................................................................... 425 Zweiter Abschnitt. Pie rechtliche Klettung des Krven.

1.

Kapitel.

Die Erbeinsetzung.

§ 395. § 396. 8 397.

Begriff, Bedeutung und Arten der Erbeinsetzung . - 428 Allgemeine Regeln bei Erbeinsetzungen..........................................429 Einsetzung als Ersatz- oder Nacherbe.......................................... 432

2.

Kapitel.

Unfall, Annahme und Ausschlagung der Erbschaft, Erbunwürdigkeit.

§ 398. § 399. § 400. § 401. § 402.

§ 403. § 404. 8 405.

Anfall der Erbschaft........................................................ . 438 Gemeinsame Vorschriften über Annahme und Ausschlagung der Erbschaft......................................................................... 440 Die Annahme der Erbschaft insbesondere .... 444 Die Ausschlagung der Erbschaft insbesondere . 446 Berwaltungshandlungen des Erben vor Ausschlagung der Erbschaft . ‘ ......................................................... 450 Gerichtliche Nachlaßfürsorge............................................................ 452 Erbunwürdigkeit................................................................................ 455 Vererbung der Erbschaft............................................................. 458

3.

Kapitel.

Haftung de- Erben für Nachlaßverbindlichkeiten.

§ 406.

a) I»faug der Hßstaug des Erden für zlachlaßverdiadlichkettea

460

b) Deschrsadaug der Hrftnag des Erden.

§ 407. § 408. § 409. § 410. § 411.

§ 412. § 413.

Allgemeines......................................................................................... 463 Aufgebot der Nachlaßgläubiger und verspätete Geltendmachung von Forderungen gegen den Nachlaß.......................... 464 Die Nachlaßverwaltung .......................................................................469 Der Nachlaßkonkurs '....................................................................... 477 Herausgabe des Nachlasses an die Nachlaßgläubiger zu deren Befriedigung......................................................................... 482 Erbschastsinventar und Verlust des Rechtes auf Geltendmach­ ung der beschränkten Haftung.................................... 485 Aufschub der Befriedigung der Nachlaßgläubiger . . . 495

4.

Kapitel.

Verhältniß zwischen Vorerben und Nacherben.

§ 414. § 415. § 416. § 417.

Stellung des Bor- und Nacherben bis zum Eintritt der Nach­ erbfolge ......................................... .... 499 Herausgabe der Erbschaft an den Nacherben . ... 509 Die Nacherbschaft auf den Ueberrest..........................................513 Stellung des Bor- und Nacherben nach Eintritt der Nacherbfolge 516 5. Kapitel. Mehrheit von Erben.

§ 418. § 419.

Rechtsverhältniß der mehreren Erben unter einander bis zur Auseinandersetzung...................................................................... 520 Die Auseinandersetzung unter den Miterben . . 525

Jnhalt-Rbersicht. Seite

tz 420. § 421.

§ 422.

Ausgleichungspfttcht der Abkömmlinge des Erblassers . . 529 Anwachsung der Erbtheile wegsallender Miterben an die üb­ rigen Milerben................................................................................ 541 Rechtsverhältnih der mehreren Erben zu den Nachlaßgläubigern 543

6.

Kapitel.

Schutz des Erden. § 423. 8 424. § 425.

Allgemeines......................................................................................... 547 Der Erbschaftsanspruch...................................................................... 548 Der Erbschein................................................................................554 7.

Kapitel.

Der GrbschastSkanf. 8 § § 8

426. 427. 428. 429.

Allgemeine Vorschriften...................................................................... 561 Verpflichtungen des Verkäufers und Käufers einer Erbschaft 564 Haftung des Erbschastskäufers für Nachlaßverbindlichkeilen . 566 Andere Beräußerungsverlräge außer dem Erbschastskauf . 567

Dritter Abschnitt.

PermLchtuitz und Auflage. 1. Kapitel.

Das Vermachtuiß. 8 § 8 8 8 8 § §

430. 431. 432. 483. 434. 435. 436. 437.

Begriff des Vermächtnisses............................................................. 568 Die bei dem Bermächtniß betheiligten Personen . 569 Gegenstand der Vermächtnisse....................................................575 Zeitliche Begrenzung der Vermächtnisse .... 582 Anfall, Annahme und Ausschlagung der Vermächtnisse . 583 Die Anwachsung bei Vermächtnissen.......................................... 585 Der Bermächttnßanspruch............................................................. 587 Kürzungsrecht des Bermächlnißnehmers .... 591

2. Kapitel. Die Auflage.

8 438. § 439.

Begriff und Anordnung der Auflage .... Die in Ansehung der Auflagen geltenden Vorschriften .

. .

593 594

. . . .

596 600 608 617

Vierter Abschnitt.

Aer ^flichltheit. § 8 § 8

440. 441. 442. 443.

Die Pflichttheilsberechligung............................................... Die Berechnung des Pflichttheils...................................... Der Pflichttheilsanspruch............................................... Entziehung des Pflichttheils...............................................

IV. Buch.

FamiUrrrrecht. Erster Abschnitt.

Vürgerliche Ehe. 1. Kapitel.

Aas Aerlöörnß. 8 254. 1. Begriff und Nirkuugeu des Kert-duiffes. Ein Verlöbniß liegt dann vor, wenn zwei Personen verschiedenen Geschlechts einander versprechen, künftig eine Ehe mit einander eingehen zu wollen. Wie zu jedem rechtlich wirksamen Versprechen, so wird auch zur Eingehung eines Verlöbnisses die Geschäftsfähigkeit beider Theile erfordert. Ist eine Person in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so ist zur Gültigkeit des Verlöbnisses die Zustimmung ihres gesetzlichen Vertreters erforderlich. Dagegen ist in jedem Falle die Eingehung eines Verlöbnisses durch den gesetzlichen Vertreter ausgeschlossen. Zum Abschlusse des Verlöbnißvertrags bedarf es der EinHaltung einer bestimmten Form nicht; es ist daher z. B. nicht nothwendig, daß die Verlobten die Ringe wechseln oder eine Berlobungsanzeige veröffentlichen. Auch stillschweigend kann ein Ver­ löbniß eingegangen werden; es genügt, daß sich aus dem Verhalten beiderTheile der sichere Wille künftiger Eheschließung ergiebt. Dadurch unterscheidet sich das Verlöbniß von einem bloßen Liebesverhältnisse. Wenn auch das Verlöbniß ein Vertrag ist, so äußert das­ selbe gleichwohl nicht alle Rechtswirkungen eines Vertrags. Dies hat seinen Grund darin, daß das Verlöbniß seinem Inhalte nach mehr dem sittlichen als dem vermögensrechtlichen Gebiete angehört. Auf Grund des Verlöbnisses sind daher zwar beide Theile ver­ pflichtet, die Ehe mit einander einzugehen. Allein gleichwohl kann aus dem Verlöbnisse auf Eingehung der Ehe nicht geklagt werden (§ 1297 Abs. 1 B.G.B.). §«t ein Verlobter vor dem 1. Januar 1900 ein Urtheil erwirkt, durch welches der andere Theil zur Eingehung der Ehe verurtheilt wurde, so kann dieses Urtheil nicht vollstreckt werden (§§ 888 Abs. 2 und 894 Abs. 2 der Reichscivilprozeßordnung). Ebenso ist auch das Müller u. Mcikel, Bürger!. Recht. II.

i

2

Hamilienrkchl. — Das Äerlirbni^.

Versprechen einer Strafe für den Fall, daß die Eingeh­ ung der Ehe unterbleibt, nichtig (§ 1297 Abs. 2 BGB). Daher kann der eine Verlobte von dem Vertragsbrüchigen Ver­ lobten nicht die versprochene Strafe fordern oder gegen eine Gegen­ forderung desselben aufrechnen. 8 255. 2. $>it Aufhellung des Verlöbnisses und ihre Iotgeu. Das Berlöbniß wird aufgehoben: 1. durch den Tod eines der Verlobten: 2. durch den Eintritt der Bedingung, wenn es unter einer auflösenden Bedingung eingegangen wurde, wenn z. B. der A und die B bei der Verlobung bestimmten, daß das Berlöbniß aufgehoben sein solle, wenn A innerhalb des nächsten halben Jahres seine Stellung verliere; 3. mit gegenseitiger Einwilligung der Verlobten; 4. durch einseitigen Rücktritt eines der Verlobten. Aeußert auch der Verlöbnißvertrag nicht alle Rechtswirkungen eines Vertrags, so ist doch die Auflösung des Verlöbnisses, ins­ besondere dann, wenn sie ohne wichügen Grund erfolgte, nicht ohne vermögensrechtliche Folgen. " Wird das Berlöbniß aus irgend einem Grunde aufgehoben, auf so kann jeder Verlobte von dem Änderen die Herausgabe des-

Wujrtn“9*

») Anspruch

m^drr^j^igeN' was er ihm geschenkt oder zum Zeichen des Ver­ löbnisses gegeben hat, nach den Vorschriften über die Heraus­ gabe einer ungerechtfertigten Bereicherung verlangen (§1301 B.G.B.), z. B. den Verlobungsring, aber auch sonstige Geschenke. Ein An­ spruch ist jedoch ausgeschlossen, soweit der Beschenkte nicht mehr bereichert ist. So kann z. B. der Bräutigam, gleichviel aus welchem Grunde die Alifhebilng des Verlöbnisses erfolgt, nicht Ersatz des Werthes der Blumen verlangen, die er seiner Braut schenkte. Weiter ist ein Anspruch deö Schenkers dann ausgeschlossen, wenn er z. B. gewußt hat, daß der Verehelichung ein Hinderniß ent­ gegensteht oder wenn er von dem Verlöbnisse zurücktritt, ohne daß ein wichtiger, nach den Umständen des Falles den Rücktritt recht­ fertigender Grund vorgelegen hat, oder wenn derselbe durch ein von ihm verschuldetes Verhalten den anderen Theil zum Rücktritte veranlaßt hat. Selbstverständlich können die Verlobten jederzeit das Gegentheil vereinbaren. Als Auslegungsregel bestimmt das Gesetz, daß die Rückforderuilg, soweit sich nicht ein gegenteiliger Wille der Verlobten ergiebt, dann ausgeschlossen sein soll, wenn das Berlöbniß durch den Tod eines der Verlobten aufgehoben wird. Noch weitere Folgen können sich im Falle einseitigen qrundl«s«< Rücktritts eines Verlobten ergeben. Hier ist zu unterscheiden, ** für den Rücktritt ein wichtiger Grund vorlag ober nicht. Ein solcher wichtiger Grund kann z. B. ht der grundlosen Ber-

Aufhebung des Verlöbnisses und ihre folgen.

Weigerung der Eheschlies;ung, in der Berletzung der Berlöbnißtreue, in entgegenstehenden Ehehindernissen u. s. w. liegen. Auch solche That­ sachen können den einseitigen Rücktritt rechtfertigen, die schon vor dem Abschlutz des Verlöbnisses liegen, die jedoch dem anderen Verlobten erst jetzt bekannt geworben sind, ihn aber, wenn sie ihm früher bekannt gewesen wären, bei verständiger Würdigung von der Ein­ gehung des Verlöbnisses abgehalteu hätten; z. B. das Vorhanden­ sein von unehelichen Kindern des anderen Verlobten. Liegt ein solcher „wichtiger" Grund für den Zurück­ tretenden vor, so ist der Rücktritt für ihn von nachtheiligen Folgen nicht begleitet. Besteht dagegen für den Rücktritt kein wichtiger Grund, so hat der Zurücktretende dem anderen Verlobten und dessen Eltern, sowie dritten Personen, welche an Stelle der Eltern gehandelt haben, den Schaden zu er­ setzen, der daraus entstanden ist, daß sie in Erwartung der Ehe Aufwendungen gemacht haben oder Verbindlich­ keiten eingegangen sind (§ 1298 Abs. 1 B.G.B.). So kann z. B. die verlassene Braut Ersatz der auf Beschaffung einer Aus­ steuer gemachten Aufwendungen verlangen. Wurden die Aufwend­ ungen von den Eltern der Braut oder deren Stief- oder Pflegeeltern gemacht, so steht diesen der Ersatzanspruch zu. Ist die Braut ohne wichtigen Grund zurüctzetreten, so kann der Bräutigam, der z. B. bereits ein Billet für die Hochzeitsreise gelöst oder eine Wohnung gemiethet hatte, Ersatz seiner Auslagen verlangen. Da­ gegen können nicht solche Auslagen ersetzt verlangt werden, die zwar anläßlich des Verlöbnisses, dagegen nicht in Erwartung der Ehe gemacht wurden. So können z. B. die Eltern der Braut, die ihren künftigen Schwiegersohn häufig eingeladen haben, Ersatz ihrer auf diese Einladungen entstandenen Auslagen nicht beanspruchen. Außerdem hat der grundlos von dem Verlöbnisse zurücktretende Verlobte dem anderen Verlobten, aber nur diesem, auch den Schaden zu ersetzen, den dieser dadurch erleidet, daß er in Erwartung der Ehe sonstige sein Vermögen oder seine Erwerbs­ stellung berührende Maßnahmen getroffen hat (§ 1298 Abs. 1 B.G.B.). Aus diesem Gesichtspunkte ist z. B. eine Braut schadens­ ersatzberechtigt, die in der Erwartung der Ehe ihre Stellung als Buchhalterin oder Lehrerin aufgegeben ober eine ihr angebotene Stellung ausgeschlagen hat. Dritten Personen steht bngegen dieser Anspruch nicht zu. In allen diesen Fällen ist jedoch ein Schaden nur insoweit zu ersetzen, als die Anfivendungen, die Eingehung der Verbindlich­ keiten und die sonstigen Maßnahmen den Umständen nach, ins­ besondere nach Sitte und Stand der Verlobten angemessen waren (§ 1298 Abs. 2 B.G.B.). Entsteht über die Angemessenheit der Aufwendung u. s. w. Streit, so hat der Richter zu entscheiden. Die gleichen Vorschriften finden dann Anwendung,

4

Kamilienrecht. — Das Brrlöbnitz. — Eingehung der Ehe

wenn ein Verlobter den Rücktritt des Anderen durch ein Verschulden veranlaßt, das einen wichtigen Grund für den Rücktritt bildet. Bricht z. B. der eine Theil die Berlöbnißtreue und veranlaßt dadurch den Rücktritt des anderen Theiles, so ist dieser nicht nur nicht schadensersatzpflichtjg, sondern kann int Gegentheil noch den ihm entstandenen Schaden ersetzt verlangen (§ 1299 B.G.B.). Während aber in den oben angeführten Fällen es gleichgültig ist, ob den Ersatzberechtigten ein Verschulden trifft oder nicht, bildet hier das Verschulden eine Voraussetzung des Anspruchs. Dagegen ist nicht erforderlich, daß der eine Verlobte dttrch sein Verhalten gerade die Absicht hat, den Anderen zum Rücktritte zu veranlassen. Tritt z. B. der eine Verlobte zurück, weil die Eltern des Anderen ihre Zustimmung nicht geben, so steht ihm kein Anspruch zu, da den Anderen hiebei kein Verschulden trifft. Anders läge die Sache natürlich dann, wenn der andere Verlobte seine Eltern aufgefordert hätte, ihre Zustimmung zur Verehelichung zu verweigern. Selbstverständlich werden durch diese Bestimmungen weiter­ gehende Ansprüche, die sich aus den allgemeinen Grundsätzen, insbesondere aus den Vorschriften über unerlaubte Handlungen ergeben, nicht ausgeschlossen. Ist z. B. Jemand durch bettügerische Vorspiegelungen zu dem Abschlusse eines Verlöbnisses veranlaßt worden, so kann er, bezw. seine Eltern und sonstige Personen, im Falle der grundlosen Auflösung des Verlöbnisses nicht nur Ersatz der Aufwendungen, sondern des vollen ihnen zugegangenen Schadens verlangen. enwSgung'ün Noch weitergehende Ansprüche stehen einer unbescholtenen Falle der Braut zu, die ihrem Verlobten die Beiwohnung gestattet Beiwohnung. falls entweder der Bräutigam ohne wichtigen Grund von dem Verlöbnisse zurückttitt oder durch sein Verschulden den Rück­ tritt der Braut veranlaßt. Diese kann dann auch wegen desjenigen Schadens, der nicht Bermögensschaden ist, z. B. wegen des Schadens, den ihr guter Ruf erleivet, oder wegen der verringerten Aussicht auf Eingehung einer anderen Ehe, eine billige Entschädigung in Geld verlangen. Voraussetzung dieses Anspruchs ist aber, daß die Braut in ihrer geschlechtlichen Ehre unbescholten ist. Dagegen wird nicht erfordert, daß dieselbe noch eine Jungfrau war. Auch einer unbescholtenen Wittwe oder geschiedenen Frau kann daher dieser Anspruch zustehen. Ebensowenig wird vorausgesetzt, daß die Bei­ wohnung zu einer Schwängerung geführt hat. Von dieser Ver­ pflichtung zur Entschädigung kann sich der Bräutigam, wenn er von dem Verlöbniß grundlos zurückgetreten ist, auch dadurch nicht befreien, daß er nachträglich wieder erklärt, die Braut heirathen zu wollen. Der Anspruch auf Entschädigung wegen Gestattung der Bei­ wohnung ist, im Gegensatz zu den übrigen, aus der Aufhebung des Verlöbnisses entstehenden Ansprüchen, nicht übertragbar und geht auch nicht auf die Erben über, es sei denn, daß er durch

Aufhebung bei Verlöbnisses und ihre Folgen. — Ehehindernisse.

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Vertrag anerkannt oder z. B. durch Erhebung einer Klage oder Widerklage rechtshängig geworden ist (§ 1300 Abs. 2 B.G.B.). Auch daraus können sich weitergehende Ansprüche er geben, datz die Braut durch Hinterlist, durch Drohung oder unter Mißbrauch eines Abhängigkeitsverhältnisses zur Gestattung der Beiwohnung bestimmt wurde. Dann hat sie nicht nur Anspruch auf eine „billige" Entschädigung, sondern ihr ist der ganze, aus der Beiwohnung entstehende Schaden zu ersetzen (§ 82ö B.G.B.). Sämmtliche aus der Aufhebung des Berlöbniffes entstehenden Ansprüche verjähren in zlvei Jahren von der Aufhebung des Ver­ löbnisses an (§ 1302 B.G.B.).

2. Kapitel.

Ki«ge-««g der Kye. 8 256. 1. Kßeßintzernisse. Man unterscheidet aufschiebende und trennende Ehehindernisse. Ein aufschiebendes Ehehinderniß steht zwar der Eingehung der Ehe entgegen, ist aber auf die Gültigkeit der gleichwohl ge­ schlossenen Ehe ohne Einfluß. Wird dagegen eine Ehe trotz eines trennenden Ehehindernisses geschlossen, so ist die Ehe entweder nichtig oder doch anfechtbar. I. Aufschiebende Ehehindernisse sind: 1. das Ehehinderniß der mangelnden Ehemündigkeit. Ein Mann darf nicht vor dem Eintritte der Volljährigkeit, eine Frau nicht vor Vollendung des sechzehnten Lebensjahres eine Ehe eingehen (§ 1303 Abs. 1 B.G.B.). Während aber der Frau von der Regierung des Bundesstaats, dem sie angehört, von dieser Vorschrift Befreiung bewilligt werden kann, kann ein Mann, der vor Vollendung des einundzwanzigsten Lebensjahres eine Ehe ein­ gehen will, dies höchstens dadurch erreichen, daß er von dem Bormundschastsgericht für volljährig erklärt wird (§§ 1303, 1322,2 ff. B.G.B.). Da jedoch vor Vollendung des achtzehnten Lebensjahres eine Volljährigkeitserklärung unzulässig ist, so kann ein Mann vor diesem Zeitpunkte überhaupt nicht heirathen. 2. das Ehehinderniß der mangelnden elterlichen ©inwilligung (§ 1305 B.G.B.). Ein eheliches Kind bedarf bis zur Vollendung des einundzwanzigsten Lebensjahres zur Eingehung einer Ehe der Einwilligung des Vaters. Diese Einwilligung ist auch dann erforderlich, wenn das Kind für volljährig erflärt worden oder bereits verheirathet gewesen sein sollte. Das Recht des Vaters, zur Eheschließung seines Kindes seine Einwilligung zu ertheilen, fällt auch dann nicht fort, lvenn z. B. seine elterliche Gewalt ruht

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Familienrech». — Eingehung der Ehe.

oder wenn die Ehe, aus der das Kind hervorging, aus seinem Berschulden geschieden wurde oder wenn er eine neue Ehe einge­ gangen hat. An die Stelle des Vaters tritt die Mutter: a) wenn das Kind aus einer nichtigen Ehe stammt und dem Vater deswegen, weil ihm bei der Eheschließung dir Nichtigkeit der Ehe bekannt war, die sich aus der Vaterschaft ergebenden Rechte nicht zustehen; b) wenn der Vater gestorben oder für todt erklärt ist; dem Tode des Vaters steht es gleich, c) wenn der Vater zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande ist oder d) wenn der Aufenthalt des Vaters dauenrd unbekannt ist. Ist auch die Mutter gestorben oder liegen die unter c) oder d) genannten Voraussetzungen auch bei ihr vor, so fällt die sonst erforderliche elterliche Einwilligung weg. Ein uneheliches Kind bedarf bis zur Vollendung des einilndzwanzigsten Lebensjahres zur Eingehung einer Ehe der Ein­ willigung der Mutter. Ist das Kind durch nachfolgende Ehe­ schließung der beiden Elterntheile ehelich geworden, so wird es gerade so wie ein eheliches behandelt. Wurde es dagegen auf Antrag seines Vaters durch Verfügung der Staatsgewalt für ehelich erklärt, so bedarf es nur der Einwilligung des Vaters. Dieses Recht geht auf die Mutter auch dann nicht über, wenn der Vater todt oder an der Abgabe einer Erklärung dauernd verhindert oder wenn sein Aufenthalt dauernd unbekannt ist (§ 1305 B.G.B.). Einem an Kindesstatt angenommenen Kinde gegen­ über steht die Einwilligung zur Eingehung einer Ehe an Stelle der leiblichen Eltern demjenigen zu, welcher das 5kind angenommen hat und zwar ohne. Unterschied, ob dies ein Mann oder eine Frau ist. Hat ein Ehepaar ein Kind gemeinschaftlich oder hat ein Ehe­ gatte das Kind des anderen Ehegatten angenommen, so wird es gerade so gehalten, wie wenn das Kind ehelich wäre, d. h. zunächst steht das Einwilligungsrecht dem Ehemann zu; an seine Stelle tritt die Ehefrau, wenn der Mann gestorben, zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande ist oder wenn sein Aufenthalt dauernd unbekannt ist. Die leiblichen Eltern des angenommenen .Kindes sind von der Ertheilung der Einwilligung ausgeschloffen und erlangen das Recht zur Einwilligung auch dann nicht wieder, wenn das durch die Annahme an Kindesstatt begründete Rechts­ verhältniß aufgehoben wird (§ 1306 B.G.B.). Die elterliche Einwilligung kann nicht durch einen Vertreter ertheilt werden. Ist daher z. B. der Vater ge­ storben und die Mutter geschäftsunfähig, so bedarf das Kind der elterlichen Einwilligung überhaupt nicht, diese wird dann nicht etwa von dem gesetzlichen Vertreter der Mutter ercheilt. Ebenso­ wenig kann die elterliche Einwilligung von einem Bevollmächtigten des berechttgten Eltcrntheils ertheilt werden. Dagegen steht der

Ehehindernisse.

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Erklärung der Einwilligung durch Vermittelung eines Boten ebenso­ wenig ein Hinderniß im Wege, wie der schriftlichen Mittheilung. Sind der Vater oder die Mutter in der Geschäftsfähigkeit bloß be­ schränkt, so können sie die Einwilligung ertheilen; ja sie bedürfen dann nicht einmal der Zustimmung ihres gesetzlichen Vertreters und sind daher insoweit unbeschränkt geschäftsfähig (§ 1307 B.G.B.). Eine bestimmte Form ist für die Ertheilung der elterlichen Ein­ willigung nicht vorgeschrieben. Wird die elterliche Einwilligung einem volljährigen Kinde verweigert, so kann sie auf dessen Antrag durch das Vormundschaftsgcricht ersetzt werden. Das Vormundschaftsgericht hat die Einwilligung zu ersetzen, wenn sie ohne wich­ tigen Grund verweigert wird. Ob ein solcher wichtiger Grund vorliegt, entscheidet das Bormundschastsgericht nach freiem Ermessen. Hiebei hat es nicht allein die Interessen des Kindes, sondern auch der Eltern und der Familie zu berücksichtigen. Bor der Entscheid­ ung soll es Äerwandte und Verschwägerte des Kindes hören, wenn es ohne erhebliche Verzögerung und ohne unverhaktnißmäßige Kosten geschehen kann (§ 1308 B.G.B.). Gegen den Beschluß, durch welchen das Bormundschastsgericht die Einwilligung ersetzt, ist sofortige Beschwerbe, gegen den den Antrag ablehnenden Be­ schluß einfache Beschwerde zulässig (§§ 60, 53, 20 des Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17. Mai 1898). 3. das Ehehinderniß der Wartezeit bei Frauen. Eine^MAZ^" Frau darf erst zehn Monate nach der Auflösung oder Frauen. Nichtigkeitserklärung ihrer früheren Ehe eine neue Ehe eingehen, es sei denn, daß sie inzwischen geboren hat (§ 1313 B.G.B.). Doch kann der Frau von der Regierung des Bundesstaats, dem sie angehört, und wenn sie zwar eine Deutsche ist, aber keinem Bundesstaate angehört, von dem Reichskanzler Besteiung von dieser Vorschrift bewilligt werden (§§ 1313 Abs. 2, 1322B.G.B.). Für Männer besteht ein derartiges Ehehinderniß nicht. 4. das Ehehinderniß mangelnder Vermögensausein- maMnder"«». andersetzung (§ 1314 B.G.B.). Will nämlich der Vater eines nnemeauidn. ehelichen Kindes eine neue Ehe eingehen, so hat er seine Absicht Ontiet,f6un6

dem Vormundschaftsgerichte anzuzeigen, auf seine Kosten ein Ber­ zeichniß des seiner Verwaltung unterliegenden Vermögens des Kindes einzureichen und soweit in Ansehung dieses Vermögens eine Gemeinschaft zwischen ihm und dem Kinde besteht, die Auseinander­ setzung herbeizuführen. Die gleiche Verpflichtung obliegt der Mutter des Kindes, welche die elterliche Gewalt ausübt, wenn sie eine neue Ehe eingehen will. Das Gleiche gilt auch dann, wenn ein uneheliches Kind durch nachfolgende Eheschließung seines Vaters mit seiner Mutter oder durch Ehelichkeitserklärung oder durch Annahme an Kindes­ statt die Stellung eines ehelichen Kindes erlangt hat. Nur ist zu beachten, daß in den Fällen der Ehelichkeitserklärung und der

S

^amittenrecht. — Eingehung der Ehe

Annahme an Kindeöstatt diese Verpflichtung den Vater dezw. den Annehmenden auch dann trifft, wenn er bisher noch nicht verheirathet war. Endlich obliegen diese Verpflichtungen dem Vater oder der ehelichen Mutter auch dann, wenn sie als Vormund oder Pfleger ihres Kindes bestellt sind, und zwar ohne Unter­ schied, ob das Kind volljährig oder minderjährig ist. In allen diesen Fällen kann jedoch das Bormundschastsgericht gestatten, daß die Auseinandersetzung erst nach der Eheschließung erfolgt. Zur Erleichterung der Aufgabe des Standesbeamten in solchen Fällen bestimmt das B.G.B., daß, wer ein eheliches Kind oder ein die Stellung eines ehelichen Kindes einnehmendes Kind hat, das minderjährig ist oder unter seiner Vor­ mundschaft steht, eine Ehe erst dann eingehen darf, nach­ dem ihm das Vormundschaftsgericht ein Zeugniß darüber ertheilt hat, daß er die erwähnten Verpflichtungen er­ füllt hat, oder daß sie ihm nicht obliegen G I3l4 B.G.B.). Aehnliche Verpflichtungen zur Anzeige, Fertigung eines Ver­ mögensverzeichnisses und zur Auseinandersetzung treffen im Falle der fortgesetzten Gütergemeinschaft den überlebenden Ehe­ gatten, wenn ein antheilsberechtigter Abkömmling minderjährig oder bevormundet ist (§ 1493 Abs. 2 B.G.B.). Auch hier darf der überlebende Ehegatte eine Ehe erst dann eingehen, nachdem ihm das Bormundschastsgericht ein Zeugniß darüber ertheilt hat, daß er die ihm obliegenden Verpflichtungen erfüllt hat oder daß sie ihm nicht obliegen (§ 1314 Abs. 2 B.G.B.). ^^«dermbder 5. das Ehehinderniß der Adoptivverwandtschaft. Wer schäft einen Anderen an Kindesstatt angenommen hat, darf mit diesem oder dessen Abkömmlingen eine Ehe nicht eingehen, so lange das durch die Annahme an Kindesstatt begründete Rechtsverhältniß besteht (§ 1311 B.G.B.). Dagegen ist die Eingehung einer Ehe zwischen dem Annehmenden und anderen Verwandten des Ange­ nommenen als seinen Abkömmlingen z. B. mit dessen Geschwistern zulässig. Ebensowenig steht der Ehe zwischen Adoptivgeschwistern ein Hinderniß entgegen. 6. das Ehehinderniß der Geschlechtsgemeinschaft. Eine schäft Ehe darf nicht geschlossen werden zwischen Personen, von denen die eine mit Eltern, Voreltern oder Abkömmlingen der anderen Geschlechtsgemeinschaft gepflogen hat (§ 1310 Abs. 2 B.G.B.). So wird z. B. dadurch, daß Jemand mit einer ledigen Frauensperson geschlechtlich verkehrt oder mit einer Ehefrau die Ehe bricht, auch für eine Eheschließung des Mannes mit der Mutter oder Tochter, dagegen nicht auch mit der Schwester dieser Frauenspersonen ein aufschiebendes Ehshinderniß begründet. Diese Bestimmung ist aber nicht ausschließlich auf den außerehelichen Geschlechtsverkehr be­ schränkt. Ist z. B. die Unehelichkeit einer von einer Ehefrau ge­ borenen Tochter durch Urtheil festgestellt worben, so darf der Ehe­ mann nach Anflösnng seiner Ehe die letztere nicht heirathen. Sv

Ghcbtnberntffc.

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weit 9lbtömmlinflc in Artige stehen, wird aber vorausgesetzt, daß dieselben nicht eine Frncht der Geschlcchtsgemcinschaft sind. Denn solchen Falls bestünde nicht ein bloß aufschiebendes, sondern ein trennendes Ehehinderniß. 7. das Ehehinderniß der mangelnden behördlichen Er-der laubniß. ’’’taüfrn»er Militärpersvnen, für welche die Vorschriften des Reichseu ” militärgesetzes vom 2. Mai 1874 zur Anwendung kommen, und solche Landesbeamte, für die nach den Landesgesetzen zur Ein­ gehung einer Ehe eine besondere Erlaubniß erforderlich ist, dürfen nicht ohne die vorgeschriebene Erlaubniß eine Ehe eingehen (§ 1315 Abs. 1 B.G.B.). Ausländer, für die nach den Landesgesetzen zur Eingehung einer Ehe eine Erlaubniß oder ein Zeugniß erforderlich ist, dürfen nicht ohne diese Erlaubniß oder ohne dieses Zeugniß eine Ehe eingehen (§ 1315 Abs. 2 B.G.B.). Für Bayern insbesondere kommen die Bestimmungen des Gesetzes über Heimath, Verehelichung und Aufenthalt vom 16. April 1868 in Betracht. Hienach haben Ausländer, welche auf bayerischem Gebiete, ohne nach Bayern förmlich eingewandert zu sein, eine Ehe schließm wollen, der Distriktsverwaltungsbehörde des Ortes, an welchem der das Auf­ gebot anordnende zuständige Standesbeamte seinen Sitz hat, den Nachweis vorzulegen, daß nach den im Heimathlande des Mannes geltenden Gesetzen diese Eheschließung zulässig ist und dieselben Wirkungen hat, tote wenn sie im Heimathlande selbst erfolgt wäre. Ist dieser Nachweis geliefert, so hat die Distriktsverwaltungsbehörde ein Zeugniß auszustellen, daß der Eheschließung kein Hinderniß im Wege steht. 8. das Ehehinderniß des mangelnden distriktspolizei-^^^M^^ lichen Berehelichungszeugnisses. Dieses Ehehinderniß wird von Bayern auf Grund des ihm zustehenden Reservatrechts noch besonders geregelt werden. f

9. endlich das Ehehinderniß im Falle der Anfechtung des^N^^A^, Todeserklärungsurtheils. Ist nämlich das Urtheil, durch das««« einer der Ehegatten für todt erklärt worden ist, im Wege der ' tun’ Klage angefochten, so darf der andere Ehegatte nicht vor Erledig­ ung des Rechtsstreits eine neue Ehe eingehen, außer wenn die Anfechtung erst zehn Jahre nach der Verkündigung des Urtheils erfolgt ist (§ 1349 B.G.B.). II. Trennende Ehehindernisse sind: 1. das Ehehinderniß der beschränkten Geschästsfähig-N^^^ feit. Wer nämlich in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist, bedarf fl führen. Ferner hat der gutgläubige Ehegatte kein Erb- und Pflicht­ theilsrecht u. s. w. Wird eine wegen Drohung anfechtbare Ehe für nichtig erklärt, so kann das Recht, das sonst den» gutgläubigen Ehegatten zlisteht, der anfechtungsberechtigte Ehegatte geltend machen. Wird ferner eine wegen Irrthums anfechtbare Ehe für nichtig erklärt, so steht das gleiche Recht dem zur Anfechtung nicht berechtigten Ehegatten zn, außer wenn dieser bei der Eingehung der Ehe den Irrthum kannte oder kennen mußte (§ 1346 B.G.B.). Im Falle der Ansechtbarkeit wegen arglistiger Täuschung hat es dagegen wieder bei der Regel sein Betvenden, wonach das oben erwähnte Recht dem Ehegatten zusteht, der die Anfechtbarkeit der Ehe nicht kannte. Von den zu Gunsten des gutgläubigen Ehegatten getroffenen Bestimmnngen kann derselbe zwar Gebrauch machen, aber er ist

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Familienrecht. — Eingehung der Ehe.

nicht hiezu verpflichtet. Erklärt er dem anderen Ehegatten, daß er von seinem Rechte Gebrauch mache, so ist er an diese Erklärung gebunden, er kann dann nicht mehr die Folgen der Nichtigkeit der Ehe geltend machen; ebenso erlischt sein Recht, wenn er dem an­ deren Ehegatten erklärt, daß es bei den Folgen der Nichtigkeit der Ehe sein Bewenden haben solle (§ 1347 Äbs. 1 B.G.B.). Um nun Gewißheit darüber zu erhalten, ob der berechtigte Ehegatte von seinem Rechte Gebrauch machen werde oder nicht, kann ihn der andere Ehegatte unter Bestimmung einer angemessenen Frist zur Erklärung auffordern. Das Recht kann dann nur bis zum Ablaufe der Frist ausgeübt werden (§ 1347 Abs. 2 B.G.B.). Wird innerhalb der Frist eine Erklärung nicht abgegeben, so treten die Wirkungen der Nichtigkeit der Ehe ein.

§ 264. 4. Mederveryeirathtmg im Kalke der Todeserklärung. dnlÄfl'dntr Wird ein Ehegatte für todt erklärt, so kann der nkum ahe. andere Ehegatte eine neue Ehe schließen. Ist jedoch das Urtheil, durch welches der Ehegatte für todt erklärt worden ist, im Wege der Klage angefochten, so darf der andere Ehegatte vor Erledigung des Rechtsstreits die neue Ehe nicht eingehen, es sei denn, daß die Anfechtung erst zehn Jahre nach der Verkündung des Urtheils erfolgt ist (§ 1349 B.G.B.). eSgeftriner Mit der Schließung der neuen Ehe wird die frühere neuen W Ehe aufgelöst. Sie bleibt auch dann aufgelöst, wenn die Todes­

erklärung in Folge einer Anfechtungsklage aufgehoben wird (§ 1348 Abs. 2 B.G.B.). Stellt sich heraus, daß der für todt er­ klärte Ehegatte noch lebt, so ist die neue Ehe nur dann nichtig, wenn beide Ehegatten bei der Eheschließung wissen, daß der für todt erklärte Ehegatte die Todeserklärung überlebt hat (§ 1348 Abs. 1 B.G.B.). In diesem Falle bleibt die neue Ehe selbst dann nichtig, wenn der für todt erklärte Ehegatte nach der Wiederverheirathnng stirbt. Selbstredend hat die Kenntniß der beiden Ehegatten davon, daß der für todt Erklärte die Todes­ erklärung überlebt hat, die Nichtigkeit der neuen Ehe nicht zur Folge, wenn der für todt erklärte Ehegatte vor dem Abschlusse der neuen Ehe gestorben ist. Ist auch die neue Ehe deswegen, weil der für todt erklärte Ehegatte noch lebt, nicht nichtig, so ist sie iinmerhin unter gewissen Voraussetzungen anfechtbar. Anfechtungsberechtigt ist nicht der für todt erklärte, aber noch am Leben befindliche Ehegatte; anfechtungsberechtigt sind viel­ mehr nur die beiden Ehegatten der neuen Ehe. Hat aber einer derselben bei der Eheschließung von dem Leben des für todt Er­ klärten Kenntniß, so entfällt für ihn die Anfechttingsbefugniß; da­ gegen wird hiedurch das Anfechtungsrecht des anderen Ehegatten,

Viederverheiralhung im Fnlle der Todeserklärung.



der keine Kenntniß hatte, nicht aufgehoben. Die Anfechtung kann nur binnen sechs Monaten von dem Zeitpunkt an erfolgen, in welchem der anfechtende Ehegatte erfährt, daß der für todt erklärte Ehegatte noch lebt. Die Anfechtung ist jedoch ausgeschlossen, wenn der ansechtungsberechtigte Ehegatte die Ehe bestätigt, nachdem er von dem Leben des für todt erklärten Ehegatten Kenntniß erlangt hat, oder wenn die neue Ehe durch den Tod eines der Ehegatten, und Mar auch des nicht anfechtungsberechtigten, aufgelost worden ist (§ 1350 B.G.B.). Wird die neue Ehe angefochten, so äußert die Anfechtung die gleichen Wirkungen, wie wenn eine aus anderen Gründen mOf. anfechtbare Ehe angefochten wird. Insbesondere gilt dann der Grundsatz, daß die neue Ehe als von Anfang an nichtig anzusehen ist, ferner finden die zum Schutze gutgläubiger Dritter und des gutgläubigen Ehegatten gegebenen Vorschriften auch hier Anwendung. Eine besondere Bestimmung gilt nur für den Fall, daß die neue Ehe von dem Ehegatten der früheren Ehe, der die neue Ehe eingegangen hat, angefochten wird. Dieser hat, auch wenn der andere gutgläubige Ehegatte von seinem Wahlrecht keinen Gebrauch macht, demselben nach den für die Scheidung geltenden Vorschriften Unterhalt zu gewähren. Wußte dagegen der letztere bei der Ehe­ schließung, daß der für todt erklärte Ehegatte noch am Leben sei, so steht ihm ein Anspruch auf Unterhalt nicht zu (§ 1351 B.G.B.). Wird die ftühere Ehe durch Wiederverheirathung des zurückgebliebenen Ehegatten aufgelöst und sind aus der früHeren««l«dasra-Ehe Kinder hervorgegangen, so ist die Frau verpflichtet, nra dem Manne der ftüheren Ehe zur Bestreitung des Unterhalts dieser Kinder aus den Einkünften ihres Vermögens und dem Ertrag ihrer Arbeit oder eines von ihr selbständig betriebenen Erwerbs­ geschäftes einen angemessenen Beitrag zu leisten, soweit nicht die Kosten des Unterhalts durch die dem Manne an dem Vermögen des Kindes zustehende Nutznießung gedeckt werden. Dieser Anspruch des Mannes ist nicht übertragbar. Steht aber der Frau die Sorge für die Person des Kindes zu und ist eine erhebliche Gefährdung des Unterhalts des Kindes zu besorgen, so kann die Frau den Beitrag zur eigenen Verwendung für den Unterhalt des Kindes zurückhalten (§§ 1352 und 1585 B.G.B.).

3. Kapitel.

Wirkungen der Ehe im assgemeineu.

8 265. 1. Verpflichtung der Ehegatte» zur ehekicheu Gemeinschaft.

Durch die Eheschließung werden vor allem persönliche Be­ ziehungen unter den Ehegatten begründet.

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a-ninilicnrcd)t.

Wirkungen der Ehe im allgemeinen.

Das B.G.B. hat es vermieden, die persönlichen Pflichten der Ehegatten im einzelnen aufzuzählen. Es stellt den Grundsatz: „Die Ehegatten sind einander zur ehelichen Lebens­ gemeinschaft verpflichtet" (§ 1353 B.G.B.) an die Spitze. Aus diesem Grundsatz ergeben sich die einzelnen Pflichten — Treue, Beistandleistung, Zusammenleben, Leistung der ehelichen Pflichten u. s. w. von selbst. Kurz jeder Ehegatte kann von dem Anderen die Herstellung einer solchen Lebensgemeinschaft verlangen, wie sic dem Wesen der Ehe entspricht und wie sie unter Berücksichtigung des Wesens der Ehe nach den obwaltenden Umständen für Ehe­ gatten sich gebührt lind mit der rechten ehelichen Gesinnung ver­ einbar ist. Diese Verpflichtung besteht für den einen Ehegatten nur dann nicht, wenn das Verlangen des Anderen nach Herstellung der Gemeinschaft sich als Mißbrauch seines Rechtes darstellt oder wenn er berechtigt ist, auf Scheidung zu klagen. Einfach ist die Sache im letzteren Falle gelagert, da das B.G.B. die Scheid­ ungsgründe im einzelnen aufsührt. Wann dagegen ein Miß­ brauch vorliegt, das kann nur nach Lage des einzelnen Falles unter Berücksichtiguug aller in Betracht kommenden Umstände ent­ schieden werden. Als Mißbrauch erscheint dem Einen, was dem Anderen nicht als Mißbrauch erscheint: es kommt eben auf die gesellschaftliche Stellung, auf gesellschaftliche Gewohnheiten und Sitten, kurz, es kommt aus die ganze Lebenslage an, in dem be­ stimmte Personen einander als Angehörige einer bestimmten Ge­ sellschaftsklasse begegnen. Verweigert ein Ehegatte ohne Grund die Herstell­ ung der ehelichen Gemeinschaft, fo kann der andere Ehegatte hierauf klagen. Wenn auch das obsiegliche Urtheil gegen den lviderspenstigen Ehegatten ilicht vollstreckt werden kann, so ist das­ selbe doch nicht ohne Bedeutung. Leistet nämlich der verurtheiltc Ehegatte dem Urtheil ein Jahr lang keine Folge, so kann der andere Ehegatte auf Scheidung wegen böslicher Berlassung klagen. Auch dann kann ein Ehegatte ans Scheidung klagen, wenn der andere Ehegatte sich eine schwere Verletzung der durch die Ehe begründeten Pflichten zu Schulden kommen läßt (§§ 1567, 1568 B.G.B).

§ 266. 2. Stellung des Mannes. Dem Manne steht die Entscheidung in allen das gemeinschaftliche eheliche Leben betreffenden Angelegen­ heiten zu (§ 1354 Abs. 1 B.G.B.). Zu diesen gemeinschaftlichen Angelegenheiten gehört außer der im B.G.B. selbst aufgeführten Bestimmung des Wohnorts und der Wohnung z. B. noch die Be­ stimmung, wie das gemeinschaftliche Leben einzurichten sei, insbe­ sondere der Zeit der Mahlzeiten, des täglichen Aufwands u. f. w.

Verpflichtung d. Ehegatten z. ekel. Gemeinschaft. - Stellung d. Mannes. Zs

Ein Entscheidungsrecht steht dagegen dem Manne nicht zli, wenn cs sich nm Angelegenheiten handelt, welche die Frau allein betreffen. Aber auch dann, wenn eine gemeinschaftliche Angelegenheit in Frage steht, ist die Frau nicht verpflichtet, der Entscheidung des Mannes Folge zu leisten, wenn sich die Entscheidung des Mannes als Mißbrauch seines Rechtes darstellt (§1354 Äbs.2 B.G.B.). So ist z. B. die Frau dem Manne zu folgen dann nicht verpflichtet, wenn er, um sich der Bestrafung wegen eines Verbrechens zu ent­ ziehen, in das Ausland flüchtet. Folgt ihm die Frau in einem solchen Falle nicht, so theilt sie bekanntlich auch nicht den Wohnsitz des Mannes (§ 10 Abs. 2 B.G.B.).

§ 267.

3. Stellung öer Ara«. 1. Die Frau erhält den Familiennamen des Mannes ÄJ“ (§ 1355 B.G.B.). Sie ist nicht nur berechtigt, sondern auch ver- m mannt», pflichtet, diesen Namen zu führen. Es ist ihr zwar nicht unbenommen, ihren früheren Namen demjenigen des Mannes anzufügen oder einen Künstler- oder Schriftstellernamen anzunchmen. Aber sie hat kein Recht darauf und muß deshalb einer diesbezüglichen Entscheidung des Mannes Folge leisten. Freilich kann im einzelnen Falle die Entscheidung des Mannes sich als Mißbrauch seines Rechtes dar­ stellen; dann ist die Frau zur Folgeleistung nicht verpflichtet.

Ob die Frau auch den Adel des Mannes erhält, ist nicht nach dem B.G.B., sondern, da dies eine Frage des öffentlichen Rechtes ist, nach den Bestimmungen der einschlägigen Landesgesetze zu beurtheilen. 2. Die Frau ist berechtigt und verpslichtet, das gcme.nschastliche Hauswesen zu leiten (§ 1356 B.G.B.). Es Han»w»stn». ist aber auch hier nicht zu vergessen, daß die letzte Entscheidung dem Manne zusteht und daß die Frau die Entscheidung nur dann mißachten darf, wenn dieselbe sich als Mißbrauch des dem Manne zustehenden Rechtes darstellt. 3. Zu Arbeiten im Hauswesen und im Geschäfte des Mannes ist die Frau verpflichtet, soweit eine solche Thätigkeit $au»n>eRn unt> nach den Verhältnissen, in denen die Ehegatten leben, üblich istlm

(§ 1356 Abs. 2 B.G.B.). Was die Frau auf diese Weise ver­ dient, das erwirbt nicht die Frau für sich, sondern wird Eigenthum des Mannes. Selbstverständlich besteht eine Verpflichtung der Frau zu Arbeiten im Geschäfte des Mannes nur dann, wenn der Mann ein Geschäft betreibt. Betreibt dagegen die Frau ein Ge­ schäft, so ist zwar der Mann zu Arbeiten im Geschäste der Frau nicht verpflichtet; es ist aber auch nicht unzulässig, daß der Mann im Geschäfte der Frau als Gehülfe thätig ist.

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Familien recht. — Wirklingen der Ehe im allgemeinen.

4 Die Frau ist berechtigt, innerhalb ihres häus­ lichen Wirkungskreises die Geschäfte des Mannes für ihn zu besorgen und ihn zu vertreten ftz 1357B.G.B.). Sie kann daher z. B. die für den täglichen Bedarf erforderlichen Ein­ käufe machen, die erforderlichen Kleidungsstücke anschaffen u. s, w. Zur Bestreitung dieser Ausgaben kann sic von dem Manne einen angemessenen Vorschuß verlangen; hat sie die Ausgaben aus eigener Tasche bestritten, so steht ihr ein Ersatzanspruch gegen den Mann zu. Die Frau kann auch innerhalb ihres häuslichen Wirkungs­ kreises die Geschäfte im Namen des Mannes abschließen, und dieser muß das Geschäft gegen sich gelten lassen, selbst wenn es im ein­ zelnen Falle nicht erforderlich war. Ja, es gilt sogar als Regel, daß Rechtsgeschäfte, welche die Frau innerhalb ihres häuslichen Wirkungskreises ab schließt, als im Namen des Mannes abgeschlossen gelten, wenn sich nicht aus den Umständen ein Anderes ergiebt. Um einen Mißbrauch dieser Stellung der Frau zu verhüten, steht dem Manne die Befugniß zu, deren Schlüsselgewalt zu be­ schränken oder anszuschließen. Einem Dritten gegenüber ist aber eine solche Ausschließung oder Beschränkung nur dann wirk­ sam, wenn si^ demselben bei dem Abschlusse des Rechtsgeschästes bekannt oder in das Güterrechtsregister des zuständigen Amtsgerichts eingetragen war. Jnsoferne kann auch eine Ausschreibung Be­ deutung haben, wie man sie oft in Zeitungen liest, in welcher der Mann erklärt, daß er für Schulden seiner Ehefrau nicht aufkomine. Stellt sich die Beschränkung oder Ausschließung der Schlüssel­ gewalt der Frau als Mißbrauch des Rechtes des Mannes dar, so gilt zwar hier nicht die gleiche Bestimmung wie bei den das gemeinschaftliche eheliche Leben betteffenden Angelegenheiten, daß sich die Frau an die Entscheidung des Mannes nicht zu kehren brauche, sondern die Frau muß, wenn sie die Beschränkung oder Ausschließung beseitigt wissen will, sich an das Vormundschafts­ gericht wenden. Dieses kann dann, wenn es den Antrag der Frau für begründet erachtet, die Beschränkung oder Ausschließung aufheben. rc*tübeÄnnta 5. Durch die Verehelichung wird die Frau in ihrer Geschäfts6« wtftaito »u fähigkeit nicht beschränkt. Sie kann sich daher durch Rechtsgeschäfte ung^Ä^r^verpflichten. Verfügt sie jedoch durch ein solches Rechtsgeschäft

3e:etiS*lt*rl«oee-

1. durch Auslösung der Ehe, Müller u. Meikel, Bürger!. Recht li.

also entweder wenn ein $

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Familirnrecht. — Allgemeine Gütergemeinschaft.

Ehegatte stirbt oder wenn im Falle der Todeserklärung eines Ehegatten der andere Ehegatte sich wieder verheirathet oder wenn die Ehe geschieden wird. Jedoch tritt im Falle des Todes eines Ehegatten, wenn gemeinschaftliche Abkömmlinge vorhanden sind, regelmäßig mit diesen eine Fortsetzung der Gütergemeinschaft ein. Der Scheidung steht, wie in anderen Fällen, so auch hier die Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft durch richterliches Urtheil gleich. 2. durch Ehe vertrag. Für die Aufhebung der allgemeinen Gütergemeinschaft durch Eheverttag gelten die gleichen Vorschriften wie für den Eheverttag, durch welchen die allgemeine Gütergemein­ schaft vereinbart wird (§ 1437 B.G.B., s. auch S. 94 f.). «untaftebun« durch richterliches Urtheil, welches auf die von dem der aitoemrincR Manne oder von der Frau erhobene Klage hin die Aufhebung geineinto'aft der allgemeinen Gütergemeinschaft ausspricht. Die Frau kann nämlich auf Aufhebung der Gütergemein­ schaft klagen (§ 1468 B.G.B.): a) wenn der Mann ein Rechtsgeschäft, zu dessen Vornahme er der Zustimmung der Frau bedarf, ohne deren Zustimmung vor­ genommen hat und wenn zugleich für die Zukunft eine erhebliche Gefährdung der Frau zu besorgen ist; b) wenn der Mann das Gesammtgut in der Absicht, die Frau zu benachtheiligen, vermindert hat; c) wenn der Mann seine Verpflichtung, der Frau und den gemeinschaftlichen Abkömmlingen Unterhalt zu gewähren, verletzt hat und auch für die Zukunft eine erhebliche Gefährdung des Unterhalts zu besorgen ist; d) wenn der Mann entweder wegen Verschwendung ent­ mündigt ist oder wenn er das Gesammtgut durch Verschwendung erheblich gefährdet. Der praktische Unterschied zwischen den beiden Klagegründen: Entmündigung des Mannes wegen Verschwendung und erhebliche Gefährdung des Gesammtgutes wegen Verschwend­ ung besteht darin, daß die Frau, welche auf Aufhebung der Güter­ gemeinschaft klagt, wenn der Mann wegen Verschwendung nicht entmündigt ist, beweisen muß, daß derselbe durch Verschwendung das Gesammtgut erheblich gefährdet, während sie im Falle der Entmündigung des Mannes wegen Verschwendung sich zur Be­ gründung der Klage lediglich auf den Entmündigungsbeschluß zu berufen braucht. Die Entmündigung des Mannes aus anderen Gründen als wegen Verschwendung, z. B. wegen Geisteskrankheit, Trunksucht u. s. w. berechtigt die Frau nicht, auf Aufhebung der Gütergemeinschaft zu klagen. e) wenn das Gesammtgut in Folge von Verbindlichkeiten, die in der Person des Mannes entstanden sind, in solchem Maße überschuldet ist, daß ein späterer Erwerb der Frau erheblich ge­ fährdet wird. Die Konkurseröffnung über das Vermögen des Mannes als solche führt weder kraft Gesetzes die Beendigung der allgemeinen Gütergemeinschaft herbei noch berechtigt sie die Frau, auf Aufheb-

Beendigung der allgemeinen Gütergemeinschaft.

115

ung derselben zu klagen. Freilich werden in einem solchen Falle regelmäßig die Eingangs dieser Ziffer genannten Voraussetzungen einer solchen Klage vorhanden sein. Abgesehen von der Voraus­ setzung erheblicher Gefährdung späteren Eriverbs der Frau genügt zur Begründung der Klage der Nachweis der Ueberschuldung des Gesammtgutes in Folge von Verbindlichkeiten des Mannes. Daß der Mann diese Ueberschuldung auch verschuldet hat, ist keine Vor­ aussetzung der Klage. Der Mann kann auf Aufhebung der allgemeinen Güter-Man-Ä gemeinschaft dann klagen, wenn das Gesammtgut in Folge von hetu», btt «aVerbindlichkeiten der Frau, die im Verhältnisse der Ehegatten zu einander nicht dem Gesammtgutc zur Last fallen, z. B. in Folge von Schadensansprüchen aus von der Frau nach dem Eintritte der allgemeinen Gütergemeinschaft begangenen unerlaubten Hand­ lungen, in einem solchen Maße überschuldet ist, daß ein späterer Erwerb des Mannes erheblich gefährdet wird (§ 1469 B.G.B.). Daß die Frau an der Ueberschuldung des Gesammtgutes ein Ver­ schulden trifft, wird auch hier nicht erfordert. In den Fällen, in welchen die Aufhebung der Gütergemein­ schaft durch Urtheil ausgesprochen wird, tritt die Aufhebung mit der Rechtskraft des Urtheils ein. Für die Zukunft gilt Gütertrennung (§ 1470 B.G.B.). Diese besteht auch dann, wenn die allgemeine Gütergemeinschaft durch Ehevertrag ausgehoben wird (§ 1436 B.G.B.). Jedoch ist es den Ehegatten gestattet, an Stelle der Gütertrennung ein anderes Güterrecht, z. B. Verwaltung und Nutznießung des Mannes, Errungenschafts­ gemeinschaft u. bergt durch Ehevertrag zu vereinbaren. Wiederholt mag hier darauf hingewiesen werden, daß einem bet Dritten gegenüber Einwendungen aus der Beendigung der all- eeeenee« 8 gemeinen Gütergemeinschaft gegen ein zwischen ihm und einem der $ntttn Ehegatten vorgenommenes Rechtsgeschäft oder gegen ein zwischen ihnen ergangenes rechtskräftiges Urtheil nur hergeleitet werden können, wenn die Beendigung zur Zeit der Vornahme des Rechts­ geschäftes oder zur Zeit des Eintritts der Rechtshängigkeit in das Güterrechtsregister des zuständigen Amtsgerichts eingetragen oder dem Dritten bekannt war (§ 1470 Abs. 2 B.G.B.).

8 293.

7. Isokgen der Aeeudiguug der allgemeinen Gütergemeinschaft. Nach der Beendigung der allgemeinen Gütergemein­ schaft findet in Ansehung des Gesammtgutes eine Aus­ einandersetzung zwischen den Ehegatten statt (§ 1471 Abs. 1 B.G.B.). Dieselbe verfolgt den Zweck, die Aktiven und Passiven des Gefammtgutes festzustellen, die Gesammtgutsverbindlichkeiten wcgzufertigen und den noch verbleibenden Ueberschuß unter die Ehegatten zu vertheilen.

116

Familienrecht. — Allgemeine Gütergemeinschaft.

Naturgemäß kann diese Auseinandersetzung regelmäßig nicht jm« iur eS. in dem gleichen Augenblicke erfolgen, in welchem die allgemeine

naenDttfreung Gütergemeinschaft ihr Ende erreicht.

Gleichwohl muß auch der

Thatsache der Beendigung der allgemeinen Gütergemeinschaft Rech­ nung getragen werden. Daher bildet das in diesem Zeitpunkte vorhandene Gesammtgut von da an bis zur Auseinandersetz­ ung eine feste in sich geschlossene Masse. Dagegen erleidet der rechtliche Charakter dieses Vermögens durch die Beendigung der Gütergemeinschaft keine Aenderung. Dasselbe bleibt bis zur Aus­ einandersetzung gemeinschaftliches Vermögen beider Ehegatten. Ins­ besondere kann bis zu diesem Zeitpunkte kein Ehegatte über seinen Antheil an dem Gesammtgute und an den einzelnen dazu ge­ hörenden Gegenstände» verfügen und ein Schuldner kann gegen eine zu dem Gesammtgute gehörende Forderung nur eine solche Forderung aufrechnen, deren Berichttgung er aus dem Gesammt­ gute verlangen kann (§ 1471 Abs. 2 B.G.B.). Dagegen ist es den Gläubigern eines Ehegatten jetzt gestattet, dessen Antheil an dem Gesammtgute zu pfänden (§ 860 Abs. 2 der Reichscivilprozeßordnung). Nach der Beendigung der allgemeinen Gütergemeinschaft wird das Gesammtgut durch Handlungen eines Ehegatten regelmäßig weder berechtigt noch verpflichtet. Insbesondere fällt ein Erwerb, den ein Ehegatte nach diesem Zeitpunkte macht, z. B. eine Erb­ schaft, nicht in das Gesammtgut, sondern wird Alleineigenthum dieses Ehegatten. Was jedoch auf Grund eines zu dem Gesammt­ gute gehörenden Rechtes oder als Ersatz für die Zerstörung, Be­ schädigung oder Entziehung eines zu dem Gesammtgute gehörenden Gegenstandes oder durch ein Rechtsgeschäft erworben wird, das sich auf das Gesammtgut bezieht, wird ebenfalls wieder Gesammt­ gut (§ 1473 Abs. 1 B.G.B.). Gesammtgut wird daher z. B. der Kaufpreis, der für eine zu dem Gesammtgute gehörende Sache erlöst wird; ferner die Schadensersatzforderung, die in Folge der Beschädigung einer zu dem Gesammtgute gehörenden Sache entsteht u. bergt. Erlangt jedoch auf diese Weise eine durch Rechtsgeschäft erworbene Forderung Gesammtgutseigenschaft, so hat der Schuldner der Forderung deren Zugehörigkeit zu dem Gesammtgute nur dann gegen sich gelten zu lassen, wenn er hievon auf irgend welchem Wege Kenntniß erlangt. Insbesondere kann der Schuldner eine ihm gegen den Ehegatten, der das Rechtsgeschäft vorgenommen hat, zustehende Forderung auch gegen die zu dem Gesammtgute gehörende Forderung unter denselben Voraussetzungen aufrechnen, unter denen der Schuldner bei der Ueberttagung von Forderungen zur Aufrechnung befugt ist. Ferner finden die für die Uebertragung einer Forderung bestehenden Vorschriften, welche den Schutz des Schuldners gegen mehrfache Uebertragung sowie bei einer in Unkenntniß der Uebertragung erfolgten Leistung beztvecken, auch hier Anwendung. Verkauft daher z. B. der Mann eine zu dem

Folgen der Beendigung der allgemeinen Gütergemeinschaft.

117

Gesammtgute gehörende Sache, so kann der Käufer, soferne er von der Zugehörigkeit der Forderung zu dem Gesammtgute keine Kenntniß hat, an den Mann rechtswirksam den Kaufpreis bezahlen. Diese zum Schutze des gutgläubigen Schuldners gegebenen Vor­ schriften sind aber auf den Fall beschränkt, daß die Forderung durch Rechtsgeschäft erworben wurde. Gründet sich dagegen die Forderung auf das Gesetz, z. B. auf eine unerlaubte Hand­ lung, so schützt den Schuldner seine Unkenntniß nicht. Nach der Beendigung der allgemeinen Gütergemeinschaft steht^s^^f^, die Verwaltung des Gesammtgutes bis zur Auseinander-rurLEmmd». setzung nicht mehr dem Manne allein, sondern beiden Ehee8une" gatten gemeinschaftlich zu. Jeder Ehegatte ist aber dem anderen gegenüber verpflichtet, zu Maßregeln mitzuwirken, die zur ordnungs­ mäßigen Verwaltung erforderlich sind (§ 1472 B.G.B.). Die zur Erhaltung nothwendigen Maßregeln kann dagegen jeder Ehegatte allein auch ohne Mitwirkung des anderen treffen; so ist z. B. jeder Ehegatte trotz des Widerspruchs des anderen berechtigt, eine noth­ wendige Ausbesserung an einem zu dem Gesammtgute gehörenden Hause vornehmen zu lassen. Ferner ist der Mann auch nach der Beendigung der allgemeinen Gütergemeinschaft zur Forfführung der Verwaltung so lange berechtigt, bis er von der Beendigung Kenntniß erlangt oder sie kennen muß. Ein Dritter kann sich jedoch auf diese Berechtigung des Mannes dann nicht berufen, wenn er bei der Vornahme eines Rechtsgeschästes die Beendigung der Verwaltung und Nutznießung kennt oder kennen muß. Endigt die allgemeine Gütergemeinschaft in Folge des Todes der Frau, so ist der Mann sogar verpflichtet, diejenigen zur Verwaltung ge­ hörenden Geschäfte, mit deren Aufschub Gefahr verbunden ist, zu besorgen, bis der Erbe anderweit Fürsorge treffen kann. Die Art und Weise, wie sich die Ehegatten auseinandersetzen wollen, ist in erster Linie ihrem Belieben femmtgut«». überlassen. In dieser Hinsicht ist ihnen volle Vertragsfreiheit eingeräumt. Die nachfolgenden Vorschriften kommen daher nur insoweit zur Anwendung, als die Ehegatten nicht eine anderweite Vereinbarung treffen (§ 1474 B.G.B.). Das Uebereinkommen ist, soweit nicht besondere gesetzliche Vorschriften in Frage stehen, an eine Form nicht gebunden und unterliegt insbesondere nicht den Vorschriften über Eheverträge. Eine besondere Form ist dagegen z. B. erforderlich, wenn die Ehegatten vereinbaren, daß der eine von ihnen ein zum Gesammtgute gehörendes Haus alleineigenthümlich übernehmen soll. Hier müssen die besonderen Vorschriften über die Auflassung gewahrt werden. Treffen die Ehegatten keine besondere Verein­ barung über die Art und Weise der Auseinandersetzung, so ist zunächst die Höhe sowohl des Aktivbestandes des Gesammt­ gutes als auch der Gesammtgutsverbindlichkeiten zu ermitteln. Ob das, was ein Ehegatte zu dem Gesammtgute schuldet, in Baar

118

Familirnrecht. — Allgemeine Gütergemeinschaft.

einzulegen ist, hängt von der Höhe der aus dem Gesammtgute wegzufertigenden Gcsammtgutsverbindlichkeiten ab. Reicht das vor­ handene Gesammtgut zur Wegfertigung derselben aus, so ist der Ehegatte zu einer Baareinlage nicht verpflichtet. Soweit jedoch dies nicht der Fall ist, besteht auch seine Verpflichtung zur Baar­ einlage. Nach Feststellung der Aktiven und der Passiven des Gesammt»inbiidjteittn. gutes sind aus demselben die Gcsammtgutsverbindlichkeiten zu berichtigen (§ 1475 B.G.B.). Ist eine Gesammtgutsverbindlichkeit noch nicht fällig oder ist sie streitig, so ist das zur Berichtigung derselben Erforderliche zurültzubehalten. Selbstverständlich behält das Zurückbehaltene die Eigenschaft von Gesammtgut und untersteht daher nach wie vor der gemeinschaftlichen Verwaltung beider Ehegatten nach den für die Verwaltung des Gesammtgutes bis zur Auseinandersetzung geltenden Vorschriften. Fällt eine Gesammtgutsverbindlichkeit im Verhältnisse der Ehegatten zu einander einem der Ehegatten allein zur Last, so kann dieser die Berichtigung derselben aus dem Gesammt­ gute nicht verlangen. Ist z. B. der Ehemann in Folge einer von ihm begangenen Körperverletzung zur Schadloshaltung des Verletzten verpflichtet, so ist seine Verpflichtung zwar dem Gläubiger gegen­ über eine Gesammtgutsverbindlichkeit; allein der Ehemann hat bei der Auseinandersetzung keinen Anspruch darauf, daß diese Verbind­ lichkeit aus dem Gesammtgute berichtigt wird; denn im Verhältnisse der Ehegatten zu einander fällt sie ihm allein zur Last. Zur Berichtigung der Gesammtgutsverbindlichkeiten ist das Gesammtgut, soweit erforderlich, in Geld umzusetzen. b«eDer nach der Berichtigung der Gesammtgutsverbind­ lichkeiten verbleibende Ueberschuß gebührt den Ehegatten zu gleichen Theilen, ohne Rücksicht darauf, was der eine oder der andere Ehegatte in die Ehe gebracht oder während der Ehe erworben hat (§ 1476 B.G.B.). Was einer der Ehegatten zu dem Gesammtgute zu ersetzen verpflichtet ist, muß er sich auf seinen Theil anrechnen lassen. Soweit die Ersatzleistung nicht durch Anrechnung erfolgt, bleibt er dem anderen Ehegatten verpflichtet. Beträgt z. B. der nach Abzug der Gesammtgutsverbindlichkeiten verbleibende Ueberschuß 60000 Mark und hat der Mann zu dem Gesammtgute den Betrag von 1000 Mark zu ersetzen, da er diese Summe zum Aufbau eines zu seinem Vorbehaltsgute gehörenden Hauses verwendet hat, so mnß er sich den Betrag von 1000 Mark an dem ihn treffenden Hälfteantheil des Ueberschusses anrechnen lassen, d. h. er erhält lediglich 29 000 Mark ausbezahlt. Hätte er nicht 1000 Mark, sondern 40 000 Mark aus dem Gesammtgute verwendet, so erhält er überhaupt nichts, sondern bleibt vielmehr der Frau noch in Höhe von 10 000 Mark verpflichtet. Die Fran kann sich dann ans seinem Vorbehaltsgute, und soweit dieses nicht reicht, ans seinem später eruwrbenen Vermögen befriedigen.

Folgen der Beendigung der allgemeinen Gütergemeinschaft.

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Die Theilung des Ueberschusses erfolgt nach den schriften über die Gemeinschaft; d. h. soweit Theilung in Natur möglich ist, durch Theilung in Natur, außerdem ist der Gegenstand zu verkaufen und der Erlös zu theilen (§ 1477 Abs. 1 B.G.B., vergl. auch Bd. IS. 386 f.). Jedoch kann jeder Ehegatte gegen Ersatz des Werthes die ausschließlich zu seinem persönlichen Gebrauche be­ stimmten Sachen, insbesondere Kleider, Schmuch'achen und Arbeitsgeräthe, sowie diejenigen Gegenstände übernehmen, welche er in die Gütergemeinschaft eingebracht oder während der Gütergemein­ schaft durch Erbfolge, durch Vermächtniß oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht, durch Schenkung oder als Ausstattung erworben hat. Ob der Ehegatte von diesem Rechte Gebrauch machen will, steht in seinem Belieben. Bisher war lediglich von einer Auseinandersetzung unter den „Ehegatten" die Rede. Selbstverständlich ist, daß, wenn die allgemeine Gütergemeinschaft durch den Tod eines Ehegatten be­ endigt wird, die Auseinandersetzung zwischen dem überlebenden Ehegatten und den Erben des Verstorbenen stattfindet. Bon dieser Regel trifft das B.G.B. eine AusnahmeBestimmung für den Fall der Beendigung der Gütergemeinschaft durch Scheidung der EhezuGunsten des unschuldigen Ehegatten, bezw. wenn die Ehe wegen Geisteskrankheit eines Ehegatten ge­ schieden wurde, zu Gunsten des kranken Ehegatten (§ 1478 B.G.B.). Sind nämlich die Ehegatten geschieden und ist einer von ihnen allein für schuldig erklärt worden, so kann der unschuldige Ehegatte verlangen, daß jedem von ihnen der Werth desjenigen zurück­ erstattet wird, was er in die Gütergemeinschaft eingebracht hat. Reicht der Werth des Gesammtgutes zur Rückerstattung nicht aus, so hat jeder Ehegatte die Hälfte des Fehlbetrages zu tragen. Ergiebt sich dagegen ein Ueberschuß über den Werth des Einge­ brachten beider Ehegatten, so fällt ihnen derselbe ebenfalls je zur Hälfte zu. Als eingebracht ist anzusehen, was eingebrachtes Gut sein würde, wenn Errungenschastsgemeinschaft bestanden haben würde; d. h. was jedem Ehegatten bei dem Eintritte der allge­ meinen Gütergemeinschaft bereits gehört hat, ferner was er während derselben von Todeswegen oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht, durch Schenkung oder als Ausstattung erworben hat, endlich was ein Ehegatte auf Grund eines zu dem vorbezeichneten Vermögen gehörenden Rechtes ober als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung eines zu diesem Vermögen gehörenden Rechtes oder durch ein auf dasselbe sich beziehendes Rechtsgeschäft erworben hat. Der Werth des Eingebrachten bestimmt sich nach der Zeit der Einbringung. Die gleichen Rechte stehen im Falle der Scheidung wegen Geisteskrankheit dem geisteskranken Ehegatten zu. Diese Ausnahme hat nicht die Bedeutung, als ob sie im Falle der Scheidung immer eintreten müßte. Sie tritt vielmehr



Weitung,

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Familienrecht. — Allgemeine Gütergemeinschaft.

nur auf Verlangen des unschuldigen bezw. geisteskranken Ehe­ gatten ein. Die Ausnahme greift daher nicht Platz, wenn der berechtigte Ehegatte ein solches Verlangen nicht stellt, ferner nicht, wenn das Verlangen der schuldige bezw. nicht geisteskranke Ehe­ gatte stellt oder wenn beide Ehegatten für schuldig erklärt wurden, und endlich dann nicht, wenn die Ehegatten eine andere Art der Auseinandersetzung vereinbaren. Der unschuldige bezw. geisteskranke Ehegatte wird von dem ihm zustehenden Rechte zweckmäßig nur dann Gebrauch machen, wenn er mehr in die Ehe gebracht hat, als der andere Ehegatte. Beträgt z. B. das eingebrachte Gut des Mannes 20000 Mark, das der Frau 50 000 Mark, das Gesammtgut aber nach Abzug der Gesammtgutsverbindlichkeiten, die aus dem Gesammtgute zu be­ richtigen sind, 100000 Mark, so erhält jeder der Ehegatten sein Eingebrachtes und die Hälfte des Ueberschusses, d. h. der Mann 20000 Mark + 15000 Mark — 35000 Mark, die Frau dagegen 50 000 Mark -s- 15 000 Mark — 65 000 Mark, während im Regel­ fälle auf jeden Ehegatten die Hälfte des Gesammtgutes, also 50000 Mark fielen. Betrüge dagegen das Gesammtgut nur 40000 Mark, so bestünde ein Fehlbettag von 30000 Mark, den jeder der Ehegatten zur Hälfte zu tragen hat. Der Mann erhielte daher 20000 Mark — 15000 Mark — 5000 Mark, die Frau 50000 Mark — 15000 Mark — 35000 Mark, während im Regel­ fälle auf jeden Ehegatten die Hälfte des Gesammtgutes, also 20000 Mark träfen. fttroungfflBfrei Eine zweite Ausnahme stellt das B.G.B. für den Fall Whetmg der auf, daß die Aufhebung der allgemeinen Gütergemeinschaft auf ^^V^^^Klage eines der Ehegatten durch richterliches Urtheil ausge­ sprochen wird (§ 1479 B.G.B.). In diesem Falle kann derjenige Ehegatte, welcher das Urtheil erwirkt hat, verlangen, daß für dw Berechnung des Gesammtgutes nicht der Zeitpunkt der Beendigung der Gütergemeinschaft, sondern ein früherer Zeitpunkt, nämlich der Zeitpunkt der Erhebung der auf Aufhebung der Güter­ gemeinschaft gerichteten Klage maßgebend sein solle. Auch hier wird er zweckmäßig von diesem Rechte nur dann Gebrauch machen, wenn sich das Gesammtgut seit der Erhebung dieser Klage ver­ mindert hat. Auch nach der Auseinandersetzung des Gesammtgutes kann '»«Ech«,ir «r-'noch eine Haftung der Ehegatten für Gesammtgutsver-

ÄSJmST

bindlichkeiten in Frage kommen. Ist es auch ausgeschlossen, daß nach diesem Zeitpunkte noch Gesammtgutsverbindlichkeiten neu begründet werden, so ist es immerhin möglich, daß eine solche Verbindlichkeit bei der Auseinandersetzung nicht berichtigt wurde, enttveder weil sie noch nicht fällig oder streitig war, oder weil ihre Berichtigung deshalb nicht verlangt werden konnte, weil die Verbindlichkeit im Verhältnisse der Ehegatten zu einander nicht dem Gesammtgute, sondern einem der Ehegatten znr Last fiel,

Folgen der Beendigung der allgemeinen Gütergemeinschaft.

