Das Ausland. Ein Tageblatt für Kunde des geistigen und sittlichen Lebens der Völker mit besonderer Rücksicht auf verwandte Erscheinungen in Deutschland [21]

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Das Ausland. Ein Tageblatt für Kunde des geistigen und sittlichen Lebens der Völker mit besonderer Rücksicht auf verwandte Erscheinungen in Deutschland [21]

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Das Ausland. Ein Tagblatt

für

Kunde des geiſtigen und ſittlichen Lebens der Völker mit

beſonderer Rückſicht auf verwandte Erſcheinungen

in

Deutſchland.

E i n u nož w a n z igfter

J a hrga n g.

1848.

Stuttgart und Tübingen.

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen B u d þ andlung. 1848.

1

4 .

JO12

Alp h a betiſch e s

Inhalts - Verz3eichni h. Jahrgang 1848.

A.

Abdelkader , ein Schreiben

8 : 249. - in

Pau: 472.

Nachrichten Abdulhamids aus dem Innern :

ſchen den Vereinigten Staaten und Canada :

1016.

544 .

Zanzibar, einiges über - : 57. Madagascar und ſeine Nebeninſeln . Ab: ſendung des Herrn Page von Seite Frank: reichs mit Geſchenken an die Königin : 60. Die Bevölkerung der Comorn- Inſeln : 209.

Galveſton ; die Stadt und ihre Umgebun

Abtei , die ehemalige - von Val Profond : 52. Afrika. Aegypten , Die alten Racen in und Aethiopien : 267, 271 , 275 , 279. Etwas Die Beſtrafung des Chriſtenthums in - : 524 . über die Kaſten im alten : 976, 1061. Die Agbovans, die - : 617. Albanien , die Stämme - $ : 797. ſyriſchen Kloſter : 1012 . Abyſſinien und ſeine Nebenländer. Ueber |Alpen , Schilderungen aus den Hochregionen die weſtlichen oder Jdurſtamme an der der - : 1. Von Gaſtein nach Kauris : 655 . Somalikuſte : 1168. Die Stadt Harrer : 2. Ein Tauernpaß : 659. 3. Das Stilffer:

Briefe aus Teras : 1. Ankunft in

gen ; Adelsverein ; Emigranten : 595. II. Seereiſe nach Indian Point ; Aufenthalt das

ſelbſt; Landreiſe nach Neubraunfels ; Schil derung der Umgegend ; der Verein und die Emigranten ; die Indianer : 599, 604, 607, 611.

Frachtverdienſt

der amerikaniſten

Joch : 759 ; 764. . 4. Das Engadin und der

Rheder : 708. Die holländiſchen Coloniſten im Staate Michigan : 1117 , 1122 . Das Waſhington Monument: 1216. Merico. Skizzen aus dem mericaniſchen Leben : El Monte. Erſter Abſchnitt: 11,

Fermontgletſcher : 767. 5. Die Marmolatta

15 , 19 , 23, 27, 31 , 35.

und ihre ilmgebungen : 772, 775. 6. Hei: ligenblut und der Paſterzengletſcher : 779,

55, 59, 63, 67, 71 , 75. Remigio Vasquez :

Die Zaffarininſeln : 169. Der Zuſtand von 784. Tunis : 211 . Die Regentſchaft Tripoli: Amerika. Nordamerika. Ueber die geolo: giſche Beſchaffenheit von - : I.: 77, 82. Jl.: 315, 319. Eine Scene in der Wüſte : 445. 197 , 203. Alter der Civiliſation in Ohio : Nömiſche Ruinen im Innern : 452. Die 264. Ein Beſuch in Obercanada : 297, 303. Weiber der Tuariks : 463. Die Tuarik:

Der Capitän Beaveduria . Erſter Abſchnitt : 207, 211, 215, 219, 224. Zweiter Abſchnitt :

1176. Literariſche und ethnographiſche Nachrichten aus Aborjinien : 1213. Barbareskenſtaaten . Der Aufſtand in Tri : poli : 5. Die Frauen in Gadames : 163 .

von Tuggurt: 1135.

Das todte Meer in Nordamerika : 311 . Das Klima von Weſtcanada : 421. Die Verbindung der Canada - Seen mit dem Meere : 700. Unterſuchung des obern

Algier. Unterricht in der arabiſchen und franzöſiſchen Sprache : 76. Orleansville :

in Canada : 848 .

Stämme : 505. Die Stadt Tripoli : 695, 690. Gebräude der Tripolitaner : 761. Die

Zweiter Abſchnitt :

151 , 155, 159, 163, 167, 171 , 175, 179.

231 , 235 , 239 , 243 , 247, 251 , 255. Die Bergleute von Nayas : 523, 527, 531 , 535 , 539 , 543 , 548. Der Capitän Don Blas

und die Conducta de Platas : 695, 699 , 703,

Etwas über die nord :

707, 711 , 715, 719, 723, 727. Die Jaro cos : 839 , 843 , 847 , 851. 855, 859, 863. Der Lootſe Ventura : 911 , 915, 919, 923 , 927 , 931. Die Furcht vor den Indianern : 385 . Ereigniſſe in Yucatan : 644. Die

177. Der Handel im Innern : 299. Algie: riſche Briefe. 1 .: 673, 678 , 682. II .: 693,

amerikaniſden Seen : 936. Der Handel in

Bevölkerung Merico's : 740. Eine Indianer

den Prairien : 941 , 946, 949.

698, 701 , 706. III.: 733, 738, 743, 746. Sfijzen aus der Provinz Conſtantine: 877,

nach Gutenberg und zu den Winebagos :

geſchichte aus Nordmerico : 741. Die Lage von Durango : 751. Etwas über die phy :

1029, 1033, 1037, 1041. Ueber die Urwald:

ſifaliſde Geographie des Landes : 815. Neu

882, 886, 839. Die Schawiab : 913. Alter:

bäume auf den künſtlichen Hügeln Nord: amerika's : 1048. Peränderung des Miſs

merico und Californien : 919. Gold in Californien : 1012. Mittelamerika. Belegung des Hafens von

Stadt Tuggurt : 1131. Die Bevölkerung

thümer von Scherſchell: 976. Betreibung der Soloniſation : 1000. Die Coloniſten : 1075 .

- Mittelafrika. Der Segatanz bei den Negern: 109. Einige Nachrichten über die Oſtafri: taniſchen Vólfer : 247. Die Colonie Liberia : 259. Vertrag derſelben mit England : 1104.

Skizzen aus Tumae. III .: 313, 318. Anhang: Tomiong : 321 , 326, 330, 334. Civi: liſation im Invern : 457. Der Handel an

der Goldküſte; 987. Die Hoghlans , ein Stamm , halb Affe , halb Menſd : 1013.

Sees: 760. Sprachtyrannei der Englander Eine Fahrt

ſippi: 1232.

Vereinigte Staaten.

San Juan durch die Engländer : 87. Der Religiöſe Zuſtände

im Oregongebiet : 7. Die Botſchaft des Präſidenten Polk : 37, 42, 46. Eine unter: brochene Theatervorſtellung in Neuyorf : 108.

Brief eines proteſtantiſchen deutſden Geiſt lidhen aus - 140 , 143 1, 147. Ueber den Verbrauch von Thee und Kaffee : 232. Die Entwicklung Nordamerika's : 333 , 337, 341 , 346 , 350 , 353. Ueber den nächſten Weg nad China : 511 , 515 , 519. Handel zwi:

Vulcan von Apacapa : 229. Straße von Panama nach Chagres : 988 . Etwas über die belgiſche Colonie in Guatimala : 1003. Weſtindien. Handelsfreiheit auf Cuba : 104. ' Das Grundvermogen in Engliſch - : 119. Sinken des Wohlſtandes auf der In: Sinfen des Grund : msicoin: Ja 4 .ica : 644. Die Sulis : huor Tel 34ma ntrt eigePo 865. Barbados : 881, 888 .

IV

Südamerifa . Deutſche Auswanderung nach Chile : 3 , 7. Der Cerro de Pasco : 327.

golen : 113.

Die Kupferausfuhr aus Arica : 328. Er : zeugniſſe der peruaniſchen Provinz Sarabana :

Anſarier :

331. Karte von Neugranada : 491. Die Bevölkerung des Staats Ecuador : 510.

Braſilien . Die Sebaſtianiſtas: 29. Re:

Mongolei . Der Neujahrstag bei den Mon: Arabiſche Lander. Der Katechismus der 405 . Schilderung von Aden : 1049. Die Jeſſiden : 1097. Die Schabab-

Araber : 1143 , 1147.

Einiges über das

todre Meer : 1184.

Koruud in Kleinaſien ; Wichtigkeit der Ent: deđung : 969. VIII. Schwierigkeit ſich in die neue Ordnung der europäiſchen Dinge wieder einzufinden nach der langen Abweſen heit aus Konſtantinopel; Vorbereitung zum Empfang des päpſtlichen Geſandten ; ver

ſchiedenartige Geſinnung, welche dieß Ereig

Arbeiterfrage , die - : 249. Penſionscafle

ud : 547. Ueber die Goldwäſchen im öſt: licen : 637. Der Baikallee. 1. Lage und

für Arbeiter : 281. Aſien. Japan . Ein unfreiwilliger Beſuch

Große ; Ein- und Ausfluß; Inſeln ; Felſen

niß in Konſtantinopel erwedt; glänzender Empfang des Geſandten ; Contraſt zwiſchen der jeßigen und der vor kurzem herrſchen den Denkungsart der türkiſchen Regierung; Wichtigkeit und Raſdheit dieſer Verände

unter dem Waſſer; Vorgebirge; Hafen ;

rung : 989.

Charakteriſtik der umliegenden Perge ; Pes ſchaffenheit des Wailers ; der Ausfluß der Angara ; die Uferbevölkerung : 891 , 895. 2.

an den Sultan Mahmud , in Folge deſſen die katholiſchen Armenier aus Konſtantino:

richt über den gegenwärtigen Zuſtand der Bevölkerung in der Provinz Matto Groſſo : 387.

in - : 419 .

China. Chriſtenverfolgung in Sorea : 40. Anſchlag der Engländer auf Peking : 88. Der Aderbau bei den Chineſen : 161 , 165, 169.

Papiergeld : 181.

Etwas über die

Das Chriſtenthum : 248. Ein Spaziergang in Santon : 33, 307, 311 . Klima von Fu =tſchou -fu : 364. Ueber die Einwohner von Fu -tichou -fu : 407. Gine dhineſiſche Verſchwörung: 507. Die Ufer des blauen Fluſſes und der Tempel des Confutie : 583. Allgemeine Schilderung der chineſiſchen Tempel : 1021 . Der Gouver: Miaotle : 243 .

neur von Santon und die Amerikaner : 1160 .

- Hinterindien. Der öſtliche Theil Hinter: indiens : 153. Die Miſſionáre unter den Cariern : 927.

Gußlaffs Bericht über die

Gránzen Ebina's und Cochinchina’s : 1236. Statiſtiſches über Sochinchina : 1248.

- Indien. Oberſt Briggs über die Urein : wohner Indiens : 41 .

Naturgeſchichtliche

Forſchungen in Sind : 147. Beförderung des Theebaus : 152 , 215. Die engliſche Kriegsmacht: 223. Die Ureinwohner des

Subhimalaya : 343. Abſchaffung der Schiff: fahrtsgereße: 469. Die Dampfichifffahrt auf dem Ganges : 563. Die religiöſen Zuſtände der Gegenwart : 593, 597, 601, 605. Der Aufſtand in Multan : 636. Auswanderung aus Indien nach Mauritius : 644. Die

Sibirien . Etwas über Tſchudengräber : 53.

Große Schlangen : 275. Die Niederlaſſung am

die Erzeugniſſe des Baikal; die berrſchenden Winde ; Tiefe ; Zuſtand der Schifffahrt ; Winterweg auf und Sommerweg um den Baikal : Uriprung des Namens ; Meinun-

IX . Bericht von Pertew Paſcha

pel vertrieben worden ; Petrachtungen, welche

ſich an dieſen Bericht knüpfen ; Pertew Paſcha und Ali Paſcha ; die Polka zu Ehren des

pápſtlichen Geſandten in Konſtantinopel ge: tanzt : 1001. X. Ball und Feſtlichkeiten zu Ehren des pápſtlichen Geſandten gegeben ;

gen über die Entſtebung des Sees : 1083, 1087 , 1091, 1095. Erinnerungen aus fr:

il Papa ; die Porträte des Papſtes und Sul:

kutst : 951 , 955 , 960. Einiges über die Provinz Jafutsf : 1193 , 1200. Der telez-

tans; merkwürdige Coincidenzen ; Plan für

fiſche Sre : 1217, 1223 , 1228. Die Woh :

die bevorſtehende Reiſe; Errichtung meteo rologiſcher Stationen ; beabſichtigte Reiſe nach Griechenland : 1009.

nungen der Fakuten : 1225. Kleinaſien . Briefe aus - ( Von Tſhichat: Athos . die Urkunden der Kloſter des Ber: ſcheff). 1. Die Stadt uidin ; der Fanatis : ges - : 1053. Die Verbindung Rußlands mus der Seibecken ; Uebertritt chriſtlicher mit den Kloſtern des – vor dem 18ten Jahr: Frauen zum Islam ; Neſte des alten Tral- hundert : 1092. les ; Indiſches Denkmal; alte phóniciſde Denkmåler in Kleinaſien ; der Fluß Máan dros : 621.

II . Thal des Mäandros ; die

B.

Stadt Denisli ; Ruinen von Laodicea ; Tuff ablagerungen des Plateau's von Hierapolis ; aus Stalaktit gebildete Waſſerfälle und

Brúden ; warme Quellen ; alte Denkmåler Bargello , das – in Florenz : 27. mit Kalftuff bebeat; Großartigkeit der Phäs Barchkiren, der Name der - : 97. nomene von Hierapolis in Vergleich mit B a um wolle, wildwachſende auf der In denen von Slermont Tonnere und Tivoli : fel Rodriguez : 95.

849. 111. Reiſe durch Piſidien ; Grasebenen Belgien, die vlämiſme Bewegung in - : 89. Lykaonien in ; Ebene von Kaiſarieb ; Dar: ſtellung des Argeusberges auf alten Mún:

Brüſſel, ein geſchichtliches , ethnographiſches und ſtatiſtiſches Bild von C. v . Keſſel : 149,

alte Kriegführung der Hindus: 679. Auf: findung lithographiſcher Steine: 908. Das

zen ; merkwürdige Stelle des Plinius in

154, 157. Das Lebrerſeminar bei Nivelles :

Bezug auf die vulcaniſchen Erſdeinungen

413 .

Erziebungsweſen : 1085, 1090. Die Bela : gerung von Multan : 1105. Weber Profer:

dieſer Gegend ; Cultur des Diechri ; jalır: limer Ertrag ; Verluſt der Pflanzer : 901.

for Wilſons Geſchichte des brittiſchen - 8: 1177. Bombay, das Leipzig des Orients :

IV . Rúčkehr nadı Konſtantinopel und Abreiſe Ertrag der Eiſenbahnen : 744. nach Samuun ; öſterreimiſche und engliſche Bibelleren , Verbrechen des Unterrichtes Dampfimiſ fahrtslinien ; Trapezunt ; Wich im - : 559. tigkeit desſelben ; drohende Entwiclung des Vigamie , ein ſeltſamer Fall von - : 612. engliſchen mandels an der nördlichen Grüſte Blanc , etwas über Louis - : 401. Der von Kleinaſien , ſo wie auf dem großen Fall - $ : 487. Eine Probe von L. B - 8

1240 .

- Der indiſche Archipel. Die Chineſen auf Borneo : 25 , 30, 34, 39. Die Streitigkei :

ten zwiſchen Holland und England úber den Handel : 137. Ueber die Zoologie des in : diſden Arcipels : 187, 191 , 195 , 200.

Die

Regierung von Wajo : 379. Etwas über die Bewohner der

Inſel Borneo : 449.

Seeräubergeſchichte : 460. Ein Uusflug nach der Inſel Rali.

1. Die Reiſe : 555 , 559,

563, 567 , 571 , 575 , 580. 2. Allgemeine Bemerkungen : 587, 591. Die Araber auf Java : 577. Wiſſenſchaftlice Forſchungen über Bali : 581. Der Vrubu : Windi: 584. Die Araber im Archivel: 629. Ein Kam : pong im Innern Java's : 657. Geographic

ſche Geſtaltung von Borneo : 677. Einkehr bei einem Chineſen in den Preanger Regent: ſchaften : 737. Ueber die geologiſchen Ver: hältniſſe zwiſchen Java und Madura : 831 . Die Einwohner des Dſchohor-Arcipels : 917.

Die Tauſchmittel auf den Sulu - Inſeln :955. Ein Beſuch in den Preanger - Regentſchaften : 1017 , 1022 , 1026. Ueber den bisherigen

Zuſtand der Philippinen . Erſter Abſchnitt: 1067, 1071, 1075. Zweiter Abſchnitt : 1099,

aſiatiſchen Continent úberhaupt ; untergeord : blid der Handelsverhältniſe von Samſun ;

Weisheit : 537. -

lebend nad Amerika

geführt : 736.

Cultur des Tabaks in der Provinz Dichanit; Bðhmen , die deutſche Philoſophie in - : 1

ſchlechtes Finanzſyſtem der türfilden Regie:

233, 337.

rung : 929 , 935. V. Die Kupferhütte von Bonaire , die Inſel -: 188. Totat ; der öſterreichiſche Bergrath von Vosnien , Reiſe eines Naturforſchers nach Pauliny ; Garkupferarbeit in Tokat ; GeI. Vorbereitungen : Reiſe nach Spalato : 85,

brauch der Bleiglátte ; Betrag des aus Arganamaden jährlich nach Tolat gelieferten Nobtupfers; jáhrlicher Betrag des in Tokat

90, 93, 97, 101.

erzeugten Gartupfers ; Gewinn der Regie. rung; Möglichkeit denſelben zu verdoppeln ;

213, 218, 222, 226, 230, 234. IV. Die Podia vina : 417, 420, 425, 430, 433, 338, 442. V. Růdkehr nach Travnik : 461 , 466, 469, 475, 477. VI. Aufenthalt in Travnik : 569,

ſchlechte Benübung der Kupfergruben von Arganamaden ; Reichthum derſelben ; ſchlechtes

Schmelzverfahren ; dreifacher Verluſt, wel: cher daraus der Regierung erwächst: 937. VI. Erforſchung des vulcaniſchen Gebiets und Reiſe von Siwas nach Kaiſarieh ; man:

nichfaltige Gefahren und Abenteuer, welchen der Naturforſcher in dieſen Gegenden aus: gereßt iſt ; friegeriſche Mönche des Kloſters

von Tomarſe ; der merwürdige Vorſteher

Perſiiche Länder. Schlimmer Stand der

dieſes Kloſters : 945, 951. vii. Reiſe von Koniah nach Seleite über Karaman und Ermenet; Schlammvulcane von Eregli: Tertiarablagerungen Ciliciens ; die Küſte zwi: ſchen Seleffe und udalia ; Matri ; Ermor: dung engliſcher Reiſenden ; Vorkommen von

Ein Europaer in Kotand : 1008.

Die Wählerzahl : 596. Allgemeine Bemerkungen über - : 609, 614, 618. Vor: fchlag zu einer Nationalgardeuniform : 628.

nete Nolle, welche Frankreich Ipiilt ; deber: Boa Conſtructor, eine

1103, 1108, 1111 , 1115.

Dinge in Perſien : 156 . - Turfeitan. Aufſtand im öſtlichen , unter chineſiſcher Herrſchaft ſtehenden Theil: 128.

Bir

II. Aufenthalt zu Spa

lato und Reiſe nach Travnik :

130 , 134 , 137 , 142 , 146.

121 ,

126 ,

III. Travnik :

574, 578, 581 , 586. VII. Reiſe nach den

Klöſtern und Serajevo : 649, 653, 657, 662, 666. Vill . Aufenthalt zu Serajevo u. Rüdlehr nad Travnik : 705 , 709 , 713 , 717 , 721 ,

725. IX. Ausflüge auf den Plaſſich ; öffent licher Angriff durch einen Moslem : 773, 778 , 781 , 786 , 789 , 794. X. Rüdfehr : 801 , 806 , 810, 813, 817, 822, 826.

Bosporus, Swifffahrt Onrch den - : 260. Bretagne, die Bevdikerung der - : 876. Broiret , Nachricht über - : 69. Brougham , Verſpottung Lord – 8 : 467.

1

823, 827. Reiſe von Zeplah nach Ankober : 904, 908. Nadricht von Sir 3. Franklin : C.

1023.

telegraphiſche Verbindung zwiſchen Eugland und Irland : 1220.

Erfindungen. Eine vergoldete Seide: 4 .

Somorn : Inſeln , die Bevóllerung der - f. Afrika .

Sus cu fiu , die Bereitung des Sagots , etwas über die - : 633. Ca uſſidière , die Memoiren des Burgers Urabern Nordafrica's : 112 .

bei den

- : 1205.

Anaſtatiſcher Druc : 191. Ericſons Dampf maſchine: 195. Merkwürdiger elektriſcher Telegraph : 224. Firirung der Farben des Sonnenſpectrums : 228. Chloroform in den Manufacturen : 348.

Cbihu a hua , einiges über - ſ. Amerika .

Neu erfundene elet

triſche Batterie : 412. Der copirende Tele graph : 603, 952. Ueber den Bau der Schiffe

China , úber den nächſten Weg nach - T. Vereinigte Staaten .

Cholera, ein angeblich untrügliches Mittel gegen die - : 1010 . Dampfbootlinien, die – zwiſchen Europa

nach dem Wellenprincip : 648. Elektriſche Beleuchtung : 776 , 1196. Unverbrennbares Holz : 861. Aethermaſdine: 892. Perrots

Chriſtusgrab , das - auf Golgatha :: 365,,

neue Waffe : 1059. Ein ſomerzloſer Zahn und Amerika : 204. Doobas mi, der - : 245, 250, 253. ausreißer: 1208. Neue elektromagnetiſche Chronit der Reiſen . Reiſen und For: Droonfe, die langerwartete in England Mardine : 1212. ſchungen in Aegypten und Nubien. VII. angelangt : 404. Ethnologie. Umfang der Wiſſenſchaft: Theben : 79, 83, 87. 91 , 95, 99, 103. VIII. Dumas, etwas über Alerander - und ſeine 1033. 1 ) Syſteme: 1101 . 2 ) Schwäche derſelben : 1109. 3 ) Geſchichtliche Momente : Vücherfabrif: 381. Oberágypten : 356, 359, 363, 367, 371, 375 . 370.

379. Reiſe im

Innern Braſiliens von Duvivier , Nachricht über den General - :

Helmreichen : 283, 257, 291, 295 , 299.

1141.

4) Die Farbe : 1146.

5 ) Die fünf

Caſtrens Reiſe in Sibirien : 323, 327, 332,

Racen in Bezug auf die Farbe : 1153, 1160 . 6) Phyſiologiſche und pſychologiſche Bemer:

335, 339, 343. Fahrt des lieutenant Moly

fungen : 1173.

neur von dem See Tiberias nach dem tod: ten Meer : 371. Hoffmanns Reiſe nach den

1188 , 1191 .

736 .

7) Die Sprache: 1181 ,

Europa , der Zuſtand - 's : 305 .

Goldwaſchereien Oſtſibiriens. 1. Reiſe nach

Barnaul: 615 , 619, 623. 2. Reiſe nach Einhorn , über das - : 665, 670, 674. Irkutsk : 739, 744 , 747, 751, 755. Tage: Eiſenbabnen , militäriiche Vertreidigung F der - : 92. Durirſnittliche Geſchwindig: bud auf einer Reiſe längs der chineſiſchen Kuſte. 1. Ankunft zu Macao ; Beſuch der feit der - Locomotiven in Frankreich und Fechten , das – mit dem Kopfe: 255. Camoenegrotte; Beſchreibung der an und Deutſchland : 812. der Stadt ; Sitten und Gewohnheiten der Eigh óhle, die – bei kiungur im Gouver: Finanzſyſtem , das – der Zukunft: 717. Eingebornen ; Vorbereitungen und Feſtlich: nement Perm : 669. keiten bei einer Hochzeit ; Spielwuth ; Dar England. Die Factorei- Acte vom J. 1846. Die kurze Parlamentsjerſion : 13. Aus: ſtellung und Schilderung eines chineſiſchen Schauſpiels : 627, 631, 633, 639. 2. Der fuhr von Maſchinen nach Euba und BraHafen von Hongkong ; Lage der Stadt ; au- ſilien : 16. Der Eheezoll : 112. Die Frie: densverſammlung: 120. Einfuhr von Frich gemeine Beſchreibung der Inſel ; Sittenver: ren: ibid . Der Handel in Liverpool: 124. derbniß der Handwerfer ; Diebſtabl und Der Freihandel: 125. Das Centralamt der Seeraub ; Ueberfall der Weiber an Bord elektriſchen Telegraphen in London : 141. der Fregatte ; Arbeiten der Engländer und Die Nationaluhr in England : 160. Vor: Zukunft ihrer Niederlaſſung: 668, 672. 3. Ankunft in der Bocca Tigris ; die Manda: ſchlag militariſcher Colonien : 179. Die financielle Vorlage Lord J. Nuſſels : 217. rinen und der Pilot ; Beſchreibung des An: terns ; chineſiſche Feſtungswerke des Tſchu: Verbáltniß zu China: 237. Die neue Stelkiang ; Opiumtlivpers ; die Stadt und Rhede lung Englands: 269. Koſtipielige Rettung Whampu ; chineſiſche Dſchonfen ; Landſchafts: des Great Britain : 296. Die Verlegenheit bilder : 675, 680. 4. Barren und Veſten ;

Kriegsdichonken ; ſchwimmende Stadt ; allgemeiner Ueberblic von Canton ; Factoreien ; ein eleganter Chineſe ; Salon des Šam-Qua ; eine Entdeđungsreiſe in die innere Stadt; Ladfabriken ; chineſiſche Speiſewirthe; Speiſebereitung : Rútfehr nach Whampu und

an Bord der Fregatte : 683, 637, 691. 5.

des Landes : 325. Die Sklavenhandelspoli: tit : 341. Verhältniſſe zu Italien : 369.

ein mit Undank be

lobnter - : 712.

Finnland , Goldſand im nördlichen - : 228 . 1. auch Skandinavien. Die reiſenden Finn länder : 1157.

Firmeier, künſtliches Ausbrüten der - : 1088. Frankreid , Reiterſtatue der Jeanne d'Arc :

Flores , Nadridt úber den General - : 72 .

4. Die Berathung der Adreſſe in den Kam mern. 1. In der Pairsfammer : 105, 109, 114 , 117. 2. In der Deputirtenkammer : 185 , 190 , 193 , 199 , 202. Die Zunahme

des Runfelrübenzucerbaus : 116. Steigen der Seineſdifffahrt troß der Eiſenbahnen : 140. Der Viaduet von Tinan : 184. Die franzöſiſche transatlantiſche Dampfſchifffahrt : 196. Die neueſte Revolution : 225. Die

Die Yachtclubs im I. 1847 : 415 , 419. Spirituoſen : 416 . Das hydrographiſme

Finanzen: 261. Das ſymboliſche Bild der franzöſiſchen Republik : 308. Der Runkel:

Verbindung der Char:

rübenzuder : 332. Berangers Lied an Ma

tiſten und Repealers : 432. Aeußerung über den öffentlichen Unterricht : 435. Paytiſti: ſche Miſſionsanſtalt für England ſelbſt : 440.

trag der Paris : Orleanſer Eiſenbahn : 356 .

Departement: 428

inſeln ; Meerenge von Formoſa ; Sitten

Die Eiſenbahnen : 497. Ein neuer Soloniſationsplan : 549. Eine Geſellſchaft für

der Inſelbewohner ; Tinghai ; die große Pa :

Verbeſſerung der Lage der arbeitenden Clar:

Ueberfahrt von Macao nach den Dſchuſan :

Finanzvorſchlag,

nuel : 336. Verdienter Sturz : 340.

Er

Die Pürgerinnen von Franfreich : 372. Plan zum Nüdfauf der Eiſenbahnen: 400. Die

gode ; die Einwohner der Stadt; Wichtig:

ſen : 552. Etwas über die Pashtungen : 560 .

franzöſiſchen Republikaner : 427, 431 , 436 , 439, 444, 447, 451. Eine Frauenverſamm : lung in Paris : 488. Die Nationalverſamm :

feit von Tſchuſan : 963, 967, 971. 6. Ueber:

Die Schifffahrtsgeſeße : 561 , 565. Die Fälſcher alter Münzen : 568. Ausfuhrhan :

lung : 509. Die Anſtrengungen des Ader: baus : 564. Marſchall Bugeaud über die

del' im April : 596. Unterirdiſcher Stein : kohlenbrand : 601. Die walliſiſche Sprache:

Arbeiterfrage : 565. Die künſtliche Wuth der franzöſiſchen Terroriſten : 571. Paris

605. Die Frühaufſteher : 660. Die Stellung der engliſchen Regierung : 661. Benübung der franzöſiſchen Verlegenheit: 696. Mili:

597. Die republikaniſche Garde in Paris :

fahrt von Tſchuſan nach Wuſung; die Ufer des blauen Stromes ; Po Sáne; Tempel

des Confutſe;Wuſung und ſein Fluß; der Tíchanghai; Vorbereitungen zur Reiſe nach Nanking : 983, 987, 991 , 996. 7. Abfahrt

von Wuſung; Láni Sane oder die goldene Inſel; Tiding-liang -fu ; Reiſe von da nach

Nanting: 1027, 1031, 1033, 1039, 1044. 8. Die großen Mandarinen ; die Mauern

von Nanking ; der Porcellanthurm und ſeine

Pagode ;

Panorama von Nanking; reine

Umgebungen ; der kaiſerliche Canal und das Kloſter Tine Tſchung ; Kiao-Såne ; Rúds febr an Bord der Fregatte ; Ueberfahrt von Wuſung nach Macao ; Typhon : 1119, 1123, 1127 , 1131, 1135 , 1139. Hommaire de /

Hell über Kurdiſtan : 727. Bericht des Eazariſtencommiffionárs Gabet über ſeinen Aufenthalt zu Lhaſſa und ſeine Austreibung aus Tibet : 731 , 735. Der Araguail. Reiſe:

bilder aus Südamerika , von dem Grafen von Caſtelnau : 803 , 807 , 811 , 815 , 819,

táriſche Soloniſation : 776. Financielle Ve: trachtungen : 817. Einfuhr von Gutta

und die Republik : 573.

Die Eiſenbahnen :

620. Die Zahl der ausgewieſenen engliſden Arbeiter : 624.

Die vier erſten Monate der

Vercha : 832. Verhandlungen der britiſchen Naturforſchergeſellſchaft: 833, 841, 861, 894 . Das Deficit: 873. Die verfloſſene Parla: mentsſeſſion : 905 , 910, 913 , 917, 922 .

franzöſiſden Republik : 623, 630, 634, 638, 642, 646 , 651 . Die Einfubrzólle : 748. Financielle Betrachtungen : 809. Große Kriegsdampfboote : 820. Das Werk der Unterſuchungsconimiſſion über die Junius:

Gold- und Silberausfuhr : 924. Ueber die Theilung des Bodens : 949. Die Silber:

ereigniſſe : 825, 829, 833. Ausdehnung der Eiſenbahnen : 828. Decentraliſation der

währung : 961. Das Heranrüden der Sholera : 980. Der Auctionsverkauf zu Stowe : 991. Die wandernde Nation : 1007. Zuder: verbrauch : 1040. Die Ausfuhr: 1041. Das Eiſenbahnweſen : 1077. Vereinigung der

Preſſe : 856. Das Bureau de l'esprit public : 908. Die Compagnie der transatlantiſchen Auffindung von Dampfſchifffahrt : 912 . Platina : 916. Das allgemeine Stimmrecht: 965. Vereinbarung von Arbeitern und Ar beitgebern in großen Unternehmungen : 984. Die Vuggabe von 2000 Millionen Hypothef ſcheinen : 1004. Die Lage des Landes : 1005.

drei großen Eiſenbahnen : 1104. Ausdehnung der Eiſenbahnen : 1116. Eine Sha: Reſpear Darſtellung : 1120.

Untermeeriſche

VI

1010 , 1013 , 1019. Das Einſteherweſen : 1057. Vollendung der Eiſenbahn von Mar: ſeile nad Avignon : 1192. Der Werth der

Staatsforſten am 1 Januar 1848 : 1224. Friederich , der Kaiſer - Orientaliſcher

Frieden scongreß , der allgemeine - : 940. Beitrag zur Sage vom Kyffhäuſer : 553.

485, 489, 494, 497 , 501, 506 , 510 , 514.

Grab der Chriſtin in Algerien : 73. Die

Die römiſche Zeitungspreſſe: 384.

altperſiſchen Namen in dem Munde der Griechen : 75. Römiſche Alterthümer in Paris : 104. Der Bogenbau in den alten aſſyriſchen Denkmälern : 136. Etwas über das Alter der Ruinen in Nimrud : 143. Vaſenmanufakturen in Griechenland : 168.

Die

: Florentiner Zeitungen 396,400. Das leşte Frohnleichnamsfeſt in Florenz: 689. Poli: tiſche Bemerkungen üder den Stand der

Dinge in Italien : 793, 797. Der Aderbau im Königreich beider Sicilien : 829. Bemerkungen über - : 889.

Eine zweiſprachige Inſchrift in Afrika : 175. Griechiſche Manuſcripte in ägyptiſchen Grä: bern : 219. Die zu Nimrud aufgefundenen ägyptiſchen Rahmen : 264. Die alte Stadt Sumutra : 271. Die phöniciſche Inſchrift in Marſeille : 273. Engliſche Nachrichten über aſſyriſche Alterthümer : 339, 648. Ueber die alte buddhiſtiſche Architektur Indiens: 359.

G.

K.

09015)

Galita , die Inſel - : 112 .

-Umdam

Gerelli.aft, die ethnologiſche - in Ume: Kaſchmir , ein Schäferhund aus - in Engrita : 389, 394. Die Londoner geographiſche

land : 964.

- : 524. Die palaontographiſche - in Lon: Kåre, aus Kartoffeln : 1044.

Engliſche Alterthümer:

don : 868.

Syracus : 483. Silberklumpen in Sarai,

Die - der amerikaniſche Natur: Kaukaſien. Völkerſchaften zwiſchen Kuban

forſcher : 1028 .

Golfitrom ,wahrſcheinlicher - zwiſchen China -

and Amerita : 240.

Gutta Perca , neue Art von - : 896.

der alten Hauptſtadt der goldenen Horde : 504. Aſchiks Werk über das bosporiſche

Keilſchrift, die erſten Ergebniſſe von Bot:

Reich : 517. Troglodytenſtädte im nörd lichen Afrika : 539. Alte Geographie des Departements Herault : 540. Die Inſchrif

Krim , Beſuch der Höhlen des Tſchatyrdagh

ten in Niniveh : 552. Das wahrſcheinlich ålteſte Manuſcript der Iliade. ibid. Jomard über die Alterthümer Amerika's: 580. Merk: würdige bei Perm aufgefundene Silber: ſchaale : 616. Altes Fahrzeug in England : 652. Sphinrreihe an der großen Pyramide: 692. Die künſtlichen Hügel des weſtlichen Amerika : 697. Ein Bruchſtück demotiſcher Schrift aus der Verlaſſenſchaft Champol lions : 703. Aegyptiſche Basreliefs über den Sonnendienſt zu Paris : 704. Forſchun: gen in Cyrenaica : 713. Die Normannen feſte bei Newcaſtle upon Tyne; 792. Ver luſt aſſyriſcher Alterthümer : 800. Eine merkwürdige mongoliſche Inſchrift: Die PembročkeMünzſammlung Etwas : 852, 976.813.

in der - : 349.

.com

, eine Fahrt nad - in Miſſouri : Herrmann 257. Höhle , die bezauberte-. Ein perſiſches Mähr: Lamas , Acclimatiſirung der – und Alpacas

den : 787, 791 , 795.

in Europa : 161 .

Lampen an zůnder, Entbehrlichkeit der - : 600 .

Liberia, Vertrag zwiſchen England und

S.

f. England.

Lichen , der eßbare - in Algier : 883. , Forſchungen über die Jeruſalem , die neueſten Forſchungen in - : litthauer und die Sprache derHerkunft, den Namen - : 681 , 65 , 70 , 73 , 78. Die Via doloroſa : 81 .

686 , 689.

über die Erhaltung der aſſyriſchen alter thúmer: 855. Alterthümer aus Tripoli :

Die Klóſter in - : 377. Handel und Ge: London , Zeitungsverkauf an den Eiſenbahnwerbe : 390.

Sittlicher Zuſtand :

397.

Aerzte, Apothefer und Krankenhäuſer: 453, 459. Kirchliche und politiſche Einrichtun: gen : 465 , 471, 473. Die lachende Seite - $ : 529 , 534, 537.

Jeſiden , die - f. Afien . Inſektenſammlung , chineſiſche - : 732. Jordan , der Fall des - : 352.

857. Aufnahme der Alterthümer in der Bretagne: 976. Ueberreſte des Schlangen dienſtes in Amerika : 1031. Die wahre

ſtationen $ : 80. Reines Waſſer für - : 164. Reſte des alten Londinum : 168. Miffion für die Stadt - : 444. Die zerlumpten Schulen in - 907. Die großen Gefängniffe in - : 1071. Bereicherung des 30010giſchen Gartens : 1112.

Lage von Cyrene : 1068. Ankunft der aſſy: riſchen Alterthümer in London : 1084, 1139.

Neuentdecte Basreliefs in Rom : 1087. Der ſogenannte Obelisk aus Nimrud : 1145.

Irland, das Säuberungsſyſtem in - : 132.

M.

Kartoffelpflanzung : 204. Die Frage über

große und kleine Landgüter : 1073.

Neu entdecktes römiſches Würfelpflaſter zu Aldborough : 1152. Das alte Orleans

ough;Die Felfeninſchriften Aſokas ville : 1161.

his

Die

überſchuldeten iriſchen Grundeigenthümer : malta , die Alterthümer in -- 585, 589. 1180. -

Italien. Erlebniffe auf einer Reiſe durd Manabozho und die große Schlange. Eine 1125. der Ausfuhr des -Sage:Betrag Algonquinhanf, die neapolitaniſche Provinz Baſilicata. 3) Manilla Avigliano , die Tannenwälder zwiſchen Po:

und Provinz; AviglianoAusflug tenza die Haup ; Potenza ftadt der von, dort ; ftati:t

Das alte

und 483, 485, 508. 495, rahwarzen 499, 503, Meere:479, 491 , dem ta's Studien über die aſſyriſche - : 489. Kohlen ſtatiſtik, Verſuch einer - : 1133.

Hudſon , der - und der Rhein : 361 .

456 .

hagen : 293. Ethnographiſche Nachrichten aus Rußland : 316. Racenkampf in Súd : amerika : 368. Froberville über die Nationen

- : 124 .

Matſurin, Skizze aus dem ruſfiſchne

Mittelſtand:, 277, 281 ,auf 286. Theebau ,- : 1080. ſtiſche und phyſikaliſche Bemerkungenüber Mauritius das Baſilicat : 9, 14, 18, 22, 26. 4) Pi- miffionen , die wesleyaniſchen - : 1108. cerno, Vietri di Potenza, Auletta, La Per: Morelo, überden -, ein unbekanntes Raub toſa mit der Grotte des 1. Michael; Fiume

Oſtafrika's : 575. Böthlinge über die jaku

tiſche Sprache: 623.LE Ueber die Tuarifs :

641 .

geologiſche. - Neuer Vulcan auf den Tonga: inſeln : 51. Arteſiſche Krunnen in Vene:

thier in Mittelafrika : 545 , 549 . Negro ;die BrüdeponSampeſtrino Palle Lorenzo Moldo w alagen , die -- ifchen Fürſtenthu di mer : 753,, 758 , 762, von 765,- 771 . Beiſpiel di Padula ; Saponara und die Ruinen von Mondſtich : 455.

1164. Ein Mofait aus Carthago in Eng land : 1220. Alte Stadt in Kleinaſien : 1252. ethnographiſche. - Ethnographiſche Karte von Rußland: 256. Weber Racen -Miſchung : 260. Das ethnographiſche Muſeum in Kopen

dig : 115. Erloſchene Vogelarten in Neu : |

Teeland: 136. Entdeckung von Kohlen auf

Grúmentum ; Nugreiſe über Eboli nad monſun , der Südweſt - : 781.

der Vancouver- Inſel : 172. Goldlagerung

Paapeli 46.500, 53, Gin Marmor: Muſchelſammlung, eine merkwürdige - : bruch in Toscana : 28.58, 6% Clubs in 193.

Neuſeeland : 244.

157. Pontremoli: 241. Literariſches aus Neapel: 337. Aus Apulien. 1) Lecce ;

son

Soleto ; Caſtro ; die große Stalaktitenhöhle

EN Zinzinnuſa : 357 , 362, 366. 2 ) Das Cap Mono. loca Leuca; Aleffano ; ugento ; Gallipoli; Nardo; LA Galatina; Sharatter und Sitten der Be: wohner der Provinz Lecce : 441 , 450, 454 , Nafologie , die - : 601 . 457. 3) Reiſe von Lecce úber Manduria Naturbrúde , eine - in Illinois : 755 .

nach Taranto; Stadt und Golf; Ruinen Niagara , die Brücke über den - : 765. von Metapont; Reiſe über Maſſafra nach Nimrod, ein neuer - in Südafrika : 527 . Gravina; Altamura; Terlizzi, Ruvo ,An: Notizen , antiquariſche - Steingråber in dria und Canoſa ; ſtatiſtiſche Bemerkungen albaneſiſche (modern griechiſche) Colonien :

über Aderbau, Handel und Manufacturen ;

der Nähe von Dieppe : 12.

Das Land

Sparda oder Saparda in den perſiſchen Keil: inſchriften : 44. ' Etwas über das ſogenannte

in Borneo: 198. Die alte Fauna von den Ein Erdbeben

Nicobarinſeln : 298. Eine Guanomine in | England : 336. Verſeßung erratiſcher vlóde aus einem niedrigen in ein höheres Niveau : 468. Das Poëbrotherium Wilſonii : 635. Der foſfile Wald bei Sairo : 671. Wahr

ſcheinlicher vulcaniſcher Ausbruch in dem Mittelmeer : 900 Veränderung zwiſchen Meer und Land in Wales : 944. Ein un terirdiſcher Wald in Kurland : 947. literariſche. - Ein aufgeſundenes Manu ſcript des Kaiſers Kanghi: 84. Noch etwas über das finniſche Epos : 93. Merfwürdige

Entdedung in mittelalterlicher Muif : 103. Schriften von J. A. Adams: 200. Ein

VII

literariſcher Schwant : 243.

Vermehrung!

Deſterreich

des indiſchen Dramas : 252. Neue Bear: beitung des Kamus : 280. Lapards Wert

und Böhmen : 1189 ,

1194.

Deſterreich und Ungarn : 1197, 1201 , 1205. Die Sudſlawen und die Rumunen : 1209, 1213. Die Polen : 1218 , 1221. Standis navien : 1225. Niederlande : 1231. Belo

über Ninive : 380. Ueber die Verbrennung der Bibliothek in Alerandrien : 401. In: tereſſante mediciniſche Preisfrage: 480. Parallele , eine - : 589. gien : 1234. England : 1237, 1242, 1246. Tibetaniſdes Wert in Paris : 434. Karte Paris , die Bevölferung von - : 21. Lage Salus : 1249. des alten degyptens : 532. Die Heraus: der Theater : 320. Failliten : 652. Er: Rußland. Die Startoffelfrankheit : 15. Ueber gabe der Inſchriften von Khorsabad : 567. höhung des Octrois : 664. Die Municipal: das ulter der Stadt Moskau : 17. Fort: Die Kalpa Sutra und Nava Tatva , ein Werl über die Religion der Dichains : 652. Dahls Forſdungen über die Sagen in Ruß: land : 684.

Fridhe

polizei : 752. Plan zu einer Eiſenbahn um berum : 840. Zahl der Bader : 838 .

Baradenlager bei - : 904.

Altnordiſche Literatur: 836. Peljhandel, der - der ruſſiſch · amerikani:

anuſcriptenſammlung : 844. Der

(den Colonien : 735 .

Bienenjäger von Fenimore Cooper: 952. Perlenfiſcherei, die - bei Ceplon : 975, Das Nibelungenlied ins Engliſche überſeßt: 979. 960 . Urſprung des Namens Teeu : 967. Pferde, türkiſche, arabiſche und perſiiche - ; Niederländiſdes Manuſcript des Romans 1233, 1239. Huon de Bordeaur ; 1024. Die philologi: Philippinen , ſ. Aſien

dhen Arbeiten der Petersburger ufademie: Pinepras, die – in Chili : 107, 111, 123, 1089. Eine Geſchichte der Siths : 1124. 127, 131 . Manuſcript in Pali: Polidinelle I.: 1069. merkwürdiges Ein Schrift: 1189. Ein engliſcher Herr Merle : Poiharew a g. Erſter Abſchnitt: 729 , 1204.

ſøritte der Landwirthſchaft : 1 ) Aufmun: terung des Staats und Eifer der Privaten : 61. 2 ) Die Agricultur und die Verbeſſe: rung der Wertzeuge : 65. 3 ) Die Vieh .

fucht: 66. Umfang und Bevólferung Ruß: lands : 68. Malle des rufiifchen Goldes : 208. Aſtronomiſche Aufnahme: 272. Die uraliſche Erpedition : 276. Geographiſche Terminologie : ibid. Der Stand der Uder : bauer : ibid. Das Heer : 304. Die Höh len und unterirdiſchen Seen bei Kurmana jewa im Gouv . Orenburg : 329. Getreide: ausſubr im vorigen Jahr : 360. Ueber die

734.

Preiſe , die - im niederlándiſchen und brit:

Grabſtätten und Kurgane in Kaufaſien : 429.

lieber die jeßige Lage des ruſſiſden

Alter Aber :

Handels in Mittelaſien : 437.

naturwiſſenſchaftliche. - Die Fluth im ſtil: tiſden Oſtindien : 843 . len Ocean : 24. Secídlangen im indirden Price, Thomas , der Walliſer : 1248.

glaube im ſüdliden - : 460 , 463 , 467.

Archipel : 47. Inſecten auf der Inſel Bor: neo : 83. Ueber die Abweichungen der Mag:

netnadel: 123. Merkwürdige Lufterſcheinung

Dampfboote auf der Wolga : 543. Mord: brenner : 640. Witterung : 1080. Silber: arbeiten in uſtiug Welitoi : 1140. Der

in Irkutsf : 224. Eigenthůmliche Erbellung

Krieg gegen Soamyl : 1188.

des Himmels : 268.

Die Oren :

burger Militärlinie : 1201 , 1207. ,

Sonderbares Meteor

im nördlichen Rußland : 300. Fiſchmufit : Qued ſilberminen , die - von Neualmaden 312. Die Fluth im iriſchen Meer : 375. Ueber die Strömungen und die ebemalige

in Californien : 1221 .

S.

Höhe des rowarzen Meeres : 721. Eine merkwürdige coclopiſche Mißgeburt : 724.

R.

Atmosphäriſcher Drud in verſchiedenen Brei:

Sdirawati , der Fall des - : 879.

ten : 775. Die Temperatur des Oceans :

Sdottland , die Noth in - : 159. Sfizjen aus : Bucan, Peterhead, Boddom , Stir:

780. Natürlimes Gasfeuer: 804. Iden: Racen, die Vermengung der - : ! , 6, 10. tität ovn Diamant und Cole : 816. Ueber Raud wert, über das - und die verídie: denen Pelztbiere der Erde. Einleitung : die Regentage in Negoten : 960. Die Fiſche in

den

nördlichen amerikaniſchen Seen :

777. Der Norden der alten Welt : 782. Der Norden der neuen Welt : 789. Der

ling: 173, 177, 182, 186. Beſtandtheile der Bevólferung des nördlichen - 8. Erſter Abidnitt : 373, 378 , 382, 385. Zweiter -

Filoſterben in der Dſtree : 1036. ubidnitt: 393, 398, 401 , 405, 409 . Gasquellen im Meerbuſen am Bafu : 1115. Súden der alten Welt : 799. Der Süden Sch w a mmfelſen , der - auf Gojo : 653. Neue Entdecung Faradays in Vetreff des der neuen Welt : 805. Auſtralien : 821 . Seefahrt, die von Marſeille nach Algier : 309 . Reis bau , der - in polano : 535. Magnetismus : 1172. Reiſenotizen Rüctehr St. Oricas, des Ge: Seetrautheit , Tod duro - : 784. 1035 .

fährten des GrafenCaſtelnau :56. Rettung der Seeld ade'n , Verhältniß des 8 bei der: rohiedenen Nationen : 476. Hommaire de Hell: 208. Zentowsky's Sen Seelowe, ein - lebend in England : 763. dung nach Uegypten : 276. leichardt's neuer Seerolange, abermals die große - : 1024 .

Sammlungen dieſes leßtern : 68. Der Reiſende

D. Dceanien. Die unbelannten Thiere in Uu:

Reifeplan : 288, 964. Der Zwed von Sir

Nähere Angaben : 1093, 1128. Streit über

ſtralien: 19. Der Cannibalismus der Fid:

Fr. Mitchell's Reiſe in Auſtralien : 295.

die - : 1200 .

ſai: Jnſulaner : 33.

Erpedition zur Aufſuchung Sir J. Frant: Seidenwurm, neuer - in Auſtralien : 464. lins : 416, 503. Der franzöſiſche Reiſende Seine, natürliche Vertiefung des Bettes

Die Ermordung der

Aeltern auf den Fidſchi- Inſeln : 49. Zur Geologie der Südſeeinſeln : Neuſeeland. 1.: 69 , 75. II.: 263. 266 , 269. III.: 283,

290, 293. IV : Auſtralien : 749. V. Die 1. Einleitung : 769. 2. Franzen : oder Uferriffe : 909. 915. 3. Die

Korallenbauten .

Ringriffe oder Arous : 953, 959. 4. Theorie der Entitebung ; Senkungs : und Hebungs :

Pear : 732. Neue Reiſe nach Ninive : 784.

Reiſeunternehmen von Bialobloßky in Afrika : 860. Nadricht von dem Unternehmen der Nordamerikaner nach dem todten Meer : 928 . Reiſeunternehmen der HH. Appun und Martin : 979. Ridardſon in Betreff der Nachricht über Sir J. Franklin :1064.

der - : 96.

Setanna, eine Erzählung der Otowar-In: dianer : 1047, 1051 , 1055, 1060, 1063. Vorder: Secten, Nachrichten über die aſiens : 948.

Siloab , die Quelle von - : 205, 209. Sinai , Beſteigung eines Gipfels des - :

1129. flächen der Südſee: 973 , 978. VI. Die Unternehmung zu Erforſchung des Nils : 1156. Oberſt Fremonts neue Reiſe : 1220. Standinavien . Ein Denkmal für Geijer: ausgeſtorbenen Rieſenvögel in Neuſeeland : 993. Die Miſſionáre auf Somu - Somu : Rennthierzucht, die – im nördlichen Ruß- 312. Die Grippe in Drontheim : ibid. -

221.

Die Tripangfiſcherei auf den Fidichi:

land : 701 .

Inſeln : 265. Einige Sitten der fidroi: Republifaner , die modernen - : 521 , 526 , 530 . Inſulaner : 345. Die Miſſionåre auf den Fidſchinſeln : 425. Der Handel auf den Rhinocero shorn , das - als angebliches Dampfſchifffahrtsverbindung Gegengift: 588. ſelben : 433. bis ans Meer : 541, mit Auſtralien : 556. Der Strater von Rhonereire , die Kilauea auf den Sandwichinſeln : 613. Die 546, 550, 554, 557 . kleine Militárcolonie in Neuſeeland : 652. Ricard ron 8 Reiſe in der großen Sabara

Ueber die allgemeine Verwandtſchaft der

in den Jahren 1845 und 1846 : 145.

oceaniſchen Schwarzen : 709. Südauſtralien Romerrohanzen , die - in Südungarn , ſ. und Port Adelaide : 885. Geographiſche Ungarn. Die Rofii, Graf - : 1229. Roßla ſtanie, Benußung der - : 1080 . Deſterreich, etwas über die Lage - 8 : 933, Ruchen aus - : 1100. 938 . Rüdblide. Einleitung : 1149. Frankreich : Drinen , die - und die Shetland- Inſeln : 1154, 1157 , 1162 , 1166. Italien : 1169, 189, 194. Der Menſch in den - 87 201. 1174 , 1178 , 1182, Deſterreid : 1185. Nachrichten aus Auſtralien : 1196 .

Neucaledonier : 1197.

Soweden und der Standinavismus : 473. Schwedeng Stellung: 785. Stijgen aus

Finnland und Schweden. 1. Finnland ; das Land und ſeine Verhältniſſe: 837 , 841,

845. 2. Helſingfors : 853, 858, 862, 865. 869 , 873. 3. Landreiſe von Helſingfors nach ubo : 897 , 902 , 906. 4. Sedgehn Stunden in Abo : 925 , 930. 5. Seefahrt von Abo nad Stocholm : 957 , 961 , 963,

970. 6. Panorama von Stocholm ; Kaſten: bof: Kållare ; die Nordbruđe und ihre Um gebungen ; Briefpoſt ; das königliche Thiater :

985, 990 , 994. 7. Stocholms Thiergarten ;

Byſtróms Villa ; Bellmann; Dalefarliſche Rudermädchen ; Ausflug nach Upſala ; Stu dentenbefanntſchaften ; Rudfehr über den Målarſee nach der Hauptſtadt: 1065, 1070,

VIII

1073, 1078, 1081. Bemerkungen über die Türkei. Briefe eines ruſſiſchen Arztes aus der - 8. Die Umgegend von Jeruſalem ;

517. 2. Die Handelsverhältniſſe : 525. 3.

Reiſe nach Beirut : 40 , 44 , 47 , 51. 9. Reiſe von Beirut über Tripoli nad Damas:

Rómerſchanzen im ſüdlichen - : 893. Die

Stellung Deutſdlands und Dänemarks : 997. Zu Jacht in Dänemark, Norwegen und Soweden : 1212.

Sllaven bandel, Betrieb des – 8 : 300. Nadricht über den : 392 , 851. Sterblich-

teit auf der Ueberfahrt: 872. Slawenlander.

Etwas über bulgariſche

Literatur : 99. Bemerkungen über Polen : 317. Nachrichten über rerbiſche Literatur :

cus und Rucfebr über Deir el Kamar: 867, 872, 875, 879, 884. 10. Reiſe von Beirut über Latakie und Alerandrette nach Aleppo

Die ſocialen Verhältniſſe : 533, 538. Die Raiben in

1. Slawenländer.

Die uns

gariſch - croatiſchen Wirren : 981 . Die Militárgränze : 1025 , 1030. Die Journale in - : 1151 , 1156. Erinnerungen aus der .

und Rucfehr von da über Hama, Hems Baranga: 1245, 1251. und Zadhle : 999, 1003, 1007, 1012, 1015. Untiefe, eine merkwürdige im ſtillen Meer : 11. À llgemeine Bemerkungen über die Peſt 728 .

324. Der Slawentrieg : 481. Die Polen in Syrien: 1171. Hiſtoriſche Verhältniſſe zwi in Paris : 501. Die Anzahl der Slowaten : 1. - ſchen Rußland und der Turtei. Einleitung: 504. Die Slawenfrage : 845. Die Raißen

in Ungarn : 899. Die Slamen in Máhren :

N.

1045. Erſte Periode. Vom Aufſtand der Grie: chen bis zum Abſchluß des Vertrags vom 6 Julius : 1049, 1054, 1058 , 1061. Zweite

1037, 1043. Socialismus , åtter - : 590.

Periode. Von dem Vertrag vom 6 Julius Vergoldung, Stårte der galvaniſchen - :

Spanien , Journale in - : 493 .

bis zum Vertrag von Chunkiar Steleſſi:

Spectateur, le - de Londres : 869.

1093, 1097, 1102, 1106 , 1110, 1113. Dritte

Stierbirid , rin weißer - : 592.

Periode. Von dem Vertrag von Chunfiar Stelerki bis auf die neuere Zeit : 1121. 1125,

1144.

W.

1130, 1133, 1137.

2.

Topba , die - oder der Quarrenkolben bei Walachen , das Schaßgraben der -: 129. den Koraten : 611 .

Tyrol, über die Gebirgszüge der deutſch: Labatsart , merkwürdige in Paraguay : 992. Lalg , vegetabiliſcher - : 36. Tarbi, der Vogel -, der Heuſchredenvertil:

lombardiichen Thäler im Süden und Oſten - : 403, 407, 411 .

Weizen , Anbau des bårtigen - 8 in Frank: reich : 1052.

ger : 875.

caroas , über das Chier - im finniſchen

Einzelne walachiſche Gebräuche und An: ſchauungen : 289, 293. Zehn Tage uuter den in Siebenbürgen : 301, 306, 310 .

u.

Epos : 745. X. Ehom , der Sinologe R. - : 279 . n Sie Ungarn über die Verhältniſſe zwiſchen Thorwaldſe , das Muſeum 9 : 1165 . benbürgen und den Donaufürſtenthumern . Xanthus , das Trophäen Monument aus Tornado , ein - im indiſchen Ocean : 645.

Zrieſt , hab der Englander gegen -: 716.

1. Die politiſchen Grånzverhältniſſe: 513,

in England : 1241.

Das Auslan d . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. ከN " 11..

1 Januar 1848.

einen Einfluß ausüben, der ſich jept faum erſt ahnen läßt. Die Vermengung der Hacen. Eine große Veränderung vollzieht ſich gegenwärtig auf unſerer Erdoberfläche: die verſchiedenen Racen, welche bisher iſolirt von einander ſich ausbildeten , fangen an ſich zu vermengen

eine friedliche Völkerwandes Länder um das Zehntache ihrer Entfernung ſich näher gebracht,

und in einander überzufließen rung, welche fich über die Meere ausbehnt ! -

find faum erſt Fiebenzehn Jahre, ſeitdem die europäiſchen Mons archien die Eiſenbahnen eingeführt haben ; auch jeßt haben die meiſten nur einzelne Linien errichtet, aber wenn ich dieſe Linien berühren, wie es ihre Beſtimmung iſt, ſo werden die einzelnen

Die Natur ſelbſt

und die politiſchen und mercantiliſchen Gränzen, Douanen und

hatte bisher geholfen, dieſe ſcharf begränzten Charaftere der eins

Cenſur ſollen ſehen , wie fie ſich noch in ihrem alten Rechte er

zelnen Racen zu erhalten , indem ſie durch Meere, Gebirge und Flüſſe die verſchiedenen Stämme von einander ferne hielt, bamit jede einzelne Stammebeigenthümlichkeit ſich zu ihrer eigenen

halten fönnen . · Von den Eiſenbahnen darf die Staatswirth

In unſerein Jahrhunderte nähern

ſchaft die Waſſerſtraßen nicht trennen . In Bayern vollendet König Ludwig ben Canal, welcher den Rhein unb Main, und damit den Rhein uud die Donau verbinden ſoll. Man nehme

ſich dieſe getrennten Theile ; der Menſch fann fich ſtolz ſagen , daß, ob auch Berge und Thäler nicht zuſammenfommen, doch die Bewohner von Höhen und Tiefen , vom Feſtland und den

zu dieſen Canälen und Fluglinien noch die großen Seeſtraßen, und man erhält ein Bild von dem Kreuz und Quer, wodurch Der Geiſt des modernen Bewußtſeins ſeine Herrſchaft auf der

Inſeln ſich zuſammenfilter. Der Univerſalismus iſt der ferporſiechende Zug unſerer Zeit. Die Geſchichte fennt in unſeren

Erdoberfläche ausdehnt. Die Waggono werden nie ſo weit geben als Die Schiffe, das Meer wird immer die Hauptverbindungs

Tagen feine terra incognita mehr ; ihr Licht hat fich auch durch

ftraße entlegener Landſtreden bleiben. Heutzutage ſind faſt alle

Vollkommenheit entiridle.

die undurchbringlichen Mauern China's Bahn gebrochen ; die

ſchiffbaren Straßen befahren . Die Richtung der Winde verur

wilden Stämme, welche bisher im embryoniſchen Daſeyn veges

jacht feinen bedeutenden Verzug mehr;

tirten , fangen an ſich eine Geſchichte zu machen. Die moderne Kunſt entlehnt ihre Modelle nicht mehr bloß von den herkömm-

ſchiffe läßt fich faſt mit derſelben Präciſion berechnen und be ſtimmen , wie die der Poſtagen. Das Meer iſt keine Scheibes wand mehr zwiſchen dem Feſtland, ſondern eine Verbindungs

lidhen

europäiſchen Typen ;

die neueren Gemäldeausſtellungen

Die Ankunft der Poſt

find durchaus pantheiſtiſcher Natur, Antifes und Modernes,

ſtraße.

Transatlantiſches und Inländiſches hat neben einander ſeine

bücher nur vier Welttheile ; jept hat die öſtliche Inſelgruppe nicht bloß einen genauen Platz auf der Karte, ſondern ſelbſt in

Stelle ; jeder Beſuch einer Kunſterpoſition iſt ein Spaziergang auf dem Weltmarkt geworben . Wie weit die Naturwiſſenſchaften in unſern Tagen ihr Neß ausgeworfen , und wie manreichen Fang ſite gethan haben , lehrt jeber Blick auf unſere anrachſenden naturhiſtoriſchen Sammlungen . 68 gibt Barbaren mehr im alten Römerſinn ; aber jeder iſt Barder ſich nicht als Weltbürger ſeine Stelle ſchafft! Die Revolution unſerer ganzen Weltanſchauung wurde durch alle Erfindungen der neuen Geſchichte angebahnt; die Erfindung

chen ſtets feine bar,

Noch vor fünfzig Jahren kannten unſere Geographie

Der politiſchen Debatte !

Was wird die Folge dieſer Racen - Vermengung jeun ? Das iſt die Frage, welche wir uns andeutend zu beantworten vors nehmen ! Auf der Erdoberfläche laſſen ſich vier Hauptracen uns

terſcheiden : 1 ) die faufaſiſchen mit weißer Haut und glatten , feinen Haaren ; 2) die mongolijden mit gelber Haut und biffen, ſtraffen Haaren ; 3) die äthiopiſchen mit ſchwarzer Haut und harten, wolligen Haaren ; 4) die amerikaniſdhen mit rothgelber

Des Schießpulver8 hat durch Vermehrung des Krieges die ver-

Haut und ſchwarzen , langen Haaren .

ſchiedenen Stämme die geographiſden Gränzen überſpringen ge-

zuſammentrafen, waren die Schwarzen den Gelben unterwürfig, beide aber den Weißen . Die Genealogie aller dieſer Racen vers liert ſich im Dunkel der vorgeiichtliden Zeit. Die Frage über ihre zeitliche Priorität hängt mit der Frage über die Abſtam mung des Menſchengcichlechts von Cinem Paare zuſammen. Wird dieſe Frage bejagend beantwortet, ſo muß man ſich die

lehrt ; die Erfindung der Magnetnabel hat der Circulation der Völfer und Gebanken einen geordneten Weg vorgezeichnet ; die Erfindung der Buchdruckerei hat der Macht des Oebankens einen ungehemmten Lauf geſichert , aber was alle dieſe Erfindungen nur anbahnten , das ſeßt der Dampf ins Werf, das eigentliche Iriebrab der Neuzeit . Die Eiſenbahnen und Damprichiffe muj-

Ueberall, wo biele Racen

einzelnen Racen aus einander entwickeln laſſen : nach den Einen

jen in der nächſten Folgezeit nicht bloß auf Handel und Ge-

wären die ſchwarze Race die erſte Stammmutter des Menſchen

werbe, auf politiſche und ſociale Verhältnije, ſondern jelbſt auf

geſchlechts ; andere Phyſiologen ſuchen den Adelsbrief der weißen Wir übergehen dieſe

die phyſiſche und pſychiſche Conſtitution des Menſchengeſchlechts ; Race ſchon in der Schöpfungsgeſchichte.

-302)

2

28934

Unterſuchung, die von den Gelehrten noch nicht zum Abſchluſſe | mehr verliert die Phyſiognomie alle Beweglichkeit , allen Au8 gebracht iſt, und begnügen uns eine Vergleichung der einzelnen

druck, allen Adel. Die Seele hat bei uns zwei Sprachen, durch

Racen anzuſtellen . In dieſem Geſchäfte ließen wir uns gerne von dem Pariſer Profeſſor, Hrn. Serres , leiten , welcher in

welche fie alle ihre Gefühle ausdrüdt: das Wort und die Phys

ſeinen öffentlichen Vorträgen über die vergleichende Anthropolo-

fiognomie. Nicht eben ſo verhält es fich bei der Äthiopiſchen Race: das Geſicht hat bei ihr allen Ausdruck verloren , ihr

gie dieſen Gegenſtand auf die erſchöpfendſte Weiſe behandelte .

Gebärdenſpiel ſteht bloß im Dienſte finnlichen Belüftes ; ihre

Je mehr dieſe Vorleſungen in Paris mit dem allgemeinſten

hohltönende Kehlſprache gleicht dem Ton, welchen die Affen von

Intereſſe aufgenommen , und je weniger ſte bis jeßt bekannt ges

fich geben , ja die Aethiopier machen ſich ſogar aus dieſer Aebn

macht wurden , deſto mehr ſcheinen ſie uns zu verdienen, auch

lichkeit mit der Thierwelt eine Ehre.

außerhalb des Kreiſes ihrer nächſten Veranlaſſung beſprochen

Stämme geben ſich alle Mühe, ihrer Naſe die Form eines Adler

zu werden . Herr Serres zeigt, wie die Organe und immer niedriger werden , je weiter man ſich von Race entfernt ; einzelne Beiſpiele mögen hiefür fallenb iſt die Herabbrückung des Nabelſtrange

ſchnabels zu geben. Der Mericaner ſucht ſeinem Kopf die Ges ftalt eines Löwenfopfes zu geben , zunädyſt wohl, um den Feind

ihre Functionen der faufafiſchen genügen. Aufbei der ameri-

kaniſchen Race ; der Nabel liegt tiefer unten , weil die Leber größeren Raum einnimmt, was immer ein Zeichen der Gefräs

Bigkeit iſt. Herr Serres zeigte uns einen amerikaniſchen Schär del , in deſſen Kiefer fich ein überaus großer Edzahn befindet, der faſt die Dberlippe überragen mußte; dieſe an die fleichfreſs

ſenden Thiere erinnernde Formation erklärt die Wild heit der Derſelbe Naturaliſt bemerkte bei zehn oder zwölf

Ginige amerifanide

durch das wilde Ausſehen einzuſchüchtern und zu erſdrecen. So zeigt ſchon eine rein anatomiſche Betrachtung die Grund lage der geiſtigen Verſchiebenheit, melche zwiſchen den verſchie denen Racen ſtattfindet.

Aber nicht bloß der natürliche Grundzug der einzelnen Racen , ſondern eben ſo auch ihre Vermengung weißt uns auf eine Rangordnung bei denſelben hin. Alle menſchlichen Racen haben die Fähigfeit fich mit einander zu begatten ; gleichwohl hat die Natur dieſe Vermengung ganz entgegengeſeßter Racen

Mericaner .

ſo viel möglich erſchiert.

Leidynamen der äthiopiſchen Race, welche von ihm unterſucht

piers mit einer weißen Frau iſt immer mit Schmerz und An

Das Zuſammenleben eines Aethio

wurden , eine ſehr auffallende Biegſamkeit der Arterie, wodurch

tipathie verknüpft, ihre Ehe meiſt eine unfruchtbare, während

die Circulation des Blutes nothwendig eine langſamere werben mub, entſprechend der Apathie und dem dumpfen Hinbrüten des

Die Ehe eines Kaufaſiers mit einer ſchwarzen Frau der Natur

Neger- Charafters. Die Aufmeidung der Glieber, beſonders bee Unterleibs erklärt die phyſiſche Schwädye der ſchwarzen Race ; alle Reiſenben ſtaunen über die Kraftloſigkeit des Negers im Vergleich mit der Kraft der faukaſiſchen Nace . Die Kürze des

entſprechend und meiſt fruchtbar erſcheint. Sollte man hieraus nicht zu dem Schluß berechtigt ſeyn, daß die Natur ſelbſt die Racen erhöhen und nicht erniedrigen ' wolle ? Im erſten Fall finkt die Nachfoumenſchaft zur äthiopiſchen Race zurück, im zweiten Fall erhebt ſie ſich zur faufaſtſchen. Schon hieraus

Halſes, welche eine unverhältniſmäßige Länge der Arme zur

ſieht man , daß eine Vermengung der Racen innerhalb beſtimm

Folge hat, zerſtört die Abrundung der Form , welche bei uns

ter Gränzen ein Mittel abgeben ſoll, die menſchliche Gattung zu vervollkommnen . Eben ſo lehren uns die neuern Beobach tungen , daß bei einer Begattung von Individuen verſchiedener

die Schönheit des Weibes bildet ; zudem macht die Verkürzung des Halſes, dieſes Trabanten der Hand, den Neger linkiſch, ungeſchickt und träge. Je mehr man ſich der äthiopiſchen Race nähert, deſto umfangreider wird das Rückenmark und die Nerven . Eine ſehr auffallende Wechſelbeziehung ſtellt ſich zwiſchen dem Geſicht und dem Gehirn heraus : iſt das Geficht das vorherrſchenbe, ſo iſt auch die Thätigkeit der Sinne vorherrſchend , die Denkthätigkeit in demſelben Maaße verfürzt.

Die niederen Racen zeichnen ſich durch die Feinheit des Oeruchsſinnes aus ; die Neger und Indier der neuen Welt er-

fennen durch den Geruch die Menſchen , die Geſchlechter und Fremden : vermöge dieſes Sinnes machen ſie den Feind ausfindig. Auch der Geſchmack iſt bei der rothen und weißen Race auf eine erſtaunenswürdige Weiſe entwickelt: im Vergleich mit ihnen wiſſen wir gar nicht , was eſſen heißt.

Die Civiliſation beſchränkt immer den Umfang des Unterleibe : bei den wilden Racen nehmen alle Werkzeuge Des vege-

tatiren und animaliſchen Lebens eine beträchtliche Stelle ein . Die Chineſen haben einen hervorragenden Wanſt , und ihre Künſtler gefallen ſich darin, dieſe Beleibtheit ins Fabelhafte zu ſteigern . Die Wilden Amerika'& find, wie bereits bemerkt wurde, überaus gefräßig : nach einer guten Jagd eſjen fie mit ſolchem unerſättlichen Hunger, daß fie am Ende des Mahles berrußtlos

Racen die höherſtebende Race immer mit zirei Drittheilen auf die Kinder übergeht.

Die faufafiſche Race Drücft allen übrigen

Racen , mit denen ſie ſich in Verbindung fept, ihr Gepräge auf ; fie verſchlimmert ſich zuerſt ein wenig, aber bei dem vierten oder fünften Geſchlecht erhebt ſie ſich wieder zur alten Voll kommenheit; die Höher ſtehenden Racen erdrüden die niebern .

Dieſe Erſcheinung erleidet feinerlei Ausnahme. Ades läßt uns vermuthen, Daß urſprünglich die ſchwarze Race die zahlreitſte auf dem Erdboden war, ſie beſigt noch jeßt eine Fruchtbarfeit,

weldie überall den Sklavenſtand ernährt ; ihre Zahl hat ſich nur durch Vermengung mit höher ftehenden Racen vermindert. In Amerika iſt die rothe Race die unterſte Schichte, das Sub ſtrat der Völfer, welche ihr auf dem Heimathlande ſolgten . Aber bereits iſt eine große Zahl der Eingebornen der neuen Welt von der Erboberfläche verſdwunden : die ſchwächern Autos

chthonen mußten den Incas Plaß machen ; die kaukaſiſche Race iſt im Begriff auch die Incas zu vertilgen . Dieſelhe Bewegung erſtreckt ſich über die ganze Erde. Die Race der Van - Diemens länder iſt bis auf 30 oder 40 Individuen zuſammengeſchmolzen ; die Caraiben, deren Race auf dem Feſtlande nod beſteht, wurden auf den amerikaniſchen Inſeln gänzlich vernichtet. Die Nach

zur Erde finfen. Sie legen fich auf den Rücken ; einer ihrer , barſchaft ſtarfer Racen vertilgt überall ſchwächere Racen ; die Cameraben, der im Gjilen mebr Maaß gehalten hat, ſest fidh

der Hinduß iſt mehr .und mehr im Verfall.

Es gibt eine

auf ihren Bauch und knetet fie, um die Verdauung zu beför- ! Foſſiliengeſchichte des Menſchengeſchlechtes inmitten der hiſtori dern . Bei dieſen niedern Racen finden wir alle Züge thieri-

ichen Zeit ; je weiter man in der Geſchichte vorſchreitet, deſto

ſcher Sinnlichkeit; je mehr die Sinne auegebildet fint, deſto

mehr Ruinen findet man von ſchwächern Stämmen , welche ſich

3

aufzehrten , indem fte bon ftärfernt Hacen regenerirt wurden. Dieſe verſchiebenen Schichten bilden die fortlaufenden Epochent der Menſchengeſchichte. Wenn dieſer Verſchlingungeproceß ein natürlicher iſt, fo dient er immer bem Fortſchritt; die unters

geordneten Racen, welche fic in höheren aufheben , theilen benfels

ben immer neue Reime der Entwidlung mit. Leider mengt fich

Cooon

8 frommt uns nicht hier den Urſachen dieſer Auswanderungswuth nadzuforſchen . Genug daß ex Chatſache iſt, das Tauſende jährlich, von dieſer anſtecenben Krankheit ergriffen , fich blindlinge in den Strudel ſtürzen. Wer unter ſolchen Umſtänden dem Strom eine neue Richtung

geben will, muß nicht wenig Muth befißen und ſeiner Sache in der That gewiß ſeyn ; denn ſonſt muß er für jeden Seufzer des hintergan

genen Vaters, für jede Thräne der troſtloſen Mutter , für den Jammer der hungernden Kleinen verantwortlich gehalten werden. Hat man aber Länder und Verhältniſſe ausfindig gemacht, wo der leidende Mitmenſch ſeine Tage wirklich verbeſſern fann wo er , anſtatt mit hohläugiger nen Welt eine Wohlthat für die fommenden Geſchlechter ſey , Armuth zu kämpfen, fic in wenig Jahren, wenn nicht reich, doch uns

oft blinde Gewalt in dieſes friebliche Geſchäft, bevor die alten Racen für eine ſolche Vermengung reif waren. Man fann noch immer die Frage nicht beantworten , ob die Entdeckung der

**** nicht ? Die Völkerſchaften Amerika's ſtanden eben im Bes | abhängig machen fann , ſo iſt es heilige Pflicht den Bedrängten von

* felbft in ihrer Entwidlung Bahn zu brechen, als die ! ſolchem Zufluchtsort in Kenntniß zu ſeßen — ihm alle ihn erwartenden über fte herfiel. Dieſes Ereigniß brachte mit einem - Entwicklung zum Stilſtand. Der brutale Uebermuth uniens gegen die Bewohner der neuen Welt war ein Ver

brechen,, das dieſe Nation gegenwärtig ſchwer zu büßen hats Wer weiß , ob die Reime, welche ed alſo mit dem Schwert in

der Hand erſtickte, nicht nothwendig waren, um eines Tages unſerer Race zur Vollendung zu helfen ? Dieſelben Verbrechen

Schwierigkeiten vor Augen zu ſtellen , und ihn dann an der Hand der Erfahrung dahin zu führen . Nordamerika iſt bisher das Şauptaugenmerk der deutſchen Aus wanderer geweſen . Neuerlich inAnſprud haben Braſilien Teras , Auſtralien theilweiſe genommen ihre Aufmerkſamkeit . Wegenundmangel

hafter Vorrichtungen , wegen Nichtmitwirkung der verſchiedenen Regie rungen, wegen ſkandalöſer Mal -Adminiſtration , hie und da wegen des Klima's, und wegen Mangel eines kräftigen deutſchen Conſulateſyſtems

haben fich wiederholt an vielen Orten : unſere europäiſchen Cos | haben die deutſchen Auswanderer in allen dieſen Ländern zu verſchiedenen lonien wurden bis jeßt faſt ausſchließlich turch Zernichtung der Ureinwohner gegründet ; Spuren von Blut und Thränen bes zeichnen die Fortſchritte ber faufafiſchen Race auf dieſer Erde oberfläche, deren erſte Einwohner von ihr hätten civilifirt wers den follen ! Eine weitere Frage iſt die nach dem Einfluß, welchen die

Vermengung der verſchiebenen Racen aufübte. Hr. Serres bat folgende Beobachtung gemacht: ſo oft man die menſchlichen Racen in ihrem reinen urſprünglichen Seyn betrachtet, findet man, daß jede derſelben einen allen Individuen der Gattung

gemeinſaftlichen Grundzug an ſich ſich trägt ; hat man dagegen

eine ſehr gemiſchte Race vor fich , ſo unterſcheidet man eine bes trächtliche Verſchiedenheit von Temperamenten , und die einzelnen Individuen berrathen die geiſtigen Anlagen ihres Stammed. Ferner : die Wurzeln der menſchlichen Vervolkommnungefähigkeit gehören dem Weibe an, ſo daß das geiſtige und fittliche Ver

Zeiten namenloſes Elend erdulden müſſen. Es würde aber jedem Nus wanderer in jeder Gegend eben ſo ergehen , wenn er die alte Heimath verläßt , ohne die von der Erfahrung als nöthig erwieſenen Vorſichts maaßregeln ergriffen zu haben, um ſich für die neue Heimath vorzubereiten. Nordamerifa gewährt den Vortheil, daß ſeit vielen Jahren ſchon großa artige Anſtalten zur Beförderung der Auswanderung getroffen wordent ſind. Es liegt nahe an Europa , und ſeine Waſſerſtraßen und Eiſen bahnen dringen bis in das Herz des Landes , jedoch gibt es auch hier Nachtheile. Die wohlfeilen Ländereien find ſchon ſehr weit im Innern zu ſuchen, ſogar bis an das ſtille Meer dringt der Menſchenſtrom , und

die lange fortſpielige und beſchwerliche Landreiſe wiegt die Vortheile der kurzen Seereiſe beinahe gänzlich auf beſonders da die meiſten Auswanderer viel Geräth mit ſich ſchleppen, deſſen Transport und häu figes Umpaden großen Verluſt verurſacht. Hiezu kommt noch , daß es dort von gewiſſenloſen Speculanten wimmelt , deren Gewerb der Mens Ichenhandel iſt , und vor denen ſich der Unerfahrene nicht immer retten kann.

Weit im Innern, ſowie in Teras, hat man dazu noch einen Krieg

kommen vieler wilden Völker bloß in dem Drud beruht, wel

mit den Indianern, welcher, wenn er nicht Leben und Gut foſtet, doch

chen der Mann auf ſeiner Frau laften läßt.

immer die Anſtrengungen des Anfängers lähmt, die Ruhe des altern

( Fortſeßung folgt.)

Coloniſten ſtört. Auſtralien leider nicht ſo viel von dieſen Einwendun

Deutſche Auswanderung nach Chile.

des Landes , Waſſermangel , die Nachbarſchaft der demoraliſirten eng

Coelum , non animum mutant , qui trans mare currunt.

für liſchen Verbrechercolonien, und die große Entfernung eines Marktes ſeine Producte in Anſchlag bringen. Hiemit will nicht geſagt ſeyn, daß

gen, doch muß man auch dort Kämpfe mit den Schwarzen, hohen Preis

Von Nieb . M. D. Valparaiſo , Julius 1847 .

Betrachtet man das unſägliche Unglüd , die allzubittern leiden der Tauſende von Tauſenden, welche von einem wandernden Dämon beſefſen, rückfichtelog ihre Heimath verlaſſen, um fich, nebſt Weib und Rind, mit ihrem kleinen al den: Stürmen des Ungefähr in einem unbekannten Lande zu überlaſſen, ro zweifelt man, ob das Hindeuten auf ein neues, noch unverſuchtes Feld nicht ein Fluch vielmehr als ein Segen ſey. Funger, Seuden und mannichfaltig Glend verfolgen dieſe unvorfidhtigen Menſchen

denn das Schickſal iſt unerbittlich , und wer den Gefeßen

Wehe dem Betrogenen , aber zehnfad Weh dem Betrüger !

S. B., eignen ſich nicht zur Einwanderung, indem ſie theils bloß Minen diſtricte find, theils im Verhältniß zu ihrer Productivität ſchon eine

ziemliche Bevölkerung beſißen . Vom 37 bis 40 Grad iſt das Land im Beſige der unabhängigen Araucanos , welche übrigens mit den benach.

barten Einwohnern auf ganz freundſchaftlichem Fuße ftehen. Vom 41 Grad an bis an die Magellansſtraße iſt das Land faſt unbewohnt, mit Ausnahme eines fleinen Bezirks in und um Valdivia. Folgende Blätter ſollen hievon eine kurzgefaßie Beſchreibung enthalten . Längs der Küſte von Valdivia bis Calbuco, der Inſel Chiloe gegen:

***

der Vernunft zuwider handelt , muß unfehlbar ſein Vergehen abbüßen . Bücher werden geſchrieben , Plane werden gezeichnet, Länder zu hohen Preiſen verkauft und von Leichtgläubigen gefauft Länder, welche ent weder gar nicht eriſtiren oder doch feine von den Vortheilen beſißen, welche man ihnen zuſchreibt. Dieß geſchieht entweder durch ausgemachte Scurfen oder durch Menſchen, welche möglicherweiſe eine gute Abſicht, aber nicht hinreichende Kenntniß der Gegenſtandes befiben , worüber fie ſchreiben. Im erſten Fall iſt der Ausgang nur zu klar und im zweiten, was fann man erwarten, wenn der Blinde den Blinden führt ?

dieſe Länder zur Auswanderung unpaſſend, ſondern nur baß andere dazu nicht minder paſſend ſeyen. Die geographiſche Lage des Freiſtaates Chile iſt hinlänglich bekannt. Der nördliche und mittlere Theil desſelben, vom 25 bis zum 37 Grad

über , erhebt fid; eine Bergfette, deren Gipfel eine Höhe von 1500 bis 2000 Fuß erreichen. Zwiſchen dieſer und den Kordilleren, eine Strecke von ungefähr 35 bis 40 deutſchen Meilen , beſteht das Land aus kleinen Ebenen und wellenförmigen Hügeln. Dieſe Strecke wird von vielen bedeutenden Flüſſen durchſchnitten , welche faſt alle aus Landſeen am

Fuß der Kordillere entſpringen, und fich in zwei große Flußgebiete ein theilen laſſen, deren eines ſeine Waffer bei Valdivia ergießt, das andere

woza

4

2oen

die ſeinigen in den Rio Bueno, eigentlich den Trumao, vereinigt. Die

Landfarten find, was dieſe Provinz betrifft, durchgehends unridtig. 68

fuhrzölle zu erlaffen , inſofern ſie auf Werkzeug , Feldgerath und ſonſtige

hat an Zeit und den nöthigen Vorrichtungen gefehlt, um einen wiſſens ſchaftlichen Plan dieſes wichtigen Punktes zu liefern, jedoch iſt ermittelt worden, daß der obengenannte Trumao, welcher die Herzader des Diſtric tes bildet, auch für größere Seeſchiffe zugänglich iſt.

Bedürfniffe der Coloniſten Bezug haben. Das Klima dieſes Landftriches iſt gemäßigt . Man rechnet 7 bis 8 Monate Sommerwetter, welches fehr milde ift, ohne je heiß zu ſeyn.

Nach der begleitenden Sfizje 1a fieht man , daß das Ginlaufen in die Mündung, wenn auch etwas ſchwierig, doch praktifabel rey — im Flufſe ſelbit findet ſich gar fein Hinderniß vor, indem das Waſſer tief und die Strömung zu allen Zeiten ſehr mäßig iſt, von 2 bis höchſtens 3 See: meilen die Stunde. Vor 3 Jahren wurde dieſer Fluß von der Regies .

rungfür einen freienSafen erflärt, und ſeitdem find verſchiebeneSchiffe eingelaufen , wovon eines ungefähr 18 deutſche Meilen landeinwärts

ſegelte. Zwar ſind auch zwei an der Mündung verloren gegangen , jedoch , der eine Fall war handgreifliche Ungeſchidlichkeit , der andere ſah einer Spißbüberei viel ähnlicher als einem Unglüd. Jede mögliche Gefahr würde jedoch durch ein fleines Dampfſchiff beſeitigt werden , welches die Schiffe aus- und einbugfiren müßte -- und es iſt das Vorhaben vers ſchiedener Eigenthümer ſolches anzulegen , im Falle einer Wahrſchein

limfeit deutſcher Einwanderung. Gegenwärtig landet man in Valdivia , von wo man zu lande weiter geht.

Die Nebenſtröme des Trumao,

obwohl nid)t unbedeutend, find noch zu wenig befannt, um darüber zu berichten. Sie find meiſtentheils für große Boote ſchiffbar. Südlidy von der Mündung des Trumao, ungefähr 10 Seemeilen , iſt ein kleiner, aber ſehr geſchüßter Hafen befannt unter dem Namen „ caléta del -

milágro, “ „ die Wunderbucht," wo fich ein Duzend Schiffe vor allem Unwetter fider ſtellen fönnen. Die Einfahrt iſt leicht zu finden und ohne Gefahr.

Die ganze Gegend beſißt nur drei Städtchen : Valdivia , Siß der Kreisregierung mit höchſtens 2000 Einwohnern , Union und Drno, wovon feins 1000 Einwohner zählt . In legterem iſt ein „ Cabildo“ und „ Gobernador,“ was unſerm Landgericht entſpricht. Die ganze Bevöls ferung wird auf 7000 Chilenen , und 12,000 getaufte Indianer ange alio etwa 20,000 Menſchen , wo drei Millionen gemachlich ſchlagen ſidy ernähren fönnten .

Als die Spanier vor 300 Jahren diefes Land in Beſik nahmen , fanden ſie eine zahlreiche Feldbau treibende Bevölferung. Holz war in den Ebenen ein rarer und foſbarer Artikel.

Im Innern entdeckten ſie

ungeheure Goldſtraten , legten eben ſo ungeheure Goldwaſchereien an, reiz entselferten das Land durch Frohndienſte und Zwangsarbeiten ten dadurch die Indianer zum Widerſtand, und wurden, 40 Jahre nach der erſten Bejißnahme, von denſelben überwunden und ausgerottet. Im Norden dauerte der Krieg über 90 Jahre unausgelegt fort , und die Indianer, obwohl fiegreich, verloren ſo viele Menſchen, daß ganze Land ſtreden verödeten und aus ſonſt blühenden Aedern düſtere, menſchenleere Waltungen wurden , wo der verwilderte Stier und der einheimiſche Panther iinangefochten herrſchten . Erſt vor 40 Jahren wendete Spanien Drno wurde von den Indianern gekauft, und ſeinen Blick dahin .

einige erfolgloſe Anſtrengungen gemacht das Land zu bevölkern. Dann fam der Befreiungsfrieg

und ſeit ſeiner Befreiung hat der junge

Staat noch zu viele und zu wichtige Arbeiten anderwärts in Händen gehabt, als daß er ſich mit der Verbeſſerung dieſer abgelegenen Provinz hätte befaſſen können. Die Regierung jedoch begünſtigt die Einwan: terung vorzugsweiſe von Deutſchen , weil man ſie wie allenthalben als die arbeitſamijten und friedfertigſten Coloniſten betrachtet. Als Beweis diene ein Gefeß, welches am 18 November 1845 die Kammern paſſirte, und woven Artifel 4 alſo lautet : ,,ber Staat erläßt denjenigen Colo niiten, welche ſich zwiſchen Cap Horn und Conception niederlaſſen wer: den , vom Tage ihrer Anfunft an , auf 20 Jahre alle Abgaben und Steuern incluſive des Zehnten. Art. 5. Jeder Coloniſt erlangt das

Bürgerrecht und deſſen Privilegien , ſobald er ſich vor den treffenden Behörden ſtellt.“ Die Regierung hat überdieß verſprechen die Ein

Während dieſer Periode regnet es dann und wann ,

jedoch iſt im

Januar, Februar und März der Regen etwas ſelten. Junius , Julius und Auguſt find die Monate , während welchen es am ſtärkſten regnet

etwa ſowie im Frühjahr in Norddeutſchland. Froſt fieht man gar nie, Reif nur ſelten. Endemiſche Krankheiten gibt es keine ; man fennt .

nur ſolche, denen die Menſchen überall ausgeſeßt find. Der Sommer iſt dem von Norditalien ſehr ähnlicy, der Winter feuchter, aber milder. Die Producte zerfallen in einheimiſche und eingeführte : die einheimiſchen find erſtens Holzarten, wovon es eine unglaubliche Menge und von vor: züglicher Qualität gibt. Die hauptſächlichen ſind : Alerce , eine Gat tung Tanne, röthliches, ſehr leicht zu verarbeitendes Holz , wofür ein beſtändiger Abſaß zu finden. Pellin ein ſawered unverwesliches Bau holz in großen Stämmen vorkommend, und das allgemeine Baumaterial in großer Menge. Róble , eine Abart der Buche; Lingue, ein har tes und dichtes, und Laurel, ein ſehr weiches Holz, alle drei ſehr gemein

und brauchbar. Außerdem gibt es eine Anzahl minder wichtiger Gat tungen. Der Holzhandel iſt jeßt ſchon von großer Wichtigkeit, indem der Norden Chile's und Peru's von hieraus mit Bauholz verſehen wird. Viele Pflanzen finden ſich vor , welche mediciniſche Kräfte beſißen. Ebenfalls ausgezeichnete Färbe- und Gerbeſtoffe, nicht etwa im Kleinen, ſondern in überſchwänglicher Menge. Kartoffel ſind ausgezeichnet , denn dieſe Provinz iſt ja ihr Vaterland. Man findet über 20 verſchiedene Erdbeeren gibt es wilde in großer Menge, eben ſo mancherlei Arten . aromatiſche Früchte und Beeren. Linſen, eine Abart , faum des Cul

tivirens werth . Eine Art Rohr „ Quila “, welches in den Waldungen überall wächst und eine Höhe von 10 bis 40 Fuß erreicht. (8 bildet oben ein dichtes Fled;twerf, welches das Vieh , vor Wind und Wetter ſchüßt. Die jungen Sprößlinge fommen , als Futter , beinahe dem Luzerit gleich.

Die eingeführten Producte ſind : Aepfelbäume, verwilderte in ganzen Waldungen, dann und wann von ſehr guter Claſſe. Sie liefern einen vorzüglichen Apfelwein , Chicha , das Hauptgetränk der Einwohner. Birnen , Kirſden , Pflaumen , Pfirſiche, Aprikoſen, Mandeln , Maulbeer bäume und der Weinſtock ſind alle verſucht worden , und gedeihen alle, beſſer als im ſüdlichen Deutſchland. Gemüſe aller Art find unübertreff lid. Rohl, Rraut, Gurfen, Kürbiffe, Rüben , Mangeltwurzel , Erbſen ,

Bohnen, Zwiebel, wachſen ſchnell und in beliebiger Menge. Mohnſamen findet fich in Unmaſſe. Mit Klee und Luzern ſind die Verſuche nur im fleinen gemacht worden , weil fie nicht nothwendig ſind. ( Schluf folgt .)

Mis cellen . Vergoldete Seide. Der Monit, industr. vom 19 December meldet nach dem Journal le Rhone daß ein Chemifer ein eben ſo ſinn

reiches als wirkſames Mittel erfunden habe , die gewobene oder unge Die Stoffe follen außerordentlich ſchon ſeyn und doch ihre Weichheit nicht verlieren.

wobene Seide zu vergolden.

Reiterſtatue für Jeanne d'Arc. Die Commiſſion , welche zur Verathung über die Art eines für das Mädchen von Orleans zu

errichteten Denkmals berathen ſollte, hat jeßt folgende Notiz durch die Journale befannt gemacht : „ das zu Orleans errichtete (oder vielmehr zu errichtende ) Monument muß den triumphalen Charakter einer Reiter ſtatue haben , welche an einen Sieg erinnern und Rönige oder große Helden darſtellen, denn es handelt ſich darum , das durch Jeanne d'Arc von dem feindlichen Joch befreite Frankreich darzuſtellen. Die Ausfüh rung ſoll Hrn. Foyatier überlaſſen werden, demſelben Künſtler, der den

Spartacus gemacht hat.“ Da dieß Denkmal in einer Größe ausgeführt werden ſoll, wie fie Frankreich zufommt, ſo wird erwartet , daß auch

1 Dieie iſt uns nicht zugefommen . 1. D. R.

Verlag ber 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

ganz Franfreich dazu beiſteuere. ( Commerce. 18 December. ) Verantwortlicher Redacteur Dr. D. Widenmann .

Das Ausla n d . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N " 2.

3. Januar 1848.

Der jüdlichen Daſen hingezogen , und lenfte nun den Handel

Der Lufitand in Trip li. Die neueſten Nachrichten aub Malta berichten , daß in der Stadt und dem Gebiet von Tripoli ein weitgreifender Aufſtand aufgebrodjen ſey, und daß der Paſcha, der ſich nicht mehr hal

von Fezzan und Tripoli ab , fonnte jedoch Gadames, wo eine türfiſche Beratung lag , nicht umgehen . Doch waren die

Karamanenführer ſtark genug, wenn auch nicht den dortigen

Wäre dieß einer der gewöhnlichen Aufſtände in einer türfiſchen

Tribut zu verweigern, doch die Waaren nicht nach Tripoli gehen zu laſſen , ſondern theils nach Tunis, teils nach Algier zu len fer... Eine Zeitlang ging es : die Türfen ſchienen völlig geſiegt

Provinz , wir würden nicht das minbeſte Gemid t Darauf legen,

zu haben und machten Anſtalt, Tunis vom Lande her anzu

allein die Sache hat Bezug auf die gegenſeitige Stellung der

greifen, da die franzöſiſche Flotte jedesmal vor dem Hafen von Tunis erſchien, wenn eine türkiſche Flotte Miene machte, hier

ten fönne, den Sultan um Verſtärkungstruppen gebeten habe.

Engländer und Franzoſen im Mittelmeer,

und darum fönnen

wir nicht umhin einige Erklärungen beizufügen . Die Pforte hat

vor etwa 12 Jahren die Streitigkeiten in der regierenden Familie

dasſelbe Spiel zu ſpielen das in Tripoli gelungen war. Die natürliche Folge dieſes Zuſtandes der Dinge war aber ,

von Tripoli , welche nach ihrer Herkunft den Namen Caramanli

Dan Tripoli , dem ſein Lebenselement, der Handel mit dem innern

führte, benüßt, um fich einzumiſchen. Damals lebte noch der alte Paſcha Juſuf Garamanli, aber ſein Sohn Ali führte die

Afrifa fehlte, gänzlich zerfiel, daß die Iruppen nicht mehr be

Regierung, und deſſen Neffe Embammed ſtand, jedoch nur no minell, an der Spige der empörten Araberſtämme Der Umgegend.

Der franzöſiſche Conſul Schwebel begünſtigte leştere, der eng liſche Conſul Warrington, der im vorigen Jahre zu Patras

ſtarb, ben Paſcha Ali . A18 bie türkiſche Flotte, anſcheinend, um letzterem Beiſtand zu leiſten , erſchien , landeten türkiſche Iruppen, Ali warb aufs Schiff gelodt, bort gefangen gehalten und nach Konſtantinopel geführt, Der türfiſche Iruppencommandant er: klärte ſich als türfiſcher Paſcha Der Provinz, die Araber , welche die Stabt eingeſchloſſen hatten, wurden überfallen , Emhammed

famohne daß man weiter von

von Tripoli. Dieſe Stabt ſelbſt war in ihrem Elend zum Auf ſtande nur allzu geneigt, und dieſer ſcheint nun alſo zum vollen

Ausbruch gefommen zu ſeyn. Glückt derſelbe, ſo iſt der türfi ſche Paſcha verloren und muß wieder abziehen, einer der unter nehmenden Araberhäuptlinge, vielleicht der Bey von Bengaſt, der mit betheiligt ſeyn ſoll, wird Beherrſder von Tripoli , und iſt der natürliche Verbündete der Franzoſen , während die Enge länder den türkiſchen Paſcha zu halten ſuchen werden . Die Engländer haben nicht nur Gonful in den meiſten Küſtens ſtädten , ſondern auch den bekannten Richardſon in Gadames,

,dan

ihm Notiz genommen hätte. GO warb Iripoli wieder zur türkiſchen Provinz gemacht, die frans zöſiſche Partei geſtürzt, unb Tripoli ſollte nun der Hebel wer den, um wo möglich auch Tunis zu überwältigen, einen türki

iden Paída dort einzuſeßen , und von hier aus die Herrſchaft

der Franzoſeu in Algier zu untergraben . Aber Frankreich war nicht unthätig, ef ſammelte durch eigens hingeſandte Unterhändler die arabiſchen Stämme wieder, und es begann ein Krieg zwiſchen den Türfen in Iripoli unb den benachbarten araberſtämmen , der mit der gewöhnlichen Hinterliſt und Treuloſigkeit geführt wurde.

zahlt werden fonnten, und die Stellung des Pada's immer idynieriger wurde. Nach den frühern Verhältniſſen zu ſchließen , haben nun die Franzoſen mit Abdel Dichelils Sohn Verbindun gen angefnüpft, und eben ſo mit den Arabern der Umgegend

Haupt der Araber

war Abdel Dichelil, Sultan von Fezzan, und mit ihm waren die Scheid ;& der weſtlichen und öftlichen Araber (von Bengaſt) verbunden . Durch Gold und Verſprechungen wurde einer von dieſen vermocht, an AbbelDichelil Den Verräther zu machen : dieſer

ward zii einer Unterrebung verlockt und ermordet. 31 Folge bieſes Ereigniſſes rücten die Türfen nach Pezzan und beſeßten dieſe Daſe, ſo wie im Weſten die Stadt und Daſe Gadames . Aber Abdel Dichelils Sohn hatte ſich von Fezzan nach einer

find alſo von allem ſehr wohl unterrichtet. Siegt der fran zöſiſche Einfluß, ſo wendet ſich der Handel des innern Afrika wieder nach Tripoli und Fezzan , und fällt unter den Einfluſ der Franzoſen, wodurch erſt ihre afrifaniſchen Beſibungen einen höhern Werth bekommen , denn der große Handelszug aus dem

Innern geht von Tombuctu nicht gerade gegen Norden , ſondern zuerſt weſtlich nach dem Schadſee, bann an der Reihe der

Tibbu -Daſen heraus. Die nächſte Nachricht Dürfte ſeyn , daß Abbel Didelils Sohn aus ſeiner zurückgezogenheit bervortritt und Fezzan wieder erobert , denn bei der jebigen Bedrängniß der Türken in Tripoli fann fich jener Poſten nicht halten ; eben ſo wird der türkiſche Poſten zu Gabames weichen müſſen, und

dann iſt Tripoli völlig verloren, wenn es nicht von den Türken geräumt wird, denn Abbel Dichelile Sohn wirb nie mit den Türfen , die ſeinen Vater ſo verrätheriid ermordet haben, fich verſöhnen.

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Die Vermengung der Pacen.

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därigt waren , tat ter Kaufaſier die Grte gemeñen ; die Erte

(Forriepung.) Mit dieſen allgemeinen , auf die Erfahrung geflüßten Prins

genügte ihm nicht, er erfob ſich zum Ueberſinnlichen, zu einem Jenſeite , deſſen Bürgerrecht er ſich ermart. Als die weiße

cipien iſt es uns möglich den Einfluß anzuteuten, welően tie

Race auf unſerm Feſtlande eridien , mußte ſie fide ihre Welt Witrend die andern Racen gegen die Angriffe unbewaffnet Klima's waren , während die Mongolen ſelbſt tes die Herrſchaft des Menſchen über die Natur nur angebahnt

Racentermengnng auf die geselligen Verhältniſſe und ibre Um :

geſtaltung ausüben muß. Tag die Stufenleiter der Geſclidaft und Staaten einer Stufenleiter der Racen entirrede, iſt eine

erſt ſchaffen.

Wahrheit, deren Entdedung man ter neuern Wiſſenſchaft danft.

batten , hat die faufaſijde Race einen langen Eroberungszug

Betragtet man die geogrartiide Atheilung der Religionen auf

glüdlich zu Ende geführt , fich Glemente und Meere untermorien ; bei ihr allein hat ſich die ganze Willenskraft entridelt : rát rend andere Macen unter der Herridaft einer blinten Noths mendigkeit ſchlummern , hat die meiße Race alle Hinderniſſe zu

ter Grtoberfläche, ſo iſt man erſtaunt , fie überall durch ein Naturgeieß betingt zu finden . Das Chriſtenthum bat fide all

gemein bei der weißen Race rerbreitet, mäbrend es ihm bis jest nidt gelang fich bei andern Racen eine dauerhafte Eri ſtenz zu ſichern. Das Chriſtenthum iſt aber der Triumrh der

überwinten geſucht ; ihre eigene Kraft genügte ihr nicht, fie iduf

Seele über die Sinne, tie Herridaft des Geiſtes über die Ma terie. So oft eine jolde Lehre bei den Völfern der weißen

findung der Buchbruderei und des Tampfes geſellte , hat ſie

Hace auftauchte, fand ſich bei ihnen immer eine riezu geeignete Drganiſation for. Der Kaufafier zeichnet ſich durch das Vor herriden tes Gehirns, und in Folge Daron ter Tenfthätigfeit über die Sinnenfunctionen aus. Je weiter wir zu den unter:

neue Kräfte.

Indem ſie zu ihrer geiſtigen Schöpferfraft die Gr

ihre Herridaft noch weiter ausgedehnt . So oft ſie ſid antern

Racen näherte, hat ſie bieſelben verſálungen ; ſie nabm Dem Neger, dem Amerifaner , dem Monjolen ihr nerröjes , doleri ides, lymphatiſches Temperament, und madie aus ihnen Men iden nach ihrem Bilde. Dieſe Gigantenrace, die einſt rom

terferridente Bildung zug: Das Gefidt terlängert fid , die

Kaukaſus, der Heimath tes Prometheus , herabſtieg, hat ihre Aufgabe noch nidi rollendet . Die weiße Hace ſing ihr Daren

Sinnesorgane entrideln fic , und mit ihnen vermehrt ſich der Witerſtand gegen den driſiliden Glauben . Der Fetiſtismus

das Reſultat berbietener Wanderungen und Vermengungen .

ſtellt fich immer rollſtändiger beraus und bildet die einzige Religion , welder ter Neger huldigt. Tie Araber und die

Die Ridung der Colonien, welche alſo rom nörtlichen Aſien aufgingen, iſt unveränderlid ; die faufaſiſche Hace zieht fica con

Türfen , son denen die einen den Uebergang aus der äthiori iden , tie antern aus der mongoliichen Race zur faufaſiichen bilten , haben eine Zwitterreligion : Der Motammedanismus iſt,

Dſten nach Weſten , fie binterläßt auf ihrem Wege eine Reibe

geordneten Racen finaffteigen, deſto eber rerrijdt ſich dieſer

rrie man mit Recht bemerkte, eine driftliche Secte, rrelder der Nationalzug beiter Wilfer ihr finlänglides Gerräge aufgebrüdt bat . Soll e bem Mendengeidlecht gelingen , alle dieſe Uns gleidheiten der natürliden und fittliden Bildung aufzubeden

und einen allgemeinen Fortitritt zu Stande zu bringen ? Wir erwarten dieſes eben ron einer Vermengung der weißen Race mit den untergeortneten , ichmachern Hacen. Die ethnographi ſche Betradtung unjeres Globus theilt tie Macen in zwei große Abtheilungen : in Hacen tes Fortichrittes und in Macen des Stillſiantes. Es fommt immer eine Zeit , wo die Thatfraft einer Nation am Erlöjden iſt : die einen verten früher , die an Dern ſpäter in tiefen ftagnirenten , fterectoren Zuſtand terießt.

Von der Stufe, auf welcher fie Halt matten , fängt ibre höhere oter niedrigere Stellung in ter Gedichte ab. Dieſe unroll ftantigen, aber in ihrer Lincollitandigkeit fertigen Racen übers

leben wohl ihre eigene Größe, wie Ruinen tas Monument über leben , Deſien Bauſteine ſie waren . Einige dieſer Völferſdaften bleiben unterrüdt auf ihrer Stelle ( io die Mongolen), andere ſchreiten rücfråris. Airifa iſt bauptſächlich die Wiege dieſer ſiagnirenten Völfer ; aud Chaldia und Aſiorien zeigen uns Dieie traurige Metamorrhoje ter Zeit : Dieje Völfer find zu iriſten Thieren herabgerunfen , irie der Didter jagt : anima

fiera divenuta. Dieſe Nacen ſind für die Civiliſation erſtorben, fie müſſen uniebltat ton ter Ertoferſüche berichrinden, wenn nidi eine ciriliſitte Nation fich ihrer Gemächtigt und neue Ent ridlungefeime in fie einführt.

Furora iſt der Welttteil, auf weldem die weiße Race rein ron aller fremtartigen Berubrung auf die freieſe Weiſe alle ifre Charaftere enorridelt. Die Suroriorität dieſer Race iſt anerfannt: während der Mongole , ter Neger , ter Amerikaner , Der Malane nur mit Berrietigung ihrer finnliden Natur be

in Aſien an ; die heutige Berolferung unſeres Weltiteils iſt

ron Völfern , relche auſeinander folgen, io daß ſie jo zu ſagen

ron Stapelplaß zu Stapelplaß ihre Kräfte entrideli. In dieſer Berregung folgten ficus Celten , Teutonen , Slawen der Reibe nach . So iſt die Bildung der reridietenen Völfers ſchaften unſeres Continents duro Halt- und Ruhepunkte der Civiliſation bezeichnet. Jetes dieſer Völfer hat ſeine Eigen

thumlichkeit, die es bezeiconet; aus ihrer ſtufenreiſen Vermen gung bildete ſich die heutige Geſtalt Gurora é. Die Nacen ſelbſt baben ein Wachethum und eine Entrid

lung ; dieſes zeigt ſich am Deutlichten bei der faufaſiichen Hace. Je mehr wir uns ihrer Wiege nähern, deſto mehr finden wir bei ihr die Kennzeichen der erſten Kindheit. Ade hiſtorijden Monumente ſtellen uns die Menichen der erſten Wanderungen mit blauen Augen und mit Haaren ror, tie rom Rorben ins belle Blond ſchillern ; die Gelten raren blond, die Germanen

Dieſe beiden Nuancen ſind jeßt weder in Franfreid, noch in Deutidland mehr vorherrſchen !. Die Schotiländer bil

roth.

beten ebenfalls eine blonde Race, fie haben heutzutage bieles Kennzeigen rerloren .

Man fann alſo behaupten , daß die all

gemeine Farbe der heutigen Berolferung Guropa's ron Der bes Deutenb rerichieben iſt, melde ihren urſprünglichen Racen eigens thümlich war. Dieſes Reſultat erflärt fich nur theilweiſe durch tie Veränderungen, welche die Vermengung der Volfer und der

Einfluß des Klimas herbeiführte ; man iſt genöthigt nad einer antern Urſache zu fragen , welche rrill, daß eine Race in ihrer Entridlung ihre urſprünglichen Formen ablege, um fteté neue zu ſuchen . Der Abbé Frère, welcher in ſeinen Vorleſungen über die hifloriiden Perioten die intereſanteſten Bemerfungen über dieſe Veränderungen angeſtellt hat, behauptet , tas tas

Temperament unſerer Pace der Reibe nad lomphatiſch , jan guiniſ , tann dolerijd mar. Die Hautfarbe hat bicielten Veränderungen erlitten. Die meiſten grieciichen und römiiden

Gritidstidreiber ichiltern uns die Gelten ganz weiß : Ammianus

Marcellinus fann die Midfarbe der galliſchen Frauen nicht genug loben : dieſe urſprüngliche Farbe ging ins Rothe über,

mitteln ; die Nationalität dieſer kleinen Staaten wird ſich von

worauf eine dunflere Farbe den hellen Schein des Bluted wie der milderte. Noch größer ſcheint die Veränderung zu ſeyn in

ſelbſt Bauernd herausſtellen , ſobald eines der beiden Elemente ihrer Bevölkerung das rorberrſchende werden wirt.

Beziehung auf den Umfang, die Form und die Entwidlung des Kopfes . Hr. Frere hat dem Muſeum im Pflanzengarten zu Baris unlängſt eine Sammlung von Schädeln geichenft , welche ben verſchiebenen Perioden der Geſchichte Frankreich zugehören

(Schlus folgt.)

und einen ftufenmäßigen Fortſchritt beurkunden.

Vergleichen wir jeßt die Entwicklung der weißen Race mit der der andern Racen, ſo finden wir, daß jene der Reihe nach

näle bazn berufen ſeyn werden, die europäiſche Einheit zu rers

Religionszufände im Oregongebiet. (Oregon Missions and Travels etc. By Father de Smets .) Als die erſten zwei fatholiſchen Miffonäre in Dregon anfanien,

beſaß die Hudſong-Bay-Compagnie 10 oder 12 Niederlaſſungen für den Pelzhandel , in denen allen eine Anzahl fatholiſđer Canadier fich befan den, außerdem befanden fich 30 fatholiſche Familien an den zwei Haupts

alle die Züge verwiſcht hat, welche den ſtehenden Charafter ber

niederlaſſungen von Willamette und Cowliß. Da die Methodiſten ſdon

orientaliſchen Civiliſationen bilden ; der Stand der Bildung, auf

ſeit geraumer Zeit zwei Niederlaſſungen und die Presbyterianer ſeit

welchem fich gegenwärtig dieſe Völfer befinden, liegt als ein überwundenes Entwidlungsmoment hinter uns. Werfen wir

dem 3. 1839 ſogar brei hatten , ſo war Gefahr vorhanden , daß die katholiſchen Familien vom Glauben abgezogen würden. Unter dieſen Umſtänden famen die zwei Jeſuitenmiffionäre an , und nur die größte Anſtrengung, die unaufhörliden Reiſen derſelben von einem Poſten

einen Blick auf die Urverfaſſungen Aftens, Afrifa's und der neuen Welt, ſo finden wir bei ihnen lauter Formen des poli tiſchen und religiöſen Lebens, welche wir in der frühern Ges ſchichte Europa's gleichfals kannten . Die Theofratie, die Kaſten

eintheilung , der Gebrauch der Hieroglyphen , welche eben ſo viel Stufen der Entwicklung in der Civiliſation von Indien und China, von dem alten Aegypten und Merico bilden , finden fich auch bei uns im Mittelalter. Ader Unterſchied zwiſchen der Geſchichte dieſer Racen und der Entwicklung der faufafiidhen Race beruht darin, daß die gelben und ſchwarzen Racen bei einer Bildung verharrten, welche bei uns nur eine Uebergange periode bildete.

zum andern fonnten den Abfall der Canadier von ihrem Glauben ver: hindern. Jeßt haben fie aber nach und nach 18 Capellen errichtet und im Jahr 1847 ſollten vier neue gebaut werden ; ſie haben drei Unter richtsanſtalten , und von den 110,000 Indianer in dieſem Gebiet find 6000 zum fatholiſchen Glauben bekehrt worden ; die Zahl der fatholiſchen Canadier und andern Anſiedler iſt 1500.

Deutſche Auswanderung nach Chile. (Schluß .)

Getreide , Weizen , Gerſte, Haber geben reichliche Ernten , 20 bis 40 für eine – einzelne Fälle gibt es von 80 bis 100 für eine; Roggen

haben gleichfalle bie politiſche Einheit in eine Menge fleiner

iſt nicht verſucht worden. Der Weizen beſonders wächst nicht in einzels nen Halmen , ſondern in Stauden von 4 bis 10 Halmen von jedem Kern . Die Menſchen beflagen ſich hier, daß ihnen die Ernte mand mal verloren geht und wahrlich es iſt kein Wunder ! Das Getreide wird mit der Sichel geerntet, man läßt das Stroh 2 Fuß hoch ſtehen, man reinigt ein Stüc Land zur Tenne, wo nun die Ernte zuſammen : gehäuft wird. Man ſammelt einige Stuten und alte Pferde, je mehr deſto luftiger, und jeßt geht es im freiſenden, ſauſenden Galopp über das Dreſdhen her. Wenn alles zertreten iſt , ſo geht das Reinmachen los,

Frankreich dagegen , das ein überaud ho

d. h. mit hölzernen Schaufeln wirft man Stroh und Erde, Steine und

mogenes, geographiſches Syſtem befißt, war es nicht ſchwer fich

Korn in die Luft, wo tann der Wind das übrige thun muß ; weht aber der Wind nicht, ſo wartet man bis er weht. Regnet es unterdeſſen auch noch ſo wenig, ſo geht natürlich mehr oder weniger Rorn verloren, denn die Leute denken nicht daran ſich eine Scheune zu bauen ; ſie haben ja kein Holz dazu - Gott bewahre ! – Im günſtigſten Falle wird viel Zeit verſchwendet, das Korn iſt immer ſehr unrein, und es geht immer viel davon verloren. Der Aderbau iſt überhaupt auf derſelben Stufe,

Die geographiſchen Verhältniſſe Dürfen bei dieſer Neuges ftaltung der Völker nicht übergangen werden. Die Geſchichte des Menſden hängt immer zuſammen mit der Geſchichte der

Scholle, welche er bewohnt. Die Zerſtüdlung Deutſchland8 3. B. iſt eine Folge der Vermengung der Germanen mit den Slawen und der geographiſchen Abgränzung. Dieſe Berge, dieſe Flüſſe, dieſe tiefen Ihäler, welche die Einheit des Bodens unterbrechen , Staaten zerſprengt.

die nationale Einheit zu erkämpfen.

Schon Strabo, der von

der Topographie des alten Galliens ſpricht, hatte das Centralis

ſationsſyſtem Frankreichs vorausgeſagt. Aus der Topographie Europa' & fönnen auch mir auf die Veränderungen ſchließen, welche die Eiſenbahnen herbeiführen müſſen ; gewiß müſſen fte

die nationale Einheit der großen europäiſchen Staaten begüns ftigen. Der ſlawiſch - germaniſche Typus hat faum erſt in Deutſch

wie vor 3000 Jahren bei den Patriarchen ; der Pflug beſteht aus zwei Stüdchen Holz, die Egge aus einigen zuſammengebundenen Dornſträu

land angefangen fich herauszuſtellen. Auch in Frankreich eri

chen , der freie Himmel die Scheune, die Tenne das Feld, der Dreſcher

ſtirt bieſe Nationaleinheit mehr in der 3bee als in der Wirts

das Pferd; doch muß man dieſen Naturfeldbau nicht ganz verachten ,

lichkeit. Die ſüblichen Provinzen haben nicht die nämlichen Intereſſen wie die nördlichen , die Normandie hat eine andere

und man fann den Europäer nicht genug davor warnen, alles auf ſeine

Sprache als das Elſaß, Bordeaur hat nur auf der Karte eine Berührung mit Paris . Die Rerolution und Republik find über das Haupt der weſtlichen Völferſchaften hingegangen , ohne ihre ſeit zwei Jahrhunderten fich herſchreibenden Sitten unb Gebräude im mindeſten zu verändern ,

Die Verbindung durch Eiſenbahnen wird nicht immer an den politiſchen Gränzen unterbrochen werden ; wir glauben, daß bie Staaten im Herzen Europa's zu größerer Ausdehnung bes ſtimmt find. Dieſe kleinen Uebergangsſtaaten, in welchen zwei ver ſchiebene Nationaltypen zuſammentreffen, waren die erſten, welche verbeſjerte Verbindungsſtraßen errichteten . So glauben wir, Dağ Belgien, Böhmen und Ingarn Durch Eiſenbahnen und Ca

Weiſe einrichten zu wollen. Das Klima, die Beſchaffenheit des Bodens, der üppige Wuchs des ganzen Pflanzenreichs , find von dem wäfſerigten Himmel, den ſtarrſinnigen, nur durch Giſen und Stahl zu überwinden den Feldern Europa's ſo verſchieden, daß man auch ſeine Mittel darnach einrichten muß. Der Boden z. B. iſt ſo locker, daß der deutſche Pflug ganz unnūß, ja ſogar ſchädlich wäre , indem die Saat dadurch ſo tief begraben wird, daß fie verfault. Es läßt fich zwar nicht läugnen , daß viel , ſehr viel verbeſſert werden könne , ohne jedoch alles unbedingt zu verwerfen - aber nur die Erfahrung kann lehren , das rechte Mittel zwiſchen dem Zuviel und dem Zuwenig zu treffen. Flachs und Hanf fommen hier auf eine ſo außerordentliche Weiſe fort, daß ſie die Haupts producte der Provinz zu werden beſtimmt ſcheinen. Der Leinſamen iſt der größte befannte und der am meiſten Del enthaltende. Der Hanf

iſt nad damit in England angeſtellten Verſuchen dem ruſſiſchen noch vorzuziehen. Jede beliebige Quantität dieſer beiden Producte ließe fich

8

w

entweder in Valparaiſo oder in England abſeßen , und würden da ſie ſehr ſchnell wachſen, dem Auswanderer ſogleich baares Capital in die Hände liefern. Guropäiſche Blumen und Zierpflanzen haben ſich ohne

Miſibett oder Glashaus beim erſten Verſuch acclimatiſirt. Das Thierreich iſt ſehr arm , was einheimiſche Thiere betrifft; der Panther , eine große Waldfaße, ein ſehr fleines Neh , und in den Gebirgen eine Abart des Hirſdes, ſind die merkwürdigſten. Reine von

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Einrichtung langit ſchon geſicherte Staat. Dieß hat es hauptſächlich ſeiner Berührung mit Ausländern , ſeinem ſtarfenden Klima , wo der Menſchenſchlag ſich fräftiger erhalten als weiter nach Norden , und ſeis nem commerciellen Unternehmungsgeiſt zu verdanfen . Der Charakter der Chilenen iſt gelegt und männlich. Sie achten Kenntniſſe an andern und ahmen nady was ſie für nüblich betrachten. Die größte perſön liche Sicherheit herrſcht im Lande. In der Provinz Valdivia iſt der

dieſen ſind zahlreich ; der Panther iſt ein Freund von Schafen und ſehr

Naub unbefannt, Diebſtahl nicht gemein.

jungen Füllen, zieht ſich aber vor der Nachbarſchaft des Menſchen zurück.

Handelsſtadt an der Weſtküſte Südamerika's und bildet den Stapelplaß für Bolivien, Peru und die oceaniſchen Inſeln . Der jährliche Tranſitos und Importationshandel belauſt fich auf ungefähr 20 Millionen ſpani ſche Thaler. Die Preßfreiheit iſt unbeſchränft. Die Staatsreligion die fatholiſde, mit Toleration anderer. In Valparaiſo, dem einzigen Punkte wo ſich Proteſtanten in einiger Anzahl finden , gibt es zwei proteſtans

Waſſervögel gibt es in Menge, beſonders Schwäne, Gnten und Schnepfen ; eben ſo einige kleine Raubvögel.

Die eingeführten Thiere vermehren ſich hier ungemein , das Nind vieh iſt das ſchönſte in ganz Südamerika, und verurſacht dem Landwirth nur wenig Mühe.

Er läßt es in den Wald laufen , verſichert ſeine

Gränzen und die Natur thut das Uebrige. Gegenwärtig beſteht der ganze Reichthum der Provinz in Rindvieh , welches man aus Mangel an Induſtrie heerdenweiſe an die Kaufleute vom Norden verfauft, welche

es dann ſchlachten und zu Marfte bringen . Salzfleiſch , getrocnetes Fleiſch, Talg und Häute könnten aber hier unerſchöpfliche Quellen des Wohlſtandes bilden . Erſt ſeit 3 bis 4 Jahren hat man angefangen Riſe zu madjen, und, obwohl alles auf die roheſte Weiſe geſchieht und der Riſe deßhalb nicht den Werth hat, den er haben ſollte, ſo hat man dod) im Jahre 1846 über 3000 Centner ausgeführt. Butter macht man

Valparaiſo iſt jeßt die erſte

tiſche Kirchen .

Nach einer umfaſſenden Ueberſicht des ganzen Verhältniſſes des Lan: des, und beſonders der Provinz Valdivia , ergibt es ſids, daß wenige länder tem Einwanderer größere Vortheile mit wenigeren Schwierig feiten dar: bieten. Um ten Aderbau und die Viehzudt und die damit verzweigten Gewerbe im Großen zu treiben , braudt der Menſch nicht erſt zu ſchaf fen, ſondern nur das Vorhandene zu benüßen. Die Natur hat alles ge than , was man nur von ihr verlangen frunte. Einen Vortheil aber

nicht einmal für ſeinen eigenen Gebrauch , obwohl in Valparaiſo und

beſigt dieſe Provinz vor allen andern Colonien : durd ihre Lage iſt ſie vor den Schwärmen loſen Geſindels geſchüßt, welche ſich in allen neuen

an der ganzen Küſte für jede beliebige Quantität Abſaß zu finden wäre.

Anſiedelungen herumtreiben , und harpyenmäßig über den unerfahrnen

Sdafe, eben ſo wie in Auſtralien , werfen zweimal des Jahres, d. h .

Anfömmiling herfallen , ihn um ſeine legte Habe betrügen , zu Laſtern verleiten, und oft um ſein höchſies Gut, ſeine Ehrlichkeit, bringen. Dieſe

die Heerde verdoppelt ſich jährlich. Merinoſdhafe find erſt im vergans genen Jahre von einem Deutſchen eingeführt worden , ſcheinen ſich aber auf dieſelbe Weiſe zu vermehren. Das Land eignet fich jedoch nicht zur Sdafzucht im Großen , indem es noch zu bewaldet iſt. Schweine, wie zu erwarten wäre, gedeihen hier ungemein ; eben ſo Pferde. Die gegenwärtige Nace iſt nicht groß, aber von ungemeiner Ausdauer. Kein hieſiger Bauer iſt ſo arm , daß er nid ) t fein Reit pferd hätte .

Vampyre eriſtiren hier nid)t, indem på bisher für ſie fein Gewerbe gab.

Die gegenwärtigen Einwohner ſind nicht laſterhaft, find übrigens in zu geringer Anzahl, um dem zufünftigen geſellſchaftlichen Zuſtand einen Stempel aufzuprägen , wenn eine deutſche Colonie hier Wurzel faßt. Hier fönnten wir unſere Sprade unverfälſcht , unſere Nationalität uns

vermiſcht, unſern deutſchen Sinn vor allen auswärtigen Einflüſſen heilig bewahren , was nicht ohne erfreuliche Rückwirfung auf das Mutterland bleiben könnte. Bis jeßt ſind unſer nur wenig hier ; wir träumen uns aber die Einöde bevolfert mit Brüdern und Schweſtern aus dem alten ſtets theuren Vaterlande, wir hören den biedern germaniſchen Gruß, wir

Maulthiere ſind wegen des Mangels an Landſtraßen unumgänglich nothwendig, und bilden die einzigen Mittel, Waaren und Producte von

einem Ort zum andern zu trandportiren . Mit einer Laſt von 3 bis 4 Centnern legt das Maulthier täglid 6 bis 8 deutſche Meilen zurück, erfordert aber ſo vielen Apparat und ſo viel Aufinerfſamfeit, daß es,

hören das herzliche Lied durch unſere Wälder hallen , und wir leben der frohen Hoffnung, den ſchönen Traum verwirflicht zu ſehen . Wir fordern

im Falle einer deutſden Anſiedelung, hidſt rathſam wäre, baldmöglichſt

aber Niemand auf, daß er foninie — Wir wollen Reinen verleiten

an Straßenbau zu denfen .

ſuchen keinen Wucher. Wir haben nur eine Stätte gefunden, wo es uns gefällt, und theilen dieſes unſern deutſchen Brüdern mit. Kommen welche und bringen ihre kleine Habe , ihre deutſchen Herzen und ihre

Federvieh iſt in Ueberfluß zu finden ; jeder Verſud, der bisher ge macht worden, neue Gattungen einzuführen, hat angeſchlagen. Soviel ſcheint hinlänglid , um einen Begriff von den Naturpro ducten des Landes zu geben ; was Induſtrie betrifft, ſo iſt ſie gegen wärtig null, könnte aber beſonders in folgenden Zweigen ſogleich lohnend

Beſchäftigung finden, indem die Natur die Mittel an die Hand gegeben

deutſden Hände mit, ſo ſagen wir, es fann ihnen nicht fehlen , denn auch wir hatten nicht mehr und es geht ung gut. Rommen ſie nicht, unſere Brüder aus der Heimath, bleibt der Traum ein Schattenſpiel nur an der Zukunft Wand, ſo haben wir doch ſtets den Troſt, das unſrige

hat, um anzulegen : Flachos, Dels und Sägemühlen , Porzellanfabrifen.

gethan zu haben. Wenn auch das Samenförnchen jeßt nicht feimt,

Gs gibt 3 oder 4 ſehr gute Thonerden , Seilereien , Ziegelbrennereien,

früher oder ſpäter wird es doch gedeihen .

Glasfabrifen , Bierbrauereien und Branntweinbrennereien , Seifenſiede:

rechten Dingen zugeht, daß der geſellſchaftliche Zuſtand dort ein Kranf heitszuſtand iſt, beweist der Drang nach außen , der im Herzen Deutſch lands wühlt. Die Krankheit läßt ſich aber ohne Medicin nicht heben, und Medicin iſt bitter. Auswandern heißt mit andern Worten, dul den , leiden , entſagen lernen ; wer das nicht fann , der bleib nur da heim ! Hier iſt das Land von Milch und Honig nicht. Im Sdweiße des Angeſichte $ muß man hier ſein Brod erwerben ; hier hat man nur den Treſt, daß man es erwerben kann . Aus Tropfen nur entſteht der Bady, aus Väden wächst der Strom ; ſo , wenn ſich hier das Badh

reien, Lederfabrifen , Leh- und Weißgerbereien. Von beſonderer Wich: tigfeit ſind die leßtgenannten Induſtriezweige , da man hier das rohe

Material und den Gerbeſtoff in ueberfluß an Ort und Stelle findet,

und die ganze Weſtfüſte Südamerika gegenwärtig von Guropa aus mit Leter verſorgt werden muß. Für Schiffbau iſt die Gegend ſehr geeignet, beſonders wenn man

in Anſ )lag bringt, daß jedes hier gebaute Schiff das Vorrecht genießt, an allen Einfuhrzöllen einen Nabatt von 20 Procent zu erhalten, was zwei

Daß es daheim nicht mit

Drittel des ganzen Zolls beträgt. In jedem der obengenannten Indu

lein erſt gebildet , der Strom , er wird ſchon wadyſen ! Nur ja nichts

ſtriezweige fönnten ſich fürs erſte Hunderte beſchäftigen , und zwar mit

übereilt ! nur wohl bedacht, berechnet jeden Schritt

großem Vortheil. Für alle nöthigen Maſchinen gibt es allenthalben

laſſen , was die Vorſicht und Erfahrung und gebietet , und dann erſt Hand and Werf. Der Segen fann nicht fehlen ! Gin Näheres theilen mit H. Dr. Joſ. Schuch in Regensburg , H. Aler. Simon in Stuttgart, H. Dr. N. A. Philippi in Raſſel.

Waſſerfraft.

Seinem politiſchen Zuſtande nach iſt Chile der am weiteſten vors geſchrittene und vor allem Umſturz ſeiner Verfaſſung und ſeiner innern Verlag der 3. O. Cotta'ſchen Budhandlung.

flug die Gefahr

ins Auge gefaßt – die Sdwierigkeiten alle, wohl erwogen, nichts unter:

Verantwortlider Nedacteur Dr. 66. Widen mann .

1

Das Ausla n d . Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. u ". 3.

4 Januar 1848 .

Erlebniſſe auf einer Reiſe durch die neapolitaniſche Provinz Baſilicata. (Von Dr. S.) III .

umher wie unumſchränkte Fürſten, Zebermann reſpectirt fte, und wie in Kalabrien , ſo wären auch in dieſer Provinz 10 bis 12

einflußreiche Gutsbeſiger im Stande, den Willen und die Tha ten von vielen Tauſenden zu leiten, Geſpräche über Politik

Die Tannenwälder zwiſchen Potenza und

vermieben die meiſten, und Mißtrauen offenbarte fich gerade dann am ſtärkſten , wenn man des Treibens einzelner einfluß

Potenza, die Hauptſtadt der Provinz. Ausflüge von dort. Statiſtiſche und phyſiſche Bemer:

und das dortige Leben liebten die wenigſten , und mehr als Giner

kungen über das Baſilicat. 31 Avigliano war ein neapolitaniſches Corricolo eine fels tene höchſt auffallende Erſcheinung. Kaum war ich vor der

tabelte mit bedeutungsvollem Stirnerunzeln dieſe oder jene Maaß regel der Regierung, ja Einige hatten ſich gleichſam verſchworen der Hauptſtabt zeitlebens den Rücken zuzubreben. 3m dloß

armſeligen Taverne angelangt, ſo umgab mich die ganze Bevölferung, und mein mit Hamſterfellen gefütterter Schlafrock warb hauptſächlich der Gegenſtand allgemeiner Neugier. Von Hunger geplagt eilte ich in die Rüche, um meine Tinche aus dem See von Peſole fochen und in Del backen zu laſſen . Ein Gendarm

artigen Wohnhauſe ber reichen Corbo's herrſchte ein etwas vers

Avigliano. Avigliano.

C

reicher Perſonen in der Hauptſtadt gebachte.

Die Hauptſtadt

Tinche, einiger Eier und einiger Räſegerichte mit dem föſtlichften Hunger von der Welt, als ein paar athletiſch gebaute Herrn

alteter Lurus, der aber dennoch dem rauhen Klima und den iſolirten Verhältniſſen angemeſſen war. Eine gute Bibliothek ſchien fleißig benüßt zu werden . Avigliano erhebt fich auf einem Bergrücken, der von zwei nach Weſt und Oſt laufenden Jhälern eingefeilt wird. Die Formation gehört der Alluvion an, die Oberfläche enthält theils nacte, theils mit Erdreich bedeckte Rieſelſteine von verſchiebener Größe und abgerundeter Geſtalt. Dieſe Maſſen ruhen auf einer Schicht von Ralf-Breccie, dann fommt eine tuffähnliche, burdh einandergewürfelte, aufgelöste Ralfſchicht, Thon und wiederum Ralf. Dieſe Beſchaffenheit iſt als Reſultat bebeutender Erds revolutionen anzuſehen, und mehrtägiger Regen, welcher Waſſer in

mit langen ſchwarzen Bärten zu mir traten, und mich höflich einluben, ein Mittagbrod in ihrer Wohnung einzunehmen . Es

die Poren einbringen läßt, erzeugt Spalten in den oberen und Erweichung in den unteren Schichten, ſo daß nicht ſelten Berg

waren die Bruber Gorbo, an welche ich empfohlen war ; fte hats ten von der Ankunft eines gänzlich Unbekannten Runde erhals ten, und übten die Gaſtfreundſchaft auf eine wahrhaft freunds liche herzliche Weiſe. A18 ich ihren Namen erfuhr, überreichte

Stadt großer Schaden zugefügt wird.

poſtirte ſich an meinen Wagen und wehrte dem Anbrang: ich

ich

ließ den Pelz ausbreiten und gab den 10,000 Bewohnern von

Avigliano die Erlaubniß das Fell hin und her zu ſtreicheln. Um tauſend Fragen und Bliden zu entgehen, zog ich mich in einen Hühnerſtall zurüd, womir ein Siſch gedeckt und eine Flaſche guten Weine gereicht wurde. Go harrte ich meiner

ich natürlich meine Briefe und entſchuldigte mich mit Gile, Ans

zug unb bgl. Sie fdienen zuerſt ein wenig beleidigt, daß ich nicht ſogleich zu ihnen gegangen, nahmen mich aber bald darauf unter die Arme und führten mich in bad ftattliche Schloß.

68

.

ftürze und Schlammſtürze entſtehen, wodurch den Häuſern der Die lodgewaſchenen Kieſels

fteine und andere feſtere Maſſen rollen nicht ſelten mit großem Geräuſch in die unteren Thaler hinab, und bebaute oder mit Bäumen bepflanzte Flächen werden nach ftarfen Gewitterregen

vermöge dieſer eigenthümlichen Beſchaffenheit des Erbreichs oft gänzlich zerſtört und entwurzelt. Am heftigſten treten dieſe Ers ſcheinungen im Umfreiſe des früher erwähnten Berge8 Carmine

war eine harte Probe für meinen Hunger, denn meine bereits beſtellten und fertig geworbenen Gerichte wanderten gleichſam vor meinen Augen in die Mägen meines Kutſchers und meines

auf,

Bebienten, während ich anberthalb Stunden lang auf ein, wer

in horizontaler Schichtung von compaftem Gefüge, ohne Krys ftalliſation 8- Charakter mit Abbrüden von foſfilen Mooſen und

weiß wie ſchmachafte8 Diner im Hauſe Corbo warten und das Bellen meine Magens mit Mühe beſchwichtigen mußte ; doch e8 verfloß bieſe Zeit in angenehmem Geſpräch. Die Familie Corbo iſt eine der reichſten im Bafilicat ; fünf Brüber, ſchön

und fräftig gebaut mit imponirenben Bärten ſind die Chefs des þauſeß, und leiten die Lands und Ferbwirthſchaft auf den aus.

gedehnten Befigungen.

Sie herrſchen in Avigliano und rings

der auß angeführten Gründen einſt viel höher und um

fangreicher geweſen ſeyn muß. (Er hat jeßt 1200 passi geo metrici über dem Niveau des Meers) . Er beſteht aus Ralf

Tannenblättern, und hier wie im umliegenden Gebirge kommt an der Dberfläche eiſenhaltiger Sdwefel, Feuerſtein , Hornſtein und Chalcedon vor. Von ſeiner Eigenſchaft als Waſſerſcheibe war ſchon früher die Rede. Vom Gebirgsbach bei Ruoti bis zur Höhe des Paſte fährt man 4 italieniſche Miglien bergan .

Avigliano bietet an Rirchen , Paläften und Häuſern durch

10

wood

aus nichts Bemerkenswerthes bar, ja eß wurde zu Ende des vorigen Jahrhunderts gleichſam aus Verſehen zu dem Range

auf welchem Potenza mitten in einem ausgedehnten Thal, wie

einer Stadt erhoben, indem einer Urkunde zufällig ſolcher Bei-

ben ausgeſept, baliegt.

name angehängt wurde, wovon die Einwohner ſogleich profitir

eine iſolirte Bergſtadt, empfindlicher Kälte und ſtürmiſchen Win ( Fortſeßung folgt. )

ten und die Regierung endlich zur definitiven Ertheilung dieſes Titels bewogen. Der Handel mit Getreide, Rindvieh, Kühen

Die Vermengang der Racen.

u. . w. nach Salerno und Barletta iſt unbebeutend . Zwiſchen

( Schluß .)

hier und Ruoti iſt ein Marmorbruch, welcher den ſogenannten Perſichino liefert. Die Bewohner ſind überaus höflich und re ſpectsou , die Männer tragen blaue Kleider, Mäntel, Jacken ,

Einige Gelehrte ſagten von dieſer Vermengung der Racen

Dunfle Tracht und foloſſale ringförmige Ohrringe (circielli).

voraus, daß fte den einzelnen Volfécharakteren den Todesſtoß geben würde ; dieß iſt ein Jrrthum. Es iſt erwieſen , daß fich die Typen durch Vermengung nicht immer auswiſchen ; man fins bet in Deutſchland, Frankreich und Italien alte Völker, deren

Die Haare werben dem männlichen Geſchlechte nach Mönchsart

Züge und Charaktere den nationalen Job überlebten .

ſpise, braune und ſchwarze Hüte,

die Frauen eine häßliche,

kurz geſchoren . Die Geſchidyte des Drts taucht erſt mit dem Jahre 1530 auf , und es ging durch vielfältigen Verfauf und Tauſch von einer Hand in die andere. Die Familie Doria hat hier noch viel Eigenthum .

Die Herrn Gorbo hatten mir auftragen laſſen , was Walb und Leich, Feld und Garten, Boden und Reller barzubringen vermochte, unb ich nahm ein Mittageſſen ein , wie ich es nimmer

erwartet. Statt der Tinche gab es die berühmten dicken Aale,

Man

findet gleichfalls auf der Trajanſäule die Geſichtsbildung der meiſten Völker, welche auf die Cimbern, Dacier und Skandina vier folgten . Das Geſicht der Hunnen , welches Europa durch ſeine Fäßlichkeit einſchüchterte, findet fich noch immer in einzel nen Eremplaren Ungarns. Herr Serres glaubt noch überdieß,

baß der Boden mitwirke, ſeinen Bewohnern ein beſtimmtes Ge präge aufzudrücfen, ſo daß die Einheit der Race die Mannich faltigkeit nur noch vermehren würde. Wenn die Racen rein

Capitani genannt , welche auch im See von Pefore gefangen werden, dann Forellen , Wildpret und eine Auswahl der Delika teſten Käſegerichte ; trefflider Muscat von Melfi und muntere

ſind, ſo ſpiegeln fich auch bieſelben Charakterzüge, basſelbe Zem perament auf allen Bürgern Eines Volfsſtammes ab : ein

Die guten Leute wollten

dividualitāten zufällig von der Maſſe trennen, wie Gengis, At

mich durchaus nicht fortlaſſen, und fuchten mich auf alle Weiſe durd Vorſchläge zu einer Jagdpartie in den Tannenwäldern

tila, Tamerlan , To fommt dieß Daher, daß fie den Mongolismus in einer neuen , höheren Potenz repräſentiren : der ſtärkſte Menſch

der Foi, zu einem Ausfluge nach Ruoti u. dgl. zu feſſeln. Aber ich hatte mir vorgenommen, die Nacht in Potenza zuzubringen,

iſt dann berjenige, welcher am reinſten ben allgemeinen Typus der Race ausprägt. Aus dem bisherigen ergibt fich, daß wir nicht zu benen

Unterhaltung würzten das Mahl.

und fuhr am Nachmittage weiter. Der Weg von Avigliano nach Potenza führt über eineu

Chineſe gleicht einem andern Chineſen .

Wenn ſich einzelne In

gehören, welche von einer europäiſchen Monarchie träumen,

ziemlich hohen Vergrücken , der mit prächtigen Tannen bedect iſt. In maleriſchen Windungen, bergauf, bergab, ſchlängelt fich die Straße fort , und der eigenthümliche Duft der Tannen, deren Stämme mit Schlingpflanzen umwachſen , erwecft noch

don bie Charaktere der verſchiebenen Racen müſſen genügen, um auf lange Zeit die Trennung der Staaten aufrecht zu ers

mehr als der ungewohnte langentbehrte Anblick Heimathliche Erinnerungen. Ich ließ den Wagen halten und ſchmücte die

ſchönen, ebenfalls mit Lannen gezierten Foiwalb, auf die Ums

nius eines Volkes iſt nichts anderes als das Ganze des phys fiſchen Charakters unb ber geiſtigen Anlagen welche e8 bon einem andern Volfe unterſcheiden . Die Geſchichte zeigt uns ein Schwanken ber Racen, ſo daß bald die eine, balb die andere fidh an die Spige der allgemeinen Civiliſation ſtellt. Dieſes Schwanken erlaubt keiner der in Europa anſäſſigen Nacen fich für längere Zeit über isre Rivalen zu erheben : ihr verdanken wir das Gleichgewicht des europäiſchen Staatenverbandes. Wird

gegend von Forenza, Aurenza, Genzano, Oppido, Lolve, Tri-

mit der Zeit eine dieſer Racen bie vorherrſchenbe werden, und

carico u. 1. w. den Lauf des Brabanofluſſes weit hinab.

der ganzen Erbe ihr Gepräge aufbrücken ? Wir wagen nicht

Pferde mit friſchen Lannenbüſcheln ; ein kleines Reis ſteckte ich zum Andenken an die eigene Reiſemüße, ein anderes nahm ich

zur Beſtrafung derjenigen Ungläubigen mit, welche die Tanne im ſüblichen Stalien nicht gedeihen laſſen wollen . Rechte und

links die herrlichſten , weiteſten Ausſichten auf Ruoti und den

Uns

halten. Jede dieſer Racen hat eine beſondere Aufgabe, die Ver wirklichung eines Typus, der ihr eigenthümlich iſt.

Der Ges

gefähr 2 Stunden führt die neue Straße auf den Höhen fort,

auf dieſe entlegene Zeit unſere Schlüſſe auszubehnen ! Statt

welche die Ausläufer des Monte Pierno, Armenia, Morra und

Dieſer fyftematiſchen ſtaatlichen Einheit glauben wir, baß die Völfer durch gehäufte Verbindungsmittel vielmehr eine Familie bilden werden. Man findet unter den vielen Typen der weißen Race ein unauslöſchliches Gepräge, das fich mitten unter allen

Saltaria bilden und mit dem oben erwähnten M. Carmine gleiche Beſchaffenheit haben. In ben tannenreichen Wäldern von la Spinoſa und le Calbane befinden fich viele, bis jeßt unbefannte Mineralquellen. An der Südſeite des Galtarias Berges fommen Lager von Kieſel vor, welche zwiſchen Pietra-

Verſchiedenheiten herausſtellt, und auf einen gemeinſchaftlichen Urſprung ſchließen läßt. Eine gemeinſchaftliche Sprache, deren galla und der Serra Fontana Lunga, die zum Theil aus der Ueberbleibſel fich in allen unſern modernen Sprachen nachweis ſogenannten Foi von Ruoti gebildet wirb (audy ein Bergwald / fen laſſen , und die bis zur Mündung des Ganges hinaufſteigt, . bei Potenza nnd Picomo führt den Namen Foi) wieder vers

ſchwindet. Alle drei gleichen fich ſehr in ihrer Bildung aus hoher horizontaler Ralfidhidhtung, gelbweißlichem erbigem Bruch

und kompakten , grobkörnigem Gefüge mit Gängen von Kieſel und Chalcedon . Ein Theil ihrer Ausläufer erhebt fich zu Hüs geln, welche fich in einem Kranze um denjenigen herumziehen,

muß das Wiegenkind unſerer Race geweſen ſeyn. Dieſe Vert wandtſchaftsbande find übrigens nicht dieſelben für alle moder nen Bewohner Europa's. Es iſt bekannt, daß es Sympathien und Antipathien unter den Racen unſers Continentes gibt. Dieſe inſtinctmäßigen Neigungen und Abneigungen, welche oft zuin Erftarfen des Nationalgefühl beitragen, find nüßliche

11

Warnſtimmen der Natur. Die Natur hat Feinſchaft zwiſchen Racen geftiftet, welche fich durch Vermengung gegenſeitig ver

einem Einzuge in die Stadt gebient hatte , ſo war er wenige Tage nachher durch einen Obſthandler, als ſeinen rechtmäßigen Eigenthümer,

ſchlimmern müßten, während fte umgekehrt Zuneigung in bas

zurückgefordert worden.

Herz der Racen geſenkt hat, welche fich durch Berührung nur Die Völker, welche für ihre Nationalität und beben können . Unabhängigkeit fämpfen , ſuchen die Elemente zu erhalten, deren Griften; nothwendig iſt, um die Menſchengattung ihrer Voll kommenheit näher zu führen. In dieſem Fall iſt jeder Krieg ein heiliger Krieg. Die Geſchichte liefert uns hiefür ein glors Vercingetorir gegenüber von Cäſar, Gallien reiches Beiſpiel, und Rom. Die galiſche Race erhielt in fich mit den Waffen einen der Reime ber ſpäteren Bildung ; fte wurde beſiegt, aber

Durch einen ſeltſamen Zufall den wir übrigens nicht zu erfinden das Verdienſt hatten, fand einige Stunden vor der Anfunft des Lecual tiche zu Coſala auf drei oder vier Stunden von dieſem Neal (Ort mit Zwei Mericaner, wovon der eine, bleich und ſchwächlich, mühſam zu zu Fuße ging , und der andere groß und ſtart auf einem guten Pferde

Der Wahn, welcher Napoleon zu Fall nicht unterworfen . brachte, war kein anderer als das übermüthige Beſtreben , hetes rogene Racen, welche zur Vermengung noch nicht reif waren,

tete ſeinen flachen gelblichen Kopf ; nur war die Goldſchnur, welche einſt die Münder dieſes Hutes einfaßte, abgetrennt worden ; ob es Armuth oder Geiz ſeines Eigenthümers war , ließ fich aus dem zugleich ſtolzen und demüthigen Ausſehen des Wanderers, das allen möglichen Voraus

mit einander amalgamiren zu wollen . Auch der thatkräftigſte Menſch vermag nichts gegen die Gewalt der Natur, und jebe Unternehmung, welche den Verhältniſſen der Racen unter ein anber Gewalt anthun will, muß zu Schanben gehen .

Das Res

ſultat der neuen Verbindungeſtraßen wirb das ſeyn , daß Erobes rungen durch Bündniſſe überflüſſig gemacht werden . Die An ziehungskraft der Racen wird durch ihre häufigeren Berührun gen ums doppelte geſtählt werden , Aus bem bisherigen geht hervor, daß die Vielfältigkeit der Racen fich eine Lage auf der Erdoberfläche in etwas noch viel Mannichfaltigeres auflöſen muß, in eine unendliche Ver ſchiebenheit der Individuen. Kein einziger menſchlicher Typus

wird ſich verlieren, alle werden fi modificiren ; die Vermen gung der Racen bient zur Vervollfommnung des Menſchen und der Natur, zur Realifirung der Vielheit in der Einheit und der Einheit in der Vielheit.

Münzgered)tig feit) ein ganz eigener Auftritt ftatt.

fak, begegneten ſich auf einem Kreuzwege auf abſcüffigem , fdmalem Pfade. Der Fußgänger trug, wenn audi nicht eine ganz zerlumpte .

Kleidung, doch eine ſolche, wobei nichts zuſammenpaßte. Ein großer Hut von Vigogne, der ungefähr 80 Franken werth ſexyn mochte, beſchat:

ſeßungen Raum gab, nur ſchwer errathen . Der Reſt ſeiner Tracht beſtand

aus einer ſo alten und abgenübten Baumwollenjace, daß fein Bettler

ſie auf der Straße aufgeleſen hätte , wären ihre Knöpfe anſtatt aus Horn oder Kupfer nicht durchbohrte Realen mit dem ſpaniſchen Gepräge geweſen. Die Beinfleider waren nicht viel mehr werth als die Jade ; viel zu weit und zu lang, hatte er fie ficher weber durch Rauf noch Tauſch erhalten ; darunter ſah man vom Knie an ein Paar prachtige Botas Vaqueras , bewundernewerth in Gold und Silber geſtigt, die leicht in .

dem Gehirne eines Tecugino oder mericaniſden Dandy den Gedanken

an ein Verbrechen erzeugen konnten , um fich ihrer zu bemächtigen. Dieſe Botas Vaqueras , welche ſich natürlich dem Gedanken an ein

Pferd anreihten, fielen indeß auf ſdylechte zerriſſene Schuhe ohne Sporen nieder. Die Bota Vaquera am linken Beine war durch ein ſeidenes Knieband mit Goldfranzen feſtgehalten ; die am rechten, in welche der Mericaner den Dolch ſteckt, um ihn ſtets in Bereitſchaft zu haben, fich von einem feindlichen Lazo zu befreien , war mit einem Aloebindfaden gebunden und enthielt ein ſchlechtes Küchenmeſſer. Dbgleich übrigens

der Anzug dieſes Reiſenden Anlaß zu Vermuthungen gab , ſo war doch El Monte. Skizze aus dem mericaniſchen Leben. 1.

Die Leidenſchaft, welche bei dem Mericaner überwiegt , iſt ohne Zweifel die des Spiels. Sobald irgendein unglückſeliger Lepero ſeinen Huns ger über ſeine Faulheit Herr werden ließ, und wenn nach zweimal 24ſtün: digem Faſten das Zigeunerglück einige Nealen vor ſeine Füße wirft, ſo

fann man verſichert ſeyn, daß er vor allem ſeine abgegriffenen unbrauch : baren Karten durch neue erſeßt, ehe er an ſeine Nahrung denkt. Ich will gerne glauben, daß der Mericaner eher leben kann, ohne zu eſſen , als fich des Spiels enthalten. Dieſe Leidenſchaft läßt fich übrigens durdy ſeine unendliche Trägheit wohl erklären , die beſtandig von einer außer ordentlichen Habgier begleitet wird , ohne daß er erſtere zu beſiegen vermöchte. Als ich zu Cofala anfam, war dieſe Stadt in zwei feindliche Spiel parteien getheilt , deren erſtere einen indianiſchen Meſtizen , Namens

Lecualtiche, zum Anführer hatte , und die andere einen Mericaner von teiner Abſtammung, Cota genannt. Dieſer Tecualtiche, der in Grmang lung eines Geſchlechtsnamens fich mit dem feines Dorfes begnügte, war eines ſchönen Morgens auf einem magern hinkenden Efel nad Coſala gekommen und hatte ftatt aller Kleidung nur eine alte durchlöcherte

Wolldede, um die ihn wohl der Altvater aller Mäntel an der Univer: fitát Salamanca beneidet haben würde. Seine Habe, nachläſſig in den

Sivfel eines baumwollnen Sadtuches geknüpft, das ihm zugleich als Gelbcaſſe und Kopfbededung diente , beſtand in einigen verdächtigen Nealen und einem Piaſter, deſſen Vollwichtigkeit allein in Zweifel ge zogen werden konnte , da ſeine bläuliche Farbe ohne weiteres bewies , daß er aus Zink oder Blei beſtand. Was den fel betrifft, der ihm bei

ſein Geſicht noch außerordentlicher und mußte noch weit mehr die Auf merkſamfeit an ſich ziehen. Seine matten lebloſen Augen ſtarrten ſelt

ſam , wie die Augen einer galvaniſirten Leiche. Ihr Blick hätte einem Beobachter als ſicheres Zeichen vollfommenen Blödſinnes oder einer un glaublichen Willensfraft, die ſich in fid ſelber zuſammenrafft, gelten können . Seine Naſe war gebogen ; der kleine Mund hatte ſehr ſchmale Lippen die durch beſtändigen Spott oder Verachtung an ihren Enden etwas aufwärts gekrümmt waren.

Der Reiter der für einen Reiſenden ganz gut gekleidet war , zeigte in feinem Aeußern nichts beſonderes. Gs wäre unmöglid geweſen ihm irgend einen gefelldhaftlichen Nang anzuweiſen. Es war ganz einfach ein wahrhafter Mericaner mit den ſchwarzen Augen , Haaren und Bart, und dem braunen ausdrucovollen Geſichte.

Heda Gevatter, ſagte der Fußgänger zum Reiter, wohin des Weged ? Nach dem Hafen von Mazatlan, fagte der Reiter , und Ihr ? Ich, Gevatter , meine Abſicht iſt mich nach dem Neal von Coſala

zu begeben , aber ich fürchte ſehr, daß ich vor Müdigkeit unterweges umfommen werde.

Gott ſchüße Ench ! aber warum geht Ihr auch zu Fuß ? 3ch verſichere Oudy, daß es gar nicht mit meinem Willen geſchieht, denn ich hatte vorgeſtern noch ein Pferd.

Und man hat es Euch geſtohlen ? Nein , ich hab' es verloren. .

Ja ſo ! ſagte der Neiter vollfommen gleichgültig. Dann ſein Pferd anſpornend, um ſeines Weges weiter zu ziehen, feßte er mit jener Höf lichkeit hinzu , die allen Mericanern ſo natürlich iſt, daß ein plößlicy

reich gewordener Lepero in 24 Stunden zum wahrhaften großen şerrn

fics verwandeln fann ; Was Ihr mir då erzählt, Señor, thut mir, ich verſichere Gudi, wahrhaft leid.

12 Ad ja ! wiederholte Fläglich der Fußgänger , ich hab' es verloren im Monteſpiel. 1 Der Neiter , welcher ſchon einige Schritte weit fortgeritten war,

hielt ſein Pferd bei dieſen Worten an, und den Kopf umwendend, fragte er theilnehmend : Wie war das Spiel ? 3h jepte auf die Siete de Baſtos gegen die Zota de Copa. Eine gute Karte übrigens , dieſe Siete de Baſtos!

Joh hatte es bis auf jenen Tag ebenfalls geglaubt, indeß ſcheint es, baß die 3ota noch beſſer ſey. Aber es fällt mir etwas ein , Gevatter :

ich habe dieſen Morgen dem Wirthe, bei welchem ich übernachtete, drei Goldungen abgewonnen, was mich nicht abhält mich ſo traurig zu Fuß fortzuſchleppen ; wollt Ihr mir Guer Pferd verkaufen ? Ich danfe gar idón , ſagte der Reiter, zum Zügel greifend. Wollt Ihr aber vielleicht es aufs Spiel ſeßen ? ich glaube zum Glud Karten in der Taſche zu haben.

Zum zweitenmal hielt der Reiter ſein Pferd an. Seht, Señor, ſagte er , ohne übrigens daran zu denken ein ſo angenehmes Erbieten

zurüdzuweiſen, auch ich glaube aus Zufall ein Kartenſpiel in meinem Hute mitgebracht zu haben ..... und habe zugleich die ſchlimme Gewohnheit, nur mit meinen eigenen Karten ſpielen zu können. Aber daran iſt ja nichts gelegen, lieber Gevatter , wir werden uns Gurer Karten bedienen , nur werde ich abheben .

Ihr ſerb ein Cavalier voll Höflichkeit und von größter Zuvorkom menheit, erwiederte der Reiter, der ſogleich abſtieg und aus ſeinem Hute das angefündigte Kartenſpiel nahm, und zugleich auch noch zwei andere in ſeinen Piſtolenhalſtern fand. Die beiden neuen Freunde ſekten fich alsdann in den Schatten eines Felſen ,1 und die Partie der drei Unzen

Goson

Mein trefflicher Gevatter , in dieſem Falle würde ich mit Gurer Genehmigung einen prächtigen Diener aus Euch machen .... denn, weil ich nun ein Pferd habe, wird der Diener mir unentbehrlich .... Und dann, denkt Euch, wie ſehr meine Eigenliebe darunter leiden würde, wenn ich genöthigt wäre, allein und ohne Gefolge in Coſala einzuziehen, gleich irgendeinem andern armen Teufel von Abenteurer. Meiner Treu , Señor , das iſt ein entzücender Einfall .... und ich nehme die Partie an.

Sehr wohl ; 3hr ſeyd ohne Widerrede der galantefte Spieler, den man ſich denken kann. Seßt Euch daher auf meine Decke, Ihr werdet bequemer ſeyn .... und beginnen wir.

3hr ſeht mich ganz beſchämt über Euer liebenswürdiges Benehmen, und die Mühe , die ich Euch verurſache, ſagte der Verlierende, indem

er fich auf den Sarape ſeines Gegners feßte , aber bevor wir dieſe zweite Partie beginnen, erlaubet mir, Caballero, Euch eine Bemerkung vorzulegen. Mit Vergnügen. Da ich , wie Ihr wohl einſehen mögt, ungeachtet der Annehmlid;feit Eurer Geſellſchaft, mich nicht für beſtändig aufs Spiel ſegen kann, mein' id , es wäre gut eine Zeit dazu beſtimmen zu wollen. Ihr ſprecht vom Gelde, lieber Gevatter, und um Euch zu beweiſen, wie hodh ich Eure Perſon halte, Teße ich zwei Monate Eurer Dienſtzeit gegen mein Pferd ein ..... das macht für Euch anderthalb Unzen .

des Monats.

Ehrenhaft und großmüthig bis zum Ende ! rief der große Mericaner mit Wärme. Dieſe zweite Partie bewies , daß das Glück nicht immer ſo launiſch iſt, wie man behaupten will, denn der arme abgeſeßte Reiter

gegen das Pferd und ſein Sattelzeug begann. Fünf Minuten ſpäter erhob fich der kleine Mericaner und ſagte

verlor abermals.

zu ſeinem Gefährten : Gevatter , Ihr habt verloren , und das Pferd iſt mein ! Wollt Ihr mir feine Revanche geben ? Wie das ? Was Ihr da verlanget , iſt ja nur vollkommen gerecht.

liſtige Unbefangenheit verſchwunden war.

Um was wollt Ihr ſpielen ?

Dieſe ſo natürliche Frage ſchien indeß den , an den ſie gerichtet war, ſehr verlegen zu machen. Was Teufels, ſagte er, ich habe ja nichts mehr als die drei Spiele Karten, ein Duzend Cigarren und einen alten Roſenkranz. Armer Gevatter, ſagte der Gewinnende, mit dem Ausdruc innigſten Mitleido ; ſeyd verſichert daß ich großen Antheil an Eurem Unglüď nehme. Wir wollen alſo, wenn Ihr es für gut findet, unſere Nevanche auf unſer erſtes Zuſammentreffen verſchieben . Und gar nichts aufs Spiel zu feßen haben , wiederholte der ehe malige Reiter , nichts, gar nichts .. ausgenommen ich wollte mich ſelber einfeßen .

Halt .... halt .... Gevatter , da fommt mir ein Einfall! ... Wie fo .... Ihr wolltet mich als Einſat annehmen ? Warum nicht ? Eure Herrlichfeit derzt in der That mit unendlicher Feinheit. Ei feineswegs, theurer Freund , ich ſcherze nicht.

Nun denn, weil Ihr im Grnſte ſpredt, ſo habt die Güte mir gu ſagen, ich bitte Euch darum, was Ihr mit mir beginnen wollt , wenn das Glüd Guch begünſtigte ?

Dein Name ? fragte alsbald hochmüthig ſein Gegner, beffen hinters Joſe, Señor.

Kannſt du die Pferde warten ? Ja , Señor.

Verſtehſt du etwas von der Rüche ? Ein wenig , Señor. Biſt du treu ?

Ja , Señor .

Sparſam , ehrlich , verſchwiegen und arbeitſam ? .

Ja , Señor.

Os iſt gut! Wenn ich übrigens alle dieſe Fragen an dich ſtelle, ſo bezahle ich dich auch reichlich genug, um verlangen zu fönnen, daß ich gut bedient werde. Nun verſpreche ich dir, wenn ich während der Zeit, die du in meinem Dienſte bleibſt, zufrieden mit dir ſeyn werde, ich aber: mals um zwei Monate mit dir ſpielen will.

Aber es wird ſpät und

id muß vor "einbrechender Nacht in Coſala ankommen , geh deßhalb raſch. Weißt du wohl, Joſe, daß ich mich Don Pedro Cota nenne ! ( Fortſeßung folgt .)

Miscellen. Steingråber in der Nähe von Dieppe. An der Eiſen bahn , die nach Dieppe führt , in dem Walde von Eslettes, hat man fürzlich ein Dugend Steingraber gefunden , die theils ein , theils zwei Skelette enthielten. Die Gråber tragen durchaus ben Charakter der

merovigiſchen Zeit. Am Fuße der meiſten Sárge fand man zwei kleine ! Einige Erklärung iſt nöthig um das Monteipiel zu verſtehen , deſſen noch öfter in dieſer Schilderung erwähnt wird. Es iſt dieß nichts anderes , als ein

regelmäßiger Landsknecht , wobei man fich aber nur Eines Kartenſpieló bedient, und bei jedem Stich die Karten von neuem abhebt. Es fteht dem Pointeur frei, ſeine Karte zu wählen und darauf zu reben. Die außerordentliche Einfachheit dies Ter Combinationen könnte glauben laſſen , daß die Geſchidlichkeit bei dieſem Spiele eben ſo unnüß wäre , als bei gleich und ungleich ; aber dem iſt nicht ſo. Es gibt Mericaner, deren Scharfſinn ſo groß iſt und ihr Gedächtniß ro raſch und wunder:

ſam , daß , wenn es ihnen gelingt die Starten , deren ſich der Bankhalter bedtent, vorher zu bezeichnen , fie alle zu benennen wiſſen , ohne ſich ein einzigesmal zu täuſchen . Betrug im Spiel iſt übrigens in Mexico geſtattet gleich wie der Dieb

flahl in Lacedämon. Man iſt nur gegen die Ungeſchidten unbarmherzig.

Verlag der J. G. Cotta'ſchen Nuchhandlung.

Töpfe von ſehr roher Arbeit. Ferner in den Gräbern einen eiſernen , aber verfilberten Gürtel, eine eiſerne Streitart, ein kurzes Schwert und

einige andere Kleinigkeiten. Auffallend iſt, daß die Menſchen ſehr groß geweſen ſeyn müſſen und ſtarf hervorſtehende Badenfnochen haben . ( Voleur. 21 Decemaer.) Die Factorei:Acte vom Jahre 1846. Nach dieſer Acte foll fünftig in den Baumwollen- und Wollenmanufacturen von Leuten unter 18 Jahren nur noch 10 Stunden täglich gearbeitet werden. Bereits haben aber jeßt unter Arbeitern ſelbſt Bew ngen gegen dieſe Acte begonnen . (Shipp. Gaz. 21 December.) Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenman u .

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. ከN. 44.

5 Januar 1848 .

Die kurze Parlamentsfißung.

nicht ſicher find, wenn ſie ein „Schulbig " über offenkundige Mör

Zwei Dinge haben die frühzeitige Berufung des Parlaments veranlaßt, der Zuſtand Irlands und die Zerrüttung des Han-

alles andere. Wie fich die Regierung noch herauswindet, weldie Summen England noch bezahlen muß, bis Irland wieder dahin

Was den erſten Punkt betrifft, ſo iſt wenig geſchehen :

gelangt, ſeine Einwohner zu ernähren und die allenfalls zuge führten Lebensmittel ſelbſt zu zahlen, das möchte gegenwärtig

1

bels.

der ausſprechen , zeigt den wahren Zuſtand des Landes mehr als

die „Acte zur Verhinderung von Verbrechen und Gewaltthätigkeiten " iſt eine vorübergehende Maaßregel, ein ganz äußerliches Hülf&mittel, welches die innern Schäten, aus welchen die Vers brechen und Gewaltthätigkeiten hervorgehen, nicht heilen kann. Ueber die eigentlichen Heilmittel wiſſen wir noch nichts, denn fle follen erſt in der Hauptfißung, welche am 3 Febr. eröffnet wers den wird, zur Sprache kommen .

Nur Eines hat ſich als ſtes

henter Grundſat heraußgeſtellt, daß England mit Geldhülfe nur Dann einſchreitet, wenn die Armenſteuer durchaus nicht reichen will ; dieſe foll alſo vorerſt in voller Strenge Durchgeführt wers

auch nicht Einer der engliſchen Straats.nänner mit einiger Si cherheit zu beantworten fich getrauen. Was die Zerrüttung des Handels betrifft, ſo iſt das ein zige Ergebniß dieſer kurzen Vorſtgung die Aufſtellung einer Parlamentscommittee zur Unterſuchung der Sache, ein ärmliches Ergebniß, wenn man bedenkt, wie viele Committees ſchon über die Bank- und Handelsfragen geſeſſen find, ohne die gewünſchte Löſung herbeizuführen. Ein höchſt auffallender Umſtand bei dieſer Committee iſt indeß, daß man fich über die Beſeßung

ben, ehe England Dazwiſchen tritt : wie viele Gutebeſißer in dies ſem Kampfe auf dem Plaße bleiben , D. h . gänzlich werden ruinirt werden, muß erſt die Zukunft lehren ; klein wird die Zahl nicht ſeyn. Wichtig iſt die Frage, ob das Miniſterium den Gefekvorſchlag, welchen es im vorigen Jahre fallen ließ, den hinFichtlich des Zwangsverkaufe der unbebauten Länder durch die Gutsherrn, wieder vorbringen wirb ; es liegt hierin zum Theil

durch die Art der Zuſammenſepung ſpreche fich die Abſicht aus, den wahren Grund der Frage zu umgehen, und dieſe zit , bur fen ," ein Ausdruck, der in England für die Beſeitigung uns lieber Fragen ganz geläufig geworden iſt. Wir wollen hier feineswegs wiederum auf die Frage eingehen, ſondern machen

ein Hülf&mittel Irlanb aus ſeiner Noth zu reißen,

aber auch

Der jepigen Banfacte ein beſondere8 und allerdings mit Recht

ein Angriff auf das feubale Gruubbefiprecht, das von den weitgreifendſten Folgen für England und Schottland ſelbſt ſeyn

ein großes Gewicht legen : die Bankbill von 1844 iſt auf den

kann . Latifundia perdidere Italiam, 0.h. der unmäßige Grunds

mit baar Gelb und zwar mit Golb eingelöst werbe. Gegen

beſit einiger vornehmen Familien Roms, welche ihre Güter durch Sklaven bebauen ließen , aus denen keine Soldaten auszu-

wärtig hat die Bank über 18 Min. an Noten in Umlauf, fie ift an Privatbeponenten 8', Mill. und für ſogenannte Banf

derſelben ſehr heftig geftritten hat, und daß viele behaupten ,

nur auf einige Hauptfäße aufmerkſam , auf welche die Gegner

Grundſat gebaut, daß jebe Banfnote alſobalb auf Vorzeigen

heben waren , hat Italien im Laufe weniger Jahrhunderte ſo

poſtbils (hauptſächlich auf fteben Tage außgeſtellte Wechſel)

geſchwächt, daß es eine leichte Beute frember şorben geworden

nahe an eine Million , in Summa nahe an 28 Min. fduldig.

Dieſelbe Urſache hat den Bauerſtand im eigentlichen Eng-

Um dieß alles zu bezahlen hat fie 12 Mil. baar Gelb, folglich iſt fte

land faſt vernichtet; fie entvölfert ganze Diſtricte in Schottland, und in Irland, wo wenig Induſtrie iſt, hat ſie die Aderbaus

in einem Deficit von etwa 1542 Mill. Pfb. , und da ſte mit Gold

ift.

bevölkerung in den jeßigen Zuſtand verſeßt, wofte entweder hungern oder dem Grundherrn ben Pacht verweigern muß . Der

bezahlen muß, aber nahe an anderthalb Mid, Silber hat, ſo ift fte faft mit 17 Mil. im Rüdſtand. Kann man da noch

Haß gegen die , Saſſenach" thut das Uebrige, und ruft die ges

behaupten, baß fte ihre Noten mit Golb einzulöſen im Stande ift ? Wenn fte nur bie Privatdepoftten und die Bankpoſtbils

beimen Verſchwörungen gegen Leib und Leben der befigenben Claffe hervor. Das Uebel iſt ſo groß geworden, daß nicht nur

hinauszahlt, ſo hat fte gegen 18', Mill. umlaufende Noten

piele Gutsbefißer in die Stabte flüchten , ſondern daß auch die Lebensverſicherungs- Compagnien das Leben von Leuten, die auf

baare Fond iſt eine Folge ziemlich künſtlicher und gewaltſamer Maaßregeln, die bei Gelegenheit der Noth der Bank ergriffen wurden. Daraus wird dann weiter argumentirt, daß die Banf, ſo wie fte derjenigen Gränze fich nähert, wo ſie ihre Notent

dem Lande wohnen , nicht mehr verfichern wollen , außer wenn bie Grafſchaft im Fall der Ermordung die Verſicherungsſumme zahlt. Dieß und der Umſtand, daß man die Geſchwornen aus Den Ståbten in den Grafſchaftågerichten functioniren laſſen muß, weil die in den Grafſchaften anfäffigen Geſchwornen ihres Lebens

einen Baarfond von wenig mehr als 2 Mill., und ſelbſt dieſer

nicht mehr mit baar Gelb einlöſen fann , nothwendig die

Schraube anſeßen muß. Legtered muß zwar von jeder Bank ges

ſchehen, ſo wie die Anforderungen an fie zu ſtarf werden, allein

wod

wenn eine Banf, wie die Englande, mit ſo ausgedehnten Pris vilegien eß thut, ſo muß es eine ganz andere Bedeutung haben,

14 der Taſche und verſuchte mein Heil in Perſon: der Inhaber Der erſten Adreſſe war, nachdem ich lange geklopft , zu dem

als wenn es von einer Privatbank geſchieht. Dieſe Argumentation

Entſchluſſe gelangt, ſchon vor acht Tagen verreiêt zu ſeyn , der

iſt alſo durchaus gegen das bisherige Privilegium der Bank von

zweite war ſpazieren gegangen, der dritte lag zu Bette und ge brauchte eine Cur, ber vierte ließ mir ſagen, er würde mir jos gleich im Wirthehauſe ſeine Aufwartung machen , die fünfte und ſechte Abbreffe zerriß ich bemnach voll Zorn und Unges

England und deren Einrichtung gerichtet und vollgültig. Die zweite Frage, die man aufwirft, iſt die : fann die Banf das Hinausſtrömen des baaren Geldes hindern, wenn die Waaren aus aller Welt Enden zuftrömen, und die Fremden, was man ihnen nicht wehren kann , lieber Gold als Waaren nehmen.

Dieſe Frage kann man auch ſo ſtellen : iſt das bisherige Banf-

geſet dem erweiterten Handeldſyſtem Englande angemeſſen ? Dieſe Frage aber ſoll wie der Gegner der jeßigen Banfacte ſagen , „ geburft“ werden, und barin liegt allerbinge der Haupts punft. Darüber muß die Committee, wenn ſie fich nicht vor der ganzen Handel@welt England läderlich machen will, Ante

wort geben, und man fann barum einem höchſt intereſſanten Beridt entgegenſehen .

duld und warf fte auf die Straße, die Gaſtfreundſchaft des

alten Lucanien8 bis in die leßte Hölle verfluchend . Was war zu machen ? Ich kehrte zu meinen Pferden und zu meinem Kutſcher – welche, wie überall, ſo auch hier ſogleich das beſte Unterkommen gefunden hatten - zurück, unterſuchte die Locali täten vor dem Hauſe, fand ein ziemlich reinliche Plächen , ließ den Wagen bahin führen und im Gepäcneß unter dem ſelben vermittelſt Decen, Mantel und Schlafrock ein Bett bes -

Alle andern Hauptfragen find vorerſt hinausgeſchoben , nas

reiten , ſo gut es geben wollte. Mehrere Menſchen hatten ſich um uns verſammelt, die originelle Lagerſtätte in Augenſchein zu nehmen , unb ein Gendarmeriehauptmann , welcher mit den

mentlich die über die Schifffahrt& geſeße, ſo wie über den Zu ſtand der weſtindiſchen Inſeln. Daß leßterer ziemlich unerträg

Spaziergängern heimfehrte, fragte mich mit Amtdmiene, was dieſe Vorfebrungen auf offener Straße zu bedeuten ? 3ch flagte

lich geworden iſt, wird jest faſt allgemein anerfannt, ſelbſt von

den entſchiedenſten Freihandelsmännern.

Wie ſollen die eng

liſch-weſtindiſchen Inſeln, die einen Laglohn zahlen müſſen, der

weit mehr als die Unterhaltung der Sklaven auf Cuba und in Brafilien foſtet, mit dieſen Ländern concurriren ? 6S iſt geradezu unmöglich ; bis jegt ſieht man aber durchaus nicht ein , wie ge holfen werden ſoll, wenn man nicht die anbel& geſetzgebung ber

legten Jahre wieder umwerfen will. Man muß alſo vorwärts auf Der Vayn , man muß den Colonien Befreiung von der

Schifffahrtsacte geben , man muß überhaupt die Schifffahrtsacte ändern , und wenn dieß in dem Umfang geſchieht, wie

neuerlich die Weſerzeitung ankündigte , ſo iſt dieß die bedeus tendſte Erſcheinung in der Handelsgeſchichte ſeit vielen Jahren. Wir wollen aber erſt feben , was man in England dazu ſagen

wird , wo die Freihanbelêmänner ſichtlich einen ſtarken Stoß erlitten haben.

ihm meine Noth , und demonſtrirte ihm

die Unmöglich feit, mit

ſechs Empfehlungsbriefen ein beſſeres Nadtquartier auftreiben zu können . Man erſuchte mich mit in die Stadt zu kommen, und abermals wurde mir der halbe Bettplatz neben dem Muſt fanten, welcher bereits zu Bette gegangen war, zur Verfügung geſtellt. Der Gendarm meinte, „man müſſe eß auf Reiſen nicht genau nehmen , er habe in Rußland oft noch viel ſchlechter ge ſchlafen.“ Ich erwiderte ibm , daß wir in Italien und nicht in Rußland, im Frieden und nicht im Kriege ſeyyen , und daß ich

gerade burdy mein Wagenbett zu erkennen gegeben habe, wie wenig ich auf Beqnemlichkeit ſebe. ,68 würde fich für Potenza 11

nidt ichiden , wenn ein Reiſenber auf der Straße übernachte ,"

meinten mehrere der Herren, berathſchlagten mit einander, und endlich trat ein freundlicher Geiſtlicher vor, der Director des Lyceums zu Potenza , Pace mit Namen, und bot mir Nacht logis und Abendeſſen im ſtattlichen Unterrichtsgebäude an. Mit großem Dank nahm ich dieß Anerbieten an ; ich ertheilte meinen Leuten einige Befehle für den andern Tag , und bezog

Erlebniſſe auf einer Reiſe durch die neapolitaniſche

barauf die Univerſität zu Potenza. Im Zimmer des Directors

Provinz Baſilicata.

Dampfte bei unſerm Eintritt ein gutes Abendeſſen . Nachdem ich unzählige Fragen beantwortet, ein Duzenb Briefe producirt

Avigliano.

Avigliano.

Die Tannenwälder zwiſchen Potenza und -

Potenza , die Hauptſtadt der Provinz 26. (Fortſeßung . )

und ein Paar Namen der Hauptſtadt genannt, welche für mei nen Wirth einen guten Klang hatten, ging alles vortrefflich, und die Furcht, einen Vagabunden beherbergt und in ein fönigs

Geo

Es war ein prächtiger Abend, als ich in dieſes Thal hinunterfuhr, welches ganz und gar einer italieniſchen Vegetation

lidhes Gebäude eingeführt zu haben , ſchwand bald dahin.

entbehrte, und vielmehr ben ſchweizeriſchen Hochthälern glich. Vor mir lag die kleine Hauptſtadt des Bafilicats wie eine Fes

Wirths, welcher ſehr unterrichtet war, und eine ſchäfen werthe

ftung zum Schuße der Bewohner dieſes Bergfefſels, und die

graphie und Geſchichte bildeten das Lieblingsſtudium meines Bibliothek beſaß. Es wurden mehrere Flaſchen trefflichen Weins geleert, und nach dem Eſſen erſchienen ſämmtliche Spaziergänger,

leßten Strahlen der untergehenden Sonne ließen die Umriſſe

um mich, den Fremden, zu betrachten , über deffen nähere Vers

der Berge aufs ſchärfſte hervorleuchten. Den Hügel hinan-

hältniſſe Kutſcher und Diener bereits ins Gebet genommen waren. Mein munterer, geiſtreicher Wirth ſtellte mich der Ge

fahrend, traf ich viele Spaziergänger, Geiſtliche, Beamte und andere Honoratioren, welche meine Equipage mit Aufmerfjam-

ſellſchaft als „afrifaniſchen Reiſenden" vor, weil ich ihm von

Im Wirthehauſe vor dem Shore war alles

mit Leuten beſept, welde an den nächſten Markttagen faufen

meinem Ausfluge nach Aegypten und Nubien erzählt, und bis Mitternacht blieben wir alle fröhlich und heiter zuſammen .

und rerkaufen wollten ; eben ſo ging es mir mit den zwei klei-

Daß Reiſen ein Vergnügen gewähren könne , wollte mir Nies

nen Locandas in der Stadt, nur ein halbes Bett war übrig, Die andere Hälfte hatte ein Jahrmarftemuſifant gemiethet. Mit höchſt unangenehmen Gefühlen griff ich alſo abermals zu meis nen Empfehlungebriefen. 3ch hatte deren ſedhe für Potenza in

mand zugeben, und es blieb mir auch hier wie anderswo un

feit betrachteten .

möglich, die Leute zu überzeugen, daß feine Nebenabſichten , ſon dern nur der Reiz, unbekannte Länder, deren Geſchichte und Verhältniſſe einſt geblüht, mit eigenen Augen zu ſehen , die

no

15

Veranlaſſung zu meinen Ercurfionen ſeyen . Ich erhielt in dies ſer Geſellſchaft manche intereſſante Notizen über das Baſilicat, von denen ich am Schluß bieſes Aufſages einige mittheilen werde. Ich ſchlief in einem ſehr guten Gymnaftalbett in einem Zimmer, welches ſehr anſtändig meublirt war , unb e8 mir Deutlich vor Augen ftellte, wie gut ber geiſtliche Stand von früber Jugenb an es ſelbſt in den abgelegenſten Theilen 3tas liens habe. Man weckte mich früh, ich tranf mit dem braven Director Pace Raffee, nnd nahm dann recht herzlichen Abſchieb, das Maulthier beſteigend, welches mich nach Dppido und Aus renza führen ſollte. Doch zuvor noch ein paar Worte über Potenza .

Potenza's Name reicht in die Zeiten römiſcher Herrſchaft und Größe hinauf. Frontin zählt es zu ben acht Präfecturen der Lukaner, und Plinius redet von den Bewohnern Potentia's

als von einem mittäglich wohnenden Volfe Lufaniens. Die alte römiſche Potentia lag jedoch keineswegs da, wo das heutige Pctenza liegt, ſondern vielmehr in der Ebene, la Murata genannt, wo noch immer viele Trümmer früherer Pracht aus gegraben werden. Den Raum der heutigen Stadt nahm die Burg ein : ähnliches faben wir bei Taranto , Pozzuoli, Syras kus 26. Nach den alten 3tinerarien gingen burdh Potenza '8

Die Kartoffelkrankheit in Rußland. Das ruſſiſche Journal des Miniſteriums des Innern vom Decem ber vor. 3. enthält einen ziemlich umſtändlichen Aufſaß über die Kartoffelfrankheit, ſo weit ſie ſich in Rußland bemerflich machte. Sie hatte ſchon im vorigen Jahre Kurland , Livland, Eſthland und das

Gouvernement Mohilew ergriffen, und breitete fich in dieſem Jahre faſt über den ganzen nordweſlichen Theil Rußlands, über die GG. Livland,

Eſthland, Sowno, Wilna , Witep8k, Minsk, Mohilew, Wolhynien, Kiew, Pſkow und St. Petersburg aus. In Livland gingen die Pflanzen im Stand der Blüthe in der Mitte Junius zu Grunde, die Stengel wurden welf, die Blätter vertrockneten , und ſie waren troß des warmen Wetters, wie nach einer falten Nacht wie gebrüht. Dagegen zeigten ſich im Gouvernement Mohilew bis zum 15 Auguſt (a. St. alſo bis Ende Auguſts) keine Anzeichen von Krankheit, dann aber brady fie plößlich aus, und ver

breitete ſich mit jedem Tage. Hier haben wir alſo zwei ganz verſchie dene Arten von Verläufen, welche die Sadie nur noch um ſo unerflär: licher machen. Die Grmahnungen , wie man künftig bei der Ausſaat der Kartoffeln verfahren ſolle , und die mitgetheilten Erklärungsverſuche werden alſo wohl hier ſo unnük ſeyn , wie anderswo. !

El Monte. Skizze aus dem mericaniſchen Leben . ( Fortſepung .)

Mauern die Hauptſtraßen , welche von Venoſa nach Anzia, Ta ranto, Grumento und Coſenza bis zum Cap Colonna führten .

Voll Ergebung in ſein Schickſal verneigte fich Joſe , ohne zu ant worten, und ſchickte ſich an, ohne ſich ein Murren zu erlauben , ſeinem

So wie das alte Enna (Das heutige Gaſtrogiovanni) in Sici

neuen Herrn und ehemaligen Pferde zu folgen . Während der zwei oder drei Stunden, welche nach dieſem Auftritte verfloſſen, riđitete Cota, aus

lien der Nabel der Inſel genannt wird, ſo hat Potenza An

ſpruch auf dasſelbe topographiſche Beiwort für das Königreich

Furcht ſeiner Würde als Gebieter etwas zu vergeben , auch nicht ein

Diesſeite des Pharus. Die alte Geſchichte der Stadt, welche

Wort an den armen Joſe ; erſt als ſie über einen Bach feßten, der unter Coſala hinläuft , unterbrach er ſein ſtolzes Schweigen, um ihm zu be

ohnebieß häufig mit Potentia im Picener - Gebiet verwechſelt

wird, ruht ſehr im Dunkeln. Aus einer zu Muro gefundenen Inſchrift erhelt, daß zu Potenza ein Collegium der Auguſtaler war, welche im 3. 767 Rome eingeführt wurden, und nachher Die ſpätere Ges

fehlen, daß er ganz dicht neben ſeinem Pferde hergehe, damit jedermann ſehen fönnte , daß er ſein Diener war. Dieſe Vorſichtsmaaßregel im Verein mit der Mühe, die fica Cota nahm , fich vornehm in ſeinem Sattel zu halten und in den Taſchen

ſchichte redet nur von Brand, Mord und Verwüſtung, ſo unter

ſeiner Calzoneras ſeine brei Goldunzen ein wenig klingen zu laſſen,

Friedrich II und Carl von Anjou. Potenza iſt die Hauptſtadt

konnte, und ſogleich auf dem Fuß vollfommener Gleichheit aufgenommen

der Provinz , hat daher die Gerichtshöfe und viele Beamte, welche jedoch unter den 9000, ziemlich ungebildeten Einwohnern

wurde. Von dieſem Augenblicke an, Dank der mericaniſchen Sorglofig=

fein ſehr angenehmes Leben führen.

einige mit Nedit dafür gelten Millionäre zu feyn. Die Stadt Coſala, eine der wichtigſten des Bezirkes von Sinaloa, mehr als 400 Meilen nordweſtlich von Merico gelegen und 60

in die Colonien und Municipien übergingen .

Dbſchon jegt zwei gute

Straßen nach Potenza führen unb eine britte nach Apulien (Gravina, Bari) im Bau begriffen iſt, ſo iſt Hanbel und Verkehr doch ſehr unbedeutend. Das Klima iſt rauh, der Winter lang und alle8 was zum Wohlleben gehört, muß weit her ges holt werden . Potenza iſt Siß des Intendanten , des Directors Der birecten und indirecten Steuern, der ſogenannten Ricevitori und Controlori ale Chefe der übrigen 1, eines Poſtdirectors (!), des Tribunale Civile , einer Gran Corte Criminale und eines

.

bezweckte, daß er im ſchönſten Hauſe der Stadt das Gaſtrecht anſprechen

feit , fand er Eingang in die Geſellſchaft der Bergwerfbefißer, wovon

oder 70 Meilen nordöſtlidi vom Hafen Mazatlan , ift nody rehr wenig

befannt und verdient einige Zeilen der Beſchreibung. Im Grunde eines grünen Thales gelegen und gänzlich umſchloſſen durch ein Bollwert von

unwegſamen Gebirgen , verdanft es ſein Beſtehen nur den Gold - und Silberminen , welche im Schooß dieſer Granitrieſen verborgen liegen, welche es umgeben . Die erſten ſpaniſchen Abenteurer , die es wagten in dieſe für undurchdringlich gehaltenen Wälder von San Dimas bis

Lyceums, ferner einer öfonomiſchen und agrariſchen Geſellſchaft.

in das Thal, worin fich heutzutage Cojala erhebt, vorzuſchreiten, erbau

Ades Waſſer, welche

ten einige zeitweilige Hütten an dieſem Orte , damit ſie beim Herauf ſteigen aus den Bergwerfen ein Dbdach zum Ausruhen finden könnten ; denn ſie befümmerten ſich beim gänzlichen Mangel an Hülfsmitteln und den nöthigen Werkzeugen zu ernſtlicher Ausbeutung natürlich ſehr wenig

in der Nähe Potenza'8 entſpringt, ers

gießt ſich nach kurzem Laufe in den Baſento, welcher am Berge Ariaſa in der Nähe Potenza's feine beiden Hauptquellen hat : er ergießt fich unweit ber wenigen Ruinen von Metapont in den Golf von Taranto. An ſeiner Mündung wurde Kaiſer

um die Zukunft. Die Nachforſchungen und Arbeiten dieſer Abenteurer

wurden verließen übrigens und mit fich ſolchem Erfolge daß fieGold allmählich ihre aufzubewah Häuſer bautengekrönt Otto Ilvon den Griechenund Saracenen total geſchlagen ,und Bütten . Sie, hatten rettete mit genauer Noth durch die Flucht aufs Meer ſein Der Baſento richtet im Winter oft große Verheerungen

ren und zu beſchüßen . Bald drang das Gerücht von den wunderbaren Schaßen, die zu Cofala aufgefunden worden, über die Rordilleren, und

an und fließt durch Gegenden, welche faſt gänzlich unbefannt

die ſpaniſche Regierung beeilte ſich Beamte hinzuſchicken, um die könig

find.

lichen Abgaben zu erheben . Nun war die Stadt gegründet und ihr

Leben.

( Fortſeßung folgt.)

plößliches Anwachſen erhob ſie beinahe in die Reihe der Hauptſtadte.

Nach der Vertreibung der Spanier ſal Gofala ſeine Größe von Tag bolt

zu Tag hinſchwinden , und einige Jahre ſpäter wußte man kaum

Wag '16 ſeinem Daſeyn. Die Bevölkerung dieſer Stadt erhob ſich als ich dahin fam, faum auf acht bis 10,000 Seelen, die Bergleute mit eingerechnet. Dieſe Bergleute, die beinahe alle ihren Beruf nur irgendeinem frühern

Antheil den verſdiedenen Glüdofällen dieſer beiden neuen Spieler. Die

einen erhoben Tecualtiche bis zu den Wolfen , die andern waren bereit fich als Reßer verbrennen zu laſſen, indem ſie verkündeten, daß Cota's

Handel mit der Juſtiz verdanken , geben der Stadi ein eigenthümliches Ausſehen und eine beſondere lebhaftigkeit. Raum find fie im Befiße von einigen hundert Piaftern , ſo beeilen fie ſich von ihren Bergen in

Daſeyn dem der Halbgötter des Alterthums gleiche. Sobald es Abend

die Ebene herabzuſteigen und ſich für ihre Entbehrungen zu entſchädigen ,

Gebet oder dem engliſchen Gruß in das Haus des Pfarrers von Coſala,

und Gott weiß auf wie ſchredliche Weiſe fie es thun. Thre Liebſchaften,

Don Ignacio.... der in Folge feiner Donnerworte von der Kanzel

ihre wahnſinnigen Gelage füllen alle Momente aus , die ſie nicht beim

gegen das Monteſpiel dabin gelangt war, das Spiel zu ſeinem Vortheil zu monopoliſiren. Hier faßen nun an einer langen Tafel mit grünem

Spiel zubringen. Aber das Spiel iſt ihre Hauptleidenſchaft ; man hat bisweilen einen gewöhnlichen Bergwerksarbeiter, der den Abend zuvor mit 1000 Piaſtern anfam, den folgenden Tag gezwungen geſehen, einen Medio für ſein Abendeſſen zu borgen. Nun hat er , bevor er zu ſolch

Aeußerſtem gelangte, alle Wechſelfalle der Liebe und des Verbredens ng durchlaufen, und es iſt ſelten, daß er zu ſeinen unterirdiſchen Arbeiten zurüdfehrt, ohne mit dem Blute irgend eines Freundes oder Neben: buhlers befleckt zu ſeyn . Bisweilen auch wenn der Bergmann Feine

hinlänglide Entſchädigung für mehrere Monate harter Arbeit an einem in Saus und Braus hingebrachten Tage findet, fo kehrt er langſam in ſeine Berge zurück, indem er fich damit unterhält, auf der großen Heer-

ſtraße die Reiſenden auszuplündern. Dieſe Unterhaltung, an der er unglüdlicherweiſe Geſchmack findet, dauert ſo lange für ihn, bis er ernſtlich verfolgt fich endlich entſchließt in ſein Bergwerk zurückzufehren, wo er gewiß iſt einen ficheren Zufluchtsort zu finden. Was die reichen Berg. werksbeſißer betrifft, die zu Coſala wohnen , ſo find es meiſtens reich:

gewordene Indianer von großer Unwiſſenheit, die ſich einbilden , ganz Merico ſen ein Gebiet von 100 Meilen und Coſala ſeine Hauptſtadt. Unter ungeheuern Reichthümern ſo einfach wie ihre Bedienten lebend,

wurde, begab ſich ein jeder, der einen Tuchmantel und einen Vigognehut

nebſt einem Säbel beſaß , D. h . jeder Caballero, unmittelbar nach dem 1

Teppich die Reichſten der Stadt und gaben ſich mit Wuth den Glücks fällen des Monte hin. ,,Seht, welche Lebhaftigkeit ? ſagte bisweilen mit Stolz der wacere Pfarrer Don Ignacio, nun ja, das iſt mein Werf !

Zuver ſpielten alle dieſe Caballeros im eigenen Hauſe, finſter, gleich: gültig, ihren Verluſt nur

mit dem Gedanken an Blut ertragend, wäh. rend ſie jeßt unter meinem väterlichen Auge vereinigt, fich gleich der Seligen im Himmel unterhalten und nicht mehr Gefahr laufen, unwür: dig betrogen zu werden .“ Die Unterhaltung feſtete bisweilen irgendeinem der Seligen 10,000 Piaſter. Was die Aufſicht betrifft , welche das väterlidie Auge des wadern Pfarrers ausübte, ſo wurde ſie von jeglichem Spieler mit zwei Piaſtern bezahlt , was ihm ungefähr einen Gewinn von 40 bis 80 P. des Abends abwarf. Der treffliche Pfarrer Ignacio, die

einzige ſittliche Autorität, welche zu Gejala allgemein anerkannt wurde, war der getreue Typus des mericaniſchen Prieſters. Allen Verführun gen zugänglich und es nicht verbergend, beutete er ſeine Stellung ohne Hinterhalt und in der freimuthigſten Weiſe von der Welt aus. Man

hat viel über den ſpaniſchen oder mericaniſchen Möndy und Prieſter geſchrieben, und es läßt fich wohl erfennen, daß ſein Typus richtig auf

die oft ihre Freunde find , erkennen ſie den Pfarrer der Stadt als ein-

gefaßt und dargeſtellt iſt; nur hat man ihm das Anſehen eines from

zige Autorität an und bringen ihr Leben damit hin , Chocolade zu

meinden Hendler8 gegeben, das er durchaus nicht berißt. Der ſpaniſche

trinfen, Cigaretten zu rauchen und wüthend zu ſpielen . Von häuslicher

oder mericaniſche Prieſter trägt ſeine Fehler fühn zur Scau und fuật ſie nicht unter dem Scheine der Heiligkeit zu bemänteln , denn er weiß ſehr wohl, daß er von dem Volfe, das in ihm nur ein Princip fieht, hingenommen wird, ſowie er iſt. Bei meiner Anfunft Coſala hatte ich einen meiner Landeleute

Bequemlichkeit haben ſie nicht die geringſte Vorſtellung , und ich fann mich nie ohne Laden des erſten Beſucher bei einem von ihnen , dem reichſten von allen , M. Pablo 3n .... erinnern. Wir nahmen, er, ſeine Frau , ſeine Tochter und ich, die Chocolade in dem Beſuchzimmer, als man zweimal an die Thüre pochte. „ D , es ſind die Pferde, rief der

M. Alerandre S ... um Aufnahme gebeten , denn es war auch nicit

Minenbeſiper , wollt Ihr die Güte haben , Buch zu erheben, Señor." und in der That, faum wurde die Thüre geöffnet, als drei Pferde von

Ein Gaſthaus in der Stadt, und dieſer trefiliche Mann kam mir aufs

einem Diener geführt, der fie aus der Schwemme brachte, durch den Saal paffirten , um nach dem Stall zu gelangen. Wenn der Herr In .... ſein Vermögen mit Einſicht verwalten wollte , wäre er gewiß der reichſte Privatmann in der ganzen Welt. Am ſelben Tage , wie geſagt , als Cota nach Coſala fam , langte auc Tecualtiche in dieſer Stadt an. Aber da fein Gepäck mit ſeinem allzubeidheidenen Ausſehen nur geringeo Vertrauen einzufloßen wermodyte, ſtieg der Meſtize ohne weitere Umſtände mitten auf dem Plaße ab, und fich unter dem Wetterbach eines kleinen Branntweinladeno niederlaſſend, begann er unverweilt den Leperos, reinen Genoſſen, ſolchen bewundernd-

werthen Unterriţt im Spiele zu ertheilen , daß vierzehn Tage nachher man nach Abends Rieben uhr nicht mehr ausgehen konnte , ohne ein vollfommenes Arſenal mit fich zu tragen. Vollſtändige Hungersnoth herrſchte unter dem Pöbel, und die Leperos fahen fich gezwungen Mais: blätter ſtatt des Tabaks zu rauchen . Noch einen Monat ſpäter ſah fich

Tecualtiche an der Spiße eines großen Waarenlagers , das aus dem

freundlichſte entgegen. Ş. Alerandre S ... , der einzige Franzoſe zu Coſala, hatte einen kleinen Detailhandel und verkaufte aus Mangel an

Concurrenz die ſálechteſten Waaren zu ſcandalöſen Preiſen , unter dem außerordentlich patriotiſden Verwande , daß er ein unwiderſtehliches Verlangen empfinde, die Straße Bourdonnais zu Paris wieder zu ſehen, worin ſeine Kindheit verfloſſen war. Den Gewohnheiten eines wahr:

haften Kindes jener Stadt getreu , hatte mein Gaſtfreund vorgezogen , anſtatt ſpaniſch zu lernen , irgendeine abſonderliche, unmögliche, ihm

allein zugehörige Sprache zu erfinden, die gar nichts ähnlich war, nicht einmal dem Latein der Moliereſden Apothefer , deren er fich indeſſen, Dank dem Verſtändniß ſeiner Zuhörer, mit ſolchem Erfolg bediente, daß er fich bisweilen triumphirend die Hände rieb und mir ſtolz lächelnd ſagte: „ Wie werden meine Freunde in der Straße Bourdonnaio erſtaunt ſeyn , wenn fie mic caftilianiſch reden hören ! " ( Fortſeßung folgt.)

Zuſammenfluß beinahe aller Detailhandlungen der Stadt beſtand, die er

Ausfuhr von Maſoinen aus England nach Cuba und Braſilien. Die Maſchinen welche die beiden genannten Länder eins

ihren Eigenthümern nach und nach abgewonnen hatte , und er ſah fich genöthigt Handelsdiener anzuſtellen, um den Bedürfniſſen des Verbrauchs

führen, können wohl wenigſtens in der Mehrzahl feine andern ſeyn als

.

in Coſala nadkommen zu können .

Um dieſe Zeit war es , wo man ihn, Dant ſeinem Titel als Handelsmann, in die höhere Geſellſchaft der Bergwerks-Millionäre zulieb, worin der Mericaner Gota ſchon aufgenommen war und gefeiert wurde, defien Olüd eben ſo groß geweſen , und der damals ein Capital von

ungefähr 40,000 Piaſtern beſaß. Die ganze Stadt, von der Spielwuth beſeſſen , folgte mit warmem Berlag der 3. G. Gotta'lden Buchantlung.

folche, die zur Bereitung des Zuders dienen , bei Cuba allenfalls audi Locomotiven für ſeine Eiſenbahnen. Auf Befehl des Unterhauſes hat man die Papiere über die Maſchineneinfuhr niedergelegt und es ergibt fich daraus, daß in den Jahren 1844 und 1845 nur jedesmal für fünf bis ſedyetauſend Pfd . St. , in den Jahren 1846 und 1847 aber für 16 bis 17,000 Þfb. St. Maſchinen ausgeführt wurden. Nad Braſilien betrug die Ausfuhr in den Jahren 1844 und 1845 jedesmal etwas über 17,000 Pfb ., im 3. 1846 über 19,000, im J. 1847 aber 35,000 Þfb. Verantwortlicher Redacteur Dr. 6 d. Widenmann.

Das A u sl a n d . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. r.

N " 5.

6 Januar 1848 .

funden worden .

Ueber das Alter der Stadt Moskau. (Nach Sawelieff. Archiv für wiſſenſchaftliche Kunde Nr. 2. )

Die alte Sarenſtabt feiert in dieſem Jahre fieben Jahr hunderte ihres Beſtehens

fieben Jahrhunderte eines hiſtori

ſchen Lebens, das ſo ſtürmiſch und für Rußlande politiſches Daſeyn fo hoch wichtig geweſen .

Im Jahre 1147 erſcheint der

Name Moskwa (Mosfau) zum erſten Mal in der Chronit, und die Anfänge der Stadt find mit etwas Poeſie umfleidet :

ein

Handarbeiten des 10ten oder 11ten Jahrhunte

bert8 hat man auch bei Smjenigorod außgegraben. Im Jahr 1835 legte der verſtorbene Malinow &fji, damals Präſident der Bejellidhaft für Geſchichte und ruſſiſche Alterthümer, vier mor genländiſche Silbermünzen vor, von denen eine bei bem Kloſter Simonow gefunden war . Leider hat der gelehrte Archäolog keine Beſchreibung dieſes wichtigen Fundes mitgetheilt. Aller Wahrſcheinlichkeit nach iſt es eine arabiſche Münze bes 9ten ober 10ten Jahrhundert geweſen , denn tatariſche Münzen (vom 13ten

Gelage von Knäſen, ein Mord und zärtliche Leidenſchaft eröff Jahrhundert ab) findet man ſelten in kleiner Anzahl ober ver nen die Perſpective.

Damals war Moskau bereits vorhanden und daſelbſt lebte

einzelt. llebrigens würde bie Vermuthung hinſichtlich des Alters Der Münze immer noch eine Vermuthung bleiben, hätte nicht ein

Stephan 3wanowitſch Kutſchfo. Der Knäs Georgii von Sudbal ließ dieſen Mann gewiß nicht bloß Darum hinrichten , weil er, wie die Chronif ſagt, aufs äußerſte hochmüthig geworden war und den Großfürſten nicht ehrte." Auf die Hinrichtung

glüdlider Zufall balb einen neuen Vorrath orientaliſcher Münzen

folgte unmittelbar die Gründung des Grab oder Gorod, wels

wieſen . Auf einer derſelben ſtand ſogar die Fahrzahl 862, – bas Salyr ber Berufung Rurifs und ſeiner Brüder !

ches Wort damals ſo viel bedeutete wie heutzutage „ krjepoſt" ( Feſtung). „Und er baute einen fleinen hölzernen Grab und nannte ihn Mosfra-Orab.“

Es leuchtet ein, daß die Gründung

eines „Grad“ an dieſem Drte dem Anäs von Susbal nothwendig und nicht die zufällige Folge der Hinrichtung des Bojaren Kutſchko geweſen.

Eher mag man dieſe Gräuelthat damit er-

klären, daß es den Knås nach Rutſchko's Befißungen gelüftete. Die Chronik nennt ben unglücklichen Rutſchfo einen begüs terten Mann (faſchitotſchny ), und wir glauben ihr dag. Sein

Gelo ( etwa Dorf) lag an einer Handelsſtraße, und dieſe vortheilhafte Lage hatte er wahrſcheinlich zu nüßen verſtanden : ſte erklärt uns auch die raſche Vergrößerung und Bereicherung des Gorob, und die endliche Ueberftebelung der Großfürſten dahin. Der Chronik zufolge wäre alſo Moskau nún 700 Jahre

vorhanden ; allein wir können befriedigend nachweiſen , daß ein Hanbeldort Kutſchkow oder Moskwa ſchon lange vor dem obges nannten Bojaren und dem Knäß von Subbal eriftirt haben muß.

&& gibt Material zur altruffiſchen Geſchichte, von welchem

bei dem Alef jei - Kloſter entdecken laſſen , die in gute Hände fielen und wirklid

ale arabiſche Gelb De8 Sten Jahrhunderts ,

alſo der Periode des Rurif, Askolb, Dir und Dleg, ſich aus

Dieſer Fund iſt gewiß einer der merkwürdigſten , die man in Rußland gethan.

Im J. 1837 entdeckte man beim Niederreißen des Nonnen kloſters Alef&jei und beim Aufgraben der Erde zur Grunds legung eines neuen Tempels, in einer Tiefe von 7 bis 8 Ar ſchin, mehrere öftliche Silbermünzen . Von dieſen wurden zwei an die Afabemie der Wiſſenſchaften geſchidt, und von dem bes rühmten Drientaliſten und Afabemifer, þrn. Frähnt, beſtimmt. Die eine gehörte einem Serrſcher ber Lahiriben, Muhammed ; außer ſeinem Namen enthält ihre Legenbe noch den Namen des damaligen Chalifen, Muſta'in - Billah , und iſt geprägt zu Merw

in Choraſan, im J. 248 der Hibſchret, welches dem I. 862 u . 3. entſpricht.

Die andere iſt vier Jahre jünger und in Domin,

der Hauptſtadt des arabiſchen Armeniens, geprägt ; ihr Datum ift d. J. 251 D. H., 866 u. 3., als der Khalif Mu'teff- Billah regierte.

Dhne Zweifel famen dieſe Münzen in der Epoche der Han Deløverbindungen mit dein muſelmänniſchen aften im 9ten und

die meiſten Gelehrten bis jeßt geringe Kenntniß genommen,

10ten Jahrhundert nach Rußland .

gleichzeitige Urkunden vom 7ten bis zum 11ten Jahrhundert, die von einem ſehr ausgedehnten Handel Rußlands in jenem ganzen Zeitraum unumſtößliche Zeugniſſe geben . Dieſe Docu mente fint bie Ueberrrefte der Capitalien fene fanbele, qu8-

Moffau gelangen, wenn der Drt erſt im 12ten Jahrhundert gegründet warb ? Noch tiefer in die Erbe grabend ſtieß man in einer Lage Sandſtein , etwa zwei Arſchin unter den arabiſchen Münzen, auf verfteinerte Rippen, Hauer und Zähne bed Mammuth.

geſtreut von den Mündungen der Wolga biß an den finniſchen Meerbuſen , in der Richtung der alten Handelswege. Nicht

Dieß iſt nun die borfluthlige Geſchichte Mosfau's ! Gin ober

wenige morgenländiſche Gelbftüde find an den Ufern der Dfa, manche auch am Moskwa-Fluſſe, in der Bauptſtadt ſelber, ge-

Wie fonnten fie aber nad

zwei Arſchin über den Münzen enthüllte fich ein Gottesader des 16ten Jahrhunderts, bas ältefte Epitaph desſelben iſt aus dem

Jahre 1582.

Drei Arſchin über dieſem Gottesacfer war ein

18

Coson

Vergeben

ſuchte ich nach Alterthümern , nur die Caſtellgrunds

anterer ron jüngerem Tatum , ſein älteſted Epitaph aus dem J. 1700. Dieſer diente einem dritten noch neueren Kirchhofe

mauer und die Ringmauer der Stadt tragen ein antifes Ge

und dem anſpruchsloſen Wohngebäude der Nonnen als Grunds

präge : ich mußte mich mit den hiſtoriſchen Erinnerungen bes

lage. Siehe da die unterirdiſchen Denkmäler der verſchiedenen Epochen der Geſchichte Modau'8 , anfangend mit ſeiner vors fluthigen Geſchichte ! Wie Schade, daß es feinem der beim Aufs graben anweſenden Künſtler beikam , eine Profilzeichnung der

ein , ſpäter der Conſul Laevinus nach der Schlacht am Siris, um Pyrrhus die Mittel zu rauben, Apulien in Unterwürfigkeit

neun Aridhin Erbe aufzunehmen, die ſo viele Alterthümer bes wahrte! Dieſe Zeichnung hätte in der maleriſchen Ausgabe der ,,Alterthümer von Mosfau " die erſte Seite einnehmen müſſen .

gnügen .

zu halten.

Im J. R. 436 nahm Junius Bubulcus die Stadt

Die Lage muß früher ſehr feſt geweſen ſeyn , wie

dieß die Spuren der Ringmauer noch beweiſen . Gegen die Mitte des 6ten Jahrhunderte wählten gothiſche Fürſten Aces

renza zu ihrem Siße, und Morra, ein tapferer Anführer Los tila's, hauste längere Zeit daſelbſt. In Urkunden heißt es, daß

Erlebniſſe auf einer Reiſe durch die neapolitaniſche

Provinz Baſilicata. Avigliano.

Avigliano.

-

Die Tannenwälder zwiſchen Potenza und Potenza, die Hauptſtadt der Provinz 2 . (Fortſeßung .)

Ich beſtieg alſo mein Maulthier, und ritt den Weg des geſtrigen Tages eine Stunde zurück, in kurzer Entfernung den ſchönen Tannenwald von Avigliano links laſſend. Dann ging

beri

es bergauf, bergab weiter nach Pietragalla. Das Gebirge be ſtand auch hier aus der oben beſchriebenen Formation , und die

am meiſten hervorragenden Berge führten die Namen Miſericojo und Saltaria.

Hin und wieder wurde das Erbreich ſehr weich

und glich bem vulcaniſden Tuff in der Gegend Neapels. Solche Flachen waren in der Regel mit ſchönen Bäumen befeßt, und

Carl der Große bei der Zurückſendung Rimualde nach Benes vent verlangt habe „ ut muros Salerni Acheruntiæ ac Consiae funditus everteret.“ In den Zeiten der Longobarden hatte es

ſeine Caſtaldi, aus weldien Sicon zum Fürſten von Benevent erwählt wurde. Aus den Händen der Griechen , in welche die Stadt gefallen war, riſſen fte die Normannen unter Robert Guiécarb und verirüſteten fie mit Feuer unb Sdwert ; ſpäter

ging ſie durch Tauſch und Verkauf von einer Hand in die andere .

In einem ſehr reinlichen Häuschen der Stadt, bei Vers wandten meines Maulthiertreibers , nahm ich ein einfache 8, aber überaus wohlſchmedenbe8 Mittagmahl aus Eiern, Soins ken und Käſegerichten beſtehend , ein , zu welchen ein Paar Gläſer Muscatweins auß Trani den ich als alten Bekannten zu meiner Verwunderung hier oben wieder antraf - vortrefflich 1

ein prachtiger Eichenwald , Boscogrande genannt, fiel und nahe

mundeten . Die braven Wirthéleute waren mit meinem kleinen

bei Pietragalla beſonders in die Augen. Nach Nordoſt war die Ausſicht bedrānft, bagegen ſchaute man faſt immer weit in das jüdöſtliche Land hinaus bis in die Gegend , wo der Brantano unb Baſento in furzen Zwiſchenräumen in den Golf

Geſchenk volkommen zufrieben, und erſuchten mich um die Ges fälligkeit ein junges, ſehr hübſches Mädchen hinten auf meinem

Maulthiere mit nach Tolve zu nehmen. Dieſe Reiterei ergögte

Ingebeure Thaler ſtreichen in dieſer

mich ſehr, und obſchon die Unterhaltung wegen des apuliſchen ſchwer verſtändlichen Dialekts nicht ſehr lebhaft war, ſo wurde

Richtung vom höhern Kamm des Apennin herunter und ihre

der langweilige Weg boch ſehr gekürzt. Wir famen durch Op

Bache ergieben ihren Inhalt in die beiden oben genannten Flüffe.

pido, das alte Dppidum (auch Dpinum genannt) . Durch dieſen Ort führte die alte Römerſtraße nach dem Cap Colonna, wie es aus den 3tinerarien und den baſelbſt verzeichneten Entfers

von Taranto einmünden .

Der Prabano hat einen Lauf von 69 Miglien, umſpült die Trümmer von Metapont und iſt im Winter reißend und vers

heerend. An ſeiner Mündung (die feßt eine halbe Miglie füblicher als früher), fand die Verſöhnungeſcene zwiſchen Octavian

und Antoniu8 vermittelſt der Dctavia ſtatt, ſpäter ſchlugen hier die Normannen ein griechiſches Heer, und die Barone des Reichs in Verbindung mit Honorius II ſchlugen hier gegen König

nungen von Venoſa, ab Pinum und ab Cälianum erhellt. Gegen Abend kamen wir in Tolve ( Tulbium ) an, wo ich meine Reiterin ihren Verwandten übergab, und wo mein Führer mir

ein reinliches Bett zu verſchaffen wußte. 3ch ſchlief den erquis dendſten Schlaf von der Welt, und verließ gegen 3 Uhr Mor

Roger ihr Lager auf. Doch bis zur Mündung des Brabano

gens den kleinen unbedeutenden Drt, über Vaglio nach Potenza

und bis zu den Ruinen bon Metapont gelangte ich auf dieſer Reiſe nicht. Pietragalla iſt ein unbedeutender, idmußiger Drt und erſt nach dem großen Erdbeben von 1456 entſtanden .

zurüdreitenb. An vielen Stellen wurde an der neuen Straße nach Gravina und Bari gebaut. Um 8 Uhr Morgene faß ich

Gegen Mittag gelangte ich nach Acerenza , welches in ſeiner hohen Lage ſchon aus der Ferne einen ſchönen Anblict gewährt. Die Umgegend iſt rauh unb ſteinig, aber die Ausſicht von der

ab, welches eine ſehr ſchöne Lage hat. Der Weg von Potenza dahin iſt anfangs ſehr öde, rechts hohe kahle Berge, links ein

Höhe, wo ein altes Caſtell fich befand, großartig . Den Lauf des Brabano kann man weithin in allen ſeinen -Krümmungen perfolgen. Die Luft von Acerenza iſt ſehr geſund , die Leute rollen hier ſehr alt werden ( nicht ſelten über 100 Jahre) , und

Deshalb wird dieſer Ort, welcher 4000 Einwohner zählt und Der Siß eines Biſchofs ift, ſehr häufig im Sommer bon apulis ichen Küſtenbewohnern zur Villeggiatur gewählt. Dbſchon nicht viel Wald in der Nähe, ſo ſoll hier die Jago dennoch eine

vorzügliche ſeyn . Acerenza fommt unter verſchiebenen Namen bei den Schriftſtellern vor : Aceruntia , Acheruſia, Acerontum ac. Das Validum Oppidum des Livius (9, 12) bezieht fich auf

Acerenza, und Horaz (Od 3, 4) nennt es Celja Acheruntia.

wieder in meinem Corricolo und jagte raſch nach Picerno hins wenig bebautes Thal mit ſchroffem Hintergrunde. Vor Picerno wird die Vegetation üppiger, und rechts öffnet ſich die Ausſicht auf die waldreichen Höhen von Ruoti. vortrefflich,

aber ſehr wenig beſucht.

Die neue Straße iſt Bevor ich jedoch meine

Reiſe fortſege, mögen hier einige Bemerkungen über das Baft licat im allgemeinen folgen. Das Bafilicat, welches einſt mehr dem alten Lucanien als

der Magna Gräcia angehörte , wird weſtlich lauf 22 Miglien Länge von der Provinz Principato Ulteriore , auf 66 Miglien vom Principato Citeriore , und auf 13 Miglien vom Golf von Policaſtro begränzt ; ſüblich gränzt es auf 57 Miglien Länge

an Calabria Citeriore ; öſtlich an den Golf von Taranto (21 Miglien) unb bie Terra di Otranto (27 Meilen) ; nördlich an

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die Terra di Bari in einer Ausdehnung von 58 Miglien, und an bas Capitanat mit 17 Miglien. Es umfaßt 2342 Quadrats Miglien und iſt in 4 Diſtricte, ( Potenza, Matera, Melfi und

häufigſten fommen vor : Kieſel, Ralf, Magneſia unb Alaun ;

die Dicke derſelben iſt ſehr verſchieben und ſteigt bis auf 14 Fuß. Bei der gebirgigen Beſchaffenheit des Landes kommen natürlich

Lagonegro) 41 Circondarien, 120 Communen mit 402,400 Ein

feine weiten Ebenen für Getreibebau vor, dennoch gibt es eine

wohnern eingetheilt. Die Provinz umfaßt 2,370,103 Moggien Landes, wovon 578,070 mit Holz bedeckt find, weßhalb bas Baſilicat noch immer (wie einſt das alte Lucanien) zu den waldreichſten Provinzen Neapels gehört. Ueberall geben frucht tragende Bäume und Gras und fräuterreiche Flächen zahlreis chem Vieh Nahrung und Gebeihen. Eine Maſſe von Bergen

große Zahl kleiner geneigter Flächen, z. B. Vallo di Marfico, die Strecken zwiſchen Acerenza und dem Dfanto, vom Vulture bis zu den Murgie oon Minervino u . ſ. w.

und Hügeln,

deſſen wir gleichfalls nach dem Vorgange mehrerer engliſcher Journale, die ſogar Zeichnungen mittheilten , gedacht haben (i. Nr. 199 vom vor. Jahr) , ſcheint ganz in Rauch aufzugehen. Das Athenäum vom 25 December enthält die Aufklärung. Der gefundene Schabel, der ſich noch zu Sidney im naturhiſtoriſchen Muſeum findet , ſoll einem Thierarzt, Namens John Stewart, zufolge nichts als der Ropf eines todtgebornen Füllens ſeyn, das einen Waſſerkopf hatte. Jeder Thierarzt müſſe dieß alsbald erkennen , und mit der Sendung des Schädeld nach London an Hrn. Owen hätte man fich nur dem Gelächter ausgeſeßt: jedem Naturforſcher müßte einleuchten, daß die Gehirnhöhle für jedes geſunde

hie unb ba von Thälern und Schluchten unters

brochen , trennt bas Bafilicat von den beiden Provinzen Prin cipato ulteriore und Giteriore .

Mehrere Ausläufer dieſes Apen

ninenkamms gehen nach verſchiebenen Richtungen ab ; der größte Derſelben ſpaltet fich bei Venoja.

Mit einem Arm die Terra

di Bari bis Altamura begränzend, endigt er bei Brindiſi ; mit Dem anderen Calabria Citeriore bis zum mittleren Flußgebiet Des Crati burchkreuzend Dringt es ins joniſche Meer hinein und ſtreift den Golf von Taranto. Mehr vom erſten als vom zweiten Arm ſondern ſich Zweige ab, welche in verſchiedener

Geſtalt und Richtung fich verflechten und ausbreiten, und das

( Fortſepung folgt.)

Das unbekannte Thier in Auftralien ,

Gehirn eines unter dem Menſchen ſtehenden Thieres zu groß , und der Schädel mangelhaft ſey an Stellen , wo die Natur nie einen Mangel läßt. Was den einheimiſchen Namen Bunyip betrifft, ſo iſt man jeßt der Anſicht, die Eingebornen möchten dieſen Namen irgendeinem euro päiſchen Thiere bei dem erſten Zuſammentreffen mit Europäern gege: ben , und demſelben zerſtörende Kräfte beigelegt haben . 1

Innere der Provinz erfüllen. Die Hauptrichtung der Gebirgs maſſen geht von Norb- Weſt nach Süd- Oſt, und die größte Höhe der Berge beträgt 2500 geometriſche Schritte über der Meeres fläche. Die höchſten Erhebungen des Bodens befinden ſich in den Bergen von Muro, bei S. Croce, Carmine und in den Höhen der Foi , Des Arioſo, Pierfaone , bas Voltorino , Pollino, Raparo , Serino, Der Lata und der Alpi . Die Gebirge um faſſen einen Flächenraum von 1565 Quadratmeilen , wovon bie

meiſten auf den Diſtrict von Lagonegro fallen ; faſt alle find mit Wald und Vuſch bedeckt, von Thälern durchſchnitten , welche faſt nirgende eine größere Ebene bilden . Die geſchichtete Salf bildung iſt die vorherrſchende , fte iſt aber oft mit fremben Sub ſtanzen bekleidet und vermengt . Nady außen hat die Structur das Anſehen des Herabfalens und der Geneigtheit ; im Innern

iſt die Schichtung unregelmäßig , verworren und gemiſcht. Von oben nach unten iſt alles mit einem quarzſandigen falfhaltigen Erdreich von 1 bis 4 Palmen (Spannen) Dice bebedt, und zwar viel weniger als an den Orten, welche Erderſchütterungen unb Alluvionen beſtanden haben . Die Hügel geben überall Beweiſe eines jüngeren Urſprunge , das heißt : fie machen einen Theil des allgemeinen Nieberſchlages aus, welcher den Tertiärboden

ſchuf, nachdem die Apenninen von dem Waſſer befreit worden waren, welches fie lange Zeit bebect gehalten hatte ; daher kommt

El Monte.

Skizze aus dem mericaniſchen Leben . (Fortſepung.) 1.

Beſonders wenn irgend junge und hübſche Ranchera ; ihre Ginkäufe machten, gab mein Freund S ... fich dieſen wunderbaren Reden aus dem Stegreif hin. Was mich betrifft, ſo , verfehlte ich niemals bei folchen Gelegenheiten im Magazine zu bleiben, um dieſen ſeltſamen und räthſelhaften Wechſelgeſprádyen anzuwohnen , die ſelbſt die Sphinr neis diſch und beſchämt gemacht hätten . Ich war ſo dazu gelangt , alle

Frauen von Coſala fennen zu lernen. Ich hatte unter dieſen ein junges Mädchen von 16 bis 17 Jahren bemerkt , das von Culiacan gebürtig und von ungewöhnlicher Schönheit war. Es war die Verwirklichung einer jener idealen Geſtalten , wie man fie in den alten ſpaniſchen Nomanceros aus der Zeit des Cid findet. Dolores oder beſſer Lola, dieß war der Name der jungen Culiacanera , hatte Augen mit dem füßeſten Ausdruck , und eine Haltung, welche die Verheißungen ihrer Blicke Lügen ſtrafte; fie hatte den ſchlanken üppigen Wuchs der Baja deren , welche Reiſende mit ſoviel Vorliebe ſchildern , um fich dafür zu

daß die größtentheile horizontalen und unter fich parallel

entſchädigen, daß ſie ihnen niemals begegneten, und das beſcheidene ver:

laufenden Schichten oben aus falfhaltigem Quarzſand, unten aus Thon und Mergel beſtehen und mit Schalthieren des Salz waſſers durchſtreut ſind. An einzelnen Stellen fommen Kreibes

wirrte Ausſehen einer jungen Kloſterzöglingin, welche bei ihrem Eintritt in die Welt glaubt , jedermann errathe ihre Gedanken ; mit einem Worte , es war alles in ihr Widerſpruch und Verführung. Lola hatte auch, wie es nicht ander8 ſeyn konnte, zahlreiche Verehrer, und wenn fie Abends nach dem Herkommen vor ihrer Thüre faß , um die Rühle zu

€8,

Das gänge, graue Chonmaſſen und Gyps in Lamellen vor. Erbreidh welches bis zu 6 Palmen barüber liegt, zeigt in der

Analyſe ben pulverförmigen Niederſchlag ber gebachten Bilbuns gen.

Die Thäler, welche faſt alle eine Senkung nach Dſt oder

Süd und häufig Abſtürzungen nach Norden haben, ſcheinen

genießen , ſo kamen dieſelben Reiter wohl zehnmal aus Zufall vor ihr vorüber , ' indem ſie ihre Pferde anſpornten , um einen ihrer Blicke zu erhardhen .

Der Mericaner hat eine ganz eigenthümliche Art ſeine Liebe fund zu thun , die in nichts der Galanterie im übrigen Europa gleicht.

durch Erbrevolutionen, Alluvionsfluthen und Flußgewalt gebil det ; fie variiren unter ſich an Liefe, Breite und Länge ; die bedeutendſten ftreichen von Norb nad Süb. 3hre Schichtung

Wenn er wirklich verliebt iſt, läßt er ſeiner eigenen Perſon alle die Aufmerkſamkeiten und Lederbiſſen zufommen , welche ein Europäer an

iſt das Product der Regengüſſe inſofern fte aus einem Erbreich beſtehen , welches früher die über ſie emporragenden Höhen und

ſeine Geliebte verſchwenden würde , und iſt gegen ſich ſelber von einer alles übertreffenden Zuvorkommenheit und Hingebung. Der größten

Bergioche bedeckte.

Opfer fähig um ſeine geringſten Wünſche zu befriedigen , gibt er ohne

Die Schichten ruhen übereinander , oftmals

an Beſchaffenheit und Färbung init einander wechſelnb.

Am

Bedenken ſein Erſpartes für die Zukunft, für das Wohlbehagen des Augenblids hin und führt heldenmüthig ein Leben aus Gold und Seibe

wo

20

ou

geſponnen. Theure Pferde, foſtbare Kleidung, geſtigte Sättel, glänzende

Gedenkt Ihr die Nacht hier zuzubringen ? fragte der Indianer.

Waffen , föſtliche Speiſe, nichts iſt ihm zu viel , um die Aufrichtigkeit

Hier nicht gerade.

ſeiner Leidenſchaft zu beweiſen . Wünſchi er eine Frucht , die in jenem

Aber in der Nähe vielleicht ? fragte Tecualtiche fiets unruhig. Wer weiß , lieber Freund ! Der Menſch denfte und Gott lenkte.

I

Himmeleſtriche den er bewohnt, nicht zu finden iſt, ſo ſendet er ſogleich einen Gilboten ab , um ſie fich mit Gold aufwiegen zu laſſen ; fömmt dieſer alsdann zurück, ſo iſt ihm die Luſt dazu ſchon vergangen, und er würdigt fie faum mit dem Rande der Lippen dieſe Frucht zu berühren, deren Preis zum Unterhalt eines Lepero während eines ganzen Jahres hingereicht hätte ; endlich wirft er ſie verächtlich und beinahe unan

getaſtet vor die Füße ſeiner Geliebten , die ſich nicht erwehren kann , ausrufen : „ Ah ! que caballero tan fino !“ Welch, vollkommener Cavalier ! Der Mericaner, welcher eine heftige und nicht getheilte Leidenſchaft nährt, iſt deßhalb der glüdlichſte der Menſchen, wo der Europäer ganz naio fich der Verzweiflung hingeben würde. Die Traurig feit iſt bei ihm ein Zeichen von Gelingen.

Auch ſah man feit Lola Culiacan verlaſſen hatte, um zu Coſala zu wohnen, in legterer Stadt nur junge Leute mit blühenden fröhlichen Geſichtern ; denn fie blieb entweder aus Gleichgültigkeit oder Berech

Sagt lieber eine ſchöne Frau, denn 3hr gleicht in dieſem Augenblid einem Manne, der ſeinem Glück entgegengeht. Olaubt Ihr ? Ich möchte darauf (dwören.

Laßt das, ich ſehe, daß man Guch nichts verbergen fann, Tecualtiche. Aber was iſt es mit Gud ? Wie , mit mir ?

Ja , habt Ihr nicht aud etwas vom Glück zu erwarten ? Teufliſcher Cota ! rief ſeinerſeits Tecualtiche, es entgeht ihm nichts Nun ja, theurer Freund, ich geſtehe, Eure Vermuthung iſt richtig. Und Gure Schöne wohnt in dieſer Straße , Tecualtiche ?

Ich bin ein zu ehrenhafter Mann, um auf dieſe Frage zu antwors ten , mein lieber Gota.

So geht doch , unter Freunden ! ...

nung unempfindlich gegen alle Wünſche und wies jegliche Bewerbung

Es ſey , aber unter Giner Bedingung

zurück. Dieſes Benehmen wurde bei allen Abendunterhaltungen viel beſprochen , faſt eben ſoviel als die glänzenden Heldenthaten des Cota und Tecualtiche. Das Tagesgeſpräch der acht bis 10,000 Einwohner der Stadt Coſala beſtand nur noch aus den drei folgenden Fragen :

offenes Spiel. Das iſt mir das Liebſte. Wo wohnt ſie ? In dieſer Straße , und die Gure ? Auch in dieſer Straße.

Wieviel hat Cota gewonnen ? Hat Tecualtiche immer Glück ? und iſt

Wir ſpielen ein

Das trifft ſich ja ſehr hübſch ! rief Tecualtiche , indem er die Un

Lola beſtändig ſpröde ? Die beiden erſtern Fragen erhielten verſchie:

ruhe zu verbergen ſuchte , die ihn angriff.

dene Antworten , während die dritte ſtets basſelbe eintönige „ Ja “ zur

Nicht wahr ! In dieſem Falle fahren wir fort. Tecualtidhe , ſagt mir, welches iſt es unter den Häuſern, deſſen Thüre fich alsbald aufthun wird , ohne daß Ihr die Mühe nehmen müßt , anzuflopfen ? Welche beſtimmte Frage, Cota ! Doch liegen die Karten nicht offen da ? ..... Nun ja , es iſt jenes dort , ſagte Tecualtiche , indem er

Folge hatte.

So ſtanden tie Dinge, als eines Abends gegen zehn Uhr, als die Stadt in Finſterniß und Schweigen verſenkt lag, zwei Männer in wei ten Sarapen, aus entgegengeſeßten Straßen fomniend , ſich vor Lola's Hauſe begegneten . Ihre erſte Bewegung, durdi den Trieb der Verthei digung eingegeben , war die Sand an den Säbelgriff zu führen. Die zweite Folge mericaniſcher Klugheit, einen Schritt zurückzuweichen. Der

Mericaner verſchmåht es gewöhnlich einen Feind anzugreifen , der auf ſeiner Hut und gewaffnet iſt. Es gibt gewöhnlich bei ſolchem Zuſammentreffen nur zwei mögliche Löſungen, Unterredung oder die That , wenn nicht eine außerordentliche Vorliebe für den Frieden beiden Theilen den Rath eingibt , daß ein jeder ſeinerſeits fich aus dem Staube macht. Dießmal indeß war es

erſteres Mittel , d. h. Unterredung, welches die nächtlichen Spazier: gånger erwählten. Señor, ſagte der, welcher der fühnſte ſchien, ein Roloß von nahezu

jeche Fuß, möge Gott Guch ſchüßen vor ſchlimmer Begegnung ! Sieh da ! Ihr ſeid es , Tecualtiche ? Meiner Treu, doch nein .... idh irre mich nicht, es iſt ſicher der Herr Don Pedro Cota ſelber , rief der Koloß erſtaunt und nicht ohne eine große Bewegung.

Was Teufel, macht Ihr denn hier zu dieſer Stunde , fragte Cota . ich gehe ſpazieren ...., erwiderte

3ch ? .... nun ja Tecualtiche verlegen .

Euer Kopfweh iſt beſſer, wie ich ſehe ? Wie ! mein Kopfweh ? Aber war das nicht der Grund, den Ihr vor einigen Augenblicken angabt, um Cuer raſches Weggehen von dem Pedro Ignacio zu ent ſchuldigen ?

Ach ja ! .... ich erinnere mich .... Nun, mein Kopfweh iſt um

vieles beſſer. Sehr verbunden .... Dann , nach kurzem Sdyweigen, ſeßte Tecualtiche hinzu : Gute Nacht, Don Pedro ! .... Ich gehe nach Hauſe. Gute Nacht, Tecualtiche ! wiederholte Cota, indem er ſich in ſeinen Sarape widelte. Ich will Guerm Beiſpiel folgen . Alle beide blieben unbeweglich ſtehen. Meiner Treu , fuhr Cota lachend fort nach neuem Schweigen, ich will Gud nicht aufhalten , lieber Freund! Id fenne meinen Weg. Verlag der 3. 6. Gotta'den Budhandlung.

mit dem Finger auf ein Haus wies , das linfelag und die Gde der Straße bildete. Und Ihr , Cota , wo werdet Ihr erwartet ?

Dort ! antwortete Cota , die Hand nach der entgegengeſeßten Seite, d. h . nach rechte ausſtreckend.

Der Indianer gab ein Zeichen der Zufriedenheit. Dann auf Out Glück und gute Nacht ! ſagte er , fic links wendend.

Danke, antwortete Cota rechts einbiegend. Kaum war eine Minute verfloſſen , als man auch faum mehr die Tritte der beiden Freunde ver hallen hörte. Fünf Minuten ſpäter ſtanden fie einander Beide vor Lola's Hauſe gegenüber. Das heißt man offen zu Werfe gehen ! rief Cota lachend. Ihr hattet mich zum beſten , ſagte Tecualtiche. Nun ja , und Ihr ?

Der Indianer antwortete nicht, und fing an mit ſeiner Säbel: quaſte zu ſpielen. Aber es iſt Zeit dieſer Komödie ein Ende zu machen , fuhr Gota

fort. Folgt mir, Tecualtiche. Alsbald die That zu dem Worte fügend, durchſchritt Cota die Straße und flopfte an

Lola's Hausthure .

Secualtiche folgte ihm .

Wer iſt da ? fragte nach einigem Warten eine weibliche Stimme.

Der Señor Cota , antwortete Tecualtiche. Wer das ? wiederholte die Stimme.

Der Señor Tecualtiche , erwiderte Cota. Die beiden Nebenbuhler warteten : die Thüre ging nicht auf. Meiner Treu , ich ſehe, wir haben uns nichts zu beneiden , lieber Freund , ſagte Gota. Dann die Stimme erhebend , feßte er hinzu : Wenn die Señorita lola noch nidhi zu Vette iſt, ſo ſagt Ihr , daß Tecualtiche und Cota fie zu ſprechen wünſchen.

Ah ! 3hr ſeyd zu Zweien ! .... rief die Stimme. Dann iſt es was anderes und meine Gebieterin fann Euch empfangen . In der That , ging die Thüre ſogleich auf, und die beiden Rivalen traten ein. ( Fortſeßung folgt. )

Verantwortlicher Nedacteur Dr. 68. W idenman n.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. U

6.

7 Janar 1848 .

Die Bevölkerung von Paris.

die aber ſtets durch Verbeſſerungen bedingt find: allenthalben,

(Revue des deux mondes 15 Nov.)

wo die Stadtverwaltung Luft und Reinlichkeit ſchafft, wo die

Die Kenntniß des Bevölferungeftandes der großen Haupt ftätte wird immer wichtiger, namentlich in Frankreich , wo die

Straßen fich erweitern , wo die Circulation leichter wirb, ge horchen die Capitalien , wie die Menſchen , dem gegebenen Zuge; Das Gegentheil tritt ein, mo blinde Intereſſen ſich dieſen Ver

Centraliſation, das Einſtrömen von Fremben , bie Fortſdritte beſſerungen widerſeßen . So hat der Seidenhandel die Straße der Induſtrie und die Erweiterung des Eiſenbahnſyſtems den Stand der Bevölkerung faſt Jahr um Jahr verändern. Die HH. Huſion und Pontonnier haben fürzlich über die Bevölfe rung von Paris Nachrichten geſammelt, die ein allgemeine Ins tereffe tarbieten , und aus denen wir einige Angaben entheben . Paris zählte im Jahre 1846 eine fire Bevölkerung von 945,731 Seelen , eine ſchwebende Civilbevölkerung von 88,475 Seelen und eine Beſaßung von 19,700 Mann . Die Geſammts

St. Denis verlaſſen, um Licht in dem Quartier Feydeau auf :

zuſuchen, und die Erſchaffung neuer Quartiere bringt den Werth des Eigenthums im alten Paris zum Sinfen . Eine Vermindes rung der Bevölkerung iſt indeß nicht immer ein Zeichen von Verfall, ſondern manchmal auch der Verbeſſerung, wenn fie von Erweiterung der Straßen berrührt, in denen die verworfenſten Theile der Bevölferung das Tageslicht zu fliehen ſcheinen, and Die innere Stadt verliert gewiß nicht bei den großen Stra

bevölkerung der 12 größten Städte Frankreichs ergibt erſt eine Zahl Bendurchbrüchen, wodurch ſie ſeit einigen Jahren geſünder ge von 929,234 S. Die Zunahme von Paris iſt auch viel ſtärker als die der andern Städte ; Paris hat ſeit dem J. 1831 um mehr als ein Drittheil , ganz Frankreich noch nicht um ein Zehntheil zugenommen . Die oben citirte Revue des deur Mon Deß macht hierüber nachſtehende auffallende Bemerkung : Reine Stabt gehört weniger als Paris ihren Gingebornen an, ſtets

zieht ſie aus den Provinzen alles an, was dieſe von ausgezeichneten, gewandten, abenteuernden Menſchen beſigen , und die meiſten hohen Stellungen ſcheinen durch die Natur ber Dinge Menſchen zuzufallen, welche der Stadt fremb find. Unter der Municipalcommiſſion , melche in den Juliustagen 1830 das Schickſal der Stadt leitete, befand fich nicht Ein geborener Pa

riſer. So war es feit 1789 faſt immer, ſelten haben bie Pas riſer auf das Schickſal der Stadt einen überwiegenden Einfluß ausgeübt .

Die Provinzbewohner fint ießt mehr wie je bes

rufen , die Vortheile, welche aus dieſem gemeinſamen Mittel punfte entſpringen , zu ernten, und man muß ihnen bieß mancha mal wiederholen , um die Gefühle von Eiferſucht zu mäßigen, welche Das Gebeihen der Hauptſtabt in ihnen erweden fann."

macht, und von den ſchlechteſten Bewohnern geſäubert wird. Am auffallendſten erſcheint die Tendenz der Berölferung

fich gegen Norden auszubehnen : neun Gemeinden, die auf der Norbſeite auf dem rechten Ufer der Seine, nahe an der Detrois mauer liegen, haben in den Jahren 1831 bis 1846 von 41,216 Einwohner auf 127,118 zugenommen , während vier Dörfer an der Südſeite auf dem linken Ufer nur von 20,803 auf 38,750

fich gehoben, alſo nicht einmal verboppelt haben, wogegen die andern fich mehr als verbreifachten .

Unter den Shatſachen ,

weßhalb das linke Ufer nicht gleichmäßig emporkommt, zählt man auch die auf, daß die öffentlichen Anſtalten zu großen

Raum einnehmen. Zum Beiſpiel würde die Stadt ungemein gewinnen , wenn man die 33 Heftaren , welche die berühmte Salpetrière einnimmt, verkaufte, denn dieſe 33 Heftaren wür ben, als Baupläße verfauft, 50 Mill. fr. eintragen, und ein neues in einiger Entfernung angelegtes Gebäube würde nicht über 3 Min. foften .

Die großen Anhäufungen von Menſchen führen wie natürs lich auch viel Glenb mit fich , indeß iſt die Zahl der eigentlich

Ob die andern Ståbte fich damit begnügen werden, iſt freilich

Nothleidenden nicht im Verhältniß zur Zunahme der Bevölke

eine andere Frage.

rung geſtiegen. Aber die traurigſte Bemerkung, zu der die Bes In feiner Zeit vor 1830 iſt Paris ro raſch geſtiegen , wie ſeit dieſem Zeitpunkt, in den fünf Jahren von 1841 46 allein um 118,536, faſt ſo viel als Borbeaur Einwohner zählt. Von ben 48 Quartieren , in relche die 12 Arrondiſſements zerfallen ,

find 43 im Fortſchreiten und nur 5 find zurückgegangen , und dieſe fünf liegen gerade im mittlern und älteſten Theil von Pariß . Abgeſehen von den allgemeinen Urſachen der Verbeſies rung, bie fich über die Stadt ausbreiten , heben fich oder finken

die verſchiedeneu Quartiere auß mannichfachen Localurſachen ,

nüßung der Spitäler von Paris Anlaß gibt, iſt die Zahl der Geburten und Sterbefälle, die darin vorkommen . In den fünf lezten Jahren famen von 150,067 Geburten 25,268 in den Spis tälern und Maternitätsanſtalten vor, und ron 137,270 Tobes fällen 49,103. Gin Sechstel der Bevölferung von Paris wird

alſo im Spital geboren, und mehr als ein Drittel ſtirbt darin .

wood

Erlebniſſe auf einer Reiſe durch die neapolitaniſche Provinz Baſilicata. Avigliano. Avigliano.

-

Die Tannenwälder zwiſchen Potenza und Potenza , die Hauptſtadt der Provinz 2c.

22

vortrefflich ſeyn. Der Acerbau , welcher in ſeiner Theorie und Praris ohne alle eigene Verbeſſerung und Benüßung fremder Erfindungen von Geſchlecht zu Geſchlecht der Bauern forterbte, ruht noch gänzlich in der Kindheit. Der Boden wird nicht

gedüngt, er wird nicht je nach der Art der Saaten beurs

( Fortſeßung .)

theilt, geprüft und bearbeitet, bas Unkraut wirb nicht ausges

Die Quellen welche in den Gebirgen entſpringen, liefern in Folge vielfältiger Filtration ein reines, flareß und faltes

rottet, der Boden wirb ganz nach Bedürfniß in mehrjährigen oder in gar keinen Ruhezuſtand verſeßt, auf Verbeſſerung der

Waiſer. Unter mannidhfachenNamenergießenfieihren Inhalt Atergerättjdjaften wirdgarnicptgeſehen, kurz allesistſo ge in den Sanagro, den Dfanto, Brabano, Baſento , Salanbrella , blieben Aciri , Siri, Lao und Irecchina ; ihre gewöhnliche Richtung iſt von Weſt - Süd - Weſt nad Oſt -Süd - Dſt. Sie liefern Aale, Barben, Krebſe, Forellen und dgl. An eiſen- und ſchwefelhals

tigen Mineralwaſſern iſt kein Mangel, aber die Analyſe mangelt gänzlich. An Gebirgsjeen mit Ausnahme del Lago di Peſole

wie es im Mittelalter war ; die Bauern ſind nicht reif für den Fortſchritt, anders iſt es natürlich bei den reichen und

gebildeten Gutsbefißern. Von Pescopogano bis zum Brabanud, von Melfi bis Maratea iſt der Anbau ſchlecht und vernachläſſigt. Die Flüſſe und Bäche find nirgends eingebämmt, und oft wer

den ganze Fruchtfelder fortgeſchwemmt; an der Mündung der

iſt vollſtändiger Mangel ; dieſer hat 895 Schritt Umfang, iſt von elliptiſcher Form, an der breiteſten Stelle hält er 72 Schritte,

Flüſſe iſt alles Sumpf und ohne Cultur, beſonders in der Ges gend von Policoro am Acri ; bas Eigenthum iſt mehr in große

und ſeine Tiefe beträgt nicht mehr als 27 Palmen . Von ſeis nem hin und her ſchwimmenden Wäldchen, wo die Bäume gleichs ſam die Bretter det Schiffs, die Aefte die Segelſtangen , und das Laub bie Segel bilden, war ſchon vorher die Rede.

ale fleine Portionen eingetheilt . Man gibt die Felber auf 3 bis 6 Jahre in Pacht, gegen Geld oder Producte : es find uns

Faſt ber fünfte Theil der ganzen Oberfläche der Provinz

gefähr 580,000 Moggien mit Getreibe unb Mai8, 125,000 mit Hafer und Gerſte, und 615,000 mit Gemüſe und Hülſenfrüchten (legumi) bebaut. Der Pflug und die Doſen werden nur in

welcher faſt ohne alle Forſtcultur nad

ben Thälern und in einigen Bergebenen angewandt, ſonſt wird

dem Gutbünken der Beſiger hoch und niedrig gefällt wird.

alle Felbarbeit mit der Hace (zappa) verrichtet, Eine Drei jährige Abwechſelung iſt Regel : zuerſt a maggese ( Brache),

iſt mit Walb bebedt,

Vorzüglich gedeihen : Eichen, Bucheichen (cerri ), Buchen, ulmen, Gichen , Ahornbäume, Hagebuchen , Linden, und an 3 Punften Tannen . Sie mildern die Kälte und machen die Luft geſund

mit Ausnahme weniger Gegenden, wo Sümpfe und ſchleichende Flüſſe Fieber erzeugen, z. B. am See von Peſole und an den Mündungen des Bradano , Baſento u . a. m . In den Gegenden mittlerer Höhe fällt im Winter der Neaumur'ſche Thermometer auf 5° unter Null und ſteigt auf 24° im Sommer. Die Ditund Nordwinde (grecali und boreali genannt) find die fälteſten und ſchärfſten : fie bebeden durchſchnittlich mal im Winter (vom

November bis März) alle Berge, und 4mal alle Ebenen mit Schnee.

Starfe Reiffälle, ſobald der Thermometer unter Nul

fällt und keine Luftſtrömungen die Nachttünfte zerſtören , find Dem Thier- und Pflanzenreich ſehr verberblich in dieſen Gegen Den . Thau, welcher vor Tagesanbruch auf halbreifee Getreide fällt, das ſpäter wieder von der Sonne durchwärmt wird, macht Die Aehren dwarz und bewirft eine ſpärliche ſchlechte Ernte.

Ganz ohne Nachtheil dagegen find diejenigen Ausdünſtungen, welche ſich während des Tages bilden und während der Nadit bei Abkühlung der Atmoſphäre fich verdichten . Der PflanzenDie ſumpfigen Flächen ſind im Winter, Herbſt und Frühling faſt immer mit Nebel bebeft, und in dieſen Gegenden regnet es viel ; im Durchſchnitt zählt man jährlich 95 Regentage — alſo 3mal mehr als in Neapel. Uebers

much iſt überall ſehr üppig.

ſchwemmungen,

Wolfenbrüche, ſchwere Gewitter,

Hagel nnb

Stürme gehören nicht zu den ſeltenen Erſcheinungen ; das wäre im allgemeinen bie phyſiſche Beſchaffenheit des Baſilicate. Das Angeführte mag vor der Hand bei der gänzlichen Unbefannts ichaft mit dieſer Provinz genügen .

Die tauſendfältige Vermiſchung der Alaun, Quarz, Kieſel,

dann a frumento (auf Weizen), und im dritten Jahr auf ſtars fem Boden, abermals Weizen, auf ſchwächerem Roggen, Hafer und Gerſte; mit Ausnahme ſehr bevölkerter Theile bleibt un gefähr ein Drittheil des Terrains jährlich im Ruheſtande.

68

find ungefähr 48000 Bauern (Weiber und Kinder mitgerechnet) jährlich bei ſehr färglichem Lohu mit der Landwirthſchaft bes ſchäftigt. Die mit der Hace bearbeiteten und gedüngten Felder liefern beſſere Früchte als die mit dem Pfluge bearbeiteten uns gedüngten . Ein Tomolo Ausſaat liefert in fruchtbaren Jahren 12, ſonſt 10 und 8 Tomoli in den Ebenen ; in den Bergen nur 8 , 5 und 4 . Das Düngen beſchränkt ſich auf Benüßung des Stalmiſte8 für kleine Felder in der Nähe der Wohnungen und auf den Miſt der Seerben ; die fruchtbarſten Aeder liegen in der Nähe des joniſchen Meere.

Das beſte Getreide wächst in

der Gegend von S. Mauro, Stigliano, Salandra, Montalbano,

Potenza, Arigliano, Acerenza, Picerno zc. Die Conſumtion der Provinz wird auf 1,750,000 T. Getreide jeder Gattung anges ſchlagen , die Ausſaat auf 520,000, die Ausfuhr auf 380,000 T. Die Baumwollencultur blüht in einigen Circondarien außers ordentlich, beſonders in den Maremmen und am Golf von Ta

ranto, wo der Boden fett unb loder iſt, z. B. in Monteſca glioſo, Ferrandina, Salanbra, Graſſano, Bernalba. Wenn Res gen in hinreichenber Fülle ſtattgefunden, ſteigt die jährliche Ernte auf 1200 Cantari. In den Diſtricten von Potenza und Lago negro wird beſonders Hanf und Flachsbau betrieben : vom er ſteren werden 5000, vom lekteren 6000 Cantar gewonnen . Geidenbau kommt in den Drtſchaften S. Mauro , Carbone,

Chiaromonte vor und ſteigt auf ungefähr 1000 Pfund. Weinbau wird hauptſächlich alla latina getrieben. Die

Der Reben

Ralf, Kreide und thonhaltigen Subſtanzen mit Humus gibt den

werben an Schilfrohr gebunden ober an kleine Stäbe in horis

verſchiedenſten Arten des Anbaues von Getreide, Mais, Rorn ,

zontaler oder pyramibaliſcher Richtung. Die Weinader beſtehen

Hafer , Gerſte, Bohnen, Erbſen, Linſen 2c. Stoff und Mittel an die Hand ; e8 würde zu weit führen, hier ins Einzelne ein-

In aus Luff oder aus quarz- unb thonhaltigem Kalfboden . mittleren 3ahrgängen gibt es 1,200,000 Barili Wein, welcher

zugehen, und wir müſſen auf die Acten der öfonomiſchen Provincial-Geſellichaften verweiſen. Die Producte ſollen im Ganzen

fich mit dem beſten aller Länder meſſen würde,

wenn man die

nöthige Sorgfalt auf die Kultur der Weinſtöce, auf die Gäh.

23

rung, Abflärung und Aufbewahrung in Fäfjern wenben wollte. Die ebelften und feurigften Sorten kommen in dem ſteinigen Terrain von Maratea bor ; auch viele andere find ausgezeichnet

Ejchen (Drni) geben ungefähr 30 Cantar guter Manna in dem Gebiet von Accettura, Oliveto, Garaguſo unb Salandra. Die

3. B. die von Berile, Melfi, Rionero, Montalbano, Lauren

Tannen des Sila in Kalabrien .

Der allerſtärkſte Wein iſt derjenige welcher an den Abhängen des Vulture wächøt; bieſer barf ald Moſt in den Fäſſern auctoritate Praetoris mit Waſſer gemiſcht werden,

Eicheln und Nüſſe, und Brenn- und Bauholz iſt in Ueberfluß

zana u. ſ. w.

Jannen liefern Pech , jedoch lange nicht in der Füle, wie die

vorhanden. (Schluß folgt . )

und dennoch fann er faum im Zuſtande boller Reife ohne aber maligen Zuſaß von Waſſer getrunken werben. Zu Ferrandina und Melfi fommt trefflicher Muscatwein vor.

Delbau iſt im Baſilicat nicht von Bedeutung ; an den Abs hängen der Berge gegen Dit und Mittag iſt er neuerdinge, namentlich von der Familie Corbo, bei 3ſcalunga im Großen verſucht. Die Blüthezeit beginnt Anbe Aprils, iſt aber oft im Laufe des Junius noch nicht beendet. Während des Sommers ſchaben Irodenheit, Nebel, Windſtöße und Inſecten ſeinem Ges

deihen. Aber wenn ſolches Gedeihen auch ſtattfindet, ſo trägt die Ernte doch ſelten mehr als 50,000 Scheffel (Staja) aus, ein Quantum, welches für das Bedürfniß der Provinz nicht zureicht, weßhalb benn Del aus der Terra d'Otranto, Principato

Eichen und Buchen liefern

El Monte. Stigje aus dem mericaniſchen Leben. 2.

( Fortſeßung.)

Nachdem Cota und Tecualtiche der jungen indianiſchen Dienerin durch einen Corridor gefolgt waren, traten fie in ein Gemach, das nur halb durch ein Wachslicht unter einem Glasſchirm erhellt wurde. In dieſem Gemache befand ſich Lola. Die junge Culiacanerin, in einer Hängematte von Aloefaden ruhend,

war in dieſem Augenblic verzweifelt ſchön. 3n eine mericaniſe Tunika von weißem Mußeline gekleidet , mit bloßen Armen und nach der Lan desfitte die Bruſt nur halb mit einem leinenen Hemde bedect, hatte Lola beim Eintritt der beiden Nebenbuhler ihre langen ſchwarzen Flechten aufgelöst, um fich ihrer ſtatt des fehlenden Nebozo zu bedienen. Der

Citeriore und Calabria Citeriore eingeführt werben muß ; Vies tri di Potenza, Lolve , Maratea, Ferrandina liefern das meiſte. Lakrigen (Regolizia) werden hauptſächlich am joniſchen Meer erzeugt , in Policoro , S. Baſilio und den Maremmen . Zu

Eindruc , welchen dieſes Bild auf Cota und den Tecualtiche ausübte, war ungeachtet ſeiner Verſchiedenheit nicht minder fichtbar. Cota wurde

Bernalda iſt eine Fabrik.

fürchterlich bleich und führte die Hand lebhaft zum Herzen, um ſeine

Der Safranbau könnte hier wie in den Abruzzen ſehr cultivirt werden, weil ſich das Terrain vielfach dazu eignet, nas mentlich die Umgegend von Avigliano, aber die Leute haben feinen Sinn für Verbeſſerungen . Zabaf wurde früher viel gebaut und könnte bei gehöriger

Cultur und aufgehobener Regie einen herrlichen Nahrungezweig abgeben, aber auch in dieſem Zweige ruht alles. Die Blätter von Seniſe waren früher berühmt ; ein einziger Moggio erntete mehr als 100 Ducati für geſchnittene Blätter. Rosmarin , Flache , Serpyllum wachſen überall, und wo

man der Bienenzucht nur einige Aufmerkſamkeit ſchenkt, gewinnt man guten Honig. Medicinals unb Färbepflanzen gibt es in großer Anzahi.

Mit antiſforbutiſchen , anthelmintiſchen , abftringirenden , diuretis ſchen, narkotiſchen, ſchweißtreibenden , ſtärkenden, auflöſenden ..

wüthenben Sdläge zu bemeiſtern ; Tecualtiche machte nach einigem Zögern erſtaunt, geblendet, außer fich,. das Zeichen des Kreuzes und murmelte maſchinenmäßig: „ D Jeſus ! D Jeſus ! wie ſchön fie ift !"

Obgleich Lola ungeachtet ihrer niedergeſdlagenen Augen und ihres uns achtſamen Weſens fein einziged dieſer Zeichen von Bewunderung ent gangen war, verrieth fich doch nicht das Geringſte davon im Ton ihrer Stimme, als fte zuerſt das Schweigen brady: „ Seßt Guch doch, Señores, ich bitte Guch , ſagte fie. Dann ihre Haare auf den Schultern zuſam

menfaſſend, feßte ſie hinzu : Ich bitte Gud um Vergebung, daß ich Euch

ſo empfange; aber ich geſtehe, ich erwartete nicht im geringſten die Ehre Eures Beſuches.“ Cota und Tecualtiche reßten fich auf die niedrigen Schemelſtühle,

welche in heißen Ländern ein ſehr gewöhnliches Geräthe find, der eine zur rechten , der andere zur linken der Hängmatte. Señorita, ſagte Cota, deſſen flangvolle feſte Stimme mit der Blåfie auf ſeinem Geſichte contraſtirte, ich ging mit der Abſicht von dem Pfars rer Don Ignacio weg, mich ſogleich nach Hauſe zu begeben, als mein Freund Tecualtide, vor meiner Thüre vorübergehend , den glüdlichen Ginfall hatte mir vorzuſchlagen Euch aufzuwarten. Erlaubt mir daher gleich einem Egoiſten und Furchtſamen mich dieſer Unbeſcheidenheit zu

Kräutern treiben die ſogenannten Erbajuoli einen wichtigen Hanbel ; mit Koriander, Aniß und Fenchel, welcher beſonders gut gedeiht , wird ebenfalls Gelb gewonnen . Der Garten- und Gemüſebau bat fid in den legten Jah

erfreuen und deren Verantwortung meinem würdigen und trefflichen

ren durch die Bemühungen der agrariſchen ökonomiſchen Geſel

Freunde zu überlaffen.

.

ſchaften etwas mehr auêgebreitet, und man findet jeßt auch im

Als Tecualtiche ſeinen Namen nennen hörte, hob er den Kopf auf

Bafilicat Blumenkohl, Rettig, Broccoli, Spargel, Ciccria, Artis

und ſah feinen Nebenbuhler mit glühendem Blicke an : 0 Jeſus ! murs

ſchoden , Pomidori , Kürbifle aller Art, Gurfen, Rüben, Paſtis nafen , Kohlrüben, Zwiebeln, Knoblauch, Borretſch, Sauerampfer, Selleri, Melonen , Peperoni.

Der Kartoffelbau bat fich ſehr vermehrt, und das Klima der Provinz eignet fich trefflich dazu. Die ärmſten Leute nähren fich bereits damit.

Leider hat fich, den neueſten Nachrichten

zufolge, die leidige Kartoffelfrankheit in mehrern Provinzen des Reichs gezeigt.

melte er , id wette , daß er ihr ſo eben geſagt, daß er fie liebe. Ich hatte ganz vergeſſen , daß er hier iſt.

Ich muß deßhalb dem Señor Tecualtiche meinen Dank ſagen, ants wortete Lola ; aber mich däucht, Caballeros, daß Ihr heute unſern hoch würdigen Pfarrer viel früher als fonſt verlaſſen habt ?

Es iſt wahr, Señorita , aber wir hatten jeder einen Grund dazu ; Tecualtiche ſchämte fich allzuoft zu gewinnen , und ich fühlte mich ein wenig unwohl.

Unwohl ? fragte Lola mit mehr Höflichkeit als Theilnahme.

Obſt gebeiht gut : bie Pfirſiche und Percoche von Montal

D es hat nicht viel zu bedeuten, ein kleines Unbehagen durch eine

bano ſind berühmt, eben ſo die Feigen von Turſt, die Winters

Unvorſiđtigkeit herbeigeführt. Ich nahm während der größten Hiße, und bevor ich meine Sieſta hielt, einiges Gefrorene , und das hat mir

apfel und Birnen von Carbone und Irecchina , bie Drangen

den Magen erfältet.

unb Limonen von Rocca - Imperiale . Wie ! Gefrorenes ?

Wie ſchon oft bemerkt, iſt das Baſilicat ſehr waldreich: bie

Ja, Señorita, und zwar treffliches.

wote

24

crow

Aber, Don Pedro , es gab zu Coſala niemals Gefrorenes ? Į auch Gure Sdymerzen nicht errathe .... Aber ich erlaß es Eud , Das iſt wahr, Señorita ; aber es gibt bis zu Chihuahua und er: Caballero , ich bin durchaus nicht neugierig , und es iſt idon ſpät an der Zeit.

fahrene Haushofmeiſter zu Merico.

Nein Señorita, Ihr ſollt mich anhören .... Ihr müßt .... die

Und dann ?

Nun dann iſt nicht leichter als von Chihuahua Eis mit Salz verpact , mit Stroh bedeckt und in diđen Bleitiſten bringen zu laſſen und durch ſeinen Correſpondenten zu Merico einen Haushofmeiſter zu

Stunde thut nichts dazu.

veridreiben .

Nachdem Tecualtiche dieſe Worte mit Heftigkeit ausgeſprochen , preßte er die Stirne mit beiden Händen und fuhr dann mit gebrochener

Und Ihr habt beides gethan ?

Ganz gewiß, und es iſt mir ſehr wohl gelungen. Obgleich es von hier 350 Meilen abſcheulichen Weges nach Chihuahua find, iſt mir doch Gis und Haushofmeiſter faſt zur ſelben Stunde angekommen, und zwar erſteres in beſſerem Zuſtande als lepterer. Dieſer Picaro flagte über Müdigkeit , weil er drei Pferde unter fich getödtet hatte.

Und überdieß iſt ja Herr Cota als dritter

anweſend ! D ! fürchtet nichts , es wird ihm nicht Ein Wort unſerer

Unterredung entgehen . ... und ich werde mich kurz faſſen . bebender Stimme fort: Lola, ich liebe Euch wie ein Naſender .... man

hat noch nie ſo geliebt .. Joh bin deſſen gewiß ... Verwegener !

Nein ,niemals .... es iſt unmöglich . Ich bin reich, wollt Ihr mein Vermögen ?

.. Soll ich ein Verbrechen für Euch begeheu ! Seht hier Cota,

Drei Pferde !

der Guch auch liebt und der Euch früher oder ſpäter mit ſeinem

Gewiß , aber ich hatte zum Glück Sorge getragen , daß er länge

Schlangenblice umgarnen wird und Euch vielleicht ſpäter umbringt. Gebietet , daß ich ihn erdolche und feine Leidye rellt zu Guern Füßen ; ſagt, wollt Ihr das ? .... Und Tecualtiche , ſchön in ſeinem Zorne , erhob fich , indem er die Hand an den Gürtel führte. Haltet ein , Señor Tecualtiche, um Gottes Willen : rief Lola , fich aus ihrer Hängmatte ſtürzend. Unbeweglich in ſeinem Lehnſtuhl beobachtete Cota ſeinen Nebenbuhler mit ruhigem Blide, indem er eine dürre Cigarette, ein Meiſterſtucvon Geſchidlichfeit zwiſchen den Fingern drehte : Caramba !

der ganzen Straße friſche Pferde vorfand , ſo daß dieſer Zufall ſeine Ankunft nicht verſpätete. Geſtern angefomnien, werde ich ihn übrigens Morgen in kleinen Tagereifen nach Merico zurüdichicken , wo er Zeit haben wird ſich auszuruhen .

3hn Morgen zurückſchiden , Don Pedro .... habt 3hr es wohl überlegt , nachdem Ihr ſolche Dpfer gebracht ? Was wollt' Ihr ! Señorita, meine Laune

vergangen .

lebrigens

.

werde ich den Burſchen großmüthig genug entſcßätigen , damit er ſeine | Tecualtiche, ſagte er, mit ein wenig mehr Erziehung und Anſtand gebt Reiſe nicht bereue. Und all dieß , Dun Pedro , um ein wenig Gefrorenes ?

Das anfänglich mir trefflich ſtien , während es mir auf die legte widerſtand.

Es hat Euch übrigens eine hübſdhe Summe gekoſtet ... D nur eine Kleinigkeit, antwortete Cota gleicygültig, indem er ſich

Ihr einen trefflichen Redner. Tecualtiche warf ihm einen hämiſchen Blick von der Seite zu , in welchem eben ſoviel Ingrimm als Furcht zu leſen war, und feste fich wieder neben die Matte, in der fich lola aufs neue hinſtreckte. Nun nahm die junge Mericanerin das Wort. Señor Tecualtiche, und auch Ihr, Señor Cota, ſagte ſie, dieſmal iſt eine Erflärung nöthig,

auf ſeinem Stuhle wiegte ; ein Tauſend Piaſter ungefähr.... Lola

und ich bitte Guch um die Erlaubniß ſie zu übernehmen . Wollet mich

wandte ſich nun ganz nach ſeiner Seite und lädhelte ihn freundlich an.

entſchuldigen , ich bitte Euch , wenn ich mit mehr Entſclefſenheit rete, als es ſich vielleicht für ein junges unſduldiges Mädchen geziemt , aber ich glaube Freimüthigkeit iſt der Gewalt vorzuziehen. Audy fie iſt manchmal gefährlich, Señorita , ſagte Cota falt , aber

Tecualtiche ſtieß einen tiefen Seufzer aus, gleich einem verwundeten Büffel. Uebrigens, ſagte Lola, habt Ihr ſolches Glüď im Spiele, Señor,

daß Ihr leichtlich dieſen Verluſt erſeßen werdet. Dann nach kurzem Sdweigen feste dat junge Mädchen mit gleichgültiger Miene hinzu : War das Monte Guch dieſen Abend günſtig ? Ja und nein , Señorita. Id vernachläſſigte das Spiel um mich mit Planfeleien zu unterhalten und gewann nur ſehr wenig .....

12 oder 1500 Piaſter aufs Höchſte .... der Held unſerer Geſellſchaft war mein trefflicher Freund Tecualtiche .... Wieviel habt Ihr dann gewonnen, Tecualtiche ? Fünftauſend Piaſter. Ad 5000 Piaſter! wiederholte Lola ihre erſte Stellung wieder ein: nehmend , das iſt ſehr ſchön für einen einzigen Abend ! Bah Señorita, fagte Gota, eine jede Sade hat unglüdlicherweiſe 1

wir ſind zu Guren Befehlen , habt die Güte Guch zu erklären .... Lola fuhr fort : Wenn Ihr beide zu ſolcher Stunde hier ſeyd, Caballeros,

ſo geſchah es ficher nicht in Folge der Beweggründe, die Ihr beide vor: gegeben. Jo mußte mich zufrieden ſtellen mit der Krankheit des Herrn Gota und daran glauben, daß der Herr Tecualtiche ſeines Glückes müde

war, ſo lange Jhr in Guren Rollen als bloße Beſucher verbleibet ; aber nun, da eine Erklärung nöthig geworden, ſollte ich, bevor ich fortfahre, nicht den Vorwand, ſondern die wahre Urſache Gurer Gegenwart bei mir kennen lernen .“

Glaubt Ihr denn wirklic, Señorita, daß eine Erklärung jo néthig ſey ? ſagte Cota.

zwei Seiten .... Hier ſagt das Sprüchwort: Glüdlich im Spiele,

Ja gewiß, rief lebhaft Tecualtiche, und ich will ſogar, Donna Lola,

unglüdlich in der Liebe. Ihr ſeyð unglüdlich, Señor Tecualtiche ? ſagte Lola fich gegen den glüdlichen Spieler wendend.

Euch die Mühe davon erſparen. Dieß iſt in wenig Worten die Sache:

30 weiß es nicht, Señorita, antwortete Tecualtiche, der fich über:

unſere wechſelsweiſe Eiferſucht hat uns daran verhindert mit Guch allein zu ſeyn. Nun wählet, Donna Lola , denjenigen unter uns beiden, der Euch dieſer Gunſt der mindeſt Unwürdige ſcheint.

menſdlich anſtrengte, um ſeiner Stimme einige Feftigkeit zu geben, Ihr allein könntet die Frage beantworten , die Ihr an mich richtet.

Don Pedro Cota ſagt daß er Euch liebe , und ich liebe Guch wie ein

Wahnſinniger. Alle beide wollten wir Euch dieß heute erklären , und

( Fortſeßung folgt.)

Ich ?

Ja, Ihr Señorita , 3hr allein ! Und ſeht, fuhr Tecualtiche fort, indem er ſeinen ungeheuern Ropf mit dem dichten Saarwuchſe dem fri: ſchen Geſichte der jungen Culiacanerin näherte, ſeht Señorita, das fann

Die Fluth im ftillen Ocean. Auf einer neuerlichen Ver: ſammlung der f. Geſellſchaft in London las Hr. Whewell feine „ dreis

zehnte Neihe von Fluthbeobachtungen “ vor , zu deren Behuf er eine !

nicht mehr länger fortdauern ! Ja, ja, hundertmal ja, ich bin unglüd: lich .... entſeßlich unglüdlich .... gerade ſo wie Euch der Herr Cota

ſagte .... und ſollte mein Unglück noch größer werden , ſo fann ich dennoch nicht länger in dieſer grauſamen Ungewißheit bleiben . ... 30 muß eine Orflärung haben.

Jhr, Herr Tecualtiche, ſolltet vielmehr mir eine geben, erwiderte Lola. Denn ich geſtehe es Gud, daß ich nichts von Guern Neden begreife und Verlag der 3. G. Cotta'ſden Budhandling.

Fluthfarte des ſtillen Dceans aus allen Seereiſen zuſammengetragen hatte. Das Reſultat derſelben ſcheint zu ſeyn , daß die Fluth an der Difüſte des fillen Dceang von Weſten fommt , zuerſt an die Küſte zwiſchen Acapulco und Vicoya gelangt, und dann erſt von dieſem Punkte

aus fich theils nördlich längs der Weſtfüfte Nordamerifa's, dann weſtlich länge der Aleuten hin, theils ſüdlich länge der Weſtfüſte Südamerifa's und um das Cap Horn herum wendet.

(Athen. 25 December.)

Verantwortlicher Redacteur Dr. 6 d. Widenman n .

Das

A usl a n d . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. N " 17 . 8 Januar 1848 .

die beiden Affiftentreftbenzien Pontianak unb Sambas ausmacht,

Anlaß zu Auschweifungen gibt, unb ffe gegen eine geregelte und geordnete bürgerliche Verfaſſung gleichgültig macht, fie auch die Heimkehr ins Vaterland um fo feuriger wünſchen läßt . In dieſem legtern liegt für fte wohl auch die Haupttrieb feber, fich dieſer Verbindung anzuſchließen, und durch Fleiß und

iſt durch ein Gemiſch verſchiedener aftatiſcher Völker bewohnt,

Eifer das nöthige zu ſammeln, um einmal dieſen Zwed errei

welche die geringe urſprüngliche Dajafiſche Bevölkerung mehr

dhen zu können .

Die Chineſen auf Borneo. (Nach den Mittheilungen des Herrn Ritter, früher Aſſiſtent - Neſident von Sambas. )

Borneo'& Weſtküſte, längſt des Theiles der Inſel, welcher

Unter

Sitten und Gebräuche bieſer Chineſen find dieſelben wie

ihnen find bie Chineſen in folch großer Anzahl, daß das Land

auf Java und anderwärte, mro fte, ſo viel bieß mit den örtlichen

zwiſchen Pontianak und Sambas, ein Abſtand von 22 Seemei

Umſtänden fich vereinen läßt, nach der vaterländiſchen Weiſe geregelt find; denn der Chineſe weicht davon nicht leicht ab, und ſo viel er auch mit antern Nationen in Berührung komme, ſo nimmt er doch nicht leicht ihre Gebräuche und Sitten an ,

und mehr nach den Binnenländern verbrängt haben .

meilen, und 30 bis 40 Stunden landeinwärts , gegenwärtig ganz als eine chineftiche Colonie anzuſehen iſt, über welche fie, ale wären fie in ihrem Vaterlande,

den freien Gebraud uſurpirt

haben, und welches fie ießt auch wirklich als ihr geſeßmäßiges Gigenthum betrachten .

Nur hie und da findet man noch einige

Dajatiſche Dörfer in ihrer Mitte, welche aber ſo ſehr mit ihnen verbrüdert und ihnen unterworfen find, daß die malaiſchen Fürs

ften, unter deren Befehl ſie eigentlich ſtehen , alle Macht über dieſelben verloren haben , und, den Chineſen nicht gewachſen, mit beiden Augen ſehen müſſen , wie ihre Macht auf einen Haus fen Abenteurer übergegangen iſt, welchen fie ſelbft den Weg ,

fich da zu befeſtigen und ihr Glück zu verſuchen , gezeigt haben. Die Zahl dieſer Chineſen beträgt jeßt mehr als 60,000, und vermebrt fich jährlich durch die Ankunft von beiläufig 1500

bis 2000 Anfömmlingen ( Sin -fé ), welche mit den Wanfang direct von China gebracht werden. Dieſe Schiffe, welche da gewöhnlich in den Monaten Januar unb Februar ankommen, und im Junius oder Julius abſegeln ,

und die Kauptſtüße bes

Borneo'ſchen Handels find, führen dann wohl 2 bis 300 zurück. Unter den Neuangekommenen iſt die Sterblichkeit in den erſten Jahren nicht unbedeutend, doch macht dieß keine Veränderung

in ihrer Zahl. Im Gegentheile iſt vorauszuſehen , daß fte ein

um ſeine eigenen barnach zu verändern und zu verbeſſern . Außerdem ſtammen die chineflichen Goloniſten auf der Weſtküſte Borneo's von dem robeften und ungebildetften Sheile ihre Vol kes, den Bergbewohnern von Canton, ab, und in der That,

wenn man ihre Zügelloſigkeii, ihren Ungehorſam gegen irgend eine geſeßmäßige Obrigkeit und ihre Neigung zu Händeln unter einander fennt, ſo wundert man ſich nicht, daß in China nur eine ſtrenge Polizei ſte im Zaume halten, und nur ſchwere Stra fen ihnen einige Unterwerfung einflößen können. Die Flüſſe von Pontianak und Sambas finb bie füblichen

und nörblichen Gränzen dieſer Niederlaſſungen, und nur ſelten haben die Chineſen fich weiter gewagt, was wohl vorzüglich darin liegt, daß der Landſtrich, ben fte einnehmen, für fte (bis jest) hinreichend groß iſt, um ihre Bedürfniſſe zu verſehen ; boch rielleicht auch, weil an der andern Seite dieſer Flüſſe die Daja

fiſche Bevölkerung wilder und zahlreicher iſt, und ſich nicht ſo leicht ihrem Joche unterwerfen wird, da ſelbſt die malaiſchen Fürſten über dieſe Dajaf nur einen geringen Einfluß ausüben. Dieſe chineſiſche Colonie beſteht beiläufig ſeit 80 Jahren.

mal, wenn fie durch keine europäiſche Macht, ſo wie dieß jeßt,

Der damalige Fürſt von Mampauwa, einem zu jener Zeit

obgleich ſehr unvollkommen , der Fall iſt, einigermaßen im Zaum gehalten werden, ganz und gar Herr und Meiſter dieſes Land ftriches werden und die rechtmäßigen Eigenthümer gänzlich ver

mächtigen Reiche, das aber jeßt beinahe in Nichts zurüdgeſun

drängen werden.

Es iſt befannt, daß keine Frau China verlaſſen barf, unb daß feber Verſuch dazu auf& ftrengſte beſtraft wird. Alle dieſe Au&wanderer ſind daher männlichen Geſchlechte, und nur burch

fen iſt,

ünf Seemeilen nördlich von Pontianak gelegen,

war

ber erſte, welcher ungefähr zwanzig dieſer Glüderitter von dem eigentlichen Borneo kommen ließ , um eine Goldmine in ben an dieſem Metalle ſo reichen Binnenländern zu öffnen .

Der Erfolg

entſprach ſo ſehr ſeiner Erwartung, Der Gewinn für ihn und

zahl Frauen unter ihnen verhältnismäßig noch ſehr geringe ift,

ſeine Minenarbeiter war ſo wichtig und ſo groß, der Grund, von welchem man einen gleichen Gewinnſt erwarten konnte, ſo ausgedehnt, daß der Fürſt nicht anſtand, noch mehr Chineſen zu dieſem Zwecke zuzulaſſen, und die Kunde von dem da zu

und beſtimmt nicht mehr, als eine auf zehn Männer beträgt. Aus dieſer Urſache leben die meiſten im Gölibate . was vielen

erwerbenden Reichthume flog ſo ſchnell nach China hinüber, daß balb Tauſende fich einſchifften und nach Mampauwa überſegels

Bermiſchung und Heurathen mit dem Volfe Der Dajaf fonnten die Erftlinge dieſer Colonie fich da fortpflanzen , ſo daß die An

26 ten .

Bald waren auch die Binnenländer und die Uferſtriche dieſes

Reiches und des ſüdlich gelegenen Pontianaf, deſſen Fürſt ſich einen großen Theil von Mampauwa willkürlich zugeeignet hatte, mit Chineſen befäet, welche fich allmählich der Herrſchaft dieſer Fürſten entzogen, und bei verſchiedenen Gelegenheiten bewieſen , wie wenig fte jede inländiſche Macht achteten .

dete fich als ſolcher, nahm ihren Gottesdienſt an, würfelte und

ſpielte mit ihnen, war der ſtärkſte Opiumraucher, und brachte es bald durch ſein Aufheben ſo weit, daß die Chineſen ſeinem Bruder allen Gehorſam verweigerten und fich allen frühern Bes ſtimmungen entzogen. Er ſtellte ſich ſelbſt an ihre Spige, um die Geſandten des Sultans , wenn fte um ben gewöhnlichen

Da der nördliche Nachbar von Mampauma, Sultan Uman Afamudia von Sambas, die Wohlfahrt, welche durch das ers wähnte Golbgraben entſtanb, jah, und über einen Sheil Gruns

Tribut kamen, wegzujagen , wendete dazu felbft Gewalt an , und

des herrſchte, welcher nicht weniger reich, ja ſelbſt reicher als Mampauwa und Pontianak an dieſem Metalle war, ſo wartete

theil ſahen, lebte und zehrte, und als Fürſt geehrt wurde.

er nicht mehr länger, bieſem Beiſpiele zu folgen . Aber meijer ald ſeine Nachbarn , fah er die Schwierigkeiten , welche aus dem

uneingeſchränften Zulaſſen dieſer chineſiſchen Glück& ritter ents

Erlebniſſe auf einer Reiſe durch die neapolitaniſche Provinz Baſilicata.

ſprangen , ein , und gab baher, um dieſem vorzubeugen, die Ers laubniß zum Eröffnen von Goldminen im Sambaſtiden Grunds

Avigliano.

führte fünf Jahre lang einen offenbaren Krieg, während er in dieſer Zeit auf Koſten der Chineſen , welche barin ihren Vors ( Fortſeßung folgt. )

Avigliano.

Die Tannenwälder zwiſchent Potenza und Potenza, die Hauptſtadt der Provinz u . (Schluß.)

gebiete nur unter ſolchen Bedingungen, burd welche fte ſeiner Macht ganz untergeordnet blieben, ohne daß er fich direct mit dieſen Unternehmungen zu bemühen hatte. Er verbot ihnen allen Landbau, den Handel in großem Umfange , unb legte ihnen eine jährliche Abgabe von 500 Tael Golbſtaub, an Gel bedwerth gut 30,000 Gulben , auf. Die Lieferung und Beſor /

gung ihrer vorzüglichſten Lebens- und Arbeitebedürfniſſe behielt

er fich vor, ſo daß fie weber Reis, noch Salz, noch Opium, noch blaue Leinwand, noch Eiſen ron jemand anders kaufen Durften, und daburch Jahre lang in einem Zuſtande vollfommener

Arhängigkeit gehalten wurden . Sehr viel trug biezu auch noch bei, daß ihnen verboten wurde , Feuerwaffen ober Pulver zu haben , worüber ſehr ſtrenge gewacht wurde. Unb Doch wurde

ungeachtet dieſer Einſchränkungen und dieſe

ihre Freiheit ſo

ganz und gar feſſelnden Zwange8 der Zufluß der Chineſen auf

dieſem ſo reichen Boden ſo groß, daß der Fürſt, wenn er läns ger gelebt hätte als dieß der Fall war, gewiß ſeine Beſtimmuns gen und Gefeße nicht hätte vollziehen fönnen , ſondern etwas nachgeben müffen .

Vorzüglich daß heranwachſende Geſchlecht, entſtanden aus 18 der Vermiſchung mit dajafiſchen Frauen , verſprach ſo viel

muthige Männer , daß er ihre Rechte wohl hätte erweitern müſſen , und in der That unterſcheiden fich auch dieſe dineftſchen Abfömmlinge (hier Petombang geheißen) nicht nur durch Muth und Unerſchrodenheit himmelweit von der Feigheit, welche

Die zahlreichen und hohen Berge liefern den Heerden ſtets

friſches Futter in Menge, und Heu iſt an mehrern Stellen von ausgezeichneter Qualität : es wird nicht ſelten von Neapel aus

nach Algier ausgeführt. Die Zahl des Viehe wird auf 900,000 Schafe , Ziegen, Kühe, Odyſen , Schweine, Pferde, Maulthiere und Gjel geſchäßt. Von eigentlicher Pferdezucht iſt nicht die Rede, obſchon man von einer Race in Potenza, Montepeloſo, Venoja und Forenza ſpricht. Die Odſen werden in der Ges gend von Potenza und Avigliano ſehr groß und ſtark, und find in der Regel weiß. Schafwolle ergibt im Jahre 15,000 Cantar guter und mittlerer Qualität. Die Weiben des Monte Pollino und des M. Piſterola bei Muro find ſehr berühmt. Die ver ſchiedenen Ricotta, Scamorzi und Käſeſorten ſind ausgezeichnet. Hühner gibt es überall in Menge , und ſie ſind daher ſehr billig , das Rindfleiſch iſt vortrefflich. Jagd iſt überaus reich, und man zählte mir an vierfüßigen und gefieberten Thieren mehr als 40 Arten auf. Die Bereitung guter Salami nährt hier wie in den Abruzzen viele Menſchen . Die Flüſſe find reich an Fiſchen, beſonders an Aalen und Forellen , und das joniſche

Meer, beſonders der Golf von Taranto,iſt noch immer eines der fiſchreichſten in Europa. Ginen Uebelſtand bilden die rielen giftigen Schlangen, Vipern und Dttern. Die Verwaltung der Provinz beſteht aus dem Intendanten, dem Intendanz- Rath und dem Provincial- Rath ; bie Diſtricts verwaltung aus den Unter - Intendanten und dem Diſtricts- Rath ;

den ächten Chineſen charakteriſtrt, ſondern auch durch eine ſchö-

bie Communalverwaltung aus den Decurionen, Den Syndafen

In allen ihren

leute aus Vorurtheil gegen ihre Abkunft in Friedenszeit von

und den ſogenannten Eletti. Die Provincialverwaltung hat in Potenza , die Diſtrictsverwaltung in Matera, Melfi und Lagos negro ihren Siß. Die directen und indirecten Steuern beben zu Potenza die Directoren und an verſchiebenen Drten die

Herzen verachtet und zurückgeſeßt werden .

Controlori . Alles was Regiſtratur, Stempel, Hypothefenweſen

nere Geſtalt und einen fräftigern Körperbau.

Kriegen und Fehden machen ſie auch die Hauptmacht aus und

dienen als Vorfechter, obwohl fie übrigene durch ihre Lands-

Der Hauptgrund des Verfalles dieſer ſtrengen Einrichtungen und der größern Freiheit, welche die Chineſen baburch ers

langten, muß aber in den Uneinigkeiten geſucht werden, welche nach dem Sobe dieſes ſtaatsflugen Fürſten unter ſeinen Söhnen, von welchen fünf hinter einander ihm in ſeiner Würde

nachfolgten , entſtanden . Einer derſelben , Namene Pangerang Anom , ein liftiger, vermeſſener und tollkühner Mann , in den indiſchen Gewäſſern 418 Seeräuber berüchtigt, der Sohn eines Rebêweibes, welcher darum fein Recht auf den Thron hatte, ſuchte durch allerlei Intriguen ſeinen ältern Bruber zu vers treiben, was ihm jedoch mißlang, ſo daß er ſelbft fich genöthigt ſah, Sambas zu verlaſſen . Er floh nach den chineſiſchen Binnenländern . Hier blieb er fünf Jahre in Mitte der Chineſen , flei-

betrifft, ſteht unter einem Director, einem Ricevitore und drei fogenannten Verificatori. In ihrem Jagd uub Forſtweſen ſteht die Provinz ſehr vernachläſſigt ba, hat aber dennoch, wenigſtens

dem Namen nach, einen Jagd- und Forſtinſpector, welcher jedoch bie ſogenannten Quarbaboſchi, welche unter ihm ſtehen, nach Belieben wirthſchaften läßt. Dieſe Leute fönnten fich Reid thümer erwerben , wenn fie Begriffe vom Forſtweſen hätten . Die vom Finanzweſen abhängigen Zweige haben einen Ricevi

tore Generale und einen Controlo in Potenza . Poſtdirectoren gibt e8 zu Potenza, Matera, Melfi und Lagonegro . Das Ges richteweſen beſteht aus dem Tribunale Civile und der Gran

Corte Criminale zu Potenza , den Inſtructionsrichtern in den

Hauptdiſtrictsörtern, den föniglichen Richtern und den Friedens

wo

27

richtern in den Circondarien. Die Gran Corte zu Neapel ent

fleiben und ihre hölzern ausſehenden Hände und Füße verbergen , ihr

ſcheidet in der Appellationsinftanz die Sachen des Civil-Iris bunals der Provinz. Die Metropolitankirche von Acerenza und Matera hat erz biſchöflichen Giß, bie Kirchen von Marfico und Potenza, von Venoſa, von Melfi unb Rapolla, von Muro, von Angloſa und Lurſt, von Gravina und Montepeloſo und von Fricarilo find Biſchofefiße. Sie haben alle bie Dioceſan - Verwaltung, welche aus dem Drdinario als Präfibenten , zwei Canonici (alle drei Jahre vom Capitel neu erwählt ober beſtätigt), und dem vom

innerer Werth würde viel richtiger gewürdigt werden. Der allgemeine Eindrud dieſer Capelle in ihrem urſprünglichen Zuſtand muß außer ordentlich impoſant geweſen ſeyn. Dieſe Capelle war lange dadurch

Könige ernannten königlichen Procurator beſteht. Man zählt 124 Kirchſpiele ( Parrochie), 301 Kirchen, 30 Cappelle Seros tine, 2485 Geiſtliche, 1580 Mönche und 590 Nonnen im Baſi licat. Außer den ſogenannten Primär- und Secundär- Sculen

worüber die Regierung wacht, gibt es kleine Privatſchulen und ein fönigliches Collegium zu Potenza , wo von ungefähr acht Profeſſoren Mathematik , Phyfik, Philoſophie, Ethif, Natur recht, Religion, Grammatif, Rhetorit, Latein unb Griechiſch, Antiquitäten, Geſchichte, Mythologie, Geographie u. 1. w. ge lehrt wird. Die ökonomiſche Geſellſchaft beſteht aus ungefähr 25 Mitgliedern , außer der Theilnehmern und Correſpondenten :

die Economia Rurale und Civile, Akerbau und Viehzucht, Hans del und Manufacturen find die Gegenſtände ihrer Beſchäftigung ;

verloren , daß fie in zwei Gefängnißcellen umgewandelt und übertüncht worden war. Ein Gefangener fraßte etwas von der Tünche weg , und es trat etn Stück rother Draperie hervor. Dieß führte zu weitern Nachforſchungen und die von Vaſari beſchriebene Capelle wurde volla

ſtändig entdect. Die toscaniſche Regierung ließ den Boden aufbrechen und die Zwiſchenmauern entfernen , worauf Marini die Fresken Giotto's

ſo gut es ging, wieder aus Licht brachte. Die große Freske El Paradiſo erſchien über dem ehemaligen Altar , unter den Röpfen erkannte man Dante, ſeinen Lehrer Brunetto Latini, ſeine Geliebte Beatrice ; Dante's Bild iſt álter als das bis jeßt befannte und hat noch nicht den finſtern ſtrengen Ausdruck , den Verfolgung und Verbannung ſpäter feinem Geficht auſdrückte.

El Monte. etizze aus dem mericaniſchen Beben. 2.

( Fortſepung .)

Lola blidte Cota an, wie ſie es fonnte , wenn ſie einen Mann zu ihren Füßen ſehen wollte ; aber er blieb falt und unbeweglich , und be !

leider haben ſie bis ießt wenig ausgerichtet.

gnügte fich zu Tecualtiche zu ſagen : Ihr habt was Schönes angerichtet mit Eurer Erklärung ! So ſeine Hand anzubieten im Sturme ohne

· Die Bewohner des Vaſilicats find groß, ſtarf, thätig, mäßig unb talentvoll, aber zornig, eiferſüchtig und nicht ſehr gaſtfrei und geſellig. In Bezug auf ihre Geiſtesfähigkeiten

möglich, daß die Señorita uns jeßt nicht verachte.

fcheint der Unterricht fehr mangelhaft und ungenügend.

Die

Kleibung des gewöhnlichen Landvolfe iſt ſehr dürftig und fchmußig ; von Armuth gebrüdt gehen fte leicht und gerne den Weg des Laſters. Die Bauern find fleißig und die Weiber unterſtüßen ihre Männer beim Aferbau. Die Wohlhabenberen und Gebilbetern berlangen eine Flägliche Unterwürfigkeit von den Armen . Um Verbeſſerung ihrer Verhältniſſe, um Unters richt unb Umgang fümmern fie fich wenig , and Familienfeinds daften erben von Geſchlecht zu Geſchlecht. Die Frauen bieſer

Stände find ſehr häuslich und zurückgezogen , alle Seit dem Hausweſen widmend..

Es ſoll an einzelnen Orten, z . B. in

Rapollo, Rionero, Acerenza ſehr ſchöne Weiber geben, ich jedoch habe nicht viel davon geſehen. Den Ruhm des alten Lucaniens, zur Zeit der Blüthe von Sirie, Heraclea und Metapont große Talente des Kriege, der Künſte und der Wiſſenſchaften erzeugt zu haben , ſcheinen die heutigen Bewohner des Bafilicats nicht

fortſeßen zu wollen.

Dennoch geben ſie dem Fremden gerne

eine Liſte ihrer Autoritäten auf den Weg. Auch ich erhielt eine ſolche, und nenne daraus folgende Namen : Horaž, Lucan , Zeuris , Tartaglia von Lavello, Volpe aus Montepeloſo , Luzio

aus Stigliano, Sabbatelli aus Matera, Pagano aus Brienza,

Werben, gleich einem lepero oder einem Glücksritter .... Es iſt uns Ihr täuſcht Eud, Señor Cota , flüſterte Lola noch ſchöner durch

ihr Grröthen ; Offenheit, ich wiederhol' es Gud, iſt niemals lächerlich, nein , ſondern ein Vorzug in meinen Augen , und ich danke innig dem Herrn Tecualtiche für ſein Vertrauen. Ich will verſuchen eben ſo offen und freimüthig darauf zu antworten. Als ein junges armes verwaistes Mädchen , das flatt aller Güter nur ſeine Tugend und Ehre beſigt, kömmt es mir nicht zu, einen rechtlichen Mann zurüđzuweiſen, der mir ſeinen Namen und ſeine Hand anbietet. Ihr ſeyd beide meines Wiſſens ehrenwerthe und feine Caballeros, und Euer doppeltes Grbieten ehrt

mich ; aber ich muß Euch geſtehen, Señores daß, wenn auch nicht mein Verſtand, doch wenigſtens mein Herz bis zu dieſem Tage jedem Vorzug

fremd blieb. Nun mögt Ihr ſelbſt zuſehen , was zu thun iſt. Laut zu geſtehen , daß wir unwürdig find , von Euch geliebt zu werden und im Stillen zu ſterben , ſagte Cota. Ich hoffe, daß Guer Entſagen nicht ſo tragiſch ſeyn wird, erwiderte Lola , indem ſie Cota mit ſo unwiderſtehlichem Lächeln anſah, daß der Mericaner fich eines Erbebens nicht erwehren konnte. Nein, nein, rief Tecualtiche, es bleibt uns noch, uns dieſer Liebe würdig zu machen , ſo ſehr es einem Manne möglich iſt, fte mit Arbeit zu verdienen, Lola, Gudy ein reides und ehrenvolles Leben zn bereiten, .. wie es eine ſpaniſche Vicefönigin führen könnte .... D, müßte ich 20 Millionen gewinnen, ehe ich geliebt würde, ich würde fie gewin:

nen , Lola .... D Ihr ſollt ſehen ... Dankbarkeit, ſagt man , Herr Tecualtiche, führe zur Liebe, und eine !

Frau , der man ein ſoldies Loos bereitet wie Ihr es ſchildert, wäre

Novario aus Piſticci, De Luca aus Venoſa , Gianpetri aus Bollita, Gagliardi aus Bella , Euſtachio aus Venoſa, Carrabba aus Ruvo, Caporela aus Potenza, Bruno au$ Melft und viele

verächtlich, wenn ſie keinen Dank fühlte ! antwortete Lola gerührt.

andere ſonſt unbefannte Theologen , Juriſten , Aerzte, Aſtrono

eifernd, wollt Ihr Buer Beſtes thun und Eure Zukunft alsbald fidhern,

men u. dgl .

Ihr uns zu warten erlaubt. Derjenige von uns, welcher alsdann reich,

Hört Señorita , fuhr Tecualtiche fort , ſich mehr und mehr er: ſo beſtimmt dem Herrn Cota und mir einen Zeitpunkt, bis zu welchem

Das Bargello in Florenz. (Athenäum . 25 December.)

Das Bargello oder Gefängniß in Florenz war früher der Palaft des Podeſtà und ſeine Capelle war vom Giotto mit Fresken ausgemalt. Viele Köpfe derſelben ſind weit ausgezeichneter als man nach den ges wöhnlichen Anſichten berer , die nur oberflächlich damit bekannt ſind, glauben ſollte. Könnte man die Heiligen ihrer breiten Goldglorien ents

mächtig und glüdlich vor Gud tritt , wird Euer Gatte. Ich danke Euch ſehr für Eure gute Abſicht, ſagte Lola mit beweg ter Stimme, aber ſie kann nicht in Erfüllung gehen. Warum das , Señorita ? Aus tauſend Gründen !

Tauſend nicht benannte Gründe wiegen kaum einen ſchlechten Vors wand auf; fönntet Ihr nicht Einen davon angeben ? Wahrlich, Señor, 3hr drängt mich zum Aeußerſten und macht mich

28 ganz verwirrt , erwiderte Lola verlegen .... Was Ihr von mir be: gehrt, iſt ſchwer audzuſprechen , beſonders für ein junges Mädchen ....

Auge fick hoch aufrichtend, ſagte ſie aus voller Bruſt aufathmend : End:

und doch muß es ſeyn . ,

Culiacanerin mit Entzücken die Freude ihres Sieges ; dann verdrängte allmählich ein läſtiger beunruhigender Gedanfe dieſe Freude , und rief

Id ſehe nicht ein , wenn es Euch im geringſten unangenehm iſt, daß es ſo unumgänglich nöthig wäre, ſagte Gota , deſſen Haltung fich ganz verändert hatte , ſeitdem ſein Nebenbuhler hartnädig vom Heus rathen ſprach.

Ja , ja , es muß ſeyn , Señorita , 3hr gebt es ja ſelber zu , rief Tecualtiche , redet !

Wohlan Señores, ſagte Lola, da Ihr durchaus einen meiner tau:

lich .... endlich .... Während einigen Augenbliden genoß die junge eine Wolfe auf ihre Stirne.

30 bin thüricht mich um eine ſolche Kleinigfeit zu beunruhigen , ſagte ſie endlich mit halber Stimme, indem ſie mit einer anmuthigen

Gebärde ihr glänzendes Haar zurüdſtrich. Dieſes Schweigen und dieſe Zurüdhaltung beweiſen nur , daß Cota, merkwürdig als Spieler , als Weltmann ein Taugenichts iſt .... und das iſt alles .... Was

fend Gründe wiſſen welt, ſo wähle ich ohne Grbarmenden Wichtigſten Tecualtidje betrifft... und zwar : Ihr wünſcht, daß ich meinen Namen gegen denjenigen deſſen von Guch beiden vertauſche, dem das Glüd günſtig iſt. Iſt dieß nicht Guer Vorſchlag, Señored ?

Ja Señorita , ſagte Tecualtiche , was nun ? .

Und nun, wenn es Guch beiden gelänge Reichthümer 311 erwerben ?

ſagte Lola , ihre Worte mit einem ſüßen Lächeln begleitend.

Das junge Mädchen, obgleich allein, endigte dieſe Bemerkung nicht, aber das ſpottiſche Lächeln , welches ſein hübſches Geſicht erheiterte, be:

wie8, daß ſeine Meinung über den Herrn Tecualtiche feſtſtand. Während lola dem Zufall danfte, der ihr nach ſo vielen unfrucht

baren Bewerbungen dießmal endlich einen Gatten zu geben verhieß, hatten Cota und Tecualtiche die Schwelle der Haudthire überſchritten

Es iſt meiner Treu wahr! rief Tecualtiche verblüfft, das hatte ich nicht bedacht. Wie nun, wenn wir beide Millionäre würden ? ... G8 gabe nur ein Mittel Euren Vorſchlag annehmbar zu machen, fuhr Lola zögernd fort, und wenn Ihr es ergriffet, würde es mi zum ewigen Vorwurf werden.

und ſtanden in der Straße. Welder Engel des Himmels ! rief Tecual:

Es gibt ein Mittel , Señorita , rief Tecualtiche ſich mit einem Saße von ſeinem Stuhle erhebend, es gibt ein Mittel ! .... Aber ſo

daß unſer Scheiden einfacher und minder rerwidelt ſeyn möge als unſere Ankunft. Was mich betrifft, ſo lege ich mich ſchlafen. Nun ja, es iſt wahr, ſagte Tecualtiche, Ihr müßt mir ſchwören , daß Ihr ſogleich nach Hauſe gehen wollt ! Mein lieber Freund, das wäre ein untrügliches Mittel ungerechte

ſprecht doch , redet ! .... Unglüdlicher! rief Lola mit einer Art Entrüſtung , Ihr begreif

alſo nicht, daß das einzige Mittel des Gelingens , das Gud bleibt, der Untergang Eures Nebenbuhlers iſt ! O das iſt ganz einfach ! rief Tecualtiche , warum hab ich nicht früher daran gedacht! Dann Cota herausfordernd und verächtlich an:

blidend , der ſeine achte Cigarette anzündete, fuhr er fort : Habt Ihr Muth genug die Ausforderung anzunehmen , Cota ? Lieber Freund , erlaubt mir , uch zu bemerken , daß Ihr mich nahezu eine Stunde beſtändig in den Vordergrund ſtellt, auf die Länge wird das unangenehm , antwortete Cota ruhig.

tiche begeiſtert.

Welch anbetungswürdiger Teufel ! ſagte Cota leiſe. Jo liebe fie nun bis zur Wuth. Dann ſich an ſeinen Nebenbuhler wendend, der in

tiefem Entzüden verſunfen ſdien , ſagte er : Ich hoffe, lieber Freund,

Zweifel in Euch zu erweden , und nach den heftigen Gemüthsbewegun gen dieſes Abende liegt mir daran, daß Ihr eine ruhige Nacht zubringet. Lebt wohl.

Es rey denn , auf Wiederſehen , ſagte Tecualtidhe , auch ich gehe .

nad Hauſe.

Die beiden Nebenbuhler grüßten und entfernten ſich nach entgegens geſeßter Seite.

Das iſt feine Antwort : Ihr habt Angſt !

Crta hatte noch nicht hundert Schritte gemacht als er plößlich ſtehen blieb. Dieſer Tecualtiche iſt fähig, wenn ihm das Blut zu Ropfe

Nicht ded, nicht dođ .... mein Freund .... nur möchte ich vor:

ſteigt, dieſe Nacht ſich den tollſten und verwegenſten Unternehmungen

her vernünftig darüber ſprechen ..

Ihr fürchtet Euch ! ſagte von neuem Tecualtiche ſeinen Neben : buhler unterbrechend. Roher dummer Menſch ! murmelte Cota zwiſchen den Zähnen . Ihr habt Angſt! rief zum drittenmal Tecualtiche mit tönender Stimme.

Cota zudte die Adyſeln. Mein lieber Freund, ſagte er, Jhr habt

eine ſehr langweilige Art die Leute herauszufordern. Ihr ſeyd mit vieler Kraft begabt , aber es fehlt Euch gänzlich an Gigenthümlichkeit. Ihr habt mich dreimal beſchimpft und jegliche Beſchimpfung koſtet Euch 100,000 Franfen ; Id nehme Gure Ausforderung an !

Nach dieſen Worten erhob fich Cota , nahm ſeinen Säbel , ſeinen Sarape und fich zu Tecualtiche wendend : Gehen wir, mein gefährlicher Feind, ſagte er, es iſt ſehr ſpät und wir werden läſtig ; gehen wir. Nein, meine Señores, Ihr werdet nicht ſo von mir gehen, rief Lola, verſichert mich zuvor , daß dieſe abſcheuliche Herausforderung nur ein ſchlechter Spaß iſt, nichts anderes. D wenn es wahr wäre ! Ich ſtürbe

vor Scham und Verzweiflung ! Aber 3hr lächelt.... Señor Cota .... um ſo beſſer .... es war nur ein Spiel von Gurer Seite ?

Joh bitte um Vergebung, Señorita, antwortete Cota, ich ladile nies mals , als wenn ich im Ernſte rede .... Er iſt eine Spielergewohn heit .... die Ausforderung iſt eine wirkliche. Nach dieſer Antwort verneigte er ſich tief voll Anmuth und Hoflichkeit und ging . Tecualtiche folgte ihm ſchweigend. Kaum hatte fich die Thüre hinter ihren beiden Nebenbuhlern ge

hinzugeben , ſagte er , und es wäre Schade, denn ich fühle ſeit dieſen Abend eine lebhafte Vewunderung für dieſen Teufel von Lola .. : . Wieviel Hinterlift und Bosheit .... Sie zieht mich ſo ſehr an wie eine Partie Monte .... Welche würdige und herrliche Geliebte wäre fie für einen Spieler ! Caramba ! ſepte Cota hinzu , der, indem er ſich ſeinen Gedanken hingab, gleich jedem Mericaner, wo er fich auch befinde, einen mißtrauiſchen Blick um ſich warf, Caranıba ! der Himmel beſcüßt

mich ; hier iſt das Wetterdach eines Kramladens , das in die Straße vorſteht und mir einen herrlichen Schuß gegen die Nachtfühle bietet. und ſeinen Sarape gegen die Mauer breitend , legte ficho Cota ohne Verzug nieder. Von hier überwache ich das Haus, ſagte er ; dann

Arme und Beine mit Behagen ausſtreckend , ſeşte er hinzu : Hier bin ich ſehr gut gelagert .... der Teufel hole den Anſtand, der mich zwingt ein Zimmer für drei Piaſter des Monats zu miethen .... und eine Büffelhaut für 20 Realen zu faufen .... llebrigend wenn man reichs iſt, muß man fich den Aufwand gefallen laſſen. Ginige Minuten ſpäter ſchlief Cota, wie die Mericaner ſchlafen , das heißt ſo, daß er den Schritt eines Pferdes auf eine Meile weit zu hören vermoďte. Hundert Schritte weiter hin, an der andern Seite von Lola's Hauſe,

ſchlief Tecualtiche auf das Trottoir ausgeſtredt , denſelben Schlaf. ( Fortſetung folgt . )

Gin Marmorbrud, der einen Marmor ähnlich dem pariſden liefert, wurde von einem Oriechen in Toscana , etwa 15 Stunden von

foloſſen , als Lola plößlich wie duro Zauber, Haltung und Ausdrud

Livorno aufgefunden . Er wurde nach den aufgefundenen Werfzeugen ſdhon im Alterthum bearbeitet und fann den Marmor um die Hälfte wohlfeiler liefern als der von Carrara 311 ſtehen fommt. (Alba.

wechſelte. Aus ihrer Hangmatte ſpringend, mit glänzendem ſtrahlendem

15 December.)

Verlag der J. G. Cotta'ſchen Rudyhandling.

Verantwortlicher Nebacteur Dr. Ed . Widenim a n ii.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. r.

O" 8.

10 Januar 1848 .

Die Sebaſtianiſtas in Braſilien.

den ſo weiß werden, wie der Mond ſelbſt. Auf dieſe Weiſe be mog er viele unwiſſende Leute , ſeine Behauptungen und ſeine

( Nach Gardner's : Travels in the Interior of Brazil.)

Lehren zu glauben, ſo daß einige Väter ihre Kinder dem Meſſer

In verſchiedenen Theilen Braſiliens traf ich Leute, welche zu ber merkwürdigen Secte der Sebaftianiſtas gehörten ; man

Lehre ſollen in Braſilien zahlreicher als in Portugal ſeyn. Während meines Aufenthalts in Pernambuco fiel eine mit dies

des blutgierigen Tigers überlieferten. Am 4ten des Monats begann er ſeine Düfer, und binnen zwei oder drei Tagen gaben nicht weniger als 42 Menſchen, 21 Erwachſene und 21 Kinder unter ſeinen Händen den Geiſt auf ; auch verbeurathet er jeben Mann mit zwei oder brei Frauen, unter abergläubiſchen , mit ſeinem ſonſtigen unfittlichen Leben in Uebereinſtimmung ſtehenden Gebräuchen , denn auch dieß war ein

ſem Glauben in Verbindung ſtehende Scene von Fanatismus

Theil ſeines Gößendienſtes; der Erfolg aber war traurig für ihn,

vor , wie ſte in neuern Zeiten höchſt ſelten iſt, und die, wäre fte nicht vollfommen durch Zeugniſſe beſtätigt, ichwerlich Glau ben fände. Obgleich zur Zeit des Vorfalls in Braſilien vielfach beſprochen, iſt doch meines Wiſſens fein Bericht hierüber nach Europa gelangt. Nadiſtehendes aus dem Diario de Pernam

denn Pedro Antonio, der Bruder Joao Antonio's , der urſprüng lich dieſe Lehren verfündigte, wurde ungeduldig über ſeine Toll heit, oder vielleicht lüſtern ſelbſt König zu werden, und beſchloß ihn zu ermorden, was er auch am Freitag den 17ten in Ausführung brachte. An dieſem Tage gaben die von Ort zu Drt fliehenden Gin wohner Nachricht von dem Vorgefallenen an den Commanbanten

nennt fte ſo, weil ſie glauben, daß König Don Sebaſtian , der

in der berühmten Schlacht von Alcazar Kebir gegen die Mauern fiel, wieder auf der Erde erſcheinen werde.

Die Anhänger Dieſer

buco som 16 Junius 1838 überſeßtes Schreiben wurde an Sen hor Fr. Rego Barros , damaligen Präfibenten der Provinz, ge

Manoel Pereira da Silva ,

richtet: Comarco de Flores 25 Mai 1838 .

und Landleute zuſammenbrachte, und am folgenden Tag nahe bei Pedra Bonita auf Pedro Antonio ſtieß, der einen ſeinem Vorgänger abgenommenen Kranz von blühenden Schlingpflans

In dieſem erſten Brief, den ich an 6. 6. über den Zuſtand

zen trug und von einer Gruppe von Männern und Weibern

dieſes Comarco zu ſchreiben die Ehre habe, berichte ich über einen außerordentlichen und ſchrecklichen Vorfall, der faſt allen Glauben überſteigt. Vor jeßt mehr als zwei Jahren berief ein Mann, Namens Jogo Antonio, ein Einwohner von Sitio de Pedra Bonita, das etwa 20 Leguas von dieſer Stadt in den

begleitet war , welche laut riefen : „Kommt heran , wir fürdhs ten Euch nicht, die Heerſchaaren nnſere Reiche werden und

Wäldern und nahe bei zwei mächtigen Felſen liegt,

zuſammen und ſagte ihnen, innerhalb dieſer Felſen fer ein vers

angegriffen und 26 Männer nebſt brei Weibern augenblicklich getödtet, 3 Männer, 9 Weiber und 12 Kinder wurden gefangen

zaubertes Königreich, das er entzaubern wolle, unmittelbar dar auf werbe König Don Sebaſtian an der Spiße eine großen

floben in die Wälder.

Erlauchtefter Herr !

das Volt

der al balb 26 Nationalgarben

beifteben . "

Hierauf ſtürzten fie mit Reulen und Säbeln heran , töbteten

fünf Soldaten und verwundeten fünf andere, wurden aber raſch

genommen .

Die Uebrigen, worunter viele verwundet waren, Erſt am Abend des 18ten erhielt ich

reich gerüſteten Heeres erſcheinen , und alle die ihm folgten, wür den glüdlich werden. Ueber dieſen Punft breitete er ſich weit

Nachricht von dieſen Ruheſtörungen, ſammelte ſogleich 40 Mann

läufig aus, bis er im November vorigen Jahr8 auf Empfeh

kunft ſchon alles auf die oben erzählte Weiſe abgemacht. Die Gefangenen wurden von meinen Leuten nach dieſer Stadt ge

lung des Mifflonārs Fr. Joſe Correa de Albuquerque eine Reiſe nach der Wüfte (Sertao) von Inhamon machte, von wo er einen

und marſcirte an ihrer Spiße ab, fand aber bei meiner An

benſchaften , zurückfandte, der bei ſeiner Ankunft zu Piedra Bos

bracht, und die 12 Kinder werden verſorgt werden, bis die Bes fehle & G. über fte eintreffen. Gott erhalte 6. 6.

nita fich zum König auðrief, und dem Volk allerlei abergläus biſche Meinungen einflößte, indem er den Leuten ſagte, zur Wies

Fr. Barboſa Nogueira Paz. Der Diſtrict Flored liegt füblich von der Vila do Crato

derherſtellung des verzauberten Königreiche ſen es nöthig eine

gewiffe Anzahl Männer, Weiber und Kinder zu opfern. Dieſe

in der Provinz Pernambuco. Der Vorfall wurde während meine Aufenthalte viel beſprochen , und ich habe einiges aus

würden nach wenigen Tagen alle wieder auferſtehen und dann unſterblich bleiben, Reichthum würde fich unter allen Olafſen

fielen .

gewiſſen Joao Pereira, einen Menſchen von den ſchlimmſten Lets

verbreiten, und alle welche ſchwarz oder Dunkelfärbig ſeyn , wür:

dem Munde von Leuten gehört, deren Verwandte felbft als Opfer

30 willkürlichen Forderungen der malaiſchen Fürſten Widerſtand

Die Chineſen auf Borneo. (Fortſepung .)

Durch Vermittlung ſeiner Familie wieder mit ſeinem Bru der verſöhnt, wurde Anom nun ein gefürchteter Seeräuber,

bieten zu können , waren die Urſachen , daß fich ſpäter viele Dieſer fleinen Kongſte vereinigten. Jeßt find es nur brei große, welche den Ton angeben : eine im Gebiete von Pontianak, lan - fong genannt, welche beiläufig 6000 wehrbare Männer auf die Beine

wodurch er Sambas der Nache der Engländer bloßſtellte, gwelche

bringen fann, und zwei im Sambad'ichen , wovon die eine, ges

den Hauptplaß im Jahre 1813 mit Macht anfielen , einnahmen und verbrannten . Er flüchtete wieder nach den Binnenländern ; nachdem aber kurz darauf der Sultan geſtorben war, wußte er es bei dem engliſchen Interregnum auf Java dahin zu bringen,

nannt Lay -fong,

daß er durch dasſelbe zum Sultan von Sambas ernannt wurde,

obgleich noch ein älterer Bruder aus ächtem Bette lebte, auf welchen dieſe Würde übergehen hätte müſſen . Aber auch er er fuhr unmittelbar nach ſeiner Thronbeſteigung bie Folgen ſeiner frühern Handlungen , denn auch ihm verweigerten die Chineſen den Geborſam, welchen ſie ſeinem Vater ſo unbedingt hatten

10,000 wehrbare Männer, und die andere

Larafin -ta -fiau, ungefähr 5000 zählt. Man fann ſagen, daß

unter dieſen dreien alle andern Rongfte, deren Zahl zu groß iſt, um hier angegeben zu werden, ſtehen . Auch hat jeder Antheil haber, oder um mich beſſer auszudrücken , beinahe jeder Minen arbeiter eine Stimme in den allgemeinen Angelegenheiten , dieſe mögen nun ſich auf Haushalt, Krieg oder Frieden beziehen . Ihre Hauptſtärfe beſteht in dem gegenſeitigen Bunde, welchen ffe,

ſobald ſie in eine ſolche Kongſte aufgenommen werden wollen, ſchließen , und mit einem feierlichen Eide befräftigen, deſſen Zweck

Von jährlichem Tribute war gar feine Sprache

Darin beſteht, einander in Unglück, Gefahr und Noth forrohl

mehr; ihre Lebensbedürfniſſe beſorgten ſie ſich ſelbſt, und ſeit Jahren wuchs der Reis üppig und in Fülle auf ihren Feldern . Unterſtüßt durch den Sultan von Pontianak, einem Todfeinde

allgemein als auch perſönlich beizuſtehen, ohne je zu fragen oder unterſuchen zu dürfen, was ober welche die Urſache davon ſey , und ob man ſich dieß durch eigene verkehrte Handlung zuges

leiſten müſſen .

des Sultan von Sambas wegen ſeiner frühern Seeräubereien,

zogen habe. Dieſer Bund wird Uwer genannt, mit Veifügung

beleidigten ſte öffentlich ſeine Geſandten , verſpotteten ſeine Macht und widerſtanden ihm mit den Waffen in der Hand, wobei er

Lan- fong-Uwer.

gewöhnlich unterlag , ſo daß auch ſeine Gewalt über fte völlig zu Grunde ging und er mit der geringen Ghrerbietung, welche

Der Gibichwur beſteht in Vermiſchung des Blutes der neuen Mitglieder, welches aus dem kleinen Finger gezogen wird, mit

ſie ihm aus eigener Bewegung erwieſen, zufrieden ſeyn mußte. Aber auch der Sultan von Pontianaf war nicht länger Meiſter über die Chineſen , welche ſein Grundgebiet bewohnten . Ihre große Zahl und die Nachgiebigkeit, welche er gegen fte, um in feinen Kriegen gegen Sambas unterſtüßt zu werden , zeigen

Iju (chineſiſchem Arraf), welche Miſchung dann unter dem Ver

mußte, hatten

,

Macht untergraben .

der Rongſte, in welche man aufgenommen iſt oder wird, z. B.

richten der gewöhnlichen Dpfer für ihre Gottheiten getrunken wird. In China find ſolche Verbindungen bei Lobesſtrafe rers boten ,

Jegt iſt die ausführende Macht dieſer Kongſie an mit all gemeiner Stimme erwählte

unter dem Titel

, , vorfiflimmern Folgen Vange,fabensichdaher genötbigt,bie Capitän(relden die OberhaupterderChineſen in denhollän niederländiſche Regierung um Schuß zu bitten , welche dann diſchen Beſißungen ebenfalls führen) übertragen ; jede dieſer .

auch in der Mitte von 1818 hier Fuß faßte. Auch jeßt noch leben die Chineſen beinahe unabhängig, und

großen Verbindungen hat zwei oder drei derſelben, welche aber außer dem ſchon Beſtimmten nichts, ohne zuerſt die allgemeine

die Vortheile, welche die Regierung von ihnen zieht, ſind un bedeutend. Sie regieren fich ſelbſt, und ihre Regierung iſt res

Meinung vernommen zu haben, ausführen dürfen .

publifaniſch. Unter fich find fie in mehrere größere und flei nere Vereine ( Kong- fte) vertheilt, von welchen die größern den Ton angeben und fich eine ausgebehnte Macht über die andern anmaßen . Der Urſprung dieſer Einrichtung iſt in der erſten

men, um fich mit ihnen zu berathen . Dieſe beſchließen aber nicht, ſondern bringen dieſe Gegenſtände vor ihre zeitlichen

Untergebenen und Hören ihre Meinung darüber, welche fte den

Niederlaſſung derſelben in dieſen Ländern zu ſuchen . Damals, beim Beginn einer Unternehmung, beim Deffnen einer Mine, unternahmen fte bieß gemeinſchaftlich, unb jeber theilte den Ges

im Falle von Krieg ober um neue Capitäne zu wählen, zujam

In befons

dern Fällen rufen fte die Verwalter der fleineren Rongſte zuſam

Capitanen melben .

Dieſe haben ſich darnach zu richten .

Zus

weilen werden auch allgemeine Volf& verſammlungen, vorzüglich mengerufen ; doch dieſe gehen ſo ſtürmiſch und ſo ohne Drbnung

winn oder Verluſt, je nach der Anzahl Antheile, welde er ges nommen hatte. Katte er mehr als einen, ſo arbeiteten auch ſo biele von ihm lohn ziehende Perſonen mit. Jeder Antheilhaber hatte eine Stimme im Intereſſe der Unternehmung, und alle drei Monate wählten ſie aus ihrer Mitte einen Verwalter, ſo wohl um geregelt über Ausgabe und Ginnahme Buch zu halten ,

zu, und ſind ſo ſelten ohne Morb und Lobſchlag abgelaufen, oder ſo oft die Urſache neuen inländiſchen Zwiftes geweſen , daß

als auch ihre Haushaltung zu leiten .

Während dieſer Zeit

Alle gegenwärtigen dürfen zugleich ſprechen und ſchreien , ſo

war er das Haupt der Unternehmung, nach Ablauf derſelben

daß man zuweilen nur durch Ueberſchreien ſeine Meinung durch feßen fann. Das Recht über Leben und Job iſt jedoch in den

vertauſchte er aber die Feber, oder vielmehr den Pinſel, wieder mit der Haue , und arbeitete, ohne den geringften Einfluß weis ter zu haben, ſo wie die übrigen mit, Der Zufluß von Bes

man heutzutage nur in der größten Noth dazu ſeine Zuflucht nimmt . Wer den ſo geſchwäßigen und ſchreienden Chineſen kennt, kann ſich leicht den Lärm , das Gewühl und die Unord

nung vorſtellen, welche bei einer ſolchen Verſammlung herrſchen.

Händen dieſer Capitäne, und eine ftrenge Polizei bezeichnet den Begriff von Eigenthumørecht, welcher ſelbſt in 'aufgeflärten Stage

völferung, ihr allgemeines Intereſſe, ſowohl um fich gegen die Dajake, welche im Anfange ganz und gar nicht mit dieſem Gins dringen zufrieden waren, und feindlich manchen Kopf abſchlus

ten viel weniger ſtrenge feſtgehalten wird, und welcher die Urs

gen , doch ſpäter burch viele Heurathen mit ihnen befreundet

Blut muß mit Blut bergolten werden, aber auf eine Weiſe, wovor die Menſchlichkeit zurückbebt; man kann keine Folter ers

wurden, zu vereinigen, als auch um den vielen großen und

ſache iſt, daß ſich unter ihnen wenig Miſſethäter, Diebe oder

Mörder finden. Ihre Strafen find, ſo wie in China, grauſam .

31

Denfen, die ein Mörder bei ſeiner Erecution nicht ertragen müßte. Diebſtahl wird immer mit Verſtümmelung der Olieber oder Abs ſchneiden von Naſe und Dhren beſtraft. Jede Kongſte, fte fey

groß oder klein, hat ihren Bewahrplaß für Waffen , Werkzeuge, Lebenômittel u. 1. w. Aus dieſen Magazinen wirb täglich unter

etwas, was bie Sinne fißelt, verſagen , der binnenländiſche Hans Del reichliche Nahrung findet, unb baburch ein ftarfer Verkehr befteht. Die Kaufleute uub einige Handwerfer , Schmiede,

,

Zimmerleute und andere, vorzüglich Apothefer, haben bei den Pläßen, wo die Hauptminen find, hübſche regelmäßige Kam

Aufſicht des Verwalters, welcher dafür ganz und gar verant-

pong8 (Dörfer oder Fleden ), meiſtens von Brettern , doch manche

wortlich iſt, das Nöthige ausgegeben und vertheilt . Dieſe Mas

auch, z. B. Marboor und Montrado, von Stein erbaut, und

gazine, meiſt große, luftige, hölzerne Gebäube, find zugleich die

leben ba unter der Herrſchaft der Kongſte, welcher fie gänzlich unterworfen ſind, ohne aber, ebenſo wenig wie die Bauern , Stimmrecht zu haben . Viel Verkehr findet auch durch dieſen

Wohnungen der Capitäne. Die Unkoſten für alle öffentlichen Einrichtungen und für den allgemeinen Bebarf werden durch feſt beſtimmte Steuern auf den Ertrag ber Minen und Reiss

felber, durch Verpachtungen und freiwillige Beiträge, vorzüglich in Zeit von Noth und Krieg, beſtritten. Die Oberhäupter der Kongſte maßen ſich jedoch das Recht an, bieſe Beiträge zu be-

ſtimmen , und brüden damit vorzüglich die Kaufleute und Hand werfer .

Eiferſüchtig auf einander, leben dieſe Kongſte meiſt mit eins ander im Kriege, und wie ſonderbar eß auch ſcheinen mag , ſo find doch ſchon Lauſende als Opfer dieſer Eiferſucht gefallen . Eine Kleinigkeit erweckt dieſelbe, und Lan- fong ſdlägt immer ein eiferſüchtiges Auge auf Lay -fong. Lara - fin -ta - fiau führte Jahre lang Krieg mit Tay-fong, und konnte ich nur durch Hülfe des holländiſchen Gouvernementes ftehend erhalten .

Viele

Handel über See ſtatt, und dieß iſt die Urſache, daß die Ufer

Der meiſten kleinern Flüſſe, welche länge des Stranbe8 zwiſchen Pontianak und Sambas in die See fallen , ſo weit fie fchiffbar

find, durch Kaufleute und Handwerker bewohnt werben .

Gin

fleine8 Rongfiehaus ſteht dann gewöhnlich in der Mitte des Rampongs , und ein Verwalter übt die Nedtegewalt Der Rongfie, unter welcher fie ſtehen , aus, während die Umgegend überau

mit den üppigſten Reisfeldern prangt. ( Fortſeßung folgt.)

El Monte. Skizze aus dem mericaniſchen Leben. (Fortſeßung . )

Kongfie find aus dieſer Urſache zuſammen geſchmolzen oder ver 3.

ſchwunden und ausgerottet.

Die Minenarbeiter wohnen meiſtens in großen von rohem Holze und Alangalang (ein hohes Gras) erbauten Scheunen, und find größtentheils unverheurathet.

Ihre Arbeitszeit beginnt

des Morgens um vier Uhr unb endigt mit Sonnenuntergang. Von 11 bis 1 uhr Mittags ruhen fie aus, und in dieſer Zeit haben die Minen ein halbtobtes Ausſehen . Alles ſchläft ; den Schlaf ſtören gibt großes Aergerniß, und der Verwegene fömmt felten ohne eine gute Iracht Schläge davon. Shre größte Taftif befteht im Anlegen von Rebouten, ſowohl zu eigener Vertheis bigung, als auch um die feindliche Communication und Zufuhr

abzuſchneiden . Die meiſten Kongftekäuſer ſind befeſtigt. Ihre Waffen find bieſelben Lanzen und Sabel, welche die Chineſen überhaupt gebrauchen ; außerdem haben fte auch eine Art leichter

tragbarer Kanonen, womit fte eiſerne Stäbe von '. bis 1 Pfund ſchwer ſchießen .. Den Stenger · fennen fte auch, er iſt meiſtens

in den Händen der Petompang, welche ſehr gut Damit zielen, unb tüchtige Jäger find. Andere Gewehre brauchen ffe ſelten , unb Pulver machen fte ſelbſt , ober bekommen es durch den Hanbel.

Die Minenarbeiter ſind der roheſte und ungebildetſte Theil der Bevölkerung, da fte beinahe gar keine häuslichen Verhälts niffe fennen und wenig oder nichts zu verlieren oder zurückzu

laſſen haben, wenn fie durch die Oberhäupter der Kongſte auf gerufen werden , um in den Krieg zu ziehen. Uebrigens beſteht hier viel Landbau, und ausgedehnte Fel

Gine Stunde ungefähr vor Sonnenaufgang war Tecualtiche erwacht, und dachte es ſey Zeit heimzufehren, was er auch ſogleich that. Cota, vor der Nachtfühle geſchüßt, Danf dem Wetterdache unter dem er lag, ſchlief eine Stunde länger und öffnete erſt die Augen als die erſten Strahlen der Morgenröthe den Horizont erleuchteten. Caramba ! ſagte er , dieſen ſchmerzſtillenden Fluch mit gräßlichem Gähnen begleitend, ich lag hier allzugut und habe mich vergeſſen. Ich muß nun ſchnell nach Hauſe zurüdfehren, bevor man mich zu erkennen vermag. Als er heimfam, fand er die Thüre nach der Straße weit offen , und ging hinein. Sein Diener Joſe, der gewöhnlich in dieſem erſten Gemache ſchlief, war nicht darin. Wo Teufels fann Joſe ſo früh ſchon hingegangen ſeyn ? ſagte Cota, feine eigene Zimmerthüre aufſdhließend. Sieh da, er iſt hier ? Wirflich war Joſe in dem Zimmer ſeines Herrn ſehr beſchäftigt, das dreifache Sdloß eines eiſernen Kaftens aufzubrechen , in welchem Cota ſein Geld verwahrte. Die anhaltende Aufmerkſainkeit und der große Gifer, welchen er auf dieſes Geſchäft verwendete , nahmen ihn ſo ſehr in Anſpruch , daß er Cota's Eintritt nicht gewahr wurde und dieſer ihn zweimal rufen mußte, bevor er ihn bemerkte. Ach, fieh ba ! Ihr reyd ed, Herr ! ſagte Joſe ſein Geſchäft verlaſſend. Was machſt du da , Spißbube ?

Canario ! die Frage ſcheint mir ſehr naiv , erwiderte Joſe nadha

läffig ; 3hr ſeht es ja wohl, ich verſuchte Gure Geldkiſte aufzubrechen. Was

willſt du, Joſe, ſagte Cota lachend, ich bin verſichert, daß es nicht deine Schuld iſt und daß du dein Beftes gethan haft .... die

Schlöſſer waren zu feſt, das iſt alles. Ja, da hat ſich's was mit Guern verdammten Sdlöſſern ! erwiderte

Joſe verbrießlich, fie haben mir zwei geſtählte Zangen entzweigebrochen.

zerſtreut auseinander, ohne Frucht vor Ueberfall oder Berau

Nebrigens , wenn meine Art Euch mißfällt, ſo ſteht es Euch frei mich aus Eurem Dienſte zu ſchiden . Wenn ich dir deinen Lohn bezahlte , Joſe , fönnte ich mich über deinen frechen Ton ärgern ; aber da ich dir im Spiele zwei Monate deiner Zeit abgewonnen habe , und du mich nichts fofteſt, .... ſo be: halte ich dich.

bung von den Dajal, welche ihnen früher oft låftig ſtelen . Es verſteht fid von ſelbſt, daß bei einer ſo großen Anzahl

Egoiſten und Undankbare !

der find mit Reie, auf deffen Cultur fte fich hauptſächlich vers

legen , bebaut. Die Landleute bearbeiten das Feld mit dem Pfluge, den ſie ſelbſt ziehen müſſen, da weber Ochſen noch Pferbe im Lande gefunden werden, ober mit der Farfe, und wohnen

Chineſen, welche ſo viele Bedürfniſſe kennen, und fich nicht gern

So find die Emporkommlinge, murmelte 3oſe zwiſchen den Zähnen, Uebrigens höre, Ioſe , fuhr Cota nach einem Augenblide Bedenfens

fort, ſteht es bei dir, wenigſtens zum Theil die Sğuld dieſer Nacht zu ! Der Stenger iſt ein ſehr langes Gewehr, welches mit einer Lunte abgeſchoſſen wird.

erſeßen ; du fannſt hundert Piaſter durch mich gewinnen ! Unmöglich !

32

no

Wie , unmöglich ?

Wenn hundert Piaſter zu gewinnen waren , ſo würdet Ihr ſelber dieſe Mühe übernehmen , anſtatt an mich zu denken. 3d fann es nicht. Ja das ift was anderes , ich höre. Rannſt du das Mefier führen ?

on

hat er von dir gefordert.“ Fünzig Piaſter. Du biſt mir alſo 100 Piaſter ſchuldig. Sicherlich Wie, Herr Richter, 100 Piafter ?

100 Piaſter. Das iſt das geringſte, womit man mich gewinnt , mich , der ich ein für beſtändig angeſtellter und von der Regierung ernannter Beamter bin , noch einmal ſoviel als der Alcade, .... ein bloßer ver:

Go fdidit fich nicht, fagte 3oſe, fid ſelber zu rühmen , aber ich bin bekannt.

68 wird immer beſſer; ich ſehe, daß wir nahe dabei find, und zu

verſtändigen .... Aber was Teufeld fiehft du ſo beſtändig nach meinem

mittelnder Richter. Uebrigens wenn du vorziehft erſchoſſen zu werden ?

... Mein würdiger Criminalrichter, hier find Gure 100 piaſter. lind aus all dieſem geht hervor , Herr Cota , daß ich außer meiner Mühe und Geſchidlichkeit , 50 Piafter meines eigenen Vermögens ver lieren würde.

Kute , während ich von Geſchäften ſpreche ? 3h ſehe nicht nach Gurem Şute, Señor, ſondern nad der Toquilla, die ihn einfaßt. Ich hatte ftets eine Vorliebe für dieſe Toquilla. Fit

Das heißt , Joſe , du möchteſt 200 Piaſter, ſagte Cota. Mein Gott ! Señor, ich würde dieſe Summe annehmen, um Guch gefällig zu ſeyn ; denn Ihr ſehet wohl , daß fie faum meine Aus

fie von Gold ?

lagen deckte.

Sicher, aber . Von welchem Werthe , wenn es Euch beliebt ? Vierundzwanzig Rarat. Aber unterbrich mich doch nicht mit ſo albernen Fragen , dummer Menſch ! Bevor ich Euch anhöre , erlaubt mir einige Worte vorzubringen. Wenn auch der Handel von hundert Piaſtern , den Gure Herrlichkeit mir ſo eben vorſólug , mir gefiele, ſo erkläre ich Euch , daß ich ihn nur unter der Bedingung annehmen würde, daß ihr den verſprochenen hun dert Piaſtern noch Gure Tequilla hinzufügt. Iſt das abgemacht ? 3ď willige darein , aber laß mich in Nuhe fortfahren ; ich mache gern die Geſchäfte ehrenhaft und bündig, ohne Rüchalt und Umſchweife ab, und habe nur noch einige Worte zu ſagen .

Du fennſtºten Tecual:

Cota blieb einige Augenblice nachdenklich. 200 Piaſter ! Du ſprichſt von dieſer Summe, als ob ſie nur eine Kleinigfeit wäre, ſagte er ; aber es iſt ein ganzes Vermögen. Uebrigens iſt die Sache nicht ſo dringend , daß man ſie ohne Bedenken beſchließen ſollte ; ſie fann fich rogar gänzlid ändern. es iſt gut , Joſe, ich werde es überlegen und dir ſpäter meinen Entſchluß mittheilen. Geh, bringe mir meine Chocolade. Als Cota allein war, ſchritt er mit ſorgenvoller Miene im Zimmer auf und ab. Welch bewundernswerthes Geſchöpf! ſagte er zuweilen ; wieviel Verderbtheit und Schönheit! 200 Piaſter ! .... Eigentlid iſt es doch nicht !zu viel .... Indeß glaube ich, daß ich Unrecht hätte .... Sie will vor allem eine Stellung , ich ſah es und Tecualtiche's Tod könnte mir nur ſchaden , indem er mich einer Heurath nahe brädyie. (Bei dieſer Stelle ſeines Selbſtgeſprächs beſchleunigte Cota ſeinen Schritt, ſeine Augen glänzten, ſeine durch Nachdenken und Verlangen zuſammen gefniffenen Augbrauen furchten ſeine Stirne mit tiefen Runzeln). Ich

tiche, dieſen emporgefommenen Indianer ? Den man mit Euch zu vergleichen wagt , obgleich er mir mein Pferd nicht abgewonnen hat . .. ſehr wohl. Wohlan, er iſt es, an dem du deine Geſchidlichkeit verſuchen ſolljt. Zum Teufel , da läuft's hinaus , ſagte Joſe fich verlegen am

würde 10,000 Piaſter hingeben , um zum Ziele zu gelangen , murmelte

Ohre reibend .

er endlich zwiſchen den Zähnen.

Haſt du Angſt vor ihm ? Es handelt ſich nicht darum, Señor, antwortete Joſe, daß ich ihn überfallen ſoll. Was fürdhteſt du denn ſonſt ? Den Alcaden ! Herr , ten Alcaden ! und dann nach dem Alcaden den Criminalrichter.

Nachdem Cota ſeine Chocolade genommen hatte, griff er nach ſeis nem Hute und ſchickte ſich aufs neue zum Ausgehen an . Hier Joſe,

ſagte er , indem er einige kleine Münze auf den Tiſch warf, haſt du etwas für deine Mahlzeit.

Olaubſt du , ſie werden ſich damit befaſſen , dich zu verfolgen ? Nun ja, ficherlich. Ich ſehe daß Gure Herrlichfeit in derartigen Angelegenheiten nicht bewandert iſt. Seht was in folchem Falle ge rdehen würde. Der Alcate würde damit beginnen Tecualtiche's Grb:

Sedo Realen ! ſagte Joſe , verblüfft über dieſe unerwartete Groß muth , als Cota, dem er mit dem Blide folgte, verſchwunden war, reche Realen ! Nun ja, da wird es, ich wollte wetten, ſonderbare Dinge geben ; mein Herr weiß nicht mehr, was er thut : deſto beſſer, das wird mich zerſtreuen. Jndem er dieſes kurze Selbſtgeſpräch vor fich hin murmelte, nahm der wadere Joſe vorſichtig die 6 Realen vom Tiſche, aber eine Wolfe

idhaft auseinanderzuſeßen Dieſe Auseinanderſeßungen dauern übrigens ſo lange, als die Alcaben , welche damit beauftragt find ....

theil ſeine ganze Beſinnung und ich, ich bin ein einfältiger Tropf ; ans

fuhr über ſein Geſicht. Teufliſcher Cota , ſagte er, er hat im Gegen

das iſt befannt. Dann , um die öffentliche Aufmerkſamkeit etwas von

ſtatt zweier guten Realen, die er mir ſonſt vorzählt, gibt er mir heute

dieſer liquidation abzuziehen, würde der Alcade mich verfolgen, gefangen

beren ſeche , das iſt wahr , nur find ſie falſch. Joſe ſah alsdann auf :

nehmen und einſperren laſſen .

merkſam die Geldſtüde an, deren falſches Gepräge er mit ſeinem geüb.

Gin großes Unglüđ ! .... das würde vielleicht 14 Tage dauern ! Vierzehn Tage ! .... geht dođi! 24 Stunden iſt die Tare ; nun ließe mich nach dieſen 24 Stunden dieſer liebe Alcade vor fich fommen

und würde mir ſagen : Mein Junge , ich will dir eine Frage ſtellen ; wenn dir als etwas Gleichgültiges erſcheint erſchoſſen zu werden , ſo ſteht es dir frei, mir durch eine Lüge zu antworten.

Wieviel wurde

bir für deinen Mord an Tecualtiche bezahlt ? 50 Piafter, Herr Alcade. Das iſt mehr als er zurückgelaſſen hat , wird er mit einem Seufzer fortfahren. Wohlan ! mein Junge , da eine Uebelthat nicht zum Vor: theil gereichen fann , ſo wirſt du mir dieſe 50 Piaſter zuſtellen, die ich ju Meffen für ſeine arme Seele verwenden werde. Ich vergebe dir für dießmal , und rathe dir um jedem öffentlichen Aergerniß auszuweichen , dein Verbrechen zu läugnen. Gieb mir deine 50 Piafter. Und nun ift alles gut, Leb wohl. Ihr glaubt vielleicht, Herr Cota, daß ich alsdann frei wäre; nichts davon ; an der Thüre des Aliaden würbe ich drei oder

vier Dragoner treffen , die mich zu dem Criminalrichter führten : „ Du fömmſt von dem Alcaden , wird dieſe Gerichtoperſon mir ſagen, wieviel

Verlag der 3. O. Cotta'ſchen Buchhandlung.

ten Blic idon erfannt hatte und ein höhniſches Lächeln verzerrte ſein Geficht. Kann man ſo ſchlechtes falſches Geld maden ! ſagte er mit Ver achtung; es iſt ſchmählich. Wahrlich ohne mich zu rühmen , ſo habe ich, ehe ich 12 Jahr alt war, viel beſſeres gemacht, und Gott weiß wie groß meine Fortſchritte ſeitdem waren. Ganz gewiß die Grziehung wird täglidy ſchlechter. Uebrigens hat mein lieber Herr mich nur zur Hälfte betrogen , denn id fenne auf der Plaza einen wadern Schenfwirth, der Vertrauen in mich ſeßt und mir Credit gibt ; ich fann ihm leicht das ſchlechte Geld anhängen. Auch Joſe chicte fich nun zum Ausgehen an . Da er feinen Hut

hatte, nahm er einen Foulard , der Cota gehörte, und wickelte ihn ſo zierlich um den Kopf als er fonnte ; dann , um ſeinen Anzug noch mehr heraudzupuķen, ſledte er in den Gürtel ſeiner Beinfleider ein ungeheures Küchenmeſſer, das ſehr ſcharf und ſpiß war, verſchloß alle Thüren forg fältig und ging auf die Straße hinab. (Schluß folgt.)

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenman u.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker . r.

N". ከ 99. .

11 Januar 1848.

Der Cannibalismus auf den Fidſchi- Inſeln. 1 Das Effen von Menſchenfleiſch beſchränkt fich nicht auf Dpfer oder andere religiöſe Feſte, fondern wird aus Gewohns heit und Neigung getrieben. Das Beſtehen dieſes Cannibaliss

mus, unabhängig von abergläubiſchen Meinungen, iſt von vies len bezweifelt worden . Es iſt jedoch keine Frage, daß derſelbe, obgleid er in einem Religionsgebrauch ſeinen Urſprung haben mag, fich auf der Fidſchi-Gruppe Doch mehr aus tem Geſchmad an

Menſchenfleiſch als Nahrung fort erhält. Ihre Liebe dazu mag man daraus entnehmen, daß fie die Gewohnheit haben, ihren entfernt wohnenden Freunden Stüde folchen Fleiſches ale ans

genehmes Geſchenk zu überſchiden , und daß die Gabe verzehrt wird, ſelbſt wenn fte ſchon theilweiſe in Verireſung übergegan Sie ſchäßen dieſe Speiſe ro hoch, daß das größte Lob, gen. weldjes fte einer Delicateſſe geben, barin beſteht, zu ſagen , fte fey ſo zart wie ein tobter Menſch. Ja fte ſtellen auch ſolche Dpfer häufiger Deswegen an, um ihre Neigung für dieſe ſchaus

berhafte Speiſe zu befriedigen, als aus Rache. Sie machen auch gar feinen sehr daraus ; ich ſelbſt habe häufig mit ihnen Darüber geſprochen , und erhielt nie eine andere Antwort, weder von den Häuptlingen , noch den Leuten aus dem Volfe, ale baß

es vinafa (gut) ſey.

Die Leiber der im Kampfe gefallenen

Feinde werben ftets gegeffen.

Whippy 2? erzählte mir, daß er bei

einer Veranlaſſung einmal zehn Männer habe braten ſehen, und mehrere ber weißen Anftebler jagten aus, daß fie Leiche

name geſehen hätten, die man mit großer Gier und augen ſcheinlicher Luft verzehrt habe, obgleich fte ſchon ſo alt geweſen fehen , daß fte vor Fäule ganz grün ausgefehen hätten und das

Fleiſch von den Beinen fich losgeſchält habe. Der Krieg fann jedoch ihrem Appetit nach dieſer Speiſe nicht Genüge thun, und man verſucht fich biefelbe deßhalb mit Lift und Gewalt zu verſchaffen . Während unſeres Aufenthalts in Levuka wurden von einer Anzahl mit Muſchelfammeln und Fiſchen beſchäftigter Weiber durch ein den Lafitaus oder Fiſcherleuten gehöriges Ca noe, welches an dem Riff vorüberfuhr, zwei ergriffen und das von geführt, wahrſcheinlich in cannibaliſcher Abficht. Als ich die Geſchichte hörte, wollte ich ffe anfangs nicht glauben ; fte wurde mir jedoch von Lui Levufa beſtätigt, ber mir ſagte, daß die Lafikaus häufig Weiber von den Riffen wegſtehlen , um fte zu verzehre n.

Ader Zweifel ſchwand übrigens , al8 Hr. EID während eines Aufenthalts im Obſervatorium Augenzeuge eines Vorfalls dieſer Art war.

Die Tochter des Vi Tonga - Häuptlinge war

mit einigen ihrer Gefährtinnen in einem kleinen Canoe am Riff mit Fiſchen beſchäftigt. Durch einen Zufall wurde das Canoe vom Waſſer fortgeführt, wodurch fie für jeden, der fte ergreifen wollte, zur Beute wurden . Ein Canoe von Umbau hatte die armen Weſen gleich einem Hay bewacht und fuhr, als eß den Unfall bemerft, auf fie 108.

Es gelang auch den im

Canoe befindlichen Männern wirklich, ſich der Tochter des Häupt lings zu bemächtigen und fte mit Gewalt in ihr Schiff zu brin gen. Als ſie jedoch dem Ufer nahe famen, verſuchte fte zu flieben , inbem fie über Borb ſprang , und fie erreichte auch wirklich das

Land, ehe man fte einholen konnte. Reule und Speere wurden nach ihr geworfen , jeboch ohne daß ihr weitere Beſchädigung

zugefügt worden wäre , als ein leichter Riß unter dem Arm unb eine Duetichung an ihrer Schulter. Am Strand wurde fie von ihren Freunden empfangen , welche zu ihrem Schutz bereit ftanden , worauf die Ambau-Männer von der Verfolgung abließen.

Die cannibaliſche Neigung beſchränkt fich indeß nicht auf Feinde oder Perſonen von einem andern Stamme, ſondern ſie verſpeijen das Fleiſch ihrer theuerſten Freunde, und man ſagt

ſogar, baß bei theuren Zeiten die Familien ihre Kinder zu dieſem fürchterlichen Zwecke auſtauſchen . Das Fleiſch von Weis bern wird dem der Männer vorgezogen, und die Stüde des Arme8 vom Glbogen aufwärts, ſo wie das Didbein, gelten als die lederſten Biffen. Die Weiber dürfen es nicht öffentlich eſſen, doch ſollen die Weiber von Häuptlingen heimlich gleich fals baran Sheil nehmen. Auch den Rai-ft ober bem gemeineu

Volfe iſt es verboten, ſo lange nicht ein großer Vorrath davon vorhanden ; doch darf e8 die Knochen abnagen. Als weiteres Beiſpiel dieſer cannibaliſchen Neigung, und Daß das Hinſchlachten eines Menſchen , um ihre Leidenſchaften und ihrem Gaumen zu fröhnen, ein faſt tägliches Vorkommniß ift, führen wir an , daß bei einem Feſtmahle, das unter den Häuptlingen häufig ſtattfindet, und wozu jeder ein Schwein

liefern muß , Tanoa aus Hochmuth und Prahlerei ſtet8 einen menſchlichen Körper gibt.

Wilkes. Nach der im 3. G. Cotta'ſchen Verlage erſcheinenden abgekürzteu

Ein Walfiſchzahn iſt ſo ungefähr der Preis für ein Men ſchenleben , ſelbſt wenn der Erſchlagene von Rang iſt, wie aus der nachfolgenden Anekdote erhelt. Rivaletta , der jüngſte Sohn Lanoa's, ſpähte eines Tages, während er in ſeinem Cas

Ueberſegung.

noe an der nördlichen Spiße von Dvolau binfuhr, eine mit

· Aus der United States Exploring Expedition. By Lt. Ch. 2 Ein auf den Fidſchi - Inſeln fich aufhaltender Engländer.

bem Fijchfang beſchäftigte Schaar aus. Er beſchloß ſchnell fich

34

ihrer Beute zu bemächtigen , fuhr zu dieſem Zwec raſch mitten unter fte hinein, und feuerte ſeine Muskete ab. Der Coub tödtete einen jungen Mann , den Neffen des Tui Levufa , Häupts lings von Dvolau, als welcher er von dem Gefolge Rivaletta's erfannt wurde. Allein dieſe Entbedung hielt fie nicht im minbeſten ab, den Leichnam nach Ambau zu führen, um ihn dort

zu verſpeiſen , damit man ihn dort nicht erkenne, wurde ſein Geſicht entſtellt, indem man es an dem im Canoe aufgemachten Feuer verbrannte. Janoa hatte die Sache aber bald erfahren und fandte dem Tui Levuta alabald einen Wallfiſchzahn als Erſatz für den Verluft, ſo wie eine Anzahl dem Ambau - Vole abgeſchnittener kleiner Finger als Sühnopfer. Der Erſag wurde von Tui Levufa als genügend anerkannt und von der Sache weiter feine Notiß mehr genoinmen.

teſten Farben bemalt, um die Lenden nur ein Stüc Baumrinde gegürtet, den bloßen , an der Spiße mit Blei eingegoſſenen Kles wang (Säbel) in der Hand, Blasrohr und Schild auf dem Rüs den, ben Röcher mit Pfeilen an der Seite, von allen Seiten in den Kampong, und lief wüthend, doch ſchweigend, grinzend von Freude über das Gelingen ihres unerwarteten Anfalles in die

offenſtehenden Häuſer, — Unb ehe noch der ſo eben Ginges ſchlummerte, durch den Lärm und den plößlich von allen Seiten erhobenen Schrei der Verzweiflung erwedt, von ſeiner Ruhe ftätte aufſprang, ober bie Zeit, fich zu befinnen und die Augen

auszureiben hatte, griff ihn einer dieſer Wüthriche mit der lin fen and beim Bopfe und ſchlug ihm mit der rechten den Kopf ab ; und ehe noch das legte Lächeln von den Lippen des ver traulichen Schwägers berſchwunden war, fiel ihm ſein Haupt

vor die Füße – und ehe noch ſeine mit innigem Vergnügen

zuhörenden Freunde über dieß Unglück erbleichten , lagen auch

Die Chineſen auf Borneo.

die ihrigen auf dem Boden und ihre Leiber entſeelt baneben

(Fortſepung . )

und ehe der einſame und eintönige Sänger, ärgerlich über die

Epiſode aus dem Leben der Chineſen auf Borneo. Es war an einem ſchönen Vormittage, daß an einem dieſer Flübchen , Sengie- Raija genannt, zwiſchen Mampauwa unb Sam-

Unterbrechung ſeines harmoniſchen Gefanges ſich umgewendet hatte, um die Urſache davon zu vernehmen , war er für ewig verſtummt; und ehe noch die erſchrocene Mutter bebend zu

bas gelegen und unter die Kongfte Taij - Kong gehörend,

den ihrigen eilen konnte, rollte auch ihr Kopf über die Bretter den ſpielenden Kindern, die fte zu retten hoffte, und deren Neu gierde ſte der Gefahr in den Rachen trieb, entgegen ; und

bie

chineſiſche Bevölkerung fich, nachbein ffe ihr Mittagmahl verzehrt hatte, der füßen Nube übergab, welche bem chineſiſchen Arbeiter

an dieſem Orte beinahe nnentbehrlich geworden iſt. Hinter fteilen und hohen Bergen, welche ſich von Da bis an die MünDung des Samba8'ſchen Fluſjes erſtreden , lag, wenn man eine halbe Seemeile den Fluß aufwärts fuhr, ein blühender und

volfreicher Kampong, dem Auge des Seemanneß verborgen. Manche der Bewohner hatten ſich auf ihr Bett hingelegt ; anbere ſaßen , ihre langen Pfeifen rauchend, auf bölzernen Vänken

in den Galerien ihrer Wohnungen vertraulich zu ſchwagen und zu (derzen ; mancher wählte eine fühle Stelle, um den Bogen über Das beliebte Inſtrument, die einſaitige - mit einer hohlen Kofoßs nuß ale Reſonanzboben verſehene — Geige Ketjapa zu ſtreichen, und ihre Töne mit einem ſeine Lanbeleute entzückenden , uns

aber fürchterlichen , näſelnden Geſange zu begleiten ; mancher auch machte fich die allgemeine Stille zu nuße, um ſeine Hans Del@ ſachen nachzurechnen , und ſchnell gingen ſeine Finger über

Das Son-phan (chineſiſche Rechenmaſchine), welches ihm die Schlußſumme ſeines Gewinnes oder Verluſtes angab ; andäch. tig ſchrieb mancher Sin-tang (Doctor und Apothefer in einer Perſon, Landarzt) die von ihm auf Credit verkauften Medicinen auf, und brachte ſeine Päde und Töpfchen wieder in Ordnung ; nur hie und ta lief ein Kind auf den Brettern, welche zwiſchen den Häuſern lagen, um nicht in den Roth zu finfen , und ſuchte ſpielend junge Krabben zu fangen, welche fich aber noch ſdneller in ihre Löcher geflüchtet hatten . Die Luft war etwas drückend und bewölft, und dieß vermehrte die Neigung zur Ruhe oder ftiler einſamer Beſchäftigung,

welcher fich jeder wohlgemuth

und fein Unheil befürchtend überließ ---- da erſcholl auf ein-

ehe dieſe noch das Haupt für das ihrer ſorgenden Mutter ers

kannten, hingen die ihrigen ſchon , ſchnell mit den kurzen Loden

zuſammengeknüpft, über den Schultern der Bluttrunfenen, weldie die Luft jeßt mit ihren Siegesjauchzen erfüllten . Aber ihr uns erſättlicher Blutburſt mar in den Häuſern noch nicht geſtillt, und mit gleicher Wuth verfolgten ſie die wenigen , welche der drohenden Gefahr in den Reisfeldern zu entfliehen ſuchten , aber nicht fonnten, und athemlos eine Beute dieſer Luſt nach Mens ſchenköpfen, welche dieſe Wüthenden beſeelte, wurden.

Jeder

Verſuch zur Flucht war fruchtlos : umſonſt bewährte der Jüngling die Schnelligkeit ſeiner jungen Füße, umſonſt ver traute der Mann auf ſeine fraftvolle Bruſt, die Ermüdung des langen Laufes aufhalten zu fönnen, umſonſt boffte der Greis,

auf ſeinen Stab geſtügt und vom Alter gebeugt, einen kleinen Winkel zur Verbergung ſeines hinfälligen abgelebten Körpers zu finden : alles vergeben8 ! Den Verzweifelten , von Furcht und Soreden gejagt, zeigte fich kein Mittel zur Rettung, denn in einzelne Haufen vertheilt verfolgten ſte die Barbaren, und fei ner dieſer Unglüdlichen entging ihrer Wuth. Manch einſamer Landmann, manche unter der drüdenten Laft eines mit Mühe im nahen Walbe geſammelten Bundes Brennholzes fich büdende Hausmutter, manches ihr jubelnd unb fröhlich entgegenſprins

gende Kind blieb kopflos auf den engen Pfaden zwiſchen den Reisfeldern liegen ; wo der Klewang fte nicht erreichen fonnte, blies der vergiftete Pfeil, fräftig aus dem Blasrohre getrieben, Das Lebenslicht aus,

und verbreitete den Tod in der Runde.

mal aus einem der in Fluſſe liegenden Rähne der unerwartet

In der ganzen Gegend wüthete der Morb , - fein Haus wo nicht Blut ſtrömte; feine Hütte, bie nicht Spuren des Uebers

laute und unheilſchwangere Ruf : „die Dajak von Seribas !

falles dieſer Wüthenben trug ; fein Weg, fein Pfab ohne vers

-

Die Dajat von Seribas !" - Aber ehe der Ruf, ſo laut er auch

ſtümmelte Leichen. Nachdem ſie auf dieſe Weiſe zwei Stunden

durch die Lüfte geſandt wurde, aller Dhren erreicht hatte , ehe

weit und breit gewüthet hatten, verſammelten ſich die Dajak

die ſchredliche Mähre in allen Häuſern bekannt war , ehe noch

auf den Ruf ihrer Muſchelhörner wieder,

einer der Bewohner den Gedanken , dieſes Schreies wegen zu ſtürmte ein Haufe wilder nadter Mänflüchten, faſſen konnte

dem Kampong zurück, wo ſie dem Tode und der Verwüſtung ein unvergängliches Denkmal geſtiftet hatten. Und nachdem endlich die heilloſe Mähre im Nachmittage zu den um

/

ner, den Kopf mit einem Kranze von Bahnenfedern verziert, Geſicht und Körper auf die wunderlichſte Weiſe mit den bun-

und zogen fich nach

liegenben Kamponge gelangt war, und die Bevölkerung der Ums

35 gegend fich waffnete, ſchnell bereinigte und muthig bie Bluts

Don Ignacio. Auf dem Tiſche ftanden zwei ungeheure Branntweins

hunde beſtreiten wollte, zogen fte fich nach ihren in der Müns

Das Gewehr fte erreichen konnte, ruberten die Elenben, laut

gläſer, neben dieſen Gläſern lagen fünf Rollen neuer Piafter, jegliche zu 20 Stüd. Die Erſcheinung des Cota brachte eine ſehr verſchiedene Wirkung auf den väterlichen Ignacio und den rauhen Tecualtiche hervor. Der erſtere lächelte gutmüthig und der andere runzelte unwillkürlich ſeine dichten Brauen. Cota, unbeweglich und ſtets Herr über fidh, beantwor tete dieſe beiden verſchiedenen Begrüßungen mit demſelben freundlichen und fanften Lächeln . Auf meine Ehre, ich muß zugeſtehen , daß mein

jauchzend und die Schilder ſchwingend, weg und floben als Feig

Tagewerk unter frohen Ausſichten beginnt , fagte er , zuerſt das Wort

linge, die wohl Wehrloſe zu ermorden, aber keinem Manne muthig ins Auge zu ſeben wagten ; da ließen fte die Rächer von Brü dern, Verwandten und Landsleuten fnirſchend von Wuth am fumpfigen Ufer zurüd, und verlachten ihre Anſtrengungen den

nehmend, und zwar indem ich meinen beiben beſten Freunden begegne ! Ich kann dasſelbe ſagen, Herr Cota, antwortete Ignacio, indem er ein drittes Branntweinglas füllte, aber welchem glücklichen Zufalle foll ich Guern Beſuch zuſchreiben ?

dung des Fluſſes wartenden Prauwen zurück und fchifften fich ein , bereichert mit einer Beute von mehr als 280 Röpfen , aber ohne weitere Leichenſchändung oder Raub – und da die zu

Hülfe eilende Bevölferung ihnen ſo nahe gefommen war, daß

unmenſchlichen Mord nach Verbienft zu ftrafen.

Mein Gott ! lieber und ehrwürdiger Padre , Euerm ſo bekannten

Aber wer ſchildert dieß Schauſpiel von Verwirrung, von

Wuth, von Verzweiflung der zu Hülfe Geeilten, da fie, nach

dem Kampong zurückgefehrt, wehmüthig auf die zerſtreuten,

Wohlwollen , das ich anzuſprechen gebenfe.

Gs iſt unnöthig , daß ich Euch wiederhole, Caballero, daß meine Perſon und mein Vermögen ganz zu Eurer Verfügung ſtehen ; 3hr wißt

fopfloſen Leichen ſtarrenb, feinen Freund , feinen Vlutøvers wandten, niemand, niemand mehr erfennen konnten, und bis

es ſchon. Laßt ſehen, wozu könnte ich Eudy nüßlich ſeyn ? Wenn Ihr wohl dieſe zehn Unzen annehmen wolltet, um fie dieſem Gelde hinzuzufügen, ſagte Cota, der in der That zehn Goldunzen aus

an die Knöchel in Blute watend , umſonſt die ihrigen unter ihnen aufſuchten ? Und wer malt den Schrei von Entſegen, von Schmerz und innigem Mitleide, der plößlich aus ihrer Mitte erſcholl, da einer von ihnen die Leiche einer Frau um kehrte und an der Bruſt der fopfloſen Mutter noch einen

der Taſche zog und fie neben die 100 neuen Piaſter legte, die fich ſchon

lebenden Säugling fand, welcher fich noch an ihr zu laben

fuchte ? Nein , dieß Schauſpiel fann nicht beſchrieben werden ; fein Gemälde kann die traurigen Farben , die dunfeln Töne

auf dem Tiſche befanden . Ah ! ah ! ſagte der treffliche Ignacio , deffen Augen beim Anblic dieſes Goldes ftrahlten , ich erkenne Guch wohl darin , Señor Cota ; großmüthig mit Zartgefühl , freigebig mit Verſtand. Ich nehme Eure Gabe an.

Don Ignacio fuhr fort: Ihr errathet ohne Zweifel, und Guer Bezeigen beweist es mir, zu welchem Zwede dieſes Geld beſtimmt iſt? Die Armen zu unterſtüßen, frommer Padre ! antwortete Cota ernſthaft.

wiedergeben , in denen dieſe Scene von Tod und Trauer, von Morbſucht und Blutburſt, von Barbarei und wahnſinniger Luſt fich ihren Bliden zeigte ! - Dunmächtig al dieß Leib, all dieß

Das iſt es gerade, die Armen ! wiederholte Ignacio mit Salbung. Tecualtidie hatte während dieſes Geſpräches durch mehrere raſche Bewegungen iſeine üble Laune gezeigt. Als Cota die Unzen aus ſeiner

Unglüd zu rächen, blieb ihnen feine andere Pflicht über, als

Taſche zog, konnte der Indianer fich ſogar nicht enthalten, heftig aufzu

die ro traurige und herzzerreißende , denen , welche ſo plößlich und unglücklich aus dem Leben geriffen waren, einen ftillen Rubeplaß im Schooße der Grbe zu beſorgen, und die Zahl der Gräber, rrelche auf den Hügeln um den Kampong lagen , auf

ſpringen und mit halber Stimme zu murmeln : zehn Unzen und ich gab nur 100 Piaſter ! .... Dieſer Cota wird ohne Zweifel dieſelbe Gunft erlangen , welche man mir gewährte ; verflucht fey der Tag ſeiner Geburt .... dieſer Mann iſt zu meinem Unglück geboren ! . Während Tecualtiche ſo ſeinem Haſle Luft machte, bot der ehrwür dige Don Ignacio , um Cota's Freigebigkeit anzuerkennen, dieſem aufs dringendſte eine Taſſe Chocolade an, und auf ſeine Weigerung ſtopfte er feinen Cigarrenbehälter, deſſen er fich bemachtigt hatte, mit angeblichen

!

einmal reichlich zu vermehren . ( Schluß folgt.)

El Monte.

Havannacigaretten voll. Den Hut in der Hand ſchien Cota geneigt

Skizze aus dem mericaniſchen Leben.

fich zu verabſchieden. Sollte ich mich getäuſcht haben , fagte Tecualtiche zu fich ſelber,

3.

und würde Cota zum erſtenmal in ſeinem Leben mir den Vorrang laſſen ? Die Hoffnungen des Indianero ſchienen ſich zu verwirklichen, denn nach:

(Schluß der erſten Abtheilung.)

Verlaſſen wir nun Joſe und wenden wir uns zu Cota. Der König der Coſalteco'ſchen Spieler war , nach einem Gang von 10 Minuten,

vor der Thüre eines der hübſcheften Häuſer der Stadt ſtehen geblieben und ſchien unentſchloſſen , ob er eintreten ſollte oder nicht. Hebrigens

dauerte ſein Zaubern nicht lange , denn einige Augenblicke nachher flopfte er mit ſeiner Säbelſcheide an die Thüre. 3ft dein Herr fichtbar ? fragte er den Indianer, der ihm aufſchloß. Das fömmt darauf an, Euer Herrlichfeit, antwortete dieſer ; es iſt ſchon ein Caballero in ſeinem Zimmer , und ich glaube ſogar, daß fie von Geſchäften ſprechen. Cota dachte eine Secunde nady, dann wandte er fidz aufs neue an den Diener : 3ft der Caballero nicht Tecualtiche ? Auf die bejahende Antwort ging Cota ſogleich hinein, durchſchritt raſch, wie ein Mann der die Localitäten kennt, zwei große Gemacher, ſtieß eine Thüre von Cedernholz auf und trat in ein Gemach , deſſen

Wände mit Chriftusbildern in Elfenbein und Buche geſchnißt, mit

bem Cota nach dem Gebrauche den Pfarrer Ignacio umarmt und den Tecualtiche ernſthaft gegrüßt hatte , öffnete er die Eingangsthüre und ging über die Schwelle. Tecualtiche athmete freier auf. „ Er ahnt nichts ,“ murmelte er.

Auf Wiederſehen, mein geliebter Sohn, rief Ignacio, vergeßt nicht, daß ich ſtets Gudj ergeben bin und ſeyn werbe.

Meiner Treu, Padre, ſagte Cota zurüdkehrend, dieſe freundlichen Worte erinnern mich, daß ich noch einen andern Dienſt von Euch zu erbitten habe.

Er iſt ſchon gewährt, mein lieber Sohn, erkläret Budy.

O es iſt etwas geringee, ich wünſchte nur eine Diſpenſe, die mid im vorkommenden Falle von allen Formalitäten befreite, und mir er: laubte mic in 24 Stunden zu verheurathen.

Dieſe Bitte ſchien den Pfarrer ſehr in Verlegenheit zu feßen. Uebrigens, begann Cota wieder, wenn es Euch unangenehm wäre ? ....

Shuß- und Stoßwaffen, mit Sporen , Cuartas oder Reitpeitſchen, mit

Reineswege, mein lieber Sohn, antwortete Ignacio zögernd.

fazos und Heiligenbildern überladen waren.

Und Euer Verſprechen, mein Vater, rief lebhaft Tecualtiche ; habt

Zwei Männer ſaßen in dieſem Zimmer an einem Tiſche

01

un:

polirtem Mahagoniholz : Tecualtiche, wie ihn ſchon der Diener angeſagt hatte, und der Herr des Hauſes, der ehrwürdige und duldſame Pfarrer

Thr mir nicht gelobt, daß Ihr niemanden als mir eine ähnliche Diſpenſe

gewähren würdet , von heute an bis über 14 Tage ? Ah, wenn Ihr dieſes Verſprechen gegeben habt, vielgeliebter Badre,

36 ſagte Gota den Kopf ſchüttelnd und auf die 100 neuen Piaſter blidend, die auf dem Tiſche aufgehäuft lagen, ſo bringe ich nicht weiter darauf ....

son

Dbgleich jegliche Bruſt bewegt war , herrſchte dennodi ein feiers liches Sdyweigen gleich dem, das über den weiten Prairien und Savan: nen waltet .

Ja, Caballero, ich hatte dieſes Verſprechen gegeben, ſagte Ignacio, der Cota's Vlide folgend aufs neue die zehn Goldungen gewahr wurde;

Lola hatte ihre dunkle Ede verlaſſen und blidte mit einer Aengit lichkeit, die größer war als ihr Wille und ihre Verſtellung, auf den grünen Tiſd , biefen idredlichen Kampfplaß , auf dem die Schlacht geliefert werden ſollte, die über ihre Hand entſchied. Ich geſtehe zu meiner Schande, daß die beſcheidene, nicht zu ſagen demüthige Haltung Cota's , verglichen mit der ſtolzen Zuverſicht, welche ſein Nebenbuhler

aber ich ſehe ein, daß ich Unredt gehabt, denn die Religion ſagt, daß alle Menſchen gleich und Brüder ſeven ; nun , was ich für den einen thue, muß ich auch für den andern thun. Nach dieſer Erklärung nahm der Pfarrer Ignacio aus einer der Schiebladen des Tiſches Feder und

Papier und ſchrieb raſd die Diſpenſe, welche Cota verlangte. Hier, ſagte er, fie ihm zuſtellend, nehmt ſie mit vollem Vertrauen, fie iſt ganz in der Ordnung. Danf, trefflicher Padre ! antwortete Cota. Dann ſich zu Tecualtiche wendend, feßte er hinzu : Señor Tecualtiche, unſere Karten ſtehen nun

zeigte , alle meine Theilnahme für den Mericaner erweckte, und daß ich nicht ohne eine heftige Beklemmung den Indianer die erſten Karten miſchen fah. Ich fonnte es nicht länger aushalten und ſtürzte hinaus auf die Straße.

Gin falter Schweiß perlte auf meiner Stirne.

Ale

ich eine Cigarette geraucht und fünf Minuten verfloſſen waren , ging ich wieder hinein ; die Karten lagen durcheinandergeworfen auf dem Teppich , die Partie war zu Ende. Nun ? fragte ich meinen Freund S., wie ſteht das Spiel ?

gleic .... wann iſt die große Schlacht ? Dieſen Abend, wenn Ihr es wagt ? erwiderte der Indianer mit Wuth. Sehr wohl , es iſt abgemacht, dieſen Abend , wiederhuite Cota Abſchied nehmend.

1

Es iſt zu Ende , ſagte er mir.

Dieſer Mann iſt ſehr ſtark ! ſagte Ignacio zu Tecualtiche , nehmt Euch in Act ; was mich betrifft, ſo wollte ich lieber ſtatt ſeiner allein

Wie, zu Ende ! Hätten Cota und Tecualtiche Angſt gehabt ?

zwei meiner Amtsbrüder zu Feinden haben .

Angſt ? wiederholte erſtaunt Alerander S.

Was fällt Guch ein ?

Sie haben nur fünfmal geſpielt, aber jeder Wurf galt 10,000 Piaſter.

Durch meinen Freund Alerander S. erfuhr ich , wenigſtens zum Theil, den fleinen Auftritt , welchen ich ſo eben ſchilderte, denn der Pfarrer Ignacio als gewandter Mann hatte nicht verfehlt, ſobald Cota feit von der Nebenbuhlerſchaft der beiden berühmten Spieler zu ver:

Iſt es möglich ? Und Tecualtiche hat fünfmal gewonnen ! das macht für Cota einen Verluſt von 50,000 Piaſter. Jo bebe nodi vor Aufregung. Nach dieſen wenigen Worten , die ich mit Herrn S. wediſelte, war

breiten. Wir beſchloſſen dieſem ſeltſamen Zweifampf beizuwohnen. Sobald das Abendgebet vorüber war, machten wir uns daher, mein

ihres ſeltſamen Zweifampfes waren eben ſo raſch geweſen , als dieſer

und Tecualtiche ihn verlaſſen hatten, durch die ganze Stadt die Neuig

meine erſte Sorge auf die beiden Nebenbuhler zu blicken. Die Folgen

Landsmann und ich auf den Weg nach dem Hauſe des Pfarrers Ignacio.

ſelber, denn id ſah lola am Arme des Tecualtiche , der ſie mit vor Leidenſchaft glühenden Blicen betrachtete und ſeine dicken Lippen ihrem kleinen zarten Ohre näherte , um ihr etwas zuzuflüſtern. Lola lächelte ihm freundlich zu. Am andern Ende des Saals ſprach Cota lebhaft,

Das Gewühl, welches den weiten Saal erfüllte , wo gewöhnlich Monte

geſpielt wurde, war ungeheuer; nicht Eine einzige nur irgend bedeutende Perſönlichkeit von Coſala fehlte bei dieſer Zuſammenkunft, und dennoch

mitten in einer Gruppe von Bergleuten ; er erzählte ihnen , wie er der

herrſchte unter dieſer dichten Menge ein großes Sdweigen. Tecualtiche mit ſeinen langgelodten Haaren , lebhafter Farbe , glanzendem Auge,

unglüdlichſte aller Menſchen ſey durch einen Spißbuben von Diener, deſſen Faulheit er mit anderthalb Unzen des Monats reichlich belohne, was aber den Schlingel nicht verhindere , ihn bei den Ginkäufen von

hatte etwas Herausforderndes in ſeinem ganzen Weſen , während Cota ftets falt und zurückhaltend blieb. In einer der dunkelſten Eden des Saaled verſuchte Lola fich der allgemeinen Neugierde zu entziehen ; aber

Chocolate , getrocknetem Fleiſche und Lichtern aufs ſchmählichſte zu bes fehlen. Uebrigens von dem Spiel , das er verloren , nicht ein Wort. Dieſe Zurüdhaltung, welche alle Anweſenden nachahmten , wurde übrigens von dem Tecualtidie nicht befolgt, denn man hörte bald ſeine ftarfe Stimme alles andere Geſpräch übertönen. Caballeros, ſagte er , ich habe die Ehre Euch alle auf Morgen zu meiner Hochzeit einzuladen ;

ihr Puß war ſo wohlgewählt, ihre Schönheit ſo leuchtend , und die Nolle, welche fie in dieſem eigenthümlichen Drama ſpielte , ſo wichtig, daß fich beinahe aller Augen nach ihr hinwandten. Indeß begann das

gewöhnliche Spiel bald , ohne daß einer der Zuſchauer eine Bemerkung machte. Wenn auch der Mericaner hinſichtlich der Ehrlichfeit ſehr un

ich heurathe die Señorita Donna Lola.

wiflend iſt, ſo beſigt er wenigſtens in hohem Grade die ſo ſchwierige Renntniß der guten Lebensart und Sdidlichkeit. Ich habe hier niemals ſo viele Menſchen und ſo wenige Spieler geſehen, ſagte endlich Tecual tiche, als die erſten Karten ausgegeben waren. Wollt Ihr, Herr Cota, daß wir ein wenig, einer gegen den andern ſpielen , das wird vielleicht

Herr Cota, ſeşte Tecualtidhe,

den ſein Sieg berauſchte, ſpöttiſch hinzu , weil 3hr ſo viel zu meiner Heurath beigetragen , iſt es gerecht, daß man Euch eine Stelle alo Brautführer aufbehalte. Nehmt Ihr es an ? Mit Freuden, lieber Caballero und Freund ! antwortete Cota lächelnd und fich höflich verbeugend. Ginige Augenblicke nachher verabſchiedeten ſich alle Spieler von dem hochwürdigen Pfarrer 3gnacio ; denn jeder wünſte fich offen und frei über dieſe ernſten Ereigniſſe ausſprechen zu können.

das Spiel beleben ?

Ihr wißt , lieber Caballero und Freund , daß ich ſtets zu Guern Befehlen bin, antwortete Cota , aber um Ginen gegen den andern zu ſpielen, müßte einer von uns Bank halten ?

Indem Lola wegging, gewahrte fie unbeweglich an der Thüre ſtehend,

Ich übernehm' es, Herr Cota, erwiderte Tecualtiche, mein Einſaß wird 50,000 Piafter, mein ganzes Vermögen ausmachen ; ift Guch

heiliges Wort darauf geben , daß dieſe Karten nie von mir weggekom

Cota , der ſein wohlwollendſtes Lächeln an fie richtete. Die junge Cu liacanerin fühlte fich erróthen und wandte fich erſchrocken ab. Tecual tiche war ſtolz wie ein Ajar und nahm fich nicht die Mühe, ſein Glüd zu verbergen. Nun , ſagte ich zu dem hochwürdigen Ignacio, der fich eine Cigarre von mir erbat, ſcheint mir alles beendigt ; was haltet Ihr davon ? Da näherte der Pfarrer ſeinen Mund meinem Dhre und ſagte ſo leiſe, daß nur ich allein es hören fonnte : „ Meine Meinung iſt, daß

men find.

wir bei dieſem Smauſpiel erſt am Beginne des Endes find.“

das genehm

Das iſt wirklich ein ſehr ſchöner Ginſaß ! antwortete Cota , aber die Karten ſcheinen mir etwas zu abgenūßt ? Herr Cota ! rief alsbald der Pfarrer Ignacio, id fann Euch mein

Nun, ſo wollen wir uns mit dieſen Karten begnügen. Alte Klin: gen, tiefe Wunden ! ſagt ein caſtilianiſches Sprüchwort. Seht, ich bin fertig , beginnen wir das Spiel !

Tecualtiche feßte fich nun auf den hohen Stuhl des Bankhalters und nahm ein Spiel Karten.

Verlag der 3. 6. Cotta'ſdien Buchhandlung.

Vegetabiliſer Salg. Rürzlid, iſt aus Sanghai zu Livers pool ein Schiff mit dieſem Talg angekommen (. Shipp. Gaz. L9 Decem ber) , aber man weiß noch immer nicht, was man aus dieſem Stoffe machen ſoll . Verantwortlider Medacteur Dr. Ed. Widenmann .

Das Auslan d. Ein Tagblatt fir

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. N " 10.

12 Januar 1848.

lichen Geiſt der Nordamerifaner gehabt haben müſſen , daß der

Die Botſchaft des Präſdenten Polk. Dieſe Botſchaften find troß ihrer Weitſchweifigfeit immer hödift intereſſante Documente, und je mehr man ſich mit den Zuſtänden und Verhältniſſen dieſer mächtigen Republif vertraut gemacht hat, deſto mehr wird man finden , mit welcher Sorgfalt und Berückſichtigung der Umſtände fie abgefaßt find. Wie ſehr dieß auch mit der bießmaligen Botſchaft der Fall iſt, wird man gleich aus dem Umſtand erſehen , daß Pole fich diesmal

einem Congreß gegenüber befindet, deſſen eine und zwar die mächtigere Hälfte aus nicht ganz freundlichen Elementen zuſam-

Das Haus des Senats iſt noch, weil es auf ſechs Jahre gewählt iſt, in der überwiegenden Mehrzahl demo-

mengeſeft ift.

fratiſch, oder, wir möchten faſt lieber den amerikaniſchen und eigentlich gar nichts ſagenben Namen anwenden , Locofoco, weil Der Titel „ Demofratiſch, den die Partei fich ſelbſt gegeben hat , ihre Stellung nur ſehr uneigentlich ausdrücft ; das Haus der Repräſentanten iſt nach dem Sieg ,

den die Whige am Ende

vorigen Jahrs errungen, bereits in der Mehrzahl whiggiſch, der Locofoco-Partei, welche Polf aus dem Dunkel hervorgezogen und auf den Präſidentenſtuhl erhoben hat, entgegengeſept; Polf muß alſo, da die whiggiſdye Partei, wenigſtens einzelne hervorragende Führer derſelben den Krieg gegen Merico angegriffen haben, und ſelbſt gegen die Ginverleibung von Leras remonſtrirten, ſeine vergangene und ſeine fünftige Poſitif gegen Merico ficher zu ſtellen ſuchen. Dieſe Rechtfertigung drückt der ganzen erſten Hälfte der faſt ungewöhnlich langen Botſchaft das Gepräge auf. Er geht

Präſident es paſſend findet, einen ſolchen Päan anzuſtimmen. Nach dieſen Bemerfungen , die man nur als den Eingang der Botſchaft betrachten kann , fommt er auf die Geſchichte des Kriegs , die er indeß nur in der Abſicht abhandelt, um auf die Hartnäckigfeit der Mericaner einzugehen, welche fich durchaus weigerten , Friedensunterhandlungen anzufnüpfen . Dieſe Wei gerung iſt freilich zum Theil unerflärlich, denn um fte erklärlich zu finden , müßte man eine genauere Kenntniß der verſchiedenen

Durch einander ſpielenden Intriguen beſigen ; vielleicht rechneten die mericaniſchen Anführer allzu zurerſichtlich auf fremde Ein miſchung, als daß ſie es über fich hätten gewinnen fönnen auf ernſthafte Unterhandlungen einzugehen . Polf hatte dem Heer einen Unterhändler nachgeſandt, den mehrerwähnten Herrn

Triſt, nicht um nochmals Frieden anzubieten , ſondern um bei der Hand zu ſeyn , wenn die Mericaner um Frieden nada ſuchten , weßhalb man ihnen auch ganz einfach von der Anweſen heit des Unterhändlers Nachricht gab . Die Mericaner benügten indeß die dargebotene Friedenshand erſt nach den vor der Haupt

ſtadt, bei Contreras und Churubusco, erlittenen Niederlagen, und auch da nicht in der Abſicht, um Frieden zu erlangen, ſon dern um Zeit zu gewinnen , denn die vorgeſchlagenen Bedin gungen waren ganz unannehmbar. Dieß führt zu einer Aus einanderſegung der gegenſeitigen Verhältniſſe , welche fich mit

wenigen Worten wiedergeben läßt. Merico hat eine Anzahl amerikaniſcher Pürger beeinträchtigt , und dieſen Entſchädigung verſprochen , aber nicht geleiſtet; inzwiſchen begann Mericc den Krieg, und es iſt alſo nicht anders wie billig, daß die Meri

zwar nidt mehr näher auf die Veranlaſſung des Kriege ein ,

caner den Krieg und die Entſchädigungen bezahlen ; da fte aber

Die er nach ſeinen frühern Botſchaften , namentlich vom 13 Mai

kein Geld haben , ſo müſſen ſie Land ablaſſen ; bas ley, wie der

1846 als bekannt und hinlänglich gerechtfertigt anſieht, trägt

Präſident wiederholt anınerft, auch fidytlich die Anſicht des vori

aber Sorge hinzuzufügen , daß die Kriegøerklärung gegen Merico faſt einſtimmig im Congreß angenommen worden ſey, indem im

gen Congreſſes geweſen .

Senat nur zwei, im Repräſentantenhauſe nur 14 Stimmen fich

die wichtige Bay von San Francisco mit eingeſchloſſen iſt. Das war aber auch die einzige und, wie wir gleich ſehen wer

Die Mericaner boten die Abtretung

des Landes an der Weſtfüſte bis zum 37º ani , in welche alſo

dagegen erklärten ; troß dieſer Einſtimmigkeit habe er jeden Augenblic fich bereit gezeigt, dem Krieg durch einen billigen

Den , ſehr ſchwache Conceſſion : bagegen verlangte Merico das

frieben ein Ende zu machen. Von dieſer captatio benevolentiae cyreitet er zu einer zweiten, indem er in einer für einen

Land zwiſchen Nueces und Rio Grande, D. h . gerade den Streif, welcher zum Krieg Anlaß gegeben hatte, und noch überdieß

hodiſt bürgerlichen Präſidenten faſt zu enthuſiaſtiſchen Dithyrambe heraueftreicht, wie ſich die reguläre und irreguläre Armee mit unſterblidem Ruhm bedeckt habe. Wir wollen der wirklich merfwürdigen Zapferkeit und Austauer der amerikanijden Iruppen

Krieg gelitten hätten. Polf hat Recht, wenn er in ſeiner Bote fdjaft ſagt, die Mericaner hätten Forderungen geſtellt, ale ob

nicht das mindeſte an ihrem Rulm abziehen , ſondern maden

gungen nicht annehmen würden , konnten ſie roraus wiſſen, die

Entſchädigung für die mericaniſchen Bürger, welche durch den ſie die Sieger wären ; denn daß die Amerikaner ſolche Vebin

andlunt gen waren alſonur zum Steinangefnüpft. Das Unterhſprich nur auf denlimſtand aufmerfjam ,weldeGinwirkung dieaußers gegen jeßt Bolf wieterum die volle Forderung aus, daß orbentlichen militäriſchen Erfolge auf den jonſt ſo ſtodbürger

38 das Land bis zum Rio Grande im Dſten und bis zum Rio Gila im Norden abgetreten werbe , alfo Dber -Californien und

Neumerico. Falls fich Merico hiezu bereit erkläre, wird ſogar noch eine Geldentſchädigung in Ausficht geſtellt, wenn dieß ab

Krieg mit dem jungen Rieſen anzufangen, iſt es mit größerer Entſchiedenheit und Redheit auf ſein Ziel losgegangen . Polt hat nicht ohne große Kunſt in ſeiner Botſchaft ſein eigenes Verfahren an die ſeit Jahrzehnten befolgte nordamerikaniſche

getretene Stüd mehr werth ſeyn ſollte, a18 eine billige Ont

Politik angefnüpft , und dieß gibt auch die Ausſicht, daß er

ſchädigung Nordamerifa's. Aber von dieſer Forderung, der Abs

ungehemmt durch ernſtliche Einreben des Congreſſes ſeine Bahn

tretung Dbercaliforniend und Neumerico's, erklärt Polf in feis nem Fall abzugeben.

berfolgen werde. Wir haben ſchon bemerkt, daß eine Partei in den Vers

Nach dieſer unumwundenen Erklärung, von der in der

einigten Staaten den Krieg mit Merico durchaus mißbilligt hat.

That weber Polf noch ein anderer amerikaniſcher Präſident abs

Dieſer tritt er nun , nachbem er ſeine Anfidit über die Ver

Was ſoll jeßt ges

gehen kann , weil es gar nicht mehr wohl möglich iſt, die bes

gangenheit ausgeſprochen, offen gegenüber.

reite barin befindlichen norbamerikaniſchen Bürger herauszus

ſchehen ? Amerifa kann nicht zurückweichen aus ſehr einleuchten Den Gründen. Californien und Neumerico find zum Theil ſchon von Amerikanern überſchwemmt, und da ohnehin die Nothwen digkeit vorhanden iſt, dieſe Provinzen zu erwerben, ſo iſt es

treiben , kommt dagegen Polk auf die Klugheitsgründe, welche dieſe Abtretung für Merico und für Nordamerika gleich uner

läßlich machen .

Merico könne weber die Provinz Neumerico ,

allerdings ein gutes Stück Perfidie vor, denn die Indianer ſind,

unerläßlich, daß man fte alábald als amerifaniches Gebiet er kläre und fte den Geſeßen und Einrichtungen der Vereinigten Staaten unterwerfe, damit Ruhe und Sicherheit des Beſiges in

zum Theil von den Nordamerifanern aufgewiegelt, in neuerer Zeit ſo gar keď geworden ; daß aber Merico Dieſe Provinzen

Daß Nordamerika vorerſt in Landerwerbung nicht weiter gehen

noch Obercalifornien länger behaupten und gegen die Einbrüche der Indianer ſchüßen ; was den legtern Punft betrifft, fo herrſcht

Denſelben zurückkehren.

Damit ſpricht Polk zur Genüge aus,

ſden Einwanderer behaupten könne , iſt ganz richtig, und wenn

wil. Aber der Gang des Kriegs hat die Nordamerifaner weit über dieſe Gränze hinauß ins Herz des feindlichen Staats ge

man von der amerifaniſchen Regierung verlangen wollte, daß fie die Polizei übe und ihre Bürger nicht in frembes Land eins

Frage .

nicht mehr lange gegen die weißen , namentlidy norbamerikanis

Dringen laſſe, ſo verlangt man eine Unmöglichkeit. Kann aber Merico jene Provinzen nicht mehr behaupten , ſo werden die darin angeſiedelten Einwanderer fich unabhängig erklären, oder Merico wird dieſe Provinz an irgend jemand, etwa an eine europäi ſche Macht verkaufen ; eine Unabhängigkeitderflärung hätte aber denſelben Erfolg, denn ein ſo ſchmacher Staat könnte ſich nicht halten, und würde factiſch zur Colonie einer fremden Macht werben . Das iſt der Hauptpunkt, der die Politik der Ver: einigten Staaten ſeit langer Zeit geleitet hat, und auch ferner leiten wird ; deßhalb enthält die Botſchaft nachſtehende unums

wundene Erklärung : „ Sollte irgend eine frembe Regierung ver ſuchen , Californien als Colonie zu beſeßen, oder ſonſt fich ein zuverleiben , ſo müßte der von Präſident Monroe im 3. 1824 ausgeſprochene und von mir in meiner erſten Jahresbotſchaft wieder beſtätigte Grundjas, daß mit unſerer Zuſtimmung keiner fremben Macht geſtattet werden ſoll, auf irgend einem Sheil

des nordamerifaniſchen Continents eine neue Colonie zu ſtiften

führt, und was hier geſchehen ſoll, iſt eine weit verwickeltere Für die Amerifaner iſt es eine hodiſt läſtige, mit ihren

Inſtitutionen ſchwer verträgliche Sadhe, weitläufige Groberungen zu machen , Armeen und Proconſuln in fremden Ländern zu unterhalten , muß man aber darum , wie manche Nordamerikaner meinen , die Sache ganz fallen laſſen , ſich auf die Gränze zurückziehen und bloß dieſe vertheidigen ? Polf iſt keineswegs dieſer Anſicht , und hat auch in dieſem Punfte gewiß leichtes Spiel mit ſeinen Gegnern . Wenn ſich die Amerikaner ohne weitereß an den Rio Grande und Rio Gila zurückziehen, ſo wird das Innere von Merico die Leiben des Kriegs nicht mehr empfinden , und darum nicht geneigt ſeyn, Frieben zu ſchließen ; es wird vielmehr den Kampf fortſeßen und einen Guerillafrieg führen , der nothwendig zum Nachtheil der Vereinigten Staaten ausſchlage :1 müßte , denn wenn Merico im Innern unbeobachtet

feine Schaaren ſammeln und auf einen beliebigen Punft werfen fann, ſo muß es leicht ſeyn die Gränze zu durchbrechen und ro auf weite Strecken Verheerung zu verbreiten. Darum geht die Argumentation weiter - bleibt nicht übrig, als audy

oder eine Herrſchaft zu begründen , aufrecht erhalten werden .

Die andern Provinzen militäriſch beſebt zu halten und Steuern

Wollten wir aber dieſen Grundſaß behaupten , und das Ein

zu erheben , um die Koſten dieſer Belegung zu beſtreiten ; weitere Maaßregeln dann nöthig werden, und welche fügung Dann getroffen werden muß, bas hängt von dem gen Gang des Kriegs und von dem Verfahren ab, das

bringen einer fremden Macht zurückweiſen , fo fönnten wir in anbere, noch foſtſpieligere und noch ſchwierigere Kriege, als der, in dem wir jeßt begriffen ſind, verwidelt werden .“ Das iſt ſehr deutlich geſprochen , und feine fremde Macht - natürlich iſt nur England gemeint - fann nad tiefer Erflärung im -

Ginne haben , hier im Trüben zu fiſchen , und Erwerbungen machen zu wollen, es ſey denn, Daß fie entſchloſſen ſey, alebald Krieg mit den Vereinigten Staaten zu beginnen. Um auch bazu ſo wenig wie möglich Veranlaſſung zu geben, hat man dem Handelsverkehr fremder Staaten mit Merico ſo wenig Hin derniſie wie immer möglich in den Weg gelegt.

Man erſieht hieraus, daß Nordamerika ſich ſeine Zwed 8 klar bewußt iſt, und daß es denſelben , nicht erſt ſeit dem Kriege,

ſondern ſeit langen Jahren verfolgte. Viele Schwierigkeiten hatte es auf dem langen Wege zu beſtehen, aber in dem Maaße, ale ed in Macht, Reichthum und Bevölkerung heranwudhe, und England immer weniger geneigt wurde, einen hoffnungsloſen

„welche Endver fünftis Merico

in Zukunft einzuſchlagen gedenkt. “

Was man Geſchrei über audy engliſche betrachtet man

auch von dieſen Anſichten halten mag, welches die unerſättliche Raubgier junger Demokratien und einige franzöſiſche Vlätter erheben mögen , die Sache mit unvoreingenommenem Auge, ſo

muß man geſtehen, daß Polk faum anders ſprechen kann. Seine Botſchaft iſt keine im Geheimniß des Cabinets ausgeſprochene Anfidit, ſondern ein Document, das in alle Welt ausgeht unb, wie man ſich leicht denken kann, in Merico mehr als irgend anberówo mit Begierde verſchlungen und commentirt werden Alle Unterhandlungen mit den conſtitutirten Behörden

wird.

haben tehlgeſchlagen, und zwar hauptſächlich aus Schulb der Mericaner ſelbſt, denen man lange Jahre von ihrer Macht und

unüberwindlichen Tapferkeit vorgeredet, und die jeßt auf einmal

39

Goon

Volfe ihr Unglüd dem Verrath zuſchreiben und behaupten ,

eine Monarchie Merico wieder zu der alten Blüthe, wie unter ſpaniſcher Herrſchaft, emporheben, und ſo für Nordamerika ein ſehr läſtiger Nachbar werden würde. Die monarchiſche Propa ganda Europa'& hat hier einen Gegner gefunden, den fte viel leicht noch im Anfang der zwanziger Jahre, jeßt aber ,wohl

wenn man nur die Kraft des Volks gebrauchen wolle, würden

[dwerlich mehr befiegen fann .

die gänzliche Machtloſigkeit ihres Landes erfennen ſollen .

ES

fann nicht andere ſeyn , als daß fie über Verrath ſchreien , und wäre Santa Ana's Benehmen ſo klar und mafellos, als es

unbezweifelt das Gegentheil iſt, ſo würde dennoch die Maſſe des fich die Niederlagen aldbalb in Siege umwandeln. Dieſem burch Schmeicheleien und angebornen Stolz bethörten Volf gegenüber

(Schluß folgt.)

muß Polf, ſelbſt wenn ſeine Abſichten weſentlich von den aus

Die Chineſen auf Borneo.

geſprochenen abwichen, die ſtrenge Sprache des Siegers hören laſſen, um es zur Befinnung zu bringen und einen Friebeng

(Schluß .)

ſøluß möglich zu machen , denn baß die Amerikaner feine große

Die Dajaks von Seribas

Luft haben , dieſe läſtige Eroberung jeßt ſchon zu behalten , -

find der wildeſte und grauſamſte Volksſtamm auf der Nord

-

wenn ihnen auch ſpäter der Appetit fommen ſollte, — das darf

und Weſtküſte von Borneo.

man ihnen wohl auf& Wort glauben ; nicht nur haben Dfficiere und Golbaten in Merico felbft bieſe Anficht ausgeſprochen , ſons

Sultanß von Borneo-Proper, beläufig 40 Meilen von Sambas, weit landeinwärt8 am Flufſe Seribas. Da fte ſehr zahlreich

dern die leitenden Köpfe der Amerikaner müſſen die Schwierig-

find, ſo wagen die Malaien , welche an der Mündung des Fluſſes wohnen, nicht, ihnen zu widerſtehen , und geben ihnen freien

keiten einer ſolchen Beſepung unb bie nachtheiligen Folgen für

ihr eigenes Land in vollem Maaße erkennen . Darum erflärt

auch Polf ganz offen und ohne alle Umſchweife, es ſey nie ſeine Abſicht geweſen , das Land dauernd zu erobern und deſſen Eriſtenz als eines unabhängigen Staats zu vernichten . Man muß

alſo nur ſuchen, einen temporären Vortheil aus dem Lande zu ziehen , der zu gleicher Zeit, indem er auf das Land ſchwer brüdt, dieſe zur Nachgiebigkeit und zum Frieben ſtimmt.

Darin

finden indeß die Nordamerikaner eine bedeutende Schwierigkeit : an Taylor und Scott waren Befehle ergangen , fich die nöthigen Leben&mittel unentgeltlich liefern zu laſſen , beide aber erklärten , Daß dadurch die Armee nur in Noth perſegt werden würde , und

daß man fich die nöthigen Lebensmittel nur durch baare Bezahlung verſchaffen könne. Audh die Auflegung von Söllen und beren Erhebung durch nordamerikaniſche Zollbeamte hat bis jett nur ein ſehr dywaches Ergebniß geliefert , Polks eigener Angabe

Ihre Heimath iſt im Gebiete des

Durchzug bei allen ihren Streifzügen . Sie unterſcheiben fich in Sitten und Gebräuchen von den übrigen Dajaks in nichts, als durch eine noch größere und unbegränzte Sucht zu dem ſo gräßlichen Kopfabídlagen , aus welcher Urſache fte auch dieſe jährlichen Streifereien unternehmen. Am liebſten gehen ſte über See, und obgleich ſie eigentlich keine Seeleute ſind und ihre Fahrzeuge fein ſchweres Wetter vertragen können, ſo bers einigen fte ſich zu Tauſenden, gleich nachdem der Reis geſchnitten , getrodnet und eingebracht iſt, und begeben fich auf die See , bis die Zeit des Rei&pflanzens wieder kömmt , wo fie dann zurüdfehren. Wenn ſie ſo einen Raubzug verabrebet haben, ſo bringt jeder ſein Brett mit und trägt dasſelbe bis zum Strande , wo dann die Prauwen aus denſelben gebaut werden, ohne daß

fie dazu Eiſen oder anderes Metal gebrauchen , da fie dieſelben bloß durch Baumbaſt feſt miteinander verbinden . Kommen fte

zufolge nur etwas über eine halbe Million. 68 fragt fich jeßt, wie wirb die nordamerikaniſche Regies rung zu einem Ziele fommen ? Hier werden wir in das Ge-

zurück, ſo nimmt jeder wieder ſein Brett mit nach Hauſe und

bewahrt dieß für eine folgende Gelegenheit. Ihre Fahrzeuge find gewöhnlich 8 bis 12 Klafter lang , etwas mehr als eine Ein kleines Binſenſegel und große

wirre der mericaniſchen Parteien hineingeführt, aus dem man,

breit, und drei Fuß tief.

da faſt allenthalben nur perſönliche Intereſſen einwirfen, den Ariadnefaden nicht finden kann . Dieſen Privatintereſſen, den

Pagaier ober kurze und breite Ruber find die Mittel, um ſie

unaufhörlichen Revolutionen, die jeßt dieſes, jeßt jenes Parteihaupt an die Spiße brachten , wird die bisherige Unmöglichkeit

100 Köpfen, welche alle ihre feſten Ruberpläge haben , wo fie eiſen, figen und ſchlafen , und wegen des leichten Vaues des

eines Friedensabſchluſſes hauptſächlich zugeſchrieben. Die ein-

Fahrzeuges ſo wenig als möglich Bewegung machen . Hinten iſt ein geräumiger, überbecter Plaß, wo die Lebenômittel bes

zige wirklich, wie e8 ſcheint, uneigennüßige Partei, die monars

über See zu bringen.

Ihre Bemannung beſteht aus 40 bis

chiſche, wird aber von Polf entſchieden zurückgewieſen , indem er

wahrt werden, und welcher zugleich der Aufenthalt ihrer Häupt

erklärt : es iſt außerdem , wenn unſere Iruppen vor Abſchluß

linge ift.

eines Friedens zurückgezogen würden, Gefahr vorhanden, daß das mericaniſche Volf, mübe der ewigen Revolutionen, und des Soußeß für ihre Perſonen und ihr Eigenthum beraubt, frems dem Einfluſſe fich hingeben und ſich in die Arme eines europäiſchen Monarchen werfen möchte, um der Anarchie und ben daraus entſpringenden Leiden zu entgehen . Dieß müßten wir, um unſerer eigenen Sicherheit willen und in Gemäßheit unſerer feftgegründeten Politik, verhindern. Wir fönnten nie einwillis gen, daß Merico auf dieſe Weiſc in eine Monarchie umgewan-

fte kleine, mit eiſernen Spigen und Widerhafen verſehene, oft

delt und von einem fremden Fürſten beherrſcht würde.“ Dieß iſt das ſtärffte Zeugniß, daß in Merico das Gefühl der Notha wendigkeit einer Monarchie hinreichend erwacht iſt, um ſolche im eigenen Lande möglich zu machen . Wenn ſich Nordamerika dagegen erklärt , ſo geſchieht dieß ſchwerlich aus theoretiſcher Vorliebe für die Republik, ſondern in der Ueberzeugung, daß

Feuerwaffen kennen fie nicht ; das Blasrohr, woraus

vergiftete Pfeile blaſen, welche einen Abſtand von hundert Fuß

erreichen , find nebſt dem Klewang die vornehmſten Waffen , die fte gebrauchen. Auch werfen ſie behende und weit mit dem Seligie, welches eine bambuſene Lanze iſt, beren Spiße im Feuer Ein großer, länglich vierediger Schild muß

gehärtet wird .

fie beden , wenn fie mit Feuerwaffen angefallen werden, oder im Handgemenge fich Mann gegen Mann vertheidigen.

Bei

ihrem feigen Charakter wagen ſie keinen Anfall, als wenn ſte feſt überzeugt ſind, feinen Widerſtand zu finden, und niemals ſtreiten fie im offenen Felde, ſondern bloß im Hinterhalte. Da ihre Fahrzeuge feiner hohen See widerſtehen fönnen , ſo rubern fte immer länge der Küſte, flüchten bei dem geringſten Schein von ſchlechtem Wetter in eine Bai oder Bucht, oder verbergen

fich auf kleinen, unbewohnten Inſeln. Dieſe dienen ihnen auch,

wodo

40

um die eroberten Köpfe zu trocknen , welche ſie mit dem Ende ihres Raubzuges im Triumphe nach Hauſe bringen ; jeßt aber werden noch eine Zeitlang dieſe Helbenthaten mit Feſten , Län

zen und Gaſtmählern , wobei die zügelloſeſte Trunkſucht und Wolluſt herrſchen , gefeiert . 6. Schmidtmüller.

Briefe eines ruſſiſchen Arztes (Rafalowitſch) aus der Türkei.

‫سهم من سر‬

Höhen abzeichnet. Der Charafter der Steinformation wird hier vul caniſder , während er am weſtlichen Ufer vorzugsweiſe neptuniſch iſt,

obgleich audy hier unter den horizontalen Schichten des grauen Ralfes vertical aufgerichtete Schichten ſich finden, die, nach ihrer dunfelbraunen Farbe zu ſchließen , wie verbrannt ſcheinen ; dieſes leßtere Geſtein tritt auf in unregelmäßigen , concentriſchen Halbfreiſen , oder vielmehr in nierenförmigen Bogen ,. die fich nicht ſelten von einem Hügel zum zweiten und dritten , troß der ſie trennenden Thäler ausdehnen. Höhlen gibt es hier , wie allenthalben um Jeruſalemi, in den Bergen außerordentlich viel. Ueber dem See ruht gewöhnlich den ganzen Tag ein leichter , weißer Nebel , aber der Anblic ſeiner Ufer, ſeiner Ober:

Adter Brief . গ

Die Umgegend von Jeruſalem ; Neiſe nach Beirut. (Ruſſiſches Journal des Miniſt. des Innern . November 1847. )

Häufige Ausflüge Testen mich in den Stand , die Topographie der

Umgebungen Jeruſalems genauer fennen zu lernen.

Sechs Stunden

fläche und ſeiner Wellen bringt nicht den Eindruck einer furchtbaren Grtöbtung der Natur hervor, von der manche Reiſende ſprechen ; nir: gende fand ich die übelriedhenden Schwefeldämpfe, den freſſenden Anflug einer beißenden Alche, die ſchwimmenden Maſſen feſtgewordener Naphtha, vo

denen ich in Büchern lak. Vegetation iſt allerdings um den See

davon gegen DNO. liegt Jericho in einer faſt zwei Breitengrade fich

her ſehr wenig , doch gibt es Soda : Sdilf ,

ausdehnenden Gbene zwiſchen den Gebirgen Judáa's , die hier rechts

anderes ganz nahe am Ufer wachſendes Gebūſche.

und links fich ſpalten und das Thal des Jordans bilden, vom Nordende

Glariſch , zwiſchen dieſem Orte und dem See Barduil, fam ich durdy

des Sees Tiberias bis zur Südgränze des todten Meeres. Man geht

ungleich traurigere Gbenen , die wirflich zwei bis drei Stunden mit einer

unaufhörlich zwiſchen und quer über Hügel von derſelben Formation

ununterbrochenen Aſchenſchite bedeckt ſind , weldie unter den Füßen wie Schnee fniſterte; vergeblich aber ſudyte ich Spuren von Aſche um das todte Meer her . Die Oberfläche zeigt ſich als eine helle , licht laſur:

und eben ſo ſteil und fahl, wie auf der andern Seite von Jeruſalem . Alle gehen, je zu dreien , von der allgemeinen Bergkette aus, welche von Süden nach Norden gleichſam den Nücgrat Syriens bildet, und ribben ähnlich in beſondern Rämmen in nur geringer Entfernung von einander nach Norden und Nordoſten laufen ; ihre Enden im Jordanthale find vorgebirgsartig. Das Thalfum Jericho iſt ſehr breit und gar nicht bebaut , dennoch aber keineswegs von Vegetation entblößt ; zwei Arten von Pflanzen trifft man ſogar in großer Menge, einen Baum , der in Aegypten Jubad und hier Dum oder Sindri heißt und deſſen Frucht einer Kirſche gleid)t, aber unangenehm ſcuredt ; die andere Staude iſt flein und hat graulich grüne Blätter und viclette Vlüthen , die ich zugleich neben reifen Früchten fand. Vlätter und Stengel ſind mit

(darfen Stacheln bedeckt, die Blüthen gleichen völlig denen der Duila camara , und die Frucht hat die Größe einer diden Pflaume, iſt von ſqöner Form und hübſcher hellgelber Farbe ; unter einer feſten Haut iſt ein dider, grünlicher, bitterer und ſehr ſqarfer Saft nebſt vielen flachen

kleine Tamarisfen und Einige Werſte von

farbene Ebene; das Waſſer an den Ufern iſt durdiſichtig , wie Kryſtall und plåtſert ruhig an die umgebenden Baſalto und Lavaſtücke; Fiſche

ſah ich keine, Muſcheln ſehr wenig, aber ich ſammelte einige Stücke von verſchiedenen Arten. Im äußern Ausſehen unterſcheidet ſich das Waſſer nicht vom gewöhnlichen Seewaſſer , aber an Geſchmack iſt es wirklich unerträglich ſalzig und bitter ; es brennt auf der Zunge, und wenn es

zufällig in die Augen founit, beißt es heftig . Nach einigen Auflöſun gen ſoll es 40 verſchiedene Salze haben , und als ich mich im See

badete, konnte ich mich von der Nichtigfeit der Bemerfung des Plinius überzeugen „ daß es ſchwer ſey auf den Grund zu tauchen , und daß auch ein Menſch , der nicht ſchwimmen könne , dody (wegen der bedeutenden ſpecifiſchen Søwere) auf der Oberfläche des Waſſers bleibe. " Das Thal des tobten Meeres liegt 130 Fuß unter dem Meeresſpiegel, und

daraus kann man fich die unerträgliche Hiße erflären, die ich wie hier,

Rernen , die an den verticalen Zwiſchenwänden feſtfißen. Dieſ iſt angen

ſo auch ſpäter an den Ufern des Sees Tiberias bemerfte.

ſcheinlich eine Pflanze aus dem Geſchlecht der Solaneen (wozu Tabak, Kartoffeln, ſpaniſcher Pfeffer, Bilzenkraut u . f. w. gehören ), aber Haſſel

Morgens zeigte mein Thermometer am tobten Meer in der Sonne 40° R.

quiſt hat ſie mit Unrecht Solanum Melangena genannt. Ginige Reis fende nehmen die von mir oben geſchilderten Früdste für den mit Aſdhe gefüllten a piel des todten Meeres , von weldjem alte Schriftſteller

wörtlich glühend, ſo daß man ihn nicht anrühren konnte . Von dem rothen Meere nach Bethlehem iſt es ein Nitt von etwa ſechs Stunden ; in der Nähe dieſer Stadt , welche etwa zwei Stunden ſüdlid von Jeruſalem liegt, iſt der Boden etwas beſſer, die Abhänge der Hügel runder, die Schichte guter Grbe dicker, und die Arbeit des Lande mannes wird von der Natur etwas freigebiger belohnt , das Getreide auf den Feldern iſt gut, und in den Thälern zeigen ſich Garten mit Feigen :, Granat- und Olivenbäume nebit Weinreben. Bethlehem (Beit

ſprechen . Etwa eine Stunde von Jericho gegen Nordweſten findet fidh eine Quelle, die gutes Waſſer in Fülle liefert, die Eingebornen nennen

fie die Königsquelle (ain essultan ) , der Jordan liegt zwei Stunden weiter gegen Diten. Zur Zeit meines Beſuches überſtieg die Vreite des Fluſſes nicht 30 oder 35 Fuß, Tiefe und Strömung aber waren bedeu tend. Die Ebene in der unmittelbaren Nähe des Jordans iſt völlig

Um 11 Uhr

(am 5 Mai); der Lauf eines neben mir liegenden Gewehres war ganz

Waſſerfläche abfallen, ſind von einem diden, ſaftigen , grünen Kranz von

Lachm bei den Arabern) iſt auf dem Gipfel eines hohen ſteilen Hügels gebaut, und enthält 2500 Einwohner, größtentheils Chriſten, die ſich mit dem Aderbau und noch mehr mit dem Bereiten von Roſenfranzen, Perl

Palmen, Tamarisfen und einigen andern Bäumen eingefaßt, um welche

mutterfreuzen , Muſcheln ‘mit geſchnißter Arbeit beſchäftigen , welche

ficha Epheu in breiten Feitons jūlingt. Dieſe Vegetation bildet an bei: den Ufern des Jordan einen Strich von nicht mehr als zwei oder drei Fuß Breite, begleitet ihn aber aufwärt8 und abwärts an ſeinem Lauf,

jährlich in bedeutender Menge von den Pilgern gefauft werden. Troß dieſem ziemlid) einträglichen Geſchäftszweig ſind die Bethlehemiten ſämmt lich in Armuth ; ſdon ihr äußeres Ausſehen iſt ármilicy, die Häuſer

ſo weit das Auge reicht. Der Veſuch dieſer Gegenden iſt ídwierig und

hody, aber unreinlich, ſo wie die Straßen ſelbſt eng und frumm ſind.

unfruchtbar , flach und ſandig, aber die Ufer ſelbſt, die ſteil gegen die

I

gefährlich wegen der wandernden Beduinen , und man fann Jeruſalein in dieſer Richtung nicht verlaſſen, ohne 10 oder 15 mit Gewehren bewaff: nete Araber mitzunehmen .

Das todte Meer bildet einen länglich breiten See, welcher im Oſten und Weſten von der weiter oben ſich ſpaltenden Bergkette eingeſchloſſen

iſt, die auf der öfilichen Seite höher und ſteiler iſt, und einen ununter brochenen Kamm bildet, der von Süten nach Norden geht und ſich am rigolit jantin gerater Linie ohne Senfungen und vorſpringende Berlag der 3. G. Gutta’iden Buchhandlung.

( Fortſepung folgt. )

Chriften verfolgung in Corea. Der Coreaner André Rim , der zu1 Macau erzogen und zum Prieſter geweiht wurde, und dem man auch mehrere intereſſante Vriefe über ſein Heimathland verdankt ( ſiehe Ausland 1847. Nr. 135 ff.) wurde im ſüdlichen Corea entdeckt, und da er die Geſeße des Landes, welche zwei Dinge ſtreng verbieten , Verfehr mit China und Vefennung der Religion der Fremden D. h . des Chris ſtenthums, übertreten hatte , ſo wurde der eifrige Miſſionár mit ſeinen Gejährten hingerichtet. (Ann . des Voy. November.) Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Wide n i a n u .

Das Ausla n d . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N " 11 .

13 Januar 1848 .

Colonel Briggs über die Urbevölkerung Indiens. Rein Land hat zu ber erweiterten Auffaſſung der Philo logie, wie fie fich in neuerer Zeit geltend macht, mehr beigetragen

als Aften, fein Land hat aber auch bis jept mehr unmittelbaren Nußen davon gehabt als eben auch dieſer Welttheil. Zunächſt war und iſt es das Intereſſe an der Literatur und Sprache der

alten Culturvölfer Aftens, die in früheren Jahrhunderten ſo gut wie unbefannt waren , welches das Studium der orientaliſchen Sprachen anregte und noch rege erhält. Die allgemeine Sprach wiſſenſchaft, wie fie ſich in den legten Jahrzehnten gebildet hat, muß ihre Aufgabe weiter faſſen. Nicht bloß die Sprachen der wichtigſten Völfer, jede Sprache muß in den Bereich der Unter

ſuchung gezogen werben, und die Sprache eines wilden, politiſch ganz unbedeutenden Volfes fann oft dem Sprachforſcher dasſelbe Intereſſe und eben ſo reiche Aufſchlüſſe gewähren als die eines Gulturvolfes.

Hand in Hand mit der allgemeinen Sprachwiſſenſchaft und von ihr vielfache Aufſchlüſſe empfangend geht eine andere Wiſſens ſchaft: Die Ethnographie. Auch ſie iſt erſt in neueſter Zeit zu ihrer redten Bedeutung gelangt , und hat auch in der neueſten

dieſe Gränze nicht zu überſchreiten . Noch in der Zeit, in der die Sage von Rama ſpielt, in der der nördliche Theil Indiens

ſchon einen ziemlich hohen Grab ſeiner eigenthümlichen Cultur erlangt hatte, iſt Sübindien ein großer Wald und die Bewoh ner uncultivirt. Wie fönnte auch Homer die Inbier für Aethios pen halten , Herodot dieſelben als ſchwarzfarbig ſchildern , wenn er nicht jenes alte Urvolk Indiens vor Augen hätte ! Kurz, alles deutet darauf hin , daß die eigentlichen Hindus erſt ver hältnismäßig ſpät und allmählich in das eigentliche Indien bors gedrungen ſind, und ein anderes mit ihnen nicht verwandtes Volf früher dieſe Gegenden beſegt hatte. In ſpäterer Zeit iſt bieß freilich anders geworden . Die Hindus find noch über den Vindhya hinausgedrungen und ragen beſonders an den Ufern weit in die defkhaniſche Halbinſel hinein. Fragt man , wie jemand nach einer Vermiſchung von mehr als einem Jahrtauſend ſich wohl getrauen könne, die Hindus noch von den alten Einwohnern zu unterſcheiden , ſo muß man ſich vor allem erinnern , daß die ſtrenge Scheidewand der Kaſten in Indien die Unterſcheidungen nicht ſo ſchnell verſchwinden läßt als in andern Ländern . Sicherer aber als alle andern Kenn

Zeit, beſonders in den Nachbarländern Deutſchlands, Frankreich

zeichen find für uns die Sprachen. Nicht bloß Verſchiedenheit der Abſtammung, auch Jahrhunderte lang fortgeſeptes Elend

und England ſo reiche Theilnahme gefunden , daß ſich eigene ethnographiſche Geſellſchaften gebildet haben . Daß die jeßigen Bewohner des bei weitem größten Theiles

ſcheinen laſſen, der allgemeine Charakter der Sprache bleibt. Die Sprachen ſind aber vor der Hand auch deßwegen bas Haupts

von Indien – beren genaue Verwandtſchaft mit den germanis ſchen und übrigen Inwohnern Europa's durch die neuern For

ſchungen außer allem Zweifel iſt -- ſo wenig Autochthonen in in ihrem Lande ſeyen wie irgend ein anderer Zweig der großen

indogermaniſchen Sprachfamilie, das hat ſich ſchon längſt als eine nicht zu bezweifelnde Lhatſache herausgeſtellt.

Die Ein

wanderung der Indo-Germanen fällt dort zwar wie überal in Europa ſowol als in Aften in vorhiſtoriſche Zeit, und muß daher aus anberen Shatſachen erſt gefolgert werben.

Solche

Thatſachen ſind nun auch in hinreichender Anzahl vorhanden , um die Einwanderung des Sanskrit rebenben Volfe nach 31 dien zu conſtatiren . Aus den älteſten Urkunden , welche Indien

befißt, Den Vebas , ſo wie aus den ihnen nahe verwandten Schrif

ober klimatiſche Verhältniſſe können ein Volk als verändert er

beweismittel, weil über ſie, vornehmlich zu praktiſchen Zwecken , von den Engländern die meiſten Forſdjungen angeſtellt wurden, und ſomit auch das reichſte Material vorliegt. Ueberblichen wir nun die Sprachen Indiens, ſo finden wir im Norden des Vindhya bloß Tödyter des Sanskrit, und zu dieſer Sprache etwa in dem ſelben Verhältniſſe ſtehend wie die romaniſchen Sprachen zur lateiniſchen . Ginzelne Wörter mögen aus den alten Sprachen fich noch erhalten haben , aber der Wortſchaß im allgemeinen und die ganze Structur iſt ſanefritiſch. Nur in den Bergen des Vindhya und der Aravali haben ſich noch wilde Stämme

erhalten, deren Sprache nicht mit dem Sanskrit verwandt ift. Hieraus darf der Schluß gezogen werden : bis an den Vindhya ergoß ſich der Hauptſtrom hinduiſcher Bevölkerung ; bie früheren

daß die Indier damals dag

Berrohner wanderten entweder auß oder verſchmolzen mit den

Land der sapta sindhavas oder Siebenflüſſe bewohnten , welches ziemlich dasſelbe iſt wie das heutige Pendichab. Erſt ſpäter brangen fte allmählich weiter vor, aber noch zur Zeit als das

Hindus, daher die wenigen Spuren. Nicht vergeſſen barf man jedoch, daß faſt in der Mitte Indien8 dae noch wenig erforſchte

ten des Sendvolkes geht hervor ,

über dieſelbe hinaus mobnen

Gebiet der Gonds von den Einfluſſe der Hindus unberührt ge blieben iſt. — Anders als im Norden iſt aber das Verhältniß in bem ſüblichen Theile 3nbiene. Die Bewohner Südindiens haben

unreine Barbaren , und es wirb Den Brahmanen anempfohlen

zwar bie Cultur und Religion der Hindus angenommen , und

Gefeßbuch Manus geſchrieben wurde, war das Vindhyagebirge die Gränze des Ganefritvolfe8 ;

42 ihre Sprachen find mit Wörtern aus der Sansfritſprache anges füllt . Gleichwohl hat fich inbiſche Bildung nicht in dem Grabe Der ſüdlichen Halbinſel bemeiſtert, daß man nicht den Unters ſchieb gegen den Norben bemerken ſollte. Den größten Theil Gübindiene füllen Sprachen , welche durch ihren Bau gänzlich von denen Nordinbiens verſchieden ſind, und wenn fich auch durch Religion und Literatur viele Sandfritworte in dieſelben

eingebürgert haben , ſo weiſen fie fich doch augenblidlich als fremde Eindringlinge aus , ähnlich wie ich im vorigen Jahr .

hundert viele franzöftiche Worte in Deutſche Schriften einges

drängt haben ; das Volk gebraucht fie faſt niemals. Nad Süb indien können die Hindus alſo zwar Colonien geſchidt uaben,

nicht aber in ſo großer Maſſe eingewandert ſeyn , daß flé die alten Bewohner überwogen .

Herr Briggs hat in ſeiner erwähnten Vorleſung die Merk male zuſammengeſtellt, welche alle die Stämme unter ſich ge mein haben, die wir noch als von der Urbevölkerung Inbiens abſtammenb annehmen müſſen nnd wodurch fie fich von beu Hinduß unterſcheiben . Er nimmt dabei an, daß die ganze nicht ſanskritiſche Bewölferung ein und derſelbe Stamm jey. möglich, ja fogar wahrſcheinlich bieſe Vermuthung auch iſt, ſo wird man doch, bie genauere Unterſuchungen angeſtellt find, gut thun, die Möglichkeit offen zu laſſen, daß Indien urſprüng lich von mehrern Stämmen bewohnt geweſen ſem , welche nicht unter fich verwandt waren. Von den jüdindiſchen Sprachen , die Sprache Ceylons und der Maldiven mitgerechnet , iſt e8 zwar nach dem Urtheile ber bewährteſten Kenner berſelben ge wiß, daß fie alle Olieber eines und desſelben Sprachſtammes

ſeven ; niemand aber hat bis jeßt noch unterſucht, ob auch die zerſtreuten Stämme in den Gebirgen Norbindiens zu berſelben Sprachfamilie gehören. Während die Hindus eine ihnen eigen tyümliche Cultur und Civiliſation beſigen , finden wir bei keinem dieſer Völker eine ſolche, die meiſten befinden fich ſogar auf dem niedrigſten Zuſtande der Bildung und gehören zu den uns wiſſendſten und unglüdlichſten Geſchöpfen , bie es gibt. Die Bes griffe, die ſie von Gott haben , ſind roh und von denen der Brahmanen gänzlich verſchieben , die meiſten ehren die Brah

Wir theilen nun in möglichfter Rürze bie Vertheilung dies fer ueberrefte ur - indiſcher Bevölkerung im heutigen Inbien mit,

wie fie fich nach Hr. Briggs darſtellt. Im Norden unter den Bewohnern von Merwar die beiden Stämme der Mer und Mina . Beide waren bis in die neueſte Zeit wilt und räuberiſch, keiner Der frühern fremden Groberer vermochte fte zu bändigen , erft den Engländern iſt dieß gelungen. Sie bebauen den Boden ald Leibeigene für die fie beherrſchenden Rabidhputen, werden aber auch merkwürdigerweiſe a18 Leibwache der föniglichen Fas milie ausſchließlich gebraucht, obwohl ſie ſonſt mit dem größten

Abſcheu unb Verachtung von der Hindubevölferung ferne ge halten werden. Eine merkwürdige Sitte iſt auch, daß jedein neuerwählten Könige dieſer Gegend bei ſeiner Thronbeſteigung ein rundes Maal auf die Stirne gedrückt wird, und zwar aus dem Blute eines dieſer Aboriginer , ohne dieſe Ceremonie glau ben fte ihm feinen Gehorſam duldig zu ſeyn. Gin Theil der Mer und Minas hat die mohammedaniſche Religion angenoms

men , aber ſie haben ſonſt alle ihre Sitten beibehalten . In Randeſh und dem nördlichen Sheile des Maratthala :16e8 wohnen die Bhills, die ſich über einen Landſtrich von 27,600 ( engl.) D. M. ausdehnen , Auch bei ihnen findet ſich der Ges

brauch des Blutzeichens , wie bei den Mer und Minas . In Guzerat finden wir die Kulis, die ſich über einen Raum von 25,890 Quadratmeilen ausbreiten . In der Gegend , wo die Marratha -Spradze geſprochen wird , findet man die Ramofis, von denen Hr. Briggs vermuthet, es möchten abgeriſſene Stämme der Telingas und Ganarejen ſeyn .

Weiter gegen Süden findet

ſich der Stamm der Vedars. Die intereſſanteſten Ueberbleibſel find aber in der Sllavenbevölferung im ſüblichen Indien ents halten . Sie fißen in Canara unb Malabar bis zuin äußerſten Süben Indiens, und erſtreden fich nördlich bis Mabras.

Das

brittiſche Parlament hat ihnen die Freiheit gegeben, fein Sklave fann mehr zurückgehalten oder verfolgt werden, wenn er vers

ſchwindet, allein das ſo lange andauernde Verhältniß zwiſchen Herrn und Sklaven iſt ein ſo natürliches und ſich von ſelbſt verſtehenbe8 geworden , daß die leßtern faum fühlen, daß es beſſer für fie ſey, wenn fie fid ihrer Knechtſchaft entziehen wür

dern der Gott der Erde, ein harmloſer Stein iſt oft das Bild

den, ſondern freiwillig in ihrer Abhängigkeit verbleiben . Nachdem wir nun die allgemeine Vertheilung dieſer alt indiſchen Völkerüberreſte fennen , wird zunächſt zu unterſuchen ſeyn , wie dieſe Völfer unter fich zuſammenhängen , und in wel chem Verwandtſchaftsverhältniſſe dieſelben zu anderen Völfer

eineð Gottes, und genießt göttliche Verehrung .

ftämmen ſtehen.

manen nicht.

Bei einzelnen Stämmen , welche wirklich etwas

brahmaniſche Sitte und Cultur angenommen haben, iſt die leidt als etwas erſt in neuerer Seit Angeeignetes erkennbar.

Bei einigen iſt der Herr der Tiger die Hauptgottheit, bei an So tief ſtehen

manche dieſer Stämme, daß fie nicht einmal Kleidung fennen , fonbern ganz nadt gehen und fidh nicht einmal gegen die Tiger zu ſchüßen wiſſen . Von den Hindus werden ſie von alter Zeit her verachtet und verabſcheut.

Wie ſich bei einem ſo geringen Grade von Cultur und

Civiliſation von ſelbſt verſteht, find alle dieſe Stämme im höchſten Grabe rob, wild und räuberiſch. Sie morden Men ſchen mit der größten Gewiſſenloftgfeit und eben ſo gleichgültig wie Thiere.

Gine blinde Anhänglichkeit an ihre Anführer, Feſts

balten an dem was fte einmal gelobt haben, und Heilighaltung

Dieſe Unterſuchung iſt nun, wie bereits oben

geſagt, hauptſächlich aus den Sprachen anzuſtellen. Die India niſten haben bisher mit dem Sandfrit und deſſen Töchtern ſo

viel zu thun gehabt, daß noch Niemand unſeres Wiſſens (pradı wiſſenſchaftliche Unterſuchungen über dieſe Autochthonen ange ſtellt hat, obwohl dieſelbe in hohem Grade intereſſant und be lohnend ſeyn würden.

Materialien zu einer ſolchen Unterſuchung

finden fich aber in großer Anzahl, beſonders in den Journalen ber aftatiſchen Geſellſchaften zu Calcutta und Bombay vor, und es fehlt nur der Fleiß und die Kritik eines wiſſenſchaftlich gec bilbeten Europäers, um fte zu ſammeln und zu fichten .

der Gaſtfreundſchaft ſcheinen die einzigen Tugenden zu ſeyn, die fte kennen.

Alle Reime der Bildung der fle umwohnenben

Hindus find ſpurloß an ihnen vorüber gegangen, was auch gar nicht zu verwundern iſt, wenn man weiß wie gefliſſentlich die Hindus die niebern Kaſten , und noch vielmehr dieſe auögeſtoßenen Gtamme von aller Theilnahme an ihren Rünften und Wiffen ſchaften ausſchloßen .

Die Botſchaft des Präſtdenten Polk. ( Fortſeßung.)

Nordamerika hat eine Stellung eingenommen , von der man ed ſo leicht nicht wieder herabſtürzen wird, von der es vielmehr nur durch fich ſelbſt herabfallen kann, wozu vorerſt keine Aus

43

ficht ift.

Neulich, noch vor der Erſcheinung der Botſchaft, hat | Privaten, aber unter Aufficht und Leitung von Seeofficieren

ein Neu-Dorker Blatt in ſehr erklärlichem Stolze alle Vortheile erbaut werden, mit der Beſtimmung, daß die Eigenthümer für der jebigen Lage Nordamerika'8, den blühenden Handel, bie ſteis gende Manufactur, ben zunehmenden Reichthum in einer Weiſe auseinander geſeßt, daß man beinahe den Artikel für einen halb.

der Ermahnung ſchließt, „daß die Amerikaner nicht ihre Küchlein

Die Poftfahrt genügend entſchädigt, die Schiffe aber jeden Augen blick für den Dienſt deß Staats in Kriegebampfboote erſten Rangeß umgewandelt werden können, zu welchem Behuf fle auch von Seeofficieren geführt werden ſollen. Ausdrücklich iſt darauf hingewieſen , daß die Vermehrung der Dampfmarine anderer Staaten ſolche Maaßregeln nöthig mache. Eine ſolche Sprache gegen England fißelt nicht bloß die demo

zählen ſollen, ehe fie außgebrütet find ."

fratiſche Partei, ſondern auch die Mehrzahl der Whige, und Pole

officiellen Vorläufer der Botſchaft hätte halten mögen, auch has ben die engliſchen Blätter benſelben ſo aufgefaßt, und naments

lich die Timed einen Commentar darüber gegeben, welcher mit Was mit dieſer ver-

fedten Drohung gemeintiſt, läßt ſich nicht leicht errathen,es iftdaraufbedacht,fich die Mehrzahl derunternVolfəclaffen zu fichern, überzeugt, daß dann die höhern Claſſen willig ober

müßte denn durch engliſche Veranſtaltung die monarchiſche Partei

in Merico zu einer Stärke Herangewachſen ſeyn, welche einen allgemeinen Aufſtand des Landes gegen die Amerikaner herbei-

nicht, ihnen folgen müſſen. In dieſer Beziehung iſt die Stelle über die öffentlichen Ländereien merkwürdig , welche dießmal

fehlt, wollen wir gerne glauben, ob fte aber die Macht dazu

einen unbedeutenden Raum in der Botſchaft einnimmt, aber in frühern Botſchaften eine viel größere Rolle ſpielte und ihre

haben, iſt eine andere Frage und dieſe fann nur die Zukunft

Bedeutung in feiner Weiſe verloren hat. Unter den öffent

entſcheiden, Für jeßt iſt die Blüthe der Vereinigten Staaten eine nicht zu läugnende Shatſache, freilich zum Theil veranlaßt durch die außerordentliche Ausfuhr von Robprobucten, naments

lidhen Ländereien, welche die Unionsregierung zu verkaufen hat, findet fich namentlich im Weſten der ältern Unionsſtaaten eine

lich von Lebensmitteln nach Europa und beſonders England. Eine

niedrigſten Preis , welchen die Union auf den Acre ſeßt, nicht

ſo ungewöhnliche Ausfuhr fann nicht anhalten, aber ein ftetiger, wenn auch geringerer Abſaß wirb bleiben, es müßte denn Eng=

fo @ geſchlagen werden konnten, ſo lange viel beſſere Ländereien

land von ſeinem bisherigen Handeløſyſtem völlig wieder umkeh-

hatte mehrfache Nachtheile: fürs erſte liegen zwiſchen den an

ren , was nicht wahrſcheinlich iſt, und wofür ſich auch die Ames

gebauten Strichen mehrere weitausgebehnte Ländereien ohne Anbau und Bewohner, und zweitens war für die ganz Unbes

führen könnte.

Daß es ben Engländern nicht an der Luft bazu

rifaner empfindlich rächen könnten.

Daß man überhaupt fich

große Zahl, die ſeit 20 und mehr Jahren zu dem allgemeinen weiter im Weſten zu haben waren . Dieſer Stand der Dinge

von den Engländern nicht die mindeſte Beeinträchtigung gefallen laſſen will, geht aus einem vergleichsweiſe ſehr unbedeutenden

mittelten in den nördlichen Staaten, welche für ihren täglichen

Streit hervor, ber mit Herbheit herausgehoben ift, während

bem Weſten immerhin läſtig und gewagt , konnten ſie aber in der Nähe Land zu einem ſehr geringen Preis erwerben , ſo füllten fich allmählich die Räume und die befißlofe Maſſe der

man die viel wichtigere Stellung Englande zu Merico nur berührt, ohne den Namen Englands im mindeſten zu nennen. Dieſer kleine Streit betrifft bas Dampfboot Waſhington , deſſen Fahrt nach Bremen bie Engländer mit ſehr ſcheelen Auge bes trachten , und gegen das fie fich ein Verfahren zu Schulden kom-

men laſſen , das an die Sendung des holländiſchen Poſtpakete von Singapur nach China ftatt nach Batavia erinnert. Als der Waſhington bei Southampton anlangte, wurden alle Dort abgegebenen für England oder nach andern Theilen Europa's

beſtimmten Briefe mit einem abermaligen Seeporto belegt, nach dem fte ſolches ſchon in Nordamerika entrichtet hatten . Dieſes Verfahren Regierung Neu- Yorf ternehmen

erklärt ſich einestheils daraus, daß die engliſche ber brittiſchen Dampfbootlinie zwiſchen Liverpool und bie Verſendung ſichern, andererſeits das ganze Undes Waſhington und die Fahrt nach Bremen unein-

Unterhalt auf einen Taglohn angewieſen waren , der Zug nach

öftlichen Staaten minberte fich Bebeutenb.

Darum wurde ſchon

von den frühern demokratiſchen Präſidenten , namentlich aber von Polt ſelbſt in ſeiner vorjährigen Botſchaft vorgeſchlagen, die ſchon ſeit längerer Zeit unverkauften Ländereien zu einem immer geringern Preiſe auszubieten . Der Präſident hofft noch überbieß durch dieſen Verkauf niche unbedeutende Summen für

Den Staateidaß zu gewinnen . Der zweite , in dasſelbe Capitel einſchlagende Punft iſt das Vorfaufsrecht für die Hinterwäldler. Mehr und mehr ziehen ſich Leute nach den noch faſt unbekann ten, noch nicht von den Landvermeſſern der Vereinigten Staa

ten vermeſſenen und zum Verkauf ausgeſchriebenen Ländereien,

ren, Repreſialien ergreifen werbe. Die herbe Sprache hins ftohtlid dieſer Pofteinrichtung iſt wohl mehr berechnet, auf das

und laſſen fich hier nieder , unbekümmert darum , wann die Lanbvermeſſer nach dieſem Diſtrict fommen werden. Das Ers ſcheinen dieſer legtern bedroht fte in ihrer Eriſtenz, weil dann das Land oft in größern Abtheilungen an Speculanten ver kauft wird, unb ſte von Haus und Hof weggewieſen werden können. Darum wird für dieſe das Vorkauf& recht in Anſpruch genommen, unb Polt motivirte dieſen Anſpruch in folgender Weiſe: „Das Vorkauf&recht in dieſer Weiſe ausgebehnt, wird einen großen und verdienſtlichen Theil unſerer Mitbürger um faffen , und die Zahl der kleinen Gut&befter an unſern Gränzen

Verhalten Englande in den merikaniſchen Angelegenheiten eins

vermehren .

zumirfen , bei welchem Bolf die Nennung auch nur bes engliſchen Namens mit ftudirter Unbefangenheit bermieben hat. Eben ſo iſt es wohl auch nicht unabfichtlich, daß er die

kämpfer der Auswanderung mit tieferer Dankbarkeit für die väterliche Fürſorge ihrer Regierung erfüllen , wenn fte finden ,

träglich machen will, überzeugt, daß die Amerikaner bald ein Unternehmen aufgeben würden, das nichts einträgt. Polk erklärte aber, daß Amerika fich eine ſolche Behandlung nicht ges fallen laſſen werbe, daß er den amerikaniſchen Geſandten beaufs tragt habe, deßhalb Unterhandlungen mit der brittiſchen Regies rung einzuleiten, und daß er, falle dieſe nicht zum Ziele füh-

Ein ſolches Verfahren wird die patriotiſchen Vors

ihre theuerſten Intereſſen durch bleibendeGefeße des Landes Die daß geſichert find, und daß fie nicht länger in Gefahr ftehen, ihre

Kriegemittel Nordamerika's und gerade die großen Dampfſchiffe beſonders heraufhebt. Vier Kriegebampfboote find einem vorjährigen Beſchluß des Congreſſes gemäß im Bau, und außer

Heimath und ihre mit harter Arbeit umgebrochenen Felber durch

dieſen ſollen zur Beförderung der Seepoft noch 13 andere von

berung iſt gewiß gerecht; die demokratiſche Partei, ftet8 darauf

die Concurrenz reicherer Käufer zu verlieren.“ Eine ſolche Fots

44 bebacht,

dieſe fräftige Söhne des Weſtens zu ſchüßen und in

gårten umgeben ; eine ähnliche Lage haben die Dörfer Syndſchil, Leban

ihrem Streben zu fördern, wird fich durch ſolche eifrige Bemü hungen um ihr Wohl dieſelben verpflichten , und jedenfalls wird

und einige andere , an denen ich am nächſten Tage vorüberzog. Die Einwohner find befannt wegen ihres unruhigen Charakters. Bemer: kenswerth iſt, daß faſt alle Dörfer in Syrien zur Seite weit von den großen Straßen erbaut find. Die häufigen Kriege und Bedrüdungen der Paſchao macten die Einwohner mißtrauiſch, und jedes Dorf ſuchte

Dadurch erreicht, daß auch die Gegenpartei, wenn fte and Ruber

kommt, feinen andern Weg einſchlagen kann. (Schluß folgt.)

fich vollſtändig von ſeinen Nachbarn zu iſoliren. Von Chan Leban an

Das Land Sparda oder Saparda in den Keilinſchriften. In den Reilinſchriften von Perſepolis, die man dem König Darius

zuſchreibt, findet ſich der Name Sparda oder Saparda neben Cappadocien (Catapatula ) aufgeführt. Rawlinſon ſucht dieſen Namen auf der lace:

werden die fruchtbaren und ſorgfältig angebauten Thaler viel brei: ter ; eines das drei Stunden lang , und gegen eine halbe Stunde breit und von Hügeln , die mit Olivenbäumen bedeckt find , eingeſchloſſen iſt, erſtredt fich faſt bis zu den Thoren von Naplus , in der bibliſchen Zeit der Hauptſtadt Samarias . Die Stadt Naplus iſt von einem ſchönen Olivenwald umſchloſſen ,

dämoniſchen Sparta oder auf die doriſchen Colonien an den Dſtufern des agaiſchen Meeres zurückzuführen . Laffen dagegen verfiel auf die wahre Bedeutung dieſes Namens , ohne fie jedoch zu beweiſen . Kr. Vivien St. Martin ſuchte in einer Abhandlung über die alte Geogra phie des Kaukaſus (Nouv. Annales des Voyages Mai und folgende Monate 1847) nachzuweiſen, daß dieſes Sparda der iraniſchen Inſchrif ten dem Lande Sber ber georgiſchen Geſchichte, dem Lande der Saspiren Herodots , dem Hiſpiratis oder Syſperites der Geographen aus der römiſchen Periode, endlich dem Saparad der hebräiſchen Geographie der

Propheten entſpredie, ſowie auch das Land noch jeßt Jopir heiße, und auf den alten Gränzen Armeniens und Cappadociens den ganzen obern Theil des Baſſins des TſQoroc einnehme.

Briefe eines ruſiſchen Arztes ( Rafalowitſch ) aus der

und ſeine Umgebungen zeichnen fich wie ganz Paläſtina durch den Reichs thum an Quellwaſſer aus , das in ſteinernen durdi Bogen geſtüßten Ninnen in alle Straßen der Stadt , ſowie in die benad barten Garten und Felder geleitet wird. Naplus , deſſen Einwohner fich durch ihren unruhigen Geiſt und ihren religioſen Fanatismus auszeichnen , unter: ſcheidet fich in ſeinem Innern nicht von den übrigen Städten Syriens. Hohe ſteinerne Häuſer ohne Fenſter nach der Straße hin laufen gefäng nißähnlich länge der engen und frummen Straßen. Die Vaſare find oben gedeďt und ausnehmend unreinlich und enge. Die Bevölferung, faſt lauter Moslems ( Chriſten finden ſich nicht über 100, und eben ſo viel Samaritaner , der leßte Ueberreſt der alten Nivalen des Judaismus ),

zog meine Aufmerkſamkeit auf ſich durch die Regelmäßigkeit ſeiner Phyſiognomie, durch ihre feinen und angenehmen Geſichtszüge, nament: lich bei Weibern und Kindern , die in Jeruſalem , Bethlehem u. ſ. w. äußerſt unſchön ſind.

Türkei.

Zwei Stunden nordweſtlich von Naplus liegt Sewaſtia in einer Achter Brief.

maleriſchen Lage ; der Boden wird hier ſehr fruchtbar , die Vegetation

Die Umgegend von Jeruſalem ; Reiſe nach Beirut.

üppig, die Ziegenheerden zahlreicher, und zugleich ſieht man Schafe mit

( Fortſetung.)

ungeheuren Fettſchwänzen , die ich jedoch hier nirgends ihrer Schwänze wegen an kleinen Wügelchen befeſtigt fand , wie einige Neiſende es be: ſchreiben. Hier tritt auch die Nace ſchwarzbraunen Nindvieho auf, das zwar klein aber ftark und hübſch iſt, troß der kurzen nur drei bis vier Zoll

Ich verließ Jeruſalem am 18 Mai, und feßte die Erforſchung des

gegen Norden liegenden Landes in der Richtung von Beirut fort. In den erſten Stunden wechſelt der unfruchtbare Charakter der Landſchaft nicht; man reitet auf dem Hauptfamm des Gebirgs hin, zwiſchen Fel fen, in denen die Gräber der alten Juden ausgehauen ſind. Der Voden iſt völlig ſteinig : da, wo der Pflug mit Mühe ſeine Oberfläche aufreißt, auf den mit Weizen und Gerſte befäeten Feldern, iſt der Boden von dunfler Zimmtfarbe, ähnlich dem ſpaniſchen Schnupftabaf. Die Bäume find ſelten ; die welche vorkommen, ſind Oliven und magere Feigenbäume, deren Stämme gleich über der Erdoberfläche in Zweige fich theilen, und deren Wurzeln nach allen Nichtungen auf mehrere Klafter weit fich ausbreiten, um Nahrung zu ſuchen . Hinter dem Dorfe Bir, das ſeinen Namen Vir bedeutet im Arabiſchen einen Brunnen von einer Quelle erhalten hat , die gutes Waſſer, das in dieſem Lande ſo foftbar und ſelten iſt, in Fülle liefert, fängt der Voden allmählid ) an beſſer zu werden ; die Ränder der Felſenſtufen verbergen fich unter einer grünen

Pflanzendeđe, die Bergabhänge find verbrämt bis zum Gipfel, und ihr Fuß weicht zurüd , ſo daß Thaler dazwiſchen bleiben, die, je weiter von Jeruſalem entfernt , deſto breiter find ; eben ſo werden die Baumſtämme dicer, das Korn wächst höher und üppiger . Die Bevölkerung wird minder ſpårlich, der Menſchenſchlag ſchöner , und was Aufmerkſamkeit ver : bei allen Weibern , alten und jungen , fie mögen auf dem Feld dient arbeiten oder Waſſer aus dem Brunnen holen , erſcheint von hier an -

ohne Ausnahme bis Beirut ein eigenthümlicher Kopfpuß , der aus einer bedeutenden Menge Silbermünzen beſteht, die in Reihen gefaßt find,

langen Hörner. Um Sewaſtia und allenthalben in der Nadbarſchaft war das Volk in Aufſtand gegen den neuen Paſcha von Jeruſalem ; die Bauern , ſowohl Moslems als Chriſten, ſchaarten ſich bewaffnet mit langen arabiſchen Gewehren um ihre Dörfer, und riefen mit einem

eigenthümlichen Geſchrei ihre Nachbarn zum Krieg und Kampf auf. ilm die Dörfer Burka, Dichebba, Sannur her, die in geringer Entfer: nung von einander in den Bergen liegen , wird der Boden vortrefflich und gibt kaum dem Humus der fetten Ebene um Gaza nach . Das Städtchen Didhenin iſt im Thale am Ufer eines kleinen Teiches erbaut, des erſten , den ich bisher in Syrien ſah ; er iſt von Olivenbäumen umgeben , unter denen einige Dattelpalmen ftehen. Von da beginnt ein Thal, das von Süden nach Norden ſtreicht, und von Weſten nach Oſten mit unbedeutenden Hügelfetten umgeben iſt. Dieſe horizontale Flädie, welche zehn Stunden in der Länge und über eine Stunde in der Breite hat , bietet auf ihrer ganzen Ausdehnung nur Eine ununterbrochene Humusſchichte dar, welche von einem Ende zum andern mit prachtigem Weizen befået iſt.

Auf dieſer im Alterthum unter dem Namen Esdrelon

ro berühmten Ebene gibt es gar feine Dörfer und nur ſehr wenig Waſſer ;

gequält von einem fieberhaften Durft hielt ich an den länge dem Wege fich findenden Brunnen an ; ſie waren entweder vollſtändig ausgetrocnet, oder enthielten nur auf dem Boden etwas ſchmußiges, warmes, ſalziges Wafler, über dem ein Schwarm ron Bienen und Fliegen ſummte. Nach

ſecheſtündigem Marſch durch dieſe Ebene , und nachdem ich die Dörfer

und das ganze Geſicht von den Schlafen bis zum Rinn umgeben .

Srain und Fuli beſucht, fam ich an die von Oſten nach Weſten ftrei

Dieſe Sitte, ſchädlich in der Beziehung, daß fie eine ungeheure Menge klingender Münzen in ein tobtes Capital umwandelt , zeigt auf der

dhende Hügelfette an deren Fuße die Ebene endet.

den halbrunden Gipfel eines hohen von ſeinen Nachbarn iſolirten Berges

andern Seite einen ſteigenden Wohlſtand des Landmannet . Das Dorf Selwad liegt zwei Stunden von Bir ; es iſt ſehr groß,

der auf dieſe mit Stolz herabblict : tieß iſt der Thabor, bei der Aras bern Dichebel Tor genannt.

auf dem Gipfel einer ſteilen Anhöhe erbaut , und von großen Frucht

(Fortſeßung folgt.)

.

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

Rechtsfieht man

Das Ausl a n d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. u " 12.

14 Januar 1848 .

Erlebniſſe auf einer Reiſe durch die neapolitaniſche

Provinz Baſilicata. (Von Dr. S.) IV.

Picerno . - Vietri di Potenza . Auletta . La Pertoſa mit der Grotte des h. Michael . Fiume Megro und die Brücke von Campeſtrino. Valle Diano. Die Rar: thauſe von San Lorenzo di Padula . Saponara und die Ruinen von Grumentum. Rückreiſe über Eboli nach Neapel. Raſdh fuhr ich von Potenza nach Picerno hinab. Bis bieber iſt die Gegend kahl und öde, Picerno aber, an die Mitte eines Hügels terraſſenartig hinangebaut , gibt mit dem Seitens grunde und dem fernen Waldgebirge im Weſten ein ſehr hübſches Bild. Ueber einen Gebirgsbach , deſſen Waſſer bereits -

der bergan, und man durchſchneidet ein ziemlich hoch gelegenes Bergplateau, wo heftige Drfane toben und alles ben italienis iden Charakter verläugnet, bis ein anmuthiges Thal, an bei den Seiten reich mit Gidhen bewachſen , fich öffnet, und die Straße in anmuthigen Windungen aufnimmt, welche nach dem Städtchen Vietri di Potenza (wohl zu unterſcheiben von Vietri bei Salerno) hineinleitet.

Dieſer Drt hat eine der romantiſch

ften Lagen im ganzen Bafilicat. Drei von reißenden Berg ftrömen durchwühlte enge Bergthäler , beren Schluchten und

-

dem Sele zufließt, führt eine prächtige, ftarfe Brücke aus Stein, ein Werk des jeßt regierenden Königs , welcher das Bafilicat wit zwei neuen Straßen beſchenfte. Von dieſer Brücke iſt die

Aueficht am ſchönſten. Der Hügel, auf welchem Picerno liegt, iſt ein Ausläufer des Monte Marmo, welcher in geringer Ent-

fernung fich erhebt , einen weißen, mit gelbbräunlichen Adern

Wände in der üppigſten Vegetation von der Nebe und Dlive

bis zur Giche und Buche prangen , deren ſteile Höhen mit Burg ruinen und maleriſch daran klebenden Dörfern beſeft find, ver einigen ſich hier. Die Ausſicht vom nahen Capucinerklofter ift

überraſchend ſchön : über die nächſtgelegenen Kuppen ragen die höhern Berge des Principato, beſonders bas Alburno-Gebirge, wie eine unüberſteialide Mauer bervor. unb _mie Ueberreſte eines gigantiſchen , in Erdbeben zerfallenen Bergftammeo ftarren aus dem Grün Der Eichen Zacken und Nadeln hervor, und feſſeln

bie Blicke in wunderbarem Contraſte. Rein Landſchaftmaler, deren ſo viele in Sorrent und Capri hoden und ewig die blaue Grotte und Laſio's Wohnhaus abconterfeien , fam je in dieſe Gegend, die den reichſten Stoff zu dem prachtvollſten Bilbe

heit der Umgegend Picerno's bietet viel Intereſſantes bar, bes ſonders in der Richtung auf Bella und Nuoti. Ueberreſte des

liefert. Alterthumsforſcher verlegen hierher die Campi veteres des Livius (25, 12 ) wo der Proconſul Siberius Sempronius Gracchus, von dem lukaniſchen Prätor Flavius verrathen, ein Opfer ſeines übereilten Vertrauens wurde. Die Umgegend Vice

Alterthums ſind hier nirgends aufgefunden , dennoch läßt ſich

tri's paßt viel beſſer zu den Worten des Livius : „ ex altiori

in Bezug auf die Entfernung von Grumentum der Name Acers rona auf Picerno (oder Muro ?) deuten . Die 4000 Bewohner find fleißige Ackerbauer und Getreibehändler. Hier weilte der

von Marfico vetere. Das Städtchen hat ungefähr 3000 Ein

Durchwebten Marmor liefert und an ſeinem nordöſtlichen Abs

hange viele Meermuſcheln enthält.

Die geologiſche Beſchaffen-

König auf ſeiner legten Promenade militaire einige Tage, und

bus locis in cavam vallem conjectus“ u.ſ.w . als die ebenere wohner, welche Getreide, Wein , Del und Früchte bauen und Handel treiben : mehrere große Gebäude zieren eß. Ein präch

gab jebem ohne die geringſten Umſtände auf die freundlichſte

tiger Eichenwald, Cugni genannt, beginnt ganz in der Nähe, bat

Weiſe Audienz, wobei ihm über manchen Unterſchleif und manche

acht Miglien ilmfang , und in ſeinem Schatten die Dörfer S. Teodoro, Marinelle, li Cugni verſteckt. Es war Sonntag, als ich in Vietri Mittag machte, unb ſo batte ich Gelegenheit die mannichfachen Trachten der Bewohner

lingerechtigkeit die Augen geöffnet wurden . Ein einfacher Bauer trat unter anderm zu ihm und machte die lafoniſche Bemer-

fung , „daß Se. Majeſtät von den eigenen Beamten wahrſcheinlich ganz falſche Begriffe habe, denn ſonſt würden Sie nicht

zu ſehen : die Dunfeln Farben herrſchten vor, doch erſchien auch

viel Blau und Roth an den faltigen Röcken . Das weibliche Armen aber vollends ausgeplündert würden.“ Der König ſchwieg, Geſchlecht war in hohem Grade unſchön ; nadı der Capuciner der Bauer machte ſeinen Krapfuß, zog weiter, und wird ſich | firche wallfahrtete unter bedeutendem Geheul ein langer Zug Im Wirthshauſe war viel jeßt freuen zu hören, baß endlich Dad Maaß der Erfahrungen mit Roſenfränzen in den Bänden . vollgeworden und daß der König den ( freilich ſehr lauten) Wors Geſchrei, viel Schmuß und viel Geſtant; man deckte mir in ten ſeines Volfe mehr Glauben zu ſchenken angefangen, als einem abgelegenen Zimmer den Tiſch, unb füllte ihn auf mein denen der Miniſter, Pfaffen , Heuchler und Schmaroger. Verlangen mit den Speiſen, welche ben Laſttreibern, Rutſchern Von Picerno führt die Straße Durch eine ode Gegend mies und Gendarmen in der Halle zu ebener Erde aufgetragen waren. geſtatten , daß die Reichen fich täglich mehr bereicherten , die

no

46

Das iſt ſo meine Sitte, und in der Regel bekommt man ſchmad haftere Sachen, al8 wenn man nach mehrftündigem Warten mit ſogenannter feiner Roft bewirthet wird ; der Wein war auch hier vortrefflich, und ich fühlte mich recht behaglich, bis der Wirth, ein Kerl mit tüdiſder Räuberphyſiognomie, mir bie unverſchämteſte Rechnung vorlegte, und mit Hülfe von allerhand

aus tiefer, finſterer Ferne ber Lanagro al Fiume Negro hers

vor : ſein Brauſen wird ſchwächer, je mehr man fich bem ſchauer lichen Hintergrunde der Grotte nähert, wo die Felſen ind Fluß bette einbringen . Hier herrſcht unheimliche Stille und Finſter

niß, und zahlloſe Flebermäuſe ſchwirren umher. Prachtvolle Stalaktitengebilde mit ſeltſamen Formen füllen die Wände, den

Gefinbel mir die Abreiſe unterſagte, bis ich das Verlangte ges Ich zog ftilſdweigend meine Brieftaſche zahlt haben würde.

Boden, und überall träufeln dide Tropfen aus der Dede herab, unten und oben bad bildende Spiel fortſeßenb. Ein Convolut

mit Paß und den übrig gebliebenen Empfehlungebriefen hervor, meinem Bedienten bedeutend ſich ſogleich zum Giudice zu ver

mächtiger Tropffteinfäulen führt den Namen der „Kuppel" und dient unzähligen wilden Tauben in ſeinen Rißen und Spalten als Behauſung. Die Höhle hat 400 Fuß Länge, die Breite iſt verſchieben : am Eingange beträgt fte 24 Fuß, die Höhe variirt

fügen und ihn um Hülfe zu crſuden ; bas wirfte.

Die Gen

darmen gaben dem Wirth einen vielbedeutenden Wint, er wurde plößlich ſehr artig, erklärte fich mit allem zufrieden , ſeine Frau

zwiſchen 24 bis 40 Fuß .

Jenſeite des Berges in der Nähe

Hinter Vietri geht

ron Polla verſchwindet der Tanagro in einem unergründlichen Feleſpalt, und tritt hier geläutert wieter and Licht des Tages. 3n den Pfingſttagen feiern hier die Bewohner von Polla, Per tofa , Auletta ein fröhliches Volfsfeft, und die Berge wiebers hallen von zahlloſen , freudigen Flintenſdhüſſen. Als ich aus Der Grotte wieder and Tageslicht trat, war das ganze üppige

es wieder bergan, Dod bleibt die Gegend überall ſchön bebaut; ein anmuthiger Weg führt an einem ſehr verrufenen Wirth

Thal aufe herrlichſte von der untergehenden Sonne beleuchtet: ein Regenbogen dimmerte auf der Hauptcascade und ein röth.

hauſe vorüber, auf die große calabrefiſche Landſtraße hinab, wo

lich gelber Lichtſtreif färbte den unterirdiſchen Strom mit gei

und Kinder famen herbei , mir die Hand zu küſſen , und ſo ſchieb

ich unter verſchiebenen berben Ermahnungen von dieſem Gefindel. Mein Kutſcher hatte mich durch ſeine Gewandtheit vor weiteren Unannehmlichkeiten gerettet :

er hatte mid für einen Fratello

Cugino dee Polizeiminiſters ausgegeben, der mit allgewaltigen Papieren und Empfehlungen verſehen ſey.

ich in der Nähe von Pertoſa , wenige Schritte von der berühm

ſterhaftem Glanze ; Dazu ſangen die Nachtigallen in allen Bü

ten Waſſergrotte des heiligen Michael bei Wirtheleuten , die mir

ichen, eine Schaar junger Männchen, welche Steine zum Bau

von früheren Ausflügen her wohl befannt waren, ein gutes reins Dieſe guten Leute empfingen mich liches Unterkommen fand. mit großem Jubel ; die fieberfranke Frau erhob ſich aus ihrem Bette, um alles für mich in Ordnung zu machen , während ich

Der Landſtraße auf den Köpfen herbeiſchleppten, miſchte melan choliſche Molltöne Dazwiſchen , und das Rauden der Waſſerfälle

das Thal zu Fuß aufwärts ſchlenderte, und die beiden höchſt

( Fortſepung folgt.)

und das Geklapper der Mühlräder vollendeten das abendliche Concert .

intereſſanten Punkte, die Grotte del Michael und die Brücke von

Camveftrinn, in Nigonihoin 301 nebmen Da wo das Thal von Auletta fidz gegen den Bergrücken bin verengt , welcher es vom Ibal von Diano ſcheibet, wird

von Søritt zu Schritt die Vegetation üppiger : Pappeln, Wei ben, Gidhen , Eichen und Cerciôbäume bebecen den Grund und die Felſen zur Seite, unzählige Nachtigallen fingen hier im April und Mai ihre Lieder, und fröhlich plätſdernd rauſcht der La nagro, bie Ufer mit Duftenden Blumen beſäet, einher, dunkel

Die Botſchaft des Präſidenten Polk. (Schluß .)

Sdlüßlich kommen wir an die financiellen Hülfsmittel der Union , und auch hier darf man , um die Botſchaft richtig zu beurtheilen , die frühern Streitigkeiten der Parteien im Innern und die Rüdjicht auf fremde Staaten nicht außer Acht laſſen .

Für leştere mag Die Angabe berechnet feyn , Daß die Union,

aus

ſelbſt wenn der Krieg mit Merico noch bis zur Mitte 1849 fortbauert, und das land ſelbſt keine Zuſchüſſe in Steuern und

rrelder der Hauptarm desſelben mit Macht hervorbraußt, und

Zöllen liefert, auch keine neuern 2. fragen gemacht werden, doch

in huntert fleinen Cascaben ing einſame Thal hinunterſtürzt. Bäume , Gebüſch, Feljen, kleine Gärten, eine Mühle und zier lice Thürme zur Laubenjago beſtimmt, bilden die nächſte Um

nur 40 Mill. Dollars Anlehen nöthig find, eine Summe, deren Herbeiſchaffung unter den gegenwärtigen Umſtänden bei der ungeheuren Maſſe des eingeführten baaren Gelbes feine große

gebung der Grotte. Ein ithntaler Fußpfad führt von der Haupt

Sawierigkeiten machen fann . Werben aber die Vorſchläge Polfe hinſichtlich einer Steuer auf Kaffee und Thee, ſo wie

und dauerlice öffnet fich im Hintergrunbe bie Feldhöhle,

firaße (der alten Via Aquilia ) an einer flappernden Mühle ror: über, welche von dem zreeiten Arm Dee Tanagro,, der aus einer

engen Feleſchlucht daherbrauet, getrieben wird. Eine hölzerne Brücke führt über dieſen zweiten Arm des Fluſjes, der in

einer Herabſeßung des Preiſe der ſeit längerer Zeit unverkauft gebliebenen Ländereien angenommen , ſo liefert dieß eine jähr liche Summe von 4 Millionen , die von dem Anlehen abgezogen

der Tiefe Dell Ihald ſeine Gewäſſer mit denen der Grotte, wel

werden fann ; aber ſo muß fich dieſe Summe um alles bas

den man den Namen Fiume Negro gegeben, nach längerer Irennung roieder zu wereinigen ſtrebt. Noch ein Büchſenſchnß weiter, und man tritt über einen ſchmalen Steg in die majes

jenige vermindern, was Merico ſelbſt an Steuern liefert. Bis

ftatiſche Grotte , welche fich in fühner Wölbung audbreitet. Mechte rom Eingange und ziemlich in der Mitte fteht ein Altar mit der Statue des Erzengele Michael, welcher der Grotte ten Namen gab , an der Stelle, wo früher eine Ara mit der Bilbaule des Apollo fic befunden haben ſou.

ießt ift bieß allerding8 ſehr gering geweſen, wie wir oben ge ſehen haben, eben die Begierde, mit der man gegenwärtig in Merico bie amerikaniſchen Schapfammerſcheine auffauft -- fte ſtehen zu 8 bis 9 Proc. Agio - beweist, daß die Geldſendun gen von Merico her in ftarfer Zunahme begriffen find, und

daß die Zahlungen für Zölle und Steuern ſteigen .

Linfe raucht

Was die Rücficht auf die innern Parteien betrifft, ſo ift

Dat erinnert an eine Stelle des Seneca (Ep. 41 ) Magnorum

dieſe auch in financiellen Punften höchſt bedeutend geweſen .

fluminum capita veneramur, subila ex abdito vasti amnis eruptio aras habet.

Die Whige widerſeften fich dem ſogenannten Schafkammers fyftem , welches van Buren vorſchlug, aber erſt Syler zum Theil

47 unb Bolt ganz einführte, unb fte widerſeßten fich eben ſo bem Tarif bed borigen Jahres. Das Schapfammerſyſtem war gerichtet gegen die Benüßung der Staatsgelber durch die Banfen. Bes kanntlich trat icon Jadſon dieſem Unfug gegenüber, fonnte es aber mit all ſeiner Energie nicht erzwingen, denn man war an

gehoben wird, daß der neue Larif 8 Mid. D. mehr eintrug als Der vorige, ſo iſt dagegen zu bemerfen, daß die Einfuhr durch

außerordentliche Umſtände begünſtigt viel ftarfer war , als vorher.

Dagegen iſt auch wahr, daß man die befürchtete Abs

nahme der eigenen Fabrication nur in geringem Maaße erfuhr, und wenn fich auch einige Zweige vermindert haben mögen , ſo

dieß Syſtem zu ſehr gewöhnt, und er entriß vorerſt auch nur die Staatêgelder der Vereinigten Staatenbanf, deren Morichheit er frühzeitig, lange ebe fte wirklich fiel, volkommen fannte.

find andere dagegen um ſo blühenber geworden. Der Präft

Erſt ſein Nachfolger, Kr. Van Buren, machte den Vorſchlag,

Mittheilungen, daß die Baumwollenfabrication auch in dieſem

daß die Regierung die Gelber durch eigene befoldete Beamte

Jahre ungeheuer zugenommen hat, und jeßt wohl kaum unter

aufbewahren und wieder verausgaben folle, aber noch war die

800,000 Ballen beträgt, ſomit die Hälfte der engliſchen Fabric cation , wie ſie in den günſtigſten Jahren war , überſchritten

öffentliche Meinung nicht dafür reif. Erſt der weit verbreitete

Bankerott Der Banken öffnete dem Volfe die Augen, und nun konnte Lyler mit dem Antrag auf dieſe ſogenannte Subtreaſury-

dent führt feine beſondere an , wir wiſſen aber auß andern

hat, weſhalb auch die amerikaniſchen Blätter fich rühmen, daß die große Baumwollenmanufactur bald aus England nach den

ſyſtem durchdringen. Es iſt intereſſant zu hören, wie fich Pole

Vereinigten Staaten werbe verlegt werden. Das möchte, naments

über dieß Syftem und ſeine Wirkung äußert. „Die Acte fam in Wirkſamkeit ſeit dem 1 Januar vorigen Jahrd, und unter dies ſem Syſtem wurden die öffentlichen Gelder von Regierungsbeamten in Gold und Silber erhoben, aufbewahrt und wieder ausgegeben , und Verſendungen großer Beträge von den Erhebung@orten nach den Auszahlungepunften ohne Verluſt für Die Scaffammer und ohne Nachtheil für den Handel gemacht. Während die Geldgeſchäfte der Regierung unter dieſem Syſtem

lich, wenn Der Wechſelcurs fich dauernd gegen England ftellt,

mit Regelmäßigkeit und Leichtigkeit abgemacht wurden , hatte Dasſelbe auch den heilſamen Erfolg, einen ungebührlichen Einfluß des Papiergeldes, das die von den einzelnen Staaten mit Freibriefen verſehenen Banken ausgaben, zu verhindern . Ins Dem e8 bie Bezahlung aller Abgaben an die Regierung in Golb und Silber forbert, wirft es dahin, unmäßige, mit dem vors handenen Vorrath von baarem Gelb in Mißverhältniß ftehende Papierausgaben der Banken zu verhindern , weil fte ihre Noten Den nhabern derſelben jeder Zeit in Gelb einlöſen müſſen , das mit dieſe ihre Zölle unb andere Abgaben baar bezahlen können."

Feinedreg & eitel ſeyn , obgleich England noch lange die feineren Sorten liefern wird. Wir fönnen dieſe Bemerkungen nicht ſchließen , ohne auch in Bezug auf die Baumwolle darauf aufmerkſam zu machen , wie die Amerifaner folgerichtiger unb energiſcher bieſen Gegen ſtand zu ihren Gunſten gelenkt haben. Vor 15 Jahren noch verarbeitete Nordamerika kaum 100,000 Ballen, und die ſübs lichen Pflanzer waren gänzlich von England abhängig ; Eng land dachte den Baumwollenbau in Oſtindien zu fördern, und fich dadurch von Amerika zu emancipiren , Amerika dachte, bie

Baumwollenmanufactur zu fördern, und ſein Erzeugniß nach und nach ſelbſt zu verſpinnen . Es braucht gar keine weitern Nachweiſes, daß in dieſem Wettlauf Nordamerika ohne Ver

gleich weiter als England gekommen iſt.

Seeſchlangen im indiſchen Archipel. (Aus: Narrative of the Voyage of H. M. Ship Samarang. By Cap. Sir E. Belcher.)

Polf ſtreicht nicht mit Unrecht bieß Syſtem heraus, deſſen Rich tigkeit nach Verlauf eines Menſchenalters niemand mehr bes ftreiten wird , während ießt noch viele in der alten Gewohnheit

Die Sulu-Meere ſcheinen von Seeſchlangen zu wimmeln, vielleicht in Folge der Stille des Waſſerd und der Hiße der Atmoſphäre, welche eine erſtaunliche Fruchtbarkeit in der Waſſerwelt erzeugen . Seeſdlangen

befangen find. Polk arbeitet burch ſeine Darſtellung jedem Berſuch entgegen, baš mit großer Anſtrengung ſeit 12 Jahren von der demokratiſchen Partei bevorwortete, aber erſt ſeit ſo

empor und tauchen bei nahender Gefahr leicht unter , obgleich fie nicht

kurzer Zeit völlig durchgeführte Syſtem von neuem anzutaften . Das finansielle Syſtem , wie es durch die conftitutionelle Schat fammer begründet wurbe," ſagt Polf, „vat lidh bisher in ſeinen Erfolgen auồnehmend günſtig gezeigt, und ich ſchlage beßhalb vor, allen weſentlichen Beſtimmungen desſelben treu zu bleiben, namentlich aber berjenigen , welche die Regierung von aller Verbindung mit Banken ſcheidet , und Banfpapiere von allen Regierungseinnahmen ausſchließt.“ Wäre auch die Whig . majorität weit entſchiedener al8 fte jeßt iſt, ſo wäre body mohl taum zu fürchten , bag man jeßt noch das ſo mühſam aufges

führte Gebäude wieder umſtürzte , namentlich da gegenwärtig durch den ſtarfen Zufluß an baarem Gelb - e8 ed find 22./ Miu. Dollar8 eingeführt worden - gar keine Veranlaſſung vorhan -

den iſt, den Banfen eine größere Papiercirculation gleichſam

aufzunöthigen . Aehnlicher Art iſt die Frage über den Tarif ; auch bieſen

möchte Polf und die demokratiſche Partei gegen neue Angriffe geſchüßt wiſſen , und der Präſident hält deßhalb den guten Er

folgen desſelben eine warme Lobrede. mindeſten etwa

Sie iſt indeß, ohne im

gegen das Princip de Tarife einwenden zu

wollen, nicht ganz perbient. Wenn nämlich beſonders heraus-

fchwimmen immer auf der ſtillen Oberfläche, heben nie den Kopf weit eben fcheu find. Die Malaien nennen ſie Ulagerang. Die Pelamis Bicolor iſt in den chineſiſchen und indiſchen Meeren gewöhnlich; ich habe fie in den Meeren um Mindo und Sulu zu Tauſenden auf der Ober fläche des Waſſers ſchwimmen ſehen. Ihre Lungen gleichen mehr den Luftblaſen der Fiſche, als den Athmungsorganen der Reptilien, denn ſie find gewöhnlich einfadye, lange Såde mit Blutgefäßen , die fich über die Wände verzweigen , aber ohne Gellen. Die Zunge iſt weiß und ge ſpalten , unterſcheidet fich alſo hinſichtlich der Farbe von der Zunge der andern Schlangen, die gewöhnlich ſchwarz find. Bei einigen Arten finden ſich ächte Giftzähne, doch fleiner als die der Nattern ; andere find

unſchädlich , wie die Cherſydrus. Dr. Cantor hält dagegen alle See ſchlangen für giftig , und die Spanier ſagen , gegen den Biß von Waſſerſlangen gebe es fein Heilmittel.

Briefe eines ruſiſchen Arztes ( Hafalowitſch ) aus der Türkei. VIII. Die Umgegend von Jeruſalem ; Meiſe nad Beirut. ( Fortſepung .)

Nachdem man den Gipfel der erwähnten Hügelfette auf außerordents lidt ſteilen und gefährlichen Pfaden erſtiegen hat , fieht man zu ſeinem Fuße das Städtchen Nazareth, das theils im Thale, theils am Abhang dieſer Hügel erbaut iſt, welche hier vorzugsweiſe aus weißem Kalt be ftehen . Es iſt von Gärten umgeben und enthalt gegen 3000 Ginwohner verſchiedener Glaubensbekenntniffe ; die Straßen find hier breiter und

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wo

reinlicer, und die Bevölkerung hat ein Anſehen von Wohlhábigfeit, das dem Reiſenden angenehm auffällt. Nachdem ich am andern Tage den Gipfel des Tabor erſtiegen , der 4-500 Klafter Höhe haben ſoll und wie die benachbarten Hügel mit eigen bedeđt ift, die hier ſehr gut gedeihen , nahm ich meinen Weg gegen Nordoſten durch ein wenig an gebautes Thal, und fam mitten durch Zelte wandernder Beduinen hin: durch nach dem Städtchen Tabarieh , dem alten Tiberias. Ale Felder in der Umgegend, auf die Entfernung von einigen Stunden, find mit zahlreichen Bruchſtüden von ſchwarzer Lava und Baſalt bedeckt; Waſſer .

nindet ſich auf dieſem Striche wenig.

Labarieh iſt am Ufer des gleichnamigen Sees erbaut, welcher die die Stadt umgebenden Mauern beſpült. Das Erdbeben von 1837 hat fie völlig zerſtört, und ießt erſt erheben fich die Gebäude langſam aus den Trümmern. Die Ginwohner find etwa 1200 an der Zahl , zur Hälfte 3uden aus Polen , Deutſchland u. ſ. w. , die hier in äußerſter

son

längs dem Meeresufer hin auf einer ſchlecht bebauten Ebene , und auf einem mit Sand gemiſten , hie und da mit Mais , Gurken , Kür: biſſen und Weizen in geringer Menge bebauten Boden. Gegen Often dehnt fich eine Kette niedriger Hügel aus , welche dieſe Ebene von der obern von mir geſchilderten Estrelonebene ſcheiden . Nicht weit von Caſarea fällt gegen Norden das Flüßchen Sarga ins Meer, welches weber breit, noch tief, aber das erſte in Syrien iſt, in welchem id Waſſer fand, den Jorban natürlich ausgenommen. Später fehrte ich nach dem Berge Carmel zurüd, machte von da einen Ausflug nad St. Jean d'Acre , und fam auf dem Wege dahin über zwei

Dürftigfeit ohne Handel und Induſtrie leben . Das Waſſer im See ift

andere kleine Flüßchen , das erfte, 20 Minuten nördlich von Chaifa, ziemlich reißend und breit, bei den Gingebornen Moata genannt , das andere läuft an dem Landthor von Acre vorüber , und heißt Naamein ; beide ergießen fich in die Bucht von Acre. Die Ufer des leßtern, welches drei bis vier Stunden im Umkreis hat , find mit Schwämmen bededt,

ſüß und reich an Fiſchen ; der vulcaniſche Charakter der Ufer iſt hier ſehr deutlich ausgeſprochen und wird auch durch heiße Schwefelquellen

Núdenknochen einer Sepienart. Die Wellen ſchlagen unaufhörlich ang

.

die das Meer von den Felſen unter dem Waſſer lodreißt , und mit den

beſtätigt , welcheſicheinige uferzurundLaffenimSande lebende Fiſchezurüd,welche bald,alstamen zurückzukommen Befinnung, wieder nach ſuchen . Man dem Meere Süden finden.Scrittevom Stadt, gegen derſelben war ſchon im Alter: Fie Das WaſſerUſer,eineStundeoberhalbder thum gegen Rheumatismen und Brüdhe berühmt, aber aus Mangel an

Bequemlichkeiten wird es nur von den Einwohnern Tabariehe benußt. Die Hiße in dieſem Thal, wo ich übernachtete, iſt unerträglich. Von Tabarieh fehrte ich auf einem andern geraden und ebenen Wege nach Nazareth zurüd, und ritt, indem ich den Tabor links liegen ließ , mitten durch gut angebaute Felder nach den Dörfern Ruferfana, Lubia und Rene, welche reich an gutem Quellwaſſer ſind. Am andern Tage begab ich mich nach dein Berge Carmel, der ſechs Stunden weſt nordweſtlich von Nazareth liegt. Der Weg windet fich anfangs eine ganze Stunde lang zwiſchen den ſteilen felſigen Abhängen der Hügel

hin, führt aber dann durch eine ſchöne, fruchtbare Ebene, welche bei den Eingebornen Samuni heißt. Sie dehnt fich etwa vier Stunden von Dſten nach Weſten aus und iſt ganz init Weizen bepflanzt; ich riß einige Aehren aus , und fand in jeder 40 bis 50 feſte Körner. Gegen Nord weſten iſt dieſe Ebene von einer unbedeutenden Hügelfette durchſchnitten ,

fängt fie wenig und nur für den beſchränkten täglichen Bedarf der Einwohner ; der hohe Zoll auf Salz , das dieſes Land aus Aegypten erhalt - ein Dfa foſtet anderthalb Piafter — verhindert, daß der Fiſch fang fidy entwidle. -

St. Jean d'Acre hat etwa 6000 Einwohner, darunter 1500 Chri:

ften, namentlich rechtgläubige ( griechiſche) Syrier. Die Nebenbuhlerſchaft von Beirut , dem Aufenthaltsort des Generalgouverneurs von Syrien und der europäiſchen diplomatiſchen Agenten fowie der vornehmſten Conſuln , hat den Handel von St. Jean d'Acre vernichtet. Die großen , gedecten Bazare , welche am Ende des vorigen Jahrhunderts von dem befannten Dichezzar Paſcha erbaut wurden , find jeßt öde und die Buden geſchloſſen ; die Nhede, welche für die Schiffe wegen des felſigen Grun: des, der die Taue durchſchneidet, gefährlich iſt, verödet, und nur nach

der Ernte in dieſem Theil Syriens erſcheinen einige Schiffe, welche Roh. producte ausführen. Induſtrie gibt es feine , die Bevölkerung iſt ver :

die mit Eichen und Dlivenbäumen bewachſen iſt. Hat man dieſe durch

armt, die Straßen eng und unreinlich, viele durch das Bombardement

eine, Wadi el Abcharie genannte Schlucht überſtiegen , ſo fommt man auf eine zweite Ebene heraus, die weit größer iſt, weſtlich ans mittel: ländiſche Meer ſtößt, und auf den übrigen Seiten von einem Bogen

zerſtörte Häuſer wurden nicht wieder hergeſtellt, und nur Eines hat ſich aus der frühern , blühenden Epoche erhalten : die Leitröhren, in denen das Waſſer von den in bedeutender Entfernung von der Stadt gegen Norden gelegenen Hügeln in Menge hergeleitet wird. In Acre beſteht noch ein Militarſpital , in welchem ich zur Zeit meines Beſuches nicht über dreißig Kranfe fand ; es iſt aber Raum für 300 Betten. Große , weite Sale in zwei parallelen Reihen umgeben von vier Seiten ein ſchönes Gårichen mit Dattelpalmen , Feigen und

von Bergen eingefaßt iſt; dag ins Meer vorſpringende Südende heißt der Carmel , während das nördliche ſechs Stunden davon entlegene wegen ſeiner ſchneeweißen , abſchüſſigen, von den Wellen beſpülten Wände den Namen des weißen Vorgebirge erhalten hat. Nördlich vom Carmel , faſt an deſſen Fuße madt das Meer eine Einbiegung ins Land herein ,

und bildet eine weite gegen Nordoſten gerichtete Bucht, welche den halben Raum zwiſchen dem B. Carmel und dem weißen Vorgebirge ein : nimmt. Hier tritt ein breiter , aber nicht ſehr hoher Fels in einem

flachen Vorgebirg ins Meer vor, und auf ſeiner Oberfläche iſt St. Jean $ Acre erbaut.

Am Carmel ſteigt man auf der Nordſeite einen fteilen Abhang hin: auf und fommt durch das Städtchen Chaifa , das am Meeregufer liegt und etwa 1500 Einwohner enthält ; ſeine Umgebungen find mit Gärten geidmüdt, in denen mir die ungewöhnliche Mannigfaltigkeit der Fruchts bäume auffiel ; hier finden ſich viele Quellen , aber das Waſſer iſt ſalzig. Neben dem Dorfe Ol Schein iſt eine Pflanzung von Maulbeerbäumen , und nicht weit vom Meeresufer ein kleiner Wald von Dattelpalmen. Auf dem Carmel ſteht das ſdhön gebaute gaſtfreundliche Haus der unbe: ſchuhten Carmeliter, das mit ungewöhnlicher Gaſtfreiheit allen Reiſen den ohne Unterſchied der Nation und des Glaubens geöffnet iſt.

Von

da ging ich in der Nichtung gegen Süden längs dem Meeredufer und beſuchte Atlit , das auf den Trümmern des früher befeſtigten Caſtells Pellegrino erbaut iſt, dann die Dörfer Sarfend und Rufer Lam , das

Maulbeerbäumen , und einem Baſſin, das ſich im obern Stocwerk eines

großen ſteinernen Baues findet : hier befand fich früher der Harem Didezzar- Paſcha's, und dieſer Ort, wirklich der angenehmſte in der gan zen Stadt, entſpricht unſern gewöhnlich übertriebenen Begriffen von dem Aufenthalt der in andern Beziehungen ſo proſaiſchen Schönen des Orients . Das Hoſpital verwaltete ſieben Jahre lang der Neapolitaner, Dr. Mauro, der mit Ibrahim Paſcha bereits in Morea geweſen war. Nach den

Beobachtungen dieſes Arztes find die häufigſten Krankheiten Ücre's Wechſelfieber , die er den ſtehenden Waſſern zuſchreibt, welche ſich in der Nähe der Stadt gegen Dſten durch die austretenden Waſſer des Fluß

chens Naamein bilden. Der Charakter derſelben iſt übrigens gutartig, obgleich auch manchmal bösartige vorkommen ; im Sommer herrſchen Durdfälle und Dyfſenterien , veranlaßt durch den Gebraud unreifer Früchte. Die Garniſon zieht deßhalb des Sommerd in die Berge und die Befehlshaber ſehen ſtreng darauf, daß die Soldaten Feine rohen Früchte genießen. Typhöſe Fieber kommen vor, aber weder ſchwer noch häufig ;

Städtchen Tantura und die weiten Trümmer von Caſarea. Die Ents

Ausſag fommt nicht, Lungenſchwindſucht ſelten vor, wohl aber Syphi lis, obgleid der neue Paſga alle liederlichen Weibeleute aus der Stadt

fernung dieſer leßtern vom Berge Carmel iſt 10 Stunden ; man geht

foaffen ließ. ( Schluß folgt.)

Verlag der 3. G. Cotta’ſchen Buchhandlung.

Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenm a n u .

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Ur. n *

13.

15 Januar 1848.

Die Ermordung der Eltern auf den Fidſchi- Inſeln .

1

Der Glaube an ein fünftiges Leben ohne irgend eine relis giöſe ober fittliche Verpflichtung iſt die Quelle vieler fürchters lichen Gebräuche. Darunter gehört, daß fie ihre Eltern imbrin gen , wenn ſie in ein vorgerücktes Alter treten, der Selbſtmorb ,

die Ermordung der Weiber bei dem Leichenbegängniß ihrer Es iſt ein ganz gewöhnliches Vor Männer , Menſchenopfer. kommniß,

daß ein Vater oder eine Mutter ihren Kindern an

zeigen , es ſeyy Zeit für ſte zu ſterben , oder daß ein Sohn ſeinen Eltern erklärt, fie fallen ihm zur Laſt. In beiden Fällen wer den die Freunde zuſammengerufen und von dem Falle unter

richtet. Alabann findet eine Berathung ſtatt, die gewöhnlich damit endet, daß dem Verlangen nachgegeben wird, worauf ein Tag feſtgelegt wird, gewöhnlich auf eine Zeit, wo Taro und Dams reif find, damit man gleich das Nötzige zu einem großen Feſte

hat, das Mburua heißt. Die betagte Perſon wird gefragt, ob fie vor dem Begräbniß erbroſſelt oder lebendig begraben ſeyn Wenn ber feſtgeſeşte Tag heranrüdt, ſo bringen die wolle. Verwandten und Freunde Tapas, Matten und Del als Geſchenke. Sie werden wie bei andern Begräbnißfeſten empfangen, und alle trauern zuſammen, bis der für die Ceremonie beſtimmte Tag beranfömmt.

Die betagte Perſon bezeichnet ſodann den

Plaß wo das Grab gegraben werben ſoll, und während die einen

es machen , legen die andern ein neues Maro und Turbane an. 3īt das Grab,

welches eine Tiefe von ungefähr vier Fuß hat,

fertig, ſo wird das Opfer hineingehoben, während die Verwand ten und Freunde ihre Klagen beginnen , weinen und fich ſchneis den ,

wie fie es bei andern Leichenbegängnifſen thun .

Dann

geben ihm alle einen Scheibefuß, worauf der lebende Körper zugedeckt wird, zuerſt mit Matten und Tapa, welche um den Kopf gewickelt werden, und dann mit Holz und Erde, welche man zuſammenſtampft. Wenn dieß geſchehen , ſo entfernen ſich alle und werden „tabu . "

In der nächſtfolgenden Nacht begibt fich der

Sohn allein zum Grab, und legt ein Stüc Ava-Wurzel darauf, was bas bei- tala oder Lebewohl heißt . Hr. Hunt, einer der Miffionäre, war Zeuge mehrerer fols

der Handlungen geweſen. Bei einer Gelegenheit wurde er von einem jungen Mann aufgeforbert für den Geiſt ſeiner Mutter zu beten , welche tobt ſey. Hr. Hunt lebte zuerſt der Hoffnung, daß dieß ihm eine Veranlaſſung bieten werbe, ſeine große Sache zu fördern . Auf Befragen erzählte ihm der junge Mann , daß er

1 Au8 der United States Exploring Expedition. By Lt. Ch. Wilkes. Nach der im J. G. Gotta'ſchen Verlage erſcheinenden abgekürzteu Ueberſepung.

und ſeine Brüder gerade im Begriff ſeven ſte zu begraben . Hr. Hunt begleitete ben jungen Mann, indem er ſagte, daß er der Proceſſion folgen und ſeinen Wunſch erfüllen wolle ; wie ſte aber

die Proceſſion erreichten , zeigte der junge Mann auf ſeine Mutter, welche ſo heiter und munter als irgend jemand im Zug mit

ging und augenſcheinlich ſehr vergnügt war. Hr Ýr. Hunt brüdte dem jungen Manne ſein Erſtaunen aus, und fragte wie er ihn ſo ſehr täuſchen fönne, daß er ſeine Mutter für todt ausgebe, während ſie doch am Leben und vollkommen wohl ſey.

Darauf

wurde ihm die Erwiderung, daß fie ihr Tobtenfeſt bereitet hätten und jeßt im Begriff ſeyen ſie zu begraben, ſie ſey alt ; er und ſeine Brüder hätten gedacht fte habe lange genug gelebt, es ſeh jeßt Zeit ſie zu begraben, worein fte auch gerne gewilligt, und ſie wollten es jeßt thun . Er ſey zu Hrn . Hunt gekommen , um ihn um ſein Gebet zu erſuchen , wie ſie bieß auch bei ihrem Prieſter gethan hätten. Er fügte bei, fie hätten aus Liebe zu ihrer Mutter ſo gehandelt ; auß derſelben Liebe wollten ſie ſie et begraben, und niemand ſonſt als fte fönne oder dürfe ein Herr' Hunt that alles, was in ſeiner Macht ſtand, um eine ſo teufliſche Handlung zu

ſo heiliges Geſchäft verrichten .

verhindern ; allein man gab ihm ſonſt keine Antwort als : ſte ſey ihre Mutter, fte ſeyen ihre Kinder, und ſte müßten Deſhalb fie töbten. A18 man bei dem Grabe anfam, jepte fich

die Mutter nieder, worauf das ganze Gefolge, Kinder, Enkel, Verwandte und Freunde, herzlichen und zärtlichen Abſchied von ihr nahmen. Dann legten ihr ihre Söhne einen aus gedrehter

Tapa verfertigten Strid zweimal um den Hals und erdroſſelten fie Damit, worauf ſie mit den üblichen Ceremonien in das Grab gelegt wurde. Dann kehrten fte zum Trauerfeſt zurück, und

nun war das Weib ſo ganz vergeſſen, als ob ſie gar nie ge lebt hätte .

Hr. Hunt überraſchte midh, nachdem er dieſe Erzählung beendigt hatte, nicht wenig durch die Neußerung, daß er die Fibichi-Inſulaner für ein Volt halte das ſeine Eltern zärtlich liebe, indem er beifügte, es hätten ihn viele derſelben verſichert, daß ſie die Sitte, wonach niemand ſonſt als die Kinder dieſe Pflicht üben könne, für einen großen Beweis von Liebe halten. Dieſelbe Anſicht ſprachen auch alle übrigen weißen Anſiedler aus. Kurze Zeit vor unſerer Ankunft that ein alter Mann von

Levuka etwas, das einen ſeiner Enkel ärgerte, worauf dieſer Steine nach ihm warf. Der alte Mann that gar nichts, aber entfernte fich und ſagte, er habe nun lange genug gelebt, da ſeine Enfel ihn ungeſtraft mit Steinen werfen könnten . Dann bat er ſeine Kinder und Freunde ihn zu begraben, worein dieſe auch 'willigten. Es wurde ein Feft bereitet, er in ſeine beſte

50

Tapa gekleidet und ſein Geſicht geſchrärzt. Darauf ſepte man ihn in ſein Grab, ſo daß ſein Kopf zwei Fuß nieberer war als

Erlebniſſe auf einer Reiſe durch die neapolitaniſche Provinz Baſilicata.

der Rand, umwickelte ihn mit Tapa und Matten, und ſtampfte die Erbe feſt. Während bieß geſchah, hörte man ihn fich bar über beklagen, daß fie ihm wehe thäten und ſo hart brüdten. Selbſtmord iſt durchaus nicht ſelten, und fle glauben, daß fie ſo, wie ſie das Leben verlaſſen , immer nachher bleiben werden , Dieß iſt ein mächtiger Beweggrund, daß fie eher freiwillig fter

genau zu beſichtigen , ſchlenderte in die Taverna zurück, und

ben , als daß fte Krüppel oder ſchwach werden. Weiber werden bei dem Begräbniß ihrer Männer häufig

ſepte mich hocherfreut über den föſtlichen Sæluß des heutigen Lage zum Abendbrob nieder. Der Wirth leiſtete mir Geſell

erdroſſelt ober lebendig begraben , und gemeiniglich auf ihre eigene Bitte. Von Fällen dieſer Art waren die weißen Anſiedler häufig Zeugen . Bei einer ſolden Veranlaſſung vertrieb Whippy die Mörder, befreite das Weib und ſchaffte fie in ſein eigenes Haus, wo ſie wieder ins Leben gebracht wurde. Allein weit entfernt ihm für ihre Rettung dankbar zu ſeyn, überhäufte fte

ſchaft und erzählte mir Räuber- und Liebesgeſchichten aus der

Picerno.

C

Vietri di Potenza.

Auletta.

La Pertoſa

mit der Grotte des h. Michael. ( Fortſepung .)

Ich hatte keine Zeit mehr, die Brücke von Campeſtrino

umliegenden Gegend. Ein zudringlicher Gendarme, welcher 12 Gefangene gebunden und aneinander gefettet aus Catanzaro

glüdlich bis hieher transportirt hatte, geſellte ſich zu uns , und bezeigte die größte Luft, das zweite Bett meines Schlafzimmers

einzunehmen. Der Wirth jedodh trank ihm tapfer zu uud führte

ihn mit Schimpf und bezeugte ihm ſtets nachher den tödlich

den Betrunkenen bald nachher in ein Bodenkämmerchen , wo er

ſten Haß . Daß Weiber mit ihren Männern zu ſterben wün ſchen, iſt keineswegs auffallend, wenn man bedenkt, daß es einen

auf einem Strohſack ſeinen Rauſch ausſchlafen konnte.

Artifel ihres Glaubens au & macht, daß fie nur auf dieſe Weiſe in das Reich der Seligen kommen können , und daß diejenige,

nachdem ich bei ſchwindendem Mondlicht im Gärtchen des Wirths mein Frühſtück aus Kaffee , Brod und Eiern beſtehend, einge nommen hatte. Die Ortſchaften Auletta und Pertoja waren

welche ihren Toll mit der größten Ergebung erträgt, in dem

Am andern Morgen fuhr ich mit Tagesanbrud von dannen ,

Lande der Geiſter das Lieblingsweib werden wird.

mir aus frühern Jahren bekannt.

Das Opfer iſt indeß nicht immer freiwillig ; denn wenn auch ein Weib fich weigert ſich erdroſſeln zu laſſen , ſo wird fie von ihren Verwandten oft dazu gezwungen . Dieß geſchieht aus eigennüzigen Beweggründen, denn durch ihren Tod bekommen

S. Trinità di Cara haben hier große Beſitungen und finden fich regelmäßig im Herbſt zur Laubenjago ein : Dann wird Feuer und Feuerwerk in der Grotte gemacht, um die Tauben und anderes Geflügel fortzuſcheuchen. In den weiß angeſtrichenen Thürmen , deren ich oben erwähnte, lauern die Jäger und machen

ſie ein Recht auf die Verlaſſenſchaft ihres Mannes. Selbſt eine Zögerung wird zum Gegenſtand des Vorwurfs gemacht. So wurden bei dem Leichenbegängniß des legten Königs Ulivou, welchem Fr. Cargill anwohnte, ſeine fünf Weiber und eine Lochter erbroſſelt. Die erſte Gemahlin verzögerte die Ceremos nie, indem ſie von ihrer Umgebung Abſchied nahm , worauf Tanoa , ter gegenwärtige König , fie ſchmälte. Das Dpfer war

ſeine eigene Muhme, und er half ihr den Strick um den Naden legen und fte erdroſſeln , ein Dienſt, den er, wie er ſagte, ſeiner

Die Benedictiner der Abtei

in der Regel reiche Beute. Auletta war im Mittelalter ein bes ES feſtigtes Kaſtell ; Karl V belagerte und eroberte e8 1535. 63 herrſcht hier ſehr ſchlechte Luft, dagegen prangt die Vegetation in großer Ueppigkeit, und alle Früchte reifen hier früher als in der Umgegend. Pertoſa iſt kleiner als Auletta, und hat

höchſtens 700 frank ausſehende Einwohner, welche der Delcultur obliegen.

- Der Weg führt ſanft aufwärts zur genannten Serra

Molinara, und iſt rechts und links mit großen Bruſtwehren

eigenen Mutter geleiſtet habe.

eingefaßt.

Indeß bitten nicht bloß viele Eingeborne ihre Freunde fte zu ermorden , um der Altersidwäche zu entgehen , ober bringen

dieſer wilden Gegend auf überraſchende Weiſe den Stempel der Cultur aufbrüdt, führt nicht über den Tanagro, ſondern über einen unbedeutenden , oft waſſerleeren Gebirgsbady, welcher in

fich aus dieſem Grunde ſelbſt ums Leben , ſondern auch die Fas

milien haben einen ſolchen Widerwillen davor, ungeſtaltete oder verſtümmelte Perſonen unter ſich zu haben, daß diejenigen , des nen ein ſolches Mißgeſchid begegnet iſt, faſt immer getödtet werben. Man erzählte mir ein Beiſpiel der Art, wo ein Knabe, dem ein Haiñích das Bein weggebiſſen hatte, erdroſſelt wurde,

obgleich einer der weißen Anfiebler fich ſeiner angenommen hatte und jede Ausſicht auf ſeine Rettung vorhanden war. Als Grund für ſeine Ermordung gab man ſonſt weiter nicht an als daß er, wenn er am Leben geblieben wäre, für ſeine Fa milie eine Schande geweſen ſeyn würde, da er nur ein Bein gehabt habe. Wenn ein Eingeborner, fey es Mann, Weit oder Kind,

an einer langwierigen Krankheit barniederliegt , ſo wird ihm entweder der Kopf umgedreht, oder er wird erbroſſelt. Kr. Hunt behauptete, daß dieß häufig vorfomme und daß er nur

mit Mühe einen ſeiner eigenen Dienſtboten , der nacher wieder

ganz geſund geworden ſei , vor dieſem Schickſal habe bewahren fönnen .

Die prächtige Brücke von Campeſtrino,

welche

tiefgehöhlter Schlucht einherplätſchert ; 27 Bögen ruhen in brei Reiben übereinander und überſpannen die Sdlucht, die Brücke

iſt nicht breit, am Eingange ſteht ein Madonnenbild ; hinter derſelben ziebt fich die Straße in drei großen, wie Baſtionen mit Schießſcharten verſehenen und feſtgemauerten Ziczacs ben fahlen Bergrüden Polla hinan : man wähnt fich einer Feſtung zu nähern und ſteht fich nach Soldaten um, aber ringdum

herrſcht Dede und Stille, man hört nur das ferne Rauſchen des Lanagro und das Rieſeln einer Duelle auf dem Abhange der Straße. Oben befindet fich ein Wachthaus, der Rücblic ftreift die Gegend von Buccino und einen Theil des Poſtigliones Gebirges (M. Alburnus) ; man erkennt deutlich, daß viel Gelb und Mühe an dieſem Brüdenbau verſchwendet worden, und daß bie Straße mit geringem Umwege nörblicher hätte geführt wers ben müſſen . Der Architect ſoll voll Aerger über die Vorwürfe Ferdinando I, welcher den Fehler ſogleich erfannte, in Polla ges ftorben feyn . - Eine Miglie ungefähr läuft die Straße auf Der Höhe fort, und es öffnet fich immer mehr Der Blick auf Das nackte, fahle und feineswegs ſehr romantiſche, vom Tanagro burdſtrömte Diano-Ihal mit den Städten Polla, Atino, Diano,

51 Sala , Pabula u . ſ. w. Rechts in einem Gebüſch fand ichwache Spuren eineß alten Apollotempels vorhanden, welche . AlbiRoſa in ſeiner Monographie über das Diano - Thal auf übers triebene Weiſe herausſtreicht, von einem Fünftlichen , betrügeris

ichen Echo idmaßenb, welches römiſch-lukaniſche Prieſter hier ges bildet haben ſollten. Geiſtliche, Magiſtrate perſonen und Gutes befiger der Umgegend machten hier Nachgrabungen und nahmen was fte fanden zu fich. Sulla erbaute Den Lempel, weihete ihn dem Apollo, deſſen Cultus die Griechen aus Legea hieher ver-

pflanzt hatten, und welchem er ſelbft nach Plutarch beſonders ergeben war.

Die Front des Tempels war nach Often ,

der

aufgehenden Sonne zu, gerichtet. Das Städtchen Polla liegt in hübſcher Umgebung eine halbe Miglie vom Wege, und belohnt die geringe Mühe eines Ausflugs dahin reichlich. Hier finden fich verſchiebene Alterthümer : die Ueberreſte einer Brüde, Fun-

einige Miglien weiter links von der großen Lanbſtraße ab , um Pabula und die berühmte Karthauſe S. Lorenzo e Bruno zu erreichen . Am Wege ſteht die Capelle S. Giovanni mit einer flaren Quelle, einſt der Diana geheiligt , und höher hinauf ,

liegt das Caſtell Civita mit uralten Mauern.

Pabula bietet

nichts Intereſſantes bar, hat aber eine fleißige, aus ungefähr 10,000 Seelen beſtehende Bevölkerung ; es iſt terraſſenartig ben Berg hinangebaut , deſſen eine Seite ein friſcher Gebirg &bach umſpült, der mehrere Gyp8mühlen in Bewegung feßt. In der jämmerlichen Kloſtertaverne am Fuße der Stadt ließ ich mir ein Mittageſſen bereiten, und ichidte einen Boten nach Saponara ins Gebirge voraus, ber mich bort erwarten

und Briefe und Nachtquartier beſtellen ſollte. Ich wußte, daß ich ſpät Daſelbſt eintreffen würde, denn der Weg war weit unb beſchwerlich und nur zu Fuß zurückzulegen .

damente des Forum Popilii und Fragmente von Marmorſäulen.

( Fortſepung folgt. )

Die Klöſter, von Bäumen und Gebüſch umgeben, haben eine ſchöne Lage : hier enfennt man am beſten den Lauf des Tanagro und die Abzug&gräben, welche in Folge der Bonification dieſer Ges genden von den drei legtregierenden Königen gemacht wurden .

Ein neuer Vulcan. Ein neuer Vulcan iſt zu Amergura , einer der oceaniſchen Inſeln , 1 etwa 20 Leguas nördlich von Vavao, erſchienen. Hr. Williams , der

Ueber bie Etymologie les Namens Polla (von Pollco = vendo oder von polla = multa oder von Apollo ) iſt viel gefabelt wors deu. Marcus Aquilius errichtete hier ein Forum, weil ſich der Haupthandel bes Shale und der umliegenden Gegenben hier Vom ſulaniſchen Apollotempel nannten ſich die concentrirte . Bewohner Polla's Apollani. Noch jeßt wird der Ort von vies len Handeltreibenden beſucht. Die Geſichtzüge und Trachten der Frauen haben viel griechiſches : fie tragen lange bunte, meiſt

ſcharlachrothe Gewänder und das griechiſche Räppchen : Wohnungen und Kleidung finbreinlich gehalten . Die Straße führte durch das Dörfchen San Pietro , wo an einem Wirthshauſe die bekannte, bem M. Popilius zuges ſchriebene inſchrift fich befindet, welche von den Drtsentfer-

amerifaniſche Conſul , und Capitan Sampſon geben folgende Nadrid

ten : „ Am 9 Julius und den zwei folgenden Tagen fühlte man zu Vavao heftige Erdſtöße, die ſich in regelmäßigen Zwiſchenräumen von 15—20

Minuten wiederholten. Am Morgen des 12ten war alles mit ganz feis ner Aſche bededt, und die Luft mit erſtidendem Schwefeldampf angefüllt. ør. Williams verließ Vavao am 13ten , um fich nach Amergura zu be geben. Als er fich näherte , ſah er ungeheure Wolfen von Staub und Aſche fich hoch in die Luft erheben, und bemerkte nahe an der Inſel gerade über der Seefläche einen neugebildeten unermeßlichen Strater, aus welchem Maſſen von brennenden Stoffen emporgeſchleudert wurden, und dann in Strömen auf die Ebene umher niederfielen . Es war ganz unmöglich zu landen und das Schidfal der Einwohner war unbekannt. Seltſam iſt es , daß die Aſche gerade dem Wind entgegen , der orcan artig aus Nordoſten blies, auf eine ungeheure Entfernung fortgeſchleu

nungen (zwiſchen Reggio und Capua) ſowie noch einigen

dert wurde. Das amerifaniſche Schiff Ch. Morgan, dag 30 Seemeilen

andern Verhältniſſen der Umgegend rebet. 1 Man Durchſchnei det nicht die Mitte der Ebene, ſondern fährt auf ziemlich ges

nordöfiltch von Amergura war , wurde mit Aſche bedeckt, eben ſo ein anderes Schiff, das 60 Meilen weiter öftlich war.

frümmten Pfaden, die Stadt Atena links auf einem Bergvors

ſprunge laffend, am Fuße fahler Berge weiter, und gelangt Briefe eines ruſſiſchen Arztes ( Hafalowitſd)) aus der nach dem terraſſenförmig das Gebirge hinan gebauten Drte la Gala.

Ueber Sala erſcheinen halbzerfallene Mauern und Thürme, und legen Zeugniß von einem früher bewohnten Orte as ; ganz oben auf der Spiße des Felſens liegen die Ruinen des alten Caſtells.

Türkei.

Tommaſini ſchildert dieſe Gegend einfach unb treu.

2

Unten an der Straße ſind Gärten und bebautes

Felb, dicht bei der Stadt am Abhange Delbäume . In la Sala oder vielmehr unten an der Landſtraße liegen mehrere Taver nen, die Mittelſtation zwiſchen Lagonegro unb Auletta bildenb. Gegenüber iſt die Ebene beſſer angebaut ; man erblickt die Ortidhaften Sant Arſenio, S. Ruffo, und auf einem iſolirten Hügel, der auf ſeiner Spiße ein Caſtell trägt , das Städtchen Diano . Ich behalte mir einen kurzen Ueberblick über bas ganze

Thal auf die Rückreiſe von Saponara vor. Raſch rollte ich an la Sala, Dem jebigen Hauptorte del Valle di Diano mit

8000 Einwohnern , einem Unterintendanten , ſchönen großen Gebäuden und mannichfachen hiſtoriſchen Erinnerungen aus alter und junger Zeit - hier ſtand wahrſcheinlich Confilina, eine ber fteben lucaniſchen Präfecturen – vorüber , unb bog 1 Vgl. Giuſtiniani's Diz. geogr. s. v. Polla ; Tommaſini's Reiſe duro Calabrien p. 40 und Albi Roſas angeführtes Werk. 2 Von Guiscard mit einem in Apulien gefundenen Schafe erbaut.

Achter Brief . Die Umgegend von Jeruſalem ; Reiſe nach Beirut. (Schluß.)

Im J. 1841 wüthete hier die Peſt, die aus Aegypten eingeſchleppt wurde, und nach Dr. Mauros' Anſicht niemals hier auftritt, als wenn

fte von außen eingeführt wurde. Id blieb zu Afra im lateiniſchen Kloſter in der Hoffnung hier einige Urkunden über die Peſt zu finden , welche im Jahre 1828 hier ausbrađ , nach der Eröffnung einer Kiſte

mit Habſeligkeiten , die zwei Jahre in der Vorrathofammer geſtanden hatte. Aber die Archive des Kloſters waren während des leßten Kriegs verbrannt, von den frühern Mönchen war nicht Giner mehr übrig und

der jeßige Vorſtand fannte die Thatſache n" ur vom Hörenſagen ; er bes ſtätigte mir übrigens die einzelnen Umſtände, welche mir der katholiſche Biſchof Monſignore Guaſto in Cairo mitgetheilt hatte, und deren ich be reits erwähnte. In dem genannten Jahre ſtarben fünf Mönche und ein Diener nad der unvorſichtigen Eröffnung der Kiſte an der Peft. Die unmittelbaren Umgebungen von St. Jean d'Acre find flach und unſchön ; Gärten und Bäume gibt es keine, außer auf dem Land gut des frühern Gouverneurs Abdallah Paſcha , das einft ſchön war,

ſpäter in Verfall gerieth, wo ich aber noch Bananen fand, die man in · SoDavao iſt in zufolge der Liter. angegeben ; vomTonga 1 Januar Namens gehörtGaz. ſie zum -Archipel.

der Nennung des A. D. R.

52

nogo

andern Theilen Syriend, außer in Saida, nicht trifft. Das Thal, wels des fich nördlich von der Stadt bis zum weißen Vorgebirg über vier Stunden weit ausdehnt,, iſt gut angebaut, und um die Dörfer Esmerie,

man enge, frumme, dunfle Gaflen , die nicht ſelten unter Häuſern hin

laufen, welche fich quer über denſelben erheben ; dieſe Straßen ſind noch unreinlicher als in andern Orten Syriens. Der moblemitiſche Begräb

Menſchie und Gib her finden fich weite Fruchtgärten und namentlich

nißplaß befindet fidy hart an der Stadtmauer gegen Norden unter dem

Maulbeerbäume , die an Zahl zunehmen , je näher man gegen Beirut und den Libanon fommt. Zwiſchen Menſchie und Afra trifft man eine ungeheure Waſſerleitung auf Bögen, welche leßteres mit gutem Waſſer

Winde. Saida zählt 6 - 7000 Einwohner , darunter 1500 Chriſten, wie mir der griechiſche Biſchof von Saiba ſagte. Der Handel mit roher Seide und noch mehr mit ſeidenen Schnüren und Poſamentir:

aus Quellen verſehen , die drei Stunden von der Stadt liegen.

Ueber:

arbeiten iſt im Verfall, ſeit das neue ,,Stambuli“ : Coſtüm in neuerer

haupt iſt dieß Thal bis nach Sur reich an Waſſer, und ich nenne nur

Zeit in Aegypten und der Türkei das frühere „Niſami“-Coſtüm ver: drängt hat. Saida iſt von Gärten umgeben , die in ganz Syrien wegen der ausgezeichneten Beſchaffenheit ihrer Früchte, Aprifoſen, Trauben u. ſ. w . welche hier viel früher, als in den weiter gegen Süden gelegenen Stad

die Quellen Ain el Myſdherfi am Fuße des weißen Caps, Nafura und

nördlich davon 38fenderun ,

und die berühmten Waſſerbehälter am

Dorfe Ras ei hin, eine gute Stunde von Sur. Dieſe Waſſerbehälter,

fünfzig Fuß und darüber tief, wurden von den Phöniciern erbaut, und bilden ein außerordentlich fühnes und in allen Beziehungen höchſt merk würdiges hydrauliſches Werf. Das Volk nennt ſie die Ciſternen Salomo's,

ten, z. B. Sur und Afra reifen, berühmt find.

I

hatte Gelegenheit

welche die Beduinen aus dem Hauran bringen . Für einen Mühlſtein

hier Bananen (id ſpreche von der Staude , nicht von der Frucht) zu ſehen , die höher und üppiger waren als ſelbſt in Aegypten. Das Klima von Saida iſt nach der Verſicherung des Arztes , Hru . Galiardo, eines Franzoſen, der hier ſchon ſeit acht Jahren lebt , ſehr geſund. Kranf: heiten gibt es wenig ; troß der Menge von Waſſer in der Umgebung der Stadt find Wechſelfieber ſehr ſelten ; häufig ſind nur im Sommer Durchfälle, welche auch hier von der vereinten Wirkung der Sonnenhiße und des Genuſſes unreijer Früchte herfommen. Auch typhoſe Fieber fommen vor , aber nicht ſchwer. Dr. Galiardo dient an dem hier be findlichen Militärſpital ; er iſt der einzige europäiſche Arzt in der Stadt, die feine freie Apothefe hat ; die Eingebornen ſuchen ſeine Hülfe ge wöhnlich erſt dann , wenn Hülfe unmöglich geworden iſt. Nach der Berſiderung dieſes Arztes find lungenſchwindſucht und Herzleiden in Saida nicht ganz felten , beſonders unter Weibern und Mädchen . Er ſchreibt dieß der allgemeinen bei den Moslems üblichen Gewohnheit zu fich häufig mit faltem Waſſer zu waſchen ,. was oft die monatliche Reis nigung ins Stocken bringt, worauf ſie dann ſtarfe draſtiſche Mittel gebrauchen, die das Uebel nur verſchlimmern. Das Militárſpital befin

zahlt man in Sur je nach der Größe und Beſchaffenheit des Steins 150 bis 400 Piaſter ( 15 bis 40 ft. C. M. ) und führt jährlich 800 bis

Gebäudes, das früher als Chan diente , zur Zeit der ägyptiſchen Herr:

Birfet Suleiman.

Sur, das alte phöniciſche Tyrud, iſt auf einer kleinen Inſel erbaut, welche Alerander von Macedonien zur Zeit der Belagerung dieſer Stadt

vermittelſt eines Damms mit dem feſten Lande verband ; dieſer Damm ift jeßt durch die Gewalt der Wellen, welche Sand darüber hinwerfen, im Laufe von 20 Jahrhunderten in eine breite Landzunge verwandelt worden. Dieſes Städtchen Sur nimmt nur einen Theil der Oberfläche

der Inſel ein, und nur wenige Trümmer , Reſte des alten Hafens und Säulenbrudyſtücke, zeugen noch von dem alten Glanz und Reichthum von Tyrus. Die Zahl der Ginwohner darin beträgt gegen 2500, zur Hälfte maronitiſche Chriſten, zur Hälfte Metuali -Araber von ſchiitiſcher Secte. Der unbedeutende Handel findet nur mit Aegypten ſtatt; von hier führt man gemeinen, aber ſehr ſtarken Tabaf aus, der in der Umgegend von

Sur wächst, und unter dem Namen Suri bekannt iſt; in guten Jahren führt man gegen 1000 Cantar oder 300,000 Pfd. aus. Gin anderer

Zweig des Ausfuhrhandels find Mühlſteine aus ſchwarzer, poröſer Lava,

1000 nach Aegypten .

Außerdem wird etwas Holzkohle ausgeführt,

welche die Bauern in den Bergen, ben Cantar zu 30 Piaſter, bereiten, ſowie eine geringe Menge Ziegenfäs und ſaure Milch nach Afra und Saida. Gin Theil der Einwohner beſchäftigt ſich mit dem Fiſchfang. Der Anblic des Städtchens im Innern , der Straßen und Bazare, unter : icheidet ſich in nichts von dem, was man an andern Drten Syriend ſieht.

dem

Von Sur nach Saida find es 69 , Stunden . Der Weg führt an mit behauenen Steinen , Baſaltfäulen und ähnlidhen Ueberreſten

verſchwundener Städte beſäeten Meeresufer hin. Ein und eine Viertel: ſtunde nordwärts von Sur kommt man auf einer ſteinernen Brücke über den Chosmié, der nicht breit aber rein wie Kryſtall iſt, und nie aus

trocknet; dasſelbe kann man von dein Flüßchen Abu el Gowad ſagen, das eine Stunde weiter unten iſt, und von dem Nahr el Sachdrani, der nicht weit von Saida fließt. Dieſe Flüßchen , ſowie alle, die ich

von Caſarea her ſah, winden fich durch Büſche von Lorbeerroſen (Nerium Oleander ), welche ich mit ſchönen Blumen bedeckt ſah. Es 1

fiel mir auf, daß die Ziegen und Schafheerden, die an den Ufern dieſer

Flüßchen weiden , nie die Blätter und Blüthen dieſer Oleanderbüſde berühren.

Nachdem man hierauf die Betten breiter ausgetrocneter

Bäche überſchritten, windet man ſich links, läßt einen nicht ſehr hohen,

det ſich am Meeresufer , im dritten Stod eine ſchaft aber in eine Caſerne umgewandelt wurde.

großen vieredigen Vier lange aber

niedrige Säle enthalten hundert reinliche Betten , die jedoch allzu nahe an einander ſtehen . Im Sommer muß in dieſen Zimmern die Hiße

unerträglich ſeyn troß der Ventilation, und es möchte vernünftiger ſeyn die Kranfen im zweiten Stock unterzubringen , der jeßt als Zeughaus dient. Während meines Beſuche gab es faft feine Patienten in der Anſtalt , ſondern nur noch einige reconvalescente Soldaten. Saiba liegt acht Stunden ſüdlich von Beirut. Die erſten drei Stunden Weges ſind ſehr mühſam ; man reitet , oder richtiger geſagt,

man geht, das Pferd am Zügel führend zu Fuße über die Höhen aus: nehmend ſteiler Hügel , die einer nach dem andern ins Meer vorſprin gen. Dann ſteigt man hinab nach dem ſandigen Ufer, überſchreitet das Flüßchen Adamur, einem großen Dorfe gleiden Namens gegenüber, das am Abhang eines hohen langs dem Meere nach dem Libanon hins laufenden Kammes gebaut iſt, und verfolgt dann weitere drei Stunden eine ſchmale Ebene, die von einem tiefen, durch Ddherbeimiſdung röth lichen Sande bedeckt iſt, in welchem die meiſten Maulbeerbäume, weldje alle Umgebungen Beiruts und die benachbarten Berge bedecken und einen der reichſten Zweige des Ausfuhrhandels , die rohe Seide liefern helfen , vortrefflich gedeihen.

mit einer Citadelle gefrönten Hügel jüdwärts liegen, und gelangt mitten

Ich fam nach Beirut , dem alten Berytus, am 29 Mai , 12 Tage

unter üppigen Gärten und Maulbeerbaumpflanzungen , die aus dem

nach meinem Abgang aus Jeruſalem , nach einer außerordentlich ermū

Fluſſe Aula reichlich mit Waſſer verſorgt werden , nach Saida. Dieſer Ort, das alte Sidon , iſt am Nordende einer weiten Bucht

denden Reife. Näheres über dieſe Stadt werde ich in der Folge mit

erbaut, hart am Meereduſer, und bildet ein gleich ſeitiges Dreieck, deſſen Grundlinie von Weſten nach Dſten vom Meere nach dem Fuße eines

Tagen abgehe , um auch den übrigen nördlichen Theil Syriens zu

theilen nach meiner Rückfehr aus Damascus , wohin ich in einigen beſuden .

Hügele läuft , deſſen Spiße aber nach Norden gerichtet iſt. Gegen

Nordoſten iſt der erwähnte Hügel mit einer halbzerſtörten Befeſtigung ; an ſeinem Fuße dehnt ſich die Stadt in maleriſcher Lage , wie alle Städte des Drients aus . Ift man ins Innere eingetreten , ſo findet

Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Die ehemalige Abtei von Val Profond

(Thal von

von den Benedictinern gegründet Bièvre) welche im 12ten Jahrhundert wurde und ihnen bis 1621 gehörte, wurde von den neuen Benedictineru wieder um 300,000 Fr. angekauft. (Voleur. 5 Januar.) Verantwortlicher Nedacteur Dr. & b. Widenmann.

Das Auslan .d . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr. 14.

17 Januar 1848.

Etwas über Elchudengräber. Während meiner Reiſe in den Steppen notirte ich mir

zahlreiche, wiewohl einander oft widerſpredente, Ueberlieferuns gen von den alten Tſchuden. Einer bei den Tataren ſehr häu figen Sage zufolge hat dieſes mythiſche, von älteren Perſonen oft Afarat (bie weißäugigen ) benannte Volt das Land zuerſt

bewohnt und dadſelbe ſchon lange vor der Ankunft der Kirgiſen verlaſſen . Man glaubt, die auf den Steppen überall zerſtreuten Jumuli der älteren Art ſeyen ein Werk der Iſduben ,

allein

dieſer Iradition wird wiederum durch verſchiedene andere Sagen So wiſſen die Tataren zu erzählen , zur Zeit der Tſchuden ſey keine Birke auf den Steppen gewachſen ; als aber die Birfe oder „ der weiße Wald “ angefangen ſich zu zeigen, D. h. als die Ruſſen in das Land bereinfanten und Felter röbeten, ahneten die Tſchuden, daß ein „weißer Tzar“ über das Land herrſchen würde, und begruben ſich aus Furcht vor dem neuen Fürſten ſämmtlich unter die Kurgane. Wer ſieht nicht

widerſprochen .

deckt. Die Schädel, unter welchen nur ein einziger ganz erhal ten iſt, deinen in hohem Grade von denen abzuweichen, die ich in den tatariſchen Gräbern gefunden habe ; über ihren Urs ſprung mögen die Herren Phyſiologen urtheilen !

Sollten nun auch die gedachten Ijdubengräber einer ſpä teren, ſen es mongoliſchen oder firgifiſchen , Herkunft ſeyn , was bis weiter unentſchieben bleiben mag, ſo fann doch durch Tra bitionen und verſchiebene aus den finniſchen Sprachen entlehnte Drenamen bargethan werden , daß finniſche Völfer einft auf

Den Steppen herumgeſtreift haben .

Noch mehr Spuren haben

Die Samojeben im Lande nachgelaſſen , und e8 hat mich in hos bem Grade überraſcht, bei den fojbaliſden Tataren lauter famos jediſe Geſchlecht &namen wieder zu finden , unter andern auch Baj, welcher Name in Bezug auf die jeniſejſchen Gamojeben von mir früher oft genannt worden iſt. Der Rojbalenſtamm

den legteren die merkwürdigen Alterthümer zuſchreibt ? In der That gibt es mehrere Gründe,, die für ihren firgifiſchen Ur

iſt nunmehr rollkommen tatarifirt, und mit den wenigen übrig gebliebenen Matoren, unter welchen ein altes blindes Weib noch ſeine Mutterſprache gefannt habe, ſoll der Fall derſelbe ſeyn . Viele bejahrte Tataren wiſſen zu erzählen , daß Matoren und Kojba len ehemale Ein Volf auøgemacht, dieſelbe Sprache gerebet,

ſprung ſprechen. Darf man fich auf die Verſicherungen der Einwohner verlaſſen , ſo hätten einige Koſaken bei der Gröffnung

und in nahen Verbindungen mit den Sojoten geſtanden und bei bieſen ſogar noch in den ſpäteſten Seiten fich Weiber genommen

eines größeren Tumulus dicht an dem Skelette einen ſteinernen Krug mit ziemlich gut erhaltenem Schnupftabak gefunden.

tig nur einen einzigen, 60 Mann ſtarken Uluß, der unter dem

Auch verſchiedene andere Funde rollen ſehr ſpäten Urſprungs feyn . Es iſt wohl möglich, daß die gebachten Funde aus Grä bern jüngerer Formation herſtammen, welche offenbar tataris

Namen Ara zu dem fatſchinſchen Steppenbezirke gerechnet wirb. Die Lataren befißen zahlreiche Traditionen von der Stärfe und dem Wohlſtande der alten Arinen, von ihren ehemaligen Wohn figen , von ihrem Kampfe mit der Schlange und mehr berglei

ein, daß jene Tradition Iduben mit Kirgijen verwechſelt und

ſchen Urſprungeß find, allein ſehr übereilt iſt jedenfalls die An

hätten. Die ſchon früher tatariſirten Arinen bilden gegenwärs

noch in dem nördlichen von finniſchen Stäm

den , was ich hier übergehe. Nachdem ich mich in dem Rojbaliſchen orientirt , werde ich Reiſen an den Flüſſen Abafan, Jeniſej, Luba, Amyl u . a. auf

men bewohnten Rußland dergleichen Denkmäler entdecken fön nen . Frembartig erſcheinen mir beſonders die viereckige Form ber Tumuli, die von Schiefer oder anderer Steinart aufgeführ ten Wände, die getrennten Abtheilungen der Gräber und endlich

wärte unternehmen, dabei meine Sprachſtudien fortfeßen, Tſchus Dengräber und andere Alterthümer in Augenſchein nehmen, Iras bitionen und andere Materialien aller Art zur Erforſchung der älteſten Einwohner des minuſinſchen Kreiſed ſammeln.

ficht, daß die Tſchuden, 0. h. finniſche Völker, die alten Lumuli aufgerichtet hätten. Wenigſtens habe ich weder in Finnland und Lappland,

die foloſſalen, im oberen Ende oft zugeſpişten Grabſteine,

in

denen ich jedoch beim erſten Anblice die Gößenbilder der fibic Erlebniſſe auf einer rijden Völker erkannte. Der große Umfang und die gange Erlebniſſe auf einer Reiſe durch die neapolitaniſche Conſtruction der Tumuli verräth, in Verbindung mit der Tra

Provinz Baſilicata.

bition, daß fie zu Familienbegräbniſſen benußt morben ſeven. Zwar verſichert Stepanov poſitiv, jeder Lumulus enthalte nur einen einzigen Leichnam ; nicht&beftoweniger habe ich aber bei der Eröffnung eines Tumulus gar vier Menſchen -Skelette ent-

Picerno. – Vietri di Potenza . – Auletta . – La Pertoſa _

.

mit der Grotte des h. Michael u. f. w. ( Fortſepung .)

Die Karthaufe der heil. Lorenzo unb Bruno überraſcht Durch die Großartigkeit ihre Baued, burde die in Schutt und

1 Bulletin de L'Académie Nr. 89 .

Trümmer Dahinfallende Pracht. Sie umfaßt mit den Gärten

54 mehr als 70 Moggien Landes, hat großartige Sale, Kirchen,

alle Drehten mir troß des halben Piafters, welchen ich den Klos

Treppen , Hallent, Baſtionen , Mauern , Brunnen , Söfe, Gärten ,

ſterarnen ſchenfte, gleichgültig den Rüden. Am Nachmittage trat ich die Gebirg &wanderung nach Sas

Stallräume, Fremdenwohnungen , ein Hoſpital und eine Apos thefe. Mit der genauen Beſchreibung derſelben ließe fich ein Buch füllen ; freilich wanderten die foſtbaren Gemälde dieſer Certoja während des franzöſiſchen Krieges nach Paris und in

Die weite Welt ; freilich ihmücken viele Meiſtermerfe, dieſer Gers toja entnommen , jeßt die Säle des Muſeo Borbonico ; freilich zerſtörte raubluſtige franzöſiſche Solbatesca Marmorſtatuen , Als täre und Kirchengeräth , Dennoch aber iſt mancher jebenswerthe

Kunſtidaß übrig geblieben. Dahin geboren bier coloſſale Sta: tuen der heiligen Lorenzo, Pietro , Bruno und Paolo, der Altar der Kirche, eine Marmorſtatue der Magbalene , Büſten der h. Rojalia , ein Ecce Homo, ein , herrliches Cruciſir aus (Elfenbein , Gemälde von Giordano , Farelli u . ſ. w. Das Kloſter der Karthauſe iſt eines der größten in 3talien : auf 83 Schritte

Länge hat es 70 Säulen in der Geſtalt eines Parallelogramms

ponara mit einem Führer und meinem Diener an , Wagen und Kutſcher in der Kloſtertaverne zurüclaffend. 3ch umging die Stadt Pabula (von paluda , Sumpf, wegen der zu ihren Füßen fich ausbreitenden berſumpften Ebene) unb gelan , te, einen Bach burdwatenb, balb auf ein ſehr ſteiniged, mit niederm Gebüſch bebetes Terrain . 68 ging eine Strede an vielen ( ypebrüchen

vorüber, bergan , dann über einen mit Gidien bewaldeten Sattels pag in das Ihal Deb Aggia ,, eines kleinen Nebenfluſſes des Acri. Von hier genoß ich die recht hübſche Ausficht auf die

line gelegenen Ståbte Marfico Nuovo und Marſico Vetere und auf das ſogenannte Piano delle Mattine, ein fleines Gebirges

thal, welches die Quellen des Acri : in fidh ſchließt und ihm die erſten Nebenflüſſe zuſendet. Durch dieſes Piano muß meis ner Meinung nach ein ſehr bequemer Fußweg (aud Reiter ,

weg) nach Suponara gehen ; Da aber die Kizzi Zannoni'den

mit zwei herrlichen Fontainen nach den Zeichnungen Michel Angelo's, welcher aud; Die Capitäler mit den mannichfaltigſten Reliefs aus dem Märtyrerthum der Heiligen und der Leidens-

Karten feinen dergleichen angeben , fügte ich mich den Erfläruns

geichichte Chriſti verjah.

bergab.

Der Kirchbor der Karthäuſer iſt mit

gen meines Führers und wanderte mit ihm rechts, bergauf , Da das Städtchen Tramutola gar nicht erſcheinen

marmorner Baluſtrabe umgeben und mit foſtbaren Grabmonu-

wollte, der ſchmale Fußweg immer unbetretener und das Ges

menten von Cosmus Fanjago geziert. Aus dem untern großen

büſd immer dichter wurde, ſo chöpfte ich Verbacht, daß er mit

Corridor tee Kloſters führt eine coloſſale Doppeltreppe mit

Dem vorausgeſchichten Boten irgend eine raubſüchtige Verab redung getroffen . Ich hatte mich ziemlich lange in Pabula aufs gehalten, und obſchon der Bote der untengelegenen , ſehr übel berüchtigten Kloſtertaverne, 2 der Führer aber dem höher ges legenen Städtchen angehörte, ſo war es doch keineswegs un möglich, daß beide fich vorher geſprochen. Mein Kutider hatte freilich die nöthigen Winke über die Unverletzlidh feit meiner Per fon gegeben , aber die ungaftlichen Mönche hatten den fremben bald heraus gewittert. Id theilte meine Beſorgniſſe meinem Diener mit, welcher ſchon ben ganzen Tag über dieſen gefährs

breiten Marmorſtufen in eine Art von gothiſchem Thurm zu der obern großen Galerie empor, welche im Kriege der Frans zoien und Deſterreicher in ein Hoſpital verwandelt worden mar, wie denn damals das ganze große Gebäude nahe an 1400

Kranfe und Verwundete beherbergt haben ſoll . Rings um das Kloſter befinden ſich die Wohnungen Der Mönche ; jede einzelne beſteht aus einem Wohnzimmer, einen Schlafzimmer, einem

Corridor zum Spazierengeben , einer fleinen Bibliothef, einer bebedten Loggia und einem Gärtchen mit Springbrunnen , Blus men , Gemüſe und Obſtbäumen . Der Prior hat eine größere und reicher verzierte Wohnung inne. Die große Kloſterbiblios thef iſt faſt ganz geraubt unb vernichtet: leerſtehende Soränke und Geſtelle, Kiſten und Käſten ; gänzlich geplüntert iſt das Muſeum : die Franzoſen haben hier arg gebaudi , und Münzen, Kameen , Rarniole und wertholle Alterthümer fortgeidleppt.

Nur wenige Pergamente und Chronifen-Vücher wurden gerettet.

lichen Abſtecher hart an den Gränzen Calabriens und des Bas filicats den Kopf geſchüttelt hatte, und erfuhr, daß brei oder vier Kerle in der Kneipe angelegentlich mit unſerem Begleiter geſprochen hatten.

Was war zu thun ? Furcht durfte und wollte

ich nicht zeigen , ich nahm alio zur moraliſchen und phyſiogno miſchen Diagnoſtif meine Zuflucht. Räuberiſch genug ſal der Kerl freilich aus, aber ſeine Antworten auf meine Kreuz- und

Den Saal der leeren Bibliothcf ziert ein prächtiges Freefo- | Querfragen waren ſo harmlos, daß ich mir ſelbſt über den gemälde. Dieß prachtvolle und großartige Kloſter wurde im 13ten Jahrhundert erbaut. Der Fürſt Thomas Thomas Sanſeverino iſt

Verdacht Vorwürfe madjte.

gleid jam als Gründer beeſelben zu betrachten : er erhielt vom

Iramutola unmöglich ſeyn, obſchon der Waldweg immer Dichter wurde. Da kam mir der Gebanke, aus Vorſicht meine Kleider mit denen des Führers zu vertauſchen : ich nahm ſeine blaue Jade und den calabreſtſchen Spißhut, er meinen Merino-Pa

General- Orten zu Grenoble alle Vollmadyten, und zugleich zwei

Karthäuſer zur Inſtallation . Spätere Fürſten und Könige trus gen zur Vergrößerung des Glanzes und Reichthums viel bei, bis unter Ferdinand I alles zerfiel.

68 war noch eine Stunde vor

Sonnenuntergang, und weiter als eine halbe Stunde fonnte

letot und Strohhut. Mein Diener ſchritt zähneflappernd vor So

Der Prior, eine ſchwindjüchtige, grämliche , bagere Leichens geftalt, führte mic umber ; er ſprach natürlich wenig, und bat inich wußerdem , nicht allzu siel zu fragen . Ceine Bibliothek

Angſt voran, der Führer in der Mitte, ich hinterdrein .

beſtand, Avame römiſche Alterthümer abgerechnet, faſt ganz aus

uns. Das ehrliche Geſicht des Wegweiſers, der föſtliche Gon : trajt des Merino-Paletot& mit den halbnacten Beinen, den

dritten wir 10 Minuten vorwärts , Da lichtete ſich der Gidens

wald und Tramutola lag in prächtiger Beleuchtung dicht vor

geiſtlichen Sachen ; Darin herumzuſtöbern erlaubte er nicht. Er idien dem Gebet und den Betrachtungen über Das andere Leben ,

Lappenſtrümpfen und den Leberſandalen, das gutmüthige Lächeln

in welches er unfehlbar jest ichon eingetreten, ganz allein zu huldigen , und fümmerte fidh wenig um meine Intereſien . Mir

und hat ſeine Hauptquelle auf dem

wurde weder Brob noch Wein angeboten, und ich freute mich

Nuovo .

berzlich, als dieſe menicyliche Ruine mich aus ihrem Geſichts

auf.

freije verbannte, intem ſie ſich zum Gebet abrufen ließ . Den

2 Faſt alle ſogenannten Kloſtertavernen Find der mannichfachen , hier abgeſponnenen Intriguen wigen höchſt verdächtig in Italien, beſonders in

Reper hatten die andern Mönche ſogleich in mir gerochen , und

Sicilien .

1 Der Acri hieß bei den Römernhohen Aciris,Berge bei S. den Vito, Griechen " .AYEOS bei Marico In der Nähe nimmt er die Flübchen Caulo und Sora ( Sciauro )

wo

55

Desſelben unter meinem florentiner Strohhut, mein eigener Auf zug unb bie furchtentſtellten Züge meine neapolitaniſchen Bes

dienten berſegten mich plößlich in eine ſo enorme Heiterfeit, daß ich vor Lachen im buchſtäblichſten Sinne des Worts nicht weiter fonnte ; bide Thränen rollten mir über die Baden, und der

Lachkrampf wurde faft erſchöpfend, als ſogar meine beiben Bes gleiter nach verſchiebenen fragenden und verlegenen Widen mit einſtimmten . Wäre ein ernſter Mann zufällig De Wege ge zogen, er hätte uns in der That alle drei für verrückt halten

müſſen. Es währte länger als eine Viertelſtunde, bis ich die Lachmuskeln wieder in meine Gewalt gebracht, und in normaler Garderobe betraten wir endlich eine kleine Café- Boutife des Städtchens Tramutola , um uns zu erquiden. Nach furzer Raft ging es durch Kaſtanienwälder weiter, und ſchon begann Der Mond unſerem Pfad zu leuchten . Unzählige Nachtſchietter

linge , wahrſcheinlich Nachtpfauenaugen , umſchwirrten unſere Röpfe und ſepten meinen Diener aufs neue in Angſt ; Tauſende von Glühläfern flogen in zudenber gligernder Bewegung zwis fchen Dliven und Kaſtanien umher, in der Ferne quaften die

Mein Gott ! ich wollte den Leuten durch meine Gegenwart bei dies

ſem Stiergerechte, dag der Tecualtide gibt, um ſeinen Sieg von geſtern zu feiern , ganz einfach beweiſen , daß dieſer Gud nicht berühre. Das chien mir ganz gut angelegt. Eigentlich ſcheint dieſer Grund mir ganz annehmbar. Nimm daher mein Pferd, aber gib Acht darauf und reße es feiner Gefahr aus. D fürchtet nichts , antwortete Joſe mit heuchleriſcher Miene , ich werde Gud Ghre machen .

Als ich desſelbe Tage8 , gegen acht Uhr Morgens, ausging , um ſpazieren zu reiten, fand ich die ganze Stadt in Bewegung. Tecualtiche hatte für einen emporgefommenen Indianer die Sachen großartig an geordnet. Corridas de Toros, und de Gallos, Fandangos, allgemeine

Vertheilung von Branntwein , nichts fehlte dieſem feſtlichen Tage , der in wenigen Stunden angeordnet war. Der Cura Ignacio, dem Tecual: tiche am vorigen Abend in einem Augenblid der Aufregung 200 Piaſter

für ſeinen Segen verſprochen hatte, trug ebenfalls zur allgemeinen Freude bei, indem er alle Gloden ſeiner Kirdie in Bewegung reßte ; mit Einem

Worte, es war ein glänzendes und vollſtändiges Feſt, wie man ſeit eines Lepero'd Gedenfen feines in dem traurigen Neal von Cojala geſehen hatte. Von zehn Uhr an umgab, Dank dem Zuſammenlauf von 500 Bergwerksarbeitern und Indianern, eine ſtarke Umzäunung den Plaß mit Dieſe Umpfählung bildete die

Fröſche im Acri-Fluſſe, und Grillen zirpten, ſobald die Gegend fich

einem Gürtel von Lianen und Palmen .

lichtete.

Arena für das Stiergefecht. Um halb eilf drängten ſich 10,000 Per: ſonen , das heißt die ganze Stadt, der Sonnengluth Troß bietend, bunt durcheinander in den engen Raum zwiſchen den Schranken und den Häuſern , und das Stiergefecht begann. Mehr als 100 Rancheros, ſehr vernachläſſigt in ihrer Toilette, tagegen aber meiſtens prächtig beritten, tummelten ſich als Liebhaber in der Arena , durch ihre Gebärden und

( Fortſeßung folgt.)

El Monte.

Skizze aus dem mericaniſchen Beben. 3 weiter A bichnitt. 1 . Am Morgen nach den Ereigniſſen, die wir ſo eben erzählten, trat der Diener Joſe gegen fieben Uhr in das Gemach ſeines Herrn. Cota foien tief zu ſchlafen ; dech kaum hatte ſein treuer Diener zwei Schritte gemacht, als er ſogleich die Augen öffnete. Was willſt du , Joſe ? fragte er ihn. Meiner Treu, Señor, id fomme Eure Herrlichkeit um eine Gunſt zu bitten ; wolltet ihr mir wohl für dieſen Morgen das Pferd leihen,

ihr Geſchrei die ſechs wilden Stiere aufhebend, die dort vereinigt waren .

Wie man denken fann , hatte ich nicht verfehlt mich bei dem Feſte einzufinden. Ich lehnte mich an eine der Thüren an der Bruſtwehr, als ein Reiter ( inlaß begehrte.

Verzeiht, wenn ich Euch verdränge, Señor Don Pablo, fagte er zu mir , aber es iſt lange her , daß ich die Cola und ben Capote verſucht habe , und ich brenne vor Verlangen ein Pferd zu lenfen .

Sieh da , du biſt es, Joſe , rief ich , in dieſem Reiter den Diener

welches Ihr mir abgewonnen habt ?

des Gota erkennend; fomm herein, mein Junge, und nimm dich wohl in

Wozu das ? Nun, um an dem Stiergefechte Theil zu nehmen, das der Tecual. tiche der Stadt gibt.

Acht, dein Pferd tödten zu laſſen .

Ah ! der Tecualtiche gibt ein Stiergefecht! und wem zu Ehren ? Nun , wegen Gurer Niederlage von geſtern , antwortete Joſe in frohem Tone. Ja ſo, Caramba, es iſt wahr, ich dachte nicht mehr daran ! Das ändert doch Eure geſellſchaftliche Stellung gänzlich .... und .

wer weiß ...

Nun Joſe , fahr fort, ... wer weiß ! Ich wollt Euch nicht beleidigen ; nur muß ich Euch bemerken , daß, bevor ich durch Zufall zum Diener wurde, ich ein Caballero war ....

Sehr wohl ! Du hoffft, ich ſehe eg, mich binnen kurzem zum Mits bruder zu haben.

Mein Gott, Señor , fann man je für etwas ſtehen in der Welt ! Das Leben iſt ein ſo ſeltſames Ding !

Joſe, erwiderte Cota gleichgültig , ſey verſichert, daß wenn ich

jemals zum Diener werde, id nie, um mich glüdlich zu fühlen, in mei: ner neuen Lage etwas beſſeres verlange, als einem Herrn zu begegnen, ähnlich dem , welchem du die Chre haft zu dienen. So gew áhrt mir alſo Eure Herrlichkeit meine Bitte, und ich fann für dieſen Morgen mich meines ehemaligen Pferdes bedienen ? Im Geg entheil , Joſe, ich widerſeße mich dem. Du biſt ein treff:

licher Reiter, wie ich wohl weiß ; aber es geldicht leichtlich ein Unglück,

Mein Pferd, Señor ! wiederholte Joſe mit Bitterfeit, ſagt doch, das Pferd, welches mir mein Herr abgewonnen hat, als ich noch ein Cabal: lero war .... Was das Schonen betrifft, ſo werde ich wohl Sorge dafür tragen , ſowie es mir der Herr Cota anbefohlen hat ; übrigens

weiß man nicht was geſchehen kann. Joſe, der mich fannte, weil er mir oft etwas beſorgt hatte, grüßte mich höflich, dann ſein Pferð anſpornend , ſeßte er mit einem Saß in die Arena.

Dieſe Art ron Stiergefechten, welche der Zufall improviſirt und die in Merico ziemlich häufig find, haben nichts Regelmäßiges , Vorberei tetes und gleichen ſich daher wenig. Bisweilen bedienen ſich die Lieb:

haber , die dabei figuriren, kurzer Lanzen, Garrodas genannt, um den Stier zu reizen ; bisweilen geſtattet ſogar ein großmüthiger Beſißer,

baß man das Thier tödte, das er liefert, aber dieß Beiſpiel iſt felten. Es iſt gewöhnlich , daß der Stier nicht getödtet wird und man nur mit ihm ſpielt, d. h . Capotear, Colcar oder Lazar. Uebrigens iſt die Gefahr für die Reiter und Pferde um nichts geringer , und man ſah dieſe Gefechte oft ſehr mörderiſch werden . Capotear heißt den Stier mittelſt einer Sarape oder eines Mantels aufreizen , und dann wenn das wüthende Thier ſich auf einen ſtürzt, ſeinem ſchredlichen Stoß alis

weidhen , indem man das Pferd eine raſche und geſchickte Wendung machen läßt. Man kann ſich nicht genug vorſtellen, weldie wunderbare Gewandtheit die Mericaner bei ſolchen Spielen entfalten, und wenn der

G: ſey, ſagte Joje leicht hin, reden wir nicht mehr davon. Uebri: gens habe ich dieß Verlangen nur zu Eurer eigenen Ehre und zu Eurem

Reiter welcher ,,capotea“, nicht ſchmählich verlacht, ausgepfiffen und mit Drangen beworfen werden will , ſo darf er dieſe Wendung erſt ausfüh ren, wenn die Hörner feines wilden Feindes nicht weiter als auf einige

Vortheil an Euch geſtellt.

Zoll von den Seiten ſeines Pferdes entfernt ſind. Ein guter Capoteador

und das Thier liegt mir am Herzen.

Wie ſo ?

liebt es, bevor er ſeine Manöver beginnt, die Hörner des Stieres ſeine

56 Calzonera berühren zu fühlen. Colear iſt eine Beluftigung ohne Gefahr, die aber dagegen außerordentliche Geſchidlichkeit erfordert. Um einen Stier zu „ colear“ , muß das Thier von dem Geſchrei der Menge erſchredt oder von friedlicher Gemüthsart ſeyn und die Flucht vor dem Reiter ergreifen. Der Mericaner verfolgt es alsdann mit der rechten Hand am Soweife, erhebt ſich in den Bügeln, und durch eine gleichzeitige Bewegung des Knies ., der Hand und des Pferdes wirft er den Stier heftig zur Erbe auf den Rüden. Dieſer Fall, wenn die Cola wohl gelingt , iſt ſo heftig und raſch, daß man glauben fonnte , der Stier ſtürze von einer Kugel getroffen nieder. Lazar heißt ganz einfach fica .

des Lazo bedienen.

Unter den ſechs Stieren , welche in der Arena eingeſchloſſen , war der erſte muthig und tüfiſd), 6. h. der gefährlichen Gattung angehörig, weiß mit hefenbraunen Fleden. Sein falſcher Blid , ſein Fuß der bes ſtandig die Erde ſcharrte, und vor allem ſeine unvorgeſehenen und über: legten Sprünge hatten, von dem Beginne der Corrida an, ihn den

Liebhabern als einen furchtbaren Feind bezeichnet; übrigens waren dieſe Kennzeichen vollfommen gerechtfertigt worden , denn er hatte in dieſem Augenblick ein Pferð leicht verwundet. Der zweite Stier war gänzlich

von dem erſten verſchieden. Seine glatte, ſchwarze, ing Blaue ſchillernde Haut glänzte in der Sonne. Unbändig wie ein Löwe und behende wie ein Reh , hatte er fich vom Beginn des Kampfes an mitten in das Gewühl geſtürzt, und hatte bald zwei trefflichen Pferden den Leib auf geſchlißt. Die übrigen Stiere hatten nichts Bemerfenswerthes. Dbgleich die mericaniſden Randerod bewundernswerthe Reiter find, hatte ſich doch die Bahn, troß dem Geziſche und Zurufen der Menge, um die beiden furchtbaren Thiere her bald geleert. Ein Reiter, durch dieſes Gehaben aufgereizt, fam endlid hervor, um den tüdiſchen weißen Stier zu „ capotear.“

Wuthender Beifallruf erſdoll augenblidlid ringo um die Bahn, und die 10,000 Zuſchauer erhoben fich plößlich auf die Zehenſpiße, gleich einem einzigen Manne , um das Gefecht beſſer ſehen zu können. Der

Bahn eine dichte und furchtbare Schranke , die fein Reiter zu durch bredhen vermochte. In dieſem Augenblice der Begeiſterung für die Zuſchauer und der

Grmattung für die Rämpfenden drang ein blaffer Lepero nad feiner Kleidung zu foließen , durch die Leere, welche fich um den ſåredlichen

Stier verbreitet hatte und hielt ſtolz ſein Pferd höchſtens auf einen Fuß Der Beifall brach aufs neue mit Heftigkeit los, denn dieſe fühne Bewegung verhieß den Zuſchauern nach der maleriſchen und grauſamen mericaniſchen Ausdrucksweiſe einen zweiten Tod. Dieſe wohlwollende Vorausſicht der Menge chien ſich übrigens vers wirklichen zu wollen , denn der Stier wich zuerſt zurück , indem er den Ropf nieberbeugte und die Erde mit ſeinem Fuße ſcharrte. von ihm entfernt an.

, Vamos cobarde !“ Vorwärts, feige Memme ! rief der unfluge Lepero ſeinem Feinde nach dem Gebrauche der Toreadores vom Hand: werf zu .

Ale ob das Thier dieſe beleidigende Aufforderung verſtanden hatte,

ſtürzte eg fich alsbald auf den Lepero. Dieſer blieb eine Secunde un: beweglich, und erſt im Augenblick als ihu ſeine Hörner beinahe berühr: ten, ſprengte er mit ſeinem Pferde mit bewundernswerther Behendigfeit über den Stier weg , und wich ſo dem tödtlichen Angriffe aus. Dieſes Wunder von Kaltblütigkeit und Geſchicklichkeit wurde alſo: gleich durch unerhörten wüthenden Beifallruf begrüßt ; der Lepero ſchien et gar nicht einmal gewahr zu werden und zündete eine Cigarette an. ,, Wer iſt dieſer fühne Reiter ?“ fragte id, einen Nachbar.

Ich weiß es nicht, Señor ; es iſt ein Foreſtero (Auswärtiger), der mir unbekannt iſt, erwiderte mir der Mann, den id befragt hatte ; aber

in jedem Falle fißt er gut genug zu Pferde und ermangelt nicht einer gewiſſen Kühnheit .... Gut! Da iſt er nun , wie er ſich gegen den Doch ſieh' da ! dießmal fönnte es wohl ſchwarzen Stier wendet .. um ihn geſchehen ſeyn ! regte mein Nadbar hinzu , indem er ſich mit dem Ausdruce fröhlicher Erwartung die Hände rieb. Der fühne Lepero , nachdem er ſeine halbverglommene Cigarrette

Reiter, der ſich hervorgewagt hatte, war, wie ich neben mir verſichern

weggeworfen hatte , wandte fich in der That gegen den zweiten Stier.

hörte, ein wahrer Hombre de a Caballo , eine mericaniſche Umſchreibung, die ohne Uebertreibung mit dem einzigen Worte „ Centaur“ überſeßt werden kann. Beim Anblid dieſes neuen Feindes , der um ihn her vols tigirte , indem er ihn mit ſeiner Sarape aufreizte , begann der Stier

Das wüthende Thier, den Kampf fühn aufnehmend, ſtürzte fich feinem Gegner entgegen. Wäre der Lepero nicht ein wahrhafter Zinete ( Pferde: bändiger) in der ganz ſtrengen Bedeutung dieſes Wortes geweſen , ſo hätte dieſer Angriff ihm das Leben gekoſtet; denn die Hörner des Toro Prieto , wie ihn die Menge nannte , ftreiften beinahe ſeinen Körper.

mit geſenktem Haupte und drohendem Gehörne fich langſam zurüdzukehren . Dieſe anſcheinende Flucht ſchien den Reiter beinahe bedenklich zu machen, der einen Augenblick faſt ſein Pferd zum Nüđzug wendete ; aber 10,000 Verwünſchungen, von den Zuſchauern ausgeſtoßen, hielten ihn zurück. Die Unentſchloſſenheit des Rancheros bauerte nur einige Secuns den , indeß genügte fie dem Stier, um ſich mit einem Sprung auf ihn zu ſtürzen und ihn zehn Schritte von ſeinem Pferde in die Bahn

Gin ſeltſamer und bewundernewerther Zweifampf begann alsdann zwi ſchen dem Reiter und dem Stier.

Auf einer Seite waren Lift und

Gewandtheit bis zur Wiſſenſchaft geſteigert, während auf der andern alles zu ſchauen war, was Wildheit und der Zerſtörungetrieb an rauhem

Ungeſtüm vermögen ! In weniger als zehn Minuten wurde zwanzig gründlichen Angriffen zum großen Erftaunen der Zuſdauer zwanzigmal ausgewiden, Dank einer unglaublichen Beſonnenheit, Behendig feit und

zu ſcleudern .

Es wurde Totedſtille. Wird der Stier fich mit Hartnädigkeit auf das Pferd werfen, wie es gewöhnlich geſchieht, oder wird er ſeine Wuth gegen den Neiter wenden ? Es war leider gegen den Neiter ! Seine bei: den langen ſvißen Hörner dem Ranchero in die Bruſt bohrend,. ehe es möglich war ihm zu Hülfe zu kommen, hob ihn der Stier ſeiner ganzen Långe nach auf, und ihn durch die heftigen Bewegungen ſeines Kopfes nach allen Seiten ſchüttelnd , warf er ihn endlich 20 Fuß hod in die

Luft. Als der Ranchero zurüdfiel, prallte ſein Körper nur dumpf auf ; er war eine Leiche. Dieſer unerwartete Todesfall erregte bei den 10,000 Zuſchauern

eine Begeiſterung, die an Wahnſinn grånzte. „ Bravo toro , que viva el toro !" riefen die Männer , ihre Hüte ſchwenkend, und die Frauen, indem ſie ihre Rebozos oder Mantillen in der Luft flattern ließen. Das Gefecht wurde einen Augenblid turch dieſen tragiſchen Zwis idhenfall unterbrochen ; ich glaubte ſogar an ihren vorſichtigen Schwens kungen zu bemerken , daß mehrere der Liebhaber fich ohne Widerſtand gerne von dem Kampfe zurüdgezogen hätten ; aber der Pöbel, von dem Geruch und dem Anblick des Blutes berauſcht, bildete ringo um die Verlag der J. G. Cotta'idhen Buchhandlung.

Leichtigkeit. Die athemloſe Menge einem namenloſen Vergnügen hins gegeben, blieb ſchweigend, ohne ein Zeichen von Beifall: die Gewalt der Was mich am meiſten überraſchte bei dies

Empfindung übermannte fie.

ſem befremdliden und wunderbaren Kampfe, war die Kaltblütigkeit oder

beſſer geſagt die Gleichgültigkeit, welche der Lepero dabei zeigte. Er glich einem Manne , der des Lebens ſatt den Tod ſucht und dennoch ſeiner Nähe entflieht, gleich dem Rohlenbrenner in der Fabel, in Folge

eines Erhaltungstriebes, der ſtårker iſt als ſein Wille. Die Capotea konnte nicht lange mehr fortdauern , aber ich war weit entfernt an den Zwiſchenfall zu denken, der ſie beendigte. Dieſer entriß der Menge einen

jo plößlichen Sărei der Bewunderung und des Staunens, daß man ihn in einiger Entfernung für einen Donnerſdlag halten fonnte ; der Lepero war über ſein Pferd weg auf den Rüden des Stieres geſprungen ! ( Fortſeßung folgt.)

Auf dem Dreimaſter Induſtrie , der am 18 Novbr. v. 3. aus dem Amazonenfluß abſegelte, iſt Herr &. de Saint Cricq, welcher in der Gigenſchaft eines Zeidners an der unglüdlichen Grpedition des Grafen

V. Caſtelnau theilnahm , in Havre angefommen . Verantwortlicher Redacteur Dr. ED. Widenim ann.

1 1

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. .

Nr. 15.

18 Januar 1848 .

1

Banzibar. 1

An der Dſtfüfte Afrika'd, ungefähr unter dem fiebenten Grab ſüblicher Breite, liegt eine große 3nſel, Zanzibar . Das

Land iſt faſt müft.

Die ſonſt ſo reiche, tropiſdie Vegetation

erſcheint dort nur ſelten , und zwar in großer Entfernung von

waffnet und zahlreich, famen fie nie ohne ergiebige Reſultate zurüf. Oft geſchah ed, daß die Anzahl der Eroberten die Lieferungebedürfniſſe übertraf. Einem ſolchen Uebel abzuhelfen, bediente man ſich dann des nach afrikaniſchen 3been einfachſten Mittels der Welt : die übrig gebliebenen Sklaven wurden von ihren bisherigen Wächtern und Depofitaren - aufgegeſſen.

Die Gegenb wird nicht, wie bei andern Inſeln

CB war ſolch ein Mahl ſtets die Veranlaſſung zu großen

dieſe Himmel@ ſtriches , vom Meeree ftrande ab bergig. Faſt überall flach , bleibt fie den heißen Sonnenſtrahlen beſtändig au @ geſeßt. Wenige Dattelbäume zeigen fich hie und da, ohne Schatten gewähren zu können .

Feſtlichkeiten, zu Tänzen , die Tage und Nächte lang dauerten, zu Ausſchweifungen aller Art , welche durch die Beiträge Der europäiſchen Händler an Arad und Rum nicht wenig beförbert

Nichtebeſtoweniger iſt Zanzibar von den aus Mascate zile left auf Groberung ausgewanderten arabiſchen Stämmen andern herrlichen Gegenden als Hauptfig vorgezogen worden . Viele

feiten verurſachten aber den Hauptjubel. Von den um ſie herumſpringenden Tänzern empfingen ſie nach der Reihe all

Länderrien , die alle Naturſchönheiten barboten, welche Bernars

nach zu trachten , den an den Marterpfahl gebundenen Leibens Den mit der Lanze, dem Dolche ober der Art, zwar ſchmerzhaft,

der Küſte.

din de St. Pierre's phantaſtereiche Einbildungskraft in den Co lonien Darſtellt, wurden Zanzibarê wegen vernadläffigt.

Woher dieſe der traurigen Dede ertheilte Bevorzugung ? Der Araber handelt nie ohne Grund. Scharf iſt ſein Ver ſtand, richtig ſein Sinn in Beurtheilung der ihm zuſagenden Lebensverhältniſſe. Eine Staatsabſicht, ein Staatsvortheil, ein bewährter Nußen für die Regierung Zanzibars, ſo wie für jeben einzelnen linterthan, erflärt alſo am beſten dieß Beharren. Vom feſten Lande durch einen kaum ein paar Meilen breiten

Canal getrennt, ftellte die Inſel eine Art Feſtung dar, auß welcher die Krieger alljährlich mehreremale nach Dein Continent hinüber rückten , und in welche fie fich zurückzogen, wenn es noth that .

Rache , Eroberungs- oder Verwüſtungeſucht bez

ftimmten nicht ihre Süge, - fte gingen lediglich auf einen eigenthümlichen Fang aus, bei welchem eß ihnen wichtig war,

fich mit der Beute bald in Sicherheit zu begeben. Nicht Perlen, nicht Diamanten fanden Zanzibar8 Bürger auf Afrika's feſtem Lande. Die Schäße, benen fte nachſpürten , waren indeß für fie von gleichem Werthe. Sie ſuchten Skla Und in der That, wenn ihr Trachten auch kein edles war, fo liefen fie deshalb Doch der Schidfal@ göttin nicht vergebeno ben .

nach. Deſhalb begnügten fich die Zanzibarer nicht, felbft Krieg zu führen . Sie hatten außerdem mit einigen ihnen unters würfig gerrordenen afrifaniſchen Stämmen des Continents Ver träge geſchloſſen, nach welchen dieſe fich verpflichteten , der Rea

gierung der Inſel nach Bedürfniß Gefangene zu liefern.

In

dieſer Angelegenheit unternahmen die Verbündeten Zanzibar regelmäßige Streifzüge in das Innere des Landes . Gut bes 1 Schwarze und Weiße. bei Franz Schlodtmann .

Von Dr. Delener-Moumergué.

Bremen

wurden .

Die an den Dpfern des Feſtes verübten Grauſam

mählid, und langſam den Tob.

in jeder der Gäſte hatte das

jedoch nicht tödtlich, geſchidt zu treffen . Mögen nun die Gegner Der Philanthropie behaupten, daß

das Aufhören de Sflavenhandele dergleichen Grauſamkeiten vermehrt hat, daß nun alle Kriegegefangenen Afrika'd auf dieſe Weiſe geopfert werden, während früher eine Menge derſelben Durch den Kauf der Europäer gerettet wurde ; dieſe Behauptung

iſt nicht allein ungegründet, ſondern jedem Menſchlichkeitsſinn und der Logit zuwider. Eben ſo thöricht iſt die Berechnung, nach welcher man ſeit Anſchaffung dee Sklavenhandele aus den Knochen der in Afrifa aufgezehrten Beflegten einen Damm er bauen könnte, der die Erbe umfaſſen würde. Durch Aufhebung des Sklavenhandel8 iſt die Hauptveranlaſſung zu den Kriegen der Schwarzen unter einander aufgehoben worden. Daß die Kriege ſelbſt nicht auf einmal wegfallen werden, daß jede Streit frage zwiſchen roben Völkern zugleich mit dem Sklavenhandel nicht verſchwinden wird, iſt eine Folgerung, die jedem Berſtän digen von ſelbft einleuchtet.

Als der Sklavenhandel durch Englands Schiffe ftreng vers folgt zu werden anfing, nahmen vielleicht aus zwang andere Nationen, die fich über die Emancipation felbft noch nicht ers

Flären wollten, doch das Princip an, das zu bieſer endlich führt. Die Franzoſen hätten fich namentlich geſchämt, von Amt&wegen weniger menſchlich zu erſcheinen als die Engländer. Deßhalb ſah man bald an der Küſte Afrika'd, im indiſchen Meere ſowohl ale im Dcean, franzöftiche Kriegeſchiffe. D6 fie anfange ihre Pflicht erfüllten , iſt eine Frage, die man dahin geſtellt ſeon laſjen fann . Nach der Definitiven Promulgation des Abſdafs fungsvertrags wurde jeboch die Gegenwart der Geſchrader den

Negerhändlern ein reelles Hinderniß. Die Sklavenſchiffe mußten

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Gooon .

von

nun

an ungewöhnliche Vorſichtsmaßregeln gebrauchen .

Nachgrabungen gemacht.

Man fand Rameen , Gemmen , Gold,

Der Handel, der durch das ſtets wiederkehrende Bedürfniß an Schwarzen und durch die unläugbare Schwierigkeit fich welche

Silber- und Bronzemünzen , Haus- und Rüchengeräth, Lampen, Statuen , Säulen , Bagreliefs , Randelabern , Waffen , goldene

zu verſchaffen , für die Frachtunternehmer gefährlicher, aber auch einträglicher geworben war, hörte auf, den erſten Lieferanten , den Negerfängern , die frühere glänzende Einnahme zu gewähren .

Ringe uub Ehrenfränze , Inſchriften und ſogar Elephantenknos dhen und einen Elephantenzahn, Ueberbleibſel aus Hannibals

Nieberlage durch den Conſul Claudius Nero (Liv. 27. 3. ) Fünf Meilen von Grumentum bei dem Drte Sareone fand die

Erlebniſſe auf einer Reiſe durch die neapolitaniſche

Provinz Baſilicata. Picerno.

Vietri di Potenza.

Auletta. Ba Pertoſa mit der Grotte des h . Michael u. f. w. -

(Fortſeßung.)

Gegen 10 Uhr Abends erblicten wir die Lichter von Saponara und die Bergfette von Monteſerratc, ſo wie das hobe Pollino-Gebirge rechts laſſen , erreichten wir den Fuß bel Hüs geld, an welchem die Stadt fich emporhebt und die größere Straße, welche von Marfico Nuovo herunterfommt. Am erſten Hauſe der Stadt harrte der vorau geſchidte Bote , und nach

wenigen Minuten befand ich mich an einer gut beſepten Tafel im Hauſe des Hrn. M ...., welcher mir als beſter Führer zu

den Alterthümern Grumentum empfohlen worden war. Gr hatte meinen Brief empfangen und alles aufs befte eingerichtet. 3n In Privathäuſern wird man im Königreidy beiber Cicilien ſelten oder nie von Genbarmen beläſtigt, daher fonnte ich mich

um Mitternacht rubig ſchlafen legen.

Schlacht ſtatt, worin I. Sempronius Den farthagiſchen Felda herrn Hanno ſchlug (Liv. 23. 29.) . Dieſes Schlachtfeld bes ſuchte ich nicht; alle Dertlichkeiten bei Orumentum paſſen aber vollkommen auf Hannibals Lager und die Stellung des Clau dius Nero , wie Liviu$ fte ſchildert. Zur Zeit des Bundes geiroſlenkrieges war Grumentum ein wohlbefeſtigter Drt , in

welchem fich nach Appian ein Theil des römiſchen Heers , vers folgt von dem lucaniſchen Feldherrn lamponius, zu retten ſuchte. Frontinus erirähnt der Stadt als einer zur Präfectur und zur Colonie (unter Auguſtus) herabgekommenen ; Suetonius läßt auf Befehl des Octavius nach der Schlacht von Actium Vete ranen hieher führen . Ein herrlicher Mai- Morgen begünſtigte dieſen Ausflug, uud froh des genoſſenen Anblics ſo ſchöner und ſo wenig bekannter Ruinen – es ließe fich Langes und Breites darüber mittheilen --

- fehrten wir nach Saponara zurück, deſſen ſchöne Lage ich erſt jet recht erfannte. Die Stadt iſt auf einem Gügel erbaut, an deſſen Nordſeite der Acri , welcher den Sciaura aufnimmt,

Mein gütiger Wirth | vorüberfließt. Das Thal iſt nicht breit, aber ſchön bebaut, die

legte fich im Nebenzimmer aufs Sopha und bemachte gleichſam

Bergformen ſind ſehr maleriſch, die Gipfel fahl und wild gezact ;

meinen Schlummer; ſo heiſcht es alte ( griechiſche) Sitte. Das

Die nächſte Umgegend der Stadt iſt wald- und buſchreich.

fand ich in Manfredonia, Taranto, Gravina und überall in Apulien : die Dringendſten Bitten mich allein zu laſſen , vermoch

ſüdöſtlicher Richtung erſcheint das hohe prächtige Pollino- Gebirge, bie Gränzmawer Calabriens . 30 ſuchte hier wie anderswo lange vergebens nach cyklopiſden Mauerüberreſten : Der höchſte Punft

ten, für die erſte Nacht wenigſtens, nichts. Das erſchwert den Genuß der Gaſtfreundſchaft um ein Bedeutendes.

Um 6 Uhr Morgend brachen wir nach den höchſt intereſſanten , eine halbe Stunde entfernten Ruinen von Grumentum auf. Sie liegen in ſüblicher Richtung in einer buſch- und waldreichen

Gegend , und find in hohem Grabe ſehenswürbig. Inſtreitig nahm Grumentum unter den mittäglichen Städten Lucaniens

In

Saponara's muß Grumentum wo nicht zur wirklichen Citadelle, doch zu einem Feſtung&werke gebient haben, denn wir dürfen wohl annehmen, daß Grumentum einen bedeutenden Umfang 3m Jahre 872 ober 882 foll nach Ughelli und gehabt habe. alten Chroniken Saponara que den Ruinen Grumentum& fich entwickelt haben, dennoch aber reben die Chronifen der Abtei

Ueber ſeinen Urſprung und ſeine bes

von La Cava aus den Jahren 918, 971 u. 1031 von Grumentum als

Deutungsvolle Eriſtenz laſſen fich nicht allein Schriftſteller, ſons Dern auch 3tinerarien , Münzen und Inſchriften vernehmen . Mehrere neapolitaniſche Schriftfteller (3. B. A. Del Monaco

von einer noch beſtehenden und mit Behörden verſehenen Stadt.

einen hohen Rang ein.

Lettera intorno a Grumento a Matteo Egizio. Napoli 1713,

und 6. Antonini in ſeiner Lucania 3, 3. ) ereifern fich gegen Strabo, daß er Grumentum zu den kleinern Städten Lucaniens gerechnet, weil fie nicht wußten, daß dieß einzig und allein ein

Vgl. Pratilli's Geſch. der Longobard. Fürften T. IV. p. 408. Es ſcheint, als ob die Anſiedlung auf dem Hügel immer zu Gru mentum gehört, aber den beſonderen Namen Saponara geführt

richtige Lebart wieber her, ſondern geben auch Grumentum bie

habe. 218 bie alte Stadt immer mehr veróbete, zog fich alles auf den höher gelegenen Theil zurück, und der Name Saponara behielt die Dberhand. Dasſelbe findet in Samnium zwiſchen Leleſe und S. Salvabore u. a. Drten ſtatt; oft iſt eine Kirche oder ein Wallfahrstort die Urſache, daß ein claffiſcher Name verloren geht, oft aber wird dieſer, wie z. B. in Säpinum,

richtige Lage bei Saponara wieder. Die Peutingeriſche Tafel führte uns ganz richtig zu den Trümmern . Lange wanderten

ſtuntenweit mitgeſchleppt und auf die neuen Anfiebelungen übers tragen . Ein Geiſtlicher in Saponara ſollte, wie ich gehört und

wir zwiſchen den prächtigen , maleriſch mit Epheu und andern Schlingpflanzen bewachſenen Ruinen umher. Sie beſtehen aus

Inſchriften aus Grumentum beftgen ; ich erkundigte mich vers

Fehler Der Abſchreiber war, welche Pumentum in Grumentum

umwandelten .

Ortelius und Holſtenius ſtellten nicht allein die

zwei Amphitheatern , einem großen und einem kleinen (mas ichon hinreichend für die Bedeutung des Drts ſpricht), aus langen Mauern von neßförmigem Gefüge aus Ziegelſteinen , aus mehrern vielfach fich durchfreuzenden Waſſerleitungen , aus Ueberreſten von Privathäuſern , Tempeln und öffentlichen Ges bäuden, und aus einer Straße bon 500 Schritten Länge , welche die Stadt durchſchnitt und fte in zwei gleiche Theile theilte.

geleſen, eine ſchöne Sammlung von Alterthümern, beſonders gebens nach dieſen Schäßen und bekam nicht einmal die beiden, der Familie Des Dcellus Lucanus angehörenden Grabſteine zu

Gefichte, welche zu Grumentum gefunden ſeyn ſollen . Saponara zählt jept ungefähr 5000 Einwohner, weldie beſonders Viehzucht treiben, aber in neuerer Zeit fich auf verſchiebene kleine 3ndus ftriezweige geworfen haben. Nach einem Fräftigen Frühſtück brach ich mit meinen beiben

Zu verſchiedenen Seiten wurden hier mit glüdlichem Erfolge | Führern auf; mein Wirth begleitete mich bis Tramutola, zeigte

w020

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mir einen neuen und zwar näheren Gebirgsweg nach Padula, und gab mir noch einige gute Lehren auf den Weg. Auch er war der Anſicht, daß die ganze Gegend des Valle di Diano, die Gebirge um Lagonegro einerſeits und die Berge um Auletta andererſeits die Schlupfwinkel zahlreichen räuberiſchen Gefinbels ſeyen. Die Karthauſe von S.Lorenzo biente demſelben alé Bets, Sühn- und Wallfahrtsort. Unterwege erfuhr ich von meinen

bereitet wurde und bei den Mericanern eben ſo beliebt iſt als bao Stier: gefecht; ich ſpreche von dem Hahnenrennen. Die Liebhaber, ein Hundert an der Zahl, ſelbſt diejenigen welche fich in der Arena umhergetummelt , theilten ſich in zwei gleiche Kaufen . Der erſte wählte zum Anführer den reichſten der Bergwerksbeſißer, deſſen ich ſchon erwähnt habe, den Señor Don Antonio l .... , welcher die Pferde durch ſein Beſuchzimmer nach dem Stalle führen ließ ; der zweite bot nach einigen Debatten unter den Reitern den Oberbefehl dem bes

beiden Begleitern, daß meine Erſcheinung in Pabula am voris

ſcheidenen Joſe an.

gen Tage bereits Aufſehen gemacht und allerhand Nadfragen veranlaßt habe : fie meinten, ich würde gut thun einige Gendar men bis Lagonegro mitzunehmen und dgl. 30 freute mich ,

Senior, ſagte der reiche Bergwerfsbefißer, indem er ihm einen lebens digen Hahn darbot, deſſen Füße zuſammengebunden waren, an Euch ift die Ghre anzufangen. Ich werd' es nicht thun mit Gurer Grlaubniß, antwortete Joſe ehr ,

daß alle vermutheten , ich würde weiter ind Innere Calabriens reiſen , was gar nicht meine Abficht, und beſtärkte fie in jenem

furchtsvell , ich bin nur ein Vedienter und muß Guer Herrlichkeit den

Glauben .

Vorrang laſſen .

Wie ? Ihr reyd ein Bedienter , Ihr der Held des Gefechte von

( Schlub folgt.)

dieſem

El Monte.

Skizze aus dem mericaniſchen Leben. 3 weiter A bid nitt. 1 . Die Betäubung des wilden Thieres war ſo groß , als es auf ſeinem Körper das Gewicht eines Mannes fühlte, daß es einen Augen: blid unbeweglich und gleichſam verſteinert daſtand . Der Lepero benuste dað um fich feit zu leßen. Bald begann zwiſchen der Veſtie und dem

Menſchen ein neuer unglaublicher Kampf, den nur die, welche Aehnlidzes in Amerifa geſehen haben , begreifen und für möglich halten können .

Der Stier that wūthende Sprünge und ſchüttelte ſich unter wahrem

Digergebrülle ; der Mann bewegte ſich dagegen mit ſolcher Körper:

gewandtheit , ſolcher Sicherheit und leichter Anmuth , daß man ihn für einen bloßen Roßtauſcher halten konnte, der ein Reitpferd paradiren läßt. Der Stier war in ſeinem wüthenden Laufe an einer Erhöhung vorbei

gerannt, worauf die Vornehmſten der Stadt ſaßen ; ein Mann erhob fich und rief dem Lepero zu : „ Heda Junge ! ſer unbeſorgt wegen des Abfißens; der Stier auf dem du reiteſt, gehört mir, und ich bewillige dir ihn mit einem Dolchitoß zu tödten , wenn es dir beliebt.“ Der Lepero verbeugte ſich mit vieler Höflichkeit vor dem groß

müthigen Gigenthümer , dann aus ſeiner Bota Vaquera ein ſtarkes Küchenmeſſer hervorziehend , bohrte er es mit einem Streiche bis an das Heft in den Schädel des Stiere !, der todt niederfiel.

Der Lepero

aber ſchwang fich mit einer geſchickten Wendung friſch und geſund auf

ſeine Füße. Dieſe Entwicklung hatte nur wenige Schritte von dem Orte ftattgefunden , wo ich mich befand , und ich fonnte endlich das

Geſicht des fühnen Stierbândigers unterſdeiden .... Man denfe fich mein (Erſtaunen, als ich Joſe, den getreuen Diener des Cota, erkannte! Der Tod des tapfern ſchwarzen Stieres endigte die Corrida ; da Blut gefloſſen war bei dieſem Kampfe, ſo gab fich die Bevölferung von Coſala einer erſchredlichen Freude hin. An allen Straßeneden ſpielte man mit den Meſſern ; es war eine allgemeine Trunfenheit, eine voll: kommene Glüdſelig feit. Da ich in den Gewühle Joſe bemerkt hatte, ging ich auf ihn zu. „ Was haſt du denn, Joſe ?" fragte ich ihn , als ich auf ſeinem Gefichte einen Ausdruc tiefer Traurigkeit gewahr wurde. Was wollt Ihr, Señor, antwortete er, wenn einer fein Glück hat, ſo gelingt ihm nichts ! Aber mir ſcheint doch , daß bir während des Gefechtes es nicht an Glud fehlte; es wäre bald um dich geſchehen geweſen ! Und das iſt's gerade, worüber ich mich beflage, Señor, erwiderte er mir wüthend ; ich habe mehr als zwanzigmal mein Leben aufs Spiel gefeßt, ohne Zwed.

Morgen !

Ach ja, ein bloßer Diener , bei dem Señor Cota. Sieh da, es iſt wahr ! id; erfenne dich jeßt und erinnere mich deine Geſchichte gehört zu haben. Sie iſt übrigens eigen genug ; aber etwas verwundert mich, und zwar daß, nachdem du dein Pferd und deine Frei heit an Gota verloren hatteſt, du nicht darauf bedacht warſt , an dem abgelegenen Orte, wo du dich befandeſt, dich mit einem Meſſerſtiche von Cota zu befreien. Gure Herrlichfeit thut mir Unrecht, rief Joſe, das war im Gegen theil mein erſter Gedanke .... Aber ach, es wäre gegen die Ghre geweſen .... und Spielſchulden ſind heilig .... „ Das iſt wahr , du haſt Richt , ich dachte nicht mehr daran. Nun, mein Junge, dieſe Geſinnungen machen dir Ghre, und es ſell mich freuen, wenn die Zeit deiner Dienſtbarfeit vorüber iſt, mich in Freundidaft mit dir zu verbin den. Nimm indeß immerhin dieſen Hahn ; dein ſchönes Bezeigen von dieſem Morgen verdient wohl dieſe Ehre.“ Der Or- Caballero Joſe war zu wohlerzogen , um ſich noch mehr bitten zu laſſen , und beeilte ſich daher den Hahn zu ergreifen, ihn über

ſeinem Kopf zu ſchwingen , und dann that er mit wohlflingender Stimme den von den mericaniſchen Pferden ſo wohlgefannten Ausruf: Santjago ! 1 Plößlich entſtand nun ein ungeheures Getümmel , ein Sdlachtgeſchrei,

ein Gewühl, das nicht zu beſchreiben iſt, eine Verwirrung , die an das Chaos erinnerte. Die Pferde, weldie von demſelben Schwindel ergriffen ſchienen , der ihre Herren erfaßt hatte , bäumten ſich wie Tiger und ſtürzten fich mit Wuth gegen einander.

Folgendes iſt in wenig Worten die Schilderung dieſes Gefechtes, das ein europäiſcher Zuſchauer, der zum erſtenmale ihm anwohnte, nicht begreifen fönnte. Es handelt ſich ganz einfach darum dem unglüdlichen Helden des Feſtes, dem Hahn , deſſen wir erwähnten , den Ropf zu rauben ; dann einmal im Beſit dieſes Kopfes , der erſte ein beſtimmtes Ziel zu erreis chen. Nun iſt es aber äußerſt ſchwer ſich dieſes Siegeszeichend zu

bemächtigen , das gewöhnlich dem beſten Reiter anvertraut und von 50 Verbündeten vertheidigt wird , und ſo mag man ſchließen wie große Anſtrengung dazu gehört ! 3d erinnere mich nicht, bei einer einzigen der

zahlreichen Corridas de Gallos, denen ich angewohnt, den Hahn unver: ſehrt beim Ziel angelangt geſehen zu haben. Schon bei der Hälfte des Rennend war ſein Leib in Feßen zerriſſen , denn jeder, der an ſeinem Siege zweifelt , bewahrt wenigſtens einen Fuß des Thieres oder ein Stück blutigen Fleiſche8, oder etwas von einem zerrupften Flügel, wah rend die Hände aller übrigen von Blut geröthet ſind. Das Hahnenrennen hatte um Mittag angefangen und dauerte noch fort um drei Uhr, wie es der Galopp der Pjerde bewies, den man ferns hin hallen hörte, als ein Käufer in die Bude meines Freundes S. trat,

Was hoffteſt du denn ?

wo ich beim Schachſpiele ſaß.

Zum Benfer ! rief Joſe außer fich und in ſeiner Grbitterung aller

Wir fonnten, S. und ich, eine Bewegung des Staunens nicht unters drůden , als wir den berühmten Cota erfannten .

Klugheit vergeſſend, ich hoffte das Pferd meines Herrn umgebracht

.

zu ſehen !

Nachdem Joſe mir dieſes zarte Geſtändniß abgelegt, grüßte er, und ſein Pferd anſpornend, eilte er einer andern Unterhaltung zu , die vor:

! Schlachtruf der Spanter in dem Eroberungskriege ( f. Prescott , conquest of Peru . )

60 3hr verkauft Rarten , nicht wahr ? fragte er , nachdem er höflich

Ja und nein , antwortete S. im höchſten Erſtaunen.

.

gegrüßt hatte. Ja, Señor, es find aber nur noch 20 Spiele vorräthig.

Wie das ?

3d verſtehe ſehr wohl , was Ihr mir ſagt, aber nicht wozu és

3hr wißt ganz gewiß , daß ihr nur dieſe zwanzig befißt ?

führen ſoll.

Ganz gewiß und wahrhaftig. So war ich wohl unterrichtet. Zeigt Eure Karten !

Der weiſe Mann, wie ſchon geſagt, fol niemals vom Vergangenen ſprechen, aber ich habe vergeſſen beizuſeßen, daß er fich beſonders hüten ſoll die Zukunft zu befragen. Wenn Ihr Punft für Punft, auch ohne fie zu begreifen , meine Anweiſungen befolgt, ſo wird Guer Gewiſſen nicht dadurch beläſtigt, wenn Ihr eß aber nicht thut, ſo ſollt Ihr erfah

S. 30g fte aus einein Schiebfach hervor und legte fie auf die tabenbank.

Cota ging an die Budenthüre und ſah einige Augenblice in die Straße, wo alles ganz ſtill und einſam war, denn die ganze Bevölkerung

ren, was alsdann geſchieht. Ihr reyd fremd , übel angeſehen, beneidet

wohnte dem Feſte an .

und ohne Stüße,",denn Guer Geſchäft gedeiht, und Ihr habt ſelbſt nicht den Schatten eines Conſuls , um Euch zu beſaüßen . Dagegen , wenn Ihr durch irgendeinen Zufall umfommt , fällt die Auseinanderſeßung Gures Vermögens mit Recht dem Alcaden zu. Wohlan ! ich geſtehe Guch nun aufrichtig , daß ich ſchon 500 Piafter bedingungsweiſe für Guern Tod angeboten habe.

Mein Gott , ſagte er , nach einem der Pakete greifend und jede

Karte genau beſehend, dieſe Spiele taugen durchaus nichts ! Warum denn ? rief S. eifrig, der ſeine Waare nicht herunterſeßen laſſen wollte. Weil alle dieſe Karten durch einen Fehler der Bemalens oder des

Papiers kenntlich find, antwortete Cota. Der Zufall hat fle gezeichnet. So , wirklich ; ich fann feinen Fehler daran entdecken !

S. erbebte.

Uebrigens, fuhr Cota ruhig fort, ba 3hr Franzoſe und ein Reifen der ſeyd, und deßhalb des Muthes nicht entbehren werdet , ſo mach' ich Euch dieß Geſtändniß nur mit der Ueberzeugung , daß wenn Ihr midi

Meint Ihr , ſagte Cota, das Pädchen nehmend, welches er ſchon unterſucht hatte und ſelbed mit ungemeiner Schnelligkeit miſchend. Nun feht , id will Gud zeigen , daß 3hr im 3rrthum feyb. Nun benannte der Mericaner, bevor er fie umwendete, alle Karten, eine nada --

in Eurer Bude tódtet , Ihr alsbald meinen Tod mit dem eurigen be:

der andern, und ohne fich nur ein einzigesmal zu täuſchen. Nun, ſagte

zahlen würdet, und wenn Ihr mich verklagt , wird man Euch als Vers leumder ins Gefängniß feßen , denn es fehlt Eudi an Beweiſen gegen mich. Ihr habt nun die Wahl. Zwanzig Goldunzen, wenn Ihr Euch

er , nachdem er auf die natürlichfte Weiſe dieſes unerhörte Runftſtück

vollbracht hatte , das ung vor Erſtaunen ganz flumm machte, hatte ich wohl Recht ?

meinen Wünſchen fügt ; einen Mefferſtich, wenn Ihr Euch ihnen widers ſeßt. Dieſe bündige Sprache hatte tiefen Gindrud auf uns gemacht.

In Wahrheit, rief mein landsmann mit Bewunderung , das reicht über die Gränzen der Möglichkeit hinaus ! Wie konntet Ihr denn geſtern Abend Euer ganzes Vermögen an den Tecualtiche verſpielen ? Cota antwortete nicht ſogleich. Um die Handlungen eines Menſchen zu beurtheilen, müßte man in ſein Herz fehen, ſagte er endlich. Mancher zeigt bisweilen mehr Würde und wahre Größe , indem er gleichmüthig eine Beleidigung hinnimmt, ehe er fie mit Blut abwaſcht. Es gehört oft mehr Geſchidlichkeit dazu mit Sicherheit zu verlieren , als durch Zufall zu gewinnen. Wie !

soon

Wir laſen wediſelsweiſe in unſern Augen die wenig ſchmeichelhaften

Geſinnungen , die wir beide in Bezug auf Cota hegten ; aber der Mericaner hatte ganz Recht. Wenn S. ihn angriff, konnte er nur

Feinde als Richter finden , und zwar Feinde, die nichts ſehnlicher wünſch ten , als fich in ſeine Habe zu theilen. Nun ! ſagte Cota , den unſer Edweigen dennedy zu beunruhigen ſchien. 68 iſt zugeſtanden , antwortete S. Falt, aber ſollte ich die Straße

Bourdonnais in meinem geliebten Paris niemals wiederſehen, ſo geb' ich

wäre es

Euch mein Ehrenwort , daß wenn Ihr ein andermal wieder ſo über meinen Willen verfügt , id Euch eine Kugel vor den Kopf ſchieße. Sehr wohl, ſagte Cota, ohne fich zu erzürnen ; dieß einemal genügt mir. Uebrigens wiederhole ich Euch, daß Ihr wahrſcheinlich in Eurem

Der Kluge ſoll nicht über die Vergangenheit reden , außer mit

ſeinem Gewiſſen , ſagte Cota , S. unterbrechend. Was geſchehen iſt, bleibt geſchehen. Seyen wir geſcheidt und fehren wir zur Gegenwart zurüd. Zu welchem Preis verfauft Ihr Gure Rarten ? Ginen Piafter das Pädchen , antwortete feck mein Gefährte, indem er an die Straße Bourdonnais dacte. Das iſt nicht genug , ſagte Cota. Wie ! nicht genug ?

Sinne mein Vorhaben ſehr übertreibt , und daß , da Ihr nicht mein Vertrauter ſeyd, Ihr auch nicht mein Mitſuldiger ſeyn könnt. I

Nach dieſen Worten legte er ſorgfältig die drei Pädchen Karten wieder zurecht, die er ſo eben in ihrem Umſchlage unterſucht hatte, ſchmolz am Feuer ſeiner Cigarre dag bißchen Wache, das am Papier

Nein, fte find mehr werth .... Ich nehme die leßten 20 Pádchen

klebte und verſchloß fie wieder.

für 20 Goldungen ( ungefähr 1600 Fr. )

Das iſt alſo abgemacht, und wir find einverſtanden, ſagte er zu S. daß Ihr dieſe Karten niemanden übergeben werdet als demjenigen der fie in Auftrag des Pfarrers Ignacio abholen wird .... Sorget vor

Wozu dieſer Scherz ? fragte S. verblüfft.

Hier find fie, fuhr Cota jfort, indem er die 20 ungen auf den Tiſch legte.

allem , Euch nicht zu irren , denn eine Verwechslung in dieſem Falle, .

Während mein trefflicher Landsmann im wachſenden Staunen in

ſeinem haldbredendften Spaniſd nach der Erflärung dieſes Geheimniſſes

ich wiederhol' e8 , würde Euch tödtlich feyn.

fragen wollte, unterhielt fich Cota damit, die Karten, welche er ſo theuer

( Fortſeßung folgt.)

bezahlt hatte , in fleine Feßen zu zerreißen. Einen Augenblic glaubte S. , Cota ſen wahnfinnig geworden und ſah ihn ſehr aufmerkſam an, aber niemals war der Mericaner faltblütiger und beſonnener erſchienen. Indeß hatte er , ehe zehn Minuten bergingen, 17 Kartenſpiele zerriffen und es lagen nur noch drei unverſehrt vor ihm da. Nun, mein lieber Herr und Freund, ſagte er, fich an S. wendenb,

hört mich an, ich bitte Guch. 30 lafie dieſe drei Spiele hier bei Guds, und 3hr werdet fie nur demjenigen zuſtellen , der fie heute von Seite 1

des Pfarrero Ignacio abholen wird. Da es unnöthig wäre meinen Namen in der Sache zu nennen, ſo werdet Ihr den Betrag Gurer Kar: ten von dem Abholer fordern. Mit Ginem Wort, Ihr werdet fie ihm verkaufen , verſteht Ihr mich wohl ?

Verlag der 9. O. Cotta'ſchen Buchhandlung.

1

Franzöſiſche Blätter melden daß Hr. Page , der ſoeben auf der Fregatte Reine : Blande nad Madagaskar abgeſegelt, mit allen erfor : derlichen Vollmachten zum Abſchluß eines Vertrags verſehen ſey, und ein eigenhandiges Schreiben des Könige an die Königin Nanavalo fowie prächtige Geſchenfe zu überbringen habe. Dieſe Geldenfe Geſchenke be ſtehen für die Königin in einem goldenen , reich mit Ebelfteinen beſet ten Diadem , einem herrlichen , im Landes : Oeſchmad gearbeiteten Samud and in verſchiedenen vorzüglichen franzöſiſchen Weinen , welche die Königin ungemein liebt. Die Geſchenke für den Prinzen und die Miniſter beſtehen hauptſächlich aus Waffen ,1 unter denen fich foſtbare Gewehre und Piſtolen befinden .

Verantwortlicher Nedacteur Dr. & d. Widenmann.

Das Ausla n d. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. N其 ". 16.

19 Januar 1848.

fortſchritte der Landwirthſchaft in Rußland. (Von J. G. Elsner.)

Man nennt Rußlanb zuweilen einen Koloß auf thönernen

ausgebildet. In dieſer legtern befinden fich auch junge Geiſts liche, die alabann in ihrem fünftigen Berufe nicht bloß Seels ſorger, ſondern auch Lehrer und Rathgeber für die ihrer Sorg falt anvertrauten Bauern werden .

Füßen ,

-

Nächſt dieſer Anſtalt fol

und beutet damit ſeine übermäßig große Ausbehnung

an, mit welcher ſeine intenſive Kraft in feinem Verhältniſſe Demzufolge muß jede Vermehrung dieſer Kraft mehr zur Macht dieſes Staats beitragen, als jebe Eroberung und Vergrößerung nach außen . Seine Politik beweist, daß die Res gierung tieß einfieht: nur müßte man fte einſeitig unb in

gen die unter beſonderer Protection des Staated ſtehenden Lands wirthſchaft8 - Geſellſchaften von Petersburg und Mosfau .

Gie

ſteht.

ihrer Anſicht beſchränkt nennen , wenn ſie die Stärkung der in nern Kraft lediglich in der größern Unabhängigkeit vom Auß lande ſuchte, wie dieß in ſeiner ſtrengen Abſperrung und in der

faſt gewaltſamen þebung ſeiner Manufacturen und Fabriken zu

gehen beibe Hand in Hand, und zählen zu ihren Mitgliebern die Die von Moskau feierte in vorigen Jahre ibr 25ftes Jubiläum , und empfing bei Gelegens heit desſelben nicht allein ein ſehr gnädiges und aufmunterndes größten Magnaten des Reicha.

Kandidhreiben des Raiſers , ſondern es waren demſelben auch

mehrere beſondere Auszeichnungen (Drden und Geſchenke) für das Präſidium und das Secretariat beigefügt. Mit hoher Ehrs erbietung und dem größten Jubel warb beibes entgegengenom

In der Stärkung und in den Fortſchritten der ſehen iſt. Landwirthſchaft liegt ohne Frage für Rußland bas eigentliche Mittel, ſeine innere Kraft und ſomit auch ſeine Macht nach außen raſch zu vermehren . Da8 große Reich hat in ſeinen

men . Die Verhandlungen dieſer Geſellſchaften, welche ſich alle Jahr ein- bis zweimal verſammeln , find für Deutſchland inſofern von großem Intereſſe, als ſie einerſeits ben gegenwärtigen Stands

Boden einen überſchwänglichen Reichthum und Schäße, welche die alljährlich aus dem Ural und aus Sibirien gewonnenen

zeichnen ; andrerſeits aber auch den regen Eifer fund thun der

punkt der Mitglieder, ſowie der Landwirthſchaft überhaupt be

Golbmaffen beiweitem überbieten. Durch Vermehrung derlanba bort herrſcht, und dieFortſchritte erkennenlaſſen die man bes reits gemacht und in der nächſten Zukunft noch weiter machen wirthſchaftlichen Production werden dieſe Schäße flüffig. Was

werde.

eð damit ſagen wolle, bas liegt nicht allein in der reißend zu nehmenden Bevölkerung des Landes, die ſich auf bie Mehrpros

Was die hohen Mitglieder der gebachten Vereine in den

buction ſtüßt, ſondern auch in den jüngſten Erſcheinungen in Verſammlungen lernen, nebſt den Winken die fle dort wegen der Handelswelt zu Tage, wo ein großer Theil von Europa ſein fehlende Brob fich aus Rufland holte.

Daß übrigens

der Kaiſer unb bie Regierung die Wichtigkeit der Landwirth ſchaft flar erkennen, beweiſen die Aufmunterungen die man ihr angebeihen läßt. Wir wollen hier von dieſen ſowohl als von dem Eifer der Privaten ſprechen , der fich von den Großen des Reich bis auf die Bauern herab erftredt, 1. Die Aufmunterung des Staats und der Eifer der Privaten .

An die Spiße dieſes Abſchnitte müſſen wir die treffliche landwirthſchaftliche Lehranſtalt im Mohilew'ſchen Gouvernes ment ftellen, bie, vom Staate gegründet und reichlich auéges

ftattet, fich eine Aufgabe geſtellt hat, ſo weitumfaſſend, wie fte

weiter zu ſuchenber Belehrung erhalten (und nicht unbeachtet laſſen ), bas tragen fte auf Wenn nun Befigungen ins Leben über . hievon nicht alsbalb glänzend hervortreten,

die fie meiſtentheile ihren ausgedehnten gleich die Folgen ſo bleiben fie dens

noch nicht aus ; man muß in dieſer Hinſicht Rußland nicht mit unſerm Maaßſtabe

meſſen .

Kat bort irgendeine heilſame

Maaßregel, die für Verbeſſerung und Fortſchritt im Landbau getroffen wird, nur einigen Erfolg, ſo iſt dieß für jenes Reich eine eben ſo ober noch mehr lohnende Frucht, als bei uns Der allerglänzenbfte.

Zum Beweiſe Deſſen nur ein Beiſpiel.

Wird in einen Gouvernement (Statthalterſchaft) ein neues

Aderwerkzeug, wie etwa ein verbeſſerter Pflug, eingeführt, und weiß man mit demſelben auch wirklich im Anfange nicht

unſre Deutſchen derartigen Inſtitute noch nicht einmal haben.

geſchidt umzugehen , ſo kann ſeine Anwendung dennoch bewira ken, daß man 1 bis 2 Korn Ertrag mehr gewinnt (mas bei

Es werden in ihr die Zöglinge in drei Kategorien eingetheilt.

ber noch ganz in der Wiege liegenden dortigen Agricultur ſehr

Die unterſten derſelben find aus dem Bauernftande, unb fie bes

leicht iſt) ; dieß aber vermehrt die Production ſchon unglaublich,

kommen, wenn fie ihre Bildung vollendet, ein kleines Gut zu bewirthſchaften, deſſen Ertrag, wenn fie damit gut umzugehen wiffen , ihnen zufällt. Die andere Claſſe wird zu ſubalternen Wirthſchaftsbeamten , die hödfte zu den höhern Poften der Art

und es wächst dieſelbe wie eine Lawine, wenn eine derartige Verbeſſerung fich weiter verbreitet.

Noch iſt Rußland freilich

mit ſeiner Bevölferung nicht auf dem Standpunfte, daß eß zur

eigenen Subfiftenz derſelben gezwungen wäre auf Vermehrung

62 ſeiner Production zu denken, und die Landeigenthünier daſelbſt

verbächtiges Gefindel der Kloſtertaverne ihn zu gewinnen geſucht

wiſſen ſehr wohl, daß fie, wollten fle dieſelbe alzuraſch betrei-

habe, um nähere ſowohl über meine Perſon als Reiſeplane Meine dem Wirth anvertrauten Nachtſäde und zu erfahren .

ben, fich mehr ſchaden als nüßen würden .

Jedoch hat fte das

Zeit fommt, wo der Ueberfluß geſucht und lohnend bezahlt mirb.

Effecten wurden mir unverſehrt wieber gegeben, mit dem Bes merken, daß er fich dafür ein gutes Trinkgeld ausbäte. Unter

Die Summen , welche Rußland in den legten beiden Jahren für

dieſen Umſtänden beſchloß ich meine Abreiſe nach Coſenza auf

Getreibe vom Auslande einnahm, gehen ins Ungeheure, und fte berühren nicht allein das ganze Land, ſondern eben auch ingbeſondere die Landeigenthümer in Stand Verbeſſerungen durchzuführen , wenn fie auch foſtbar find, und damit die innere

den anderen Morgen 5 Uhr laut zu erklären und feſtzuſeßen , dagegen aber um Mitternacht bei hellem Mondſchein plößlich nach der entgegengefeßten Seite aufzubrechen. Dieſer Befehl verſeşte meine Leute in die größte Beiterfeit ; ich nahm ein Abendeſſen zu mir, zahlte dem Wirth bie Zeche, legte mich ins Bett und fuhr nach 2ſtündiger Ruhe plößlich in meinem in

jüngſt vergangene Jahr belehrt, daß immer wohl einmal eine

Rraft ihrer Defonomien unmittelbar , die bes Staate8 aber mits

telbar zu ſtärfen und zu vermehren .

Es bedürfte nur der

Wiederkehr einiger ſolcher Jahre , um Rußland reich und - leider die übrigen Länder arm zu machen . iſt es nicht zu verhehlen

Von welcher Wichtigkeit für den ganzen Landbau des ruſfiſchen Reichs die genannten beiden Geſellſchaften find,

geht

daraus hervor, daß die Mitglieder derſelben im ganzen großen Reiche, von Moskau bis nach 3rfuzf, von Aſtrachan bis Archans gel zerſtreut find, und burch fie alſo das Licht gleichzeitig allent-

aller Stille angeſpannten Wagen auf und davon .

D6 mir ein

Ueberfall zugedacht, weiß ich nichtmitBeſtimmtheit zu ſagen ; jeben faus opferte ich vier Stunden Schlafs für das Gefühl völliger Sicherheit, und erfreute mich der Rühle einer herrlichen Soms mernacht.

Der Mond beleuchtete die Umriſſe des Diano- Ihales

in prächtiger Klarheit, ein leichter Nebel ruhete auf dem Tanas gro, welcher aus den Schluchten bes Sirinoberges in die ſumpf reiche Thalebene hineinrauſcht, und bei Polla in Spalten und Hell ſchimmerte das Städtchen Diano Rlüften ſich verliert.

halben im Lande verbreitet wird. Aber auch die Bauern bleiben dem Fortſchritte nicht ganz fremd. Wir wollen die Claſſen und Verhältniſſe derſelben nur

links herüber ;

oberflächlich und ſo weit berühren, als es zum Verſtändniß

großartige weißgraue Ruine ; Atena verlor fich auf den Höhen

deſjen erforderlich iſt was wir hier zu ſagen haben.

in unbeſtimmten Formen. Als ich hinter Ponte di Campeſtrino an ben buſch- und blumenreichen Waſſerfällen und der Grotte

Es gibt

in Rußland bekanntlich kaiſerliche „Kron-Leibeigene“ und Freibauern. Die Zahl ber leßtern iſt die geringſte, und fte beſteht meiſtentheils nur aus Einwanderern, die ich auf den Krons Domänen niederließen . Das ſchlechteſte Loos haben die Leibs eigenen, weil fie wie eine Waare behandelt, verfauft oder wie immer nach dem Widen ihrer Herren verwendet werden.

Dennoch ſchwingen fich, wie befannt, ſo manche zu zu großem Reichthum und einer angeſehenen Stellung empor, was aber allemal nur eine Ausnahme iſt, fann .

die nicht für bie Regel gelten

Die freien Bauern , meiftentheils Deutſche, haben mit

wenig Aufnahmen ihre Defonomien in gutem Stande, was ihnen nicht gerade ſchwer iſt, da fie faſt überau fich nur auf

guten und lohnenden Ländereien angeſiedelt haben, welche ihnen, bei angewandtem Fleiße, reichlich tragen . Die Beiſpiele der Gros Ben, die ſie in der Nähe ſehen , ermuntern fte zur Nachahmung, und man wird ei nicht ſonderbar finden, wenn man hört, daß fte faſt immer beſſere Erfolge haben als jene, aus dem einfachen Grunde, weil ſie ſelbſt die Ausführung deſſen beſorgen , was

Sala erſchien wie eine an den Berg gelehnte

be8 h . Michael vorüberollte, iniſchten fich ſchon die Gefänge der Vögel in das Rauſchen der Bäche:

18 bämmerte der Morgen,

und ich hielt vor der wohlbefannten gaftlichen Taverne, wo mich ein heifer Raffee erquicte . Man hatte mich ſchon am Abend zurüderwartet und mein Zimmer eingerichtet. Ich ruhete nur

kurze Zeit. Bevor ich jedoch aus Pertoſa weiter eile, ſollen hier noch einige Bemerkungen über das Valle di Diano und das intereſſante Städtchen Atena, welches ich auf einem früheren Ausflug beſuchte, ihren Plas finden . Zwei Apenninenketten ſchließen nach Often und Weften auf einen Umfang von 20 Miglien basDianos Jhal ein. Von den Bergen von Polla auslaufenb bilden fte öftlich die Gränze der

Provinz von Salerno und des Bafilicate, weſtlich ziehen fie fich iu ben Diſtrict von Valo hinein . Der ſchneeige Monte Palma,

die höchſte Spiße des Alburnogebirges, bildet den Schlußpunft gegen Norden ; gegen Süden thürmen fich die Berge von Caſals nuovo empor, den Şorizont unſeres Thals von dem des Golfes

jene ihren Beamten uud Miethlingen überlaſſen müſſen. – Die

von Policaſtro ſcheidend.

kaiſerlichen und die Kronbauern werben vom Monarchen und

hat ungefähr in der Mitte zwiſchen Sala und Diano die Breite

vom Staate aufgemuntert und unterſtüßt; auch iſt es im Werfe, und zum Theil ſchon in der Ausführung, daß man die Bauern

von 4 Miglien. Der Tanagro durchſtrömt dasſelbe, rechts und linfá fleine Nebenflüſſe aufnehmend. In alter Zeit überſchwemmte

überhaupt von Seiten der Landwirthichaftegeſellſchaften burch

denn der Prämien aufmuntern wirb. So Fortſchritt So zeigt zeigt ſich fich denn der Fortſchritt

bieſer Fluß auf eine für Erwerb und Geſundheit höchft nach theilige Weiſe das Valle di Diano oft auf mehrere Monate in

Das Thal iſt eiförmig geſtaltet und

und

ſeiner ganzen Länge, indem die Rlüfte und föhlen unter dem

wenige Jahrzehnte werden fie in Rußland auf einen Standpunkt

Berge von Polla, Crive genannt, nicht weit und tief genug

heben, über den das übrige Europa biß jeßt noch im Dunkeln zu feyn ſcheint, aber erſtaunen muß, wenn er klar hervortreten wird.

waren alles Waſſer burch die Grotte und durch die ſogenannten Giarre bei Campeſtrino abzuleiten : boch ergruben ſchon bie Rós

der Landwirthſchaft nach allen Seiten und Richtungen ,

mer einen Ableitung&canal nach Campeſtrino hin, unter dem

foxatum ,wie aus einer Inſchrift erhedt, die ſich in der Erlebniſſe auf einer Reiſe durch die neapolitaniſche Namen Kirche S. Pietro zu Diano befindet: pontem et foxatum Ro

Provinz Baſilicata.

Picerno. - Vietri di Potenza.

Auletta u. 1. w.

(Schluß .)

Gegen Abend traf ich in Padula ein und vernahm ſogleich von meinem Kutſcher, welcher auch nichts anderes glaubte, a18 Daß ich die Reiſe bis Coſenza fortſeßen würde, daß höchſt

mani f. Dieſe Arbeit wurde jedoch, wie es ſcheint, nicht voll endet,

und ſteht jedenfalls tief unter anderen berartigen Leis

ftungen der Römer am Fuciner- und Albaner-See. Die bour boniſche Regierung nahm die Arbeit wieder auf, und jeßt iſt die Austrocnung der Sümpfe, die Direction des Waſſers und

63

wooo

die Urbarmachung des ganzen Terrains ſo ziemlich vollendet.

Sotto - Intendantur von Sala gehört, bieten wenig Intereſſan

Nur ſehr ſtarke Regengüſſe verurſachen noch Ueberſchwemmuns gen , welche eine ungeheuere Zahl von Waſſervögeln aller Art herbeiloden, und deßhalb die Jagd hierſelbſt zu einer der ergie bigften des Königreich machen ſollen. Die Aale, Schleien,

tes bar.

:

Die fühlere, gleichmäßigere Lemperatur unſeres Valle bi Diano gibt ſeinen Bewohnern Kraft, Geſundheit und Ausbauer bei der Arbeit. Die Männer haben fräftigen Musfelbau, find

Krebſe, Forellen und Karpfen dieſer Gegend find ſomadhaft und berühmt. Die Ueberſchwemmungen haben fich für den Getreides bau ſehr nüßlich gezeigt, ſobalb fte das Maaß nicht überſchrits ten und zu viel Gebirgsſchutt herabſchwemmten . Der Wieſen

aber flein und unanſehnlicy; ihre Eiferſucht iſt ſprüchwörtlich. Die Weiber ſind garſtig. Die vielen in den leßten Jahren eins gerichteten Webſtühle haben dem Ackerbau und zugleich der Geſundheit großen Sdaben zugefügt. Diebiſche Regierung8s

gibt es nicht viele, dennoch ſind um S. Arſenio herum blumen

beamte, viehiſche Gendarmen und habſüchtige Gut&beſtper haben mehr als drei Viertheile der Bewohner an den Bettelſtab gebracht. Unter den 11 Ortſchaften des Dianothals gewährt, was

welche die Bereitung aller Sorten Latticini ? veranlaſſen . Wein, Del unb Dbſt wird ebenfalls cultivirt : der Wein iſt gut, hält ſich aber nicht. Die Eidzen , und kräuterreiche Triften,

Buchens, Ahorn- und Kaſtanienwälder beförbern die Viehzucht. 3m Jahre Rom8 652, als der Prätor M. Aquilius aus Sicilien heimfehrte und die italiſchen Flüchtlinge zurückführte, befriegten Ihm er fich in unſerem Shale die Sirten und Ackerbauer.

theilte nun Rom die Vollmacht den Streit zu entſcheiden , und er entſchied zu Gunſten der Akerbauer „ ut aratoribus cederent pastores.“ Eine Inſchrift, welche dieſe Worte trägt, habe idy früher erwähnt, es iſt dieſelbe, welche die Entfernungen von

Capua nach Reggio angibt . Das Valle erhielt in Folge dieſer Sentenz auf längere Zeit den Namen des „Ihale der Vernunft“ (V. Rationis), ein Name den Marino Freccia auf einer Mar mortafel gefunden haben will.

Die Geſchichte betrifft, unſtreitig das hochgelegene Atena, zu welchem jeßt eine gute Fahrſtraße hinaufführt , ben größten Reiz . Atena hat geſunde, reine Luft und iſt am wenigften von Der Feuchtigkeit des Thale heimgeſucht. Die Ausſicht bier oben iſt prächtig. Verhältnißmäßig iſt der Boden in dieſer Höhe nicht unfruchtbar, aber er ſieht traurig und veröbet aus.

Auch

dieſe Athenineſer ſcheinen ein ſehr träges, nichtsnußiges Volk zu ſeyn , obichon auch ſie eine ruhmürbige Vergangenheit haben . Nach Lariſſa's Gründung durch Pelaeger bauten griechiſche Stämme hier oben die Stadt Atena, bis zu den apuliſchen Gränzen hins über bei weitem bie glanzreidyfte der kleinlucaniſchen Repu blifen . Ade alten Geographen reden von Atena (nicht mit Atina bei Sora zu verwechſeln ), von ihren Tempeln , bem Amphithea

Gehen wir in die ältere Geſchichte dieſer Gegenden zurück , ſo müſſen mir nach Strabo, Plinius u. a. annehmen , daß Griechen aus Legea, 1300 Jahre nach der Erbauung Roms fich hier niedergelaſſen, welche den anderen (pelasgiſchen ) Stäm

ter , ihren Feſten und Spielen , ihrem Münzſtempel (ber das

men, die fich an der Abria in Apulien und in Lucanien angeſies belt batten, nachgefolgt waren. Indem dieſe Völfer hier ihre

ſtrat und Bürgerſchaft, welche römiſche Abgeordnete mit Waffen gewalt beilegen mußten. Frontin meldet uns, daß Atena mit

republicaniſche Staaisverfaſſung einrichteten , Tempel, Städte, Drafel gründeten und ihre Familien ſich ausbreiteten , wurden alte griechiſche Namen beibehalten, z. B. Lanagro, Legea, Atena, Polla, Serinus 20. Später wurden hier Römer die Herren und die Balle Lucana wurde ein römiſcher Bezirf, deſſen Wichtigfeit

Conſtlina, Legeanum und Grumentum zur Präfectur herabſant.

für die Kriegführung viele, ſo auch Sulla unb Spartacus, rich tig erfannten . Die agrariſchen Tafeln , die Sullaniſchen Tempel und Brüden , die Amphitheater, bie Grabſtätten und die vielen

Emblem

griechiſcher Nationalität unverkennbar barlegt) und

ihren Bewohnern . Atena warb römiſches Municipium und war oft , nach Lipius, Der Schauplagron Unruhen zwiſchen Magi

In viel ſpäterer Zeit wurde die Familie Sanſeverino Bes fiber der Stadt , welche hier einen prachtvollen , foloſſalen Warts

thurmbau aufführte, der im Mittelalter hochberühmt war. Man ſah von oben den Golf von Salerno in der Entfernung von 44 Meilen , er diente zugleich als Telegraph für die vielen rings umher im Lande zerſtreuten Caſtelle der mächtigen Familie Sanſeverino , ferner als leudtthurm . Roberto Sanſeverino

Ueberreſte von großen Gebäuden legen Zeugniſſe römiſchen Bes

brannte hier oben große Feuerwerfe ab, und bei Einbruch der

figthumed ab. Nach dem Jahre 706, wo griechiſche Freiheit und griechiſches Leben noch einmal im ſüblichen Italien wieder auf

Nacht ſollen täglich große Leuchtkugeln in die Luft geſchoſſen ſeyn. Viele Schriftſteller reben von dieſem Thurme wie von einem der Wunderbauten der Vorzeit ; ießt iſt faſt nidt mehr von

zublühen ſchienen , regte eß fich auch im Valle di Diano, aber Alariche und Lotila's Schaaren machten ſolchen Erſcheinungen ein Ende . Im Jahre 553 nach Chriſti Geburt, nach Narſes ' Siegen, wurden abermals griechiſch -lucaniſche Autoritäten unter dem Namen Protoſpatarii 2 hier eingeſeßt aber ſchon 589 rauſchte der Longobarden -Strom unter Antarius herunter und pflanzte in Reggio die Grängſäule bes longobarbiſchen Gebiete

ihm vorhanden.

Die Familien Garrafa , Filomarino und Cas

racciolo ſeşten fich in den Beftp Atena's. Mir find mehrere in Atena gefundene Inſchriften befannt; barunter iſt eine : Jovi Et Dis Penatibus... anoni Diophanti Augustales Atinates, welche mich an den Gott Ebon , den erupavértatos Deo's zu Gas

fen und Fürften ſchwelgten hier im Genuſſe der Feubalherrſchaft,

jazzo (Calatia montana) erinnerte. Auch in Atena ſah ich griechiſche Tradit: Frauenröcke von den Schultern bis zu ben Füßen , mit langen Aermeln und vorne geöffnet. Von Pertoſa fuhr ich ſehr raſch, ohne anzuhalten, nach Eboli hinunter. Rechte uud links kleben ſchmußige Dörfer an

ſtellten aber gleichzeitig einen Theil de alten griechiſchen Glans

den Bergen , und mittelalterliche Ruinen beberfen die iſolirt

zeß wieder her. Die Grafen von Sicignano unb Sanſeverino erbauten Caſtelle, Stäbte, Dörfer, Abteien, beförbert en ben Handel, Künſte und Wiffenſchaften . Die weiteren Schickſale

ſtehenden Hügel ; die eine Seite des Wege begränzt das ſteile Alburnogebirge, rechts fließt in geringer Entfernung der Tana gro , weiter hinaus der Sele . Eine halbe Stunde vor Eboli überſchreitet man den Sele auf einer langen Brücke aus Stein , Links breitet fich der herrliche Eichenpark von Perſano, einem

auf, dann kamen bie ſaraceniſchen Einfälle, die Fehden ber Fürs ften von Capua unb Salerno, fränkiſche Züge, Otto's I unter:

nehmungen unb normänniſche Thaten. Die normänniſchen Gras

dieſer Gegend bis zum heutigen Tage, wo das ganze Thal zur 1 Milch und Käſegerichte. 2 Gleichbedeutend mit den Catapani in Apulien und den Stratici

( Enpatnxoi) in Saleruo.

föniglichen Jagdſchloſſe, aus. Durch dieſen Park führt ein köfte

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licher, wenig gekannter Weg nad Påftum . Die neue Land ftraße nach Muro und Bella kann man weit hinein ins Land mit den Widen verfolgen. 30h benüßte die Zeit der Fütterung meiner Pferde in Eboli zu einem Spaziergang nach dem alten Schloſſe hinter der romantiſch gelegenen Stadt. Es gehört dem Fürften von Angri . Die Ausficht auf den Eichenwald von Perſano, auf die Ebene Päſtums und das Meer ift entzücent .

Die Tempel Päſtums ragen , von dieſem Punkte geſehen , wie Pfeiler aus einem Eichenwalde hervor. Der Weg von Eboli nach Salerno ift oft beſchrieben. Um 7 Uhr Abend war ich in Nocera . 3n 18 Stunden hatte ich mit denſelben Pferben

72 1· Miglien zurücgelegt! Von Nocera fuhr ich in 1 ' , Stuns den auf der Eiſenbahn nach Neapel zurück. Neapel, ben 17 Dec. 1847 .

El Monte.

Skizze aus dem mericaniſchen Leben. 3 weiter A bid nitt . 2 . ( Fortſeßung .)

Als Coia fort war, gaben wir uns beide den ſchredlichſten Name: entwürfen hin, plößlich aber wurden wir von unſern rieſenhaften Planen durch Muſik und Geſchrei auf dein Plaße abgezogen. Es war Lola, die fich in ihrem Brautſchmud , begleitet von Tecualtiche, ihrem glüd lichen Gatten, zu dem Pfarrer Ignacio begab, wo das Hochzeitsfeſt ſtatt:

con

daß ich aufſtehe, es iſt kein Spieler von meiner Stärke hier. Zur Zeit des Cota hätte ich gerne Bank gehalten , aber ſeit dieſer Unglüdliche feine Anmaßung und Kühnheit fo theuer bezahlte, ftehe ich allein da in meiner Macht und Größe .

Stille doch ! ſagte leiſe ein Ranchero zu Tecualtiche, wißt Ihr nicht bas Cota hier ift und Guch zuhört ? Ah ! der Herr Cota iſt hier , wiederholte laut der Indianer , und warum hält er fich ſo vorſichtig entfernt vom Spieltiſch ? Er hat Unrecht fich vor mir zu fürchten . Ich bin ein ehrlider Sieger und verzeihe ihm ſeine Niederlage. Aller Augen wendeten fich alsbald nach einem Winfel des Saales , wo Cota fich ſo zu ſagen im Schatten hielt. Danke, lieber Gevatter, ſagte der kleine Mericaner, aber ich ſpiele nicht mehr.

Aus Furcht oder Unvermögen ? Aus Klugheit. Ungeachtet der 50,000 Piafter , welche ich dieſen Morgen das Vergnügen hatte Euch vorzuzählen , bleiben mir noch uns gefähr 10,000 , und es liegt mir daran ſie zu behalten. Wie, 3hr habt ned 10,000 Piafter ? ſagte Tecualtice árgerlich. Ja , lieber Freund , antwortete Cota , es iſt immer noch genug , um dereinſt Millionár zu werden. Dieſes Geſtändniß des Cota ging, wie es ſchien , bem jungen Ghemann ſehr zu Herzen ; denn alſogleich ſein anmaßliches Weſen ablegend, begann er ſeinen ehemaligen Nebenbuhler mit Artigkeit zu überſchütten. Indem Cota dieſe Zuvorkommenheiten höflid hinnahm , gab er indeß nicht nach und weigerte fich hartnädig aufs neue ſein Glück im Monte zu verſuchen. Endlich fam jedoch der

finden ſollte.

Augenblid , wo , um nicht für kleinlich und erbärmlich gehalten zu

3hr ſolltet, ſagte S. , ſo lange die mericaniſche Race noch fort: beſteht, Guch zu dieſem Feſte begeben ; da der Wille des verfluchten Cota mich an meine Bude feſſelt, wäre ich ſehr froh, wenigſtens jemand

werden , er nachgeben mußte.

er , ſo werde ich ſpielen ; aber es geſchieht auf Ehre ſehr gegen mei:

zu haben, der mir dieſen Abend erzählen fönnte, wie alle dieſe Greigniſſe

nen Willen !

abgelaufen, in denen ich wider Willen eine Rolle zu ſpielen berufen bin. Der Wunſch meines Landsmanns ſtimmte ganz mit meiner Neugier

Wohlan ! beginnen wir ſogleich , rief der Tecualtidje. Nun , ja nun , halte ich Bank mit großem Vergnügen.

Weil Ihr es durchaus verlangt , ſehr werther Compadre , ſagte

1

zuſammen , und ſo nahm ich Sábel und Hut und miſchte mich unter

Alle Spielenden ithidten fich zum Kampfe an , und als der In:

die Menge. In dem Hauſe des Pfarrers angelangt , theilte fich der Zug , das heißt das Volf trat in den Hof und die Caballeros in die Gemächer. Uebrigens gab es im Hofe wie im Innern des Hauſes

dianer den Cota endlich vor dem grünen Teppich fah , nahm er ein Spiel Karten und begann. Um Vergebung, lieber Freund, ſagte Cota, ihn unterbrechend, es ift wahr , daß ich eingewilligt habe mitzuſpielen, aber nicht mit dieſen alten Karten hier , die mir ſchon genug Unglück gebracht haben. Uebrigens hatte der ehrwürdige pater 3gnacio geſtern Abend verſprochen,

Muſif, Tanz und Erfriſchungen. Nur bot der ungeheure Saal einen beſon ders feſtlichen Anblic dar : ein ungeheures hölzernes Chriſtusbild , der

Gingangethüre gegenüber und von einigen zwanzig brennenden Wacho: kerzen umgeben , lud die Cintretenden ein fich zu befreuzen. Die Wände, auf Manneshöhe mit Wafſerfarben bemalt , verſchwanden faſt gänzlich unter einer Mafie von Er:Votos und Kirđengeråthen ; endlich vervoll ſtändigten Töpfe mit künſtlichen Blumen , die reichlicher als ebenmäßig vertheilt waren , bas prächtige Ganze ; auch konnten die Bergleute fich nicht genug verwundern über den Anblid ſolcher Herrlichkeit, während der treffliche Pfarrer, ungeachtet ſeiner Triſtlichen Demuth , ein ſiegreiches Lächeln nicht zu unterdrücken vermochte. Neben dem Chriſtusbild ſtanden auf einer langen Tafel einige 50 Flaſchen Mascal oder Branntwein, und neben den Flaſchen zwei Gläſer. Der furchtbare Spieltiſch, auf welchem Cota am Vorabend ſeine 250,000 Franken zurückgelaſſen hatte, ſtand mitten im Saale mit ſeinem ſchönſten grünen Teppich geſchmückt. Die Helden des Feſtes , Tecualtiche und Lola, waren natürlich der Zielpunkt aller Zuvorkommenheiten. Der Indianer hatte nichts von ſeiner Miene eines fiegreichen Ajar verloren ; fein Kopf ſtolz empor: gerichtet, und das lächeln des Triumphs und der Verachtung, das auf ſeinen diden Lippen ſchwebte, bewieſen deutlich , daß er fich wenig um die Götter befümmerte und nicht einmal an die Menſchen bachte. Was Lola betrifft, ſo war fie blåfier als gewöhnlich, und ſah müde und über:

fie durch neue zu erſeßen.

Was Herr Cota verlangt, iſt ganz gerecht, ſagte der Pfarrer, der ſchon ſeinen Beobachtungspoſten einnahm , und wenn Ihr es erlaubt, Caballeros, ſo will ich meinen Diener nach neuen Karten ſenden. Als dieſer Vorſchlag angenommen war , wurde die Partie unterbrochen , und die Unterhaltung begann von neuem. Lola, die ſchöne Lola, welche, ſeit Cota und Tecualtiche beiſammen waren, durch ihre Bläſſe einem Mars .

morbilde glidh, benüßte dieſen Augenblic der Verwirrung, um ſich ihrem Gatten zu nähern . Um Gottes willen ! lieber Tecualtiche, ſagte file, mit ihrer hinreißenden Stimme, ſpielet nicht! Warum wollt Ihr noch das Glüď verſuchen , wenn alle unſere Wünſche erfüllt find ? Weil er nur verwundet iſt, und weil, wenn ich ihn zu tödten ſeine .

Schwache nicht benüße, er glänzender und gefährlicher als je erſcheinen und mir deine Liebe entwenden wird , antwortete Tecualtiche mit einem

Niden des Ropfes auf Cota hinweiſend, der ganz in ſeiner Nähe ſaß. Nein , nein , ich werde immer nur Gudh lieben , ſagte die junge Frau ; aber ich beſchwöre Guch im Namen der Liebe, die Ihr für mich zu fühlen vorgebt, führt mich von hinnen , gehen wir.

Thorin! erwiderte Tecualtiche, ſeine ſtolze Miene wieder annehmend,

wacht aus , dennoch ſchien fie ſehr ruhig und zufrieden. Die tägliche

was fannſt du fürchten ?

Spielpartie begann bald, und der Tecualtiche wurde gebeten, wie es fich geziemte , Banf zu halten.

habe Angſt .... Angſt .... D fommt ! fommt!

Ja , ich weiß es, Ihr reyd ſtark, geſchickt, mächtig .... aber ich

Bah ! ſagte der glüdliche Indianer, es lohnt ſich kaum der Mühe

Es wäre unehrenhaft, ſagte der Indianer, der fich zum Nachgeben geneigt ſah , und ſich von Lola entfernte um zu einer Gruppe von

1 72 Miglien = 18 deutſchen Poſtmeilen .

Gaſten zu treten . ( Fortſeßung folgt.)

Verlag der 3. O. Gotta'ſchen Buchhandlung.

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

1

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. u" 17.

20 Januar 1848.

Die neueften forſchungen in Jeruſalem . (Von Dr. Titus Tobler. )

Man hat es dem Amerifaner Eduard Robinſon zu verbanfen, daß im Jahr 1838 die Forſchungen in ein neued Stadium

traten. Dieſer Einzige räumte mehr auf, als vor ihm alle zus ſammen, vom Kirchenvater Euſebius an bis auf Schubert. Wenn es früher genügen mochte, etwa eine alte Capucinerſchartefe zu plündern, ober den Vicomte Chateaubriand als das non plus ultra von Genauigkeit anzupreiſen oder fich ſtellenreiſe anzus

eignen , ſo wurden die Forderungen jeßt ganz anders, nämlich viel ernſter geſtellt. Es mag ſeyn , daß fich mande um das Ge leiſtete auch in Zukunft ſehr wenig bekümmern werden, denen ed allein darum zu thun ift, mit ihren anziehenden , ob dann

wahren oder unwahren, Schilderungen eine möglichſt große Menge

Leſer anzuloden, und die mit feft gehaltener Feder eine Fata Morgana als etwas wirkliches darſtellen, wie denn Hadländer

auf dem Plattbache der Golgatha - Capelle mit einem Wunderauge Bethlehem, ja viele über die Säuſer fich erhebenbeKlöſter erblicte ;

oder die ſich in Uebertreibungen überbieten, um nur ein Beis ſpiel aus der jüngſten Bücherei anzuführen,

wo ein deutſcher

bekannt, der erſte fie ſchwimmend in einem polemiſden Grguiſe gegen den Amerikaner. Man kann ſich nicht bergen , daß beide Männer der Wiſſenſchaft Dienſte leiſteten, aber eben ſo wenig wie ſehr ihre Forſchungen fich von denen Robinſons daburch unterſcheiden , daß ſie auf alles Gefahr- oder Mühevollere, wie

auf Meſſungen, beinahe durchgängig verzichteten, und daß fie da, wo es ſich um eine genaue Beſchreibung handelt, ihren Gegner ſelbſt als eine Autorität anerkennen und für ihre Zwede be nußen . Williams und Schulz haben übrigens, wenn man nur

auf das Aeußere hinſieht, eine ungleidh rortheilhaftere Stellung auf dem Kampfplaße, nicht bloß deßwegen weil ihnen wegen ihres weit längern Aufenthaltes alle Muße beſchieden war den

Gegenſtand wo möglich zu erſchöpfen, und weil dem einen noch heute vergönnt iſt an Drt und Stelle Wahrgenommenes oder Beobachtetes zu berichtigen oder Neues außzuforſchen , und weil überbieß die übergebliebene Hälfte des Forſcherpaares gar leicht eine Art Schule gründen kann, in welche die Reiſenden begierig gehen, um am Ende aus ihr mit Dankbar feit zu treten . In der That geſchieht es am häufigſten , daß die wiſſenſchaftlich ges bildeten neuern Reiſenden in dieſer Bücher- oder mündlichen Schule Unterricht nehmen und Anhänger von Williams oder

Reiſender herausſtrich, daß man, ſoll nicht das Blut der Schlacht- Sdult werden , ſogar römiſche Katholiken nicht auøgenommen. thiere in die Schuhe rinnen, in das alte Johanniterhoſpital auf

Den Beben gehen müſſe, aber in der Gile vergaß zu bemerken, daß man dort ſelten oder nur wenig Blut antrifft, und daß ihm vielleicht ſeine nicht überall gut gelaunten Schuhe riethen, Den Abſaß auf trockeners heiliges Land zu verſparen .