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oder endlich, weil ihre Berichtigung aus dem Gcsammtgutc über­ sehen wurde. Das B.G.B. unterscheidet, wie anderwärts, so auch hier die Haftung den Gläubigern gegenüber und die Haftung im Verhältnisse der Ehegatten zu einander. a) Ist eine Gesammtgutsverbindlichkeit nicht vor der Theilung des Gesammtgutes berichtigt worden, so besteht natürlich die ©uuMgcm. persönliche Haftung des Ehegatten, der die Verbindlichkeit einge­ gangen hat, fort. Ist z. B. der Mann verpflichtet, einem Dritten wegen einer von ihm begangenen Körperverletzung Schadensersatz zu leisten, so kann sich der Dritte auch nach der Auseinandersetzung noch an das gesummte Vermögen des Mannes halten. Ebenso dauert die persönliche Haftung des Mannes für solche Verbindlich­ keiten der Frau fort, welche Gesammtgutsverbindlichkeiten sind und im Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Gesammtgute zur Last fallen. Dagegen hastet, wenn eine Gesammtgutsverbindlichkeit nicht vor der Theilung des Gesammtgutes berichtigt wird, nunmehr dem Gläubiger auch derjenige Ehegatte persönlich als Gesammtschuldner, für den zur Zeit der Theilung eine solche Haftung nicht besteht (§ 1480 B.G.B.). Während aber derjenige Ehegatte, welcher schon an sich als persönlicher Schuldner hastet, dem Gläubiger für die Erfüllung der Verbindlichkeit mit seinem ganzen Vermögen hastet, beschränkt sich die persönliche Haftung eines Ehegatten, welche in Folge der Nichtberichttgung einer Ge­ sammtgutsverbindlichkeit erst begründet wird, auf die ihm zuge­ theilten Gegenstände. Soweit daher diese nicht ausreichen, kann er die Befriedigung des Gläubigers verweigern. Jedoch ist er in diesem Falle verpflichtet, diese Gegenstände dem Gläubiger zum Zwecke seiner Bestiedigung im Wege der Zwangsvollstreckung herauszugeben. Soweit er sie noch besitzt, muß er sie in Natur herausgeben und ist zum Ersätze des Werthes an Stelle der Heraus­ gabe nicht berechtigt. Besitzt er sie nicht mehr, so bleibt dem Gläubiger natürlich nichts anderes übrig, als sich mit dem Werth­ ersatze zu begnügen. b) Unterbleibt bei der Auseinandersetzung die Berichtigung einer Gesammtgutsverbindlichkeit, die im Verhältnisse der Ehegatten e«tten au tm. zu einander dem Gesammtgute oder dem Manne zur Last fällt, so e hat der Mann dafür einzustehen, daß die Frau von dem Gläubiger nicht in Anspruch genommen wird. Die gleiche Verpflichtung hat die Frau dem Manne gegenüber, wenn die Berichtigung einer Gesammtgutsverbindlichkeit unterbleibt, die im Verhältnisse der Ehegatten zu einander der Frau zur Last fällt (§ 1481 B.G.B.). Kommt ein Ehegatte seiner Verpflichtung nicht nach, so haftet er dem anderen Ehegatten für den entstehenden Schaden. Sofortige Befreiung von der persönlichen Haftung kann aber weder der Mann von der Frau noch die Frau von dem Manne verlangen.

122

Familienrecht. — Fortgesetzte Gütergemeinschaft.

II. Frrt-esltztt GSter-meiischRst. § 294.

1. Voraussetzungen der fortgesetzte« Gütergemeinschaft. Wird eine Ehe, für welche allgemeine Gütergemein­ schaft gilt, durch den Tod eines der Ehegatten aufgelöst, so wird hiedurch entweder auch die allgemeine Gütergemeinschaft beendigt oder es tritt die fortgesetzte Gütergemeinschaft ein. Bor allem ist darauf zu sehen, ob gemeinschaftliche Abkömmlinge der Ehegatten, welche im Falle der gesetzlichen Erbfolge als Erben berufen sind, vorhanden sind oder nicht. 9H»teintüittb« 1. Sind solche gemeinschaftliche Abkömmlinge nicht ^MLA.stvorbanden, so tritt die fortgesetzte Gütergemeinschaft nicht ein, vielmehr findet dann die im vorigen Paragraphen behandelte Auseinandersetzung des Gesammtgutes zwischen dem überlebenden Ehegatten und den Erben des verstorbenen Ehegatten statt. Der Nachlaß des verstorbenen Ehegatten setzt sich zusammen aus seinem Antheile am Gesammtgute, aus seinem Vorbehaltsgute und aus den von dem Gesammtgute ausgeschlossenen, nicht übertragbaren Rechten, soferne dieselben durch den Tod nicht ohnehin erloschen sind. Die Beerbung selbst erfolgt nach den allgemeinen Vorschriften (§ 1482 B.G.B.). Der überlebende Ehegatte ist daher regelmäßig kraft Gesetzes entweder Miterbe oder Alleinerbe, es kann ihm aber auch ein Erbrecht durch letztwillige Verfügung eingeräumt sein. Die fortgesetzte Gütergemeinschaft tritt daher nicht ein, entweder, wenn der verstorbene Ehegatte überhaupt keine Abkömm­ linge hinterläßt oder wenn er nur solche Abkömmlinge hinterläßt, die entweder nicht von ihm und dem überlebenden Ehegatten ab­ stammen, z. B. ersteheliche Kinder, oder die zwar von beiden Ehegatten abstammen, aber aus besonderen Gründen nicht kraft Gefetzes als seine Erben berufen sind. NN.AL 2. Sind dagegen bei dem Tode eines Ehegatten gemtmfiw. gemeinschaftliche Abkömmlinge vorhanden, die im Falle der gesetzlichen Erbfolge als Erben berufen sind, so wird die Gütergemeinschaft zwischen dem überlebenden Ehegatten und diesen Abkömmlingen fortgesetzt (§ 1483 Abs. 1 B.G.B.). Sind jedoch neben den gemeinschaftlichen Abkömmlingen noch tu und andern andere Abkömmlinge des verstorbenen Ehegatten vorhanden, z. B. Abkömmlinge, gjnber aus erster Ehe, so wird die Gütergemeinschaft nur mit den ersteren fortgesetzt. Dagegen bestimmen sich das Erbrecht und die Erbtheile der letzteren so, wie wenn die fortgesetzte Güter­ gemeinschaft nicht eingetreten wäre (§ 1483 Abs. 2 B.G.B.). Stirbt z. B. ein Ehegatte mit Hinterlassung des anderen Ehegatten, eines Kindes aus erster Ehe und zweier Kinder aus zweiter Ehe, so treffen, wenn fortgesetzte Gütergemeinschaft nicht eintritt, auf den überlebenden Ehegatten '/< des Nachlasses, die übrigen ’/«

Voraussetzungen der fortgesetzten Gütergemeinschaft.

erhalten die Kinder zu gleichen Theilen. Borbchaltsgut des verstorbenen Ehegatten

123

Beträgt daher das 1000Ö Mark, das

Gesammtgut 60000 Mark, so bildet den Rücklaß das Vorbehaltsgut mit 10000 Mark und die Hälfte des Gesammtgutes mit 30000 Mark. Nach Abzug des dem überlebenden Ehegatten zufallenden Viertels verbleiben den drei Kindern noch 30000 Mark. Hievon treffen auf jedes 10000 Mark. Diesen Betrag erhält aber nur das ersteheliche Kind ausbezahlt, dagegen erhalten die übrigen Personen ihre Erbtheile, soweit Gesammtgut in Frage kommt, nicht, da sie ja die Gütergemeinschaft mit dem überlebenden Ehegatten fortsetzen. In folgenden Fällen tritt jedoch die fortgesetzte Gütergemeinschaft trotz des Vorhandenseins ihrer Vor­ aussetzungen nicht,ein: 1. wenn die Ehegatten durch Ehcvertrag die Fortsetzung der Gütergemeinschaft ausgeschlossen haben (§ 1508«fitetgemeinwt B.G.B.). Der Ehevertrag, durch welchen die Fortsetznng bcrbu"6nGes-mm,. wird gerade so angesehen, wie wenn die Verwendung aus dem 8"‘ Vermögen irgend eines Dritten erfolgt wäre. Das Gleiche gilt auch für den umgekehrten Fall. Hinsichtlich der Fälligkeit dieser Ansprüche hat das B.G.B. theilweise besondere Vorschriften getroffen: Was nämlich ein Ehegatte zu dem Gesammtgut ober die Frau zu dem eingebrachten Gute des Mannes schuldet, ist regelmäßig erst nach der Beendigung der Errungenschaftsgemeinschaft zu leisten; soweit jedoch zur Berichtigung einer Schuld der Frau ihr eingebrochtes Gut und ihr Borbehaltsgut ausreichen, hat sie die Schuld schon vorher zu berichtigen (§1541 Abs. 1 B.GÄ ). Was der Mann aus dem Gesammtgute zu fordern hat, kann er erst nach der Beendigung der Errungenschastsgemeinschast fordern (§ 1541 Abs. 2 B.G.B.). Soweit der Fran auf Grund der Verwaltung und Nutz­ nießung an ihrem eingebrachten Gute Ansprüche gegen den Mann zustehen, gelten dieselben Grundsätze wie für den ordentlichen gesetz­ lichen Güterstand (§§1525 Abs. 2,1394 B.G.B., vgl. auch ©.63 ff.). Solche Ansprüche kann daher die Frau regelmäßig erst nach der Beendigung der Errungenschaftsgemeinschast gegen den Mann ge­ richtlich geltend machen. Hinsichtlich der Fälligkeit aller übrigen Ansprüche, d. h. sowohl der zu dem Vorbehaltsgute wie zu dem eingebrachten Gute der Frau gehörenden Ansprüche gegen das Gesammtgut oder gegen das eingebrachte Gut des Mannes, als auch der zu dem einge­ brachten Güte des Mannes gehörenden Ansprüche gegen das BoxbehaltSgut oder gegen das eingebrachte Gut der Frau bestehen be­ sondere Vorschriften nicht; es kommen daher lediglich die allgemeinen Grundsätze über die Fälligkeit von Verbindlichkeiten zur Anwendung.

§ 305. 5.

Beendigung der Krrungenschaflsgemeinschaft.

Die Errungenschaftsgemeinschaft endigt: rnt>i,un«,,ra>ii>e. 1. durch Auflösung der Ehe (vergl. S. 86). 2. wenn ein Ehegatte für todt erklärt wird, mit dem Zeitpunkte, der als Zeitpunkt des Todes gilt (§ 1544 B.G.B.). 3. durch Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Mannes, und zwar mit der Rechtskraft des Konkurseröffnungs­ beschlusses (§ 1543 B.G.B.). Dagegen beendigt die Eröffnung deS Konkurses über das Vermögen der Frau die Errungenschafts­ gemeinschast nicht.

152

Familienrecht. — Errungenschastsgemeinschast.

4. durch Ehevertrag. 5. durch richterliches Urtheil, welches auf die von dem Manne oder der Frau erhobene Klage hin die Beendigung der Errungenschastsgemeinschaft ausspricht. Sowohl der Mann als auch die Frau kann nämlich unter denselben Voraussetzungen, unter welchen die Aufhebung der allgemeinen Gütergemeinschaft verlangt werden kann, auf Aufhebung der Errungenschastsgemeinschast klagen. Außerdem steht der Frau das gleiche Klagerecht in allen Fällen, mit Ausnahme des zweiten Falles zu, in welchen sie bei dem ordentlichen gesetzlichen Güterstande auf Aufhebung der Verwaltung und Nutznießung zu klagen berechtigt ist fvergl. S. 87 f. und S. 114). Die Aufhebung tritt dann mit der Rechtskraft des Urtheils ein (§ 1542 B.G.B.). Mllit&@ütcr= Endigt die Errungenschaftsgemeinschaft in Folge Todeserklär­ ung eines Ehegatten, Konkurseröfftrung über das Vermögen des Mannes oder durch richterliches Urtheil, so gilt für die Zukunft Gütertrennung (§ 1545 Abs. 1 B.G.B.). Das Gleiche ist dann der Fall, wenn die Errungenschaftsgemeinschaft durch Ehe­ vertrag aufgehoben wird, ohne daß die Ehegatten vereinbaren, welches Güterrecht an deren Stelle treten soll (§ 1436 B.G.B.). Einem Dritten gegenüber können aus der Aufhebung der Errungenschastsgemeinschaft Einwendungen gegen ein zwischen ihm und einem der Ehegatten vorgenommenes Rechtsgeschäft oder gegen ein zwischen ihnen ergangenes rechtskräftiges Urtheil nur hergeleitet werden, wenn zur Zeit der Vornahme des Rechts­ geschäftes oder zur Zeit des Eintritts der Rechtshängigkeit die Aufhebung in das Güterrechtsregister des zuständigen Amtsgerichts eingetragen oder dem Dritten bekannt war (§§ 1545 Abs. 2, 1435 B.G.B.). et kann jeder der Ehegatten auf Grund dieses Erkenntnisses Scheidung beantragen (§ 1576 B.G.B.). Dieses Verfahren **" ist aber keine Fortsetzung des früheren Rechtsstreites, daher muß eine neue, die Scheidung begehrende Klage erhoben werden. Klageberechtigt sind beide Ehegatten, also sowohl der Kläger wie der Beklagte des früheren Rechtsstreites, sowohl der schuldige als auch der unschuldige Ehegatte. Da die Grundlage des neuen Rechts­ streites das die Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft aussprechende Urtheil bildet, so ist das Vorbringen von Thatsachen, die in dem früheren Prozesse hätten vorgebracht werden sollen, z. B. die Ein­ rede der Verzeihung ausgeschlossen. Der schuldige Theil wird mit der Einrede der Verzeihung aber auch dann nicht gehört, wenn er behauptet, daß die Verzeihung erst nach Erlassung des Urtheils erfolgt sei. Die für die Scheidungsklage geltenden Vorschriften über den Ausschluß von Scheidungsgründen, über nachträgliche Geltendmachung derselben im Laufe des Prozesses oder zur Unter­ stützung der auf andere Thatsachen gegründeten Klage finden eben­ falls keine Anwendung. Maßgebend ist einzig und allein das ftühere Urtheil. Das Recht, auf Grund desselben die Scheidung zu ver­ langen, wird lediglich dadurch ausgeschlossen, daß nach der Erlassung des Urtheils die eheliche Gemeinschaft wieder hergestellt wird. Es genügt also nicht die bloße Erklärung des unschuldigen Ehegatten, er verzeihe dem schuldigen Theile, ebenso­ wenig genügt die Herstellung der häuslichen Gemeinschaft, vielmehr müssen, damit das Recht auf Scheidung ausgeschlossen sei, die Ehe­ gatten nach Erlassung des Urtheils die eheliche Gemeinschaft wieder hergestellt haben. Bei der Erlassung des Scheidungsurtheils hat das Gericht die Schuldfrage nicht mehr von Neuem zu prüfen; vielmehr hat es, wenn die Ehe geschieden wird, den in dem früheren Urtheil für schuldig erklärten Ehegatten auch im Scheidungsurtheil für schuldig zu erklären (§ 1576 Abs. 2 B.G.B.).

Wirkungen der Ehescheidung u. der Aushebung der ehel. Gemeinschaft, s 71

§ 309.

3. Vie Wirkungen der Kßescheidvng nvd der Knfhekvng der ehelichen Hemein schäft. I. Die Scheidung hat die Auslösung der Ehe zur Folge. Die Auflösung tritt mit der Rechtskraft des Scheidungsurtheils ein (§ 1564 B.G.B.). An dieselbe knüpfen sich aber noch weiter­ gehende Wirkungen: 1. Die geschiedene Frau behält den Familiennamen des Mannes (§ 1577 Abs. 1 B.G.B.). An sich bewirkt daher die Scheidung, gleichviel welcher der Ehegatten als schuldig erklärt, eine Namensänderung der Frau nicht. Ist aber die Frau allein für schuldig erklärt, so kann der Mann ihr die Führung seines Namens untersagen. Die Untersagung erfolgt durch Erklärung gegenüber der zuständigen Behörde; die Erklärung ist in öffentlich beglaubigter Form abzu­ geben. Die Behörde soll der Frau die ErNärung mittheilen. Hiebei ist aber zu beachten, daß der Verlust des Rechtes der Frau, den Familiennamen des Mannes zu führen, bereits mit der Ab­ gabe der Erklärung durch den Mann eintritt. Die Untersagung hat daher für die Frau den Verlust des Rechtes auch dann zur Folge, wenn die Behörde es unterläßt, der Frau die Erklärung des Mannes mitzuth«len. Mit dem Verluste des Namens des Mannes erhält die Frau kraft Gesetzes ihren Familien­ namen, d. h. ihren Mädchennamen wieder. Das Untersagungsrecht das Mamies greift nicht Platz, wenn nicht die Frau, sondern der Mann oder wenn beide Ehegatten für schuldig erklärt sind. Soweit aber der Mann nicht von seinem UntersagungSrechte Gebrauch macht, ist die Frau zwar berechtigt, aber nicht verpflichtet, ben Familiennamen des Mannes zu führen. Die Frau kann nämlich unter allen Umständen ihren Familiennamen, d. h. ihren Mädchennamen wieder annchmen. War sie bereits vor Eingehung der geschiedenen Ehe verheirathet, so kann sie auch den Ramen wieder annehmen, den sie zur Zeit der Ein­ gehung dieser Ehe hatte, d. h. den Namen ihres früheren Ehemannes. Diesen Namen darf sie jedoch nicht annehmen, wenn sie allein für schuldig erklärt ist (§ 1577 Abs. 2 B.G.B.). Z. B. eine geborene Maier war in erster Ehe mit einem gewissen Huber verheirathet. Nachdem diese Ehe aus ihrem alleinigen Ver­ schulden geschieden worden war, heirathete sie einen gewissen Bauer. Wird auch diese zweite Ehe aus ihrem alleinigen Verschulden geschieden, so hat sie, so lange der Mann von seinem Untersagungsrechte nicht Gebrauch macht, die Wahl, ob sie den Familiennamen ihres zweiten Mannes „Bauer" weiterführen oder ihren Mädchennamen „Maier" annehmen will. Dagegen kann sie, weil sie für allein schuldig erklärt ist, den Namen ihres ersten Ehenrannes nicht an­ nehmen. Wäre die zweite Ehe entweder aus Verschulden ihres

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Familienrecht. — Scheidung der Ehe.

Mannes ober aus Verschulden beider Ehegatten geschieden worden, so hätte sie die Wahl, ob sie den Namen ihres zweiten Mannes „Bauer" fortführen ober bett Rainen ihres ersten Mannes „Huber" ober ihren Mädchennamen „Maier" annehmen will. Da aber ihre erste Ehe aus ihrem alleinigen Verschulden geschieden wurde, so kann ihr erster Mann ihr die Führung seines Namens untersagen. Auch hier erhält dann die Frau kraft Gesetzes ihren Mädchennamen und kann nicht etwa bett Namen ihres zweiten Mannes wieder annehmen. Während die Frau int Falle der Untersagung krast Gesetzes ihren Mädchennamen erhält, erfolgt die freiwillige Wiederannahme des Mädchennamens ober bes Ramens bes früheren Ehe­ mannes burch Erklärung gegenüber bet zustänbigen Behörde; auch biese Erklärung ist in öffentlich beglaubigter Form abzugeben.

w'ttrttuibig 2. Unter gewissen Voraussetzungen ist ber für schuldig ediirtni ®ie. erklärte Ehegatte verpflichtet, dem anderen Ehegatten Unterhalt ,etttn zu gewähren.

Der allein für schuldig erklärte Mann hat der ge­ schiedenen Frau bett stanbesmäßigen Unterhalt insoweit zu gewähren, als sie ihn nicht aus bett Einkünften ihres Vermögens unb, foferne nach bett Verhältnissen, in betten bie Ehegatten gelebt haben, Erwerb burch Arbeit ber Frau üblich ist, aus bent Ertrag ihrer Arbeit bestreiten kamt (§ 1578 Abs. 1 B.G.B.). Die Frau kaun baher bie Unterhaltspflicht bes schuldigen Mannes in Anspruch nehmen, wenn sie zwar selbst Vermögen besitzt, wenn aber dessen Einkünfte und ber Ertrag ihrer Arbeit, soweit Erwerb burch Arbeit ber Frau in Betracht zu kommen hat, zur Bestreitung bes standeSmäßigen Unterhalts nicht hinreicht. Dagegen kann bie Frau von bem Manne Unterhalt nicht verlangen, wenn sie zwar kein Ver­ mögen besitzt, wenn aber Erwerb durch Arbeit nach bett Verhält nissen, in betten bie Ehegatten gelebt haben, üblich ist unb bie Frau auch bas zum stanbesmäßigen Unterhalte Erforberliche verdienen könnte, aber nicht arbeiten mag. Die allein für schuldig erklärte Frau hat dagegen dem geschiedenen Mann den standesmäßigen Unterhalt nur insoweit zu gewähre», als er außer Stande ist, sich selbst zu unterhalten (§ 1578 Abs. 2 B.G.B.). Während daher der Mann schon dann unterhaltspflichtig ist, wenn die Einkünfte des Vermögens der Frau, sowie ein etwaiger Ertrag ihrer Arbeit zu einem standesmäßigen Unterhalte nicht ausreichen, kann der Mann die Unterhaltspflicht der Frau nur insoweit in Anspruch nehmen, als er eigenes Ver­ mögen nicht besitzt und auch außer Stande ist, durch Arbeit sich den standesmäßigen Unterhalt zu erwerben. Bedürftigkeit des Unterhaltsberechtigten wird daher in beiden Fällen vorausgesetzt, aber der Begriff derselben ist ein anderer, je nachdem die Unter­ haltspflicht des Mannes oder der Frau in Anspruch genommen wirb. Richt erforderlich ist, daß die Bedürftigkeit schon zur Zeit

Wirkungen der Ehescheidung u. der Aufhebung der ehe». Gemeinschaft. 173 der Ehescheidung vorhanden ist. Die Unterhaltspflicht ist gegeben, wenn und sobald ihre Voraussetznngen vorliegen. Unterhaltspflichtig ist aber immer nur der schuldige Theil, unterhaltsberechtigt immer nur der unschuldige Ehegatte. Ist daher der schuldige Ehegatte unterhaltsbedürstig, so kann er von dem unschuldigen Theil Unterhalt nicht verlangen. Ebensowenig kann von einer Unterhaltspflicht dann die Rede sein, wenn beide Theile für schuldig erklärt worden sind. Ist die Ehe wegen Geisteskrankheit eines Ehegatten geschieden, so hat ihm der andere Ehegatte Unterhalt in gleicher Weise zu gewähren, wie ein allein für schuldig erklärter Ehegatte (§ 1583 B.G.B.). Die vorstehend dargelegten Grundsätze erleiden aber, wenigstens was das Maß und den Umfang des zu gewährenden Unterhalts anlangt, bei Leistungsunfähigkeit des unterhaltspflichtigen Ehegatten einige Einschränkung. Soweit nämlich der allein für schuldig erklärte Ehegatte bei Berücksichtigung seiner sonstigen Verpflichtungen außer Stande ist, ohne Gefährdung seines standesmäßigen Unterhalts dem anderen Ehegatten Unterhalt zu gewähren, ist er berechtigt, von den zu seinem Unterhalte verfügbaren Einkünften zwei Drittheile, oder wenn diese zu seinem nothdürftigen Unterhalte nicht ausreichen, soviel zurückzubehalten, als zu dessen Bestreitung nothwendig ist (§ 1579 B.G.B.). Bezieht z. B. Jemand jährlich 5000 Mark Einkünfte und verbleiben ihm nach Berücksichtigung seiner sonstigen Verbindlichkeiten noch 3000 Mark zu seinem Unterhalt, so braucht er dem geschiedenen Ehegatten einen jährlichen Unterhalt von höchstens 1000 Mark zu gewähren. Betrüge sein nothdürftiger Unterhalt 2400 Mark, so brauchte er nur 600 Mark jährlichen Unterhaltsbeitrag zu leisten. Hat der allein für schuldig erklärte Ehegatte einem minderjährigen, unverheiratheten Kinde oder in Folge seiner Wiedervcrehelichung dem neuen Ehegatten Unterhalt zu gewähren, so beschränkt sich seine Verpflichtung dem geschiedenen Ehegatten gegenüber auf dasjenige, was mit Rück­ sicht auf die Bedürfnisse, sowie auf die Vermögens- und Erwerbs­ verhältnisse der Betheiligten der Billigkeit entspricht. Ist jedoch der Mann entweder bei Berücksichtigung seiner sonstigen Verpflichtungen außer Stande, ohne Gefährdung seines standesmäßigen Unterhalts der Frau Unterhalt zu gewähren, oder hat er einem minderjährigen unverheiratheten Kinde oder seinem neuen Ehegatten Unterhalt zu gewähren, so ist er von der Unter­ haltspflicht ganz befreit, wenn die Frau den Unterhalt aus dem Stamme ihres Vermögens bestreiten kann (§ 1579 Abs. 2 B.G.B.). Soweit ein Ehegatte desivegen nicht unterhaltspflichtig ist, weil er bei Berücksichtigung seiner sonstigen Verpflichtungen außer Stande ist, ohne Gefährdung seines standesmäßigen Unterhalts den Unterhalt zu gewähren, kann der unterhaltsberechtigte Ehegatte

174

Familienrrcht. — Scheidung der Ehe.

zunächst die Unterhaltspflicht der Abkömmlinge, d. h. der Kinder, Enkel u. s. w. und, wenn auch diese nicht leistungsfähig sind, die Eltern, Großeltern u. s. w. des unterhaltspflichtigen Ehe­ gatten in Anspruch nehmen. Das Gleiche ist dann der Fall, wenn die Rechtsverfolgung gegen den unterhaltspflichtigen Ehegatten und gegen die nach ihm haftenden Personen im Inland ausgeschlossen oder erheblich erschwert ist. Der Anspruch gegen eine dieser unter­ haltspflichtigen Personen geht dann, soweit eine nach ihr haftbare Person den Unterhalt gewährt, auf diese über. Daher können die Eltern des unterhaltspflichtigen Ehegatten, wenn sie dem berechtigten Ehegatten den Unterhalt gewähren, deffen Anspruch gegen die Kinder und den unterhaltspflichtigen Ehegatten, die Kinder denselben Anspruch unter der gleichen Voraussetzung gegen den unterhaltspflichttgen Ehegatten geltend machen. Der lieber« gang kann aber niemals zum Nachcheile des unterhaltsberechtigten Ehegatten geltend gemacht werden (§ 1608 B.G.B.). dk^u «mährenIn der Regel hat der unterhaltspflichtige Ehegatte den» de» nnrnhäitä.'anderen Ehegatten den standesmäßigen Unterhalt zu gewähren. Maßgebend ist hiebei die Lebensstellung des berechtigten Ehegatten, Der Umfang des zu gewährenden Unterhalts kann demnach ver­ schieden sein, je nachdem der Mann ober die Frau unterhalts­ berechtigt ist. Der standesmäßige Unterhalt umfaßt den gesammten Lebensbedarf des Berechtigten (§ 1610 B.G.B.). Ist jedoch der unterhaltsberechtigte Ehegatte durch sein sittliches Verschulden bedürftig geworden, z. B. durch Spiel, Trunk, Verschwendung verarmt, so kann derselbe nicht den standesmäßigen, sondern nur den nothdürftigen Unterhalt verlangen (§ 1611 Abs. 1 B.G.B.). Der Unterhalt ist durch Entrichtung einer Geldrente, welche für drei Monate im voraus zu entrichten ist, zu getvähren (§ 1580 Abs. 1 B.G.B.). Hat der Berechtigte den Be­ ginn des Zeitabschnitts erlebt, für den die Rente im voraus zu gewähren ist, so gebührt ihm der volle auf den Zeitabschnitt ent­ fallende Bettag. Ob, in welcher Art und für tvelchen Bettag Sicherheit zu leisten ist, bestimmt sich nach den Umständen. Das Verlangen nach Sicherheitsleistung ist z. B. dann gerecht­ fertigt, wenn z. B. zu befürchten steht, daß der Verpflichtete durch Verschwendung oder Spiel sein Vermögen gefährdet. Auf den Unterhaltsanspruch kann, im Gegensatz zu anderen Unterhaltsansprüchen, für die Zukunft verzichtet werden. Ebenso kann der Berechtigte mit dem Verpflichteten eine Ab­ findung vereinbaren. Ja, wenn ein wichtiger Grund vorliegt, kann der Berechtigte sogar statt der Rente eine Abfindung in Kapital verlangen (§ 1580 Abs. 2 B.G.B.). Ein solcher wichtiger Grund wird insbesondere dann gegeben sein, wenn der Berechtigte Sicherheitsleistung verlangen könnte. Für die Vergangenheit kann der Berechtigte Erfüllung

Wirkungen der Ehescheidung u. der Aufhebung der ehel. Gemeinschaft. 175 oder Schadensersatz wegen Nichterfüllung nur von der Zeit an fordern, zu welcher der Verpflichtete in Verzug gekommen oder der Unterhaltsanspruch z. B. durch Erhebung einer Klage, Zu­ stellung eines Zahlungsbefehls u. s. w. rechtshängig geworden ist (§ 1613 B.G.B.). Die Unterhaltspflicht erlischt mit der WiederverheirathJft, ung des Berechtigten (§ 1581 Abf. 1 B.G.B.). Ferner erlischt der Unterhaltsanspruch mit dem Tode des Berechtigten, soweit er iiicht auf Erfüllung oder Schadensersatz wegen Nichterfüllung für die Vergangenheit oder auf die für drei Monate im voraus zu zahlende Geldrente gerichtet ist, soferne die letztere zur Zeit des Todes des Berechtigten fällig ist. Im Falle des Todes des Be­ rechtigten hat der Verpflichtete auch die Kosten der Beerdigung zu tragen, soweit ihre Bezahlung nicht von dessen Erben zu erlangen ist (§§ 1580, 1615 B.G.B.). Dagegen erlischt die Unterhaltspflicht nicht mit der Wiederverheirathung des Verpflichteten. Soweit die Unterhalts­ pflicht der geschiedenen Frau, welche sich wieder verheirathet hat, davon abhängt, daß sie zur Gewährung des Unterhalts im Stande ist, kommt die dem Manne an dem eingebrachten Gute zustehende Verwaltung und Nutznießung nicht in Betracht. Besteht allgemeine Gütergemeinschaft, Errungenschaftsgemeinschaft oder Fahrnißgemeinschast, so bestimmt sich die Unterhaltspflicht des Mannes oder der Frau dem geschiedenen unterhaltsberechtigten Ehegatten gegen­ über gerade so, wie wenn das Gesammtgut dem unterhaltspflichtigen Ehegatten gehörte (§§ 1581 Abs. 2, 1604 B.G.B.). Ebensowenig erlischt die Unterhaltspflicht mit dem Tode des Verpflichteten, vielmehr geht dieselbe auf dessen Erben»usdie«umid-z über (§ 1582 Abs. 1 B.G.B.). Der Erbe kann sich dem Berechtigten gegenüber nicht, wie der Verpflichtete, darauf berufen, daß er bei Berücksichtigung seiner sonstigen Verpflichtungen außer Stande fei, ohne Gefährdung seines standesmäßigen Unter­ halts dem Berechtigten Unterhalt zu gewähren. Er kann ja, wenn er dies befürchten muß, die Erbschaft ausschlagen oder die Einleitung einer Nachlaßpflegschaft oder die Eröffnung des Nachlaß­ konkurses beantragei». Dagegen inuß sich der Berechtigte die Herabsetzung der Rente bis auf die Hälfte der Einkünfte gefallen lassen, die der Verpflichtete zur Zeit des Todes aus seinem Vermögen bezogen hat. Betrug z. B. der Unterhalts­ beitrag, den der Berechtigte bisher erhielt, jährlich eine Summe von 3000 Mark und bezog der Verpflichtete aus seinem Vermögen zur Zeit seines Todes Einkünfte in einem jährlichen Betrage von 5000 Mark, so muß sich der Berechtigte damit zuftieden geben, wenn der Erbe erklärt, er zahle in Zukunft nur noch einen jährlichen Unterhaltsbeitrag von 2500 Mark. Einkünfte aus einem Rechte, das mit dem Eintritte eines bestimmten Zeitpunktes oder Ereignisses erlischt, bleiben von dem Eintritte des Zeitpunktes

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Widerruf von Schenkungen.

Familienrrcht. — Scheidung der Ehe.

oder Ereignisses an außer Betracht. Ist, um an obiges Beispiel anzuknüpfen, in dem Betrage von 5000 Mark ein jährlicher Gehalt von 3000 Mark inbegriffen, den der Verlebte als Lehrer bezog und der mit dem Tode erlischt, so kommen nur 2000 Mark als Einkünfte in Betracht, so daß der Erbe dem Berechtigten nur 1000 Mark jährlich zu zahlen braucht. Hat sich, um ein anderes Beispiel anzuführen, ein Theaterdirektor verpflichtet, dem Verlebten für ein von diesem verfertigtes Theaterstück zehn Jahre lang einen jährlichen Betrag von 1000 Mark zu bezahlen, so werden diese 1000 Mark bis zum Ablaufe der zehn Jahre zu den Ein­ künften gerechnet, bleiben aber von da an außer Ansatz. Sind, weil der Berechtigte wiederholt geschieden und für den allein schuldigen Theil erklärt wurde, mehrere unterhaltsberechtitzte Ehegatten vorhanden, so kann der Erbe die Renten nach Verhältniß ihrer Höhe soweit herabsetzcn, daß sie zusammen der Hälfte der Einkünfte gleichkommen (§ 1582 Abs. 3 B.G.B.). Hat z. B. der Ehegatte der ersten Ehe 2000 Mark und der Ehegatte der zweiten Ehe 1000 Mark jährliche Rente bezogen, so kann der Erbe, wenn sich die Einkünfte auf 4800 Mark belaufen, die Hälfte dieses Betrages, also 2400 Mark nach dem Verhältnisse von 2:1 vertheilen, so daß der eine Ehegatte künftig 1600 Mark und der andere 800 Mark jährliche Rente erhält. 3. Ist ein Ehegatte allein für schuldig erklärt, so kann der andere Ehegatte Schenkungen, die er ihm mährend des Brautstandes oder der Ehe gemacht hat, widerrufen (§ 1584 Abs. 1 B.G.B.). Dieses Widerrufsrecht gilt aber nur hinsichtlich der Schenkungen unter Lebenden. Eine letztwillige Verfügung, durch die der Erblasser seinen Ehegatten bedacht hat, ist kraft Gesetzes, also ohne daß cs eines Widerrufs bedarf, unwirksam, wenn die Ehe vor dem Tode des Erblassers geschieden worden ist. Ja, sie ist schon dann unwirksam, wenn der Erblasser zur Zeit seines Todes auf Scheidung wegen Verschuldens des Ehegatten zu klagen berechtigt war und die Klage auf Scheid­ ung oder auf Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft erhoben hatte. Die letztwillige Verfügung ist jedoch nicht nnwirksam, wenn anzu­ nehmen ist, daß der Erblasser sie auch in einem solchen Falle ge­ troffen haben würde (§ 2077 B.G.B.). Soweit aber eine Schenkung unter Lebenden in Frage steht, ist deren Widerruf nur zulässig, wenn ein Ehegatte allein für schuldig erklärt ist. Der Widerruf ist daher ausgeschlossen, wenn beide Ehegatten für schuldig erklärt sind oder wenn die Ehe wegen Geisteskrankheit eines Ehegatten geschieden wurde. Nur der un­ schuldige Ehegatte darf die von ihm gemachten Schenkungen wider­ rufen; dem für schuldig erklärten Ehegatten ist dagegen ein Wider­ rufsrecht nicht eingeräumt. Der Widerruf ist endlich ausgeschlossen, wenn seit der Rechtskraft des Scheid«ngsllrtheils ein Jahr ver­ strichen oder wenn der Schenker oder der Beschenkte gestorben ist

Mrknngen der Ehescheidung u. der Aushebung der ehel. Gemeinschaft. 177 (§ 1584 Abs. 2 B.G B ). Der Widerruf steht daher weder den Erben des Schenkers zu, noch ist er gegenüber den Erben des Be­ schenkten zulässig. Der Widerrus erfolgt durch Erklärung gegenüber dem Be­ schenkten. Ist die Schenkung widerrufen, so kann die Herausgabe des Geschenkten nach den Vorschriften über die Herausgabe einer llngerechtfertigten Bereicherung verlangt werden (§ 531 B.G.B.). 4. Durch die Scheidung wird an der Unterhaltspflicht der Eltern gegenüber den Kindern nichts geändert. Doch trifft das unttrtait ?mr» B.G.B. im § 1585 einige besondere Bestimmungen über die Beitragspflicht der Frau, falls der Mann einem gemeinschaftlichen Süitbe Unterhalt zu gewähren hat. In einem solchen Falle ist die Frau nämlich verpflichtet, dem Manne aus den Einkünften ihres Vermögens und dem Ertrage ihrer Arbeit oder eines von ihr selb­ ständig betriebenen Erwerbsgeschäftes einen angemessenen Bei­ trag zu den Kosten des Unterhalts dieses Kindes zu leisten. Jedoch besteht diese Beitragspflicht der Frau nur insoweit, als nicht diese Kosten durch die dem Manne an dem Vermögen des Kindes zustehende Nutznießung gedeckt werden. Der Anspruch des Mannes auf Beitragsleistung ist nicht übertragbar und daher auch nicht pfändbar. Steht jedoch der Frau die Sorge für die Person des Kindes zu und ist eine erhebliche Gefährdung des Unterhalts des Kindes zu besorgen, so kann die Frau den Beitrag zur eigenen Bertvendung für den Unterhalt des Kindes zurückbehalten (§ 1585 Abs. 2 B.G.B ). Dadurch, daß der Frau die Sorge für die Person des Kindes, worunter im allgemeinen das Erziehungsrecht zu verstehen ist, zusteht, wird nämlich der Mann von seiner Unterhaltspflicht nicht befreit, aber im Falle einer zu besorgenden erheblichen Gefährdung des Unterhalts des Kindes der Frau das Recht zugestanden, den Unterhaltsbeitrag, den sie an sich dem Manne zu leisten hätte, unmittelbar zum Unterhalte des Kindes zu verwenden. 5. Andere Wirkungen, welche die Ehescheidung äußert, wurden zum Theil schon früher besprochen, zum Theil können dieselben zweckmäßiger erst späteren Ortes, insbesondere im Erbrechte ein­ gehend erörtert werden. An dieser Stelle mag nur noch einmal daran erinnert werden, daß die geschiedenen Ehegatten regelmäßig eine reue Ehe eingehen können, daß jedoch, wenn die Ehe wegen Ehebruchs geschieden wurde, zwischen den Ehebrechern eine Ehe­ schließung unzulässig ist, ferner daran, daß die Frau die neue Ehe erst rach Ablauf der zehnmonatlichen Wartefrist eingehen darf, endlich daran, daß, wenn die Ehe geschieden wurde, eine Anfechtung der Ehe ausgeschlosfen ist. Ebenso wurde der Einfluß einer Ehescheidrng auf den Güterstand, nach dem die Ehegatten lebten, bereits bei der Darstellung des ehelichen Güterrechts behandelt. Von leit später noch zu erörternden Bestimmungen ist die wichMittler u. Meitel, Bürger!. Recht.

II.

j.j

Reibung,

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Familienrrcht. — Scheidung der Ehe.

tigste die, daß dem geschiedenen Ehegatten gegen den anderen ge­ schiedenen Ehegatten kein gesetzliches Erbrecht zusteht. “r H Wird die Ehe durch Urtheil zwar nicht geschieden, sondern der ehelichen Sc. lediglich die eheliche Gemeinschaft aufgehoben, so treten gleichlvohl mnnichast bjc mit der Scheidung verbundenen Wirkungen ein (§ 158Ü B.G.B.). So sind z. B. auch in solchem Falle die Ehegatten einander nicht mehr zu ehelicher Gemeinschaft verpflichtet, die Frau kann ihren Mädchennamen wieder annehmen, der Mann kann ihr, wenn sie allein für den schuldigen Theil erklärt wurde, die Fortführung seines Namens untersagen, es treten dieselben güterrechtlichen Wirkunger« wie bei der Scheidung ein u. s. w. Nur nach zwei Richtungen be­ stehen Ausnahmen: Trotz der Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft ist die Eingehung einer neuen Ehe ausgeschlossen. Will ein Ehegatte wieder heirathen, so muß er vorher auf Grund des Aufhebungsurtheils die Scheidung der Ehe herbeiführen. Ferner wird die Anfechtbarkeit und Nichtigkeit der Ehe durch das Urtheil in keiner Weise berührt. Sowohl die Nichtigkeit als auch die Anfechtbarkeit der Ehe kann daher nur durch Erhebung einer Nichtigkeits- oder Anfechtungsklage geltend gemacht werden. Wird die eheliche Gemeinschaft nach der Aufhebung Srmeinichaft. wieder hergestellt, so fallen die mit der Aufhebung verbundenen Wirkungen fort (§ 1587 B.G.B.). Es ist bereits früher bemerkt worden, daß die bloße Verzeihung ebensowenig tvie die Herstellung der häuslichen Gemeinschaft hier genügt. Wird dagegen die eheliche Gemeinschaft wieder hergcstellt, so ist das Verhältniß zwischen den Ehegatten so zu beurtheilen, wie wenn überhaupt niemals eine Klage auf Aufhebung der ehelichen Genleinschaft er­ hoben und die Aufhebung durch Urtheil ausgesprochen worden wäre. Nur in güterrechtlicher Beziehung besteht eine Ausnahme: Gleichviel ob die Ehegatten früher in dem gesetzlichen Güterstande der Verwaltuilg und Nutznießung, in allgemeiner Gütergemeinschaft, in Errungenschafts- oder Fahrnißgemeinschaft lebten, tritt mit der Wiederherstellung der ehelichen Gemeinschaft kraft Gesetzes Gütertrennung ein. Jedoch ist es den Ehegatten unbenommen, einen anderen Güterstand durch Ehevertrag zu vereinbaren.

Zweiter Abschnitt.

Die VerwandtsAaft. 1. Kapitel.

Megriff der Derwandtschaft und der Schwägerschaft. § 310. ’wantHMMm'

I- Unter Verwandtschaft in natürlichem Sinne versteht naUirlichn,Sinnt man ein zwischen zwei Personen bestehendes, auf Bluts-

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Familienrrcht. — Scheidung der Ehe.

tigste die, daß dem geschiedenen Ehegatten gegen den anderen ge­ schiedenen Ehegatten kein gesetzliches Erbrecht zusteht. “r H Wird die Ehe durch Urtheil zwar nicht geschieden, sondern der ehelichen Sc. lediglich die eheliche Gemeinschaft aufgehoben, so treten gleichlvohl mnnichast bjc mit der Scheidung verbundenen Wirkungen ein (§ 158Ü B.G.B.). So sind z. B. auch in solchem Falle die Ehegatten einander nicht mehr zu ehelicher Gemeinschaft verpflichtet, die Frau kann ihren Mädchennamen wieder annehmen, der Mann kann ihr, wenn sie allein für den schuldigen Theil erklärt wurde, die Fortführung seines Namens untersagen, es treten dieselben güterrechtlichen Wirkunger« wie bei der Scheidung ein u. s. w. Nur nach zwei Richtungen be­ stehen Ausnahmen: Trotz der Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft ist die Eingehung einer neuen Ehe ausgeschlossen. Will ein Ehegatte wieder heirathen, so muß er vorher auf Grund des Aufhebungsurtheils die Scheidung der Ehe herbeiführen. Ferner wird die Anfechtbarkeit und Nichtigkeit der Ehe durch das Urtheil in keiner Weise berührt. Sowohl die Nichtigkeit als auch die Anfechtbarkeit der Ehe kann daher nur durch Erhebung einer Nichtigkeits- oder Anfechtungsklage geltend gemacht werden. Wird die eheliche Gemeinschaft nach der Aufhebung Srmeinichaft. wieder hergestellt, so fallen die mit der Aufhebung verbundenen Wirkungen fort (§ 1587 B.G.B.). Es ist bereits früher bemerkt worden, daß die bloße Verzeihung ebensowenig tvie die Herstellung der häuslichen Gemeinschaft hier genügt. Wird dagegen die eheliche Gemeinschaft wieder hergcstellt, so ist das Verhältniß zwischen den Ehegatten so zu beurtheilen, wie wenn überhaupt niemals eine Klage auf Aufhebung der ehelichen Genleinschaft er­ hoben und die Aufhebung durch Urtheil ausgesprochen worden wäre. Nur in güterrechtlicher Beziehung besteht eine Ausnahme: Gleichviel ob die Ehegatten früher in dem gesetzlichen Güterstande der Verwaltuilg und Nutznießung, in allgemeiner Gütergemeinschaft, in Errungenschafts- oder Fahrnißgemeinschaft lebten, tritt mit der Wiederherstellung der ehelichen Gemeinschaft kraft Gesetzes Gütertrennung ein. Jedoch ist es den Ehegatten unbenommen, einen anderen Güterstand durch Ehevertrag zu vereinbaren.

Zweiter Abschnitt.

Die VerwandtsAaft. 1. Kapitel.

Megriff der Derwandtschaft und der Schwägerschaft. § 310. ’wantHMMm'

I- Unter Verwandtschaft in natürlichem Sinne versteht naUirlichn,Sinnt man ein zwischen zwei Personen bestehendes, auf Bluts-

Begriff der Verwandtschaft und der Schwägerschaft.

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gemeinschaft beruhendes Verhältniß, wonach entweder eine Person von der anderen oder beide von derselben dritten Person abstammen. Der Begriff der Verwandtschaft im Rechtssinne ist etwas enger. Hier gelten nach ausdrücklicher Vorschrift ein un­ eheliches Kind und dessen Vater nicht als verwandt (§ 1589 Abs. 2 B.G.B.). Im Uebrigen sind alle diejenigen, aber auch nur diejenigen Personen, die im natürlichen Sinne verwandt sind, auch im Rechtssinne verwandt. Die Ausnahmevorschrift hin­ sichtlich des unehelichen Kindes und seines Vaters hat nicht den Sinn, als ob das B.G.B. das zwischen diesen Personen bestehende natürliche Verwandtschaftsverhältniß wcgleugnen wollte; das B.G.B. sagt nicht, daß diese Personen nicht verwandt sind, sondern daß sie nicht als verwandt gelten. So trägt z. B. das B.G.B. der zwischen denselben bestehenden natürlichen Verwandtschaft insoferne Rechnung, als es hinsichtlich des Ehehindernisses der Verwandt­ schaft bestimmt, daß in dieser Richtung auch zwischen einem unehe­ lichen Kinde und dessen Abkömmlingen einerseits und dem Vater und dessen Abkömmlingen andererseits Verwandtschaft bestehe (§ 1310 Abs. 3 B.G.B.). Ferner berücksichtigt es die natürliche Verwandt­ schaft zwischen diesen Personen bei der Regelung der Unterhalts­ pflicht. Aber da die rechtliche Stellung unehelicher Kinder zu ihrem Vater grundsätzlich anders geregelt ist als die ehelicher Kinder, so hat das B.G.B., um nicht jedesmal besonders aussprechen zu müssen, daß eine für eheliche Kinder geltende Vorschrift auf das Verhältniß unehelicher Kinder zu ihrem Vater feine Anwendung finde, ein für allemal den Grundsatz ausgesprochen, daß dieselben mit ihrem Vater nicht als verwandt gelten. Wenn daher z. B. § 1924 B.G.B. bestimmt, daß gesetzliche Erben erster Ordnung die Abkömmlinge des Erblassers sind, so weiß Jedermann, daß, wenn der Erblasser ein Mann ist, bei der Erbfolge uneheliche Kinder nicht in Betracht kommen. Da ein uiceheliches Kind mit seinem Vater nicht als verwandt gilt, so gelten sowohl es als auch seine Verwandten auch nicht mit den Verwandten seines Vaters als verwandt. Hat z. B. ein Mann zwei eheliche Kinder und ein uneheliches Kind, so gilt das letztere auch mit den ehelichen Kindern nicht als verwandt. Die Ausnahme ist auf das Verhältniß zwischen einem unehelichen Kinde und seinem Vater bezw. seinen Ver­ wandten beschränkt; sie gilt daher nicht für das Verhältniß eines unehelichen Kindes zu seiner Mutter und deren Verwandten. Stirbt daher z. B. die Mutter unter Hinterlassung ehelicher und unehelicher Kinder, so wird sie von den letzteren in gleicher Weise wie von den ehelichen Kindern beerbt. Verheirathet sich der Vater eines unehelichen Kindes mit dessen Mutter, so erlangt das Kind mit der Eheschließung die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes (§ 1719 B.G.B.). Mit diesem Zeitpunkte wird daher zwischen Vater und Kind auch Ver-

180

Familienrecht.

wandtschaft im Rechtssinne hergestellt. Das Gleiche gilt im allge­ meinen auch dann, wenn ein uneheliches 5kind durch Verfügung der Staatsgewalt für ehelich erklärt wird (§§ 1723, 1736 B.G.B.). Durch die Annahme an jkindesstatt erlangt zwar der Angenommene ebenfalls die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes des An­ nehmenden (§§ 1741, 1757 B.G.B.). Ein Verwandtschaftsver­ hältniß wird aber dadurch nur dann begründet, wenn der Ange­ nommene ein uneheliches Kind des Annehmenden ist. Endlich ist noch zu bemerken, daß Kinder aus nichtigen Ehen, soferne entweder die Nichtigkeit auf einem Formmangel beruht und die Ehe nicht in das Heirathsregister eingetragen ist, oder soferne beide Ehegatten die Nichtigkeit der Ehe bei der Eheschließung gekannt haben, unehelich sind, jedoch als ehelich gelten, soferne diese Voraussetzungen nicht zutreffen (§ 1699 B.G.B.). Je nachdem gelten sie daher mit ihrem Vater als nicht verwandt oder als verwandt. in^bt-r^inie Unter den Verwandten unterscheidet man Verwandte in ui» in ter gerader Linie und Verwandte in der Seitenlinie. Personen, deren Sritrnlmie. Eine von der anderen abstammt, sind in gerader Linie verwandt. Personen, die nicht in gerader Linie verwandt sind, aber von der­ selben dritten Person abstammen, sind in der Seitenlinie verwandt (§ 1589 Abs. 1 B.G.B.). Nebenstehender Stammbaum soll zur Veranschaulichung der Verwandt­ schaftsverhältnisse dienen: A, B, D und E, ferner A, C, F, G und H, endlich A, C, J und K sind je unter sich in gerader Linie ver­ wandt. Hieher sind daher Enkel, Kinder, Eltern, Großeltern u. s. w. zu rechnen. In der Seitenlinie verwandt sind B, D oder E mit C, F, G, H, J, K, ferner F, G, H mit B, D, E, J, K, endlich J oder K mit B, D, E, F, G, H. Seitenverwandte sind daher Geschwister, Geschwisterkinder, Onkel oder Tante und Neffe oder Nichte u. s. w. «»'«Wderatec Linie

«rabe.

Unter den Verwandten in gerader Linie unterscheidet man wieder Verwandte in auf- und absteigender Linie. Zu den ersteren gehören Eltern, Großeltern, Urgroßeltern u. s. w.; zu den letzteren Kinder, Enkel, Urenkel u. s. w. Die Verwandten ab­ steigender Linie ohne Rücksicht auf die Gradesnähe bezeichnet das B.G.B. als „Abkömmlinge".

Von großer Wichtigkeit ist, insbesondere für das Erbrecht, die Unterhaltspflicht u. s. w. die Gradnähe. Der Grad der Verwandtschaft bestimmt sich nach der Zahl der sie ver­ mittelnden Geburten (§ 1589 Abs. 1 B.G.B.).

Begriff der Verwandtschaft und der Schwägerschaft.

181

Im ersten Grade verwandt sind: Eltern und Kinder, also z. B. A und B oder C, B und D, D und E u. f. w. Dem zweiten Grade gehören an: a) Großeltern und Enkel, z. B. A und D oder F oder J: ferner B und E, C und G oder K; b) Geschwister, z. B. B und C, F und J. Im dritten Grade verwandt sind: a) Urgroßeltern und Urenkel, z. B. A und E, G oder K; C und H; b) Onkel oder Tante einerseits und Neffe oder Nichte anderer­ seits, z. B. C und D, B und F oder J; G und J, F und K. Verwandte vierten Grades sind: a) Ururgroßeltern und Ururenkel, z. B. A und H; b) Großonkel oder Großtante einerseits und Großneffe oder -nichte andererseits, z. B. E und C; G oder K und B; H unb J; c) Geschwisterkinder, z. B. D, F und J, oder G und K. In gleicher Weise werden auch der fünfte, sechste oder noch entferntere Grade der Verwandtschaft bestimmt. n. Die Verwandten eines Ehegatten sind mit dem anderen Ehegatten verschwägert. Die Linie und der Grad der Schwägerschast bestimmt sich nach der Linie und dem Grade der sie vermittelnden Verwandtschaft (§ 1590 Abs. 1 B.G.B.). Wäre, um an obige Beispiele anzuknüpfen, C mit M verheirathet und J und K aus einer früheren Ehe des C hervor­ gegangen, so wäre M mit A und J in gerader Linie und zwar im ersten Grade, mit K im zweiten Grade, mit B auch im zweiten Grade, mit diesem aber in der Seitenlinie verschwägert. Die Schwägerschast ist aber immer auf die Verwandten des einen Ehegatten mit dem anderen Ehegatten beschränkt. Dagegen sind die Verwandten des einen Ehegatten mit den Ver­ wandten des anderen Ehegatten, z. B. die Schwester des Mannes mit dem Bruder der Frau, nicht verschwägert. Die Schwägerschaft dauert auch dann noch fort, wenn die Ehe, durch die sie begründet wurde, z. B. durch Tod, Scheidung u. s. w., aufgelöst ist (§ 1590 Abs. 2 B.G.B.). Bon einer Fortdauer kann keine Rede sein, wenn die Ehe für nichtig erklärt wird, da solchenfalls die Ehe als nicht geschlossen anzusehen ist und in Folge dessen auch nicht die Begründung eines Schwägerschaftsverhältnisses nach sich ziehen kann. Die Schwägerschast dauert zwar nach Auflösung der Ehe fort, dagegen vermag eine aufgelöste Ehe ein neues Schwägerschafts­ verhältniß nicht mehr zu begründen. Wird daher z. B. eine Ehe geschieden, so wird der geschiedene Ehegatte mit den Kindern, die der andere Ehegatte oder seine Geschwister nach der Ehescheidung bekommen, nicht verschwägert.

182

Familicnrecht. — Eheliche Abstammung.

2. Kapitel.

ßyeNche Abstammung. § 311. 1. Moraussehuuge« der AßeKchKeit eines Aindes. Das B.G.B. unterscheidet im Gegensatz zu den unehelichen Kindern a) eheliche Kinder. b) solche Kinder, welche die rechtliche Stellung von ehelichen Kindern haben, oder welche als ehelich gelten. In diesem Kapitel wird nur die Frage behandelt, wann ein Kind ehelich ist. Voraussetzung für die Ehelichkeit eines Kindes ist: 1. daß dasselbe nach der Eingehung der Ehe ge­ boren wird, ferner 2. daß es die Frau vor oder während der Ehe empfangen hat, und endlich 3. daß der Mann innerhalb der Empfängnißzeit der Frau beigewohnt hat (§ 1591 Abs. 1 B.G.B.). Geburt des Kindes 1 Erste Voraussetzung ist, daß das Kind nach der Ein­ nach Eingehung der Ebe. ।gehung der Ehe geboren wird. Mrd das Kind vorher geboren, so ist es zunächst unehelich. Es kann aber dadurch, daß der Vater des Kindes dessen Mutter heirathet, die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes erlangen. Dagegen genügt es, daß das Kind nach der Eingehung der Ehe geboren wird. Es ist nicht erforderlich, daß es während der Ehe geboren werde. Mrd daher ein Kind nach Auflösung der Ehe geboren, so ist es gleichwohl ehelich, wenn die übrigen Voraussetzungen vorliegen. Empfüngnitz vor Eine weitere Voraussetzung ist, daß die Frau das Kind oder während der Ehe. vor oder während der Ehe empfangen hat. Das Kind ist daher auch dann ehelich, wenn es nachweisbar vor der Ehe empfangen wurde, wenn z. B. die Frau im ersten Monat nach der Eheschließung gebiert. Dagegen ist es unehelich, wenn die Empfängnißzeit erst in die Zeit nach der Auflösung der Ehe fällt. Ohne Belang ist, ob die Auflösung der Ehe durch Scheidung oder durch den Tod eines Ehegatten herbeigeführt wurde. Dem Tode eines Ehegatten muß die Todeserklärung gleichgestellt werden, wenngleich in diesem Falle nach ausdrücklicher Bestimmung die frühere Ehe erst mit der Schließung einer neuen Ehe außgelöst wird. Ist auf Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft er­ kannt, so treten die mit Scheidung verbundenen Wirkungen ein. Ein während der Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft empfangenes Kind ist daher unehelich. Anders liegt der Fall natürlich tann, wenn die Ehegatten die eheliche Gemeinschaft wieder hergestellt haben, da dann die mit der Aufhebung verlmndenen Wirkungen wieder Wegfällen (§ 1587 B.G.B.).

Voroussetzungcn der Ehelichkeit eines Kindes.

183

Die letzte Poraussetzung ist, das; der Mann der FranA^°h«ung^er innerhalb der Empfängniftzeit beigcwohnt hat. derEmvsSngmsAlS Empscingnißzcit gilt die Zeit von dem einhundertcinundachtzigstcn bis zu dem drcihundcrtnndzwcitcn Tage vor dcni Tage der Geburt des Kindes, mit Einschluß sowohl des einhundertcinnndachtzigsten als des dreihundertundzwciten Tages (§ 1592 Abs. 1 B.G.B.). Daher müssen zwischen dem Tage der Geburt und dem des Beischlafs mindestens 180 bezw. höchstens 302 ganze Tage liegen. Ist z. B. ein Kind am 12. November geboren worden, so ist dasselbe ehelich, wenn der Mann der Frau in der Zeit von» 15. Januar bis zum 16. Mai beigewohnt hat. Steht fest, das; das Kind innerhalb eines Zeitraumes empfangen worden ist, der weiter als dreihundertundzwei Tage vor dem Tage der Geburt zurückliegt, so gilt zu Gunsten der Ehelichkeit dieser Zeitraum als Empfängnißzeit (§ 1592 Abs. 2 B.G.B.). Stellen daher die Aerzte fest, daß ein Kind zwischen dem 310. und 320. Tage empfangen ist, so gilt als Empfängnißzeit die Zeit vom 182. bis zum 320. Tage vor dem Tage der Geburt. Diesem Fall steht selbstverständlich der Fall gleich, in welchem festgestellt werden kann, daß ein Kind zwischen dem 290. Tage, also noch innerhalb der gewöhnlichen Empfängnißzeit, und dem 310. Tage empfangen worden sei. Bon der gewöhnlichen Empfängnißzeit besteht daher nur dann eine Ausnahme, wenn feststeht, daß das Kind innerhalb eines Zeitraumes empfangen ist, der weiter als 302 Tage vor dem Tage der Geburt zurückliegt. Steht dagegen fest, daß das Kind innerhalb eines Zeitraumes empfangen worden ist, der weniger als 180 Tage vor dem Tage der Geburt zurückliegt, also z. B. zwischen dem 175. und 180. Tage, so greift die Aus­ nahme nicht Platz; das Kind gilt daher als unehelich. Verheirathet sich eine Frau zum zweiten Male und gebiert sie vor Ablauf von 302 Tagen nach Auflösung ihrerun« einer s«u. ersten Ehe ein Kind, so entstünde ein Zweifel darüber, ob das Kind als ersteheliches oder als zweiteheliches zu gelten habe. Zur Abschneidung dieses Zweifels bestimmt das B.G.B., daß das Kind, wenn es innerhalb 270 Tagen nach Auflösung der Ehe geboren wird, als Kind des ersten Mannes, wenn es aber später geboren wird, als Kind des zweiten Mannes gilt (§ 1600 B.G.B.). Das B.G.B. erklärt ein Kind schon dann als ehelich, wenn der Mann der Frau innerhalb der vor oder während der Ehe liegenden Empfängnißzeit beigewohnt hat. Der Mann kann sich daher nicht darauf berufen, daß die Frau die Ehe gebrochen habe oder daß andere Umstände dafür sprächen, daß das Kind nicht von ihm erzeugt sei. Es genügt die bloße Thatsache der Beiwohnung innerhalb der Empfängnißzeit. Die Ehelichkeit eines Kindes ist nur dann ausge- mw&wt wt

schlossen, wenn es den Umständen nach „offenbar" un-^^«b«ch

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Familienrecht. — Eheliche Abstammung.

möglich ist, das; die Frau das Kind von dem Manne empfangen hat (§ 1591 Abs. 1 B.G.B.). So ist cs z. B. den Umständen nach offenbar unmöglich, daß die Frau das Kind von dem Manne empfangen hat, wenn innerhalb der Empfängnißzeit ein Beischlaf zwischen den Ehegatten nicht stattgefunden hat, ferner wenn zwar innerhalb der Empfängnißzeit ein Beischlaf stattgefunden hat, wenn aber damals die Frau bereits schwanger war oder wenn das Kind einer ganz anderen Rasse angehört, wenn also z. B. das Kind ein Mulatte ist, während beide Ehegatten der weißen Rasse angehören u. dergl. Tritt der Mann am 1. Februar eine Reise an und gebiert die Frau innerhalb der nächsten zwei Monate ein Kind und innerhalb weiterer acht Monate, aber noch vor Ablauf von 302 Tagen vor dem letzten Beischlaf mit dem Manne ein weiteres Kind, so liegt es auf der Hand, daß, wenn der Mann erst am 20. Dezember von der Reise zurückkehrt, das zweite Kind nicht von dem Manne erzeugt sein kann. Aehnlich liegt der Fall dann, wenn eine Frau, die zwei Tage nach der Auflösung ihrer Ehe ein Kind gebiert, sich wieder verheirathet und nach Eingehung der zweiten Ehe, aber noch vor Ablauf von 270 Tagen seit der Auflösung der ersten Ehe ein weiteres Kind gebiert. Rach dem oben Erörterten würde dieses Kind als Kind des ersten Ehemannes gelten. Da es aber den Umständen nach offenbar unmöglich ist, daß das Kind von dem ersten Ehemanne erzeugt ist, so gilt es als Kind des zweiten Mannes. Beiwohnung m Fällt die Empfängnißzeit in die Zeit vor oder während der Ehem-nnez. Ehe, so bedarf es nicht erst noch eines Nachweises, daß zwischen dem Manne und der Frau während der Empfängnißzeit der Bei­ schlaf vollzogen wurde, vielmehr stellt das B.G.B. für diesen Fall die Vermuthung auf, daß der Mann innerhalb der Em­ pfängnißzeit der Frau beigewohnt habe (§ 1591 Abs. 2 B.G.B.). Gebiert daher eine Frau während der Ehe ein Kind, so wird dasselbe ohne weiteres als ehelich betrachtet. Das Gleiche gilt dann, wenn die Frau nach Auflösung der Ehe ein Kind ge­ biert, falls die Empfängnißzeit noch in die Zeit des Bestehens der Ehe zurückreicht. Wer daher die Ehelichkeit eines vor oder während der Ehe empfangenen, nach Eingehung der Ehe geborenen Kindes bestteitet, muß den Beweis führen, daß die Ehegatten innerhalb der Empfängnißzeit den Beischlaf nicht miteinander vollzogen haben. Denn zunächst ist das Kind ehelich. Die Vermuthung, daß der Mann innerhalb der Empfängniß­ zeit der Frau beigewohnt habe, gilt aber unbedingt nur für den Fall, daß die Empfängnißzeit in die Zeit während der Ehe fällt. Soweit jedoch die Empfängnißzeit in die Zeit vor der Ehe fällt, gilt sie nur, wenn der Mann gestorben ist, ohne die Ehelichkeit des Kindes angefochten zu haben. Umfaßt z. B. die Empfängnißzeit die Zeit vom 16. Januar bis 17. Mai 1901 und wurde die Ehe am 15. Mai 1901 geschlossen, so besteht dem

Geltendmachung der Unehelichkeit eines an sich ehelichen Kindes. 185 Manne gegenüber, der die Ehelichkeit des von der Frau am 13. November 1901 geborenen Kindes anficht, die Vermuthung in voller Kraft. Er mutz daher deren Richtigkeit widerlegen und beweisen, datz er der Frau in der Zeit vom 16. Januar bis 17. Mai nicht beigewohnt hat. Gelingt ihm dieser Nachweis nicht, so ist das Kind ehelich. Ist der Mann gestorben, ohne die Ehelichkeit des Kindes angefochten zil haben, so hat ein Dritter, der dessen Ehe­ lichkeit anstreitet, ebenfalls die Vermuthung zu entkräften. Hat dagegen der Mann vor seinem Tode die Ehelichkeit des Kindes angefochten, so gilt die Vermuthung nur für die Zeit von dem Tage der Eheschlietzung an, also vom 15. bis zum 17. Mai. Wer daher die Ehelichkeit des Kindes bestreitet, muß zunächst nach­ weisen, daß der Mann der Frau während dieser Zeit nicht bei­ gewohnt hat. Erst dann, wenn dieser Nachweis gelingt, muß der Gegner nachweisen, daß der Mann der Frau in der Zeit vom 16. Januar bis 14. Mai beigewohnt hat. Gelingt auch dieser Nachweis, so kann die Ehelichkeit des Kindes nicht dadurch wieder in Frage gestellt werden, daß ein geschlechtlicher Umgang der Frau auch mit anderen Männern während der Empfängnißzeit nach­ gewiesen wird. Nur der Nachweis offenbarer Unmöglichkeit der Empfängniß von dem Manne würde die Ehelichkeit ausschließen. Um die Vermuthung, daß der Mann der Frau während der Empfängnißzeit beigewohnt habe, zu beseitigen, wird erfordert, daß dtzr mit Tod abgegangene Mann die Ehelichkeit des Kindes nach den im folgenden Paragraphen zu erörternden Vorschriften an­ gefochten hat; die bloße Bestreitung der Ehelichkeit würde hiezu nicht genügen.

§ 312. 2.

Hettendmachrmg der Ilneßekichkeit eines an sich ehelichen Kindes.

Die Geltendmachung der Unehelichkeit eines Kindes, das entweder vor der Ehe oder später als 302 Tage nach der Auf­ lösung der Ehe geboren wurde, ist ohne weiteres zulässig. Da­ gegen kann die Unehelichkeit eines Kindes, das während der Ehe oder innerhalb 302 Tagen nach der Auflösung der Ehe geboren wurde, nur unter gewissen Voraussetzungen geltend gemacht werden. Solange die Ehelichkeit eines solchen Kindes nicht angefochten ist, ist die Geltendmachung der Unehelichkeit des Kindes überhaupt ausgeschlossen: nach erfolgter Anfechtung ist sie dagegen unbeschränkt zulässig. Bei Lebzeiten des Mannes ist außer ihm keine andere «nfWung 6ct Person zur Anfechtung berechtigt. Weder dem Kinde, noch der e^mannrT

Frau, noch sonst einem Dritten steht ein Anfechtungsrecht zu. Nur für den geschäftsunfähigen Mann kann sein gesetzlicher Vertreter mit Genehmigung des Vorinundschaftsgerichts die Ehelich-

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Familienrecht. — Eheliche Abstammung.

feit anfrdjtcn. Im Ucbrigcn kann die dlnfcchtnng der Ehelichkeit dnrch einen Vertreter nicht erfolgen, und zwar auch dann nicht, wenn der Mann in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist. In einem solchen Fall mutz der Mann die Anfechtring selbst vor­ nehmen; der Zustimmung des gesetzlichen Vertreters bedarf er nicht (§ 1595 B.G.B.). Macht der Mann von dem Anfechtungs­ rechte keinen Gebrauch, so ist ein Dritter weder zur Anfechtung noch zur anderweitigen Geltendmachung der Unehelichkeit des Kindes befugt (§ 1593 B.G.B.). Ist der Mann gestorben, so ist jeder Dritte bebS^rmann* rc(^t’9t> die Unehelichkeit des Kindes geltend zu machen, soferne nicht der Mann bei seinem Tode das Anfechtungs­ recht bereits verloren hatte (§ 1593 B.G.B.). Einer be­ sonderen Anfechtung bedarf es hier nicht. Es gelten daher auch nicht die besonderen Vorschriften, die für die Anfechtung bestehen, z. B., datz dieselbe nicht durch einen Vertreter erfolgen kann. Jeder, der ein rechtliches Interesse an der Unehelichkeit hat, kann eine Feststellungsklage erheben. Es ist aber auch denkbar, daß über die Frage der Ehelichkeit oder Unehelichkeit in einem anderen Prozesse mitzuentscheiden ist. Wird z. B. nach dem Tode des Mannes das Erbrecht des Kindes von seinen Geschwistern aus dem Grunde bestritten, weil das Kind unehelich sei, so dreht sich der Rechtsstreit zunächst um das Erbrecht; aber dieses hängt wieder von der Ehelichkeit des Kindes ab. Daher mutz der Richter, um über das Erbrecht entscheiden zu können, auch die Frage der Ehelichkeit prüfen. Hatte freilich der Vater bei seinem Tode das Anfechtungsrecht bereits verloren, so muß der Richter ohne weiteres Eingehen auf die Bestreitung, selbst wenn für deren Richtigkeit Beweis angeboten wird oder wenn die Behauptungen der Geschwister zugegeben werden, die Ehelichkeit für feststehend erachten. Während aber das Kind selbst seine Ehelichkeit nicht „anfechten" kann, kann es, wenn sein angeblicher Vater gestorben ist, ohne das Anfecht­ ungsrecht verloren zu haben, seine Unehelichkeit geltend machen. Die Ansechtungsbefugniß des Mannes geht verloren: ->) Durch sei*-a) wenn er von ihr nicht innerhalb eines Jahres -bi-us von dem Zeitpunkte an gerechnet Gebrauch macht, in welchem er die Geburt des Kindes erfährt (§ 1594 B.G.B.). Erfährt z. B. der Mann am 1. Februar 1902, daß seine Frau am 25. Januar 1902 ein Kind geboren habe, so kann er die Ehelichkeit des Kindes nicht mehr anfechten, wenn am 25. März 1903 Thatsachen zu seiner Kenntniß kommen, nach welchen es offenbar unmöglich ist, daß die Frau das Kind von ihm empfangen habe. Der Lauf der Frist ist gehemmt, solange der Mann durch Still­ stand der Rechtspflege oder in anderer Weise durch höhere Gewalt innerhalb der letzten sechs Monate der Jahresfrist an der Rechtsverfolgnng gehindert ist (§ 203 B.G.B.). Ist der Mann geschästsnnfähig und ohne gesetzlichen Vertreter, so wird der Ablauf der

Geltendmachung der Unehelichkeit eines an sich ehelichen Kindes. 187

Frist nicht vor dem Abläufe von sechs Monaten von dem Zeit­ punkte an vollendet, in welchen! er unbeschränkt geschäftsfähig wird oder der Mangel der Vertretung aufhört (§ 206 B.G.B.). Hatte der geschäftsunfähige Mann zwar einen gesetzlichen Vertreter, hat aber dieser die Ehelichkeit nicht rechtzeitig angefochten, so kann nach dem Wegfall der Geschäftsunfähigkeit der Mann selbst trotz des Ablaufs der Frist die Ehelichkeit in gleicher Weise anfechten, wie wenn er ohne gesetzlichen Vertreter gewesen wäre (§ 1595 Abs. 2 B.G.B.). Ist der Mann in der Geschäftsfähigkeit bloß beschränkt, so bedarf er zur Anfechtung der Zustimmung seines gesetzlichen Vertreters nicht (§ 1595 Abs. 1 B.G.B.).

b) wenn der Mann das Kind nach der Geburt alsb) das seinige anerkennt (§ 1598 B.G.B.). Eine vor der Geburt erfolgte Anerkennung ist rechtlich bedeutungslos. Der Mann verliert daher die Anfechtungsbefugniß nicht, wenn er eine schwangere Frau heirathet, ohne bei der Eheschließung gegen die Ehelichkeit des Kindes sich zu verwahren. Immer wird aber eine vorbehaltlose Erklärung des Inhalts erfordert, daß der Mann das Kind als das seinige anerkenne. Unter einer Bedingung oder einer Befristung kann die Anerkennung nicht erfolgen. Ebensowenig ist die Anerkennung durch einen Vertreter zulässig. Ist der Mann in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so bedarf er nicht der Zu­ stimmung seines gesetzlichen Vertreters; ist er dagegen geschäfts­ unfähig, so ist eine Anerkennung unmöglich. Einer bestimmten Form bedarf die Anerkennung nicht; sie kann daher sowohl aus­ drücklich als auch stillschweigend erfolgen. Unter Umständen kann daher in der Anzeige der Geburt bei dem Standesamte durch den Ehemann eine Anerkennung erblickt werden. Auch in einer Ver­ fügung von Todeswegen kann die Anerkennung erfolgen (§ 1598 Abs. 3 B.G.B.). Wie jede andere Willenserklärung, kann auch die Auer- ^Aricnnung'^ kennung wegen Irrthums, Betrugs oder Drohung anfechtbar fein. Die Anfechtung der Anerkennung erfolgt aber nicht nach den gewöhnlichen Vorschriften über die Anfechtung einer Willens­ erklärung allein, sondern es sind außerdem noch gewisse Vor­ schriften über die Anfechtung der Ehelichkeit für entsprechend anwendbar erklärt. So kann die Anfechtung der Anerkennung nicht durch einen Vertreter erfolgen. Ist der Mann in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so bedarf er nicht der Zustimmung seines gesetzlichen Vertreters. Für einen geschäfts­ unfähigen Mann kann sein gesetzlicher Vertreter mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichts die Anerkennung anfechten. Hat der gesetzliche Vertreter nicht rechtzeitig die Anerkennung angefochten, so kann nach dem Wegfalle der Geschäftsunfähigkeit der Mann selbst die Ehelichkeit in gleicher Weise anfechten, wie wenn er ohne gesetzlichen Vertreter gewesen nmre.