Es wäre

ein Leichte, die Phantadmen und Uebertreibungen mancher Pils ger vor dem Leſer hoch aufzuſtapeln, Das liegt jedoch außer dem Horizonte der hier geſtellten Aufgabe. Robinſons Angriffe auf manche Tradition that vielen weh. Es ließ fich erwarten, daß hin und wieder ein Rämpe fich hers

vorthun würde dieſelben beſtmöglich abzuwehren ; allein die Ge lehrſamkeit und Localfenntniß des New-Yorfer Pilgers beſaßen bie wenigſten, um mit einigem Erfolge den Kampf aufnehmen zu können.

Da wollte das Schidſal,

daß in Jeruſalem das

Ich ehre die Perſönlichkeit des preußiſchen Conſuls, allein es wollte mich doch bebünken, daß man aus den Forſchungen mehr oder minder eine Parteiſache mache, und ſo ſchlug ich denn , mehr in der Stille, indeß andere mit dem Flavius Joſephus

balb ſchlagfertig waren, um die Welt wieder mit einem archäo logiſchen Dilemma zu beglücken, ſelbſtſtändig den Weg der Fors ſchung ein, ohne zu läugnen, daß mir der lebendige Schult manchen nüblichen Wink zum Segen ertheilte, ber gebructe Schulß aber, den ein Unſtern zu langſam nach Jeruſalem führte, nüglicher geweſen wäre. ( Fortſepung folgt. )

fortſchritte der Landwirthſchaft in Rußland.

anglikaniſche Biethum errichtet wurde, und ein guter Hochfirch

2. Die Agricultur und die Verbeſſerung der Werkzeuge.

ler, welchem ber Ausſpruch ber Kirchenvater beinahe fo viel gilt alb der Laut der Bibel, Georg Williams, fand als Caplan des Dieſer Biſchofe Aleranber in jener Stabt eine Anſtellung. Caplan war es hauptſächlich, der, in Verbindung mit dem preu-

Man würde fich umſonſt bemühen in Abrebe zu ſtellen , daß der Aderbau in den meiſten Gegenden dieſes unermeßlichen

Biſchen Conſul Dr. Schulb, Jeruſalem durchforſchte, und obgleich beibe in einigen Ergebniſſen abwichen , ſo ſtimmten doch ihre örtlichen Auffaſſungen mit einander, man barf wohl ſagen , in allem Weſentlichen überein. Beide machten ihre Forſchungen

Reich noch ſehr in der Kindheit iſt, und daß man bem Boden im allgemeinen dort noch faum die Hälfte ron dem abgewinnt was er bermöge ſeiner natürlichen Ertragefähigkeit bringen

könnte. Da man jedoch auch da ſchon weit mehr von ihm ern tet al8 was die zunehmende Bevölferung bebarf, und ungeheure Maffen, ſowohl an Boden- als an animaliſchen Erzeugniſſen, zur

66

machen , wie es damit bei einer verbeſſerten und ſorgſamen Cul

Ausfuhr übrig behält ; ſo fann man ſich einen Begriff davon

bucte bereits vorangegangen , den Eifer der Nachahmung auf, der fich dann überall, wo er in die Wirflichfeit tritt, geltend macht

tur ſtehen würde.

und auf weitere Kreiſe verbreitet.

Bis jept wühlt man , ſo zu ſagen , in den

meiſten, insbeſondere in den öftlichen Statthalterſchaften, den

Ade bergleichen Verbeſſerungen geben freilich, wo man mit

Boben nur auf und ſchleppt bie Saat darauf ein , und dennoch

ihnen noch in den erſten Anfängen iſt, einen langſamen Schritt. Wenn man jedoch die Anſtelligkeit und die ſchnelle Auffaſſung der Ruffen fennt, ſo Darf man nicht zweifeln, daß fie in nicht gar zu langer Zeit ſehr augenſcheinlich ins Leben treten wers Den . Subembebarf ia ber reiche Boden ſo vieler Statthalter

erntetan auf dem überreichen Boben einen vielfältigen Grtrag .

Man würde dieſen Faum zu bergen und anzuwenden wiſſen , wenn er die Höhe erreichte, auf welchen ihn eine beſſere Cultur bringen könnte. Außerdem geht noch durch ſchlechte und fehler hafte Behandlung bei der Ernte und beim Dreſden ( häufig wird das Getreide vom Vieh ausgetreten ) ſehr viel verloren ; und Dennoch herrſcht überall Ueberfluß,

dennoch blieben ſelbſt im

vorigen Jahre, wo Millionen von Gentnern Getreide außgeführt wurden , in den Gouvernements, welche wegen großer Entfer nung von den Seehäfen und wegen ſchmierigen Transportes nur

ſchaften nur einer geringen Nachbülfe, und es muß ba jebe Fleine Verbeſſerung an den Aderwerfzeugen ſchon einen großen

Erfolg herbeiführen. In ſeinem weiten Umfange hat Rußland freilich auch viele undanfbare Ländereien ; vorläufig hat es dieſe wenig zu beachten , da es noch ſo ſehr im Ueberfluſie lebt und

wenig verfahren konnten, ungeheure Vorräthe übrig. - Vei

für ſeine Dermalige Bevölkerung für alle Fälle geſichert iſt, dieß auch auf ferne Zeiten hinaus bleibt, wenn dieſelbe auch immer

den Fortſchritten in der Cultur wird man auch darauf ſehen ,

fort wachſen und endlich bis ins Doppelte ſteigen ſollte, wo

reinere Frucht zu gewinnen, was man in doppelter Art bewerfs ftelligen wird , und zwar einmal durd ſorgfältig gereinigtes

dann auf jeden kleinen Flec Erde geachtet und alles einer höhern Cultur unterworfen werden würde. Am beſten können und aber über die Fortſchritte in der Agricultur diejenigen bes

-

Saatgetreibe, und zweitens durch Ausrottung und Vertilgung der Unfräuter vermittelſt einer beſſern Zubereitung der Aecker. Befannt iſt, daß der Roggen in Rußland die Hauptfrucht

lehren, die in jenem Lande bereits ſeit langer Zeit Landwirths ſchaft treiben, unb ba theilte mir unlängſt ein Mann Angaben mit,

iſt, obgleich man auch den Anbau des Weizend ſtarf betreibt,

die ans Wunderbare gränzen , und die unſere ganze Aufmerks

und ihn bei fleißigerer Agricultur noch um vieles vermehren

ſamkeit in Anſpruch nehmen müſſen.

fönnte.

In der Regel wird von allen Erzeugniſſen ftete das

Defte zur Ausfuhr gegeben , und dennoch iſt der ins Audland fommende ruſſiſche Roggen vol Zuſat, auch mitunter in der Grnte fo vermabrlost , daß er dumpfig und nicht von dem Werthe

iſt wie er ſonſt ſeyn könnte. Das alles wird auf dem Wege des Fortſchrittes beſeitigt werden , was dann die auswärtigen Kunden

Er ſtellte bar, daß in vies

len Gegenden ießt beinahe Doppelt ſo viel Land unter dem Pfluge ſey wie vor vierzig Jahren und daß ungeheure Steppen,

auf denen damals bas Vieh ſich faſt wie in der Wildniß ums bertrieb, in reichtragendes Aferland und üppige Wieſen ums geſchaffen find. Er war der Anſicht, daß die Landwirthſchaft

vermehren wird. Die beſte Frucht liefern bis jegt die ſüdlichen

in Rußland vielmehr bem Bedürfniſſe und dem Abfaße vor auseile, als daß ſie hinter demſelben zurückbliebe, und meinte,

Gouvernemente, we halb auch die über Dbeſla ausgeführte ben

daß wenn nur zeitweilig Jahre wie das verfloſſene fämen , das

Vorzug vor der aus den Ditſeehafen hat. Das günſtigere Klima des Südens fommt den dafigen Landwirthen zu ſtatten. Der Tabel, von dem die unreine Frucht betroffen wird, fann nicht verfehlen bis nach Rußland widerzuballen , und man wird dort die erhaltene Lehre gewiß nicht unbenußt laſſen. Unter den Früchten die man dort anbaut, muß auch der Mais ges

Grundeigenthum in Rußland im Vergleich zum gegenwärtigen

nannt werden, deſſen Cultur von Jahr zu Jahr zunimmt, und der beſonders auf den überaus fruchtbaren Flächen der ſüdlichen

Statthalterſchaften einen ſehr hohen Ertrag bringt. Auch der

Werth um das Doppelte ſteigen müſſe. A18 eifriger ruſfiſcher Patriot ſprach er barüber unverhohlen ſeine Freude aus, die wir

Deutſchen freilich gerade nicht gern theilen können. 3. Die Viehzucht. In einem Lande , deffen Bevölferung im Verhältnific zu ſeiner landwirthſchaftlichen Probuction noch ſehr ſchwach iſt, bes findet ſich eine ſtarke Viehzucht immer an ihrem Plaße, und Das aus zwei Urſachen . Zum erſten find die thieriſchen Er

Anbau der Kartoffeln nimmt von Jahr zu Jahr zu , und man ſcheint bie jeßt die Krankheit derſelben noch nicht zu fennen. Was die Verbefferung der Acermerfzeuge betrifft, ſo macht

zeugniſſe leichter Durch Ausfuhr zu verwerthen , als die del

dieſelbe reifenbe Fortſchritte.

Die genannten beiden Geſell

Ichenhände, an denen es in fdwach bevölferten Ländern allezeit

ſchaften haben in ihren Sälen nicht bloß eine Modelfammer, ſondern fte haben auch jede eine große Werkſtatt zur Verferti: gung von Adergeråthen aller Art, und es geht alljährlich eine

fehlt. Stets bleiben in ſolchen Ländern alle diejenigen Lands ftreden vom Pfluge unberührt, welche , wenn man ſie in Afer land umwandeln wollte , die Culturfoften nicht lohnen würden.

Aderbaued , und zum zweiten bedarf man dazu weniger Men

Ver

Man läßt fie daher liegen, und fte gewähren ſo durch ihren

ſteht man nun gleich nicht überal alábald den richtigen und vollen Gebrauch derſelben (wie es uns ja in Deutſchland auch nicht beſſer gegangen) , ſo befommt man endlich doch Uebung und richtet fich die Werkzeuge nach ſeiner Art ein , ſo daß auf jeden Fall der große Nußen derſelben nicht ausbleibt. 3ch muß noch nachholen, daß bei den jedesmaligen Verſammlungen der Geſellſchaften nicht allein eine AuøfteUnng ſolcher Geräthe u :10 Modelle ſtattfindet, ſondern daß mit derſelben auch eine

natürlichen Oradwuchs Weite und Nahrung für das Vieh ;

ſehr große Anzahl derſelben in alle Gegenden des Reiche.

Schauſtellung von Producten , ja von Vieh ftattfindet. Dieß alles erregt die Aufmerfjamfeit der Mitglieder und reizt, da piele in der Armendung und in der Erzeugung neuer Pros

Dieſe8 aber macht, wenn es für das Schlachtmeſſer beſtimmt iſt,

ſeinen Tranêport ſelbſt, alſo unentgeltlich . Sind 8 aber die gewonnenen Producte welche man ausführen will, ſo ges ſchieht dieß allezeit, in Beziehung auf ihren Geldwerth , un gleich leichter; fte foſten alſo auf dem Transport weniger als die unmittelbaren Erzeugniſſe des Bodens . Dieß auf Rußland angewandt, ſo iſt es und wird noch lange auf eine ſtarke Vieh

haltung angewieſen ſeyn . Auch in dieſer gibt es Fortſchritte, die in der Veredlung liegen, welche man mit ihr vornimmt; einer ſolchen aber find alle Vieharten , freilich die eine mehr,

67 die andere weniger, fähig. Fragen wir, worin eine Veredlung überhaupt beftebe, ſo iſt darauf zu antworten, in der Vervoll fommnung ihrer Producte, wodurch fie für den Verbrauch ges

eigneter, ſomit geſuchter und werthvoller gemacht werden . Pferde, Rinder, Schafe und Schweine find die Hauptthiere im lande wirthſchaftlichen Haushalte ; eine jebe dieſer Arten läßt fich ver edeln. Den ruſſtichen Landwirthen iſt dieß nicht fremd, und ſte

gefolgt, von denen mehrere in den Feldzügen in Deutſchland unſere edlen Schäfereien fennen gelernt und von dem Geminn gehört hatten , ben fte eintragen . Bereits hat Rußland eine große Anzahl von veredelten Schafen, denn es waren deren auch ſchon in früherer Zeit, aber freilich nicht mit ſonderlich glüdlichem Erfolge eingeführt worden.

Gigentliche Merinos,

D. 6. folche, deren Wolle als wirklich hochebles Product gelten

befaſſen fich bereits ernſtlich damit. Von jeher ſchon ſind die

fann, find aber noch wenig anzutreffen ; man tröſtet und bes

ruftichen Pferde als ſehr gut befannt, denn fte befißen neben einer

gnügt fich gegenwärtig mit Mittelgut, meinend, daß die bafigen

ftarfen und feften Conſtitution eine ungemeine Ausbauer, die

Verhältniſſe der Erzeugung eines vorzüglidhern nicht günſtig

fte hauptſächlich der Art, wie fie aufgezogen werben, verbanfen. Von Jugend an im Freien lebend, und ſich nach Belieben näh rend und bewegend, fann fich ihr Körper vollkommen ausbils den , ſtärken und ſtählen ; Racen aber, die eine ſolche Grund lage haben , laſſen ſich leicht verebeln . An fich iſt das ruſſiſche Pferd von mehr als mittlerer Größe, und wenn es da mit großen engliſchen oder medlenburgiſchen Hengſten gefreuzt wird, ſo fann es nicht fehlen , daß man eine werthvolle Nachzucht bes fommt . Bereits baben mehrere Große des Reichs, welche

wären ; die klimatiſchen Hinderniſſe dürften Dabei von wenigerer

Bedeutung feyn als die volf@wirthſchaftlichen und nationalen. Für unſere Deutſchen Schafzüchter gibt dieß einen großen Troſt, denn gelänge e8 Rußland und jemals in der Qualität der edlen Wolle zu erreichen , ſo würde es uns ſehr bald mit ſeiner Quantität rom Marfte verDrängen . Die Einführung der Merinos aus Deutſchland nach Ruß land hat ſchon ſeit längerer Zeit einen nicht unbedeutenden

auf ihren Gütern eine ſolche Kreuzung haben vornehmen laſſen ,

Zweig Des Activhandels für uns gegeben . Viele Jahre hins durch beſchäftigte ſich eine Geſellſchaft von Tirolern damit, die

fich der günſtigſten Erfolge zu erfreuen . Aber nicht minder befriedigend find die Producte von arabiſchen Hengſten unb

ſelbſt befannt und inne wurde, daß mit Schafen noch mehr zu

rufftſchen Stuten. Da ſolche Kreuzungen vielfach vorgenommen werden , und da man die darauf zu verwendenden Koſten weber ſcheut noch als unnüt gemacht betrachtet, ſo gibt es bereits in

Daburch Daß fte Schweizer Rindvieb nach Rußland brachte, das machen ſeyn würde. Ihr Geſchäft hat fich, wie verlautet, nicht auf& glänzendſte, aufgelöst. Wenn man fich beſſen erinnert, was

Für Rußland, als einen militäriſchen Staat, hat dieß

ich in Nr. 216–217 D. v. 3. über das Gouvernement Woroneſh mitgetheilt habe , ſo wird man vielleicht den Schlüſſel dazu haben , warum es ſo gefommen iſt. Seitdem haben ſich neue Unternehmer gefunden, die vielleicht glüdlicher ſeyn werden . —

außer der merkantiliſchen noch eine ſtaatswirthſchaftliche Wichtig

Viele ruftiche Landwirthe beidweren fic ), Daß fie bei ihren ders

feit. Man ftelle es in dieſer Beziehung nur einmal Franfreich gegenüber, was bei einem entſtehenden Kriege , ja oft genug AU im Frieden, in nicht geringer Verlegenheit wegen ſeiner Militärpferde iſt und ungeheure Summen Dafür ins Ausland

artigen Anfäufen nicht immer ganz reblich bedient worden find. Es mag freilich wohl heißen : muros intra Iliacos peccatur

allen Statthalterſchaften eine Menge von Blenblingen, welche wiederum auf die Pferdezucht des ganzen Landes günſtig eins wirfen .

ſenben muß . Weniger glücklich wie mit den Pferben iſt man in der

Verbeſſerung und Veredlung der Rindviehzucht. Da es uns jedoch damit in Deutſchland nicht viel beſſer geht, ſo dürfen wir uns über Rußland nicht wundern .

Man macht und dort

Sind nun gleich die Fortſchritte, welche man in Rußland in der eblen Schafzucht macht, nicht zu läugnen, ſo find fte dennoch nicht von der Art , daß wir wegen unſerer et extra.

Wollerzeugung und reſp. Verwerthung um ihretrillen in großer Beſorgniß ſeyn müßten.

G8 mag vielleicht faſt wunderbar flingen, wenn ich auch von Fortſchritten in der Aufzucht von Sdyweinen ſpreche, und

den Mißgriff nach, daß man die einheimiſchen Racen nicht in fich ſelbſt zu verbeffern und zu verebeln ſucht, fondern dieß vers mittelſt theurer , vom Auslanbe eingeführter Thiere bewerks

Doch macht Rußland folche und beweißt damit, wie ſebr e ben reellen Gewinn ſeiner Landwirthſchaft im Großen wie im Kleis

ftelligen wil, die weber Das Rlima nod die Ernährung , was

zu verbeſſern und lohnender iſt ale bie dweinezucht , und

fie beides in der Fremde vorfinden, gut ertragen, und daher

Doch beachtet man dieſe Wahrheit trop aller Rationalität unſerer Landwirthſchaft ſo wenig, daß wir einen Gewinn aus den Hän den laſſen , der ſo leicht zu machen wäre.

meiftentheils verfrüppeln , im beſten Falle aber nur mit großen und unverhältniſmäßigen Koſten erhalten werden , aber dabei wenig Erfolge leiſten . Die in Rußland einheimiſchen Rinds viehracen wären weit eher geeignet, daß wir vorzügliche Thiere von denſelben bei uns einführten , als daß umgekehrt rujftiche

Landwirthe in Deutſchland oder der Schweiz fich Veredlungs ftiere holen. Schaden hat jedoch auch fie ſchon flug gemacht, und man wendet der inländiſchen Rindviehzucht ſchon bei wei tem mehr Aufmerkſamkeit zu wie ehemale. Der gute Erfolg wird ficher nicht ausbleiben, und die Fortſchritte in dieſem Zweige dürften fich gar bald zeigen . Viel iſt von den ruſfiſchen großen Lanbbefißern ſeit ein paar Jahrzehnten für die Veredlung der Schäfereien gethan worden ; den größten Impuls dazu gaben die Anfäufe, welche Kaiſer Aleranber bei Gelegenheit des Troppauer Congreffe aus der berühmteſten ſchleffſchen Merino -Schäferei für ſeine Domänen machen ließ. Seitdem find ihm viele Große bes Reich nach

nen im Auge behält.

Es gibt faſt feine Viehzudyt, die leichter

El Monte. Skizze aus dem mericaniſchen Beben. 3 weiter Abſchnitt. 2. ( Fortſepung .)

Eine gute halbe Stunde war verfloſſen ,. und der Diener , welchen der Pfarrer nach den Rarten geſendet hatte, fam nicht zurüd . 3d ſah

Cota an , er war unbeweglich und ſchien nicht im geringſten beunruhigt. Endlich ging die Thüre auf, und der Diener trat ein. Dummer Rerl, rief der Pfarrer zornig, du wußteſt, daß du erwartet wurdeft, fonnteſt du deine Schritte nicht beeilen ?

Gott verdamm' mich! Señor Cura , antwortete dieſer , ef war

nicht meine Schuld. Ich war vergebeno in allen Buden der Stadt .... und konnte nirgendo Karten finden.

Cota , den ich nicht aus dem Gefichte verlor , wurde bei dieſen

1

68 Worten todesblaß, und ich bin verſichert, er ware ohne ſeine ungeheure Willenskraft ohnmächtig hingeſunfen. So fommſt du denn mit leeren Händen, Beſtie ? rief Ignacio wüthend. So ungefähr , mein Meiſter, ausgenommen drei Pacchen Karten, die ich bei dem franzöſiſchen Kramer gefunden. Cota fonnte ſein Vergnügen nicht ganz unterdrücken , und das Blut kehrte in ſeine Wangen zurück.

son

Bevor Tecualtiche dieſen entſcheidenden Wurf that , (dleuderte er die Karten von ſich und nahm ein neues Pädchen . El tres de Espadas y el as de oro ! rief er mit zitternder Hand die Karten umwendend.

Ich habe das Aß , ſagte Cota. Vei der dritten Karte erſchien das Aß glänzend wie eine Goldunze. .

Ich gewinne 80,000 Piaſter , ſagte Gota mit gleichgültiger Miene.

Gut, das iſt ja alles, was wir für den Augenblic nöthig haben, ſagte der Pfarrer, wir werden und morgen anderwärts verſehen. Beginnen wir alſo das Spiel, rief Tecualtiche, indem er von neuem

Ich rathe Euch , Señor Tecualtiche, es bei dieſem Verluſte zu laſſen.

den Siß des Banthalters einnahm und ſeine Augen von denen Lola's abwandte , deren ſtumme und zärtliche Sprache ihn zum Weggehen

bleiben mir ned 20,000 Piaſter , und Ihr fönnt mir eine Genug. thuung nicht verweigern.

aufforderte.

Ich muß mich Euch bequemen, weil Ihr es ſo dringend verlangt, ein guter Compadre, ſagte Cota nachgebend ; aber ich wiederhole es Guc , es iſt ſehr gegen meinen Willen !

Dießmal zog mich das Schauſpiel aufs höchſte an , aber ich war nimmer darauf bedacht wie am vorigen Abend, den Gemüthobewegun: gen audzuweichen, welche es mir verurſachen ſollte, und verblieb muthig !

auf meinem Poſten in der erſten Reihe. Unter faſt feierlichem Schweiz gen begann das Spiel ; jeder ſchien irgendeine Begebenheit zu erwarten. Iſt das Spiel fertig ? fragte Tecualtiche nach einigen Augenblicken. Ja , macht immerhin vorwärts ! antwortete einer der Seßenden. Wo hält es denn , Señor Cota , fragte der Indianer , ich ſehe Guren Saß nicht. Ich bitte Euch um Vergebung, lieber Compadre , ich habe zehn Piaſter auf den König geſeßt. Zeha Piaſter! rief Tecualtiche laut ladyend. Zehn Piaſter ! O der ſchöne Spaß ! Ich ſehe, armer Cota , daß Ihr Guch die Lection von geſtern Abend zu Herzen genommen ! Cota ftand ſogleich auf.

Señor Tecualtiche , ſagte er mit Würde , und beleidigt zu ſelber Zeit, ich finde Eure Scherze, wenn auch nicht geſchmadlos, zum min deſten doch ſehr gewagt. Ich glaube es in meiner Wahl zu haben, um das zu ſpielen was mir gut dünft. Gewiß , gewiß , armer Junge , ſagte der Indianer , es ſteht bei

Der Indianer ſchäumte, feine Augen brangen aus ihren Höhlen, und faum fonnte er mit vor Zorn erſtidter Stimme aufrufen : 68

Es ſey , ſagte Cota , aber wirklich Ihr beſchämt mich. Gine Minute nachher fielen auch die 20,000 Piaſter Cota zu . 1

Ungeachtet des ftrengen Anſtandes, der in Merico beim Spiele beobs achtet wird und der jedes Zeichen des Beifalls oder des Mißfallene verbie

tet , erregte dieſer leßte Streich die Geſellſchaft aufs höchſte, und ein dreifacher Beifallruf unterbrach plößlich das Schweigen ; man hatte Cota wieder gehört.

Der Pfarrer Ignacio aber ſchluchzte vor Freude , und

hörte nicht auf begeiſtert auszurufen : D welches Spiel ! welches Spiel ! mein Gott , wie ſchön iſt das ! Oleich einem Tiger in ſeinem eiſernen Käfig ſchritt Tecualtiche wüthend durch die Mitte des Gemache , und ſchien nicht gewahr zu werden, daß hundert neugierige Blide ſeinen geringſten Bewegungen folg: ten und ſie bewachten .

Endlich blieb er vor Cota ſtehen , während ein

Blitſtrahl aus ſeinem ſchwarzen Auge fuhr : Nun Señor , ſagte er, feßen wir das Spiel nicht fort ?

Gerne , lieber Compadre , aber .... was bleibt Guch nodi zum Ceßen übrig ?

Dao Haus, welches ich für Lola gekauft und eingerichtet habe, antwortete der Indianer. Gs reys, wie hoch ſchäßt Ihr es ? G8 koſtet mich 12,000 Piaſter. Ich glaube Euch, auf Euer Wort. Wollt Ihr Bankhalter bleiben ?

Ja, erwiderte Tecualtice, der, feinen Plaß wieder einnehmend, auch das zweite Spiel Karten, mit dem er verloren hatte, wegſchleuderte, und

Guch ! aber zehn Piafter ! .... Wohlan, verwandeln wir die Ginzahl in Tauſende, rief Cota, mit

das dritte zur Hand nahm .

zornig funkelnden Augen. Hier find 10,000 Piaſter. Macht fort ! Der König fam bei der zweiten Karte heraus. Ihr habt gewonnen , Cota , ſagte Tecualtiche. Ihr habt mich beſchimpft, rief der Mericaner, den ſein Gewinn in Wuth zu feßen ſchien ! 3hr habt mich beſchimpft, weil das Glüd Euch

nur noch von Cota's Stimme unterbrochen, der bald darauf rief : Auf

geſtern blind begünſtigte .... Wohlan, ich ſag es Guch, Tecualtiche, follte ich hier auf der Stelle ſterben, ich werde mich rächen .... Die Anweſenden ſahen ſich erſtaunt an , denn Heftigkeit beim Spiele iſt in Merico etwas unerhörtes , und beſonders hatte Cota , wie man weiß, einen großen Ruf als guter und angenehmer Spieler. Der kleine Mericaner , den die Wuth zu erſtiden ſchien , begann mit noch größerer Heftigkeit: Um dieſer edeln Verſammlung zu bewei: ſen , daß ich Gud nicht fürchte, daß ich Euch Troß biete.... und daß 3hr Angſt habt .... Tecualtiche, ſo ſebe ich meine 20,000 Piafter auf eine Karte gegen Euch !

3d , Angſt! brüllte Tecualtiche , wohlan denn ! es fer um die 20,000 Piaſter ! Das Schweigen nahm noch zu, während der Indianer die Karten abhob , was er übrigens ſehr ſorgfältig that. Die fieben iſt heraus , und ich habe gewonnen , ſagte Cota einige Secunden hernach. 3hr ſend mir nun 40,000 Piaſter ſchuldig · ...

Ha ! 3hr ! Señores .... ſeht doch wie der Tecualtiche blaß wird. Tecualtiche, um ſo wüthender, als er ſeine Wuth verbergen mußte, rief zwiſchen den Zähnen : Ich wage die 40,000 Piafter! Ich nehm e$ an , fagte Cota. Nun wurde die Stille in der Geſellſchaft ſchredlich ; der ehrwür: dige Ignacio weinte vor Rührung ein ſo ſchönes Spiel zu ſehen. Verlag der 3. 6. Gotta'idhen Buchhandlung .

Das Schweigen ſtellte fich wieder her wie durch Zauber, und wurde mein Wort ! ich ſchäme midi ſo ſehr vom Schickſal begünſtigt zu ſeyn. Uebrigens mein Glüd rechtfertigt das Sprüchwort: Olüdlich im Spiel, unglüdlich in der Liebe ....

In dieſem Augenblic ſtieß Lola , an die niemand mehr dachte , ſo

ſehr hatte die Theilnahme am Spiel alle Aufmerkſamkeit der Geſellſchaft geſpannt , einen lauten Schrei aus , und fiel in Ohnmacht. Dieſer

Schrei und ihr Fall verurſachten nicht einmal, daß Tecualtiche den Ropf nach ihr umwandte.

Der Menſdh war verſchwunden , und nur der

Spieler zurüdgeblieben ... ( Fortſeßung folgt.)

Miscellen. Die Pflanzenſammlungen , die Karten , Plane und Zeidnungen

welche Hr. v. Saint - Cricq von der Caſtelnau'ſchen Grpedition in das Innere Südamerika's zurücbrachte, find durch ſeine Hingebung und mit Gefahr ſeines Lebens gerettet worden, und werden jeßt um ſo koſtbarer, als fie, in Folge des Todes Hrn. D'Dſery's und des Verſchwindend

Hrn. Wedels in Bolivia , ſo ziemlich die einzigen Früchte find, welche jene foftſpielige Erpedition für Franfreich abwerfen wird. Nach dem ruſſ. Almanach von 1848 hatte Nußland einen Flächen raum von 90,117 Quatratmeilen, mit einer Vevolferung von 54,092,000 Seelen ; Polen 2320 2.M. mit 4,850,000 Ew., Finland 6844 D.M. mit 1,547,702 Gw. Die Staatsſchuld beträgt 345,084,200 Silberrubel. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widen man n.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. N " 18. 21 Januar 1848.

Bar Geologie der Südſeeinſeln . Viele Inſeln bes großen Oceans nördlich und füblich vom

Aequator finb uns auch in geologiſcher Beziehung in den leks teren Jahren mehr bekannt geworden .

Wir haben über die

Beſchaffenheit und Bildung der Koralleninſeln , die einen großen Theil der vielen, in dem unermeßlichen Dcean zerſtreuten Lands punkte ausmachen , Belehrungen erhalten , an die fich die inters

eſſanteſten geologiſchen Schlüſſe anknüpfen ließen ; wir haben die vulcaniſchen Inſeln mit erloſchenen oder noch thätigen Feuer bergen und den merkwürdigſten Erſcheinungen heißer Quellen fennen gelernt ; es find uns ferner durch antarktiſche Seefahrer einzelne Punkte der ſüblichſten unter Eis und Schnee begrabes nen Länder vertraut geworden ; es iſt uns endlich die Geologie von Neuſeeland, Vandiemensland und andern Inſeln , die auch geſchichtete Gebirgsformationen zeigen, in denen Frejté vorwelt

Naturforſcher iſt faſt nur auf die felfigen , vom Meere anges

nagten Küſten beſchränkt, oder wenn er ins Innere dringt auf die Geſchiebe in den breiten Betten der Bergſtröme, oder ge

legentlich auf einen von Vegetation entblößten , freiſtehenden Felfen . Zwar iſt der Pflanzenwuche, wenn man den Küſtens faum überſchritten hat, im Innern der nördlichen Inſel arm unb bürftig , unbe8 bieten ſich Durchſchnitte genug bar ; aber hier iſt ein ſehr bedeutender Theil des Landes von jüngern

vulcaniſchen Probucten, namentlich Tuffablagerungen bedeckt, doch iſt es gerade hier, wo die lebendige vulcaniſche Thätigkeit, groß artige heiße Springquellen , Fumarolen, Stufað und Solfataren,

und eine durch fie bewirfte gewaltige chemiſche Umwandlung, Zerſtörung und Neubildung ein ungetheilte Intereſſe in An ſpruch nehmen . To

Plantabai nt 1988 ingedirgiger Pånd ! ej“ ytmu am dasſelbe afgela

licher Thiere und Pflanzen uns von einem früheren Zuſtande

faſt nur die Spißen der Berge , welche aus dem Meere ſich er

jener Länder Kunde geben, ſowohl durch Reiſende wie auch durch

heben , mit feinem oder nur höchſt wenig Flachland an ihrem Fuße. Wenn man in die weſtliche Deffnung der Coofsſtraße

Bergbau im Gefolge Der Coloniſation erſchloſſen worden. Theis len wir nun aus dieſem großen Schage, der fich in den Schrif ten von kühnen und unternehmenden Reiſenden aller Nationen zerſtreut findet, einiges mit, um in einem ſpätern Artifel einen Rückblick auf die Bildung geſchichte jener Inſeln zu gewinnen , und an der Hand geologiſcher Thatſachen uns einen Zuſtand derſelben und der auf ihnen lebenden Weſen zu vergegenwärs

tigen , der weit über die uns ſo ſehr naheliegende Zeit zurück geht, ſeit welcher wir mit denſelben bekannt find, oder die Uebers

lieferungen ihrer Bewohner reichen . Beginnen wir mit Neuſee land, einer der größten Inſelgruppen, die außer dem Bereiche der Zone liegt, in welcher jept Korallen leben, obgleich unterirdiſches Feuer bort im höchſten Grade thätig iſt, und fich auf den In ſeln noch mehrere thätige Vulcane finden , fo find dieſelben Doch

auch nicht bloß ein Erzeugniß vulcaniſcher Kräfte, es finden ſich

einfährt , erblickt man nach Süden hin in der mittleren Inſel (denn es ſind deren eigentlich drei größere) Gebirgsfetten , eine über der andern, die ſich, ſo weit das Auge reicht, ale Rücgrate Durch bie ganze Inſel ihrer Längenrichtung nach erſtreden , und fich unmittelbar von dem Meeresufer aus erheben.

Die äußere

Form dieſer Berge zeigt ziemlich einförmige Umriſſe; ein ſchar fer Rücken oder Grat, von dem in ſchneller Aufeinanderfolge rechtwinklige Außläufer fich herabziehen , welche enge Querthäler zwiſchen ſich laſſen, ſowie die einzelnen Gebirgszüge ſelbſt durch Längenthäler von einander getrennt find. Nur hie und da er heben ſich aus dem Gebirg zuge höhere pyramidale Gipfel, die im Winter, zum Theil auch das ganze Jahr mit Schnee bes deckt ſind.

Anders iſt es in der nördlichen Inſel.

Hier ſteht man

auch geſchichtete Geſteine verſchiebenen Alters : überhaupt ſcheinen

zwar auch vom Meere aus dieſelbe Aufeinanderfolge von nackten

fich dort mehrere Bildungsepochen in der Entſtehungsgeſchichte durch Flößformationen und organiſche Reſte nachweiſen zu laſſen .

oder bewaldeten Gebirgszügen, indeſſen erhebt fich weit im 311 nern eine gewaltige maſſenhafte Berggruppe, deren ſchneeges

Die geologiſche Unterſuchung von Neuſeeland bot aber ihre eigens thümlichen Schwierigkeiten Dar, denn eine üppige Vegetation, die

frönte Gipfel weithin auf eine Entfernung von mehr als 70 Miles in der Sonne leuchten , ſich aber durch eine Dampfſäule die auf ihr ruht, als thätiger vulcaniſcher Herb zu erkennen gibt. Nähert man ſich dem ſüdweſtlichen Ende der nördlichen Inſel, ſo erhebt fich ganz dem Meere nahe und verhältniſmäßig ifolirt der Berg Egmont zu einer bebeutenden şöbe ; der Anblic mahnt aufe überraſchendſte an den Regel bed Aetna von der

auf verhältniſmäßig ſteilem Boden durch die dem Klima der 3nſel eigenthümliche Feuchtigkeit und die in ſehr engen Gränzen fich bewes gende mittlere Temperatur, wuchernd und immergrünend die Berge überzieht, als ein Saum von Urwald längs der ganzen Küſte, oder wo dieſer zufällig oder mit Abficht von den Eingebornen zerſtört wurde, ale ein unburchdringliches Geſtrüpp der eßbaren Farre (Pteris esculenta ), verbirgt faſt den ganzen Boden. Der

Ebene oder dem Buſen von Catania aus geſehen, und in der Lhat verbankt auch der Egmont und die ihn umgebende Land

70

sou

die außerſtädtiſchen Begräbniffe Sahera trägt.

ſchaft ihre Entſtehung einer ganz ähnlichen Reihenfolge von Naturereigniſſen, wie jener berühmte Feuerberg des alten Con

trennt ,

tinentes .

(Davibe- und Tempelgaſſe der Kreuzfahrer) ſucht man einen

Heberal in der Cookéſtraße, in der Königin Charlotte Sund, in Cloudy- Bucht, im Nicholſon -Hafen , wo jeßt die Stadt Wels lington liegt, iſt die Gebrg& formation eine ziemlich einförmige. Ueberal fommen die Ausläufer des Gebirge8 bis zum Meeres

Berg überal vergebens; da bildet der Boden bloß eine Abbas Der Thaler Ben Hinnom unb 3ofaphat, zuerſt und furz nach

ufer und laſſen nur kleine Buchten zwiſchen fich , die entweder

fich in den leßten Jahren ungemein ab, die Beſchreibung der

geſicherte Häfen bilden , oder ron engen dunklen Thälern oder Schluchten eingenommen find, aus denen ſich in allen Fällen

Hügel und Schluchten, mit welcher Flavius Joſephus die Nach

ein fleiner Bach oder Bergſtrom in raſchein Falle in Meer ergießt . Das Geſtein iſt ein gelber oder brauner Thonſchiefer,

3m

Winfel zwiſchen dem Wabi und dem Nordrande des Zion

chung von dem außerſtädtiſchen Felérüfen zwiſchen den Anfängen Mittag und Morgen , dann allein nach Morgen.

Man mühte

welt beſchert hat, in Einklang zu bringen mit dem heutigen Befunde. Wenn die Lage Moriahs und Zions vielleicht kaum mehr fraglich iſt, ſo erſcheint hingegen die des Bezetha weniger

der zuweilen quarzreidher und ſandſteinähnlich wird, zuweilen auch ſchwarz oder roth und mehr oder weniger ſchiefrig, immer aber von einer Unzahl von unregelmäßigen Spalten durchſeßt und auf der Oberfläche zertrümmert iſt, auf welcher die ſcharf edigen Brudyſtüde mit den ſchwarzen zerſtörten Vegetarilien reſten vermiſdit, die pflanzentragende Dede bilden . Dieſes Ge ſtein iſt mannidfach verworfen , e8 läßt ſich inteſſen Doch mits unter eine regelmäßige Schichtung wahrnehmen , deren Streifen im allgemeinen mit der der Längenausdehnung der Inſel über

und jene des Afra noch minder als recht feſtgeſtellt, und idh wenigſtens zog vor, 3. B. lieber das Wort Nordweſtarm Höhe zu gebrauchen , als einen alten Namen , Afra , wofür ich nicht Die erforderliche Bürgidaft aufireiſen fönnte, Die Forſchungen über die alten Mauern der Stadt , bejon

einfommt, D. h . von NNW nach SSD und unter einem mehr aber weniger ſteilen Winkel weſtlich einfällt. Ein ganz ähnliches Geſtein findet fich auch weiter nördlich,

ſtells, die nun Durchgängig als Reſte des Thurmes Hippifos erfannt werden ; anber8 verhält es ſich mit der zweiten Mauer,

namentlich iu der 3nſelbucht wieder ; hier zeigt es indeſſen eine weniger deutliche Schichtenbildung, iſt ſehr zerſeßt und beſigt

der Stadt , über die Alechtheit oder Unādtheit des heutigen

bers zur Zeit der Belagerung durch Titus, bilden ſo eigentlich Den Brennpunft.

Das Ziehen der erſten und älteſten Mauer

bietet feine ſo großen Schwierigkeiten dar, zumal auch wegen der Erhaltung uralter Grundlagen im Nordoſtthurme des Cas Deren Zug über den Ein- oder Ausſdhluß der Grabkirche aus Golgatha entſcheidet. Es iſt ein ungelegenes Ding, dieſe Grabs

mitunter eine blaugrüne Farbe, und in ſeinen Spalten hat ſich

firde .

ein thoniges Eiſenory hybrat angeſammelt.

mehr fich die Mühe geben , die alte Mauer neben dem Dreis marfte (Suf) nordwärts hin bis zum Nordthor der Stadt oder

(Schluß rolgt.)

Läge fte weiter in Weſten , e8 würden die wenigſten

U

Die neueſten forſchungen in Jeruſalem . ( Fortſetung.)

"

... robs ..., * .Si , li.cu Nuil ſo will,

ein unbefangenes Auge hingegenbei weitem nidyt ſo viel er ſpäht.

Man fteht nicht bloß einem der jüngſten Forſcher gar

Man widmete fich in der neueſten Zeit mit großer Sorg falt dem Terrainſtudium , ſo daß die topographiſche oder oro graphiſche Auffaſſung und Darſtellung der Stadt ſehr viel an Klarheit gewonnen hat. Das Thal, welches von Norden nach

Meinung auf den Augenſchein zu bauen, ſondern um ber ſchon fertigen Meinung den Augenſchein zu adäquiren . Es dürfte noch eine Zeit kommen , da man über unſere Leichtfertigkeit im

Süden, die Grabdome der Chriſten zur Rechten und den gros

Gebiete der Alterthümerforſchung oder der Kunſtwerfe , eine

Ben moslemitiſchen Tempel zur Linken laſſenb, ftreicht und die Stabt in eine Weſt- und Dſthälfte auseinander hält, entgeht

Leichtfertigfeit, die man mit der Lünche der Wiſſenſdaftlichkeit fursfähig machen will, fidh verwundern wird, und vielleicht nicht

nun feinem aufmerkſamen Beobachter mehr, nenne man es

leicht an, daß fie ſchwerlich nach Jeruſalem pilgerten, um eine

bis zum Suf Bab 8 -Sinedich hin , wie der eingeborne Araber,

minder, ale über jene frommen Alterthümler, welche die Ein brüde der Hände , Füße und Kniee unſer Heilandes in der Kreibe von Jeruſalem auf gründlichſte nachgewieſen haben. Ich

el- Wadi, ober, wie der frånfiſche Gelehrte, Tyropoon (Kaſerthal).

war in der That nicht im Stande , unzweideutige Refte der

Dagegen ſtritt man ſich lebhaft, ob es von Weſten her (Cita dele) nach Dſten herab bis einmündend zu dieſem Wadi ein Seitenthal gebe. Der Augenſchein fann Darüber keinen Zweifel Wurzel faſſen laſſen. So wie das Terrain fich jeßt Darbietet,

zum Zion ( Davidegaſſe) aufzufinden. Die alten merkwürdigen Irümmer bei legteren Thore gehören nicht nothwendig der zweiten fo gerichteten Mauer ; die Säulen , die man auf dieſer

bemerft man fein Seitenthal ; die kurze Einbuchtung gerade

Linie antrifft , fönnen doch wohl nicht als Zeugen für eine

nördlich vom Caſtell , zwiſdien dem Burgplaß und dem lateinis ſchen Kloſter zum Erlöſer, barf nicht als ein Thal bezeichnet

Stadtmauer angerufen werden , und der einzige, ziemlich alte, von den Arabern Abd-er -Raſek genannte Mauerreſt am Um

denn , wenigſtens vom Hammam e8- Sultan (Sultansbab) an

zweiten Mauer vom Damaskusthor an in gerader Linie bis

Ein fleines , im Suf Haret el- Jehub (3ubenmarkt:

fange bes alten Johanniterhoſpitals , beim Dreimarft , iſt ein

gaſſe) von Süden nach Norden in jenes fingirte Seitenthal laufende, und erſt vor wenigen Jahren erwähnte Jhal iſt fein

zu dürftiges Material, um daraus, wenn auch nur in Gedan

Hirngeſpinnſt, und mir fiel es auf, ohne daß ich es ſchon nam haft gemacht wußte. Man mag einwenden was man wil, in unſern Tagen findet man innerhalb der Stadt nur einen einzigen ganzen Hügel , ten Moriah ; denn der Zion im Wes ften gegenüber liegt bloß zur Hälfte in der Stadt, und eben jo Der nördlich dem Tempelberge gegenüberſtehende Hügel, deſſen

andere Hälfte durch einen Querſchnitt (von Dit nach Weſt) ges

fen, eine ganze alte Mauer zu bauen , abgeſehen davon, daß das hobe Alterthum jene Ueberbleibſel8 feineswegs als unans gefochten daſteht. Ueber die dritte Mauer kämpfte man billig mit minder Wärme, weil ſie nicht den Lebensfaden der Tradi Robinſon bemühte fich , den Lauf dieſer Mauer mit Maßſtab und Bouſſole näher zu beſtimmen. 68 hält nicht ſchwer ihm auf der Karte zu folgen , aber am Drte ſelbſt iſt es ein andere8 . 3d ging mehr als einmal mit den tioniſten berührt .

1

71 nöthigen Külf &mitteln auf den Plaß, und dann wieder nach Hauſe, ohne eine ordentliche Linie finden zu fönnen , bie ich

endlich nach manchen vergeblichen Bemühungen wenigſtens binis ges erbeutete, das ich jedoch felbft mehr für etwas problemati ſche halte. Nach Robinſon fehlte es auch ſonſt nicht an Vers ſuchen, dieſe Dritte Mauer audzumitteln ; allein die neuere Leichts fertigteit, womit man prächtige Darſtellungen zum Beſten gibt,

ohne daß man durch genaue Maß- und Richtunggangaben dem Leſer es möglich macht, bas Neugefundene oder wenigſtens Neus geſchriebene gehörig zu würdigen , brachte die Sache eigentlich

zwiſchen dem Klageplaße der Zuben und der Süboſtede ber Areamauer zu betrachten , weil man ihr die Bedeutung eines Refte der Brüde gab, rrelche, über dem Råſerthale fich wöl bend, den Lempelberg (Moriah) mit dem Zion verband, obs idon dieſe Hypotheſe neueſten mit Grunb angeftritten wurde. Dann aber hält der Pilger ftia , und ſchweift nur mit Blid und Gebanfen umher, wenn ihn nicht eine glühende Wifbegierde anſport, den heißen Mittagewind , der von Gaſſen und Pläßen

die Menſchen wegfegt, zu benugen , und mit Lebensgefahr durch Das Bab el-Ohowarneh zu bringen, wodann er taftig in der Nordweſtede bie merfwürdige , ziemlich hohe Felſenwand bes

um feinen Schritt weiter, ungeachtet man bereits von einem Gaffenneße in der Neuſtadt ſpracy, in welche man auch mich verſtriden wollte, wenn es nur gelungen wäre, das ſchon ver

ſchaut, um ſpäter, mit der Feder in der Hand, die Burg An tonia beffer placiren zu fönnen. Der Berg Moriah iſt ein Fela

lorene wieder zu entdecken ; im Gegentheile wirb mahrſcheinlich

ſenkopf, abſchüſſig nach allen vier Himmelsgegenden, am wenig

die Verwirrung nur größer. Wie man fich hüten muß, die ſten nach Mitternacht. Wollte man einen ebenen Plaß befom ehemaligen und noch heutigen Legendenalterthümer ohne "Sich: men , ſo müßte ein Thal bis zur Höhe des Kopfes aufgebämmt tung alo richtig aufzunehmen , ſo muß man jeßt auf der Hut ober aufgemauert ( aufgenolbt ) werben . Go trifft man auch ſeyn , daß man einer antiquariſchen wiſſenſchaftlich zugeſtuzten

wirflich auf der Sübhälfte des Tempelplabel Stüßungegewölbe,

Wohlrebnerei und unbebenflichfeit fich in die Arme werfe, benn ob die 3rrthümer aus fener oder dieſer Quelle entſpringen,

welche unſere älteren Pilgrime von der Zeit des frantiſchen Königs

vor dem Richterſtuhle der Wahrheit gelten fie gleich. Uebers blidt man alle Stadtmauerreſte , ſo muß man ſich vielleicht mit Verwundern geſtehen , daß man ſo ſtark ſuchen muß, bis man

nur wenige findet, mindeſtens mit Ausnahme jener, die als Unterbau der jeßigen Stadtmauer dienen , und von denen einige allerding8 noch von großer Bedeutendheit find . Statt daß die

reiches an die Pferbeſtälle Salomo's nannten . Früher war es nicht dwierig für den Chriſten in dieſe weitläufigen Gewölbe einzubringen, zumal vor dem Bau der Stadtmauer in den Jah

ren 1536 bis 1538, als man auf der Südſeite durch das bau fällige Mauerwerf ſchlüpfen fonnte. ( Fortſeßung folgt .)

Mauerrefte den richtigſten Leitfaden durchaus an die Hand geben, muß man ſich hauptſächlich am Terrainſtudium halten.

El Monte.

Uebrigens erleichtert die ausgezeichnete Undulation des Bodens,

Skizze aus dem mericaniſchen Leben.

worauf das alte Jeruſalem ſtand, ungemein die approrinative

3 weiter A 6 fnitt. 3.

Durchführung des Planes, weil die Hügel und Schluchten fort

( Fortſepung.)

und fort Haltpunkte Darreichen . Noch wurde eine Fundgrube des literariſchen Alterthums ſeltener und auf jeden Fall nicht ſo in Anſpruch genommen, wie ffe es verdient hätte ; es find die

Zwei Stunden ſpäter war es Nacht geworden und das Abendgebei eingeläutet , als Cota und fein eifriger Diener Joſe beide zu Pferde

Maaße der Mauern von Flavius Joſephus überliefert worden, und e

dreht fich jeßt um die Frage, ob fte unſere Prüfung

erlauben oder beſtehen . Ich maß demnach die Mauern , ſelbſt die Belagerungêmauer von Situb, Durch Abſchreitung, und die Ergebniſſe befriedigten in hohem Grabe. Gerade auch die Meſs ſungen werden zeigen, daß die Grabfirche von der zweiten Mauer umringt werden muß , wenn jene nicht wilfürlich verfürzt werden ſollen , oder es bliebe auch übrig, der Mauer eine ver

fehrte Richtung zu geben, nur um mit dem Maß audzureichen . Wir gelangen jeßt auf einen Plag, wohin es ſo manchen Pilger gelüſtete, ohne daß ſein Wunſch in Erfüllung ging, es iſt der Tempelplak. Die Renntniß ſeiner Umfangemauern, der Stüßungegewölbe u . P. F. machte in den legten zwei Jahrzehnten einen großen Fortſchritt. Ade Welt weiß, daß das freie For ſchen im Haram eſch -Scherif, wenn nicht unmöglich, doch un

aus dem Hofe ihres Hauſes famen . Herr und Diener (dienen , etwas ſeltenes , in vollfommenem Gin: Verſtändnis

Ad , Señor ! ſagte der lebte, ich bin Euch nun nicht mehr gram darüber, daß 3hr unſere Uebereinfunft von geſtern abgebrochen. Welch ein ſchönes Spiel ! .... Man wird noch in zehn Jahren zu Coſala davon reden .... In der That , Herr Cota , würde nicht, wie ich's

geſtehe, der Ehrgeiz mich plagen , ſo wollte ich ftolz darauf ſeyn mein ganzes Leben hindurch einem ſolchen Herrn wie Ihr zu dienen .

Was nicht verhindert hatte , waren die Schlöſſer meiner Gelbfifte nicht ſo feſt geweſen , daß du jeßt ferne von mir ſenn würdeſt. Ich läugne es nicht, Herr, erwiderte Joſe, deſſen Stirne fich ver: düſterte. Aber reden wir nicht mehr , ich bitte Euch , von dieſen ver

dammten Schlöſſern .... es betrübt mich allzuſehr, wenn ich denfe, welche ſchöne Gelegenheit mir da entgangen iſt.

linter ſolchem Geſpräche famen die beiden Neiter aus der Stadt, und dann ihre Pferde einen Hügel hinanſpornend , hielten fie vor einem niedlidyen Hauſe mit einem Stocwerfe und ſtiegen ab . Dieſes einzelne

geheuer erſchwert wird, weil dem Chriften Der Eintritt berboten

Haus war nach der Straße zu gelegen, die nach dem Hafen von Mazat:

ift. Indeß genoß wohl zur Seltenheit ein Chriſt das Glück,

lan führt.

in das Harem gelaſſen zu werden , wie in alterer Zeit Sir

John Maundevide unb in jüngerer, §. V. Der Arzt Richardſon

Sind deine Piſtolen gut geladen, Joſe ? fragte Cota, indem er auf die Thüre des Hauſes zuging.

und der Architeft Catherwood, welcher leßtere beſondere uns

D ja , Señor ! zwei Rugeln in jedem Laufe.

über die geheimniſvolle Stelle aufgeflärt hat. Es verſäumt ſchwerlich mehr ein wiſſenſchaftlicher Pilger, das Maaß der gros

Das muß wohl ſeyn , weil das Schickſal mich zu Gurem Diener

Ich fann auf dich zählen ?

ßen Werfftücke an der Plaşmauer, die unzweifelhaft in das

gemacht hat , antwortete Joſe mit einem Seufzer.

graue Alterthum, in die jüdiſche, zum Theile in die vorherodis ſche Zeit hineinragen, zu nehmen , ſey es an der Weft- oder

Tota , an ein Fenſter des kleinen Hauſes flopfend.

Ditſeite ; feiner verſäumt 8 mehr, die herausſtehenden Blöde

Es iſt gut ; übrigens wirſt du ell nicht zu bereuen haben , ſagte

Tecualtiche erſchien alſogleich auf der Thürſchwelle. Ich erwartete Guc , Herr Cota , ſagte dieſer ; Ihr fømmt wohl,

nos

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Befiß von Eurem Hauſe zu nehmen und den 100,000 Piaſtern , die ich Guch ſchuldig bin. Ihr habt es errathen , lieber Compadre.

Nehmt Euch die Mühe hereinzufommen .

Joſe, folge mir, ſagte Gota , fich zu ſeinem Diener wendend , die ... Und nimm Nachtfühle ſchadet deiner Geſundheit, mein Junge ... auch deine Piſtolen zu dir , eg droht ein Gewitter und nichts verderbt die Schießgewehre mehr, wie wenn ſie dem Negen ausgeſeßt find ....

Tecualtiche ſchnitt ein unzufriedenes Geſicht, und .folgte Cota und Joſe in das Haue .

Uebrigens muß ich hier bemerken , weil fich Gelegenheit dazu dar: bietet , daß die mindeſt ehrlichen Mericaner, Leute von dem ſchlimmſten Rufe , ſobald es fich um eine Spielſchuld handelt, ihr treubrüchiges Weſen für den Augenblick abſchwören . Mancher, der auf die unwürdigſte Weiſe feinen Gegner zu betrügen geſucht hat, wird ihn bezahlen, ohne fich zu beklagen , wenn dieſer noch abgefeimter ihn überliſtet. Señor Cota, ſagte Tecualtide, eine der ungeheuern Geldfiſten auf ſchließend, welche jeder mericaniſche Spieler von einigem Nufe in ſeinem Hauſe befißt, hier find hundert Säde, mit tauſend Piaſtern ein jeglicher, die ich ſo eben nachgezählt habe ; ſend ſo gut und thut eo nun auch. Ach, lieber Compadre, rief Cota beleidigt, ums Himmels willen, wofür haltet Ihr mich denn .... Ich bin ein Caballero und fein Krämer.

Aber ich vermochte ſie ja nicht aufzubrechen , Herr , und es fehlt nicht ein Piaſter.

Es iſt unnöthig, daß du darauf beſtehſt, Joſe, ſagte Cota, fich zu Tecualtiche wendend, den dieſe Unterhandlung ſehr zu beunruhigen ſoien . Lieber Compadre , nehmt Ihr es an ? Ja , großmuthiger Freund , antwortete eifrig der Indianer , der indeß ein gehäſſiges Lächeln nicht verbergen konnte. Wohlan ! hier iſt ein Wechſel auf Sicht für 10,000 Piafter an das Haus des Chineſen M. zu Mazatlan.

Es ſind Goldbarren , ſagte Gota ,

ein Papier aus ſeiner Schreibtafel nehmend. Wann wollt Ihr fort ? Morgen .... wenn es ſeyn muß .... antwortete Tecualtiche, den dieſe Frage zu verwirren ſchien , zögernd. Morgen, rief Cota, warum nicht gar ! Dieſen Abend oder niemals ! Aber meine Frau ? jagte der Indianer. Nun, was geht das mich an ! antwortete Cota rauh. Sie wird leben, wie vordem . ... Ihre Arbeit wird ihr genügen ; aber beeilt Guch .... Ich habe ohnehin ſchon zu ſehr gezögert mit der Sendung nach Mazat: lan .... Ja oder Nein ?

Ich mache mid ſogleich auf den Weg ! rief Joſe. Soweige. Nun Tecualtiche ? wen ſoll ich ſenden von Guch beiden ? Der Indianer ſchien unentſchloſſen , aber der Spieler ſiegte aber: mals über den Menſchen.

Gebt mir Euren Wechſel, rief er mit Wuth , und reyd verflucht;

Guer Wort genügt mir.

Nun, Señor , fuhr Tecualtiche bleich und zitternd fort, in Folge der übermenſchlichen Anſtrengung , die es ihn foſtete ſeine Gemüths, bewegung zu verbergen , nun bleibt mir nidits mehr zu thun übrig, als von hier fortzugehen. So bleibt doch noch einen Augenblic , lieber Freund, rief Cota, ſeinen Nebenbuhler zurückhaltend, man ſcheidet nicht ſo , und ich habe Euch zwei Worte zu ſagen .... Ihr reyd zu Grunde gerichtet ....

wir werden uns wiederſehen ! Wer weiß , murmelte Cota . Tecualtidhe ſchnürte reine Votad Vaqueras feſt, ſchnallte die Sporen an , nahin ſeine Guarta ober Neitgerte , ſteckte ſeinen Säbel in die

Kuppel und warf die Sarape über die Sţulte:. Fort ! ich bin fertig, rief er , aber ich muß nun ein Pferd haben.

Das meines Dieners ſteht vor der Thüre , nehmt es. Auf Wiederſehen denn ! ſagte Tecualtiche , indem er mit Wuth .

Nicht wahr ?

Go bleiben mir kaum zwanzig Piaſter, aber ich verzweifle deßhalb nicht an der Zukunft, antwortete Tecualtidie, ſich ſtets zu nmenehmend. Und Ihr habt um ſo mehr Necht, als ich ſchon für Eure Zukunft

bedacht war , ſagte Cota , dieſe Worte mit einem freundlichen Lächeln

Cota's Hand ſchüttelte, auf Wiederſehen , lieber , guter und würdiger Freund .... wir werden uns wiederſehen , ich ſchwöre es bei der Hölle. Tecualtiche ſtürzte hinaus, beſtieg Joſe's Pferd und ritt im Galopp von dannen .

Armer Junge !

ſagte Cota , fich zu Joſe wendend ,1 er nimmt als

begleitend. 3hr ! rief Tecualtiche,. ſehr erſtaunt. Ja, ich. Hört mich an. Schon ſeit einiger Zeit dachte ich daran,

Waffe nur ſeinen Såbel mit , und die Straße gehört nicht zu den ficherſten .... Ich habe ſehr Angſt, er werde angegriffen werden.

einen Partner nach dem Hafen von Mazatlan zu dicken, wo man , wie

Oh ! Oh ! wiederholte der trübſelige Joſe zweimal, indem er ſich mit der Hand vor die Stirne ſchlug, denn Tecualtiche'd raſcher Abſdied

3hr wißt , ein hölliſches Spiel ſpielt. Ich denke dieſem Genoſſen 10,000 Piaſter zu übergeben, damit er von dem erſten Tage an ſeinen Rang als Caballero aufrecht erhalten kann , und ich verlange dagegen

hatte ihn betäubt .... und nun ſchien er bei dieſer Bemerkung ſeines Herrn plößlich zu erwachen .... Dann fich nach der Thüre ſchleichend,

von ihın nur , ſeinen Gewinn des erſten Halbjahrs mit mir zu thei len .... Es iſt ein Geſchäft, bei dem man, bevor ein Jahr vergeht,

zum Millionár werden kann. Was haltet Ihr davon , Tecualtiche? Die Sache läßt fich ganz gut an, erwiderte falt der Indianer, um ſeine Hoffnung zu verbergen.

Sie iſt ganz unbeſtreitbar , lieber Compadre , verſeßte Cota. Ich hatte vorerſt an den armen Joſe gedacht, fuhr der Mericaner fort, auf feinen Diener weiſend, denn es iſt ein Junge über ſeine Stellung hin

die Piſtolen unter dem Arm , ſchwang er fich in den Sattel von Cota's Pferd und ſtob davon. Allein geblieben , hielt Cota es für überflüſſig das Vergnügen zu verbergen, das Beider Verſchwinden ihm gewährte. Gut ! Gut ! murmelte er ,, fich freudig die Hände reibend , die Begebenheiten beginnen fich zu geſtalten und nehmen eine gute Wen bung. Dieſer Tecualtiche hatte einen guten Grund roher ungebändigter

Kraft in fich , die einſt alle meine Berechnungen hatte beſiegen müſſen . Sein Abſchied verhieß mir eine traurige Zukunft .... Gr ſchritt nun

aber meiner Treu , lieber Gom:

im Zimmer auf und ab und blieb dann plößlich ſtehen. Und ſo hatte

padre , Guer Unglüc ſpricht für Euch .... und ich biete Gud den

ich doch wenigſtens feinen Mitſuldigen, murmelte er von neuem, indem er einen Gedanken ergänzte , ben ſchon ein Lächeln der Zufriedenheit auf ſeine Lippen gerufen hatte. Es wird mich freilich 10,000 Piaſter koſten .... und zwei Pferde, aber, Bab ! fie iſt ſo ſchön, ſo falſo ....

aus , und der fich gewandt zeigt ...

Vorzug an ! Vergebt, Señor, rief Joſe, deſſen Augen ſich belebten, ein Wort, ich bitte .... ein einzig Wort.... bevor ich Guer Diener wurde, hatte ich oftmals ſelber Diener gehabt ... Ich hab mein Pferd an Euch verloren, das iſt wahr .... mit meinen eigenen Karten , ich geſteh' 18 .... Aber Ihr reyd der beſſere Mann .... bevor Ihr Euch nun

für den Señor Tecualtiche entſcheidet, ſo laßt mich Gud bemerfen , daß ich ficher ein vortheilhafteres Peußeres habe und zwar das eines Caballero, und wenn es noch nicht genug iſt, erlaubt daß ich Euch an meine getreuen Dienſte und meine Ehrlidhfeit erinnere. Und meine Geldfiſte, Joſe ? ſagte Gota lächelnd. Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

und ich liebe ſie ſo ſehr ! ... (Schluß: folgt.)

Der General Flores , deſſen Verbindungen mit Marie Chri ftine und deſſen Plan einen ſpaniſchen Prinzen auf den Thron von

Gcuador zu bringen , wohl befannt find, iſt jeßt nach Franzöſiſchen Blättern (Comm. 11 Januar) in Jamaica angekommen, und man wird nun bald vernehmen , ob ſeine Plane eine Folge haben können. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

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Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. .

nr. 19.

22 Januar 1848.

Hoch etwas über das ſogenannte „ Grab der Chriſtin "

mauer des Haram nnd von da zu dem langen, gegen Norden

in Algier. Wir haben im vorigen Jahre nach Terier eine Mittheilung

Affa, freilich mit Leben gefahr, famen. Noch findet fich ein

über dieß Grabbenkmal gegeben ( 1. Nr. 300), aus der ziemlich unzweifelhaft hervorgeht, daß es das Grab ber numibiſchen Kös nigsfamilie geweſen ; wober kommt nun aber der NameRubber

rumiah, den man ſehr unrichtig mit „Grab der Chriſtin“ über ſept hat.

Mit dieſer Ueberſeßung hängt die fabelhafte Angabe

zuſammen , daß es das Grab der berühmten Cava , der Tochter des Grafen Julian geweſen , welcher die Araber von Afrifa nadi

Spanien einlud . Wenn die Ueberſepung „ Grab der Chriſtin“ richtig wäre, müßte eß nichtRubber rumiah , ſondern Rubber el rumiah, heißen, D. h. der Artikel müßte vor dem legten Worte fteben .

Nach dem eigentlichen arabiſchen Sprachgebrauch

überſeßt, heißt Kubber r u mi ab, „ römiſches Grab,“ und es fragt fich nur, wie die Araber bazu kamen , dieß einzelne ausgezeich nete, augenſcheinlich nicht römiſche Grab ſo zu nennen , ba doch

eine Menge wirklich römiſcher Grabmåler im Lande waren. Gr. A. Subas ſucht dieſen Umſtand auf eine ſehr finnreiche Art

zu erklären (ſ. Revue archéol. Dec. 1847) , die, wenn ſie rich tig iſt, zugleich auch mit der Bezeichnung Melas zuſammenſtimmt, dem zufolge dieß Grabmal das „gemeinſame Grab des fönig lichen Stammes“ war. Aus ben Münzen des Könige Zuba erfteht man nämlich, daß der puniſche Titel der Rönige Numis biene „ Rum " war, welches der „ Hobe," „ Erhabene" bedeutet. Auf

bieſen zum Theil gut erhaltenen Münzen ſteht auf der einen Geite lateiniſch Rex Juba, auf der andern puniſch : „ Iuba Rum melkat,“ was „Juba, der Erhabene des Reicha" Fedeutet. Der Ausbruck Rubber rumiah (die Endung iah iſt die weibliche

fich Vinſtredenden Gewölbe unmittelbar unter der Moſchee els

unerforſchter Raum zwiſchen dieſem Gewölbe ' und der Weſt mauer des Lempelplapes. Außerdem brangen wir in ein an deres Gewölbe, zwar nicht unter der Lempelarea, aber bidht an der Weſtmauer derſelben , von dem jüdiſchen Klageplage aus gegen Norden Iter. Dieſe Gewölbe tragen das Haus des Kadi (Mahakame ) und den Sub Bab 18- Sinesleh mit dem

Aquäduct von Erbam. Von dieſem Suf, der als ein Dammwerk erſcheint und erklärt worden iſt, war in neuerer Zeit oft die Rede ; unſere Unterſuchungen , meines Wiſſens die erſten dieſer Gewölbe von Seite der Franken ſeit dem Jahr 1187, weiſen nach , daß wir Gewölbe oder eine Brücke zur Verbindung des

Moriah mit dem Zion vor und haben, und wenn meine Auß legung einiger etwas ſchwieriger Stellen richtig iſt, ſo waren zur Zeit des fränkiſchen Königreiches die Gewölbe Durchbrochen oder unten durchgängig, ſo daß man vom Stephanthor ( Damass cuộthor) durch das Ihal oder el - Wadi geradenweges bis zum Gerberthor (Miſtthor) gelangen konnte, ohne auf den Suf Bab e8-Sinebleh hinauf und von ba hinab ſüdmärts in das Karet el-Mogharbeh ſteigen zu müſſen. Bei Unterſuchung dieſer Ges wölbe ſtießen wir auf eine Merkwürdigkeit, welche nicht mit Stillſchweigen übergangen werden darf. Es iſt ein ziemlich großer Leich , welchen die Araber Birket el-Obrat heißen, und der wohl zur Zeit der Kreuzfahrer bekannt, ſeither aber in Vergeſſenheit

gerathen war, Vor einem Jahrzehnt hegte man die Hoffnung, weiter nördlich von hier, von der am Suk el-Katanin (Baum=

wollenmarkt) liegenden ſogenannten Geſundheit&quelle (Ain eſch Schefa ) aus die Rammer Des Felſens (Sachrah ), worauf die

Endung von rum, Römer , rumi römiſch ) würde demnach noch Den Reſt des puniſchen Titels der alten numidiſchen Könige in

fich ſchließen, obgleich der Sinn dieſes Ausdrude fich längſt im Volf verloren hat.

Die neueſten forſchungen in Jeruſalem . ( Fortſepung .)

Felſenkuppel (Kubbet eg - Sadhrah ) fteht, erforſchen zu können. Einem Amerikaner, Samuel Wolcott, glüdte es, am 10 Januar 1842 in die Tiefe des Brunnens hinabzuſteigen und den Canal bis zu einem Felſengewölbe zu verfolgen ; allein es miñglückte ihm eine genauere Unterſuchung, weil der Compaß unbrauchbar wurde, unb aus andern Gründen . Am 16 März 1846 wieber

Zu meiner Zeit waren alle Bemühungen unvermögenb, mir

holte ich zuerſt den Verſuch, und zwar unter weit günſtigern Umſtänden. Ohne Schwierigkeit durchſchritt ich unten den wie

dieſe Stüßungsgewölbe zugänglich zu machen. Glüdlicher waren Hr. James Nathan und ich an einer andern Stelle, gerade

ein gebogenes Anie verlaufenden , nicht langen Canal bis zum felfichten Waſſerbecen. Die Meſſung der Länge des Ganges,

weſtlich neben dieſen in der Südoſtede der Sempelede liegenden

Gewölben. Ein Bewohner des Haret el- Mogharbeh (Afrikaners

ſo wie die Magnetnabel fündigten an, daß dasſelbe weſtlich aus Berhalb der Tempelarea liegt. D6 in der regenloſen Jahreszeit

Viertel) ließ fich durch Geld verleiten, in die Mauer ein Loch

das Waſſer im Becken einen bedeutend niedrigern Stand eins

zu brechen, wodurch wir zu dem noch ſehr ſelten von Chriſten

nehme, und dann weitere Vorbringen gegen oder unter den

beſuchten , überaus ſchönen , antifen Doppelthor an der Stabt-

Tempelplaß geſtatte, drängt fich als Frage auf, die erſt noch

74 gelődt werden muß . 30 Durchforſchte mit Hrn . Jame Nathan gelöst auch außerhalb der Stadt zwei bedeutende Canäle, die bisher, meines Wiſſens, noch niemals von einem Franken genauer er forſcht und beſchrieben wurden ; allein feiner von beiden Canälen führte unter die Area unb fteht mit ihr, ſo weit wenigſtens die

Kirche Maria Magdalena gegen Südoft oder das Stephanethor hinab, ſo ſtehen wir balb vor einem verwaisten , jeßt noch, trop

des Alters, durch die Bauform anſprechenden, vielgenannten Sempel.

Welcher Freund von Jeruſalem

kennt nicht die St.

Der

Annafirche, das heutige Salahijeh ? Von der Kirche bis zur Gaffe (Suefet Bab el-Hotta) neben dem ſogenannten Bethesda

eine von dieſen Kanälen liegt gleich ſüdweſtlich über der Mas rienquelle, und leitet 622' weit aufwärts in einige Nähe der

Attiſeh Hanneb), lag das Frauenklofter, dem eine Aebtiſfin

Unterſuchnng burchgelegt werden konnte, in Verbindung .

Stadt- oder Tempelplaşmauer bis zum Schutt, welcher die Un terſuchung bis zu Ende hinberte.

Der andere Canal, ein Kloaf,

öffnet ſich hundert Schritte ſüdlich und unter dem Miſtthore ; er zieht ſich in die Stadt, und ich verfolgte ihn eine anſehnliche Strede weit innerhalb der Ringmauer bis gegen das Weſtende der oben erwähnten Tempelbrücke. Der leştere Canal war es , durch welchen die Fellahen im Jahr 1834 in die Stadt dran

teich, öſtlich begränzt von der Gaſſe der Aebtuffin Anna (Karet vorſtanb, jeßt ein Schutthaufen . Von der Grabkirche rettete Franken fich die Façade als ein Werk der , denen man höchft wahrſcheinlich auch den weiß marmornen Glockenthurm verbanft. Dieſer iſt freilich ſchon ſeit Jahrhunderten enthauptet , aber nicht

von der Hand moslemitiſcher Bosheit,, wie der mönchiſche Fas nati&mus und die flache Hiſtorienſdreiberei noch in den jüngs

ſten Tagen behaupteten, ſondern von dem Schwerte der Zeit ; im

gen und dieſe überrumpelten .

Jabr 1719 waren es die Franciscaner ſelber, welche den Thurm

Die Beſtrebungen im legten Jahrzehnt, die richtige Lage der Antonia auszumitteln , ſind wenigſtens ſo weit gebiehen, daß es nicht mehr möglich iſt, ſie in das Thal (el-Wadi) oder auch nördlich bis über die Annakirche hinauf zu verlegen, da nicht bloß die Buchſtaben , ſondern auch die Zahlen der Alten richtig gedeutet werden müſſen . Eine allſeits ſtrengere Deutung, con trolirt durch die örtlichen Verhältniſſe, darf benn wohl zur An nahme berechtigen, daß die Nordweſtecfe der alten Area als ein

bis auf die gegenwärtige Höhe abtrugen, aus Beſorgniß, daß

von der Grabkirche, am Kloſterhofe der Abyſſinier. Man weiß genau, daß hier das Stift der Chorherren lag, welche in der

Winfel in die Burg eingriff, baß alſo dieſe bie Weſtſeite genug

Grabfirche den Gottesdienſt verſahen, und weſtlich gegenüber

ſübwärt8 und die Norbjeite der Area eine Strede weit gegen

bei ſeiner Baufälligkeit der Sturz den nahen , großen Grabes dom und die Grabesca pelle eindrücke. Allerdings warb das bem Glockenthurme füblich gegenüber ſtehende und dieſen überragende Minaret Muriſtan im 3. 1465 aus ilmaelitiſchem Trope erbaut. Intereſſante Baureſte aus der Frankenzeit begegnen uns öſtlich

War man in leşter Zeit nicht wenig bemüht, alles aufzu

wohnte der Patriard ebenfalls in einer an die Grabkirche ſto Benden Wohnung, die ſich heute noch auszeichnet. Bei dem neu erwachten Intereſſe für die h . Stadt iſt es

treiben, was zumal in die bibliſche ober überhaupt in die bis

etwas ſehr mißliches, daß ein genauer Grundriß bieber fehlte,

zur Stiftung der Grabkirche herabreichenbe Alterthumskunde einſchlug, ſo verwendete man hingegen ungleid, weniger Kräfte

in welchem die Gaſſen treu und die Namen richtig verzeichnet wären . So enthält der vortrefflich ausgearbeitete Grundriß von

für das Mittelalter und für die neuere Zeit, wie ich durch eine

Sculß eine Menge prachtvoller Irrthümer.

Darſtellung des Schmerzenweges beſonders darthun werde; na

erſdwert das Verſtehen der Schriften unendlich. In Ausfüh rung meines Vorhabens, einen neuen Gaſſenplan zu verfertigen ,

Dit begleitete .

mentlich ſteht das, was das fränkiſche Königreich geſchaffen , eher dürftig behandelt ba, und doch gibt es aus dieſer Zeit noch manches Erwähnen werthe, wie ohne Zweifel die Goliathaburg (Kaſſer ed- Dſchelud) im Nordweſtwinkel der Stadt und das Burdich Dichebel Chani zwiſchen dem Herobesthore und dem Nord oſtwinkel, an welchem legtern Trümmerorte ein alter Franken thurm, nicht aber der Thurm Tancrebs, wie man in neuerer

Zeit als eine wichtige Entdeckung vorſpiegeln wollte, geſtanden haben mag: Denn nach unzweideutigen Zeugniſſen muß dieſer Efthurm in der Nordweſtecke geſucht werden. Wenn man auch

ging ich in alle Gaſſen, außer ſolchen zurädiſt beim Haram, ſo daß ich mir, wie ich einmal wähne, eine vollſtändige Localfennt niß erwarb, und gleichwohl muß ich geſtehen, daß ich ein paar von den neueſten Schriften hin und wieder kaum oder nicht ver ſtand, weil man , in Ermanglung eintreffender Ortsnamen, fich nicht deutlich genug ausdrückte. 3ch hoffe, mit der Zeit dem Publicum einen Grundriß übergeben zu können, welcher fich für den Reiſenden und Forſchenden als ein praktiſcher Führer be währen dürfte.

mehrere der alt fränkiſchen Kirchen nicht wieder findet, wie die Kirche Charitons, Aegidius , des Läufer8 Johannes, des Evangeliſten Johannes (im Wadi), der Maria Major und Minor, der Ma

ria de latina, die zur Ruhe u . a ., ſo erblickt man dagegen noch merkwürdige Tempelreſte oder Tempel unzweifelhaft aus der Zeit der Kreuzfahrer. Erwähnenémerth ſind insbeſondere die trauern den Tempel nördlich von dem Haram eich- Scherif, jenſeits des Thales . Die öſtlich vom Dama &custhore ſtolz emporſtrebende Moſchee Mulawijeh war eine alte 3ohannesfirche ; unbeutliche, ſchwach übertünchte Frescofiguren verrichten jeßt noch den Cice ronedienſt, Den chriſtlichen Beſucher baran zu erinnern. Dben an der Gaſſe nach dem Herobeethore (Chot Bab 18 - Saheri)

erhielten ſich noch manche merkwürdige Refte der Maria-Mag Dalena-Kirche in einer herrlichen Lage, nunmehr bei den Arabern unter dem Namen Mamunijeh und bei den Chriſten als Haus Simon , Des Phariſärs, befannt; auch hier verbürgen fich Frescos malereien für die alte Frankenzeit . Begibt man fich von der

Dieſer Uebelſtand

(Schluß folgt.)

Bur Geologie der Südſeeinſeln. ( Schlus .)

Außer dieſem offenbar Durch Niederſchlag auf dem Boden des Meere8 gebildeten Geſtein findet ſich an den genannten Dr ten iſt überall Grünſtein oder ähnliche auf feurigem Wege gebildete Geſteine in Gänge oder große Spalten ausfüllenden Maſſen , und in dieſem plutoniſchen Geſtein erfennt man leicht

bie Urſache des ſo verſchiedenartigen Ausſehens des Thonſdieferb, Denn in deſſen Nähe findet fich derſelbe am meiſten berändert, in Kieſelſdiefer umgewandelt, dachſchieferähnlich und mit Duarz abern durchzogen .

Wenn auch dem mineralogiſchen Charakter nach dieſe Ger ſteine auf& täuſchendfte ben Ihonſchiefern und Graumacen des

ſogenannten lebergangêgebirge8 Europa '& ähnlich ſeben , ſo iſt

75 ed . Doch ichwer, fie bei dem Mangel von Verſteinerungen mit

irgend einer Unterabtheilung bebjelben zu identificiren ; die mineralogiſche Beſchaffenheit eines Geſteins iſt aber nicht allein im Stande über ſeine Stellung in der Reihe der Formationen Aufſchluß zu geben : Darwin beſtimmte ganz ähnlide Oeſteine

auf dem Feuerland nach ihren Verſteinerungen als zur Kreides formation gehörig. Sebenfalls bildet dieſer Thonchiefer in Neuſeeland bag unterſte, altefte Geſtein , an beijen Flanfen fich

erſt die neuern Formationen, und zwar horizontal, angelagert baben, als bellen hebenbe Urſache eben die Grünfteine erſcheinen , und das von einer auf einer Spalte auftretenden Reihe von Vulcanen durchbrochen wird .

oson

die man weithin långs der Küſte mit den Augen verfolgen fann .

In dem Thale Des Gritonga , daß von Port Nicholſon

fitchy in die Tararua- Gebirge hineinzieht, findet man dieſelben Terrafien wieder , und zwar find 8 vollfømmene horizontale kleine Plateaur bald auf dem linken, bald auf der rechten Ufer des Flufjed, weit über dem möglichſt höchſten Waſſerſtande und aus zum Theil ſehr dicen Geröllen von Grünfteinen und Rieſels ſchiefer beſtehend , die den Thonſchiefer , aus welchem die benachs barten Berge beſtanden, und der auch häufig im Bette des

be

Fluſſe8 anſtehend gefunden wurde, zum Liegenden hatten. Auch im großen Thalber Themſe weiter nad Norden fommen auf ben entgegengeſepten Seiten der Thalgehänge drei genau einan

In der Nähe von Ship Cove, in Königin Charlotte Sund,

der entſprechende Terraſſen vor, die aus einer ungeheuren Ans

waren die erreichbaren Höhen in der Nähe der Küſte 1200 bis

häufung von Rollſteinen beſtehen ; die Böſchung jeber Terraſſe

2000 Fuß hoch, und dieſes mag die mittlere Höhe der hier die Meereftraßen und Buchten bildenben Berge ſeyn . Ueberal

beträgt ungefähr 50 Fuß ( ſiehe auch Darwin Geological Ob servations on the Vulcanic Islands S. 142) . Neuſeeland beſtand alſo früher aus Gruppen von Inſeln, die von Meeres

zeigen hier bie zerriſſenen Rüften die Wirkungen dee fie um gebenden Elements , was man namentlich wahrnimmt, wenn man durch den ganzen Königin Charlotte -Gund durchfährt, doch

iſt dieſes beſonders der Fall an den der Coofsſtraße zugewen beten Ufern, wo neben dem ſehr ſtürmiſchen Auftreten der Ebbe und Fluth unaufhörliche Stürme von Süden ber die Küſten annagen und zerfreſſen. Uebrigens find dieſe Meeresſtraßen nicht ſo tief, wie man von dem ſteilen , jähen Anſteigen der Küſte erivarten ſollte ; die Tiefe beläuft ſich auf 10 bis 12 Fa den , und ſelbſt die beide Inſeln trennende Cooksſtraße beſigt an der engſten Stelle, wo ihre Breite etwa 30 Miles beträgt, feine bedeutende Tiefe, woraus man vielleicht auf eine noch nicht ſehr alte Trennung beider Inſeln zu ſchließen geneigt ſeyn möchte.

armen getrennt waren, wie die tiefen Fiorbs an der Küſte Nor wegens. Ueber die oben erwähnten Tararua - Berge iſt noch zu

bemerfen , Daß fie ganz mit den bereits beſchriebenen überein ſlimmen ; überall enge ſchluchtenartige Thäler, die Gehänge mit Thon chieferfragmenten bedeckt, hie und da von Trappgeſtein unterbrochen . In den höhern Regionen der etwa 3000 Fuß hohen Berge war das Geſtein weniger thonhaltig, mehr einer feinförnigen Graumade ähnlich. Dort wechſelt die heilige Pracht

und Stille des lirwaldes mit Stellen ab, welche die Stürme ge lichtet haben , und wo gewaltige Bäume in wilder Unordnung über einander liegen.

3m Innern der ſüdlichen Inſel findet ſich wahrſcheinlich ,

nach einem einzelnen Gerölle zu ſchließen, das von der Stadt Nelſon fam, ein granitiſcher Kern, doch weiſen die außern For men, die bei dem Granit fich ſo häufig der Dom - und Kugels form nähern , feineswegs darauf hin . Wenn es nicht unwahr ſcheinlich iſt, daß die verſchiebenen Längenzüge der Gebirge auch verſchiebenen Altern angehören , ſo iſt ſo viel gewiß, daß dies ſelben ſich nicht plößlich aus der Tiefe über den Spiegel des Meeres erhoben .

Man fennt in Glen Roy und in andern Theilen des weſt

lichen Hochlandes von Schottland an den Flanken der Gebirge horizontale Terraſſen von Kies und Gerölle, von benen oft mehs rere über einanber ftehen und ihre Horizontalität auf große

Streden bewahren . Man kennt dieſelben auch in verſchiedenen hälern von Sdwveden und Norwegen, auch von Nord- und Südamerifa fint fte bekannt. Die einfachſte Erklärung , die für die Entſtehung derſelben gegeben werden kann , iſt die, daß dieſe Walle oder Terraſſen alte Seeufer find, beren Höhe fich ver änderte , als das Land langſam bem Meere entſtieg. Die Erhebungebewegungen waren in dieſem Falle nicht gleichförmig, ſondern unterbrochen durch eine Periode der Rube, während

Die altperfiſchen Uamen im Munde der Wriechen. Die Revue Archéologique vom December vorigen Jahrs enthält ein Schreiben des deutſchen Gelehrten Oppert, der ſich befanntlich viel mit den

mediſchen Inſchriften beſchäftigt, und den mongoliſch - türkiſchen (ſeytiſchen ) Charakter derſelben ermittelt hat. Die wichtigſten Namen, wie Cyrus, Cambuſes, Darius, Artarerres und eine Menge andere: find hier nach

ihrer altperſiſchen Form mitgetheilt, und die Art, wie die Grieden fie veränderten, angegeben. Dieſe Art der Veränderung iſt feineswege will: fürlich , ſondern liegt im Geiſt der ſo nahe verwandten perſtichen und griechiſchen Sprache, eine Verwandtſchaft, welche freilich den mit ſol: chen linguiſtiſden Forſgungen unbefannten und auf ihre Sprache und Cultur ſtolzen Griechen nicht klar geworden zn ſeyn ſcheint. && iſt indeß ſehr bemerkenswerth , daß dieſe Veränderungen perſiſcher Namen

durch die Uebertragung in griechiſche Formen einen ganz andern Charafter an ſich tragen als die Uebertragungen ägyptiſcher und phöni idjer oder puniſcher Namen ; dieſe find auf eine Art verſtūmmelt , daß oft die wichtigſten Theile des Wortes wegfallen oder ganz unfenntlich

ſind. Oppert führt in dieſer Beziehung den Namen Annibas (Hans nibal ) an , welcher iin Puniſchen Chani-baal lautet; noch auffallender iſt aber der Name Carthagos felbſt verſtümmelt , das die Griechen

Kaoundwy nennen , während der puniſche Name Rart chadata , neue Stadt , iſt.

welder bie Meereswogen unabläſſig auf die Rüften wirften ,

abgerundete Geſchiebe bildeten und eben die Ufer zu einer ſtei nigen oder ſandigen Terraſſe ausglichen , wie ffe eß noch ießt thun, und wie wir fte in den obigen Fällen weit über dem Meeresſpiegel wahrnehmen . Mit untrüglicher Schrift hat die

El Monte.

Skizze aus dem mericaniſchen Leben . 3 weiter Abſchnitt. 3 .

Natur einen gleichen Abſchnitt in der Bildungegeſchichte auch

(Schluß .)

an den Küſten Neuſeelands verzeichnet. Wenn man aus Port Nicholſon um Cap Palliſer ſegelt, ſo ſteht man an den Seiten

Cota war mit ſeinen Gebanfen ſo weit, als die Saalthüre fick öffnete, unb Lola, ſtets noch im Brautſchmuck, eintrat.

Der fteil ins Meer abfallenben Ihonſchieferhügel, etwa 50-60

Fuß über dem Spiegel De Meeres eine horizontale Terraſſe,

Eine leichte Bläſſe überflog die Züge der Culiacanerin und machte ihre Schönheit noch ergreifender ; ihr Ausſehen war traurig , nieder: geſchlagen ; aber es lag eine ſolche Schwermuth und ſo ſüße Ergebung

noso

76

darin , daß fie an eine Heilige der Legenden erinnerte. Herr Cota, ſagte ſie, freundlich grüßend , meine Anweſenheit in dieſem Hauſe ift eine Unbeſcheidenheit von meiner Seite .... denn es gehört nicht mehr Jo erwarte deßhalb meinen mein .... und auch nichts andere8 . Gatten , den Señor Tecualtide , um es zu verlaſſen.

Señora, antwortete Cota, fich höflich verneigend, Eure Gegenwart in dieſem Hauſe fann nur eine Chre für mich ſeyn und nichts anderes Was den Señor Tecualtiche betrifft, ſo habt Ihr Inrecht auf ihn zu zählen , er iſt für den Augenblic abweſend, und wird nur ſehr ſpåt wiederkehren.

So werde ich Eure Gefälligkeit in Anſprud nehmen , um midi nad; meiner frühern Wohnung zu geleiten. Ich bin ganz zu Euren Befehlen, Señora, ſagte Cota , aber hört 3hr den Donner, der uns ein ſtarkes Gewitter anfündigt ; es wäre nicht flug , bei ſolchem Wetter und in der Kleidung , die Ihr traget , Euch hinaus zu wagen . Ihr habt Recht, Señor, ſo will ich denn warten .

Lola feste fich

in einen Lehnſtuhl von gefirnißten Binſen und Gota ftellte ſich ang Fenſter. Das Gewitter brach bald in ſeiner ganzen Heftigkeit aus ; häufige Blige erhellten den Geſichtskreis, der einem brennenden Krater glich , und der Donner mit jener erhobenen und furchtbaren Stimme grollend, die nur jene fich vorſtellen können, die unter dem Aequator gelebt haben , machte den Erdboden durch ſein ſchreckliches Gebrüll

Goson Herr Cota , antwortete Lola , ſtets die Augen niederſchlagend und

mit einer ſüßen Sirenenſtimme, dieſe Gunſt iſt wahrlich zu gering, als daß ich fie Guch verweigern fönnte, beſonders nach Eurem groß müthigem Bezeigen .

Danf , Lola , ſagte Cota , ſeinen Säbel losſchnallend , den er in einen Winkel warf ; er nahm nun einen Lehnſtuhl und ſeşte fich neben die junge Braut. D mein Gott, rief Lola , ſich gegen den Mericaner wendend , den

ſie dießmal anſah, ohne die Augen niederzuſchlagen, was hab' ich gethan, und wie ſehr hab' ich mich getäuſcht ? Bah ! Lola , ſagte Cota mit ruhiger und feſter Stimme, obgleich ſeine Augen glänzten und ſein Herz bebte , der Fehler iſt minder groß als Ihr glaubt .... Ihr ſend ídon wie ein Engel .... liſtig wie und, ſeßte er ein Dämon .... kaum aus der Kindheit getreten .. hinzu , ihre Hände ergreifend, wenn man jung, ſchön und voll Geiſt iſt,

bleibt Euch da nicht noch die Zukunft, eine Zukunft, deren Geheimniſſe niemand zu ergründen vermag ! Ich muß hier plößlich dieſe Slizzen beendigen ; in wahrhaften und wirklichen Geſchichten gibt es ſelten eine Löſung.

+

Was mir indeß geſtattet iſt beizufügen, ohne der Wahrhaftigkeit dieſer Erzählung Abbruch zu thun, iſt, daß man niemals wieder weder von dem getreuen Joſe, noch von Lola ſpreden hörte ; daß der Tod

erbeben .

Cota am offenen Fenſter ſtehend, chien unempfindlich gegen das erhabene Schauſpiel vor ſeinen Augen. Bei jedem neuen Blißſtrall brang ſein Blic in die Windungen der Straße, welche von Coſala nach Mazatlan führt, eine ſteile , unwegſame Straße , die bald am Berg abhang emporklimmt, bald ſich in tiefe Thaler verſenkt. Plößlich bog er den halben Leib aus dem Fenſter; bei dem blendenden Leuchten eines

Blißes ſah er zwei Reiter in vollem Galopp , wovon der eine den andern zu verfolgen ſchien . Beide hatten den Säbel in der Hand: bald 1

war wieder alles finſter, dann fiel ein Sdyuß , und dieſem folgte ein

Jammergeſchrei .... Cota fuhr unwillkürlich zuſammen , und ſein ſonſt ſo unbewegliches Geficht hatte einen Ausdrud wahrer Angſt .... Ginige Secunden nachher als das Gewitter aufs neue die Gegend er hellte, ſah Cota ſtatt zweier Reiter nur einen , der ſeinen Weg fort: ſeßte .... Sein Geſicht nahm alsdann den gewohnten Ausdrud von Gleichgültigkeit und Beſcheidenheit wieder an , und ſich Lola nähernd,

Tecualtiches, deſſen Leiche man auf der großen Heerſtraße fand, einem Selbſtmord zugeſchrieben wurde, obgleich der Indianer zwei Rugeln im Rüden hatte , und daß anderthalb Jahre nach dieſer Begebenheit ich den Cota als Aufwärter in einem eleganten Kaffeehauſe zu Merico wieder fand. Gs ſind nun wieder mehrere Jahre ſeit dieſem Begegnen verfloſſen ; wag mag aus Cota geworden ſeyn ? ich weiß es nicht, viel:

leicht iſt er der Aermſte aller Leperus der Hauptſtadt, oder einer ihrer reichſten Einwohner ! Ich würde ſogar nicht erſtaunen , falls er ſich nicht in einen Lepero verwandelt hat , ſeinen Namen in den Zeitungen als eines Mitbewerbers des Santa - Ana um die Dictatur figuriren zu rehen , denn nur Gines barf uns überraſchen , wenn von Merico die

Rede iſt: die Erfüllung des Möglidhen und Vorausgeſehenen. Paul du Pleſſis.

unterricht in der arabiſchen und franzöſiſchen Sprache in Algerien . Der Miniſter des öffentlichen Unterrichts

ſagte er : Es iſt nun an mir, Señora, zu fürchten, daß ich Euch durch längeres Verweilen läſtig werde .... denn offen zu reden .... ro glaube ich , daß der Herr Tecualtidie eine ſehr weite Reiſe unternom

hat zwei Lehrſtühle für das Arabiſche, einen zu Conſtantine und einen zweiten zu Oran gegründet, und dieß ſeint namentlich in Conſtantine

men hat...

einen ſehr guten Grfolg zu haben. Der dortige Profeſſor der arabiſchen Sprache, Cherbonneau, hat auch einen Curs des Franzöſiſchen für Mos

Auf Guren Befehl, Herr ? fragte Lola , welche dieſe Nachricht

lems eröffnet und gleich am erſten Tage fanden fich 12 Thalebe ein ;

nicht zu überraſchen ſchien. Ja , Señora , aber in Eurem Intereſſe.

nach einem Monat hatte er 79 Zuhörer, darunter 68 von den eingebor

D Señor Cota , rief Lola , indem fie mit anmuthiger Gefallſucht ihre weiße Mantille über die Schultern gleiten ließ ; o Señor Gota ! . 3hr ſevd ſtarf, unverſöhnlich und unüberwindlich, wie das Schidſal .... D warum habe ich Euch nicht früher begriffen .. Teßte ſie hinzu, den kleinen Mericaner mit Blicken anſehend, die, wenn auch nit Liebe, doch Hoffnung und Furcht ausdrüdten. Señora ! rief Cota, ihre Hand ergreifend, ohne daß fie es wehrte, dieſe Worte 24 Stunden früher ausgeſprochen , wären für das Glid meines ganzen Lebens hinreichend geweſen .... aber ach! Gegenwar, tig fann ich Euch meinen Namen nicht mehr anbieten , und doch iſt meine Liebe noch ſo glühend , wie jemalt. Die junge Culiacanerin ſchlug die Augen nieder ohne zu antwor: ten , und Cota chloß das Fenſter, nachdem er nochmals den flammenden

Nachthimmel angeſehen. Dieſer Sturm iſt ſchredlich, Señora, ſagte er zu Lola zurücfehrend, und ich bitte Euch nun meinerſeits um das Gaſt recht .... denn dieſes Haus gehört Guer, mit allem was darin iſt .... Wollt Ihr mir wohl dieſe Gunft gewähren ?

Verlag der J. G. Cotta'[đen Buchhandlung .

nen Truppen. Mehrere Söhne vornehmer eingeborner Familien mel: deten fich gleichfalls, am auffallendſten iſt aber das Eintreten der Tha lebe (der Suchende, der Student), mit welchen Worte man gewöhnlich

die Schulmeiſter bezeichnet. Dieſe leſen in der Regel den Koran, fennen die geläufigſten Sprüchwörter der arabiſchen Sprache, ſo wie der Er

zählungen, ſchreiben eine ſchöne Hand, find aber meiſtens in den Grund regeln ihrer Sprache ziemlich unwiffend. Cherbonneau ertheilt ihnen nun doppelten Unterricht, einmal im franzöſiſchen , dann in der arabi ſchen Schriftſprache. Cherbonneau iſt ein ausgezeichneter Sohüler der Specialſdule der lebenden orientaliſchen Sprachen in Paris , und hat namentlich unter dem wohlbekannten Hrn. Reinaud , der den Lehrſtuhl .

des Literárarabiſchen nach Sacys Tode einnahm, und unter Cauſfin de Perceal , dem Profeſſor des Vulgaarabiſchen ſtudirt , auch einige Mafamen Hariris überſeßt und commentirt, bekanntlich keine Arbeit für Anfänger. Man fängt an die Vortheile zu fühlen , welche der gegen ſeitige Unterricht des Arabiſden und Franzöſiſchen gewährt, und gewiß 1

wird eine wahre gegenſeitige Annäherung nur auf dieſem Wege befördert werden. (Revue de l'Orient. November 1847. ) Verantwortlicher Redacteur Dr. ED. Widenmann.

1

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. Ur. 20. 24 Januar 1848 .

Ueber die geologiſche Beſchaffenheit von Vordamerika.

vereinigt, was fünftigen Reiſenten große Belehrung und Er leidsterung gewähren wird .

I.

Die Regierungen der Vereinigten Staaten hatten frühzeitig Wichtig keit einer genauen geologiſchen Kenntniß ihrer Ges Die biete erfannt .

3a, dieſe Kenntniß war abſolut nothwendig für

eine umfaſſenbere Entridlung der natürlichen Hülf & quellen des Landes , für eine richtige Würdigung deſſen , was eine nationale Induſtrie einſt zu leiſten im Stande ſeyn möchte. Es wurden

geognoſtiſche Aufnahmen Durch angeſtellte Staategeologen an : geordnet , und die reife Frucht ihrer genauen und ausgedehnten Arbeiten ſind eine Menge von Karten und Monographien , denen

man ſeine Bewunderung nicht verſagen kann , um ſo meniger, als in unſerm Vaterlande , der Wiege des Bergbaus und einer wiftung firingve vr

Wie in Südamerifa länge der öſtlichen Küſte ſich die neues ſten Formationen finden, wie tort neben Tertiärbildungen nach Süben hin folche vorfommen , die dem ſogenannten Dilurium angehören , indem ron ten fältern Regionen des Sübene her bis zu einer geriffen Breite nach Norben hin ſogenannte erratis che Blöcke, Findlinge, fid über dieſe jüngern und auch altern

Formationen québreiten , deren Herbeiſchaffung und Außbreitung über das jebige Land fich am natürlichſten ron idwimmenden

Gisbergen und Eisinſeln verleiten läßt , als dasſelbe noch von Waſſer bedeckt war , nicht aber durch Oletiderbewegungen ribs rend einer ſogenannten Eiszeit (1. die Mittheilungti im ,,Aug land“ über die Geologie von Südamerika ) wie in den breiten

Beziehung die Einficht unſerer Regierungen in den hohen Werty

Fu -Forlagings Bob ? *** grilni foto me and Gare't fire og

ſolcher Unterſuchungen beurfunbet. Nicht nur geben dieſe ame rifaniſchen Karten eine flare Ueberſicht der Vertheilung der hauptſächlichſten Geſteinsgruppen , und find alſo vom wiſſen

atlantiſden Küſten von Nordamerika , von der aupetpad des Staates von Maſſachuſets an burd) New-Jerſey , Maryland, Virginien , Nord- und Südcarolina, Georgien und Florida hinta

ſchaftlichen Standpunft aus allein ſchon hinreichender Lohn, ſons

durch nach Weſten Durch die Staaten von Alabama und Louis

bern fie beweiſen auch das Daſein und die Aufbehnung von unerſchöpflichen Schäßen von Steinfohlen und Metallen , oder auch deren Abweſenheit in vielen Gegenden , in denen früher

ftana nach Teras und Merico hin. Im Innern lehnt ſich dieſer flache Gürtel an den öſtlichen Abhang der Alleghannies an, die

aufs Geradewohl hin ungeheure Summen Geldes unnüş ver ſchwendet wurden. Dem ohnehin ſo ruſtigen Unternehmunge geift ber Amerikaner wurde hierdurch neues Leben verliehen, oder er wurde in neue verſprechendere Canäle geleitet. Unter den Geologen, die bei dieſem Werke thätig waren , das indeſſen immer nur noch als ein großer Rahmen mit einzelnem Fachs

werf zu betrachten iſt, an deſſen Ausfüllung auf& thätigſte ge arbeitet wird, find beſonders zu nennen für den Staat New Vorf James Hall, Mather, Emmond und Lardner Vanurom, für Connecticut Percival und Maclure, für Maſſachuſet8 Hitch

cock, für Newhampſhire Jadſon , Alger und Dawſon , für Mif fouri und andere weſtliche Staaten Featherſtonehaugh , für Alabama Conrad, für Michigan Dr. Hougthon , für Dhio Dr. Owen und Hilbreth , für Maryland Ducatel, für Delaware Boof, für Pennſylvanien , Virginien und Nerr - Jerſey die beiden

Rogers ; außerdem find für Miffouri unb Miſiſippi noch der Prinz von Neuwied, für Canada, Neubraunſchweig und Neu

aus ältern geſchichteten Geſteinen oder fryſtalliniſchen Felearten , Granit und dergleichen beſtehen . Ein großer Sheil dieſe Lans Dee, namentlich die breiten Flußbette , beſtehen aus Aluvial

land; ſchon in Virginien gibt es in dieſem niedrigen Lande viele ſtehende Gewäſſer , Sümpfe und fleine Seen : hier ſind die Fieber häufig , werden aber in dem Aluviallande von Louiſiana und Teras im höchſten Grabe gefährlich, weshalb fie aud : bas Grab der Europäer werden . Nod täglid, vergrößert ſich dieſes

Aluvialland durch Sediment, das die Flüſſe aus dem Innern mit ſich führen ; ſo wäch &t 098 Delta des Miſſiſippi beſtändig durch neuen Anfaş.

Es find in Nordamerifa dieſe neueſten Schichten, in denen ſich die Ueberreſte aubgeſtorbener Säugethiere an vielen Orten gefunden haben . Dieſelben ſtimmen mit denen von Südame rifa überein, e8 find Megatherien , Mylodon , Maſtodon , Gles phant und eine Pferbeart, die ſich durch eigenthümliche , ges krümmte Zähne yon allen andern noch lebenden Arten der Pferdegattung unterſcheidet. Solche Reſte wurden am Vernone

rifa's und Canada's der Engländer Lyell zu erwähnen . Die

fluffe in Virginien in einen Schlammlager entdeckt , das auf einem Sande rubte, der Meermuſcheln von noch lebenden Arten enthielt . 68 geht aus dieſem Ilmftande bervor , daß eine fes

Belegſtücke zu den Unterſuchungen der anerifaniſchen Geologen werden in einem großen geologiſchen Nationalmuſeum in Albany

als das Meer ſdon von den jeft lebenden Salthieren bewohnt

Neuſchottland Banfield , Henwood und Gesner , für Teras Fer:

binand Römer und für einen großen Theil des öſtlichen Ames

bung des Landes hier zu einer Zeit ſtatt gefunden saben muß,

78

Die Thiere lebten in dem Lande, bas dieſe ſo entſtan denen Sümpfe umab, und verſanfen von Zeit zu Zeit in den ſelben, wie dieß auch jeßt noch zuweilen geſchieht. Es find übrigens Beweiſe vorhanden , daß auch Senkungen des Landes in Virginien ſtattfanden , und wahrſcheinlich ießt noch hie unb da vorfommen ; man findet Bäume, die im Waſſer ſtehen oder von Sand und Golamm umgeben ſind, man fteht dieſelben Erſcheinungen bei ganzen Wäldern an der Dſtfüſte. Es würde hier zu weit führen, die einzelnen Orte zu erwähnen , wo ſolche Säugethierreſte gefunden wurden : Das Megatheriun und Mylo Don ſcheint mehr auf die füblichen Theile der Vereinigten Staas ten beſchränft geweſen zu ſeyn , während das große Maſtodon war .

ſowohl in den nördlichen wie ſüblichen Staaten vorfommt.

kann dieß nicht befremden, denn auch heutigen Tages haben mehrere Thiere, wie z . B. der Biſon , eine ungemeine Verbreis tung in Amerifa, während andere fich mehr auf einzelne Gegen

haben ſollen ; wir ſchauen auf der andern Seite der Stadt auf den Abhang neben dem Goldthore, wo die umgekommenen Kreuz fahrer im J. 1099 meiſt begraben wurden ; wir ſenden unſern Blid noch weiter gegen Weſten, ale bie Löwenhöhle liegt, bahin , wo die Mohammebaner die Gräber ihrer Märtyrer zeigen ; wir ſteigen auf den äußerſt lieblich gelegenen moblemitiſchen Bes gräbnißplaß Sahera, wo und weniger die Ausficht auf die Grä ber als auf die Stadt und Landſchaft erquidt, und wir nehmen

Abſchied von Jeruſalems Grāberwelt, von der wir nur den ge

ringſten Theil durchmuſterten, ſo viel Intereſſantes da auch zu ſehen , zu copiren, zu meſſen, ſelbſt zu zeichnen wäre ; denn wer da über den Moder der Gebeine wandelt und im Dunkel der

Rammerverzweigungen in den Felſen wie ein Reptil hineinſdlüpft, wird noch manches zu Tage fördern von dem bequeme, vor bem Worte Grabhöhlen beinahe erſchrecenbe Herren eben nichts wiſs ſen . 3ch hoffe, mit mehreren neu aufgenommenen Grundriſſen

von Grabfammern einiges in ein hellers Licht ſtellen zu können.

den oder Zonen beſchränken .

Von Norden her breitet ſich das Diluvium und die errati ſchen Blöcke über dieſe Alluvionen und über ältere Geſteine aus, doch iſt Long Island in der Breite von New - York der ſüd

lichſte Punft , bis zu welchem die Findlinge gekommen find. So verbreiten fich alſo dieſe ſo intereſſanten Blöcke in Amerika voin äußerſten Norden und vom äußerſten Süden nach dem Aequator hin , finden ſich aber ſchon in einer ſehr mäßigen Breite gar nicht mehr. Die tropiſche und ſubtropiſche Zone bejißt nirgends Findlinge; als die Eisberge, welche fie trugen ,

Daß die blauen Abern, als Zeichen der Bäche in den Thä

lern Hinnom und Kidron , auf einem Grundriſſe während des legten Jahrzehnts verſchwunden ſind, darf doch gewiß zum Fort ſchritte gezählt werden . Der Irrthum fonnte lange genug ſein Leben friſten .

Es gibt keinen Bach in jenen Schluchten ; biels

leidyt rinnt alle Jahrhunderte zweimal ein kleines Bächlein im Thale Kibron , und höchſtens einen Tag lang.

In dem

ſehr

regenreichen Winter 1845,6 ſah ich nie ein Büchlein , wenn nicht bas perennirende, das vom Siloalcanale herfließt und ſich in

in ein wärmeres Meer kamen, ſchmolzen fie und ließen fallen ,

den Gärten Siluans, noch herwärts vom Hiobsbrunnen, vers

was ſie etwa von Geſteinstrümmern mit fich führten.

Noch

liert. 3n dag legte Jahrzehent fällt auch die genauere Unters

fommen wat oft onder andre ihnenperuste teht Goede vontyneri auf:: ma 45 Faden tiefMopbaa iſt, swirb

om.ria . quellt , welche frá zum Siloahteich . Daß nach Robinſon die Männer

gepflügt ; auf der ſüdlichen Halbfugel iſt es nicht8 Seltenes, daß man ihnen noch über der Breite vom Vorgebirge der guten Hoffnung begegnet. ( Schluc folgt. )

Die neueften forſchungen in Jeruſalem .

wie fie, ihm nach dreiben , ſondern ſelbſt prüfen , und ſo durch

(Schluß.)

Die nächſte Umgebung von Jeruſalem wurde etwas weniger einläßlich behandelt als die Stadt ; manches ſcheint man zu tobt aufgefaßt zu haben. 3m Shale Ribron, wie im Dorfe Giluan und an der Südwandung des Thales Ben Hinnom erblidten die meiſten nur eine Nefropolis ; allein die Felſens fammern waren nicht bloß Todtenkammern, ſondern auch die

Höhlen vieler Einſiedler ; überdieß manche Rammer eine Felſen capelle, wie das ſogenannte Safobågrab, über dem vor zwei Jahren eine hebräiſche Inſchrift gefunden wurde .

durch ihren längern Aufenthalt in Jeruſalem manchen Leſer

zum Voraus gewinnen , nicht Augenzeugen werden wollten , würde mich nicht wundern , wenn nicht aus ihren Schriften ſattſam erhellte , daß fie lebiglich Unterſuchungen anſtellten , die mit feinen eigentlichen Mühſeligkeiten verknüpft waren . Db ſchon id; vor dem New Yorker Theologen eine weit größere Ehrfurcht hatte, als dieſe Männer , ſo wollte ich dennoch nicht

Sonſt find

ſchritt auch ich den Canal vom Nord- bis zum Südende . Die

merkwürdige Erſcheinung des Fluthen8 nahm ich am Mariens quel mehr als einmal wahr : noch aber ſchweben die Gefeße der Periodicität im Dunfeln . Da, wo der Mamillateich ober der for genannte obere Gihonteich liegt, quiat fein lebendiges Waſſer mehr. Reicher Regen füllt im Winter den Waſſerbehälter,

deſſen Ueberfluß durch einen Canal in die Stadt zum Patriars dhenteidy (Virfet el- Batrat) geleitet wird, und ich ergößte mich oft an dem kleinen Waſſerfalle, der im Südweſtwinkel dieſes

über die Monolithen und Tobtenfammern im Thale Kidron die

Leiches rauſchte.

Acten noch nicht geſchloſſen ; gewiß aber iſt, daß der vorgebe lich vor etlichen Jahren in einer Südfammer des Thales

nur mit dem Weichbilbe wurde die weitere Umgegenb burchs

3oſophat hinter der „ Abſolomsſäule" aufgegriffene Coder,

pon

welchem die literariſche Welt Wunder für die Bereinigung

del Pentateuch

erwartete, nichts als ein altes, unbrauchbar

geworbenes Manuſcript eines Juden war, unb in Jeruſalem

Nicht im gleichen Verhältniſſe mit der Stadt oder auch ſucht. Dank verdient immerhin nicht bloß was Robinſon, ſons dern auch was Williams (für Chörbet el- Jehub, Bether ) und Krafft (für Ai) geleiſtet haben. Um eine Ueberſicht von meinen

Bemühungen zu geben, werde ich in Kürze meine Ausflüge ans

wenhöhle, wo bei 12,000 Chriſten , im Jahr 614 unter dem

führen . Nach Lifta, Muſullabeh (h. Rreuz), Mar Elias, els Aſjarich ( Lazarium des driſtlichen Alterthums ober Bethania ) und Abu Dis ( Betabubifon der chriftlichen Alten) machte ich die kleinen Touren je beſonders. Eine größere war über die Ebene Bafa nach Sur Bacher, AntuSeh unb nordwärte zurück

Sdwerte Chosroes II gefallen , ihre lepte Ruheſtätte gefunden

über die Hügel und Thäler nach Beit Sachur el-Abia ( zum

erregte das Geſpräch darüber begreiflich Heiterkeit. Nun bli den wir nach der Weſtgegend der Stadt, in die Nähe des Begräbnißplaßes Mamilla , nämlich gegen die ſogenannte Lös

79 Unterſchiede von Beit Sadhur bei Bethlehem ), das eine halbe Stunde ſüböftlich von Jeruſalem abliegt. Leştered Dorf traf ich bieher weber in einer Schrift, noch auf einer Karte.

Palaſt von Luror. Auf dem linken Ufer, Rarnac beinahe gegenüber, liegt der Palaſt von Gurnah ; weiter aufwärts , aber entfernter vom

Der

Ufer, liegt ein Denkmal , in welchem man das berühmte Grab des

Ausflug nach Malche und der dortigen Duelle Ain Jalo er freute mich nicht wenig, weil ich nun glaubte, dieſen Born zu erſt gefunden zu haben ; allein ich gewahrte, daß in der neues ften Zeit andere, ohne daß ich darum wußte, dieſe Quelle und

Diymandias wieder finden wollte , das aber von Champollion als ein Werk Ramſes des Großen erkannt und das Rameſſeum genannt wurde. Noch etwas weiter oben fommt man an die Rolofie des Memnon , endlich in ziemlicher Entfernung liegt Medinet-Habu, wo, wie bei Rar: nae eine Anzahl Gebäude von verſchiedener Art und Zeit vereinigt find. Dieſe Punfte muß man feſthalten um fich in der ungeheuren Ebene,

die an dere, eine halbe Stunde weiter unten, gegen Abend im

gleiche n Thale gelegene, nämlich den Philippebrunnen oder die

wo Theben lag, nicht zu verirren.

von den Arabern genannte Ain Hannieh, in gegenſeitigem Ver. hältniſſe ganz gut fannten . Ich wenbete mich ſobann von Ain Jalo nach Scherafat, in welchem Dorfe ich wahrſcheinlich ein

tigkeit werden ſich leicht um dieſe fünf bedeutendſten gruppiren. Vier

ſehr ſeltener Gaft aus dem Frankenlande war, und von dort gen Beit Sufafa und Jeruſalem . Einige Gefahr begleitete ei nen Ausflug nach Bethania , Om Nasra8 , Chorbet Almib, Anata, 3jamijeh und über den Delberg nach Jeruſalem zurüd. Dm Ragras, anderthalb Stunden öſtlich von der 1. Stabt , iſt

eine zertrümmerte Feftung oder Kloſter, das ſo viel ich weiß, ſeit Jahrhunderten von feinem Franfen beſucht wurde.

Der

verbrießlichſte Audflug, weil an dieſem Tage die Moslems we gen der Feier ihres Kurban Bairam fich ſehr ſchwierig zeigten , war der nach Schafat, Dichis , Bir Nebala , Chörbet Arſur, Beit Hanina, den Gråbern der Richter und

gen

Jeruſalem .

Vielfach lohnte der Beſuch von Deir Jaſin , Beit Tulma, Beit Ikja, Nebi Samuil, Chörbet Dichahus und lifta . Vor zehn

Die Denkmale von geringerer Wich :

derſelben tragen den Namen von Dörfern , die ſich daneben erhoben ; ſeit

den Zeiten Strabo's war Theben in mehrere Dörfer getheilt , und Juvenal ſah die Stadt ſchon in Ruinen. Das Theben auf dem linken Ilfer iſt von einer Hügelfette eins geſchloſſen , die von zahlloſen Grabgrotten durch furcht ift. Hinter dieſer

Hügelfette iſt ein dem Nil parallellaufendes Thal , das die Gråber der Könige, ungeheure, unterirdiſche, in den Felſen gegrabene Wohnungen einſchließt. Noch muß ich hinzufügen , daß die eigentliche Stadt , die Ammons- oder Jupitersſtadt, Diospolis der Griechen , das rechte oder Dilufer einnahm . Das linfe Ufer ſtieß an die Nefropole oder Toda tenſtadt, die , wie immer, gegen Abend lag, denn das Land der unters gehenden Sonne war das Land der Tobten.

Wie ſtanden beide Theile

der großen thebaniſchen Stadt mit einander in Verbindung ? Vermittelft zahlloſer Varfen, wie die Caifs zu Konſtantinopel, oder vermittelſt einer Brūce , wie zu Babylon ? Wenn es eine Brücke zu Theben gab , ſo mußte ſie aus Rähnen beſtehen , denn ſonſt würde man eine Spur des

falem wieder zurückehrte ; allein der folgende Ausflug nach

Mauerwerf & finden. Brücken waren den alten Aegyptiern nicht unbes fannt , denn man ſieht eine Brücke auf zwei Denkmälern von Theben abgebildet. Von der berühmten Einſchließungsmauer iſt nichts übrig, man muß alſo das Daſeyn von Mauern , auf denen man mit Wagen fahren konnte, bezweifeln. Hätte dieſe Mauer je beſtanden , es müßten Spuren davon übrig ſeyn. Die allerdinge minder alte Mauer von Glithya hat ſich faſt unverleßt bis auf unſere Tage erhalten, und man findet die Backſteine der Mauern von Babylon noch jegt in Hügeln

lifta, Kulonieb , Ruſtel, Guba , Safat, Ain el-Kabis ( Johannes

angehauft.

Jahren vermuthete man die Lage von „Deir Defin “ falſch zwiſchen Beit 3lſa und Beit Nufuba , und noch finde ich es auf feiner Karte . Es liegt dieſes Dorf 1 Stunde 12 Minuten weſtlich von Jeruſalem , nahe füblich über dem Wege von hier nach Kulonieh .

Auf dieſe Ausflüge verwendete ich allemal nur

einen Tag , ſo daß ich am Nachmittage oder Abend nach 3erits

wüſte) Ain Kanbef , Ain Karim ( St. Johannes ), Ain Hannieh ,

Nach dieſem allgemeinen Ueberblid der Topographie Theben8 ift

Ain Chebrian , el-Ghader , Beit Dichala unb Mar Eliae war

e8 Zeit die einzelnen Theile zu beſuchen , und ich beginne mit den große

durch die Nadt unterbrochen , die ich in St. Johanne8 zus brachte. Auf den Ausflug von Jeruſalem nach dem Jordan unb tobten Meere , ſo wie auf jenen von Bethlehem nach Ghas

reitun fomme ich natürlich nicht wieder zurück, und andere Wege , wie den von Bethlehem nach Den Boraf ( Teichen Salos mo'l) und von dort nach Beit Sachur mag ich füglich übers

gehen . Auf meinen Durchfreuzungen der Umgegenb bon Jeru falem fonnte ich nicht weniger als zwei Dörfer in die Karte friſch einzeichnen , und daraus läßt fich wohl mit Grund ſchlies

frn , wie viel mehr Ausbeute eine Gegend Paläſtina's verſpres chen würde , welche der Hauptſtadt der Heiligthümer nicht ſo nahe läge und auch minder bekannt wäre .

artigſten und ſchönſten , mit Karnac.

Wenn man ein fleines Palmen

wäldchen durchwandert hat , ſtößt man auf einen mächtigen Pylon , ſo breit wie die halbe Façade deo Invalidenhotels zu Paris, und ſo hoch wie die Vendomeſäule; er iſt nicht vollendet worden. ^ Durch dieſen Pylon tritt man in einen mächtigen Raum , in deſſen Mitte fich zwölf Säulen erheben , welche ſämmtlich, mit Ausnahme einer einzigen , durdy ein Erdbeben umgeſtürzt wurden . Die Trommeln liegen nebeneinander, wie ein umgeworfenes Damenſpiel. Gerade vorwärts iſt ein zweiter .

Pylon vor dem großen und wunderbaren Säulenſaal ,

wo man zuerſt

vom Gefühl des Rieſenhaften übermannt wird. Das Grdbeben hat eine Seite der zweiten Pylon eingeſtürzt, und dieſe Ruine bietet den An: blick eines Bergſturzes bar , denn beim Anblick dieſer Trümmer denkt man an fein menſchliches Werf , ſondern an die großen Kataſtrophen der Natur. In den Pyrenäen auf der Straße von Gavarnic fommt man an eine Stelle, die man mit Recht das Chaos nennt , denn hier ſieht

Meiſen und forſchungen in Hegypten und Wubien.

man häuſergroße Felſenmaſſen in erhabener Unordnung übereinander

(Bon I. I. Ampère. )

gehäuft. Das Chaos von Gavarnic iſt unter den Bergſtürzen, was der Pylon von Karnac unter den Ruinen iſt.

7. Theben . Das Herz flug mir , als ich mich Theben näherte , wie es mir

, als

zog.

zum

Aber

fich

in dieſem Wirrwartvon Ruinen zurechtfinden,wie dem lefet" einen .

Begriff von dem Ganzen geben, ehe man ihn in die Ginzelnheiten eins weiht ? Ich werde es verſuchen . Theben war , wie Paris , auf beiden Ufern des Stroms erbaut und wir beginnen mit dem rechten , dem Oſtufer, das, weil wir aufwärts fahren , zu unſerer linken liegt. Kars nac , welches die großartigſten Gebäude des alten Aegyptens enthält, kommt zuerſt; von da führt ein mit Sphinren befeßter Weg nach dem

! Ein Pulon iſt die Einfaſſung eines großen Thors , die durch zwei maſſive Bauwerke gebildet wird, welche oben minder breit als unten ſind ; ſie gleichen zwei abgeſchnittenen Pyramiden , auf denen eine Terraſſe ruht. Im Innern der Baus werke ſind Treppen angebracht, welche nach der oben befindlichen Terraſſe führen, die , wie man glaubt, zu aſtronomiſchen Beobachtungen diente. Es gibt Pylonen vor oder am Eingang faſt aller ägyptiſchen Denkmale. Man hat behauptet und es iſt wohl möglich , daß der homeriſche Beijat „ das hundertthorige Theben eine Anſpielung auf die zahlreichen Pylonen geweſen ſey), welche Theben ſchmückten.

Ein gleicher Fall mag es mit dem ſchönthorigen " Theben ſenn , ein Beiſap, den

man auf einer Inſchrift liest , die ein griechiiter Reiſender auf die Statue Memnons zeichnete .

wo

80

son

Häuptlinge unter den Armen forttragen , wie man ein unartiges.Rind

verſtümmelte Bildfáule ſteht an der Sowelle des großen Saals noch aufrecht, es iſt das Bild Namſes des Großen, den man Seſoſtris nennt, obgleich er nicht der eigentliche alte Seſoſtris iſt, aber die Sage hatte ihn ſchon zur Zeit des Germanicus mit dem gött: lichen Groberer verwechſelt. 3d dringe in den großen Saal und das

Sieger zu öffnen. Der König fehrt im Triumph nach ſeinen Staaten zurüc , wo er die Ehrenbezeugungen ſeiner Völfer empfängt, und wo

Schauſpiel, das ſich meinen Augen darſtellt, übertrifft alles, was ich je auf der Erde geſehen. Wilkinſon hat feineswege übertrieben, wenn er

die Großen und, was wohl zu bemerfen iſt, auch die Prieſter vor ihm fich beugen und, in weit fleinerer Geſtalt als der König dargeſtellt, in

dieß die prachtvollſte und großartigſte Ruine alter und neuer Zeit nennt.

aller Unterwürfigkeit dem fiegreichen Pharao ihre Ehrfurcht bezeugen. 1

Gine foloſſale,

forttragen würde. Dann maden die Beſiegten ihre Unterwerfung, und hauen die Wälder ihres Landes nieder , gleichſam um dasſelbe vor dem

Champollion war beim Anblid dieſes Wunders des Alterthums wie

Nuf einer Mauer von Karnac hat Champollion die merfwürdige

geblendet und vernichtet. „ Die Aegyptier, ſchrieb er bei dieſem Sau :

Thatſache entdeckt, welche zugleich ein Beweis für die richtige Leſung

ſpiel, faßten Plane, als wären fie Menſchen von hundert Fuß Höhe, und die Ginbildungskraft, welche fich in Europa weit über unſere Säulenhallen aufſchwingt, fällt unmächtig nieder am Fuße der hundertundvierzig Sáulen des Saals von Karnac. Ich werde mich wohl hüten, etwas zu ſchildern , denn meine Ausdrücke würden nicht den tauſendſten

der Hieroglyphen und eine Andeutung iſt, welches Lidt dieſe Leſung

Theil von dem erreichen , was man über ſolche Gegenſtande ſagen ſollte, oder , wenn ich eine aug nur farbloſe Sơilderung hinwerfen wollte, würde man mich für einen Enthuſiaſten oder gar für einen Narren erklären .“ Indeß werde ich auch auf dieſe Gefahr hin verſuchen einen

Begriff von dem wunderbaren Saal von Rarnac und von dem Eindruck zu geben , ten er auf mich gemacht hat. Man ftelle fich 134 Säulen ſo did ( 11 ' im Durchmeſſer) und beinahe jo hody (704) wie die Ven-

auf die Geſchichte werfen kann. Auf der Südmauer des großen Saalo von Karnac iſt der ägyptiſche König Seſond dargeſtellt, wie er eine große Anzahl menſdlicher Figuren zu den Füßen ſeiner Götter ſchleppt. Auf der Bruſt der einen dieſer Figuren las Champollion ſehr deutlich und jedermann fann es nach ihm auch leſen die Worte ,, Iudh Malt“ , was das „Königreich Juda" bedeutet. Man darf darüber, daß ein frem : des Wort in hieroglyphiſchen Zeichen geſchrieben iſt, eben ſo wenig erſtaunen, als wir jeßt über die Worte Paſchalik, Beylif u. ſ. w. in unſerer Sprache erſtaunen. Aus dem Buch der Könige erſehen wir , daß der ägyptiſche König Sefac, in welchem man doch wohl den König Sefonch von Kar: nac erkennen muß , Jeruſalem eingenommen und den König Noboam .

domeſäule vor , bededt mit Basreliefs und Inſchriften ; die Capitaler haben 65' im Umfang, der Saal 319 ' länge (faſt ſo viel als die Peterskirche und über 150^ Breite). Man braucht kaum zu bemerken, daß weder die Zeit , noch die beiden Erobererſtamme, das barbariſche Hirtenvolt und die fanatiſchen Perſer, welche nacheinander Aegypten

gefangen fortgeführt hat ; ießt entbeden wir hier das Königreid Juda" unter den Ländern, über welche Sefonch triumphirte. Kann man eine

verwüſteten , dieſen unzerſtörbaren Bau erſchüttert haben. Er iſt genau noch , was er vor 3000 Jahren zur blühenden Zeit des Ramſes war.

Jenſeits dieſes wunderbaren Saals findet man zu Karnac noch eine Anzahl anderer Denkmale , theils in Ruinen, theils ziemlich gut erhal

ſchlagendere Uebereinſtimmung zwiſchen dem Budy der Könige , den ägyptiſchen Denkmalen und den Liſten Manetho's finden , welche hier

einen Seſondhis , augenſcheinlich dasſelbe wie Seſonch, aufführen ?

Die zerſtörende Kraft der Natur iſt hier am Menſchenwerf erlahmt.

ten , aber fie laſſen fich hinſichtlich der Großartigkeit mit dem Saale

Das Erdbeben, welches die zwölf Säulen des Hofs niederwarf, und den

nicht vergleichen : man hat die Wohnung der Rieſen verlaſſen und iſt unter die Menſchen zurückgefehrt. Sind aber die Denkmale auch weni ger bedeutend , ſo bieten fie doch nicht weniger Intereſſe , und oft ſind

Giufturz der einen Seite der großen Pylon verurſachte, hat dieſe Säulen nicht erſfüttern können. Der einſtürzende Pylon hat die drei nächſten mit fich geriſſen , die vierte hat gehalten und widerſteht noch

jeßt dem unermeßlichen Gewicht der Trümmer. Dieſer Saal war ganz bededt , und man ſieht noch eines der Fenſter, die ihn erhellten . Es

war fein Tempel , ſondern ein ungeheurer Verſammlungsort , den die Griechen mit dem Worte ,,Panegyrig" bezeichneten , die Hieroglyphenſchrift aber mit einem Zeichen , das „ Alleg" bedeutet und einem durch Säulen , ähnlich den hier ftehenden , geſtüßten Dachy.

Der große Saal von Karnac wurde durch Ramſes Seſoſtris vollendet, aber er war ſchon faſt ganz durch ſeinen Vater Sethos gebaut worden, deſſen Thaten auf den Mauern des Gebäudes dargeſtellt

find; dieſe Bilder machen ganz wörtlich eine Epopõe in Basreliefs aus,

ſie auch nicht minder ſchön. Ausgezeichnet find z. B. die Hieroglyphen, welche den Obelist ſchmücken , den man beim Austritt links vom großen Dieſer Obelisk wurde von einer Königin Saale von Rarnac erblidte.

errichtet, welche für ihren Bruder Thutmoſis die Regentſchaft führte. Sehr auffallend muß es erſcheinen , daß die Perſon, welche auf dem Obelisken erſcheint, und mehrmals, Opfer den Göttern darbringend ab gebildet iſt, ein Mann iſt, obwohl es fich in den dieſes Basrelief be gleitenden Inſchriften von einer Königin , einer Sonnentochter handelt. Der prieſterliche, dem ägyptiſchen Königthum inwohnende Charakter erlaubte nicht, daß der Herrſcher unter den Zügen einer Frau dar: geſtellt werde. 2 ( Fortſeßung folgt .)

deren Held Pharao Sethod iſt, eine wahre ausgehauene Setheide. Der Ausdrud iſt nicht ſo ſeltſam , als er ſcheinen möchte: dieſe Bilder

find ſo homeriſch, daß Wilkinſon auf den Einfall fam , Homer habe ſie

Der Zeitungsverfauf an den Eiſenbahnſtation en

auf ſeiner Reiſe in Aegypten geſehen , und daraus die Vorbilder für die

Londons iſt ſo einträglich geworden , daß die Directoren das Recht dazu verpachten. Das Verfaufsrecht an der Guſton-Station iſt um 60 Pfb. St. jährlich verpachtet. (Liter. Gaz. 1 Januar.)

Kämpfe der Zliade genommen. Jede Abtheilung iſt wie ein beſonderer Geſang.

Hier fieht man Sethos auf einem Wagen ſtehend, ſeine

Feinde , die in tauſend verzweifelten Stellungen fallen , mit Pfeilen durchbohren . Der König, der Wagen , die Pferde, alles iſt rieſenhaft

im Verhältniß zu den Feinden Aegypteng. Die Bruſt der im Galopp dahin ſauſenden Pferde beherrſcht die Veſte und bedeckt das ganze Heer der Beſiegten. Weiterhin iſt der tapfere Pharao im Kampfe mit einem feindlichen Häuptling, den er an der Rehle gefaßt hat, und eben durch:

1 Die Thaten von Ramſes dem Großen , dem Sohne des Sethos, ſind gleich : falls zu Karnac auf einer Mauer dargeſtellt. Champollion glaubte hier in präch : tigen Hieroglyphen wieder zu finden , was er auf einem Hrn. Sellier gehörigen Papyrus in Curſivſchrift gefunden hatte. Dieſer Papyrus , von dem ein Theil

unter dem etwas pomphaften Titel ,,Feldzüge Ramſes des Großen " von Salvorni überſetzt wurde , befindet ſich jeßt zu London , ſcheint aber einen andern Feldzug, I

bohrt ; ſein Fuß zertritt einen gerade geopferten Gegner. Die Bewegung,

als den auf der Mauer von Karnac abgebildeten , zu berichten .

welche dieſe doppelte Handlung ausdrückt, iſt großartig. An einem andern Orte fieht man Sethos die durch ſeine Waffen beſtegten Völfer hinter fich drein ſchleppen, und, was noch außerordentlidier iſt, mehrere

2 Dies iſt, glaube idi, der wahre Grund der Erſebung einer weiblichen Figur durch eine männliche, die durch die weiblichen Bezeichnungen der Inſchriſt angeges ben ſcheint. Champollion und Roſellini glaubten, der auf dem Obelisk dargeſtellte

Siönig rey der Gemahl der Königin , und ſein Name , den ſie Amenmese laſen , errete den Namen der Frau ; aber Amenmehe iſt ein Weibername , wie man dief

1 Derſelbe, den Champollion Menephta l nennt. Die neueſten Unterſuchungen haben ihm aber einen Namen zurückgegeben , welchen Lenormant zuerſt für ihn

auf einer der Seiten des Obelisken ſieht, wo er von der Bezeichnung „, Tochter der

in Anſpruch genommen .

Geliebte Ammons" beißt .

Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Sonne" begleitet iſt , während auf der andern Seite der angebliche Pharao „ die

Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N " 21 . 25 Januar 1848.

Die Pia doloroſa in Jeruſalem . (Von Dr. Titus Tobler . )

3m Abendlande iſt bei einem großen Theile die Meinung feſtgewurzelt, daß die Strece, welche Chriſtus, als er zur Kreu zigung ausgeführt wurde, durchſchritt, ſeit ſeinem Tode bekannt war, und daß immer die gleide von den Gläubigen verehrt wurde. Das was man jept als Prätorium oder die Stelle dega

ſelben zeigt, liegt auf der Oſthälfte und Golgatha auf der Weft Will alſo ber Pilgrim bem legten Gange des Heilandes heutzutage folgen, ſo muß er das Thal (el- Wadi) überſchreiten und dann ziemlich gähe aufwärts hinanſteigen bis auf die Schädelſtätte, indem er aus dem Tarif Sitti Marim in hälfte der Stadt .

den Wabi , aus dieſem in bas Tarif el- Alam, und aus legterem in bas Haret el - Chanfeh fommt, wo ihm Häuſer der Gaſſe den geraden Weg nach der Golgathacapelle verſperren . Man nahm

mithin als ſicher an , baß beide Endpunkte des Schmerzenweges Das Prätorium und die Schäbelftätte waren. Wer nach der Geſchichte dieſe Weges forſchen will, der darf wohl nicht da anheben, wo der Schmerzenweg in ſeiner traditionellen Vollens

Dung oder Sicherſtellung erſcheint, in welchem Falle wir nur in die Zeit be fränkiſchen Königreiches hinaufreichten , ſondern wir dürfen ſo weit als möglich auf das Haus des Pontius Pis

latus zurückgreifen , in dem jederzeit der Ausgangspunft gegeben iſt.

Ueber die Lage bieſes Hauſes befißen wir aus dem vierten

und flebenten Jahrhunderte Nachrichten ; allein wir rücken , der Kürze befliſſen , lieber geradezu in die Zeit der fränkiſchen Könige. Aus dem frühern Abſchnitte dieſer Zeit weiß man mit Beſtimmts beit, daß man damals glaubte, das Prätorium habe auf Zion

gelegen . Nachdem unſer Herr, hieß es, 4 in Gethſemane gefan gen war , wurde er auf den Berg Zion geführt , wo zu jener Zeit das Prátorium Del Pilatus, genannt Lithoftrotos lag ; vor dieſem Prätorium zeigten die Franken einen Ort, wo der Ges fangene gegeißelt wurde, und wo zum Anbenken an dieſe Miß handlung eine Capelle, nördlich von der großen Zionsfirdhe, fich erhob. Obſchon diejenigen, welche die Lage des Prätoriums dem Berge Zion zumutheten , eine Schmerzenwegeß nicht weiter ges bachten , ſondern vom Drte der Verurtheilung, ohne verſchiebes ner Stationen zu erwähnen, nach Golgatha gelangten, ſo fann

gleichwohl ein entſprechender Schmerzenweg gefunden werden , gewiß aber nicht auf der heutigen Linie. Wahrſcheinlich 30g er ſich durch das Zion & thal in den Gemüſemarft, und von da Durch den Suchwaarenmarft der Syrier hinan auf den füblichen

Vorplaß der Grabkirche. Gegen Ende des frånfiſchen Königreiche ( 1187) glaubte man indeß , wie die Thatſache bezeugt, die Ueberlieferung bes richtigen zu müſſen . ' Man verſeßte das Prātorium über das Thal, auf bie Dſthälfte der Stadt, füblich an die Joſaphat8 gaſſe (heute Haret Sitti Marim) ; man traf eß , wenn man

dieſe (von Oſt gen Weft) ein wenig durchſchritten hatte. Man darf nicht zweifeln, daß die fo bezeichnete Lage mit der des heutigen Serai oder Prätorium weſentlich zuſammenfällt ; das mit iſt aber noch keinediregs bewieſen , daß damals der heutige

Weg galt. Heutzutage noch fann man vom Bogen Ecce Homo den ganzen jeßigen Schmerzendweg umgehen, wenn man von ba burch die Gaſſe zieht mittagwärts zur Nordweſtece der

an

Tempelarea , und in dieſe, dann durch die Naſtrpforte die Gaſſe weſtlich hinab in den Wabi und gerade auf Durch das Haret et- Tekijeh in den Suk Chan e8 Seit (die nördliche Fortſefung

des Dreimarktes).

Wiſſen wir, was wir fönnen , ſo wollen

wir iegt prüfen , was wir müſſen . „ Ein wenig vor (ſüdlid ) dem Zuſammenſtoße der 3oſaphat@ gaſſe mit der zur Gerber pforte führenden Gaſle (el- Wabi) gab ed, nach dem alten Ges währómanne , ein Gaſſenfreuz; eine Gafie lief rechts (weſtlich) zur Orabkirche und die andere linke (öftlid ) zum Tempel de

Herrn ( Felſenkuppel), am Ende gegen denſelben mit dem Schmer zenthor ; am Gaffenkreuz fam Chriſtus auf dem Wege zur Kreu

zigung vorüber .“ Von jenem Zuſammenſtoßen der Gaſſen beim Sultan es fübwärte im Wabi nicht da ein Hammam e8 -

gibt

Gaſſenfreuz ( carrefour), wo man in das Larik el-Alam Hinta einbiegt, ſondern weiter ſüdlich da, wo man in das Karet et Lekijeh (Spitalgaffe) einſchlägt, und demnach liegt es auf der Hand, daß die alte Schmerzengaſſe, bom heutigen Bogen Ecce

Homo an, eine ganz andere Richtung hatte, wie ich ffe zum voraus als möglich im weſentlichen zeigte. Die ſpätere Ueber fledelung des Schmerzenwege8 mehr gegen Mitternacht, in grö Berer Entfernung vom Tempelplaße, findet ihre natürliche Er

klärung darin, daß nach dem Untergange des fränkiſchen König 1 Joh. Wirzburgensis descript. Terrae S.; in B. Pezii Thesaur. Damit ſtimmen andere Schriftſteller, die zur Zeit des fränkiſchen Königreiches lebten , überein , wie Eugefip p u 8 In L. Alatii Evuurxia . Col.Agr. 1, ( Tract. de distantiis locor. anecdot. nov. 1 , 3, 513 .

117), der Mönch Epiphaniu 8 ( Syria et urbs sancta.

reiches die Mohammedaner die Annäherung ſo vieler chriſtlichen Pilger zum Haram nicht litten, wie fte es denn noch heutzu tage nicht gerne ſehen , wenn auch nur einzelne Chriſten vom

Bei Allatiu &

1. c. 1 , 51 ) und der Antiochier Archidiacon Fetellut (de situ iherusalem . Cod. MS . Vienn . h . eccl. , Nr. CLIV, 16b, 22b) .

1 La citez de Jerusalem (im 3. 1187) , in Beugnots assises de Jerusalem 2, 531 , sqq.; bei Sculf ( Jeruſalem. Berlin 1845) 113 f. go

we

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Wabi , mro bad Haret et Iefijeh von Weft hereinfällt, oftmärt8 Die Gaffe gegen den Tempel ( ober das alte Schmerzenthor ) hinaufgehen . Man jollte nun aber meinen, daß es bei der

legten Verießung des Schmerzen wegee ſein Verbleiben hatte ; dem iſt aber nicht ſo . Sobald man vom heutigen Bogen Ecce Homo qu8 nicht ſüdlich, gegen den Tempelplaß, abſchwenfen Durite, blieb zwar von hier bis gegen Golgatha, nämlich bis zum Dftende des Haret el-Chanfeh, kein anderer, 'wenigſtens kein näherer Weg übrig , als der heute angenommene; dort aber, beim Eintreffen im Suf es -Semani, konnte man entweder gegen Süd die Marftgaſſe wählen, um von Mittag her, vom

heutigen Kirchenplaße aus Golgatha zu erreichen , oder man feßte in ziemlich gerater Richtung gegen Abend den Weg im

Haret el-Chanfeh fort, um bann von Mitternacht aus nach der Schädelſtätte zu gelangen . In der That nahm der neue Schmer

zenweg zuerſt 1? jene Richtung durch die Gewölbe gegen Mittag, und die Abänderung der Endrichtung, wie dieſe heute noch von der Menge geglaubt wird , fällt, wie ich mich faum irre, in das legte Viertel Dee ſechszehnten Jahrhunderts . Aus dieſer Darſtellung erhedt wohl hinlänglich, wie uns ſicher Zerrjaleme Via Doloroja ter Jeştzeit und die vielen im Abendlante nachgeahnten Somerjenirege vor der Geſchichte bes

son

Mitwirkſamkeit bed Gijed, aber nur der ſchwimmenden vom hos hen Norden abgelösten Gieberge zu benfen, die durch eine Stros mung von Nordweſten her getrieben wurden, an den Boden des Meeres anſtießen , denſelben zermalmten und fortſchoben, die von ihnen berührten Felſen glätteten und furchten und bei ihrem

Schmelzen ben Gruß und die Finblinge fallen lieſſen . Das Vorfommen ber erratiſchen Findlinge in der Breite,

in welcher Boſton unt Long Jøland liegen, flärt eine andere wichtige Shatſache in der alten Geſchichte der Erbe auf, nämlich bie , baß der Unterſchied in der Temperatur,

durch welchen in

Der heutigen Zeit Amerika von Europa abweicht, ſchon in dieſer ſogenannten Eiszeit ftattgefunden haben muß. Denn in Europa erreichen die nördlichen Geſchiebe und Finblinge nur ben 50ſten Breitegrab ; ſchon damals alſo wie heute, haben die Curven gleicher Winterfälte von Europa nach Amerika hin fich zehn Breitegrabe weiter füblich gewendet. - Auch in dem Thale bed Sct. Lorenz, namentlich bei Kingſton in Canada findet man die Spiegelflächen und Furchen überall unter dem Gerölle und dem -

Dort weicht indeſſen die Richtung der lepteren von der der eben beſchriebenen ab, denn fte fommen

Ried Der Dberfläche.

aus Nordoſten. Furchen, Rundhöcker, Diluvialgrus und finde linge haben alſo eine gemeinſame Entſtehungsweiſe, die durch

3ch habe die Urfunden, denen ſo mertmürdige Ergebs

dhwimmende Eisinſeln, und man kann dieß noch heute durch die

niſſe enthoben werden fonnten, nicht gemacht, ſondern bloß ftu dirt ; allein dieſes Studium an und für ſich würde nicht aus helfen , wofern nicht die Detaillirteſte Drisfenntniß mit ihm

wirkliche Beobachtung ganz gleicher Erſcheinungen nachweiſen . In Canaba nämlich ſammeln ſich im Winter ungeheure Maſſen von Eis in den Flüſſen an , und ſchieben fich beim Aufthauen

Cdritt hielte, wie man fich uniwer überzeugt haben wird .

über deren Grund weg.

ſtehen.

Ueber die geologiſche Beſchaffenheit von Hordamerika. ( Schluf . )

Wie im Norden Europa's, oder wie in der Schweiz in der Nähe der großen Gletſcher ſteht man auch in Amerifa auf den feſten Felſen , wenn dieſelben von dem Gruß und Gerölle ents blößt werden , die bekannten Furchen , Streifen und platten Stel len, die ihre Entſtehung den über ſie hingetriebenen Eisbergen verbanken . Die öſtliche Küſte von Neuengland befißt in dieſer Beziehung große Aehnlichkeit mit den niedrigeren Gegenden von Norwegen und Schweben ; auch hier lagert das Gerölle und die Findlinge auf Granitfelſen , und auf einer ſanft wellenför migen Oberfläche finden ſich zahlreidie Fleine Seen und Lagunen .

In Neuſchottland am Cap Blomibon

fand Lyell an einer Stelle mehrere gerabe, einen halben Soul breite parallele Furchen auf einem offenbar durch Unterwaſchung eines Abhange ganz neu gebildeten Ulfer, die von nichts andes

rem herrühren konnten , da ich gerade hier jeben Winter die Gieblöde zuſammenhäuften . Wo Furden und glatte Stellen entſtehen ſollen , müſſen natürlich die Gidberge immer ohne Freis heit fich über den Boden fortbewegen .

Auch ſieht man in dieſem Theile von

In Ganaba enthält die Geröllformation eine große Menge 68 iſt im höchſten Grabe merkwürbig, daß alle dieſe Verſteinerungen mit ſolchen aus Schweden unter abnlichen Verhältniſſen gefundenen übereinſtimmen , und alle noch jeßt in den nordiſchen Meeren lebende Arten find. In beiben Hemiſphären ſieht man fte am häufigſten 200 bis 300 Fuß über der Meerebfläche, in Norwegen und Canaba erreichen ffe aber auch zuweilen viel bebeutenbere Höhen. läßt fich bar aus ein Schluß machen, daß dieſe arctiſche Fauna in älterer Seit fich weit mehr nach Süden verbreitete wie ießt, und daß Dainit auch das Klima ein fälteres geweſen ſeyn muß, ohne ges rabe anzunehmen, daß damals die Oberfläche ganz vergletſchert war. Auch Fiſchüberreſte, die in Thonconcretionen des Dilus viums in dem Thale des Ottawafluffes in Dbercanada gefunden

Amerika die ſogenannten Rundhöpfer (Roches moutonnées ),

worden ſind, berreiſen dieſe Anficht; fie rühren her von Mallo

runde bauchige Hügel, die an ihren Seiten geglättet, mit Schliffflächen verſehen find, auf deren Flächen ſich die Streifen am entwideltſten Darſtellen . Die legteren haben im allgemeinen eine Richtung von Nord 10 bis 15° Weſt nach Süd 10 bis 15° Dit, und dieſelbe Richtung behalten fte in allen Söhen Neu. englanto bei, ſelbſt auf ſolchen , die ſich mehr als 2000 Fuß hoch

tus villosus, der noch ießt in den grönländiſchen Meeren lebt. Da in dem vorhergehenden oft die Rebe geweſen iſt von Alluvium und Diluvium, fo dürfte hier eine kurze Erflärung deffen was man unter dieſen beiden Worten verſteht, an der rechten Stelle ſeyn. Die mechaniſchen und demiſchen Einflüſſe, die auf vorhandenes Land einwirken , eß abnußen , Sand, Grus und Thon bilden, welche durch Meeres - oder Flußſtrömungen an einen anderen Drt geführt werden, find zu allen Zeiten this Es finden fich deßhalb Anſchwemmungen (Adu tig geweſen . vien) von ſehr verſchiedenem Alter, und die älteſten Gebirge, die zum Theil ſchon ſehr frühe über den Spiegel des Meeres

An mehreren Stellen hat man durch die Arbeiten an Eiſenbah nen ſchöne Durchſchnitte dieſer Geröllformation erhalten .

Boſton iſt dieſelbe 100 bis 200 Fuß durchftochen worden , ohne daß man das unten liegende Geſtein erreicht hätte ; gewöhnlich iſt ſie in deſſen nur von geringer Mächtigkeit.

In dem unter

liegenden Geſtein findet man immer die genannten Streifen und grablinigen Furchen.

erheben.

Die Niederungen dieſes Landes, auf denen fich dieſe

Erſcheinungen finden , find ſämmtlich weit von bebeutenderen

Gebirgen entfernt, und es iſt deßhalb allerdings zwar an eine 1 Stephan ron Gumpenberg , im Neyßbuď deß heyligen landel. Nürnberg 1609. 1,462 .

von Verſteinerungen .

83

erhoben worden ſind, haben ſo gut ihre Aluvien, wie die neueſte Zeit, wo große Streden Landes durch von den Flüſſen herbeis geführtes und nach hohem Waſſerſtand zurüdgelaſſenes Sedi ment gebildet worden fint. Hat nach der Ablagerung eine Ers hebung des Landes ftatt gefunden, wie ſich dieſe an vielen Stel

neue Art iſt. Brooke hatte es von den Dajaks im Innern erhalten.

Orthopteren gibt es auf Borneo in großer Menge und Mannichfaltig feit."

Der Verfaffer macht über die Geotrupidæ und andere von

Roth ſich nährende Inſecten die Bemerfung, fie ſcheinen in tropiſchen

len der Erdoberfläche nadweiſen läßt , lo fann fic folded Alus

Gegenden nicht ſowohl beſtimmt die Grcremente anderer Thiere von der Oberfläche hinwegzuſchaffen, als ſie über den Boden hin zu verthei len und dieſen ſo zu düngen. ,,Dieß bewerfſtelligen ſie dadurch, daß fie

vium weit über dem iepigen Waſſerſpiegel der Flüſſe finden , fann dann entireber Süßwaſſer- oder Seecond lien enthalten ,

den Reth zuerſt in fleinen Rugeln ſammeln, ihre Eier hinein legen und ſie dann mit ihren Hinterbeinen fortrollen , bis ſie ſelbe in den Boden vergraben können . Mit dieſer núßlichen Arbeit fand ich eine Art von

wie ſie noch ießt in jenen Gegenden leben, und wird dann mit Recht neues Auuvium genannt . Früherhin betrachtete man alle

Gymnopleurus beſchäftigt. Ungeheure Tagoslepidopteren und die ſchönen

Aluvien, alle Anſammlungen von Gerölle und Sand, die nicht ſo gelegen waren , daß man ſie mit dem jeßigen Lauf der Flüſſe in Verbindung bringen konnte, alê die Wirkung einer großen Fluth, welche die ganze Erde bebedt, der Sünbiluth. Alles ſind

großen Ornithopteren ſieht man läſſig ihre großen breiten Flügel in dem dunklen Blätterwerf ſchwingen. Eines der ſchönſten Inſecten , die ich bemerfte, iſt ein Glühwurm , von welchem jede Seite des Körpers mit drei Reihen glänzender La sen erhellt iſt; wenn man das Thi

aber Aluvien von febr verſchiebenem Alter, wie fid, dieg auf das beſtimmteſte nachweiſen läßt ; nur gehörten die beſtändigen Decillationen, denen unſere Erbrinde unterworfen iſt, Dazu , fie Gin über den Drt ihrer urſprünglichen Bildung zu erheben .

großer Theil bel Alluviume, wie wir es auf den Bergen ron den beiden Polen nach dem Aequator hin wahrnehmen , nament

um den Finger windet, ſo gleicht es einem prächtigen Diamantring. Ein andere8 und nicht minder intereſſantes Studium für den Entomo:

logen bieten hier die Spinnen .“

Heiſen und Forſchungen in Aegypten und Uubien. 7.

The be n .

lich bie erratiſchen Blöde, die zu Tauſenden über tas nördliche

( Fortſepung .)

Deutſchland, Schweben , Dänemark, Finnland, über das nörbs

Dringt man durch die Trimmer vorwärts, ſo gelangt man zu einer Stelle , wo mehrere Jahrhunderte, ehe Sethos den rieſenhaften Saal aufführte, die älteſten Gebäude Rarnacs errichtet wurden. Hier war das Heiligthum der erſten Pharaonen der 18ten Dynaſtie ; hier hatte ein viel

liche und ſübliche Amerika verbreitet ſind,

verdanfen aber ihre

jeßige Lage der Wegſchaffung durch Eis, zu einer Zeit, als dieſe Länder vom Meere bedeckt waren , und als dieſelben durch eine andere Vertheilung von Waſſer und Land ein etwas fälteres Klima beſaßen. Dieſes ſogenannte Diluvium iſt alſo nicht etwas,

was auf eine beſtimmte Periode, auf ein nur einmal ſtatt ge

habtes Ereigniß hinweist, ſondern es iſt nichts weiter als Allu

álterer König, Djortaſen I, von der zwölften Dynaſtie vor dem Einbrud der Hirtenitämme, auf den Säulen , weldie der Verheerung der Eroberer entgingen , ſeinen Namen eingegraten, den ich bereits auf dem Obelisk you Heliopolis lat. Die Ileberreſte dieſes Zeitraums find foſtbar, denn

Es ruht dasſelbe auch ſehr häufig

fie find jelten ; ſie verlegen in eine Periode der Geſchichte Aegyptens, welche viele Jahrhunderte nach den Königen ber Pyramiden fällt, die man

auf ganz neuem Aluvium , das noch lebende Schalthiere enthält ; noch ießt ſtranden , wie oben erwähnt wurde, Gieberge mit Ges

aber doch noch immer das alte Reich nennt, in Vergleich mit der verhältnißmäßig neuern Zeit, wo die großen Denkmåler Thebeng gebaut

fteintrümmern beladen an den Küſten einiger der genannten

wurden , dem Zeitalter der Thutmoſis und Ramſes, das ſelbſt um etwa 1500 Jahre alter iit, als die chriſtliche Zeitrechnung. Wahrhaftig hier find Jahrhunderte über Jahrhunderte, wie Ruinen über Ruinen

vium, deffen Träger Eis war.

Gegenden, oder laſſen bieſelben beim Schmelzen ins Waſſer fallen , und wenn nun ſolche Diſtricte durch Hebung des Lan Des trocken gelegt werden , ſo würde man hier zuverläiftg den ſelben Zuſtand der Oberfläche finden , wie in den Sandebenen Nordbeutſchlande , ohne taß man dann berechtigt wäre , das Vorkommen von Steinblöcken weit von ihrem Muttergeſtein einer allgemeinen Sündfluth, einem Greigniß zuzuſchreiben, tas

außerhalb der Gränzen bekannter Naturerſcheiuungen läge. Das Wort Diluvium , da ein irthümlicher Begriff fich damit verbins

Det, ſollte alſo aus der Geologie entfernt, und nur zwiſchen ältern und neuern Alluvien unterſchieden werden , natürlich mit jebeemaliger Bezeichnung der Urſache, durch welche dieſe Maſſen an ihre jeßigen Stellen gefommen find .

Inſecten in Borneo.

aufgethürmt. Bemerfen muß man noch , daß die Säulen , welche den Namen Oſortaſens I, von der 12ten Dynaſtie, tragen , ſowie die Hieroglyphen auf dem Obelisk von Heliopolis genugſam beweiſen, daß die Kunſt und die Civiliſation in Aegypten damals einen hohen Grad von Vellfom menheit erlangt hatten , als das Land unter die Herrſchaft des fremden

Volfes fiel, das man die Hirten nennt, ein barbariſmes Volf, das nicht

Einen Tempel aufrecht ſtehen ließ, aber durch eine 500jährige Herrſchaft den Geiſt der Aegyptier nicht erdrüden fornnte ; tenn faum waren die

Hirten verjagt, ſo errichteten ſie in dem Nationalaufſchwung, ber ftets durch eine Befreiung von fremdem Jodie erzeugt wird, die wunderbaren Bauten von Karnac.

Der Zeitraum , welcher auf die Vertreibung der Barbaren folgt, iſt derjenige, wo die ägyptiſche Kunſt raſch ihre höchſte Vollendung erreichte. Das Zeitalter des Thutmoſis iſt die Zeit des Zierlichen, Vollendeten , wie das des Namſeg die Zeit des Majeſtätiſchen , Groß:

artigen. Hier iſt der gewöhnliche Gang der Kunſt umgefehrt: das

( Narrative of the Voyage of H. M. S. Samarang. By Cap. Belcher.)

Schöne erſchien vor dem Erhabenen , Praxiteles vor Phidias. Aller:

Arthur Abame , der der Erpedition beigegebene Unterarzt, bemerft hierüber : „ in den ungeheuren Wäldern des Innern von Burneo finden fich ungeheure Orthopteren, machtige Feuſchreden , ſo groß oder großer ald Sperlinge, aber ziemlich träge, welche auf den feuchten, dattigen, dunfeln Plaßen ſchwach im Unterholz umherhüpfen. Ein Heuſdred, den Sir Ed. Belcher von Krn. Brooke erhielt , war von dieſer Art, ein wahrer Rieſe , denn er maaß über vier Zoll; die Glieder zum

dings gab es in dem hchen ägyptiſchen Alterthum einen andern Zeitraum von urſprünglicher Größe , neben der ſelbſt die Größe des

Springen find nicht ſehr gut entwickelt, die Fühler fadenförmig und ſehr lang , die Farbe ein ſchönes zartes Gradgrün. Unglüdlicherweiſe

Saals von Rarnac verſchwindet, das ferne Zeitalter der Pyramiden .

Indeß war auch dem Zeitalter der Thutmoſis die Größe nicht fremd. Der Sphirir bei den Pyramiden iſt ein foloſſales Bild von Thutmoſis III ; ſeinen Namen liest man auf dem größten befannten Obelisken , dem von St. Johann von Lateran. Der Bau zu Rarnac, weldşen man den Palaſt des Thutmoſis nennt , wäre überall andersivo , als in der Nähe

des Saals des Namſet, großartig geweſen.

ging dieß prachtige Eremplar bei dem Unfall des Schiffs im Strome

An einer Ede dieſes Palaſtes von Thutmoſis war eine fleine Ranis

verloren. Eine Zeichnung, die ſich erhalten hat , beweist, daß es eine

mer berühmt unter dem Namen der „ kammer von Rarnar.“ Sie iſt

nog

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nicht mehr zu Theben, ſondern zu Paris, wohin Hr. Priſſe fie ſchaffen

ließ . Die Wände dieſer Rammer zeigen den König Thutmoſis III, wie er einer Reihe von Fürſten , die ihm augenſcheinlich vorangegangen find , ein religiöſes Opfer darbringt. Das Bild eines jeden iſt von ſeinem Namen begleitet : es iſt dieß alſo eine bildliche Chronologie von der größten Wichtigkeit für die Zeit vor der 18ten Dynaſtie, das heißt für die an hiſtoriſchen Denkmålern am wenigſten reiche Periode.

Leider bilden dieſe Namen feine fortlaufende Reihe , ſondern es iſt Vergleicht eine Auswahl unter den Vorläufern von Thutmoſis II] .

gooon

erklärlich iſt es , daß inan ſie in die Reihe der Könige aus der 18ten Dynaſtie einſdieben muß, deren Denfmale den reinſten und vollendetſten

Typus der ägyptiſchen Kunſt, einen Typug, der unter allen Pharaonen conſtant iſt, darbieten . Die ſeltſame Eigenthümlichkeit der Sonnen ſtrahlen, die mit Händen endigen, der ungewohnte Puedrud der Perſonen ſelbſt, der Geſchmack an Sculpturen , die von den andern vollfommen abweichen , alle dieſe Umſtände hatten den Glauben erwedt , es fänden ſich hier ſehr alte Könige, oder Könige aus fremidem Stamme, wie die Hirtenfónige, aber die Trümmer des Horus-Pylon und andere Dent: !

man indeß die Kammer von Rarnac mit andern Reihen königlicher Namen, und hauptſächlich mit dem Foſibaren Papyrus von Turin , der eine große Anzahl Rönigsnamen enthält, die der 18ten Dynaſtie voran gehen , ſo erfennt man allmählich die Umriſſe dieſer alten Geſchichte.

male geſtatten nicht , dieſes unbegreifliche Eindringen eines Königs

Laßt man nun den Palaſt von Karnac zur linken liegen, und rückt

wo einer dieſer Herrſcher ſein Grabmal hat, über die aditzehnte Dynaſtie

weiter nach Süden vor, ſo findet man vier große Pylonen in der Reihe

hinaufzuſeßen. Woher kommt dieſe unbefannte, ſeltſame Ader , welche

und in gewiſſen Entfernungen von einander.

ſtamme, der fich von den andern Sönigen derſelben Dynaſtie durch die phyſiſche Geſtalt, die Form des Cultus und der Kunſt unterſcheidet und

zu Theben geherrſcht zu haben ſcheint, wo wir ihre Spuren finden und

Der dritte heißt der

die regelmäßigen Schichten dieſer ägyptiſchen Chronologie durchdringt ?

Pylon deo Horus , weil er unter dem König dieſes Namens errichtet wurde. Horus gehört dieſer 18ten Dynaſtie an, unter welcher die ägyp tiſche Kunſt die ganze Vollendung erreichte, deren ſie fähig war. Darum iſt auch dieſer Pylon, der ſeinen Namen trägt, mit Basreliefs bekleidet, deren Schönheit man nicht genug bewundern kann . Hier helfen die Sdilderungen nicht, man muß ſelbſt ſehen. Dieſe prächtigen Pylonen find jeßt halb zerſtört: man wühlt in ihren Eingeweiden, um Salpeter zu finden , denn der Paſcha verſteht ſich viel beſſer auf den Nußen des Pulver8 als auf den Werth der Alterthümer. Der Paſcha möchte noch hingehen , denn es iſt ſein Handwerf ein Barbar zu ſeyn ; über allen Auødrud enipörend iſt es aber, daß ein ſehr civilifirter, ſehr aufgeklärter

Das iſt eines der ſeltſamſten unter den vielen Näthſelni, welche die Geſchichte des alten Aegyptens darbietet , deren Grundlinien man jeßt

Mann, Dr. Bowring , um Salpeter herbeizuſchaffen, das Recept vor:

Macht an die Stelle der friegeriſden regte. Der älteſte dieſer Prieſter

ſchreibt: man muß Nuinen aus der alten Stadt nehmen ; gerade, wie wenn er ſagte, um den Ader zu düngen , muß man Miſt nehmen.

nur die Königsnamen umgeben , wagte aber noch nicht den Königstitel

erſt aus den Trümmern wieder aufbaut.

Neben den Pylonen iſt ein Tempel des Gottes Khong , welchen Namen die Griechen mit Hercules überſeßen. Dieſer Tempel trägt nicht wie der Palaſt von Karnac den Stempel der Macht des Ramſes, zeigt aber die Spuren einer uſurpation , die auf dieſe Macht folgte. Der Tempel wurde unter den ſchwachen Nadifolgern des großen Ramſes erbaut , den die Bewunderung der Völker mit dem alten Seſoſtris vers wechſelte. Neben ihrem ruhmloſen Namen fieht man die der Mitglie:

der einer thebaniſchen Prieſterfamilie, welche allmählich die theokratiſche regte zwar ſchon ſeinen Namen in einen Rahmen hinein , wie fie ſonſt

Mir blutete das Herz, als ich ſah , wie man Ruinen machte, um nach

daneben zu ſchreiben , ſondern nannte ſich nur „ Großprieſter in der Woh

Dr. Bowrings Necept Salpeter zu gewinnen. Indeß hat dieſe Nohheit dod auch ihre gute Seite gehabt , denn dag innere Material der Pylonen hat intereſſante Entdedungen zu Tage

nung Ammond." Noſellini hat aber eine dunkle Stelle des Tempels entdedt, wo der ehrgeizige Prieſter, welcher der That nach König war, ſdheu im Schatten den föniglichen Titel anzunehmen wagte. So führte die Leſung einiger Namen zur Entdeckung einer ganzen Revolution,

gefördert. Man hat auf dieſen Materialien den Namen eines Brudero deo Horus geleſen, der auf den Liſten Manetho's fehlte. Dieſer Name wurde mandımal ausgelöſcht, vielleicht von Horus ſelbſt, wie der Name

welde endlich einen Prieſterſtamm auf den Thren der Namſes führte.

Getae auf den Triumphbogen und auch in den Hieroglypheninſdriften

zwei Füße abgezeichnet. Dieſe zwei Füße, welche eine Pilgerfahrt anzu

durch Caracalla. In dieſen mächtigen Maſſen iſt ohne Zweifel ein Drama feindlicher Brüder verborgen , und tritt auf den Ruf der Wiſſen ſchaft wieder auf den Schauplaß der Welt. Ein anderer , noch merf: würdigerer Name, den die Trümmer des Pylon von Horus bergen, und der ſich auch anderswo findet, iſt der Name eines Könige , deſſen phys fiſche Geſtalt ſo ſonderbar iſt, daß man ihn für ein Weib nahm . 2

deuten ſchienen , ſind gewöhnlich von Inſchriften in Vulgaircarafteren

Gine andere Gigenthümlichkeit iſt die , daß man dieſe ſeltſam geſtaltete Perſon allenthalben , wo ſie erſcheint, eine Sonne anbeten fieht, die duro Strahlen dargeſtellt iſt, welde an den Enden mit Menſchenhans den verſehen find. Orhöht wird das Intereffe dieſer Basreliefs noch

dadurd, daß ſie auch hinſichtlich der Kunſt einen, von der aller übrigen ágyptiſchen Denkmale abweichenden Charafter an fich tragen : fie find viel minder ſteif und conventionell , und der Ausdruck iſt manchmal ſo ſtarf, daß er manierirt, ja faſt carrifirt erſcheint. Ochſen, die mit einer

Man bemerkt an mehrern Drten auf der Plattform des Tempels

begleitet , doch fand ich auch eine in Hieroglyphen, die vermuthlid von einem Prieſter herrührte , was die Anwendung einer gelehrten Schrift erklärt. Die Frömmigkeit der alten Aegyptier hat noch eine andere Spur in den Steinen des Bauer zurückgelaſſen, die augenſcheinlich von den Gläubigen zerfraßt find, vermuthlid in der Abfidt etwas von dem heiligen Staub des Tempels mit ſich zu nehmen . ( Fortſetung folgt.)

Gin Manuſcript des chineſiſchen Kaiſerê sanghi. Man hat zu Pefing in den Papieren eines kürzlid verſtorbenen tatari: ichen Mandarinen ein foſtbares Manuſcript von einem der größten Herrſcher China's , dem im J. 1722 verſtorbenen Kaiſer Kanghi aufgefunden. Dieſer große Beſchüßer der Wiſſenſchaften hat mehrere hiſtoriſche. phi :

loſophiſde und poetiſche Werke hinterlaſſen, die auf Befehl ſeines Sohnes

außerordentlichen Freiheit gezeichnet find , voll Bewegung und Leben,

gedruckt wurden und in großem Anſehen ſtehen. Das fürzlich auf:

wurden von Priſſe nach einem Stein aus dem Pylon des Horus copirt.

war in der Familie eines ſehr gelehrten , mit Ranghi genau befreun deten Mandarinen geblieben. Der Kaiſer hat die ſorgfältige Auf bewahrung des Manuſcripts und deſſen Herausgabe befohlen. ( Voleur.

.

Grfand aud andere Namen von Königen, die gleichfalls zu dieſer ſelt: ſamen Phaſe des Cultus und der ägyptiſchen Kunſt gehören , und un

gefundene Manuſcript führt den Titel ,, Träumereien der Seele“ und

15 Januar.) ! Nach den Unterſuchungen von Bunjen , Lerlius , Priſſe und Rouge ſcheint der linke Thell Namen von Königen vor der 12ten Dynaſtie ju enthalten , der

rechte aber Namen , die den Dynaſtien zwiſchen der 12ten und 18ten angehören, jenen legitimen Dynaſtien nämlich , welche während der Herrſchaft der Hirten über den größten Theil des Landed rich in dem übrigen behaupteten . Dieſer dunkle Abſchnitt der ägyptiſchen Geſchichte wurde namentlich durch die ſehr ſoliden und zum Theil neuen Forſdungen des Herrn Rouge aufgehelt. 2 Dieſe Bermuthung iſt indeß gang falſch , denn Beſchan -Uten- Ka iſt mit ſeiner Gemahlin dargeſtellt.

Verlag der 3. O. Cotta'ſchen Buchhandlung .

1 Hr. Priſſe hat in dieſem Tempel wichtigeNachforſchungen angeſtellt ; in einer was bis jeßt beiſpiellos war, die Abbildung eines Gottes mit einem Löwenkopf. Auch hat Priffe einen kleinen Tempel , näher am Palaſt von derſelben fand er ,

Karnac , aufgegraven und daſelbſt den Namen des äthiopiſchen Siönigs Tarata Zaradh in der heiligen Schriſt) geleſen . Der Name iſt häufig mit dem Hammer ausgeſchlagen . Der kleine. von Priſſe entdeckte Tempel enthält Darfiellungen unbekannter , vielleicht äthiopiſcher Gottheiten .

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed . Widenmann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr. 22. 26 Januar 1848.

Reiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Reiſenden. Erſter Abſchnitt. Da e$ fich darum handelte, zum liebertritt ins türkiſche Gebiet mich einer der Karawanen anſchließen zu fönnen, beren

monatlich drei, nämlich jeben 1ten, 11ten und 21ten eine, unter dem Schuße einer Escorte von Spalato nadh Livno abgehen, ſah ich mich genöthigt zur Ueberfahrt von Irieſt nach Spalato

ein Segelſchiff zu benügen, denn das Dalmatiniſche Dampfſchiff war bereits vor meiner (am 20 März 1847 erfolgten) Ankunft in Trieſt abgegangen, und das nächſte verließ dieſen Hafen zu gleicher Reiſe erſt biß zum 1 April, dem Tage an welchem ich mich bereits unter der Karawane wünſchte. Bald war eine ſolche Gelegenheit aufgetrieben durch die Bemühungen des Bo tanifer & Mucius Lommafini,

f. k. Gubernialrathes und Prä

fibenten des Trieftiner Magiſtrates, deſſen Aufmunterung, Rath und thätigem Beiftand ich die Möglichkeit meiner Reiſe nach Bosnien vor allem zu danken hatte. Das Fahrzeug , welches am 24 März die Anfer lichten ſollte, war ein Trabacolo, unter Führung des Patrons Antonio Brajevich aue Spalato . Für die Leberfahrt wurden 5 fl. C. M., für jeden Gentner Gepäc

30 fr. unbeben ſo viel für die tägliche Nahrung au&bebungen, gewiß

ber, wie mit wenig Außnahmen überhaupt in der Türkei, ſo vorzugéweiſe in Bosnien, eine beſondere Sorgfalt bei den Vor kehrungen verlangt, die bei Auswahl und Verpadung der Reiſes effecten getroffen werden. Wenn zu jeder Art von Transport erfordert wird , daß die Gegenſtände in möglichſt engem Raum gepackt und vor Zerbrechen bewahrt werden , ſo iſt dieß da, wo

der Transport durch Laſtthiere geſchieht, noch mehr der Fall. Außerdem aber müſſen die Golli zu einem beſtimmten Gewichte eingerichtet, auch von außen ſorgfältig verwahrt, und ſowost gegen einbringende Näſſe als gegen die Wirkungen von Fall und Stoß geſichert werden . Gegenſtände, welche nicht zum täg lichen Gebrauche während der Reiſe dienen , finden ihre Unters

kunft am zweckmäßigſten in hölzernen Kiſten , die aber ron außen mit Werg und Sadleinwand überzogen werden müſſen ; für diejenigen Artikel aber, deren man täglich benöthigt iſt, verfer tigt man in der Türkei eine eigenthümliche ſehr zweckmäßige 1

Art von Felleiſen . GB find dieß große viereckige Säcke von ſtarkem waſſerdichtem Leber, Torniſter in vergrößertem Maaßs ftabe, und gleich dieſen Durch einen übergebogenen Deckel ver

ſchließbar. Gs iſt eine burchaus nöthige Vorſicht, bieſen Vers ſchluß durch Vorhängidhlöffer zu fichern. Dieſe Felleiſen haben einen der Tragkraft des Pferber entſprechenden Umfang, ſo daß

ſehr mäßige Preiſe im Vergleich mit den Tarifen des Dampf ſchiffe , auf welchem der erſte Plas von Trieſt bis Spalato 18 fl., der zweite 12 fl., der Centner Gepäck 1 fl. 40 kr., und

wenn fle gefüllt ſind, einer das Gewicht von ungefähr anbert

halb Centnern erreicht; da brei Gentner auf eine Pferdeladung gerechnet werden. Je zwei werden dann durch Klammern ver die Mittagøtafel allein 1 fl. foftet. Das Dampfſchiff gewährt bunden und ſo ficher und ohne Schwierigkeit an dem Padjattel dagegen die Sicherheit, in vier Tagen in Spalato zu feyn ; boch befeſtigt. Da ich ſolcher Säde, die man nur in den größern ereignet eß fich oft, daß dieſe Fahrt ein Segelſchiff, welches direct und ohne Aufenthalt ſeinen Lauf nimmt, in noch kürzerer Städten der Türkei zu faufen befommt, vor der Hand noch ents Zeit, in zwei Tagen fogar, zurüdlegt, und ſelten braucht es läns behren mußte, behalf ich mich einſtweilen mit Körben, wie fte Zwecken in Irieſt feilgeboten werden. ger als fünf Tage. Was die Bequemlichkeit betrifft, ſo dürfte zu ähnlichen Ausrüſtung, welche ich zum Theil ſchon von Müns Meine wohl mancher einem Trabacolo ben Vorzug geben, wo weniger größtentheils aber in Trieft beſorgte, hergebracht , hatte chen Paſſagiere, vor allem feine Damen fich befinden und überhaupt Auðnahme einiger Artikel, die ich vortheilhafter in Spalato mit freieres ungenirtes Leben herrſcht. erwerben zu können glaubte, umfaßte folgende Gegenſtände. Es waren die wenigen Tage meines Aufenthalteß in Trieſt Bei der Bekleidung wurde mehr auf Dauerhaftigkeit als zur Anſchaffung mehrerer, zu meinem Zwecke unentbehrlichen Audwahl geſehen . Außer einer Oberbayriſchen taſchenreichen Reiſerequifften beſtimmt. Da dieſe Mittheilungen auch dazu Joppe nahm ich nur einen ſchwarzen Frad ' ale Oberfleibung dienen mögen, einem ſpätern Reiſenden nach Bosnien ſein Vors haben zu erleichtern, namentlich inſofern ſich dieſes, wie bei mir, 1 Statt des Frades mag fich der Europäer in der Türfei zu Auf auf eine naturhiſtoriſche Unterſuchung des Landes bezieht, bürfte wartungen bei vornehmen Perſonen am füglichften des dort allgemein übe eine genauere Angabe der biezu erforderlichen Einrichtung ba lichen ſchwarzen, auch dunkelblauen oder dunkelgrünen Ueberrodes bedienen. mit ſtehendem Kragen, nach Art der ſogenannten altdeutſchen Röde nicht überflüſſig erſcheinen, wo man ſich überhaupt auf ſo vieles der vorne mit Schnüren geziert iſt. Der Frad iſt indeß bei den Türken von gefaßt zu machen hat, wofür wir in unſerm civilifirten Abends höherm Range, welche ſich in Konſtantinopel aufgehalten haben, wohl ges kannt und reſpectirt, und für mich, der id, es in Bosnien mit dem ches lande Fein Beiſpiel finden . maligen türkiſchen Geſandten zu Berlin zu thun hatte , war er beſonders So iſt es nun namentlich der ſchlechte Zuſtand der Wege, geeignet. 1

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mit. Die Kopfbededung iſt der Fez und zwar für Bosnien, wie für den größten Theil der Lürfei, von mehr niederer Form als der griechiſche, oben ſo weit als unten . Die Quaſte daran wählt man am vortheilhafteſten für den Aufenthalt im Freien

haben.. Bei Feuergewehren iſt eß auch gut, am Schloffe eine Vorrichtung gegen Näſſe anzubringen . Die Türken bebienen fidh zu dieſem Zwede leberner Ueberzüge, doch ließe fich meines

Grachtens leicht ein beſſerer Schuß gegen die Näſſe erfinden ,

dieſe verfilzt, an den Aeften hängen bleibt, Blätter und derlei

als dieſe zu gewähren vermögen . Der Apparat zu wiſſenſchaftlichen Unterſuchungen und

kleine Körper, mit denen fte in Berührung kömmt, unter ihren

Sammlungen beſtand in einem Reiſebarometer von Greiner in

von gebrehten Seibenfäden, und nicht aus Flodſeibe, da fich

feinen Fäden verwirrt, die denn ſchwer wieder davon zu bes

München, einer Buffole, einem chemiſchen Reagentienfaſten mit

freien find, und durch die Näſſe endlich ſehr leidet. Große Sorgfalt war auf die Fußfleidung verwendet. Der beiſpielloſe

den zugehörigen Inſtrumenten, zwei Luppen, ferner ben Requis

Schmuß, welcher dem Reiſenden bevorſteht, erfordert ein Paar

langer Stiefel, die zugleich waſſerdicht feyn müſſen, weil gar mancher brüdenloſe Bach , gar manche Furth eine breitern Fluſſes durchſchritten werden muß. Zum Wandern im Sommer ſo wie für die Hochalpen find Bundſchuhe mit doppelten ges nagelten Sohlen ohne Widerrede am beſten . " Dbgleich eß in der Türkei allenthalben fränkiſche Schuhmacher und in Bosnien beſondert auch Deutſche gibt, ſo find doch ihre Arbeiten Dort verhältniſmäßig theurer und ſchlecht, ſo daß man beſſer thut, fich mit Vorräthen zu verſehen. Zum Verkehr in den Städten 1

und zu Hauſe iſt die türkiſche Fußbekleidung die angemeſſenſte: nämlich die rothen Vabudgi (auch Jemeni genannt), die als Ueberſchuhe dienen und bei den Viſiten ausgezogen werden, und

die ſchwarzen Meſt, dünnlederne Unterſchuhe, die eigentlich eher al8 lederne Socfen gelten fönnen. Für das Hochgebirge wur den auch ein paar Steigeiſen nidyt vergeſſen , die in Kärnthen

aus gutem Senſenſtahl von einem erfahrenen Schmieb, der zus gleich Gemejäger und renommirter Bergſteiger war, gefertigt, mir früher idon vielfache Dienſte geleiſtet hatten.

Piſtolen hatte ich vor, erſt in der Türkei mir gelegentlich

fiten zum Botanifiren, nämlich drei Botaniftrbüchſen von vers ſchiedenen Größen, zwei eiſernen Preſſen, für die größere ders ſelben drei Rieß feines und ſechs Rieß größeres Fließpapier großer Formate8, für die kleinere fünf Rieß vom gewöhnlichen Schreibpapierformat. Hiezu famen noch einige Duzend Pappens Deckel und ein Vorrath feineres Papier zum Aufbewahren der getrodneten Pflanzen , nebſt 12 Ellen waſſerdichter Leinwand zum Schuß derſelben vor Näſje. Zum Sammeln der Mineralien und Flechten dienten ein mineralogiſcher Hammer und gutges ftählte Meißel ; ein eiſerner Spaten war zum Ausgraben der Pflanzen für meinen Diener beſtimmt, ich ſelbſt verridhte dieſes Geſchäft mit einem großen Meſſer. Zum Ausbelgen von Vö geln hatte ich einige Meſſer und eine kleine engliſche Scheere mitgenommen , zum Herridten der Bälge Arſenit und Seife.

An Büchern führte ich außer einigen naturwiſſenſchaftlichen Werfen (z. B. Reichenbach Floria excursoria , Griejebach's Spicilegium Terrae Rumeliae, V. Robeds Tabellen zur Bes ftimmung der Mineralien 2c. , eine kleine flaviſche Grammatif : Mali ilir , ili ilirski i nemacki razgovori sa slovnicom i sbirkom recih etc. Socinjenje Rudolfa Fröhlicha und das

Deutſch - iliriſche Wörterbuch von 3. Mazuranic und Dr. Uzarevic ;

der unſrigen zu beſeitigen ? ; baher beſtand meine Bewaffnung

endlich auch Boués Werk über die europäiſche Türkei 1? mit mir. Außer dieſen Gegenſtänden , die zur Bereiſung irgend eines

nur in einem gewichtigen Hirſchfänger und einem Doppelgewehr,

Landes überhaupt nothwendig find, erfordert der Aufenthalt in

anzuſchaffen , um das Auffallende des frembartigen Ausſeheng

welches gleichzeitig zur Jagd diente.

Es mag allerdings von

der Lürfei noch eine Auswahl von Itenftlien , die in civilifirten

Vortheil ſegn,fic türkiſcherPistolen auf Reifen im Drient zu kändern dem Reijenden überflüifts, hier aber unerläßlicher bebienen, wo man dieſelben in den Sattelhalftern mit fich fühs ſcheinen. Hieher muß eiu Apparat zum Kochen, ein eiſerner ren kann, inſofern ſie dazu dienen , Reſpect einzuflößen, ohne

Felbfeffel nebſt Dreifuß, eine Kaffees und Cheemaſchine und

daß fie durch ihr Gewicht zur Laſt werden. Hingegen zu Fuß wanderungen, ferner in Städten, wo das Iragen der Waffen verboten iſt, und überhaupt zu jeder praktiſchen Anwendung

ein Beſtec gerechnet werden. Geſchirre zum Kochen des Kaffees,

find fie untauglich: ftatt derſelben empfehle ich leichte Taſchen piſtolen mit gezogenem Laufe, die ficher ſchießen . 3m allge meinen gilt indeß der Grundfaß : es iſt nüßlicher eine ungelas Dene Piſtole im Gürtel, als eine geladene in der Taſche zu 1 Ein Marin, der die boeniſden Gebirge zu kennen meint, hat in

ſo wie auch eine eigenthümliche, ſehr praftiſche Art von Kaffee mühlen befömmt man überall in der Türkei zu kaufen, wo fich mit Verfertigung ſolcher Waaren vorzugsweiſe Zigeuner abs geben ; den eiſernen Keſſel aber muß man aus dem Abenblande mitbringen, da ſolche nach Boués Bericht und wie ich mich ſelbſt überzeugt habe, in der Türkei ſchwer aufzutreiben ſind, wo ihre Stelle durch fupferne, ídlecht verzinnte vertreten wird. Dagegen verſchafft man ſich eine Ijdutura, nämlich eine große

Innebrud meine Beſchuhung getadelt und mir prophezeit, daß ich damit in

hölzerne Flaſche zur Aufbewahrung des Getränfes, eben ſo gut

wenig Tagen auf dem rauhen Karſtfalfe fertig ſeyn würde, dagegen pries er mir die dalmatiniſchen Opanten an . Die ſpätere Erfahrung hat mich indeß meine Wahl nicht bereuen laſſen : dagegen brachte mich mein dalma tiniſcher Bedienter, welcher Opankin trug, zur Einſicht, daß dieſe Fuß

in der Türkei als in den angränzenben ſlaviſchen Ländern, z. B.

bekleidung weder dauerhaft iſt, noch zum Steigen auf ſchroffen , grasbe wachſenen Abhängen oder auf Schneebahnen ſelbſt für die fidy eignet, die in ihr aufgewadſen find ; bloß auf Fahlem, ſcharffantigem Geſteine läßt

fich ſicher damit flettern ; für Füße, die ſich an ihren Gebrauch uicht ge wöhnt haben, find die Opanken überdieß ganz unpraktikabel, indem die

in Glavonien oder in Dalmatien.

Zur Vereinfachung des Ges

päcke wählt man ein blecherned Trinkgefäß von der Größe eis ned Schoppenglaſes, ba fich folches eben ſo gut gebrauchen läßt, um Kaffee mit Milch, ober Chocolade und Thee zu trinken. Die türkiſchen Kaffeeſchalen (ohne Untertaſſe (Philbjan) find zu klein für dieſen Zwed.

Riemen , welche ſie über der Ferſe feſthalten, durch ſcharfes Einſchneiden

unerträglide Sømerjen verurſachen Uebrigens hatte mein Burſche bereits

einige Paar Spanfen abgenügt, während meine Schuhe nod im beſten Zuſtande waren .

2 Jede Veranlaſſung, die der Franke dem Türfen zur Neugier durch

irgend etwas, welches dieſem auffällt, ihm neu uder ungewohnt iſt, gibt, wird für ihn zu einer Quelle entweder des Neides oder des Spottes : bei beiden fährt der Franfe nicht gut.

1 La Turquie d'Europe, ou observations sur la géographie, la géologie, l'histoire naturelle, la statistique, les moeurs, les coutumes, l'archéologie, l'agriculture, l'industrie, le commerce, les gouvernements divers, le clergé, l'histoire et l'état politique de cet empire par Ami Boué. Avec une carte nouvelle de la Turquie d'Eur. Paris, chez Arthus Bertrand 1840. 4 Bde.

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no

Csoon

Es iſt unerläßlich, ſich auch mit Vorräthen von einigen

Kleider zu bedienen, kann ich doch nicht umhin, fte für manche

Lebensmitteln zu verſehen, die man in der Türkei entweder nur

Der Bośniake iſt noch nicht Gegenben Bodniend anzurathen. überall, wie dieß in andern Theilen der Türkei ber Fall ſeyn

in größern Kandelsſtädten , z. B. Thee und Chocolade , ober Doch nicht überall zu faufen befommt, wie Zuder, gebrannten Kaffee, Salz, Erbſen und Reis, welche Gegenſtände dann ent weder in blechernen Büchſen , ober wie der Kaffee in ledernen

Såden ( Ravefeſe) aufbewahrt, gemeinſchaftlich aber mit ſämmt lichen fleinen Requiſiten, deren man untertage benöthigt zu ſeyn pflegt, in den ſogenannten Biſafen (türk. Heibe) unter gebracht werden .

Es find dieß Duerſäcke auß Ziegenbaaren

oder Leber, die man durch einen in der Mitte angebrachten Schliß in die Rücklehne bes Reitfattels hängt. 3hr Preis iſt ſehr billig : für einen neuen aus Ziegenbaaren bezahlte ich in Dzenizza 8 Piafter. 1 Auch andere Gegenſtände wird der Reiſende vorräthig mits

nehmen müffen : Schreibmaterialien , Bleiſtifte, Farben, Zünde hölzer, Kerzen und Arzneien : auf feinen Fall darf er fein Las felbeſteck vergeſſen .

mag , an den Anblic des Fremben und ſeiner frembartigen Ers ſcheinungeweiſe gewöhnt ; er haßt, er verachtet den Giaurin, und

gerade den Deutſchen, den er für identiſch mit dem Deſterreicher nimmt, vor allen. Wenn fich nun auch das Gefolge des Weſſirs europäiſcher Tracht bedient, iſt doch ein großer Strich Bosniens mit dieſer Shatſache unbefannt geblieben, und e8 dürfte auch bei der großen Anhänglichfeit der rechtgläubigen Bo&niafen an

das alte Syſtem , bei der Renitenz der Agas gegen die Pforte nichts weniger als zur Empfehlung gereichen, unter dem Anhange und der Protection des Paſcha zu ſtehen. Die Erfahrung hat mich ſelbſt von den Vortheilen der türkiſchen Tracht belehrt, da ich in ſolcher nie eine übele Begegnung zu erfahren hatte, die in gewiſſen Gegenben , wo ich mich in frånfiſcher Kleidung zeigte, und zwar ſogar in größern Städten , wie in Iravnik und Ses rajevo, an der Tagesordnung waren .

Da fich in der Türkei nicht leicht anders als zu Pferde reiſen läßt, gilt die Anſchaffung eines eigenen Satteld als eine Vorficht, die bringend empfohlen zu werden verdient.

Für mich

ſelbſt war wenigſtens in der Folge der Mangel eines folchen mit manchen Unannehmlichkeiten verbunden , und zuleßt ſogar die fataliſtiſche Veranlaſſung eines bedeutenden Unfalles.

Mit

Recht gibt Hr. Profeſſor Griefebach (in ſeiner Reiſebeſchreibung nach Rumelien und Bithynien) bem türkiſchen Sattel den Vors zug. Unter den Vortheilen, welche dieſer gewährt, iſt naments lich der hervorzuheben, daß auf ihm die Biſafe ficherer ange

bracht werden kann , als auf dem engliſden.

In Bosniens

Städten kommt das geſammte Sattelzeug mit Steigbügel und Baum wenig über 20 fl. zu ftehen. Unter mancherlei Rathſchlägen, welche Boué im 4ten Bande

ſeine hier mehrfach erwähnten Werkes unter der Rubrik : Manière de voyager en Turquie ertheilt, und welche von jebem Reiſenden im Orient wohl berücftchtigt zu werben ver

(Fortſeßung folgt . )

Die Engländer in Uicaragua. Der Courrier des Etats-Unis vom 18 December ſpricht von einem Plan Englands, den Hafen und Fluß San Juan in Nicaragua in Beſiß

zu nehmen . England, das die Schußherrſchaft über das Königreich der Mosquitos für ſich in Anſpruch nimmt, erflärte der Regierung von

Nicaragua, daß ſeiner Anſicht nach der Hafen von San Juan in dieſem Gebiet liege. Vergebens remonſtrirte dieſe, bewies, daß ſeit undenklichen Zeiten der Hafen von San Juan zu Nicaragua gehört habe , und daß man fie ruinire, wenn man ihr dieſen Hafen, der ihr Haupteinkommen bilde, entriſſe. England ſey gegen alle dieſe Vorſtellungen taub geweſen, und man werde nun bald von der Befignahme des Hafens von San Juan durch die Engländer hören . Der Courrier des Etats-Unis wirft die Frage auf , ob die Vereinigten Staaten dieſen Eingriff dulden fönnten , ob ſie nicht gegen England auftreten 'ſollten und ob ſie dieß ießt bei dem fortdauernden Krieg mit Merico zu thun vermöchten . Dieſe

dienen, findet man auch den Rath, fich für ſein Nachtlager mit

Bemerkungen fönnten an der Sache Zweifel erweden, allein franzöſiſche Blätter theilen eine Proteſtation mit, die der Geſchäftsführer von

einer rollbaren Matraße ( Duſchef oder Silteh ) und einer wollenen Dede (Rebe), zu verſehen . Wem es indeß weniger auf Bequemlichkeit, als auf die Vereinfachung des Gepäces an

zugehen , daß England bereits Stadt und Hafen von San Juan in Beſig genommen hat.

Nicaragua und Honduras eingereicht hätte .

Daraus ſcheint hervor:

fommt, der begnügt ſich wohl mit einem Teppiche (Kilim) und

einem Mantel. Wenn es bisweilen gilt, im Freien bei Regen wetter zu übernachten, ſo dürfte eine Art Mantel, wie fie in

Reiſen und forſchungen in Aegypten und Uubien. 7.

heben.

Der Lürfei gebräuchlich und vorzüglich in Salonichi fabricirt werden, eine für alle Fälle paſſendere Decke gewähren , als die Kebe. Dieſer Mantel, die Sabanißa, weit und lang, mit einer

fleine Bauten hinzu , welche ich in dieſem erſten allgemeinen Ueberblid

Kapuße aber ohne Aermel , iſt aus einem ſchmalen , rothen

nicht erwähne, und namentlich drei rieſenhafte Pylonen , die ſich iſolirt

ſchweren Tuche (Sufno) verfertigt, welches, auf die Dauer einer Nacht wenigſtens, auch bei ſtarfem Regen das Eindringen der

im Norden , Dilen und Süden erheben , gleichſam als Wächter dieſer Ruinen, dieſer Anhäufung von Paläſten, Tempeln, Ruinen, Säulenhallen,

Näſſe berhinbert.

(Fortſebung .)

Dieß ſind die Hauptruinen von Karnac. Fügt man noch einige

Wem jedoch die Mittel geſtatten , über eine

die der Saal der 134 Säulen überragt , und aus deren Mitte zwei

kleine Karawane von Laftthieren zu verfügen , dürfte freilich zu größerer Bequemlichkeit Matraße, Dede unb Ropffiſſen ſei nem Reiſegeräthe beizufügen haben ; ja er fann ſogar noch weis ter gehen , und Tiſch und Stuhl, ja ein Zelt fogar und was ihm ſonſt noch als Bedürfniß erſcheint, den Laſtthieren aufbürs den ; mir meinestheils genügte bolkommen Mantel unb Teps pich , was ich bisweilen vermißte, war höchſtens ein Feldſtuhl. Obwohl von Boué als überflüſſig erachtet wird, ſich in gegenwärtiger Zeit mehr auf Reiſen in der Türfei türkiſcher

zierliche Obeliefen ihre ſchlanken Spigen an dem vollfommen reinen

Himmel abmalen ; irrt man in dieſem Labyrinth von Gebäuden und Trümmern zu einer Zeit umher, wo die liefen Strahlen einer glühen den Sonne alles in ein ſchimmerndes Lichtmeer tauchen, oder wenn der Vollmond ſeine Klarheit über dieſe unermeßlichen Ruinen ausgießt, und

die Pylonen ihre weißen oder ſchwarzen Maſſen in die Nacht erheben, dann hat man ein Gefühl von Majeſtát, Traurigkeit und Größe , wie man es nicht leicht auf irgend einem Punfte der Grbe empfinden kann. Vor dreißig Jahren noch waren dieſe Maſſen ſlumm , jeßt berichten

fie von mehr als 20 Jahrhunderten der ägyptiſchen Geſchichte. Hier man ſteigt nichts ins Uralterthum , in die Zeit der Pyramiden hinauf,

10 '/2 Piafter betrageu einen Onldeu 6. M. oder drei Zwanziger,

findet ſogar ſehr wenig Terte aus dem alten Reid , aus der Zeit vor

88 tem Ginbrudh der Barbaren , die man die Hirten nennt ; aber faum find nad 500 Jahre einer auf einem Punkte Aegyptens ftete beſtrittenen Herrſdaft die Barbaren verjagt durch die ausdauernde Tapferkeit der

erſten Rönige der 18ten Dynaſtie, ja nod während der Rampf an den Nordgränzen des Reichs andauert , da erhebt ſich nicht weit von dem Drte, wo das alte ,. während des Einbruchs zerſtörte Heiligthum ſtand, der noch vorhandene Palaſt Thutmoſis III ; ed erheben fidy die Obelis: fen, furz alles , was noch von dem älteſten Theil der Gebäude Karnaco übrig iſt. Die Mafien dieſer Gebäude find nicht rieſenhaft; die Hiero:

durch Widder erſeßt, welche auf der Bruſt ein Bild Thutmoſis III tragen, der als Dfiris der Unterwelt dargeſtellt, d. h. durch den Tod iu den Schooß Ammons zurückgerufen iſt. So erkläre ich mir wenigſtens

dieſe Steinphraſe. Wir folgten der Sphinrallee, burdiſchritten dann eine Sandfläche und gelangten zu unſerer Barfe, welche und bei Karnac ans Land geſept hatte und jeßt zu den Ruinen von Luror hinauf: 1

gefahren war. Luror iſt ein arabiſches Dorf , dad wie Karnac ſeinen obſcuren

Namen berühmten Ruinen gegeben hat ; während aber die Araber von

gInphen und Basreliefd zeigen die ber glänzenden Epode der Thutmofis Karnac flug genugwaren, ihre Häuschen neben die Monumente zu eigenthüniliche Vollendung . Neben dieſen Denkmalen von reinem Ges

bauen , hatten die von Luror den fatalen Einfall, fich zwiſchen den

ſchmad und minder bedeutenden Verhältniſſen erbaute die Groberer: familie der Ramſes ein ungeheures Oebäude, deren zahlreiche und furchtbare Säulen allenthalben ihre Bilder und ihre Namen tragen , deren

Ruinen einzuquartieren, ſo daß inan , um dieſe zu beſuden, in zwanzig elende Hütten treten muß , wo arme Fellahfamilien ſchlafen , eſſen und arbeiten; die Kinder ſtürzen auf den Fremden los und bitten um Almo ſen, die Weiber verſchleiern fich, fliehen oder wenden ſich in der Anweſen heit der Ungläubigen ab. Dieſer Lärmen, dieſe zerlumpte, geſchwäßige Menge ſtört unangenehm die Stille und Majeſtät der Jahrhunderte. Luror, was auf arabiſch „ Paläſte “ bedeutet, iſt wie Karnac eine Ver: einigung von Denkmalen verſchiedener Jahrhunderte , aber von minderem

Mauern mit den epiſchen Darſtellungen ihrer Kriege und Siege bes dedt find .

Später ſinft dieſer Glanz und die leßten Ramſes verdienen

nicht mehr mit dem alten Seſoſtris verwedſelt zu werden . Eine Fami: lie thebaniſcher Prieſter erſchleicht den Thron der Pharaonen ; der auf den Mauern des Khon8- Tempels heimlich uſurpirte Rönigstitel ent:

1

hüllt die geheimen Fortſdritte dieſer Prieſlerdynaſtie , aber ſie dauert

Umfang und die Chronologie iſt einfacher. Alles bezieht ſich auf die

nicht lange, denn der friegeriſche Geiſt belebt ſich wieder in einer Grobererfamilie, welche mit dem aſſyriſchen Reiche fämpft. Ein König

zwei Epochen , zwiſchen denen ſich auch die Denkmale von Karnac theilen. Der ältere Theil iſt das Werf Amenophis III, den die Griechen Memnon nennen , und deſſen Doppelfoloß fich auf dem andern Ufer des Fluites

von Aegypten führt einen König von Juda als Gefangenen fort , und dieſe in der heil. Særift erzählte Thatſache findet ſich auf einer Mauer

zu Rarnac verzeichnet. Die Reihenfolge der fernern Greigniſſe iſt zu zu Karnac wenigſtens durch einige Sruren angedeutet. Man hat hier den Namen von Amyrtaus gefunden , der ſein Reich gegen die Perſer ver:

theidigte, den Namen Nectanebog, den eine vom ägyptiſchen Stolz ers fundene Legende zum Vater Aleranter: macht, wie eine aus der per-

fiichen Eitelfeit hervorgegangene legende Alerandern einen Bruder des Darius nennt; endlich hat der Bruder Aleranders ſeinen Namen auf

dem Granit der alten Bauten aus den Zeiten des erſten Thutmoſis ein : gegraben ; tann famen die Ptolemäer, und wenn man, wie imnier, an

der Art der Sculpturen und der Zeichnung der Hieroglyphen eine

erhebt.

Amenophis III , welcher zur Familie der Thutmoſis gehörte,

erbaute den füblichen Palaft von furor. In dieſem Palaft find mehrere Bilder dazu beſtimmt, die Geſdichte der Geburt und Erziehung des Könige Amenophis darzuſtellen, bei welchen beiden die Götter Beiſtand leiſteten. Dieſe Basreliefs zeigen die vollendete Schönheit eines Zeit: alters, das ich bereit: als das Zeitalter der Vollendung der ägyptiſchen

Kunſt bezeichnete. Nördlich von dieſem Denkmal des Amenophis führt eine von ſeinen Nachfolgern errichtete Säulengalerie zu einem andern Gebäude , das von dem großen Namſes erbaut wurde. Hier bemerkt man dieſelbe Verſchiedenheit der Maaße wie zu Karnac : der Bau der fiegreichen Pharaonen der 19ten Dynaſtie beherrſcht durch ſeine maje

Periode des Verfalls erfennt, ſo hat die Architeftur noch immer eine

ftatiſche Größe den beſcheidenen Bau des Pharao der 18ten Dynaſtie.

der Pharaonen würdige Größe.

Der Charafter dieſer beiden Epochen iſt in den Denkmalen von Luror ausgedrückt, und läßt fich gleichſam an ihrer Größe meſjen.

Durch einen unter Opiphanes erbauten

Pylon tritt man in den Säulenſaal , und dieſer wird durch den Pylon

nicht entſtellt. Ptolemäer haben die drei großen Pylonen des Nordens, Sütens und Oſtens errichtet.

Der Name Tibero neben dem von Nam :

fed dem Großen vervollſtändigt dieſe Reihe von Jahrhunderten , die

turd die veridiet enen Denkmale dargeſtellt iſt, au & weldhen dieſe Welt von Ruinen und Erinnerungen beſteht, die man nach einem árnilidhen, unter

ihrem Shatten gelegenen Dorfe Rarnac nennt. Von der Südweſiede dieſer Puinen führt eine allee von Sphinren

mit Widderköpfen gegen Süden, und reichte ehemalo bis an die Paläſte Welchen ernſten majentatt den Anblid mußte dieſe Dop: ron Lurer.

pelreihe geheimnißvoller heiliger Wiver barbieten , die fich faſt eine halbe lieue in gerader Linie hingegn umd zwei Maſſen von Paläſten umidloß, wie Guropa feine fennt. Dhne Zweifel war ſie mit Bäumen bejeßt, wie man deren fept nod ) auf einem Theil des Weges ſieht. Im Shatten der Palmen , Maglen und Sycomoren zogen die Feſtzüge zwiiden den ſymboliſchen figuren bahin. Man muß fich in Gedanken in einen andern Zuſtand der Dinge verſeken , um die Großartigkeit dieſer ſeltſamen Decoration wieder zu finden , denn in dem Zuſtande, wie ſie .

find , täuſchen dieſe berühmten Sphinralleen die Erwartungen des Fremdlinge, ta ble @ vhinre meiſtentheils verſlümmelt oder umgeſtürzt find. 3d habe früher ſchon bemerkt, daß der Sphinr die Hieroglyphe

der Macht 11 : hat der Sphinr einen Menſchenfopf, ſo bezeichnet er das Königthum , hatte er einen Widders d. H. Ammonofopf, ſo drůdte er

die golllide Madt aus. In der Nähe von Barnac find die Sphinre

Der Bau des Ramſeg beſteht aus einem großen , von einem Por ticus umgebenen şofe und bedeckt eine Oberfläche von 2500 Metres. Vor dem am Eingang dieſes großen Hofes ſtehenden Pylonen errichtete Ramſes die beiden Obelisken , von denen der eine noch aufrecht ſteht,

der andere einen der öffentlichen Pläße zu Paris ſchmückt, und hier einen ſehr ſchönen Offect macht ; neben dem Pylonen von Luror machte er jedenfalls einen geringeren , denn er gewinnt burde die Iſolirung. Die Megpptier hatten ihn nicht aus Liebe zum Maleriſchen hieher ge ſtellt; dieſe Granitmaſſe, welche 360,000 Kilo wiegt, war hier nur ein

Zeichen, ein Wort, welches das „ Stehende“ bedeutet ; für Paris iſt er eine wahre Zierde. Ein einziger Umſtand fann Bedauern erweden über dieſe Verſeßung des Obelisfen : der Gedanke an die Beſchädigung, welche unſer Klima ihm bereits zugefügt hat. Ich war ſehr befümmert, wenn

ich ſeinen Bruder noch unverſehrt und glänzend in der Sonne ſtehen ſah , und daran dachte, wie der in Frankreich in unſerem Nebel ver : fommt. Troß aller herkömmlichen Phraſen von der Feſtigkeit des Gra:

nito iſt doch nichts vergånglicher , man fónnte faſt ſagen zerbrechlicher, als er ; denn er ſpaltet fich durch die Einwirkung der Feudiigfeit. 3o habe am Canal Granit ſelbſt in Sand fich auflöſen fehen. 3ft dieß das Schidſal, das den nach der trübſeligen Stadt im Weſten , nach Paris, verbannten Obelisken des Ramſes erwartet ? ( Fortſeßung folgt.)

Plane der Engländer auf Befin . Seit zwei Jahren wers den langſam , aber ohne Unterbrechung Zurüſtungen in Calcutta und

! Cine andere Srbintenallee , fait parallel mit der erſtern, führte zu einer

Bombay getroffen , um Fahrzeuge auszurüſten, welche im Stande find

encaliefungemauer von Badtiteinen , welche mehrere Denkmäler umidolof , auf

den gelben Fluß bis nach Peling hinaufzufahren.

Die id ) weiter unten jurudtommen werde.

4 Januar. )

Verlag der 3. O. Gotta'ſden Buchhandlung.

Verantwortlicher Redacteur Dr. 60. Widenmann.

(Amſterd. Hand.

d. Das Ausla n . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der

Völker.

u " 23.

27 Januar 1848.

Die vlämiſche Bewegung. 1 Wie es bei ähnlichen Erſcheinungen immer zu geſchehen

Volke regiert zu werden, und ſchreiben wir auf unſere Fahnen : Nieber mit den Wallonen und den franzöftſchen Franequillons !" Es währte indeſſen noch eine geraume Zeit, bevor, einige ſpos

pflegt, hat auch fte unbedingte Tabler und unbedingte Lobredner

auffallen , wenn man erwägt, daß Conſcience, als er 1836 vlä

rabiſche Literaturerzeugniſſe abgerechnet, die Bewegung wirklich hervortrat. Und nicht allein , Daß die blämiſche Geiſtlichkeit mit Mißtrauen oder doch mit Gleichgültigfeit die Sache fich ent wickeln ſah , durchgreifend fonnte man die Wirkung ſelbſt der

miſch zu ſchreiben anfing, in Belgien allgemein außgelacht wurde.

bebeutendſten vlämiſch abgefaßten Werfe nicht nennen.

Seitdem die Bewegung mit ihrem deutſchen Charakter mit mehr Beſtimmtheit hervorgetreten, iſt man ihr in Deutſchland mit vielem Intereſſe gefolgt. Allein ſelbſt übelwollende Gegner, um

dieſem Volfe zunftmäßiger Abgeſchloſſenheit iſt einmüthige Ers hebung ber Geſammtheit ſchwer zu erlangen. Was blämiſch verſteht, mag an den beſten Erzeugniſſen aus der Feber eine

gefunden. Daß man in Deutſchland es ziemlich lange anſtehen ließ, bevor man überhaupt dayon Kenntniß nahm, kann nicht

Der wohlwollenden Tabler zu geſchweigen, find ernſten Beſtres bungen in der Regel weit nüßlicher als übertriebener Freund ſchaftseifer. Ein gewiſſes Mißtrauen, das hin und wieder gegen

Unter

Conſcience, van Ryewyd, van Duyſe, Blommaert, Rene, Lebes gand, be Laet u. a . eine herzliche Freude gehabt haben : der

keineswegs als ein unpatriotiſches Freundlichthun mit den Frane zoſen und den franzöfiſch geſinnten Belgiern gebeutet zu werden ;

Entſchluß zu gemeinſamer That und nationaler Kraftanſtrengung war darum noch lange nidit Durch das warme Sonnenlicht der Voltsprache gezeitigt. Die Vlamingen find „ Kirchthurmémen fchen “, was darüber hinausliegt, gewinnt ihnen nicht leicht ein

es hat die vlamiſche Sache ihre ſchwachen Seiten, die man im

unmittelbares Intereſſe ab .

die Leiter der Bewegung unter den Deutſchen herportrat , braucht

eigenen Intereſfe derſelben nicht verſchweigen darf.

Aus ten mittlern und höhern

Ständen gibt es Leute genug, die zu þauſe nur vlämiſch ſpres

Selbſt bei ihren phlegmatiſchen Naturen konnten die Vla

chen , außer einigen Bruchſtücken der vlämiſchen Literatur aber

mingen eß fich ſchon in der nächſten Zeit nach der Revolution nicht verhehlen, daß, wenn fle früher über Beſchwerung durch das ihnen jedenfalls ſprachlich verwandte holländiſche Element fich zu beklagen gehabt hatten, nunmehr die Franzoſen den Ton

von dem eigentlichen Kern und Weſen der daran gefnüpften

,

Bewegung rein gar nichts wiſſen. „ Die Franzoſen haben Bel sem gien civilifirt und find überbieß ſo überaus liebenswürdige Leute,"

angaben, von denen die Revolutioneinen unabſehbaren Schweif inmen.jo zmeibeutiger Weiſeläßt man ſich weit undbreitverneba Noch immer ſchämt fich der Vlaminge, wenn er Städter in den ſelbſtſtändig geworbenen Staat hereinzog. Inbeſſen ge dulbig und langmüthig , wie dieß nun einmal im deutſchen Blute liegt, fahen fte den Verwüſtungen und Anfechtungen zu ,

die über ihre Nationalität ergingen. Aus der Verbannung, in welche ihn die Flegreiche Revolution verwieſen , ichidte Willems

feiner Uebertragung des Reinaert ( Reinede Fuche) in die mo Derne niederbeutſche Schriftſprache einen Aufruf an die Vlamin gen voran, der in den heiligen Zorn einer für Recht und Wahr heit ſtreitenben Männerſeele getaucht war. Tropbem beſtätigte

iſt und Franzöftſch verſteht, ſeiner Mutterſprache. In der er ften Viertelſtunde ſprechen die behäbigen Bürgersleute , wenn fte in den Eiſenbahn -Waggon geſtiegen , ſobald nur Ein Frems der zugegen iſt, ſelbſt unter fich unfehlbar Franzöftſch. Erſt wenn fie etwas warm und zutraulicher werden und ihre übel angebrachten Rüdfidhten bei Seite Teßen, treten die angeſtamme ten Mutterlaute in ihre unverjährbaren Rechte ein .

Und doch haben die Vlamingen wahrlich nicht nöthig, über ihre Sprache zu erröthen. Die Feſſern Dichtungen der noch

et fich damals noch nicht, was Arnbt von dem niederdeutſchen

jungen Schule tragen das Gepräge ſo fernhafter und geſunder

Stamm ſagt, er rey weniger langmüthig als der eigentliche deutſche, halte das Seinige grimmig, und ſchlage, wenn man

poetiſcher Anſchauungen, daß fte an Itefe und Gebanfenreich thum alle Erzeugniſſe der franzöftfchen Muſe Belgiens weit hin

e8 antaſte, mit fächſiſcher und friefſcher Schwere hartauß.Ein ter fich laffen. Manhat zwaraußgeſprengt

, derBrief,indem harter Hufſchlag war es zwar, als die „Gazette van Genb“ im Aleranber" von Humboldt der großeu Begabung Conſcience's Anfang des Jahres 1838 einen Artikel gegen die Wallonen mit den Worten ſchloß : „&8 iſt Zeit, daß der Tyrannei der Wallonen ein Ende und Ziel geſept werbe ; Vlamingen , laßt uns alle unſere Kraft zuſammennehmen, um von unſerem eigenen 1 Aug einer größern Mittheilung der „ literariſchen Zeitung “ Nr. 6 v. d. 3. entnommen .

reidliche Anerfennung zu Theil werden ließ , feu apofryph ; franzöftſch Gefinnte haben aus Antwerpen ſelbſt dieſe Vers muthung laut werden laſſen. In ſchlechter Deutſcher Ueber tragung nimint fich das Huldigungsſchreiben allerdings etwas

fonderbar aus, aber der muß den Grundton deutſcher Poeſie ſchlecht verſtehen , der nicht einfteht, was den berühmten Natur

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forſcher, ber von jeher ben poetiſchen, philoſophiſchen und his ftoriſchen Arbeiten ſeiner Zeitgenoſſen mit Aufmerkſamkeit ges

on

folgt iſt, an den finnigen und tiefpoetiſchen Dichtungen Con-

terte und dadurch den Rünften und der plämiſchen Literatur ben Zugang eröffnete. Bieber hatte Willems allein bie Ehre ges noſſen , akademiſcher College der franzöſtſch Denkenden und ſchrei

ſciences zur Bewunderung hinriß.

benden literariſchen Celebritäten Belgiens zu ſeyn.

Eine politiſche Bedeutung gewann die vlämiſche Sache erſt

im Jahre 1840. Blommaert und Willems verfaßten eine Vorſtellung an die Vertreter des belgiſchen Volfes für Wahrung aller der niederdeutſchen Sprache zufommenden Rechte. Mit Hunderttauſenden von Unterſchriften bedeckt, warb dieſelbe durch Den Abgeordneten , de Deder, überreicht. Höffen gab zum erſtenmal 1842 eine Ueberſeßung des allerdings merkwürdigen Aftenſtüdes in der „Allgemeinen Zeitung.“ Die Vlamingen erhoben Beſchwerde, daß wenig Eintracht mehr beſtehe zwiſchen den höhern Claſſen, die Franzöſiſch ſprechen wollen , und den Bürgerſtanden , die noch auf gut altvlämiſch leben ; daß man dem Franzöſiichen zu Gefallen Tauſende von Fremden ing Land gezogen ; Daß die belgiſche Jugend durch den Einfluß frember Denkweiſe leichtfinnig , frivol , unfirdlich zu werden beginne ; daß die einfachen Landleute ſehr oft in Buße , Proceſſe und Unfoften fallen , bloß meil ſie die Schrift nicht verſtehen , die

man ihnen mittheilt.

Raum daß

noch einige andere ſeiner Stamm- und Sprachgenoſſen aufges nommen waren, öffnete fich ihm, dem treuen Eccard der vlämi

ſchen Sprache, das Grab. Ich bezweifle, ob fich die vlimiſchen Beſtrebungen je wieder von dieſem härteſten Schlage der fie bes troffen , erholen werden .

Es fehlt an einem Führer von ſo

hochgeachteter Perſönlichkeit, vor welcher Eiferſucht und politiſche

Meinungsverſchiedenheit verſtummen . Daß ihnen Einheit und Cinigkeit noth thut, haben die Vlamingen wohl begriffen : wies berholt warb vorgeſchlagen, alle Geſellſchaften von Vlämiſch Belgien möchten zu Einer großen Geſellſchaft ſich verſchmelzen . Der Sondergeiſt hat es immer noch nicht dazu kommen laſſen.

Ihm iſt ſogar bad fo tüchtig redigirte „ Vlämiſch -Belgie" erlegen ; De Laet mit ſeinen deutſchen Sympathien that weber den „ Ratho liichen ," noch ben „liberalen" Genüge.

Die Politik iſt der Erid

apfel und wird es immer mehr, welcher der vlämiſchen Bewe gung mit ernſtlicher Gefahr droht,

Darum verlangen fte auf Grund von

Art. 23. der Landesverfaſſung: 1) daß alle provinciellen und

Reiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Reiſenden .

örtlichen Angelegenheiten im vlämiſchen Sprachgebiet nieders deutſch behandelt werden ; 2) daß die Reichsamthalter in ihren Beziehungen allda mit den Gemeindeverwaltungen wie mit den

Erſter Abſchnitt. ( Fortſeßung .)

Der größte Theil meiner Reiſerequiſiten wurbe in Trieſt

Gingeſeffenen fich derſelben Sprache zn bedienen haben ; 3) daß

bendaſelbſt wurden mir auch mehrere Empfeh

fie ferner bort vor den Gerichtsbänfen angewandt werden müſſe ; 4) Daß eine vlämiſche Afademie oder eine vlämiſche Abtheilung

angeſchafft.

bei der Brüſſeler Akademie zur Ermunterung niederdeutſcher

Einfluß waren .

ciuimiut gu " trigueu fry , OJ Vuß wuo Niruretruthibs an dor

man

Genter Itniverſität und den andern Reichedulen auf dem blä-

war ich einſtweilen , bis ich des Bujurulbi des bosniſchen Wer firs theilhaftig wurbe, mit türkiſden Empfehlungebriefen von Seiten des Herrn Dr. Zennaro an Hadgi Haffan Agha, oberſten Zoubeamten und an Mehemet Aghà, Erzerumle in Livno , ſo wie an Hadgi Jacub Beg, Haupt der Spahi und Muſſelim in

miſchen Gebiet nicht geringere Vorrechte genießen ſolle, ale bag Franzöſiſche. in der Kammer und bei dem „ fatholiſchen “ Miniſterium fand die Vorſtellung wenig Anflang, ſo beredt und mannhaft auch De Deder zu ihren Gunſten ſprach und die Wiederbelebung De8 germaniſchen Elemente ale das Pfand der Aufrichtigkeit jener freundichaftlichen Verhältniſſe hervorhob, welche die Bels gier mit ihren Brübern jenſeite des Rheins anknüpfen möchten .

Da dem Geſuch von Oben her weiter feine Folge gegeben wurde, gingen die Stimmführer in der angegebenen Richtung baburch in räftigem Selbſtvertrauen weiter fort, daß fich an verſchiebenen Drten Geſellſchaften zur Verbreitung und Förberung der niederbeuiſchen Sprache und Literatur bildeten. Nur widerſtres bend konnte das Miniſterium bermocht werden, das Vlänniſche

bei den unter den Gymnaften angeſtellten Concursprüfungen zuzulaſſen. Es fiel jedoch den Zöglingen gar nicht ein, von dies ſem Recht Gebrauch zu machen, da ihr ganzer bisheriger Unters richt franzöfiſch ertheilt wurde. Die Billigkeit forbert außerdem bas Sugeſtändniß, daß für die höhern Schulen eine noch nicht

durchweg zu einem gemeingültigen Schriftausdrud cryſtalliſirte

lungsſchreiben zu Theil, die auf meine Reiſe von vortheilhaftem Statt eines großherrlichen Firmans, welchen 311. Nermeibung des Aufſehens für entbehrlich erachtete,

Scopia berſehen .

Während meines Aufenthalteß in Irieft wurde mir die an genehine Befanntſchaft des deutſchen Naturforſchers Dr. Rabens horſt aus Dresden zu Theil. Derſelbe war im Begriff, ſeine

naturhiſtoriſche Reiſe nach der ſüdöſtlichen Rüfte Italien anzu treten und hielt ſich hier mehrere Lage auf, um hier gleichfalls ſeine Zurüftungen für die Reiſe zu betreiben. Der Drang der beiderſeitigen Geſchäfte verſtattete mir leider nur einen ſparſamen Genuß ſeines Umgange , welcher uns bann meiſtens mit Herrn Präſidenten Tommaſini unb mit Herrn Roch vereinigte, bem Director des Trieſtiner naturhiſtoriſchen Muſeums. Dem aus gezeichneten Eifer bieſes erfahrnen Gelehrten verbanft bieſes ſeit

wenig Jahren erſt ins Leben getretene Inſtitut eine muſterhafte Einrichtung, die mit der Eleganz der äußern Ausſtattung eine gründlich wiſſenſchaftliche Anordnung verbindet, und auf dieſe Weiſe die reiche Stabt ſelbſt einen Schaß, welchen ſchon jeßt

Sprache dem allgemeinen Gebrauch beim Unterricht erhebliche

der gebildete Reiſende an die Spige ihrer Sehenswürdigkeiten

Schwierigkeiten barbietet, ſo widerſinnig es auch iſt, auf vlämi-

ſtellt, wenn ihm auch eine gleiche Würdigung zur Zeit noch von Seiten des nur vom Handelsgeiſte beſeelten Einwohners verſagt ſeyn ſollte. Aber auch dieſer wird ben Nugen dieſer Sammlungen nicht länger mehr verfennen, ſobald er ſieht, daß

ſchen Gymnaften das Deutſche durch das Franzöfiſche zu lehren .

Große Hoffnungeu ſepten die Vlamingen auf das kurzlebige Miniſterium van de Weyer's, der allerdings die beſten Das einzige, was er zu ihren Gunften thun Abſichten begte .

fte es fint, welche den fremben Forſcher veranlaſſen hier läns

fonnte, war, daß er zum Aerger der meiſten bisherigen Afa-

gern Aufenthalt zu nehmen , um ſeinen zoologiſchen Studien mit

demifer die Brüſſeler Afademie als ,,Académie royale des

um ſo entſchiebnerem Vortheile obzuliegen, ale fie nicht bloß die Seltenheiten des Meeres in ſchönen inſtructiven Eremplaren

sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique,“ erwei-

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vereinigen, ſondern auch einen Reichthum an phyſiologiſchen Präs paraten , zumal aus der niedern Thierwelt darbieten , in deren Anfertigung

-

die unermüdliche Sorgfalt be8 Herrn Director

Durch die geſchidte Hand bees Dr. Med. Herrn Mar Gemminger aud München unterſtüßt wird . Am Sonntag den 21 März hatten Herr Dr. Rabenhorſt und ich das Vergnügen, mit Herrn Präſidenten Tommaſini die ftädtiſchen Anlagen länge der Küſte am Wege nach S. Andrea

zu beſuchen . Noch zeigten ſich hier wenig Symptome be8 nas henden Frühlings : außer Mandelbäumen und Ulmen gewahrte das Auge nichts Blühenbes, und nichts grünte, andgenommen

herum gepolſterte Sophae, in der Mitte ein großer runder Tiſch zum Male ; kurz ich fanb hier ſo viel Reinlichkeit und Comfort, als ich nur wünſchen fonnte. Lange verweilte ich auf dem Verbede und überließ mich den Einbrüden der Mondnacht.

Nur wenig bewegte fich die Fluth

des Meeres, rings um uns, nah unb fern ließen ſich die aus geſpannten Schwingen gleichzeitig abſegelnder Fahrzeuge deutlich gewahren , und hoch über uns in der Luft die Stimmen unſicht barer ziehender Vögel vernehmen. Allmählich verſchwand ber Fanal vom Molo S. Tereza .

Stachelbeerſträucher ; aber in defto reicherem Flor trat die eles

Den 25 März , am Tage Maria Verfündigung, waren wir indeß, da in der Nacht Windſtille eingetreten war, wenig über

gante Welt auf, welche hier auf der Promenade ihren Sonntags

die Punta Saloora, jene Landſpiße 3ftriens hinaus, die von

Nachmittag feierte .

Am 23 März begleitete ich Herrn Dr. Rabenhorſt an Bord des Dampfſchiffe , auf welchem er ſeine Ueberfahrt nach Ancona

der Höhe des Karſtes bei Dptſdina geſehen als äußerſte ſchmale Landſpite erſcheint, und in deren Nähe fich ein Leuchtthurm bes findet. um neun Uhr erhob fich endlich ein fräftiger Borin,

antrat , bei welcher Gelegenheit ihm die Geſellſchaft bee Lieutes

und ſchneller paſſirte die Rüfte Iſtriens an uns vorüber mit

nant Waghorn, der ſich unter den Paſſagieren befand, zu Theil warb. Wir trennten und unter gegenſeitigen Glückwünſden zu unſern Unternehmungen .

grunde ragte der beſchneite Gipfel des Monte Maggiore über

Den folgenden Tag hatte ich noch viel zu thun , meine Aus rüſtung zu vollenden und das Gepäc an Bord zu befördern . Da ich in der Locanda grande wohnte, hatte ich den Vortheil, in der Nähe Des Molo S. Carlo zu ſeyn , wo das Trabacolo vor Anker lag . Der eben genannte Gaſthof, feit das Stel Metternich beſteht, dem Range nach der zweite in Trieſt, befannt

ben Städten Umago, Gitta nuova und Parenzo.

Im Hinters

Die hügelige Südweſtküſte Sftriens hat von der Seeſeite wenig anziehendes ; dennoch bietet dieſes land eine Fülle

Das Land empor .

ſehr pittoreffer Anſichten dar, ſo daß es jeßt bei den Malern in Aufnahme zu kommen ſcheint. Selb unb Siſchbein haben von dem Dort verſammelten reichen Stoff bereits manches mit Olüd benuşt; auch von einem jüngern Künſtler, Namens Löff ler, habe ich recht wadere Sfizzen aus der Gegend von Pola

Durch die baſelbſt verübte Ermordung Winfelmann's, zählte ge

geſehen.

genwärtig unter ſeinen Fremben auch den Vlabifa von Montes negro, Petrovich Niegoſch. Früber entſprach er beſſer ben An

gen des Cepider Sees, der Canal di Arſa unb ber reizenbe Golf von Valosfa mit ſeinen dunkeln Lorbeerwäldern dar.

forderungen des Reiſenden . Jeßt iſt es ſeine Lage, die ihm noch die Einkehr ſichert. Auf der einen Seite die Ausſicht nach dem

Ausſicht vom Gipfel del Monte Maggiore, der zu Pferd er reicht werden fann, iſt eine der entzückendſten, die mir je por

Hafen, auf zwei andern nach dem belebten Markt gewährend,

gekommen ſind . Den Reiz bieſer Gegenden hebt noch die ros mantiſche Nationalität der Einwohner, welche eine höchft inter eſſante Staffage zu jenen Bildern liefert. Seit ein Dampfichiff

mit hellen ſchönen Räumlichkeiten , dürfte er leicht unter beſſerer

Bewirthung ſeinen alten Rang wieder einnehmen, den er unter Dornbuſch behauptet hatte.

Es war Abends um 9 Uhr, als ich auf der Rhede von Lommafini Abſchied nahm, und mich in einem Caiccio auf das

Vor allen die ſchönſten Anſichten bieten die Umgebun Die

die iftrianiſche Rüſte befährt, welches ich glaube wöchentlich von Irieſt abgeht, werden ſolche Schönheiten nicht langer mehr dem Louriſten vorenthalten bleiben. Gegen Mittag kamen wir an

Irabacolo bringen ließ, welches bereits auf Büchſenſchußweite ben Molo verlaſſen hatte, und nach meiner Ankunft an Borb ſogleich die Anfer lichtete, bie Segel entfaltete, die ein ſchwacher Levantin ſchwellte, und langſam fich vom Ufer entfernte, deſſen Lichter immer ferner flimmerten und fidy allmählich in nächt

ein , verbnnden mit unleiblicher Maretta . Bei Sonnenunter gang befanden wir uns mit gelindem Ponente (Weſtwind) in der Nähe der brioniſchen Inſeln , woher die Venetianer ben

licher Ferne verloren ; das raftloſe Drången und Treiben des

größten Theil ihrer Bauſteine geholt haben .

Reiſelebens fühlte ſich endlich befriedigt im Augenblice, wo der Schiffébug die ſchäumende Woge theilte, beren pho @ phoriſches Leuchten (Arbura) lange das Auge ergößte.

Vom Namen des Irabacolo hätte fich wohl eine gute Vor bedeutung für mein Unternehmen verſprechen laſſen. Es führte nämlich den Namen des in den ſerbiſchen Nationalliebern hoch gefeierten Helden (oder Junaf) Marco Kraljevich, der in der

zweiten Hälfte des 14ten Jahrhunderts gelebt, und in den Kries gen des Sultan Amurat I und Bajazethe fich durch fühne Tha ten unſterblich gemacht hat.

Das Schiff, von fünf Matroſen

bemannt, war eines der größten ſeiner Art ; die Kajüte am Hintertheil, welche ich mit dem Schiff&patrone theilte, ziemlich geräumig und ſo hoch , daß ich faſt aufrecht ftehen konnte, das

Getafel von Nußbaumholz, die Bettniſchen in zwei Etagen, rings 1 Derſelbe hatte zur Abhülfe der in Montenegro herrſchenden Hunger& noth eine Reiſe nach Wien und wie es hieß nach Petersburg gemacht und befand ſich nun auf dem Rüdweg.

Rovigno, einer Stadt von 12,000 Einwohner, Der größten von 3ſtrien , vorüber. Nun aber trat wieder Windſtille (Buonazza)

( Fortſepung folgt. )

Reiſen und forſchungen in Aegypten und Wubien. 7.

heben. ( Fortſepung .)

Die beiden Obelisken tragen faſt dieſelbe Inſchrift. Wie oft hat man mich nicht mit ſpottiſdem Tone gefragt: können Sie leſen , was auf dem Obelisken des Plaßes Louis XV fileht ? Allerdings , meine Herrn Ungläubigen , man fann es leſen und hat es geleſen. Chams pollion hat nad Roſellinis Angabe eine Analyſe der Inſchriften verfaßt;

Salvolini hat eine genügende Ueberſeßung herausgegeben, die man, nach dem ſehr häufig mißbrauchten Vertrauen Champollions zu ſchließen , größtentheils dem leßtern zuſgreiben fann. „ Man weiß bereits , ſagt Champollion in ſeinen Briefen über Aegypten , daß dieſe Inſchriften feineswege, wie man lange geglaubt hat, große religioſe Geheimnifie, hohe philoſophiſche Speculationen , die Geheimniſſe einer verborgenen

Wiſſenſchaft oder allermindeſtens aſtronomiſche Wahrheiten enthalten, ſondern höchſtens mehr oder minder pomphafte Widmungen der Gebäude,

533

92

soson

por denen Denkmale dieſer Art fich erheben . “ Der Obelist zu Luror,

Hand baran gelegt ; deutlich beſagt dieß die von Champollion überſeşte

wie ſein Bruder zu Paris, beſagen daß Pharao Ramſes II, der Sohn

Widmung .

der Sonne , der Geliebte der Sonne , der wohlthätige Gott, der Herr der Welt , der Beſieger der Völker u. ſ. w. Theben durch große und

Die zahlreichen Darſtellungen, welche die Mauern bebeden, zeigen wie gewöhnlich den Pharao , wie er den Göttern ſeine Verehrung dar: bringt, und von ihnen die Macht und Herrſchaft erhält. Es iſt immer wieder die Weihe der königlichen Gewalt durch die göttliche Macht, und zwar, was wir hier nur gelegentlich bemerken, ohne die Dazwiſchenkunft der Prieſter. Der König iſt der Prieſter und bringt den Weihrauch oder die heiligen Brode dar ; ihm antwortet jeder angerufene Gott mit dem nie fehlenden Ausſpruch : „ wir gewähren dir die Stärfe , die Macht, den Sieg u. ſ. w ." Oft ſind beide ſtehend , der Gott wie der Rönig , und ſcheinen faſt auf einem Fuß von Gleichheit mit einan.

dauerhafte Bauten erfreut hat. Dieſe pomphafte Inſchrift iſt ziemlich leer, gibt aber dodiy das Alter des Obelisken an , und belehrt uns, daß der Bau , an deſſen Eingang er ſich erhob , von Ramſes dem Großen erbaut wurde.

Vier Roloſie von 30 Fuß Höhe find gegen den Pylon nahe an die Dbelisken geſtellt. Go find dieß Bildniſſe Ramſes' des Großen. Der

Ropf und die Füße der Koloſſe erheben ſich über den Sand, in welchem der Körper vergraben iſt. Auf den Wänden des Pylon find Kriege. ſcenen dargeſtellt, ähnlich denen, welche die Siege von Setho8 zu Rar: nac ſchildern . Der Sohn wollte , wie der Vater , auf ſein Denkmal

audy den Bericht ſeiner Thaten ſchreiben und dieſe abbilden. Champollion

der zuerſt etwas von den langen, neben die Schlachtenbilder gezeichneten Inſchriften las , unterſchied die Erzählungen zweier Schlachten in dems jelben Feldzug und in demſelben Monat.

Außer den beiden Hauptepochen , auf welche fich die Gebäude von Luror beziehen, der Amenophis' III von der 18ten, und der Ramſes II von der 19ten Dynaſtie, ſprechen einige Hieroglypheninſdriften auch

der zu verhandeln. Je mehr man die ägyptiſchen Denkmale ſtudirt, deſto ſtárfer fällt der Gedanke auf, daß das Königthum bis zu einem gewiſſen Punft das Weſen der Gottheit theilte. Hier findet man einen ſhlagenden Beweis. In einem Saale von Gurnah ſieht man Ramſes I, das Haupt der Familie dieſes Namens , den Großvater von Ramſes Sefoftris, hinter Animon, den großen Gott von Theben , geſtellt unter den göttlichen Emblemen des Dſiris, mit welchem er identificirt ſcheint, und die religiöſe Verehrung ſeines Enkels empfangen.

Ich werde oft Gelegenheit haben von dieſem göttlichen Cultus der

Die Figuren find ſehr ſtarf her:

Könige zu ſprechen , und begnüge midy hier mit einem merkwürdigen Beiſpiel. Wir ſind hier ſehr weit entfernt von der berühinten Theofra: tie Aegyptens , von dieſer gänzlichen Herrſchaft der Prieſter über die Könige, von der ſo oft die Sprache war. Das Studium der ägyptiſchen Denfmale fann viele leichthin gefaßte und hartnädig fortgepflanzte An fichten über den religiöſen und ſocialen Zuſtand Hegypteng umgeſtalten.

vortretend mit kräftig ausgedrüdten Muskeln .“ Dieß war damals das einzige auf den Denkmålern Aegyptens gefundene Beiſpiel, wo die

Das Zeugniß der Grieden , namentlich Herodote , hat ſeinen Werth, aber das Zeugniß unſerer Augen gilt noch mehr. In gewiſſen Bezie:

Figuren fich durd; mehr Wahrheit und Ausdrud unterſchieden, ais dieß

hungen fönnen wir das alte Aegypten beſſer beurtheilen als Herodot, denn e8 lebt noch in tauſendfachen Darſtellungen an den Wänden der Tempel und Gräber. Die Tempel aber waren ihm nicht ſo zugänglich wie uns. Die Zeit, dieſer allgemeine Hierophant, hat die Pforten ges öffnet, die ſich ehemals vor den Profanen ſchloſſen ; ſie hat Licht gebracht in die Gräber, wohin früher weder das Licht des Himmels, noch der Fuß

noch von den Ausbeſſerungen , welche zu verſchiedenen anderen Epochen Patthatten ; die merkwürdigſte iſt die an den Grundmauern des großen Thoreo des Gebäudes von Ramſes, welche der åthiopiſche König Sabaco acht Jahrhunderte v. Chr. vornehmen ließ. Champollion bemerkt mit Recht: „ die Bagreliefs, in denen dieſer fremde König auftritt, find hin

fichtlich des Style ſehr merkwürdig.

in dem conventionellen Styl der Fall iſt, welcher im allgemeinen die ågyptiſche Sculptur charakteriſirt. Jeßtwo L'Hote und Priſſe zuerſt zu Pfinaula , dann an andern Drten und endlich auch zu Theben Dar: ftellungen von Perjonen in ſehr ausdrucksvollen , bis zur Verdrehung gehenden Stellungen fanden, würde Champollion weniger erſtaunen als damals über das einzige Beiſpiel , das die Basreliefs des äthiopiſchen Königs zu Luror boten. Endlich findet fich auch hier der Name Aleranderd , den wir ſchon

zu Rarnac bemerkten. Ein Alerander ſoll das alte Denkmal von Ameno phis wieder hergeſtellt haben , und Champollion glaubt , daß dieſer Alerander der Sohn und nicht der Bruder des Erobereró ſex . Von dieſem abgeſehen iſt Luror frei von allen Denkmalen, die zur griechiſchen .

Epoche, mit welcher in Aegypten der Verfall der Kunſt beginnt, und zur

römiſchen gehören , die ihn vollendet.

Gine Barfe führte und an das linke Ufer des Stroms , wo wir & fel fanden , und den Weg nach Gurnah einſchlugen. Dieß iſt der I

.

Name eines Gebäudes, welches viel einfacher iſt, als die von Luror und

noch mehr als die von Karnac. Gurnah iſt ein Denkmal aus der Zeit der Ramſes; fein Theil des Baues iſt älter, und er hat alſo nicht das ſelbe hiſtoriſche Intereſſe, wie Karnac oder Luror ; auch macht er nicht den außerordentlichen Eindruc. von vorn geſehen mahnt er mehr an

einen griechiſchen Tempel. Zwei iſolirte Pylonen , die durch eine Allee

von Sphinren verbunden find, erheben in einiger Entfernung vom Ges .

bäude ihre ſchief angehenden Maſſen. 1 Am Bau angelangt, ſteht man unmittelbar vor einem Porticus von 150' Langé, geſtüßt auf 10 Säulen. Der Anblic hat etwas ernſtes und großartiges , aber nichts rieſenhaf ted ; man ruht aus von Rarnac. Zwar iſt hier auch ein durch Säulen

geſtüßter Saal, aber ſtatt 134 Säulen zählt man 10.

des Menſchen dringen konnte. Endlich ſind wir nicht genöthigt uns auf das Zeugniß der Prieſter 311 beſchränken , wie Herodot es war.

Häufig fönnen wir leſen, was ſie dem Fremdling nach ihrem Gutdünfen überſeßten. Für Herodot war Aegypten ein verſiegeltes Buch, deſſen wun derbaren Inhalt man ihm erzählte , für uns iſt es ein offenes Budy, das wir zu leſen beginnen.

Von Gurnah aus beſuchten wir nicht ein merkwürdiges Alterthum, ſondern einen gelehrten Antiquar , Hrn. Lepfius , der durch ſeine wich tigen Schriften bekannt iſt, und an der Spiße einer von der preußiſchen Regierung ausgeſendeten wiſſenſchaftlichen Grpedition Aegypten und Nubien bis Meroe durchzog. Lepſius war ſeit einigen Monaten zu Theben ; dieß war für uns ein Glüdsfall,I den wir zu benüßen uns eilten. Die preußiſche Grpedition hatte fich in einem kleinen Häuschen eingerichtet, welches Wilfinſon den guten Gedanken hatte , am halben Abhang des Berges , der die Ebene Thebens von dem Thal der fönig: lidhen Gråber trennt , zu erbauen , in der Abſicht, damit diejenigen,

welche die Ruinen nach ihm beſuchten , eine andere Unte :funft hatten als ihre Barfen. Dieſe Wohnung ſteht, wie das Zelt des Arabers, jedem offen, der fie einnehmen will. Wir wurden ſehr herzlich auf genommen , und Lepſius bot fich an , uns auf einem archäologiſchen

Spaziergang zu begleiten ; wir fonnten und feinen beſſeren Cicerone wünſchen . (Fortſeßung folgt.)

Dennoch iſt der

Bau von Gurnah aus denſelben Negierungszeiten , wie der Saal von

Rarnac, aus denen von Sethos und ſeinem Sohne Ramſes dem Großen. Auch hier hat der Vater den Bau begonnen und der Sohn die leßte

Vertheidigung der Eiſenbahnen . Der Monit. industr. vom 13 Januar will wiſſen , daß im franzöſiſchen Kriegminiſterium eine Arbeit vorbereitet werde ,

1 Wenn die Pylonen , fatt als Einfaſſung am Eingang eines Tempels zu dies nen, in dieſer Art gleich Triumphbogen iſolirt find, nennt man ſie Propylonen.

Verlag der 3. O. C otta'ſchen Buchhandlung.

um länge der Eiſenbahnlinien befeſtigte

Werfe anzulegen , welche dieſe Linien beherrſchen und die Annäherung an dieſelben verhindern könnten.

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausland . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. n . 24 .

28 Januar 1848.

Freundſchaft.

Hoch etwas über das finniſche Epos. "

Nur der Wind iſt mein Befannter , nur die

Sonne mein Vertrauter," ſagt einer , der in fremdes Land ges

3n der lehreichen , finniſch geſchriebenen Einleitung zum Kanteletar handelt Lönnroth von dem Charakter ſeiner vater-

wandert .

zug iſt mehrentheils aus Seelenſchmerz und nur der Einſchlag

Endlich ſey auch der Kudud nicht vergeſſen ! Der Ruud iſt den Finnen vor allen übrigen Vögeln und andern beſeelten oder unbeſeelten Weſen theuer und werth bie' auf den heutigen Tag. Ob er zu dieſer Ehre gefommen wegen ſeine kurzen, in die ſchönſte Jahreszeit fallenden Verweilens unter uns, ober wegen ſeiner monotonen , einzeln hervorgeſtoßene Seufzer nach . bildenden Stimme, oder endlich wegen ſeiner abgeſchiedenen Lebend weiſe, womit die finniſchen Landleute ihre eigene ſo gut vergleichen konnten ? Vermuthlich haben die drei angeführten Urſachen zuſammengewirft. Weil man den Kuckud to ſehr liebt, wird er natürlich in Liedern gar oft erwähnt, und erhält eine Menge ſchöner Beinamen , z. B. der goldene, filberne, golds

ländiſchen Volf @poefte. Wir halten es für nicht überflüſſig, ben betreffenden kurzen Abſchnitt, in welchem nur das rein finniſche

Glement ins Auge gefaßt iſt, hier überſept folgen zu laſſen : „ Aus den meiſten Liedern unſeres Vaterlandes blicken Gin ſamkeit und Schwermuth hindurch, obirohl dann und mann auch eine fröhlichere Gemütheſtimmung fich fund gibt.

In

manchem Liebe jdildert eine Jungfrau ihre Traurigfeit und ſagt, „ihr Hemde ſey aus böſen Tagen , ihr Kopftuch aus dem Gewebe Des Grames.“ Beinahe könnte man die ganze Samma

lung dieſer Lieder „ Gewebe Des Grams“ überſchreiben ; der AufSie ſind einem trüben, berbſtlichen Tage vers

züngige, Goldvogel, Silbervogel, die Deutide Erdbeere, efthnic

gleichbar, an welchem der Sonnenſtrahl nur ſelten das Gewölf Durchbringt. Von ihnen läßt ſich überhaupt ſagen, was irgend

nahme durch ſtärferes Rufen zu erkennen ; Mädchen wollen von

ein finniſcher Sänger mit Beziehung auf ſeinen eigenen Zus ſtand äußert :

ihm verfündet haben , wie lange fte noch auf einen Bräuti gam warten müſſen , oder hoffen , daß er Schmucjachen für

veridhiebenartig.

Usein minun utusen ,

Usein ulusen lapsen, Maassa mieleni makaawi, Alla jalkojen asuvi. Alla penkin pehtelewi, Nurkissa nuhaelewi

Mielei terwoa parempi, Syän ei syttä walkiampi.

Wie ſo oft hat mein Gemüthe, Mein Gemüth, des zarten Kindes, An der harten Erd' gelegen , Unter'n Füßen ſich gebettet , Unter Bäufen ſich gewunden, In den Winkeln ſich vergraben Schwarz wie Theer iſt meine Seele, Iſt nicht weißer als die Kohle.

Wir ſagten , daß auch die Einſamkeit aus dieſer Lyrik hins durchblide, und ſo iſt es in der That. Lieber ganz anderer

Art entſtehen in lärmender Geſellſchaft und auch da, wo dem Menſchen fein abgeſchiedener Zuſtanb wenigſtens feine Dual iſt. Wenn aber jemand von Natur bie Einſamfeit nicht liebt , fons

ſche Preiſjelbeere u. 1. w.

Unglüdlichen gibt er ſeine Theil

fte aus ſeinem Schnabel fallen laſſen werde.

Von dem Golde,

Das eines Kucufs Munbe entſtrömt, formt auch Wäinamöinen die Zapfen zu ſeiner neuen Kantelet, und was für einen An theil dieſer Vogel an den menſchlichen Geſchicken nimmt, ergibt

ſich unter anderm aus dem Umſtande, daß er in Ralewala auf dem Wipfel einer Birfe das traurige Ende der Schweſter des Joufahainen beflagt. Da man , wie erwähnt, ben Thieren und andern Weſen menſchliche Gedanken und Sprache zuſchreibt, ſo

Täßt der finne Vögel oder andere Thiere, ja ſelbſt unbeſeelte Weſen oft lange Geſpräche unter einander führen. So fißen Vögel zu Gericht; Kagen und Mäuſe, Füchſe und Haſen, Töch ter der Birke und des Vogelfirſchbaums plaudern mit einander oder mit Menſchen über Gegenſtände von allerlei Art.

dern Umgang und Ocſelligkeit , wozu die finniſchen Mädchen und Jünglinge, wie überhaupt bie Eingebornen unſere8 Lande8,

da' fte weit von einander getrennt wohnen, nicht oft Gelegen

Reiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Reiſenden.

beit finden, ſo fühlt er ſein Gemüth zum Umgange mit der Natur hingezogen nnd dichtet allem , ſelbſt den geringfügigſten

Grſter Abſchnitt.

Gegenſtänden , Seele und Leben, Gebanfe und Sprache an . Das her gibt es oft trauliche Geſpräche mit Vögeln, Fiſchen und ans

dern Thieren, mit Bäumen und Blumen, Steinen und Baum-

Den 26 März ſahen wir und mitten im Guarnero. Einige Stunden lang fuhren wir ſchnell weiter mit friſchem Borin , bis fich abermale Windſtille einſtellte, die uns bie Nachmittags zwi

ftùmpfen , mit Flüſſen , Seen, Teichen u . i. w. Auß Bedürfniß nach Geſelligkeit knüpfen fte mit dieſen Gegenſtänden wirkliche

ſchen dem Monte di Difero unb Sanſego aufhielt. Dieſe Inſel iſt ſehr merkwürdig wegen ihrer geognoſtiſchen Beſchaffenheit.

1 Archiv für wiſſenſchaftliche Kunde von Rußland. VI. 3.

( Fortſepung .)

Der Kreidefalf, der fich nur wenig über den Meeresſpiegel ers hebt, iſt nämlich über 100 Fuß hoch von einer aus Thon- und

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Ralfſand gebildeten Süßwaſſerconchilien eingemengt enthaltenben ziemlich feſten Maſſe bedeckt, die von zahlreichen Schluchten durch ſchnitten , gegen die Küſte faſt ſenfrecht abfällt. Sie iſt äußerſt fruchtbar ; ihre ungeſchlachten Bewohner bauſen in elenden , größtentheils unter der Orte befindlichen Hütten , über welche bloß das aus Maieſtrol) verfertigte Dach emporragt. In frühern

Jahren habe ich einige Tage bort zugebracht und mandje ſchöne Pflanze gefunden, 3. B. Saccharum strictum und Imperata cylindrica. Wie geſtern Finfen, ſo beſuchten und heute Sils vien , etwas kleiner als Grasmücken , und ruhten vom Zuge er mattet auf den Raaen des Schiffes aus , wo ſie uns bald mit

ihrem lieblichen Geſang begrüßten. Nachmittags erhob ſich fräftiger Maeſtral (Nordweſtwind) unb bradite und ſchnell an Luſſin , welche durch Seefahrt ſeit den letten zwanzig Jahren aus einem armſeligen Flecen zur reichen Stabt emporgeblüht

war, vorüber, über S. Pietro di Nembi, wo der halbe Weg (150 Miglien ) von Irieſt bis Spalato, nach den Inſeln Dal

matiens, die wir Nachts erreichten , links Selve, rechts Premuda. Am 27 Mārz waren wir inbeß wenig vorgerüdt , und den ganzen Tag über legten wir faum 6 Miglien zurück. Der Mangel an Majlièren, - jenen niedrigen Steinmauern , welche in

Dieſen Gegenden zu Umfriedigung der Grundſtücke dienen, --- den ich allgemein an den bewaldeten Scoglien , die wir paſjirten beobachtete, ließ auf geringe Cultur derſelben ſchließen .

Gegen

Dſten überragte dieſe niedern Eilande der hohe beſchneite Alpen

iſt ihr Preis auf 10 fl. geſtiegen . Jedoch nicht in gleichem Verhältniſſe hat ſich der Werth der andern Getreideſorten ges hoben : Der Roggen , der ſonſt 2 fl. foftete, foſtet bad Dreifache; der Maie ( Formentone) ſonſt 242 f . , ießt 7 fl., Gerſte ſonſt 2 ft. ießt das Doppelte , Reis ehemale 9 fl., ießt 12 fl.

So

find auch die Brobpreiſe in gleichem Verhältniſſe mit den Korn preiſen geſtiegen, indem ein Brod, das ſonſt 6 fr. foſtete, ießt 14 fr. foſtet. Ju Dalmatien ſtehen die Getreidepreiſe etwas niedriger als in Trieſt, da es einen großen Theil ſeiner Lebens mittel aus der Türfei bezieht. Der Schiffpatron rühmte ſehr

Die geräucherten Zungen aus Liono. Unter der Labung ſeines Trabacolo befand ſich auch eine Quantität friſcher Butter, da der in Spalato erzeugte von weit geringerer Qualität ſeyn ſou. Das Pfund Rindfleiſch foſtet jegt in Trieſt 12 fr., Kalbfleild 17 fr., Sdweinfleiſch 8 fr.; in Spalato Das Rindfleiſch 8 kr., Bei ſo hohen Preifen der Leben &mittel wunderte mich ſehr, meine Koft, für die ich täglich

das lammfleiſd 6 kr. , ſonſt 3 fr.

30 kr. bezahlte, ſo gut beſtellt zu finden , dabei waren die Speis ſen von den Matroſen gar nicht übel zubereitet. Auch die Fauna des Meeres gewährte hie und da Unterhaltung. Der Patrone dos Nachmittags einen Merganſer ; derſelbe war ganz ſchwarz,

auch die Füße und der Oberſchnabel, der linterſchnabel aber war gelb und die Iris bouteillengrün. Gine Entenart ließ ſich ſchaa renweiſe von Ferne erblicken , dengleichen audy Taucher; Möven flogen ſelten , da ſie brüteten . Durch das Laviren gelangten wir

zug das Wellebit, der fidh bis über 6000 Fuß über das Meer

nicht ſelten ſo nahe an das Geſtade der Inſeln, daß ich ſogar

erhebt. Um 6 Uhr Abends paſjirten wir die Höhe von Zara, und fuhren dann langſam zwiſchen der 3jola groſſa unb dem Fort S. Michele weiter. Cultivirter als die übrigen zeigte ſich Fläche der See ſpiegelglatt. In der Ferne zeigten ſich Gruppen

von der Flora derſelben Notiz nehmen fonnte ; indeß gewahrte ich am Scoglio Glo , beſlen ſübliches Ende gleichfalls ſehr culti virt iſt, bloß eine Wolfsmilchsart in Blüthe : vielleicht die Eu phorbia coscinosperma. 310eß auch ſeine Plage hatte das Seeleben. Erſtens peis

von kleinen Tauchern (Podiceps cristatus) . Fiſcher ruberten

nigte nun die lingebulb bei dem langſamen Vorrücken der Fahrt ,

an unſer Schiff und boten uns Rochen ( Raja marmorata ) und

die Inſel Gjo .

Der Abend war föſtlich, mild und ruhig, die

Als ich am andern Morgen , es war Palmſonntag, auf:

die ich für meine Abſicht mit der Karawane zu reiſen, gern be ſchleunigt geſehen hätte ; denn nun waren wir am ſechsten Tage noch 80 Miglien von unſerm Ziele entfernt! Und eine andere

Verbec trat, ſegelte das Schiff durch dichten Nebel auf ſtarf

Dual bereiteten die Geſänge der Matroſen , deren monotone Mes

bewegter See. Seit einer halben Stunde war fräftiger Sci rocco ( Südoſt ), ganz conträrer Wind, eingetreten, und es wurde daber lavirt. Die Temperatur war dabei ſo nieder, daß der

lobien vorgetragen von abſcheulich näſelnden Stimmen, geeignet ſind, auch ein feſtes Nervenſyſtem zur Verzweiflung zu bringen.

Hummern (Astacus marinus) zum Kaufe an .

Aufenthalt auf dem Verbed unangenehin wurde.

Die Schiff8s

mannſchaft war nun vom Schiffsdienſt mehr in Anſpruch ge nommen als die frühern Tage, welche dieſe wadern Leute übris

gens nichts weniger als mit Feiern zugebracht hatten . Statt wie ich es auf andern Schiffen gewahrt hatte, müſſig in ihre Kapuße gehüllt auf der faulen Haut zu liegen , waren ſie bier den ganzen Tag über in Ihätigfeit. Valb war es die Reini gung des Schiffes, bald das Anfertigen neuer Taue, bald der

rijdfang, womit fie fich beſchäftigt zeigten. 3hr Verfehr unter fich war frei von den Roheiten , in weldye die natürliche Derb heit ihres Standee, beſondere bei den engliſchen Seeleuten, auss zuarten pflegt: Der Patron ſelbſt, ein freundlicher, äußerſt gut

müthiger Mann in den beſten Jahren , coloſſalen Wudſed, bes handelte dieſelben mehr al Cameraden benn al8 Untergebene. Der Umgang mit ihm half mir die Zeit der Ueberfahrt recht

angenehm verfürzen . Seine Schilderungen von der gegenwärtig in Dalmatien herrſchenden Hunger ¬h erfüllten mich indeß

mit einigen Beſorgniſſen für meine Durchreiſe durch dieſes land. Er ſelber ſchrieb dieſer Hunger¬h die Hobe der Getreidepreiſe in Trieſt zu.

Der venetianiſche Star ( Stajo) oder 49 Dcche

(gegen einen Gentner) Weizen foſteten ſonſt daſelbſt 6 fl ., ießt

Abends um 8 :2. Uhr erreichten wir den Hafen S. Antonio bei der Inſel Pasman. Die Nadtfahrt bei dem ſtets wachſenden Scirocco zwiſchen den Klippen und Inſeln für gefährlich erach tend, ging der behutſame Patron hier vor Anker.

Dieſe Vorſichtemaaßregel rechtfertigte auch in der Ibat der Sturm , der bei Nacht mit voller Gewalt losbrady, und den fol

genden Tag mit unverminderter Gewalt fortbauerte, ſo daß das Schiff vor Anfer bleiben mußte. Da die Inſel Pasman, obwohl 3 bis 4 Meilen lang und von mehreren Ortſchaften bewohnt, feiner Sanitätsaufſicht unterworfen iſt, bedurfte es feiner Pra tica noch anderweitiger Umſtände, um das Land zu betreten , und ich nußte dieſe Gelegenheit, um die Vegetation zu beſichtigen . Steinige fortlaufende Sügel von ſanften Umriſſen, ziemlich gleich mäßig mit nieberem Gebüſch befleidet, bilden die ſchmale Inſel, umgeben die ſichere Bucht. Ich ſchäfte bie Höhe dieſer Inſeln Fernere Inſeln , die ſeemärts den Horizont auf 4 bis 600“.

begränzten, zeigten ähnliche Formen, jedoch bedeutendere Erbes bungen, manche derſelben erſchienen völlig fahl. In der Nähe der Bucht bildeten das Geſträuch Steinlinden, Grbbeerbäume mit jungen Früchten , die baumartige Beibe bereits blühend, der Maſtirbaum , eine Art Wachholder und Ciſtus

95 fträucher, 1 bagegen vermißte ich hier Myrthen ,

Viburnum

Tinus und den Binſenginſter. Zwiſchen dieſen Sträuchern blühe ten verſchiedene Kräuter, unter denen fich die Sternanemone

durch ihre wunderſchönen Blüthen auszeichnete, und bei aller Sterilität des Bodens unb Irodenheit des Frühlings ließen fich 2 im Schatten des Gebüſches doch mancherlei ſeltene Mooſe ? mit

Früchten erbliden , die lediglich auf den Thau ihre Nahrung 3 beſchränfen mußten , auch an Flechten 5 fehlte es nicht.

son

rungen und ſeiner Lagerungsverhältniſſe zur Streideformation

gerechnet wird. Dieſes Geſtein iſt dermaßen zerfreſſen, daß man nur

mit großer Behutſamfeit über beſſen Oberfläche auch da zu gehen vermag , wo dieſes ein ebence Plateau Darbietet. In

den Schluchten aber iſt reichliche Dammerde angehäuft, die eine freundliche Vegetation ins Daſeyn ruft. Ade dieſe Höhen und hier ſogar auch die ſteinigen, find ziemlich gleichmäßig mit den

Auf

bereite angeführten Straucharten bekleidet , doch zeigten fich

der Höhe unſerer Bucht befindet ſich eine Gruppe von Häuſern,

außer denſelben auch noch einige andere, z. B. Viburnum Tinus, welches die felſigen Abhänge mit ſeinen weißen Blüthen Dolben zwiſchen dem glänzenbgrünen dunfeln Laube ziert, ferner

umgeben von Dlivenhainen. Zahlreiche langhaarige Ziegen weis den im Gebüſch umher. Unfern dem Strande brennt ein Salfofen, aus geflochtenem Reiftg errichtet. Die Leute ſehen ziems lich gerlumpt aus, doch begegnet man ſchönen Geſtalten und re-

die Steineiche. Ueberhaupt gehören ſämmtliche hier vorkommende

Straucharten unter die mit immergrünen Blättern . Ein eigens

gelmäßigen ausbrucksvollen Geſichtëzügen ; ihre Werftag @ tracht beſteht in kurzen braunen wollenen Jacken und in anliegenden

thümlicher, ſtarter, aromatiſcher Gerudy iſt im Frühling über dieſe Haine verbreitet, der niķt wenig dazu beiträgt, dem Nord

weißen wollenen Beinfleidern ; Das Haupt ziert bie kleine rothe dalmatiniſche Müße, die Weiber aber umſchlingen eß mit einem

länder den Eindruck des Frembartigen , welchen die ganze Si tuation auf ihn ausübt, zu vervollſtändigen . Von Kräutern

langen weißen Luche. Bei dieſem ärmlichen Volfe fauften meine

fah ich Conydalis acaulis Wulf. in Blüthe an den Felſen ,

Schiffeleute Wein ein, ein halbes Baril (bas Baril zu 50 öfterr . Maaß gleicht ziemlich unſerm Eimer) um 2 ' , fl. Für eine junge

und eben daſelbſt auch die ſchöne Centaurea ragusina L. mit ihren diden filberweißen Blättern und Dürren , vorjährigen

6pfündige Ziege verlangte man , um von unſerer Lage Nußen

Blüthenſtengeln .

zu ziehen, 4 Zwanziger, und wir konnten endlich froh ſeyn , fte um einen Gulden zu befommen. Dergleichen Forderungen bes ruben auf einem Eigennuße, welcher einen Charakteriſtiſchen Zug

u. 1. w. und ſchöne Mooſe 3 wucherten .

.

In den Büſchen blühten Veilchen , Storch

und Reiherſchnabel , Bengelfraut , Ehrenpreis, Alpenriebgras 2 ( Fortſeßung folgt.)

bildet nicht bloß der Dalmatiner, ſondern auch ihrer ſlaviſchen Stammgenoſſen , deren nähere Bekanntſchaft mir bisher zu machen vergönnt war, Der Bewohner des öſterreichiſchen Küſten landed ſo wie auch für die Krainer, und ſteht in einem befrem

Kürzlich wurde nach Mancheſter eine Probe wilder Baumwolle geſandt, die auf der Inſel Rodriguez nahe bei Mauritius durch einen

denden Widerſpruche mit der Rechtlichkeit, welche dieſe Nationen

Mann geſammelt worden war , der dort Schiffbruch gelitten hatte und

in den Wirthsrechnungen dem Fremben an den Tag zu legen pflegen. Gerade das entgegengeſepte Verhältniß findet befannts

58 Tage daſelbſt bleiben mußte. Die Inſel roll 15 (engl.) Meilen lang und ſechs breit feyn und eine Menge Baumwolle wild erzeugen.

lich in Dberbayern ſtatt.

Die Stauden , welche perennirender Art zu ſeyn ſkeinen , wachſen in Menge an den Niederungen der Bäche, von denen die Inſel durchſchnit:

In der Bucht zeigten ſich einige Flüge Halbenten (Anas

Querquedula) , paarweiſe auch eine andere größere Entenart, deren Art ich ber Entfernnng wegen nicht beſtimmen fonnte. Möven ließen ſich nur ſelten gewahren, und dann immer ſehr hoch in der Luft. Die Schiffleute fiſchten mit dem langen Zug

neße (Bragagna a uso tratta). Sie fingen Sepien, Quàti (Go bius niger) , Spari (Sparus annularis), Menole (Sparus Maena), zwei ſchöne Barboni (Mullus barbatus), Cievoli (Mugil), ferner mehrere Cranzi und Cranzipori ( Seeſpinnenarten ) u. 1. w. meiſt kleines Zeug .

Wilde Baumwolle auf der Inſel Rodriguez.

ten iſt , und fónnten wohl auch in andern Theilen der Inſel angebaut werden. Die Baumwollenprobe, die nach Mancheſter geſendet wurde, hat einen ſehr feinen Stapel , gleicht der ſchönen Bourbon-Baumwolle,

die früher in ziemlich großer Menge in England eingeführt wurde, iſt aber augenſcheinlich etwas ſtärfer. Die Inſel Rodriguez iſt nur von

einigen ſchwarzen Fiſchern bewohnt , aber fruchtbar , hat ein geſunded Klima, welches Zuckerrohr, Bananen und ſonſtige tropiſche Erzeugniſſe in Menge hervorbringen würde. Arbeiter könnte man ſich von Indien her verſchaffen . (Athen. 8 Januar.)

Die Sepien wurden zubereitet, ſowohl mit Del

gebraten als eingemacht (al imbrodetto), dürften aber nicht nach

Meiſen und forſchungen in Aegypten und Uubien.

jedermanns Geſchmad ſeyn, jebenfalls verträgt fte nur ein bes ſonders guter Magen.

Die Sonne ſchien den ganzen Tag über düſter, ſtreifiges Gewölfe bedeckte fie auch zeitweiſe gänzlich. Die Schiffeleute

7.

heben . ( Fortſetung .)

von den Geologen vermöge Der in ihm vorfommenden Verſteines

Wir traten zuerſt ins Rameſſeum , das unterhalb feiner Wohnung liegt , und deſſen architektoniſche Anordnung er durch Nachgrabungen und Aufnahme von Planen vollſtändiger kennen lernte, als dieß bis jeßt der Fall geweſen war. Dieſer Bau iſt in mehrfacher Beziehungen wichtig, erſtens weil er bei mehrern Gelehrten für das berühmte Grab des Dſymandias galt und noch gilt , von dem Diodorus Siculus eine ſo wunderbare Beſchreibung gegeben hat , und das für ſich allein ſo viel Raum eingenommen haben ſoll, als die vier größten Denkmale Thebens ;

1 Phillyrea angustifolia L. Arbutus Unedo L. Erica arborea L. Pistacia Lentiscus L. luniperus Oxycedrus L. Cistus salviaefolius L. und villosus . Wulf.

2 Ceranium rotundifolium L., Erodium Cicularium L. Her. Mer curialis annua L., Veronica Cymbalarea Bodard. Carex alpestris All .,

weiſlagten Daraus nichts Gutee, und in der That hatte der

Sturm am folgenden Tage an Gewalt noch zugenommen . Ich ließ mich Vormittag wieder and Land bringen , und beſtieg einen Berg an der Nordoftſeite der Bucht. Die Höhen beſtehen

durchgehend aus jenem riffigen poröſen Kalf de Rarſtes, der

Viola odorata L. varietas calcare recto und Viola tricolor L.

2 Fissidens adiautoides Hedw . var.; Bartramia stricta Brid . ; Hymenostomum tortile Br. eur. ; Trichostomum mutabile Bruch . Bryum torquescens Br. eur.

5 Cladonia endiviaefolia Ach. Biatora decipiens Ehrh . Endocarpon Guepini Moug.

Vaillantia muralis L.

3 Fissidens adiautoides Hedw . var. , Funaria hibernica Hook., Trichostomum mutabile Bruch , Bryum torquescens Br, eur., Br. atro purpureum W. et M. und das ſeltene Br.Billarderii Schw. Hypnum algirianum Hedw . myöerum Poll., rutabulum L., Barbula convoluta Hedw .

wod

96

coon

von der 18ten Dynaſtie, der an dieſem Ufer , wie an dem aniern zu

Hr. Letronne hat aber vollfommen nachgewieſen , daß das Grab des

Diymandiad, wie Diodorus Siculus es beſchreibt, von dem Rameſſeum

Luror einen Bau aufgeführt hatte. Der erſte iſt umgeſtürzt, und dieſe

in weſentlichen Punkten abwich , und daß dieß angebliche Grab eben ſo

Zerſtörung iſt nicht leicht zu erklären. Von dem Amenophium auf dem linfen Ufer find nur noch die zwei mitten in der Gbene von Theben fißenden majeſtätiſchen Roloſſe unverlegt. Beide find das Bildniß ded: ſelben Könige. Der nördliche, berühmt durch die Töne , die ez beim Sonnenaufgang von fich gab , iſt bekannt unter dem Namen der

unwahrſcheinlich und unmöglich und eben ſo unhiſtoriſch ſey , wie das Das Grab des Dſymandias mit ſeiner Bibliothek, deren Inſchrift „Werfftätte der Seele“ wahrſcheinlich nach der der Bibliothek von Alerandrien erſonnen wurde , mit ſeinen Pylonen von Granit , wag ohne Beiſpiel iſt, und namentlich mit ſeinem berühmten Sternenfreis von Gold , fechshundert Fuß im Umfang und anderthalb Fuß dick , bieß wunderſame Grab hat fiets nur in den abſichtlichen Grab Merlins.

Memnonoſäule.

Die Basreliefs und Hieroglyphen , welche an dem Throne der bei den Kolofle ausgehauen find , zeigen eine außerordentliche Vollendung ;

Fabeln ägyptiſder Prieſter und in der gläubigen Ginbildungskraft grie:

12 Inſchriften , griechiſche und lateiniſche, theils in Proſa theils in

chiſcher Reiſenden eriſtirt. Entfleidet der falſchen Benennungen , die man dem Rameſſeum

Verſen, bedecken die ungeheuren Beine der Statue. Um fie zu leſen ſteigt man auf den Fuß , der einen Meter Dide hat ; dieſe Inſchriften find Andenfen zahlreicher Beſucher, welche alle behaupten , die wunderbaren Töne vernommen zu haben. Unter einer Menge obſcurer Namen findet .

gegeben, iſt dieſer Bau augenſcheinlich eines der Denkmale, halb Palaſt, halb Tempel, oder meiner Anſicht nach mehr Palaſt als Tempel , wie ſie die Rönige der 18ten und 19ten Dynaſtie auf beiden Ufern des Nils errichteten. Dieſe Bauten beſtanden aus einer Reihe von mit Säulen umgebenen oder angefüllten Höfen und Sålen, in denen man den Pharao

man auch den Hadrians und ſeiner Gattin Sabine. Manchmal fand das Wunder nicht im Augenblick ſtatt, wo man es erwartete , und man mußte mehrmals wieder fommen.

abwechſelnd vor den Localgottheiten Thebens anbeten oder neben ihnen

Dieſe Beſudhe fanden meiſtens in den

Herbſts, Winter - und Frühjahromonaten ſtatt, denn die alten Touriſten wählten aus begreiflichen Gründen dieſelben Jahreszeiten, wie die neuen • Letronne hat über die Memnonoſäule eine nierfwürdige Abhandlung geſchrieben . Was war die Urſache des ſeltſamen Geräuſcher, das mehrere

ſigen und die Anbetung ſeines Stammes empfangen ſieht. Der von Ramſes

dem Großen errichtete Bau war voll von ſeinem Gedächtniß. Die Thaten des Groberers waren auf dieſen Mauern ausgehauen , wie zu Rarnac

Gin Granitkoloß von 53 Fuß Höhe ſtellte ihn auf ſeinem

Schriftſteller des Alterthums und 72 Dhrenzeugen , darunter Kaiſer

Dieſer Koloß iſt jeßt zerbrochen nnd liegt auf dem

Boden, was weder Zeit nody Zufall gethan haben kann , ſondern durch

Hadrian , bezeugen ? Warum hat es aufgehört ? Warum heißt die Statue des ägyptiſden Rönigs Amenophio III die Säule Memnone , eines

die gewaltige Anſtrengung der Menſchenhant, geſchehen feyn muß. Auch

griechiſchen Helten und Sohne der Aurora ? Aus dem Studium der

und Luror.

Thron ſigend dar.

ſo noch iſt es die größte Bildſäulenruine , die es gibt. Der Fuß hat

Inſchriften und der Stellen der alten Schriftſteller geht hervor, daß die

mehr als zwei Klafter Länge. Als ich an dem Arm hinaufkletterte, glaubte ich einen Felſen zu erſteigen. Das Rameſſeum , ſagt Champollion , iſt vielleicht der edelſte und reinſte Bau ; Wilkinſon bemerkt, es könne mit jedem Denkmal der ägyp tiſchen Kunſt die Vergleichung aushalten. Es iſt das Parthenon von

Statue beim Sonnenaufgang ſich erſt dann vernehmen ließ , als ſie

Theben , und verdient alſo , daß man ins Innere trete, um die edle, reine Anmuth der Säulen zu bewundern . Es iſt nicht mehr die er:

1

durch ein Grdbeben zum Theil zerbrochen war , und daß man ſie nicht mehr hörte , ſeit Septimius Severus in ſeinem frommen Gifer für das Heidenthum den verſtümmelten Roloß wieder hergeſtellt hatte. Er er: wartete , daß der Gott nach dieſer Reſtauration nicht bloß einen flich: tigen Ton , ſondern wahre Drakel von ſich geben würde , wie man

glaubte, daß er früher gethan, aber die ſonore Schwingung, die natūr

drüdende Majeſtät von Karnac, die Verhältniſſe find mäßig für Aegyp ten, würden aber ſonſt überall großartig ſeyn. Der Verſammlungeſaal iſt nicht durch 134 Säulen geſtüßt, wie der zu Rarnac, aber er hat noch dreißig, die nach Champollions Ausdrud durch die zierliche Groß artigkeit auch den für griechiſche und römiſche Runft noch ſo Gingenom men bezaubern müßte. In dieſem Saale ſieht man auf einer Mauer die 23 Söhne von Ramſes mit ihren Namen ; ſeine 13 Töchter find in einem Tempel Nubiens dargeſtellt. Eine Hieroglypheninſchrift : aus ſeinem 64ſten Regierungsjahre zeigt, daß er lange gelebt. Viele andere Inſchriften , die Basreliefs auf den Wänden der Bauten von Theben und einer Menge anderer Orte belehren uns alle, daß er ein großer Groberer war, und nennen die Namen der beſtegten Völfer. 3u Luror

liche Urſache des Phänomens, wiederh olte ſich nach der Reſtauration des Koloſſes nicht mehr: Septimius Serverus hatte , ohne es zu wollen, einen Dämpfer aufgeſeßt , daher keine außerordentlichen Töne , feine

haben wir die genaue Zeitangabe ſeiner Siege, begleitet von Berichten

Quartier der Stadt , eben das, wo der Roloß ſtand, Memnonium hieß,

und Bildern, gefunden. Dieß find ſchon mancherlei Dinge, worüber uns die Hieroglyphen belehrt haben, obwohl man behauptete , fie enthielten feine Geſchichte. Auf einem Pylon des Nameſſeums iſt Ramſes auch dargeſtellt, wie er eine anſcheinend religiöſe Huldigung empfängt , während man die fleinen Bilder von 18 Königen vor ihm herträgt, deren älteſter Menes iſt, der Gründer des ägyptiſchen Reiche , und der neueſte Namſes II jelbſt, ein Zeichen , daß er nach dritthalb tauſend Jahren, nach 18 Dye naftiewedſeln und einem fremden Einfall ſich noch als den geſeka mäßigen Nachfolger von Mene betrachtete, daß die neue , ruhmreiche Familie der Namſes ihre Macht an dieſen alten König anknüpft. In geringer Entfernung vom Rameſſeum findet man einen unge heuren Naum, der mit Trümmern überſäet iſt, die der Nilſchlamm zum Theil begraben hat, und hohes Grad dedt, die aber doch noch in Zwi ſenräumen deutlicher wieder hervortreten. Dieſe Säulentrümmer und Bruchſtüce rieſenhafter Statuen find die Ueberreſte von Memnons

Palaſt. Dieſen Namen gaben die Griechen dem Pharao Amenophis III

Verlag ber 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Reiſenden , feine Inſdriften mehr. Was den Namen Memnon betrifft, den man der Statue des Ame nophis gab, deſſen wahren Namen Amenoph oder Phamenoth Pauſanias

und die Urheber mehrerer Inſchriften ſehr wohl fannten , ſo fieht Letronne darin nichts als eine der zahlreichen mythologiſchen Verwech:

ſelungen , die auf einer Aehnlichkeit der Klänge beruht , oder eigentlich, gerade heraus geſagt, einen Calembourg . Memnon, Sohn der Aurora,

war ein Held der homeriſchen Sage. Da er König der Aethiopier war, fudhte man ſeinen Urſprung in Aegypten , und dazu Theben ein ſo mußte der Roloß ſelbſt Memnon ſeyn. Da ferner die Thonſdwin gung , welche durch den raſchen Uebergang aus der nächtlidhen in die Tagestemperatur hervorgebradt wurde, häufig zur Stunde des Sonnen

aufgangs ſich vernehmen ließ , ſo verfiel die Einbildungsfraft der Grie den in ihrer finnreichen Leichtgläubigkeit auf den Einfall, daß Memnon

beim Sonnenaufgang ſeine Mutter begrüße. So machten die Alten aus einer ſehr einfachen Thatſache, die ſie ſich nicht zu erklären wußten,

eine Fabel , welche die neuere Wiſſenſchaft , ohne, wie die Philoſophie des 18ten Jahrhunderts zur ewigen Annahme von Prieſtertrug ihre Zuflucht zu nehmen, erklärte. Der Menſch betrügt ſich viel öfter ſelbſt als er betrogen wird. ( Fortſeßung folgt.)

A ustiefung des Seinebettet. Dag Journal de Rouen bemerkt , 18 leyen fürzlich zwei preußiſche Sciffe mit einem Tiefgang von vier Metred die Seine bis Rouen ohne Sdywierigfeit hinauf gefahren. Nach angeſtellten Beobachtungen muß das Flußbett ſeit dem Monat October fid um wenigſtens einen Metre vertieft haberi. (Monit , industr. 13 Januar.)

Verantwortlicher Nedacteur Dr. 6 D. Widenmann .

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

kiunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N t ". 25.

29 Januar 1848 .

genommen . Wahrſcheinlich iſt es, daß fie felbft fich „ Bienen züchter“ nannten , vielleicht ſeit ihrer Ueberſtedlung in das jeßige

Der Name der Baſchkiren. (Nordiſde Biene 19 Dec.) Die Baſchkiren nennen ihre Sprache „Jürf," eine türfiſche,

was ſie auch wirklich iſt, denn ſie gehört zu den nordöſtlichen türkiſchen Mundarten, ber türkiſch -tatariſchen, kirgiſiſchen , dicha gataiſden, oftturfeſtaniſchen u. ſ. w. Zwiſchen den ſüdweſtlidien

Baſchkirien , wo in den großen Wäldern eine Menge Bienen fich finden , ſo daß Bienenzucht ſtets eine Hauptbeſchäftigung der Baſchkiren bildete. Die arabiſchen Schriftſteller kennen das Vole ſchon ſeit dem 10ten Jahrhundert, und nennen eine Stadt Baſchkurt.

unb nordöſtlichen türkiſchen Mundarten iſt ein großer Unters

Hieraus ergibt ſich am beſten , daß die Benennung nicht als

ſchieb, ſowohl in der Ausſprache, als in vielen Worten, aber die nordöſtlichen Mundarten unterſcheiben fich auch unter eine

Schimpfwort von den Nogaiern gegeben ſeyn kann . Denn vor

ander, ſo daß z. B. ein Baſdfire einen Kirgiſent nur ſchwer verſteht. Die Baſchfiren nennen fich ſelbſt Baich furt , woher Ueber die Bedeutung der jest gewöhnliche Name Baſchkiren . des Worts Baſchkurt iſt viel geſtritten worden .

dem Herabrücken der Mongolen und Lataren vom Altai und der Umgegend des Chuchunor bis zum faſpiſchen Meer , zum Saif, der Wolga, bem Don , wohnten don Völfer türkiſcher

Abkunft in Diten und Süden Rußlande, ſo Petſceneger, Uſen ,

Rytjthfom corfen,, Rangli,, PolomzenoderKumanen u. 1.n . Wenn 361

idhreibt in ſeiner orenburgiſchen Geſchichte, das Wort bedeute einen „ Grzdiel " und die Baſchfiren hätten dieſen Namen als Schimpfnamen von den Nogaiern erhalten ; andere behaupten , es bedeute Hauptwolf" ober ,Wolf𝕗" noch andere geben dem Worte bie Bebeutung „ Bienenzüchter." Wir wollen nun ſehen , 1

welche von dieſen Bebeutungen die richtigere und annehmlichere iſt. In Der tatariſchen Munbart heißt der Wolf wirklich mehr mal Kurt ;" Baſch bedeutet, wie im türkiſchen ſo im tatariſden und baſchkiriſchen der Kopf." Einem andern Worte vorgeſet bedeutet e8 „ hauptſächlidy," , vorzüglich);" ſo heißt baſch - a ju der vorzügliche Bär, aju- bafch ber Bärenfopf. Hienach würde

Baſchkurt, ber vorzügliche, der „ Erzwolf“ bebeuten. 88 war eine Zeit, wo viel ſtärkere, gebildetere Völker Raub und Plün derung für rühmliche Shaten hielten, und die Benennung „Grze wolf," in figürlichem Sinne, würde in der bilblichen Sprache

des Dſtens einen Erzräuber bedeuten , und nicht bloß keinen

ſchimpflichen Sinn enthalten, ſondern dem Volfe zum Ruhm und zur Ehre gereichen . Die Wahrheit forbert jedoch die Bemer fung, daß in der jeßigen allgemein gebräuchlichen Sprache der

Baſchkiren und der im orenburgiſchen Gouvernement lebenden Tataren Der Wolf „bur“ heißt, und das Wort „kurt“ brei an dere Bedeutungen hat, nämlich erſtens „ Biene," woher bie Bienenkönigin „Furt - imäſi," Bienenmutter heißt, zweitens „Wurm ," und Drittens eine beſondere Art Käſe," ben bie Baſch firen bereiten und die Ruſſen „ krut“ nennen . Die beiden leßten

Bedeutungen geben keinen Sinn , die erſte Bedeutung würde

„Bienenvorſtand," „ Bienenzüchter“ ergeben. Wenn ein Volfe name einen vollſtändigen Sinn in der eigenen Sprache des Volkes hat, ſo braucht man nach keiner neuen Bedeutung in andern Sprachen und Munbarten zu ſuchen , und die Baſcha firen haben auch nicht von andern den Namen Baſchkurt an

Foblan, der Abgeſandte des Chalifen Muktedir, der vom 3. 907 bis 932 herridhte, bereits die „ Baſchkurt“ unter ihrem jeßigen Namen fannte und nannte, ſo kann der Name unmöglid; erſt aus den Seiten der nogaiſchen Horbe ſtammen , beren Ents

ſtehung geraume Zeit nach dem Ginfall der Mongolen fällt.

Reiſe nach Bosnien.

Von einem botaniſchen Reiſenden . Erſter Abſchnitt. (Fortſepung. )

Die Atmoſphäre mar ſo bunſtig, daß die Ausſicht vom Gipfel des Berges, eines der höchſten der Inſel, ſich nur auf die Nähe beſchränkte ; da überbieß der Wind den Aufenthalt in der Höhe bedeutend erſchwerte, konnte von einem längern Vers weilen feine Rede ſeyn. Der Rückweg führte mich durch eine junge Olivenpflanzung, in der ich Leute über der Feldarbeit traf, bei welcher Gelegenheit ich mich abermals von der ebeln Körperbeſchaffenheit der Einwohner überzeugen konnte. Später begegnete ich zwei Mädchen , ohne Zweifel Sdjweſtern , deren regel mäßige Gefichtebildung, alles Incarnate entbehrend, einen ſehr intereſſanten, ernften Ausbruck hatte. Kinder, die ich am Wege traf , flüchteten fich weinend. Heute wie geſtern baten mid ; Landleute, die ich um mancherlei Auskunft angeredet hatte, um einige Schüſſe Pulver. Hier zu Lande dient das Schießpulver ald Almoſen und Trinkgeld.

Während ich meine Ercurfion außführte, waren die Schiffs leute auch nicht unthätig , ſondern verlegten fich wieder mit allem Eifer auf den Fiſchfang. Sie waren auch ziemlich glück lich und fingen unter andern eine Scarpena ( Scarpaena Por cus) und den San Pietro (Zeus Faber ), von welchem leßtern Fiſch hier zu lande allgemein die Sage gilt , daß er der Fiſch

98 war, ben der 1. Petrus bei ſeinem bekannten Fiſchzuge in ſo

gelegen, ſondern mehr gegen den Ausgang des Hafeno zu, fam

großer Menge gefangen , und daß ihm ferner an der Stelle, wo ihn der Apoſtel mit den Fingern berührt hat, ein Mahl geblieben fety, nämlich der große ſchwarze Fleck in der Mitte zu

mir ſehr auffallend vor, noch mehr aber wurde ich frappirt,

beiden Seiten .

A18 am 31 März Der Scirocco noch mit ſeiner alten Ges walt fortwüthete, und ſo unſere Abfahrt vereitelte, machte ich ungeachtet der Schwierigkeit, die der Sturm auch dem Gebens den barbot, und troß der Schmerzen eines leibenden Fußes eine etwas weitere Ercurfion nach dem am jenſeitigen (bem öftlichen ) Stranbe gelegenen Hauport der Inſel, nach dem Dorfe

als ich dem Ufer entlang mich nähernd, bie Schiff& leute in ans

geftrengter Thätigkeit erkannte. Atle, ſelbſt ben Patron nicht aufgenommen, waren beſchäftigt, an einem großen, ins Meer reichenden Tau zu ziehen ; ſpäter ſah ich fte bei dieſer Verricha tung ſogar zwei Flaſchenzüge in Anwendung bringen. Das Jau war augenſcheinlich kein anderes, als das womit fte das Schiff ans Ufer befeſtigt hatten, wo dasſelbe um einen Feldblod gemidelt worden war ; bas Schiff war außerdem noch durch den Anfer im Hafen feſtgehalten ; endlich löste fidh bas Räthfel auf

chostomum flavo - virens Bruch . gewahrte ich unter Wegs an

eine kurioſe Art : mit dem Ende des Taues tauchte nämlich lang ſam aus dem Meere auch das Feldtrumm empor, welches dem

Mooſen nichts neues, auch zeigte fich die höhere Vegetation des

Schiffe als Anhalt hätte dienen ſollen ; nachbem dieſe herculiſche

Pasman.

Außer Hypnum mediterraneum Scud . und Tri der Hügelreihe von der weſtlichen nur inſo

Arbeit vollendet war, wurde ich in der Schaluppe an Bord ges

fern verſchieben, daß fte überhaupt dürftiger und in ihrer Ents

bolt, und ich gelangte hier zu der Beſtätigung meiner Vermus

widlung verſpäteter erſchien, wie denn ſogar noch der Erdbeer

thung. Der Sturm hatte nämlich den Anker losgeriſſen, und

baum Drüben mit einzelnen Blüthen anzutreffen war. Uebris gene famen jenſeits Myrten bor. Die Urſache jener zurüde gehaltenen Begetation iſt die Bora, welche überhaupt auf das Gedeihen und ſogar auf die Phyſognomie des Pflanzenlebens in den Küſtenländern, ſo weit fich nur ihre Herrſchaft erſtreckt, von weſentlichem Einfluß ift. Saatfelber von alten Delbäumen beſchattet umgeben das Dorf Padman , unb gewährten burd, ihr

Das forttreibende Schiff ſchleppte nun den Stein mit fich, an ben es gebunden war ; dieſer lag nun auf dem Verbecke, nach

die Sache übel ablaufen können . So verharrte nun das Schiff bei immer wachſendem Sturm an zwei Anfern, und zwei am Ufer ſolid befeſtigten Jauen in ficherem Gewahrſam . Der Drfan hatte

friſches Orün einen heitern Anblid , als erſte und einziges Symptom des Frühlings . Denn in der Region der immers

auf folgenden Nacht nach 7 uhr ereignete, den Gipfel erreicht,

öftlichen Abhange

der Schäßung des Patrons über 1000 Pf. ſchwer; zum Glück blieb ein zweiter ausgeworfener Anker beſſer haften , ſonſt hätte

mit dem Eintritt der Monbøfinſterniß, welcher fich in der hier:

grünen Sträucher und Bäume ſchafft der Lenz feine Reize zu

die Finſterniß felbft fonnte bei umwölftem Himmel nur wenig

Tage, die mit dem vorausgegangenen Zuftande in auffallendem

wahrgenommen werden ; den Tag über war die Atmoſphäre mit

Contraſte ftünden, außer da, wo ihm Saaten, Weingärten und Duftbäume ihren neu gewonnenen Schmud barreichen. Wähs rend der nördliche Frühling zum Winter ſo ſcharf contraſtirt,

einem eigenthümlichen Dunſt erfüllt.

wie Leben zum Tod, hat der ſüdliche vor dem Winter nicht ein mal bie Blüthen voraus, da es dieſem zu feiner Zeit daran gebricht. Außer Waizen unb Rorn wurden hier Feigbohnen ( Lupinus) gebaut ; ber Lein war bereits fußhoch, bie Mandel und Pfirſichbäume hatten die Blüthenblätter verloren und fich

begrünt, die Schlehen blühten. An den Wegrändern zeigte fich mit dem Gänſeblümchen noch manches andere heimathliche Pflänz

Der Schleier, hinter dem

dieſer die Ferne erblicken ließ, glich eher dem eines fernen Re gens, als eines gewöhnlichen Nebels, und hatte übrigens eine etwas röthliche Färbung; man hätte meinen mögen, daß dieſe

durd, die Brechung der Sonnenſtrahlen in dem aufgeregten , äußerſt dünn pertheilten Schaume des Meeres hervorgerufen wurde. Indeß wurde bei jenem bedeutenden Sciroccalſturm , der im Jahre 1846 während des 17 und 18 October bei einer Lem peratur (im Schatten ) von 24° R. in Oberbayern und vielleicht auch in größerer Ausdehnung herrſchte,

am Fuße der bayeris

chen , 1 und auf ben angebauten Grundſtücken mit folden auch

fchen Alpen von Benedictbeuern gegen Tölz gerade dasſelbe Phä

einige eigenthümliche Gewädiſe. 2? Der Ort iſt nicht übel ; ein

nomen beobachtet, welches theils dem Sturme vorausgegangen war, theils ihn begleitet hat.

breiter wohlerhaltener Weg zieht fich von lebendigen Zäunen umgeben ber Länge nach hindurch, die Häuſer, etliche 50-60

An die naturgeſchichtliche Unterſuchung dieſer Inſel ſchließt fidh noch folgende in allgemeiner Beziehung zu der Vegetation

an Zahl, find aus Stein erbaut, mit flachen Dächern, ziemlich wohnlichen Ausſehen8 ; ein Franciscanerkloſter liegt recht an

dieſer Küſtengegenben ftehende Bemerkung an .

muthig am Strande.

Auffallend iſt die braune blutloſe Ger

lidh das Auftreten des Cistus monspeliensis in andern Län

ftchtafarbe, die fich allgemein bei den Einwohnern bemerkbar . macht.. Am Rüdwege fand ich die Hippocrepis monocarpa Bieber. Jun ganzen war meine bisher auf dieſer Inſel ge machte Ausbeute nicht weniger als erheblich zu nennen im

tern, z. B. in Shracien, das Vorkommen anderer Arten dieſer

Vergleich mit der, welche ähnliche Gegenden zu folder Jahres

Während näms

Gattung ausſchließt, iſt dieß in den öſterr. Küſtengegenben fei nelwege der Fall, wo beffen Verbreitung zwar im allgemeinen beſchränkt, ſein Vorkommen aber theils gleichzeitig mit Cistus salviaefolius und villosus (wie z. B. um Pola in 3ſtrien und

zeit darzubieten pflegen ; höchſtens laſſen fich die aus der Claſſe

auf S. Pietro di Nembi im Quarnero der Fall iſt) theils aud

der Laubmooſe gemachten Funde anrühmen . Daß ich bei meiner Rückunft um 2 uhr unſer Schiff nicht mehr an jenem Plaße der Bucht erblickte, wo es vor Anker

allein aber in derſelben Bodenbeſchaffenheit wie dieſe ſtattfindet.

1 Bellis perennis L., Euphorbia helioscopia L., Capsella Bursa 2 Ficaria calthaefolia Rchb. , Gagea arvensis Schult., Fumaria Vaillantii Lois., Calendula arvensis L. eine vorjährige Pflanze blühend, Cerastium brachypetalum Desp. C. glomeratum Thuill. Cardamine resedifolia L. Thlaspi perfoliatum L., Arabis Thaliana Poll.Muscari pastoris Mönch, Viola odorata var. calcare uncinata.

racemosum Mill .

Die Gebirgsart der Inſel Pasman iſt durchgängig der Kale be8 Karſtes ohne deſſen Sandſtein und Mergel.

Das Streichen

der Schichten iſt parallel dem Zug der dinariſchen Alpen , von NW. nach SD. , das Fallen in einem Winkel von 20 bis 25 ° nad ND.

Am 1 April legte ſich gegen 3 Uhr Morgens der Sturm, Mit Sonnenaufgang war man bes ſchäftigt, das Schiff vom Ufer zu löſen, die Anfer aufzuwinden , flärte fich der Kimmel.

wo

99

die Segelſtangen emporzuziehen. Der Scirocco Dauerte zwar noch immer fort, doch trachtete nun der Patron ernftlich nach

Der Rücfebr, theils um die heiligen Lage bei den Seinigen zu feiern , theils um Leben&mittel , mit denen fein Fahrzeug zu

Verherrlichung der Beſte beladen war, noch zu rechter Zeit abzuliefern. So verließen wir gegen 7 Uhr den Hafen, der und während der ſtürmiſchen Lage Schuß gewährt hatte und Freuzten unſerm Beſtimmungsorte entgegen. Wir feßten unſern Weg zwiſchen der Inſel Sit und Palman fort, erblicten dann das fefte Land, dem wir uns ſehr näherten, darauf die Drtſchaften Stari Zadar (Bara vecchia ober Biograd) und Pacoſchiano, mo mir ben 44ften Breitegrab paffirten , und gelangten dann lavis rend wieder hinüber zur Inſel Vergade. Wie fich denn kein Lanb ſo zu geognoſtiſchen Beobachtungen eignet, als das ſein Gerippe von aller Bekleidung entblößt barbietende Dalmatien, liefen fich hier an dieſer Inſel im Vorüberfahren die intereſſan-

teſten Sattelbildungen wahrnehmen. Abend fanden wir eine ſchüßende Bucht an einem kleinen Scoglietto bei Mortero, unb anferten . Die Nacht über und den andern Tag herrſchte wieder der Scirocco ſo gewaltig, daß wir verweilten .

Die Schiffdleute wußten keinen Namen für

dieſes Scoglietto, welches kaum eine Viertelſtunde lang war und in ſeiner größten Breite ſchwerlich über 300 Schritte maß.

Das Buſchwerf , aus Morten und Maſtirſträuchern beſtehend,

Goon

und die ſchäumende Fluth von berghohen Wogen getragen durch dhneibenb mit vollen Segeln an uns vorüberflog. Der muft

faliſche Sinn der Delphine, der einſt dem göttlichen Arion ges huldigt , fand anch an den Liedern der Matroſen Behagen , wenigſtens umgaben mehrere derſelben unſer Schiff, während

Dieſe Marf und Bein durchdringenden Geſänge das Unbehagliche meiner Lage vollftändig machten. Dieſem allem ein Ende zu machen , ſtieg ich in die Cajüte, um mein Jagdgewehr zu holen,

in der Abficht, einen Delphin zu erlegen und überzeugt, daß dieß die muftfaliſche Unterhaltung der Schiffsleute unterbrechen dürfte — allein ron einem plößlichen Anfall der Seefranfheit

betroffen, war ich hier froh, das Bett zu erreichen und vergaß mein mörderiſches Vorhaben. Unter dieſem Uebel litt weniger Der Magen als das Herz, und zwar dergeſtalt, daß Ohnmacht auf Dhnmacht folgte . Die Krämpfe legten fich zwar gegen Abend, nichtsbeſtoweniger aber blieb mein Zuſtand höchft miſerabel. Man gab mir Limonade nicht ohne lindernde Wir kung. Als wir uns am andern Morgen nahe dem feften Land im Hafen von Rosgo8nizza befanden, ließ ich, bes ungewiſſen Soidale der Seefahrt und meiner Leiben überbrüſſig , den Schickſals Patron Pratica nehmen und mich ausſchiffen , um nun zu Lande meine Reiſe nach Spalato zu vollenden . Da war nun freilich wieber der Uebelſtand, daß ich theils meines wunden Fußes halber, theils in Folge meiner legten Leiben und Entfräftung So ſah ich mich gezwungen

war fürzlich abgetrieben, und das Geſtein von der nämlidhen Beſchaffenheit als bas von Palman ; die Flora wo möglich aber

nicht zu geben in Stande war.

noch ärmer als daſelbſt, inſofern ſte mir nur vier blühende

wohner indiscrete Eigenſchaft wieder fund gab. Man begehrte

Arten 1 Darbot. Man darf jedoch den Reichthum an Pflanzens arten bei dieſen Inſeln feinesweg8 ale in gleichem Verhältniſſe

mit der Größe derſelben ſtehend annehmen. So hatte ich in frühern Jahren in mehrern der kleinſten Scoglien, z. B. am

ein Pferd zu miethen , bei welcher Gelegenheit fich der Ein nämlich für das Pferd auf eine Strecke von 30 Miglien (5 M. auf eine deutſche Meile) 3 pl. und für den Patrone, der es bes gleitete, 50 fr. , welche Forderung die Villigkeit nach den Dors

höhen ſo ausgezeichneten Alpenflor hervorruft, wie er vergeblich

tigen Landespreiſen um mehr als das Doppelte überſtieg. Das Städtchen Rodgośnizza, von unanſehnlicher Bauart, bekannt durch ſeine Knochenbreccie, liegt auf einem fleinen Inſelchen in der Nähe des feſten Landes. Nachdem ich mich mit dem Pferde dahin hatte überlegen laſſen, war ich endlich froh, das Ende meiner Seeleiden erreicht zu haben .

auf Triften reicher geſucht wird : weil nämlich das weitende

(Schluß folgt.)

Promontore von 3ftrien, ferner Pregasnik und Pobzaglava im Quarnero u. ſ. w. eine Ausbeute an Pflanzen gemacht, wie ſie mir auf hundertmal größern Gilanden verſagt blieb . Die Urſache davon iſt dieſelbe, welche auf gewiſſen unzugänglichen Berg-

Vieh bei weitem nachtheiliger auf die Begetation wirft , als die

Senſe. Das Schiff&volk verlegte ſich wieder auf den Fiſchfang,

Einiges über bulgariſche Literatur.

jeboch mit geringerem Olüde, da nur Sepien und Folpi (Loligo)

3n der Zeitſchrift des böhmiſchen Muſeums (XXI. Jahrgang II . 2.) findet ſich ein Schreiben des befannten ruſſiſchen Slaviſten Srezniewo(1)

in die Neße gingen ; ein wahres Charfreitageſſen , welches mir den in Folge der Seefahrt bereits afficirten Magen rollents verbarb .

an den Böhmen Hanfa über die neuere bulgariſche Literatur. Der literariſche Ertrag , der daraus zu entnehmen , iſt freilich unbedeutend,

Am Charſamſtag, den 2 April, fuhren wir gegen Morgen trog der fortdauernden ungünſtigen Witterung weiter. Gegen 10 Uhr' änderte ſich dieſelbe in ſo weit, daß wir ſtatt des Süd

und wir können die Aufzählung der einzelnen Werfe füglich umgehen, um ung auf einige ſprad; liche Bemerkungen zu beſchränken. Daß fich weder eine beſtimmte Rechtſchreibung, nod eine allgemeine Bücherſprache

oſtwinbe8 Südweſt befamen, den Garbin oder Libeccio, ber uns

feſtgeſtellt, darf nicht verwundern . Das Bulgariſche hat nidit nur von

mezza nàve, und daher für die Fortſegung der Fahrt ſehr günſtig kam , indeß viel Vorficht und genaue Kenntniß des Fahrwaſſers verlangte, weil er für die Fahrt an der Dalmatiniſchen Küſte als ter gefährlichſte Seewind gilt. Unter dem Schuße weſtlich gelegener Inſeln ging die Fahrt ſchnell und dabei leiblich ruhig von ftatten , ſo wie wir aber die hohe See

Volke , unter dem ſich die Bulgaren niederließen , den Walachen, auds mandie Spracheigenthümlichkeiten angenommen. Der Einfluß des Gries

ſeinem ehemaligen Herrſcherſtamm alttürkiſche Worte , ſondern von dem

erreichten , trat eine Maretta (hoher Wellenſchlag ) ein, bie ,

chiſchen und Neutürkiſchen auf die Lerifographie iſt wie natürlich nicht ausgeblieben , und ſo geht es jeft an ein Reinigen der Sprache, die wie es deint ſo weit geführt wird, als mit dem Neugriechiſchen, und mit dem gleichen Erfolg, daß das Volk die neugeſchaffene Schriftſprache nur unvollkommen verſteht. Die amerifaniſche Bibelgeſellſchaft ließ

durch einen Mönch , Namens Neophyt Rylez , der auch eine bul: gariſche Grammatik geſchrieben, eine Ueberſepung des Neuen Teftamente !

zumal fich ſpäter Windſtille bazu geſellte, unausſtehlich wurde. Einen fühnen Anblid gewährte bei noch friſchem Winbe eine öfterreichiſche Kriegøcorvette , die ſchief nach der Seite liegend Ornithogalum exoscapum Ten . Euphorbia coscinosperma ReichbAnagallis coerulea All, uns Asterolinon stellatum Lk.

verfertigen, machte es ihm aber zum Geſet, daß er ſich an die Velfe

ſprache halten müſſe. In Folge deſſen ſollen eine Menge unbulgariſcher Wörter darın ſeyn ; das iſt leicht möglich, aber ob damit abgeholfen wird, daß man die Sprache mit ruſſiſchen Ausdrüđen überſchwemmt,

wie ein Neubulgare, Namens Bogojew gethan, der eine „Mathematiſche

wozo

100

Geographie aus dem Ruffden überfeste, fteht fehr dahin. Jeßt ſoll unter den bulgariſchen Schriftſtellern die Anſicht herrſchen , daß die Bulgaren zur Zeit Cyrills und Methodius bas Altſlaviſche (Kirchen ſlaviſche) geſprochen , und man will mit Hülfe dieſes Altſlaviſchen die Reinigung des Bulgariſchen vornehmen, wobei wahrſcheinlich ein rechter Galiamathias herausfommen wird.

Reiſen und forſchungen in Aegypten und Unbien. 7. Xheben. ( Fortſebung.)

68 bleibt jeßt noch eine große Ruinenmaſſe übrig , das Rarnac des linken Ufers , Medinet Habu. Das Ganze dieſer Gebäude beſteht aus zwei Gruppen. Hier , wie zu Karnac und kuror , erblidt man

neben der zierlichen Architektur aus den Zeiten der Thutmoſis die maje: ſtatiſche aus den Zeiten der Ramſee.

Neben einem

kleinen Tempel

von Thutmoſis III erbaute Ramſes III, genannt Meiamun, ein eben ſo großer @roberer wie ſein Ahnherr Ramſes der Große und Sethos, ungeheure Gebäude mit einem Palaſt daran , den man ſeinen Pavillon nennt. Dieſe beiden Architekturen ſtehen hier, ſtatt wie zu Karnac und Luror in der Meihe nach einander geſtellt zu ſeyn, neben einander. Wir

beendigen unſere Unterſuchung von Medinet Habu mit dem Studium dieſer königlichen Wohnung Namſes Meiamung , und des großen aus mehrern Sålen oder vielmehr Höfen beſtehenden Baues, in denen er ſeine Triumphe dargeſtellt hat. Gin Theil der Bauten von Medinet Habu iſt jedoch älter und ein Theil jünger als er. Das älteſte Stück iſt hier der kleine Tempel von Thutmoſis III , zu welchem 1 ) ein äußerer unter Kaiſer Antonin erbau

ter Hof, 2) ein Pylon , der den Namen zweier Ptolemaer trägt, und 3) ein zweiter Hof führt, wo der Name eines åthiopiſchen Könige ſtand, aber ausgelöſcht wurde von Nectanebo, dem leßten Pharaonen und dem fabelhaften Vater Alerander des Großen. Welche mannichfaltige Erin: nerungen ! wie ſchnell geht man von einem Jahrhundert aufs andere,

geſehen , weil er ſagte , das Schadſpiel fen von dem Gotte Thot er: funden worden ?

Geht man weiter vor gegen den großen Palaft Ramſes Meiamuns, ſo tritt man bald aus den zierlichen Verhältniſſen eines föniglichen Luftſchloſſes heraus vor die Pracht eines Baues, der zu feierlichen Vor: ſtellungen beſtimmt war : auf die häusliche Wohnung des Menſchen folgt die öffentliche Reſidenz des Pharao. Ein großer Pylon , deſſen Basreliefs an die Feldzüge des Königs erinnern, und deſſen Inſchriften die Namen der beſiegten Völfer enthalten , führt in einen Hof, der links von einer Säulenreihe, rechts von einer Galerie begränzt iſt, die durch Pfeiler mit menſchlichen Figuren gebildet wird. Hat man dieſen erſten Hof , wo die Capitäler die Lotosblume nachahmen und an der Oberfläche des um die halbvergrabenen Säulen her aufgehäuften Bodens fich zu entfalten ſcheinen, hinter fich, und iſt durch einen zweiten Pylon geſchritten , ſo tritt man in einen zweiten Hof, der von einem hier durch mächtige Säulen , dort buro prachtige Raryatiden geſtüßten Periſtyl umgeben iſt. Dieſer Hof iſt eines der Wunder Aegyptens. Nirgends, ſelbſt nicht zu Rarnac , iſt die Größe der Pharaonen durch eine Reihe gleich merfwürdiger Basreliefs dargeſtellt, wie in dem großen Hofe von Medinet Habu. Auf der Südmauer des Periſtyls triumphirt der Pharao durch die Waffen über ſeine Feinde , und auf ſeinem Wagen in der ruhigen Majeſtät des Sieges fißend ſieht er um ſich her die abgeſchnit: tenen Hände und die Ergebniſſe noch einer andern Verſtümmelung auf: häufen . Auf der entgegengeſeßten Mauer hat dieß fiegreiche Königthum des Namſes ſeine ganze Pradt entfaltet. Der fönigliche Pomp, wie er

auf dieſer Mauer des Periſtyls dargeſtellt iſt, gehört zu dem Impoſan teften ,. was die ägyptiſchen Alterthümer darbieten.

Man ſieht den

Pharao iin Triumph dahin getragen wie eine Gottheit , umgeben von ſeinein Hof und den Anführern ſeines Heers , abwechſelnd angeräuchert, wie ein Gott , und ſelbſt wieder auf dem Altar des Horus Weihrauch Korinthiſche Säulen , Reſte einer chriſtlichen Kirche, verbrennend. erheben ſich mitten in dem ſo wohlerhaltenen Hof von Medinet Habu. Das alte Gebäude iſt unangetaſtet, die Ruine iſt neu . .

Dieß danft man

Die äußeren Mauern des großen Hofes von Medinet Habu ſind,

der Leſung der Hieroglyphen : vor der Entdedung Champollions waren die Denfmale der 12ten und der 18ten Dynaſtie, die der äthiopiſchen Eroberer , der griechiſchen Könige und der römiſchen Kaiſer ſämmtlich ägyptiſche Denkmale, jeßt aber unterſcheidet man ſogleich die Epochen und den Urſprung. Man heftet die Augen auf einen Rahmen und weiß ſogleich, welcher Zeit, welchem Volf, welchem König das Gebäude angehört, vor dem man ſteht. Da ich die Nuinen von Medinet Habu mit Hrn. Lepſius durchlief, ſo fonnte ich ſicher ſeyn von den Einzelnheiten des Baues nichts zu ver lieren. Er machte und mehrere Ausbeſſerungen und Aenderungen be: merflich , welche von neuern Perſonen an alten Namen vorgenommen worden waren. Das Merkwürdigſte in dieſer Art iſt die Ausbeſſerung einiger alten Rönigsnamen unter den Ptolemäern ; die ausgebeſſerten Hieroglyphen haben einen viel neuern Charakter, als die der Zeit, denen der König dieſes Namens angehört. Es iſt dieß ein ſeltſamer , aber nicht der einzige Veweis , wie die Ptolemäer bemüht waren , die Pha

eben ſo wie die innern , mit Basreliefs bedeckt. Auf der Südwand iſt ein heiliger Kalender mit Andeutung der Feſte in jedem Monate, d. h. ein vollſtändiges Bild des religiöſen Lebens der Aegyptier , aber dieſe merkwürdige Urkunde iſt zum Theil unter dem an der Mauer aufgehäuf ten Erdreich begraben. Die Hinwegräumung wäre leicht, und dasſelbe kann man von mehrern Bildern an der Nordwand ſagen , welche ver ſhiedene Greigniſſe eines Feldzug8 darſtellen, welchen Ramſes Meiamun, im 11ten Jahre ſeiner Regierung gegen mehrere aſiatiſche Völker unter:

von einem Volt , einer Dynaſtie zur andern über.

raonen fortzuſeßen. lieber dieſe wirren Ruinen von Medinet Habu erheben ſich die

Gebäude jenes Nachfolgers Ramſes des Großen , der den Beinamen Meiamun führt. Der fleine Palaft, den man den Pavillon nennt, gibt uns beſſer als irgend ein anderer den Begriff der Reſidenz eines ágyp: tiſchen Könige. Außerhalb geben von Karyatiden getragene Leuchter dem Vau ein Anſehen ungewöhnlicher Gleganz ; auf einer Mauer iſt eine Darſtellung aus dem häuslichen Leben , eine Haremsſcene bar: geſtellt: man ſieht Meiamun umgeben von jungen Mädchen oder Frauen in zierlichen aber feuſden Stellungen ; der König ſpielt mit einer der: ſelben ein Spiel , dag, nach der Art der Figuren zu ſchließen , dem Sdadriel , durch ſeine Ginförmigkeit dem Damenſpiel gleicht. Aehn liche Gegenſtande, wie die hier abgebildeten, fand man in den Gräbern.

Auch fand ſich das Damenbrett . Hat Plato dieß Spiel in Aegypten Verlag der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung.

nahm, deren Namen in dem hieroglyphiſchen, unter den Basreliefs aus: gehauenen Bericht verzeichnet find. Hier iſt noch eine große Seite uns bekannter Geſchichte zu ermitteln. Endlic wäre noch eine andere Hin: wegräumung vorzunehmen , deren Wichtigkeit nicht minder einleuchtend

iſt. Die beiden Höfe, von denen ich ſprach, bildeten die prächtigen Zugänge zu dem Bau von Medinet Habu. Dieſer ſelbſt iſt mit Erde

und Schutt ausgefüllt, und man iſt niemals hineingedrungen. Nach den beiden einen Hof ohne Dach einſchließenden Periſtylen müßte ein bedeckter Saal fommen, ähnlich dem von Sarnac , gleichfalls angefüllt wohl nadi dem Vorhergehenden zu ſchließen würdig mit ihm verglichen zu werden. Hacke und Schaufel fönnten in einem Lande, wo die Handarbeit faſt nichts koſtet, dieſen Saal dem Tageslicht und der Neugierde Europa's leicht eröffnen. Was vielleicht

mit Säulen und

!

einen Begriff von der Ausdehnung der Terraſſe geben kann, welche den nod; unerforſcten Theil von Medinet Habu deckt, iſt der Umſtand, daß ein Dorf auf derſelben erbaut iſt; dieß Dorf iſt jeßt verlaſſen und die Erdhütten der Araber find ſelbſt Ruinen geworden, eine wahre Schmach für die großen Ruinen , auf denen ſie ſtehen. ( Schluß folgt. )

1 Es iſt nicht ganz gewiß , ob es die Lotosblume iſt, welche die Aegyptier in den Capitälern ihrer Säulen darſtellen . Noch herrſcht eine große Ungewißheit in der architektoniſchen und hieroglyphiſchen Botanik ter alten Aegyptier.

Verantwortlicher Redacteur Dr. Gd. Wibenman n.

Das Ausland . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker.. N其 " 26.

31 Januar 1848 .

Reiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Reiſenden.

fanden ſich auf dem Ackerland nicht ſelten einige entfernt ftehende

Erſter Abſchnitt.

Fruchtbäume, ſelten Delbäume, häufiger Mandelbäume, die bes

(Schluß. )

reits grünten , oder Feigenbäume mit ſchwellenden Knoſpen. Bom Pferbe aus ließen fich außer einigen Heimathlichen Pflan zen ' nur einige wenige ſübliche ? gewahren.

Es war gegen 9 Uhr, als ich das jammerlide Thier auf

noch jämmerlicherem Sattel, vom Pebone gefolgt, der fein Wort italieniſch ſprechen fonnte , beſtieg, und auf ziemlich ſteinigem Wege meine Landreiſe antrat. Wiewohl dieſe unter ſolchen Umſtänden ziemlich langſam von ftatten gehen mußte, ſo ver ſchaffte fte mir doch manchen Genuß, beſonders weil e8 Diters

Da wo der Reitweg die ſchöne breite Landſtraße erreicht, die von Sebenico nach Spalato führt , und dieſe fich bergab zieht, bot der Anblic Trau's , des Meeres und der Alpen unter Der Gunſt effectvoller Beleuchtung ein großartiges Bild bar.

ſonntag war, und mir das der Kirche zuſtrömende Landvolf in

Die Stadt Trau nimmt mit ihren alten maleriſchen Feſtungs

ſeinem feſtlichſten Staate begegnete.

So verſchieben die Dalmas

werfen und ihrem prächtigen Rirdythurme ein kleines Inſelchen

tiniſchen Trachten in den verſchiedenen Gegenden find, ſo neh

ein, welches einerſeits mit dem feſten Lande, andererſeits mit einer größern bergigen Inſel, mit Bua durch Brüden verbuns Den, von Ferne fich als ein ſchmaler Streifen Land in der leuch

men fte fich bei ſolchen Gelegenheiten Doch immer hödiſt males

riſch aus . Sonderbar erſchien eß, daß die Männer nicht ein .

mal zum friedlichen Kirchengang ihrer Waffen, auch nicht der langen Flinte, entbehren wollten . Sogar unter den Leuten , welche mir auf dieſer Strecke begegneten, zeigte ſich keine Uebers einſtimmung in der Kleidung, wohl aber eher in der Körper bildung. Die mir begegnenben Männer waren meiſt berbe Ges ftalten, von mittlerem, faſt hohem Wuche, mit breiten Geſichtern, vorſtehenden Badenknochen und ſchwarzen , ſeltener braunen Schnurrbärten und Haaren . Sie tragen meiſt die eigenthüm = liche, kleine, rothe Dalmatiniſche Müße, ein feibenes geſtreiftes Unterfleib mit langen Aermeln , darüber eine vorne überge ſchlagene, oft reich mit Gold verbrämte Weſte ohne Kragen ,

tenden Meerbucht, die des Bildes Mittelgrund liefert, aušnimmt.

A18 Hintergrund präſentiren ſich in fühnen Umriſſen die Ges birge , von der ſchroffen Kante in maleriſchen Linien nach der

Thalebene gegen die Küſte zu verlaufend, links von dieſer die Karbanna, rechts und über dem Golfe der Moſſor ( der Mons

aureus der Römer) 4300 Wiener Fuß hoch und noch theilweiſe mit Schnee bedeckt. Eine Wolfe, die über ihm lagert, verleiht ber Ferne einen föſtlichen Ton, der noch überdieß hervorgehoben

durch den hellen Schimmer der Seefläche und des Himmels die todte fahle Steinmaſſe mit reidhem Farbenſchmelz bedeckt.3

Ginen

gelungenen Contraſt zu dieſen Lichteffecten würde ſchwerlid; die

über dieſer ein furzes braunes Wams, gleichfalls ohne Kragen ,

Phantaſie des Künſtlers für den Vordergrund erdichten, als

ferner blaue, anliegende Beinfleider, um den Leib eine Schürze

ihn die Natur bier barbietet in den dunkeln Schatten der Oli

ale Gürtel, unter welcher fich zur Aufbewahrung der Waffen in der Regel noch eine breite leberne Binde befindet. Ueppiger an Wuche find bie Weiber und namentlich die Caſtellanerinnen

venhaine zu beiden Seiten der Straße. Als ich nun dieſe betrat, verlegten ſich der Pedone ſowohl

ausgezeichnet burch ihre reiche Tracht. Dieſe beſtand hauptſachs lich in einem kurzen Rock über einem langen, beide von dunkel blauem Stoffe mit breiter ſcharlachrother Ginfaſſung und ähna licher Verzierung an den Aermeln . Nach einem zweiſtündigen, der Schnelligkeit des Pedone und der Trägheit des Pfertes ans gemeſſenen Ritt auf mittelmäßiger, zum Fahren nicht geeigneter Straße durch ein von beiden Seiten von ſterilen Anhöhen um gebenes Thal, erreichte ich wieder eine Meerbucht und an ihrem Strande eine Drtſchaft, Boſſeglina , worauf ſich der Weg nach

als das Pferd in freiwilligen Irab,, ſo daß ich um 12 ', lhr

Auf dem Thore, durch welches ich meinen Einzug hielt, thronte noch der Leu von S. Marco, aber die Schrecken der Verwüſtung, die ehebem für Dalmatien von ihm ausgegangen ſind, haben einem friedlichen ſtachelloſen Wachhol die Stadt betrat .

derſtrauche “ Plaß gemacht, Mauer ziert.

der ſeinen Fugen entſproſſen die

1 Capsella bursa pastoris, Erophila verna. 2 Anemone stellala Lam . Romulea Bulbocadium L., Asphodelus ramosus, Lycopsis variegata L., Prunus Mahaleb.

der ſteinigen Höhe zog. Es zeigten ſich viel Lerchen, aber

i uuch der Verjaſjer der adriatiſchen Briefe in der allgemeinen Zeis

nicht in der Luft ſchwebend und fingend, ſondern nur aufges

tung trüdi ſeine Verwunderung aus über dieſe Eigenheit der dalmatini

ſcheucht durch den Reiter ihr Neft verlaſſen. Die ganze Strece

ſich ausnehmen. Es iſt übrigens eine dem landidaftsmaler wohl befannte

durch das Thal war ziemlich bebaut. Die Grundſtücke waren wie genröhnlich mit Maſieren umgeben ; innerhalb derſelben bes

Thatſache, daß fahlen Flächen die Berne intenſivere Tinten verleiht, als

ſoben Berge, daß ſie, ſo häblich in der Nähe, doch ſo pittoreek in der Ferne

den Wäldern ; und hier fommt dieſer Eigenſchaft der Berge noch außerdem ser üdliche Farbenduft in hohem 4

1 Alauda cristala ,

* Juniperus phönicea L.

Haage 311 ſtatten .

wo

102

In einer Locande fand ſich ein treffliches Mittagsmahl ſchon

handlung um mich gebildet hatte, mit der Aeußerung: ſte mögen

zubereitet vor : Reis, Rindfleiſch und Lammebraten , nach den vorauêgegangenen Faften wahre Lederbiſſen. Ein Dalmatiniſches

die Fremden doch nicht für Narren halten , die fich's geduldig gefallen laſſen, das Zehnfache des billigen Preiſes zu bezahlen , ich ſey zum Glück nicht müde, und der Abend ſo ſchön, daß ich durch den Umweg nur einen Spaziergang gerinne, und die

Lamm, deſſen Nahrung Rosmarin , Salbei , Saturei und andere derlei würzige Sträucher, wie ſie dort vorkommen , ſind, dürfte indeß auch einem verwöhnten Gaumen vorzüglich behagen ; nach der Mahlzeit beſchaute ich die Stadt : fie hat eine ſchöne Kirche,

Ueberfahrt wohl entbehren fönne ; es war auch in der Ihat ein

geiſtlichen Herrn,

Spaziergang. Die unvergleichliche Landſchaft, das ſchöne Volk im feſtlichen Gewande, der milde Abend, der Schlag der Nach tigallen, alles vereinigte ſich zu einem ſo föſtlichen Genuß, daß

A18 ich die Reiſe fortjeste, ließ ich durch den Pedone die

ich mein Fußleiben darüber vergaß, und nur meine heimath lichen Freunde entbehrte, um mit dieſen ben Abend des Dſters

ſonſt war nicht viel zu ſehen außer Schutt,

Brenneſſeln

1

und Bettlern.

edle Rozinante führen, um zu Fuße der anziehenden Vegetation nähere Aufmerkſamfeit zu ſchenken . Gleich über der Brücke ift ein ſchöner Garten , dem Conte Garaguin gehörig, eingefaßt mit Viburnum Tinus, bas noch blühte ; innerhalb gewahrte ich bis nien, außerhalb ſtanden Ulmen bereits in Früchten und Silber pappeln, die noch nicht blühten .

Das Erbreid ), wie allenthal

ben in den Küſtengegenden äußerſt compaft, thonreid) und roth braun ,

überragte die dem Meeresſtrande folgende Straße auf

der Landſeite bisweilen 12 Schuh hoch. Es iſt ein äußerſt an muthiger Weg , der ſich durch bebautes Land , Dlivenwälder und zerſtreute Ortſchaften, die insgeſammt unter dem Namen der Caſtelli begriffen werden , längs der Küſte fortzog, rechte das Meer, links das ſteile Gebirge, in der Nähe rings umber in

tags in einer ſo verſchiedenen Situation von der ihnen beſchebre ten zu feiern .

Nod vor Sonnenuntergang gelangte ich nach Salona , jeßt ein unbedeutender Flecken , zu Römer Zeiten, wo Spalato nur aus dem Palaſte des Kaiſers und einigen Dazu gehörigen Sem peln beſtand, bedeutende Stadt, von der noch manche Ueberreſte,

3. B. ein Aquäduct, Bäder, Moſaikböden u. dgl. zu ſehen ſind. Gin Fluß gleiches Namens, ber nach kurzem ſtündigem Laufe fich mit dem Meere Vereinigt , macht durch ſeine verſumpften Ufer die Gegend ungeſund , wenigſten werben ihm die hier berridenden Fieber zugeſchrieben . Wenn man die ſchädlichen

von ſo undurchdringlicher Beſchaffenheit wie da, wo fte der ewige,

Einflüſſe vergleicht, welchen die Malaria ſo vieler verrufener Küſtengegenden, von Iſtrien angefangen , zugeſchrieben wird und Gelegenheit hat, die Beſchaffenbeit der Dertlich feiten näher kennen zu lernen , ſtößt man ſowohl auf Widerſprüche, als auch auf

Botaniker wie dem Diebe feindlide Rhamnus Paluirus

zahlreiche Erſcheinungen , die einer wiſſenſchaftlichen Grklärung

Folge reichlicher Bewäſſerung eine ſchöne fruchtbare Vegetation . Hecen umzäumen zwar die Grundſtücke, Doch ſind dieſelben nicht dem

bildet, der ſich nur hie und da, wie abſichtslos, ſo wie auch die Agave, in die Umbegung miſcht, und an deſſen Stelle jene aus Lorbeer, Binſenginſter , Schlehen und Brombeerſträuchen , Spar gel, Weistorn , Smilar, Roſen , Maſtir, Myrthen und Geis blatt ? beſtehen , zwiſden denen ſich manche Kräuter 3 theils ranfen , tbeile bergen. Da die Straße über Salona um den Meerbuſen nach dem am äußerſten Ende der ihn umgebenen Landzunge gelegenen Spalato einen bedeutenden Umweg beſchreibt, hatte ich vor , von

einem der Caſtelle aus mid über die Bucht in einem Tragghetto bringen zu laſſen , wie deren mehrere zu verſchiebenen Zeiten del Tages hin und wieder fahren , um auf dieſe Weiſe ſtatt in zwei Stunden in einer halben Stunde nad Spalato zu gelangen .

30 janbte Daher das Pferd zurück, und erfundigte mich nach der lieberfuhr, erhielt jedoch den verdrieflichen Beſcheid, daß heute fein Tragghetto mehr abgebe, ich daher um überzufahren ein Fahrzeug eigend miethen müſſe.

Obwohl ich gemäß bem

Landesbrauch feineswege erwarten fonnte, daß man den Preis der Ueberfuhr niedrig ſtellen werde, war ich dennoch ſehr entrüſtet

über die unverſchämten Forderungen, die man mir machte, und entzog mich dem Volfsgetümmel, das ſich während dieſer Ver 1 Urlica pilulifera L. Parietaria diffusa M.K.

An den Mauern

noch gänzlich entbehren . Allgemein gelten Verſumpfungen , fer ner der Zuſammentritt des ſüßen Waſſers mit dem Meere , Un zugänglichkeit gegen gewiſſe reinigende Winde als Urſache der Fieber in den Küſtengegenden . Da wo dieſe fehlen , ſuchte man

aus dem Moder römiſcher Leichen , aus der verhaltenen Luft

ihrer Keller und Grüfte die Sache zu erklären, ging man ſos gar weiter und gab den Maſtir- und Wachholdern die Schulb marum ? weil fie durch ihre harzigen Grſubationen -

die Ausdünſtung des Bodens verhindern. Nicht bloß , daß folche Erflärungen jedes wiſſenſchaftlichen Anhaltspunftes ents behren , ſo gibt es auch Localitäten , wie z. B. die von Bar leana in Iſtrien , die ungeſund in hohem Grabe von allen als Fieber erzeugend aufgeſtellten Influenzien feine einzige Darbieten. So find Drte, die früher als geſund galten, ohne daß in ber natürs lichen Beſchaffenheit der Gegend Veränderungen eintraten , mit

der Zeit notoriſch ungeſund geworben. A18 eines merkwürdigen Umſtande

glaube ich noch erwähnen zu müſſen, daß als im

Winter 1841 auf 42 in Pola bas Fieber bergeſtalt herrſchte, daß nur etliche wenige Bewohner der Stadt , wie ich hörte kaum ber hundertſte Theil, davon frei blieben, auf dem im Bas

fen vom Ufer nur auf Piftolenſchußweite entfernt liegenden Kriegeſchiffe den ganzen Winter über fein einziger Fieberanfall vorkam .

So milb bie Lage von Galonn iſt, ſo grünten hier boch

außerdem Arenaria serpyllifolia L. und Linaria Cymbalaria Mill. Rubus amoenus Porischl., Asparagus acutifolius L., Crataegus mono gyna Jacqu Smilax aspera L., Rosa sempervirens L., Pistacia Lentis. cus L., Myrtus communis L., Lonicera balearica Vivn ., Coronilla

feine &wege noch die italieniſchen Pappeln , welche die Ufer eins fäumten. Man gewahrt hier wenig Häuſer, wo nicht ein römis ſche Alterthum, eine Büfte oder eine Inſchrift eingemauert

Emerus L.

wäre .

5 Fumaria capreolafa L., Tordylium apulum L., Euphorbia Wul. fenii Hopp und helioscopia L. , Geranium molle L. und tuberosum L. , Erodium malacoides Willd . und cicutariuin L. Her. Psoralea bituminosa

Die Sonne ging unter, der Abendhimmel glühte und in ſeinem Wieberſcheine ber Golf von Dunkelblauen Bergen eins

L., Alyssum calycinum L., Viola tricolor L., Reseda Phyteuma L., Salvia clandestina L. Arum italicum Mill. Am Strande Vitex Agnus castus L., auf den Aedern Euphorbia helioscopia L., Anemone coro. naria L. und stellata Lam . Lycopsis variegata L Streden blau färbend.

und fragilis Desf. Bunias Erucago L. Lepidium Draba L.; auf den Feldern Tussilago Farfara L. und Bellis perennis L.

2 Laurus nobilis L., Spartium junceum L., Prunus spinosa L.,

1 Populus dilatata Act. Sonſt in der Gegend Ephedra distachya L.

103 Goson geſchloſſen . Nach kurzer Dämmerung brachy die Nacht an . Fles dermäuſe flogen noch, ale e bereits zum Schießen zu Dunfel war.

So erreichte ich um 8 Uhr Spalato , erhielt auf der

hellt zwei wichtige Punkte in der Geſchichte der Muſik auf ; fürs erfte gibt es den achten uud bis jeßt einzigen Tert des gregorianiſchen Geſangs in römiſchen Noten, und zweitens liefert es ein ficheres Beiſpiel

Piazza, dem einftigen Garten Diocletians, von Dfficieren freunds lichen Beſcheid auf meine Frage nach einer anſtändigen bers berge, und die Locanda alla Pace wies mir balb dasſelbe Zims mer an, in welchem früher Linf gewohnt hat. Die Enceinte der Stadt Spalato beſteht aus den wohl ers haltenen Façaben des Diocletianiſchen Palaſtes ; außerhalb befins

der Uebertragung der Noten in Neumen , die bis zur Umgeſtaltung der

Den fich gegen die Landſeite einige Befeſtigungswerfe ſeitwärts, gegen die Küfte zu einige Borghi. Der Hafen nimmt unter Den Dalmatiniſchen und füftenländiſchen feinen bebeutenden Rang

Reiſen und forſchungen in Aegypten und Nubien.

Muftf durch Guido von Arezzo gebräuchlich waren. Man vermuthet, daß dieß Manuſcript eines der Antiphonarien iſt, das durch die Sänger verfaßt wurde, welche Karl der Große, wie man weiß, nu8 Nom fom

men ließ, um den gregorianiſchen Geſang zu reinigen von den Fehlern,

welche die frånfiſchen Sänger allmählich in denſelben gebracht hatten.

7.

heben . (Schluß .)

ein, die geringe Anzahl der hier vor Anker liegenden Fahrzeuge, und namentlich der Mangel an größern Schiffen Deutet auf

keinen großen Handeløverfehr, und im allgemeinen iſt auch die Gtabt nicht weniger als wohlhabend. Die zur Zeit herrſchenbe Hungere noth machte ſich dem Fremden durch die Menge ber Bettler bemerkbar, die in einem bisweilen das fittliche Gefühl

verleßenden Anzuge demſelben ihre Noth Darſteüten . Die Stra Ben im Innern der Stadt find gerabe und eng .

Was Spalato

für den Touriſten bedeutungsvoll macht, find wohl einzig und allein feine berühmten und herrliden Denkmäler des Alterthums.

Von den Au grabungen in Salona beſteht hier eine Sammlung unter der Leitung des Hrn. Abbate Carrera.

Intereſſant iſt

vor allem der Dom , ein ehemaliger Tempel der Diana, und der Davor befindliche Plat mit ſeinen aus ägyptiſchem Porphyr beſtehenden Säulen .

Meine Geſchäfte in Spalato beſtanden in lleberreichung

der Empfehlungebriefe, der Anſchaffung noch einiger Reiſerequi flten, namentlich eines Vorraths Weingeift in einer großen

blechernen Flaſche ; das wichtigſte war die Ausfindigmachung eines Subjectes, der als Diener unb Dolmetſcher für die ſlas viſche Sprache mich nach Bosnien begleiten ſollte. Einer hülf

Wir haben nun die fünf Hauptdenfmale Thebend welche zu Woh: nungen für die Lebenden beſtimmt waren geſehen , und wollen jeßt die Wohnungen der Todten beſuchen , die natürlich im Laufe der Zeit um: fangreicher werden mußten, als die der Lebenden. Die Dauer des Körs pers zu fichern , vielleicht als Symbol für die Unſterblichkeit der Seele, war befanntlich der große Zweck der Aegyptier. Für die Körper , die man vor der Zerſtörung ſchüßen wollte, mußte man natürlich unvers

gängliche Wohnungen ſchaffen. Die erſten Könige waren auf die Pyramiden verfallen , aber die Pyramiden ſelbſt fönnen von Menſchen hand zerſtört werden. Es war ficherer , die Neſte der Todten in natürlichen Pyramiden , welche die Ebene Thebens beherrſchen , in Kalfgebirgen , die von Vegetation entblößt, niemals den Regen Himmels aufnehmen und feine Quellen hegen , zu bergen , da ſte .

den den des alle

möglichen Garantien der Dauer und unzerſtörbarkeit darbieten. Der Berg , der im Weſten Theben gegenüber liegt, iſt von Gräbern durch

bohrt, teren Bewohner, wie man aus den hieroglyphiſchen Inſchriften fieht, ſämmtlich den höhern Claſſen der Geſellſchaft angehören. Wo wurden die Todten niederen Ranges begraben ? Das Grab der Pharaonen war geheimnißvoller, von den Lebenden noch weiter getrennt. Um es zu erreichen , muß man dieſen weſtlichen Berg überſteigen , wag nur mit großer Anſtrengung geſchehen kann. Dann kommt man in das Thal der Könige, eine trübſelige Schlucht, wo alles an den Tod mahnt. Hier im Schooße der Felſen ſind unter :

reichen Unterſtüßung in dieſen Angelegenheiten genoß ich von

Seiten des Cameralcommiſjärê Herrn Ritter von Schrödinger, des Profeſſors der Deutſchen Sprache und Botanikers Herrn Franz Petter und des Kaufmanns Luca Riftich und ſeines Compagnons, die, beide geborene Bosniafen , hier zu den an

geſehenſten Handelsleuten gehörig und in ftetem Verkehre mit ihrem Geburtelande, die Sorge für den Transport meiner Sas

chen übernahmen , während der Hr. Cameralrath Coludrovich für die zoNämtliche Behandlung der durch das öſterreichiſche Gebiet tranſito gehenden Effecten den Einfluß ſeiner Stellung zu meinen Gunſten anwendete.

Merkwürdige Entdeckung in der mittelalterlichen Muſik. Aus Montpellier wird in franzöſiſchen Blättern (f. Commerce vom 19 Januar ) geſchrieben , daß man in der Bibliothek der medicini den Sdule daſelbſt eine wichtige Entdedung gemacht hat , beſtehend

irdiſche Paläſte ausgegraben , die aus einer großen Anzahl Kammern beſtehen, und manchmal mehrere Stockwerke bilden. Dieſe Paläſte, deren

Mauern mit Hieroglyphen und Malereien bedeckt find, und beim Facel ſchein in den hellſten Farben ſchimmern , find die Gråber der Ronige.

Wenn man nach dieſem Todtenthal geht , kommt man an einer Ruinengruppe vorüber , die aus mehrern Gründen ein großes Intereſſe barbietet. Der Ort heißt El Afiafif. Für jeßt erwähne ich nur eines

le

ſchönen Granitthores der Königin Ra-ma -ka, der Schweſter Thutmoſis III,

deren Namen man auch auf einem Obelisken von Karnac findet. Thutmoſis

hat hier den Namen ſeiner Shweſter ausgelöſcht, und den ſeinigen bafür hingeſeßt, jedoch an allen Worten der Inſchrift, die fich auf den Namen beziehen , die weibliche Endung gelaſſen . Champollion hat in ſeiner Grammatik angegeben , was in der Hieroglyphenſchrift das Zeichen des weiblichen Geſchlechts iſt, und ſo konnte man der Königin Na-ma-fa das von ihr erbaute Denfmal zuweiſen. Die unvollſtändige, hier und

anderswo von Thutmoſis III , ihrem Bruder und Gemahl, vorgenommene Verſtümmelung deutet auf politiſche Kämpfe hin, deren Geſchichte dieſer

in einem Antiphonarium nach den Melodien des h . Gregorius und ver

Krieg der Königsnamen allein bewahrt hat. Nahe bei Afſafif iſt eine in den Berg gegrabene Grabhöhle von

ſehen mit doppelten Noten , mit ſogenannten Ne umen und Buchſtaben .

drei Stocwerken, größer als irgendein Königsgrab, indeß doch nicht ein

Die erſte Art von Noten , welche vom 7ten bis 11ten Jahrhundert ges

Königsgrab , ſondern das eines Prieſterø , Namens Petemenof. Die Sculpturen und Hieroglyphen , welche die Wände der Galerien und Kammern bebeđen , find von großer Vollfommenheit. Man erſieht hieraus, welche Stellung manche Prieſter zu Theben einnahmen. Wilfinſon ſchaft die Ausdehnung der Grabwohnung dieſes Prieſters auf 20,000 Quadrat fuß. Gegen den ſonſtigen Gebrauch erblickt man hier keine Mitglieder

bräuchlich war , fannte man auß zahlreichen Handſchriften , fie ließ fich aber nur mit viel Mühe in neue Noten übertragen .

Die Nota

romana war wohlbefannt aus alten Schriftſtellern , aber man hatte in Handſchriften noch keine Probe daran gefunden, was einige Gelehrte auf den Einfall brachte, fie eyen in Prarimie angewandt worden .

Das von einem Hrn. Danjou aufgefundene Manuſcript in der Bibliothek

ſeiner Familie : id fand nur den Namen ſeiner Mutter ; er war alſo

zu Montpellier aus dem 9ten Jahrhundert und ſehr ſchön geſchrieben ,

beinahe allein in ſeinem großen Grabe. Man fieht, wie richtig Herodot

104 bemerkte, die Aegyptier ſuchten nicht ihren Wohnungen Dauer zu geben , weil das Leben flüchtig, ſondern ihren Gräbern, weil der Tod ewig ſey. Man fand zu Theben feine Spur von Wohnungen mehr , aber man

findet Gråber zu Tauſenden.

3 verſpare auf einen zweiten Aufenthalt

die nähern Angaben über die Gräber der Privatperſonen, die ſo intereſ ſant find für meine Nachforſchungen über die Familienorganiſation und die Grblichheit der Stande, und in Folge deſſen für die gänzliche Tren: nung der Raften , an die id, je mehr ich alle Denkmale ſehe, immer

weniger glaube , wað auch alte und neue Sohriftſteller darüber geſagt haben mögen. Die Grabdenfmåler finden fich theils in einem dem Nil parallel laufenden , theils in einem benachbarten , minder durchſuchten Thale,

welcher der Begräbnißort der Pharaonen der 18ten Dynaſtie geweſen zu ſeyn ſcheint, wie jener der der 19ten. Beide Dynaſtien hatten alſo jede ihr beſonderes Todtenthal gewählt, um hier die andern noch ſeltſamern, noch dauerhaftern Bauten aufzuführen , dieſe Grabpaläſte, deren Pracht Jahrhunderte lang weder durch einen Lichtſtrahl erhellt, noch durch ein menſdliches Auge erblidt worden war. Seltſam genug ! Dieſe Galerien,

dieſe Såle wurden mit großen Anſtrengungen in dem Felſen ausgehauen ; zahlloſe Inſchriften, Bilder von Göttern, Menſchen , Thieren, Scenen des

Lebens und des Todes waren mit großer Sorgfalt auf dieſen unters irdiſchen Sálen ausgehauen und bemalt , ſo daß fein Raum frei blieb, und als nun alles fertig war, als man den Todten in ſeinen Sarkophag von Granit gelegt hatte , ſchloß man den Eingang und ließ ihn allein im Befiß aller dieſer Wunder .

Indeß drang man doch zuweilen in dieſe Nacht ein , vielleicht die frommen Nachfolger , um die Ahnen zu ehren. Gewiß iſt, daß die Gråber der Könige zur griechiſchen und römiſchen Zeit beſucht wurden, .

Beraufſteigens aus der Tiefe an das Licht des Tages geſchehen kann. Dieſe Maſſe von Hieroglyphen läßt fich noch bei weitem nicht geläufig entziffern, man fteht aber, daß es Gebete find, ähnlich denen, wie man fie auf den in den Gräbern gefundenen Papyrusrollen und auf den Mumienfiſten liest. Es iſt ein langes Todtenamt für den König, wels dem das Grab ausgehöhlt wurde. Rüdt man weiter vor , ſo treten bildliche Darftellungen unter den Kieroglypheninſdriften auf.

Gs ift

immer, wie in den Papyrusrollen der Gråber, nur in einem unendlich größern Maaßſtab, die Geſchichte der Seele nach dem Tod , die Dars

ſtellung der Prüfungen , welche ſie zu beſtehen hat, die Urtheile, welche von den Göttern und einer Menge Genien mit Köpfen von Menſchen, vierfüßigen Thieren, Bögeln und Sdlangen über fie ausgeſprochen werden .

Die Seelen, denen dieſe lange und fredliche Wanderung auferlegt iſt, durchziehen das Feuer und das Waſſer, halten an ruhigen Orten unter Bäumen und grünenden Grnten an, und reßen dann ihren Weg oft unter Qualen fort. Hier ſieht man ſie verſtūmmelt und enthauptet, weiterhin haben ſie ihre Glieder und Röpfe wieder gefunden.

Man rúdt vor,

wie Dante , durch die Kreiſe der Hölle, nur ſcheint dieſe ganze Hölle nach einem geheimnißvollen Ziel mitzugehen. Was iſt dieß Ziel ? fonn: ten die Seelen es erreichen ? oder mußten fie ohne Ruhe und ohne Raſt hin und wiedergehen, ohne jemals aus dem unendlichen Kreis des Daſeyng und des Schmerzes herauszukommen ? Dieſe Fragen legte ich mir mit brennender Neugier und mit einer Art Schreden vor , als ich die langen Galerien auf und abſtieg. Der Eindruck des Ganzen war ſo michtig, daß ich mir nicht die Zeit nahm, die Seitenfammern, vor !

denen jede beſonders ſtudirt zu werden verdient , zu beaugenſcheinigen .

Nur in der leßten hielt ich an , wo der Sarkophag des Königs ftand, und wo man ihn häufig noch ießt findet. Hier iſt alle Pracht des

wie fie jeßt beſucht werden von Neugierigen, die in etwa hundert In ſchriften die Spuren ihres Dageweſen ſeyng zurückgelaſſen haben. Seit

Todes und aller Glanz des fünftigen Lebens entfaltet.

jenen Beſuchen des Alterthums gewannen die Gräber der Könige, deren

Welt ſtrahlt, ein Bild des Pharao, der zur Wohnung des Lichts durc

Zugänge faſt alle unter den Bergſchlipfen begraben waren, ihren Ruhm

gedrungen in dem göttlichen Naden durch die Himmel zwiſchen den Sternen dahin fährt. Noch betäubt von dieſen Wundern nahmen wir die Einladung des Hrn. Lepſius an , der uns in dem von Hrn . Wilfinſon erbauten Hauſe bewirthete. Jo beſtürmte ihn mit Fragen, auf die er mir indeß nicht

erſt wieder, als der unerſchrođene Belzoni die Aufmerkſamkeit Guropa's auf fie lenkte , indem er das Schönſte von allen , das von Sethos, dem Vater Namſes des Großen, der den rieſenhaften Saal von Karnac erbaute , wieder auffand. Bis jeßt ſind 21 Gräber wieder gefunden ; Strabo ſagt, zu ſeiner Zeit habe man 40 gefannt, es iſt alſo zu hoffen , daß man noch mehr finden wird, wahrſcheinlich in dem Thale, wo die

Pharaonen der 18ten Dynaſtie begraben ſind, und wo man bis jeßt nur das Grab Amenophis-Memnons und eines der Könige fand, welche die Sonne in Form einer Scheibe anbeteten , deren Strahien mit Händen

endigten. Dieſe Könige ſelbſt waren , ſo viel man weiß , zwiſhen die Könige der 18ten Dynaſtie eingeſchoben, von deren übrigen Monumenten

Die Decken

ſchimmern vom Glanz der Sterne , unter denen die Sonne der andern

ſonderlich willig antwortete. Gr zeigte uns ſehr ſchöne Zeichnungen , ob gerade das Neueſte und Intereſſanteſte, möchte ich nicht eben be: haupten. Nicht ohne einen gewiſſen Reſpect berührte ich das Buch der Könige , das er fchon vor ſeiner Reiſe begonnen hatte, und das

eine möglichſt vollſtändige Sammlung von Königsnamen und eine Ueber ficht der ägyptiſchen Chronologie von Menes bis Septimius Severus enthält. Lepſius hat dieſe Reihe nodi weiter herabgeführt, da er auc

ihre eigenen auf eine ſo merkwürdige Weiſe durch den phyfiſden , faſt

den Namen des Kaiſers Decius auffand. Man hat alſo eine Reihe von

weiberartigen Typus der Perſonen und durch den freiern , lebendigern Charakter der Kunſt, wie er fich ſonſt nirgends in Aegypten findet, fich

Inſchriften, die fich von 2500 vor Abraham bis 250 Jahre nac Chr. erſtrecken . Es gibt nichts Aehnliches in der Menſchengeſchichte.

unterſcheiden. Hier find noch ſchöne Funde zu machen. Ich war von

Karren voll Stein und Schutt von unermeßlichen mit Gemälden an

Mis cellen. Römiſche Alterthümer in Paris. Bei den Nachgrabungen, welche man angeſtellt hat , um das Palais de Juſtice von Paris zu

gefüllten, mit Hieroglyphen bedeckten Sålen entfernt ſen ; daß in dieſen

erweitern, ſtieß man abermals auf römiſche Ruinen. Go find die Grunds

einer lebhaften Bewegung ergriffen , wenn ich dieſe dürren Felſen be: trachtete und mir ſelbſt ſagte , daß ich vielleicht hier nur durch einige !

unerforſdten Tiefen vielleicht die intereſſanteſten Nachrichten , die wuns

lagen eines Baues, deſſen mit römiſchem Cement aufgeführte Mauern

derbarſten Schauſpiele fich bärgen .

gegen zwei Metred Dide haben. Man fand Säulenſtümpfe , Münzen

Man wird dieſe Aufregung begreifen, wenn man, wie ich, nach und nad in ein Duzend dieſer wunderbaren Gräber gedrungen iſt. Für den

und einige Kleinigkeiten und iſt jeßt beſchäftigt den Plan dieſes alten Baued aufzunehmen. (Voleur. 15 Januar.)

Augenblid werde ich nicht über die Gingelnheiten ſagen , ſondern nur ſo gut wie möglich den allgemeinen Gindrud ſchildern. Sobald man ins Innere eines Königsgrabs tritt , ſtößt man auf einen bald ſanften , bald ſteilen , manchmal ſelbſt ſchroffen Abhang. Der Name des Pharao

iſt hart am Gingang aufgezeichnet. Auf beiden Seiten des geneigten Corridors entfalten ſich an den Wänden unermeßliche Hieroglyphen, inidriften , rechts laufen die linien in einer, und links in entgegengeſeß. ter Richtung, ſo daß das Leſen dieſer Inſchriften , deren Ausdehnung

Bände füllen würde, während des Hinabſteigens ins Grab und des

Handelsfreiheit auf Cuba. Der Intendente von Cuba hat

einen Vefehl erlaſſen , demzufolge vom 1 Januar 0. 3. an die Häfen von Cardenag und Sagua la Grande der fremden Zufuhr von allen Arten von Lebenèmitteln, Mehl ausgenommen geöffnet ſeyn ſoll (Shipp. Gaz . 29 Januar. )

8 iſt dieſe Ausnahme immer noch ein Reſt der

alten ſpaniſchen Politik , die Zufuhr des Mehls dem Mutterlande zu fichern , eine Bemühung, die bis jeßt bloß zum Nachtheil der Cubaner, und ſelbſt zum Theil des Mutterlandes ausgeſchlagen iſt.

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung . Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenman n. ( Beilagen : Intelligenzblatt Nr. 1 und Umſchag zum Monat Januar. )

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Inhalts - Verzeichniß.

Größere Auffäße: Dee Permengung der Racen . Nr. 1-3 . derung nad Chile . Nr. 1. 2 .

Deutſche Auswan Der Aufſtand in Iripoli . Nr . 2 .

VIII. Die Umgebungen von Jeruſalem ; die Reiſe nad Beirut. Nr. 10–13 . Reiſen und Forſchungen in Aegypten und Nubien . ( Von Ampère . ) VII. Theben . Nr . 20--26.1

Grlebniſſe auf einer Reiſe durch die neapolitaniſche Provinz kleinere Mitheilungen . Baſilicata . III. Avigliano ; die Tannenwälder zwiſchen Potenza Ausflüge ; Provinz der Hauptſtadt die , Potenza ; und Avigliano Reiterſtatue für Jeanne d'Arc . Vergoldete Seide . Nr . 1 . von dort ; ftatiſtiſche und phyſiſche Bemerkungen über das Baſilio Stein Religionszuſtände im Oregongebiet. Nr . 2 . cat . Nr. 3—7 ; IV. Picerno ; Vietri de Potenza ; Auletta ; la Per- ibid . toja mit der Grotte des heiligen Michael; Fiume Negro und die gräber in der Nähe von Dieppe . Nr. 3. – Die Factorei-Acte

Brüde von Campeſtrino ; Valle di Diano ; die rarthauſe von San Lorenzo di Padula ; Saponara und die Ruinen von Grumentum ; El Monte . Rücreiſe über Eboli nach Neapel. Nr . 12–16 . Skizze aus dem meritaniſden Leben . Erſter Abſchnitt . Nr. 3—9 .

Die Kartoffelkrankheit in Rußland . vom Jahre 1846. ibid . Ausfuhr von Maſchinen aus England nach Cuba und Nr . 4 . Braſilien . ibid . – Das unbekannte Ihier in Auſtralien . Nr . 5 . -

Das Bargello in Florenz. Die Fluth im ſtillen Ocean . Nr . 6 . Vegetabiliſcher Nr. 7. – Ein Marmorbruch in Toscana , ibid . Chriſtenverfolgung in Corea . Nr . 10. – Das Nr . 4. - Ueber das Alter der Stadt Moskau . Nr . 5. – Die | Jalg . Nr . 9 . Die Chineſer auf Borneo . Land Sparda oder Saparda in den perſiſchen Keilinſchriften . Bevölkerung von Paris . Nr . 6 .

Zweiter Abſchnitt. Nr . 14–19 . – Die kurze Parlamentsiibung . Nr . 7-10 .

Die Sebaſtianiſtas in Braſilien . Nr. 8. – Der

Cannibalismus anf den Fidichi -Inſeln . Nr . 9. - Die Botſchaft Oberſt Briggs über die des Präſidenten Polk . Nr. 10-12 . Ureinwohner indiens. Nr . 11 . Die Ermordung der Eltern Etwas über Iidudengräber. auf den Fidſchi -Inſeln . Nr . 12 .

Nr. 11. -

Seeſchlangen im indiſchen Archipel. Nr. 12.

neuer Vulkan auf den Tonga - Inſeln . Nr. 13 .

Abtei von Val Profonid . ibid.

Ein

Die ehemalige

Rüdkehr St. Oricos , des Ge

fährten des Grafen Caſtelnau . Nr. 14 .

Abſendung des Hrn .

Page durch die franzöſiider Regierung mit Geſchenken nach Ma

Rettung der Sammlungen des Grafen ( Nad Caſtren ). Nr . 14. – Zanzibar . ( Nach Delsner-Monmergué. ) dagascar. Nr . 15. Umfang und Bevölkerung Rußlands. Fortſdritte der Landwirthichaft in Rußland 1) Auf- v . Caſtelnau . Nr. 17 . Die alt Nagricht über den General Flores . Nr . 18 . munterung der Regierung und Eifer der Privaten . Nr.12) ibid .

Nr . 15 .

-

Die Agricultur uad die Berbeſſerung der Werkzeuge ; 3)die Vieha perſlichen Namen im Munde der Griechen . Nr. 19. zudt. Nr. 17. - Die neueſten Forſchungen in Jeruſalem . (Von Die Via doloroſa in Jeruſalem ." Situs Tobler ) . Nr . 17-20 . Zur Geologieider Südſee- Inſeln . Nr. 18 . ( Don Demſ.) Nr . 21 . 19. - Noch etwas über das ſogenannte Grab der Chriſtin in Ueber die geologiſde Beſchaffenheit NordAlgier . Nr . 19 . Amerika's . I. Nr . 20. 21 . Reiſe eines Naturforſchers nach Die vlämiſche BeweBosnien . Erſter Abſchnitt. Nr. 22–26 . Noch etwas über das finniſche Epos . Nr. 24 . gung . Nr . 23 . Der Name der Baſdfiren . Nr . 25 .

Chronik der Reiſen . Briefe eines ruſiliden Arzes (Rafalowitſch) aus der Jurtei.

Unterricht

in der arabiſchen und franzöſiſchen Sprache in Algier , ibid. - Zeis

| tungsverkauf an den Eiſenbahnſtationen Londons. Nr. 20 . Inſecten auf der Inſel Borneo . Nr . 21. – Ein Manuſcript des Kaijers fanghi. ibid. - Beſeßung des Hafens San Juan in Ni Anſchläge der lebtern caragua durch die Engländer. Nr . 22 . auf Peking . ibid. — Militäriſche Vertheidigung der Eiſenbahnen . Nr . 23 . Nr . 24 .

Wildwachſende Baumwolle auf der Inſel Rodriguez .

Natürliche Vertiefung des Seinebettes . ibid. - Etwas Merkwürdige Ents über die bulgariſche Literatur. Nr . 25. dedung in der mittelalterliden Muſik . Nr . 26. – RömiſtelAlters thümer in Paris . ibid. - Handelsfreiheit auf Cuba . ibid.

Das Ausland . Ein Tagblatt

für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker init

beſonderer Rüdficht auf verwandte Erſcheinungen

in

Deutſchland. Ein und zwanzigfter Jahrga n g.

1848.

F e bru a r.

Stuttgart und Tübingen .

Verlag ber 9. G. Cotta'ſ den B u band I u nt go 1848.

Die Unterzeichnete erlaubt ſich die leſer des Auslands auf nachfolgende mit demſelben in engſter Verbindung ſtehende Berte aufmertſam zu machen :

Reisen und Länderbeschreibungen der åltern und neu eſt en Zeit, eine Sammlung der intereſſanteſten Werke über Länder : und Staa: tenkunde , Geographie und Statiſtik. Herausgegeben von Dr. E. Widenmann und Dr. H. Hauf . Bon , dieſer Sammung, welde thátigſt fortgereßt wird und als Erweiterung des Planes des „ Auslandes “ zu betrachten Die Lieferungen werden einzeln verkauft, und wie man finden wird , zu den billigſten Preiſen , für welde fie durch jede

iſt, erſcheinen jährlich ein paar Lieferungen, je nachdem intereſſanter Stoff vorhanden . folide Sortiments- Buchhandlung bezogen werden fónnen.

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2te

-

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Briefe in die Heimath, geſchrieben zwiſchen October 1829 und Mat 1830 während einer

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Alexander Burnes' Reiſen in Jndien und nach Bukhara .

te

Zweiter Band.

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Heimath.“

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11te- Montenegro und die Montenegriner. Ein Beitrag zur Kenntniß der europäiſchen Türkei und des ſerbiſchen Volts.

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Francis I. Grund , die Amerikaner in ihren moraliſchen , politiſchen und ges

12te-

ſellſchaftlichen Verhältniſſen . Aus dem Engliſchen überſekt vom Verfaſſer.

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Mexicaniſche Zuſtände aus den Jahren 1830 bis 1832 . Bom Verfaſſer der „ Briefe in die Heimath 2c.“ Zweiter Band. Preis 2 fl. 24 tr. oder 1 Rthlr. 15 Ngr.

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Reiſe durch Abyſſinien im Jahre 1836. Von 2. v . Satte. Mit einer Karte. Preis 2 fl. 24 fr. oder 1 Rthlr. 15 Ngr.

15te 16te

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17 te u. 18te Lfg. Der Geift des Orients, erläutert in einem Tagebuch über Reiſen durch Rumili .

während einer ereigniſreichen Zeit von Dr. Urquhart. 2. o. Engl. überſekt von Dr. 8. G. Buc . 2 Bde. 3 Rthlr. 10 Ngr. oder 5 fl. 19te

Nußland und die Sicherkeffen . Von &. F. Neumann. Preis 1 fl. 30 tr. oder 26 Ngr .

Das Ausland. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N " 27.

1 Februar 1848.

Moniteur ſelbſt geleſen hat, wird dieſe Bemerkungen feineswegs

Die Berathung der Adreſſe in den franzöſiſchen Kammern . 1) In der Pairstammer.

übertrieben, vielmehr ſehr gemäßigt finden . Die Engländer haben längſt die Sitte ſolcher allgemeinen , zu nichts führenden Debatten aufgegeben ; kaum baß Einmal in mehrern Jahren die Adreſſe zu einer wirklichen mehrtägigen

Es iſt eine höchſt fatale, für die Regierung verlegenheits

Streitigfeit führt, und wenn dieß der Fall iſt, ſo find gewiß

volle und nur den Schönrednern vortheilhafte Sitte in den frans

innere Zwiſtigkeiten die Veranlaſſung, und nicht das vage Felb

zöſiſchen Kammern, die Miniſter im Beginne jeder Seſſion auf Das Lafterſtühlchen zu ſeßen, und ihnen ex cathedra vorzu Dociren , was ſie im Laufe des verfloſſenen Jabrs Hätten tóun

äußerer Politif. In Franfreich iſt die anders, und man fteht wohl, die Flegeljabre des conſtitutionellen Syſtems find noch nicht verrunder.. Die Nachflänge der Stellung des revolus

oder laſſen ſollen. Der mögliche Vortheil, der aus ſolchen Des

tionären Frankreich gegen die übrigen Mächte machen fich überall nod; geltend : noch immer ſteht der große Haufe in Frankreich bas Centrum , von welchem Licht und Giviliſation auf die übrige

batten hervorgehen kann , ſteht mit dem fichern Nachtheil in gar feinem Verhältniſſe. Die Regierung iſt, namentlich in zweifel baften Fällen , wo man mit Klugheit zwiſchen verſchiedenen Klip pen durchſteuern muß, in entſchiedenem Nachtheile ; die Dppoſition fann fich frei ergehen, fann burd Mitglieder ohne Bedeutung der eigenen und den fremden Regierungen die bitterften Dinge

ſagen laſſen , welche die zu größerer Umſicht genöthigten Leiter ſich ſelbſt zu ſagen ſcheuen , wo nicht ſchämen . So richtete Graf d'Alton Ghée die bitterſten Sarfaðmen gegen gefrönte Häupter und Staatsmänner Europa's, und als man ihn auf das Unan

gemeſſene einer ſolchen Sprache aufmerkſam machte, erklärte er mit conſtitutioneller Suffiſance: „ ich glaubte, daß der Charte gemäß hier niemand unverleßlich ſexy als der König von Franf reich.“ Ein Glück, daß nicht in Deutſchland eine ähnliche Tri büne beſteht,

denn man fönnte ſonſt hier Ludwig Philipp ein

ſchlimmes Sündenregiſter borhalten, da er ja in einer ſolchen Deutſchen Verſammlung feineswegs unverleßlich wäre. Die Eng lanber, ein ernſte und gemeſſenes Volf, verſchmähen in ihren Verſammlungen den wohlfeilen Ruhm frembe regierende Pers ſonen in den Roth zu ziehen, und wenn man ihnen eine allzu rüdfichtsvolle Sprache, gegen fremde Regierungen noch ſelten vorgeworfen hat, ſo ſind ſie doch über den fnabenhaften Uebermuth einer ſolchen Sprache wie fie ſehr häufig in den franzöſiſchen Kammern geführt wird, hinaus. Wo ſollte es auch hinfommen , penn eine geſeßgebende Verſammlung der andern die Schimpfs worte heimgeben ſollte; es müßte ja zur größern Erbauung der Völker endlich, um mit den Studenten zu reden , ein Þro- Pa tria- Sfanbal herausfommen.

Da der geſunde Verſtand der

Welt ausgeben muß, und die Miniſter , welche nicht im Sinne

Dieſes revolutionären Frankreidhs denken , handeln und ſprechen , ſind zum Voraus der Unpopularität verfallen. Das wäre nun ſchon zum Ertragen , und Guizot hat fich bereit& mehr, wie mancher andere vor ihm , in das Unvermeidliche dieſer Stellung gefügt, aber man hätte doch wenigſtens errarten ſollen , daß ſolche Miniſter in der Pairsfammer , wenn auch nicht ungetheilten Beifal finden, doch nicht den Angriffen einer Straßenpolitif ausgeſeßt ſeyn würden, wie ſie Graf d'Alton Shée ausgeframt hat.

Wenn ein parlamentariſcher Retner im Unmuthe über

Dieſen oder jenen Schritt einer fremden Regierung eine harte Aeußerung fallen läßt , ſo wird niemand darüber ungehalten ſeyn , wenn aber Graf d'Alton Shée einen Souverain Europa's nach dem andern die Revue paſſiren läßt, wenn er bei dieſer Gelegenheit den König von Preußen wegen ſeines zögernden

Conſtitutionaliemus abfanzelt, obgleich die preußiſche Conſtitu tion und die franzöſiſche Regierung ſo wenig mit einander zu

thun haben, als mit dem Mann im Monde, ſo iſt das gerabezu lächerlich . Wir würden dieſen Punft nicht ſo beſonders herausheben,

wenn er nicht gerade in der dießjährigen Verhandlung eine ganz beſondere Rolle ſpielte. Seit die Spaltung zwiſchen Eng land und Frankreich immer deutlicher hervortritt , fieht fich Frankreich genöthigt, continentale Allianzen zu ſuchen . Alton

Shée mag nicht Unrecht haben , wenn er Bafunin : Audweiſung aus Paris und Das Verbot dee polniſchen Feſtes zu Ehren

Czartory& fi's als ein Anzeichen innigerer Verbindung mit Rugs land nimmt; auch eine innigere Verbindung mit Deſterreich die Herrn Geſepgeber eine ſolde Sprache gar wohl den Sacs tritt immer deutlicher hervor. Das macht man dem Miniſter trägern und Edenſtehern überlaſſen , und ſich einer anſtändige zum bittern Vorwurf: mit Recht oder mit Inrecht ? das iſt die ren Audbrudf8weiſe befleißigen. Wer die Rebe bes Herrn Gras Frage . Guizot nimmt in ſeiner wichtigſten Rede die Freibeit

Nationen allmählich die Schimpfreben des einen Volfe gegen das andere lo ziemlich aus den Journalen verbannt hat, ſo dürften

etter

für die Regierung in Anipruch, die Alianzen nach den Bedürf. fen d'Alton Shée iin Driginal, unb namentlich im officiellen

wooo

106

niſſen der jeweiligen Politik und nicht nach politiſchen Antis pathien zu wählen. „Ich wünſche mir,“ ſagte er in der Sigung vom 12 Januar, „mehr als irgend jemand Glück in einem con

Gooon

Feind dargeſtellt werben, denn es hat Franfreiche Plane in 3ta lien und der Schweiz Durchfreuzt , und man muß fich wohl

Combination entfernen oder ſich ihr nähern, fie muß nur nach dem Intereſſe des Landes und den beſondern Verhältniſſen des

hüten, daß nicht dasſelbe in Deutſchland geſchehe, meil hier ein mächtiger Feinb für Frankreich erſtehen fönnte, wenn einmal die Verhältniſſe einen Bruch zwiſchen England und Frankreich herbeiführen . In dieſen Erwägungen liegt die Rechtfertigung der franzöſiſchen Miniſter, wenigſtens bes Miniſtero der audwärtigen Angelegenheiten ; es iſt aber dennoch die Frage, ob dieſer enge

Zeitpunfts, in welchen fie handeln ſoll, ihre Verbindungen wäh len können ." Das eben beſtreitet ihm die radicale Partei , na mentlich in Bezug auf 3talien, und der höchſt unhiſtoriſche, erz

Anſchluß an die conſervativen Mächte Europa's nicht bei dem öffentlichen Geiſte Frankreich mehr als bloße Nachtheile , ob er nicht wirkliche Gefahren im Gefolge bat. Die engliſche Preſſe

moderne National verſteigt ſich bis auf Pipin den Franken

und der engliſche Einfluß werden das 3hrige beitragen, um in

fönig, der den heiligen Stuhl von den Horben König Aiſtulphs befreite, um zu berreiſen, „ daß Frankreich zu aller Zeit der Hort und Schirm der Unabhängigkeit 3taliens geweſen ." Man hat zwar, die Periode der Anjous in Neapel ausgenommen , in Italien vor dem Ende des 15ten Jahrhunderts verzweifelt wenig ron den Franzoſen gewußt, und ſich ihrer nur gegen die Deut ſchen bedient, um dann fie ſelbſt bald möglichſt wieder los wer den zu fönnen ; dieſe hiſtoriſche Bemerkung thut aber, wie na türlid), einem ſo apodiftiſchen Sabe der franzöftiden Journali

Frankreich das Geſchrei über Contrerevolution laut genug wer

ſtif wenig Eintrag, ben : hier iſt es einmal ein angenommener

gen ſtarken Anſtoß erregen muß.

Saß, daß Frankreich zum Hort der Freiheit, zum Schuß und Schirm der übrigen kleinen Staaten berufen iſt. Schade nur,

rebe ſo abgefaßt, daß die auswärtigen Angelegenheiten nur eine

ftitutionellen Staat und in einem freien Lande zu leben , aber für conſtitutionelle Staaten und freie Länder muß , wie für an bere, die Politik frei ſeyn , fie muß fich von dieſer ober jener

Daß der Saß gar mancherlei Ausleger und Erflärer findet, von den ſchwärnieriſchen Enthufiaften an , die Freibeit und Gleidheit prebigen und von den Klugen als Kanonenfutter rorangeſchidt

werden , bis zu den Spitföpfen, welden die kleinen Mächte eben recht find , um über ſie einen ungemeſſenen Einfluß auếzuüben, bis die Sache endlich ſo klar und fatenſcheinig wird, daß man ganz offen Damit herausrüfen zu fönnen meint.

Der

Herzog von Noailles trüfft ſich in einer nicht improviſirten , ſondern geſchriebenen , und ſomit wohl überlegten Rebe alſo aus : „Die welche ſich bei jeder Gelegenheit beeilen , die Sadie der Völfer zur ihrigen zu machen , wie ſie ſich ausdrüden , vergeſſen oft die Intereſſen ihres eigenen Vaterlandes , und arbeiten ohne es zu wiſſen , an deſſen fünftiger Schwächung ; wenn es ihnen n

gelungen iſt, unitariſche Staaten in der Soweiz, in Deutſchland

Den zu laſſen ; man hüte ſich aber alles für baare Münze zu nehmen , bei dem jebigen Stande der Dinge in Frankreich fann

man mit den Rechenpfennigen angenommener politiſcher Grunds fäße wie mit ächter Münze ſpielen . Es iſt nicht ohne Bebeutung, daß Alton Shée in der Kammer ter Pairs ein Rebe gehalten hat, welche man bei Hr. Ledru Rollin ganz in der Ordnung fände , bei einem Pair aber etwas ſeltſam finden muß, wäre es

auch nur darum , daß dieſer Ton bei der Mehrzahl ſeiner Colles Die Regierung hat in Anbetracht der Umſtände die Ihron Nebenrolle ſpielten , und den innern , wie billig, rreit der Vorzug

eingeräumt war ; fie hoffte wohl nicht heftigen Discuſſionen über die äußern Angelegenheiten auszuweichen, aber doch auf dieſe Weiſe daburd ), daß ſie die Adreſſe zuerſt in der Pairsfam mer debattiren ließ, der Sache eine im Ganzen genommen für ſich vortheillaftere Wendung zu geben . Das iſt benn auch ge lungen, denn das Ergebniß,

wir ſprechen hier nicht von der

Stimmenzahl, auf die ſie wohl ohnehin rechnen konnte

war der

Art, daß es den Stachel ablenfen mußte , der in dem Umſtand lag, daß fie ſcheinbar ſo raid , in Wahrheit aber ſeit geraumer Zeit fich mit den conſervativen Mächten verbunden hatte. ES iſt dieſ für die franzöſiſche Regierung eine ziemlich fatale Probe , Denn der alte revolutionäre Sauerteig, der Frankreich an der Spitze der Rerolution in Europa ſehen wil, lebt noch in einem

und in 3talien zu gründen , ſo werden ſie ſehen , was aus Franf

großen Theil der Bevölkerung , er iſt mehr als eine Ueberzeu

reich werden , und wie ſehr feine Macht in Europa ſinfen muß ."

Diplomaten , wie Guizot und Broglie , ſprechen ſich nicht ſo un

gung, er iſt herridender Ion , und fich einem herrſchenben Jone gegenüber ſtellen , iſt in einem Lande, wie Frankreich , wo fich

umrunden aus, aber der Sinn ihrer Worte und der Gang ihrer Politik iſt derſelbe. Die Beſorgniß vor einer engern Vereinigung Italiens , der Sdyreiz und Deutiqlands ſind jeßt leitend für die franzöſiſche Politik geworden : ein einiges Ita lien , ein einiges Deutſchland find verberblich für die Madit Frankreich , eben ſo aud verberblich für Rußland, und das Bündniß zwiſchen Frankreich und Rußland iſt vollfommen Deut lich und erklärt , trop aller hohlen Phraſen für Polen . Es iſt

die öffentliche Meinung auf Paris und einige andere große Stäbte beſchränft, oft gefährlicher als mancher falſche Schritt. Indeß iſt dieſe Stellung für das Miniſterium im Weſentlichen nichts neued ; ja mancher Deputirte, der nach Paris fam, hin länglich durchbrungen von der reformatoriſchen Sendung Frant reidys und ſeiner Pflicht an der Spiße der europäiſchen Giviliſation zu ſtehen , fand eine Atmoſphäre in den einſichtsvollern Claſſen der Geſellſchaft vor, die mit ſeinen hergebrachten Begriffen in

Das Verbienft der biebjährigen Abref Debatten , dieſen Punft ſehr

ſeltſamem Widerſpruch ftand.

klar ans Licht geſtellt zu haben . Gelegentlich bemerkt, liegt hierin auch die Erflärung , weshalb die miniſteriellen Pairs , die Miniſter ſelbſt, ja der Herzog von Nemours , der miniſterillen Preſſe ganz zu geſchweigen , Den größten Reiner Frankreich ," den Grafen Montalembert, nach ſeiner , aufe mindeſte geſagt, höchſt leidenſchaftlichen und parteiiſchen Rebe ſo mit Lob über : ſchütteten . Er hatte das Geſchäft übernommen , das die Miniſter ſelbſt nicht übernehmen konnten , die engliſche Regierung , und die Verförperung derſelben , Lord Palmerſton , mit den bitterſten Schmähungen zu überſchütten. England muß als der allgemeine

halb ſo oft die erſten Sißungen einer neuen Kammer fich ziem lich unfruchtbar erwieſen , die Deputirten müſſen ſich erſt in der für fie neuen Atmoſphäre zurecht finden , und darüber geht in

I

Hieraus erklärt ſich auch , weß

der Regel das erſte Jahr hin .

Die legte Sipung war allerdings höchſt unfruchtbar, und das furchtbare Wort : was haben die Miniſter gethan, um das

Land zu befriedigen ? Nichte, nichts und abermals nichts, wurde nun natürlich zur Aufregung der öffentlichen Meinung nicht wenig benüßt.

Gin Sheil der conſervativen Partei ſelbſt hat

fich, - ,06 aus ſelbſtſüchtigen Gründen, wollen wir hier nicht

107

unterſuchen, – gegen die Miniſter ausgeſprochen, die ſich indeß, ficher baß fte nicht zu weit laufen würden, um die verirrten Schafe wenig zu fümmern ( chienen . Hr. Mednarb hat fich gleich in der erſten Sigung zum Organ dieſer Partei gemacht und, mie der National ſagt, die been, Lehren, Vorwürfe und Goff

nungen der Preſſe (b. H. des Herrn Girardin) getreulich res producirt ." Trifft dieſer Vorwurf auch den ørn. Duvergier de Hauranne und ſeine Freunde, ſo iſt er wohl etwas ungerecht, aber Girardin iſt in dem Streit, der ſich voriges Jahr bei Gelegenheit ſeines befannten Proceſſes in der Pairsfammer

Ayres verließ, um mich durch die Pampas nach Valparaiſo zu begeben. Der Augenblic war nicht günſtig gewählt ; der argentiniſche Freiſtaat, die natürlichen Folgen einer unzeitigen Emancipation auf die Spiße treibend , wies die Anhänger der unitariſchen und civiliffrenden Partei zurüd , um den Helden der Föderation und der Barbarei anzuhangen . Die Landbewohner ſiegten und die Städte zitterten. Andrerſeits hatten die Indianer, den offenen Kampf wieder aufnehmend , an verſchiedenen

Orten die Niederlaſſungen ausgeraubt und die Freiwilligen von Cordova geſchlagen . Die Kühnheit dieſer gefährlichen Nachbarn verbreitete Schrecken über die ganze Südgränze und man ſandte gegen ſie die berüchtigte Erpedition aus, deren Endreſultat die Wiedereinſeßung des

erhob, von Guizot ſo tödtlich getroffen worden durch die Ents

Präſidenten Roſas war. Auch die Heerſtraßen boten keine allzugroße

hüllung ſeiner gemeinen Verſatilität, daß die Partei, welche er pertheidigt, ſchon darum auf feine öffentliche Achtung mehr

aufgehalten, denen die Reiſenden in dieſen ungaſlichen Ebenen ausgeſeßt

Anſpruch machen darf. Herr Mednarbe Rede iſt mit vergifs

find, brachten wir nicht weniger als zwei Monate damit zu , die drei hundert Stunden zurückzulegen , welche den Laplata von den Cordilleren

teten Pfeilen geſpict, allein dieſe prallen an dem perſönlich

achtungswerthen Charafter Guizots unmächtig ab, und dieſer weiß zu gut, daß ihm der wahre Feind nicht in den Kam

mern erſtehen kann, wo er durch ſeinen noch immer hinreichend ftarfen Phalanr geſichert iſt, ſondern nur wenn außerhalb ders ſelben der Unwille einen gefährlichen Grab der Höhe erreichen ſollte. Aber Guizot hat die Geſchichte Englands unter den Stuarte nicht umſonſt ſtubirt; er weiß, daß politiſche 3deen bie Menſchen nur in bewegten Zeiten leiten , daß fie in folchen

mit entſcheidender Macht auftreten, weil dann die Verbeſſerung der öffentlichen Zuſtände von der Veränderung des politiſchen

Rechtëzuſtandes abhängt , und dieſer nur das Mittel zur Er. reichung materieller Zwecke ſeyn ſoll; daß aber, wenn der poli tiſche Rechtězuſtand geändert iſt, und die materiellen Verbeffe. rungen eingetreten find, die Gemüther noch eine Zeitlang von Der Bewegung ergriffen bleiben, wie das Meer noch hohl geht und heftige Wellen ſchlägt, ſelbſt wenn der Sturm, der dieſe urſprünglich aufregte, fich gelegt hat. So hat er ſchon ſeit Jahren die revolutionären Gelüſte und Vorneigungen in Franks

reich als die „ mauvaise queue des révolutions“ bezeichnet, ein Wort, das man ihm freilich ſehr verübelt hat, und welches auch ein wenig nach dem Katheber riecht. Wir wollen damit gar nicht die Frage entſchieden haben,

ob der jeßige politiſche Zuſtand Frankreich nicht manche Vers anderung und Verbeſſerung bedürfe, ſondern find nur der Ans ficht, daß dieſe Veränderungen ſchwerlich mehr das Reſultat der Gewalt, ſondern einer langſam wirkenden Ueberzeugung ſeyn werden. Die Frage über die materiellen 3ntereſſen des Volfe8 iſt gegenwärtig ohne allen Vergleich wichtiger , als die der

Wahlen und andern Reformen , womit wir dem auf allzu ma teriellen Grundlagen rubenben Wahlgeſes Feinewege das Wort reben wollen . Guizot hat in der Shronrede eine Reihe mates rieller Verbeſſerungen angefündigt , und wenn er auf dieſem Weg fortgeht, ſo möchte er von feinem Abfall einzelner Con

Sicherheit dar. Unterweges durch die Tauſende von Widerwärtigkeiten

trennen. Der Winter rüdte ſchneller vor als wir ; ein eiſiger Wind fegte durch dieſe troſloſen Ginöden , welche noch die Spuren der Vers wüſtungen der Indianer trugen , uud wir waren ungefähr vier Tages

reiſen von den Anden entfernt, als wir ſie ſchon gleich einem unüberſteig lichen Walle ganz mit Schnee bedeckt vor uns ſahen. Es war unmög lich vor dem Frühling nady Chili zu gelangen. Am Fuße der Gebirge, in dem Thale von Mendoza zu überwintern, das wir uns beim Austritt aus der Wüſte gleich einem gelobten Lande geträumt hatten , wurde uns nun zu einer Nothwendigkeit, der wir uns gerne fügten ; aber dieſe jo fruchtbare Ebene , die man ſtolz mit der Huerta von Valencia vers gleicht, hatte auch viel gelitten. Schöne Landgüter lagen unangebaut ; ſpärliche Heerden irrten auf den Grasplaßen umher und man ſah eine große Anzahl verlaſſener Häuſer. Der Bürgerkrieg war hier vorübers

gezogen , und Proſcription ihm gefolgt. Mit dieſen allenthalben ficht baren Uebeljländen vereinte fich die Strenge eines ungewöhnlichen Winters. Dichter Schnee bedeckte den Boden, als wir in die Stadt Mendoza eins

zogen, und zudem war es Nacht; die Einwohner, wenig an die rauhe Jahreszeit gewöhnt , verbargen fick hinter ihren feſt verſchloſſenen Fen

ſtern ; niemand in den Straßen ; nicht eine Thüre offen ; nirgend ein Licht, alles wie ausgeſtorben. Die Pferde glitten jeden Augenblick aus ; die Poftillone murrten unter ihren durchnaßten Ponchos, und mitten in

der tiefſten Dunfelheit ſuchten wir auf gut Glüc das Haus eines Fran zoſen auf, bei dem wir abſteigen ſollten. In dieſem Lande , wo Gaſt : häuſer unbekannt ſind, muß man ſich an die Gaſtfreundſdjaft wenden ; zum Unglück war derjenige, den wir von ferne her aufzuſuchen famen,

nicht zu Hauſe. Schon ſeit vier Monaten war er in einem verzweifels

ten Unternehmen begriffen , um Bergwerke, welche einſt von den Spaniern in dem Theile der Anden ausgebeutet worden , der fich langs der ſüd lichen Provinzen von Chili hinzieht, aufzuſuchen. Du er jemals wieder: fehre, konnte uns niemand ſagen , ſo ſehr ſchien ſogar den Leuten aus dem Lande ſein Unternehmen gewagt und abenteuerlich.

8 fehlte zu Mendoza feineswegs an leerſtehenden Häuſern , die man uns um ein Billiges vermiethet hätte ; aber wie ſelbe zu ſolcher Stunde und in ſoldem Wetter aufſuchen ? Wir blieben daher in der

Wohnung des Don Luis (dieſen Namen will ich unſerm Gaſtfreunde geben), und hatten es nicht zu bereuen. In ſeiner Abweſenheit machte

ein anderer Franzoſe , Don Eugenio , die Hausehre ; es war ein jun

ſervativen in der Kammer etwas zu fürchten haben. Das iſt auch wohl die Urſache, daß die Pairéfammer den innern Fras gen eine nur untergeordnete Aufmerkſamkeit ſchenkte, und ſich

ger Arzt von gefälligem Ausſehen , der ebenſogut in der Chauſſee d'Autin prakticiren konnte als in dieſer ärmlidhen kleinen Stadt, die in den Anden verborgen lag . Da ihm manche Mußeſtunden blieben,

hauptſächlich auf die auswärtigen Fragen warf, wobei die Res

machten wir große Ausflüge in die Ebene und ins Gebirge , die in ihrer Mannichfaltigkeit die langweile eines Aufenthaltes abkürzten, deſſen

gierung wohl, den meiſten unbemerkt, die Fäden zog . ( Fortſeßung folgt. )

Die Pincheyras.

Ende ich noch nicht abſehen konnte. Meine Reiſegefährten langweilten fich fidy zum Sterben , weil ſie eigene gefommen waren gewiffe Geſchäfte mit Don Luis abzumachen, während id; ohne Eile mein Glend in Geduld

hinnahm , und überdieß von der Ginfalt der Sitten , der freimuthigen .

Von Lh. Pavie.

Es war faum ein Jahr vergangen , ſeit die Factioſenbande , unter

dem Namen „ Pincheyras“ befannt, zerſprengt und Chili von den leßten Feinden ſeiner Unabhängigkeit befreit worden war , als ich Buenoss

Herzlichkeit der Stadtbewohner angezogen wurde, und jung genug war, um bei allen Dingen die ſchönere Seite herauszufinden. Seit einem Monat bewohnten wir Mendoza , als eines Morgens, eine Stunde vor Tag, heftiges Klopfen an der Thüre ung aus dem

108 Schlafe aufſchredte. Quien es ? Wer da ? rief Don Eugenio, defien Fenſter nach der Straße hinausging . Joh bin es , es iſt der Inten

dant des Don Luis, rief eine feuchende Stimme, ich bringe einen Brief für Euch. Der Gaucho fam in den Hof und ſprang vom Pferde, das, wie mit fochendem Waſſer übergofſen, dämpfte; er zog aus ſeinem Gürtel einen Brief aug dem Fort San - Carlos vom vorigen Abend datirt , was bewies , daß er nur einmal die Pferde wechſelnd dreißig

ſpaniſche Meilen in zehn Stunden zurüdgelegt hatte. Aus dem Schrei: ben ging hervor , daß Don Luis noch lebe und die Trümmer ſeiner Grpedition zurüdführte und daß wir ihn die naditfolgenden Tage ſehen würden , wenn nicht die Gröpfung ihn nöthigte unterweget liegen zu bleiben.

Hört, ſagte mir Don Eugenio , ich will unſerem Landsmann ents

gegengehen ; wir haben uns unter Umſtänden verlaſſen, die es mir zum Bedürfniß machen Friede mit ihm zu ſchließen. Ich will Euch dieß eines Tages erzählen.

Nicht ſpäter als dieſen Abend, erwiderte id ihm, denn wenn Ihr es erlauben wollt, ſo möchte ich Euch wohl begleiten .

Es verſteht fich

beinahe von ſelber , daß ich den begrüße , deſſen Haus id ſeit mehrern Woden bewohne. Nachdem gute Pferde für uns geſattelt worden waren, ritten wir von dannen . Im ununterbrochenen Galopp ging es bis zu einer Hacienda am Fuße der Cordilleren zwölf Meilen von Mendoza.

5ooon

die ſchon in ganz Amerika verloren war ,

endeten

Spanien war in

dem Stampfe gegen ſeine Colonien unterlegen , der an zwanzig Jahre von dem erſten Freiheitsrufe, 1807 von den zu Buenos - Ayriern aus: geſtoßen, bis zur Näumung von Callao durch den General Rodil 1826 gedauert hatte. In der Trunfenheit des Sieges ſtürzten fich die jungen Freiſtaaten, die europäiſchen Monarchen und die Ueberlieferungen der alten Welt verachtend , einer Zufunft voll trügeriſcher Hoffnungen entgegen ; neue Banner erſepten in allen Städten und allen amerikaniſchen Feſtun : gen die Standarte von Caſtilien und Leon, und dennoch bot eine kleine Heerſchaar mitten in den anden an den Quellen der Flüſſe, welche einerſeits nach Patagonien und andrerſeits in den ſtillen Dcean hinab ſtürzen , im Herzen der reichen Provinzen von Chili den Siegern von Junin und Ayacucho Troß ; es war die Bande der Pincheyras, ſo nach ihrem Anführer benannt. Pablo Pincheyra war keineswegs in Spanien geboren, wie man es natürlich vermuthen könnte , ſondern in Chili zu San-Carlos , in der Provinz Maule. Er gehörte daher jenem kräftigen Stamme der Mau : linos an , mit der dunkeln Hautfarbe, dem fümmerliden Barte und den langen ſeideweichen Haaren, mit plattem Kinn, die ſich hinlänglich von den Chilenos im Norden unterſcheiden , um in ihnen den Einfluß frem den Blutes zu erkennen. Die Maulinos ſtammen wenigſtens durch ihre Mütter von tapfern und flugen Indianern ab , welche ſich niemals den Incad unterwarfen . Man weiß, daß der Fluß Maule die ſüdliche Gränze !

Der Vortrab der Erpedition des Don Luis war ſchon bort angelangt;

er beſtand auf einem Duzend Gauchos mit wenig zuverläſſigen Gefich: tern, jerfeßten Kleidern, verroſteten Waffen, und einem Trupp Pferde, welche ſämtlich Wunden auf dem Rücken hatten. Da das Wetter fühl genug war , hatte ſich die kleine Sdaar im Schein der Abendſonne hinter der Hacienda gelagert, um ſich gegen den Südoſtwind zu ſchüßen, der durch das hohe Gras pfiff. Die Heerden ſammelten ſich um die

des großen Reiches der Beherrſcher von Peru bildete. Der Bezirk von San -Carlos liegt in geringer Entfernung von den Cordilleren , in einer wohlbewäſſerten Gegend , die einen Ueberfluß an

Heerden hat, und beſonders durch die Schönheit ihrer Walder merkwür: dig iſt; in dieſer erhabenen Einſamkeit brachte Pincheyra in Freiheit ſeine Jugend hin, bald das Beil und bald den Lazo ſchwingend. Nach

Hacienda, unter der Anführung von Reitern in rothen Ponchos , welche mit unglaublicher Schnelligkeit fich tummelten ; einige Frauen mit

dem Beiſpiel ſeiner Landsleute war er Holzidläger aus Neigung, d. 5. ,

braunen Geſichtern ſtampften Maio in hölzernen Mörſern zum Abend:

er verſtand Flöße zu zimmern , welche Bauholz bis an das Meer för 1

eſſen der Familie. 68 war gleich einem luftritt aus dem Leben des

Alterthums mit dem Leben der Wilden verbunden , während die Stille !

der Landſchaft etwas ſchredliches und düſtered hatte.

Die allzunahen

derten ; aber träge, abenteuerlidy von Natur, vergnügte er ſid; mit dem Lazo halbwilde Rinder einzufangen , welche ſich in die Hochthäler der Anden verirren. Dieſe umherſchweifende, ungeregelte Lebensweiſe vers

drängte bald in ihm das Gefühl des „ Mein “ und „ Dein “ (mio y tuyo) , wovon Don Quirote verſichert, daß es im goldenen Zeitalter I

Anden , welche über unſern Häuptern ihre dunkeln Zaden mit glänzen:

den Schneefronen emporſtreďten , hüllten fich allmählid in Dunſt und Nebel. Die Natur ſchien in dieſen traurigen Einöden den Menſchen zu überwältigen .

Die unbekümmerten Gauchos ſpielten Karten unter lautem Geſchrei; die luſtigſten unter ihnen hatten die Guitarre von den Wänden der

Hacienda genommen und flimperten ſo ſtark fie fonnten ; es war bald ein gewaltiger Lärm. Mitten unter dieſen Gruppen, des Griffels eines Callot würdig , ging eine Geſtalt umher , welche Salvator Roja nicht verſchmäht haben würde. Ich ſah fie hin und wieder ſchreiten , ſtolz und unbeweglich wie ein Schatten. Don Gugenio, der den Eindruck, welchen dieſe ſeltſame Erſcheinung auf mich machte, gewahr wurde,

flüſterte mir ins Ohr : Es iſt der Pincheyra! Und da ich ihn erſtaunt anſah, fuhr er fort : Sprechen wir leiſe, wenn wir dieſen gefürchteten Namen nennen ; ich ſage Guch , dieſer Mann iſt der leßte der Pin, .

dheyras; wenn Ihr wollt, werde ich Gud die Geſchichte dieſer Bande

unbekannt war. Er beging Diebſtähle auf den umliegenden Beſißungen, wurde immer fühner, und da er bald außer dem Geſeße ſtand, flüchtete er zum Banditenhandwerf. Zuerſt ſammelten fich feine Brüder und bald auch einige Vagabunden der Nachbarſchaft um ihn her ; die Kazifen in der Ebene und auf den Bergen beeilten ſich ſeinem Rufe mit ihren

Kriegern zu folgen, und Pincheyra begann ſich in den dhileniſchen Pro vinzen Concepcion und Maule einen Namen zu verſchaffen . ( Fortſepung folgt.)

Gine unterbrochene Theatervorſtellung in Neuyorf. Theatervorſtellungen find in Amerika am Sonntag bekanntlich verboten , und der Gebrauch erlaubt nur an dieſem Tag fromme Concerte zu geben. Der Director des Odeon im Broadway glaubte , daß, abgeſehen von der Muſik, nichts geeigneter ſey den Gifer der Frommen anzuſpor

erzählen , ohne die Erpedition des Don Luis zu vergeſſen , mit der

nen, als ihnen am Sabbath lebende Tableaur aus der heiligen Schrift

dieſe Erzählung in Verbindung ſteht, wie Ihr ſehen ſollt.

vorzuführen . Dieſen Gedanken führte er am lebten Sonntag des vori gen Jahres aus ; ſobald aber das erſte Tableau erſchienen war , und

Ich

nahm dieſes Erbieten begierig an ; vielleicht liehen Zeit und Ort der Erzählung des Don Gugenio ihren größten Reiz , worüber der Leſer

urtheilen mag. Don Gugenio begann: Mit den ernſtern Ereigniſſen der Julius revolution beſchäftigt, befümmerte fich das freiſinnige Europa wenig um die Feldzüge, weldie die chileniſchen Truppen unternahmen, um bis auf

den Gipfel der Anden die hartnädigen , und ſo zu ſagen verſpäteten Repräſentanten der ſpaniſchen Herrſchaft zu verfolgen. Auf der andern Seite wußte die Partei , welche bei uns die alte Herrſchaft bedauerte und die neuen Tendenzen fürchtete, vielleicht nicht, wie an den Orangen

von Patagonien die legten Vertheidiger der legitimen königlichen Sache, Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

der Eifer der Gläubigen fich erhißte , drang auf einmal ein Schwarm von Polizeidienern aufs Theater , bemachtigten fich der Schauſpieler, Schauſpielerinnen , des Regiſſeurs u. ſ. w . und führte ſie fort, nach: dem man den Damen geſtattet hatte , ſich mit einem etwas folidern

Coſtüm zu befleiden , als fie fich zur Darſtellung der Patriarden und ihrer Frauen bedient hatten. Der Gefängnißaufſeher hatte Mitleid mit ihrem Zuſtand, ſchicte ihnen einen gebratenen Truthahn und einige Flaſchen Wein , was ihr Unglück einigermaaßen milderte , und am folgenden Tage wurden die Schauſpielfünſtler nad geſtellter Caution ſämmtlich freigelaſſen. (Commerce. 20 Januar.) Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Wibenmann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. U

2 Februar 1848.

28. Der Segatanz bei den Wegern.

(Aus der Schrift: Sdwarze und Weiße. Bon Dr. Delsner Monmerqué.)

Der Cobe für die Schwarzen (le code noir) beſtraft den Diebſtahl tes Sflaven ungleidh milber wie der Cobe Pénal

den des Freien .

Sonſt würde es mit dem Strafen gar kein

Ende nehmen, denn ber ehrlichſte Schwarze naſcht. Gewiſſe ſpirituoſe Getränke erregen namentlich ſein lebhaftes Verlangen, Sie find ihm lieber ſelbſt alß die Geliebte. Seine ganze geiftige Thätigkeit ift Darauf gerichtet, fich dergleichen zu verſchaffen . Er macht ſich aus dem Bier, dem Bordeaurs und dem Cham-

pagnermein glüdlicherweiſe wenig. Wehe aber dem Hausbefißer, deſſen Reller Branntwein oder gar Rum enthält ! bie beſten Schlöſſer, die unermüdetſte Wachſamkeit werben ihn ſpäter oder

früher gegen den abenteuerlichen Unternehmungogeift der Liebhaber nicht ſchüßen . Findet ein Feft in ſeiner Nachbarſchaft ftatt, ſo muß er beſonders auf der Hut ſeyn. Branntwein und

Rum find foftſpielige aber unentbehrliche Acceſſorien der Sega, be8 himmliſchen Negertanges. Wie alle Muſifanten der Welt, zeichnen fich die zur Bes

oder weniger dem Walzer und dem Contretanz nähern . Solche üben fte indefjen nur des Anſtandeß wegen oder als Vorbereis tung zu ihrem eigentlichen Lang, ber Sega, aus. Wenn die

Sega begonnen bat, hört für den Schwarzen alles auf Erben auf ; er iſt ſich ſelbſt nichts anderes als ein Perpetuum Mobile, Das nach dem einmal angenommenen erſten Impuls ſeine Auf gabe, einer mit allerhand Gebärben und Geſängen verbundenen,

unendlichen Bewegung, löſen muß .

Das Springen , Wirbeln

und Loben, ftatt ſeine Kräfte zu erſchöpfen , ſcheint fie durch die

Aufregung ungemein zu ſteigern . Der Sega-Jänzer wird nicht mübe. Wird er hungrig oder durſtig, ſo verlangt er tanzend, was er fich wünſcht, empfängt und verzehrt e8 tanzend.

Die

geiſtigen Getränke, denen er ſtets den Vorzug gibt, ſpornen ihn noch mehr zur Sega an. Der Rauſch des Rum: verſchwins bet in dem Rauſche des Lanze8, und ſo geſchieht e8, daß der Berauſchte immerwährend den Roman von vorn wieder anfängt ; Denn die Sega iſt ein ganzer Roman, ben man fingt und ſpringt. und beſſen Beſchreibung eine gar pifante ſeyn würde, wenn nicht jeder Moment des Romans einen Angriff gegen die Sitt lichkeit darſtellte. Der Cancan, die Chahut, ſelbſt die verrufene

handlung der zur Sega nöthigen Inſtrumente Augerforenen

Robert Macaire, kurz alle europäiſchen Volfstånge finb Schö

durch ihren Durſt aus ; obwohl man hätte meinen fönnen, daß

pfungen der parabieftichen Unſchuld in Vergleich mit der Sega.

fte, für den Boumboum , den Tamtam und die Zinfim, wenn

Die Trunfenheit, die fte bei Länzern und Muſikern hervorbringt,

nicht ihrer geiſtigen body Der leiblichen Kräfte beburft hätten. Der Boumboum iſt ein 5 Fuß langer Bambusſtamm , gewaltis

der allgemeine Wahnſinn, den fte zur Folge hat, das Gebrül, Das Geheul, welche fte begleiten, die Ausſchweifungen die fte

gen Umfangeß, mit welchem auf den Boden fräftig und in be-

peranlaßt, gewähren ein Schauſpiel, das die Civiliſation weber

ſtimmten Abfäßen geſtoßen wird , wodurch dumpfe Töne hervors

bulden fann noch darf. Doch finden die Creolen Wohlgefallen daran.

gebracht werden. Der Tamtam iſt die ſogenannte Mohren. trommel in ihrer urſprünglichen Einfachheit. Man ſchlägt bars

mal, wenn die Sega getanzt wird, beehren die Herrſchaften bas

auf mit gebauter Fauft.

Schwerer läßt fich die Zinfim , auch

Gefinde mit ihrer Gegenwart.

Bober genannt, erflären .

Sie beſteht aus einem Bogen, den

eine Ochſenfaite ſpannt und an deſſen einer Spiße ein hohler Kürbis al8 Rejonnanzboden angebracht iſt. Der Künſtler ſchlägt und fährt taftmäßig, theils mit der Hand, theils mit einem flachen Brettchen auf die Saite, und bringt ſo eine Mufti zu Stande, hinter welcher die herrlichſten Kaßenconzerte weit

Faſt jedes

Die Berathung der Adreſſe in den franzöſiſchen Kammern. 1) In der Pairskammer . (Fortſepung .)

Man richtete von verſchiebenen Seiten Angriffe auf das

zurückbleiben müſſen . Die Beharrlichkeit der Sänger und der Zuhörer bei folchen muſikaliſchen Vorträgen beweist ſowohl ihre

Minifterium , und namentlich hat Graf Molé, eine verwitterte

nervoſe unempfindlichkeit wie ihre Leidenſchaftlichkeit für Veftris

Reputation aus älterer Zeit, bei Gelegenheit des Stellenfaufs, Der Durch die famoſe „ Affaire Petit,“ wie man fich ausbrüdt,

große Kunſt. Unſere Ladies und Gentlemen der Faſhion, welche jo ftolz ſind, wenn ſie acht Nächte hinter einander, indem fte

die Tage Dazwiſchen ſchlafen , auf Bällen aushalten, laſſen e8 fich nicht träumen, daß e Menſchen gibt, die dreis und viers mal 24 Stunden ohne Raſt muftciren und tanzen fönnen. Die Neger fennen verſchiebenartige Tänze, welche fich mehr

zur Sprache fam, dem Miniſter Guizot einen freundſchaftlichen Seitenhieb verſeßt. Dieſer Stellenfauf, wie er in einem Sheil der franzöſiſchen Finanzadminiſtration ſtattfindet, iſt ein Sfans dal und ein ungemeiner Nachtbeil für die Verwaltung und das Land, aber nicht Ein Miniſter ſeit der Juliusrevolution hat

wo

110

ernſtlich verſucht, dieß tief eingewurzelte Uebel zu heilen : 18 ſcheiterten alle Bemühungen, wie im Betreff de Stellenfaufes in der engliſchen Armee, an den unmäßigen Summen, welche zur aldbaldigen Aufhebung die Sache unerläßlich wären ; Du-

ping Geſeßvorſchlag würde ſo wenig wie der, den der Minifter Hebert eingebracht hat, dem Handei ſo ſchnell abhelfen. Iſt bie Sache aber ſo ein eingewurzeltes, altes Uebel, mit welcher Stirne können die frühern Miniſter fich in der Sache weißbrennen wollen ? Es mag reyn , daß Hr. Guizot um dieſen ſpes

ciellen Handel mit Hrn . Petit nähere Kunde hatte, daß er vielleicht deſſen ſich bediente, um einen Einfluß in Wahlgelegenheiten auszuüben , aber für ſolche Peccadillos haben die franzöſiſchen und andern Miniſter ohnehin ein ſo weiter Gewiſſen, und ſo viele Nichtminiſter oder geweſene Miniſter können , wie jener Zöllner im N. Teftament, an ihre eigene Bruſt ſchlagen, daß man eben nicht verwundert ſeyn darf, wenn der fatale Handel nur einen ſehr vorübergehenden Gindrud gemacht hat.

Etwas ganz anders als dieß boshafte Herumzerren einzelner Shatſachen , die das Herfommen erklärt, wenn auch nicht entſchuldigt, iſt die Klage, welche Boiſſy D'Anglas zur Sprache brachte, bie Klage über den Zuſtand des Ackerbaueß, auf deſſen

50 Mill. Befifthum 13 Milliarden Hypothefſchulden laſten, die nach ſeiner Angabe 600 Mil . Zinſen erfordern , nach anbern aber viel höher zu ſtehen kommen, denn manche wollen berechnet haben, daß die Anleben den Aderbauer mit allen daran hängenben Koften auf 10 Procent zu ſtehen fämen.

Wäre dieß wahr,

ſo müßten die Zinſenlaften eine Summe von 1300 Mil . auß-

Gooon

hinfichtlich der Hypothefengeſeße überflüffig ſey ; mit falter Nicht

achtung ging man über dieſe Frage, die wichtigſte vielleicht, die es in Frankreich ießt gibt, hinweg , aber mit Feuereifer ergriff man die gleichfalls von Boiſſy in der „ Affaire Petit" gegebene Veran laſſung, dem Miniſter ein Bein unterzuſchlagen. Um die Wette

erklärte einer der ehemaligen Miniſter um den andern, daß ein ſo entſegliches Ding, wie der Stellenhandel, unter ihrer Admis niſtration nicht vorgefommen ſey, obgleich es gewiß iſt, daß der Skandal ſchon unter dem Kaiſerreich wieder auftauchte, unter der Reſtauration öffentlich geduldet wurde, und ſelbſt die Mis niſter Der Juliusresolution aus Ohnmacht ihn fortbauern ließen. Nad einigen nußloſen Altercationen ließ man die innern

Angelegenheiten völlig fallen , und ging auf das beliebte Feld der auswärtigen Angelegenheiten über , wo man das Roß der Rebe nach Gefallen tummeln konnte . Hier begann Graf Mons talembert feine Gefühlepolitif hinſichtlich 3taliens , die, ſo ſchön

ſte lautet, allenthalben an der berben Wirklichkeit der Dinge anſtößt.

Der Papſt hatte, ſo erflärt Montalembert, zwiſchen

zwei Wegen (deux papautés) zu wählen , zwiſchen einem öfter reichiſchen , D. h. unmächtigen, discrebitirten Papſtthum, und zwi fchen einem italieniſchen, d. h . einem ſtürmiſchen und ſchwieris gen ." Dann wird der Papſt gelobt, daß er für das italieniſche Papfithum“ , was auch die Folgen ſeyn möchten , entſchieden habe. Hätte Papſt Gregor im 3. 1831 den Rathſchlagen ge folgt, die ihm Deſterreich und Frankreich vereint gaben , ſo wäre jeßt nicht die Nothwendigkeit einer ſolchen Wahl eingetreten , Denn ftürmiſch wird das „ italieniſche Papſtthum “ werden, darin

machen, nehmen wir aber nur 1000, und ſchlagen wir zu dieſen noch etwa 700 an theils directen, theils indirecten Abgaben , die

hat Graf Montalembert vollkommen Recht, und die Symptome

auf dem Ackerbau laften , ſo erhalten wir eine Summe von 16 bis

Adreſſe von Nordamerikanern an den Papſt an, welche dieſen

1700 Mill ., die ein Befigthum von nicht ganz 50 Mill. zu tragen hat. Dieß iſt die Folge ſo mannichfadyer Uebelftände, daß

auffordern , der unablälligen Feindſeligkeit aller ungerechten Tyrannen , welche eine Herrſchaft über irgend einen Theil der

man kaum weiß, wo die Sache angefangen werden ſoll.

Ift

ſchönen italieniſchen Halbinſel anſprechen , ſich zu widerſeßen .“ Vom

eß nicht richtig wenn Graf Boiſſy D'Anglas bemerkt : „es iſt augenſcheinlich, daß unſer Acerbau unter der Bürbe der ihm aufers

fichern Port läßt fich gemächlich rathen , möchte man dieſen feuereifrigen Nordamerikanern und dem Hrn. Grafen zurufen,

legten Laſten erliegt, daß er tödlich getroffen iſt in den Capi talien, die ihm Leben und Bewegung geben ſollten. Muß man

der fich bitter beflagt , daß die franzöſiſche Regierung dem Papſt nicht freundlich nnd hülfreich genug entgegengekommen ſey.

nicht anerkennen, daß unſer Ackerbau die ernſtlichſten Symptome des Verfalls zeigt, und daß der Nothſchrei, der von Seite uns

Ehe wir auf dieſen Gegenſtand näher eingehen, müſſen wir eines zweiten erwähnen, weil hier fich wiederum ein Punft zeigt, wo die katholiſche Partei Frankreichs feinebwegs mit der Res

ſerer Acerbauer ertönt, vollkommen gerechtfertigt iſt ? Wie ſoll man nicht von Unruhe ergriffen ſeyn, wenn es aus einer wiederholt

zeigen ſich auf eine unverfennbare Weiſe.

gierung Hand in Hand geht.

Graf M. führt eine

Vor zwei Jahren und vor einem

im Schooße unſerergefeßgebenden Verſammlung erhobenen und und Jahrergingfich dieſe hinſichtlichder polniſchen Angelegenheiten in der ſpeciellen Sache Krakau's in den bitterſten Ausfällen

durch zahlreiche Schriften hinreichend aufgeklärten Polemik in der öffentlichen Meinung als eine völlig erwieſene Shatſache Dafteht, daß die Ernährung der Bevölkerung in Frankreich von ſehr geringer Beſchaffenheit und ſelbſt ungenügend iſt, daß der Verbrauch von Wein und Fleiſch ohne Unterlaß abnehmen , baß

die Körpergröße der Militärpflichtigen mit jedem Lage mehr finkt, und daß augenſcheinlich an einer großen Anzahl Orte die

gegen Rußland und Deſterreich, Ausfälle, welche die Regierung unmöglich in ihrem ganzen Umfang billigen fonnte, die aber im Munde der Katholiken , welche den Katholicismus Polens gegen

Das Ruſſenthum vertheidigen, ſehr natürlich ſind. Jegt hebt Graf Montaleinbert einen andern Punkt heraus, wo die Spaltung zwiſchen der franzöftſchen Regierung und dem ſtreitenden Theil

Die Ihronrebe hatte dieſen

der römiſchen Kirche noch greller hervortritt. Dieß iſt die Sen

unſeligen Umſtand berührt und auf Andringen mehrerer Des partementalräthe) die Zuſicherung gegeben, daß die Zuſtände des Hypothefenweſens Gegenſtand eines Geſegentwurfes ſeyn ſollten ; bas iſt wenigſtens die Eine Seite der Frage, die Pairo-

dung eines päpſtlichen Abgeordneten an den türkiſchen Hof, wo er als der natürliche Beſchüßer ber orientaliſchen Chriſten auf treten ſoll . Frankreich hat, wie dieß Graf Montalembert mit Bitterfeit heraushebt , dieſe Abordnung ungern geſehen , weil

fammer achtete aber die Bemerkungen des Grafen Boifly D'Angs

es ſich allein und in ſeinem politiſchen Intereſſe das Protectorat

las ſo gering, daß fte ſolche, wir wollen nicht einmal ſagen keis

der orientaliſchen Chriſten vorbehalten wil. Die Frage iſt keine

ner Discuſſion, ſondern auch keiner Antwort würdigte ; nicht ein Pair fand eß der Mühe werth, aud nur zu bemerken, daß der höchſt glimpfliche, ja faſt nichtsſagende Zuſaß, ben Boifiy d'Ang1a8 zu ber Abreffe vorſchlug, durch die Zuſage der Regierung

bloße Ehrenſache: Frankreich hat auf mancherlei Weiſe durch franzöftiche Miſſionäre und Durd; Geldzuſchüſſe die Sac des Katholiciemus im Drient zu fördern geſucht, ſeit es aber in ſo

Race entartet und ärmlicher wird ."

innige Verhältniſſe mit Rußland getreten iſt, ſucht e8 ſelbſt 1

voo

111

dieſen Beſtrebungen die Spiße zu brechen ; die Lürfei aber, in welcher hin und wieber bie Neigung auftaucht fich dem auf religiöſem Wege erweiterten Einfluß Rußland zu widerſeken , knüpft ſelbſt mit dem Papſt Verbindungen an, und ſucht durch Beförderung deß fatholiſchen Millionsweſens fich eine Stüße

Slove

ſtüßung der bedrohten Unabhängigfeit ganz wo anders hin berief ?

Weit entfernt in ſeinen Näubereien geſtört zu werden , ſah Pincheyra allmählich ſeine Bande durch eine große Anzahl Ausreißer anwachſen ,

Leute ohne Gewiſſen und Heimath, wie ſich in Amerika viele finden und

zöfiſcher Miffionäre, wie ſie ſeit einigen Jahren in franzöfiſchen Blättern erſcheinen , und beachtet man die darin den türfiſchen

beſonders in unruhigen Zeiten. Er erlangte raſch die Wichtigfeit eines Parteigångers , und zeigte ſich der Aufgabe gewachſen , welche die Um flände ihm auferlegten. Er war gewandt , ſchlau , fühn bis zur Vers wegenheit, tapfer wie ein Mann , der vogelfrei iſt , und wußte ſich Gehorſam zu verſchaffen. Wohl befanden ſich unter den Freiwilligen

Behörden geſpendeten Lobſprüche , ſo wie die fortwährenden

ſeiner Schaar Europäer, Officiere aus der ſpaniſchen Armee, welche ihm

Schilderungen des durch ruſſiſchen Einfluß geleiteten griechi

den Oberbefehl ſtreitig machen konnten. Die Indianer , welche Raub durft an ſeine Schritte feſſelte, und die minder ſeiner Perſon als ſeinem guten Glüde anhingen , bildeten ebenfalls Hülſstruppen, die ſchwer zu

gegen Rußland zu ſchaffen .

Durchliest man die Berichte frans

ſchen und armeniſchen Kirchenweſen8, ſo kann man über die

Richtung der dortigen fatholiſchen Miffionen nicht im Zweifel feyn .

Frankreich fonnte dieſe Zwede durch Geld und Einfluß

allerdings mächtig fördern, ſcheint e& aber aufgegeben zu haben, wie es auch das Protectorat über Griechenland größtentheils an Rußland überließ, ſo daß leßteres der griechiſchen Regies rung, zur Strafe für ihre Unabhängigkeitebeſtrebungen , die Demüthigung in der Muſſurus ſchen Angelegenheit auferlegte.

führen waren ; aber Pindeyra , ſelbſt ein Halbwilder, hatte über die einen wie über die andern ein unbeſtreitbaret Uebergewicht. Den In dianern öffnete er den Weg zu den Niederlaſſungen , den Verbannten bot er eine Zufluchtsſtätte, den Beſiegten gab er Gelegenheit ſich zu rächen ; er war derjenige, dem er fie aufftachelte.

welcher die beidenſchaften aller regierte, in

Im Beginne des Jahres 1825 wollte Pindeyra ſeine Kräfte ver:

Kann jeßt die katholiſche Kirche im Drient, bloß durch den Papſt geſchüßt, ohne Den Beiſtand Frankreich noch eine wirkjame Dppo fition gegen das griechiſche und armeniſche Patriarcat machen ?

ſuchen ; er wandte fich mit ſeiner Bande auf Curico , in der Provinz Maule. Man muß bemerken , daß er nicht angegriffen wurde, ſondern ſelbſt angriff. Die Bewohner des Bezirfes, von Schrecken betäubt, ſuchten

Das iſt eine ſehr zweifelhafte und Eißliche Frage, in welche Graf Montalembert jeßt einzugehen vermeidet, aus billiger Vorſicht, Denn die Zeit ſcheint noch nicht gefommen, wo ein verjüngtes

ſich nicht einmal zu vertheidigen ; man flüchtete ſich vom Lande nach der Stadt und aus der Stadt nach dem Hauptort der Provinz. Selbſt der Gouverneur, um ſeine Frauen und Kinder und ſeine eigene Perſon in

Papſtthum , minder beirrt durch weltliche Rüdlichten, ſeine Plane

Sicherheit zu bringen, war ausgewandert und hatte den Plaf den An griffen des Feindes überlaſſen. Schon war eine Familie, die ſich in die

verfolgen kann , die möglicherweiſe fich mit den Planen des aller chriſtlichſten Könige" freuzen. ( Fortſeßung folgt.)

Die Bereitung des Cuscuſſu bei den Arabern.

Anden gewagt hatte, um nach Mendoza zu gelangen, von den Banditen aufgehoben worden . Die ganze Bevölkerung in der lebhafteſten Angſt vor dem Raube, hielt ihre Blide feſt auf die Cordilleren gerichtet, wovon Curico

nur drei Meilen entfernt iſt, indem ſie jeden Augenblick das ſchredliche Geſchrei zu hören glaubte, welches die Indianer beim Angriff ausſtoßen.

Der Cuscuſſu wird aus hartem Weizen bereitet. Sobald die Ernte in die Silos gebracht iſt, verſammeln fich die arabiſchen Frauen an einem paſſenden , luftigen , der Sonne ausgeſepten Orte , und bringen

Indeß mitten in dieſem allgemeinen Schreden verbreitete ſich die Nach richt, daß die chileniſchen Soldaten , welche der bedrohten Einwohner

die Maſſe Korn zuſammen , welche zu dieſer Bereitung nöthig iſt, die

an Pferden in ihrem Marſche verſpätet worden waren . Man faßte

ſchaft zu Hülfe eilen ſollten, endlich anlangten, nachdem ſie durch Mangel

gewöhnlich Ende Auguſte fattfindet. Man feuchtet dieß Getreide an,

wieder Muth ; einige Bürger, tapferer als die andern , ſprachen davon

bringt es an der Sonne in einen Haufen und dedt es noch mit feuch: ten Tüchern, um es gähren und aufquellen zu laſſen. Iſt dieß genügend

die Milizen zu bewaffnen. Man that der Auswanderung Einhalt, ver: ſchaffte der Reiterei Pferde , und um eine Abtheilung regelmäßiger

geſchehen, ſo wartet man nicht, bis die Reimung anfängt, ſondern

Truppen , welche den Kern der Veſaßung bildeten , ſchaarten ſich uns

breitet das Getreide ſehr dünn auf einer Tenne oder Tüchern aus, im

gefähr 150 Bürgerſoldaten , welche mit Musketen , Lanzen und Säbeln

mer in der Sonne uu es trodnen zu laſſen .

bewaffnet waren.

Wenn das Rorn fein

Waſſer mehr enthält , bringt man es zwiſchen zwei leichte Mühlſteine von hartem Ralf , von denen der obere durch eine Frau in Bewegung geſeßt wird. Das Korn wird nicht zu Mehl gemahlen , ſondern zu einer ziemlich diden Grüße gebrochen. Dieſe Grüße wird neuerdings der Sonne ausgeſeßt, und dann ſchüttelt man fie, um ſie von der Hülſe zu trennen, die ſich lodgemacht hat. Iſt der Cuscuſſu hinreichend trocken , ſo füllt man ihn in Schaf- und Ziegenhäute und hebt ihn für uns

Pindeyra hatte Rundſchaft erhalten. Er wußte daß die Indianer,

deren Angriff im freien Felde beinahe unwiderſtehlich iſt, nicht gerne !

mit ihren Pferden durch Mauern , Heden und Pflanzungen dringen, welche eine Stadt umgeben ; aud verzichtete er auf einen regelmäßigen

Angriff. Nach einem Scharmüßel mit einem Trupp Soldaten , der in der Ebene recognoscirte, zog ſich ſein Vortrab durch einen Gngpaß, der ihn vor aller Verfolgung ficherte, bis ins Innere der Cordilleren zurück.

beſtimmte Zeit unter dem Zelt an einem trockenen Orte auf. Um ihn

Bevor er ſich in dieſer undurchdringlichen Zufluchtsſtätte verbarg , die

zu eſſen , kocht man ihn im Waſſer, und ſeßt Butter, Salz und Pfeffer

ihm dieſe nur ihm ſelber und ſeiner Bande bekannten Sdluchten dar: boten, hatte Pincheyra dennod; den Gedanken den Plat zu umgehen und ihn zu nehmen , indem er den Augenblic erwählt hätte, wo die ganze

hinzu , manchmal auch ein Stüdchen Hammelfleiſch , aber die Grüße bleibt immer hart , und iſt eine für eiue europäiſche Rehle nidyt ſehr angenehme Speiſe. (Monit. industr. 13 Januar.)

Die Pincheyras. (Fortſepung . )

Die häufigern Raubzüge des Pindeyra und ſeiner Schaar, deren Zwed allein darin beſtand, die großen Meiereien auszuplündern und die Weiler zu brandſchapen , verbreiteten bald Soreden ringsumher. In

dieſen fernen Gegenden, die allzuweit von der Hauptſtadt liegen, fonnte die Rechtopflege fich nur dadurch geltend machen , wenn ſie fich auf die bewaffnete Macht fußte , und wo hätte man in den Jahren 1824 und 1825 verfügbare Truppen gefunden , als das Vaterland fte zu unter:

bewaffnete Bevölkerung einen Ausfall wagte ; aber es wäre dadurch alles aufs Spiel geſeßt worden . Der Parteigånger, welcher auf ſeine eigene Nechnung Krieg führt, iſt nicht wie der Soldat genöthigt ſolche fühne Streiche zu wagen, welche oft nur einen ruhmwürdigen Tod veranlaſſen. Ihrerſeits einen nächtlichen Ueberfall befürchtend, unterließ die Miliz nicht ſich mit Einbruch der Nacht zu verſtecken . Die übel bewachten I

Gefangenen entflohen größtentheils von der Finſterniß begünſtigt , und jene, welche man beſſer zu bewachen glaubte , indem man ſie in das Gefängniß von Curico ſperrte, blieben nicht lange daſelbſt. Die Thüre

wurde ihnen durd Freundeshand geöffnet und ſie kehrten ins Gebirge zurüd. Die Stellung der dhileniſchen Miliz war, wie man fieht, nichts

weniger als furchtbar. Indeß hatte dieſer Widerſtand, ſo ſchlecht er auci

nosos

112

organifirt war, dennod hingereicht, den Bincheyra zu zwingen fich zurüd: zuziehen, und die Niederlage bei dieſer Gelegenheit gab ihm eine Lehre, die er benußte. Ju feinem Rüdzuge wollte er das Anbenfen ſeines Vorüberfommens in dem Geiſt der Ginwohner von Curico einprägen ; er warf deßhalb die Leichen ſeiner Gefangenen ganz von Säbelhieben

zerhadt auf die Straße und ſchnitt den Pferden und dem Hindrich, das er nicht mit fortführen fonnte, die Sehnen ab. Er wurde in ſeiner

Flucht nicht beunruhigt; die chileniſoen Soldaten begnügten fich die Andenpåffe zu beſeßen. Einer der Sonceſtürme, welche in dem Lande Temporales genannt werden, hielt fie während drei Wochen im Grunde einer Solucht auf, wo der Hunger ſelbſt die Officiere zwang die Pferde zu tödten, um ſie zu verzehren. Während der ganzen ſchlimmen Jahres zeit, d. h. in der füblichen Hemiſphäre, vom Mai bis zum October, irrte Pindeyra gleich einem zornigen Tiger längs der Berge hin, worin er herrfote, warf ſich von Zeit zu Zeit auf die Ebene und erſpähte die

Gelegenheit irgend einen Hauptſtreich auszuführen . Sein Lager war an der Quelle zweier Flüſſe aufgeſchlagen, im Grunde eines Thales , über welches von allen Seiten die Spißen der höchſten Andenketten herein ragen ; er lebte dort im Frieden mit den Seinigen von dem Ergebniß

ſeiner Beutezüge nach den nächſten Anſiedlungen. Je mehr die Verwüſtung fidh rings um ihn her qusbreitete, deſto größer wurde ſein Gebiet, und die Städtebewohner, obgleich fie nur ſelten von dem Banditen ſprechen

hörten , der zwiſchen ffe und ſeine Raubhöhle eine öde Wüſte gezogen hatte , zitterten beſtändig, ihn gleich einer Lavine von der Höhe der Cordilleren herabſtürzen zu ſehen. Dieſe Beſorgniſſe erwahrten fid bald. Gegen das Ende desſelben Jahres ( 1825) fam ein Spanier , Namens

son

lan die Runde von der Niederlage und dem Untergange ihrer Gefährten.

Das Gefecht hatte bei der Hacienda von Longabi begonnen , wovon es den Namen beibehielt. Dieſe legten Worte flüſterte Don Eugenio leiſe, als ob er fürchte,

belauſcht zu werden . Vergeßt Ihr denn, daß wir franzöſiſch reden und hier niemand uns verſteht ? ſagte ich , über ſeine Vorſicht lächelnd. Ueberdieß gehört Gure Erzählung der Geſchichte an. Go iſt wahr , ſagte er ; aber dieſe Niederlage verleşte den Stolz der Söhne des Landes. Es iſt eine Erinnerung, die man ſich hüten muß bei ihnen zurüdzurufen. Anfänglich wollte man nicht an dieſe Schlappe

glauben ; dann ſprach man heimlich davon, wie von einem unerklärlichen Mißgeſchid, deſſen Urſache man im Verrath ſuchte, während fie nur der Der arme

Verwegenheit eines einzigen Mannes zuzuſchreiben war.

Commandant hatte eine ſo traurige Unvorſichtigfeit mit ſeinem Leben

bezahlt , und ſeine Leiche blieb auf dem Súlachtfelde liegen . Drei Monate nachher glaubte ihn eine Streifcolonne, welche vorüberzog , an den zahlloſen Wunden zu erkennen , womit er bededt war , und erwies ihm die leßte Ehre . ( Fortſeßung folgt. )

Miscellen. Die Inſel Galita iſt in neueſter Zeit durch den Schiffbruch des Avenger wieder befannt geworden ; fie liegt etwa 18 Seemeilen von der Barbaresfenfüfte und 65 von dem ſüdlichſten Punfte Sardiniens, und von den Esguergesfelſen , die den Sorelli gleichen , und wo im Dctober 1806 ein ähnlicher Unfall mit der Fregatte Athenienne eintrat, Sie war

Zinozain, mit 25 Gefährten in dao lager des Pingheyra. Schon ſeit

die gleichfallo, wie der Avenger, nad Malta beſtimmt war.

einiger Zeit beging die kleine Truppe des Zinozain, die fich zu den 3n

vom Capitán Ragueford commandirt , führte 64 Kanonen , lief in der Nadt auf dem Ufer auf und ging bald in Trümmer ; zwei Boote mit einiger Mannſchaft entfamen , aber der Capitán mit 396 Mann fand ſein Grab in den Wellen . Die Sorelli - Felſen liegen S.S. W. etwa 12 Meis len von Galita . Dieſe Inſel iſt gegen Weſten , Norden und Often von runder :Form , und erhebt fich ſchroff zu einer bedeutenden Höhe aus dem Meere , aber auf der Südſeite ſenft fich der Boden langſam gegen das

dianern geflüchtet, auf dem Gebiet von Chili und in den argentiniſchen Provinzen Räubereien aller Art ; audy die Wilden liehen ihm ihre Hülfe, und ſeine Hauptſtärfe beſtand darin, daß er im Namen Spanien und Ferdinanog auftrat. Als ganz Amerifa feine Unabhängigkeit er: flärte und dieſe von den europäiſchen Mächten anerfannt wurde, erhoben

ſo einige Cazifen und ein unbefannter Dfficier das Banner der fatho: liſchen Könige da , wo es vielleicht niemals geweht hatte. Indem er fich mit Pincheyra verband , gab ihm Zinozain was ihm noch fehlte, eine Fahne, ein Feldgeſdrei , das ihm bald den offenen oder heimlichen

Beiftand der ſpaniſchen Partei ficherte. Unter dieſen Banditen , welche großentheils in Chili geboren waren, vertrat er Europa, deſſen Intereſſe die ganze Schaar zu vertreten vorgab. Am 1 December 1825 brach die königliche Armee , beſtehend aus 200 Soldaten und unterſtüßt von 600 Indianern in der Richtung des

Gebietes von Chillan auf. Die Schreckendkunde verbreitete ſich ſogleich in der ganzen Proving, und an die Garniſon des Hauptortes gingen

Befehle ab, fid dem Durchzug der Pincheyrag zu widerſeßen , deren wahrhafte Streitfräfte man nicht kannte. Gine Sowadron Reiterei und eine Abtheilung von 100 Mann ungefähr, war alles was der Com:

Waſſe:, und bildet eine Budt , wo fleine Schiffe anfern können und

gegen alle Winde , die Südwinde ausgenommen , Schuß finden . Alle Schiffe welche das Mittelmeer aufwärts gegen den Ditwind, oder abwärts gegen einen Weſtwind befahren , bekommen die Inſel Galita zu Geficht. Während der Zeit des vorigen Kriego hatten die brittiſden Kreuzer beſondern Befehl fich vor der Annäherung an die Barbaresfenfüſten zu hüten , deßhalb fuhren fte ſelten jüdwärts dieſer Inſel vorbei und die Bucht an der Südſeite war faum befannt . Die franzöſiſchen Seeleute

dagegen , von denen viele durch die Korallenfiſcherei mit dieſen Sees gegenden vertrauter waren , fannten die Budt recht gut , und Jahre lang diente dieſelbe als Verſted für franzöſiſche Caper : fie ließen ihre großen lateiniſden Segel herunter , zogen die Schiffe ſehr nahe ans Ufer und verſtedten ſich ſo beinahe vollkommen , während das Hochland 1

mandant um fich ſammeln fonnte ; mit dieſer Handvoll Tapferer zog er

der Inſel ihnen als Wartthurm diente. Sahen ſie einen Rauffahrer in

dem Feinde bis an eine Hacienda entgegen , beren befeſtigte Gebäude

der Nähe und feinen Kreuzer , ſo kamen fie hervor , und nahmen das

ihm einen guten Bertheidigungspunft darboten ; in ſeinem Beſtreben aber das Eigenthum und die Heerden der Bewohner gegen die Plän:

derung der Banditen zu ſchüßen , rüdte er mit ſeinen Dragonern vor. Verftártungen marſdirten von San-Carlos und Talca herbei , um fich mit ihm zu vereinigen ; er verſchmåhte es ſie abzuwarten und ſtürzte im Galopp an der Spiße ſeiner Reiterei gegen die Soldaten des Bincheyra. Gin Paar Schleuderſteine, von einem der Banditen geworfen , ber fiche auf Handhabung dieſer ſchredlichen Waffe verſtand, trafen ſogleich das Pferd des Commandanten ; die Indianer mit großem Geſfrei von den

Shiff , das ſie bei Südwind nad Frankreich , und bei Nordwind nach irgend einem unbekannten Hafen der Barbaresfentüften führten . ( Shipping Gazette . 22 Januar.) Der Theezoll iſt befanntlich ſehr läſtig und beträgt etwa 2 Schilling auf das Pfund , iſt aber bei dem ungeheuren Verbrauc

(über 40 Mil. Pfd. Thee) zugleich aud eine der einträglichſten Staats einnahmen. Die nach China handelnden Kaufleute wünſchen ſehr deſſen Ermäßigung, in der Anſicht, daß dadurch der Verbrauch ſteigen und der Abſaß engliſcher Waaren China mit Thee ſteigen

Seiten herbeiftürmend umidlerien Truppen! Die würde medicineba, gegenwärtigVerminderung ,be pandel mit China ben Kaufleuten Berluſt abwirft Theepreiſes nicht langen Spieße erreichtendie republicanijden , fich mit Conſumenten , ſondern nur den Kaufleuten zu Gute kommen. Das ift

hieben Luft zu machen verſuchten. Ge war eine entfeßliche Meßelei.

wohl der Grund , weshalb fiche Lord John Nufſell auf wiederholte

Die Pincheyrað hatten einen vollfommenen Sieg davongetragen. Von Seite der Chilenos entfamen nur ein Officier und recho Soldaten bem

pool ( . Shipp. Gaz. 21 Januar) gegen die Verminderung des Thees

Blutbabe , und halbtodt von der Gile der Flucht brachten fie nach Chil

jolle ausſpricht.

Anfragen in einem neulid erſdienenen Briefe an den Mayor von livers

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. – Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

A u sl a n d.

Das

Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. u " 29.

3 Februar 1848.

Das Uenjahrsfeft bei den Mongolen. ( Nordiſche Biene 2 Jan.)

Die Mongolen find nicht reich an Feſten, denn fte haben nur Gins , den ſogenannten weißen Monat (zygan sara) oder Dad Neue Jahr. Nach dem europäiſchen Kalender läßt fich der Tag nicht genau beſtimmen , und man kann nur an nähernd ſagen, daß er allenfalls ans Ende des Carneval fällt, und nach der mongoliſchen auf den Mond¨auf gegründeten Zeitrechnung wechſelt. Der Urſprung ber Benennung weißer Monat“ wird verſchieden erflärt, und das Feft gehört den alte ften Nationalgebräuchen Mittelaften

an, den Seiten, die der

Epoche Dichingischans borangingen . Die Nachfolger dieſes Eroberer8 beobachteten ſtreng die alten Einrichtungen . Die Mons golen von Riptſchal (Das ſüdöſtliche Rußland mit den dazu gehörigen Steppen) feierten vermuthlich den weißen Monat an der Wolga vor der Zeit, ale fie den 381am annahmen . Marco Polo bes

Randab, zündet perichiebene Wohlgerüche auf dem Altar an zur Ehre des Chans, und fehrt dann auf ſeinen Plaß zurück. Jit dieſe Räucherung vorüber, ſo bringen alle (dem Kaiſer) bie Geidenfe, von denen oben die Rede war. Hierauf werben Siſche

aufgeſtellt und ein prächtiges Feſt bereitet, an welchem jeder nach Gefallen fid; beluſtigen kann. Nach dem Mahle erſcheinen Muſiker und Poſſenreißer, und vermehren die Fröhlichkeit der Gäſte.

Bei ſolchen Feſten bringt man dem Kaiſer aus den

Wäldern einen gezähmten Löwen, der fich zu ſeinen Füßen nie derlegt wie ein Hündlein , das ſeinen Herrn erkennt.“ Wer die Sitten der Mongolen und die Ceremonien des

Hofs von Peking fennt, muß geſtehen, daß dieſe Schilderung den Reichthum und die Pracht des Hofs von Chubilai, der damals ſchon dem Geſetz der 10,000 Ceremonien fich unter zuordnen begann, getreu darſtellt; wir müſſen nur Einen Jrr thum des Verfaſſers rügen ; der Thymian wurde ron den Gro

ſchreibt das Feſt deß weißen Monats am Hofe zu Peking im

Ben dem Himmel und nicht dem Chan zu Ehren verbrannt,

13ten Jahrhundert folgendermaaßen : „Die Gouverneure ber Städte nnb Provinzen ichiden an dieſem Lage dem Kaiſer Gold, Silber, foftbare Steine, Perlen, theure Gewebe und weiße Pferde. Daher fommt es, daß der Kaiſer an dieſem Tage manchmal 100,000 Pferbe erhält . Im erſten Lage des neuen Jahre beſchenfen die Tataren (Mongolen) einander gleichfalls,

wie er ſagt, und noch jeßt errichten die Mongolen am Neujahrs tage vor ihren Jurten fleine Altäre, und verbrennen auf den ſelben wohlriechende Kräuter. Von dem Pefinger Hof verſeßen wir uns in die Steppen Mittelaſtens, und wollen ſehen , wie die jeßigen Mongolen das neue Jahr feiern . Vor Annahme des Buddhismus begannen die Mongolen ihr Jahr im Herbſt, was die nicht bubbhiſtiſchen

in der Ueberzeugung, daß dieſe Geſchenke für das Neue Jahr Glüc verkündigen. An dieſem Tage führt man alle Elephan ten, bedeckt mit Teppichen , auf denen verſchiedene himmliſche und irdiſche Thiere abgebildet ſind, an den Hof ; auf dieſen Elephanten bringt man Kiſten herbei, die mit goldenen und filbernen Ge

Buräten noch jeßt thun, und der weiße Monat hatte bei ihnen keine hiſtoriſche Bedeutung. Als der Buddhiếmus nach Mittel aſten eindrang, was in der Mitte des 13ten Jahrhunderts ges ſchah, führten die Lamas ihren Kalender unter den Nomaden ein,

verſeßten den weißen Monat an das Ende des Winters,

fäßen gefüllt ſind, die man zur Feier des großen Feſtes verwendet. Auch führt man eine Menge Kameele herbei , die mit reichen Stoffen bebedt, und mit allen Arten von Leben mitteln belaben

und verbanden ihn mit den Erinnerungen ihres Glaubens . So wird jeßt der weiße Monat gefeiert als der Sieg des Begrün

find. Raum beginnt der weiße Tag, ſo erſchienen Könige, Her zoge, Barone, 1 Dfficiere, Aerzte, Aſtrologen, Befehlshaber von

rohen Materiali 8mud gepredigt hatten.

Provinzen und Truppen und andere kaiſerliche Beamte am Hofe.

Da hier nicht alle Plaß finden , ſo gehen fte in die benachbarten großen Häuſer. Wenn jeder ſeinen Plaß nach Rang und Wür Den eingenommen hat, ſo ſteht einer auf und ſagt: „beuget die Knie ! betet an !" Aládann fallen alle auf die Knie nieder, be rühren mit der Stirne den Boden, als beteten fte zu Gott ; dieb thun ſie viermal .

Dann geht jeder zu dem mitten im Hofe

aufgeſtellten Altar neben einer Safel von rother Farbe.

bers der Bubbhalehre über die feche Philoſophen , welche einen

Schatiamuni trat als

ihr Gegner auf, und bewies ihnen vor ganz Indien die Thors heit ihrer Lehre. Dieſer erſte Sieg des Bubbhismus über den Geiſt der 3nbier wird noch jest als der weiße Monat gefeiert,

Wir haben bereits bemerkt, daß er für die Mongolen das ein zige Feſt im Jahre iſt, und dieß wird vom Volfe mit Ungebulb erwartet. Schon einen Monat vor dem Feſte, ja noch früher,

beginnen die Vorbereitungen dazu : man ſpricht von den erwar here teten Luſtbarkeiten, wählt neue Kleider, verſteht ſich mit Geſchen =

Auf dieſer

Tafel iſt der Name des Chans aufgeſchrieben, jeder nimmt ein 1 Marco Polo bedient fich befanntlich der weſteuropäiſchen Feudals bezeichnungen, um die Rangſtufen zu benennen.

fen u . ſ. w ., namentlich ſind die Chadafs bemerkenswerth. In Der Mongolei iſt es Sitte, dem Gaſt eine angezündete Pfeife

zu reichen, Tücher zu geben, und Stüde chineftfchen Florø (Chabat)

als Zeichen der Achtung und Freundſchaftzu ſchenken. Im weißen

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Monat iſt dieſer Flor ſebr begehrt , weil jeder ordentliche Menſch einige Stücke haben muß, um ſie mit andern zu vertauſchen .

Die Berathung der Adreſſe in den franzöſiden Kammern.

Vor dem Eintritt des weißen Monats findet in den Tem

peln ein Gottesdienſt ftatt, der einige Tage banert 3n dieſer Zeit leſen die Geiſtlichen Bücher und Gebete verſchiebenen In halts , bringen Dpfer, beten um Glück im neuen Jahr, um

1) Jn der Pairskammer. ( Fortſeßung. )

Fruchtbarfeit der Erde, um Geſundheit bed Raiſerê, um Aus breitung und Blüthe bee Buddhismus. Am Tage vor dem Feſt unb am Morgen des erſten Tages ſammelt fich eine Menge

Man kann ſich, wenn man die Debatten über Italien durch liest, faum der Annahme erwehren, daß ſie, wenigſtens bis nach dem Ende der Rebe Guizots, von der Regierung zum vor aus arrangirt waren, ſo gut greifen ſte ineinander, und ſo gut

Volt in den Tempeln. Nach Beendigung des Gottesdienſtes bes

machen ſie den Eindruck, den man hervorbringen wollte. Abges

glüdwünſchen fie ihre Bekannten, 1. 1. fie tauſchen Chabaf8

ſehen von dem Incidenzpunft, den Graf Montalembert „ für den Augenblich nicht weiter verfolgen will,“ iſt er troß aller Abweichun gen im Einzelnen gänzlich init der Regierung einverſtanden , er verwünſcht und fürchtet bie radicale Partei, die alles verderben,

aus, umarmen und begrüßen einander. Auch die, welche zu Hauſe bleiben, beten, reinigen die Hausaltáre, zünden Lampen an und bringen Opfer, die in Getreide und Früchten beſtellen , Am Morgen des erſten Tages fteht alles früh auf, die Weiber

ſcheuern die lange nicht gereinigte Jurte, fodhen Ziegelthee und Speiſen . Beim Aufgang der Sonne errichten ſie vor der Jurte eine Art Altar ļ, und verbrennen darauf Rauchmerf ( sang ). Die ganze Familie geht um den Altar her, betet, und läßt fich auf die Knie nieber. Dann geben alle, um den Fa milienvater zu beglüdwünſchen . Hat jede Familie für ſich die Ceremonien vollendet, fo geben die Männer in ihren beſten Klei dern in die Jurte, wo das Stammeshaupt wohnt, oder ſonſt zu einem unter dem Volfe angeſehenen Mann . Nach gegen ſeitigen Begrüßungen und einem kurzen Geſpräch beginnt das

Jeder

Brannt

austrin

und nur die Defterreicher über Italien hereinziehen würde, inde hofft er das Beſte von der Weisheit des Papſtes . Graf St. Au

laire, natürlich ganz zu Dienſten des Miniſters der auswärtigen Angelegenheiten, iſt nicht ſo hoffnungsreich , wie Montalembert, ſondern hat allerlei Befürchtungen , die er auf ſeine im 3. 1831 ale franzöſiſcher Boticbafter geſammelten Erfahrungen ſtüßt : bas inals gab Laffitte, befanntlich eines der Häupter der Linken in

Franfreich ,

Cocarde nicht wieder aujtefen wollten, vereitelten alle Bemü

Gaſt muß, wenn er ſeinen Fejt. wein ft, Dem Wirth einen beſondern Glückwunſch darbringen . Hat man hung. einige Zeit in der einen Jurte zugebracht , ſo geht der aufge regte Kaufen nach einer zweiten , wo ihn die Weiber empfangen . So kommen die Gäſte im Verlauf einiger Tage im ganzen Illuß oder der Nachbarſchaft herum . Am Tage des Neuen Jahrs werden alle Rangunterſchiede vergeſſen : Die angeſehenften und reichſten Leute beſuchen mit Vergnügen die Wohnung der leßten Armen , die fie auch in ihrem Hauſe mit Freuden aufnehmen .

ganz ähnliche Bereble wie jest Guizot, Deſterreich

zeigte ſich jehr eifrig mit Franfreich bemüht, burch Verbeſſeruns gen im Innern der päpſtlichen Staaten die Ruhe zu erhalten , aber die linbeſonnenheit der Romagnolen , welche die päpſtliche

Pelet de la Lozère tritt ſcheinbar als Gegner St. Au

laire's auf, ſeine ganze Gegneridhaft beſchränft fich aber darauf,

rennen und Ringſpiele ſtatt, ſeit der Verlegung an das Ende des Winters aber hat dieſe Sitte aufgehört . Die Winterfälte,

daß man in den Depeſchen nach Turin il . T. w . etwas entſchie bener auf Reformen hätte bringen ſollen . Die ganze Argumens tation der drei Nedier ſollte nur dem Auftreten Guizots die Bahn bereiten , und durch eine minder conciſe , minder ſcharfe, minder logiſche Darſtellung der Rebe Guizots eine Folie unters legen . Die Anlage iſt ſehr geſchickt auf das franzöſiſche Publis cum beredynet, tem man eine unbeliebte Darſtellung möglichſt Für den fremden , unbetheiligten Zu gut beibringen wollte. ſdauer braucht es dieſer Voranſtalten allerdings durchaus nicht, denn Guizots Verfahren bedarf im Grunde gar keiner Ver theidigung, es iſt ihm durch die Lage der Dinge flar vorgezeich net, und läßt ſid) in folgenden wenigen Worten zuſammenfaſſen : ſucht man die italieniſche Bewegung nicht in gewiſſen Schranken

der Schnee und der herabgefommene Zuſtand der Pferde ges

zu erhalten, läßt man ſie die Gränzen der jepigen Territorien

ſtatten den Mongolen nicht , fich ſolchen Beluſtigungen hinzus

überſpringen und die einzelnen Staaten der Halbinſel vernid)ten, ſo iſt nothwendig ein Krieg mit Deſterreich die Folge, und da diejed an Kräften dem übrigen Italien bedeutend überlegen iſt, ſo würde Franfreich in einen Krieg , der es urſprünglich nichts an geht , hineingezogen , und es könnte ein allgemeiner Kampf dar aus entſpringen , deſſen Ente nicht abzuſehen iſt. Deshalb fu dhen wir eine gemäßigte Partei im Innern der Staaten zu bil den , welche die Forderungen der Völfer befriedige und weitere Unruhen verhindere. " Das iſt klar und verſtändlich , die Vors fichtomaaßregeln aber, mit welchen Guizot dieſe Sprache ſeinen Lanbeleuten zu foſten gibt, zeigt deutlich, für wie mächtig er

Den erſten Tag des weißen Monate müſſen alle feſtlich bes

gehen , D. h. ſich mit nichts beſchäftigen , am zweiten Tage fann jeber wieder an ſeine Arbeit gehen . Indeß Dauern die Glück wünſche und Beluſtigungen zwei Wochen lang . Vor Alters, als der meiße Monat im Herbſt gefeiert wurde, fanden Pferdes

geben. Allee dieß wird im Sommer vorgenommen , wenn die Dpfer, welche man den ſchübenben Göttern des Orte Darbringt, tollzogen ſind.

Die Mongolen , welche in Saſan rohnen , fönnen das Feſt nicht feiern, wie in ihrer Heimath. Sie vollziehen den Gottes bienſt, aber abgefürzt, weil hier viele zu dieſem Gottesdienft unerläßliche Dinge nicht vorhanden ſind.

Die Veluftigungen ,

welche dieß Volfereſt gewährt, theilen ſie mit den Ruffen , ihren Befannten , ſo daß bei dieſem mongoliſchen Feſt fich meiſt mehr Ruſſen al8 Mongolen einfinden.

noch die alten Gelüſte der Nevolution und des Kaiſerreichs hält.

1 Dieſer Aitar feite porugsweiſe ausSteinen beſtehen,wenn aber welche Dabei verídweigtGuizotfich andern droht die Gefahren nicht,es der Stand der Dinge und in 3talien . Er ſagte

dieſe, was nicht ſelten iſt, fehlen , ſo nimmt man ſtatt derſelben getrodne: ten Rubmift.

nicht, aber eß iſt ganz deutlich, daß er hauptſächlich Neapel im Auge hat, wo der König va banque ! zu ſpielen ſcheint. 31 Jn dep redznet er auf Eine Macht, auf den Papſt, nicht weil er weltlicher Fürſt, ſondern weil er geiſtlicher Fürſt iſt ; durch ſeine

115

con

geiſtliche Macht hofft Guizot, daß der Papſt der Bewegung in

habe, die ſich Griechenland, eine Mutter, bie fich 3talien , und

3talien Schranfen ſeßen fönne, und ſpricht fich ohne Umſdreife

eine älteſte Tochter, die ſich Franfreich nenne ; gewiß ſehr ſchön geſagt, nur hat es mit der vorliegenden Frage gar nichts zu

dahin aus : „die radicale Partei in Italien hofft Papſt und Papſtthum über den Haufen werfen und vom Erdboben weg fiegen zu fönnen ; fte hat e& mehr als einmal verſuct, aber die alten Größen der menſchlichen Geſellſchaft find immer groß und

thun , unb folche poetiſche Ergüſſe klingen ſeltſam in einer ſonſt ſo nüchternen Kammer an . Ernſter und wahrer iſt ein anderer

mächtig wie vorher erſchienen ; mag bie Madt der franzöft

Ausſpruch Victor Hugo's, wo er ſagt: „ich gehöre zu denen , die vor Freude zittern bei dem Gedanken, daß Rom, das alte frucht

ichen Revolution und Napoleone überbauert hat, wird auch die

bare Rom , bieſe Metropole der Einheit, welche die Ginheit des

Phantafien des jungen 3taliens übertauern ." Die Zuverſicht iſt etwas gewagt : die franzöſiſche Revolution und Napoleon maren Fremdlinge in Italien ; was eine innere Revolution poll:

Glaubens und der Chriſtenheit aus fich geboren , noch einmal

führen fann , wiſſen wir noch nicht , denn in Rom tauchen Forderungen auf, welche Pius IX ale weltlicher Fürſt, nicht aber als Papſt geſtatten fönnte. So lange indeß die radicale Partei Italiens nicht von außen her durch ein ſtarke Macht

in Geburtsiehen verfallen, und vielleicht unter dem Zuruf der

Welt die Einheit Italiens erzeugen wird .“ Soldie Ausſichten beherr îchen augenſcheinlich auch die Stimmung der Regierung, die fich, minder poetijd), als Hr. Victor Hugo, nur ſehr mäßig barüber

unterſtüßt wird , iſt an eine radicale Umwälzung nicht mohl

erfreut, da ſie das volle Maaß von Verlegenbeiten , welche ein ſolches Ereigniſ für ſie mit fich führen würde, vollkommen bes greift . Die nicht in der Regierung befindlichen Herren fönnen

zu denfen .

ſolchen Sprüngen ihrer Einbildungskraft rollen Lauf laſſen, die

Es iſt wohl nicht zu bezweifeln , daß die Regierung gerne

Regierung muß den nüchternen Anforderungen des Zeitbedürf

nach Guizots Nebe die Debatte geſchloſſen geſehen hätte , aber Der Fürſt von der fie fannte ihre Leute und ſah ſid) vor.

niſſes folgen, und dieſe Haltung zu vertheidigen, einem noch ſtar

Mosfora brachte ein Amendement in Antrag, das eine ſpecielle Huldigung für den heiligen Vater und ſeine Bemühungen ent

Aufgabe. Die Zeit, wo Frankreich Den Don Quirote der Völ ferfreibeit machen konnte, iſt längſt vorüber ; die cisalpiniſche,

fen Eindrücken lüſternen Publicum gegenüber, iſt eine höchſt fatale

Um dieſer Diverſion zu begegnen, war Ch . Dupin aufs

die parthenopäiſche Republik wird kein Menſch mehr ins Leben

geſtellt, der ein Nebenamendement brachte, das ein blaſſer, ſehr blaſſer Abdruck des vorigen war. Dupins Rede iſt faſt ergößlich zu leſen , denn er wird durch das Venehmen der Conclare, das Papſt Pius IX erwählte, To entzüdt, daß er es den ſieben Weijen Griechenlands vergleicht, die ſieben Staaten Geſepe geſchrieben.

rufen wollen , kein Vernünftiger wird verlangen, daß ſich Franf reid in einen Krieg ſtürze, deſſen Ende vielleicht die Einheit Italiens wäre, und der die Folge hätte, daß man dem freund nachbarlichen Franfreich die Thüre wieſe.

bielt.

(Schluß folgt.)

Der Fürſt von der Mosfowa ereiferte ſich gegen die Guizot ſche Politif, und warf ihr vor, ſte ſey ſo ſehr im Einverſtänd niß mit Defterreich geweſen, daß fie bie Belegung von Ferrara voraus gewußt, und einen entſprechenden Anſchlag gehabt hätte, um dieſe Berregung zu unterſtüßen.

Rein Miniſter nahm

ſich

die Mühe, ſolche Beſchuldigungen zu widerlegen , und Guizot beſchränkte fich darauf trođen zu erklären , die Sache ſey rein ge logen . Er fand übrigens nicht für gut, die Rammer geradezu gegen das Amendement des Fürſten von der Moskova abſtim men zu laſſen, und da zwei vorlagen, ſo wurde die Sache an die Adreßcommiſſion zurückgewieſen , welche ein bloßes Juſtemilieu

zwijden Denſelben zu Tage förderte, das denn auch angenommen wurde .

Man fann in der That nicht ohne ein mitleidiges Adſels

zucen die ganze Verhandlung über Italien durchleſen. Recht hatte nur Guizot, der in der Stellung, in welcher fich Franfreich be findet, gar nicht wohl anders handeln fonnte , aber welcher Auf wand von nugloſer Rednerei , welche Schliche von Seite der Re.

Arteſiſche Brunnen in Venedig. In einer neuerlichen Sigung der Afademie der Wiſſenſdhaften in Franfreich ertheilt Hr. Arago eine Note von einem Hrn. Dégouſée mit, über die von ihm ausgeführten Arbeiten , um Venedig mit laufenden Brunnen zu verſehen . Die Verſorgung Venedigs mit Waſſer beruhte bisher auf den 144 öffentlichen und 1990 Privatciſternien , in denen das Regenwaſſer geſanimelt wurde , wozu nod das Waſſer fam , das

täglich durch zahlreiche Varfen aus der Seriola , einem abgeleiteten Canal der Brenta geholt wurde. Von 1825 bis 1830 machte die öſter:

reichiſche Regierung zahlreiche Verſuche artefiſche Brunnen zu bohren, aber der fließende Sand in den zu durchbohrenden Schichten vereitelte alle Verſuche. Endlich trat Hr. Dégouſée welcher die Waſſerverhältniſſe des Landes lange aufmerkſam ftudirt hatte , auf, und ſchlug vor, einen arteſiſchen Brunnen auf ſeine Koſten und Gefahr zu bohren. Der Vertrag wurde am 1 Februar 1846 geſchloſſen ; das Bohrmaterial ging im Mai aus Paris ab, und im Auguſt begannen die Arbeiten auf dem Plaß Santa Maria Formoſa. Nach rechomonatlicher Arbeit ſprang das Waſſer aus einer Tiefe von 61 Metres. Im Anfang des Januars

gierung, um den Debatten die Wendung zu geben , die ihr ge

1847 wurde auf dem Plaß San Paolo eine zweite Bohrung vorgenom :

einer der Redner erwähnte auch ganz ſpöttiſch bes officioſen Beiſtants, ben Graf St. Aulaire der Regierung geleiſtet, - welche Falſdheit in den Stellungen , denn ør. Ch.

meit, und am 15 April ſprang das Waſſer aus einer Tiefe von 60

nehm war,

Metres 4 Metres hoch.

Jeßt iſt die Zahl der arteſiſchen Brunnen ſechs Die Mittheilungen Dégouſées über

und drei andere find in Arbeit.

Dupin fchien gegen die Regierung zu ſprechen , arbeitete aber

die Bodenſchichten ſollen ſehr intereſſant ſeyn.

fichtlich mit ihr aufEin Ziel 108 ; wahrhaftig wenn dieß parlamen tariſche Kunſt iſt, ſo iſt ſie nach einem ſehr magern Muſter zu geſchnitten . Die Nationaleitelfeit, welche im Laufe der Debatten alenthalben durchſdlug, iſt nur ein Acceſſorium, manchmal ein beluſtigendes. Hr. Ch . Dupin ſpraď von der franzöſiſchen Lie benswürdigkeit im Gegenſatz gegen die deutſche Grobbeit in Italien, von den Armen , die man in Italien und am Rhein

20 Januar.)

nach Franfreich queftrede.

Der Dichter Victor Hugo bat die

Kammer nid )t zu vergeſſen , daß die Civiliſation eine Großmutter

(Monit. industriel .

Die Pincheyras. (Fortſepung . )

Fortan fonnte Pincheyra mit den Seinen ungeſtraft der chileniſchen Republik Trop bieten. Die ſpaniſche Faction , durch dieſen unerwar: teten Sieg ermuthigt , erkannte in ihm den Vertheidiger ihrer Sache

an , und wünſchte ſeinen Unternehmungen Glück. Die furchtbare Bande erhielt Waffen und Schießbedarf; fie hatte Rundſchafter in den Städten ;

116

wo

Unzufriedene aller Art, Soldaten die in Folge von Widerſeßlidfeit und Meuterei verurtheilt worden , fließen in großer Anzahl zu ihm. Bald waren mehr als 1000 Mann in ſeinem Lager vereinigt. Pablo Pincheyra befeſtigte es fünftlich , indem er beim Eingang der

Gngpäſſe Verſchanzungen aufwarf, die Tag und Nacht durch Schilds wachen beſeßt waren ; überdieß hatte es die Natur mit ſteilen Felſen umgeben , die man nicht überſteigen fonnte. In Friedenszeiten fehrten die Indianer, ſeine Verbündeten, zu ihren Heerden zurüd, und die Bande den Waffenſtillſtand benußend , welchen fie nach dem Belieben ihres Anführers verlängerten oder brachen , führte im Hintergrunde dieſes ein : ſamen Thales ein luſtiges Leben.

Es fehlte in dieſer Räuberhöhle nicht an gefangenen Weibern ; wenn der Dberft, Don Pablo, wie er ſich nannte, ſeine Wahl getroffen

hatte , überließ er großmüthig den Reſt der Beute ſeinen Officieren. Es gab einen Moment, und dieſer dehnte fich zu mehrern Jahren aus, wo er ſich ohne zuviel Eitelfeit als den Beherrſcher der ganzen Gegend auf hundert Meilen in der Runde anſehen , und ſich den König der Anden nennen konnte. Durch ſein Bündniß mit den Wilden dehnte fich ſeine Macht weit über die Länder hinaus, die ſonſt den Spaniern angehört hatten .

Seine Taftit war nun , unverſehens bald eine Stadt oder ein ein: ſames Landgut zu überfallen , überall Schreden und Verwirrung zu verbreiten und die Republicaner in beſtändiger Veſorgniß zu erhalten, ohne ihnen Zeit zu laſſen , ſich gegen ihn zu vereinigen. Während der ſpaniſche Vicefönig , la Serna, nach der Schlacht von Ayacucho capitu

soon

neue in dieſer furchtbaren Ginſamfeit. Die Señorita wagte fich aus

dem Gebūſd , das ſie ſchüßte, und lief athemlos, wie ein Rehfalb, das die Jäger von ſeiner Mutter getrennt haben. Aber adh , ſie war nicht

gewöhnt mit bloßen Füßen über Stoc und Stein zu eilen , und bald konnte ſie nicht mehr weiter. Von Vüdigkeit erſchöpft, im Augenblic wo ſie der drohenden Gefahr den Rüden wandte und gegen die Furcht

rang , fühlte das arme Madden ſeine Språſte entweichen ; fie regte ſich in dumpfer Verzweiflung an den Rand des Weges. Sollte ſie faum einige Meilen von der Wohnung ihres Vaters verlaſſen umfomnien, und blieb dort noch jemand von ihrer Familie übrig, um ſie zu bewei: nen und ihrer zu gedenfen ? Mit großer Anſtrengung fich fortſchleppend, verbarg fich Doña Trinidad nochmals unter einem Buidh, und hier wohl

verſtedt, wagte ſie auſzuathmen und die Augen zu öffnen, indem fie auf die geringſte Bewegung , das leichteſte Geräuſch horchte. Bald fam ein Mann vorüber

ſie zögerte ihn zu erfennen , verſuchte zu rufen und

nannte endlich ſeinen Namen . Es war ein Diener aus der Hacienda, der ihrer Stimme antwortete und ſie jubelnd auf ſeinen Armen heim:

trug. Während dieſer Zeit vermehrten ihre Gefährtinnen das Serail des Pincheyra oder wurden unter die Weiber eines Cazifen eingereiht : Doña Trinidad wollte ſelbſt den tapjern Officieren danken, welche ſie für ihre Befreier anſah, und nachdem ſie dieſe Pflicht der Dankbarfeit erfüllt hatte, verbreitete ſich eine düſtere Trauer über ihre Geſichtszüge, die mit allem Reiz der Jugend geſchmückt waren. Man ſah ſie nie wieder lächeln , fie verbarg ſich vor aller Augen und um für immer ſogar die

Erinnerung jener grauſamen Nacht zu vertilgen, nahm ſie den Schleier

lirte, im Augenblick, als Rodil die Citadelle von Callao räumte , worin

in einem Trinitarierflofter. 1

auch nicht eine Ratte oder ein Stüdchen Leder zum Kodhen übrig war, 303 Pincheyra, ftets an Spanien feſthaltend, an den Gordilleren auf und

Die Entführung der Doña Trinidad verurſachte mehr Sorecten in den Provinzen, als die Verwūſtungen, welche die Banditen ſeit mehrern

nieder. von allen Seiten verfündete Freudengeſchrei die Unabhängig feit

Jahren begangen hatten.

Amerifa's ; Pindeyra, die ſiegreichen Freiſtaaten verachtend, marſchirte

Haciendas in großer Anzahl, um ſich nach den Städten zu flüchten.

nach der Sadt Talca. Die Unglüdlichen, welche bei ſeinem Herannahen flüchteten , verbreiteten die Scređenenachricht in der Provinz. Die Miliz von Talca griſ nach den Waffen und übte fich ohne Unterlaß ; des Nachts lagerten ſie auf den Pläßen , ſo groß war der Schreden. In furzer Zeit wurde ein Corp8 Reiterei gebildet ; man umgab die

Die wohlhabenden Familien verließen die

Wat Pincheyra betrifft, ſo ſah er ſich deßhalb, weil mehrere Indianer auf der Flucht getödtet worden , nicht für geſdlagen an . Dieſer leichte Unfall änderte ſogar nicht einmal ſeine frühern Plane ; bevor die gegen ihn ausgeſandten Truppen ſeine Spur auffanden , hatte er ſchon das

Dorf Rio Claro gänzlich ausgeplündert, und fehrte mit mehr als 1000

Stadt mit Berſchanzungen und Schußwehren, um ſich vor einem Leber

Stück Kindvieh in ſeine Verſchanzung zurüd. Anſtatt ihn noch ferner

falle zu verwahren ; aber Pincheyra, welcher wußte, daß man ihn feſten

anzugreifen , begnügte man ſich damit , ihn zwar immer aber nur von

Fußes erwarte, verließ plößlich das Gebirge, um ſich auf eine beträcht Lanzen

weitem zu verfolgen, als ob man nur die Schnelligkeit ſeines Maríches, die Streden Landes , welche er verwüſtete und die Kühnheit ſeiner Un

reiter , welche man zur Verſtärkung der Miliz ausſandte , famen der

ternehinungen beobachten wollte. So geſchah es, daß dieſer fece Partei

bedrohten Niederlaſſung zu ſpät zu Hülfe. Die Häuſer waren geplun dert worden , Leichen bedecten den Boden , die Frauen der Sacienda, im Schlafe überfallen, hatten ſich mitten in die Baumgärten geflüchtet, und ſuchten ſich zwiſchen den Bäumen zu verſteden. Die Indianer , welche

den Kamm dieſes hohen Gebirger eine Strecke von mehr als 150 Meilen

liche Hacienda zu werfen, welche auf zehn Meilen entfernt lag.

gånger, nadhdem er zwiſchen den Anden hindurch, und ſo zu ſagen über durchzogen hatte , das Dorf San : Joſe, 12 Meilen von der Hauptſtadt,

überfiel. Was ſollte man von der republicaniſchen Regierung halten ?

junges Mädchen von 16 Jahren , Doña Trinidad , die Schweſter des

Sollte man den verlaſſenen Zuſtand, worin fich ganze Provinzen befans den und die Redheit, womit die Pincheyras allenthalben den Freiſtaat bedrohten , ihrer Schwäche oder ihrer Sorgloſigkeit zuſchreiben ? War nicht zu befürchten , daß die ſpaniſche Faction, wieder Muth faſſend, im Schooß der größern Städte einige Lebendzeichen äußere ? Und wenn

ſtets die Vorhut bildeten , hatten ſich mit ſchrecklichem Geldrei auf fie geſtürzt, und, fie mit fräftigen Armen emporhebend, ſchwangen fie ſelbe über den Rüden ihrer Pferde.

Was dieſer Epiſode eine beſondere Wichtigfeit gab , war , daß ein

.

Gutsbeſīßers, in dieſer unheilvollen Nacht verſwand. Sie hatte einen

die Wilden an der Gränze fich unter der Lenkung eines verſtändigen

Bruder , Rittmeiſter in dem Regiment der Lanzenreiter , welches gegen die Banditen audzog . Dieſer Bruder, mit ſeiner Schwadron zu Coquimbo

Führer8 vereinigten , wo ſollte die Republik , durch ſo viele Kriege er ſchöpft, ein Heer finden , um fie zurückzuwerfen ?

zurüdgehalten , war nicht da , um ihr zu Hülfe zu eilen. Aber ſeine

( Fortſeßung folgt.)

Gefährten wuren, ihm ſeine Sdweſter zurückzuführen. Sie verfolgten den Angriff ſo lebhaft, daß die Indianer, welche ſie ſich auf den Ferſen jahen und die Kugeln um die Dhren pfeifen hörten , worauf ſie noch

nicht eingeübt waren , ſich rajd in die Berge zurüdzogen. Bei dieſer eiligen Flucht durch Wälder und Felſen ließ der Wilde , welcher Doña Trinidad mitfortſchleppte , fie los. Das junge Mädchen fiel halbtodt unter die Hufe der Pferde, ſchlüpfte dann in ein Gebüſch und hielt ſich

dort verborgen bis zum fünftigen Morgen , von der unausſprechlichſten Angſt ergriffen. Der Knall des Gewehrfeuers drang bis zu ihr , aber wie ſollte ſie in dem Rampfgewühl Freund oder Feind erfennen ? Wohin

entfliehen ? Allmählich entfernte fich der Lärm, Sdweigen herrſchte aufe Berlag der 3. G. Gotta'iden Buchhandlung.

Die Zunahme des Runfelrúben zudero in Franfreid iſt ziemlich bedeutend ; nach einer Angabe in dem Monit. industr. vom 23 Januar war die Fabrication im J. 1846 25,876,433 R. , dagegen im J. 1847 32,250,899 R. , eine Vermehrung alſo von mehr als einen Fünftheil. Im Laufe des Jahres 1847 waren 1492 Millionen in den Verbrauch übergegangen und 19 Millionen waren noch übrig. .

1 Das iſt kein vereinzeltes Beiſpiel , ſondern kam vielmehr ſehr häufig vor. Es ſind dieß Proben von caſtllianiſchem Stolz , die als bedeutender Fingerzeig für die herrſchende Denkungsart nicht gering anzuſchlagen sind.

Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Wibenma n n.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N " 30.

4 februar 1848.

Die Berathung der Adreſſe in den franzöſiſchen

feit , mit dem Auslande zu unterhandeln, zu entreißen und in

Kammern.

ſich eine Macht aufzuſtellen, mit der man unterhandeln muß, ehe man die Neutralität verlegt ?

1) In der Pair & tammer .

Broglie' Vortrag enthält

(Schluß. )

einen Widerſpruch in ſich ſelbſt. Iſt die Schweiz enger verbun

So erflärlich, ſo leicht zu vertheibigen das Benehmen der franzöflichen Regierung in Italien iſt, ſo unerklärlich iſt ihr Benehmen in der Schweiz, unerklärlich, außer wenn man annimmt, daß ſie in Vorausſicht eines allgemeinen Zuſammen-

den als ſie es bisher war, ſo ſtellt ſie 100 bis 150,000 Mann

ftoßes in Europa gehandelt, und fich den Weg zu einer Bes ſegung der Schweiz vorbehalten wollte. Die Regierungêpartei,

den Herzog von Broglie an der Spige, erkennt nur zweiundzwanzig ſo gut wie ron einander unabhängige Kantone an , die Gegenpartei Gine Schweiz, mit deren Tagſagung, nicht mit den

Iruppen, die ſich mit jeden meſſen fönnen , und eine ſolche Macht muß man reſpectiren , man kann ſie nicht, wie in den Revolu tionskriegen ſchon vor 1798 der Fall war, ungeſtraft vers leßen . Die ſtrategiſche Poſition iſt zu bedeutend, als daß fie einer Macht der andern gegönnt hätte, und ſo half man fich über die Schmierigkeit hinweg , indem man fte für unantaſtbar erflärte,

mit dem jeſuitiſchen Vorbehalt, dieſe Unantaſtbarkeit

defte Luſt, hier nåber auf die innern Angelegenheiten der Schweiz

zu verlegen , ſobald man es für gut finde. Kann man es den Schweizernt verargen , wenn ſie allem aufbieten , um nicht in einem allenfalls ausbrechenden europäiſchin Kriege wieber als Solachtfeld zu dienen ? Hierin liegt im ganzen genommen die Rechtfertigung der Schweiz; was die äußern Angelegenheiten be trifft, und dieſe Rechtfertigung wird man ihnen wohl mit allen wohl gedrechſelten diplomatiſchen Phraſen nicht abläugnen wol

einzugehen , und die leidenſchaftlichen Grpectorationen des erſten

len . Der Herzog von Noailles hat ſelbſt, obgleich ein Gegner,

einzelnen Kantonsregierungen, man zu unterhandeln habe.

Hier

gibt es feinen Mittelweg : man muß der Schweiz das Recht zu= erfennen , ihre Angelegenheiten im Innern zu ordnen wie fie will, oder man muß ſich das Recht vorbehalten, in ihre innern

Angelegenheiten fich einzumiſchen.

Wir haben nicht die mins

Redners von Frankreich ," des Grafen Montalembert, rühren uns ſo wenig, als die Rechtfertigungen der ſtegenben Partei auf der andern Seite, nur das äußere Verhältniß der Schweiz zu den andern Mächten und namentlich zu Franfreich haben wir im Auge. Broglie erklärt in ſeiner Rede : „Mit den zweiundzwanzig Staaten, die mit einer faſt völligen Unabhängigkeit bekleidet und

Dieſe Rechtfertigung übernommen , wenn er ſagt: „ Die Ereigniſſe in der Schweiz, vom bloß politiſchen Standpunkt aus betrach

tet, haben nicht minder wichtige Folgen .

Die factiſche Zerſtö

rung der cantonalen Souveränität und Unabhängigfeit und die

laut ausgeſprochene Tendenz auf den Trümmern der Föderativs inſtitutionen eine unitari che Macht zu gründen, verſtoßen (affec

einander gegenüber geſtellt find , haben die im Congreß von

tent profondément) gegen die europäiſche Politik, und üben

Wien bereinigten Mächte im 3. 1815 unterbandelt, dieſen haben fte erſtens die fortwährende Neutralität, zweitens die Unverleß-

einen großen Einfluß auf unſere Stellung und uns ſere Lage in Europa ſelbſt." Daraus ſchließt der Herr

barfeit ihre Gebiete zugeſichert, indem eß in dem allgemeinen Intereſſe Europa'd liegt, daß die helvetiſche Eidgenoſſenſchaft fich in völliger linabhängigkeit von frembem Einfluß erbalte." 3ſt bieſe völlige Unabhängigkeit von fremdem Einfluß möglich, wenn die 22 Kantone einander in faſt völliger Souverainetät tät gegenüberſtehen ? Frankreich ſagt ja, die Schweizer in der Mehrs zahl nein . Dieſe loder verbundene Schweiz wurde im 9. 1798

Herzog ,

von den Franzoſen angegriffen und überwältigt, fie wurde im

zwecken als die kleinen Staaten zu unterbrüden , als deren Bes chüßer fich franfreich aus Intereſſe und natürlicher Großmuth gezeigt hat ; aber das Interventionsprincip , welches man das

3. 1814 von den verbündeten Mächten überzogen , die ſich einen Weg zum Angriff Frankreiche bahnen wollten . Man achtete alſo dieſe Neutralität von Oſten und Weſten her nur ſo lange man fte beburfte, und verleşte fie, ſobald man es ſeinen In-

daß die franzöſiſche Regierung nicht gleidgültig habe

bleiben fönnen ; die Schweizer folgern das Gegentheil, und kön nen ſich mit ihrer Anficht auf die eigenen Worte des eblen Herzogs berufen , wenn er ſagt : „ Das Interventionsprincip , ſyſtematiſch

aufgefaßt,wäre bem Völkerrecht, ber Würde und Unabhängig feit Der Völfer entgegen , und müßte namentlich von Franfreich

zurückgewieſen werden , denn es würde auf nichts geringeres abs

Nachbarrecht limitrophe) nennen kann , dasjenige , welches auf die Folgen fich gründet , welche die Zuſtände eines Nachbar

3ft eť zu verwundern , wenn die Soweis

landes im eigenen haben fönnen , iſt ein natürliche , ein polis

zer von einer ſolchen „ immerwährenden “ Neutralität nicht übermäßig entzücft find ? wenn fte auf die Vergangenheit zurüdblicfend

Recht, vorbehaltlich der Gerechtigkeit der Beweggrünbe und der

tereffen gemäß fanb .

tiſche , auf die geſegmäßige Selbſtvertheidigung gegründetes

ſuchen fich feſter zu ſtellen , den einzelnen Kantonen die Möglich : | Angemeſſenheit (convenance) des Verfahrens.“

118 Wer ſoll aber über die „Gerechtigkeit der Beweggründe,"

Geſellichaft eine größere Aufmerfiamkeit zurrenten, für fte tragen müſſen. Der vierte Stand hebt fich

illedergrößere Sorge

über die ,,convenance des procédés“ entſcheiden ? Doch wohl die franzöſiſche Regierung, wie fich von ſelbſt verſteht. „ Wirb aus der Schweiz," ſo fährt der Herr Herzog an einer andern Stelle fort, „ ein Heerd der Revolutionen und der Propaganda, ein unverleßlicher Zufluchtsort für die Resolutionäre aller Län : der, cine Gitadelle werden , von der die Revolution nach ihrem

Gefallen herabſteigen fann nach Italien , nach Frankreich , nach Deutſchland, Saroyen , und fict) mit ihren Freiſchaaren in die Unruhen miſchen, welche in dieſen Staaten ausbrechen fönnen ? Welche Sicherheit iſt uns in dieſer Hinſicht geboten ?“ Wir wol len nicht darauf hinireiſen , wie lächerlich eß von Seite eines großen Reichs wie Frankreich klingt, von den Gefahren zu ſpre chen, die ihm ein Nachbar, ber zwei Millionen Menſchen zählt, bringen fönnte : wie unziemlich eß von Seite Frankreichs iſt, jolche Befürchtungen zu äußern , nachdem es ſelbſt in früherer Zeit einen Poleneinfall auf Schreizer Gebiet begünſtigt. Wer da nicht ſehen will, daß die „Gerechtigkeit der Beweggrünbe“ je nach den Umſtänden eine verzweifelt wächſerne Naſe hat, der iſt abſichtlich blind. Wie ſoll die Schweiz , welche recht froh wäre wenn man ſie in ihrem Innern ungeſchoren liege, Dazu kommen , rerolutionäre Bewegungen in den Nachbarſtaaten zu

begünſtigen ? Nur die Verzweiflung, wenn man ihnen ſelbſt feine Ruhe ließe, fönnte die Schweizer zu einem ſo unſinnigen ,

für ſie ſelbſt gerberblichen Benehmen drängen. Man wird uns

immer mehr, und es iſt im Intereſſe der monarchichen , wie in

der Nothwendigkeit der republicaniſchen Staaten , daß ſie dieſe Hebung befördern und leiten . Dieſe Bewegung iſt in der Deuts ſchen Schweiz in milderer, in der franzöſiſchen in berberer Form vor ſich gegangen , aus feinem andern Grunde, als weil die ältern Deutſchen Einrichtungen ohnehin ſdon für die untern Claffen eine menſchenfreundlichere Beachtung zeigten . Was ift nicht ſchon über Communiêmus und Socialismus geſchrieben worden , und was wird nicht noch immer geſchrieben ? Alle die aufgebauten Theorien zur Menſchenbeglückung haben fich noch

immer als eitle Schemen bewieſen ; man laſſe nicht die Laſt ber Abgaben hauptſächlich auf den armen Claſſen haften , und die Aufregung wird fich legen.

Dieſer vierte Stand, den das

Alterthum nicht kannte, weil es ihn in Sflarerei hielt, macht ſich in den neuern Staaten mehr und mehr geltend; dagegen hilft feine Cenſur, feine Polizeimaaßregel, vielmebr madit die Cenſur, indem fie die geiſtige Kraft der Mittelclaſſen ſchwäctat, das Uebel nur immer ärger, wovon ſich jeder der ſehen will, flar genug überzeugen kann . Wenn man es der Sdweiz vers argt, daß ſie ihre Inſtitutionen ausbildet, und mehr und mehr die Berechtigung und Forderungen des vierten Standes aner kennt, ſo hat man gewaltig lnrecht, weil man inconſequent iſt, und man hätte die ſchweizeriſchen Republiken im J. 1815 mit Das hat man nicht ge

erlauben, dieſe Befürchtungen für nichts als eitle Vorſpiegelun gen zu halten, die feinen andern Zweck haben , als eine allen

Stumpf und Stiel ausrotten ſollen .

fallſige Intervention zu bemänteln .

bemerkt, daß die neueſten Ereigniſſe der Schweiz den gefährlichen moraliſchen Einfluß der Schweiz eher vermindert als vermehrt

Wenn man diejelben Befürchtungen von Deutſcher Seite

than , und jeßt muß man die Folgen tragen .

Wenn wir oben

von dieſer Seite unhaltbar ſind, ganz abgeſehen von dem Ilm

haben , ſo wollen wir damit nichts ſagen , als daß der aufges brochene Bürgerfrieg den Völfern zeigt, tag ein ſolcher Zuſtand

ſtand, daß Sübdeutſchland es in der Macht hat, die Schweiz

der Dinge auch ſeine Gefahren hat.

halb auszuhungern.

äußert, ſo hätten ſie noch eher einen Grund , obgleich fie auch

Dabei aber darf man

Für Süddeutſdland aber, wie für Pies

nicht außer Acht laſſen, daß fremde Aufregungen den Bürger

mont, fann es nichts vortheilhafteres geben als eine einige,

krieg nährten , daß Franfreich, nach allen Umſtänden zu dlies

fräftige Schmeiz, welche im Stande iſt eine Intervention zurücf zuweiſen . Allerdings liegt auch für Süddeutſchland in der Schweiz

gen, jebr poſitive Verſprechungen einer Intervention gemacht hat, und daß eben Darum die öffentliche Stimme fidh mit großer Bitterfeit gegen fremde Einmiſchungen ausſpricht. Völlig lädyer lich iſt es auch in dieſer Beziehung, wenn Graf Montalembert es oer Tagſagung zum Vorwurf madyt, daß fie mit ungeheurer lebermacht gegen den Sonderbund aufgetreten fes ; fie hätte wahrſcheinlich eine ungenügende Truppenzahl aufſtellen , den Krieg in die Länge zieben , lange8 Blutvergießen reranlaſſen

eine gewiſje Gefahr, aber dieſe Gefahr beſtand ichon ſeit mehr als

30 Jahren , und wenn ſie burd ) bie Ereigniſſe der legten zehn oder fünfzehn Jahren in der Schweiz etwas vergrößert wurde, To fommt ſie doch mit der allgemeinen , im Innern drohenden Gefahr in feinen Vergleich. Der Herzog von Broglie wirft die Frage auf : „was wird aus dieſem Chaos hervorgehen ? relches werden die Verhältniſſe der europäiſchen, der regelmäßigen , civiliffrten Regierungen mit dieſer Soweiz ſeyn ? Welche Vor ficht &maaßregeln müſſen die benachbarten Regierungen ergreifen ,

und endlich die fremde Intervention ſelbſt einem großen Theil der Schweiz wünſchenswerth machen ſollen , Aus dem obigen geht, wie wir hoffen , genugiam hervor,

um womöglich dieſen Strom von Radicalismus, Communis

daß die Befürchtungen vor dem Schweizer Radicalismus ziem

mus und Sociali@mus, welcher von allen Seiten loszubrechen droht, in Schranken zu halten ? Ich weiß es nicht, niemand

lich chimäriſch , und von franzöſiſcher Seite rein heldhleriſch ſind,

fanne8 miſſen .“

Dieſe ſonoren Phraſen enthalten gar wenig

Wohlſtandes der untern Claſſen gibt, bei weitem minder Gefahr

fichern Boden ; wenn der edle Herzog offenſive Operationen von der Schweiz erwartet, ſo täuſcht er ſich abſichtlich ; wenn er aber von dem Beiſpiel reben will , ſo hat er bis zu einem ge

bietet, als der Zuſtand der benadybarten Länder ſelbſt. Es zeigt

wiſſen Grade Recht. 68 fragt ſich indeß nur, bis zu welchem Grabe ? lind hierin

liegt eben der Knoten, denn unterſucht man die Sache genauer, ſo findet man , daß die Gefahr feineswegs durd die neueſten

daß aber das Beiſpiel, welches die Saweiz in Beförderung des ſich hier mannidfach ein Geiſt der Unbotmäßigfeit, der für jebe

Regieruug ſchwer zu bändigen ſeyn wird, und der mit den Forbes rungen nach politiſcher Freiheit nur ſehr indirect etwas zu thun bat . Die freie Unterſuchung der Uebelſtände durch die Preſſe kann zur Beſeitigung derſelben führen , fie iſt aber jedenfalls nur Mittel zum Zweck, und nicht einmal das einzige Mittel,

das Wahlſyſtem eine weite Ausbebnung bat, bringen e noths

denn die Uebelſtände find ſo durchaus praftiſcher Art, daß die vereinte Kraft der Regierungen und des Mittelſtandes dazu ges hört , um fte zu bewältigen . Wenn Graf Montalembert von

wendig mit fich, daß die Regierenden auch den untern Schichten

dem ſchweizeriſchen Radicalismus überſpringt auf den franzö

Ereigniſſe ſonderlich gewachſen, vielmehr bis auf einen gewiſſen Punkt vermindert iſt. Republicaniſche Regierungen, bei denen

119

fiſchen und die Reformbankette, ſo mag er damit der Regierung ein Compliment machen , ſehr logiſch iſt aber der Webergang nicht, und die Bankette, dieſe Nachäfferei der Engländer, find bis jeßt eine ſehr harmloſe Manifeſtation geblieben ; die gefähr lichen haben fich in Franfreich nie in Banfetten ausgeſprochen . Eine andere Vergleichung GrafMontalemberts hat beſſern Grund : „ Frankreich befindet fich nach den Vorfällen der Schweiz in fols gender Lage : die Fahne, welche zu lyon in den Jahren 1831 und 1834 beftegt wurde, dieſe Fahne iſt auf der andern Seite

des Zura wieder aufgerichtet, an der verwundbarſten Seite Frants reicht,

und waß noch ernſter iſt, England bedt dieſe Fahne !"

liefert, und wenn ihn dieſe treulos behandeln, ſo dürfte der Ein brud unterlöſchbar feyn .

Der Werth des weſtindiſchen Eigenthums . Es iſt neuerdings in England wieder viel von der Lage der weſts

indiſchen Pflanzer die Rebe , und niemand , der die Augen offen hat, fann mehr läugnen , daß die Pflanzer in der Mehrzahl ruinirte Leute

find. Das läßt ſich leicht beweiſen , wenn wie die Timt vom 20 nach: weist , wirflich die engliſchen Pflanzer ſchon vor der Emancipation den Gentner Zucker um 5 Sch. theurer erzeugten , als diejenigen Länder, welche, wie Cuba unb Braſilien, fortwährend Sllaven einführten. Die

Daran iſt etwas wahres , allein was war das Feldgeſchrei, namentlich im J. 1834 zu Lyon ? Vivre en travaillant, ou mou-

(@mancipation fam , und die Pflanzer Weſtindiens erhielten als ihren

rir en combattant ! Man hat den franzöftſchen Arbeitern theils durch locals, theils durch Staatsabgaben das Leben ſo vertheuert, daß fie, von denen ein großer Theil die Waffenſchule in der

Indeß hatte die Kroncommiſſion den Werth der Sflaven auf 43 Mill. Pfb. St. berechnet, und den Werth der Pflanzungen mehr als doppelt

i ſo hoch. Jeßt ſtieg der Preis der Arbeit unglaublich, ned immer aber

Armee durchgemacht hat, die Waffen ergriffen . Daraus folgt nichts als daß man umkehren muß von dem Wege, auf dem man die Staatslaſten hauptſächlich durch die Armen unter allers lei verftecten Formen zahlen läßt ; dann wirb man bic Veran

fonnten fich die Pflanzer halten , weil ſie das Monopol des engliſchen Marfts hatten. Jeßt haben ſie dieſes verloren , in wenigen Jahren ſollen ſie keinen Vorzug mehr von dem Zucker von Sklavenländern haben, und nun find fie ruinirt ; ein Vermögen von mehr als 100 Mill. geht nach und nach zu Grunde. Möglich daß die ſpätern Befißer das Grunds

Antheil an den 20 Mill. Entſchädigung nicht weniger als 17 Mill.

laſſung zu Unruhen, wie ſie zu Lyon ausbrachen, grünblid) wegs ! eigenthum allmählich wieder nubbar machen können , die iepigen find räumen, und hat feinen „Strom von Rabifaliemus, Communies

ruinirt. Man iſt jeßt ungemein geſpannt, ob die Regierung , welcher die

muß und Socialismus“ aus der Schweiz zu fürchten ; es iſt aber

ganze Veređinung mit allen Details vorgelegt wurde , Schritte thut,

um ein gutes leichter über angeblich verderbliche Lehren zu ra-

die Pflanzer vom Verderben zu retten . Emancipation und Freihandel

Dotiren, als die Grundübel aus dem Wege zu räumen.

In ſo

fataler Umgebung nimmt fich der wüthende Ausfall gegen Pals merſton etwas ſeltſam aus : dieſer hat allerdings der französ

haben ſie freilich in einen Abgrund geſtoßen, aus dem faum mehr eine Nettung möglich iſt.

Die Pincheyras.

fiſchen Diplomatie einen böſen Streich geſpielt, und die Conti nentalregierungen,

namentlich Defterreich ,

haben ſehr ernften

Grund fich über ihn zu beklagen, aber mit ſolchen Declamatio nen iſt nichts gethan : Deſterreich und Deutſchland haben, wenn irgend jemand, bie Mittel in der Hand, England ſein Verfahren bereuen zu laſſen , und ſoldies unſchädlich zu machen ;

über die

Diatriben des erſten Redners von Frankreich" wird man in England nur ſpotten . Nach der aufregenden Debatte über die Schweiz fonnte

( Fortſeßung .)

Uleber dieſen Zwiſchenfällen im September 1826 wurde der General Blanco , der die Präſidentſchaft niederlegte, durch Don Auguſtin Eyza: guirre erſeßt, den ſeinerſeits eine Militärrevolution einige Monate ſpäter wieder vertrieb. Obgleich er nur durch die Gewalt der Waffen zur Macht gelangt war, begriff Eyzaguirre, daß das Heer, das aller Manns zuot entbehrte, von Grund aus neu organiſirt und auch den Uebelſlän den abgeholfen werden mußte, welche das Land bedrücften. Die drei

nichts mehr die Aufmerkſamkeit der Rammer ſonderlich feſſeln,

ſüdlichen Provinzen, welche den Verwüſtungen der Pincheyras am meiſten Quogelegt waren, wurden in Belagerungszuſtand erklärt, und der neue

weder die ſpitigen Reben über die innern Verhältniſſe, noch der ſhale Paragraph über die unabſehbaren Laplatahändel, noch die Stelle über die Angelegenyeiten Algiers. In legterer Beziehung

Rebellen zu ziehen . Dieſe Armee brach im November auf mit dem

machte nur Eine Aufſehen : die zweifelhaften Aeußerungen der Miniſter über die Beſtimmung Abdel - Raders und die runde Erklärung von Boiſſy d'Anglas, daß man Abdel-Kadern das Ver ſprechen, ihn nach Aegypten oder Syrien bringen zu laſſen, hal ten müſſe.

Die Miniſter haben lebteres augenſcheinlich nicht im

Sinne, und ein bebeutenber Theil ſelbſt der radicalen Preſſe ftimmt darin mit ihnen überein ; ja bieſe macht daraus eine Anklage gegen den Herzog von Aumale, daß er ein ſolches Ver ſprechen dem ruhmvollen Gefangenen gegeben habe. Alles aber läuft darauf hinaus, daß' man aus Furcht Abdel-Kadern nicht nach Syrien fenben ril .

Nach einem folden Entſchlusſe bat

das „ großberzige Frankreichy" dem perfiden Albion ," das ſeinen Gefangenen nach St. Helena tranportirte, nichts mehr vorzus

werfen , es dürfte aber zu ſeinem Nachtheil erfahren, daß Worts halten auch dem Feinde gegenüber die beſte Politik ift. 3eßt jwar ſind durch Abbel-Kaders Fall die algieriſchen Völkerſchaften tief gedemüthigt, und ein ebelmüthiges Verfahren gegen dieſen ſeinen größten Feind würde Frankreich mehr die Gemüther ge winnen , als alles andere . Abdel-Kader hat fich merkwürdiger-

weiſe nicht ſeinen Glauben genoſſen , ſondern den Chriſten übers

Präſident bildete ein Heer , das ganz eigens beſtimmt war, gegen die

Beginne der ſchönen Jahreszeit , als die Uebergänge über die Anden offen waren ; ſie beſtand aus zwei Abtheilungen , wovon die eine längs der Berge hinmarſchirte, während die andere ſich gerade nach den Cors dilleren wandte. Es handelte ſich darum entweder Pindyeyra aus ſeinem Lager zu vertreiben und ihn zwiſchen die beiden Colonnen zu drängen, oder aber ihn in ſeinem Bollwerk einzuſdhließen und zu belagern. Der

Zufall wollte, daß dieſesmal noch der Bandit den beſtberechneten Maaß regeln entwiſchen fonnte ; ſeine Stunde war noch nicht gekommen . Die erſte der beiden Abtheilungen , die man die ſüdliche nannte,

ſtieß auf feinen Feind , denn die Späher und Anhänger des Pincheyra benachrichtigten ihn von der Bewegung der Truppen ; auch nur wenigen Einwohnern begegnete fie ,I indem ſie auf dem Schauplat dieſer Raub züge ſelber agirte. Die ganze Provinz Maule durchſchneidend , brang fie nach Concepcion vor , indem ſie bis in die Stadt Los Angelos nad den Anden vorrüdte.

Erſt alsdann vermochte die chileniſche Regierung

die ganze Ausdehnung des Glendes zu begreifen , welches dieſe Kriege in den Provinzen verurſacht hatten. Wenige Jahre früher zählte dieſe

Stadt de los Angelos nicht weniger als 30,000 Seelen ; fie hatte ein ausgedehnted Fort von Gräben umgeben , und war der Schlüſſel der ſüdlichen Gränze. In Jahr 1826 fanden die Anführer dieſer Heeres

abtheilung fie ſo verödet , daß fie vor allem die Einwohner herbeirufen

mußten, welche im Norden von Chili zerſtreut waren ; die Gräben der Citadelle waren beinahe ganz ausgefüllt, man hätte den Ort für ſeit

120

mo

mehr als 100 Jahren verlaſſen anſehen fönnen . Man fann fidy in Guropa feine Vorſtellung davon machen , mit welcher Schnellig feit amerifaniſche Ländereien, die noch wenig bevölfert find, verwildern, und wie in einigen Monaten auch die Fluren , die nur durch die Heerden oder ſpärlichen Anbau belebt find, ſich in Wüften verwandeln. Erft nad Jahrhunderten angeſtrengter Arbeit nimmt der Menſch unwider: ruflich Beſig von Einöden , worin nur reißende Thiere oder wilde Horden hauſen ; wenn er in ſeinem Werke unterbrochen wird , trägt die Natur den Sieg über ihn davon ; er verliert den Muth , die Ueberlieferungen welche ſeine Vorfahren wo anders hergebracht haben, erlöſchen in ſeinem Herzen , und er fehrt zur Barbarei zurück. Dieſe Gegenden , damals den Pindeyrað und Indianern überlaſſen , liegen übrigens in dem geſundeſten und am leichteſten zu bebauenden Theile von Chili. Wah rend die Thaler von Mendoza und San-Juan , wo fein Regen fällt, nur durch fünſiliche Bewäſſerung fruchtbar gemacht werden, genießen die am entgegengeſepten Abhange eines wedſelnderen Klima's und bieten eine ewige Friſche dar . Man findet darin das Lieblichſte und Erhabenſte

was die Erde darbietet , Wieſen , Wälder und Gebirge. Aum gibt es Ginwohner, welche, von der Schönheit dieſes kleinen Paradieſes bezaubert, das Geheimniß auffanden , mitten unter den Schrecken des Krieges in

Frieden darin zu leben . Nachdem die ſüdlide Colonne mehr als 100 Meilen eines wüſten Bodens durchzogen , machte ſie Halt bei einem Spanier an der Gränze, deſſen Beſipung allein unangetaſtet geblieben war.

Von den Weißen geliebt und von den Wilden verehrt, die ihn ihren

Cocon

laun , den man den Cazifen der Ebene nannte , vereinigte fidz mit den Truppen des Oberſten Beauchef und dieſer beeilte fich , ſie ſich zu ver: binden , indem er ſie bei der Erpedition voranſtellte. Die erſte Folge dieſer Taftif war ein Vortheil von einiger Wichtigkeit, welcher über eine fleine Schaar Pincheyra's davongetragen wurde , die in einer Schlucht am Eingang der Anden gelagert waren. Bei dieſem Treffen, worin die indianiſchen Hülføvölfer fich tapfer genug zeigten , nahmen die republic caniſden Truppen etwa 100 Pferde, einige 50 Rinder weg, und machten 15 Familien zu Gefangenen. Unter dieſen befanden fich ſogar die bei: den Schweſtern des Pincheyra. Hier erhob fich Don Gugenio um einen großen magern Hund wegzujagen , der ſich ohne Umſtände auf ſeine Füße gelegt hatte , denn wir waren an der Thüre der Hacienda aus:

geſtreďt mitten unter Pferden und Maulthieren ; der Hausherr hatte uns mit Ruhhäuten verſehen , die uns als Betten dienten , und wir bedeckten uns mit unſern Mänteln gegen den Nachtthau. Und wao wurde aus dieſen beiden Gefangenen ? fragte ich Don Gugenio.

Ich hätte nicht mögen an ihrer Stelle ſeyn , erwiderte er ; die Soldaten waren ſehr aufgereizt , aber zum Glück hatten ſie eine gute That ausgeübt , und da eine ſolche niemals verloren geht , wurden ſie auch dafür belohnt . Einige Jahre früher feierte man an einem Feſttage die Meſſe in einer weitläufigen und reichen Hacienda der Provinz Maule ; Herren und Diener ſangen dabei , als Pindjeyra gleich einer Bombe

Vater nannten , verſchont von den Banditen , welche ſeine Tugenden

mitten unter die friedlichen Einwohner fiel , die Kirche plünderte und

bewunderten , ſah dieſer Weiße ſeine Felder, Weinberge und Baumgärten

verwüſtete , die Gebäude zerſtörte , die Männer tödtete und die Frauen entführte. Die Nichte des Befißers der Hacienda war unter der Zahl der Dpfer; ihr Dheim fonnte ſie um eine beträchtliche Summe Geldes

blühen und Früchte tragen , wenn Feuer und Flamme alles um ihn her verzehrten. Die Abtheilung des Südens verfolgte mit Entſchloſſenheit und unter tauſend Mühſalen die Plane welche der Obergeneral ihnen vorgezeichnet hatte ; überall wo ſie vorbeizog, hatte ihre Anweſenheit günſtige Felgen. Die flüchtigen Einwohner fehrten zu ihrem Herde zurück ; die Räuber , welche fich allzufühn aus ihren Bergen hervor: gewagt hatten , zogen ſich zurück, nicht ohne den Händen der Soldaten einige ihrer Todten oder Gefangenen 311 überlaſſen , und die Zurück:

.

losfaufen , und da er von ihr vernahnı , daß die Schweſtern des Pin

cheyra ihre Gefangenſchaft durch freundliche Behandlung erleichtert hatten , forderte er dieſe beiden Frauen zurück , als das Glück der

Waffen ſie der Erpeditionscolonne in die Hände geführt hatte. Der alte Anſiedler nahm dieſe beiden Gefangenen bei ſich auf; aber dieſe, die Freiheit der leichteſten Gefangenſchaft vorziehend, entflohen bald am zu ihrem Gatten und ihrem Bruder zurückzufehren.

gebliebenen wurden ihren Familien wiedergegeben. Indeß zeigte ſich das Corps der Inſurgenten nicht. Findheyra ſah wohl ein , daß dieſer geregelte Marſch zweier Heere, deren Bewegungen übereinſtimmten, ihm verderblich werden mußte , wenn er ſich von den anden entfernte. Die zweite Abtheilung wandte fich geradezu nach dem Gebirge, und bedrohte ihn ſozuſagen im Schooße ſeines Gebietes. Er fundſchaftete ihren Marſch mit um ſo mehr Beſorgniß aus, als ſeine Anhänger auszureißen began . nen . Man fing an, gegen dieſen unnahbaren Menſchen die leßten Mittel zu ergreifen, indem man ihm ſeine Verbündeten abwendig machte, und ihn zu ſchwächen und zu entmuthigen ſuchte. Schon ſeit einiger Zeit hatte der Spanier Zinozain das Fort des Pincheyra verlaſſen , um mit einem einflußreichen Cazifen , Namens Merilaun , ein getrenntes Lager zu bilden. Der Europäer vermißte Europa, oder mindeſtens die Civiliſation der Städte, von denen er aus geſchloſſen war ; der Wilde wurde von den ſchönen Geſchenken angelodt, welche der Preis ſeiner Unterwerfung ſeyn ſollten , und beide waren darauf bedacht zu capituliren. Ein Franzoſe, der fich ſeit langem an der Gränze niedergelaſſen und gewöhnt war mit den Bewohnern dieſer

lung unter dem Vorſiß des Mayors zu Leed& ftatt, eine Reihe you Reſolutionen wurde einſtimmig angenommen , und eine Petition and Unterhaus beſchloſſen. Dieſe Friedensbezeugungen hängen auf der einen Seite mit dem Quaferweſen , auf der andern mit den Handelsintereſſen zuſammen , und mange glauben, Englands Stellung und Ginfluß braude nicht mehr , wie früher, mit den Waffen geſtüßt zu werden , und mar fönne die erworbenen Reichthümer nun in Ruhe und Frieden genießen. Daß fich dagegen manche Stimmen erheben , und namentlich die beſſer unterrichtete Regierung ſelbſt iſt natürlich, aber auch Leute, die feines:

Einöden zu verkehren, war der Vermittler, den Zinozain wählte um die

wego ſo ganz friedlich geſinnt find, und namentlich nicht an die allein

( Fortiefung folgt.)

Mi s celle 11 . Friede 118 verſammlungen in England. Es iſt ein curioſer Umſtand , daß ſich gegenwärtig in England die ſogenannte „ Friedens: partie“ auffallend rührt , um Manifeſtationen gegen die Vermehrung der Armee hervorzurufen .

Am 20 Januar fand eine ſolche Verſamm :

Unterhandlungen anzufnüpfen, und da ein anderer Franzoſe, der Oberſt

ſeligmachende allgemeinen Frieden bringende Lehre vom freien Handel

Beauchef, dieſe Diviſion der Anden befehligte , ſo ſtand der Weg offen,

glauben , ſtimmen ſo ziemlich gleichfalls in den Ton ein , und wollen die Aufmerkſamfeit Englands weit weniger auf den Continent Europa's als auf das Ilmifidhgreifen Amerifa's gerichtet wiſſen . Hier zeigt fic eine auffallende Spaltung der öffentlichen Anſichten mit denen der

um bis zum Obergeneral zu gelangen. Indeß beeilte fich der ſchlaue Gazife feineswegs den Frieden abzuſchließen, indem er hoffte ſich ſeinen

Abfall theurer bezahlen zu laſſen ; zudem war man in der Jahreszeit der Chida, nämlich in der Epoche, wo nach der Aepfelernte das berau dhende Getränk dieſes Namens aus dieſer Frucht gewonnen wird , das

Regierung.

alle civiliſirten und wilden Chilenos ſo ſehr lieben. Man überließ daher für den Angenblic den Hirtenfönig mit ſeinen Unterthanen dieſem wich

land zu ſtark zu hauſen, denn einem holländiſchen Blatt (Algem. Şans

tigen Geſchäfte , und ſeşte den Feldzug fort. Gin anderer Cazife und

delsblad 25 Januar) zufolge iſt fürzlich zu Dover eine Ladung lebendiger

150 Krieger aus dem Gebirge, eiferſüchtig über die Macht des Meris

Füchſe aus Franfreich angefommen.

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Fuchseinfuhr in Gngland. Die Fuchsjäger ſcheinen in Eng

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann .

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker.. .

u . 31 . 5 Februar 1848.

Reiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Reiſenden.

angenehmen Contraſt bildete , an die Noth der ärmern Claſjen aber allenthalben der Anblic Der Bettler erinnerte, welche die

Zweiter Abſchnitt . Da ich zu ſpät in Spalato angelangt war , um mit Der Karawane weiter reiſen zu können , blieb mir gemäß dem

Obrigkeit unter den obwaltenden Umſtänden öffentlich zu Dulden

von Srn. Riftich ertheilten Rathe nichts übrig , al8 mich den

von Bilibrigh zurücffebrenden Händlern zum liebertritt ine tür-

für angemeſſen hielt. Außer Hrn . Cameralcommiſjär von Schrös

dinger lernte ich auf der Promenade noch einen Dritten Botas nifer kennen , der ſich um die Flora des Landes verdient macht, nämlich frn. Profeſſor Salio. So ſehr die gute Aufnahme, die mir in Spalato von

fiſche Gebiet anzuſchließen , und zu dieſem Zweck ben Jag bes nådhften Bazar8 abzuwarten , der dort wöchentlich zweimal, Montage und Donnerſtage, ſtattfindet, und ſo war meine Abs

Seite der Beamten zu Theil geworden war, den Betrieb meiner Angelegenheiten begünſtigte, rollte die Auffindung eines Dies

reiſe von Spalato auf den Tag vorher, den 7 April , feſtgeſeßt.

nere unb Dragomans für die Reiſe lange nicht gelingen.

Mein

Herr Profeſſor Petter, beſſen Bemühungen der Pflanzen

Suchen darnach war indeß in der Stadt ziemlich bekannt wor

reichthum Dalmatiens ſeinen Ruf verbanft, war ſo gütig, mich

ben . 3d hatte mich ſelbſt bis zum Lage meiner Abreiſe noch zu feiner Wahl entſchließen fönnen und mir daher vorgenoin

auf einige in der nächſten Umgebung der Stadt rrachſende Pflanzen aufmerkſam zu machen . Er führte mich zu dieſem Zwede nach den ſogenanten Torrette. Die Kalffelſen baſelbſt waren mit blühendem Rosmarin, einer 3rie und einige M008

und Flechtenarten geziert, während die Weingärten manche an. bere blühende Pflanzenarten der Sübens forrohl als auch meis

ner Heimath darboten . 1

men , in Sign weitere Nachforſchung barnach zu halten, zumal da mir allgemein Der gute Charakter Der Morlafen ( Dalmatiniſchen

Bergbewohner) empfohlen worden war, als fich bei mir mors gens ein junger Dalmatiner meldete, eine ftattliche Figur, der durch Das Gerücht von meinen Abſichten in Kenntniß gebracht,

des Trabacolo erfahren hatte, welches der noch herrſchende con

ſich mir als Begleiter anbot. Zu ſeiner Empfehlung erwähnte er, daß er bereits in der verlangten Eigenſchaft gebient, und namentlich einem Künſtler, dem Signor Eugenio (Hrn. Eugen

träre Wind einen ganzen Tag im Hafen von Rodgo &nizza

Adam ), der ſich im vorigen Jahre einige Monate hier aufges

zurückgehalten hatte, fand ich Abenbe auf der Piazza Gelegens heit, die Bevölkerung der Stadt und Vorſtädte promeniren zu jehen, unter welcher das maleriſche Coſtüm der Borgheſer zu den ausgewählten Modelleidern der eleganten Stadtwelt einen

halten , fich brauchbar erzeigt habe , früher aud in Srieft unter Der Zollmache geſtanden ſey und dort fich Geläufigkeit in der

Nadbem ich bei meiner Rüdfehr in die Stadt die Anfunft

Rosmarinus officinalis L., Iris tuberosa L., Medicago circinata L. , Arthrolobium scorpioides DC., Erodium moschatum Willd., ma lacoides Willd . Geranium tuberosum L., Salvia clandestina L., Mus-

italieniſchen Sprache erworben habe. Dieſe beurkundete auch ſeine Sprache zur Genüge ; auch ließ ſeine Statur auf die nöthige Kraft und Ausbauer und die Sauberkeit ſeines Anzug auf Reinlidyfeit ſchließen. Im Blick feines grauen Auges lag indeß etwas unheimliches, faft Widerliches. Ich beſchloß Daher über ihn nähere Grfundigungen einzuziehen, und verfügte mich

cari botryoides Mill. comosum Mill , Ornithogalum exscapum Ten , und umbellatum L.

in dieſer Abficht zum Prätor. Der Name Des Burſchen , Nicola soglie, war dieſem feines

Bunias Erucago L. Raphanus Laudra Moret, Arabis Thaliana Pall. und verna K. Br. Lepidium Draba L. Tordylium apulum L. , Ajuga Chamaepitys Schreb. Astragalus monspessulanus L. Anemone stellata Lam . Vaillantia muralis DC. Eucalypta vulgaris Hed . ,

ſchlechter Streiche aus der Zolwache entlaſſen worden ſey , auch

Grimmia orbicularis Bruch . Funaria hibernica Hook. Hymenostomum tortile Br. eur. und cirrhatum H. et H. , Weissia viridula Brid . Tri.

fich in ſeiner Heimath feines guten Leumunde erfreue : er gelte vielmehr als ein wilder, verwegener Geſelle unb ſey ohne Bes

wegs unbekannt, eben ſo wenig aber auch, daß derſelbe weger:

chostomum crispulum Bruch . und mutabile Bruch . Barbula convoluta

Hedw ., unguiculata Hedwv. , aloides Br. eur. muralis Timm . gracilis Schw. ' und laevipila Br. eur., Bryum atropurpureum W. et M. und torquescens Br. eur. Hypnum algirianum Brid. und mediterraneum Sendt. Placodium saxicola DC. var. diffraclum , Pl, murorum DC. Sagedia fuscella Fries. Ceora variabilis Fw . nebſt var. Agardhiana

ſchäftigung. Mander Raufhandel habe ihn bereits vor ſein Tribunal geführt und ihu Strafe zugezogen . Iroß ſolcher Ei

genſchaften glaube er mir doch den Burſchen als zu meinen Streden geeignet empfehlen zu dürfen , denn mit den übeln

Fw . Lecidea emergens. Flörke. Auf den Kalfjelſen folgende Flechten : Biatora rupestris Fries B. immersa Fries. B. aurantiaca Fries B. erythrello Fries, Urceolaria calcarea Ach, und s. concreta Schär. Cladonia

verbände er ſicher auch die guten Eigenſchaften des Dalmatinere, die hauptſächlich in Zuverläſſigfeit und treuer Ergebenheit bes

endiviaefolia Ach., Verrucaria rupestris Schrad und beſonders häufig

ſtehen . Während dem Rufe des Dalmatiners kleine Räubereien

und ſchön die Verr.purpurascens Hoff., ebenſo auf Stein eine Opegrapha.

keinedwege zum Nachtheile gereidhen , gebe es gemäß ihrem Point

122

on

d'honneur feine größere Schande ale ben Bruch der Treue.

Kaum iſt irgendwo der Einfluß der Bodenbeſchaffenheit auf die

Der verrufenſte Malvirent (oder Straßenräuber) ſeys, wenn man

Vegetation auffallender als in den geſammten Küſtengegenden von Trieſt nach Dalmatien , wo das Gebiet des Sandſteine einen von dem des Kalfes ganz verſchiedenen Gyarafter der

fich ihm anvertraue, Der ficherſte Sduß. 3ch fönne mich daher getroft auf dieſen Menſchen verlaſſen .

Da weitere Erfundigungen , die ich über ihn einzog, die An

Vegetation barbietet.

Zwar zeigen fich hier auf den röthlich

gaben des Hrn . Prätors , eines febr geachteten Mannes, polls

braunen Humudlagern , forrie zwiſchen den Fugen be8 bermits

fommen beſtätigten, und fich vor der Hand keine Ausficht zeigte, ein paſſenberes Individuum aufzutreiben , machte ich mit Nicola

ternben Sandgeſteines dichtere Raſenteppiche, allein der Reichs

den Contract in Gegenwart des Prätor8, vermöge beffen er fich verpflichtete, mir als Diener und Dolmetſcher in allen verlangten

Hülfeleiſtungen an die Hand zu gehen, gegen einen monatlichen Lohn von 10 fl ., freie Koſt und Beſchuhung, und im Falle er fich ganz zu meiner Zufriedenheit verhalte, ein monatliches Ges

thum an Arten ſteht weit hinter dem des Ralfes zurück, dem ausſchließlich die meiſten Gigenthümlichkeiten eingeräumt find , während der Sandſtein nur ben Astragalus monspessulanus und in 3ftrien die Carlina acanthifolia queſchließlich zu bes figen ſcheint.

Schrödinger machte mich bei Salona auf die Ueberbleibſel

68 wurde übrigens bedungen , daß ich ihn

einer römiſchen Waſſerleitung und auf die Gegend aufmerkſam,

jeden Tag ohne weitere Entſchädigung als für die Heimreiſe entlaſſen fönne, während er ſeinerſeits mich nur mit meinem

wo einſt die Stadt geſtanden . Beſſer gewählt als die von Spalato und überhaupt höchſt günſtig war die Lage dieſer

Einverſtändniß verlaſſen durfte.

Stabt, welche bem Raume nach , den ſie einnahm , ſebr bebeus

Nachdem mein Gepäc plombirt auf drei Pferden, deren jebes ungefähr drei Centner trug, fich nach Sign in Bewegung geſeßt hatte, nahm ich endlich Abſchied von Spalato unb bes ftieg das Pferb, welches mich über die Grinze bringen ſollte, von meinem Pebone gefolgt. Hr. v. Schrödinger gab mir bis

tenb geweſen ſeyn muß . Während Spalato, abgeſchloſſen durch die Hügellehne im Rücken und vorne Durch die Inſeln nur eine ſchlechte, der Schifffahrt wenig günſtige Rhede genießt, hatte

Unterwegs erfuhr ich von ihm , daß der

Namens, der hier nach kurzem Laufe ins Meer tritt, bietet zu jeber Jahreszeit einen reichlichen Waſſervorrath dar, den die Römer gemäß den vorhandenen Denkmälern beſſer zu nüßen

ſchenk von 5 fl.

Salona das Geleit.

Jabafbau auf den Bergen Dalmatiens, und zwar in anſehn lichen Höhen und auf ſteinigem Boden, ſehr gut gedeihe. 68 jäen die Morlafen nämlich den Tabak, deſſen Bau bekanntlich Defters reich außerhalb Ungarn ſtrenge verpönt, heimlich auf verlaſſenen unzugänglichen Stellen ihrer Berge, ja , wie Hr. v. Schrödinger als Zollbeamter fich ſelbſt überzeugt hat, auf einer Höhe des Moſſor von 3800ʻ, und dieſer gedeiht dort zu einer föſtlichen Qualität. Man hoffte Damals, daß die Regierung auf dieſe

G:

Productivität des Landes reflectiren, und wo nicht für Dalma tien auf ihr Monopol gänzlich verzichten, doch wenigſtens da

ſelbſt ben Tabafbau gegen die Verpflichtung geſtatten werde, die

erzeugten Blätter bloß an die faiſerlichen Fabrifen zu verkaufen . Bei den beſchränkten Erzeugniſſen dieſer Bürftigen Gegenden läßt fich eine ſolche Vergünſtigung von der menſchenfreundlichen Res gierung nicht ohne Grund erwarten 1. Gleich außerhalb Spalato begegnet man auf der Straße

nach Kliſſa einem Geſtein , welche vollkommen dem ſogenannten Neubeurer Marmor gleicht und aus einein innigen Gemenge von Korallen beſteht. Auf dieſem ruht in Schichten , die pa

rallel mit dem dinariſchen Alpenzuge ſtreichen, jener mergelige Sandſtein von Trieft. Dieſe dünnen , ſcharfgeſonderten Schichten

ſcheinen die aus Ralf gebildeten Berge zu unterteufen, wenigs ſteng treten fte ſtets am Fuße derſelben zu Tage, und ziehen fich nur in den Schluchten bis zu deren höchſten Einſattlungen empor, gegen die Küſte zu in niedern , weiter oben aber in immer ſteilern Winkeln einfallend. Dieſer Sandſtein wird von den Geologen für ein dem Orünſand der nördlichen Voralpeits fette analoges Gebilde gehalten. Das gleichzeitige Vorfommen

von Braunfohlen (z. B. um Albona in Iſtrien, bei Sebenico, Mafarsfa und an anbern Punften Dalmatiene ) dheint audy dieſe Annahme zu rechtfertigen. Verwerfungen, wie ſie in dem

Salona die weite, tiefe, geſchüßte Meerbucht und einen berr lichen Ueberblick über die ganze Gegend. Der Fluß gleichen

verſtanden haben, als die Gegenwart.

Die Weiben und Pap

peln am Ufer dieſes Fluffes, die vor wenig Tagen noch bei meiner Ankunft Dürr Dageſtanden , hatten

nun durch einen

mittlerweile gefallenen Regen erquidt, ihr Laub bereits zu ent falten begonnen .

Da wo die Straße ſich bergan zieht , nahm ich Abſchied von meinem Freunde, deſſen Befanntſchaft mich ſehr angenehm berührt hatte, und mit ihm Abſchied von den leßten Anflängen heimathlicher Sprache und Geſinnung, und ritt nun, die guten Eindrücke, welche die wunderherrliche Umgebung erzeugte, mit ganzer Seele in mich aufnehmend, gemädlich die etwas fteile

Straße 11 bergan , mich oft umſchauend nach dem Meer und ſeinen Inſelgruppen, die hinter mir ſagen , vor mir die ſent rechten Wände ter Berge, aus deren Einſattlung die Feftung Klijja ihr fühnes Haupt erhebt. Linfe auf der Hobe über ihr ragt ein ehemaliger Wachtthurm, ber gegen die Sürfen gebient haben ſoll, über die Kante des Berges empor. Erſt nach oben verlor fich allmählich der Sandſtein , der auf der Höhe felbft aber wieder hie und da zu Tage tritt. 3n Kliſſa hielt ich vor einer Ofteria . 3m Flecen am Fuße

der Feſtung war mein neuer Diener zu Hauſe, der ſich, nachdem er bei mir angeworben war , dahin begeben hatte, um ſeine zur Reiſe erforderlichen Habſeligkeiten in Ordnung zu bringen , mit bem Verſprechen mich hier zu erwarten ; er fand ſich auch in der hat balb ein , bat aber ,

da eine Ausrüſtung noch nicht

um fernern Urlaub bis zum Morgen, moer dann bei mir in Sign einzutreffen fich verpflichtete, den ich ihm natürlich gewährte. Morlafen, deren Haupt ein niedrer bunter vollendet war ,

Turban bedeckt, verſammelten fich um uns, lauter ſtattliche Leute

genannten Sandſtein an der neuen Straße von Trieſt nach

mit Dunkeln Schnurrbärten , und drüdten mir ihre guten Wünſche

Dptichina wahrgenommen werden, find auch hier zu erbliden.

für meine Reiſe mit unverſtellter Herzlichkeit aus. 3d ließ mir und meinen Leuten Wein reichen und empfing ein föftliches Des tränk ; nach kurzem Verweilen feste ich, da es bereits in der

1 Bei ineiner Rüdfehr im Auguſt war ich indeſſen in Sign Augen:

zeuge der Confiscation einer bedeutenden Quantität von Tabafpflanzen, die, ſowohl Nicotiana rustica ale macrophylla ju eiuer ſehr üppigen Ent widlung gedieben waren .

1 Seitdem iſt hier eine neue Kunſtſtraße angelegt worden .

nos

123

ſechsten Stunde war, meinen Weg weiter, denn ich ſollte heute noch Sign erreidhen , und zwar ba ich für die Nacht bei einem Raufmanne, Namens Ponglian, an welchen mich Riſtich mit einem Empfehlungeſchreiben verſehen hatte, mein Dbbach ſuchen

: ſollte, nicht zu ſpät für die Ruhe und Bequemlichkeit dieſes Hauſes .

Außer dieſem Briefe hatte mir Herr Riftich,

Deſjen

Perſönlichkeit mir eine ſehr vortheilhafte Meinung von ſeinen Landsleuten (er war, wie bereits erwähnt, ein geborner Boss niat) eingeflößt, einen andern an den Handelsmann Nicola

meer . So fam die Nacht, eine fternen belle prachtvolle Nacht, deren Stille nur durch den Hufidlag und den fernen Ruf einer

Eule unterbrochen wurde, während die einförmigen ſcharf ums ſchriebenen Conturen der Berge aus Dunfler Maſſe emporragend langſam an mir vorübergingen. Erſt als fich der Proſpect nach dem Thale der Czettina öffnete, bildete der zu einem See aus getretene Fluß durch die fernen Feuer von Fiſdern belebt, einen Wechiel. ( Fortſepung folgt. )

Jurfich in Livno, der erſten türkiſchen Stadt, zugeſtellt. 218 Als ich die Höhe del Paſjes erreicht hatte, der zu beiden

Etwas über die Abweichungen der Magnetnadel.

Seiten von ichroffen Felswänden überragt wurde, an denen die Je ſlärfer der Gebrauch von Giſen in Schiffen wird , deſto mehr

ſchöne Farsetia triquetra mit reichen gelben Blüthen faſt uns zugänglich prangte, breitete ſich eine weite, ziemlich ebene Steins

muß man Acht haben auf die Wirkung , welche das auf dem Sdiffe

wüſte mit muldenförmigen Vertiefungen vor mir aus, deren Hintergrund eine beſchneite Gebirgsfette bildet. Der Charafter dieſer Gegenben , von Irieſt an bis nach Albanien ziemlich übers

andern hat die Nothwendigkeit gezeigt , dieſe Einwirkung genauer und ſorgfältiger zu erforſchen. Die engliſche Admiralität hat wie billig eine

einſtimmend, iſt ſehr eigenthümlicher Art, und id fenne feine

ihrer Erlaubniß hat ein Capitan Johnſon eine Schrift herausgegeben

Gegenb Deutſchlands, die ihr Bild wiederholte. Nicht zadig , wie unſere Kalf- oder Dolomitalpen , ſind die Umriſſe der Berge, ſondern weithin ſich erſtreckende Gebirgerücken ſtellen ſie bar, von einzelnen Höhen wellenförmig überragt ; ihre Profile hins gegen bieten nach Südweſt ſenfrecht vom Gipfel bis gegen die Bergmitte abgeſdynittene Precipice Dar, dann erfolgt eine ſanfte Abbachung; gleichmäßiger und minder ſchroff ſind die Abhänge

unter dem Titel : Practical Illustrations for Ascertaining the Devia tion of the Compass. Die Schrift enthält etwas mehr als ihr Titel

nach Norboſt. Die Plateaur ſelbſt, nur von wenigen, aber oft ſehr engen Thälern in vielfachen Krümmungen durchſchnitten, auf ihrer Oberfläche zwiſchen den weißgrauen ſcharfen, das Strei chen deutlich verrathenden Geſteinsſchichten nur eine ſpärliche, jedoch meiſt in eigenthümlichen Pflanzen beſtehende Vegetation bergend, ſind mit zahlreichen, grubenartigen, weitern und engern Vertiefungen verſehen , in deren Grunde manchmal Waſſer, häus figer fruchtbares angebautes Erdreich , meiſt von Ulmen einges fäumt, ſich befindet. Der Ueberblick über ſolche Plateaur ver räth dem Auge oft gar feine Pflanzenſpuren, indem er nichts darbietet als eine öde Steinwüſte.

Eine ſolche Beſchaffenheit

des Bobens iſt es, welche in Montenegro die Rede veranlaßt : „als Gott die Steine über das Land fäete, hat der Sad über Montenegro ein Loch bekommen .“ 1

In den Furchen und Löchern

Der Steinſchichten befindet fich in den eine zwar harte, rothbraune Dammerbe, die aber bei gehöriger Nüßung fich ſehr fruchtbar erzeigt; ſo war auch hier die Strece beſchaffen , welche ich auf guter breiter Straße Durchritt, Bunte Flechten färbten die Steine, nur wenig Blühendes war in dieſer Höhe noch zu ſehen : man hätte ſich hier eher im tiefen Norden wähnen mö gen , als unter dem Wonnehimmel des Südens, in gleicher Breite mit Nizza . Noch einmal blidte ich auf der Höhe um, da wo

fich durch eine ſchmale Lücke zwiſchen den ſteil emporſtrebenden Felemaſſen die Feſtung Kliſja, und hinter ihr zum leßten Mal aber Das Meer, der Frühling und die Inſeln erblicken laſſen balb entzieht ſich dieſes charaktervolle Bild, und rings umgibt mich die weite fahle Ginſamkeit; dieſe Thalfläche iſt von einer zweiten , die ich zu durchreiten hatte, nur durch einen niedern Rücken getrennt . In dieſer liegt die Ortſchaft Dizmo, berüch tigt durch die Vorliebe der Ginwohner für frembes Gut ; e8 bunfelte, als ich an den elenden Hütten, welche das Dorf bil

ben, vorübereilte ; außerhalb desſelben prangen herrliche hobe Bäume neben der Straße, bald aber betrat ich ein neues Stein 1 Boué, la Turquie d'Europe, I. pag. 264.

verwendete Giſen auf die Magnetnadel hat. Ein Schiffbruch nach dem

beſondere Aufmerkſamkeit auf dieſen Gegenſtand gewendet, und mit

beſagt , denn außer den praktiſchen Nachweiſungen ſind aud Regeln angegeben, wie man den Irrthum entdecken fann. Das Athenäum vom

15 Januar bewerkt hierüber. „ Viele, welche dem Sprüchwort glauben, daß die Richtung der Magnetnadel nach dem Norden die wahrſte aller Wahrheiten ſey, wiſſen nicht, daß Hunderte von Schiffen verloren gingen, weil ſie dieſem launigſten aller Führer zu viel trauten . Für den nautiſchen Leſer findet fich hier eine reiche Sammlung nüßlichen Stoffes,

wo er fid Raths erholen fann, andern empfehlen wir dieß Buch , ab geſehen von ſeinem wiſſenſchaftlichen Verdienſt , als einen intereſſanten Bericht über Seeereigniſſe. Das Frontiſpice bildet eine Karte des Canals mit einer Bezeichnung des richtigen Laufe eines Schiffes nach einem fichern Anferplaß , aber auch mit dem Weg , den ein Duzend Schiffe die dem Compaß allein trauen , nicht ohne zu ſcheitern zurüd legen fönnen.

Die Pincheyras. ( Fortſepung.)

Pincheyra hatte ſo ſeine Vorpoſten verloren ; eine zweite von ihm ausgeſchidte Abtheilung erlitt eine noch beträchtlichere Niederlage und der Oberſt Beauchef warf ſich nach einem angeſtrengten Marſche von 16 Meilen ins Gebirge, auf das Lager des Banditen ſelbſt, indem er einem

ſeiner Officiere den Befehl gab, es von einem andern Punkte anzugreifen . Niemals noch hatte der Parteiführer fich ſo nahe bedrängt und ſo

nachdrüdlich verfolgt geſehen ; aber dieſe und andere ſo geſchickt berech nete Maaßregeln des Diviſionsgenerals wurden zum Theil gelähmt. Die indianiſchen Hülſstruppen , welche fürchteten ihr Land durch die feindlichen Cazifen geplündert zu ſehen , zauderten den Befehlen der Officiere genau zu folgen ; falſche Rundſchaft, in den beiden Heered: abtheilungen von den Agenten der Pincheyras verbreitet , ſtórte vollends die Angriffsplane; man beſchuldigte auch einen ſpaniſchen Commandan: ten ſeinen Befehl verrathen zu haben, um den Rebellen Zeit zum Rück zug zu gewähren. Dieſe verloren einige Mannſchaft, aber ſie entflohen dem fichern Untergange , wovon ſie bedroht waren ; ſie zerriſſen die Maſchen des Neßes , das fie rings umwidelte und ließen dem Oberſt Beauchef nur den Ruhm , fie tapfer und unabläſſig bis über den Bezirf hinaus verfolgt zu haben , den ſie als ihr Gebiet anſahen. Eine große Anzahl Gefangener wurde in die Stadt Chillan zurück geführt und ihren Familien wieder gegeben ; die jüngſten unter ihnen konnten ſich nicht einmal ihres Geburtsortes entfinnen, und betrachteten mit Staunen dieſe Straßen und Kirchthürme, deren Andenken ihnen vers

loren gegangen war. Der Cazife Merilaun, ſein Sohn,vier andere Häupt: linge der Wilden unterwarfen fich endlich auch ; eine Schußwache führte fie durch die Ländereien , wo fie ſo oftmals Schreden verbreitet hatten.

124 jos, der Secretar des Pincheyra ; audy dieſer leßtere war in Perſon da, mit zweien oder dreien ſeiner Anhänger, indem er feine Gefahr ahnte. Plößlich fißt ein Detaſchement berittener Grenadiere ab, von deſertirten Spionen aus dem Rebellenlager angeführt, und bringt mit bewaffneter Hand ein. „ Hier iſt er !" riefen die Verråther auf ihren ehemaligen .

Man ſchickte ihnen ſechzig befreundete Indianer entgegen, alle zu Pferde, mit ihren mit Federn geſchmüdten Lanzen, den ſchredlichen Schleudern

und dem Lazo ; ihnen entgegen fam Militärmuſik und eine Ehrengarde, welche dieſe des Rampfes miden Krieger empfangen ſollte. Man nahm fte mit offenen Armen auf , überhäufte ſie mit Geſchenken , Wein und Lebensmitteln ; man betäubte fie durch das Geſchmetter der Trompeten, den Schall der Trommeln , und ſie ließen dagegen ihre Freude laut werden . Es iſt ein ſeltſamer Augenblick, wenn man plößlich ſeinen Feind als Vruder umarmit, indem man noch die Waffen in der Hand

Anführer deutend, und zugleich ſtredten Flintenſởüſſe alle nieder, welche das Haus verbarg, Vallejos und Pincheyra mit eingeſchloſſen. So fam

im Verborgenen, durch Ueberfall, ohne fich vertheidigen zu fönnen und beim Beginn des Feldzuges dieſer Mann um , der ſeit acht Jahren die chileniſchen Truppen in Athem hielt. Durch einen Erfolg ermuthigt, der die Erwartungen der Soldaten übertraf , legten ſie in drei Tagen die große Entfernung bis zum Ver: ſted der Banditen zurüd. 1 3hr Marſch war ſo eilig geweſen, daß der Feind nicht Zeit fand fich in den Engpäſſen zu vertheidigen ; ſie über:

hält, die gegen ihn gerichtet waren . Auch der Oberſtlieutenant Zinozain und einer ſeiner Anhänger hatten fich zugleich ergeben . Pincherra hatte nun feine Verbündeten mehr , mit Ausnahme

eines einzigen Cazifen, und Deſertion hatte die Zahl ſeiner beſten Sol:

daten vermindert. Juideß ließ er fich nicht entmuthigen. 3. diene der

rumpelten ſieben der neun Schildwachen , welche zu jeder Jahreszeit die

Sache des Könige, Don Fernando, und habe zahlreiche Freunde in allen Provinzen , antwortete er durch ſeinen Secretar den dileniſchen Genes ralen ich vergaß Euch zu ſagen , daß er einen hatte , der ihm um ſo núßlicher war , da er nicht ſchreiben fonnte; er hatte auch einen Capellan, den Padre Gomez, einen fühnen Mann, wie Spaniens Klöſter

Zugänge des Lagers bewachten, und drangen in dieſe tiefen Thaler ein , welche durch Soluchten verbunden waren. Dann erblickten fie an einen Sumpf, laguna de Epelanque gelehnt, das ganze Heer der Pindheyras

in Solachtordnung. Es handelte ſich darum ſie zu umzingeln, und die

und ſeiner Colonien welche einſchließen , die beſſer geeignet ſind den

Diviſion theilte ſich in drei Colonnen , welche an demſelben Punft zu:

Panzer als die Rutte zu tragen, welcher ſeiner Vande predigte , fic in

ſammenſtoßen ſollten. Die Rebellen hatten einen großen Fehler began :

gefährlichen Momenten aufs Pferd ſchwang , und im Kampfgewühie :

gen , indem ſie ſich auf die Defenſive ſtellten und ſich in den ſteilen

68 lebe der König ! rief.

Bergen einſchließen ließen ; aber Pablo Pincheyra war nicht mehr, und

.

ſeine beſtürzten Anhänger warfen einen entmuthigten Blick auf ſeinen Bruder, Joſe Antonio, der ſie zum erſtenmale befehligte. Das Gefedit begann mit lebhaftem Gewehrfeuer, und die Pehuendjes, wenig empſind: lich für Ehre , wenn ihr Leben bedroht iſt, floben unter entießlichem Geheul. Dieſem Schrecensruf folgte das Gebrüll der Verziveiflung,

In dem Augenblic als Þingeyra's und der ſeinen Lage verzweifelt, oder doch ſehr ſchwankend ſchien , famen ihnen die Greigniſſe zu Hülfe ; die Unruhen welche die dileniſche Republif mehrere Jahre verheerten,

geſtatteten denen, welche die Macht in Händen hielter., nicht neue Kriegs:

züge gegen die Rebellen zu unternehmen . Dieſer Zuſtand der Dinge dauerte nicht weniger als fünf Jahre, von 1827 bis 1832, und obgleich er manchen Aufſchluß gibt, will ich dennoch darüber hingehen , um zum

denn in ihrer Flucht geriethen die Wilden mitten unter die Reiterei, die ſich am Eingang der Päſſe verſteckt hielt. Sie famen in ſo großer Zahl um in dieſer wilden Flucht , daß auf einem Umfreis von drei Meilen ihr Weg mit ihren Leichen befäet war. Die drei Colonnen , welde allmählich dem Hauptheer der Inſurgenten näher rüdten, griffen fie von den Felſen herab an ; alle Kämpfenden fielen mit den Waffen in der Hand, oder wurden von den Siegern gefangen. Von den neun hundert bewaffneten Banditen , welche am Rampfe Theil nahmen, ohne die Indianer zu zählen, blieben zweihundert auf dem Schlachtfelde, und die übrigen wurden zu Gefangenen gemacht. Man bildete aus dieſen ein Regiment, welches den Namen „Gränzſcharfſchüßen" erhielt, und es ſind nicht die ſchlechteſten Soldaten der Republik. Waffell,1 eine Menge Schießbedarf, waren in dieſem Arſenal auf:

leßten Auftritte dieſes Schauſpiele zu fommen , deſſen Held Pincheyra iſt. Das Beſtehen eines Parteiführers , nachdem ſeine Sache für ver: loren galt , war zu ungewöhnlich als daß er ſich noch länger halten

Ganz allein durch Wiederherſtellung des Friedens und der feſtern Geſtaltung der neuen Freiſtaaten ſah Pincheyra ſeinen Ginfluß

konnte.

über die Bevölferung hinſchwinden ; auď fonnte die ſpaniſche Faction nicht mehr dieſelben Hoffnungen auf ihn gründen. Zwar lieferten die Meutereien einiger dileniſchen Regimenter dem Pincheyra mandhe Aus: reißer, welche ſich aus Rade ſeiner Partei anſchloſſen ; auch die Pehuens ches- Indianer ſtießen mit ihren Horden zu ihm , die an Zahl beträcht: licher waren als die von ihm Abgefallenen. Die Ereigniſſe bewieſen, daß während dieſer wenigen Jahre die Pincheyras eigentlich ſtärker waren als je ; indeß mochten ſie ſich immerhin Soldaten des Königs nennen , man ſah nur eine Räuberbande in ihnen . Von ſeinem Horſte herab fonnte Pablo Pincheyra noch mit der neuen Regierung unter.

gehauft; Lebensmittel und viele koſtbare Gegenſtände waren die Sieges : zeichen dieſes Tages , aber man fand nicht den berühmten Schaß , den man von den Rebellen dort verborgen glaubte. Als man die Schranken

öffnete , welche die zahlloſen Heerden rings um das Lager umſchloſſen,

handeln ; aber er jog es vor einer Macht, die in ſeinen Augen feine war, bis auf: Neußerſte Troß zu bieten, und er trieb es ſo weit , bis das Glüc ihn endlid verließ.

Im Januar 1832 gelangte eine Truppenabtheilung von 1000 Mann und mehr , Fußvolf und Reiterei , welcher 100 Indianer als Plänfler vorauszogen, an den Fuß der Anden. Die Regierung erklärte in Erlaſ ſen vell Emphaſe , aber ſehr nachdrücklich , daß ſie mit dieſen Horden

fah man Kinder und Pferde fich freudig auf die grünen Thaler ſtürzen,

wo fie geraubt worden waren . Man befreite mehr als tauſend Frauen jeden Alters , welche als Gefangene in dieſer Hauptſtadt des Gebiet8

des Pinđeyra lebten , und von den Kriegern gehütet wurden , die ſie fich zugeeignet hatten . (Jortierung folgt.)

von Deſeſperados, der Schmach und Geißel des Landes, ein Ende maden

wolle. Es war an der Zeit ; die Vanditen an Strafloſigkeit gewohnt, erſchienen auf großer Entfernung von ihren gewöhnlichen Schlupfwinfeln im Lande. Ihre Zahl ſchien täglich zu wachſen und die Indianer zeig ten eine Redheit und Raubgier, welche alles vor ihnen her in die Fluật jagte. Es handelte ſich darum , beſtimmt zu erfahren wem das ſo lange beſtrittene Gebiet angehöre , und ob man in den , den Anden nächſt:

gelegenen Gegenden der Regierung oder dem Pincheyra gehorde. Dieſe wichtige Frage ſollte das Heer , das im Felde ſtand , löſen . Man hat

Mis selle n . Manilla h anf. Von dieſer befannten Hanfart, abaca genannt, wird die jährliche Production in Manilla auf 120,000 Picol oder

7500 Tonnen berechnet , und geht hauptſächlich nach Nordamerifa. (Shipp. Gaz. 20 Januar.) Handel in Liverpool . 3m vorigen Jahre find in Liverport nicht weniger als 37,026 Schiffe au8 - und eingelaufen. (ibid.)

Urjade zu glauben, dafilber Feind fich nicht ſo ernſtlich bedroht wähnte ; die Truppen hatten ſich bis auf 80 Meilen dem Lager der Inſurgenten

genähert, an einem Orte, Roble Gaucho genannt. Hier wohnte Valles Verlag der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung.

1 Man darf nicht vergeffen , daß in jenen Gegenden bei forcirten Märſchen auch die Infanterie Pferde erhält.

Verantwortlicher Redacteur Dr. 6 d. Widenmann .

Das Ausla n d . Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker.

7 Februar 1848 .

U“. 32 .

ben nicht, ſo muß man ihnen eine Entſchädigung in Aufhebung

Der freihandel in England.

ter Navigationsacte und aller der auf der Bereitungsart des

68 ift fein Zweifel mehr, daß bei der Wiedereröffnung des

Parlaments ein gewaltiger Sturm gegen die Freihandelstheorie losbrechen wird , jebenfalls ein wahrer Gewinn zur Beurtheis lung der Sache ſelbſt. Es handelt ſich hier gar nicht um die

3uers liegenden Beſchränkungen geben ; gegen leßteres werden fich die Raffinateure in England fträuben, gegen erſteres das Intereſſe der Schifférheber und das Staatsintereſſe, denn nach

Aufhebung der Shiffahrtsacte find die weſtindiſchen Inſeln, ehe 10

theoretiſche Wahrheit der Freihandelsgrundfäße, ſondern um

Jabre vergeben , factiſch wenn auch noch nicht rechtlich, Theile ber

ihre Anwendbarfeit unter gegebenen Umſtänden , und das heißt

nordamerifanijden linion , denn der Handel Weſtindien8 muj, wie fich auch aus dem Schreiben Hrn . Bancrofts, des nordame rifaniſchen Geſandten , an Lorb Palmerſton ergibt, binnen wenis gen Jahren den Nordamerifanern zufallen , und England hat an dem , was jeßt ſchon in Canada vorgeht, einen Vorgeſchmad von dem , was in Weſtindien nothwendig fommen muß. " Was

eben , um uns eines engliſchen Ausdrucks zu bedienen, den Sat

/

Wir haben früher ſchon (1. tel auf das rechte Pferd legen . Rüdblice pom vorigen Jahre ) die Anſicht aufgeſprochen , Daß Die Ereigniſſe des leßten Jahr noch feine fichere Veurtheilung über die Erfolge des Freihandels zuließen , daß fie aber einen gewaltigen Sturm gegen dieſelben aufgeregt haben , iſt nicht mehr zu läugnen. Man wirft dem Freihandel vor, daß er im vorigen Jahr die Korn- und Zuderhändler ruinirt habe ; daß dieſe große Verluſte erlitten haben , iſt wahr, daß der Freihandel Daran Schulb geweſen, iſt unrichtig. England bedurfte im pos rigen Jahr einer unmäßig großen Zufuhr von Lebensmitteln,

woran der Freihandel gewiß nicht ſchuld war, eben ſo wenig baran, Daß fich die Kornhändler durch die ungünſtigen Ausfich) ten des Frühjahre zu unmäßigen und ſehr gewagten Specula tionen verleiten ließen , aus denen dann die Geldfriſe hervorging. An Der um 2 Miu . Gtr. größern Zufuhr von Zuder iſt aller dinge die Freihandeldgefeßgebung ſchuld ; dieſe größere Zufuhr

iſt aber an fich fein Uebel, und daß die Geldkriſe den Preis des Zubers brückte und die Importeure nöthigte denſelben unter

dem Werth nach dem Ausland zu verkaufen, hat wiederum der Freihandel nicht verſchuldet.

Nun kommt aber die Kehrſeite. Daß die ungemeſſene Gin

fuhr von Rorn und Zucker den Wechſelcurs ungünſtig für Eng

die engliſdhe Regierung unter dieſen Umſtänden zu thun ge

ſonnen iſt, muß ſich ſo ziemlich aus dem Ergebniß der Mo tion Lord Bentinds zeigen .

Der dritte Punft endlich find die Schifffahrtsgeſeße. Zahl loſe Petitionen und Meetings gegen eine Aufhebung derſelben

werden in Gang gebracht, und das Theuna, das in allen ab gehandelt wird, iſt, „daß die engliſchen Schifférheder, theils wes gen des foſtſpieligern Baues, theils aber und beſonders wegen

der foftipieligern Bemannung und Verföſtigung unmöglich Gon currenz mit Holländern , Deutſchen und Skandinaviern halten können . Werden die Schifffahrtögeſeße aufgehoben , ſo bleibt

einem großen Theile der engliſchen Schifférheber nichts übrig als ihr Geſchäft aufzugeben, oder die Bezahlung und Verföſti gung ihrer Mannſchaft mit denen ihrer Nebenbuhler auf ziem lidh gleichen Fuß zu ſtellen . Darüber werden wir durch die

Debatten über eine von der Regierung vorzulegende Bil in Betreff der Schifffahrtegeſeße belehrt werden. Endlich

und dieß iſt eine Hauptſache

fommt die

land ftellte, iſt natürlich, und daß daraus eine ſo ungeheure Gelbfriſe entſtand, liegt großentheils in den Geldeinrichtungen des Landes , und beſtätigt den Saß der Gegner des jepigen Banfgefepel, Daß der Freihandel und eine beidhränkte Gelbcir

übermäßige Ausdehnung der engliſchen Induſtrie zur Sprache. So lange ſte faſt die einzige war, fonnte ſie die Preiſe ſtellen , ſobald ffe mit andern concurriren mußte, unterliegt fte dem alls

culation nicht neben einander beſtehen fönnten .

zeugen . Bisher half ihr die Ausdehnung der brittiſchen Sees macht: alle Thüren , wo nur Einlaß möglich war, wurden aufs geſtoßen ; endlich aber wächst ihr die Concurrenz , namentlich

Hier liegt die

erfte Schwierigkeit, welche die über den Handelanirmarr des bo rigen Jahrs niedergeſeşten Committee löſen fou . Die zweite liegt in den Folgen der freien Zudereinfuhr, melche den Werth Des Weſtindiſchen Grundeigenthums auf eine Art herunterdrüdt , Daß viele Grundbefißer ruinirt find. Darüber kann jegt kein Zweifel mehr ſeyn , und die bevorſtehende Motion Lord Bentino 8

muß die Frage löſen , 06 etwas für die Weftindier geſchehen fann ; gewährt man ihnen wiederum einen Zollvorzug, ſo ift das Freihandel @princip umgeſtoßen ; gewährt man ihnen denſel

gemeinen Gefeß der Concurrenz; fte muß gleich wohlfeil er

von Seite der Amerikaner, über den Kopf.

Die Induſtrie, na

mentlich die Baumwolleninduſtrie, hat in legter Zeit einen ge 1 Canada fann aus natürlichen Gründen ſein Korn nicht ſo wohlieil nach England liefern, als die Vereinigten Staaten , Canada muß aber ,

wenn es ſein Korn nach den Vereinigten Staaten abfeßen will, dort einen Einfuhrzoll von etwas mehr als 8 Sh. vom Quarter Weizen zahlen ; es

iſt alſo doppelt benachtheiligt.

126

Oso

waltigen Vortheil, ben tes wohlfeilern Gelbed, ſo ziemlich ver-

ſobann durch ein gerichtliches Gertificat beſtätigen ließ , daß tas

loren ; fie fann auf dem Weltmarft der Concurrenz fremder Induſtrie

ſelbe wirklidy aus der genannten Gegend ſey. Häufige

des Korns und der Schiff& fracht, D. h. Aufhebung der Korns

gilt hier 2-4 Zwanziger ; im türkiſchen Gebiete find fie, ob

und Schifffahrtegeſeße in den Stand geſeßt werde, die Concurs renz auszuhalten . Wird dieß möglich werden ? Das Jour. Of

gleid, die Wölfe Dort noch zahlreicher find, theurer, und zwar

nicht entgehen, und verlangt, daß fie durch Verrohlfeilung

Comm . vom 22 Jan. jagt nein , underflärt: die Freihandelstheorie wird mit den über dwellenden Baumirollenfabrifen in Rauch

eine

, Bären eine feltne Erſcheinung.

Wölfe Wolfepelz ſind hier Gin

deßhalben, weil die getödteten Wölfe an die Dalmatiner einen ſtarken Abſat finden , die fie mit dem Kerne faufen , und dafür bei den Bezirfsämtern ein hohes Schußgeld empfangen .

Die

aufgeben ( explode ); die Manufacturiſten machen eine berzweis felte Anſtrengung, um noch etwas länger audzuhalten , indem fie die Laglöhne Herabſeßen , aber dieß elende Auskunftsmittel,

hier gleichfalls häufigen Marder bilben einen Handelbartifel,

dieſer leßte Kampf, um ein unnatürliches Daleyn zu friſten,

geht in die Türkei, während es aus Bosnien und Serbien nach den Handelsſtädten der Save und Donau gebracht wird, um

wird für ſie ſo nußlos ſeyn , wie es der freie Handel war.“ Darüber werben und die Parlamentsdebatten ſchwerlich, ſondern nur der Gang der Dinge belehren.

Reiſe nach Bosnien.

Von einem botaniſchen Reilenden .

und es fömmt ein Pelz auf 2 fl. 6. M. zu ſtehen ; geringern Werth hat die Sdwarte des Dades ; dergleichen Rauchwert

son ba auf die Leipziger Meſſe zu gelangen .

Die Jagd beſchär:

tigt ſich hier hauptſächlich mit Haſen, Sonepfen, Waditeln Repphühnern, in der Gegenb fommt auch, wiewohl ſelten das Frankolin Perdix Francolinus) vor, auf illiriſch Kókosfa ges

Auf ben höheren Bergen gibt es die Capra ſelvatega, worunter vielleicyt eine verwilderte Form der Ziege, wahrſchein

nannt .

Zweiter Abſchnitt. (Fortſegung . )

Um neun Uhr erreichte ich endlich Sign, eine kleine aber

licher aber die Gemſe zu verſtehen iſt. 3m Beſite des Herrn Pouglian iſt ein Gegenſtand, deſſen Ruf ich don in Spalato

ſauber gebaute Stadt, die lette auf öſterreichichem Boden .

Dem Pobeſtà derſelben , Herrn Antonio Pouglian , einem vermög lidhen Kaufmann und Grundbefißer, dem meine Anfunft bereits

gemeldet war, fand ich ſogleich die gaſtfreundlichſte Aufnahme. Hatte der plößliche Anblic häuélicher Geſelligfeit nach nächtlicher Einſamkeit und Wildniß wohlthätig gewirkt, jo war mir nun

die Befanntidaft diejes gebildeten liebenswürdigen Mannes ſo angenehm als belehrend. Man hatte mit dem Abendmahle auf meine Anfunft gewartet, unb jo jepte ich mich ohne Verzug mit ihm und ſeiner Gemahlin an die wohlbereitete Tafel, die von der Heiterſten Unterhaltung gewürzt wurde. Mein Wirth lobte die Fruchtbarkeit der Gegend, in der jedoch kein Wein erzeugt wird, wiewohl er ungeachtet der hohen Lage noch gebeiht, ſons Dern Degregen , weil die Verwerthung des Bodenertrages burdy Die Feldfrüchte ungleich einträglicher iſt. Er hat eine ausges zeichnete Sammlung antifer Münzen ; früher idon hatte ich dies

vernommen , nämlich , ein Pfeifenrohr von der Cereſe ſelvatega , (Prunus avium L.) der in der Landesſprache Trishnia divia heißt . Die von dieſem Vaum herſtammenden Pfeifenrohre (ill . Kauvish oder Sarote) werden hier als Lurusartikel mit hohem Werth belegt, menn fie aſilos, gerade und lange ſind, unb beja halb ſogar verfälſcht, nämlich aus mehreren Stüden fünſtlid zuſammengeſetzt.

Was ihnen das gefleckte Anſehen , dem einer

Birfenrinde ähnlich, verleiht, iſt eine Flechte, nach dem Urtheile meines Freundes, des Herrn von Zwach), die Verrucaria .epi dermidis Ach .

Das Rohr des Herrn Pouglian iſt als eines

Der längſten bekannt: eß mißt 4' 8 " öſterr. Maaßes, und wird Pfeifenrohre liefert hier auch die auf 50 ft. C. M. geſchäyt. Maraska (Prunus Marasca), deren Früchte zu einem Roſoglio, Dem Maraſchino, benügt werben ; dieſe Rohre beißen Rajelfa .

Hieber bringt man auch aus der Türkei die Stämmchen des Cdlingenbaums (Viburnum Lantana L.) zu gleichem Zwrece ;

ſelbe rühmen , und bei dieſer Gelegenheit als Aneftote erzählen es war Mitternacht vorüber, als wir uns trennten .

hören , wie er auf ſeltſame Weiſe in den Beſit einer großen Anzahl römiſcher Kaiſermünzen fam , die ihm von einem mit Der Karawane angelangten Bosniafen , der dieſen Sdaß gefun Den, nach und nach zum Sauſe angeboten worden ſind. Auch

8. April. Mein Gepäck und Nicola waren am frühen Mors gen angefommen , die Douane löste die Plombe, und bei dieſer Gelegenheit wurte ich mit dem Finanzbeamten, Herrn Rices

mir in Spiritus aujbewahrt ein ſchönes Gremplar ron einem

vitore Bettini bekannt, welcher die Gefälligkeit hatte, für die Reiſe mir ſeinen wohldrefirten Hühnerhund mitzugeben . Mit ihm , Herrn Pouglian und dem Finanzdeputato Herrn Dellich

Proteus , der in unterirdiſchen Gewäſſern nahe bei der Stadt

machte ich einen Spaziergang vor die Stadt ; noch in ihrer

in der Naturgeſchichte hatte Herr Pouglian Kenntniß ; er zeigte vorkommt. Ich hatte früher ſchon von Herrn Director Koch in

Mitte erheben ſich Felſen von einem Conglomerat aus feſtgefits

Trieſt gehört, daß man den dalmatiniſchen Proteus für eine beſondere Species halte, und fonnte nun durch den Augenſchein

teten ſcharffantigen Kalfftüden, das mir ſpäter auf dem Wege

dieſe Meinung beſtätigt finden, da fich denn der Proteus von Sign von dem aus der Adelsberger Höhle (Proteus uinus beim erſten Anblick durch fürzere faſt rudimentäre Kiemen und

bildete See, den ich Abends vorher geſehen hatte, befindet ſich

einen nach vorne faſt ſpißig zulaufenden Kopf unterſcheidet,

welcher leßtere beim Adelsberger Proteus bekanntlich breit ab geſtuft erſcheint. 1 Herr Þouglian erzählte mir, daß er ein

Eremplar dieſes Höhlenſalamanders an das zoologiſche Muſeum

noch öfter begegnete.

Der von der außgetretenen Ozettina ge

eine fleine halbe Stunde von Sign entfernt im Thale unter halb ;

er trodnet balb und hinterläßt dann den fruchtbarſten

Aderboben, der Fluß liefert trefflide Lachaforellen (Salmo Trutta . Nachdem bei meiner Rücfebr die drei Laſtpferde mit meinem Gepäde ihre Weiterreiſe angetreten hatten,

ſprachen wir in

Des faiſ. Hofnaturaliencabinets in Wien geſendet, welches fich

einem Kaffeehauſe zu ; hier machte ich die Befanntſchaft des erſten Türfen, des Mehemet Aga, Bruders des oberſten Douanenbeam

1 Herr Koch, welchem ich für das Trieſtiner Muſeum ein Eremplar

ten in Livno, Des Kabgi Haſſan Aga, an den id von Dr. Zens

jenet Proteu8 von Sign durch die Güte des Herrn Hauptmann von Appell in Spalato verſchafft habe, gedenkt demnächſt eine Beſchreibung dieſer ine

naro Empfehlungsbriefe hatte. Mehemet Aga ſagte, daß ſein Bruder bereits aus Travnik von meiner bevorſtehenden Ankunft

tereſanten neuen Art bekannt zu machen .

Es ſoll übrigens deren noch

mebrere Arten in den unterirdiſchen Gewäſſern Dalmatiene geben.

unterrichtet ſe!) , und daß er ſelbft fich freue, mich hier auf meis

127

ner Durchreiſe zu bewillkommen . Es war eine berbe große Geftalt mit blondem Schnurrbart, in reicher Tracht und Bewaffnung: ſeine gebräunte Phyſiognomie trug den gutmüthigſten Ausbrud von der Welt und gar nichts Frembartiges an fich, fie erinnerte vielmehr an manche bekannte Gerichtsbildung in

dürftig, unheimlich und von Ruß geſchwärzt, - aber freundlich war die Dalmatiniſche Bewirthung, wohlbereitet das Mahl und trefflich der Wein . Bis Nachmittag 3 Uhr wartete ich; endlich

meiner oberbayriſchen Heimath ; während wir uns zum zweiten

ich nun nicht länger mehr ſäumen könne, um Livno heute noch

Male mit Raffee bedienen ließen, ſtarfte fid Mehemet Aga mit einem Olaſe warmen Grog , ſeinen Tſchibuf rauchend. Gegen

Innere der Hütte, wo ich mit Hrn . Dellich ſpeißte, war ſehr

verließ mich die Gebulb , und ich erflärte dei Mehemet, daß zu erreichen und johin ohne Panduren, der mir überflüffig er

mid ; es ſchneite etwas, doch die Saatfelder grünten bereits, auf halbem Wege ließen wir uns bei Han über die Ezettina

ſcheine, weiter zu reiten geſonnen ſey. Mehemet hatte übrigens ſeine Gründe mich begleiten zu laſſen , und gab mir einen Lür fen aus Livno als Führer auf dem Weg : mit dieſem und Ni cola verließ ich meine gütigen Freunde und begann die Erſtei gung des Prologh's , an deſſen Fuße Bilibrigh unmittelbar liegt.

ſeßen, die hier bereits die Mächtigkeit eines mittelmäßigen Fluſſes

( Fortſetung folgt.)

erlangt hat. Jenſeits ging es bergan, dann auf ſchnurgeraber Straße über Karſtterrain, das mit dürrem Eichengeſtrüppe be

Die Pincheyras.

acht uhr brachen wir nach Bilibrigh auf ; der Türfe, Herr Dellich und ein Geſchäftsführer des Herrn Pouglian begleiteten

wachſen war.

Zu wiederholten Malen zog Mehemet aus ſeiner

Biſafe eine Schnapp & bouteille hervor, nachdem er gemäß der

Ausſage meiner übrigen Reiſegefährten an dieſem Tage bereits den Inhalt einer halben Flaſche zu Gemüthe geführt, und bes biente fich derſelben , nicht ohne daß er auch uns davon anzus bieten die Aufmerkſamfeit hatte. So beträchtlich die Labung

(Fortiebung.)

Die Chilenos hatten für die Solappe bei Longabi Genugthuung genommen . Indeß war nod nidit alles geſchehen , denn Joſe Antonio war dem Blutbade entronnen . Auf einem Pferde, wie man ſie nur in

jenen Gegenden findet, rettete er ſich in der Dunkelheit , indem er die

brachte, ſo veranlaßte ſie doch keine Aenderung in ſeinem Weſen .

ſteilen Berge hinanklomm, von fünfzig ſeiner Getreuen begleitet. Dhne Zeit zu verlieren machte ſich die Reiterei von Judianern geleitet auf, ihn von Fels zu Fels zu verfolgen , um ihin den Rüdzug nach den

Nad einem zweiſtündigen Ritt erreichten wir Bilibrigh : einige wenige Häuſer oder vielmehr Hütten, welche einen großen

Pampas abzuſchneiden. Eines Tages hatten Spione ſeine Spur wieder aufgefunden, und er wäre lebend in die Hände der Soldaten gefallen , als

war, die er auf dieſe Weiſe von dieſem ſtarfen Getränke zu fich

vieredigen Raſenplat von drei Seiten umgeben , während die

vierte Seite , gegen die nur noch eine geringe Strede entfernte türkiſche Gränze, von Barrieren, als welche niedere Steinmauern bienen, gebildet wird. Dieſe Häuſer beberbergen lediglich die Wachtftation der Gränzer ſo wie einige Wirthe, zum Bebufe des zweimal in

der Woche hier abgehaltenen Bazaré ober

Schrannen- und Viehmarktes, die den größten Theil des Ges treibes, der Pferde und des Rindviehes , ſo aus der Türkei nach Dalmatien geht, vereinigen . Der unmittelbare Verkehr

zwiſchen Türfen und Dalmatinern wird durch die beiden un gefähr 3 Schulz von einander entfernten Barrieren beſeitigt;

ſeine eines Wilden würdige Sdjarfſidit ihn ihre Fußſtapfen im Sande

entdecken ließ, und dieſmal nocy konnte er ſich verſtecen in einer unzus gänglichen Höhle , die nur er fannte. Ginige Zeit irrie er ſo umher, während ſeine Gefährten ihn nach und nad verließen. Als er nur noch deren vierzehn zählte, als der Hunger fich fühlbar machte und die Trup penabtheilungen , welche das Gebirge in allen Richtungen durdſtreiften, ihm nicht mehr geſtatteten ſich aus ſeiner Höhle zu wagen, verlangte !

er zu capituliren, aber es war nicht mehr Zeit dazu. Aufgefordert ſich

auf Gnade oder Ungnade zu ergeben, hatte er kaum die Waffen nieder: gelegt , als vier Kugeln ihn todt hinſtrecten. Und die unbewegliche Figur , welche ſich ſo ernſthaft unter den

Reitern bewegte , ohne den geringſten Theil an ihren Spielen zu neh: men ? fragte id; Don Gugenic. Ihr ſagtet mir , glaub ich, daß er .

indeffen wird dieſe Sanitätemaaßregel fo ftrenge nidyt beobachtet. Der Wachtdienſt wurde hier zur Zeit von dem Ligganergränz regimente verſehen , da die Jäger, die ihn fonft bertreten , an

die montenegriniſche Gränze verſeßt waren. Der Markt, Deſſen Zeuge ich war, hatte auf dieſer menſchenarmen Stelle ein ſehr geräuſchvolles Leben veranlaßt, welches unter veränderter Iracht

ebenfalls ... Stille! er iſt ganz nahe bei Euch, und ſchläft den Schlaf des

Gerechten. Doch trauet nicht ; dieſe Leute ſchlafen nur mit einem Auge. Er hat ſich aus Inſtinct uns genähert , um im Vorbeigehen einige Worte von der Erzählung zu erhaſden , deren Gegenſtand er errathen hat. Ich vergaß beim Schluſſe beizuſeßen , daß es in dem Berichte jener Schlacht hieß, daß nur vier Mann von der Bande der Pincheyras

das Bild unſerer heimiſchen Viehmärkte wiederholte. Die Kleidung der Bosniafer war ſo bunt an Farben als mannichfaltig

eine Zuflucht in den Pampas gefunden hatten ;

an Schnitt: der Hauptunterſchied , der ihm gemeinſchaftlich zus

Namen und ein Anführer (Caudillo) von einiger Bedeutung , Namens

kam von den Anzügen des Morlaken, waren die weiten, faltigen Beinfleiber. Mein Gepäck wurde nach ſeiner Ankunft auf an Dere Pferde ungelaben ; ich ſelbſt hatte zu meiner Weiterreiſe noch die Ankunft eines Panduren als bewaffnete Bebeckung zu erwarten , ohne weiche Mehemet Aga, der durch ſeine Handelsgeſchäfte ſehr in Anſpruch genommen war, mich durchaus nicht weiter laſſen wollte. Inzwiſchen hatte ich Zeit, die Vegetation

Don Vicente ....

der Gegend etwas zu befehen , beren erfte Frühlingevorläufer fich erſt zeigten zwiſchen Eichengeftrüppe und Karſtgeſtein . 3d mußte lange warten . Gegen Mittag wurde ich zu einer Mahl

zeit gerufen , die Herr Pouglian , ſeiner Gaſtfreundſchaft eine weitere Ausbehnung verleihend, für mich beſtellt hatte.

Das

· Gagea pusilla Schm , Crocus vernus All. Hutchinsia petraea P. Br. Draba verna L. Viola odorata L. und Ficaria calthaefolia Reb .

drei Räuber ohne

Was gibte ! rief der geheimnißvolle Caballero, indem er ſich erhob. Ich wollte Gud nur fragen, Amigo, ob Ihr Guern Feuerſtahl zur

Hand habt, ſagte Don ugenio, mir einen Blic zuwerfend. Ich möchte gerne vor dem Einſchlafen noch eine Cigarre rauchen .

Vicente , denn es war der Pincheyra , den die amtliche Depeſche bezeichnet hatte , zündete raſch ſeinen Baumwollzunder an , nahm eine Cigarre, die ihm Don Eugenio anbot , und legte fich aufs neue neben uns nieder.

Den folgendeu Morgen , während die Streifen Rindfleiſch, zum

Frühſtück beſtimmt , am Feuer brieten, wanderten wir in der Richtung des Gebirges hin. Ungeheure Condore , die fich zum Adler wie die Anden zu den Pyrenäen verhalten, ließen ſich auf die Obenen herunter

um die Azung zu ſuchen, welche fie nicht mehr in den Schnee bedeckten

Gordilleren fanden. Wir hofften die Rarawane zu erbliden, welche Don Luis aus den Minen zurüdführte; aber nichts zeigte ſich, und wir fehrten zurück und ſepten uns neben den Pindyeyra, der ſich, mit beiden

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Händen auf ſeinen Säbel geflüßt, an der Sonne wärmte. Er trug eine Müße von ſpaniſchem Urſprung, und einen reinlichen blauen Poncho, ähnlich den Artilleriften von Buenos-Ayres. Er hatte etwas vom Soldaten und Räuber an ſich. Nach ſeinen regelmäßigen und ſchönen Geſichtszügen hätte man ihn für einen Andaluſier auf Vejer oder Tarifa halten können.

Es bleibt mir noch übrig, Euch zu erzählen, ſagte Don Eugenio, wie dieſer Mann hieher gerieth . Unſer Landsmanu M. oder Don Luis , Artillerieofficier unter dem Kaiſerreich und bei den Ereigniſſen von 1815 betheiligt, verließ Frankreich bei der Rückkehr der Bourbonen.

Sein böſer Stern führte ihn an die Ufer des la Plata , wo ſeine mans nichfachen Kenntniſſe ihm eine glänzende Zukunft zu verheißen ſcheinen. Gleich ſo vielen andern fand er auf dieſem freien Boden nur bittere

Enttäuſchungen. So gelangte er von Verſuch zu Verſuch bis Mendoza, wo er eine Brennerei einrichtete, und der Erfolg ſeines Unternehmens

ſchien geſichert, als der Bürgerkrieg noch einmal ſeine Plane umfließ. Von Langweile verzehrt und ſeine Kenntniſſe in irgend einem großen Unternehmen zu benußen ſuchend, wandten ſich ſeine Gedanken nuf Aus:

beutung der Bergwerfe , welche beim Rückzug der Spanier verlaffen worden waren. Dieſe einträgliche Induſtrie in verheerten Provinzen

on

Euc zum Commandanten der Nachhut von der Heeredabtheilung , die gegen die Indianer marſchirt; folgt dem Heere ſo lange es Euch beliebt, und dann könnt Ihr hingehen und das Gebirge durchſuchen. Ich werde Euch Pferde und Maulthiere verſchaffen , wählt Gure Leute , und ich verſpreche Euch alle niederſchießen zu laſſen, die Euch nicht folgen wollen .“ Der Pincheyra , welcher gekommen war eine Zuflucht hinter den Anden zu ſuchen, wurde ſogleich als der einzige Mann im ganzen Lande bezeichnet, der uns als Führer dienen fonnte ; ich ſage „ uns,“ denn ich nahm die Vorſchläge des Don Luis an , mich ihm anzuſchließen. Don Eugenio war in ſeiner Erzählung bis hierher gelangt , als ich ihn unterbrach um ihm am Rande des Geſichtskreiſes eine nod un: fichere Form zu zeigen ; nach und nad zeidenete fich dieſe aber deutlider, und wir unterſchieden ein Maulthier , das gegen uns hertrabte , auf ſeinem Rüden ein Weſen tragend , das dem trefflichen Sancho Panſa ähnlicher war als einem Reiter der Pampas. Er hatte einen weißen Hut auf und eine lange graue Jace an , die weder Piſtolen noch eine Säbelkuppel verbarg. Als er abſtieg flog ein flüchtiges Lächeln um Pincheyra's Lippen, und alle Gauchos riefen : „ El Molinero !“ (ber Müller !) Für dieſe Halbwilden , die nur von Fleiſch leben , iſt ein Müller ein ſehr unnüßes Geſchöpf. Auch hatte das Antliß des Neu : .

wieder zu erwecken, hätte dort aufs neue Reichthum und Leben verbreitet.

angekommenen neben dieſen vernarbten Geſichtern den Ausbruck der

Mittlerweile verlegte Don Facundo Quiroga , deſſen Allmacht der Sieg der Föderalpartei ſicherte, ſein Hauptquartier nach Mendoza. Dieſe Stadt war der Ort , den er wählte , um die Erpedition gegen die In dianer auszuſenden , deren Hauptbefehlshaber er war. Beachtet wohl, daß dieſer Aufſtand der Pamperos mit den legten Feldzügen der Pin

größten Gutmüthigfeit. Don Eugenio reichte ihm freundlid die Hand und ſtellte mir ihn als Herrn Jean , Provençalen von Geburt und Müller von Profeſſion vor. Auch dieſer Herr , fügte er hinzu , nahm an der Erpedition Theil als Aufſeher der Schmelzöfen , welche wir auf Maulthieren fortſchafften, um die Metalle im Gebirge zu prüfen. Ad ja ! verſeßte Jean , id wußte nicht mehr was beginnen. In dieſen Ländern gibt es wohl Waſſer : aber feine Windmühlen ; gerade das Gegentheil von der Provence, wo Waſſer ſelten iſt. Gewöhnt meine Mühlenflügel auf den Anhöhen auszuſpannen , langweilte id mid zu Tode in den Schluchten , wo dieſe Leute ihre Schmelzofen aufſtellten,

theyras zuſammenfiel. Ihr habt wohl ſagen gehört , daß die Spanier noch heutzutage die Indianer zur Plünderung anführen , denn es wird ihnen hier alles zur Laſt gelegt ; wahr davon iſt, daß Ausreißer aus dem

Lager des Don Pablo in den Gemüthern dieſer Teufel die Raubgier wieder angefacht haben , und ſo waren die Unfälle, die uns von dieſer Seite der Anden trafen, nur eine Rückwirkung des Auffiandes der Pin

und daun Herr, wie foredlich ſehen dieſe ftets mit Säbeln und Meſſern

cheyras ; der General Quiroga war von hier aus beſſer im Stande die

bewaffneten Leute aus ! Sie tödten einen Chriſten gleich einem Ortolan.

Indianer zurüdzutreiben, und eher geſchüßt vor den Fallſtriden , welche ſeine zahlreichen Feinde und Nebenbuhler ihm legen konnten.

Wäret Ihr vielleicht auch hierher gekommen , Herr, Guer Glück zu ver:

Wenn man Quiroga's erwähnt , find zwei Dinge ichwer diirchzu: führen : einmal ihn zu loben und dann ihn zu verleumden , ſoviel des Böſen und ſo wenig Gutes hat er gethan. Ich werde daher nur ſagen,

was diejenigen , die ihn in der Nähe geſehen , unter der wilden und ſdlauen Außenſeite des Gaucho, mit dem richtigen und bisweilen er:

ſuden ? fragte mid M. Jean .

Nein, antwortete Don Eugenio , der Herr iſt auf dem Wege nadh Chili und ich erzählte ihm von unſerm Unternehmen. Dann, in ſeiner Erzählung fortfahrend, ſagte er : Wir brachen etwas ſpät auf, weil die Armee große Vorbereitungen zu machen hatte, und die Nachhut, bei der wir uns befanden , aus Weibern , Kindern , Gepäck und Heerden

habenen Blide des ausgezeichneten Mannes an ihm bemerken fonnten. Don Luis übte auf dieſen ungeregelten und ungebildeten Verſtand, über

beſtehend, nur mit verzweifelter langſamkeit vorrückte. Beim Uebergang der Flüſſe mußte man die Wagen auseinanderlegen und Flobe daraus bilden , auf welchen all das viele Gepad fortgeſchafft wurde. Meine Adjutantenſtelle ließ mir zum Theil die Verantwortlichfeit für dieſe Arbeiten. Jean ſtand mir bei, denn er iſt ein guter Burſdhe, und Don Luis ' von ſeinen Planen gånzlich eingenommen, erwartete mit äußerſter Ungeduld den Augenblick, wo er den Befehl dieſer Nadhut niederlegen konnte 1, den ihm Quiroga übergeben, um in die Cordilleren zu eilen.

dieſen mißtrauiſchen und der wüthendſten Heftigkeit unterworfenen Geift eine gewiſſe Ueberlegenheit aus, und zwar allein dadurch, daß er mit ihm mit der Freimüthigkeit eines Soldaten verkehrte. Quiroga , dem es

gefiel, wenn der gemeine Sinn vor ſeinem zornigen Blice erbebte, liebte dieſe ftarfe Seele , die ſich nicht vor ihm beugte , und dann wurde er

gleich all den Helden dieſer neuen Republiken nicht müde fich von den

(Schluß folgt.)

Smladiten des Kaiſerreichs erzählen zu laſſen.

Seit langem ſchon ging Don Luis Quiroga an , ihn bei ſeinem Unternehmen zu begünſtigen , und ihm die Mittel zu verſchaffen, gewiſſe Minen , welche alle Actenſtücke in die Umgegend des Berges Pallen ver ſekten , wieder aufzufinden , unb endlid bot ſich Gelegenheit dazu dar.

Gines Abends fam Don Luis zu dem General , gerade als er fich zu Tiſche ſekte : Por Dios, rief Quiroga, 3hr fömmt gerade recht; hier

iſt ein Salat , den ich für vergiftet halte, und Ihr ſend in der Chemie erfahren !

Wenn er Gift enthält, um ſo beſſer, ſagte Don Luis ihn

verſchlingend; ich will lieber ſterben , als ewig auf Eure Gunſt warten.

Dieſe fühne That gefiel Quiroga. „ Ah ! ſagte er, mit dem Ausdruc der Ileberzeugung und Wahrheit , der ihm nicht gewöhnlich war , „dieſe Guropäer haben doch manches Gute ! .... Welches Volf muß ich hier

regieren ! Leute, die an das alte Herkommen gewöhnt find, die ſich vom Morgen bis zum Abend mit flachen Säbelhieben führen laffen , wenn fie nur die ganze Nacht tanzen fönnen. Hört ! Don Luis , id ernenne

Verlag der 3. O. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Aufſtand in Oſttur feſta n gegen die Chineſen. Was man ſeit dem unglüdlichen Krieg der Chineſen gegen die Engländer

erwartet, fcheint endlich eingetreten. Die türkiſchen Stämme um Raſdgar haben die Fahne der Empörung aufgepflanzt, und der chinefiſche Raiſer hat einen Oberbefehlshaber ernannt, unter dem Titel „Oberbefehlshaber zur Beruhigung des Weftene.“ Unſere Leſer werden fich wohl erinnern , daß im J. 1826 ein blutiger Aufſtand in derſelben Gegend ausbrach und nur mit Mühe gedämpft wurde. Jeßt iſt das chineſiſche Reich um vieles ſchwacher und namentlich ſcheint es , nach mehrern Umſtänden zu ſchließen, ſehr an Geld zu fehlen. Gelingt es der chineſiſchen Regierung

nicht zeitig des Aufſtandes Meiſter zu werden, ſo fönnte er eine furcht bare Umwälzung in Hochaſien veranlaſſen , und ſelbſt durch Bedrohung der ruſfiſden Gränze auf Europa nicht ohne Rückwirkung bleiben. Das China Mail vom 28 November meidet den Aufftand.

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. .

ሰ ". 33. N

8 Februar 1848. Nachleſe.

Bald war ein Gepiertraum von etwa 2400 Quadrats

Das Schaßgraben der Walachen. ( Bon Arthur Scott. )

Es iſt angenommen , daß ein unter der Erde verborgener Schaß hin und wieder ſowohl bei Tag als bei Nacht leuchtet.

ſduh bis in eine Tiefe von 4, 5 bis 6 Schuh um und um gewühlt und Durdſucht. Obwohl nichts von Bedeutung gefun den wurde, ſo waren doch die Leute an einem Drte, wo fich unter der Oberfrume etwa 2 bis 3 Fuß tief eine Menge

Jedoch iſt ein ſolcher Schein nicht jedem ſichtbar, und nur eins zelnen Glüdlichen ſcheint es rorbehalten zu ſeyn ibn wahrzu-

Spuren menſchlicher Wohnungen zeigten.

nehmen . Beim Schaßgraben und Heben eines Schapes bleibt

Denn nur dadurch kann der von ihm darüber verhängte Bann

Herbſtelle, eine Menge Scherben von Erbengeſchirr, Deljen Maſſe rortrefflich und fein, gewiß aus geſchlämmtem Thon gearbeitet war . Db ſie römiſcher oder türkiſcher Abfunft geweſen ſeyn mochten , will ich nidyt entſcheiden, da meinen bis jeßt gemachten

gelöst werden. Gewöhnlich wird hiezu vom Volke, natürlich

Grfahrungen nach lektere erſteren in Thon- und Zieglerarbeiten

ohne daß er eß rreiß, ein Zigeuner genommen , welcher zum

nichts nachgeben . Außer einer Menge morſcher Knochen und Gebeine fant fich auch ein Hirſchgeweih und die zweiſchneidige

inteſſen eine Vorficht beſonder8 nothwendig, daß nämlich dabei

eine oder auch mehrere Seelen dem Teufel geopfert werden ,

Stargraben mit eingeladen wird. Dieſe Leute fennen übrigens

Altes Gemäuer von

gewöhnlichen Steinen und Mauerziegeln , eine ziemlich große

Die gefährliche Rolle ſchon, weldie ihnen bei dieſem Geſchäfte

Spiße eines Wurfſpießes, dann auch eine Meſſingmünze, ſchwer

zugetheilt wird, und hüten ſich ſo ſehr als möglid Davor.

und dick etwa vom Durchmeſſer eines Zolls. Das Gepräge war auf einer Seite ganz unfenntlidy, auf der andern ließ fich aber noch ein Cäſarenfopf erkennen , den auch noch einzelne Buchſtaben , wie CAE ~ H ~ zu bezeichnen ſchienen . Das Vorgefundene war indeſſen Nebenſache, denn es iſt hier im untern Karaſch thale feine Seltenheit , Derlei alte Pläge aufzufinden , da es einen der wichtigſten Eingänge ins Banat von Oſten und Süben ber bildet, und deshalb ſeine Oberfläche durch deſſen Geſchichte gewiß eine Menge von Wandlungen ausgeſeßt war. Merkwürdig bei der ganzen Sache war mir nur, wie die Leute

Un

beichrieen zu bleiben und um die Sache geheim zu halten , wird

ein ſolches Geſchäft gewöhnlich nächtlicher Weile unternommen . Indeſſen war ich ſelbſt einmal Zeuge, daß es bei lichtem Lage und unter Mitwirkung faft der ganzen Männerſchaft zweier Dörfer betrieben ward. Es war im Jahre 1843 , als zirei Männer aus dem benachbarten Dorfe Brliſchtie ( ich wohnte

damals in Jain im untern Karaſchthale) Mittags zwiſchen 11 und 12 uhr einen mächtigen Lichtſchein ſahen ; dieſer bezeichnete

eine Stelle, wo ein Schaf verborgen liegen mußte. Dieſe be fand ſich am Ende eines etwas abhängigen Ackerfeldes unmittel bar am Rande eines fleinen Mühlbaches nächſt Jain , auf der

gerade auf einer Stelle zu graben berfallen waren , die auf

dieſes Feldes befindet ſich eine Stelle, wo man die deutlichen

ihrer Oberfläche gar keine weitern Anzeichen hatte, daß je et was darauf geſtanden · haben mochte , und wo im Gegentheil kaum 100 Schritte davon fich ein Drt befand, wo die leber

Spuren einer kleinen runden Feldſchanze fieht. Dieſe heißt

lieferung, der Name Ojchidatje, dem lüſternen Schaßgräber uns

noch heutzutage beim Volfe „die Oldhibatje.“

ter fichtlichen Spuren einen Ort gewieſen , der eher einen Fund

Marfung dieſes Drts. In der Nähe auf dem hödöſten Punkte Etwa hundert

Schritte davon befand ſich jener Fleck, wo der geſebene Licht

ſchein einen verborgenen Schaß angezeigt haben ſollte. Die beiden Männer, welche ihn zuerſt wahrgenommen , behielten die Sache anfangs bei ſich und erfundigten fich im Stillen vorher bei allen Zauberinnen und Wahrſagerinnen der ganzen Gegend.

.

hätte hoffen laſſen .

Zwar blieb auch dieſer Drt nicht undurchſucht .

Als die

Nachleſe an erſterem Orte nicht das Gewünſchte, wie man ges hofft, ergeben hatte, ſo tröſtete ſich der eine und der andere,

Dieſe ſollen darum befragt, mie mir erzählt wurbe, ohne daß

Daß der wahrgenommene Schein wohl nicht betrogen haben könne, daß aber gewiß die erſten Unternehmer gefunden und

eine von der andern etwas gewußt, alle auch ein und dieſelbe

geſchwiegen hätten, um dem Geſet und der theilnehmenden ,

Stelle bezeichnet haben , wo ein mächtiger Schaß vergraben öffentlichen Berechtigkeit au8zuweichen. liege.

Die beiden glüdlichen Seher hatten alſo nichts mehr zu

verſäumen, fie gingen in einer Nacht an ihr Werf. Db fie etras gefunden , blieb unbekannt, allein die Geſchichte ging wie ein Lauffeuer von Mund zu Mund, und ſchon 24 Stunden Darauf machte ſich alle Mannſchaft, Jung und Alt, von 3ain ſowohl als von dein Nachbardorfe Mrfomaß auf die Beine zur

Deßhalb warb raſch

ans Werf gegangen und der Ort, die Oſchidatje, mit demſelben Eifer, aber auch mit derſelben Erfolgloſtgkeit aufgegraben und

durchſucht. Außer vielen größern und kleinern Gebeinen und unfenntliden Schädelſtücken warb nichts gefunden .

w

130

Reiſe nach Bosnien .. Von einem botaniſchen Reiſenden.

birgen nur die Merfmale bezeichnen, welche die beidhlagenen

Zweiter Abſchnitt.

Schuhe oder Steigeiſen Demu Steine einprägen , ſo reitet und geht hier in Bosnien jeder auf eigene Fauſt, wo er nur weiter fommt, ohne von ſeinen Vorgängern Notiz zu nehmen und in ihren Fußſtapfen eine Garantie für die Zugänglichkeit des Pias Des zu ſuchen . Dieſe eigenthümliche Manier hat freilich den Nachtheil, baß fie eine & theils viel culturfähigen Boben perdirbt, andrerſeits die Deutlich feit der Wegípur vermindert , wird ins Deſſen oft nothwendig gemacht, wo sei dem Mangel einer fünſts

(Fortſegung . )

Als ich die Barrier über dritt, hatte tie Straße ein ande, und ſteil auf ungebahntem Pfade über glatte8 Geſtein flimite das Pferd empor. Das noch Dürre Geſträuch bildete die Manna eſche, bie orientaliſche Hainbuche, Haſelſtauben und eine Eichens art . 1 GS bauerte eine Stunde , bie ich, meiſt zu Fuße , auf

der Höhe der Prology anlangte, welche die Gränzſcheibe bildet zwiſchen öſterreichiſchen und türkiſchem Boden. Dieſe Höhe mochte ungefähr 300 W. Fuß betragen , und Schnee bebecte noch

ſtellenweiſe dieſelbe. Schöne Buchenſtämme zeigten ſich hie und ba am Wege .

Links und rechts erhoben ſich aus dein Ramme

Gipfel bis über die Gränze der Walbregion , die aus Nadelholz ( Fichten oder Tannen ) gebildet wird.

lichen Beſchotterung der naſſe thonige Boden Durch öfteres Bes treten unzugänglich wird, oder da , wo das in der Türkei über haupt an der Stelle des Schotters angetroffene Pflaſter gerade Der ſchlechteſte Weg iſt, den man wählen fann . Co ging es nun hier in einer Schlucht ſteil abwärte, über zerriffenes Oes

ſtein , oft mit den Händen ſich behelfend, wo dann die Schwie

Es begann ſtark zu regnen , als ich die türfiſche Oranje betrat . Auß dem Schnee ragten die ſchichtenweiß gereihten Steine der Rarſtgebilde, die dem Pferde das Weiterfommen ſehr

rigfeit für die Pferbe noch größer war , mitunter im Bette

beſchwerlich machten. 3ch traf unterwegs einen türfiſchen Reis ter, der uns um Futter bat für ſein Roß , das vor Hunger und Ermübung entkräftet am Boden lag und nicht mehr aufs zubringen war . Doch ungeadytet der Kälte, des Schnees unb

zu regnen auf . lnten ließ fich ein weites Thal gewahren , jens

Regens ſangen Lerchen fröhlich in der uns wohlbefannten Weiſe.

Am entgegengeſepten Rande des ziemlich flachen Plateau'8 er reichte ich endlich ein Gebäube, das zur Unterkunft der Pferbe und ſogar auch von Menſchen beſtimmt iſt, ror tiefem Roth,

Der eg umgab, jeßt aber unzugänglich erſchien . In der Nähe var eine Art Wartthurm , zum Aufenthalt von Panduren dies nend, in Den Landesſprache Kulla geheißen . Hier ſuchte der Sürfe, der und begleitet hatte, einen Panduren , der unſere

Weiterreiſe deden ſollte, wiewohl vergebeng. Panduren nennt man hier, ſowohl in der Türkei als in Dalmatien , eine Art

von Landgenbarmen , die zur Aufrechthaltung der Sicherheit ents weder aus den Gemeinden ausgehoben , oder eigens beſoldet,

die Straßen bewacjen . Sie ſtehen unter Sardars und die dal matiniſchen unter dem Oberbefehl eines Oberſten . Da hier der Türfe das Pferd, das er geritten hatte, zurüdließ und zu Fuß den Hinabweg nach dem jenſeitigen Thale antrat, folgte auch id ſeinem Beiſpiele, obgleich ich noch fortwährend am Fuß Bes

ſchwerben zu leiben hatte.

Während die Pferbe mit meinem

Gepäd, die ich hier bereits einholte, um unter der Führung eines bosniſchen Ryrianten (auch Kiritſchie oder Kyratſchi, Pferde knecht, ober vielmehr ein Mann ber einen ähnlichen Beruf

hat wie unſere Fuhrleute) fich befanden , hatte fich Mato, derſelbe Pedone, der mir von Spalato ber gefolgt mar, und im Dienſte des Hrn . Pouglian den Auftrag hatte, die dieſem ges

hörigen Pferde zurückzuführen mit dem Kunde, den mir Hr. Vettini mitgegeben , gleichfalls an mich angeſchloſſen . Das Ter rain , welches ſich nun ziemlich ſteil abwärts zog, war keinegs wege zu einem Ritt geeignet, und das Geſtein außerdem Durch den immer reichlicher fallenden Regen ſehr ſchlüpfrig. Einen Weg gab es eigentlich nicht, ſondern es waren nur die Spuren

eine8 rauſchenben , vom thauenden Schnee angeſchwollenen Gieß bachel.

Der Schnee nahm bald ein Ende, ſpäter hörte es auch

feite eine neue Gebirgefette parallel derjenigen , die wir über. Die Vegetation bildeten früppelhafte Ebeltannen ,

ſchritten .

Haſelftauben und Mannaeſden , darunter Nießwurz und Früb Das Thal von Livno mag gegen zwei deutſde Meilen breit ſeyn , liegt ficher bedeutend höher als das ron Sign, und war zur Zeit in einen See umgewandelt, deſien

ling & ſafran. 1

Geſtade fich in einen tiefen Moraft verloren. Es war 6 Uhr, als wir am Fuße des Berged anlangten , und daſelbſt vor einem Hauſe hielten. Wir trafen Da unſern türkiſchen Begleiter wieder, der auch hier feinen Banburen aui. zutreiben im Stande war. Livno ließ ſich zwar nun auf der

andern Seite der Hochfläche erfennen , war aber noch drei Stun den entfernt, und der Weg dahin führte zu dieſer Jahreszeit durch Moraſt unb Sumpf, der häufig von tiefen Bächen durc ſchnitten war. Da nun nach der vorhin erwähnten bosniſchen Sitte fein ſicherer Pfad zu den Furthen oder Prüfen führte und bereits die Nacht hereinbrach, handelte fiche um einen der

Gegend wohl fundigen Führer, um heute noch livno zu er reichen , außerdem ich dazu verurtheilt war , in dem Han , Deſſen Aeußeres nicht eben ſonderlich dazu einlub , zu übernachten. Mein Gepäc war übrigens mit dem des Weges kundigen Kyrian ten noch nicht angelangt, und konnte anch bei den Schwierig feiten , die das oben erwähnte Terrain Des Prologhe Darbot, ſobald nicht erwartet werden . In dieſer fatalen Lage kam mir der Türke, der fich hier ein friſches Pferd unterlegt hatte und .

bereits anſchichte, fich nach Livno auf den Weg zu machen , mit

dem annehmbaren Vorſchlage zu Hülfe, in ſeiner und ſeiner Gefährten Geſellſchaft nach Lipno zu reiten , für meine beiden Begleiter aber, die zu Fuß ſo ſchnell nicht weiter fommen fonn ten, einen Führer zu nehmen .

Ich ſäumte nicht, dieſen Vors

ſchlag zu benüßen ; bald war die Sache ins Reine gebracht und der Führer gedungen .

Den Hund, der noch an der Leine ge

halten werden mußte, ließ ich durch Nicola führen , mit der

der betretenen abgenußten Felſenfanten , welche uns die Richtung anzeigten , der wir zu folgen hatten . Es iſt in Bosnien über haupt ein von unſern vaterländiſchen Gewohnheiten abweichen

Weiſung mich in Livno im Hauſe des Nicola Jurkich, an den ich durch Briefe von Luca Riftich und Antonio Pouglian em

Während in der deutſchen Heimath

jeder dem ausgetretenen Pfade folgt, ſelbſt wo dieſen in Ges

Znfrieben ſchloß ich mich nun den drei türkiſchen Reitern an, die fich bereits in Bewegung geſeßt hatten, und wir famen auf

1 Fraxinus Ornus L., Carpinus duinensis Scop., Corylus Avel lana L. , Quercus pubescens Willd .

borus atrorubens Waldst. et Kit .

Der Brauch zu bemerfen.

problen war, gleich nach ſeiner Ankunft mit Mato aufzuſuchen.

1 Abies picea L., Corylus Avellana L., Fraxinus Ornus L., Helle Crocus vernus Alt .

131

der ebenen Fläche anfangs ſchnell weiter.

Balb aber ward der

Boben moraftig und das Fortfommen erſchwert. Zur Linfen batten wir das Shal, zur Rechten die Berglehne De8 Prologh, Deffen Lannen und Schneelehnen bis in die Thalſohle reidten .

Der Himmel war Düfter umzogen und es Dunkelte bald. Die Neuheit der Lage , in welche ich mich nun verſet jah, und die Spannung auf das was kommen werde, gab mir zu mancherlei Reflerionen Anlaß, denen ich mich um ſo ungeſtörter hingeben fonnte, da die Sprachverſchiedenheit zwiſchen mir unb meinen Begleitern jebe geſellige Unterhaltung ausiloß . Die Renntniß

gingen weiter, mit der Unbefümmertheit um den folgenden Morgen, ter fie ſo vielen Gefahren Trop bieten läßt. Der Pincheyra galoppirte voran , wie jemand , der in ſeine Heimath zurüdfehrt. Don Luis unterſuchte einen Stein um den andern, der ihm einige Andeutung über die Lage: rung der Minen geben konnte, und Jean betete das Vater unſer. Bisa

weilen die Haltpunfte benügend, entfernte fich der Pinceyra einen ganzen Tag lang aus dem Lager : wo eilte er hin ? Niemand konnte es je erfahren . Die Gauchos ſagten, er ſehe nach den Schaßen , welche die

Pincheyras vor dem Angriff ihrer Verſchanzungen vergraben hätten.

Sicher iſt, daß er von dieſen geheimnißvollen Ausflügen bald mit Decken und Sattelzeug , bald mit ungebändigten Pferden zurücfehrte , welche

Der italieniſchen Sprache, die in Dalmatien , wenigſten bei den

reiner Stimme gehorchten. Wir befragten ihn niemals über dieſes Vers

Küſtenbewohnern , ziemlich allgemein iſt, hat in Bosnien ein &nbe, wo Dafür die türfiſche Sprache zu ungleichy minberer Ges

dwinden , das ihm in den Augen der ganzen Schaar einen gewiſſen

läufigfeit gelangt ift. Wir paſfirten mehrere fleine Bäche burdy Furthen. Die Gewäſſer dieſes Thalbeceno haben feinen andern Abfluß als durch die Klüfte des Bodens.

Als die Nacht ein

brach, mußte ich mich enger den Türfen anſchließen , da man nur auf wenige Schritte weit vor Dunkelheit ſehen konnte. Der weiße Zurban des Jürfen , der mich von Bilibrigh her bes gleitet, war der einzige Anhaltspunft für die Richtung, der ich

zu folgen hatte. Als wir über eine Stunde geritten waren, fchien der Boben , wie ich aus den Bewegungen des Pferdes

ſpürte, unebener zu werden , und nachdem wir, mahrſcheinlich über Ackerland,

ohne Weg und Steg und wieder bergab be

geben hatten , erreichten wir eine Brücke, die ſchmal und ohne Bruftwehr in einem hohen Bogen über einen etwas breitern Bach führte, aber ſo übel gepflaſtert war, daß die Paſlage zu Pferde ziemlich bedenklich ſchien ; ſpäter kamen wir durch ein Dorf, da ſprang ein Hund zu mir ans Pferd hinauf, freundlich mich be grüßenb : es war der Fido des Herrn Bettini.

Da ich Nicola

wenigſtens eine halbe Stunde hinter mir wußte, wunderte mich Des Hundes Ankunft, fein Spürfinn und ſeine Anhänglichkeit für mich, der ich ihn doch nur einmal gefüttert hatte ; von nun an wich er nicht mehr von der Seite meines Pferbes. Es ging nun wieder über eine geringe Anhöhe und über Ackerland, dann Durch eine Furth , die lange geſucht werden mußte ; hierauf wies Der bergan und bergab und nun zu einer Brüde , die aber der Art war, daß wir ſämmtlid abſteigen und die Pferbe hinüber führen mußten . Endlich ſchimmerten die erleuchteten Fenſter der Stadt Livno ganz nahe und entgegen ; wir paſſtrten noch eine längere Brücke , und betraten dann die an der Lehne des Berges

gebaute Stadt , von deren Ausſehen die Beſchaffenheit des Pfla fters und der Häuſer feine ſehr vortheilhafte Meinung einflößte, und es bedurfte in der That der Geſchicklichkeit eines türkiſchen Pferbes , um durch die heilloſen , äußerſt ſteilen Straßen ohne Unfall zu gelangen . (Fortſeßung folgt.)

Die Pincheyras. (Schluß .)

Dieſer Augenblic fam endlich ; ich geſtehe, daß ich ihn mit einer gewiſſen Ungeduld nahen ſah, denn ich fragte mid , was ich eigentlidi in dieſer verwünſchten Gatere zu ſchaffen hatte. Je weiter wir in die Ginode vordrangen , deſto mehr ſchwanden meine Hoffnungen vor der foredlichen Wirklichkeit dieſer düſtern drohenden Gipfel, an denen wir nun emporſtiegen , nachdem wir ihnen lange mit dem Auge gefolgt waren. Als wir nun die lärmende Nachhut fich entfernen ſahen , als das Knarren der Wagen auf ihren hölzernen Achſen uns nicht mehr in die Dhren drang, als wir uns auf die kleine Schaar von einigen dreißig Mann beſchränkt und in der Unermeßlichkeit verloren ſahen, empfand ich eine unbeſchreibliche Wehmuth. Was mich auch beſtürzt machte, war die fumme Ergebung unſerer Gauchod ; ſie fangen nicht mehr, ſondern

Nimbus gab. Von Station zu Station famen wir ſo nahe zu dem zerſtörten Lager der Pincheyrag, daß wir eines Abends mitten auf eine Mafie menſchlicher Gebeine ſtießen , ja wir unterſchieden ſogar , was

gräßlich zu ſagen iſt, die Leichen der Indianer und Weißen, welche von den wilden Kunden ausgeſcharrt worden waren . Es gelang ung nur mit Mühe ihnen dieſe entſtellten Ueberreſte unſerer Nebenmenſchen zu entreißen, die wir nun tiefer begruben ; hie und da lagen noc Ponchos, Decken , einige Lappen, welche nur Gerippe umhüllten ; aber den Reitern

der Karawane, ren abergläubiſcher Furcht ergriffen , fiel es gar niớt ein ſich dieſer Beute zu nahen . Die Hunde folgten von nun an unſern Schritten , um uns nicht mehr zu verlaſſen. Waren es vielleicht, fragte ich mit unwillkürlichem Entfeßen dieſe großen häßlichen Thiere mit Fudysohren und Wolfsichweifen , welche die

habe ich

ganze Nacht um uns her lagen ?

Ja gewiß, verſeşte Don Eugenio, ſie gehören der Race der Prairie: hunde an und vereinigen fic in Sdaaren, um Heerden und ſelbſt Men

ſchen anzugreifen. Sie verfehlen niemals den Heeren zu folgen ; ein Schlachtfeld gewährt ihnen reichlichen Fraß, und dieſe hier werden bald wieder wild ſeyn , ſobald die fleine Karawane ſich zerſtreut hat. Das Begegnen dieſer Thiere war ein ſicheres Anzeichen für uns , daß wir ung in den ſonſt von den Pincheyras beſeßten Gegenden befanden. In den leßten Thälern angelangt, wählten wir das grasreichſte, um unſere überflüſſigen Laſithiere und die Kinder , welche zu unſerer Nahrung dienen ſollten , dort zu überwintern. Wir waren faum einige Tage in jenem Thale gelagert, fuhr Dort

Eugenio fort , als Don Luis nach einer Berathung mit dem Pincheyra ſich wieder auf den Weg machte. Schon fündigte ſich der Winter ani ; Schnee bededte die große Andenfette, es war zu ſpät. Diejenigen welche erwählt waren Don Luis bis ans Ende ſeiner Streiferei zu begleiteri,

ſtanden nicht an ihm zu folgen, aber nicht aus Anhänglichkeit an ſeine Perſon ; was ging fie der Franzoſe an , dieſer Fremde , den ſie nicht

fannten ? aber Gefahr und Mühſal ſdreckten ſie wenig, und zudem fam ihnen der Tagesbefehl, der ſie im Falle des Ausreißend zum Tode ver urtheilte, nicht aus dem Gedächtniß ; ſie hätten eher ihren Herrn todt auf ihren Schultern zurückgetragen, als daß ſie ohne ihn vor Quiroga erſchienen wären. Was mich betrifft, ſo wurde beſchloſſen, daß ich mit Jean das Lager und die Heerden bewachen und die neuen Befehle des Don Luis abwarten ſollte. Als ich ihn ſo entſchloſſen weiter ziehen ſak, unempfindlich gegen Hunger und Kälte, glaubte ich zu errathen , daß er nicht zurückfehren und ſein Leben ſo voll Rummer und Täuſchung opfernt wolle. Nicht daß wir nicht ſchon einige ſchöne Proben von Orz aufs

gefunden hätten ; die Schwere einiger Steine mit Goldblättchen bewies das Vorhandenſeyn ſehr reicher Erzadern ; aber wie erkennen , woher dieſe Bruchſtüde durch Lavinen und Wildbäche geführt worden waren , beſonders wenn Tag und Nacht Schnee fällt ? Wie Minen ausbeuten, im

Fall man ſie auch entdecte, ſo ferne von Wohnungen , Städten , wenn die Wüſte fich ſogar über das angebaute Land verbreitet ? Und welche

Sicherheit boten dieſe Regierungen, gegen alles Fremde eiferſüchtig, den Ausbeutenden dar ? Dieß alles ſah ich jeßt deutlich ein und wunderte mich, daß ich es nicht früher begriffen hatte. Dieſe peinlichen Gedanken laſteten auf mir ; der Mangel an Beſchäftigung ſtürzte meinen Freund

Jean in die jammerlichſte Niedergeſchlagenheit. Jung und zu wenig mit dem Leben befannt, um mich ſeiner müde zu fühlen, fand ich mich

wo

132

wenig geneigt, meine Tage traurig in einer Schlucht der Anden zu Soon farben unſere Pferde vor Ralte , und von Zeit zu

vielleicht vierzehn Tage , als wir endlich das Fort San : Carlos er: reichten und unter einem Dache ſchlafen fonnten. Von da nad

Zeit erhielt ich von Don Luis Brieſe , in denen die Ueberſpannung des

Mendoza zählte man noch dreißig Meilen, und wir hatten mehr als ....

Gedanfens in dem den wahrſcheinlichen Erfolgen der Erpedition ent: gegengeiebten Maaße zunahm . Einſt fellte mir der Gaucho ,1 den er mir ſandte, einen Zettel mit Bleiſtift ſo unleſerlich geſchrieben zu, daß

Zweihundert zurückgelegt, ſagte Don Eugenio, wir waren bei Caſa: Terma, bem ehmaligen Fort ber Pincheyras, gelagert geweſen. Ja Señor, zweihundert, und zwar die langſten, welche ich je zurück:

ich den Ueberbringer ausfragen mußte. Dieſer Mann geſtand mir end: lid , daß Don Luis durch den Schnee aufgehalten ſey ; von Müdigkeit erſchöpft, unfähig ſich aufrecht zu halten, beſtand er dennoch darauf in

gelegt hatte. Wir hatten die Wüſte, Ebenen , Pampas, Cordilleren ,

beſchließen .

.

was weiß ich , durcheilt , länder jeder Art , welche zwar Namen aber feine Einwohner haben. In der erſten Kirche, auf welche ich bei meiner Rüdfehr nach Mendoza traf, zündete ich der heiligen Jungfrau eine prächtige Rerze an , ja ſogar zwei , denn ich wußte noch nicht wie Quiroga die Sache nehmen würde. Zum Glück war er frank, und .

en is jeiner Leute überleben oder zuerſt umfommen . Nun war mein Entſchluß

gefaßt. Nachdem ich Don Luis meine Beweggründe auseinandergeſept und verſucht hatte ihn von ſeinem tollfühnen Unternehmen abzubringen, rief ich Jean , und fragte ihn, ob er mit mir weiter ziehen wolle. Ihr fönnt Guch wohl denfen, daß er fich nicht bitten ließ. und er mag nun tie Geſchichte unſeres Rūdjuges erzählen, denn er hat bei dieſem Theil

Don Eugenio erflärte ihm unſere Beweggründe. Es ſcheint, daß er uns für Genoſſen des Don Luis anſah , welche das Recht hatten ſich von ihm zu trennen, und vielleicht war er auch des Umbringen8 ſatt. Am ſelben Abend noch langte Don Luig an. Sobald wir die

unſerer Reiſe eine große Nolle geſpielt .

Rarawane entdecten , gingen wir ihm entgegen.

Jean fraßte ſich im Ropfe, wie jemand, der ſich beſinnen will, und nach einigen Minuten wollte er beginnen , als eine gewiſſe Bewegung unter den Reitern fichtbar wurde. Stehend, die Hände im Gürtel, ſahen ſie einem Trupp Soldaten zu, welche langſam der Hacienda nahten. Iſt es wohl Don Luis , der anfómmt ? fragte ich den Pincheyra , der

Geſtrüpp nahte ſich ein Duzend berittener Gauchos, von denen man nur den Kopf mit der ſpißen Müße und dem Tud ums Kinn erblickte. Die ſehr magern hinfenden Maulthiere mit abgenußtem Sattelzeug be:

noch immer in der Sonne ſaß. Der ehemalige Bandit begnügte ſich den Kopf verneinend zu ſchütteln, und bald erfannten wir ein Dragoner: rifet mit längern Lanzen als Kojafenſpieße, deren Giſen an der Sonne glänzte. Sie führten einige gefangene Indianer mit ſich , die traurige Beute eines nußloſen und unrühmlichen Krieges voll Gefahren. Dieß gab den Gaudos Gelegenheit zu wilder Freude , die ſich in plumpen Reben außerte, welche von den Soldaten erwidert wurden . Unbeweg lich auf ihren Pferden ſepten die Gefangenen ihren Weg im Sdritt fort , während die Dragoner mit unſern Vegleitern Händedrud und Cigarren austauſchten. Unter den Frauen waren einige jüngere; ſie trugen um die Stirne einen Metallreif; lange Ohrgehänge von viers

ediger Geſtalt und Handbreit fielen auf ihre Schultern. Um ſich vor Der Kälte zu ſchüßen , wickelten ſie ſich vollſtändig in die Decken , aus Denen nur ihre rothplatten Geſichter hervorſchauten, in denen auch nicht eine Spur von Leidenſchaft oder Gefühl zu erfennen war. Folgenden

Tags ſollten ſie als Entſchädigung an die Bewohner der Gränze, die an meiſten durch die Verwüſtungen ihres Stammes gelitten hatten, vertheilt werden . llebrigens erfährt ihr Schidſal wenig Wechſel; im

zauſe wie unter dem Zelte von Pferdehäuten weben ſie Mäntel und Teden. Indeß ſah ich ſie nicht ohne Mitleid vorüberziehen, und folgte ihnen mit dem Blicke. Als die Lanzenbündel, welche ſie umgaben, am

Verizonte verſchwunden waren , bat ich Jean ſeine Erzählung wieder aufzunehmen.

Man fönnte dieſe Leute auf den Jahrmärkten zeigen und viel Geld Damit verdienen , nur ſind ſie ſchwer zu ernähren , denn ſie eſſen nur

Þjerdefleiſch! um wieder zu unſerer Geſchichte zu kommen , Herr, ſo berjann ich daran zu zweifeln , je wieder einen Mühlenflügel zu Geſicht zu befomnien, und fragte, warum ich denn mich auf die ,, Inſeln" verirrt habe, als Don Eugenio mir vorſchlug, zurückzufehren. Wir hatten nun ein Recht darauf bei unſerer Ankunft in Mendoza erſchoſſen zu werden.

Der General Quiroga hatte es verſprochen, aber waren wir ſicher nicht in der Wüſte umzufominen ? Wir machten und alſo auf den Weg ; Den Gugenio der ſich auf Pferde verſteht, welche uns blieben , aus, und noch ſelben Abend vom Lager. Der Räuber war nicht mehr da, mir leid that ; denn dieſer Nann , troß ſeines

wählte die fünf beſten , ídliefen wir zehn Meilen um uns zu führen, was Räuberhandwerfes, fennt

Durch niedrige

dedt, zogen langſam daher mit Steinen und den zahlreichen Werfzeugen beladen , welche ſie fünfhundert Meilen weit getragen hatten. Einige Schritte hinter dieſen Gaudio & und als ob er ungern dieſe Berge verlaſſe, aus denen Hunger und Noth ihn vertrieben hatten, ging Don Luis zu Fuß , mit verwildertem Barte, vom Fieber verzehrt , und ſich faum auf den Füßen haltend. Wir ſtiegen ab um ihm entgegen zu gehen ; Don Eugenio ſtürzte auf ihn ju, von Jean wie von ſeinem Schatten gefolgt. D ! rief Don Luis ſeufzend gleich einem Träumenden . Ihr habt

mich verlaſſen, Freund, und du Jean biſt deſertirt ! .... Ich bin Euch nicht böſe darum . Id habe den Rüdzug aus Nußland noch einmal wiederholt, Kinder : Winter und Schnee haben mich beſiegt, aber ich bin bis ans Ziel gelangt .... und einſt wird man meiner Spur folgen. Der Vortrab vereinte ſich nun mit der Karawane und die ganze kleine Schaar lagerte ſich bald in dem Hofe des großen düſtern Gebäus des , das wir zu Mendoza bewohnten. Die Verſuche, welde Don Luis anſtellte, bewieſen, daß er auf Gegenden geſtoßen , die reich an Gold minen ſind , und wenn auch ſeine Grpedition mißglücft ſchien , ſo blieb ihm doch der Ruhm , ſie zu Ende geführt zu haben. Bald fehrten die Gauchos gleich beurlaubten Soldaten in ihre Wohnſtätten zurück. Viel: leicht wagte ſich der eine oder andere, nach den Schüßen des Pincheyra fuchend, aufs neue in dieſe einſamen Andenthaler. Vielleicht verhält es ſich mit ihnen wie mit dem Golde der Incas, das ſie bei Lima, unfern vom Sonnentempel, verſteckten , und das man ſeit zwei Jahrhunderten fucht , und vielleicht nach eben ſo langer Zeit noch ſuchen wird .

Vicente zeigte weniger Zurüchaltung gegen uns Europäer als gegen die Hijos del Pais, und ließ fich ſogar bisweilen herab, fidh mit uns zu unterhalten. Wißt Ihr , ſagte ich ihm einſt , daß Ihr ein Geheimniß bewahrt, das Ihr theuer verfaufen könntet ? ich werde es für mich behalten wie eine Schußwehr ; vielleicht hat man mir nur deßhalb das Leben geſchenft, um es mir zu entloden. So iſt alſo wirf: lich ein Schaß im Schnee verborgen ? Statt aller Antwort wies Vicente auf ſeine ſchmerzvollen, wunden Beine. Indem Ihr auf dieſer Seite der Anden eine Zufluchi ſuchtet, fragte ich ihn noch, habt Ihr wohl die

argentiniſche Republif anerfannt ? - 3d habe nichts anzuerfennen ; man hat mir verſprochen , mich am Leben zu laſſen , und ich will weiter nie : manden mehr dienen.

Ginige Tage ſpäter ging Vicente weg, und ich hörte niemals wie

der dieſes leßten Weberlebenden der Pincheyras erwähnen.

jeinen Weg wie die Seeleute , indem er nach den Sternen ſchaut.

Das Så uberung 8 ſyſtem in Jrland. Manche Grundbeſißer

Wir wandten und bald rechts bald links wie Jagdhunde, um unſern

in Irland ſcheinen noch nicht befehrt und belehrt über den Zuſtand des Landes, denn fortwährend erzählt man Beiſpiele von Gutobeſigern , die

Pjad auſzufinden. Vald wußten wir nicht mehr was beginnen . Wir zundeten ein Feuer an , deſſen Rauch wie eine Säule emporſtieg, und Ten Gugenio wieder in meine Nähe führen ſollte , der auoritt eine Wegípur aufzuſinden. So dauerte unter vielem Ungemad unſere Reiſe

Verlag der J. G. Cotta’ſchen Budhandlung.

für ihre Pächter im Arbeitshauſe Unterkunft begehrten , und ſobald ſie barin waren, ließ man ihre Häuſer niederreißen , um ihr fleines Þacht: gut zu einem großen zu ſchlagen . Man nennt dieß das Säuberunge ( clearance) Syſtem . (Shipp. Gaz. 27 Januar.)

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenman n .

Das Ausland . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 1.

u " 31.

9 Februar 1848 .

Die bulgariſchen Colonien in Beſarabien und Uenrußland. ( Ruſſiſches Journal des Miniſt. des Innern .

Jan. 1518. )

Seit einem Jahrhundert hat fich eine große Anzahl Bulgaren in den neuruſſichen Gouvernements unb in Beſſarabien angeſiedelt. Die erſten officiellen Nachrichten datiren aus den Jahren 1752 54, wo 620 bulgariſche Familien auf geſchebene Eins

ladung aus der Türkei herüberfamen , um ſich auf polniſchem Boben anzuſiedeln. Indeß ſcheint die zügelloſe Abelherridaft der Polen ihnen nicht behagt zu haben ,

und ſie folgten bald

dem Beiſpiel der Serben , die ſidy kurze Zeit vorher in Neurußland niedergelaſſen hatten ; ſie wurden gleichfalls willig aufge-

Muéfuli, der auf dem Rüdweg von Ronftantinopel durch einen beftigen Sturm nach dem rumeliichen Ufer getrieben werden war, und hier auf der Rhede von Siſopol eine Zuflucht ge

funden hatte . Hier famen zu ihm die Einwohner eines Dorfes , Kutſuf Bojalyf in

dem Kreije Adrianopel , beſtehend aus

Griechen und Bulgaren, mit ihrem Geiſtlichen und baten ihn Dringend, ſie in ſeinem Schiffe vor den Räubern zu retten , welche unter Anführung eines Türfen , Kara Fedſchi, in dem Kreije große Verheeruugen anrichteten . Der Schiffer entſchloß ſich 1118 Menſchlichkeit den Geiſtlichen und 19 Familien au Bord zu nehmen , und brachte ſie nad Obeſſa, in der ſichern Hoffnung, daß fie dort gute Aufnahme finden würden , worin

er ſich auch nicht betrog. Ganz Bulgarien war damals eine

nommen und in Nowomirgorod, ſpäter auch1 in Neuarchangeléf

und andern ,Schwabronen " d. 1. Dörferntes ſerbiſchen Hus

Beute Der Räuberidaaren unter Padiran Dglu und Kara Fede idhi, welche mit 5000 Mann Türfen, Albaneſen und ſelbſt Gries

ſarenregiments angeſiedelt. Eine ſchwächere Anſiedlung erfolgte

dhen umherzogen ; ſämmtliche Einwohner der 360 Dörfer in

zwiſchen den Jahren 1764 und 1769 in Folge der ruſſiſchen Manifeſte, um fremde Anſiedler an ſich zu locen , aber eine weit größere Ausdehnung erhielt dieß Syſtem in den Jahren 1769 bis 1791 . Vorerſt zogen die Bulgaren nach der Moldau und Walachei, deren Hoſpodaren fie al die Vaſallen Rußlands anſahen , und ließen ſich in Jømail, Kilia , Bender und Afferman nieber, vielfach auf den Ländereien moldauiſcher Bojaren , ferner in Beſſarabien zwiſchen den Anſiedlungen der Tataren ; ſte ſuchten namentlich ruſſiſchen Schuß, denn ſie hatten zum Theil

dem Kreiſe von Aorianopel, 7000 an der Zahl, waren bez reit ſich nach Rusland überzufiebeln , wenn ſie nur die Erlaub niſ von der rujñjden Regierung erhielten . Die politiſchen Verhältniſſe zur Türfei geſtatteten damals nid ) t fie officiell einzuladen , aber die ruide Regierung befahl jeden Bulgaren und Griechen , der auf ruſſijdes Gebiet fäme, freundlich aufzu nehmen, un man rüſtete jogar Kauffahrer aus, welche alle die ſich meldeten , ron Bulgarien herüber führen ſollten. Im Gousernement Cherſon entſtanden Damals drei Dörfer : Große

ſich in Heerhaufen geſammelt und unter Rumänzow , Suwarow und andern ruſſiſchen Feldherrn gebient, Deren Atteſtate fie noch 3m 3. 1790 dienten 500 ale heiliges Beſikthum aufberrabren . Im

und Klein - Vojalyf und Ternowfa.

Bulgaren unter dem Heere am Bug , erhielten nachher Ländes reien , und mit ihnen vereinigten ſich eine Anzahl beijarabiſcher Bulgaren , die über den Dnieſtr zogen und ſich in den neu gegründeten Gränzſtäbten Tira@pol , Neu - Duboſjary , Grigoriopol und Obeſia niederließen. In legterer Stadt find noch jeßt eine Anzahl Kaufleute bulgariſchen Stammes, unb ſteuern bei zur Errichtung von Schulen in ihrem alten Vaterland. Die bedeutendſte Anſiedlung von Bulgaren fand aber in den Jahren 1801 bis 1812 ſtatt, worauf die innern Zerrüttungen des türfiſchen Reiches großen Einfluß hatten .

Eine weit größere Anzahl fam im J. 1804 nach Rußland, und Kaijer Alerander befahl dem Herzog von Richelieu , ihnen allen möglichen Vorſdub zu thun .

Damals entſtanden Dörfer

in der Nähe von Odeſſa und von Tiraspol. Dieſe legtere An ſiedlung, Parfany genannt , erhielt ein beſonderes Intereſſe, weil die ehemaligen Einwohner bieſes Landſtriche, Lürfen und

Moldauer, welche durch die Kriege unruben verſcheucht worden waren, hier eine Maulbeerbaumpflanzung angelegt hatten , welche noch 678 Defiätinen umfaßte. Richelieu errichtete hier eine

Colonie bulgariſder Seidenzüchter, die noch jept in blühendem Zuſtande iſt.

Gine merf-

Noch bedeutender war die Ausranderung der Bulgaren

würdige Thatſache iſt folgende: am 29 Sept. 1801 fam nach

11ac Bubſhaf oder Beſſarabien , wohin fie in Menge ben zurüc

dem Hafen von Obeſſa ein Rauffahrer unter dem Steuermann

ziehenden ruſſiſchen Heeren während der Kriege von 1769/74, 178791 und 1806,12 folgten . Sie zogen über die Donau , und ſiedelten ſich in der Moldau und ſelbſt in demjenigen Theil der türki ſchen Befigungen an, welcher Unter - Beſſarabien (Bara de Sud) heißt , und vor dem Jahre 1806 von den Reſten verſchiedener

1 Die durch allerlei Mittel zur Auswanderung verlodten Sorben wur : den in Aderbau - Regimenter organiſirt, und behielten geraume Zeit dieſe militäriſche Einrichtung. Man erſieht hieraus, daß der Gedanke Militär: colonien zu errichten, in Rußland feineswege erſt au8 neuerer Zeit ſtammt; Das Vorbild war damals ſchon die öſterreichiſche Militärgränze.

nogaiſcher Forben unter dem allgemeinen Namen der Bubſchat

134 gelegen , mithin dauerte dieſe mühſelige Paſſage eine geraume

Horde bewohnt war . Hier entſtanden zwei bulgariſche Niebers laſſungen ; die eine in Folge des Krieges von 178791, 10 viele transdanubiſche Chriſten, in der Hoffnung , daß , wenn

hielt endlich mein Führer und podhte am Thore ; nach einigen

nicht die ganze Moldau, Doch bas jeßige Beſarabien den Sies gern verbleiben würde , zu Hunderten aus ihrem Vaterland flüchteten. Dieſe Hoffnung ward aber dieſmal getäuſcht, und fie

Zögern erſchien jemand und fragte von Innen : nachdem der Jürfe furzen Beſcheid gegeben , verging abermals einige Zeit, bis geöffnet wurde. Ein großer Mann mit weißem Turban in

blieben vorerſt in Beſſarabien figen als fremde , Baſchenari",

weißen weiten Unterbeinfleidern , zeigte ſich baarfuß, gefolgt von einem die Laterne tragenden Diener am Eingang : es war 3urs kich. Dieſem ertheilte nun mein Begleiter die nöthigen Auf ſchlüſſe, die mir um ſo mehr zu Statten kamen , als auch er

d. h . Auswanderer, unter dem unſichern Schuße der Hoſpodare in den auf den Ländereien Der Nogaier gegründeten Dörfern,

oder in der Umgegend von 38mail, Reni, Kilia, Afferman und Riſchinem . Die zweite Anfieblung erfolgte zwiſchen 1806 12,

Wrile ;

vor einer Scheune von wenig verſprechendem Aeußern

nicht italieniſch konnte.

Jurkich führte mich nun mit freund

wo fich während des Kriegs eine Menge Bulgaren auf den Ländereien moldauilder Bojaren anfiebelten . Dieſe unterſchies Den fich untereinander durch die Benennung Alt- und Neu

licher Zuvorkommenheit in ein etwas größeres Gebäude ron

Bulgaren , von denen die legtern Doppelt ſo zahlreich waren , wie die erſten , in Folge der gegründeten Hoffnung, daß Beſſarabien

das erſte türkiſche, das ich betrat, und ſo ſehr ich auch durch die Schilderung ſolcher Gemächer und Reiſebeſchreibungen Dars

nach dem Kriege ruſtiche Provinz bleiben würde; fte batten während des Kriege eine beſondere Miliz unter der Anführung eines Rittneiſters, Vatifioti gebildet . Alle dieſe Auswanderer

auf vorbereitet war, verfehlte die Neuheit der Lage, in die ich mich plößlich aus Nacht und Nebel mährchenhaft verſett ſah, nicht einen beſonderen Eindruck auf mich zu machen. Das ges räumige Zimmer war mit hübſchen Teppichen belegt, und längs zweier Wände waren niedere Polſter angebracht, in dem Winkel, wo ſich dieſe berührten, ſchräg gegenüber der Thüre, befand ſich ein etwas höheres Polſter, auf dieſes wies mich der Mann ;

hatten von den Anſprüchen der Bojaren viel z11 leiden , und erſt einige Zeit ſpäter nahm ihr Schickſal eine glücflichere Wen dung, als der Kaiſer im 3. 1818 in der Perſon eines verdien ten Generale , 3. N. Nijom , allen dieſen bulgariſchen Colonien eine Art Vormund und Pfleger gab : dieſer reichte einen umſtänd lidhen Bericht über die bulgariſchen Auswanderer ein , in Folge Deſjen fie ron den Bebrüdungen der moldauiſchen Bojaren be freit wurden .

Damals rednete man die Zahl der Familien in

der Moldau und Beſſarabien auf 6432, was wenigſtens eine Bevölkerung von 24,000 Seelen ergab . Dieſe Anzahl iſt ſeit

woonliderem Ausſehen , welches im Innern des Hofraumee lag ,

und hier zu ebener Erde in ein geräumiges Zimmer.

Es war

nachdem ich mich meiner Stiefel entledigt hatte, nahm ich der Sitte gemäß in bloßen Strümpfen dieſen Plaß ein, mich mit den Beinen auf dem niedern Siß ſo gut als möglich behelfend ; in einiger Entfernung iniete der Herr des Hauſes, durch Ges berben fein Bebauern zu erfennen gebend, daß er nicht mit mir ſprechen könne, nachdem er mehrere vergebliche Verſuche gemacht

Die Colonie Volgrad z. B. hatte da

hatte, burch Worte ſid; mir verſtändlich zu machen , deren Sinn

mals 146 Familien , jeßt 1000, Romrat 136, jegt 700, Wol faneſchti 175, jest 600. So bildete ſich in Beijarabien ein

id, nur in dein Sabe errieth : Hoceteli tschibuk ? ob ich eine Pfeife wolle, gegen die ich in der That nichts einzuwenden batte ;

wahres Neu - Bulgarien. In Cherſon, Taurien und Veliarabien

mun verließ er das Zimmer, erſchien aber bald wieder mit der Pfeife , die er mir brennend darbot, worauf er ſich unverweilt

dem bedeutend geſtiegen.

zuſammen zählte man im Jahre 1821 nicht weniger al8 46,500 etwa 14,000 Moldauer, Griechen und Ruſſen waren , Ein neuer Einwandererſtrom begann mit dem Krieg von

mit einem ähnlichen Geräthe bediente. Es irar bereits in der eilften Stunde; non ſaben wir dweigend wohl eine geraume Weile uns gegenüber und rauchten ; ich hatte inzwiſchen Muße,

1828,29, wo Bulgarien abermals der Schauplay war und viele freiwillig oder gezwungen daran Antheil nahmen. Die vermeib

Die Höhe debjelben betrug ungefähr acht Sdub, die Dede mar

Einwohner in den bulgariſchen Colonien, worunter freilid aud )

liche Verbeerung des Landes war Urſache, daß die Vulgaren , namentlich diejenigen , welche fich) ror den Verfolgungen der

Türfen flüchteten , nach Nußland audwanderten , und ſ@ aaren weiſe theils auf ruſflidhen und griechiſchen Schiffen nach Obeija, theils über die Donau nach der Moltau gingen . Die rufliche

Regierung förderte dieſe Auswanderung auf alle Weiſe.

Im

3. 1830 bis 1834 gingen 7000 Familien nach Rußland, aber

3000 fanden fein rechtes Unterfommen , litten zum Theil durch Mißernten und gingen nach Bulgarien zurück. Beſſarabien und Neurußland hatten aber durch dieſe lepte bebeutende Aufwan

derung nicht weniger al & 16,000 Seelen gewonnen, und man

ſchäpt jeßt die Zahl der Bewohner ſämmtlicher bulgariſcher

die Einrichtung des Zimmers näher in Augenſchein zu nehmen : von Holz hübſch ausgetäfelt, die Fenſter, nur wenig über dem Boden erhoben und klein, enthielten in engen ſchmalen Rahmen gläſerne Scheiben ; fein Spiegel, fein Bild zierte die weiß übers tünditen Wände, rohl aber an hölzernen Nägeln ſchöne Waffen und Pelzwerke. Statt der Schränfe befanden ſich zwei hölzerne Truben im Zimmer, in der Mitte desſelben am Boden befand ſich das Licht, eine brennende Talgferze in einem eiſernen Drei füßigen Leuchter; nach viertelſtündiger ſchweigender Unterhal tung trat ein Mann ein in ſchmußiger Tracht,' und kniete fidh ohne Ceremonien in die Mitte des Zimmere, worauf er auf italieniſch ſeinen Abendgruß vorbrachte ; es war der Schwager Des Jurkich und von dieſem als Dolmetſcher herbei gerufen.

Colonien im ruſſiſchen Gebiet auf nicht weniger wie 13,850

Durch ihn ließ mir berſelbe ſagen , daß es ihm eine große Ehre

Familien oder 87,000 Seelen .