188 ®riMhmflib Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft gleich (§ 1586 B.G.B.). «n« »«einen Ist eine Ehe dadurch aufgelöst, daß nach der Todeserklürttng ^ToMern*.

des einen Ehegatten der andere Ehegatte eine neue Ehe eingeht, so gilt in Ansehung der Sorge für die Person eines aus der früheren Ehe hervorgegangenen Kindes das Gleiche, wie wenn die Ehe geschieden ist und beide Ehegatten für schuldig erklärt sind (§ 1637 B.G.B.). Selbstverständlich treten aber diese Wirkungen Müller u. Meitel, Bürger!. Recht. II

210

UebergangS' bestimmungen

Kamilienrecht. — Rechtliche Stellung der ehelichen Kinder.

nur dann ein, wenn sich herausstellt, daß der für todt erklärte Ehegatte noch lebt. Ist auf Grund der bisherigen Gesetze eine Ehe geschieden oder in Folge der Todeserklärung eines der Ehegatten aufgelöst oder ist auf Trennung von Tisch und Bett erkannt worden, so bestimmen sich das Recht und die Pflicht der Eltern, für die Person der gemeinschaftlichen Kinder zu sorgen, nach den bisherigen Ge­ setzen. In gewissen Beziehungen finden aber die Vorschriften des B.G.B. Anwendung: Auch hier kann nämlich das Vormundschafts­ gericht eine von den gesetzlichen Bestimmungen abweichende An­ ordnung treffen, wenn eine solche im Interesse des Kindes geboten ist und auch die Anordnung wieder auf beben, wenn sie nicht mehr geboten ist. Auch hier steht dem Vater in allen Fällen die gesetz­ liche Vertretung des Kindes zu. Endlich behält auch hier der Ehegatte, dem die Sorge für die Person des Kindes nicht zusteht, die Befugniß, mit dem Kinde persönlich zu verkehren, und das Vormundschaftsgericht kann den Verkehr näher regeln (Art. 206 E.G. zum B.G.B.). § 319.

3. JHe Sorge für das Vermögen des Kindes. VermögensVerwaltung.

Ausschluß der Vermögensver­ waltung.

Die elterliche Gewalt umfaßt ferner das Recht und die Pflicht, für das Vermögen des Kindes zu sorgen — Vermögensverwaltung (§ 1627 B.G.B.). An sich erstreckt sich dieselbe ans das ganze Vermögen des Kindes, gleichviel welcher Art dasselbe ist oder auf welche Weise das Kind das Vermögen erworben hat. Die Vermögensverwaltung sann aber hinsichtlich einzelner Vermögensstücke ausgeschlossen oder beschränkt sein. Das Recht und die Pflicht, für das Vermögen des Kindes zu sorgen, erstreckt sich nicht: a) auf das Vermögen, welches das Kind von Todeswegeu erwirbt oder welches ihm unter Lebenden von einem Dritten un­ entgeltlich zugewendet wird, wenn der Erblasser durch letztwillige Verfügung, der Dritte bei der Zuwendung bestimmt hat, daß der Erwerb der Verwaltung des Vaters entzogen sein soll (§ 1638 Abs. 1 B.G.B.). Derartige Bestimmungen kann z. B. auch die Mutter des Kindes treffen. Zu beachten ist aber, daß der Erwerb nur dann der Verwaltung des Vaters entzogen ist, wenn der Erb­ lasser durch letztwillige Verfügung, der Dritte bei der Zuwendung eine diesbezügliche Bestimmung getroffen hat. b) was ferner das Kind auf Grund eines zu einem solchen Vermögen gehörenden Rechtes oder als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung eines zu dem Vermögen gehörenden Gegenstandes ober durch ein Rechtsgeschäft erwirbt, das sich auf dieses Vermögen bezieht, ist gleichfalls der Verwaltung des Vaters

Sorge für das Vermögen des Kindes.

211

entzogen (§ 1638 Abs. 2 B.G.B.s. Hieher gehören z. B. die Früchte, welche das Kind aus Grund eines ihm unter Ausschluß der väterlichen Verwaltung unentgeltlich bestellten Nießbrauchs bezieht. Unterliegt ein dem Kinde gehörendes Haus nicht der Ver­ waltung des Vaters, so erstreckt sich dieselbe auch nicht auf den Kauf­ preis, welcher bei dem Verkaufe dieses Hauses erzielt wird u. dergl. Ist auch an diesen Vermögensgegenständen die Verwaltung des Vaters ausgeschlossen, so darf doch daraus nicht gefolgert werden, daß dieselben dann der Verwaltung des Kindes unter­ stehen. Soweit freilich das B.G.B. ein minderjähriges Kind als unbeschränkt geschäftsfähig anerkennt, wie dies z. B. hinsichtlich derjenigen Gegenstände, die einem Minderjährigen von seinem ge­ setzlichen Vertreter zur freien Verfügung überlassen werden oder hinsichtlich eines Erwerbsgeschästes der Fall ist, zu dessen Betrieb der Minderjährige von seinem gesetzlichen Vertreter mit Zustimmung des Bormundschaftsgerichts ermächtigt ist, soweit kann auch der Minderjährige sein Vermögen selbständig verwalten und über das­ selbe selbständig verfügen. Abgesehen von diesen Ausnahmefällen muß aber für die Verwaltung solchen Vermögens von dem Vor­ mundschaftsgericht ein Pfleger aufgestellt werden. Abgesehen von den Fällen, in welchen dem Vater die elter­ liche Gewalt überhaicht nicht zusteht, giebt es weitere Ausnahmen als die genannten nicht. Insbesondere untersteht daher der Ver­ waltung des Vaters auch dasjenige Vermögen, das ein minder­ jähriges Kind durch eigene Thätigkeit, z. B. als Fabrikarbeiter erwirbt. Beschränkt ist die Vermögensverwaltung des Vaters hinsichtlich desjenigen Vermögens, welches das Kind von Todeswegen erwirbt, oder welches ihm unter Lebenden von einem Dritten unentgeltlich zugewendet wird, soferne der Erblasser durch letzt­ willige Verfügung, der Dritte bei der Zuwendung hinsichtlich der Verwaltung dieses Vermögens bestimmte Anordnungen getroffen hat tö 1639 Abs. 1 B.G.B.). Der Zuwendende hat es daher in der Hand, die Zuwendung dem Kinde dadurch zu sichern, daß er die Verwaltung des Vaters entweder überhaupt ausschließt, oder daß er bestimmte Berwaltungsvorschriften z. B. für die Anlage oder Verwendung des Vermögens aufstellt. Im letztere» Falle hat dann der Vater das Vermögen nach den getroffenen Anord­ nungen zu verwalten. Kommt der Vater denselben nicht nach, so hat das Vormundschaftsgericht die zu ihrer Durchführung erforder­ lichen Maßregeln zu treffen. Es kaun z. B. periodische Rechnungstellung verlangen, unter Umstünden Hinterlegung des Vermögens anordnen u. dergl. Würde jedoch die Befolgung der Anordnungen das Interesse des Kindes gefährden, so darf der Vater, aber nur mit Genehmig­ ung des Vormundschaftsgerichts von denselben abweichen. Zu einer Abweichung von den Anordnungen, die ein Dritter bei einer

w»nun,.

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Familienrecht. — Rechtliche Stellung der ehelichen Kinder.

Zuwendung unter Lebenden getroffen hat, ist, so lange er lebt, seine Zustimmung erforderlich und genügend. Ist der Dritte zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande, z. B. weil er in Geisteskrankheit verfallen ist, oder ist sein Aufenthalt dauernd unbekannt, so kann seine Zustimmung durch das Vormundschafts­ gericht ersetzt werden (§§ 1639 Abs. 2, 1803 Abs. 2 und 3 B.G.B.). Abgesehen von diesen besonderen, von Dritten getroffenen Beschränkungen, ist der Vater berechtigt, das Vermögen des Kindes nach seinem freien Ermessen zu verwalten. Hiebei hat der Vater nur für diejenige Sorgfalt einzustehen, die er in eigenen Angelegenheiten anzuwenden pflegt (§ 1664 B.G.B.). Jedoch sind auch hier im Interesse des Kindes dem Vater vom Gesetze selbst nach gewissen Richtungen Schranken gesetzt: Schrnk-mgi««' 1. Der Vater kann nicht in Vertretung des Kindes aus dessen Vermögen Schenkungen machen (§ 1641 B.G.B.). Bon diesem Verbote wird auch der Fall getroffen, daß das Kind mit Zustimmung des Vaters Geschenke macht. Ausgenommen von dem Verbote sind solche Schenkungen, durch die einer sittlichen Pflicht oder einer auf den Anstand zu nehmenden Rücksicht entsprochen wird, wie z. B. wenn ein minderjähriges Mädchen ihrer Freundin ein Hochzeitsgeschenk giebt, oder wenn der Vater dem Hauslehrer seinesSohnes anläßlich eines bestandenen Examens ein Geschenk macht. ^eetarnt*””1 2. Ferner hat der Vater das seiner Verwaltung unterliegende Geld des Kindes nach den für die Anlegung von Mündelgeld geltenden Vorschriften verzinslich anzulegen, soweit es nicht zur Bestreitung von Ausgaben für das Kind bereit zu halten ist (§ 1642 B.G.B.). Das Vormundschaftsgericht kann jedoch aus besonderen Gründen dem Vater eine andere Anlegung gestatten. Eine solche Ausnahme ist aber immer nur zulässig, wenn sie durch besondere Gründe gerechtfertigt ist. Mit Genehmigung des Vormundschafts­ gerichts ist der Vater auch berechtigt, das Geld für sich selbst zu verbrauchen; selbstverständlich wird er jedoch hiedurch dem Kinde zum Ersätze verpflichtet (§ 1653 B.G.B.). Ont%iiflungieb®e' 3. In gewissen Fällen bedarf der Vater zur Vor«»rm-ndsch-st,. nähme eines Rechtsgeschäftes der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts: a) zur Verfügung über ein Grundstück oder über ein Recht an einem Grundstücke (§ 1643 Abs. 1 Ziff. 1 B.G.B.), so z. B. zur Auflassung eines dem Kinde gehörenden Grundstücks, zur Be­ stellung einer Grunddienstbarkeit an einem solchen Grundstücke, sowie zum Verzichte auf eine Grunddienstbarkeit u. s. w. b) zur Verfügung über eine Forderung, die auf Uebertragung des Eigenthums an einem Grundstücke oder auf Begründ­ ung oder Uebertragung eines Rechtes an einem Grundstücke oder aus Befteiung eines Grundstücks von einem solchen Rechte gerichtet ist (§ 1643 Abs. 1 Ziff. 2 B.G.B.). So bedarf der Vater der Genehmigung des Bormundschaftsgerichts, wenn er die für das

Kind aus einem Grundstückskaufe begründeten Rechte auf einen Dritten übertragen oder auf sie verzichten will, ferner wenn ein Dritter sich zu Gunsten des Kindes verpflichtet hat, sein Grundstück mit einer Grunddienstbarkeit, einem Nießbrauch oder einer Reallast zu belasten und der Bater aus diese dem Kinde zustehenden Rechte verzichten will. c) zur Eingehung einer Verpflichtung der vorstehend unter a) und b) aufgeführten Verfügungen, so z. B. wenn er ein dem Kinde gehörendes Grundstück verkaufen oder vertauschen oder wenn er sich verpflichten will, eine Grunddienstbarkeit zu bestellen oder zur Löschung zu bringen u. bergt. Zu bemerken ist, daß das B.G.B. zu den Rechten an Grund­ stücken in diesem Sinne Hypotheken, Grundschulden und Rentenschulden nicht rechnet. Zur Verfügung über solche Rechte sowie zur Eingehung einer Verpflichtung zu einer solchen Verfüg­ ung ist daher die Zustimmung des Bormundschaftsgerichts nicht erforderlich (§§ 1643, 1821 Abs. 2 B.G.B.). d) Die Genehmigung ist ferner erforderlich zu einem Rechts­ geschäfte, durch welches das Kind zu einer Verfügung über sein Vermögen im Ganzen oder über eine ihm angefalleue Erbschaft oder über seinen künftigen gesetzlichen Erbtheil oder seinen künftigen Wichttheil verpflichtet wird, sowie zu einer Verfügung über den Antheil des Kindes an einer Erbschaft (§§ 1643, 1822 Ziff. 1 B.G.B.)., so z. B. wenn der Vater Namens des Kindes eine diesem zugefallene Erbschaft verkaufen will. e) zur Ausschlagung einer dem Kinde zugefallenen Erb­ schaft oder eines Vermächtnisses, sowie zum Verzicht auf einen Pflichttheil. Tritt jedoch der Anfall an das Kind erst in Folge der Ausschlagung des Vaters ein, so ist die Genehmigung nur eMrderlich, wenn der Vater neben dem Kinde berufen war (§ 1643 Abs. 2 B.G.B ): außerdem ist die Genehmigung entbehrlich. Stirbt z. B. A ohne Hinterlassung von Nachkommen, so wird er, soferne er nicht über seinen Rücklatz anderweit verfügt hat, zunächst von seinen beiden Eltern gleichheitlich beerbt. Schlägt nun der Vater die ihm zugefallene Erbschaft aus, so treten an seine Stelle seine Kinder, d. h. die Geschwister des Verstorbenen. In diesem Falle ist daher die Genehmigung des Bormundschastsgerichts nicht nothwendig, wenn der Vater auch die nunmehr seinen Kindern zugefallene Erbschaft ausschlagen will. Wäre dagegen bei dem Tode des A dessen Mutter bereits gestorben, so wäre zur einen Hälfte sein Vater, zur anderen Hälfte seine Geschwister als Erben berufen. Wollte hier der Vater, der die ihm zugefallene Erbschaft ausgeschlagen hat, auch die seinen Kindern angefallene Erbschaft ausschlagen, so wäre hiezu die Genehmigung des Vormundschafts­ gerichts erforderlich. f) zu einem Vertrage, der auf den entgeltlichen Erwerb oder die Veräußerung eines Erwerbsgeschäftes gerichtet ist, sowie

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Familienrecht. — Rechtliche Ltcllung der ehelichen Kinder.

zltm Abschlusse eines Gesellschuftsvcrtrugs, der zum Betrieb eines Erwerbsgeschäftes eingegangen wird, z. B. zur Eingehung einer offenen Handelsgesellschaft (§§ 1643, 1822 Ziff. 3 B.G.B.). g) zu einem Mieth- oder Pachtverträge odereinem anderen Vertrage, durch den das Kind zu wiederkehrenden Leistungen ver­ pflichtet wird, wenn das Vertragsverhältnisi länger als ein Jahr nach der Vollendung des einundzwanzigsten Lebensjahres des Kindes fortdauern soll (§ 1822 Ziff. 5 B.G.B.). Soll dagegen das Bertragsverhältnitz spätestens ein Jahr nach der Vollendung des ein­ undzwanzigsten Lebensjahres des Kindes endigen, so ist die Ge­ nehmigung des Vormundschaftsgerichts zum Abschlusse eines solchen Vertrags entbehrlich. h) zur Aufnahme von Geld auf den Kredit des Kindes (§§ 1643, 1822 Ziff. 8 B.G.B.), z. B. zur Aufnahme eines Darlehens auf den Namen des Kindes. i) zur Ausstellung einer Schuldverschreibung auf den Inhaber oder zur Eingehung einer Verbindlichkeit aus einem Wechsel oder aus einem anderen Papier, das durch In­ dossament übertragen werden kann (§§1643,1822 Ziff. 9 B.G.B.). Was insbesondere Wechsel und andere Orderpapiere anlangt, so bedarf der Pater der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts zwar nicht zum Erwerbe eines solchen Papieres, wohl aöer zur Ausstellung, zur Weiterbegebung mittels Jndossgments und zur Annahme (Acceptation) desselben. k) zur Uebernahme einer fremden Verbindlichkeit, insbesondere zur Schuldübernahme und zur Eingehung einer Bürg­ schaft (§ 1822 Ziff. 10 B.G.B.). 1) zur Ertheilung einer Prokura (§ 1822 Ziff. 11 B.G.B.). Tn«emÄ'®” Das Vormundschaftsgericht kann auch dem Vater zu den mschtiaung ' unter h) bis k) aufgeführten Rechtsgeschäften eine allgemeine Ermächtigung ertheilen. Dieselbe soll aber nur dann ertheilt werden, wenn sie zum Zweck der Vermögensverwaltung, insbesondere zum Betriebe eines Erwerbsgeschäftes, erforderlich ist (§ 1825 B.G.B.). Ist der Vater im Besitze einer solchen allgemeinen Er­ mächtigung, so bedarf er zur Eingehung von solchen Rechtsgeschäften, die unter die Ermächtigung fallen, einer besonderen Genehmigung des Vormundschastsgerichts nicht (§ 1825 B.G.B.). c«hemUtBor Soweit eine Genehmigung des Vormundschastsgerichts ermunbtoaft». forderlich ist, kann dasselbe die Genehmigung nur dem Vater 6r*igun®r gegenüber erklären (§ 1828 B.G.B.). Eine dem Vertragsgegner

erklärte Genehmigung wäre rechtlich ohne Bedeutung. s»rb"rnqr"« »rfen^ci8 b) Wird das geistige oder leibliche Wohl des Kindes äitbe». dadurch gefährdet, daß der Vater das Recht der Sorge für die Person des Kindes mißbraucht, das Kind vernachlässigt oder sich eines ehrlosen oder unsittlichen Verhaltens schuldig macht, so hat das Vormundschaftsgericht die zur Abwendung der Gefahr erforderlichen Maßregeln zu treffen (§ 1666 B.G.B.). Veranlassung zu einem Einschreiten des Vormundschaftsgerichts aus Gründen der Gefährdung der Person des Kindes liegt z. B. dann vor, wenn der Vater das Kind auf Bettel ausschickt, wenn er es zum Diebstahl ober zu anderen verbrecherischen Handlungen anleitet, wenn er seine Tochter verkuppelt oder selbst unsittliche Handlungen an dem Kinde vornimmt, wenn er sich Mißhandlungen des Kindes zu Schulden kommen läßt u. dergl. In solchen Fällen kann das Bormundschaftsgericht insbesondere anordnen, daß das Kind zum Zwecke der Erziehung in einer geeigneten Familie ober in einer Erziehungsanstalt ober in einer Besserungsanstalt untergebracht wirb. Hat bet Vater bas Recht bes Kindes auf Gewährung des Unterhalts verletzt und ist für die Zukunft eine erhebliche Gefährd-

Aufsicht des Vormundschaftsgerichts.

225

ung des Unterhalts zu besorgen, so kann dem Pater auch die Berinögensverwaltung sowie die Nutznießung entzogen werden (§ 1666 Abs. 2 B.G.B.). In diesem stalle muß dann für das Kind ein Vormund aüfgestellt werden. c) Wird das Vermögen des Kindes dadurch ge-^ri«nL»rdun, fährdet, daß der Vater die mit der Vermögensverwaltung oder «md?die mit der Nutznießung verbundenen Pflichten verletzt oder daß er in Vermögensverfall geräth, so hat ebenfalls das Vormundschastsgericht die zur Abwendung der Gefahr erforderlichen Maß­ regeln zu treffen (§ 1667 Abs. i B.G.B.). Das Vormundschaftsgericht kann insbesondere anordnen, daß der Vater ein Berzeichniß des Vermögens einreicht und über die Verwaltung Rechnung legt. Der Vater hat das Verzeichniß mit der Versicherung der Richtigkeit und Vollständigkeit zu versehen. Ist das eingereichte Verzeichniß ungenügend, so kann das Vormund­ schaftsgericht anordnen, daß das Verzeichniß durch eine zuständige Behörde oder durch einen zuständigen Beamten oder Notar aus­ genommen wird. Gehören Werthpapiere, Kostbarkeiten oder Buchforder­ ungen gegen das Reich oder einen Bundesstaat zu dem Vermögen des Kindes, so kann das Bormundschaftsgericht anordnen, daß die Jnhaberpapiere nebst den Erneuerungsscheinen bei einer Hinter­ legungsstelle oder mit Blankoindossament versehene Orderpapiere bei der Reichsbank mit der Bestimmung hinterlegt werden, daß die Herausgabe der Papiere nur mit Genehmigung des Bormundschafts­ gerichts verlangt werden kann. Die Hinterlegung von Inhaberpapieren, die, wie z. B. Fünfzig- oder Hundertmarkbanknoten, zu den verbrauchbaren Sachen gehören, sowie von Zins-, Rentenund Gewinnantheilscheinen ist nicht erforderlich. Der Vater kann auch die Jnhaberpapiere, statt sie zu hinter­ legen, auf den Namen des Kindes mit der Bestimmung umschreiben lassen, daß er über sie nur mit Genehmigung des Vormundschastsgerichts verfügen kann. Sind die Papiere von dem Reiche oder einem Bundesstaat ausgestellt, so kann er sie mit der gleichen Be­ stimmung in Buchforderungen gegen das Reich oder den Bundes­ staat umwandeln lassen. Sind Jnhaberpapiere zu hinterlegen, die in Buchforderungen gegen das Reich oder einen Bundesstaat umgelvandelt werden können, so kann das Vormundschaftsgericht, wenn sie der Vater hinterlegen will, anordnen, daß sie in der bezeich­ neten Weise in Buchforderungen »»»gewandelt werden. Gehören Buchforderunger» gegen das Reich oder einen Bundes­ staat z»» dem Vermögen des Kindes, so hat der Vater auf An­ ordnung des Bormundschastsgerichts in das Schuldbuch den Vermerk eintragen zu lassen, daß er über die Forderungen nur mit Ge­ nehmigung des Vormundschaftsgerichts verfügen kann. Aus besonderen Gründen kann das Vormundschaftsgericht auch anordnen, daß der Vater auch solche Werthpapiere, zu deren Müller u. Melk el, Bürger!. Recht. II.

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226

d) bei Sieber verbeirathung.

Familienrecht. — Rechtliche Stellung der ehelichen Kinder.

Hinterlegung er nach dem Gesagten an sich nicht verpflichtet ist, wie z. B. Zins-, Renten- oder Gewinnantheilscheine, Jnhaberpapiere, die zu den verbrauchbaren Sachen gehören, Hypotheken-, Grundschuld- oder Rentenschuldbriese, sowie Kostbarkeiten des Kindes in der bezeichneten Weise hinterlege. Dagegen kann die Hinter­ legung sonstiger Sachen, wie z. B. von Baargeld, gewöhnlichen Schuldurkunden u. dergl. nicht angeordnet werden. Solange die hinterlegten Werthpapiere oder Kostbarkeiten von der Hinterlegungsstelle nicht zurückgenommen sind, bedarf der Bater zur Verfügung über sie und, wenn Hypotheken-, Grundschuld­ oder Rentenschuldbriefc hinterlegt sind, zur Verfügung über die Hypo­ thekenforderung, die Grundschuld oder die Rentenschuld der Ge­ nehmigung des Vormuudschaftsgerichts. Dieser Genehmigung bedarf er auch für diese Zeit zur Eingehung der Verpflichtung zu einer solchen Verfügung. Solange z. B. ein Hypothekenbrief hinterlegt ist, kann der Vater ohne Genehmigung des Bormundschaftsgerichts nicht nur die Hypothekenforderung nicht rechtswirksam abtreten, sondern er kann ohne diese Genehmigung sich nicht einmal zur Abtretung derselben rechtswirksam verpflichten. Ebenso bedarf er dieser Genehmigung zur Verfügung, sowie zur Eingehung der Verpflichtung zu einer Verfügung über die Forderung, wenn Jnhaberpapiere aus den Namen des Mündels umgeschrieben oder in Buchforderungen umqewandelt oder wenn bei einer Buchforderung der oben bezeichnete Vermerk eingetragen ist. Die Kosten der angeordneten Maßregeln treffen den Vater (§§ 1667 Abs. 2, 3, 1814—1816, 1818—1820 B.G.B.). Reichen diese Maßregeln nicht aus, so kann das Vormund­ schaftsgericht dem Vater Sicherheitsleistung für das seiner Ver­ waltung unterliegende Vermögen auferlegen. Die Art und den Umfang der Sicherheitsleistung bestimmt das Bormundschaftsgericht nach seinem Ermessen (§ 1668 B.G.B.). Erzwingbar ist freilich diese Sicherheitsleistung ebensowenig, wie der Vollzug der anderen geschilderten Maßnahmen. Das Vormundschaftsgericht kann aber seinen Anordnungen wenigstens indirekt dadurch Nachdruck verleihen, daß es in der Lage ist, dem Vater die Vermögensverwaltung zu entziehen, wenn er seinen Anordnungen nicht nachkommt (§ 1670 B.G.B.). Bei der Bestellung und Aufhebung der Sicherheit ist die Mitwirkung des Kindes nicht erforderlich. Dieselbe wird vielmehr durch die Anordnung des Vormundschaftsgerichts ersetzt (§ 1672 Abs. 1 B.G.B.). Die Kosten der Bestellung und Aufhebung der Sicherheit fallen dem Vater zur Last (§ 1672 Abs. 2 B.G.B.). d) Will der Bater eine neue Ehe eingehen, so hat er seine Absicht dem Vormundschaftsgerichte anzuzeigen, auf seine Kosten ein Verzeichnis; des seiner Verwaltung unterliegenden Ver­ mögens einzureichen und, soweit in Ansehung dieses Vermögens

eine Gemeinschaft zwischen ihm und dem Kinde besteht, die Aus­ einandersetzung herbeizuführen. Das Vormundschaftsgericht kann jedoch gestatten, daß die Auseinandersetzung erst nach der Ehe­ schließung erfolgt (§ 1669 B.G.B.). Auch hier stehen dem Vor­ mundschaftsgericht keine direkten Zwangsmittel zu. Bekanntlich darf aber der Vater die Ehe erst dann eingehen, wenn ihm das Vormundschaftsgericht ein Zeugniß darüber ertheilt hat, daß er die genannten Verpflichtungen erfüllt hat oder daß sie ihm nicht obliegen (§ 1314 B.G.B.). Ferner kann es ihm, wenn er diese Verpflichtungen nicht erfüllt, die Vermögensverwaltung entziehen (§ 1670 B.G.B.). Das Vormundschaftsgericht kann die von ihm getroffenen Anordnungen während der Dauer der elterlichen Gewalt jederzeit ändern, insbesondere die Erhöhung, Minderung oder Aushebung der geleisteten Sicherheit anordnen (§ 1671 B.G.B.). Es kann aber auch z. B., wenn es dem Vater die elterliche Gewalt über­ haupt oder die Sorge für die Person oder für das Vermögen des Kindes oder die Nutznießung entzogen hat, diese Befugnisse ihm jederzeit wieder zusprechen.

§ 323.

7. Mntze« der elterlichen Kewatt des Naters. Die elterliche Gewalt des Vaters ruht: 1. wenn er geschäftsunfähig ist (§ 1676 Abs. 1 B.G.B.); 2. wenn er in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist (§ 1676 Abs. 2 B.G.B.); 3. wenn er für seine Person und sein Vermögen einen Pfleger erhalten hat, weil er in Folge körperlicher Gebrechen feine Angelegenheiten nicht zu besorgen vermag (§ 1676 Abs. 2 B.G.B.)4. wenn von dem Vormundschastsgericht festgestellt wird, daß der Vater auf längere Zeit an der Ausübung der elterlichen Gewalt thatsächlich verhindert ist (§ 1677 Abs. 1 B.G.B.). Solche thatsächlichen Verhinderungsgründe sind z. B. längere Ab­ wesenheit, Krankheit, Verbüßung einer Freiheitsstrafe u. bergt Das Vorhandensein der hier genannten Gründe allein bewirkt aber nicht, wie das Vorhandensein der übrigen Gründe, wie z. B. Geschäftsunfähigkeit, kraft Gesetzes ein Ruhen der elterlichen Gewalt des Vaters, sondern das Ruhen derselben tritt nur dann ein, wenn ein länger andauernder, thatsächlicher Verhinderungsgrund von dem Vormundschaftsgericht festgestellt wird. Ebenso endigt das Ruhen auch nicht von selbst, wenn die thatsächliche Ver­ hinderung wegfällt, alfo wenn z. B. der Vater von der Reise wieder zurückkehrt, sondern nur dann, wenn ebenfalls wieder von dem Vormundschaftsgerichte festgestellt wird, daß der Verhinderungs­ grund nicht mehr besteht (§ 1677 Abs. 2 B.G.B.).

etünbc.

228

s»i«n>.

Kamilienrecht. — Äechtliche Stellung der ehelichen Kinder.

Solange die elterliche Gewalt des Vaters ruht, ist er nicht berechtigt, dieselbe auszuüben (§ 1678 B.G.B.). Dieselbe wird vielmehr dann während der Dauer der Ehe regel­ mäßig von der Mutter ausgeübt. Ist diese bereits verstorben oder liegen auch in ihrer Person Gründe vor, die das Ruhen der elterlichen Gewalt zur Folge haben, so wird für das Kind ein Vormund aufgestellt, dem dann die Ausübung der elterlichen Gewalt des Vaters zusteht. Ist dagegen die Ehe aufgelöst, so geht die Ausübung der elterlichen Gewalt zwar nicht von selbst auf die Mutter über; wohl aber hat ihr auf ihren Antrag das Vormund­ schaftsgericht die Ausübung zu übertragen, wenn keine Aussicht besteht, daß der Grund des Ruhens wegfallen werde (§ 1685 B.G.B.). Jedoch ist der Vater auch hier zur Fortführung der mit der Sorge für die Person und das Vermögen des Kindes verbundenen Geschäfte berechtigt, bis er von dem Eintritte des Ruhens seiner elterlichen Gewalt Kenntniß erlangt oder denselben kennen muß. Ein Dritter kann sich jedoch auf diese Berechtigung nicht berufen, wenn er bei der Vornahme eines Rechtsgeschäftes die Thatfache des Ruhens der elterlichen Gewalt kennt oder kennen muß (§ 1682 Abs. 2 B.G.B.). In beschränktem Umfange steht dem Vater die Ausübung der elterlichen Gewalt dann zu, wenn dieselbe deswegen ruht, weil er in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist oder einen Pfleger erhalten hat. In diesen beiden Fällen steht ihm die thatsäch­ liche Sorge für die Person des Kindes, z. B. dessen Erziehung, Beauffichtigung u. s. w. neben dem gesetzlichen Vertreter des Kindes zu. Bei einer Meinungsverschiedenheit zwischen dem Vater und dem gesetzlichen Vertreter geht jedoch die Meinung des gesetz­ lichen Vertreters vor. Zur Vertretung des Kindes ist dagegen auch in diesen Fällen der Vater nicht berechtigt (§ 1676 Abs. 2 B.G.B.). Diese steht ausschließlich dem gesetzlichen Vertreter des Kindes, d. h. regelmäßig der Mutter zu. Die Sorge für das Vermögen des Kindes steht dem Vater, dessen elterliche Gewalt ruht, in keinem Falle zu. Dagegen verbleibt dem Vater regelmäßig die Nutznießung an dem Vermögen des Kindes (§ 1678 B.G.B.); aber er ist nicht berechtigt, dieselbe in eigener Person auszuüben. Er kann viel­ mehr lediglich die Herausgabe der Nutzungen in dem ftüher er­ örterten Umfange verlangen (vergl. S. 220 f.). Ist die Ehe auf­ gelöst un& hat das Vormundschaftsgericht der Mutter auf ihren Antrag die Ausübung der elterlichen Gewalt übertragen, so erlangt dieselbe hiedurch auch die Nutznießung an dem Vermögen des Kindes (§ 1685 Abs. 2 B.G.B.). In allen den Fällen, in welchen die elterliche Gewalt des Vaters ruht, hat er dem Kinde das Vermögen herauszugeben und über die Verwaltung Rechenschaft abzuleqen (§ 1681 B.G.B.).

Beendigung der elterlichen Gewalt des Vaters.

229

8 324. 8. Htee«digu«g der elterliche« Hewatt des Paters. Bon dem Ruhen der elterlichen Gewalt ist wohl zu unter­ scheiden deren Beendigung.

Die elterliche Gewalt des Vaters endigt: 1. durch den Tod des Kindes: 2. durch dessen Volljährigkeit oder Volljährigkeitserklärung: 3. dadurch, daß das Kind von einem Dritten an Kindes­ statt angenommen wird; 4. durch den Tod des Vaters; 5. wenn der Vater für todt erklärt wird, mit dem Zeit­ punkte, der als der Zeitpunkt des Todes gilt. Lebt jedoch der Vater noch, so erlangt er die elterliche Gewalt dadurch wieder, daß er dem Bormundschaftsaerichte seinen hierauf gerichteten Willen erklärt (§ 1679 B.G.B.); 6. durch Verwirkung (§ 1680 B.G.B.). Der Vater ver­ wirkt die elterliche Gewalt dann, wenn er wegen eines an dem Kinde verübten Verbrechens oder vorsätzlich verübten Vergehens entweder zu Zuchthausstrafe oder zu einer Gefängnißstrafe von mindestens sechs Monaten verurthcilt wird. Wird wegen des Zu­ sammentreffens mit einer anderen strafbaren Handlung auf eine Gesammtstrafe erkannt, so entscheidet die Einzelstrafe, welche für das an dem Kinde verübte Verbrechen oder Vergehen verwirkt ist Wurde z. B. der Vater wegen eines mit dem Kinde begangenen Vergehens der widernatürlichen Unzucht zu einer Gefängnißstrafe von 6 Monaten und wegen eines Diebstahl zu einer solchen von 1 Monat verurthcilt und hat das Gericht diese beiden Strafen in eine Gesammtgefängnißstrafe von 6 Monaten und 15 Tagen umgewandelt, so ist die elterliche Gewalt verwirkt. Wäre dagegen für die widernatürliche Unzucht eine Gefängnißstrafe von 5 Monaten und für den Diebstahl eine solche von 1 Jahr ausgesprochen und diese Strafen in eine Gesammtgefängnißstrafe von 1 Jahr und 4 Monaten umgewandelt worden, so träte die Verwirkung der elterlichen Gewalt nicht ein. Hat dagegen der Vater sich zweier Vergehen der widernatürlichen Unzucht an dem Kinde schuldig gemacht und ist wegen des einen auf eine Gefängnißstrafe von 4 Monaten, wegen des anderen Vergehens auf eine solche von 3 Monaten und sohin aus eine Gesammtgefängnißstrafe von 6 Monaten 15 Tagen erkannt worden, so ist die elterliche Gewalt ebenfalls verwirkt; hier entscheidet die ausgesprochene Gesammt­ strafe. Denn die Einzelstrafe ist nur dann maßgebend, wenn eine Gesammtstrafe wegen Zusamnientreffens eines an dem Kinde be­ gangenen Verbrechens oder Vergehens mit einer anderen, nicht an dem Kinde begangenen strafbaren Handlung ausgesprochen ist. Die Verwirkung der elterlichen Gewalt tritt aber immer nur dann ein, wenn die Bestrafung wegen eines an dem Kinde

230

Familienrecht. — Rechtliche Stellung der ehelichen Kinder.

verübten Verbrechens oder vorsätzlich verübten Ver­ gehens erfolgt ist. Es scheiden daher alle fahrlässig verübten Vergehen, sowie alle Uebertretungen aus. Vorausgesetzt werden immer solche strafbare Handlungen, welche an dem Kinde be­ gangen sind, wie z. B. Blutschande, widernatürliche Unzucht, Vor­ nahme unzüchtiger Handlungen an Äinbern. Es scheiden daher ferner alle diejenigen Handlungen aus, welche nicht an dem Kinde begangen werden, sondern welche sich gegen das Lkind richten, oder durch welche das Kind verletzt wird, z. B. Körperverletzungen. Die Benvirkung der elterlichen Gewalt tritt von selbst mit der Rechtskraft des Ürtheils ein (§ 1680 Abs. 2 B.G.B.).

Aus anderen Gründen als den genannten tritt eine Be­ endigung der elterlichen Gewalt des Vaters nicht ein. Dieselbe endigt daher weder dadurch, daß das Kind vor erreichter Voll­ jährigkeit heirathet, noch dadurch, daß es vor diesem Zeitpunkt sich selbständig macht. Dagegen überdauert sie auch keinen der angeführten Zeitpunkte. Sie dauert daher z. B. auch dann nicht fort, wenn das Kind nach erreichter Volljährigkeit, ohne einen eigenen Hausstand zu gründen, im Hause der Eltern verbleibt. Die früher S. 199 f. erörterten Wirkungen der Zugehörigkeit eines volljährigen Kindes zu dem elterlichen Hausstände sind nicht Aus­ fluß der elterlichen Gewalt. Mttunßen ter Bei Beendigung der elterlichen Gewalt hat der Vater bem «en igunfl Ainbe das Vermögen herauszugeben und über die Verwaltung Rechenschaft abzulegen ($ 1681 B.G.B.). Auch nach der Beendigung der elterlichen Gewalt ist der Vater zur Fortführung der mit der Sorge für die Person und das Vermögen des Kindes verbundenen Geschäfte berechtigt, bis er von der Beendigung Kenntniß erlangt oder sie kennen muß. Ein Dritter dagegen kann sich auf diese Berechtigung nicht be­ rufen, wenn er bei der Vornahme eines Rechtsgeschäftes die Be­ endigung der elterlichen Gewalt kennt oder kennen muß (§ 1682 Abs. 1 B.G.B.). Endigt die elterliche Gewalt in Folge des Todes des Kindes, so ist der Vater verpflichtet, diejenigen Geschäfte, mit deren Aufschübe Gefahr verbunden ist, zu besorgen, bis der Erbe anderweit Fürsorge treffen kann (§ 1683 B.G.B.).

b) Dir elterliche Gnnlt btt Mitter. 8 325.

1. Anhalt und Umfang der elterlichen Hemntt der Mntter. Dem Inhalte nach ist die elterliche Gewalt der Mutter die gleiche wie die des Vaters. Dagegen ist der Umfang, in welchem die Mntter dieselbe auszuübcn berechtigt ist, je nach Lage

Inhalt und Umfang der elterlichen Gewalt der Mutter.

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des Falles von dem B.G.B. verschieden geregelt. Es sind hiebei folgende Fälle zu unterscheiden: 1. die elterliche Gewalt steht dem Vater zu und dieser übt sie auch aus: 2. die elterliche Gewalt steht zwar dem Vater zu, dieser sann sie aber nicht ausüben, entweder weil er hieran thatsächlich gehindert ist oder weil seine elterliche Gewalt ruht; 3. dem Vater steht die elterliche Gewalt überhaupt nicht zu. 1. Im ersten Falle hat die Mutter ivährend derDauer de r Ehe neben dem Vater das Recht und die Pflicht für neben d™ die Person des Kindes zu sorgen (§ 1634 B.G.B.). Ihr 8e,rt" stehen daher während dieser Zeit alle der Sorge für die Person entspringenden Ansprüche kraft eigenen Rechtes und in gleicher Weise wie dem Vater zu; ebenso obliegen ihr aber auch umge­ kehrt die aus der Sorge für die Person sich ergebenden Pflichten. Auch die Mutter ist daher berechtigt und verpflichtet, das Kind zu erziehen, zu beaufsichttgen und seinen Aufenthalt zu bestimmen. Ebenso hat sie, wie der Vater, ein Züchttgungsrecht und kann, wie dieser, die Herausgabe des Kindes von Jedem verlangen, der es ihr widerrechtlich vorenthält. Dagegen ist die Mutter zur Vertretung des Kindes nicht berechttgt, und bei Meinungsver­ schiedenheiten geht die Meinung des Vaters vor. Sind z. B. die Eltern darüber nicht einig, ob der Sohn studieren oder ein Hand­ werk erlernen soll, so giebt die Meinung des Vaters den Ausschlag. Daß die Mutter neben dem Vater nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht hat, für die Person des Kindes zu sorgen, wird insbesondere dann bedeutungsvoll, wenn das nicht beaufsichttgte Kind einem Dritten widerrechtlich Schaden zufügt. Der Dritte kann den Schaden sowohl von dem Vater als auch von der Mutter ersetzt verlangen. Da beide neben einander zur Auf­ sicht verpflichtet sind, haften sie als Gesammtschuldner. Dagegen steht der Mutter die Sorge für das Vermögen des Kindes und die Nutznießung an demselben nicht zu. 2. Ist der Vater an der Ausübung der elterlichen Gewalt z. B. in Folge vorübergehenden Unwohlseins oder längerdauernder »er «khe. Abwesenheit thatsächlich gehindert oder ruht seine elterliche Gewalt, so übt während der Dauer der Ehe die Mutter die elterliche Gewalt mit Ausnahme der Nutznießung aus (§ 1685 Abs. 1 B.G.B ). Der Mutter steht daher in diesen Fällen die Sorge sowohl für die Person als auch für das Vermögen des Kindes im vollen Umfange zu. Die Nutznießung dagegen verbleibt dem Vater. Ist dagegen die Ehe aufgelöst, so hat das Vormund-LKWÄ«« schaftsgericht der Mutter auf ihren Antrag die Ausübung der ent tie Tiuttex elterlichen Gewalt zu übertragen, wenn die elterliche Gewalt des na*r9(?b?lun8 Vaters ruht und keine Aussicht besteht, daß der Grund des Ruhens wegfallen werde (§ 1685 B.G.B). Dies ist z. B. dann der

232

Familienrecht. — Rechtliche Stellung der ehelichen Kinder.

Fall, wenn der Vater in unheilbare Geisteskrankheit verfallen ist. Die Mutter kann dann auf Grund der Uebertragung die elterliche Gewalt im vollen Umfange ausüben, sie erlangt insbesondere dann auch die Nutznießung an dem Vermögen des Kindes. Besteht dagegen Aussicht, daß der Grund des Ruhens wegfallen werde, so kann der Mutter die Ausübung der elterlichen Gewalt von dem Vormundschaftsgericht nicht übertragen werden. Die Uebertragung ist auch dann nnzulässig, wenn der Vater danernd oder bloß vorübergehend an der Ausübung der elterlichen Gewalt ver­ hindert ist. Freilich kann im Falle dauernder Verhinderung z. B. bei Verschollenheit des Vaters die Mutter die Feststellung der Verhinderung durch das Vormundschaftsgericht veranlassen und, da durch eine solche Feststellung das Ruhen der elterlichen Gewalt des Vaters eintritt, die Uebertragung derselben beantragen. wuttet bit'eotte $• 3m vollen Umfange, also sowohl die Sorge für die elterlich«Person, wie für das Vermögen des Kindes und die Nutznießung traft@ef«Btiiu?Qn diesem Vermögen^steht der Mutter die elterliche Ge­

einem oder

walt zu: a) wenn der Vater gestorben oder für todt erklärt ist (§ 1684 Ziff. 1 B.G.B.). Im Falle der Todeserklärung be­ ginnt die elterliche Gewalt der Mutter mit dem Zeitpunkte, welcher als Zeitpunkt des Todes des Vaters gilt. In diesen Fällen wird daher nicht mehr, wie es bisher in vielen deutschen Staaten der Fall war, dem Kinde ein Vormund bestellt; b) wenn der Vater die elterliche Gewalt verwirkt hat und die Ehe ausgelöst ist (§ 1684 Ziff. 2 B.G.B.). Be­ sondere Vorschriften hinsichtlich der Sorge für die Person des Kindes hat das B.G.B. für den Fall getroffen, daß die Ehe durch Scheidung oder im Falle der Todeserklärung durch Wiederverheirathung des überlebenden Ehegatten aufgelöst wird fvergl. S. 208 f.). Hat dagegen der Vater während der Dauer der Ehe seine elterliche Gewalt verwirkt, so muß für das Kind ein Bormllnd ausgestellt werden. Der Mutter steht dann die elterliche Gewalt, wenigstens im vollen Umfange, nicht zu. Wird nämlich für das Kind ein Vormund bestellt, weil die Vormund elterliche Gewalt des Vaters ruht oder verwirkt ist oder weil die Pfleger Pxxtretung des Kindes dem Vater entzogen ist, oder wird für die

Erziehung des Kindes an Stelle des Vaters ein Pfleger bestellt, so nimmt die Mutter hinsichtlich der Sorge für die Person des Kindes gegenüber dem Vormund oder Pfleger dieselbe Stellung ein, die ihr während der Dauer der Ehe dem Pater gegenüber zukommt; d. h. sie hat neben dem Vormund oder Pfleger das Recht und die Pflicht, für die Person des Kindes zu sorgen; zur Vertretung des Kindes ist sie nicht berechtigt, und bei Meinungs­ verschiedenheiten geht die Meinung des Vormundes oder Pflegers vor (§§ 1698, 1634 B.G.V.).

Ilm sang der elterlichen Gewalt der Muller im Besonderen.

233

§ 326.

2. Jlmfaag der eklerNche« Gewalt der Mutter im Besonderen. Aus die elterliche Gewalt der Mutter finden btt für Die elterliche Gewalt dcs Paters geltenden Vor-sbervieelterliche schriftcn Anwendunt,, soweit sich nicht ans der folgenden @8”eetn«br8 Darstellung Abweichungen ergeben (§ 1686 B.G.B.). Soweit daher der Mutter die Sorge für die Person oder das Vermögen des Kindes oder die Nutznirsfung an diesem Vermögen zusteht, hat sic dieselben Rechte und Pflichten, wie sie sonst dem Vater zukommcn. Ebenso gelten hinsichtlich der Aussicht und der Befug­ nisse des Vormundschaftsgerichts, sowie hinsichtlich der Fälle, in welchen die elterliche Gewalt ruht oder beendigt wird, für die Mutter die gleichen Grundsätze, wie für den Vater. Außerdem bestehen aber für die elterliche Gewalt der Diritter 9efÄ£n®,r' noch folgende besondere Vorschriften: a) Ruht die elterliche Gewalt der Mutter wegen Minderjährigkeit, so hat die Mutter gleichwohl das Recht 'bn «utter und die Pflicht, für die Person des Kindes zu sorgen. Zur Vertretung des Kindes ist sie jedoch nicht berechtigt. Der Vormund des §kindes hat, soweit der Mutter die Sorge zusteht, die rechtliche Stellung eines Beistandes (§ 1696 B.G.B.). b) Die Mutter verliert die elterliche Gewalt, wenn fie»"i»««i»eirat». eine neue Ehe eingeht. Sie behalt jedoch mit den unter a) angegebenen Beschränkungen das Recht und die Pflicht, für die Person des Kindes zu sorgen (§ 1697 B.G.B.). c) Der hauptsächlichste Unterschied der elterlichen Gewalt acÄn6J*',ci! der Mutter von der des Vaters ist jedoch darin zu erblicken, daß e" der Mutter ein Beistand bestellt werden kann.

8 327. 3. Per Beistand. Das Bormundschaftsgericht hat der Mutter in folgenden Fällen einen Beistand zu bestellen (§ 1687 B.G.B.): 1. wenn der Pater die Bestellung angeordnet hat. Hiezu ist er aber nur daun berechtigt, wenn ihm zur Zeit seines Todes die elterliche Geivalt zusteht. Ob ihm dieselbe auch zur Zeit der Anordnung zustand, ist ohne Bedeutung. Erfordert wird ferner, daß dem Vater die volle elterliche Gewalt in dem genannten Zeitpunkte zusteht: davon wirb jedoch abgesehen, daß er auch die Nutznießung an dem Vermögen des Kindes hat. Er ist daher zur Anordnung nicht berechtigt, wenn er in den die Person oder in den das Vermögen betreffenden Angelegenheiten nicht zur Vertretung des Kindes berechtigt ist. Gleichgültig ist, ob das Kind zur Zeit der Anordnung schon lebt. Ja, der Vater kann sogar für ein Kind, das erst nach seinem Tode geboren wirb, die Be

W-»n ist ein

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234

Familienrecht. — Rechtliche Stellung der ehelichen Kinder.

stcllnng eines Beistandes anordnen, falls er dazu berechtigt sein würbe, wenn das Kind vor seinem Tode geboren wäre. Die Anordnung des Vaters muß aber nur dann von dem Bormundschaftsgericht berücksichtigt werden, wenn eine bestimmte Person als Beistand namhaft gemacht ist. Die Benennung des Beistandes muß durch letztwillige Verfügung, z. B. durch ein Testament erfolgen; 2. wenn die Mutter die Bestellung eines Beistandes beantragt; 3. wenn das Vormnndfchaftsgericht aus besonderen Gründen die Bestellung eines Beistandes im Interesse des Kindes für nöthig erachtet. Solche besondere Gründe können z. B. in der Schwierigkeit oder dem Umfang der VermögensVerwaltung liegen. Das Vormundschaftsgericht kann aber auch dann zur Aufftellung eines Beistandes Veranlassung nehmen, wenn Thatsachen vorliegen, die sein Einschreiten wegen Gefährdung des geistigen ober leiblichen Wohles des Kindes oder wegen Gefährdung seines Vermögens rechtfertigen würden (uergL S. 224 f.). Der Beistand kann für alle Angelegenheiten, für gewisse Arten von Angelegenheiten, z. B. für den Betrieb eines Erwerbsgeschästes oder anch bloß für einzelne bestimmte Angelegenheiten bestellt werden (§ 1688 Abs. 1 B.G.B.). Ueber den Umfang seines Wirkungskreises ent­ scheidet die Bestellung. Ist der Umfang nicht bestimmt, so fallen alle Angelegenheiten in seinen Wirkungskreis. Hat der Vater die Bestellung angeordnet, so hat das Vormundschaftsgericht Bestinunnngen, die er nach Maßgabe der oben erwähnten Be­ stimmungen getroffen hat, bei der Bestellung zu befolgen. Es kann daher in einem solchen Falle den Wirkungskreis des Beistandes iveder einschränken noch aufheben. Durch die Bestellung eines Beistandes wird der Mutter die elterliche Gewalt nicht entzogen. Ihr verbleibt daher die selbständige Sorge für die Person und das Vermögen des Kindes. Ebenso ist sie die alleinige gesetzliche Vertreterin des Kindes. Aber der Beistand hat innerhalb seines Wirkungskreises die Mutter bei der Ausübung der elterlichen Gewalt zu unterstützen und zu überwachen und jeden Fall, in welchem das Pormundschastsgericht zum Einschreiten berufen ist, demselben unverzüglich anzuzeigen (§ 1689 B.G.B.). »tTeeiftarM Wenn auch die Mutter die alleinige und selbständige gesetz­ liche Vertreterin des Kindes ist, so bedarf sie doch zu jedem Rechtsgeschäft, das in den Wirkungskreis des Beistandes fällt, der Genehmigung desselben, falls im Falle einer Vormundschaft der Vormund der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts oder des Gegenvormundes bedürfte (§ 1690 B.G.B.). In diesen Fällen ersetzt bann die Genehmigung des Beistandes sowohl die Ge­ nehmigung des Vormundschaftsgerichts wie die des Gegenvormundes.

Welche Rechtsgeschäfte im Einzelne» dieser Genehmigung bedürfen, kann erst späteren C vtcv bei der Lehre von der Vormundschast dargestellt werden. Beispielsweise ist die Genehmigung des Bei­ standes erforderlich zu einem Pachtvertrag über ein Landgut oder zu einem Lehrvertrage, der für längere Zeit als ein Jahr ge­ schlossen wird. Ausgenommen sind solche Rechtsgeschäfte, welche die Mutter nicht ohne Genehmigung des Vormundschafts­ gerichts vornehmen kann fvergl. S. 2l2 ff.). Für diese genügt die Genehmigung des Beistandes nicht. Erforderlich und genügend ist hier die Genehmigung des Vornlundschastsgerichts. Soweit zu einem Rechtsgeschäft die Genehmigung des Bei­ standes erforderlich ist, kann dieselbe nur der Mutter gegen­ über erklärt werden. Schließt die Mutter einen Vertrag ohne die erforderliche Genehmigung des Beistandes, so hängt die Wirksamkeit des Vertrags von der nachträglichen Genehmigung des Beistandes ab. Die Genehmigung, sowie deren Verweigerung wird dem anderen Theile gegenüber erst wirksam, wenn sie ihm durch die Mutter mitgetheilt wird. Fordert der andere Theil die Mutter zur Mittheilung darüber auf, ob die Genehmigung ertheilt sei, so kann die Mit­ theilung der Genehmigung nur bis zum Ablaufe von zwei Wochen nach dem Empfange der Aufforderung erfolgen; erfolgt sie nicht, so gilt sie als verweigert. Ist das Kind in der Zwischenzeit volljährig geworden, so tritt seine Genehmigung an die Stelle der Genehmigung des Beistandes. Hat die Mutter den« anderen Theile gegenüber der Wahrheit zuwider die Genehmigung des Beistandes behauptet, so ist der andere Theil bis zur Mittheilung der nachträglichm Genehmigung des Beistandes zum Widerrufe berechtigt, es sei denn, daß ihm das Fehlen der Genehmigung bei dem Abschlusse des Vertrags bekannt war.

Ein einseitiges Rechtsgeschäft, das die Mutter ohne die erforderliche Genehmigung des Beistandes vonümmt, ist unwirksam. Nimmt die Mutter mit dieser Genehmigung ein solches Rechts­ geschäft einem Anderen gegenüber vor, so ist das Rechtsgeschäft unwirksam, wen» die Mutter die Genehmigung nicht in schriftlicher Form vorlegt und der Andere das Rechtsgeschäft aus diesem Grunde unverzüglich zurückweist.

Verweigert der Beistand grundlos seine Genehmig­ ung, so wird dieselbe durch die Genehmigung des Vormundschafts­ gerichts ersetzt. Das Vormundschaftsgericht soll vor der Entscheidung über die Genehmigung in allen Fällen, in denen das Rechtsgeschäft zu dem Wirkungskreise des Beistandes gehört, denselben hören, svfcrne die Anhörung thnnlich ist.

236 Familienrecht. — Recht! Stellung der ehel. Kinder. — Ter Beistand.

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en»fid>niffte

n,«S$iien».bei Verwaltung aus den Beistand.

Soweit die Anlegung des zu dem Vermögen des Kindes gehörenden Geldes in den Wirkungskreis des Beistandes fällt, soll die Mutter das Geld nur mit der Bestimmung anlegen, daß zur Erhebung des Geldes die Genehmigung des Beistandes oder des Vormundschaftsgerichts erforderlich ist. Die Anlegung soll nur mit Genehmigung des Beistandes erfolgen; verweigert er dieselbe, so wird sie durch die Genehmigung des Vormundschafts­ gerichts ersetzt. Ist ein Beistand nicht vorhanden, so soll die Anlegung nur mit Genehmigung des Vormnndschaftsgerichts erfolgen (§§ 161*1, 1809, 1810 B.G.B.). Inwieweit freilich die Mutter zur Anleguug des Geldes verpflichtet ist, bemißt sich nach den allgemeinen Vorschriften (§§ 1642, 1653 B.G.B., vergl. S. 212). Hat die Mutter ein Bermögcnsvcrzeichniß einzureichen, z. B. bei dem Tode des Vaters (§§ 1686, 1680 B.G.B.), so ist bei der Aufnahme des Verzeichnisses der Beistand beizuziehen; das Verzeichniß ist auch von dem Beistände mit der Versichenmg der Richtigkeit zu versehen (§ 1692 B.G.B.). Ist das eingereichte Verzeichniß ungenügend, so kann das Vormundschaftsgericht an­ ordnen, daß das Verzeichniß durch eine zuständige Behörde oder durch einen zuständigen Beamten oder Notar ausgenommen wird. Die Anordnung ist für das in Folge des Todes des Vaters dem Kinde zufallende Vermögen unzulässig, wenn der Vater sie durch letztwillige Verfügung ausgeschlossen hat.

Das Vormundschaftsgericht kann auf Antrag der MUtter dem Beistände die Vermögensverwaltung entwcbcr oder auch nur theilweise, z. B. die Führung

eines Erwerbsgeschäftes, übertragen (§ 1693 B.G.B.). Der Unterschied von dem gewöhnlichen Falle, in welchem eine solche Uebertragung nicht erfolgt, ist darin zu erblicken, daß ohne eine solche Uebertragung der Beistand die Vermögensverwaltung der Mutter nur zu unterstützen und zu beaufsichtigen hat, während die Mutter die alleinige gesetzliche Vertreterin des Kindes ist. Soweit aber die Vermögensverwaltung dem Beistände übertragen wird, hört die Vertretnngsbefugniß der Mutter auf; der Beistand bleibt zwar nach wie vor Beistand; aber er hat, soweit eine Uebertrag­ ung erfolgt ist, die Rechte und Pflichten eines Pflegers. Die Mutter kann sich durch diese Einschränkung ihrer Rechte nicht be­ schwert suhlen, da ja die Uebertragung nur auf ihren Antrag er­ folgen kann. «Soweit dagegen eine Uebertragung nicht erfolgt ist, behält der Beistand seine bisherige unterstützende und beaufsichtigende Stellung bei. Lediglich die Vermögensverwaltung kann dem Bei­ stände aus Antrag der Mutter übertragen werden. Daraus ergiebt sich, daß trotz der Uebertragung der Mutter die Nutznießung an dem Vermögen des Kindes verbleibt und ferner, daß die Ueber­ tragung der Sorge für die Person des Kindes auf den Beistand selbst auf Antrag der Mutter unzulässig ist.

Rechtlich« Stellung der Kinder aus nichtigen Ehen.

237

Für die Berufung, Bestellung und Beaufsichtigung des Bei- "^fLkÄn'' standes, für seine Haftung und seine Ansprüche, für die ihm zu «eemeetmunb bewilligende Vergütung und für die Beendigung feines Amtes adfSdffen8et

gelten die gleichen Vorschriften ivie bei dem Gegenvormunde (§ 1694 Äbs. 1 B.G.B.). Im Einzelnen können die hiesiir geltenden Vor­ schriften erst später erörtert werden. Abgesehen von diesen Vorschriften endigt das Amt des Beistandes auch dann, wenn die elterliche Gewalt der Mutter ruht (§ 1694 Abs. 2 B.G.B.). In diesem Falle muß für das Kind ein Vormund aufgestellt werden. Das Vormundschastsgericht kann die Bestellung des Beistandes, außer wenn dieselbe von dem Vater angeordnet ist, sowie die auf Antrag der Mutter erfolgte Uebertragung der Vermögensverwalt­ ung auf den Beistand jederzeit wieder aufheben. Ist jedoch die Bestellung des Beistandes auf Antrag der Mutter erfolgt, so soll sie nur mit Zustimmung der Mutter aufgehoben werden. Das Gleiche gilt für die Aufhebung der Uebertragung der Vermögens­ verwaltung auf den Beistand (§ 1695 B.G.B.).

5. Kapitel.

Aechtkiche Stekung der Kinder aus nichtigen Hhen. 8 328. Bei der Beurtheilung der Frage, ob ein aus nichtiger Ehe stammendes Kind unehelich ist oder als eheliches Kind gilt, ist vor allem zu unterscheiden: 1. ob die Nichtigkeit der Ehe auf einem Formmangel beruht iiiit) die Ehe auch nicht in das Heirathsregister eingetragen ist oder 2. ob die, gleichviel aus welchem Grunde, nichtige Ehe in dieses Register eingetragen ist. Beruht die Nichtigkeit der Ehe auf einem Form-^AM»^ mangel und ist die Ehe nicht in das Heirathsregister ein-i»Aimi»«getragen, so sind die aus einer solchen Ehe hervorgegangenen ”eW,t Kinder ohne weiteres unehelich. Ist dagegen die nichtige Ehe in das Heirathsregister eingetragen, so ist zu unterscheiden, ob beide Ehegatten die Nichtigkeit der Ehe bei der Eheschließung gekannt haben oder nicht. Belanglos ist hiebei, ob die Ehe wegen Verletzung wesentlicher Formvorschristen oder in Folge eines trennenden Ehe­ hindernisses nichtig ist, oder ob die Ehe ursprünglich nur anfechtbar, nunmehr aber deswegen nichtig ist, weil der anfechtungsberechtigte Ehegatte von seinem Anfechtungsrechte Gebrauch gemacht hat. Jedenfalls aber kann die Ehelichkeit des einer solchen Ehe ent­ stammenden Kindes nicht eher in Zweifel gezogen werden, als die

238

FamiUrnrecht.

Nichtigkeit der Ehe geltend gemacht werden kann, d. h. wenn die Ehe nichtig ist, erst nach der gerichtlichen Nichtigkeitserklärung oder nach Auslosung der Ehe, war sie dagegen anfechtbar, ebenfalls erst nach erfolgter Nichtigkeitserklärung oder, wenn die Ehe durch den Tod des zur Anfechtung nicht berechtigten Ehegatten aufgelöst worden ist, nach erfolgter Anfechtung der Ehe durch den überlebenden Ehegatten. »teeiäuMeteit Haben beide Ehegatten die Nichtigkeit der in das bub« rt Hat das Kind das einundzwanzigste Lebensjahr noch nicht b) *•" vollendet, so hat auch die Mutter ihre Einwilligung zu ertheilen. Die Einwilligung der Mutter ist auch dann nicht entbehrlich, wenn das Kind schon vor Vollendung des einundzwanzigsten Lebens­ jahres für volljährig erklärt worden sein sollte. Ist der Vater verheirathet, so bedarf er auch der Ein- c)b5ftJ9fGa“ willigung seiner Frau (§ 1726 Abs. I B.G.B.). Die Einwilligung der Mutter des Kindes oder der Frau des Vaters ist jedoch nicht erforderlich, wenn dieselben zur Abgabe der Erklärung dauernd außer Stande sind oder wenn ihr Aufenthalt dauernd unbekannt ist (§ 1726 Abs. 3 B.G.B.). Ist jedoch bei der Ehelichkeitserklärung mit Unrecht angenommen worden, daß diese Personen zur Abgabe der Erklärung dauernd außer Stande seien oder daß ihr -lufenthalt dauernd unbekannt fei und deshalb von dem sonst lnientbehrlichen Erforderniß ihrer Einwillig­ ung abgesehen worden, so ist diese irrige Voraussetzung auf die Wirksamkeit der Ehelichkeitserklärung ohne Einfluß (§ 1735 B.G.B.). In allen übrigen Füllen ist jedoch die Einwilligung der ge­ nannten Personen unbedingtes Erforderniß für die Ehelichkeits-

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Familienrecht. — Legitimation unehelicher Kinder.

erklärung. Verweigern daher dieselben ihre Einwilligung, so ist die Ehelichkeitserklärung unzulässig und, wenn sie gleichwohl erfolgt, ohne jede rechtliche Wirksamkeit. Wird jedoch die Einwillig­ ung von der Mutter des Kindes verweigert, so kann sie auf Antrag des Kindes durch das Vormundschaftsgericht dann ersetzt werden, wenn das Unterbleiben der Ehelichkeitserklärung den: Kinde zu unverhältnißmäßigem Nachtheile gereichen würde (§ 1727 B G.B ). Es genügt daher nicht, daß das Kind von dem Unterbleiben der Ehelichkeitserklärung überhaupt einen Nachtheil erleidet. Die Einwilligung darf vielmehr nur dann ersetzt werden, wenn der für das Kind entstehende Nachtheil ein unverhältnißmäßig großer ist. Trifft dies nicht zu, so kanu die Einwilligung der Mutter selbst dann nicht ersetzt werden, wenn sie dieselbe ohne jeden Grund verweigert. Die Ersetzung der Einlvilligung des Kindes oder der Frau des Vaters durch das Vormundschaftsgekicht ist ausgeschlossen. Verweigern diese die Einwilligung, so muß die Ehelichkeitserklärung unterbleiben. «u»schii>k>,der erttciunfl.

Der Antrag auf Ehelichkeitserklärung sowie die Einwilligung Kindes, seiner Mutter und der Frau des Vaters können nicht durch einen Vertreter erfolgen (§ 1728 Abs. 1 B.G.B.).

Ist jedoch das Kind geschäftsunfähig oder hat es noch nicht das vierzehnte Lebensjahr vollendet, so kann sein gesetzlicher Ver­ treter die Einwilligung mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichts ertheilen (§ 1728 Abs. 2 B.G.B.). Ist eine der übrigen in Be­ tracht kommenden Personen, also der Vater, dessen Frau oder die Mutter des Kindes geschäftsunfähig, so kann eben io lange, als deren Geschäftsunfähigkeit dauert, eine Ehelichkeitserklärung nicht erfolgen. Ist jedoch die Geschäftsunfähigkeit der Frau des Vaters oder der Mutter des Kindes eine dauernde, so ist, wie oben erwähnt, ihre Zustimmung entbehrlich. Ist der Vater in der Geschäftsfähigkeit bloß beschränkt, so bedarf er zu dem Anträge, außer der Zustimmung seines gesetz­ lichen Vertreters, der Genehmigung durch das Vormundschafts­ gericht. Ist das Kind in der Geschäftsfähigkeit beschränkt und über vierzehn Jahre alt, so gilt das Gleiche für die Ertheilung seiner Einwilligung. Ist jedoch die Mutter des Kindes oder die Frau des Vaters in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so ist zur Ertheilung ihrer Einwilligung die Zustimmung ihres gesetzlichen Vertreters riicht erforderlich. Dieselben gelten daher in diesem Punkte als unbeschränkt geschäftsfähig (§ 1729 B.G.B.).

mw” unt bet Einwilligung»ertianmgen.

Der Antrag des Vaters sowie die Einwilligungserklärung des Kindes, seiner Mutter und der Frau des Vaters bedürfen der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung (tzl73OB.G.B.). Die Einwilligung hat enttveder dem Vater oder der Behörde gegen­ über zu erfolgen, bei welcher der Antrag einzureichen ist: sie ist unwiderruflich (§ 1726 Abs. 2 B.G.B.).

Voraussetzungen der Ehelichkeitserklärung.

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Ist der Antrag des Vaters oder die Einwilligung des Kindes, »«Whitftit. seiner Mutter oder der Frau des Vaters wegen Irrthums, arg­ listiger Täuschung oder Drohung ansechtbar, so gelten für die Anfechtung wie für die Bestätigung der anfechtbaren Erklärung die allgemeinen Vorschriften über die Anfechtbarkeit nnd Bestätigung anfechtbarer Willenserklärungen. Außerdem bestehen noch folgende besondere Bestimmungen: Sowohl die Anfechtung als auch die Bestätigung der anfechtbaren Erklärung kann nicht durch einen Vertreter erfolgen. Ist daher eine der anfechtungsberechtigten Personen geschäftsunfähig, so ist sowohl die Anfechtung als auch die Bestätigung ausgeschlossen. Ist jedoch das Kind geschäfts­ unfähig oder hat es noch nicht das vierzehnte Lebensjahr vollendet, so ist zur Anfechtung wie zur Bestätigung dessen gesetzlicher Ver­ treter befugt. Derselbe bedarf jedoch der Genehmigung des Bormundschastsgerichts. Ist der Vater oder das Kind in der Geschäfts­ fähigkeit bloß beschränkt, so können sie die Anfechtung selbst vor­ nehmen, sie bedürfen aber außer der Zustimmung ihres gesetzlichen Vertreters noch der Genehmigung des Vormundschastsgerichts. Ist dagegen die Mutter des Kindes oder die Frau des Vaters in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so ist weder die Zustimmung ihres gesetzlichen Vertreters noch die Genehmigung des Vormundschasts­ gerichts erforderlich (§ 1731 B.G.B.). Die Ehelichkeitserklärung erfolgt durch Verfügung der Staatsgewalt (§ 1723 B.G.B.). Sie steht demjenigen ung? Bundesstaate zu, dem der Vater angehört; ist der Vater ein Deutscher, der keinem Bundesstaate angehört, so steht sie dem Reichskanzler zu. Ueber die Ertheilung der einem Bundesstaate zustehenden Ehelichkeitserklärung hat die Landesregierung zu be­ stimmen. Die Ertheilung der Ehelichkeitserklärung ist reine Gnaden­ sache. Ein Anspruch auf die Ertheilung besteht nicht. Vielmehr ist es dem freien Ermessen der zuständigen Behörde anheimgegeben, ob sie die Ehelichkeitserklärung ertheilen ober versagen will. Die Ehelichkeitserklärung kann daher auch dann versagt werden, wenn der Ertheilung ein gesetzliches Hinderniß nicht im Wege steht (§ 1734 B.G.B.). Die Versagung ist sohin unter allen Umständen zulässig. Dagegen zieht das B.G.B. dem freien Belieben der Behörde bei der Ertheilung der Ehelichkeitserklärung gewisse Schranken, un, «ich« erteilt welche beachtet werden müssen : rotrbtn? 1. Die Ehelichkeitserklärung darf nicht unter einer Beding­ ung oder Befristung erfolgen (§ 1724 B.G.B.). 2. Die Ehelichkeitserklärung ist nicht zulässig, wenn zur Zeit der Erzeugung des Kindes die Ehe zwischen seinen Eltern wegen Verwandtschaft oder Schwägerschaft, also deswegen verboten war, weil dieselben in gerader Linie ver­ wandt oder verschwägert waren oder im Verhältnisse von vollbürtigen oder halbbürtigen Geschwistern standen (§ 1732 B.G.B.). Müller ii. Melkel, Bürgert. Recht. II

17

258

Kamilienrecht. — Legitimation unehelicher Kinder.

Dagegen hindert der nachträgliche Eintritt eines solchen Verhält­ nisses die Ehelichkeitserklärung nicht. So kann z. B. ein unehe­ liches Kind der A, dessen Vater B ist, für ehelich auch dann er­ klärt werden, wenn die A später den Sohn oder Vater des B geheirathet hat. 3. Die Ehelichkeitserklärung kann nicht nach dem Tode des Kindes erfolgen (§ 1733 Abs. 1 B.G.B.). 4. Nach dem Tode des Vaters ist die Ehelichkeitserklär­ ung nur zulässig, wenn der Vater den Antrag bei der zuständigen Behörde eingereicht oder bei oder nach der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung des Antrags das Gericht oder den Notar mit der Einreichung betraut hat. Die nach dem Tode des Vaters erfolgte Ehelichkeitserklärung hat die gleiche Wirkung, wie wenn sie vor dem Tode des Vaters erfolgt wäre (§ 1733 Abs. 2 und 3 B.G.B.). 5. Endlich muß die Ehelichkeitserklärung versagt werden, wenn die oben erörterten Erfordernisse nicht erfüllt sind, wenn also z. B. kein Antrag des Vaters vorliegt, oder wenn dessen Vaterschaftsbekenntniß oder die Zustimmung einer derjenigen Personen fehlt, deren Zusttmmung erforderlich ist, oder wenn die Erklärungen nicht in der vorgeschriebenen Form abgegeben sind. Die Wirksamkeit der Ehelichkeitserklärung hängt davon ab, daß sie nicht entgegen diesen zwingenden Vor­ schriften erfolgt ist. Jedoch ist es nach ausdrücklicher Vorschrift ohne Einfluß, wenn der Antragsteller nicht der Vater des Kindes ist oder wenn mit Unrecht angenommen worden ist, daß die Mutter des Kindes oder die Frau des Vaters zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande oder ihr Aufenthalt dauernd unbekannt sei (§ 1735 B.G.B.). Dagegen wäre die Ehelichkeitserklärung unwirklam, wenn die Behörde, wissend, daß die Mutter des Kindes oder die Frau des Vaters nur vorübergehend zur Erklärungsabgabe außer Stande sei, von dem Erforderniß der Einwilliglnig dieser Personen abgesehen hätte.

§ 337. 2. Wirkungen der Khekichkeitserktärung. Durch die Ehelichkeitserklärung erlangt das Kind die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes (§ 1736 B.G.B.). Jedoch erlangt es diese Stellung nicht in jeder Bezieh­ ung, sondern nur in beichränktem Umfange. Sohin unterscheidet sich die Ehelichkeitserklärung von der Legitimation durch nach­ folgende Ehe durch ihre Wirkungen. 1. Dem Vater gegenüber erlangt das Kind die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes im vollen Umfange. Die zwischen Vater und Kind bestehende natürliche Verwandtschaft z. B. wird daher jetzt auch vom Rechte als bestehend anerkannt. Zwischen beiden tritt nunmehr die gegenseitige Unterhaltspflicht von Eltern

und Kindern ein. Das Kind ist nicht mehr, wie bisher, einseitig nnterhaltsberechtigt. Ferner wird durch die Ehelichkeitserklärung ein gegenseitiges gesetzliches Erb- und Pflichttheilsrecht begründet. Ebenso erlangt der Vater die elterliche Gewalt über das Kind u. bergt Will der Vater eine Ehe eingehen, so hat er seine Absicht dem Vormundschaftsgcrichte anzllzeigen, aus seine Kosten ein Verzeichniß des seiner Verwaltung unterliegenden Vermögens einzureichen und soweit in Ansehung dieses Vermögens eine Ge­ meinschaft zwischen ihm und dem Kinde besteht, die Auseinander­ setzung herbeizuführen, soserne nicht das Vormundschaftsgericht ge­ stattet, daß die Auseinandersetzung erst nach der Eheschließung erfolge. Erfüllt der Vater diese Verpflichtungen rlicht, so kann ihm das Vormundschaftsgericht die Vermögensverwaltung entziehen. Diese Maßregel kann es während der Dauer der elterlichen Gewalt jederzeit wieder aufheben (§ 1740 B.G.B.). Diese Wirkungen der Ehelichkeitserklärung erstrecken sich auch auf die Abkömmlinge des Kindes (§ 1737 Abs. 1 B.G.B.). 2. Dagegen erstrecken sich die Wirkungen der Ehelichkeits­ erklärung weder auf die Frau des Vaters noch auf den Ehe­ gatten des Kindes, gleichviel ob die Ehe im Zeitpunkte der Ehelichkeitserklärung bereits geschlossen ist oder erst später geschlossen wird. Die Frau des Vaters wird nämlich nicht mit dem Kinde, der Ehegatte des Kindes nicht mit den» Vater verschwägert (8 1737 Abs. 1 B.G.B.). Es ist dies eine Ausnahme von dem Grund­ sätze, daß die Verwandten des einen Ehegatten mit dem anderen Ehegatten verschwägert sind. 3. Endlich erstrecken sich die Wirkungen der Ehelichkeits­ erklärung nicht auf die Verwandten des Vaters (§1737 Abs. 1 B.G.B.). Das Verhältniß zu diesen wird daher durch die Ehe­ lichkeitserklärung in keiner Weise berührt. Dem bestehenden natür­ lichen Verwandtschaftsverhältnisse zwischen diesen Personen wird daher die rechtliche Anerkennung nach wie vor versagt. Es besteht zwischen ihnen nicht die gesetzliche Unterhaltspflicht der Verwandten, zwischen ihnen wird kein gegenseitiges Erbrecht begründet u. bergt Durch diese Vorschrift werden der Ehelichkeitserklärung aber nur unmittelbare Wirkungen zu den Verwandten versagt, da­ gegen werden nicht die mittelbaren Wirkungen ausgeschlossen, welche in Folge des zwischen dem Vater und dem Kinde durch die Ehelichkeitserkläruug begründeten Verwandtschaftsverhältnisses ein­ treten. Denn stirbt z. B. der Vater ohne Hinterlassung anderer Abkömmlinge als des für ehelich erklärten Kindes, so beerbt das Kind allein den Vater und schließt dessen Verwandte, die ohne die Ehelichkeitserklärung zur Erbschaft berufen wären, von der Erbfolge aus. Hinterläßt der Vater außer dem für ehelich er­ klärten Kinde zwei eheliche Kinder, so ivirb die Erbschaft zwischen den drei Kindern gleichheitlich getheilt, während ohne die Ehelich­ keitserklärung die Erbschaft lediglich den beiden ehelichen Kindern

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Faimlienrecht. — Annahme an KindeSstatt.

zufiele. Jnsoferne äußert daher die Ehelichkeitserklärung immer­ hin wenigstens mittelbare Wirkungen gegenüber den Verwandten des Vaters. 4. Grundsätzlich bleiben auch die zwischen dem Kinde und seinen mütterlichen Verwandten bestehenden Berwandtschaftsverhältnisse mit den daraus sich ergebenden Rechten und Pflichten von der Ehelichkeitserklärung unberührt (§ 1737 Abs. 2 B.G.B.). Dies äußert sich insbesondere hinsichtlich der bestehenden gegenseitigen Unterhaltspflicht, der gesetzlichen Erbansprüche u. bergt Zur Gewährung des Unterhalts ist jedoch der Vater dem Kinde und dessen Abkömmlingen vor der Mutter und den mütterlichen Verwandten verpflichtet (§ 1739 B.G.B.). Jedoch besteht von diesem Grundsätze folgende Ausnahme: Mit der Ehelichkeitserklärung verliert die Mutter das Recht und die Pflicht, für die Person des Kindes zu sorgen (§ 1738 B.G.B.). Ihr verbleiben nicht einmal diejenigen Rechte und Pflichten, welche die Mutter eines ehelichen Kindes während der Dauer der Ehe hat. Hat jedoch die Mutter dem Kinde Unterhalt zu gewähren, so treten das Recht und die Pflicht für die Person des Kindes zu sorgen, wieder ein, wenn die elter­ liche Gewalt des Vaters endigt oder wenn sie wegen Geschäfts­ unfähigkeit des Vaters oder deswegen ruht, weil das Vormund­ schaftsgericht festgestellt hat, daß der Vater auf längere Zeit an der Ausübung der elterlichen Gewalt thatsächlich verhindert ist. Abgesehen von diesem einzigen Ausnahmefall lebt die Sorge der Mutter für die Person des Kindes unter keinen Umständen wieder auf.

8. Kapitel.

Annahme an Kindesstatt. § 338. 1. Noraussehnnge« der Avuaßme an Kindesflatt. Die Annahme an Kindesstatt erfolgt durch einen Vertrag, in welchem der Annehmende einem Anderen die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes einräumt. Der Vertrag bedarf jedoch zu seiner Wirksamkeit der Bestätigung durch das zuständige Gericht (§ 1741 B.G.B.). Der Vertrag wird zwischen dem Annehmenden und dem an Kindesstatt Angenommenen abgeschlossen. Hiebei wird aber das Vorhandensein gewisser Eigenschaften in der Person der Bertrage»tau»fc6unetn schließenden vorausgesetzt: 1. in der Person des Annehmenden. a) Der Annehmende darf zur Zeit des Vertragsschlusses keine ehelichen Abkömmlinge haben (§ 1741 B.G.B.). Durch

Voraussetzungen der Annahme an Kindesstatt.

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das Vorhandensein ehelicher Abkömmlinge, und zwar nicht allein ehelicher Kinder, sondern auch ehelicher Enkel, Urenkel u. s. w., wird die Annahme eines Anderen an Kindesstatt ausgeschlossen. Gleichgültig ist, ob die Abkömmlinge schon von Anfang an ehelich sind oder ob sie erst durch Ehelichkeitserklärung oder Legitimation durch nachfolgende Ehe die rechtliche Stellung ehelicher Kinder erlangt haben. Dagegen steht der Annahme an Kindesstatt nicht im Wege, daß der Annehmende ein eheliches Kind zu erwarten hat, weil z. B. seine Ehefrau bereits schwanger ist. Ebenso steht das Vorhandensein eines angenommenen Kindes der Annahme einer weiteren Person an Kindesstatt nicht entgegen (§ 1743 B.G.B.s. b) Der Annehmende muß zur Zeit des Vertragsschlusses das fünfzigste Lebensjahr vollendet haben und mindestens achtzehn Jahre älter sein als das Kind (§ 1744 B.G.B.). Jedoch kann von diesem Erfordernisse Befreiung bewilligt werden und zwar von dem Altersunterschied von mindestens achtzehn Jahren unbedingt, von der Vollendung des fündigsten Lebensjahres aber nur dann, wenn der Annehmende bereits volljährig ist (§ 1745 B.G.B.). Die Bewilligung steht demjenigen Bundesstaate zu, dem der Annehmende angehört. Ist der Annehmende ein Deutscher, der keinem Bundesstaate angehört, so steht die Bewilligung dem Reichskanzler zu. Ueber die Ertheilung der einem Bundesstaate zustehenden Bewilligung hat die Landesregierung zu bestimmen. Weitere Eigenschaften werden in der Person des Annehmenden nicht vorausgesetzt. Es ist daher gleichgültig, ob der Annehmende ledig oder verheirathet, Mann oder Frau ist. Auch von einem Ehepaar kann ein Anderer an Kindesstatt als gemeinschaftliches Kind angenommen werden (8 1749 Abs. 1 B.G.B.). 2. in der Person des Angenommenen. An Kindesstatt kann grundsätzlich jede Person angenommen werden, mag sie volljährig oder minderjährig, ledig oder verheirathet, mag sie ehelich oder unehelich sein oder in Folge Legitimatton durch nachfolgende Ehe oder durch Ehelichkeitserklärung die recht­ liche Stellung eines ehelichen Kindes erlangt haben. Dagegen kann ein angenommenes Kind, so lange das durch die Annahme begründete Rechtsverhältniß besteht, nur von dem Ehegatten des Annehmenden angenommen werden (§ 1749 Abs. 2 B.G.B.). Das Kind wird dann ein gemeinschaftliches Kind der Ehegatten. Ist aber das durch die Annahme begründete Rechts­ verhältniß erloschen, so steht einer weiteren Annahme des ange­ nommenen Kindes durch einen Dritten ein Hinderniß nicht im Wege. Unter gewissen Voraussetzungen wird zum Abschlusse des ®*g^*une Annahmevertrags die Einwilligung Dritter verlangt: a) Wer verheirathet ist, kann nur mit Einwilligung seines Ehegatten an 5kindesstatt annehmen oder angenommen werden (§ 1746 B.G.B.). Die Einwilligung ist jedoch nicht erforderlich,

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Familienrecht. — Annahme an Kindesstatt.

wenn der Ehegatte zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande oder sein Aufenthalt dauernd unbekannt ist. b) Ein eheliches Kind kann bis zur Vollendung des ein­ undzwanzigsten Lebensjahres nur mit Einwilligung seiner Eltern, ein uneheliches Kind kann bis zum gleichen Lebensalter nur mit Einwilligung seiner Mutter an Kindesstatt angenommen werden (§ 1747 B.G.B.). Die Einwilligung des einen oder anderen Elterntheils oder der Mutter des unehelichen Kindes ist jedoch nicht erforderlich, wenn die betteffendc Person zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande oder wenn ihr Aufenthalt dauernd unbekannt ist. Die Einwilligung der unter a) und b) bezeichneten Personen hat dem Annehmenden oder dem Kinde oder dem für die Bestätig­ ung des Annahmevertrags zuständigen Gerichte gegenüber zu er­ folgen; sie ist unwiderruflich. Die Einwilligungserkläruug muß von demjenigen, dessen Einwilligung erforderlich ist, persönlich abgegeben werden; die Abgabe der Erklärung durch einen Ver­ treter ist ausgeschlossen. Ist der Einwilligende in der Geschäfts­ fähigkeit beschränkt, so bedarf er nicht der Zustimmung seines gesetzlichen Vertreters; er gilt daher insoweit für unbeschränkt ge­ schäftsfähig. Ist der Einwilligende dagegen geschäftsunfähig, so ist zu unterscheiden, ob die Geschäftsunfähigkeit eine dauernde oder eine bloß vorübergehende ist. Ersteren Falls ist die Ein­ willigung entbehrlich; letzteren Falls kann eben der Annahmever­ trag so lange nicht vollwirksam werden, bis die Geschäftsunfähig­ keit weggefallen und die Einwilligung ertheilt worden ist (§ 1748 Abs. 1 und 2 B.G.B.). Die Einwilligungserklärung bedarf der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung (§ 1748 Abs. 3 B.G.B.). «JSmmX« Der Annahmeverträg muß bei gleichzeitiger, per” sönlicher Anwesenheit beider Theile vor Gericht oder vor

gericht»

einem Notar geschlossen werden. Der Abschluß des Verttags durch einen Vertteter ist unzulässig. Dies gilt sowohl hinsichtlich der gesetzlichen Vertreter wie auch der Bevollmächtigten. Ist daher der Vater geschäftsunfähig, so ist der Abschlliß des Annahmever­ trags unmöglich. Hinsichtlich des Kindes läßt jedoch das Gesetz eine Ausnahme zu: Wenn das Kind das vierzehnte Lebensjahr nicht vollendet hat, so kann an seiner Statt sein gesetzlicher Ver­ treter den Berttag mit Genehmigung des Vormnndschaftsgerichts schließen (§ 1750 B.G.B.). Sind die Parteien dagegen in der Geschäftsfähigkeit bloß beschränkt, so müssen sie den Verttag selbst schließen; sie bedürfen jedoch hiezu sowohl der Zustimmung ihres gesetzlichen Vertreters als auch der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts (§ 1751 B.G.B.). Für das Kind gilt diese Vorschrift aber nur, wenn es, ivie bereits erwähnt, das vierzehnte Lebensjahr voll­ endet hat.

Will ein Bormund feinen Mündel an Kindesstatt annehmen, so soll das Pormnndschaftsgericht die Genehmigung nicht ertheilen, so lange der Vormund im Amte ist. Will Jemand seinen früheren Mündel an Kindesstatt annehmen, so soll das Vormundschastsgericht die Genehmignng nicht ertheilen, bevor er über seine Ver­ waltung Rechnung gelegt und das Vorhandensein des Müudelvermögens nachgewiesen hat. Die gleichen Vorschriften gelten, wenn ein zur Vermögensverwaltung bestellter Pfleger seinen Pfleg­ ling oder seinen früheren Pflegling an Kindesstatt annehmen will; dagegen gelten sie nicht, wenn dem Pfleger lediglich die Sorge für die Person des Pfleglings übertragen war (§ 1752 B.G.B.). Sämmtliche Bestimmungen haben natürlich zur selbstverständlichen Voraussetzung, daß die Ertheilung der Zustimmung des Bormund­ schaftsgerichts überhaupt erforderlich ist. Ist dagegen z. B. der frühere Mündel eines Vormundes zur Zeit des Abschlusses des Annahmevertrags unbeschränkt geschäftssähig, so ist eine Genehmig­ ung des Vormundschaftsgerichts nicht erforderlich; in Folge dessen bleiben auch diese besonderen Vorschriften außer Betracht. Soweit aber dieselben wegen beschränkter Geschäftsfähigkeit des Mündels oder Pfleglings anwendbar sind, haben sie lediglich die Bedeutung einer Ordnungsvorschrift. Wurde daher von dem Vormundschafts­ gericht unter Außerachtlasfung der genannten Bestimmungen die Genehmigung ertheilt, so ist dieselbe rechtswftksam. Aber der VormundschastSrichter haftet dem Kinde für den entstehenden Schaden. In dem Annahmevertrage muß die Annahme an Kindesstatt vorbehaltslos erklärt werden. Die Annabme an Kindesstatt eberfSfr kann nicht unter einer Bedingung oder Zeitbestimmung erfolgen btfHinmun6' (§ 1742 B.G.B.). Es kann daher weder vereinbart werden, daß die Annahme erst von einem bestimmten Zeitpunkte an oder von dem Eintritte der gesetzten Bedingung oder daß sie nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkte oder bis zu dem Eintritte der gesetzten Bedingung wirksam sein solle. Für den Vertrag, durch welchen Jemand an Kindesstatt angenommen wird, besteht der sonst im B.G.B. anerkannte Grundsatz der Vertragsfteiheit nicht. Die Parteien können daher die gesetz­ lichen Wirkungen der Annahme an Kindesstatt weder erweitern noch beschränken, soweit das Gesetz nicht ausdrücklich eine gegentheilige Vereinbarung zuläßt.

§ 339.

2. JHe Bestätigung des Annahmevertrags. Der Annahmevertrag bedarf zu seiner Wirksamkeit der Bestätigung durch das zuständige Gericht (§ 1741 B.G.B.). Zuständig für die Bestätigung ist das Amtsgericht, in dessen Bezirk der Annehmende zu der Zeit, zu welcher der Antrag auf

3uj^'fei

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Familienrechl. — Annahme an Kindcsstatt.

Bestätigung eingcreicht oder zu U'elcher das Gericht oder der Notar nach der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung des Vertrags mit der Einreichung betraut wird, seinen Wohnsitz oder in Er­ mangelung eines inländischen Wohnsitzes seinen Aufenthalt hat. Ist der Annehmende ein Deutscher, der im Jnlande weder Wohnsitz noch Aufenthalt hat, so ist das Amtsgericht zuständig, in dessen Bezirk der Annehmende seinen letzten inländischen Wohnsitz hatte. In Ermangelung eines solchen Wohnsitzes wird das zuständige Amtsgericht, falls der Annehmende einem Bundesstaate angehört, von der Landesjustizverwaltung, anderenfalls von dem Reichskanzler bestimmt (§§ 65 und 66 des Ges. über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17. Mai 1898). $»b k# »in»«. Die Bestätigung des Annahmevertrags kann nicht nach dem Tode des Kindes erfolgen (§ 1753 Abs. 1 B.G.B.). ndjmmbm" Nach dem Tode des Annehmenden ist die Bestätigung nur zulässig, wenn der Annehmende oder das Kind den Antrag auf Bestätigung bei dem zuständigen Amtsgericht eingereicht oder bei oder nach der gerichtlichen Beurkundung das Gericht oder den Notar mit der Einreichung betraut hat. Die nach dem Tode des Annehmenden erfolgte Bestätigung hat die gleiche Wirkung, wie wenn sie vor seinem Tode erfolgt wäre (§ 1753 Abs. 2 und 3 B.G.B.). Die Bestätigung hat nicht den Zweck, den Vertrag von dem Gesichtspunkte des Wohles der Vertragschließenden aus zu prüfen, sondern sic bezweckt lediglich, den Abschluß ungültiger Annahme­ verträge zu verhüten. Daraus ergiebt sich: dinbuna^Ber. a) daß die Vertragschließenden schon vor der Be­ stätigung gebunden sind (§ 1754 Abs. 1 B.G.B.). Diese Bindung tritt ein, sobald der Vertrag gerichtlich oder notariell beurkundet ist. Der Vertrag verliert aber seine Kraft, wenn die Bestätigung endgiltig versagt ist, d. h. »venn der den Antrag auf Bestätigung abweisende Beschluß die Rechtskraft beschritten hat (§ 1754 Abs. 2 B.G.B.). Während nämlich gegen den Beschluß, durch welchen die Bestätigung ertheilt wird, kein Rechtsmittel ge­ geben ist, findet gegen den Beschluß, durch welchen die Bestätigung versagt wird, die sofortige Beschwerde zu dem vorgesetzten Land­ gerichte statt. Wird auch von diesem der Beschwerde nicht abge­ holfen, so kann mit der sofortigen weiteren Beschwerde die Ent­ scheidung des vorgesetzten Oberlandesgerichts angerufen werden. Die Bestätigung ist daher endgültig versagt, wenn entweder die von der Bekanntmachung der abweisenden Entscheidung an laufende Beschwerdefrist von zwei Wochen unbenützt verstrichen ist oder wenn auch die sofortige weitere Beschwerde abgewiesen worden ist (§§ 68, 19, 22, 28 des Ges. über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17. Mai 1898). Aus dem oben anfgestelltcn Grundsätze über den Zweck der Bestätigung folgt aber weiter:

Wirkungen der Annahme an Kindesstatt.

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b) daß die Bestätigung nur zu versagen ist, wenn ein gesetzliches Erfordernis; der Annahme an Kindesstatt

»mogtn?1

fehlt (§ 1754 Abs. 2 B.G.B.), also z. B. wenn die Erklärungen nicht in der vorgcschricbenen Form eingereicht sind, wenn der An­ nehmende eheliche Kinder hat, wenn die erforderliche Einwilligung einer Person fehlt u. dergl. Dagegen muß die Bestätigung ertheilt werden, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen der Annahme an Kindesstatt vorliegen, auch wenn das Gericht zu der Auffassung komint, daß die Annahme den Interessen eines Betheiligten zilwidcrläuft. c) Wenn auch die Annahme an Kindcsstatt zu ihrer Wirksamkeit der Bestätigung bedarf, so wird durch die Bestätigung die Annahme an Kindesstatt doch nur dann wirksam, wenn die gesetzlichen Erfordernisse der Annahme an Kindesstatt vorhanden sind. Die Bestätigung hat daher nicht die Kraft, einem ungültigen Annahmevertrage Wirksamkeit zu verleihen. Hat daher das Gericht einem ungültigen Annahmevertrag z. B. deshalb die Bestätigung ertheilt, weil es zu Unrecht von der Voraussetzung ausging, daß der Annehmende keine ehelichen Kinder habe, so bleibt der Annahmevertrag trotz der Bestätigung unwirksam. Jedoch ist es nach ausdrücklicher Vorschrift auf die Wirksamkeit der An­ nahme an Kindesstatt ohne Einfluß, wenn bei der Bestätigung des Annahmevertrags mit Unrecht angenommen worden ist, daß der Ehegatte des Annehmenden oder des Angenommenen oder die Eltern eines ehelichen oder die Mutter eines unehelichen Kindes entweder zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande seien oder daß ihr Aufenthalt dauernd unbekannt sei und wenn deshalb von der sonst erforderlichen Einwilligung dieser Personen abgesehen wurde (§ 1756 B.G.B.). Die Annahme an Kindesstatt tritt mit der Bestätigung in Kraft (§ 1754 Abs. 1 B.G.B.) und zwar regelmäßig «nn-hme -n mit der Bekanntmachung an den Annehmenden, mit der Bekannt- *inbrtftel1

machung an das Kind dagegen dann, wenn die Bestätigung nach dem Tode des Annehmenden noch zulässig ist (§ 67 des Ges. über dieAngelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17. Mai 1898).

§ 340. 3. Wirk»«ge« der Annahme an Kindesstatt. Durch die Annahme an Kindesstatt erlangt das an° genommene Kind die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes des Annehmenden 1757 B.G.B.). Dieser Grundsatz gilt jedoch nicht in allen Beziehungen, vielmehr hat das B.G.B. nach verschiedenen Richtungen abweichende Bestimmungen getroffen: 1. Das angenommene Kind erhält den Familiennamen des Annehincndcu (§ 1758 B.G.B.). Wird jedoch das Kind 1 von einer Frau angenommen, die in Folge ihrer Verheirathung

6,8

266

FamUirnrecht. — Annahme an Kindesstatt.

einen anbeicn Namen führt, so erhält bas Kinb ben Familien­ namen, ben bie Fran vor ihrer Berheirathung geführt hat, b. h. ben Mäbchennamen ber Frau. Ist ber Angenommene ein vcrheiratheter Mann, so erstreckt sich bie Namensänberung auch auf bessen Ehefrau unb Kinber, bie nach bem Abschlusse bes Annahme­ vertrags geboren werben. Ist bagegen bie angenommene Person eine Ehefrau, so behält bieselbe ben Namen ihres Ehemannes; bnrch bie Annahme an Kinbesstatt erleibet lebiglich berjenige Familienname ber Frau eine Aenberunq, ben sie vor ihrer Verheirathung gesührt hat. Ist z. B. eine Ehefrau, Namens Schmitt, beren Mäbchennamen Huber war, von Jemanb, Namens Maier, an Kinbesstatt angenommen worben, so bars sie sich nicht mehr Schmitt, geborene Huber, sonbern muß sich Schmitt, geborene Maier heißen. Der an Kinbesstatt Angenommene bars jeboch bem neuen Familiennamen seinen früheren Familiennamen beifügen. Hieß er z. B. vor ber Annahme Huber unb heißt er in Folge ber Annahme Schmitt, so kann er sich in Zukunft SchmittHuber, bagegen nicht Huber-Schmitt heißen. Jeboch kann in bem Annahmevertrag bestimmt werben, baß bie Beifügung bes früheren Familiennamens unzulässig sein soll. Dagegen kann nicht ver­ einbart werben, baß ber Angenommene lebiglich seinen früheren Familiennamen fortführen soll. Pichel»««, 2. Da bas Kinb burch bie Annahme bie rechtliche Stellung eines ehelichen Kinbes bes Annehmenben erhält, so wirb bem letzteren gegenüber für bas Kinb burch bie Annahme ein gesetzliches Erb- unb Pflichttheilsrecht begrünbet. Stirbt baher ber Annehmenbe mit Hinterlassung nachgeborener ehelicher Abkömmlinge ober einer Wittwe, so theilt bas Kinb mit biesen bie Erbschaft. In bem Annahmevertrage kann jeboch bas Erb­ recht bes Kinbes gegenüber bem Annehmenben ausgeschlossen werben (§ 1767 Abs. 1 B.G.B.). Dagegen wirb für ben Annehmenben burch bie Annahme an Kinbesstatt ein Erbrecht nicht begrünbet (§ 1759 B.G.B.). Stirbt baher bas angenommene Kinb ohne Hinterlassung von Ab­ kömmlinge«, so ist ber Annehmenbe nicht zur Erbschaft berufen. Selbstverstäublich steht nichts im Wege, baß bie an Kinbesstatt angenommene Person ben Annehmenben burch letztwillige Verfügung ein Erbrecht einräumt. Dagegen kann in bem Annahmevertrage eine berartige Bestimmung nicht getroffen werben. 3. Ist bas Kinb minberjährig, so erlangt ber Annehmenbe »qnundea. bie elterliche Gewalt über bas Kinb. Ihm steht baher bie Sorge sowohl für bie Person als auch für bas Vermögen bes Kinbes zu. Was insbesonbere bie Sorge über bas Vermögen anlangt, so hat ber Annehmenbe über bas Vermögen bes Kinbes, soweit es auf Gruub ber elterlichen Gewalt seiner Verwaltung unterliegt,

aus feine .Hosten ein Verzeichnis; anfzunehmen und dein Vormlindschastsgerichte einznreichen und das Verzeichnis mit der Versicherung der Richtigkeit und Vollständigkeit zu versehen (§ 1760 B.G.B.). Ist das eingereichte Verzeichnis ungenügend, so kann das Vormnndschastsgericht anvrduen, das; das Verzeichnis durch eine zu­ ständige Behörde oder durch einen Notar ausgenommen wird. Erfüllt der Annehiuende diese Verpflichtung nicht, so kann ihm das Bormundschaftsgericht die Vermögensverwaltung entziehen. Die Entziehnng kann jedoch jederzeit von dem Vormundschafts­ gerichte wieder aufgehoben werden. Von dieser Befugnis; wird es z. B. dann Gebrauch machen, wenn der Annehmende nachträglich der genannten Verpflichtung nachkommt. Will der Annehmende eine Ehe eingehen, während er die elterliche Gewalt über das Kind hat, so gelten die gleichen Vor­ schriften, wie wenn der Vater eines ehelichen Kindes eine neue Ehe eingehen will (§ 1761 B.G.B., s. auch S. 226), d. h. der Annehmende hat seine Absicht dem Vonnundschaftsgericht anzu­ zeigen, auf seine Kosten abermals ein Berzeichniß des seiner Ver­ waltung unterliegenden Vermögens eiuzureichen und soweit in An­ sehung dieses Vermögens eine Gemeinschaft zwischen ihm und dem Kinde besteht, die Auseinandersetzung herbeizuführen. Das Vor­ mundschaftsgericht kann jedoch gestatten, daß die Auseinandersetzung erst nach der Eheschließung erfolgt. Erfüllt der Annehmende diese Verpstichtnng nicht, so kann ihm das Bormundschaftsgericht die Vermögensverwaltung entziehen. Auch hier ist es während der Dauer der elterlichen Gewalt zur Aenderung seiner Anordnung befugt. Kraft der elterlichen Gewalt steht dem Annehmenden auch die Nutznießung an dem Vermögen des Angenommenen zu. Jedoch kann dieselbe in dem Annahmevertrage ausgeschlossen werden (§ 1767 Abs. 1 B.G.B.). Dagegen wäre die Vereinbarung abweichender Bestimmungen hinsichtlich der Sorge für die Person oder das Vermögen des Kindes unzulässig (§ 1767 Abs. 2 B.G.B.). 4. Durch die Annahme an Kindesstatt wirb zwischen dem » unterste. Annehmenden und dem Kinde der gesetzliche Unterhaltsanspruch ,fll4L begründet, der Eltern und Kindern gegen einander zusteht. Der Annehmende ist dem Kinde gegenüber sogar vor den leiblichen Verwandten des Kindes zur Gewährung des Unterhalts verpflichtet (§ 1766 Abs. 1 B.G.B.). Bekanntlich können Abkömmlinge von ihren Eltern und die Eltern von den Abkömmlingen nur den nothdürftigen Unter­ halt verlangen, wenn sie sich einer Verfehlung schuldig machen, die den Unterhaltspflichtigen berechtigt, ihnen den Pflichttheil zu entziehen (§ 1611 Abs. 2 B.G.B.). Obwohl nun dem Annehmenden gegenüber dem Kinde ein Pflichttheilsanspruch gar nicht zusteht, wirb der Ailuehmeude in dieser Beziehung einem leibliche» Ver­ wandten luiffteigenbcr Viuie gleichgestellt 1766 Abs. 2 B.G.B.).

268

.Familienrecht. — Annahme an Kindesstatt.

Trachtet daher z. B. der Annehmende dem Kinde nach dem Leben, so braucht ihm das Kind lediglich den nothdürstigen Unterhalt zu reichen. Ö. Bei Beantwortung der Frage, ob sich die Annahme an Kindesstatt auch auf die Abkömmlinge des Kindes erstreckt, ist zwischen den Abkömmlingen zu unterscheiden, welche zur Zeit des Abschlusses des Annahmevertrags bereits vorhanden waren und denjenigen Abkömmlingen, die erst nach dem Abschlusse des An­ nahmevertrags geboren werden. Auf einen zur Zeit des Pertragsschlusses schon vor­ handenen Abkömmling des Angenommenen, sowie auf die später geborenen Abkömmlinge dieses Abkömmlings erstrecken sich die Wirkungen der Annahme an Kindesstatt nur dann, wenn der Vertrag auch mit dem schon vorhandenen Ab­ kömmlinge geschlossen wird (§ 1762 B.G.B.). Sollen daher zur Zeit des Pertragsschlusses schon vorhandene Kinder oder Enkel des Angenommenen die rechtliche Stellung von Enkeln oder Urenkeln des Annehmenden erhalten, so muß auch mit diesen der Vertrag geschlossen werden. Dagegen werden die erst nach dem Vertragsschlusse geborenenAbkömmlinge des Angenommenen, sowie deren Abkömmlinge ohne weiteres von den Wirkungen der Annahme mit betroffen. Ist es sohin zulässig, dadurch, daß der Vertrag auch mit einem Abkömmlinge des Angenommenen ge­ schlossen wird, diesem die rechtliche Stellung eines Enkels des Ännehmenden einzuräumen, so ist gleichwohl die Annahme einer Person an Enkelstatt ohne gleichzeitige Annahme des Vaters oder der Mutter dieser Person an Kindesstatt ausgeschlossen. Soweit die Wirkungen der Annahme an Kindesstatt auf Abkömmlinge des Angenommenen sich erstrecken, macht es keinen Unterschied, ob der Abkömmling ein eheliches Kind des Angenom­ menen oder ein Kind ist, das in Folge Legitimation durch nach­ folgende Eheschließung oder in Folge Ehelichkeitserklärung die recht­ liche Stellung eines ehelichen Kindes erlangt hat. Dagegen er­ strecken sich die Wirkungen der Annahme nicht auf solche Kinder des Angenommenen, welche von diesem selbst an Kindesstatt an­ genommen wurden. Denn sind solche Kinder bereits zur Zeit des Abschlusses des Annahmevertrags vorhanden, so kann mit ihnen ein weiterer Annahmevertrag nicht abgeschlossen werden (§ 1749 Abs. 2 B.G.B.), und die Kinder, die von dem Angenommenen später an Kindesstatt angenommen werden, erlangen die rechtliche Stellung ehelicher Kinder nur gegenüber demjenigen, der sie an Kindesstatt annimmt. Wird eine Frauensperson an Kindesstatt angenommen, so sind zu ihren ehelichen Kindern auch diejenigen zu rechnen, die sie außerehelich geboren hat (§ 1705 B.G.B.). Uneheliche Kinder eines Mannes bleiben dagegen außer Betracht. Soweit sich die Wirkungen der Annahme auf Abkömmlinge des Angenommenen erstrecken, ist auch diesen gegenüber der An-

Wirkungen der Annahme an Kindesstatt.

269

nehmende vor den leiblichen Bcrwandten zur Gewährung von Unterhalt verpflichtet (§ 1766 Abs. 1 B.G.B.). 6. Der Ehegatte des Annehinenden wird nicht mit dem Kinde und seinen Abkömmlingen, der Ehegatte des und m mnder Kindes wird nicht mit dem Annehmenden verschwägert (§ 1763 B.G.B.). Auch diese Bestimmung ist eine Ausnahme von dem Grundsätze, daß das Kind dem Annehmenden gegenüber die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes erhält. Eine weitere Ausnahme von diesem Grundsätze ist: 7. Die Wirkungen der Annahme an Kindesstatt er-^^rrwind^d«, strecken sich nicht aus die Verwandten des Annehmenden (§ 1763 B.G.B.). Das Kind und die Verwandten stehen ein­ ander nach der Annahme rechtlich noch ebenso fremd gegenüber wie vor der Annahme. Es besteht daher zwischen ihnen nicht die gegenseitige gesetzliche Unterhaltspflicht der Verwandten, kein gegenseiüges gesetzliches Erbrecht u. s. w. Stirbt z. B. ein nachgeborenes eheliches Kind des Annehmenden, so wird es von dem Angenom­ menen nicht beerbt. 8. Die Rechte und Pflichten, die sich aus dem Verwandtschastsverhaltniffe zwischen dem Klnde und seinen leiblichen Verwandten ergeben, werden durch die Annahme an Kindesstatt nicht berührt (§ 1764 B.G.B.). Insbesondere bleibt das Kind seinen Verwandten gegenüber unterhaltsberechtigt, wenn auch der Annehmende in erster Linie haftet; ebenso bleibt es diesen gegen­ über zur Gewährung des Unterhalts verpflichtet; ferner bleiben die gegenseitigen gesetzlichen Erbrechte bestehen. Jedoch verlieren mit der Annahme an Kindesstatt die leib­ lichen Eltern des Kindes die elterliche Gewalt über das Kind, die uneheliche Mutter das Recht und die Pflicht für die Person des Kindes zu sorgen (§ 1765 B.G.B.). Sie erhalten die elterliche Gewalt auch dann nicht wieder, wenn das durch die Annahme an Kindesstatt begründete Verhältniß oder die elterliche Gewalt des Annehmenden über das Kind endigt. Hat jedoch der Vater oder die Mutter dem Kinde Unterhalt zu gewähren, so treten wenigstens das Recht und die Pflicht, für die Person des Kindes zu sorgen, wieder ein: a) wenn die elterliche Gewalt des Annehmenden z. B. durch dessen Tod, durch Verwirkung u. bergt, endigt, oder b) wenn die elterliche Genullt des Annehmenden wegen Ge­ schäftsunfähigkeit oder deswegen ruht, weil das Vormundschafts­ gericht festgestellt hat, daß derselbe aus längere Zeit an ihrer Aus­ übung thatsächlich verhindert ist. In beiden Füllen steht aber dem Vater oder der Mutter lediglich die thatsächliche Sorge für die Person des Kindes zu. Dagegen tritt das Recht zur Vertretung nicht wieder ein (§ 1765 Abs. 2 B.G.B.). Daher muß in einem solchen Falle dem Kinde ein Vormund bestellt werden.

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Familienrechl. — Annahme an Kindesstatt.

**• Nach gewissen Richtungen abweichende Wirkungen treten dann ein, wenn entweder ein Ehepaar gemeinschaftlich ein Kind annimmt oder wenn ein Ehegatte ein Kind des anderen Ehegatten annimmt. Hier erlangt das Kind die rechte liche Stellung eines gemeinschaftlichen Kindes der Ehegatten (§ 1757 Abs. 2 B.G.B.); ferner erhält es den Familiennamen des Mannes, welcher übrigens ja auch der Name der Frau ist (§ 1758 B.G.B.). Ist das Kind noch minderjährig, so steht den beiden Ehegatten die elterliche Gewalt über das Kind gerade so zu, wie wenn es ihr leib­ liches eheliches Kind wäre. Diese Wirkung der Annahme eines Kindes als gemeinschaftliches Kind ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn ein Ehegatte ein Kind des anderen Ehegatten annimmt. Denn ohne diese Bestimmung würde nach den oben erörterten Grundsätzen, wenn eine Ehefrau das Kind ihres Ehemannes an­ nimmt, die elterliche Gewalt des letzteren wegfallen und an die Stelle derselben die elterliche Gewalt der Ehefrau treten. Nähme aber der Ehemann das Kind seiner Ehefrau an Kindesstatt an, so würde dieselbe das Recht und die Pflicht, für die Person des Kindes zu sorgen, dauernd verlieren. Endlich ist die Annahme eines Kindes als gemeinschaftliches Kind der Ehegatten dann von Bedeutung, wenn die Ehegatten allgemeine Gütergemeinschaft ver­ einbart haben. Stirbt nämlich der eine Ehegatte, so wird zwischen dem überlebenden Ehegatten und dem Kinde, auch wenn keine leiblichen gemeinschaftlichen Abkömmlinge der Ehegatten vorhanden sind, die Gütergemeinschaft fortgesetzt. 10. An einige bereits früher behandelte Wirkungen der Annähme mag hier lediglich erinnert werden: Ein an Kindesstatt angenommenes Kind theilt den Wohn­ sitz des Annehmenden. Ist jedoch die Annahme an Kindesstatt erst nach dem Eintritte der Volljährigkeit erfolgt, so ist sie ohne Einfluß auf den Wohnsitz des Kindes (§ 11 Abs. 2 B.G.B.). Das Gleiche gilt dann, wenn eine minderjährige Ehefrau an Kindesstatt angenommen wird; denn die Ehefrau theilt den Wohn­ sitz ihres Ehemannes (§ 10 B.G.B.).

Will ferner ein an Kindcsstatt angenommenes Kiud vor Vollendung des einundzivanzigsten Lebensjahres eine Ehe eingehcn, so steht die Einwilligung zur Eingehung der Ehe an Stelle der leiblichen Eltern demjenigen zu, der das Kind angenommen hat. Die leiblichen Eltern erlangen das Recht zur Einwilligung auch dann nicht ivieder, wenn das durch die Annahme an Kindesstatt begründete Rechtsverhältniß aufgehoben wird (§ 1306 B.G.B., vcrgl. auch S. 6). Wer endlich einen Anderen an Kindesstatt angenommen hat, darf mit ihm oder dessen Abkömmlingen eine Ehe nicht eingehen, solange das durch die Annahme an Kindesstatt begründete RechtSverhältniß besteht (§ 1311 B.G.B., vergl. auch S. 8).

Beendigung d. durch d. Annahme an Kindesstatt begründ. Rechtsverhätt. 271

8 341.

4. Aeendig««- des durch die Annahme an Aindesftalt 6tgründelen Rechtsverhältnisses. Das durch die Annahme verhältnitz endigt:

an Kindesstatt begründete Rechts-

1. durch Anfechtung, wenn der Annahmevertrag oder die Einwilligung des Ehegatten des 'Annehinenden oder Angenommenen oder der Eltern bezw. der Mutter ivegcn Irrthums, arglistiger Täuschung oder Drohung anfechtbar ist. Bestätigt die anfechtungs­ berechtigte Person ihre Erklärung, so wird hiedurch die Anfechtung ausgeschlossen. Die Anfechtung wie die Bestätigung kann nicht durch einen Vertreter erfolgen. Hat das Kind nicht das vierzehnte Lebensjahr vollendet, so kann sein gesetzlicher Vertreter mit Ge­ nehmigung des Vormundschaftsgerichts den Vertrag anfechten oder bestätigen. Ist der Annehmende oder das Kind in der Geschäfts­ fähigkeit beschränkt, so bedürfen sie zur Anfechtung wie zur Be­ stätigung außer der Zustimmung ihres gesetzlichen Vertreters, der Genehmigung des Bormundschaftsgerichts. Ist dagegen eine der oben genannten Personen, deren „Einwilligung" erforderlich ist, in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so bedarf sie zur Anfechtung wie zur Bestätigung der anfechtbaren Einwilligungserklärung der Zustimmung ihres gesetzlichen Vertreters nicht (§ 1755 B.G.B.). 2. durch Aufhebung (§§ 1768 ff. B.G.B.). Die Aufhebung erfolgt regelmäßig durch Vertrag zwischen dem Annehmenden, dem Kinde und denjenigen Abkömmlingen des Kindes, auf welche sich die Wirkungen der Annahme erstrecken, d. h. denjenigen zur Zeit des Abschlusses des Annahmevertrags bereits vorhandenen Abkömmlingen, mit welchen der Annahme­ vertrag ebenfalls geschloffen wurde, und den erst nach dem Ver­ tragsschluffe geborenen Kindern des Angenommenen, sowie deren Abkömmlingen. Hat ein Ehepaar gemeinschaftlich ein Kind ange­ nommen oder hat ein Ehegatte ein Kind des anderen Ehegatten angenommen, so ist zu der Aufhebung die Mitwirkung beider Ehegatten erforderlich (§ 1768 Abs. 2 und 3 B.G.B.). Nach dem Tode des Kindes können die übrigen Be­ theiligten, d. h. der Annehmende und die Abkömmlinge des Kindes, auf welche sich die Wirkungen der Annahme erstrecken, das zwischen ihnen bestehende Rechtsverhältniß durch Vertrag aufheben (§ 1769 Satz 1 B.G.B.). Nach dem Tode des An nehmenden ist die Aufhebung der durch die Annahme an Kindesstatt begründeten Wirkungen grundsätzlich unzulässig. Nur dann, wenn ein Ehepaar ein Kind gemeinschaftlich oder ein Ehegatte ein Kind des anderen Ehegatten angenommen hat, können die übrigen Betheiligten, d. h. der überlebende Ehegatte, das Kind und dessen Abkömmlinge, auf lvclche sich die Wirkungen der Annahme an Kindesstatt erstrecken,

1. Anfechtung

2. Aufhebung.

das zwischen ihnen bestehende Rechtsverhältniß aufheben (§ 1769 Satz 2 B.G.B.).

durch Vertrag

Für den Aufhebungsvertrag gelten im allgemeinen die gleichen Bestimmungen wie für den Annahmevertrag: Die Aufhebung kann nicht unter einer Bedingung oder Zeit­ bestimmung erfolgen (§ 1768 Abs. 1 B.G.B.). Der Vertrag muß bei gleichzeitiger Anwesenheit beider Theile vor Gericht oder einem Notar geschlossen werden. Vertretllng ist unzulässig. Hat einer der Betheiligten das vierzehnte Lebensjahr noch nicht vollendet, so kann sein gesetzlicher Vertreter den Vertrag mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichts schließen. Ist einer der Betheiligten in der Geschäftsfähigkeit beschränkt und hat er das vierzehnte Lebensjahr vollendet, so bedarf er zur Eingehung des Vertrags, außer der Zustimmung seines gesetzlichen Vertreters, auch der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts.

Wie der Annahmevertrag bedarf auch der Aufhebungsvertrag der Bestätigung durch das zuständige Gericht. Abgesehen von dem Falle, in welchem nach dem Tode des Kindes zwischen den übrigen Betheiligten die Aufhebung des zwischen ihnen bestehenden Rechtsverhältnisses erfolgt, kann eine Bestätigung des Aufhebungs­ vertrags nach dem Tode des Kindes nicht erfolgen. Nach dem Tode des Annehmenden ist die Bestätigung nur zulässig, wenn einer der Betheiligten den Antrag auf Bestätigung bei dem zuständigen Gerichte eingereicht oder bei oder nach der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung des Vertrags das Gericht oder dem Notar mit der Einreichung betraut hat. Die nach den» Tode des Annehmenden erfolgte Bestätigung hat die gleiche Wirkung, wie wenn sie vor dem Tode erfolgt wäre. Auch hier sind die Vertragschließenden schon vor der Bestätigung und zwar solange gebunden, bis dieselbe endgültig versagt wird. Die Bestätigung ist auch hier nur zu versagen, wenn ein gesetzliches Erforderniß der Aufhebung fehlt. Hinsichtlich der Zuständigkeit der Amtsgerichte zur Bestätigung des Aufhebungsvertrags, hinsichtlich der Rechts­ mittel gegen den amtsgerichtlichen Beschluß, sowie hinsichtlich des Zeitpunktes der Wirksamkeit der Bestätigung gelten für den Auf­ hebungsvertrag die gleichen Bestimmungen wie für den Annahme­ vertrag. Wird jedoch nach dem Tode des Kindes das zwischen den übrigen Betheiligten bestehende Rechtsverhältniß aufgehoben, so tritt der Beschluß, durch welchen nach dem Tode des Annehmenden die Aufhebung bestätigt wird, mit der Bekanntmachung an die übrigen Betheiligten in Wirksamkeit (§1770 B G B. und §§65—68 des Ges. über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17. Mai 1898). Ist der Aufhebungsvertrag anfechtbar, so gelten für die Anfechtung des Vertrags die in Ziffer 1 erörterten, für die An­ fechtung des Annahmevertrags maßgebenden Bestimmungen.

Bormundschast.

(Sinlcilintfl.

273

3. Schließen endlich Personen, die dnrch Annahme^ an Kindesstatt verbunden sind, trotz des dadurch be­ gründeten Ehehindernisses eine Ehe, so ist diese Ehe zwar gültig, aber es tritt mit der Eheschließung die Aushebung des durch die Annahme zwischen ihnen begründeten Rechtsverhältnisses ein (§ 1771 Abs. 1 B.G.B.). Unter den übrigen Betheiligten dauern dagegen die Wirkungen der Annahme fort. Ist die Ehe aus einem besonderen Grunde, z. B. wegen Verletzung wesentlicher Formvorschriften, nichtig, so wird, wenn dem einen Ehegatten die elterliche Gewalt über den anderen zusteht, diese mit der Eheschließung verwirkt. Die Verwirkung tritt jedoch nicht ein, wenn die Nichtigkeit der Ehe auf einen Formmangel beruht und die Ehe nicht in das Heirathsregister eingetragen ist (§ 1771 B.G.B.). Der Unterschied zwischen der Beendigung des durch die An­ nahme begründeten Rechtsverhältnisses in Folge Anfechtung und der vertragsmäßigen oder durch Eheschließung herbeigeführten Aufhebung äußert sich in den Wirkungen. Während im ersteren Falle der Annahmevertrag überhaupt als nicht geschlossen und deshalb auch die Wirkungen der Annahme als nicht eingetreten gelten, werden in den beiden letzteren Fällen diese Wirkungen lediglich für die Zukunft aufgehoben. Im Besonderen ist für diese beiden Fälle noch bestimmt, daß mit der Aufhebung das Kind und diejenigen Abkömmlinge des Kindes, auf welche sich die Aufhebung erstreckt, das Recht verlieren, den Familiennamen des Annehmenden zu führen (§ 1772 B.G.B.). Dieselben behalte» jedoch diesen Namen, wenn das Kind ein Ehepaar gemeinschaftlich oder ein Ehegatte das Kind des anderen Ehegatten angenommen hat, und wenn die Aufhebung nach dem Tode eines Ehegatten erfolgt.

Dritter Abschnitt.

Vormundschaft. Einleitung. 8 342. Die Vormundschaft im weiteren Sinne zerfällt in die Vormundschast im eigentlichen Sinne und die Pflegschaft. Unter Vornmndschaft im eigentlichen Sinne begreift das B.G.B. alle diejenigen Fälle, in welchen es sich um die allgemeine Sorge für die Person und das Vermögen des Mündels handelt, während es eine Pflegschaft da eintreten läßt, wo das Bedürfniß des Schutzes nur für besondere Angelegenheiten angezeigt ist. Müller u. Meikel, Bürger!. Recht. 11.

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Bormundschast.

(Sinlcilintfl.

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3. Schließen endlich Personen, die dnrch Annahme^ an Kindesstatt verbunden sind, trotz des dadurch be­ gründeten Ehehindernisses eine Ehe, so ist diese Ehe zwar gültig, aber es tritt mit der Eheschließung die Aushebung des durch die Annahme zwischen ihnen begründeten Rechtsverhältnisses ein (§ 1771 Abs. 1 B.G.B.). Unter den übrigen Betheiligten dauern dagegen die Wirkungen der Annahme fort. Ist die Ehe aus einem besonderen Grunde, z. B. wegen Verletzung wesentlicher Formvorschriften, nichtig, so wird, wenn dem einen Ehegatten die elterliche Gewalt über den anderen zusteht, diese mit der Eheschließung verwirkt. Die Verwirkung tritt jedoch nicht ein, wenn die Nichtigkeit der Ehe auf einen Formmangel beruht und die Ehe nicht in das Heirathsregister eingetragen ist (§ 1771 B.G.B.). Der Unterschied zwischen der Beendigung des durch die An­ nahme begründeten Rechtsverhältnisses in Folge Anfechtung und der vertragsmäßigen oder durch Eheschließung herbeigeführten Aufhebung äußert sich in den Wirkungen. Während im ersteren Falle der Annahmevertrag überhaupt als nicht geschlossen und deshalb auch die Wirkungen der Annahme als nicht eingetreten gelten, werden in den beiden letzteren Fällen diese Wirkungen lediglich für die Zukunft aufgehoben. Im Besonderen ist für diese beiden Fälle noch bestimmt, daß mit der Aufhebung das Kind und diejenigen Abkömmlinge des Kindes, auf welche sich die Aufhebung erstreckt, das Recht verlieren, den Familiennamen des Annehmenden zu führen (§ 1772 B.G.B.). Dieselben behalte» jedoch diesen Namen, wenn das Kind ein Ehepaar gemeinschaftlich oder ein Ehegatte das Kind des anderen Ehegatten angenommen hat, und wenn die Aufhebung nach dem Tode eines Ehegatten erfolgt.

Dritter Abschnitt.

Vormundschaft. Einleitung. 8 342. Die Vormundschaft im weiteren Sinne zerfällt in die Vormundschast im eigentlichen Sinne und die Pflegschaft. Unter Vornmndschaft im eigentlichen Sinne begreift das B.G.B. alle diejenigen Fälle, in welchen es sich um die allgemeine Sorge für die Person und das Vermögen des Mündels handelt, während es eine Pflegschaft da eintreten läßt, wo das Bedürfniß des Schutzes nur für besondere Angelegenheiten angezeigt ist. Müller u. Meikel, Bürger!. Recht. 11.

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Kamilienrrcht. — Bormiindschast. — Einleitung

Die Vormnndschaft im eigentlichen Sinne ist aber in manchen geregelt, je nachdem eine Vormund— ■ ■ — schäft über Minderjährige oder eine Vormundschaft über Voll­ jährige in Frage steht. Bestellung deDie Vormundschaft tritt niemals von selbst kraft Gesetzes Vormundes. ein, sondern immer nur auf Grund einer Anordnung des Vor­ mund schaftsgerichts. Rechte und Pflichten des Vormundes be­ ginnen daher immer erst mit dem Zeitplinkt, in ivelchem der Vor­ mund vom Gericht bestellt wird. Selbständigkeit Der Vormund hat das ihm übertragene Amt völlig selb­ des Vormundes. ständig nach eigenem Ermessen und auf eigene Verantwortung zu führen. Dies hindert jedoch nicht: a) daß er zur Vornahme gewisser Rechtsgeschäfte der Ge­ nehmigung des Vormundschaftsgerichts bedarf und Oberaufsicht des b) daß seine Amtsführung der Oberaufsicht des VorVormundschaft-« gerichtS. mundschaftsgcrichts unterliegt. Diese Oberaufsicht steht grund­ sätzlich den Gerichten zu, doch kann dieselbe durch Landesgesetz auch anderen als gerichtlichen Behörden übertragen werden. Durch die Einrichtung des Gemeindewaisenrathes, sowie durch die Vorschrift über die Anhörung der Verwandten ist jedoch auch der Gemeinde und der Familie eine gewisse Mitwirkung bei der Führung dieser Oberaufsicht zugesichert. Ausnahmsweise ist unter gewissen Voraus­ setzungen die Uebertragung der Oberaufsicht an einen zu bildenden Famiiimraih Familienrath zulässig. ü?n«uM4nber Die Vorschriften des B.G.B. über die Vormundschaft sind nur dann anwendbar, wenn die Vormundschaft über einen Deutschen in Frage steht. Jedoch kaun eine Vormundschaft im engeren Sinne oder eine Pflegschaft im Inland auch über einen Ausländer an­ geordnet werden, wenn der Staat, dem er angehört, die Fürsorge nicht übernimmt und wenn der Ausländer nach den Gesetzen dieses Staates der Fürsorge bedarf oder im Jnlande entmündigt ist (Art. 23 Abs. 1 E.G. zum B.G.B.). Tritt z. B. nach dem Rechte eines ausländischen Staates die Volljährigkeit schon mit der Vollendung des zwanzigsten Lebensjahres ein, so ist die An­ ordnung einer Vormundschaft über eine diesem Staate angehörende Person, die das 20. Lebensjahr überschritten, das 21. aber noch nicht vollendet hat, unzulässig; denn nach dem Rechte seines Heimathstaates bedarf der Betreffende einer Fürsorge nicht. Fragt cs sich daher, ob von den deutschen Behörden über einen Ausländer eine Vormundschaft oder Pflegschaft angeordnet werden darf, so ist vor allem zu prüfen, ob nach dem Rechte seines Heimathstaates die Anordnung einer Vormundschaft oder Pflegschaft zulässig ist; denn die Bestimmungen des E.G. zum B.G.B. über die Zulässigkeit einer solchen Anordnung haben die Zulässigkeit der­ selben nach dem ausländischen Rechte zur Voraussetzung. Diese Prüfling der Zulässigkeit nach ausländischem Recht entfällt nur dann, wenn der Ausländer im Jnlande entmündigt ist. Unter

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jlhrige und Li« Beziehungen wieder verschieden Volljährige. * — • -----• *’

Boraussebunnkn bet Aevormiiiibiilig Minberjähriger.

275

allen Umständen ist aber die Anvrdnunsi einer Vormundschaft ober Pflegschaft über einen Ausländer dann ausgeschlossen, wenn dessen Heimathstaat selbst die Fürsorge übernimmt. Jedoch kann das deutsche Bormundschaftsgericht vorläufige Massregeln treffen, so lange eine Vormundschaft oder Pflegschaft im Anslande nicht angeordnet ist (?lrt. 23 Abs. 2 E.G. zum B.G.B.). Auf eine zur Zeit des Inkrafttretens des B.G.B. be- b“t'^un®?n reits bestehende Vormundschaft oder Pflegschaft finden von dieser Zeit an die Vorschriften des B.G.B. Anwendung (Art. 210 Abs. 1 E.G. zum B.G.B ). Ist die Vormundschaft wegen eines körperlichen Gebrechens angeordnet, so gilt sie als eine nach den Vorschriften des B.G.B. ans dem gleichen Grunde angeordnete Pflegschaft (vergl. § 1910 Abs. 1 B.G.B.). Ist die Vormundschaft wegen Geistesschwäche angeordnet, ohne daß eine Entmündigung erfolgt ist, so gilt sie als eine nach den Vorschriften des B.G.B. für die Vermögensangelegenheiten des Geistesschwachen angeordnete Pflegschaft (vergl. § 1910 Abs. 2 B.G.B.). Die bisherigen Vormünder und Pfleger bleiben im Amte. Dasselbe gilt im Geltungsbereiche der preußischen Bor­ mundschaftsordnung vom o. Juli 1875 für den Familienrath und dessen Mitglieder. Ein Gegenvormund ist zu entlassen, wenn nach den Vorschriften des B.G.B. ein Gegenvormund nicht zu bestellen wäre (Art. 210 Abs. 2 E.G. zum B.G.B.). Die nach den französischen ober ben bübischen Gesetzen für einen Geistesschwachen angeorbnete Bestellung eines Beistanbes verliert mit bem Ablauf von sechs Monaten nach bem Inkraft­ treten des B.G.B. ihre Kraft (Art. 211 E.G. zum B.G.B.). Enblich bleiben bie am 1. Januar 1900 bestehenben lanbesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen gewisse Werthpapiere z. B. bie Pfandbriefe gewisser Banken zur Anlegung von Mündelgeld für geeignet erklärt sind, auch nach diesem Zeitpunkte in Kraft (Art.' 212 E.G. zum B.G.B.). 1. Kapitel. Wormundschaft über Minderjährige. I iHirbttH»! Irr V«rmirMch,ft. § 343. 1. Voraussetzungen der Mevormundung Minderjähriger.

Ein Minderjähriger erhält einen Bormnnd (§ 1773 B.G.B.): 1. wenn er nicht unter elterlicher Gewalt steht, ferner

276

Familienrecht. — Vormundschaft über Minderjährige.

2. wenn die Eltern weder in den die Person noch in den das Vermögen betreffenden Angelegenheiten zur Vertretung des Minderjährigen berechtigt sind, endlich 3. wenn der Familienstand des Minderjährigen nicht zu ermitteln ist. Demgemäß bedürfen eines Vormundes: 1. eheliche Kinder: a) wenn beide Eltern entweder gestorben oder für todt er­ klärt sind (§§ 1679, 1686 B.G.B.). Ist dagegen nur der eine Elterntheil gestorben oder für todt erklärt, so endigt die elterliche Gewalt regelmäßig nicht, sondern steht dem anderen Elterntheil zu; die Bestellung eines Vormundes ist dann nicht erforderlich. b) wenn während der Dauer der Ehe der Vater die elter­ liche Gewalt verwirkt (§ 1680 B.G.B.); c) wenn nach der Auflösung der Ehe beide Eltern die elter­ liche Gewalt verwirkt haben. Hat sie dagegen bloß der Vater verwirkt, so steht die Ausübung derselben der Mutter zu. Ist die Ehe durch den Tod eines Elterntheils aufgelöst worden, so genügt natürlich die Verwirkung durch den überlebenden Eltern­ theil allein; d) wenn nach Auflösung der Ehe die elterliche Gewalt der Mutter zusteht und diese eine neue Ehe eingeht (§ 1697 B G B ); e) wenn dem Vater wegen Gefährdung der Person des Kindes durch Beschluß des Vormundschaftsgerichts die elterliche Gewalt entzogen worden ist (§ 1666 B G B ). In allen diesen Fällen steht der eheliche Minderjährige nicht unter elterlicher Gewalt und erhält aus diesem Grunde einen Vormund. Ein ehelicher Minderjähriger bedarf eines Vormundes aber auch dann, wenn er zwar unter elterlicher Gewalt steht, wenn aber die Eltern weder in den die Person noch in den das Ver­ mögen betreffenden Angelegenheiten zur Vertretung des Minder­ jährigen berechtigt sind. Dies ist der Fall: f) wenn während der Ehe die elterliche Gewalt beider Eltern ruht, oder wenn nach Auflösung der Ehe die elterliche Gewalt des Vaters ruht, ohne daß dieselbe der Mutter durch Beschluß des Vor­ mundschaftsgerichts übertragen wird (§§ 1676,1677,1685 B.G.B.). In allen diesen Fällen ist cs ohne Belang, ob das Kind schon als ehelich geboren wurde oder ob es erst nachträglich durch Legitimation oder Annahme an Kindesstatt die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes erlangt hat oder ob endlich ein aus einer nichtigen Ehe hervorgegangenes Kind deswegen als ehelich gilt, weil beiden Ehegatten bei der Eheschließung die Nichtigkeit der Ehe nicht bekannt war. Einen Vormund erhalten ferner: 2. uneheliche Kinder in allen Fällen. Denn der Mutter steht nicht die elterliche Gewalt über das uneheliche Kind zu; sie

hat zwar das Recht und die Pflicht, für die Person des Kindes zu sorgen, ist aber zur Vertretung des Kindes nicht berechtigt. 3. Kinder aus nichtigen Ehen, wenn entweder beide Eltern die Nichtigkeit der Ehe bei der Eheschließung gekannt haben oder, wenn nur die Mutter die Nichtigkeit kannte und die elterliche Gewalt des Vaters beendigt ist. 4. Minderjährige, deren Familienstand nicht zu ermitteln ist, sog. Findelkinder.

§ 344. 2. J>it Anordnung der Aormvndschnft.

Ist in der Person des Minderjährigen ein Grund gegeben, der seine Bevormundung erfordert, so tritt die Vormundschaft über denselben nicht kraft Gesetzes ein, fonbent nur dann, wenn düs Bormundschaftsgericht dieselbe anordnet (§ 1774 B.G.B.). Das Vormuudschastsgericht ist von Amtswegen verpflichtet, die Vor­ mundschaft anzuordnen, sobald es davon Kenntniß erhält, daß ein Minderjähriger eines Vormundes bedürftig ist. Die Anordnung der Vormundschaft erfolgt durch Beschluß des Bormundschastsgerichts. Mit der Anordnung allein ist jedoch die Thätigkeit des Bormundschastsgerichts noch nicht zu Ende; vielmehr bedeutet die Anordnung nur den Beginn weiterer Thätig­ keit. Das Bormundschaftsgericht hat nunmehr eine geeignete Person als Vormund auszuwählen und zu bestellen. Mit den für diese Thätigkeit des Vormundschaftsgerichts maßgebenden Bestimmungen befassen sich die folgenden Paragraphen.

S. Pie Hteflek««- des Mormnades. 8 345. a) Die Berufung zur Vormundschaft.

Gewisse Personen haben ein Recht darauf, als Vormünder aufgestellt zu werden. Das B.G.B. bringt dies dadurch zum Aus­ drucke, daß es sagt, diese Personen seien als Vormünder berufen. Das B.G.B. bestimmt aber nicht allein, welche Personen zur Vor­ mundschaft berufen sind, sondern es stellt zugleich die Reihenfolge fest, nach welcher die Einzelnen berufen sind. Als Vormünder sind in nachstehender Reihenfolge berufen (§ 1776 B.G.B.): 1. wer von dem Vater des Mündels als Vormund benannt ist; 2. wer von der ehelichen Mutter des Mündels als Vormund benannt ist; 3. der Großvater des Mündels von väterlicher Seite; endlich 4. der Großvater des Mündels von mütterlicherSeite.

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Familicnrkcht. — Bormundjchast über Minderjährige.

In den bethen ersten Fällen erfolgt die Berilfililg durch Benennung, in den beiden letzten Fällen dagegen kraft Gesetzes. $®munbfiflbur4 a) Die Benennung eines Vormundes erfolgt durch den eb« Vater oder die eheliche Mittler des Kindes. Zu beachten ist aber, """ daß ein Benennungsrecht lediglich der ehelichen Mutter eines Kindes ziisteht. Der Mutter eines unehelichen Kindes steht ein solches Recht nicht zur Seite. Ebensowenig können dritte Personen einen Vormund benennen.

Die Benennung erfolgt durch letztwillige Verfügung (§ 1777 Abs. 3 B.G.B.). Daher kann die Benennung des Vvrmnndes nicht den Gegenstand eines Vertrags, auch nicht eines Erbvertrags bilden: die Beifügung einer Bedingung oder Zeit­ bestimmung ist zulässig.

Der Vater ober die Mutter können einen Vormund nur dann benennen, wenn ihnen zur Zeit des Todes die elterliche Gewalt über das Kind znsteht (§ 1777 Abs. 1 B.G.B.). Da­ gegen ist keine Voraussetznng für das Beneunnngsrecht der Eltern, daß ihnen die elterliche Gewalt bereits zur Zeit der Errichtung der letztwilligen Verfügung zustand. Hatte daher z. B. der Vater zwar nicht zur Zeit der Errichtung der letztwilligen Verfügung, ivohl aber im Zeitpnnkte seines Todes die elterliche Gewalt über das Kind, so ist die Benennung gültig. Deshalb ist auch keine Voraussetzung für das Beneunnngsrecht, daß das Kind, für welches ein Bormnnd benannt wird, zur Zeit der Errichtung der letztivilligen Verfügung geboren ober auch nur erzeugt ist. Dagegen ist bie Benennung des Vormundes unwirksam, wenn dem Vater die elterliche Gewalt zwar zur Zeit der Errichtung der letztwilligen Verfügung, dagegen nicht mehr im Zeitpunkte seines Todes zustand.

Daraus, daß demjenigen Elterntheil, welcher einen Vormund benennt, die elterliche Gewalt zur Zeit seines Todes zustehen muß, folgt weiter, daß die Benennung nur für solche Kinder wirksam ist, die im Zeitpunkte seines Todes bereits geboren sind. Der Vater kann jedoch für ein Kind, das erst nach seinem Tode ge­ boren tvitb, einen Vormund dann benennen, wenn er dazu be­ rechtigt sein würde, falls das Kind vor feinem Tode geboren wäre (§ 1777 Abs. 2 B.G.B.). Auf das Benennungsrecht der Mutter ist jedoch diese Ausnahme nicht anwendbar. Das Recht eines Elterntheils zur Benennung eines Vor­ mundes ist ausgeschlossen, wenn er zur Zeit seines Todes in den die Person ober in bett bas Vermögen betreffenden Angelegen­ heiten zur Vertretung des Kindes nicht berechtigt ist (§ 1777 Abs. 1 B.G.B.). Daher ist z. B. die Benennung eines Vor­ mundes durch die Mutter wirkungslos, wenn zur Zeit ihres Todes der Vater die elterliche Gewalt ausübt; dagegen ist die Benennung »virksam, wenn in dem genannten Zeitpunkte die elterliche Gewalt des Vaters ruht.

b) Nach dcn van den Eltern des Kindes als Vormünder benannten Personen ist an dritter Stelle der Großvater von väterlicher und an vierter Stelle der Großvater von mütter­ licher Seite des Kindes kraft Gesetzes als Vormund berufen. Ist der Mündel ein uneheliches Kind, so kann, da der Mündel nicht mit seinem Vater und dessen Verwandten als ver­ wandt gilt, der natürliche Großvater von väterlicher Seite nicht in Betracht kommen. Das Gleiche gilt dann, wenn der Mündel durch Ehelichkeitserklärung die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes erlangt hat. Ist dagegen das Kind durch nachfolgende Ehe seiner Eltern legitimiert worden, so ist der Großvater von väterlicher Seite vor dem Großvater von mütterlicher Seite als Vormund berufen. Die Großväter sind als Vormünder überhaupt nicht be­ rufen, wenn der Mündel von einem Anderen als dem Ehegatten seines Vaters oder seiner Mutter an Kindesstatt angenommen worden ist (§ 1776 Abs. 2 B.G.B.). In einem solchen Falle kommen weder die natürlichen Großväter des Kindes noch der Vater des Annehmenden als Vormünder in Betracht. Das Gleiche gilt dann, wenn derjenige, von welchem der Mündel abstammt, von einem Anderen als dem Ehegatten seines Vaters oder seiner Mutter an Kindesstatt angenommen ist und wenn sich die Wirkungen der Annahme auf den Mündel erstrecken. Ist z. B. A von B, der nicht Ehegatte des Vaters oder der Mutter des A ist, an Kindesstatt angenommen worden und ersttecken sich die Wirkungen der Annahme auch auf C, den Sohn des A, entweder deshalb, weil auch mit ihm der Annahmeverttag geschlossen wurde, oder deshalb, weil C erst nach dem Abschlusse des Annahmeverttags geboren wurde, so sind weder B noch die natürlichen Großväter des C als dessen Vormünder berufen. Diese Vorschriften gelten auch dann, wenn Jemand von einem Ehepaare als gemeinschaftliches Kind angenommen wurde. Dagegen greift wieder die Regel Platz, wenn der Annehmende der Ehegatte des Vaters oder der Mutter des Mündels ist. In diesen Fällen ist daher zunächst der Großvater von väterlicher Seite und nach ihm der Großvater von mütterlicher Seite als Vormund berufen. Ist z. B. A, der ein uneheliches Kind der B ist, von C, dem Ehemann der B, an Kindesstatt angenommen worden, so ist zunächst der Vater des C und nach diesem der Vater der B als Vormund berufen. Wäre im gleichen Falle eine Vormundschaft nicht über A, sondern über dessen Sohn D ein­ zuleiten, so käme als Vormund zunächst der Großvater von väter­ licher Seite d. i. der Annehmende C und nach ihm der Großvater von mütterlicher Seite d. h. der Vater der Eheftau des A in Betracht. Die oben angegebene Reihenfolge, in welcher die einzelnen Personen als Vormünder bernfen sind, ist insoferne von Bedeutung,

Berufung der lUrotzvater

Wirkung bcj; Berufung.

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Familicnrecht. — Bormundschast übet Minderjährige.

als der jeweils Berufene auch ein Recht darauf hat, als Vor­ mund bestellt zu werden. Wird er ohne feine Zustimmung über­ gangen, so ist die Bestellung einer anderen Person als Vormund zwar nicht nichtig, aber der Berufene hat die Möglichkeit, die Ent­ scheidung des Beschwerdegerichts anzurufen. Ist die Beschwerde begründet, so wird der bereits bestellte Vormund seines Amtes enthoben und der Berufene als Vormund bestellt. Buiäffifltrit bet Jedoch ist die Uebergehung des Berufenen auch ohne u,»ffinMicine Zustimmung zulässig (§ 1778 Abs. 1 B.G.B.): a) wenn er nach den in dem folgenden Paragraphen zu erörternden Vorschriften als Vormund entweder nicht bestellt werden kann oder nicht bestellt werden soll; b) wenn der Berufene an der Uebernahme der Vormund­ schaft verhindert ist. Ist jedoch die Verhinderung nur eine vor­ übergehende, so hat ihn das Vormundfchaftsgericht nach dem Weg­ fall des Hindernisses auf seinen Antrag an Stelle des bisherigen Vormundes zum Vormunde zu bestellen (§ 1778 Abs. 2 B.G.B.); c) wenn der Berufene die Uebernahme der Vormundschaft verzögert; d) wenn seine Bestellung das Interesse des Mündels ge­ fährden würde; e) wenn für eine minderjährige Ehefrau deren Ehemann als Vormund bestellt werden soll (§ 1778 Abs. 3 B.G.B.). Hier kann also der Eheniann mit Uebergehung der an sich zur Vormundschaft berufenen Personen zum Vormunde seiner Frau bestellt werden; f) wenn für ein uneheliches Kind dessen Mutter als Vor­ münderin bestellt werden soll (§ 1778 Abs. 3 B.G.B.). In diesem Falle kann der Mutter mit Uebergehung des Großvaters das Amt eines Vormundes übertragen werden. Ein Recht des Ehemannes auf Führung der Vormund­ schaft über seine minderjährige Ehefrau oder der Mutter eines unehelichen Kindes zur Führung der Vormundschaft über das Kind wird von dem B.G.B. nicht anerkannt, jedoch hat das Vor­ mundschaftsgericht die Befugniß, diese Personen vor anderen Be­ rufenen als Vormünder zu bestellen. Eine weitere Wirkung der Berufung ist die, daß neben dem Berufenen nur mit dessen Zustimmung ein Mitvormund bestellt werden darf (§ 1778 B.G.B.). Ist die Vormundschaft nicht einem Berufenen zu übertragen, schäft,geeicht, so hat das Vormundschaftsgericht nach Anhörung des Gemeindewaisenrathes den Vormund auszuwählen (§ 1779 B.G.B.). Das Vormundschaftsgericht soll eine Person auswählen, die nach ihren persönlichen Verhältnissen und ihrer Vermögenslage sowie nach den sonstigen Umständen zur Führung der Vormundschaft geeignet ist. Bei der Zluswahl ist auch auf das religiöse Be­ kenntniß des Mündels Rücksicht zu nehmen. Verwandte nnd Verschwägerte des Mündels sind zunächst zn berücksichtigen.

Unfähigkeit und Untauglichkeit zur Vormundschaft.

281

§ 346.

b) Unfähigkeit und Untauglichkeit zur Vormundschaft.

Zu unterscheiden ist die Unfähigkeit zum Vormund und die Untauglichkeit als Vormund. Wird eine unfähige Person als Vormund bestellt, so ist die Bestellung nichtig. Ist dagegen eine Person zum Vormund untauglich, so soll sie zwar als Vor­ mund nicht bestellt werden: erfolgt die Bestellung aber gleichwohl, so ist dieselbe gültig. Als Vormund kann nicht bestellt werden (§ 1780 B.G.B.):

*

1. wer geschäftsunfähig ist oder 2. wer wegen Geistesschwäche, Verschwendung oder Trunksucht entmündigt ist. Zum Vormunde soll nicht bestellt werden (S 1780 u”t^äLiäMI,‘ B.G.B.): ’ 1. wer selbst minderjährig ist oder ein Volljähriger, der Unter vorläufige Vormundschaft gestellt ist, weil seine Entmündig­ ung beantragt ist; 2. ein Volljähriger, der wegen körperlicher oder geistiger Gebrechlichkeit zur Besorgung seiner Vermögensangelegenheiten einen Pfleger erhalten hat; 3. wer in Konkurs gerathen ist, während der Dauer des Konkurses; 4. wer der bürgerlichen Ehrenrechte durch strafrichterliches Urtheil für verlustig erklärt ist, soweit sich nicht aus dem Straf­ gesetzbuche ein Anderes ergiebt. Nach § 34 Ziff. 6 des Straf­ gesetzbuches kann Jemand, obwohl ihm die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt sind, dann zum Vormunde bestellt werden, wenn es sich um Verwandte absteigender Linie handelt und wenn die obervormnndschaftliche Behörde, d. i. das Vormundschaftsgericht oder der Familienrath, die Genehmigung ertheilt. 5. wer durch letztwilligc Verfügung des Vaters oder der ehelichen Mutter des Mündels von der Vormundschaft ausgeschlossen ist (§ 1782 B.G.B.j. Die Ausschließung ist nur dann wirksam, wenn dem betreffenden Elterntheil zur Zeit seines Todes die elterliche Gewalt über das Kind znsteht: derselbe hat jedoch das Recht der Ausschließung nicht, wenn er in den die Person oder in den das Verniögen betreffenden Angelegenheiten zur Vertretung des Kindes nicht berechtigt ist. Der Vater kann für ein Kind, das erst nach seinem Tode geboren wird, die Ausschließung einer Person als Vormnnd auch dann anordnen, wenn er dazu berechtigt sein würde, wenn das Kind vor seinem Tode geboren sein würde. Für die Ausschließung gelten daher die gleichen Vorschriften wie für die Benennung eines Vormundes fvergl. deshalb S. 27s). Die Mutter kaun den von dem Vater als Vormund Beuaunteu nicht ausschließen.

282

Familienrecht. — Vormundschaft über Minderjährige.

6. Eine Fran, die mit einem Anderen als dem Vater des Mündels verheirathet ist, soll mir mit Zustimmung ihres Mannes zum Vormunde bestellt werden (§ 1783 B.G.B.). Soll daher z. B. einer Ehefrau die Vormundschaft über ihr uneheliches Kind über­ tragen werden, so ist die Zustimmung ihres Ehemannes erforderlich. 7. Endlich soll ein Beamter oder Religionsdiener, der nach den einschlägigen Landesgesetzen einer besonderen Erlaubniß zur Uebernahme einer Vormundschaft bedarf, nicht ohne die vor­ geschriebene Erlaubniß zum Vormunde bestellt werden stz 1784 B.G.B.).

§ 347.

c) AblehnungSgründt.

AblehnungSgründe.