ſey, mich in ſeinem Hauſe zu bewirthen , ich möge nur entſchul digen, wenn ich nicht alles zu meiner Zufriedenheit fände, da er darauf nicht vorbereitet ſeyy, mich ſo, wie ich es berbiene, zu

Heiſe nach Bosnien.

Von einem botaniſchen Heilenden .

empfangen.

Dieſe Complimente erwiederte ich durch dasſelbe

( Fortſetung .)

Organ mit ähnlichen Ausdrüden , worauf ſich eine Art unter : haltung entſpann, in der ich mehr der antwortende als fra :

Das Haus, wohin mid der gefällige Türfe mit dem weißen Turban führte, war in den böchſten Theilen der Stadt

gende Theil war ; inzwiſchen famen meine Leute an , welchen bier gleichfalls gaftliche Aufnahme gewährt wurde ; dieſelben was

Zweiter Abfahnitt.

135

goon

ren in Angft wegen des Hundes , der ſich unverſehen von der

folchen in Papier eingewidelt aus ſeinem Wamë hervor . Der

Leine befreit hatte, unb in Folge bed Weged ſehr ermüdet ; mein Gepäd war vor dem andern Tag nicht zu erwarten . Es wur Den nun Anſtalten zur Abendmahlzeit getroffen, bei melder Ges legenheit ich bemerken konnte, daß man aus Rückſicht gegen

Kaffee (Kave) wird in Bosnien , wie ſonſt in der Lürfei , in einem 3 bis 4 Fuß langen boblen hölzernen Cylinder (ber auf

mich ein von der häuslichen Sitte abreichen des Verfabren

beobachtete; nidyt bloß ſervirte man Meſſer, Gabel und Teller, ſondern man ſuchte auch die runde Tafel die ſonſt nur wenige Joule über dem Boden erhoben zu ſeyn pflegt, auf eine höhere tiſch ähnliche Unterlage zu bringen. Dieſe Tafel war hier von Holz ( ift häufig auch von Kupfer und verzinnt ), und wurde mit einem Tijdtuch bebedt ; eine lange Serviette diente uns breien zugleich. Das Abendeſſen beſtand aus eingelaſenen Giern (ſogenannten

türfiſch Deuyedjef, auf ſlaviſch Stupa heißt) geſtampft, wohl aber auch in ſehr praftiſchen Kaffeemühlen ron Meifingblech , die ſich wegen ihrer compendioſen Form gut auf Reiſen eignen , gemahlen , und zwar zu einem weit feinern Pulver, als es bei uns zu geſchehen pflegt. Nachdem die Pfeife geraucht war, be gaben wir uns zum Habgi Haſſan , dem oberſten Douanebeams

ten , oder um richtiger zu ſprechen , dem Pächter der hieſigen Zolleinfünfte, Der wie es in Bosnien burdgangig der Fall iſt, Dieſen Poſten jammt dem Durch ihn erhobenen Geldbetrag vom Wezir gegen die Entrichtung einer beſtimmten Summe förmlich

Doſenaugen), die mit etwas Gilig und Zwiebel ſchmadbafter

in Pacht hatte, und dieß Geſchäft durch ſeine Unterbeamten voll

bereitet waren , als ſie es bei und werden , einer geſottenen Henne,

ziehen ließ .

geräuchertem Fleiſche mit Weißkraut in Butter gedünſtet, geräu cherter Zunge und Ras. Obwohl mein Wirth Chriſt war, gebrach

Der EingangszoU für alle Waaren, die nicht Monopol find, beträgt frei Procent ihres Werthel, der jedoch in Er:

ed Doch an Wein ; da ich den Kaffee ablehnte , ſchloß die Tafel ein

manglung beiliegender Rechnungen von den Zolbeamten ſelbſt

füßer Liqueur, der fie aud) begonnen hatte ; nadytem ber Liſch abgeräumt und entfernt war, wurde das Rauchen fortgeſept,

tarirt zu werden pflegt. In Begleitung von Jurkich und ſeinem

und die Unterhaltung dabei ging gut von Statten .

Mein Wirth

Schwager trat ich durch die mit einem Teppich verhangene Thüre

in das Gemach, wo ſich abgi Haſſan in majeſtätiſchem Jurban

war in Trieſt und Venedig geweſen, fannte ſogar Bayern dem

mit mehreren Türken raudiend befand.

Namen und ſeinen Thälern nach, und wußte auch , daß der König

Tutun, ſlaviſch Duhan ), der nun im Driente eine ſo große Rolle

Griechenlande ein Sohn ſey unſers Monarchen . Er war mager,

ſpielt, war früher ſo wie auch der Kaffee in der Türkei ein ver

ſeine Geſichtzüge trugen einen angenehmen , recht guten aber ernſten Ausdruck ; um Mitternacht brachte man endlich das Bett

botener Artifel, und erſt unter der Regierung Achmed I im J.

herein , beſtehend in einer Matraße , die auf den Boden gelegt und mit einem ſaubern Leintudye bebedt wurde, einem Kopf fiſſen und einer Couvertdecke.

Es war dieß das erſte wie das

lebte Mal in Bosnien, daß id in ſoldier Weiſe bedient wurde. Der 9 April. 3d ſchlief vortrefflidy und fand, als ich frühzeitig erwachte und das Zimmer verließ , um nach meinen Leuten zu ſchauen , den Wirth ſdon munter. Das erſte war die Pfeife , dann fam das Frühſtück, bloß ſchwarzer Kaffee ohne Brod, worauf wir uns in die Stadt begaben , um meine Ange legenheit mit der Douane ins Reine zu bringen. Als ich den Weg bei hellem Tageslichte wieder ſah , den ich Abends zuvor

Der Tabak (türkiſch

1603 geſtattet. 3ch überreichte ihm das Empfehlungeſchreiben des Dr. Zennaro, und erhielt hierauf einen erhöhten Siß an gewieſen ; während mir Pfeife und Kaffee gereicht wurde, ſagte er, daß er vor kurzem ſelbſt in Travnik geweſen , und durd; Dr. Zennaro von meiner berorſtehenden Ankunft unterrichtet worden ſey ; als ich ihm meinen Paß darbot , erflärte er, daß es desſelben nicht bedürfe, um die Erlaubniſ zu erhalten in Bosnien zu reiſen . 1 3ch brachte hierauf mein Anliegen vor, welches die Schonung meiner Effecten bei der durch ſeine Beamten vorzu

nehmenden Viſitation der Kiſten zum Gegenſtand hatte ; er be frug mich fotann über den Inhalt derſelben, den ich ungefähr

angab , wobei es freilich ſchwer gehalten hätte, die Beſtimmung

heraufgeritten war, hatte ich Urſache, meinem Gott für das

mandher Gegenſtände ihm begreiflich zu machen , wenn ich nicht

glücklich beſtandene Abenteuer zu danken . Schon das Gehen bei Tage verlangt hier Vorſicht, und man darf ſich wahrlich nicht

vorgezogen hätte,

mehr wundern ,

über Land feine gebahnte Straße zu finden ,

wenn ſich nicht einmal mitten in der Stadt Menſchenbände zur Beſorgung eines practicabeln Pflaſters betheiligen wollen , denen

doch das beſte Material in unmittelbarer Nähe und ohne Ros ftenaufrand zu Gebote fteht.

Es war um 6 Uhr bereits viel

ihm eine ſeiner Faſſungefraft mehr als dem

wirflichen Thatbeſtande angemeſſene Erflärung derſelben zu geben. Meine Empfehlungen waren ſo gewichtiger Art , daß Hangi Haſſan nicht bloß die Deffnung der Kiſten aufhob, (011 bern auch für die Weiterbeförderung derſelben ſorgte, indem er einen Türfen fommen ließ, mit dem er in meiner Gegenwart wegen Miethe der nöthigen Pferde unterhandelte . Die Be ſchaffenheit der Wege, die das Fortfommen zu Fuß in hohem

Leben in den Gaſſen und alle Buden geöffnet; dieſe find befannt lich bei den Türfen gegen die Straße zu ganz offen , hier in der Art unſerer Marftbuben nur bretterne Stände, deren über die Straße 1 - 2 Schuh erhöhter Boden mit Decen belegt iſt, auf welchen Der Kaufmann mit gefreuzten Beinen ſißt und ſei

Ganzen , das für den bewaffneten Begleiter, welche8 ebenfalls auf meine Rechnung fam , mit eingerednet, ſechs Pferbe erforder lich, für welche ich ſammt Führung in Summa bis Travnik 28

nen Schibut imaudyt.

Waaren aller Gattung ſah man hier in Repofitorien an den Wänden ausgeſtellt; in ſolchen Buben arbeiten auch die Handwerker. Ghe wir zur Beſorgung meiner

fl. 36 fr . zahlen ſollte, einen Preis , den ich anfange hoch, in der Folge aber, als ich die Schwierigkeiten und die durch die hoben Futterpreiſe hervorgerufenen Koſten kennen lernte, mit

Angelegenheiten ſchritten , ließ mein Wirth mich erſt in ſeine

Vube eintreten, offerirte eine Pfeife, und verſah mich durch einen

welchen die Reiſe verbunden war, ganz angemeſſen fand . Nur der Kyriante mußte fich vermöge ſeiner Geſchäfteverrichtungen

Jungen, wie deren eine ziemliche Anzahl mit einem blechernen ,

bequemen , zu Fuße zu geben . Duſſo, fo hieß der Eigenthümer

Oluthen und Kaffeegeſchirr enthaltenden Korbe in der Stadt aus kleinen Taſſen (türkiſch: Phildſchan ) gereicht, gewöhnlid

der Pferde, erbot fich, mir in eigener Perſon das Sicherheits geleit zu geben . abgi şadgi affan Haſſan erklärte nach Beendigung dieſer · Eine Ucußerung, die mit feiner ſpätern Handlungeweiſe im Widers

obne Zuder, für mich brachte jedoch der kleine Kaffeewirth einen

ſpruche ſteht.

aufrufend umhergingen , wieder mit Raffec; dieſer wird in über

Grade erſchwerte, machte auch für Nicola ein Pferd, und im

136

w

Cocou

Angelegenheit, daß ich nun über den guten Fortgang meiner

eingelaſſenen Gier, da ſolche ſo wenig als Milch bei den Ratho

Reiſe außer Sorge ſeyn dürfe; jebenfalls folle ich nach meiner Ankunft in Travnik dem Duſſo ein ſchriftliches Zeugniß über meine Zufriedenheit mit ſeinen Dienſten geben ; für den Fall,

lifen gegen das Faſtengebot find. Auf dieſe folgte eine Mehl: ſpeiſe, die mit einer Art Schmalznudeln , die in Oberbayern

daß derſelbe nicht günſtig lauten ſollte, drohte er dieſem mit der Baftonnade.

find. Nad Tiſch wurde Kaffee getrunken und geraucht. Uns geduldig und in Sorge über die verzögerte Ankunft des Ge

Zufrieden mit dem Reſultate meiner Verhandlung beſich tigte ich nun die Stadt. Sie iſt am Fuß des Ezizergebirgs in

Erſt nach langem Harren ſah ich ihn wiederkehren mit der

terraſſenartigen Abfäßen erbaut und wird von einer demolirten

Nachricht, daß zwei Pferde angefommen, das dritte aber noch

Citadelle beherrſcht. Die Ruinen derſelben ſind das Anbenken an eine Revolution, in deren Folge die Seftung von aufrühre riſchen Bosniafen zerſtört wurde. Wenigſtens wurde ich ſo be richtet. Die Zahl der Häuſer in Livno mag fich nicht über 400 belaufen . Ein Gefängniß, leidlich verwahrt, umgibt den Hof

nicht fichtbar ſey. Das Ausbleiben desſelben gab zu neuer Sorge Anlaß, bis endlich um 3 ' : Uhr auch deffen Ankunft ges

unter dem Namen Haubete Kücheln " bekannt ſind, identiſch

pädes ſchicte ich Nicola nach Rundſchaft in die Stadt hinab.

meldet wurde, worauf die Umpadnng ohne Säumen vorgenoms

Zeichen des 38lame, der vier Fünftheile der Ginwohner zu leis

men wurde. A18 nun endlich alles in Bereitſchaft, die Laft thiere unter Führung des Kyrianten auf dem Wege, unſere Reitpferde gefattelt waren und mit Duſlo vor dem Hauſe harr : ten , verlangte es der Brauch, taß ich erſt noch eine Taſſe Kaffee zu mir nahm und eine Pfeife mit dein Wirthe rauchte. Sos Dann nahm ich meinen herzlichen Abidied von dem gaſtfreund lidhen Manne, der ſich noch immer wegen der Mangelhaftigfeit ſeiner Bewirthung entſchuldigte, und beſtieg mein Pferd, einen guten Schimmel mit türfiſchem Sattel und großen , daufelartis gen Steigbügeln, die freilich für meine Bequemlichfeit zu furz

nen Anhängern zählt , gleich wie auch die zahlreichen Grab

geſchnallt waren .

Des Muſſelim , Deſjen Haus fich in der Nachbarſchaft der Douane

in den unterſten Theilen der Stadt am Ufer deß Schaban bes findet. Die Häuſer ſind ſämmtlich von Holz und Lehm , ein

ſtödig, der obere Stod unter dem Vorſprung des unförmlich hohen mit hölzernen Latten gedeckten Daches meiſt über dem Erdgeſchoß, welches als Kaufladen dient, vorſpringend, die Fen fter nieder und klein . Zwei Dſchamien mit Minarets waren die .

((

Fortſegung folgt . )

ſtätten , die theils rings um die Stadt auf freiem Felde, theils

in ihrer Mitte fich befanden. 216 Monumente dienen vieredige Preiler mit turbanartigem Knopred, beffen Form dem Range des Verſtorbenen entſpricht. Die große Anzahl der Gräber 10

wohl hier, als überhaupt in der Nähe der türkiſchen Drtſchaften läßt vermuthen, daß man in ein Grab nur eine Leiche bringe,

Miscellen. Der Bogenbau in den alten aſſyriſchen Den finalen.

In einer fürzlichen Verſammlung der Architeften in Londen wurde Hr. Layard, der befannte Forſder in Nimrud , eingeführt, und gab einige Aufflärungen über die Bauten der alīurier in architefteniſcher Beziehung

und nach deren Verweſung keine andere wieder. Es läßt ſich

( Liter. Gaz , vom 22 Januar.)

Denfen , daß durch dieſen Brauch eine beträchtliche Strede frucht bares Land brad, liegen bleibt.

eine Fleine Rammer regelmäßig mit Backſteinen überwölbt geweſen ſei,

Als ich in die Czackſhie, D. h. in den Theil der Stadt, wo fich die Låben befinden , zurückgefehrt war, faufte ich mir im Laden meines Wirthes eine Rabanißa , den rothen , weiten türfiſchen Mantel mit einer Kapuße von dichtem Tuche, welches lange Zeit gegen das Einbringen des Regens ſchüßt, dann aber

unter andern gab er audi all , daß

was von mehrern Kennern alter Bauten ſehr zweifelhaft aufgenommen wurde. Der Vogen ſollte ſchon 3000 Jahr alt ſeyn , das ſchien faum

.

freilich ausnehmend ſchwer wird .

Er war aus Salonichi und

glaublich . Indeß iſt noch immer Flanding Erflärung der Art, wie die Säle in den aſſyriſchen Paláſten ausgefüllt wurden, noch nicht hinweg geräumt. Dieſer ſtellt befanntlich den Satz auf, daß die Såle mit großen Luftziegeln in Vogenform gedeckt geweſen ſeven , und daß als das Feuer die unterhalb des Dachs befindlichen Balfen zerſtört, dieſe Decke eingeſtürzt fry und den darunter befindlichen Saal ausgefüllt habe.

foſtete 100 Piaſter. Uuter andern Kleinigkeiten faufte ich auch vortrefflide Feuerfteine und ftatt des Zündighwammes ein faules,

von einem Mycelium 2” durchbrungene8 Buchenholz, das ſchnell Feuer fängt, mehr Kohle verurſacht und angenehmer riecht als

unſer Schwamm .

Jurfidh beſchenfte mich mit einem Tabafé

beutel nebit hinlänglichem Tabafporrath und dem Rohre einer Irishnia divia.

Um meine Weiterreiſe anzutreten, mußte ich die Ankunft des Gepäces erwarten . Dieſes blieb noch immer aus, als wir an bad Mittageſſen gingen , das in ähnlicher Weiſe wie dae geſtrige Abendeſſen eingenommen wurde. Den Anfang machte

ein Glas Liqueur. Die Schidlichkeit verlangt, daß dieß von jebem vollſtändig geleert wird , ta das Glas herum geht. Der Wirth leert es zuerſt und auf das Wohlſeyn des Gaſtes. Das Mahl beſtand, da es Freitag rar, bloß aus Faſtenſpeiſen .

Wie

geſtern, fam auch heute als erſte Speiſe der Iſchimbur, die i ich habe denſelben in Travnik, ohne Zweifel bei Anhängern des Nizame, bereits in die Form eines Fez umgewandelt geſehen und ſogar Toth angeſtrichen .

2 Wahrſdeinlich das Diycelium eines Polyporue . Verlag der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung.

Grloſchene Vögelarten aus Neuſeeland. In der Ver: ſammlung der zoologiſchen Geſellſchaft in London las Hr. Prof. Owen „ über die Schnabel und Sdådel deg Dinornis , Palapteryr und andere große augenſcheinlich erloſchene Vögelarten in Neuſeeland.“ Im Laufe ſeiner Darſtellung beſtätigte er ſeine frühere Vermuthung , daß die vor: handenen Knochen die Reſte zweier verſdiedener Gattungen von Vögeln

enthielten. Der Schnabel des Palapteryr ſey entſchieden ſtraußenartig, Schnabel und Schädel des Dinornis aber unterſcheiden fich weſentlich von allen vorhandenen und erloſchenen Arten und zeigten verhalt nißmäßig eine ungeheure Stärke. Nach einer genauen Unterſuchung der Schädel dieſer Gattungen, wovon glücklicherweiſe zwei faſt vollfom : mene Eremplare vorliegen , richtete Hr. Owen die Aufmerkſamkeit auf den Schädel eines andern Vogels, der ſehr nahe mit dem in Neuſeeland

und einigen Theilen Auſtraliens noch in großer Zahl vorhandenen Porphyrio ( Purpurhuhn) verwandt, aber faſt viermal größer iſt. Prof. Owen gab ihm den Namen Notornis. Gine vierte Form dhließt fich der vorhandenen Gattung Neſtor an. Dr. Mantell hatte ſich durch ſeinen Sohn eine ſolche Menge Knochen dieſes Vogels namentlich aus dem vulcaniſchen Sand um Waigongoro verſchafft, daß man den Bau dieſer Vögel mit einer unerwarteten Vollſtändigkeit herſtellen konnte. (Liter. Gaz, 22 Januar.)

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenma n n .

Das Aüsl a n d. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. u". 35.

10 februar 1848.

Die Streitigkeiten zwiſchen England und Holland über den Handel des oftindiſchen Archipels.

land in dem indiſchen Archipel ein ausſchließliches Handelémonopol

Die Dverland Singapore Free Preß vom 7 Dec. 1847 iſt

zu laſſen , daß beſagter Tractat in allen Dingen von Gegenſeitigkeit ſpricht, und daß deßhalb hinſichtlich alles De@ jenigen , was man englijder Seite von Niederland verlangt, von England zuerſt

halb angefüllt mit einer Eingabe der Handelsleute von Singa

pur an das Unterhaus, mit einer Bittſchrift der dortigen Han delskammer an Lord Palmerſton , mit Belegen , welche die den engliſchen Handel drüdenden Maaßregeln beweiſen ſollen u. 1. w . Die überaus günſtige Aufnahme, welche fr . 3. Brooke in Engs land geſunden, läßt erwarten, daß man der Sade demnächſt

größere öffentliche Aufmerkſamkeit ſchenken , und daß fie bei Ges legenheit der Eingabe der Kaufleute aus Singapur im Unters haus umſtändlicher beſprochen werden wird.

Weicht man in

England dieſer offenen Beſprechung aus, ſo verurtheilt man ſich jelbſt und erklärt alle die Klagen der engliſchen Raufleute für nichtig, wenigſtens nicht in den Verträgen begründet. In Hola

ſucht , was in directem Widerſpruch mit dem Tractat von 1824ſteht. Der Free Preß beliebt € 8, in ihren Argumentationen außer Acht

Der Beweis geliefert werden muß , daß dergleichen günſtige Ginridtungen für niederländiſche, unter niederländiſcher Flagge

angebradite Waaren auch in den brittiſch -indiſchen Käfen bes ſtehen . Man vergleide die Hafenreglements, die Tarife von Gin- und Ausfuhrzöllen , wie ſie in Niederländiſch- und Brits tiſch - Indien beſtehen, und man wird fich überzeugen , daß in

Niederländiſch- Indien die Beſtimmungen des Tractats von 1824 auf eine höchſt liberale Weije angewendet find, während dagegen im brittiſchen Indien direct gegen dieſe Bedingungen des Trac tats gehandelt wird . Die Engländer flagen über die Formalis

land erweden dieſe unaufhörlichen Forderungen der Engländer,

täteit, denen ſie in 3aya unterworfen ſind, die Formalitäten

welche ſelbſt in ihren oſtindiſchen Befißungen nicht weniger als jebr liberal verfahren, immer größere Aufmerkjamfeit. Im Au gemeinen kann man wohl ſagen , daß die Holländer, als der

find jedoch hier für alle gleich, wir fragen aber die, welche mit der Sache befannt ſind, ob die Formalitäten zu Calcutta, Madras u . T. w . für alle gleich find, ob nidyt hier die niederländiſdien

dwächere Theil , fich wohl hüten werden , gegen die Verträge zu verſtoßen . Schon vor 10 Jahren , ala Palmerſton gleidfalls Minis

Schiffe mehr Formalitäten unterworfen ſind ? "

ſter war, gedieh der Streit zu einer großen Heftigfeit, und in Holland erſchien eine kleine Schrift: Appel à la justice et à

die Einzeinheiten des Streits eingehen wollten, deßhalb unter :

la raison de la Grande Bretagne etc., die nicht wenig bazu

beitrug , Den Lon der engliſchen Diplomatie gemäßigter zu ma chen . Damals leitete aber auch noch Verſtold van Soelen die diplomatiſchen Angelegenheiten Hollande, und noch waren dieſe nicht in die Hände eines tauben " alten Generale, wie La Sarraz, gefallen. Er trägt nicht wenig zur Grbitterung in Holland bei, Daß die auswärtigen Angelegenheiten ſeit dem Lobe Verſtold van Soelens, wenn auch in reblidhen, body in ſehr unerfahrenen Händen ſich befanden , und daß man die feſte conſequente Ver theidigung der niederländiſchen Intereſſen gegenüber den engliſden, feineswegs innerhalb der Schranken der Verträge fich haltenden Forderungen vermißt. Inden beſteht in Holland eine Preſſe, die zum Theil hinreichend gut unterrichtet iſt, um bis zu einem gewiſſen Grad die diplomatiſche Wirkſamkeit kräftig zu uuterſtüßen , uud wenigſtens die engliſchen Journale gehörig zurecht zu weiſen, eine Preſſe, von der man in Deutſchland, namentlich mal die

Es würde die Geduld unſerer Leſer ermüden, wenn wir in laſſen wir 8 ießt , und verſparen die Sache auf eine nähere

Behandlung in Parlament. Geht man dort näher auf eine Beurtheilung der Sache ein , beſchränkt man ſich nicht, wie die

Singapore Free Preß, auf leere, unbegründete Klagen, ſo iſt es immer Zeit, mit näherer Beurtheilung hervorzurücken. Läßt man aber die Sache gar nicht zur offenen , das Ganze wohl bes

leuchtenden Berathung fommen , das billiger Scheu vor dem Urtheil der Welt , das den Sdwacheu gegen den Starfen ſchüßt, ſo iſt es ohnehin nicht nöthig, umſtändlicher darauf einzugeben.

Heiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Reiſenden. Zweiter Abſchnitt. ( Fortſeßung.)

Anfange jepte ſich der Weg an der Berglehne des Ezizer eine ziemliche Strece eben fort, dann aber zog er ſich hier zum erſtenmal durch Menſchenhand gebahnt, über die faſt fenfs

Unterhandlungen mit England betrifft, ſehr viel lernen fönnte.

rechte, ſteile Feldwand, welche die Sinne der Gebirge bildet,

Das Amſterdamſche Handelsblad von 29 Jan. unterläßt denn auch nicht, die Anklage der Singapore Free Preß gehörig zu

bergan .

hecheln . Wir führen hier nur eine ſehr charafteriſtiſche Stelle an : „ Das Thema der Singapore Free Preß iſt wiederum , daß Nieber

Die Feldſpalten beherbergten allenthalben noch Schnee.

Falfenarten umfreisten uns. An einer gefährlichen Stelle hol ten wir die Laftthiere ein, die ein Unfall aufgehalten hatte. Durch das Zerreißen eines Strides war nämlich eine Kifte bom

‫یا ۔۔‬

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138

Prerbe gefallen, zum Glück auf der dem Abgrunde abgewens deten Seite des Wegee. Während des Aufladens beſichtigte ich die Moosvegetation der Felbrißen . ' Das Geſtein war durch-

sou

Deten in Uebereinſtimmung mit allen ſoldien Gebäuden die Ställe ; unſer Quartier befand ſich daher im obern Stoce. Das uns

1

gebenbe Ralf der Kartiormation .

Von Bäumen oder SträuEin weites Plateau bildete

chern war hier nichts zu erbliden . die Höhe des Gebirges, die Verhältniſſe des Prologhs wiederholend, doch ron minderer Höbe . Während ich mit Nicola zu Fuße über die ſteinige Fläche wanderte, den andern weit voran , neigte fich die Sonne allmählich zum lintergang, ihre Strahlen durch das Gewölf hinter das dunkelblaue Gebirge ſendend, das den Horizont begränzte. Der Südwind, der den Tag über

heftig gemeht, hatte ſich gelegt , und es war ein friedlicher, wenn gleich nicht heiterer Abend. Auf einer kleinen , mit Föhrenwald 2 bekleideten Anhöhe erwartete ich bei Einbruch der Dämmerung meine Leute. Leider war es bereits zu dunkel,

um von der Beſchaffenheit der Gebirgøart Renntniß nehmen zu fönnen, die ſich hier zu ändern ſchien. Erſt nach einer halben

Stunde trafen die beladenen Pferde mit den Syrianten und Duffo ein, und wir ſegten nun gemeinſchaftlich unſern Weg zu Bald erreichten wir noch auf der Höhe ein eins zelne Faus, Borovaglava , den Aufenthalt einer Sicherheits-

Fuße weiter.

angewieſene Zimmer hatte einen Ofen , und der Boden war mit einem alten dymupigen Teppiche belegt. Statt der Glasſcheiben waren die fleinen Fenſterrahmen mit zerriſſenem Papier rer

flebt. 8 war falt : man brachte baber, bis eingeheizt war ,

eine große auf Rädern befindliche Oluthpfanne. Bald war auch eine Abendmahlzeit bereitet, welche auß eingelaſſenen Eiern mit Zwiebeln , geräuchertem mit Brod unb Butter gebünſtetem Fleiſche und Käſe beſtand, zugleich mit dem runten , niedern

Tiſche aufgetragen und am Boden liegend eingenommen wurde. Teller, Meſſer und Gabei waren nicht vorhanden , ſobin aßen Chriſten, zwei fatholiſche und ein griechiſcher, und ein Mohams medaner mit den Händen aus Einer Schüſſel. Wein war nicht vorhanden , wohl aber ein Dünner , aus Zwetſchgen bereiteter

Branntrrein, Slivovig. Duſſo, der bei den Unfällen des Abends fich ſehr dienftfertig erwieſen , ohne daß ihm ein Aueruf, der irgend eine Gemüthébewegung errathen hätte, entfahren wäre, trank weber Schnapps noch rauchte er ; willkommener war ihm eine Priſe Sabaf. Es war eine gedrungene , derbe Geſtalt, einen mächtigen Schnurrbart im ehrlichen, gutmüthigen Ges

wache, an welche der Reiſende per Kopf, ſowohl für Menſchen

fichte. Gleich nach eingenommenem Abendmahle wünſchte er uns

als Thiere, 4 Paras oder 2 Pfennige zu entrichten hat. Ders gleichen Wachthäuſer ſind vom gegenwärtigen Paſcha (Kiamil Paſcha) zur Sicherheit der Reiſenden gegen räuberiſche Angriffe

gute Nacht und entfernte fich, mit Nicola mich allein laſſend. Ich machte meinen Mantel, der mir als Bett diente, zurecht,

an allen begangenen Straßen errichtet worden , welcher zugleich eine hohe Prämie auf den Kopf des Räuber

(Haibuf) fepte,

und ſo in kurzem das Land von einer Plage befreite, welche es in frühern Jahren verrufen gemacht hat. Die Straße, welche

und verſant bald in geſunden Schlaf.

10 April. Frühzeitig weckte und Duſſo. Os regnete und war falt. Die Berge, welche die kleine Ortſchaft Snizza , zu der unſer Han gebörte, umgeben, waren über die Thalſohle höch

ſtens 800 bis 1000“ erhaben ; etwas höher erſchien das Gebirge, 1

ich hier reißte, wirb monatlich dreimal von der großen Karas

über das wir gekommen waren .

wane durchzogen, welche aus dem Innern des Landes nach Bilis brigh geht. Es war bereits völlig finſter, als wir den ſteilen , felfigen Abhang erreichten, welcher in bas jenſeitige Thal der

die Felſen glidhen ganz ben Dolomiten der Dolithformation

Vodiza führt. Dhne gebahnten Weg war das Hinabſteigen auch für den Fußgänger eine ſchwere Aufgabe, geſdneige für die beladenen Thiere. Man erzählt in der That nicht zu viel von der Geſchicklichkeit, mit welcher die Pferde dieſer Gegenden über felfige Abhänge zu klettern wiſſen . Hier aber hätte Fei Lage dieſe Eigenſchaft eine ſchwierige Prüfung erfahren, ſo daß es jeßt bei Dunfler Nacht nicht fehlen fonnte, daß zwei Pferde mit ihrer Laſt ſtürzten . A18 wir nach vielfachem Aufenthalt mit dem Thale das Ende dieſer mühſeligen Paſſage erreicht hatten,

ſepten wir uns wieder zu Pferde, aber noch waren die Müh ſeligkeiten des Tages nicht zu Ende.

Wir betraten nämlich

einen 6 Schuh breiten Steindamm, der durch die Wieſen , die DAB Ihal zur Sommerzeit bilden, ießt aber tief unter Waſſer ſtanden, faſt eine halbe Stunde lang führt und in der Mitte Des Wege

fich zu einer hohen Brüde über die Vodiza erhebt.

So vorſichtig wir über das ſchlechte Pflaſter ritten, ſo ſtürzte Doch Nicola mit dem Pferbe. Wäre das Thier, ob es gleich feinen Schaden genommen hatte, nicht ruhig liegen geblieben, 10 bätte die Sache übel ablaufen fönnen .

Um 10 Uhr erreidten wir endlich den Snizza Han , der und für die Nacht beherbergen ſollte. Ale ich das Gepäc befichtigte, war eine der Riften geborſten , in welcher fich gerade der Reagentienfaften befand . Den untern Stock Deß Hand bile 1 && wudhe hier : Barbula subulata Brid., Orthotrichum anoma lum Hedw. , cupulatum Hoffin ., rupestre var. Sehlmeyeri Hornsch .,

Grimmia conferia Funk, apocarpa Hedw., pulvinata Sm . 2 Pinus silvestris L.

art zeigte ſich etwas verändert.

Der Charafter der Gebirgs

Die Formen waren gerundeter,

Frankens, und das Thal ſelbſt erinnerte lebhaft an das der

Altmühl oder Wiſent. Der Bach oder kleine Fluß zog fich von

Erlen eingefaßt in mannichfachen Krümmungen durch das Dorf. Der Schnee reichte nocy ftellenweiſe bis ins Jhal hinab, Deiſen Höhe der von Livno ziemlich gleichfommen dürfte. Gleicher weiſe verſchwinden auch hier die Gewäſſer De@ ſelben im Geſtein ,

ſo wie fie aus demſelben hervorgetreten find. linſer Ritt ging in Begleitung des Gepäcfes langſam von ftatten ; die Mäntel leiſteten gegen die üble Witterung gute Dienſte. Außer dem Helleborus atrorubens, der ſich häufig in den Buchen- und

Haſelheden zeigte, war nichts Blühendes zu gewahren. Amſeln, Falfen und Wiebehopfe gewahrte man häufig, Lerchen fangen . Wir famen einmal an vier großen kubiſchen Steinblöcken vor über, die in derſelben Ordnung, wie ich fie ſpäter noch oft in Bosnien antraf, zweifele ohne Grabbenkmale darſtellten. Drei Davon mehr nach vorne, D. h. gegen den Weg zu gelegen , bil Deten faſt eine gerade Reihe, nur daß der mittlere etwas über .

dieſelbe hervortrat, und gerade hinter diefem befand fich denn der vierte in derſelben Entfernung wie die beiben zur Seite liegenden, die ungefähr 14. bis 2 Fuß betrug. Die Höhe dieſer niebere Würfel darſtellenden Steine betrug 24, Fuß, die vier

Seiten waren 4 Fuß lang; Inſchrift war keine daran zu be merfen .

Das Land war durchgängig gepflügt.

Nach vielen

Krümmungen des Weges erreichten wir den Urſprung der Vos

diza, wo fie als ſtarfer Bach aus einer Felswand hervortritt und gleich nach ihrem Erſcheinen ein Mühlrab treibt ; ſodann ging (8 gegen eine Stunde lang bergauf. Da das Ihal zur Winterzeit durch Schnee und im Frühling burch au@getretene

wooo

139

coson

Gewäſſer unzugänglich wird, iſt der Reiſende zu dem Umweg

ſeitige Gebirgskette war höher als die des Malovans , ihre

gezwungen, den wir nun über den Berg machten . über die Höhe, die gemäß teſſen ſtündigen Dauer 1200 ungefähr

höchſten Erhebungen gingen noch über die Region des Inies holzee, wenigſtens gingen die Wälder der Legföhre oder den

über dem Thale und allenthalben tief mit Schnee bededt war,

hochſtämmigen der Buchen und ded Nadelholzes nicht bis zu den mit Wieſen befleibeten ziemlich gerundeten Suppen der höhern

war ſebr beſchwerlich, da dieſer, burd den Regen erreicht, das Fortfommen der Pferde ſehr erſchwerte. Die Bergfuppen , welche dieſe Hochebene überragten, waren mit ſtattlicher Buch walbung, wie ich von Ferne urtheilen zu dürfen glaubte, bes Fleibet. 3ch fah von Ferne füuf berittene Türfen , gleich uns

Berge .

Bis wir den Fuß

derſelben bei Kupreſ erreichten ,

ihnen näherte, zogen ſie ihre Piſtolen , und einer gab auf ihn

dauerte es über zwei Stunden. Kupreß iſt ein kleiner, arm ſelig , gebauter Fleden mit ruinirten Befeftigungen. Rechts ges mahrte man in einiger Entfernung die Kulla des Begir-Bege, tie als Dautbega -Rulla auf der Karte 30yriens von Pagani vom Jahre 1813 dargeſtellt iſt. Die hohe Gebirgskette, welche

Feuer.

Che noch die andern , wie ſie Willens ſchienen , ein

fich über dieſen Ortſchaften erhebt, iſt auf der genannten Karte 1

Cleides thun fonnten, kam Duſlo zu ihnen herangeſprengt unb

in ihre Mäntel gehüllt, beranfommen ,

218 mein Hund fich

griffe auf das argloſe Thier, welches glücklicherweiſe unverlegt

wie ich ſpäter zu beurtheilen Gelegenheit Defam, ganz richtig verzeichnet, indem fie die Waſſerſcheibe zwiſchen den Waſſern des adriatiſchen Meeres und des ſchwarzen bildenb, ſich in die Raduſſa, der Gränzſcheide zwiſchen der Narenta und dem Verbas

mar, eingeſtellt wurden.

fortſeşte. Die Gewäſſer des Ihales von Kupreß obgleich in Klüfs

Das Gebirge, daß wir paſfirten, heißt der Molovan , beſſen höchſte Erhebung unmittelbar zu unſerer Linken 4500 Fuß bes tragen mochte. Der Hinabweg nach dem hohen Thale ron Ku preg betrug nur eine ganz kurze Strece ; tiefer Schnee Deckte noch deſſen Fläche. Am Fuße des Malovans erreichten wir vor

ten fich verlierend, haben, wie ich ſpäter erfahren habe, ihren

Kälte ſtarr einen Han , Den Maloran Han , wo wir Mittag

Richtung des Gebirgerückens ober Kupreß treu , weiter nach Südoſt aber tritt eine Abweichung von derſelben nach Dſten

hieß ſie von ihrem Vorhaben abſtehen , worauf der Lürfe der geſchoſſen hatte, ſeine Waffe wieder lub und alle weitern Ans

machten.

Dieſe Hans find in der Regel an die Wirthe, Hans

ſchias, verpachtet. Hier war der Befiger Derſelben der Begir Beg , der zu den reichſten Lebensträgern (Timarioten) der Ges

genb gerechnet, feinen Siß in einer Kulla, eine halbe Stunde ron Kupreß entfernt, aufgeſchlagen hat . Der Pachtzins des Malovan -Han betrug 1000 Piaſter, eine anſehnliche Summe bei dem hohen Werth des Geldes hier zu " Lande. Der fan war voüer Leute. Ich befann auf Duffo's Geheiß am Boden die vornehmſte Stelle eingeräumt. Vor dem Eſſen wurde Kaffee

getrunken ; es ging ſehr lebhaft zu und man unterhielt ſich uns

Ablauf nicht nach der Narenta , ſondern nach dem Kusko-Blato und durch dieſen in die Ezettina . Bis hieher hielten ſämmts

liche Gebirgsketten die ich überſtiegen hatte, das Streichen von Nordweſt nach Südoſten ein :

auch hier noch blieb dieſem bie

und ſogar nach Nordoſten ein, wo ſich die Raduſſa an das Seßgebirge über Foiniga anſchließt. In Kupreß fuhren eine Menge Hunde auf uns los, einer derſelben gehörte zu der grie chiſchen windſpielartigen Race, die übrigen waren langhaarige

Wolf@hunde, ausgezeichnet durch den dumpfen ſchwachen Ion ihres Bellens.

Unmittelbar hinter Kupreß ging es durch ein ziemlich

furzes Thal bergan nach dem Gebirge ; dieſes wird ſowohl in der oben genannten Karte von Pagani, als in der von Riedl ? 2

ter andern mit Muſik. Die Tambura , ein Inſtrument, das

mit dem Namen Stocer bezeichnet.

mit der Laute Aehnlichkeit hat, mit ovalem Bauch und langem,

Ebene von Kupreß umgebenden Bergen die des Bale, Stol ( Stock der Karten) und die Rarvaginka ( ? ) erwähnt, dürfte

bünnem , gerabem Hals, mit vier feinen Stahlſeiten bezogen, übrigens ſehr roher Conſtruction, wurde vermittelft eines Feder fieles geſpielt. Es war ein monotones Geflimper, ohne alle

Abwechslung, und unſer Mufiffinn würde fich empören gegen ſolche uſurpation der Löne. Der Geſang zu dieſem ewigen , unmelodiſchen Geleier, in näſelnden Stimmen vorgetragen, iſt noch in hobem Grabe unausſtehlicher. Ich rechne die Mufit in

Bosnien nach den Wanzen zu der größten Plage. Zum Mittage mahl, wo wieber Eier famen, gab es hier Wein, eine große Seltenbeit, die mir ſpäter nur in Travnik und Serajevo, lo wie bei den chriſtlichen Geiſtlichen , mehr zu Theil wurde. Die Zeche war ſehr gering, indem ffe für den reichlich und gut bes

Da Boué unter den die

unter dem zweiten wohl dieſer verſtanden ſeyn.

Die Erkundi

gungen, welche ich ſelbſt über den Namen der umliegenden Berge eingezogen habe, haben mich indeß nie ein ähnlich klingendes Wort vernehmen laſſen,

wohl aber nannte man den zu über

ſteigenden Paß : Koprilnißa , den Gipfel darüber Planina ( ein Wort, welches mit unſerer „ Alpe" gleichbedeutend, hier zu Lande auf alle höhern Bergweiben angewendet wird) und das Gebirge im allgemeinen Sniljaga . Die Berghänge, die wir aufwärts ſtiegen , waren ſchneefrei, oben mit Felſen gekrönt, unten mit nie

berm Buſchwerk bekleidet, unter welchen Schneeglöckchen •3 blüh Die Gebirgsart war die bes Malovand,

ein bei weitem

ſtellten sich , den Wein und Staffee fowohl vor als nach dem Gjen auf drei Perſonen nur 32 fr. betrug .

Die ebene, ungefähr eine deutſche Meile breite Thalfläche bot durch den halbgefrornen Schnee, der fte bedeckte, den Pfer. Den viel Beſchwerde bar. Die Richtung, die wir einzuhalten

hatten, war durch Stangen angezeigt, die von 200 zu 200 Schritten errichtet waren . Ein Bach, der fich durch die Ebene ſchlängelt, war voller Wildenten . Daß Thal liegt unſtreitig höher als das von Livno , nach Boué wenigſtens 3000 Fuß boch, unb bildet einen nach allen Seiten geſchloſſenen Refiel, Deffen Bäche in dem Boden verfinfen. Boué's Schäßung dürfte

i Carta delle Provincie Illiriche, co'loro diversi stabilimenti e con posilo della Guerra del regno d'Italia nell' Anno 1813. Compilata da

una parte degli stati limitrofi, compilata per ordine superiore nel de

Domco Pagani . Dieſe Karte, deren Quellen durch Napoleons Ingenienre mit Genehmigung der Pforte während jweier Jahre angefertigt worden ſind, dürfte noch immer die beſte ſeyn, welche von Bosnien eriſtirt. Bouée

Aufzeichnungen über Boonien find, wie ich ſpäter zu zeigen Gelegenheit finden werde, häufig ganz verfehlt. 2 Karte von Servien, Bosnien und dem größten Theile von Jüyrien , nach bisher noch unbenügte: Aufnahmer bearbeitet, und als Fortſeßung der Karte des Obriſten Lipojky von Szedlicona in vier Sectionen gezeich: net von J. Riedl. Wien 1810. Die Fehler dieſer Karte ſind mitunter in die Pagani'e übergegangen .

3 Galanthus nivalis L. , ferner Spartiumradiatum, Abies PiceaL.

übrigens in Vergleich mit der Vegetation und der Höhe der

und excelsa Del., Juniperus communis L., Pinus silvestris L., Sam .

Baumgränze über der Thalfläche viel zu nieder ſeyn. Die jens

bucus nigra L., Corylus Avellana L.

wo

140

verwitterbarerer Ralf als der des Karſtes, daher der Weg für die Pferbe bequemer zu paſſiren war, ale auf den in den früheren Tagen überſtandenen Bergen . Die Höhe der Paſſes dürfte über Rupreß gemäß der Zeit, die ich brauchte um ihn zu erreichen , und die etwas weniger als eine halbe Stunde betrug , 600 Wies

Gooche

auf den Canal, der bis nach Pittsburg führt; hier beſorgte ein Pre diger, Janſen, unſre Einſchiffung auf einem Dampfboote. Der Aufent: halt auf einem ſolchen iſt ſehr angenehm, und das Effen gut und billig ; ich habe für 12 Tage für uns (4 Perſonen ) incluſive Fahrgeld 40 Dollars

bezahlt. Die Fahrt iſt jedoch faſt gefährlicher, wie auf der See, und es verunglüdt alljährlich faſt der vierte Theil der Dampfidiffe, welche den

ner Fuß betragen, und unter der zufälligen Baumgränze nach

Ohio und Miſſiſippi befahren , weil das Flußbett fich immerwährend

Augenſchäßung beiläufig 1000 Fuß fich befinden , während die höchſte Erhebung des Gebirges, die fich zur Linken deß Weges

verändert und eine Menge Bäume darin treiben und ſteden bleiben.

zeigte und dem auf der Charte bezeichneten Stocer entſpricht, noch um 500 Fuß dieſe Baumgränze überſteigen dürfte. Bei dieſer Gelegenheit muß ich mit Bebauern erwähnen , daß ich der dem Botanifer nicht bloß, ſondern überhaupt dem wiſſenſchafts

lichen Forſcher in ſolchen Gegenden erforderlichen Inſtrumente zum Beſtimmen der Höhen entbehren mußte, da ſchon auf der Reiſe bis Trieſt mein Reiſebarometer zerbrochen worden war. folgt.) (Schluß

Schreiben eines deutſchen evangeliſchen Geiftlichen aus Nordamerika. 1 . Waterloo , den 9 Julius 1896.

Wir fuhren im Dampfſchiffe am 15 November v. 3. von Neuyorf

ab und famen Nachmittags nach Philadelphia , vielleicht die ſchönſte Stadt in Amerifa und eine der ſchönſten in der Welt. Geſchichtlich

merfwürdig iſt das Courthaug ( Stadthaus), wo alle öffentlichen Ver: handlungen geführt werden ; feine Große riditet fich faſt überall nach der Größe der Stadt. Vergebens würde man aber in ihm ein Actens

zimmer ſuchen , denn man haßt hier weitläufige Schreibereien und jede Sache wird nur mit kurzen Worten in einem Buche einregiſtrirt, in

welchem die berühmte Independeng-Acte vom 4 Julius 1776 eingetragen iſt, durch welche ſich Amerifa von England loojagte. Deßhalb iſt auch

dieſer 4 Julius das größte Nationalfeſt, welches mit allgemeinem Jubel

alljährlich gefeiert wird ; auch hier hatten wir eine ſoldie Feier und ein

Mittagmahl , an dem 260 Perſonen Theil nahmen . Das gibt fich auf folgende Weiſe : ein Wirth macht öffentlid befannt, daß und zu weldiem Preiſe er ſolches geben werde ; nach der Reihe nun , wie ſich die Theil: nehmer melden, figen fte auch bei Tiſche, denn eine Nangordnung findet

da nicht ſtatt , und nur den Geiſtlichen läßt man überall den Vorſig , wenn ſie ihn nämlich annehmen wollen. Es iſt dieß der einzige Stand, dem man eine gewiſſe äußere Berücfichtigung zeigt , weil er eigentlich der einzige bleibende iſt, indem alle andern Aemter wechſeln , ſo daß,

wer heute Bürger iſt, morgen eine hohe Stelle im Gemeinweſen 1

einnehmen kann. Wir genoſſen hier recht viel Freundlichkeit von dem einzigen Geiſlidzen , den wir zu Hauſe antrafen . 68 war der bei

Wir fuhren nun auf dem Dhio dahin und ſahen da die Staaten : Virginien , Dhio, Kentucky, Indiana , ſowie wir Neuyork und Penſyl. vanien ſchon geſehen und folglich einen großen Theil der Nordameris faniſchen Freiſtaaten fennen gelernt hatten. Bei den größern Städten wird gewöhnlich ſo lange gehalten , daß man ſich bequem in ihnen umſehen kann, ohne in Gefahr zu gerathen fißen zu bleiben, weil vor

der Abfahrt einigemale mit einer großen weitſchallenden Glocke das Signal gegeben wird. In Cincinnati blieben wir faſt einen Tag und machten dort mehrere Beſuche. Ein bafiger Prediger , Namens Raſch, war ſehr gemüthlich, und bei ihm tranfen wir das erſte Glas Wein in Amerifa ; das Weintrinfen bei Tiſche iſt hier durchaus nicht Sitte, und ſelbſt bei ſolden öffentlichen Mahlen , wie am 4 Julius , wird nur Waſſer getrunken . Doch fehlt es überhaupt nicht an Weinfellern und Weinſtuben, auch ſind franzöſiſche Weine billig, der Portwein aber theuer und ſehr ſchwer. Bei Louisville iſt eine Riefenſchleuße, die man paſ firen muß, um einer der gefährlichſten Stellen im Dhio auszuweichen. Bei Cairo gelangten wir endlich in den großen Miffifippi, dieſes Grab vieler tauſend Reiſenden , denn jährlich ertrinken Hunderte in ihm . Zuweilen hatten wir köſtliche Felſenpartien am Ufer, nämlich beim Cav Girardeau , welches wir lange anftaunten . Am 5 November trafen wir glüdlid in St. Louis, der Hauptſtadt von Miſſouri, ein. Die Stadt hat 24,000 Einwohner, wovon die Hälfte Deutſche, welche hier fünf Kirchen haben . Aber unſre Hoffnungen gin gen nicht in Erfüllung, denn eine erledigte Pfarrſtelle war bereits beſeft, weil unſre Anfunft fich zu lange verzögert hatte. Zwar hätte ich , wie

id) mich bald überzeugte , dorthin nicht gepaßt , da die Stadt ein Siß des Haſſes gegen alle gläubigen 1 Geiſtlichen und deßhalb berüchtigt iſt. Aber für Bruder Balzer hatten wir doch eine Anſtellung gewünſcht, weil wir dann auch ein vorläufiges Interfommen gehabt hätten ; der Herr wollte es anders. Nach einigen Tagen Aufenthalt empfahl und

der abgegangene Prediger Mohl , der ung viel Liebes erwieſen , dem Prediger Riß bei Centreville, 14 Meilen von St. Louis , im Staate Illinois; wir wurden ſehr freundlich aufgenommen und insgeſammt, bis zu unſerm Zuge hierher, beherbergt. Aber es war feine erfreuliche Zeit ; denn Prediger Riß hat ſelbſt eine große Familie, und noch dazu herrſchte in ihr grade viel Kränklichfeit. Der unerwartet früh und ſtreng ein: tretende Winter machte den Raum, den wir einnahmen, fühlbar, wenn

der Brüdergemeinde angeſtellte Prediger Bandthaler ; alle andern waren

man eg und auch nicht wollte merken laſſen , und endlich lebte er in

zur Synode nad; Yorf gereist , wohin wir des andern Tages auch auf der Eiſenbahn fuhren. Unterweg & paffirten wir eine bedenfliche Brücke

Zwieſpalt mit ſeiner Gemeine, welche die Aufunft zweier neu angekom: mener Geiſllichen benußen zu wollen ſchien , um ihn zur Annahme der

über den Susquehanna , die über eine engliſche Meile lang iſt, und trafen dann in Yorf eine zahlreiche Verſammlung, welche wir während

für ſein Dortbleiben geſtellten Bedingungen zu nöthigen , und dieß mußte ung in Verlegenheit ſeßen. Denn die Gemeindeglieder waren überaus freundlich gegen uns , und die ganze Zeit über ſtellten ſie und ihre Pferde zur Dispoſition, was wir dankbar annahmen, da Bruder Balzer und ich faſt unaufhörlich zu Pferde fißen mußten . Da galt es denn fich nach einer Pfarre umzuſehen ; wir ritten hier - und dorthin , aber

einiger Tage vermehren halfen .

Am 20ſlen ſepten wir unſre Reiſe fort bis nach Harrieburg ; dort beſtiegen wir ein ſogenanntes Canalboot, und machten eine fichere und angenehme Fahrt. Der Canal iſt nur ſo breit , daß zwei Boote bei einander vorbeipaſſiren fönnen, und nur ſo tief , daß er gerade Fahr:

nirgends war eine offene Stelle. ( Fortſeßung folgt.)

waſſer gibt ; die Boote werden von Pferden gezogen, die immer im Trabe gehen, daher auch oft geweđiſelt werden, was aber ſehr raſd geſchieht. 3n bollydaysburg geht die Reiſe auf der Giſenbahn weiter , auf der

man über das ziemlich hohe Alleghanygebirge fährt; hier fieht man, daß man in einer neuen Welt iſt , denn die Eiſenbahn geht bergauf, bergab, bald mit Dampf, bald mit Pferden, bald mit Rollwerken, bald

Seine- S difffahrt. Nach dem Memorial de Rouen ( . Monit.. industr. vom 30 Januar) hat die Schifffahrt auf der Seine troß der Concurrenz der Giſenbahnen in dem lauf des Jahres 1847 zugenom men , und im Ganzen die Summe von 225 Mill. Fr. (die Strede von Nouen bis Paris) eingetragen.

ohne alles, wie durch eigene Kraft. 3n Alleghany kommt man wieder Derſelbe war ſchon als Seiftlicher in ſeinem Vaterlande angeſtellt geweſen.

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

1 Welcher confeffionellen Richtung der Seifliche zugethan iſt , das entnimmt: man aus dieſer , ſowie noch mehrern andern Stellen ſeiner Briefe.

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann .

Das Auslan d . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 36.



11 Februar 1848 .

von England gegenüber. Die Façade macht Anſprüche auf architeftoniſche Schönheit, und unmittelbar über dem Eingang iſt eine ſchöne, bei Nacht erleuchtete und buro Eleftricität in Bes

barem Zuſtande. Sie ſind im Verhältniß zu den Drähten fo numerirt und geordnet , daß man jeden Fehler augenblidlich verbeſſern kann . Jede Eiſenbahn hat eine beſondere Abtheilung für fich , unb bamit wird alle Gefahr der Verwirrung vermieden. Wil jemand eine Botſchaft nach Liverpool ſenden und von bort Antwort empfangen , ſo geht er zu dem der oben erwähns ten Tiſche, über welchem Liverpool ſteht, fagt was er gemeldet wiffen will, und der Schreiber gibt dieſe Botſchaft in gehöriger

Iritt man hinein, ſo befindet man ſich

Form vermittelft der Maſchinen hinauf in das Zimmer, wels

in einer weiten hohen Hale, um welche rings herum auf Pfeiler geſtüßte Galerien laufen . Das erſte, was hier die Aufmerkſam-

ches ten für Liverpool beſtimmten Telegraph enthält, und die dortigen Schreiber ſepen nun die Nabeln alebald in Arbeit. Der Verfaſſer dieſer Skizze war eben anweſend, ale zwei wich tige Botſchaften anlangten ; die eine war von Oberſt Maberly , vom Poſtamt, der vom Agenten in Liverpool zu wiſſen vers

Das Centralamt des elektriſchen Telegraphen in London. ( Athenäum .

22 Januar )

Dieſes „Central Electric Telegraph Office“ liegt der Bank

wegung geſepte Uhr .

keit in Anſpruch nimmt, iſt eine Karte Englande in foloſſalem Maaßſtab, an der Dem Eingang gegenüber befindlichen Mauer ; fte ift bebedt mit einem Nemert von rothen Linien, welche die jeßt beſtehende telegraphiſche Verbindung zwiſchen der Hauptſtadt und den verſchiedenen Städten des Landes angibt. Unter den Galerien an jedem Ende des Saalé find zwei lange Tiſche, auf

langte, ob das amerifaniſche Poftfelleiſen aufgehalten worden ſexy, und wie lange ; Die Antwort war in ſieben Minuten da .

Die andere Botſchaft war von einem angeſehenen Handelshauſe,

denen die Namen der verſchiedenen Drte ftehen , wohin man Botſchaften ſenden kann. Hinter dem Tiſche ſtehen die Schrei-

welche

ber, deren Geſchäft e iſt die Botſchaften in Empfang zu neh men, fie in die vorgeſchriebene Form zu bringen , und ſie einer

wort war in 11 Minuten da .

andern Reihe von Schreibern zu übergeben, von denen fie in

machen , find Tag und Nacht Leute anweſend, und man benügt

die Galerien oberhalb burch eine Maſchinerie hinauf geſchidt Neben dieſen iſt eine Reihe von Zimmern , welche elets tromagnetiſche Telegraphen von Wheatſtone und Coofe enthals

rung in tiefem Schlafe liegt. Vor kurzem fam von Manche

wird .

Sie find auf Pulten aufgeſtellt, und vor bieſen fißen Schreiber , deren Geſchäft eß iſt, den Apparat zu leiten. Jedes Zimmer iſt mit einer elektriſchen Uhr verſehen, welche die wirts liche Londoner Eiſenbahnzeit zeigt, ' bie bekanntlich auf allen Eis

ten .

ſenbahnpoften gilt. Die Drähte werden in den unterirdiſchen Theil des Baues

gebracht vermittelft 9 Röhren, von denen jebe 9 Drähte enthalt : 27 fommen von der Nordweſteiſenbahn ,

9 von den öftlichen

Grafſchaften , 9 von den füböftlichen , 9 von ben ſüdweſtlichen , 9 von dem Zweigamt am Strand und von Windſor, 9 von der Admiralität und bleiben zur Aushülfe für beſondere Fälle übrig. Die Admiralitat hat jeßt eine ununterbrochene Verbins dung zwiſchen ihren Bureaur in Whitehal und den Werften

zu Portemouth, wofür fte 1200 Pf.jährlich an die Telegraphens compagnie zahlt. In gleicher Höhe mit den Zimmern, wohin die Drähte laufen , find mehrere lange ſchmale, für die Battes rien beſtimmte Zimmer. Solcher Batterien find e$ 108 unb jebe beſteht au & 24 Platten .

Ganb mit Schwefelfäure und

Waſſer angefeuchtet wird als anregendes Medium benüßt. Die ſo geladenen Batterien bleiben über einen Monat in brauch

wiſſen wollte, welche Waaren in einem eben zu Sous

thampton angelangten Schiffe angekommen ſeyen.

Die Ant

Um den elektriſchen Telegrapher boufommen nüglich zu ben Telegraphen nicht ſelten , wenn die Mehrzahl der Bevölfe

ſter Nachts eine Botſchaft, daß eine Frau mit einem Manne Davon gelaufen fey), und mehrere Riften mit wertvollen Sachen

mit fortgenommen habe. Lange ehe das nichts Arges ahnende Paar feine Reiſe Valb vollendet hatte, war die Nachriđịt rhon

in London, und ein Polizeidiener nahm ffe beim Aufſteigen aus dem Eiſenbahnwagen in Empfang. 218 ein Mittel, geſtohlene Sachen wieder zu erhalten und Diebe einzufangen, wird der eleftriſche Telegraph unſchäßbar feyn. Zum Erſtaunen ſind die verhältniſmäßig ſehr niedern Preiſe, obwohl manche Journale angegeben hatten , eine ſolche Botſchaft fofte 5 Pfb. St. Statt deſſen ergibt ſich aus den Rechnungen, daß eine Botſchaft, die nicht über 20 Worte bes

trägt, folgende Preiſe haben : nach Birmingham 6. Sh. , nad Liverpool 812 Sb. , nach Gladgow 14 Sh. , nach Southampton 542 Sh. Wenn man erwägt, daß die Geſellſchaft 2500 Meilen Draht gelegt hat, und über 1000 Menſchen beſchäftigt, wirb man dieſe Preiſe feine@mege übertrieben finden. Gegenwärtig find 51 Schreiber für Empfang und Sendung von Botſchaften angeſtellt, ungerechnet diejenigen, welche mit dem Druck von Mittheilungen an die Zeitungen beſchäftigt ſind. Dieſe Anſtalt iſt außerordentlich intereſſant. Sie befindet fich in einem lan

142 gen Zimmer und das Ausſehen der gedructen Worte wirb man

cooon

am beſten aus dem nachfolgeuben Facfimile entnehmen

etira in einem Winfel von 45° geneigten Berglehnen am Orunde Die Ufer eines Baches unmittelbar bilbeten, fanb hier eine ges

Das Ende iſt immer mit einem langen Strid bezeichnet.

ringe Erweiterung der Thalfläche um Aderbreite ſtatt, wogegen fich dann die mit Buchwalb bekleideten Abhänge ſteiler und fels

hieroglyphiſch bieß auefteht, ſo wird es doch von den auf die

Schrift eingeübten Søreibern fertig geleſen , und der Drud geht mit außerordentlicher Geſchwindigkeit vor fich , etma 1000 Buch ftaben in der Minute an zweihundert und mehr Meilen von einander entfernten Stationen , und zwar vermittelft Streifen Papier , die an den mit den Buchſtabenzeichen zuſammens

figer erhoben. Sene fleine halfläche biente ale Garten, an ihn ftief das Gebäude des Hans, welches ſein hohes unförmliches

Dach abgerechnet, einer Sennhütte einigermaßen , oder mehr noch einer der armſeligern Bauben des Rieſengebirges glich und außer dem Garten von einem Miſthaufen mit Trut- und Haushühnern unb mit Schmuß umgeben war ; fein Name war

treffenden Drten Durchbohrt find.

Koprilnizza-Han. Der Abend war wunderſchön, durch den Gefang

Man wil einen Theil des Gebäude für den Gebrauch jähr licher Subſcribenten einrichten , welche ein mit Zeitſchriften , tes legraphiſchen Depeſchen über die Preiſe der Eiſenbahnactien ?c.

ber Amſeln in den Büſchen noch gehoben . Da der Han an bem nach der Sonnenſeite gelegenen Abhange fich befand, war

verſehenes Zimmer haben.

Die Subſcribenten ſollen auch den

Der Boden rings umber von Schnee befreit, und es blühten bereits Frühlingsſafran , Nieswurz und Solüſſelblumen . ' So

ausſchließlichen Gebrauch von Privatſignalen haben, was ſie in

mild und friedlich die Umgebungen del fan& fich ausſprachen ,

den Stand feßen wird,

ſo roh und unfreundlich war deſſen Inneres beſchaffen .

mit ihren Correſpondenten durch eine

Art nur ihnen ſelbſt befannter Geheimſchrift zu verfehren.

Reiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Reiſenden. Zweiter Abſchnitt . ( Fortſeßung .)

Dieſer Paß iſt ſowohl wichtig als Waſſerſcheibe, als auch ale äußerſte Gränze der Bora , deren Herrſchaft jenſeits ein Ende hat, und ſcheint ſomit die Annahme zu beſtätigen , welche dieſem Winde in dem Mangel größerer Wälder, der fich bis hieber allgemein bemerkbar macht, ſeine Urſache ertheilt , welcher Mans gel freilich eben ſo gut auch als Wirfung der Bora betrachtet

werden dürfte ; außerdem aber bildet dieſer Paß auch die Gränzs heide Der Gebirgsart und der Vegetation . Mit einem Solage bietet fich hier eine überraſchende Veränderung der Scene bar, die uns plößlich aus des Karſtes Steinwüſte in den heimaths

liden Charakter nördlicher Alpenthäler verfeßt. 68 öffnet ſich der Proſpect in ein tiefes enges mit Nadelwaldung dicht befleis Detes Thal, das von den hohen in ihrer äußern Bildung Das Urgebirge deutlich berrathenben Berggipfeln bie herab noch tief in Schnee begraben lag. Der Dichte Walb, den ich nun unmittelbar nach Erreichung der Scharte betrat, beſtand aus

großen alten Bäumen der Ebeltanne (id. Jalla) , die übrigens in ihrem Wuchs von der unſerer Deutſchen Wälder etwas ber

ſchieben war ; ihre Höhe war nämlich geringer im Verhältniß

Das

idmußige enge rauchige Zimmer erfüllte eine Anzahl leute von abſchredenbem Ausſehen , deren mufifaliſche Unterhaltung mich,

ſo lange es noch Tag war, den Aufenthalt auf dem freilich etwas fühlen Scherbaf bem in ihrer Nähe vorziehen lieb.

Hier wurs

ben die geſammelten Pflanzen eingelegt, während mein Burſche eine Henne rupfte, die zum Abendmahle dienen ſollte; dieſes mußte indeß bei Einbruch Der Nacht in dem von Dunſt und Ungeziefer erfüllten Zimmer ſtatt finden ; ba hier für alle nur Ein Raum war,

richtete aud Duiſo ſein Nachtquartier bei uns zurecht.

Vor dem Effen wuſd ſich der Lürfe die Hände, nach dem Eſſen

auch Mund und Füße, worauf er aus dem Mantelſad das Fell einer wilden Ziege zum Vorſchein brachte, eß ausbreiiete in der Richtung nach Mecca und fidz, ſein Antliß nach der Kaaba ges wendet, auf den vorbern Rand desſelben ſtellte und ſein Gebet

verrichtete, nämlich die nach Einbruch der Dunkelheit treffenden fünf ? Refiats des Jaipija ; beim Beginn jedes Refiats ſtand er längere Zeit aufrecht da mit gefreuzten Armen, dann neigte er fich tief, morauf er fich zweimal mit dem Angeſicht auf den Bos den warf und dieſen füßte. Einige Zeit berharrte er ſodann fnieend, und als er fich endlich wieder erhob, ſah man ihn die

zehn ausgeſtredten Finger einen nach dem andern aufmerfjam betrachten , an denen er ſeine zehn Gebote Herzählte ; mit jedem Refiat wiederholte er dieſe fandlung .

Nach rerrichtetem Gebete wurde das Fell wieder in die Dem Ernfte, welchen der Muſelmann bei

zu der unförmlich diden Bafie beo foniſchen Stammes, teilen

Torbizza gepackt.

Aefte, gebrängt und lang, bis herab reichten ; dieſe alten Bäume

dieſen Handlungen beobachtete, verurſachte die geräuſchvolle Un terhaltung des größern Theiles der Geſellſchaft ſo wenig eine Störung, als fich dieſe durch die heilige Handlung in der Ans wendung ihrer muſikaliſchen Talente unterbrechen ließ . Heute war es ein Streichinſtrument, die hochgeprieſene Guzle ( Gußle, nach der Ausſprache Der Bosniafen) , die wie einſt die Zither die göttlichen Rhapſodien Homers, ſo bei den heutigen ſerbiſchen

zierte der Baumbart 1 wie in Deutſchland. Ein Gebirgebachy, Der den Weg durchſchnitt und von Schnee entblößte, brachte Diorittrümmer zuin Vorſchein, der Schnee lag über Sduh tief.

Auf dem ſchmal au& getretenen bießmal einzigen Pfade, der fich fanft an der Berglehne abwärts zog, begnegnete ich Heerben von Schafen und Rindvieh, welche nach Bilibrigh wanderten ; weiter nach unten zeigten fich einzelne Buchen- und Ahornbäume ;

Der Anblic des Ganzen erinnerte ſehr an die Gebirgøthäler des mähriſchen Geſenfe8. A18 wir nun 1200 — 1500 Fuß tiefer

Völferſtämmen die Geſänge begleitet, deren Gegenſtand die Bela denthaten ihrer Haibufe und ihrer Junafe bilden .

Da ſeit

obgleich es erſt vier Uhr war, zum Nachtquartier empfahl, ba

bem unberechenbaren Alter der Guzle, ungeachtet ihrer Beliebts heit bei den Serben , fein techniſches Talent daran gedacht hat, fie zu vervollkommnen , dürfte fte wohl als urſprüngliche Grund

der nächſte Han vor Einbruch der Nacht nicht zu erreichen war,

war mit einer einzigen Gaite beſpannt, und die ihm abgequälten

gelangt waren, erreichten wir einen einſamen şan, den Duſſo,

form der Geige unſere Beachtung verdienen.

und ich mich burch die Fatalitäten der beiden vorigen Abende ein für allemal von nächtlichen Reiſen hier zu Lande abſchreden habe laſſen. Während das bis hieher (und auch ſpäter wieder)

zurückgelegte Thal im Grunde feine Fläche barbot, da die beiden 1 Usnea barbata c. plicala Fries.

Das 3nftrument

· Crocus vernus All. var. parviflorus Gay, Helleborus odorus Wald. et Kit., Primula acaulis Jacqu. 2 Boué erwähnt 13 Refiats bei dem Jaipija, ſo oft ich aber Zeuge detſelben war, zählte ich nur 5 Nefiate.

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Töne entſprechen vollkommen dieſer Einfachheit. Obwohl man fic conſt in der Türfei zeitig der Nachtruhe zu überlaffen pflegt, ſo währte Doch in unſerm Quartier der Lärmen bie gegen Mit ternach, und als es endlich ſtiller murbe, verſcheuchte die un. mäßige Hiße, die der Dfen und die vielen Gäfte verbreiteten, ſo wie das Ungeziefer, den Schlummer. Den 11 April. 3n der Morgenbämmerung machten wir und zum Aufbruch fertig ; friſcher Schnee, der während der

wurde, iſt folgende : voran Der Pandur, Cabas ober wer ſonſt

als bewaffnete Bebedung bient ; bann fommt die Hauptperſon Ded Suges, zunächſt gefolgt von ihrem Pfeifenſtopfer, Sidhibufs Dſchi, und dann dem übrigen Troß der Diener. Der Rabi trug eine hellgrüne pelzgefütterte Pelice ober Raftan, das Haupt Decte ein ungeheurer Turban ; an der Seite hing ein frummer Säbel, und im Gürtel befanden fich außerbem ein anſchar

und zwei Piſtolen .

Hanſchar und Piſtolen trugen auch ſeine

Nacht gefallen war, dedte die Gegend weit und breit, ſogar der

Begleiter, und zwei derſelben zu Fuße auch Flinten, aber keine

Boden war gefroren . Der Weg, der ſich bisher auf dem rechten Thal gehänge befunden hatte, zog ſich vom Han aus an der linfen fort , und zwar wieder bergan, meiſt durch Laubwald . Der

langen , ſondern wie ſolche überhaupt in Bosnien vorzugweiſe im Gebrauche, kurze Kugelbüchſen mit edigem gezogenem Laufe. Die Tangen albaneftichen Flinten fteht man mehr bei Jägern,

Die Feleart

Doch iſt der Anſchlag und Schaft nicht von Eiſen , wie in Mons

Morgen war herrlich , ein reiner Wintermorgen .

beſtand, wo fie zu Tage trat, aus Diorit. 3mmer reizenber wurde die Gegend, je weiter wir auf dem Gebirgðrüden , wel. cher fich nach Nordoſt zog , gelangten, und ſo die Ausſicht auf Daß überſtiegene Gebirge, an das er fich rückwärts lehnte, unb die nach dem gegenüberliegenden am jenſeitigen Ufer des Vers baz, deſſen Shale wir uns nåberten , gewannen.

tenegro, ſondern von Holz. Bei jeder Art von Feuergewehren bebient man ſich ausſchließlich der Steinſchlöſſer. ( Schluß folgt . )

Etwas über das Alter der Denkmäler von Uimrud .

Auf der Höhe

dieſe Rüdens erreichten wir nach einer mühſeligen Paſſage Durch den tiefen Schnee, und manchem Durch das Stechenbleiben Der Laftpferde berurſachten Aufenthalt einen an , den Sniljaga Han, mitten im Walde. Von hier an ging es beſtändig ab

wärte, zugleich aber trat Porphyr auf, von Dunfel blaugraikr /

Farbe mit Uebergängen in Mandelſtein. Das Erſcheinen dieſer Porphyre an der Gränze der Kalfgebirge Dürfte Dein Geologen

keineðwegs unerwartet ſeyn, da es mit deren Vorfommen an der Gränze der juliſchen und noriſchen Alpen, z. B. bei Ralts waſſer unweit Tarvis in Kärnthen und ſelbſt mit den tiroler Porphyren im Zuſammenhange zu ftehen ſcheint, und einiges

Licht auf das Alter des binariſchen Alpenzuges verbreiten fann . 311 die vorherrſchende Buchenwaldung miſchten fidh allmählich Ahorne, Eſpen , Tannen und zwei Arten von Föhren, 1 qus

In der f. literariſchen Geſellſchaft zu London am 20 Januar hielt Hr. Birch einen Vortrag über die Entdedungen Layards in Aſſyrien . Die Trümmer von Nimrud gehören drei Perioden an, und prachtvolle Bauten , Paläſte, Tempel u. ſ. w. bezeichnen ſie alle, wie die drei Schichten von

Ruinen über einander beweiſen . Die zweite Schichte wurde augenſchein lich, wie die zu Khortabad, gewaltſam zerſtört; aber in der leßten und oberſten Schichte fand Hr. Layard Gegenſtände, welche eine genaue Ver

bindung zwiſchen Aſſyrien und Aegypten beweiſen . Platten von Glfen : bein in Badrelief ausgeſchnitten, zeigen die Eigenthümlichkeiten des ägyp tiſchen Coſtums und die Symbole des obern Landes ; fie ſcheinen von aſſyriſchen Künſtlern nach ägyptiſchen Modellen gearbeitet. Ør. Birch hält ſie für ziemlich gleichzeitig mit der 18ten Dynaſtie , glaubt wenig ſtens, daß fie nicht über das 10te Jahrhundert vor Chr., und drei Jahr: hunderte vor dem Fall Ninive's , hinaufreichen. Dunfles blaues Glas, eine Nachahmung von Lapis Lazuli , reiche Vergoldung und Hiero: glyphen , alles führt zu demſelben Schluß. Die außerordentlichſte Ents bedung find aber zwei Nahmen , von denen einer den neuen Namen Aubnu Ra, überragt von Federn und einer Scheibe, enthält. Ob dieß ein Rönig oder eine Gottheit iſt, muß erſt noch unterſucht werden, jedenfalls aber öffnet dieß foſtbare Denfmal ein intereſſantes Feld für weitere Forſdung , und wird vermuthlich zu merkwürdigen Ergebniſſen in der alten Geſchichte des Menſchengeſchlechts führen. (Liter. Gaz. 29 Jan.)

deren Didicht der Schlag der Droffeln und Amſeln erſchalte. Auch Nußhäher und ein Gichhörnchen zeigten fich. A18 wir uns gefähr 800 bis 1000 Fuß tiefer waren , wurde der Boden jan diger und Das Nabelholz vorherrſchend. Noch etwas weiter unten war dasſelbe in einer Strede von mehr als einer halben Quadratmeile durch Brand zerſtört. Das langſame Weiter fommen mit den Saumpferden hinberte, wie überhaupt auf dies ſer Reiſe, ſo namentlich hier, die Berechnung der Entfernungen

Schreiben eines deutſchen evangeliſchen Geiſtlichen aus

nach der Zeit , die wir auf unſere Märſche zu verwenden hatten.

Uordamerika.

Erft am untern Saume des verbrannten Walbe8 nahm der Schnee ein Ende, und der Boden, bald fanbig, bald thonig,

zeigte grünende Stellen und blühende Heide, Nießwurz, Hunde zahn und Schlüſſelblumen . ? Nun fam ein weißförniger, faſt janbiger Dolomit zum Vorſchein, und dieſer wechſelte bald mit Kalf, bald mit einem gelben, ſehr zerreiblichen Sandſtein, ähns lich dem Keuperſandſtein. Das Thal des Verbaz und vor ihm auf dem äußerſten Vorſprunge Des von uns zurücgelegten Ges

,

birgørüdens lag die Drtſchaft Pruſacz zu unſern Füßen . Hier begegnete und ein reifender Radi mit ſeinem Gefolge. Die

Ordnung , die hier zu Lande in den Aufzügen der Reifenben ftattfindet, und ſelbſt bei meinem einfachen Zuge beobachtet · Pinus Laricio Pair, und silvestris L. mit Acer platanoides und

Pseudoplatanus, Pinus Picea L. Populus tremula L und Fagus silva. tica L. 2 Erica carnea L , Helleborus odorus Waldst. et Kit., Erythronium Dens canis L. und Primula acaulis Jacqu. Hepatica nobilis, Corylus Avellana L. - An Mooſen : Barbula unguiculala Hedw. B. revoluta Schw . und Grimmia pulvinata Sm.

( Fortſeßung .)

Endlich wurden wir faſt zu gleicher Zeit nach zwei verſchiedenen Orten eingeladen , und nun trat zwiſchen und und meinem lange be freundeten Bruder Balzer eine Trennung ein. Die eine Einladung fam von St. Martins, 4 Meilen von hier und 10 Meilen vom Pfarrer Riß. 3d ritt hin, predigte, und die Leute unterſchrieben für mich 60 Dollars an jährlichem Gehalt , während der vorige Prediger kaum 30 erhalten hatte. Aber davon war nicht zu leben , und ſie ſahen das ſelbſt ein, · darum verſprachen ſie anzufragen , ob nicht in Waterloo , einer Stadt von etwa 1000 Ginwohnern , mit etwa 20 deutſchen Familien , eine Gemeine zu Stande zu bringen ſers. Das war ſchon wiederholt verſucht worden, aber nie gelungen, weil die Leute zu unchriftlich ivaren ; jeßt

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wollte es der Herr haben , und ſo mußten auf einmal die Ungläubigſten

ihre verſchiedenſten Gründe haben, einzuwilligen . Ich wurde eingeladen, dort zu predigen, that es, und man unterſchrieb ſofort ebenfallo 60 Dola lars. Am Neujahr zog ich hierher und hielt an beiden Orten meine Antrittsrede, nacidem ich hier ſchon eine Sylveſterandacht gehalten. Als

bald eröffnete ich auch eine Sdule, denn es waren vierzehnjährige Kinder da , die faum einen Buchfiaben und noch viel weniger den Namen Jeſu

fannten ; aber id; mußte die Shule anfangen ohne ein Buch, ohne

144

wo

on

Abholer bleiben fann. Ich hatte bisher etwa 15 Taufen, 3 Trauungen ,

Tijd, furz ohne alles, und meine gute Frau mußte die Hauswirthſchaft antreten , ohne auch nur ein Stück Rüchengeräthe, ſelbſt nicht einmal

3 Begräbniſſe und habe am Sonntag Nogate 10 Katechumenen confirs

einen Löffel zu haben. Denn unſre Bagage, obgleich vor ung in Neu:

mirt. Die Tare iſt für eine Taufe 1/2 Dollar, eine Trauung 2 Dollars

york eingeſchifft, war nod nicht da , und wir mußten einſtweilen alles

und ein Begräbniß 1 Dollar. Difertorien irgend einer Art find in Anerifa nicht üblich , auch nicht bei der Abendmahlsfeier ; doch liefern die Leute ſo manches ins Haus , und beſonders die draußen im Buſdie find in allen Stücken gefällig und zuvorfominend, nur das Trachten nach dem Reiche Gottes fehlt ihnen und ſie ſcheinen zu denken , der

zuſammenborgen .

Bis zum 14 März mußten wir auf unſre Sachen warten , denn das Dampfboot hatte am Cap Girardeau einen Led belommen , hatte alles auslaben und nach Cincinnati fahren müſſen , um fich wieder her: zuſtellen, war dort eingefroren, und konnte erſt im März die ausgelade nen Sachen nach St. Louis bringen. Wir waren in St. Louis als ich durch den Prediger Ireviranus unerwartet einen Wechſel von 90 Dollars

erhielt, ein Gnadengeſchenk des Königs von Preußen, ausgewirkt durch den Herrn General - Superintendenten H. Dao fam mir ſehr zurecht, denn der Transport der Sachen koſtete 70 Dollars und ich hätte ſie ſonſt nicht auslöſen fönnen . Alsdann waren auch gerade leute von St. Mars

tiug in der Stadt, welche die Kiſten ſogleid mitnahmen ; das war eine Freude , beſonders für meine gute Frau , die ihre Wirthſchaftsgeräthe,

Wäſche und Betren , und für die Kinder , die ihr Spielzeug und ihre Bilderbücher wieder ſahen. Glücklicherweiſe war alles wohl erhalten. Wir hatten in St. Louis auch die nöthigſten Meubels eingefauft, und

ſo waren wir denn endlich häuslich und gemüthlich eingerichtet. Aber der Winter war feine angenehme Zeit geweſen , denn unſre Kleidung war nicht für ihn geeignet ; alle warmen Sachen waren in den Kiſten, und im Hauſe war , wie in allen amerikaniſchen Häuſern, fein Dren ,

und wir hatten erſt jeßt einen in St. Louis faufen können. Zwar rer: ſorgten mich meine Kirchfinder ſehr reichlich mit Holz, aber wenn auch der Ramin glühte , ſo erwärmte fich doch die Stube nicht ordentlich, und man fror am Rüden, während man ſich vorn faſt verſengte ; aber der Herr gab uns frohen Muth und Geſundheit und da macht man ſo etwas ſchon durch. Klagen darüber werden hier ohnehin nur beladelt, weil Tauſende hier nie einen Ofen in ihrer Stube geſehen haben . Die

Holzverwüſtung iſt groß ; im Ramin brennt es Tag und Nacht , und man legt Klöße an, ſo ſchwer fie nur ein Mann ertragen kann, ja in den Farmhäuſern ? werden die Blöde mit Dohſen bis an die Stubenthür gebracht, und dann auf Rollen in den Ramin gewälzt. Die Deutſchen denn andere fennt man haben jedoch ſchon viel Defen , d. h. eiſerne aber eigenthümlich conſtruirt , ſo daß fie zum Heizen, hier nicht Rochen und Baden dienen ; der unſrige koſtet mit den nöthigen Keſſeln und Pfannen 14 Dollars . Im Uebrigen haben wir gar keine Noth gehabt , ſondern ſind mit guten nahrhaften Speiſen reichlich verſehen geweſen , denn Fleiſch iſt hier das allerbilligſte Nahrungsmittel ; wir haben auch ein Olas Bier trinfen und und vollſtändig einrichten können von dem, wag mir meine Schule eingetragen hat. Im Sommer aber ſchicken die Farmer ihre Kinder nicht zur Schule, und da haben wir freilich jest

!

Pfarrer folle fie ſelig beten. Sorgen für die Zukunft habe ich weder für mich noch für die Meinen, und es hat mich auch noch nicht gereut, daß ich hierher gegan :

gen bin , denn abgeſehen davon , was das Wichtigſte bleibt , der Herr

hat mich hierher geſchickt und wird mich nicht verlaſſen; ſo iſt es gewiß : wer in Amerifa nur arbeiten will, findet auch ſein Brod, und es ſtehen ihm hiezu die mannichfaltigſten Wege effen , Menſchenfräfte, leibliche und geiſtige ſind geſucht, und nicht wie in Europa im Ueberfluſſe vor: handen. Die Geiſtlichen haben nicht etwa alle ſo wenig Einkommen , wie wir hier im Weſten, wie es dann auch im Oſten allenthalben ſchöne Kirchen gibt. Ein Aber gibt es freilich überall; hier lebt der geringſte Farmer alle Tage beſſer, wie ein wohlhabender Bauer in Schleſien am Sonntage, aber man hat wenig Geld. Es iſt alles mehr Tauſchhandel und hinüber und herüber wird „ geſchwappt“, d. h. man fauft die eine Sache für die andere ; überall iſt freies , ungezwungenes Weſen. Da fragt und wundert ſich niemand, ob man im Rode reitet oder in Hemdármeln , ob man ſo oder ſo zu Pferde fißt, ob man ein !

1

Buch in der Hand trägt oder eine Holzart, oder der Frau Fleiſch oder Waſſer holt ; was man denkt , kann man auch ſagen . Das öffentliche Leben iſt wie ein Familienleben, und dieſes wieder wie ein öffentliches, und es iſt ganz bezeichnend, daß im Sommer alle Hausthüren und

Fenſter offen ſtehen , ſo daß der Vorbeigehende die Häuſer durch und durch ſieht ; eg fann nicht leicht einer mit Heimlichkeiten umgehen, ohne daß fie offenbar werden. Alle Gerichtsverhandlungen find öffentlich, aber es iſt nicht allemal angenehm , beſonders für einen verwöhnten deutſchen Herrn , daß eben nicht nur er , ſondern auch jeder andere ſagen darf,

was er will , und daß der Mann , der mir Holz hadt , dennoch ganz dasſelbe iſt und gleiche Rechte hat , wie ich , und daß , wenn er ſeine Arbeit verrichtet hat , er fich neben mich reßen und ſeine Pfeife rauchen kann, und am Ende über die bürgerlichen Angelegenheiten flüger ſpricht, wie ich . Bei manchen Deutſchen , die noch nicht lange im Laude find, und zu Hauſe vielleicht Knechte waren , artet dieß allerdings leicht in .

.

I

Anmaßung aus. Aber ſolche Burſche find leicht zu beſchämen und mit ihren eigenen Waffen zu dlagen. Die Volfsgunſt iſt leicht gewonnen, aber eben ſo leicht verloren, fie

fann ſich in zwei Tagen viermal ändern. Die Natur ift herrlich! Aber

nichts übrig ; ob ich noch länger als ein Jahr hier bleiben werde, weiß

geht man in dieſem prächtigen Walde

ich jeßt noch nicht. Sdwer würde ich mich zum Weggange entſchließen,

ſpazieren , ſo fommt man mit einem ſehr läſtigen Ungeziefer heim, den

da es hier recht eigentlich ein Miffionspoſten iſt, und meine Deutſchen

ſogenannten Spolzböcken , die ſich tief in das ſchwellende Gras auf den ſo riefirt man einen Schlangenbiß, hier ſehr ſelten wird ; genießt man

verwilderter find , wie die Heiden. Draußen in St. Martins geht es noch , aber hier wohnt ein gottloſes Volf.

Draußen habe ich eine fleine Blodfirche, die an 200 Menſchen faßt, die aber noch nicht ausgebaut , und daher auch ohne Kanzel iſt; auf einem Iritt ſteht ein bedeckter Tiſch , und an dem ſtehe ich. Hier pre dige ich im Gourthauſe, dem ich ganz nahe wohne, und der Präſidenten :

ſtuhl ift meine Ranzel. So gut aber hat man es an hundert Orten nicht hier im Weſten, denn der iſt erſt im Entwideln , und Illinois noch

ein ganz junger Staat, aber von vielen Deutſchen bewohnt. Der Kreis, von dem Waterloo der Courtfiß, iſt zu zwei Drittheile mit Deutſchen bevölfert ;

zu unſrer Freude iſt Bruder Valzer nur 10—12 (engl.) Meilen von uns

entfernt und beſucht ung fleißig, da ſeine Stellung ihn zur Anſchaffung

hier heißt es nur Burch

ins Fleiſch freſſen ; legt man fich Prairien wächst es mannshodh obgleich die Klapperſchlange auch die prachtvollen Abende nicht mit

aller Mäßigung und Vorſicht, ſo zieht man fich das furchtbare ameri faniſche Fieber zu. Man pflügt die wunderſchönen Blumen , aber fie .

riechen nicht; ſelbſt die Roſe hat nicht ganz den ſchönen Duft, wie in Deutſchland. Aber im Junius gewähren die vielen und mannichfaltigen Roſen eine Pracht, denn fie reichen hinauf bis in die Gipfel der Bäume. Unvergleichlich ſchöne Vögel , aber feinen Sänger : die beſten zwitſdern lieblich, die meiſten pfeifen und ſchreien unangenehm ; ſo iſt es faſt mit allen Dingen , und wem ein „ Aber“ leicht den Genuß verbitiert , der fann fich hier unglüdlich fühlen. Dennoch aber habe ich von ſehr

eines Pferdes nöthigte. 3o habe noch feines , weil die Martins'idhen

wenigen und meiſt nur von ſolchen , die betagt herein gekommen , oder

mich bereitwillig zu allen gottesdienſtlichen Handlungen abholen , meiſt

die in unangenehmen Familienverhältniffen leben , gehört , daß fie fich zurück wünſchen , was auch von Frauen der Farmer gilt, die noch nicht . ihre gewohnte deutſche Kücheneinrichtung beſchaffen können.

zu Wagen, weil ich meine Familie mitnehme und den Sonntag bei dem " Farm heißt jede Bejibung außer der Stadt, und alle Leute, die nicht in der Stadt wohnen , beifen Farmer.

Verlag der J. G. Gotta'ſchen Buchhandlung.

-

.

(Schluß folgt.)

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenman n.

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 37. Dr. ከ

12 Februar 1848.

Reiſen in der großen Sahara in dem Jahre 1845 und 1846 . Von Richardſon .

vor mehreren Jahren die Rede war, Coloniſten aus Malta , deren Sprache dem Arabiſchen Nordafrifa' ſehr nahe fteht, nach Der Nordküſte,

Endlich iſt dieß viel erwartete Werk Heraulgefommen, aber noch nicht vollſtändig, indem die Karte fehlt, weshalb ſich der

Verfaſſer ſehr entſchuldigt. Nidit minder entſchuldigt er ſich über Das Fragmentariſche" ſeines Werfs ; dieß legtere verlangt eine Erklärung, die vielleidt in Folgendem liegt, was das Athes näum , in welchem das Werk angezeigt iſt, mit dem Taft, der die engliſche Journaliſtit auszeichnet , nicht heraulhebt. Das Athenäum gibt bloß an, Hr . Richardſon ſey ale ter Corres ſpontent eines lontoner Journals (ter Limel ) gereißt. Dieß

iſt nur zu einem ſehr geringen Theile wahr, Denn wenn gleich die Reiſe feine großen Gelbopfer foſtete, ſo war doch die Auss gabe nicht im Verhältniß mit dein möglichen literariſchen Ertrag . Subem iſt es eine befannte Sache, daß Richardſon mehr im Auftrag der Anti - Slavery - Society reiste,

um den Gang

des Sklavenhandels in Nortafrifa fennen zu lernen ; allein nebenbei war er auch der Abgeſanbte der Regierung, was wohl ſchon aus dem Umſtanbe hervorgeht, daß er jeßt wieder als

Conſul der engliſchen Regierung nach Gabames geht, oder bes reits gegangen iſt. Die engliſche Regierung hat dort mehr als ein Handelsintereſſe, auch ein politiſches, indem eß darauf an-

fommt, zu verhindern , daß der Handel der Sahara nicht in die Hände der Franzoſen falle. Wir haben dieſen Gegenſtand ſchon in Nr. 2 von dieſem

Jahre bei Gelegenheit des Aufſtandes in Tripoli erwähnt ; der große Handel der Sahara geht nicht nach Algier, nicht einmal

nach Maroffo, und die Karawanenſtraße von Timbuctu über Tuat iſt nicht zu vergleichen die Daſen der Tibbus von da über Gabames Meiſter von Gabames

mit derjenigen, die von Kano aus über nach Murzuf in Fezzan und Ghat, und geht. So lange nicht die Franzoſen fich machen, werden fte Den Handel ber Sa-

namentlich nach Iripoli ſendete und gehörig

ſchüßte, ſo daß fie ein Nebengericht neben der türkiſchen Herrs ſchaft bilden fönnten . Geborne Engländer werden ſelbſt in Tris

poli , vielmeniger in Gabames und Fezzan, nie lange ausbauern, aber Malteſer fönnen ausbauern, und würden froh ſeyn , einen ſolchen Bedüber, wie England, im Rücken zu haben ; wie aber jeßt noch die Sachen ſtehen, hat fich England ganz mit den

Türken verbunden , und zu ſehr die innern arabiſchen Stämme gegen ſich. Die Franzoſen batten ſchon ſeit geraumer Zeit Uns terhändler im Innern, welche die Sache des Handels und die Richtung der Karawanen nach algieriſchem Gebiet eifrigſt ver folgten, namentlich ſtand ein Hr. Subtil mit dem im 3. 1842

ermordeten Abdel Dídhelil, Sultan von Fezzan, in enger Ver bindung .

Die Fürſten der Wüſte find die großen Handelbleute. Abdel- Dichelil hatte in fezjan mächtige Fabrifen errichtet und fremde Arbeitsleute fommen laſſen , um ſelbſt die Waaren, welche im Innern Afrika's verlangt werden, fertigen zu laſſen . 418 er ermordet wurde , und die Türfen mit einer Armee gegen Fezzan anrückten , verließ ſein Sohn dieſe Daſe mit ſeiner ganz zen Familie, und zog fich mit allen ſeinen Schäßen nach einer

der Tibbuoaſen zurück; die Kaufleute, die freunden Arbeiter, die fein Vater batte fommen laſſen , ſeine Freunde , ſeine Diener und ein Viertheil der Bevölferung folgten ihm. Fezzan wurde dadurch faſt ruinirt; die Rarawanen aus dem Innern famen

nicht mehr dahin , die Türfen bemächtigten ſich dieſer Daſe, aber ſie war ſo arm geworden , daß fie faum die Koſten der Beſeßung beſtritt. Abdel - Dichelil hatte idon mit Subtil einen Vertrag abgeſchloſſen , Demzufolge er einen Theil der Ras rawanen aus dem Innern nach Conſtantine gelenkt hätte. Dieſe

hara nicht beherrſchen, und ſelbſt dann faum, fie müßten denn,

Ausſicht fiel mit ſeinem Tode, aber ſein Sohn war geneigt, Den Plan von neuem aufzunehmen, nur blieb eine große Schwies

wie die Römer, auch nach Fezzan gehen . Daß es ſich gegenwär-

rigkeit übrig - Gabames, bas man nicht umgehen konnte, und

tig barum handelt, den Karawanenzug mehr nach franzöſiſchem

welches in den Händen der Türfen iſt.

Gebiet zu lenken , unterliegt keinem Zweifel, aber eben über dieſen Punkt wird Richardſon in ſeinem Buche, das ung bis jeßt noch nicht zugefommen iſt, ſich nicht geäußert haben. Englands Stellung in dieſem Kampfe iſt nicht ganz günftig, weil es auf dem afrifaniſchen Ufer feinen feſten Punft hat,

welcher in Tripoli ausgebrochen iſt, ſo müſſen dieſe auch aus Ga

Glückt der Aufſtand,

dames weichen , und dann haben die Franzoſen gewonnenes Spiel, denn Gabames iſt das große Entrepot für den Handel

des Innern mit den Barbaresfenſtaaten ; faſt alle Karawanen müſſen bieber, die Erzeugniſſe der europäiſchen Länder und der Barbareffen

und nur durch fremde Hände, namentlich durch die Türfen wirs

ſtaaten , welche nach dem innern Afrika geben , ſo wie die, welche

fen muß, welche hier, wie allenthalben in den arabiſchen Läntern , als brüdende Oberherren verhaßt ſind. Eine ganz andere Wendung möchte die Sache nehmen , wenn England, wovon ſchon

aus dem Innern, Que Bornu , Tibbu , Fezjan , Ghat, ja ſelbſt

von Tuat kommen, müſſen hier durch. Man begreift alſo das Intereſſe, welches England treibt, hieber einen Conſul zu ſens

wood

146

den , und Franfreid , beffen linterhändler längſt in Gabames geweſen find. Erſt wenn eine europäiſche Macht fich hier feſts ſeßt, wird dieſer Handel, welcher das Mittelmeer in zwei Perio-

den, unter den Römern und im Mittelalter , ſo belebte, wieder zur Blüthe fommen . Darüber wird wohl Richardſons Werk wenig enthalten , deſto mehr aber Angaben über die einzelnen Verhältniſſe, und wir werden ſeiner Zeit darauf zurücfommen .

Reiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Reiſenden.

und der Pekmes ; unter dieſem Namen verſteht man überhaupt gefochte8 Dbft, hier waren 8 Birnen : als Pekmed bekam ich

aber in der Folge meiſt ein Muß von eingefochten Zwetſchgen. Nach Siſche ließen wir das Gepäc vorangehen um ihm

einen Vorſprung zu geben ; ich aber unternahm mit Nicola eine Grcurſion nach dem von der Stadt nördlich gelegenen zur Rabos van-Rette gelegenen Berge. Duſſo machte zwar ſeine Vorſtelluns gen dagegen, daß ich ohne ſeine Begleitung ging, die ich für

überflüſſig erachtete, im Angeſicht der Stadt mich für ſicher hal tend .

In der Stadt fand ich die Tracht von der in livno iu ſo ferne verſchieben , als ich die weiße Farbe hier vorwaltenb

Zweiter Abſchnitt. ( Schluß . )

Ginen höchft pittoresfen Anblid gewährt Pruſacz mit ſeiner Burg. Nach der einen Seite gebietet es über ein enge8 Seiten: thal, während fich gegen den Verbaz zu der Abhang, auf Dein es erbaut iſt, allmählich abbacht. Von der Höhe, welche wir

herabfamen, geſehen nimmt es ſich als Mittelgrund zu der rei chen Waldbekleidung und den angenehmen Formen der Berg höhen vortrefflich aus . Ein rauſchender Bady durcheilt das Jhal zu ſeinen Füßen , von waltigen Höhen fich ergießend , und die Felemaſſen , die e8 einſchränken, durch ihre wunderlichen For men an die Ihåler der fränkiſchen Schweiz erinnernb, gewähren dem Bilde ohne Beihülfe der Phantaſie eine Vollendung , daß ich als Dilettant im Fache der Malerei vom Pferbe ſtieg, mein Skizzenbuch hervorſuchte , Duito voranreiten hieß, und ganz vers

geſſe110 daß ich mich in der Türfri befand, in flüchtigen Um riſſen die ſchöne Scene abzeichnete. Es war ein Glück, daß 1

mich bei dieſer Arbeit fein Zuſchauer überraſchte, ſonſt hätte

ich, wie ich in der Folge erfuhr, mein unvorſichtiges Beginnen theuer büßen fönnen .

Vor dem Orte ſah ich Landleute von der Frühlingewärme zu ländlicher Arbeit gerufen , weidende Heerden , Rinder und langhaarige trächtige Schafe. Der Weg durch die Ortſchaft und noch weiter hinab war gepflaſtert, allein in der Art, daß wir häufig abſigen mußten . Endlich über Wieſen und Weide triften, dann wieder Durd Weidens und Grlengebüſch allmähs lich bernieberſteigend , meiſt in tiefem Rothe , oft durch Bache

fand. Nicola äußerte gegen midy, daß er im Dialeft ber Leute einen Unterſchieb fänbe ;

das orbinäre Volf trug eine Art

von Joppen aus ſchmußig weißer Wolle. Der Menſchenſchlag zeigte fich ungemein groß, mager aber muskulös, mit ſtark ges bräunter Hautfarbe ; die in der Regel unſchönen Geſichter trus gen einen Garten Ausdruck. Da der Paſcha ein Verbot erlaj ſen, in den Städten Waffen zu tragen, vermißte man fie alge mein , während in Livno dieſes Verbot nicht ſo ſtreng beobach tet ſchien .

Der Berg auf dem ich ſammelte, beſtand aus Thonſdiefer, ungeachtet ſeiner jüblichen Lage war dennoch die Vegetation noch ſehr zurückgehalten , und meine Ausbeute in Folge beſſen gering. "1 Während meines Aufenthalte auf dem Berge, woman mich von der Stadt au

piablos umherſtreifen ſehen konnte,

hatte fich metr als ein neugieriger Zeuge meiner Beſchäftigung eingefunden ; als ich nun zurücfehrend die Stadt wieder betrat, empfing mid) eine Rotte des Pöbele mit Hohn- und Schimpf reden, endlich auch mit Steinrürfen ; beim erſten Wurfe, der mich traf, blieb ich ſtehen und trat dem Haufen entgegen , ſtatt eine ernſthaften Zuſammentreffens, das ich gewärtigte, zerſtob

die Maſe, indem die einzelnen ſich in die Häuſer und Neben gaſſen verloren oder gleichgültig, als ob nichts vorgefallen wäre, ihren Weg in der mir entgegengeſepten Richtung verfolgten . Am Wege nach dem van begegnete ich ber erſten Sürkin mit

verhülltem Haupte, deren Augen nicht einmal durch die ſchmale Lüde zwiſchen den Lüchern fichtbar wurden, ſo daß fie auf dem ſchlechten Pflaſter geneigten Kopfes borſichtig ſuchend ben geeig

und ausgetretene Gewäſſer, gelangten wir in die Thalebene des Verbaz, in deren Hintergrund Scopie am Fuße höherer bewal deter Berge, die bis weit herab ſchneerein waren , ſichtbar wurde." Auf dem Thonſchiefer, der ſpäter zum Vorſchein fam, war Nas

neten Flecf für ihren Tritt wählen mußte. In meiner Hoffnung, zu Hauſe nun ungeſtört meine geſammelteu Pflanzen einlegen

gelfluh aufgelagert .

zu fönnen, fand ich mich bald durch die zahlreichen Beſuche von

leber Aeder galoppirten wir nun dem Gepäcke voran nadis Scopie (auf den Karten auch als Vakup verzeichnet ) , einer

Stadt am Ufer des Verbaz von ungefähr 200 Häuſern , drei Minarets und einer ſchönen , ſteinernen Brüde, nach Boué's

Schägung 1700 par . Fuß über dem Meere. Der Han befindet

Patienten, die meine ärztliche Hülfe verlangten, getäuſcht. Ich ließ mich indeß von meiner Arbeit, die am Boden verrichtet werden mußte, nicht abhalten, wiewohl mir in dem engen Zim mer die Menge der Beſuchenden faum ben nöthigen Raum Dazu ließ ; es mögen unter dieſen , ſoviel ich aus der Kleidung ſchlies

fich unmittelbar bei dieſer , und enthält mehrere fleine Zimmer

Ben fonnte, einige Vornehme der Stadt fich befunden haben ;

zur Aufnahme der Fremden. 3 glaubte den Vortheil, ein beſonderes Zimmer zu bewohnen, hier zur Beſorguug meiner botaniſchen Geſchäfte gut benußen zu können, und beſchloß den Nachmittag hier zu verweilen , nachdem ich von der Vegetation Der ſchneefreien Anhöhe vor der Stadt meine Ausbeute geholt haben würde. Zuvor hielten wir unſer Mittagmahl . Dieſes begann abermals mit dem Lichimbur , den eingelaſſenen Eiern , die auf illyriſch hier auch Titfuſch heißen ; Dann kam ein ein

ſpäter wurde ich auch veranlaßt, einen Kranfenbeſuch auêwärts zu machen .

gemachtes, geräuchertes Fleiſch , Siſhenome genannt, dann Pilav

Abenbe befamen wir ale Roft geräuchertes Fleiſch, bann bie Halva, jenes befannte orientaliſche ſüße Gericht aus Mehl,

Butter und Honig bereitet, zuleßt Pilav und Scherbet; dieſer beſtand aus Honig und Waſſer ; nach abgehobener Tafel wurs 1 Die hier geſammelten Pflanzen waren :

Potentilla subacaulis .

Draba verna, Thlaspi praecox und perfoliatum L., Helleborus odorus Waldst . und Kit. ( in vorwaltender Menge ). Potentilla micrantha Rom . ,

1 Die Weiden , die noch nicht blühten , ſcheinen zu Salix alba L.. jll

Corydalis solida Sm . Veronica hederaefolia L. und Buxbaumii Ten , Pulmonaria Mönch TaraxacumL.,officinale Jacqu.,purpureum praecox Carex L. hirsulum Kit . W. et offi Glechorna cinalis , Lamium

gehören. An blühenden Pflanzen ſah ich : Cornus mascula L., Tussilago Farfara L., Petasites vulgaris Desf. Scilla bifolia L. , Fragaria micrantha

Bellis perennis L. Viola odorala flore albo , Erodium ciculariuin. An Mooren Barbula fallax Hedw. Orthotrichum anomalum Hedw. und

Rom . Adoxa moschatellina. Viola odorata und tricolor .

Grimmia apocarpa Hedw .

-vesia

147

den die Teppiche mit einem Beſen rein gefehrt und die Hände

gewaſchen .

30h ſah mich bie ſpät in die Nacht hinein noch mit Viſiten beläſtigt, die fich häufig damit begnügten , ihren Tſchibuk zu rauchen und mich anzuſehen ; noch läſtiger fiel die Mufit im anſtoßenden Zimmer. Dießmal war es eine Pfeife, die Svirala, die viel Aehnlichkeit im Tone mit den Nürnberger

Kindertrompeten hat, womit fich zwei Cabaſſe des Beziré um Die Wette amufirten, auch der Geſang blieb dabei nicht aus ; ic ichlief endlich, troß Mufik und Ungeziefer, doch ein.

CON

Bis unſer Effen fertig war, bereitete die freundliche Wirthin einſtweilen Kaffee. 3n ball wir oben betraten , In dem Zimmer, das bemerfte ich in Boonien zum erſten und ich glaube auch zum einzigen Male einen Spiegel, ohne Zweifel ein großes Kleinod für die Frau. Neben dem Dien befand fich ein Feuerherb mit Ramin , und außer dem gewöhnlichen türkiſchen Geräthe einen Garnhaſpel und eine hölzerne Truhe im Zimmer. Die kleinen Fenſterſcheiben waren theile mit lumpen, theils mit Olas, theile mit Papier verwahrt . Außer unſerer Henne befamen wir ges

Von Stopie bis Travnik, der Reſidenza

zucferten Rahm (Kaimak) , der von geſottener Milch abgehoben

ftadt des Vezire , die vor der Hand das Ziel meiner Reiſe war, werden nur 6 Stunden gerechnet ; um 5 Uhr brachen wir auf;

wird , und in einer beſondern Schüſſel aufgetragene Milch .

Der 12 April

68 regnete.

Die Umgegend von Skopie wird ihrer Fruchtbarfeit

und der guten Qualität des Obſtes wegen gerühmt, ich ſah meiſt nur Zwetſchgenbäume. Man findet hier ſehr reiche Gute befißer, und es ſoll manche geben , die an 100 Häuſer mit den dazu gehörigen Grundſtüden an die Bauern, meiſt Rajas, berpachten . Wir betraten nun durch ein Seitenthal den Gebirgsrüden zwi

ſchen dem Thale des Verbaz und dem der Laſhva, in weldem legtern Travnik liegt. Die Felſen beſtanden in Diorit und Shonſchiefer ; bas Ihal ber Dboraczfa -Rifa , welche wir aufwärts zogen,

war eng aber anmuthig , faſt ausſchließlich mit Hafels

Da

Brod, qu8 Mehl mit den Rleien gebacfen ,

war recht

ich machaft .

Nach Biſche um 12 uhr ſeßten wir unſere Nelſe långs dem Vache Romar fort, und erreichten faſt immer trabend in

zwei Stunden die Laſhva, und um halb 4 Uhr Travnik.

Uaturhiftoriſche Forſchungen in Sind. Das befannten deckungen anſtellte.

Athenäum vom 29 Januar enthält ein Schreiben von dem Geologen Rob. 3. Murchiſon , worin er über einige Ents Bericht erſtattet, welche fürzlich ein Capitán Vicary in Sind Das Schreiben des leßtern iſt aus Sabathu am Fuße der

ftauben bewachſen , deren Stämme fich durch ihr gerades Wache-

ſogenannten Siwalif-Berge. Capitán Vicary wurde von Sir Ch. Napier

thum und ihre glatte, weiße Rinde quezeichneten , wie fie im bayriſchen Hochlanbe zu Gebirgeftöcfen geſucht werden . Auch Grlen und Weiden umgeben den Weg ; die wenigen Blumen , die blühten, waren ſämmtlich beimathliche. !1

mit der Unterſuchung der geologiſdzen Verhältniſſe von Sind beauftragt, und ſeine Nachforſchungen werfen ein großes Licht auf die Ausdehnung und Verhältniſſe der großen nummulitiſchen Formation, welche fich von Aegypten über Bagdad nach Perfien ausdehnt, und die Hauptmaffe der Meridianfette am rechten Ufer des Indu8 bildet. Viele Proben der

Nachdem wir brei Stunden ziemlich raſch geritten waren , da uns das Gepäd nicht aufhielt, erreichten wir mit einer ſtei lern Anhöhe den Pab, der die Waſſerſcheide zwiſchen dem Verbaz und der Laſhva bildet. Dieſe Höhe war mit Buchenbäu-

organiſchen Ueberreſte dieſer Gebirge und der merkwürdigen Tertiär

men bon beträchtlichem Umfange bewachſen , an deren Fuße das Pterogonium filiforme Sm. Die Rinde bebecte ; die oberſten

langnaſiges Krokodil, das in einem Theil der tertiären Siwalif-Schichten

Regionen , vielleicht 3000 Fuß hoch, waren beſchneit. Eben ſo

Cautley und Falconer ſo ſehr bereichert wurde. Beim Sammeln leben : ber Pflanzen in Sind hat Capitän Vicary ,, entdeckt, daß fie aus indi: ſchen Formen beſtehen, gemiſcht mit denen aus Perfien, Arabien, Afrifa , namentiich aus Aegypten ; mehrere Species des leßtern Landes find abſolut identiſch mit denen von Sind. “ Für den Geologen , welcher diefelbe nummulitiſche Formation vom Nil bis zum Inbus verfolgte, iſt dieß intereſſant, indem es zeigt, daß wie dieſe beiden entlegenen Gegen

fteil, allein minder tief, ying e8 wieder bergab nach dem Bache

jenſeite, der Komar heißt. Hier erreichten wir einen einſamen Han , wo die Pferde mit dem Gepäcke übernachtet hatten . Wir waren nicht wenig erſtaunt , dieſe jammt ihrem Führer hier

noch anzutreffen, und ſelbſt Duſlo war darüber ſo aufgebracht, daß ich ihn hier zum erſtenmale lebhaft zanken hörte. Er ſoll, wie mir Nicola jagte, fogar mit der Baftonnade gebroht haben,

Der Kyriante ſuchte feine Saumſeligfeit mit der Audrebe zu entſchuldigen, daß er niemanden gehabt habe, der ihm das Gepåd aufladen half. Nun half aber Duſlo , und die Pferde

ablagerungen an der Oſtſeite wurden geſammelt, und eine Auswahl derſelben iſt jeßt auf dem Wege nach England. Unter den neueſten Entdeckungen des Capitän Vicary in der Nähe von Sabathu iſt ein vorfommt, von woher das brittiſde Muſeum durch die Forſchungen von

den früher mit einem von der gleichen Fauna belebten Meere bebedt

geweſen ſeyn müſſen, ſo in dem jeßigen Landzuſtande der untere Boden von Sind und Aegypten , welcher fortläuft und durch keine großen

natürlichen Schranfen getrennt iſt, durch eine auffallende Aehnlichkeit der lebenden Flora in beiden Ländern bezeichnet ift.

waren bald auf dem Wege nadh Travnik. Da wir unſern durch den tiefen Koth ermüdeten Reitpferben Ruhe und Futter gönnen

Schreiben eines deutſchen evangeliſchen Geiftlichen aus

mußten , trafen wir Anſtalten zu einem Mittagmahle. Der Hans ſchia rrar nicht zu Hauſe ; ſeine Frau, eine hübſche Kofette, war indeß aufe beſte bemüht unfern Anforderungen Genüge zu leiften . Da ihr Haußgeflügel im Freien nicht einzufangen war, hieß ſie uns die zur Mahlzeit beſtimmte Henne durch einen Schuß erlegen, und bat uns zugleich auch für ihren Mann eine zu ſchießen . Den getödteten Thieren ſchnitt fie den Kopf mit

Uordamerika.

großer Gilfertigfeit ab, obgleich Chriſten dem türkiſchen Gebote

Folge leiſten , demgemäß die zur Nahrung beſtimmten Thiere fich verbluten müſſen . Debgleichen weigern ſich auch in Bos nien die Chriſten eben ſo gut als die Türfen , Leber und Ma gen mit den Hühnern zu fochen . 1 Galanthus nivalis L. , Scilla bifolia L., Corydalis solida Sm ., Chrysosplenium alternifolium .

(Schluß .)

Wir haben ein ſogenanntes Farmhaus gemiethet und bezahlen vier

Dollars monatlich, für ung viel , obgleich keine billigere Wohnung zu finden war , an ſich aber wenig , denn wir haben ein Haus , welches unten die Schulſtube, daneben ein Stübchen, hinter der Schulſtube ein großes Vorhaus und daneben eine Rüchenſtube hat ; oben iſt eine Stube

von zwei Fenſtern und daneben zwei Schlafcabinette, beide mit Fenſtern , und neben der Stube noch ein großer Rammerraum. Ferner hat es einen Holzſchuppen , der aber ſo gut iſt, daß er zu allem gebraucht werden

fann : denn das Holz fann man hier eigentlich ruhig auf der Straße liegen laſſen, genommen wird nichts ; verſchloſſen wird eigentlich weniger vor Dieben als vor Neugierigen. Ferner haben wir einen ſehr großen

Garten, der uns reiđslid mit Gemüſe und Kartoffeln verſorgt, und eine große Vieh-Yard , D. h . einen eingezäumten Raum für Dieh, der hier

148

wooo

ſehr nöthig iſt, weil man ſich wenigſtens eine Ruh halten und einen Plaß haben muß, wo man bas Ralb holt , damit die Kuh nach Hauſe fommt Fid melfen zu laſſen ; denn hat ſie fein Ralb daheim, ſo bleibt fie, reichte man ihr auď das herrlichſte Futter , im Buſche. Die Ruh foſtet eigentlich gar nichts, ſondern nur dad Kalb täglich etwa 2 Cents, wofür uns die Ruh ſo reichlich Milch gibt, daß wir vollauf haben, und auch noch Käſe und Butter machen ; unſre Kuh, die eine ſehr gute iſt, !

foſtet ſammt Ralb 9 Dollars, fie würde aber jeden andern 10 gekoſtet haben, worauð man den Preis des Viehes entnehmen fann . Der Preis der Pferde iſt ſehr verſchieden , von 10 bis zu 50 Dollars, weniger nach

dem Werthe bes Pferdes als nad ter jedesmaligen Geldverlegenheit,

er holt zum Begräbniß , denn länger als höchſtens 36 Stunden fann hier feine Leiche liegen, weil ſie von der Stunde des Todes an in Ver:

weſung tritt , und muß oft idon unter 24 Stunden beerdigt werden . Die Hiße iſt im Somme: groß ; wir hatten dieſe Woche beſtandig 32-33 Gr. R. im Schatten . Gut daß die Tage nicht ſo lang am längſten Tage geht die Sonne 7 Uhr 27 Minuten unter

und die

Abende erfriſchend find ; ießt werden wir anfangen im Buſche Früchte zu ſammeln , denn da gibt es mancherlei Veeren , Weintrauben und viererlei Nüſſe und andere Früchte. Da nun der Zuder ſehr billig iſt, ſo fehlt es bei Tiſche nicht an Gingemachtem . Die Melonen wachſen auf dem Felde, wie in Deutſchland die Kürbiſſe. Welchen Umfang das !

um derentwillen es verkauft wird , ſowie nach der baaren oder nicht

gepflanzte Gemüſe befommt , das kann man fic faum vorſtellen ; ich

baaren Bezahlung, und ob bald, oder in ſechs Monaten. Hier fällt es nämlich wenigen ein , baldige Bezahlung zu fordern. Seche Monate Wartezeit verſteht ſich ſo von ſelbſt, daß man darüber gar nicht erſt ein

wollte es beim Anpflanzen nicht glauben, und hatte wenigſtens um das Doppelte zu viel Pflanzen geſteckt. Der Mais , hier ſchlechtweg Korn genannt , wird ſo hoch, daß man Mann und Pferd darin nicht ſieht, wenn er durdritten wird . Die Gaſtfreundſchaft iſt ſo allgemein , daß der Reiſende, welcher Hunger hat, ohne Umſtände in die erſte beſte Farm geht, und zu Ofſen befommt. Findet fich viel Geſellſchaft ein und der Tiſch iſt zu flein, ſo

Wort verliert.

Von Unbekannten läßt man ſich nur eine Note darüber

geben ; die wird aber nicht auf Stempelpapier geſchrieben , was hier nicht eriſtirt, ſondern allenfalls auf ein Stüc Papier , wie eine Hand

groß, mit Bleiſtift die Worte : an N. N. 5 Dollars ſtuldig , zahlbar den 4 November (Namen : Unterſchrift.) Gibt man ai 5 November dieſen Wiſch einem Squire mit der Anzeige , daß der N. N. nicht bezahlt hat, ſo iſt drei Stunden darauf das Geld durch einen Conſtabler eingetrieben, oder der Sculdner gepfändet. Man empfängt binnen adat Tagen ſein Geld, und hat übrigens ſide weder zu bebanfen, ned etwas an Roſten zu zahlen ; das gibt hier jeder Nameno-Unterſchrift außer ordentlichen Berth. Was würde in Deutſdland jemand z. B. darauf geben, wenn 20 Männer in einem Drte auf einem halben Bogen Papier, der die einfache Ueberſchrift hat : Namen derer , tie zur Beſcltung des Pfarrer N. N. beitragen wollen , einzelne Summen unterzeidneten und noch zum Theil mit Bleiſtift? Das iſt hier die Vocation, und man hat dann lange nichi ſo viel Schwierigkeit , das Unterſchriebene zu empfan gen , als in Deutſớland oft bei einer Vocation auf Stempelpapier. Die von Martins verſprachen mir nebenbei, mir alles Holz zu liefern , und haben das mündliche Verſpreden getreu gehalten. Holz gibt 16 zwar genug, und jeder fann es nad Belieben holen ; aber dad fållen ift dat Edwierige .

Die allergrößten Rüdid ten erfahren hier die Frauen , und jete linart gegen das weibliche Gejdledt wird nicht allein durch die Berede, ſondern auch durch die allgemeine Stimme ftreng beſtraft.

Das Weſentlichſte iſt in allen Dingen Freiheit der Perfon , teo Gedanfens und Wortes, und Schuß des Eigenthums. Auch gottesdienſte liche Störungen werden ſehr ſtreng beſtraft, ſelbſt die Störung häu8s licher Anbadt, eine ſehr heilſame Einrichtung bei den zahlloſen Seiten, die es hier gibt , und den Chriſtus-Feinden , die zahlreid genug ſind ; es gibt unter den Amerifanern nicht gerade wenige, die nicht getauft find, und ſelbſt manche Deutſche laſſen ihre Kinder nid )t taufen . Auch

eñen erſt die Männer, dann die Frauen und endlich die Kinder , alles

ohne Ceremonie, die man hier nicht fennt. Im Winter hatten wir an ich predige nämlich an den Sonntagen , wo hier Gottesdienſt war beiden Orten abwechſelnd -- oft auch große Geſellſchaft zu Tiſche, alsdann haben ſie mir aber alles reichlich erſeßt. Meine Schüler und Schülerin nen kommen im Winter meiſt zu Pferde ; denn manche haben 5-6 Meis

len, und hier reitet allee, ſo daß ein Fußgänger eine ſeltene Erſcheinung iſt. Zur Negenzeit iſt der Soth fo tief , daß ſelbſt hier in der Stadt die Leute ſich zu Pferde beſuchen ; dieſe iſt nämlid noch ſehr jung und hat noch fein Steinrflaſter. Auch hat ſie noch feine Stadtrechte, heißt daher Village, was aber als Dorf überſeßt, falſch iſt, weil ein Village fid; von einer Stadt nicht durch das Ausſehen , ſondern durd gewiſſe polizeiliche Giuriditungen vor dem Gefeß unterſcheidet, obgleich das Wort „ Peliget" hier faum angewandt werden kann. Nein gehalten tverben die Straßen durch die Schweine , die nichte liegen laſſen ; fie werden gezeichnet und dann laufen gelaſſen. Gewöhnlich kommen fie line wenn ſie Junge haben , zum Eigenthümer. Wil er ſie zur andern Beit, ſo muß er fie ſuchen , und ſo hält man es mit allem Vieh, daher hat eine Farm von etwa 40 Axfern oft über 100 Stud Federvieh, 30– 40 Gdyweine, 12-15 Stüc Nindvieh und 6–8 Pferde. Unſre Poſteinrichtungen ſind ſehr einfach , und für einfache Briefe

febr angenehm , aber mit Padeten ſehr mangelhaft, weil die Poft feine Garantie dafür übernimmt , und alles , was nicht einfacher Brief iſt, aud enorm theuer kommit. Poſtmeiſter und Secretar fann jeder werden,

fünf, das andere drei Jahr alt war. Deutſche Aerzte ftehen in großer

der leſen und idreiben, und die nöthige Caution erlegen fann ; leßtere heißt hier Secure, Bürgſchaft. Sie beſteht übrigens nicht nothwendig in Gelde , denn es fönnen ſie zwei Bürger durch einfache Unterſchrift leiſten, die hier bei allen öffentlichen Aemtern gilt, eben weil jeder als

Adhtung und werden enorm bezahlt ; wir haben in Waterlov drei dents

Bewerber um ſolche auftreten fann .

ide und vier amerikaniſche Aerzte , und alle verdienen viel Geld , denn wer unwohl wird, geht gleich zum Doctor, aus Furdt vor dem ameri:

ich Schule, habe jeßt freilich nur die fteben Kinder aus Waterloo , da

meine erſten Taufen hier vollzog ich an zwei Geſchwiſtern , wovon eins

faniſchen Fieber , das ſehr hartnädig und zermalmend iſt. Jeder Arzt hat nur Gott und ſeinem Gewiſſen , aber feinem Menſchen Rechenſchaft zu geben.

Der Krieg incommodirt und nicht; auf den erſten Nuf ſtellten ſich

mehr Freiwillige ale gebraudt wurden , und ſeitdem die auemarſdirt find, leſen wir vom Kriege nur in den Zeitungen. Am Tage vor dem Ausmarſche war feierlicher Gottesdienſt in der Methodiſtenfire , mo deren Prediger die engliſde, ich die deutſde Predigt hielt. Neben muß

Zeit bleibt mir wenig übrig. Von 8–12 und von 1—3 Uhr halte die Buſchfinder bei der Ernte find, Mittwoch Abende halte ich Bibel ftunde in meinem Hauſe , Sonntag öffentliden Gottesdienſt. Und wie viel iſt erſt im Hauſe zu thun , denn gar vieles , wag man ſich in Deutſchland machen läßt , muß hier der Hausherr ſelbſt machen , und zivar auch der reichſte, will er ſich nicht auslachen laſſen als ein Menid,

der ſich nicht zu helfen weiß. „ Help your self" (Hilf dir ſelbit ), iſt das bezeichnende amerifaniſche Sprüchwort. Was habe ich ſchon alles

man hier freilich lernen , denn eft muß man im Augenblick eine Rede

felbft gemacht und wie freundlich find gegen mich die Leute doch noch immer geweſen, und insbeſondere auch mein Kirchenvorſcher, Namens

halten , weil fein Menſch daran denft , etwas vorher zu beſiellen. So

Stroh , ein Schneider und Kaufmann ; auch der von Vartine iſt ein

unter andern bei Trauungen ; da fommt das Paar, bringt die licenz und tritt ſogleich hin, fich trauen zu laſſen, mas hier übrigens geſeßlich nicht

bayern und Heſſen : Darmſtädter. Einen Preußen habe ich hier nicht

einmal erforderlich iſt. Da kommt ein Reiter mit einem Handpferde an ;

gefunden .

Verlag der J. G. Gotta'ſchen Buchhandlung.

retliches bieteres Herz.

Meine Gemeindeglieder find meiſtens Rhein

Verantwortlicher Nedacteur Dr. Gd. W i denmann .

Das Ausla n d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker . I.

u . 38.

14 Februar 1848.

Brüſſel.

und Uebertreibung fund gibt, und ihn ſo gewiſſermaßen in die Mitte zeichen den Deutſchen und Franzoſen ſtellt.

Ein hiſtoriſch .- ethnographiſch - ſtatiſtiſches Bild von Karl .

von Keſſel.

Wenn man von einein Volfe ſpricht und deſſen Sitten und Gebräuche, deſſen politiſches und ſociales Leben ſchildern will, ſo erſcheint es, bevor man in dieſe Eigenheiten eingeht, wohl nicht unangemeſſen zuerſt in wenigen allgemeinen Zügen die Umriſſe dieſes Bildes anzubeuten und, um uns eines techniſchen Ausdruds zu bedienen, den Leſer mit dem Localton desſelben befannt zu machen .

Es möge baber auch hier eine ſolche Gins

leitung geſtattet ſeyn , und wenn gleich die Kürze des Raums nur einige flüchtige Anbeutungen erlaubt, ſo dürften dieſelben

zur Verſtändigung des Nädſtfolgenden doch nicht ganz nuklos erſcheinen

Belgien iſt ein Land, über das bereits viel geſdrie-

ben und geſprochen worden iſt. Ein wunderbares Gemiſch von Antifem und Modernem , von politiſcher Freiheit und geiſtigem

Drud ; ein neuerwachtes Streben des urſprünglich deutſchen Geis

Will man übrigens einen tiefen und gründlichen Blick in das Volfsleben thun, ſo muß man ſich in große volfreiche Städte begeben ; hier allein finden ſidi alle jene Elemente ver einigt, die zu einer ſolchen Beurtheilung nothwendig ſind : bas Gute wie das Schlechte, das Rohe wie das Zarte, das Erhas bene wie das Gemeine treten an ſolchen Orten in einer die bun teſten Schattirungen Darbietenden Beweglichkeit hervor, und aus dieſen Chaos einer nimmer raſtenben Entfaltung, eines beſtändigen Gebärens, eines unaufhörlichen Ab- und Zuſtrömens geſtalten ſich die Handlungen der Menſchen , ihre Wünſde, ihre Neigungen am flarſten und deutlichten . Aus dieſem Grunde

hoffen wir auch durch eine Beſchreibung Brüſſels dem Leſer den Vortheil zu bieten , dadurch zugleich eine richtige Anſchauung der ſocialen Geſammtzuſtände Belgien zu gewinnen, die ſich gerade hier mehr wie in jedem anderen Lande concentriren , unb nady ben verſchiedenſten Richtungen hin mit ihren lidt- und Schatten

ſte8 und dieſem gegenüber wieder ein gänzlicher Indifferentißmuß oder zur Schau getragene Antipathien : dieß ſind die heterogenen Elemente welchen wir begegnen, und die uns als Material dienen , um daraus ein erfennbared Bild zuſammenzuſeßen .

ſeiten erkennbar und deutlich hervortreten . Brüſſel gehört mit zu den älteſten Städten . Den vorhan denen lieberlieferungen gemäß leitet dieſelbe ihren Namen von

Für den Deutſchen , ber fich gern in die Grinnerungen ſeiner

erſten Anſiedelungen ſtattfanden, mit Geſträuch bewachſen war, und einen Theil des Waldes von Soigne, auch Zonien - Boſch

Geſchichte verſenkt, und der dem Germanenthum überall wo er es findet mit warmer Begeiſterung als einem ihn zugehörenDen Element entgegentritt, für den Deutſchen hat das fleine Belgien mit ſeinen uralten Städten, wo heimiſche Sitte herrſchte, mit ſeinen ehrwürdigen Domen , die theilweiſe herrliches Zeugniß Deutſcher Kunſt ablegen , mit ſeinen Provinzen, in denen noch jest die Laute der deutſchen Sprache in Sdrift und Wort Gis genthum des Volke$ find, ein beſonderes Intereſſe, und er liebt e fichbarin umzuſchauen und mit deſſen Eigenthümlichkeiten vertraut zu machen . Werfen wir nun einen flüchtigen Blick auf die Bewohner dieſes kleinen, an gewerblicher Thätigkeit ſo reichen , mit ſchönen Städten und großen Dörfern dicht beſepten

broussailles (Geſtrüpp ) ab, da die Inſel St. Gery , wo die genannt, bilbete, weil die Ureinwohner baſelbſt zu Ghren des die Erde erbellenden, erwärmenden und belebenden Gottes einen

Tempel errichtet hatten, bis dieſen gegen das Jahr 600 durch ben Biſchof St. Gery von Arras und Cambrai das Evangelium gepredigt und ſie eines Beſſern belehrt wurden .

Im Laufe der

Zeit iſt auch Brüſſel rom Wechſel der Ereigniſſe nicht verſchont geblieben, und manche Verheerungen haben es betroffen, ohne daß jedoch dadurch das Wachsthum der Stadt und das Empor blühen derſelben verhindert worden wäre.

So wüthete in den Jah

Landes, ſo muß der Berichterſtatter, wenn er gerecht ſeyn will, bekennen , daß ihm durchgängig ein bieberes, nüchternes, fleißis ges und dem Gefeß gehorſames Volk entgegentritt. Im Chas

ren 1480 und 1666 die Peſt, und raffte gegen 30,000 Menſchen fort, und am 13 Auguft des Jahres 1695 wurden in Folge eines 48ſtündigen Bombardements, welches der franzöſiſche Mar ſchall Villeroi ausführen ließ, gegen 4000 Häuſer der Stadt eingeäſchert. Gegenwärtig umfaßt Brüſſel mit Einſchluß der

rakter des Belgiere zeigen fich überwiegend jene Eigenthümliche feiten , welche dem Niederländer eigen ſind, nur mit dem gün-

Vorſlābte, von denen die von Namur und Schacrbeck die volf reichſten und ſchönſten ſind, gegen 160,000 Einwohner, unter

ftigen Unterſchied, daß durch die Vermiſchung des Deutſchen ober

ihnen gegen 10,000 Deutſche, welche ſich hier gewerblich nieder gelaſſen haben.

.

flämiſchen Elements mit dem franzöſiſchen oder walloniſchen Das Phlegma von jenem bei ihm nicht ſo vorherrſchend hervors

Die Lage Brüſſels iſt amphitheatraliſc , ihr weſtlicher Theil

tritt, und mehr einer behaglichen Lebensthätigfeit Plaß macht,

liegt auf Anhöhen, deren Plateau fich faſt bis zur Höhe von 200

die fich überall in ferniger und geſunder Weiſe, ohne Ungeſtüm

Fuß erhebt, während ſich die drei übrigen Seiten in der Ebene

150

wo

ausbreiten . Es umſchließt einen Raum von etwa 2 Stunden und hat die Geſtalt einer Birne, deren Stiel das Thor von Hal bildet. A18 Einfaſſung des Ganzen ziehen ſich ringe um die Stadt, in Form breiter Spaziergange, die mit doppelten Reihen ſchattiger Bäume beſeßten Boulevards ; ſte dienen als Hauptpromenaden für die Bevölferung, und bei nur einigermaßen günſtigem Wetter bieten fte das bunte und anziehende Bild eines aus allen Claſſen der Bevölferung und aus den verſchiedenſten Nationen zuſammens gejeßten Corſo dar , deſſen reger Beweglichfeit erſt die Nacht ein Ende macht. In der neueſten Zeit hat das äußere Anſehn der Metropolitane Belgiens fedeutend gewonnen.

Es iſt viel

gebaut worden ; mehrere neue öffentliche Pläße find entſtanden , auf welchen fich kunſtvolle Monumente und Statuen erheben , die theils in der ältern , theils in der neuern Geſchichte des

Landes ihre Deutung finden ; im Innern derſelben herrſcht reges Leben und ein ununterbrochener Verkehr, denn Brüſſel iſt nicht allein ale ber Centralpunft des belgiſchen Binnen handels zu betrachten, ſondern e8 nimmt auch in induſtrieller Beziehung

mit einen der erſten Pläße ein, wovon die vorjährige Induſtries Ausſtellung einen unzweideutigen Beweis lieferte, indem fich an Derſelben nicht weniger als 322 Induſtrielle, mithin ungefähr ein Drittel der Geſammtzahl betheiligten . Wie die Durchgängig bei allen alten Städten der Fall iſt, ſo findet man audy in der Hauptſtadt Belgiens nur wenige gerade, geräumige und breite Straßen, und die Lage der Stadt auf einem ſehr unebenen Terrain erſchwert die Communication und iſt nicht ſelten er mübend : Dennoch werden dieſe Nachtheile durch die Reinlichkeit,

windenden Drachen niebertritt. Eine offene Galerie umgibt die ganze Länge der obern Façade, von welcher auß man durch

eine Treppe in die innern Abtheilungen gelangt.

Am Fuße

derſelben ruhen zwei Lömen , die mit Briefen gefüllte Schilder halten, beren Sinn die Buchſtaben S P QB (ber Senat und Das Volf von Brüſſel) andeuten . Die innern Gemächer find mit ſchönen Gemälden , funſtooll gearbeiteten Plafonde und hochs ſchäftigen Tapeten nach den Zeichnungen von Carl Lebrun bers

ſehen. Beſonders gilt dieß von dem Saale, wo fich ſonſt die Staaten von Brabant verſammelten, von dem ſogenannten Cons ferenzzimmer und von der Scaffammer. In erſterem befindet fich ein werthvolles Decengemälde von Janſen , eine Verſamm lung der Götter Darſtellend, im zweiten fieht man ein Freskos

gemälde desſelben Meiſters, die drei Abſtufungen der alten Ge neralſtaaten in allegoriſchen Figuren dargeſtellt, und im dritten Saale fieht man Maria Therefta zu Pferde, gemalt von Milé, und Abraham in dem Augenblic, moer Agar auf Bitten ſeis

ner Frau zurückſendet. Die Galerie, welche zu dieſen Gemächern führt , iſt mit verſchiebenen Portraite Philipp , den Guten , Karl V ,

Philipp II, De8 Grzherzoge Albert und beffen Gemahlin 3ſabella

und mehrere andere Beherrſcher der Niederlanden Darſtellend geziert. Dem Stadthaus gegenüber fteht das ſogenannte Brobhaus, ein uraltes Gebäude, welches bis zum 15ten Jahrhundert als

Rathhaus diente, woſelbſt im Jahre 1131 Der Papſt Innocent II und der heilige Bernhard v . Clairvaur zurei Tage lang bewirthet wurden, und in welchem endlich die unglüdlichen Grafen von

Reiſende vergißt dieſe Inconſequenzen bei den mannichfachen Abwechjelungen , welche ſich dem Auge Darbieten , wenn ſein Fuß

Forne unb Egmont vor ihrer Hinrichtung ihre leßten Stunden zubrachten , al man fte von Oent nach Brüſſel geführt hatte. Zur Erinnerung an die im 3. 1489 Durch Peſt und Hungere

die mit dönen und prachtvollen Läden reich geſchmücten Stra

noth angerichteten Verheerungen wurde durch die 3nfantin 3fa

ben durchwandert und er in einem berhältnismäßig fleinen Raum ſo vielen Gegenſtänden begegnet, welche der Kunſt- und Schönheitefinn der verſchiedenſten Zeitalter repräſentiren , die und das Antife und Moderne oft in meiſterhafter Vollendung zeigen und denſelben durch die hiſtoriſchen Erinnerungen, die

bella im 3. 1625 auß Dankbarfeit für den Schuß, welchen die . Jungfrau der Stadt in jener bedrängten Zeit verliehen haben ſollte, die obere Front desſelben mit deren Statue verziert und mit der in großen Metallettern noch ießt bort befindlichen Inſchrift: „ A Peste Fama Et Libera Nos Maria Pacis“ ver ſehen. Durch das Bombardement von 1695 litt auch dieſes uralte Gebäude ungemein, und ſein gothiſches Anſehen iſt leider bei den nachfolgenden Reparaturen größtentheils vernichtet wors

welche ſich durchgängig funbgibt, bedeutend gemildert, und der

fich theilweiſe baran knüpfen, noch eine beſondere Weihe vers Das was Brüſſel mangelt, find große und ſchöne

leihen.

Pläße, doch bildet, wie geſagt, die Lage des Terrains hiebei Das

Haupthinderniß ; Dagegen iſt eß reich an prachtvollen und ſchö

i

nen Hoſpitalern , an einer großen Zahl von Kirchen, an einer Menge Gebäuben für religiöſe Congregationen und an pracht vollen , der Aufmerkſamkeit des Kunſtfennere werthen Fontainen.

Betrachten wir zuerſt das Rathhaus , eines der älteſten Gebäude welche die Stadt aufzuweiſen hat, das auf dem „ gro

Ben Plaß“ in der Mitte des untern Theiles derſelben liegt.

Gegenwärtig dient dasſelbe mehrern Geſellſchaften als Verſammlungelocal, und auch die Freimaurer haben bort ihre

Reſource. Das königliche Schloß, zur Zeit der franzöſſchen Berrſchaft Präfecturgebäude, bietet in ſeiner Bauart weder Eles ganz noch Geſchmack dar. Es bildet ein zweiſtößiges, in der Mitte etwas vorſpringendes und in ſeinem untern Theil von Säulen getragenes Dblongum mit furzen Seitenflügeln, und

Es bildet ein großes, im gothiſchen Styl erbautes Viered mit

trägt eine flache und funſiloſe Bauart zur Schau . Dagegen

zwei breiten Portalen, welche nach dem Innern des geräumigen

erregt der in der Nähe fich befindliche Nationalpalaſt, wo gegens

Hofes führen , der durch zwei herrliche Fontainen geſchmüct iſt,

wärtig die Mitglieder des Senate und der Repräſentanten

die jede eine allegoriſche männliche Figur in weißem Marmor,

kammern ihre Sißungen halten und wo früher die Generals

einen auf Schilfrobr ruhenden Fluß anbeutenb, darſtellen.

ftüßen fich auf eine Urne. Eine große Muſchelſchale auf zwei

ftaaten berſammelt wurden, durch ſein geſchmackvolles Aeußere und namentlich burch die mit den ſchönſten Sculpturarbeiten

Delphinen ruhend , nimmt vier Waſſerſtrahlen auf, die aus den

verzierte Front, ſo wie durch ſeine reiche innere Ausſtattung

Beide

Naſenlöchern der beiden andern Delphine hervorſtrömen und auf

ein lebhaftes Intereſſe.

deren Rüden fich Tritonen befinden. Ein ſchöner, pyramiden

äußerſt prachtvoll in ſeinem Innern, iſt gegenwärtig geſchloſſen, und diente in dieſem Jahre zur Aufnahme der Erzeugniſſe bei

artig geformter und von Säulen getragener Thurm ſchmüdt Dieſes große, im Jahre 1401 begonnene und 1442 vollendete Gebäude ; er iſt 364 Fuß hoch unt trägt auf ſeiner Spiße die in Kupfer vergoldete Statue des Schußpatrons der Stadt, des

heiligen Michael, melcher mit einem Fuße den vor ihm ſich

Das Hotel De8 Prinzen von Dranien,

Der landwirthidhaftlichen Ausſtellung. Unter den der neueſten Zeit angebörenden Bauwerfen

nimmt die herrliche Glaspaſſage St. Hubert, welche die Straße Marché aur Herbeß und die Rue de la Madelaine mit der Rue

151 D'Aremberg und der Rue de la Montagne verbindet, unſtreitig

den erſten Plaß ein, und dürfte ſelbſt in London und Paris nicht ihre gleichen finden . Sie iſt 300 Schritt lang, drei Stod werf hoch und ſehr hell. Beide Seiten ſind mit eleganten Läs den geſchmüdt, deren Seitenwände von oben biß unten mit buntfarbigem Marmor au@gelegt find , in deren Niſchen fich Statuen befinden.

Man ſagt, daß die Fenſterſcheiben allein

60,000 Franfen gefoftet haben ; die Stadt hat übrigens den Actionären 4 Proc . Des Capitals garantirt . Am Abend wird Dieſelbe Durch 58 Gaslampen erleuchtet, und bildet ſtets einen bunten, dichtbelebten Bazar. Außerdem verdienen die ftädtiſche

Bibliothek und die Gemäldegalerie hier noch einer Erwähnung, die fich beide in dem frühern öſterreichiſchen Gouvernements

palaſt befinden .

Erftere enthält eine große Anzahl foſtbarer

Manuſcripte und ſchäßbarer Werke aus allen Zeitperioden , die theile aus der frühern alten Bibliothef des Herzogthum: Burs gund gebildet find, theils durch Karl von Lothringen , Maria

Thereſia und andere den Wiſſenſchaften zugethane Perſonen vermehrt und bereichert wurden .

daß während meiner Abweſenheit ein Fremder da geweſen ſeys. Er hatte geſagt , es gelte eine Sache un Leben und Tod , wollte aber durchaus ſeinen Namen nicht angeben. Er hatte indeß, wahrſcheinlich unwillfür: lich, wiſſen laſſen , daß er in Mejon de Regina wohne und ſich dann entfernt, fichtlich darüber beſtürzt, mich nicht getroffen zu haben, indem er verſprach den folgenden Tag wieder zu fommen. Uebrigen: trugen, nach der Ausſage der Leute im Hauſe, das fremdartige Ausſehen des Beſuchers, die zahlreichen Fragen, welde er gethan, die Sorgfalt womit er hinter den Falten ſeiner hellblauen Manga ſein Geſicht verbarg, das überdieß noch ein weiter şut beſchattete, kurz alles trug dazu bei, um dieſem unerwarteten Beſuche etwas Geheimnißvolles zu geben, das nicht

verfehlte, lebhaft auf meine Einbildungskraft zu wirken. Als ich allein auf meinem Zimmer war, forſchte ich vergebeno in meinen Erinnerungen nach und erwartete mit Ungeduld den Tag, der mir dieſes Räthſel löſen ſollte; aber der Morgen ging hin , der Tag ſchritt vor und der Un

befannte zeigte ſich nicht. Ich beſchloß nach Meſon de Regina zu gehen, und nachdem ich mir nochmals den Fremden aufs genaueſte beſchreiben ließ , wandte id) mich, ungeduldiger als am Abend zuvor , nach dem Gaſthaus dieſes Namens.

Obgleich mitten in einer der Hauptſtraßen von Merico gelegen,

Der Geſammtbetrag der in

unterſchied fich Mejon de Regina von denen der minder belebten Straßen

fünf Sålen aufgeſtellten Bücher überſteigt die Zahl von 80,000 Bänden. Die Bildergalerie enthält faft ausſchließlich nur Ges

nur durch die größere Anzahl von Reiſenden , (welche jeden Augenblid

malbe der niederländiſchen und flamändiſchen Schule ; Rubens

Anſehen , dieſelbe Kahlheit , dieſelbe Abweſenheit aller Bequemlichkeit.

iſt dabei am meiſten vertreten , Werke deutſcher und italieniſdher Meiſter finden fich nur höchſt ſelten bor, und dieſer Nachtheil

Id rief den Hueſped . In jedem andern Lande wäre es mir leicht geworden, den Namen des Unbefannten zu erfahren, deſſen Kleidung ide in den geringſten Einzelheiten beſchreiben konnte , aber ich hatte mit einem mericaniſchen Gaſtwirth zu ſchaffen . Glaubt Ihr , ſagte er , 18 ſey mein Gewerbe mich um die Namen derer zu befümmern , die in dieſem Mefon abſteigen ? Ich habe an ganz andere Dinge zu benfen,

iſt auch auf die Richtung, welcher die neueſte Malerſchule Belo

giens fich hingegeben, nicht ohne nachtheiligen Einfluß geblieben, Denn wenn man auch anerkennen muß , daß die belgiſchen Maler der Jeftzeit in allgemeinen bezüglich der Schönheit der Farben

anfamen oder abgingen.

G8 hatte übrigens dasſelbe vernacláſſigte

meiner Treu ; aber was den Unbefannten betrifft, von dem Ihr redet,

bei ihren Darſtellungen Ausgezeichneteg leiſten , und dadurch

ſo iſt es feine halbe Stunde, daß er nach Cuantitlan abreidte , wie ich

das Auge feſſeln, ſo tritt doch der Charakter der alten , nieder ländiſchen und flamändiſchen Schule mit ſeinen Eigenthümlich

ſeinen Diener ſagen hörte, und wenn Ihr Euch beeilt, und Guci daran liegt zu erfahren wer er ift, ſo könnt Ihr ihn leicht einholen. Von welcher Farbe find ihre Pferde ? Giſengrau und pfirfidyblüthenfarb. Ein Ausflug von einigen Stunden vor dem Mittageſſen konnte mir nur heilſam ſeyn . Dennoch wollte ich, bevor ich dem geheimnißvollen Beſucher folgte, noch nach Hauſe gehen !, um noch einmal meinen Burs ſchen Cecilio auszufragen. Dieſer Junge war ſchon mehrere Jahre in meinem Dienſte, und ſein volles Geſicht, ſein zugleich verſchlagenes und naives Ausſehen erinnerte mich unwillkürlich an den Ambrofio Lamela in Gil-Blag. Wie ich es vorausſehen konute, erhielt ich auch dießmal

feiten und wohl auch mit ſeinen Härten Dabei faſt Durchgängig

allzu fichtbar hervor, und namentlich das Weiche und Lebens warme, welches unſere deutſchen Maler fich beſſer zu bewahren gewußt haben , und jene zarte äſthetiſche Auffaſſung , die nur durch eine mannichfache, dem Geſammtgebiete der Kunſt ents

nommene Anſchauung gewonnen werden kann , fehlt den belgis Ichen Künſtlern vielfach, weil fte, wie bereits bemerft, faſt nur ausſchließlich die Kunftſchäße ihres eigenen Landed al8 Mufter vor Augen haben . ( Fortſeßung folgt.)

Remigio Vasquez.

1

nur ſehr unvollfommene Auskunft. Ich mußte mich alſo von Cecilio verabſchieden , indem ich ihn von meiner Abſicht unterrichtete, ſogleich nach Cuantitlan aufzubrechen und ihm Befehl gab, raſch unſere Pferde zu ſatteln. Cecilio verſuchte mir zu beweiſen , daß in ſolch delicater

Sache es vielleicht angemeſſener wäre, daß ich allein ginge ; ich ſpracy (Scene aus dem mericaniſchen Leben .)

dann aufs neue meinen Willen ſo nachdrüdlich ans , daß ihm alles !

Was den Städten in Merico einen beſondern Reiz gibt , iſt die

Zögern unterſagt war und er wegging. Da es fich um einen Ritt

vollkommene Regelmäßigkeit der Straßen , deren weite Perſpective faft immer durch die blaue Ferne der Berge geſchloffen wird. Beſonders zu Merico wurden meine Blide beſtändig von den Hügeln angezogen , die

außer der Stadt handelte , zog ich mericaniſche Kleidung an und ging eilig in den Hof hinab. Ich bemerkte nicht ohne einiges Staunen, daß meine Sarape hinter dem Sattel meines Pferdes aufgebunden war. Piſtolen ſtacken in den Halftern und eine Lanze mit langer Giſenſpiße, die ich auf Reiſen mitführte, war am rechten Steigbügel befeſtigt. Ein

nad allen Seiten die Stadt umgeben .

Gegen Weſten liegt dat ſtille

Meer, gegen Often das atlantiſche, deren Wogenſchlag ich beſtändig hinter

dem Gebirge zu hören glaubte. Das erſtere dieſer Meere erinnerte mich an eine der bewegteſten Epochen meines Lebens, und ich fonnte nie ver: gefſen, daß das zweite die Küſten Franfreichs beſpült. Auch betrachtete ich niemals dieſe Hügelreihe ohne ein Gefühl des Schmerzes und der Trauer, das oft in fieberhafte Unruhe ausartete. In dieſer Stimmung wurde wir alles zum Vorwande, Merico zu verlaſſen. Ich beeilte mich

die Unthätigkeit abzuſchütteln, welche mir allmählich läſtig wurde, und mich aufs neue diefen Zufällig feiten , dieſen Aufregungen des herum: ziehenden Lebens hinzugeben , welche das ficherſte Mittel gegen das 1

Heimweh find. Als ich eines Abends in meine Wohnung zurüdfehrte, vernahm ich,

Säbel hing an Cecilio's Sattelknopf , und ein wohlgefüllter Mantelſack lag auf dem Rüden ſeines Pferdes. 3d befragte Cecilio über dieſe Zurüſtungen , wie zu einer langen Reiſe , wenn es ſich nur um einen kurzen Spazierritt handelte; der Diener antwortete mir , daß die Um gegend von Merico von Räubern wimmle.

Wir ritten fort.

Die

Neiſenden, welche ich verfolgte, mußten mehr als eine Stunde Vorſprung vor und haben , und die außergewöhnlide Farbe ihrer Pferde mußte fie auf der Straße leicht fenntlich machen. Ich durfte mir ſchmeicheln, wenn ich mich beeilte, fie in zwei Stunden einzuholen , und im ſchlimm ften Falle war dieß ungefähr die Zeit, welche friſche Pferde gebrauchten

um die ſechs Meilen von Merico nach Cuantitlan zurückzulegen . Jos

152

we

entfernte mid daher mit der Hoffnung, vor Sonnenuntergang zurücks

nigen Gngpaß der Cañada und die Hacienda von San -Francisco hinter

gefehrt zu ſeyn. Indeß nöthigte mich die Verſdiedenheit der Geſchwin:

mir , und alle Ranchas, alle gewöhnlichen Ruheplüße durchſtöbert und jedesmal vernahm ich, daß die beiden Reiter auf einen eiſengrauen und einem vfirſichblüthfarbigen Pferde nur in geringer Entfernung von mir

digfeit meines Pferdes und deſſen meines Dieners , worauf ich nicht gehörig gerechnet hatte , etwas meinen Schritt einzuhalten.

Soon

waren die zwei Stunden beinahe verfloſſen, ohne daß ich auf der Straße den Mann gewahr wurde, welchen ich ſuchte, ja ohne daß ich noch den

ſeyn fönnten .

Glodenthurm yon Cuantitlan anſigtig geworden wäre. Ich fürchtete beinahe durch eine falſche Beſchreibung des Gaſtwirths irre geführt

felig, und es müſſen zwei große Verbrecher ſein , daß ſie nirgend

Dieſe beiden haben ſicher den Teufel im Leibe , ſagte Cecilio trüb:

digt hatte.

anhalten wollen. Ohne auf die Klagen meines Dieners zu antworten, legte ich meis nen Weg fort . Zum zweitenmale ſeit unſerer Abreiſe von Merico ging die Sonne hinter den ung gegenüberliegenden Bergen unter, chne daß mich irgend etwas ahnen ließ , daß der Spazierritt des vorigen Tages, unvermuthet in eine Reiſe verwandelt , bald ein Ziel finden würde. Unſere, ſeit zwanzig Stunden abgejagten Pferde begannen müde zu werden, und ich erblickte mit lebhafter Freude beim leßten Tagesſcheine tas rothe Gebäude der Hacienda von Arroyo Zarco. Dieſe Hacienda von Arroyo-Zarco iſt ein großes ausgedehntes Bau werk, das halb aus Badſteinen und halb aus behauenen Steinen beſteht, und am Eingang der weiten und fruchtbaren Ebene von Bajio liegt.

Nein .

Der Ort , wo die Hacienda fich erhebt , hat übrigens nichts von dem

worden zu ſeyn, als Maulthiertreiber , die nach Merico zurücfehrten, auf meine Fragen mir erwiederten , daß ſie zweien Reitern begegnet ſeyen, wovon der eine ein eiſengraues und der andere ein pfirfichblüth. farbenes Pferd ritt.

Wir erreichten nun bald Guantitlan , und man

konnte mir das Gaſthaus bezeichnen , wo die fraglidhen Neiter abgeſtiegen waren. Ich hatte alſo nur wenig Zeit verloren , und ſollte endlich den fennen lernen , den ich ſo ſehnlich zu treffen wünſchte. Ich wandte mich

nach dem mir bezeichneten Gaſthauſe, und im Abſteigen befragte ich den Hueſped mit der Zuverſicht eines Mannes, der ſeiner Sache gewiß iſt. Sind Gure Pferde ermüdet ? fragte der Wirth , als ich geen

!

Nun , dann bin ich froh für Euch , denn dieſe Neiſenben hielten nur an , und ritten nachdem fie fich einen Augenblick erfriſcht hatten, ſogleich wieder weiter , und mindeſtens müßt Ihr friſche Pferde haben, um ſie einzuholen.

Und ſo wandte der Wirth , der fich wo möglich noch weniger um die Reiſenden fümmerte , die auf der großen Heerſtraße hinzogen , als um die, welche er beherbergte, mit aller Zuvorkommenheit welche ſeinen Geneſien eigen iſt, mir den Rüden zu. 30 ſrieg wieder auf. Eine Viertelſtunde mehr, ſagte ich mir, wird mir von dem ſpöttiſchen Mißs trauen, welches Cecilio nicht gehörig verbarg , Necht verſdaffen .

lachenden Anblick der Ebene. Es iſt eine unfruchtbare Fläche mit eini gen düſtern Baumgruppen ; eine kleine Quelle, die in kleiner Entfernung davon entſpringt, hat der Hacienda ihren Namen Arroyo-Zarco ( blauer Bach ) gegeben. Ein breiter, langer vierediger Hofraum , von ſteinernen Bogen umgeben , gleich dem Kreuzgange eines Kloſters, dient als Gin gang zur Wohnung der Beſiber; die Gemäder, welche für die Reiſen : den beſtimmt ſind , gehen nach dieſen Hallen heraus . Weiterhin ſind zwei oder drei andere Höfe mit den Pferdeſtällen , die Raum genug für

ein ganzes Savallerieregiment haben. Es war die einzige Herberge auf

Inteß

ſechs Meilen in der Runde, und ich konnte hoffen , dort endlich die bei

ging zu meinem großen Verdruß die Zeit hin ; bald fam die Nacht und die Dunkelheit nahm zu. Ich hätte vielleicht dieſe hartnädige Verfol

den Reiſenden zu erreichen , wenn ich anders nicht einen falſchen Weg eingeſchlagen hatte.

gung aufgegeben , wäre nicht meine Neugier durch die Gigenliebe ge:

Wir haben ſeit geſtern dreißig Meilen zurückgelegt , ſagte Cecilio,

ſtachelt worden. Tiefes Schweigen herrſchte auf unſerm Wege, bisweilen hielt ich an , indem ich vor und Pferdegetrappel zu hören vermeinte, und

indem er ſeufzend den Zaum meines Pferdes ergriff, und wenn Eure Herrlichkeit noch lange dieſe Verfolgung fortſeßen will, ſo wäre es viels

beeilte mich dann noch mehr, bis die Stille rings umher mich belehrte,

leicht flug und angemeſſen , wenn ich nach Merico zurückfehrte, um die

daß ich mich getäuſcht hatte. Die Gewißheit indeß, den Neiſenden auf

Beſorgniſſe zu zerſtreuen , die man wegen und haben muß. Die Pflicht eines guten Dieners iſt ſeinen Herrn überall zu beglei ten, antwortete ich Cecilio , und ging dann zu dem Pferdejungen, um ihn wegen der Neiſenden, tie vor unis angefommen waren, jui befragen. Ich erfuhr von ihm , daß ungefähr vierzig Reiter am Nachmittage in der Hacienda angelangt waren , und in Ermanglung anderer Audfunft

der Spur zu ſeyn , vertröſtete mich noch , denn von Merico an bis zu

dem Drte wohin wir gelangt waren , verzweigte die Straße ſich nicht ; daher war ich von aller Wahrſcheinlichkeit begünſtigt. Nach einem

ſechsſtündigen Nitte mußten wir übrigens daran denfen , auszuruhen ; zwölf Meilen im ſcharfen Trabe machten für unſere Pferde einen Halt nöthig. Es war überdieß Zeit eine Nachtherberge zu ſuchen , denn in Merico iſt zweierlei erforderlich, um in den Gaſthäuſern Ginlaß zu finden ; das erſte iſt, daß die Dertlichfeit den Meiſenden zuſage, und das zweite, daß die Stunde und die Reiſenden dem Gaſtwirthe annehmlich ſeyen.

Zum Glüce ſah ich bald das Licht einer einzelnen Hütte ſchimmern, auf die wir raſch zuritten. Nach der Ausſage des Wirthes waren zwei

Reiter eine halbe Stunde vor uns vorübergefommen , aber die Dunfel:

.

mußte ich mich mit einer höflichen Einladung begnügen , ſelber in den Ställen nachzuſehen. Ich hatte damit beginnen ſollen , ohne dieſe An weiſung abzuwarten, und da es noch Tag war, ging ich nad den Höfen. Gine große Anzahl Pferde fraßen aus hölzernen Trögen ihren Antheil

Mais, mit einer Begierde, welche von langen Tagereiſen zeugte, und ich ſprang vor Freude in die Höhe als ich unter ihnen , neben einander, wie zwei treue Reiſegefährten , ein eiſengraues und ein pfirſichblüth:

heit ließ ihn die Farbe ihrer Pferde nichi unterſcheiden. Da es gewiß

farbenes Pferd gewahr wurde. Es war wenigſtens der Anfang deſſen,

war , daß dieſe beiden Reiſenden in geringer Entfernung von dieſem Orte anhalten , und wie wir die Nacht unter Dad zubringen mußten, To entſchloß ich mich , ohne die Hoffnung aufzugeben ſie zu erreichen , unſere Pferde ausruhen zu laſſen. Wenn ich vor Tag aufbrady, fonnte ich ohne Mühe die verlorene Zeit wieder einholen. Zum Unglück er:

was ich erſehnte ; nun blieb mir aber noch übrig , um meine Entdedung zu vervollſtändigen, einige ſedizig Reiſende auszufragen , denn ſo viel Pferde waren ungefähr in den Ställen. Das Unternehmen war eigent

waďte Cecilio ſpát, und e& war ſchon heller Tag, als wir uns auf den Weg machten. Ich war ſchon zu weit gegangen , um jeßt nachzugeben, und überdieß war ich froh, irgend ein Ziel verfolgen zu fönnen. Cecilio theilte meine Anſichten feineswegs , und zählte mir ganz verzwei'elnd jeden Augenblick die Meilen vor , die wir ſchon zurückgelegt hatten.

Dbgleich von allen Vorübergehenden mir beſtätigt wurde, daß die beiden

lich faſt nicht auszuführen , einerſeits vielleicht gefährlich, und anderer: ſeits ficher liderlidh. ( Fortſetzung folgt.)

Der I heebau in Indien fol nach den neueſten Berichten

cifrigit gefördert werden , und die Regierung will zu unterſtüßungen jährlid 100,000 Rupien verwenden . 68 iſt dieß ohne Zweifel eine Folge des finfenden Opiumpreiſes , und der Ueberzeugung , daß China

Meiſenden nur einen kleinen Vorſprung vor mir haben fonnten , ſo

allmählich des indiſchen Opiumo nidt mehr bedürfen wird

ſchienen ſie mir doch wie durch Zauber zu entſdlüpfen , und zwar gerade im Augenblick , wo ich ſie zu erreichen hoffte. Jo hatte ſdon den ſei

nicht mehr wie bisher zahlen fann. Deßwegen ſoll jeßt Indien felbft Thee erzeugen . Daß dieß möglic ift, leidet feinen Zweifel.

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Widenmann .

oder es

Das Ausl a n d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker.

u". 39.

15 Februar 1848.

Das öftliche Hinterindien.

Landes iſt noch in gänzlicher heidniſcher Wildheit, denn der Ver fehr iſt ſehr beſchwerlidy, und die eingebornen fommen ſelten

Von einem ſeit lange dort angeſiedelten Europäer.

nach der Seefüſte. Thiampa iſt ein ſchmaler Strich Landes längs der Küſte, von einem eigenen , den Malayen ſehr ähnlichen Volfe bewohnt .

Wenige unter den Ländern der Erde find ſo ſehr vernach läſſigt, wie der öftliche Theil der Halbinſel jenſeite bed Ganges .

Um die dortigen Völfer befümmert man ſich in Europa ſehr wenig ; e8 werben deßhalb einige Bemerkungen über fie hier an

ihrem Drte ſtehen.

Dieſe bedeutende Ländermaſſe iſt jeßt , mit

Auếnahme des Norbreſtene, unter dem Scepter des Königs ron Annam , Thriütri, vereinigt. Der ſüdlichſte Theil, welcher fic vom gº bis zum 15° der Breite ausdehnt, iſt unter dem Namen

Cambodia befannt, und war bis 1808 ein unabhängiges Reich, dann aber nahmen die Annameſen ( Cochinchineſen ) Vefik da von, und ließen den König, der kurze Zeit vorher die Krone an ſich geriſſen, unter ihrer Botmäßigkeit regieren . Der Süden des Landes iſt von vielen Armen des großen Mefomfluſſes und anderen Strömen durchſchnitten , und äußerſt fruchtbar, aber

oft Ueberſchwemmungen aufgeſeßt. Der Norden dagegen iſt in vielen Theilen eine Hochebene, mit dichten , ſehr ſtattlichen Wäl Dern bedeckt, deren Bäume eine ungeheure Höhe erreichen . Der weſtliche Theil von Cambodia , Pattabang , fiel den Siameſen anheim , von welchen die rechtmäßigen Erben der Krone in

Bangkok fårglich unterhalten werden . Die Einwohner haben eine Dunkle Gefichtfarbe, find von

kleiner unb grober Statur, dem Bubbhismus ſehr ergeben, noch auf einer niebrigen Stufe der Bildung, jedoch mit einer ziem lich außgebildeten, wenn gleich nicht wohllautenden Sprache, die eine Literatur von alter Zeit her beſtßt. Die bedeutendſten Hans

delsſtädte find Saigon, Dongnoi und Rangfow (Athien) ; die neue Hauptſtadt ift Calumge (Penompeng).

3m Aberglauben

nähern fich die Einwohner ben Siameſen, und ſtehen in mancher Finficht noch unter ihnen . Ihre Armuth jedoch unter der hars ten Annamregierung hinbert fte, ferner ſo prächtige Tempel zu bauen wie die um derentwillen ffe in früherer Seit im ganzen öftlichen Aften berühmt waren. Man findet keinen Religions

haß unter ihnen ; vielmehr macht ihnen der gegenwärtige Zu ſtand des Elends die Kunde von einer beſſeren Welt wilfom Außer der vorbereitenden Ueberſeßung bed neuen Teftas ments und einigen andern Büchern (vor etwa 17 Jahren ) iſt für dieß Volt nicht weiter gethan und auch von obigem feine

Beile in den Druck gegeben worden, noch iſt je ein proteſtantiſcher Miffionär zu ihnen gekommen . Die Katholifen haben bort rer ſchiedene Gemeinden, und von Zeit zu Zeit find Prieſter hins gegangen. Im jeßigen Augenblick verhindern dieß die Annam's ſchen Behörden mit aller ihrer Macht. Der nördliche Theil des

Auch fie find den Annameſen unterworfen . Man trifft bei ihnen noch viele Spuren des früheren Brahmabienfte , und die Ein wohner hangen bis zu dieſem Augenblick einer Form dieſer Re ligion an . Da das Land ſehr unfruchtbar iſt, ſo iſt die Bevöl kerung gering, und die Groberer haben ſie von den fruchtbar ften und beſten Streden im Innern vertrieben . Von der Sprache wiſſen wir nur, daß ſie viele malayiſche Wörter hat ; ob ſie Schriftzeichen habe, iſt unbefannt. Für die Civiliſirung oder

Chriſtianifirung dieſes Völkchens iſt 110ch nicht das Geringſte gethan worden .

Ein viel zahlreicherer und intereſſanter Volksſtamm ſind die ſogenannten Cochinchineſen, die einen 12 bis 20 geogra phiſche Meilen breiten Strich Landes vom 12° der Breite bis zu den Gränzen Tunfins bewohnen. Die Tunkineſen, deren Land ſich von 17° 36 ' bis 22° 55' der Breite, und von 1050 36' bis 109 ° 48' öſtlicher Länge von Greenwich erſtredt, und im Norden an die chineſiſchen Provinzen Jünnan , Kwangſt und Kwangtung gränzt, find den Cochinchineſen in Sprache,

Kleidung und Geſichtëzügen ganz ähnlich, ſo daß ein Fremder feinen Unterſchied zwiſchen ihnen findet. Das Volk entſtand aus einer Miſdung der urſprünglichen Einwohner und chineſis ſcher Einwanderer, nahm Bildung, Schriftzeichen und Sitten der leßtern an, und iſt ein Glied in der Kette, welche die Stämme Hinterindiens mit den Söhnen Hams verbindet. Von

Statur ſind ſie klein und unterſeßt, rege in allen ihren Bes wegungen, leichtſinnig und lügneriſch, gegen Fremde gaſtfreund lich und höflich.

Ihre Sprache iſt ſehr von allen chinefiſchen

Dialekten verſchieden ; obgleich die Schriftzeichen , die im höhern Styl gebraucht werden, dieſelben find , ſo hat man doch noch überbieß eine ganze Menge anderer nach demſelben Plan ges formter, die im gemeinen Leben üblich find. Unter allen Völ kern haben dieſe Die wenigſte Religion, und find hinſichtlich des Gößenbienfte8 noch gleichgültiger ale die Chineſen ; ihre Priefter

find ohne Unterſchied Bettelmönche. Die Katholifen haben ſchon 1583 angefangen ihre Grundſåpe bort geltend zu machen . Schon 1615 famen die 3eſuiten, nachher auch die ſpaniſchen

Dominicaner in großer Anzahl, bie endlich die Pariſer Miffton Etrangere fich im 3. 1666 Dort niederließ.

Seitdem find aus

dieſem Inſtitut nach und nach 16 Biſchöfe und 80 Miſſtonäre nach Cochinchina und 17 Biſchöfe mit 47 Miſſionären nach

154

wo

Lunfin geſandt worben .

Die Zahl der Römiſch -katholiſchen

in beiden Ländern wird jeßt auf 360,000 angegeben, und nach Le fevre ſollen fich in Tunfin allein 80 eingeborene Prieſter befinden .

Ungeachtet aller Verfolgungen und der blutigſten Gefeße

Gt. Gubula und Michael beizulegen .

Sie iſt auf dem Abhang

eines Berges ( Molenberg oder Mühlenberg ) erbaut, und dies iſt der Grund, weßhalb man auf der öftlichen Seite eine breite,

39 Stufen haltenbe Treppe erſteigen muß, um zu ihrem Eins gang zu gelangen. Obgleich im rein gothiſchen Styl außges

find die Katholifen nicht au@gerottet worden. Wie viele Mif-

führt, tritt doch jene Einfachheit hervor, welche den chriſtlichen

fionäre fich in dieſem Augenblick im Innern befinden , wiſſen

Bauwerfen der früheften Zeit eigen iſt ; ihr Schiff bildet eine Art Bafilifa, die in einer Rundforin endet, während auf der

wir nicht; der Befehl, fie ſogleich zu ergreifen und in Kerfer zu werfen, wird ſehr ſtreng ausgeführt, und die Leiben , welche Dieſe Männer oft zu erbulden haben, find unglaublich. Dennoch

gibt es wenige Nationen, die, menſchlich geſprochen, ſo vorurtheil@frei dem Evangelium huldigen würden. Der chriſtlichen Welt beinahe ganz unbefannt ſind die Moi-

Dítſeite zwei ſchöne ftumpfe Thürme emporfteigen und ringe um die Façade des Daches kleine Spigthürme iu Form von Drei eden laufen , die ſich mit ihren architektoniſchen Verzierungen über dasſelbe erheben . Das Innere Cerſelben hat im Lauf der Zeit manche Zerſtörungen , aber auch manche Verſchönerungen

Stämme, die Bewohner der Gebirge, welche Cochinchina vom

erlitten . Nachdem in derſelben im J. 1579 in Folge der relis

Innern ſcheiden . Sie ſcheinen in dem robeften Zuſtand zu leben und äußerſt wenig Verkehr mit den angränzenden Ländern zu haben . Die Luft iſt ſehr ungeſund, und diejenigen , welche eß wagen in ihr Gebiet vorzubringen, werden deßhalb in kurzer

giöſen Unruhen in den Niederlanden in jener aufgeregten und fanatiſchen Zeit durch die Kalviniſten mehrere foftbare Gemälde, die Statuen der daſelbſt aufgeſtellten Apoſtel und die ſchöne Ranzel zerſtört worden waren , legten die Staaten von Brabant zuerſt rieber Hand an , ben geraubten Schmud zu erſeßen, ins dem fie mehrere großartige Freecogemälde und ſchöne Capellen ,

Zeit vom Fieber hinweggerafft. Von ihrer Religion und Sprache wiſſen wir nicht. Sie zerfallen in eine Menge von Gtammen, die fich fehr von einander unterſcheiden, und von ten Annamejen in Bezirke eingetheilt worden find.

Die land oder Schans (im chineſiſchen : Lautſdang) find eine bedeutende Nation, die aber durch innere Spaltungen unter

Das 3och ihrer Nachbarn gerathen ift, ſo daß die ſüdweſtlichen Bewohner den Siameſen , die weſtlichen den Birmanen, die öſtlidhen den Annameſen, und die nördlichen den Chineſen huloigen. Es iſt ein betriebſames, friebliches adferbautreibended Volf, deſſen Wohnungen fich über das ganze Innere der Halbinſel, von den nörblichen Gränzen Siamo bis nach Sünnan erſtreden .

von denen die eine durch fupferne Pfeiler getragen wurde, auss führen ließen , und Maria Thereſia beichenfte biefelbe mit einer

neuen Kanzel, die mit ausgezeichneten Sculpturarbeiten berſehen ift. Am Fuße derſelben befinden Fidy zwei Figuren, Abam und Era vorſtellen , welche ein Engel aus dem Paradies treibt, während der Tod ihnen folgt. Ihnen gegenüber fteht die heil. Jungfrau auf einem Halbmond mit dem Jeſudfinde und in der Hand ein Kreuz haltend, mit welchem fte den Kopf einer zu

ihren Füßen fidhwindenden Schlange zerſchmettert.

Die Fen

Viel von dem Lande iſt noch Wald ; die bebauten Felber dehnen

fter find theilweiſe mit guten Glasmalereien verſehen, von denen die welche die Capelle zum heiligen Saframent ſchmüden und

fich länge der Menam- und Menamfamflüſſe aus, die Einwohner find dort ſehr zahlreich, und e8 gibt ſogar bedeutende Städte. Db die Miautize in China demſelben Volfe angehören, iſt noch nicht ausgemacht, während es auf der andern Seite deutlich

welche von Roger gemalt find, beſondere Aufmerfſamfeit vers dienen. Am Eingang des Chors befinden ſich zwei gute Stas tuen von Plumier, die aus der Abtei Grimberg herſtammen , und den Glauben und die Geduld darſtellen . Das Hauptſchiff

er hellt, daß die L408 mit den Siameſen ftammverwandt find.

ift von den beiden Seitenſchiffen burch Säulen getrennt, an

Sprache, Sitten und Gewohnheiten zeigen dieß. Die nördlichen

welche ſich die Statuen von Chriſtus, der Jungfrau Maria, Paulus, Thomas, Mathias und des h. Bartholomäu8, erſterer von van Delen, leßtere fünf von Duqne&noy ausgeführt, an

und öftlichen Stämme find viel gebildeter als ihre füblichen und

weftlichen Brüder ; Dieſe hangen auch dem Buddhismu8 nur wenig an, während jene ihm fehr ergeben find. Die bisheris gen Bemühungen zur Ausbreitung deß Chriſtenthume unter dieſem Volfe ſind ſehr unbedeutenb ; aud römiſch - fatholiſche Miſſionäre find erſt neuerlich , und zwar ohne Erfolg, zu ihnen durchgedrungen. Eine vorläufige Ueberſepung be8 Neuen Teſta

ſchließen.

Die zweite Hauptfirche Brüſſels iſt die am Place Royale gelegene und auf dem Caubenberg erbaute Kirche St. Jafob. Sie bildete früher die Capelle der berühmten Abtei Caubenberg und diente zur Zeit der franzöfiſchen Schredensherrſchaft als

mente, von der aber nie etwas gebrudt worden, iſt das eins

Tempel der Vernunft. Sie iſt im antifen Styl erbaut und ihr

zige, was bisher unternommen wurde.

Portal wird durch ſeche forinthiſche Säulen getragen . Früher ſchmücten dasſelbe herrliche, von der Hand Oliviers ausgeführte

B r ü relo Unter den dreißig Kirchen und Capellen , welche Brüſſel

Basreliefs, die jedoch ebenfalls der Vandalismus der franzöſis ſchen Republikaner zerſtörte. Dagegen ſind im Innern derſelben noch fünf derartige Werke von dem vorerwähnten Meiſter er.

befißt, befinden fich viele, die ſich durch ihr Alter und die Antiquitäten, die fie enthalten , auszeichnen , doch bermißt man bei ihnen Durchgängig in der Bauart einen großartigen , durch

halten, welche Das Märtyrerthum bee h. Jacob und des heil. Philipp, das Au& treiben der Wecheler durch Chriſtus aus dem Lempel, ſo wie die Heilung eines Kranfen durch Paulus und

Kunſt und edle Auffaſſung fich auszeichnenden Styl.

den Evangeliſten Johannes und den 5. Nepomuk darſtellen .

( Fortſebung.)

Selbſt

die Kathedrale Brüſſele, die Kirche von St. Gubula und Mis chael gehört nur in die zweite Reibe derartiger Bauwerfe. Sie wurde im 3. 1010 begonnen und nach ihrer Vollendung, 1047

unter den Schuß De8 6. Michael geſtellt; ſpäter feßte man die Gebeine der auf dem Schloſſe Ham 712 verſtorbenen h . Gudula Darin bei, und dieß gab Veranlaſſung, ihr den Doppelnamen

Am

innern Eingang befindet fich z11 jeder Seite bie foloſſale Statue

Moſes von Olivier und die Davids von Janſen . Die Fran zoſen tauften dieſelben in Lykurg und Solon um. Erwähnens werth Dürfte noch ſeyn, daß die Kirche in ihrem Innern ein

einziged Bild enthält unb fo an die erſten Zeiten bee Chriſten thume erinnert .

155 Angemeſſen möchte e8 erſcheinen , hier auch mit wenigen Worten der dritten Hauptfirche, Notre Dame de la Chapelle, zu erwähnen. Auch fte iſt im gothiſchen Styl erbaut und war

Sooon

und andere Gleichgeſinnte an öffentlichen Drten, in Hotele und Scenfſtuben ſammelten, ſo viel zu erſchwingen , um die Hülfloſen

wieder unterzubringen. Nach und nach haben fich bie Einkünfte

idon im eilften Jahrhundert vorhanden. Ihr Neußeres iſt

anſehnlich vermehrt, und jeßt enthält dasſelbe ungefähr 120

ſchmudloß und gleichfade Bafilifaform , im Innern befinden fich von Duquesnoy die Statuen der Apoſtel Petrus, Jacobus und

Oreiſe beiderlei Geſchlechte.

Zu den Bedingungen der Aufnahme

gehört, daß die Aufzunehmenden das 70ſte Jahr erreicht und nie

Mathias. Der Hauptaltar iſt auøgeführt nach einer Zeichnuug

gebettelt haben. Noch ießt bringt jedesmal zu Ditern eine Des

von Ruben und mit einer ziemlich gelungenen Copie ſeines Bil-

putation dieſer Alten eine Blumenfrone in diejenigen Eftami nets, in welchen für die Dotirung des Hoſpitals am reichlich ften beigeſteuert worden iſt. Das Şoſpital „ der Gebrechlichkeit"

des, „die Himmelfahrt Maria's" geſchmütt. Es befindet fich aber darin auch noch ein treffliches Bild von Dranger, Jeſus Magdalenen erſcheinend, tarſtellend. Die Kanzel iſt mit vorzüglichen Sculpturarbeiten in Holz von Plumier verſehen ; fie ſtellt den Propheten Elias dar, der unter einem Felſen ver-

borgen von zwei Palmen umſchattet wird. Den Fremden , wels der alte firchliche Baurerfe liebt und aufſucht, machen wir außerdem noch auf die St. Catharinen - , St. Nicolae . , St. Georg . unb St. Madelainefirche aufmerfſam , welche jammuts lich im 12ten , 13ten und 14 Jahrhundert erbaut worden ſind ; auch möge hier noch der Kirche zu

unſrer lieben Frau von

Loretto Erwähnung geſchehen , welche im Jahre 1621 nach dem

dient dazu hinfällige Frauen , die ihr 60tes Jahr erreicht haben aufzunehmen, und eben ſo das „ der Greiſe ," um deren 50 zu

verpflegen , die noch außerdem täglich eine kleine Gelbunters ftübung erhalten . Dieſen Hoſpitälern ſchließt ſich das Findels haus an , welches im Jahre 1568 gegründet wurde und reich Dotirt iſt.

Die hier ausgeſepten Kinder werden aus dem Fond

der Anſtalt auf dem Lande erzogen, und von der Stadt als Kinder von Brüſſel aboptirt ; außerdem befteht noch ein großes Wohlthätigkeitsbureau, das ſeine Einnahmen gleichfalls mehreren eingegangenen şoſpitälern entnimmt, und deſſen Thätigkeit iu

Modell und in den Proportionen Der Santa Caja von Loretto

feinen beſtimmten Kreie gebannt iſt, ſondern fich nach den vers

in Italien auf Veranlaſſung der Infantin Iſabella ausgeführt

ſchiedenſten Seiten hin wirkſam zeigt. (Schlug folgt.)

wurde. Da früher an ihrer Stelle ein Freubenhaus geſtanden hatte, ſo gab man ihr die noch vorhandene Inſchrift: „ quae fuerant veneris, fiant nunc Virginis aedes.“ So wie die Pietät der verſchiedenen Zeitalter Brüſſel mit

Remigio Vasquez. ( Fortſetung .)

vielen Kirchen und Capelen verſah, ſo hat auch die Menſchen-

Als ich wieder in den Hof am Eingange zurückehrte, um mich

liebe und die Achtſamfeit der Behörden Dafür geſorgt, daß den

ein wenig in meinem Zimmer audzuruhen , fuhr ein Wagen mit acht Maulthieren beſpannt, mit ſorgfältig in ihre lebernen Ueberzüge

Rranfen, ben Altersſchwachen und den Bedürftigen Zufluchtes ftätten , Troft und Pflege in reichlicher Weiſe zu Sheil wurde.

Nur wenige Städte Bürfte es geben, mo ſo viele treffliche Hoſpitäler und Warteanſtalten wie hier vorhanden ſind, die faſt durchs

gängig mit reichen Mitteln verſehen, fich im Stande befinden, ſowohl den Armen unentgeltlich zu pflegen , wie ben Bemittel ten gegen ein angemeſſene Roftgeld alle jene Bequemlichkeiten zu bieten an die er gewöhnt iſt, und die er oft, beſonders wenn er allein in der Welt ſteht, im eigenen Bauſe nicht findet.

Meh

geknüpften Matraßen beladen , und von drei mit Sábeln und Büchſen bewaffneten Reitern begleitet init Geräuſch in den Hof der Hacienda . Die Anfunft eines Wagens iſt in den Gaſthäuſern von Merico ftets ein Greigniß, und zeigt Reiſende von hohem Stande, oder auch die Gegens wart von Frauen an, die, wenn fie irgend jung find, durch die Einſam feit und Aufregung der Reiſe neuen Reiz erhalten. Während die beiden

Kutſcher und die drei Reiter mit großem Geſdrei nach dem Hueſped riefen, und der Hof fich mit neugierigen Gefichtern anfüllte, ftieg einer der Reiter ab und öffnete reſpectvoll den Dagenſolag. Ein Mann von

Tere Dieſer Gebäude find großartige Paläſte, beren äußere Schöne

einem gewiſſen Alter ſtieg zuerſt heraus , ein anderer jüngerer folgte,

beit mit der Reinlichkeit, der Sorgfalt und den Verbrauch &mits teln im Innern harmonirt. Brüſſel beſaß noch im Jahre 1784

und bevor man ihm die Hand bieten konnte , ftürzte eine junge Frau ihnen nach ; fie trug die Reiſekleidung reicher Rancheras, ein Anzug, der ihnen geſtattet ſowohl zu Pferde als zu Wagen zu reiſen. Sie hielt einen Männerhut in der Hand mit breiten Rändern , und ihre

acht und ſechzig derartige Anſtalten, von denen vier ausſchließlich zur Verpflegung armer Reiſenden beſtimmt waren, ſpäter wurden ſie auf 18 reducirt, und jeßt find deren mit Einſchluß

bed Wohltätigfeit&bureau' noch acht vorhanden, für deren Uns terhaltung in dießjährigen ſtädtiſchen Budget die Summe von 1,800,000 Franken für das laufende Jahr ausgeworfen wurde. Ein großer Theil derſelben iſt wie geſagt ſpäter vereinigt wors ben, und man hat Daraus Das große allgemeine Hoſpital" ges

Manga, reich mit Sannet und Silberſchnüren bereßt , verbarg weber gånzlich ihre ſchlanfe feine Geſtalt, noch ihre bloßen leicht gebräunten Arme. Prachtige ſchwarze Haare waren wie ein Stirnband um ihren Kopf geſchlungen, und ihre dunkeln Augen blickten frei umher , wie es

den Mericanerinnen eigenthümlich iſt. Dieſe Blide ſchienen jemanden in dem Gedränge der Neugierigen zu ſuchen ; beim Anblid der un: befannten Geſtalten, welche den Hof der Hacienda anfüllten, verídwanden

bildet , welches indefienießtnurzurAufnahme von Greiſen bei einefie bald unter dem Schleier der langen Wimper. Indeß wurde es derlei Geſchlechtes beſtimmt iſt. Nach dieſem folgt das Hoſpital Nacht; die junge Frau hatte fich in ein Gemach der Hacienda zurüd : „St. Peter“ welches gegen 400 Betten enthält , und das von , St. Johann" mit 200.

gezogen, als ein neuer Reiſender in den Hof fam. Es war ein junger

Peştere8 iſt dazu beftinimt arme Leute

Mann von fünf bis 26 Jahren, groß und wohlgeſtaltet. Obgleich årm

aufzunehmen, welche an der Schwindſucht, Lungenſucht, Geſchwü

lich gefleidet , trug ber Neuangekommene dennod ſeinen fümmerlichen

Ten und Geiſtesverwirrung leiden, oder die das Opfer irgend eines unvorhergeſehenen Ereigniſſe geworden ſind. Das Hoſpiz

Anzug init Anmuth, und ein feiner ſchwarzer Sánurrbart, folg in die Höhe gezogen , vermehrte noch ſein hübſches Ausſehen. Seine ſtolze

„St. Gertrud urſprünglich von einem Biſchof von Cambrai im

,

,

Jahre 1255 gegründet, wurde durch die franzöſiſche Revolution gleichfalls jeiner Einfünfte beraubt, allein ein edler Bürger Brüſſeld, Namens Jongers, ſammelte die vertriebenen Oreiſe, und ſeiner Thåtigfeit gelang es, burdy milde Beiträge, die er

Gefichtebildung zeichnete fich durch einen beſondern Ausdruck von Fein heit und Sanftmuth aus. Eine fleine Mandoline hing ihm über die

Soulter und an ſeinem Sattelknopfe wiegte fich ein roſtiges Rapier.

Seinem mageren Pferd folgte ein anderes leeres , aber völlig geſattelt und gezäumt. Ich fühlte ſogleich eine Regung von Theilnahme bem Anblic dieſes jungen und traurigen Geſichtes. Das verhungerte

156

Gosan

Tagen voll Hungers und Nachten ohne Schlaf. Gleich den andern

waren ohne Zweifel Maulthiertreiber , die fich hinter dem Gebäude ges lagert hatten, oder irgend ein Pferdewårter , der ſich in ſeinem Stalle ſeiner Muße hingab. Unbeweglich an meinem Plaße , horde ich auf:

Reiſenden , rief auch der junge Reiter nach dem Hueſped ; aber ſtatt ihn

merffam auf dieſe unbeſtimmten und durch die Entfernung verſchwom :

Ausſehen der Pferde und des Neitero gab deutlich genug Runde von den gemeinſam getragenen Entbehrungen , von einer ganzen Folge von mit lauter Stimme anzureden , neigte er ſich auf ſeinem Sattel und

menen Töne , als eine wohlklingende Stimme fich mit ihnen verband.

raunte ihm etwas ins Ohr. Statt aller Antwort ſchüttelte der Hueſped

Dank der immer wachſenden Stille , fonnte ich bald erkennen , daß die Worte einer alten ſpaniſchen Romanze angehörten ; aber eine feltſame Laune hatte dieſem Geldengedichte einen Kehrreim angefügt, der damals

verneinend den Kopf ; eine Wolfe flog über die Stirne des Unbefannten,

der leicht erröthete, einen traurigen und langen Blick auf die ausgeſpannte Kutide warf , fich nach der Thüre wandte und die Hacienda verließ. Es war indeß Zeit die Angelegenheiten anderer zu vergeſſen , um

an meine eigenen zu denken. Cecilio's Freude, als er rernahm, daß die beiden Pferde unſerer Reiſenden im Stalle des Gaſthauſes ſeyen , vers

wandelte fich in ſtumme Verzweiflung, da ich ihn mit meinem Entſchluſie befannt machte. Da ich nicht alle ſedi zig Neiſende nach einander be: fragen konnte, gab ich ihm den Auftrag, unſere Pferde um Mitternacht zu ſatteln und ſich als Schildwache im Hofe und dem Ausgangåthore

aufzuſtellen. Auf dieſe Weiſe fonnte fein Reiſender zu irgend einer Stunde der Nacht ſich auf den Weg machen , ohne daß id es erfuhr. Nach dieſer Anordnung überließ ich Cecilio ſeinen trübſeligen Gebanfeu über die Ausſicht auf eine Nacht unter freiem Himmel , und ging nad der Küche des Gaſthauſes , welche nach dem Herfommen der Reiſenden

als Speiſeſaal diente. In dieſer geräumigen Küche der Hacienda waren Reiſende jeden Standes, Kaufleute, Militars, Maulthiertreiber und Dienende, um die

verſchiedenen Tiſche zerſtreut, welche den Feuerplaßen gegenüberſtanden. 30 reßte mich nieder, gleich den andern, und hordhte während meinem Abendeſſen auf die Geſpräche rings um mich her. Dieß geſchah indeß

unter dem Volfe in Merico ſehr beliebt war.

Dieſe Sonderbarkeit

machte mir wünſchenswerth den Sänger zu ſehen, und ich ging deßhalb nad der fernſten Ede der Hacienda. Am Fuße eines der waldigen Hügel, welche das Gaſthaus überragen , erblidte ich endlich ein Feuer, welches, gleich einem Leuchtthurm , mitten in der Dunfelheit erglänzte. Das Geſicht des Sängere ſchattete fidy ſcharf an der Feuerſtelle ab, und neben ihm weideten zwei an einem langen Stride gefoppelte Pferde das ſpärliche Gras ab , welches zwiſchen den Steinen ſproſte. Ich ging ſadyte näher: um den Unbefannten nicht zu unterbrechen, aber das Geräuſch

meiner Tritte verrieth mich und die Mufif hörte plößlich auf. Der Unbekannte erhob ſich raſch und ich hörte das Klirren einer Klinge, welche er aus der Scheide zog ; das Abenteuer wurde minder angenehm als ich mir gedacht hatte. Ich ſtand ſtill, ging dann wieder vorwärte, und dießmal ohne Furdit , denn ich erfannte beim Schein der Flamme

den jungen Reiſenden , deſſen flüchtige Erſcheinung im Hofe ich nicht vergeſſen hatte, und den ich nicht ſo in der Nähe zu finden erwartete. Wer iſt da ? rief er , mit vollfommen ſpaniſchem Accent.

Gin Freund , ſagte icy; aber ftedt Guer Napier ein , id bin

nur mit geringer Aufmerkſamkeit, da die Geſpräche wie gewöhnlich nur

allein und ohne Waffen. Der Mond erleuchtete alle Gegenſtände rings umher hell gertug, um

von Räubergeſchichten, Stürmen, ausgetretenen Strömen als den Lieb

den Spanier ſogleid zu überzeugen , daß ich die Wahrheit ſagte , und

lingsthemas der Reiſenden handelten. Ermüdet nichts von dem zu ver

ſeine Rlinge fuhr in die Scheide zurück. Vergebt meiner Unbeſcheidenheit, Herr Cavalier, fuhr ich fort, indem ich in den Lichtfreis trat ; ich wurde, wie ich geſtehen muß, nur durch eine Regung der Neugier in Eure Nähe geführt. Wenn ich mich nicht

nehmen, was ich zu erfahren gewünſcht hätte, befragte ich die Wirthin mit lauter Stimme über die Reiſenden , welchen die beiden Pferde an gehören mußten , die ich im Stalle bemerkt hatte. Ich war glüdlicher als ich es hoffte, und vernahm, daß der eine der Herr Don Tomas Ver: dugo rey, der ungefähr eine Stunde vor mir angelangt, fich nur Zeit

genommen habe, die Pferde zu wechſeln, um ſich ſogleich wieder auf den Weg zu machen, indem er in der Hacienda die beiden Pferde zurüdließ, welche er bei einer fünftigen Neiſe wieder abholen wolle ?

Obgleich es mir ſeltſam vorkommt , daß Jh: mit ihm zu ſchaffen habt, ſeßte die Wirthin hinzu, ſo weiß ich, daß er zwei Tage zu Caleya anhalten wird, und 3hr fönnt ihn im Meſon de Guadelupe finden, wo er gewöhnlich abſteigt.

Alle weitern Fragen waren umſonſt: die Wirthin hielt hartnädig an fich , und ich verließ die Küche ſehr unzufrieden noch vierzig Meilen maden zu müſſen , bevor ich den geheimnißvollen Reifenden einholen konnte, aber zugleich erfreut nun doch ſeinen Namen zu wiſſen und einen

fichern Anhaltspunft zu haben. Nachdem ich Cecilio einen Gegenbefehl gegeben, da es noch früh an der Zeit war und der Schlaf ein Gaft iſt, der auf ſteinernem Lager nur bei einem Todtmúden einlehrt , ſeßte ich mich ihn erwartend an das äußere Thor der Hacienda einige Scritte von der Landſtraße.

Der Mond erbellte die Gegend , die ſchon düſter und ſchweigſam war, wie um Mitternacht. Am Rande des Horizor:18 nahmen die Hügel ihren nächtlichen Dunſtmantel um. Auf der weißen Ebene wogten die .

von der Nachtfühle verdichteten Nebel mitten in dieſer düſtern und troſloſen Ginſamkeit, auf dieſem ungaftlichen Boden , wo tauſend Gefahren den Reiſenden umgeben , und beſondere den Ausländer , erſchien mir mein

Unternehmen zum erſtenmal, was es in Wirklichkeit war , als eine ge fahrvolle Thorheit. Zum erſtenmal auch ſeit meiner Abreiſe von Merico ſant mir der Muth , und in einem Augenblick der Nathloſigkeit faßte ich den Entſchluß umzukehren , der aber nicht ausgeführt werden ſollte. Im Augenblid als id, bevor ich hineinging, einen legten Blid auf die

trúbſelige landſchaft warf, die mid umgab, ſchien mir mitten in dieſem Schweigen, als hörte ich die fernen Töne einer Guitarre erflingen. Es Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

täuſche , ſeyd Ihr gleich mir fremd in dieſem Lande , und dadurch mir beinahe wie ein Freund.

Ungeachtet dieſes Entgegenfommens behielten die Züge des Spaniers einen Ausdrud ſtolzen Mißtrauens. Indeß feßte er ſich wieder und lub mich höflich durch eine Gebärde ein , dasſelbe zu thun. Ich nahm es ohne weitere Umſtände an.

Ich bin ein Spanier, es iſt wahr , erwiderte mein neuer Gefährte

ſtolz; aber iſt der Spanier nicht in ganz Amerika wie in feiner Heimath ? Es iſt nun an mir, Gud um Vergebung zu bitten, daß ich Guch zuerſt für einen Spionen gehalten , abgeſandt durch .... Der Spanier hielt plößlich inne. Durch wen ? fragte ich. Seyd wilfommen , fuhr er fort, ohne auf meine Frage zu antwor ten . Eine Gigarre, die ich ihm anbot, erwiderte dieſen Wilfomm, und wir begannen zu rauchen mit der ganzen Ernſthaftigkeit indianiſcher Krieger , die uns Feuer zu Rathe fißen , indem wir uns in tiefem Schweigen anblidten. Bei dem Scheine des Mondes und der Feuer: ſtåtte fonnte ich leicht ſehen , was ich ſchon früher bemerfte, daß die härteſten Entbehrungen auf der Stirne des Spaniero unauslöjdliche Spuren zurüdgelaſſen hatten , während fie dem Adel dieſer männlichen Züge nichts anhaben konnten. Wåret Ihr vielleicht, fragte ich ihn, der Verfaſſer der Lieder, die

ich ſo unbeſcheiden unterbrach und deren Driginalität mich überraſchte ? Nein. Ich habe ſie nur einer Melodie , die ich componirte , an:

gefügt, bei Gelegenheiten, von denen ich Euch nicht alles erzählen fann. ( Fortſepung folgt.)

Der Stand der Dinge in Perſien wird von der Delhi Gazette ( f. Shipp. Gaz. 1 Februar) als verzweifelt geſchildert, daß der Schuh auf dem Punftftehen ſoll, im Nothfall nach Tebris zu gehen, und fich in die arme der Nuſſen zu werfen. In dieſem Falle dürfte eine Revolution im ſüdlichen Perſien faum ausbleiben .

Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenman n .

Das Auslan d . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Dr. 40.

16 Februar 1848.

Clubs in Rom. ( Aus einem Schreiben im Athenäum 29 Jan.)

Ein Fall hat fich hier ereignet, der feine geringe Aufregung

in der öffentlichen Meinung veranlaßte, und der einen merf würdigen Fingerzeig gibt über den ſocialen Fortſchritt. Seit

Soluſie vorigen Jahr ſtatt. Dadjenige Mitglied, welche die meiſten Stimmen erhielt, war ein Jude . Wer Rom kennt, nicht in ſeiner Gigen daft als Antiquitäten cabinet , ſondern als

eine Stadt lebender Menſchen , wer die Gewohnheiten , Vorurs theile, Denkungeart dieſer Menſchen fennt, der wird die Größe und das Staunenswerthe dieſer Thatſache zu würdigen wiſſen.

dein 12 Mai vorigen Jahre beſtand hier eine Art Glub, mrie

fte bie jeßt die Regierungen 3talien8 nicht geduldet hatten . In den meiſten Städten der Halbinſel befand fich ein „ Caſino dei Nobili," ein queichließlich auf den Abel beſchränkter Verſamme lungsort, wo Villard und Karte geſpielt, dem Dolce farniente gefröhnt und gelegentlich ein Ball gegeben wurde. In Nom

aber war ſelbſt dieß nicht geſtattet, und es fanden gar keine öffentliden Zuſammenfünfte ſtatt. 218 beßhalb in Gemäßheit Des neuen Geiftes, ber bie römiſchen Angelegenheiten und Schicks fale leitet, am 12 Mai vorigen Jahre mit Bewilligung der Res

Brüſlel. (Schluß.)

Wie in ganz Belgien ſo beſtanden auch in Brüſſel noch bis

zu Ende des vorigen Jahrhunderte eine große Anzahl religiöſer Congregationen . Schon Joſeph II hob einen Theil derſelben auf, doch waren zur Zeit der erſten franzöſiſchen Rerolution noch beren 29 vorbanden , welche indeſſen nach der Eroberung Belgiens durch die republikaniſden Armeen ſämmtlich verſchwans

Die neueſte Zeit iſt ihrer Wiederaufnahme günſtiger ges

gierung ein ſolcher Club fich bildete, war die Neuerung groß

den .

und der Fortſchritt bedeutend. Der neue Club erhielt den Nas

weſen, und obgleich Flandern ſeitdem der Hauptſammelplag der

men Circolo Romano, und ſein unterſcheidender Charakterzug

ſelben geworden , fo befindet fich doch auch gegenwärtig zu Brüſ

in Vergleich mit ähnlichen Caſinos in andern Städten 3taliens war die Zulaſſung aller Stånde. Jedermann iſt wählbar, und die gegenwärtige Liſte der Geſellſchaft umfaßt Leute aller Olaſſen.

fel ein Collegium der Jeſuiten ,

Gine faum minber wichtige Neuerung iſt die Zugabe eines Leſes

die soeurs de charité, die unter dem Patronat des Königs und Der Königin ftehenden Armenſchulen überwachen und ale Lebres

zimmers. Ein bloßer Drt zum Lungern mochte hinreichen für

und nachſt dieſem ein Convent

der weiblichen Carmeliter, der Clariſſen , der soeurs de charité, der Dames du sacré coeur und der soeurs noires.

Während

ungebildete Far-niente-Adelige, die in großer Noth find, ihren

rinnen barin fungiren , widmen fich die übrigen Mitglieder der

Sag hinzubringen , aber mächtigere und ſolibere Mittel der Un terhaltung und Anziehung waren nöthig, um die Handwerfers und Handeléclaffe anzuloden, ſo febr auch dieſe leiber jeßt noch in Unterricht und Bildung zurück find. Das Ergebniß war, daß ein Leſezimmer, wohl verſehen mit Zeitungen von allen

biergenannten weiblichen Drben der Krankenpflege, und die 3es fuiten verſehen inſofern die prieſterlichen Functionen, als fle Meſſe leſen, die Beichte bören und die Kanzel beſteigen .

Nationen, die þauptſache der Anſtalt geworden iſt , und den „Circolo“ zum wichtigſten Werkzeug des ſocialen Fortſchritts und zur Schule für die öffentliche Meinung gemacht hat. Die Zimmer der Geſellſchaft liegen im untern Stock eines Palafte im Corſo , bem Palazzo Ruspoli , mohl bekannt als das Lofal des Raffé nuovo, gerade gegenüber. Die Zahl der Mits glieder beträgt jeßt zwiſchen 3 und 400, darunter die Fürſten Doria unb Borgheſe, ſo wie andere Mitglieder vornehmer ades licher Familien in Rom. Die erwähne ich al einen Beweis, daß der Abel nicht, wie man hätte vermuthen fönnen, von dieſer gemiſchten Geſellſchaft fich ferne hielt. Frembe werden auf den

Vorſchlag eines Mitgliedes auf ſehr liberale Weiſe zugelaſſen.

An ſchönen großen öffentlichen Plägen leidet Brüſſel im allgemeinen Mangel, welches indeſſen theilweiſe ſeine Erklärung in der unebenen Lage der Stadt findet. Am ſchönſten und ges

räumigſten iſt unſtreitig die auf dem weſtlichen Plateau gelegene und an den Park und die Magbalenenſtraße anſtoßenbe Place royale. Er wurde im Jahre 1774 begonnen, und nimmt ben

Raum ein welchen ſonſt das Borgenbael, die alte Freiftätte ber Deſerteure, Schuldner und Verbrecher bildete, die hier einen

Zufluchtsort und Sicherheit vor gerichtlichen Verfolgungen fans den . Dieſes Quartier, das eine Maſſe von 30 Häuſern bildete,

ſtand unter der beſonderen Gericht&barkeit der Burggrafen von Brüſſel, unb bie hier erwähnten Privilegien beſtanden noch im Jahre 1785, wo Joſeph II fie aufhob. Die Place royale bils det ein längliches geräumiges Viereck, und wird binnen kurzem

Die Vorſtände der Geſellſchaft werden jährlich von den Mitglies

burch die Reiterftatue Gottfriebe von Bouillion , die entfaltete

dern gewählt, und die auffallende Thatſache, welche wich haupt fächlich zu dieſem Vrief veranlaßte, fand bei der Wahl am

Kreuzesfahne in der Rechten haltend, verſchönert werden, mit beren Anfertigung der Bildbauer Simonis beauftragt iſt.

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Außerdem iſt noch der große und kleine Sandberg (sablon ), ber Play St. Gery, der große Praß vor dem Rathaus, der Mär tyrerplag und der Plaß der Barrikaden bemerkenswerth. Auf dem großen Plaß vor dem Rathhaus wurden Egmont und Horne hingerichtet; an die beiden leşteren knüpfen ſich Erinnerungen aus der neueſten Geſchichte Belgiens. Der Plaß der Märtyrer bildet ein großes Mauſoleum , in deſſen Katakomben die Gebeine der in den Revolutionstagen des Jahres 1830 gefallenen Strei ter ruhen . Ein ſchönes Gitter von Gußeiſen umſchließt einen freundlichen Blumengarten, in deſſen Mitte fich auf einem Pies deſtal die von Wilh. Geefs modellirte Göttin der Freiheit be

findet, welche die Retten , die ſie umſchlingen , zerbricht. Auf dem Praß der Barrifaben , wo fich zuerſt Der Kampf entſpann, als am 22 September der Prinz Friedrich der Niederlande mit

einer Armee vom Löwener Thor aus eindrang, iſt vor kurzem die Statue Veſals , eines der berühmteſten Aerzte Belgiens aus der Vorzeit errichtet, und von Joſeph Geefs , Profeſſor der fö

niglichen Akademie zu Antwerpen , angefertigt worden . Etwas weiter hin , zwiſchen dem Thor von Schaerbeck und bem von Köln befindet ſich der ebenfalls erſt neu angelegte botaniſche Garten. Er erhebt fich terraſſenförmig und gewährt einen ſehr

freundlichen Anblicf , iſt aber zu flein und noch nicht roll ſtändig genug ausgeſtattet, um der Wiſſenſchaft wahrhaften Nußen zu gewähren .

Im Sommer finden dort wöchentlich

mehrere Concerte ſtatt, und er iſt dann jede @ mal der Sam

eine Fontaine, welche einen fleinen Knaben barſtellt, der Waſſer pißt. Die Sage erzählt, daß ein kleiner, achtjähriger Prinz, einer Proceifion mit einer Wacheferze in der Hand folgend , am Ende der Rue de l'Etuve anhielt, um ſein Waſſer zu laſſen , daß

er zur Strafe für ſeine Unehrerbietigkeit länger ale eine Stunde piſte, daß er ſich endlich von den Seinen verlor und man ihn nach langem Suchen erſt am Abend wieder fand. Aus Freude hierüber ſollen ſeine Eltern die hier in Rede ſtehende Statue haben errichten laſſen, welche bis zum Jahre 1648 nur eine

einfache Figur aus Stein bildete, bis die Stadt ſte durch eine kleine, zwei Fuß hobe, von der Meiſterband Duqueeno98 aus. geführte Statue von Bronce erſeşte. Männefe- Pie erfreute ſich des Beſuches mehrerer gefrönten Häupter, der Erzherzog Mares milian und Louis XV beſchenkten ihn mit reichen Kleidern : leşterer Decorirte ihn fogar eigenhändig mit bem lubrigefreuz,

unb Napoleon gab ihm den Kammerherrnſchlüſſel. Bei beſon dern Feſtlichfeiten und namentlich bei der Brüſſeler großen Kirs meß iſt Männefe- Pis zur Freude ſämmtlicher Bewohner, die ihn

als den älteſten Bürger der Stadt betrachten , im ſchöngeſtidten Kleide, den Degen an der Seite und mit ſeinen Drden decorirt zu ſehen . Auf dem großen Sablon iſt noch die Fontaine der Mis nerva bemerkene werth . Sie ſtellt in weißem genueftidem Mars mor die Minerva in figenter Stellung bar, ein Medaillon in

der Hand haltend, auf Ireldjem fich in halb erhabener Arbeit die Vildniſſe des Kaiſer Franz I und der Maria Thereſia bes

melplaß einer außerleſenen Geſellſchaft. Eine Hauptzierte der Stadt iſt der Parf, Derſelbe nimmt einen Raum von etwa

finden .

20 Morgen ein, und bildet mit ſeinen ſchattigen Laubgängen ,

Weiſe die Schelte in der Geſtalt eines Genius; ein anderer

Zur Rechten iſt die Fama , zur Linfen in allegoriſcher

ſeinem freundlichen Grün, ſeinen Waſſerbecken einen ausgebehns

Genius hält die Lanze und den Schild der Göttin .

ten , die Reize einer lieblichen Landſchaft darbietenden Garten , welcher ftet8 von fleißigen Beſuchern gefüllt iſt, und namentlich an Sonntagen die ſchöne und elegante Welt Dort verſammelt. Bei ſchlechtem Wetter iſt der Eingang verſagt, und zu einer gewiſſen Stunde des Abend 8 wird er geſchloſſen , wozu die Gloce Dag Zeichen gibt. Es find beſondere Polizeibeamten Dabei ans

Runſtwerk befindet fich auf einem 13 Fuß hoben Piedeſtal und wurde von Lord Aylesbury zum Andenfen an die angenehmen

/

geſtellt, bie jebe Ungebührlichkeit überwachen und auch nur ors

Das ganze

Tage, weldie er zu Vrüſſel während ſeines 40jährigen Aufents halte Daſelbſt verlebt batte, der Stadt geidenft.

Wenden wir uns ſchließlich nun auch noch dem eigents lichen Volfsleben zu , und betrachten wir dasſelbe mit einem flüchtigen Blic, wie es die Kürze dieſes Raumes uns gebietet.

dentlich gefleibeten Perſonen ben Eingang geſtatten, ſo wie auch

Der Belgier liebt es, ſeine Erholung und Zerſtreuung an

Das Tabafrauchen barin unterſagt iſt. Wenn Brüſſel im allgemeinen an ſchönen Monumenten Mangel leidet und man erſt in der neueſten Zeit bemüht ge

öffentlichen Orten zu ſuchen ; hier werden auch nicht ſelten Ges ſchäfte beſprochen und abgemacht , und der Kreis , innerhalb welchem er fich dabei bewegt, iſt dreifacher Art : e8 find dieß die Theater, die Café's und die ſogenannten Eſtaminete oder Biers ſtuben . Brüffel befißt fünf Schauſpielhäuſer: Das Theatre Ros yale de la Monnaie, das Theatre Royale du Parc, die Opera Comique in der Paſſage St. Hubert, das Theatre de Vaudes

weſen iſt das Verſäumte nachzuholen, ſo beſaß eß namentlich in der frühern Zeit einen deſto größern Reichthum an kunſtvoll

gearbeiteten , mit trefflichen Sculpturarbeiten perſebenen Fons tainen . Viele Derſelben ſind leider im Sturm bewegter Zeiten Der Vernichtung preigegeben worden , wie dieß namentlich mit

ville, das Theatre des Nouveautés und das Theatre du Cirque,

Der Fontaine Karlo V der Fall iſt, die mit alten gothiſden

wovon das erſtgenannte das größte iſt.

Inſchriften verſehen war, und als das älteſte Runſtwerk dieſer

einer Bevölkerung, wie wir fie oben angegeben haben, erſcheint dieſe Zahl faſt zu groß, und man muß es daher der großen Vorliebe des hieſigen Publicums für das Schauſpiel zuſchreiben , wenn troß einer ſo großen Concurrenz Das Beſtehen dieſer fünf Bühnen möglich wird, wobei freilich lobenb anerfannt werden muß,

Art in der Stadt betrachtet wurde ; nicht minder iſt der Ver

luft eine andern derartigen Meiſterwerfes zu beklagen, das drei Jungfrauen Darſtellte, aus deren Brüſten Waſſerſtrahlen dran gen. Die Brüſſeler haben inbeſſen Den Untergang dieſer Antife verſchmerzt, und der Volfs.iß behauptet, daß es ſeit dem Ab handenfommen Derſelben in Brüſſel feine Jungfrauen mehr gebe . Der herrlichen , im Hoje des Rathhauſed aufgeſtellten Fontaine baben wir bereits Erwähnung gethan , wir würden aber in den

Augen eines Brüſſelers und eines großen Fehlers zu Schulden fommen laſſen, wenn wir nicht einer kleinen , etwa zwei Fuß hoben , von Duquesnoy meiſterhaft auêgeführten Figur erwähn ten , die unter dem Namen Männefe - Pis bekannt und mit dem

Brüſjeler Volfsleben eng verflochten iſt. Es iſt dieß wie geſagt

Für eine Stadt mit

daß bei denſelben die erſten Stellen au @ gezeichnet gut beſißt ſind.

Die Kaffés find die gewöhnlichen Sammelpläße der gebildeten Welt nach dem Diner, in der Regel von 4 bis 9 Uhr des Abends.

Man

beſchäftigt ſich dort größtentheile mit politiſcher Lecture, die bei der großen Zahl der erſcheinenden Tagesblätter eine reiche Aus wahl darbietet.

Belgien beſikt befanntlich eine mit febr aus

gedehnten Freiheiten au & geſtattete Preile, man muß eß daber um ſo lobender anerkennen , daß dieſelbe nur mit vieler Mäßi gung von den ihr zuſtehenden Vorrechten Gebraud macht, und

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fich eigentliche Ausſchweifungen nur in ſehr geringem Grade zu Schulden fommen läßt . Natürlich macht fie über die öffent lichen Zuſtände, und die Maaßregeln der Regierung und der Miniſter unterliegen ihrer freimüthigen burdh feinen Zivang zus

rückgehaltenen Kritif, allein in einem Lande wo man an das öffentliche Leben gewohnt iſt, und wo eine freie Verfaſſung bags

ſelbe ſchüßt, fält dieß weder auf noch erregt es Empfindlichkeit,

und bei dem Auftauſch ſo vieler Meinungen und Anſichten fehlt es auch wieder an einer angemeſſenen Ausgleichung nicht.

Die Gſtaminets find mehr zum engeren geſelligen Verkehr beſtimmt.

Man trinft bier das beliebte Pharo, ein ſtarkes und

kräftiges Bier, welches namentlich zur Verſchönerung der Haut beitragen ſoll, raucht ſeine irbene Pfeife oder Cigarre , und gibt fich der erholenden Unterhaltung oder ruhigen Beobachtung hin .

soon

Die Uoth in Schottland. Das ehrliche, gewerbſame und religiöſe Schottland bringt audy ſeinen Theil zu den Klagen über die allgemeine Noth . Mehrere ſeiner Pro: vingen , namentlich in den Hochlanden , find nicht minder zu beklagen, als die ſchlimmſten Grafſchaften Irlands, und der Pauperismus bedroht hier das Grundeigenthum ſo gut als die Induſtrie. Hypothefidulden

belaſten die Ländereien, was man aus den geſellſchaftlichen Gewohnheiten des Landes erflärt. Seit Generationen haben die großen und kleinen Lairds (wohlbefannt aus den Romanen Walter Scotts ) fich dazu her: gegeben, die Banfiers ihrer Vettern bis ins fiebente Glied, ihrer Freunde und Hinterjaſſen , ſelbſt ihrer Domeſtifen zu werden , welche in dieſem

Lande weiſer Sparſamfeit ihr Geld gleichfalls nicht nußlos in ihrem

Bei ſchöner Jahreszeit liebt man es bie Stadt zu verlaſſen und

Beutel liegen laſſen wollen. Alle dieſe Summen , bei dem Grundeigen: thümer auf Intereſſen angelegt, wurden von dieſem benüßt , um ſein Land zu vergrößern und zu verbeſſern. 68 dien gar nicht denkbar, daß dieſe Vettern und Vaſallen je an Rückzahlung dachten , denn was

fich außerhalb derſelben in den Faubourgs und deren nädyſten Umgebungen dem ländlichen Genuſſe hinzugeben . Lange Reiben von Tiſchen find dort im Freien aufgeſtellt, und hier findet man

nen zogen auch über die Tweed und die Cheviotberge, und die fleinſten Rentiers Schottlands bildeten ſich ein , ſie könnten Hudſons und Chaplies

ten eigentlichen Rern des Volfes, den fräftigen , den joliden gebildeten Bürgerſtand ; hier genießt der Hausvater in gemüths licher Ruhe, umgeben von ſeiner Familie, mit derſelben in an ſtändiger Fröhlich feit ſeinen Litre Pharo ober ſeinen Krug leich

ſollten ſie mit ihrem Geld maden ? Ach ! die Proſpectus der Eiſenbah

werden. Das Subjcriptione fieber ergriff auch ſie, dann kam die Kriſe,

und nun rannten alle zum Laird, und verlangten mit großem Geſchrei ihre Erſparniſſe zurück. Auf der Liſte der Failliten ſteht jegt auch der

Grundeigenthümer in Schottland neben dem Banfier. Mander Elan:

ten ſchäumenden Lömener Biered ; hierher führt der Jüngling

häuptling hat Banferott gemacht, und der Name , von welchem noch vor hundert und 200 Jahren Glasgow erzitterte , wird jegt an der

auch ſein Liebchen und ergößt fich an ihren Bliden , und vergist

Börſe der Stadt als zahlungsunfähig angeſchlagen. Welche Umwälzung

im leiſen Geſpräch mit ihr was um ihn geſchieht; Dazwiſchen ertönt ein heiteres franzöſiſches Liedchen zu den Tönen der Vio line oder ein rüſtiger Alter, vielleicht früher Tanzmeiſter, macht

im Leben des ſchottiſchen Gebirges ! (Revue Britann . Januar.)

mit brolliger Behendigkeit ſeine Kreuz- und Duerſprünge, um fich einige Centimen zu verbienen. Dabei zeigt ſich eine reiche Auswahl ſchöner Frauengeſichter, von der Flamanderin mit dem blendendmeißen, von zartem Roth übergoſſenen Teint, und den

großen in ſtiller ſinniger Ruhe umberſchweifenden Augen , bis zur leicht berreglichen , in Aufbruck und Bewegung lebhafter und empfänglicher fich zeigenben Wallonin. Wir ſchließen dieſen Aufjag, indem wir noch einige Worte über die flimatiſchen Verhältniſſe Brüſſele ſagen. Die Temperatur iſt einem unregelmäßigen Wechſel unters worfen, und die häufigen Nebel würden auf die Geſundheit einen

De8 nur zwanzig chädlichen Einfluß ausüben, wenn der Wind des Stunden entfernten Meeres dieſelben nicht milderte und zer ftreute ; eben ſo trägt die Nähe bes großen Forſtes von Soigne Dazu bei , die beſonders im Frühjahr unb Serbſt fich fund ges benden Gewitter abzuziehen . Die ſchlimmſten Monate bilden der November, December, Februar, März und April, während dieſer Zeit iſt die Atmoſphäre am feuchteſten und erzeugt, beſonders bei Frauen , wenn fie fich nicht durch eine warme Kleidung tas

gegen ſchüßen, rheumatiſche und fatarrhaliſche Uebel, die oft Schwindſucht und Waſſerſucht zur Folge haben. Der Boden ringe um Brüffel iſt ſehr pflanzenreich,

und

Remigio Vasquez. ( Fortſepung.)

68 lag in dieſen Antworten eine Zurückhaltung, welche meine Ver: muthungen nur beſtätigte. Id beſchloß daher das Vertrauen des jungen

Spaniers hervorzurufen , indem ich ihm den Zwed meiner Reiſe und meine Täuſchungen ſeit meinem Abgang von Merico erzählte. Es iſt einige Nehnlichkeit in unſerer Lage vorhanden, erwiderte er,

als ich geendigt hatte. Wie Ihr verfolge ich ein Werf ohne Namen, aber möge. e& Gott gefallen Euch die Prüfungen zu erſparen , durdy welche ich hindurchgehen mußte ! Spredyt, fagte ich, ich liebe die Erzählungen unter freiem Himmel,

der Nachts beim Scheine einer Feuerſtelle , wie dieſe hier.

Es ſey, ſagte der Spanier. Ich fange damit an, Euch zu ſagen , daß ich ein Bistayer bin und ein Edelmann , nicht allein durch das Vorredyt, welches alle meine landsleute adelt, ſondern durch die Abſtam

mung von einer langen Ahnenreihe , welche lope Chourin (den weißen Wolf) als das Haupt ihres alten Gefdyledytes anſehen . Mein Name iſt Don Jaime de Villalobor. Hier trage ich einen andern , um dieſen

nicht zu entwürdigen. Meine Mutter vor allem, dann der Name meiner Ahnen und dann mein Vaterland, das iſt die Ordnung meiner Neigun gen und meiner Verehrung. Ihr wißt nun wer ich bin, Herr Cavalier ; ich will Euch nun auch ſagen was ich treibe.

Go lag in dieſer Nede etiras von dem Stolze des Cid Campeador, was mir nicht mißfiel ; es war wie eine vergeſſene Strophe aus dem Romancere, wovon der bisfayiſche Gdelmann kurz vorher ein Bruchſtück

ſeine Fruchtbarfeit eignet fich beſonders zur Gartencultur, web halb man auch hier Blumen und Gemüſe in Menge und aus gezeichneter Schönheit findet. Prangende Wieſen, die durch die in verſchiedenen fleinen Armen Dabinſtrömende Senne bewäſſert

ich in meiner Kindheit von dem eiſigen Luftzuge gewedt, der faſt ohne Widerſtand in die zerfallene Burg drang, die ich mit meiner Mutter

werden, ziehen ſich bis unmittelbar an die Stadt und bilden

bewohnte; dazu fandte mir Gott auch den Hunger, worüber ich dann

einen lieblichen Rahmen , innerhalb weldem das nicht minder

den Freſi vergaß. So wurde ich zum Jüngling; meine Geburt unter: ſagte mir jede Handarbeit, jede untergeordnete Stelle, und meine alternbe Mutter zu verlaſſen und in Kriegsdienſte zu treten, hätte meine Kräfte

anziehende Gemälde einer großen Handel, Kunſt, Schönheite fiun , Lurus und Reichthum, aber auch die nacte Armuth und

geſungen hatte. Der junge Edelmann fuhr mit mehr Einfachheit fort :

Ich war zum Inglūd eben ſo arm als adelich ; mehr als einmal wurde

Das Lafter in ſeinen vielfachen Geſtalten umfaſſenden Stadt hers

überſtiegen. Indeß fonnte ich dem Bürgerfricge nicht fremd bleiben,

portritt .

der in den bastiſden Provinzen ausbrach. Don Carlos , wie Ihr viel: leicht wißt, vergaß oftmals ſeine Soldaten und Officiere zu bezahlen,

und alles was ich in ſeinem Dienſte gewann, war, bis zu dieſer Stunde

160 unter die Zahl ſeiner Gläubiger zu gehören. Bei meiner Rüdehr unter

on

Wie ! das iſt Euer Abendeſſen ? Gine Cigarette ! Pfui ! es iſt ein zu ſpärliches Mahl für den leßien

das mütterliche Dach hatte ich den Schmerz alles noch zerfallener zu finden als zuvor , und die Sorgen noch beſſer zu begreifen, welche das

Abkömmling der Grafen von Bisfaya. Ich habe deren mehr als ein

Herz meiner Mutter zerriſſen , denn ich ſah ſie von Tag zu Tag fich mehr unter der doppelten Laft des Alters und der Noth beugen. Gines

Duzend geraucht, und dennoch ſehr reichlich gegeſſen .

Abends ſprach ein wandernder Krämer unſere Gaſtfreundſchaft an, und da er nur Herberge verlangte , ſo fonnte ich ihn wenigſtens zur Hälfte

mannes erſchöpft zu haben , der einige Augenblicke ſchwieg und dann

befriedigen. Sein herumziehendes Leben repte ihn mit allen Neuigkeiten

zuſeßte : Herr Cavalier, ich habe Euch das einzige gewährt was mir in dieſer Welt zu Gebote ſteht: die Gaſtlichkeit an meinem Feuer ; macht davon Gebrauch, ſo lang es Euch gefällt, aber nach einem mühevollen Tage iſt der Moment gefommen wo ich der Ruhe bedarf. Gott nehme

Dieſes leßtere Geſtändniß ichien die Reſignation des armen Edels mit Würde und, wie um ſich von einem läſtigen Gaſte zu befreien , hin

aufe laufende, und ich hörte von ihm, daß einer unſerer Landsleute in Neuſpanien eine reiche Heurath gemacht habe.

Welches Glück , legte er bei , fonnte nicht ein junger Edelmann machen, wenn er ſein Heil in dem Lande voll Gold und Silber verſuchte, wo der Ehrgeiz aller Frauen in dem Sprichwort enthalten iſt: Camisas de Bretaña,

Guch in ſeinen Schuß !

Der Biøfayer ſchürte die Flamme wieder an, ſtredte ſich in ſeinem Mantel aus , den er übers Geſicht zog , nachdem er mit einer Gebärde mir Lebewohl zugewinft und blieb unbeweglich. Ich warf maſchinen mäßig einen Blick um mich her. Glüdlicher als ihr Herr , und halb

Y maridos de España.

(Hemden von bretagniſcher Leinwand , und Männer aus Spanien .)

In meiner Lage war eine reiche Senrath mein einziges Hülfemittel,

von dem eiſigen Nebel verborgen, weideten die beiden Pferde wenigſtens

und ich beſchloß mein Glück zu verſuchen. 3a theilte meine Ausſichten

das welfe Grag zwiſchen den Steinen ab. Ich verbeugte mich mit betrübtem Herzen , und einer Art von Hochachtung vor dieſem tiefen Glend , das ſo edel ertragen wurde. Señor Don Jaime , begann ich mit bewegter Stimme, id muß Guch noch danfen für Eure Höflichkeit, und Euch einen Vorſchlag thun deſſen Annahme auf meine Chre mich glücklich und ſtolz machen würde, und zwar : ob Ihr nicht wolltet Eurerſeits mein Zimmer in der

meiner Mutter mit.

Gin Vorſchuß auf růdſtändigen Sold diente mir

zu Bezahlung meiner Ueberfahrt an Bord eines Schiffee, das zu Bilbao unter Segel ging, und ich reiste voll Hoffnung ab, bald zu den Füßen meiner Mutter ein Vermögen niederlegen zu können , das mir nur um ihretwillen wünſdienswerth ſchien. Ich langte vor einem Jahre zu VeraCruz an ; ich beſuchte eifrig die Kirchen als den einzigen Ort , wo die Vera: Cruzanas fich zeigen, aber feine würdigte mich ihrer Aufmerkſam-

Venta theilen .

feit. Abends in den öden Straßen ſtand ich oft lange vergebeng , nie:

Der junge Reiſende erbebte und erhob ſich von ſeinem Siße ; ſeine

mand zeigte ſich. Ich ſah ein , daß, wenn ich nicht meine Gegenwart unter irgend einem Fenſter bemerklich mache, ich Gefahr laufe, ſo jede Nacht mich vergebens abzuquälen. Ich nahm meine Zuflucht zur Muſif und faufte dieſe Mandoline. Zum Unglück, obgleich in der Muſik erfahren , verſtand ich dennoch nicht genug von der Poeſie, um ein Ständchen zu dichten , und ich ſtoppelte ſo gut als möglich die Strophe einer Romanze mit dem Sprüchwort zuſammen, das mich beſtimmt hatte mein Schloß zu verlaſſen . Dieß war der Geſang, den Ihr kurz zuvor unterbrochen habt.

Augen glänzten in dem bleichen Geſichte. Er ſchien einen Augenblick zu zögern, dann reichte er mir die Hand : Ich nehme es an, ſagte er ;

Der Spanier begann wieder zu rauchen, wie ein Mann, der gewiſſens

Ihr erweist mir einen Dienſt, den ich niemals vergeſſen werde.

Ich

will Euch nur geſtehen , daß ich den Hueſped vergebens uin Aufnahme bat ; ich bin zu arm um mein Nachtlager zu bezahlen , und dennoch hätte ich mein Blut um dieſe Nacht, dieſe einzige Nacht gegeben. Dieſe Antwort war ein Geheimniß weiter für mich ; aber Don

Jaime wurde mein Gaſt, und dieſe Gigenſchaft verbot mir alle weitere Nachfrage.

Wir führten die beiden Pferde am Zaume, und ohne weiter

ein Wort zu wechſeln, wandten wir uns nach der Venta.

A10 mein neuer Genoſſe in meinem Zimmer eingerichtet war, nahm

haft ſeine Aufgabe erfüllt hat und ſchwieg fill. Und Ihr ſeyd noch unverheurathet ? ſagte ich ſehr überraſcht von dieſem eben ſo raſchen als unerwarteten Ende von Don Jaimed Geſchichte.

ich den Vorwand nach den Pferden zu ſehen, und befahl Cecilio in der

ſeit mehr als vierzig Jahren Hemden aus der Bretagne trug, und ſich damit gegen ihren Willen begnügen mußte. Ihr fönnt Euch leicht vor:

Küche ein Nachteſſen für zwei Perſonen zu holen. Nach einigen Wei gerungen nahm der Bisfaner es an , ſelbes mit mir zu theilen. 30 hatte ſchon ein reichliches Mahl eingenommen , und aß ießt nur aus Höflichkeit, während mein Gaſt es fich wohl ſchmeden ließ , indem er

ſtellen , daß ich gefommen war eine junge , reiche und ſchöne Frau zu

ſich über meine Mäßigfeit verwunderte.

heurathen. Wäre die Duegna reid geweſen, ſo hätte ich ſie meiner Mutter zu Liebe geheurathet ; aber dieſe wäre weder reich , noch jung

Wundert Euch nicht, ſagte ich um meine Enthaltſamfeit zu erklären ; es iſt meine erſte Reiſe in dieſem Lande , und ich habe midy noch nicht

und nicht einmal hübſch geweſen. Ah ! ſagte ich, Ihr ſend um ein halbes Jahrhundert zu ſpät gefom :

an dieſe hölliſche Küche gewöhnt. Wenn nun , ſagte ich , als nur nody die leeren Schüffeln vor uns

men, Don Jaime. Fünfzig Jahre früher wäre das Glüd einem Cavalier von Gurem Ausſehen und Gurer Geſtalt günſtiger geweſen. Gegen-

ſtanden , die Nachbarſchaft einer jungen und ſchönen Reiſenden , beren Zimmer an dieſes ſtößt, Guch nicht am Schlafen hindert, ſo meine ich, Ihr werdet wohl thun mich nachzuahinen. Und ich legte mich in mei.

Daran liegt die Sğuld nicht an einer Art von Duegna , welche

!

wärtig, fürchte id), iſt dieſe Zeit vorüber. Gin unmerkliches Lächeln flog über die Lippen des Bisfayers ; ich

wußte im Augenblick nicht, ſollte id es der Dankbarkeit für mein Com :

1

nem Mantel auf den Boden .

68 ſen, ſagte der Spanier ; aber es wäre Gud vielleicht vor dem

nichtunangenehmmeinMandolinenſpielzuhören? pliment, oder dem unglauben an meine Vorherſagung zuſchreiben . 34 Ginſchlafen Thut ganz wie zu Hauſe , nur nehmt mir nicht übel , wenn

fuhr nad furzem Schweigen fort : Weil ich im Zuge bin mit meiner Unbeſcheidenheit und Ihr mit Eurer Nachricht, ſo erlaubt, Don Jaime, daß ich eine leßte Frage an Guch richte : Wo habt Ihr dieſen Abend

icts

während Eurem Spiele einſchlafe. ( Fortſeßung folgt . )

gegeſien ?

Bei dieſen Worten verſinſterte ſich die Stirne des Spaniers . Ich

Die Nationaluhr in England . Der Weſtminſter Palaſt

fürchtete das Recht einer zu neuen Vertraulichkeit mißbraucht zu haben ;

ſoll die größte Glođe im ganzen engliſchen Reiche erhalten : Nach der in einigen Parlamentopapieren enthaltenen Andeutungen ſollen die

aber durch ſeinen gerechten Stolz unterſtügt, fühlte ſich der Biøfayer als zu achter Gtelmann , um über ſeine Armuth zu erröthen. Hier, verſeßte er freundlich lächelnd, und ich habe die Ehre Elica einen Theil meines Nachteſſens anzubieten.

Der Spanier reichte mir eine Cigarette. Verlag der 3. O. Gotta'ſchen Buchhandlung.

Stunden auf einer Glode von 8 — 10 Tonnen Gewicht und wo mög

lich die Viertel auf acht Olecken geſchlagen und die Zeit auf vier Scheiben von etwa 30 Fuß im Durchmeſſer angezeigt werden . (Athen. 19 Januar.)

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenman n.

Das Ausland . Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der der Völker. u " 41 .

17 Februar 1848.

und der Ader

wie der Erzeugniſſe von den nördlichen Provinzen weſentlich unter deiden . Der Gebirgsboden im Süden von China iſt ſehr arm : allenthalben fieht man nichts als Granitfelſen , deren nacte Gipfel eine magere Vegetation überſchauen , und der Boden

bauer nahm in der Hierarchie derGeſellſchaft einen höbern Nang

ſelbſt beſteht aus einem von der Sonne au gedörrten, mit zer

Daß der Kaiſer ſelbſt in feierlicher

ſeptem Granit gemiſchten Boden , der, an fich arm , in ſeiner Unfruchtbarkeit noch erhalten wird durch die Sitte der Chineſen , Das lange Grad und das darauf wachſende Buſcwerk wegzu ſchaffen , um es als Brennmaterial zu verwenden . Manchmal

Der Ackerbau der Chineſen. (Nach Fortune's : Three years in China.) Der Ackerbau war in China ſtets geehrt, ein als ſonſt irgendwo .

Ceremonie jedes Jahr einige Furchen zieht, iſt bekannt ; in ſeiner Eigenſchaft als „Sohn des Himmels ,“ d . h . als Vermittler

zwiſchen den Göttern und ſeinen Unterthanen bereitet er ſich zu dieſer religiöſen Pflicht durch Dreitägiges Faſten und Beten vor,

verbrennt man es auf dem Berge ſelbſt, um eine elende Dün

begibt fich dann in großem Zuge aufs Land, zieht einige Furs

gung zu erhalten , welche den Boden nur ſchwach verbeſſert.

chen und ſtreut einige Reisförner hinein , um die Vedeutung zu

Faſt alle bergigen Theile des füblichen China's find in unfrucht

zeigen , welche die Regierung dem Aferbau zuſchreibt. 3nde B iſt die Wiſſenſchaft und der Fleiß der Chineſen hinſichtlich des

einen Anbau , der auch nicht gelingen würde.

Ackerbaues von den meiſten Schriftſtellern übertrieben worden ; bie cinefiſche Regierung hat den Fremben auzu eiferſüchtig ben

Zutritt des Landes verſchloſſen, als daß man ſich hätte genaue Nachrichten verſchaffen können. Die fatholiſchen Miſſionäre, welche ſich mit Lebensgefahr ins Land einſchlichen , fannten augenſcheinlich den Ackerbau überhaupt und die Fortſchritte deg-

ſelben in andern Ländern zu wenig , und zudem muß man nicht vergeſſen , daß die europäiſchen Völfer in den leßten Zahrs

hunberten große Fortſchritte im Aferbau machten , die Chineſen aber in dieſem, wie in vielen andern Punkten, ſtationär blieben , und daß alſo zwiſchen ihnen und uns jeßt ein viel größerer Unterſchied feyn muß, als zur Zeit wo die erſten europäiſchen Reiſenden Dieſen Schriftſtellern ihre Bücher über Ghina herausgaben. und ihren ſervilen Nachſchreibern muß man hauptſächlich die

Jrrthümer zuſchreiben , welche über den Ackerbau der Chineſen in Europa verbreitet find. Allerdings mögen ſie den Völfern In-

diens und andern halbcivilifirten Nationen überlegen ſeyn , wie fte eß auch wirklich in faſt allen Künften des Friedens find, aber es iſt heutiges Tages wenigſtens lächerlich, ſte mit den einfichtsvollen Landbauern Englanbe und Schottland vergleis chen zu wollen. Eben fowohl fönnte man ihre nur zur Küſtens ſchifffahrt beſtimmten Dichunfen mit der engliſchen Marine vergleichen, die auf allen Meeren der Welt herumfährt. Damit indeß der Leſer fich über den Gegenſtand ſelbſt eine Anſicht bil-

den fönne, fo will ich verſuchen dasjenige zu ſchildern, was ich während einer dreijährigen Reiſe in China ſah. Ich hatte Oes

legenheit die Culturmethoden der Chineſen im Norden ſowohl als im Süden, ſo wie deren Reſultate zu beobachten , und habe

Darüber fleißig in meinen Tagebüchern Bemerkungen gemacht.

barem, wildem Zuſtande, und die Menſchen hand verſuchte nie Hie und da au

Fuße der Berge fieht man die berühmten angebauten Terraſſen , wo die Chineſen Reiß, ſüße Bataten und Startoffeln bauen, aber die Ausdehnung des folchergeſtalt benügten Boben8 iſt uns

bedeutend , wenn man ſie mit den ungeheuren Räumen vergleicht, Die nothgedrungen unangebaut bleiben. Zu Amoy und in der ganzen Provinz Fofien ſind die Berge noch fahler, als die um Canton. Auf einigen der Berge, aus denen die Inſel Amoy beſteht, kann der Reiſende meilens

weit gehen , ohne auch nur einen Grashalm zu finden , allent halben fieht man nidyte, als ſchwarze, burch Sonne und Regen aufgelöste Granitmaſſen und röthlichen Thon. Hier ſcheint

aber gegen Norden die Gränze des unfruchtbaren Theils von China. Wenn man nahe bei Furtichou -fu (in der Provinz Fos an den Fluß Min gelangt, bemerkt man in der Vegeta

tien) tion der Berge

eine große Veränderung, die man der reichern Beſchaffen beit des Bobens zuſchreiben muß. Dieſe Bemerkung gilt für den nördlichen Theil von Fofien und die ganze Pro

vinz Schefiang. Ich habe nahe an der Mündung des Min Berge von 3000 Fuß Höhe erſtiegen , die bis zum Gipfel ans gebaut waren ; der Boden beſtand hier aus einem ſandigen Shon , und obwohl nicht ſehr reich, enthielt er doch mehr Sus

mus und war tiefer. Dieſer ſtärkere vegetabiliſche Stoff machte Den Boben hinreichend fruchtbar, um ben cineffichen Landmann für die ſchwerſte Arbeit zu entſchädigen . Begreiflicherweiſe iſt

indeß ein großer Unterſchieb ; Z. B. die Diſtricte, wo man in Fofien und Schefiang den Thee baut, find nicht nur fruchtbarer als der Boden in der Provinz Canton , ſondern auch viel anders als man gewöhnlich annahm. Ein Buch, das für eine Auto

Ich beginne mit den füblichen Provinzen , die zum Theil

rität in Betreff China'8 gilt, gibt folgende Analyſe des Bodens Dieſer Diſtricte: „Der Boden, welcher Den Ibeebaum trägt, bes

zwiſchen den Tropen liegen , und fich hinſichtlich des Bodene ſo

ſteht faſt ganz aus einem ſehr zerriebenen fieſeligen Sand, 0.h.

162 aus etwa 84 Procent Sand , einem Bruchtheil fohlenjaures

Giſen und Alaun , und nur einem Procent Pflanzenſtoff." 3ch weiß nicht, wo und wie dieſe Analyſe gemacht wurde, wahrs ſcheinlich in dem Boden , wo man den ſchwarzen Thee in der Nähe von Canton baut, gewiß aber paßt ſie gar nicht auf den ſehr reichen Boden , wo der große Theebau ſtattfindet. Aber ſelbſt an dieſen Orten und in den fruchtbarſten Gps

birgen de mittlern China's iſt eß lächerlich, wie ſchon viele Schriftſteller gethan haben, zu behaupten , Daß der ganze Boben , oder auch nur der größte Theil De ſelben angebaut ſey , piel

coon

Die Pflugichar bringt nie tiefer als dieſe Schichte ein, und der Büffel, wie der Pflüger waten bis ans Knie im Rothe . Der

Büffel ſcheint durch ſeine Natur zu dieſer Arbeit wie gemacht, denn er wälzt ſich gerne im Rothe, für den armen Pflüger iſt dieß aber eine ſehr ermüdende und ungeſunde Beſchäftigung. Nach dem Pflug fommt die Egge, um die Erdſchollen zu zers brechen, die Oberfläche in Staub, zu verwandeln , und den Mift ins Innere bringen zu laſſen . Aber die chineſiſche Egge bat

keine langen Zähne wie die unſrige, der Arbeiter ſtellt ſich dars auf, und ſein Gewicht trägt dazu bei den Boden eben zu ina Die Folge des Pflügen

mehr iſt der größte Theil noch im Naturzuſtande, und nie von

chen.

Menſchenhand umgebrochen worden . Das iſt eine Behauptung, Deren Umfang ich wohl erwogen habe , und die ich auf die

Boben zu zerreiben , ſondern ihn in eine Art Brei umzuwan

förmlichſte Weiſe wiederhole, um diejenigen zu enttäuſchen , die man glauben gemacht hat, im ganzen Reich ſey nicht ein Fuß

pflanzen geeignet iſt.

breit landes , wie unfruchtbar er auch ſeyn möge, der nicht durch den Fleiß und die Ausdauer der Chineſen fruchtbar ge

ſehr dicht in einem ſtarf gedüngten Flede geſäet, und von hier

worden ſey.

einigen Orten läßt man den Reis mehrere Tage lang in einer

Ich ſelbſt war, ebe ich China beſuchte, von ähn

und Eggene iſt nicht bloß den

deln, in weldjem Zuſtande er zur Aufnahme der jungen Reig Der Landmann hat, ehe er fein Felb herrichtet, den Reis nimmt er nun die jungen Pflanzen , um fie zu ſtecen.

An

lichem Irrthum befangen, aber der erſte Blid, den ich auf dieſe

Auflöſung von flüſſigem Dünger einweichen , aber dieß im Süben

bergigen , nacten Rüften marf, hat mich enttäuſcht.

des Reich

Leider find

ziemlich gewöhnliche Verfahren iſt nicht allgemein.

treffe immer eine troftloje Unfruchtbarkeit oder eine Art irdi

Die jungen Pflanzen werden aus dem Felde, wo ſie gefeimt haben , ſorgfältig ausgehoben und in Felber verſeßt, die drei Zou hoch mit Waſſer bebedt find. Sie werden in Buſcheln von

des Barabies .

etwa zehn Stengeln in regelmäßigen, 10 bis 12 Zoll von eins

Der Boden der Thäler und der Gbenen wechſelt in den verſchiebenen Provinzen faſt eben ſo, wie der der Gebirge. Die Hibe dieſer Thäler und Ebenen iſt meiſtens ſehr gering, und oft liegen ſie tiefer als Flüſſe und Canäle. Im Süden beſteht der Boden aus einem ſehr ſtarfen Thon mit ein wenig Sand

ander entfernten Linien geſtect. Dieß geſchieht mit erſtaunlicher Geſchwindigkeit: Der Arbeiter geht mit einem Paf Pflanzen unter dem linken Arm in der Linie fort, und legt die Büſchel nach einander an die Stelle, wo fte eingeſetzt werden ſollen ; dann kommt er zurück, nimmt eines der Büſcheln nach den an bern, unterſucht, reinigt, und ſtect ſie mit der Hand in den

wir in den Anſichten , die wir uns von ſo fernen Ländern bil den , gar ſehr zu Ertremen geneigt , und bilden uns ein , man

gemiſcht, und Pflanzenſtoff findet ſich darin nur in ſehr gerin

ger Menge. Dieß iſt um Canton unb Macao der Fall, ſo wie in allen ſüdlichen Provinzen, vielleicht mit Ausnahme der Ums gebung der großen Städte, wo die Düngung den natürlichen Charafter bis zu einem gewiſſen Grab modificirt haben mag.

An den Orten , wo die Berge ihren völlig dürren Anblid ver lieren , 4 bis 500 Meilen nördlich von Hong- fong, bemerft man auch im Boden der Shaler und Ebenen eine fichtliche Verändes rung. In dem Lande z. B. , das der Min beſpült, iſt der Thon,

ftatt mit Sand, init Pflanzenerbe und zwar in ſehr ſtarfem Verhältniß gemiſcht, und ein vortrefflider, fräftiger Boden , wie in den beſten Getreibegegenben Schottlanbe und Englande, bil Det die linterlage . 218 allgemeine Regel fann man annehmen , daß je niedriger die Thäler find, Defto mehr Der Boden dem

feuchten Boden ; ſobald er die Hand zurückzieht, fült das Waſſer ſogleich das gemachte Loch an , und führt hinreichend Erde mit fich, um die Wurzeln zu bedecken . Im Süden kann man die

erſte Ernte am Ende Juni's oder Anfang Juli's ſchneiden . Ehe er ganz reif iſt, bält man in einer @ce des Feldes die jungen Pflanzen in Bereitſchaft, und ſo wie der Boden wieder gepflügt, geeggt und ſonſt hergerichtet iſt, ſtegt man dieſe abermals. Die zweite Ernte reift im November.

Unter der Breite von Ningpo, D. h . unter 30° N. B. find die Sommer zu furz, als daß man zwei Ernten auf dem näm lichen Feld gewinnen fönnte. Dennoch gelangt man zu zwei Ernten , indem man die zweite 14 Tage oder 3 Wochen nach Der erſten in die offen gelaſſenen Zwiſchenräume pflanzt. Die

erſte, welche um die Mitte Mai's geſteckt wurde, wird in den

im Süden gleicht und umgefehrt ; die Gbene von Sdangbai ift im Vergleich mit der um Ningpo um einige Fuß höher 8 die Canäle und Waſſerläufe, die fte bewäſſern ; Darum iſt auch das Gebiet von Ningpo viel minder fruchtbar als die Fluren, wo man

der Voden dann neu geharft und mit Dünger belegt wurde, ſo

die Baumwolle von Sdanghai erntet. Da der Reiß das Hauptnahrungemittel des Volfs ift,

wärts , und fie reifen gegen Mitte Novembers .

erſten Tagen Auguſts geſchnitten ; die Stengel der zweiten find dann faum einen Fuß hoch und noch ganz grün ; wenn aber

treibt fie das gewonnene Licht und die friſche Luft ſchnell vors ſo

Hundert (engs

iſt er natürlich auch das Haupterzeugniß des Landes , nament lich im Süden , wo man während der heißen Jahreszeit leicht zirei Ernten gewinnt, ohne die Gemüſeernte während des Wins

liſche) Meilen weit gegen Norden in der Ebene von Schanghai find die Sommer entſchieden zu furz um zwei Ernten zu gewin nen, ſelbſt durch das Verfahren , wie es um Ningpo üblich iſt ;

ter8 zu rechnen. Der Boben wird im Frühjahr zur erſten Reiß

die Ausſaat geſchieht Ende Mai's und die Ernte in den erſten Tagen Octobers .

ernte bergerichtet, ſobald die Wintergemüſe eingeſammelt find. Der von einem Büffel gezogene Pflug iſt ein ſehr robes Werf unſrige, den die Chineſen zu plump und ſchwer zu handhaben

Im Mai fallen immer ſtarfe Regen , wenn der Nordoſts muſſon erlöſcht und durch den Südweſtmuſſon erſeßt wird. Dieſe Regen ſind von der höchſten Widytigfeit für den Ader

fanden .

bau : fie ſind nicht nur für den Reisbau nöthig, ſondern

zeug, paßt aber für die Bedürfniſſe des Landes beſſer ale der Da der Boden ſtets vor dem Pflügen überſchwemmt

wird, ſo wird alſo nur eine 6 " bis g' ' dicke Schichte Salamm und Waſſer, die auf einem harten feſten Tuff rubt, umgefehrt.

uch

für viele andere Operationen , welde um dieſe Zeit des Jahre vorgenommen werden müſſen. Man erſtaunt oft über die mes

163 dhaniſche Regelmäßigfeit, mit der die Chineſen alle ihre Arbeiten vornehmen , aber eine gründliche Unterſuchung der Umſtände, in

haben fie auch das Vorrecht, ſehr früh am Morgen und ſpät Abend in die Moſchee zu gehen , wo fte, wie ich wenigſtens von meinem Taleb

benen fie fich befinden , beweiết, wenigſtenê wall den Agerbau

erfuhr , wie die Männer ihre Gebete ſprechen ; aber ein Chriſt darf

betrifft, daß fte in ihrem Verfahren weder durch Laune, noch

in dieſem Lande nicht nad Weibern fragen.

burch einen willkürlichen Deſpotiểmus beherrſcht find, ſondern Durch die Geſeße der Natur ſelbſt, von denen der Erfolg der mannichfachen Arbeiten des Aderbaueß abhängt. So werden Reis und Baumwolle ftete in den niedern Strichen angebaut, ſüße Bataten ftets auf den Höhen und immer zu derſelben Zeit.

Ungeachtet des falten harten tagere , auf dem ich den Splummer zu ſuchen genöthigt war, hörte ich doch bald nur noch ein wirred Sum

Indeß iſt dieſe Regelmäßigkeit nicht das Erzeugniß der Vorurs theile, noch durch die Deſpotiſchen Befehle Dee Kaiſerê geboten, ſondern bloß das Ergebniß der Erfahrung, welche den Lands

dem Einfluſſe einer ſehr heftigen Kälte. Die lange dünne Kerze an die Wand geflebt, warf ihren legten matten Schein in das Gemach, worin

mann gelehrt hat, weldhed die paſſende Jahreëzeit für dieſe Ar

ich mich allein befand ; der Spanier war verſchwunden , die halboffene

beiten iſt, und an welchen Orten die verſchiebenen Pflanzen gedeihen .

Thüre ließ die falte Nachtluft eindringen , die mich aufgeweckt hatte : ich hordhte. Tiefees Schweigen war auf das leßte Geräuſch in der weiten

Während der Reis emporrachat, ſteht das Land fortdauernd

Hacienda gefolgt , in der Ferne rief der Hahn. Ueberraſdt von dem

unter Waſſer. Die Terraſſen werden durch die Quellen bewäſ ſert, die von den Bergen berabfommen , und die Felder, welche höher liegen als Flüſſe uud Canale, werden durch die allgemein 68 gibt im Lande üblichen hydrauliſchen Räder überſchwemmt. Es Deren Dreierlei Arten ; das Princip iſt bei allen dasſelbe , und Der Unterſchied liegt nur in der Anwendung der berregenden

plößlichen Verſchwinden meince Gefährten ſtand id auf, um die Thüre zu ſchließen , und warf zufällig einen Blid in den Hof hinab. Mitten in der Dunfelheit glaubte ich zmei fdywarze Umriſſe, halb hinter einem Pfeiler verborgen, gewahr zu werden. Einer davon war der bisfayiſche Gdelmann, deſſen Stimme ich unterſchied, obgleich er leiſe flüſterte ; der andere war mir unbefannt ; aber an dem weichen Klange, an den Lauten, die durch Vorſicht gedämpft in der Stille der Nacht wie eine fanfte und ſüße Melodie tönten , zweifelte ich bald nid)t mehr an der Gegen: wart einer Frau. Ich hatte genug geſehen , und zog die Thüre zu ; beim Knarren der verroſteten Angeln verſchwand eine leichte Geſtalt hinter dem Schatten eine entferntern Pfeilert. Der Bisfayer fam raſch auf mich zu : Entſchuldigt Euch nicht, ſagte er ; Ihr habt, ohne es zu wollen , ein Geheimniß entdect, dar früher oder ſpäter Euch offenbar

I

Kraft ; die eine Art wird durch die Arme, die andere durch die Füße von Menſchen in Berregung geſeßt, bie dritte durch Thiere, meiſt burc Büffel.

Das Land bleibt faſt bis zur Reife der

Ernte überſchwemmt. Auch iſt es nöthig , wenigſtens ſehr nūs lich , Den Boden eins oder zweimal aufzuharken .

Sit die Jahres

zeit feucht, ſo bleibt das Waſſer lang auf dem Boden ſtehen,

Remigio Vasquez. ( Fortſetung .) !

men unbeſtimmter Töne, und dann nichts mehr.

Ich erwachte unter

werden ſollte ; es iſt daher beſſer, daß es nun geſchehe. Ich ſprach über

und man ſteht nicht ſelten die Schnitter bis an die Knie in

dieß von Guch ; verdanke ich denn nicht gerade Euch die glüdlichſten

Solamm und Waſſer. Iſt die Ernte reif, ſo ſchneidet man ſie mit einem 3nſtrument , welches der europäiſchen Sichil gleicht. Gewöhnlich wird dad Rorn auf dem Felde gebroſchen , im Nors Den aber wirb eß meiſt in Garben gebunden und in den Häuſern

Momente meines Lebend ? bedarf ich nicht dieſe Nacht noch eines neuen

ausgebrochen ; überhaupt unterſcheidet ſich das Verfahren der

Alameda begonnen hatte ; eg handelte fich um eine Verbindung , die durdy Ungleichheit der Glücksgüter bisher verhindert worden war , um

Aferbauer im Norden Des Reichs wenig von dem in Europa. ( Fortſeßung folgt .)

Beweiſes dieſer Freundidaft, die mir fortan ſo koſtbar ſeyn wird ? Don Jaime ſchilderte mir dann in wenig Worten die Umriſſe eines Nomane , der ſechs Monate früher zu Merico unter den Schatten der Entführungsverſuche, vereitelt durch beſtändige Aufſicht bie zu dem Augen: blick , wo der Vater derjenigen , die er allein geliebt haite , bevor er

Die frauen in Cadames. ( Nach Richardſong : Travels in the Great Sahara .)

Die weißen Frauen in Gadamed oder wenigſtens die achtungswer:

then, ſeyen ſie nun weiß oder farbig, ſteigen nie in die Straßen herab, noch gehen ſie je in die Gärten um ihre Häuſer her. Das flache Dach

wußte daß ſie reich Fey, abgereist war, um ſie nach einer der Haciendas zurüczuführen , die er im Innern des Landes beſaß. Es war zu einem neuen Fluchtrerſuche, daß Don Jaime zwei Pferde mitgebracht hatte ; aber auf der dritten Station , d. h . in der Venta von Arroyo-Zareo, war der junge Mann , der dem Wagen in einiger Entfernung folgte, von allen Geltmitteln entblößt , und fonnte deßhalb feine Aufnahine .

ihres Hauſes iſt ihre ewige Promenade, und ihre ganze Welt iſt inner: halb zweier oder dreier elenden Zimmer. Sie erbliden Dattelpalmen

finden. Dank unſerem unvermutheteten Begegnen war dieß Hinderniß

und jenſeite derſelben ein wenig die Wüſte; das iſt allee. Es wäre wahrhaftig nöthig, eine Antiſlaverey Society für die Frauen dieſer Stadt zu gründen. Ich habe in meiner Eigenſchaft als Quadſalber einige derſelben in Geſellſchaft ihrer Chemänner in ihren Zimmern beſucht.

follte Don Jaime die Tochter des Hacendero einer weitläufigen Ver: wandten anvertrauen , die ſie in einem Kloſter verbergen wollte, bis zum

Augenblick, wo die Verfolgungen aufhörten und die Heurath geſchloſſen werden ſollte , um ſodann nach Spanien überzuſiedeln. Zum Unglück

Keine war ſchon ober auch nur húbich , aber alle gefällig in ihrem

zeigte ſich ein neues Hinderniß : wie aus der Venta fommen , ohne den

Weſen und von zierlicher Geſtalt; fie find ſämmtlich Brunetten mit großen rollenden , wenn auch nicht gerade feurigen ſchwarzen Augen. Sie benehmen fidy artig und waren ſehr freundlich gegen den Chriſten .

Verdadyt des Hueſped zu erregen , und wie dieſe Flucht verbergen und

Viele zeigten troß ihrer Abſchließung einen ausnehmenden Verſtand ; was er durch das Regiſterhalten über die Waſſervertheilung verdiene, würde für ſeine Familie nicht hinreichen , wenn nicht ſeine Frau fleißig

wir mitnehmen würden. Doña Luzecita würde leicht für Cecilio gelten, und der Wirth , der und fortziehen fühe , wie wir gefommen waren, könnte dann feinen Argwohn ſchöpfen. Os lag ſo viel Weberredung in dem flehenden Blic des Bie fayers ,

arbeitete.

daß ich auf dem Punfte ſtand, mich blindlinge in dieſes neue Abenteuer

audy ſind ſie ſehr fleißig : Mein Taleb verſicherte mich, das wenige Geld, Die meiſten Frauen weben Wollenzeuge für ihre Familie, zum

verſchwunden und alles bereit um nach Guanajuato zu gelangen. Hier

den Schein des Sdicflichen retten ? Don Jaime hatte gedacht, ich fönnte

fie begleiten und meinen Diener in der Venta zurüdlaſſen, deſſen Pferd

Theil auch für den Verfauf . Die Erziehung der Frauen beſteht im

zu fürzen ; aber die Ueberlegung hielt mich zurüc , und ich verweigerte

Nudwendiglernen von einigen Gebeten , von Auszügen aus dem Koran

die Mitwirkung , welche man von mir verlangte. Don Jaime ſeufzte

und legenden aus der berühmten Sunna (Tradition). Die Weiber find ftolz auf ihr Wiſſen und die Männer rühmen ſie mit den Worten : „ nur in dieſem Lande find die Weiber ſo gut unterrichtet ." Außerdem

und ging aus dem Zimmer. Einige Secunden nachher fam er wieder

.

herein ; die junge Reiſende begleitete ihn . Gin ſorgfältig nach meri: caniſcher Weiſe drapirter Nebojo umhüllte ihren Kopf und das Geſicht.

164 Zwiſchen den Falten des Schleiers ſah man nur eine ſchwarz glänzende

dieſem ernſten Augenblick erwachte der caſtilianiſche Edelmuth im Herzen

Flechte, eine von Scham geröthete Stirne und unter den dunkeln Bogen

des Don Jaime.

Luzecita, ſagte er mit dumpfer Stimme, es iſt noch Zeit zu bleiben,

der Brauen die züchtig geſenften Augen .

Was würde ich Euch nicht verdanken, Herr Cavalier, ſagte ſie mit der melodiſchen Stimme, deren Klang mich einige Minuten zuvor bezaubert hatte, wenn Ihr einwilligen wolltet und einen Beiſtand zu leihen,

deffen Verweigerung , ich erröthe es zu geſtehen , einen unerſchütterlichen Entſchluß dennoch nicht andern wird. Ich fühlte meinen Willen bei dieſen einfachen Worten und dem Blid der ſie begleitete, weich werden ; ich flammelte einige Gemeinpläße von Klugheit und Pflict.

Gure Gegenwart , ſeßte der Spanier hinzu , vermag ein großes Unglück zu verhindern , denn ich liebe ſie ſo ſehr , daß, ehe ich ſie mir rauben laſſe , id ſie tödten werde.

Stolz und danfbar zugleich für dieſe Gluth der Leidenſchaft, die ſie einflößte, erhob die junge Frau die Augen wieder, welche ſie bis dahin

es iſt Guer Vater , den Ihr verlaßt. .

Durch Don Jaime's Stimme zu dem Gefühle zurüdgerufen , das ihr ganzes Weſen beherrſchte, erbebte das junge Mädchen und die ganze Welt verſchwand vor ſeinen Augen ; die Hand deſſen ergreifend, den fie liebte , und fie mit der leidenſchaftlichen Unterwürfigfeit einer orien taliſchen Sflavin an die lippen trüdend , ſagte fie mit ſanfter feſter Stimme : Ich habe feinen Vater meh:, gehen wir. Bei dieſem erhabe nen Ausdruck der Leidenſchaft, die gleich dem Feuer die Luft um fie

her reinigte, ſchwanden meine leßten Zweifel. Wir ritten fil durch den Hof. Der Hueſped ſchlief auf der Schwelle unter dem Thorweg ; ide berührte ihn mit meiner Lanze , ohne zu reden ; er erhob ſich mit der maſdinenmäßigen Eile eines Mannes , der gewohnt iſt zu jeder Stunde aufgeweđt zu werden . .

niedergeſchlagen hatte , und ſtrahlte den Spanier mit einem Blicke an,

Schon auf dem Wege ? ſagte er, indem er die Bezahlung für das

der Funfen ſprühte , und den die Heftigkeit der Creolin nicht auf lange

Nachtlager empfing. Und dieſer Herr auch mit ſeinen beiden Pferden ?

zurüdzuhalten vermag ; ſo wollte ſie geliebt ſeyn. Dann reichte fie mir eine der Hände, welche Gott ganz eigens für die Mericanerinnen geformt zu haben ſcheint, und ſagte : Ihr willigt ein , nicht wahr ? Die Augenblicke waren foſtbar, und Mitternacht ſchon vorüber ; icas fühlte keine Rraft aufs neue durch eine Weigerung zu antworten. Unſere Sättel und Mantelſade nach den Stållen zu tragen und unſere Pferde, ohne Verdacht zu erregen , aufzuzäumen , war das Werk eines Augens blide . Tiefe Finſterniß war in den Ställen , und nur beim Olimmen unſerer Cigarren vermochten wir unſere Pferde zu unterſcheiden. Im Hofe ſchliefen die beiden Rutſcher neben ihren Maulthieren. Heda , Freund ! ſagte mir der eine gähnend, müſſen wir ſo früh idon aufbrechen ?

Ich habe einen weiten Weg zu machen , antwortete ich ; aber ſeyd

Ja, antwortete ich, dieſer Cavalier, mein Diener und ich, werden .

in der Hacienda von San Francisco vor Tag erwartet.

Glüdliche Reiſe, ſagte er ; dann öffnete er die Thüre, die ſich bald hinter und ſchloß. Wir verfolgten einige Minuten den Weg von Merico

um der falſchen Auskunft nachzufommen, die ich dem Hueſped hingewor fen hatte , und wendeten plößlich um , in der Richtung von Caleya, .

indem wir Sorge trugen einen Umweg zu machen, damit wir nicht an der Hacienda vorüber mußten. Ein feuchter eiſiger Nebel bedeckte in

der Ferne die Ebene; der Nachtwind zerriß zuweilen dieſe beweglichen Dünſte und man fonnte den Boden ſehen , der mit einem weißen Reif überzogen war. Einige Schritte von uns erſchien bald ein zweifelhaftes Leuchten , das einem Sterne glich der erlöſchen will; es war die ver laſſene Feuerſtätte des bisfayiſchen Edelmanng. Unſere Pferde jagten

ungeſtüm durch den Nebel, den ihre Nüſtern in dichten Wirbeln ein

ruhig , der Hahn hat noch nicht gefräht. Das Sdnarchen des Rutſchers, der einen Augenblick aufgewacht war,

zogen und ausſtrömten. Dbgleich ich die fieberhafte Ungeduld meiner

vermenigte ſich bald aufs neue mit dem nächtlichen Geräuſ der Pferdes ſtälle, und wir fonnten unſer Geſchäft ohne neue Unterbrechung vollen :

Bewegung nicht erwehren, indem ich die unſichere Zukunft, der ſie gleich

den.

beiden Gefährten theilte , ſo fonnte ich mich dennoch einer gewiſſen

Wir richteten den Sattel des zweiten Pferdes des Don Jaime

Blinden entgegenſtürzten , mit dieſen dichten Nebeln verglich , welche un ſern Augen Nähe und Ferne verbargen. Wir ließen bald einen weiten

aufs beſte für die Tochter des Hacendero zu . Nun blieb nur nodi etwas

Naum zwiſchen uns und der Venta, und hielten dann den Schritt ein ;

zu beſorgen übrig , Cecilio von der Rolle zu unterrichten , welche er während unſerer Abweſenheit zu ſpielen hatte. Ich ging nach der Kam:

ein graulicher Schein begann die Gegenſtände um uns her zu beleuch

mer , wo er ídlief. Die Nacht war für ihn an Ueberraſchungen reidy geweſen , und die, welche ihn noch erwartete , war vielleicht nicht die

weißer Streif die Dämmerung .

ten ; im Oſten hinter den in Dunſt gehüllten Hügeln bezeichnete ein

mindeſt ichmerzliche. Der arme Junge ſchlief mit geballter Fauſt, als

Halten wir hier einen Augenblic, ſagte ich zu dem Bisfayer , und laſſen wir unſere Pferde verſchnaufen , während ich abſteige , um zu

ich ihn nicht ohne Mühe aufwedte. Höre, ſagte ich ihm , als er im Stande war mich anzuhören, du

horchen , ob man uns nicht verfolge.

wirft fortſchlafen bis zehn Uhr Morgens, wenn es dir möglich iſt, oder

denn wir befanden und in einer Lage , wo das allzuvolle Herz den

wenigſtens auf deiner Rammer bleiben . Die wichtigſten Urſachen erfor: dern , daß niemand in der Venta deine Anweſenheit bis zu beſagter

Mund verſchließt. Das Dhr an den Boden geneigt , horchte ich ångft lich, ob nicht ein unterirdiſches Dröhnen den fernen Galopp von Reitern anfündige ; fein Geräuſch , fein Widerhall war zu vernehmen, und die Chene mußte auf einen weiten Umfreis gånzlich verödet ſeyn. 30 fühlte alsdann in mir Ruhe Folgen auf die Aufregung eines weiten Rittes, ſeßte mich aufs Grad und lud meine Gefährten ein es auch zu thun.

Stunde vermuthe. Dann wirſt du dich unbemerkt aus dem Gaſthauſe ſchleichen, was dir um ſo leichter ſeyn fann, da ich dein Pferd mitnehme und du zu Fuße weggehen wirft. Du verfolgſt die Straße von Caleya, wenn du auch den ganzen Tag dazu verwendeſt, bis zum Augenblick wann du an dem Drt, wo ich dich erwarte, mich einholen wirſt . 3d werde die Befehle von Guer Herrlichkeit vollziehen , ſagte Cecilio, indem er traurig den Kopf hängen ließ, wie niedergeſchmettert burde dieſen lesten Unſtern .

Die beiden Genoſſen meiner Flucht ſaßen , als ich zurücfehrte, ſchon im Sattel. Don Jaime bien in dem Nachtfroſt zu beben , und ſeine ſchöne Gefährtin den Ropf in ihren Schleier gehüllt, und die Schultern mit der Manga bededt, war für gleichgültige Augen vollfom :

Wir hatten ungefähr acht Meilen im tiefſten Schweigen zurückgelegt,

( Fortſepung folgt.)

Reine

Waffer für London. Gine der Waſſercompagnien

Londong will jeßt das Waſſer auf größerer Ferne aus der Themſe herleiten , nicht aus der Nähe der Stadt , wo es ſchon beſhmußt iſt, und wenn die eine Compagnie anfängt, werden die andern nachfolgen müſſen , was eine ſchöne Ausgabe machen wird. Das Unternehmen der

.

men verfleidet ; indeß verrieth ihr convulſiviſches Zittern, und das mit Mühe erflicte Soluchzen eine heftige Bewegung. Ich begriff die Empfindungen, welche fie erſchütterten, und fonnte mich nicht enthalten einen traurigen Blick nach dem Gemach zu werfen, wo ihr Vater ſchlief. In

Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

erſten Geſellſchaft iſt auf 123,000 Þfo. angeſchlagen. Das Waſſer, wie man es gegenwärtig aus der Themſe zieht , iſt ſo mit Unreinig feiten geſchwängert, daß feine Filtration helfen will, und man wird alſo wohl zu dem obigen Mittel ſeine Zuflucht nehmen müſſen. (Liter. Gaz . 29 Januar.)

Verantwortlicher Redacteur Dr. 60. Widenmann.

Das Ausla n d. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. u ". 42. 18 Februar 1848.

Acclimatiſirung der Lamas und Alpacas in Europa.. | Menagerie des Muſeum8 (in Pari8), þatte fich während einer (Revue des deux mondes 15 Jan.)

Die Lamas, Alpacae und das Vigogneſchaf ſtammen be fanntlich aus Peru, und die beiden erſten waren die einzigen Hausthiere, die man vor Ankunft der Spanier fannte . Sie

langen Ueberfahrt hauptſächlich von Papier genährt, und dafür eine beſondere Vorliebe behalten . Die Heerbe des Königs von Holland beſteht aus 34 Stück, welche die Wieſen abfreſſen , und fich im Winter mit etwas Hafer und Heu begnügen. Dieſe Thiere entwidelten fich und pflanzten fich fort in Holland, wie

bewohnen bie Cordillerenfette und lieben die hohen Gegenben ,

wo die Luft friſch, leicht unb falt ift. Man glaubte lange Zeit, fte einem gewiſſen Tode auszuſeßen , wenn man fie aus ihren hohen Bergen herab in die Ebene führte. Bald nach der Gro berung brachten die Spanier mehrere nach Europa, im 7. 1558

in den Corbilleren .

Auch die in Frankreich gemachten Naturaliſationsverſuche haben ein günſtiges Reſultat geliefert, und ſo weit fie mißlan gen ,, waren ganz zufällige Umſtände ichulb . Man hofft bald

fam eines lebend nach Holland , aber alle dieſe Acclimatiſirunges

eine kleine Heerde aus Peru zu erhalten, die man theils in den

verſuche mißlangen , und ſo befeſtigte ſich die Meinung, daß die Lamas, Alpacas und die Vigogneſchafe nicht ferne von den

franzöftichen Alpen , theils in den Bergen Algiers unterbringen will. Graf Caſtelnau hatte bereits eine Heerde Lamas in Lima

Cordilleren leben fönnten .

zuſammengebracht, aber die franzöſiſchen Schiffe befehlshaber

auch ſein Fell zu Riemenzeug . Es trägt eine Laſt von etwa 150

wollten ſich nicht mit der Fracht beladen , da ſie feinen beſondern Befehl dazu hatten . Indeß hat der Marineminiſter jest ben Dort ſtationirten Schiffen die nöthigen Befehle zugefertigt, und

Das Lama dient als Laſtthier, und gibt nach ſeinem Tobe noch eine geſunde Nahrung ; feineWolle iſt Gegenſtand eines bebeutenden Handels, und die Spanier benüßen Pfund, geht zwar langſam , ſo daß es nur 4 ober 5 Leguae im Lage zurücklegt, aber ſein fanftes Temperament, ſeine Mäßig.

man hofft balb im Beſitz einer anſehnlichen Heerbe zu ſeyn .

feit und ſeine Geduld erlegen dieſe Nachtheile ; die Geſtaltung

Der Ackerbau der Chineſen.

ſeiner geſpaltenen , hinten mit einer Art Sporn verſehenen Füße

geſtattet ihm übrigens auf den ſchlechteſten Wegen fortzufommen . Die Lamas werfen Junge im dritten Jahr, find im zwölften in ihrer größten Kraft , mit 15 Jahren aber find fte erſchöpft und Das Alpaca ift eine zoologiſche Varietat del Lama , anber8 aber iſt es mit dem Vigogneſchaf, bas riſb ift,

ſterben balb .

und bei Annäherung des Menſchen mit großer Schnelligkeit flieht. Die Wolle des Alpaca ift werthvoller als die bes Lama, die beo Vigogneſchafe aber gibt dem ſchönſten Vließ der tibes taniſchen Ziege nichts nach. Die Frage über die Naturaliſation dieſer Shiere fam gleich

( Fortſepung .)

Alle Schriftſteller haben von den angebauten Terraſſen China's geſprochen, und hierüber, wie über alles andere, haben außerordentliche Uebertreibungen Glauben gefunden . Nach meinen Beobachtungen wird dieſer Bau an den Hügelfetten, die den Min begränzen, in der Nähe von Futſchoufu mit dem größ ten Talent getrieben , wenigſtens habe ich ſie hier am meiſten beobachtet. Geht man dieſen ſchönen Fluß hinauf , ſo fieht man die Terraſſen ſich wie rieſenhafte Stufen an den Seiten der Berge manchmal 6 - 700 Fuß über dem Niveau des Meeres erheben .

Wenn die Ernten noch jung find,

bedecken ſich die

nach der Eroberung zur Sprache,, wurde jedoch wieder aufgegeben,

Terraſſen mit einem prachtvollen Grün von zarter Farbe und

fürzlich aber berichtete fr. Geoffroy St. Hilaire, Daß Das

fehen auß wie Gärten , die von Menſchen hand inmitten ſteiler Die Chineſen verfielen auf die dürrer Berge angelegt ſind.

Problem als gelöst anzuſehen ſey. Einer Reihe glüdlicher, in mehrern Ländern angeſtellter Proben zufolge fann man die Nas

Syſtem von Terraſſen , theils durch die Nothwendigkeit , das für

turaliſation der Lamas nicht mehr als unmöglich anſehen . Die

ihren Reisbau unentbehrliche Waſſer zu ſparen,

Erfolge Lord Derby'& in feinem Park bei Liverpool, die präch

verhindern , daß nicht die ſtarken Sommerregen die Pflanzenerbe

tige lamaheerde des Königs von Holland in der Nähe vom

nach den Thälern hinabſchwemmen .

Haag find ein unwiderleglicher Beweis, daß Europa in ſeinen

Der Reis wird auf den untern Terraſſen gebaut : ein kleis ner, in irgend einer Schlucht Der Berge8 entdeckter Bach wird an der Seite hinabgeleitet, fällt zuerſt auf die höchſte Terraſſe, verbreitet ſich hier, und wenn das Waſſer eine Höhe von 3—4 Zoll erreicht hat, läßt man es durch einen im Damm anges

Pflanzen wie in ſeinem Klima die nöthigen Bedingungen zur Dab Grhaltung dieſer Shiere barbietet. Es iſt ein 3rrthum ,, daß man glaubte, die Pflanzen der Corbilleren, und namentlich der 3cho, leyen unerläßlich zur Ernährung des Lamas, Alpacad und Vigogneſchafe. Eine der leßtern lebte mehrere Jahre in der

theils um zu

brachten Audfluß ableiten ; die nächſte Terraſſe wird dann über

166 dremmt, und ſo fommt es von Stufe zu Stufe hinab bie ind

genommen , ehe Baumwolle und andere trockene Gewächſe einges

Ihal. So hält man die Felder überſciremmt bis zum Augen.

heimst find ; es geſchieht dieß , um den verſchiedenen Grnten mehr Zeit zu geben reif zu werden ; namentlich bie Landleute im Nors Den folgen dieſer Regel. Gerfte und Weizen reifen in Folien im April, in der Ebene von Shanghai in der Mitte Mai's.

blid, wo der reis gelb zu werben anfängt, und man nicht

mehr nöthig hat, ihn mit Waſſer zu verſorgen ; Dann läßt man die Quellen durch ihren natürlichen Ausfluß ablaufen oder leis tet ſie nach andern Felbern, die desſelben benöthigt ſind.

Dieſe

Quellen und Bäche, die glüdlicherweiſe in den Gebirgen ſehr zahlreich find, haben für den Anbau die größte Bedeutung, und da fie oft aus Schluchten kommen , die in bedeutender Höbe

liegen , ſo kann man die Seiten der Berge ohne zu große Mühe bewäſſern . Reine Acerbauarbeit ſcheint den Landmann mehr zu intereſſiren, al die Anlage der Bewäſſerungsmittel. Bei den Ausflügen , die ich auf den Feldern machte, haben die

Ju Iſdintſchiu und Amoy iſt das Getreideland To arm , daß man bei der Ernte die Aehren einzeln ausrauft, wie in den

Lorflagern ron Schottland und England. In der ſchönen Gbene von Schanghai iſt der Boden weit fruchtbarer, aber die Gerſte und Weizenarten ſtehen den unſrigen ſehr nah, und ta die Chi neſen fte 311 eng ausſäen, ſo ſchießen ſte ſtark ins Stroh und erzeugen nur ſehr kleine Aehren und Körner. Vohnen und Erbſen find ganz den unſrigen gleich, und ſcheinen in den nörd

Anwohner mich oft zu fich gerufen, um mir ihre Arbeiten in

lichen Provinzen China's einheimiſd . Man baut eine ſehr große

dieſer Beziehung zu zeigen , und ſtets waren ſie högſt erfreut, wenn ich ihnen meine Bewunderung über die finnreidie Anlage

Duantität Kraut um des Dels willen , das man aus den Kör

ausdrücte.

Noch baut man in den niedrigen Strichen einige andere Sommerpflanzen , z. B. in den Südprovinzen Das Nenuphar (nelumbium speciosum), das wegen ſeiner vielfach genoſſenen Wurzeln ſehr geſchäft ift; bie Waſſernuß (trapa bicornis ), eine Scirpenart (Sc. tuberosus ), eine Convolvulusart (C. reptans) und einige andere Pflanzen , die auf den Märften der chineftſchen Stabte fchr begehrt find. Das Zuckerrohr wird gleichfalls nicht nur in Fofien und Canton , ſondern vermuthlich auch in antern Theilen des Reichs gebaut. Der Sommerbau iſt natürlich in den Gebirgen verſchieben von dem in der Ebene. Die Ketten , welche das Land rom Norden von Fofien bis zum großen Thal des Yang- tſe-fiang Durchſtreichen , gehören zu den fruchtbarſten China's.

nern zieht. Es wird im Herbſt gebaut, ſchießt im April oder Mai in Körner, gerade noch recht vor der Zeit, wo man den Reis pflanzt. Man darf indeß nicht glauben , daß das Land

nach dieſen allgemeinen Angaben gebaut ſev, und daß, wie mande behaupten,

die Erde nie in China rube ; dieß iſt eine große

Uebertreibung. Auf der Inſel Tſduſan und in allen Reißländern von Sches kiang und Riangſu gibt es zwei Pflanzen , die man im Winter baut, bloß um einen Dünger daraus zu machen ;

das eine iſt

eine Art Kronwide (coronilla ), das andere eine Art Klee. Ji Herbſt, wenn die Felder von der Ueberſchwemmung noch ganz getränkt ſind, richtet man die Erde in großen Furdzen zu, ähn lich denen , wie man den Selleri in Europa baut, und auf den

pflanzt man die Körner in Häufdhen , 5“ bis i6 “ vonderſelben unghHöhen einander. Nach einigen Tagen (don geben ſie auf,

in Terraſſen angelegt, und ihre Haupterzeugniſſe ſind , außer

und lange vor dem Ende des Winters ſind alle Furchen mit

dem Reis, der auf den Stufen gebaut wird, ſüße Bataten und

einer üppigen Vegetation bedeckt, die man bis zum April fich

Kartoffeln .

Im Süden bleiben , wenn die Winter mild ſind,

entwickeln läßt, D. h. bis zum Augenblick, wo man daran den

die Wurzeln der Batate oft den ganzen Winter in den Feldern .

fen muß, den Boden für den Reis herzurichten. Dann ebnet man die Furchen , reißt die zum Düngen beſtimmten Pflanzen aus, und läßt ſie ganz einfach auf dem Boden liegen ; hierauf

Im Norden iſt die Kälte zu ftreng als daß dieß der Fall ſeyn fönnte, und man muß fie in Gruben unterbringen .

Der Winterbau in der Nähe von Canton und Macao bes ſteht hauptſächlich aus europäiſchen Gemüſearten , wie Bataten,

werden die Felder überſchwemmt, und mit Pflug und Egge ebnet

Erbſen, Zwiebeln u . ſ. w ., die man für den Verbrauch von

und zertheilt man den Boden. Die auf der Oberfläche verbrei teten , im Schlamm und Waſſer halb erſäuften Pflanzen gehen

Hong - fong, Canton , Macao, Whampoa nc . baut.

bald in Fäulniß über,

Die Bataten

werden gewöhnlich im Dctober gepflanzt, da ſte aber ftet8 guten Abſaß finden, ſo richten es die Landbauer ſo ein, daß ſie den größten Theil des Jahre hindurd deren vorräthig haben. Ginige Krautarten, welche China cigenthümlich ſcheinen , werben im Süden , wie im Norben Der Meidy8 während des Winters in großer Menge gebaut. Dieſe Krautarten haben nicht das dice, buſchige Herz , wie die unſern, und es iſt noch nicht ge

lungen fie in Europa einbeimiſch zu machen ; das berühmte Pafetjai , ober weiße Kraut von Scantong und Nanfin ift

eine ſehr verſchiedene Art; inan baut ſie nicht im Süden , wohl aber erntet man im Norden am Ende des Sommers ungeheure

wie die alsbald ſich verbreitenden ſtins

fenden Ausdünſtungen beweiſen.

Dieſe Methode des Düngens

iſt allgemein in allen mittlern Strichen China's, wo man den

Reis baut, und die junge Pflanze zieht allerdings eine vortreff liche Nahrung aus dem Ammoniaf, das die faulenden Pflanzen ſtoffe entwideln .

Das Brennholz iſt in China ſo ſelten, daß ein guter Theil bes Stroh , der Kräuter, der Pflanzenreſte jeder Art, die man ſonſt überall zur Düngung verwendet, hier als Feuerunge mittel gebraucht wird. So ſeltſam es auch erſcheinen mag, daß man noch grüne Pflanzen unmittelbar in Dünger verwendet, ſtatt fie in einer Miftgrube faulen zu laſſen , ſo hat doch gewiß die

Quantitäten davon . Nach dem Süden ſchicft nian ſie im Herbſt

Erfahrung die Chineſen gelehrt, daß dieſe Düngung für die

durch Didunfen , welche aus den nördlichen Häfen mit dem erften Weben be8 Nordoſtmuſſon8 abgehen . 311 ben nörblichen Provinzen beſteht der Hauptbau des Winter in Weizen, Gerſte, Erbſen , Bohnen, einem Kraut, wie weld )e8 Del gibt u. 1. w. Man baut dieß auf den in den Niederungen .

jungen Reispflanzen die beſte ift. Der chineftiche Landmann bat feine chemiſchen Kenntniſſe, er weiß nichts oder faſt nichts von Pflanzenphyſiologie, aber feine Voreltern haben , man weiß nicht wie, ohne Zweifel durch Zufall, gewiſſe Verfahrungsarten wendet er unab ; in entdeckt, 1

In der ProvinzNantin jäet oderpflanzt inderlich ,an,und lehrt fie,eben jonie erſie ſelbſtempfangen welche in den Sommermona- bat, ſeinen Kindern . Krabben , Muſcheln und verſchiedene Arten

man ſie im Dctober auf Felder,

ten Reiß oder Baumwolle liefern . Dit wird die Ausſaat ror-

von Fiſchen werden in China gleichfalls zur Düngung verwen

167 Gebrannte und mit vegetabiliſchem Abfall gemiſchte Erbe

Det.

G955

gibt gleichfalls einen ſehr geſchäften und allgemein gebrauchten

Das Kraut und andere Gemüſearten , aber nicht für den Reis, der bis zur völligen Reife überſchwemmt bleiben muß.

Dünger. Während des Sommer8 fteht man fte länge der Wege

(Schluß folgt.)

alle Pflanzenrefte fammeln, die man mit Stroh, Kräutern u.ſ.m. miſcht, unb bann oft mehrere Tage lang brennen läßt, bie der

ganze Pflanzenſtoff aufgelöst und alles in fruchtbare ſchwarze @rde umgewandelt iſt. Dieſer Dünger wird nicht auf dem Feld umher verbreitet, ſondern auf eine eigenthümliche Art verwen det. Im Augenblid , wo man Pflanzen ſteckt, geht ein Mann

voran, welcher Löcher mit der Hand macht, ein zweiter folgt ihm und legt das Korn hinein, und ein dritter bedeckt es mit der oben beſchriebenen Düngererbe.. Da bieſe hauptſächlich aus

Pflanzenſtoffen beſteht, ſo iſt ſte vortrefflich geeignet Luft und Feuchtigkeit während der Keimung um die junge Pflanze her zu unterhalten und ihr ſpäter Nahrung zu liefern .

Die Delkuchen find gleichfalls in China gefannt und ans gewendet ; man gewinnt fie aus dem Bodenſaß der Körner vers ſchiedener Pflanzen , wie del Seifenbaum und verſchiedener Bobnenarten, aus denen die Chineſen Lel ziehen. Dieſe Dün

gung iſt ſehr geſucht, und bilder in allen Provinzen einen bes Deutenden Handeldartifel.

Knochen , Muſcheln , Kalf, Aſche, Ruß

u. ſ. w. werben auf dem Lande verfauft, wo man Dünger dar aus zu machen weiß. Für die bereits fräftigen Pflanzen gibt et fein geſuchteres Düngungemittel, als die menſchlichen Ercres mente .

Alle Reiſenbe haben die großen irdenen Töpfe benierft,

welche die Chineſen an den auffallendſten Orten ihrer Städte

und auf dem Lande an den Kreuzwegen aufſtellen. Was man in jeber europäiſchen Stabt als eine unerträgliche Unfläthigfeit betrachten würde, beſchäftigt in China die Aufmerkſamfeit von Reich und Arm, und nichts würde den Chineſen mehr in Er ftaunen feßen , als die gegründeten Klagen über die Gerüche, welche aus dieſen Töpfen auffteigen . Eine eigenthümliche Art großer ſchmutiger Fahrzeuge bolt dieſen Miſt in den Städten und vertheilt ihn weit umher auf dem Lande. Die Felder in

der Nähe der Städte werden von Menſchen verſorgt, welche die Kübel auf dem Rüden hintragen.

Die Bauern, welche Mors

gens nach einem Marft in die Stadt gehen , kehren Abends heim mit zwei großen Gefäßen voll ſolchen Düngers, und tra gen dieſelben an den Enden eines Bambusftabs aufgehängt auf den Schultern. Indeß ſpeichern die Ehineſen gewöhnlich nicht, wie man fich gewöhnlich in Europa einbildet, dieß Düngungs mittel auf, ſondern laſſen es in Waſſer zergeben, und benüßen 8 unmittelbar.

Die Chineſen haben ohne Zweifel Redt, denn

unmittelbar benüßt muß dieſer Dünger viel mehr Triebfraft haben , als wenn ſchon ein guter Theil des Sticgaſes in der Luft berdampft iſt. Die Chineſen kennen, wenigſtens ſo viel

ich erfahren fonnte, fein Verfahren , dem Dünger den ſcharfen , unangenehmen Gerud zu nehmen, fte wiſſen aber ganz vortreff lich, daß wenn man ihn in Berührung mit der freien Luft läßt, er Durch die Verdunſtung des Gaſes viel von ſeinen Eigen ſchaften verliert. Deſhalb warten fie nicht biß er in Gährung

Remigio Vasquez. ( Fortſeßung .)

Dieſer Moment flüchtiger Sicherheit ließ bei ihnen die Empfinduns gen zum Ausbruch fommen , welche die Flucht mit verhängtem Zügel

allzulange zurückgedrängt hatte. Wie der Reif , der ſichtlich bei den erften Sonnenſtrahlen verſchwand, ſo wich in ihren Herzen die Ungeduld und Beſorgniß vor dem Vertrauen und der hohen Freudigkeit , welche zugleich die Morgenluft , Jugend und Leidenſchaft in ihnen erregte. Kaum hatte die junge Frau den Boden berührt , als ſie, dem unwider ſtehlichen Drange ihrer amerifaniſchen Natur folgend und der ganzen Welt vergeſſend, mit ihren Armen den umſchlang, der ihr fortan alles andere erſeßte. Die trübe welfe Stirne des Spaniers ſchien für einen Augenblick zu leuchten und zu ſtrahlen unter dieſen leidenſchaftlichen Liebfoſungen ; aber war es Schwäche oder allzuheftige Empfindung, ich ſah ihn erbleichen , ſchwanken , und die Augen ſchließen. Doña Luz ſtieß einen herzzerreißenden Schrei aus. Seyd ohne Beſorgniß , ſagte ich ihr , das Glud tödtet nicht. 3c legte den ſtets unbeweglichen Don Jaime fachte aufs Gras, .

und Doña Luz neben ihm fnieend bedeckte ihn mit Thränen und

Küfſen. Ein ſo ſüßes Heilmittel hatte den jungen Biofayer bald wie: der ins Leben zurüdgerufen. Don Jaime näherte ſich mir dann , wäh rend die junge Creolin fich abwendend das Geſicht mit ihren beiden Händen zudeckte, mit dem ſeltſamen Gemiſch von Leidenſchaft und Soam , das ihrer Schönheit einen ſo großen Reiz verlieh . .

Ihr ſollt nicht weiter, ſagte der Bisfayer ; auch habt Ihr ſchon zu

viel Verantwortung über Euch genommen , und ich habe nur allzuſehr Gure Güte mißbraucht ; aber bevor wir uns trennen , habe ich Euch um einen leßten Liebesdienſt zu bitten , und das iſt, Euern Mantel gegen den meinigen zu vertauſden ; es wird für mich eine Sicherheit weiter ſeyn . Ich willigte in den Tauſch , um welchen er bat. Ihr werdet nichts bei dieſem Handel gewinnen , fuhr Don Jaime lächelnd fort ; aber da Jhr nicht wißt, wohin Ihr geht, wird Euch der Zufall vielleicht nach Guanajuato führen. 3ch werde vierzehn Tage in einem Gaſthaus der Stadt zubringen und Ihr werdet mid, dort wohl treffen, allzuglüdlich Euch noch einmal eine Dankbarkeit ausſprechen zu können , die ich auch mein ganzes Leben hindurch bewahren werde. Der Augenblic der Trennung war gekommen. Wir ſtanden Doña Luz bei , ihr Pferd wieder zu beſteigen ; dann flieg auch Don Jaime auf. Die Mandoline vom Sattelknopf löſend , ſagte er : Nehmet fte. Während langer Zeit waren dieſe Mandoline und die Hoffnung meine

einzige Habe ; gegenwärtig hat mir Gott ſtatt der Hoffnung die Wirka lichfeit gegeben. Behaltet ſie zu meinem Antenfen. Thränen neßten ſeine Wimpern. Er reichte mir von neliem die Hand , Doña Luz erſegte mir durch ein Lächeln mehr als ſie mir ſchuldig war, und beide entfernten fich.

Ich verfolgte fie mit dem Blicke,

indem ich unwillkürlich an dag unſelige Spiel des Zufalls dachte , der

nur allzuoft den vollen Becher von den durftigen Lippen ferne hålt. Der Morgenduft hatte fie bald meinen Augen entzogen . Mitten in der öden Ebene des Cazadero allein zurückgeblieben, ver weilte ich einige Zeit , ich geſtehe es, in großer Verlegenheit. Ferne

übergeht. Abends oder während des Tages, wenn der Himmel

genug von jeglider Wohnung fragte ich mich ſelber, ob ich nicht um: wenden ſollte und zurückfehren nach der Hacienda von Arroyo - Zarco ;

mit Wolfen bebedt ift, fteht man fte Waſſer in ihren Mifts kübeln holen, um den Mift flüſſig zu machen . Sie tragen ihn dann auf& Feld und verbreiten ihn vermittelft einer hölzernen Schöpffele auf den jungen Pflanzen . Ein fo energiſches Reize

aber die Sonne ſchien ſo belebend auf die Fläche, die Morgenluft war ſo wohlthuend , daß Zaudern und Muthloſigkeit gleich ben Dünſten auf den Hügeln , die wieder ihre blaue Färbung angenommen, verſchwanden. So machte mich auf den Weg. Kaum zwei Meilen konnten mich von der Venta der Soledad trennen , wo ich Cecilio hinbeſtellt hatte. Als

mittel könnte gefährlich ſeyn, wenn man nicht Sorge trüge, es erſt dann anzuwenden , wenn die Vegetation hinreichenb fräftig ift; dann aber wirft es auf die vortheilhafteſte Weiſe mit. Man benüßt dieſen flüſſigen Dünger für den Weizen, die Gerſte,

der Wirth mich mit einer Guitarre über der Schulter ankominen ſah,

hielt er mich für irgend einen herumziehenden Muſifanten , der gerade recht fam um ihn zu zerſtreuen , und ſprach mir von ſeiner Freude an

der Muſik und wie er ſehr wünſche mich zu hören. Ich mußte ſeine

168

soon

als er fich aus der Hacienda ( chlich, war noch alles vollfommen ruhig .

unterbrückte ſie jedoch und drang mit der Gewißheit auf dem rechten Wege zi ſeyn immer weiter vor , obgleich die Dunkelheit zunahm Steinige Schluchten , ſteile Felſen , fable Gipfel dehnten ſich vor uns aus, oder erhoben ſich über unſern Häuptern. Schon warfen die Berge

Dieſe Runde beruhigte mich über das Schidſal der Flüchtigen, und von dieſer Seite ohne Beſorgniß, beſchloß ich die Nacht in der Venta zuzus bringen. Der arme Cecilio der zehn Meilen 311 Fuß gemacht hatie, fonnte ſich nicht mehr auf den Beinen erhalten und ich ſelbſt hatte

Tiefe, wo die Büche murmelten, und hingen ſich um die Höhen , welde die Sonne mit ihren lebten Strahlen beſdien ; aber der Cerro del Gigante , der ſo nahe vor ung lag , erhob ſich ſtets in derſelben Gnt:

Bitte rund abidlagen und beeilte mich, in dem abgelegenſten Gemache der Venta eine Zuflucht zu ſuchen. Erſt mit Einbruch der Nacht holte

mich Cecilio ein. Er hatte mir nichts neues zu ſagen ; um Mittag,

lange Schatten in die Thåler , Nebel ſtieg in leichten Floden aus der

erreichen ſollten. Es waren zwei Tagreiſen , und dieſe waren von den

fernung mit einem Purpurſcheine umfleidet , und ragte über die nahen Gipfel in finſterer Größe empor , gleich dem Hüter der geheimniſvollen Smäße , welche im Schooße der Sierra verborgen liegen. Ihr kennt das Sprūdwort, Herr, fuhr Cecilio fort: So mancher geht aus Wolle zu ſcheeren , und kömmt geſchoren nach Haus. Jo habe

ſelben Widerwärtigkeiten bezeichnet, welche den erſten Theil dieſes ſonder:

eine Ahnung , daß wir

baren Ausfluges erfüllten.

In allen Gaſhäuſern, wo wir anhielten , war

Wer mag wohl dieſer Don Tomas ſeyn, den alle Welt auf der Straße

uns Don Tomas um einige Stunden zuvorgefommen . Endlich gelangte

fennt, und den wir niemals zu erreichen vermögen ? Irgend ein Anfüh

ich nach Celaya und ſtieg im Meſon de Guadelupe ab , als gerade Cecilio die ſiebzig Meilen aufzählte, die wir ſeit unſerer Abreiſe von Merico zurückgelegt hatten , mit dem tröſtlichen Gedanken jedoch, daß nach den Nachweiſungen die mir gegeben worden , wir ganz ficher das Ziel unſerer Reiſe erreichen würden . Zum Unglüd aber rüdte dieſes

rer ciner Näuberbande, der ſeine Gründe hat ſich ſo zu verbergen, und

Rräſte nöthig , um den folgenden Tag meine Nachforſchungen weiter fortzuſeßen , die fidh weit über meine Erwartung auszudehnen ſchienen . Zu guter Stunde waren wir des andern Morgens im Sattel und

galoppirten auf der Straße nach Celaya hin , wo wir Don Tomas .

!

ein gefährliches Abenteuer verwidelt find.

ich fürdyte , fuhr er leiſe fort , daß dieſe Schluchten nicht ſo ide ſind, wie ſie ſcheinen. D Jeſus ! Hab' ich nicht dort oben einen Gewehrlauſ glänzen ſehen zwiſchen den Zweigen ?

Ziel wie durch einen beſondern Unſtern immer in dem Augenblick weiter von uns vor , wenn ich es ganz nahe glaubte. Zu Celaya wie zu

Unwillfürlich blicte ich nach jener Nidtung hin , aber der Wind allein bewegte die dichten Gebūſde, welche den Abhang einfaßten , und welche ich nur undeutlich in dem Nebeldunſte unterſcheiden konnte. Ida

Arroyo- Zarco verfehlte ich Don Tomas um eine halbe Stunde. Als er .

verſuchte über die Angſt meines Diener8 zu lachen, als ich mitten in der

Celaya verließ wandte er ſich nach Irapuato. Wir folgten ihm dahin . In dem einzigen Gaſthauſe dieſes Fleckens hatte ihn niemand geſehen . Man fannte ihn indeß dort, und der Wirth ſagte mir, daß Don Tomas

Stille ein Snaden zu hören glaubte, gleich dem Spannen eines Hahne. In der Schlucht, worin wir uns befanden , die mit herabgeſtürzten Feld

der Beſiker und Bewohner eines einzelnſtehenden Hauſes am Fuße des Cerro del Gigante ſey.

ſtüden angefüllt war, fonnten unſere Pferde nur langſam vorwärts drins

gen . 3d trieb dennod dag meinige an. Plößlich glänzte ein Schein über unſern Röpfen , ein ſchneidendes Pfeifen zerriß meine Ohren und ein Rnall erdröhnte in der Schlucht, von einem dumpfen Geräuſch ge

Wo iſt der Cerro del Gigante ? fragte ich dann nicht ohne Beſorg niß , daß er noch hundert Meilen weiter entfernt ſeyn fönnte. Es iſt, antwortete mir der Wirth , der höchite Berg der Sierra,

folgt, das einer Kugel glich , die an einen Felſen prallt.

welche Guanajuato beherrſcht; wenn Ihr Morgen mit Tagesanbrud

Abhanges zu fommen ſchien , ich hab' ihn gefehlt.

uch auf den Weg mad) t, fönnt Ihr bis zur Nacht dort ſeyn. Jrapuato iſt neumziy Meiten von Merico entfernt. Um Guanajuato zu erreichen , hatte ich noch einige zwanzig Meilen zurückzulegen . Ich erinnerte midy, daß Guanajuato die Stadt war, wohin der bistaniſche Gbelmann Doria Luz führen ſollte. Außer der Gewißheit Don Tomas dort zu begegnen, hatte ich auch die Hoffnung das Schidſal eines Mannes zu erfahren,

Meine erſte Bewegung war die Augen in Erwartung eines zweiten Schußes zu ſchließen. Ein Augenblic ging in ſdredlicher Angſt hin, während der legte Wiederhall noch den Knall wiederholte, dann erhob ich den Kopf um zu erſpähen , woher die Kugel gekommen war ; aber

der mir wie ein alter Freund am Herzen lag . Dieſe doppelte Ausſicht beſtimmte midy .

.

Ha , der Smurfe ! rief zugleich eine Stimme, die vom Rand des

.

der Nebel hüllte die Anhöhen ein , und ich fonnte nichts unterſcheiden.

Ein Feßen vom Wimpel meiner lange bewies mir nun , daß die Rugel

ganz nahe über mir weggeſtreift, und daß auf mich gezielt worden war. Auf mich hatte man's abgeſehen , ſagte ich zu Cecilio ; verſuchen

wir nun den Abhang von verſchiedenen Seiten zu erſteigen , um wenig

Wohlan ! ſagte ich zu Cecilio , dießmal werden wir Don Tomas .

ſtens des Burſchen habhaft zu mich gefehlt zu haben. Vor allem , rief Cecilio , zeigt nichts an , daß inan auf laſſe ich Euch nicht; es iſt die Herrn zur Seite zu ſeyn .

Verbugo in ſeinem eigenen Hauſe aufſudjen , welches zu erreichen er große Eile zu haben ſcheint.

Die Straße von Guanajuato ſchlängelt ſich durch eine unendlich lange Schlucht hin , Cañada de Marfil genannt; erſt einige Stunden vor Nacht erreichte ich die Stadt, deren ſteile Straßen idi eilig durchritt um ohne Zeitverluſt nad dem Cerro del Gigante zu gelangen. Der

einzigen Bewohner in dieſen Wildniſſen . D Herr ! ſagte Cecilio, fich bei einem Ruhepunft an mich dränge nd während ich verſuchte mir die erhaltenen Nachweiſungen ins Gedächtniß, zurüdzurufeni, dieſer Ort ſcheint mir eine wahre Mörderhöhle, und das Geringſte was und begegnen fann, wird ſeyn, daß wir die ganze Nacht in dieſem Labyrinth von Bergen umherirren , wo ich ſchon jeßt vor

dem dieſes Nachſuchen gar wenig gefiel, Euch geſchoſſen habe , und überdieß ver Pflicht eines guten Diener ſtets ſeinem

( Fortſetung folgt.)

Weg, den ich nun verfolgte, war von Schluchten und zahlreichen Hügeln unterbrochen. Ich bereute bald mich in dieſe Engpäſſe gewagt zu haben , als die Sonne fich zu neigen begann und mir ſo wenig vom Tage blieb, um unbefannte Pjade zu durchſtreifen . Je weiter wir vorwärts famen, deſto wilder wurde die Gegend ; Waſſerbâche, die zwiſchen den Steinen idäumten, Raben , die über uns frádyzten , waren die einzigen Laute, die

werden , der wüthend darüber ſcheint,

Miscelle n .

Reſte des alten fondinum. Bei den Ausgrabungen, die zur Anlegung der neuen Rohlenbörſe gemacht wurden , ſtieß man in der Thamesſtraße 13 Fuß unter dem Pflaſter auf ein gewürfeltes Pflaſter von bedeutender Ausdehnung. (Liter. Gaz. 29 Januar.)

Rálte ſchaudre. Auch ich war nicht unempfindlid gegen die Kühle, welche in dieſen Gründen zu herrſchen begann , und warf die Manga über die Schultern, welche der Visfayer gegen meine Sarape vertauſcht

Vaſenmanufafturen in Griechenland. Gin Dr. Þarding ſchidte an die Geſellſchaft der Künſte in London eine Abhandlung über einige alte Vaſen , die er in Gräbern bei Heramili in der Nähe vou Corinth ausgegraben hatte. Es ſcheint faſt als ob dort eine der großen Vaſenmanufakturen Griechenlande geweſen ſey , deren Daſeyn man erſt in neuerer Zeit mit größter Wahrſcheinlichkeit nachgewieſen hat ; früher betrachtet man fie gewöhnlich als etrustiſches Erzeugniß.

h atte. Zugleich fing ich an die Beſorgniffe meines Dieners zu theilen ;

( Athen. 5 Februar.)

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widen man 11.

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Rittlichen Lebens der Völker. N

43.

19 Februar 1848.

Die Baffarin - ( Dſchaffarinas- ) Inſeln . Die Beſeßung der Zaffarin - Inſeln durdy Spanien ſcheint Die Aufmerkjamkeit der Franzoſen nicht wenig auf fidy zu zie hen :; ſte fie fam ,, - ob der Regierung,, mag babin geſtellt feyn , aber gewiß den Behörden in Algier völlig unerwartet. Das Journal „le Commerce“ vom 7ten d. enthält darüber allerlei Bemerfungen. Die Dampfcorvette Veloce ging von Toulon mit dem General Caraignac und bebeutenden Kriegsvorräthen

und daß der größte Theil der ſchwarzen und grünen Theeſorten, die man alle Jahre in China für Europa und Amerifa fauft, ein Ergebniß derſelben Art oder noch beſſer berſelben Varietät ſind , welche man Thea viridis nennt.

Proben bieſer Pflanzen

hat man in dieſen verſchiedenen Provinzen unter meinen Augen hergerichtet, und ſie befinden ſich jeßt im Herbarium der Gartens baugeſellſchaft in London , ſo daß gar kein Zweifel darüber bes

ſtehen kann. Auf mehrern Punkten der Provinz Canton, wo

Wegen des ungeftus

ich anfangs den Theehau beobachten konnte, farb ich, daß er

men Wetters fonnte ſie nicht landen und begab ſich nach den Zaffarin -- Inſelii,, wo man zum größten Erſtaunen die ſpaniſche Flagge wahrnahm und Befeſtigungen aufführen ſah. Man verlor

zur Art Bobea gehörte , D. h . zu der, welche man ben fchwarzen Thee nennt. 3n den nördlichen Diſtricten , welche den grünen

an Bord nach Didumma Obazuat ab.

Thee erzeugen , namentlich in Schefiang, hatte ich nicht eine

fich in Vermuthungen über dieſen Entſchluß Spaniens, dieſe

einzige Staude von der erſten Art gefunden, die um Canton

unfruchtbaren Felfen zu beſegen ; einen Nußen fönnen ſie nicht

ſo gewöhnlich iſt.

gewähren, außer wenn Spanien es für einen Vortheil anſieht, daß

Thee erzeugt, um Ningpo, im Archipel von Tſchuſan, auf allen

Frankreich einen Ankerplag verliert, der ihm an dem Weſtende ſeiner afrikaniſchen Beſībungen Gödyt nothwendig wäre , da man, wie oben ſchon bemerkt wurde, bei nur einigermaßen ſtürmiſchem Wet ter bei Dichumma Ghazuat nicht landen fann. Die Zaffarininſeln liegen an der Mündung Der Muluia, welche ſeit unbenflichen Zeiten die alte und wahre Gränze zwiſchen Algier und Marocco

Punften der Provinz, welche ich zu beſuchen Gelegenheit hatte, gehörten ohne Ausnahme zu der Art Shea viridis . Zweihundert

iſt; das ergibt ſich aus dem Jtinerarium Antonins, wie aus Leo

Africanus und Marmol ; erſt im 18ten Jahrhundert ſcheint in

Folge wenig bekannter Greigniſſe die Gränze Marocco's bis Luat in der Nähe von Dichumma- Ghazuat vorgerückt worden zu ſeyn. Die Franzoſen bebauern es ſehr, daß fte im 3. 1844

zur Zeit des Sampfes mit Marocco dieß nicht wußten , ſonſt hätten fie durch den Friebensſchluß die Gränze an die Muluia

Alle Stauben des Landes , das ben grünen

( engliſche) Meilen weiter gegen Norden , in Kiang-nan , und in ſehr geringer Entfernung von den Bergen , die den Thee er

zeugen , fand ich ebenfalls in den Gärten nur dieſelbe Art. Bis jept beſtätigten meine Beobachtungen genau die An ſidht, die ich mir, ſchon ehe ich England verließ, gebildet hatte, nämlich daß die ſchwarzen Theeſorten das Erzeugniß der Bohea , die grünen das der Thea viridis ſeyen , Als ich gegen das

Ende meiner Reiſe von Schanghai abging, um Fu-tſchou-fu in Fofien zu beſuchen , zweifelte ich gar nicht, das Land mit der Bohea -Art bedeckt zu finden , umſo mehr, als die Provinz ihren Namen von den Bobea-Bergen hat. Groß war mein Er

vorgerücft, und dadurch eine wirkliche, natürliche Gränze ftatt

ſtaunen , als id, fand, daß alle Stauben auf den Bergen um Fus

fictiver Linien erhalten. Zudem hätte man dadurch das Chal des Ghirfluſjes erhalten, bao 170 Lieues weit ins Innere immer

tſchou -fu genau von derſelben Art ſeyen, wie die in den nördlichen Provinzen , welche die grünen Theeſorten erzeugen . 3ch hatte alſo Pflanzungen von grünem Thee auf Bergen gefunden, wo

Waſjer hat, und die beſte Straße nach der Wüſte iſt. Dann hätte fich die Beſeßung der Zaffarininſeln von ſelbſt verſtanden ,

man faſt alle ſchwarzen Sheeſorten ſammelt, und anbrerſeits

und der Schritt der ſpaniſchen Regierung wäre unterblieben .

fonnte ich nicht eine einzige Pflanze von der Bohea-Art ſeben . Noch mehr, um mir meinen 3rrthum vollſtändig zu beweiſen ; die Zeit meine Beſuche fiel gerade mit der Sheefabrication zus ſammen, und ich ſah nur ſchwarze Theeſorten bereiten , obwohl mir die ſpecifiſchen Unterſchiede der Theeſorten wohl bekannt waren . 30 war ſo erſtaunt über die Entdeckung , daß ich eine vollſtändige Sammlung von Proben für das Herbarium der Geſellſchaft ſammelte, und eine lebende Pflanze mit mir nach

Was leßtree veranlaßte dieſe Belegung vorzunehmen , iſt noch

ein Räthſel ; bei dem engen Einverſtändniß fann es doch kaum ein feindſeliger Schritt feyn.

Der Ackerbau der Chineſen (Schluß. )

Während meiner Ausflüge in China hatte ich häufig Oes

legenheit, den Bau des ſchwarzen und grünen Thees in den

Schefiang nahm .

Provinzen Canton , Fofien und Schefiang im Großen zu ſehen ,

Bergen wad ſen, wo man den grünen Thee gerinnt, fonnte idy

und will das Reſultat meiner Beobachtungen berichten .

durchaus feine Verſchiebenheit zwiſchen der Pflanze von Folien

Sie

werden beweiſen, daß viele Irrthümer hierüber verbreitet fino,

A18 ich ſie mit denen verglich, die auf den

und den andern auffinden .

170

Es geht daraus hervor , daß die grünen und ſchwarzen Iheeſorten des Deß Norbens — und hier fabricirt man faſt die beide das Product ganze zur Ausfuhr beſtimmte Quantität derſelben Varietät und zwar der Thea viridis find. Auf der

andern Seite find bie grünen und ſchwarzen Theeſorten , die in der Provinz Canton in bedeutender Menge fabricirt werden , beibe Das Product der Bohea -Art. Der Boden der Theeländereien iſt in den nörblichen Pro

vingen viel reidher als in der Provinz Canton . In Fofien und Schefiang beſteht er aus einer fetten, ſandigen Erbe, da der Thee nur in gutem Boden gedeiht. Das unaufhörliche Abneh men der Blätter ſchadet der Geſundheit der Bäume unb töbtet fte endlich, daraus entſpringt für den Landmann die Nothwen digkeit möglichſt fräftige Bäume zu haben , und hiezu gelangt man nicht mit einem ärmlichen Boden. Die Theepflanzungen

coon

mittelſt eines außerordentlich einfachen Verfahrens. Wir ſind ſeit lange in Europa gewöhnt, uns falſche Vorſtellungen von ben Chineſen zu machen , alles, was auf ihre Induſtrie Bezug hat , zu übertreiben, ſo daß wir in allen Fällen ein mehr oder

minder bizarres Verfahren zu finden hoffen , während in Wirf lichfeit das Meiſte in China auf eine viel einfachere Weiſe ge ſchieht, ale in vielen andern Ländern.