Grundsätzlich ist jeder Deutsche verpflichtet, die Vormundschaft, für die er von dem Vormundschafts­ gericht ausgewählt wird, zu übernehmen. Diese Verpflichtung besteht jedoch nicht: 1. wenn der Bestellung einer Person zum Vormunde einer der int vorhergehenden Paragraphen aufgezählten Gründe entgegen­ steht (§ 1785 B.G.B.); 2. wenn in der Person des als Vormund Ausgewählten bestimmte Gründe vorliegen, die ihn berechtigen, die Vormundschaft abzulehneu. Das Ablehnungsrecht erlischt jedoch, wenn es nicht vor der Bestellung bei dem Vormundschaftsgerichte geltend gemacht wird (§ 1786 Abs. 2 B.G.B.). Doch ist der Vormund, wenn in seiner Person einer der nachstehend unter Ziff. 2 bis 7 bezeichneten Gründe nachträglich eintritt, berechtigt, seine Entlassung zu ver­ langen (§ 1889 B.G.B.). Die Uebernahme der Vormundschaft kann ablehnen (§ 1786 Abs. 1 B.G.B.): 1. eine Frau; 2. wer das sechzigste Lebensjahr vollendet hat; 3. wer mehr als vier minderjährige eheliche Kinder hat; ein von einem Anderen an Kiudesstatt angenommenes Kind wird nicht gerechnet. Diese letztere Vorschrift bezieht sich aber nur auf denjenigen, dessen Kind von einem Dritten angenommen worden ist. Wer dagegen z. B. drei eheliche Kinder und ein angenommenes Kind hat, ist zur Ablehnung nicht berechtigt; 4. wer durch Krankheit oder durch Gebrechen verhindert ist, die Vormundschaft ordnungsmäßig zu führen; 5. wer wegen Entfernung seines Wohnsitzes von dem Sitze des Vormundschaftsgerichts die Vormundschaft nicht ohne besondere Belästigung führen kann; 6. wer von dem Vormundschaftsgericht aus besonderen Gründen zur Sicherheitsleistung angehalten wird; 7. wer mit einem Anderen zur gemeinschaftlichen Führung der Vormundschaft bestellt werden soll;

Ablehnnngsgründe. — Bestellung des Vormundes im Besonderen. 283 8. wer mehr als eine Pormundschaft oder Pflegschaft führt; die Vormundschaft oder Pflegschaft über mehrere Geschwister gilt jedoch nur als eine: die Führung von M>ei Gegcnvorinnndschaften steht der Führung einer Vormundschaft gleich. Das Vormnndschaftsgcricht kann den zni» Vormund Ausgewählten durch Ordnungsftrasen zur Uebernahme der Vor­ mundschaft anhalten (§ 1788 B.G.B.). Die einzelne Strafe darf jedoch den Betrag von dreihundert Mark nicht übersteigen. Die Strafen dürfen nur in Zwischenräumen von mindestens einer Woche verhängt werden. Mehr als drei Strafen dürfen nicht verhängt U'trdcn. Wer die Uebernahme der Vormundschaft ohne Grund ablehnt, ist ferner, wenn ihm ein Verschulden zur Last fällt, für den Schaden verantwortlich, der dem Mündel dadurch entsteht, daß sich die Bestellung des Vormundes verzögert (§1787 Abs. 1 B.G.B.). Erklärt das Vormundschaftsgericht die Ablehnung für un­ begründet, so hat der Ablehnende die Vormundschaft auf Erfordern des Bormundschaftsgerichts vorläufig zu übernehmen (§1787 Abs. 2 B.G.B.). Selbstverständlich kann er imBeschwerdewegAbhülfe suchen. § 348. d) Dir Bestellung der Vormunde» im Besondere«.

Wer entweder in Folge seiner Berufinig zur Vormundschaft oder in Folge der von dem Vormundschaftsgerichte getroffenen Austvahl als Vormrind in Betracht kommt, erwirbt das Amt eines Vormundes erst dadurch, daß er von dem Vormundschastsgerichte als Vormund bestellt wird. Die Bestellung des Vormundes erfolgt durch die Verpflichtung desselben zu treuer und gewissenhafter Führung der Vormundschaft (§ 1789 B.G.B.). Die Bestell­ ung ist daher kein einseitiger Akt des Vormundschastsgerichts; viel­ mehr wird zu einer gültigen Bestellung die Mitwirkung des Vornrundes erfordert. Daraus ergiebt sich, daß, wenn von dem Vormnndschaftsgcrichtc aus Versehen eine geschäftsunfähige Person als Vormund bestellt wurde, diese Bestellung nichtig ist. Die Verpflichtung soll mittels Handschlags an Eides­ statt erfolgen (§ 1789 B.G.B.). Diese Vorschrift hat jedoch lediglich die Bedeutung einer Ordnungsvorschrift für den Vormundschafts­ richter. Ist daher die Verpflichtung einer Person als Vormund unterblieben, so ist diese überhaupt nicht Vormund geworden. Hat dagegen eine Verpflichtung stattgefunden, aber nicht in der vorgeschriebeneu Form mittels Handschlags an Eidesstatt, so ist die Bestellung gültig. Bei der Bestellung des Vormundes kann die Entlassung für de» Fall Vorbehalten werben, baß ein bestimmtes Ereignis; eintritt ober nicht eintritt (tz 1790 B.G.B.). Gehört z. B. zu dem Mündel

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Bestallung.

Familienrecht. — Vormundschaft über Minderjährige.

vermögen ein großes Erwerbsgeschäft, das verpachtet ist, so kann sich der Bormundschaftsrichter die Entlassung des Vormundes für den Fall vorbehalten, daß der Mündel nach Ablauf des Pacht­ vertrags das Erwerbsgeschäft selbst übernehmen müßte. Zu be­ achten ist aber, daß das Amt des Vormundes mit dem Eintritt oder Nichteintritt des betreffenden Ereignisses nicht von selbst endigt, sondern daß für einen solchen Fall lediglich eine Entlassung des Vormundes vorgesehen werden kann. Dagegen wäre die Aufftellung eines Vormundes bis zum Eintritt oder Nichteintritt eines Ereignisses, z. B. bis zu einem bestimmten Kalendertag, unzulässig. Der Vormund erhält eine Bestallung, d. i. eine Urkunde über die erfolgte Bestellung. Dieselbe soll enthalten den Namen und die Zeit der Geburt des Mündels, die Namen des Vormundes, des Gegenvormnndes und der Mitvormünder, sowie int Falle einer Theilung der Vormundschaft die Art der Theilung. Ist ein Familienrath eingesetzt, so ist auch dies anzugeben (§ 1791 B.G.B.). Die Urkunde wird von dem Vormundschaftsgerichte ausgestellt. Die dem Vormunde ausgehändigte Bestallung hat lediglich die Bedeutung eines gerichtlichen Zeugnisses darüber, daß die darin bezeichnete Person nach Maßgabe des Inhalts der Urkunde als Vormund bestellt worden ist. Sie hat aber nicht den Charakter einer selbständigen Ermächtigung zum Abschlusse von Rechts­ geschäften in dem Sinne, daß der gutgläubige Dritte, welcher auf Grund der ihm vorgelegten Bestallung mit dem Vormunde auf Rechtsgeschäfte sich einläßt, gegeu inzwischen eingetretene, aus der Bestallung nicht ersichtliche Aenderungen in der Berttetungsmacht des in der Bestallung bezeichneten Vormundes geschützt wird und der Mündel das Rechtsgeschäft gegen sich gelten lassen muß. Bezahlt daher z. B. der Schuldner eines Mündels seine Schuld an die­ jenige Person, die in der Bestallung als Vormund genannt, aber zur Zeit der Bezahlung der Schuld nicht mehr Vormund ist, so braucht der Mündel die Zahlung nicht gegen sich gelten zu lassen. Anders ist dagegen der Fall z. B. dann gelagert, wenn der Vor­ mund einem Dritten schriftliche Vollmacht ertheilt und das Vormund­ schaftsgericht auf der Vollmachtsnrkunde bestätigt, daß der Vollmacht­ geber der Vormund des Mündels ist. In einem solchen Falle erlischt die dem Dritten ertheilte Vollmacht auch dann nicht, wenn der Vormund nach der Ertheilung der Vollmacht aufhört, Vormund zu sein (§ 172 Abs. 2 B.G.B.). Bezahlt daher der Schuldner des Mündels seine Schuld an den Bevollmächtigten, so muß der Mündel die Zahlung gegen sich gelten lassen. 8 349. e) Bestellung eine« Mitvormunde« oder eine« Grgenvonnunde«.

Mitvovmund.

Für einen Mündel können auch mehrere Vormünder bestellt werden. Werden dieselben in der Weise bestellt, daß sie die Bor-

Bestellung eines Mitvormundcs oder eines GegenvormundeS.

285

mundschaft gemeinschaftlich zu führen haben oder dah jedem der­ selben ein bestimmter Wirkungskreis zur selbständigen Besorgung der in diesen Wirkungskreis sollenden Angelegenheiten zugewiesen wird, so nennt man die mehreren Vormünder Mitvormünder. Das Vorhandensein von Mitvormündern soll jedoch die Aus­ nahme bilden. Soferne nämlich nicht besondere Gründe für die Bestellung mehrerer Vormünder vorliegen, wie z. B. bei einer um­ fangreichen Verwaltung des Mündelvermögens, soll das Vormund­ schaftsgericht für den Mündel nur einen Vormund bestellen (§ 1775 B.G.B.). Der gleiche Grundsatz gilt auch dann, wenn mehrere Geschwister zu bevormunden sind. Auch hier soll regel­ mäßig für alle Geschwister nur ein Vormund bestellt werden. Neben dem Vormund kann auch ein Gegenvormund bestellt akgeneenmn*. werden (§ 1792 B.G.B.). Dieser unterscheidet sich von dem Mit­ vormund durch den Inhalt seiner Aufgabe. Während dem Mit­ vormunde als wirklichem Vormunde die selbständige Sorge für die Person und für das Vermögen des Mündels zukommt, hat der Gegenvormund hauptsächlich darauf zu achten, daß der Vormund die Vormundschaft pflichtmäßig führt (§ 1799 B.G.B.). Ein Gegenvormund soll dann bestellt werden, wenn mit der |oll ti? Vormundschaft eine Vermögensverwaltung verbunden ist. Die mmu wetten? Bestellung eines Gegenvormundes kann jedoch unterbleiben, wenn entweder die Vermögensverwaltung nicht erheblich oder wenn die Vormundschaft von mehreren Vormündern gemeinschaftlich zu führen ist. Ist die Vormundschaft von mehreren Vormündern nicht ge­ meinschaftlich zu führen, ist also jedem der mehreren Vormünder ein besonderer Wirkungskreis zugewiesen, so kann der eine Vormund zum Gegenvormund des anderen bestellt werden (§ 1792 Abs. 2 und 3 B.G.B.). In einem solchen Falle hat dann jeder Vormund die in seinen Wirkungskreis fallenden Angelegenheiten selbständig zu führen und zugleich in Ansehung der in den Wirkungskreis des Mitvormundes fallenden Angelegenheiteil darauf zu achten, daß dieser sie pflichtmäßig besorgt. Auf die Berufung und Bestellung von Mitvormündern oder eines Gegenvormundes finden die in den vorhergehenden Para­ graphen dargestellten Bestimmungen über die Berufung und Be­ stellung des Vormundes Anwendung (§ 1792 Abs. 4 B.G.B.). Wer daher z. B. zum Vormund untauglich ist, kann auch nicht als Mitvormund oder als Gegenvormund bestellt werden.

II. WirK««zsltms Ire limmlre. § 350. 1. Wirkungskreis des Vormundes im allgemeinen. Der Vormund hat das Recht und die Pflicht, für die Person und für das Vermögen des Mündels zu

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Familicnrecht. — Vormundschaft über Minderjährige.

sorgen, insbesondere denselben zu vertreten (8 1793 B.G.B.). Der Inhalt der vormundschaftlichen Befugnisse ist daher, abgesehen von dem Rechte der Nutznießung an dem Mündelver­ mögen, im allgemeinen der gleiche, wie der Inhalt der aus der elterlichen Gewalt sich ergebenden Befugnisse. Der Vormund ist insbesondere der gesetzliche Vertreter des Mündels. Beschränkungen Das Recht und die Pflicht des Vormundes für die Person deS Wirkungs­ kreise» des Vor­ und das Vermögen des Mündels zu sorgen, erstreckt sich grund­ mundes. sätzlich auf alle Angelegenheiten des Mündels, welche sich als Aus­ fluß dieser Sorge darstellen. Jedoch bestehen von diesem Grund­ sätze folgende Ausnahmen: a) beim Vor­ 1. Das Recht und die Pflicht des Vormundes, für die Person handensein eines PfleqerS. und das Vermögen des Mündels zu sorgen, erstreckt sich nicht auf Angelegenheiten des Mündels, für die ein Pfleger bestellt ist 1794 B.G.B.). Hat z. B. Jemand einem Mündel Vermögen geschenkt und bei der Schenkung bestimmt, daß die Verwaltung dieses Vermögens nicht dem Vormunde zustehen soll, so muß für die Verwaltung des Vermögens ein Pfleger bestellt werden. Ist die Bestellung des Pflegers erfolgt, so ist die Sorge des Vor­ mundes für dieses Vermögen ausgeschlossen. So lange aber von dem Vormundschaftsgericht ein Pfleger nicht bestellt ist, ist der Vormund trotz der gegentheiligen Anordnung des Dritten zur Ver­ waltung des Vermögens berechtigt und verpflichtet. b) Ausschluß 2. In den nachstehend aufgeführten Angelegenheiten ist lediglich der Vertret» ngSbeiugniß. die Bertretungsbefugniß des Vormundes ausgeschlossen: da­ gegen stehen ihni in allen übrigen Beziehungen die Befugnisse eines Vormundes im vollen Umfange zu. Diese Fülle unterscheiden sich von dem in Ziff. 1 genannten Falle dadurch, daß die dort ge­ nannte» Angelegenheiten des Mündels nach jeder Richtung dem Wirkungskreise des Vormundes entzogen sind, während hier lediglich die Vertretung durch den Vormund ausgeschlossen ist und ferner dadurch, daß dort der Ausschluß der Sorge des Vormundes für die betreffende Angelegenheit zur Voraussetzung hat, daß für dieselbe ein Pfleger bestellt ist, während hier eine Vertretungsmacht des Vormundes auch dann nicht besteht, wenn ein Pfleger nicht bestellt ist. Der Vormund kann den Mündel nicht vertreten: zw?^n»°?m'!nd a) wenn er mit dem Mündel im eigenen Namen oder als und Mündel. Vertrtter eines Dritten ein Rechtsgeschäft vornehnien will, es sei beim, daß das Rechtsgeschäft ausschließlich in der Erfüllung einer Verbindlichkeit besteht (§§ 1795 Abs. 2, 181 vergl. Bd. I S. 113). So kann z. B. der Vormund als Vertreter des Mündels nicht eine diesem gegen ihn zustehende Darlehensforderung kündigen. Soll die Kündigung der Darlehensforderung erfolgen, so ist der den Mündel ein Pfleger zu bestellen. Dagegen kann der Vormund seine fällige Darlehensschuld an sich selbst als Vertreter des Mündels bezahlen. Das Gleiche gilt auch dann, wenn der Mündel für

Wirkungskreis des Vormundes im allgemeinen.

287

Schuldner und der Vormund der Gläubiger ist. Ebensowenig ist der Vormund befugt, an sich als Vertreter des Mündels eine dem letzteren gehörige Sache oder an den Mündel als dessen Vertreter eine ihm selbst gehörige Sache zu verkaufen. Auch hier mühte dem Mündel für den Abschluh des Kaufvertrags ein Pfleger bestellt werden. Dagegen wäre der Vormund befugt, den zwischen ihin und dem Pfleger des Mündels abgeschlossenen Kaufvertrag aus seinem bezw. aus des Mündels Vermögen zu erfüllen.

Die gleichen Grundsätze finden Anwendung: b) bei einem Rechtsgeschäfte zwischen dem Ehegatten des Vormundes oder einem seiner Verwandten in gerader Linie tcm «matten einerseits und dem Mündel andererseits (§ 1795 Abs. 1 Ziff. 1 m^SetTbei®«. B.G.B.). Der Vormund ist daher, um an die oben genannten Beispiele anzuknüpfen, zur Vertretung des Mündels auch dann nicht befugt, wenn Darlehensgläubiger oder -Schuldner der Ehe­ gatte, Vater oder Sohn des Vormundes wäre und das Darlehen diesen Personen gegenüber von dem Vormunde oder von diesen Personen dem Vormunde gegenüber gekündigt werden sollte. Da­ gegen ist auch hier der Vormund zur Vertretung des Mündels berechtigt, wenn das vorzunehmendc Rechtsgeschäft ausschliehlich in der Erfüllung einer Verbindlichkeit besteht. Ebensowenig ist die Vertretungsmacht des Vormundes dann artsgeschlossen, wenn das Rechtsgeschäft zwischen dem Mündel und einem Verwandten des Vormundes in der Seitenlinie, z. B. seinem Bruder, oder einem Verwandten seines Ehegatten, z. B. dessen Bruder, also dem Schwager des Vormundes abgeschlossen werden soll.

munbrt

Ferner kann der Vormund den Mündel nicht vertreten:

c) bei einem Rechtsgeschäfte, das die Uebertragung oder Belastung einer durch Pfandrecht, Hypothek oder Bürgschaft gesicherten njtuj. w Forderung des Mündels gegen den Vormund oder die Aufhebung S»”"’ oder Minderung dieser Sicherheit zum Gegenstände hat oder die Verpflichtung des Mündels zu einer solchen Uebertragung, Belastung, Aufhebung oder Minderung begründet (§ 1795 Abs. 1 Ziff. 2 B.G.B.). Ist z. B. für eine dem Mündel gegen den Vormund zustehende Darlehensforderung an einem Grundstücke des Vor­ mundes oder eines Dritten Hypothek bestellt, so ist schon nach den unter a) und b) dargcstellten Grundsätzen der Vormund nicht befugt, diese Hypothek auf sich selbst oder auf die unter b) genannten Personen zu übertragen oder auch nur eine Verpflichtung zur Ueber­ tragung einzugehen. Der Vormund ist aber auch nicht berechtigt, eine solche Forderung Namens des Mündels auf irgend einen Dritten zu übertragen oder sich zur Uebertragung der Forderung zu verpflichten. Ebensowenig steht ihm die Befugniß zu, aus die Hypothek ganz oder theilweise zu verzichten;

d) bei einem Rechtsstreite zwischen dem Mündel und dem ^rtun'"8' Vormunde oder den unter b) aufgeführten Personen, sowie bei

einem Rechtsstreite über eine Angelegenheit der vorstehend unter c) bezeichneten Art (§ 1795 Abs. 1 Ziff. 3 B.G.B.). e) Endlich kann das Bormundschaftsgericht dem Vormunde nie durch das die Vertretung für einzelne Angelegenheiten oder für einen be$ongeti4tafti' stimmten Kreis von Angelegenheiten entziehen (§ 1796 B.G.B.s. Die Entziehung soll aber nur dann erfolgen, wenn das Interesse des Mündels zu dem Interesse des Vormundes, seines Ehegatten, eines seiner Verwandten in gerader Linie oder eines von dem Vor­ munde vertretenen Dritten in erheblichem Gegensatze steht. 8 351. 2. Stell««- mehrerer Mormüader oder des Vormundes ««d Hegenvormnudes zu einander.

Mehrere Vormünder führen regelmäßig die Vor­ undschaft gemeinschaftlich. Bei einer Meinungsversomfinber. schiedenheit derselben entscheidet das Vormundschaftsgericht (§ 1797 Abs. 1 B.G.B.). Das Vormundschaftsgericht mus; aber bei seiner Entscheidung einer der verschiedenen Meinungen beitreten. Es darf nicht etwa, wenn der eine Vormund der Meinung ist, der Mündel solle studieren und der andere Vormund will, daß der Mündel ein Handwerk erlerne, entscheiden, der Mündel solle Offizier werden. Bei der Bestellung mehrerer Vormünder kann jedoch über die Ausgleichung von künftigen Meinungsverschiedenheiten eine andere Bestimmung getroffen werden, z. B. bei Vorhanden­ sein von drei oder mehr Vormündern, daß Stimmenmehrheit ent­ scheiden solle. ökhmeMtriftt Das Bormundschaftsgericht kann aber auch die unter mehrere Führung der Vormundschaft unter mehrere Vormünder »otmiinwt. vertheilen (§ 1797 Abs. 2 B.G.B.), z. B. wenn zu dem Mündel­ vermögen mehrere Erwerbsgeschäfte gehören, in der Weise, daß der eine Vormund das eine, der andere Vormund das andere Erwerbs­ geschäft zu führen habe. Innerhalb des ihm überwiesenen Wirk­ ungskreises führt dann jeder Vormund die Vormundschaft selb­ ständig. Gleichwohl sind auch hier Meinungsverschiedenheiten der mehreren Vormünder nicht ausgeschlossen. Steht nämlich die Sorge für die Person und die Sorge für das Vermögen des Mündels verschiedenen Vormündern zu, so kann eine Maßnahme, die an sich als Ausfluß der Sorge für die Person sich darstellt, auch das Vermögen des Mündels berühren. Soll z. B. der Mündel eine Unterrichtsanstalt besuchen oder ein Handwerk erlernen, so sind damit regelmäßig Kosten verbunden. Eine und dieselbe Hand­ lung betrifft daher in diesen Fällen sowohl die Person als das Vermögen des Mündels. Meinungsverschiedenheiten zwischen den mehreren Vormündern entscheidet dann das Vormundschaftsgericht (§ 1798 B.G.B.).

iMtmingterSot:

mundschaft durch III

Stellung mehrerer Borm. ob. b. Borm. u. Gegenvorm, zu etnanber. 289

Haben der Bater oder die Mutter des Mündels für die Entscheidung von Meinungsverschiedenheiten zwischen den von ihnen benannten Bormündern und für die Vertheilung der Geschäfte unter diese besondere Bestimmungen getroffen, so sind dieselben von dem Vormundschaftsgerichte zu befolgen, soferne nicht ihre Befolgung das Interesse des Mündels gefährden würde (§ 1797 Abs. 3 B.G.B.). Die Anordnung von solchen Bestimmungen ist jedoch nur in der gleichen Weise und unter denselben Voraussetz­ ungen zulässig, wie die Benennung eines Vormundes durch den Vater oder die Mutter (§ 1777 B.G.B., vergl. S. 278). Ist neben dem Vormund ein Gegenvormund bestellt, kommt dem letzteren eine selbständige Sorge für die Person ober das Vermögen des Mündels nicht zu. Der Gegenvormund hat lediglich daraus zu achten, daß der Vormund die Vormundschaft pflichtmäßig führt (§ 1799 B.G.B.). Er hat dem Bormundschaftsgerichte Pflichtwidrigkeiten des Vormundes sowie jeden Fall unverzüglich anzuzeigen, in welchem das Bormundschaftsgericht zum Einschreiten berufen ist, insbesondere den Tod des Vormundes oder den Eintritt eines anderen Umstandes, in Folge dessen das Amt des Vormundes endigt oder die Entlassung des Vormundes erforderlich wird. Der Vormund hat dem Gegenvormunde auf Verlangen über die Führung der Vormundschaft Auskunft zu ertheilen und die Einsicht der auf die Vormundschaft sich beziehenden Papiere zu gestatten (§ 1799 Abs. 2 B.G.B.). Endlich ersetzt in gewissen, später zu erörternden Fällen die Genehmigung von Handlungen des Vornrundes durch den Gegen­ vormund die sonst erforderliche Genehmigung des Vormundschafts­ gerichts (§ 1812 B.G.B.).

§ 352. 3. Sorge des Mormuudes für die Person des Wmrdeks. Die Sorge des Vormundes für die Person des Mündels hat ganz den gleichen Inhalt, wie bei der elterlichen Gewalt. Sie m »Äi«. umfaßt daher vor allem das Recht und die Pflicht, den Mündel zu erziehen, zu beaufsichtigen und seinen Aufenthalt zu be­ stimmen. Kraft des Erziehungsrechts kann der Vormund ange­ messene Züchtigungsmittel gegen den Mündel anwenden, wobei er die Unterstützung des Vormundschaftsgerichts verlangen kann. Der Vormund kann ferner die Herausgabe des Mündels von Jedem verlangen, der ihm denselben widerrechtlich vorenthält. Endlich hat der Vormund den Mündel in den die Person betreffenden Angelegenheiten zu vertreten. Bestreitet z. B. der Vater eines unehelichen Kindes die Vaterschaft, so kann nur der Vormund des Kindes den Vater auf Anerkennung der Vaterschaft verklagen. Ebenso müßte die Klage, mit welcher der Vater des unehelichen Müller it. Meikel. Bürgert. Recht. II.

jg

290

Familienrecht. — Vormundschaft über Minderjährige.

Kindes eine Feststellung verlangt, daß er nicht der Vater sei, dem Vormunde zugestellt werden (§§ 1800, 1631,1632 vergl. S. 207). Grundsätzlich erstreckt sich die Sorge des Vormundes für die Person des Mündels auf alle die Person betreffenden Ange­ legenheiten. Jedoch bestehen, abgesehen von den bereits auf S. 266 genannten, allgemeinen Ausnahmen noch einige besondere A usSinfdjrintungtn NÜhmLN:

a) Die Sorge für die religiöse Erziehung des Mündels ' ° ' . ° . •]’ . . kann dein Vormunde von dem Borinundschaftsgcricht entzogen werden, wenn der Vormund nicht dem Bekenntniß angehört, in dem der Mündel zu erziehen ist (§ 1801 B.G.B.). b) Der Vormund eines unehelichen Kindes, soweit der Mutter die Sorge für dessen Person zusteht, hat lediglich die rechtliche Stellung eines Beistandes (§ 1707 B.G.B., vergl. S. 242). c) Ist eine minderjährige Frauensperson ver-heirathet, so beschränkt sich die Sorge des Vormundes für ihre Person auf die Vertretung in den die Person betreffenden An­ gelegenheiten (§§ 1800, 1633 B.G.B.). Ist z. B. eine minder­ jährige, unter Vormundschaft stehende Ehefrau beleidigt worden, so hat der Vormund die Beleidigungsklage zu stellen. d) Auch die Vertretungsbesugniß des Vormundes er­ leidet, abgesehen von den S. 207 aufgeführten, allgemeinen Be­ schränkungen, dadurch sehr erhebliche Ausnahinen, daß in einzelnen wichtigen Fällen der in der Geschäftsfähigkeit beschränkte Mündel selbständig handeln kann. So bedarf z. B. eine minderjährige Ehefrau zur Durchführung einer Ehescheidungsklage nicht der Zu­ stimmung des Vormundes.

oH iBormunoee. ,

4. Sorge des Aormrmdes für das vermögen des Mündels. 8 353. a) Allgemeine Grundsätze für die vormundschaftliche Vermögensverwaltung. Mich, »ur

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Mündel-

wnwns.

Bor allem hat der Vormund das Vermögen, das bei der Anordnung dcr Bormundichast vorhanden i|t oder spater dem Möodel zufällt, zu verzeichnen und das Verzeichniß, nachdem er es mit der Versicherung der Richtigkeit und Vollständigkeit ver­ sehen hat, dem Vormundschaftsgerichte einzureichen. Eine Angabe des Werthes der einzelnen Gegenstände ist nicht erforderlich. Ist ein Gegenvormund vorhanden, so hat ihn der Vormund bei dcr Aufnahme des Verzeichnisses zuzuziehen; daS Verzeichniß ist auch von dem Gcgenvormunde mit der Versicherung der Richtigkeit und Vollständigkeit zu versehen (§ 1802 Abs. 1 B.G.B.). Der Vor­ mund kann sich bei dcr Ausnahme des Verzeichnisses auch dcr Hülse eines Beamten, eines Notars oder eines anderen Sachver­ ständigen bedienen (§ 1802 Abs. 2 B.G.B.).

Sorflk des Vormundes für die Person 11. das Vermögen des Mündels. 291

Ist das eingrreichtc Bep;eichnin ungcnügcnd, so kann das Bormundschaslsgericht anordnen, daß das Berzeichniß durch eine zuständige Behörde oder durch einen zuständigen Beamten oder Notar ausgenommen wird (§ 18U2 Abs. 3 B.G.B.). Die Hauptaufgabe des Vormundes besteht in der Perwaltung des Mündelvcrmvgens. Hiebei handelt er völlig Vormundes" selbständig nach seinem eigenen Ermessen, aber auch aus seine eigene Verantwortung. Das Bormundschastsgericht ist in keinem Falle berechtigt, ihm hiesür bestimmte Vorschriften zu ertheilen. Es ist höchstens berechtigt, von dein Vormunde Sicher­ heitsleistung zu verlangen oder ihn, wenn er sich Pflichtwidrig­ keiten zu Schulden kommen läßt, zu entlassen. Ebensowenig ist der Bormnnd, wenigstens der Regel nach verpflichtet, Anordnungen dritter Personen zu beachten. Doch sind dem Vormunde bei der Benvaltung des Mündel- «»f»rrnrun«en: vermögens folgende Schranken gezogen:

1. Was der Mündel von Todeswegen erwirbt oder was 1 e$Sttnun||m ihm unter Lebenden unentgeltlich zugewendet wird, hat der Vor­ mund nach den Anordnungen des Erblassers oder des Dritten zu verwalten, wenn diese Anordnungen von dem Erb­ lasser durch letztwillige Verfügung, von dem Dritten bei der Zu­ wendung getroffen worden sind (§ 1803 B.G.B.). Eine eigen­ mächtige Abweichung des Vormundes von diesen Anordnungen ist in jedem Falle unzulässig. Hiezu bedarf der Vormund entweder der Zustimmung des Dritten oder der Genehmigung des Bormund­ schaftsgerichts. Zu einer Abweichung von den Anordnungen, die ein Dritter bei einer Zuwendung unter Lebenden getroffen hat, ist, solange er lebt, dessen Zustimmung erforderlich und genügend. Ist jedoch der Dritte zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande oder ist sein Aufenthalt dauernd unbekannt, so kann die Zustimmung des Dritten durch das Bormundschastsgericht ersetzt werden. Bei dem Vorliegen anderer Gründe, z. B. weil der Dritte seine Zustimmung verweigert, ist die Ersetzung der Zu­ stimmung ausgeschlossen. Würde die Befolgung der getroffenen Anordnungen das Interesse des Mündels gefährden, so darf der Vormund von denselben mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichts abweichcn. Die Zustimmung des Dritten ist unter der genannte» Voraus­ setzung nicht erforderlich.

2. Der Vormund kann nicht in Vertretung des Mündels 2 Schenkungen machen. Ausgenommen sind Schenkungen, durch die einer sittlichen Pflicht oder einer auf den Anstand zu nehmenden Rücksicht entsprochen wird (§ 1804 B.G.B.).

3. Der Vormund darf das Vermögen des Mündels nicht » für nch verwenden (tz 180a B.K.B.).

für sich.

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Familirnrecht. — Vormundschaft über Minderjährige

4. 4 Endlich ist der Bormund durch die Vorschriften über die ne»«!,««,Anlegung von Mündelgeldern sowie dadurch in der Berroaltunfl des Mündelvermögens beschränkt, daß er in gewissen Fällen zur Vornahme von Rechtsgeschäften der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts bedarf. Hievon handeln die folgenden Paragraphen.

K 354. b) A«leg»«g von Mündelgeld. Pflicht deS Bormunde- zur An­ legung von Mündelgeld.

Mündelsichere Anlagen.

Der Vormund hat das zum Vermögen des Mündels ge­ hörende Geld verzinslich anzulegcn, soweit es nicht zur Be­ streitung von Ausgaben bereit zu halten ist (§ 1806 B.G.B.). Welcher Betrag zur Bestreitung von Ausgaben erforderlich ist, hat der Vormund nach eigenem Ermessen zu bestimmen. Bor allem sind hieher zu rechnen die laufenden Ausgaben für den Unterhalt des Mündels, die Betriebskosten eines zu dem Mündel­ vermögen gehörenden Erwerbsgeschästes u. dergl. Die Anlegungs­ pflicht des Vormundes besteht aber auch insoweit nicht, als das vorhandene Geld zur Bestreitung bevorstehender außerordentlicher Ausgaben z. B. für den Ankauf eines Grundstücks, für den Ban eines Hauses oder zur Heimzahlung einer bereits gekündigten Darlehensforderung benöthigt wird. Soweit aber das zum Vermögen des Mündels gehörende Geld anzulegen ist, soll die Anlegung desselben nur erfolgen (§ 1807 B.G.B.): 1. in Forderungen, für die eine sichere Hypothek an einem inländischen Grundstücke besteht, oder in sicheren Grund schulden oder Rentenschulden an inländischen Grundstücken. Zu diesem Behufe können die Landesgesetze für die innerhalb ihres Geltungs­ bereiches belegenen Grundstücke die Grundsätze bestimmen, nach denen die Sicherheit einer Hypothek, einer Grundschuld oder einer Rentenschuld festzustellen ist, so z. B. daß eine Hypothek nur dann als sicher zu gelten hat, wenn sie nach ihrem Range zusammen mit den ihr vorausgehenden Belastungen des Grundstücks durch die Hälfte des Ertragswerthes des Grundstücks gedeckt ist;

2. in verbrieften Forderungen gegen das Reich oder einen Bundesstaat sowie in Forderungen, die in das Reichs­ schuldbuch oder in das Staatsschuldbuch eines Bundes­ staates eingetragen sind;

3. in verbrieften Forderungen, deren Verzinsung von dem Reiche oder einem Bundesstaate gewährleistet ist;

4. in Werthpapieren, insbesondere Pfandbriefen, sowie in verbrieften Forderungen jeder Art gegen eine inländische kom­ munale Körperschaft oder die Kreditanstalt einer solchen Körper­ schaft, ) off nie die Werthpapiere oder die Forderungen von dem

Sorge des Vormundes für das Vermögen deS Mündels.

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Bundesrathc zur Anlegung von Mündelgeld für geeignet erklärt sind. Hieher gehören z. B. solche verbriefte Forderungen gegen eine Stadt- oder Kreisgemeinde. Sind nach den am 1. Januar 1900 bereits bestehenden landesgesetzlichen Vorschriften gewisse Werthpapiere zur Anlegung von Mündelgeld für geeignet erklärt, so behalten diese Vorschriften auch für die Zukunft Geltung (Art. 212 E.G. zum B.G.B.);

5. bei einer inländischen öffentlichen Sparkasse, wenn sie von der zuständigen Behörde des Bundesstaates, in welchem sie ihren Sitz hat, zur Anlegung von Mündelgeld für geeignet erklärt ist.

Welche von diesen 5 Arten der Anlegung der Vormund wählen will, ist seinem Belieben überlassen. Kleinere Beträge wirb er zweckmäßig bei einer Sparkasse anlegen.

6. Kann die Anlegung den Umständen nach nicht in einer der genannten Arten erfolgen, so ist das Geld bei der Reichs­ bank, bei einer Staatsbank oder bei einer anderen durch Landes­ gesetz dazu für geeignet erklärten inländischen Bank oder bei einer Hinterlegungsstelle anzulegen (§ 1808 B.G.B.). In dem letztgenannten Falle, sowie dann, wenn die 8n=artl*canl,ou"a legung bei einer inländischen öffentlichen Sparkasse erfolgt, soll der Vormund das Mündelgeld nur mit der Bestimmung an­ legen, daß zur Erhebung des Geldes die Genehmigung des Gegenvormundes oder des Bormundschaftsgerichts erforderlich ist (§ 1809 B.G.B.). In sämmtlichen genannten Fällen soll der Vormund die »-»-hmigmig »«r Anlegung nur mit Genehmigung des Gegenvormundes be-^"»mm««^

wirken (§ 1810 B.G.B.). Verweigert dieser gruMos seine Genehmigung, so wird dieselbe durch die Genehmigung des Bormundschastsgerichts ersetzt. Ist ein Gegenvormund nicht vorhanden, so soll die Anlegung nur mit Genehmigung des Bormundschastsgerichts erfolgen, soferne nicht die Vormundschaft von mehreren Vormündern gemeinschaftlich geführt wird. Wird die Vormund­ schaft von mehreren Vormündern gemeinschaftlich geführt, so ist die Anlegung von allen Vormündern gemeinschaftlich zu bewirken, die Genehmigung des Vormundschastsgerichts ist jedoch entbehrlich. 7. Aus besonderen Gründen kann das Vormundschafts- ^nderwemac gericht dem Vormunde eine andere Anlegung als die regel­ mäßig vvrgeschriebene gestatten (§ 1811 B.G.B.). Gehört z. B. zu einer von dem Mündel erworbenen Erbschaft das Bezugs­ recht aus Aktien, auf welche bereits 75 •/ des Emissions­ kurses einbezahlt sind, so wird in vielen Fällen Veranlassung gegeben sein, auch die restige» 25% noch zu bezahlen, damit nicht dem Mündel auch die bereits eingezahlten 75% verloren gehen.

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Familicnrcchl. — Vormundschast über Minderjährige.

§ 355. c) Hinterlegung von Werthpapieren und Kostbarkeiten.

Von der Anlegung der Mündelgelder zu-unterscheiden ist die Hinterlegung von Gegenständen, die zu dem Müudelvermögen gehören. Zur Anlegung eignet sich nur Geld. Den Gegenstand der Hinterlegung können dagegen bewegliche Sachen jeder Art bilden. Bei der Anlegung wird das Geld dem Dritten zu Eigen­ thum übergeben. Durch die Hinterlegung dagegen wird lediglich ein Bcrwahrungsvertrag begründet; die hinterlegten Sachen bleiben daher im Eigenthum des Hinterlegers. Sb' müfrn Der Vormund ist nicht znr Hinterlegung aller zuin Mündelbmtcriegt vermögen gehörenden beweglichen Sachen verpflichtet; eine Verwndrn - pflichtling des Vormundes zur Hinterlegung besteht nur hinsichtlich derjenigen Gegenstände, für welche das Gesetz die Hinterlegung vorschreibt. 3uf>«brrpapierc. 1 Der Vormund hat die zu dem Vcrinögen des Mündels gehörenden Jnhaberpapiere nebst den Erneuerungsscheinen bei einer Hinterlegungsstelle oder bei der Reichsbank mit der Bestimm­ ung zu hinterlegen, dast die Herausgabe nur mit Zustimmung des Vormundschaftsgerichts verlangt werden kann (§ 1814 B.G.B.). Die Hinterlegung von Jnhaberpapieren, die, wie z. B. Banknoten, zu den verbrauchbaren Sachen gehören, sowie von Zins-, Renten­ oder Gewinnantheilscheinen ist nicht erforderlich. inpon-mknt'vcrDen Jnhaberpapieren stehen Orderpapiere, z. B. Wechsel IcheneOrdern gleich, die mit Blankoindossament versehen sind. papicw. Der Vormund kann jedoch die Jnhaberpapiere, statt sie zu hinterlegen, auf den Namen des Mündels mit der Bestimmung umschreiben lassen, daß er über sie nur mit Genehmigung des Vormnndschaftsgerichts verfügen kann (§ 1815 B.G.B.). Sind die Papiere von dem Reiche oder einem Bundesstaate ausgestellt, so kann er sie mit der gleichen Bestinimung in Buchforderungen gegen das Reich oder den Bundesstaat umwandeln lassen. Sind solche Jnhaberpapiere zu hinterlegen, die in Buchforderungen gegen das Reich oder einen Bundesstaat umgewandelt werden können, so kann das Vormnndschaftsgericht die Umwandlung mit der genannten Bestimmung anordnen. In einem solchen Falle besteht ein Wahl­ recht des Vormundes zwischen Hinterlegung und Umwandlung nicht. un^Settrüen - Aus besonderen Gründen kann das Vormundschaftsgericht anordnen, daß der Vormund auch solche zu dem Vermögen des Mündels gehörende Wcrthpapiere, zu deren Hinterlegung er an sich nicht verpflichtet ist, z. B. Hypothekenbriefe, sowie Kostbar­ keiten des Mündels mit der Bestimmung zu hinterlegen hat, daß ihre Herausgabe nur mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichts verlangt werden kann (§ 1818 B.G.B.). Auf Antrag des Vormundes kann die Hinterlcgnng von Zins-, Renten- und Gewinnantheilscheinen angeordnet werden, auch wenn ein besonderer Grund nicht vorliegt.

Sorge des Vormundes für das Vermögen deS Mündels.

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3. Gehören Buchforderungen gegen das Reich oder gegen einen B»»desstaat bei der Anordnung der Vormund- ot»r«ntn schäft zu dem Vcrinögeu des Mündels oder erwirbt der Mündel yunbr,float

später solche Forderungen, so hat der Vormund in das Schuldbuch den Vermerk eintragen zu lassen, daß er über die Forderungen nur mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichts verfügen kann (§ 1816 B.G.B.). Aus besonderen Gründen kann das Vorinundschastsgericht den Vormund von der Verpflichtung zur Hinterlegung oder zur Eintragung des genannten Vermerkes bei Buchforderungen entbinden (§ 1817 B.G.B.).

8 356. d) Erforderns der Genehmigung »en Rechttgeschisten de» Burmunde» durch du» 8»rmu«dschuft»gericht. Der Vormund ist der gesetzliche Vertreter des Mündels. Als solcher ist er befugt, im Namen seines Mündels und mit Wirksamkeit für und gegen dfn Mündel Rechtsgeschäfte vorzunehmen und Rechtsstreite zu führen. Hat der Mindel das siebente Lebensjahr noch nicht vollendet, so ist nur der Vormund zum Abschlusse eines Rechtsgefchästes befugt. Ein von dem Mündel vorgenommenes Rechtsgeschäft ist unwirksam, gleichviel ob der Mündel die vorgängige Einwilligung des Vormundes besitzt oder ob der letztere nachträglich seine Ge­ nehmigung ertheilt. Hat dagegen der Mündel das siebente Lebensjahr vollendet, so kann sowohl der Vormund int Namen des Mündels als auch der Mündel selbst Rechtsgeschäfte vornehmen. Das Rechtsgeschäft, das der Mündel vornimmt, ist dann sofort wirksam, wenn der Mündel, Ausnahmefälle abgerechnet, bei dem Abschlusse desselben die Einwilligung des Vormundes besitzt. Besitzt er diese dageam nicht, so hängt die Rechtswirksamkeit eines Vertrags von der nachträglichen Genehmigung des Vormundes ab. Einseitige Rechts­ geschäfte können dagegen nur mit Einwilligung des Vormundes von dem Mündel vorgenommen werden (§§ 106—114 B.G.B., vergl. Bd. I S. 80 ff.). Die Vertretungsmacht des Vormundes ist grundsätz­ lich unbeschränkt. Beschränkungen greifen daher nur insoweit Platz, als solche im Gesetze besonders vorgesehen sind. Abgesehen von denjenigen Fällen allgemeiner Art, in welchen der Vormund zur Vertretung des Mündels überhaupt nicht befugt ist (f. S. 286), bestehen die Beschränkungen der Vertretungsbefuaniß des Vor­ mundes darin, daß er in gewissen Fällen zur Vornahme eines Rcchtsgeschästcs der Gcuehntigung des Vormundschaftsgerichts bedarf, während in einigen Fällen bei dem Vorhandensein eines Gegenvormttndes die Genehmigung des Gegenvormundes genügt.

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Familienrecht. — Vormundschaft über Minderjährige.

ilertttomgT Bon dem Grundsätze der unbeschrältkten Bertrctungsbcfngniß brfugniebe«sot-des Vormundes bestehen folgende Ausnahmen: I Eri°n!rriiche I- Der Vormund kann über eine Forderung oder über Genehmigung herein anderes Recht, kraft dessen der Mündel eine Leistung Gegennoemunder. yxrlangen kann, a. B. über eine Grundschuld, sowie über ein Werthpapier des Mündels nur mit Genehmigung des Gegen­ vormundes verfügen (§ 1812 Abs. 1 B.G.B.). Ist jedoch nach den noch zu erörterten Vorschriften die Genehmigung des Bormundschastsgerichts ausdrücklich vorgeschrieben, so ist auch noch die Ge­ nehmigung des Vormundschaftsgerichts erforderlich; die Genehmigung des Gegenvormundes genügt dann nicht. Dies ist z. B. der Fall bei der Auflassung eines Grundstücks. Die gleichen Vorschriften gelten von der Eingehung der Verpflichtung zu einer Verfügung jener Art. Der Vormund bedarf daher z. B. der Genehmigung des Gcgenvormundes sowohl zu dem Verkaufe eines Werthpapieres als zur Uebertragung des Eigenthums an dem Werthpapiere. Verweigert der Gegenvormund seine Genehmigung ohne triftigen Grund, so wird seine Genehmigung durch die Genehmig­ ung des Vormundschaftsgerichts ersetzt (§ 1812 Abs. 2 B.G.B.). Ist ein Gegenvormund nicht vorhanden, so tritt an die Stelle der Genehmigung des Gegenvormundes die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts. Die letztere ist nur dann nicht er­ forderlich, wenn die Vormundschaft von mehreren Vormündern gemeinschaftlich geführt wird (§ 1812 Abs. 3 B.G.B.). geschuldeterLcift. Obwohl auch in der Annahme einer geschuldeten Leist­ ungen. ung eine Verfügung über das Recht, kraft dessen die Leistung ver­ langt werden kann, zu erblicken ist, so bedarf hiezu gleichwohl der Vormund weder der sonst erforderlichen Genehmigung des Gegenvormnndes noch des Vormundschaftsgerichts (§ 1813 B.G.B.): a) wenn der Gegenstand nicht in Geld oder Werth­ papieren, sondern z. B. in anderen beweglichen Sachen oder Dienstleistungen besteht; b) wenn der Anspruch nicht mehr als dreihundert Mark beträgt; c) wenn Geld zurückgezahlt wird, das der Vormund angelegt hat. Diese Ausnahme greift jedoch dann nicht Platz, wenn die Anlage in Hypotheken, in Grundschulden oder Rentenschulden, in verbrieften Forderungen gegen das Reich oder einen Bundesstaat oder in Forderungen erfolgte, die in das Reichsfchuldbuch oder in das Staatsschuldbuch eines Bundesstaates eingetragen sind. Sie gilt ferner nicht, wenn das Geld in verbrieften Forderungen, deren Verzinsung von dem Reiche oder einem Bundesstaate gewährleistet ist, oder in Werth­ papieren oder verbrieften Forderungen gegen eine kommunale Körper­ schaft oder Kreditanstalt einer solchen Körperschaft angelegt wurde. In den beiden Fällen b) und c) erstreckt sich die Befteiung von der Genehmigung des Gegenvormundes nicht ans die Erhebung

Sorge des Vormundes für das Vermögen des Mündels.

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von Geld, wenn schon bei dessen Anlegung ein Anderes bestimmt worden ist. Ist z. B. für den Mündel bei einer öffentlichen Spar­ kasse ein Betrag von 2U0 Mark mit der Bestimmung verzinslich angelegt, daß das Geld nur mit Genehmigung des Gegenvormundes solle erhoben werden können, so ist die letztere erforderlich, obwohl der Anspruch weniger als dreihundert Mark beträgt. Der Vormund bedarf ferner nicht der Genehmigung des Gegenvormundes: d) wenn der Anspruch zu den Nutzungen des Mündel­ vermögens gehört (§ 1813Ziff. 4B.G.B ); wie z. B. die Zinsen aus Darlehensforderungen, auch wenn die jeweils fälligen Beträge die Summe von 300 Mark übersteigen; e) wenn der Anspruch auf Erstattung von Kosten der Kündigung oder der Rechtsverfolgung oder auf sonstige Nevenleistungen gerichtet ist (§ 1813 Ziff. 5 B.G.B.). Auch hier ist die Höhe der Kosten oder der Nebenleistung, z. B. einer Vertragsstrafe, belanglos. II. In folgenden Fällen bedarf der Vormund der Genehmigunq des Bormundschaftsqerichts, die Genehmigung des Gegen- eotmunb|*«ft«» Vormundes genügt daher nicht: 8 **’ 1. So lange die nach Maßgabe der in dem vorigen Para­ graphen erörterten ^Bestimmungen hinterlegten Werthpapiere oder Kostbarkeiten nicht zurückgenommen sind, bedarf der Vormund zu einer Verfügung über sie und, wenn Hypotheken-, Grundschuld- oder Rentenbriefe hinterlegt sind, zu einer Verfügung über die Hypothekenforderung, die Grundschuld oder die Renten­ schuld der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts. Das Gleiche gilt auch von der Eingehung der Verpflichtung zu einer solchen Verfügung (§ 1819 B.G.B.)? 2. Sind Jnhaberpapiere auf den Namen des Mündels mit der Bestimmung umgeschrieben, daß der Vormund über sie nur mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichts verfügen kann, oder sind sie in Buchforderungen umgewandelt, so bedarf der Vor­ mund ebenfalls sowohl zur Verfügung als auch zur Eingehung der Verpflichtung zu einer Verfügung über die sich aus der Um­ schreibung oder Umwandlung ergebenden Stammforderungen der Genehmigung des Vormuudschaftsgerichts (§ 1820 B.G.B.). Das Gleiche gilt, wenn bei Buchforderungen des Mündels der Vermerk eingetragen ist, daß der Vormund über dieselben nur mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichts verfügen kann. In all' diesen Fälle» bedarf daher der Vormund, wenn er z. B. die hinterlegten Werthpapiere erheben ober das Eigenthum an den Jnhaberpapiere« aus einen Anderen übertragen ober bie Buchforberung fünbigen will, ber Genehmigung besVormunbschaftsgerichts. Der Vormunb bebarf ferner ber Genehmigung bes Borinilnbschastsgerichts: 3. zur Verfüg»ug sowie zur Eingehung ber Ver-

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Familienrecht. — Vormundschaft über Minderjährige.

pflichtung zu einer Verfügung über ein Grundstück oder über ein Recht an einem Grundstücke, also z. B. wenn der Vormund ein Grundstück des Mündels verkaufen oder vertauschen, wenn er das Eigenthum an einem solchen Gnlndstücke einem Dritten anflassen oder wenn er das Grundstück mit Grunddienst­ barkeiten, Hypotheken u. s. w. belasten will, wenn er auf eine Grunddienstbarkeit oder Reallast verzichten will u. s. w. Zu den Rechten an Grundstücken in diesem Sinne gehören nicht Hypotheken, Grundschulden oder Rentenschulden (§ 1821 Abs. 1 Ziff. 1, 3 und Abs. 2 B.G.B.). Daher bedarf der Vormund zur Uebertragung oder Verpfändung einer Hypothek an sich nicht der Genehmigung des Bormundschastsgerichts. Er bedarf sedoch, wie bereits erörtert, zur Verfügung der Genehmigung z. B. dann, wenn der Hypothekenbrief mit der Bestimmung hinter­ legt ist, daß der Vormund über die Hypothek nur mit Zustimmung des Vormundschaftsqerichts verfügen kann (§ 1819 B GB ): 4. zur Verfügung sowie zur Eingehung der Verpslichtnng zu einer Verfügung über eine Forderung, die auf Uebertragung des Eigenthums an einem Grund­ stücke oder auf Begründung oder Uebertragung eines Rechtes an einem Grundstücke oder auf Befreiung eines Grundstücks von einem solchen Rechte gerichtet ist. Will z. B. der Vormund, der auf den Namen des Mündels ein Grund­ stück gekauft hat, die Rechte aus dem Kaufverträge einem Dritten überttagen oder verpfänden, so bedarf er hiezu der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts. Will er auf eine Forderung ver­ zichten, in der sich Jemand verpflichtet hat, dem Mündel eine Grunddienstbarkeit zu bestellen, oder will er eine auf einem Grund­ stücke des Mündels ruhende Rcallast zur Löschung zu bringen, so ist zu dem Verzichte ebenfalls die Genehmigung des Bormundschafts­ gerichts erforderlich. Hypotheken, Grund schulden oder Rentenschulden sind auch hier ausgenommen (§ 1821 Abs. 1 Ziff, 2, 3 und Abs. 2 B.G.B.). Hat sich z. B. Jemand dem Vormunde gegenüber verpflichtet, dem Mündel eine Hypothek zu übertragen oder zu verpfänden oder eine auf einem Grund­ stücke des Mündels lastende Hypothek löschen zu lassen, so ist zum Verzichte des Vormundes auf diese Rechte die Genehmigung des Vormnndschaftsgerichts nicht erforderlich: 5. zu einem Vertrage, der auf den entgeltlichen Erwerb eines Grundstücks oder eines Rechtes an einem Grundstücke gerichtet ist (§ 1821 Abs. 1 Ziff. 4 B.G.B.), z. B. zu einem Grundstückskaufe. Hypotheken, Grund­ schulden und Rentenschulden sind auch hier ausgenommen (§ 1821 Abs. 2 B.G.B.). Will daher der Vormund eine Hypothek, eine Grundschuld oder eine Rentenschnld für den Münixl gegcu Entgelt erwerben, so bedars er der Genehmigung des Vormund­ schaftsgerichts nicht.

Weiter ist die (Mciicbiiiigitihi des PormundsckMtsqerichts erforderlich: 6. zu einem Rechtsgeschäfte, durch das der Mündel zu einer Verfügung über fein Vermögen im Ganzen oder über eine ihm angefallene Erbschaft oder über seinen künftigen gesetz­ lichen Erbtheil oder seinen künftigen Pflichttheil verpflichtet wird, sowie zu einer Verfügung über den Antheil des Mündels an einer Erbschaft (§ 1822 Ziff. 1 B.G.B.), 7. zur Ausschlagung einer Erbschaft oder eines Ver­ mächtnisses, zum Verzichte ans seinen Pflichttheil sowie zu einem Erbtheilnngsvertrage (§ 1822 Ziff. 2 B.G.B.);

8. zu einem Vertrage, der auf den entgeltlichen Erwerb oder die Veräußerung eines Erwerbsgeschäftes gerichtet ist, sowie zu einem Gesellschaftsvertrage, der zum Betrieb eines Erwerbsgeschästes eingegangen wird (§ 1822 Ziff. 3 B.G.B.), z. B. zum Abschlusse eines Vertrags, durch welchen eine offene Handelsgesellschaft zwischen dem Mündel unb einem Dritten be­ gründet wird; 9. zu einem Pachtvertrag über ein Landgut oder über einen gewerblichen Betrieb, gleichviel ob der Mündel als Pächter oder Verpächter auftritt (§ 1822 Ziff. 4 B.G.B.); 10. zu einem Mieth- oder Pachtvertrag oder einem anderen Vertrage, durch den der Mündel zu wiederkehrenden Leistungen verpflichtet wird, wenn das Pachtverhältniß länger als ein Jahr nach der Vollendung des einundzwanzigsten Lebensjahres des Mündels fortdauern soll (§ 1822 Ziff. 5 B.G.B.). Auch hier ist es ohne Belang, ob der Mündel Vermiether oder Miether, Verpächter oder Pächter ist; 11. zu einem Lehrvertrage, der für längere Zeit als ein Jahr geschlossen wird (§ 1822 Ziff. 6 B.G.B.); 12. zu einem auf Eingehung eines Dienst- oder Arbeitsver­ hältnisses gerichteten Vertrage, wenn der Mündel zu persönlichen Leistungen für längere Zeit als ein Jahr verpflichtet wird (§ 1822 Ziff. 7 B.G.B.); 13. zur Aufnahme von Geld auf den Kredit des Mündels (§ 1822 Ziff. 8 B.G.B.); z. B. znr Aufnahme eines Darlehens auf den Namen des Mündels; 14. znr Ausstellung einer Schuldverschreibung auf den Inhaber ober zur Eingehung citier Verbindlichkeit aus einem Wechsel ober einem anberen Papier, bas durch Indossament übertragen werden kann (§ 1822 Ziff. 9 B.G.B.). Hieher ist nicht nur die Annahme eines Wechsels ober eines anberen Orderpapieres zu rechnen, auch die Ausstellung oder Indossierung dieser Papiere gehören hieher. Denn auch in einem solchen Falle wird für den Mündel eine Verbindlichkeit ans dem Wechsel oder dem anderen Orderpapiere begründet:

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Familienrecht. — Vormundschaft über Minderjährige.

15. zur Uebernahme einer fremden Berbindlichkeit, z. B. zur Schuldübernahme oder znr Eingehung einer Bürgschaft (§ 1822 Biff. 10 B.G.B.): 16. zur Ertheilung einer Prokura (§ 1822 Ziff. 11 B.G.B.); 17. zu einem Vergleich oder Schiedsvertrag, es fei denn, daß der Gegenstand des Streites oder der Ungewißheit in Geld schätzbar ist und den Werth von dreihundert Mark nicht übersteigt (§ 1822 Ziff. 12 B.G.B.); 18. zu einem Rechtsgeschäfte, durch das die für eine Forderung des Mündels bestehende Sicherheit aufge­ hoben oder gemindert oder die Verpflichtung dazu be­ gründet wird (§ 1822 Ziff. 13 B.G.B.), also z. B. wenn der Vormund auf eine Hypothek, auf ein Pfandrecht oder auf eine Bürgschaft, die für eine Forderung des Mündels besteht, verzichten oder sich auch nur zum Verzicht auf eine solche Sicherheit ver­ pflichten will. Die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts ist auch dann erforderlich, wenn für die Forderung an mehreren Gnmdstücken eine Gesammthypothek besteht und die Forderung auf die einzelnen Grundstücke vertheilt werden soll. Das Vormundschaftsgcricht kann zn den in Ziff. 13—15 bezeichneten Rechtsgeschäften, sowie zu denjenigen Rechtsgeschäften, zu welchen nach den oben erörterten Vorschriften die Genehmigung des Gegenvormundes erforderlich ist, eine allgemeine Er­ mächtigung ertheilen. Diese Ermächtigung soll jedoch nur dann ertheilt werden, wenn sie zum Zwecke der Vermögensverwaltung, insbesondere zum Betriebe eines Erwerbsgeschäftes, erforderlich ist (§ 1825 B.G.B.). Ohne eine solche allgemeine Ermächtigung wäre für manche Geschäftszweige die Möglichkeit eines Betriebes überhaupt ausgeschlossen. Wie könnte ein Vormund z. B. ein Bankgeschäft betreiben, wenn er in jedem einzelnen Falle, in welchem er Werthpapiere umsetzen, vorübergehend ein Darlehen aufnehmen oder Wechsel diskontieren wollte, die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts einholen müßte? Diesem Uebelstande kann dadurch abgeholsen werden, daß das Vormundschaftsgericht dem Vormund die hier vorgesehene allgemeine Ermächtigung ertheilt. Der Vormund soll nicht ohne Genehmigung des Bormundschastsgerichts ein neues Erwerbsgeschäft im Namen des Mündels beginnen oder ein bestehendes Erwerbsgeschäft auflösen (§ 1823 B.G.B.). Handelt der Vormund dieser Vorschrift zu­ wider, so sind zwar z. B. die zum Betriebe des Erwerbsgeschäftes eingegangenen Rechtsgeschäfte nicht unwirksam, aber der Vormund ist dem Mündel für den ihm hiedurch zugegangenen Schaden haftbar. Endlich soll der Vormund Gegenstände, zu deren Veräußerung die Genehmigung des Gegenvormnndes oder des Vormundschastsgerichts erforderlich ist, dem Mündel nicht ohne diese Genehmigung zur Erfüllung eines von diesem geschlossenen Vertrags oder zu

Sorge des Vormundes für daS Vermögen deS Mündels.

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freier Verfügung überlassen (§ 1824 B.G.B.). Thut er es gleich­ wohl, so ist die Erfüllung des Vertrags durch den Mündel mit diesen Gegenständen oder eine Verfügung desselben über dieselben nichtig. Außerdem ist aber der Vormund dem Mündel für den entstandenen Schaden verantwortlich. Das Vormundschaftsgericht soll, ehe es eine Entscheidung a*X™nnind!

fdiair5flciid)K

munde gekennzeichnet. Der Bormund handelt vollkommen selbständig und auf eigene Verantwortung. Das Bormundschaftsgericht darf grundsätzlich weder selbst handelnd in den Wirkungskreis des Vormundes eingreifen, noch hat es kraft des ihm zustehenden Aufsichtsrechts die Befugniß, in Zwrckmäßigkeitsfragen dem Vormunde leitende An­ weisungen zu ertheilen und seine Ansicht an die Stelle der Ansicht des Vormundes zu setzen. Ist z. B. Mündelgeld anzulegen, so steht dem Vormunde die Bestimmung darüber zn, in welcher Weise das Geld angelegt werden soll. Ist das Vormundschastsgericht mit der von dem Vormunde beabsichtigten Anlegung nicht einver­ standen, so ist es nicht befugt, etwa selbst das Geld nach eigenem Ermessen anzulegen oder dem Vormunde eine bestimmte Anlegung vorzuschreiben. Selbstverständlich ist übrigens nicht ausgeschlossen, daß das Vormundschaftsgericht dem Vormund mit Rath an die Hand geht. Botmim’Äf«' Eine Mitwirkung des Vormundschaftsgerichts zu gerichttM Rechtsgeschäften des Vormundes tritt nur in denjenigen dei'vormund/r' Fällen ein, in welchen das Gesetz ausdrücklich eine solche Mitwirk­ ung vorschreibt, indem cs z. B. zu bestimmten Rechtsgeschäften des Vormundes die Genehmigung des Bormnndschaftsgerichts er­ fordert. Abgesehen von solchen Ausnahmen ist das Bormundschaftsgericht auf die Ueberwachnng der Thätigkeit des Vormundes bei'chränkt. Kommen Pflichtwidrigkeiten des Vormundes zur Kenntnitz

rrMuuifliftrofrn.

des Bormnndschaftsgerichts, so hat es durch geeignete Gebote und Verbote einzufchreiten. Es ist aber nicht befugt, selbst einzugrcifen. Unterläßt z. B. der Vormund die Anlegung von Mündelgeld, so hat ihm das Vormundschastsgericht die Anlegung des Geldes in einer mündelsicheren Anlage zu befehlen. In welcher Weise der Bormnnd dieser Anordnung nachzukommen hat, kann ihm jedoch das Bormnndschaftsgericht nicht mit bindender Wirkung vorschreiben. Weigert sich der Bormund oder Gegenvormund, den An­ ordnungen des Vormundschaftsgerichts nachzukommen, so kann es dieselben zur Befolgung der Anordnungen durch Ordnungsstrafen

Bes. Bestimm, über d. Fürsorge u. Aussicht d. Bormundschafts^clichls. 309

cmhaltcn. Die einzelne Strafe darf jedoch den Betrag von drei­ hundert Mark nicht überschreiten (§ 1837 Abs. 2 B.G.B.). Nützen diese Strafen nichts, so kann das Vormundschaftsgcricht Veran­ lassung nehmen, den Vormund seines Amtes zu entheben. Will das Bormundschastsgericht nach irgend einer Richtung eine Entscheidung treffen, so soll es auf Antrag des Vormundes t*r oder des Gegenvormundes Verwandte oder Verschwägerte des Mündels hören, wenn es ohne erhebliche Verzögerung und ohne unverhältnitzmäßige Kosten geschehen kann (§ 1847 B G B ). In wichtigen Angelegenheiten soll die ^Anhörung auch ohne Antrag erfolgen. Ohne dem Ermessen des Vormundschaftsgerichts im Uebrigen vorzugreifen, erklärt das B.G.B. als solche wichtige Angelegenheiten die Volljährigkeitserklärung; die Ersetzung der Ein­ willigung zur Eheschließung, wenn der Vormund seine Einwilligung verweigert und der Mündel deren Ersetzung durch das Vormundschafts­ gericht beantragt; die Ersetzung der Genehmigung des Vormundes, wenn dieser seine Genehmigung zur Bestätigung einer anfechtbaren Ehe verweigert; die Entlassung ans dem Staatsverband und die Todeserklärung. Die Verwandten und Verschwägerten können von dem Mündel Ersatz ihrer baaren Auslagen verlangen. Dagegen steht «ueiagmcrf«». ihnen ein Anspruch auf Ersatz des entgangenen Gewinnes, z. B. für Zeitverfäumniß, nicht zu. Der Betrag der Auslagen wird von dem Bormnndfchaftsgerichte festgesetzt (§ 1847 Abs. 2 B.G.B.). Geben die Verwandten oder Verschwägerten sich mit dem festgesetzten Betrage nicht zufrieden, so können sie die Entscheidung des Be schwerdegerichts anrufen; dagegen ist der Prozeßweg ausgeschlossen

§ 360.

2. besondere Bestimmungen üöer die Mrforge und des Mormundschaftsgerichts. Abgesehen von denjenigen Befugnissen und Verpflichtungen des Vormundschaftsgerichts, welche sich schon aus den im vorigen Paragraphen dargestellten allgemeinen Grundsätzen ergeben, enthält das B.G.B. über die Fürsorge und Aufsicht des Bormundschafts­ gerichts noch folgende besondere Bestimmungen: 1. Das Vormundschaftsgericht kann anordnen, bafe „normale der Mündel zum Zwecke der Erziehung in einer geeig­ neten Familie oder in einer Erziehungs- oder Besserungs­ anstalt untergebracht wird (§ 1838 B.G.B.). Eine solche Anordnung kann das Vormundschaftsgericht auch gegen den Willen des Vorinundes treffen. Auch ist dieselbe nicht davon abhängig, daß der Vorm»»nd sich eine Pflichtwidrigkeit hat zu Schulden kommen lassen. Steht dem Vater oder der Mutter die Sorge für die Person des bevormundeten Kindes zu, so ist eine solche Anordnung nur

310

Famllienrecht. — Bormundschafl übet Minderjährige.

dann zulässig, wenn das geistige oder leidliche Wohl des Kindes dadilrch gefährdet wird, daß der Vater oder die Mntter das Recht der Sorge für die Person des Kindes mißbrauchen, das Kind vernachlässigen oder sich eines ehrlosen oder unsittlichen Verhaltens schuldig machen (§§ 1838 Satz 2; 1666 B.G.B.). 2. Der Vormund, sowie der Gegenvormund hat dem Bor»ur «uMunft«. mnndschaftsgericht auf Verlangen jederzeit über die Führung der crthciiunz. Vormundschaft und über die persönlichen Verhältnisse des Mündels Auskunft zu ertheilen (§ 1839 B.G.B.). keu^'bure' 3. Ferner hat der Vormund über seine Vermögensverwaltung den B-rmund. dem Vormundschaftsgerichte Rechnung zu legen (§§ 1840—1843 B.G.B.). Die Rechnung ist jährlich zu legen. Das Rechnungs­ jahr wird von dem Vormundschaftsgerichte bestimmt. Ist jedoch die Verlvaltung nur von geringem Umfange, so kann das Vorinundschastsgericht, nachdem die Rechnung für das erste Jahr ge­ legt worden ist, anordnen, daß die Rechnung für längere, höchstens aber dreijährige Zeitabschnitte zu legen ist. Besitzt der Mündel kein Vermögen, das der Verwaltung des Vormundes untersteht, so besteht natürlich auch keine Verpflichtung zur Rechnungslegung. Die Rechnung soll eine geordnete Zusammenstellung der Einnahmen und Ausgaben enthalten, über den Ab- und Zugang des Vermögens Auskunft geben und, soweit Belege, z. B. Quittungen, ertheilt zu werden pflegen, mit Belegen versehen sein. Wird ein Erwerbsgeschäft mit kaufmännischer Buch­ führung betrieben, so genügt als Rechnung eine aus den Büchern gezogene Bilanz. Das Bormundschaftsgericht kann jedoch die Vor­ legung der Bücher und sonstigen Belege verlangen. Ist ein Gegenvormund vorhanden oder zu bestellen, so hat ihm der Vormund die Rechnung unter Nachweisung des Ver­ mögensstandes vorzulegen. Der Gegenvormund hat dann die Rechnung mit den Bemerkungen zu versehen, zu denen die Prüfung ihm Anlaß giebt. Das Vormundschastsgericht hat die Rechnung rechnungs­ mäßig und sachlich zu prüfen und, soweit erforderlich, ihre Berichtigung und Ergänzung herbeizuführen. 1 4. Aus besonderen Gründen kann das Vormundschaftsgericht den Vormund anhalten, für das seiner Verwaltung unterliegende Vermögen Sicherheit zu leisten (§ 1844 B.G.B.). Die Art und den Umfang der Sicherheitsleistung bestimmt das Vormundschastsgericht nach seinem Ermessen. Die allgemeinen Vorschriften über Sicherheitsleistung finden daher hier keine An»vendung. Besitzt der Vormund Grundstücke und verlangt das Vormundschaftsgericht als Sicherheitsleistung eine Hypothek, so ist es befugt, das Grllndbiichantt um die Eintragung einer Sicherungs­ hypothek tui den Grundstücken des Vormundes z» ersuchen. Der

Haftung des BormundschastSrichterS.

311

Vormund soll, soweit thunlich, vorher gehört werden. Die Hypothek entsteht dünn mit der Eintragung. Die Bestellung der Hypothek durch den Vormund ist daher in diesem Falle nicht er­ forderlich (§ 54 des Gesetzes über die Angelegenheiten der frei­ willigen Gerichtsbarkeit vom 17. Mai 1898). Das Vormundjchastsgericht kann, solange das Amt des Vor­ mundes dauert, jederzeit die Erhohllng, Minderung oder Aufhebung der Sicherheit anordnen. Bei der Bestellung, Aenderung oder Aufhebung der Sicher­ heit ist eine Mitwirkung des Mündels nicht erforderlich. Dieselbe wird durch die Anordnung des Vormundschaftsgerichts ersetzt. Die Kosten der Sicherheitsleistung sowie der Aenderung oder Aufhebung fallen dem Mündel zur Last. 5. Will der zum Vormund bestellte Vater oder die zum Vormunde bestellte eheliche Mutter des Mündels eine Ehe eingehen, so haben sie ihre Absicht dem Vormundschaftsgerichte anzuzeigen, auf ihre Kosten ein Verzeichniß des ihrer Verwaltung unterliegenden Vermögens einzureichen, und, soweit in Ansehung dieses Vermögens eine Gemeinschaft zwischen ihnen und dem Mündel besteht, die Auseinandersetzung herbeizuführen. Das Bor­ mundschaftsgericht kann jedoch gestatten, daß die Auseinander­ setzung erst nach der Eheschließung erfolge (§§ 1845, 1669 B.G.B.). 6. Ist ein Vormund noch nicht bestellt ober ist der Vor­ mund an der Erfüllung seiner Pflichten aus rechtlichen oder that­ sächlichen Gründen verhindert, so hat das Bormundschaftsgericht die im Interesse des Mündels erforderlichen Maßregeln zu treffen (§ 1846 B.G.B.); insbesondere kann es dem Mündel einen Pfleger bestellen. Für die bezeichneten Maßregeln ist außer dem regelmäßig zuständigen Bormundschaftsgericht auch dasjenige Amtsgericht zuständig, in dessen Bezirk das Bedürfniß der Für­ sorge hervortritt (§ 44 des Ges. über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17. Mai 1898).

§ 361.

3. Kafft»«- des Kormundschaftsrichters. Die Haftung des Vormundschaftsrichters für den in Folge einer Verletzung seiner Amtspflicht entstehenden Schaden ist grund­ sätzlich die gleiche, wie die Haftung eines anderen Beamten. Das B.G.B. läßt aber, soweit Ansprüche des Mündels gegen den Vormundschaftsrichter in Frage kommen, eine Erleichterung zu. Nimmt ein Anderer als der Mündel die Haftung des Vor­ mundschaftsrichters wegen Verletzung einer Amtspflicht in Anspruch, so muß er nicht nur beweisen, daß der Bormundschaftsrichter die ihm obliegende Amtspflicht vorsätzlich ober fahrlässig verletzt habe, und daß ihm in Folge dieser Verletzung ein bestimmter Schaden zugegangen sei, sondern ihn trifft noch der weitere Beweis, daß

Ehtschließung r Eltern des Mündel-.

». Borläufige Maßregeln.

312

Hamilienrecht. — Bormundschast über Minderjährige.

die von dem Pormundschaftsrichtcr verletzte Amtspflicht demselben auch ihm, dem Geschädigten, gegenüber auferlegt war. Dieser letztere Nachweis wird für Ansprüche des Mündels gegen den Bormundschastsrichter nicht gefordert. Dem Mündel macht sich der Vormundschaftsrichter schon dann haftbar, wenn er die ihm als Vormundschaftsrichter obliegenden Pflichten vor­ sätzlich oder fahrlässig verletzt (§ 1848 B.G.B.). Ein weiterer Unterschied besteht zwischen der Haftung des Vormnndschastsrichters und der Haftung eines anderen Beamten nicht. Fällt daher dem Vormundschastsrichter nur Fahrlässigkeit zur Last, so kann er nur dann in Anspruch genommen werden, ivenn der Mündel nicht auf andere Weise Ersatz zu erlangen ver­ mag (§ 839 Abs. 1 B.G.B.). Der Vormundschastsrichter kann daher solchenfalls dem Mündel einwenden, dafl demselben in erster Linie der Vormund haftet. Endlich tritt.eine Erfatzpflicht des Bor­ mundschaftsrichters dann nicht ein, wenn der Mündel vorfätzlich oder fahrlässig unterlassen hat, den Schaden durch Gebrauch eines Rechtsmittels abzuwenden (§ 839 Abs. 3 B.G.B.).

IV. Mit»irK«s drs Sk»mdk»«seir>thes. § 362. Der Gemeindewaifenrath ist ein Hülfsorgan der Vormund­ schaftsgerichte. Seine Aufgabe ist nicht bloß auf die Unterstützung desjenigen Vormundschaftsgerichts beschränkt, zu dessen Bezirk die Gemeinde gehört, für welche er bestellt ist; die Thätigkeit des Gemeindewaisenrathes hat sich vielmehr auf alle Personen zu erstrecken, welche sich in der betreffenden Gemeinde auf­ halten, ohne Rücksicht darauf, welches Gericht als Bormund­ schaftsgericht in Betracht kommt. Die Organisation des Gemeindewaisenrathes überläßt das B.G.B. der Landesgesetzgebung; es begnügt sich mit der Anfzählung der Pflichten, die dem Gemeindeivaisenrath obliegen. 1 i. Der Gemeindewaifenrath hat dem Vormundschaftsgerichte diejenigen Personen vorzuschlagen, die sich im einzelnen Falle zum Vormunde, Gegenvormund oder als Mitglied eines Fanrilienrathes eignen (§ 1849 B.G.B.). 2 . An,««e»si'cht 2. Erlangt der Gemeindewaifenrath von einem Falle Kennt­ niß, in welchem ein Vormund, ein Gegenvormund oder ein Pfleger zu bestellen ist, so hat er dem Vormundschaftsgericht Anzeige zu machen. Zugleich soll er die Person Vorschlägen, die sich zum Vormunde, Gegenvormund oder Pfleger eignet (§ 49 des Ges. über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17. Mai 1898). s Aufsichtspflicht ;.j Der Gemeindewaifenrath hat in Unterstützung des Vormundschaftsgerichts darüber zu wachen, daß die Vormünder der

Mitwirkung des Gemeindewaisenrathes.

313

sich in feinem Bezirke nnflmltcnbcn Mündel für die Person der Mündel, insbesondere für ihre Erziehnnq und ihre körperliche Pflege, pslichtmähig Sorge tragen. Er hat dem Bormnndschastsgerichte Mängel nnd Pslichtmidrigkeiten, die er in dieser Hinsicht wahrnimmt, anznzeigen nnd ans Erfordern über das persönliche Ergehen und Verhalten eines Mündels Auskunft zu geben (§ 1850 Abs. 1 B.G.B.). Erlangt der Gemeindewaisenrath von einer Gefährdung des Vermögens eines Mündels Kenntniß, so hat er dem Vormundschaftsgerichte ebenfalls hievon Anzeige zu machen (§ 1850 Abs. 2 B.G.B.). Damit der Gemeindewaisenrath den ihm obliegenden Verpflichtungen nachkommen kann, hat ihm das Bormundschaftsgericht atti*« »»trn die Anordnung der Vormundschaft über einen sich in seinem Bezirke aufhaltenden Mündel unter Bezeichnung des Vormundes und des Gegenvormundes sowie einen in der Person des Vormundes oder Gegenvormundes eintretenden Wechsel mitzutheilen. Wird der Aufenthalt eines Mündels in den Bezirk eines anderen Ge­ meindewaisenrathes verlegt, so hat der Vormund dem Gemeinde­ waisenrath des bisherigen Aufenthaltsortes und dieser dem Gemeindewaisenrathe des neuen Aufenthaltsortes die Verlegung mitzutheilen (§ 1851 B.G.B.).

V. -estkite Dsrm»dsch»st. 8 363. 1. Htegriff «ud Moraussehuugen bet Befreiten Mormuudschaft. Unter einer befreiten Vormundschaft versteht man eine eeerifl t>ct »t. Vormundschaft, bei welcher der Vormund eine freiere Stellung einnimmt als bei der gewöhnlichen Vormundschaft. Die befreite Vormundschaft tritt nur dann ein, wenn bersot^^ in Folge des Todes des Mündels, so hat der Vormund diejenigen immM** Geschäfte, mit deren Aufschub Gefahr verbunden ist, zu besorgen, bis der Erbe anderweit Fürsorge treffen kann (§§ 1893, 1683 B.G.B.). Nach Beendigung seines Amtes hat der Vormund die Be** stallung dem Vormundschaftsgerichte zurückzugeben (§ 1893 Abs. 2 B.G.B.). Die vorstehend dargestellten Bestimmungen finden, wenn das Amt des Gegenvormundes endigt, entsprechende Anwendung etgawotmunb. (§ 1895 B.G.B.). Derselbe ist daher z. B. in gleicher Weise, wie Weft der Vormund zur Fortführung der Geschäfte berechtigt oder ver­ pflichtet, hat seine Bestallung herauszugeben, u. bergt

2. Kapitel.

Pormimdschast über AoltzLßrige und vorkänsige Mormundschaft. 8 370. 1. Mormnndschäft über Willfährige. Die Voraussetzungen für die Bevormundung Volljähriger «°rau»lrs«"ii-n. sind andere als für die Bevormundung Minderjähriger. Ein Voll­ jähriger erhält einen Vormund, wenn er entmündigt ist (tz 1896 B.G.B.). Die einzige, aber auch unbedingt erforderliche Voraussetzung für die Vormundschaft über einen Volljährigen ist, daß die Ent­ mündigung desselben ansgesprochen ist. Andere Gründe berechtigen

326 Vormundschaft über Volljährige und vorläufige Vormundschaft. dagegen den Vormundschaftsrichter znr Einleitung einer Bormnndschaft nicht, selbst wenn der Volljährige z. B. in Folge von Geistes­ krankheit geschästsnnfähig ist. Ohne Belang ist es, ob die Entmündigung wegen Geistes­ krankheit erfolgt ist uild sohin die Geschäftsunfähigkeit des Entinündigten zur Folge hat, oder ob dieselbe wegen Geistesschwäche, Verschwendung oder Trunksucht ausgesprochen wurde und in Folge dessen nur eine Beschränkung der Geschäftsfähigkeit bewirkt. Diese llnterscheidting ist lediglich für die Geschäftsfähigkeit des Entmün­ digten und für die Art der Vertretung dnrch den Vormund von Bedeutung. Ist nämlich Jemand wegen Geisteskrankheit entmündigt worden, so kann er selbst gar keine Rechtsgeschäfte abschlieken, sondern für ihn muß der Vormund handeln. Ist dagegen Geistes­ schwäche, Trunksucht oder Verschwendung der Grund der Entmündig­ ung, so ist zwar der Vormund als gesetzlicher Vertreter des Ent­ mündigten ebenfalls zur Vornahme von Rechtsgeschäften in dessen Namen befngt; außerdem ist aber auch der Entmündigte zur Vor­ nahme von Rechtsgeschäften berechtigt und zlvar znr Vornahme von Rechtsgeschäften, durch die er lediglich Vortheile erlangt, ohne jede Einschränkung. Nimmt er aber ein anderes Rechtsgeschäft vor, so ist dasselbe wirksam, wenn er die Einwilligung seines Vormundes besitzt; zur Wirksamkeit von Verträgen genügt sogar die nachträg­ liche Genehmigung des Vormundes svergl. Bd. I S. 78 ff.). »?r'»oUchrtttm Auf die Vormundschaft über einen Volljährigen über die B»r. finden die für die Vormundschaft über einen MinderMi!WE'jährigen geltenden Vorschriften Anwendung, soweit sich nicht aus den für die Erstere bestehenden besonderen gesetzlichen Bestimmungen ein Anderes ergiebt (§ 1897 B.G.B.). SMdftm>r Solche Sondervorschriften bestehen: i. bMd»"* t>rr 1. hinsichtlich der Berufung zur'Vormundschaft. srrufw Bei der Vormundschaft über einen Minderjährigen ist als dessen Vormund an erster Stelle derjenige berufen, welcher von dem Vater oder der ehelichen Mutter des Mündels als Vormund benannt worden ist. Bei der Vormundschaft i'iber einen Voll­ jährigen dagegen sind der Vater und die Mutter des Mündels nicht berechtigt, einen Vormund zu benennen (§ 1898 B.G.B.). Die trotzdem erfolgte Benennung eines Vor­ mundes ist daher unwirksam. Ferner ist bei der Vormundschaft über Minderjährige eine Berufung des Vaters oder der ehelichen Mutter des Mündels als dessen Vormund nur ausnahmsweise denkbar: bei der Vormund­ schaft über einen Volljährigen dagegen ist in erster Linie der Pater und an zweiter Stelle die Mutter als dessen Vor­ mund kraft Gesetzes berufen (§ 1899 Abs. 1 B.G.B.). Die Eltern sind jedoch nicht berufen, wenn der Mündel von einem Anderen als dem Ehegatte» seines Paters oder seiner Mutter

Vormundschaft über Volljährige.

327

an Kindrsstott nuqcuommcn ist. Stammt der Mündel aus einer nichtigen Ehe, io ist der Batcr als dessen Vormund nicht be­ rufen, wenn ihm die Nichtigkeit der Ehe bei der Eheschließung be­ kannt war. Das Gleiche gilt für die Mutter, wenn sie bei der Eheschließung die Nichtigkeit der Ehe kannte (§ 1899 Abs. 2 und 3 B.G.B.). Die Großeltern des Mündels kommen unter den gleichen Voraussetzungen, wie bei der Vormundschaft über Volljährige erst in letzter Linie als Berufene in Betracht. Die Berufung hat hier dieselbe Bedeutung wie bei der Vormnndschaft über Minderjährige. Der Berufene darf ohne seine Zustimmung nur übergangen werden, tvenn in seiner Person ein Grund vorliegt, der ihn zum Vormunde unfähig oder untauglich macht oder wenn er an der Uebernahme der Bornnindschast ver­ hindert ist oder die Uebernahme verzögert oder wenn seine Bestellung das Interesse des Mündels gefährden würde. Ist jedoch für einen volljährigen Ehegatten ein Vormund zu bestellen, so darf der andere Ehegatte vor den Eltern und den Großvätern zum Vornmnde bestellt werden (§ 1900 Abs. 2 B.G.B.). Stammt der Mündel aus einer nichtigen Ehe, so ist die Mutter, der bei der Eheschließung die Nichtigkeit der Ehe bekannt ist, zwar nicht als Vormund berufen, aber sie darf gleichwohl vor den Großvätern des Mündels als Vormund bestellt werden (§ 1900 Abs. 2 B.G.B.). Ebenso darf die uneheliche Mutter vor dem Großvater des Mündels als Vormund bestellt werden (§ 1900 Abs. 3 B.G.B.). 2. Ferner bestehen hinsichtlich der Bestellung zum Vor- munde einige Abweichungen: Während bei der Vormundschaft über Minderjährige zum Vormunde nicht bestellt werden soll, wer durch Anordnung des Vaters oder der ehelichen Mutter des Mündels von der Vormund­ schaft ausgeschlossen ist, sind die Eltern des Mündels hier nicht berechtigt, Jemand von der Vormundschaft auszuschließen (§ 1898 B.G.B.). Ferner darf hier eine Ehefrau zum Vor­ munde ihres Mannes auch ohne dessen Zustimmung bestellt werden (§ 1900 Abs. 1 B.G.B.). Ist endlich der Vater oder die eheliche Mutter des Mündels zum Vormunde bestellt, so unterbleibt die Be­ stellung eines Gegenvormundes. Der Mutter ist jedoch ein Gegenvormund zu bestellen, wenn sie die Bestellung beantragt oder ivenn das Bormundschaftsgericht aus besonderen Gründen, insbe­ sondere wegen des Umfanges oder der Schwierigkeit der Vermögens­ verwaltung die Bestellung eines Geaenvormundes im Interesse des Mündels für nöthig erachtet. Diese Vorschriften über die Unzu­ lässigkeit der Bestellung eines Gegenvvrmundes sindcn jedoch keine Anwendung, wenn der Pater oder die Mutter im Falle der Minder-

328 Vormundschaft über Volljährige und vorläufige Vormundschaft.

jährigkeit des Mündels zur Vermögensverwaltung nicht berechtigt sein würde (§§ 1903, 1904 B.G.B.). Hat daher z. B. der Vater das Recht des Kindes auf Gewährung des Unterhalts verletzt und ist auch für die Zukunft eine erhebliche Gefährdung des Unterhalts zu besorgen, so ist, wenn der Vater zum Vormund des Kindes bestellt wird, neben demselben ein Gegenvormund aufzustellen. 3' l,"®*gcd| t*t 3. Weitere Ausnahmen bestehen hinsichtlich der Sorge für die Person und für das Vermögen des Mündels. a) Steht ein Volljähriger unter Vormundschaft, so hat der Vormund für die Person des Mündels nur insoweit zu sorgen, als der Zweck der Vormundschaft es erfordert (§ 1901 Abs. 1 B.G.B.). Im allgemeinen wird sich dieser Zweck auf die nothwendige gesetzliche Vertretung in persönlichen Angelegen­ heiten, sowie auf die Veranstaltung der erforderlichen Pflege, der etwaigen Heilung, Beaufsichtigung mib Sicherung des Mündels beschränken, während dem Vormunde eines Volljährigen, von be­ sonderen Ausnahmefällen abgesehen, ein Erziehungs- und Züchtig­ ungsrecht nicht zustehen wirb. Hat ein minderjähriges Mädchen eine Ehe eingegangen, so beschränkt sich die Sorge des Vaters und, wenn sie bevormundet ist, die Sorge des Vormundes für die Person der Frau auf die Vertretung in den die Person betreffenden Angelegenheiten. Steht dagegen eine volljährige Ehefrau unter Vormundschaft, so tritt diese Beschränkung nicht ein (§ 1901 Abs. 2 B.G.B.). Dem Vormunde steht daher die Sorge für die Person der betreffenden Ehefrau in dem vollen oben bezeichneten Umfange zu. mfatn*u*et' b) Was die Sorge für das Vermögen anlangt, so kann Mündels der Vormund eine Ausstattung aus dem Vermögen des Mündels nur mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichts versprechen ober gewähren (§ 1902 Abs. 1 B.G.B.). Ferner bedarf der Vormund der Genehmigung des Vor­ mundschaftsgerichts zu einem Mieth- oder Pachtverträge, sowie zu einem anderen Vertrage, durch den der Mündel zu wieder­ kehrenden Stiftungen verpflichtet wird, wenn das Vertragsverhält­ niß länger als vier Jahre dauern soll, z. B. zu einem Vertrage, durch den der Mündel zlir Zahlung einer Leibrente verpflichtet wird. Dagegen ist zu einem Pachtverträge über ein Landgut oder einen gewerblichen Betrieb die Genehmigung des Vormundschafts­ gerichts in jedem Falle, also auch dann erforderlich, wenn der Vertrag auf eine kürzere Zeit als vier Jahre geschlossen wird (§§ 1902, Abs. 2, 1822 Ziff. 4 B.G.B.). Werden der Vater oder die eheliche Mutter des Mündels zum Vormunde bestellt, so stehen ihnen die Befreiungen, die nach den Vorschriften über die befreite Vormundschaft angeordnet werden können (f. S. 314 f.), kraft Gesetzes zu. Diese Befreiungen kommen aber dein Vater ober ber Mutter nicht zu, wenn sie im Falle bei Minderjährigkeit

e)wrm6nbd»l,n

Vorläufige Vormundschaft.

329

dcs Mündels zur Verwaltung des Mündelvermögens nicht be­ rechtigt sein würden: ebenso unterliegt die eheliche Mutter bei der Anlegung von Mündelgeld sowie bei der Verfügung und der Ein­ gehung von Verpflichtungen zur Verfügung über Forderungen oder andere Rechte, kraft deren der Mündel eine Leistung zu verlangen berechtigt ist, und bei der Verfügung über Werthpapiere allen Beschränkungen, denen ein Vormund unterliegt, dann, wenn ein Gegcnvormnnd bestellt ist. Dagegen kann sie die übrigen Befrei­ ungen, die bei einer befreiten Vormundschaft angeordnet werden können, für sich in Anspruch nehmen. Das Vormundschaftsgcricht kann die Befreiungen außer Kraft setzen, wenn sie das Interesse des Mündels gefährden (§§ 1903, 1904 B.G.B.). 4. Endlich darf ein Familienrath nur dann eingesetzt werden, wenn ein Verwandter oder Verschwägerter des Mündels Samiiimraihr». oder der Vormund oder der Gegenvormund die Einsetzung bean­ tragt und das Vormundschaftsgericht sie im Interesse des Mündels für angemessen erachtet. Der Vater und die Mutter des Mündels sind nicht berechtigt, Anordnungen über die Einsetzung und Auf­ hebung eines Familienrathes oder über die Mitgliedschaft zu treffen (§ 190ö B.G.B.).

§ 371. 2. Me vorüinstge Aormnndschaft. Da die Vormundschaft über einen Volljährigen erst dann eingeleitet werden kann, wenn dessen Entmündigung durchgeführt ist, so ist z. B. wenn der zu Entmündigende geisteskrank ist, viel­ fach schon vor der Beendigung der Entmündigung eine Fürsorge für denselben geboten. Diese Fürsorge bezweckt die vorläufige Vormundschaft. Ein Volljähriger kann nämlich unter vorläufige Vormundschaft gestellt werden, sobald dessen Entmündigung auch nur beantragt ist, wenn das Vor­ mundschaftsgericht es znr Abwendung einer erheblichen Gefährdung der Person oder des Vermögens des Voll­ jährigen für erforderlich erachtet (§ 1906 B.G.B.). Sind diese Voraussetzungen gegeben, so ist es belanglos, aus welchem Grunde die Entmündigung beantragt ist. Die Vorschriften über die Berufung znr Vormundschaft gelten nicht für die vorläufige Vormundschaft (§ 1907 B.G.B.). Der an sich als Vormund Berufene hat daher kein Beschwerderecht, wenn er ohne seine Zilstimmung übergangen wird.

Die vorläufige Vormundschaft endigt stz 1908 B.G.B.): a) wenn der Antrag auf Entmündigung zurückgenommen oder abgewicsen wird, mit der Zurücknahme oder rechtskräftigen Abweisung des Antrags; b) falls die Entmündigung erfolgt, wenn auf Gründ der Entmündigung ein Vormund bestellt wirb:

330

Familienrechl. — Pflegschaft.

c) durch Aufhebung. Die vorläufige Pormundschaft ist nnnv lich von drin Pormundschaftsgerichtc anfzuhebcu, wenn der Mündel des vorläufigen vormnndschoftlichen Schutzes nicht mehr bedürftig ist, wenn also eine erhebliche Gefährdung der Person oder des Ver­ mögens des Volljährigen nicht mehr vorhanden ist.

3. Kapitel.

Ki- Megschaft. 8 372. 1. Begriff «ad Arten der Megschafl. Unterschied Während die Vormundschaft die allgemeine Sorge sowohl zwischen Vormltndschaft und für die Person als anch für das Vermögen des Mündels bezweckt, Pflegschaft.

wird eine Pflegschaft nur in solchen Fällen zugelasscn, in welchen die Gewährung vormundschaftlichen Schutzes für einzelne besondere Angelegenheiten angezeigt ist. Der Unterschied zwischen der Vormundschaft und Pflegschaft ist daher kein begrifflicher, vielmehr ist derselbe lediglich in dem Maße des gewährten vormundschaftlichen Schutzes zu erblicken. Zulässigkeit der Die Entscheidung der Frage, ob im einzelnen Falle die Ge­ währung vormundschaftlichen Schutzes angezeigt sei, überläßt jedoch das B.G.B. nicht dem Ermessen des Vormnndschaftsgerichts, sondern cs bestimmt selbst die Voraussetzungen, unter welchen die Einleitung einer Pflegschaft zulässig ist. Liegen daher diese Voranssetzungen nicht vor, so ist die Anordnung einer Pflegschaft selbst dann un­ zulässig, wenn nach der Auffassung des Vormundschaftsgerichts die Fürsorge für einzelne bestimmte Angelegenheiten einer Person geboten ist. Im Einzelnen kennt das B.G.B. folgende Arten von Pflegschaften: k. die Pflegschaft für Personen, die unter elter®eroa!t ober unter Itd)tr Gewalt oder unter Vormundschaft stehen (§ 1909 ®@te6rnb?llft B.G.B.). Soweit unter elterlicher Gewalt flehende Personen in

Betracht kommen, können nur Minderjährige in Frage stehen; ist dagegen eine Person bevormundet, so kann für sie ein Pfleger bestellt werden, gleichviel ob sie minderjährig oder volljährig ist. Diese Personen erhalten einen Pfleger, wenn und soweit ihr Gewalthaber d. i. der Vater bezw. die Mutter, oder ihr Vormund an der Besorgung ihrer Angelegen­ heiten verhindert ist. Der Gewalthaber oder Vormund bleibt daher der gesetzliche Vertreter derselben im allgemeinen; aber sein Recht nnd seine Pflicht, für deren Person oder Vermögen zu sorgen, erstreckt sich nicht auf diejenigen Angelegenheiten, für die ein Pfleger bestellt ist (§§ 1628, 1794 B.G.B.). Für diese An-

qclciicnfjcitcit stellt dem Pfleger mit Ausschluss des GewultliuderS i'ezw. Vormundes die alleinige Lorge zu. Nach ausdrücklicher Vorschrift erhält, wer unter elterlicher Gewalt oder unter Vormnndfchaft steht, einen Pfleger zur Ver­ waltung des Vermögens, das er von Todeswegen erwirbt oder das ihm unter Lebenden von einem Dritten unentgeltlich zugewendet wird, wenn der Erblasser durch letztwillige Verfügung, der Dritte bei der Zuwendung bestimmt hat, daß dem Gewalthaber oder dem Vormunde die Verwaltung nicht zustehen soll. Dieser vom B.G.B. besonders hervorgehobene Fall ist jedoch nicht der einzige, in welchem .die Anordnung einer Pflegschaft geboten ist. Will z. B. der Vater mit dem unter seiner elterlichen Gewalt stehenden Kinde oder der Vormund mit seinem Mündel ein Rechtsgeschäft abschließen oder einen Rechtsstreit führen, so ist für das Kind oder den Mündel ein Pfleger zu bestellen: denn ihre Vertretung durch den Vater oder den Vormund ist in diesen Fällen kraft Gesetzes ausgeschlossen (§§ 1795, 1630 Abs. 2 B.G.B ). Tritt das Bedürfniß einer Pflegschaft ein, so hat der Gewalthaber oder der Vormund dem Vormundschaftsgericht unver­ züglich Anzeige zu machen. Die Pflegschaft ist außerdem auch dann anzuordnen, wenn die Voraussetzungen für die Anordnung einer Vor­ mundschaft vorliegen, ein Vormund aber noch nicht be­ stellt ist. Will z. B. der minderjährige A, als dessen Vormund B berufen, aber noch nicht bestellt ist, einen Kaufvertrag ab­ schließen, so muß dem A ein Pfleger für den Abschluß des Kauf­ vertrags bestellt werden. Denn in der Person des A liegen die Voraussetzungen für die Bestellung eines Vormundes vor. Soll Jemand nach Maßgabe der genannten Vorschriften einen Pfleger erhalten, so ist, wenn bei einem inländischen Gericht eine Vormundschaft anhängig ist, für die Pflegschaft dieses Gericht zuständig. Ist eine Vormundschaft dagegen nicht anhängig, so ist für die Anordnung der Pflegschaft dasjenige Gericht zuständig, das für die Anordnung der Vormundschaft zuständig wäre (§ 37 des Ges. über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17. Mai 1898, vergl. S. 307). Für die Pflegschaft über Ausländer gelten dieselben Grund­ sätze wie für die Vormundschaft über Ausländer (Art. 23 E.G. zum B.G.B., vergl. S. 274). Hinsichtlich der Zuständigkeit für die Anordnung der Pflegschaft gelten die eben erwähnten Be­ stimmungen. Ist jedoch für den Ausländer bei einem inländischen Gericht eine Vormundschaft nicht anhängig und hat derselbe im Jnlande weder Wohnsitz noch Aufenthalt, so ist das Gericht zu­ ständig, in dessen Bezirke das Bedürfniß nach Fürsorge hervortritt. 2. Pflegschaft über Gebrechliche 1910 B.G.B.). Hiers.PNk«!cha!,ichrr kommen nur volljährige Personen in Betracht, die nicht unter Wrrd,hd, eU Ersitz- «tzer Nrcherte.

I- Einsetzung als Ersatzerbe. Wie kurz erwähnt, kann der Erblasser für den Fall, daß ein Erbe vor oder nach dem Eintritte des Erbfalls wegsällt, einen Anderen als den Erben einsetzen — Er­ satzerbe. So z. B., wenn der Erblasser verfügt: „Ich ernenne zu meinem Erben den A; sollte derselbe vor mir versterben, so soll B mein Erbe sein" (§ 2096 B.G.B.). Eine Ersatzerbein­ setzung ist auch für den Fall zuläfsig, daß ein gesetzlicher Erbe wegfällt. Der Erblasser z. B., welcher einen Sohn hat, kann also bestimmen: „wenn mein Sohn stirbt, soll A mein Erbe sein". Der Erblasser, welcher einen Ersatzerben ernennt, kann die Erfatzerbeinsetzung auf bestimmte Fälle der Unwirksamkeit der ersten Einsetzung beschränken. Er kann z. B. anordnen: „A soll mein Erbe sein: schlägt A die Erbschaft aus, so soll B mein Erbe fein" oder allgemein bestimmen: „A soll mein Erbe sein; fällt A vor oder nach meinem Tode weg, sei es nun, daß er nicht Erbe sein kann, ober nicht Erbe sein will, so soll B mein Erbe sein". Im ersteren Falle wird B Erbe nur dann, wenn A die Erbschaft ausschlägt, nicht etwa auch z. B. dann, wenn die Erbeinsetzung des A mit Erfolg angefochten wird. Im letzteren Falle wird B Erbe, gleichviel aus welchem Grunde A wegfällt. Hat der Erblasser bei der Ernennung eines Ersatzerben nur von dem Falle gesprochen, daß der zunächst eingesetzte Erbe nicht Erbe sein kann, oder nur von dem Falle, daß der zunächst eingesetzte Erbe nicht Erbe sein will, so gilt, f»ferne nicht ein anderer Wille des Erblassers erhellt, der Ersatzerbe für den einen wie für bett onberen Fall eingesetzt (§ 2097 B.G.B.). Sehr häufig kommt es vor, baß bie eingesetzten Erben gegenseitig als Ersatzerben eingesetzt werben, ober für einen bet mehrerer Erben bie übrigen Erben als Ersatz­ erben ernannt werben. Trifft bies zu, so ist, wenn nicht ein anberer Wille bes Erblassers sich feststellen läßt, anzunehmen, baß bie Ersatzerben als nach bem Verhältniß ihrer Erbtheile eingesetzt finb. Z. B. A ernennt B, C unb D zu je einem Drittel zu Erben unb bestimmt, baß, wenn einer berfelbett vor ober nach bem Erbfalle wegfällt, bie onberen Ersatzerben fein sollen. Stirbt B, so erhalten C unb D zu ihrem Drittel noch je ein Sechstel bet Erbschaft (§ 2098 Abs. 1 B.G.B.). Erben, welche aus einen gemeinschaftlichen Erbtheil eingesetzt finb, gehen, wenn bie mehreren Erben gegenseitig als Ersatzerben eingesetzt finb, foferne nicht etwas Anberes vom Erblasser angeorbnet ist, für biefen Erbtheil, auf welchen sie gemeinschaftlich eingesetzt finb, ben onberen als Ersatzerben vor (§ 2098 Abs. 2 B.G.B.). Heißt es z. B. im Testamente: „Ich ernenne A, B unb C zu Erben zu je */< unb auf das letzte Viertel meines Nach-

Einsetzung als Ersatz- ober Racherbe.

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lasses D und E zusammen; die Genannten sollen gegenseitig zu Ersatzerben berufen sein", so wird, wenn E vor dem Erblasser stirbt, D auf das letzte Viertel allein Erbe; eine Ersatzerbfolge der übrigen Erben tritt nicht ein. Stirbt dagegen A vor dem Erblasser, so erhalten B und C je */*, D und E zusammen auch */9 des Nachlasses. Der Ernennung von Ersatzerben für Ersatzerben oder für Nacherben steht nichts im Wege. Immer aber kann Ersatzerbe nur werden, wer zur Zeit des Erbfalls lebt oder doch wenigstens bereits erzeugt ist. Insbesondere entscheidet nicht der Zeitpunkt des Eintritts der Ersatzerbfolge. Der Ersatzerbe ist vom Eintritt der Ersatzerbfolge an überhaupt in jeder Hinsicht ebenso Erbe wie der Erbe im gewöhnlichen Sinne des Wortes. Wodurch der Wegfall des eingesetzten oder gesetzlichen Erben herbeigeführt wird, ist für den Begriff des Ersatzerben ohne alle Bedeutung. Der Wegfall des Erben und damit, soweit der Erb­ lasser keine beschränkende Anordnung getroffen hat, auch der Ein­ tritt der Ersatzerbfolge kann insbesondere herbeigeführt werden durch den Tod des zunächst eingesetzten Erben, durch Anfechtung des die Erbeinsetzung enthaltenden Testamentes oder Erbvertrags, oder dadurch, dah der zunächst eingesetzte Erbe die ihm angefallene Erbschaft rechtzeitig ausschlägt. U. Einsetzung als Nacherbe. Der Erblasser kann einen Erben auch in der Weise einsetzen, daß dieser nicht sofort mit dem Tode des Erb­ lassers, sondern erst dann Erbe wird, nachdem zunächst ein Anderer Erbe geworden ist — Nacherbe (§ 2100 B.G.B.). So kann z. B. der Erblasser bestimmen: „Ich ernenne den A zu meinem @rben; nach seinem Tode soll B mein Erbe sein" oder: „Ich ernenne den A zu meinem Erben: verheirathet sich aber A nach meinem Tode und, nachdem er mein Erbe ge­ worden ist, mit der B, so soll C mein Erbe sein". Sehr häufig kommt es vor, daß der Erblasser den Nacherben auf dasjenige einsetzt, was von der Erbschaft bei dem Eintritte der Nacherbfolge übrig sein wird (§ 2137 B.G.B.), so z. B., wenn der Erblasser anordnet: „Mein Erbe soll mein Neffe A sein; was bei seinem Tode von meinem Nachlaß noch vorhanden sein wird, soll mein Vetter B als Nacherbe erhalten" Die Ein­ setzung eines Nacherben hat besondere Bedeutung in dem Falle, wenn der Erblasser seine gesetzlichen Erben, insbesondere seine Kinder, von der Erbfolge nicht ausschließen, die Vortheile der Erbschaft aber für bestimmte Zeit einem Anderen, z. B. seinem Ehegatten zuwenden will, ohne ihn den Beschränkungen zu unter­ werfen, welche mit der Anordnung eines Nießbrauchs an der Erbschaft verbunden sind. Weiterhin empfiehlt sich die Einsetzung eines Nachcrben, wenn der Erblasser besorgt, daß der zunächst Müller u. Mctkel, «ür-erl. Recht. II.

2b

434

Erbrecht. — Erbeinsetzung.

berufene Erbe das Vermögen der Familie nicht erholten werde, oder wenn der Erblasser wünscht, daß sein Vermögen nicht der freien Verfügung von Todeswegen durch die zunächst berufenen Erben anheimgegeben werde, sondern in eine von ihm bestimmte Hand gelange. ffreSÄune Die Gnsetzung eines Nacherben gelangt in vielen Fällen rin« «»Arbni nicht zu einem genügend deutlichen Ausdruck. Das Gesetz stellt daher für eine Reihe von Fällen die Auslegungsregrl auf, daß hier Nacherbfolge vorliege. Dies versteht sich aber stets mir dann, wenn kein anderer Wille des Erblassers erhellt. Ist ein solcher zum Ausdrucke gelangt, so entfällt damit die Vermuthung. Die Fälle, in welchen nach gesetzlicher Vorschrift im Zweifel die Einsetzung eines Nacherben anzunehmen ist, sind die folgenden: 1. Wenn eine zur Zeit des Erbfalls noch nicht erzeugte Person als Erbe vom Erblasser eingesetzt ist, so ist im Zweifel anzunehmen, daß diese Person als Nacherbe eingesetzt ist. Be­ kanntlich kann Erbe nur werden, wer zur Zeit des Erbfalls bereits lebte oder doch wenigstens schon erzeugt war. Da aber der Erblasser, welcher eine noch nicht vorhandene Person zum Erben einsetzt, in der Regel mehr auf die Zuwendung an die Person als darauf Gewicht legt, ob diese Person noch bei seinen Lebzeiten oder später geboren oder empfangen wird, so gilt die zur Zeit des Erbfalls noch nicht erzeugte, jedoch als Erbe eingesetzte Person selbst dann als Nacherbe eingesetzt, wenn der Erblasser zunächst der Meinung war, der Eingesetzte solle Erbe, nicht Nacherbe werden. Nur dann, wenn es nachweisbar dem Willen des Erb­ lassers nicht entspricht, daß der Eingesetzte Nacherbe werden soll, ist die Einsetzung schlechterdings unwirksam. Auch eine zur Zeit des Erbfalls noch nicht bestehende, jedoch zum Erben eingesetzte juristische Person, z. B. ein Verein, welcher die Rechtsfähigkeit noch nicht erlangt hat, oder eine noch nicht genehmigte Stiftung, gilt im Zweifel und solange kein entgegen­ stehender Wille des Erblassers ersichtlich ist, für den Fall ihrer Entstehung als Nacherbe eingesetzt. Ist jedoch der Erblasser zugleich der Stifter einer Stiftung, so finden vorstehende Vorschriften auf die Einsetzung der Stiftung zum Erben keine Anwendung. Denn eine erst nach dem Tode des Stifters genehmigte Stiftung gilt für die Zuwendungen des Stifters als schon vor dessen Tode entstanden, so daß die Erbeinsetzung einer solchen Stiftung durch ihren Stifter nicht in eine Nacherbeinsetzung umgedeutet zu werden braucht (§ 2101 B.G.B.). Hat der Erblasser nicht bestimmt, wer bis zu dem Zeitpunkte der Geburt der von ihm als Erben eingesetzten, aber noch nicht erzeugten Person beziehungsweise bis zur Entstehung der juristischen Person Erbe sein soll, so sind die gesetzlichen Erben des Erblassers die zunächst berufenen Erben (§ 210ö Abs. 2 B.G.B.).

Einsetzung als Ersatz- ober Nacherbe.

435

2. Die Anordnung des Erblassers, daß der eingesetzte Erbe die Erbschaft mit dem Eintritt eines bestimmten Zeitpunktes oder Ereignisses an einen Anderen herauszugeben hat, wird, wenn der Erblasser nicht einen entgegenstehenden Willen irgendwie zuni Ausdruck gebracht hat, vom Gesetz in eine Einsetzung des Anderen, an welchen die Erbschaft herauszugeben ist, als Nacherben nmgedeutet. Z. B. das Testament lautet: „Mein Erbe A soll bei der Verheirathung des B diesem ein Drittel der Erbschaft herans­ geben" ; B gilt als Nacherbe aus ein Drittel der Erbschaft. Daß ein Borerbe wirklich eingesetzt ist, erfordert die Anwendung vor­ stehender Vorschrift nicht. Auch dann also, wenn im vorigen Beispiel das Testament lauten würde: „Mein Erbe soll dem B bei dessen Verheirathung ein Drittel der Erbschaft herausgeben" und rin Erbe nicht eingesetzt wäre, würde B auf ein Drittel der Erbschaft Nacherbe sein und zwar gegenüber dem gesetzlichen Erben (§ 2103 B.G.B.). 3. Hat der Erblasser angeordnet, daß der Erbe nur bis zu dem Eintritt eines bestimmten Zeitpunftes oder Ereignisses Erbe sein soll, ohne zu bestimmen, wer alsdann die Erbschaft erhalten soll, so ist, ebenfalls wiederum vorbehaltlich der Fest­ stellung eines anderen Willens des Erblassers, anzunehmen, daß als Nacherben diejenigen eingesetzt sind, welche die gesetzlichen Erben des Erblassers sein würden, wenn der Erblasser zur Zeit des Eintritts jenes Zeitpunktes oder jenes Ereignisses gestorben Wäre. Doch gehört der Fiskus nicht zu den gesetzlichen Erben im Kinne dieser Borschrift. Heißt es z. B. in einem Testamente: „A soll Erbe auf die Hälfte des Nachlasses sein, aber nur ans die Dauer von zehn Jahren" und sind beim Tode des Erblassers zwei Söhne B und C vorhanden, so erhalten B und C die eine, A die andere Hälfte des Nachlasses. Stirbt C nach fünf Jahren seit dem Erbfalle unter Hinterlassung von zwei Kindern D und E, so erhalten nach dem Ablauf des zehnten Jahres seit dem Erbfalle B, D und E die dem A zugefallene Hälfte als Nacherben und zwar in der Weise, daß B zu dem ihm bereits gehörenden Biertel noch ein weiteres Viertel bekommt, während das letzte Viertel dem D und E zusammen zufällt (§ 2104 B.G.B.). 4. Umgekehrt sind, wenn der Erblasser angeordnet hat, daß eombe, wenn der eingesetzte Erbe die Erbschaft erst mit dem Eintritt eines be- beftünmt'w stimmten Zeitpunktes oder Ereignisses erhalten soll, ohne zu bestimmen, wer bis dahin Erbe sein soll, die gesetzlichen Erben des Erblassers, die Vorerben. Hat z. B. A den B zum Erben ernannt, dabei aber angeordnet, daß B die Erbschaft erst zehn Jahre nach dem Erbfalle erhalten soll, so sind, wenn A Söhne hinterließ, diese während der ersten zehn Jahre nach dem Erbfalle die Erben. Soll die Persönlichkeit des Erben durch ein erst nach dem Erbfall eintretendes Ereigniß bestimmt werden, so ist, wenn der Erblasser nicht den Vorerben bestimmt hat, auch hier anzu-

436

MnbSof" '"»mmiüigc.

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Erbrecht. — Erbeinsetzung

nehmen, das, die gesetzlichen Erben des Erblassers die Vorerbcn sein sollen. Bersügt z. B. der Erblasser in seinem Testamente: „Wenn mir A ein Denkmal errichtet, so soll er mit Vollendung desselben mein Erbe zur Hälfte werden", so ist der Sohn des Erblassers auf die eine Hälfte des Nachlasses für immer Erbe, auf die andere Hälfte aber nur, so lange A das Denkmal noch nicht vollendet hat (§ 2105 B.G.B.). Gerade dann, wenn der Abkömmling des Erblassers zur Zeit der Errichtung der letztwilligen Verfügung keinen Abkömmling hat oder wenn der Erblasser zu dieser Zeit von dem Vorhandensein von Nachkommenschaft feines Abkömmlings nichts weiß, hat der Erblasser besondere Veranlassung, für die Zeit nach dem Tode seines Abkömmlings einen Nacherben zu bestimmen. Geschieht dies, so ist, wenn nicht ein anderer Wille des Erblassers Ausdruck gefunden hat, anzunehmen, daß der Nacherbe nur für den Fall eingesetzt ist, daß der Abkömmling ohne Nachkommenschaft stirbt (§ 2107 B.G.B.). Hinterläßt der Abkömmling dagegen Nach­ kommenschaft, so ist die Einsetzung eines Nacherben unwirksam, wenn sie nicht nach dem ausdrücklichen Willen des Erblassers auftecht erhalten werden will. Nacherbe kann nur werden, wer zur Zeit des Eintritts der Nacherbfolge lebt. Wer zur Zeit des Eintritts

der Nacherbfolge noch nicht lebte, aber bereits erzeugt war, gilt als vor dem Eintritt der Nacherbfolge geboren (§ 2108 B.G.B.). Hat z. B. der Erblasser angeordnet: „A soll mein Erbe sein, wenn er sich verheirathet, sollen die Kinder des B die Erben sein", so wird, wenn A sich verehelicht, die Nacherbfolge auch dann eröffnet, wenn B zwar noch keine Kinder hat, feine Ehefrau aber in diesem Zeitpunkt schwanger ist. Denn wenn die Geburt des Kindes des B erfolgt, wird angenommen, das Kind sei schon vor der Verheirathung des A geboren worden. Zudem kann für den zu erwartenden Nacherben ein Pfleger aufgestellt werden. Die Ernennung eines Nacherben für den Nacherben ober für den Ersatzerben ist zulässig. fWhtuMber Würde die Anordnung einer Nacherbschaft den Nachlaß auf Einsetzung einer unabsehbare Zeit binden und dem Verkehre entziehen, so würde N-cheebe» cjnem ungesunden Zustande führen. Aus diesem Grunde bestimmt das Gesetz, daß die Einsetzung eines Nacherben mit dem Ablaufe von dreißig Jahren nach dem Erbfall unwirksam wird, wenn nicht vorher der Fall der Nacherbfolge eingetreten ist. Hat z. B. der Erblasser angeordnet: „A soll mein Erbe fein; wenn mir die Stadtgemeinde B ein Denkmal errichtet, so soll sie mit der Vollendung des Denkmals meine Erbin zur Hälfte werden", so wird die Einsetzung der Stadt­ gemeinde B zur Nacherbin ans die eine Nachlaßhälfte unwirksam, wenn dreißig Jahre nach dem Tode des Erblassers das Denkmal noch nicht vollendet ist.

Einsetzung als Ersatz- oder Nacherbe.

437

Der Zeitraum von dreißig Jahren wird aber mit Rücksicht auf besondere Zwecke, denen die Nacherbfolge zu dienen hat, ausnahmslveise verlängert. So ist die Einsetzung eines Nacherben auch noch nach dem Ablaufe von dreißig Jahren nach dem Erbfall wirksam: 1. Wenn die Nacherbfolge für den Fall angeordnet ist, daß in der Person des Vorerben oder des Nacherben ein be­ stimmtes Ereigniß eintritt, und derjenige, in dessen Person das Ereigniß eintreten soll, zur Zeit des Erbfalls noch lebt. Hat z. B. der Erblasser die Nacherbfolge von dem Tode des Vorerben, von der Verheirathung des Nacherben, von der Aufgabe eines bestimmten Geschäftes durch den Borerben ober von der Ergreifung eines bestimmten Berufes seitens des Nacherben u. s. w. abhängig gemacht, so tritt die Nacherbfolge auch nach dann ein, wenn zwischen dem Erbfalle und dem Eintritt eines solchen Ereignisses mehr als dreißig Jahre liegen. Voraussetzung ist dabei stets nur, daß derjenige, in dessen Person das Ereigniß eintreten soll, zur Zeit des Erbfalls lebt. Den Eintritt des die Nacherbfolge bedingenden Ereignisses dagegen braucht der Nacherbe, dessen Recht auf seine Erben, beiläufig bemerkt, übergeht, nicht zu erleben. 2. Wenn dem Vorerben oder einem Nacherben für den Fall, daß ihm ein Bruder oder eine Schwester geboren wird, der Bruder oder die Schwester als Nacherbe bestimmt ist. Unter allen Umständen aber bewendet es bei der dreißig­ jährigen Frist, wenn der Nacherbe oder der Borerbe, in dessen Person das die Nacherbfolge bedingende Ereigniß eintreten soll, eine juristische Person, z. B. ein Verein, eine Stiftung u. bergt ist. Hat z. B. ber Erblasser angeorbnet: „Mein Erbe soll ber Verein A sein, vereinigt er sich mit bem Verein B, so soll Kauf­ mann C mein Erbe werben", so wirb bie Einsetzung des C mit bem Ablauf von breißig Jahren seit bem Erbfalle unwirksam. Erfolgt bemnach im 31. Jahre feit bem Tode bes Erblassers bie Bereinigung ber Vereine A unb B, so kann C, auch wenn er zu bieser Zeit noch lebt, keine Rechte mehr für sich als Nacherbe in Anspruch nehmen (§ 2109 B.G.B.). III. Gemeinsame Vorschriften für Ersatz- unb Nach-ÄJAÄ-A!' erbfolge. und «a*rbfolee. Sowohl bie Einsetzung zum Nacherben als auch bie Ein­ setzung znm Ersatzerben erfolgt burch Testament ober Erbvertrag nach ben für biefe geltenben Vorschriften. Auch in ben außerorbentlichen Formen eines Testamentes können baher Ersatz- unb Nacherben ernannt werben. Immer kann sich bie Einsetzung fei es bes Ersatz- ober bes Nacherben nur ans ben Nachlaß bes Erblassers, nicht etwa auf ben Nachlaß eines Dritten, z. B. bes Erben insbesondere be­

ziehen. Der Erblasser kann nur für seinen Nachlaß, nicht auch für ben Nachlaß feines Erben ober eines Anderen Erben, Ersatz- unb Nacherben ernennen.

438 Erbrecht. — Ansall, Annahme u. Ausschlag d. Erbsch., Erbunwürdigkeit.

Ist es zweifelhaft, ob Jemand als Ersatz- ober Nacherbe eingesetzt ist, so ist, wenn sich der Wille des Erblassers nicht fest­ stellen läßt, anzunehmen, daß Einsetzung als Ersatzerbe gewollt sei. Während die Einsetzung als Ersatzerbe die Einsetzung als Nacherbe begrifflich nicht enthalten kann, enthält umgekehrt die Einfetzuug als Nacherbe im Zweifel auch die Ein­ setzung als Ersatzerbe (§ 2102 B.G.B.). Findet sich z. B. in einem Testamente folgende Bestimmung: „A soll mein Erbe sein: sobald er sich aber mit der B verheirathet, soll C Erbe werden", so wird, wenn A schon vor dem Erblasser stirbt oder die ihm angefallene Erbschaft gleich ausschlägt, C Erbe, trotzdem er im Testamente nur als Nacherbe eingesetzt ist. Ist freilich ein anderer Wille des Erblasser erkenntlich, so ist dieser maßgebend. Ersatz- und Nacherbfolge sind wirkliche Erbfolgen. Mit ihrem Eintritt wird sowohl der Ersatz- als auch der Nacherbe Erbe im vollen Sinne des Wortes. Ersatz- und Nacherbe sind nicht Rechtsnachfolger des zunächst berufenen Erben, sondern Rechtsnachfolger des Erblassers. Vom Eintritte der Ersatz- be­ ziehungsweise Nacherbfolge an gelten daher für diese grundsätzlich die gleichen Vorschriften wie für die Erbfolge im gewöhnlichen Sinne dieses Wortes.

2. Kapitel.

Anfass, Annahme und Ausschtagung der Kröschaft, Orbunwürdigkeit. § 398.

Anfall der Erbschaft.

Der Anfall der Erbschaft bedeutet den Uebergang der Erb­ schaft auf den sei es durch Gesetz, sei es durch Verfügung von Todeswegen berufenen Erben. Der Zeitpunkt des Anfalls der Erb­ schaft kann ein verschiedener sein je nach der Art der Erbeinsetzung: Re«elms»igrr r schaftianf-ll.

1. In der Regel geht die Erbschaft ohne Unterschied des Verufungsgrundes auf den berufenen Erben mit dem Tode des Erblassers über und zwar, ohne daß es einer besonderen An­ nahme oder Antretung der Erbschaft bedürfte (§ 1922 B.G.B.). Die Erbschaft fällt dem Erben an, auch wenn er von dem Tode des Erblassers keine Kenntniß hat oder geschäftsunfähig ist und demgemäß keinen rechtswirksamen Entschluß fassen kaun.

Schlägt der sofort mit dem Tode des Erblassers berufene Erbe die Erbschaft aus, so daß dieselbe in Folge davon an einen anderen Erben, einen Nacherben oder Ersatzerben gelangt, so gilt der Anfall an den anderen Erben, Nacherben oder Ersatzerben als mit dem Tode des Erblassers erfolgt (§ 1953 B.G.B.).

2. Den Anfall der Erbschaft ans einem von dem Tode des Erblafters verschiedenen Zeitpunkt zu verlegen, steht in der Macht Mafttamaa. des Erblassers. Setzt er den Erben unter einer Bedingung ein, welche sich erst nach dem Tode des Erblassers erfüllt, oder bestimmt er, daß der Erbe nicht vor einem bestimmten Zeit­ punkte Erbe werden soll, so fällt die Erbschaft dem Erben nicht mit dem Tode des Erblassers, sondern erst mit dem Eintritte der Bedingung, beziehungsweise mit dem Herankommen des Zeit­ punktes an. 3. Auch bei der Nacherbfolge hängt die Zeit des Erbschaftsanfalles von der Bestimmung des Erblassers ab. So kann z. B. der Eintritt der Nacherbfosge von der Erlangung eines bestimmten Alters des Borerben oder von der Berheirathung des Nacherben u. dergl. abhängig gemacht sein; alsdann fällt dem Racherben die Erbschaft mit dem Eintritt jener Ereignisse an. Hat der Erblasser weder den Zeitpunkt noch das Ereigniß be­ stimmt, mit welchem die Nacherbfolge eintreten soll, so fällt die Erbschaft dem Nacherben mit dem Tode des Vorerbcn an (§ 2106 Abs. 1 B.G.B.). Ist eine zur Zeit des Todes des Erblassers noch nicht erzeugte Person als Erbe eingesetzt und gilt sie dem­ gemäß und Mangels eines entgegenstehenden Willens des Erb­ lassers als Nacherbe eingesetzt, so fällt die Erbschaft dem Nach­ erben mit dessen Geburt an. Ist eine zur Zeit des Ablebens des Erblassers noch nicht zur Entstehung gelangte juristische Person als Erbe eingesetzt, so fällt ihr, da sie, soferne nicht ein anderer Wille des Erblassers erhellt, als Nacherbin eingesetzt gilt, die Erbschaft in dem Zeitpunkte an, in welchem sie zur Entstehung gelangt (§ 2106 Abs. 2 B.G.B.). 4. Dem Ersatzerben fällt, wenn der zunächst berufene Erbe wegfällt, die Erbschaft in dem Zeitpunkte an, in welchem sie dem Erben, wenn er nicht weggefallen sein würde, anfiele, in der Regel also mit dem Tode des Erblassers. Kommt der zunächst berufene Erbe in Wegfall, so fällt dem Ersatzerben die Erbschaft mit dem Wegfall des zunächst berufenen Erben an. Das Gleiche gilt, wenn der Nacherbe, weil der zunächst berufene Vorerbe nicht Erbe geworden ist, in die rechtliche Stellung eines Ersatzerben eintritt. . Mit dem Anfalle der Erbschaft geht das Vermögen des0^*^, Erblassers als ein Ganzes auf den Erben über. Abgesehen von f.bLrdas Recht eingeräumt, bis zum Ablaufe der ersten drei '""^""""" Monate nach Annahme der Erbschaft, jedoch nicht über die Errichtung des Inventars hinaus, die Berichtigung einer Nachlaßverbindlichkeit zu verweigern (§ 2014 B.G.B.). Er kann also jedem Ansprüche eines Nachlaßgläubigers, mag dieser aus dem Nachlaß oder dem nicht ererbten Vermögen Befriedigung suchen, die Einrede entgegenhalten, daß er erst drei Monate nach der Annahme der Erbfchast und nicht vor der Er­ richtung des Inventars Nachlaßverbindlichkeiten zu berichtigen ver­ pflichtet sei. ^tiebieung1»«6 Ein ähnliches Recht hat der Erbe, welcher ein Aufgebot R-chiaWtubigerder Nachlaßgläubiger veranlaßt. Hat nämlich der Erbe den bfl 6rr Antrag auf Erlassung des Aufgebots der Nachlaßgläubiger inner­ halb eines Jahres nach der Annahme der Erbschaft gestellt und ist der Antrag zugelassen, so ist der Erbe von der Zulassung des Antrags ab berechtigt, die Berichtigung einer Nachlaßverbindlichkeit bis zur Beendigung des Aufgebotsverfahrens zu verweigern. Der Beendigung des Aufgebotsverfahrens steht es gleich, wenn der Erbe in dem Aufgebotstermine nicht erschienen ist und nicht binnen zwei Wochen die Bestimmung eines neuen Termins beantragt oder wenn er auch in diesem neuen Termine nicht erscheint. Dieses Nichterscheinen im Ausgebotstermine bewirkt ebenso den Verlust des Rechtes, Zahlung einstweilen zu verweigern, wie die Unterlassung des Antrags auf Erlassung des Aufgebots innerhalb eines Jahres nach Annahme der Erbschaft. Das Aufgebotsverfahren ist übrigens, wenn das Ausschlußurtheil erlassen oder derAntrag aus Erlassung des Urtheils zurückgewiesen wird, als beendigt erst dann anzusehen, wenn zwei Wochen seit Verkündung der Entscheidung abgelaufen sind oder eine rechtzeitig eingelegte Beschwerde erledigt ist '(§ 2015 B.G.B.). Die soeben erwähnten Fristen von drei Monaten und einem Jahre seit Annahme der Erbschaft beginnen, wenn vor der An­ nahme der Erbschaft zur Verwaltung des Nachlasses ein Nachlaßpfleger bestellt worden ist, nicht mit der Annahme der Erb­ schaft, sondern mit der Bestellung des Nachlaßpslegers (§ 2017 B.G.B.). Der Erbe muß also, wenn, bevor er die Erbschaft auuud von dem Nachlaßpfleger übernimmt, ein Theil der Fristen für die Geltendmachung der besprochenen aufschiebenden Einreden bereits abgelaufen ist, den Ablauf der Frist gegen sich gelten lassen, so daß er, wenn er sich erst drei Monate nach Bestellung des Nachlaßpslegers zur Annahme der Erbschast entschließt, die Berichtigung der Nachlaßverbindlichkeiten nicht verweigern kann, ] »ferne er nicht noch Anordnung des Aufgebots der Nachlaßglänbiger erlangt.

497

Aufschub der Befriedigung der Nachlaßgläubiger.

Das Recht, die Berichtigung der Nachlaszverl'indlichkeiten zu verweigeni, sichert den Erden während der betreffenden Fristen gegen die Folgen des Verzugs sowie gegen die Durchführung der Zwangsvollstreckung in den Nachlaß und in sein eigenes Vermögen. Z. B.: Der Erblasser A 'war dem B 30000 Mark aus einem unverzinslichen, jederzeit kündbaren Darlehen schuldig geworden. Nach dem Tode des A nimmt dessen Erbe C die Erb­ schaft an, während B dem C gegenüber alsbald das Darlehen zur sofortigen Heimzahlung kündigt. Erklärt C, daß er vor Er­ richtung des Inventars, um nicht durch Befriedigung des einen Nachlaßgläubigers B die Interessen der anderen Nachlaßgläubiger zu verletzen, einstweilen nicht bezahle, so kann B erst nach Ablauf von drei Monaten seit Annahme der Erbschaft die vierprozentigen gesetzlichen Verzugszinsen verlangen. Sollte B bereits vor dem Ableben des A einen Bollstreckungstitel z. B. eine vollstreckbare Notariatsurkunde für sein Guthaben erlangt haben, so kann er mit Zwangsvollstreckung gegen den Erben innerhalb der oben be­ zeichneten Fristen erfolgreich nur dann vorgehen, wenn der Erbe von seinem Rechte, die Berichtigung der Nachlaßverbindlichkeiten zu verweigern, keinen Gebrauch macht. Denn der Erbe kann auf Grund dieses Rechtes verlangen. daß für die Dauer der Fristen, innerhalb welcher er die Be- smmgteen. richtigung der Nachlaßverbindlichkeiten verweigern kann, die #te**ne" Zwangsvollstreckung gegen ihn in den Nachlaß sowohl wie in sein eigenes Vermögen unterbleibt; eine unter Mißachtung seines Rechtes erfolgte Vollstreckungsmaßregel kann er im Wege der Einwendung gegen dieZwangsvollstreckung beseitigen. Dies gilt jedoch hinsichtlich der Vollziehung eines Arrestes nicht. Auch bleibt das Recht des Erben unberücksichtigt insolange, als er nicht Einwendungen gegen die Zwangsvollstreckung erhebt. Dagegen kann der Erbe in Ansehung der Nachlaßgegen­ stände auch gegenüber denjenigen Gläubigern, welche nicht Nach­ laßgläubiger sind, die Beschränkung der Zwangsvollstreckung in gleichem Umfange wie gegenüber Nachlaßgläubigern verlangell. Schuldet z. B. A, welcher den B beerbt hat, dem C aus einem mit diesem abgeschlossenen Kaufgeschäfte 1000 Mark und ist A bereits vor dem Tode des B zur Bezahlung dieser 1000 Mark rechtskräftig verurtheilt worden, so kann C, sobald A die Erb­ schaft angenommen hat, auch aus dem Nachlaß des B stammende Gegenstände pfänden lassen. Thut dies C vor Ablauf von drei Monaten seit Annahme der Erbschaft durch A, so kann A im Wege der Einwendung die Aufhebung der Pfändung erwirken (§§ 781—785 der Reichscivilprozeßordnung). Das Recht des Erben, die Berichtigung von Nacklaßverbindlichkeiten bis zum Ablalif von drei Monaten nach Annahme Mut t>« N-q der Erbschaft, beziehungsweise bis zur Beendigung eines biilnen Jahresfrist nach der Erbschaftsannahme zugelassenen Aufgebots der Müller u. Meikel, Bürger!. Recht. II.

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498

Erbrecht.

- Verhältniß zwischen Borerben und Nacherben.

Nachlaßgläubiger zu verweigern, geht mit dem Eintritte der un­ beschränkten Haftung des Erben verloren. Versäumt z. B. der Erbe A die ihm nach seiner Annahme der Erbschaft auf Antrag des Nachlaßgläubigers B bestimmte Jnventarfrist von zwei Monaten, so kann B im dritten Monate seit der Annahme der Erbschaft durch A von letzterem unbeschränkt Befriedigung verlangen. In gleicher Weise kann der Erbe sein Recht, innerhalb der mehr­ erwähnten Fristen die Befriedigung der Nachlaßgläubiger zu ver­ weigern, denjenigen Nachlaßgläubigern sNachlaßgläubiger aus Pflicht­ theilsansprüchen, Vermächtnissen und Auflagen Berechtigte ausge­ nommen) gegenüber, welche von dem Aufgebote der Nachlaßgläubiger nicht betroffen werden, nicht geltend machen. Hat z. B. A für ein dem Erblasser B gegebenes Darlehen ein Psand in Händen, so kann der Erbe C den durch A zur Befriedigung seines fälligen Dar­ lehensanspruchs betriebenen Pfandverkauf nicht mit dem Hinweis darauf verweigern, daß seit der Annahme der Erbschaft durch ihn noch keine drei Monate verstrichen seien. Ebensowenig kann, um ein weiteres Beispiel anzuführen, der Erbe A, dem sein Erblasser ein mit einer bereits fälligen Grundschuld belastetes Grundstück hinterlassen hat, dem Grundschuldgläubiger, der im Wege der Zwangsversteigerung aus dem Grundstücke Beftiedigung sucht, ent­ gegenhalten, daß das von ihm innerhalb eines Jahres nach der Annahme der Äbschaft beantragte Aufgebot der Nachlaßgläubiger noch nicht beendet sei (§ 2016 B.G.B.). Doch gilt dies hinsichtlich der Beftiedigung aus solchen Gegenständen nicht, bezüglich welcher der Nachlaßgläubiger erst nach dem Eintritte des Erbfalls im Wege der Zwangsvollstreckung oder der Arrestvollziehung ein Recht oder im Wege der einstweiligen Verfügung eine Vormerkung er­ langt hat; vielmehr verbleibt es hier bei dem Rechte des Erben, die Beftiedigung der Nachlaßgläirbiger einstweilen zu verweigern. Z. B.: A hat auf seinem Grundstücke durch den Baumeister B ein Gebäude errichten lassen und ist dem B hiefür 10000 Mark schuldig geworden. Vor Regelung seiner Schulden stirbt A und wird von C, welcher die Erbschaft sofort annimmt, beerbt. B er­ wirkt nun eine einstweilige Verfügung auf Vormerkung seiner 10000 Mark im Grundbuche und bald darauf Urtheil, auf Grund dessen er die Anordnung der Zwangsversteigerung des überbauten Grundstücks erwirkt. Stellt nun C den Antrag auf Anordnung des Aufgebots der Nachlaßgläubiger noch innerhalb des seit der Annahme der Erbschaft laufenden ersten Jahres und wird diesem Antrag stattgegeben, so kann er, da B die Vormerkung der Sicherungshypothek erst nach dem Tode des A erlangte, die Ein­ stellung des Zwangsversteigerungsverfahrens bis zur Beendigung des Aufgebots verlangen. Neben dem Erben kann auch der Nachlaßpfleger und der Testamentsvollstrecker die Berichtigung der Nachlaßverbindlich­ keiten in gleicher Weise wie der Erbe verweigern.

Stellung des Bor- u. Nacherben bis zum Eintritt der Nacherbsolge.

499

Endlich steht der Nacherbe dem Borerben in dieser Hin­ sicht völlig gleich.

4. Kapitel.

Ierhättniß zwischen Aorerven und Hlacheröen. § 414.

Stellung des Bor- und Racherben bi« zum Eintritt der Racherdfolge.

Bekanntlich kann der Erblasser einen Erben —Nacherben — in der Weise einsetzen, daß dieser erst Erbe wird, nachdem zu­ nächst ein Anderer — Vorerbe — Erbe geworden ist. Ins­ besondere kann der Erblasser auch anordnen, daß der Vorerbe die Erbschaft mit dem Eintritt eines besttmmten Zeitpunktes oder Er­ eignisses an den Nacherben herausgeben soll. Der Vorerbe ist ebenso wie der Nacherbe wirklicher Erbe. Er wird also Eigenthümer der Erbschaftssachen, insbesondere gebühren ihm für die Dauer der Vorerbschaft die Nutzungen der Erbschaft, Zinsen, Früchte, Mieth- und Pachtzinse u. s. w. Er wird ferner Gläubiger der Erbschastsforderungen, Schuldner der Erb­ schaftsschulden und Träger aller sonst zum Nachlasse gehörenden Rechte und Verbindlichkeiten. Zur Erbschaft, welche dem Rechte des Vorerben untersteht, gehören nicht nur die im Nachlaß befindlichen Sachen, Grundstücke, Forderungen und Rechte, sondern auch alles, was der Borerbe auf Grund eines zur Erbschaft gehörenden Rechtes, z. B. einer Forderung auf Uebereignung eines vorn Erblasser gekauften Gegen­ standes oder als Ersatz für die Beschädigung, Zerstörung oder Ent­ ziehung eines Erbschaftsgegenstandes oder durch Rechtsgeschäft mit Mitteln der Erbschaft, z. B. durch Eintausch von Werthpapieren gegen verlooste Werthpapiere der Erbschaft, erwirbt, soferne nicht der Erwerb dem Borerben als Nutzung cftbührt. Doch braucht der Schuldner die Zugehörigkeit einer durch Rechtsgeschäft, z. B. Hingabe eines Darlehens, Kauf einer Sache, Abschluß eines Miethvertrags erworbenen Forderung zur Erbschaft erst dann gegen sich gelten zu lassen, wenn er von der Zugehörig­ keit Kenntniß erlangt hat. Erwirbt z. B. der Vorerbe aus Mitteln der Erbschaft eine Hypothekforderung, so kann der Schuldner, bis er von der Uebertragung der Forderung bezw. von der Zugehörig­ keit der Forderung zur Erbschaft etwas erfährt, an den bisherigen Gläubiger zahlen, diesem gegenüber kündigen, aufrechnen u. s. w. und zwar mit Wirkung gegen den Nacherben (§ 2111 B.G.B.). Da der Vorerbe zunächst Erbe ist, so kommt ihm bis zum Ein­ tritte der Nacherbfolge grundsätzlich diejenige rechtliche Stellung zu, welche er haben würde, wenn eine Nacherbfolgc nicht angeordnet wäre. Daraus ergiebt sich folgerichtig der Grundsatz, daß der Borcrbe

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Erbrecht. — Verhältniß zwischen Vorerben und Nacherben.

über die zur Erbschaft gehörenden Gegenstände, Sachen und Rechte, frei verfügen (§2112 S3.®.8.) und anderer­ seits von dritten Personen, insbesondere den Nachlaß­ gläubigern als Erbe betrachtet und in Anspruch genommen werden kann. Die freie Verfügungsgewalt des Vorerben findet jedoch zur Sicherung der Rechte des Nacherben ihre Schranke: 1. in der persönlichen Haftung des Vorerbeu dafür, dem Nacherben die Erbschaft in dem Zustande herauszugeben, der sich bei einer bis zur Herausgabe fortgesetzten ordnungsmäßigen Verwaltung ergiebt; 2. in weitgehenden Ansprüchen des Nacherben auf Sicher­ heitsleistung, welche sich sogar bis zur Entziehung der Verwalt­ ung der Erbschaft steigern können; 3. in der gesetzlichen Beschränkung der Verfügungs­ gewalt des Vorerben. I. So sind vor Allem die Verfügungen des Vorerben über Bomben, ein zur Erbschaft gehörendes Grund stuck oder über ein zur Erbschäft gehörendes Recht an einem Grundstück mit Einschluß erunbftMe, von Hypotheken, Grundschulden und Rentenschulden, Schenkungen. fcrncr unentgeltliche oder zum Zwecke der Erfüllung eines von

dem Vorerben ertheilten Schenkungsversprechens vorgenom­ mene Verfügungen, ausgenommen die einer sittlichen Pflicht oder dem Anstande genügenden Schenkungen, insoweit unwirksam, als sie das Recht des Nacherben vereiteln oder beeinträchtigen würden (§2113 B.G.B.). Doch kann der Erblasser den Vorerben von dieser Beschränkung in der Verfügung über Grundstücke oder über Rechte an Grundstücken, nicht aber von der Beschränkung hinsichtlich unentgeltlicher Verfügungen besteien (§2136 B.G.B.). Soweit die Befreiung durch den Erblasser zulässig ist, muß dieselbe in das Grundbuch eingetragen werden (§ 52 der Grundbuchordnung). Auch werden Dritte, Welche von dem seine Verpflichtungen gegen­ über dem Nacherben verletzenden Vorerben Rechte in gutem Glaube», insbesondere in Unkenntniß seiner Eigenschaft als Vorerbc erwerben, dadurch geschützt, daß jede Rückwirkung des rechtsverletzenden Ge­ bührens des Vorerben auf ihren Rechtserwerb ausgeschlossen wird. Veräußert z. B. der Vorerbe die zum Nachlasse gehörenden, an der Peripherie einer wachsenden Großstadt, int Werthe stetig steigenden Grundstücke um Schleuderpreise an seine persönlichen Gläubiger unter Auftechnung des Kaufpreises auf seine Schulden, so sind diese Verkäufe unwirksam, soferne die Gläubiger des Bor­ erben von der Sachlage und dem Vorhandensein eines Nacherben Kenntniß haben. Fehlt diese Kenntniß, so werden die Gläubiger Eigenthümer der Grundstücke. Dem Nacherben steht in diesem Falle nur ein persönlicher Anspruch gegen den Vorerben auf Schadensersatz und Herausgabe dessen zu, was dieser durch die Verkäufe erlangt hat, d. h. auf Bezahlung der Kaufpreise (§816

Stellung deS Bor- u. Nacherben bis zum Eintritt der Nacherbfolge. 501

B.G.B.). Bei der Eintragung eines Borerbcn im Grundbuch wird zugleich das Recht des Nacherben eingetragen (§ 52 der Grund­ buchordnung) ; soweit dies jedoch unterbleibt, steht es dem Nach­ erben frei, eine Verfügungsbeschränkung des Vorerben im Grund­ buch eintragen zu lassen: beides hat die Folge, daß sich kein dritter Erwerber der Grundstücke mehr aus seinen guten Glauben berufen kann. Auch bei der Veräußerung und Verpfändung beweglicher Sachen, Uebertragnng von Forderungen, Verpfändung von Hypo­ theken u. s. w. entscheidet, soferne diese Gegenstände zur Erbschaft gehören, der gute Glaube des Erwerbers über die Wirksamkeit seines Erwerbs. Der Vorerbe kann kraft seiner rechtlichen Stellung als Erbe zur Erbschaft gehörende Hypothekforderungen, Grund- und w«ÄM' Rentenschulden kündigen und einziehen. Insbesondere ist zu (fartTunb dieser Kündigung und ebenso, wenn der Schuldner Zahlung 8tenttnf4un*n. leistet, zur Annahme der Zahlung die Einwilligung des Nacherben nicht erforderlich und ebenso ist die Kündigung des Schuldners wirk­ sam, wenn sie auch nur dem Vorerben gegenüber erklärt ist. Soferne aber der Erblasser eine Befreiung des Borerben in dieser Richtung nicht angeordnet hat, kann der Borerbe, wenn er vom Schuldner Zahlung fordert, Klage auf Zahlung stellt u. s. w., nur ver­ langen, daß das Kapital entweder an ihn nach Beibringung der Einwilligung des Nacherben bezahlt oder daß es für ihn und an den Nacherben hinterlegt wird. Verlangt also der Borerbe vom Hypothek-, Grund- oder Rentenschuldner Bezahlung des Kapitals an sich, so kann der Hypothek-, Grund- oder Rentenschuldner die Zahlung verweigern, wenn der Vorerbe die Einwilligung des Nach­ erben dazu nicht darzuthun vermag, daß die Zahlung an den Bor­ erben erfolge. Dies gilt jedoch hinsichtlich der Zinsen nicht. Daß diese an ihn gezahlt werden, kann der Vorerbe ohne vorstehende, nur bezüglich des Kapitals geltende Beschränkung verlangen. Andere Verfügungen über zur Erbschaft gehörende Hypothek­ forderungen, Grund- und Rentenschulden durch den Bor­ erben sind im Falle Eintritts der Nacherbfolge insoweit unwirksam, als sie das Recht des Nacherben vereiteln oder beeinträchtigen würden. Hierunter fallen insbesondere unentgeltliche oder zum Zwecke der Erfüllung eines von dem Borerben ertheilten Schenkungs­ versprechens erfolgende Verfügungen, ausgenommen solche, durch welche einer sittlichen Pflicht oder einer auf den Anstand zu nehmenden Rücksicht entsprochen wird. Ueberträgt z. B. der Borerbe in der Absicht, den Nacherben zu schädigen, eine zum Nachlaß ge­ hörende Briefhypothek unentgeltlich an A, welcher von der Absicht • des Vorerben Kenntniß hat, durch öffentlich beglaubigte Abtretungs­ erklärung und Uebergabe des Hypothekenbriefs, so ist diese Uebertragung dem Nacherben gegenüber nnwirksam. Hütte jedoch A von dem Vorhandensein eines Nacherben gar keine Kenntniß oder würde A in gleicher J33et)e die Hypothekforderung an den gutgläubigen

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Erbrecht. — Verhältniß zwischen Vorcrben und Nacherben.

B weiter übertragen, so wäre der Erwerb der Hypothekfordcrnng durch A bezw. B dem Nacherben gegenüber wirksam. Denn auch hier werden Dritte, welche von dem Borerben in gutem Glauben Rechte ableiten, durch den Ausschluß jeder Rückwirkung eines gegen die Rechte des Nacherben verstoßenden Gebührens des Borerben geschützt (§ 2114 B.G.B.). CBoaftotfung4' Eine gesetzliche Beschränkung sowohl des Erbrechts des Vor»rreft und «°», erben als auch des den Gläubigern des Vorerben an sich zustehenden ,uti Zugriffs auf den Nachlaß enthält die Vorschrift, daß von Gläu­ bigern des Vorerben, nicht auch von Nachlaßgläubigern be­ triebene Zwangsvollstreckungen und Arrestvollziehungcn und endlich Verfügungen des im Konkurse über das Ver­ mögen des Vorerben aufgestellten Konkursverwalters hinsichtlich der einer Nacherbfolge unterliegenden Gegenstände, Forderungen, Sachen und Rechte im Falle Eintritts der Nacherbfolgc insoweit unwirksam sind, als sie das Recht des Nacherben vereiteln oder beeinträchtigen würden. §at z. B. der Gläubiger A des Vor­ crben B ein zur Nacherbschaft gehörendes Gemälde auf Grund eines von ihm gegen B erwirkten rechtskräftigen Urtheils pfänden lassen, so ist diese Pfändung dem Nacherben C gegenüber nicht wirksam und kann C Widerspruch gegen die Pfändung im Wege der Klage erheben. Demgemäß ist auch vorgeschrieben, daß ein zu einer Vorerbschaft gehörender Gegenstand im Konkurse des Vor­ crben vom Konkursverwalter nicht und ebenso nicht int Wege der Zwangsvollstreckung dann veräußert oder überwiesen werden soll, wenn die Veräußerung oder Ueberweisung im Falle des Eintritts der Nacherbfolge wegen Vereitelung oder Beeinträchtigung der Rechte des Nacherben diesem gegenüber unwirksam ist (§ 128 der Konknrsordnung und § 773 der Reichscivilprozeßordnung). Die gleichen Grundsätze gelten dann, wenn der Vorerbe zur Abgabe einer Willenserklärung, z. B. zur Bestellung einer Hypothek verurtheilt ist, da diese Erklärung mit Eintritt der Rechtskraft des Urtheils als abgegeben gilt (§894 der Reichscivilprozeßordnung). Darauf, ob der Vorerbe berechtigt gewesen wäre, die durch die Zwangsvoll­ streckung, Arrestvollziehung oder durch den Konkursverwalter er­ folgten Verfügungen mit Wirkung auch gegenüber dem Nacherben selbst vorzunehmen, kommt gar nichts an. Vielmehr tritt Unwirk­ samkeit auch dann ein, wenn der Borerbe selbst mit Wirkung gegen den Nacherben hätte verfügen können. Immer ist nur die Ver­ eitelung oder Beeinträchtigung der Rechte des Nacherben für die Unwirksamkeit der im Wege der Zwangsvollstreckung, der Arrestvollziehung oder durch den Konkursverwalter erfolgten Verfügung über cineu Erbschaftsgegenstand entscheidend. Unbeschränkt wirksam dagegen sind derartige im Wege der Zwangsvollstreckung, Arrestvollziehung oder durch den Konkurs­ verwalter erfolgte Verfügungen dann, wenn es sich um Verwirk­ lichung des Anspruchs eines Nachlaßgläubigcrs oder eines an

Stellung des Bor- u. Nacherben bis zum Eintritt der Nacherbfolge. 503

einem Erbschaftsgegenstande bestehenden Rechtes handelt, welches im Falle des Eintritts der Nacherbfolge dem Nacherben gegenüber wirksam ist. Hat z. B. Gläubiger A des Erblassers B ein voll­ streckbares Urtheil gegen letzteren noch vor dem Tode desselben erwirkt und geht er nunmehr nach Ableben des B und Annahme der Erbschaft mit Pfändung und zwangsweiser Versteigerung von der Nacherbfolqe unterworfenen Nachlaßgegenständen vor, so kann der Nacherbe C nicht widersprechen. Hat ferner, um noch durch ein weiteres Beispiel Klarheit zu schaffen, der Nacherbe O dazu eingewilligt, daß der Borerbe U auf dem Nachlaßgrundstücke p eine Hypothek bestelle, so muß O, wenn U zur Abgabe der Hypothek­ bestellungserklärung rechtskräftig verurtheilt ist, dieses Urtheil sowie die Eintragung der Hypothek im Grundbuch auf Grund dieses Urtheils als auch gegen sich wirksam gelten lassen. II. Zur Sicherung des Nacherben dienen folgende 93or=n schriften: a) Auf Verlangen des Nacherben hat der Borerbe die zur Erbschaft gehörenden Inhaberpapiere nebst den Erneuerungs­ scheinen bei einer Hinterlegungsstelle oder bei der Reichsbank mit der Bestimmung zu hinterlegen, daß die Herausgabe nur mit Zustimmung des Nacherben verlangt werden kann. Jedoch besteht diese Verpflichtung nicht allgemein, sondern nur, wenn der Nach­ erbe die Hinterlegung verlangt. Unterläßt der Borerbe trotz eines darauf gerichteten Verlangens des Nacherben die Hinterlegung, so kann er im Wege der Klage dazu gezwungen werden und haftet überdies für den aus der Unterlassung der Hinterlegung dem Nacherben entstehenden Schaden. Die Verpflichtung, auf Verlangen des Nacherben zur Erbschaft gehörende Jnhaberpapiere zu hinter­ legen, erstreckt sich nicht auf solche Jnhaberpapiere, welche wie z. B. Banknoten, Reichskassenscheine u. s. w., im Verkehre dem Gelde gleichgeachtet werden, ferner nicht auf Zins-, Renten- oder Gewinn­ antheilscheine, z. B. Dividendenscheine oder Pfandbriefcoupons u. s. w. Die Hinterlegung solcher Jnhaberpapiere kann nicht verlangt werden. Dagegen kann die Hinterlegung derjenigen Orderpapiere verlangt werden, welche mit Blankoindossament versehen sind,;.B. Wechsel, Konnossemente, Orderanweisungen, Lagerscheine u. s. w. Bloße Legitimationspapiere, wie z. B. Sparkassenbücher, Depositeneinlagebücher, Checks, Frachtbriefe u. s. w. braucht der Vor­ erbe, auch wenn der Nacherbe dies verlangt, nicht zu hinterlegen; hinsichtlich letzterer ist der Vorerbe vielmehr in der Verfügung in keiner Weise beschränkt, unbeschadet freilich seiner persönlichen Haftung wegen ordnungsmäßiger Verwaltung der Erbschaft. Ueber hinterlegte Papiere kann der Vorerbe nur mit Zu­ stimmung des Nacherben verfügen (§2116 B.G.B.). b) Statt der Hinterlegung kann der Norerbe nach i'einer Wahl Jnhaberpapiere auf feinen Namen mit der Bestimmung um­ schreiben lassen, daß er über sie nur mit Zustimmung des Nach-

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Erbrecht. — Verhältniß zwischen Vorerben und Nachcrben.

erben verfügen kann. Die Bestimmung wird auf das Papier gesetzt. Sind die Papiere von dem Reiche oder einem Bundesstaate aus­ gestellt, so kann der Vorerbe diese Papiere mit der eben erwähnten Bestimmung in Buchforderungen gegen das Reich oder den Bundes­ staat umwandeln lassen (§2117 B.G.B.). Gehören zur Erbschaft Buchforderungen gegen das Reich oder einen Bundesstaat, so ist der Vorerbe, aber ebenfalls nicht von selbst, sondern nur auf Verlangen des Nacherben verpflichtet, in das Schuldbuch den Vermerk eintragen zu lassen, daß er über die Forderungen nur mit Zustimmung des Nacherben verfügen kann (§ 2118 B.G.B.).

c) Geld, welches, wie z. B. größere Erübrigungen, nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft dauernd anzulegen ist, darf der Vorerbe nur nach den für die Anlegung von Mündelgeld geltenden Vorschriften anlegen (§2119 B.G.B.). Dies gilt z. B. auch von Nachlaßforderungen, welche vom Vorerben gekündigt und eingezogen wurden, aber nicht allgemein in dem Maße, daß der Vorerbe auch die in der Erbschaft vor­ handenen bereits angelegten Kapitalien in mündelsichere verwandeln müßte. Die Verpflichtung mündelsicherer Anlage besteht vielmehr nur bei Neuanlagen. Neuanlagen also dürfen z. B. nur erfolgen durch Ausleihung von Geld gegen sichere Hypotheken an inländischen Grundstücken, durch Ankauf von Pfandbriefen inländischer kom­ munaler Körperschaften, wenn die Pfandbriefe vom Bundesrathc zur Anlegung von Mündelgeld für geeignet erklärt sind u. s. w. (§§ 1807, 1808 B.G.B.). Der Erblasser kann aber den Vorerben von.diesen sämmtlichen Verpflichtungen zur Hinterlegung und Um­ schreibung von Werthpapieren u. s. w., sowie zur mündelsicheren Geldanlage befreien (§ 2136 B.G.B.). äÄÄ' d) Besteht Grund zu der Annahme, daß der Vorerbe durch seine Verwaltung die Rechte des Nacherben erheblich verletzt, so ist der Nacherbe berechtigt, von dem Vorerben Auskunft über den Bestand der Erbschaft zu verlangen (§ 2127 B.G.B.). Besteht kein Grund zu der Annahme einer Verletzung der Rechte des Nach­ erben oder ist die Verletzung nur eine unerhebliche, so kann der Vorerbe jede Auskunft über Verwaltung und Bestand der Erbschaft verweigern. Auch kann der Erblasser, selbst für den Fall, daß die Voraussetzungen für die Auskunftspflicht des Borerben gegeben sein sollten, die Befreiung des Vorerben von der Auskunftspflicht letztwillig anordnen (§ 2136 B.G.B.). SieHhmg‘6' e) Wird aber durch das Verhalten des Vorerben, z. B. ge­ wagte Börsenspekulationen, oder durch seine, sei es nun mit oder ohne Verschulden verursachte ungünstige Vermögenslage die Be­ sorgniß einer erheblichen Verletzung der Rechte des Nacherben be­ gründet, so hat der Nacherbe, soferne nicht der Erblasser etwas Anderes angeordnet hat, die Befugniß, von dem Vorerben

aniBfle von Gkld.