Um die Dperationen ,

vermittelſt deren fte die Blätter rollen und trocnen , zu begrei fen , muß man ganz einfach fick den zwed, den ſie damit zu erreichen ſuchen , genau vor Augen halten : eß ſoll einestheils alle Feuchtigkeit aus den Blättern ausgedrüct, andrerſeits das Aroma und die foftbaren Secretionen , welche den unterſcheibens Den Gharafter des Sheed bilden , berrahrt werden . Das Ver:

fahren , um zu dieſem Zwed zu gelangen, iſt eben ſo einfach al6 wirffam .

im Norden Ghina & befinden ſich ftets auf den erſten Abhängen

Nur bei trocenem Wetter ſammelt man die Blätter in

und an den fruchtbarſten Bergſeiten, nie in den Niederungen . Die Bäume find regelmäßig in Reihen, je 4 Fuß von einander entfernt, gepflanzt. Die einzelnen Pflanzungen ſind von gerin ger Ausdehnung, vier bis fünf Acres höchſtens, aber jeder Land mann hat ſeinen kleinen Garten , deſſen Ertrag für die Bedürf niffe ſeiner Familie genügt. Dasſelbe Syſtem der kleinen Gul tur findet ſich allenthalben in China ; die Güter, auf denen man

runden Körben von geflochtenem Bambus. Im Anfang Mai's,

Baumwolle, Seide oder Reis baut, ſind faſt alle von ſehr ge

ringem Umfang. Es gibt nicht leicht ein friedlicheres Bilb, ale das einer chinefiſchen Familie, die mit dem Ginſammeln von I heeblättern oder einer andern ländlichen Arbeit beſchäftigt iſt. Ein Greis, ein Patriarch , der Vater, vielleicht der Urgroßvater Der Familie, leitet die Thätigkeit ſeiner Nachfömmlinge, man fteht ihn mitten unter denſelben , vielleicht durch Alter gebeugt, Das iſt die Ehre der Chi aber immer noch als Oberhaupt. neſen , daß alle ihn mit Stolz und Liebe beobachten , daß ſeine weißen Haare ftete geehrt, geliebt und geachtet ſind. Nach den Arbeiten des Sage fehren ſie ruhig in ihre Fleinen, aber glück

lichen Wohnungen zurüd ; das Mahl, das mäßige Abendmahl, beſtehend aus Fiſdien , Reiß und Gemüſe iſt ſtets luſtig, denn alle bringen ein ruhiges Herz und ein zufriedenes Geficht mit.

Id glaube wirklich, daß es in der ganzen Welt fein Land gibt, wo das Landvolk glüdlicher iſt, als im Norden China's . Die Arbeit iſt für dieſe Leute ein Vergnügen , denn die Früchte, die fie ernten , gehören nur ihnen, unb fie ſelbſt fühlen vielleicht nie, was Tyrannei iſt. In den Gegenden von Schefiang, wo man den grünen

ter Zeit der Haupternte, find die jungen Knoſpen faſt ſo bic, rrie die Erbſen : man ſammelt und trodnet ſie mit den Blättern . Iſt die Ernte geſchehen , ſo trägt fie jeder Landmann nach Hauſe,

denn jeder bereitet ſeinen Thee ſelbſt und iſt dazu mit den nöthigen Werkzeugen verſehen. Dieſe ſind ſehr einfach : fte be ſtehen aus einem Dfen aus Badſteinen oder Erde , welcher Mannel

höhe hat und mit zwei, drei oder mehr halbrunden , gußeiſernen Keſſeln verſehen iſt, welche von derſelben Art find wie die, deren

man ſich in der Küche bedient. Man zündet im Ofen ein hin reichend ſtarfe8 unb namentlich regelmäßiges Feuer an , und wenn die Keſſel ſich zu erhißen anfangen , wirft man die Blätter

hinein, welche ſorgfältig umgerührt werden , daß fie nicht an brennen . Sobald ſie die Wirkung des Feuers fühlen , und dieß geſchieht bald, fo fangen fie beim Ausſtoßen der Feuchtigkeit, welche

durch die Höhe der Temperatur in Dampf verwandelt wird, ſich zu fräuſeln und zu frümmen an . Dieſe Dperation dauert nicht über fünf Minuten, denn ſo lang braucht es, bis die Blätter aufa

hören ſich zu kräuſeln, und weid, und biegſam werben . Man nimmt ſie ſodann aus den Keſſeln und breitet ſie dann auf

einem aus Bambusftengeln, wie eine Art Hürde, gemachten Tiſch aus. Drei oder vier Perſonen beſchäftigen ſich dann damit die Blätter zu rollen, man nimmt ſie einzeln , wiſcht fie ab, rollt

ſie auf dem Tiſch , preßt fte, und drüdt eine Art grünlichen Safte beraus , der tropfenweis durch die Zwiſchenräume der Bambubftäbe abfließt. Dies iſt eine Operation, die man zwei

oder dreimal wieder beginnt, die aber nicht länger als fünf

Thee baut, in der Nähe von Ningpo, geſchieht die erſte Blätter

ober ſechs Minuten dauern darf ; ift ffe zu Ende, ſo haben die

ernte gewöhnlid in der Mitte Aprils . Sie beſteht aus den jungen Knoſpen , die faum anfangen fich zu öffnen, und erzeugt

Blätter mindeſtens drei Viertel ihres Umfange verloren.

eine Art jungen , ſehr feinen , zarten, von den Chineſen höchſt ge

die Irodnung zu vollenden ; man wählt dazu vorzugdweiſe wol fige aber trođene Tage. Das Ergebniß, was man zu erreichen

īdäßten Heiſang, den man in kleinen Quantitäten als Geſchenk

Dann ſept man ſie auf Bambushürben der Luft aus, um

Dieſer Thee iſt felten und theuer, und

ſucht, iſt die Feuchtigfeit möglichſt gelinde verdampfen zu laſſen,

die Abnahme der Blätter in einer ſo wenig vorgerückten Jahres

an ſeine Freunde ſchickt.

zeit thut den Pflanzungen ſehr großen Schaden . Die Sommers

und elaſtiſche weich anzufühlende Blätter zu erhalten . Wenn man den Thee einer zu kräftigen Sonne ausſeßte, ſo würde die

regen jedoch, die bereits reichlich beginnen , machen das Uebel

Feuchtigfeit zu raſch verbampfen, die Blätter würden ſich fräus

zum Theil wieder gut, und wenn die Pflanzen jung und kräf tig find, treiben ſie bald wieder neue Blätter. Vierzehn Tage

feln und bart werben , ſo daß fie bei der legten Manipulation , Die fie noch durchzumachen haben, in Staub zerfielen. Uebris

ober drei Wochen nach der erſten Sammlung , d. h. im Anfang

gend iſt, um den Thee der Einwirkung der Luft in dieſer Weiſe

Mai's haben die Pflanzen neue Blätter getrieben, und dieß ift der Augenblick der zweiten Ernte, der wichtigſten des Jahre.

der Witterung, von der Bequemlich feit u. ſ. w. ab, und manch

Die dritte und legte gibt nur einen ſehr geringen Thee, der ſo viel ich weiß an Drt und Stelle getrunken wirb.

Das Einheimſen und Zubereiten der Blätter geſchiebt ver

auguſeßen , feine Zeit beſtimmt, e8 hängt dieß vom Zuſtand mal wird es ganz unterlaſſen. Man zündet hierauf den Ofen wieder an , und legt die faſt von aller Feuchtigkeit gereinigten, zugleich aber weichen und biegſamen Blätter mieder in den

vos

171

Osin

Refſel, hält fte, wie das erſtemal, in fteter Bewegung, damit ſie i Remigio Vasquez. nicht verbrennen , nur dauert dießmal die Operation viel länger, (Fortſeßung .) und wenn endlich die Hand des Arbeiters die Hiße nicht mehr Ich gelangte ſchneller als er auf die Anhöhe; aber ſo weit ertragen kann, nimmt er einen kleinen Beſen von Bambus, um auch mein Blic reidyte, ſah ich nur ferne Hügel vor mir in vio : die Bewegung fortzuſeßen .

Die Chineſen kennen feine Art von

Thermometer , und nur durch die Nebung lernen ſie den zu

dieſer Dperation nöthigen Grab von Hiße ſchapen . Mehreres mal habe ich mit der Uhr in der Hand die Zeit berechnet, die fie Dauerte, und ſtete habe ich in den verſchiedenen Bauerhöfen ,

wo ich der Arbeit folgte, geſehen, daß die Blätter dieß zweitemal etwa eine Stunde über dem Feuer blieben , D. h . von dem Augenblick an, wo man fte in den Keſſel warf, biß dabin , wo fie völlig troden und packfähig wieder herausfamen . Auf dieſe Weiſe habe ich den grünen Thee in Schefiang

lettem Dufte, einige Felder mit Mais , dunkle Schatten , welche die Abgründe der Sierra andeuteten , rings eine düſtere und traurige Land idhaft, welche die Dämmerung umhüllte. Die Klugheit rieth mir meinen Weg über die Anhöhe fortzuſeßen , und ich drang immer weiter vor,

denn es war nicht mehr Zeit zum Umfehren. Ich war nicht lange ſo vorgeſchritten, als id in der Ferne ein weites Gebäude anſichtig wurde ;

fein Raud fieg vom Dade auf , und wahrſcheinlich war das Haus unbewohnt. Es mußte irgend ein verlaſſener Schmelzofen ſeyn, und je weiter ich vorwärts fam , deſto mehr ward . dieſer Gedanfe durch die zerfallenen Mauern, die Niſſe im Dachwerf beſtätigt. Im Augenblic , als Cecilio abſtieg um ſich zu verſichern, daß wirflid) niemand da wohnte,

bereiten ſehen ; ich habe gleichmäßig der Fabrication des ſchwar-

fam mit verhängtem Zügel auf einem Umwege ein Reiter

zen Shees in Fofien beigewohnt, unb fonnte mich burd meine eigenen Augen überzeugen , daß wenn der Baum derſelbe iſt, die Verfahrungsarten gleichfalle beinahe die nämlichen find.

der Büdſe in der Hand. Der Reiter hielt bei meinem Anblice raids

mit

namentlich durch fremde Ingredienzien , die man in die Keſſel wirft, erhält . Preußiſch -Blau, Gyps und andere Mittel geben

an und betrachtete mich einige Secunden mit Furcht und Scheu. Dann fragte er laut lachend ? Seyd Ihr alſo nicht Nemigio Vasquez ? Nicht, daß ich wüßte , antwortete ich ihm. Ach, Herr Cavalier, wie ſehr muß ich Euch um Vergebung bitten ! Ich glaubte auf Remigio Vasquez zu ſchießen . Der Burſche fing aufs neue an zu lachen , und fuhr faſt betrübt fort : Caramba ! daß ich Euch auf zwanzig Schritte fehlen mußte, ich der ſo genau auf Euch zielte ! aber eine raſche Bewegung, die Ihr gemacht habt , rettete Eudz das Leben. D ! glaubt mir , daß ich un :

ihm das Anſehen , welches dem Geſchmad der „ fremben Bar-

tröſtlich darüber bin .

baren“ zuſagt, zum mindeſten fann dieß zu Canton jeder jeben,

Mich gefehlt zu haben, ohne Zweifel ; aber brechen wir ab ; aud find Zeit und Stunde ſo , daß ich wohl Luſt befommen könnte , mich

Der fich die Mühe geben will. Wahrſcheinlich wendet man im Norden dieſelben Ingredienzien an , wie bei den für den fremden

ſogleich zu rächen .

Die Blätter des ſchwarzen Thees werden geſammelt, wie das erſtes mal erbißt, und dann der Luft ausgeſeßt, wie die bed grünen

Thees, nur ſeßt man ſie der Luft oft zwei bis drei Tage lang aus, und dieß gibt dem Thee wahrſcheinlich die dunflere Farbe. Uebrigens muß man wiſſen , daß der grüne Thee ſeine Farbe

Marft beſtimmten Theeſorten, indeß habe ich dieß nicht ſelbſt geſehen. 3m Norben erhält man von der 3ſatis indigotica (Färberwaid ?) eine blaue Farbe , die man tein tíching heißt, und welche wahrſcheinlich den Stoff liefert , mit dem man den

Und worüber ! verſeßte er in ernſterin Tone , ich hielt Guch für meinen Feind und täuſchte mich ; ich ſchoß auf Guch und habe Euch

gefehlt ; all das hebt fich vollfommen auf und ich bin Gud nicht im mindeſten gram.

Der Unbefannte ſchien ſo überzeugt von der Stärfe ſeiner Beweis :

grünen Thee färbt .

gründe, daß ich mich des Lächelns nicht erwehren konnte, indem ich ihn

die Blätter des ſchwarzen Thees lange genug der ausgelegt waren , bringt man ſie wieder in die Keſſel, wo Luft Wenn fie wie die grünen Theeſorten zum zweitenmal erhißt werden,

fragte, ob ich noch weit von dem Cerro del Gigante ſey. Eine gute Büchſe fönnte von hier eine Kugel in gerader Linie dahin abſenden , aber in den Windungen der Schluchten habt Ihr noch wenigſtens zwei Stunden Weges, und da die Nacht vorſchreitet und die Pfade in der Finſterniß nidyt gangbar ſind , ſo biete ich Eure Herrlich: keit die Gaſtfreundſchaft unter meinem Dache an, um Euch zu beweiſen , daß ich weiter feinen Groll habe. Das zerfallene Ausſehen des Hauſes verhieß mir nur eine ſehr dürftige Herberge , aber das Erbieten ſdien mir ein freimüthiges ; ich gehörte überdieß zu den Reiſenden, die wenig

nur etwas länger und ſtärker; man pact ſie dann in Kiſten unb ichidt fte auf den Marft. Der ganze Unterſchied in der

Behandlung beruht alfo darin, daß man ſie länger der Luft und dem Feuer ausſeßt und nicht färbt. Das erklärt allerdinge die Verſchiebenheit des Geſchmace ber einen und andern Chees art nicht ganz, und wahrſcheinlich löøt fich dieſe Frage, wie beim

Wein, nur durch die Verſchiebenheit des Bodens und Klima's . Was die grünen Theeſorten betrifft, ſo ſcheint es ficher, daß biejenigen , welche in China felbft conſumirt werden, feine ans

dere Farbe haben , als die, welche ihnen durch die Trocnung gegeben wird, und daß alle mehr oder minder glänzenden und für Europa beſtimmten Sorten ſämmtlich und ohne Ausnahme gefärbt find.

3ch muß ſomit zum Schluſſe wiederholen, daß

die ſchwarzen und grünen Theeſorten von Schefiang und Fofien von derſelben botaniſchen Art, der Ihea viridis, gewonnen wers den, die Theeſorten von Canton allein aber von der Art Bohea . Endlich gibt es eine unendliche Menge mehr oder minder wohlriechender Blumen , die bloß gebaut werden, um fte in den Thee zu miſchen . Ich kann unter dieſen den wohlriechenden Delbaum , Ghloranthus, die wohlriechende Aglaia u . 1. w . nens nen .

Ich glaube, daß man dieſe Blumen beſonders trocknen

läßt , und fie erſt mit dem Thee miſcht, wenn fte feine Zubereis tung mehr zu befahren haben.

Gepäd mit ſich führen , und mit welchen die Mäuber nur Grüße wechſeln auf den Straßen . Ich ſah deßhalb nichts unſtatthaftes in der Annahme

dieſes Vorſchlags und ſtieg ab. Der Unbefannte führte mich in einen weiten Saal, deſſen Dede vielfach beſchädigt war, und während Cecilio die Pferde abſatteln half, konnte ich an den Werfzeugen welche umher lagen, ſehen , daß ich in einer der Schmelzhütten (Haciendas de Beneficio) war , wo das Silber aus dem Erze zum leßtenmal geſchieden wird . Mein neuer Wirth fehrte bald zuri

und nachdem er eine der Fadeln

angezündet hatte , welche den Bergleuten dienen , bat er mich , mir es ganz bequem zu machen. Das Elend ſchien in dieſem zerfallenen Gebäude ſeinen Wohnfiß aufgeſchlagen zu haben , und idy wurde nicht ohne ein

gewiffes Unbehagen gewahr, daß nicht die mindeſte Vorbereitung zu einem Abendeſſen gemacht wurde. Ich regte mnich meinem Wirthe gegenüber und verſuchte mich zu gedulden , indem ich ihn über den Gebrauch der verſchiedenen Werfzeuge befragte, welche ich zum erſtenmale ſah, aber die Zeit ging hin und nichts ließ mich ahnen , daß man efen wolle : ich ging alſo geradezu mit der Sprache heraus. Ich habe großen Hunger , ſagte ich.

Und ich audy, antwortete er ernſthaft, ohne ſich zu regen, und ich fürchtete, mich nicht deutlich genug erflärt zu haben.

172 Zu welcher Stunde eßt Ihr gewöhnlich zu Nacht ? Fir mich gil jede Zeit gleich, wenn ich ſo hungrig bin, wie gegenwärtig. Auch mir iſt jede Stunde recht dazu , aber heute efíe ich nicht. Dieſe Antwort machte mich beſtürzt; zum Glück hatte Cecilio fich für jeden Fall mit einigen Meter getrockneten Fleiſches 11 verſehen, und id konnte die Rollen vertauſdhend dem ſeltſamen Gönner, den der Zufall

mir beſdeert hatte , ein frugales Mahl anbieten ; dieſer ließ fich auch nicht lange bitten es anzunehmen . Es ſcheint mir deutlich erwieſen, ſagte ich , nachdem wir unſer be: ſcheidenes Abendeſſen eingenommen , daß es einen gewiſſen Remigio Vas: quez in der Welt gibt, der nicht zu Guren Freunden gehört. Was hat I

er Guch denn zugefügt ?

Noch nichts bis jeßt, und ich ſchoß heute nur auf ihn , d. h. auf Euch, aus Vorſicht, und um ihn zu verhindern mir Schaden zu thun. Dann ging Florencio Planillas ſo hieß mein Wirth) zu langen Ginzelnheiten in ſeinen eigenen Angelegenheiten über. Es war einer jener hartnädigen Bergleute, welche ihr Lebenlang gegen fteto fiche erneuernde Luftgeſpinnſte zu fämpfen haben, und die gleich den unglüd : lichen Spielern fich nahe daran glauben Millionäre zu werden , ohne daß jemals die herben Lehren der Erfahrung ihren blinden Eigenſinn bewältigen fönnen . Seine Geſchichte war die ſo vieler andern. Ginſt Beſißer einer der reichſten Silberminen , dann einer blühenden Hacienda de Beneficio ſah er die Erjader ſich erſchöpfen , und der Mangel an

Capital hatte ihn genöthigt, die Arbeiten in ſeinen metallurgiſchen Wert: ſlätten einzuſtellen. Nach dem Herfommen in Merico, das zum Gefeße wird, konnte eine ſolche verlaſſene Schmelzhütte das Eigenthum degjeni: gen werden, der die Noth des Beſigers anzeigte. Dieſe Anzeige, welche über dem Haupte des Florencio Planillas ſchwebte , war für ihn eine I

beſtändige Drohung , die ſeine Tage und Nächte beunruhigte . Sein gequälter Geiſt ſah allenthalben einen Nebenbuhler, der bereit war ihn zu berauben , als ein Unbefannter ihn benachrichtigte, daß ein gewiſſer Remigio Vasquez den Abend zuvor in Guanajuato angelangt ſer , mit der ausgeſprochenen Abſicht, die Einſtellung der Arbeiten in der Schmelz: hütte zu benüßen , um ſie ſich zuſprechen zu laſſen . Es war ein harter Schlag für Florencio Planillas eines Eigenthums entſeßt zu werden ,

das ihn in der Vergangenheit bereichert hatte , und ihm noch größere Vortheile in der Zukunft verſprach. Es war einer der Fälle, worin die Mericaner ihre Zuflucht zum Meſſer nehmen, und Florencio hatte dem Remigio Vasilez den Tod geldworen. Io hab' ihn niemals geſehen , regte er hinzu, als er endigte ; aber feine Perſon wurde mir ſo genau beſchrieben, daß er mir nicht entgehen wird. Ich hatte ihn vergebens den ganzen Tag in Guanajuato auf: geſucht, als ich dieſen Abend bei meiner Rüdfehr , getäuſcht durd; die

Dunfelheit und eine entfernte Aehnlichkeit und beſonders durch die Farbe

äckig verfolgte, war nicht der angenehmſte, ich geſteh es ; aber ich war froh , näheres über ihn zu erfahren und erkundigte mich bei meinem Wirthe, wie oft es Don Tomas wohl ſchon begegnet ſey, ſeinen furcht: baren Beinamen zu verdienen. Meiner Treu , erwiderte Florencio , das ſind Dinge worüber man nicht gerne ſo genaue Rechnung hält , vielleicht weiß er es ſelber nicht; aber Ihr werdet vielleicht nach dem was ich da ſagte, Don Tomas übel beurtheilen. Der Sjerr Verdugo iſt kein Egoiſt, und deßhalb tödtet er ſeinen Nadſten nicht immer auf eigene Rednung ; vorausgeſehen , daß der Bergmann betonte das ganz man ihm gewichtige Gründe gibt beſonders – findet man ihn ſtets bereit Dienſte zu leiſten , wie er es mir noch dieſen Morgen ſagte. Teufel ! rief ich, das iſt ein ſehr achtungswerther Mann, dieſer Don Tomas, und ich bin ſehr begierig ſeine Bekanntſchaft zu machen . Troß dieſer unverſchäinten Großſprecherei war der lebhafte Wunſch Don Tomas einzuholen, wie durch Zauber verſchwunden , und zu weit vorgeſchritten um mich zurückzuziehen , war mein aufrichtiges Verlangen , ihn am Cerro del Gigante, und wäre es nur um eine Minute, noch einmal zu verfehlen.

Die Nacht ging ohne weitern Zufall vorüber , außer daß ich mich gezwungen ſah meinem Wirthe einen Zipfel meiner Manga zu borgen, um ihn vor der Kälte zu ſchůßen, die durch das löcherige Dach überall

eindrang ; ich verabſmiedete mich des Morgens von ihm, indem ich ihm ernſtlich für eine Gaſtlichfeit dankte, welche ſich für ihn darauf beſchränkt hatte , drei Viertheile meines Abendeſſens zu verzehren und die Hälfte

meines Mantels zu benüßen. Ich zog nun in der Nichtung des Cerro del Gigante wieder weiter. Mit meiner Lanze bewaffnet, deren zerriſſe nes Fähnden von der Gefahr zeugte die ich gelaufen war, von Cecilio begleitet und mit der Guitarre des bisfariſchen Edelmanns ausgerüſtet, glich ich etwas dem irrenden Nitter von La Mancha , der, von ſeinem Schildknappen gefolgt, irgend ein gefährliches Abenteuer aufſucht. Auch meines war nicht von der angenehmſten Art , denn ich wußte nun allzu gewiß , daß ich der Spur eines mericaniſden Bravo folgte, dem ich ſeit

ſechs Tagen vergebens nacheilte. Indeß hatte meine Nachforſchung einen Zweck perſönlicher Sicherheit. Ich war ſehr wohl überzeugt , daß ich nichts mit dieſem Don Tomas zu ſchaffen hatte , aber es fonnte irgend ein gefährliches Mißverſtändniß obwalten. Die mericaniſchen Bravi, wie die aller andern Länder , wo noch dieſes furchtbare Gewerbe aus:

gebeutet wird, beginnen mit dem Morde , auf die Gefahr hin, erſt ſpäter ihren Irrthum einzuſehen, oder ſich doppelt bezahlen zu laſſen. && war daher widtig meine Identität klar in den Augen eines Schurken dieſer Art darzuthun und dadurdy jeder unheilvollen Verwedelung zuvors zufommen . ( Fortſeßung folgt.)

Gures Mantels , dadite daß er es ſey , der die Kühnheit ſo weit treibe,

fid die Dertlichkeiten anzuſehen , und erſt als ich Euch in der Nähe darüber, ich wiederhole es, daß ich Euch fehlte; aber fortan werde ich

Entdeđung von Kohlen auf der Vancouver - Inſel. An der Nordoſtſeite der Inſel tritt ein Fluß ins Meer, an deſſen Ilfern ſtarke Kohlenſchichten zu Tage treten. Die Dampfboote der Hudſong

mich meines Meſſers bedienen. El cuchillo ne suena ni truena (das Meſſer macht fein Geräuſch und knallt nicht), wie mein Freund Tomas

baicompagnie holen fich hier die Kohlen zu einem bloß nominellen Preis. Drollig iſt die Art der Entdeckung der Rohlen. Einige Ein

Verduzco ſagt.

Verdugo , wollt Ihr ſagen , unterbrach ich ihn.

gebornen fahen im Fort M'Loughlin Rohlen brennen, und auf Befragen erfuhren fie , daß dieß das beſte Brennmaterial ſeyy, und daß man es

Ihr kennt ihn ? rief Florencio lachend. Der Spaß ift herrlich ;

über den großen Salzſee eine ſechs Monat lange Reiſe machen laſſe.

erblidte , habe ich meinen Irrthum erfannt. 3oh bin Euch nicht gram

aber Ihr macht ihn nicht mit ihm , wie ich denke.

Weldien Spaß ?

Sie waren erſtaunt, ftatt aber in ihrem gewöhnlichen Ernſt zu bleiben,

lachten fie laut und ſprangen wie närriſo umher. Die Engländer im

Hombre ! wißt Ihr denn nicht, daß ſein wahrer Name Verduzco iſt

Fort waren erſtaunt über dieß tolle Treiben und fragten nach der Urſache.

und daß nian ihn nur Verdugo (Henker) heißt , weil es ihm bioweilen

Die Indianer erflärten, fie hätten ihre Anſichten von den weißen Män nern in großem Maaße geändert, denn ſie hätten geglaubt, dieſe ſenen von dem großen Geiſt ausgerüſtet mit der Kraft , große und nüßliche

geidieht, daß er ſich ſelber Necht verſchafft, in dem was er ſeine Gewiſ: ſensjachen nennt ?

.

Dieſer Imſland in dem Charakter des Mannes , den ich ſo hart

Dinge zu verrichten ; dießmal aber ſeyen ſie nicht vom großen Geift erfüllt , daß ſie ſo weit herbrachten , was ſie ganz nahe haben könnten.

1 In gewiſlen Gegenden Merico's wird das Fleiſch in lange Streiſen geſchnits

Man frug weiter nach und fand ausgedehnte Kohlenfelder, die fich fo: gar zu anſehnlichen Hügeln erheben und äußerſt leicht zu bearbeiten

.

ten und an der Sonne getrodnet ; man verkauft es nach dem Maaß, wie Bänder, Stride over Leinwand.

waren ; ſie ſind über einen weiten Landſtrich verbreitet. (Times. 1 Febr.) Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Verantwortlicher Nebacteur Dr. Ed. Widen mann .

Das Auslan .d . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. u ": 44.

21 Februar 1848.

Skizzen aus Schottland. ( 2118 Land 1. des noch ungedructen Werfe : eine anderthalbjährige Reiſe durch die Hochlande, Niederlande und Eilande von Schottland. Von K. J. Clement. )

anch Bonaparte einen großen Hang hatte, als völlig nuglos erwieſen . Hier hat man ein Stüc Nationalität abgeriſſen,

Dort ein Stück angeflicft, bald das Mannichfaltigfte und Ver ſchiedenartigfte, was geſchieden hätte bleiben ſollen , in Ein Bün del zuſammengethan, balb bad Einartigſte, was bei einander

Buchan , Boddom, Moravſhire, Stirling. In der legten Octoberwoche verließ ich Aberdeen in einem falten Nordweſtſturm . Es war am fünften Tage nach meiner Ankunft. Von hier nach Peterhead war der Wegcbner, als zwiſchen Dundee und Aberdeen , wo der Grampian ſein öſtliches Horn

ſtört. Dadurch iſt den Völferſchaften ihr Herz ausgenommen und ihre Lebenskraft erſtickt worden . Mit einer gierigen Meß

mitten durch Kincardinſhire ftreckt und an die Nordſee ſtößt. Aber je ebner, deſto ſchlimmer outside bei Sturm , Schnee und

ward .

hätte bleiben ſollen, auseinander gerüttelt und mit Gewalt zer idynur und einem hölzernen Maaßſtabe warb verfahren , unbes fümmert um das Leben , das dadurch in den Staub getreten

Ein Macintoſh von der ächten Sorte, der einen vier

Man nimmt gewöhnlich an , daß fich viele Dånen unb Nor

und zwanzigſtündigen Regen verträgt, nicht wie man ſie in unſern

männer in Budjan angeftebelt, einige ſogar, daß es ganz von Dänen bevölfert worden . Das erſtere räume ich ein, das leta tere nicht. Die ftarfen oftgermaniſch -ſkandinaviſchen Spuren in

Kälte .

Ländern macht, iſt ein guter Squß auf folchen Reijen .

Mrs.

Gray, meine Wirthin, hatte die Bil ſchon fertig und mir zu gleich auf der Rückſeite mit den Worten „Mrs. Abel Broad Street“ meine Lobgings in Peterbeab vorgezeichnet .

Bald lag das liebe Aberdeen hinter uns und der Don River

Buchan ſtammen vielleicht nicht allein aus der Däniſchen Hel

Denzeit, ſondern auch auf der Gründungsperiode der ſchottiſchen Niederlande durch die Piften .

Der Menſch in Buchan iſt aber

auch, die See thürmte fich ungeſtüm, und der Sturm brauste

11och recht verſchieden von einem Dänen und Skandinavier, und

vom Grampian herab, der wild und weiß im Weſten ragte, der

was die Buchan Sprache betrifft, fo finde ich noch mehr Frifts

Schnee blieb ungethaut an den Kleidern hangen und bildete ſich

ſches darin, als Däniſches.

nach und nach zu einer dicken Kruſte. Es war ſo falt wie im Winter, und viel Korn ſtand noch auf dem Halm und auf den

der Bevölferung Budhans ſpricht auch feine wege der Umſtand,

Stoppeln oder in Garben .

Vom Don bis zum Vethan find

Für einen reindäniſchen Urſprung

daß man in Buchan von jemand dort, der rothes Haar hat, ſprüchwörtlich zu ſagen pflegt, er ſey ein Däne.

Das Buchans

15 Miles, und nach Peterhead nordoſtwärts hinüber vom Städt

Wort niev ( ſonſt neive und neif geſchrieben ) iſt natürlich das

den Ellon am Vethan, wo man, ſobald die Yethan -Brücke paſ

Däniſche Näve, Fauſt, wofür die Engländer fist und die Fris

firt iſt, Buchan betritt, ungefähr eben ſo weit, doch der Weg

ſen iſt ſagen , und das Buchan -Wort quaik vielleicht audy

iſt lang genug in Sturm und Froſt auf der Außenſeite der

Das Däniſche Quäg, Rindvieh , allein der Begriff De8 nordfrifts

Rutſche.

fden Worte Kwig, welches eine junge Kuh unter zwei Jahren, bie nämlich noch fein Ralb gehabt, bezeichnet, entſpricht jenem

Buchan iſt die eigenthümlichſte und räthſelhafteſte Landſchaft in Schottland, die Bewohner ſind ſehr marfirt, die Sprache

quaik völlig, ferner iſt das Buchan -Wort naut ganz das friff

ungeheuer breit, die Geſchichte pechdunkel, die Oberflädhe mit Alterthümern überbreitet. Es iſt dieſe Nordoſtecke Mittel-Schott lands ein eben ſo ſeltſamer und noch unerforſchter Fled, als die

ſche Nuat und das engliſche neat, D. i. Rindvieb, und die Bus chan -Ausſprache des Worts knockle (engl. knuckle, Knöchel)

Südoſtece Jrlands , die Barony of Forth . Die neuere Staats

gehſt du hin) ſagen die Buchan - Leute far ar ye gaein, doch dieß

politif hat weder ihn , noch den Namen bisher umſchaffen föns

iſt ungefähr wie in den andern breitſchottiſchen Landftreden Schott

nen. Die Südgränze von Buchan iſt der Fluß » ethan, gegen Often und Norden liegt eß an der See, und gegen Weſten ge

lande ; reive oder riw, reißen, fann eben ſo gut bad Friftſche rim als

hören noch die öftlichſten Sheile von Banffihire zu Buchan . Dadurch daß die europäiſche Herrſcherpolitik ſchon lange bemüht geweſen , nicht allein die alten Nationalitäten, ſondern auch die alten vielſagenden Völfers und Landſchaft&namen auszuwiſchen und

Friſtiche Jul mit kurzem u, wie in Buchan , als das Däniſche

zu vertilgen, iſt auch dem Ethnographen und Hiſtorifer in ihren

lich bekannt , allein die ſchottiſchen Nachrichten über jene Dänen

Forſchungen ſehr geſchadet worden, und doch hat fich dieſe will

find ſpärlich und oft ſehr verfälſcht. Bruchſtüce ſolcher ſchottiſch Däniſchen Geichichte find folgende. Die Dänen landeten in Bus

fürliche Provinzmacherei, baø iſt die neuere Ländereintheilung, wozu

wie Knaafel iſt ganz Friſiſch. Für where are you going (w0

Da8 bäniſche rive, und yul (Vule), Weihnacht, noch beſſer das Juul mit langem u ſein. Daß die Dänen während ihrer Hel Denzeit eine Weile die Küſtenſtrecken am Morayfirth beſeſſen und auch feſten Fuß in Buchan gefaßt hatten, das iſt geſchicht

noe

174

chan zwiſchen Peterheab und Fraſerburgh bei einen Drt, wels der ſeitdem Cairnbulg geheißen . GS entſpann fich bald eine

ovou

ſchien es mir, als ich ihn beſuchte.

Das Grab ſelbſt iſt ein

aus ſteiniger Erbe aufgeworfener Tobtenbügel. Es iſt noch nicht

blutige Schlacht zwiſchen den Dänen und Schotten , und das

lange her, als der Garl of Fife den Cairnlee öffnen ließ . Dies

Schlachtfeld iſt durch einen großen Cairn oder Tobtenhügel bes

ſer runde Grabhügel beſtand aud abwechſelnten Lagen von Lebm ,

zeichnet, welcher N. und S. ſteht, und deſſen Nordſeite die gewöhnliche Regelform hat, deſſen Südſeite aber eine parallelos grammförmige Erhöhung iſt. Ein andermal lanbeten die Dä-

runden vom Waſſer vernußten Steinen , einer Schicht Eichen holz , unb bildete in dieſer Ordnung von der Grabhöhle bis zum Gipfel fieben Reihen . Dieſer Hügel ſdien urſprünglich in

nen zu König Indulfs Zeiten um die Mitte des 10ten Jahr-

Feuer geweſen zu ſeyn , denn das Holz war verfohlt und die Steine verglast. Im Mittelpunkt war ein ſteinernes Grab mit einigen Knochen , einem bronzenen Speer, den mir der Garl of

hunderts in der Mündung des Flüßchens Cullen im jeßigen Banffſhire. Nach einem harten Gefecht mit den Schotten an der Dytacher Moor beim Städtchen Cullen retirirten ſich die Dänen zu ihrer Flotte bei Sandenb, und der verfolgende InDulf warb von einem ihrer Pfeile erſchoſſen . Um das J. 1004 ftand die däniſche Hauptarinee bei Mortlach auf der Weſtſeite von Banffſhire tief landeinwärts zwiſchen den Bergen. Eine Abtheilung derſelben agirte an der Seeküſte einige Miles weſtlich von Cullen auf der Haide yon Ranady (Muir of Ranachy ). Schon wieder werden die Dänen hier beſtegt und der Reſt, auf der Flucht nach Mortlach begriffen , verfolgt. Doch während

Fife in ſeiner Rüftfammer zeigte, und einigen andern Stücken ron verfallenem Metall, welche die Zeit unfenntlich gemadt. Die Cairns find gemeiniglich 16 bis 20 Fuß hoch und von

einer unb Derſelben Form und Figur. Im ganzen Lande Bu chan ſehen die heutigen Bewohner, beſonders aber die Schotten außerhalb Buchans, Däniſche Merfzeichen und Ueberbleibiel, aud im Aderbau. Sie ſagen , die Dänen hätten in Buchan die Höhen über den Gipfel hinweg gepflügt, wenn auch noch ſo ſteil, und das ſieht man noch allerwärts. Ihre Furchenreiheu

des zu hißigen Nachſeßend warb der König von Schottland er- | waren wie die Figur § geſtaltet, nicht wie die jeßigen ſchottis fchlagen und zu Auldmore begraben, wo der Cairn von Erde ſchen , die ſo grad ſind wie nach der Schnur. In den Dürren und Steinen noch den Namen Ringscairn trägt. Unmittelbar ! Boden jäeten fie Buchan-Hafer, Das iſt ſchwarzer Hafer, welcher

darauf griffen die Schotten das däniſche Hauptlager bei Mort- | vorzügliches Mehl gab und längere Stroh , alſo auch mehr lach an und erfochten den berühmten Sieg des J. 1004. Der

Ort, wo dieſe Schlacht vorfiel und Balvenie Caſtle dicht daran , gehört beides bem Garl of Fife, und der Carl zeigte mir dieſe Localität auf einem Gemälde in ſeinem Palais Duff-Houſe zu

Banff. Das bei Mortlach geſchlagene däniſche Heer flob nadı zwei ganz entgegengeſepten Richtungen , ein Schwarm fübwärts durch die Berge, natürlich über den Grampian , nach Brechin und Forfar, der andere mit norböſtlichem Kurs nach Gamrie auf der Nordküſte Buchan8, um hier von der auf der CullenReede gelegenen däniſchen Fiotte an Borb genommen zu werden , aber dieſe Abtheilung Dänen traf bei Troup Head und dem

Cafile von Findon aufs neue auf den Feind, und erlitt hier an dem Ort, der Lhe bloody pots oder The bloody Pite (die

blutigen @ruben oder Gråber) heißt, und wo noc jest Weber-

bleibſel von Verſchanzungswerken zu ſehen ſind, eine völlige Niederlage . Die Köpfe der hier gefallenen däniſchen Anführer ſammelten die Schotten und mauerten dieſelben neben einander in der Kirchmauer zu Gamrie ein , mit dem Geſicht nach außen. Gin Theil dieſer Mauer fteht noch, und der legte Dänenfopf, der noch ſehr gut erhalten iſt, ward erſt vor 16 Jahren beraus:

genommen und an das Muſeum zu Banff verſchenkt, wo ich ihn mit eigenen Augen geſehen . Er hat eine ſehr regelmäßige und anſprechende Form, und die Vorberſeite ober die Stirn iſt geründet . In Mortlady erfuhren die gefallenen Capitäne dal

ſelbe loog. Die Röpfe von dreien derſelben wurden nämlich

Futter für ihr Vieh , wo irgend eine andere Art Hafer in Schottland hätte geben fönnen. Dieſe Kornart war hier bis in die neuern Zeiten in Gebrauch , wo ſie dem Hafer aus Polen und andern Ländern weichen mußte. Man hält auch dafür, daß in Buchan und den Nachbarſtaaten manche Däniſche Ges wohnheiten herrſchend geweſen ſind, z. B. die Kunſt des Bier brauens aus Haideblüthe und Haideſpißen , wie in Irland, welche Bierſorte für einen vorzüglichen Trank gehalten wird.

Dieſe Kunſt iſt ganz verloren gegangen , und keine chemiſchen Verſuche ſind zu ihrer Wiederherſtellung gemacht worden . Ihre Art zu malzen , war audi eigenthümlich . Das Korn ward in einem Faß eingereidt, und ſobald es zu gähren anfing , ge trocknet und dann auf einer Handmühle oder Quern ( friſtich Kirern ), wie man noch jeßt in den Hochlanden und einzeln bei unſern Friſen braucht, gemahlen . Obgleich die Schotten und idottiſchen Gedichtſchreiber die Dänen bei Mortlach im Jahre

1004 alle mit einander aus dem Lande jagen , behaupten ſie Doch, daß der Hauptfit der ſchottiſchen Dänen in Buchan ge weſen , daß ſie hier fich niedergelaſſen haben und durch wechſel ſeitige Heurathen mit den Eingebornen verſchmolzen find, wovon auch der Buchan - Dialekt noch zeuge. In Buchan, ſo wie in Banff und der Umgegend, iſt die Bevölkerung mehr bellhaarig

als Dunkel, und verhältniſmäßig nur wenige ſind ſchwarzhaarig . In dem windigen Peterbeab in Buchan, an der falten wü ften See, tobte der Sturm noch fort, der geſtern war, die Dächer

ebenfalls in der Mortlacher Kirchmauer cingemauert, wo ſte in unſere neueſten Seiten hinausgegloßt haben, Viele Rämpfe

und Straßen find weiß von Sdinee, der Himmel bunkel, und

zwiſchen Dänen und Schotten fielen in Buchan vor, und die

und auf dem Marft ſtehen die Landleute an ihren Karren und

vielen Dort über das Land verſtreuten Cairns oder Tottenhügel

zeugen Davon , wenn auch die Geſchichte ſchweigt. Sie tragen Gigennamen und find mehrentheile in der Form und Stellung

zittern vor Kälte. Der Sturm jagte das Schneegeſtöber die Gaſſen hinab, und am Kamin beim ſtarfen Feuer höre ich ſeine Stimme. Was für Ausſichten nach Drfney, ſo weit von hier !

Dem von Cairnbulg gleich. Solche Cairne in Buchan Cairns andrew (Andreas Hügel), etwa eine Jagereiſe weſtlicher , ferner Gairnlee , Cairnbo , Longman Gairn u. 1. w. Der leßte beißt gewöhnlicher Longmanegrave, und liegt ungefähr eine deutſche

Die See brauſet wie in der Heimath , wenn der Eismall am friſchen Strande liegt und der Wind aus Nordweſten webt, wo finſtre Schneemaffen am Horizont fich lagern. Die Wogen find weiß von Schaum und ſchlagen mächtig, denn fte machten ohne

Meile öftlich von Banff.

Der Longmanehill mit dem Longa

mansgrave iſt eine balbe Meile ron der See entfernt .

So

fdwarz Das Meer .

Die Knaben werfen fich mit Schneeballen ,

Salt den langen Weg vom Gije.

In der tiefen Bucht von

Peterhead , ganz nah an dem klippigen Boddom , taucht ein fin

were

175

ftrer Fels rieſenhaft aus dem Abgrund mit unheimlichem An

Eine zweiſprachige Inſchrift in Afrika.

geficht und ſo alt wie die Welt. Wie Flammen , die man nicht

Die römiſche Herrſchaft hat Menſchen und Völfer auf die allerſelt: ſamſte Weiſe durcheinander geworfen, und man kann in den Alterthümern

löſchen fann, ledt die wilde Brandung an ihm hinauf, immer

wieder und immer wieder, und decft ihn wie ein Leichentuch,

aus der Epoche des römiſchen Kaiſerreichs die ſonderbarſten Verbindun

Doch der ſchwarze Fels verändert fich nicht vor ben freibefarbigen Wogen .

gen von Begriffen und Sachen finden, eine Bemerkung, die ſich im ganzen

Dreiviertel Stunde ſüblich von Peterhead hart an den rau

tig machen muß, von Ueberreſten der römiſchen Kaiſerzeit Rückſchlüſſe auf frühere ethnographiſche Verhältniſſe zu machen . Gine Probe höchit ſelt: famer Zuſammenwirfelung liefert eine Inſchrift , die man 60 Lieues von Conſtantine auf dem Südabhang des Auredgebirgs fand ( ſ. Rev.

hen Klippen am Strande liegt das Fiſcherdorf Bobbom (Bobs Hier wohnt ein ſehr gemiſchtes und unreinliches Ges fchlecht von häßlichem Blick und Farbe . Die Fiſcherjollen von

Bobbom find offen , wie in Norwegen, Orkney und Helgoland , haben denſelben Schnitt, find alſo tüchtige Seefahrzeuge im Sturme. Die Fiſcher von Bobtom ziehen, wie auf dem frifiiden Helgoland und in Orkney und Schetland, ihre Jollen aufs Land, wenn nicht gefiſcht wird. In den Häuſern iſt es ſchmußig, unb

Umfang des ehemaligen römiſchen Reichs wiederholt und höchſt vorſich .

archéol. Januar.) Dieſe Grabídrift eines Centurio , Namens Siri cus, iſt oben lateiniſch und unten , nicht etwa puniſch oder numidiſcs,

wie man nach dem Lande erwarten ſollte, ſondern palmyreniſch. Die Art der Buchſtaben deutet auf eine Zeit vor Odenath und Zenobia, und die Sprade nähert ſich dem Chaldaiſchen.

die Einwohner ſprechen eine faum berſtändliche Munbart.

Remigio Vasquez.

dom iſt höchſt wahrſcheinlich von Dänen oder Norwegern ange

( Fortſeßung .)

Aber die anliegende Stadt Peterheab hat ja von hollän

Beſonders durch dieſe Rückſicht beſtimmt, wandte ich mich ents

diſchen Fiſchern ihren Namen , und von Boddome Urſprung weiß man nichts. Die Bewohner Boddomo ſaben mir nicht norwegiſch oder däniſd aus, und der Schmuß bei ihnen fann

ſchloſſen genug nach dem Cerro del Gigante und langte bald vor einem ganz hübſchen Hauſe an , das am Fuße des Vergeslag. Ein Bach von Sycomoren beſchattet floß murmelnd vor der Thüre vorüber. Mein

legt.

auch nidyt Holländiſch ſeyn , wenn man annehmen ſollte, ber Drt

Wirth von der vorigen Nacht hatte mir die Wohnung des Bravo zu

wäre im Mittelalter oder ſpäter von holländiſchen Fiſdern ges

genau beſchrieben als daß ich ſie mißfennen konnte. Ich wandte micas an ein Diener, der am Eingang des Hofes ein Pferd on ſeltener

gründet worden . Ein wenig ſüdwärts davon liegt auf einer hohen Landzunge am Vorgebirg Buchan Ness zwiſchen zwei

Schönheit pußte, und erfundigte mich mit aller gebührender Höflichkeit,

foredlichen Schluchten , wo tief rings umber die See furchtbar

brandet und brauſet, das ſogenannte Boddom Caſtle von unge wiſſem , aber anſcheinlich hohem Alterthum . Nur der Eingang zur Burg und der Ausgang zu dem freien Plaß im Hinter

grunde, an deſſen Ende man einen ſchauerlichen Abhang vor fidh fieht, und die offne See ſind nach ſo vielen Jahrhunderten noch ſtehen geblieben , und zwiſchen ihnen Ueberbleibſel von den äußeren und inneren Mauern, die ſämmtlich nur 3 bis 4 Fuß Dick geweſen find. Aber alle find niebrig und ob geworden, und allein auf der nörblichen wächat noch ein einſame Büſchel Oras. Bobbom Caſtle ſcheint ein urſprünglich ſkandinaviſche Werf zu ſeyn, ein großer Graben ſchnitt eß vom Lande ab, und aus ſeinem wilden Charakter läßt fich die Natur ſeiner Gründer und Befiber mit einiger Sicherheit ſchließen . Am Eingang, beffen Bogen freisförmig iſt, wie an den älteſten Kirchen und Burgs ruinen , heulte der Wind Durd die leeren Räume, wo ſelbſt für Die Raben keine Behauſung mehr ift.

ob der Herr Verduzco ſichtbar ſen . Nein , Herr, antwortete der Mann. Raum geſtern Abend angelangt,

wurde er wegen einer dringenden Angelegenheit nach Guanajuato berufen, die ihm wohl nicht geſtatten wird vor drei Tagen zurüđzufehren , und vielleicht wird er ſogar genöthigt ſeyn ſogleich wieder abzureiſen . Und wohin ? fragte ich. Ich weiß es nicht, antwortete der Diener trocken . Ich drang nicht weiter in ihn und fehrte um .

In die Stadt zurückgefehrt erfundigte ich mich nach dem beſcheiten ſten der drei oder vier Gaſthäuſer, welche zui Guanajuato beftehen, feſt überzeugt , daß es dasjenige feyn müffe, das der Bisfayer bei ſeiner Ankunft ausgewählt habe. Meine Hoffnung wurde nicht getäuſcht, und die erſte Perſon welche ich in dem Hofe der Venta begegnete, wo ich abſtieg, war Don Jaime von Villalobor. Er war im Begriff au8311 gehen, da ich ſo unvermuthet vor ſeinen Augen erſchien, und ich hatte faum Zeit abzuſteigen , als er mich in ſeine Arme ſchloß. Ich meiner ſeits erfundigte midy theilnehmend über ſeine Abenteuer ſeit unſerer Trennung. Id vernahm, daß er ungefähr vier Tage vor mir zu Guana !

Sein laut war ſo wun

juato angefommen, und zu Erfüllung aller ſeiner Wünſche gelangt ſem.

derbar und machte mich traurig, denn es war als rebete er mit

Gin Prieſter, den die Verwandte der Doña Luz gewonnen hatte, traute fie ohne Schwierigkeit, und feit dieſer Zeit erwartete die junge Frau, in einem Kloſter verborgen , an deſſen Gitter er fie täglich ſehen konnte, nur den Augenblic wo die Maaßregeln, welche Don Jaime traf, ihnen geſtatteten Merico zu verlaſſen. Ein einziger Umſtand indeß verurſaďte ihm einige Unruhe ; er hatte den Abend zuvor in den Straßen einem der Diener zu begegnen geglaubt , welche den Vater ſeiner Frau nach der

dem Meeredbrauſen von der Dhnmacht der Menſchen, Von Peterheab nach Banff, etwa 30 Miles, ging ich am

31 October Morgens um 8 Uhr, outside, bei Schnee und Froſt und ſcharfem Norbirind . Die Kälte drang mir bis and Herz , und auf dem Lande in Buchan liefen Knaben und Mädchen

barfuß durch den Schnee, während die Eiszapfen an den Dächern hingen . New Pitſligo iſt ein großes Dorf in Buchan mit 1500 Einwohnern . Es warb in der leßten Hälfte des vorigen Jahr bunderts angelegt, ſeine Bevölkerung iſt kräftig, und das ger maniſche Glement waltet bei weitem vor. Hier war es, glaube

ich, wo unſre Kutſche ungefähr 4 Stunde hielt, und eben ſo lange ſah ich einen Mann barfuß in Schnee und Eis auf den Thürſteinen ftehen . In Buchan überall ift zu ſehen , wie einft der Nordgermane hier aufgeräumt hat. Er hat ſein Gepräg, zwei Drittheilen der Bevölkerung aufgedrückt. (Fortſebung folgt.)

Venta von Arroyo-Zarco begleitet hatten.

Aber da ich allenthalben , ſagte er heiter , die Geſichter von Ver:

råthern und Spionen zu ſehen glaube, ſo iſt es mehr als wahrſchein lich , daß ich mich getäuſcht habe , und man mich nod ferne von dem

Drte ſucht, wo ich mich heute befinde. Und Ihr, feßte er hinzu, habt Ihr endlich Don Tomas Verdugo erreicht ?

Nein, erwiderte id ), und ich zähle darauf es ihm zu vergelten, denn was ich von ihm vernahm , macht mir eben ſo große Luft ihm audzu weichen, als ich bisher ihn zu erreichen gehabt habe. Und ich erzählte Don Jaime mein Abenteuer in der Schlucht mit Florencio Planillas. Euer Mantel, fegte ich hinzu, hätte mir bald einen ſchlimmen Streich geſpielt, denn er gleicht, wie es ideint, dem, welchen der Angeber des Florencio, Remigio Basquez, trägt.

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w

Bei dieſem Namen erbleichte Don Jaime und rief: Wie ! Remigio Vasquex wollte man in Gurer Perſon tödten ? er iſt es , den man einer

Angeberei beſchuldigt, an die er niemals gedacht hat ! D meine Ahnun, gen haben mich nicht getäuſdt! Wie das ?

Remigio Vasquez iſt der Name , den ich hier trage. Dieſes unerwartete Geſtändniß machte mid meinerſeits ezbeben. Ginige Stunden hatten genügt, um gegen Don Jaime einen Mann aufs jureizen , der ihn nie geſehen hatte, und vielleicht ſogar in dieſem ſelben Augenblic war die Nache eines erzürnten Vaters in furchtbarere Hände, in die der Bravog niedergelegt. Indeß enthüllte ich meine Gedanfen dem Visfayer nicht vollfommen, und bat ihn nur einige Tage nicht aus: jugehen , wenn eg möglich ſery ; aber der ſpaniſche Edelmann hatte ſeine ganze Kaltblütigfeit wieder gewonnen . Nein, ſagte er, Luzecita erwartet mich im Kloſter ; ihre Erwartung zu täuſchen , würde ſie in eine grauſame Unruhe verſeßen. Ueberbieß vermag niemand ſeinem Schidſal zu entgehen. Unſer Geſpräch repte ſich noch einige Zeit fort. Da es unvermerft eine düſtere Wendung nahm , verſuchte ich über unſere gegenwärtige Lage zu ſcherzen .

Was mich betrifft, ſagte ich, ſo werde ich vorſichtiger ſeyn als Ihr ; ich werde mich in den tiefſten Schacht verbergen , und ich hätte viel linglück , wenn dieſer fürchterliche Verdugo mir achtzehnhundert Fuß unter der Erde begegnen ſollte. Wir trennten uns ; Don Jaime um nad dem Kloſter zu gehen, wo er erwartet wurde, id, um eines der Vergwerfe zu beſuchen, das zunächſt .

an Guanajuato gelegen war .

gange der Stadt , glaubte ich auf der Schwelle einer Pulqueria die be Vergnügt, ihn

über die Abſichten des Remigio Vasquez enttäuſchen zu können , oder beſſer geſagt, des Don Jaime, ging ich nach dieſer Seite, ungeachtet deo Widerwillens, den mir dieſe häßlichen mericaniſchen Schenfen einflößten, wo der Pöbel , Weiber und Männer ſid mit dem abſcheulichen Wetranſe

berauſcht, das in dem gåhrenden Safte der Aloe beſteht. ( 8 few , daß Florencio mich nicht gewahr wurde, oder daß er mid nid )t erfenden wollte , er verſchwand bald im Innern des Gemaches . Dad leben des Don Jaime hing ohne Zweifel von dein Zuſammentreffen mit florencio ab ; 18 galt daber fein Sdwanfen . Ich ſchritt über elmdge Triufer in Lumren , die zum Tode berauſcht unter der Thüre tapeli, himwen , und trat in die Pulueria. Gs war eine der maleriſchen , die id ) ie geſehen hatte. Die Mauern waren mit den ſeltſamſlen Weltalten bemalt, mit ſvasbaften cter grimmigen Geſichtern, mit Muftritten der Trunfenheit, des Merdes, der Liebe ; mit Rieſen und Zwergen , Fußgängern und Meitern, das Ganze von jelijamen Ilſdriften begleitet, darunter die heilige For:

ſeinem Glaſe ausſchlürfend, ichien er ſeine Gedanken zu ſammeln ) 8. h . ſie ist trefflich .... für .... für .... Für wen ? rief ich ungeduldig. Ah Caramba ! für unſern vertrauten Freund , den ehrenwerthen Don Tomas Verdugo , wie Eure Herrlichkeit ihn geſtern nannte. Und der Bergmann entdecte mir bald , daß der Bravo eine ſehr beträchtliche Summe erhalten ſollte , um , wie man ihm geſagt, die Ghre einer gefränften Familie an der Perſon des Don Jaime zu rächen . Und wo iſt Don Tomas ? ſagte ich zu Florencio. Ich bin ſicer ihn zu enttäuſchen, wie ich es ſchon mit Euch ſelber gethan habe. Ich glaube zu wiſſen , wo derjenige iſt , den Ihr ſuchet, verſeşte I

Planillas.

Wohlan , auf was wartet Ihr ? Machen wir uns ſogleich auf, ihn zu ſuchen.

Ad , ich brenne vor Verlangen dieſen Ort zu verlaſſen , aber ich

fann nicht fort , ohne meine Zeche zu bezahlen , und ich geſtehe Gud , daß ich nicht einen Tlaco in meiner Taſche habe.

Das hat nichts zu ſagen , ruft den Schenkwirth. Gigentlich, erwiderte Florencio froh, hab ich Euch geſtern in meis nem Hauſe aufgenommen und Ihr bezahlt meine Ausgabe von heute, ſo ſind wir quitt.

Der Wirth fam ſogleich und ich fragte wie viel Florencio ihm ſchuldig rey ; auf ein Zeichen dieſes leßtern das ich bemerkte, verlangte er zwei Piaſter.

Es war ein ungeheurer Preis und der Trinfer mußte

mehr als anderthalb Piaſter über den Betrag gewinnen, aber die Zeit war foſtbar und ich ließ mich brandſchaßen ,

Als ich über den Plaß fam beim Aus

fannte Geſtalt des Florencio Planillas zu bemerfen.

con

denn ich hatte Gile Don

Tomas aufzuſuchen. Zum Unglück unterſtüßten die wanfenden Beine meines Führer8 meine lingeduld nur wenig, und ich war genöthigt ſehr langſam zu gehen. So durchlief ich einen großen Theil der Stadt, während der Trunkenbold an jeder Thüre die des Hauſes zu erkennen meinte, worin fich Don Tomag befinden ſollte , und jedesmal war er gezwungen ſeinen Mißgriff einzugeſtehen. Wir gelangten endlich an !

einen finſtern und Feuchten Durchgang , an deſſen Ende man die zweifel

hafie Helle ſale, welche aus einem Garten fam . Sevd 3hr ſicher , daß Ihr Euch nicht wieder täuſchet, fragte ich

Florencio ångfilich, denn die Zeit drängt und der arme Vasquez ſteht in lebensgefahr.

Es iſt ganz ſicher hier , ſtammelte mein Gefährte , und ich werde nid ) t zu ſpät fommen , denn reßte er hinzu, die Augen in Thränen des Rauſches gebadet, ich würde mich niemals tröſten, niemals, wenn dem

armen Don Tomas, einem ſo würdigen Manne , ein Leid widerführe ! Nady dieſem Ausbruch einer Empfindſamfeit, die nur darin Unrecht hatte fidh fonderbar im Gegenſtand zu täuſchen, ſtürzte Florencio in den Durch:

mel : boy se paga , mañana se lia (heute wird bepahlt und morgen

gang und ich blieb allein, denn er hatte mir vorausgeſagt, daß ich nicht

gebergt ). Liene Cimer mit dem mildhwelben übelriechenden Safte an : gefüllt, įlanden in den Gen der denfe, und der Wirth ſchopfte reichlich

mit ihm herauf fönnte. 3d ging in der Straße auf und nieder , iu

mit einer Calebaſſe, um die Kunden All bedienen. Unter dieſen hatte id bald Florencio herau1@gefunden , Mh, Herr Cavalier, fapte er, fld mit dem Olaſe in der Hand mir nähernd , erlaubt mir , dan id) «d Glid) anbiete.

Nein, ich habe felnen Turtl, aber eine gute Naďricht für Guch.

3d verſuchte alsball 1011 fll beweiſen, daß durch eine niedertråd):

einer Angſt, die leicht zu begreifen iſt, und zählte die Minuten, die mir Jahrhunderte.ſchienen, indem ich erwartete jeden Augenblick dieſen Mann, dieſen Don Tomas herabfommen zu ſehen , der ſtets unſichtbar ſeit ſo vielen Tagen nicht aufhörte meinen Gedanfen gegenwärtig zu ſeyn ; aber

die Zeit verging und niemand zeigte ſich an der Thüre. 30 joritt durch den finſtern Gang , drang in den Garten , und das erſte was idh fah, war ein Mann, der ausgeſtredt auf der Erde lag. Gs war der .

tige Lüge ein Mann ihm als angeber bezeichnet worden war, der nicht

unglüdliche Florencio, der aus allen Kräften ſchnarchte, in dem Taumel

einmal die iffleng feiner Bacienda fenne. Nur mit großer Mühe vermodite id) bei Brunfenen den Gegenſtand meines Beſuches begreiflich

der Trunfenheit die ganze Welt vergeſſend.

311 madhell, und Sloveneto über den Bisfayer zu enttäuſớen.

flos , bevor ich mich in den Straßen der Stadt zurecht finden konnte. Mit Mühe gelangte ich nach dem Gaſthauſe ; Cecilio erwartete mich an

30 bili entgüteft darüber, rief er , als er den Sinn meiner Worte All entifieral vermochte. Hur den armen Remigio Vasquez ? ſagte ich.

Mein , für mich, der ich nun ſeine Angeberei nicht mehr zu befürch len habe , verſepte er mit der Freimütbigfeit der Trunfenheit ; aber wenn das aud meine Abfidten in Beziehung auf ibn ändert , ſo ſteht feine Sade doch um nichts beſſer, bad heißt .... (und den Reſt in Verlag der 3. G. Gottaiden Buchhandlung.

Ich ging ſogleich zurüd

ſehr entſchloſſen nur mir ſelber zu vertrauen ; aber eine lange Zeit ver der Thüre .

Ha ! rief er , ſobald er mich anſichtig wurde , es iſt ein Unglüd

geſchehen . Der junge Cavalier, welchen Ihr dieſen Morgen hier fandet, gerieth in der Straße mit einem Vorübergehenden in Streit, und man trug ihn ſo eben in ſein Zimmer. Er iſt ohne Zweifel geſtorben. ( Schub folgr. )

Verantwortlicher Redacteur Dr. 68. Midenmann .

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 45. U". . ከ

22 Februar 1848.

Ruinen Der Beſte erhobent fich vielleicht Häuſer, die jelbſt wieder nactmals zerſtört wurden , und es iſt alſo nicht zu verwundern ,

Orleansville.

( Revue archéologique. 3anuar. ) Dieſe Stadt liegt am Zuſammenfluß des Web Thigaubt

daß man nach mehr als 14 Jahrhunderten weder die Spuren

20 Metre8 tiefen Betten ; wenige Kunſtarbeiten reichten hin die

ron Mauern noch von Gräben mehr ſteht. Zum Schluſſe bemerfen wir noch einen ſehr auffallenden geologiſchen Umſtand. Man hat fich vergewiſſert, daß das Bett des Schelif ſeit der Eriſtenz der römiſchen Stadt fich um mins

inſdhließung zu vollenden .

Deſtene acht Metre

und des Schelif, und das Plateau iſt leicht zu vertheidigen, Denn beibe Flüſſc umgeben dasſelbe großentheils mit ihren über

mend militäriſch ,

Die Lage der Stadt iſt ausneh

vertieft haben muß .

Man fand in Bette

fic liegt im Mittelpunkt des Sceliftbals , in

Mauerreſte, Steine mit Inſchriften u . ſ. w., ein Beweis, daß

welchem balb bie Straße von Algier nach Dran hinführen wird ; fie vertheidigt den Ausgang des Thalb des Thigaubt, der eine

am Ufer Bauten ſtehen mußten ; da aber jeßt die Ufer zu ſteit und zu wenig feſt find, als daß man darauf bauen könnte, ohne fie durch feſtes Mauerwerf zu ſtüßen , und gar feine Spus

zigen bequemen Straße, um rom Schelif nach den Schlupfwin feln des Waranſenis zu gelangen, und zubem liegt fie nahe an dem einzigen Verbindungeweg zwiſchen der Scelif - Ebene und

ren von ſolchem Mauerwerf vorhanden ſind, ſo muß man dar aus ſchließen, daß die llferränder Durch ihre geringe Höhe eine

Der Nordküſte, denn das Thal des Wed Waran führt über einen

Feſtigkeit beſeſſen , welche verſtattete, Gebäude darüber aufzu

nicht ſehr hohen Paß ins Thal des Web Alala, und ſomit nach Tenez ; rechts von dieſer Straße find bie unzugänglichen Berge Der Beni Menajar, links die nicht minder unwegſamen des Dahra.

führen. Dieß bezieht ſich auch auf den Thigaubt, deſſen Bett gleichfalls tiefer finfen mußte. Unzweifelhafte Spuren zeigen, daß in einer nicht ſehr entfernten Zeit der Fluß oder ein Arm des Fluſſes am Fuße der rothen Hügel nördlich von Drleange

Marſdal Bugeaub erkannte dieſe Wichtigkeit des Punfts , wie fie Die römiſchen Heerführer erkannt hatte .

ville hinfloß ; damals mußte beim Anwachſen des Fluſſes das

A18 im 3. 1843 die Colonne des Generals Cavaignac hier lagerte, fand ſie die Stelle mit Ruinen bedeckt, die unter dem

ganze jepige rechte Ufer überſchwemmt und dieß zum Sumpf

Staub und den Dornen zwergh after Bruſtbeerbäume faſt vers

ftect waren , zahlreiche ſchöne Duaberſteine ſaben heraus , au genſcheinlich bie Ecken und untern Reihen der Gebäude. Welche römiſche Stadt hier geſtanden , iſt noch in feiner Weiſe ermit telt, da man noch keine Inſchrift fand,

welche den Namen des

Drts genannt hätte. Einige vermutheten, es ſey das alte Thi : gaudum oppidum, weil hier der Fluß Thigaudt mit dem Schelif fich vereinigt, ' allein dieß ſtimmt durchaus nicht mit dem Iti nerar Antoning, welches vielmehr auf Caſtelluu Jingitanum hinweist.

Die vorhandenen Trümmer deuten auf große ehe

malige Gebäude hin, bis jeßt hat man aber vergebens die Stelle geſucht, wo das Präſidium geſtanden haben mag. Auch fand man bis jeßt feine Spur von Befeſtigung, Ginſchließungsmauer oder Graben ;

dies erflärt fidy aber vielleicht daraus , daß ches

werden ; deſhalb bemerkt man auch auf dieſem Ufer feinen

römiſchen Bau . G8 iſt das Eigene ſolcher wildbachartigen Flüſſe mit ſtarfem Fall , daß fie durch die Wirkung der niedrigen

Waſſer fich vertiefen , namentlich wenn das Bett aus nicht ſehr feſtem Boden beſteht, während ſte zur Zeit der großen Waſſer Das große Waſſer hat wieder Einwirs kung auf das Bett, weil die größte Schnelligkeit auf der Ober fläche iſt, und die Schnelligfeit mit der zunehmenden Liefe fidh ihre Ridytung ändern .

vermindert .

Auffallend iſt es , daß man feine Spur der Straße fand, welche längs dem Scheliftbale hinlief, und eben ſo wenig eine

Brüde über den Thigaudt und den Schelif. Wahrſcheinlich haben die Römer wegen der großen Breite des Fluſſes zur Zeit Der Ueberſchwemmung gar feine Brücke gebaut, und man ſeşte im Sommer durch eine Furth, im Winter im Nachen über.

mals ein befeſtigter Poſten wohl beſtanden haben mag, daß aber

als die römiſche Herrſchaft weiter vorrückte, dieſe Stabt als innerer Ort angeſehen wurde, Daß zahlreiche Gebäude bas Caſtell allmählich umgaben, die Feſtungswerfe verfielen und nach und nach geſchleift wurden, vielleicht in Folge der religiöſen Strei tigkeiten, welche wiederholt Afrifa mit Blut beflecten.

Auf den

Skizzen aus Schottland. (Fortſeßung. )

Weſtlid ) von Banffibire, zwiſchen den Flüſſen Spey und Beaulie, vou Dſten nach Weſten 60 Miles in der Länge und

2 bis 12 Miles in der Breite , und fübwärts ſtoßend an die fich windenden Berge, nordwärts aber an die See und den · Zahlreiche fabyliſche Ortsnamen beginnen mit der Sylbe I hig, und daraus iſt ſomit wenig zu entnehmen.

Morayfirty, liegt die alte Landſchaft Moray ausgedehnt. Sie

1778 iſt von den politiſchen Gränzen der alten Epiſcopal- Diöceſe und

und Höhe des großen Thors beibe 24 Fuß , und die Breite des

Der neuern Provincial-Synode abgemarft, und man betritt fie

Weftfenfter8 19 Fuß .

unmittelbar, ſobald von der Südſeite des Fluſſes Spey her die Brücke überſchritten iſt. Sie begreift die jeßigen Strecken Mo-

tificats, erließ Papſt Honorius im Lateran das Mandat zur Oründung der Kirche der heiligen Dreifalti , feit zu Elgin als

ray oder Elginſhire , Nairnſhire und die Nordſeite von Invers

Kathedrale der Diöceſe von Moray, und richtete dieſes Mandat

nebſhire, und ihre Gebirgefette an der Südſeite iſt gerriſſermaßen von gleicher Form mit dem Umriß der Berge, welche an der andern Seite vom Morayfirth aus Caithneß heraus

an den Biſchof von Caithneß, den Abt von Kinloß, und den

Dieſe beiden Gebirgs .

1568 , als der Earl Murray, der unächte Bruder der Mary Queen of Scots, als dieſe in dem trüben unb feuchten Solöfs den auf dem Loch -Leven -Eiland in Fife gefangen faß, während

durd Sutherland und Roßlaufen.

reihen nähern fich nach und nach einander, verengen in ihrem Lauf die Breite yon Land und See, und ſtoßen endlich zuſammen am Waſſerfall on ilmorac, am Fluß Beaulie. Die auf folde Weiſe ziriſchen den Bergen und dem Frith of Moray

belegenen Niederlande haben eine von niedrigeren Zwiſchenböhen , welche genöhnlich in furzen Streifen fortlaufen , und zwar in

gleicher Richtung mit der Küſte des Golfs, angenehin durchflochtene Oberfläche. Auch iſt dieſes Flachland von den Flüſſen

Anno 1224, im achten Jahr ſeine& Pons

1

Decan von Roſemarfy.

Am 19 Jul. Desſelben Jahres legte der

Biſchof Andrew Moray den Grundſtein. Es war am 14 Febr.

ſeiner Reicheverweſerſchaft, indem er die reformirte Religion bes günſtigte und Gelb zum Kriege brauchte, mit Zuſtimmung vieler Großen Schottlands ten Befehl zur Zertrümmerung der Rathes brale zu Elgin erließ . erging dasſelbe Loos.

Auch über die Kathedrale zu Aberdeen Beide wurden abgededt, und das Blei

Loſfie, Findhorn, Nairn und Netz durchſchnitten , deren Richtung

davon heruntergenommen . Das Blei ward für 100 Pf . St. an eine Handelégeſellſchaft in Amſterdam verkauft, und das

gleichlaufend iſt, nämlich ron dem mehr ſübwärts gelegenen Ges

Schiff, welches damit befrachtet war, fanf außen vor dem Hafen

birg herab durch die Ebene nach der See oder dem Morayfirth.

von Aberdeen beim Ilmſegeln des flippigen Vorlandes von

Reichlich eine halbe deutſche Meile landeinwärts hart an der

Girdleneb .

Nordweſtfante von Banffihire am Spey, wo dieſer Fluß breiter wird, nicht weit von ſeiner Mündung, liegt das reinliche und

nett gebaute Dorf Fochabers. Nahe an ſeinem Weſtrande zeigt

Vier Miles nördlich von Elgin, längs der Seeküſte, find die merkwürdigen Grotten von Coveſea (Coves of Covesea) . Der Coulard Gill mit ungefähr dem ganzen Rücken an dieſer

fich ein großes Thor in einer Mauer, und brinnen ſpringt ein

Küſte hin beſteht aus einer ununterbrochenen , theils weißen , theils

weiter und ſchöner 10 bis 12 Quadratmiles großer Part her-

bräunlichen oder gelblichen und in horizontalen Schichten lie

vor , in deſſen Hintergrunde ein auf ganz alten Grundlagen

genden Steinmaſſe. Die Gemalt des Seeſchmaus in Winterſtür

im neuern Geſchmad aus ſehr Dauerhaften und hübſch behauenen Luaberſteinen erbautes Schloß prangt , welches urſprünglich

men ſeit Jahrhunderten und Jahrtauſenden , und die mannichfach

nur ein uralter, von einem tiefen Moraſt (Bog of Gight) umidhloſſener und allein burch einen Steinbamm und eine Zugbrüde erreichbarer dunkler Thurm war. Dieſes Schloß iſt Gordon

Dung haben hier verſchiedene abgeſonderte Pyramiden, Thürme und Bogen von verſchiebener Form und Höhe gebildet, welde an einigen Stellen den ungeſtalten zertrümmerten Fenſtern einer gothiſchen Ruine gleichen , und an ihren Grundlagen kocht die

Caſtle. Von der Fronte desſelben hat man eine prächtige Aus-

ficht auf die ganze große, waldreiche Ebene und auf die Mannichfaltigkeit von Uferflächen des blinkenden Stroms, der nordwärts

zum Meer hinabgeht, wo man linke von der Außenmündung den hohen Garinould ſieht, mit der Halle und den Speidern der Lachsfiſcherei in der Nähe, und unter den Bäumen erſpürt das Auge

ſo manches verſtedt rauchende Bauerhaus. Außer den Statuen und Gemälden in Caſile Gordon ziehen einzelne Raritäten die Aufmerkſamkeit des Beſucher auf ſich, z. B. eine 6 Fuß breite Planfe und ein rieſenhafter Holzfopf von irgend einer alten Meere@gottheit, welder von dem Gallion des im Golf ron Ges uua genommenen franzöfiſchen Schiff Ca 3ra ftammt.

Das der

und unbeſtändig gegen die hervortretenden Kliffe fallende Bran :

See zu jeder Fluthzeit. Ueber dieſer Höhe Goularb finden fida auch mehrere Höhlen oder Grotten , deren Urſprung ſchwer zu errathen iſt, wenn man nicht annimmt, daß hier einſt die See viel höher geſtanden und ſo die weidhern Beſtandtheile aus dem

Innern herausgearbeitet habe. Sie alle öffnen fich gerade nad Der See zu , und einige davon mögen vermuthlich bis an die

Landſeite des Berges zurüdfreichen, doch ihre finſtern Räume find nieinals erforſcht worden. Etliche ſind hoch ſelbſt vom Eingang an , und ihre Gränzen überall leicht zu ermitteln , andere mit einem niedrigen Gingang werden gleich finſter und hoch und

drinnen Dumpf und feucht, noch andere find niedrig, Düfter,

Familie Fife gehörige Innes Houſe, der alte Familienfiß der

traurig und dumpfig in allen ihren Windungen.

Boden und

Vorfahren des Herzogs von Norburgh , liegt nur etwa 2 Miles

Dach aller find an Tiefe und Höhe verſchieden .

Eine gute

weſtlich von Fochabere und Gordon Caſtle, und etwa 4 Miles weſtlicher fommt man nach der Stadt Elgin. Die großartigen Ruinen der Domfirde zu Olgin, welche

deutſche Meile weſtlich von dieſen Grotten iſt Brugh Head . Das Wenigſte, was wir ſehen , Teben wir wieber. 3mmer

eine der prachtvollſten Kathedralen in Schottland geweſen iſt,

weiter, immer weiter, die Ausſichten auf See und Berge rrers den großartiger, die Eingänge zu den nördlichen Hochlanten

und in ihrer Sculptur gothiſchen Styls bei weitem die am mei-

nahen und Ben Wovie im nordweſtlichen Hintergrunde , die

ften ausgezierte, wie die Schotten behaupten , obgleich mir die Bogen -Ueberreſte an den Trümmern dieſer Kathedrale nicht zugeſagt haben, ſind ſehenswerth. Ihre Länge ron Dſten nach

Natur nimmt einen fremderen und wilderen Charakter an , über

Weften, an der Außenſeite gemeſſen, beträgt 264 Fuß , und ihre Breite am Weſtende, an der Außenmauer 35 Fuß, die Höhe der großen weſtlichen Thürme, wie fte jept find, ohne Spißen 84 Fuß, die Höhe des Mittelthurms Dieſer Dom war, wie Die meiſten ſchottiſchen , in Kreuzform gebaut, - mit der Spiße

198 Fuß, die Höhe der öſtlichen Thürmchen 60 Fuß, die Breite

viele reißende Flüſſe und Seebuchten noch wird der Weg geben

müſſen , und der Pentlandfirth liegt noch weit von hier. Die erſte Stadt von Elgin aus gen Weſten iſt das alte Forre . Dicht vor derſelben paffirte ich die 900 3abr alte , 23

Fuß hobe und 4 Fuß breite , prächtige Smeno's Säule ( Sreno's Pillar ).

Etwa 2 Miles nordöſtlich von Forres ſind die Ruinen von

Kinloß Abtei, welde im Jabre 1141 gegründet worden . Die

179

Mönche dieſer Abtei , vom Ciftercienſerorben , hießen Weiße

welchem eine Bafe die Schiffe warnt, unb bejſen Name auf

Mönche; fie trugen ein weißes Kleib, eine ſchwarze Kappe und

Galiſch Cairnaird heißt, was man unwahrſcheinlich durch ,Mo

ſchwarze Epauletten . Man lebte ſehr gut in dieſem Kloſter und hatte alles vom Beften . Zu einer Zeit waren 50 Federbetten, 28 Deden und zwei Betten von Seide darin ; Das Tafelgeſchirr

Steinhaufen weſtlich davon , die zur Ebbezeit erreichbar ſind, und

war von Zinn . König Edward I von England wohnte hier im Jahre 1303 ungefähr anberthalb Monate lang , und in dieſer Zeit ſoll er mit ſeinem Gefolge ſo viel Bier als von über 20 Chalbers , das find 720 engliſche Buſhels oder Scheffel Malz, ausgetrunken haben. Die Aebte dieſes Klofter 8 waren infulirt,

nument der See" erflärt hat , und noch drei andere ähnliche in welchen man Urnen gefunden , woraus zu ſchließen iſt, daß es Sobtenbügel geweſen ſind, die früher natürlich auf feftem Lande geſtanden . Dieſe große Sandwüſte von Culbin, deren Dünen , wie die friftiden , jeßt mit einer langſtængeligen Grass art, welche wir Halm nennen, bewachſen, und höchſtens 120

Fuß hoch ſind , iſt nicht auf einmal oder in einer einzigen

D. H. fte trugen den Biſchofahut und hatten Siß im Parlament.

Sturmfluth der See, auch nicht durch die See allein entſtan

Doch als John Knor in Perth gepredigt hatte, da verlor auch

den, ſondern großentheils Durch weſtliche Winde und Stürme,

Kinloß Abtei ſchnell ſeine Herrlichkeit , und der Thurm der Kirche fiel herunter im Jahre 1574. Die beſten Steine in den

Murrayfirth von SW. nach ND . Die einſt ſo fruchtbare und

welche den Flugſand, Den bie Menſchen ungehemmt gehen lies Ben, immer weiter oftwärts trieben. Darüber vergingen mehs rere Jahrhunderte, ehe alles im Sand begraben lag, denn die Bewohner und ihre Regierungen fümmerten fich eben ſo wenig alê die Nordfriſen und die Könige, denen dieſe unterworfen worben waren, um den nach und nach untergehenden Reichthum des Landes, während man den wandernden Sand Durch Halm pflanzungen auf immer zum Stilſtand hätte bringen können.

bevölkerte alte Baronie von Culbin aus, welche lange eine der

( Fortſeßung folgt. )

Mauern der Abtei mußten in 17ten Jahrhundert nach Inverneß geſchafft werden zum Bau der dortigen Citadelle Cromwells . Sic transit gloria mundi !

Eine halbe deutſche Meile nördlich von Forres dehnt ſich zwiſchen der breiten Mündung Dee fluſſes Findhorn und dem

fruchtbaren Flachlandſtreden Schottlands war und noch im 16ten Jahrhundert die Kornfammer von Moray hieß .

3eßt iſt ihr

größter Sheil eine trübe Sanddünenwüſte. Die Zeit, wann die Gee zuerſt dieſe ungeheuren Sandmaſſen an der Nordfante des Rirchſpiel Dyfe auf dieſe tiefere Küftenfläche weſtlich von Brugh Seab gewälzt , iſt unbefannt. Sebenfalls müſſen fie ale die

Trümmer ander8wo untergegangener Uferftreden und alß die Wirfungen ſchredlicher Stürme und Waſſerfluthen betrachtet

werden. Auf dieſelbe Weiſe ſind die Sanddünen zwiſchen Belgien und Jütland, die Sanddünen bei Caſtlebit am Nordrande Schottlande, ferner auf dem Giländchen Walay bei North Vift in den Hebriden , auf Barra in den Hebriden , bei St. Ives Bay in Cornwall, und wo ich ſolche noch ſonſt geſehen, uns

zweifelhaft entſtanden. Der ſchottiſche Geſchichtenſchreiber Hector Boethius berichtet, daß im 7. 1100, als das Land von Goods win Sande in einer ſchweren Sturmfluth unterging, auch Lands

ftreden von Moray in Schottland von der See verheert,

Vorſchlag militäriſcher Colonien in England. & ift fehr auffallend , daß die militariſchen Vorfidh t&maaßregeln und Vorſchläge jeßt in England maſſenweiſe auftreten , und noch ſelt:

ſamer , daß die einfachen Mittel , die ſich darboten , noch immer nicht ergriffen find. Das United Service Journal vom Januar d. J. bringt

wieder von einem Mann, der ſich die militariſche Vertheidigung der eng liſchen Golonien zum beſondern Studium gemacht hat , Oberſtl. Wilfie, einen Vorſchlag zu Errichtung militariſcher Colonien. Schon ſeit einer Reihe von Jahren haben manche darauf gedrungen, daß man ein ſolches

Syſtem wenigſtens in Canada anwenden ſolle. Hätte die Regierung den

zahlreichen Jren und Hodiſchotten , welche auszuwandern Luſt hatten, angeboten fie nach Canada zu bringen, und ihnen nach fünfjährigem Dienſt unter den Waffen Ländereien anzuweiſen ; ſie hätte Mannſchaft genug bekommen , und wahrſcheinlich wohlfeiler, als der Transport von

Cavallerie und Garderegimentern. Gin ſolches Syſtem , ſeit dem Beginn

der Wirren in Canada, ſeit etwa 20 Jahren fortgeſeßt, würde jeßt eine Mafie von 20 bis 30,000 geübten Streitern geben, eine sgrößere Anzahl,

Schlöſſer bis zum Boden vertilgt, Dörfer verwüſtet und Felder

als England je an gewöhnlichen Soldaten nach Canada bringen wird.

mit Sand verſchüttet worden . Es iſt nicht glaublich, daß dieſe beiden Begebenheiten zu gleicher Zeit geſchehen find, da der

Es iſt nicht recht erklärlich, weßhalb die Negierung nicht auf dieſe An= träge einging ; bloße Nachläſſigkeit fann nicht die Schuld , ſondern fie muß durch politiſche Nüdrichten zurückgehalten worden ſeyn. Dieſe politiſchen Rüdfichten ſcheinen allmählich zu fallen. In Neuſeeland iſt

Sturm , der Jarl Godwins Land, die Nordoſtede von Kent,

wegriß, ein weſtlicher Sturm geweſen ſeyn muß, und ein ſolcher ſchwerlich irgend eine Wirkung auf die innern Ufer der Murray-Föhrde üben konnte. Ein früherer ſchottiſcher Geſchich tenſchreiber, Johannes Forbun, meldet im 22ften Capitel des

zehnten Buchs ſeiner ſchottiſchen Geſchichte, daß fich im J. 1266 am Abend des Fefte8 der 11,000 Žungfrauen ein großer Wind aus Norben erhoben, die See dann einen Einbruch gethan und biele Häuſer und Dörfer verſchlungen habe, und daß niemals feit Noahe Zeiten eine ſolche Fluth geweſen . Es iſt begreiflich, daß ein nördlicher, norböftlicher und öſtlicher Sturm eine furchts bare Gewalt vornehmlich auf die innern Küſtentheile der Föhrde von Moray üben mußte, und beſonders auch auf die iebige Landzunge Culbin zwiſchen der Bai von Findhorn und jener Föhrde. Daß ſelbſt das innerſte Gebiet derſelben Föhrde durch Stürme aus dieſer Richtung erweitert worden, zumal bei den mächtigen Strömungen ſowohl der Gbbe und Fluth, al8 der reißenden Hodland- Flüſſe, Daron zeugt noch heutzutage der vers funfene Steinbügel vor der Mündung des Flußles Neß, auf

befanntlich ein Anfang gemacht, und man iſt gegenwärtig beſchäftigt, ähnliches am Cap zu thun.

Der bisherige Stafferfrieg hat bereits

1,100,000 Pf. ( ſage 13,200,000 fl.) gefoftet, und iſt nur ein kleines Item in der Rette von Colonialverlegenheiten. Das wird zu foftſpielig, und England wird fich genöthigt ſehen, auf andere Mittel zu denken. Dabei

fann die militäriſche Coloniſation helfen.

Remigio Vasquez. (Schluß .)

Ju Merico iſt ein ſolches Schauſpiel ſo häufig, daß nicht die geringſte Bewegung im Gaſthauſe einen ſolchen Unglüdefall verrieth. 30 ſtürzte nach dem Zimmer des Don Jaime. Allein ohne Pflege, ohne Troft ſchien der arme junge Mann ruhig auf ſeinem ſteinernen. Lager und

unter dem blutigen Mantel, den man über ihn geworfen , zu ſchlafen. Die fühle Luft welche in ſein Geficht wehte, als ich den Mantel aufhob, ließ ihn die Augen öffnen, welche der Tod ſchon verdunfelte. Joh erfenne ud , ſagte er ; 3hr famt zu mir als mid hungerte, Ihr kommt audi , da ich ſterbe. Dank Guch.

180 Der Bisfayer reichte mir ſeine ſtarre Hand.

ein minder romantiſcher Beweggrund, eine ganz perſönliche Angelegenheit,

Meine Hand brennt, nicht wahr ? fuhr er fort ; es iſt ſo furze Zeit

nach Spanien geführt. Der Bürgerfrieg hatte damals ſeine leßte Phaſe erreicht. Die Diligencen , welche den Dienſt zwiſchen Bayonne und Madrid oder nach andern Punften verſahen , hatten aufgehört hin und herzugehen auf Furcht vor den Carliſtenbanden , welche die baskiſche

nur daß die ihrige fie drückte ! Mein Gott ! was wird ſie ſagen, wenn ſie mich nicht mehr fieht ! Noch iſt nichts verloren, ſagte ich. Saget mir, wie ich Doña Luz benachrichtigen fann . Der Bisfayer ſtammelte in mein Dhr eine Adreſſe, die ich in mein Gedächtniß prägte. Jeßt iſt es unnöthig, verſeßte er ;

meine Nugenblice find gezählt , ſie würde zu ſpát fommen ! Wann ich todt bin, ſagt ihr nicht, daß ich für fie geſtorben. Sagt ihr nur, daß pie meinen leßten Gedanken hatte ! Worte ohne Folge entflohen bald dem Munde des Bisfayers ; die Namen ſeiner Mutter und ſeines Vaterlandes vermiſchten ſich auf ſeinen Livven mit dem der Frau , die ihm das Leben foſtete. Während die Außenwelt ſichtlich ſeinen Augen ſich verdunfelte, warfen nur die ſüßen und heiligen Eindrüde der Kindheit noch allein einige Lichtſtrahlen in die zunehmenden Schatten ſeiner Seele. Plößlich fich gegen mich wen dend, ſeşte Don Jaime mit vernehmlicherer Stimme hinzu : Ihr werdet meine Mutter beſuchen , nicht wahr ? .... Wenn es auch erſt in einem ,

in zehn Jahren geſchieht .... Aber Ihr werdet ihr ſagen, um ſie zu tröjten, daß ich reich ſterbe und ihr aber verbergen, daß es auf ſolchem

Gränze unſicher machten. Ich war zu Bilbao und nur mit großen Koſten fonnte ich mir einen Führer und zwei Pferde verſchaffen. Dieſer Führer, der mich zu Vergara verlaſſen ſollte , von wo ich nach San: Sebaſtian zu gehen vermeinte , war ſelbſt ein ehemaliger Carliſt. Es find von Vergara nad Bilbao ungefähr zehn Meilen. Auf dieſem ganzen

Wege wanderten die Einwohner der Dorfſchaften , welche die Invaſion fürchteten, in Schaaren aus, und der an fich gefährliche Weg hätte mir

ohne die Erzählungen meines Führers ſehr lang geſchienen. Wir famen gegen Abend nach Vergara, das ebenfalls verlaſſen war. Gine Carliſten bande hatte ſich dort angeſagt. Mein Führer konnte nicht weiter gehen, denn ſein Paß erlaubte ihm nicht die Stadt zu überſchreiten ; eine Stunde von da waren die Pferde weggenommen und er ſelber gefangen worden. 3h muß Guch hier verlaſſen , ſagte er, aber es thut mir wahrhaft

leid. Id fenne meine ehemaligen Cameraden , und bitte die heilige Jungfralı, daß 3hr nicht in ihre Qände fallen mögt. Meine Nationalität ſchützt mich, ſagte ich, und dann bin ich weder

Bette war.

Ich verneigte mich zum Zeichen der Zuſtimmung, und Don Jaime wendete die wenigen Kräfte, die ihm blieben, dazu an, mir zu bezeichnen wo ich ſeinen Wohnort bei Vergara in Biofava finden würde. Ich ver: ſprach aufs neue ſeinen legten Wunſch zu erfüllen. Ein unmerfliches

Carliſt, noch Chriſtino. Als Franzoſe werdet Ihr freilich vielem Glend entgehen, denn .... und der wadere Mann , nachdem er lange gezaubert, ſeßte hinzu ? Denn Ihr werdet wahrſcheinlich ſogleich gehängt werden.

Lächeln flog über die lippen des Sterbenden, die ſich zum Danfe beweg

Ich ertrug heldenmüthig genug dieſen niederſchmetternden Schluß,

ten , und nur noch einmal den Namen ſeiner Mutter zu flüſtern vermoch:

denn ich tröſtete mid damit , wenn mein Leben bedroht würde , eine

ten . Es war ſein leßtes Wort. Ich wiſchte mit einem Zipfel des Mantels den röthlichen Schaum von ſeinen Lippen , und ſchloß ſeine

fichere Freiſtätte bei der Mutter des armen Don Jaime zu finden , der ſelber ein ehemaliger Carliſtenofficier war . Der Bergbewohner, welcher das Geheimniß meiner Gelaſſenheit nicht fannte, drüdte inir die Hand, indem er auðrief: Ihr reyd ein Tapferer, beim Henfer! und ich bitte

Augen, die durch den kurzen Todeskampf weit offen ſtanden . In dieſem Augenblick fühlte ich, wie jemand meine Schulter berührte. Ich wandte mich um ; ein Mann, den ich nicht eintreten rah, ſtand hinter mir. An ſeinem Stabe erfannte ich einen Alcaden .

Herr Cavalier , ſagte er , ich denfe Ihr würdet wohl etwas afür geben den Tod dieſes jungen Mannes zu rächen , aber beruhigt Euch, die Gerechtigfeit ſieht alles. Wenn es zu ſpät iſt, ſagte ich leiſe. Es iſt ein Freund, ein Verwandter, ein Bruder vielleicht ? fuhr der Alcade fort. Ich fannte die mericaniſche Nechtopflege allzugut, um mid )

durch dieſen falſchen Anſchein von Theilnahme und Mitleid tauſchen zu laſſen , und ſchwieg . 1

Nun ſieh da ! Ich erwarte Gure Erklärung, fuhr er mit einladen Der Miene fort.

zu Gott, daß Ihr erſchoſſen werden möget, bevor ſie Guch hängen .

Der Gr-Carliſt verließ mich ; id gab meinen Mantelſad im Gaſt haus ab , und nachdem ich mich nach der Lage des Schloſſes von la Tronera erfundigt hatte, die man mir ſogleich angab, ging ich zu Fuß nach dieſem Edelſiße, der eine Viertelſtunde von Vergara liegt. Das .

Schloß der Villalobos war, wie ich es erwartete, ein trauriger Aufent

halt ; der Wind pfiff um die fahlen Thürme mit flagenden Lauten , die mir wie ferner Trommelſchlag der Carliſten in die Ohren flangen. Schwalbenſchwärme flatterten um das löcherige Dach. Alle Fenſter waren verſchloſſen ; indeß ftanden verlaſſene Gerüſte an einigen Stellen des Gebäudes, und zeigten unterbrochene Ausbeſſerungen an. Die Gina ſamkeit und Stille rings umher erſchreckten mich. Das Schloß ſchien

Meine Erflärung, ſagte ich, Herr Alcade, da iſt ſie (und ich bat

verlaſſen. Ich flopfte demungeachtet an das Thor ; einige Augenblicke

in meinem Herzen der vor mir ausgeſtredten Leiche die Lüge ab, die ich nothgedrungen vorbringen mußte) : ich erfläre dieſen Mann nicht zu fen

vergingen , dann ward es durch eine Frau in Trauerfleidern geöffnet. go bat fie, ihrer Gebieterin zu melden, daß ein Fremder, aus Amerifa kommend, die Ehre zu haben wünſchte aufzuwarten und wichtige Nach : richten zu überbringen. Ach, antwortete die Frau, ed ſind ſechs Monate her, ſeit die arme

nen , noch je gefannt zu haben .

Der mißvergnügte Alcade beeilte fich das Zimmer zu verlaſſen. Ah, Herr Cavalier, ſagte der Hueſped, der dieſer Verhandlung gewohnt hatte. Ihr ſeyd ein Fremder , aber 3hr reyd nicht erſt geſtern in dieſes Land gekommen. Ich ſdien die wichtigkeit des Compliments nicht zu verſtehen , meiner Erfahrung gemacht wurde und warf einen leßten Blid auf

an: ſeit

Dame geſtorben iſt , jeden Tag ihren Sohn erwartend.

Auch er iſt geſtorben , ſagte ich. das den

Ich vernahm alsdann, daß ungefähr feche Monate vor meiner An funft die Mutter des Don Jaime eine große Summe Geldes erhalten

unglüdlichen Bisfayer. Sein Geſicht hatte die Heiterkeit angenommen ,

hatte. Rein Brief begleitete die Sendung . Die Mutter hatte jedoch nicht angeſtanden, in ihrem Sohn dieſen unbekannten reichen Wohlthäter

welche man bei allen bemerkt, deren Leben raſch durch einen Degen endete, und ein friedliches Lächeln ſchien noch auf ſeinen Lippen zu ſchweben. Seit wenigen Tagen begonnen, waren meine Beziehungen zu Don Jaime iton beendigt , während das geheimnißvolle Band, das der Zufall zwi: den mir und Don Tomas geſchlungen hatte, erſt ſpäter zerreißen ſollte.

zu erkennen. Dann hatte das Glück bei ihr gethan, was dem Kummer

vielleicht erſt ſpäter gelungen wäre ; es hatte ſie getödtet.

Bevor fie

ftarb , hatte ſie Befehl gegeben , die Summe welche fie erhalten , zu Wiederherſtellung des Schloſſes zu verwenden , und es ſeines jungen

Ein Jahr war ſeit dem Tode des Bisfayers verfloſſen . Ich hatte

Gebieters würdig zu machen ; bis zum legten Augenblic von einem

Merico verlaſſen. Außer meinem Verſprechen an Don Jaime hatte mich

füßen und wohlthätigen Irrthum gewiegt, entſchlief fie, indem ſie Gott danfte , daß noch einmal ein Tag der Wohlfahrt über dem alten Ges ſlechte der Villalobos aufgegangen fery.

1 Ginen Leichnam zu erkennen gilt faſt gleichviel wie gegen den Mörder klagen, und fuhrt zu großen Koſten , ohne allen Zweck.

Verlag der 3. G. Gotta'ſden Buchhandlung.

Gabriel Ferry.

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausla n d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 23 Februar 1848.

N. 46.

man muß das Devot feben laſſen ober ganz auf einmal zurüd ziehen. Dieß ſcheint jedoch in den nördlichen Provinzen nicht

Papiergeld in China. Der engliſche Conſul zu Schanghai, Hr. Alcod , theilte der aſiatiſchen Geſellſchaft in London eine Abhandlung mit über den Papierumlauf und das Banfſyſtem von Fu = tſchou -fu,

welche

einige merkwürdige Aufſchlüſſe gibt. Befanntlich iſt das Papiers gelb ſeit Jahrhunderten in China im Gebrauch und Abhands lungen über das alte Verfahren bamit wurden von einzelnen

Sinologen mitgetheilt. Hier erhält man aber zum erſtenmal nähere Angaben über das neuere Verfahren hon einem Manne, welcher Gelegenheit hatte ben Gang der Sache in der Nähe einzuſehen. Das Syſtem von Regierungepapiergeld fam aus berichiebenen Urſachen , wahrſcheinlich wegen der Unzuverläſſigkeit der Regenten und des Mißtrauens im Volke, außer Gebraud, jeit mehr als zwei Jahrhunderten , und ſeitdem wurden feine Vers

der Fall zu ſeyn .

Die Banten in der Stabt und Umgegend

ſcheint man zu Hunderten zu zählen, aber die Zahl derer, welche wirflich größern Kredit haben, iſt nur etwa 30 mit Capitalien von 500,000 bis eine Mill. Dollars. Dieſe reiche Glaſſe bildet eine beſondere Körperſchaft, welche durch ihre Uebereinſtimmung den Marft regulirt ; ihre Noten finfen ſelten unter Pari, fie laufen überall um und werden von allen Mitgliedern willig ein gewechſelt. Dieſe Banfiers unterhalten gegen 20 Menſchen ,

deren Geſchäft es iſt, auf den Märkten herum zu geben, und ihren Dienſtherrn alles zu berichten, was dort vorgeht ; nach Dieſen Berichten beſtimmen die Banfiers die Preiſe von Noten,

einem regelmäßigen Handel um , der ohne alle Unterſtügung oder

Barren und Dollars. Sin bedeutender Theil des Geſchäfte der Banfiere beſteht in dem Affiniren von Silber zur Bezahlung von Steuern an die Regierung, was ſtets in Barren von einer gewiſſen Größe und Reinheit ſtatt finden muß , und dafür er: halten fie ſtarke Procente. Auch machen ſie guten Gewinn durch

Garantie von Seite der Regierung nur von dem perſönlichen

ähnliche Zahlungen an Zollämter für die Rechnung von Kauf

Krebit der das Geſchäft leitenden Perſonen abhängt.

leuten, die gleichfalls in Barren zahlen müſſen. Eine weitere Quelle des Gewinns ſind die Leihhäuſer, welche in China ſehr zahlreich find ; dieſe ziehen hohe Intereſſen , und nehmen an Zahlung nichts an als Kupfergelb und Banknoten ; jebes Leih

juche gemacht, dasſelbe wieder in Gang zu bringen. Das Volf aber erfannte den Werth dieſes Hülfsmittels, und ſchuf es zu

Daraus

entſprang natürlich ein Mangel an Gleichförmigkeit, und das Papier des einen Landestheils hat keinen Werth in einem an Dern . Die Beſchreibung dieſes Handels in Fu- tſchou -fu paßt . Papiergeld in Fu-tidouPlaßdas nur auf dieſen vielleic ſomitBis Zeit war vorhtſehrfurzer

fu nur eine Einrichtung von Perſonen , die ſich unter einander fannten, fich, wenn baares Gelb felten war, Verſchreibungen zu ftellten , und dieſe Verſchreibungen wurden nur unter den einan der kennenden Perſonen allein genommen. Erſt nach geraumer Zeit wurde die Ausgabe ſolcher Anweiſungen ein beſonderes Oes jchäft, und noch vor etwa 50 Jahren hatte dasſelbe einen ge ringen Umfang .

Damals begann es fich zu heben ,

um das

Jahr 1815 waren Noten zu jedem Betrag im Umlauf, nnbjekt iſt das Papier faſt das einzige Umlauffmittel in der ganzen Provinz, ſo daß das einheimiſche Geld faſt verbrängt iſt. Die unbeſchränkte Papierausgabe hat manchmal zur Uebertreibung und ſomit zur Entwerthung geführt, aber die große Concurrenz that im ganzen eine gute Wirkung, indem fte dem Publicum bie Wahl unter einer großen Anzahl gab, woburdy alle bebeu

tenden Geſchäfte auf eine geringe Anzahl ganz zuverläſſiger Per fonen beſchränkt wurden . Wegen der Art der zu gebenden Si cherheit fönnen dieſe Banfiers nicht dem Kaufmanne zu Hülfe fommen, um Zahlungen nach entfernten Pläßen zu machen , noch nehmen fie Geld in Depot an, um Ginzelzahlungen dafür zu machen . Sie nehmen Depofiten an , und zahlen 9 , Proc. Intereſſe, doch geſchieht dieß nur als perſönliche Gunft, und

r , deſſen Noten es allein an haus hat ſeinen eigenen Banfie dung iſt ſtets vortheilhaft, und fein nimmt. Eine ſolche Verbin Banfier fann einen bedeutenden Handel ohne eine ſolche führen, weßhalb manche Banfiers ſelbft Leihhäuſer errichten ; ein einziger

Banfier hat fünf Derſelben in verſchiedenen Theilen der Stadt Fu -tichou - fu. Bankerotte ſind ſelten und faſt ganz auf die klei nen Banfier8 beſchränkt. Sie werden durch Privatübereinkunft

abgemacht, ohne Zuziehung der Behörben , und die Bankbrüchic gen zahlen gemöhnlich 50 bis 60 Procent . Das Nachmachen der Banknoten iſt ſelten , und findet nur bei kleinen ſtatt. Die höchſte Strafe bafür iſt Deportation auf 1000 (engl.) Meilen, ge

wöhnlich aber nur Gefängniß oder förperliche Züchtigung. Einmal wurde ein notoriſcher Fälſcher, ber mehrmals proceſfirt worden war, von der Corporation in Sold genommen und dient ihr noch,

um die Verfertiger falſcher Noten zu verfolgen.

Die

Banknoten find länger aber viel ſchmaler als die unſrigen. Sie find mit einem zierlichen Rand verſehen , der in allerlei Sens tenzen die Firma empfiehlt, und ihnen ein ſchönes Anſehen gibt.

Gewöhnlich werden ſie von Kupferplatten abgezogen, aber einige

der kleineren Banten finden eß gemädlich fich der gewöhnlichen hölzernen Blöcke zu bedienen.

182

Skizzen aus Schottland. Buchan , Boddom, WXorayſhire , Stirling. Reiſe nach Orkney.

Gooon

galiſche Stadt von Dſten her. Von hier an wird das Galiſche die allgemeine Landesſprache.

Auf dem Wege von Nairn nach

(Fortſeßung . )

Inverneß fam ich dicht an der Landſtraße zu Fuß dem Stuart :

Vom 16ten Jahrhundert an, als Culbin noch das Korn haus von Moray hieß, nahmen dieſe Verrüftungen in einem ſchredlichen Grabe zu, die Pachtbauern mit ihrem Grunbherrn

Caſtle vorbei , welches eben ſo verlaſſen daſteht in ſeinen Ruinen , wie der unglückliche Prinz Charlie nach der Schlacht von Gullo

wurden einer nach dem andern mit ihren Familien vertrieben , und ihre Wohnungen und Felder , ſo hodh als die Bäume des

Inverneß.

Gartens um den Herrenhof ragten, mit Sand bedeckt, aus wel dhem noch im Frühling ein Zweig in Blüthe bervorblicte. Noch vor dem Jahre 1695 war die ganze Landſtrede wüſte gelegt . Denn in der Parlantent& acte von dieſem Jahr, welche das Ausreißen des Dünenhalms (bent) unterſagte, heißt es : „Daß die Baronie von Gulbin mit fammt dem Herrnhauſe und den anftoßenben

Räumen gänzlich zerſtört und mit Sand bedeckt ſey ." Die Sage in jener Gegend lehrt, daß dieſe Verwüſtung, nämlich der Sandflug,

im Herbſt bes Jahres 1697 begonnen, und daß vor

Ende des nächſten Frühlings über 1200 Acres des fetteſten Lehm bodens mehr als anderthalb Fuß tief verſchüttet geweſen. Die Pflüge und Eggen auf dem Felde reyen oft in einer einzigen Nacht ſo tief bedeckt worden, daß man ſie des Morgens faum habe finden können, daß dieſer Sandflug, mit zufälligen Unter brechungen, bis zum Jahre 1704 angehalten, in welcher Zeit denn jene volfreiche Gegend ſo gänzlich verwüſtet worden, daß auch die Namen der dortigen Bauerſtellen und FiſcherDörfer una bekannt geworden, während der Grund an vielen Orten nach und nach eine Gdwarte verbutteten und nurloſen Grafee erhal ten hat. Dieſe Zerſtörungejcene fält in die Zeit, ale ber ſchots tiſche Unternehmungegeiſt noch nicht erwacht war zu ſeinem neues

ren großartigen und vielgeſtaltigen Leben .

Aber dennoch iſt

noch in dieſem Augenblick die Gefahr des Wanderns der Dünen

von Culbin nicht vorüber,

und ſelbſt der Schotte deint nicht

zu begreifen, welch ein Unheil eine einzige Sanddüne anrichten

fann , wenn ſie losgerathen iſt und vom Sturm getrieben wird . Eine Strece ſüdweſtwärts von dieſem Gräuel der Verwü

ſtung erhebt fich aus einem weiten Park von Eichen und andern Waldbäumen das alte große Brodie Houſe, und auf der Weſt ſeite von Brodie Park Dehnt ſich die dürre Haide Hoar - moor

öd und weit gen Abend aus . Die Landſtraße von Forres nach Nairn und Inverneſ geht mitien durch; Das war auch mein Weg in die nördlichen Hochlande hinein. 3d fam an den Drt, wo eben rechte einige Bäume beiſammen ſtehen in der einſamen Haide, als wollten ſie reden von etwas, was der Nachwelt dun

den 1746 auf der Culloden Kaide 31 deutſche Meile öſtlid von Zwiſchen unerſchöpflichen Kohlenlagern bohrt fich breit und ſegensreich der Firth of Forth mitten hindurch von der Nordſee her und endet, wo jene enden, im Gebiet von Stirling , etwa 40 Miles N. W. von Gbinburgh . Wie fich bie liebliche Seine Durch ein reiches und ſchönes Thal nach Rouen hinaufwindet mit vielem Geſchlängel, ſo windet ſich der Firth of Forth ron da an, wo er ſein breites Bett verlaſſen, an das alte Stirling, die verfallene Rönigsſtadt, binan , beren früherer Name Stri villyn war. Zwiſchen hübſchen Wieſen braust das Dampfboot burdy , unb boch herab idaut der Schloßfelfen mit ſeinen ural. ten Trümmern . Die Geſchichte jener Mächte, welche bier ge waltet, ſcheint wie ein vergeßner Traum zu ſeyn , die römiſen

Grundſteine ſind ungeſehen verſchwunden , eine blutige That, und die Mauern, und das Zimmer, wo ſte begangen ward, das iſt faſt alles was noch an die föniglichen Stuarts erinnert, tief unten aber in der Ebene liegt die öde Tafelrunde, wo die Gro

Ben des Landes fich ergößten auf Koſten des Volfes. Stirling Caſtle, beffen Feld nicht ſo hoch unb fejl iſt, als der zu Edinburgh, und welches viel Aehnlichkeit mit binburgt Caſtle und Dumbarton Caſtle am Clyde hat, iſt þinſichtlich ſeis

ner Lage und Ausſicht weniger großartig, als die neueſten Tou riſten es machen , welche nicht weiter als Perth und dieſſeits des Und Grampians, alſo nicht in den Hodlanden geweſen find.

wenn fie auch an den Fuß der Grampian Mountains von Perth oder Stirling aus gefommen ſind, ſo liegt die weiteſte Gränge der Hochlande, wenn man den Weg auf den vorhandenen Land Id habe manche ſtraßen macht, noch 400 Miles entfernt. Punkte in Schottland mit viel ſchöneren und großartigeren Ge ſichtsweiten geſehen, als Stirling Caſtle, zweifle aber nicht dar an, daß alle Luſtreiſenden , die über Stirling nach den Seen geben, den Vlid von dieſem Caſtle aus unvergleichlich finden. Gben ſo ſehen ſolche Reifende niemals die ſchönſten Seen Scotts lanb8, welche 100 Miles weiter nordwärts liegen . Der könig

liche Palaſt von Stirling Caſtle brannte unter James II nieder.

Gerade hier ſoll es geweſen ſeyn, wo Macbeth

Die Mauern bieſes Palaſtes ſchienen mir römiſche Grundlagen zu l)aben , denn der ungeheuer feſte Cement gleicht dem in der alten Römermauer zu Köln volkominen. Solche Punkte, wie

fich bem Teufel verſchrieb unb in Bund und Freundſchaft trat mit den Dienerinnen des Satans. Banquo war mit ihm , als

Legionen von größter Wichtigkeit fenn, und ich darf mit gutem

fte von Weften her über die Haide Hoar-moor famen und nach

Grunde bie Poſten (praesidia ), welche Julius Agricola zwiſchen

Forres wollten .

Forth und Clybe errichtete ( Tac. Agr. 23) , an dieſe Orte ver

kel geblieben.

Fünf Viertel Deutſche Meilen weiter weſtwärts prangt bas Caubor -Schloß auf den Grundlagen des alten am Flübden als ber, in der Nähe der Taubor Hills.

Gs ſteht auf einer gra

Figen Anhöhe und ragt über das mit Bäumen überall dicht ver hülte Flufthal hinaus. Einige meinen, König Duncan ſey hier, andere, er ſey im Schloß zu Inverneß von Macbeth ermordet worden . Die fönigliche Bettſtelle, worin dieſer Morb geſchehen ſeyn ſoll, und welche in Gaubor Caſtle aufbewahrt warb, vers brannte vor einigen Jahren, ale zufällig ein Feuer im Schloß

ausgebrochen. Sie war augenſcheinlich ſehr alt und mit Jagds ſcenen in Basrelief verziert .

Weiter hinunter am Moray

Firth und am Fluß Nairn liegt das Städtchen Nairn, die erſte

Edinburgh, Stirling und Dumbarton, mußten für die römiſchen

legen , und dieß wird man wohl einräumen, wenn man ſelbſt von jenen hohen Feſten aus die Umgegend betrachtet hat. 3m Schloß von Stirling ſah ich das Zimmer, wo König James II von Schottland den Garl Douglas, der an der Spiße der Empörer ftand, zu fich fommen ließ , unter dem Verſprechen , ihm folle fein Leib widerfahren .

Der treuloſe König, als er die

Antwort von Douglas erhalten, er werde nicht von ſeinem Vors haben abftehen, ftach ben Ebelmann mit eigener Fauft nieder. Auch das Fenſter ſah ich, aus welchem man den Leichnam warf. Von Schloß herab wird bem Fremben die máhrdenhafte Safels runde gezeigt, als wäre es eine der wichtigen Dinge in der Geſchichte Schottlanba.

vega

183

Stou

sayfirth und auf die hohen , weißen Gebirge ber nördlichen Hochs

an einem Nachmittag , als die Weitereiſe nach Drfney angetreten ward. Der Tag war kalt, naß und ſtür

Hande, an deren Eingänge ich nun gekommen . Es war mir, als gehörte ein hochländiſches Herz bazu, die Reiſe in den uns

miſch und es regnete ohne aufzuhören noch die folgende Nacht hindurch. Ich hatte meinen Plaß draußen auf der Kutide,

befannten Norben hinauf fortzuſeßen , und ießt, don tief im

wenige Paſſagiere waren mit, und von Dornoch aus war ich

Wundervoll waren die Ausfichten geworden auf den Mur

Berbſt, die wilden Bergftreden zu betreten, wo nur im Sommer

der einzige, und wechſelte daher mit inside und outside ab.

Reben und Freude zu wohnen ſcheint. Oben dieſjeita jener Eins gänge benkt man nicht mehr, folch einen ſchönen und wichtigen

Von Inverneß aus rollten wir bald am Ufer hin nach Beaulie , und von hier bis zur nächſten Fähre ; Ben Wyvis lag nord wärts, ſein Haupt, deſſen Scheitel 3000 Fuß über dem Meere ragt, verbarg er in den Wolfen. Auch im trübſten Wetter

Drt vor fich zu haben , als der iſt, den man bald darauf bes tritt. Dieſer Ort iſt die Stadt Invernes , bie heitere Haupts Aabt der ſchottiſchen Hochlande und der Stapelplaß für Eina and Ausfuhr von Verbrauchsartifeln und hochländiſchen Erzeuge nifſen. Inverneß hat über 12,000 Einwohner. Die Lage der Stabt iſt reizend zwiſchen den Bergen und dem Murrayfirth, Der einige Miles weſtlicher, nämlich bei Beaulie endet. Der Blick auf Beaulie ( ſprich Bioli) hinauf und den Murrayfirth hinunter nach der See entzüdt das Auge auf mannichfache Weiſe, nicht allein zur Sommerzeit, ſondern ſelbſt im Winter.

Der Fluß Neß ſtrömt eilig durch den weſtlichen Theil von Inverneß, und wo die Stadt endet, beginnt der berühmte caledonifiche Canal, der durch das große, lange Thal geht, welches von SW . nach ND . die Hochlande Durchſchneidet, und vor manchen Jahrtauſenden das Bett des Dceans geweſen iſt. Die Mehrs

war die Gegend um Beaulie ſchön.

Etwas nördlicher iſt das

Dorf Maryburg mit hübſchen, meiſt hellhaarigen Bewohnern. In allen dieſen Gegenden von Robſhire fieht man es gleich dem größern Theil der Bevölkerung an, daß fie germaniſchen Ur ſprungs iſt, von Beaulie bis nach Jain an der Dornoch - Föhrde, obwohl fie großentheils Galiſch ſpricht, Mit den Fähren der Föhrden und Loch nördlich vom Morayfirth ift ell nicht am beſten beſtellt, manchmal fand ich bie Fährboote in dem ſchlechteſten 3uftande , öfter noch die Fährleute ungeſchidt, und einigen unter dieſen fieht man es

gleich an , daß fie lieber auf dein Lande bleiben ſollten. Wenn ich Kelten zu Fährleuten gehabt, find mir auf dem Feſtland

der nördlichen Hochlande ſowohl als in den Hebriben die Ueber

zahl der Bevölkerung von Inverneß iſt blondhaarig und blau-

fahrten bedenklich geweſen .

äugig, alſo germaniſch. Zu Dliver Cromwelle Seiten hat die Stadt eine engliſche Colonie in fich aufgenommen . Von Macs

eine Deutſche Meile breit iſt, kam ich Nachts bei hohem See gang in einem Sturm auf der Rückkehr von Drkney aus den Weſtfüſten der nördlichen Hochlande, und als wir an Bord flies gen auf einem an der Jolle, die offen, das heißt ohne Deck, iſt, angelehnten Brett, während es ſchwer war, von Land zu fom men bei dem ſtarken Wogenſchlag, mußte einer der ſechs Fähr knechte zurüdbleiben , weil er betrunken war . Bei der Lodh . Eribol Fähre, auf der Norbireſtece Schottlanbe , zu Pferbe, nämlich zu Poney, gegen Abend angelangt, erhielt ich den fur

bethe Schloß iſt feine Spur mehr übrig . Der Inverne - Verein hat fich um die bochländiſche Erziehung ungemein berbient gemacht. Zwiſchen Inverneß und Wif in Gaithneß liegt eine Strecke

vor über 100 Miles in der Länge. Die Landſtraße läuft den ganzen Weg an der See hin, meiſtens dicht an der See , und dieſer lange Küſtenſtrich iſt ſchmal, an einigen Stellen ſehr ichmal, links ragen die hohen maleriſchen Berge von Roß und Sutherland , deren großartige Gruppirungen und Geſtaltungen bei ihrem äußerſt wilden Charafter das Auge unbeſchreiblich

feffeln, balb treten fte heran in aller ihrer urweltlichen Eigen-

thümlichkeit und Pracht, um bewundert zu werden von den kleis nen menſchlichen Weſen , die durdh die Ebene ſchleichen , balb

Ueber die Dornoch Föhrde, welche

zen Beſcheid, das Boot werde gezimmert und die kleinere Jolle feine Pferbe mitnehmen , weßhalb ich gezwungen warb, forkönne ganz allein einen abenteuerlichen Nachtritt bei ſtarkem Sturm

und Regen um den meilenweit ins Land hineingehenden Loch Gribol zu unternehmen mitten durch traurige Wüſteneien und

weichen fie tief zurück und geben ihrem Angeſicht noch mehr

Finſterniß, während kein Mond ſchieu, und fam an einem ſchauer

Reiz in der Ferne und durch die prächtigen Glens und Schluch-

lidhen Abhang am Weltmeer, wohin ich mich verirrt, in Lebens

ten, Loche und Ströme, welche zu ihren Füßen liegen, und an deren Scenerien man fich nicht ſatt ſehen kann. Ich denke, 18 gibt keinen ähnlichen , eben ſo maleriſchen Küſtenſtrich fonft wo

gefahr, woraus mein Poney mich rettete . Die Südoftfüfte von Caithneß iſt, wie geſagt, lauter Stein ,

in Europa . Man muß über drei Hauptfähren , von welchen die Dornoch - Föhrde, die gefährlichſte wegen ihrer gen, ungefähr eine deutſche Meile breit ift. gend unvergleichlich ſchön und die Ausſichten fchen Loch Beaulie und dem Drb of Caithneß die Ditfante von Roß unb Sutherland, mit

ſtarfen Strömuns Hier iſt die Oes großartig . Swis iſt die Küſte, alſo Ortſchaften über

ich hatte fie ſchon aus weiter Ferne vom hohem Geſtade am Murrayfirth erblidt und deutlich geſehen, ſo grau und ſteinig trat mir ſpäter das geprieſene Jona oder Icolmfil auf ſeiner Ditſeite entgegen, doch iſt das eigentliche Caithneß, das iſt die ebene Norboſtede Nordichottlanbe, im Ganzen eine recht anges

nehme Gegend mit den weiten Ausſichten auf die maleriſchen

fået, und der Boden dieſes Tieflandes an vielen Orten ſehr

Berge Sutherlande, das Meer und die dunkeln Höhen von Orfney. Das Städtchen Wik, bem ſeine Seebucht den Namen

fruchtbar, die Südoſtküfte von Caithneß aber iſt lauter Stein

gab, der bedeutendſte Häringsort Schottlande, wo viel Verkehr,

oder Felfengrund. Am ganzen Dſtrande von Roß waltet das oſtgermaniſch - fandinaviſche Glement in der Bevölkerung vor, debgleichen an der Caithneß - Küſte, Doch weniger an dieſer öſt

viel Freifinn, aber auch viel Sittenverderbniß iſt, was man faum in jenen nörblichen Theilen Großbritanniens erwarten follte, liegt im eigentlichen Caithneß , wo man breitſchottiſch,

lichen Seeküſte von Sutherland. Der Weg von Inverneß nach

nicht galiſch ſpricht, und hat eine gemiſchte Bevölkerung. Die

Widt geht nicht immer durch Ebenen , ſondern mitunter aud über hohe Bergrücken . Auf der ganzen Strecke zwiſchen dem Murrayfirth und den Pentlandfirth gibt e8 folgende fteben Städte : Beaulie , Fortroſe, Dingwall, Cromarty, Tain, Dors noch und Wik.

Gegend von Wid hat viel Aehnlichfeir mit der um Peterbead in Buchan. Die See brauſet ewig fort und ſchweiget nimmer , und ſchwer und breit und langgeftredt fallen die Wogen gegen

den felfigen Strand und in die finſtern Grotten und Schluchten.

Etwa dreiviertel deutſche Meile nördlich von Wid ragt hart am

wowo

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Meer der ſogenannte Afergil Tower , ein vierecfiger feſter

Thurm , angeblich 6 bis 700 Jahr alt und ſkandinaviſchen , oder wie man hier ſagt, bäniſchen Urſprung8 ; die Mauern find 8 bis 12 Fuß did. Der breite, mit Steinen außgemauerte Gra ben , der dieſes Schloß von allen Seiten einſchließt, iſt früher

ſehr tief geweſen. Sehr merkwürdig find bie Wölbungen des Thurme, Denn fie feblen an feiner Binnenmauer. Ungefähr eine Viertel deutſche Meile GD. von Adergil Tower ftehen, ſo

unheimlich wie der Römermal in England, wo er über ein jame Haiben unb Moore ſchleicht, die Düftern und ungeheuren Ruinen von Gernigo Caſtle über der See auf einem Felſens

Den Koffer tragen, e$ find nur 5 Miles reichlich, verlegte ſte Iragen ? Der Roffer iſt 80 Pfund ſchwer. Never mind that Sir , antwortete fte wieder, wir haben hier Leute, denen das eine Kleinigkeit ift. 3ch ſchide Shnen einen Mann herauf, mit dem Sie zufrieden ſeyn werden. Nach einer Weile fühlte jemand außen an meiner Thür herum es war Abends um 8 Uhr.

Ich machte auf, und ein wüſt ausſehender Kerl mit ungeheureu Gliedern trat herein. Sie wollten einen Koffer nach Caſtle Hill getragen haben. Wo iſt der Koffer, Sir ? Da ſteht er ! Thomy, ſo hieß dieſer polyphemiſche Menſch von Thurſo, welcher mir eben ſo auszuſehen ſchien , als ein Däniſcher Seeräuber des 9ten

vorgebirg , deſſen Spige Noß, D. i. die Naſe, heißt, hart an

Jahrhunderts , Thomy , ſage ich, faßte den Koffer an , wie man

Dem viel jüngern Sinclair-Soloß .

ein Laib Brob zwiſchen den Händen faßt, und ſprach: Nichts anderd, Sir, das iſt nicht der Mühe werth, bavon zu ſprechen , Den Trunk den trage ich Ihnen für 4 Schillinge nach Caſtle Hil. Der iſt ja ganz leicht, jag' ich ihnen (I assure you). Nein, Sir ! da hab' ich andere Dinge getragen, als das, einmal einen Dchſen von 450 Pfund nach Thurſo, ein andermal zwei eben ſo ſchwere Koffer auf einmal und den Herrn der Koffer

Eine tiefe und breite, theils

vom Meer von Anbeginn, theils vor vielen Jahrhunderten von Menſchenhand gearbeitete unb nadigeholfene Schlucht umgibt Den idaurigen Felſen . Dieſe Seeſchlucht gab dem Drt Gernigo einen Theil ſeines Namens, denn Go oder Gon oder Goew (Voe), welches Wort die Endung vieler Ortsnamen in Caithneß und Drkney bildet, bedeutet dort eine von der See her das Felſengeſtabe ſpaltende Kluft oder Schlucht oder Bucht. Man fteht noch deutlich die breite ſteinerne Brücke, welche zu dem

engen Eingang des unüberwinblidhen ffandinaviſchen oder dänis ichen Schloſſes führte .

Die Mauern ſind ſehr dick unb in

eiſenfeſtem Kalf gemauert.

Nächtlich und ihredlid brinnen

und draußen iſt es hier, und unten rings umber ſchlägt und

braust unaufhörlich bie Brandung. Die Wogen, die hier heran

ſelbſt. noch oben darauf,

der auch nicht leicht war,

über den

ſchweren Sand bei Caſtle Hill, denn dieſem Herrn ward das Geben im Sande zu läſtig. So ſpracy Thomy, und er warb beſtellt, in aller Frühe mich zu weđen .

Er kam auch, wie et

verſprochen hatte, ganz früh, und noch vor dem Morgengrauen am 16 November traten wir beide unſere wunderliche Reiſe er mit dem Soffer auf dem Rücken voran , und ich hins

an ,

rollen , kommen vom Weltmeer. In ungebeuren Maſien liegen Die einen Seiten der Mauern niedergeſtürzt, und ragen die ans Dern hoch und feſt und finſter. Ich habe nie ein feſteres Schloß geſehen , aber auch nie ein ſo düſteres. Ade Iborbogen find

Noch hatte ich Thomy nicht bei Tagess licht betrachtet, nur etwas von ſeinen Geſichtszügen gemerkt, und wußte nicht, daß er nicht allzu flug, zureilen unbändig ſey, aber jedenfalls war ſein Benehmen etwas unheimlich, zuc

freisförmig, und die Seitenfenſter bilden ein längliches Viered. Hier ſteht man Orkney uud die Felsgebirge von Hoy und Main

mal im Dunkeln .

land.

zu ruben .

Der Weg von Wick nach Thurſo iſt ein öder Weg von 21 Miles, doch zog ich ihn dem Küſtenwege zwiſchen Wick und guna, wo die Fähre nach Orkney iſt, vor und machte ihn zu Fuß. 68 iſt uur ein einziges Wirthéhaus auf demſelben , und der einzige Genuß iſt die ſchöne Ausſicht nach Orkney und in die

aus Thurſo und weckte wohl mande Schöne in den Gaſſen , wo wir Durchfamen , aus ſüßen Morgenträumen . 30 bat ihn gleich anfange, er möge nicht ſo fingen, denn ſeine Löne waren grauenhaft. Er antwortete nicht, hielt ein Weilchen inne, fing

tennad im Dunkeln .

Seine Arme waren Dreiviertel Ellen im Um

fang, und mit dem Koffer brauchte er nicht ein einziges Mal Sein Liebchen „ O my bonny lass etc.“

mein Hübſches Mädel

-

ſingend oder lieber brüllend, ging er

Gebirge ſüdrreſtwärts. Hier diefſeits iſt alles Ebene, und man

dann wieder an, und ging, mich ganz ignorirend, mit verwege

trifft auf dem ganzen Wege feine Dörfer, viel weniger Städte

nem Schritt, wie ſeine Vorväter auch wohl thaten , ſeines Wes

und Städtchen an , ſondern nur einzelne Pächterwohnungen und elende Bauerhütten. Auf dieſer ganzen Flachlandſtrede nördlich

ges weiter. Am årgſten erhob er ſeine Stimme , wenn wir zu einen Dörfchen famen, und fang beim jedesmaligen Durchmarſch

von Wir verſteht man fein Galiſch . Wo fid der Fluß Thurſo in die große Dunnet Bayers giegt, liegt das Städtchen Shurio . In älteren Seiten hieß der Drt Thurja , das heißt Shur8 oder Shor8 Au oder Fluß. In Thurſo iſt die Gleich weſtwärts davon iſt alles galiſch. Bevölferung gemiſcht wie in Wid. Es iſt ein Fiſcherort und Im Sommer fährt auch ein Ucberfahrtéhafen nach Drkney).

ſein D my bonny laß,“ lauter als je, ſo daß die Leute, gewiß viele aus dem Bette, an die Fenſter und in die Thüren famen,

um die außerordentliche Erſcheinung zu ſehen . Lauſendmal hat er auf unſerm Wege nach Caſtle Hill ſein my bonny lag " gebrüllt, und zulegt warb er ganz heiſer . Ich ſtellte ihn end lich zur Rede und ſagte, ich wole ſeinen Geſang nun nicht mehr anhören, er ſolle fich ordentlich aufführen . Da blieb er

Dampfſchiff zwiſchen hier und Orkney, im Winter nicht. Shurſo

ſtehen und ſah mich wüthenb an und ſprach , dann wolle er

iſt ein armes Städtchen , und das geringere Volf ſchien mir ſehr

hungrig nach Gewinn ober begierig zu ſeyn, ein wenig zu ver

meinen Koffer nicht weiter tragen. Thomy behielt alſo ſeinen Willen, und als wir vor Caſtle Hill angelangt waren , begann

dienen , beſonders bei einem Fremden . Mein Koffer war von Wicf zu Wagen hieher gekommen, und weitere Gelegenheiten

Aufzug ſchlichen wir durch die Straße von Caſtle Hill.

nach der 21 Miles öftlicher belegenen Drkney-Fähre Huna wa ren für ihn nicht vorhanden. Doch meine Wirthin wußte Rath . Ich ſagte ihr, ich wolle auf dem Wege dorthin Mr. Irail zu

Caſtle Hill beſuchen.

Schon gut, nach Caſtle Hill laſſen wir

Verlag ber 3. O. Gotta'iden Buchhandlung.

er zum legtenmal ſein „ D my bonny laß,“ und in ſchauerlichem (Schluß folgt.)

Der Viaduct von Dinan ( Departement der Nordfüſten ) naht ſeiner Vollendung. Gr hat 200 Metres Länge 10 Bogen von 28 metres Höhe und 16 Metres Spannweite ; die Pfeiler haben 4 Metres Dicke. (Monit. industr. 13 Februar.) Verantwortlicher Nedacteur Dr. 6 D. Widenman ni.

Das Ausland. E E

in Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker.. n ". 47. 24 Februar 1848.

Die Berathung der Adreſſe in den franzöſiſchen Kammern. 2. Jn der Deputirtenkammer. Neunzehn Tage, oder wenn man die Vorfragen über eine

beſtrittene Wahl und über den Stellenfauf Dazu rechnet, einunbe zwanzig Lage Discuſſion über eine Addreſſe, das überſteigt die erlaubten Gränzen ; das politiſche Pulver ſcheint wenigſtens für Dieje Kammerſeſſion ſo ziemlid verſchoſſen. Und was iſt das Grgebniß ? Nidts oder ſehr vieles, je nachdem man es nimmt;

und daß fie von den Anſichten , welche fie bei den Wahlen öffents lich ausgeſprochen , und in Folge deren fte gewählt wurden, nicht abgeben fönnen ; wollten fte eß thun , wie es in neuerer Zeit mit voller Ueberzeugung mehrmals geſchah, ſo erhalten fte

entweder ſelbſt von ihren Wählern die Aufforderung ihre Stel len niederzulegen , oberfte thun ſelbſt unaufgefordert dieſen Schritt. Von einem öffentlichen Leben dieſer Art iſt in Frants

reich noch nicht die Rede ; die Deputirten folgen entweder ihren Intereſſen oder mindeſtens ihren Neigungen , ohne ſich um ihre Wähler ſonderlich viel zu fümmern , und daß dabei manches

nidyte, weil der Zweck das Miniſterium zu ſtürzen nicht erreicht

Unziemliche vorfällt, daß mancher ſich dem Miniſter verkauft,

wurbe, ſehr vieles, weil eine Aenderung in dem Regierungs

der ihm oder ſeinen Verwandten Stellen gibt, iſt eine ſehr nas

ſyſtem ziemlich unvermeiblich geworden iſt. Forſchen wir nach Dem wahren , nicht nach dem ſcheinbaren Grunde dee gewaltigen Sturms, ſo finden wir ihn zuverläſſig in dem Wunſce, bei dem

türliche Erſcheinung. Manche haben geglaubt, dem Uebel durch die Entfernung der Beamten aus der Rammer abhelfen zu fönnen, allein zuverläſſig wäre Damit wenig gethan, denn die

fidhtlichen Hinwelfen des Königs das Heft nicht in den Händen

Nichtbeamten machen es häufig um fein Haar beſſer.

diejer jeßigen Miniſter zu laſſen , ſondern die Gelegenheit einer neuen Regierung zu benügen, um ſich für lange Zeit in den Sattel zu ſchwingen . Faſſen wir den Stand der Dinge von dieſem

herrſchte in Franfreich eine Selbſtverwaltung der Departemente,

Geſichtspunft auf, ſo erklärt fid , weſhalb die Majorität dem Mi niſterium , Deſſen Fähigheit fie fennt , treu blieb, und eben ſo die

von dem Miniſterium überhaupt abhängigen Civilſtellen unges mein vermindert, und die Erfahrung in der Departemental

ſcheinbare Starrſinnigkeit der Miniſter, auch nicht den leiſeften Tabel in einem Amendement zu dulden . Daß mehrere ehema

verwaltung würde geſchäftegewandtere Männer in die Deputirten fammer führen ; wo aber jeder Maire eines Dorfs direct oder

lige Anhänger des Miniſteriums ſelbſt im Laufe der Debatte

indirect von der Regierung ernannt wird, wo die Departemental verwaltung gänzlich von dem Miniſterium abhängt, da ift an

abielen ,

daß andere verſuchten eine Mittelpartei zu bilden,

zeugt nur für die Gewalt bes Sturms, welchen die Oppoſition, und namentlich der kleine Thiers, biežmal aufgeregt hatte, und Deiſen Toſen minder fräftigen Naturen , als Guizot, bie Sinne

betäubte. Zugleich aber zeugt bieß Schwanken auch dafür, daß nicht alles ſo verfauft iſt, wie mancher ſich einbilden mag und eins zelne franzöſiſche Blätter e8 barſtellen , denn eben dieſe Abfälle find nur möglich, wenn die Abfallenden Herrn ihrer Thaten, b. y. nicht verfauft ſind. Wir ſind feineswegs gefonnen auf die unbeflecte

Tugend ſo mancher lautrebenben Mitglieder der Deputirten fammer zu ſchwören , aber die Beſtechlichkeit liegt weit mehr in Den Verhältniſſen, als in den Menſchen , jo ſeltſam dieß auch klingen mag. Es war eine Zeit, wo in England ein Miniſter ſagen konnte, er habe den Gewiſſendtarif aller Parlamentoglie

ifter

der in der Taſche; war dieſe Aeußerung damals als fie gethan

zum Theil liegt das Uebel auch in der Centraliſation ; wie in England die der Grafichaften , ſo wäre die Maſſe der

eine politiſche Stufenleiter, an eine natürliche, aus den Ver

hältniſſen hervorgehende Localariſtocratie nicht zu denken, und Die Beaufſichtigung der Verwaltung durch die Kammer wird zur völligen Chimäre. Gleich in der erſten Gipung, worin die

beſtrittene Wahl des Hrn. Richard des Brus verhandelt wurde, kam ein Fall vor, der in England mit ſeiner Grafídjaftøvere waltung abſolut unmöglich geweſen wäre. Der Präfect des Departements der Oberloire , Hr. Choppin d'Arnouville, wurde beſchuldigt, von den Gelbern, die zur Unterſtüßung derer bes

ftimmt waren, welche durch die Ueberſchwemmung der Loire ges litten hatte, einen Theil zur Beſtechung von Wählern verwens Det zu haben ; die Sache ging ſo weit, daß der Generalrath des Departements Auskunft über die Verauggabung der Gelber ber langte, die aber Hr. Choppin abſchlug, indem er nur dem Mi

wurde, vor etwa hundert Jahren, wenigſtens halb wahr, ſo wäre

ſter des Innern verantwortlich ſey. Bei einer ſolchen milita

fte jegt völlig unwahr in England, aber warum ? find etwa die

riſch ſtreng geordneten, völlig unfreien Localverwaltung iſt e8

Menſchen im allgemeinen viel beſſer geworden ? feineswege, der

durchaus unmöglich, daß Leute fich ausbilden, welche einen ans Dern als amtlichen Einfluß auf die Verwaltung haben, denn die Localverwaltung geht ja die Leute nicht an, werben fte aber zu Deputirten gewählt, dann erhalten fte ſogleich die Oberaufficht

Grunb liegt einfach darin, daß die Repräſentativregierung in die Maſſen gedrungen iſt, daß die Parlament& glieder die Res präſentanten gewiſſer Intereſſen und Anfichten geworden find,

186 über die Reicheverwalung, wo bann die Mehrzahl nothwendig

1 Ghill. und ein Nachtlager 6 D. ( 6 Pence ) , alio ungefähr

nichtë ala - rabotiren fann .

halb ſo viel als ſonſt .

( Fortſeßung folgt. )

Die vorige Nacht und den Tag über wehte eg ſtarf, gegen Abend nahm der Wind etwas ab und ging nach SD . hinauf.

Skizzen aus Schottland Bucan, Boddom, Worayſhire, Stirling. Reiſe nach Orkney . ( Sdíu .)

Mr. Srail ließ meinen Koffer in einem Gart, einem zweis rädrigen und einſpännigen Fuhrmerf, welches in jenen Gegens den der einzige gebräuchliche Wagen iſt, nach Huna beforgen, und gab mir ſelbſt, um es bequemer zu haben (more comfortable) , ſagte er, denn reiten wäre doch angenehmer, ale im Cart fiben , einen ſeiner Poney 8. Wir famen durch eine 2 Miled lange Sandbünenſtrede an der Dítſeite des Meerbuſens

bei Caſtle Hill oder der Bai von Dunnet. Die Wogen dieſer großen Seebucht ſchwollen lang und leicht und dunkelgrün heran,

das Wetter iſt ſegelbar geworden . Die Fähriollen liegen am Strande, ein Steinwurf oder zwei von hier , die Rechnung iſt bezahlt, die Fährenechte gehen ſchon hinunter , es wirb Zeit , die lihr iſt gegen 5, der Mond fist eine Handbreit hoch im Often,

es iſt Donnerſtag den 17 November. Der Wogenſchlag iſt ſtarf am Strande, wir müſſen auf einer langen Planfe oder Brett vom Lande aus in die erſte Jolle ſteigen und von dieſer dann in die andere, womit wir hinüber ſollen , und die Fährknechte

hemmen mit aller Macht die Stöße der ſchlagenden See ; die Fährjollen find lang, body, ſcharfen Schnitte, geflinft, ſtarf ges baut, vorn und hinten ſpiß, zweimaſtig, während der eine Maſt am Bug fteht, offen und ohne Deck, um geſchüßter zu fern

undenbeten prachtvoll an dieſem weißen Strande, denn jede

gegen die Sturzſee, welche der Luftdruck des offenen Raums

rauſchte hoch auf und brachte ein feltenes Farbenſpiel hervor,

abwehrt; die Seeleute ftud müdytern und nicht gewohnt ſich zu betrinfen , der Wind iſt SD . und günſtig, aber die See geht

ehe fie berüberſtülpte.

Ich habe nie ſo döne Meerewogen

geſehen, aber das Pferdchen ward cheu vor dem brauſenden Gles ment und behauptete ſeine eigenſinnige Poney Natur. Der Weg

von Caſtle Hill nach Huna iſt wüſt und leer, ohne Dörfer und Städtchen , Wieſen und Gärten . Sein Bäumdhen fieht inan hier. Nichts als ſchlechte Wege und Hütten , dürre Felder, Moore und Haiden . Aber man ſieht das unendliche Meer

hoch , höher als gewöhnlich, weil es ſtarf gereht hat und Wind und Strom einander entgegen find, denn es iſt Fluth und der Štrom kommt aus Weſten . Wir gehen unter Segel mit einem Reff in den Segeln, die 3olle ſchießt fort, wie eine Mömre im

Caithneß, ron den Dänen und Skandinaviern einſt Katane8 genannt, hat eine eigentümliche Lage , liegt ganz für fich,

Sturm über die Tiefe , hoch hinauf und tief Vinab, das Häne chen am Strande verſdwindet nach und nady, links liegt das Giland Stroma mit ſeiner Brandung, Swelfie an der Nordoſt ſeite, und außerhalb desſelben rollen und thürmen ſich die lan gen , fowarzen Wogen mit rreißen Köpfen, rechte leuchtet tag

getrennt und weit entfernt von der reidhen und geſchäftigen

Feuer von Pentland Skerries und über ihm der Mond , ter

Welt . Einen großen Theil des Jahres hindurch wird es kaum von einem einzigen Fremden beſucht. lleberdieß iſt es abges

ragen ſtill und dunkel die Berge von Drfne , nur die Gipfel

ſchnitten von dem übrigen Schottland burd) eine große Land-

davon ſind zwiſcheu den Wogen ſichtbar, wir ſind im

ſchaft, nämlich Sutherland , welches dünn bevölfert und faſt

lichen Pendlandirty, und die hochrollente See lecft bis zum

ausſchließlich das Eigenthum eines Abſentees ift, wodurch ſein Handel und Verfehr verſtümmelt oder erſtidt wird. Die See,

Mond binauf. Der gefährliche Pentlandfirth liegt hinter une, ter Wind heult ror den Fenſtern , und die alten Scheiben fnittern , noc glänzt der Mond ohne Hof über das Weltmeer hin . Der Wind iſt ſüblich, der Himmel unberrölft, und wir ſegelten in zwei

und das Durfle hochragende Drfney.

eine reiche Nahrung &quelle, wenn recht benußt, umgibt das

Land Caithneß. Die Häringe fiſcherei, vielleicht nicht die beſtgewählte Fiſcherei, wird am meiſten betrieben . Das Volf ift im ganzen ſparſam und zu Rathe haltend, aber großentheile arm . Gewerbfleiß und Handel inn Innern find ohne Leben .

Kaufleute und Handwerfer aus Süden ziehen mit ihren Waa-

Himmel iſt heiter, der Mond rein und hell , drüben nordwärts eigent

Stunden von Huna nach diejer Seebucht von Burwick in South Die vier Seeleute ſagen , bei ihrem Whiefy fißend : wir famen idön über Pentlantfirth . Aber bei

ronaldsay, 13 Miles .

aller augenblicklichen Gunſt der Witterung weld ein bedent

ren das Geld aus dem Lande.

Die Mehrzahl der Bewohner auf der Nordſeite von Caithneb, nämlich in den Rirchſpielen Dunnet und Caniabay , das

lidhes Fahrwaſſer ! Hier läuft ein 13 Meilen -Strom , die See wühlt und mälzt ſich in dieſem Engpaß unaufhörlich , und

Daſelbe iſt in Drfney

ſchlichtes Waſſer iſt hier nie zu finden. Auch bei ſtiller Luft ſteigt die ſchneeweiße Vrandung an der Nordſeite der öſtlichen Felſen von Stroma body aus dem Abgrund; das Eiland heißt

der Fall , wo die Menſchen in der Regel einen höhern und

nicht umſonſt Stroma , das iſt das Strom -Eiland, und die See

iſt zwiſchen Dunnet Bay und der Nordſee, find bellhaarig und

eine von den füblichen Theilen von Caithneß verſchiedene Race. Ihre Gefichtezüge find redit marfirt . 1

beſſern Wuch

und längere Züge baben .

Huna iſt nicht weiter als ein Fährhäuschen am Strande, wo an engliſcher Comfort nicht zu denfen iſt. Hier iſt ein

bricht im Pentlandfirth bei 40 Faben Siefe .

Es iſt wahr, wir

kamen ſchnell und glüdlich über Pentlandfirth in dieſer Jahreg

Pentlandfirth, gerabe wie in allen ſolchen Löchern, wo Fähren

zeit, aber bei Fluth und Südoftwind. Daher liefen die Wogen ſo hody, ſo unftät und unbeſtimmt , daher zitterten alle Planken der Jolle, wie der Menſch im Fieber, und die Folle trebte fic

find, und wo die Menſchen bei ihren Schnap & gläſern Verſtand und Zeit töbten . Man trank hier eben ſo den Whiskyfuſel,

und ziſchenden Element, wie die Mörre, bie nicht Steuer halten

langweiliges Leben, wenn man nicht hinüber kann über den

wie in den Fährkneipen und andern Krügen bei uns zu Lande den ſchlechten Kartoffelbranntwein . Der Dram , das iſt der Sdnape, ift biefen Menſchen am Portlandfirth von ihren Dänis ſchen und ſkandinaviſchen Vorfahren angeerbt . In Manſon's

Inn zu Huna foftete ein Frühſtück 1 Shill., ein Mittageſſen

öfter unwillkürlich hin und her in dem ſtebenden , mallenben fann im Sturm.

Ebbe und Nordweſtwind zu gleicher Zeit bes

günſtigen die Fahrt über Pentlandfirth. Dieſelbe Urſache, die in der Magalhaes-Straße den Strom fo furchtbar macht, wirft

aud, im Pentlandfirth. Er ſtehen hier hoch auf dem Ufer ron Burwid eine Menge Fiſderjollen , von derſelben Sorte wie unſere

187 Fährjollen , neben einander auf Hölzern , um Winterlagera zu balten . Die Fährleute auf dieſer Poſtfähre find tüchtige und behutſame Seeleute, wie gewöhnlidh die Seeleute von Drkney),

alle nach Mainland wollen ; St. Margarets Hope iſt der Haupt ort in Southronaldday und ein guter Hafen in einer tiefen Bucht ; wir geben an Borb, der Wind iſt füblich, alſo günftig,

und ſehr ordentliche und einfache Menſchen.

Unſer Wirthshaus

außenvor liegen die Gilante Burray und Kunda, unb fern weſt

ift arm und hat wenig für den funger, viel weniger für den

wärts das große maleriſche Eiland Hoy mit ſeinem 1500 bis

Geſchmack, die junge, helhaarige Tochter im Hauſe mit geſuns

1600 Fuß hoben und ſteilen Gebirg poy Head, dem höchſten

bem und lieblichem Angeſicht geht ſchüchtern und verſchämt um:

Punft in Drkney . Der Ort Stalpa oder Stapa , wo wir lan

her, aber die Mutter fteht wenig menſchenfreundlich aus, weil

ben, liegt im innerſten Winkel einer großen, ſchönen uub lans

fte eine Wirthefrau iſt. Hier bei der Thranlampe fommt es mir ſo ruhig vor, fern von den Sünden der Städte und den gemüthloſen und leichtfertigen Menſchen.

gen Seebucht, welche von Süden in Mainland, Das Hauptland in Drfney , hineingeht. Von hier nordwärts nach Kirkwall ift reichlich eine viertel deutſche Meile. Skalpa liegt 12 Miles

G8 wehte ftarf vergangene Nacht , am ftareſten als der

nördlich von St. Margarete Hope .

Wir ſegelten dieſe Strede

Mond unter war. Hier wie an den Rüften meiner friſtidhen Heimath ift Windſtille faft unbefannt, unb in beiden Ländern

in fünfviertel Stunden, alſo ſo ſchnell als gewöhnlich die Kuts ichen auf den engliſchen Landſtraßen laufen .

find die Sturmwinde auß der weſtlichen Gegend fürchterlich. Südweſträrts von Burwick fteht auf dem nahen Felſenriff Lother die Brandung ungeheuer hoch und weiß. 3ch muß über Land

Weber die Boologie des indiſchen Archipels.

nach St. Margarete Hope auf der Nordſeite de

Gilanbe8

Southronaldsay , 7 Miles von hier , um von ba mit einer Waſſergelegenheit nach Sfapa in Mainland zu fommen . South ronaldsay iſt an vielen Stellen ſteinig, mager und armſelig, die Othälfte etwas bergig, und die Menſchen lange nicht ſo reinlich , als die frifiſchen Rüftenbewohner. Es iſt feine einzige Landſtraße, nicht einmal ein Fahrweg, ja ſelbſt fein Fußſteig durch dieſes öbe, fothige , meilenlange Eiland, und wenn man

fährt, ſo fährt man, wo man gerade eine Wagenſpur, oder eigentlich Råberſpur – denn vierråbrige Wagen find unbekannt ſteht, welche bald hier, bald dort erſcheint. Die einzige

Kutſche in Orkney iſt auf Tanferne8 in Mainland, welches öfts lich von Kirfrall zwiſchen Inganeß Bay und Deer Sound liegt. Ich fiße mit meinem Koffer in einem alten Karren , der oben und unten , außen und innen eben ſo ausſieht und nicht viel größer iſt als ein Miſtfarren , und die beiten Räder Darunter find nid t ſanft. Der Poney geht Fuß für Fuß, ein Matroſe iſt Fuhrmann , er ſchlägt mit dem Zügel tüchtig auf, allein der

Klepper iſt zu flug, ale daß er laufe. Meine Geduld iſt aus,

(Nach M. Sal. Müller. Moniteur des Indes . Tom . II. 5.)

Der indiſche Archipel bildet gleichſam eine Welt für fich, ſowohl

hinſichtlich ſeiner geographiſchen Lage, als hinſichtlich der Gthnographie und Naturgeſchichte. Zwiſchen dem indiſchen Continent und Auſtralien gelegen, gleichen die Naturproducte dieſer maritimen Welt meiſtens denen der benachbarten Länder , und nur da , wo der Uebergang fich am deutlichften ausſpricht, bemerft man eine fleine Anzahl beſonderer Ge ſchöpfe. Dieſe Nebergangslinie iſt durch die Inſeln Celebes , Flores,

Timor und Buru bezeichnet, fie liegt alſo zwiſchen 136° und 145º D. L. von F. In den Moluffen trägt ſchon die ganze Natur einen auſtral: affatiſden Charafter, denn außer der Ordnung der Chiropteren, welche fich bis nach Neuguinea ausdehnt, und den Schweinen , gehören alle in

dieſem Lande urſprünglichen Säugethieren dem Geſchlecht der Beutels thiere an. Hirſde, Affen, Zibethfaßen, Ratten und Spigmäuſe wurden hieher verpflanzt, die größern Thiere nach hiſtoriſchen Nachrichten abſichtlid , die kleinen ohne Zweifel zufällig durch Seefahrer des Weſteng. Im

allgemeinen beginnt der botaniſche und zoologiſche Charakter Auſtraliens mit Celebes und Timor , ſo daß dieſe beiden Inſeln als die Gränzen der beiden verſchiedenen Faunen betrachtet werden fönnen . Der indiſche Archipel theilt ſich in der Richtung von Weſt nach Dſt

hinſichtlich der Geographie und Naturgeſchichte in zwei ungleiche Theile.

der Matroſe aber fißt dhon zwei Stunden unb ſchlägt unabs

Der weſtliche bedeutendere Theil enthält die Inſeln Borneo, Sumbawa,

läſftg, und das faule Thier erbarmt fich nicht. Des Matroſen Rube iſt unausſprechlich, und ich höre auch nicht einmal ein

Java, Sumatra und die Halbinſel Malacca , der öſtliche Theil enthalt nur die Inſeln untergeordneten Ranged , wie Celebes , Flore8 , Timor, Gilolo und , wenn man die größte Ausdehnung annimmt, vielleicht

Murren.

Dicht bei uns gebt eine Frau desſelben Weges und

hat ein langes Holz unter dem Arm . Das fieht mir aus wie ein friftiches Gewicht , welches mir Besmer nennen .

ſelbſt Mindanao.

3d rufe

Wir fennen bis jept etwa 175 Säugethiere aus dem ganzen indi:

ihr zu, fie möge etwas näher fommen , und mir das Holz zei gen . Sie kommt und zeigt es mir, uub blidt mich freundlich und ehrlich an . Wo wollen Sie damit hin ? Sie : ich bringe

ſchen Archipel mit Ginſchluß der Şalbinſel Malacca und Neuguinea's ;

es hin , um es machen zu laſſen.

Wie heißt das Ding ? Sie :

kaum 30 davon gehören ausſchließlich dem öſtlichen Theile an , wo ſich im ganzen nur 50 Arten finden , die meiſtentheils den Fledermäuſen (Chiroptera) angehören. Dieſe Thiere genießen bei ihrem raſchen und

Das iſt unſer Gewicht hier umher.

leichten Flug der unbeſchränkteſten Freiheit zu Land und zur See , und unter ihnen namentlich die Ruſſetten ( Pteropus) , die fich ſo hoch in

Ich dankte der Frau , und fie Flemmte ihren Bismar wieder unter dem Arme feſt. Der Matroſe ſagt, der Bismar ſey auf dem Lande noch das einzige und gewöhnliche Gewicht, und die

die Luft erheben. Von allen Säugethieren Südafiens find dieſe Thiere die verbreitetſten . Mehrere andere Gattungen, die man dagegen nur in

Leute trennen fid ungern davon , obwohl die Regierung ſchon

Gruppen der kleineren Arten an .

längſt das Reichégewicht bei Strafe anbefohlen .

Sunda- Inſeln die Megadermen , Nycteren , Dyſopen und Cheiromelen ;

In den Wirthshäuſern und Fährörtern find die Bewohner doch überall in der Welt durch Habſucht ſo entartet, daß ſelbſt

der öftliche Theil oder die Inſeln Celebes , Timor und die Moluffen, bie Cephaloten und Harpyien, Gattungen, die durch die Gigenthümlichkeit ihrer Flügelhäute , welche an der Mittellinie des Rüdens beginnen, bemierfendwerth find. Alle andern Säugethiere ,! welche mit Ausnahme der Cetaceen und Phofen ihrer Natur nach fich mehr an ihr Heimath land fnüpfen , und deren Zahl durch mehrere phyſiſche Umſtände bef ránkt iſt, find noinder verbreitet als die verſchiedenen Arten von Fledermäuſen .

Wir nennen es Bismar.

bieſe einſamen Eilande des Nordmeers nicht davon verſchont ges blieben . Unverſchämt find alle, und nur in den Graben ver Ichieben, auch in Margarete Sope, der heiligen Margaretha

nicht Hoffnung, ſondern - Bucht, wo ich zu rechter Zeit anges langt, um noch heute nach der Hauptſtadt Kirkwall zu fommen. Das Fahrzeug liegt ſegelfertig, es find mehrere Paſſagiere, die

Ginem der beiden Theile des Archipels findet, gehören ſämmtlich den So beſigen die weſtlichen der großen

.

!

Die Vermehrung der Zahl der Thiere , die ſich von Früchten, Blättern und Gräſern nähren, hängt von der Natur des Pflanzenreichs ab , die

188

nos

fruchtbar, ſelten auch von großen Wäldern bedeckt, und hinſichtlich des

in Neuguinea und Neuirland feinen ſieht. Auf der Inſel Gilolo fommt dazu der Petaurus Sciureus. So erkennt man namentlich den zoologiſchen Zuſammenhang der Moluffen mit Neuguinea und Neuholland ; die

Klima's weit unregelmäßiger ſind als die des Weſtens, welche an Aus

Rängurus zeigen fidy nur in dieſen leßtern Ländern.

dehnung mit den größten europäiſchen Reichen es aufnehmen, ſo ergibt fich, daß die Zahl der Thiere, die fich von Pflanzenſtoffen nähren, hier

luffen zunächſt liegenden Theil von Neuguinea bilden die Baumfängurus (dendrolagus), die ich auf meiner Reiſe im J. 1828 auf der Weſtfüſte dieſer großen Inſel entdedte , gleichſam eine Uebergangsgruppe zu den Phalangiſtas, eine ſehr charakteriſtiſche Gattung. Kein fleiſchfreſſender Beutelthier hat man bis jeßt weſtlich von den Papu - Inſeln beobachtet, und auf dieſen Inſeln ſelbſt nur zwei Geſchlechter, die Phasfogalen und

Anzahl der Raubthiere von der Anzahl der zu ihrem Fraß beſtimmten

Weſen. Da die öſlichen Inſeln gewöhnlich minder groß , hoch und .

weit geringer iſt. Dieſe Ungleichheit in der Vertheilung der thieriſchen Shopfung fällt namentlich in den Familien und Ordnungen auf, welche einen großen Theil der neuen und alten Welt bewohnen. Der Drang-utang oder Waldmenſch , gewiſſermaßen berühmt durch ſein Aeußeres und ſeine geiſtigen Fähigfeiten , die Gibbons von ideuer, melancholiſcher Anlage, aber gewandt und behend ; die Meer: faßen (Semnopithecus), denen ihre ſalanfen , langen Glieder, ihr ſehr langer Schweif und kleines Geſicht ein ganz eigenthümliches Anſehen geben , furz die ganze Familie der eigentlichen Affen fehlt dem öſtlichen Theile des Archipels , während ſie fich iin weſtlichen ſo zahlreich und entwidelt zeigen.

Celebes und Timor ſind die beiden fernſten Inſeln ,

die noch Affen erzeugen , aber nur noch Mafafen und Cynocephalen ( hundstöpfige Affen ), und nicht mehr als zwei, vielleicht drei Arten, von denen die eine auch in den großen Sunda- Inſeln ſehr verbreitet iſt.

3m Allgemeinen iſt die Drdnung der Vierhänder in den Moluffen bereits

In dem den Mos

Paramelen .

Gines der merfwürdigſten Thiere für den zoologiſchen Uebergang in dem Archipel Afiens iſt der Babiruſa, ein Thier , das nirgende ſeines Gleiden hat. Seine fräftigen Formen und das wenige Haar , das ſein von Runzeln und Falten durchfurchtes Fell bededt , ſeine ſehr langen , dünnen , im Halbfreis rückwärts gebogenen Stoßzähne find Eigenthüms lichkeiten , welche wahrſcheinlich ſeinen Transport nach Europa veran: laßten , wo man das Thier , wie den Drang-Utang , ſchon in der Mitte

des 17ten Jahrhunderts rah. Beiden hat die Natur nur ein beſchränk: teo Gebiet zugetheilt. Der Orang -Utang bewohnt die mächtigen land: ſtriche von Borneo und Sumatra , ſein eigentliches Vaterland iſt aber

ganz unbefannt; der Tarſier mit rothen Händen (Tarsius spectrum)

nur auf der erſten dieſer Inſeln , während er auf der zweiten nur ſpo

dehnt ſich von Sumatra und Banfa nur bis Celebes aus, der Lori von

radiſch erſcheint. Der Babiruſa bewohnt, wie man weiß, die gebirgige

Java (Stenops javan.) überſchreitet Borneo nicht. Unter den Nagern

Inſel Buru , die benachbarten Inſeln von Xulla und die Difüſte vor

dehnen ſich die Gidhörnchen , namentlich auch das fliegende Eichhörnchen ,

Celebes. Dieſe leßtere Inſel iſt, ſo viel wir wiſſen, mit Sumatra das einzige Land in ganz Südaſien , wo ſich Antilopen finden , auf Celebes die Antilope mit den gedrüdten Şörnern (depressicornis ), die mehr einem jährigen Mind , als einer der zahlreichen Arten dieſer Gruppe

bitlich bis Celebes und den philippiniſchen Inſeln aus , aber die Gat: tungen Haſe und Stachelſchwein bewohnen nur die großen Sunda- Inſeln. Hier finden ſich auch aus der Familie der fleiſchfreſſenden Thiere die Gattungen Mybaus, Fiſchotter, Hund, Herpeſtes, Potamophilus, Bár, Arctictis, Paradorurus, Viverra, Kaße u. ſ. w ., wovon die ſieben erſten mit Java ihre Ditgrånze erreichen , oder höchſtens bis Borneo gehen ; wenige Arten der drei legten Gattungen überſchreiten dieſe große Inſel. Der Muſang (Paradoxurus Musanga ) findet ſich von Malacca bis

unerforſchte Länder beſuchte, ſpricht von wilden Rühen , ſo groß , wie

Timor ; die Zibethfaße dehnt ſich jeßt von Arabien bis Amboina aus ;

eine zweijährige Kuh in Europa , mit geraden Hörnern und dwarzer

man weiß jedoch, daß dieß I hier oft verfauft und um ſeines ausgezeid):

Haut, die ſich in großer Anzahl auf Timor-Laut im ſüdöſtlichen Theil des Archipels finden ſollen. Das iſt augenſcheinlich eine bis jeßt noch unbekannte Antilope, die mit der auf Celebes fich findenden Art und mit dem Hirſche der Moluffen zu den größten Landſäugethieren dieſer

neten Geruds willen lebend von einer Inſel zur andern gejdhafft wird,

Das Raßengeſchlecht, das ſich auf Java und Sumatra in dem föniglichen Tiger und dem Panther in einer ſo fraftvollen Entwidlung zeigt, fällt beim Vorrüden gegen Weſten zu einer ſchwachen .fleinen Raße Herab, in welchem Zuſtande fich dieſe Thiergattung ſchon auf Timor, der Dítgränze der von ihr bewohnten Länder , befindet. Eine Art Panther , die wir indeß bis jeßt nicht recht fennen , ſcheint ſich auf Celebes zu finden ; auf Borneo habe ich bei den Gingebornen feine andern Felle geſehen , als die der Felis macrocelis, welche auch Sumatra bewohnt, aber dem „ Herrn

der Wege und Thiere“ (margapati und pasupati), welchen Beinamen die poetiſche Sprache der alten Javaner dem Tiger gibt , ſehr wenig gleicht. Es iſt noch nicht gewiß , ob Borneo einen wilden Hund beſikt;

gleicht, auf Sumatra die ziegenähnliche Antilope , die dem Thar von .

Nepal, dem Ghoral des Himalaya und der frauſen Antilope von Japan

fich nähert. Gin neuerer Reiſebericht von einem holländiſchen Marine officier, der während eines langen Aufenthalts in Indien mehrere noch

Länder gehören würde. 'Welche Verſchiedenheit iſt alſo zwiſchen den Thiergeſchlecht des öſtlichen und des weſtlichen Theils des Archipels, denn auf den großen Sunda- Inſeln findet ſich eine Art von wilden Doſen vor, zwei beſondere Rhinocerosarten, der Tapir Indiens und endlich der Roloß aller Vierfüßler , der Elephant !

Da ich nur die am meiſten charakteriſtiſchen Typen der Fauna des indiſchen Archipels erwähnen will, ſo verlaſſe ich hier die Claſſe der Säugethiere , um auf die Vögel überzugehen . ( Fortſebung folgt.)

auf Java und Sumatra eriſfirt außer dem röthlichen Kund noch eine

andere Art dieſer Gruppe; die Anſicht wenigſtene, daß er in Hinterindien völlig fehle, iſt nicht gegründet. Die artigen Inſectenfreſſer , welche mit den Zähnen des Igels die

Geſtalt der Gichhörnchen verbinden, und wie dieſe mit großer Gewandt heit die Bäume erflettern, nämlich die Hylogalen und Cladobaten ; das fleine Thier , welches die Hylogalen und die Spißmaus erknüpft und

das id unter dem Namen Hylomys ſuillus beſchrieben habe, endlich die Gymnura Raffleſii mit einem Nattenſchweif, ein Thier, das durch ſein Aeußered an die Beutelthiere Südamerika's erinnert , zeigen ſämmtlic Formen , von denen der öſtliche Theil fein Eremplar beſikt. Dagegen

findet ſich der beſondere Typus der Beutelthiere Auſtraliens , deſſen Früchte freſſende Arten von der Gattung Phalangiſta fich weflid bis Celebes und Timor ausdehnen , wo ſie auf die aſiatiſchen Säugethiere eder die Typen der alten Welt ftoßen. Die Moluffen bilden gleichſam den Mittelpunkt der Kuskus (Phalangista) mit Widelſowanz; denn hier

findet ſich die Mehrzahl der befannten Arten , während man weiterhin Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Die Inſel Bonaire (eigentlich Buen -Ayre) an der Nordküſte von Südamerifa in der Nähe von Curaçao gelegen , war noch vor 15 oder 16 Jahren ein ganz unbeachtetes Befifthum der Holländer mit faum etlichen hundert Einwohnern, welche Braſilienholz ſchlugen , Ralk brannten , und die wildherumlaufenden Kinder, Efel und Ziegen ein fingen. Ein gelegentlicher Erwerb beſtand in der Gewinnung Meer : ſalz, aber es waren feine ordentlichen Salzpfannen eingerichtet. Dieß geſdah erſt im J. 1842, und bald nahm die Salzausfuhr bedeutend zu . Ein noch größerer Fortſchritt begann aber im Jahr 1841 durch die Ginführung der Nopalcultur und der Cochenille. Bis zum Auguft vorigen Jahrs waren (nach dem Curaçao'ſchen Courant vom 14 Auguft) bereits 7000 Pſd. Cochenille eingeſammelt, und 1000 erwartete man noch im Lauf des Jahres. Die Salzgewinnung iſt bereits ſo weit ges diehen , daß , wenn nicht ungewöhnliche Regen dazwiſchen treten, über 100,000 Faß des Jahrs gewonnen werden können.

Der Preis des

Salzes iſt dadurch in Weſtindien und Südamerika bedeutend gefallen.

Verantwortlicher Redacteur Dr. & d. Widenmann.

Beilage : Bericht über Dr. Romerdhauſen's Augeneſſenz zur Erhaltung, Herſtellung und Stärkung der Sehkraft.

Das Auslan d . Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. NⓇ. 48.

23 Februar 1848.

land Hetland und Gitland.

311 ähnlicher Weiſe nennen die

Beſchreibung von Orkney and Shetland. Holländer ihre Hautſtadt s'Gravenhage. Orkney und Shetland Die beiden großen Inſelgruppen Orkney und Shetland,

Scheren (Sferries ) , welche durch meiſtentheile tiefe und ſtart

ſind höchſtens 20 Leagues von einander entfernt, Orkney von Caithneß ungefähr 4, die ſüdlichſte Spiße von Mainland in Shetland, Sumburghhead genannt, von Buchan Neß, der norb öſtlichten Ecke Schottlands, 43 Leagues ober 130 nautiſche Mei len, und die Oſtſeite Shetlands ungefähr eben ſo weit von der

ſtrömige ſogenannte Sunde oder Föhrden oder Fähren ( Ferries )

nächſten Küſte Norwegens.

von einander geſchieden ſind.

Shetland, welcher faſt gleich weit von den nördlichen und ſüd

wovon jenc lange nicht ſo felfig und hoch iſt wie dieſe und wie

die Inſeln weſtlich von Schottland, beſtehen zuſammen aus 170 Eilanden , Eiländchen oder Holmen und Felſen-Halligen ober

Drfney hat deren 67, von wel

Von Lerwid, dem Hauptort in

chen 29 bewohnt ſind, Shetland über 100 und unter dieſen

lichen Ertremitäten der ſhetländiſchen Eilande liegt, bis nach

einige dreißig bewohnte.

Kirkwall, dem Hauptort in Orkney , iſt die Entfernung an 115 Milee . Die Ausdehnung der Drfne98 von Sübrreſt nach Nords oft beträgt 70 Miles und von Often nach Weſten reichlich 40 , während manche Eilande nur 1 Mile, andere über 5 Miles von einander liegen . Die Länge Shetlands iſt 80 Mile8 und ſeine Breite 30 bis 40. Mainland in Shetland iſt viel größer als Mainland in Orkney, Denn ſeine größte Länge mißt 60 Miles und ſeine größte Breite 24. Es iſt in allen Richtungen von Baien und Seearmen, welche hier Voes heißen, ſo gezact und zerſchnitten, daß fich faum ein Fleck auf der Inſel findet, der

Die Holmen ſind von jeher nur zur

Weide benußt worden , haben ſchönen Grasboden und gewähren im Sommer mit ihren Schaf- und Rinderheerden , welche hier ſehr fett zu werden pflegen, einen ſchönen Anblid . In der Nähe der größern und bewohnten Eilande belegen , gehören fos mohl bie Holmen als die Scheren gemeiniglich denjenigen Grunds

herren , deren Ländereien durch das ſeidhte Waſſer von denſelben getrennt ſind, wenn fie ihnen auch nicht am nächſten liegen . Die Scheren oder Felſenballigen , welche aus ſcharfen , rauhen Fel& maſſen faſt ohne allen Pflanzenboben beſtehen , fluthen ges wöhnlich unter, und Landthiere fönnen ſchwerlich ihr Leben Darauf friſten. Nicht allein auf den Holmen , ſondern auch auf

mehr als 2 M. vom ſalzigen Waſſer liegt, ein Umſtand, wel cher für die Eingebornen bei beſſerer Verfaſſung und beſſerer

den Scheren oder Klippen - Gilänbchen werden zur Kelp -Zeit, das

Regierung ſehr erſprießlich werden könnte, da ja die Haupt

iſt im Junius und Julius – früher, als wegen des hohen Preiſes

quelle des Erwerbe und des Wohlſtandes eines Shetlanders,

der ſpaniſchen Varilla und bei dem damals noch ſeltenen

die See, einem jeden gleichſam vor die Thür gebracht iſt. Die größte Länge Mainlande in Orkney beträgt von Diten nach

Gebrauch gewöhnlichen Salzes in den Glasfabriken der Relps oder Aſchenſalz- Hanbel noch blühte, weit mehr als ießt - einſt weilige Hütten errichtet , nämlich für die Leute , welche

die

Weſten 30 Miles, während ſeine Weſtküſte ungefähr 16 Miles , ſeine Oftſeite 5 bis 6, und die Landenge zwiſchen der Bucht

Seepflanzen oder den Kelp-Lang ſchneiden , ſammeln, trodnen

von Kirfwal und der Bucht von Skapa nur 14, Miles breit

und brennen.

iſt.

Der Name der Orkney8 bezeichnet die wüſten dunkeln Eilande, von dem alten oftgermaniſchen oder ſkandinaviſchen Wort ork, welches noch in dem däniſchen Derk ( Wüſte), in dem ſkandina. wiſchen Ortsnamen Drkadal u. ſ. w . vorhanden iſt. Ich habe auch nie ſolche Dunkle Eilande geſehen , als Orkney, welches von ferne durch ſeine Haibigen Berge ungewöhnlich will unb finſter

ſüblichen Eilande getheilt. Die Eilande ſüblich von Mainland in

aus dem Weltmeer blidt.

Shetlands urſprünglicher Name war

Hjaltland, welcher von den Schotten zu Veltland und Vetland, und endlich ſogar, da man in Schottland in ältern Zeiten den Buchſtaben 3 für » brauchte, zu Betlanb berſtümmelt warb. Zu Entſtehung der Benennung Shetland haben wohl die Hol

So wie Drfney, iſt auch Shetland in die nördlichen und

Drfney machen in Drkney die ſüblichen Eilande aus, und die

Eilande nördlich von Mainland in Shetland heißen die nörd lichen . nere .

Dieſe legtern ſind Yell, Neſt, Fetlar und einige Fleis

Yell iſt von Süden nach Norden 20 Miles lang und iſt

höchſtens 6 Miles breit, Neft iſt 12 Miles lang und 4 bis 5 breit, und Fetlar 6 Miles lang und 4 breit. Sie werden als ein Bezirf für fich betrachtet, und es finden fich mehr Ueber

reſte norwegiſcher Gewohnheiten und von Norwegern entſtamm ten Volfs- und Aberglaubens hier, als in den andern Theilen von Shetland. Zu den füblichen Eilanden Shetlands gehören

länder, in Folge ihres ſtarfen Häringsfanges bei jenen Eilan

Whale8ay, Braſia, Burra sc.

Den am meiſten beigetragen, denn dieſe Benennung iſt augen ſcheinlich aus dem holländiſchen & Hetland (098 Betland) ent ftanden , und noch jept nennen die Friſen und Holländer Shet

Poſt zwiſchen Berwic und Peterhead in Buchan, welches eine Strede von 150 nautiſchen Meilen iſt. Im Sommer 1836 madyte der Leith-Orkney-Dampfer zum

Ein kleines Parfetſchiff führt die

5:33

erſtenmal auch einige Abſtecher nach Shetland.

190

Früher trar

Gooon

nicht Berwick auf der Oſtſeite Mainlande der Hauptort in

und Verſammlungen in ihrem natürlichen Rechte, in dem vor liegenden Fall durchaus im Nachtheil iſt. Das Wort ,, passions

Shetland, ſondern Sfalloway auf der Weſtſeite in einer ſchönen und großartigen Gegend an einer prächtigen Seebucht, mit den

aveugles ou ennemies iſt ſehr bezeichnend, denn es beißt nichts anders, als „ unter den bisherigen Demonſtrationen ver

Ruinen des von dem Garl Patrick Stewart im J. 1600 er Die ſüdlichen Eilande von Orkney find fol gende: Hoy und Waes, Graemsay, Risay, Faray , Cavay , Flo

bergen fich Leute, welche eine Revolution oder eine Dynaſtie : veränderung wollen ; dieſe find feindlich gegen die Regierung, und diejenigen , welche dieß nicht ſehen wollen , find blind.“

in

bauten Schlofjes.

tay, South Ronaldsay, Swanay oder Swona , Pentland Sferry,

Man braucht nur die Journale , wir wollen nicht ſagen die

Burray, Hunda , Lambholm und Gopinday, und die Norber

radifalen, ſondern ſelbſt bloß die der Linken Durchzuleſen , uu zu ſehen , wie die Deputirten, nachdem die Majorität den Para graphen ungeändert angenommen hatte, zu einem gewaltſamen

Gilande von Orkney : Shapinsay, Stronday, Papa Strongay ), Eday, Faray, Sanday, North Ronaldsay , Weſtray, Papa Weſt ray, Egilday, Rougay, Weir, Enhallow, Gairsay und Damsay.

Shetland liegt zwiſdhen den Breitengraden 59 und 61. Kirf walls geographiſche Lage iſt ungefähr 59° B. und 2° 30' W. L. von Greenwich. Berwic hat reidlid 3000 Einwohner, Sirf wal 3400, Drkney unb Shetland zuſammen gegen 70,000, w0 von 36,000 auf Shetland gehen . (Sdlus folgt . )

Entſchluß, dem einer 26ankung in Malje, hingebrängt werden

follten ; dann hätte eine Auflöſung der Deputirtenfammer und eine neue Wahl unter ſehr figlichen Umſtänden erfolgen müſſen . Wären die Umſtände nicht ſo figlich, wäre der König noch in einem Lebensalter, wo fich mit ziemlicher Sicherheit noch auf einige Jahre Lebensverlängerung zählen ließe, ſo wäre riel leicht bieß Mittel ergriffen worden , fo aber ſchrecten die Depus

tirten ſelbſt davor zurück, und beſchränften fic - auf ein

Die Berathung der Adreſſe in den franzöſſchen kammern . 2. Ju der Deputirtenkammer. ( Fortſetung . )

Ghe nicht hier eine Aenderung getroffen wird, iſt es ganz unmöglich, beſjere, erfahrenere und namentlich redlidere Deputirte zu erhalten : Die Ausſchließung der Beamten nüßt wenig, ſchabet vielmehr, da mit ihnen die banptfächlidſte Geſchäftéfenntniß aus

Der Kammer weichen würde ; die Herabſeßung des Wahlcenſuế würde gleichfalls ein ſehr zweifelhafte8 Reſultat ergeben , und nur eine bedeutende Ermäßigung des Wählercenſus in denjenigen Diſtricten, wo die Zahl der Wähler gering iſt, würde bas Anwaduſen der „ ver

rotteten Flecken , die ſich bereits auch in Frankreich gebildet haben, mehr verhindern . Aber von dem beliebten Uniformität@ princip mil man nicht abgehen , - darin jebodh find die Miniſteriellen nicht mehr als ihre Gegner befangen, und dieſe müßten alſo eben ſo

gut ihre Vorurtheile noch ablegen, wozu es noch geraume Zeit

Bankett .

Die Kammerberichte fönnen die Aufregung , die Heftig. feit der gegenſeitigen Beduldigungen nicht genug ſchildern , fie ſollen an die Auftritte des Convents gemahnt haben . Möglid ,

nur aber wird dabei vergeſſen, daß das Frankreich von 1848 und das von 1793 in ganz andern Verhältniſſen fich befinden . Damals war der Haß gegen Adel und Königthum noch in ſeis ner vollen Stärfe, das Volk fürchtete eine Wiederkehr des alteri Regiments mit allem ſeinem Truck und ſeinen Bevorrechtungen , die Beſchuldigung der Contrerevolution hieß ſo viel als einen Mann der Volfáradie bezeichnen , weil er die alten Vor- und Unrechte wieder einſeßen wolle ; jept iſt von allem dem nicht mehr die Rede . Kein Menſch glaubt an die Beſchuldigung der trerevolution , weil fie unmöglich iſt; der Royalismus ift nicht mehr in den Gefühlen, aber er iſt in den Intereſſen , welche Ruhe verlangen , und ſo iſt der ganze Lärm in der Deputirteris

fammer ein „ Sturm in einem Glaſe Waſſer." Vor fünfzig Jabren war der Convent der Barometerſtand für die Luft in 1

brauchen wird. Der einzige Fortſchritt, oder vielmehr das Zeichen des Fortſchritto find die politiſchen Bankette, deren Anfeindung

Frankreich, unb ein Steigen oder Fallen war von Bedeutung,

durch das Miniſterium in der Shat ziemlich unbegreiflich iſt. Einen Grund hat dasſelbe allerdings für ſich, und dieſer iſt es wohl auch namentlich, welcher fie veranlaßte ſo herb darauf zu

meter der Kammer auf Sturm fteht.

beſtehen , daß ein Label gegen die Bankette ausgeſprochen werbe ; allerbinge ein Beweis, daß die Dppoſition ſich mit Leuten verbindet,

als Guizot, warum fich für ſte erhigen ? Obillon Barrot bat in ſeinem Leben nichts gethan, ale Reben gehalten, in unſerer Zeit aber muß man handeln, man muß die Intereſſen erfaſſen ,

welche in ihrem Herzen die Dynaſtie nicht anerkenneu. Das iſt ganz

und nicht fich auf eine advofatenmäßige Rednerei beſchränken .

dieß iſt das Aufgeben bes Loaftes auf den König. Darin liegt

ießt aber bleibt Franfreich ganz ruhig, auch wenn der Baros Das iſt die Folge der

gemachten Erfahrungen : die vorigen Miniſter , die jeßt zum Theil in der Oppoſition ſtehen , haben es nicht beſſer gemact

Die Grundfäße und Ideen find in unſerer Zeitunglaublich

richtig, aber das Minifterium bereut es wohl, dieſen Punkt ſo droff, - gleich im Beginn der Bankette durch das Journal des Debats berausgehoben zu haben, denn viele und zwar die ein flußreichſten Männer der Dppoſition, wie z. B. Shiere, haben an den Banfetten , wohl eben aus jenem Grunde, nicht Antheil genommen, und die Bankette ſelbſt, unſchuldige Verſammlungen

geleſen , fann fie bei einigem Geſchick nach Gefallen ausframen , aber nicht jeder fann zeigen, daß man in ſchwierigen Seiten und Verhältniſſen auf ſeinen Verſtand und ſeine Energie zählen

zum Behuf politiſchen Einverſtändniſſes, liegen ſo ſehr in der Natur einer freien Verfaſſung, daß man fte gar nicht verbieten, und höchſtens die Oſtentation unterbrücken kann ; ſelbſt dieß aber

der Regierung für ſo ganz gefahrlos zu halten ; während wir daß Miniſterium im ganzen nicht ſchlechter, eher beſſer als die

wirb großentheils unausführbar, weil man dann in die Widfür

der Regierung ftellen würde, welche Banfette fte dulden will und welche nicht.

Es läßt fich nicht verkennen, daß die Dppofition , wenn

auch hinfichtlich der geforderten Erlaubniß politiſcher Bankette

wohlfeil geworben , wer ein Paar Bücher und die Zeitungen

könne.

Wir find indeß barum feineswegs geneigt, die Stellung

vorhergehenden finden, iſt nicht zu verkennen , daß eine gewiſſe Phaſe der neuern Zuſtände Franfreich abgelaufen iſt. Dieß Miniſterium dürfte allerbingo bas leßte ſeyn , welches bartnådig

an den bisherigen ſogenannten conſervativen Grundſäßen, D. h. an dem Statusquo mit Bekämpfung der ertremen Parteien feft

191 hält. Die Majorität in Frankreich hat eingeſehen , das dien Land in keiner Weiſe im Stande iſt, die revolutionäre ober napoleoniſche Rolle in Europa fortzuſpielen , und ſo ſebr dieß die Gitelfeit mancher Franzoſen , und namentlich ber Journaliſten

berleben mag , ſo iſt die Sache doch zu augenfällig, als daß fich nüchterne Männer gegen dieſe Evidenz verſchließen fönnten .

Troß aller lärmenden Phraſen hat Thiers gegen die Hauptfrage

con

eingeidyritten ſeyn.

Beide erkennen die Neutralität der Schweiz

an , ſo weit fte Frankreich nicht nachtheilig iſt,“ alles andere iſt Rednerei . Daß Thier8 die Gelegenheit ergreift, fich als einen Sohn der Revolution zu bezeichnen , iſt ein geſchickter Fechter ſtreich, wodurch er im Augenblid einen guten Eindruck macht, aber der Sohn der Revolution thut in Italien, was der con trerevolutionäre Guizot thut, und kein Vernünftiger wird fich

des Augenblicke, die italieniſche Politik Frankreichs, nichts flu- , durch ſolche Phraſen, welche auf die Einfältigen , die Niais ges vorzubringen vermocht, als was Guizot auch vorgebracht berechnet ſind, irgend bethören laſſen, mögen auch noch ſo „wü hat, ſo daß der National ganz biſftg bemerft : „ Seit dem An- | thende Braros“ (bravos frénétiques) die Erklärung von Thiers fang dieſer faft lebloſen Debatten, gab es feine farbloſere fältere Gipung , und nachdem Thiere, Guizot unb Barrot geſpros

belohnen .

chen hatten, blieb ihnen nichte übrig, ale fich zu umarmen , ſo

politiſchen Verhältniſſe durchließt, namentlich die Rede der lei

ſebr waren fie Eines Sinnes. “

tenden Perſonen , deſto mehr überzeugt man fich, daß alle dieſe Standreben nur darauf berechnet find, die öffentliche Anficht

Die nüďterne Mehrzahl und

ibre Führer erkennen alſo troß aller Declamationen von der Sen-

dung Frankreich deſſen neue Stellung und ſprechen fte wenn auch mit allerlei Verclauftrungen aus.

Das iſt ein Sdiritt und fein

unbedeutender, den Frankreich in ſeiner politiſchen Erziehung ges

macht hat, aber in demſelben Maaße, als man erkennt, daß Frankreich nicht mehr fich an die Spiße eines revolutionären Europa's ſtellen , daß man die große Maſſe nicht mehr mit eitlen Rubmebreben abſpeiſen kann, muß man auch den Blick

Je mehr man die Verhandlungen über die auswärtigen

irre zu führen , und die wahren Triebfedern zu verbergen . Dieſe Stanbreben haben indeß auch ihre Nachtheile, und der Eifer der Debatte reißt manchen über die Gränzen der Klugheit hin aus , während die Miniſter, welche dieſe Linie nicht überſchreiten bürfen und ſtete auf ihrer Fut feyn müſſen , nicht nur der

dieſe 3bee fängt an ihre Bedeutung in Frankreich zu verlieren. Die Intereſſen des Handels und der Induſtrie haben die revolutionären Gelüſte bezwungen, aber eben damit iſt auch eine Politik,

Oppoſition gegenüber im Nachtheil ftehen , ſondern auch ihre eigenen unvorfichtigen Freunde zu fürchten haben. Die Erfab rungen , welche die Kammer in dieſem Jahre von der Frucht loftgkeit ihrer Verhandlungen über die äußere Politik gemacht hat, werben vielleicht ihre Nachwirkung nicht verfehlen. Thiers bat zuverläſſig den Nachdruck auf die innere Politif gelegt, und Der Zuſtand der Finanzen war ſein Hauptthema, das er mit Der fichtlichſten Sorgfalt durchſtudirte. Die Finanzen find der ſchwache Punft des jeßigen Miniſteriums, und daran dürfte es erliegen , denn noch ſieht man nicht, daß eß Anſtalt madyte,

welche fich vorzugsweiſe die Bekämpfung derſelben zum Ziele

umzulenken .

auf die innere Zuſtände richten und die Verbeſſerungen anbahnen.

Das politiſche Leben Frankreichs war bis noch vor furzem in der

Idee ſeines revolutionären Berufs , alle Miniſterien ſeit der Revolution des Jahre 1830 haben geſucht dieſe Idee zu bekämpfen , am fraftvollſten und durchgreifendſten Perier und Guizot, aber

geſeßt, ihrem Ende nabe. Alle inneren Schäden, die man über dem bisherigen Kampf um die Griſtenz unbeachtet gelaſſen , mels

(Fortſeßung folgt .)

Anaftatiſcher Druck.

den fichießt, verknüpft mit Schwierigkeiten mancherleiArt, und Guizot iſt der unbeneidete Erbe De Saſſes und der Abneigung, den dieſe inneren Schäden aufgebäuft haben . Daß man jeßt auf

Hr. H. 6. Stridland theilte dem Athenäum ( f. Nr. 1059 vom 12 Februar) über neue Proben dieſes Drucs folgendes mit : „ Mit

einmal allen dieſen Haß nebſt allen den Ueberreſten revolutionärer

Hrn. Delamotte, der fürzlich in Orford eine anaftatiſche Preſſe errichtete,

Gelüfte aufftapeln will, um Guizot damit zu erbrücken , fann er faum anders als eine gemeine Intrigue anſehen. Aber eine ſolde Privatanficht taugt nicht für die Tribüne, und ſo blieb nichts übrig als dem Sturm fecf die Stirne zu bieten. Das

habe ich vor einigen Tagen mehrere Berſuche gemacht Feberzeichnungen auf Zint überzutragen. Kürzlich habe ich entbedt, daß Zeichnungen , die mit lithographiſcher Kreide (chalk) auf Papier gemacht waren, in derſelben Weiſe übergetragen werden konnten. Geſtern Morgen ſchidte ich eine

etwas eilige Zeichnung , welche ich mit lithographiſcher Kreibe auf ge

ift geſcheben, mit einer Ausdauer und Zuverficht, deren wohl

wähnliches gutes aber nicht ſehr glattes Zeichenpapier gemacht hatte,

die wenigſten Gegner fähig geweſen wären . Was die Folge hievon ſeyn wird, darüber wagen wir nicht unſere Vermuthuns gen auszuſprechen . Nachdem man fich aber in fo zügelloſe Des

in Hrn. Delamotte's Preſſe. Nad einer Stunde erhielt ich einen Ab:

drud, ein vollſtändiges Facfimile, das fich von einer Lithographie nicht

clamationen eingelaſſen und den Mund ſo vol genommen, iſt

die feinen lithographiſchen Zeichnungen entbehrlich machen fann. Für minder zarte Arbeiten hat der anaſtatiſche Drud zwei Vortheile über

zu erwarten, daß wenigſtens eine oder die andere Demonſtration

die Lithographie : erſtens find die Koſten und Unbequemlichkeiten des

erfolgen wird.

Die Oppoſition dürfte fich inbeß wohl hüten,

hierin zu weit zu gehen , denn ſie weiß , ſo gut wie irgend jemand, daß hinter ihr die Rabicalen ſtehen , die mit ihr noch fürzern Proceß machen würden , al8 mit der Regierung, wenn fie fönnten .

Thiers, der gewandte Mann, erkennt wohl, daß die innern

unterſcheiden läßt. Weitere Verſuche werden zeigen , ob dieſe Methode

Transport8 dwerer Steine unnöthig, und zweitens brauchen die Zeich nungen nicht umgekehrt, nicht einmal nochmals copirt zu werden , eine großen Erſparniß von Zeit und Arbeit.“

Ueber die Boologie des indiſchen Archipels. ( Fortſeßung .)

Angelegenheiten Frankreich zu einer Kriſe führen, und daß im

Es find namentlich die Vögel , welche den Eindruck eines Landes

Innern eine andere Bahn, aber ohne Revolution, eingeſchlagen

lebendiger machen und ihm Reiz und Anmuth geben. Die Vögel glänzen mehr als jedes andere Thier burdh ihre mannichfachen Farben,

werden müſſe. Darum tritt er in der außwärtigen Politif nicht gegen Guizot auf, in der italieniſchen Angelegenheit iſt er mit ihm einverſtanden , und wenn er fich bei der Schweiz von ihm

trennte, ſo iſt dieſe Trennung mehr ſcheinbar als wirklich : wäre Deſterreich eingeſchritten, ſo würde Guizot, fo würde Thiers

geben die angenehmſten Töne von fich, zeigen fide allenthalben mit einer gleichen Munterkeit, bevólfern Felder und Wieſen, Gärten und Dörfer, die finſtern Wälder und dürren Landftridhe. Darum geben fie jedem Land,

wo fie fich finden, eine eigenthümliche Phyſiognomie, namentlich in der heißen Zone, wo die Natur fich reich an Schäßen zeigt, und durd die

192

wo

Cocou

Menſchen in ihrer reichen Entwidlung nur wenig geſtört wird. Der indiſche Archipel enthält mehr Vögel als ganz Europa, mehr noch als die ganze Nordhälfte Aſiens, ſo viel wir wenigſtens wiſſen , denn er nährt den zehnten Theil aller bekannten Arten, deren Zahl man auf

Gewiſſe Vogelarten ſind im ganzen Archipel verbreitet , z. B. eine Anzahl Strandläufer und Schwimmvögel, ſowie einige Raubvögel , die

6000 idagt.

fich allenthalben Nepräſentanten finden ; gewöhnlich findet ſich aber im Weſten eine größere Anzahl Arten , als im Oſten. Wir kennen z. B. im Oſten nur 12 Tagraubvögel und 4 bis 5 Eulenarten, während wir

Zweihundert und fünfzig bewohnen die Dſtinſeln von

Celebes bis Neuguinea, der Ueberreſt findet ſich in den großen weſtlichen Inſeln , von denen Java , als das am meiſten erforſchte Land , allein mehr als 300 Arten zählt. Hinſichtlich der förperlichen Stärfe zeigen die Vögel gerade das

Gegentheil der Säugethiere, indem der größte Vogel des Archipels, der

Salangans, welche die eßbaren Neſter bauen , der Alcyon colaris, der

ſingende Staar u. ſ. w. Größer iſt noch die Zahl der Arten, wovon

im Weſten zwanzig beſondere Arten der erſten Familie und eilf Nacht: raubvögel fennen. Die drei großen Sunda-Inſeln enthalten 10 Arten

Calaos, Celebes hat nur zwei für fich ſelbſt, die Moluffen eine einzige

Cajuar , ausſchließlich dem öſtlichen Theile, nämlich von Neuguinea bis

mit Neuguinea gemeinſchaftlid); auf der Inſel Timor fehlt der Typus

Ceram , angehört. Auf den Sunda - Inſeln, wie in ganz Aſien, fehlt die

ganz.

Familie der Straußenvögel völlig. Zu demſelben öſtlichen Theil gehört auch noch das merkwürdige Geſchlecht der Maleo oder Megapoden, über welches der Neapolitaner Gemelli -Garreri und Valentyn bereits im An : fang des vorigen Jahrhunderts Nachrichten gegeben haben , die jedoch in die ornithologiſchen Schriften erſt in leßter Zeit aufgenommen wurden . 3hr Gebiet liegt zwiſchen den Philippinen, Neuguinea, Timor und Celebed, einem Grdſtrich, wo der Oſtmuſſon ſtürmiſch und regneriſch iſt. Dieſe Vögel zeichnen ſich durch die ſeltſame Gigenthümlich feit aus, daß fie weder

nur 5 dem öſtlichen Theil an, und nur zwei erſtrecken ſich von Celebet bis nach Neuguinea ; Timor beſigt eine eigene Art. Von ſechs befann

die Gier ſelbſt brüten, noch wie der Kufuf ſie andern Vögeln unterſchieben.

noch die Gattungen, welche in den weſtlichen Inſeln leben, jenſeits des Meridiane von Borneo bemerkt. Die beiden Stordarten ( leucocephala

Valentyn bemerkte idon , daß ſie ihre Eier in kleinen 34 bis 5 ' hohen, 204 bis 25 ' im Umfang haltenden Aufwürfen verbergen, und Neſter aus Sand und faulen Blättern bauen , wo ihre Eier, wie die der Krokodile, Schildkröten und anderer faltblütigen Thiere, durch die Sonnenhiße und die Gährung ausgebrütet werden . Id bemerkte mehrere dieſer (r: höhungen in den feuchten Wäldern der Weſtfuſte Neuguinea's, und meine amboineſiſchen Reiſegefährten erflärten dieſelben einſtimmig für Maleos Neſter. Nad ; den Andeutungen Goulds ſcheinen die Talegallen Neuhol lands ſich auf dieſelbe Weiſe fortzupflanzen . Celebes beſitzt den durch

die Schönheit ſeines Gefieders ausgezeichnetſten Maleo , der fich in er: .

wachſenem Zuſtande durch einen ſtarfen Vuckel hinter dem Kopf aus

zeichnet. Dieſe intereſſante Art dürfte vielleicht Veranlaſſung geben, eine neue Gruppe zu bilden. In demſelben Grbſtrich, den man auch das Gebiet der Sagopalmen

nennt, finden ſich die Loris mit buntem Gefieder und die weißen Caca dus. Celebes und Timor , und vielleicht Flores , find die weſtlichiten

Länder für dieſe beiden Papagaien-Arten. Die weſtlichen Inſeln beſigen inteß einige Arten von zwei andern Gruppen dieſer zahlreichen Familie, welche in der ganzen heißen Zone verbreitet iſt. Eine der auffallendſten

Grſcheinungen in der geographiſchen Verbreitung der Klettervögel iſt die Anweſenheit des Scythrops (Sc. Novæ Hollandiæe ) auf Celebes, wo er,

Von den 15 Suimangas ( Zuderfreſſer ) des Archipels gehören

ten Arachnotherien findet ſich nur eine im öſtlichen Archipel, nämlich in .

Neuguinea. Die Vögel , welche die engliſchen Naturforſcher von den Neftarinien unter dem beſondern Namen Mygomelen ( Honigſauger), mit

ſchwarzem und weißem Gefieder und ohne metalliſchen Glanz, getrennt haben, gehören im Gegentheil ausſchließlich Timor, Banda, Neuholland 11. ſ. w . an . Oben ſo wenig hat man ſämmtliche Arten Waſſervögel,

und capillata) gehören nur den Sunda - Inſeln und dem benachbarten Continent an . Da dieſe Thiere am liebſten ſich in Sümpfen und in den überſchwemmten Reisfeldern aufhalten , ſo erklärt ſich ihre ſeltene

Erſcheinung in den öſtlichen Inſelii , wo man wenig Neis baut, vou ſelbſt. Die großen und kleinen , weißen und grauen Reiher dagegen ſinden ſich allenthalben in größerer over fleinerer Zahl. Gben ſo iſt es mit einer guten Anzahl anderer Arten . Die großen Sunda - Inſeln ſind außerdem von einer großen Anzahl Vögel bewohnt, die nur ihnen und dem Continent angehören. Ich führe nur den åhrentragenden Pfau an , den man bis jetzt nur auf Java bemerkt hat, während ſein naher Verwandter, der gehaubte Pfau, den man im Orient ſeit dem höchſten Alterthum fennt, fich in Bengalen

und den benachbarten Ländern findet. Giner der merfwürdigſten Vögel, ſowohl was ſein Gefieder, als was ſeine Gewohnheiten betrifft, iſt der Pfaufaſan oder Kuwau, wie ihn die Malaien von Sumatra wegen ſeines ſcharfen Geſchreies nennen . Er bewohnt auch die Inſel Borneo und, ſo

viel man weiß, die Halbinſel Malacca nebſt Siam und Pegu. Es iſt dieß der furchtſamſte Vogel, den ich je ſah, und die Eingebornen behaupten, niemals ſey ein Ruwau mit einem Flintenſchuß getödtet worden . Das gegen fängt man ihn leicht lebendig , indem man im Gehölz , wo dic

wie man ſagt, von einigen Alfuraſtammen als Wetterverkündiger be:

Männchen die Weibchen verfolgen , an ſeinen Kampforten Solingen legt ;

trachtet wird. Ich habe ihn auf Timor nicht bemerkt, was für die geographiſche Zoologie fehr merkwürdig ift. Auf dieſer leßtern 3nſel

man zähmt ihn nur mit vieler Mühe. Hier fann ich auch die Zierde

zeigt ſich indeß ein beſondered Sphecotherium (Weſpenfreffer?) eine Gruppe, die ſonſt nur eine einzige Art von Neuholland umfaßte, die von der auf Timor nur durch die Größe fid unterſcheidet. Zuleßt muß ich hier noch die merkwürdigen grauen Vögel von den Gattungen Tropido: rhundus und Ptilori8 nennen, die ſich von Neuholland und Neuguinea bis Timor und Celebes ausdehnen , ohne ſich in den großen Sunda: Inſeln zu zeigen, wo ſie durch die Phyllornis von grasgrünem Gefieder erfest find.

Das find ſo ziemlich die am meiſten charafteriſtiſchen Vogeltypen

im öfilichen Archipel. In den öſlichſten Inſeln miſchen ſich die Erzeug: niſſe mehr und mehr mit den ſeltſamen Typen der auſtralaſiatiſchen Länder, wo ganz andere Pflanzen , ganz verſchiedene Thiere und eine

ganz andere Menſchenrace ſich zeigen. Hier fieht man die Promefilen (Evimachus, zu den Schwebvögeln mit Pfriemenſchnabeln gehörig) mit dem metallartig glänzenden Gefieder, die gefrönten Tauben, von denen

der Eichenwälder von Borneo , Sumatra und der Halbinſel Malacca, die Gattungen Cryptonyr, Euplocomus und den Spiegelpfau, die ſids durch ihr prächtiges Gefieder auszeichnen , nicht unerwähnt laſen. Mau findet auf Timor und Celebes , wie in den weſtlichen Inſeln , achte Hahnen , und namentlich den ſogenannten Banfiwahahn , der ſich dem unſrigen ſo ſehr nähert. Der Tiangegar (gallus furcatus) oder die

zweite javaniſche Art , die von den eigentlichen Hahnen einigermaßen !

Die Gingebornen fangen dieſen wilden Hahn mandmal lebendig , und ſperren ihn zu Hauthennen, um Baſtarde zu erzenigen, die manchmal das glänzend grünmetalliſche Oefie der von ihrem Vater erben , und bei den Großen des Landes ſehr ges abweicht , findet ſich nur auf Java .

daßt ſind , die fie oft mit 40 bis 60 fl. bezahlen. Sdließlich wollen wir noch das Gebiet mehrerer Arten beiber Welten bezeichnen , die fich nicht über die Gränzen von Borneo oder höchſtens Celebes hinaus ausdehnen, z. B. die Spedite, von denen man 16 Arten auf Java, Sumatra und Borneo, und eine einzige auf Celebes

man fürzlich eine zweite Art entdecte, die Paradiegvögel, audgezeichnet

findet, während in den Moluffen die Gattung fid ganz verliert. Die

durch einen eben ſo prachtvollen als mannichfachen Schmud und darum Göttervogel (manuk dewata) von den Moluffenkaufleuten genannt, und andere, teren Aufzählung hier unmöglich iſt.

Gurucus, die behenden Spechtmeiſen , die Bartvögel mit den mannich fachen lebendigen Farben und andere ſehr verbreitete Gruppen verlies ren ſich öſtlich von Borneo ganz. Wir gehen jeßt zu den Reptilien über.

Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung.

(Foiiſebung folgt.)

Verantwortlicher Nedacteur Dr. 68. W i denmann .

Das Ausla n d. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. r.

". 其 49. Eine merkwürdige Muſchelſammlung. Das Studium der Muſcheln , welche von den mannichfachen Formen der Mollusfen bewohnt werden , iſt einer der intereſſanteſten und anziehendſten Zweige der Naturgeſchichte, und beteus

tende Summen ſind oft aufgewendet worden , um fich ſeltene Stüde zu verſchaffen . Auf den erſten Anblic möchte e8 freis lich ſcheinen , daß eine Renntniß der Mudelformen vergleid )8weiſe von geringer Wichtigkeit ſey, erinnert man ſich aber , in

26 februar 1848.

Werty gibt, iſt der limſtand, daß mehrere Conchyliologen ihre Beidhreibungen nach Stücken gefertigt haben, die fich einzig und allein in dieſer Sammlung finden . Eine Zerſtreuung der Samm lung wäre Deshalb in wiſſenſchaftlicher Hinficht ein großer Ver luſt, ſo ſehr ſie auch dem Vortheil des Beſiger8 zu Statten fäme. Dieſer hat die Sammlung dem brittiſchen Muſeum an

geboten , und dieſes der Regierung den Anfauf derſelben zu 6000 Pi. St. vorgeſchlagen .

welcher Zahl ſie ſich im Dcean finden , daß verſchiedene Arten

verſchiedene Waſſertiefen bewohnen , daß ſie in der Vorzeit in nicht minderer Fülle vorhanden waren , und daß fie die bezeich nendſten Thierüberreſte in den verſchiedenen Erdichichten bilden ,

ſo erkennt man, daß die Bekanntſchaft mit ihren Formen gar

Die Berathung der Adreſſe in den franzöſiſchen Kammern . 2. Jn der Deputirtenkammer. ( Fortſeßung .)

manche praftiſche Anwendung erleitet, und Licht auf ſchwierige Probleme der Geologie wirft. In dieſer Beziehung darf man

barum zu thun war , ben Kampf möglichſt energiſch zu eröffnen,

eine Muſcheljammlung nicht ale ein Spielzeug für Kinder, fons

zeigt ſich aus dem umfunu, vad vi uugemeint zioturmun mit

dern als ein Mittel des Unterrichts in einem werthrollen Zweig

dem erſten Tage beſchloſſen war ; die Discuſſion über den erſten Paragraphen , welcher die Theurung beſprach, gab Veranlaſſung

Der Wiſſenſchaft betrachten .

Eine ber glänzendſten Muſchelſammlungen der Welt befinDet fich gegenwärtig im Beſit eines Privatmann in London , des Hrn . Cuming, und beſteht aus mehr als 19000 Arten oder beſtimmt bezeichneten Varietäten aus allen Theilen der Welt, und macht etwa 60000 Stücke aus . Alle ſind vollfommen gut

erhalten , und Prof. Dwen erklärte, „ keine Sammlung in Europa befiße auch nur die halbe Anzahl Arten , und wahr-

Wie ſehr e8 den Parteien , oder eigentlich der Oppoſition

zu ernſten nb nicht ungegründeten Vorwürfen gegen die Regies

rung, daß fie aus Saumſeligkeit nicht ſchon am Ende des Jah re8 1846 Maaßregeln gegen die Sheurung ergriffen habe ; bieß war jedoch unbedeutend im Verhältniß zu bem , was der zweite Paragraph brachte, welcher die Durchführung der öffentlichen Arbeiten und den Stand der Finanzen betraf. Was hier Leon Faucher und Laſteyrie vorbrachten , fann nur als Plänfelei ans

ſcheinlich finden ſich in den Nationalmuſeen von Paris und

geſelen werden , der eigentliche Angriff ward am folgenden Tage,

Wien faum ein Drittheil .“ Cuming hat nicht bloß durch Dublettentauſch ſeine Sammlung in mancher Weiſe bereichert, ſon-

Dem dritten , durch Achille Foulb eröffnet , der ſchon im vorigen Jahre die Bank- und Finanzverwaltung angegriffen hatte. Seine Bemerkungen treffen wieder denſelben Gegenſtand, und mit um

Dern iſt ſelbſt burch faſt alle Theile der bekannten Welt gereit,

um ſolche zuſammen zu bringen. Dadurd wurde er in den Stand geſeßt , auch allenthalben die Orte anzugeben wo die Muſcheln fich

ſo ſtärkerer Gewalt, als ihm der Verlauf des vorigen Jahrs Recht gegeben hatte. Hr. Achille Foulb iſt ein Gegner des

finden, und die Umſtände unter denen fie fich entwickeln . Dieß gibt der Sammlung einen Werth , den feine

Amortiſationsſyſtems, wie es gegenwärtig noch in Frankreich ausgeübt wird, d. 1. des Syſtems, wobei man fortwährend

andere in gleichem Maaße beſtßt. Für den Geologen und Paläontologen ſind dieſe Nachrichten von außerordentlichem Werth, indem die Verwandtſchaft im Bau der foſfilen init den noch vorhandenen Muſcheln Fin-

gerzeige über deren Gewohnheiten und Functionen gibt, die allein zu einer Erkenntniß führen können, unter welchen Umſtänden

manche Feldarten gebildet wurden . Nicht minder intereſſant iſt

bie Sammlung für den Phyfiologen, indem die meiſten Stücke nicht bloß Duplicate eines Feſondern Stadiums von Wachathum

Schul den heimzahlt, aber noch größere Schulden macht. Darum hat

er auch nichts dagegen einzuwenden , daß man die Summen ,

weldie die Amortiſationscaſſe nicht verwendet, weil die Fonds über Pari ſtehen , zu den außerordentlichen Ausgaben verwens

de, allein er ſtreitet, und gewiß mit Recht, das Verfahren an, andere als die fünftig nufbringenden Unternehmungen, wie die Eiſenbahnen, in dieſer Art zu fördern . So hat man Geſepe

oder Alter einer Art find, ſondern Theile einer Reihe, welche

über Hafenbauten , Verbeſſerungen der Strombetten , Fortſeßung der großen Straßen auch unter den außerordentlichen Arbeiten

den Stand der Muſchel in den verſchiebenen Stadien ihre Ents

mit inbegriffen, und eine Mafie von Ausgaben über einander

widlung darſtellen. Was der Sammlung noch einen beſondern

geſtapelt, deren Ende fich noch nicht leicht abſehen läßt. Wir

194 verſparen indeß die Bemerkungen über dieſen Stand der Dinge, biß wir an die Rede von Thiers und deren Replifen kommen, und heben aus Foulbs Rebe nur die Punkte heraus, worüber

ihm als Banquier zunächſt ein Urtheil zufommt. Dies berührt namentlich das neueſte Anleben , worüber wir

einige, aber noch ungenügende Aufichlüſſe erhalten. Der Minis ſter hatte von der Kammer Grmächtigung zu einem Anlehen

von 350 Millionen begehrt und erhalten, ſtatt deſſen ſchließt er nur ein Anlehen von 250 Millionen ab, und gewährt unge wöhnlich lange Zahlungstermine; zu gleicher Zeit hatte der

Miniſter von der Rammer Ermächtigung zur Ausgabe von 65 Mil. Schapfammerſcheinen begehrt , und am 25 November, 14

Tage nach dem Abſchluß des Anlehene, erſcheint eine Drbon nanz, welche ihn ermächtigt noch weitere 25 Millionen aus zugeben. Die unvermeibliche Schlußfolgerung Daraus iſt, daß er den Unternehmer des Anlehens nicht bewegen konnte, ſtär fere Terminzahlungen zu machen, und daß man das Geſammt anlehen von 350 Millionen nicht abſeßen konnte.

Der Minis

fter und der Banquier wagten alſo nicht den Plaß mit weitern 100 Mill. zu belaſten, obgleid, die Zahlungsfriſten über zwei Jahre laufen . Das wirft auf den Credit der Regierung einen ſehr ſchlimmen Schein,

der ſich auch alsbald in dem Stande

Der Fonds zeigte, denn gegenwärtig laſſen ſich die Privatpapiere vortheilhafter an der Börſe abſeßen als die Staatspapiere, wie

ſich ſchon aus dem Umſtande ergibt, daß die Bank ihren Diß conto auf 4 Procent herabſeßen konnte, während die Schapfam

merſcheine noch 4'2 geben . „Die ſdywebende Sduld, ſagt Foulb, in Concurrenz mit der fundirten, die ſchwebende Schuld zu einem höhern Zinsfuß ausgegeben, als die fundirte, das iſt ein ſo unregelmäßiger Stand der Dinge, daß er eine verberbliche Stö rung in die Elemente des Vertrauens und des Credits bringt. Dieje beiben Werthe müſſen im Verhältniß ſtehen , und ftroben aud unaufhörlich ſich mit einander ins Gleidygewicht zu ſeben. Iritt nun der Fall ein , daß die Zinſen der ſchwebenden Schuld

böher ſind als die Zinſen der Fonds, ſo geben die Capitaliſten

Verhältniß zum Preis , in un den ſie ihre 5procentizen Renter verkaufte, ein gutes Geſchäftchen machte, und man kann der Bank, wie der Miniſter meint , nicht verargen, daß ſie ihre Gelber vor theilhaft auzulegen ſucht. Ganz richtig, wenn die Bank eine bloße Privatanſtalt wäre, allein ſte iſt, man kann dieß gar nicht in Ab rede ſtellen, zugleich Staatsbank, ſte genießt ungebeure Privilegien , ſucht dieſe ſelbſt noch auszudehnen, ſie hat den ungeinein großen Vortheil, daß die Gelber bes Staate , die nicht gerade nöthig ſind, bis zur Verwendung bei ihr liegen bleiben , ſte muß manchmal dem Staat durch llebernahme ftarfer Summen von Schapfainmer: 1

ſcheinen unter die Arme greifen , alles bieß zeigt zur Genüge, Daß fie nicht bloße Privatanſtalt iſt, und die Rechte, rede der

Regierung über die Bank eingeräumt find, zeugen hinreichend dafür, daß die Banf zum Vortheil des Staat8 errichtet wurde. War es nun flug, der Bank zu geſtatten abermals eine Maſje

ron Renten zu faufen : der Miniſter ſagt ja, Hr. Fould ſagt nein . Bei der noch immer herrſchenden , ja noch im Steigen begriffenen europäiſchen Finanzfriſe, und bei dem Stand der Börſe in Paris , wo das Mißtrauen einzuniſten anfängt, iſt der Anfauf einer ſtarfen Maile Renten gewiß ein Fehler ; ſte

fonnte ſolche zwar mit ihren neu creirten 200 Fr. Sdyeinen Decken , allein dieß iſt nur ein Schein , denn um was ſie mehr Papier ausgibt, muß ſie ſich auch gefaßt halten, bei ſteigendem Geldbedürfniß mehr einlöſen zu müſſen . Was ør. Fould be weiſen wollte, hat er ohne Zweifel bewieſen, daß durch die bis

herige Finanzverwaltung und durch die übermäßigen außerordent lidyen Ausgaben ein Zuſtand des Mißtrauens gegen die Regies rung erzeugt worden ſei , welcher bei allenfalls eintretenden

Verwidlungen den Staat in die größte Verlegenbeit verlegen werbe und müſſe. ( Fortierung folgt. )

Beſchreibung von Orkney und Shetland. ( dub .)

wie Großbritannien in der ganzen Ausdehnung ſeiner von Kent bis nad aithne großentheils flach und und nac, Weſten immer höher anſchwilt, jo findet ſich Orkney nach einem geringern Maaßſtabe dieſelbe Bil

der erſtern den Vorzug und legen ihr Gelb nicht in den Fonds an , ber Crebit dieſer legtern muß taburdh nothwendigerireiſe leiben ." 68 ließen fich in Hinblick auf die Verhältniſſe in Gng

So Ditfüſte eben iſt auch in

land allerlei Gegenbemerfungen gegen Foulds Anſicht geltend maden , indeß für Frankreich und namentlich Paris iſt ſie ver

dung der Oberfläche, und die ganze Weſtküſte der Eilante be

muthlich ſehr ſtichhaltend, weil hier nicht der ungeheure Reich

thum wie in England iſt, und das Verhältniß der ſdwebenden

Schulb zur fundirten ſeit einigen Jahren ſich bedeutend vers ſchlimmert hat ; noch im 3. 1842 betrug die idwebende Sdulb etwa 230 Mill ., jeßt 630, mährend in England die ſchwebende Squlb ſelten ſtärker als zwiſchen 12 bis 18 Mil. Pf . ſchwankt. In dieſes Gebiet gehört auch der Vorwurf, den Fould und mit ihm viele andere der franzöſiſchen Bank machen, daß fie fich bei dem Anlehen von 250 Mill. betheiligt habe. Er wirft

dabei die ziemlich boshafte Frage auf, ob der Darleiher viel leicht die Mitwirkung der Banf verlangt hätte ? Das iſt, wenn man die langen Unterhandlungen erwägt, die bem Anleben vors angingen, gar nicht unwahrſcheinlich, und die Sache iſt immer

hin eine große Unvorſichtigkeit.

Im Anfang des vorigen Jahre

war die Bank in großer Noth um Geld, ſie mußte damals ihre Renten verpfänden , bis der ruſſiſche Kaiſer ihr höchſt unerwar

ſteht mit wenigen llnterbredungen aus einer Kette von Bergen, Deren höchſter Punkt, auf Hoy, jedoch nicht über 1500 bis 1600 Fuß erreicht. Die Küſten am Weltmeer ſind meiſtené hobe und ſdroffe Feljenfliffe, ſchrecklich finſter und für ein zaghaftes Ges müth grauenvoll, theils nod; ganz und ungebrochen und theile von

der vieltauſendjährigen furchtbaren Gewalt der Wogen und Winbe ungemein zerriſſen und mit zahlloſen Geſtaltungen von ungeheuren Klippenſäulen , Bogen und düſtern , unergründlichen

Grotten verſehen . Dieſe Bergfette iſt gegen Südweſt am höch ften, und läßt fich füglich als eine Fortſeßung der Berge von Strathnaver in Sutherland betrachten. Sie wird in ihrem Lauf nad; Norden immer niedriger und finft zuleßt wie in eine Fläche zuſammen . Die Höhe der Oberfläche des Landes an beis ben Seiten des Pentlandfirths iſt oft fich gleich, auch die Natur

und Ridstung der Felſen, nebſt dem Winkel, den ſie mit dem Kimming bilden, iſt gleichmäßig. Die hohen Vorgebirge Berey in Waes in Drkney und Dunnet in Caithneß, welche man als

teter Weiſe zur Hülfe fam ; jeft, nachdem faum ein Jahr ſeit

jener unerwarteten Hülfe verfloſſen , betheiligt ſich die Bank wie Der bei dem Anleben und fauft ſelbſt außerdem bedeutende Maſſen von Renten auf.

Man hat der Banf nadigerechnet, daß fie im

i In Furzem wird die Frage über Erueuerung der Bank von Bors deaur zur Sprache fommen , und dann wird ſich geigen , ob die Bank von

Franfreich auf ihrem Syſtem beharrt, alle ander großen Banfen neben fich unterdrücken zu wollen .

195

die Rinnbaden der Pentlandföhrde betrachten kann , bieten gleichartige Feldſchichten bar. Für die Annahme eines ehemaligen Zuſammenhanges aller

der Eilande von Drkney ſowohl unter einander ſelbſt als mit dem gegenüberliegenden Feſtland von Schottland find die

Gründe unumſtößlich, doch zu ihrer Trennung beburfte es des Feuers nicht, denn wenn die See Die harten Felſen Durchbohren

kann , ſo ift fte auch mächtig genug geweſen , zwiſchen den Eilan den die Sunde oder Föhrben zu graben, welche in der Urzeit die auß weidheren Beſtandtheilen beſtehenden Hauptthäler des

Continents von Drkney geweſen find. Die Berge, womit die Weſtſeite von Drkney umſäumt iſt, ſammt denen, welche das

Goon

fam und bei demſelben milden Klima zu Fuß von der Nordoſt ede Schottland nach der Nordweſtſpiße Cape Wrath reiste, melbeten die Zeitungen von ftarfem Froſt in Dänemark und

Deutſchland, und noch im April waren die däniſchen Häfen burdi Gis geſchloſſen . A18 eine beſondere Eigenthümlichkeit der Wits terung in Orkney erwähnt Barry bie gemeiniglich Mitte Junius auf 14 Lage und noch länger eintretende Winterfälte bei ftar fem und ſcharfem Nordwind und Gdynees und Hagelſchauern, was beſonders ben jungen Gewächſen nachtheilig iſt. Nach dieſer Periode läuft der Wind um , und warme Schauer folgen . Die Urſache iſt die Ablöſung der Eisfelber im nördlichen Polarmeer.

Vor ungefähr 90 Jahren führte zum Schrecken und Erſtaunen

Mainland durchkreuzen und die anbern Gilande einnehmen, außer den nörblichften , ſind ſelten einzeln und abgeſondert, ſon

der Drkney - Bewohner der Nordwind den ſogenannten ſchwarzen

dern laufen reihenweiſe fort mit kleinen Ihälern zwiſchen fic , Ginige

vom Hekla geweſen .'1 Gewitter ſind im Sommer ſelten, häufiger bonnert und blißt es im Winter bei Sturm, Regen, Hagel und

wenige find faſt ganz mit Grün bedeckt, die meiſten haben Korn

Schnee ; doch ſind die Donnerſchläge nicht ſo laut und erſchüts

felber und Graswieſen an ihrem Fuß, und ihre Wände find mit

Das ternd, und die Blige nicht ſo ſtrahlend, wie anderswo . Klima iſt hier nicht ſo veränderlich , wie in unſern Nordſeelän

und ihre Gipfel ſind gemeiniglich flach und gerundet.

Grad und Haibe zugleich bewachſen. Ein bedeutender Theil der Gilande beſteht aus Torfmooren , deren Beſtandtheile in niedrigem Boben ſchwarzer und dichter und von mehr fohlenartigem Ausſehen find, als an den Bergwanden ,

wo die Torfmaſie brauner und

ſchwammiger iſt, und daber leichter Feuer fängt und ſchnel ler serbrennt, aber nicht ſo gut beizt. Die größten Moorſtre

cken habe ich in der Lewis in den eigentlichen Hebriden und in Irland gefunden , und nirgenbe ſo guten Torf, als in der Lewis .

Die in Orkney Yarfa genannte, aus Torfſtoff und Klei oder Sand beſtehende ſchwarzfarbige Bodenart , welche die Näfſe an fich hålt und deſwegen für eine Urſache des feuchten Klima's gehalten wird, iſt dort ſo gewöhnlich, als jede andere. Da aber die Eilande aus Bergen und Thälern , Hoch- und Niederland ſowohl als aus Ebenen von beträchtlicher Ausbehnung beſtehen , ſo muß der Boden nothwendig ſehr verſchieden ſeyn. böher gelegenen iſt der Varfa - Grund am häufigſten , .

Den Fladlandſtrecken berrſcht Der ſandige vor. 3m allgemeinen find Sand, Rlei , Grand, ſanbiger Lebm, fleiiger ober thoniger Lehm , grandiger Lehm und Yarfa die Hauptbeſtandtheile des Bobeng der Drkneye . Dieſe verſchiedenen Bodenarten haben das mit einander gemein , daß fie alle Dünn oder flach und ſel ten über 1 bis 2 Fuß tief ſind, überbieß ohne eine zwiſchen

ſchichte auf dem feſten Fels liegen und mit ſehr wenigen Aus nahmen ſehr fruchtbar find. Hätte hier die Landwirthſchaft nur ſolche Fortſchritte gemacht, wie in Schottland. Was das Klima betrifft, ſo find die Südweſtwinde Die häufigſten und beftigſten

in Drkney und bringen auch die häufigſten und ſchwerſten Regen und die höchſten Fluthen.. Der Südoft weht hier ebenfalls häufig und ſogar ſturmartig. Während dieſe Winde, vor allen der Südweſt, vorherrſchen, ift öfter bides, dunkle8 und nebliges Wetter, bei nördlichen Winden aber gewöhnlich kaltes und trock nes , Windftille iſt ſelten ; die Regen ſind auf der Weſtfüfte am ftärfften.

Im Winter, wenn Schottland und England von Froſt

erſtarret und in Schnee begraben liegen, find entweder anhals tende oder häufig wieberkehrende Regen in Drfney gewöhnlicher. Schnee iſt hier ſeltner und weniger, aber bie Schneegeſtöber kommen heftig und gewöhnlich aus Nordweſt und Südoft. Der Schnee fann nur einige wenige Tage liegen, ohne zu ſchmelzen , was ich ſelbſt erfahren, und während damals Schneeftürme in England wütheten, und Reiſende und Fuhrwerfe begruben , hat ten wir in Drkney den Boden frei ; als ich aber von Orkney ber bei Ihauwetter im Monat Februar über den Pentlandfirth

Sonee über die See herüber ; man glaubt, es ſey Lava-Aſche

dern . Die Mittelhiße ſteigt bis zu 45 °, und die ganze Abwech ſelung zwiſchen den Grtremitäten der Winterfälte und der Som= merhige iſt von 25 bis zu 75° Fahrenh . Der Raum des Ba Daher benn in Folge dieſer gemäßigten rometers ift 3 Zoll. Natur der Witterung die ſeltnen umgebenden Krankheiten , die Fräftige Geſundheit der Bewohner und die häufigen Beiſpiele

langen Lebens. Es gibt in Orkney feine endemiſchen oder ein heimiſchen Krankheiten. -- Um alle Küften herum ift bas Land fichtbar in einer Weite von 10 Leagues und darüber, und zwar bei 52 Faben (312 Fuß) Waſſer. An Der Weſtküſte nur 1 League vom Lande hat man 40 und 50 Faden Liefe, an der Ditfüfte aber in derſelben Entfernung nicht über 32 Faben . Die Fluth fommt an den meiſten Drten aus Nordweſt, und der

Strom läuft zur Springzeit gewöhnlich zwiſchen den Eilanden 9 Miles die Stunde, im Sund von Weſtray ſchneller, und im Pentlandfirth 14 Miles. Schiffe aus allen Richtungen fönnen bei einiger Befanntſchaft zu jeder Zeit binnen laufen und leicht einen Hafen oder eine ſichere Rhebe erlangen, auch im ſtürmis Einen Theil des Jahres fann der Seemann ichen Wetter.

Nachts ungefähr eben ſo gut binnen laufen, ale bei Tage, denn während zweier Sommermonate ift bie Dämmerung in der Regel jo hell, daß man um Mitternacht ein Buch oder einen Brief

Auch im Winter bei Dunklem Mond iſt die seicht leſen kann. Nacht in Folge der Selle, bie bas Meer verbreitet, lange nicht ſo finſter, als z. B. im Innern Deutſchlands, und wenn Mond licht iſt, ſcheint der Mond in Drkney, was ich ſelbſt geſehen, viel heller und glänzender, als auf füblicheren Breitegraben im Binnenlande, die langen mondloſen Winternächte aber erhellt, außer dem Schein des Meeres, das Norblicht, welches ich nie ſo glänzend an unſern Friſenfüften geſehen habe, und welches im Herbſt, Winter und Frühling viel häufiger in Orkney als bei und erſcheint, nämlich faſt jede wolfenloſe Nacht.

Ericsſons Dampfmaſchine. So viel wir uns erinnern iſt ſchon vor 8 oder 10 Jahren von einer

bedeutenden Verbeſſerung der Dampfinaſchinen durch einen Hrn. Erics: ſon die Nede geweſen .

Es muß damals an der Sache noch ein bedeli:

tender Mangel geweſen ſeyn, denn fie verſcholl wieder, ießt aber bringt die Waſhington Union vom 5 Januar einen langen Bericht von einer

Commiſſion von Sachverſtändigen, die durch den Secretar des ameri ! Iſt befanntlich vor 2 Jahren wieder der Fall geweſen .

A.S.R.

196 faniſchen Sdaßam to niedergeießt wurde.

Bei der neuen Maſchine,

welche eine „ neue Aera in der Dampfſchifffahrt“ begründen ſoll, iſt ein Apparat , den man einen Verdampfer (Evaporator), und ein zweiter, den man den Verdichter niennt , paſſend zwiſchen der Maſchinerie an:

Secon

Ditfüſte Neuhollands bis nach Ceylon hin verbreitet , und die Meeti ſchildkröten bewohnen faſt alle Meere der heißen Zone. Nicht der gleiche Fall iſt es mit den Krokodilen, die ſich nie weit von den Rüſten entfernen, und oft in großen, langſam fließenden Strömen hinaufſchwim: Einige , wie die Gavials , wohnen ſelbſt im ſüßen Waſſer.

68

gebracht, ſo daß ſie wenig Naum einnehmen. Dadurch wird der Dampf,

men .

nachdem er ſeine Arbeit gethan hat, in Waſſer umgewandelt und wieder

gibt drei Arten eigentlicher Krokodile im indiſchen Archipel, wovon zwei

zu gehen ; da immer durch loſe Fugen etwas Dampf verloren geht,

zwei Rämmen (cr. biporcatus) fich auf allen Küjien (namentlich in den Häfen, den ruhigen Bayen nnd den Mündungen der großen Flüfſe) von Sumatra bis Neuguinea und dem Südmeer findet. Gine der intereſſan teſten Entdeckungen, welche ich während meiner legten Reiſe im 3. 1837

bis

ſo erſeßt der Verdampfer den Abgang aus dem Glement, in welchem das Schiff ſchwimmt, und von dieſer vermehrten Dampfzufuhr liefert der Verdichter jeden beliebigen Zufluß von ſüßem Waſſer. Das Ganze roll

vollſtändig ſeyn, und nachſtehende Reſultate gewähren . 1 ) Ein Dampf boot fann in die See gehen, und ſeine Neiſe vollenden , ohne das min deſte Salzwaſſer im Keſſel zu haben , wenn es mit ſüßem Waſſer aus

in den Niederungen des ſüdlichen Borneo zu machen Gelegenheit hatte,

fährt ; 2) es braucht feine Süßwaſſerpfannen , ſondern fann es nach

war ohne Widerſpruch die der Tomiſloma (T. Schlegelii), welche ſeite dem genau beſchrieben wurde. Dieß Thier bewohnt die großen Seen dieſer Inſel , nährt fich namentlich von Fiſchen und Tejus (Lacerta

Gefallen aus der See nehinen, ſo daß Raum für Feuerung erſpart wird.

Monitor), und iſt troß ſeiner ungeheuren Größe von 15 Fuß dene

3 ) Außer der nöthigen Menge Waſſer für den Refſel und die Küche

Menſchen gar nicht gefährlich. Die Malaien dieſer Inſel nennen es

fann ſüßes Waſſer in genügender Menge bereitet werden , daß jeder Mann an Bord ein Bad darin nehmen fönnte. 4) Man braucht das Feuer nie auszulöſchen, um den Keſſel von Salz oder Schlamm zu rei nigen, denn es kommt nie Salz oder Schlamm hinein. 5) Der Reſſel brauďt wenig oder feine Bewachung, denn iſt die Maſchinerie einmal im Gange, ſo thut ſie das Uebrige von ſelbſt und verſieht den Keſſel mit friſchem Waſſer. 6) Ein Fünftel des Brennmaterials wird erſpart werden, da die Hiße auf Platten wirft, die von aller Incruſtation mit Salz und Schlaum frei ſind , und das Waſſer aus dem Verdichter ſehr heiß in den Keſſel gepumpt wird. (Athen . 12 Februar.)

ſehr richtig huaja sapit, Krokodil mit der Zangenſchnauze. Dieſer große Saurier, welcher fich von den eigentlichen Profodilen durch die Bildung ſeines Kopfes und ſeine Gewohnheiten unterſcheidet , und

dem Gavial des Ganges nahe ſieht, iſt deſſen Repräſentant im indiſchen Archipel, und ein ſehr charakteriſtiſches Thier für dieſen Theil der Welt. In der Familie der Eidechſen fann man als Typen für dieſe In ſeln nur die Gattungen Tachydrom und Tropidoſaurus anführen , von denen jede einen einzigen Repräſentanten hat , den ich ſonſt in feinem andern Lande fand.

Die fleinen Drachen ( Draco) dehnen fich von

Sumatra und Java gegen Diten bis Timor und Amboina aus ; die Tejus, Calotes , Gedod , die Warang finden ſich in allen Inſeln des

Ueber die Boologie des indiſchen Archipels. (Fortſepung . )

In einer Weltgegend, wo die beiden mächtigen Lebensfräfte, Wärme

und Feuchtigkeit, welche auf dieſe Claſſe der Thiere einen ſo gewaltigen in einer ſolchen Gegend

influß ausüben, in ſolcher Fülle fich finden ,

fann man zum voraus eine ungeheure Menge Amphibien erwarten . Es ideint auch wirklich , daß es in der ganzen Welt fein Land gibt , das tropiſche Südamerika vielleicht ausgenommen , das in dieſer Beziehung mit dem indiſden Archipel fich vergleichen läßt. Wir kennen bis jest beinahe 160 Reptilien , welche ſomit den ſechsten Theil aller bis jest

Archipels bis Neuguinea und zum Theil noch weiter. Mehrere beſchrän fen ſich auf eine einzige Inſel, oder auf einige Inſeln, was namentlich mit den Caloten , Drachen , zum Theil auch mit den Warans der Fall iſt; andere dagegen haben ein ſehr weites Gebiet. Die Waran -Arten , welche in Indien unſere Gidechſen repräſentireli , bilden von allen Sau: riern , die hier fich finden , daß an Arten und Individuen reichſte Gefdlecht. Wir kennen bereits 15 oder 16 im indiſden Archipel. Die meiſter:

Und doch hat dieſer Theil der neuen Welt eine weit größere Austehuung,

trifft man in Neuguinea. Wegen der natürlichen Verwandtſchaften er: wähne ich noch die waranartigen Wurmformen von der Gattung Acon tias und die wurmförmigen Schlangen von der Gattung Typhlops. Von dieſen trägen Reptilien hat faſt jede Inſel mir eine andere Art geliefert, im ganzen 5 oder 6 , die ich auf Sumatra, Java, Borneo, Timor und Neuguinea fand. Die leßtere Inſel liefert den kleinen ge panzerten Saurier, den ich früher ſchon unter dem Namen Centroplites

als alle die indiſchen Inſeln zuſammengenommen.

erwähnte, ein Thier, das in Südafrifa unter den Zonuren ſeine Ver

beidhriebenen Arten bilden. Die Hälfte davon beſteht aus Schlangen, einer Ordnung, von der die Antillen nur 25 , Guiana 50 , und dieſe .

Länder mit Braſilien und Paraguay zuſammen nur 80 Arten liefern .

Die Vertheilung der Neptilien in den Inſeln des indiſchen Archi

wandte hat.

Dieß durch große und ſtarfe fnochige Stacheln , die den

peld bietet mehrere inerkwürdige Erſcheinungen dar. Die Verſchiedenheit

Rüden deden und einen ſehr harten Kopf ausgezeichnete Thier fieht

in der Zahl der Arten dieſer Claſe zwiſchen den weſtlichen und öſtlichen Inſeln fdorint weit minder groß, als bei den Vögeln und Säugethieren. Im öſtlichen Theile , Peuguinea , Celebes und Timor mit inbegriffen,

aus wie ein Krofodil im

jählt man 70 bis 80 Arten von Reptilien , die andere Hälfte enthält deren 120 ; beide Hälften haben viele Arten miteinander gemein , was namentlich auf Celebes auffällt, wo ſich meiſt nur dieſelben Arten finden, die man auch auf Borneo, Sumatra und zum Theil auf Java bemerkte,

Kleinen ,

et bewohnt die ſchattigen und

feuchten Stellen in den Urwäldern . Ein anderes merkwürdiges und eben fo dharakteriſtiſches Thier der Moluffen iſt der Rammleguan (histiurus) von Amboina, über den ſchon Valentyn vor mehr als einem

Jahrhundert ziemlich genaue Nachrichten gegeben hat. Die Zahl der befannten Saurier im Archipel beträgt jeßt 45 Arten. Nicht minder reich iſt er an Süßwaſſerſdildkröten. Wir fennen

einige andere ausgenommen , welche Amboina und die Weſtfüfte Guinea's

bereits ſieben Arten der Gattung Emye , wovon eine einzige, Emys

gleichfalls bewohnen. Die Moluffen fnüpfen durch ihre faltblütigen Wirbelthiere weit mehr nocy ale durch die andern Thierclaſſen , die Inſel Celebes an Neuguinea , doch haben ſie, wie auch dieß lektere Wunderland , einige beſondere Typen .

Couro, fid; ven Java über Borneo und Celebes nach Amboina erſtreckt, während die ſech andern ſich auf den großen weſtlichen Sunda - Inſeln

In der folgenden lleberſicht werde ich mich , wie bei den Säuge:

thieren , nid ) t mit denjenigen Thieren beſchäftigen, welche , wie die Schildkröten und Meerſchlangen, ausſchließlich im Meere leben , weil fie einerſeits fiets dem Auge umſichtbar find , und ſomit feineswegs zur Phyſiognomie des Landes beitragen , während ſie auf der andern Seite

ein Clement berühren, das ihrer geographiſchen Vertheilung fein unmit telbareg Hinderniß entgegenſeßt. Mehrere Seeſchlangen ſind von der Verlag der 3. G. Cotta'idhen Buchhandlung.

finden. Gben ſo iſt es mit zwei Arten weicher Schildkröten (Trionyx). Eine Landſchildfröte iſt und befannt von Sumatra , und eine andere

nelle Art von Gilolo , aber weder Timor nod Neuguinea haben eine einzige von den drei erwähnten Schildkrötengattungen . ( Schluß folgt. )

Die franzöſiſche trante atlantiſde Dampfſchifffahrt roll nach engliſchen Blättern ( 16 Februar. Shipp. Gaz.) in der kurzen Zeit ihres Beſtehens einen Verluſt von 2 Millionen Fr. erlitten haben, ſo daß die Regierung jeßt den ganzen Dienſt umgeſtalten wolle. Verantwortlicher Redacteur Dr. Gr. Widenm a nn .

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. u". 50 . 28 Februar 1848.

Ueber die geologiſche Beſchaffenheit von Uordamerika.

enthält, die ihre Wurzeln noch beſigen, unb in aufrechter Stels

II.

lung in verſchiedener Höhe begraben find. Sie beweiſen die frühere Eriſtenz von Süßwaſſermoråſten , die mit Bäumen bes decft waren , und über die der Mijftfippi nach Ueberſchwemmun gen Niederſchläge abſeßte, wodurch der Boden allmählich erhöht wurde . Eine dieſer Audgrabungen , die für eine Gasanſtalt ges macht wurde, hatte eine Tiefe von 18 Fuß erreicht, und da ihre Stelle nur 9 Fuß über dem Meere liegt, ſo ergibt fich aus den

Zu den allerjüngſten Bildungen in Nordamerifa gehört das

Delta Des Miffifippi, das hier um ſo mehr mit einigen Worten erwähnt werden ſoll, ale ſeine Bildung einen Begriff von der unermeßlichen Zeit geben fann, die nur zum Werben einzelner Formationen , um wie viel mehr zur Bildung der jebigen Bes ſchaffenheit der Erdrinde erforderlich war. Es wird dadurch Dem allgemeinen Vorurtheil über das Alter der Schöpfung bes gegnet, ein Gegenſtand, in welchem die Anſichten unbefangener Naturforſcher ſo ſehr von dem Hergebrachten und Traditionellen

unterſten der aufrechten Baumſtämme , daß das Land auf dem fte wuchſen , ungefähr 9 Fuß unter den Meeresſpiegel geſunken iſt. Auch weit hinauf an den ſteilen Ufern des Mifftfippi be

abweichen .

merft man bei nieterem Waſſerſtande gewöhnlich brei Reihen

Das Delta Des Militſippi iſt jene große Aluvialebene, die

ſüblich von dem Nebenfluſſe liegt, welcher Atchafalaya genannt wird. Dasſelbe hat eine Ausdehnung von etwa 3500 Quadratmeilen , und erhebt fid von einigen Zoll bis zu zehn Fuß über ben

Spiegel des Meeres.

Der größere Theil davon erſtrect fich

über die Küſte hinaus in den Golf von Merico.

Weiter nach

Norden, bis zum Vorgebirge Girardeau in Miſſouri, oberhalb der Einmündung des Ohio, tragen die Fladen Flußufer den ſelben Charakter und begreifen einen Flächenraum von 4000 Quadratmeilen . Die Breite von Oſten nach Weſten iſt ſehr verſchieden : an ſeineun nördlichen Ende, an der Mündung des Chio, ift es beinahe 13 Deutſche Meilen breit, in Memphis 8,

an der Mündung des weißen Fluſſes 20, und zieht ſich weiter ſüblich am „ Großen Golf" wieder auf 8 Meilen zuſammen . Von dem Meere bis nach der Einmündung des Dhio hin , eine Entfernung von 200 Meilen den Krümmungen des Fluſſes nach

gerechnet, erheben fid Delta unb Alluvialboben nur ſehr alls mählich, und zwar liegt fie am legtern Arte nur 200 Fuß über

von Bäumen übereinander, die alle in ihrer natürlichen Lage ſtehen und noch ihre Wurzeln haben , woraus hervorgeht, daß

der Fluß in der häufigen Veränderung ſeines Bette& fic einen Weg durch alte Moräſte eröffnet, in welchen die Bäume einft wuchſen , und wo ſich allmählig das Alluvium anhäuft. Auch das alte verlaſſene Flußbett, deſſen Ufer 15 Fuß über die ber nachbarten Niederungen erhoben find, beweißt die häufige Ver änderung des Hauptſtrombetts. 3n demſelben Schluß kommt man ebenfalls Durch gewiſſe halbmondförmige Seren, die meha rere Meilen lang und oft mehr als eine Viertelſtunde breit

find. Dieſe waren einſt große Krümmungen des Fluſſes, find aber jeßt oft weit von ihm entfernt. Hieraus läßt fich wohl erklären , warum große Städte an den und niß dem

unmittelbaren Ufern des Miſfifippi nicht entſtehen können , welchen Contraſt bie belebte Dampfſchifffahrt mit der Wilds bildet, die fich auf Hunderte von Meilen auf beiden Seiten Auge Darbietet.

dem Golf von Merico.

Ein Sinfen des Landes iſt in jenen Gegenden nichts Auf fallendes. Bei den mehrere Monate anbauernden Erberſchüttes

An den Mündungen des Fluſſe finden fich ausgedehnte, mit Rohr bewachſene Schlammbänke : eine ungeheure Maſſe von

rungen von Neumakrib im Jahre 1812 fenfte fich im Staate

Treibholz verſtopft wie bekannt die Kanäle , die dieſe Bänke

Land heißt.

Durchſchneiden , endlich erſtreckt ſich eine lange, fdmale lands

nach Süben und 8 Meilen von Often nach Weften.

Miſſouri und Arkanſas ein Diſtrict, der jeßt noch das geſunkene Er erſtrect fich ungefähr 18 Meilen von Norben

Dort

zunge, die an den Ufern des großen Fluſjes gebildet wird, zwi- | ſtehen viele abgeſtorbene Bäume aufrecht in den Sümpfen ; die ſchen Neuorleans und der Lootſenſtation Balize. Manhat mitunter geglaubt, daß das Vorrüden der legtern ſehr raſch vor ſich ginge ; wenn man aber Karten dieſer Gegend vergleicht, die ror 120 Jahren von Charlevoir heraubgegeben wurden, ſo ers

meiſten ſind umgeſtürzt . Selbſt auf dem trockenen Boden in der Nachbarſchaft find alle Bäume entlaubt, die älter find als

gibt fich, daß das Vorrücken im Lauf eines Jahrhunderte nicht

Ein Dr. Pebbel in Neuorleans hat nachgewieſen , daß die mittlere Menge des Niederſchlage im Fluſſe 1245 dee Waffer8 an Gewicht, oder ungefähr 45000 an Volumen beträgt . Nach

mehr al8 eine halbe Meile betragen hat. Aulgrabungen in Neuorleans haben dargethan, daß der Boden Daſelbſt aus fris nem Thon oder Schlamm befteht, und unzählige Baumſtämme

1811 ; man glaubt, daß fie durch das Auflodern ihrer Wurs zeln nach wiederholten Erderſchütterungen abſtarben .

Dieſen Angaben, nach der mittlern Breite, Tiefe und Schnellige

198 feit de & Flufies kann man die mittlere jährliche Waſſerinenge berechnen, die er ins Meer ergießt.

Lyell nimmt nach der Liefe Del Golfe von Merico, zwiſchen der füblichen Spiße von Florida und Balize, die im Durch ſchnitt 100 Faben beträgt, für die wahrſcheinliche Mächtigkeit der Schlamm- und Sandablagerungen in dem Delta 528 Fuß an .

Da der Flächenraum del Delta ungefähr 3500 Duadrats

müſſen auch die Knochen ausgeſtorbener Thiere im Big Bone Lick Gergeleitet werden . Dieſer leştere liegt in einem von dem Big Bone Creef durchſtrömten Thale, das von Plateaur begränzt

wird, die aus einem Mergelfalfſtein beſtehen , der zur filuriſchen Formation gehört . 68 find zwei Salzquellen vorhanden , die aus Sümpfen entſpringen, von denen der eine etwa 15 Morgen groß iſt , aber früher , ehe der Wald ausgerottet wurde, viel Der Moraſt, wo die Quellen entſpringen , iſt 10

meilen beträgt und die Menge feſter Materie, die jährlich vom

größer war.

Fluſſe herabgebracht wird, 3,702,758,000 Kubiffuß, ſo müſſen

weich, daß man eine Stange viele Elen tief ſenkrecht einſtoßen

67,000 Jahre für die Bildung Dee Ganzen nothwendig geweſen

kann .

ſeyn , und wenn das Aluvium der Ebene oberhalb 264 Fuß

das noch in viel ausgedehnterem Grabe der Fall geweſen ſeyn . Denn noch jept ſteht man Pfade die etwa 3—4 Ellen breit find, und die von den Fußſpuren der früher hier fo häufigen Biſam ochſen herrühren und fich mehrere Meilen weit durch den Wald ziehen . Seit der Zeit, als die ausgeſtorbenen Vierfüßler die Ufer des Ohio und ſeiner Nebenflüſſe bewohnten , ſcheint die

oder halb ſo did, wie das des Delta ift, ſo waren 33,500 Jahre mehr für ſeine Anhäufung nöthig , ſelbſt wenn ſein Flächen

inhalt nur bem deß Delta gleich geredynet wird, während er in

der Wirklichkeit größer iſt. Das Treibholz hat zwar dieſe Ab lagerung etwas beſchleunigt, indem fte fich in den Zwiſchen räumen leichter abfeßte, indefien fand auf der andern Geite auch ein großer Verluſt ftatt, da viel Schlamm weit über das

Noch ießt fommen Shiere barin um /, und früher muß

Gegend ohne bedeutende Veränderung geblieben zu ſeyn. (Schlus folgt . )

Delta hinausgeführt wurde und ſelbſt in den Bereich des Golf ſtromes fam . Was iſt aber die ganze Zeit , in welcher der

Die Berathung der Adreſſe in den franzöſiſchen

Miſſiſippi Schlamm mit fich führte , im Vergleich zu der, in welcher die Vorſprünge und Böſchungen des großen Thales ge bildet wurden, die 50 bis 250 Fuß hoch find, und einer etwas

2. Jn der Deputirtenkammer.

/

Kammern.

ältern Zeit angehören, aber doch nur aus Lehm beſtehen , welcher

( Fortſeßung .)

Arten von Land- und Süßwaſſermuſcheln enthält, die noch das

ſelbe Land bewohnen . Mit dieſen Verſteinerungen , die in einer dem Löß des Rheing ähnlichen Ablagerung vorkommen , finden

Wenn der Bankier Fould mehr nur die Börſen- und Marftverhältniſſe heraushob , ſo ging Thier8 tiefer auf die all gemeinen Zuſtände ein , von denen dann Börſen- und Markts

fich Knochen des Maſtodon, Des Elephanten , bes Tapirs, des Mylobon, ferner eine Art Pferb, Dch8 uud andere Säugethiere,

verhältniſſe nur der Ausbrud ſind. Wir werden nicht in eine Maſſe von Zahlen eingehen, die verhältnißmäßig unbedeutend

die größentheile zu erloſchenen Thieren gehören . Dieſer Lehm überlagert iu Viceburg und an andern Orten die Gocen- oder

find, ſondern heben nur den allgemeinen Punft heraus, daß

untern Tertiärſchichten, und dieſe leßtern ruhen auf der Kreides

beiben auf einander folgenden Miniſter bas ordentliche Budget, das in den legten Jahren eine außerordentliche Zunahme von jährlich etwa 40 Millionen erfahren und auf 1380 bis 1400 Millionen angewachſen iſt, nur durch die Zuſchüſſe aus der Amortiſationecaſje gebeft wurde, und daß man die außerortents

formation. Der Zeuglodon , das rieſenhafte, ſeehundartige Thier,

das von ørn. Roch aus Alabama mitgebracht , fürzlich für das Muſeum von Berlin erworben wurde , gehört den genannten eocenen Tertiärſchichten an , wie die Halyanaſia oder Dugong artigen Thiere Europa's am Rhein und in Frankreich eben falls nur in den gleichen Tertiärſchichten vorfommen . Wenn man einen Durchſchnitt von Videburg nach Darier, durch die Staaten Mifftfippi, Alabama und Georgien macht, ſo erfennt man leicht die Ueberlagerung des neuern Lehms auf den Ter tiärſchichten und dieſer auf der Kreide, welche die Reſte des Moſa faurus und anderer Reptilien enthält, ſo wie die Lagerung der Kreibe auf der Steinkohlenformation von Alabama.

Zu den Alluvialbildungen gehören auch die aus Lehm und Kies beſtehenden Terraſſen am Dhio , auf denen Cincinnati er baut iſt. Eben ſo die große fnochenführende Salzlece (Big Bone lick ), die als Grabſtätte einer ungeheuren Menge unters gegangener Vierfüßler ſo befannt geworden iſt. Wie ſchon früher die amerifaniſden Geologen , ſpäter Lyell und ganz kürzlich Agaſſtz bewieſen haben, haben mehrere von jenen großen Thieren, namentlich Maftobonten, noch zu einer Zeit gelebt, als ſchon der

Menſch in dieſem Lande eriftirte. Es gibt in Amerika viele folcher Led8, womit man alle Pläße bezeichnet , an welchem Salz quellen entſpringen und die deßhalb häufig von Ihieren aller Art beſucht werden , die mit Begierde Das Salz leden , das in der trodenen Jahreszeit fich auch zuweilen in Kruften auf der Dberfläche cryſtallifirt hat. Sehr oft ſind dieſe Quellen von Sümpfen umgeben , in welchen die Thiere einſinfen und begra ben werden , und von ſolchen auf dieſe Art verſunfenen Thieren

bis auf dieſes Jahr trop entgegenſtehender Verſicherungen der

lichen Audgaben nur durch Vermehrung der ſogenannten ſchwe benden Schuld, durch Schaffammerſcheine und Anleben gedeckt hat, ſo daß nur, wenn alle Vorausberechnungen richtig eins treffen, und gar kein ungewöhnliches Ereigniß erfolgt, vom Jahr 1849 an die außerordentlichen Ausgaben durch die Zuſchüſſe aus der Amortiſationgcaſſe gebeft werden fönnen. Die ſchwes bende Sdulb wird am Ende dieſes und des nächſten Jahrs zwiſchen 700 und 800 Millionen fich halten, ſchon um 100 ober 200 Mill . mehr ale man der Klugheit gemäß aus dieſer außerordentlichen Quelle ſchöpfen ſollte. Der Staat hat außer bem noch jährlich 150 Millionen außerordentliche Arbeiten, nas mentlich Eiſenbahnen , zu bauen, und die Compagnien haben ungefähr eine gleiche Summe zuzuſchießen . So werden alſo dem Publicum jährlich durch mächtige Schuldner 300 Millionen entzogen, und daher die financielle Kriſe, welche fich in den 3n buſtrien bemerklich macht. Die Miniſter und einige andere Ber:

ſonen meinten, dieß werde aus den Erſparungen des Publicum8 entnommen , allein ſo wenig als das weit reichere England die ungeheuren Au @gaben mit den laufenden Erſparungen beſtreiten fann , ſo wenig fann es Frankreich. Das iſt eine Thatſache, die jest nicht mehr wohl zu beſtreiten iſt.

Die nächſte Folge davon iſt die Grhöhung des Zindfußes , oder wenn man nur Renten verkauft, das Fallen der Rente, ſo

Daß der Staat beim Verfanf Derſelben nur verlieren kann. Das

199

legte Anlehen iſt zu 75,25 an die Unternehmer abgegeben wor-

haben Theil an dem Compagnieunweſen und all die Nachtheile,

den, das vorige zu 84,75. Die IInternehmer des vorigen haben

die bereits daraus hergefloffen find unb ferner noch daraus ber

entſchieden Verlufte daran erlitten , und dieſelben Unternehmer,

fließen werben, fallen beiden zur Laft.

Mothſchild an der Spiße, werden auch an dieſem Anlehen Vers luft erleiden . Die natürliche Folge iſt, daß ſolche Anlehen mit der Zeit durchaus unthunlich werden . Die europäiſche Finanzfriſe, hervorgerufen durch die Eiſenbahnen und verſtärkt durch Sheurung und politiſche Einflüſſe muß den Werth Ded Gelbes fteigern, und da die Bedürfniſſe der Staaten zum Bau von Eiſenbahnen noch keinewege zu Ende find, und die politiſchen

nicht erſt ſeit Guizot und Duchatel am Ruder find, ſondern ſeit nahezu 20 Jahren in Abhängigkeit von den Banquiers ge bracht, und dieſe Abhängigkeit, wo beibe burch ihre Intereſſen an einander gefeſſelt find, wird beiden mehr oder minder ver

Verhältniſſe fich immer berworrener geſtalten, ſo laßt fich ohne

Mübe berechnen , daß das bisherige Anlebenweſen in England und Frankreich, namentlich aber in legterem Lande, wo es mit

Die Itegierung hat fich,

berblich werden, bis Frankreich fein jeßiges Finanzſyſtem abs

ſchüttelt und durch Hinwegräumung des alten Wuftes von Amor tiſſement und Schulbenmacherei in Einem Athem ſeine Freiheit wieder gewinnt, ſo daß es Anlehen am Gelbmarft nach dem Tagespreiß machen kann , und nicht mehr um ein Drittel oder ein Viertel mehr Capital berſchreibt

al8 e8 Gelb empfängt.

habe ich die fähigſten und berühmteſten Finanzmänner dieſe

Go lange dieſe Iubenwirthſchaft Dauert, wird das franzöftiche Finanzweſen, das feinelwege in rathloſer Verwirrung iſt, wie manche es dargeſtellt haben, frånfeln , bis es zu einer wohl

Frage beſprechen hören und alle haben erklärt, daß man nicht

thätigen, freilich aber wahrſcheinlich ſchmerzhaften Kriſe gelangt.

ohne Nachtheil 100 Millionen jährlich entlehnen fönne ; jeßt bei

Muß dieſe Kriſe nicht fommen ? Das iſt die Frage, welche von den einen bejaht, von den andern verneint wird : Die Res

andern falſchen Maaßregeln verbunden iſt, fich erſchöpfen muß.

Das iſt der Sinn, wenn Thiers erklärt : „vor dreißig Jahren

einer ſchwebenden Schulb, wie ich fie oben erwähnte, will man durch den Staat und die Compagnien 300 Millionen entlehnen laſſen . Das ſoll mehrere Jahre fortbauern . Angenommen der Friebe, den der Miniſter ſeiner Angabe zufolge in der Hand bat, werde nicht geſtört, ſo iſt das eure lage für mehrere Jahre hinaus.

3hr fragt, weßhalb ſeit 18 Monaten alle Fonde fins

ken, warum fte, wenn man ihnen eine augenblicklich günſtige

gierung hat ſeit acht Jahren aus dem Amortiſationsfond 650

Millionen entnommen und durch Anlehen 600 Mill. aufgebracht, alſo jährlich eine Mehrausgabe von 150 Millionen über alle Einkünfte hinaus ; fie bat ferner ihre ſchwebende Schuld um

400 Mill. vermehrt, macht gleichfalls eine jährliche Mehraugs gabe von 50, zuſammen alſo 200 Millionen .

Noch find dieſe

Dpfer nicht zu Ende, noch müſſen vom Staat und von den talien find durch den Mißbrauch, den man von ihnen gemacht | Compagnien in den nächſten vier Jahren über eine Milliarde, hat, ſelten geworden ; fte fehlen , nicht bloß für die öffentlichen vielleicht 1500 Mil . aufgebracht werden ; iſt dieß ohne weſents Arbeiten, ſondern für die Geſellſchaft überhaupt und die Ins liche Störung deß Credit8 möglich ? Die Rede Duchatelé ſelbſt, duſtrie. Man wollte alles auf einmal machen ; Dazu habt ihr in manch anderer Beziehung ſo roſenfarb, daß er es für leicht nicht die Macht, ſo groß auch Eure Zuverſicht ſeyn mag, denn erklärt jährlich 300 Mill. über die gewöhnlichen Bedürfniſſe ihr habt nicht die Macht, die Natur der Dinge zu ändern .“ des Staat8 und der Geſellſchaft aufzubringen, läßt die Beſorg Das läßt fich nicht bloß auf Frankreich anwenden , das gilt von niſſe nur allzu deutlich durchblicken . Wir führen dieſe Umſtände England und von Deutſchland in gleicher Weiſe. Die Eiſens bloß an als eine durch die jüngſten Rammerverhandlungen con bahnbauten haben in Nordamerika eine furchtbare Finanzkriſe ftatirte Shatſache, nicht als eine ſpecielle Anklage gegen das herbeigeführt, und werden fie mit jedem Lage in Europa mehr Miniſterium , denn in allen weſentlichen Punkten des bie jeßt herbeiführen. Durch die Theurung iſt die Sache nur mehr eingehaltenen Verfahrens haben beide Theile, Regierung und Oppo zur Deffentlichkeit gelangt, und die ſteigenben politiſchen Vers fition , gleiche Schulb. Thier8 zeigt ft als nicht vertrauens wirrungen drohen aus dem chroniſchen Uebel ein acutes zu machen. voll, Duchatel und das Miniſterium ſind zuverſichtlich, das iſt der Die Entgegnung des Miniſters in Betreff dieſe8 Punktes einzige Unterſchieb ; aber eben dieſer Unterſchieb iſt inſofern bes Nachricht gibt, nicht ſteigen .

Hier liegt bie Urſache : bie Capis

iſt nicht ohne Bedeutung, aber fte benimmt der Gefährlichkeit

deutend, als er zeigt, daß Thiers die Zeit für gefommen hält,

der Lage nicht . „Wir haben ſeit einigen Jahren ein großes Gyſtem öffentlicher Arbeiten unternommen ; wir haben uns zur Verausgabung bedeutender Summen anbeiſchig gemacht ; wir haben dieß mit allgemeiner Zuſtimmung gethan , nehmen aber die Verantwortlichkeit allein über uns . Wenn England und Deutſchland fich mit Eiſenbahnen bebeden , wenn man in Deutſch land Waaren und Soldaten von Berlin an den Rhein, von

wo man eine andere Bahn einſchlagen muß, wenn man nicht vom Strudel fortgeriſſen werden wil.

Wien nach Berlin, von Wien nach Trieft mit ftaunen @werther

(Schluß folgt.)

Gold in Borneo. (Sarawak ; ils Inkabitanls etc. By H. Low. )

Das Gold findet ſich in dreierlei verſchiedener Weiſe: in den Spalten

der Ralffelſen , im Aluvialboden , und im Sand und Kies der Flüſſe,

Geſchwindigfeit ſenden fann, ſo fonnte Frankreich nicht zurüdbleiben . Wir haben nie geglaubt, daß die Unternehmung ohne

namentlich an dem weſtlichen und ſüblichen Theil der Inſel , aber im Norden nirgende in großer Menge. In Sarawak , Sambas , Sango und Banjer ſcheint es ſich in der größten Menge zu finden . In den

Schwierigkeit, ohne Gefahr rey ; wir waren der Anſicht, eine

Spalten der Kalffelſen wird es von den Malaien bearbeitet.

ſolche Unternehmung erfordere nicht bloß Dpfer und lange Ans Arengungen , ſondern die Umſtände fönnten auch ſchwieriger werden, die Regierung und die Kammer in Verlegenheit ges rathen, wir haben ſtets hieran gedacht, und uns feine 3uuſtos nen darüber gemacht." In ſo weit fann man ſagen , find Dppos fition und Regierung einig ; fte find eß aber auch noch in einem antern Punkte : fie find beide theilhaft der Schulb, inſofern das

ießige Finanzſyſtem betheiligt iſt ; Dppoſition und Regierung

An einer

Stelle -landeinwärts von dem Fluſſe iſt ein Drt Batta Raladi, in deſſen Náhe ſich ein Kalfſteinhügel von etwa 200 Fuß Höhe findet, deſſen

Oberfläche, wie alle Ralffteinfelſen der Inſel, vom Waſſer ſehr zerriſſen iſt, ſo daß die Rämme ſehr ſcarf hervorſtehen, und man fich wohl hüten

muß , darüber hin zu fallen. Zwiſchen dieſen Kämmen ſind ſehr kleine .

Löcher, von denen einige 40 Fuß und darüber in den Berg hineingehen.

Die einzige Schwierigkeit iſt, die Deffnung groß genug zu machen , daß der Minenarbeiter hinein fann ; iſt dieß geſchehen , ſo fann er leicht hinabſteigen , weil die Deffnung fich zur Höhle erweitert. Auf dem

200 drophis picta und Homolaphis Shneideri die weiteſte Verbreitung ; man

Grunde derſelben iſt eine lehmige Erbe , ſechs bis zwölf Rörbe vol in einer Höhle , je nach der Größe ; ein Korb ſolcher Erde gibt ausge: waſden einen Bangfal (1/4 Inzen ) Gold. Es iſt dieß alſo eine ſehr gewinnreiche Speculation, und die ärmeren Glaſſen aus Sarawak, ſowie die Thunichtgute treiben das Geſchäft , ſo daß man für gewöhnliche Arbeiten nur ſchwer Leute findet. Die Malaien laſſen die Chineſen nicht

findet fie auf faſt allen Inſeln. Die giftigen Schlangen , welche ſich der von uns angegebenen Anzahl nady zu den andern wie 1 : 6 verhalten , gehören meiſt dem weſtlichen Theile des Archipels an . Die Gattung Glaps iſt die einzige , von der man auch in Neuguinea eine Art ( Elaps Mülleri) trifft ; zwei andere (Elaps furcatuð und bivirgatus) leben auf den großen Sunda :3nſeln . Die ſchredlichen Trigonocephalen, welche hier die Stelle der Vipern ver:

in den Felſen mit arbeiten , und dieſe begnügen fich deßhalb mit dem Aufgraben der Erde am Fuß desſelben. Wie das Gold in dieſe Spalten fam , iſt eine merkwürdige Frage für Geologen.

treten, verbreiten ſich nur bis nach Timor, einer Inſel welche gemeinſchaft lich mit der Küſte von Coromandel und der Inſel Sumatra ten Trigono cephalus viridis beſigt; Celebes beſigt eine andre größere Art davon, den Trigonocephalus Walgeri , der fich auch auf Vorneo und Sumatra findet, und an den fich eine dritte grüne Art anſchließt , der Trigon. formoſus auf lepterer Inſel. Java , das von Sumatra weit verſchiedener iſt als dieſe Inſel von Borneo , beſikt allein zwei Arten Trigonocephalen , die beide röthlichbraun ſind , und wovon die eine ( Trigon . rhodoſloma) feinen rollenden Schwanz hat, was ſie außer Stand ſeßt auf Gebüſche zu ſteigen , wie es bei den grünen Arten oftmals vorkommt. Da alle

Weber die Boologie des indiſchen Archipels. (Schluß. )

Nad die Batrachier betrifft, ſo bietet ihre Vertheilung fein anderes Intereſſe, als daß ſie ſowohl über die weſtlichen als die öſtlichen Inſeln fich ausdehnen, obwohl jeder Theil ſeine eigenen Arten, deren es ungefähr 20 gibt , befißt. Die noch am mindeſten bekannte und inertwürdigſte

Gattung iſt die der Großfröte (Megalophrys), die erſt in neuerer Zeit

dieſe ſchädlichen und gefährlichen Thiere für dunkle Orte eine beſondere

entdedt wurde und im indiſchen Archipel die Hornfröte Südamerika's repräſentirt. Dieſe langſamen , plumpen Thiere gefallen ſich beſonders an traurigen düſtern Drten, und man findet ſie bis zur Höhe von 6000

Fuß über dem Meere. Während der Nacht ſtoßen ſie einen flagenden

Vorliebe haben , und ſehr träg ſind , ſo bringen ſie den größten Theil der Zeit, wo der Menſch mit ſeinen Arbeiten beſchäftigt iſt, mit Schlafen in ihren Schlupfwinfeln zu.

Schrei aus , der durch den Ernſt des Tons den Reiſenden erſchredt, welcher ihn in der Einſam feit neben ſich erſchallen hört. Auf Sumatra gibt

und Borneo, von wo ſie ſich in ſüdöſtlicher Richtung nach den Philipe

Die Brillenſchlange ( Naja tripudians ) lebt in Java ,

Sumatra

Auf Celebes, den Moluffen, Timor und Neus

es noch eine nicht beſchriebene Art dieſer Gattung (Megalophrys rostrata)

pinen hin verbreitet.

von beachtenswerther Größe, mit ſehr langen oberu Augenliedern , die hornartig ſich erheben , und mit ſpißigen Rüſſel, was dieſem Thiere einen burlesten Anblid gibt. Inter den Fröſchen bemerft man eine

guinea fehlt dieſe Gattung gänzlich. Even ſo verhält es ſich mit der Gattung Bongar, obſchon die beiden befannten Arten ( Bungarus annu

bräunliche Art von Java bis Timor und eine andere ziemlich große grüne ( cyanea) von Anbeina bio Neuguinea. Ein Froſch (rana cancrivora)

und ſich von da nach Sumatra und bis nach Bengalen und Hindoſtan

dehnt ſich von den Sunda - Inſeln im Weſten bis Timor aus.

laris und ſemifasciatus ) fich neben der Brillenſchlange auf Java finden, ausbreiten . Noch eine andre Art Naja trifft man auf den Sunda : Inſeln

Kröten

(N. bungarus ) , welche nur einige Fuß lang wird, während di Cobra

ohne Fichtbares Paufenfell (Bombinator) finden ſich in fleiner Anzahl im ganzen Archivel, aber die wahren Rröten (Bufo) weder auf Timor,

de Capello, die ſehr dunfelbraune Farbe hat, oft zehn Fuß lang und ro did wie ein Mannsarm iſt. Die Gingebornen bedienen ſich derſelben zu

ned den Moluffen , noch Neuguinea.

Allerdings entgehen die Thiere,

ihren Kunſtſtücken nicht ; ſie haben eine 311 große Furcht vor dieſem

welche die Sonnenſtrahlen fliehen und die Dunkelheit aufſuchen , leicht dem Auge des Beobachters. Es gibt drei Arten in den großen Sunda Inſeln , unter andern den Bufo Scaber , der die Höhlen und andere

bösartigen und gewandten Thiere, um es ſanft zu behandeln. Es vers theidigt ſich muthvoll und auf Angſt erregende Art , wenn ihm Gefahr droht. 68 richtet ſich dann plötzlich ſenkrecht empor und ſtüßt fich auf

dunfle, feudie Drte liebt, und ſich auch im Defan und Bengalen findet.

den Schwanz, bläht den Hals auf und ſchleudert dem Feinde einen

Unter den 76 Schlangen, die wir jeßt aus dem indiſchen Archipel kennen , gibt es, die Seeſchlangen ungerechnet, zwölf giftige Arten, welche

weißlichen Speichel entgegen , welchen die Malaien für Gift halten,

den Gattungen der Trigonocephalen , Najas, Bungarus und Elap an

mit giftigem Geiſer geben.

und der Sælange deßhalb den Namen ular biludaff , 0. h . Solange

gehören. Die nichtgiftigen umfaſſen folgende 16 Gattungen . Tortrir, Calamaria, Coronella , Lycodon, Xenodon, Pſammophis, Coluber, Hers

Das allgemeine Gemälde, das ich hier gegeben, wird, wie ich mit

ichmeichle, genügen, um einen raſchen Ueberblick über das Thierreich einer

petedryas, Dryophis, Dendrophis, Diphas, Python, Leva, Tropinodorus, Homalophis und Acrochordut. 3m allgemeinen herrſcht, was die ver: ſchiedenen Gruppen betrifft, in welche ſie naturgemäß zerfallen , große

Weltgegend zu gewinnen, in welcher ich eilf der ſchönſten Jahre meines

Ginförmigfeit in der Vertheilung der nicht giftigen Schlangen. Die

Inſeln, beſonders im öſtlichen Theil des Archipels, find annoch unbekannte Länder für ung, und wiſſenſchaftliche Forſchungen dürften eine reiche

Lebens zugebracht habe. Man wird daraus erfennen, welch umfaſſendes

und fruchtbared Feld fie wiſſenſchaftlicher Forſchung bietet. Zahlreiche

meiſten breiten ſids ſehr weit aus , die Zahl ihrer Arten ſchwankt aber

in den verſchiedenen Dertlich feiten ſehr beträchtlich. Mehr als 50 find .

Grnte gewähren. Die niederländiſche Regierung, welche ſeit dem Frieden ſchon ſo viel zur Beförderung geographiſcher und ethnograpiſder Kennt

uns in Java, Sumatra und Borneo befannt, von allen übrigen Inſeln zuſammen faum dreißig . Hiervon fommt ungefähr die Hälfte auf Celebes, von denen faſt alle auch auf den Sunda- Inſeln einheimisch find.

Ginige Gattungen , wie die der Xenodonten , Herpetodryag und Dryophis, find öſtlich von Celebes bio zur Stunde noch nicht wahrgenommen wor den . In Timor und Neuguinea habe ich keine Tortrir oder Calamaria

niſſe gethan, iſt mit ganz beſonderer Sorgfalt und lobenswertheſtem Gifer unabläſſig bemüht wiſſenſchaftliche Forſchungen im indiſchen Archipela gus machen zu laſſen und die Mittheilung der erzielten Reſultate an die gelehrte Welt fräftig zu unterſtüßen. Die wirbelloſen / Thiere, ſowie andere die Meere dieſes Archipels bewohnenden Geſchöpfe, find viel zahlreicher

geſehen , und dennoch findet man ſie in Neuholland. Die Verbreitung

als die Wirbelthiere der höhern Claffen ; die Betrachtung dieſer Weſen

der Boas und Pythong iſt bemerkenswerth. Der Python bivittatus lebt nur auf den großen Inſeln des Weſten ; der Python Schneideri, der weit gemeiner iſt, verbreitet fich von da oſtwärts bis nadı Amboina,

gehört indeß nicht in den Plan dieſer Arbeit.

wo er ſich zum Python amethyſtinus und zur fleinen Boa carinata

welcher ſehr jung auf die politiſche Bühne trat, und befanntlich vor Jadjon den Präſidentenſtuhl der amerifaniſchen Republik einnahm, hat ſein Leben und ſeine Erfahrungen , ſeinen Verkehr mit den bedeutendſten Gelehrten und Staatsmännern Guropa's in Form eines Tagebuch niedergeſchrieben , das bereits nicht weniger als 70 große Duartbände füllen ſoll. (Athen. 12 Februar.)

geſellt, deren zwei Arten fich bis nach Neuguinea hin finden. In Timor endlich trifft man eine Art, welche dem Python amethyſtinus ähnelt, und die ich in meinem Reiſebericht unter dem Namen Python timorenfis

angezeigt habe. Unter allen Landſchlangen des Archipels haben Den : Verlag der 3. G. Cetta'ſchen Buchhandlung.

S driften von John Quincy Ad a m s.

Verantwortlicher Nedacteur Dr. 6 d. Widenmann.

Müller.

Dieſer Mann ,

Das Ausla n d . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. n . 51 .

29 Februar 1848.

Der Menſch in Orkney. Bei dieſen Inſulanern des Nordmeer8 findet man eine an

genehme Einfachheit und Beſcheidenheit mit ſchottiſcher Gaſtfreis heit vereinigt . Vom 18 November bis zum 16 December babe ich nur ein einzigesmal, und zwar am Tage meiner Ankunft,

im Macdonald8-3nn geſpeißt und zweimal gefrühſtüdt, denn icy warb jeden Tag eingeladen, meiſtens zweimal und manchmal ſogar dreimal täglich bei verſchiedenen Leuten , nämlich zum Frühſtück oder Mittageſſen oder Abenbeffen . Mitte December

ihren Gewinn zu verheimlichen oder zu verkleinern (alles Züge, die nicht frifiich find, ſondern eher Däniſch und ſkandinaviſch ) ; fte halten feſt an alten Gewohnheiten und find neuen abgeneigt, fte betrügen einander nicht, ohne jedoch ſo gewiſſenhaft gegen ihre Grundherrn zu ſeyn . Diebſtahl und andere Verbrechen werden verhehlt, ſelbſt von denen, die den Schaden erlitten , da ſie der Meinung find, daß es eine Sünde ſey, das freiwillige Werkzeug der Leiben eines andern zu werden . Sie find geſchidt an der Ruberſtange und überhaupt an Bord der Jollen , und wenn ſie zur See gehen , geben fie nüchterne, treue und erfah

aber fam Mr. David Petrie in aller Stille 8 Miles von Süs den her aus Holm Kirchſpiel auf der Sübfante der Ditjeite Mainland8 , riß meinen vielen Freunden in Kirkwall unerwartet

rene Seeleute. Ihre Religion iſt presbyterianiſch , ohne Fröm

alle fernere Gelegenheit zur Gaſtfreundſchaft vor der Naſe weg , um die Freude allein zu haben , gegen einen Fremdling gut zu jeyn , und führte mich, nachdem ſein Gart meinen Koffer abs geholt, auf ſeinen Landſis Graemeshall, wo ich bis zum 5 Febr.

ſchrieb, vor 50 Jahren von den Frauen ber gebildeten Claſſe in

vermeilte .

In Orkney iſt die Bevölferung ſo rein all in irgend einem I heil von Großbritannien, in North Ronalbeay, der nord

öſtlichſten der Orkneys, vielleicht am ungemiſchteſten. Die Mehr zahl iſt blondhaarig und blauäugig. Sehr allgemein iſt ein hoher Wuche , verhältniſmäßiger Körperbau , lange Geſichts züge, breites Geſicht, breite Stirn , breite Schultern, kräftige und geſunde, meiſtens helle Hautfarbe oder Complerion . Die Luft iſt ſehr geſund, Das Trinkwaſſer gut und die Lebeneweiſe einfach, weſhalb die Meniden häufig ein hohes Alter erreichen . Mäßigkeit und Enthaltſamkeit iſt größer als früher, wenn gleich die Bewohner eher ärmer als reicher geworden find. Obwohl die älteſte Bauart, die ich hier geſehen , der friftſchen auffallend ähnlich iſt, nicht der däniſchen , ſo ſtehen doch die Orkney-Leute in Charafter, Sitten , Denk- und Gefühlsweiſe dem däniſchen und ſkandinaviſchen Volfkelement nåber. Sie ſind auch nicht

ſo offen als die Weſtgermanen , namentlich die Friſen . Vor ungefähr 100 Jahren urtheilte ein geborner Drkney-Mann von ſeinen Lanbeleuten alſo : Die große Maffe De8 Volts ift ges ſund von Körper, ſtarf, wohlgeformt, wenigen Krankheiten aus

melei, Schwärmerei und Hiße . " Was Dr. Barry, der alé Pres Diger in Shapingay in Drfney die Geſchichte der Orkneys

Orfney ſagt, fann zum Muſter für alle Frauen und Mädchen , zumal in unſerer Zeit, dienen. Während Frauen dieſes Rans ges," dag find ſeine Worte, an einigen Drten ihre Zeit bei ihrem Puß, mit Leſen von Schauſpielen und Romanen, Kartens und Würfelſpielen und Häufigen Vergnügungspartien an öffent lichen Dertern zubringen, rechnen ſie es zur Ehre und zum Olück an , ihre Tage der treuen Erfüllung Der fie angehenden

und häuslichen Pflichten zu widmen . So lange als ſte jung find, bliden fte zu bem Verhalten ihrer Mütter empor, welches in den meiſten Fällen ein Mufter von Unſchulb , Fleiß und Wirthidhaftlichfeit iſt, und wenn fie zu reifern Jahren fommen, und, was gewöhnlich der Fall iſt, Bildung erlangt haben in

denjenigen Dingen, die ihres Faches ſind, find fte ſtolz darauf, pünftlich dem ihnen vorgeſepten Beiſpiel zu folgen. Sie find

bei allen Gelegenheiten ehrerbietig und folgſam gegen ihre Eltern , Heitern Weſens und mit ihrer Lage zufrieden , und fle find in jeder Hinſicht eben ſo freundlich und leutſelig, als uns chuldig und beſcheiden in ihrem Benehmen. Und wenn Heus rath fte mit einer andern Familie vereinigt, was in Folge der geringen Anzahl Männer nur zu ſelten geſchieht, zeichnen fte ſich nicht weniger durch ihre Liebe zu ihren Gemahlen aus, als Durch die fluge Verwaltung ihres Hauſes und die mütterliche

geſegt und eines enthaltſamen und zugleich mühevollen Lebens

Herzlichkeit gegen ihre Kinder. Wenn auch ihre Bildung der der Männer nicht gleichfommt, find fie ihnen doch im auges

fähig, aber aus Mangel an einträglicher Beſchäftigung langſam zur Arbeit, und viele von ihnen zum Müfftggang geneigt. In

meinen in Einſichten überlegen . Sie find empfänglich für alle zartern Empfindungen, welche ihrem Geſchlecht zur Auszeichnung

Scharfſinn und natürlichem Verſtand werden ſie von wenigen

und Zier gereichen ."

aus dem gemeinen Volk in Großbritannien übertroffen , fte find karg in ihren Worten , halten mit ihren Gefühlen zurück, vor allem , wenn es in Verbindung mit ihrem Intereſſe iſt, machen

Sonntag der: 20 November war Abendmahl zu Rirkwall. Am Abend war es die ſchönſte Windſtille bei Mondſchein. Es ift tobtenſtill auf den Straßen Kirkwalls nach der Feier, die

gern ihre Verluſte größer und ärger, und ſind eben ſo beſliſſen,

ſechs Stunden dauert, und niemand ſieht man gehen. Hie und

202 da höre

aus

denn

ſich

son

ſten

ruinirt waren

. der que geiſtlichen Büchern bor; ade hörenzu, bieGuten und die Die großenCapitaliſtenſtecken mit ihren Bahnen,, dieſie aufjede Böſen

, und niemand treibt ſich draußen umher. Solche Macht hat die Religion innerhalb der ſchottiſchen Kirche. Die Frömmig feit in Schottland theils der Glaubenéloſigkeit unſeres Feſtlan des und theils der Heuchelei desſelben gegenüber hat für einen

Fremden ungemein viel Stoff zur Betrachtung, body es wird einem oft ſeltſam zu Muthe in einem folden ungewohnten Gles ment, wo man bald nicht weiß, wie man daran iſt, weil man

fich wie ein armer Sünder mitten unter Heiligen fühlt, bald nicht weiß, ob man reden darf oder nicht, weil man jeden Augenblic geneigt iſt, unit Der profanen Sprache des Conti nents ins Geſpräch zu fallen , wovor mit Recht alle religiöſen Seelen, die weiblichen wie die männlichen , erſchreden , während man wohl merkt, wie die Menſchen um einen her rorſichtig find und ſchweigen. Wer am Sonntag in Drfney reist, gilt für einen Katholifen . Was iſt 3hre Religion ? fragte man mich anfange öfter. Natürlich proteſtantiſch. O Dann hat

alles ſeine Ridtigteit . Aber dennoch herrſcht in Drkney noch ungemein viel Aber glaube der ſeltſamſten und mannichfaltigſten Art aus den Sei

ten des Heibenthums .

Gefahr hin fortjefen müſſen, ſelbſt in der Klemme, und fönnen

dem Staate nicht aushelfen , die kleinen find erſchöpft und die Geldnoth muß ſteigen .

Das iſt eine Reihenfolge von Urſachen und Wirkungen, die fich nicht mehr in Abrebe ftellen laſſen . Die zweite finanzielle Sigung der Kammer, in welcher Thiers zuleßt ſprad ), muß auf alle Zuhörer, wenn fie es auch nicht geſtehen wollen, den Eindrud gemacht haben, daß ſich die Gefahr nicht mehr verheimlichen laſſe. 31 der britten Cigung trat zuerſt Emile De Girardin auf mit einer theoretiſchen Vorleſung über die Finanzen. Man fann nicht läugnen , daß ſehr viel Verſtand und praktiſcher Taft

in ſeinen Bemerkungen iſt, fie machten aber einen geringen Eins brud, was zum Sheil eine Folge ſeiner Perſönlichkeit ſeyn fann anderntheils aber wohl barin feinen Grund hat , daß ſeine

Vorſchläge, namentlich die Abſchaffung des Amortiſſements und die Uebernahme der Eiſenbahnverwaltung, „welche der Staat ſehr unflugerweiſe aus den Händen ließ ," gegen allzu viele Anſichten und Intereſſen verſtößt. Man hört ſolche Dinge nicht gerne, wie man ſich nicht gerne zu einer harten Nothwendigkeit entſchließt. Indeß fielen Reben , gegen welche fich wenig eins wenden läßt, und die Verlegenheiten der jeßigen Lage Flar bars

Die Berathung der Adreſſe in den franzöſiſchen

ſtellen . Laſteyrie nahm wie Thiers die Zahlen der Regierung

Kammern . 2. In der Deputirtenkammer .

Deſjen legte Zahlungen Ende 1849 fallen ; alſo fann die Regies rung vor dem Ende des Jahrs 1849 nid)t wohl ein weiteres

(Schluß.)

Thiers hatte einen gewaltigen Sturm aufgeregt, benn man

Anlehen machen . Sie hat zugeſtanden, daß die ſchwebente Sculd jest 622 Millionen beträgt , und daß es gefährlich ſey), Dieſe

fühlte wohl , daß er das Syſtem von ſeiner berwundbarften Seite

Gränze zu überſchreiten ; die Hülfaquellen der fundirten Sduld

gefaßt ; die Antworten fehlten nicht, enthielten aber nichts be ſonder8 Bemerfenêwerthes , vielmehr in manchen Beziehungen

ſo wie der ſchwebenden ſind alſo für zwei Jahre ſo ziemlich

die Beſtätigung deſſen , was Thiers vorgebracht. Dieſer ſah ſich durch die Antworten noch weiter geführt und berührte den aller wundeſten Flec, indem er auf die Lage der Compagnien wies. Er ſelbſt hatte hier freiern Spielraum als der größere Sheil

eigenthümlichen Stempel: man hat wohl auch in den frühern

der Dppoſition , Denn er hatte ſich als Miniſter im Jahre 1840 für die Ausführung der Eiſenbahnen durch den Staat ausge ſprochen , was ihm Hr. Dumon, Der Finanzminiſter, ſelbſt be:

an und erklärte : „ bie Regierung hat ein Anlehen geſchloſſen ,

abſorbirt." Dieſe Finanzverhandlungen insgeſammt tragen einen Fabren über die Größe der Ausgaben Klage geführt, man iſt aber nie in ſolches Detail eingegangen. Hr. Achille Fould hat im vorigen Jahr zu dieſer Behandlung der Sache, die wir für einen nicht unbedeutenden Fortſchritt halten , den Arſtoß gege ben , er hat die Lage , in welcher ſich die .

Jahr die Regies

rung befinden würde, vorausgeſagt, und ſeine Vorausjagung iſt

zeugen mußte. Deßhalb fonnte er, ohne ſich ſelbſt zu wider

trop alles Widerſpruches des damaligen Finanzminiſters , Hrn.

ſprechen , nachſtehende Erflärung abgeben : „ihr wolltet das ganze

Lacave-Laplagne, eingetroffen . Die Regierung hat auch in dies

Eiſenbahnneß mit einemmal machen , und habt erklärt, daß wenn

ſem Punfte die Stimme der Mehrheit für fid) erhalten, dieß iſt aber weit mehr ein politiſches als ein finanzielles Votum , und

man fich an die Compagnien wende , die Milliarden herbeis ftrömen würben ; ich dagegen erflärte Dem Miniſter der öffent

kann kein Zeugniß für die Zuverſidit der Kammer in den Stand

lichen Arbeiten (Damals Dumon, jept Finanzminiſter ), daß die

Der Finanzen ablegen .

Compagnien nicht mehr Macht bätten als der Staat , das der

In der jeßigen Lage der franzöſiſchen Finanzen iſt es ganz natürlich , daß an eine erfleckliche Steuerreduction nidyt zu den : ken iſt; die Salzſteuer, für deren Ermäßigung die Rammer zwei mal nach einander beinahe mit Einſtimmigfeit votirte , hat dem

Fond, aus dem fte ſchöpfen müßten , derſelbe ſey, aus welchem auch der Staat ſchöpfe, und daß derſelbe bald erſchöpft ſeyn würde. Jeßt ſtehen wir vor der Wirklichkeit. In welcher Lage befinden ſich die Compagnien ? Die einen mußten ihre Contracte auflöſen , die andern ſtehen vor eurer Thüre und verlangen ent weder die Aufhebung der Contracte oder neue Opfer. Aus

von welchem er feinen oder nur einen ſehr unbedeutenden Aus fal erwartet. Die Frage iſt freilich keine Lebensfrage , die

dieſem Stande der Dinge ergibt fich denn die natürliche Folges

Regierung fann dem Umwillen der Bevölkerung über dieſe Steuer

rung, daß die Bahnen nicht ſo ſchnell, als man erwartete, auß

nody geraume Zeit Iroß bieten, aber ſie ſchneidet auch dem Ader bau einen bedeutenden Fortſchritt ab, den eine ſtarfe Ermäßigung Der Salzſteuer herbeiführen würde , und man wird ihr immer den traurigen Ruf: nichts ! nichts! nichts ! entgegenhalten . Hr.

geführt werden können, daß der Hauptrortheil derſelben, die Continuität der

Babnen

vom

atlantiſden Meer

bis zum

mittelländiſchen zum großen Nachtheil des Landes ſo bald nicht erreicht werbe, falls nicht der Staat ſelbſt einſchreitet, und dieſer hat jeßt ein viel ſchlimmeres Spiel als zu der Zeit, wo noch nicht eine ſo große Anzahl von Privaten und fleinen Capitalis

Miniſter nur einen ſehr ſchmächtigen Gefeßentwurf entlodt,

Deme&may, der fich eben die Ermäßigung der Salzſteuer zum beſondern Ziel geſtedt, fonnte , ſo idweigſam er fich ſonſt in Der Andreſjeverhandlung verhielt , zu dieſem Punfte nicht ſchweis

voso

203

gen, und wünſchte wenigſtens einen ſtärkern Ausdruck des Wun-

cheb , als ihn die Commiſſion vorgeſchlagen hatte , welche nur „den Vorſchlag über die Salzſteuerermäßigung einer ſorgfältigen und ernften Prüfung unterwerfen wollte.“

Hr. Dememay

wünſchte den Zuſap : „ Die Kammer erinnert ſich , daß ſie zweimal im Intereſſe der armen Claſſen und des Aderbaues die Ermäßigung der Salzſteuer begehrt hat.“ Der Berichterſtatter gab furze Auskunft und die Kammer ſchritt, da Hr. Demesmay kein beſonderes Amendement vorgeſchlagen , zur Tagesordnung. Die Lage der Dinge ließ kaum etwas anderes zu, aber die armen Claſſen werden nicht aufhören dieſe Lage der Dinge zu beklagen, welche für manche Theile Frankreichs zur furchtbaren Laſt wird, und ſelbſt auf den Geſundheitszuſtand des Volfe einen nachtheiligen Einfluß äußert. Und was iſt wohl das Eubergebniß dieſer 19tägigen Verhands

lungen ? Das möchte ſchwer zu ſagen ſeyn. Die Aufmerkſam feit der Kammer war ſehr ungleich vertheilt. Die Fragen über Italien , über die Schweiz, wo ſonore Reden erflangen , zogen eine Menge Zuhörer herbei und die Kammer ſelbſt war ganz Dhr ; nur zu viele ergößten fich an den ſchimpflichen Scenen, wie fie der Siegelbewahrer und Hr. &. De Girarbin aufführten. Von Folgen find aber dieſe hißigen Scenen nicht, fie fönnen allenfalls nur zur Unehre der Schauſpieler gereichen . Wir

müſſen wiederholen, was wir ſchon oben bemerkt, daß die Stürme in der Kammer gar nicht nothwendig auch auf Stürme in der Nation deuten ; zudem , wenn auch in Paris die andern Städte und die Provinzen zählen faum in ſolchen Erwägungen — fich ſehr viel böjer Stoff angeſammelt haben ſollte, ſo iſt doch von -

Da zu einem revolutionären Ausbruch noch ein ſehr weiter Weg : Die Regierung hat mehr als 60,000 Mann Iruppen in und um Paris ſteben ; mehrere Punfte im Innern der Stadt

find wahrhaft befeſtigte Caſernen. Die Regierung fann zuverläſſig im Innern der Stadt auf 40,000 Mann Nationalgarden zählen, nicht als ob dieſe enthuſiaſtiſch für die Regierung eins

Bahn , namentlich was die innern Angelegenheiten betrifft, nicht lange mehr räthlidy macht , iſt unzweifelhaft, nur aber wird die Bewegung fich mehr auf dem geſeßlichen Wege abſpinnen . Noch iſt zwar Frankreich nicht auf der Stufe augekommen , wie England, daß es ihm ganz gleichgültig iſt, ob es quemärts die Monarchie oder die Revolution unterſtüßt, aber doch hat Frant reich ſchon auf der Bahn der conſtitutionellen Regierung hin reichend Fortſchritte gemacht, daß es nicht von jedem äußern Luftzug bewegt wird . Die Schwierigkeit der franzöſiſchen Zu ſtände liegt in dem Verhältniß der Regierung zu Paris : die Bewegungen eines großen Landes laſſen fich nach allgemeinen und befannten Symptomen berechnen , die Bewegungen einer großen Hauptſtadt nicht, weil hier zündbare Stoffe fich finden, und ein Straßenſcandal zu einem politiſchen Greigniß werden fann. Ludwig XIV wußte recht gut, was er wollte, als er ſeinen Regierungsfig nach Verſailles verlegte, und eben ſo wußte auch die Revolution ſehr wohl, was fie that, als ſie den König

nach Paris zurückführte. Die Sache ging in der Revolution ſo weit, daß endlich der Gemeinderath von Paris den Convent und mit ihm ganz Franfreich beherrſchte, ſpäter mußte dieſe Herrſchaft von Paris mehrmals mit Gewalt gebrochen werben .

Weſentlich ermäßigt iſt dieſe Herrſchaft erſt ſeit der definitiven Feftftedung der conftitutionellen Regierung, und ſeitdem hat die Regierung befanntlich durch mancherlei Mittel, namentlich auch Durch die Befeſtigung von Paris und ſeiner Forte, eine Stels lung gewonnen , die fein Aufſtand ſo leicht mehr umwirft.

Zubem Darf man nicht vergeſſen daß Paris ſeit 18 Jahren fich um dritthalbhunderttauſend Menſchen vermehrt hat, daß die

Eiſenbahnen einer Maſſe Menſchen Beſchäftigung gewähren, daß die ſtärfere Concentrirung des Handels eine ungewöhnliche Thätigkeit trop der trübſeligen Umſtände des vorigen Jahres hervorgerufen hat. Das ſind Elemente der Stärke für die Regierung, die man nicht zu gering anſchlagen darf , und ein Blic auf das Benehmen der widerſpenſtigen Deputirten bereißt, daß fie ſelbſt

genommen wären, ſondern weil fie die Unordnung und die Stö- am wenigſten geeignet und geneigt ſind, die Sache zur Gewalt zu treiben . In Paris fibt allerbinge eine republicaniſche Pars

rung der Ruhe in jeder Weiſe fürchten müſſen , und dieſe 100 bis 120,000 Mann müſſen doch eine Bevölkerung von einer Million im Baum halten können, wenigſtens hat man dieß in

tei, und fie faß dort ſeit fünfzig Jahren , aber die Erinnerungen

Paris ſeit einer Reihe von Jahren gelernt: im 3. 1821 war

fühlbar, ale baß fie irgend von großer Bedeutung werben könnte.

noch der Revolutionsgeiſt viel friſcher, er lebte noch viel mehr

Bourbone war noch in lebhaftem Andenken , die Hauptführer

Die Ausrufung der Republik wäre der Krieg mit Europa, denn anders hätte der Schritt gar keinen Sinn , das will aber die große , zahlreiche und wohlhabende Mittelclafie faſt um jeden

der Oppoſition, Leute, bie fich auf dem Schlachtfeld einen Namen erworben, ftanden an der Spiße der Verſchwörung, fie

ſchen Republicaner noch ſo groß , ſo halten die Intereſſen doch

in allen Claſſen, die Erinnerung an die Aufdrängung der altern

ward dennoch unterdrückt, und wenn der Aufſtand im 3. 1830 gelang, ſo trugen biezu ſehr viele zufällige Umſtände, namentlich aber die geringe Zahl und die ſchlechte Vertheilung der Truppen weſentlich bei ; ſeitdem hat man in der Erfahrung , wie Straßenaufſtände zu unterbrüden find, große Fortſchritte gemacht, und ein Abfall der Truppen , der ſelbſt im J. 1830 nur ſehr ſpät

erfolgte, iſt jeßt nicht wohl zu fürchten . Wer ſomit glaubt, Daß die Streitigkeiten in der Kammer fich auf die Straße übers tragen würden, und daß eine Umwälzung daraus hervorgeben

der , une et indivisible république“ ſind ſelbſt bort noch zu

Preis vermieden wiſſen ; wäre alſo auch die Zahl der theoreti die Sache in ihrem jebigen Gang, und wenn gleich die Politik der Regierung hinſichtlich der innern Angelegenheiten manchem herben Tabel fich ausgelegt hat, wenn hier große Veränderun gen vor ſich geben müſſen , ſo läßt fich das auf gewaltſament Wege nicht erreichen, und die äußere Politik der Regierung iſt

auf ſo nothwendige und unvermeibliche Zuſtände geſtüßt, daß man das Geſchrei über „Verrath an den Grundſäßen der Re volution " und „ Verbrüberung mit den abſoluten Mächten“ füglich unter die hohlen Phraſen zählen fann.

fönnte, möchte ich wohl im Irrthum befinden .

Zufällige Umſtände mögen mohl einen Zuſammenſtoß in einer ſo volfreichen Hauptſtadt wie Paris herbeiführen , aber

die Raticalen mußten vom Zufall mehr als gewöhnlich begüns ftigt ſeyn, wenn es ihnen gelingen ſollte, eine ernſtliche Rubes ſtörung zu veranlaſſen. Daß jedoch eine Bewegung der Gemüther fich bemächtigt hat, welche ein Beharren auf der jeßigen

Ueber die geologiſche Beſchaffenheit von Wordamerika. ( Schluß . )

In dem Fladlanbe, das wie ein breiter Gürtel Nordamerika

und den Golf von Merico umzieht, findet fich von der Mündung

des Dalaware bis nach Charleſton in Südcarolina eine ebenfalls

204 niebrige und flache Gegend , die zum Theil von tertiären Fors mationen , zum Theil auch von der Kreibe eingenommen wird, welche leßtere indeſſen in den öſtlichen Staaten nur an einzelnen Stellen unter den Sertiärbildungen zum Vorſchein fommt , und fich dort an das Hügelland anlehnt, das aus Oneiß und Gra nit beſteht. Weit mächtiger tritt die Kreideformation im Staate Miffiifippi und Arkanſaß auf , und zeigt auch dort an ihrem

Rande ältere Tertiärformationen ; die Reiſen von Fremont am

son

Auch ſchon in den frühern geoloyiſchen Epochen fand der Unterſchied zwiſchen den Faunen verſchiedener Länder und Meere ftatt, den wir jest wahrnehmen .

68 Darf barum nicht aufs

fallen, daß nur wenige dieſer amerikaniſchen Verſteinerungen mit denen derſelben Epoche in Europa übereinſtimmen . So ges hören auch ſelbſt die mit lebenden Muſcheln identificirten Arten

zu ſolchen , wie fie feßt der amerikaniſchen Seite des atlantiſcher Meeres eigenthünlich find, ſo wie auf der andern Seite ſolche

Dregon und die von Römer in Leras haben gezeigt , daß auch

Der Miocenformation von Europa, die noch leben, der europäis

ein großer Theil jener Länder von der Kreide gebildet wirb .

iden Seite des atlantiſchen Oceans , Der Nordſee, dem mittels

Betrachten wir zuerſt die Tertiärformationen , wie ſie in einigen Gegenden der öſtlichen Staaten beobachtet wurde. Es mag die

ländiſchen Meere oder der afrikaniſchen Rüfte angehören. Die Verſteinerungen von Maryland unb Virginien gleichen aude mehr Denen von Touraine und Bordeaur als den Verſteineruns gen von Suffolk, wad fich ſchon von der nähern Uebereinftime

Bemerkung vorausgeſchidt werden, daß ihre Gränze nach Weſten, wo fie ſich an die dortigen Granitberge anlehnt, baburch bezeich

net wird , daß dort die ſich in das atlantiſche Meer ergießenden Flüſſe Waſſerfälle oder Stromſchnellen bilden , daß bis dorthin die bene, welche eine Breite von 25 bis 40 deutſche Meilen hat , ſelten mehr als 100 Fuß über dem Meere liegt , daß

Die Wirkung der Fluth bis an dieſe Gränze reicht, und darum gerade an jenen Orten die bedeutendſten Niederlaſſungen und Handelsſtädte gegründet worden ſind. Die Tertiärbildungen, die in dieſer atlantiſchen Ebene bas Kreibegebirge größtentheils übers

Deden , gehören zur Miocen- oder mittlern Tertiärformation. Sie erſtreckt ſich vom Buſen des Delaware bis zum Cap Fear Fluje, begreift alſo Theile von Delaware, Maryland, Virginien und Nordcarolina in fich, einen Flächenraum , der von Norden

mung in der geographiſchen Breite ermeſſen ließ, Denn obe

gleich die amerifaniſchen Verſteinerungen ſich 10 Vreitegrabe ſüd licher finden , wie die desſelben Alters in Frankreich, ſo ers flärt ſich dieß leicht ans der Curve der Ijotherinenlinien , die in Europa, wie in der Zeßtzeit, ſo während der tertiären Epoche zehn Grabe weiter nach Norden gegangen ſeyn muß. Von Charlefton nach Auguſta in Georgien finden Schichten, die aus ſcharlachrother Erbe , Thon und Sand ſtehen , welche zu der åltern oder eocenen Tertiärformation hören, und die fich nicht weit von Auguſta in der Nähe Stromſchnellen des Savannahfluſie8 an den Shonſchiefer

fich bes ges der und

nach Süden etwa 100 deutſche Meilen beträgt , und in der

den Granit anlegen . An den Ufern dieſes Fluſſes laſſen fich in bis 120 Fuß hohen Abhängen eine Menge Verſteinerungen

Breite bis zu 18 Meilen wechſelt. Kleinere, aus der Miocen

ſammeln, die für dieſe Formation bezeicynend find.

formation beſtehende Flächen finden fich noch in Südcarolina und Georgien , doch berrichen dort die eocenen oder ältern ter tiären Ablagerungen vor. Bei Richmond in Virginien ſteht

unter ihnen nur wenige, die ſich mit tropiſchen Muſcheln von derſelben Formation identificiren laſſen , Dagegen viele Arten,

man die Heberlagerung beider Formationen , von denen die ältere aus Mergeln mit charafteriſtiſchen Muſcheln , die jüngere aus rothem Thon und Sand beſteht. Zwiſchen beiden findet fich ein merkwürdiges, 12 bis 25 Fuß mächtiges Lager eines gelben , fieſeligen Thons, der ganz aus Schalen von Infuſorien beſteht, deren Arten der Miocenperiode angehören. Am rechten Ufer des 3 ame@fluſſes, 5 Meilen unterhalb Richmond, findet

Es gibt

die al& Repräſentanten der europäiſchen Formation gelten föns

nen, und eben ſo Formen , die dieſen ältern Tertiärbildungen Amerika's eigenthümlich ſind. Wie von der neuern Tertiärs formation gilt auch von ihnen , daß fie einen Zuſtand des Klis ma' und eine Vertheilung der Geſchöpfe in den Meeren jener

Periode vorausſeßen , wie ſie noch jeßt durch die Abweichungen

der 3ſothermallinien für die europäiſchen und amerifaniſchen Meere bedingt find.

man die Miocenformation wieder, und zwar enthält ſie dort im gelben und weißen Sand Muſcheln, die denen des Suffolk Crags

Miscellen.

ſehr ähnlich ſind, welcher demſelben Alter angehört ; namentlich fin

Det fich eine Art Aſtarte ſehr häufig, die von Haifiſchzähnen und

Die Dampfbootlinien zwiſchen Europa und Amerifa.

Cetaceenknochen begleitet iſt. Ueberbaupt fann man an dieſem

Der New-York Herald ( i. Shipp .Gaz. 16 Februar) macht die Bemer. kung, daß von allen Dampfbootlinien zwiſchen Europa und Nordamerifa die ſogenannte ſchottiſche Linie, die ihre Schiffe im Clyde bauen und mit Maſchinen aus Olasgow aufrüſten , aber von Liverpool abgehen laßt, bis jest allein glüdlich geweſen ſexy. Die engliſche Linie , weldje

Fluſie eine große Anzahl von Muſcheln und Korallen ſammeln ,

welche die geologiſche Stellung der Formation , ihre Ueberein ftimmung mit der Miocenformation von Europa aufs unzweis

deutigſte Darthun.

Dieſe ergibt ſich auch noch beſonders aus

den Präſident und die Britiſh Queen erbaute, war unglücklich, die fran

der Auflagerung auf Gocenmergeln , welche leptere Muſcheln

zöſiſdien Linien zwiſchen Havre und New-York ebenfalle , und bereits zeigt fich , daß die amerifaniſche Linie zwiſchen New-Yorf und Bremen ebenfalls mißlingt. Bei der engliſchen Linie lag der Fehler an den Schiffen , indem der Präſident und die Britiſh Queen augenſcheinlich falſch gebaut waren ; über die franzöſiſchen Schiffe ſpricht ſich das Blatt nicht aus, aber über den Waſhington iſt abermals bemerkt, daß er zur Seedampfſchiffahrt nicht tauge.

enthalten , die denjenigen der Becken von London und Paris

dannfind die Verſteinerungen der Miocenformation gleichen; denen Dee Suffolk Crags und der franzöſiſchen Falnus überaus ähnlich, und das Verhältniß unter dieſen Verſteinerungen von jolchen , die erloſchen find, und ſolchen die noch an der ameri

faniſchen Küſte leben , iſt ein ähnliches wie das in Europa,

denn Lyell identificirte von 147 von ihm geſammelten Muſcheln ſchlechtern und ſelbſt einige den Arten nach mit denen der

Kartoffelpflanzung in Irland. Die iriſchen Blätter be: merfen , daß bereits in Jrland eine Menge Kartoffeln geſteckt würden ;

Miocenlager Europa's überein ; ebenſo die Getaceen und Fiſche, während die Formation an beiden Seiten des atlantiſchen Mees

der Erfolg des vorigen Jahro hat die Bauern dazu aufgemuntert, und wahrſcheinlich werden im J. 1848 ſo viel Kartoffeln gepflanzt werden,

res feine Reptilien enthält .

als je zuvor. (Shipp. Gaz. 16 Februar. )

23 mit noch lebenden . Auch die Korallen ſtimmen den Ge

Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Wibenmann.

( Beilagen : Intelligenzblatt Nr. 2 unb Umſchag zum Monat Februar. )

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Juhalte - Verzeichniß.

Größere Auffäße.

Die Bereitung des Cuscuſſu bei den Arabern in Nordafrika . Der Theezoll in Eng Die Inſel Galita . ibid .

Nr . 28. -

Die Berathung der Adreſſe in den franzöſiſchen Kammern . 1. In der Pairskammer. Nr . 27-30 . 2. In der Deputitten Die Pincheyras. Nr . 27-33 . - Der Sega - Tanz bei den Negern . Nr . 28. - Der Neujahrstag bei den Mongolen . Nr . 34 . Reiſe eines Naturforſchers in Bos kammer. Nr . 47–51 .

Der Freihandel in England. Nr. 32 . Die bulgari Das Schasgraben der Walachen . Nr. 33 .

nien II. Rr . 31-37.

fchen Colonien in Beſſarabien und Rußland . Nr . 34 .

Die

Streitigkeiten zwiſchen England und Holland über den Han del im indiſchen Archipel. Nr . 35.- Brief eines proteſtantis Das Gen ichen Geiſtlichen aus Nordamerika . Nr . 35–37 . -

Arteſiſche Brunnen in Venedig . Nr. 29.

land . ibid.

Das Grundvermögen in Weſtindien . Nr . 30.- Die Friedens Einfuhr von Füchſen . ibid . partei in England . ibid. Der Ueber die Abweichung der Magnetnabel . Nr . 31 . Auf Der Handel in Liverpool . ibid . Manillahanf. ibid. Das Säuberungsſyſtem in ſtand in Oſtturfeſtan . Nr . 32 . Der Bogenbau in den alten aſſyriſchen Irland . Nr. 33 . Denkmälern . Nr. 34 . Erloſchene Vögelarten aus Neuſee land . ibid . Steigen der Seineſchifffahrt frog der Eiſenbah nen . Nr . 35 .

tralamt des elektriſchen Telegraphen in London . Nr . 36 . Reiſen in der großen Sahara in den Jahren 1845 und 1846 . Brüſſel. Eine geſchichtlich -ethno Von Richardſon . Nr . 37 . Remi graphiſche Skizze von C. B. Keßel . Nr. 38–40 .

Die

Zunahme des Runkelrübenzuderbaues in Frankreich.ibid.

Etwas über das Alter der Denkmäler von

Naturhiſtoriſche Forſchungen in Sind . Nimrud . Nr . 36 . Nr . 37 . Der Jbeebau in Indien . Nr . 38. - Der Stand -

der Dinge in Perſien . Nr . 39 .

Die Noth in Schottland .

-

Nr . 40 .

gio Vasquez . Eine Skizze aus dem merikaniſchen Leben . Nr . Die Clubs Das öſtliche Hinterindien . Nr. 39 . 38–45 . Der Aderbau bei den Chineſen . Nr . 41 in Rom . Nr . 40 . Acclimatiſirung der Lamas und Alpacas in Europa . -43 . Skizzen aus Nr . 42. Die 3affarin - gnjeln. Nr . 43 .

Schottland : Buchan , Peterhead , Boddom , Stirling, Reiſe Orleansville. Nr . 45 . nach den Orfneys . Nr . 44–47 . Ueber die Zoologie des the Papiergeld in China, Nr . 46 . Die Drineh- und Shetland diſchen Archipels. Nr . 47-50 . Inſeln . Nr. 48. 49 . Nr . 49 .

Eine merkwürdige Muſchelſammlung.

Geologie von Nordamerika . IL. Nr . 50. 51. - Der

Menſch in Orkney . Nr . 51 .

Kleinere Mittheilungen . Eine unterbrochene Theatervorſtellung in Neuhork. Nr. 27 ,

Die Nationaluhr in England. ibid. - Die Frauen

Reines Waſſer für London . ibid . in Gadames . Nr . 41 , Vaſenmanufacturen Reſte des alten Londinum . Nr . 42 . -

im alten Griechenland. ibid. der Vancouver- Inſel. Nr . 43 .

Entbedung von Koblen auf

Eine merkwürdige zwei

Vorſdag mili ſprachige Inſchrift in Nordafrika . Nr. 44 . Der Viaduct von täriſcher Colonien in England. Nr . 45 . Anaſta Dinan . Nr . 46 . Die Inſel Bonaire . Nr . 47 . Ericsſons Dampfmaicine. Nr . 49. tiſcher Drud . Nr . 48 .

Die franzöſiſche transatlantiſche Dampfſchifffahrt, ibid, Die Lagerung des Golds in Borneo . Nr . 50. - Schriften von John Quincy Adams. ibid.- Die Dampfbootlinien zwis

den Europa und Amerika, Nr . 51. - Kartoffelpflanzung in Irland . ibid .

Das Ausland. Ein Tagblatt

ht

Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker init

beſonderer Rückſicht auf verwandte Erſcheinungen

in

Deutſchland. Ein und zwa nzigfter 3 ahrgang. 1848.

G M a r 3

Stuttgart und Cübingen . Berlag der 3. G. Cotta'ſ en B u db a n blun g . 1848.

Die Unterzeichnete erlaubt ſich die leſer des Auslands anf nachfolgende mit demſelben in engſter Berbindung ſtehende Berte aufmertfam zu machen :

Reisen und Länderbeschreibungen der åltern und neu e ft en Zeit,

eine Sammlung der intereſſanteſten Werke über Länder- und Staa: tenkunde , Geographie und Statiſtik. Herausgegeben von Dr. E. Widenmann und Dr. H. Hauit . Bon dieſer Sammung , welde thátigſt fortgefeßt wird und als Erweiterung des Planes des „ Auslandeg " zu betrachten tt, erſcheinen jährlid ein paar Lieferungen, je naodem intereſſanter Stoff vorbanden .

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.

2 Bde. 3 Rthlr. 10 Mgr. oder 5 fi.

Nußland und die Sicherkefſen . Von & . f. Neumann. Preis 1 fl. 30 tr. oder 26 Ngr .