Stellung des Bor- u. Nacherben bis zum Eintritt der Nacherbfolge. 505

Sicherheit zu verlangen. Besteht die Besorgnis erheblicher Verletzung der Rechte des Nachcrben bereits bei Annahme der Erb­ schaft, so kann der Nacherbe die Sicherheit sofort verlangen. Ver­ weigert der Vorerbe die Sicherheitsleistung, so kann er von dem Nacherben auf Sicherheitsleistung verklagt werden. Nach rechts­ kräftiger Verurtheilung des Porerben zur Sicherheitsleistung kann der Nacherbe verlangen, daß die Verwaltung der Erbschaft, soferne der Borerbe nicht noch innerhalb einer auf Antrag des Nacherben vom Gericht bestimmten Frist die Sicherheit leistet, einem vom Gericht zu bestellenden Verwalter für Rechnung des Vorerben übertragen werde. Der Verwalter steht unter der Aufsicht des Gerichts. Auch der Nacherbe kann als Verwalter bestellt werden. Leistet der Vorerbe nachträglich Sicherheit, so ist die Verwaltling wieder aufzuheben (§ 2128 B.G.B.). Mrd dem Borerben die Verwaltung entzogen, so geht er damit zugleich des Rechtes, über Erbschaftsgegenstände zu verfügen, in jeder Hinsicht verlustig. Alle nach diesem Zeitpunkte erfolgende Verfügungen des Vorerben über Nachlaßgegenstände sind alsdann dem Nacherben gegenüber unwirksam. Es erwirbt also z. B. derjenige, der in Kenntniß des Umstandes, daß der Vorerbe sein Verfügungsrecht über Erbschaftsgegenstände verloren hat, von dem Borerben aus der Erbschaft eine Sache, z. B. einen Schmuck, durch Kauf erworben hat, zwar Eigenthum an dem Schmucke; allein der Nacherbe kann, da der Verkauf gegen ein zu seinem Schutze bestimmtes Beräußerungsverbot verstößt, von dem Käufer die Herausgabe des Schmuckes verlangen. Leitet freilich Jemand in gutem Glauben Rechte von dem Vorerben ab, wie dies z. B. in dem eben gebrauchten Beispiel dann zuträfe, wenn der Käufer des Schmuckes von dem Vorhandensein eines Nacherben nicht einmal eine Ahnung hätte, so können ihm daraus, daß der Borerbe seines Berfügungsrechts beraubt ist, keinerlei Nachtheile erwachsen. Vielmehr gilt dem redlichen Dritten gegenüber der Vorerbe als voll verfügungsberechtigt. Gehören zu dem Nachlasse Forderungen, so ist die Entziehung der Verwaltung und damit der Verlust der Verfügungsgewalt des Borerben und ebenso die Auf­ hebung der Entziehung und deren Folge den Schuldnern gegenüber erst wirksam, wenn sie von der getroffenen Anordnung der Ver­ waltungsentziehung Kenntniß erlangt haben oder wenn ihnen eine Mittheilung von dieser Anordnung zugestellt wird. Bor diesen Zeitpunkten also können die Schuldner an den Vorerben insbe­ sondere Zahlungen mit befreiender Wirkung leisten, von dem Vor­ erben ausgehende Kündigungen wirksam entgegennehmen oder dem Borerben gegenüber kündigen it. s. w. (§ 2129 B.G.B.). III. Für den Nacherben sowohl als auch für den Borerben ist es insbesondere, im Hinblick auf die Verpflichtung des Borerben ««Strien,

zur Herausgabe der Erbschaft, von hoher Wichtigkeit festzustellen, was der Vorerbe als Nachlaß und in welchem Zustande er

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Erbrecht. — Verhältniß zwischen Borerben und Racherben.

den Nachlaß erhalten hat. Die Sicherung des Vor- und Nachcrbcn bezwecken daher nachstehende Vorschriften: Zilveatar. a) Der Vorerbe ist berechtigt, ein Berzeichniß der zum Nachlaß gehörenden Gegenstände aufzunehmen. Verlangt der Nacherbe die Mittheilung eines solchen Verzeichnisses, so ist der Vorerbe hiezu verpflichtet. Das Verzeichniß muß nur die zum Nachlaß gehörenden Gegenstände, wie z. B. Sachen, Grundstücke, Forderungen u. s. w., nicht auch die Nachlaßverbindlichkeiten ent­ halten. Es ist mit der Angabe des Tages der Aufnahme zu ver­ sehen und von dem Vorerben zu unterzeichnen; auf Verlangen des Nacherben hat der Vorerbc die Unterzeichnung öffentlich beglaubigen zu lassen. Auch kann der Nacherbe verlangen, datz er bei der Aufnahme des Verzeichnisses zugezogen wird. Endlich ist der Vorcrbe berechtigt und auf Verlangen des Nacherben verpflichtet, das Verzeichniß durch die zuständige Behörde oder durch einen zu­ ständigen Beamten oder Notar aufnehmen zu lassen. Die Kosten der Aufnahme und Beglaubigung fallen der Erbschaft zlir Last, vermindern also diese, ohne den Vor- oder Nacherben persönlich zu treffen (§ 2121 B.G.B.). Soweit eine Verpflichtung des Vor­ erben zur Jnventarerrichtung besteht, kann ihm dieselbe nicht durch Anordnung des Erblassers erlassen werden. 'auftenbH in M Der Vorerbe und ebenso der Nacherbe kann den Zustand Erbichaf!. der zur Erbschaft gehörenden Sachen auf seine Kosten durch Sach­ verständige feststellen lassen. Eine Verpflichtung hiezu besteht nicht und entsteht eine solche auch nicht etwa dadurch, daß der Nacherbe die Feststellung des Zustandes verlangt. Der Nacherbe kann viel­ mehr von dem Vorerben gar nicht verlangen, daß dieser den Zu­ stand der Nachlaßgegenstände durch Sachverständige feststellen lasse, sondern nur selbst die Fesfftellung veranlassen. Zur Ernennung, Beeidigung und Vernehmung der benöthigten Sachverständigen sind die Amtsgerichte zuständig, in deren Bezirk sich zur Erbschaft ge­ hörende Sachen befinden. Bei dem Verfahren ist stets, soweit thunlich, auch der andere Theil zu hören (§ 2122 B.G.B. und § 164 des Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Ge­ richtsbarkeit vom 17. Mai 1898). Cbti*mtuiii*" c) Eine Verpflichtung des Vorerben zur Feststellung tritt, u. s ». soferne nicht der Erblasser letztwillig etwas Anderes angeordnet hat, unter besonderen Umständen ein. Gehört nämlich ein Wald, ein Bergwerk oder eine andere auf Gewinnung von Bodenbestandtheilen gerichtete Anlage z. B. ein Torfstich, Steinbruch, Salzsiedcwerk u. s. w. zur Erbschaft, so kann sowohl der Nacherbe als aber auch der Vorerbe verlangen, daß das Maß der Nutzung und die Art der wirthschaftlichen Behandlung durch einen Wirthschaftsplan festgestellt werden. Ferner kann, wenn eine erhebliche Aenderung der Umstände eintritt, jeder Theil, der Nacherbe aber nur, soweit nicht dem Vorerben die Verpflichtung durch den Erblasser erlassen ist, eine entsprechende Aenderung des

Stellung des Bor

u. Nachreden bis junt Eintritt der Nacherbsolge.

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Wirthschaftsplanes verlangen. Atich in diesen Fällen treffen die enfftehenden Kosten weder den Bor- noch den Nacherben persönlich, sondern fallen der Erbschaft zur Last (§ 2133 B.G.B.). IV. Die ordnungsmäßige Verwaltung des Nachlasses üngspsuchiÄ einerseits und die Sicherbeit des Verkehrs andererseits darf unter »«frtfcn iu den Beschränkungen, welche die Nacherbfolge für die Verwaltung des Nachlasses in den Händen des Borerben mit sich bringt, nicht 6a"blunefn leiden. Mit Rücksicht darauf sind, wie bereits gezeigt wurde, dem Berfügungsrecht des Borerben nur bestimmte Schranken gezogen. Allein auch diese Schranken dürfen eine ordnungsmäßige Ver­ waltung des Nachlasses nicht hindern. Demgemäß ist der Nach­ erbe dann, wenn zur ordnungsmäßigen Verwaltung des Nachlasses und insbesondere zur Berichtigung von Nachlaßverbindlichkeiten eine Verfügung erforderlich ist, welche der Vorerbe nicht mit Wirkung gegen den Nacherben vornehmen kann, dem Borerben, nicht aber auch etwa Dritten, z. B. Nachlaßgläubigern, gegen­ über verpflichtet, zu der Verfügung seine Einwilligung zu ertheilen (§ 2120 B.G.B.). Z. B. der Borerbe A hat auf Verlangen des Nacherben B die zur Erbschaft gehörenden Inhaberpapiere, darunter verloosbare Pfandbriefe einer Bank, entsprechend der gesetzlichen Vorschrift mit der Bestimmung hinterlegt, daß die Herausgabe nur mit Zustimmung des B verlangt werden kann. Werden Pfandbriefe vcrloost, so ist der Nacherbe verpflichtet, seine Zustimmung zu dem an die Hinterlegungsstelle gerichteten Ver­ langen des Borerben auf Herausgabe der verloosten Papiere zum Zwecke der Erhebung des Geldes bei der Bank zu ertheilen. Be­ steht, um ein weiteres Beispiel anzuführen, der Nachlaß beinahe ausschließend aus Grundstücken, so kann der Vorerbe, wenn das vorhandene Baarvermögen zur Tilgung der Nachlaßverbindlich­ keiten nicht ausreicht, die Einwilligung des Nacherben zu dem Verkaufe von Grundstücken behufs Beschaffung des erforderlichen Baargeldes verlangen. Die Einwilligung ist auf Verlangen des Vorerben in öffentlich beglaubigter Form zu erklären, wobei jedoch die Kosten der Beglaubigung dem Vorerben zur Last fallen. Ver­ weigert der Nacherbe die Abgabe der Einwilligungserklärung z. B. mit der Behauptung, daß die von dem Vorerben beabsichtigte Ver­ fügung nicht eine ordnungsmäßige Verwaltung, sondern das Gegen­ theil bedeute, so kann ihn der Borerbe auf Abgabe dieser ErNärung verklagen und gilt alsdann, sobald das Urtheil die Rechts­ kraft erlangt hat, die Erklärung als abgegeben (§ 894 der Reichscivilprozeßordnung). Die Verpflichtung des Nacherben zur Ertheilung der Einwilligungserklärung kann dem Nacherben anch nicht vom Erblasser erlassen werden. V. Die Vertretung des Nachlasses in Rechtsstreitigleiten steht dem Vorerben zu. Dementsprechend wirken Ur­ theile, welche zwischen dem Borerben und einem Dritten über einen gegen den Borerben als Erben gerichteten Anspruch, z. B.

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Erbrecht. — Verhältniß zwischen Borerben und Nacherben.

auf Bezahlung des Kaufpreises für einen vom Erblasser gekauften Gegenstand, oder über einen der Nacherbfolge unterliegenden Gegen­ stand, z. B. Belastung eines fremden Grundstücks mit einer zur Nacherbschaft gehörenden Grunddienstbarkeit, ergehen, auch für, nicht aber auch gegen den Nacherben, soferne das Urtheil vor dem Eintritte der Nacherbfolge rechtskräftig wird. Wurde z. B. der Vorerbe A von E auf Bezahlung eines von dem Erblasser / an­ geblich aufgenommenen Darlehens verklagt und die Klage als unbegründet rechtskräftig abgewiesen, so kann, wenn E nach Ein­ tritt der Nacherbfolge von dem Nacherben O wieder Bezahlung des Darlehens verlangt, O dem E entgegenhalten, daß sein noch­ mals geltend gemachter Anspruch bereits rechtskräftig für unbe­ gründet erklärt worden sei. Ist der Vorerbe befugt, über einen der Nacherbfolge unterliegenden Gegenstand ohne Zustimmung des Nacherben zu verfügen, so wirkt ein zwischen dem Vorerben und einem Dritten über einen derartigen Gegenstand ergangenes Urtheil nicht nur für, sondern auch gegen den Nacherben. Hat z. B. der Erblasser A den Borerben E von der Beschränkung, zur Erbschaft gehörende Grundstücke nur unter Berücksichtigung der Rechte des Nacherben zu veräußern, befreit, so wirkt, wenn E ein zur Erbschaft gehörendes Grundstück noch so schlecht an J verkauft hat, das von J gegen E auf Abgabe der Auflassungserklärung erwirkte Urtheil auch gegen den Nacherben O. Urtheile dagegen, welche zwischen dem Borerben und einem Dritten über einen der Nacherbfolge unterliegenden Gegenstand ergehen, über welchen der Borerbe ohne Zustimmung des Nacherben nicht verfügen kann, wirken nicht gegen den Nacherben. Hat z. B. der Vorerbe A dem E ohne jeden Grund den zur Erbschaft gehörenden Schmuck zu schenken versprochen und E auf Grund dieses Schenkungsver­ sprechens ein Urtheil gegen A erwirkt, so kann E dieses Urtheil gegen den Nacherben j nicht vollstrecken und muß, wenn er die Herausgabe des Schmuckes von A erlangt hat, den Schmuck an J wieder ausliefern (§ 326 der Reichscivilprozeßordnung). Sftm’Jaert. VI. a) Der Vorerbe ist verpflichtet, die gewöhnlichen sch-ft. Erhaltungskosten der Erbschaftsgeg'enstände dem Nacherben gegenüber zu tragen (§ 2124 Abs. 1 B.G.B.). Die gewöhnlichen Erhaltungskosten, wozu z. B. Reparatur- oder Fütterungskosten rechnen, darf demnach der Vorerbe nicht aus Mitteln der Erbschaft bestreiten, sondern muß dieselben entweder aus eigenen Mitteln oder aus den ihm aus der Erbschaft als Borerben anfallenden Nutzungen decken. Andere Aufwendungen als die gewöhnlichen Erhaltungskosten dagegen, welche, wie z. B. für den Umbau eines baufälligen Miethhauses, der Vor­ erbe zum Zwecke der Erhaltung von Erbschaftsgegenständen für erforderlich halten darf, kann der Borerbe aus der Erbschaft bestreiten. Der Vorerbe ist insbesondere nicht gehalten, derartige nicht mehr im Rahmen der gewöhnlichen Erhaltungskosten sich

Stellung des Vor- u. Nacherben bis zum Eintritt der Nacherbfolge. 509 bewegende zum Zwecke der Erhaltung von Erbschastsgegenständen gemachte Aufwendungen aus eigenen, nicht ererbten Mitteln zu bezahlen. Bestreitet er sie aber dennoch aus seinem Vermögen, so ist der Nacherbe im Falle Eintritts der Nacherbfolge zum Er­ sätze verpflichtet (§ 2124 Abs. 2 B.G.B.). b) Macht der Vorerbe auf die Erbschaft anderweitige^»^«"Verwendungen, welche nicht zum Zwecke der Erhaltung der Erbschaft, sondern z. B. zur Steigerung der Ertragsfähigkeit oder Verschönerung von Erbschastsgegenständen vorgenommen werden, so kann der Vorerbe Ersatz der Aufwendungen vom Nacherben nur verlangen, wenn die Aufwendungen dem wirklichen oder muthmatzlichen Willen des Nacherben entsprechen oder in Erfüllung einer im öffentlichen Interesse gelegenen Verpflichtung geschehen. Liegen diese Voraussetzungen nicht vor, so kann der Borerbe vom Nacherben nur die diesem durch die Aufwendungen zugegangene Bereicherung herausverlangen. Befinden sich z. B. in einem Nach­ lasse sumpfige Wiesen und entwässert der Vorerbe diese Wiesen, so kann er, wenn die Entwässerung und die damit verbundene Werthsteigerung dem muthmaßlichen Willen des Nacherben ent­ spricht, Ersatz der auf die Trockenlegung der Wiesen entstandenen Kosten vom Nacherben verlangen. Hat jedoch der Nacherbe der Entwässerung widersprochen, so kann der Vorerbe vom Nacherben die Differenz des Werthes der Wiesen in nassem und trockenem Zustande ersetzt verlangen. Niemals dagegen kann der Borerbe die Verzinsung des von ihm aufgewendeten Geldes für die Dauer der Vorerbschaft verlangen, da ihm während dieser Zeit die Nutzungen der Vorerbschaft zu Gute kamen. Immer aber ist der Vorerbe berechtigt, eine Einrichtung, mit der er eine zur Erbschaft gehörende Sache versehen hat, wegzunehmen (§ 2125 B.G.B.). Hat z. B. der Borerbe zwei, durch einen Fluß getrennte, zur Erb­ schaft gehörende Grundstücke durch eine Brücke verbunden, so kann er, wenn der Nacherbe sich zum Erfatze der auf den Bau der Brücke erwachsenen Kosten nicht versteht, die Brücke wieder abbrechcn. c) Außerordentliche Lasten, welche, wie z. B. die Ablösung einer Reallast, die Heimzahlung eines Hypothekenkapitals, als auf den Stammwerth der Erbschaftsgegenstände ge­ legt anzusehen sind, hat der Vorerbe im Verhältnisse zum Nacherben nicht zu tragen. Derartige Lasten kann viel­ mehr der Vorerbe aus der Erbschaft bestreiten. Bestreitet er aber die erwähnten Lasten aus seinem nicht ererbten Vermögen, so ist ihm der Nacherbe im Falle des Eintritts der Nacherbfolge zum Ersätze verpflichtet (§ 2126 B.G.B.).

§ 415.

Herausgabe der Erbschaft an den Racherben.

Mit dem Eintritte der Nacherbfolge fällt die Erbschaft dem Nacherben kraft Gesetzes an. Zugleich erwächst damit dem Bor-

c) tief*en-

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Erbrecht. — Verhältniß zwischen Borerben und Racherben.

erben die Verpflichtung, dem Nacherben die Erbschaft herauszugeben. Diese Verpflichtung kann im Wege der Klage gegen den Vorerben und dessen Erben geltend gemacht werden.

3**r Erbschaft in diesem Sinne gehören nun:

1. Die Gegenstände, welche bei dem Anfalle der Erb­ schaft an den Vorerben den Nachlaß ausmachen, die zum Nach­ laß gehörenden beweglichen Sachen, Grundstücke, Forderungen und Rechte. 2. Alles, was der Vorerbe ans Grund eines zur Erbschaft gehörenden Rechtes oder als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung eines Erb­ schaftsgegenstandes oder durch Rechtsgeschäft mit Mitteln der Erbschaft erwirbt. Gehört z. B. zum Nachlaß ein gegen einen Dritten, etwa einen Verkäufer gerichteter Anspruch auf Heraus­ gabe einer Sache, so kommt, wenn der Dritte die Sache an den Vor­ erben herausgiebt, die Sache zum Bestände der Erbschaft. Ebenso wird eine Hypothek, welche der Vorerbe nach Hingabe eines Dar­ lehens aus Erbschaftsmitteln an einem fremden Grundstücke erwirbt, Bestandtheil der Erbschaft. Zerstört ein Dritter vorsätzlich oder fahrlässig eine zur Erbschaft gehörende Sache, so wird dasjenige, was er an Ersatz für die Zerstörung der Sache an den Vorerben leisten mußte, zur Erbschaft gerechnet. Ausgenommen ist nur ein Erwerb des Vorerben, welcher dem Vorerben als Nutzung der Erbschaft gebührt. So gehören z. B. die Zinsen der in der Erb­ schaft befindlichen Kapitalien und ebenso die Früchte erbschaftlicher Landgüter nicht zur Erbschaft, denn die Nutzungen der Erbschaft gebühren während der Dauer der Vorerbschaft dem Vorerben (§ 2111 B.G.B.). Versicherungsforderungen für z. B. in Folge eines Brandes eingetretene Zerstörungen, Beschädigungen u. s. w. gehören dagegen wiederum zur Erbschastsmasse. 3. Dasjenige, was der Vorerbe dem Inventar eines erbschaftlichen Grundstücks einverleibt (§ 2111 Abs. 2 B.G.B.), so z. B. Pflüge und Wägen, Mäh- und Dreschmaschinen, welche der Vorerbe zum Betriebe eines ererbten Bauerngutes anschafft.

Haftung»'» Diese gesammte Erbschaftsmasse muß der Vorerbe dkm «^Icherbkn. nach dem Eintritte der Nacherbfolge dem Nacherben in dem Zustande herausgeben, welcher sich bei einer bis zur Herausgabe fortgesetzten ordnungsmäßigen Verwaltung er giebt. Daraus erhellt, daß für den Vorerben, wenn er auch an sich keine Verpflichtung zu einer Verwaltung der Erbschaft hat, dennoch eine mittelbare Verwaltungspflicht insoferne besteht, als der Vorerbe dann, wenn er den Nachlaß nicht ordnungsmäßig verwaltet, dem Nacherben zum Ersätze des daraus entstehenden Schadens und insbesondere der durch die Unterlassung ordnungs­ mäßiger Verwaltung herbeigeführten Werthminderung der Erb­ schaft verpflichtet wird. Doch hat der Vorerbe dem Nach-

erben gegenüber in Ansehung der Verwaltung mir für diejenige Sorgfalt einzustehen, welche er in eigenen An­ gelegenheiten anzuwenden pflegt (§ 2131 B.G.B.). Da­ durch freilich wird der Vorerbe von der Haftung wegen grober Fahrlässigkeit nicht entbunden. Andererseits ist der Vorerbe nicht wegen jeder einzelnen Berwaltungshandlung als solcher verant­ wortlich. Vielmehr genügt zur Entlastung des Vorerben, wenn sich zur Zeit des Eintritts der Nacherbfolge die Erbschaft in dem Zustande befindet, der sich bei einer bis zu ihrer Herausgabe an den Nacherben fortgesetzten ordnungsmäßigen Verwaltung ergiebt. Entscheidend ist der Gesammtzustand der Erbschaft zur Zeit der Herausgabe an den Nacherben, so daß ein Zurückgreifen auf einzelne, während der Dauer der Vorerbschast vorgefallene nicht ordnungsmäßige Berwaltungshandlungen des Borerben ausgeschloffen ist. Ist ein zur Erbschaft gehörendes landwirthschaftliches Grundstück an den Nacherben herauszugeben, so hat der Nacherbe dem Vorerben diejenigen Kosten zu ersetzen, welche der Vorerbe auf die noch nicht getrennten, jedoch nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft vor dem Zeitpunkte der Heraus­ gabe der Erbschaft an den Nacherben zu trennenden Früchte, z. B. Getreide, Obst u. s. w. verwendet hat, insoweit zu ersetzen, als sie einer ordnungsmäßigen Wirthschaft entsprechen und den Werth der Früchte nicht übersteigen. Ferner muß der Vorerbe, wenn es sich um Herausgabe eines erbschastlichen Landgutes handelt, von den zur Zeit der Herausgabe vorhandenen landwirthschaftlichen Erzeugnissen ohne Rücksicht darauf, ob beim Anfalle der Erbschaft solche Erzeugnisse sich in der Erbschaft befanden, so viel zurück­ lassen, als zur Fortführung der Wirthschaft bis zu der Zeit er­ forderlich ist, zu welcher gleiche oder ähnliche Erzeugnisse voraus­ sichtlich gewonnen werden (§§ 2130, 592, 593 B.G.B.). Daß der Borerbe auf Verlangen dem Nacherben Rechenschaft abzulegen hat, versteht sich von selbst. Doch kann der Erblasser Befreiung hievon anordnen. Kann auch der Erblasser den Vorerben von der Verpflichtung zur Herausgabe der Erbschaft nach dem Eintritte der Nacherbfolge begrifflich nicht befreien, so kann er doch anordnen, daß der Vorerbe hem Nacherben für die Verwaltung der Erbschaft in keiner Weise oder doch nur in verringertem Maße verantwortlich sein soll (§ 2136 B.G.B.). Ist der Vorerbe nur für eine ordnungsmäßige Verwaltung des Nachlasses verantwortlich, so ergiebt sich daraus, daß der Vorerbe solche Veränderungen oder Verschlechterungen von Erb­ schaftssachen nicht zu vertreten hat, welche durch eine ordnungs­ mäßige Benutzung von Erbschaftssachen herbeigeführt werden (§ 2132 B.G.B.). Bewohnt z. B. der Vorerbe ein zur Erbschaft gehörendes Wohnhaus, so ist er für die unvermeidliche Abnützung der Wohnräume und Einrichtungsgegenstände nicht verantwortlich.

512

Erbricht. — Verhältniß zwischen Borerben und Nacherben.

Ebensowenig ist der Borerbe haftbar, wenn er z. B. eine noch den Regeln ordnungsmäßiger Waldwirthschaft erforderlich gewordene Ausholzung eines zur Erbschaft gehörenden Waldes vornehmen läßt u. s. w. Zieht aber der Vorerbe Früchte den Regeln einer ordnungs­ mäßigen Wirthschaft zuwider oder zieht er Früchte deshalb im Uebermaße, weil dies in Folge eines besonderen Ereignisses z. B. nach Wind- oder Schneebrüchen in Wäldern nothwendig geworden ist, so gebührt ihm der Werth der Früchte insoweit nicht, als er Früchte in einem den ordnungs- und regelmäßigen Fruchtbezug übersteigendem Maße bezieht und den Werth der Früchte nicht zur Wiederherstellung der fruchttragenden Sache ver­ wendet. Soweit dagegen durch den ordnungswidrigen oder den übermäßigen Fruchtbezug die dem Vorerben gebührenden Nutzungen beeinträchtigt werden und der Werth der Früchte nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft zur Wiederherstellung der Sache zu verwenden ist, gebührt der Werth auch der ordnungs­ widrig oder übermäßig gezogenen Früchte dem Vorerben. Z. B.: in der Erbschaft befindet sich ein Wald, welcher jährlich eine Rente von 1000 Mark abwirst. Die Erbschaft soll nach testamentarischer Bestimmung zwanzig Jahre dem Vorerben A gehören, dann aber auf den Nacherben B übergehen. Holzt nun A gleich im ersten Jahre nach Anfall der Erbschaft den Wald ab oder wird der Wald durch einen Windbruch zerstört, so kann A von dem Werthe des gefällten Holzes so viel verlangen als die Summe der Wald­ rente innerhalb zwanzig Jahren ausgemacht hätte und zur Neu­ aufforstung durch ihn erforderlich war (§ 2133 B.G.B.s. Den verbleibenden Rest des Werthes muß er als zur Erbschaft gehörend an B seinerzeit herausgeben. Doch kann der Erblasser abweichende Anordnungen treffen (6 2136 B.G.B.), so daß dem Vorerben alsdann auch die außergewöhnlichen Nutzungen verbleiben. Daraus, daß für die Haftung des Vorerben gegenüber deni Nacherben der Gesammtzustand der Erbschaft maßgebend ist, folgt nicht, daß dem Erben, von verbrauchbaren Sachen abgesehen, ge­ stattet ist, Erbschaftsgegenstände für sich zu verwenden. Im Gegen­ theil ist der Vorerbe, wenn er einen Erbschaftsgegenstand für sich verwendet, nach dem Eintritte der Nacherbfolge dem Nacherben gegenüber zum Ersätze des Werthes des Gegenstandes verpflichtet, soweit nicht der Erblasser die Besreiung des Vorerben von dieser Verpflichtung angeordnet hat (§ 2134 B.G.B.). Verkauft z. B. der Vorerbe im Nachlaß be­ findliche Aktien zur Deckung eigener Schulden, so muß er dem Nacherben den Werth der Aktien, nicht aber auch der nicht ge­ zogenen Dividenden, da letztere Nutzungen sind, ersetzen. Beruht die Verwendung von Erbschastsgegenständen durch den Vorerben für sich auf einem Verschulden, so haftet der Vorerbe überdies noch aus seinem Verschulden.

Herausgabe der Erbschaft an den Nacherben.

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Befindet sich in der Erbschaft ein Grundstück, welches der Borerbe vermiethet oder verpachtet hat, so kann es vorkommen, daß bei dem Eintritte der Nacherbfolge das Mieth- oder Pachtverhältniß noch besteht. In solchem Falle tritt, soferne die vermiethete oder verpachtete Sache dem Miether oder Pächter bereits übergeben ist, der Nacherbe an Stelle des Vorerben in die sich während der Dauer seines Eigenthums aus dem Mieth- oder Pachtverhältniß ergebenden Rechte und Verpflichtungen ein. Erfüllt aber der Nacherbe die Verpflicht­ ungen nicht, so haftet der Vorerbe dem Miether oder Pächter für den von dem Nacherben zu ersetzenden Schaden wie ein Bürge, der auf die Einrede der Borausklage verzichtet hat. Doch wird der Vorerbe von dieser Haftung frei, wenn der Mietheroder Pächter von dem Uebergang des Eigenthums auf den Nach­ erben durch Mittheilung des Vorerben Kenntniß erhält und nicht das Meth- oder Pachtverhältniß für den ersten Termin kündigt, für den die Kündigung zulässig ist. Eine von dem Borerben vor Eintritt der Nacherbfolge über den auf die Zeit nach Eintritt der Nacherbfolge enflallenden Mieth- oder Pachtzins vorgenommene Verfügung ist insoweit wirksam, als sie sich auf den Mieth- oder Pachtzins für das zur Zeit des Eintritts der Nacherbfolge laufende und das folgende Kalenderjahr bezieht. Rechtsgeschäfte, welche zwischen dem Miether oder Pächter und dem Vorerben in Ansehung der Mieth- oder Pachtzinsforderung vorgenommen werden, ins­ besondere die Entrichtung des Mieth- oder Pachtzinses, sind dem Nacherben gegenüber nur wirksam, soweit sie sich nicht auf den Mieth- oder Pachtzins für eine spätere Zeit als das Kalender­ jahr, in welchem der Miether oder Pächter von dem Eintritt der Nacherbfolge Kenntniß erhält und das folgende Kalendervierteljahr beziehen. Wird jedoch ein solches Rechtsgeschäft nach dem Eintritt der Nacherbfolge vorgenommen, so ist es unwirksam, wenn der Miether oder Pächter bei der Vornahme des Rechtsgeschäftes von dem Eintritt der Nacherbfolge Kenntniß hat (§ 2135 B.G.B.). § 416. Die Racherbschast auf de« Ueterrest.

Bekanntlich kann der Erblasser den Nacherben aus dasjenige einsetzen, was von der Erbschaft bei dem tritte der Nacherbfolge noch übrig sein wird. Eine Nach­ erbschaft auf den Uebcrrest liegt z. B. vor, wenn der Erb­ lasser in seinem Testamente angeordnet hat: „A soll mein Erbe sein; nach dem Tode des A soll B, soweit noch etwas von der Erbschaft vorhanden ist, die Erbschaft erhalten," oder: „A soll mein Erbe sein; verheirathet sich A mit der B, so soll er dem C von der Erbschaft dasjenige herausgeben, was beim Eheabschluß von der Erbschaft noch übrig sein wird". Daß der Erblasser den Nacherben nur auf den Ueberrest habe einsetzen wollen, ist, soferne Müller u. Mettel, Bürger!. Recht. II.

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eegnn twr

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Erbrecht. — Verhältniß zwischen Borerben und Nacherben.

nicht ein anderer Wille des Erblassers erhellt, auch dann anzu­ nehmen, wenn der Erblasser bestimmt hat, daß der Vorerbe zur freien Verfügung über die Erbschaft berechtigt sein soll (§ 2137 Abs. 2 B.G.B.). O>d'b»uwn« der Hat der Erblasser den Nacherben auf den liefertest eingesetzt dra uebertefi für oder bestimmt, daß der Vorerbe zur freien Verfügung über den den «ererben. berechtigt sein soll, so gilt der Vorerbe, soferne nicht der Erblasser andere Anordnungen getroffen hat, von den ihm nach dem Gesetze an sich auferlegten Beschränkungen und Verpflichtungen befreit (§ 2137 Abs. 1 B.G.B.): 1. Der Vorerbe kann über die zur Erbschaft gehörenden Grundstücke und Rechte an Grundstücken ohne Rücksicht auf den Nacherben, Vorsatz freilich ausgenommen, verfügen. Doch bleiben auch bei der Nacherbschaft auf den liefertest unentgeltliche oder zum Zwecke eines von dem Voretben ertheilten Schenkungsvetsprechens erfolgende Verfügungen über Erbschaftsgegenstände inso­ weit unwirksam, als sie nicht einer sittlichen Pflicht ober einer auf den Anstand zu nehmenden Rücksicht entsprechen oder das Recht des Nacherben vereiteln oder beeinträchtigen. 2. Auch in Verfügungen über Hypothekfordetungen, Grund­ oder Rentenschulden ist der Voretbe nicht beschränkt. Et kann ins­ besondere Zahlung des Kapitals an seine Person verlangen, ohne die Einwilligung des Nacherben beibringen zu müssen. 3. Zur Hinterlegung von Jnhabetpapieten nebst den Er­ neuerungsscheinen oder von mit Blankoindossament versehenen Ordetpapieten ist der Nacherbe nicht verpflichtet. Das Gleiche gilt hinsichtlich der Buchforderungen gegen das Reich oder einen Bundes­ staat bezüglich des in das Schuldbuch in der Regel einzutrag^iden Vermerkes, daß der Voretbe nur mit Zustimmung des Nacherben übet die Forderungen verfügen könne. 4. Gelder kann der Voretbe nach seinem Belieben anlegen. Mündelsichere Anlage ist nicht erfordert. 5. Gehört ein Wald zur Erbschaft, so ist die Feststellung des Maßes der Nutzung und die Art der wirthschaftlichen Behand­ lung durch einen Wirthschaftsplan dem Voretben, auch wenn der Nacherbe es verlangt, nicht zur Verpflichtung gemacht. 6. Zur Auskunftsertheilung über den Bestand der Erbschaft und zur Sicherheitsleistung ist der Voretbe dem Nacherben gegen­ über nicht verpflichtet. Es kann daher selbst dann, wenn die Besotgniß einer erheblichen Verschlechterung der Erbschaft begründet ist, der Vorerbe nicht durch Einsetzung eines Verwalters seiner Verwaltungs- und Vetfügungsbefugniß verlustig gehen. 7. Endlich ist der Vorerbe nicht gehalten, den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft zuwider ober in Folge eines be­ sonderen Ereignisses im Uebermaße gezogene Früchte ober für sich venvenbete Erbschaftsgegenstände zu ersetzen. Doch bleibt der Voretbe verpflichtet, auf Verlangen des

Die Nacherbschast auf den Ueberrest.

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Nacherben ein Verzeichnis; der zur Erbschaft gehörenden Gegenstände herzustellen und dem Nacherben mitzutheilen. Auch kann der Nach­ erbe den Zustand der zur Erbschaft gehörenden Sachen auf feine Kosten durch Sachverständige feststellen lassen. Gegen Zwangs­ vollstreckungen, Arrestvollziehungen und Verfügungen des im Kon­ kurse über das Vermögen des Vorerben aufgestellten Konkurs­ verwalters ist der Nacherbe bei Anordnung einer Nacherbschaft auf den Ueberrest in gleicher Weise wie bei der Anordnung regelmäßiger Nacherbschaft geschützt. Soweit der Borerbe bei einer Nacherbschaft auf den Ueberrest von den sonst dem Vorerben auferlegten Beschränkungen oder Ver­ pflichtungen befreit ist, hat der Vorerbe dem Nacherben über die Verwaltung des Nachlasses Rechenschaft nicht abzulegen. Der Vorerbe ist dem Nacherben für die Verwaltung der Erb­ schaft regelmäßig nicht verantwortlich. Nur dann, wenn der Borerbe unentgeltlich oder zum Zwecke der Erfüllung eines von ihm ertheilten Schenkungsversprechens über einen Erbschastsgegenstand verfügt, ohne daß die Schenkung einer sittlichen Pflicht oder einer auf den Anstand zu nehmenden Rücksicht entspricht, oder wenn er die Erbschaft in der Absicht, den Nacherben zu benachtheiligen, vermindert, ist der Vorerbe dem Nacherben zum Ersätze des Schadens verpflichtet, wobei der Werth zur Zeit der Herausgabe des Erbschaftsrestes entscheidend ist (§ 2138 Abs. 2 B.G.B.). Dem Begriffe der Nacherbschaft auf den Ueberrest entspricht die Beschränkung der Herausgobepflicht des Borerben auf die bei Eintritt der Nacherbfolge noch vorhandenen Erbschaftsgegenstände. Doch gehört zu dem Ueberrest der Erbschaft auch dasjenige, was auf Gruud eines zur Erbschaft ge­ hörenden Rechtes, als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung eines Erbschastsgegenstandes, durch Rechtsgeschäft mit Mitteln der Erbschaft oder durch Einverleibung in das Inventar erbschaftlicher Grundstücke zur Erbschaft gekommen ist. Braucht der Vorerbe nur die bei ihm noch vorhandene Erbschaft heraus­ zugeben, so kann er auch für Verwendungen auf Gegenstände, welche er nicht herauszugeben hat, keinen Ersatz verlangen. So­ weit dagegen sich die Verwendungen des Borerben auf Gegenstände beziehen, welche noch vorhanden sind oder von dem Vorerben auch dann, wenn die Nacherbschaft nicht auf den Ueberrest beschränkt wäre, herausgegeben werden müßten, kann der Vorerbe von dem Nacherben Ersatz fordern. Hat z. B. der Vorerbe eine zur Erbschaft gehörende Mühle aus seinem Vermögen von Grund aus reparieren lassen, so kann er, auch wenn die Mühle durch eine Ueberschwemmung weggerissen wird, von dem Nacherben dennoch Ersatz der Reparaturkosten verlangen (§ 2138 B.G.B.). Soweit der Vorerbe bei der Nacherbschaft auf den Ueberrest von den Beschränkungen seines Bersügungsrechts über Grundstücke 33*

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Erbrecht. — Verhältniß zwischen Borerben und Racherben.

oder Rechte an Grundstücken befreit ist, ist diese Befreiung von Amtswegen in das Grundbuch einzutragen (§ 52 der Grundbuch­ ordnung). § 417.

Stellung des vor- und Nocherben nach Eintritt der Nacherdfolge.

SmCbet«a* Mit dem Eintritte des ^aKcd der Nacherbfolge erbfoigc. hört der Vvrerbe auf. Erbe zu sein. Die Erbschaft fällt kraft Gesetzes dem Nacherben an (§ 2139 B.G.B.). Mithin muß der Nacherbe den Fall des Eintritts der Nacherbfolge erleben. Erlebt der Nacherbe diesen Zeitpunkt nicht, sondern verstirbt er vor dem Eintritte des Falles der Nacherbfolge, so bleibt nicht etwa der Vorerbe für immer Erbe, sondern das Recht des Nacherben geht, soferne nicht ein anderer Wille des Erblassers anzunehmen ist, auf die Erben des Nacherben über. Nur dann, wenn der Nacherbe schon vor dem Tode des Erblassers verstorben sein sollte, verbleibt die Erbschaft dem Vorerben für immer.

Mit dem Eintritte der Nacherbfolge wird demnach der Nach­ erbe Eigenthümer der zur Erbschaft gehörenden Sachen, ohne daß es einer Uebergabe oder Einigung über den Eigenthumsüber­ gang bedarf, während der Vorerbe das Eigenthum verliert. Zum Nachlaß gehörende Forderungen gehen von selbst, ohne Uebertragung auf den Nacherben über. Das. Eigenthum an Grund­ stücken geht dem Vorerben ohne weiteres verloren und kann der Nacherbe die Zustimmung des Vorerben zur Berichtigung des Grundbuchs verlangen und einen Widerspruch gegen die Richtigkeit des den Vorerben als Eigenthümer noch aufweisenden Grundbuchs Einträgen lassen (§§ 894, 899 B.G.B.). Veräußert der Borerbe nach dem Eintritte der Nacherbfolge eine zur Erbschaft gehörende Sache, so kann der Nacherbe, soferne sich nicht der Erwerber in gutem Glauben über das Verfügungsrecht des Vorerben befindet, die Rückgabe der Sache verlangen. Denn mit dem Eintritte der Nacherbfolge verliert der Vor­ erbe das Verfügungsrecht über die Erbschaft. Da es jedoch, insbesondere bei Anordnnng einer Nacherbschaft unter einer Be­ dingung vorkommen kann, daß der Vorerbe den Eintritt der Nach­ erbfolge nicht gleichzeitig mit diesem erfährt, so wären folgerichtig alle Verfügungen, welche der Vorerbe nach dem Eintritte der Nach­ erbfolge in Unkenutniß des Erlöschens seiner Verfügnngsgewalt über die Erbschaft vornehmen würde, unwirksam. Daß dies die Sicherheit des Verkehrs beeinträchtigen würde, liegt auf der Hand. Dieser Gefahr entgegenzutreten, ist bestimmt, daß der Vorerbe auch noch nach dem Eintritte des Falles der Nacherbfolge zur Verfügung über Nachlaßgegenstände in dem gleichen Umfange wie vorher insolange berechtigt ist, bis er von dem Eintritte der Nacherbfolge Kenntniß erlangt oder denselben kennen muß. Dritte jedoch,

Stellung des Vor- u. Nacherben nach Eintritt der Nacherbfolge.

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welche von dem Borerben Rechte erwerben, können sich auf diese Ausdehnung der Verfügungsberechtigung des Vorerben dann nicht berufen, wenn sie bei der Vornahme des betreffenden Rechtsgeschästes den Eintritt der Nacherbsolge kennen oder kennen müssen (§ 2140 B.G.B.). Auch die Berechtigung zur Führung der die Erbschaft be­ treffenden Prozesse findet mit dem Eintritte der Nacherbfolge ein Ende. Anhängige Rechtsstreite werden bis zur Aufnahme durch den Nacherben, welcher hiezu nach Annahme der Erbschaft genöthigt werden kann, unterbrochen, soferne nicht der Borerbe durch einen Prozeßbevollmächtigten vertreten war (§§ 239, 242, 246 der Reichscivilprozeßordnung). Schlägt der Nacherbe die Erbschaft aus oder fällt er aus einem sonstigen Grunde, z. B. weil der Borerbe die Erbunwürdig­ keit des Nacherben geltend gemacht hat, weg, so verbleibt die Erb­ schaft dem Borerben, wenn nicht der Erblasser etwas Anderes bestimmt und insbesondere nicht einen Ersatzerben für den Nach­ erben ernannt hat. Wird mit dem Eintritte der Nacherbfolge dasselbe Verhältniß hergestellt, welches vorhanden sein würde, wenn der Vorerbe nicht Erbe sein würde, so können die in Folge des Erbfalls durch Ver­ einigung von Recht und Verbindlichkeit oder von Recht und Be­ lastung erloschenen Rechtsverhältnisse nicht als erloschen betrachtet werden. In der That werden auch die in Folge des Erbfalls durch Vereinigung von Recht und Verbindlichkeit oder Belastung erloschenen Rechtsverhältnisse mit Wirkung für und gegen Dritte und mit Rückwirkung auf den Zeitpunkt des Erbfalls wiederher­ gestellt (§ 2143 B.G.B.) und gelten als nicht erloschen. Schuldete z. B. der am 1. Mai 1900 verstorbene Erblasser A dem Vor­ erben E ein mit 4% verzinsliches bereits fälliges Darlehen von 30000 Mark, so erlosch die Darlehens- und Zinsenforderung des E mit dem Anfall der nachher von ihm angenommenen Erbschaft. Tritt nun am 1. Mai 1910 die Nacherbfolge ein, so gilt das Recht des E und die Verbindlichkeit des Nachlasses als nicht er­ loschen. Der Nacherbe J muß also die 30000 Mark Darlehen und außerdem die Summe der für die Zeit vom 1. Mai 1900 bis 1. Mai 1910 sich berechnenden Zinsen an E bezahlen. Be­ stand andererseits auf einem Grundstücke des Vorerben E zu Gunsten einer Kausschillingsrestforderung des Erblassers eine Hypothek, so verwandelt sich dieselbe, nachdem E mit dem Anfall der Erbschaft Eigenthümer der Hypothek geworden war, wiederum in eine gewöhnliche Hypothek und muß E an den Nacherben J die für die Dauer der Vorerbschast anfallenden Zinsen abführen. Daß nach dem Eintritte der Nacherbfolge der Bor-^^^f^ erbe für die Nachlaßverbindlichkeiten nicht mehr haftet, weiten wurde bereits erörtert. Ebenso, daß, wie z. B. wenn der Vor­ erbe mit Bezahlung von Zinsen aus Nachlaßschnlden im Rück-

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Erbrecht. — Verhältniß zwischen Borerben und Nacherben.

stände ist, die Haftung des Vorerben für Nachlanverbindlichkeiten aber noch insoweit bestehen bleibt, als der Nacherbe für die Verbindlichkeiten nicht haftet. Ist z. B. der Vorerbe allein mit einem Vermüchtnisse belastet oder hat er sein Recht auf Beschränkung der Haftung für die Nachlaßverbind­ lichkeiten verwirkt, während der Nacherbe sich dieses Recht gewahrt hat, so muß der Vorerbe das Vermächtniß entrichten, beziehungs­ weise nach Erschöpfung des Nachlasses die Nachlaßverbindlichkeiten auch noch nach Eintritt der Nacherbfolge aus eigenen, nicht er­ erbten Mitteln bezahlen. Auch erleidet der Grundsatz, daß durch den Eintritt der Nacherbfolge die Haftung des Vorerben für die Nachlaßverbindlichkeiten erlischt, eine weitere Ausnahme noch in­ sofern?, als-die Haftung des Borerben auch für diejenigen Nachlaßverbindlichkeiten bestehen bleibt, welche, wie z. B. die zur Erhaltung der zur Erbschaft gehörenden Sachen erforder­ lichen gewöhnlichen Erhaltungskosten, im Verhältnisse zwischen dem Borerben und dem Nacherben dem Vorerben zur Last fallen. Jedoch kann der Vorerbe, auch insoweit er nach dem Eintritte der Nacherbfolge noch für Nachlaßverbindlichkeiten haftet, die Berichtigung der Nachlaßverbindlichkeiten, soferne nicht z. B. wegen Verwirkung des Jnventarrechts seine Haftung unbe­ schränkt ist, insoweit verweigern, als dasjenige nicht ausreicht, was ihm aus der Erbschaft gebührt. Z. B. A ist zum Borerben, B zum Nacherben eingesetzt; A und B nehmen die Erbschaft an und errichtet A rechtzeitig ein Inventar; dem A sind zwei Vermächt­ nisse von 3000 Mark und 2000 Mark allein auferlegt; am I. März 1909, zwei Jahre nach dem Tode des Erblassers tritt der Fall der Nacherbfolge ein. A, welcher noch nicht zur Aus­ zahlung der Vermächtnisse geschritten ist, hat von den ihm ge­ bührenden Nutzungen, Mieth- und Pachtzinsen im Ganzen 3000 Mark aus der Erbschaft zu erhalten. Er kann also die Auszahlung eines 3000 Mark übersteigenden Betrages zur Tilgung der Vermächt­ nisse verweigern. Macht aber der Vorerbe von dieser Verweigerungsbefugniß Gebrauch, so ist er verpflichtet, das, was ihm aus der Erbschaft gebührt, den mit Bollstreckungstiteln versehenen Nachlaßglüubigern zum Zwecke der Bestiedigung der Gläubiger im Wege der Zwangsvollstreckung herauszugeben, wobei die rechts­ kräftige Verurtheilung des Vorerben zur Bestiedigung eines Gläubigers einem anderen Gläubiger gegenüber wie die Befriedigung wirkt und Verbindlichkeiten aus Vermächtnissen, Pflichttheilsrechten und Auflagen erst nach den übrigen Nachlaßverbindlichkeiten zu berichtigen sind (§ 2145 B.G.B.). 5ShmSMtor"8ia?. Daß die Vorschriften über die Beschränkung der la»i«EUG. Haftung des Erben für die Nachlaßverbindlichkeiten auch für den Nacherben gelten und hiebei an die Stelle des Nachlasses dasjenige tritt, was der Racherbe, mit Einschluß der ihm gegen den Vorerdeu als solchen zu-

Stellung des Bor- u. Nacherben nach Eintritt der Nacherbsolg«.

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stehenden Ansprüche, aus der Erbschaft erlangt, wurde weiter oben bereits eingehend ausgeführt. Auch der Nacherbe kann seine Haftung für Nachlaßverbindlichkeiten, insbesondere durch Veranlassung der Anordnung einer Nachlaßverwaltung oder der Eröffnung eines Nachlaßkonkurses, aus die an ihn gelangende Erb­ schaftsmasse beschränken. Ebenso kann dem Nacherben eine Inventarfrist gesetzt werden, deren Versäumung den Verlust des Rechtes, Beschränkung der Haftung für die Nachlaßverbindlichkeiten herbei­ zuführen, auch für den Nacherben bedeutet. Doch kommt, wie bereits hervorgehoben wurde, ein von dem Vorerben rechtzeitig errichtetes Inventar auch dem Nacherben zu Statten. Hat sowohl der Vorerbe als auch der Nacherbe das Inventarrecht verloren oder aufgegeben, so wird der Vorerbe jedenfalls von seiner unbeschränkten Haftung frei, weil der Nacherbe nunmehr vom Eintritte der Nacherbfolge unbeschränkt haftbar geworden ist.

Hastet der Nacherbe den übrigen Nachlaßgläubigern gegen­ über unbeschränkt, z. B. weil er sich weigerte, den Offenbarungseid über die Vollständigkeit der in bem von ihm errichteten Inventare enthaltenen Angaben zu leisten, so kann er sich dennoch dem Vorerben gegenüber auf die Beschränkung seiner Haftung noch berufen. Dies gilt auch dann, wenn der Nacherbe eine Beschränkung seiner Haftung nicht, ja sogar geflissentlich nicht herbeiführte, indem er z. B. auf das Jnventarrecht verzichtete oder innerhalb der ihm gesetzten Jnventarstist kein Inventar errichtete, und nicht allein dann, wenn der Vorerbe nicht nur als Borerbe, z. B. weil er andere als gewöhnliche Erhaltungskosten für Erb­ schaftsgegenstände bezahlte, sondern auch dann, wenn der Borerbe als Nachlaßgläubiger, z. B. als Darlehens-Nachlaßgläubiger nach Wiederherstellung seiner Darlehensforderung in Folge Einttitts der Nacherbfolge Ansprüche geltend macht (§ 2144 B.G.B.). Der Borerbe ist den Nachlaßgläubigern gegenüber verpflichtet, den Eintritt der Nacherbfolge unverzüglich bei Vermeidung etwa gegenüber Nach, entstehender Schadensersatzpflicht dem Nachlaßgerichte anzu- Ia6flWubtflecn' zeigen. Den Nacherben trifft keine derartige Verpflichtung, doch wird die Anzeige des Vorerben durch die Anzeige des Nacherben ersetzt. Das Nachlaßgericht hat die Einsicht der Anzeige Jedem zu gestatten, der ein rechtliches Interesse, d. h. ein Interesse glaubhaft macht, das seinen Grund in dem Einflüsse des Eintritts der Nach­ erbfolge auf die Rechtsverhältnisse dessen, der Einsicht begehrt, hat (§ 2146 B.G.B.).

520

Erbrecht. — Mehrheit von Erben.

5. Kapitel.

Mehrheit von Hrken.

§ 418.

Rrchttverhiltmß der mehreren Erten unter einnndrr Mi znr Anieianndersetznaß.

Hinterläßt der Erblasser mehrere Erben, so wird der Nachlaß bis zur Theilung und Auseinandersetzung der Erbschaft gemeinschastlichei Vermögen der Erben (§ 2032 B.G.B.). Dieser Satz gilt auch dann, wenn die Erbschaft an eine Mehrheit von Ersatz-, Bor- oder Nacherben gefallen ist. Die Mehrheit von Erben bewirkt eine Gemeinschaft unter diesen. Die Nachlaßgegenstände sind beim Vorhandensein mehrerer Erben nicht unter diese nach dem Verhältnisse ihrer Erbtheile getheilt, sondern gehören den mehreren Erben gemeinschaftlich. Sind z. B. A, B und C je zu einem Drittel zu Erben ernannt und befindet sich in der Erbschaft ein Grund­ stück mit einer Fläche zu 0,060 ha und eine Geldforderung gegen einen Dritten zu 3000 Mark, so gehört, so lange der Nachlaß ungetheilt ist, das Grundstück den drei Erben zusammen und nicht etwa in der Weise, daß jeder von ihnen ein Drittel — 0,020 ha zu Eigenthum hat; ebenso steht nicht etwa jedem der Erben eine Forderung von 1000 Mark gegen den Dritten zu, sondern die ganze Forderung zu 3000 Mark steht den drei Erben zusammen zu. Gehört ein Pfandrecht oder eine bewegliche Sache zum Nachlaß, so werden A, B und C nicht etwa je zu einem Drittheil pfandoder eigenthumsberechtigt, sondern das Pfand- oder Eigenthumsrecht ist ihnen allen gemeinsam. Ob die Erbtheile gleiche oder ver­ schiedene sind, begründet keinen Unterschied. Ist z. B. A auf drei Biertheile, B auf ein Viertheil zum Erben eingesetzt, so kann, wenn zum Nachlasse eine Forderung auf Lieferung von 100 Waggon Getreide gehört, vor Auseinandersetzung des Nachlasses A nicht etwa 75 Waggon und B 25 Waggon fordern, sondern beiden Erben steht die Nachlaßforderung gemeinschaftlich zu. Nachlaßgegenstände im Sinne der vorstehenden und nack)folgenden Vorschriften sind nicht nur diejenigen Gegenstände, Sachen, Grundstücke, Forderungen und Rechte, welche sich beim Erbfalle im Nachlasse befinden, sondern auch alles, was aus Grund eines zum Nachlaß gehörenden Rechtes, z. B. einer Forderung auf Uebereignung einer gekauften Sache oder als Ersatz für die Zer­ störung, Beschädigung oder Entziehung eines Nachlaßgegenstandes oder endlich durch ein Rechtsgeschäft zum Nachlaß kommt, welches sich auf den Nachlaß bezieht, z. B. wenn aus Mitteln des Nach lasses Gegenstände erworben oder Nachlaßgegenstände repariert werden u. s. w. Wird durch ein solches Rechtsgeschäft eine For­ derung erworben, so hat der Schuldner die Zugehörigkeit dieser

Rechtsverhältn. d. mehrer. Erben unt einander bis zur Auseinandersetzg. 521

Forderung zum Nachlaß erst dann gegen sich gelten zu lassen, wenn er von der Zugehörigkeit Kenntuin erlangt (§ 2041 B.G.B.). In gleicher Weise wie die Nachlastgegenstände gemeinschaftlich sind, sind dies bis zur Auseinandersetzung des Nachlasses unter die mehreren Erben auch die Nachlasiverbindlichkeiten. Denn der gesammte Nachlast, welcher auch die Nachlaßverbindlichkeiten in sich begreift, wird gemeinschaftliches Vermögen der mehreren Erben. Ruht z. B. auf einem dem Erblasser ehedem gehörigen Anwesen eine Hypothek für ein Darlehen zu 60000 Mark und sind A, B und C die Erben, so schuldet nicht etwa jeder der drei Erben je 20000 Mark, sondern sie schulden zusammen 60000 Mark, und ebenso tritt nicht eine Theilung der Hypothek ein, sondern dieselbe verbleibt ungetheilt auf dem in das gemeinschaftliche Eigen­ thum der drei Erben übergegangenen Anwesen. Kein Miterbe kann über seinen Antheil an den einzelnen Nachlaßgegenständen verfügen (tz2033Abs.2B.G.B.). Vielmehr können, bis durch die Theilung des Nachlasses ein be­ stimmtes Verhältniß des einzelnen Miterben zum einzelnen Nachlaß­ gegenstand hergestellt wird, die Erben über einen Nachlaßgegenstand nur gemeinschaftlich verfügen (§ 2040 Abs. 1 B.G.B.). Danach kann, wenn ein Grundstück sich in einem von vier Erben ererbten Nachlaß befindet, nicht ein Viertel dieses Grund­ stücks von einem der Erben vor der Nachlaßtheilung verkauft werden; der Verkauf dieses Grundstücksviertels wäre unwirksam. Zulässig ist nur, daß die sämmtlichen vier Erben das Grundstück gemeinschaftlich verkaufen. Ebenso können die Erben dieses Grund­ stück nur gemeinschaftlich mit einer Hypothek, Grund- oder Rentenschuld, Reallast, Grunddienstbarkeit u. s. w. belasten, wogegen eine Belastung der Brnchtheile des Grundstücks oder der Antheile der Miterben an dem Grundstücke nicht zulässig ist. Aus dem Satze, daß der Miterbe über seinen Antheil an den einzelnen Nachlaßgegenständen nicht verfügen kann, daß viel­ mehr die Miterben nur gemeinschaftlich über einen Nachlaßgegen­ stand verfügen können, ergeben sich nachstehende Folgerungen: 1. Gehört ein Anspruch, z. B. ein Anspruch auf Lieferung einer vom Erblasser gekauften Sache oder eine Forderung auf Bezahlung des Miethzinses für eine vom Erblasser vermiethete Wohnung zum Nachlasse, so kann der Verpflichtete ytit be­ freiender Wirkung nur an alle Erben gemeinschaftlich leisten. Leistet er nur an den eine» oder an einige der Miterben, so können die übrigen Miterben von ihm nochmals Leistrmg verlangen. Nur Leistung an alle Erben befreit den Schuldner. Umgekehrt kann keiner der Miterben Leistung an sich vom Nachlaßschuldner verlangen, sondern jeder Miterbe kann nur Leistung an alle Erben fordern. Will ein einzelner Miterbe z. B. eine Darlehensforderung bcitreiben, so kann er die Klage zwar auf Bezahlung an alle Erben, nicht aber auf Zahlung

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522

Erbrecht. — Mehrheit von Erben.

an sich richten. Dagegen kann, wenn es sich um Leistung einer Sache handelt, jeder Miterbe verlangen, daß der Verpflichtete die zu leistende Sache für alle Erben hinterlegt oder, wenn sie sich nicht zur Hinterlegung eignet, an einen gerichtlich zu bestellenden Verwahrer abliefert (§ 2039 B.G.B.). 2. Der Antheil eines Miterben an den einzelnen Nachlaßgegenständen kann weder verpfändet noch ge­ pfändet werden (§ 859 der Reichscivilprozeßordnung). 3. Der Gläubiger eines Miterben kann nicht gegen eine zum Nachlaß gehörende Forderung aufrechnen (§ 2040 Abs. 2 B.G.B.). Schuldet z. B. A aus einem von ihm bei dem Erblasser aufge­ nommenen Darlehen zum Nachlaß 10000 Mark, während ihm B, einer der fünf Erben des Erblassers, 12000 Mark für eine Maschineneinrichtnng schuldet, so kann A nicht seine Schuld zum Nachlaß durch Aufrechnung mit der ihm gegen B zustehenden Forderung tilgen. 4. Will ein Nachlaßglüubiger mit Zwangsvollstreckung in einen Nachlaß, der an mehrere Miterben gefallen ist, vor Theil­ ung des Nachlasses vorgehen, so kann er dies auf Grund eines nur gegen einen oder einige der Miterben ergangenen Urtheils nicht. Vielmehr ist beim Vorhandensein mehrerer Erben zur Zwangsvollstreckung in einen Nachlaß bis zur Theilung desselben ein gegen alle Erben ergangenes Urtheil erforderlich (§ 747 der Reichscivilprozeßordnung). »to$“n8üifr Kann der Miterbe auch nicht über seinen Antheil an den feinen Antheil einzelnen Nachlaßgegenständen verfügen, so kann er doch, ebenso am Nachlaß. der Alleinerbe über die ihm angefallene Erbschaft z. B. durch Verkauf verfügen kann, über seinen Antheil am Nachlasse verfügen. Der Miterbe, der zu einem Drittel Erbe geworden ist, kann also diesen Drittelsantheil verkaufen, verpfänden, ver­ schenken u. s. w. Der Antheil des Miterben an dem Nachlasse unterliegt demnach auch der im Wege der Zwangsvollstreckung gegen den Miterben erfolgenden Pfändung (§ 859 der Reichscivilprozeßordnung). Geschieht die Verfügung des Miterben über seinen Antheil an dem Nachlasse durch einen Vertrag z. B. durch einen Kauf- oder Verpfändungsvertrag, so bedarf dieser Vertrag der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung (§ 2033 B.G.B.). Besonders hervorzuhcben ist dabei, daß der Käufer oder sonstige Erwerber des Antheils in die Gemeinschaft der Miterben eintritt, sohin ebenfalls nicht über seinen Antheil an den einzelnen Nachlaßgegenständen, sondern nur über seinen Antheil am Nachlaß als solchen verfügen kann. Dies gilt auch für denjenigen, der vom Käufer des Antheils denselben erwirbt (§ 2037 B.G.B.). ^nmitun" Solange der Nachlaß noch nngetheilt ist, steht die Ver­ waltung des Nachlasses den Erben gemeinschaftlich zu. Jedoch kann jeder Miterbe die zur Erhaltung des Nachlasses und der Nachlaßgegenstände nothwendigen Maßregeln selbständig ohne die

Rtchtsverhältn. b. mehrer Erben mit. einander bis zur Auscinandersctzg.

523

Mitwirkung der anderen Miterben treffen und ist jeder Miterbc den anderen gegenüber verpflichtet, zu Maßregeln mitzuwirken, welche zur ordnungsmäßigen Verwaltung erforderlich sind (§ 2038 Abs. 1 B.G.B.). Durch Stimmenmehrheit, ivelche nach der Größe der Antheile zu berechnen ist, kann eine der Beschaffenheit der Erbschaft oder der einzelnen dazu gehörenden Gegenstände entsprechende ordnungs­ mäßige Berwaltung und Benutzung durch die Miterben, soferne nicht der Erblasser hinsichtlich der Verwaltung und Benutzung des Nachlasses etwas Besonderes angeordnet hat, getroffen werden. Auch kann jeder Miterbe, soferne nicht die Verwaltung und Be­ nutzung durch Vereinbarung oder durch Mehrheitsbeschluß geregelt ist, eine dem Interesse aller Miterben nach billigem Ermessen ent­ sprechende Berwaltung und Benutzung verlangest. Doch kann eine wesentliche Veränderung der Nachlaßgegenstände nicht beschlossen und auch nicht verlangt werden. Auch kann das Recht des Mit­ erben auf einen seinem Antheil entsprechenden Bruchtheil der Nutzuttgen nicht ohne seine Zustimmung beeinträchtigt werden. Die von den Miterben einmal getroffene Regelung der Verwaltung und Benutzung wirkt auch für und gegen die Sondernachfolger, so daß z. B. der Käufer des Erbtheiles eines Miterben hieran gebunden ist. Die Früchte des Nachlasses, z. B. Feldfrüchte, Dar- «"MU lehenszinsen, Mieth- und Pachtzinsen u. s. f. werden bei ungetheiltem Nachlaß unter die Miterben deren Bruchtheilen am Nach­ laß entsprechend vertheilt. Doch erfolgt die Theilung der Früchte in der Regel erst bei der Auseinandersetzung. Ist freilich die Auseinandersetzung auf längere Zeit als ein Jahr ausgeschlossen, so kann jeder Miterbe am Schlüsse eines jeden Jahres die Theilung des Reinertrags verlangen (§ 2038 B G B ). Die Lasten der Erbschaft sowie die Kosten der Erhaltung,8i^fc6toaft‘ru Verwaltung und gemeinschaftlichen Benutzung der Erbschaft sind die Miterben gegenseitig zu tragen verpflichtet und zwar nach dem Verhältnisse ihrer Erbtheile. Verkauft ein Miterbe auf Grund seines Rechtes, über feinen ®emmSen1 btt Antheil an dem Nachlasse zu verfügen, vor der Auseinandersetzung der Erbschaft seinen Antheil an dem Nachlasse an einen Dritten, so sind damit die übrigen Miterben der Gefahr ausgesetzt, daß der ihnen fremde Käufer, tvclcher durch den Kauf in die Gemein­ schaft der Miterben als Sondernachfvlger eintritt, bei der Aus­ einandersetzung sowohl als auch bei der Verwaltung des Nach­ lasses vor dessen Theilung Schwierigkeiten bereitet. Um die Mit­ erben hiegegen zu schützen, ist ihnen für den Fall, daß ein Mit­ erbe seinen Antheil an einen Dritten, welcher nicht Miterbe ist, verkauft, ein Recht zum Vorkaufe eingeräumt (§ 2034 B.G.B.). Der Fall, daß der Miterbe seinen Antheil am Nachlasse vertauscht, steht hinsichtlich des Vorkaufsrechts der übrigen Mitcrben dem

Verkaufe des Antheils gleich. Dieses Vorkaufsrecht hat aber nicht jeder einzelne Miterbe, sondern das Vorkaufsrecht steht, den ver­ kaufenden Miterben ausgenommen, allen übrigen Miterben nur gemeinschaftlich zil. Sind z. B. vier Miterben A. B, C und D vorhanden und verkauft D seinen Antheil an dem Nachlasse an den N, so ist weder A noch B noch C für sich zum Borkaufe be­ rechtigt, wohl aber können A, B und C zusammen das Vorkaufs­ recht ausüben. Das Vorkaufsrecht kann, solange der von dem Miterben verkaufte Antheil an dem Nachlasse auf den Käufer noch nicht übertragen ist, nur dem verkaufenden Miterben gegenüber ausgeübt werden. Ist der verkaufte Antheil auf den Käufer über­ tragen, so ist damit dem verkaufenden Miterben gegenüber das Vorkaufsrecht erloschen. Dasselbe kann nunmehr nur noch gegen­ über dem Käufer ausgeübt werden. Der verkaufende Miterbe ist jedoch verpflichtet, die Miterben von der Uebertragung des verkauften Antheils auf den Käufer unverzüglich zu benachrichtigen; diese Mittheilung wird durch diejenige des Käufers ersetzt. Eine Verpflichtung des verkaufenden Miterben, den übrigen Miterben den Verkauf anzuzeigen, besteht nicht (§ 2035 B.G.B.). Die Ausübung des Vorkaufsrechts seitens der Miterben ist statthaft, sobald der verkaufende Miterbe mit dem Käufer den Kaufvertrag über seinen Antheil an dem Nachlasse geschlossen hat. Doch kann das Vorkaufsrecht nur innerhalb eines Zeitraumes von zwei Monaten, beginnend mit der Mittheilung über den Verkauf, ausgeübt werden (§ 2034 Abs. 2 B.G.B.). Es ist ausgeschlossen, wenn der Verkauf im Wege der Zwangsvollstreckung oder durch den Konkursverwalter erfolgt. Das Vorkaufsrecht der Miterben ist zwar nicht übertragbar, so daß die Miterben nicht in der Lage sind, das Vorkaufsrecht an einen Dritten zu verkaufen, der dann auf Grund des er­ worbenen Vorkaufsrechts den Antheil des verkaufenden Miterben erlangen könnte. Es ist auch nicht pfändbar. Aber es ist ver­ erblich; die Erben der Miterben können das Vorkaufsrecht ebenso ausüben wie die Miterben selbst (§ 2034 Abs. 2 B.G.B.). Die Ausübung des Vorkaufsrechts erfolgt durch die Erklärung gegenüber dem verkaufenden Miterben, beziehungs­ weise nach der Uebertragung des Antheils auf den Käufer gegen­ über letzterem, daß das Vorkaufsrecht ausgeübt werde. Einer Form bedarf diese Erklärung, welche von den Miterbcn gemein­ schaftlich abzugeben ist, nicht. Mit der Ausübung des Vorkaufsrechts kommt der Kauf zwischen den das Borkaussrecht ausübenden Miterben und dem verkaufenden Miterben, beziehungsweise nach der Uebertragung des verkauften Antheils auf den Käufer mit letzterem unter denselben Bestimmungen zu Stande, welche der verkaufende Miterbe mit dem Käufer vereinbart hat. Ist dem Käufer der Kaufpreis ge-

RechtSverhältn. b. mehrer. Erben uns. einander bis zur Auseinandersetzg. 525

stundet worden, so können die vorkaussbcrechtigten Miterben die Stundung nur in Anspruch nehmen, wenn sie für den gestundeten Betrag Sicherheit leisten. Hat sich ferner der Käufer dem ver­ kaufenden Miterben gegenüber zu einer Nebenleistung, z. B. zu Dienstleistungen verpflichtet, welche die vorkaussberechtigten Mit­ erben zu bewirken außer Stande sind, so haben die Miterben statt der Nebenleistung ihren Werth zu entrichten. Läßt sich die Neben­ leistung nicht in Geld schätzen, z. B. wenn der Käufer die per­ sönliche Pflege des verkaufenden Miterben übernommen hat, so ist die Ausübung des Vorkaufsrechts ausgeschlossen; die Vereinbarung der Nebenleistung kommt aber dann nicht in Betracht, wenn der Vertrag zwischen dem verkaufenden Miterben und dem Käufer auch ohne sie geschlossen sein würde. Hat der Käufer des Antheils am Nachlasse den Antheil bereits auf einen Anderen, sei es durch Kauf oder sonstwie z. B. Schenkung übertragen, so ist diesem gegenüber das Vorkaufsrecht auszuüben. Auch die Uebertragung des Antheils seitens des Käufers auf einen Anderen bedarf der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung (§ 2037 B.G.B.). Mit dem Ankäufe des Antheils ist der Käufer und mit dem Erwerbe dieses Antheils vom Käufer der weitere Erwerber in die Haftung für die Nachlaßverbindlichkeiten eingetreten. Wird der Antheil in Folge Ausübung des Vorkaufsrechts auf die Mit­ erben übertragen, so wird der Käufer und jeder spätere Erwerber des Antheils von der Haftung für die Nachlaßverbindlichkeiten befreit. Jedoch bleibt ihre Verantwortlichkeit für die Verwaltung des Nachlaßantheils, die Berichtigung der Nachlaßschulden, die Unterlassung des Antrags auf Eröffnung des Nachlaßkonkurses, welche die Erwerber von Nachlaßantheilen genau so wie die Mit­ erben trifft, fortbestehen. § 419.