Das Ausla n d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. ከ

52.

1 März 1848

Die Quelle Siloah.

brachte.

Allein die Vrow 30a bellte nichte über Siloah auf,

und befriedigte dafür vorzüglich die Erwartung, daß fie bas ( Von Dr. Titus Tobler. ) Der Name Siloah hat einen guten Klang reit über die chriftliche Welt hinaus . Auch die 3ſraeliten und Moslems vers ehren Dad ftille fließende Waſſer. Wenn der Pilger in Jeruſa

lem angelangt iſt, ſo ſenfen fich ſeine Gebanfen nicht zuleßt ins Lhal Kibron unb Syropoon , wo, gleich ſüböftlich von Jeruſa lem, Duell und Bächlein liegen. Millionen wallfahrteten ſchon Dahin , und ſo ſollte man glauben, daß fich darüber nichts mehr ſagen ließe, was nicht ſchon längſt bekannt war . Und in der That erregt es Erſtaunen , daß manches noch der Forſchung ſich entzog. Wenn hin und wieder ein Gegenſtand in Jeruſalem

nicht näher aufgeklärt iſt, lo pflegt man fränkiſcherſeits mit oller Bequemlichfeit die gegenwärtige halbbarbariſche Türfen. herridaft anzuflagen, ohne einen Rückblick auf die Vergangen beit zu werfen , nicht in die Jahrhunderte, da die morgenländis ſchen Kaiſer über Jeruſalem herrſchten , noch in die achtund achtzig Jahre der fränkiſchen Könige . Nun was geſchah denn von Seite der Chriſten für die nüchterne und ſtrengere Fors

ſchung ſelbſt unter den günſtigſten Umſtänden ? Nicht ſehr viel, es müßte denn ſeyn, daß das Werthvollſte im Strom der Zeit

verloren ging. Vergeblich ſuchen wir bei den Byzantinern und Kreuzfahrern gehörigen Aufſchluß über die Umfangếmauer der Tempelarea, über deren Stügungégewölbe, über den alten Unter bau des Schloßthurms, den man Davibåthurm zu nennen be

liebt. Die Quelle Siloah hatte faum ein beſſeres Schickſal. In neuerer Zeit fand der große Schwarm der ſchriftſtellernden Pilger ungleich mehr Muße , die Felseindrücke der Füße, Knie und Hände unſeres Heilandes auf dem Delberge, bei der untern Kidronbrücke und auf dem ſogenannten Schmerzenswege u . dgl .

zu füſſen und zu beſchreiben , am Siloahquell das Waſſer im Andenken an die Heilung des Blinden zu trinken , oder dort die Legende, daß Maria die Windeln des Kindes Jeſus im Waſſer auswuſch, aufzufriſchen, als dieſes nach ſeinem Urſprunge und ſeiner Fortleitung, nach ſeinem verſchiedenen Stande, ſeinem Beſige von Wärme zu verſchiedenen Tages- und Jahreszeiten , nach ſeinem Gehalte von chemiſchen Beſtandtheilen u. ſ. f. genauer zu erforſchen. Vor wenigen Jahren verſeßte eine deutſche Vrow dem Manne, welcher hierin noch das Meiſte leiſtete, einen ſo berben Naſenſtüber, daß er rückwärts auf den Boden ſtürzen und fein Gelent mehr rühren ſollte. Beſaß die Gräfin gba Hahn -Hahn das Selbſtvertrauen , einem hochachtbaren Gelehrten, wie Robinſon, den Fehdehandſchuh vorzuwerfen, ſo berechtigt fte ohne weiteres zur Erwartung, daß fte Tüchtigeres zu Stande

Beſte, was ſie über Jeruſalem ſchriebe, in Berlin voraus- ober nad ſebe, daß ſie das Zimmer, worin fte während des Beſuche

der heiligen Stadt weilte , billig aufs gründlichſte ftudire, daß ihr die Via Lucis zum belehrenden preußiſchen Conſul am ge läufigſten ſeyn würde , indeß ihr jeder andere Weg als eine Via Crucis vorfommen möchte.

Weil ich vor der Ankunft in Jeruſalem die Lücken , welche in Betreff Siloah's zugefüllt werden ſollten, kannte, ſo war ſchon wenige Tage nach derſelben das Beſtreben dahin gerichtet, die

Löſung verſchiedener einſchlagender Fragen zu verſuchen. Zu dem Ende hatte ich vor, eine Zeitlang mich alle Morgen in der Frühe und bisweilen auch des Abends zu der eigentlichen Quelle ( Ain Sitti Marim ) zu begeben. Ich begann die Hinflüge am

6 November 1845 ; hatte ich einmal durch das untere Sübthor, welcheộ bei den Chriſten den ſchmugigſten Namen trägt , die Stabt verlaſſen, ſo war ich balb über die Zunge des Moriah hinübergebogen und hinabgeſtiegen in den Grund der Kidron ſchlucht zur Quelle, wo mich die herab- und hinaufrennenden Ireiber unb für den Waffertransport beſtimmten Gjel nicht mehr ſtörten.

Ich ſtellte mir wohl vor, daß die Bewohner und

Bewohnerinnen des nahen Dorfes Siluan (Siloah) meinem Meſſen mit Zouſtab und Thermometer argwöhniſch zuſähen . Um die Leute zu täuſchen, widelte ich den Wärmemeſſer in eine ſchwarze Müße, und wollte den Augenblick zu Beobachtung des Temperaturgrades ſtehlen. Auch ſuchte ich die Aufmerkſamkeit der Siluaner von der ſchwarzen Taudierin dadurch abzulenfen, daß ich dann und wann meine Augenlieder mit Waſſer befeuch tete , wie der frömmſte Pilgrim ; bemerkte ich oben von der Stiege aus, daß etwa eine Siluanerin Waſſer ſchöpfte, ſo wollte ich gegen die Sitte des Morgenlandes nicht in mindeſten verſtoßen , und ich wartete geduldig, bis fte waſſerbeladen herauf trampelte. Meine Vorſicht nüßte mir aber wenig. Die Regel mäßigkeit meiner Beſuche fiel auf.

Schon am fünften Morgen

fand ich Anſtand, zumal auf den Lärm der Frauen, die viel leicht fich einbilden mochten , daß ich ihnen das Waſſer weg zaubere oder ſonſt verderbe, und wenn leşteres vermuthet wer den darf, ſo waren ihre Proteſtationen doch gewiß im höchſten Grade gerecht. Ich beſeitigte endlich das Hinderniß durch Dar reichung eines kleinen Geſchenkes ; die Morgenwelt läßt fich, wie der Wanderðmann weiß, mit Bafſchiſch, welches Wort wahrlich einen größern Sauber auf die Drientalen ausübt, als der Vers

faſſer auf das Siloahwaſſer, aus den Angeln Heben. Am ſechsten Morgen trat noch Ernſteres auf. A18 ich die Treppe hinunter .

206

no

ſteigen wollte, brummte ein Siluaner mich mit ruch (geh hins weg ) an ; vergeblich brohte ich mit dem Conſul und Paſcha,

nicht mehr wohl vorwärts gelangen konnte. Er gab auch dießs mal die Unterſuchung auf, ohne ben Zweck erreicht zu haben ,

welche Worte früher die Waſſerfürften wenigſtens einſchüchter-

jedoch glaubte Vinhouen an einen gemeinſamen Urſprung der 1

ten ; der Mann poftirte fich ſo wilb und feſt, daß waltthätigkeiten gefommen wäre ,. hätte ich meinen eine Stufe tiefer hinabſtellen wollen . Ich merkte gar auf es abgeſehen war ; mich wandelte aber feine Luſt

es zu Ges Fuß nur gut, wormehr an,

Waſſer, was Bruber Julius bereits wußte. •

E8 verſtrich eine

geraume Zeit , bis die Verſuche wiederholt wurden, und vor dem 3. 1819 beſigen wir feine genauere oder ausführlichere Angaben. Nach dieſen ging ein gewiſſer Abbé De @maſures und nach ihm ein Engländer, mit Namen Hybe, durch den Canal ?.

ein Geſchenk zu geben , weil ein ſolches Präcedens täglich ſeine ſchlimmern Folgen hätte haben müſſen . 30 pilgerte nicht nach Jeruſalem, um auf dem Diman ein Narghile zu rauchen , oder einmal über das andere mit Hinunterſchlürfen von Kaffee die

Lepterer Reiſende verſicherte, daß an mehrern Stellen das Waſ ſer ihm bis an die Knie reichte, und daß es faſt eine Stunde dauerte, bis er am Südende des Canals hervorkam . Dedma

Zeit zu vertändeln, um Tiraden aufeinander zu häufen, oder

ſures, hieß es, habe den Gang zur Zeit einer vierundzwanzig

andere Bücher communiſtiſch auēzuplündern ; ich wollte ſelber ſeben, um womöglich noch im Dunkel Liegendes an das Tac

Stunden lang währenden Ebbe durchbrochen und die am Süd ende (Siloah) mit Waſchen beſchäftigten Frauen erſchreckt, als

geblicht zu ziehen. Daß ich gerade im Anfange auf ſolche Hins derniſſe da ſtieß, wo ich fie ſchwerlich ahnte, drückte, ich geſtehe es aufrichtig, mein Gemüth darnieber, und unmittelbar nady dieſer Widerwärtigkeit zählte ich die trübſten Augenblicke wäh.

rinnen vor unſerer Vrow Jda erſchrocken ſeyn , wenn dieſe in

rend meines ganzen Bleibeng in Jeruſalem . Ich ſah nun Siloah für meine Forſchung gänzlich verloren. Der Erfolg jedoch zeigt, das ich Unrecht hatte, bie Zukunft fo dywarz auszumalen. Bei ben fünf Morgen- und drei Abendbeſuchen lernte ich den Stand und die Ruhe des Waſſer8 genau fennen , ein Gewinn , ohne den ein ſpäterer faum möglich geweſen wäre. Ich bin nicht gewillt, eine ſchulgerechte Beſchreibung der

er auf einmal hervortrat .

Wie viel mehr würden die Siluanes

bem Waſſer mit den Blauftrümpfen ihren affröſen und triften

Marſch getrommelt hätte ; die Deutſdin, angethan nach dem graziöſen Beduinenmuſter mit ihrem tropfnaſſen Leibroce, der fich ſo willig animiegte, als die Loga ber Marmorſtatue ; bie Ritterliche, die aus Liebe zur Wiſſenſchaft auf einmal die ganze weibliche Pracht aufopferte und den Canal hauptwelt durch

frody; die unter dem Felſen ſo gebeugte, als läge auf dem Na den die große Laft ihrer ſämmtlichen Romane , womit ſie die Leſewelt halszäpfchenhoch ſättigte, nein , die deutſche Vrow , welche mit ihrem gewaltigen Federfiele nicht bloß gelehrte Männer

Waſſer zu Siloah zu liefern,, ſondern ich werde mich hier einzig mi mit den weniger, oder doch vielleicht weniger gründlich beſpro- niederſchmettert,

und ſonſt nicht nur übernimmt, ſondern audy unternimmt zu Jeruſalem , wie im Paradieſe der Beduinen, ver

chenen Hauptpunften befaſſen. Man nennt zwei Duellen, eine über der andern , an der Weſtſeite des Thales Kidron , nämlich die Quelle Siloah (Ain Siluan ) und die Marienquelle (Ain Sitti Marim ); leştere iſt von erſterer in gerader Strece 1100 ( engl.) nördlich entfernt, ohne daß äußerlich ein Zuſammenhang

dern , vielmehr im Gegentheile darf ſie vollen Anſpruch darauf

wahrgenommen wird.

Die Frage wurde ſchon längſt aufge

erſparte ſich unſere Hahn-Hahnin wohlweislich die Verlegenheit,

worfen , ob ſid, denn innerlich ein ſolcher nadweiſen laſſe, und es verlohnt der Mühe, die Verſuche, durch welche man dieſelbe

die ſich Desmaſures bereitete. Da die Mohammedaner, um den Faden der Erzählung wieder aufzunehmen , eine große Ehrfurcht

beantworten wollte, näher zu würdigen , wobei ich die ältern Berichte aus dem 13ten Jahrhunderte, welche der nöthigen

gegen die Quelle hegen , ſo entſtand angeblich ein allgemeiner

Klarheit ermangeln , und den ſicherſten vom Jahr 1508 (Ans helm ), wonach das Waſſer von der Quelle Rogel drei Stadien durch unterirdiſche Gänge weit bis zum Schwimmteiche Siloah abſloß , übergehe. Die erſten Verſuche , die Sache autoptiſch auszumitteln, fallen, ſo viel bekannt iſt, in das erſte Viertel des fiebenzehnten Jahrhunderte. Ein gewiſſer Bruder Julius, der zehn Jahre in Jeruſalem fich aufhielt, ging, laut ſeiner Gr. zählung, durch einen unterirdiſchen Canal von der Marienquelle

bis zur „,Siloabquelle." Erzählung und Beiſpiel wirften muthigend auf einen Kölner, Namens Gerharb Vinhouen, er ſich zum gleichen Unternehmen entſchloß, um ſich von Sache Gewißheit zu verſchaffen . Er trat in den Canal

erdaß der von

Seite der Marienquelle ; ein wenig im Innern fand er etwas

zuſammengefallen und eine ſolche Enge, daß er faum durchbrin: gen fonnte .

68 ſchien ihm , daß er bis zur Hälfte oder beis

nahe bis dabin gelangt war.

Da wurde aber der Gang ſo

enge , daß Vinhouen nicht bloß auf den Händen und Knieen friechen , ſondern beinahe der Länge nach ausgeſtredt fich forts ſchieben mußte , wo bann bas Lidit ausloſch , und er weber Feuer ſchlagen , noch an der engen Stelle leicht umkehren fonnte ;

doch endlich fam er naß und ichmußig zurück. Tage darauf drang er auf der Südſeite des Ganged hinein , und etwa einen

Büchſenſchuß weit vor , als er wegen der Enge des Canals

dient fürwahr nicht, daß Männer Sarfaemen auf fie lodſchleus enachen , daß ſie mit großer Schonung behandelt werde. Traum bild bei Seite, durch das zimperliche Reiſen und Zuhauſebleiben

Aufruhr. Man behauptete, daß der Abbé die Quelle abgeleitet habe, daß er die Schulb ihres Verſiegene trage. Man brang in das Kloſter der Lateiner hinein, forderte Geld und nannte den Abbé einen Zauberer und böſen Geiſt. Deemaſures fuchte auf alle mögliche Wciſe ſeine Unſchuld darzuthun , umſonſt . Da der franzöſiſche Pilger zu arm war, um mit Geld entſprechen zu fönnen , ſo ergriff er ſeinen großen Maaßſtab, den er auf ſeinen Wanderungen ſtets bei ſich führte, rief unaufhörlich: Il faut être exact, hängte ein ellenlanges Crucifir vor die Bruſt, umgürtete ſich mit einem Säbel und ging, gefolgt von dem Haufen, hinab zur Siloahéquelle, um in der Bibel zu leſen. Kurz nach ſeiner Ankunft an der Quelle fing das Waſſer ries .

der an zu fließen, und der Abbé ward nun , ohne daß er etwas bezahlen mußte, als ein Wunderthäter geprieſen .

Eine wiſſenjdaftliche Erpedition ( Schubert ) brachte es im 3. 1837 nicht weiter, ale zur heldunfeln poetiſchen Bemerkung, daß das Bächlein Siloah in der Bergſchlucht Tyropöon fich hineinziehe, daß man , wenn man weiter nordwärts in der engen Felſenfluft das flare Waſſer bem fel8 entquellen ſebe, an

dem einen , legten Ende eine unterirdiſchen Baues ſtehe. 1 Vrief Vinhoueng in Quaresmii Terræ S. elucidat. Antr. 1639 . 2,289 .

2 Die Reiſebeſchreibungen von Berggren ( 3 , 58 fg .) und Salle ( 1 , 272 ). Von Deemaſured hörte ich auch Diündliches in Jeruſalem .

207

Lagen die Dinge, als Eduard Robinſon und Elias Smith im Jahre 1838 bie genaueſte Unterſuchung vornahmen. Nachdem ihnen von den Eingebornen einſtimmmig mitgetheilt wurde, daß e zwiſchen der Marienquelle und dem Siloahteiche einen Durch gang gebe, gingen fte am Nordende des Canale hinein und Fas men , ohne Unfall, am Südende wieder heraus, nach Zurück legung einer nicht geraden Strece von 1750' (engl. ). Wir ver danken dieſen beiden Männern die erſte genauere Beſchreibung del Canals. So viel ich weiß, trat ſeither niemand mehr in Die Fußſtapfen der fünf Pilger, welche den Canal in ſeiner gan

con

Der Capitän Beaveduria. (Skizze aus dem mericaniſchen Leben .)

Erſter Abſchnitt.

zen Långe unterſuchten, bis ich im 3. 1846, wenige Tage vor

Es war acht uhr Abende ; ich ſollte von Merico am folgenden Morgen um vier Uhr mit der Diligence nach Vera-Cruz abreiſen , wo ich mich einſchiffen wollte, um nach Europa zurückzufehren und hatte noch eine Menge Commiſſionen, Beſuche u. f. w . zu beſorgen, und zudem wurde ich von all den Unannehmlichkeiten verfolgt, die jeden Reiſenden treffen, der im Begriffe ſteht ein Land zu verlaſſen, wo er fich lange aufgehalten hat. Unentſchloſſen und ſehr übler Laune ging id mit großen Schritten

meiner Abreiſe im März, den Entſchluß faßte, ein Vorhaben, das ich längſt in mir trug, auszuführen . Dhne einen arabis

von Merico umgibt , als mich jemand leiſe auf die Achſel flopfte.

fchen Führer verfügte ich mich zur Marienquelle (Nordende des Canale). Ein Araber, den ich anſprach , verlangte eine ſo un verſchämt große Summe, Daß fie eher einer audweichenden Ant wort gleich fah. Zwei vertraute Franken wachten an dieſem Duell für Roc und Wefte auf den Fall, daß ich ohne Erreis chung des Zieles zurüdkehren würde, und Hr. James Nathan

auf tem breiten mit Ketten eingefaßten Trottoir hin, das die Rathedrale Wie geht es Buch, Don Pablo ? Es iſt ſchon eine ganze Ewigkeit, daß man Euch nicht geſehen. Ich wandte mich ſogleich um, in der Hoff

nung, daß mir durch dieſes Begegnen ein Abſchiedsbeſuch erſpart werde ; aber ich erkannte nidyt ohne einiges Mißbehagen und mit Mühe einen

fleinen mericaniſchen Officier, mit welchem der Zufall mich ein- oder

von New-York, begab fich mit andern Kleidungsſtüden nach Dem Leiche Siloah ( Südende), um an dieſem Orte auf mich

zweimal zuſammengeführt hatte. Ihr ſcheint ſehr eilig , ſagte er mir. So ſehr, daß ich Euch nur flüchtig begrüßen fann ; denn ich muß die ganze Nacht umherlaufen , und bin vielleicht doch nur im Stande

zu warten .

den vierten Theil deffen zu vollbringen , was mir obliegt.

Ich entfleidete mich, wand das Hemde um Den

Hals und band eß mit einem Schnuftuche, den Kopf bedte die weiße Müße (Tafijeh) . Eine brennende Unſchlittferze in der Hand , ſchlüpfte ich ohne Begleitung und ohne alle Schwierige feit in den offenen Canal, den ich ſchon ein andere & mal am Felſenbecken der Marienquelle vorläufig aufgeſucht hatte. Des rade im Anfange war der Gang nicht hoch, ſo daß ich mich

mein lieber Don Pablo, ich habe zwanzig Gläubiger, die noch nicht alle

gleichſam fauernd vorwärts bewegte , im weitern Verlaufe aber

Hoffnung aufgeben bezahlt zu werden , wahre Optimiſten ! die mich

wurde er höher und nach und nach ſo hoch, daß ich aufrecht gehen fonnte und mein Hembe anzog, in der Meinung, er werbe dieſe Höhe bis zum Ausfluſſe in Siluan beibehalten. Hier un

jedesmal aufſuchen , wenn ſie hören, daß das Monte mir günftig war.

gefähr bemerkte ich einen etwa 5' langen falſchen Gang auf der Weſtſeite. Nach einer nicht großen Strecke in den wurde der

Aquäduct wieber niedriger, und ich bereute jeßt vergeblich, daß ich vom Kalſe das Hemde losmidelte, das ich beim Auftritte aus dem Felſen troden anzulegen hoffte.

Nachbem ich den Cas

nal etwa ftark bie Hälfte durchſchritten und Durchbrochen , war meine Sorgfalt für Erhaltung des Lichte8 Doch fruchtlos, obs

ſchon ich die Kerze in der Handhöhle ſchüßte, auf welche Weiſe kurz zuvor die Rettung mir gelang. Eine Luftſtrömung vom Südende des Ganges bog die Flamme gegen mich immer reis Bender, bis fte jeden Funfen ausblie . Ich hatte zwar Zünds

hölzchen bei mir, allein da ich die gleiche Wirkung bei forts Dauernder Urſache vorausſah, ſo machte ich nicht einmal einen Verſuch, mir ein neues Licht anzuzünden.

Dann erlaubt, daß ich Euch einen Rath gebe, Don Pablo, thut in Guern Geſchäften , was ich mit meinen Gläubigern. Ich habe große Gile, wie ſchon geſagt , und muß Euch verlaffen , indeß möchte id doch wiſſen, wie Ihr es mit Guern Gläubigern haltet ? Ah . Ihr wißt es nicht; eg ift übrigens ſehr befannt. Nun ja,

Seit fünf Jahren geb ich ihnen ſtets dieſelbe , und zwar folgende Ant wort : Ich bin, meine Herren, zu ſehr Caballero und Mann von Ghre, als daß ich die einen unter euch auf Koſten der andern bevorzugen möchte, da ihr euch alle gleich gut gegen mich benommen habt ; andrer ſeits achte ich euch allzuſehr, um euch eine theilweiſe Zahlung anbie:

ten zu wollen , denn ihr habt etwas beſſereg verdient ; aufs Vergnügen euch wiederzuſehen, meine Herren. So Don Pablo , halte ich es mit meinen Gläubigern ; thut ein Gleiches mit den Beſuchen, die Euch noch zu machen bleiben , und geht mit mir ſpazieren. Dieſer Rath ſchmeichelte meiner Trägheit und reßte meiner Unent: ſchloſſenheit ein Ziel, audi ſchien er mir, ich geſteh es, verſtändig genug, und ich dachte dar ber nach, ob ich ihn ernſtlich nehmen ſollte , al Salazar mir ſagte: Wenn Ihr dieſen Abend mir ſchenft, ſo führe ich Euch zu einem Lottoſpiel , wo Ihr die liebenswürdigſten und artigſten Caballeros von der Welt antreffen ſollt. Wie zu einer Lotterie ?

Nun ja. Was iſt da zu erſtaunen ! Jeden Abend vereint fich die

Dieſer freilich ſehr

goldene Jugend von Merico in einem gemeinſchaftlichen Local zu einer

unangenehme Zufall entmuthigte mich jedoch noch nicht, das

dern Canal gerathen . Endlich hörte ich zu meiner unausſprech

Art von zwar öffentlicher, aber ſehr gewählter Geſellſchaft, wo man, nur um die Zeit hinzubringen und indem man den Reiz geiſtreicher an genehmer Unterhaltung genießt, fich mit einem Lotterieſpiel vergnügt. Es iſt ſeltſam , daß ich nie von dieſer Anſtalt hörte ! Uebrigens wäre ich neugierig zu hören, was Ihr unter der goldenen Jugend von

lichen Freude die freundliche Stimme des Arn. Nathan , ber

Merico verſteht ?

außen am Südende desſelben mit einem Araber auch die liebe Noth hatte, weil dieſer ein Entree heiſchte, und beſorgen ließ, daß er Lärm ſchlüge, wenn er nicht befriedigt würde , und bald

Idi wundre mich gar nicht, lieber Don Pablo, daß Guch die Gri ſtenz dieſes Hauſes unbekannt blieb, denn Fremde werden dort nicht auf: genommen , und deßhalb erſuche ich Euch auch , wenn Ihr meine Ein:

bemerkte ich einen Streifen der Dämmerung, und fo trat id

ladung genehm haltet, dort nicht franzöſiſch mit mir zu reden. Es ſieht nach Krieg aus, wie Ihr wißt, und ich möchte um alles in der Welt nicht, daß man Euch als Franzoſe erfennt. Ihr ſprecht viel beſſer ſpaniſch als ein Mericaner , und etwa ſo ſchlecht wie ein Andaluſier,

Unternehmen fortzuſeßen ; ich muß aber bemerken , Daß der

Durchgang mir ſehr lang ſchien , uub daß ich bei der Stock

finſterniß einen Augenblid ſelbft träumte, ich ſey in einen an

dann wieder and helle Licht; der Canal war in ſeiner ganzen Länge zurückgelegt. ( Schluß folgt.)

I

deßhalb wird Eure Rolle leicht ſeyn. Was die goldene Jugend betrifft, die 3hr ſehen werdet , ſo beſteht ſie aus Diſcieren auf halbem Sold,

208 aus ehrlichen Schmugglern und ſolchen Leuten , deren ganzes Gewerbe in einem hartnädigen Vertrauen auf die Zukunft, einem guten Pferde

ausziehen, welche er durch ein Paar alte Schuhe erſeßte, die in ein zers

und trefflichen Waffen beſteht; Kaufleute fommen niemals hin. Mit

riffenes Sadtuch gewidelt, in ſeinem Hute lagen.

einem Worte die ganze Geſellſchaft fönnte nicht angenehmer ſeyn. Die Sdilderung des kleinen Officiers reßte meiner Unentſchloſſenheit ein Ziel.

ſchauen ſeiner Karte vertieft (dien.

3d dachte , weil es zu Merico noch etwas gebe , das ich nicht fannte,

ſo rey es beſſer meinen Abend dem zu weihen , als große Mühe aufs zuwenden und am Ende doch nicht im Stande zu ſeyn allen Genüge zu leiſten .

3hr ſeyd alſo entſchloſſen ? fragte mich Salazar. Ich ſtehe Euch zu Befehl. Sehr wohl. Das iſt einmal wohl geſprochen ! Wir find ganz in der Nähe.

Kommt.

An der Eife der Straße de loo Plateros , welche einen rechten Winfel mit dem Plaße an der Hauptfirche bildet , blieb mein Freund .

Salazar ſtehen .

Wir ſind da, ſagte er, vergeßt vor allem nicht, was ich Euch wegen

ungeheurer Schnurrbart beſtattete , ſeine neuen Stiefel von Corduan

Ziehtman ſichzum Balle an? fragte ich Salazar, der im Ans Nein, Don Pablo , ſagte er, aber dieſe wadern Leute ſind nicht im Stande auf das leßte Spiel zu reßen, und ſo machen ſie unter fich einen fleinen Tauſchhandel, um alsdann ihr Glüc verſuchen zu können. Wenn 3hr einen Hut oder eine Toquille faufen wollt, ſo rathe icy Eudy dieſe Gelegenheit zu benußen, denn 3hr dürft ficher ſeyn, einen guten Handel zu machen .

Danfe, ich bedarf nichte , denn ich reiſe Morgen nad Vera - Cruz . Ah , 3hr reist Morgen nach Vera-Cruz, wiederholte Salazar er : ftaunt, deßhalb hattet Ihr ſo viele Beſuche zu machen ! Dann nada einigem Beſinnen, fuhr er fort : Aber wenn Ihr Morgen reiſet, mußt Ihr Euer Reiſegeld mit Euch haben , und das iſt ſehr unvorſichtig ! Beruhigt Gud , ich habe , wie ſchon geſagt , nur ungefähr zehn .

des Franzöſiſchredens geſagt.

Piaſter in meiner Taſche , das Geld für meine Reiſe iſt in meinem

Send unbeſorgt. Gi , fragie mich Salazar , als wir mitten auf der Treppe waren, ich hoffe daß Ihr einiges Geld mit Euch führt ? Ungefähr zehn Piafter. Das iſt mehr als genug. Treten wir ein. Joſe Salazar fließ mit dem Fuße an eine große grüne gepolſterte Thüre , welche fich ohne Geräuſch in ihren Angeln drehte, und wir waren mitten in dem gerühma

Nachtſack im Gaſthauſe.

ten Club , wo ſich die goldene Jugend von Merico verſammeite. Der

erſte Blick auf die Verſammlung ließ mich feineswego bedauern, meinem

DJhr beruhigt mich ! .... Aber Stille, man beginnt die Num = mern auszurufen . In der That wurde alles ſtille ; jeder regte ſich und eine náſelnde

Stimme aus dem leßten Zimmer dringend, rief die Nummern aus, die dreimal wiederholt wurden , um jede Jrrung zu vermeiden. Das Audrufen dauerte ungefähr zwanzig Minuten als eine wohl tönende Stimme, das im Lotto ſo gefürchtete Wort : Quinto ! ausſprac . Wer iſt der Gewinnende ? fragte man von allen Seiten.

oh bin's, meine Herrn , antwortete der große Schlingel, den id ſeine Stiefeln mit den alten Schuhen vertauſchen geſehen. Ich bin's ! und es mußte ſo fommen ; denn ſo oft ich gezwungen bin meine Stie

fleinen Officier gefolgt zu ſeyn. Die Leute, aus welchen ſie beſtand, hatten etwas Zigeunerartiges und Maleriſqes in ihrer Kleidung und Haltung, ganz für ein Genrebild geeignet. Armuth und Zerriſſenheit fanden ſich hier in beſter Eintracht mit dem Lurus, Goldſtidereien und Sammtmänteln zuſammen ; eine frühreife Jugend drängte ſich um das

wieder günſtig ; es iſt ſchon zum drittenmal, daß ich unter folchen Um

Alter , das in Verbrechen ergraut war , und das Spiel , dieſer unums

ſtånden gewonnen habe.

ſdränfte phantaſtiſche Herrſcher, beugte unter demſelben Gefeße all dieſe unbändigen Unterthanen , welche ſo oft die Rechte der Geſellſchaft nicht

Man brađite dem glücklichen Spieler ſeinen Gewinn fogleid , der nad Abzug der Roſten ſieben bis achthundert Franken betrug ; aber er weigerte fich ſie zu nehmen. Gebt mir nur einen Empfangſchein , ſagte er zu den Oberhaupt der Geſellſchaft, und behaltet Euer Geld. Morgen kann ich es dann nach Muße einzählen. Das leştemal fanden ſich in einem Sad von hundert Piaſter, den ich in Empfang genommen, nur viere von gutem Gepräge , die ſich wohl zufällig eingeſchlichen , und ich mußte meinen Gewinn einem Münzbeamten mit 50 Procent Verluſt verfaufen. Uebri: gens erſuche ich Euch, mir zwei Nealen zu meinem Nachteſſen, Cigarren und dem Frühſtück für Morgen vorzuſtreden.

anerfennen wollten .

Der Verſamınlungsort beſtand aus drei großen Räumen, länger als breit , deren Decke faum fieben oder acht Schuhe vom Boden entfernt,

in eine dichte Rauchwolfe gehüllt war , welche zwei oder dreihundert Cigarren und Cigaretten entſtieg ; das Zimmergeräthe beſtand in einigen

dreißig fleinen Tiſchen , die nahe zuſammengeridt , den Spielern zum Auflegen ihrer Lottofarten dienten. Als wir eintraten , begrüßten meh : rere Freunde und Befannte meinen Führer freundlich und boten ihm einen Plaß zum erſten Spiele an einem Tiſch an , der ungefähr einen Fuß breit und zwei lang war , an welchem erſt vier Spieler ftanden. Mein Freund Salazar war augenſcheinlich ein häufiger Beſucher dieſer liebenswerthen Geſellſchaft.

Ich hoffe, Don Pablo , daß ich Euch nicht getäuſcht habe , indem ich Euch unſern Cirfel rühmte, ſagte er mit einigem Stolze. 1

Weit entfernt, und was ich ſehe, übertrifft ineine Erwartung. Ich danke Gud . Beliebt es Euch die Lottopartie mitzumachen,

welche beginnen wird ? Es iſt die leßte und interefſanteſte dieſes Abends ; der Ginſaß iſt ein Piaſter. Sehr gerne.

Rellner , zwei Karten , rief Salazar alſogleich, und als dieſer fie gebracht: Ihr ſend nun zwei Piafter ſchuldig, ſagte Salazar, fick höf: lich gegen mich verbeugend. In dieſem Augenblick zeigte fich eine gewiſſe Bewegung unter den Gruppen der Spieler ; die einen nahmen die Perlen - oder Treſſentoquille von ihren Hüten , andere zogen ſorgfältig in Seidepapier eingewidelte Foulards aus der Taſche; einige endlich fnüpften die Banda oder die Schärpe von chineſiſcher Crèpe auf, die ihre Hüften umſchloß ; ich fah

ſogar einen langen Schlingel mit Sonne verbranntem Geſicht, das ein Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Budhandlung.

feln aufs Spiel zu reßen, erbarmt fich das Glück meiner und wird mit

1

( Fortſeßung folgt.)

Mi s cellen . Ruſſiſches Gold. Die bedeutende Goldgewinnung in Rußland hat die Aufmerkſamfeit des engliſchen Parlaments auf fich gezogen und dieſes hat amitliche Nachforſchungen über die Menge des gewonnenen Goldes anſtellen laſſen. Dieſem zufolge wurden im Jahr 1837 für 900,673 Pfo. St. , im Jahr 1846 für 3,414,427 Prd. St. gewonnen, und der Ertrag ſoll noch in der Zunahme ſeyn. (Shipp. Gazette. 18 Februar. )

Der Reiſende Hom maire de Hell , der mit einer Miffion

im weſtlichen Afien beauftragt iſt, hat ſeine Ankunft in Gümüſch ,

Chane, 20 lieues von Erzerum gemeldet, und das Journal de l'Orient ( Janvier) bringt eine Mittheilung von ihm über den genannten Drt. 68 fragt fich indeß ſehr, ob ſeine Reiſe ſehr günſtig ausfällt, denn bei

tem ungemeinen Einfluß der Nufſen in allen dieſen Gegenden hat er manches zu fürchten , da er fich durch ſeine Schrift über das ſüdliche Rußland eben nicht in die Gunft der rufftſchen Regierung gelegt hat. Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausland . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und ſittlichen Lebens der Völker. 2 März 1848.

UN ". 53. Die Bewohner der Comor- Inſeln.

10 “ , aber nur auf einer furzen Strece, etwa an drei Stellen, und unter eine Strecke weit iſt ſie die eines Mannes und

(Revue de l'Orient.

Januar.)

Es iſt ziemlich ihrer, fich einen Begriff von der Berölfes rung der Comorn zu machen . Mayotte (meldjes die Franzoſen ſeit einiger Zeit beſeßt haben , hauptſächlid um den Eingang in Den Mozambique-Canal zu beherrſchen ) iſt die einzige , über welche wir etwas näheres wiſſen ; was die drei andern betrifft, ſo iſt man auf die Nachrichten von Reiſenden beſchränkt, deren Schägung durch den Eindruck bedingt iſt, welchen die Bevölkes rung des Landes auf ſte machte. Ueber ein Jahrhundert lang war dieſe Inſelgruppe ben Einfällen und Verheerungen der Gafalas vas von der Weſtfüſte von Madagascar auðgeſeßt, und ſtets wurde dabei ein Theil der Ginrobnerſchaft fortgeſchleppt; die

Bevölkerung war demnach in Abnahme, und vor 40 oder 50 Jahren konnte man ſie nicht über 17 bis 18,000 Menſden an

ſchlagen . Nach den Berichten von Boſſe und Paſſot ſcheint Groß -Gomor jeßt ſehr bevölkert, und man ſchlägt ſogar die Ges ſammtbevölkerung aller dieſer Inſeln auf 70 bis 80,000 an, allerding ein ſtarker Unterſchieb gegen die vorige Zahl , der

fich jedoch vielleicht durch die große Fruchtbarkeit der eingebor nen Race erklärt.

Dieſe iſt indeß nicht von Einem Stamm, ſondern beſteht aus afrikaniſchen Schirarzen und Arabern vom aflatiſchen Gons tinent. Diese haben ſich ſeit dem 12ten Jahrhundert hier (io wie auf dem benachbarten afrifaniſchen Ufer, auf Zanzibar und in Madagascar ) niebergelaffen , unb bilben die höhere Claſſe.

Sie haben die charafteriſtiſchen Züge ihres Stammes, große Augen , eine Adlernaſe, einen gut geſchnittenen Mund und einen ziemlich ſchönen Kopf , behalten . Die diden Lippen und die vorſpringenden Backenknochen der übrigen Eingebornen zeigen hinreichend, wenn auch die Namen der Inſeln mit ihren weis chen Conſonanten und den Den mabafaffiſchen ähnlichen Formen nicht an und für fidh ſgon Darauf hinwieſen, daß die urſprüng=

liche Bevölkerung aus denſelben Orten hervorgegangen, wie die madecafftiche (ſo weit dieſe nämlich afrifaniſchen und nicht, wie die Hovas, oceaniſchen Urſprungs ift).

Die Araber haben hier pos

litiſch, aber nicht phyftich geberrſcht und Herrſchen noch, indeß iſt die übliche Volksſprache eine Miſchung von Arabiſch und Soheili (an der afrifaniſchen Küſte).

nimmt immer zu bis zum Südende. Dieſe verſchiedene Höhe macht es nothwendig, daß man fich hier auf den Ellenbogen fortſchieben, dort auf allen Vieren fortfriechen muß, hier gleich fam fauernd, dort aufrecht gehen kann . War id durch Kries chen auf allen Vieren mübe, ſo rutſchte ich, wie ich es wohl

vor 38 Jahren that , ehe aufrechte Beine mich davonlüpften. Die Breite beträgt meiſt 2 oder 1'2'. Der Gang iſt überall aus dem Felſen gehauen ; an einer Stelle ichien er mir mit Mörtel überfleidet, vielleicht um dem Durchficfern des Waſſer 8

Schranken zu legen .

Der Boden war oben mit kleinen Ges

ſchiebſteinen bebedt, bie hie und da aus dem Waſſer herauss

gucten , an einigen Stellen idylammig, gegen das Südende fand fich eine Schichte von Sand, wenigſtens auf einer Seite . Merf würdig find unten an der Seitenwandung die vom Boden einige Zou hoben braunen Streifen, welche unzweifelhaft das Waſſer

nach der Strömung zurückließ, ähnlich denen im Labyrinthe bei Chareitun . Man fteht auch mehr als einen Streifen über dem andern, zum Beweiſe, daß der Waſſerſtand verſchieden ſeyn mußte. Oben war das Waſſer ſehr ſeicht, nach und nach wuchs ſeine Liefe auf 3, 4 bis 6 ; natürlich bildet das Waſſer einen Spiegel, und die beträchtlichere Liefe desſelben am Sübende bes

zeichnet auch die tiefere lage des Canalbobens . Weber in der Waſſerleitung, noch ſpäter im Freien empfand ich Froſt, obgleich ich in jener beinahe 40 Minuten lang mit dem Waſſer im Contacte war. Hätte man genug Zeit, ſo könnten auf dem Wege ſchwarze Blutegel, die Luſt zeigten mich anzubeißen, einige Unterhaltung gewähren, ja wahrſcheinlich mehr, als, um Vergebung, der Ans blick einer Dame, nachdem fte einen Roman anf die Seite ges legt, in welchem ſie eben die Duinteſſenz aller irbiſchen und unterirdiſchen Gräßlichkeiten mit tödtendem Genuſſe geleſen hatte. In Hoſen, dem gründlich durchnegten Hemde und in Schuhen, und auf dem Kopfe ben Larbuſch, ging id; im Shale zu ber Duelle hinauf, nicht ohne von einigen Arabern am Wege felts

jam angeſtaunt zu werden ; bort fleidete ich mich ganz an . Die Fehler, wodurch meine Unterſuchung des Aquäducts ſo unvoll ſtändig wurde, wird ein anderer hoffentlich vermeiden, ohne daß ich dieſelben weiter hervorzuheben brauche. Daß die Marienquelle einſt ohne die Ableitung durch den

Felſen und ohne den Siloahbrunnen war, liegt zwar nach dem Die Quelle Siloah. (Schluß .)

Die Höhe dieſes langen Aquäducts iſt ſehr verſchies den, meijt von etwa 1 ' 5 " , am unbeträchtlichſten von beiläufig

jeßigen Stande der Forſchungen auf der Hand ; indeß wäre es immerhin möglich, daß Siloah in der Waſſerleitung noch eine unabhängige Quelle hätte, und ich denke, daß ingfünftige die Unterſuchungen beſonders nach dieſem Punfte gerichtet werden

210

müſſen . Die Tiefe der Marienquelle betrug wahrſcheinlich immer die gleiche Zahl des Maaße: (etwa 20') , das Waſſer ſprubelte wohl nur in dieſer Tiefe.

Coson

ſchwerlich mehr als einmal beobachtet, und die die Periodicitat

Sobald man von einem Ueber

betreffende Lücke durch die Volfefage, die wahrſcheinlich über Dar vierte Jahrhundert hinaufflingt, ausgeebnet worden ſeyn.

fluſſe in der Marienquelle überzeugt war, und ſobald man an

Erſt im Jahre 1838 wurde das Steigen Der Quelle auf eigene

die Vortheile De Vonſelbſtabfließen ſtatt des Schöpfens dachte, ſo blieb nichts anderes zu thun , als was wirklich geſchah. Man

Wahrnehmunng hin genauer erzählt.

trieb von der Marienquelle beinahe wagerecht einen Stollen im

wurde, und burd, Anlegung von Teichen ein weit größerer Vors

einem in dem Waſſerbeden der Marienquelle liegenben , loſen Gteine ſtand, Waſſer in ſeinen Schuh rann , und bald auch eine Stufe bedeckte. Eine neuere Beobachtung iſt mir nicht be fannt . Schon bei meinen täglichen Wahrnehmungen des Waſſer: ftande8 im Wintermonate 1845 ergab fich einiger Unterſchieb von etwa 2 “ ; ich fonnte jedoch feinem Geſeße auf die Spur fommen , und nie gewahrte ich eine Beweguug des Waſſers. Da wollte mir der Zufall einen Theil davon in die Hände ſpielen , wonach ich mit mehr Aufwand von Zeit umſonſt langte. El glüdte mir, das Ebben und Fluthen zweimal, bas leştemal volls ſtändig zu beobachten. 418 ich am 21 Januar 1846 zur Mas

rath geſammelt werben fonnte, fondern auch darin , daß die nahe beim Ausfluſſe liegende Thalftrede mit ungleich geringerer

oder ein ganz leiſes Wellenſchlagen von außen nach innen , Ers

Felſen fübwärts auf der Weſtſeite des Shales Ritron gerade oder doch beinabe, ſo weit, daß bei der ziemlich abfälligen Lage Der Ribronſchlucht das Waſſer von ſelbſt ins Freie herauss

fließen konnte ; das Zieben eines oben offenen Canals müßte weit mühſamer unb foſtſpieliger geweſen ſeyn , und wäre der Erhaltung einer fühlern Temperatur des Waſſers nachtheilig geweſen . Der Nußen, welchen die Ableitung der Marienquelle Durch einen Canal ftiftet, beſteht außerdem nicht bloß Darin ,

Daß das Waſſer einem Theile der Stadtbewohner näher gebracht

Mühe berieſelt und befruchtet werden konnte. Wenn der Gedanke, das Waſſer aus der Tiefe der Höhle ins Freie zu leiten, ein fehr glüdlicher war , ſo erwirbt fich die

Ausführung derſelben nicht gleiches Lob. Die Arbeit iſt roh und vielleicht ungeſchidt.

Die Baufunft macht Forderungen ; fte mil

eine gleichmäßigere Höhe und eine geradere Linie. Die auf fallende föhe am Súbende führt auf die Vermuthung, daß

entweder, ehe die Verbindung hergeſtellt war, Siloab eine Anzahl

Smith, der Reiſegefährte

Robinſone, bemerfte zufällig, daß, als er mit einem Fuße auf .

rienquelle hinabſtieg, überraſchte mich ein bedeutenbe8 Duellen, ſcheinungen , die früher nie in den Kreiß meiner Beobachtungen fielen. Bei genauerem Naduſehen ſchien das Waſſer am nörd lichen Rande des rechten , vor der unterſten Stufe der Treppe im Waſſerbecken liegenden Steine (Nordſteinel ) , nahe jener Stufe , hervorzuſprudeln ; jebenfalls mar das Waſſer bewegt.

30 nahm das Maaß des ungewöhnlich hohen Waſſerſtanded ; eine halbe Stunde ſpäter hatte er um 1" abgenommen, etwa

Fuß über der iebigen Tiefe eine von der Marienquelle unabs

eine Viertelſtunde nachher betrug die Abnahme 1/2 " , und nad abermals einer Viertelſtunde 2 , wobei eß Dann ſein Verbleiben

hängige Quelle war, oder daß der Canal zu weit oben anges

hatte. Mithin belief fich der ganze Fall auf 412" . Das Ebben

fangen und immer tiefer ausgebauen wurde, bie das Waſſer herabrann . Die Abweichung des Ganges von der geraden Linie dadurch, Daß er, ſelten einer winflichten Linie, öfter einer

nahm ich dreimal, etwa um 3 Uhr Nachmittags, wahr ; gerade während meiner Meſſungen verrichtete oben bei der alten Mo

Schlangenlinie folgt , fönnte zwar auch die Erklärung barin finden , daß man eine beſſere Felſenſchichte aufſuchte ; ich ſuche fie aber in der Ungeſchicklichkeit des Baumeiſters, der einmal über das andere die falſchen Richtungen wieder verbeſſerte. Man darf gewiß mit Recht aus dem roben Bau , ſo zu fagen, auf die Kindheit der Baufunſt, wenigſtens auf ein ſehr hohes Alter ſchließen, das hinter die Zeit des Könige Salomo, Ded Erbauers von ſo vielem Geſchmack, zurücreicht. Die Siloahquelle bietet eine ſehr merfwürdige Erſcheinung, ein periodiſches Steigen und Fallen 'Dar. Die Meinungen über die Periodicitat lauteten ſehr ungleich, ſchon im vierten Jahr

Sinfen des Waſſers aufhörte , war kein Sprudeln mehr ſicht

hunderte ; denn der eine derſicherte, daß das Waſſer ſechs Tage und Nächte nach einander lief, am ftebenten Tage aber, am

Mittag leicht ſichtbar und ein wenig hörbar.

Sabbath, weber bei Tage noch bei Nacht floß, und der andere überlieferte, baß Siloah, fein perennirendes Waſſer, nur an ges

wiſſen Stunden und Tagen aufwallte.' Zur Zeit der Kreuzfahrer hatte man ebenfalls zweierlei Meinungen.

Nach der einen floß,

laut der Verſicherung der Einwohner, die Quelle nur alle Freis

fchee ein Mohammebaner das Gebet el-Aſſar. bar,

Sobald das

Vollſtändig beobachtete ich mit Hrn . 3amed Nathan das

Steigen und Fallen am 14 März 1846 eben vor der Mittags

ftunde. Auf einmal begann das Sprudeln (die Bewegung) des Waſſere ; in etwa anderthalb Viertelſtunden hatte es ſeine Höhe erſtiegen ; weit länger Dauerte das Fallen , etwa zwei Stunden lang. Das Waſſer fiel wirklich auf den gleichen Standpunkt zurück, und die undulatoriſden Bewegungen legten ſich al&balb

mit dem Sinfen . Ich ſtaunte, rie faſt plößlich Ruhe eintrat,

das Waſſer wurde wieder ſpiegelglatt; e8 ſtieg im Ganzen 6'2" hoch.

Beim Anfange des Aquáducts war die Strömung gegen Die Stelle, iro

das Waffer heroorſprubelte, fonnte ich auch dieſesmal nicht genau ſeben ; wahrſcheinlich jedoch ift fie nahe der unterſten Treppenſtufe. Gleich vor dem Beginne des Fluthen& hatte das Waffer eine Temperatur von + 13° R. , ſpäter + 14 ', unb das jebige des Ain eſch -Sdefa weſtlich neben der Tempelarea kurz vorber + 15°. + 14° waren im Winteruionate 1845 in

2

tage, nach der andern je den britten Tag, und ſo würden ſpäter noch andere Meinungen ausgebeft. Wären die Mits

der Marienquelle conſtant .

Gin Araber theilte mit, DAB das

Waſſer der legtern im Winter ſüßer fey), als im Sommer, und

theilungen reinen Beobachtungen enthoben, ſo müßten fie mit

in der That fand ich es im Januar 1846 weit ſüßer, als zwei

einander ohne Wiberrede eher übereinſtimmen. Von allen mir befannten Berichten ſcheinen fich nur zwei auf Selbftichau zu

Monate vorber : auch während der Bewegung war e8 fehr wenig geſalzen, und weit minder als die Quelle eſch -Schefa. Daß das Bächlein über den Gärten Siloah zur Zeit, da das Waſſer in Bewegung iſt, auch reicher und ftarfer ftrömt, verſteht fich von felbft. Für die Intermiffion Del Duele , welcher in älterer und

ftüßen , einer aus dem vierten Jahrhunderte und der andere aus dem Jahre 1095 ; übrigens dürfte bas Ebben und Fluthen 1 ltin . Burdig. Hierosol. Edit. A. Scholt. Col. 1600. 152. Hie ronym . comment. in Esa. 8, 6, Später Isidor. Ser. Origin. 13, 13. ? Raimond. de Agiles Hist. Jher. 174. Guil . Tyr. 8,4.

neuerer Zeit das Wort geſprochen wurde, kann ich feine Gründe in die Wagſchale legen . 3d traf allzeit Waſſer.

211 30 möchte die Anficht nicht verbehlen, daß mit dieſen Bes mühungen Dae Felb der Beobachtungen erft fich eröffnet. Noch piele Fragen müſſen von nüchternen Beobachtern erledigt, nicht

von den Siluanern beantwortet werden, welche felten richtigen Beſcheid wiſſen. Zum Beiſpiele diene, daß ich, als ich das erſtes mal das Fallen beobachtete, bei einem Araber neben den Mo

son

dieſes Anzugs verriethen feineswegs ein großes Vermögen ; aber da:

Ganze ſah durch den geiſtigen , muthigen und behaglichen Ausdrud des Mannes , der es trug . nicht ſo lächerlich und zerriſſen aus , als es in Alle Spieler grüßten den Neuangekommeneri übrigens ſehr höflid, und diejenigen welche ſo genau mit ihm befannt der Analyſe erſcheint.

waren , um ihm die Hände zu ſchütteln , ſchienen ſtolz auf eine ſolche Ohre zu ſeyn . Als der junge Mann ſeine Cigarre fallen ließ , ſtürzte ſogleich ein alter Oberft herbei fie aufzuheben , und gab ſie ihm mit einer demüthigen Verbeugung zurüd. .

ſcheetrümmern vor der Treppe zur Marienquelle mich erkundigte, wie lange wohl es noch bauere , bis das Waſſer auf den frühern

Standpunft zurückgeſunfen ſeyn werbe.. Er ſagte, was ganz

Danf , Oberſt , ſagte der junge Mann ; wenn ich eurer Dienſte

unwahr, Daß es ießt im Steigen begriffen ſesy, unb baß 8 in zwei Stunden noch nicht abnehmen werde. Wo aber andere Beobachtungen abgeben, da müſſen wir mit denen der Araber fürlieb nehmen, um wenigſtens unſerer Neugierbe ein Stüdchen

bedarf , werde ich mich eurer erinnern. Webrigens könnte dieß bald geſchehen .

Großen Dank, Capitän ! antwortete der Oberſt, deſſen Geſicht vor Freude ſtrahlte. Deſto eher, deſto beſſer. 3d bin, wie ihr wißt, ganz

Zuder in den Mund zu ſchieben . Ein Araber bemerkte in Bes

zu euerm Befehle.

ziehung auf die Periodicität, daß das Waſſer allemale am Nach

Ich war , ich geſtehe es , ſehr erſtaunt ſo viele Zuvorkommenheit und Achtungsbeweiſe an ein ſolches Individuum verſchwendet zu ſehen, und wollte meinen Freund Salazar bitten mir dieſes Räthſel zu löſen,

mittage ſteige und falle; ein alter Mann hingegen behauptete, fo wie ein anderer ein früheres Mal, daß das Ebben und

Fluthen an feine Zeit gebunden ſey , daß es zu verſchiebenen , nicht zu gewiſſen Stunden des Lage8 ſtattfinde, und daß e8 Tage gebe, wo dieſes Phänomen fich nicht einſtelle. Die Hypo theſen über den Urſprung der Marienquelle wil ich auf einen

andern Ort verſparen , und eß mag vor der Hand genügen zu wiſſen , wie bequem bas Volf in und bei Jeruſalem die merf mürbige Naturerſcheinung erläutert : 8 liegt in der Quelle ein großer Drache, der, wenn er wacht, das Waſſer zurüdhält, und el fließen läßt, wenn er ſchläft.

Der Buſtand von Tunis. In einer neuerlichen Sißung der orientaliſchen Geſellſchaft zu Paris theilte ein Hr. Baron von Chaſſiron , der im Miniſterium der auswär: tigen Angelegenheiten angeſtellt iſt, Nadridhten über den Zuſtand von Tunis mit. Dieß Land iſt mit all den lieben Ginrichtungen geſegnet, welche die moderne Civiliſation den Fürſten des Jelam eingeimpft hat alles iſt verpachtet, und der Pächter, natürlich ein Günſtling des Bei,

nimmt das Doppelte und dreifache deſſen , wozu er berechtigt iſt. Bei allen Elementen des Heidsthums und Ueberfluſſes iſt dennod die Bevöl

ferung im tiefſten Elend, und ſtirbt zum Theil wörtlich Hungere.

Gine

Probe der Erpreſſungen iſt folgende . Niemand darf das Leder zu den Sduhen anderswo kaufen , als bei dem Steuerpådhter ; vermuthet man, daß die Schuhe eines Arabers anderd woher kommen , ſo wird er ge

ftraft, trägt er gar keine Schuhe, ſo wird er wieder geſtraft, weil man vorausſeßt, daß er die ungeſeßlichen Schuhe zu Bauſe habe. Die Papiere

als der fleine Officier, wie wenn er meinen Wunſch errathen hätte, das Wort nahm : Erlaubt mir, Capitan Beaveduria, ſagte er zu dem Neu

angefommenen , euch meinen Freund, Don Pablo, einen jungen Mann aus Jalisco , vorzuſtellen . Wir begrüßten uns gegenſeitig . Aufwärter, doppelten Punſch ! rief Salazar. Der Aufwärter beeilte

fich Folge zu leiſten , und Salazar, ſein Manöver beim Lotto wieder: holend, verbeugte ſich aufs neue, indem er ſagte : Don Pablo, hier iſt Guer Punſch !

Der Capitan Beaveduria feßte fich alsdann an unſren Tiſch vor das volle Glas, das ihm Salazar anbot. Die Freude des leßtern über Beaveduria's Annehmen der Einladung verrieth fich ſogleich bei ihm durch ein fiegreiches Lächeln. Und faum ſaß der geachtete Capitán bei uns, alo fich eine große Gruppe der Anweſenden um ihn ſammelte. Es iſt ſchon ſehr lange , Capitán , daß ihr uns gänzlich eurer Gegenwart beraubt , ja daß wir ſogar nicht einmal mehr Runde von euch hatten , ſagte einer der Spieler ; darf man wohl fragen , wem ihr eure zahlreichen Freunde aufgeopfert habt ? Dem Spiel und der Liebe , erwiderte Beaveduria. Das heißt , daß ihr in beiden glüdlich geweſen ſeyd ? Gerade das Gegentheil ; ich habe das Sprüchwort zu Schanden gemacht. In zehn Tagen hab' ich 6000 Piafter und meine beſten Klei der verloren , und die Frau , um die ich mich bemühe , dien meine

Huldigungen gar nicht zu bemerken , indeß ich ihr wie ihr Schatten gefolgt bin . Gin Murmeln des Grſtaunens folgte dieſem Befenntniß des Capitáng.

Und dürfte man wohl den Namen dieſer ſpröden Schönen erfahren ?

der von dem Bey errichteten Bank verlieren bei jedem Uebergang von

fragte Salazar.

einer Hand in die andere 4 Procent. Ør. Chaſſiron wollte aus Rüd: ficht für den Bey, mit dem Franfreich in gutem Vernehmen ſteht, nicht alles in dem Journal de l'Orient befannt gemacht wiſſen , wird aber

Sicherlich, erwiderte der Capitán ; id habe folder Dinge fein Hehl. G8 iſt Jeſuſita Moratin, die Frau des Senators von Tabasco. Doña Jeſuſita Moratin , wiederholte Freund Salazar ; ich kannte euch als fühn und lüſtern nach Schwierig feiten , aber dieſen Namen hátte ich nicht errathen.

felbſt einen Artifel über Tunis für dieß Journal (dreiben.

Der Capitän Beaveduria. Erſter Abſchnitt. ( Fortſepung .)

Während ich mich damit unterhielt dieſen ſeltſamen Spieler zu beobachten , hatte fich ein neuer Anfómmling an unſern Tiſch geſtellt. Es war ein ſchöner großer junger Mann , mit gewandter und zugleich

ſoldatiſcher Haltung. Seine mit Leder befekten abgenüßten Calzoneras contraſtirten mit den glänzenden Goldfranzen , womit fie beſeft waren.

Warum das , Salazar ?

Weil die Señora Moratin nicht allein für die Schönfte der Schönen zu Merico gilt , ſondern auch zugleich für die Tugendhafteſte unter den beften . Wißt ihr wohl , daß man von ihrer Feftigfeit bewundernswer:

thes erzählt , und daß auch nicht ein Schatten von Verläumbung an ihr haftet ?

Bah ! Salazar, ſagte Beaveduria, es gilt dasſelbe von den Weibern, wie von den Pferden : Je mehr Gutes oder Schlimme$ man von ihnen ſagt,. deſto weniger muß man glauben. Ich bin überzeugt , daß ohne

Sein mittelalterlicher Hut, fed auf die rechte Seite geneigt, hatte einen Ueberzug von Wachstuch , der von der Sonne und durch das Geſtrüpp an der Heerſtraße zerriſſen war. Dagegen aber faßte ihn eine zierliche Perlentoquille, mit Tauben und flammenden Herzen befeßt, ein, augens ſcheinlich eine allegoriſche weibliche Arbeit. Sein Dolman, weniger neu

angehört haben würde.

als reinlich , trug Capitánsabzeichen ; darunter zeigte fich ein buntes Hemde mit einem großen Stüde Glasfluß zugefnöpft. Die Ginzelheiten

der Capitán.

den Verluſt meiner Garderobe dieſe unbeugſame Dame endlich mich Und dennoch geſteht ihr ſo eben, Capitán, daß die Señora niemals eure Bewerbungen zu bemerken ſien.

Wat beweist daß ihr auch nicht eine einzige entging , verſekte

wo

212

Salazar ſchüttelte zweifelnd den Kopf, und es wurde einen Augen: blid ſtill, was bewies , daß die Zuhörer die Ueberzeugung des kleinen Officiers theilten. Das ſchöne, gewöhnlich bleiche Geſicht des Capitán Beaveduria färbte fidh mit leichter Röthe , und ſein Auge belebte fich mit ganz

beſonderem Glanze. Caramba, liebe Jungen, ſagte er mit fefter, tönender Stimme, ich hielt euch nicht für ſo naiv und unſchuldig , und durch dieſes Geſpräch habt ihr euch meine ganze Hochachtung erworben. Gr ſchwieg dann einige Secunden, dann die Umſtehenden mit hochmüthigem und heraus forderndem Blide anſehend , rief er : Welcher unter euch will hundert Piafter mit mir wetten , daß, bevor zwei Tage vergehen , die Señora Jeſuſita meine Geliebte ſeyn wird. Laßt ſehen , wer wettet ? Jo ! ſagte eine Stimme, die aus der Gruppe der Zuhörer drang. Aller Augen wandten ſich dem zu, der ſo leicht und ohne Zaubern die Ausforderung des Capitäng aufnahm ; ich erkannte den Mann mit

den Stiefeln , den Gewinnenden im leßten Lottoſpiele. Ihr nehmt meine Wette an ? fragte Beaveduria etwas überraſcht. 3a wohl ! antwortete der Spieler. Nur erſuche ich Euch, mir zu ſagen um was es fid handelt. Habt ihr es denn nicht gehört ?

Nichts , als daß Ihr eine Wette vorſchlugt. Nun mach ' id mir aber eine Gewiſſensſache daraus, ſo oft ich im Gewinne bin, alle Wetten anzunehmen , die man vorſchlägt. Rönnt ich denn nun wohl erfahren, was der Gegenſtand derſelben iſt ?

Die Tugend einer Frau , fagte der Capitan. D zum Teufel! es ſcheint daß ich feine glüdliche Hand hatte. Aber

Crown

Und nun gehen wir in den Nebenſaal, ſagte er . Gine dreifache Reihe von Spielern umſtand den Montetiſch. Alle

dieſe wackern Caballeros ſchauten mit vor Begierde glänzenden Augen nad den hundert Piaftern, welche den ſchwachen Einſaß der Bank aus: machten. Ich muß geſtehen, daß die goldene Jugend von Merico dieſe ftolze Benennung nur ſehr wenig rechtfertigte. Es gab da für den Beobachter gar ſeltſame Studien. Manchmal ſah man einen der Gewin: nenden von zwei mächtigen Gefühlen bekämpft, dem der Pflicht und der

Noth, zögern , ein zweitesmal feinen ſchwachen Gewinn dem Schwanker des Zufalls audzuſeßen. Sein Spielergewiſſen zeigte ihm den Rückzug als eine feige und ſchmähliche That, während auf der andern Seite ein tagelanges herbes Darben ihn zum Nachgeben ſtimmte. Der Ausgang dieſer innern Rämpfe war verſchieden, aber der Spieler trug faſt immer den Sieg über den Menſchen davon. Joh empfand faſt gegen meinen Willen ein peinliches Gefühl, indem ich manchmal einen armen Teufel,

mit bleichem hagerem Geſicht, mit heftiger Neberwindung ſeiner ſelbſt, die Karte lächelnd betrachten ſah, mit der er ſeine leßte Hoffnung auf: geben mußte. Es iſt in der That nur den Leuten möglich, denen es in

ihren Augen gelang , aus dem Laſter eine Tugend zu machen , fich ſo 1

großer Strenge in Grfüllung deſſen , was ſie als eine Pflicht anſehen, fähig zu machen. Uebrigens um deutlich zu zeigen , bis zu welchem Grade

von Heldenmuth den Mericane: die Nothwendigkeit ſteigert, will ich bemerfen , wie Dank einem Sonnenſtrahl und einigen Cigaretten , er während drei Tagen alle Bedürfniſſe des thieriſchen Lebens gånzlich ver:

gißt ; oft bringt er dieſen dritten Tag noch damit hin, darüber nachzu

übrigens wer weiß .... fie find zuweilen ſo eigen ! übrigens es bleibt

denfen , ob eg wirklich ſo nöthig rey den folgenden Tag ſich an die Arbeit zu machen . Die Aufmerkſamkeit, womit ich die Spieler beobach tete, hatte mich gänzlich meines Freundes Salazar vergeſſen laſſen : der

beim Wort , und wir dürfen nun nur noch den Betrag in eine dritte

fleine Officier brachte fich ſelber in meine Erinnerung zurüd, indem er

Hand niederlegen.

mich auf die Achſel klopfte.

Bei dieſen Worten ſchaute der Mann mit den Stiefeln um fich ; aber es ſcheint, daß ſein Gramen ſeinen erſten Entſchluß änderte , denn er fuhr fort : Es wäre beſſer, den ich, das Geld Morgen früh in ein achtbares Handelshaus zu bringen. Es ſery, ſagte der Capitän , um ſechs werde ich meine Piaſter zu Don Antonio 3. tragen laſſen. Sehr wohl ; die meinigen werden zur ſelben Stunde hinkommen. Bei Gott ! 3hr gefalt mir ſehr wohl , rief Beaveduria, die Hand ſeines Gegners zum Zeichen des abgeſchloſſenen Handeld ſchüttelnd.

Könnt Ihr mir einige Augenblide der Unterhaltung gewähren ? Viel leicht könnte ich Euch ein Geſchäft vorſlagen , bei dem wir näher befannt wurden. Könnt Ihr über Gure Zeit verfügen ?

Ueber meine Zeit und ein treffliches Pferd, das ich in einem glüd lidhen Momente faufte , und auch in der größten Armuth nicht wieder verkaufen würde.

Sehr wohl.

Der Capitan Beaveduria ſớlang ſeinen Arm um den ſeines neuen Befannten , dann und höflich grüßend , entfernte er fich. Er war noch nicht am andern Ende des Saales , als ich meinen Freund Salazar, ber es zu überhören dien, ſchon zum zweitenmale fragte. Wer iſt denn dieſer Capitán Beaveduria ? Meiner Treu ! antwortete er endlich , es iſt eben Beaveduria ! 3d weiß es. Aber wer iſt er ? was treibt er ?

Nun, Don Pablo, ſagte er, habt Ihr Glück gehabt ? Was mich betrifft, ſo find meine fünf Piaſter verloren.

Mein lieber Salazar , ich muß Euch geſtehen , daß ich ganz ver geffen habe zu ſpielen. 30 fann mir eine ſolche Zerſtreuung nur durch die Vorbereitungen zu Eurer nahen Abreiſe erflären, ſagte Salazar ziemlich erſtaunt. Uebri

gens láßt fich dieß nachholen. Aber erlaubt mir, Don Pablo, Guch zum Lebewohl zu umarmen , und Euch glüdliche Reiſe zu wünſchen , denn ich habe eine wichtige Zuſammenkunft, die mich hindert länger hier zu bleiben.

Ich begleite Euch. Nicht doch nicht! rief Salazar eifrig, Ihr könnt Merico nicht ſo für immer verlaſſen , ohne dem Monte noch eine leßte Höflichkeit zu erweiſen ; es liegt mir daran , daß Ihr Eure Zerſtreuung wieder gut macht, indem Ihr ſogleich mitſpielt.

Da ich im Grunde nicht ſehr begierig war meine Unterhaltung mit dem Señor Salazar fortzuſeßen , ſo ſtürzte ich mich nach dem un erläßlichen mericaniſchen Gebrauche in ſeine Arme mit den Aeußerungen einer warmen und unerſchütterlichen Freundſchaft.

Wenn es mir möglich iſt, Morgen früh beim Abfahren der Dili gencen gegenwärtig zu ſeyn, ſo könnt Ihr darauf zählen, daß ich es nicht verfehlen werde , ſagte er. Ich mochte ihn erſuchen wie ich wollte , daß er fich nidt bemühe,

Or ift Capitän und treibt gar nichts.

er hörte auf nichts.

Und warum denn dieſe Rücficht, dieſe Achtung, die man ihm beweist? Weil er Beaveduria iſt. Aber à Propos , ſeßte Salazar hinzu

Dich will es ſchon ſo einrichten , daß ich Euch noch ſehe, ſagte er aber à Propos , wo ſchläft Ihr denn dieſe Nacht ? Im Hotel der Diligencen.

indem er meine Fragen abſchnitt, es müſſen Guch noch 7 Piaſter bleiben ? Go iſt wahr. Nun ? Nun ! wir wollen darum auf halbe Rechnung in dem fleinen Monte ſpielen , das fich hier nach der leßten Lottopartie jeden Abend etablirt. Wie Ihr wollt.

So theilen wir.

Jd reichte meine fleben Piaſter dem Joſe Salazar , der fich damit begnügte fünf davon zu nehmen.

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Callejon de Dolores ? Gerade da .

Salazar entfernte fich nicht, ohne mir zuvor in den übertriebenſten Redensarten alle Wünſche dargebracht zu haben zu meiner glüdlichen Rückfehr nach Frankreich , im Falle er bei meiner Abfahrt nicht gegen = wärtig ſeyn fönne. ( Fortſeßung folgt.)

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenm an n .

Dasຮູ້ Ausla n d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 1.

N". 54.

3 März 1848.

Reiſe nach Bosnien . Von einem botaniſchen Reiſenden.

Seite über dem Thale ein mächtiges Ralfgebirge, der Vlajſich ,

Pritter Abſchnitt.

Deifen idroffe, ja jenfrechte Abſtürze von der unfernen Kante

Irauni f .

ihre ungefähr 3000 über Der Lajboa betragende Höhe bei wei tem überſchäßen laſſen , und ganz den impoſanten Anblick eines

Seit in den meiner Reiſe vorangegangenen Unterhandlun : gen viel von Dr. Zennaro , Dem Leibarzte des Paſcha und Toms

Hochgebirge8 Darbieten . Wit wahrem Frohloden weilte das botaniſche Auge auf dieſen noch idoneebebedften Höhen, den ver

mafini's Freunde, die Rede gerreſen war , durch deſſen Einfluß mir die Reiſe und der Aufenthalt in Boënien und was noch

muthlichen Fundſtätten ſeltener Gemächſe. Grſt gegen den Fuß zu verliert ſich in ſanften Linien Der Abhang, mit dichtem Laub

mehr heißen will: Die Erlaubniß naturhiſtoriſche Unterſuchungen anzuſtellen , von der Straße abzuweichen, Berge zu beſteigen u . vermittelt werden ſollte , war ich nun bei meinem Eintritte in Bosnien ſehr geſpannt auf die Perſon dieſes Mannes und ſeine häuslichen Verhältniſſe, theils aus Neugierde nach dem Zuſtand

und der Lebensweiſe der Abendländer in ſolcher Lage , theils weil ich darauf angerieſen war, ſeinen nähern Ungang zu ges

nießen, feine Lebensweiſe einige Zeit zu theilen. Ich hatte be reits in Trieft ſeine ärztliche Geſchidlichkeit ſowohl alb ſeinen Charakter und die Güte ſeines Herzens rühmen hören , Eigen ſchaften , die ihm auch in der Heimath (er war gebürtig aus

der Nähe von Venedig und in Padua promovirt) ficheres Fort fommen bereitet haben würden , wenn nicht die Hoffnung, ſchneller ſein Glück zu machen , ihn nach dem Drient geführt hätte. Dieſe

Hoffnung ward nicht getäuſcht. Er hatte in Trapezunt und Konſtantinopel Ruf und Praxis ' bei den Hohen gewonnen , balb auch das Engagement als Leibarzt bei Kiamil Paſcha

gefunden, dem er nun bei deffen Ernennung zum bosniſchen Vezier nach Travnik gefolgt war . A18 ich mich durch die enge Shalebene Der Laſhva der Stadt Travnik näherte, fühlte ich ſo nahe der Beantwortung meiner

Fragen eine gewiſſe Scheu vor derſelben . Wie man alles Gute erſt au& deffen Entbehrung ſchäßen lernt, ſo freute ich mich nun auf ten traulichen Umgang mit einem europäiſch gefitteten Mann nach der Zſolirung, welcher ich in dieſem Lande ausge feßt war, mit ſo warmer Sehnſucht, wie nach einem ſchmerz lich bermißten Gute - aber andrerſeits bangte mir vor der Möglichkeit, in meinen Erwartungen mich betrogen zu ſehen . Die Natur von Iravnif's limgebungen übertraf die Vor ſtellungen, die ich mir ron dieſer Stadt gebildet hatte. G8 läßt

holzgeſtrüppe befreitet .

Die Richtung Dee Thale8, welcher ich

folgte, war faſt gerade nach Often , nur wenig Grabe nord wärts . Weiter unten trat die Höhentante des Gebirges etwas weiter rom Laufe des Fluſſes zurück, und dafür ragte nun ſteil über dieſem ein niederer ungefähr 800 hober Vorſprung em por, der Lanbidhaft eine maleriſche Zierbe verleihend.

Hier liegt Travnik, an der Bafte der Abhänge zu beiten Seiten der Laſhva erbaut, deren Thalfläche zu eng iſt, um mehr als einer Doppelten Häuſerreihe Raum zu gewähren . Im Frühlingswetter hatte das Neußere der Stadt etwas Freunds liches, wozu namentlich die Baumgruppen , die zwiſchen den Häuſern , beſonders an Abhängen , erbaut waren , einen ange nehmen Beitrag lieferten .

Das erſte Gebäude , welchem

idy

außerhalb der Stadt auf einer etwas größern Fläche begegnete, war die neue Caſerne, ein großes, im Viereck erbautes, ein ſtöckiges Gebäude mit fleinen Fenſtern, an den Ecken ſo wie in der Mitte der vordern Façade, wo ſich ein großes , rundes Thor befindet, mit Vorſprüngen verſehen, bis auf die nachläffiger gebaute Rückſeite weiß übertüncht.

Soldaten in europäiſcher

Uniform von Dunfelblauem Tuch , mit rothen Aufſchlägen , bloß durch den Feb quègezeichnet, die Sdildwache am Thore, Dificiere in Ueberröden belebten den Plag . Unmittelbar dar auf hielten wir in der üblichen Drbnung unſern Ginzug in die

Stadt unter Duſfo's Führung, Deſſen Sache es war, ſich nach Dem Leibarzt bed Veziers (Den Hefim Baſchi Veftriu ) zu ers kundigen . Mitten durch die Stadt fließt die Laſhva , deren lifer hohe Weiden '1 beſchatten . Wir mußten eine Brüde paſfiren und uns dann durch eine Gaſſe rechts nach der Anhöhe wens

3m Zuſammenhange

den . Die Häuſer unter der Laſt ihrer unförmlich hohen ichins Delgebeften grauen Giebelbächer verrietben Durch die Gitter ihrer Fenſter den Aufenthalt der Frauen , ohne Zweifel meiſt von

mit dem fürzlich überſtiegenen Rüden erhebt fich faſt unmittel bar vom rechten Ufer der laſhva ein bedeutender Hohenzug,

Officieren . Wag war das wieder für ein himmelſchreiender Weg , den wir ftete durch die Stadt bergan im Zickzad zu neh

jedoch ſehr ſanft emporfteigend, und ſohin ſeine höchſten Punkte

men hatten , balb über abfchüfftge glatte Fel@platten, balb über ſchlüpfrigen , naſſen Thon ! Hätte die Drt&polizei (bie Doch in

fich nicht bald eine reizen bere lage denfen.

in weitem Hintergrunde dem Anblick vom Shale aux entziehenb,

Durchgängig aus Thon- und Dioritſchiefern gebildet. Ganz im Contraſt mit dieſen ſanften Erhebungen herrſcht auf der linken

1 Salix fragilis L.

214 Die ſpätern Erfahrungen wiederholten mir die aners

andern türfiſchen Städten wie z . B. in Cairo , durch die Stadt-

weiten.

halter ausgeübt allerdings auch über die Reinhaltung der Stras

fannte Lehre, die überhaupt ale Grundſaß bei Schilderung von Nationalitäten Anwendung findet, daß die zufälligen Begegniſſe

Ben zu wachen hat) die Hauseigenthümer veranlaſſen wollen Hand anzulegen , ſo dürfte eine ſtundenlange Arbeit mit der Haue und ein Karren Steine hingereicht haben , die Paſſage, die zu Fuß penibel und zu Pferde gefährlich war, wenigſtens erträglich zu machen . Gern wäre ich abgeſeſſen und zu Fuße hinaufgeſtiegen, wenn ſolches nicht gegen die türkiſche Kleiders ordnung geweſen wäre. Als wir das Freie wieder gewannen ,

bes Louriſten, nach denen fich in der Regel beffen Urtheileſpruch bildet (auf ben fogar bie Dispoſition des Magene , die Bes ſchaffenheit der Nachtruhe u. 1. f. ihren Einfluß erſtredt), nur

inſofern Werth für die Auffaſſung und Darſtellung allgemeiner, Dauernber Verhältniſſe haben , als z. B. der Lichteffekt, welcher eine momentane Beleuchtung gewährt, zu dem Charakter einer lands

hielten wir vor dem Hauſe, welches Sennaro berohnte , deffen Vorderſeite nach einer ſanft abſcüffigen Wieſe ging. Hier bes fanden fich bereits die Kiſten mit meinen Habſeligkeiten . Und

ſchaft in Beziehung ſteht, indem ſie wie dieſer den Contouren Colorit, der Fläche Körper verleihen , für fich iſolirt aber ſo

hier war alſo das Standquartier erreicht, das mir als ſubſidiäre

flecfſe die Züge eines Portraits darzuſtellen vermögen , Deſjen Leint ſie anzeigen , und doch zum Leben und zur Wahrheit des Ganzen einen wichtigen, ja unerläßlichen Beitrag liefern . Von

Wohnſtätte , meinen Ercurfionen als Centrum und meinen

Sammlungen und Gerätſchaften als Niederlage dienen ſollte. Der Arzt , deſſen gaftfreundlicher Schuß mir ſolche Vors theile anbot, war durch den Ayrianten bereits von meiner bevorſtehenden Ankunft unterrichtet und empfing mich an der Das Aeußere dieſes Mannes war allerdings volle

Hausthüre.

/

wenig Rechenſchaft von allgemeinen Zuſtänden geben, als Farben

bieſer Anſicht und der Betradtung geleitet, daß eß fich hier weniger um die pifante Wiederholung auegemachter Sachen, ale vielmehr um die Einführung eines den civilifirten Staaten unſere Welttheiles To nahe liegenden und doch ſo fremden und

in den Bereich unſerer kommen geeignet bag lob zu rechtfertigen, welches ich in Trieft ſo unbefannten Landes, wie Bosnien, Erwähnung alles Deſien was

von ihm vernommen hatte . Er ſchien den Jahren nach in den Dreißig zu feyn . Weter Haare, noch Augen , noch Teint vers riethen den Staliener . unter dem Vorſprung der gewölbten

, Kenntniß handelt, halte ich die Licht und Schatten dem Vilde gibt, für zuläßig , und ſomit auch

gebanfenoollen Stirne flößte der ruhige, melancholiſche Ernſt

Einfluß ich der Beſchauung dieſes Landes hingegeben war, nur

eine Rechenſchaft über Verhältniſie für angemeſſen, unter deren

feines großen Auges mit dem erſten Blide herzliche Theilnahme

diejenigen rerſchweigend, welche der Rücfficht auf Perſönlich

ein : dieſelbe leidende Ruhe war über die bleichen Züge ſeines

keiten zu nahe treten .

eingefallenen Gefichtes verbreitet, deſſen deutſchen, eine feſte Ges finnung fündenden Ausdrud der feine Mund, durch das runde

Es war nun mein erſtes Geſchäft, nachdem ich „ den Staub von den Füßen geſchüttelt hatte ," meine häusliche Einrichtung

eingeſchnittene Rinn ſtarr geſchloſſen , erhöhte . Seine hohe , etwas gebücfte Geſtalt trug europäiſche Kleidung, das Haupt

zu betreiben .

Das Zimmer , welches mir zur Wohnung anges

wieſen war , enthielt außer einem erhöhten Diwan einen Tiſch

So erſchien der Mann, Theilnahme einflöfend und

und Stuhl, die kunſtloſe Arbeit eines boậniſchen Zimmermanns,

gewährend, inmitten des fremten , zum Theile feindſeligen Eles

indeß ihrem Zwecke vollkommen genügend, als einziges europäi ſches Geräthe, während ein Wandſchrank und etwa einen Schuh unter der Hölzernen Decke des Zimmers an deſſen Wänden an gebrachte hölzerne Repoſitorien dem Landesbrauch entſprachen . Die niedern beiden Fenſter gewährten eine ſchöne Ausſicht ins Freie , nach dem obern Laſhvatoale. Zu dem Geſchäfte des Aus packens, welches ich mit Nicola vornahm , drängte ſich auch die Dienerſchaft Zennaro's auf eine ſehr unwillfommne Weiſe und eß bedurfte meines ausdrüdlichen wiederholten Geheißes , um mich von deren Zudringlichkeit befreit zu ſehen, welcher ich das Verſtwinden mehrerer Effecten ( eines Sadtuches, einer ſeidenen Halebinde , einer engliſchen Scheere und eines Taſchenmeſſers,

den Feb.

mentes, dem er ſich anrertraut hatte, einem Schidjale preisgegeben, deſſen verhängnißvoller Gewalt ich Zeuge zu ſeyn bez ſtimmt war.

Wenn auch in der Folge die Reiſe mit mandem Ungemach verbunden war , lo ſtand dieſes fürwahr in feinem Verhältniſſe zu den Leiden , die der Anblick ſolcher Zuſtände

und Begebenheiten herrorrief, wie fie ſich vor meinen Augen zutrugen, ohne daß meine Einſicht und mein beſter Wille im Stande war, ihrem unaufhaltſamen Gange Einhalt zu gebieten , und von deren rernichtendem Ginherſchreiten ein tragiſcher Auge gang nie zu bezweifeln ſtand, der ſo ftets trobend die Seele gleidh dem Anblick eines erſchütternden Frauerſpiele mit Beben und mahrem Grauen erfülte .

ſowie meiner Schnupftabacédoſe) zuſchreiben zu müſſen glaubte.

Als ich den Schauplaß ſolcher Handlungen, von Sennaro herzlich umarmt und wie ein alter, lang erwarteter Freund ges grüßt, betrat, hatte ich natürlich noch keine Ahnung von jenen Gefahren , die fich wie Wetterwolfen über jenem þauſe ſammela

Dieſe Dienerſchaft beſtand aus einer ältlichen Perſon , einer Dalmatinerin , und einem jungen Burſchen , Namens Mato . Das bösartige Ausſehen der erſtern und das verdächtige des

ten ; e8 Dünfte mid, überhaupt die Luft der bosniſchen Berge leicht, ich hatte das beſte zutrauen zu dem Charafter ihrer

welche ſpätere Erfahrungen in hohem Grabe gerechtfertigt haben.

Burſchen war in der That geeignet, Behutſamkeit zu empfehlen, 1

* Nie wenig die Strenge , mit welcher gegenwärtig in Bosnien die Verordnungen des Paßweſens gehandhabt werden, im Stande iſt das land ,

Bewohner, die mir, um die Schilderung der individuellen Ver faſſung, in welcher ich mich anfangs befand , zu vollenden, als rauh zwar, doch al8 gutmüthige, ehrliche, offenherzige Alpen föhne erſchienen , als deren Repräſentanten die berbe Fröhlichkeit eines Mebemeb Aga , die Gefälligkeit meiner türfiſchen Bes gleiter nach Livno, die äußerſt liebreiche Gaſtfreundſchaft des Jurkidh, die muſterhafte Ehrlichkeit und Ergebenheit Duſſo's , und noch manche andere erfreuliche Erſcheinung gedient hatte,

von öſterreichiſchen Flüchtigen und Geſindel aller Art zu räubern , davon

waren dieſe beiden Erſcheinungen nicht die einzigen Beweiſe. Die Dalma : tinerin, in welcher Nicola eine Candomännin erkannte , die vor mehreren Jahren ihren alten Mann mit dem Beil erſchlagen hatte und deshalb lan : deeflüchtig geworden war, blieb nicht lange in Zennaro'& Hauſe, wohl aber zu deſſen Nachtheil Mato noch bis zum Sommer. Dieſer war früher wegen Paßloſigkeit aufgegriffen und ins Gefängniß nach Travnik gebracht worden , wo er fid) als Fiumaner und öſterreichiſcher Deſerteur zu erkennen gebend , einen mitleidigen Fürſprecher unter den Franken fand , der ibm

beim Bezir Freiheit und bei einem katholiſchen Geiſtlichen Aufnahme als beren Summe freilich nicht verfehlen fonnte, im Einklange mit

Diener erwirfte. In folder Eigenſchaft ſpäter in Zeunaro's Haus gelangt,

Bouée poetiſdem Irtheile, die beſte Stimmung in mir zu ers

flößte er durch ſein Betragen den Verdacht ein , daß wohl gröberes Ver

non

215

Der Inhalt meiner Riften war wunderbarer Weiſe unbeſchädigt:

trop der Unfälle hatte nicht einmal der zerbrechliche chemiſche Apparat Schaden genommen.

Gorano

Franz verband mit orientaliſcher Einfachheit europäiſchen Gom fort, ſo daß fie durch dieſe glüdliche Vereinigung bas Muſter einer natürlichen vernunftgemäßen Haugeinrichtung vorſtellte.

Als ich bei Zennaro Abende beim Thee und einer Preife

töftlichen Tabaks von den Strapazen der leßten Tage auộrubte, war es die Beſprechung der zu meinem Aufenthalte und meiner Reiſe in Bosnien nöthigen Vorkehrungen , welche uns bis ſpät in die Nacht beſchäftigte. Vor allem handelte es fich um die

(Fortſeßung folgt.)

Ueber den Theebau in Indien. In der Sißung der Londoner afiatiſchen Geſellſchaft vom 5 Februar legte Hr. Ball ſein Wert über den Theebau in China vor. Þr. Ball

Grlangung des Bujuruldu (auch Bujurulbi, iliriſch Burundia

war früher, ſo lange noch der chineſiſche Handel ein Monopol der oſtin ,

oder Bujuruntia) . Bujuruldu heißen überhaupt die ſchriftlichen Defehle eines Vezirs oder Paſcha, wie die des Großherrn Fir man genannt werden , mögen nun ſoldie die Erlaubniß zu rei fen , oder eine andere Vergünſtigung oder irgend eine Verorbs nung zum Gegenſtande haben. Je nach ihrer Wichtigkeit, tem Mange der Perſon , welche ſie ausſtellt oder der ſie ertheilt wer ben , unterſcheiden fich die Bujuruldus in folche mit größerer

diſden Compagnie war, ſpeciell mit der Unterſuchung und Auswahl des Thees beauftragt geweſen , fonnte alſo ſehr genaue Kenntniß des Thees und ſeiner Bereitung beſißen , was audy allgemein anerkannt wurde. Bei dieſer Gelegenheit fam ein bisher wenig bekannter Umſtand zur

oder kleinerer Schrift. An und für fich bezeichnen ſie ſo wenig als der Firman einen Paß , ſondern können bloß deſſen Stelle

vertreten . Während der türkiſche Paß , der in jeder türfiſchen

Stadt von der Ortsbehörde aubgefertigt werden kann und Teg fere (was ſo viel als Schein, Zeugniß, bedeutet) heißt, nur die Erlaubniß ertheilt, auf dem Karawanenwege zu reiſen , in den

öffentlichen Zimmern der yan's zu wohnen , feineêregs aber daſelbſt ein abgeſondertes Gemach , noch die Benügung der fais

ſerlichen Poſtpferde oder die Gewährung eines Sicherheitsſchußes oder beſonderer Unterſtüßung anzuſprechen geſtattet, iſt hiezu der Firman, oder ſtatt ſeiner ein Bujuruldu von nöthen , die ſich von einander in ihrer Wirfung inſoferne unterſcheiden , als Teşterer nur für den Diſtrict des Paſcha's gilt , der ihn aus geftellt hat , erſterer aber auf das geſammte oêmaniſche Reich ausgedehnt werden kann. Für ſein Paſchalik hat freilich der

Sprache, daß nämlich nicht bloß in Afiam , ſondern überhaupt in einem

großen Theile des Kimalaya, namentlich in Rumaon ſchon ſeit langer Zeit nicht nur Thee gebaut und in bedeutender Menge conſumirt wird, ſo daß er zum täglichen Bedürfniß geworden , ſondern auch daß eine Menge von dem im indiſchen Gebirge gewonnenen Thee nach der Tatarei gebracht und hier zu höherem Preiſe als der ächte chineſiſche Thee ver: fauft wird. Der Afſamthee hat bis jeßt in England feinen ſonderlichen Anklang gefunden . Dr. Wallidh (befannt durch ſeine frühere Beför derung des Theebaus in Indien ) behauptete , daß er nicht nur an und

für ſich ſehr gut, ſondern namentlich auch von einer Beſchaffenheit ſey, daß er, in fleiner Menge mit dineſiſchem Thee gemiſcht, dieſem eine außerordentliche Stárfe und Blume gebe. Der Fehler des Klima's von Aſam liege darin, daß es nicht falt genug ſey, denn die Theeſtaude ſen eine Pflanze, welche einen vier: bis fünfmonatlichen Winter brauche, worauf denn die neuen Blätter von guter Qualität ſeyen. Kumaon habe darum ein paſſendered Klima .

Der Capitän Deaveduria. Erſter Abſchnitt.

Bujuruldu eines Paſcha's von drei Roßſchweifen ganz den Werth

( Fortſepung .)

eines Firmans , und für mich war er, um Berg und Wald zu

War es aus langweile oder um der Smpfehlung des kleinen Offi: ciers nachzufommen , ich warf meine beiden leßten Piaſter auf den grünen

betreten, unentbehrlich. Zu ſeiner Erlangung wurde eine Aufs wartung beim Vezir, der auf meine Aufunft bereits vorbereitet war , für zweckmäßig erachtet. Den folgenden Tag, am 13 April, beſchäftigte mich Vors

mittag

das Schreiben mehrerer Briefe, die ich dem zurüd

febrenben Duflo nach Livno mitzugeben gebachte, um fte von Da durch Surfidh nach Spalato beförbern zu laſjen. Nach Siſche führte mich Sennaro bei ſeinem Kollegen, dem Bataillonsarzt

Hrn . Dr. Franz , auf. Die Befanntſchaft dieſes vielſeitig gebila deten, charaktervollen Mannes war mir nicht bloß durch den belehrenden Umgang, der hieraus entſprang, von großem Nu Ben, ſondern auch durch die Vortheile äußerſt angenehm , die

er, ein Görzer von Geburt, der in Wien ſeine Studien vollen bet hatte, Durch die vollſtändige Renntniß der deutſchen Sprache mir darbot . Er war verheurathet, von einem ſehr liebenswür bigen Familienkreis umgeben , und ſeine ärztliche Lüchtigkeit 1

allgemein gerühmt. 1 Die häusliche Einrichtung des ørn . Dr. gehen ald Deſertion ihn veranlaßt haben mochte, den öſterreichiſchen Boden

zu meiden. Auf fulde Weiſe gilt Bosnien als Sammelplat der ſchlechten Subjecte der angränzenden Länder, die hier ihre Aufführung fortſeßen und Surd noch auffallendere Verſtöße gegen die türkiſchen Moralitätebegriffe, ale die Befriedigung ihres Hanges zum Stehlen , namentlich durch Trunf fucht, die üble Meinung rechtfertigen, welche der nüchterne Eingeborne vom Charakter der Giaurins ( in Bosnien ſtatt Giaur, ein Aubdruck , welcher den Fremden bezeichnend, auch im Munde des Chriſten geht) hegt . Außer den beiden genannten Aerzten befand ſich damals noch ein Chirurg in Travnik, ein Rumeliote von ſehr beſchränften Kenntniſſent. Id thabe ſpäter in den übrigen Theilen Bosniens, die ich beſudite, nir . gende mehr einen europäiſchen Arzt , wohl aber das Verlangen darnac allgemein ausgeſprochen gefunden.

Teppich des Monte.

Auf welche Karte ſpielt Gure Herrlichfeit ? fragte mich der Grou pier, mich mit einer gewiſſen Nücficht anblidend, denn die Einſäße von Scheidemünze waren bei dieſem Spiel der Dürftigen viel häuſiger, als die Piaſter.

Das gilt mir ganz gleich. Der Croupier legte ſogleich meine zwei Piaſter neben die Zota de Copa . Ich verfolgte, wie man ſich denken fann, den Gang des Spiels nur mit ſehr mäßigem Antheil, als ich einige Schritte vor mir Beaveduria wieder erblickte, der ſich mit dem alten Oberſt unterhielt, welcher ihm ſeine Dienſte angeboten hatte. Ich wollte mich zu dem geheimnißvollen Capitän wenden, als der Croupier mich am Aermel meines Dolman zog. Die Zota de Copa iſt herausgefommen und Ihr habt gewonnen , Señor. Deſto beſſer, aber haltet mich nicht zurück, ſagte ich, als ich bemerkte, daß Beaveduria aufs neue nadı der Thüre zuging. Ihr laßt alſo Guer Geld ſtehen ?

Alles was Ihr wollt, antwortete ich im Fortgehen dem Croupier, Jo erreichte Beaveduria im Augenblic, als er die Hand auf den Thürfnopf legte. deſſen Frage ich nicht einmal gehört hatte.

Ah ! Jhr da, Caballero ! ſagte er. 3it Salazar denn nicht fort ? Ich ſuchte ihn vergebens in allen Sälen.

Ich bitte um Vergebung, Capitán , Salazar hatte eine Beſtellung, die ihn abrie .

Beaveduria láshelte. Salazar hat nichts zu thun, ſo lange er bei dem Spiele iſt, und über einige Piaſter verfügen kann, ſagte er. Es iſt ein Junge von ſehr guten Grundſäßen und liebenswürdigem Charakter. Ich bin ganz Eurer Meinung, Capitan ; aber er hatte feinen Piafter mehr.

216 Das iſt was anderes. Gs thut mir übrigens leid, ihn nicht mehr hier zu treffen , ich habe von einem dringenden Geſchäft mit ihm zu reden, das mich wahrſcheinlich die ganze Nacht außer dem Bette hält. Die Zeit drängte mid ; es blieb mir wenig Wahrſcheinlichkeit meine

Neugier zu befriedigen, als durch eine Zubringlichkeit. Seyd Ihr denn in irgend einem Unternehmen begriffen , fragte ich Beaveduria fed. Dieſer ſchien durch meine Frage überraſcht und ſah mich aufmerfs ſam an. Das augenblidliche Schweigen war mir peinlich , und hatte auch den Capitän mit Zweifel und Ungewißheit erfüllt, wie ich an ſei:

nen ausdrudsvollen und beweglichen Geſichtszügen zu bemerken glaubte. Gin Paarmal meinte ich , er wolle irgend eine Frage an mich richten, aber er ſchwieg dennoch. 3 war vielleicht unbeſcheiden , Euch ſo auszufragen , Capitán ? ſagte ich endlidh.

Beaveduria ſah mir noch einige Augenblide ins Geſicht.

Grlaubt Ihr mir, Señor, ſagte er, auf Eure Frage nur mit einer

Goon

niedergleiten und griff mit der rechten Hand nach dem Doldie in mei: nem Gürtel ; ich nahm nun eine Stellung an , die des Cid würdig geweſen wäre, und erhob ſtolz den Kopf, meine Feinde hochmüthig und erzurnt anblidend. Gott weiß, welche erſtaunenswerthe Phraſe id denn in meinem Sinne zu Ehren der Polizei drechſelte , und mit welcher Freude ich die Erſcheinung des beſcheidenften und zerlumpteſten Sereno in ganz Merico begrüßt hätte. Indeß gewöhnt man fich an alles, ſelbrit daran helbenmüthig zu ſeyn , und ſo fand ich mich nach einer halben einem Jahrhundert — weit geeigneter mir über meine lage Minute Rechenſchaft abzulegen. Dann erſt bemerkte ich , daß unter all den Spielern des von Salazar ſo gerühmten Clubs ich der einzige war, 1

deſſen herausfordernde Haltung friegeriſche Dispoſitionen zeigte. Was meine muthmaßlichen Feinde betrifft, ſo blidten ſie mich alle fo demüthig und flehend an , daß ſie meine unterthänigen Sklaven zu ſeyn ſdienen. Die Freude, welche dieſe Entdeckung mir machte, ließ mich meine thea traliſche Haltung ſo ſehr übertreiben , daß alle dieſe Spieler erſchroder einen Schritt zurücwichen . Mit wem , zum Teufel , habt Ihr denn zu ſchaffen , Señor Don

andern zu antworten ?

Ganz gewiß. Habt Ihr zuweilen von mir ſprechen hören ? Niemale.

Woher fommt alsdann Eure Neugierde in Beziehung auf mich ? Sie fömmt daher, Capitán , daß ich mir den ungeheuren Einfluß nicht erflären fann , den Ihr auf alle Beſucher dieſer Verſammlung auszuüben ſcheint, Leute, die, wie ich glaube, eben nicht ſehr lenfſamer und verträglicher Natur find , und die dennoch alle nur Gure unter: thänigen Diener zu ſeyn ſcheinen. Sobald ic Beaveburia dieſe Erflas rung gegeben , änderte ſein Geſicht gänzlich den Ausdruct ; der Anſchein

von Unentſhloſſenheit und ſelbſt von Unruhe war einem zweideutigen Lächeln gewichen , worin fich in gleichem Maaße Spott und Wohls wollen malten .

Ich geſtehe, Caballero, ſagte er, daß ich Euch nun eine Erklärung

iduldig bin . Unglüdlicherweiſe werdet Ihr nichts ſehr Anziehendes dadurch erfahren. Es iſt Euch nicht unbefannt daß unſere Regierung unter ihren Angeſtellten nur diejenigen beſoldet, welche ſich ihre Bezah.

Pablo ? rief hinter mir eine Perſon , deren Stimine mir nicht fremd ſchien. Ich wandte mid, um und erfannte den Capitan Beaveduria . Ak , 3hr reyd eg Sapitán, ſagte ich, ich hab eigentlich gegen nie: mand etwas .... Nur wünſchte ich wegzugehen, und ich geſtehe Eud ,

daß ich nicht recht errathe , warum alle dieſe Caballeros fich dem zu widerſeßen ſcheinen , eben ſo wenig als die Gebärden und das Geldrei dieſes Croupiers, der die allgemeine Aufmerkſamfeit auf mich 311 ziehen ſtrebt .... und nicht aufhört zu wiederholen , indem er mit dem Finger auf mich weist : Dieſer iſt der Caballero ! Zum Henfer ! Señor Don Pablo ! erwiderte mir Beaveburia lachend,

dieſe Neugier, deren Gegenſtand Ihr ſevd, und worüber Ihr Gud bez flaget , iſt übrigens nur ſehr ehrenroll für Gud ...

Und worin denn , ich bitt' Gud Capitán ? Was hab' ich denn ſo Bewundernswerthes gethan ? Nun 3hr habt die Vanf geſprengt.

lung ſelber verſchaffen , d. h. die Mauthbeamten. Was uns Uebrige

Ich ! die Banf geſprengt! Sicherlich , Señor , ſagte nun der Croupier ſeinerſeits , und das

betrifft, unglüdliche Officiere , die wir jeden Tag unſer Blut für das

Dant den zwei Piaſtern welche Ihr ſtehen ließet, indem Ihr mir befahlet

Wohl des Vaterlandes vergießen , jo läßt ſie uns hülflos allen Bedürf

für Gud um das Doppelte zu ſpielen. Es macht 135 Piafter die Gud

niſſen des Lebens ausgeſeßt, ſogar unſern Gläubigern. Bisweilen jedoch,

angehören ! Alles Geld mit einem Worte, das auf dem Teppich liegt.

denn man muß gegen alle Welt gerecht ſeyn, fauft und die Regierung unſern rückſtändigen Sold zu 10 oder 15 Procent ab ; aber im ganzen

Gud drängen, reßte Beaveduria hinzul, aus der Gruppe tretend, unter

fann der Officier mit dem Wenigen wað er einnimmt, nicht leben . Alle jene, welche Epauletten tragen , find alſo genöthigt, um nicht Hunger

zu ſterben , irgend ein beſondere Gewerbe zu treiben ; die einen ſind Croupiers in den öffentlichen Spielanſtalten ; die andern Waarenmäfler ; jene Pferdehåndler ; dieſe Heurathsſtifter ; furz alle leben auf& anftáns digſte von der Welt, Danf dieſer Nebeninduſtrie; was mich betrifft, ſo bin ich Contrebandirer. Nun fönnt Ihr leicht begreifen , wie ſehr meine

Wat diere Caballeros betrifft die fich mit ſo viel Chrerbietung um welcher er fich befand und mir ins Ohr flüſternd , ſo ſprechen fie Eure Großmuth an und denfen, fie fönnten heute wohl ein Abendeſſen erhalter. liebrigens iſt es hier ſo der Gebrauch, daß der Spieler , welcher die Bank ſprengt, ſein Glüd bezahle.

Aber Capitän , ich verlange nichts weiter als mich dem Gebrauche

augenblidlichen Verwendungen , über die ich ſtets gebieten fann. Dieß

zu fügen. Nur , wenn ich all dieſen Anforderungen genügen ſoll, wird mich mein Glüd mehr als 100 Piaſter über meinen Gewinn feſten , und ich fann nicht über dieſe Summe verfügen. Wollt Ihr mich in Gurem Namen handeln laſſen ? ſagte Beaveduria.

iſt das ganze Geheimniß der Popularität, deren id genieße. In der That ſchien mir dieſe Grflärung vollkommen genügend, und ich wollte Beaveduria für ſeine Bereitwillig feit danfen, womit er meine Neugier befriedigt hatte, als ich zu meinem großen Staunen alle Monte:

Der Capitán Beaveduria nahm nun etwa zehn Piaſter in Münze von dem Spieltiſche und dann mit all der Schnelligkeit , welche bewies wie genau er diejenigen fannte, mit denen er zu thun hatte , beendigte

Stellung mir geftattet nuklid zu ſeyn , durch die große Anzahl von

ſpieler fich zu mir wenden ſah, während der Croupier nicht aufhörte zu rufen und mit dem Finger auf mich zu weiſen : Dieß iſt der Caballero! er iſt es !

Mein erſter Gedanfe war , daß man mich als Franzoſen erfannt

habe und ich ſuchte die Eingangsthüre zu erreichen ; aber ich mußte dieſe Hoffnung aufgeben : benn ungeachtet einer fräftigen und zweckmäßigen

Vertheilung von Nippenſtößen , war ich bald von einem dichten Haufen Spieler umringt. Ein ehrenvoller Rudzug war mir nicht geſtattet, und

D jehr gerne.

er in einen Augenblic die Vertheilung. Oborit ! ich bitte Guch ſehr um Vergebung , daß ich Euch nicht mehr verſtrecke als einen Real, ſagte er, die fleine Münze die er genannt hatte , in die lepte Hand, die ſich ausftredte, niederlegend , aber es iſt alles was mir übrig bleibt. Großen Danf, Herr Capitán, antwortete der Oberſt beſcheiden, ich darf es nicht zurüdweiſen ; ein Real iſt ſtets ein Real , ausgenommen .

wenn er Gud Abende eilf Uhr zufommt, und unerwartet , und wenn

ſelbſt eine ſchmähliche Flucht ſchien mir unmöglich; ſo blieb mir nichts

man Web und Kind daheim hat die Gud erwarten ! denn alsdann iſt

anderes übrig , als dem Schidſal muthig entgegenzutreten . Ich ließ daher gewandt meine Sarape von der Soulter auf den linken Arm

er eine Gelbunze werth .

Verlag der 3. G. Cotta'iden Buchhandlung.

( Fortſetung folgt . )

Verantworilicher Redacteur Dr. & 0. Widenmann.

Das Ausla n d . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. N " 55.

4 März 1848 .

jämmtlicher Zölle, die zweite gånzliche Abſchaffung der Acciſe

Die financielle Vorlage Lord John Buſſells.

jich zur Aufgabe fepten , Plane , die nur durch die ſeit anberts

Dieſe hat bereits in England viele Widerſacher gefunden , und wird ſie noch ferner finden ; abgeſehen von dem financiellen Standpunkt tabelt man an der Haltung der Rede, daß ſie bei allen Aeußerungen der Freundſchaft für Frankreich auf deſſen Rüſtungen ein ſo beſonderes Gewicht legt ; die Friebenspartei iſt in England — - unb aus guten Gründen – ungemein ſtarf, mag man aber nun ein Freund des Friedens oder des Krieges ſeyn , ſo muß ihn der Umſtand, daß diejenige Steuer, welche man in England

halb Jahren berrſchende Finanzverlegenheit wieder in den Hins tergrund geſchoben wurden .

Der Uebergang aus dem

einen Syſtem ind andere iſt eine

höchſt ſchwierige Sache , doppelt ſchwierig , wenn unglückliche Zwiſchenfälle, wie die iriſche Noth und die Theurung, dazwiſchen treten . Die Whigs find verrufen als unglücklich in den Finan zen , und das Vertrauen des Mittelſtande befißt durch ſeine praktiſche Lüchtigkeit Peel immer noch in hobem Grabe. Aber !

der Verräther Peel hat den ingrimmigen Haß der Ariſtokratie gegen fich, und hat es mehrmals ausgeſprochen , daß er feines

als die eigentliche Kriegsſteuer betrachtet, bie Ginfommenſteuer, perennirend gemacht und ſogar , wenigſtens für zwei Jahre auf fünf Procent , D. h . halb ſo viel als im legten Kriege gefeßt

wegs geneigt ſesy, das Staatsruber wieder zu übernehmen . Nur

wirb , ſehr bedenklich und unangenehm erſcheinen .

äußerſt bringende Gründe, die völlige Unmöglichkeit ein anderes

Indeß muß

hier eine andere Anſchauung @weiſe vorherrſden. Sir R. Peel benüßte einen temporären Ausfall der Finanzen um die Eins fommens - ( fälſchlich Eigenthum 8-) Steuer genannte Abgabe aufs zulegen ; er that es auf drei Jahre , dann nach dem Verfluß wieder auf drei Jahre , jest geſchieht es auf fünf Jahre , furz

Miniſterium zu bilden, fönnten ihn zur abermaligen Uebernahme

einer Stellung bewegen , welche der perſönlichen Unannehmlich feiten viele für ihn mit ſich führen muß . Dennoch fann bieß kommen. Ruſſell und ſeine Collegen möchten faum im Stande

es iſt einleuchtend, fie ſoll in einer oder der andern Form ſtehen

ſeyn, dem Sturme troß zu bieten, den die financielle Vorlage, verbunden mit dem anſchwellenden Mißvergnügen gegen die Frei

bleiben . Fr. D'3ſraeli , der ſpißzüngige Gegner Sir R. Peeld,

handel@politik , aufzuregen droht . Man betrachtet in England

führte in ſeinen Bemerkungen gegen Ruſſell & Vorſchläge an , daß Sir R. Peel nicht im Parlament, wohl aber in jenem

Die Whige al8 zu Doctrinär , und mißt ihr jebiges Feſthalten an den Freihandel@ grundſägen hauptſächlich einer theoretiſch ges bildeten lieberzeugung zu . Dieſen Nachtheil hat Peel nicht

famoſen Schreiben an die Einwohner von Elbing ausgeſprochen, daß er einen neuen Grundſaß in die Beſteuerung eingeführt habe.

Dieſer neue Grundſaß iſt kein anderer als der, daß er die große Maſje der Conſumenten erleichtern und die Laft auf die Schuls tern der Reichen legen wolle. Factiſch ſagt Lord Ruſſell nichts

anders , wenn er in ſeiner Rede neun Jtems, „lauter Artifel, die von der großen Maſſe des Volf& conſumirt werden ," aufs

gegen fich, und ihm fteht bei dem höhern Handelsſtande haupt ſächlich ſeine Banfbil vom 3. 1804 im Weg . Er ſcheint indeß

fich in dieſer Beziehung reformiren zu wollen, und ſo fönnte dieſer Stein aus dem Wege geräumt werden. Am ſchlimmſten fönnte für die Regierung die Oppoſition Hrn . F. Barings und der Timed ausfallen. Beide erkennen in

führt,welchefeit etlichundzwanzigJahren von Steuern befreit Der Ginkommensſteuer,wie fiejest beſchaffen iſt,ein ſehr plum worden ſeven, und dieſe der neuen geringern Laſt der Einfommens pes Machwerk. Man licß fich die Sache gefallen , ſo lange fie ſteuer gegenüberſtellt. Dasſelbe ergibt fich aus der flüchtigſten Vergleichung eines Budgets aus älterer Zeit mit einem neuern ;

Permanenz immer mehr herausſtellt , und fte noch überbieß

im 9. 1820 3. B. iſt noch die Acciſe mit 24 Mil. Pfb. St. aufgeführt , ießt mit 13 , obgleich nicht nur einige ſonſt bem Stempelamt überwieſene Saren ſeitdem zur Acciſe geſchlagen ,

kurzweg um 2 Proc. erhöht werden ſoll, jeßt nimmt die Oppo fition zu : man hatte gehofft, Lord John Ruſſell werde wenige ftens die Erhöhung nur für denjenigen Theil der Einfommons

ſondern auch andere durch die geſtiegene Bevölferung und den

ſteuer eintreten laſſen , der auf wirklichen Befis beruht , und zum

vermehrten Reichthum

viel auðgiebiger geworden ſind.

ald temporär betrachtet wurde, jeßt wo fich ihre wahrſcheinliche

Mit

mindeſten das Einkommen vom Erwerb von der Erhöhung frei

Ginem Wort : die Finanzgeſchichte England ſeit 30 Jahren zeigt,

ſprechen . Auch das iſt nicht geſchehen , und man ſteht darin von Seite der Whigs eine& theils eine Bevorzugung des Grunbe abels, der einer eigentlichen Eigenthumsſteuer widerſtrebt, an

daß man fich anfangs unbewußt, dann mit immer klarerem Bes wußtſeyn und endlich grundſäglich zur Ermäßigung der Con ſumtionsſteuern und, um die Lüden auszufüllen , zur Auflegung von directen Steuern genöthigt fah. Dieß ging ſo weit , daß

derntheils eine Ungeſchidlichkeit, indem man das verwidelte Rechenercmpel einfach durch eine Addition abmadien will. Der

fich zwei Anſichten ausbildeten , von denen die eine Abſchaffung

allgemeine Eindruck war höchit ungünſtig, und das Whigminie

no

218

‫سر کی‬

ſterium dürfte allerlei Feinde, eine wahre Goalition , gegen fich in Harniſch bringen .

Schritte ron Zennaro's Wohnung famen einige rreitrerbreitete

Reiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Reiſenden.

weitern Ercurſion nach dem Vorſprung des Vlafidgebirge8 am nordöſtlichen Ende der Stadt, weldies das meiner Wohnung

Dritter Abſchnitt.

Mooſe 1 bor. Den Vormittag De8 16 April benüßte ich zu einer etwas

gerade entgegengeſepte mar.

Ir a v n i f.

Faſt eine halbe Stunde braucht

man um die Stadt in dieſer Richtung 311 paſſiren , deren Häu

(Fortießung . )

In dem ganz orientaliſch auøgeſtatteten Geſellſchafzimmer

dei Bataillonsarzte$ zogen zwei prächtige Säbel meine Aufmerk ſamkeit auf fich. Der Doctor war ſo gütig, mir über die Be ſchaffenheit dieſer türkiſchen Fabricate nähere Auskunft zu geben. Der Stahl nämlich beiber ſehr frummen Klingen war damas.

ſerzahl fich auf mehr als 700 und weniger als 1000 belaufen mag. Unter den Häuſern gewahrt man mitunter etwas ſolider

gebaute, ſteinerne Gebäude , Darunter ſogar manche zweiftödige. Das Militärſpital, die Reſidenz des Vezire, brei Didamien (oder Moſcheen ), vier Minarets , einige Grabdenfmale mitten in der

Wie an den bei

Stadt zeichneten fich unter den Baurrerken aus. Die Czafjbia

uns geſehenen ſogenannten Damascenerflingen aus Solinger

mit ihren Läden bot nichts Eigenthümliches dar. Man ſtebt hier in denſelben die mannichfaltigſten Waaren vereinigt , Vics tualien , Pfeifen , Tabaf , Stoffe u. ſ. w. in ein und derſelben

cirt, jedoch in auffallend verſchiedener Art. Fabrif waren die hellern Fleden im

mattfarbigen Stahl bei

der einen Art gekrümmt und verſchlungen. Dieſe Qualität heißt Taban und gilt als die vorzüglichere. Die andere mit geraden, furzen , unter fich parallelen Fleden heißt Schamm . Die ächten Damascenerflingen haben bedeutend hohen Werth, find ſelten und werten ſelbſt in der Türkei Durd) Solingerwaare

vertreten. Der Nuf der Foðniſchen Meſſer- und Waffenſchmiede

bat zwar guten Klang, allein es iſt zu zweifeln, daß dieſe das Damasciren des Stables verſtehen, wie z. B. in Niauſta. Der Werth ſolcher Sabel wird nicht wenig geſteigert, gewöbulich auf 60 bis 100 f1. C. M. , aber auch viei höher, durch die reiche Silberverzierung an Griff und Scheide. Die Klinge iſt leicht, die Schneide vortrefflich. Die in Bosnien verfertigte Waffe iſt bei weitem ſchwerer, jedoch minder frumm. Das Recht, einen Säbel zu tragen , genießt nach dem Kanunname des Chalifen Omar Al Chattab fein Raja, Doch ſieht man dieſes Geſe, ſo

Bube feilgeboten , ferner feineswegs wie in den größern Städten die verſchiedenen Claſſen der Handwerker zunftweiſe in Duars tieren vertheilt , ſondern den Laden des Schuſters neben dem des Schneiders oder Waffenſchmiedes. Es var Freitag und zugleich Wochenmarft an dem iſlamitiſchen Feſttage, alle Stra : Ben Dayer in buntem Gewühle der Trachten von Menſchen und Thieren frühzeitig ſchon belebt . Am Ende der Stadt erreicte ich die Feſtung, und hinter ihr zog ſich der Weg, den icb zu befolgen hatte, ſanft die ſteile, das hal etwa um 1000 Fuß überragende felſige Anhöhe hinan . Es was dieß meine erſte

botaniſde Ercurſion um Travnik , die mich hieber führte, wo dann drei Monate ſpäter meine lebte ihr verhängnißrolles Ende fand. Das Fort iſt in einem

miſerabeln Zuſtande und dürfte als

wie viele andere welche die Beſchränkung der Chriſtenrechte zum Gegenſtande haben , heutiges Tages auch in Bosnien

Zuflucht des Veziro bei Ausbruch von Unruhen feine große

ignorirt.

Zweck eignet den eß verſehen ſoll. Von der Höhe herab ließen ſich auch auf den Wällen nur zwei alte Kanonen erbliden , ſo Daß es ſcheint als wenn man auf den Bertheidigungszuſtand Dedſelben eben fein großes Gewicht lege. Der Hügel, worauf die Feſtung ſteht und der ſich an das höhere Gebirge unmittel bar lehnt, trennt zwei Soluchten oder Thålden , aus denen

Gegen Abend machte ich mit Dr. Franz einen Spazierritt vor die Stadt. Er ſowohl als Zennaro bebienen fich engliſcher Sättel . Das Pferd, welches mir Dr. Franz zu reiten gab , war ein Radwan oder Paßgänger. Die Boeniafen legen viel Werth auf dieſe Eigenſchaft bei den Pferden, und namentlich auch auf gewiſſe Zeichen, z . B. im Haarwuche der Mähne, weldie von glücklicher Vorbedeutung für den Reiter ſeyn ſollen . Franz hatte dieß Thier von einem bosniſchen Aian zum Lohne für ärztliche Behandlung empfangen, ſein Werth war auf 100 fl. geſchäßt.

68 brängte mich nun febr , in die Vegetation Der nädyſten Umgebung Einſicht zu erhalten. Dieſelbe war freilich in Folge

des verſpäteten Frühlinge nach einem ungewöhnlich ftrengen , ſchneereichen Winter, wie derſelbe 1846 auf 47 nicht bloß hier in den rauhern Gebirgslanden, ſondern ſelbſt in Dalmatien und auch in Italien geherrſcht hatte, noch ſehr wenig entwidelt, was

Sicherheit gewähren , da ſich ſchon deſſen Lage wenig zu dem

ſtarfe Bäche hervorfommen, die fich nach kurzem Laufe in die Laſhva ergießen , ihren Waſſerreichthum zu jeglicher Jahre& zeit

von dem weiten Plateau des Vlafjich beziehend. Das Geſtein, welches dieſen Hügel bildet, und verſchieben iſt von Demjenigen, aus welchem die von der Kante dieſes Contreforts ſchroff ab ſtürzenden Feldwände beſtehen, iſt ein Conglomerat, eine Art Nagelfluhe, gemengt ans den fantigen durch Ralfcement rer bundenen Bruchſtüden der obern Gebirgeart, die der Nummu

litenfalf Der dinariſchen Alpen iſt. Dieſe Gegend, wo ein ſchma: ler fluß, die laſhva, dieſe Formation von dem ihr geger: über vorherrſchenden Thonſchiefer trennt, bietet noch ein an

zu dieſer Jahreszeit bei der hohen, von mächtigen Gebirgen eins

deres in der Folge beobachtetes Vorkommen dar .

geſchloſſenen Lage von Travnik und dem Einbiegen der Iſother men nach Often nicht befremden kann. Die Höhe von Trapuit

ter öſtlich geht nämlich jenes Conglomerat in reinen Kalfſinter ohne eingemengte oder durch ihn gefittete Kalftrümmer über, wie ich ſolches auf einer ſpätern Excurſion nach Gucziagora an getroffen ; hingegen abwärts gegen die Laſhva (unmittelbar vor

über dem Meere wird von Boué ? auf 1790 par. Fuß bes

rechnet. Einige kleinere Spazierritte in die nächſte Umgegend zeigten mir nichts als den Helleborus odorus W. K. in vora waltender Menge, Corydalis ſoliba Sm . und Potentilla ſubacaulis ,

ſtellenweiſe Sciữa biſolia L. und Luzula campeſtris DC. Wenige 1 Dekanntlich der arabiſche Name für Damasfu8. 2 La Turquie d'Europe IV . p. 585 .

A. D.N.

Noch rei

Trasnif an der Straße nach Ozenizza und Serajevo) treten an die Stelle der Ralfbruchſtücke folche aus Thonſchiefer beſtebent , und bieten dann theils ein großes Gemenge dar ( b . 6. Ges 1 Phascum alternifolium Dicks, Physcomitrium fasciculare Hampe, Ceratodon purpureus Brid .

219

mengtheile von mehrern Zollen im Durchmeſſer und ihre ur ſprüngliche Beſchaffenheit ſomit deutlich rerrathent), theils vers

licher Bewohner ließ ſich in dem Dorfe erblicen , ſtatt ihrer

einigen fte ſich zu einer ro bichten eigenthümlichen Maſſe, daß

yon Nicola begleitet) los. Die Ebene war zum größten Theile

fuhren Hunde son der Wolfrace wüthend auf uns ( ich war

man, ohne die Uebergänge in allen Abſtufungen vor Augen zu

urbar gemacht, einzelne mit Gebüſch bewachſene Weidepläße

haben, ſelbft mit Anwendung der Luppe tas Oeſtein für ein homogeneo zu halten geneigt iſt. Das Bindemittel bleibt inden

waren umzäunt. Die Vegetation zeigte fich in dieſer Höhe noch weit zurüd, nur einige Zwiebelgewächſe und die erſten Früh lingsvorläufer blühten . Ein heftiger Südwind , welcher den

immer jener Ralfſinter, der wie ich erinnert habe, bei Ouczias gora in einer weitern Thalvertiefung (mas mohl zu beaditen iſt ) rein auftritt. Dem gröbern ſowohl als feinern Ibons ſchieferconglomerat find zahlreiche fleine Schwefelfie & fryſtalle beigemengt.

Da man vom Thalniveau der Laſbva biß zu der Ebene, welche am Rüden dieſes Vorſprunges fich in fanfter Erhebung gegen die ſteiler aufſtrebende Kante des öftlichen Vlaffich an lehnt, etwas mehr als eine halbe Stunde zu ſteigen hat, glaube ich die Höhe dieſer Vorberge , welche jene Ebene von vorne um

gränzen und von ihr aus in einer Viertelſtunde erreicht wer den, auf 1000 par. F. über dem Thale der Lajhra, d . h . auf 2800 Fuß über dem Meere berechnen zu dürfen .

Das Buſch

ganzen Morgen geherrſcht hatte, brachte balb einen anbauernden

Regen mit ſich, der mid zum Rückzug veranlaßte. Den Nac mittag über hatte ich mit Einlegen zu thun . ( Fortſeßung folgt.)

Griechiſche Manuſcripte in ägyptiſchen Gräbern. In der Sißung der f. Geſellſchaft zu London am 16 Januar las Hr. Harris einen Bericht über eine Anzahl Bruchſtüde von Papyrus blättern , die er im 3. 1846 in Theben gefauft. Es find ihrer 156 in allerlei Charakteren und Schriftformen , und beziehen fich auf verſdzie:

dene Theile des alten und neuen Teſtamente, auf die Thaten der Heiligen und Märtyrer, auf gewiſſe Homilien und ältere firchengeſchichtliche Gegen

werf, welche die ganze Anhöhe an den niedern felſigen Stellen bis zu ihrem gerundeten Gipfel dicht befleidet, beſteht aus Haſel ftauben , Buchen , Mannaeichen , Gidhen , dem ſtumpfblättrigen und Maßholderahorn . 1 3ch werde bei Erwähnung einer ſpä. tern Beſteigung dieſes pflanzenreichen Vorberges zu einer Zeit mo die Vegetation entwidelter war, Gelegenheit haben, dieſe ausführlicher zu ſchildern ,? Da ſie ſich dadurch merfrürdig zeigte, Daß fie unmittelbar neben Alpenpflanzen die Bewohner wärmerer Regionen barbot, wie ſolche auch durch das Vorfommen einiger ihnen eigenthümlichen Condylien , die ich hier fand, wie der Helir acies Partſch, H. vermiculata Müll., und der Cycloſtoma elegans Mül. fid verrathen haben. Zerſtreute Bauernhäuſer, welche die Fläche dieſer Höhe ein nehmen, geben dem Berge den Namen Bufovizja . Rein menſch

flände. Jndeß fand fich auch ein achtgriechiſches Manuſcript, eine Papier: rolle, die aus 32 Stücken beſteht, welche etwa den Inhalt von 25 Seiten füllen, aber nicht ganz zuſammenhängen. Bereits hat man hinreichend davon überſeßt, um gewiß zu ſeyn , daß es eine Rede iſt, welche Hypes rides vor den Difaften Athens gegen Demoſthenes hielt. Dieß Manus ſcript iſt einzig in ſeiner Art unter denen , die man in den Gräbern zu Theben auffand. Nach dem erſten Anſchein ſollte man die Auffindung eines Ueberreſtes ter claſſiſchen Literatur an dieſem Orte für einen un : erflärlichen Zufall halten , erwägt man aber , welche Anzahl von Phi:

· Fagus silvatica L., Fraxinus Ornus L., Quercus Robur Willd ., Acer obtusatum W. Kit., Acer campestre L.

Der Capitän Beaveduria.

2 Die Pflanzen , die ich jett blühend antraf, waren folgende.

lofophen, Rhetorifern und Literaten von Griechenland wie von Nom nach dem Nilland ftremte, und erinnert man fidy der in dieſem Lande herr:

ſchenden Sitte mit den Todten Striften zu begraben , dann hört die Verwunderung auf, und man beginnt zu hoffen, daß vielleicht noch man thes verlorene Werftes Alterthums der bigen Entdeckung folgen möchte.

(Liter. Gaz. 19 Februar.

Erſter A bid nitt.

An

( Fortreßung .)

den untern Abhängen um die Feſtung: Helleborus odorus W. Kit. ,

Thlaspi perfoliatum L., Cardamine n . sp ? (silvaticae affinis sed gla berrima)," Scleranthus annuus L , Stellaria media Vill., Erodium Cicu. tarium Sm ., Saxifraga tridactyliles L., Lamium purpureum L., Carex clandestina Gaud., Veronica agrestis L., V. hederae-folia L., V. Bux baumii Ten . , Phascum cuspidalum Schub., Ph . alternifolium Dicks.,

Encalypta vulgaris Hedw , Pattia cavifolia Ehrh ., Anacalypta lanceo lata Röhl., Barbula unguiculata Hedw ., Ceratodon purpureus. Auf

den Nagelfluhfelſen unweit der Feſtung : Orthotrichum capulatum Hoffm . 0. anomalum Hoffm ., Grimmia apocarpa Hedw ., Gr. pulvinata Sm. Biatora aurantiaca Fries ß . , erythrella Ach . , Urceolaria calcarea Ach .,

V. glaucopis Flörke, Lecidea immersa Flörke, L. enteroleuca Ach., L. candida Ach. Parmelia saxicola

, Ach. , P. circinata Ach ., P. muro rum Ach ., P. vitellina Ach . Brid. Auf dem Gehänge bis zur Kante

im Gebüſche und an den Felſen: Helleborus odorus W. Kit., Arabis arenosa Scop., Potentilla micrantha Ram . B. tlore roseo , Hepatica triloba Chaix., Viola tricolor L. , V. canina L. Lamium maculatum L., Glechoina hirsutum W. et Kit ( beſonders häufig, namentlich nach

oben ), Primula acaulis Jacqu ., Pr. suaveolens Bertol., Carex alpestris

All., Asarum europaeum L., Cornus mascula L., Taraxacum offi cinale Wigg. , Juniperus communis L. Ausſchließlich an den Felſen : Grammitis Caeterach Sw. , Hymenostomum tortile Br. eur., Hypnum eatenulatum Brid , Lecidea vesicularis Ach ., Verrucaria plumbea Ach ., Parmelia crassa Ach ., P. triptophylla Fries, P. Schaereri Fries. Flech: ten und Mooſe im Gebüſch : Leskea sericea Hed . , Hypnum rugosum Ehrh ., H. triquetrun L. und H. abietinum L. , Parmelia stellaris Wallr. , Sticta pulmonacea Ach . Auf der Höhe , wo das Dorf Bufovizja liegt, kamen folgende Pflanzen vor : Helleborus odorus W. Kit, Galanthus ni

valis L., Muscari botryoides Mill., Crocus vernus All. var. grandi tlorus Gay, Gagea lulea Schult ., Scilla bifolia L. , Thlaspi praecox Wulf ., Isopyrum thalictroides L. , Anemone nemorosa L. , und die Blätter von Epimedium alpinum L.

Nach dieſer Antwort die eine große praktiſche Philoſophie verrieth, entfernte ſich der Oberſt mit allen andern Spielern, und ließ mich mit Beaveduria allein zurüd.

Wenn es nicht eilf geſchlagen hätte, Sigñor Don Pablo, ſagte er, ſo würde ich Guch von dem leßten Stiergefechte, dem leßten Angriff auf die Diligence oder von irgend etwas eben ſo anziehendem erzählen, aber es iſt ſehr ſpät, und die vorgerüdte Stunde läßt mir feine Zeit dazu. 3d muß daher ohne Umſtände mit Euch reden. Ich höre Gud zu , Capitän .

Dieß iſt die Sache in zwei Worten : ich brauche Geld für dieſe Nacht noch und Ihr habt welches gewonnen , worauf Ihr nicht Nun ja, Capitán, das läßt fich ganz gut machen, wie Ihr Wie ebſter Pablo ! Ihr würdet geneigt ſeyn mir die 125 zu leihen , die Euch durch das Monte zukommen ? fragte mich

zähltet. ſeht. Piaſter Beave:

duria erſtaunt.

D von Herzen gern !

Signor Don Pablo, ſagte Beaveduria meine Hand ergreifend, Jhr ſend ein wahrer Caballero. Welche Bürgſchaft verlangt Ihr nun von mir gegen das Anleihen, das Ihr mir zur machen die Güte habt ? Die Geſchichte des Mannes mit den alten Sduhen wegen der falſchen Piaſter kam mir ins Gedächtniß, und überzeugt, daß ich durch das Monte in mehr als verdächtiger Münze bezahlt werden würde, ant:

wortete ich alsbald großmüthig und ohne Zögern : Die Gewißheit einem Ghrenmanne gefällig ſeyn zu können, genügt mir, Capitán. Dieſe Antwort

fæien meinen Gefährten zu überraſchen ; er nahm ehrerbietig den Hut

220 ab und ihn in der Hand haltend, ſagte er in ſehr ernſtem Tone : Signor

Don Pablo , ich muß mich bei Euch entſchuldigen. Bei mir , und warum ? .

Weil ich Euch noch vor furzem für einen einfältigen und unſchul: digen Provincialen gehalten, und daß es meine Abſicht war, indem ich

Geld von Euch entlehnte , es Euch nur dann zurückzugeben , wenn der Zufall es gewollt hätte. Nun ſehe ich , daß ich für Einfalt gehalten wat Edelmuth und Größe war , und das traurige Geſtändniß , das ich Guch von meinen ſchlimmen Abſichten ablege , beweist Euch die beſon dere Hochachtung, welche Ihr mir einflößt. Joh nehme demungeachtet Guer Anleihen an , nur mache ich mich auf mein Chrenwort verbindlid,

daß , bevor vier Tage vergehen, Euch dieſer Vorfuß zurüderſtattet wird. Habt die Güte mir Gure Adreſſe und Euren Namen zurückzulaſſen . Beides iſt Euch unnüß , Capitán , antwortete ich , denn ich reiſe Morgen nach Vera -Cruz.

Indeß weil Guch daran zu liegen ſcheint und

ich nicht gerne Cuer Zartgefühl verwunden möchte, ſo fönnt Ihr Gud

an meinen Correſpondenten zu Merico,den Banfier Antonio B .... wenden. Wie ! Ihr reist Morgen nach Vera-Cruz ? rief Beaveduria mit

sooon

Unter dieſem Gejpräche waren wir an die Ede der Calle del Coliſeo gekommen, die ganz nahe bei der Sadgafie de Dolores liegt. Capitán Beaveduria, fagte ich zu meinem neuen Befannten ihm die Hand reichend , tauſend Dank für Quer freundliches Bezeigen ; ich bin nun ganz nahe am Hotel , und möchte Euch nicht länger von Guren Geſchäften abhalten.

Laßt mich Euch bis zur Thüre begleiten , ſagte Beaveduria , eben ſo aufmerkſam als erſtaunt um fide blidend. Es iſt unnüß , ich wiederhole ed Eud , ro Eure Zeit mit mir zu verlieren ..

Aber nach war ſeht Ihr Euch denn um , Capitán ?

301 ? ... Des iſt nichts. Auf Wiederſehen denn , Don Pablo, empfangt nochmals die Verſicherung meiner vollkommenen Dankbarfeit und Freundſchaft. Beaveduria drüdte mir wiederholt die Hand und ging dann mit kurzen Schritten weiter, einen Fandango pfeifend. Ich hatte mich kaum um die Straßenecke gewendet, und ſchon ſah ich den Eingang des Hotele, als ungefähr zehn Individuen aus einem Zagal ( Verplaß zwiſchen zwei Gingängen ) famen und mich ſchnell umringten. Ein einziges Wort und

demſelben Erſtaunen , das ſchon Salazar geäußert hatte , als ich ihn

es iſt um Guch geſchehen, ſagte der eine, ein Meſſer mir auf die Bruft

meine Abreiſe anfündigte . Ja Capitän , Morgen früh .

ſeßend. 3d war ſo weit davon entfernt einen ſolchen Angriff zu erwar: ten , obgleich ſichy áhnliches faſt täglich in den Straßen von Merico ers eignet, daß ich ſtumm und regungslos blieb. Guer Gelb, rief aufs neile derſelbe Mann , der mir ſchon Schweigen geboten hatte. Dieſe Aufforderung war ſo gebieteriſch, daß ich für unnüß hielt ſie mit Worten zu erwiedern , es blieb mir nur zu gehorchen. Nun ver wünſchte ich Beaveduria, indem ich daran dachte, daß, Dank ſeiner lie bendwürdigen Begegnung, ich mich in der Unmöglichkeit befand dem zu

Im Wagen oder zu Pferde ? Im Wagen, mit der Diligence aus dem Callejon de Dolores. Sehr wohl ; gebt mir alſo die Adreſſe Eures Correſpondenten, ver: ſeşte Beaveduria mit natürlichem Tone', und will eben ſo Wort halten, wie wenn Ihr gegenwärtig wäret. Nun verdoppelt Gure nahe Abreiſe , indem ſie Eure ſchlechte Meinung von mir zeigt , den Werth Gurer Großmuth. 3 werde es nicht vergeſſen. Aber es fällt mir ein, fuhr Beaveturia fort, nachdem er am Montetiſch meine 125 Piaſter in

genügen , was man von mir forderte ; ich hätte in dieſem Augenblick Geld zu 200 Procent geborgt und wußte gar nicht, wie ich mich aus

Empfang genommen, daß die Diligence um vier Uhr abfährt, und Ihr

dieſer fritiſchen Lage befreien ſollte, als ein Vermittler, den ich gar nicht

feine Zeit zu verlieren habt .... Es bleiben Euch faum noch ein

erwartete , mich glüdlich aus der Verlegenheit zog . Atras canallas ? (Zurück Ranaillen) ! rief mit tönender Stimme ein junger Mann , der

Paar Stunden der Ruhe Erlaubt mir daher , Guch nach dem Hotel zu begleiten . Ich danfe Capitán ; das Hotel iſt nur auf zehn Minuten von hier,

der Mond ſcheint hell wie das Sonnenlicht, und 3hr müßt , wie Ihr

ſagtet, die Nacht auf den Beinen bleiben .... 3d werde allein gehen . Nein feineswege ! rief Beaveduria , es liegt mir daran , bis zum lepten Augenblick der Ehre Eurer Geſellſchaft zu genießen. Aber Capitän .... Reine Ginwürfe , fommt.

Da Beaveduria's Entſchluß mir feſt ſchien , drang ich nicht weiter

fich mit dem Säbel in der Hand unter meine Angreifer ſtürzte.

Beim

Anblick des Fremden zeigten dieſe leßtern mehr Unterwerfung als Furcht, und entfernten ſich von mir, aber ohne Eile und gleichſam wider Willen .

Nun Scurfen , geht nach Hauſe , und laßt dieſen Caballero in Frieden, fuhr der Frenide mit derſelben lauten und befehleriſden Stimme bei meiner Seele ! ich werde

fort, welche mir die eines Helden ſdien

den erſten unter euch, der fich wagt ihm ins Geſicht zu ſchauen , wie einen Hund umbringen. Meine Räuber , deren Zorn ich einen Augenblick durch dieſe mehr

heldenmüthige als kluge Anrede aufs neue entflammt fürchtete , zogen

in ihn, und wir gingen beide, als die leßten aug dem Club der golde:

fich ſogleich zurück, und ich fand mich mit meinem Befreier allein.

nen Jugend von Merico, zuſammen weg.

Nun , Don Pablo, ſagte er lachend, hatte ich ſo Unrecht Euch bio an die Thüre Eures Hotels begleiten zu wollen ?

Wißt Ihr wohl, Don Pablo, ſagte Beaveduria als wir halbweges waren , daß ich eigentlich fein Glüd habe. Wie tas , Capitán ?

Weil Ihr der einzige ehrliche und biedere Caballero ſerd, dem idy bis auf dieſen Tag begegnet habe , und daß ich nun gerade Gure

Wie , Ihr ſeyd ed, Capitán ? rief ich ganz verblüfft , indem id Beaveduria erkannte.

Ja lieber Freund, ich ſelber, der nachdem ich wegen der Señora I

Moratin das Sprüchwort Lügen geſtraft: „ Unglüdlich im Spiel, glück: 1)

Befanntſchaft mache am Vorabend Eurer Abreiſe .... Aber iſt dieſe denn ſo dringend nöthig ?

lich in der Liebe" gefommen bin , ein anderes zu bewahrheiten : „ daß

eine Wohlthat niemals verloren ift.“

Aber nun mich nichts mehr

Sehr.

Könntet 3hr fie denn nicht um vierzehn Tage verſchieben ?

Nein, Capitán, das wäre unmöglich, erwiderte ich erſtaunt, über ſeinen Wunſch mich in Merico zurückzuhalten. Wenn ich mir erlaube alle dieſe Fragen an Euch zu richten , ſepte Beaveduria hinzu, ſo geſchieht es, weil ich ſagen hörte, daß die Straße von Vera:Cruz nach Merico in dieſem Augenblic unſicher genug ſery. Und wie das ?

Weil ſich eine Guadrilla oder Räuberbande dort aufhält , die alle Diligencen plündert und die Reiſenden brandſdaßt.

Nun ja ! da liegt mir nicht viel daran, man wird mich ausrauben .

Dwenn Ihr ſo ergeben ſeyd in Euer Schidſal, ſo wird Guch mein guter Rath unnüß , ſagte er lachend.

Verlag der 3. 6. Gotta'ſden Buchhandlung.

zurüdhält, glückliche Reiſe und tauſend neuen Dank. Capitän , ein einziges Mort : wer waren denn dieſe Näuber, vou denen Ihr mich zu ſo gelegener Zeit befreit habt ? Es waren feine Mäuber , Don Pablo ? 3hr derzet !

Reineswegs, dieſe Leute waren wohlerzogene Cavaliere , welche die Mitglieder der Geſellſchaft, die wir ſo eben verließen, Euch wahrſchein lich nachſandten , um Euch über Euer Glüd im Spiele zu beglüdwüns idjen , antwortete er höhniſch lächelnd. Dann entfernte er ſich ganz

gemächlich, wie wenn nichts Abſonderliches vorgefallen wäre, indem er ſeinen unterbrochenen Fandango zu Ende pfiff. Mit zwei Säßen war ich nun an der Thüre des Hotels , deſſen Schwelle ich mit einem Vers gnügen überſchritt, das dem Cid unbegreiflich geweſen wäre. (Schluß folgt . )

Verantwortlicher Nedacteur Dr. 6 d. Wibenmann.

land . A Das Aus Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. u ". 56. "

6 März 1848.

Die Miſſionäre auf Somu-Somu ( Fidſchi - Inſeln )."

in welchen fich dieſe gottergebenen und frommen Menſchen befins

den, und nur ein tiefe& Pflichtgefühl und eine feſte Entſchloſſen 30 ſpeißte und brachte ten Nachmittag bei den Miffionären und ihren Frauen zu , wobei ich eine lange Erzählung all der Prüfungen hörte, denen ſie auégeſegt geweſen waren . nur darüber erſtaunen , daß fie unter einer ſolchen Forde von Wilben zu leben vermögen . 3hr Haus iſt ziemlich bequem, und in ihrer Nähe haben ſie einige Songeſen wohnen , von denen

mehrere befehrt find; allein alle übrigen Einwohner ſind Mens idenfreffer. Herr und Frau Hunt, ſo wie Herr und Frau Lythe famen im Auguſt 1839 nach Somu - ſomu und waren alſo zur Zeit unſeres Aufenthalte daſelbſt gerade ein Jahr da. Bis jeßt haben die Miſſionäre nur geringe Fortſchritte ge

macht und es ſteht auch nur wenig zu erwarten , ſo lange das Volf unter den gegenwärtigen Häuptlingen bleibt , denn es ge

beit fonnten civilifirte Perſonen bewegen fich dem Anblic ſoldier

Scenen zu unterziehen, wie die, deren Zeugen fte faſt täglich find. Es iſt faſt unmöglich fich einen Begriff von den ſchrecklichen

Gebräuchen dieſer Wilden zu machen , welche von den Miſſionären perſönlich beobachtet wurden und auf eine ſo glaubwürdige Quelle hin feinen Augenblid bezweifelt werden können. Sie ſagten mir, daß ſie während der ganzen Dauer ihres Aufenthalteß nur ein einziges Beiſpiel eines natürlichen Lobes fennen ; die übrigen

ſeyen alle entweder lebendig begraben oder erdroſſelt worden ! Kinder erdroſſeln gewöhnlich ihre ſchwachen oder alten Eltern , und wenn einer von ihnen lange frank liegt , ſo wird er ſtets umgebracht. Kurze Zeit vor unſerer Anfunft fam Ratu Mbithi , der

Alle

jüngſte Sohn des Lui Shafau, auf der See um , über welches

Häuptlinge ſchienen bas Chriſtenthum als eine Veränderung zu

Ereigniß die ganze Bevölkerung trauerte. Er war von dem

traut ſich nichts anderes zu thun, als was dieſe erlauben .

betrachten, bei welcher fie viel zu verlieren und wenig zu gerin nen hätten. Die alten Häuptlinge namentlich kann man oft die Bemerkung machen hören , daß fie ſchon zu alt feyen , um ihre

König ſehr geliebt , und man erdroſſelte alle ſeine Weiber mit großer Ceremonie und Förmlichkeit. Einig . Berichte gaben die Zahl derſelben auf flebenzig bis achtzig an, die Miſſionäre aber

gegenwärtigen Götter für neue zu vertauſchen oder das zu vers

ſprachen nur von dreißig.

lafſen , was ſie als Pflicht gegen ihr Volf betrachteien ; doch

Außerdem fanden noch verſchiedene andere nicht weniger außerordentliche Ceremonien ſtatt. Um die Stellen der Männer

wünſchen die Häuptlinge im allgemeinen, daß Miffionäre bei ihnen Ich war begierig zu erfahren , warum ſie einen ſolchen

auộzufüllen, welche mit Katu Mbithi umgekommen waren, nabm

Wunſch hegten , da ſie doch fein Verlangen nach Belehrung

man eine eben ſo große Anzahl aus der Glaffe der Knaben von ſechzehn Jahren und beſchnitt dieſelben . Nachdem die Beſchneidung der Knaben vorüber, wurde vielen Mädchen das erſte Glied ihrer kleinen Finger abgeſchnitten. Die Ceremonien endeten damit , daß die Häuptlinge und das Volf fich auf dem Marftplaß verſammelten , um Zeuge der Einführung der Knaben in die Mannbarfeit zu ſeyn . Es wurde zu dieſem Zweck ein großes Blatt genommen , daraus ein Waſſergefäß gea macht und zwiſchen die Zweige eines Baumes geſteckt. Man

wohnen .

tragen . Sie bekannten , daß es nur ſey um Geſchenke zu be kommen , und weil dieß Sdriffe nach ihren Inſeln bringe, wodurch fie Gelegenheit hätten , viele Gegenſtände zu erhalten , die fte ſonſt nicht erhielten .

Die Geſchenke, welche die Miſſionäre geben, find indeß nur gering , allein eine Art, ein Beil oder ſonſt ein eiſernes Werf zeug find bei ihnen Erwerbungen, zu deren Erlangung ihre Hab

gierde feine Gelegenheit unbenügt vorübergehen laſſen kann . Sie erklären ſich vollkommen bereit die Miſſionäre ihren eigenen Gott verehren zu laſſen, allein ſte geſtatten bei Tobesſtrafe fei nem Eingebornen ein Proſelyt zu werden . Bei ſolchen Umſtän Den fteht nicht zu erwarten, daß der Erfolg der Miffionäre be

friedigend oder ihren Bemühungen angemeſſen , und eine hin längliche Belohnung für die Mühſeligkeiten , Entbehrungen und Kämpfe ſeyn werde , welche ſie und ihre Familien zu erbulden

haben . Es gibt nur wenige Lagen , in welchen es ſo hohen phufiſchen und moraliſchen Muthes bedarf , ale diejenigen ſind,

führte Knaben ſodann mit verbundenen Augen dicht in die Nähe, bewaffnete ſie mit Keulen oder Pfählen und führte fie ſo lange herum , bis ſie von der Stellung des Baumes nicht mehr wußten, worauf ſte das Gefäß herabzuſchlagen ſuchten ; wer es zuerſt herab ſchlägt, wird als ein zukünftiger großer Krieger betrachtet. Gini gen gelang es das Gefäß zu treffen , was ſtarfen Applaus und großes Geſchrei zur Folge hatte. Die Pfähle wurden hernach auf die Gräber von Katu Mbithi's Weibern geſtedt. Katu Mbithi wurde für den ſchönſten Mann auf der Gruppe

gebalten und war der Liebling ſeines Vaters, des alten Könige, i Aus der Erzählung von Charles Wilfes , Commandanten der Vereinigten Staaten -Erpedition nach der demnächſt im 3. G. Gottaiſchen Ver lage erſcheinenden Ueberſeßung.

der ihm in einer Lobrede alle die Schönheiten beimaß , welche ein Mann in den Augen eines Fibichi - Inſulaners nur immer

222

haben kann. Er ſchloß damit, daß er feinen fühnen Geift und

ſeine vollendete Grauſamfeit rühmte , wofür er als Beweiß ans führte , daß er ſeine eigenen Weiber umgebracht und verzehrt haben würde , wenn ſie ihn beleidigt hätten.

Am 7 Auguſt 1839 wurden 17 von den Weibern Mbithi's ganz in der Nähe der Mifflonsgebäude erbroſſelt, ſo daß die Miſſionäre ihr Röcheln hörten und die ganze Scene mit an ſaben. Sie betrachteten es als ein Vorrecht, als die Weiber eines großen Häuptlings erdroſſelt zu werden.

Man ſagt, daß

die Mahlzeit , welche bei dieſer Veranlaſſung ſtattfand, alles übertroffen habe, was in dieſer Art je zuvor in Comu - fomu

vorgekommen . Es wurden ungeheure Lebensmittelvorräthe bazu hergeſchafft, den Einwohnern der Stadt allein 100 gebratene Schweine gegeben , und nach ſolchen Feſten wird immer ein Sabu nothwendig , damit feine fungere noth entſtehe. Ich be fuchte den alten König mehreremale und immer mit größerem Intereſſe. Er fteht aus, als ſeus er den Schreckensſcenen , welche

täglich um ihn herum vorgehen, völlig fremb, und ſein ganzes Weſen trägt den Ausdrud von Wohlwollen an ſich.

Reiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Reilenden Dritter Abſchnitt. Iraun i f.

unb fnetet , dann die Haut länge dem Rücgrat zwidt, enda lich die Arme und Beine, die Sehen und Finger zerrt . Nun fteckt er die Hand in einen kleinen wollenen Sacf, und beginnt ohne Anwendung von Waſſer mit dem reichlich hervorbringens ben Schweiße den ganzen Körper zu reiben. Er entfernt fidh wieder und bringt hierauf eine Schüſſel, in der fich Seife,, Zies gen haare (in Konſtantinopel und in andern Sheilen der Lürfei

find e Ramelhaare) und eine aus Ziegenbaaren gebildete etwa fauſtgroße Kugel befindet. In dieſe Schüſſel bringt er nun warmes Waſſer, welches hier in eiſernen Röhren aus der Wand in zwei ſteinerne Beden fich ergießt, und rührt mit der Seife einen Schaum auf, womit er den ganzen Körper vermittelſt

des Striegels einreibt, felbft ohne die Augen zu fchonen , welche Durch die Seife unangenehm afficirt werden. Sobann ſchöpft er aus demſelben Becken warmes Waſſer, und überſchüttet das mit den Badenden . Nachdem er nun demſelben , ohne ihn ab

zutrocknen , den Kopf mit einem trodenen , heißen Tuche um hüllt, das Tuch, welches die Lenden ungab, mit einem trockenen längern vertauſcht und ein ſolches gleidh einem Mantel über die Schultern gehangen hat, verläßt dieſer das heiße Gemad , und tritt ſogleich, obne fich in dem mäßig erwärmten zweiten Zimmer aufzuhalten , in den falten Vorſaal, wo er fich auf

das lager, von den Tüchern die ihn einhüllen zugedeckt, aus ſtrect, und wieder ſeine Pfeife raucht. 30h fühlte mich von dieſer Behandlung ſtark angegriffen , und es bedurfte geraume

( Fortſeßung .)

Mein gaſtfreundlicher Protector war inzwiſchen für mich thätig geweſen und hatte meine Angelegenheiten ſo erfolgreich betrieben, daß ich die Unterſtüßung de& Vezire und die Erlaubs niß ihm meine Aufwartung zu machen zugeſagt erhielt. Am 17 April führte mich Zennaro Vormittags in ein türkiſches

Weile, um mich wieder in einen erträglichen Zuſtand zu ver ſeßen. Anfangs war die fältere Temperatur, nad der ich in

Bad.

Man zahlt hier für ein ſolches Bad ungefähr 50 fr. C. M. Abende um 6'2 Uhr ſtellte mich Dr. Zennaro dem Habichi

Außer hier in Travnik befinden ſich dergleichen Bäder

in Bosnien nur in Serajevo, Banialufa und Bagniffa .

Die

der Hige , die das Athmen beſchwerlich madhite, geſchmachtet hatte, empfindlich ; dann aber überfam den Körper eine anges nehme Warnie, die eine leichte Tranſpiration zur Folge hatte .

Ginrichtung des Bades in Travnik iſt von der befannten der

Kiamil Paſcha, Vezir von Bosnien , ror .

orientaliſchen Bäder ( Hammam ) im weſentlichen faum verſchie

Das ſogenannte Palais oder den Konak Se. Grcellenz Darſtellen ,

den. In einer weiten, gewölbten Kalle, in die man unmittel den, von niedern Geländern umgeben, bis 3 ' über dem Bos den erhöhte Logen mit mannelangen Polſtern oder Matraßen.

umſchließen einen geräumigen Hof, in deſſen Mitte ein Drunnen ſidy befindet . Man tritt in dieſen Hof durch ein befeſtigtes, mit Schildwachen befekte8 Ibor neben einem hohen , vieredigen Thurme . Linfs von dieſem ſteht eine Moſchee mit ihrem Mi

In der Mitte deg Saales ſpendet ein ſteinerner Brunnen aus vielen Röhren faltes Waſſer. In einer ſolden Loge entfleidet

naret. Die vordere Façade des Gepiertes rechts vom Thore bildet die Wohnung des Sohnes Se. Grcellenz, Des Hadithi Ali

man fich und bindet die abgelegten Kleider in ein vom Bade diener ( Hammadſchi) gereichtes Tuch, nachdem man von dieſem

Beg , ſo wie die Ställe ; die Gebäude , welche die rechte Flanke Del Hofe $ umgeben , enthalten die Zimmer der Hofbeamten be8

bar von der Straße eintritt, befinden ſich ringe an den Wän

Die Gebäube, welche

Diener um die Hüften mit einem großen, dunkelblauen, biß zu

zu den Knien reichenden Tuche

1

umgürtet worden war.

Nun

betritt man auf hölzernen Sandalen ( Nalune ) mit zwei über einen zou erhabenen Querleiſten an der Sohle ein fleineres, gleichfalls gewölbtes Gemach , welches von oben erleuchtet bis

Paſcha, ſo wie die linke von der Wohnung ſeines Kiaja ein genommen wird . Der eigentliche (von Boué mit einem Hunde ſtad verglichene) Palaſt des Paſcha felbft befindet ſich auf der

dem Eingangøthor gegenüberliegenden Seite. bäube find einſtödig.

zu einer Wärme von 22º R , geheizt iſt. Hier ſtreckt man fich auf ein Polſter hin , unbraucht eine Pfeife. Es öffnen fich die Poren der Haut und man beginnt zu ſchwißen .

Nach einem

faft halbſtündigen Aufenthalt baſelbſt führt nun der Samma. oſchi den Badenden in das innerſte, von heißen Waſſerdünſten

Sämmtliche Oes

Eine ſteinerne Ireppe mit Geländern und

auf Pfeilern von Holz führt von außen zu einem großen Vors ſaal (Dem Scharbaf), der 20 Schritte in der Liefe und 15 in Der Breite hat und auf der hintern Hälfte mit Matten aus Binſen (Scirpus lacustris ?) belegt iſt. An der Gränze dieſer

Matte und der bloßen , durch zahlloſe Brandflede verunreinigten

erfülte Gemach, das eine noch ireit höhere, unausſtehliche Tem

peratur hat. Hier legt man ſich der Länge nach auf ein Brett. Ein beſonderer Diener ( Dellaf) beginnt nun ſeine Operationen damit, daß er den ganzen Körper mit der bloßen Hand drüct ^ Nach einem Polizeigefeße des Sultan Soliman el Kanuni war es den Badinhabern geboten, dafür zu ſorgen, daß die Ungläubigen beim Ba:

den nicht mit denſelben Tüchern umgürtet worden, welche den Moelimen zu dienen beſtimmt ſind, wie auch dieſe nicht mit den Meſſeru geſchoren werden dürfen , die bei jenen angewendet waren .

Diele wurden die Babudichi abgelegt. Man mußte ſich den Plag derſelben wohl merfen , um fie ſpäter wieder aus der Zahl vieler anderer ähnlicher, die hier abgelegt waren, herauszufinden .

In dem Borſaal hielten mehrere Kavaſſe Wacht. Das Eſtrich iſt von Holz, rings an den vormals wohl weißenr, nun aber rergrauten Wänden find gepolſterte Bänke mit rothem Tuch belegt angebracht. Mit gebämpfter Stimme pflogen hier die

Anweſenden ihre Unterhaltung . Rechte iſt der Eingang zu den

223

Appartements, welche der Paſcha bewohnt. Da dieſer im Aus genblid mit ſeinen Waſchungen und dem Gebete beſchäftigt war, um) vielleicht nach hergebrachter Sitte den Beſucher warten zu laſſen, führte mich Dr. Zennaro in ein gegenüberliegendes Zims

on

Unterhaltung. Der Paſcha verſteht nur türfiſch, baber machte ſein Arzt den Dragoman . Er fragte mich, ob ich dhon früher in der Jürfei geweſen ſen , wie es mir bier gefalle u. ſ. w .

les

mer, worin Ivom Dſchibufdſchi die Pfeifen des boðniſchen Gous verneurs aufbewahrt wurden. Die hier befindlichen Rohre, in

3d ermangelte nicht, ihm alle Schmeichelhafte zu erwidern, unb fegte ihm unter anderm auseinander , wie mich in meiner Heimath der Ruf der Weisheit und Energie, mit welcher er

der Mehrzahl gegen 8 Fuß lang , waren ſämmtlid Antipps.

die Sicherheit in Bodnien aufrecht erhalte, mit dem Verlangen

Der Antipp ift fenes Rohr, das auch bei uns als ſogenanntes

beſeelt habe, dieſes an feltenen Pflanzen reiche Land zu beſuchen ,

türkiſches oder perftſches Weichſelrohr befannt iſt, von Prunus halepenfte herſtammend. ' Er iſt gewöhnlich durch fünftliche

und trug ihm dann meine Bitte vor, mir die Erlaubniß hiezu

Behandlung von ſeinen Mängeln befreit, indem er wenn er

gewähren zu wollen . Er gab mir nicht nur dieſe bereitwillig,

krumm war, gerade gebogen wurde, und die Verlegungen der

ſondern verhieß mir auch einen großen Bujuruldu für meine Reiſe. Während hierauf der Doctor einiges mit ihm plauberte,

Minde mit der Rinde anderer Zweige verklebt werden ; deßgleichen

hatte id; Muße das Zimmer zu betrachten. Gegen die koſtbaren

find auch die lenticellen künſtlich eingegraben. Selbſt an den Sie find ftet

perftſchen Teppiche, mit welchen der Boden bedeckt war, bildeten die ſchmußigen berauchten Wände einen auffallenden Abſtand .

geruchloß. Die Ralibars oder Mundſtüde, ein vorzüglicher Luruss

Auf einer Seite des Zimmers befand fich ein Kamin, auf der

artikel bei den Lürfen, waren ſämmtlich von ausgezeichnet ſchös nem milchigem Bernſtein, welchen die Türfen dem durchſichtigen , boniggelben vorziehen . Wie die Vornehmern fte gewöhnlich zu führen pflegen , nämlich jedes der beiden Bernſteinſtüde zu 192 bis 2" Länge, foften fie in Konſtantinopel ungefähr 20 fl. C. M. , die des Paſcha's waren aber bei weitem größer und foſtbarer, und ihr Mittelſtüd, weiß emaillirt, beſtand an einer Pfeife aus

anſtoßenden ein Dfen. Die Polſter, womit der Diwan belegt war, waren mit buntem Rattun von verſchiedenen Muſtern übers zogen. Bier hobe Fenſter, eine unmittelbar neben dem andern,

Rohren des Vezirs gewahrt ich dieſe Fehler.

einem mit großen Brillanten beſeßten Ringe. Auch die Nargiles, gläſerne oder filberne Gefäße, aus denen man vermittelſt eines langen Schlauches durch Waſſer raucht, waren hier zu ſehen . Ein Ravad lüftete den Vorhang am Eingange, durch wels dhen ich mich in den Audienzſaal (Selamlik oder Diwan) bes

gab, wo fich der Paſcha befand. Dieſer ſaß in der dem Gingange idräg gegenüberliegenden Ede auf einem hohen Diwan mit gekreuzten Beinen .

Er ſdien von mittlerer Statur.

Die

Züge ſeines wohlgebildeten Gefichtes trugen ganz den orientaliſchen Auêbrud, fie waren wohlwollen und ruhig : große, dunkelblaue Augen , hobe, bogige Brauen, eine ſchön gebogene Naſe, grauer Bart, die Stirne hoch und gewölbt. Sein Alter foll nicht viel über 50 Jahre betragen, ſchien aber bedeutender zu ſeyn. Er trug Wefte und Pantalons mit Stegen nach euros päiſchem Schnitt, Darüber eine lange , veilchenblaue mit Pelz

reichten von nahe der Dede biß an die Polfter herab und waren mit geöffneten Vorhängen verſehen . Die Ausfiát ging nach der Laſhva und den an ihrem Ufer gelegenen Gärten mit Kiosken , Bäu men, Beeten und Raſenpläßen. Gegenüber am jenſeitigen Ufer des Fluſſes 30g fich eine Anhöhe empor. Dem Doctor und mir wurde Kaffee gereicht in einer kleinen Taſſe ( Phildſchan ) auf

goldenen, als Handhebe dienenden und ungefähr mit einem Gierbecher vergleichbaren Unterſaße (Barf ), ſehr hellgebrannt und von beſonderem Arom, mit dem Saße ohne Zuder und Rahm. Nach eingenommenem Kaffee war die herfömmliche Handbewegung als Dankbezeugung wieder am Plaße. Zennaro erzählte dem Paſcha, daß ich als Geſchenk für ſeinen Garten Sämereien mitgebracht habe von Küchenkräutern und Blumen , worauf dieſer ſein hohes Wohlgefallen zu erkennen gab. Zen naro brachte ferner Den Bernſtein zur Sprache, welcher in Deutſchland gefunden werde, und gab ſeiner Ercellenz durch dieſe Bemerkung Veranlaſſung, mich zu fragen, wie die Naturs

forſcher ſeine Entſtehung erflären . Die Audienz dauerte eine

kleine halbe Stunde biß zum Anbruch des Afſdam, und enbigte I

verbrämte Pellice ( türkiſch Kiürk), bas Haupt deckte der Feß.

mit denſelben Complimenten.

Gr rar, als wir eintraten, mit einem großen Buche beſchäftigt. Neben ihm auf dem Polſter lag ein Pad Briefe. Die Ceremonien , welche ich bei der Aufwartung zu befolgen hatte, waren

Im Vorſaale harrten die ſämmtlichen Şofbeamten zum Gebete verſammelt der Erſcheinung des Vezire, um ihre Ans

folgende. Ich hatte, wie bereits erwähnt, die Ueberſchuhe im Eſcharbat ftehen laſſen, und trug dünnlederne, ſchwarze Unter

Dachteübungen zu beginnen. Schöne Teppiche lagen zu dieſem Swede auf der Binſenmatte ausgebreitet. ( Fortſeßung folgt. )

fchube, außerdem Frack und weiße Weſte. Der eß fam nie vom Haupte. Nach meinem Eintritt ging ich ohne alles Com

Die engliſche Kriegsmacht in Indien .

pliment gerade auf Se. Ercellenz zu, berührte mit der rechten Band den Saum ſeine8 Dberkleides, ſodann meinen Mund, die

unb europäiſchen Compagnietruppen zuſammengerechnet, wohl auf 300,000

Stirne und die Bruſt.

Ropfe, fich zu ſeben.

Seit dem Jahr 1838 iſt die oftindiſche Kriegsmacht die indiſchen

Der Paſcha winkte hierauf mit dem

Mann geſtiegen. Hiezu famen noch 18—20,000 Mann königl. Truppen,

Der Plaß Dazu war ein nur wenig nies

lauter Guropåer. Den Angaben Lord John Ruſſello im Parlament zu: folge iſt dieſe Geſammtzahl von etwa 320,000 durch Zurüdziehung euro päiſcher Truppen und Entlaſſung von Sipahie auf 240,000 Mann

drigerer Diwan , Den ſeinigen im rechten Winkel berührend.

A18

ich ſaß, neigte fich der Paſcha gegen mich mit dem Haupte,

welchen Gruß ich mit dem Complimente durch die Berührung von Mund , Stirne und Bruſt erwiderte. Nun begann die

herabgebracht werden, und die dadur, bewirfte Erſparniß — die euros päiſchen Truppen find natürlich die theuerſten

wird von Lord

John Ruſſells auf eine Mill. Pfd. St. geſchäßt. Aber das Deficit der · Hier ſah ich weder die Jasminrohre, die in Konſtantinopel bei den Vornehmern üblich ſeyn ſollen , noch die in Bosnien häufigen Jermetſdhede. Ich glaube Doué irrt fich, wenn er fie von Corylus Colurna ab leitet (vielleicht von ihrem ſlaviſchen Namen Fundita verführt). Was ich unter dieſem Namen in Bodnien ſah, war ſtets Viburnum Lantana, unſer Schlingenbaum oder Ochſenjunge, vielleicht daß auch der Maßholder

in ſolcher Eigenſchaft dienen fann.

indiſchen Finanzen belief fich auf 1 '/2 bis 24/2 Mill., 18 bleibt ſomit immer noch ein Deficit von etwa einer Million übrig, während zugleich die Einnahmen durd das Fallen der Dpiumpreiſe in fortwährender Ab: nahme find. Die Finanzen find alſo wieder der Krebsſdaden der oftin : diſchen Compagnie , und man iſt auf der andern Seite keineswegs ſehr überzeugt, daß die bisherige weitgehende Berminderung der Truppen

no

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der Rlugheit gemäß fexs. Führt die Nothwendig feit eine Truppenver: mehrung mit fich, ſo wird man ſich wahrſcheinlich auf ſogenannte Local : oder irregulare Corpo beſchränken , und man wird dem eigen:

thümlichen Volfozwiſte wieder Rechnung tragen müſſen, weil die Mittel nicht zureiden , eine völlig europäiſch organiſirten Macht auf den Beinen zu halten

Der Capitän Beaveduria. Erfter A 6dnitt.

‫ ما‬. ‫د‬

habt. Mit dieſen Worten fledte ich den Foulard in die Seitentaſche meines Dolman.

Salazar, der bis dahin mit ſolchem Gleichmuth den unglüdlichen Ausgang mit der Nadtſadegeſchichte hingenommen hatte, konnte weger des Foularde ſeinen Aerger nicht verbergen : Don Pablo , Don Pablo, rief er mit zornſprühenden Augen, das Herz eines Fremden, eines Fran : zoſen bleibt alſo ganz unempfindlich gegen jede dönere Regung ? .... Das Zartgefühl vermag ſich nicht auszuſprechen , eg fann nur nach ſeis nem Werthe geſchäft werden ; deſto ſchlimmer für Gud, daß Euer Un geſtüm mich zu einer Erklärung zwingt .... meine Nechtfertigung wird

(Schluß .)

Euch zur Schmadi gereichen. Nein , undankbarer Freund , 3hr hattet

Dieſer leßte Abend den ich in Merico zubrachte, der ſchon allzureich an Abenteuern geweſen war, ſollte übrigens mir noch etwas Neues und

So fommt doch. Señor ? ſagte er mir auf ſpaniſch.

mich feineswego beauftragt Eure Effecten abzuholen , aber Ihr hattet mir geſtanden , daß Euer Reiſegeld in dem Mantelſad enthalten ſey, und id fürchtete in meiner Beſorgniß um Euch , daß es im Hotel verloren gehe. Ihr habt mir auch dieſen Foulard nicht geſchenft ; aber ich wußte, daß Ihr Euch Morgen auf eine weite Reiſe begeben ſolltet, und obgleid mein Herz durch Guer faltes Lebewohl betrübt war , wollte ich dennode ein Andenken an Euch bewahren .... darum eignete ich mir Euern Fou

Was gibt es ?

lard zu ....

Unvorgeſehenes bieten. Als ich in den Speiſeſaal trat , wurde ich von einem allgemeinen Ausruf begrüßt. Da iſt er ! rief man von allen Seiten. Der Beſiger des Hotels, ein Franzoſe, den ich fannte, lief mir ſogleich entgegen.

aufs neue , und dießmal mit fiegreichem Schritte nach der Thüre ; auf

Und gedenfet Ihr noch immer, Morgen früh abzureiſen ?

der Sdwelle ſchien er zu zögern, dann ſich nad mir umwendend , das

Gewiß ! Aber wozu , ich bitte Euch , alle dieſe Fragen ? Ja ſeht, weil vor einer halben Stunde ein Mann von Eurer Be: fanntſchaft zu uns fam , wenigſtens gab er es ſo vor , der mit aller Gewalt Guren Nachtſad abholen wollte, ten Ihr nach ſeiner Verſicherung

Geſicht in Thränen gebadet, rief er, fich mit offenen Armen auf mich zuſtürzend : Geliebter Don Pablo, Freund meines Herzens, mein Muth ſchwindet, wenn ich gedenke , daß ich Guch vielleicht nie wieder ſehen ſoll.... nein , wir fönnen nicht mit dem Groll im Herzen deiden ....

für dieſen Abend noch bedurftet. Es iſt unnúß beizufügen, daß wir uns

Ihr habt mich verfannt, grauſam verkannt .... aber id vergeſſe alles

ſeinem Begehren widerſeßten .... Eure Gegenwart muß dieſen Handel entſcheiden, und deßhalb erwartete ich Eure Rüdfehr mit ſolcher Ungeduld.

in dieſem feierlichen Augenblick .... Lebt wohl! lebt wohl ! Don Pablo ! Obgleich dieſe ausgeſucht mericaniſche Komödie mich zu langweilen begann, gab ich dennoch Salazar ſeinen warmen Abrazo zurüc : es war das beſte Mittel ſeiner lo8l zu werden. Auch war er in der That als:

Wo iſt denn der junge Mann ? fragte ich ſehr erſtaunt.

Seht da, in dieſem Winfel, hinter dem Zähltiſch , wo er ſich zu

verbergen ſcheint; antwortete mit lauter Stimme und auf ſpaniſch der Gaſtwirth. Ich wandte mich ſogleich nach der Seite, die man mir be: zeichnete und erkannte Salazar. Als der fleine Officier fich entdeckt ſah,

trat er fühn vor, ohne ſeine Haltung zu verlieren. Er fam freudig auf mich zu, ein Lächeln auf den Lippen : Meiner Treu, es iſt in der That Euer lieber Salazar ſelber, trefflicher Freund, ſagte er ; dann feßte er hinzu, den Herrn vom Hauſe mit einem Blide tiefer Verachtung mefſend : Werdet Ihr wohl glauben, Don Pablo, daß dieſer Mann es gewagt hat an meinem Worte zu zweifeln ! ja noch mehr , Gott verdamm mich ! er beſchuldigte mich beinahe Guren Nachtſad ſtehlen zu wollen ! Dieſe Recheit, ſich geſtehe es, ſegte mich in foldhed Staunen, daß ich nichts antworten konnte.

bald verſchwunden , ohne weiter ein Wort hinzuzufügen , und wie in ſeinen Schmerz verſunfen. Im nächſten Kloſter ſchlug co zwölf , es blieben mir daher nur nodoy

vier Stunden bis zur Abfahrt der Diligence ; auch ließ ich mir ohne Zeitverluſt mein Zimmer anweiſen , denn die Gemüthsbewegungen des Abende hatten midy der Ruhe bedürftig gemacht. So raſch ich midi auch entfleidete , ſo wurde ich doch beim Abnehmen meines Dolman gewahr , daß ſeine Taſchen vollfommen platt waren . Mein ſchöner

oſtindiſcher Foulard fand fich nicht mehr darin : dieſes Verſchwinden erklärte mir die gefühlvolle Nü&fehr meines lieben Salazar , und ſeinen warmen Abrazo ; auch träumte mir, dieſes Vorbild alter Freundſchaft werde mich aufhängen laſſen , um meinen Gut zu erben.

Nun ? fragte mein Wirth durch mein Schweigen beunruhigt, denn er beſorgte einen Mißgriff gemacht zu haben. 1

Und nun lebt wohl , für immerbar !

Nachdem Salazar dieſe ſiegreiche Erflärung vorgebracht, ging er

Iſt es wahr , daß ihr dieſe Nacht nicht hier ſchlafen werdet ? Nicht im geringſten ; ich bin etwas verſpätet, das iſt alles.

Miscelle n .

Nun ja, erwiderte ich, der Herr Salazar war feineswegs von mir beauftragt meinen Nachtſad abzuholen , und ich begreife ſeine außers ordentliche Gefälligkeit gar nicht. Meine Orflärung von all jenen vor ausgeſehen , welche dieſen Auftritte beiwohnten , brachte dennoch einige

Merkwürdige lufterſcheinung in Irfutof. Am 22ſten November (4 December ); als eine mondloſe, neblige Nacht Irkutsk eins

hüllte , ſo daß man ſelbſt die nächſten Gegenſtände nicht unterſcheiden

Wirkung hervor , zwanzig Stimmen erhoben fich gegen Salazar , aber

konnte, wurde die ganze Stadt plößlich von einem laſurfarbenen Licht

der tapfere Dificier wich und wanfte nicht. Señor Don Pablo , ſagte er mit Würde und bewegter Stimme,

beleuchtet. Dieß ſtaunenswerthe Licht ergoß fich aus Wolfen , die ſich

ich hatte bis auf den heutigen Tag Freundſchaft nicht für ein leeres Wort, ſondern wie eine Thatſache angeſehen : Euer befremdliches Beneh: men gegen mich raubt mir dieſe ſchöne Täuſchung .... möge Gott Euchy vergeben daß Ihr zuerſt es wart, der die Unſchuld meiner Seele getrübt hat.... wag mich betrifft, ſo geb ich Euch auf als meinen Freund, und verzeihe Guch dennoch als Chriſt.

Lebhaft gerührt bededte Salazar die Augen mit ſeinem Tuche, und wandte fich nach der Ausgangsthüre ; ich hielt ihn auf, ſeinen Arm er: greifend: Verzeiht, lieber Freund, ſagte ich ihm den Foulard abnehmend, den er vors Geſicht hielt : dieß iſt ein Tuch, das man mir geſtern zum Andenken gab , und das ich dieſen Abend im Club verloren zu haben glaubte. Nehmt meinen Dank, daß 3hr es mir ins Hotel zurüdgebracht !

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

.

geöffnet hatten , es verbarg fich aber eben ſo ſchnell wieder vor unſern Augen , als es erſchienen war. Dieß fand in der leßten Viertelſtunde vor 11 Uhr bei acht Grad Kälte (R. ) ſtatt. Nordiſche Biene . 28 Jan.

Mer fwürdiger eleftriſcher Telegraph.

Hr. Dujardin

in Lille hat der Afademie der Wiſſenſchaften in Paris das Reſultat

einer elektriſchen Probe mitgetheilt die er am 25 Januar zwiſchen Lille und Amiens angeſtellt hat. Der Telegraph hat fonftionnizt ohne

Säule mit Hülfe einer aus drei Magneten beſtehenden magnetiſch: elektriſchen Batterie. Die Probe iſt vollfommen gelungen : man hat während der ganzen Probe, die anderthalb Stunden dauerte, nur einen Magneten der Batterie gebraucht, weil man gefunden hat , daß die ganze Batterie viel zu ftarf wäre. ( ibid.) Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widen man n.

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. " 57. Die ueuefte franzöſiſche Revolution. Wir find unſern Leſern eine Erklärung ſchuldig, wie es

fommt, daß ein Artifel, der gegen die Wahrſcheinlichkeit einer Revolution in Franfreich ſpricht, noch in den legten Nummern Des Februars erſcheinen fonnte, wo die Hauptnachrichten über die Vorfälle in Paris ſchon in Deutſdland befannt waren .

Dieſe Erklärung liegt einfach darin, daß unſer Blatt, deſſen größter Theil nicht täglich mit der Poſt, ſondern wöchentlich mit der Fuhre verſendet wird, um eine Woche vorausgebrudt werden muß ; was alſo im Blatt vom 29 februar fteht, war mindeſtens um acht Tage früher abgefaßt . Was den Irrthum felbft betrifft, den wir vermuthlich mit einem großen Theil unſrer Leſer getheilt haben , ſo beruht derſelbe hauptſächlich darauf,

Daß wir der Rammeroppoſition hinreichend Klugheit zutrauten, die Verſegung der Dppofition auf die Straße zu verhüten . Das iſt befanntlich nicht der Fall geweſen , und das Ergebniß

war, wie wir es auch im Laufe des Artifelé wiederholt anges deutet, daß die Kammeroppofition von der Straßenoppoſition , Der legale Widerſtand von dem gewaltſamen überholt wurden. Abgeſehen von dieſem 3rrthum glauben wir von jener Mit theilung nichts zurücnehmen zu müſſen , beziehen und vielmehr

hinfichtlich einiger Bemerkungen, die wir über Frankreich jeßige Lage und Stellung mittheilen wollen , im weſentlichen auf das Frühergeſagte. Am Schluſſe jenes Auffages wurde bemerkt : „ Zufällige Umſtände mögen wohl einen Zuſammenſtoß in einer fo volfreichen Hauptſtadt wie Paris herbeiführen, aber die Ras bicalen müßten vom Zufall mehr als gewöhnlich begünſtigt

ſeyn, wenn es ihnen gelingen ſollte, eine ernftliche Ruheſtörung zu veranlaſſen . Das jedoch eine Bewegung der Gemüther fich bemächtigt hat, welche ein Beharren auf der jeßigen Bahn, na mentlich was die innern Angelegenheiten betrifft, nicht lange

mehr räthlich macht, iſt unzweifelhaft, nur aber wird die Bes wegung mehr auf dem geſeglichen Weg fich abſpinnen .

Schwierigkeit der franzöſiſchen Zuſtände liegt in dem Verhälts niß der Regierung zu Paris ; die Bewegungen eine großen Landes laffen ſich nach allgemeinen und bekannten Symptomen berechnen , die Bewegungen einer großen Hauptſtadt nicht, weil bier zündbare Stoffe fich finden , und ein Straßenſkandal zu

7 März 1848.

lution greift, um mißbeliebige Zuſtände abzuſchaffen, legt zu Gunſten der Fähigkeit der jegigen Franzoſen , ihre Zuſtände auf ruhigem und geſeßlichem Weg zu verbeſſern, fein ſonderliches Zeugniß . ab. Der von Ludwig Philipp eingeſchlagene Weg bes ſtand ganz einfach darin, die Wilfürregierung unter conftitu tionellen Formen fortzuſeßen , und dieß ſein Beſtreben war ſchon

ſeit Jahren ſo deutlich , daß fein Zweifel darüber obwalten fonnte. Hatte nun Frankreich mit allen den Külf&mitteln, welche ihm Die Preſſe und die Deffentlichkeit an die Kanb gaben,

nicht Kraft genug , fich den mißfälligen Beſtrebungen Gines Mannes zu widerſeßen ? England befand ſich in ganz ähnlicher Lage in den 15 erſten Regierungsjahren George III. Die ſelben Gelüfte berrſchten damals auf dem Thron vor, und es ging

nicht ohne Reibungen , ſelbſt nicht ohne Pöbelaufläufe ab, aber zu einer ſo allgemeinen Erſchütterung fam es nicht. Das gibt Stoff zu ernſten Bemertungen , auf die wir im gegenwärtigen

Augenblic um ſo weniger eingehen, als wir ſchon wiederholt auf den weſentlichſten Unterſchied zwiſchen beiden Ländern hins gedeutet haben. Die Republik iſt nun in Franfreich proclamirt, und die

HH . Odilon Barrot und Conſorten ernten jeßt die Früchte ibrer Thorbeit und ihrer ſeit 18 Jahren fortgeführten Hohl rednerei : ſtete mit hochtrabenden conftitutionellen Grundſägen geharniſcht, hielten ſie eß für zu gering, die einzelnen prafti ſchen , ins Leben des Volfes einſchneidenden Verbeſſerungen mit unermüdlicher Geduld zu verfolgen , und dadurch ſelbſt die ſo genannten Conſervativen zu fich herüberzuziehen. Stete erfüllt

von dem Gedanken der revolutionären Sendung Frankreichs in Europa ſchmeichelten ſie einem Durch die Großthaten der Res volution und des Raiſerreichs genährten ununäßigen National

ſtolze, und trieben die Vernünftigern, die Beſonnenern, die Furchts ſamen , die Bornirten, alle die von den mannichfachen Mißbräu chen ſich nährten, alle zuſammen in eine compacte Majorität, die mit Mißtrauen vor den „ Störenfrieden “ erfüllt jeder Ber beſſerung wiedrſtrebten. So ſpaltete fich das Land in zwei Parteien , und die Rammeroppoſition vergaß völlig, daß fie nur ber abgeblaßte Ausdruck der Volfsoppoſition war, die, wenn es zum Schlagen fam , nothwendig zwiſchen den beiden ertremen

Daß ein Land, wie Franfreich, das alle Grundlagen einer freien Regierung, Grundlagen , wie fie den neuern Nationen

Parteien erliegen mußte. Ludwig Philippe Schickſal rührt uns, vom perſönlichen Standpunft aus betrachtet, ſehr wenig ; er hat ſein Leben lang die Intrigue an die Stelle der Staatsfunft ges reßt, und die Maſchine iſt endlich ausgelaufen und unbrauchs

zu ihrer gedeihlichen Fortbildung unerläßlich ſind, die Freiheit Der Preſſe, die Deffentlichfeit der Gerichte und die Gleichbeit

bar geworden, wie ein altes Schloß, in welchem Der Schlüſſel nicht mehr eingreifen will. Ueber ihn wird die Geſchichte ein

aller vor dem Geſege in vollem Maaße befift, zu einer Revos

herbes, und nicht unverdientes Urtheil fållen , Guizot aber wird

einem politiſchen Ereigniß werden kann."

226

man anklagen, daß er ſein fledenloſed Privatleben durch Theil

heiten, aber nur unter der Dbhut eines Königs , ertragen fönnte,

nahme an ſchimpflichen Intriguen verunehrte ; ſeit Den ſpanis

wird fich von den Segnungen einer „ une et indivisible répub lique “ abwenden, ganz abgeſehen davon , daß jeßt die frans zöftiche Hofpartei wahrſcheinlich durch Eſpartero im Einvers

iden Heurathen iſt die Achtung vor Guizot in Europa ge ſunfen , ein unerfeßlicher öffentlicher Verluſt, denn jeßt iſt ſeine Wirkſamkeit für Frankreich, wie für Europa verloren .

ſtändniß mit England geſtürzt werden wird , und Marie Chris

Was die algemeine Stellung Frankreichs in Europa betrifft, ſo ſtehen wir feinen Augenblick an, fte jeßt, troß ihrer ſchein baren Gefährlichfeit für das übrige Europa und Deutſchland indbeſondere, dennoch für weſentlich ſchwädyer zu halten , wie

ftine fich beeilen darf, das Weite zu ſuchen . In Italien müſſen alle Fürſten und drei Viertheile der Bewegung & männer fich gleichfalle gegen Frankreich erflären, das jeßt mit Mazzini geht,

yorber.

Vergleichen wir den Stand der Dinge in Europa im

Jahre 1792 und im 3. 1848, lo ergibt fich ein ſehr weſents licher Unterſchied. Damals ſtanden am Rhein nur ſchwache geiſtliche Fürſten und etliche machtloſe fleine weltliche Herren, die Hülfe der größern mußte aus weiter Ferne herbeigeführt

während ſonſt Mazzini burch England gehalten wurde. Enga lan08 Stellung in Italien , bisher revolutionärer Natur, wird

ießt liberalconſervativ ; es muß fich bis zu einem gewiſſen Grad mit Defterreich verſtändigen, um einer radicalen Revolution, der nothwendigen Verbündeten Frankreiche, entgegen zu treten. Hätte

Franfreich unter irgend einer Form das Königthum beibebalten, ſo hätte eben die Revolution , die es gemacht hat, der italieniſchen einen ungebeuren Vorſchub gegeben, jeßt aber müſſen alle dies

werben ; jeßt ſtehen nur weltliche, zum Theil nicht unbedeutende Mächte da, Belgien ſelbſt wird allem aufbieten, ſeine Unab hängigkeit zu bewahren , und ein Krieg Frankreichs gegen Bel

jenigen, welche fich nicht für die radicalfte Umwälzung 3taliens

gien würde augenblidlich einen Krieg mit England nach ſich

ausſprechen fönnen und wollen , von Franfreich fich abwenden,

ziehen. 3it Frankreich jeßt im Stande einen Krieg gegen Eng

und es wäre nicht unmöglich, daß gerade darum in die italienis ſche Bewegung ein Element der Mäßigung fäme, bas ihm jeßt

land und gegen Deutſchland, fals legtered nicht völlig reig fidh felbft verläßt, zu führen ? Gewiß nicht. Dabei iſt noch überbieß nur der äußere, nicht der innere Zuſtand in Anſchlag gebracht.

Jm Anfang der Revolution war die Maſſe des Volfs in Franf reich auf& tiefſte aufgeregt ; die Vorrechte Des Adel8 und der Geiſtlichkeit hatten ſchwer auf dem Lande gelaſtet, und dieß

völlig abgeht.

Gine Nation reißt ſich nicht auf einmal von ihrer Vers

gangenheit los : nach den Erſchütterungen Europa's durch die Republik und das Kaiſerreich ſuchten die alten Bourbonen

zum Auſland geurigt resin fodte , ſo iſt dicß gegen die Bour

langſam ihren Einfluß auf die romaniſchen Völfer wieder zu gründen , und ſchloſſen zu dein Ende ein Bündniß mit dem Papſt und ſelbſt mit den Jeſuiten ; das Syſtem fiel im J. 1830, und Frankreich ſtand plößlich iſolirt in Europa da, nur in ſehr eigennügiger Weiſe unterſtüßt durch England. Ludwig Philipp ſuchte mit unendlicher Geduld und Ausdauer die alten abge

geoiſie, die man anklagt, alle Vortheile der Revolution an fich geriſſen zu haben . Damit wollen wir die Bedeutung des Er

riffenen Fäden wieder anzuknüpfen , e8 gelang ihm unb jept bricht das Ganze zum zweitenmal zuſammen ; Frankreida bat

eigniſſe8 in Franfreich feineswegs herunterlegen, noch die möge lichen gefahrvollen Folgen hinwegläugnen , ſondern meinen nur, DAB eine mäßige Energie und inigkeit in Deutſchland die

jeßt alſo nur die Wahl die Revolutionsbahn wieder zu betreten, oder iſolirt und verhältnißmäßig ſchwach zu bleiben. Man wird

erblidte in den heranziehenden Heeren Preußen

und Defters

reichs nichts als die Verbündeten von Coblenz, nur darauf be dacht, die alte Knechtſchaft zurüczuführen. Zeßt iſt davon feine Rede mehr ; wenn das Landvolf da und dort in Frankreich

Kräfte abzuwehren im Stande ſey), welche Franfreich möglichers weiſe ins Feld führen kann . Was die Propaganda betrifft, welche Frankreich allenfalls üben kann, ſo iſt dieſe jedenfalle weit minder gefährlich al8 ſte noch im 3. 1830 war. Damals herrſchte noch in Deutſchland

wir wollen nicht ſagen, eine franzöfiſche Partei, wohl aber jene

Das erſte vielleicht, wenigſtens indirect verſuchen , wird aber bald finden , daß die Springfebern , welche im 3. 1792 wirften, und ,

im 3. 1830, wenn Ludwig Philipp eine revolutionäre Bahn eingeſchlagen hätte, zum Theil noch gewirkt haben würden, jeßt nicht mehr wirken . Damit wollen wir nicht ſagen , daß um faſſende Aenderungen in 3talien und Deutſchland ausbleiben

fönnen , ob fie aber zum Vortheil Frankreichs ausſchlagen wers den, iſt eine ganz andere Frage. Dabei laſſen wir noch die

unbeſtimmte Sehnſucht nach politiſchen Reforinen , al8 deren Haupts und Vorbild man Franfeid betrachtete. Seitdem iſt, was man auch dagegen anführen mag , ein deutſcher Geiſt ers

zahlreichen Verlegenheiten, welche die neueſte Veränderung in Frankreich ſelbſt hervorrufen wird , namentlich die financielle

wacht, der die Reformen im Innern ohne Beihülfe von Außen

Zerrüttung, ganz aus dem Spiel, und behalten uns vor ſpäter

ſucht, und fremde Anmaßungen zurückgewieſen zu ſehen wünſcht.

Darauf zurückzufommen.

Das iſt ein ſehr weſentlicher Punft, aus welchem zur Genüge hervorgeht, daß die deutſchen Regierungen Vorſichtemaaßregeln gegen tas Ausland treffen fönnen , ohne deßhalb die innere Ruhe

Reiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Reiſenden,

zu gefährden , denn man würde einen Krieg gegen Franfreich

Dritter Abſchnitt.

nicht mehr als einen Kreuzzug gegen die Freiheit anſehen . Darum wäre auch nichts thörichter, als die Ergreifung reacs tionärer Maaßregeln, denn ſie würden geradenwege herbeiführen ,

I r a vn i f. ( Fortſepung .)

Das Weſen des Paſcha hat einen ſehr guten Eindruck auf

Der Greignifie Deß vorigen Jahre gebenkend,

was man eben verhindern will.

mich gemacht.

Auch gegen Spanien und Italien iſt Franfreiche Stellung Durd ſeine Revolution oder vielmehr durch die Ausrufung der Republik weit ſchlechter geworden. Der Berzog von Montpen

ſah ich den Mann in ihm würdig repräſentirt, deſſen mutl) und einſichtsvoller Haltung damals die Pforte die Fortdauer

fler barf ſeine Hoffnungen auf den ſpaniſchen Thron getroft in den Banferott ſeines Vaters mit hinein rechnen , und die Spa nier, ein weſentlich royaliſtiſches Volf, das republikaniſche Frei

ihrer Herrſchaft über Bognien großentheils zu danken hatte. War eß auch vor zehn Jahren dem Vehighi Paſca ſchein

bar gelungen , die Häupter der bosniſchen Ariſtofratie dadurch zum Gehorſam zurückzuführen, daß er durd Hinterliſt oder Ges

wood

227

walt bie widerſpenſtigen Agas, Kapeband unb Beye vertilgte, die wie der Adel des weſtlichen Mittelalter8 als Grbherren grös berer Landſtriche faft unumſchränfte Geralt fich anmaßten, ges jeplog ſchaltend und waltend, den Neuerungen der Pforte und der Einführung des Nizame abbold , ſo war doch die Unters drüdung berſelben feine weg 8 allgemein, und unter dem folgens

chen von 260 Spahis und dem eben ſo bedenflichen Succurs des Ali Paſcha, der aus 300 Mann regulärer Truppen unter Anführung von deſſen Sohn beſtand , rügte er ins Feld. Dr. Franz hat mir erzählt, daß als er den Paſcha bor ſeinem Ab

den Vezirate war es bereits wieder zum Alten gekommen, ſo Daß die fluge Politif des vor zwei Jahren zum Vezir berufenen

ftand Booniens ſehr bezeichnende Erwiderung gegeben habe : „ Nein ! aus drei Gründen fürchte ich die überlegene Zahl der

Kiamil Paſcha nicht mehr im Stande war, den offenen Auß

Feinde nicht: erſtens find dieſe durch keinen allgemeinen Zweck vereinigt, jeder hat nur ſeine Sache im Kopfe und behindert

bruch der Widerſeßung zu verhindern. Wiewohl dieſer Geiſt über die Großen von ganz Bosnien fich verbreitet hatte, ſo waren es doch namentlich die Agas und Bey8 der Kraina oder Deß türkiſchen Kroatiens (unter dem Paſchalik von Bosnien

ſtehend ), welche die Entrichtung der Abgaben verweigerten und die Einſeßung eines Paſcha aus ihrer Mitte verlangten. 3m Spätherbſte 1846 war die Sache bereits ſo weit gebiehen, daß unter der Leitung des Mehemeb Bey, der fich Aflenoi rufu

Czar, D. h. den Raiſer vom grünen Arm nannte, dieſe Adel ſchaft fich zum Ramipfe rüſtete und eine Streitmacht unter die Waffen rief, welche die Lage des Vezire bebenflid machte. Zwar ſanbte biefer an den Ali Paſcha von Moſtar, den

zug aus Traonit gefragt habe, ob er nicht beſorgt ſey um den

Ausgang des Unternehmens , ihm dieſer folgende für den Zus

mit Neid und Eiferſucht die Des andern , zweitens fehlt es ihnen

an perſönlichem Muth, und Drittens habe ich Kanonen und res gulirte Soldaten , und bin ſelbſt mit der Kriegführung im Ge birge wohl vertraut, von meinem Vater unterrichtet (im Rau

faſus) , ber mich ſchon von meiner Knabenzeit an auf ſeinen Kriegezügen mitgenommen hat." Es war , wenn ich nicht irre, in den erſten Tagen des November, als 5 Stunden von Banialufa , im Thale Dobrina, Kiamil Paſcha mit den Inſurgenten znjammentraf. er hielt mit ſeinem Geſchüße eine Anhöhe beſeßt, und erwartete in die ſer feſten Stellung den Angriff De8 Feindel. Bei dieſer Ges

Pacha ber Herzegowina , um Hülfe, zwar entbot er die Spahis,

legenheit verrieth bas zweideutige Verhalten der Spahis, ſo

allein welche Subſtdien fonnte er ſich von dieſen verſprechen ,

wie das muthloſe Zurü&treten der herzegowiniſchen Hülfêtruppen

die alle gegen ihre eigenen Zutereſſen , gegen ihr eigenes Blut

Die geringe Sicherheit, mit welcher der Paſcha auf dieſen Beis

ſo zu ſagen, ſeinen Fahnen zu folgen fich verpflichten mußten ? Ali Paſda iſt nämlich von Geſchlecht ein Bosniafe und die

ſtand bauen durfte. Dieſer ließ fich indeß nicht ſchreden , ſon

Spahie glaubten größere Vortheile aus Bosniens Unabhängig feit für fich erwachſen zu ſehen , als ihnen von der Pforte ges währt waren. Vielleicht zu ihrem eigenen Nachtheile hatte dieſe Den Einfluß der Spahie zu ſchrächen verſucht. Sonſt waren dieſe in erblicher Eigenſchaft Befißer ihrer Timare (Manns tehen ), fie waren Lebensrafallen ganz im Sinne unſerer mittel alterlichen Zuſtände; jeßt war ihnen durch Vebiy hi Paſcha Das angeſtammte Recht inſofern geſchmälert, als die Erbfolge von

verſicht.

.

Der Gunſt der Pforte oder des Vezire abhängig gemacht wurde. Wenn fle fich nun auch gegen dieſe Dafür verpflichtet ſaben , ine Feld zu rüden, ſo konnten fte im Falle die Gegenpartei , wie eben jeßt die Ausfichten ſtanden , den Sieg bavon trüge, bon

ihrer Weigerung ungleich größern Vortheil in der Sicherung ihres Erbrechtes fich erwarten, als von ihrer Folgſamkeit im unwahrſcheinlichen Falle, Daß der Paſcha die Oberhand behaupte. Zudem waren es die Landsleute , gegen welche fte dieſem zu

dern ergriff im Gegentheile ſeine Maaßregeln mit großer Zu Den Spahis ließ er bebeuten, daß er ihrer nicht bes

Dürfe, und daß, wenn fle Sorge für den Ausgang der Schlacht hegten, fie fich entfernen ſollten. Die Feinde griffen an, begünſtigt durch einen dichten Nebel,

welcher ihre Stellung verbarg und das Spiel der Kanonen unſicher machte, während der Paſcha gerade ſeine Andacht ver

richtete.

Zennaro, an ſeiner Seite Zeuge dieſer Scene, war

von Bewunderung der Ruhe hingeriſſen , mit welcher der DS mane mitten im feindlichen Kugelregen dem Gebete oblag, un

geachtet eine Kugel ſeinen Feb Onrchbrang, das Haupt ftreifend. Als er damit zu Ende war, beſtieg er ſein Roß, und ritt mit geidwungenem Sabel unter dem Kriegegeſchrei ſeiner zum höchs

ften Enthufiaemus entflammten Krieger dem Feind entgegen. Obwohl die Kartätſchenſchüſſe der Loptichilar und die Salven ſeiner Truppen nur aufs Gerathewohl auf die Feinde gerichtet werben fonnten, die fortrährend vom Nebel unfichtbar gehalten

dienen hatten, waren es die Glauben genoffen , bie fich mit ihnen

nur durch ihr ununterbrochenes Feuern ihre Nähe verriethen,

gegen die Reform auflehnten, ſtolz darauf, ächte Träger des Jelamo zu ſeyn, der hier in dem Lande, wo er unter allen vom Halbmond unterworfenen Völkerſchaften faſt zuleßt, aber grö,

muß der Zufall doch die Wirkung jener ſehr begünſtigt haben, denn nach wenigen Stunden verließen fie ven Kampfplag. Auf

tentheile freiwillig Wurzel gefaßt hatte , und an ſeiner nord wefilichſten Gränze am unduldſamften fich zeigte. Die ſämmt

wundete , der Verluſt der Feinbe8 ließ fich nicht beſtimmen , da

liche Truppenmacht, die dem Kiamil Paſcha zu ficherem Gebote ftand, belief fich auf zwei Bataillone regulärer Solbaten, meiſt Rumelioten und Aftaten , einige hundert Mann Cavalerie und 600 Albaneſen in ſeinem Golde ; dazu fam noch eine Batterie

der Seite des Paſcha waren nur 5 Tobte nnd gegen 20 Ver Bleſftrte und Tobte ſogleich von der Wahlſtatt geſchafft wurden ;

nach ſpätern Nachrichten ſoll er ſich auf eine bedeutende Anzahl (man ſprach bon 2000 ) Lobte belaufen haben . Man hat mir in der Folge einen Türfen im Gefolge des Paſcha gezeigt, der Damale während des lebhafteſten Feuers del Feinbe8 ganz allein

Sech @pfündner, welche indeß bei der Unwegſamfeit Dell Landes

mitten unter dieſen ſprengte, bald aber wieder zurücfebrte mit

nur beſchränkte Hülfe verſprach . Die Nachricht, daß fich bei Banialufa ein Geer von 30,000 Feinden verſammelt habe, erſchütterte feine wege den modlemitis

regulirte Mannſchaft des Paſcha bei dieſer Affaire eine bedeus

fchen Gleichmuth Del Paſcha. An der Spiße ſeiner 800 Mann regulärer Truppen, der Cavallerie und der Albaneſen, unter ftüßt von drei Kanonen (da er die andern zum Schuße von Sravnik zurüdlaſſen mußte), ferner bem unzuverläffigen Häuf

einem feindlichen Haupte in den Händen.

Ueberhaupt ſoll die

tende Tapferfeit entwickelt haben .

Dieſer Sieg hat den Rebellen einen gewaltigen Reſpect vor Den Ranonen und ber ftrategiſchen Ueberlegenheit des Vezire

eingeflößt , denn als derſelbe hierauf die Proclamation ergehen

und durch ſeine Lataren verbreiten ließ , daß wenn ihm nicht

228

Sosova

bie Häupter des Aufftandes alſobald ausgeliefert würden , er mit Feuer und Schwert die ganze Kraina verwüſten , und nicht

lich verſchmälernben Wachsferzen auf hohen gewichtigen meffing

Kinder noch Weiber und Greiſe verſchonen wolle , ftunb eß nicht

ftanben .

lange an , ſo wurden ihm die Rädelsführer theils ausgeliefert, theils boten fie fich freiwillig bar. Der Raiſer vom grünen Arme verrieth große Furcht, als er vor den Vezir geführt wurde. Da redete ihn dieſer in fol

tår (Kiaja Beg) Ded Paſcha, adſchi Afte Beg im blauen Unis formrod nach europäiſchem Schnitte mit ftehendem Kragen. Die eigentlichen Lürfen tragen hier bloß den eß ohne Shawl. Der Sohn des Baſcha fod viel Herzendgüte beftgen , und ſteht

gender Weiſe an : „Nun , Mehemed , weßhalb zitterſt du denn

mit ſeinem Vater in innigem Verhältniffe. A18 die Tafel aufs getragen wurde , entfernten wir uns. Am andern Tag (ben 18 April ) beſorgte ich mir einen ber Lanbetracht entſprechenden Anzug , ba mir von allen die Vors theile eine ſolchen für die Reiſe anempfohlen wurden . Die

.

!

vor mir ? Du biſt ja ein Raiſer und ich bin nur ein Paſcha! Haſt du denn , al8 du den Aufruhr gegen die hohe Pforte er hobft, nie daran gedacht, daß einſt die Stunde kommen könne, wo du in ſolcher Lage , wie es jeft geſchieht, vor mir zu ers /

1

ſcheinen dich gezwungen fäheſt ?" Mit Verachtung hieß er ihn ſobann aus ſeinem Angeſicht entfernen . Kiamil Paſcha hielt bei ſeiner Rückkehr einen glänzenden Einzug in Travnik , bie gefangenen Bege und Aga8 , 32 an

nen Leuchtern, die in einiger Entfernung ſeitwärts an der Wand In ſeiner Nähe faß auf dem hohen Diwan der Secres

meiſten Stücke bekam ich in den Kaufläden bereits fertig ; die weiten Hoſen ( Czatſhire) von Dunkelblauem Baumwollenzeug mußten erſt nach genommenem Maaße angefertigt werden . Der weite faltenreiche Theil derſelben reicht nur bis an das Knie,

Zahl, an ihrer Spiße den Aflenoi rufu czar, gefeſſelt zu Pferbe

unter dem Knie , wo fte mit einem farbigen Bande befeſtigt

(die Füße unter dem Bauch des Pferdes durch Retten verbun

werden , bis zu den Knöchelu ſind fie anliegend. Die übrigen Stücke beſtanden in dem Jelef, einer Art Spenſer von geſtreifs tem Baumwollenzeug mit langen quergeſtreiften Aermeln , über

den, und um den Hals einen eiſernen Ring) vor fich herführenb.

/

Das Schidjal dieſer Leute war indeß minber ftreng , ale eß in früherer Seit ausgefallen ſeyn dürfte , da die Gefangenen , die

welchem ſowohl die furzen weiten Unterhoſen (Oatie , türkiſch

fämmtlich nach Konſtantinopel gebracht wurden, zum Theil wie

Donu) al8 bie Beinfleiber um die Hüften gebunden wurden,

der in ihre Heimath frei entlaſſen , die Schuldbeladenen aber,

dann einer Art Weſte, Ecerma , türkiſch Anteria , vorne zum Zubefteln, von blauem mit Schnüren verziertem Such , ohne Aers mel. Ueber dieſe fommt dann die Soltamorfa, eine kurze Zade

/

und darunter Mebemed Beg , nach Aſien verbannt worden find. Die Koſten dieſes Krieges wurden vom Paſcha aus eigenem Gädel beftritten , ohne dafür Contributionen bem abtrünnigen Lanbe aufzuerlegen . Unmittelbar nad meinem Beſuch beim Paſcha hatte ich die

mit kurzen bis an den Oberarm reichenden weiten Aermeln von dunkelblauem Tuche. Ein langer Shawl diente ale Gürtel (Remer) um den Leib , ein noch längerer bildete Den Lurban

Ghre , auch deſſen Sohne , dem Habichi Ali Beg , vorgeſtellt zu

(Dulbend) um den Feb gewunden. Wolute Soden und die

werben .

rothen Babutſchi, auch Firales genannt, vollendeten den Anzug, ber mich im Ganzen ungefähr auf 30 fl. zu ſtehen fam.

War die Reſidenz Des Paſcha jahon nicht weniger ale

der Würde desſelben angemeſſen, ſo übertraf doch das Gebäude,

( Fortſeßung folgt.)

welches ſein Sohn bewohnte, dieſe üble Beſchaffenheit in hohem

Grade. Es mag die Mehrzahl der Privatwohnungen in Tray nif , ohne gerade nadı unſern Begriffen zu den anſtändigen zu

gehören , den Zuſtand desſelben an Sauberkeit und Solidität weit übertreffen . Bei der kurzen und ungewiſſen Dauer ſeiner Stellung iſt es wohl feinem Paſcha zuzumuthen, daß er viel auf die Ausſtattung ſeiner temporären Wohnnng verwende. Die hölzerne Stiege , die außerhalb nach dem obern Stocwerf, das

er bewohnte (Das Erdgeſchoß diente ale Stall ſeiner Pferde) führte , glich wohl eher einer Leiter , als einer Treppe.

Flur war cng und dunkel. Das Zimmer , wo fich Ali Beg

befand, von mittlerer Größe, hatte auf zwei Seiten hobe Diwans, auf einer Seite umgab die Wand ein großes, breites, nieberes

mit Dunkelm Tuche belegte Polſter. Die Fenſter waren niedrig,

Mis selle n . Firirung der Farben des Sonnenſpectrum 8.

Gine

von den Phyſifern ſeit der Entdeckung der Lichtbilder mit Beharrlichkeit verfolgte Aufgabe iſt die Firirung der Farben des Sonnenſpectrums. Durd die merkwürdige Entdeckung des ørn. Niepce erhält man ſehr ſchöne und getreue Abbildungen der Natur, aber es fehlen die glänzen: den Farben , welche das Leben verleihen , dieſe Magie des Pinſels,

welche der Maler mit ſo vieler Mühe wieder gibt. Könnte man die Firirung der Farben bewerkſtelligen , ſo würde man mit Hülfe des Lights nicht nur zeidnen, ſondern auch malen. Hr. Gd. Becquerel wurde im

Laufe ſeiner Forſchungen über die demiſchen Wirfungen des Lichts auf den merkwürdigen Umſtand geführt, daß das Sonnenſpectrum ſein Bild mit ſeinen Farben auf eine angemeſſen zubereitete Silberplatte abdruden fann . Man braucht dieſe Platte nur mit gewiffen Vorſichtsmaaßregeln

die Vorhänge von buntem Rattun . Die Teppiche, welche den

der Wirfung des freien Chloro auszuſeßen ; dann drüct fich die empfind

Boden bebecten , ſchienen ſehr foftbar, die Thüre hingegen war

liche Schichte, welche ſich auf der Oberfläche bildet, in dem urſprüng: lichen Noth roth , in dem Gelb gelb , im Grün grün , im Violetten viclett ab. Der einzige ungünſtige Umſtand iſt, daß der prismatiſche Farbendruck in dem verbreiteten lichte fich åndert, und daß Hr. Becquerel bis jeßt fein Mittel auffand, dieſelben zu firiren. Man fann bis jeßt

ron roben Brettern mit hervorſpringenden Querlatten zuſams mengenagelt von ſehr ordinärer Beſchaffenheit. Ich begrüßte Ali Beg auf dieſelbe Weiſe, wie ſeinen Vater ; er aber reichte mir freundlich die Hand dar . Eine Unpäßlichkeit unterzog ihn gerade der ärztlichen Behandlung. Seine Statur iſt nicht groß, ſein Geſicht, von den Blattern narbig mit einem kleinen Schnurr bart unter der gebogenen Naſe , ähnlich den Zügen ſeine Vatera,

ließ ſein Alter , 25 Jahre , höher ſcäßen. Sein Lächeln war auênehmenb freundlich.

noch nicht daran denfen , die Bilder der Camera obscura mit ihren

Farben wiederzugeben , aber dieſe Reſultate zeigen, daß die Löſung des Problems möglich iſt, und in dieſer Beziehung hat die Sache Intereſſe. (Monit. industr. 24 Februar.) Goldfand im nördliden Finnland. Nach den Unterſuchun :

Er muſterte mich , während er mit

gen eines Hrn. Holmberg finden ſich auf dem Ditabhang des Gebirgs

gennaro ſprach , mit großer Aufmerkſamkeit beim Scheine von zwei großen, ungefähr drei Fuß langen, nach oben fich allmäh

rudens, der die Gewäſſer des Weißen Meeres und des bottniſchen Meer:

Verlag der I. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

buſens ſcheidet, bedeutende Goldſandlager. (Nord. Biene. 9 Februar.) Verantwortlicher Medacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausla 11 d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 我 N" 58.

8 März 1848.

Die Pulcane von Apacaga (in der Nähe von Ama

furdytharen Ausbruch, lauter als der lauteſte Donner, den ich

titlan in Centralamerika.)

je gehört , auſgeſchredt rurte ; eine ungeheure fable Flamme flieg aus dem Krater auf, und ihr gewaltiges Lidt dien ten

( Travels in Central America. By R. G. Dunlop.) Die Vulcane von Apacaga find trei an der Zahl, mit

Namen Agua (Waſſer ), Cenizco ( Aiche) und Tormentos (Sturm). Wir hatten bejchloſſen den Vulcan Cenizco zu erſteigen , als wir aber näher kamen, wählten wir den Tormentos aus, ob gleich mein Führer verſicherte, es würde unmöglid ſeyn , hinauf zufommen. Er iſt bei weitem der höchſte und hat ſeinen Na men daber, daß er ſtets mit tunfeln , ſchweren Wolfen von ſchwar zem Rauch bedeckt iſt, durch welchen man in der Nacht einzelne Feuerſtrahlen zucken fieht; der Gipfel iſt ſelten Fichtbar, da er ſtets durch Sdwefeldämpfe und Dichten Rauch eingehüllt iſt.

Hie und da verniumt man lauten Donner und heftige Erd ſtöße gehen daraus hervor.

Um 8 Uhr Morgens erreichten wir das kleine Dorf Apa caga , bas etwa zwei Leguas von dem Fuße des Vulcans in gerader Linie entfernt liegt, und ließen hier die Pferde zurück,

ta der zerriſſene Boden nicht geſtattete, uns derſelben zu bes dienen . Wir erreichten den Fuß Des Vulcans erſt Nachmittags

Rauch durchzubringen , und das ganze umliegende Land zu bes leuchten . Der Boden unter mir ſchien zu finfen , ich fühlte mich mit Heftigkeit in die Aliche hineingeworfen , und lag eine Zeit lang da , betäubt von dem Lärmen und geblendet vom Licht. A18 ich mich nach einiger Zeit erholt hatte, bernahm ich ein Dumpferes Brüllen des Vulcans unb ſab den Rauch langſam

aus dem Krater auffteigen, die Erſchütterung des Bodens hatte aufgehört und der Ausbruch ſchien vorüber ; hie und da blickte ein Stern durch den Dampf, der Mond ließ ſich eine: Augen blic ſeben, und der ſchauerliche Ernſt De Schauſpiels hätte. auf den Empfindungsloſeſten einen Eindruck machen müſſen .

Ich ſaß noch einige Zeit wie betäubt, und ſtarrte die rothe Gluth des Kraters an , der dem Rauchfang eines mådytigen Diens glich. Dann verſuchte ich dem Rande mich zu nähern , aber die Hiße und die erſticfenden Dämpfe hielten mich 30 bis 40 Sdritte weit zurück. Da ich erfannte,, daß es unmöglich ſeyn würde, unter den Steilabſtürzen in der Nacht einen Weg

und begannen nun das Hinaufſteigen unter zerbrochenen und

zu finden , ſo wartete ich, bis das graue Licht, das durch den Rauch trang, den Anbruch des Tages verfündigte, und da id

perfohlten Felſen, untermiſcht mit Aiche und zerriſſenen Lavas

einen gangbarern Weg fand, als den , melden ich heraufgeſties

ſtufen. Nach zweiſtündiger harter Arbeit famen wir an den :

gen war, ſo fam ich aus dem Rauch heraus, gerade wie die

jenigen Theil des Berges, der mit Rauch bebedt iſt, und das innere Geräuſch, Das wir hörten , ward laut und furchtbar, während der Boden unaufhörlich erzitterte. Plöglich waren

Sonne flar hinter den öſtlichen Bergen cmporſtieg , und der azurblaue Himnel ohne die mindeſte Wolfe lich zeigte. Nach etwa zurei Stunden erreichte ich die zerriſſene Ebene nnterhalb Dell Donnerberge, fand einen Weg nach dem Dorfe, wo mein Fübrer wartete, augenſcheinlich ohne ſonderliche soffnung mich

wir in Rauch gehült, hörten eine laute Grploſton und Aſche fiel rings um uns her. Mein Führer rief : o santissima Ma ria , somos perdidos! und forderte mich um Gottedwillen auf, umzukehren , wenn es noch möglich ſey ; meine Neugierbe mar aber zu ſtart, und ich gab ihm die Erlaubniß, allein umzukeh Wie eine Kaße kletterte ich in der Aſche empor, die an ren . einigen Stellen jo heiß war, daß meine Schuhe brannten, und ließ mich dabei durch die Blige, welche um den Vulcan her

je wieder zu ſehen .

Ich beſtieg mein Pferd und erreichte Ama

titlan furz nach Mittag . Dieſer Berg brennt zwar unaufhörlich , hat aber feinen verberblichen Aufbruch gehabt, als wor 70 Jahren, wo er eine

ungeheure Maſſe ron Lava und Aſche ausſpie, das etwa zwei

zuten , und die Richtung , von der das lautefte Geräuſch hers

Leguas entfernte Dorf Tres Rios ganz zerſtörte, und die Drei Flüſſe, von denen dasſelbe den Namen hatte, ganz verſchwanden .

kam leiten , denn der Rauch verfinſterte alles .

In meinem

Die ungebeuren lavamaſſen , die an manchen Stellen über 100

Giſer rorwärts zu bringen, achtete ich nicht darauf, daß der

Fuß did ſind , zeige: die Größe des Ausbruchs an . Die Lava, welche wie ein großer Strom vom Berge herabſchoß, flebt noch ſo friſch aus, als wäre ſie eben erſt abgefühlt . Der Vulcan Cenizco ſtößt noch hie und ta Rauch aus, aber keine Uebers lieferung ſpricht von einem Ausbruch; 18 iſt ein Regel, der ganz aus ſchwarzer Aſche ohne eine Spur von Vegetation be ſteht, aber viel niedriger iſt als die beiden andern Gipfel, id;

Tag zu Ende ging. Ein fables Leuchten , das durch den Rauch Drang, und die größere Nähe und der Olanz der zucenden Blige, verbunden mit einem Geräuſch, wie das eines fochenden

Ofens, zeigten mir, daß ich dem großen Mittelpunkt des Vul cans nahe ſey. Langſam rückte ich vor, fühlte mich aber am & nbe ſo erſchöpft, daß ich mich auf einen Lavabloc nieber repte und ein Stüc Brod ab , ale ich plößlich durch einen

.

glaube faum 1000 ' , während der Tormentos wenigſtens 4 bis

230

GC:: --

500' haben muß. Der Vulcan Agua ſpeit wahrſcheinlich nidit,

roth . Dieſe Tosluf's tragen aud) die Albaneſeri, beren es in

(wie der von Alt- Guatimala, der benjelben Namen führt), Wajer

Travnik als Diener der Polizei ſehr viele gibt , und die fidh

aus , wie die Eingebornen glauben , ſondern vermuthlich iſt der Rrater lange erloſchen und die Aufgänge verſtopft; der Trichter füllte ſich vom Winterregen mit Waſſer, bis endlich das uns gebeure Gewicht desſelben den Rand des Trichtere durchbrach, und ein verheerender Strom über das benad;barte Land ſich ergoß, eine Kataſtrophe, die vor etwa hundert Jahren erfolgte, aber nur einige indianiſche Hütten zerſtörte; man ſpricht darum auch ſo wenig von dieſem Berg, daß inan ſein Leben lang in Guatimala, nur 11 Leguas davon, fich aufhalten fann , ohne ihn auch nur nennen zu hören . Außer der legten Kataſtrophe zeigen ſich an den Abhängen mådhtige Spuren vieler ähnlichen , als wäre ein gewaltiger Strom aus dem Krater hervorgebrochen .

Die Abhänge find ſo gebrochen und uneben , Daß man den Berg mit Leichtigkeit erſteigen fönnte. Die drei Vulcane ſind ſo nahe bei einander, daß der Fuß

derſelben beinahe zuſammenſtößt, eine Erſcheinung, die , glaube ich , ſonſt nirgends in der Welt vorfommt.

außerben durch ihren böbern Feb. Die griechiſchen Fuſtanellen oder biſtan's, die weißen faltenreichen baumwollnen Röcke, die

Latiga von hellbrauner Farbe und ſchwarzer Verzierung, und die reichere Bewaffnung auszeichnen .

Die Chriſten lajien ihr

Haar am Hinterhaupte ſtehen und rückwärts unter dem Turban

nur etwas hervorſehen , das Kinn iſt aber bei ihnen , ſo wie auch bei den jüngern Moslims, glatt geſdoren : der Bart um das Kinn iſt eine Auszeichnung der Hadſchi's, 0. h. Pilger nach Meffa , fommt indeß, wie ich mich überzeugt habe, auch bei den Chriſten vor, ſo daß man ſic; irrt, wenn man daran den An hänger des Jslams erkennen will . Auch iſt es bei dieſen fei neowego mehr allgemeiner Brauch , das Haupthaar fich bis auf ben Scopf am Wirbel (bei welchem der Engel der Auferſtehung die Seele in den Himmel hebt) zu raſiren : was zum Nizam gehört , trägt das Haar ganz nady unſerer Weiſe zugeſchnitten . Ferner iſt in Bosnien ein unverſchleiertes Mädchen von mehr ale zwölf Jahren feineswegs nothwendiger Weiſe eine Nichts

türfin ; nur die gelbe Fußbefleidung iſt es , welche es als Mos /

Reiſe nach Dosnien. Von einem botaniſchen Reiſenden. Dritter Abſchnitt.

ray nit. ( Fortſepung . )

Nachmittags madote ich mit Zennaro und Franz einen an genehmen Spazierritt im Thale aufwärts. Os mar Sonntag und die Chriſten erſchienen im Puße. Die driſtlichen Frauen haben eine ungemein ſchöne Tracht.. Sie tragen Das Haar in lange Zöpfe geflochten über den Rücken hängent , einen niedern Feñ mit einer breiten Seitenquaſte , vorne denſelben mit einer aus Žirmiluf& oder kleinen Geldmünzen zuſammengefügten Binde

umgebend. Das Hemd iſt auf der Bruſt bis gegen den Gürtel offen ; über dem langärmligen ausgeſchnittenen Leibchen oder Jelek, bas aus geſtreiften Seiten- oder Baumwollenſtoffen von gleichem Schnitt, wie bei den Männern beſteht, und um den Leib

durch einen Gürtel ( Ruſchat) befeſtigt iſt, trugen, meiſt die ältern Frauen, eine Art von Pelice (Sturteljifa) , die , ohne daß die Damen geſchnürt find , doch ihre Taille recht vortheilhaft prä: ſentirt.

Die Falten ihrer weiten Dunfelblauen Beinfleider rei

chen bis zu den Knöcheln der mit rothen buntverzierten Schuben (Terlif) befleideten Füße. Ungemein ſchöne Geſichter mit brau

nen glänzenden Augen waren zu bemerfen. Bei den Bäuerinnen gewahrte man den Tarpoſch, einen weiten runden haubenartigen Kopfſchmuc ; in der Regel trugen dieſe über dem Hemd einen kurzen Rod aus dider ſchmußig weißer Schafwolle ohne Aermel und Taille, über dieſem eine rothe Schärpe. Die weißen Tücher, womit fte auf der Straße ibren Kopfpuß verbüllen , fdlagen fie über den Hals , ſo daß derſelbe bis zum Knie oder Mund, ja bis zur Naſe verhüllt bleibt. Die Tracht der Männer iſt in der Regel bie oben beſchriebene ; häufig erblickt man aber auch bei dieſen die Dolama, eine Art langer Ueberröcke mit engen Uermeln von dunkelm Tuche, bei den Griechen , die ſich derſelben ſo wie auch der Soltamarka am häufigſten bedienen, von Dunkel1

blauem. Jüngere Leute trugen die Latißa , nämlich ein kürzeres Wame mit offnen von der Schulter herabhängenden Aermeln .

Die helle, namentlich die grüne Farbe derſelben ſoll ein ausſchließendes Vorrecht der Modlimo ſeyn . Bei manchen beſtand /

der untere Theil der Bein Fleider vom Knie an aus beſondern , oft ſogar anderefarbigen Stüden , Den Toolufs, die recht hübſch

hammedanerin zu erfennen gibt ; geſchmückt und gepußt find in Travnik türfiſche Mädchen wie chriſtliche. Wohl aber ſoll ſich

in Bosnien ſo wenig als anterwärts eine verbeuratbete Dame islamitiſchen Glaubens unverſchleiert erblicken laſſen , weldes Deſet indeß auch ſeine Ausnahme hat. Am Rückwege durch die Stadt erblickte ich zwei Derwiſche mit hohen grauen Müßen in Geſtalt eines Zuckerhutes wie man fie bei den Bajazzo's

ſieht). Da hier faſt die Hälfte der Buden geſchloſſen war , ließ fich abnehmen , das ein großer Sheil der Handwerfes und Rauf: leute in Iravnit aus Chriften (meiſt griechiſchen ) beſteht; Da dieſen Stand außerdem noch eine ziemliche Anzahl Juben hier bilden , ſo ſcheint es , daß die Mohammedaner hier nicht in der Lage ſind mit Gewerbbetrieb ſich viel zu beſchäftigen . Die fatholiſchen Geiſtlichen unterſcheidet man hier innerhalb ihrer

Wohnungen nicht von den übrigen Einwohnern, da fie fich ganz Der Tracht derſelben und auf Reiſen fogar der Waffen bedienen ;

meiſt tragen ſie die Dolama. Ein junger Mönch , der fürzlich zu Zennaro fam , von dem Kloſter in Narenta (an der Gränze der Herzegowina) geſendet, um ſich Fürſprache bei dem Paſcha zu verſchaffen , daß dieſer die Pladereien, die ſie beſtändig ron den Türfen zu erfabren hatten, einſtellen möge , trug einen rothen Turban und, wie alle Geiſtlichen , ſelbſt in den Klöftern , einen Schnurrbart.

Ginen heitern Anblick gewährte bei meiner Rücfehr nach Der Wohnung der ſdyöne Frühlingsabend, der zu feſtlicher Feier die chriftliche Bewohneridhaft auf der bereite grünenden Wieſe vor 3ennaro's gaus verſammelt hatte. In maleriſchen Gruppen

liegend oder ſigend ſah man Frauen , Mädchen und Kinder, in der Regel abgeſondert von ben Männern und jungen Burſden , die fich an den roben Tönen der Tambure ergößten . Jeßt

blühten und grünten auch bereits die Weiben am Fluſſe. Nachdem ich nun den mit dem Siegel und der Chiffre des Vezir8 verſehenen Bujuruldu empfangen , wurben die Anſtalten eifrig betrieben zu einem größern Streifzug durch das Land. 3n Betracht der ungünſtigen Verhältniſſe, welche zu dieſer Jab. redzeit das Gebirge für meine botaniſchen Arbeiten darbot , bes ſchloß ich vor allen nach den niedergelegenen nörblichen Theilen des Landes , in die Pobjarina , gegen die Ufer der Save mich

zu wenden , und ſah mich deßhalb um ein Laſtthier um zum

geſtidt find ron Saminet oder Tuch. Ihre Farbe war häufig | Transport der nothwendigen Effecten.

231 Es mag allerdings in der Jürfei und ſo auch in Bosnien dem Reiſenden die Anſchaffung eigener Pferde vortheilhaft ſeyn, allein nur dann wenn er ohne Unterbrechung fich auf der Reiſe

Gosons

waren von europäiſcher Beſchaffenheit. und geläufiger noch lateiniſch).

Er ſprad) italieniſch

( Schluß folgt.)

befindet und nicht dann und wann längern Aufenthalt an ge wiſſen Drten pflegt. Man kauft fich nämlich um 30 bis 40 fl. bei einiger Pferdekenntniß ein ganz brauchbares Shier. Die

Der Capitän Beaveduria. 3 weiter Abonitt.

Nahrung desſelben fommt im Sommer faſt auf nichts zu ſtehen , meil man allenthalben Weiben antrifft, beren Nußnießung jebem freiſteht. Man bebarf alſo nur eines zuverläſſigen Kyrianten , der gegen 30—35 Piaſter monatlichen Lohnes, D. h . gegen 3

342 fl. C.-M. , die Obhut der Pferde , das Auf- und Anladen

Um vier Uhr des Morgens weckte man mich ,

um mir z11 ſagen ,

daß die Diligence abfahre. It fleidete mich eilig an, und den Nacht rad unter dem Arme ging ich in den Hof hinab. Es war Zeit , denn fchon wurden die Reiſenden aufgerufen . Don Oſteban Camote , rief der bei der Diligence Angeſtellte.

Des Gepäcke übernimmt und namentlich dafür Sorge trägt, daß

Ich bing , Freund, erwiderte ein Ranchero oder Gutsbefißer aus

die Thiere Nachts auf der Weide nicht verloren gehen . Gewährt

dem Innern des Landes, der hinfend und vorſichtig herbeifam, als leide

man überbieß einem ſolchen Menſchen noch die Zehrung , ſo macht dieſe bei der Wohlfeilheit der Nahrungemittel feine ers hebliche Summe aus . Da man bei Flug getroffener Wahl die

er an einer friſchen Wunde. Beeilt Gud ! Doña Lucinda Flores ! O Jeſus, und Amadeo der nicht gekommen iſt, und Amadeo, der

Pferde immer wieder um den Preis, um den man ſie erhandelt hat, verkaufen kann, und das Riſico, eines derſelben zu rerlieren

mir nicht Lebewohl geſagt .... fönnte man nicht, Conducteur, die Abfahrt der Diligence nur um eine Stunde verzögern ?

bei ihrem geringen Werthe mit feinem zu empfindlichen Nach).

theile verbunden iſt, ſo kommt man ſo jedenfalls billiger weg als wenn man für eine lange andauernde Reiſe die Pfeede mie thet. Nicht immer befommt man , wie es meine Erfahrungen in der Folge gezeigt haben , Mietbpferbe zu mäßigen Preiſen ;

es fann fid fogar der Fall ereignen, daß fich überhaupt feine8 auftreiben läßt. Da es ſich bei mir nur um ein Pferd und die Nüfung desſelben auf wenige Wochen handelte, da gegenwärtig die Futterpreiſe außerdem hohen Werth hatten, und anzunehmen

war , daß man mir dieſelben noch höher anſchlagen würde als dem erfahrenen Kyrianten, zog ich es vor, die Reiſe mit einem Mietbpferde für das Gepäck zu machen.

Für mich ſelbſt hielt

ich ein Reitpferd ganz entbehrlich, da ich durch die Rückſicht, die ich auf die ſorgfältige Betrachtung der Pflanzenwelt zu nehmen hatte, obnedieß gezwungen war meiſt zu Fuße zu geben , und außerdem nicht glaubte , daß mir eine Beſchwerde aus der Wan derung erwachſen fönne .

Obgleich die landwirthſchaftlichen Beſchäftigungen gerade zu dieſer Zeit die meiſten Pferbe in Anſpruch nehmen, gelang es mir doch balb eine aufzutreiben , für welches ich ſammt Ryrianten täglich 6 Piafter zu zahlen hatte, ohne für die Ver

föſtigung beiber weitere Auslagen zn haben.

Bleibt, wenn es Euch beliebt, ſagte der Angeſtellte barſd , was geht Guer Señor Amadeo mich an !

Kann man ſo roh zu einer Frau ſprechen ! rief Doña Lucinda Flores. Werdet nur nicht ungeduldig , ſeht , ich ſteige ein ... O ! wenn Amadeo hier wäre , würdet Ihr gewiß höflicher gegen

mich verfahren. Doña Lucinda Flores , die entſeßlich häßlich war und in einem ſehr reſpectabeln Alter ſtand, ſoviel man bei dem ſchwachen Scheine des Lichtes urtheilen konnte , das der Angeſtellte in der Sand hielt, und welches nur unvollfommen dieſe Abfahrtsſcene beleuchtete, fiel

mit ihrer ganzen Schwere auf den Siß der Diligence als ſie ſich endlich entſchloß fich niederzulalien. Der Señor Don Andres Moratin und ſeine Gemahlin , fuhr der Angeſtellte höflicher fort. Ich bebte ; meine Abenteuer vom vorigen Abend , die Wette des

Capitán Beaveduria und die Unterhaltung im Club hinſichtlich der Señora Jeſuſita Moratin famen mir natürlich ins Gedächtniß zurück, und ich war noch unter dem Ginfluß des Staunens , das mir dieſes ſo

unerwartete Begegnen verurſachte, als der Mann aufs neue mit heller Stimnie rief : Don Pablo Douplaicice !

Da dieſer Name füglich der

meine ſeyn konnte, ſchwang ich mich auf meinen Plaß, und die Diligence fuhr ſogleich ab im raſchen Galopp von ſechs ungezähmten Pferden . Die Diligencen auf der Straße von Vera :Cruz nach Merico wer: den in den Werkſtätten der Vereinigten Staaten verfertigt, und enthalten neun Pläße ; ihr Bau iſt zugleich leicht und feſt , 18 werden je nad

den Schwierigkeiten des Bodeng vier oder ſechs Pferde vorgeſpaunt, welche

Um mich mit einem Empfehlungsſchreiben an die katholiſche ein Nordamerikaner lenkt. Die rohe Unvorſichtigkeit dieſer Rutſcher zu Geiſtlichkeit zu verſehen, war Dr. Zennaro ſo gefällig, mich deren Oberhaupte, dem Pater Antonio Knefovich, der als bosniſcher

Generalvicar Verweſer Dee unbeſegten Bisthumes war, vorzus ftellen, und führte mich zu dieſem Zwecke nach dem nahen chriſt lichen Dorfe Dolacz , wo derſelbe ſeinen Giß aufgeſchlagen hat.

Dieſes Dorf, nur einige hundert Schritte von Travnik entfernt, liegt am rechten Ufer der Laſhva, enthält über 100 Häuſer, darunter recht hübſche Gebäude, und iſt ausſchließlich von Chris

ften bewohnt. Es genießen bieſe hier unter dem unmittelbaren Schuße des Paſcha alle Vorrechte, welche ihnen in neuerer Zeit die Pforte eingeräumt hatte , mit größerer Ungeſtörtheit als dieß in den übrigen Theilen Bosniens der Fall iſt, und es gibt hier Chriſten , die wirkliche Beſtper ihres Anweſens find. Manche Häuſer waren hier ſogar von Stein erbaut, ja einige zweis ftodige zeigten fich unter denſelben . Der Pater Antonio war ein Mann von guter Corpulenz, mit langem, grauem Schnurrbart, und war tro Chiragra bei recht jovialer Laune. Er trug einen Feß und eine ſchwarze Soltamarfa ; feine Möbeln

ſchildern , ginge über die Gränzen des Glaubwürdigen hinaud ; ſie wei dhen niemals einem Hinderniſſe aus , ſondern fahren darüber weg und beachten die bedauernswerthen Vorfälle gar nicht, wodurch die Sicherheit der Reiſenden aufs Spiel geſeßt wird ; die Pferde , wie auch der Weg beſchaffen ſeyn mag, jagen immer im Galopp ; wenn übrigens die Nord amerifaner unvorſichtig find, ſo werden ſie von den Mericanern in ihrer Tollfühnheit noch übertroffen . Der Yankee Kutſcher, welcher ſonit die Diligence führte, war bei unſerer Abreiſe frank, und wurde durch einen Einwohner von Puebla entfeßt. Eine Stunde nach unſerer Abfahrt von Merico befanden wir uns bei der ungeheuren Schnelligkeit unſers Ge: ſpanne ſchon auf vier Meilen von dieſer Hauptſtadt. Meine erſte Sorge war, als das Tageslicht durch die Vorhänge der Diligence drang, wie man fich vorſtellen kann , die Señora Jeſuſita Moratin zu beobachten . Ein einziger Blic genügte , um mich vollfommen der Meinung meines treuen Freundes Salazar und ſeiner würdigen Genoſſen im Club anzu : .

reihen , D. h . daß die Señora Moratin die ſchönſte und anmuthigſte

Frau in Merico fers, und daß fie auch zugleich als die tugendhafteſte erſcheine. Capitán Beaveduria's ſeltſame Wette, die ſich in 48 Stun : den entſcheiden ſollte, ſchien mir beiin Anblick dieſer bewundernswertben

Señora eine abſcheuliche Anmaßung. Don Andres Moratin, der Senator

wosa

232

von Tabarce, fonnte 35 oder 40 Jahre alt ſeyn ; hager, gelb, ſdywach: lich, mit idmalen Scultern und gefrūmnitem Rüden, war er das treue lirbild des reichen und gemächlichen Mericaners. Uebrigens hatte der ehrwürdige Gefeßgeber ein ſehr ernſtes und würdiges Weſen und ſchien vollfommen von ſeinem eigenen Werthe überzeugt. Das Ausſehen des Mannes erhöhte nur noch die Schönheit und Tugend der verführeriſchen Jeſuſita. Was die zärtliche Lucinda Flores betrifft, welcher das Aus

Sajam

3d verbeugte mich höflicht und ſo lief iď fonnte.

lind was haltet Ihr von Eurem König Heinrich VIII, dieſem ab: ſdeulichen Reßer , dieſem unverſchämten Ghebrecher, den unſer heiliger Vater ercoinmunicirte und dann einſperren ließ ? Forſdhet nach in uns ſerer ganzen Geſdichte und Ihr werdet nicht , ich ſchwöre es, eine ein:

der Diligence die ganze Gnipfindſamfeit ihres Herzens zu zeigen , ſo

zige ſolche idon ſehr gånzlic , Nachy

ſchien ſie mir am hellen Tage noch weit häßlicher als bei Lichte, da der

bewegter Stimme.

bleiben des undankbaren Amadeo Gelegenheit gegeben hatte, bei Abfahrt

Gräuelthat finden. Der große Friedrich hatte meinen Ernſt aus der Faſſung gebracht; bei Heinrich VIII verlor ich ihn und ich war genöthigt aus dem Wagenfenſter zu ſchauen . was ſehet Ihr, Señor ? fragte mich Doña Lucinda Flores mit

Sonnenſdein ihre garſtigen Züge nur noch mehr hervorhob. Demun

Nach gar nichts, ich ſchopfe Luft.

geachtet war Doña Lucinda Flores mit der äußerſten Bråtenſion gefleidet oder vielmehr coſtumirt, und ihr ungeheurer Körper glich durch eine

Ach Ihr habt mir sine Angſt eingejagt ! Ich glaubte, daß wir an :

unglückliche Nachahmung europäiſcher Moden einem Ballen Bänder ; aus derſelben Urſache, die Doña Lucinda zu dieſer Ueberladung veran : laßte, trug Doña Jeſuſita den einfachſten Anzug. Der vierte Reiſende,

gegriffen würden. Und wenn das geſchahe, Señora , antirortete ich, indem ich in meiner Taſche einige dreißig Piafter in fleiner Münze flingen ließ, die man im Falle eines Angriffs mir beizuſtecken rieth , um den Räubern meiren demüthigen Tribut zu reichen , und ihrem Zorne nicht ausgereßt zu ſeyn . Im ganzen wäre es nicht ſo Sdredliches ; es gilt nur eine Weile anzuhalten , einiges wilde Geſchrei anzuhören und einige Piaſter .

der verwundete Ranchero, unter dem Namen Eſteban Camote aufgerufen ,

zog meine Aufmerkſamfeit nicht an . Der würdige Bewohner der Terra de Dentro war ſeit unſerer Abfahrt an der zehnten Cigarette ; er ſchien

neben dem Senator fißend ganz behaglich und fümmerte ſich nicht im geringſten um die übrigen Reiſenden ; der mericaniſdie Randero hat viele Achnlichkeit mit dem Mohicaner. Stet8 würdevoll und ruhig über: raicht und rührt ihn nichts ; nur hat der Ranchero vor dem Mohicaner voraus, daß ſein Ernſt dem Vergnügen nicht unzugänglich iſt und daß,

aufzuopfernt. Ja, für Euch Männer, aber für mich .... Doña Lucinda Flored ſdien zu zaudern.

Nun für Eud, Señora , was fann es denn da für eine Gefahr geben ? frajte ich mit großer Naivetat.

Dant ſeiner andaluſiſchen Abſtammung, er ſtets zu den Feſten , wozu er

Ich bin eine Frau , Señor , erwiderte die ſchüchterne Lucinda dis

gelaten wird, ſeinen Antheil Muthwillen und Fröhlich feit mitbringt. Die Sonne , welche die ganze Natur belebt, ruſt gewöhnlich auch

Auzen beſcheiden niederſchlagend und mit einigem Grröthen. Aber iſt denn wirklich Gefahr vorhanden ? fragte mit ſüßer friſcher Stimme Doña Jeſuſita Moratin, die ſich bis dahin nicht ins Geſpräch

in der Diligence die Unterhaltung hervor ; dießmal machte Doña Lucinda Flores den Anfang . Der Herr iſt Senator ? fragte ſie Don Andres Moratin . Ja , Señora, antwortete dieſer ſtolz, mericaniſder Senator , d. h . ein Vertreter des freieſten und großherzigſten Velfes der ganzen Welt. ach Herr ! Niemand wird Guer Verdienſt und das Wirfen der Rammern beſtreiten ; indeß gibt es ein Geſeg, tromit Ihr Euch bisher zu beſchäftigen vergeſſen habt.

lind welches Geſeß , Señora ? Gin Geſet , um die Räuber zu vertilgen , welche die Heerſtraßen unſicher machen. Wißt Ihr wohl, Herr Senator, daß die beiden leßten Diligencen ausgeplündert wurden ? Señora, id entſduldige Gure Unwiſſenheit, antwortete majeſlätiſch ter Senator, aber wiſſet , daß wir ſchon den Raub verboten haben .

Das iſt möglich, Señor, aber Ihr habt vergeſſen jene zu beſchüßen, welche mai beraubt .... und das geſchieht alle Tage. Señora , erwiderte Don Andred , mida anblickend , Ihr ſolltet nicht von ſelden Dingen vor dieſem Herrn da ſprechen, der ein Fremder iſt. Er

befőmmt ſonſt eine betrübte Vorſtellung von unſerm ſchönen Vaterlande, der Heimath großer Thaten und der Freiheit. Ganz und gar nicht, Herr Moratin , ſagte ich dem Senator ; 18 gibt allenthalben Räuber , ſelbſt unter den civilifirteſten Völfern ... und dad verdunfelt die Ehre einer Nation durchaus nicht. Was Ihr da ſagt, Caballero, iſt ſehr verſtändig, erwiderte Moratin, ſich gegen mich verbeugend, übrigens müßt Ihr wiſſen , daß Europa ſelber in der Civiliſation Merico weit nachſteht. Darf ich fragen, wel: der Nation Ihr angehört ? Ich bin Franzoſe. Aby . 3hr ſeid Franzoſe. Nun geſtehet nur, Caballero , daß Guer

Vaterland eben ſo bei der Thronbeſteigung Gured Rönigs Friedrich des Großen kon Räubern wiminelte , wie vielleicht Merico gegenwärtig ? Friedrich des Großen ? wiederholte ich ganz erſtaunt.

Ja , des großen Friedrich, fuhr unerfütterlich der Senator von Tabasco fort, dann ſeßte er mit gutmüthigem und feinem Lächeln hin zu : Ihr ſcheint ganz erſtaunt , Señor , daß ein Mericaner in Gurer Gedidyte tewandert iſt.

Verlag der 3. 6. Cotta'ſchen Buchhandlung.

geiniſcht hatte.

D Señora ! dieſe Banditen ſind ſo verwegen ! rief Lucinda ; dann nach einigem Schweigen Teßte die corpulente Frau mit einem Seufzer hinzu : Ich habe übrigens dieſen Weg idon ziranzigmal gemacht, chne je angegriffen worden zu ſeyn.

Mieiner Treu ! wenn ich früher daran gedacht hätte , ſagte nun der Senator , ſo würde ich eine Schußwadie von Dragonern verlangt haben .... Ihr fönnt Euch nicht vorſtellen, Herr , repte der Señor Moratin hinzu, ſich an mich wendend, welche treffliche Soldaten wir in Merico haben : was unſere Lficiere betrifft , ſo iſt es unnüş ihrer zu

crwähnen, denn ihr bewunderneverther Ruf überſteigt alled Lob G8 gibt einen Capitän in unſerer Armee , der für fich allein ſo viel werth iſt als der berühmte römiſche Raiſer , der große Alerander und

ſein Feldherr Don Julio Caſar .... Ihr nennt mir ta berühmte Eroberer , Señor Moratin.

Joh weiß es, Señor, berühmte Groberer und fühne Soldaten , die weder Kugeln noch fleines Geſchüß fürchteten .... 34 will Euch nur eine Thatſache als Beweio deſſen erzählen , was ich vorausſchichte. ( Fortſeßung folgt. )

Ueber den Verbrauch von Thee und Kaffee in den

Vereinigten Staaten liefert die Times vom 22 Februar nach officiellen Angaben folgendes : der Verbrauch von Thee belief ſich in den Vereinig

ten Staaten im I. 1821 auf 4,586,223 Pſt. und ſtieg bis zum Jahr 1847 auf 14,221,910 Pſd.; es iſt bemierfendwerth, ſagt die Times, daß im 3 1832 , wo der Zoll von 1 Sdi. 4 d. auf 7 d. das Pfund vers mindert wurde, der Verbrauch von 4,654,681 Pfd. auf 8,627,144 $ fb.

ſtiey , und im folgenden Jahre nach der gänzlichen Abſchaffung der Abgaben auf 12,297,643 Pfd. Der Verbrauch von Kaffee, der im 3. 1821 nur 11,886,063 Pſd . betrug, erreichte im 3. 1847 die hohe Zahl von 150,332,992 Pfd. Die Abſaffung der Zölle hat auch auf den

Verbrauch dieſer Waare einen merfwürdigen Einfluß ausgeübt. In Ongland iſt der Verbrauch von Thee 15/6 Pſd. auf den Kopf, in der Vereinigten Staaten nur ein Þfd ., aber an Raffee wird in den Ver !

einigten Staaten 742 Pfd. verbraucht , in England nur 176 Pfd. Verantwortlicher Redacteur Dr. Gd. W i den man n.

1

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. N我 " 59.

9 März 1848.

Die deutſche Philo 'ophie in Böhmen . 31 Böhmen hat fich ein faſt pojjierlicher Streit erboben . Schon vor einigen Jahren begann man die Deutſche Philoſophie ale erwas frembartiges, unnationales anzufeinden , meinte die Philoſophie müſje ſich nur aus der Nationalſprache entideln ,

D. i . philoſophiren .

Der Menſch vermag nicht , ſich ſeiner Na

tur zu entſchlagen .

llnd je richtiger, je umfaſjenber fein Dens

fen wird, deſto mehr wird er das Bedürfniß fühlen , die Maſſe

des Gedachten in der Art zu ordnen , daß er ſich die aus der Natur und dem Umgang mit Menſchen geſchöpften Räthjel und Witerſprüche denkbar mache .

So entſtehen die philoſophiſchen

und es würde, wenn man fich nur an dieSache mit gehörigem

Syſteme. Mitdem legten Denfer gehtauch das legte philos

Fleiß machen wolle, balb eine böhmiſche oder vielmehr ſlawiſche

ſorbiſche Syſtem aus der Welt .

Philoſophie geben, wie eine deutſche, die in ſlawiſchen Ländern

„ Nun iſt es freilich wahr, daß dieſe Syſteme , weil wir

nie national irerden fönne. Kürzlich fam uns eine Broſchüre yon einem Slawen ſelbſt, Dr. Cupr , geſchrieben in die Hand

eben Menſchen ſind, auch menſchlich, d . i. einer Vervolfommnung

unter dem Titel : „ Seyn oder Nichtſeyn der deutſchen Philoſophie." Da dieſelbe eben dieſen Streit zum Gegenſtand hat , ſo heben wir aus der Einleitung die allgemeine Schilderung desſelben heraus .

„ Vorliegende Broſchüre enthält eine Polemik in Betreff der Deutſchen Philoſophie, welche unlängſt von Seite der Cechen in cechiſcher und deutſcher Sprache zu nicht geringein Ergößen des Publicum geführt worden iſt. Zu ihrer Herausgabe haben mich beſondere zwei Umſtände bewogen , erſtens , weil fie eine Summe von Momenten enthält , die ſich recht gut zu einem

Ganzen zuſammenſtellen laſſen, um den Grad, zu dem der Proceß unſrer Nationalentwidlung big jept gebiehen iſt, beurtheilen zu fönnen , und zweitens, weil ſie ein treuer Austruck der utiliſtiſchen Tendenzen der 3eßtzeit iſt in ihrem Kampfe gegen eine von den hiſtoriſchen Formen des Idealiamus. In der That

hängt der Utiliêmuß mit ſeinen materialiſtiſchen und beziehungsreiſe deſtructigen Tendenzen mit den Nationalentridlungen der Jeßtzeit innig zuſammen . 3ch glaube alſo burch eine vorläufige Beleuchtung dieſer ſo wichtigen Phaſen in der Entwidlunge . geſchichte der Menſchheit den Nero unſere Zeitgeiſtes zu berühren

und zugleich einen höhern Standpunft für die nach :

fähig oder wohl gar unvolfomunen fiets waren und ſeyn wer Den. Dieß hindert jedoch den wahren Denker nicht, auch in Den unvollkommenen Syſtemen die nothwendigen Durchgänge

des menſchliden Denfens zu erblicken und das redliche Streben nach dem Höchſten , was der Menſch beſigen fann - nach der Wahrheit, zu verehren . Er findet vielmehr gerade in dieſen

Syſtemen Anregungen, Audgangs- und Anknüpfungepunkte für ſein ſelbſtſtändiges Denken und eine Fernſicht zu eigenen Rejul taten , ſollte auch der Weg , der zu ihnen führt, noch ſo an ſtrengend, ſollten dieſe noch ſo unerquidlich ſeyn ; ja , ſollte er

auf ſeinem „ſinnigen Wandeln zwiſchen dem Zeitlichen und Zeits loſen“ auch zu dem traurigſteu Reſultate, zu dem das philo ſophiſche Denfen überhaupt fich nur verirren fann , gelangen, nämlich zu tem , daß es für den Menſchen feine Erfenntniß gibt , ſo iſt auch dieſes für ihn zwar ein trauriges, aber dens noch ein Reſultat , zu dem man nicht auf dem bequemen Wege Des geiſtigen Quietimus, ſondern eben nur auf dem Der Phis loſophie gelangen fann . hier begegnet uns die Sfepfie. Es iſt nämlich nicht nur möglich, ſondern auch wirklich, daß Talente, welche fich an die philoſophiſchen Genies anlehnen ( Denn nur dieſe fönnen die ſo ſowi.rige Wiſſenſchaft weiter bringen ) in den philoſophiſchen

Aus Dem Ganzen wird ſich

Problemen zwar zu einem bedeuteuben Grad von Routine ge

aber herausſtelleu : daß man aus dem bloß nationalen Stand-

langen, aber eben Deßwegen, weil fie dieſe Uebungen mehr als

punft gegen die Philoſophie nicht ungeſtraft anfämpfen darf, weil fie nicht den flüchtigen, wandelbaren und nicht ſelten vers

eine Art geiſtiger Gymnaſtik, denn Einheit und Zwed ſeßendes Wifien betreiben uud dabei die philoſophiſchen Syſteme nicht

folgende Polemit zu gewinnen.

worrenen Eindrücken der Geſchmades, denen ſelbſt das Nationalelement zum Theil unterliegt , ſondern dem falten Urtheil angehört.

Sie will nicht erwärmen , nicht begeiſtern ; fte iſt nicht

in der Nationalität, ſondern in der Menſchheit begründet .

Für-

wahr, die Philoſophie fann nur durch Philoſophie widerlegt

werden ; natürlich iſt ſo eine Wiberlegung ein höherer EntwicTungegrad , ein Fortſchritt der Philoſophie ſelbſt. Sie fann auch nicht zu Grunde gehen , denn ſo lange e8 Menſchen geben wird, ſo lange wird man benfen, alio auch geordnet Denfen ,

gehörig auseinander halten, ſich an den Gebanfen gewöhnen , ale ſeyen die Erfahrung & begriffe (welche die Ausgangepunfte jeder beſonnenen Philoſophie find) , feine gültigen Begriffe, D. i . als ob ſie für

jeden Menſchen

und

auch

überhaupt andere

wären , ale batten fte feine Objectivitat. Von dieſem Ges danken iſt die Vorſtellungsart nicht weit, Daß unſer ganzes

Wiſſen über die Erfahrung ein bloß hinzugebachtes ſety, daß alſo fein Zuſammenhang zwiſchen unſerem Vorſtellen und der Erfahrung ſtatuſinde. Dieß ſind die Sfeptifer. Sie tauchen

800

234

1

in der Geſchichte immer in Folge vorangegangenen ſtarfen

die Qualität übrigens nicht die beſte,

Denfend auf gleichſam als Zeugen ron bereits eingetretener

Travnife Straßen wenige an ; meiſt find es Weiber, die ver yült am Wege fiken und ihre Hand nach Almoſen ausſtrecken . Zigeuner fieht man viele ; die Schwärze ihrer Hautfarbe iſt mit

geiſtiger Entfräftung (Pyrrho und Timon , Arfefilaus, Aeneft Dem , Sertue Empirifus, Hume zc. ) . Die Skeptifer gehören jedoch der Philoſophie an und bilden mitunter nothiendige les

Pettler trifft man in

unter ſehr bedeutend . A18 Laſtträger ſah ich hier Gefangene

bergänge zu neuen philoſophiſchen Richtungen ( z. B. Hume und Rant). Dabei gilt allerdings Herbarts Behauptung, daß jeder tüchtige Anfänger in der Philoſophie Sfeptifer und umgefehrt jeder Sfeptifer als ſolcher ein Anfänger iſt, und das man

in Retten verwendet . Es herrſcht da überhaupt viel Leben in den Straßen , wo alles handelt , verfehrt und arbeitet , oder auch je nach Beruf dem Müßiggange obliegt . Nachmittags machte ich im Garten des Paſcha den Bo

nicht Anfänger, alſo auch nicht feptifer bleiben folle.

ſtantichi und ließ die Samen ausbauen , die ich bem Paſcha

„ G3 iſt aber anbrerſeits nicht nur möglich , ſondern auch wirklich, daß es ſtets Menſchen gegeben gat und geben wird, welche, da ſte wegen Mangel an günſtiger Geiſtesorganiſation von der Philoſophie nichts verſtehen können, oder wegen Man

ben ſich ein , um dieſer Arbeit zuzuſchauen . Der Garten liegt gegenüber von der Reſidenz am rechten Ufer der Lahra, unb hat ſchweren Ihonboden . Jih machte hier den Verſuch und

gel an nöthiger geiſtiger Beharrlichkeit nichts verſtehen wollen,

baute Samen von Jabaf ( Nicotiana macrophylla Spreng.),

um ihre eigenen Geiſtesblößen zu bedecfen, mit den Waffen des gemeinen Schimpfe8 und trivialen Spotted gegen die Philoſophie lodziehen . Solche Leute ignorirt die Philoſophie , denn fte ver achtet den ungleichen Gegner oder hat wenigſtene Mitleiden mit

Während dieſes Geſchäftes fehrte der Paſcha mit glänzendem Gefolge von einem Spazierritte auf herrlichen Pferden burde den Garten zurück. Er trug einen helbraunen Paletot nach

Der Pädagoge kann ihnen aber den Rath ertheilen , fte

europäiſchem Schnitt , ſein Schimmel eine reich mit Gold ge

ihm .

ſollen fich um die Philoſophie überhaupt nicht fümmern , indem es eben nicht Jedermanns Sache iſt, Männern nachzudenken , welche ihr Daſeyn Dem Gebanfen geopfert hatten. Auch läßt fich die Philoſophie nicht populariſiren, ſo nämlich, daß man

mitgebracht hatte . Viele Türfen vom Gefolge des Paſda fan

der unmittelbar aus der Harana von der beſten Sorte ſtammte.

ſtifte Schabrake.

Am 20 April trat Regenwetter ein und man fonnte vor Schmuş faum Das Haus berlaſſen . Der Mann , der mich mit

Dem Pferde begleiten ſollte, trat mit der Entſchuldigung zurüd ,

die Syſteme etwa in den Tagblättern oder in fleinen Broſchü

daß ihm ſein anderes Pferd frank geworden ſey, und er dieſes

ren für den gemeinen Mann in einer für ihr verſtändlichen

nun für die Feldarbeit brauche. Ich pacte indeß ein , um , ſos

Sprache vortragen fönnte.

Ferner hat jede Wiſſenſchaft ihre

Geheimniſſe, D. i. Lehren, zu deren Erfenntniß man nur auf dem langen mühevollen Wege der Anſtrengung gelangen fann ; dieß ſind ihre Heiligthümer, die fein Laie ingeſtraft antaſten darf und dieß deſto weniger bei der Philoſophie, weil ſie ders gleidyen literariſde Geden um ſo ſchärfer iraft , le größern

Reiz mitreben zu fönnen , fte auf dieſelben quegeübt hatte. (Schluf folgt.)

bald ich ein andere

gefunden hätte, bei günſtiger Witterung

ſogleich abreiſen zu fönnen. Nachmittage erhielt ich einen Bes ſuch ron Dr. Franz . Wie mir der Umgang mit dieſem unter richteten Manne ſtets ſehr lehrreich war, ſo erfuhr ich von ihm als eine hier zu Land verbreitete leberlieferung, daß fich Bos nien dem Sultan Mohammed und dem Jelam im Jahre 1463 unter Drei Bedingungen übergeben habe : erſtens, daß er ihnen ihre Sprache laſje, zweitens, Daß fich die Mädchen bis zu ihrer Verheurathung unverſchleiert zeigen dürfen, und brittens , daß

ihnen die Hocafs unbenommen blieben .

Reiſe nach Bosnien .

Von einem botaniſchen Veilenden .

Dieſe Hocafé, auf

Dritter Abſchnitt.

welche ſie ſo viel Werth legten , find kleine hürmchen auf den Hau &giebeln, deren Höhe den Rang De8 Eigenthümers bezeich

Ir a un i k.

net . Dieje Capitulations -Paragraphen nehmen fich freilidy, na

( Schlus.)

mentlich wenn ſie die einzigen geweſen ſind , ſehr wunderlich aus, indoſjen relata refero.

Am Rückwege hielt ich mich am 19 April) einige Zeit in

der (zalfſtie auf, um mehrere nöthige Einfäufe zu beſorgen . Bei dieſer Gelegenhei: ſah ich einen glänzenden Reiterzug die Straße paſftren . Es war einer der revolutionären Bege , der bei der leßten Affaire in der Kraina betheiligt nach Konſtan tinopel transportirt und dort begnadigt rrorden war , und nun aus dem Gril zurüdfehrte, gefolgt von einem zahlreichen Diener troß in türfiſcher Tracht. Er ſelbſt eröffnete den Zug , ein Mann von martialiſchem Ausſehen, blatternarbig, mit geralti gem Schnurrbart, in einem bunfelblauen polniſchen Roce, auf dem Haupte ben Feb. Hinter ihm ritt der Iſchibuftici, bem

Antipp mit ſeiner großen Bernſteinſpiße wie einen Heroldſtab tragend , dann kam der übrige Zug, beſtehend aus reichbewaff neten Dienern und beladenen Saumroſſen, auch einigen leeren Thieren zur Referve. Es nabm fich dieſe Cavalcade ſebr ritter lich aus , beſonders auf einem Schauplaße, der noch ſo neue

Als einzelne Bemerkungen , die ich an jenem Tage meinem Tagebuche einſchaltete , mögen folgende bier Erwähnung finden . Der Gehalt, ben ein Leibarzt (Hefim-Baſdi oder Uedſchim

Baſchi) eines Paſcha bezieht, jou fich auf 2000 Piaſter nonats lid belaufen. Außerdem empfängt er für ſeinen Tiſch Natural bezüge, namentlich Zucker, Kaffee und Reis . Der ärztliche Be ſuch bei einem Vornehmen ſoll in Bosnien nie unter einem Ducaten eintragen . Der Gruß der Lürfen iſt audy hier das befannte Salam aleifum . Gs wird ſehr gedehnt, mit tiefer Stimme ausgeſpro chen , Debgleichen die Grwieberung, die ich nie anders hörte, ale

Aleitimuſjalahm mit großer Dehnung der legten Sylbe. Die Geſicht&bildung der anatoliſchen Türfen zeichnet ſich hier auffallend vor

Der Der Vosnier aus .

Eine gewölbte

Stirne , ſehr gebogene, Dichte, ſcharf umgränzte, über der Naſe

Erinnerungen an friegeriſche Begebenheiten Darbietet . Auf der Straße ſieht man in großen Keſſeln Kartoffeln fieden . Von

fich faſt berührende Angenbrauen, glänzend braune, große Aus

der Kartoffelfäule wußte man bis damals noch nichts in Vos nien . Die Cultur Derſelben iſt in Boonien allgemein verbreitet,

im Mai cintrat, gar nicht aufgegangen , da ich ſelbſt abweſend war, und den Boden nicht begießen laſſen fonnte.

1 Dieſer iſt, wie viele siejer Samen , in Folge der großen Dürre, die

235

die Naſe weich mit abrärts gezogener, etwas gerundeter Spiſe ,

ſehen, welche auch gemäß der deutſchen Sage zur Auffindung und zu den Eigenſchaften der Wurzel erfordert werden . Auch

ein wohlgeformter , eher großer ale fleiner Mund, ein rundee

hier iſt es der Schwarzſpecht (Picus Martius ), der fie holt, um

Kinn, die Haare braun, meiſt dunfel und eine die mittlere Größe ſelten überſchreitende Statur find Eigenſchaften, die ihnen als charakteriſtiſch zugeſchrieben werden können. Die Bosniafen find ein ſehr gemiſchter Schlag Leute, wenigſtené ihrer Leibes beſchaffenheit nach, denn an allen Orten ſah ich verſdietene Bildungen, ſo gut als in den Ihälern meiner Heimathlichen Alpen oder des Tirols . Die Tracht der Beamten im Dienſte des Paſda iſt, wie ſchon bemerkt, durchgehends fränkiſch, bloß

Damit den verſpundeten Zugang zu ſeinem Nefte zu eröffnen :

gen , das Weiße derſelben aber matt, lange, dunkle Wimpern ;

durch den Feß ausgezeichnet, der beim Militär umfangsreicher,

nur braucht man hier auf ſeine Rückkehr feine drei Tage zu warten , da der Vogel bie Wurzel gleich in der Nähe findet, während er in Deutſchlands Gauen die Reiſe nach dem Berge

Vlaſſich bei Travnik zu machen hat , was freilich eine Weile Dauert. Uebrigens ſien der geiſtliche Herr die Sache nichts weniger als für eine Fabel zu betrachten, ſondern verſicherte in hohem Ernſte, von der Wirfung der Springwurzel ( für welche er übrigens feinen beſondern ſlawiſchen Namen anzugeben

wußte) ſelbſt Augenzeuge geweſen zu ſeyn . Ein Zigeuner habe

ſteifer und mit einer metallenen Platte zur Befeſtigung der Quaſte verſehen iſt. Der Schnitt zeugt von der Geſchidlichkeit der europäiſchen Schneider, die fich in Travnik beſinden .

derſelbe die magiſche Wurzel an das wohlverriegelte Schloß.

Von den Nordoſtſtürmen der adriatiſchen Meeredküſte, der

fich vor der unmittelbaren Berührung wohl hütend, aus Furcht

Bora, die ich auf der Ebene von Kupriß verlaſſen , iſt hier

bei der gewaltigen Detonation , mit der die Riegel ſprangen , zu Boben geworfen zu werden . Und ſolches ſey breimal vor ſeinen Augen geſchehen . So ernſthaft dieſe Geſchichte vorgetragen warb, glaube ich

feine Rede mehr. Am 21 April hatte der Regen gegen Morgen nachgelaſſen,

und ich ging nach Dolacz, um dort das verſprochene Empfeh lungsſchreiben an die bosniſche Geiſtlichkeit zu holen . Ich war von Dr. Bafich aus Spalato begleitet, den das dortige öſterreichiſche Kreisamt nach Bodnien geſendet hatte , um über den Geſundheitszuſtand dieſes Landes nähere Erkundigung ein zuziehen , da fidh in Dalmatien das Gerücht einer in Bolnien berrſchenden Peſt verbreitet hatte, und der fürzlich hier anges

kommen war, wo er ſich von der Grundlofigfeit dieſes Gerüchts überzeugte. Unterwegs zeigte fich außer der überall gemeinen Draba verna auf dem Hügel von Dolacz Die Arabis Thaliana .

Der Hr. Generalvicar P. Antonius gab mir nun ein mit dem kirchlichen Siegel verſehenes Document, vermöge beſſen ich bei den geiſtlichen Herrn gute Aufnahme erwarten ſollte. Der

offene Brief lautete wörtlich folgenderweiſe: ,,Lecturis Salus a Domino ! Vigore praesentis scripti Nostri commendamus omnibus et singulis Reverendis Patribus Parochis in Possa vina existentibus , virum harum exhibitorem Doctorem Dominum 0. S. Botanicum ex Regno Bavariæ , quatenus eum de loco ad locum herbarum colligendarum causa pro

ficiscentem honesto et securo comitatu transponi faciant. In hujus rei majus robur propria manu subscribimus, et Sigillum usuale officii Nostri adponimus. Datum in oppido Dolacz Nostrae Residentiæ penes Metropolim Travnik die 20 Aprilis 1847 . Paratissimus in Domino P. Antonius Knesovich , Vicarius Generalis, et Regularium Superior

das Erperiment gemacht. Auf einem Stabe befeſtigt brachte

doch nicht, daß fie ein zweideutiges Licht über die Aufklärung des ebrwürdigen Vaters zu verbreiten im Stande iſt; wenn man die gründliche und vielſeitige Bildung kennt, welche die fatholiſche Geiſtlichkeit in Bosnien audzeichnet, wird man ben Ernſt, welche deren Oberhaupt in dieſe Geſchichte legte, wohl zu würdigen wiſſen , und als das Spiel der gemüthlidhen Laune erkennen , mit der er ſich über den ſchon ſchmerzhaften Zuſtand ſeines Körpers hinwegzuſeßen wußte. 68 verdient in der That bie humane Gefittung dieſer Geiſtlichkeit um ſo größere Aner fennung, als ſie in Mitte eines rohen , von finſterer Barbarei beherrſchten Landes das Verdienſt bat , die Elemente edler Bil dung für die Tage einer hellern Zufunft zu retten .

Am

Rückwege gelang eß mir in Travnif einen an

dern Ryrianten mit Pferd zum Transport meines Gepäckes gegen einen täglichen lohn von 7 Piaſtern zu mietben . Nachmittags ließ fich in dieſem Jahre der erſte Donner vernehmen . Gegen Abend machte ich dem Secretar oder Kiaja Beg des Paſcha meinen Beſuch, um für die Ausfertigung des Bujuruldu , die durch ſeine Hand geſchah, zu danken . Er iſt ein ſchöner Mann zwiſchen 30 und 40 Jahren mit flugen ,

freundlichen Augen. Er fragte mich, ob ich die Häuſer hier nicht ſehr häßlich fände ? worauf ich ihm erwiderte, daß, wenn auch das Neußere Derſelben nicht gar prächtig erſcheine, das Innere um deſto ſchöner eingerichtet ſen. In der That waren

in Bosna.

auch in ſeinem weiten, fenſterreichen Zimmer wieder ſehr ſchöne

Die Familie Kneforidh gehört zu den älteſten Familien des Landes, und ihr Wappen bewahrt noch ein heralbiſches Buch

aus Bosniend chriſtlichen Zeiten.

Da die Seelſorge von ganz

Bosnien in den Händen der drei Minoritenflöſter des Landes fich befindet, mit deren Oliebern die Pfarreien beſeft werden, gehörte auch er dieſem Drden an . Als die Frage , ob ich fein Kraut fürs Chiragra in Bosnien gefunden , die Rede überhaupt

auf die Pflanzen der Gegend brachte, belehrte mich ber Pater Anton , baß auf dem Berge Vlaffich unweit Travnik ein Kraut machſe, welches durdy bloßes Reiben mit den Blättern die Kraft beſigt, zu vergolden , ſo daß die Schafe, die davon freſſen, goldenes Gebiß erhalten ; daß auf demſelben Berge aber auch die Pflanze, wiewohl ſelten , vorfomme, mit deren Wurzel man verſchloſſene

Thüren öffnen könne . Es war mir auffallend, hier dem Mähr chen von der Springwurzel dieſelben Umſtände zuertheilt zu

Teppiche zu ſehen .

Auf den andern Tag war meine Abreiſe in die Podſavina feftgeſeft.

Der Capitän Beaveduria . 3 weit e r Abſchnitt. ( Fortſeßung .)

Es iſt ungefähr ein Jahr , begann der geſchichtsfundige weiſe Senator von Tabasco , daß es zu Tabasco einen Aufruhr gab : die Inſurgenten bemächtigten fich eines Theiles der Stadt und beſepten mehrere Klöſter. Die Regierung ſandte ſogleich zu ihrer Unterwerfung eine Dragonerabtheilung von 80 Mann, von einem Capitán befehligt.

hin. Schon am Tage ſeiner Anfunft nahm dieſer Officier den Auf rührern die Klöſter weg, deren ſie ſich bemächtigt hatten , dann mit ein :

bređender Nadt lagerte er fic ruhig mitten in der Stadt. Am folgen den Tag nach Sonnenaufgang ftellte der fühne Capitán ſeine Truppen

236 in Schlachtordnung auf, und wandte ſich nach der Plaza. Nun war

Cücum

aber dieſe von nicht weniger als 200 Inſurgenten beſeßt, welche in den

raum laſſend , ſeßte ich aus dem allen einen ganz anziehenden Romau zuſammen , als eine Ausrufung an meiner Seite mich in die Gegen:

Häuſern, deren Mauern ſie durchbrođen hatten , von allen vier Seiten

wart zurüdjührte.

Feuer gaben. Ja noch mehr, an jeder der vier Eden des plages war eine furchtbare Barricade errichtet. Ich fann Gudy dieſe Einzelheiten

Mein Gett , wie ſehr wünſchte ich dieſen Beaveduria fennen zu ler: nen ! rief Duña Flored , die ich , wäre ihre große Häßlichkeit nicht ge weſen , in dieſem Augenblicke gerne mit der heiligen Thereſe in der Efſtaſe hätte vergleichen mögen. Gegen eilf üht hielt die Diligence zu Rio Frio, welches mit ſeinen dunfeln Tannenwäldern , dem reichen Pflanzenwuchs und beſondere mit ſeiner Temperatur, zwei Grad unter Null, einer Soweizerlandſchaft gleicht, die vom Tropenland umſchloſſen iſt. Die Meierei oder Rando,

um ſo be erzählen, als ich ſelber an dem Drte des Kampfes wohnte, und alles mit anſah . Auf zwanzig Schritt von der erſten Barricade

hielt der Capitan, ber an der Spiße ſeiner Mannſchaft marſcirte, mit der Gigarre im Munde und dem Säbel in der Scheide an, und ſich an

die Inſurgenten wentend : Holla Canallas, rief er ihnen zu, zieht euch

.

zurüc , oder ich laß eud niederſchießen. Statt aller Antwort gaben die Föderirten Feuer auf ihn. Ihr Ungeſchidten ! ſagte der Dificier ruhig, indem er die Ajdhe aud ſeiner Cigarre flopfte, und eben ſo ruhigen Schrittes, chne den Säbel aus der Scheide zu zichen , drang er über die Barricade und verjagte

ihre Bauart an die maleriſchen Sennhütten Helvetiens. Zu unſerm großen Staunen ſaben wir ungefähr zehn Neiſende um einen gedecten Tiſd ftehen, und mit Verlangen und Verzwelflung nach

jene , welche ſie bereßt hielten, mit Stedſdlågen. Die 80 Dragoner

den Schüſſeln vor ihnen bliden. Die meiſten dieſer Neiſenden waren

begrüßten dieſe Heldenthat ihres Anführers mit lautem Beifallruf, und da ſie ſahen , daß er ihrer nicht bedurfte, blieben ſie unbeweglich auf

ſehr blaß , und in ihrem Anzug ſehr zerriſſen. Der Señor Moratin , der ohne Zweifel die That der Betrachtung vorze :1, ließ ſeine Frau neben fid fißen und begann mit dem beſten Appetit von der Welt zu frühſtüden, ohne ein Wort zu ſagen. Doña Lucinda, von dem anmuthi gen Bild bezaubert, das ihr ein altes Stückchen Spiegel an der Wand

Schußweite entfernt , um die Sache nicht noch mehr zu verſchlimmern. Dhne ſich darum zu befümmern, ob man ihm folge, wandte fidh der Capitán der zweiten Barricade zu und wiederholte ſeine Aufforderung. Eine neue Ladung antwortete ihm . Fünf Minuten nachher ſah man die Belager: ten nady allen Seiten entfliehen, während er ſich auf der Höhe der Bar: ricade zeigte, ſtets ſeine Cigarre rauchend, nur war ſein Stoc zerbrochen. Teufel, ſagte er, die Stücke betrachtend, das iſt eine Revolution, die mir

theuer zu ſtehen fömmt und Rache fordert. Dann ſeinen Sábel ziehend,

in welche wir eintraten, um zu frühſtücken , erinnerte gleichfallo durch

darbot, lächelte ſich ſelber mit großem Wohlgefallen zui , und ſudite ihre Bänder zu ordnen . Der ehrenwerthe und ſo weigſame Camote, ein regels

mäßiges Frühſtück verſchmähend, hatte ſid, in einer Ecke des Saalee niedergelaſſen und ab Frijolen , oder rothe Bohnen , die vor ihm auf einer hölzernen Banf ſtanden. Die Reiſenden , welche wir bei unſerni

ſtürzte er wüthend auf die dritte Barricade, deren Vertheidiger ſie ſchon verlaſſen hatten , und um ſich ihrer zu bemeiſtern , mußte der Capitán ſich nur die Mühe nehmen , einem Nachzugler den Schadel zu ſpalten. Nun war die Empörung bewältigt , und es ſtürzten nun auch die

mir ftehenden , e8 find ja zehn leere Pläße und eben ſo viele Gedece

Dragoner durch das Beiſpiel ihres Anführers angefeuert ſich wüthend

für Euch bereit ?

auf die Flüchtigen, von denen einige dreißig getödtet wurden . Dieß iſt

eine Thatſache, fremder Herr, von der ich Zeuge geweſen , und die ich euch beweiſen fann , wie überlegen unſere Truppen denen von Europa

und ſelbſt von der ganzen Welt ſind.

Eintritt in den Rancho trafen , ſchienen uns flebend anzublicfen , und

blieben unbeweglich um den Tiſch ſtehen . Warum , Señor , frühſtückt Ihr denn nicht ? fragte ich den nächſt

Wir frühſtüden nicht, Señor , weil wir fein Geld haben , antwor: tete mir der Reiſende, Wie , Ihr habt fein Geld ? rief ich mit Staunen . Nein , Señor, wir alle fönnten feinen Real zuſammenbringen.

Wir

Ich war zu vertraut mit mericaniſcher Uebertreibung, als daß dieſe Frjáhlung des Don Andres mich im geringſten überraſden konnte, audi

ſind durch eine Räuberbande faum vor einer Stunde ungefähr zwei

begnügte ich mich ganz einfach zu erwiedern : Wirklich, Señor , dieſe That iſt bewundernswerth .... und lebt dieſer Dfficier nocy ?

Bei dieſer Antwort, die laut und vernehmlich war, gleich einem Auf ruf an unſere Freigebigfeit, erhob der Senator den Ropf. Was Ihr da erzählt, Señores, überraſcht mid ſehr, ſagte er, denn ich habe vor faum vierzehn Tagen in meiner Eigenſchaft als Senator für lInterdrückung der Straßenräuberei geſtimmt.

Ganz gewiß , Señor , antwortete Don Andree . 8 iſt ein ſehr hübſcher Caballero, guter Spieler, bewundernswerther Neiter und treff licher Muſifer : man nennt ihn Beaveduria .

Beaveduria ! wiederholte ich ganz erſtaunt. Rennt Ihr ihn denn ? fragte mich der Senator.

Nun ja .... wir haben und gegenſeitig einige Dienſte erwieſen. Die Señora Morarir , welche zu ſdlummern ſchien , öffnete ihre großen ſchönen Augen , und ſah mich aufmerkſam an. Alle Weiber ſind entzücft von ihm, verſeßte der Senator von Tabaeco,

die Señora Moratin jedoch ausgenommen , die ſtets ein unglaubliches Vorurtheil gegen ihn hatte , wahrſcheinlich weil er vergeſſen , ihr den

Meilen von hier ausgeplündert worden .

Nach dieſen Worten fuhr der treffliche Senator mit neuem Gifer mit ſeinem Frühſtüc fort.

Ich hatte , wie ſchon erwähnt , nur einige dreißig Piaſter für die Ausgaben unterwegs zu mir geſtedt, und ſtand daher an, ob ich die zehn Reiſenden zum Frühſtück einladen ſollte, was mir wenigſtens ein Drits theil meines Capitals weggenommen hätte , als der ruhige und ſchweis gende Camote, ſeine Schüſſel mit Frijolen bei Seite ſchiebend, aufſtand, und zum erſtenmal das Wort ergriff. Heda , Wirth ! rief er , kommt her und maden wir dieſe Sache ab.

Hof zu machen .

Bei dieſer Antwort, die einem Chemann ganz ähnlich ſah, judte Doña Jeſuſita unmerflich mit den Achſeln , und fanf in ihren Schlum :

Daß Räuber die Diligencen plündern, ift ganz gut, denn jeder muß etwas

iner zurück.

daß man die Reiſenden Hunger leiden laſſe. Was foſtet das Frühſtück

Das Geſpräch ſteckte hier ; die Frau des Senators , wie ich ſchon bemerfte, idien zu ſchlafen, ihr Gemahl folgte bald gewiſſenhaft ihrem

an dieſem Tiſde ?

Beiſpiel ; der Ranchero Camote zündete ſtets wieder von neuem eine

Gigarre an , und Doña Lucinda Flores, die Augen gen Himmel gewandt, ſdien in ernſte Gedanfen verloren und lächelte die Wolfen an ; ich aber tacte an die Greigniſſe, welche ſeit dem vorigen Abend mir ſo erwünſcht gefommen , um den leßten Augenbliden , welche ich in Merico erleben ſollte, Intereſſe zu geben , und beſondere an den ſeltſamen Zufall, der mich mit Doña Jeſuſita Moratin zuſammenführte, deren Gatte geradezu ein Beirunderer des Beareduria war.

Meiner Phantaſie freien Spiel:

Verlag der J. G. Cetta'ſden Buchhandlung.

treiben , uin ſeinen Unterhalt zu gewinnen , aber es folgt darauf nicht,

Einen Piaſter für die Perſon , erwiderte der Wirth .

Hier find zwei Goldunzen, fuhr der edelmüthige Camote fort, Ihr ſeht , daß ich Gud.bezahlen fann , nicht wahr ? Ja , Señor , ſagte der Wirth .

Nun, lieber Freund , holt mir ein Spiel Karten herbei , und wir wollen die zehn Frühſtüde auf den erſten Trumpf ſeßen. Meiner Treu, warum das nicht ! antwortete der Hueſped, der mehr vom Mericaner als vom Gaſtwirth an fich hatte. ( Jortiefung ſoigt . )

Verantwortlicher Nedacteur Dr. 6 d. Widenman 11 .

Das Auslan છેd. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker.. Nr. 60.

10 März 1848.

Verhältniß Großbritanniens zu China. Der Voleur vom 25 Februar (Der gelegentlich bemerkt ſich durch die Revolution in Pariß nicht im mindeſten ſtören ließ, und ein hübſches Mobebild mittheilt) enthält einige mit J. B. D. unterzeichnete ſachgemäße Bemerkungen über dieſen Gegenſtand,

die wir hier audzugeweiſe mittheilen. „Die Hoffnungen, welche die Engländer im erſten Rauſche des Siegs faßten, haben ſich bei weitem nicht vermirflicht; die abgeſchloſſenen Verträge haben in politiſcher und commercieller Beziehung nur ſehr ſowache Reſultate geliefert. Die chineſiſche Regierung läßt die Fremden

ſo wenig wie ſonſt ins Innere dringen ; fte gibt in den diplos matiſchen Verhandlungen nach, und wenn fte die Verſprechun

Darum ſind die europäiſchen Factoreien zu Canton , und namentlich die engliſchen , ohne Unterlaß von dem Pöbel bebroht, die Kaufleute und ihre Angeſtellten leben in unaufhörlider Ilnruhe, und ſte ziehen auf die Wache, um

Wuth erbittert.

ihr Leben und Eigenthum zu ſchüßen, als wären fte in Fein desland . "

Die deutſche Philoſophie in Böhmen . (Schluß.)

Bei uns teridnähen einige cechiſche Literaten ſolche päbas gogiſche Winke.

Iinb da fie bie Philoſophie, ohne fie ſelbſt zu

verſtehen , burdaud wiberlegen wollen , fo nchmen fte zu Wuns Dern ihre Zuflucht, rufen bad Vaterland, die Lageộtentenzen und andere wunderwirkende Pallabien zu Hülfe. Dadurch ges

gen erfüllen ſoll, widerſteht fte, indem ſie entweder den Sinn einer Uebereinfunft verfälſcht, oder die Kraft der Trägheit ents gegenſeßt. Dieß iſt die aſiatiſche Schlauheit in ihrer höchſten Potenz. England iſt um ſo verbrießlicher , als eß auf die 300

dann unter einer heiligen Fahne zu kämpfen . Aber da rennen

Mill. Einwohner des Reidys als auf eben ſo viele Conſumenten

ffe uns gerade in ein zweiſchneidiges Dilemma.

gerechnet hatte, da es nach Maaßgabe der induſtriellen Forts ſcritte des europäiſchen Continente und der Vereinigten Staa ten Amerika'8 ſeinen Arbeiterclaſſen Arbeit fichern will, indem

„Sie ſagen nämlich : Wir brauchen die deutſche Philoſophie nicht. Dadurch betonen fte beſondere das Wort „Deutſche.“ Und warum nicht ? (Man ſollte glauben : weil wir unſere eigene

es ihnen neue Abſagwege eröffnet.

cechiſche Philoſophie haben .

Wag die Stoffe betrifft, ſo

winnen fte allerdings die Gemüther des Kaufens, und glauben

Mit Nichten .)

Weil e unſer Na.

gazinen ber oſtindiſchen Compagnie fteht man brochirte Seiden

tionalgefühl nicht zuläßt, fremben Nationen nachzubenfen. (Er ſter Applaus von Seite der Menge.) Wenn man ihnen nun wohlmeinend ſagt : Das geht ja nicht ſo. Wahrheit bleibt

zeuge, die es, was die Handarbeit und den Farbenglanz bes

Wahrheit und hat mit dem Gefühl nicht

trifft, mit lyon aufnehmen und in manchen Farben es ſogar übertreffen . In der Zeichnung ſtehen fte zurück, weil ſie die Perſpective nicht fennen , um aber dieſe zu ſchäßen, muß man

moht wahr, daß das Nationalgefühl ein mächtiger Hebel und

ſcheinen ſich die Chineſen ſelbſt zu genügen ; fte haben die Sei

denfabrication ſehr weit gebracht, und zu London in den Ma

zu thun .

8 ift

Das erforderliche Kleib bed Gedanfens ſeyn ſoll, daß wir ſelbſts

den Ginn Dafür haben, und Europa wird dieſer Ueberlegens

ftånbig, eigenthümlich, nationell benfen und philoſophiren, eine eigenthümliche, eine Nationalphiloſophie haben ſollen , indem

heit noch lange nicht die Entwicklung ſeines Handeld mit China

une bazu nicht bloß ein mächtige& pbyftiche Motiv, bie Mutters ſprache, ſondern auch der materielle Vortheil, nämlich die Vers

verdanken .

„Auf der andern Seite iſt die Regierung dieſes Landes aufs geklärt genug, um einzuſehen , daß fie troß ihrer unzählbaren Bevölkerung ſchwach iſt gegen die Segel- und Dampfmarine der Barbaren, wie gegen deren tapfere und diſciplinirte Irups

pen ; fie hat bieſe Erfahrung hinlänglich gemacht. Natürlich bemüht ſie ſich dem Volt bas Geheimniß ihrer Schwäche zu verbergen, die Abneigung gegen die Fremden zu vermehren, und die moraliſche Mauer , welche eine herfömmliche Politik zwiſchen den fremben und dem himmliſchen Reich errichtete, zu erhalten . Aus dieſem Geſichtspunkt muß man auffaſſen, was in dieſen Gegenden vorgeht. Die Abneigung der Ghineſen gegen die Engländer iſt im Verhältniß zu den Demüthigungen,

die fie von denſelben erfahren haben, gewachſen . Der neuliche Handſtreich, welchen Sir John Dario ausführte, hat fte zur

meibung De8 unnatürlichen Umweges bei der Volfébildung denn auch auf dieſe wirft die Philoſophie zurüd - aufforbert ; Doch ihr Dürfet ob der nationalen Form nicht den Gehalt der Wiſſenſchaft vergeffen , ihr fönnt nicht das ignoriren , was hes reite Jahrtauſende in dieſer Beziehung geleiſtet, was beſonders

die deutſche Philoſophie zu Tage gefördert hat. Wenn man ihnen alſo zuruft, ſo erheben fie ein Zettergeſchrei und argus mentiren weiter : Nebſt dem iſt die Deutſche Philoſophie „an und für fich " ſchlecht , fte iſt ein Unfinn ; andere Nationen , wie die

Engländer und Franzoſen, haben auch keine Philoſophie; unſer böhmiſcher geſunder Menſchenverſtand iſt beſſer ale die deutſche

Weißbeit , dieien müſſen wir gegen ſeine Feinde, bie Smuls philoſophen, vertheidigen . (3weiter Applaus). Nun fömmt der Pabagoge und ſagt ebenfald : Wenn ihr die Deutſche Philoſophie

wios

238

c saoinn

wiberlegen wollt, ſo müßt ihr fie früher ſtudiren ; mit dem : „ fte iſt an und für fich ſchlecht“ iſt die Sache nicht abgethan :

nehmen alſo zu den äußerſten Mitteln ihre Zuflucht und ſchreien : Die Philoſophie taugt nichts , denn fie iſt nicht praftiſch (bie

wil man über eine Sache aburtheilen , ſo muß man fte ber-

Vorausſeßung gilt noch immer, daß dieſe Herrn die Philoſophie nicht verſtehen ). Sie lehrt weder die einfache noch die doppelte Buchhaltung, meber Ziegel machen noch Straßen anlegen, die Erdäpfelfrage ignorirt fie gänzlich, furz fte iſt nicht practitabel ;

ftehen . Was aber die Engländer und Franzoſen anbelangt, ſo iſt es nicht wahr, daß ihre Literaturen feine Philoſophie haben ; fte haben eine, aber eine oberflächliche, D. i. , wie man ſich in

Deutſchland ausdrückt , eine Schulphiloſophie. Der Grund iſt lediglich der, weil eß dieſen Nationen an Talenten in dieſer Beziehung fehlt ; die Talente find aber Naturpflanzen , fte ges hören zu dem Gegebenen , zu dem Factiſchen einer Nation und

alſo weg mit ihr (britter anhaltender Applaus von Seite des Volfes . )

fönnen nicht fünſtlich , treibhausartig herauspouſfirt werden .

„Wir haben zuleßt eine Seite unſeres ſocialen Lebens bes rührt, welche charaktergebend für die Gegenwart iſt. Es iſt der Utili &muß der 3eßtzeit. Dieſen wollen wir nun ins Auge

Daraus fann alſo nicht gefolgert werden , daß die Cechen feine

faſſen und zugleich nachſehen ,

ober nur eine oberflächliche Philoſophie nöthig hätten ; denn da

entwicklungen zuſammenhänge. Wir wollen die linterſuchung pſychologiſch anlegen, und hiezu mag folgende Digreffion führen.

müßte man ja conſequenter Weiſe folgern, daß die Cechen übers haupt alle

haben und nicht haben ſollen , was die Engländer

und Franzoſen haben und nicht haben, was eine offenbare Abſurdität wäre. Auch muß ich ein für allemal bemerken,1 daß die Philoſophie nicht in dem Sinn ein Nationaleigenthum

inwieweit er mit den Nationals

,, 311 der neueſten Zeit fing man an, bie Wiſſenſchaften vers gleichend zu bearbeiten . Der erſte Verſud wurde bei den Nas

turwiſſenſchaften gewagt (Cuvier), und ſeit der Zeit haben dieſe

Die Philoſophie offenbart fich ſtets nur

eine Reihe von Triumphen im Bereiche der Entdeckungen ges feiert. Bald darauf wurde eine gleiche Methode in der Geo graphie und Statiſtik, in der Geſchichte , in den Sprachwiſſens

an einzelnen Genieß und Talenten , welche ſich ſo ſelten vor-

ſchaften ac. mit vielem Glück angewendet. Ich wollte nur ſagen,

finden , daß ſich eine Nation Olüd rünſchen kann, wenn ihr Das Jahrhundert nur einige abwirft. Das find die Goldberg werfe der Nation . Aus ihnen wird das Metall mit mancher Aufopferung zu Tage gefördert. Eine Golbader iſt da was werth . Dieſes Metall wird nun anderweitig bermünzt und ges

Daß , ſo wie wir beim Individuum im pſychologiſcher Sinn ein Kindes-, Jünglings-, Mannes - und Greiſenalter unterſcheiden,

iſt, als ob jeder einzelne Laie an ihr einen unmittelbaren Antheil nehmen müßte.

langt dann auf verſchiedenen Wegen und Stufen zum Einzelnen, der von ihm ſo viel aufnimmt, als er aufzunehmen vermag .

Hier beginnt erſt ſeine wohlthätige Wirkung.

Dieſes Uus-

ftrahlen des Gebankens aus den Bergwerfen der Philoſophie in

den mannichfaltigen Vermiſchungen von Schrot und Rorn, den zumeiſt derberen Legirungen um die Münze dauerhafter und für den täglichen Verkehr tauglicher zu machen – in Radien, die je weiter vom Centrum intenſiv Defto ſchwacher werden , bis fte in der nähern oder weitern Peripherie den einzelnen aus der geſellſchaftlichen Schichtung treffen Dieſes Au & ftrahlen nennt man die Aufklärung. Sie fann ſich wohl bei verſchiedenen Nationen oder bei einer Nation zu verſchiedenen Zeiten mehr oder weniger trüben , je nachdem der Gebanfe mit mehr oder weniger Schladen vermiſcht in Umlauf fömmt ; eg fann das edle Metal ſelbſt ausgehen , und dann zahlt man ſtatt der flingenden Münze mit Einlöſungsſcheinen. Wer nun dieſe Golds minen zu verſcharren fich bemüht, dadurch daß er ſich gegen die Bearbeitung des Gedankens auflehnt, etwa deßwegen, weil ſeine Werthbeſtimmungen über die Kupfermünze oder den Einlöſungsſchein nicht herausfamen, oder weil er ihre Beziehungen

zu dem edlen Metal nicht fennt, der iſt in der That nicht der Lehrer, ſondern der Verbummer ſeiner Nation zu nennen. Was

endlich den geſunden Menſchenverſtand“ anbelangt, den ihr ges gen bie Philoſophie zu vertheidigen euch vorgenommen, ſo wiſſet, daß eben dieſer geſundene Menſchenverſtand nur ein Dedmantel „bodenloſer Unwiſſenheit“ und lächerlicher Arroganz ift ; påbas gogiſch genommen, ift er freilich ein taugliche Mittel zu eurem

Verbummungoerperimente , denn ihr braucht es conſequenter Weiſe von der Philoſophie auf die übrigen Wiſſenſchaften und endlich auf euch ſelbſt anzuwenden, und das Grperiment iſt ges

wir dieſelben Stadien auch bei der Entwidlung der Menſchheit füglich annehmen fönnen , und falls wir zwiſchen den Zeilen der Weltgeſchichte zu leſen verſtanden , annehmen müſſen . Die Menſchheit in ihrem hiſtoriſchen Beginnen erſcheint in der That als ein Rind, welches in der Anſchauung lebt, fich mit Unge ſtüm umhertreibt , ſeinen Neigungen und Trieben blindlings folgt, leicht gereizt und eben ſo leicht verſöhnt werden fann ; in dem Zerſtörungotrieb offenbaren fich die erſten Reime ſeiner Phantaſie, und von einer pſychiſchen Selbſtbeſtimmung iſt hier feine Rede. So auch die erſten hiſtoriſchen Nationen im hohen Mittelaſien : Babylonier, Syrier, Meder ac. Anſchauung war ihre geiſtige Sphäre, und derſelbe pſychiſche Reiz und Unge ſtümm trieb ſie nach außen . Daher das häufige und ſchnelle

Auftauchen und Verſchwinden ihrer Reiche, ihre Eroberungss und Zerſtörung&friege, ihre Leidenſchaften und ihr Aberglaube. Einer höhern Entwidlungsſtufe gehören die ſpätern ägyptiſchen und indiſchen, ferner die kleinaftatiſch- und europäiſch- heleni ichen Reiche. In ihnen ſehen wir den heranwachſenden Rna ben , deſſen befriedigte Anſchauung ſelbſtſtändige Gebilde zu fchaffen , der zu denken fich zu ſehnen beginnt, vorläufig aber bei einem rieſelnden Bache finnend ſteht oder nach dem bunten Schmetterling jagt ; ſeine Rührigkeit iſt freier, uneigennüßigen Zweden gereiht, uud ſeine ſtrogende Phantafte finnt in der Dunfeln Pagobe über das Ad oder überſtrömt in Hellas luftis gen heitern Hainen in Liedern der Luft. Dieſer Knabe hat unter den griechiſchen Platanen ſeinen ſchönſten Frühling ges feiert. Hier war es, wo ihm in einem Maitraum (Platon !)

feine fünftige Geliebte erſchien. – Die Erinnerungen nun an dieſe ſchön durchlebte Jugend der Menſchheit Pollen eine Ers

quidung, eine Luft für ihr Manneß- und Greiſenalter ſeyn ; fte follen ihnen eine zarte Pflege und Schonung angebeiben laſſen , um in der Einſeitigkeit des Manness, oder dem Gg018mus des

Greiſenalters der Menſchheit das mahre Lebensziel nicht zu vers

So ber Påbogoge. - Allein dieſe ſaubern Patrioten,

rücken, um fich nicht aufzureiben in jener und nicht zu vers

nachdem fte fich ſo derb haben abfanzeln laſſen , werden dennoch nicht ruhen , denn ſie möchten um alles auf der Welt willen Apoſtel der Nation bleiben, ohne was gelernt zu haben. Sie

trocnen in dieſem . Dieſe Periode war allerding8 zu ſchön, ale

lungen .

Daß file hätte lange dauern fönnen. Denn von Anbeginn rührt ſich der große und kleine Organiêmus in ſeinen fortſchreitenben

239 Verſchlingungen und Entwidlungen , und ſo mußte auch die Menſchheit ein Jüngling, ein Mann werben. „Das Gefühl unterliegt jedoch beim Individuum wie bei

der Nation und der Menſchheit ben unmandelbaren Gefeßen der pſychiſchen Wellenbewegung.

ſchen Wiffen der philoſophiſchen Wiffenſchaft ftehen müſſen , fons dern mit Rabuliften zu thun haben , die weit unter dem Niveau der jeßigen philoſophiſchen Entwidlung zurüdgeblieben, und nun ftatt des blanfen Schwerte der Wiſſenſchaft mit Prügeln auß

Der Jüngling wird ein Mann,

ihren Verrammungen Vaterland und Praftif," von ihnen ſo

und die Natur des Gefühles iſt es, daß eß ins Denken über zugeben ſtrebt. 68 regt bas Denken an und wird im Gegen theile vom Denfen geläutert, berichtigt und leider oft auch in

benamſet, auf ihre Gegner heraubrumpeln. Freilid fönnte ich nebenbei ſagen , daß der Gableriſche Artifel, der bie Grunds lage der Polemik bildet, in der böhmiſchen Muſeums-Zeitſchrift

ſolchem Läuterungeproceſie erbrüdt oder verſcheucht.

Dieß ift

erſchienen iſt, einer Zeitſchrift, die fich ſeit ihrem Entſtehen

ein Uebergehen des Zwielichte zum Tageblicht, der Dunklen Vors

( ſeit 21 Jahren) der ungetheilteften Theilnahme erfreut , und in der That al& Repräſentant des wiſſenſchaftlichen Strebens der Cechen gelten fann , daß alſo von dieſer Seite eine gewiſſe Wichtigkeit auf den Artifel ſelbſt zurüdfalle. Ich könnte ebens falle bemerfen, daß der Artikel des Dr. Gabler abgeſehen von Dem Inhalte durch den äſthetiſchen Reiz der Neuheit und Dris ginalität fich auszeichnet (leiter Daß jede Ueberſeßung, beſon bers wenn ſie, wie die betreffende wörtlich ſeyn will, den fein ſten Blumenſtaub des Originals abftreift), Daß ferner die Ents rüftung, mit welcher Hr. Dr. Smetana die philoſophiſche Vagas

ftellung zur flaren. Das Gefühl wird aber auch durch die übrigen pſychiſchen Einflüſſe mobificirt, beſondere durch die Bes

gierde, und dieß sei der Nation eben ſo wie beim Individuum . A18 eine der mächtigſten Begierden im Geiſte der Menſchheit

habe ich den Utiliemus der Festzeit bezeichnet. Unter ſeinem

Einfluſſe hat ſich alſo unſer Nationalgefühl Dahin geſtaltet, daß die Begriffe Land und Sprache“ qué demſelben entſchieden hers

vortreten. Dieß iſt aber in der That eine egoiſtiſche, gleich wohl in dem prychiſchen Mechaniêmuß der Menſchheit noth

wendig liegende Anſicht, welche der uneigennüßigen, freien , ans tifen Anficht diametral entgegengeſeßt iſt. - Aber wenn die

bondage des Hrn. Gabler zum Tempel der Wiſſenſchaft in der

Welle am höchſten geſtiegen iſt, geht fte wieder in der wohl

Art hinaustreibt, daß ein wiederholter Verſuch von Seite des Hrn. Gabler (über Philoſophie ſprechen zu wollen ), nunmehr

berechneten Bahn in das Niveau zurück.

Dieſes Gefeß gilt

von einem Schüler des Prof. Smetana rein und entſchieben

nicht bloß in der Körper- , ſondern auch in der Geiſterwelt.

zurückgewieſen wird, endlich daß noch mandie andere artige Epis

Und ſo iſt auch der Utiliemus der 3eßtzeit , deſſen ſpecielle Form die Nationalentwidlung iſt, vorläufig als ein bloßer Durchgang, eine bloße Entiridlung und nicht als bas entwidelte oder zuleßt angeſtrebte Ziel anzuſehen. „Der Gegenſaß des Utilismus iſt der Jbealismus oder der

ſobe ſelbſt ben nicht philoſophiſchen Leſer intereſſiren dürfte. Doch dieß ſey eben nur nebenbei geſagt. Was mich bewog, bie

nachfolgende Polemit aus dem eben entwickelten Standpunkte zu betrachten , iſt der gleich anfange erwähnte Umſtand, Dab die Kritif nicht bloß den ørn . Hawliczek und Gabler, ſondern

Inbegriff der ewigen 3been der Kunſt, der Religion und der Philoſophie. Dieß find eben die zwei entgegengeſeßten Richtun .

ihre Partei trifft, indem fte ſich nicht bloß ausdrücklich für die Iräger beren Anſichten au&geben, ſondern es auch wirklich find.

gen, zwiſchen welchen die menſchlichen Beſtrebungen und Ents

Die pädagogiſche Einwirkung nun auf dieſe antiphiloſophiſche Partei iſt die ſpecielle Tendenz vorliegender Schrift ."

ſchließungen ſchwanfen und fich bald biefer bald jener Seite entſchieben zuwenden .

„Die Påbagogen der einzelnen Nationen find ihre Literas turen. Shnen liegt es alſo ob, allem ercentriſchen Streben bed Volfe entgegenzutreten. Denn jebe Unterlaſſen oder Uebers

fehen in dieſer Beziehung · rächt ſich an dem Volfe und auch an ſeiner Literatur.

Und ſomit find wir zu dem Reſultate

zurücgefehrt , welches hiſtoriſch zu beleuchten wir uns vorges nommen , nämlich, daß es bei den jeßigen utiliſtiſchen Lagegs tendenzen die Pflicht und zugleich die Berechtigung der Literatur iſt, für die nöthige Aufnahme der Philoſophie , für die Wah rung der Religion und die Veredlung der Kunſt Sorge zu tragen .

„Die Unterſuchung iſt ſomit beendigt. Wohl find es bloße Anbeutungen und rhapſodiſche Gebanfenconglomerate, welche feine wiſſenſchaftliche Ganzheit beanſpruchen , ſondern ſich nur für das ausgeben , was fie wirklich find, nämlich für eine gelegentliche Vorrebe ; Dennoch glaube ich den Standpunft gewiffermaßen angebeutet zu haben, aus dem, wie es ſcheint, bie nachfolgende Polemik zu betrachten ſeyy. Gine andere Frage iſt es freilich , ob die betreffende Polemit ihrem Gehalte nach dieſes Stands punfte8 auch würdig fey ? Gin entſchiedene „3a" werben wir

vorläufig zurüchalten . Wir haben es ja im voraus behauptet, und das Folgende wird es beweiſen , daß wir es hier nicht mit

Reformatoren, die überall, alſo aud in der Philoſophie über der legitimen Seite, b. i . in gegebenen Fall über dem hiſtoris 1 Ein artiges Bild der jeßigen utiliſtiſchen Verirrung der Literatur entwirft fallmerayer in der Beilage jnr Allg. Zeitung 1847 Nr. 165.

Wir haben mit dieſem Auszuge aus der Vorrede ber fleis nen Schrift von Dr. Cupr die Stellung derſelben bezeichnet, und wollen nur darauf hindeuten, wie auch dieſer Streit wie

Der zeigt, daß der Deutſchenhaß einer gewiſſen Partei in Böh men völlig blind macht und fle namentlich in unſerer Zeit, wo die politiſchen Strebungen fich in Thaten außbrüden , in die ſchieffte und gefährlichſte Stellung bringen kann.

Der Capitän Beaveduria. 3 weiter A bidhnitt. ( Fortſeßung.)

Nachdem die Reiſenden dem Camote aufs warmſte für ſeine groß , müthige Bermittlung gebanft hatten, feßten fie fich zu Tiſche und beeil: ten ſich ihre Zeitverſäumniß nachzuholen. Gine Minute ſpäter warf Camote einen Real auf ſeine Banf und

ſagte dem Wirth : Lieber Freund und Caballero , ich hab Euch das Frühſtüd dieſer Herrn abgewonnen ; hier iſt der Betrag meiner Frijolen .

Seyd fo gut und gebt mir eine Cigarette. 3n diefein Augenblid ließ fich Sábelgeflirre und Pferdegetrappel auf der Landſtraße hören. Alle Blide wandten fich nach der Seite, wo

das Geräuſch herfam, und wir ſahen einen Alferez oder Dragonerlieu tenant von ſechs Soldaten begleitet, die auf unſern Rancho zukamen. Gott ſen gelobt, rief der Senator Moratin, indem er aufſland, um

dem Officier entgegenzugehen, welcher ſo eben vom Pjerde ſtieg, wir haben nun nichts mehr von den Näubern zu befürchten. Gin lieutenant und ſechs mericaniſche Soldaten fónnen hundert Räubern widerſtehen. Nachdem der Dragonerlieutenant ganz leichthin die Höflichfeiten des Senators erwidert hatte , ging er auf die Reiſenden zu.

240 Nun, Señores , ſagte er, hier ſeyd Ihr nun wohlbehalten zu Rio Frio. Guer übriger Weg von hier nad Merico iſt faſt ganz gefahrlos. Ihr müßt zufrieden ſeyn ?

Ihr gefallt mir mit Eurer Klugheit des Fuchſes, antwortete der Yankee , weniger als je von der Tapferkeit ſeines Gegners überzeugt. Gagt vielmehr die bed Haſen ober Schafed; bann, aus ſeiner Gelaſſens

Zufrieden ! wiederholte einer der Reiſenden in wüthendem Tone.

heit heraustretend , reßte er hinzu : daß Ihr uns im Augenblid der Gefahr verlaſſen habt , überraſt mich keineswege .... Aber weniger .

Und womit denn ? Daß wir vor einer Stunde ausgeraubt wurden ? Wie ! 3hr wurdet ausgeraubt ? rief der Officier. Zum Henfer ! Ihr müßt es beffer wiffen denn ein anderer, verſeßte der Reiſende, weil Ihr im Augenblid, als die Räuber uns angegriffen haben , die Flugt nahmt.

kann ich begreifen , daß Ihr e& gewagt habt , Euch wieder vor und zu

zeigen. Laßt ſehen, was macht Ihr hier ? was iſt Euer Begehren ? Was ich begehre , erwiderte der Alferez, iſt allein was mir mit Recht zufömmt ; die ſechs Piaſter, welche Ihr mir und meinen Soldaten

3d ſollte geflohen ſeyn, Señor, ich! rief der Officier außer fich und die Hand an den Säbel legend, ich die Flucht ergreifen, ich ein mericaniſcher Dfficier ! .... Per Dio, wiederholt mir das noch einmal, und ich hefte

für unſern Sduß verſprochen habt.

Nun ja ! das heißt die Unverſchämtheit bis zur Tollheit treiben ! rief der Yankee.

Nein , 18 iſt nur gerecht! Uebrigens , wenn Ihr fein Geld mehr

Euch mit meiner Säbelflinge an Gurem Plaße feſt. Bah ! ſagte der Reiſende, der ein Nordamerikaner von rieſenhafter Geſtalt war , Ihr würdet nicht viel ausrichten , und ich werde zur

Genüge wiederholen , wenn es mir gut dúnkt , daß Ihr Euch wie eine

habt , ſo könnte man Guch Credit geben. Uns Credit geben ! .... wiederholte der Amerifaner verblüfft. Warum nicht.... wenn Ihr uns irgend ein gutes Unterpfand

feige Memme benommen habt.

anbietet!

.

Nach dieſer Antwort ergriff der Alferez einen ſchönen Kautſchuf: mantel, der dem Yanfee gehörte, und entfernte fich raſch aus dem Saale weg ; dann ſchwang er ſich auf ſein Pferd , das geſattelt und gezäumt vor der Thüre ftand und ſtob, von ſeinen Soldaten gefolgt, im ſchärfſten

Es bleibt dir nichts mehr übrig als zu beten und dann zu ſterben ! rief der Dfficier ſeinen Säbel ziehend und fich auf den Amerikaner ſtürzend. Der große Yanfee, feineswege durch dieſen ungeſtümen Angriff eins geſchüchtert, ſprang auf und ergriff mit der linken Hand eine Flaſche auf dem Tiſche und mit der rechten ein langes Meſſer. Nun werdet Ihr mit einemmale tapfer ! ſagte er faltblütig fich ſeinem Gegner nåhernd. In der That , ich hatte ſo etwas nicht von

Heftigkeit zu fluchen , daß Doña Jeſuſita er (drođen davon eilte. Wir

Euch erwartet ! Nun laßt ſehen, was wollt Ihr mit mir beginnen ?

fepten und ſogleich wieder in den Wagen.

Dieſer Menſch iſt toll und verdient nicht, daß man fich um ihn befümmert, murmelte der Officier ſeinen Säbel in die Scheide ſtedend.

Puebla de los Angeles, wo die Diligence anhielt. Wir ſollten den

Gut , ſehr gut , Herr Alferez ! rief der Senator Moratin , der während dieſes gewaltſamen Auftrittes auf ſeinem Stuhle figen geblieben

unruhigen Nacht wedte man mich. 30 ftieg maſdinenmäßig in die

Galopp von dannen .

Der Nordamerifaner , wüthend und außer fich, begann mit ſolcher

Am ſelben Tage, um fünf Uhr Abende, erreichten wir ohne Zufall folgenden Morgen um vier 11hr wieder aufbrechen . Nach einer ſehr

.

Diligence : es war ſchneidend falt ; ich wickelte mich dicht in meinen Sarape , ohne mich weiter um meine Reiſegefährten zu befümmern, und jepte meinen unterbrochenen Schlummer fort. Als ich erwachte,

Guer Bezeigen iſt eines mericaniſden Officiers würdig . Tapfer

und geduldig , das iſt ſehr gut. Der lieutenant ſah einen Augenblid den Senator an ; aber da er bemerfte, daß dieſer im Grnſt rede und ohne zu ſcherzen , antwortete er mit edler Ginfachheit : dieſer Mann iſt ein Fremder ; er wandelt auf dem Boden unſeres glorwürdigen Vaterlandes , und ich darf daher in ihm nur den Meiſenden erbliden , der meiner Gaſtfreundſchaft an:

war eg heller Tag , und meine 11hr zeigte auf reche. Wo find wir denn , Señor ? fragte ich Camote , der an meiner Seite rauchte. Wir ſind im Pinal , eine Stunde ungefähr von Huamantla , ants

vertraut iſt.

wortete

Das heißt wie ein wahrer Mericaner ſprechen , ſagte der Senator Moratin ; aber ich bitte Gud, Señor Alferez, erzählt mir doc , wie

Ich ſah aus dem Wagen , um einen Blid auf dieſe Gegend zu werfen , die mir fünf Jahre früher einen lebhaften Eindrud gemacht hatte. In der That iſt der Pinal (Tannengrund) der fürchterlicht döne

fich das alles zugetragen hat. 30 will es Euch ſagen ! Ich ! rief der Yanfee , ftete Flaſche und Mefier in der Hand haltend. Ungefähr eine Meile von hier ſtürzten fich zehn Räuber auf unſere Diligence, indem ſie wie Teufel ſchrien ; dieſer Lieutenant entfloh ſchmählich mit ſeiner Mannſchaft, und nachdem

Drt , den man fich in Salvator Roſad' Manier denfen fann.

unter ihnen, deren ſtolze Häupter vom Blisſtrahl getroffen dahinſanfen, legen fich in ihrem Falle über die Gipfel der niedriger ſtehenden Bäume, und bilden luftige Brüde in dem weiten Himmelsraume , indem ſie für den Reiſenden alle Schređen des Damoklesſchwertes darbieten. Die Straße wird an der andern Seite von einein Abgrund eingefaßt, in deſſen Tiefe man gleich einer grünen Matte die Gipfel anderer Bäume erblidt, die wohl über hundert Fuß über den Boden emporragen. Die Färbung des Erdreiched, ein fahles, hartes Gelb, ſticht wunderſam gegen die tunfeln bläulichen Schatten des Gebirges ab. Der Pinal iſt übers

Folgendes iſt die Sache, ſagte nun ſeinerſeits der Officier. Auf eine Meile von hier famen plößlich zehn Näuber aufs trefflidſte beritten aus dem Walde .... Da ich mir nicht vorſtellen fonnte , war auch alle Glaubwürdigkeit überſteigt, daß zehn Räuber feche Dragoner von einem Officier angeführt anzugreifen wagen würden , und ich dachte , dieſe Leute drången nur ſo fühn vor, um eine Diverſion zu machen , ſo be:

dieß in ganz Merico berüchtigt durch ſeine Näuber , die ſehr zahlreich

fahl ich meiner Mannſchaft alo (wahrer Taftifer fich in das Gehölz zu fürzen um die Nachhut des Feindes zu überfallen . Meine Soldaten gehorchten mit unvergleimlicher Sohnelligkeit und großem Muthe .... und nun werden ung ſtatt des Danfes nur Smáhungen zu Theil. Señor Ingles , ſagte der Senator , fich zu dem Yanfee wentend,

Gure Beſchuldigungen ſind vollfommen ungerecht. Das Benehmen dieſes würdigen Alferez beweist nur eines , und zwar daß der Mericaner mit dem Muthe des Löwen die Klugheit des Fuchſes vereinte. Dieſe ſtrate beweist von ſeiner Seite eine große Renntniß der Kriegswiſſenſchaft. Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Nedoto

von dem Reiſenden , der von Merico herkömmt , erhebt fich ein hoher Berg , gerade aufſteigend, fellicht und mit einem uralten Tannenforſt bedeckt. Dieſe Tannen, welche weder Alter noch Stürme, noch die Holz: art verſehrt haben , bilden ein undurchdringliches Didicht. Die Könige

uns die Räuber hatten ausſteigen laſſen, denn wir hatten feine Waffen zu unſerer Vertheidigung , haben ſie uns gewiſſenhaft durchſucht und dann mit unendlicher Nuhe ausgeplündert, was bewies, wie wenig fie fürchteten , bei Ausübung ihres Gewerbeo geſtört zu werden .

giſche Frage, welche dieſer tapfere Officier fo deutlich auseinandergefeßt,

er.

und von erſter Qualität find, und da es einmal herkömmlich iſt zwiſchen Merico und Vera-Cruz, oder auch umgefehrt, ausgeplündert zu werden, ſo iſt es beſſer hier als anderwärts , wo die Landſchaft ſolcher Auftritte würdig ift. ( Fortſeßung folgt.)