Die Auseinandersetzung unter den Miterben.

An den einzelnen Nachlaßgegenständen erlangt der Miterbe ein selbständiges Verfügungsrecht erst durch die Erbtheilung. Grundsätzlich kann jeder Miterbe jederzeit die Auseinandersetzung verlangen. Er kann die übrigen Miterben durch Klage zur Auseinandersetzung zwingen (§ 2042 Abs. 1 B.G.B.). Der Anspruch auf Auseinandersetzung unterliegt nicht der Ver­ jährung. Dvch können die Miterben die Auseinandersetzung des Nach­ lasses oder einzelner Nachlaßgegenstände, z. B. eines Geschäftes, durch Vereinbarung für immer oder auf Zeit ausschließen. Eine derartige Vereinbarung wirkt in der Regel auch für die Sonder­ nachfolger, z. B. den Käufer des Antheils einer der Miterben. Wenn die Auseinandersetzung durch Vereinbarung der Miterben auf Zeit ausgeschlossen ist, so tritt, soferne nicht in der Vereinbarung

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Erbrecht. — Mehrheit von Erben.

etwas Anderes vorgesehen ist, die Vereinbarung mit dem Tode eines Miterben außer Kraft. Ist die Auseinandersetzung unter den Miterben für immer oder aus Zeit durch Vereinbarung der Miterben ausgeschlossen, so kann die Auseinandersetzung nur aus wichtigen Gründen verlangt werden. Aus wichtigen Gründen kann auch, wenn für die Auseinandersetzung eine Kündigungsfrist bestimmt ist, die Auseinandersetzung ohne Einhalwng der Kündigungsfrist verlangt werden. Eine Vereinbarung, durch welche das Recht, die Auseinandersetzung aus wichtigen Gründen zu verlangen, aus­ geschlossen oder beschränkt wird, ist nichtig. Die gleichen Grundsätze, welche, wie soeben erörtert, für den Fall einer den Ausschluß oder den Aufschub der Allseinandersetzung enthaltenden Vereinbarung der Miterben gelten, greifen auch Platz, wenn der Erblasser durch letztwillige Verfügung die Aus­ einandersetzung in Ansehung des Nachlasses oder einzelner Nach­ laßgegenstände ausgeschlossen oder von der Einhaltung einer Kün­ digungsfrist abhängig gemacht hat. Bezieht sich eine derartige letztwillige Verfügung des Erblassers auf ein Grundstück, z. B. auf ein Familienrittergut, ein Wohnhaus u. s. w., so wirkt aber diese Bestimmung gegen den Sondernachfolger eines Miterben, ins­ besondere den Erbschastsantheilkäufer nur, wenn sie als Belastung des Erbschaftsantheils im Grundbuch eingetragen ist. Indessen wird die Verfügung des Erblassers unwirksam, wenn dreißig Jahre seit dem Eintritte des Erbfalls verstrichen sind; doch kann der Erb­ lasser anordnen, daß die Verfügung bis zum Eintritt eines be­ stimmten Ereignisses in der Person eines Miterben oder, falls er eine Nacherbfolge oder ein Vermächtniß anordnet, bis zum Eintritte der Nacherbfolge oder bis zum Anfalle des Vermächtnisses gelten soll; ist der Miterbe, in dessen Person das Ereigniß eintreten soll, eine juristische Person, z. B. ein Verein oder eine Stiftung, so bewendet es bei der dreißigjährigen Frist (§ 2044 B.G.B.). «nwruch bet Gläubiger, welche die Pfändung des Nachlaßantheils eines ®uieinenbearUf Miterben oder eines Sondernachfolgers erwirkt haben, können ohne setzung. Rücksicht auf eine den Ausschluß oder Aufschub der Auseinander­ setzung enthaltende Vereinbarung der Miterben beziehungsweise deren Erben oder Sondernachfolger und ebenso ohne Rücksicht auf eine letztwillige Anordnung des Erblassers gleichen Inhalts die Auseinandersetzung verlangen, soferne nur ihr Vollstteckungstitel bereits rechtskräftig und nicht bloß vorläufig vollstreckbar ist. Unter allen Umständen ist eine Auseinandersetzung dann, wenn die Erbtheile wegen der erst zu erwartenden Geburt eines Miterben noch unbestimmt sind, bis zur Hebung der Unbestimmt­ heit, z. B. Geburt des Miterben, Tod der schwangeren Mutter u. s. w. ausgeschlossen. Die Auseinandersetzung ist aber in solchen Fällen nur insoweit ausgeschlossen, als die Unbestimmtheit reicht. Hat z. B. der Erblasser A den B und die Kinder des C, welcher bereits zwei Kinder besitzt und ein drittes erwartet, zu Erben ein-

Die Auseinandersetzung unter den Miterben.

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gesetzt, so kann die Auseinondersetzilng zivischen B und den Kindern des C schon stattsinden und wird nur zwischen den Kindern des C unter sich noch aufgeschoben. Sind die Erbtheile deshalb noch unbesttmmt, weil die Entscheidung über eine Ehelichkeitserklärung, über die Bestätigung einer Annahme an Kindesstatt oder über die Genehniigung einer vom Erblasser errichteten Stiftung noch aus­ steht, so ist auch in diesen Fällen, soweit die Unbestimmtheit reicht, die Auseinandersetzung bis zur Hebung der Unbestimmtheit aus­ geschlossen (§ 2043 B.G.B.). Endlich kann jeder Miterbe verlangen, daß die Auseinander- s,e2UM>u?tit' setzung bis zur Beendigung des Aufgebots der Nachlaßgläubiger oder bis zum Ablaufe der den Nachlaßgläubigern zur Anmeldung feS*"

ihrer Forderungen seitens eines oder aller Miterben durch öffentliche Aufforderung gesetzten sechsmonatlichen Frist aufgeschoben werde. Ist das Aufgebot der Nachlaßgläubiger noch nicht beantragt oder die öffentliche Aufforderung zur Anmeldung der Forderungen der Nachlaßgläubiger noch nicht erlassen, so kann der Auffchub der Auseinandersetzung nur verlangt werden, wenn unverzüglich der Antrag auf Einleitung des Aufgebotsverfahren gestellt oder die Aufforderung zur Forderungsanmeldung erlassen wird (§ 2045 B.G.B.). Aus dem Nachlasse sind zunächst die Nachlaßverbind-Durchfühning brr lichkeiten zu berichtigen; ist eine Nachlaßverbindlichkeit noch nicht fällig oder ist sie streitig, so ist das zur Berichtigung Erforderliche zurückzubehalten. Fällt eine Nachlaßverbindlichkeit nur einem oder einigen Miterben zur Last, so z. B. wenn nur ein Miterbe allein mit einem Bermächtniß beschwert ist, so können diese Miterben nicht auch die Antheile der anderen Miterben zur Berichtigung der sie allein treffenden Nachlaßverbindlichkeiten heranziehen, sondern nur unter sich Berichtigung aus dem verlangen, was ihnen bei der Auseinandersetzung zukvmmt. Zur Berichtigung der Nachlaß­ verbindlichkeiten ist der Nachlaß, soweit erforderlich, in Geld um­ zusetzen (§ 2046 B.G.B.). Der nach der Berichtigung der Nachlaßverbindlich­ keiten verbleibende Ueberschuß gebührt den Erben nach dem Verhältnisse ihrer Erbthcile. Sind z. B. A zu */4, B zu */8, C zu */2 und D zu */8 zu Erben eingesetzt, so erfolgt die Theilung des nach Wegfertigung der Nachlaßverbindlichkeiten verbleibenden reinen Nachlasses von 40000 Mark nach dem Ver­ hältnisse von 2:1 4:1, so daß A 10000 Mark, B 5000 Mark, C 20000 Mark und D 5000 Mark erhält (§ 2047 Abs. 1 B.G.B.).

Schriftstücke, welche sich auf die persönlichen Verhältnisse des Erblassers, auf dessen Familie oder den ganzen Nachlaß beziehen, bleiben aber stets gemeinschaftlich (§ 2047 Abs. 2 B.G.B.). Dies gilt z. B. von Testamenten, Erbverträgen, Adelsbriefen, Stamm­ bäumen u. s. w.

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Erbrecht — Mehrheit von Erben

rheilu», »k« Die Theilung des nach Berichtigung der Nachlaßvcrbindlichtnntn f feiten verbleibenden Nachlasses erfolgt, so weit möglich, in Natur; so z. B. werden Baargeld, gleichartige Werthpapiere, gleichartige Qualitäten von Genußmitteln, z. B. Weine, Cigarren u. s. w. einfach nach Verhältniß der Erbtheile getheilt. Ist eine Theilung in Natur ausgeschlossen, wie z. B. bei Gnrichtuugsgegenständen, Häusern, lebenden Thieren u. s. w., so werden die beweg­ lichen Sachen nach den Vorschriften über den Pfandverkauf, die Grundstücke nach den Vorschriften über die Zwangsversteigerung veräußert und alsdann die Erlöse getheilt. Ist die Veräußerung eines in Natur nicht theilbaren Gegenstandes an einen Dritten unstatthaft, z. B. weil der Erblasser angeordnet hat, daß der be­ treffende Gegenstand, etwa sein Leibpferd, ein Familienschmuck u. s. w. nicht in fremde Hände gelangen dürfe, so ist der Gegen­ stand unter den Miterben zu versteigern. Zum Nachlaß gehörende Forderungen dürfen nur dann ver­ kauft werden, wenn sie noch nicht eingezogen werden können, z. B. weil der Fälligkeitstermin noch nicht herangekommen ist. Ist die Einziehung möglich, so kann jeder Miterbe, beziehungsweise jeder Nachfolger desselben gemeinschaftliche Einziehung verlangen. Hat ein Miterbe gegen die anderen Miterben eine Forderung, die sich auf die Erbengemeinschaft gründet, wie dies z. B. zutrifft, wenn ein Erbe allein die Kosten der Verwaltung des Nachlasses oder Lasten des Nachlasses, Steuern u. s. w. berichtigt hat, so kann dieser Miterbe bei der Auseinandersetzung des Nachlasses die Be­ richtigung seiner Forderung, soweit sie den übrigen Miterben zur Last fällt, ans dem auf die übrigen Miterben entfallenden Theile der Erbschaft verlangen. Daß die Miterben eine andere Art und Weise der Ausein­ andersetzung vereinbaren können, versteht sich von selbst. So steht z. B. nichts im Wege, daß die Miterben, anstatt die Einrichtungs­ gegenstände des Erblassers zu verkaufen und den Erlös zu theilen, diese Gegenstände nach vorausgegangener Schätzung unter sich ver­ theilen können. Ebenso ist es zulässig, daß einer oder einige Miterben den gejammten Nachlaß an sich nehmen und die übrigen Miterben in Geld abfiuden. Wird hiebei ein Gegenstand einem Miterben zugetheilt, so müssen ihm wegen eines Mangels int Rechte oder wegen eines Mangels der Sache die übrigen Miterben nach Verhältniß ihrer Erbtheile in gleicher Weise Gewähr leisten, wie wenn sie den Gegenstand verkauft hätten. Befand sich z. B. im Nachlasse eine Maschine, an welcher einem Dritten ein Benutzungs­ recht zusteht, so kann derjenige Miterbe, der die Maschine gegen eine Abfindung der übrigen Miterben an sich nahm, von den übrigen Miterben Ersatz des Schadens verlangen, welcher ihm dlirch die Ausübung des Benutzungsrechts seitens des Dritten zugeht. Anordnungen des Lrdlaffers Auch der Erblasser kann durch letztwillige Verfügung Anord­ für die Aus­ einandersetzung. nungen über die Auseinandersetzung treffen. Er kann insbesondere

Di« Auseinandersetzung unter den Miterben.

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anordnen, daß die Auseinandersetzung nach dein billigen Ermessen eines Dritten erfolgen soll. Dieser Dritte hat alsdann aber nur die Auseinandersetzung nach Verhältniß der Erbtheile zu bethätigen, hat aber insbesondere kein Recht auf Besitz und Verwaltung des Nachlaffes. Die Bestimmungen, welche der Dritte in Ansehung der Auseinandersetzung trifft, sind für die Miterben bindend; sie sind dies aber dann nicht, wenn sie offenbar unbillig sind, in welchem Falle alsdann die Bestimmung durch Richterspruch erfolgt (§ 2048 B.G.B.). Hat der Erblasser angeordnet, daß einer der Miterben das Recht haben soll, ein zum Nachlasse gehörendes Landgut zu über­ nehmen, so ist, soferne nicht ein anderer Wille des Erblassers erhellt, anzunehmen, daß das Landgut bei der Auseinandersetzung unter den Miterben nicht etwa nach dem Verkaufswcrth, sondern nach dem Ertragswerth angesetzt werden soll. Soferne nicht die Landes­ gesetzgebung andere Grundsätze für die Feststellung des Ertrags­ werthes als maßgebend erklärt, bestimmt sich hiebei der Ertrags­ werth nach dem Reinerträge, den das Landgut nach seiner bis­ herigen wirthschaftlichen Bestimmung bei ordnungsmäßiger Bewirthschastung nachhaltig gewähren kann (§ 2049 B.G.B.). Sind die Miterben Abkömmlinge, welche als gesetzliche Erben zur Erbfolge gelangen oder welche der Erblasser auf dasjenige eingesetzt hat, was sie als gesetzliche Erben erhalten würden, so gelten bei der Auseinandersetzung noch die besonderen, im nachstehenden Paragraphen erörterten Grundsätze. Soweit sich Ansprüche der Miterben gegen einander ergeben, haften sie einander nur beschränkt. Auch der den Nachlaßgläubigern unbeschränkt haftende Miterbe ist den anderen Miterben nur mit den Mitteln des Nachlasses haftbar (§ 2063 Abs. 2 B.G.B.). Hat z. B. ein Miterbe eine dringende gemeinschaftliche Nachlaßschuld bezahlt, so kann ihm, wenn er von seinem Miterben Ersatz des diesen treffenden Antheils fordert, sein Miterbe entgegenhalten, daß er nur mit demjenigen hafte, was er im Erbwege bekommen habe, wenn auch dieser Miterbe den übrigen Nachlaßgläubigern gegenüber unbeschränkt haftet.

§ 420.

AuSgleichungspfiicht der Abkömmlinge de» ErblafferS.

Nicht selten kommt es vor, daß diejenigen Personen, welche den Erblasser beerben, schon zu Lebzeiten des Erblassers von diesem bedeutende Zuwendungen, insbesondere zur Begründung eigener Existenzen, bei der Verheirathung u. s. w. empfangen haben. In der Regel wird der Erblasser, welcher mehrere Personen zu Erben ernennt, diese Zuwendungen bei der Vertheilung der Erbtheile berücksichtigen. Daher hat das Gesetz von der Fesfftellung einer allgemeinen Verpflichtung aller Miterben, vor dem Ableben des Erblassers empfangene unentgeltliche Zuwendungen bei der AusMüller u. Veikel, Bürger!. Recht, n

34

einander,

530

Erbrecht. — Mehrheit von Erben.

einandersetzung unter den Miterben zur Ausgleichung zu bringen, Abstand genommen. Anders aber liegt die Sache dann, wenn der Erblasser ohne Hinterlassung einer letztwilligen Verfügung stirbt, so daß die gesetzliche Erbfolge einzutreten hat, oder wenn der Erb­ lasser seine gesetzlichen Erben letztwillig auf dasjenige eingesetzt hat, was sie als gesetzliche Erben erhalten würden. In diesen Fällen liegt die Vermuthung nahe, der Erblasser habe keinen seiner gesetzlichen Erben vor dem anderen bevorzugen wollen. Doch hat das B.G.B. die Gruppe derjenigen gesetzlichen Erben, welche bei der Auseinandersetzung des Nachlasses vor­ empfangene Zuwendungen zur Ausgleichung zu bringen haben, und überdies auch noch die zur Ausgleichung zil bringenden Zuwend­ ungen beschränkt. «u». Zur Ausgleichung verpflichtet sind nämlich nur: 9 Pf«*««? 1. diejenigen Atkiimmünge des Erblassers, welche Mangels einer letztwilligen Verfügung als gesetzliche Erben zur Erbfolge gelangen. Ehegatten, Eltern, Groß­ eltern, Geschwistern des Erblassers, welche zur gesetz­ lichen Erbfolge gelangen, obliegt ebensowenig wie ent­ fernteren Verwandten des Erblassers eine Ausgleichungs­ pflicht. Die Ausgleichungspflicht erstreckt sich vielmehr nur auf die Abkömmlinge des Erblassers, also Kinder, Enkel, Ur­ enkel u. s. w., und auch auf diese nur, sofcrne sie als gesetzliche Erben zur Erbfolge gelangen. Gelangen dieselben auf Grund Testamentes oder Erbvertrags zur Erbfolge oder in Folge Ausschlagung oder Erbunwürdigkeit überhaupt nicht zur Erbfolge, so ist auch von einer Ausgleichungspflicht keine Rede G 2050 B.G.B.).

2. Bon der Regel, daß auf Grund Testamentes oder Erb­ vertrags zur Erbfolge gelangende Abkömmlinge des Erblassers zur Ausgleichung nicht verpflichtet sind, besteht eine Ausnahme. Hat nämlich der Erblasser in einer letztwilligen Verfügung die Ab­ kömmlinge auf dasjenige als Erben eingesetzt, was sie als gesetzliche Erben erhalten würden, oder hat er ihre Erbtheile so bestimmt, daß diese zu einander in dem­ selben Verhältnisse stehen wie die gesetzlichen Erbtheile, so ist, soferne nicht ein anderer Wille des Erblassers Ausdruck gefunden hat, anzunehmen, daß die Abkömmlinge auch in diesem Falle zur Ausgleichung verpflichtet sein sollen (§ 2052 B.G.B.). Hat z. B. der Erblasser in seinem Testamente nur bestimmt: „Zu meinen Erben ernenne ich meine Kinder zu gleichen Theilen", so sind die Kinder einander zur Ausgleichung gegenseitig verpflichtet. Das Gleiche ist z. B. dann der Fall, wenn der Erblasser, welcher unter Hinterlassung einer Ehefrau und dreier Kinder verstirbt, testamentarisch bestimmt hat: „Erben sollen meine Frau und meine Kinder zu gleichen Theilen sein"; denn, da die Ehefrau neben den Abkömmlingen bei Mangel einer letztwilligen Verfügung zu einem

Viertheile gesetzliche Eröin ist, sind die drei Kinder, denen bei ge­ setzlicher Erbfolge auch drei Viertheile gebühren würden, auf das­ jenige als Erben eingesetzt, was sie als gesetzliche Erben erhalten würden. 3. Fällt ein Abkömmling, der als Erbe nach Vor­ stehendem zur Ausgleichung verpflichtet sein würde, vor ober nach dem Erbfalle, z. B. in Folge Ablebens oder Erb­ unwürdigkeit weg, so ist wegen der ihm gemachten Zuwend­ ungen der an seine Stelle tretende Abkömmling zur Ausgleichung verpflichtet. Hat z. B. der Erblasser seiner Tochter eine Mitgift von 30000 Mark gegeben, so müssen, wenn die Tochter vor ihrem Vater stirbt, die den Großväter neben Onkel und Tante beerbenden Kinder der vorverstorbenen Tochter die Mitgift zur Ausgleichung bringen. Die Ausgleichungspflicht ruht auf dem gesetzlichen Erbtheil des Abkömmlings. Daß der an die Stelle des weggefallenen Abkömmlings tretende Abkömmling den weggefallenen, zunächst als Erben zür Ausgleichung verpflichteten Abkömmling beerbt, ist keine Voraus­ setzung für die Verpflichtung des an die Stelle des weggefallenen Abkömmlings tretenden Abkömmlings, dasjenige zur Ausgleichung zu bringen, was dem weggefallenen Abkömmling an Zuwendungen gemacht worden ist. Z. B.: A hatte zwei Söhne B und C, von denen letzterer selbst wieder einen Sohn D und eine Tochter E hat. Vor A verstarb C und A kaufte dem D, der Landwirth werden wollte, ein Landgut. D betrieb das Gut nur kurze Zeit, dann starb auch er. Und nun erst folgte A seinem Sohne C und seinem Enkel D im Tode nach; ein Testament hinterließ A nicht, seine gesetzlichen Erben sind daher B und E je zur Hälfte. Bei Auseinandersetzung der Erbtheile muß aber die E, da sie an die Stelle des D tritt, dasjenige zur Ausgleichung bringen, was D durch den Ankauf des Landgutes durch A erhalten hat. Hat der Erblasser für denjenigen Abkömmling, der zür Aus­ gleichung verpflichtet sein wurde, vor oder nach dem Erbfalle aber weggefallen ist, einen Ersatzerben eingesetzt, so ist, soferne nicht ein anderer Wille des Erblassers erhellt, anzunehmen, daß der Ersatzerbe nicht mehr erhalten soll, als der Abkömmling unter Berücksichtigung der Ausgleichungspflicht erhalten würde (§ 2051 B.G.B.). Hat z. B. der Erblasser zwei Söhne A und B und ernennt er in einem Testamente seine Ehefrau C zur Ersatzerbin des einen Sohnes A, welcher jedoch, wenn er zur Erbfolge ge­ langen würde, 1000Ö Mark zur Ausgleichung zu bringen hätte, so erhält die Ehefrau des Erblassers, wenn dieser nach A ohne Hinterlassung einer anderen letztwilligen Verfügung stirbt, den auf A treffenden Theil, muß aber die 10 000 Mark zur Ausgleichung bringen. Ob der Ersatzerbe ein Abkömmling des Erblassers ist oder nicht, bleibt gleichgültig. Hat a) ein entfernterer Abkömmling, der an die Stelle eines

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näheren, vor oder nach dem Erbfalle wegfallenden Abkömmlings tritt, vor dem Wegfalle des ihn von der Erbfolge ausschließenden näheren Abkömmlings oder b) ein an die Stelle eines ausgleichungspflichtigen Abkömm­ lings als Ersatzerbe tretender Abkömmling vor oder nach dem Wegfalle des 6r6en oder c) ein Abkömmling, bevor er, wie z. B. eine an Kindesstatt angenommene oder für ehelich erklärte Person, die rechtliche Stellung eines Abkömmlings erlangt hat, eine an sich zur Ausgleichung geeignete und verpflichtende Zu­ wendung von dem Erblasser erhalten, so ist diese Zuwendung nicht zur Ausgleichung zu bringen, es sei denn, daß der Erblasser bei der Zuwendung die Allsgleichung angeordnet hat (§ 2053 B.G.B.). Vielmehr ist stets festzuhalten: zu a): daß der an die Stelle eines näheren, vor oder nach dem Erbfalle wegfallenden Abkömmlings tretende entferntere Ab­ kömmling stets nur wegen der dem wegfallenden Abkömmling gemachten Zuwendungen zur Ausgleichung verpflichtet ist. zu b): daß der an die Stelle eines Abkömmlings als Ersatz­ erbe tretende Abkömmling nur von dem Erbtheile des wegfallenden Abkömmlings nicht mehr erhalten soll, als diesem unter Berück­ sichtigung der Ausgleichungspflicht zufallen würde, daß aber die Einsetzung als Ersatzerbe eine Ausdehnung der Ausgleichungs­ pflicht auf die dem Ersatzerben gemachten Zuwendungen nicht enthält. zu c): daß ein Abkömmling, der vor Erlangung der recht­ lichen Stellung eines Abkömmlings Zuwendungen vom Erblasser empfing, diese Zuwendungen eben nicht als eine in den 5kreis der zur Ausgleichung verpflichteten aufgenommenen Person erhalten hat. Folgende Beispiele werden die Sache erläutern: a) Der Erblasser A hat seinem Sohne B ein Kapital von 30000 Mark zur Gründung eines Geschäftes gegeben; sein Sohn C, der eine reiche Frau heirathete, erhielt zu Lebzeiten seines Vaters keine besondere Zuwendung. Das Geschäft des B ging nicht be­ sonders gut und daher gewährte A dem Sohne des B, dem D, als dieser sich selbständig machen wollte, abermals ein Kapstal von 20000 Mark. Bald darauf starb B, dann A, ohne Hinter­ lassung einer letztwilligen Verfügung und anderer Verwandten als C und D. D tritt nun an die Stelle seines Vaters B und muß daher die dem letzteren gegebenen 30000 Mark bei der Ausein­ andersetzung mit C zur Ausgleichung bringen. Nicht aber muß D die ihm gegebenen 20000 Mark zur Ausgleichung bringen, denn diese hat er als entfernterer Abkömmling des A vor dem Wegfall seines Vaters empfangen, der ihn als näherer Abkömm­ ling von der Erbfolge, wenn er am Leben geblieben wäre, aus­ geschlossen hätte. b) A hat nur ein Testament des Inhalts hinterlassen: „Ersatzerbe meines Sohnes B soll der Sohn C meiner Tochter

Ausgleichungspflicht der Abkömmlinge des Erblassers.

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D sein" und hat dem C zur Begründung eines Geschäftes 10 000 Mark gegeben, während er dem 8 ehedem zu dem gleichen Zwecke 20000 Mark gegeben hatte. Zuerst stirbt nun B ohne Hinterlassung von anderen Verwandten als der Genannten, dann A. C muß nun zwar die dem B ehedem gegebenen 20000 Mark, nicht aber die 10000 Mark zur Ausgleichung bringen, welche er selbst erhalten hat; denn dasjenige, was ein an die Stelle eines Abkömmlings als Ersatzerbe tretender Abkömmling von dem Erb­ lasser erhalten hat, ist nicht zur Ausgleichung zu bringen; dagegen hat der Ersatzerbe nur zu erhalten, was derjenige, an dessen Stelle er tritt, unter Berücksichtigung der Ausgleichungspflicht erhalten würde. c) A verstirbt unter Hinterlassung der von ihm an Kindes­ statt angenommenen B und eines Enkels C eines vorverstorbenen Sohnes. Der B hat A bereits vor erfolgter Annahme an Kindesstatt zur Begründung eines kleinen Geschäftes ein Kapital von 5000 Mark »und nach erfolgter Annahme an Kindesstatt ein Heirathsgut von 10000 Mark gegeben. Nur letztere 10000 Mark, nicht auch die 5000 Mark muß B zur Ausgleichung bringen. Der Kreis derjenigen Abkömmlinge, welche Ausgleichung ver- ®ger Beiwohnung II 4, — Klage auf Eingehung der Ehe I11, — Rückgabe der Geschenke II 2, — Rück­ tritt II 2 ff., — Verjährung der An­ sprüche II 5, — Vertragsstrafe II 1 f. Verlobte, Ehevertrag II 42, — Erbvertrag n 409, — Erbverzicht II 426, — letztwillige Zuwendungen II 385. Verlorene Sachen, Eigenthumserwerb I 499, — Schutz des früheren Besitzers I 533 ff. Verlorene Schuldverschreibungen auf den Inhaber I 414 ff. Verlust des Besitzes I 456 f., — des Eigen­ besitzes I 503, — des Eigenthums an beweglichen Sachen I 495 ff., — an Grundstücken I 494, — der Rechtsfähig­ keit eines Vereins I 55, — von Stift­ ungen I 65, — des Rechtes auf Geltend­ machung der beschränkten Haftung II 486 ff., — s. auch Gewinn. Vermächtni- II 342, 568 ff., — Begriff II 568, — alternatives B. II 571, — Anfall II 583, — Annahme II 584, — Ausschlagung II 584, — durch eine Frau II 74, — Anwachsung II 585, — beim Aufgebot der Nachlaßgläubiger II 465, — Bedachter II 570, — B. der Befreiung von einer Schuld II 582, — Belastung des Bermächtnißgegenstandes II 577, — bei beschränkter Erbenhaftung II 483 f., — Beschwerter II 569 ff., — Beschwerung des Pflichttheils mit B. II 598f., — von nichtzurErbschaft gehör­ enden Sachen II576,—Ersatzvermächtniß II587, — Forderungsvermächtniß II581, — Gattungsvermächtniß II580, — Ge­ währleistung II 588 ff., — Kürzung II 591 ff., — Nachvermächtnist II574, — als NachlaßverbindlichkettII.461,—Berschaffungsvermächtniß II 576, 589, — Borausvermächtniß II573,—Wahlvermächtniß II580, — zeitliche Begrenzung II582. Vermächtnißanspruch II 587 ff., — Umfang II 577, — zeitliche Begrenzung II 582. Bermächtnißgegenstand II 575, — Belast­ ung II 577, — Bestimmung durch Dritte II 580, — unmögliche Leistung II 575. Vermächtnißschulden einer Frau II 83. Vermarkung der Grundstücke I 482.

Vermengung I 507. Bermiether, Rechte und Pflichten-1 281 ff., — Pfandrecht I 296 ff., 654.

Verminderung des Gesammtgutes, absicht­ liche, durch den Mann II 100.

Vermischung I 507. Bermittelung eines Dienstvertrags I 346, — der Eingehung einer Ehe I 345, — eines Vertrags I 344.

Vermögen aufgelöster Vereine I 57, — erloschener Stiftungen 165, — der Frau, Verwaltung durch den Mann II 54, — des Kindes, Verwaltung durch den Baler II210 ff., — Vertrag über gegenwärtiges oder künftiges B. I 197. Vermögensauseinandersetzung mangelnde, Ehehinderniß II 7.

BermögenSschaden I 152. Vermögensübernahme I 195. Vermögensverfall des Darlehensverspre­ chensempfängers I 317, — bei Ver­ pflichtung zur Vorleistung I 232. Bermögensverhältniffe eines Ehegatten, Irrthum II 20, — Täuschung hierüber II 21, — Verschlechterung der V. des Vertragsgegners I 232, 317. Bermögenswerth einer Leistung I 144. Vermuthung, Bedeutung gegenüber der Beweislast 1129, — der Aushändigung des Hypothekenbriefs I 597, — der Auf­ hebung des Testamentes II 382, — der Beiwohnung des Ehemannes während der Empfängnißzett II184, — bezüglich des Eigenthums der Ehegatten II 37, — bezüglich des eingebrachten Gutes der Errungenschaftsgemeinschast II 150, — bezüglich des Gesammtgutes bei der Er­ rungenschaftsgemeinschüft II141, — zu Gunsten des Besitzers einer beweglichen Sache I 532, — auf Grund des Erb­ schaftsinventars II 487, — zu Gunsten des Pfandgläubigers I 675 f., — B. des Lebens 119, — der Richtigkeit des Erbscheins II 558 f., — des Inhalts des Grundbuchs I 474, — der Rückgabe des Pfandes I 679, 690, — des Todes I 15, — des gleichzeitigen Todes I 13, — bei Unterhallsgewährung der Ellern und Abkömmlinge I 359, — bei Be­ streitung des ehelichen Aufwands durch die Frau II 92, — bei Bestreitung des elterlichen Haushalts durch die Kinder II 200, — beim Viehkauf I 258, — der Zugehörigkeit zum Vorbehaltsgut II 48. Vernachlässigung des Kindes n 224. Vernichtung des Testamentes II 382. Verpächter, Pfandrecht I 296, 654. Verpfändung fremder Sachen I 653, — durch einen Kaufmann I 653, — von Forderungen I 690 ff., — von Mit­ eigentum I 681. Verpstegungsanstalten, Verjährung ihrer Ansprüche I 131. Verpflichtung der Frau zu persönlichen Leistungen H 32 f., 68, — durch Rechts­ geschäfte des Mannes II 55, — der Mit­ glieder eines Familienrathes II 317, —

des Vormundes H 283.

664

Alphabetisches Sachregister.

Versäumung der Ausschlaaungsfrist H447, Versteigerungsbedingungen I 670. Versteigerungsbefugniß I 664, 666. — der Jnventarfrist n 486. Verschlechterung des Hypothekenobjektes I Versteigerungserlös I 216 f. 623, — des Inventars der Miethsache Vertheidigung, Kosten II 63, 84, 222. I 292 f., — bei Nießbrauch I 557, — Vertheilung der Früchte I 75, — der Lasten I 76, — von Gewinn und Ver­ bei Rücktritt I 225, 229, — bei Wan­ lust I 381, — der Gesammthypothek auf delung I 238, — in den Vermögensdie einzelnen Grundstücke I 626. Verhältnissen des Vertragsgegners 1232, — des Darlehensversprechensempfängers Vertiefung von Grundstücken I 486. I 317, — des Hauptschuldners bei der Verträge I 77 f., — Abschluß I 99, — Auslegung 1104, — beschränkt Geschäfts­ Bürgschaft I 399, — s. auch Gefahr­ fähiger I 81 ff., — Bestätigung nichtiger tragung. V. 1101, — Einigung, nicht vollständige Verschollenheit I 13. E. I 99, — Erfüllung durch beschränkt Verschreiben, sich v. I 86. Geschäftsfähige I 82, — einer Frau II Verschulden 1164, — konkurrirendes des 32, — über eingebrachtes Gut II 66, — Verletzten I 154, 446, — Dritter 1165, Form I 90, — Formmangel I 197, — — von Gehülfen I 155, — eines Gegegenseitige I 198 ff., — Gegenstand sammtgläubigers I 179, — eines Ge1196, — über gegenwärtiges oder künf­ sammtschuldners 1177, — des gesetzlichen tiges Vermögen 1197, — überGesammtVertreters I 155, — s. auch Haftung. gut II 103, — über Grundstücke I 452, Verschuldete Unmöglichkeit der Leistung — zu Gunsten Dritter 1181, — Inhalt I 159. — 1196 ff., — mangelnde VertretungsVerschwägerte, Anhörung durch das Vor­ macht 1112, — über den Nachlaß eines mundschaftsgericht II 223, 309, — Aus­ noch lebenden Dritten 1197, — Schuldlagenersatzanspruch II 223, 309, — Eheverhältnisse aus B. I 143. hinderniß II 10, 17, — Mitwirkung bei Testamentserrichtung II 337, — Theil­ Vertrag zu Gunsten Dritter I 181 ff., — Ausschlagungsrecht des Dritten I 184, nahme am Familienrath II 317. — Rechtsstellung der Kontrahenten I Verschwendung I 26. 183, — des Dritten 1184, — Vorbehalt Versendung der Kaufsache I 239, — von der Abänderung I 183. Geld I 174. Versetzung von Beamten, Kündigung 1299. Vertragsabschluß I 99, — durch Brief­ wechsel I 91. Versicherung des eingebrachten Gutes II 62, — des Hypothekenobjektes I 604 ff., Bertragsantrag 196 ff., —Ablehnung durch eine Frau II 74, — Annahme I 96, 98. —' der Nießbrauchssache I 555, — zu Vertragserbe II 342, 411 ff. Gunsten Dritter I 182. Versicherungssumme, Haftung für die Vertragskosten beim Kauf I 261. Vertragsmäßiges Güterrecht n 34, 94 ff. Hypothek I 604 ff. Vertragsort I 172. Versiegelung des Testamentes II 370. Verspätete Annahme des Bertragsantrags Vertragsstrafe 1*202 ff., — Beweislast der Verwirkung der V. I 203, — Herab­ I 97, — Geltendmachung von Nachlaßsetzung I 206, — als Mindestbetrag des ßHansprüchen H 468. Schadens I 204, — neben Erfüllung Versprechen der Befriedigung des Gläu­ I 204, — statt Erfüllung I 203, — Un­ bigers I 191, — der Leistung einer wirksamkeit der Hauptverbindlichkeit I fremden Sache (Schenkung) I 276, — 205, — Haftung des Pfandes I 660, — der Leistung an einen Dritten 1181, — für den Fall des Unterbleibens der Ehe­ . Schenkungsversprechen I 272, — Sichschließung II 2, — im Falle nicht ge­ versprechen I 86. höriger Erfüllung I 204, — im Falle Versteigerte Sachen, Gewährleistung 1499. der Nichterfüllung I 203. Versteigerung eines Antheils I 681, — Bieter I 236, — Eigenthumserwerb I Vertragswidriger Gebrauch der Mieth­ sache 1'301. 499, — des gemeinschaftlichen Gegen­ standes I 386, — zwecks Auseinander­ Vertretbare Sachen, Begriffl69, — Gegen­ stand der Anweisung I 407, — des Bei­ setzung der Erbschaft II 528, — des trags eines Gesellschafters I 375, — des Pfandes I 656, 669, — Selbsthülfe­ Darlehens I 315, — der Hinterlegung verkauf I 216, — bei Viehgewährschaft 1316,360, — des Berwahrungsvertrags I 260, — Zustandekommen des Ver­ I 361. trags I 156. Vertreter 1109 ff., — beschränkt GeschäftsVersteigerungsbeamte I 670.

fähiger I 80 ff., — Haftung des nicht bevollmächtigten B. I 112, — besondere V. des Vereins I 50 f., — Kenntniß I 111, — Rechtsgeschäfte mit sich selbst I 113, — Vollmachtsnachweis I 116 f., — Willensmängel 1111, — s. auch ge­ setzlicher Vertreter. Vertretung I 109 ff., — bei Anfechtung der Ehe II 22, — der Ehelichkeit II 185, — beim Auftrag I 353, — Ausübung der Verwaltung und Nutznießung II 54, — Dienstvertrag I 324, — Ehescheidung II 165, — Erbvertrag II 407, — Erb­ verzicht H 426, — Testamentserrichtung II 362 f., — Vereinbarung der allge­ meinen Gütergemeinschaft II 95, — Ver­ waltung des Gesammtguts II 101. Vertretungsmacht besonderer Vertreter des Vereins I 50 f., — geschäftsführender Gesellschafter I 368, — des Vaters II 208, — des Vormundes I 286, — des Vorstandes eines Vereins I 49, — einer Stiftung I 64. Vertretungsrecht der Frau bei allgemeiner Gütergemeinschaft II 106. Verwahrer, gemeinschaftlicher des Pfandes I 652. Verwahrung amtliche, letztwilliger Verfüg­ ungen II 370, — s. auch Hinterlegung und Verwahrungsvertrag. Verwahrungspflicht des Finders I 515, — des Pfandgläubigers I 665. Berwahrungsvertrag I 359 ff., — Aender­ ung der Aufbewahrungsart I 362, — Aufwendungen I 363, — Haftung des Hinterlegers 1364, — Hinterlegung bei Dritten I 36 f., — Ort der Rückgabe I 362 f., — Rücknahme I 362, — anzu­ wendende Sorgfalt 1362, — Vergütung 1363, — Verzinsung für sich verwendeten Geldes I 362. Verwaltung des eingebrachten Gutes nach gesetzlichem Güterrecht II46 ff., 54 ff., — bei Errungenschaftsgemeinschaft II 144, — des Gesammtgutes II100 ff., 117,129, 144, — des gemeinschaftlichen Gegen­ standes I 389, — der Miterbschaft II 520 ff., — kraft elterlicher Gewalt II 210, — des Mündelvermögens II 290 ff., — bei Vorerbschaft II 500 ff., — des Vor­ behaltsguts II 50 ff., 144, — durch den Testamentsvollstrecker II 397. Berwaltungsbehörde,Einspruchsrccht gegen die Eintragung eines Vereins I 42. Verwaltungshandlungen des Erben vor der Ausschlagung II 450 ff. Verwandte, Begriff II178 ff., — Anhör­ ung durch das Vormundschaftsgericht II 223, 301, — Betheiligung am Familien-

rath II 317, —Bedenkung im Testament II 378, — Erbverzicht II 425, — gesetz­ liches Erbrecht II 345 ff., — Unterhalts­ pflicht des Annehmenden II 269, — des An genommenen II269, — Eheschließung II 10, 17.

Verwandtschaftsgrade II 180. Verweigerung der Leistung bis zur Be­ wirkung der Gegenleistung I 231 f., — bei Verpflichtung zur Vorleistung I 232, Geltendmachung im Prozesse I 232, — Einfluß auf die Verjährung 1135, — der Befriedigung des Hypothekengläubigers I 616, — der Herstellung der ehelichen Gemeinschaft II 30, — der Uebernahme der Vormundschaft I1183, — der Erfüll­ ung des Schenkungsversprechens I 273. Verweisung auf ausländisches eheliches Güterrecht H 42, — auf die hinterlegte Sache I 213. Verwendungen I 155, — des Besitzers I 526 ff., — Abtrennungsrecht I 530, — des mit einem Vermächtnisse Beschwerten II591, — für Bestellung eines Landgutes oder landwirthschaftlichen Grundstücks I 284, — des Entleihers I 313, — des Erbschaftsbesitzers II 553, — des Erb­ schaftsverkäufers II 565, — der Ehe­ gatten, bei Errungenschaftsgemeinschaft II150, — bei allgemeiner Gütergemein­ schaft II 113, — Geltendmachung des Ersatzanspruchs gegenüber dem Ansprüche auf Herausgabe 1526 ff., — des Miethers I 284, — des Nießbrauchers I 556, — des Pfandgläubigers I 660, — nach dem Eintritte der Rechtshängigkeit I 229 f., — des durch eine unerlaubte Handlung Beschädigten I 447, — des Verkäufers I 261, — des Vorbesitzers I 528, — des Borerben II 509, — des Vormundes II 303 f., — des Wiederverkäufers I 265, — des Wohnungsberechtigten I 577, — Zurückbehaltungsrecht I 230. Verwirkung der elterlichen Gewalt II 229. Verzeichniß, Aufnahme eines V. des einge­ brachten Gutes II 54, — des Kindes­ vermögens II 225, — des Mündelver­ mögens II 290 f., — des Nachlasses II 485, — bei Nießbrauch I 558, — B. der Vereinsmitglieder I 44. Verzeihung des scheidungsberechtigten Ehe­ gatten II 165, — des Erblassers II 457, 618, — des Schenkers I 279. Verzicht eines Abkömmlings auf seinen An­ theil am Gesammtgute der fortgesetzten Gütergemeirlischaft II 126, — auf das Eigenthum an Grundstücken I 495, — auf Einreden I 397, — durch den Hauptschuldner bei der Bürgschaft I 395,

666

Alphabetisches Sachregister.

— durch den Hypothekenschuldner I 615, — durch den Pfandschuldner I 665, — auf die Einrede der Borausklage I 397, — auf die elterliche Nutznießung II 221, — auf das Erbrecht II 425, — auf Grunddienstbarkeiten I 547, — auf die Grundschuld I 646, — auf die Hypothek I 612, 626, 628, 632, - auf Rückstände von Hypothekenzinsen 1628, — auf noch nicht erworbene Rechte I 271 f., — auf den Pflichttheil durch eine Frau II 74, 105, — durch den Vater II 213, — durch den Vormund II 299, — auf den Unterhaltsanspruch II 36, 198. Verzinsung für sich verwendeten Geldes I 353, II 291, — des Kaufpreises I 262, — der Schadensersatzsumme I 447. Verzug des Dienstberechtigten I 325, — des Gläubigers 1169 ff., — Voraus­ setzungen I 169, — Folgen I 171, — Beendigung I 172, — eines Gesammtgläubigers 1179, — des Schuldners I 166 ff., — Voraussetzungen 1166, — Folgen 1 167, — Haftung I 168, — Verzugszinsen 1 168, 275, — eines Gesammtschuldners I 177, — des Haupt­ schuldners bei der Bürgschaft I 399, — des Schenkers I 275, — des Unterhalts­ pflichtigen II 197, — bei Unmöglichkeit der Leistung 1163, — des Vermieters I 302, — Verwirkung der Vertragsstrafe I 203, — des Wahlberechtigten I 149. Verzugszinsen I 168, — Hypothek I 606, — Schenkung I 275. Vieh als Zubehör I 73. Viehgewährschaft I 257 ff., — Arten der Thiere I 257, — Ansprüche I 259, — ^Gewährfristen I 257 f., — Hauptmängel I 257, — Kosten 1 260, — Verjährung I 260, — Versteigerung I 260.

Vierteljahr I 123 f. Vollendung der Verjährung, Hinderung I 136.

Volljährigkeit I 21. Volljährigkeitsertlärung I 21. Vollmacht I 110, 114 ff., — Erlöschen I 114, — Erteilung I 114, — Form der Erteilung 1 114, — Kraftloserklärung 1117, — Schutz Dritter 1114, — Wider­ ruf I 114, — Wirkung I 114, — zur Ausschlagung einer Erbschaft II 446, — einseitige Rechtsgeschäfte 1116, — Mangel der B. I 112. Vollmachtsurkunde I 115 ff., — Kraftlos­ erklärung I 117, —7 Rückgabe I 117. Vollstreckungshandlnngen bewirken Unter­ brechung der Verjährung 1 139. Vollstreckungsklausel, Unlerbrechung der Verjährung I 139.

Vollstreckung-urtheil,

Unterbrechung der Verjährung I 139. Voranschlag, Ueberschreitung 1 342. Voraus II 357.

Vorausklage I 396 ff. Vorausleistung der Leibrente I 389, — des Unterhalts II 36, 197. Voraussehbarkeit des Schadens 1 153,159. Vorausverfügungen über Mieth-und Pacht­ zins I 308, 602.

Voransvermächtniß II 573. Vorauszahlung der Leibrente I 389, — des Mieth- und Pachtzinses I 308, 602, — des Unterhalts II 36, 197. Vorbehalt des Eigenthums I 262, — der Entlassung des Vormundes II 283, — der Ergänzung letztwilligerVerfügungen II 389, — geheimer 184, — des Ranges I 469, — der Rechtsverwirkung I 223, — des Rücktritts vom Erbvertrag II422. Vorbehaltlose Annahme mangelhafter Sachen I 251, 289. Vorbehaltsgut bei allgemeiner Güterge­ meinschaft II 98 f., — bei Errungen­ schaftsgemeinschaft II143 f., — bei Fahrnißgemeinschaft II 156, — nach gesetz­ lichem Güterrecht II 47 ff. Vorbesitzer, Anrechnung der Ersitzungszeit I 504, — Verwendungen I 528. Voreltern, gesetzliches Erbrecht II 350. Vorempfang, Ausgleichung bei Ausein­ andersetzung der fortgesetzten Güter­ gemeinschaft II 139, — bei Auseinander­ setzung unter Miterben II 529 ff. Vorenthaltung einer Sache I 521 ff. Vorentscheidung über die Zulässigkeit des Rechtswegs, Verjährung I 137. Vorerbe, Stellung bis zum Eintritt der Nacherbfolge II 499 ff., — nach dem Eintritt der Nacherbfolge II 516 ff., — Herausgabe der Erbschaft an den Nach­ erben Ü 509, — Haftung für Nachlaßverbindlichkeiten II 462, 510. Vorkaufsrecht persönliches I 266 ff., — dingliches I 580 ff., — unter Miterben II 523. Vorläufige Vormundschaft II 329. Vorlegung von Sachen I 419. Vorlegungsfristen f. Schuldverschreibungen auf den Inhaber I 417. Vormerkungen im Grundbuch I 469 ff., — beim Aufgebot der Nachlaßgläubiger II 465, — Pflicht des Verkäufers zur Be­ seitigung I 244. Vormund, Annahme des Mündels an Kindesstatt II 263, — Ansprüche des Mündels II 305, — gegen den Mündel II 303, — Verjährung dieser Ansprüche 1135, — Bestellung II283 ff., -^Haftung

II 305, — Hypothek an seinen Grund­ stücken 1592, — Unfähigkeit und Untaug­ lichkeit zum V. II 281 f., — Wirkungs­ kreis II 285 ff. Vormundschaft II 273 ff., — über Aus­ lände rll 274, — überM in der jährige II 275 ff., — Ablehnungsgründe II 282, — Anlegung von Mündelgeld II292 ff., —Anordnung II 277, — Ansprüche des Mündels II 305, — des Vormundes II 303, — Beendigung II 322 ff., — Befreite B. II313, — Berufung II277 ff., — Familienrath II 315, — Fürsorge und Aufsicht II 307, — Gegenvormund II 284, — Gemeindewaisenrath II 310, — gemeinschaftliche Führung der V. II 288, — Genehmigung von Rechts­ geschäften des Vormundes II 295, — Hinterlegung von Werthpapieren und Kostbarkeiten II 294, — Milvormund DE 284, — bei Vorhandensein einer Pflegschaft II 286, — Sorge für die Person des Mündels II289 ff., — Sorge für das Vermögen des Mündels II290 ff., — Unfähigkeit und Untauglichkeit II 281 ff., — Vertretung des Mündels II 286 ff., — über Volljährige II 325 ff., — vorläufige V. II 329. Vormundschastsgericht, Aenderungen be­ züglich der Unterhaltsgewährung II197, — der Anordnungen Dritter über die Vermögensverwaltung 11 211, 291, — Anordnungen über Kindererziehung II 224, 229, 309, — über Ergänzung des Inventars II291,—Anzeige derWiederverheirathung II 226, 259, — Aufsicht II 223, 307 ff., — Bestätigung der An­ nahme an Kindesstatt 11 263, — Ehe­ lichkeitserklärung II 256, — Entscheid­ ung bei Meinungsverschiedenheiten II 206, 288, — Entziehung der elterlichen Gewalt II 224, — Ersetzung der Ein­ willigung zur Eheschließung II 7, 10, — der Zustimmung der Frau II 56, — des Mannes II 33, 70, — Genehmigung von Rechtsgeschäften des Vaters II 212, — des Vormundes II 296 ff., — der Kündigung des Ehemannes von Verpflichtungsverträgen der Frau II 32 f., — Mittheilungen II 312 f., — Bolljährigkeitserklärung I 22, — Zuständig­ keit II 307. Vormundschastsrichter, Haftung I 443, II 312, — als Vorsitzender des Familienrathes II 319. Vorname I 33.

354, — des geschttstsführenden Gesell­ schafters I 372, — des Vormundes II 303 f., — des Vorstandes I 50, — Ver­ jährung der V. der Rechtsanwälte 1132. Vorsitzender des Familienrathes II 319. Vorstand der Stiftung I 64, — des Ver­ eins I 47 ff., — Aufgaben I 50, — Besitz I 455, — Beschlußfassung I 48, Bestellung I 48, — Haftung I 50, — Vertretungsmacht I 49. Vorübergehende Verbindung mit Grund und Boden I 71. Vorvertrag I 201, — beim Darlehen 1317. Vorzugsrechte, Aufgabe durch den Gläu­ biger bei Bürgschaft I 401, — Schuld­ übernahme 1194, — Übertragung der Forderung I 186.

Waarenlager I 69. Wahlrecht bei Gattungsschulden 1145, — bei Wahlschuldvermüchtnissen I 148.

Wahlschuldverhältniffe, Begriff I 147, — Alternative Leistungsbefugniß 1147, — Wahlrecht I 148.

Wahlvermächtniß II 580. Währung I 146. Wald, Nießbrauch I 552, — Borerbfchaft II 506.

Wandelung beim Kauf I 250 ff., — beim

Verkauf mehrerer Sachen I 254, — beim Viehkauf I 259, — beim Werkvertrag I 334 ff. Wartegelder, Verjährung I 132. Wartezeit bei Frauen II 7. Wechsel der persönlichen Forderung bei Hypotheken I 595, — Hypothek für Wechselverbindlichkeilen I 639, — Ein­ gehung vonWechselverbindlichkeiten durch den Baler II214, — durch den Vormund I 299, — s. auch Orderpapiere. Wegfall des Beschwerten II 570, — eines Erben II 354 ff., 570, — des Rechts­ grundes für einen Erwerb I 422, 428, — eines Vermächtnisses rc. beim Erb­ schaftskauf II562, -- eines Bermächtnißnchmers II 585. Wegnahmerecht 1156, — des Eigentümers 1528,532, — des Miethers und Pächters 1284, — des Wohnungsberechtigten 1577. Wegschaffung der eingebrachten Sachen durch den Gast I 366, — durch den Miether oder Pächter 1 297, — auf Grund Eigenthums I 460, 532. Weisungen des Auftraggebers I 353, — des Käufers I 240. Borrangemräumung I 466, 612. Weiterbelaftung eines vermieteten oder Vorsatz, Haftung I 164. verpachteten Grundstücks I 305, Vorschuß, Anspruch des Beauftragten I

Werk mit dem Grundstück verbunden I 71,

— Einsturz I 437 ff., — Eigenthum bei Preisbewerbung I 350. Werklieferungsvertrag I 332 ff., 342. Werkvertrag I 332 ff., — Abnahme I 339, 340, — Annahmeverzug des Bestellers I 342, — Beschaffung des Stoffes durch den Besteller I 340, ~ durch den Unter­ nehmer I 342, — Gefahrtragung I 340, — Gegenstand I 332, — nicht recht­ zeitige Herstellung I 337, — Inhalt I 332, — Kostenvoranschlag I 338, 342, — Kündigungsrecht des Bestellers 1341, — des Unternehmers I 342, — Mängel I 333 ff., — Minderung I 334, — nicht rechtzeitige Herstellung I 337, — Pfand­ recht des Unternehmers I 339, — Scha­ densersatz wegen Nichterfüllung II 334, — Sicherungshypothek der Bau Hand­ werker I 339, — Tod eines Beiheiligten I 340, — Vergütung I 337, — Versend­ ung I 340, — Wandelung I 334. Werthminverung des Pfandes I 663. Werthpapiere, Haftung des Gastwirths I 366, — des Verkäufers 1245, — Hinterlegungsgegenstand I 211, — Nießbrauch I 569, — Sicherheitsleistung I 121, — der Frau II 65, — des Kindes II 214, 216, 225, — des Mannes II 37, — des Mündels II 294, — der Nacherbschaft II 503. Wesentliche Bestandtheile einer Sache I 70. Wette, Wettvertrag I 390 f. Widerklage bei Ehescheidung I1 166, 168, — Rechtshängigkeit I 230. Widernatürliche Unzucht, Scheidungsgrund n 158. Widerruf der Anweisung I 410, — des Auftrags I 354, — der Auslobung I 349, — der Bestellung des Vorstands I 48, — des Darlehensversprechens I 317, — der Einwilligung I 118, — der Einwilligung des Mannes zum Betriebe eines Erwerbsgeschäfts durch die Frau II 73 f., — der Schenkung 1279, II176, — der Stiftung I 63, — des Testa­ mentes II 381 ff., 392 ff., — des Ver­ tragsantrags 1 93, — des Bertrags­ gegners I 81, — der Vollmacht I 114, —' der Zustimmung I 118. Widerspruch eines geschäftsführenden Ge­ sellschafters 1370, — gegen die Geltend­ machung der Hypothek 1608, — zwischen Hypothekenbrief und Grundbuch I 617, — gegen die Pfändung 1 656, — gegen die Richtigkeit des Inhalts des Grund­ buchs 1475, 477 f., — bei unterbliebener Darlehenshingabe 1617, — gegen U eber­ bau I 486, — gegen die Zwangsvoll­

streckung auf Grund ehelichen Güterrechts il 76. Widerspruchsvolle Bedingungen I 106. Wiederherstellung der ehelichen Gemein­ schaft II178, — der häuslichen Gemein­ schaft II 160, — der Errungenschaftsgemeinschast II 152, — des früheren Zustandes I 152, 157, — der Verwalt­ ung und Nutznießung II 90, — des versicherten Gegenstandes I 604. Wiederkauf I 263 ff. Wiederkehrende Leistungen aus dem ein­

gebrachten Gute II 62, — Haftung für die Hypothek 1603, — Nießbrauch 1567, — Schenkung 1273,—Verjährung 1132, — Verpflichtung des Kindes zu w. L. II 214, — des Mündels II 299. Wiederverheirathung einer Frau H 7, — des überlebenden Ehegatten bei fort­ gesetzter Gütergemeinschaft II 132, — des geschiedenen Ehegatten II 175, — im Falle der Todeserklärung II 28 f., — der Mutter II 183, 233, — des Vaters II 226, — Ehelichkeit des Kindes bei W. II 183. Wilde Thiere I 514. Wildschaden I 436 f. Willenseinigung I 96, 99. Willenserklärungen I 78 ff., — unter Ab­

wesenden I 92 ff., — unter Anwesenden 192 ff., —Auslegung 1104, — beschränkt Geschäftsfähiger I 80, — Bewußtloser I 79, - Drohung I 89, — Fälschung I 88, — Form I 90 ff., — gegenüber beschränkt Geschäftsfähigen I 93, — gegenüber Geschäftsunfähigen I 93, — gegenüber Stiftungen I 64, — gegen­ über Vereinen I 49, — Geheimer Vor­ behalt I 84, — Geschäftsunfähiger I 79, — Irrthum I 88, — zum Scheine I 85, — zum Scherz I 85, — Täuschung I 88, — Tod des Erklärenden oder Em­ pfängers I 93, — unrichtige Uebermittelung, Vertretung I 109 ff., — Widerruf I 81, 93, — Zwang 190, Zustellung I 93. Willensmängel I 84 ff., — bei Vertretung I 111. Wirksamkeit der Gütertrennung gegenüber Dritten II 94, — des vertragsmäßigen Güterrechts II 44, — der Beschränkung der Schlüsselgewalt II 32, — der Be­ schränkungen einer Ehefrau II 72, — der Borbehaltsgutseigenschaft II 99, — von Rechtsgeschäften der Frau gegenüber dem Mann H 68, — von gegen die Frau ergangenen Urtheilen gegenüber dem Manne II 74 ff., 81. Wirkung

der Eintragung ins

Vereins-

register 144 f., — ins Güterrcchtsrcgistcr Zerstörung fremder Sachen im Nothstand II 44, — des Erbscheins II 558, — der I 481. Genehmigung I 118, — der Hinter­ Zeugen bei der Eheschließung II15, — bei legung I 213, — des Pfandverkaufs I der Testamentserrichtung II 366 ff., — 671 ff., — der Verjährung I 141, — Verjährung ihrer Ansprüche I 132. der Vollmacht I 114. Zeugengebühren, Verjährung I 132. Wirthschastliche Vereine I 39. Zeugniß über die Dienstleistung I 328, — Wirthschaftsgebäude, Ausbesserungen 1283. über die Fortsetzung der Gütergemein­ Wirthschaftsplan I 552, II 506. schaft II 127, — des Testamentsvoll­ Wittwen, Wiederverheirathung II 7, 132, streckers II 396, — über die Zusammen­ 183, 233. setzung des Vorstandes I 45. Woche, Berechnung von Fristen I 123. Zinsen 1 150 ff., — Anrechnung auf Z. I Wohnort I 30, — Bestimmung durch den 211, — Aufrechnung geaen Z. I 221, Mann II 30. — Auftrag I 353, — Bereicherung I Wohnräume, Besitz I 455, — ungesunde 427, — Darlehen I 317, — aus dem I 304. eingebrachten Gute II 62, — Gesellschaft Wohnsitz I 29 ff., — deutscher Ehegatten I 371, — für eine Grundschuld I 694, im Auslande II 38. — Haftung für Hypothekzinsen I 594, Wohnung, Bestimmungsrecht des Mannes — für die Zinsen der Pfandforderung II 30, — ungesunde I 304. I 660, — Hohe I 150, — Kaufpreis I Wohnungsmiethe I 280 ff. 262, — bei der Kautionshypothek I 641, WohnungSrecht I 576 ff. — Prozeßensen I 229, — Rückstände Wucher I 96, 150. von Hypothekzinsen I 628, 635, — un­ Wundärzte, Verjährung ihrer Ansprüche erlaubte Handlungen I 447, — Ver­ I 132. jährung I 132, 141, 151, — einer ver­ Wurzeln I 485. pfändeten Forderung I 688, 692, — bei Verzug 1168, — Zeit der Zinszahlung I 151, — Zinseszinsen I 151. Zinsbestimmungen einer Hypothek, Aender­ ung I 606. Zahlung einer Geldschuld I 146, 174. Zinseszinsen I 151. Zahlungsbefehl I 138, 230. Zinsfuß 1150, — Aenderung des Z. einer Hypothek I 606. Zahlungsbestimmungen einer Hypothek, Aenderung I 606. Zinsrückstände, einer Hypothek I 628, 635, Zahlungsfähigkeit, Haftung des Verkäufers — Verjährung I 132, 141, 151. einer Forderung für Z. I 245. Zinsscheine I 413, — Eigenthumserwerb Zahlungsort I 172 ff., — bei Grund­ I 501, — Verpfändung I 654. schulden I 645. Zinszahlung bewirkt Unterbrechung der Ver­ jährung I 138, 151. Zahlungssperre I 417. Zahlungßstatt, Hingabe an Z. I 208. Zubehör I 72 ff., — Eigenthumserwerb I ZahlungSzeit 1165, — Aenderung der Z. 493 ff., — Erstreckung des Nießbrauchs auf Z. I 550, — des Wohnungsrechts bei Hypotheken I 606. Zahme Thiere I 514. I 577, — Haftung für die Hypothek I Zahnärzte, Verjährung ihrer Ansprüche 501, 599 ff., — Pfändung I 619, 624, I 132. — Vorkaufsrecht I 580. Zehenten I 584. Züchtigungsrecht der Mutter II 231, — des Zeichnen, Eigenthumserwcrbsgrund 1509. Vaters II 207, — des Vormundes II289. Zeit zum Aufsuchen eines anderen Dienstes Zufall, Haftung für Z. I 157 ff., 225, 447. I 328, — der Leistung I 165 ff. Zugesicherte Eigenschaften, Haftung des Zeitbestimmungen I 108 ff., — Anfangs­ Unternehmers I 333, — des Verkäufers termin I 108, — Endtermin I 109, — I 249, — des Vermieters I 285 ff. bei Auflassung I 491, — bei Übertrag­ um Zug, Erfüllung bei gegenseitigen ung des Eigenthums an beweglichen ertrügen I 198 ff., — beim Rücktritt Sachen I 495. I 226. Zeüpunkt, maßgebender für Berechnung Zulässigkeit des Pfandverkaufs I 666, — des Schadens I 155, — des Todes bei der Versteigerung des Leistungsgegen­ Todeserklärung I 15. standes I 215. Zerrüttung des ehelichen Verhältnisses n Zurückbehaltungsrecht I 230 ff., — des 160. Besitzers gegenüber dem Anspruch auf

Z.

670

Alphabetisches Sachregister.

Herausgabe I 529, — des Finders I 516, — der Frau 11 51, — des Miethers und Pächters I 295, — Geltendmachung im Prozesse I 231, — Einfluß auf Ver­ jährung 1 135, — des neuen Eigen­ thümers beim Vorkaufsrecht I 135. Zurückbeziehung der Bedingung I 105. Zurücknahme des hinterlegten Gegenstandes I 212, — der Klage I 138, — des Testamentes II 382. Zusammenlegung von Grundstücken I 490. Zusammentreffen von Nießbrauch und Eigenthum in einer Person 1562, — von Nießbrauch und Recht I 566, — von Nießbrauch und Verpflichtung I 566, — von Eigenthum und Pfandrecht 1678,— s. auch Bereinigung, Kollision. Zuschlag I 99, 621, — an den Pfand­ gläubiger I 670, — im Zwangsver­ steigerungsverfahren I 636. Zuschreibung von Grundstücken I 462, 598, 624. Zusicherung von Eigenschaften, — s. zuge­ sicherte Eigenschaften. Zustand, Feststellung des Z. des einge­ brachten Gutes II54, — des Nießbrauchsgegcnstandes I 558, — Herstellung des früheren Zustandes I 152, 157. Zuständigkeit zur Abnahme des Ossenbarungseides.1234, — des Standesbeamten II 14. Zustellung von Willenserklärungen I 93. Zustiftungen I 61.

Vertreters I 80 ff., — s. auch Einwillig­ ung, Genehmigung. Zuthaten, Lieferung durch den Unternehmer beim Werkvertrag I 343. Zuwendung, Anrechnung auf den Pflichttheil II 601, — des Antheils am Gesammtgute II 140, — an die Armen II 379, — Auflage II 593 ff., — Ausgleich­ ung II529, — an die „gesetzlichen Erben" II 376, — an die Kinder II 378, — unter Lebenden II 49, — von Todeswegen II 49, — unentgeltliche I 271 ff., — an die Verwandten II 378. Zwang I 90. Zwangserziehung II 309. Zwangshypothek I 593. ZwangSveraleich im Nnchlaßkonkurs II482. Zwaugsverkauf — s. Zwangsversteigerung. Zwangsversteigerung, Ablösungsrecht Drit­

ter I 234, — Auflassung 1491, — Zwecks Aufhebung der Gemeinschaft I 386, — Anzeige an den persönlichen Schuldner einer Hypothek I 622, — Ausschluß des Vorkaufsrechts des Hypothekenobjekts I 619 ff., — Gesammthypothek I 626, — Einfluß auf Miethe und Pacht I 310 ff., — öffentlicher Glaube des Grundbuchs I 473 f. Zwangsverwaltung I 623. Zwangsvollstreckung, Ablösungsrecht Drit­

ter 1234, — bei Alternativschulden 1149, Annahmeverzug I 149, — Antrag auf Zw. I 209, — durch den Hypotheken­ gläubiger in das bewegliche Vermögen I 619, — in den Nachlaß II 445, 497, 502, — öffentlicher Glaube des Grund­ buchs 1473 f., — während des Schwebens der Bedingungen 1 107 f., — Unter­ brechung der Verjährung I 209, — Verbot der Betheiligung I 237, — Vor­ kaufsrecht I 267, — Widerspruch II 76, Zwangshypothek I 93.

Zustimmung I 117, — Dritter zur Auf­ hebung und Aenderung von Rechten an Grundstücken I 465, — zur Aufhebung des Pfandrechts I 680, — zur Aus­ schließung der Ertheilung des Hypotheken­ briefs I 596, — zur Rangänderung I 467, — zu Rechtsgeschäften I 117, — der Frau zu Rechtsgeschäften des Mannes II 55, 105, — des Mannes zu Rechts­ geschäften der Frau II 66 ff., — zum Zweige I 485. Betriebe eines Erwerbsgeschäfts durch Zwillmge I 12. die Frau II 72 f., — des gesetzlichen Zwingendes Recht I 2.

Z. Schweitzer Gerlag (Arthur Lessier), München.

Die

AMmBMe jM WMlichei KeseMA Sammlung der von den Bundesstaaten zur Ausführung des Bürger!. Gesetzbuchs und seiner

Rebengesetze erlaffenen Gesetze und mit Gesetzeskraft versehenen Verordnungen

herausgegeben von

I)r. Heinrich Vecher, k. Landgerichtsrath in München.

Antage des Merkes ist folgender Jeder Bundesstaat erhält eine selbständige Abtheilung mit eigenen fortlaufenden Nummern und Seitenzahlen. Die Reihenfolge der Staaten ist der Uebersichtlichkeit und des leichteren Aufschlagens wegen alphabetisch. Innerhalb jeder Abtheilung werden die Gesetze re. in chronologischer Folge gebracht. Die sämmtlichen Abtheilungen bilden zusammen nach Be­ dürfniß einen oder zwei Bünde. Die Sammlung erscheint in Lieferungen, welche je nach dem vorliegenden Stoffe oft verschiedene Abtheilungen umfassen. Zum Schluffe erscheint ein Jnhaltsverzeichniß und alphabetisches Gesammtregistcr. Der Umfang des ganzen Werkes ist auf 100 bis 120 Druckbogen in handlichem Oktavformal zu veranschlagen. Der Preis ist bei vorzüglicher Ausstattung äußerst niedrig bemessen und wird pro Druckbogen durchschnittlich 15 Pfg. betragen. In den bis November 1899 erschienenen 4 Lieferungen (38 Bogen Preis Mk. 5.90) beginnen die Ausführungsgesetze der Staaten: Anhalt, Baden, Bayern, Braunschweig, Hamburg, Heffen, Mecklenburg-Schwerin, Oldenburg, Preußen, Sachsen, Sachsen-Altcnbnrg, Sachsen-Weimar, Württemberg.

Einzelne Lieferungen und Mbtßettungen werden nigjf aßgegeken.

Keuler, Mart., B-zirksthierarzt, Die deutsche LieUeuchengefktzgkvunß

nach dem Reichs-csrtz

betreffend die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen in der Fassung des Gesetzes Vvm 23. Juni 1880 und 1. Mai 1894 nebst der Bundesrathsinstruktion, den hiezu erlassenen Bollzugsbestimmungen, dem bayer. u. Preuß. Milzbrandentschädigungsgesetze und dem Bie'hseuchen-Uebereinkommen mit Oesterreich-Ungarn. Mit Erläuterungen unter Berück­ sichtigung der Motive rc. 1896. Gebunden Mk. 6.—. WoHiNger,

K. Amtsgerichts-Sekretär,

Die Prozeßgevützren-Gesetze für das Deutsche Reich, in der Neutextirung vom 20. Mai 1898, umfassend: Das Gerichtskosten-Gesetz, die Gebührenordnung für Zeugen urrd Sachverständige, die Gebühren­ ordnung für Gerichtsvollzieher, die Gebührenordnung für Rechtsanwälte.

Handausgabe mit Erläuterungen, Tabellen und ausführlichem' Sach­ register. 8°. (19 Bogen.) In Ganzleinen gebunden Mk. 4.2Ö.

I. Schweitzer Gerlag (Urlhur Sellier), München. Schweitzer's alte- und neues

KandelsgeseHöuch (mit ZeereAt) nevst GinfüArungsgesetz. Vergleichende Textausgabe mit alphabetischem Sachregister. In Ganzleinen gebunden Mk. 3.50.

ZGweiher's alte und neue

Livilprozeßor-nung und Gerigtsverfaffungsgesetz.

Vergleichende Textausgabe mit alphabetischem Sachregister. In Ganzleinen gebunden Mk. 3.—.

Schiveitzer's alte und neue

Konkursordnung, nebst den zugehörigen Einführungsgesetzen und Gesetz, betr. die Anfechtung von Rechtshandlungen eines Schuldners außerhalb des Konkurs-Verfahrens. Vergleichende Textausgabe mit alphabetischem Sachregister. In Ganzleinen gebunden Mk. 1.50.

Wonschav, Kr., Vorstandsmitglied der Bayer. Landwirthschaftsbank, Das Rkichsgesktz, betr. die Erwerbs- und Wirttzschaftsgenoffenschaften, vom 1. Mai 1889. In der Fassung des gemäß Art. 13 des Einfuhrungsgesetzes zum Handelsgesetzbuch vom 10. Mai 1897 revidirten Textes. 1899. In Ganzleinen gebunden Mk. 3.—.

Aon schab, Ar., Vorstandsmitglied der Bayer. Landwirthschaftsbank, KypotHekenSankgesetz vom 13. Juli 1899. Handausgabe mit Erläuterungen und ausführlichem Sachregister. 1899. gebunden Mk. 1.80.

In Ganzleinen

Demnächst erscheint:

Aon schab, Ar., Vorstandsmitglied der Bayer. Landwirthschaftsbank, Skskh, betr. die gemeinsamen Rechte der Besitzer von Schuldverschreibungen. Handausgabe mit Erläuterungen und ausführlichem Sachregister. 1900. In Ganzleinen gebd. ca. Mk. 2.—.

Schweyer, Dr. Ar., Regierungsaccessist, Die Vankdepotgeschäfte in geschichtl., wirthschastl. und rechtl. Beziehung dargestellt. 1899. Mk. 3.50.

Z. Schweitzer Gertag (Arthur Sellier), München. Dr. Krnst Jäger, «. 0. Professor in Erlangen,

Das bürgerliche Gesetzbuch mit Neöengesetzen und einem

Gefammtregister für den

akademischen und praktischen Gebrauch. 50 Bogen 8°. In Ganzleinen gebunden Mk. 6. —. Diese Sammlung enthält: XI. Zwangsversteigerungsgesetz. I. Bürgerliches Gesetzbuch. XII. Einführungsges. z. Zwangs­ II. Einführungsgesetz z. Bürgert. versteigerungsgesetz. Gesetzbuche. — NeichsmilitärXIII. Grutldbuchordnnng. gesetz § 44. III. Ermächtigungsgesetz. XIV. Freiwillige Gerichtsbarkeit. XV. Haftpflichtgesetz. IV. Gerichtsverfassungsgesetz. — Ge XVI. Gesetz, betr. die Inhabersetz, betr. Aenderung des Gepapiere mit Prämien. richtsverfassungsgesetzes. V. EinführungsgesetzzumGerichlsXVII. Personenstandsgesetz. XVIII. Gesetz, betr. die Abzahlungs­ verfassungsgesetze. VI. Civilprozeßordnung. — Ein­ geschäfte. XIX. Wuchergesetz. führungsgesetz z. Civilprozeß Novelle. — LohnbcschlagnahmeXX. Reichsschuldbuchgesetz. XXI. Hypothekenbankgesetz. gefetz. XXII. Bekanntmachung, bett. AusVII. Einführungsgesetz zur Civil­ prozeßordnung. sührungsbestimmungen zu den VIII. Konkursordnung. — Einführ­ §§ 980, 981, 983 des B.G.B. ungsgesetz z. Konkursnovelle. XXIII. Verordnung, betr. die Haupt­ IX. Einführungsgesetz z. Konkurs­ mängel und Gewährfristen ordnung. beim Biehhandel. X. Anfechtungsgesetz. Register. Sie zeichnet sich durch praktische Anlage, korrekten OesetzeStext, deut­ lichen Druck, elegante Ausstattung und außerordentlich billigen Preis aus.

aer Die Ausgabe erfreut sich in der Praxis bereits großer Ve» tlebtAeit und wird auf allen Universitäten den Studierenden empfoAlen.

Minnenkgl. Oberlandesgerichtsrath in Zweibrücken, Das Recht der Grundstücke nach dem Bürgerlichen Gesetzbuche und der Grundbuchordnnng für das Deutsche Reich. Mk. 9.—, in Halbfranz gebunden Mk. 11.—.

1899.

Broschiert

Dieses für die Praxis bestimmte Buch enthält mehr als der Titel sagt, nämlich eine systematische Darstellung des ganzen Sachenrechts des B.G B ; doch wurde obiger Titel gewählt, weil das Jmmobiliarrecht mit beabsichtigter Ausführlichkeit behandelt ist. Durch knappe Darstellung und klare Sprache zeichnet sich das Werk besonders aus; cs hat sich in der Praxis bald überall Eingang verschafft.

MiNlktk,