Wahrſcheinlider Golfitrom zwiſchen China und W eft a mérifa. It. Maury zu Waſhington machte auf einen Strom warmen Waſſer aufmerkſam , der von der Küſte China's nach der Nord: weſffüſte Amerika's , 60 Meilen im Tag, zu fließen ſcheint. ( Liter. Gaz . 26 Februar.)

Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenmann.

D as Ausland. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. .

nr. 61 .

11 März 1848.

durch ein Bischen Schenfwirthſchaft zu verbeſſern , welche in ſeinem Palazzo von ſeinem Hausverwalter oder Bedienten ge

Pontremoli . Da kürzlich bei Oelegenheit der Abtretung des Herzogthumo Lucca die Stabt Pontremoli als ein Zanfapfel zwiſchen Toscana und Modena vielfach genannt wurde, ſo wollen wir über dieſes von Reiſenden faſt niemals berührte und in Reiſe

trieben wird.

Italien ift befanntlich von einem Ende zum andern ſehr

büchern gar nicht erwähnte Krähminfel Italiens ein Paar

reich an armen Adeligen, und beſonders befißt jedes Dorf ir: ben Gebirgen ſeine Orafen oder Marquis , welche gewöhnlich eben ſo ſtolz und anmaßenb, ale gelbs und geſchäftslos find.

Worte erzählen.

Sie find die Nachfommen alter adeliger Familien , welche im

Die Lunigiana ober Val di Magra iſt zwar nur ein

frühen Mittelalter von den Republiken aus Städten und Flach

ſchmaler, unbedeutender Strich Landes an den Apenninen , aber

lande in ihre Bergveſten gejagt, dort in Ruhe und Abgeſchie

zugleich ein ſo hübſches Thal, baß es für einen Beherrſcher

denheit ihre Şinterjaſſen wie Blutegel aubſaugten und wie Ka

allein zu gut war . Deßhalb haben der König von Sardinien , der Großherzog von Toscana und der Herzog von Mobena die Lunigiana in einzelne Fleden zerriſſen und dieſe auf die ver oberſte Stüd, Toscana zugehörig, iſt eine vollſtändige Endave,

ninchen fich vermehrten. A18 mit dem Sturz ihrer abſoluten Feubalrechte auch die Primogenitur wegfiel, und nun der jün gere Bruber dem älteſten gleichftand, ſproſſen unzählige Adelés familien mit unbedeutendem Grundbeſis auf wie die Pilze, und von ſolchen wimmelt beſonders bie Lunigiana, das gelobte Land

und der Hauptort derſelben Pontremoli.

bes italieniſchen Feudalismus im Mittelalter .

worrenſte Art unter fich getheilt, wie die Karte zeigt.

Das

)

Die Maliſpinis

,

Der Name Pontremoli (nicht Pontremõli) ſoll nach Mei eis

(Bösborn) und die Pelavicini (Nachbarſchhinder), beide Seiten

nung einiger Gelehrten unter den Einwohnern von Pons Nos muli abſtammen, allein abgeſehen davon , daß Romulus und

zweige des Hauſes Eſte, waren, wie ſchon der Name anbeutet,

Remus jammt ihrer Amme, der Wölfin, jept befanntlich aus der Reihe hiſtorijder Perſonen in das Gebiet der Fabel vers

wieſen ſind, kann dieſe Conjectur nicht für die richtige gehalten werden . Viel wahrſcheinlicher erklärt ſich der Name aus Pons tremulus, und dieſes wird ganz einleuchtend, wenn man jept die zu dem alten Thore der Stadt führende Brüde betritt, welche lo racelnd und baufällig iſt, daß fie ſchon längſt in den Waldſtrom darunter, der ſpäter in die Magra fließt, hätte

ein ſchlimmer Pfahl im Fleiſche der Bewohner der Lunigiana. Allein mit dem Singen der Feudalmacht im 12ten und 13ten Jahrhundert zogen die tüchtigſten und unternehmendften, viels leicht auch gerade die allerärmſten Olieber dieſer Familien in

die freien Städte der Lombardei und Mittelitaliens, und ſchwan gen unter den dortigen Patriciern ſich zu Ehren , Macht und Reichthum wieder empor. 3hre Nadifommen ſind die Familien

der Pallavicino und Malaſpina, denn ſo haben ſie ihren Na men verändert, welche noch heute iu Genua , Mailand 11. ſ. w.

ſtürzen müſſen, wenn ſie nicht von dem Brückenheiligen Johann

zu den angeſehenſten und reichſten Adeligen gehören.

von Nepomuk

beſondern Schuß genommen wäre.

blieben gar manche Sprößlinge jener und anderer weniger be

Pontremoli, man fönnte e8 Wadelbrüde überſeben , iſt eine

rühmten Familien ſtets in ihren Felſenneſtern an den Aguani ſchen Bergen, wo ſie unter ſich mit bedeutungsloſen Titeln von Grafen und Marquis prunkend, von ihren Bauern als die eins geborne und ächte alte Ariſtokratie des Landes angeſtaunt wur

in

ganz

kleine Stadt im Grunde eines Apenninenthals hübſch gelegen,

Indeß

auf drei Seiten von fühnen , über 5000 Fuß hohen Bergen geſchüßt, welche bis zu den Spigen mit dichten Kaſtaniens und Dlivenwäldern bebeđt find , durch deren grünen Mantel die weißen Kirchthürme von Vignola, Bagnone, Filatteria und ans deren Dörflein hervorſchimmern. Der Abhang der Berge ift

Den . 218 nun aber die Burgen ihrer Vorfahren auf den Apenninenfelſen zu groß und zu ſtattlich für ihre immer fins kende Einnahme, oder zu einſam und unſicher, oder zu unbes

mit Weinſtöcken bepflanzt, und Kornfelder nebſt Weiden ziehen fich ſüdweſtlich um die Stadt. Dieſe zählt 1000 Wohngebäude

legten nach und nach die Herren der Lunigiana ihre Wohnſipe

mit etwa 6000 Einwohnern, und jedes Dritte Haus iſt entweder

nach Pontremoli, wo, wie erwähnt , ihre Häuſer, welche in

haglich für das ſchwächliche Geſchlecht geworden waren , ver

eine Weinkneipe oder der Palaſt eines Adeligen. Häung ſieht

jedem denkbaren Style erbaut, aber ſämmtlich mehr oder weni

man aber auch des Wirthe Eichenbuſch neben des Patriciers

ger verfallen find, an der frummen Hauptſtraße zerſtreut ftehen .

Marmoriappen über derſelben Thür hängen, denn hier beſteht

Dort ziehen ſie den legten Tropfen aus ihren Weinbergen, hauen Den leßten Stamm aus ihren Holzungen , ichinden den leßten

ber Reichthum von Vornehm und Gering hauptſäd;lich in Wein, und der arme Ariſtokrat verſchmäht es nicht, ſeine Finanzen

Heller aus ihren Pächtern, ſind beſtändig in Geſchäfte und Pro

242

ceffe mit Wucherern verwickelt, welche wie Beuſchreden zuleßt , Paveſt di Negri iſt, denn er befißt ben einzigen weiß angeſtri ,

ihr Haus und land verſchlingen , und mühen ſich täglich ab, den Glanz ihrer Familie, wie fie e8 nennen , aufrecht zuers

halten, einen Glang, der wie ein Pfenniglicht ftrahlt, welches fie obendrein unter den Scheffel einer obſcuren und höchſt unbedeutenden Provinzſtadt ſeben müſſen.

Nur ein Paar der

Wohlhabendern ſuchen dadurch Abwechslung in ihr langweiliges Leben zu bringen, daß fie in Weihnachten oder während des Carnevale in Florenz, Parma oder einer andern der kleinen Heftdenzen 3taliens fich aufhalten, entweder ale niedere Hofſchranzen oder als Clienten und gehorſame Diener eines ihrer angeſehenen Namensvettern .

Nur höchſt ſelten iſt einer von

ihnen gereiſet, und die größte Mehrzahl, bon Mangel gedrüdt, lebt und ſtirbt in dem Städtchen , ohne dieſel jemals verlaſſen zu haben .

Es würde zu weit führen , um alle die Urſachen anzuführen, welche das fruchtbare und ſchöne Thal von der übrigen Welt ſo iſolirt haben, als wenn es in Abyſſinien läge. Das hin gehört vor allem , daß das Thal bis vor kurzer Zeit buchftäblich unzugänglich war, indem feine Fahrſtraße hineinführte. Napoleon hatte dieſem Uebelftande auf ſeine Weiſe abhelfen wollen und aus der Ebene der Lombardei durch den Apenninenpaß La Ciſa bis vor das Thor von Pontremoli eine Militär-

ftraße gebaut, welche bis zum mittelländiſchen Meere am Golf von Spezia fich hinziehen ſollte, und ſowohl an Schönheit und Pracht, als an Koſten und Ueberwindung von Hinderniſſen den

dhenen Palazzo unb fährt in der einzigen alten Familienkutſche, welche mit einem Vorreiter und Jäger prunft. Man muß hiers bei wohl im Auge behalten , daß in Pontremoli außer Staats wagen andere Rutſchen nicht eriſtiren . Vor Zeiten folgten näm lich dem Zuge der Ingenieure und Bergleute , welche die napos leoniſchen Heerſtraße bauen ſollten , ein Paar aus zweiter Banb !

gefaufte, wahrhaft antediluvianiſche ſogenannte Berlinen und blieben , wie geſtrandet, in Pontremoli zurüc. Hierauf wurden

dieſe Maſchinen von einem Sattler oder Tiſchler des Drts zu Staatskutſchen für die Blüthe Des Abele der Lunigiana zurechte geſtopft und gehämmert, und ſeitdem fteht oder vielmehr hört man fte jeben Nachmittag ohne Ausnahme fnarrend und freis

ſchend auf dem ſogenannten Corſo herumrumpeln. Der Corſo iſt freilich nur ein ebener, runder Fled am Waſſer, etwa fünf Furchen im Durchmeſſer haltend, aber Tag für Tag paradiren Dort die Potentaten von Pontremoli im Kreiſe berumfahrend

und unaufhörlich die tiefften Verbeugungen machend, als wenn fte in der Sretmühle arbeiteten . Des Abende beſucht die Aris ſtokratie von Pontremoli Das Abels - Caſino, wo ein Bürgerlicher

unter feiner Bedingung Eintritt erlangen fann , und langweilt fich in dem fahlen und halb erleuchteten Local. Früher Hatte jebe Stadt 3taliens ein ſolches erclufives Cafino del Adele, allein es iſt in allen größern Städten ſchon längſt verſchwunden und in einen Club verwandelt, wo jeder Gebildete, ſowohl einheimis

wenig nachſtand. Die Spuren dieſes Rieſenwerfs find noch jeßt ſichtbar und gewaltige Sprengungen durch die Felſen , umherliegende Granitblöcke, geſchwärzt vom Pulver Der Mine, bezeugen

fde als frembe, leicht Zutritt erhält. So iſt eß aber nicht in Pontremoli, wo der Abel ganz erclufio iſt, und einen Marcheſe Paveſt di Negri an der Spiße hat. Es gibt zwar einige von der Familie Paveſt in Parma, welche in großem Wohlſtande leben , und einer derſelben, Gian Carlo di Negri in Genua, iſt

den fiegreichen Kampf des Menſchen mit der ſtarren Natur. Aber alle dieſe gigantiſchen Arbeiten blieben lange Zeit fo gut

rafter ; aber alle dieſe find in den Augen der Pontremoleſen

wie verloren, meil den Nachfolgern Napoleons eine Chauſſee faſt ſo ſchlimm dünfte als eine Höllenmaſchine. Sie ließen deßhalb

bloße Parvenue , und für fte gibt es nur einen einzigen Pas beft , den Marquis in Val di Magra. Dieſer iſt zwar der

die Straße viele Jahre gänzlich verfallen und das unglückliche

älteſte Edelmann des Landes, und ſein Name prangt auf der erſten Seite des Golden Buches, fein Wappen zeigt eine ganze Menagerie von wilden Beſtien , er beftßt in den Bergen ein Duzend Felſenſpißen, eine große Strecke wüften Walbes und ein Paar Burgruinen , auch einen Palaſt mit 365 Fenſtern und einem Haufen fauler Diener ; aber trofdem hat er niemals einen Scudo in der Taſche, denn ſein ganzes Babe und Gut

berühmten Straßen über den Simplon und Mont Cenis nur

Pontremoli war bis auf die allerneueſte Zeit , als man ſolche wieder herzuſtellen begonnen hat , von der Welt eben ſo abe geſchloſſen wie der Walfiſchfänger Durch Eisberge von der Polarfüfte.

Außerdem iſt das Jhal von der am meiſten zugänglichen Seite von Gendarmen , Sölnern , Schreibern und Phariſäern

ein Millionär, Dabei hochgebildet und von vortrefflichem Chas

beſeßt, welche an jeter Felſenede den unglüdlichen Reiſenden

iſt über und über verpfändet, und die Ernte ſtets im voraus

anhalten, beffen Koffer und Taſchen nach Salz, Tabak, Bibeln ,

berfauft. Es iſt keine Kleinigkeit, ſeine Einkünfte aud Del flaſchen und Weinſchläuchen aus den Klauen der Pächter von Aderland und Weinberg zu reißen, zumal heutigen Tages, wo dieſe unverſchämterweiſe meinen, daß ſte eben ſo gut wie ihr Gut& berr Anſprüche an ihre Mühe und Arbeit hätten. G8 iſt wahrhaftig nicht leicht, den lombardiſchen Kaufleuten begreiflich zu machen , daß ſaurer Wein das geſundeſte Getränk fely und ranziges Del am beſten ſchmece, oder wie es eines jeden guten Ariſtokraten Pflicht iſt, gegen die immer mehr überhand neho

Reibzünbhölzern und andern eben ſo hochverrätheriſchen Gegenftänden durchmühlen und ihn zu Tobe quälen mit unzähligen Fragen nach Namen , Vornamen , Beinamen , Heimath, Geſchäften u. 1. w. Solcher politiſcher Schlagbäume und Hinterhalte, wo Vagabunden in zerlumpten Uniformen ben Reiſenben ihren Carabiner vorhielten , als wenn ſie den Paß oder das Leben berlangten , gab es bis lang auf dem etwa fünf Stnnben wei

ten Wege von Sarzana nach Pontremoli nicht weniger als zehn und darunter brei mit dem Wappen von Modena , denn die Könige - und Herzogemäntel der obenerwähnten Gouveräne find hier aus lauter Flecen ehemaliger Fürſtenthümer und Herrſchaf-

menden Neuerer, Liberalen und Freidenfer fich zu wehren, welche

ten ſo buntſdedig zuſammengeſegt und ineinander gefeilt , daß

ſchmoren .

ein Menſch, mit gehörig langen Beinen verſehen , mit jedem Schritte eine andere Gränge überſchreiten kann .

Hat der Fremde endlich bis Pontremoli fich glüdlich durch

geſchlagen, ſo wird er bald gewahr, daß der größte Mann der Stabt — wenigſtens in ſeiner eignen Meinung – der Marcheſe

Fürſten , Ariſtokraten und Pfaffen Hohn ſprechen und ſo

gottelläfterlidh find, daß fte am Faſttage ihr Fleiſch im Spec Von den übrigen Einwohnern Pontremoli'& läßt fich wenig

Sie leben, wie gewöhnlich die Einwohner italieniſcher Landſtätte, Das heißt, fte arbeiten ſo wenig als möglich, ver bringen den beſten Theil des Tages mit Schwaben auf der ſagen.

Straße oder in Kneipen und Kaffeehäuſern , und daneben

243

haben die Handwerfer fortwährend mit der Ariftofratie zu kämpfen, um das Bißchen Gelb, welches dieſe ihnen ſchuldet, zu erhalten.

mußte die vom Miniſterinm empfangene Summe zurücgeben, und ſo wurde die Geſchichte ruchbar, allein man hat ſeitdem

fich bemüht, fte nicht zu verbreiten, und die Kataloge der fin

girten Bibliothek find ſehr ſelten geworden.

Ein bibliographiſcher Schwank. Dad Athenäum vom 26 Februar bringt einen bie jest faum befannten und abfichtlich möglichſt vertuſchten literariſchen Schwank, der zwar fünf oder ſechs Jahre alt iſt, aber darum

von ſeiner Spaßhaftigkeit nichts verlor. Um jene Zeit erſchien in Belgien ein Katalog mit der Anfündigung : am 10 Auguſt

werbe zu Binche bei Mons im Hennegau eine Dein alten Grafen von Fortſas gehörige Bibliothek, welche einzig in ihrer Art fesy, verfauft werben . Eine Ginleitung in dem Ratalog beſagte, der verſtorbene Graf habe die eigenthümliche Manie gehabt), nie

einen Band in ſeine Bibliothef aufzunehmen, den ein anderer Bibliograph ſchon erwähnt habe, und ſo oft er erfahren, daß

ein in ſeinem Befiß befindliches Werk in dieſer Art ſchon er wähnt worden, ley es ohne Gnate um jeben Preis zum Vers fauf ausgeſeßt worden ; ferner enthielt auch die Einleitung viele Einzelnheiten über den Grafen Fortſas , ſeine Familienverbin. bungen , ſeinen Landaufenthalt, ſeinen Lob u. 1. w. , alles in ſo plaufibler Form , daß der Katalog allen möglichen Anſchein von Authenticität hatte. Die Titel der Bücher, ihre Beſchreis bung, die Erflärungen, wie ſie die Aufmerkſamkeit der berühm teſten Bücherforſcher anzogen u . ſ. w. , alles war ſo anſchaulidy, und in ſo mannichfaltiger Weiſe entworfen , daß man an der

Richtigkeit der Sache nicht im mindeſten zweifelte. wartung war auf

Die Ers

höchſte geſpannt, der f. Bibliothefarzu

Brüſſel, Baron Reiffenberg, bat fich vom Miniſter des Innern Gelb aus, um Anſchaffungen zn machen ; Hr. Caftian, ein bes fannter Buchhändler in Lille, ſprach auf dem Weg nach Binche, wo der Verfauf ftattfinden ſollte, bei dem Druder (afterman

Etwas über die Miaotſe. Man hat bisher dieſen ununterworfenen Theil der chineſiſchen Bevölferung , den man jedoch mehr in die weſtliche Gebirge verſeßte, als einen beſondern Stamm angeſehen. Nachſtehende Mittheilung von lt. F. E. Forbes in ſeinem Werfe: Five years in China from 1842 to 1847 ſcheint eine andere Anſicht zu erweden. „ Die Miaotſe oder Söhne des Bodens, bewohnen die Bergfetten und unzugänglichen Höhen der Provinzen Liang, Kwang und Fofien, von denen fie nur durch die dringendſte Noth gezwungen herabſteigen . Sie haben die Tatarens Dinaſtie nie anerfannt, ſund ſollen Abfömmlinge des achten alten Stamms

der Ta -ming-tſcha unter fich haben ; fite find in acht Hauptſtamme ge theilt, die in 24 Unterabtheilungen zerfallen . Sie tragen das Haar auf dem ganzen Kopfe, binden es hinten in einen Knoten, und ſchmüden es

mit Pfauenfedern und Glasperlen. Sie heurathen unter einander, und wählen ihre Frauen nach deren Singfraft; die Heurathoceremonie bes ſteht nur darin, daß beide von einander das Maaß ihrer Lenden nehmen , worauf fie als Mann und Weib anerkannt werden.

find Bogen und Pfeile , Speere und Sabel, vermittelft deren fte den

Behörden gegenüber ihre Unabhängig feit behaupten. Die einzige Gewalt, welche die Regierung von jeher über ſie auszuüben im Stande war, beſteht darin , den Umſtand, daß fie alle drei Jahre nad Canton fom men müſſen, um Salz zu kaufen, zu benußen , und einen auf drei Jahre gültigen Vertrag zu ſchließen, daß ſie ſich ſo lange ruhig verhalten wollen . Dieß iſt die einzige Gelegenheit , bei welcher Fremde fie zu Geſicht bes fomnien . Ein ſehr angeſehener und wohlbefannter Einwohner von

Canton hat mir dieſe Einzelnheiten über den Salzvertrag mitgetheilt. “

in Dwornik ein , und erkundigte fich nach einem Buch, das im

Der Capitän Beaveduria.

Katalog mit Nr. 142 angemerkt war, und angeblich bei Cafter

3 weiter A bonitt.

man gebrudt ſeyn ſollte. Der Titel hieß : Causes qui doivent

infailliblement amener la Dissolution du Royaume des Pays-Bas, tel que l'ont fait les traités de 1814 et 1815. In 8°

89 p. Das Schriftchen ſollte indirect die ganze belgiſche Revo lution prophezeihen . Kr. Hr Caſterman erklärte, er miffe fich nach ſo langer Zeit der Sache nicht mehr zu erinnern, berief aber den Factor feiner Druderei, und dieſer, getäuſcht durch die Ers

Sie find ein

tapferes, thätiges, abgehärtetes, ſtreitſüchtiges Geſchlecht; ihre Waffen

( Fortſeßung .)

Ueber die Straße , welche für die Wagen zu abſchüſſig wäre, find von zehn zu zehn Schritten ungeheure Tannen quer überlegt, und ſo bildet fie eine Nieſentreppe von mehr als drei Meilen. Der Pinal, mehr als 5000ʻ über Meer, und mit einer Temperatur, die faſt eben ſo falt iſt als die von Rio Frio , iſt gewöhnlich in Wolfen gehüllt; der

dichte Nebel, mit dem fich der Hauch unſerer dampfenden Pferde miſchte,

innerung an einen ziemlich ähnlichen Titel, erklärte ohne weis

verbarg und einen Theil des Berges, und lieh den zerſplitterten Tannen

tered, er habe das Werk im Jahre 1828 gebrudt und der Ver

noch weit ſeltſamere abenteuerlichere Geſtalten . Es war uns, als můßte jeden Augenblid die Mündung eines Trabuco und entgegenblinfen, und das Knarren der Wagenräder über den Kiefeln glich beängſtigenden

faſſer ſey Sr. 6h. Lecocg .

Dieß war natürlich eine Beſtatis

gung für Hr. Caftian, daß an der ganzen Sache gar nicht zu zweifeln ſey). Hr. De Gerlache, Präſident der f. Akademie in Brüſſel, wurde gleichfalls ſo getäuſcht, daß er erflärte, mehrere

ber Bücher ſeyen feineêmege einzig, ſondern er habe Abbrücke davon in ſeiner Vibliothek.

Seche oder acht der eifrigſten belgiſchen Bücherwürmer trafen gegen den 10 Auguſt in Binche ein , und verabredeten fich, um den Notar um nähere Aufſchlüſſe anzugehen . Dieſer machte große Augen , erflärte, er wiſſe von gar nichts, er fenne feinen Grafen Fortſas, und das Schloß, wie es in der Einlei tung beſchrieben werde, eriſtire gar nicht. Der Schwant war ſomit aufgedeckt, und es ergab fich ſpäter, Daß ør. Chalons, Präſident der bibliographiſchen Geſellſchaft zu Mond , das Ganze verfaßt hatte. Der Aerger der myftificirten Bücherwürmer war nicht gering, aber um nicht ausgelacht zu werden , verſprachen

fte fich die Sache geheim zu halten . Aber Baron Reiffenberg

Signalen.

Granit -. und Baſaltſtücke lagen auf der Straße zerſtreut und

gaben der Diligence harte Stöße ; aber niemanden, meinen Nachbar Camote ausgenommen , fiel es ein fich darüber zu beklagen. Dieſer ehrenwerthe Ranchero, den ſeine Wunde am Bein ſehr zu beläſtigen ſchien, machte ſeinem Schmerz in Flüchen Lnft, während er jedoch fort fuhr feine Cigarrette zu rauchen . Gott hat dem Menſchen das Pferd gegeben, und die Menſchen find es, welche die Wagen erfanden, ſagte er ; dieſe Erfindung iſt eine Nuch lofigfeit. Hole der Teufel meine Seele beim jüngſten Gericht, wenn ich mich jemals wieder in ſolchen Kaſten ſperren laſſe !.... Gott, wie ich leide ! Caramba , daß dieſe verdammte Rugel auch gerade mein Bein treffen mußte ! .... Ihr leidet alſo an einer Schußwunde, Señor ? fragte ich.

Wer ſpricht von einer Kugel ? antwortete Camote in ſehr übler Laune. Nun , Jhr .

Ihr , warum nicht gar ! Ich wurde von einem Pferde geſchlagen, das iſt alles.

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Dann habt Ihr Unrecht bie Diligencen anzuflagen, und die Pferde ſo ſehr zu loben. Ihr ſeht wohl , daß bei der Pein meiner Wunde ich nicht recht weiß, was ich ſage, um bald über dieß bald über jenes mich zu beklagen. Gin Stier hat mich gefloßen . Mag reyn ; wie es Euch beliebt. Nur beſorge ich, Ihr werdet es nidht aushalten noch drei Tage im Wagen zu fißen . Wie ! drei Tage ! Ich werde, wie ich hoffe, vor einer halben Stunde bei Hauſe angelangt ſeyn. Mein Dorf liegt am Eingang des Pinal, höchſtens einige Flintenſchußweiten vom erſten Fußpfade links , den wir treffen . .

ou Goo n

Da nade dieſen neuen Eröffnungen mir Camote's Freundſchaft min. der nöthig ſchien, brach ich das Geſprädi ab und zündete eine Cigarre an. Zehn Minuten ſpäter ließ ſich einige Schritte von uns das Gebell

eines aufgeſchredten Coyote - hören, den wahrſcheinlich unſere Diligence verjagt hatte. Camote hob rard den Kopf in die Höhe , mit einer Bewegung , ähnlich der eines Nacepferedes, das den Schall einer Trompete hört, und horchte aufmerkſam .

Es iſt ein Coyote, den wir beinahe überfahren hätten , ſagte ich.

Ganz richtig. Ich bin aus Huamantla. Bei dieſer Antwort des Camote ſperrte der Senator die Augen weit auf, und die Señora Flores rief mit ſchwer zu beſchreibendem Erſtaunen : Wie, Señor, Ihr der gegen alles ſo gleichgültig ſcheint, was ihn umgibt, Ihr reyd aus Huamantla !

Der Randhero ſchüttelie verneinend den Kopf und ſchien ſeine Auf merkſamkeit zu verdoppeln. Gine Minute ſpäter, warf Camote ſeine halbverbrannte Sigarette weg, und die Arme freuzend , fauerte er ſich ſo klein als möglich zuſammen . Achtung, meine Herrn und Damen ! ſagte er ; wir werden angegriffen. Kaum hatte er dieſe Worte geſprochen als ein furchtbares Geſchrei erſcholl. Fünfzehn Neiter, die Geſichter mit Ruß geſchwärzt, und außer:

Camote , der bis dahin die ſtattliche Lucinda Flored gar nicht zu

dem mit einem leichten ſchwarzſeidenen Tuche bedeckt, famen von der

bemerken ſchien, begnügte ſich damit, ihr durch bejahendes Kopfniden zu antworten, und fing an, eine neue Cigarre zu rollen. Dieſes Huamantla, das jeder von uns ſo genau zu kennen ſchien , genießt in der That auf dem Wege von Vera-Cruz nad Merico einer großen Berühmtheit , und wir fönnen verſichern, daß dieſer Ruf feineswegs uſurpirt iſt. Dieſes Dorf

bewaldeten Höhe zu unſerer Nechten her, und uncingten unſere Diligence.

Aber dieſes Dorf iſt ja Đuamantla !

allein liefert mindeſtens neun Zehntheile der Räuber, welche die Diligen cen plündern . Der Pfarrer , der Alcade , die Männer und ſelbſt die Kinder über vierzehn Jahre find dort alle Räuber. 3d weiß nicht, ob

fie dieſe Induſtrie ihrer Denkungsart oder vielmehr der trefflichen Lage ihres Dorfes am Eingange des Pinal verdanken ; Naub iſt der einzige

Dieſe Reiter , alle mit Sábeln , Piſtolen und Büchſen verſehen , ſchlugen auf uns an , und fließen ein Geſchrei aus , das eine Bande

Huronen beſchämt hätte. Indeß fuhr die Diligence immer weiter. Alto Cochero ! Halt Kutſcher , rief einer der Reiter , welcher auf einem prächtigen Nappen ſaß , und der Anführer der Quadrilla ſchien . Der Kutſcher gehorchte, wie es ſcheint, dieſer Aufforderung nicht raſch genug , denn derſelbe Reiter , ſich zu einen der Seinigen wendend rief : Gib Feuer auf den Kutſcher !

Handelsverkehr , den fie treiben , und der einzige Erwerbezweig ihres

Ein Schuß knallte und ihm folgte unmittelbar der Fall eines ſchweren Körpers. Die Diligence hielt nun ſogleich. Dieſer Auftritt

Gebietes.

hatte ſo plößlich und gegen mein Erwarten ſtattgefunden, daß ich noch

Nach dem Geſtändniß, das uns Camote ſo eben abgelegt hatte, und beſonders in der Lage, worin wir uns befanden, indem wir jeden Augen: blid angegriffen werden fonnten, war die Freundſchaft des ehrenwerthen Ranchero nicht zu verachten ; auch beeilte ich mich das Geſpräd, wieder anzuknüpfen , um mir ſein Wohlwollen zu erwerben zu ſuchen. Ihr habt alſo die Ehre aus Huamantla zu ſeyn, Señor ? ſagte ich, mich vor ihm verbeugend , deſſen Einwohner einen ſo großen Ruf von

feine Zeit gehabt darüber nachzudenken , wie ich mich verhalten ſollte, ald ich ſpürte wie mehrere Gewehrläufe ſich gegen meine Bruſt ſüßten.

1

Meine Reiſegefährten befanden ſich in ganz ähnlicher Lage, und dachten

wohl eben ſo wenig an einen unmöglichen Widerſtand. Als die Sal. teadores an unſerer äußerſt beſcheidenen Haltung gewahr wurden , daß

ihr Unternehmen ſon halb geglüdt fer, öffneten ſie die beiden Wagens

ſchläge, und forderten und unter ſchrecklichen Flüchen auf, auszuſteigen.

Señor, ſo wohne ich zwar dort, aber es iſt nicht meine Heimath, ich

Wir beeilten uns dieſem Befehle eifrigſt zu folgen, denn fortan war im Gehorſam unſer einziges Heil. Erſt nachdem ich auf dem Boden Fuß gefaßt hatte, konnte ich das

bin aus Leon.

Ganze dieſes Auftrittes erfaſſen , bei dem ich unglüdlicherweiſe mich als

Tapferfeit genießen.

Meiner Treu ! Fie find auch beffen würbig. Was mich betrifft, Ah, aut leon ! Dann ſeyb 3hr alſo im Fortſchritt begriffen.

Mitſpielender befand. Die Pferde der Diligence wie durch Zauber logo

Wie bad ?

geſpannt, waren an die Väume am Fuße des Berges gebunden. Neben den Rädern der Diligence frümmte ſich ein Mann vor Schmerz in einer Blutlache ; es war unſer Kutſder. Der Senator Moratin mit zuſam . mengefniffenem Munde, fahlem Antlig, und gläſernen Augen glich einem Abbild der Furdt; die ſchöne Jeſuſita, bleich wie Attala auf Girodets Bild , hob ihre Augen vell Thränen zum Himmel empor.

Kennt Ihr denn das berühmte Sprüchwort von der Stadt Leon ?

Ganz gewiß , antwortete Camote. En la villa de Leon

En cada casa un ladron ,

Y el que no lo es Tiene amistad con ladrones .

Doña Lucinda Flores, ganz in die Sorge für ihren Anzug vertieft, (In der Stadt Leon iſt in jedem Haus ein Räuber, und der es nicht ift, hält Freundſchaft mit Räubern.) Aber wo Teufel ſeht Ihr da einen Fortſchritt ?

brachte ihre Bänder in Ordnung und ſchien nicht im mindeſten erſchreckt. Der tugendhafte Camote aber ſchwamm wie ein Fiſch im Waſſer, und fah mit dem Auge eines Kundigen und Meiſters allem zu , was vorging.

Weil zu Huamantla die beiden erſten Verſe des Sprüdworts ge

( Fortſepung folgt.)

nügen ; bei Euch gibt es feine Müßigen.

Ady ja , das iſt wahr ! antwortete Camote lachend. Zu Leon iſt man muthvoll; aber es gibt träge Leute, während e8fdheint daß zu Huamantla alles arbeite. Dieſes naive „ es ſcheint“ gab mir die beſte Meinung von Camote's Beſcheidenheit. Und benft 3hr, Señor , daß wir heute angegriffen werden, fragte id ihn .

Das würde mich ſehr verwundern , ſagte er ; es iſt gerade heute das Feſt des Scußpatrons unſeres Dorfes, und an ſolchen Tagen arbei tet man zu Huamantla nicht. Nun , ſo ſey Guer Soußheiliger geprieſen. Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Die alte Fauna von Neuſeeland. In einem neuen Vor: trag des Hrn. Mantells über die foſfile Fauna Neuſeeland8 wurde mit

der allgemeinen Bemerkung geſchloſſen : ,,Neuſeeland war ſomit von einer ſehr alten Zeit an von einer eigenthümlichen Race Vögel bewohnt, mit faſt gänzlicher Ausſchließung von Säugethieren und Reptilien, ein Gegenſtück zu gewiſſen geologiſchen Perioden , wo Neptilien entweder

allein oder größtheils vorherrſchten, wie dieß mit den Galapagod- Inſeln noch ießt der Fall iſt.“

(Athen. 20 Februar.)

1 Eine Art Schakal .

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. u". 62.

13 März 1848.

Der Dſchohasmi. „Er wirb ertrinken ! Er iſt ein tobter Schia ." Seht bort ſein Boot, es treibt in die See." — Aber wie gut der Kund

„ Ihr Männer von Mascat, warum rettet ihr euren Bruder nicht ?" Die Frage erregte ein allgemeines Gelächter und einer ere

ſchwimmt!" – „Ja, aber bemerkt, er fennt die Brandung nicht.

wieberte :

Seht, er kann nicht aus den tiefen Wellen herausfommen !" Dieſe Bemerkungen machten einige Araber gegen einander, welche am Ufer in der Nähe des Hafens von Mascat die Anftrengungen eines Schwimmers in der Brandung beobachteten , die

unſer Vater und der Sohn eines Hundes unſer Bruder ? " „Gr iſt ein Perſer, ein feperiſcher Schia ," ſprad, ein ans derer, laßt ihn umfommen ; möge ſeines Vaters Grab veruns

bis zu ihren Füßen rollte. Indeß bezeigten ſie dabei die größte

reinigt werden.“

Gleichgültigkeit; einige ſaßen gefauert auf dem Sande, andere

„Laßt ihn Ali, ſeinen 3mam , anrufen ," höhnte ein britter, „ vielleicht fommt er von Kerbelah und retter ihn.“ „Er iſt ein Berlenhändler,“ rief ein vierter, welcher für einen Wikbolt galt, ohne Zweifel will er Perlen ſuchen. Seht

ftanden gehüllt in ihre Mäntel.

3nbem fte bem linglüdlichen

ruhig zuſahen , fümmerte ſie beſſen wahrſcheinliches loos weniger als bei Europäern der Fall geweſen wäre, oder bei ihnen ſelbſt, wenn es einen Hund betroffen hätte. Der Menſd), welcher zu

obigen Bemerkungen Veranlaſſung gegeben hatte, war offenbar in der größten Gefahr.

Sein Boot war von den Sturzwellen

umgeſchlagen und von ihm weggetrieben ; ſein Leben hing nur von ſeiner eignen Kraft und von einem Ruder ab, welches er glüdlicherweiſe erfaßt hatte. Dbgleich ein guter Schwimmer, wußte er fich in der Brandung nicht zu helfen , wie einer der

Zuſchauer bemerkt hatte, unb indem er fich zwiſchen zwei Wellen bielt, wurde er häufig von einer Sturzwoge gänzlich bedect,

„ Unſer Bruder ! in Allah'& Namen , wann war ein Hund

nur, eben taucht er unter !" Ein Gelächter folgte dieſem elenden Wiße, in welches nur

der Didyobasmi nicht einſtimmte. Dieſer ſtand einen Augenblic als wäre er unentſchloſſen unb murmelte bor fich hin : re ift beſſer Leben zu retten als zu nehmen. Ich bin dir ungehor ſam geweſen , mein Vater ! Ich habe Leben genommen . Sou ich nicht ein Leben retten ? Leben um Leben . Ein Perſer für einen Mobaſjani."

Dann wandte er ſich plößlich an einen ber

welche fichtlich ihn mehr und mehr betäubt und geſchrächt hatte,

Araber von Mascat, welcher müſſig daftand, mit den Worten : Hüte mir bie Luntenflinte, dieſen Mantel, Shawl und

wenn er wieder an die Oberfläche fam. Die Meinung der Araber

Gürtel, auch mein Schwert, meinen Schild , nebſt Meſſer und

über ſein Schickſal würde zur Wahrheit geworden ſeyn, wenn

Patrontaſche," indem er dieſe Dinge abnahm und auf den Sand

nicht ein Fremder zu ihnen getreten wäre. Es war ein junger

legte. „ Ich wil den Hund von Schiah retten.“

Mann von 18 oder 20 Jahren, nach Geſicht und Tracht ein Araber, aber offenbar verſchieben von den andern, welche fämmt-

Das Erſtaunen Der Araber bei dieſen Worten zu beſchreis ben wäre unmöglich, denn daß ein Dichobasmi ſein Leben in Oes fahr bringen ſollte um jemanden zn retten, der nicht von ſeinem Stamme, war ſchon auffallend genug, aber daß er einen Perſer, einen Reper, retten wollte, das war gänzlich unbegreiflich.

lich Mascatis oder Einwohner der nahen Stadt Mascat waren. Die weißere Geſichtsfarbe bes Fremben, beffen ſcharfgeſchnittene

Züge, der ernft ſeine ſchönen Geſichte, welcher fich ber Melancholie näherte, nicht weniger wie der geſtreifte Shawl von Baumwolle und Seibe, woraus ſein Turban beſtand, und die lange Luntenflinte auf der Schulter zeigten deutlich , daß er vom Stamme Der Dichobaſſem war, der berüchtigten Geeräuber im perfiſchen Meerbuſen oder dem Meer von Babrein wie die Araber ſagen .

Stumm ſtarrten fte ben Jüngling an wie er Kleider unb Waffen ablegte, dann einen Felfen , welcher in das ſchäumende Meer überragte, hinauffletterte und den günſtigen Augenblick erwars tete um fich herabzuſtürzen. Laut ſchrieen fte auf als er, mit dem Kopfe voran, in die Wellen ſprang, und wohl eine Minute

Er war von Kopf bis zu Fuß gehüllt in einen langen Mantel

lang verſchwand, bis man ſeinen Kopf wieder, aber weiter ents

von ſchwarzem Zeuge aus Kameelhaaren gewebt, und darunter

fernt und in der Nähe des Perſers, gewahrte.

hörte man Waffen flirren, wenn er fich bewegte. Er nahete mit

ein bewunderndwerther Schwimmer ," riefen einige, und alle folgten ſeinen Bewegungen mit der größten Aufmerkſamkeit. Der Jüngling war jegt nahe bei dem Ertrinkenden und padite

eiligen, herriſchen Schritten , wie einer der noch nie vor einem

Gebieter geſtanden hat, ſeine tiefliegenben ſchwarzen Augen um . herrollend unter dem Schatten ſeines dicen Turbans. Inbem fein Blick auf den Schwimmer fiel, deſſen ſchwache Vewegungen gånzliche Erſchöpfung berriethen, rief er mit ſchneller, ſcharfer Betonung ben andern zu :

„Bismillah,

dieſen mit feftem Griff. A18 er aber bon ihm unter Das Waſſer herabgezogen wurde, ſtieß er einen fürchterlichen Fluch aus, und war im Begriff jenen mit der gebauten Fauft von fich zu ſchleus

bern. Allein eben ſo raſch raffte der Dichobadmi alle feine Kräfte

wos

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soon

zuſammen, und zwang jenen loszulaſſen und das eine Ende des Ruders wieder zu ergreifen, während er am andern Ende fich haltend jenen nachſchleppte. So wurden ſie zuerſt ſeewärts

Beduine vom Stamme der Dichohaſlem und rette nicht leben um

getrieben und zuſammen untertauchend, ließen fie bie gewaltigen Sturzwellen harmlos über fich wegbrauſen, bis ſie endlich eine Woge von ungeheurer Größe beranfommen fahen. 3eßt," drie

barüber , daß er ſeine Rettung einem von dieſem gefürchteten Stamme verdankte . „ Und warum haft du mein Leben ges

Lohn , " erwiderte jener falt.

,,Du ein Dichobadmi !" rief der Kaufmann von Erſtaunen

rettet ? "

der Dichohasmi, „wende bein Geſicht zum Lande und ſchwimme um Dein Leben . “

,,Um meinem Vater zu gehorchen ," entgegnete der Züng ling.

Indem er dieſe Worte ausſtieß, hob die mächtige Woge ſte hoch empor, und der Jüngling wußte mit Kraft und Gewandt

,,Deinem Vater ?" ſprach jener , indem er um ſich ſchaute ; „Wo iſt er ? ich rebe ihn nicht."

heit das Ruder auf der Höhe derſelben ſo im Gleichgewicht zu

„ Er iſt tobt, " erwiderte finſter der Beduine ; „nur um ihm

erhalten, daß fie mit der Schnelligfeit eines Renners bem Lande zugetrieben und hod) auf das Ufer hinaufgeſchleudert wurden. Seßt eilten etliche der Araber herzu und zogen ſie noch höher

zu gehorchen und Leben um Leben zu geben, rettete ich Dich ." ..3ch verſtehe dich nicht ," ſagte der Perſer, welchem die ſonderbare Antwort wie ein Räthjel erſchien . Der Dichohadmi fah umber und ſchrieg, als wenn er mit ſich uneins wäre, ob

hinauf, damit die zurüdweichenden Waſſer fle nicht wieder in von der Gewalt, womit er an die Küſte geworfen war, erhob fich raſch, wiſchte das Seewaſſer von ſeinen Gliedern und aus

er jenem antworten Tolle oder nicht. Die übrigen Araber, Durch den Vorfall nicht mehr intereſſirt, waren znr Stabt zus rückgefehrt unb jene beiden allein geblieben. Endlich fand er

ſeinem bichten ſchwarzen Saar, und legte dann ſeine Kleider und Waffen idyweigend an. Nur als er den balbtobten Perſer

zu thun wäre ſein Inneres von einer drückenden Laft zu bes

beranſchleppen ſah, äußerte er : „Legt den Narren auf den Sand

freien, als die Neugier des Kaufmann

das Meer ſpülen fonnten .

Der Jüngling , obgleich etwas betäubt

und laßt ihn von der Sonne trodnen .

Worte, aber mit einer Miene, als wenn es ihm mehr Darum

zu befriedigen .

Er wird ſchon wieder

„ Ich weiß nicht, wie es dich intereſſiren fann zu erfahren,

ins Leben fommen wie eine ertrunfene Fliege . " Wirklich begann in wenigen Minuten der Gerettete ſeine Glieder auszuſtrecken und Bewegungen zu machen, als wenn er

aus welchem Grunde ich dein Leben gerettet habe ; wenn du eß aber gern wiſſen möchteſt, ſo höre. Mein Vater war ein

ſchwimmen wollte. Dann ſchauberte er, öffnete und ſchloß die Augen, bis er endlich langſam fich aufrecht ſepte, ſeine Augen

rieb und um ſich ſtarrte. Seine erſten Worte waren : „D, meine Freunde, im Namen Allah's und ber heiligen Propheten ſagt mir, wo iſt mein Boot ? und meine Sllaven, find fie gerettet ?" „ Dein Boot, o Sadi," antwortete einer der Araber, „ift ohne dich auf dem Wege nach Buſchir, wober bu gefommen biſt, wie ich glaube ; und deine Sklaven ſind zwiſchen den Pers len auf dem Meeresgrunde . "

Der unglüdliche Raufmann hatte dieſe Worte fauin ver nommen, ſo raufte er ſein Baar und ſchlug ſeine Bruſt wie ein Wahnſinniger. „D, unglüdlicher Tag ,“ rief er aus , , 0 meine getreuen

Sflagen Seid und Baba ! o, mein gutes Boot, das mich 100 Zecchinen gefoſtet. Ich armer Menſch ! wie ſoll ich nach Bu ſdir zurückebren ? Wie ſoll ich vor Zemin Khan treten , ber

mir ſo viel Geld zu meiner Speculation gelieben bat ? D, ich Unglüdlicher, ich wollte ich wäre mit meinen Sklaven und meis nem Boote untergegangen !"

Der Dichobami, welcher dieſen Ausbruch der Verzweiflung mit Mienen voll tiefer Verachtung angehört hatte, unterbrach ihn jest :

Scheich von der Familie Beni Amru zu Ras el Rheima . Man ſchäşte ihn als den weiſeſten Mann vom Stamme der Dichohaſſem und gehorchte ſeinen Ausſprüchen wie Denen des Radi in der

Stadt hier, denn fie waren weiſe und gerecht. „ Alſo," unterbrach ihn der Kaufmann, „ waren ſie nicht wie die Urtheile des Kadi . Mögen die Hunde die Gebeine fei ner Mutter freſſen ! Gr hat mich um 20 Piaſter geſtraft, weil ich nach falſchein Gewicht verfauft hätte . Die Gewichte waren nur um ein Härchen zu leicht, Durdy bloßen Gebrauch etwas abgegriffen . D , Der Smurfe ron einem Richter ! Ich habe ihm

60 Piaſter bezahlt, damit er mir ein gunſtiges Urtheil gegen einen Hindu geben follte, aber ich verlor meine Sache, weil er dem Hindu Geld ſchuldete. Möge ſeines Vaters Grab ver unreinigt werden ! &r iſt ein Richter für Giaurs und Türfen , aber nid )t für Rechtgläubige." „ Das mag wohl ſeyn," erwiderte der Dichobasmi, und ſein finſteres Geſicht erhellte fich , aber nur für einen Augenblid .

„ Mein Vater war überdem ein Lörre im Kriege, und ſein Muth Der Flamme Des Feuers zu vergleichen . In ſeiner Jugend ents brannte ſein Zorn durch ein beleidigendes Wort eben ſo raſch als eine Flinte losgeht, wenn die Lunte das Pulver berührt. So waren ſtets die Beni Amru, ſo war ich auch, denn ſonſt wäre ich wohl nicht hier.

Nun geſchal) es, daß mein Vater in

feinen jüngern Tagen einen Mann von der Familie Zobeyi im Streit erſchlagen hatte.

Sie ftritten um die Beute eines Frans

„ Wenn das dein Wunſch iſt, Sadi , ſebe, ſo iſt vor dir das Meer ! Sev verſichert, ich werde dich nicht noch einmal

hindern , deine Gfladen aufzuſuchen , welche jept Dem Hays und Sägefiſch zum Futter dienen . “

Dieſe Worte braditen den Kaufmann wieder zur Vernunft, ober fte änderten vielmehr feinen Greengang. „O, vortrefflicher und würdiger Jüngling," rief er, „ bu beſigeſt die Stärfe des Sal und den Muth Ruſtems, wie viel verdanke ich dir ! Weye mir, daß ich ein Bettler bin und meine Danfbarfeit nicht bethätigen fann . Aber vielleicht vermag ich noch etwas zu thun . Biſt du von Mascat ?" „Ich bin ein

kenſchiffs, und mein Vater fämpfte mit jenem und tödtete ihn. Da dieſer Weber Vater, noch Bruber, noch Dhein hatte, ſo blieb die

That ohne Folgen, denn die Beni Amru waren ſehr mächtig. Aber der Mann hatte einen Sohn , der zu jener Zeit noch nicht ſprechen fonnte, und dieſer wuch bei ſeiner Mutter auf, welche ihm erzählte was vorgefallen war. Und als vor Drei Monaten mein Vater allein vor dem Eingange ſeines Zeltes 116, ſchlich jener ſich hinter ihn und ſtieß ihm feinen Dolch in den Rücken , indem er ſprach: 3ch bin 18 , der Sohn be8 Daud 36n Zobey, ich räche meinen Vater. Hierauf floß er in vie Wüſte.

,,218 ich nun , von Schmerz und Wuth ergriffen , zu meinem

247

Vater fam , reichte er mir bie Hand und ſagte : Khalil, mein Sohn , ich ſterbe ; jebem iſt fein Lob vorher beſtimmt, barum 3 habe gråme dich nicht, ſondern beachte was ich dir fage. Ich lange gelebt, habe die Wallfahrt nach Mecca gemacht und viele

Gosons

gehoben war. Im Laufe ſeiner Mittheilungen drüdte er ſein Erſtaunen aus über manche Aehnlichfeiten in Sitten und Sprachen bei ſehr weit von einander entfernten Völfern. Sr. G. von Gidthal hob bei dieſer

Gelegenheit namentlich dag in ganz Afrifa herrſchende Erbfolgegefes

Weisheit gewonnen . Deßhalb, mein Sohn, höre ießt meine

hervor, dem zufolge die Vererbung ftete nach der weiblichen, nicht nach

legten Gebote.

Räche nicht meinen Tod im Blute Des Sohne

der männlichen Linie geht. Der Zweifel über die Nachkommenſchaft

Dauds , denn ich erſchlug ſeinen Vater, und Leben um Leben

fann allerdings bei der weiblichen Linie gar nicht eriſtiren. Der Araber 3bn Batuta fennt und erwähnt ſchon dieſe Sitte , nimmt aber großen Anſtoß daran , ſie iſt jedoch einer der charafteriſtiſchen Züge der Geſells ſchaftsverfaſſung in Afrifa. Mehrere Redner wollten dieſe Sitte auf die Polyandrie zurüdführen, wo die weibliche Linie gleichfalls natürlich iſt.

heiſcht die Gerechtigkeit.

Warum noch mehr Blut ? Wenn er

dir Sühngeld bietet, ſo nimm es an und mache mit ihm Frie den . In der Schlacht aber ſey bray wie ein Löwe, tödte und ſchone die Feinde nicht und nimm bie Beute, denn alſo iſt es den Rechtgläubigen vorgeſchrieben . Aber in der Zeit des Fries dens laß beine Hand vom Dolche, denn eine blutige Hand wird nimmer gedeihen . Es iſt beſſer Leben zu retten, als zu ver nichten. 3eßt, mein Sohn , ichwöre mir, daß du meine Gebote halten willſt, denn die Beni Amru find ein gewaltthätiges Ges

ſchlecht, und eifrig Blut zu vergießen ."

Da dwur ich denn

meine Hand zu laſſen vom Meſſer in der Zeit des Friedens, und eher Leben zu erhalten, als zu vernichten . Mein Vater

in Afrifa aber , wo der Verkehr der Geſchlechter ſehr frei iſt , hat die

Ungewißheit über die wahre Fortpflanzung des väterlichen Blut& zu einem ähnlichen Ergebniß geführt. Hr. Froberville erklärte , er habe nur auf Madagascar einige Spuren von Vielmännerei gefunden , im Allgemeinen aber nehmen die Afrifaner das Princip der Nace ſo aus

ſchließlich in den Weibern an, daß fie den Frauen vom föniglichem Blut faſt allenthalben erlauben , ihren Gatten aus jeder beliebigen Glaſſe, wenn es nur ein ſchöner Mann iſt , zu wählen. (Nouv. Ann . des Voyages.

Januar.)

ftarb . "

Der Capitän

„Und du haft deinem Vater gehorcht und deinen Eid gehalten, da du mich gerettet," ſprach der Kaufmann .

„ Ich bin meinem Vater ungehorſam geweſen und habe mei nen Eid gebrochen ," entgegnete der Jüngling . Höre weiter. A18 mein Vater ſtarb, war ich im Begriff, Amine, die Tochter

Beaveduria.

3 weiter Abſchnitt. ( Fortſetzung .)

Nachdem die Salteadores uns alle in eine Neihe geſtellt, begannen

zufällig ſechs Tage zuvor mit Beya, ihrem Bruder, einen Han

ſie ſogleich ihr Werf. Zwei von ihnen traten aus der Gruppe der Cuadrilla , die uns umringte, und nahten ſich ung , der erſte mit dem Hute in der Hand , der zweite feine Büchſe gerichtet, geſpannt , zum Feuern bereit. Die Operation war übrigens ſehr einfach. Es handelte ſich nur darum, daß wir aus unſern Taſchen Gold, Silber und Kleinode

del um dieſen Dolch, den Du ſieheſt, gemacht, aber er war ein

zogen , die fidy allenfalls darin befanden , und dann alles in den Hut

Schurke und ein Hund, gierig nach Gewinn wie ein Jude und

warfen , den der erſte Salteador hinbot, wenn wir nicht im Fall der

des Scheich Abdallah von der Familie Mohaſſan, die lieblichſte Jungfrau von Ras el Kheima, zum Weibe zu nehmen ; wir waren ſeit unſrer Kindheit einander verlobt.

ränkerol wie ein

u.

Nun hatte ich

Er ſchwur, der Dolchgriff ſey von

!

Widerſeßlich feit eine Kugel aus dem Carabiner des zweiten in die Bruſt

befommen wollten. Der Hut des Räubers wurde zuerſt mit einer ge Silber , und du fiehſt, es iſt nur Supfer mit Silber belegt.

A18 ich dieſes gewahrte, warf id, ihm den Dolch vor die Füße

wiſſen Zuvorkommenheit dem Senator hingeboten , der eine llhr , eine Kette , einige Goldungen und eine Handvoll fleiner Silbermünzen hin:

und ſprach : ,,du Sohn des Scheitan haſt mich betrogen ; hier

einlegte ; er überging darauf die arme Jeſuſita und hielt aufs neue vor

iſt Dein Dolch und gib mir meine zehn Piafter wieder. " Er

Doria lucinda Flores , die ein reiches Halsband und einige Piaſter opferte. Da ich auf Doña Lucinda folgte , ſo beeilte ich mich meine

wollte aber nicht und wurde im Geſpräch bitter und beißend wie ein Hund, der er war, und ſchleuderte das Meſſer nach meinem Haupte. Siehe," ſprach der Jüngling, und zeigte eine

friſche Wunde an ſeiner Schläfe, dann fuhr er fort : „ Jeft aber kochte Das heiße Blut Der Beni Amru in meinen Adern,

alte filberne Uhr, und meine dreißig Piaſter Münze darzubieten ; dann fühn auf meine Taſchen Flopfend , die nur noch einen armlichen matten Ton von fich gaben, wandte ich mich zu meiner Rechten, zu Camote, an dem nun die Reihe war. Camote nahm fich nicht die Mühe von dem

und ich ſtieß ihm Den Dold in die Rippen. Er ſagte fein Wort mehr er war todt. Drei Tage lang berbargen und

geladenen Carabiner der ihn bedrohte, Notiz zu nehmen, dagegen ſchien

ſchüßten mich meine Brüder und Verwandten ; aber die Mo

Pade dich, rief Camote wüthend, hat man mich denn je beraubt,

ihm der şut tiefes Staunen zu verurſachen .

Gib oder ich ſchieße, rief ihm der Salteador barſch zu. haſſan waren ſtärker als wir, und ich floh um Sicherheit zu

mich, Compadre ! id bin Camote.

finden hieher, hinter die Mauern des 3mam von Madcat.

Was geht das mich an, entgegnete der Salteador, ob du Camote biſt oder nicht; beeile dich, oder ich gebe Feuer. Ja ſo , Ihr ſevd alſo aus der Tierra a Dentro , und hier ganz unbefannt ! Muß ich Gud denn wiederholen , daß ich Camote bin, Camote aus Huamantla ! Was zum Teufel ! Das fönnt' Euch doch genügen . Du willſt mir nicht gehorchen ? fuhr der Räuber fort. Caramba ! das fehlte mir noch! ganz gewiß nicht ! Nun , ſo nimm das hin ! rief der Salteador raſch den Finger auf

Deßs

halb rettete ich dein Leben, um das Leben zu fühnen, welches

ich genommen , denn ich hatte den Eid gebrochen, ſo ich meinem Vater geſchworen habe. Obgleich du nur ein Perſer und ein Shia biſt, fo Denfe ich iſt doch dein Leben eben ſo viel werth, als das des Zeyn Ibn Abballah ." ( Fortſepung folgt. )

.

das Schloß ſeiner Büchſe drückend.

Einige Nachrichten über die oftafrikaniſchen Völker. r. Gug . de Froberville trat in der ethnologiſchen Geſellſchaft zu Paris auf und theilte einige Punfte einer ethnographiſchen Arbeit mit,

welche er während eines 14monatlichen Aufenthalts auf der Inſel Bours unternommen hatte. Or hatte früher ſchon eine Arbeit über die Sprachåhnlich feiten dieſer Völfer ausgeführt, und legte

bon und auf Maurit

jeßt Zeichuungen vor, in denen namentlich der Typus der Nacen hervor

Ein ſchrecklicher Rnall ließ fich hören, und ich fand mich von Feuer und Rauch umgeben. Durch den Lärm und das Feuer betäubt blieb ich einen Augenblid mit geſchloſſenen Augen und wußte nicht recht, ob

die Kugel mir nicht in die Bruſt gefahren ſey. Ginige Secunden nach: her , als ich um mich blidte , ſah ich zu meinem äußerſten Erf en Camote neben mir ſtehen, während der Salteador, welcher Feuer gegeben hatte, mit zerſchmettertem Schadel vor mir lag.

1

248

oson

Zweifel meine Cigarre in Geſellſchaft meines vertrauten und trefflichen Freundes , des Herrn Salazar ſelber. Indem ich ſo meinen kleinen Dfficier in ſeiner Größe und mit einer gewiſſen Macht befleidet wieder fand, bedauerte ich beinahe, daß ich den Abend vor meiner Abreiſe meia nen Nachtſad mir nicht rauben ließ. Uebrigens muß ich zu ſeinem Lobe befennen , daß Salazar das Herz zu ſehr auf dem rechten Flede hatte, um mir etwas nachzutragen ; da der indiſche Foulard ihm geblieben

Die Waffe des Banditen , zu ſtart geladen und vielleicht auch in Tohlechtem Zuſtande, hatte beim Losgehen den Henfer getödtet und ſein Dpfer verſchont. Wenigſtens hörte ich es ſo , als Camote mit Verach :

tung fich über die Leute ausließ , welche ein Handwerk ausüben wollen , das nicht das ihrige iſt. So ſchweig doch ! ſagte der Reiter mit dem Rappen, der mir auf gefallen und in der That der Anführer der Cuadrilla war ; man hatte Unrecht auf einen aus Huamantla zu ſchießen , das iſt wahr , aber im ganzen haſt du dich nicht zu beflagen.

war und der Angriff unſerer Diligence ihm einen guten Beuteantheil in Ausſicht ftellte, zeigte er fich von der liebenswürdigſten Laune. Nur vergaß der Undanfbare , daß der ſchöne Foulard einſt mein Gigenthum geweſen , und dachte wohl nicht, daß Dreftes daran ſeinen Pylades erken: nen werde. Als ich Salazar zuerſt um Erlaubniß zum Sißen bat, war es nicht allein, um aus der unangenehmen und lächerlichen Lage zu fom: men, in der ich mich befand, ſondern ich wollte auch erfahren, was aus der armen Señora Moratin geworden ſey. Umſonſt jedoch warf ic

So, Caramba ! Ihr ſagt mir das , erwiderte Camote. Aber wißt Shr , daß es bald um mid geſchehen geweſen wäre ? Durch die Aufregung beherrſcht, weldhe dieſe Scene in mir hervors rief , war ich wie ſchon geſagt einen Augenblid dem fremd geblieben, wað um mich her vorging. Mein erſter Gedanfe war an Doña Jeſuſita Moratin. Joh wollte mich nach ihr umwenden , als auf ein Zeichen des Anführers der Quadrilla zwei Banditen mich am Arm ergriffen, und mich barſch zu Boden warfen. So, liegt ftil, das Geſicht unterwärts gefehrt, oder ich ſtoße Guch mein Meffer ins Herz, raunte mir einer davon ins Ohr.

einen raſchen und ſpähenden Blic umher, die liebenswürdige junge Frau befand fich nicht mehr auf der Landſtraße. Folgendes Bild ſtellte ſich übrigens meinen Augen dar : die Diligence war quer über den Weg geſchoben, wahrſcheinlich um im Falle der Ueberraſchung als Barricade zu dienen , und wurde ungefähr von zehn Banditen durchſucht, welche die Polſter aufſchnitten und die Sißfaſten erbrachen , um zu ſehen , ob nichts darin verborgen ſen. Hinter der Diligence, am Fuß des Berges, gingen zwei Salteadores mit der Büchſe im Arm alo Schildwachen auf und nieder , zu welchem

Nach dem was vorgegangen war überzeugt, daß der Räuber Wort

.

halten würde , und in den Händen eines Mericaners weit mehr ein Meſſer als ein Schießgewehr fürchtend, gehorchte ich ohne Widerrede. Das Angreifen einer Diligence iſt in Merico ſo etwas gewöhnliches, daß es voraus angeordnet, wenige Epiſoden ausgenommen, faſt immer den: ſelben Verlauf hat. Ein Angriff theilt ſich in drei Acte : der erſte beſteht im Anhalten des Wagens , der zweite im Auoplündern der Reiſenden, und der dritte in Aufzählung der Roffer und Pađete. Wir waren alſo

Swed , fonnte ich mir nicht erflären . Nächſt der Diligence wälzte fica

unſer unglüdlicher Rutſcher in ſeinem Blute. Er ſtieß von Zeit zu Zeit einen ſchwachen Seufzer aus, und verlangte dann ums Himmels Willen

ſchon glüdlich beim dritten und leßten Acte angelangt. Meine Stellung,

zu trinfen. Die Leiche des Salteadors aber, der beim Angriff des eigen

platt auf der Erde liegend, war zur Beobachtung wenig günſtig, um fo mehr, da ein Salteador, neben mir fißend und mich bewachend, nicht aufhörte mit dem Hahn ſeines Carabiners zu ſpielen. Nichtodeſtoweniger

finnigen Camote umgekommen war , hatte man ſchon in den Abgrund dem Berge gegenüber geworfen , an deffen Rand wir und befanden. Könnte man dieſem unglücklichen Sterbenden nicht ein Glas Brannt:

wein geben ? fragte ich Salazar demüthig, indem ich nach unſerm Rutſcher

erhob ich doch endlich den Kopf ein wenig , mit äußerſter Vorſicht in meinen Bewegungen. Das half mir aber nicht viel, denn dicht vor mir

wies , deſſen neues ſchmerzliches Aedizen an mein Ohr drang. Pah ! verſeßte Salazar gleichgültig, er hat nur noch ſo furze Zeit zu leben, daß es fich nicht der Mühe lohnt, fich ſeinetwegen zu bemühen.

lag die unförmliche Doña Lucinda in derſelben Stellung wie ich , die fich durch ihre rührenden Seufzer von Zeit zu Zeit die Drohungen ihres

&& würde ihm body ſein leßtes Leiden erleichtern.

Wächters zuzog. Linfo ſah ich den Senator Andres Moratin , der in ſeiner Starrs

Nun es ren ; man gebe ihm zu trinken. Uebrigens daß ich nicht

früher daran dachte, war nur , weil ich ſelber keinen Durft verſpürte. Heda ! Freund, rief Salazar dem Salteador zu, dem die Bewachung des

heit und Unbeweglichfeit einer Leiche glich.

.

Nechts Camote, nicht liegend, ſondern figend und in guter Freund

Don Andres Moratin anvertraut war, welche durch die äußerſte Folgſamfeit und vollkommene Unbeweglichkeit des Senators faſt unnūß wurde. Bei

ſchaft mit einem unſerer Räuber fich unterhaltend. Die arme Señora Jeſuſita fonnte ich aber nirgend erbliden. Nach einigen Minuten, die mir ſehr lange dienen , begann ich zu finden, daß dieſer dritte Act fich etwas zu ſehr ausdehnte, und nicht nach den Regeln des Herfommend verlief, deßhalb ſagte ich leiſe zu dem Sal

Freund, gib doch dem Manne, ben du umgebracht haft, einige Tropfen Branntwein. ( Fortſeßung folgt.)

teador , der neben mir faß : Caballero, in der Taſche meines Dolman ftecen noch einige treffliche Havannahcigarren ; wolltet Ihr mir wohl

Dar Chriſtenthum in China. Lieutenant Forbes ſagt hier: über in ſeinem neuen Werfe : five years in Chinas : „ Ueber das Chris ftenthum in China fann ich nicht viel erfreuliches berichten , denn ich glaube faum , daß ein wahrer eingeborner Chrift im Lande fich findet, die Convertiten hängen alle an der Verehrung ihrer Ahnherrn , und theilweiſer Erfolg wurde nur den Ratholifen zu Theil, welche indeß den eingewurzelten Gehorſam gegen dieſes Sauptgebot Confutſe's nicht bes wältigen fönnen. Der Plan dieſer würdigen Geiſtlichen beſteht darin, das Land wohl vorbereitet zu betreten, fie lernen die Sprache an irgend

erlauben , Euch eine anzubieten , und mich ſelber eine rauchen laſſen, indem ich mich mit Euch unterhalte ? Es ſeyn, ſagte der Räuber ; erhebt Euch und rauchen wir. Ich wandte mid) eilig um, und ſeşte mich ohne weitere Einladung.

Wählt, Señor, ſagte ich, dem Räuber meine Cigarrenbüchſe ſehr höflich anbietend. Der Salteador zog als wahrer Renner den beſten Puro heraus, und nachdem er ihn angezündet , bot er auch mir Feuer an.

einem Punft an der Rüfte, nebſt etwas Arzneifunde oder ſonſt etwas,

Wenn ich auch ſo mitanſehen laſſe, was geſchieht, ſagte er, ſo ift cd nur, weil 3hr ein Fremder rend, und Euch zu Bera-Cruz einſchiffen

das ihnen gut zu ſtatten kommt; fie laſſen dann ihr Baar in einen großen Zopſ à la chinoise wachſen , laſſen die europäiſche Kleidung ganz zurüd , betreten das Land als gewöhnliche Matroſen und Fiſcher,

werdet , um nach Europa zurüdzukehren.

In der That , das iſt alles ſehr wahr , Caballero , antwortete

und ſuchen das Vertrauen der Eingebornen zu erlangen. Ueber ihre

ich erſtaunt. Mein Salteador hatte gleich ſeinen Gefährten das Geficht geſchwärzt und mit einer ſchwarzen Halsbinde bededt. Aber, . Staunen ! Id erfannte,

Erfolge habe ich fein Urtheil : nach einem amtlichen Berichte findet fich in Folien' ein Biſchof mit einem Coadjutor, fünf europäiſchen, neun eins heimiſchen Prieſtern und mehrals 40,000 Chriften. Gines ſolden Gr:

um ſeinen Hals geſchlungen , den indiſchen Foulard, welchen Salazar bei meiner Abreiſe von Merico ſo gewandt von mir geborgt hatte. Dieſe Entdedung war mir ein Lichtſtrahl. 34 rauchte ohne allen

Kulangſu hörte ich während eines ganzen Jahres nur von zwei Cons vertiten, und von dieſen hatte man einen im Verdacht, den Communiones teller geſtohlen zu haben ."

Verlag der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung.

folge8 fann fich die Miſfion der engliſchen Kirche nicht rühmen , zu

Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausl a n d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N " 63.

14 März 1848.

griffen, daß es nothwendig ſey, die reblichen , aber furchtſamen

Die Arbeiterfrage. Die ſo unerwartet und mit jo furchtbarer Kraft hereins gebrochene Revolution in Franfreich hat eine ſchon lange gábs rende Frage endlich vollfommen ans Tageslicht gebracht, und eine Löſung derſelben, ſo weit ſolche nämlich überhaupt möglich iſt, allen, denen es um die öffentliche Ruhe zu thun iſt, nahe ge legt. Unter den Mitgliedern der proviſoriſchen Regierung ,

Gemüther, welche mit Sdrecen das lange Aufhörer ber Ar beit fahen , zu berubigen . Einige drückten jedoch Zweifel über

den Erfolg dieſer Miſſion der Mäßigung aus .“

Dieſe Stelle

zeigt deutlich, daß die Arbeiter, denen man ſo lange von der Organiſation der Arbeit vorgeſchmaßt, endlich , nachdem bas

angebliche Hinderniß derſelben , die monarchiſche Regierung, weg gefegt war, die Vortheile derſelben genießen wollten ; daß Hr.

wenigſtens denen , die auf dem Stadthauſe wirkſam waren , er

Louis Blanc, Der Geſchichtsphiloſoph, und Hr. Albert, ber Ar

ſchien auch ein „ Arbeiter.“ Der Grund dieſer jedenfalls ſelts ſamen Erſcheinung liegt augenſcheinlich in den vorangegangenen Beſtrebungen, die Arbeiterbevölkerung der großen Fabrikſtadt Paris in die Plane der Republikaner zu verflechten. Die „ De

beiter , nicht wußten was fie ſagen und thun folten, und nichts

mocratie Pacifique," die „Reformie,“ das „ Atelier “ und ähn

liche Journale find, zum mindeſten geſagt, ſehr lautſprechende

Symptome der großen Frage geweſen : was ſoll das loos ders jenigen ſeyn , welche auf dieſe Welt nichts mitbringen als ihre geſunden Arme, ihre Thätigkeit, ihre phyſiſche und ihre geiſtige, wenn auch nur allzuvielfach vernacláſſigte Kraft ? Daß die Republicaner dieſe Kraft für fich zu gerinnen ſuchten, iſt eine ſehr erflärliche Sache, nidt minder aber, daß dieſelbe, nachdem

thun fonnten,, als — die Arbeiter in die Werkſtätten zu ſchicken . So flug fönnten andere allenfalls auch ſeyn , und die neue franzöſiſche Regierung wird es noch bereuen Hoffnungen er wedt zu haben , die ſte nie und nimmer mehr erfüllen kann. Reine Regierung fann gegen den allgemeinen Grundſat ſündigen , daß der Markt die Waare regelt ; find viele Arbeiter da, ſo iſt die Arbeit wohlfeil und der Arbeiter iſt ſchlecht daran ; find wenig Arbeiter da, ſo ift fte theuer und der Arbeitgeber

muß fich fügen ; fann der Fabrikant die Menſchenarbeit durch Maſchinenarbeit erſeßen, ſo wird er e$ thun , weil fte in der Regel wohlfeiler iſt; er muß es thun, weil ihn ſonſt der fremde Fabrifant, welcher wohlfeiler arbeitet, vom Marfte verdrängt, ſo taß er am Ende ſein Geſchäft einſtellen muß, wobei der A :

der Sieg errungen war, auch die Belohnung verlangte, die fie nach dem Sieg anſprechen zu können glaubte. Die Forderung

en

tauchte auf, daß man ihre Beziehungen zum Arbeitgeber regle

beiter gewiß auch feine Seide ſpinnt. Man hat von Antheil am Gewinn geſprochen , der dem Arbeiter zu Theil werden ſoll ; wir wollen die Möglichkeit nicht läugnen , daß es Arbeitszweige gibt, in denen dieſe 3Dee fich Durchführen läßt, und Arbeiter, die fich mit der Zeit auf den Standpunkt ſchwingen werden, auf gemeins ſame Koſten und Gefahr zu handeln, aber wie die Sachen jeßt ſtehen, iſt dieſer Antheil am Gewinn ein Unbing ;. fürs erſte kann der Geſchäft8mann einen Fremden nicht ſo genau in feine Rechnungen fehen laſſen , für zweite entſchädigen die Arbeiter ten Fabrikanten nicht, wenn er Banferott macht, und ſie wer

und feſtſtelle, damit fie nidt jeder Laune preisgegeben ſeyen , und jeden Augenblic Dem Mangel zum Raube werden fönnten .

Die Forderung ſcheint gegründet und billig, Verſammlungen baben deßhalb ftattgefunden , man hat die „ Organiſation der Arbeit“ zur Wahrheit zu machen geſucht und die Regierung gemahnt, ihrem Verſprechen , den Arbeitern Beſchäftigung und angemeſſenen Lohn zu verſchaffen, Genüge zu thun . Hr. Louis Blanc hielt als Vorfißer eine Verſammlung von

Arbeitern im Palaſt furemburg, in dem Saal, ben ſonſt die Wir führen hier aus dein Journal

ten nicht einige Jahre ohne Lohn bleiben wollen , wenn einmal

,,le Commerce" vom 2 März bie betreffende Stelle an, welche

das Geſchäft ſdhledyt geht und feinen Gewinn abwirft. Ueberall

den augenblicklichen Stand der Sache am ficherſten ſchildert :

wo man die Sache angreift , ſtößt man auf Unmöglichkeiten ,

Pairskammer einnahm.

„ Die Arbeiter verlangten eine unmittelbare, wenn auch nur

die unfehlbar, wenn man die Sache dennoch möglich machen

proviſoriſche Löſung, vielleicht ohne an die Verlegenheiten zu

wollte, die Fabrication ſelbſt in

Stocen bringen, und dadurch

ES

Denfen, welche dieſe eilige Maaßregel der Regierung erwecken

den Arbeiter in den größten Schaben, gar keine Arbeit zu

würde , wenn ſpäter das Definitive Geſeß gegentheilige Bes ftimmungen enthielte. Auf Das Anbringen der Mitglieder der proviſoriſchen Regierung, der Bürger Louiß Blanc, Albert und Arago verpflichteten fich die Arbeiter, in den verſchiedenen Duar

haben, bringen müßte. Zudem muß eß nicht wenig auffallen , Daß fich dieſe neugebackene Philanthropie ausſchließlich oder

tieren von Paris umher zu gehen, um ihre Kameraden aufzu

Lage wäre.

forbern alabald wieder in ihre Werfftätten zu geben ; fte bes

wenigſtens hauptſächlich an die Fabrifarbeiter wendet, ale ob

der kleine Bürger nicht häufig in einer noch viel ſchlimmern

Gind wir darum ber Anfit, daß die Sadie in dem jepis

250 gen Stande bleiben , daß man gar nichtë thun ſoll, um einen Zuſtand der Dinge zu ändern , der einen ſehr zahlreichen Theil

des Volfe der Noth und periodiſchem Elend preisgibt, und für die ganze Staatsgeſellſchaft von gefährlichen Folgen ſeyn kann , ja ſeyn muß ? Keineswege . Wir erklären uns nur gegen die

banalen Phraſen von „ Drganiſation der Arbeit,“ von „Uus gleichung zwiſchen Capital und Arbeit,“ und wie die Schlaga worte alle heißen . Es find dieß lauter Irrlichter, die niemand mehr ſchaben als dem Arbeiter ſelbſt, und über deren falſchen Schimmer man auch in der Regel niemand leichter aufklären fann , als den Arbeiter mit ſeinem geſunden, durch feine Theo rien verſchrobenen Verſtand. Das erſte, was der Arbeiter braucht, ift Abſchaffung der Conſumtionsſteuern, welchen Namen fie auch haben mögen , damit er nicht nothgedrungen vier Fünf

on

achtung, die fte im eigenen Lande jenen mit gleicher Bitterfeit

vergelten), um durch das zweideutige Compliment am Schluſſe der Erzählung ſeines Gefährten ſich beleidigt zu fühlen, und ſagte nach kurzer Panſe : „Kann denn nur dein leben die Freunde des Zeyn befriedigen ? Wollen ſie denn nicht Sühngelb annehmen , weil er den Streit veranlaßt hat und du ſeiner Schweſter vers lobt biſt ?"

„Und wo fou ich zweitauſend Piaſter für das Leben eines Mohaſſani finden ?" fragte der Jüngling. „So viel hat meine ganze Familie nicht.“ „ Zweitauſend Piaſter, das iſt eine große Summe," ſprach

der Perſer den Kopf ſchüttelnd; „ich bin ein armer Mann, ſo gut wie ein Bettler, und ſchulde bem Zemin Khan vorgeſchoſs ſenes Gelb.

Hätte ich mein Boot und meine beiden Sklaven

theile ſeines Lohne auf ſeines Leibes Nahrung vertrenden muß ,

nicht eingebüßt, ſo wollte ich dir zeigen wie man 2000 Piaſter

alſo Aufhebung von Mahl- und Schlachtſteuer, von Detrois und

in zwei Monaten gewinnen kann ."

Bannrechten u. ſ. w. u. ſ. w., damit der Arme ſeine Lebenômittel /

zu dem möglichſt wohlfeilen Preiſe erhalten fönne. Erſt menn dieß geſchehen iſt, werden fich die öfonomiſchen Verhältniſſe der

Armen beſſern , erſt dann wird er ſich auch in der Mehrzahl geiſtig auf eine Stufe heben, daß man mit ihm über weitere

Verbeſſerung und Sicherung ſeines Zuſtandee zu Rathe gehen kann . Ein dringendes Bedürfniß iſt eine Beſteuerung der Fas brifen ſo wie der fabrifmäßig arbeitenden Handwerker, je nach Der Zahl der Arbeiter die ſte beſchäftigen , eine Beſteuerung, welche der Gemeindeaufſicht unterliegen und zur Erleichterung der Alten und Kranken unter den Arbeitern, ſo wie zur Unter ſtüßung ber ohne Schulb Geſchäftsloſen dienen ſoll. Das find

Vorſchläge, die zu einem praktiſchen Reſultat führen, zu einem Reſultat, das der Arbeiter verſteht, deſſen gute Folgen er ein ſteht, und das er aus Intereſſe, dem wichtigſten Beweggrund menſchlicher Handlungen, ſelbſt zu fördern bemüht ſein wird.

Menſchenfreundliche Arbeit&herren haben dieß zum Theil ſchon aus eigenem Antrieb gethan , aber dieß reicht nicht hin, es muß

allgemeine Verbindlichkeit ſeyn, und dieß iſt um ſo nöthiger,

als überhaupt der neue Gewerbetrieb die vereinzelten Arbeiten immer wenig ergiebig und die geineinſchaftlichen Arbeiten noth wendiger macht, ein Stand der Dinge, welcher für den fleinen Gewerbemann mit jedem Tage Drüdender wird.

„Wie meinſt du das ? "

fragte haſtig der Beduine, „ burch

Raub ? Weißt du etwas von Beute ? Joh habe ein gutes Boot morin ich von Ras el Kheima fam und drei ſtarke Sklaven, in der Schlacht ſo muthig wie Löwen .“ „ Ich weiß von keiner Beute,“ entgegnete lachend der Kauf mann, „und außerdem bin ich zu alt zum Fechten . Aber find Deine Sklaven ſo gute Schwimmer wie du ? Können ſie eben ſo gut tauchen ?"

„Wie ! meinſt du, wir ſollten Perlen ſuchen und 2000 Pias

fter in zwei Monaten damit erwerben ? Bin ich ein Dummfopf, daß du mir in den Bart lachen willſt."

„ Gi, ſo höre nur, vortrefflicher Jüngling. Blume der Bes Willſt du bei ber heiligen duinen, ſey doch nicht ſo haſtig. Kaaba und beim Grabe des Propheten ſchwören , daß das was

ich dir entdecken werde, ein verſchloſſenes Geheimniß in deiner Vruſt bleiben ſoll ? " „Bei ber heiligen Kaaba unb beim Grabe des Propheten

fdwöre ich, daß ich dich nimmer verrathen will,“ ſprach der Araber, deſſen Neugier fichtlich aufgeregt war. Nachdem der Kaufmann um fich geſchaut und Lauſcher nicht bemerft hatte, fuhr er mit leiſer, aber einbringlicher Stimnie

alſo fort : „Um die Zeit des legten Ramadhan fam zu Zemin Khan nach Buſchir ein Perlenfiſcher und erzählte ihm, daß, ale

Die Frage über das Verhältniß zwiſchen Capital und Ars

er neulich allein in ſeinem Rahn bei der Inſel Karaf gefiſcht

beit, ſo wie man fie in neuerer Zeit aufgeſtellt hat, läßt fich

habe, er von einem heftigen Winde weſtlich weggetrieben ſey bis an einen niedrigen Felſen. Von dieſem Felſen hatte er früher ſchon erzählen hören , denn manches Schiff iſt daran ges ſcheitert. Er fand aber zu ſeinem Erſtaunen an beiden Seiten

theoretiſch gar nicht löſen ; vergeben wird man fich bemühen,

eine Formel aufzufinden , die darüber entſcheidet , welcher Vortheil am Gewinn dem einen oder dem andern zufommt.

zeln oder vereint Actien daran erwerben , wie dieß in einigen

des Felſens auf 6 bis 7 Klafter Tiefe eine Sandbank, welche vor ihm Niemand vermuthet hatte. Da er nun , nach der Liefe zu urtheilen, glaubte, daß dort gute Perlen fich finden würden,

Orten in England geſchehen feyn fou , aber ehe man e& dabin

ſo tauchte er 5 bis 6 Mal dort unter und brachte zwölf Pers

bringt, muß man den Arbeiter beſſer ſtellen, indem man ihm

lenmuideln berauf. Das war eben nicht viel , denn fie ſaßen bort in großer Menge, aber in dem tiefen Waſſer und allein fonnte er mehrere nicht erlangen. Aber die Muſcheln waren

Der Fall iſt möglich, wo die Arbeiter einer großen Anſtalt thatſächlich an Gerrinn und Verluſt theilnehmen , indem fte eins

die ungerechten Laften abnimmt, ſo daß er nicht mehr mit täga licher Noth zu kämpfen hat. Auf die politiſchen Folgen hievon werden wir demnächſt, wohl auch bei Gelegenheit der Beſpres chung der neuen franzöſiſchen Revolution fommen : fte find eben ſo mannichfach ale bedeutend.

Der Dſchohasmi. ( Fortſeßung .)

Der Kaufmann fannte zu genau die Verachtung, worin alle ſeines Glaubens und Volfes bei den Arabern ſtehen (eine Vers

ſehr groß und drei Perlen barin , jede wohl zehn Toman von Baflora werth. Siehe, hier iſt eine davon“ - und mit dieſen Worten löøte der Kaufmann die Schärpe welche ſeinen weiten Beinkleidern als Gürtel diente, und zog aus den Falten eine

Perle, deren Werth nicht überſchäft war, wie der erfahrne Dichos ha & mi balb bemerfte .

„ Es iſt eine Perle von acht Häuten,“ ſprad er. „Wahrhaftig, Khalil, du verſtehſt dich auf Perlen, wie ein ächter Dichohasmi,“ erwiederte der Kaufmann. „Du fannſt denken

251 als er dieſe Perlen fand.

bereien durch ſeine Macht im Saume gehalten wird, ſeine Res

Mit dem erſten günſtigen Winde eilte er nach Rarak zurück und

gierung bitter haſſen, verſteht fich von ſelbſt, obgleich ffe in

fam dann nach Buſchir zu Zemin Khan, welcher früher bort ein großer Mann, jeßt ein armer Raufmann geworden iſt, und theilte ihm die Entdeckung mit. Zemin Khan, nicht reich genug um ein Boot mit eigenen Lauchern auszuſenden, und fürchtend,

ſchwierigen Lagen ſeinen Schuß ſuchen .

daß der Scheich von Buſchir ihm die Perlen entreißen möchte,

Die Vorbereitungen zu der Unternehmung waren von dem Perſer und dem Bebuinen, welche auf ſo ſonderbare Weiſe Ges

wie hocherfreut ber Saucher war ,

weil fie von Karaf kamen, welches er für ſein Eigenthum ers Flärt, beſuchte mich, denn ich befand mich zufällig in Buſhir und machte mir den Vorſchlag, mit Karun dem Laucher nach Mascat, wo ich einen Laden hatte, zu fahren , und auf gemeins fchaftliche Rechnung ein Boot zu miethen , auch demnächſt den Gewinn mit ihm zu theilen . In dieſer Abſicht kam ich vor einem Monate hieher, aber der arme Harun wurde auf der Reiſe von dem Engel des Todes berührt und ſtarb an Borb

ele

der Bugalah . Da ich jedoch den Weg nach dem Felſen auß ſeiner Beſchreibung und auch aus einer Karte fannte, ſo gab id das Unternehmen nicht auf, ſondern verkaufte meinen Laden mit fäuumtlichen Waaren für 1200 Piafter, unb faufte bafür

zwei Sklaven und ein Boot von den Leuten Dmans. Ach ! fte gingen unter als wir in den Hafen des verfluchten Mascat fuh ren, und damit iſt die Hälfte meines Geldes verloren .

Dieſes wird erklären,

weßhalb unſer junger Dichohasmi ſeine Zuflucht zu einer Stadt nahm, welche ihm ſo ſehr zuwider war, und welche er ſo gern wieder berließ .

noſſen wurden, balb vollendet.

Da ball Boot beß legtern ſo

groß war, daß e8 zur vollſtändigen Bemannung acht Ruberer erforderte, ſo mietheten fie, außer Khalil brei dazu tüchtigen Sflaven, noch fünf Leute welche aud al8 Seibors ober „ Aufs

zieher“ dienen ſollten, was wir unten näher erklären werden. Dann nahmen fie noch ſechs Gowaß oder Taucher in Dienſt, jedoch behielt Khalil fich vor darunter bie Hauptrolle zu ſpies

len . Nachdem fte einen Vorrath von Datteln, Reis, gebörrten Fiſchen und andern Lebensmitteln angeſchafft hatten , gingen fte .

in Madcat unter Segel und ſteuerten der gegenüber liegenden ober nörblichen Küſte des perſiſchen Meerbuſens zu. Fierburch hoffte Khalil Bekannten vom Stamme der Dichohaſlem , ſowohl Freunden als Feinden, aus dem Wege zu gehen, da dieſe an

Aber

der nördlichen und weſtlichen Seite des Meerbuſens wohnen.

wenn Du Dein Boot hergeben und mit mir auf dieſes Abenteuer ziehen wilft, ſo habe ich noch genug behalten um Taucher zu miethen, und Aufrüſtung nebſt Lebensmittel zu bezahlen. Den Gewinn theilen wir in drei gleiche Theile, einen für dich, einen für mich , und den britten für Zemin Khan. Was ſagſt du ? iſt mein Vorſchlag nicht gut ?" Khalil mußte aufrichtig fich geſtehen , daß das Unterneh :

Sorgenvol ſchauete er nach dem in der Ferne faum fichtbaren Vorgebirge, hinter welchem die Stadt Ras el Kheima, die Wohs nung ſeiner Brüder und ſeiner Feinde lag, derer bie ſein Leben ſuchten, und einer die ihn mehr liebte als das Leben . Aber ſelbſt nicht die Sehnſucht nach der Heimath ber Geliebten vers

die Stadt Maecat zu verlaſſen, wo der freigeborne Beduine, von

urſachte den leiſeſten Wechſel in ſeinen falten, ernſten Zügen, mit welchen ſeine Gefühle zu verhüllen er von Kindheit an ges lernt hatte, wie die Indianer Amerika's . Dhne einen Seufzer wandte er ſeinen Blick von Ras el Kheima ab, um den natten Felſen von Drmuz, einſt den glänzendſten Marft des Handels im Orient, und jeßt die Wohnung von einem Paar hundert

Mauern und Feſtung &werfen umſchloſſen , in engen ſchmußigen

armer Fiſcher und Salzverfertiger zu betrachten .

Straßen von Soldaten , Beamten, Bürgern und Handelsleuten

fte vorbeigeeilt und famen in die lange und ſchmale Meerenge

aller Länder umbrängt, fich unheimiſch fand und die EingeſperrtHeit eben ſo unmuthig ertrug als der wilde Meere@vogel im

zwiſchen der Inſel Riſchm und bem perftichen Ufer.

men Gewinn verſprechend erſchien und die Bedingungen für ihn Allein was ihn vorzug &weiſe bewog den Vorſchlag des Kaufmanns anzunehmen , war ſein Geißer Wunſch

vortheilhaft waren.

Bald waren

(Schluß folgt.)

Käfig. Nach kurzer Ueberlegung nahm er ben Vorſchlag ſeines neuen Freundes an, und ſie gingen mit einander zur Stadt,

Der Capitän Beaveduria.

indem fie unterweges bas Unternehmen genauer berietben. 3 weiter Abſchnitt.

Mascat iſt, wie bekannt, ein Hafen an der öftlichen Küſte von Arabien beim Eingange des perſiſchen Meerbuſens gelegen. Sein vorzüglicher Hafen nebſt der vortheilhaften Lage haben es

zu einem großen Handelsplaße des Orient gemacht, und der

( Fortſeßung .)

Der Salteador wandte fich ſogleich, ohne zu antworten, zu dem Kutſcher.

En fieh da, ſagte er ihn betrachtend, es iſt mein Freund Syrilo ! Der Verwundete hob mühſam den Kopf.

verſtändige und energiſche Fürſt, welcher mit dem Titel 3mam es ießt beherrſcht, weiß dieſe Vorzüge auf das auégedehnteſte

um Gottes Liebe Willen .

zu benußen. Während er den Handel begünſtigt unb Iractate mit den größten Seemächten von Europa und Amerika abſchließt,

derte der Salteador : Zu Merico ſagen wir Du zu einander. Und dein

wendet er alle ſeine Kräfte dazu an, um die kleinen Fürſten und freien Stämme in ſeiner Nachbarſchaft zu unterjochen . Auf bieſe Weiſe hat er fich zum Herrn eine ausgebehnten Küſtens ftriche, nicht bloß in Arabien, ſondern auch an den benachbars

ten Ufern von Perften und Afrika gemacht, und ſelbſt mehrere Snſeln im indiſchen Ocean ſtehen unter ſeiner Botmäßigfeit.

Wie geſagt, ſo benußt er im allgemeinen ſeine Herrſchaft zu beſſern Sweden als die andern Fürſten des Driente thun , und

bat in allen feinen Verhandlungen viele Schlauheit und Großmuth an einen großen Namen gemacht hat. Duinenſtämme, deren aufrühreriſcher

mit civiliſirten Mächten ſo den Tag gelegt, daß er ſich Daß die benachbarten Bes

Geiſt und Neigung zu Räu-

Wer ſpricht mit mir ? ſagte er mit ſchwacher Stimme. Zu trinken Caramba ! '& ift ein Freund, ja ein vertrauter Freund ſogar, erwis Weib , Concepcion ! wie geht es ihr ? Gut. Aber zu trinken ! Gin braves Weib dieſe Concepcion ! Aber denk doch, Syrilo, ich bine,

der dich in dieſen traurigen Zuſtand verſeßt hai ! repte der Salteador hinzu, indem er dem Verwundeten eine große Branntweinflaſche 'hinreichte, die

dieſer mit zitternder Hand faßte und gierig an die Lippen führte. Meis ner Treu , ich hab auf dich geſchoffen , ohne dich zu fennen .... id wußte nicht, daß du Kutſcher biſt .... Warum auch haft du nicht gleich die Pferde angehalten , ale man dir den Befehl dazu gab ? 3o ſchlief, entgegnete mit feſterer Stimme der Rutſcher, die Brannts weinflaſce neben fich ſtellend.

Ah bu ſchliefeſt! Dann iſt niemand Sduld an dem allen ; es iſt ein einfached qui proquo, inadvertenzia, ſagte der Räuber.

252

Ja ; aber ich habe nichtsdeſtoweniger eine Kugel in der Bruſt. Wie ! in der Bruſt, rief der Salteador entrüſtet ....

rede zu Ehren ſeines Freundes, nahm der Salteador ihm ſeine Schårpe

Ich fann

dir indeß bei unſern Frauen von Guadelupe beſchwören , daß ich dich

ab , und durchſuchte ſeine Taſchen. Sieh da , fünf Piafter ! ſagte er. Dieſes Geld muß nicht in die Mafie fommen ; ich ſtelle es Morgen der Wittwe Concepcion zu, der es .

nicht in die Bruſt treffen wollte. Sieh her, erwiderte der Verwundete, mühſam ſeine Jade öffnend.

Freude machen wird.

Meiner Treu ! 18 iſt dennoch wahr, ſagte der Räuber , nachdem er mit Rennermiene die Wunde des Syrilo geprüft hatte , mitten in der

Während dieſer Todesſcene hatten die Salteadores ihr Geſchäft vollendet, und feßten ſich auf die Straße und rauchten ihre Gigarre.

Bruft ! Nun ja auf meine Ehre, id zielte nach deinem Ropfe, aber wie

Warum werden wir ſo lange aufgehalten ? fragte ich Salazar.

ich ſehe that ich's zu eilig und der Schuß ging niedriger.

Joh weiß es nicht, antwortete er. Wahrſcheinlich iſt der Capitán

Glaubſt du , daß ich noch lange zu leben habe ? fragte der Vers

wundete mit der ſtoiſchen Gleichgültigfeit,

welche ein Mericaner fteto

beim Herannahen eines unvermeidlichen Todes zeigt. D beruhige dich ! eine Viertelſtunde höchſtens ! Das Herz ſcheint mir getroffen .

Weil ich noch eine Viertelſtunde vor mir habe , ſo gib mir eine

beſchäftigt.

Holla Caballeros ! rief eine der Schildwachen am Fuße des Berges. Der Capitán befiehlt ſich zum Auffißen bereit zu halten. Die Salteadores ftanden ſogleich auf und beeilten ſich die Bügel ihrer Pferde feſtzufdynallen.

Raſch, Boca Abajo , ſagte Salazar mit halber Stimme , der Capitän iſt da.

Gigarrette.

Sieh da, das iſt ein guter Einfall. 3d habe gerade trefflichen geſchmuggelten Tabaf. Der Salteador begann ſogleich zwei Cigaretten zu rollen und der Kutſcher führte von neuem die Flaſche an den Mund.

Wohl zwanzigmal ſah ich Mericaner eben ſo tragiſch ſterben ,

und

fand bei allen dieſelbe Todesverachtung.

Er fam

hinter einem Felſen hervor , die liebenswürdige Jeſuſita Moratin am Arme führend. Jch blieb nun vollfommen unbeweglid , und hörte nur noch Sporen - und Säbelgeflirre , was ich den Vorbereitungen zum Aufbrud) zuſchrieb .

Als der.Salteador die verlangte Cigarette angezündet hatte, beugte er fich gegen ſeinen Freund, um ſie ihm zu geben. Zum Teufel ! du ſollteſt wohl verſuchen dich auf die rechte Seite zu wenden , ſagte er. Warum dag ? 30 befinde mich beſſer ſo.

Das iſt möglich , aber du wirſt deinen Gürtel mit Blut beſleden , und ich werde ihn nach deinem Tode nicht mehr benußen fönnen. Laß

ſehen Syrilo , ſey ein guter Junge , und wende dich mir zu Liebe auf die rechte Seite. So hilf mir denn, antwortete der Verwundete mit der erhabenften Reſignation .

Der Salteador faßte ſogleich den armen Syrilo in ſeine Arme und legte ihn unſanft nach Rechte. Der Unglückliche ſtieß ein Jammers geheul aus.

So beruhige dich doch, es iſt ja geſchehen , ſagte der Salteador. Aber .... ich .... ſterbe.

Caramba ! was wunderſt du dich denn darüber

Ungeachtet der Schnelligfeit , womit ich meine erſte Stellung wie der einnahm, hatte ich doch Zeit gehabt den Capitan zu ſehen.

das iſt natürlich.

Señores, rief alsdann eine wohltönende fräftige Stimme, die mich erbeben machte, daß niemand von euch ſich von der Stelle rühre , und

ſeinen Plaß verlaſſe vor einer halben Stunde. Os bleibt ein Caballero zurück, der dieſem Befehl Folge verſchaffen ſoll, und irehe dem, der ihn überſchritte! Nach einer Pauſe von einigen Secunden , rief dieſelbe

Stimme, aber mit ganz verſchiedenem Tone: Vorwärts, im Galopp ! Ungeachtet der ſchlimmen Beſchaffenheit des Bodens, und der Gefahr die er darbot , gehorchten die Salteadores unverzüglich, und die Steine auf der Straße wiederhallten unter den Kufen ihrer Pferde. Raſch, ſteht auf, Don Pablo, rief mir Camote zu. Der Caballero der und zu bewachen zurückblieb, eriſtirt nur durch Liſt und Lüge. 3ft man erſt drei oder viermal ausgeraubt worden , ſo beachtet man dieſen

Befehl nicht mehr. Mit einigem Rechte überzeugt , daß Camote in folchen Dingen er : fahren fery, ſtand ich nicht an, ſeinen Rath zu befolgen , und war mit einem Sprung auf den Beinen. In der That waren die Räuber alle verſchwunden .

Wünſcheſt du nody irgend etwas ?

Indem id den Senator und Doña Lucinda davon benachriđitigen

Ja .... erwiderte Syrilo mit dumpfer Stimme. Ich möchte .... beichten.

Das wäre mir ſehr lieb, aber wo einen Prieſter finden ? .... Doch €8 fällt mir was ein .

wollte, fand ich mich der Doña Jeſuſita gegenüber. Die junge Frau war entfeßlich bleich; mein Blic machte ſie erbeben, und ſie führte leb: haft ihr Tuch vor die Augen.

Beichte mir , Syrilo , und ich ſage dann deine

Sünden dem Pfarrer von Puebla, wo ich in einigen Stunden hinkomme. Dank dir .... das will ich .... höre.

So beeile dich doch ! rief der Salteador. Ich weiß , du biſt eine

Nun , Señora , ſagte ich mit erfünſtelter Heiterfeit , die ferne von meinem Herzen war, nun find wir wohl ficher für den Reſt des Weges. Sogar die Leute von Huamantla vermögen nichts mehr über uns. Doña

gute Seele ; aber dein Temperament iſt lebhaft, und deine Beidhte muß

Jeſuſita wollte mir antworten, aber ihre erſticte Stimme vermochte es

lang ſeyn ! .... Sieh da , ich bin bereit dich zu hören ; ſprich. vor .... vierzehn Ich habe . ... mit einem Mefferſtiche .. Tagen .... meinen .... meinen

nicht; fie begnügte ſich mit dem Kopf zu niden ,. indem ſie zu lacheln verſuchte. Nun ſuchte ich den Senator auf , der fteto ſtarr und leblos dalag.

Holla , Señor Moratin, rief ich ihn heftig am Arme ſchüttelnd, ſteht

So eile doch !

auf, die Gefahr iſt vorüber.

Meinen Bruder umgebracht ! ſtieß der Verwundete mit halber

Nun wandte der Senator den Kopf, aber ſo vorſichtig, daß ich mich des Lächelns nicht erwehren fonnte. Er ſah aus wie eine erſchredte Schildfröte. Endlich nachdein er äußerſt beſorglich mehr als zwanzigmal

Stimme heraus .

So, du warſt es alſo ! Ich hatt' es wohl vermuthet .. ſo raſch .... Fahre fort. Or hatte mir .... meinen Grauſdimmel geſtohlen .

du biſt

fid umgeblidt hatte , entſchloß er fid , aufzuſtehen . (Schluß folgt.)

O dann iſt's was anders. Uebrigens war dein Bruder ein heim tüdiſcher Geſelle.

Weiter.

Dann hab ich .... O mein Gott !.... Jeſus Maria ! .... id fterbe, rief Syrilo fich auf der Straße wälzenb. Mein Seel, er iſt mauſetodt, ſagte der Salteador, ihm die Hand aufs Herz legend, das Blut hat ihn erſtickt. Ein guter ehrlicher Junge

dieſer Syrilo , er gab mir viel zu lachen. Nach dieſer furzen Trauer: Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Vermehrung des indiſchen Dram a 8. Man ſcheint mit den Entdedungen in dieſem Fache noch feineswegs zu Ende. Capitán Cun ningham , der neuerlich eine Miſſion in die chineſiſche Tätarei unter : nahm, ſoll, wie das Athenäum (vom 26 Februar) ohne nähere Quellen angabe meldet, zwei neue in Sanskrit geſchriebene Romödien aufgefun den haben, welche Prof. Wilſon bis jeßt nur dem Namen nad fanntes

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausland . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. Nu ". 64.

15 März 1848.

wänder um ſich vor der Berührung der runden Gallertthiere zu ſchüßen , welche von den Naturforſchern Mebuſen (Quallen ) ges

Der Dſchohaswi. (Schluß.)

nannt werden und einen ſcharfen, ſtechenden Schmerz verur

Mit Hilfe von Segel und Ruber flogen fte raſch hindurch und famen dann in den breiten, offnen Golf. Eine zweitägige günſtige Fahrt brachte ſie endlich Angeſichts der Inſel Karak. Unterwege8 batten fie zwar viele Schiffe bemerkt, von welchen der Perlenfiſcherei ſegelten, und ein Paar, welche nach ihrer Vers

Indem nun der Taucher dicht am Boote ſich in das Waſſer hinabließ, ſtellte er ſeine Füße auf einen Stein woran ein Strid befeſtigt war, welcher von einem Seibor oder „ Auf gieber" gehalten murbe. An des Tauchers linkem Arme hing ein Rörbchen um die von ihm geſammelten Muſcheln aufzuneh men , und ein elaſtiſches Stüc Horn klemmte ſeine Naſe zu.

muthung lauerten um Beute zu fangen , aber ſie waren ſo glüd-

So audgerüſtet gab er durch Aufheben de rechten Arms ein

lich allen aus dem Wege zu gehen. A18 fte den Punft erreicht

Zeichen und wurde nun raſch in das Meer herabgelaſſen, wobei

hatten, von welchem Der arme Harun durch den Sturm wegges jagt war, ſteuerten fie ſo genau wie möglich in der Richtung welche jener bezeichnet hatte, um den Felſen des Olücke zu ers ſpähen , denn dieſen Namen hatte er, entzüdt von ſeiner Ent-

Der Stein ihm behülflich war ben Grund ohne Schwierigkeit zu

einige Rauffahrer waren , andere nach den verſchiebenen Bläßen

Dedung, der Klippe beigelegt. Nachdem ſie die von ihm angegegebene Entfernung und noch weiter hinaus gefahren waren , konnten fie feinen Felſen finden , und zwei Tage vergingen mit Umherfreuzen in der Gegend, während welcher der unglückliche Perſer in Verzweiflung war. Leichtſinnig und inconſequent wie

jachen .

erreichen .

Dort verweilte er von 30 bis 100 Secunden um

ſeinen Korb zu füllen , und war bieß geſchehen oder fehlte ihm der Athem , ſo gab er durch Anziehen des Strices ein Zeichen und wurde augenblicklich emporgezogen. Wenn man wohl er

zählen hört, daß Taucher fünf oder mehr Minuten unter Waſſer verweilen , ſo braucht man das nicht zu glauben, denn die ge ſchickteften Saucher ſind nicht im Stanbe nur zwei Minuten ohne

Athem zu holen im Meere zu bleiben .

ſeine Landsleute gewöhnlich ſind, war fein Muth, durch die Auß-

Der Abend verging damit daß fie die größten und anſcheis

ficht auf großen Gewinn hoch geſteigert, jegt in gleichem Grade niebergebrüdt. Er verwünſchte Daß ihn unaufhörlich verfolgende Unglüd, verwünſchte den armen Harun im Grabe, nannte ihn Lügner und Betrüger, und bat ſeinen Gefährten feine Zeit mehr mit unnüßen Suchen nach einem gar nicht eriſtirenden Felſen zu verſchwenden . Der Dichohasmi war aber nicht ſo : rubig wendete er den Schnabel Des Boots wieder nach der Inſel Karak, und begann von ba wie die Seeleute fagen einen andern Cours,"

nend reichſten Muſcheln mit ihren Meffern öffneten ; bekanntlich ſtecken die Perlen in dem Fleiſche be8 Muſchelthiers dicht beim Schloß der Schale. Sabi und Khalil überzeugten fich bald, daß Tag belohnte fte mit Perlen von beträchtlicher Größe und Schön heit. Eine große Maſſe Muſcheln , welche zu öffnen es ihnen an Zeit fehlte, wurde auf den Felſen gelegt wo die Sonnengluth durch Verweſung des Thiers bald die Schalen von einander riß

indem er noch ſchärfer wie früher ausſpähete.

und ihnen die barin figenden Perlen zeigte.

Von neuem ftieg

Der Felſen mit Recht der des Glückes genannt wurde, denn jeder

Khalil war bei

Sabi's Hoffnung, aber nur um wieder getäuſcht zu werden ,

allen ſeinen Arbeiten unermüdlich, denn er ſah fein Löſegeld

Es iſt unmöglich zu

raſch fich anhäufen , welches ihn ſeiner Heimath, feinen Freun

wiſſen, ob Khalil die bekannte Anekdote von dem orientaliſchen

denn nirgend war der Felſen zu erblicken .

gelehrt wurde, bie 27 Male bergebens verſuchte ein Hirſeforn

den und ſeiner Amine wiedergeben ſollte. Jeden Morgen nach dem Frühgebet begann er ſeine Arbeit, und endigte ſte nicht eher als bis die finkende Sonne ihn zur Abenbandacht rief.

eine Mauer hinauf zu ſchleppen und das 28ſte Mal ihren Zwed

Deb war der September faſt verſtrichen , und der Meerbuſen

erreichte. Aber ſo viel iſt gewiß daß er nach dieſer Lehre handelte, denn mehrere Male wandte er zurüc nach Karak und fuhr von da ab, fich immer ſüblicher in der Strömung haltend, &nd welche nach ſeiner Meinung Harun weggetrieben hatte.

bis dahin ſtets glatt und ruhig , wurde von den herbſtlichen Stürmen zerwühlt ; - die Laucher wußten aus langer Erfah rung, daß e8 jeßt Zeit war ihre Arbeit für das Jahr einzuſtels

Herrſcher gehört hatte, welchem Beharrlichkeit von einer Ameiſe

zu haben , auch die Sandbank an der bezeichneten Stelle zu fins den und der arme Perlenfiſcher fam wieder zu Ehren bei Sabi. Sie rüſteten fich nun zu ihrer Arbeit. Die Taucher nebſt

Sadi gab mit tiefem Seufzer den Befehl den Anfer zu lichten , die Segel aufzuziehen und nach der Mündung des Golfs zu ſteuern. Gin heftiger Nordwind nöthigte fte zwar fich am füblichen Ufer entlang zu halten und dem Vorlande von Ras el Rheima ſebr nahe zu kommen , aber ohne große Furcht in

Khalil kleideten den ganzen Körper in weiße baumwolne Ge-

Khalil zu erregen, weil der Wind ſeine Stammgenoſſen hindern

lich waren fte fo glücklich den Felſen plößlich vor ihren Augen

len .

254

mußte in See zu gehen. Allein faum waren ſie an dem Vor

nen Antheil von unſerm gemeinſchaftlichen Gewinn . Vor einer

gebirge vorüber, all eine große Bugalah hinter einer langen

Minute hätte ich dir nicht einen Piafter dafür gegeben , aber ießt biete ich dir 300 Toman yon Baſſora ." Ghe Der Perſer fich von ſeiner Furcht ſo weit erholt halte, um zu antworten , war das große Segel der Bugalah von

Reihe von Inſeln hervortauchte, welche parallel mit der Küſte liegen, und der erſte Blick überzeugte Khalil, daß es ein Schiff

ſeiner Tobfeinde, der Mohaſſani, war.

Db fie auf ihn oder

was wahrſcheinlidher war, auf Beute gelauert hatten, blieb un gewiß, aber jedenfalls waren fte gehörig bewaffnet und zum hef tigſten Kampfe gerüſtet. Khalil mußte ſich ſagen, daß ſeine Ges

fangennehmung nicht nur den eignen , ſondern den Tod ſeiner ſämmtlichen Gefährten unausbleiblich zur Folge haben würde.

einem Windſtoß zurückgeſchlagen und hing über den andern Borb weit hinaus, weil die Mannſchaft zu raſch bemüht war, in einer ſchmalen Windung des Felſencanale den Gourd des Schiff zu ändern . Die Gewalt der Strömung, welche durch

den Canal brauste, faßte das Fahrzeug an ſeiner breiten Seite

Deßhalb hieß er ohne Zeitverluſt die Ruder zur þand neh men und durch die Taucher die Zahl der Ruderer verdoppeln,

und warf eß mit bumpfem Rrachen auf ein Riff. Schon dieſer erſte Stoß zertrümmerte die dünnen Seitenplanfen, und nach

indem er, auf die herannahende Bugalah deutend, ihnen be

einer Minute ſchlug das Schiff um und zurück in das Waſſer.

greiflich machte baß es fich um ihr Leben handle. Dieſe Mah nung brauchte nicht wiederholt zu werden. Die langen Ruber zitterten von ihren mächtigen Schlägen, und das leichte Boot ſchoß durch die Wellen wie der fliegende Fiſch der von Woge zu Woge fich ſchwingt. Aber eben ſo hartnädig wie der Del phin den fliegenden Fiſch verfolgt, wurde das Boot von der Bugalah , beren großes Lateinerſegel weit über den Vorb hinaufragte, ſo raſch verfolgt, daß Berge von Schaum über dem Bugſpriet zuſammenſchlugen. Khalil und ſeine Gefährten ſaben

Von der Mannſchaft erreichten etliche die Felſen und fletterten

deutlich, daß die Bugalah mit jeder Minute ihnen näher fam.

,,Þa !" rief er, „ Adah ſey geſegnet! Ich brauche nur meine Hand zurücfzuhalten und die Feinde, welche nach meinem Leben trachten , werden vor meinen Augen untergehen ;" und ſeine neugierigen Blide folgten der treibenden Planke. ,,Bei Auah, ſprach der Kaufmann mit Lachen, wenn dieſe die Verwandten des Jünglinge find, Den Du getödtet, ſo

Der Raufmann, im Grunde Dee Boote niedergefauert, rang die Hände, zerraufte ſeinen Bart und verfluchte das Unglüd, wel

dhes fich an ſeine Ferſen hing, während die Ruderer mit blei cher Wange und zitternder Lippe das ſchwarze , todbringende Schiff anſtarrten und Adah mit ſeinem Propheten anriefen. Khalil ſtand am Spiegel des Boots, das Steuerruder lenkend, und ſchleuderte Blicke voll finſtern Kaſſe8 und unbezähmbaren Stolze auf die nahenben Feinde. Gr fteuerte nach dem öſts lichen Ende der Inſelreihe, in der Hoffnung, daß eine der ihm

befannten ſchwierigen Durchfahrten zwiſchen den Inſeln dazu Dienen würde, ſeinen Verfolgern zu entwiſchen, beren großes Schiff mit breitem Segel in den engen Windungen zwiſchen den Felſen fie nicht ſo leicht einholen fonnte. Aber er wußte auch, baß fie für ſolche Fälle zwei kleine Boote an Bord hatten und deßhalb die Hoffnung zu entkommen nur ſchwach war,

höher hinauf außer dem Bereich der Welle, andere wurden von der Strömung gefaßt und weggetrieben ; zwei derſelben , welche an einer Planfe ſich hielten, wurden nach dem Boote, worin Khalil und ſeine Genoſſen ruhig dem Schidjale ihrer

Feinde zuſchauten , langſam von den Wellen geſpült.

Indem

fte näher trieben, bemerfte Khalil mit Freuben, daß e ſeine beiden ärgſten Feinde, der Vater und der ältere Bruder des getobteten seyn, waren.

iſt jeßt die rechte Zeit mit ihnen um das Sühngeld zu hans Deln. Jegt werden fte wohl mit einer geringen Summe zufrie den ſeyn.“

Dieſe halb ſcherzhaften Worte erzeugten aber einen raſchen Wedſel in Khalile Gefühlen . 3eßt fiel ihm ein, daß die beis Den Männer, welche vor ſeinen Augen bülflos in das Meer

hinaußgeſpült wurden , ſowohl Amine'8 als auch Zeyn's Bater und Bruder waren, jept gedachte er des Gebotes feines Vaters. Am Bugſpriet ſeine Bcote ſtehend, erhob er ſeine Hand und rief jenen zu : ,,260allab Ben Monafſan, erkennſt du mich ? " -

Die Mobaſjani, welche ſeine Abſicht bemerkten, gaben eine Salve aus ihren langen Luntenflinten auf Dad Boot, aber die wenigſten Kugeln erreichten eß und nur Khalil wurde in die

Bruſt getroffen , ſo daß die Kugel im Fleiſche ſteden blieb. Indeß verrieth ſein Geſicht den Schmerz der Wunde nicht im mindeſten , er fuhr fort ſeine Ruderer zur äußerſten Anſtren gung ihrer Kräfte zu mahnen ; glüdlid erreichten fie die 3nſel reihe, und wandten fich durch einen ſchmalen Canal in das offene Meer an der andern Seite derſelben . Nun befahl Khalil ſeinen Leuten, das Rubern einzuſtellen , um zu ſehen , ob die Bugalah wegſegelte und die Verfolgung aufgab, was er faum

hoffen konnte, oder ob die Mannſchaft derſelben die Boote bes

ſtieg. In dieſem Falle beſchloß er ſie zum Kampfe Mann gegen Mann zu erwarten, denn das blieb die einzige, wenn gleich

„ Hund und Sohn eines Hundes , ich erfenne dich ;“ antwortete die dumpfe Stimme des alten Dſchohasmi. „, Mörber meines Gohne, Würgengel meines Geſchlechte, ich erfenne bich. Dieſes

mal haſt du geſtegt, du Feigling ; nur meine Thorbeit und mein Unglüd haben bir den Sieg verliehen.

Aber wiſſe, daß die

Stunde fommen wird , in welcher du den Tob eines Hundes fterben wirft, mie Dein Vater ."

Scheich Abdallah," willſt du den Blutpreiß für deinen Sohn annehmen ?“ fragte der Jüngling. Dieſer Vorſchlag fam offenbar dem Greiſe unerwartet und er zögerte einen Augenblid. Die Planfe war nur ein Paar Elen entfernt vom Boote, und jeft ſagte er, aber in ganz ans derm Jone :

ſehr unfichere Hoffnung. Aber zu ihrem größten Erſtaunen jegelte bie Bugalah weder fort, noch hielt fie um die Boote

„ Wie viel willſt du geben.“ ,, Biete ihm den vierten Theil,“ flüſterte der Kaufmann.

au &zuſeßen, ſondern verfolgte ihren Weg durch die engen Waffers

Ich will dir 500 Piaſter zahlen ,“ ſprach der Jüngling.

fraßen. Es war klar, daß ihre Mannſchaft vom Anblid der

,, Ich werde meines Sohne Blut nicht für den Werth von

nahen Beute aufgeregt, entſchloſſen war die gefährliche Paſſage

zwei elenden Sklaven verhandeln ," entgegnete der alte Scheich.

zu verſuchen , und zum erſtenmal durchzucte ein freudiger Blick

,,Dahle mir tauſend Piafter."

Das finftere Geſicht Des jungen Dichohasmi.

„ Sabi,“ ſprach er zum Kaufmann, „ verkaufe mir jeßt dei

,, Ich wil dir zweitauſend geben, wenn du den Preis für Deine Tochter Amine mit einnehmen willſt."

255

Gooon

,,So rey eß,“ erwiderte der Greif , und damit war ber ſonderbare Handel geſchloſſen .

Die beiden Mohaſſani wurden nun in das Boot gezogen, und die größte Herzlichkeit trat an die Stelle des tödlichen Haſſes, welcher noch vor ein Paar Minuten fich geoffenbart hatte. Der Jüngling erzählte ſeinen neuen Freunden von ſeinem fürz lich gemachten Gewinn, und fle waren bereit ihn nach Mascat zu begleiten, um die Perlen zu verkaufen und das verabredete Geld zu empfangen . Im Hafen gelandet, begab ſich Sati zum

Baſar mit Beuteln , worin die Perlen gehörig ſortirt ſtedten , und legte fie den dort verſammelten Hindu-Kaufleuten vor. Die ungewöhnliche Größe und reine Form der Perlen erregte allgemeine Bewunderung,

und nach endloſem Feilſchen wurbe

zuleßt der ganze Vorrath von dem erfahrenen Raufmann glücf. lich für 14,000 Piaſter berfauft. Nach Abzug der Koſten für die Taucher und Ruderer, welche doppelten Lohn empfingen , ſo wie der Lebensmittel , blieben mehr al$ 12,000 Piaſter zur

Das fechten mit dem Kopfe. Kr. Ad. Delegorque , befannt durch ſeine Reiſen in Afrifa, theilte einige Bemerkungen über dieſelbe in der ethnographiſchen Geſellſchaft zu Paris ( ſ. Nouv. Ann. des Voyagcs Janv.) mit, und brachte die größere Dide der Negerſchadel zur Sprache, die auch von Honoré Jacquinot beſtätigt wurde , während andere , 3. B. Blandin und Damontier, die Sache in Abrede ſtellten . Bei dieſer Gelegenheit machte Hr. von Lisboa darauf aufmerkſam , daß die Neger in Braſilien ohne Schaden zu neh. men oft heftige Sdläge an den Kopf bekamen , daß ſie manchmal hoch herabſtürzten , ohne fich ein leið zuzufügen , und daß es allgemein bei ihnen Sitte ſey, ſich mit dem Ropfe gegen einander zu bekämpfen.

Der

Kopf der Neger, feßte er hinzu, iſt eine wahre Kriegswaffe. Hr. Lenor: mant bemerfte dabei , daß die Hälfte der Bevölkerung in der Bretagne fich durch einen ſtark vorſtehenden Vorderfopf und durch eine große Härte

dieſes Theils des Ropfes auszeichnen. Auch hier herrſcht die Sitte mit dem Ropf gegen einander zu ftoßen .

(Wenn wir uns recht erinnern ,

herrſcht dieſelbe fonderbare Sitte in Irland , ſo daß fie unter den cels

tiſchen Vólfern verbreitet ſcheint.)

Vertheilung unter die drei Geſchäftsgenoſſen übrig, und Khalil wurde Herr einer größern Summe Geldes, als er früher in

Der Capitän Deaveduria.

ſeinem Leben jemals geſehen hatte.

3 weiter A bonitt. ,,Habe ich Dir mein Wort gehalten, mein Sohn ?“ ſprach Sabi ; glaubſt du nun, baß es der Mühe werth iſt das Leben

eines feßeriſchen Perſers zu retten ?" , 30 verbanfe dir mehr als das Leben, mein Vater," er wiberte Khalil. Komm mit mir nach Ras el Kheima, und bu fouft erproben, wie die Dichobadmi ihre Wohlthäter bes handeln ." /

(Schluß.)

Doña Lucinda Flores aber ſtieß einen Schrei der Verzweiflung aus, als mein Finger leiſe ihre Schultern berührte.

Gnade, Gnade, Señores ! rief ſie dann ſchluchzend. Gebt mir den Tod , nur feine Beleidigungen mehr ! .... Faßt Euch, Señora, ich bitte Euch darum, ſagte ich ihr, und glaubt, daß ich nicht im entfernteſten daran denke Euch zu beleidigen . Laßt mich, oder ich ſtürze mich in den Abgrund. Ey hole Euch der Teufel ! rief ich wüthend, und eilte dem ruhigen Camote zu Hülfe, um von neuem die Pferde an die Diligene zu ſpannen . Da die Strange nicht losgemacht, ſondern entzweigeſchnitten waren , war unſere Afbeit mühſam genug ; wir famen endlich damit zu Stande .

„ Nein ," antwortete Sadi, „ich muß nach Buſchir zu meis nem Freunde Zemin Khan . Wenn du zufrieden biſt, ſo bin ich vergnügt. Wir beide haben Weisheit für unſer Gelb er

kauft. 3d habe erfahren, daß ein Dichohadmi mitleidig, und Du haſt dich überzeugt, daß ein Perſer ehrlich ſeyn kann. Sen glüdlich mit deiner Amine und gebenfe der weiſen Worte Deines fterbenden Vaters : 68 iſt beſſer Leben zu retten als zu vers nichten. 3ch regne Adah und den Propheten, daß fie dich mir zur Hülfe fandten in meiner Lobedgefahr."

und ich fündigte meinen Reiſegefährten ſogleich an , daß wir weiters

Mit dieſen Worten ſchieben die Freunde ; Khalil reiste mit Abbalah und deſſen Sohn nach Ras el Rheima, wo er mit

fahren wurden. Camote hatte ſich großmüthig erboten , und bis Hua mantla als Kutſcher zu dienen. Dieſe Ankündigung war, wie es ſcheint, für Doña Lucinda Flores nicht verloren , denn das dide Weib fland eilig auf. Wo bin ich ? Wo find fie ? Iſt es ein Iraum ? rief fie in Ver: zweiflung , veritört um ſich her blidend.

großer Freube von ſeinen Freunden und beſonder von Amine empfangen wurde, welche trop der Fehde unter ihren Familien

Señora, wir fahren weiter, fagte ich ihr. Sie flieg nun ohne mir zu antworten in die Diligence , von der Frau des Senator8 gefolgt.

dem Verlobten treu geblieben war.

Dieſer leßtere nahm ſeinen Plaß in der Diligence wieder ein, ohne ein Wort auszuſprechen . Die Furcht ſchien ihn gelähmt zu haben. Auf meine Antwort , daß wir fertig ſeyen , peitſchte Camote die Pferde und wir machten und auf den Weg . Ein eiſiges Stillſchweigen, kaum burch einige Seufzer der Doña Lucinda unterbrochen , herrſchte anfänglich in unſerer fleinen Geſellſchaft. Endlich, nachdem der Senator Moratin aufs neue unzähligemale aus dem Wagenſdlag geblidt, öffnete er ſeinen weiten Mund, und zog zwei Goldunzen hervor , die er darin

Kurze Zeit darauf wurde

ihre Hochzeit mit Feſtlichkeiten gefeiert , welche den ganzen Stamm der Dichobasmi vereinigten . Seitdem find mehrere Jahre verfloffen , und icßt ift Khalil Eigenthümer eine hübſchen

Schiffs von 200 Tonnen, worin er nach Indien und Afrika fährt, um Handel zu treiben, denn der Seeräuberei hat er gänz lich entſagt, um nicht dem Gebote ſeine8 fterbenden Vaiers un

gehorſam zu werden. Er beſucht zuweilen ſeinen Freund Sabi, welcher jeßt ein reicher Kaufmann in Buſchir, auch ſehr dick geworden iſt und fein größeres Vergnügen fennt, ale ben Iſchi but zu rauchen und basei weitläuftige Geſchichten zu erzählen.

Am liebſten erzählt er ſeine Abenteuer auf der Entdeungereiſe zum Glüdsfelſen, aber er hat fte ſo oft und auf ſo verſchiedene

Weiſe erzählt, daß die Thatſachen dieſer Geſchichte nicht mehr genau auszumitteln find. Indeß ſcheint die Darſtellung der felben, welche wir wieder erzählt haben, der Wahrheit am nächs ften zu kommen.

verborgen hatte, indem er mit Nachdruď ausrief : Seht , was es heißt faltes Blut zu haben, und den Kopf nicht zu verlieren ! .... Wir find nun, meine Frau und id, bis ang Ende unſerer Reiſe mit dem Nöthigen verſehen. Ich beeilte mich den Senator über ſeine Liſt zu beglüdwün : ſchen und fügte hinzu : Nur habt Ihr ein gewagtes Spiel geſpielt, denn wenn man Eure Liſt wahr geworden wäre, hätte man Guch auf der Stelle erſchoſſen .

Bah ! ſagte er, indem er noch bleicher wurde als zuvor, man muß etwas wagen fönnen.

Uebrigens haben wir uns nicht über die Räuber

zu beflagen ; ſie waren ſehr höflich. Nicht wahr , Jeſuſita ?

Die junge Frau erhob bei dieſem Aufruf ihres Mannes den Kopf und ihn mit glänzenden Augen anſehend , antwortete fie troden und verächtlich : Ihr ſeyd eine Memme , Señor.

256 Was ſoll das heißen, Ihr ſpredt im Wahnſinn ! rief der Senator im höchften Erſtaunen . Hättet 3hr, Jeſuſita, Euch über die Räuber zu beklagen ? Dieſe Frage beantwortete Jeſuſita nur mit einem Blid der tiefſten Verachtung.

Caramba, Señor, beeilte ich mich zu ſagen, die Señora hat wohl ein Necht entrüſtet zu ſeyn ; man zwang fie wie uns alle, fica Boca a bajo niederzulegen .... Uebrigens hatte ich die Ehre, ihr Unglüds gefährte zu ſeyn ; ich war die ganze Zeit über an ihrer Seite . ..

Mühe von ſeinem Siße geſtiegen war, nahm er Abſchied von uns : Es thut mir ſehr leid , daß Ihr nicht durch Leute von Huamantla au& geraubt worden ſend, ſagte er, es hätte Euch viele Zeit und Unannehm: lidhfeit erſpart. Seht, es gibt in den Künften feine erbärmlichere Nace als ſolche, die fie nur aus Liebhaberei treiben. Am Abend desſelben Taged famen wir ohrie Gefährde nach Perote, wo der Kutſcher, den ung Camote verſchaffte, ung verließ. Zu Perote lieh mir der Gaſtwirth, der ein Franzoſe war , den ich fannte , fünfzehn Piafter ungefähr, um meine Reiſe fortzuſeßen. Während der beiden Tagen , die wir noch !

Dann iſt fie noch unter der Herrſchaft der Furcht, erwiderte mir

unterweges waren , zeigte fich tein neuer Zufall. Doña Jeſufita , faft

Don Andred ; ihre Gemüthsart iſt ſonſt von engelhafter Sanftmuth ....

beſtandig idyweigſam und niedergeſchlagen , gab ſich augenbliclid An fällen von ſeltſamer Luſtigfeit hin, die mich erſchreckten. Nichte, außer

bin ich nicht da , um Guch zu vertheidigen ? und dann iſt ja jeßt alle Gefahr vorüber. In dieſem Augenblick ließ fich ganz nahe bei uns der .

Galopp eines Pferdes hören, und eine rauhe gebieteriſche Stimme rief: Alto hay, cochero, o te malo ! (Spalte Kutſcher oder ich bringe dich um.) Die Diligence hielt ſill , Camote ſchlief nicht. Señora, ſagte der Neuangekommene, einer unſerer Räuber, indem er fich geradezu an Jeſuſita wendete , ich fomme im Auftrag meines Capitáns, Guch den Demantring abzufordern , den Ihr am Finger tragt, und den man Guch abzunehmen vergaß.

ihrer Schönheit, erinnerte mich mehr an die junge Frau mit dem ſanf ten ruhigen Blide, der fittſamen jungfräulichen Haltung , die mit mir zu Merico in die Diligence geſtiegen war. Wir waren über Manantiel hinausgefahren , einem Dorfe ungefähr zwei Meilen von Vera:Cruz ; es war erſtickend heiß und die Pferde famen auf der ſandigen brennenden Straße nur langſam fort ; alles ſwieg in der Natur. Der Senator Moratin und Doña Lucinda Flores, von der Gluthhiße erdrüdt, ſchliefen tief. Doña Jeſuſita, beren unſtater

Antwortet, Señor, ſagte Jeſuſita ſich an ihren Gatten wendend.

und zugleich ſtarrer Blick ernſte Gedanfen verrieth , ſchien aus einem

Aber der Senator zitterte dergeſtalt, daß er ungeachtet aller An:

Traume zu erwachen , und redete mich plößlich an : Señor , ſagte ſie mir, ich weiß nicht wer 3hr ſeyd .... aber 3hr ſcheint ein Ehrenmann, ... , und überdieß fennt Ihr ihn .... Hört mich an , ich beſchwöre Eud, ohne mich zu unterbrechen , und antwortet mir erſt, wenn ich geendigt habe .... Wenn Ihr ihn jemals wieder ſehet, ſaget ihm , daß ich ing Kloſter gehe .... weil ich ihn liebe .... ihu .... hört Ihr wohl? ....

ftrengung fein Wort hervorbringen fonnte. Seine Zähne flapperten, und ein falter Schweiß perlte auf ſeiner Stirne .

Nun, Señora ? fuhr der Salteador fort, ſein Pferd dicht an den Wagen treibend. Nun ja, Señor, erwiderte Jeſuſita mit feftem raſchem Tone ; Ihr feyd nur ein armer Schuate und erbärmlicher Lügner. Guer Capitán ( dhidt Sud nicht zu mir, und 3hr werdet auch den Ning nicht erhalten,

weil ich ihn liebe, und er bedarf, daß man für ſein Seelenheil bete !

den Ihr begehret. Dieſe Antwort, welche mir mehr ſtolz als flug er: ſchien , bezähmte übrigens den Salteador.

danken famen mir in den Sinn, Gedanfen, die id mit Gewalt von mir

Aber, Señora , fuhr er in demüthigem und unterwürfigem Tone fort , was ſoll ich meinem Capitán ſagen ? Doña Jeſuſita ſchien zu zaudern , dann plößlich mit einer raſchen Bewegung einen einfachen Ning von Haaren geflochten, der den Finger ihres Gatten um dloß, hervorziehend, reichte ſie ihn durch den Wagens ſchlag dem Salteador.

3hr werdet Gurem Capitán ſagen , daß dieſer Ring aus meinen Haaren geflochten iſt, und daß ich wünſdhe, daß er ihn als Andenken

ſeiner Großmuth gegen midy aufbewahre .... Den Demantring aber, den Ihr mir fálſdlich in ſeinem Namen abfordert, will ich behalten, um ihn als Opfer der Schußheiligen des Kloſters von Tabasco darzu:

bringen, in welder ich von heute an in einem Monat als Novizin ein treten werde.... Jeßt geht. Der Salteador verbeugte ſich demüthig indem er den Ring aus Jeſuſita's Händen empfing. Das gilt gleichviel, meine Wette von hundert Piafter iſt dennoch verloren, murmelte er mit halber Stimme vor fich hin ; dann faßte er den Zügel, trieb ſein Pferd an mit den ungeheuren mericaniſchen Sporen, die er an einem ſchönen Paar Stiefeln von Corduan befeſtigt trug, und eilte ſeiner Guadrilla nach.

Ich verbeugte mich ſchweigend vor der jungen Frau , tauſend Be ſtieß , ohne bei ihnen zu verweilen. Es gibt in dem Menſchenherzen Geheimniſſe, denen man ausweichen muß, um nicht von einem verderb: lidhen Lichtſtrahl geblendet zu werden. Gine Stunde ſpäter waren wir in Vera - Cruz, und ich nahm Abſchied von Doña Jeſuſita , von der ich ſeitdem nie mehr etwas hörte. Von

einem Cargador oder Träger gefolgt, der mit meinem kleinen Nachtſad beladen war, ging ich ſogleich nach dem Gaſthaus. Nun, Señor, fagte der Beſißer, wurdet Ihr unterwegs ausgeraubt ? Ja , das verſteht ſich von ſelbſt.

Ihr habt vielleicht viel eingebüßt ? D ganz und gar nicht, ganz unbedeutend ; ich hatte mein Gepade durch die Arrierog (Maulthiertreiber ) vorausgeſchickt, und die Räuber erhielten nur ungefähr dreißig Piaſter von mir.

ſqláje in der Ferne verhallt war , 3hr waret groß an Kühnheit und

Ohne die Sachen , die fich wohl in Gurem Nachtſad befanden ? Meiner Treu , ich weiß es noch nicht; ſie waren ſo wenig werth, daß ich mich nicht darnach umſah. Wir wollen toch nachſehen , ſagte der Wirth und nahm den Sad von dem Bette , worauf ihn der Cargador niedergelegt hatte. Seht, feßte er bei, das Schloß wurde erbrochen, und dennoch ſcheint er voll zu ſeyn. Er wandte ihn nun um und rüttelte daran. Zu unſerm großen Staunen fiel ein Negen von Piafern daraus nieder. Ich hob fie auf und zählte ſie. Es waren hundertfünfundzwanzig , gerade die Summe,

Geiſtesgegenwart .... beſonders Euer Mähren mit dem Kloſter ſien

welche ich dem Capitan Beaveduria am Vorabend meiner Abreiſe von

Meine liebe Jeſuſita , rief der Senator ; als das Geräuſch der Huf .

Merico geliehen hatte , und die er mir vor Ablauf zweier Tage zurüď.

mir außerordentlich gut erfunden .

Es iſt keineswego ein Mährchen , Señor , oder wenn es eines iſt,

zugeben verſpracy.

Paul du Pleſſis.

ſo wird es wahr werden .

Sieh da, nun habt Ihr wieder Angſt und ſprecht irre ! erwiderte der Senator. Dann, die Rede an mich wendend, reßte er hinzu : Was haltet Ihr, Señor, von dem Verfahren dieſes mericaniſchen Räubers, der einen prächtigen Diamanten von hohem Werthe um einen Haarring von gar feinem zurückläßt ? Iſt das ritterlich ? mericaniſch ? Während der Senator ſid über die Großmuth dieſer elenden Salteadores ausließ , hielt die Diligence ; wir waren zu Huamantla angelangt.

Nachdem Camote , deſſen Wunde wieder aufgegangen , nicht ohne Verlag der 7. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Ethnographiſche Rarte von Nußland. Die urſprüngliche Handzeichnung der Karte iſt beinahe vollendet, nur einige weſtliche Gou

vernements fehlen noch, da einige hinreichend genaue Mittheilungen nodi nicht eingetroffen ſind. Die Oberbehörde hat alle Maaßregeln ergriffen, um die Vollendung der Karte zu ſichern. Drei Blätter find bereits in den Händen der Graveure und der Verfaſſer der Karte beſchäftigt fich mit der Abfaſſung eines erflärenden Tertes, der angenommene Maaßſtab iſt 1" ( Zoll) ( engliſh ) auf 75 Werft. (Nouv. Ann .des Voyages . Jan.)

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. nr. 65.

16 März 1848. Am anbern Lage erftiegen wir die Höhen, welche die Stadt

Eine Fahrt nach Hermann in Miſſouri. Im Anfang Auguſt vorigen Jahres fuhr eine Geſellſchaft von Deutſchen , der ich mich angeſchloſſen hatte, den Miſſouri hinauf, um ſich in der geſunden Luft und auf den jungen Reb hügeln von Hermann zu erfriſchen. Mit fröhlichen Hoffnungen wurden die deutſchen Weinpflanzungen begrüßt, welche bin und wieder die Uferhänge umſtridten , und wir bebauerten nur, daß noch eine Anzahl von 3ahren darüber hingehen müſie , ehe man auf den Miſſouri Dampfbooten ſeine gute Flaſche Wein fordern

van

fönne, wie auf dem ſchönen Rheinſtrome, - eine Labung hier um ſo nöthiger, als das Auge durch Rothwellen und traurige Schlammufer ermüdet wirb. Auch die Snage ſaben lo traulich aus dem Waſſer herauf, als hätten fie rechten Appetit, unſer Boot zum Frühſtüc anzubeißen. Indeſſen hielt ſich die „ Algoma" vortrefflich unb bedte uns auch einen empfehlensmerthen

Tiſch, ohne daß wir genöthigt geweſen die Speiſen hineinzus jagen, als ginge eß auf Leben oder Sterben .

Die Lage iſt überaud anmuthig. Die Stromgeſtade erheben ſich und treten zugleich auf beiden Seiten im weiten Umfreiſe ins Land zurück, zwiſchen beiden wellen fich grüne Hügel, dazwiſchen ſammeln und zerſtreuen ſich die Häuſer. Nach Süden führen mehrere Dunkle Thalwindungen, nordwärts beſpült ben Strand der Stadt der gelbe Miſſouri, der ſeinen maleriſch umfränzen .

3m merkwürdiga

ften Gegenſaße zu der befannten Sauberfeit der Amerikaner

breiten Schlamm den bebuſdhten Inſeln gegenüber anſchwemmt. Die Ausſicht fließt fich ringdum mit dichtbewalbeten Hügels fetten und Kuppen, die man hier in den weſtlichen Ebenen Berge nennen möchte. Das Ganze iſt in ein Eräftige Grün getaucht, dem bie helleren Häuſer und Felber der Stadt und der widerſcheinende Strom mit ſeinen breitgezogenen farbigen

Rändern eine angenehme Abwechslung geben. Eine großartige Gegend ift es freilich nicht – wo iſt aber auch eine ſolche übers

baupt im Weſten zu finden - aber fie trägt ein fo friſches und freundliches Audjehen , neuem umſchaut

daß man fich gern immer wieder von

Aber gerade dieſe ſchöne Gegend zog den Gründern der

ftanben jedoch außer Zimmer und Gaal die übrigen häublichen

Stadt Vorwürfe genug zu , Romantiker ſeyen bie Deutſchen ,

Einrichtungen des Bootel, welche ebenſo gefährlich als nieber

hieß es, aber ſchlechte Praktiker.

trächtig waren.

Der Anfang war für die

Die Inſeln , welche nach und nach ihre Waldfronen höher

Hermanner allerdings hart und für manche theure Hoffnung niederſchlagenb. Vor zehn Jahren, im Herbſte, faufte eine Ges

hoben, die Schwärme wilder Sowäne, welche fie umfreiften,

ſellſchaft bier das Land, 13,000 Aeder, welche auf einem Flä

die ſteilen Ufer Port Royale, ftellenweiſe auch Ausſichten wie fie die Geſtade des vaterländiſchen Stromes zieren, das Felſenwerf, welches in ſtattlichen Formen aus den Büſchen hervorragte, dergleichen ließ und bald die Freude Der Flußfahrt ges nießen . Aber die Eindrücke wiederholten fich, und die Einöde der ſehr bald wieder niedrigen Ufer und der trüben Waſſer-

dhenraum von 20,000 Aeckern vertheilt lagen, 12 Meilen ſüda lichine Land hinein unb 10 Meilen den Fluß entlang. Die

flächen ließ in manchen ein gewiſſes Gefühl der Leere aufiteis gen . Gegen Abend wurde die Gegend wieder belebter, Hügel mit hübſchen Ruppen erhoben fidy, und als die Sonne mit ihren

leßten Gluthen Wald und Waſſer vergoldete, traten die weißen Häuſer von Hermann ſchimmernd aus der Ferne.

Man ſteht

anfang nur Kirde und Gerichtshaus auf ſeinen Hügeln mit einem weißen Gebäude an der vorſpringenden Landung, das Boot brauột um einen Uferbang, und man ſteht überraſcht bei dem ftattlichen Anblick der jungen Stadt. So groß und mit

Geſellſchaft hatte ihren Siß in Philadelphia, Mitglied war, wer eine Aktie anfangs zu 25, dann zu 35, endlich zu 50 Dole lar8 faufte. Dafür erhielt er einen Bauplaß in der Stadt, 60 Fuß breit und 120 Fuß tief, oder er fonnte fich 140 Afer zu

21 Dollar auswählen, worauf ihm dann ſeine Actie zu 50 Dollars angerechnet wurde. Man wolte von Deutſchen eine Stadt mit Anſiedlungen in der Umgegend gründen, damit all mählich ein freieb, Deutſches Leben fich dort entwidle, welches mit den Vortheilen amerikaniſchen Weſens Deutſche Bildung und Fröhlichkeit vereinige und dem Deutſchen eine Zuflucht gewähre. Im April 1838 wurden die erſten Blochütten gebaut, Anſiedler famen von alen Seiten der Vereinigten Staaten her, und nach

Drei Jahren waren bereits 1100 beiſammen .

Jegt famen die

badit; auch war man balb überzeugt, daß für landwirthidhafts lichen Reiz man ſchwerlich am Miſſouri eine begabtere Lage hätte finden fönnen . Der herzliche Empfang, welcher und am Ufer wurde, unb ein Gelage, Das fich bis tief in die Nacht hineinzog,

Zeiten der Prüfung . Es waren eine Menge junger Handwerker da, z. B. an 40 Schreiner, welche feine Beſchäftigung fanden , große Aderwirthſchaften fonnten nicht angelegt werden , weil Duo Land zu ſehr Durchbrochen war und die Fruchtpreiſe zu unter den Anſteblern ſelbſt gab es unruhige niedrig ſtanden

machten und bald heimiſch in Hermann .

Köpfe, welche nicht gerade Deutſche Gemüthlichkeit verſprachen -

ſo viel netten Häuſern hatte ſich keiner von uns Hermann ge-

-

vos

258

on

die Verbindung mit St. Louis war ſchlecht und die Bootführer

praſielten mit lobem Scheine, ganze Bäume loberten auf, und

wolten an dem

bie Männer ( prangen und fochten, tranfen und jubelten. Erſt mit der Morgendämmerung widelte fich alles in die Büffelhäute und legte fich an die Feuer, wo die paar engliſchen Amerifaner,

,,berbammten deutſchen Neft" nicht anlanden ,

außerdem drohte der Hafen zu verſchlammen - Armuth ſtand in Ausſicht, Krankheiten kamen, viele zogen als Landwirthe in -

die Nachbarſchaft, und manches Haus wurde leer. Die, welche

welche zur Geſellſchaft gehörten, gleich nach dem Abendeſſen ihre

Baupläße gefauft hatten, um bei dem gehofften raſchen Anwachſen der Stadt Geminn zu erzielen, ſahen fich in ihren Bes

Nachtruhe geſucht anders zukommt . wieber 108 , und une Die Filde zu

rechnungen getäuſcht , üble Gerüchte und Klagen verbreiteten

fich allerwegen. Nun fielen alle die Engliſchtbümler, die Mi-

hatten, wie e8 ſo regelmäßigen Leuten nicht

Am Morgen ging bag Hallohen von neuem noch einmal briet unſer wohlbeftalter Roch Schinken , Kaffee und Miffouriwein , das heißt

fchungômänner, die Muthloſen und al die Feinde des deutſchen Lebens, welche fich und den deutſchen Namen ſo gern verhöhnen, über Fermann her, und des Spotted und der Läſterung war mehr ale man bei ruhigem Verſtande fich erflären fonnte. Zwei der bedeutendſten deutſch - amerifaniſchen Zeitungen erlabten fich mit viel mehr Grimm als Wig im Schimpfen über die deutſche Stadt. Inzwiſchen lebte dieſe wieder auf, ihre Hügel lagen zu ſonnig und fruchtbar, man mußte von felbft an WeinHügel benfen. Vor vier Jahren machte man die erſten Vers ſuche, jedes Jahr gelangen fte beſſer ; im vorigen Jahre gewann der Hermann -Wein den Preis, dieſen Herbſt gebenft man 2000

bie ießt noch Whi@fey. A18 die grünen Ufer und die präch

Gallonen Wein zu feltern, und die Abhänge in und um Hers

bergab, die Wälder waren reich an wildem Geflügel, und faſt überall hatte man von den Anhöhen eine anſprechende Ausſicht, nicht ſelten ſtarrten auch Blöcke und Wände von Felſen zwiſchen den Bäumen empor. In den zwei Tagen hörten wir feinen enge

mann bebeden fich ſchnell mit Reben. Einige wohlhabende Familien haben fich dort niedergelaſſen und fangen mit größern Anlagen an ; die Landwirthe der Umgegend aber find durch ihre Arbeit jeßt aus den Garten Jahren heraus, unb fie erzeugen mehr al8 fie bedürfen .

Das wirft ganz beſondere wohlthätig

auf die Stadt zurüd. Unter ſolchen Berichten war der Jag ſchnell vergangen, und am Abend einigten fich die Bekanntgewordenen zu einem

Fiſchzuge. Gegen zwanzig waren am folgenden Morgen bes ſchäftigt, Rähne, Neße und Angelruthen in Stand zu ſeßen , Kus geln zu gießen und einige Fäßchen und Körbe zu füllen. Balb nach dem Frühſtück brad man mit der Gewißheit auf, mehr

tigen Wellen des Gastonade noch heller in der Sonne er glänzten , fuhren wir auf zuſammengefochten Kähnen wieder hinab, hie und da wurde wieder gelandet, gefiſcht und geſchoffen, bis und des Miſſouri trübere Fluthen und ſtärfere Strömung idonell hinabtrieben .

Die waltigen Geftade ragten an dieſer

Seite hoch auf und ihre Felſenfuppen bedurften zu ihrer ſtolzen Schönheit nur noch der Romantik der Burgtrümmer. Zwei Lage wurden dann noch in der Umgegend bei den Landwirthen zugebracht, deren Wohnungen meift zwiſchen den bemaldeten Anhöhen verſtedt liegen .

Die Wege gingen bergauf,

liſchen Laut , denn bis auf 7 Meilen von der Stadt iſt die Ge gend hauptſächlich mit Deutſchen beftebelt, und im ganzen Bes

zire Gasfonade iſt ihrer eine ſo große Anzahl, daß flebenzig Stimmen mehr ihnen für immer das Uebergewicht über die Natives geben würden . Wie überall, ſo gelangen auch hier die deutſchen Landwirthe durch eigene Geſchick und eigene Tha. tigfeit zur Wohlhabenheit und die engliſchen ſuchen das Weite, und danfen dem Deutſchen, der ihnen für ihre Anfänge die

Dollars zahlt.

Wäre den Deutſchen dieſer Holzhacertrieb der

Fiſche zu fangen, als ganz Şermann aufeſſen fönne. Die einen

engliſchen Hinterwäldier eigenthümlich, dann würden die Enge

gingen in trei Kähnen den Fluß hinauf, die andern durch Wald und Felſen am Lande hin. Leßtern bot ſich manche prächtige Ausſicht und freundliche Landwirthſchaft dar, und der

liſchthüinler ohne Zweifel Darin proſaiſche Arbeit und niedern Hang ſehen , bei den engliſchen finden ſie aber hohen, romantiſchen Sinn darin. Ein engliſcher Landwirth pflanzt feinen Wein ;

vielfache Aufenthalt, die Sonnengluth , mandie Irrgånge verDoppelten den dreiſtündigen Weg, und ald wir endlich erfriſcht

bierum Hermann wird in acht Jahren feine deutſche lande

ſo hübſch daherfloß. Ein Kahn brachte endlich die Verlaſſenen

wirthſchaft mehr ohne ihren Rebberg reyn ; viele haben dazu ſchon einen guten Anfang gemacht, die Arbeit fanden wir hier zwar noch mühevoll und unabläffig, aber man hatte feine Sorge mehr und hegte fröhliche Hoffnungen . Dieſen Eindruck nahmen auch wir von Hermann mit, als das Dampfboot und wieder hinter die vorſpringenden Berge trug und die leßten Häuſer verſchwanden . Wir hatten zwiſchen den grünen Hügeln fröhliche Stunden berlebt, wir hatten trop man cher Reibungen, die dort unter der Decke ſpielten , gleichwohl ein berzliches und gemüthliches Leben gefunden, und wir nahs

zu den Uebrigen, welche fich eine hübſche Stelle am Ufer aus

men bie Ueberzeugung mit,

geſucht hatten und mit Fiſchen , Kochen und Trinken beſtens

mehr untergeben, ſondern mit jedem Jahre an Stärfe und ges Felligem Behagen gewinnen werde, fie hat wie Highland, Neu bremen, Gutenberg und die vielen andern deutſchen Anfteblun gen jene alberne Behauptung widerlegt, die Deutſchen fämen

und entzückt über die grünen flaren Wellen des Oasfonate zu

feinen Ufern hinabeilten, da fanden wir, daß der Fiſchplaß noch Stunde höher hinauf lag, arbeiteten und bis dahin am eine Ufer Durch, und als wir auch da anfamen , waren unſere Rähne noch eine halbe Stunde höher hinauf gefahren , um beſſeres

Fiſchwaſſer zu ſuchen. Das war gegen die Verabredung, und brachte manch böſes Geſicht zuwege , trop dem baß die Wälder um uns her in erhabenſter Pracht prangten und der Firſt Creek

beſchäftigt waren. Man theilte alle dieſe Arbeiten , und die Dunfle Nacht fam ſchnell genug. 3eßt ging es ohne Kleider in die Fluthen , hin und her plätſcherten die Schrimmer, umblinft von den Sternen und den Feuern am Ufer, welche ihre Lichter über das Waſſer warfen. Ein ångftlicher Hülferuf erſchrecte die ganze Geſellſchaft, einer hatte ich mit ſeinem Life freſerber (Schwimmgürtel) bewaffnet zu tief ins Waſſer gewagt und wollte eben ertrinten , als man ihn noch glüdlich in einen Kahn

hineinzog. Wer aber fönnte nun alle die tollen Streiche der Nacht wieder erzählen ? An Schlaf war nicht zu denken, Feuer

nicht fort,

daß dieſe Deutſche Anfteblung nie

mofte fich nicht unter die Engliſchen zerſtreueten ;

Hermann hatte wahrlich Feinde, Hinderniſſe und Entbehrungen genug, der auậbauernde deutſche Sinn ſeiner Bewohner hat alles beſtegt, und fich und den nachkommenden Landsleuten einen Wohnfis bereitet, der ihnen dieſelben Mittel öffnet, ihren Fami lien ein forgloſe8 Ausfommen zu verſchaffen , wie ein anderer Plaß,

und der dazu jener vaterländiſchen Sinnebart auch ents

259 gegen kommt, burch welche der Deutſche fich die Fremde erſt zur Heimath macht, wenn er nicht leichtmüthig genug ſeine deutſche Natur aufgibt oder im männlichen Entſagen ſeinen Willen aus ſchließlich auf andere Lebensgüter richtet. Hermann iſt verhälts niſmäßig weiter gefommen al8 irgend eine Stadt am Miſſouri. Die Stadt zählt ießt an 800 Einwohner, 8 Kaufläden, 3 Dampf mühlen, 2 Brennereien, 2 Brauereien, 4Gaſthäuſer unb beginnt einen Handel mit Holzwerk und Feldfrüchten . Es iſt noch fein Plaß, um ſchnell reich zu werden, und wird auch wahrſcheinlich noch lange feine Großſtabt werden : für Männer und Frauen

aber, welche ohne Geſchäftebrang bei mäßiger Arbeit angenehm und in deutſcher Umgebung leben wollen , möchte fich ſchwerlich ein beſſerer Drt finden .

(8 ift ba ſo bilig, baß mit 300 Dols

larg eine Familie recht gut das Jahr auskommt, und ſo geſund, Daß feit fünf Monaten nicht einmal ein Kind geſtorben .

Soon

dieſe beiden Vorzüge, verbunden mit der anmuthigen Lage, laf fen Hermann als höchſt geeignet für den Siß von höhern Schus len, Heilanſtalten und dergleichen erſcheinen . Dabei iſt auch hervorzuheben,

daß in Religionsfachen hier die Vernunft vors

herrſcht. Es erſcheint da der „ Lichtfreund ,“ und die Katholiſchen berlangten ſchon vor ein paar Jahren einen Prieſter, der nicht lebre, daß Nichtfatholiſche nicht ſelig werden könnten. Die Vers bindung mit St. Louis wird außer in den paar Wintermonaten duro 26 Dampfſchiffe erhalten, welche den Fluß befahren unb regelmäßig anlanden, außerdem geht wöchentlich eine Landpoft.

Geſchäftsleute mit einer mäßigen Summe für die erſten Anlagen, namentlich für Gerbereien, Dampfmühlen aller Art, Deſtilla

tionen, Holz- und Fruchthandel möchten hier eine belohnende Thätigkeit finden . Die Umgegend wird täglich wohlhabender und bedarf des Abſages für ihre Bobenerzeugniſſe. Auch in

bergmänniſcher Beziehung verdiente die Gegend noch eine näs here Unterſuchung, man fand ſchon häufig in den Bächen Bleis

~

Handel treiben . Der an dieſen Ufern gegenwärtige brittiſche Com modore nahm feinen Anſtand die neue Republik anzuerfennen und vers muthlich werden die franzöſiſchen Befehlshaber das Gleidje thun. Dieſes

Coloniſationsunternehmen , welches ſo eben in die zweite Phaſe ſeiner Entwidlung tritt, iſt eines der ſcheinbar demüthigſten und zugleich merf: würdigſten Werte, welche unſere Zeit vollbrachte, und verdient die Sym pathie aller wahren Freunde der Humanitat, nicht nur wegen der ſoon erzielten heilſamen Folgen, ſondern auch wegen des auf die Zukunft des afrifaniſchen Continents auszuübenden Ginfluſſes. Vor beinahe 30 Jahren faßten einige ausgezeichnete Bürger der

Vereinigten Staaten den Plan', zum Heimathboden die Schwarzen oder Farbigen zurüđzubringen , welche den Wunſch darnadı åußerten , und ihnen bei Einſeßung einer geregelten ſocialen Ordnung behülflich zu ſeyn. Aus dieſem Gedanken ging die heute noch beſtehende Geſellſchaft der Coloniſation hervor, die Stifter wollten, ſo viel an ihnen lag, das durch den Sklavenhandel den Kindern Afrika's geſchehene Unrecht ver: güten und ſie in ihrem alten Vaterlande mit reichlicheren Hülfemitteln der Kultur und Civiliſation wieder herſtellen. Die Mitglieder des Comité's beabſichtigten auch die Emancipation zu erleichtern , indem ſie

den Sflavenbeſißern zur Entfernung und zum Unterhalte ihrer Frei gelaſſenen einen ſichern und bequemen Weg öffneten , und hofften durch Gründung einer Colonie zum Fortſdreiten der Aufflärung in Afrifa beizutragen. Eine Leuchte ſollte es gleichſam ſeyn , die angränzenden Völferſchaften um fich zu verſammeln und von einer zur andern auf weite Gebiete Strahlen zu verbreiten.

Gruß waren die Schwierigkeiten , zahlreich die Hinderniſſe, ungewiß der Erfolg. Man mußte viel Geld ſchaffen , die Schiffe audzurüſten, und von den Eingebornen der Küſte Guinea's Grund und Boden für

die neue Colonie zu kaufen. Nachdem dieſe erſten Anordnungen getrof fen waren, mußte man die Auswanderer mit allem verſehen : mit Lebens mittel für die Ueberfahrt, Unterhalt für 1—2 Jahre in Liberia, Ader

geräthe, nöthigen Handwerkszeugen, Baumaterial für Häuſer, Kleidung, Hausrath, furz mit allem was eine werdende Geſellſchaft zu ihrem Bes ſtehen heiſcht. Wäre eine Regierung ſolchem Unternehmen vorgeſtanden, fo hätte es ungeheure Ausgaben verurſacht, wie es die Engländer in

ftufen. Der Anfauf iſt noch billig ; 10 Dollar iſt der höchſte

Sierra Leone erprobten.

Preis für den Ader in der Nachbarſchaft, die Landwirthſchaft eines Engländer8 mit 40 Adern urbaren und 100 Adern Buſch land wurde für 800 Dollars verkauft ; in der Stadt felbft find

ein , aber die Koſten waren dennoch bedeutend genug, und man mußte um ihnen zu genügen , nach kleinem Maaßſtabe verfahren. Als die Auswanderer fich in ihren Wohnungen und Feldern zu

noch Baupläße -- fünf bavon bilden einen Acer, - für mäßige

Menſchenrace, meiſtens in den Vereinigten Staaten geboren , war faſt ſo wenig geeignet wie die weiße , das afrifaniſche Klima zu ertragen.

Preiſe, zahlbar in zehn und verzinslich in fünf Jahren zu er halten. Die Natives möchten gern Das Deutſche Neft auseinan . der ſprengen ; ein Rechtsanwalt, den die Deutſchen als armen Burſchen freundlich aufnahmen, peint von dieſer Clique zu dieſem Zwede hergeſeßt. Unſere guten lanbeleute haben es

Liberia befanden ,

Einfache Privatmánner leiteten es ſparſamer

erhoben fich neue Sowierigkeiten.

Die farbige

Gine fürchterliche Sterblichkeit brach aus. Ueberdieß machten ſich die Eingebornen , nachdem ſie den Kaufpreis für ihre Ländereien erhalten hatten , fein Gewiſſen daraus , die Anſiedler zu überfallen. Man war

darin verſehen, daß fte Stadtgrundſtüce für die Schule ſchenk ten, ohne vorher zu bedingen, daß in derſelben auch deutſch

genöthigt in einer Hand das Gewehr, in der andern Spaten oder Pflug zu halten ; das währte mehrere Jahre. Die Einheimiſchen willigten erſt ein , dauerhaften Frieden zu ſchließen , als fie fich ſehr verſichert

gelehrt werden müſſe.

ſahen , nicht die Mächtigſten zu ſeyn.

GB hat ſich die Wahl der Geſellſchaft, welche Hermann gründete, jeßt al8 eine glänzende herauðgeſtellt. Wäre der Bos

Jm Innern der Niederlaſſung waren die Hinderniſſe nicht minder gewidhtig ; bas Comité der Coloniſationsgeſellſchaft hatte feſtgeſtellt, daß alle ſocialen Aemter, ausgenommen die Stelle eines Gouverneurs, durch

den eine weite fruchtbare Fläche, ſo würden hier einige wenige große Landwirthe figen. 3eßt aber wird Hermann der GiB einer wohlhabenden Deutſchen Bevölkerung werden, welche, von

der Wuth dee Geldmachens weniger ergriffen und von religiöſer Dulofamfeit und Freifinnigfeit mehr beglüdt ale andere Drte in Amerifa , ftete deutſche Lebeneluft und Geſelligfeit mit Deuts fcher Bilduug und Redlichkeit vereinigen wird. Die Colonie Liberia .

Schwarze bereßt werden ſollten, eine zugleich weiſe und edle Maaßregel. Wenn die Weißen den Dienſt des Magiftrats, Pfarrers, Arztes, Advos caten verſehen hätten , wären ſie leicht dabin gefommen , die farbige

Bevölferung in einer ihrer Entwidlung hinderlichen Vormundſdaft zu erhalten ; zudem lag es auch im Nußen, die Emigranten durch die Aus:

ficht auf freie und ehrenvolle Stellung an die Colonie zu feſſeln . Bes greiflich war es aber feine leichte Sache, zu den verſchiedenen Functionen des geſellſchaftlichen Zuſtandes Weſen abzurichten, welde bisher gewohnt waren feine auszuüben ; da gab es eine lange mühevolle Lehrzeit und

die Neulinge in der Macht verſanten in unvermeidliche Fehler ; der Den 14 Auguſt 1847 hat ſich die von den Amerikanern auf der Küſte von Guinea gegründete Colonie Liberia als unabhängige Republik erflärt, und die Mittheilung dieſes Acte den verſchiedenen Regierungen

übermacyt, welche in dieſem Theile Afrika's Befißungen haben oder

Gouverneur war , wie ſchon erwähnt , ein Weißer. Neue Quelle von

Schwierigkeiten ; die Lage der Weißen waren ſo zu ſagen im voraus gezählt unter Afrifa's Himmel. Der erſte, welcher dieſe chriſtliche Mär tyrerbühne beſtieg, hieß Jehudi arhmun : einer der Männer, die in

260

worso

geringer uud dunfler Sphäre Talente entfalten , Genie und Tugenden

in immer engere Schiffe, und da dieſe Menſchenwaare durch die Gefahr

offenbaren, welche die mächtigen Häupter von Rönigreichen ehren würden.

ihrer Herbeiſchaffung im Breiſe geſtiegen iſt, bringen die Speculanten

Aſhmun beſaß männlichen Muth , unerſốütterliche Ausdauer und die

in ihre Rechnungen die Ausſicht zwei Drittheile oder vier Fünftel zu

Weisheit des Gefeßgebers mit der einfach demüthigen Frömmigfeit des

opfern ; 18 iſt ein vorſäßlicher, ins Große getriebener Mord.

Kindes gepaart. Er weihte fich treu ſeinem Werfe und ſtarb dafür wie ein waderer Rämpfer ; von ſeinen Lippen tönten im leßten Augenblicke

Nuffell hat es ausgeſprochen , daß der Verſuch den Sklavenmarkt durdy

die Namen : Jeſus und Liberia. Das fünftige Geſchid dieſer Colonie iſt uns verhüllt ; wenn ſie aber der Mittelpunkt einer neuen Aera der Geſittung wird, lebt Jehudi Aſhmun im Andenfen von Afrifa's Völfern

unheilvoll in ſeinen Folgen ſey. Gegen dieſen ſdauerlichen Handel gibt

Lord

gewaffnete Macht zu unterdrüden , nicht nur an ſich fruchtlos , ſondern .

es nur zwei Mittel ; das wirkſamſte wäre, die Märkte durch allgemeine

Tilgung der Sklaverei ſelbſt zu ſchließen ; bis aber dieſer Sieg , nada

fort, und das Gedächtniß ſeiner Wohlthaten grúnt von Jahrhundert zu Jahrhundert, wie einſt das von Cecrops und Theſeus unter Hellas Bei

welchem die Menſchheit mit That und Wort unabläſſig ringen ſollte,

überall gewonnen iſt, und Gott weiß wie viel Zeit noch darüber hin: gehen mag, gibt es eine andere nicht zu verſchmähende Abhülfe : das ift,

wohnern. Auf Aſhmun folgten die Stadthalter mit unheilvoller Sdnelle;

kaum hatte einer Zeit ſich über die Intereſſen und Bedürfniſſe der Nie derlaſſung zu unterrichten , ſo ſank er auf den mörderiſchen Boden hin, und doch fehlte es nie an Glaubenshelden ; kaum war das Grab des einen geſchloſſen, ſo fam ein anderer und opferte ſich, bis man das ſeine grub. Man fann ſich denken , welche Unſicherheit, welches Schwanken dieſer ſtete Wechſel in der Verwaltung der Colonie erzeugen mußte. Bloße menſchliche Philanthropie hätte fich tauſendmal abſchrecen laſſen, ſie entſagte um geringerer Schwierigfeiten , als die oben angedeuteten , ſchon

chriſtliche und civilifirte Colonien längs der Küſte von Afrifa zu bilden .

Wenn man auf die Ausführung dieſes Planes all das ſeit vierzig Jahren an die Kreuzgeſchwader vergeudete Geld verwendet hätte , wäre der Sklavenhandel nicht beſchränfter als er es heutigen Tages iſt ? Selten führt die Gewalt zu den guten Erfolgen , die man fick vou G. N.

ihr verhieß .

Miscellen.

manchem trefflichen Werfe ; die frommen Männer ließen ſich nicht ermüden

Staaten, und Cadwell , das den Namen von einem der Wohlthäter der

Boop o rusfchifffahrt. Der Indicatore Biſantino (f. Le Com merce . 6 März) enthält eine Ueberſicht der Schiffe, welche im vorigen Jahre den Bosporus paffirten. Dieſe Paſſage iſt bereits auch für den Handel ſo wichtig als der Sund , und wird wohl demnächſt noch weit wichtiger werden. Die Zahl der Segelfahrzeuge, welche hindurchführen,

Colonie entlehnte. Monrovia zählt tauſend Ginwohner, hat einen Hafen, der ſchon bedeutenden Handel treibt, viel beſuchte Schulen , eine öffent: liche Bibliothef und eine Zeitung. Cadwell hat 6000 Einwohner. Es

überſteigt die des Jahres 1846 um 3772 Schiffe, augenſcheinlich eine Folge des ausgedehnten Getreidehandels. Die Zahl der griechiſchen

and entmuthigen , weil ſie auf höhere Macht als die ihre vertrauten, und jeßt fönnen ſie mit Freuden auf die Früchte ihres Strebeno ſchauen . Die Republik Liberia umfaßt zwei fleine Städte : Monrovia , alſo

genannt von Monroe, zur Zeit ihrer Gründung Präſident der Vereinigten

waren 10,500 , die der Dampfſchiffe 437.

Die Geſammtzahl ( 10,937)

iſt die Stadt des innern Landes ; fie beſigt eine Geſellſchaft des Ader:

Fahrzeuge allein, welde den Frachthandel vorzugsweiſe betreiben, belief

baues, die Ebenen ringsum find ſorgfältig angebaut, alle Beziehungen mit den Gingebornen friedſam ; der Gottesdienſt wird in mehrern Kirchen gefeiert, Sowarze oder Mulatten verſehen das Prieſteramt. Beim An blide dieſer blühenden Civiliſation zur Seite der gröbſten Barbarei, glaubt man einen amerikaniſchen oder europäiſchen Diſtrict wie durch Zauberkunſt in Sam's Welttheil verpflanzt zu ſehen. Am Anfange des leßten Jahres benachrichtigte die Coloniſations: geſellſchaft die Einwohner von Liberia , daß fie dieſelben für genügend ſtarf und vorgeſchritten erachte, fich ſelbſt zu regieren. Seltene Thatſache

ſich auf 2776 , die Zahl der engliſchen , worunter die malteſiſchen und joniſchen nicht mitbegriffen find , 1894 ; nach dieſem famen Sardinier ( 1440) Deſterreicher ( 1260) und Nufſen ( 1068. ) Alle andern haben unter 1000 Fahrzeuge, indeß ftehen die Franzoſen mit 545 oben an.

in den Annalen der Vienſchheit, daß die Gründer einer Niederlaſſung

felbſt die Unabhängigfeitserflärung hervorriefen und ſich plößlich aller ſo geſeßlich erworbenen Nechte entäußerten ! die Jeſuiten von Paraguay waren nie auf dieſen Gedanken gerathen, und die Regierungen würden

ihn als Wahnſinn verwerfen . Das amerifaniſche Comitè hat aber anders geurtheilt und die Burger von Liberia ſprachen , wie wir bereits an: führten, im Monat Auguſt 1847 ihre Unabhängigkeit aus. Ihre Flagge gleicht derjenigen der Vereinigten Staaten : fie beſteht aus rothen und weißen Streifen mit einem einzigen Sterne in der Mitte. Unter den Vortheilen , welche man von Gründung dieſer Republik auf der Abendſeite des afrifaniſchen Continents erwarten fann , heben wir beſonders den neuen Damm heraus gegen den ſchåndlichen Sklaven handel. (Gr verſchwand von allen durch die Anſiedler beregten Pläßen,

iſt fireng durch die Geſeße verboten, und um ihn völlig zu hintertreiben, geht die Republik damit um Neu -Leſtre zu kaufen, ein häufig von Stla venhändlern beſuchtes Nagbargebiet; auch darf man hoffen, daß die an

Liberia gränzenden Stämme, von denen fich einige ſchon unter deſſen Shuß begaben , ihren rauſamen Menſchenmarkt werden verabſcheuen lernen. Den Negerfáufern verſ(ließt ſich demnach eine große Küſten

ftrede, und dieß iſt ein fräftigeres Mittel gegen den Sklavenhandel als die engliſchen und franzöſiſchen Kreuzer; man las jüngſt in einem lon: doner Blatte, daß die brittiſche Regierung ohne bedeutended Reſultat ungefähr 20 Millionen Pfd. darauf verwendet habe. Das gegenwärtige

.

Ueber Racenmiſchung. In der Verſammlung der ethnogra phiſchen Geſellſchaft zu Paris am 24 December ( i. Nouv. Ann. des Voyages. Januar ) fam es zu einem Geſpräch über Racenvermiſchung, wobei die Anſicht durchgeführt wurde, daß die Kreuzung zweier ſehr vers ſchiedenen und zweier einander ſehr naheſtehenden Racen ein ganz ver: ſchiedenes Reſultat ergebe : die Meſtizen aus der Kreuzung zweier ſehr verſchiedenen Nacen reyen der Mittelausdrud der Typen der Aeltern, bei

naheſtehenden Racen gehörten die Abfömmlinge entweder dem einen oder dem andern Typus an , fie hätten aber feinen gemiſchten Charakter. Hr. W. Edwards hatte zuerſt dieſe Beobachtung hinſichtlich des Men = ſchengeſdhlechts ausgeſprochen , Geoffroy St. Hilaire für die Thierarten im allgemeinen. Man wollte dieſe Beobachtung zu einem Geſeß erheben, 1

wogegen ſich aber Hr. Milne Edwards, der Bruder des oben genannten

Naturforſchers, ausſpracy, indem jeßt noch die Zahl der Beobachtungen zu gering rey, um die ausgeführte Anſicht als ein Naturgeſeß zu be: zeichnen, eine löbliche Veſdrånfung, denn es läßt ſich mit großer Zuver: ficht behaupten , daß das Geſeß wenigſtens in den civiliſirten Ländern Europa's, wo die Nacenmiſchung noch fortdauert, feineswegø gültig iſt.

Der Streit über dieſe für ethnographiſche Studien allerdings höchft widytige Frage hatte fich über eine Zuſendung des Hrn. Middendorf entſponnen in Betreff der Samojeden. Dieſe leßtern nähern fich mehr den Mongolen und unterſcheiden fich von den Lappen ; Lappen und Finnen ſprechen zwar dieſelbe Sprache, aber die Race iſt ſehr verſchieden. Eine andere im Laufe des Geſpräche gefallene Bemerkung betrifft die albaneſiſche Race im Peloponnes. Hr. Ch . Lenormant bemerkt, daß er

Syſtem der Kreuzer mehrt die leiden der Dpfer in einem weit höheren

nirgend einen ſo farfen Unterſchied unter den Geſchlechtern bemerkt habe : die Frauen haben den ſchönen griechiſchen Typus , während die Männer ganz andere Züge , eine Adlernaſe und eine minder ſchöne

Grade als es die Zahl derſelben zu mindern vermag. Man pfropft fie

Phyfiognomie haben .

Verlag der 3. 6. Cotta'ſdhen Buchhandlung.

-

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 0 ". 66.

17 März 1848 .

nicht in bein Grade gewadjen, und der Straßenaufſtand hätte

Die Finanzen in Frankreich.

nid;t die Furchtbarkeit angenommen.

Wäre der Pariſer Stra

Wir ſind feine@ wege geſonnen, eine financielle Abhandlung zu ſdreiben , und unſern Leſern , welche, wie wir, vom Sturm der

Benaufſtand nicht geweſen, ſo hatte ein verändertes Regierung8 ſyftem , aber nicht eine veränderte Regierung&form bie Folge

Ereigniſſe allzu ſehr ergriffen ſeyn werden , eine trodene Auss einanderſeßung aufzutiden . Aber es gibt einen Punft, wo

ſeyn können . So aber kann man ohne alle Uebertreibung ſagen, Daß das verfehlte Abgabenſyſtem den Grund zu dem herrſchens

die financiellen Erwägungen mit den politiſchen allzu eng zu jammenſtoßen , und jeder, der den Gang der Sachen aufmerkſam

Den Mißvergnügen legte, daß das nicht minder verfehlte Syſtem Der Finanzverwaltung die Mine lub , daß die Theurung die

beobachtet, fich aufgefordert fühlen muß, mit Rücfficht auf die Zuſtände im eigenen Lande den Stand der Sachen auseinander

Lunte anſeßte, und die blinde Hartnäckigkeit der legten Zeit

zu legen . Wir nehmen keinen Anſtand zu erklären, daß wir

nur die lange geladene Mine zur Erploſion brachte. Hierin liegt eine furchtbare Lehre für die jeßige Zeit ; der

die ſeit dem vorigen Jahr ausgebrochene Gelbfriſe und die am

alte Grundſaß: Monarchien gehen durch Armuth zu Grunde,

Ende des Februar auêgebrochene Revolution als Irjadhe und Wirkung betrachten , eine Behauptung, die man wagen darf,

Einrichtungen des Handels und der Induſtrie ; der Staat in

ohne die moraliſden Elemente irgend in Zweifel zu zieben oder gar abläugnen zu rrollen .

Das Syſtem Lubrig Philipps und

Guizotê war nicht von geſtern, und wenn wir Die Bedeutung von

iſt nur mehr halb wahr, fte geben zu Grunde durch verfehrte Frankreich hatte noch immer Geld, der Induſtrie fehlte es nicht an dem äußern Schuß, den die Zölle gewähren fönnen , fte hatte deſſen oft nur zu viel, aber man ſchnitt ihr den Lebensa nero ab, indem man ihr das Zuftrömen der kleinen Capitalien

Scandalen , wie die Proceſie Teſte und Cubières, wie den Mord Der Herzogin von Praslin feinerrege als unbedeutend anſeben , ſo iſt es doch mehr ale wahrſcheinlich, daß ohne die Theurung und die Gelbfriſe des rorigen Jahre feine ſolche große Anzahl Arbeiter in Paris brodlos und zu jedem Aufſtand geneigt ge . weſen wäre. A18 im 3. 1837 der Aufſtand in Paris ausbrach , erklärten die Anführer und Leiter bald : la rue est contre nous, was feinen andern Sinn hatte, ale daß die große Mebrzahl Der Arbeiter genügend beidäftigt ſev unb fie nicht das Gelb hätten die Leute zu bezahlen. Diesmal fam die Noth und die Stofung der Geſchäfte, eine Folge der vorjährigen Theurung

vortheilhaftes, doch dem Ganzen unnüßes Geſchäft. Die Auf gabe der Regierungen beſteht darin, die großen Capitalien zu vermögen , daß fie für ſolche Arbeiten verwendet werden, welche einem großen Theil der Bevölkerung Arbeit und Brob geben. Dieß iſt allerdinge mit den Eiſenbahnen der Fall, und der enge

und der Gelbfriſe, bazu ; die Bearbeitung der Arbeiterſchaaren

liſche Unternehmungegeiſt hat

ging mit dem günſtigſten Erfolg vorwärte, und dieſe Bevölkes

Maaße begriffen ; aber in Frankreich waren die großen Actien unternehmungen weit mehr ein Gegenſtand des Spiele ale des

rung, geleitet von wenigen eingeweihten Führern , war es, welche

den Aufſtand aufe äußerſte trieb und die Republik forberte, auf welche, eben mit Auenahme der oben bezeichneten Leiter, niemand vorbereitet war. An der Gelbfriſe, die fich wie natürlich in eine Arbeiters friſe umwandelte, war die Regierung großentheild ſelbſt ſchul dig. Die Theurung brachte nur die Sache ſchneller zur Reife ,

abſchnitt.

Die großen Capitalien ſuchen gewöhnlich bie Judus

ſtrie nicht, ſondern gehen umfaſſenden Handels- und Geldope rationen nach , weil ſie dabei das Geld mehr in der Hand und in der unmittelbaren Aufſicht behalten, aber dieſe großen Geld operationen ſind nur allzu oft ein, wenn auch dem Einzelnen

dieß auch in ausgezeichnetem

ernſten Beſtrebend, das Land mit Eiſenbahnen zu durchziehen

und dem Volfe genügende Arbeit zu verſchaffen . Und eben dieſer Spieldjarakter war das Verberbliche; er zog die Capitalien an, welche der 3nduſtrie hätten dienen ſollen, und ſo brad bie

Noth herein ; lange noch blühten die großen Banfiers , all ſchon die Induſtrie från felte und die Arbeiter in Schaaren brods

im Jahre 1846beginnende 108wurden,und ießt hat der Sturz der Regierungauseinen dazu wardurchdieſchon DerGrund Hätte bie Regierung ein vernünftigeres Finanz- großen Theil der Banfiers mehr oder minder ins Verderben Geldkriſe gelegt. ſyſtem verfolgt, hätte fte nicht durch die Agiotage der Eiſenbahne compagnien die kleinen Capitalien, dieſe Nährmütter der Indus ſtrie und Gewerbe, von ihrer gewöhnlichen Verwenduug abges zogen und großentheils in den unergründlichen Sac der großen Banfier8 geworfen , die Induſtrie hätte trop der Theurung nie in dem Maaße geftecht, die Zahl der arbeiteloſen Arbeiter wäre

geriſſen .

Die Lime8 hat ganz Recht, es iſt eine Arbeiter-Revolution (an operative revolution) , dieſe verlangen ihre Belohnung,

und die jeßigen Leiter, gebunden durch frühere Verſprechungen und genährte Hoffnungen , haben fid in ein ganz unbaltbares Syſtem Der Erhaltung der Arbeiter und der Beſchäftigung der

262

Arbeiter durch den Staat geworfen. Wären die Finanzen Frants reiche in einem viel blühenbern Zuſtande geweſen als ſie wirklich maren, fle müßten jest baran erliegen , und ießt muß auch fommen ,

was vernünftige Männer ſchon vor Jahren vorſchlugen , der Staat muß die Eiſenbahnen bauen . Was vor Jahren ein Gebot der

Gooon

über die Regierungsform erledigt werben burdh die Nationale verſammlung , welche der Thurmbau von Babel zu werden ber ſpricht, ſo wird alles in eine Ferne hinausgeſchoben , daß in zwiſchen der Bau ſelbſt ing Stoden fommen muß, wenigſtens yon denjenigen Bahnen , die noch gar nicht befahren werden .

Klugheit war, iſt jeßt, wie ſo mande8 andere, ein Gebot der Noth. Die Eiſenbahnen find es ießt faſt allein , durch welche

Die geſtürzte franzöſiſche Regierung hat nicht hören wollen , ale man ihr die drohende Verwidlung der Finanzen vorſtellte .

eine ſehr große Anzahl Menſchen , mehrere Hunderttauſende,

Wir haben den Stand der Dinge, ſo wie er uns erſchien , im

eine wahrhaft nußbringende Beſchäftigung finden können , aber

vorigen und in dieſem Jahre zu ſchildern geſucht (f. Nr. 34.

die Compagnien ſind mit ihren Mitteln vorerſt zu Ende. Noch

70 f. 152 ff. vom vorigen Jahr), und es iſt gut iegt barauf

hat die Regierung in Paris nicht gewagt, - wir ſchreiben dieß am 9 März , wo man die Börſenberichte aus Paris

zu verweiſen, indem man baraus ſieht, wie zu einer Zeit, wo noch niemand an eine Kataſtrophe, wie die im Februar b. J. denn jene Ar Dachte, das Urtheil von klar ſebenden Leuten , tifel find bloß theils nach Kammerverhandlungen , theils nach

die Börje zu öffnen, um

vom 6ten noch nicht haben kann, 1'

nicht durch unſäglich niedrige Curſe alles zu entmuthigen ; ffe hat bas baar vorhandene Gelb benüßt, um die am 22 D. fälis

Journalartifeln gearbeitet, - fich geſtaltete.

Faßt man jene

gen Zinſen bereits am 6ten auszahlen zu laſſen, in der offen-

Vergangenheit ins Auge, ſo fann man ohne Mühe die jeßige

kundigen Abficht, taburch auf die Curſe einzuwirfen und ihnen eine gewiſſe Feſtigkeit zu geben. Gelingt aber dieß auch der Regierung bis zu einem gewiſſen Grade, ſo zeigt der Stand der Eiſenbahnactien , wie fte in England notirt werden , zur Genüge, wie tief das Vertrauen geſunfen iſt. Die Nordbahnactien ſtan den vor der Revolution 530-540, oder nach engliſcher Rechnung 11-12 ; ? jeßt ſind dieſe auf 4 geſunken , D. h. Die eins

Lage ermeſſen , und dieſe iſt noch durch den Umſtand erſchwert,

2

daß die gegenwärtige Regierung, weit entfernt die Steuern zu erhöhen, die ergiebigſten , die Conſumtionsſteuern , weſentlich vers mindern, wo nicht ganz aufheben muß.

Die Salzſteuer, die

peratoriſche Weinſteuer find faum zu retten , ſo wichtig fte auch

in dem Budget von Frankreich find ; das Opfer, welches zuerſt geſchlachtet wird, die Civilliſte, iſt ein Tropfen ins Meer, die

gezahlten 250 Fr. find nur noch 100 Franken werth, weil man

Vereinfachung der Verwaltung iſt eine höchſt mühſame, und

durch den Befit der Actien die Verpflichtung über fidhnimmt noch 250 Franfen nadyzuzahlen . Noch ärger iſt es begreiflicher Weiſe mit Lyon, welche Actien am 3 März in London zu 13,

nicht ſchnell lohnende Sadie, und wenn die neue Regierung auf

notirt waren,

D. h . die 250 eingezahlten Franken waren nur

noch 43 Fr. werth, weil man nicht nur noch 250 Fr. einzahlen muß, ſondern bie 200 Mill. welche zur Ausführung der Bahn 1

unterzeichnet wurden, nicht ausreichen werden , überdieß 100 weitere Millionen nöthig ſind. Alle die großen Banfierhäuſer,

welche mit zahlreidhen Actien dieſer Vaynen geſegnet find, fann

dent unſinnigen, höchſtens Durch die augenblickliche Verlegenheit erklär- und entſchuldbaren Syſtem der Nationalwerkſtätten bes harrt , ſo muß die Zahl der Beamten eher ſteigen als abnehmen. Sehen wir von der Volf&wirthidaft, namentlich von den

13 Milliarden, mit denen das Grundeigenthum belaſtet iſt, ganz ab, ſo finden wir ſchon im Dbigen Gründe genug, die Stellung der Regierung als eine in financieller Hinſicht im höchſten

wenn ihnen nicht der Staat

Grabe mißliche anzuſehen. Die Regierung hat trei ſehr ver ichieden wirkende und darum wohl zu unterſcheidende Urſachen

zu Hülfe fommt. • Die Zeit iſt eingetreten, wo ſie es als ein gutes Glück anſehen müſſen , wenn der Staat al pari übernimmt

unzertrennliche Störung des Credite, für& zweite den durch die

man als faſt ruinirt betrachten ,

und ihnen die wirklich ausgelegten Summen vergütet. Der Staat fann zu ſeiner eigenen Rettung kaum etwas

ander8 thun als dieſe Uebernahme bewerkſtelligen , den Actio nären ſtatt ihrer Bahnactien Staatepapiere geben , und ſolche auf den möglichen und wahrſcheinlich günſtigen Ertrag der Bahnen fundiren , denn es iſt im jebigen Augenblick faſt unmöglich, daß die Nordbahn ihre noch fehlenben 100 Mill., und noch weit unmöglicher, daß die Lyoner Bahn, welche vorher don unter Pari ſtand, ihre 200 Mill. hereinbringe. Kann

der Zerrüttung vor fid ):

fürs erſte die von jeder Revolution

Revolution angebahnten Sturz des ganzen , ſeit 30 Jahren im= mer weiter fich verbreitenden Creditſyſtems der großen europäis fchen Banfiere, unb fürs dritte die feit Jahren herangewachſene

und zu einem furchtbaren Ausbruch gefommene Eiſenbahnfriſe. Alle drei wirfen zwar auf Ein Ziel hin, aber wenn die ſchein bare Feſtigkeit der neuen republicaniſchen Regierung die erſte Urſache der Zerrüttung auch überwinden fönnte, ſo kann ſie den Folgen der beiden andern unmöglich entgehen. Viele ſind, und gar nicht ohne Grund, der Anſicht, die Regierung werde, unfähig alle die innern Schwierigkeiten zu überwinden , die cährenden

fie aber ſolche nicht bereinbringen , ſo fönnen die halb gebauten Eiſenbahnen nur einen ſehr ungenügenden Ertrag abwerferr. Angenommen die franzöſiſche Regierung faßte dieſen Entſchluß , der ihr burd, die Nothwendigkeit, Hunderttauſenden Beſchäftis gung zu geben und zugleich einigermaßen den allgemeinen Gre-

rüſtung der Truppen , die wiederum Geld foſtet, und in der hal

dit zu retten , faſt aufgezwungen werden wird, ſo ergibt fich vors

ben Unmöglichkeit die Truppen auf fremde Koften zu erhalten .

erſt noch die ungeheure Sawierigfeit , daß die proviſoriſche Res gierung eine Maaßregel von ſolcher Bedeutung nicht auf ihre

Stalien und die Rheinlande wiſſen was die franzöſiſchen Trup penunterhaltungen foſten, und werden alles aufbieten, um dieſe Gäſte abzuwehren, gelingt es aber der franzöftichen Regierung nicht, bie Truppen ziemlich unangefochten auf fremdem Boden zu ernähren , muß fie foldhe im Krieg ſelbſt unterhalten , ſo iſt die Sache ſchlimmer wie vorher, und die Zerrüttung in Franfreich greift um fich. Zudem ſind die Zeiten nicht mehr, wo ein Staat

Verantwortlichkeit ergreifen fann ; ſoll aber vorerſt die Frage 1 Nachſchrift : e8 iſt feine Börſe gehalten worden , dagegen hat ein

großes Banfierhaus ſeine Zahlungen bereits eingeſtellt , ein anderes wanft, und der Finanzminiſter Gouddaur hat abgeranft . Böje Vorbedeutungen ! 2 Die Engländer rechnen nur das wirklich Eingezahlte, in dieſem Falle 10 Pi. St. oder 250 fr. und fdlagen dann die Prämie darauf, oder ſie fagelt: die Actien ſtehen 1-2 Pf. Prämie .

Kräfte nach außen werfen , das aber hat ſeine Sdwierigkeit, nicht

bloß in den Kräften , welche möglicher Weiſe gegen die franzöſiſchen

Heere aufgeboten werden, ſondern auch in der nöthigen Auß

durch fremdeContributionen ſein Leben friſten fann : im 3. 1797

a18 man für Bonaparte bei ſeinem das Jahr zuvor erfolgten

263

Abgang zur Armee mit größter Mühe 2000 Loui @ bor in Golb

:

zuſammenbrachte, da mochte die Sendung von einigen Millionen

aus 3talien der Directorialregierung auf die Beine helfen , jeft

aber bei den geſteigerten Bedürfniſſen der Staaten ſind die Cons tributionen ,

wenn fte auch noch ſo ſtart find,

ein ſchwaches

Mittel, und wenn der Streich nicht gelingt, hat die franzöſiſche Regierung durch den Friedensbruch dein vornehmen europäiſchen finanzſyſtem , das fich in den leßten 30 Jahren aufbaute, volls

ende den Gnadenſtoß gegeben, und die ungebeuren fictiven Gas pitalien , welche in den Staatepapieren ſteden , geben zu Grunde.

Eine Nation in der Gährung, wie jeßt die franzöſiſche, fann ſolche Capitalien durchaus nur durch ein ſehr ſtreng geordnetes Syſtem im Frieden wieder ſchaffen , ein muthwillig unternommener Krieg fönnte ſie an den Rand des Verderbend führen . Deutſchland, felbft in Gährung, Darf fich freilich davon nicht allzuviel ver

ſprechen , aber doch finden fich hier noch manche Haltpunfte, welche Franfreich für jeßt fehlen .

Die vorige Regierung hat

der neuen ein furchtbares Erbtheil hinterlaſſen , und wenn man jeßt über die elende, niederträchtige Rolle ſchimpft, welche die gefallene franzöſiſche Regierung den Mächten gegenüber geſpielt babe, ſo möchte dieſes zum großen Theil ſehr unbegründete Ges

ſchwag bald einer ernftern, wenn auch aus Klugheit ſtillen Ver wünſchung weichen , der über die Lage, worein die alte Regierung das Land verſeßt hat. Man hüte fich, die faſt unvermeidliche Finanzgerrüttung Frankreichs der Revolution zuzuſchreiben, fie iſt das Werk der alten Regierung, und fie wäre durch jeden Krieg zum Ausbruch gefommen .

000 ,

Bimsſteine eine Hauptrolle .

Dieſe bringt der Fluß Wanganui,

der ſich aus der nördlidhen Inſel nicht weit von Kapiti in die Coofdſtraße ergießt, von dem ſpäter zu beſchreibenden Vulcan Tongariro. Ein anderer Fluß, der ſich auf der Weſtfüſte ber ſelben 3nſel ins Meer ergießt, bringt ebenfalls große Mengen Bimeſtein aus derſelben Duelle mit fich, unb 8 iſt faft fein Zweifel, daß die Bimsſteingerölle, die man in großer Menge auf den Dünen der Dftfüſte von Neuholland findet, namentlich an dem Hunterfluſſe bei Newcaſtle, ebenfalls von Neuſeeland durch eine öftliche Strömung dorthin gebracht worden, denn in

Neuholland ſelbſt iſt fein Vulcan befannt. Wie nod) einige andere Inſelchen und Felſen in ſeiner Nähe, ſtimmt die geolo giſche Bildung von Rapiti mit der der Hauptinſeln überein, ron denen ſte nur einen abgeriſſenen Theil ausmacht; es iſt ein

zum Theil ſehr zerſepter Thonſchiefer, von dichten , baſaltåbn lichen Grünſteinen Durdybrochen . Es mag daher nur noch Mana oder die Tafelinſel von Capitän Goof erwähnt werden, die aller dinge som Meere auß geſehen ein tafelförmiges Ausſehen hat

und in ihrer Höhe wahrſcheinlich mit den ſchon beſchriebenen Serrajen oder Uferlinien der nördlichen Inſel übereinſtimmt. Bei näherer Unterſuchung ſtellt fle fich inbeſjen feinemege als Plateau Dar , fondern hat viele Dallen und Einſchnitte , auch

Finbet fich auf ihrer Oberfläche feine Geröllablagerung. Die Thonſchieferformation mit ihren Strebepfeilern von Grünfteinen fann durch die ganze nördliche Inſel von Neuſees

land verfolgt werden . Früher offenbar in horizontaler Schicha tung auf dem Boden eines Meeres abgelagert, hat man ihre

jellige Geſtaltung einer Erhebung über die Waſſerflädse durch unte: in fie einbringenden Grünfteine zuzuſchreiben .

Bur Geologie der Südſeeinſeln. Neuſeeland.

II .

Kapiti ober die Entry - Inſel des Capitän Goof, eine ron Den kleinern Inſeln bei Neuſeeland, die in der nach jenem un erreichten Seefahrer benannten , die beiden größern Inſeln trens nenden Meeresſtraße liegen , hat eine unregelmäßige , etwas ovale Form mit ihrem größern Längendurchmeſſer von Norden nach Sie iſt im höchften Grabe bergig , einige Gipfel haben gegen 1000 Fuß Meereshöhe, und die Bergfette ſenft fich nad Liſten und Weſten ſteil ins Meer, ſo daß ein felfige8, beinahe

unzugängliches Ufer gebildet wird. Siefe Schluchten , in denen Bäche nach dem Meer eilen , durchſchneiden ſie von allen Seiten i

ihre Lage in der Mitte zwiſchen beiden Inſeln, und die Cooks ftraße beherrſchend, machen ſie zu einer wichtigen Veſte für die zukünftige Bevölkerung jener Inſeln, wie ffe lange Zeit hin durch und auch jeßt noch der Hinterhalt für die gefürchteten

So erſchienen anfänglich nur die Spißen der neuen Gebirgs fette über dem Waſſer, und in den erſten Zeiten beſtand wahr

ſcheinlich eine Reihe unzuſammenhängender, vom Meere um ſpülter Inſelchen. Die Uferlinien ſind ein Dauerndes Denkmal Dieſes frühern Miseau's : auch laſſen fich die Shonſdieferinſelchen als Sheile einer und derſelben Gebirgefette im Geiſte zuſamnien fügen, obgleich die fie einſt trennenden Meeresarme von andern

und zwar ganz jungen Formationen ausgefüllt ſind. Die Folges zeit wird lehren , ob ſich auch noch Thier- und Pflanzenreſte in dem Jhonſchiefer finden , oder ob in Bezug auf Neuſeeland nichte der Art Zeugniß von dem frühern Zuſtand der Obers flädje ablegt. Dody iſt bieß leştere zweifelhaft, denn Geſteine ganz ähnlicher Art find in Van Diemensland eine reiche Fund grube von Reſten der älteſten Lebensformen geworden. Es muß übrigens bemerft werden , daß an dem kleinen Hafen Wan ganui an der Weſtküſte der mittlern Inſel, in der Nähe des

Häuptlinge Rauparaha und Rangiheiata war, welche von hier

Cap Farewell, eine anthracitiſche Rohle gefunden worden iſt; man

aus mit Leichtigkeit die Stämme ter benachbarten Küſten über An ihrem ſüblichen Ende find die Hügel mehr

hat auch die Ausſage intelligenter Robben- und Wallfiſchfänger,

fallen fonnten .

Daß an derſelben Küſte weiter ſüdlich noch an mehrern Orten

mellenförmig und die Küſten weniger unzugänglich . An Dein nördlichen find die Fel& mafien febr zertrümmert und ausgenagt, und an ihrem Fuße findet ſid) eine kleine Ebene, aus Sand, Muſcheltrümmern , Bimeſteingerollen und vegetabiliſcher Erde beſtehend, und hier iſt auch ein kleiner See, den nur ein ſchma ler Landſtreifen vom Meere trennt. Biéweilen enthält dieſer nur ſüßes Waſſer, nach heftigen Stürmen wird er durch hinein getriebenes Meerwaſſer wieder ſalzig. Die dieſe Fläche begrän

Kohle unter ähnliden Verhältniſſen erſcheint.

zenten Felſen erweiſen fich deutlich als früberes Meeredufer

Durch ihre abgenugten , von den Wellen ausgehöhlten Stellen ; fie ſelbſt iſt eine Alluvialebene in der Richtung der herrſchenden

Winde, und unter ihren Beſtandtheilen ſpielen die geſtranbeten

Die Steinfohle

von Wanganui macht alſo wahrſcheinlich eine untergeordnete Lage in dem Thonſchiefer aus und gehört zu den Anthracit bildungen des Uebergangsgebirge8. Man fing idon in den erſten Monaten der Goloniſation an ſie auszubeuten ; kleine

Schiffe brachten ladungen nach Wellington und Nelſon , doch war ſie im Ganzen von untergeordneter Qualität .

Bon andern

nußbaren Mineralien im Jhonſchiefer ſoll nur noch ein ziemlich brauchbarer Kupferfie8 erwähnt werden, der in Dtra ober der großen Barrierinſel im Golfe ron Haurafi (auch Themſe ges Heißen) in einem zu Tage gehenden Gange rorkommt, und der bereits bergmänniſch gewonnen wird.

264 Bu beiden Seiten der nördlichen Inſel lagern fich an biefen innern Rücken horizontale Formationen an, die theil& aud Ralf und Gandfteinen beſtehen, theils auß noch locererem Material mit Schalthieren

und

Braunfohlen . Braunfohlen.

Dbgleich fich auch in

ihnen verſchiedene geologiſche Epochen erfennen laffen , indem namentlich die Kalffteine der Weftfüfte nach den eingeſchloffenen

Smalthieren alter find, wie die lodern dünnen Schichten der Djifüfte, in denen die Schalthiere mit den noch an der Rüſte lebenden Muſcheln übereinkommen, ſo würde doch eine 3bentis fication mit europäiſchen Formationen nicht möglich ſeyn . 3hr

Alter reicht aber nicht über das der Tertiärzeit hinaug. 68

Com

wenig veränderte Muſcheln , die zu Arten gehören , welche G8 deutet dieß auf ein

noch jest an derſelben Rüfte leben .

Höherwerben des Niveau's des Landes in ganz neuen Zeiten bin , und in der That ſcheinen folche Decillationen noch heute Statt zu finden , was in einem von häufigen Erdbeben heimger ſuchten Lande nichts auffallendes hat. In den neuſeeländiſchen Reiſen von Wafefield gedenkt der Verfaffer eine8 ziemlich hefs tigen Erbftoßes, den er gerade am Wanganui beobachtete, in Folge beffen fich eine beutliche Erhebung der Rüfte durch Sichts barwerden von Stellen fund gab, die man vorher von einem geriffen Standpunkt aus nicht wahrnehmen fonnte. - Vom

find alſo in Neuſeeland weite Lücken in der Reihe der Gebirgs formationen, wie fte für Europa und Amerika feſtgeſtellt find. Man fann fich die Urſache hievon in der Weiſe vorſtellen , daß ein tiefes Mecr an der Stelle war, wo jegt Neuſeelaud liegt,

Wanganui bis zum Cap Egmont, und an der Weſtküſte bis zum Fluffe Mofau hin befteht die Küfte aus horizontalen Ses dimenté ablagerungen , die aus gelbem, ftark eiſenhaltigem Lehm

in welchem wegen Abweſenheit benad, barter Länder fein Gebis

verändertem ober carbonifirtem Holze finden , das in einer ſchwarze lichen Erbe eingebettet ift. Es && find oft ganze Baumſtämme ta, da aber ohne Aefte oder Rinde, die Stüce find offenbar bnrch dies ſelbe Urſache ans Meere &ufer geführt worden , wie das Treibholz von heute. Es läßt fich auch wahrnehmen , daß dieſe Brauns fohle, wie man fte wohl nennen kann, von denſelben Holzarten

.

ment abgelagert wurde, und in welchem auch nur wenig Ges ſchöpfe lebten , und daß erſt nach der Erhebung der älteſten Geſteine Schalthiere an ben nun ſeichtern und geſchüßtern Küften fich anftebelten. Betrachten wir nun

etwas

nåber

die

Bildung und Der nördlichen Infel, ſo wird fich faraus ein hinreichend richtiges Bild des Ganzen ergeben. Von Maifanaft an, einem Dorfe , das der

beſtehen, in welchem fich unregelmäßige Lager von nur wenig

Zuſammenſeßung der geſammten Weftfüfte

berrührt, wie fte noch jeßt auf den Inſeln gefunden werben , und ſo verknüpfte dieſe Formation die Vergangenheit auf das

Inſel Kapiti gegenüber liegt , breitet ſich vor der zuerſt bes ſQriebenen Bergfette, die in geringer Ferne ſichtbar iſt, ein aus niedrigen und unregelmäßigen Hügeln beſtehendes Flach land aus, das mit Farrenfraut bewachſen oder mit Flugſand bedeckt iſt. Bis etwa eine deutſche Meile von der Küſte, oft

der Küſte, auch an der Dftfüfte finden fie fich , body barf hier nicht unerwähnt bleiben, daß an der legteren ſich auch bie Spits

auch näher, iſt das Land mit Waldung bebedt, die fich an der

heißen geſchmolzenen Maſſen ruht, haben folche entgegengeſepte Erſcheinungen nichts Widerſprechendes ; die gehobene Rinde konnte leicht beim Nachlaſſe der Spannung in Folge vulcanic

Bergkette hineinzieht ; dieſe legtern find bier in ihren höchften Gipfeln etwa 3000 Fuß und eine Fortſegung der hinter Port Nicholſon fich hinziehenden Tararuaberge. Weiter nach dem Sie bilden die Waſſer

Innern zu heißenfte Rua Mahine.

ſcheibe und geben einer Menge von Flüſſen ihren Urſprung, die in die Goofeftraße fließen, und die zwar feinen langen Lauf

ſchönſte mit der Gegenwart. Man begegnet ihr an vielen Orten

ren von Senkungebewegungen zeigen , indem unter dem Meere aufrechte Bäume fichtbar werden .

In einem Lande,

das wie

fidh ſpäter noch ergeben wird, gleichſam als Dünne Kruſte auf

ſcher Eruptionen , an einer oder der anderen Stelle wieder ein

finken. Dieſe neuen geſchichteten Formationen umgeben als ein niebriger Saum ben Fuß des Egmontberges, eines ehemaligen jeßt ſcheinbar erloſchenen Vulcans, der auf einem nach Weſten

haben , aber doch eine große Waffermafie enthalten und nach

gehenden Landvorſprung ſteht, etwa 7 deutſche Meilen vom Sees

plößlichen Regengüſſen zu wahren Bergſtrömen anſchwellen .

ufer entfernt. ( Fortſetung folgt. )

Sie überſchwemmen dann das niedrige Land nahe an ihrer

Mündung und bringen eine ungeheure Menge Treibholz von den Bergwäldern, daß fich in den Flußbetten feftfeßt oder im

Mi s cellen. Gigenthümliche Orhellung des Himmels. Die Monts

Und zwar find es haupt

treal Gazette vom 31 Januar berichtet folgendes: „ Am Freitag ( 28ſten

ſächlich Nadelhölzer, Coniferen und Larideen , die auf dieſe Weiſe zur Bildung von foffilem Holze Gelegenheit geben. Der Um

Januar) Nachts hatten wir eine ſehr eigenthümliche meteoriſche Erſchei nung. Der ganze Himmel war mit nordlichtartigen Strahlen erfüllt, ſte erhoben fich nicht bloß am nördlichen Horizont, ſondern am ganzen Um : freis desſelben ſchoſſen Strahlen empor , und ſtießen ſo viel man ohne

Sande der Seefüſte begraben wird.

ſtand iſt wichtig, denn in dieſem Vorgang fteht man nur die Fortſegung eine geologiſchen Proceſſed , der die Urſache der Braunfohlenablagerungen wurde, die ſich an gar vielen Orten

der neuſeeländiſchen Küſten finden , ießt freilich viele Lachter über den Spiegel des Meeres erhoben. ftraße verbanft ſeine Entſtehung nebſt den Flußalluvionen den

Dünenbildungen, denn die Rüfte iſt ben anhaltenden Nordweſt ſtürmen ausgeſeßt, unb bie parallelen Dünenreihen, wenn auch

Theil von Vegetation bebedt, find leicht zu unterſcheiden. dem größten Fluſie in der Coof& ftraße, dem Wanganui, man , daß die Dünen zum Theil auf einer Formation blauem Thon ruhen , wie er noch jeßt den Meeres

grund an verſchiedenen Stellen bildet.

freis desſelben zuſammen , ſo daß in der Mitte ein dunfler unregel mäßiger Kreis, etwa dreimal ſo groß als der Mond, übrig blieb. Dieß

Geſtirn war nicht fichtbar, eben ſo wenig Wolfen , obwohl die ganze

Ein großer Theil dieſes flachen Küſtenlandes in der Coofs

zum An fteht von

Inſtrumente fich vergewiſſern fonnte, am Zenith oder vielmehr im Um

Dieſer enthält hier

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Atmoſphäre ziemlich, und gegen Norden ſehr ſtarf nebelig war. Die Farbe der Strahlen war völlig weiß , nur gegen Norden etwas rofig. Die Sterne erſchienen glänzend durch den leuchtenden Nebel. Niemand

erinnerte ſich einer ähnlichen Erſcheinung, welche mit allen bisherigen Theorien über das Nordlicht in Widerſprudy fteht.“

Alter der Giviliſation in Ohio. Ein Neuyorfer Blatt ( f. Athen . 4 Márz) fagt, daß fichern Angaben zufolge der Mann, der zuerſt in den Wildniffen von Ohio Bäume fällte, noch jeßt lebe. Sein Name iſt Daniel Guſhwell. Er wohnt auf einem fleinen Bauernhofe in der Oneidagrafſchaft im Staate Neuyorf.

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Auslan d . Ein Tagblatt für

kiunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. N " 67. 18 März 1848.

Die Tripangfiſcherei auf den Fidſchi- Inſelu .

1

zubereitet guten Abſaß auf den chineſiſchen Märkten , wo es zur

ter Pläge, wo man , tropbem daß Zahrzehenbe verfloſſen ſeitbem man daſelbſt nicht mehr gefiſdt hat, noch jeßt feine findet. Der Tripang erfordert ein großes Gebäude, um ihn barin

Zubereitung einer üppigen Suppe verwendet wird.

zu trocknen .

Dieſes Thier gehört zum Genus Holothuria,

und findet 68 gibt

Das von Capitän Eagleſton auf der Inſel Tavea

verſchiedene Arten von Tripang , darunter einige von entſchieden

errichtete iſt 85 Fuß lang, etwa 15 oder 20 Fuß breit und bei

beſſerer Qualität ; man unterſcheidet fie durch Geſtalt und Farbe

nabe ebenſo hoch. Das Dach hat einen doppelten Giebel und fällt auf jeder Seite über eine Rinne berab, welche ungefähr

von einander , hauptſächlich aber durch leştere . Eine der idylech tern Arten iſt von ſchwarzbrauner Farbe, rührt fich ſanft an und läßt einen rothen Fleck auf den Händen zıırück, eine andere Art iſt grau und geflect, eine dritte iſt groß und dunkelgelb ,

5 Fuß vom Boden entfernt iſt. Das Dach iſt wohlbedeckt, und

mit rother Haut und Tuberkeln an der Seite. Die zweite Art wird von den Eingebornen bäufig roh gegeſſen . Werthvolle

muſ vollkommen waſſerdicht ſeyn. Gewöhnlich hat man drei Thüren, eine an jedem Ende, und eine in der Mitte. In dem Gebäude läuft der ganzen Länge nach ein Doppeltes Gerüft durch , über welches Rohr gelegt iſt. Von dem Bau dieſes Gerüſtes

Arten gibt es ſechs ; die eine von dunkelrother Farbe ; eine zweite von ſchwarzer, von zwei 2 bis 9 Zoll lang, deren Haut burch

hängt großentheils der Erfolg des Geſchäftes ab. Es muß auf feſten Pfoſten erriditet ſeyn ; die untere Reihe iſt etwa 4 Fuß

das Trocnen fraus wird ; eine Dritte Art iſt groß und von dunkelgrauer Farbe, die fich durch das Srocknen in ein ſchmu.

über dem Boden und die zweite 2 bis 3 Fuß höher. Ihre Breite beträgt 12 bis 14 Fuß . Auf die breiten Rohre, mit welchen

Biges Weiß verwandelt ; die vierte gleicht der Dritten , mit Aus nahme der Farbe, welche ſchwarzbraun iſt. Die fünfte hat eine

das Gerüſt überbedt wird, legt man das Fiſchgarn . Unter dem Gerüſt wird der ganzen Länge nach ein Graben gezogen und

ſchmußig weiße Farbe, mit Tuberkein an der Seite, und behält

darin von den Eingebornen unter der Leitung eines der Steuer männer ein ſchwadhes Feuer unterhalten. Die aus dem Graben

beim Trocknen ihre Farbe bei ; die fech & te iſt roth , ſtachlich, von anderer Geſtalt und größer als die übrigen ; beim Trocnen wird

gewonnene Erde wird an den Seiten des Hauſes aufgeſchichtet,

ſte ſchwarz.

welche wenigſtens 2 bie 3 Fuß von dem Gerüft entfernt feyn

Die geſchäfteſten Arten findet man an den Riffen , in Waſſer von einem bis zwei Faden Tiefe, wo man fie durch Untertauchen

fängt. Die ſchlechtern Arten findet man auf den Riffen, wenn fie trocken liegen oder nur wenig mit Waſſer bebedt find,

fie ſobann von den Eingebornen aufgeleſen werden.

wo

Die Gin

müſſen , zur Verhütung der Feuer gefahr, welche ſehr zu fürchten iſt, nicht allein wegen der Sorgloſigkeit ſondern wegen der Bös willigkeit der Eingebornen. Zur weitern Vorſicht ſtellt man mit Waſſer gefüllte Fäſſer in einer Entfernung von 8 Fuß an den

gebornen fiſchen auch den Iripang an rauhen Korallenfelſen bei

Gerüſten entlang auf. Wenn man das Haus eine Woche lang gebraucht hat, ſo fängt es leicht Feuer, Da dann das Holzwerk

dem Scheine des Mondes oder von Fadeln , denn das Thier hält fich den Tag über im Sand oder in den Felſen verſteckt und fommt nur bei Nacht heraus, um ſeine Nahrung zu ſuchen , wo es dann

Haus oder einen Theil ſeine8 Inhalte zu retten .

in großer Menge gefangen wird. Die Bewegungen des Thiers gleichen denen der Raupe und es nährt ſich durch Saugen , wo bei es viele kleine Korallenſtücke und Muſcheln mit verſchludt.

Capitän Gagleſton 2 ſagte, daß fich der Iripang am zahlreich: ften auf Riffen finde, welche aus Sand und Korallen beſtehen. Das Thier iſt ſelten auf der ſüdlichen Seite dieſer Inſeln , und

die ergiebigſten Fiſchereien befinden fich auf der nördlichen Seite, namentlich von Vanua-levu zwiſchen Anganga und Druau.

Hier

iſt die Art, welche kraus wird, am häufigſten . An einigen Drten vermehrt ſich Dad Thier ſehr ſchnell. Dagegen aber gibt eß wies 1 Aus der Erzählung von Charles Wilkes , Commandanten der Vers einigten Staaten -Erpedition nach der demnächſt im J. G. Cottaiſchen Ver lage erſcheinenden Ueberſeßung. Dieſen traf Cap. Wilkes auf den Fidſchi- Inſeln .

durchaus trocken iſt. In ſolchem Falle iſt es ſchwer möglich das bebe Man muß deßc

halb Tag und Nacht beſtändig Wahe halten, und man braucht oft fieben Mann zu dem gewöhnlichen Geſchäft in einem ſolchen Gebäude.

Man läßt die Feuer in 24 Stunden gewöhnlich einmal

ausgehen und wählt dazu ben Tagesanbruch. Die Fiſche werben nun von dem untern auf das obere Gerüſt gebracht, und das untere mit friſcher Ladung verſehen. Dieſe Arbeit iſt der Hiße des Gerüſts wegen hart und beſchwerlich, und e8 werben bazu gewöhnlich 50 bis 60 Eingeborne verwendet. Brennholz iſt, wie man ſteht, ein wichtiger Artikel bei dieſem Geſchäft, ba jebe Schichte Iripang ein halbes Klafter Holz zum Trocknen erfordert. Man verfchafft fich Dadſelbe von den Häuptlingen, welche fich verbindlich machen gegen entſprechende Entſchädigung eine gewiſſe Quantität davon zu liefern. Man fauft manchmal 20 Klafter für eine Muskete. Beim Irodnen iſt e8 wichtig die Thüren ver

266 ſchloſſen zu halten, während das Feuer brennt. Viel hängt auch von der Lage des Bauſes ab, deſſen Langſeite gegen die herrſchenden Winde rechtwinklich ſtehen ſollte. Auch die Gerüſte ſollten zunächſt der Leeſeite des Hauſes ftehen .

Bevor man mit der Fiſcherei beginnt, fichert man fich die Dienſte eines Häuptlinge, welcher den Bau des Hauſes beſorgt, und ſeine Untergebenen zum Fang des Tripangs befehligt . Der Preis für ein Drhoft der Thiere iſt geröhnlich ein Wallfiſch zahn . Auch zahlt man mit Flinten , Pulver, Rugeln, rother und anderer Farbe, Aerten, Beilen, Meſſern, Scheeren , Meis Beln, Hobeleiſen , Hohlmeißeln , Fiſchangeln , Knöpfen, kleinen Glaswaren , Feuerſteinen , Baumwolltuch, Kiſten , Koffern s .

Von den Knöpfen haben die blauen den Vorzug , und Baum wolltuch von derſelben Farbe iſt am meiſten begehrt. Für eine Muskete erhielt man ein 130 bis 160 Gallonen haltendes Faß

welche noch einmal in bar baß Trockenbaus fommen. Dann ſdüttet man ihn in Kaufen, wobei er ro hart und trocken ſeyn muß mie Holz. Man hat große Sorgfalt anzuwenden , um ihn gegen Näſſe zu bewahren . Beim Trocnung & proceß rerliert er zwei Drittheile ſeines Gewicht8 und gleicht getrocknet einer geräuchers ten Wurſt . In dieſem Zuſtande wird er piculweiſe verfauft, für den Preis von 25 Dollars.

Capitän Eagleſton hatte in einem Zeitraum von ſieben Monaten und mit einer höchſt geringen Auslage eine Labung von 1200 Piculs, im Werth von 25,000 Dollars geſammelt. Die Ausrüſtung für eine ſolche Reiſe iſt gering, allein das Ris ftco, daß man dabei läuft, immerhin von einiger Bedeutung, Da man auf Schiffe , welche nach der Fidſchi -Gruppe gehen , feine Aſſecurang bekömmt , und nicht wenig Thätigkeit und Unters nehmungsgeiſt Dazu gehört, um dieſen Handel zu führen .

Um

zehnmal gefült. Wenn die Thiere ans Land gebradyt werden ,

auf Erfolg des Unternehmens rechnen zu fönnen , muß man

füllt man fie in Behälter, wo ſie bis zum andern Tag bleiben.

den Charakter der Eingebornen durch und durch fennen , und e8 bedarf Seitens des Schiffe capitäng aller nur möglichen Wachs ſamfeit, um einen Ueberfall zu verhindern, und der größten Vorſicht,, um 3 miftigkeiten zu vermeiden . Und ſelbſt bei dieſen Eigenſchaften noch fann er fich und ſeine Mannſchaft oft in

Dieſe Behälter macht man, indem man einen Graben , etwa 2

Fuß tief, deſſen Seiten mit Kofosnußholz ausgeſchlagen werden, in dem Boden zieht, und denſelben ſo groß macht, daß er 40

bis 50 Drhofte faßt. Iſt die Fiſcherei ergiebig, ſo braucht man zwei folche Gräben . In die Nähe dieſer Vehälter verlegt man auch das Haus deldhaus und den Marktſtand. In erſten bewahrt man die

Gegenſtände auf , mit welchen man die Fiſche bezahlen will; im zweiten fißt der Officier nebſt einem pertrauten und wadoſamen Matroſen . Der Stand iſt erhöht , ſo daß die darin befinds

lichen Perſonen alles wahrnehmen fönnen, was um ffe herum

eine ſehr gefährliche Lage verſeßt ſeben . Um dieſe Gefahren nach Kräften zu vermeiden , darf man kein großes Canoe am Schiff längere Zeit anlegen laſſen , und meiſtens wird ein Häuptling ron hobem Range als Geißel an Bord behalten. Wenn dieſe Vorſichtémaßregeln verſäumt murben, hatten meiſt Unglüdefälle ſtatt. Der Tripang wird manchmal nach Canton geführt, meiſt

vorgeht. Aue Fiſche werden in den Behälter gebradt, ehe fte bezahlt find. In dieſen Behäitern unterliegen die Fiſche der Dperation

aber nach Manila, von wo aus man ihn dann nach China verſchifft.

der Reinigung oder des Ausnehmens ihrer Gingereide . Dieſe ſehen bei einigen Arten aus wie Baſt, bei andern gleichen ſie

Bur Geologie der Südſeeinſeln.

Würmern, und ſind ſo lang wie die Thiere ſelbſt. Die größern Arten werden ſodann am Bauch 3 bis 4 Zod lang aufges

Neuſeeland II. ( Fortießung .)

Eine von den Zuderbutinſeln, d. 1. die kleinen felſigen beſtehen aus

ſchlißt, was fte ſdneller troden macht; allein man muß fich

Eilande, die hier in der Nähe der Küſte liegen ,

dabei in Acht nehmen , daß man nicht zu tief hineinſchneidet, Da der Fiſch in dieſem Fall ganz auseinanderfallen würde, mas

Niederſchlagsformationen , und zwar aus einem gelben weidhen

ſeinen Werth auf dem

Markte ſehr vermindert.

Wenn die

Fiſche aus Den Behältern genommen und gereinigt werden ,

bringt man ſie in große Keſſel, von denen jedes Etabliſſement fünf oder ſechs hat, und die 150 Gallonen halten . Sie werDen in einer Reihe, in robe Stein- oder Lehmmauern etwa 2

Fuß von einander entfernt, gebaut , ſo daß zwiſchen ihnen noch

ein hinlänglicher Raum für ein großes Feuer iſt. Die Arbeiter ſtehen auf der Mauer um die Reſſel zu leeren und zu füllen , und haben eine Platte bei der Hand, auf welche der Fiſch ge-

Sandſtein , die anderen aber idon aus Trachyt, einem anf feu

rigem Wege gebildeten Geſtein , das auch weiter nördlich wieter erſcheint. Sie find ſehr ſteil und fegelförmig, der Trachyt iſt grau mit Kryſtallen von glaſigem Feldſpath. 68 find fünf 311 felchen ; die brei dem Ufer am nächſten find Pararafi , Paparoa und Mikotai , dann fommt Moturoa und nachher Motumahanga , die am weiteſten vom Ufer entfernt ift. Außer dieſen gibt es

einige Feljen und Miffe, die bis nahe an den Spiegel des Mees am intereſſanteſten iſt Moturoa, die größte son ihnen , die faſt kegelförmig, quếnehmend ſteil unb etwa 500 Fuß hoch iſt ; eß iſt ein faſt ſoliber Trachythegel: große Blöcke liegen auf ihm zerſtreut, gleichſam Stüde einer Schaalenbildung als Folge der Abfühlung und Zuſammenziehung. Am merk würdigſten ſind die Spuren einer Ausnagung durch die Wogen reß reichen ;

bracht wird, nachdem er gefocht iſt. Zu jedein Keſſel braucht man zwei Mann, welche einander ablöſen , ſo daß das Geſchäft Tag und Nacht fortgeht. Sie ſind mit Schaumlöffeln , Schaule feln , Feuerhafen und Hauen verſehen . Man thut fein Waſſer in die Reſjel, denn die Fiſche haben Näſſe genug in ſich, um

des Meeres, ungefähr 100 Fuß über dem jeßigen Meeresſpiegel,

fie vor dem Anbrennen zu ſchüßen. Das Siochen währt 25 bis

ein Beweis, daß das Niveau desſelben an der Inſel lange Zeit

50 Minuten , und der Fiſch bleibt ſodann eine Stunde auf der

hindurch ein anderes war. GB haben ſich hier große Niſchen und überhängende Felien gebildet, gerade wie fie ſich noch jest

Platte, um zu trocknen , worauf er nach dem

Haus gebracht

und auf das untere Gerüſte vier Zoll tief gelegt wird . Von da wird er , wie bereits erwähnt , nach 24 Stunden weggenom

Geſtein eine lange Zeit erforderlich geweſen ſeyn muß.

men und auf das obere Gerüſt gelegt , wo er in drei oder vier

Zuckerhutvorgebirge finden ſich außer dem Trachyt an der Küſte

Tagen vollkommen trocknet. Bevor man ihn an Bord ſchafft, wird er forgfältig gepidt , um die nod feuchten herauszufinden ,

nehmend feſten dwarzen baſaltiſchen Lava, wahrſcheinlich tas

am Meeresſpiegel finden, und zu deren Bildung in dem Garten Am

und im Bereiche der Fluth zerſtreut viele Trümmer einer aus :

267 Ausgehende eines Ganges , deſſen weiterer Verlauf aber durch

tigen gelblichen Sandſtein , den die Wogen des Meeres, die durch

die Bebedung mit Sand verhüllt iſt; auch findet fich dort riel

das Vorherrſchen der Weſt- und Nordweſtwinde hier ſehr zerſtörend

magnetiſcher Eiſenſand. Eine vulkaniſche Breccie zieht fich nach

wirfen , in phantaſtiſche Formen ausgewaſchen haben : bald gleichen fie runden Thürmen , Baſtionen , oder den Wällen einer Feſtung; in einer gewiſſen Hobe ſtehen Trappgeſchiebe aus dem Geſtein hervor, die fich ale vulcaniſche Bomben auchtreiſen, uubum welde herum Der weiche Sandſtein entfernt iſt, gleidhjam die Kanonen, mit denen der Wal garnirt ift. Nirgenb8 enthält Dieſe Formation Berſteinerungen. Sie geht bis Mofau, mo fich die Thonſchieferbügel der Küſte nähern und ein ſchöner,

dem Berge Egmont hinauf,

iſt aber ebenfalle nur auf eine

kurze Strece fichtbar. Während der Ebbe entwickelt fich in den zurückbleibenden Tümpeln von Meerwaſſer, ja ſogar auch noch im Meere ſelbſt an einer Stelle eine große Menge Sdwefelwaffers

ftoffgas, bad fich deutlich durch ſeinen Geruch zu erkennen gibt. Die Eingebornen ſagen mit ihrer barofen Ausbruce weiſe, daß

hier ein Gott (Atua ) ertrunfen ſey und nun verfaule. Wenn es auch nicht zweifelhaft ſeyn fann, Daß oberhalb des niebrigſten Waſſerſtandes die Entwidlung dieſes Gaſes durch die Serießung der dort in Menge angebäuften Tange und Seethiere bei Ges genwart ſchwefelſaurer Salze Des Meerwaſſere bebingt wird, ſo iſt es doch gerade an der einen Stelle im Meere, wo das Gas beſtändig auffteigt und weithin ſeinen Geruch verbreitet, wahr-

ſcheinlich, daß es hier aus größerer Tiefe fommt und vielleicht von einem Dort begrabenen Lager des braunfohlenartigen Holzes, unter Zutritt des Seewaſſers, gebildet wird . Es mag auch bes merft werden , daß auf vielen Der oben erwähnten baſaltiſchen

Lavainaſſen fich Ueberzüge von Schwefelfiet gebildet haben , ebenfalls in Folge der Gegenwart von Schwefelwaſſerſtoffgas. Verfolgt man die Küſte von der Sucerhutſpiße nach Nors den hin , ſo bieten ſich nur ſelten Entblößungen dar, da ein großer Theil des Ilfers mit Sand und undurchdringlichem Far rengebüſch bedeckt iſt, das bis dicht zum Meere herabgeht ; in deſſen laſſen ſich dieſe leicht zu einem Ganzen zuſammenfügen , und beſtätigen die Gegenwart ganz junger Schichtformationen um die ganze Baſis des Berges Egmont. Man paffirt nach einander eine Menge kleiner Flüßchen , die theils vom Berge

tiefer fiord durch fie gebildet wird .

Etwas weiter oberhalb

Mofau findet fich Kawia, eine ziemlich ausgedehnte Meeresbucht, die mit einem engen Eingang tief in

Land hineingeht, und in

welche fich mehrere Flüſſe ergießen. Dieſer Plag iſt geologiſch wichtig durch eine Formation eines ſchmußig gelblichert Ralf ſteins, den man beſonders auf dem linken Ufer des Araroa und an der Südſeite des Hafens unterſuchen fann. Der Salf ſtein umgibt den ganzen Hafen, und in ihm finden ſich ſehr wohl erhaltene Foſſilien, und zwar eine ſehr ſchwere, beinahe einen Fuß große Auſter, Irebrateln , Kammmuſcheln, ber Pecten

Japonica verwandt, und ein Spatangus. Die Ralfflippen find ſehr corrobirt ; an verſchiedenen Stellen haben fich tiefe Spalten

und Höhlen gebildet, von denen Stalaftiten herabhängen und in welchen die Eingebornen ihre Begräbnißpläge haben. Hinter Kawia nähern fich die Berge der Rüfte, welche Das Gebiet der

in das Meer fich ergießenden Flüſſe von dem der größern Flüſſe Waipa und Maifafo trennen, die ein ſpäter zu beſchreibendes Plateau im Innern einnehmen, ſich aber endlich ebenfalls an Die Berge beſtehen zum Theil aus

Der Weſtfüſte münden .

Augitporphyr, der ſich auch weiter nach Norben hin mehrmals

Egmont, theils von der fich wieder mehr ber Küſte nähernden

wieder zeigt . Nicht weit von Kawia iſt ein anderer Meerbuſen ,

inneren Gebirgefette herkommen . Wo die Küſte Klippen zeigt, fteht man in denſelben , in gelbem Lehm eingebettet, große abs gerundete vulcaniſche Geſchiebe; jenſeite des Fluſſes Mimi wieberholen ſich die ſcharffantigen vulcaniſchen Breccien. In dem Sand der Küſte finden ſich viele Knochen geſtrandeter Wallfiſche:

An feinem füblichen Ufer finden ſich wieder Lager von Braunkohle unter Klippen von einem reichen , ſtarf

felbſt ein ganzer Leichnam einer Balaena auſtralis lag hochund Menſchenknochen , die zum Theil die Reſte von Cannibalfeſten find, und eine unermeßliche Menge Treibholz find mit dieſen Getaceenreſten vermiſcht, was uns eine Einſicht in die Bildung ähnlicher Formationen gibt, wie ſie in der Tertiärzeit vorfamen, freilich ohne die Gegenwart von Menſchens trocken am Ufer.

froden.

Von dem Weiterafluſſe an bildet das Ufer wieder

fteile Klippen, die aus einem fetten blauen Thon mit einer bars

der von Aotra .

eiſenbaltigen Sandſtein . Der Ralfftein, der dieſe jüngern ge nannten Bildungen unterteuft , erſcheint auch an dieſem Drte mieber, wie auch in dem weiter nördlich gelegenen Waigaroa. Am An leßtern bildet er ſehr maleriſche Klippen, und enthält außs gezeichnet erhaltene Terebrateln ; das ſübliche Ufer beſteht aus einem weichen ſtart eiſenorybhaltigen Sandſtein , und in einem

Arm Deo Kafene, der eine ziemliche Strecke ins Land gebt, finbet fich Baſalt mit viel Dlivin.

Karade, eine zerriffene Kü

gelreihe, die ſich etira 900 Fuß über den Spiegel des Meeres erhebt , und das fübliche Vorland des Hafens bildet, deint

ganz aus dieſer baſaltiſchen Bildung zu beſtehen .

Flüffe folgen ſich in geringen zwiſchenräumen : der Dneiro und der

( Fortſepung folgt . )

Urenui winden ſich durch ein Bett von weißem Schlamm ; alle

Ueber die alten Hacen Aegyptens und Aethiopiens.

dieſe Flüſſe haben das Auszeichnenbe, daß die Fluth in fte eins bringt , unb fie Daburch chiffbar werden . Am Urenui find die

(Nach Courtet de Lisle. Nouv. Annal. des Voyages. März und Junius 1597. )

überliegenden Ablagerung von gelbem Lehm beſtehen .

Die Völfer, welche das Alterthum unter dem Namen Aegyptier und Aethiopier aufführte, laſſen ſich nicht unter einem gleichförmigen Typus

Klippen ungefähr 100 Fuß hoch : die unterſte Formation iſt ein Thonmergel. Ungefähr 20 Fuß über dem höchſten Waſſers ftand befindet ſich eine ungefähr 10 Fuß mächtige Braunfohlen-

darſtellen ; es waren allgemeine Benennungen , die je nach den Umſtans den einen ſehr verſchiedenen Sinn hatten. 311 den Urzeiten ſind beite

formation , und darüber abermals ein Lehmboden. Aus der uns terſten Formation kann man viel phosphorſaures Gijenorybulo

die ſchwarzen oder dunkelfarbigen Völfer des Südens im Gegenſaß gegen

hybrat ſammeln, das in kleinen weißen Kugeln oder unregel mäßig äftigen Stücken von erbiger Conſiſtenz rorfommt, die bei dem Luftzutritt ſchön blau werden . Die Gingebornen nennen

Worte oft verwechſelt, und bezeichnen augenſcheinlich dasſelbe, nåmlich die weißen Völfer des Nordens. In dieſem Sinne gibt es nichts un

beſtimmteres als die phyſiſchen Charaktere der Völfer, die man mit den

es Pufepoto, und ſchäßen eß als Zierfarbe zum Bemalen ihres Körpers ſehr hoch. Etwas weiter nach Norden wird das Ufer

Namen Aegyptier und Aethiopier zu bezeichnen ſuchte. Alle dunkleren Hautfarben warf man in dieſe Abtheilung, während zugleich die Alten, wenn ſie von den Gründern der älteſten Civiliſationen vou Meroe und Memphis, den Giviliſatoren Griechenlande ſpraden , in den höhern

ſehr maleriidy, und beſteht aus einem weiden ſtark glimmerhale

Claſſen dieſes Volkes auf einen Zweig der faufaſiſchen Familie, wie die

268 Griechen durch Deucalion , Prometheus und Japhet hinweiſen. Man fann unter dieſem Namen fich willfürlich alle Typen vorſtellen. Der Name der Aethiopier ſcheint in ſeiner Anwendung auf die ſchwarzen Aethiopier des Südens noch allgemeiner zu ſeyn als der der Aegyptier. Darum fanden die Alten Aethiopier in Afien , weil ſie hier dunfelfarbige Völfer ſahen. Die Etymologie des Wortes Aethiops, von der Sonne verbrannt, zeigt noch mehr, welche allgemeine Bedeutung man

dieſem Worte beilegte , während der Name Aegypten ſich ſpeciell auf den Nilſtrom bezog. Das Wort Aethiope entſpricht genau der Etymo: logie des Worted Ham , wober Chemmia , der alte Name Aegyptens, den Plutarch (de Iside et Osiride) mit „ſchwarze Erde " überſeßt.

Geographiſch genommen bezeichnete der Name „ Aegyptier“ dies jenigen Wölfer, welche die untern Ufer des Nils bis zu den Kataraften von Syene bewohnten ; der Name Aethiopier diejenigen Wölfer, welche an den Gränzen des ſüdlichen Aegyptens das jeßige Nubien und Abyſ finien inne hatten.

Es iſt flar , daß, wenn der Boden Aegyptens und

Methiopiens innerhalb dieſer Gränzen von verſchiedenen Racen bewohnt war, alle dieſe Nacen mit demſelben Namen bezeichnet wurden, der alſo die Prieſter- und föniglichen Kaſten eben ſowohl als die thieriſchen Neger, die anſäſſigen oder unaufhörlich aus den benachbarten Ländern ein geführten Sllaven umfaßt. Wer alſo in einem alten Schriftſteller bei Anführung der Aegyptier und Aethiopier Beſchreibungen von Sitten, Sagen oder geſchichtlichen Thatſachen liest , muß fich fragen, von wel: chem Volt oder welchem Volføtypus der Schriftſteller ſpridit; ohne dieſe

osono

wollige Haare. Ihre Sitten ſind im allgemeinen wild und gleichen denen der Thiere, welchen ſie weniger durch ihren natürlichen Charakter, als durch ihre angenommenen Gewohnheiten nahe ſtehen .“ An anderu Stellen ſagt er , daß fie menſchlichen Neigungen faſt ganz fremd ſeyen , daß fie nur ausnehmend ſcharfe Töne ausſtoßen ,

nur gelegentlich

Hütten bauen und ſich mit Thierfellen deden. Das ſind wahre Neger ! Welcher Unterſchied zwiſchen ihnen und den Aethiopiern von Meroe, welche ihre Civiliſation nach Aegypten brachten ! Nach dieſer Vorbemerkung iſt unſere Aufgabe ungemein vereinfacht, und wir werden die verſchiedenen Elemente der alten ägyptiſchen Bevöl: ferung leicht unterſcheiden. Die radicalen und ſo beſtimmten Unterſcheis dungen, welche in den Terten der Claſſiker fich finden, haben einen ſolchen Werth, daß fie uns in der Löſung der Fragen über den Urſprung dieſer Völfer am ficherſten leiten. Man weiß , daß alle hiſtoriſchen Denkmale einſtimmig den Beweis liefern, daß die alte Civiliſation Aegyptens von Aethiopien herabrückte, wie Champollion dieß in ſpecieller Weiſe naciwies. Die Aegyptier, welche die Grundlagen dieſer rieſenhaften Meiſterwerfe, die wir noch jeßt anſtaunen , gelegt haben, ſie, welche ſie mit Hieroglyphen bedeckten , deren Sinn ohne Zweifel nur eine auserwählte Claſſe fannte , fie, welde die prachtvollen Gråber bauten , welde die unverlegten Körper hoher Perſonen und zahlloſe Inſchriften, von jeßt an eine Quelle foſt: barer Nachrichten, in fidy ſchließen, es ſind dieſelben wie die Aethiopier von Merve. Da aber die Geſchichte ſo ſorgfältig dieſe Claſſe der

Vorſicht würde in ſeinem Kopfe die ſeltſamſte Verwirrung herrſchen,

Aethiopier von den Neger: Aethiopiern ſcheidet, welche am Ende des

denn dieſe Worte bezeichnen bald ſehr fenntlich gezeichnete Neger , bald Völferſchaften von ſchwarzer Farbe , aber europäiſchen Zügen , Kinder Semd und Japhets , die auf dieſem alten Schauplaß geſchichtlicher

Bericht: von Diodor geſchildert ſind als die ,,leßten Völfer des Südens , die unter menſchlicher Geſtalt ein thieriſches Leben führen ," ſo iſt es klar , daß die ägyptiſche Civiliſation , die Tochter der åthiopiſchen in Meroe, einer von den Negern ganz verſchiedenen Nace angehört, was den Behauptungen mehrerer Gelehrten durchaus entgegen iſt. Die alte Bevölkerung Aegypteng war außerordentlich geniſht ; auch Neger waren darunter , eingeführt und als Sklaven betrachtet. Die eingeborne, mehr oder minder gleichfalls zur Sllaverei erniedrigte Claſic zeigte einen Teint, welcher feineswegs der des Negero iſt, deſſen roth: lider Typus vielmehr halb europäiſdie Züge mit ſtraffen Haaren und

Greignifie verſchmolzen find. Herodot berichtet, daß die Aethiopier , an welche Cambyſes eine

Geſandtſchaft ſchichte, die größten und am đönſten gebauten Menſchen waren .“ Hátte Herodot, der die alten Nilanwohner und ihre Civiliſation ſo gut kannte, dieß von den Aethiopiern ſagen können, wenn die Aethio. pier, von denen er ſpricht, Neger geweſen wären ? Homer nennt fie die

,,tugendhaften Aethiopier“, und Strabo berichtet nad einer Volfsſage, daß die Götter fich für die Frömmigkeit der Aethiopier danfbar gezeigt, und ſie vor fremdem Joche bewahrt haben. In der That, ſagt er, ſind dieſe Völfer zu allen Zeiten frei geblieben , und wußten in ſo vollfom

mener Ginigkeit zu leben , daß von den vielen Königen , weldhe Krieg

gegen ſie führten, feiner in ſeiner Unternehmung glüdlich war . " Rann

gerader Naſe verbirgt. Arabiſches Blut war unter die höhern und mittleru Claſſen gemiſcht. Eben gemiſcht war auch das herrſchende Volt des

erblichen Prieſterſtandes, entweder aus den älteſten Zeiten her , oder in Folge ſpäterer Ginwanderung weißer Nacen aus den Centralländern Aſieng , namentlich von den Ifern des Indus, d. h. alſo indoſemitiſcher

man nach dieſen Angaben noch die Aethiopier mit den Negern verwech ſeln ? Derſelbe Geſchichtſchreiber kommt noch dieſer Vermengung zuvor,

und indogermaniſchen Racen. Wir wollen zuerft die Thatſachen hins

indem er ausdrüdlich zwei Clafſen Aethiopier unterſcheidet, nämlich die Aethiopier von Meroe, die er für die Gründer der ägyptiſchen Civiliſation

(Sortlebung folgt.)

erklärt , für die , welche zuerſt eine Verehrung der Götter einrichteten ,

Der zu Nimrud aufgefundene ägyptiſche Rahmen . Dieſe Entdedung hat anfangs großes Aufſehen erregt, da man glaubte,

für die Häupter der erſten Colonie , welche Dfiri& zur Groberung und

Civilifirung Aegyptens führte und welche dahin ihre edlen Sitten , ihre Künfte, ihre Soriſt, der die Aegyptier nachher den Namen Hieroglyphen gaben , und endlid; die Wiſſenſchaft ihrer Prieſter brachten. Dieß iſt die erſte Claſſe der Aethiopier Diodors, augenſcheinlicy die, welche die höhern Kaſten dieſer alten Staatsgeſellſchaft bildeten. Die

zweite Claſſe iſt ſehr verſchieden . „ Es gibt, fagt er, viele andere åthio piſche Racen , welche theils die beiden Ufer des Nils und die Inſeln bewohnen , theils gegen die Gränzen Arabiens und in den ſüdlichen Strichen Libyens hauſen. Die Aethiopier haben meiſtentheils , und

namentlich die an den Ufern des Nils, ſchwarze Hautfarbe, platte Naſe und

ſtellen , wie ſie uns erſcheinen und fommen ſpäter an den Beweis.

fie ftehe in irgend einer Weiſe mit den afſyriſchen Sculpturen in Ver: bindung, nähere Nachrichten über die Sadie benahmen der Entdedung aber faſt allen Werth, ein Beweis, wie ſorgfältig man in der Beurtheir lung folder Gegenſtande ſeyn muß. Der Rahmen, welcher mit Hieros glyphenſchrift den nicht wohl erflärten Namen AUB N URA enthält, ift

auf einer Elfenbeinplatte eingegraben und bildete aller Wahrſcheinlichkeit nach eine der Seiten eines Kiſtchens (pixis. ) Man fand es mit mehrern andern Bruchſtūden in einem Grabe , das in dem Ruinenhügel ſelbſt

ausgehöhlt war , ſomit lange Zeit nach der Zerſtörung des Palaſtes. Dieß Riſtchen konnte alſo ſehr wohl eine Curioſität ſeyn, die man aus Aegypten an die Ufer des Tigris brachte. (Revue archéol . Febr.)

1 Der Verfafier, der ſeine Angaben mit einer Menge Gitaten füßt, die wir

der Kürze halber weglaſſen , führt hier Herodot VII . 70 an , wo bemerkt iſt , die Dethtopier des Orients ( Indien ?) und Afrika’s unterſchieden ſich nur darin , daß die erſten ſtraffe, die andern wollige Haare hätten. Bekanntlich ſpricht ſchon Homer von den ſchwarzen Indiern , und aus den neuern Studien über das alte Indien

wiſſen wir hinreichend , daß der weiße, Sanskritredende und aus dem Nordweſten gekommene Stamm den eingebornen ( dywärzlichen Stamm verdrängte. Dieſer ſchwärzliche Stamm, von dem fich noch jeßt in Indien Reſte genug finden , iſt be: tanntlich auch über einen großen Theil Polyneſiens verbreitet.

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

.

1 Dr. Morton gibt hierüber ganz materielle Beweiſe, indem er durch die Ber : gleichung der Mumienſchädel aus den Grabmälern von Theben , Meroe und Aethiopien überhaupt nachweist , daß im ganzen Milthal , von den ſüdlichſten Gegenden an , wo ſich Spuren der alten Civiliſation finden, einerlei Formation vorherrſcht. Uebrigens ſtellt er auch ſorgfältig den Beweis her , daß die jebigen Nubier nicht die Abrömmlinge der alten Einwohner derſelben Orte find , wie ſie auf den Monumenten abgebildet wurden , ſondern daß fie weſentlich Miſchlinge von Araber : und Negerblut find.

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenman n .

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Rittlichen Lebens der Völker. N : 68.

20 März 1848.

Die neue Stellung Englands. In England hat bie franzöftiche Revolution wohl weniger Screen erregt als auf dem Continent, bie Verwirrung war aber gewiß nicht geringer. Um dieß zu ermeſſen braucht man

fich nur die frühere Stellung Englands und Frankreich

zu vers

gegenrärtigen. Frankreich batte ſchon ſeit längerer Zeit gute Freundſchaft mit Rußland gehalten , ſeit dem Beginn der Berres

geideben , das mit ſolchen Rieſenſchritten einer innern Umwand lung entgegengeht? 31 Paris foll wieder eine Verbindung fich gebildet haben , uin wo möglich alle die alten Monarchien, nas

mentlidy Deſterreich und Preußen , zu ſtürzen. Zuverläſſige Nach richten von Perſonen , welche auch die Revolution prophezeit

hatten , alſo eingeweiht ſcheinen, ſprechen von ſolchen Planen und deren thätiger Betreibung .

Dieſe Herren ſcheinen nicht zu

gungen in Italien wurde auch die Verbindung mit Deſterreich

fühlen , daß fie eine höchſt alberne Rolle ſpielen , denn gelange es dieſen Donquiroten der Republik die Monarchien in Deutſch

immer feſter gezogen ,

und daraus ging dann eine Gefälligfeit

land zu ſtürzen , ſo entſtanden nicht 38 Republifchen, ſondern

gegen legtere Macht hervor, die ſo weit ging , ſelbſt hinſichtlich Der Schweiz, wenn auch nicht ganz gemeinſam zu handeln , doch denſelben Ton anzuſtimmen. Preußen ſchien noch zu ſchwanken ,

Gine Republif, welche Frankreich ihr Gewicht balb fühlbar mas dhen würde. Eine Mutterrepublif von ihren Töchtern umgeben , --

fonnte aber unmöglich gegen die übrigen Continentalmächte allein auftreten , vielmehr war die Wahrſcheinlichkeit vorhanden, daß es ſich doch noch dieſer Continentalcoalition völlig anſchließen werde. Gegen dieſe neue Continentalpolitif, die bei der Mifftimmung, welche in Deutſchland gegen England herridhte, immer mehr fich

deutend hinter ihrer Zeit zurückgeblieben .

zu einem feindlichen Bündniß gegen England ausbilden konnte, trat England mit ſeinen Bemühungen am piemontefiſden Hofe, mit ſeiner fichtlichen Unterſtüßung der Bewegung &partei Italiens

und dem moraliſchen Beiſtand auf, welchen es der Schweiz leiſtete.

England ftand an der Spiße der revolutionären Bewegungen Europa's, denn außer der Revolution hatte es ſeit ſeiner Diplo matiſchen Hinausmanövrirung aus der iberiſchen Halbinſel feis nen Bundesgenoſſen mehr. Darum begünſtigte es auch in Frankreich auf alle Weiſe die entſchiedenſte Oppoſition , um die Continentalpolitik des Miniſteriums Guizot zu ſtürzen , und das

gelang ihm dann, mit Hülfe der Pariſer Republicaner, über Wunſch unb Willen .

dieſe Idee iſt jegt um 50 Jahre zu alt, und die Herrn ſind be Der macchiavelliſti:

dhe Ludwig Philipp wollte die Uneinigkeit und Spaltung Deutſch lands als das ficherſte Bollwerf Frarfreichs aufrecht erhalten und verewigen , der jebige Sturm wird eine größere Einigkeit herbeiführen, ſey es unter welcher Form es wolle. Und England ? hier haben wir keine Donquirote der Frei heit vor uns, ſondern falte, berechnende, in ihrer Art nicht min . der macchiavelliſtiſche Männer. Was lirquhart von Rusland ſo oft ſagte, es habe Zwede, feine Grundſäke, kann man von England eben ſo gut ſagen : e$ verfolgt ſeine Intereſſen , mögen andere Völker dabei fahren wie ſie wollen . Das regt bei andern

Völkern ganz Denſelben Egoismuß auf ; möge Deutſchland gefaßt 30 ſeyn dem Macchivellismus Englands wirkſam entgegen zu treten , und ſeine Aufmerkjamfeit nicht auf Franfreich allein und ſeine eigenen innern Angelegenheiten, die freilich jest fraus und bunt genug find, verſchwenden ; niemand iſt ſchneller bei der Hand im Trüben zu fiſchen als die Engländer.

Es iſt gar keine Frage, daß Englanb feine Republik in Frankreich wollte, nicht aue Furdt,

denn dieſe Republik mit

ihren zahlloſen innern Verlegenheiten wird ihm minder ge fährlich ſeyn als die vorige Monarchie, aber fein Zwed ging nur auf eine Syſtemsänderung hinaus, die außerdem alles im alten Geleiſe gelaffen und nur den Continentalbund geſprengt hätte. Was ſoll Englanb jeßt thun ?

Das iſt ſchwer zu ſagen ,

und

Bur Geologie der Südſeeinſeln . Meuſeeland II. ( Fortſepung.)

Von Waingaroa bie zum Ausfluſſe be8 Waikato, des längſten Fluſſes in Neuſeeland, find die Kügel von gelbem, zers

ſelbſt die engliſchen Staatsmänner möchten jeßt überhaupt bloß

ſeptem Thonſchiefer ganz nahe der Küſte. Man geht entweder

zuwarten, bis fich aus der trüben Gährung, in welche der Con

auf dem Kamm oder der Weg führt auf unb nieder aus einem

tinent geſtürzt wurde, etwas fichere herausgeſtaltet. England

Duerthal in das andere. Al& Unterbrechung findet man viel

Rolle in Italien iſt vorerſt ausgeſpielt, es muß fich jeßt wirf

maſſenhaften Baſalt, der breite Gänge oder Stöde bildet, auch

lich, wie ſeine officiellen Erklärungen beſagen, auf Beförderung

baſaltähnlicher Phonolith fommt vor , ber ftch in rhombiſche,

der innern Reformen beſchränken, um feine radikale Nevolution

ungefähr einen Zou dicke Tafeln zerklüftet. Eine Strecke weit

herbeizuführen, bie jeßt nicht mehr die Gegnerin, ſondern die

bildet das Geſtein wieder Rlippen und ſteile Abbänge, und hier findet fich eine ſehr merfwürdige neue Bildung eine weißen

Verbündete Frankreich

wäre.

Und was wird in Deutſchland

wooo

270 von

Ralfjandſteine,

,

279 Fuß hoch. Mertwürdig

icheln und Dluarförnerngebiltetiſt, die in eineaufnehmendfefte ist noch bie Inſel Rangitoto, nam Gingangmed starten og Maſſe concentrirt find. Die Mündung des Waifato iſt wieder in dem gelben ſchiefrigen Thon ausgeweitet, der auf dem linfen Ufer in einem Knäuel endet und erſt weiter nach Norden wie der erſcheint. Denn am rechten Ujer iſt das Land von der Dſts zur Weſtküſte niedrig , wie man don daraus ſeben fann, Daß die Gingebornen ihre Boote über zwei unbedeutende 3fthmen

leicht von einem Meer in andere bringen. An der Mündung des Waikato findet ſich am rechten Ufer eine bedeutende Ablage

von , iſt Audland, ein 920 Fuß bober Regel, mit einem ſehr rollfom menen 150 Fuß tiefen Krater. Ungeheure Maſien ron barter,

baſaltiſcher Lava umgeben den Fuß des Hügel8 und häufen fid auf allen Seiten an ſeinen Abhängen an . Was nun die Formation des Plateaus angebt, durch wels

che dieſe vulcaniſchen Ausbrüdhe ſtattgehabt haben , ſo läßt fich dieſelbe am beſten an dem ſüblichen Ufer von Audland wahr

rung von Bimsſteingeröllen , unter denen fich auch Bruchſtücke

nehmen. Hier beſteht dasſelbe aus einer ſteilen Klippe von weichem pfefferfarbigem Sandſtein , der lagen von Braunfoblen

ton Dbſtdian finden , die beide der Waifato von dem Vulcan

bedeckt, die bei der Ebbe unter ihm hervortreten . Oben iſt der

Longariro im Innern mit ſich gebracht, an deſſen Fuß er ents ſpringt. Von Waifato bis nach dem Hafen von Manafao zieht

Sandſtein mit Lavatrümmern bebedt. Ein fleines Inſelden, nicht weit von dem Eingang in den Hafen , das wie ein Fort quefteht, beſtelyt ebenfalls aus dieſer Formation . Die Nähe Des Golfe von Haurafi ift überhaupt ein großer Herb früherer

fich nun 30 Miles der Weg lange Klippen von mäßiger Höhe

hin, die aus einem ſtarf eiſenſdüſſigen, wenig compacten Sands ſtein beſtehen .

Manufao iſt abermals eine weite Meeresbucht, die ſich bis

dicht an den Golf von Haurafi nach der Dſtküſte hinzieht, an dem die Hauptſtadt Audland gegründet iſt. Zwiſchen beiden Küſten bildet das Land eine nur wenig erhabene Ebene, die ron mäßigen Thälern durchſchnitten iſt, über welche ſich indeſſen eine Anzahl auffallend regelmäßiger Regel erheben , an deren Fuß große Trümmermaſſen von aufgebrochenen baſaltiſchen Lavas ſtrömen die eigentliche Natur jener Berge rerrathen, die fich aber

noch deutlicher offenbart, wenn man auf vielen dieſer Berge vollkommen trichterförmige Krater von ſeltener Regelmäßigkeit findet . Die Lavaſtröme müſien überall am Fuß der Regel her vorgebrochen ſeyn , oder auch der Krater fich erſt nach dem

vulcaniſcher Thätigkeit geweſen , und die Ausbrüche find wohl der jebigen Epoche gerade vorhergegangen . Von den Hügeln, die fid nördlich ron dieſem

tiefen Meeresbuſen dem Auge zei

gen, läßt fich der äußern Form nach ein ganz ähnlicher Ur ſprung annehmen . Die früher beſchriebene Thonſchieferforma tion tritt übrigens ganz in der Nähe wieder auf ; die Inſel Waihefe, ganz in der Nähe von Audland, beſteht zum Theil daraus . Sie zieht ſich nach Norden durch die Mitte des Lan des als ein ſteiler, nach den Seiten abfallender Grat, mit tie fen Schluchten und tunklen Thälern ; ſie bildet den Hafen der Inſelbudyt, den von Kaipara an der Weſtfüſte ; ſie umgibt, mit

ſtattlichen Waldungen der Kaurifichte bededt, den Hafen und den Fluß Hofianga , zieht ſich von dort durch die Mitte der

eigentlichen Ausbruch gebildet haben ; auch bereißt der unbes

Inſel bis zu dem äußerſten Norden hinauf , wo ſie ſich in dem

rührte dünne Rand der Krater, daß ihre Bildung nicht unter Den Wogen eines Dceans, ſondern an der Luft vor fich ges Der intereſſanteſte von ihnen iſt Maunga wao , gangen iſt.

pyramidalen Gipfel erhebt, dem höchſten Punkte in dem nörts

Maunga Lanima, nördlich vom Hofianga zu einem ganz ſpißen lidhen Theil der Inſel .

nach barometriſchen Meſſungen 500 Fuß über dem Spiegel des

An Der Weſtfüſte läuft parallel mit dieſer innern Kette

Meeres gelegen. Seine Baſie iſt nach Nordweſten etwas ver

eine andere, die aus vulcaniſchen Producten beſteht. An dem nördlichen Vorlande des Hafens von Manufao ſteigen fühne und hohe Klippen eines feſten Conglomerats auf, das aus ſcharfs fantigen baſaltiſchen Brudyſtúden beſteht. Es iſt von großen Spalten Durdſept, Zeugen einer die Maſſe gewaltſam hebenden Kraft. Zwiſchen dieſer Küſtenbügelreihe und der vorhin er

längert, und um ihn herum

liegen große, barte und ſchwarze

Sqlacentrümmer zerſtreut ; die erhobenen Wälle derſelben ſind zum Theil die natürliche Folge des gefloſſenen Lavaſtrome , zum Theil indeſſen in der Nähe Durch die Bewohner des Lanbe8 zus

ſammengebäuft, die in frühern Zeiten , als die Bevölferung diejes Landestheiles noch bedeutender war, den leichten ſchwarzen Boden dazwiſchen cultivirten. Der Regeć ſelbſt beſteht aus Ra pillé von röthlider Farbe, ein ſehr lodere Material, das durch die es bekleidende Dede von Farrenfraut einige Feſtigkeit ers langt hat. In dem Regel findet ſich ein ganz vollkommener und regelmäßiger trichterförmiger Krater, ber etwa 150 Fuß tief iſt, und deſſen innere Seite ebenfalls mit niedrigem Ge ſtrüpp bewachſen iſt. In der Richtung der längern Adiſe des Hügels iſt der Rand des Kraters etwas niedriger. Auf dem äußern Abhang finden ſich in Zwiſchenräumen von ungefähr

12 fub Fuß etwa 12 Terraſſen.

Alle fegelförmigen Berge in der

wähnten , die ſich durch die Mitte der 3nſel zieht, iſt ein Läns

genthal, in dem der Fluß Kaipara fließt. Wenn man von der Mündung des leßtern fich nach der 3nſelbay begibt, ſo fommt man an einer maleriſchen Gruppe von Kalkſteinen vorüber, die aus einem von Alluvialablagerungen gebildeten Beden, das von

Thonſchieferbügeln umgeben iſt, in mancherlei Geſtalten zu Lage geht.

Es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß er ben ältern Schichts

formationen untergeordnet iſt , obgleich man vergebens nach Verſteinerungen ſucht. Das Geſtein iſt weiß oder fleiſchfarben , von muſchligem Bruch und ſehr fryſtaliniſch. Der Kaipara ſelbſt windet ſich durch Hügel von zähem, weißem Thon, der

Nachbarſchaft rom Manuga wao zeigen dieſe terraſſenförmige

auf Thonſchiefer ruht und vielleicht ſelbſt nur ein ſehr weit

Structur ; fic iſt offenbar größtentbeile fünſtlich, denn die Eins gebornen hatten früher auf allen dieſen Hügeln Niederlaſſungen . Etwa 2 Miles von Maunga wao iſt Maunga fefe, ein anderer

vorgeſchrittenes Zerſeßung&product Dedſelben ift; weiter nach der Mündung zu finden ſich Hügel ron Bajalt, über und über

ähnlicher Hügel mit einem Krater, der inbeijen weniger regels

ſtein an von weißer oder rother Farbe, und ganz an dem nord lidhen Vorlande zeigen ſich abermals die ſchon oft erwähnten Holzlager, die bis zu 20 Fuß Höhe von einem Bindſteintuff

mäßig iſt.

8 würde hier zu weit frühren, noch mehrere von

dieſen Kratern zu beſchreiben ; eg genügt zu bemerfen, daß ſie fich alle in ihrer äußern Geſtalt ziemlich gleichen. Zwei davon,

mit Blöden bebedt ; auf ſeinem rechten Ufer fteht ein Sands

überbedt ſind. Zwiſchen den Holzſtüden finden ſich Spuren die auf einer Landſpiße ſtehen , welde nach Norden den Hafen Der Wedel von baumartigen Farren, auch balb perfoblte Blätter

woso

271

einer Typha, zu Arten gehörig, die jeßt noch auf der Inſel zu Fauſe find.

Die Braunfohlenformation

Die Stadt Sumutra (Sumatra).

fehrt an mehrern

Hr. Dulaurier hat fich viel mit den Entdeckungen der Arater im

Stellen der Küſte von Kaipara big Hofianga wieder. Von bielem Intereſſe iſt der Durchſchnitt durch die ganze Breite der

indiſden Archipel abgegeben , und zu dem Ende tie arabiſchen und malayiſchen Schriftſteller, ſo weit ſie ihm zugänglich waren, erforſcht.

Inſel von Hofianga nach der Inſelbay.

3bn Batuta , den man den „ Vater der Reifen “ nennen kann,

at man die den

erftern Hafen umgebenden Thonſchieferberge überſchritten , ſo eröffnet ſich ein baſaltiſches Tafelland, daß fich bis an die In ſelbay hinzieht. Der ring&um von Lavaſtüden und barten Schladen umgebene See Maupera iſt vielleicht ein alter Rrater. in ſeiner Nachbarſchaft findet ſich ein fegelförmiger Berg mit

einem Rrater, deſſen weſtlicher Rand übrigens eingefallen iſt. 3m Munde der Eingebornen lebt eine Sage, daß ein großes Dorf mit allen Einwohnern vom See verſchlungen wurde. Ueberhaupt wiederholt fich auf dieſem Plateau, was ſchon von der Ebene von Auckland erwähnt wurde ; fie war ein Ort, an welchem viele rulcaniſche Ausbrüche ftatt hatten , und den Bez

meio biezu liefert die Menge der über dieſelbe zerſtreuten Krater. Etwas ſüblich von Waimato, einer Miffion der engliſchen Kirche, die in der Mitte zwiſchen der Inſelbay und Hofianga gelegen iſt, finden ſich einige merfwürdige warme Quellen. Auf dem Wege dahin von Waimato kommt man über eine

Ebene, die mit ungeheuren Fragmenten einer ſchwarzen, baſal tiſchen Lava bebedt iſt ; dann erſcheint ein ſchwarzer Gebirgsſee, ohne Zweifel ein alter Krater , an deſſen Ufer halb verbrannte

!

auf

feinem Wege von Indien nach China an der Küſte von Sumatra an, und nennt hier eine große Stadt Sumuthra oder Scumuthra. Dieſe Stadt beſteht nicht mehr und ſelbſt der Ort, wo ſie ſtand, iſt den neuern

Geographen und Reiſenden unbefannt, der Name aber, der friiher einer beſondern Localitat angehörte , iſt ſeit mehrern Jahrhunderten zum Namen der Inſel geworden , die den malayiſchen Chronifen zufolge ehe malo Pulo (Inſel ) Pertſda oder Pulo Indalag hieß. Dieſe Namens

ånderung iſt wahrſcheinlich ein Werf der Araber , welche die Inſel nach der Stadt , in der ſie ſich am zahlreichften aufhielten , nach und nach benannt haben. Aus der Vergleichung mehrerer arabiſchen und malayi ſchen Werfe geht hervor, daß dieſe Stadt in der Nähe der Nordoſtfüſte lag. Dichambu Aidſchr, ein Dorf im Diſtrict der Battad an der Nord oſtfüfte Sumatra's zwiſchen Paſey und dem Cap Tandichong Perlaf oder Diamont Point, wird auch von einem malayiſchen Schriftſteller als der Hafen von Samudra (ohne Zweifel dasſelbe wie Sumuthra) bezeichnet. Etwa vier (engl .) Meilen von dieſem Hafen lag Samudra oder Sumuthra. Aus den Berichten von Ibn Batuta, aus der ſogenannten malayiſchen Chronif, ſowie aus der Chronik von Paſen geht genugſam hervor, daß die ganze Nordoſtfüſte Sumatras, welche fich von bis Dichambu Aididhr und Perlat ausdehnt, vor mehrern Jahrhunderten der Sig einer

Stämme der Raurifichte fich finden ; man bleibt in Zweifel, ob

weit vorgeſchrittenen Civiliſation und eines bedeutenden Handels war. Die Liſte der Länder, welche von dem Reich von Madſchapati abhin

dieß ein Werk des Menſchen oder der Natur iſt , denn dieſe

gen, und die Muinen, welche den javaniſchen Boden bedecken, ſowie die

Stämme find mit dünnen Schwefelſublimationen bedeckt, die fich

Berichte von Marco Polo und der malaviſchen Chronik beweiſen , daß

aud umber auf der moorigen Erbe finden ; es ſcheint als wenn

auf Java und Malaca rich Neidue erhoben , deren Blüthe und Größe

dieſe Schwefelſublimation ſo entſteht, daß fich Schwefelwaſſers

ießt gänzlich gefallen find, die aber Erinnerungen hinterlaſſen haben , deren nähere Erforſchung für die Geſchichte nicht ohne Intereſſe wäre. (Journal asiatique. Januar.)

ſtoff aus den ſchwefelſauren Salzen durch fich zerjeßende orga niſche Subſtanzen bildete, und dieſe Dann an der Luft redus

cirt wurden . Nicht weit von dieſem erſtern See fommt ein anderer fleinerer, und ganz dicht dabei ſind die Quellen. Eine von den leßtern hatte einen ſtarfen Alaungeſchmack und eine Semperatur von 16,6 Celfius. Einige Fuß davon war eine warme Quelle von thonigem Geſchmack und einer milchweißen

Farbe, ihre Temperatur war 51,1 ; eine Dritte war ſauer mit einer Deniperatur von 67,7.

Ueber einer andern erhoben fich

Schwefelmaſſerſtoffbämpfe, der Thermometer zeigte 56,1 . Durch

Ueber die alten Racen Aegyptens und Aethiopiens. ( Fortießung.)

Man denfe ſich die ſchwarzen Bevölkerungen Aſiens, diejenigen, welche die Raften der Parias in Indien bilden ; von dieſen berichten Herodot und Strabo wörtlich, daß ſie ſich von den Aethiopiern nur darin unterſcheis den, daß ihre Haare nicht fraus waren ; man erinnere fich an den Typus der Zigeuner, welche ſeltſam genug die Namen Gitanos, Gypfied, d. h.

eine kleine Schlucht floß ein Bach in den See ; beiße ſchwefels

Aegyptier, führen. Mag nun dieß umherwandernde Volf urſprünglich Aſien und einer aus Indien verbannten Kaſte angehören , wie alles

ſaure Dämpfe, die aus Spalten an den Seiten der Schlucht

beweist, oder mag es einen Zweig der alten Troglodyten am Nil reprá: ſentiren , wie man nach der Aehnlich feit der Sitten iQließen könnte, oder mögen fie durch die gleiche Abſtammung der gemeinſchaftlichen aus dem Drient gefommenen Ahnen mit beiden zuſammenhängen , wir finden in dieſein Volf eine ſehr genaue Perſonification des hamitiſchen Typus , deſſen Repräſentanten und die Bibel in Aſien ſowohl als in Afrifa zeigt , namentlich in den Ureinwohnern des alten Aegypteng. Große Aehnlichkeiten machen ſich auch bemerflich zwiſchen dieſem Typus und dem der Berbern in Ditafrifa ; ſo war es vielleicht ein ähnliches Volf, ein Zweig der Barabras ? oder der dunfelfarbigen Abyſſinier nada der Anſicht Champollions, welcher die vom Nil beſpülten Länder vor dem Ginbruch der herrſchenden Raften inne hatte. Dieß iſt die Grund

berborfamen , batten die benachbarte baſaltiſche Lava in weißen

und rothen Thon verwandelt, der mit Anflügen yon reinem Schwefel, Alaun und andern Sulphaten bedeckt war, die ſich durch die Umwandlung der ſchwefligen Säure in Schwefelſäure und deren Einwirkung auf den Thon oder Durch Zerſebung des Schwefelwaſſerſtoffe mittelft der ichrefligen Säure gebildet hatten . Die Gegenwart des Sees , der eine immerwährende Zufuhr ron Waſſer zu jenem Serbe unterhält, wo die höhere Temperatur herrſcat, iſt für die Entſtehung dieſer warmen Quellen nicht

ohne Bedeutung ; fie ſelbſt werden durch großartigere Syſteme von heißen Quellen , Solfataren u . ſ. w. im Innern übertroffen , die in der Kürze naber beſchrieben werden ſollen . Mit ihrer Heilfraſt find die Eingebornen wohl vertraut ; es gibt immer einige temporäre Hütten mit Kranfen , und zwar namentlich

folchen, die an Auſchlagøfrankheiten und Scropheln leiben. (Schluß folgt.)

lage der Urbevölferung , welche die untern Kaſten Aegyptens bildete. Ueber dieſe Maſſe mit ſchwärzlichem Teint und ſemitiſchem Typus

ſtellten ſich in Aegypten die prieſterlichen und föniglichen Raften, die in uralter Zeit aus Aethiopien herabſtiegen, wo ſie gleichfalls fremd waren und als Eroberer auftraten , die aus dem Drient über das rothe Meer famen. Aus welchem beſondern lande entſprangen fie ? Wahrſcheinlich aus denſelben aſiatiſchen Ländern , von denen die erſten Wanderungen 1

Barabras “ iſt nur ein arabiſcher ſogenannter Pluralis Fractus von

11

Berber ."

??

A. O. R.

ovocou

272

ausgingen. Und ſcheint, daß ſeit den älteſten Zeiten , als die ariſchen Colonien zum erſtenmal über Indien und Perfen hereinbrachen, die aus den Ländern zwiſchen Euphrat und Induð verjagten Gingebornen fich auf den Süden ſtürzten , die arabiſche Halbinſel durchzogen , und einen fruchtbaren Boden , eine koſtbare Eroberung in den Nillandern fanden , wo die Natur ihre lodendſten Gaben verſchwendet hat. Dieſe am Ufer des Indus und aus den mittleren Gegenden Perſiens .

verjagten Bevölferungen mußten ſich das japhetiſche Element einverleiben. Die Bahn war vorgezeichnet, der Sieg öffnete den Eroberern, die nach den griechiſchen aus Aegypten entlehnten Sagen vom Kaukaſus flamm : ten , den Weg Südaſieng und gewährte ihnen die Möglichfeit die Bes ſiegten zu verfolgen ; es iſt aber anzunehmen, daß eben dieſe Groberer, welche die alten Staatsgeſellſchaften Indiens und Aſien8 gründeten, nicht

frei blieben von der Vermiſchung mit den vor ihnen hergetriebenen Semiten , und daß ſie, wie dieſe, Aethiopien und Aegypten überzogen. Es iſt anzunehmen , daß fie mit ihnen gemeinſam auf dem ägyptiſchen Boden gründeten, was ſie auf allen andern glänzenden Punkten der alten

Welt gegründet haben , denn die auffallendſten Analogien finden fich zwiſchen der Civiliſation Aegyptens und derjenigen , welche ſie auf den verſchiedenen Punkten Aſiens gründeten . I Dieſe Hypotheſe wird durch die bundigſten Beweiſe mehr und mehr zur Gewißheit. Die höhern Claſſen der alten ágyptiſchen Geſellſchaft 1

laſſen ſich auf einen doppelten aſiatiſden Urſprung zurüdführen , näm

con

Race ſahen . Im Gegentheil fieht man beim Durchleſen Herodots mit Grftaunen , mit welcher fichtlichen Unterſcheidung er von den Prieſtern

zu Memphis ſpricht, als wolle er ftets den Unterſchied zwiſchen ihnen und dem Volk hervorheben. Doch wir gehen von den allgemeinen An

fichten auf die ſpeciellen über. Der förperliche Typus der Aegyptier iſt noch vorhanden unter un: ſern Augen, in den Mumienſammlungen unſerer Muſeen ; jedermann hat feine Bemerkungen darüber machen können , und welche Beridiebenheit

aud in der Form der Mumienſchädel fich ergeben mag, immerhin bleibt es unbeſtreitbar, daß fie im allgemeinen ein dem europäiſchen gleichför miges oſteologiſches Syſtem barbieten. Es iſt hier nicht der Ort, die zahlloſen Thatſachen aufzuführen , welche zu dieſem jeßt unangreifbaren Saße führen. Alle Gelehrten , welche die Fragen vom anatomiſchen Standpunkt aus ftudirt haben, beſtätigten das Ergebniß : Blumenbach, Cuvier , Sömmering , Leach , Morton u ſ. w. haben Sammlungen von ägyptiſchen Schädeln angelegt, und die aus ihren Unterſudungen gezos genen Sdlüffe ftimmen vollkommen in dem Punkte zuſammen , daß die Knochenbildung der Mumienköpfe weſentlich der faukaſiſchen Geſtaltung angehört, und namentlich feines der Rennzeichen des Negertypus an fich trägt. Von hundert Köpfen aus den Grabſtätten von Memphis, Maabdeh,

Abydos, Theben 11. ſ. w. , die unzweifelhaft in die älteſten Zeiten dieſer ågyptiſchen Geſchichte hinaufreichen und von Dr. Morton analyſirt wur:

lich auf einen erſten Ginbruch ſemitiſcher und indiſcher Colonien , die

den, gehören acht Zehntheile dem fcönften europäiſchen Typus an, den

aus den Ländern zwiſchen Euphrat und Indus herabfamen , und auf einen zweiten Ginbruch aus denſelben Gegenden des öſtlichſten Scythiens, von wo die älteſten japhetiſdhen Eroberer der Welt ſich nach allen Seiten hin verbreiteten. Die Sagen der Geneſis über die drei Racen Ham, Sem und Japhet beſtätigen dieſe Anſicht, denn ſie hatten in den Augen

Dr. Morton den griechiſch-pelasgiſchen nennt ; einige andere gehören zu den reinſemitiſchen Racen , andere find gemiſcht, aber feine negerartig. Nadhiftehendes iſt ſeine Darſtellung des allgemeinen Grgebniſſes : ,,die

der Jøraeliten ihre volle Erklärung durch die Thatſachen , welche fie in

Aegypten vor ſich ſahen. Die Sagengeſchichte von Moſes iſt weſentlich aus Aegypten gezogen, und man fann faum annehmen , daß die allges meinen Züge in dieſem Lande nicht als wahr ſollten angeſehen worden ſeyn. Darum iſt es mindeſtens wahrſcheinlich, daß die femitiſchen Ein

Mehrzahl zeigt auf die offenkundigſte und unverkennbarſte Weiſe ſowohl durch die Form , als durch die Größe und das Maaß des Geſichtswin feld den faufafiſchen Typus. Man möchte ſelbſt verſucht ſeyn zu fragen, ob man aus einer ähnlichen Anzahl Individuen , die man auf gut Glück aus irgend einer Nation Europa’& zöge , eine gleid große Verhältniß zahl ausgezeichnet ſchön modellirter Köpfe finden würde.“ Das find gewiß ſtarke Ausdrücke, deren Beweis jedoch auf feine zuverläſſigere Art,

wohner Aegyptens, die eigentlichen Mizraim, 2 auf einer tiefern Stufe

als durch die zahlreichen Abbildungen , die fein Werf begleiten, geliefert

ſtehen mußten als die Semiten , die ſelbſt den Kindern Japhets unter:

werden konnte.

geordnet waren . Die alte Geſchichte zeigt , wie alle Sagen , Glaubendanſichten und

In dem Muſeum ber ágyptiſchen Alterthümer , einer Sammlung von Abbildungen , die Hr. Ch . Lenormant zuſammenbrachte und mehr

mythologiſchen Begriffe Griechenlands aus Aegypten ſtammten , ſie zeigt

als irgend ein anderes ähnliches großes Wert allen Leſern zugänglich

und die ägyptiſche Civiliſation eingepflanzt auf dem Boden Griechenlands durch die Colonien unter Inachus , Cecrops , Danaus u. ſ. w. Alzu beſtimmte und allzu zahlreiche Nadriditen über dieſe Ginwanderung, allzu tiefe Erinnerungen ihres Einflufies ſind der helleniſchen Civiliſation

machte, bemerkte man die Bilder zweier Mumien , die als Lypen gegeben

verblieben, als daß ſie nicht den phyfiſchen oder moraliſchen Einfluß des Typus dieſer Bevölferung hätte behalten ſollen , wenn die herrſchende

Bevölkerung Aegyptens von derjenigen, welcher die Griechen ſelbſt ent

find.

Der eine Kopf wurde vollſtändig gut erhalten nach Frankreich

gebracht. „ Der Geſichtewinkel, ſagt Lenormant, nähert fich febr dem rechten Winkel und die Soneidezähne ſind vertical eingeſeßt, nicht geneigt oder vorwärts gebeugt, wie ſie bei einem Negerfopf ſeyn würden. Dieſe

Profile, deren Schnitt mit der größten Sorgfalt gezeichnet iſt, fönnen einen klaren Begriff von der Ropfform der alten Aegyptier geben. “ –

ner des griechiſchen Alterthums , Pythagoras , Solon , Herodot, Plato,

,,Die Mumienſchädel, ſagt der Phyſiologe Lawrence, haben unwandelbar die europäiſche Form , ohne alle Spur von der des Negers. "

welche nach Aegypten gingen , um dort die hohen Lehren der Wiſſen :

( Fortſeßung folgt.)

ftammten , völlig verſchieden geweſen wäre. Die ausgezeichnetſten Män

ſchaft, die Philoſophie, die Gefeßgebung alter Zeiten kennen zu lernen, hätten fich nicht wohl enthalten können uns zu ſagen , welcher Nace fie dieſe Kenntniſſe verdankten , wenn die Claſſen, von denen fie die Gin: weihung empfingen , einer Familie des Menſchengeſchlechte angehört hätten , in der ſie ihrer eigenen Ausſage zufolge nur eine untergeordnete 1 Die koptiſche Sprache trägt , wenn man ſie in ihre verſchiedenen Elemente zerlegt , die deutlichſten Spuren einer Miſchung an ſich . So ſagt Dr. Lepſius : die koptiſche Sprache, welche in ihrer Zuſammenſeßung die Spuren eines höbern Alterthums trägt als irgend eine der indogermaniſchen oder ſemitiſchen Spra

Aſtronomiſche Aufnahme in Rußland. Die geographiſche Geſellſchaft hat bei ihren Bemühungen genaue Nachrichten über alle Theile Rußlands einzuziehen, ihre Aufmerkſamkeit vorzugsweiſe auc_auf die Gouvernementøfarten gewendet, die zum Behuf der Landvermeſſung entworfen wurden und als Material für einen bedeutenden Theil der aus 60 Blättern beſtehenden Karte des Neiches bildeten, die vom mili täriſch - geographiſchen Depot herausgegeben wurde.

Darunter find aber

chen , fann weder als indogermaniſch , noch als ſemitiſch betrachtet werden , fie

bloß einige Blätter der weſtlichen Departements auf genaue, durch die Militärbehörde gemachte Aufnahmen gegründet. Indeß haben dieſe Karten als Material für eine topographiſche Karte ſehr bedeutende

hat ihren eigenen Charakter, jugleich aber iſt ihre Grundverwandſchaft mit dieſen

Mängel , da fie aus einzelnen Vermeſſungen hervorgingen und nicht

beiden Sprachfamilien nicht zu verkennen ..

recht an einander paſſen wollen . Deßhalb trug die geographiſche Geſell ſchaft darauf an eine größere Anzahl Punkte aſtronomiſch zu beſtimmen. um fo für die ganze Rarte eine fichere Grundlage zu erhalten . Die

: Dieß iſt bekanntlich der hebräiſche Name für Aegypten, wober noch jett der arabiſche Name ,,Mifr " tommt ; ob aber hier eben der Name mit Glück auf ein

Bolt rich anwenden läßt , iſt zum mindeſten ſehr zweifelhaft , denn die Dualform des Wortes deutet eber auf die Doppeleigenſchaft des Landes , nämlich die beiden Nilufer hin.

A. d . k.

HH . Wrontſchenfo und Draſduſow find zu dem Ende von der Geſells

ſchaft mit den aſtronomiſchenAufnahmen in fünf Gouvernements beauf tragt. (Vaterl. Memoiren. Februar.)

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. – Verantwortlicher Redacteur Dr. ED. Wibenmann:

Das Ausla n d. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. N". 69.

21 März 1848.

flar, welche zweifelhaft und die, deren Erflärung bei dem jepis

Die phöniciſche Inſchrift in Marſeille.

gen Stand unſerer Kenntniſſe unmöglich iſt.

Die Ausbehnung

Wir Saben ſchon vor mehrern Jahren angemerft , daß eine ziemlich lange, zuſammenhängende und wenn auch in einzelnen Theilen verſtümmelte, doch jedenfalls bis ießt beiſpiello8 lange

Dieſer Indrift geſtattet hier ganze Phraſen von bollfommener

Inídrift in phöniciſcher Sprache zu Marſeille gefunden wurde.

ftimmen fann , welchem Rebetheile jedes Wort angehört, das mit nidt Selbſtwörter für Zeitwörter und umgefehrt genommen

Die Erklärungsarten widerſprechen fich ſehr ſtarf, und Hr. Munk gibt jeßt im Journal Afiatique (Nov. Dec. ) eine neue, mit der hinten angehängten Bemerkung, daß er die Schrift von Movers : „ Das Opferweſen der Carthager, Commentar zur Dpfer-

Deutlichkeit herauszufinden, und dem Geiſt der ſemitiſchen Phra

ſen gemäß andere Phraſen anzugeben , ſo daß man genau be werden ."

Dieſen Vortheil hat noch faum eine der bis jept entdeckten

Inſchriften geboten , und er iſt deßhalb auch möglichſt außges Zuerſt verſuchte ich ein Hr. Limberi baran,

tafel von Marſeille“ noch nicht erhalten hatte , als er ſeine Gr-

beutet worden.

klärung niederſchrieb, ja Daß legtere größtentheils ſchon geſept war. Indeß bemerkt er , daß er bei der Erklärung in ſehr

der einen Adianz- und Handeldvertrag zwiſchen Carthago und Marſeille herausbrachte. 3hm folgte Hr. Jubas, der den wah ren Charafter der Inſchrift, nämlich eine Art Dpferritual, er

weſentlichen Punkten von Movers abweiche.

Wir erwähnen

Dieſes Umftandes nur um zu zeigen, daß man über eine Menge Punfte noch keineswegs einig iſt, uub dieß fann um ſo aufs fallenber ſcheinen , je mehr es ſich durch die neuern Forſchungen herausgeſtellt hat, daß die phöniciſche und hebräiſche Sprache

ehemalt nur eine einzige bildeten . Man nimmt aber zu ſo gezwungenen Erklärungen ſeine Zuflucht, daß vorerſt, wie Hr. Münf bemerkt, gar nichts übrig bleibt, als, ſo weit es geht, diejenigen

fannte.

Auch Saulcy und Barges verſuchten ſich daran , doch

ohne etwas limſtändlicheres Darüber zu veröffentlichen . Die neueſten Erflärungen ſind nun die von Munk und Movers. Wir ſchließen dieſe Angabe, in welcher wir die langen gelehrten Abs handlungen der verſchiedenen Erflärer bei Seite laſſen, mit einer intereſſanten Stelle aus Munks Arbeit, worin fich derſelbe über ſein Verfahren und die allgemeinen Geſicht &punfte ausſpricht,

Theile aufgefundener phöniciſcher Inſchriften zu erläutern , die fich leicht und ungezwungen aus der hebräiſchen ſo wie aus den

und die Dephalb allgemeines, ſprachlich ethnographiſches Intereſſe

Es fommen

ſchrift von Marſeille vorlegen, machen wir feinesweg& Anſpruch

in manchen Inſchriften zuverläſſig arge Barbariểmen vor, die mit dem Geiſt der ſemitiſchen Sprachen in directem Widerſpruch ſtehen, und dieß läßt fich vielleicht nur aus dem Umſtand er-

darauf, alles erklärt zu haben, zum mindeſten aber haben wir uns verſucht, das Gefühl desjenigen, der die hebräiſche Sprache fennt, aber nicht bloß Grammatik und Wörterbuch ſtudirt hat, ſondern zu unterſcheiden weiß, was correkt und barbariſch iſt,

verwandten ſemitiſchen Sprachen erklären laſſen .

flären , daß das Hebräiſche, die Sprache eines Volfes , das ſich

von den andern möglichſt abzuſonbern bemüht war, nothwendig ſeinen Charafter reiner bewahren mußte, als das Phöniciſche,

hat .

„ Indem wir hier einen Verſuch zur Erklärung der In

Die Hauptelemente der Erklärung liegen nicht zu verlegen . aramäijden Dialekt, man muß aber die im und im Hebräiſchen

Da die Phönicier auf ihren Wanderungen , auf ihren Seefahrten und Colonien unaufhörlich mit Leuten in Berührung famen,

anbern ſemitiſchen Dialekte nicht vernachläſſigen, denn es gibt

welche ganz fremde Sprachen rebeten. Der Dialeft phöniciſcher

im Arabiſchen oder Aethiopiſchen finden. Dieſer leßtere Dialekt bietet tros ſeiner engen Verbindung init dem Arabiſchen doch eine große Anzahl Worte, die ſich noch im Hebräiſchen aber

Colonien konnte alſo leicht an verſchiedenen Orten Formen annehmen , die dem urſprünglichen Charakter der Sprache nicht

Worte im höniciſchen , die ſich nicht im Hebräiſchen, wohl aber

eben ſo ſcheint es mit dem himja

angemeſſen waren . Dhne dieſe Bemerkung laſſen fich, wie eß

nicht im Arabijd)en finden ,

ſcheint, manche Erſcheinungen in den jeßt befannten Inſchriften,

ritiſchen Dialekt zu ſeyn , an den der äthiopiſche rich anſchließt.

und namentlich auch in der zu Marſeille aufgefundenen gar

Wenn es wahr iſt, wie Herobot ſagt, daß die Phönicier anfange

nicht erklären. Dieſe Inſchrift hat, wie Ør. Munk im Journal

am rothen Meere ſaßen , ſo begreift man daß ihre Sprache

Aſiatique ſagt, „den ungeheuren Vortheil über viele andere Denkmale dieſer Art, daß fte mit großer Sorgfalt gravirt iſt,

Worte und Formen enthalten fonnte,

und ſomit über faſt keinen Buchſtaben ein Zweifel beſtehen fann. Wir haben alſo einen gut hergeſtellten , wenn auch verſtümmelten Lert vor ung, und ein gewiſſenhafter Grflärer fann

die dem in Sübarabien

geſprochenen Dialeft angehörten und fich nicht im Arabiſchen

finden . Eine vollſtändigere Kenntniß der himjaritiſchen Sprache wird vielleicht ſpäter neues Licht auf die Trümmer der phönis cijchen Sprache werfen ; gewiß iſt jegt ſchon , daß im Phönicis:

mit Sicherheit die Theile angeben, welche in dieſer Inſchrift I den fich arabiſche, himjaritiſche und äthiopiſche Worte finden ,

274 die im Hebräiſchen nicht mehr eriſtiren , ober itre alte Bebeue tung nicht beibehalten haben .“ Das Studium dieſer Sprache führt und ſomit auf die alten Wanderungen dieſer Stämme, die ſelbſt noch für die neuen ethnographiſchen Verhältniſſe nicht

ohne Bedeutung find.

Bur Geologie der Südſeeinſeln . Neuſeeland.

II .

( Schluß .)

In der Nachbarſchaft dieſer warmen Quellen, nach Süden

zu , ſind die Hügel nadt und öbe, ſo daß man fich in die Ges birge son Wales verſeßt glaubt .

ES find die ſchon oft bes

rührten fteilen und ſcharfgratigen Berge, hier aber mit einem feften weißen Shon auf ber Oberfläche bedect, auf dem gar feine vegetabiliſche Erde mehr zu ſehen iſt. Mit Au &nahme der

Coson

Brud ftacen vulcaniſcher Geſteine beſtehenden Breccie beſtehen . Tas enge Thor des Hafens macht den Eindruck einer gewalti gen von unten her wirfenden Kraft, welche ben feſten Fels in große Stüde zerriſſen, die beim Emporheben fich an einander gerieben haben . Liefe und breite Spalten Durchbringen das Ganze, und hohe cubiſche Maſſen ſind mehrere huntert Fuß über einander aufgethürmt. Gind die Umgebungen bes Kafene im allgemeis nen baſaltiſcher Natur, ſo umſchließen dieſe doch trachytiſche Ers hebungen, die alſo die älteren vulcaniſchen Geſteine Durchbrochen Haben, welche legtere gleichſam einen ringförmigen Wal um fte bilben . Au Tradit beſteht ein merkwürdiger Berg , Hafiri genannt, der fich domartig am öftlichen Ufer erhebt : ſeine Kup pel iſt ſchwer zu erſteigen, die Felsart, obgleich auf der Ober fläche ſehr verwittert, iſt der der Bucerhutinſeln gleich. Am weſtlichen Ufer überlagert bas vorhin genannte Conglomerat einen weichen Sandſtein mit Pflanzenreſten , und ſo muß man

Pterid Esculenta im zwerghaften Zuſtande, kleiner verfrüppelter Leptoſpermen , einiger Droſeren und Binſen wächst nicht auf ihnen. Früher war das offenbar anbere, denn überall im Bos

denn in dieſer Breccie eine Bildung erfennen, wie ſie jeßt noch

den findet man Strünfe und feſtes Harz der Kaurifichte, und

dieſelbe auch ein burch bas gewaltſame Emporheben des Tras

in ten Seitenſchluchten fieht eß auch ießt noch grüner aus. 68 iſt ein trauriges Beiſpiel von der Wirfung der Vernichtung der Wälder, dem man in Neuſeeland noch an vielen Drten begegnet, und da als deren Folge ein gänzlicher Vegetations-

chyt8 gebildete Reibungeproduct zu ſeyn.

wechſel und eine zuſammenhängende Reihe von Veränderungen

im Shier- und Pflanzenreich, unheilbare Vermoorung und eine Art Torfbildung auftritt, ſo iſt fte gewiß ale geologiſches Moment wohl in Betracht zu ziehen . Von Waimate bis zur In ſelbay fteht man viel Lavatrümmer auf einem ziemlich ebenen

an baſaltiſchen , den Meerewogen ſehr ausgeſepten Ufern ſich findet, wo die Bruchſtücke ſcharffantig bleiben ; zum Theil ſcheint

Mango - nui, ein anderer tiefer Meerbuſen weiter nördlich,

bietet faum etwas beſonderes dar. Die nördliche Seite des Ha fens iſt hügelig , und beſteht aus einem rothen eiſenſchüſſigen Lehm von Baſalten unterbrochen , aus denen das ganze nörd

liche Vorland des Hafens beſteht.

Die Thonſchieferberge die

hier durch das Innere ziehen, erreichen in dem Maunga Ta

niwa ihre höchſte nördlichſte Spige, den höchſten Punkt der Waſſer ſcheibe, von dem fich einerſeits viele Seitenarme des Fluſſes Ho

Boden umhergeſtreut ; die obere vegetationstragende Sdichte iſt | kianga in den Hafen gleichen Namens auf der weſtlichen Küſte, eine leichte, ſchwarze Erbe , ein vulcaniſche

Vermitterung &pro-

Duct ; ein Flüßchen , ber Waitangi , das fich in die Inſelbay

ergießt, bildet einen artigen Waſſerfall über baſaltiſche Felſen , die unterhalb des Falles eine fäulenartige Structur zeigen ; nicht weit Davon biltet der Reriferi, ein anderer mäßig großer Fluß, einen Fall von etwa 95 Fuß Höhe, indem er fich über einen baſaltiſchen Abhang hinabſtürzt. Unter demſelben , der offenbar

ein lavaſtrom iſt, findet fich ein grauer Baſalttuff, der ſtarf ausgewaſchen iſt, ſo daß man hinter den Waſſerfall treten kann. In der Umgegend vom Keriferi iſt der Boden überall mit

Gijenorybhydratgerollen beſtreut und die Begetation eine ſehr ſparſame.

Von der Inſelbay bie nach der Nordípiße zu bildet die Oftküſte eine Anzahl amphitheatraliſcher Buchten ; an einer von dieſen , Mataute genannt , geht an dem Abhang der umgebens den Hügel ein fryſtalliniſcher grauer Kalkſtein zu Tage, der keine Verſteinerungen führt ; einige Meilen davon iſt eine anbere, Tauranga, wo der Kalfſtein ſchiefrig unb thonhaltig und

andererſeits der Ama nui (großer Fluß) in den Hafen ron Rangaunu auf der öſtlidien Küſte, und mehrere andere in die Maunga Taniwa Häfen Wangaroa und Mangonui ergießen .

gibt ein rechtes Beiſpiel von der allgemeinen form der Thon ſchieferberge Neuſeelands ; er läuft pyramidenförmig mit ſehr ſteilem Anſteigen zu einer Spipe an, auf der nur wenige Pers fonen Plaß finden : ein auf der Spiße ſtehender alter Morthens baum geſtattet über das Land zu ſchauen ; tiefe Thäler, in die faum die Sonne bringt, laufen ron den Seiten des Berges berab ; ſoweit das Auge reicht, iſt das Land unter Urmalb bes

graben, und nur hier und da zeigt fich tief im Grunde der Thäler eine mit der Rohrfolbe (Typha angustifolia) bemachſene hellgrüne Stelle, oder ſpiegelt in der Sonne ein Stückchen eines Fluſſes .

Nach Norboften läuft dieſe Gebirgskette nach dem Vors

gebirge Stari Kari aus, nach Norden verliert fte ſich in der Nähe der Miſſion Raitaia ,

während fte von den Bergen der

Weſtfüfte, einer Reihe ſtumpfer fegelförmiger Baſalthügel, durch ben obern lauf des Ama nui getrennt iſt. Es ergibt ſich hier:

durch eingedrungenen Melaphyr ſehr verworfen iſt; höber hins

aus, daß faft parallel mit dem Hauptgebirgezug der Nordinſel

auf an der Küſte findet fich ein rothgeäderter Marmor, zum Theil mit Thon- und Chloritſchiefer zuſammengebaden ; längs der Küſte liegen kleine Inſelchen und Riffe von Trapp und Baſalt , die fich auch an der Rüfte ſelbſt in eingebrungenen Maſſen zeigen, Beweis genug , daß nach der Ablagerung der Thonſchieferſchichten ſo wie der offenbar viel jüngern Ralfſteine an denſelben Stellen mehrfache Veränderungen , Störungen der Schichtung und Verwerfungen ſtattgefunden haben .

ältere vulcaniſche Geſteine ſich finden , und zwar ſowohl auf der Urſache, welche zur Hebung des erſtern Veranlaſſung gab, ſcheint auch die Veranlaſſung einer größern Nachgiebigkeit der Erdrinde in derſelben Niđitung gewejen zu ſeyn, und wie die Grünſteine in der erſten Periode in dieſer Richtung auftreten, ſo in einer

Der Eingang in den Hafen von Wangoroa an derſelben

wir nur bie Fortſeßung eines lang andauernden Strebens des

Weſt- rie auf der Oftfüſte

oder mit anderen Worten,

die

ſpätern die Melapøyre, Baſalte, in einer noch ſpätern die Tra dyte , und in den modernen vulcaniſchen Erſcheinungen fanten

Küſte, und die legtere weiter hinauf bis Point Surville bilden

flüſſigen Innern nach außen , alle Berreiſe einer in dieſer Rids

thurmhobe ſteile Klippen, die aus einer feſtrerbundenen , aus

tung feit den älteſten Zeiten beſtehenden Spalte.

275

Berg Kobara oder Carmel nördlich vom Eingang in den Hafen von Rangaunu fteht iſolirt aus Dürrem , ödem Lande bers vor,

daß fich wenig über den Spiegel der Meeres erhebt :

er

felbft iſt ungefähr 500 Fuß hoch, und hat das Eigenthümliche, Daß er die Spuren eines bedeutenden Metamorphiêmus in feis nen Geſteingarten an fich trägt, ein Metamorphiêmus, der viels leicht durch heiße aufſteigenbe Dämpfe bedingt wurde. An ſeis nem Fuße findet fich ein ſchwarzes baſaltiſches Geſtein ; auf dies

fem lagert ein grauweißer Sandſtein, in welchem fich Maſſen von weißem Pfeifenthon, Stratit und grünlichem Hornſteine befinden ; Die Spiße beſteht aus zähem weißem Thon. Der Berg iſt jeßt ganz fahl, aber überall liegen große Stücke des Rauriharze8 und beweiſen das frühere Daſeyn bieſes Sapfenbaums ; dieſelben uns fruchtbaren Hügel treten an dem äußerſten Ende der nördlichen Inſel weiter auf.

Auch hier finden fie fich nach der Küſte zu

von feſten Conglomeraten begränzt, die aus abgerundeten Ges töllen von Baſalten , Laven und Mandelfteinen beſtehen, nament lich iſt das Cap Maria van Diemen, die äußerſte Nordweſtſpipe der Inſel, eine mächtige Maſſe dieſes Geſteins, das an der Reinga ,

dem Orte, wohin die Eingebornen den Wohnort der Seelen der Abgeſchiedenen verlegen, in fteilen Klippen anſteht; ſüblich hier: von iſt die ganze Breite des Landes von Dünen eingenommen. Die nordweſtlichen Stürme, die während eine großen Theils des Jahres in jenen Meeren vorherrſchen, jagen den Sand über das Land, er überwältigt die Wälder, und an vielen Stellen ftehen nur die Spißen der Bäume aus demſelben hervor. Faſt ſcheint e8 , ale wenn eine Senkungsbewegung des Landes hier Statt gefunden haben müßte , denn nahe beim Cap van Diemen ſtehen noch mehrere Inſelchen mit ſteilen Seiten aus dem Sande

hervor, die aus der früher ſchon erwähnten Schichtformation mit Braunfohlen beſtehen, was fich fonderbar ausnimmt, da fie noch allein mit Vegetation bedeckt find ; ber Sand hat hier die

Rolle der Meereswogen übernommen . Die ganze Nordküſte beſteht aus vulcaniſchem Conglomerat, Das von engen Shälern oder eigentlich Spalten mit hohen und fenkrechten Klippen Durchſeßt iſt ; einige Hügel erheben ſich zu

Schlangen von ungewöhnlicher Größe in Oftibirien. Sibirien gilt Dant ſeiner Kälte von 40 Graden für ein von allen gefährlichen Reptilien freies Land. Das iſt wenigſtens die allgemeine herrſchende Anſicht im Lande, indeß find vor einigen Jahren Fälle vor: gefommen, die man ſelbſt in Jrfutsf, 210 Werſte vom Schauplaß, wenig fennt. Im Junius 1839 fehrte ein Jäger , Namens Wafili Batardew aus dem Rreiſe Werchneudinef nach Hauſe zurück und war nur noch drei

Werſte von ſeinem Orte entfernt, als er durch ein Geräuſch aufmerkſam gemacht wurde. Er fah fich um, und erblidte mit Schrecken in geringer

Entfernung ein auf ihn losgehendes Unthier. Bataſchew begab ſich eilig auf die Flucht, aber die Schlange folgte ihm , und der ebene Weg ge

ſtattete ihr pfeilſchnell ihrer Beute nađzueilen. Der Jäger , welcher ſeinen unvermeidlichen Tode vor ſich ſah, eilte nach einem unebenen Boden, die Schlange folgte ihm auch da , blieb aber doch mehr zurüd und hielt endlich ganz ſtille, weil ſie den Mann aus dem Auge verloren hatte , und ſeine Spur wieder ſuchte. Zu dieſem Zwede hob ſie ihren Kopf drei bis vier Fuß hody empor und drehte ihn langſam umher,

wobei ihre blutunterlaufenen Augen glänzten . Bataſhew , ein guter Schüße, beſann ſich nichi lange , ſondern ſchoß ſein Gewehr mit ſicht: lichem Erfolg auf fie ab. Zu ſeiner größten Freude drehte ſie ſich breimal frampfhaft, fiel bann zuſammen und blieb unbeweglid liegen, Bataſchew aber eilte , a18 Furcht, die Schlange möchte nur betäubt ſeyn und ihn doch wieder verfolgen , nach dem Dorfe. Am folgenden Tage kehrte er mit mehrern Leuten nach der Stelle zurüd um nachzu : ſehen, was aus dem Unthier geworden. Die Schlange lag erſtarrt da. In ihrer Farbe und ihrem Bau glida fie den Schlangen, welche ſich in .

.

der Nähe der Selenga aufhalten, aber ſie war von ungewöhnlicher Größe, Ihr Umfang betrug vier Tſchetwerts ( ? Viertel) und ihre Länge ſechs große Schritte. Die Leiche blieb den ganzen Sommer unangerührt liegen.

Wilde Thiere und Raubvögel ſcheuten ſich derſelben zu nähern. Selbſt nachdem der Körper im Verlauf einiger Jahre ſchon zerſtört war, zeigte das Vieh immer noch Unruhe, wenn es ſich dem Schlangenorte näherte, und brüllte und ſtieß die Hufe gegen den Boden. Ein zweiter ähnlicher Fall fam im Frühjahr 1837 in der Nähe desſelben Dorfes vor. Es iſt ſchwer die Frage zu löſen, woher ſolche Schlangen an der Selenga foms men . Es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß dieſelben in Sibirien nicht ein

heimiſch find, ſondern nur aus der öden Mandſdurei manchmal herüber fommen , wie man hier oft auch Tiger , Leoparden und andere dem fibiriſchen Lande fremde reißende Thiere antrifft. (Vaterl. Memoiren.

pyramidalen Spißen, die höchſte Davon heißt Kairoa ; auf der Spiße fann faum ein Menſch ftehen , und etwas unterhalb bers

Februar .)

ſelben iſt der Hügel ganz durchbohrt, die Seiten ausgewaſchen

Ueber die alten Racen Aegyptens und Aethiopiens.

und abgenußt, gerabe ſo ale wenn die Wogen des Meeres fich

( Fortſepung .)

zu einer Zeit daran zerſchlagen hätten, als dieſe Hügel noch die

Neben dieſen materiellen Beweiſen, die fein hiſtoriſches Zeugniß zu

Küfte des jebigen Landes bildeten, was auch ohne Zweifel einſt Der Fall war ; der Berg felbft iſt etwa 300 Fuß über dem Spies gel des Meered . Das Norb Cap iſt ſehr felftg, ſeine thurm hohen Klippen find indeſſen durch einen niedrigen Sumpf von der Inſel geſchieden , der fich von der Oſts nach der Nordküfte Die erftredt, ſo daß alſo das Cap einſt ein Inſelchen war.

widerlegen die Macht hat , wenn auch die Geſchichte ihnen widerſpre dhen könnte ſtatt fie zu beſtätigen , gibt es analoge Beweiſe in der Er: haltung der Sarfophage aus Sycomorenholz , auf denen Köpfe, welche augenſcheinlich die darin befindlichen Perſonen darſtellen ſollten , aud geſchnißt und vollfoni men erhalten find. Dieſe Sculpturen ſtellen unter ſehr mannichfachen Farben Geſichter dar, die im allgemeinen ein redit: winfliges Profil, gerade und längliche Naſe, eine meift ovale, allerdings

öftliche Küſte vom Nord Cap bis zum Berg Carmel beſteht aus furchtbaren ſteilen Klippen desſelben Conglomerats, das mit einem röthlichen Lehm abwechfelt.

Gin Theil iſt ein harter

grauer geſchichteter Sandſtein , ben man über die Landenge, die den Hafen von Parengarenga vom Meere trennt, verfolgen kann .

Eine Maſſe anthracitiſcher Kohle, und in den nörbs

lichen Vorlande des Hafens im Conglomerat ſelbſt einige voll kommene Verſteinerungen , namentlich Turritellen und Dſtreen

eigenthümlich ausgeprägte Phyfiognomie haben, die ſich aber dem Charafter der beſtgeformten europäiſchen oder aftatiſchen Köpfe nähern . Es in außerdem zu bemerfen , daß unter den auf dieſen Sarfophagen auss

geſchnißten Köpfen und unter denen der Mumien ſelbſt fich ohne Mühe aus der Art der Kleidung diejenigen erfennen laſſen , welche Perſonen der höhern Claſſen angehörten. Wil man ſich über dieſen Punft nodi mehr unterrichten ? Man fann leicht die zahlreichen Sarfophage von

verſchiedener Größe, Form und Farbe unterſuchen, welche ſich zu Paris

beweiſen das jugendliche Alter dieſer Formation, die offenbar

im Saale des Zodiacus, im Palaſt der Bibliothek finden . Die, welde

als eine Uferbildung betrachtet werden muß.

in den Verzierungen und in den Emblemen, womit ſie bedect find, einen großen Reichthum zeigen, d. h. diejenigen, welche allem äußern Anſein

nad Perſonen der höhern Kaſte angehören , zeigen unmandelbar weiße Köpfe mit faufafiſchem Typus oder ein mehr oder minder helles Gelb

und aſiatiſchen Urſprung. Die minder gezierten oder mit düſteren

276 Farben bemalten , d. h. diejenigen , welche dem äußeren Anſchein nach Aegyptiern untergeordneten Ranges angehörten, zeigen rothe, mehr oder

tauſendfacher Weiſe dargeſtellte Volt zeigt fiets einen ganz andern Typus,

minder dunkle Geſichter in Schatrirungen , die bis zur Farbe und den

Sandwerfer Aegyptens haben hier feine geraden Profile: die Naje, an der

Zugen der ſchwarzen Abyſſinier gehen.

Grundlage mehr ausgehölt, ſpringt an der Spiße und in der Mitte

Abgeſehen aber von dieſen beiden Veweisarten, die auf augenſcheinis lichen , greifbaren Materialien beruhen, eröffnet ſich ein wichtigered Feld

jer und breiter.

der Forſchung für die gelehrte Welt durch das Studium der Denkmale, der Malereien, der Jnſdriften, deren Sinn man mehr und mehr aufzu:

faljen ſeint. Durchſieht man ſorgfältig die ſchönen Sammlungen von Abbildungen in unſern Muſeen , ſo findet ſich nichts ſchlagenderes als ein Vadrelief and tem Tempel der Hathor , welches nach der Inſchrift den König Nhamſes darſtellt, wie er einen beſiegten Barbaren mit der Art ſdílägt. Das Geſicht des Rönige, welches dag des Seſoſtris iſt, der auf einer großen Anzahl von Denkmalen ſtets unter denſelben Zügen erſcheint, iſt oval , rechtwinfelig und mit vorſtehender Naſe; das Geſicht der Gefangenen , den man auf den Knieen das Mitleid ſeines Herrn anflehen ſieht, iſt dasſelbe, wie man es immer im Stande der Sllaven oder der mit Ketten belaſteten Beſiegten ſieht, und trägt vollfonimen alle

Charafterzüge des Negert. Wir führen dieſes Vasrelief nur an als eine merkwürdige Probe , ohne eine beſondere Wichtigkeit damit 311 ver:

als den ſeiner Könige und der höhern Raſien. Die Feldarbeiter und weniger vor, die Badenfnochen ſtehen mehr heraus, das Geſicht iſt für: Die gelodten Haare , das geradere Profil erſdeinen bei den Herren, bei Prieſtern oder Kriegern, wie wir es jdon hundertmal bei den Rönigen bemerkt haben . “ Zahlreiche und ſehr merkwürdige Zeidnungen ftellen noch abgeſehen von dieſen Unterſcheidungen in den Rangelaſſen mehrere Völfer dar, bei denen alles eine große Verſchiedenheit des Urſprungs verräth. Man fieht abwechſelnd auf den Denkmalen Krieger von hohem Wuche, roſiger Farbe, Schnurrbarten, blauen Augen, blonden Haaren und vollfommen gerader Stirne abgebildet, andere mit ſchwarzen Haaren, geſtülpter Naſe, braungelbem Teint, heller als die eingebornen Aegyptier, furz mit hebrai: iden Zügen ; noch andere ſind wahre Neger : alle haben verſchiedene

Kleidung und tragen entweder Geidenfe ihrer verſchiedenen Heimaths länder oder Gmbleme dieſer Länder , auf denen ſie unmittelbar herzus ſtammen ſcheinen . So iſt auf mehrern der ſchönſten Zeichnungen großer Denfmale einer Art ethnologiſcher Claſſification flar auogedrückt. (Schluß folgt.)

binden , denn die Beiſpiele dieſer Art ſind bei allen Denkmalen Aegyptens

in Menge vorhanden . Tauſend Abbildungen ſtellen afrifaniſche Sllaven dar, vollfommene Neger mit vorſtehendem Geſicht und frauſem Haar. 1 Der Schluß, den man hieraul8 ziehen muß, geht dahin, daß der Unter:

Die ruſſiſde uraliſche & r pedition iſt den Berichten an

ſchied der Nacen eine der merfwürdigſten Thatſachen iſt, auf die man

die geograpiſche Geſellſchaft zufolge (f. Vaterl. Memoiren . Februar) in

in der alten ägyptiſchen Staatsgeſellſchaft aufmerfſam machen muß, und

vorigen Jahre von Tidyerdyn bis zur Breite von Aranze vorgerudt ; in dieſem Jahr ſoll ſie bis ans Meer vorgehen , und wo möglich nad Waigatích überſeßen.

daß das Verhältniß dieſer Nacen unter einander, wie jest noch und wie

in der ganzen Dauer hiſtoriſcher Zeiten, die Rangordnung und die ges ſellſchaftliche Stellung bezeichnet. Ueberall wo wir das Vild von Seſo: ftris ſehen, welches für und der reine und einfache Typu18 der höhern Glaſſen iſt, zu einer Zeit, wo dieſe Claſen ſchon ſeit einer langen Reihe Jahrhunderten in Aegypten naturaliſirt ,

Mi s cellen .

Zenfow $ fy'8 Sendung nach dem ſüdlichen Aegypten .

Die ruſſiſche geographiſche Geſellſchaft hat den Hr. Zenfowsfy die Mita tel

,

ſüdlichen Aegypten zu begeben ,

einen ſehr ſtönen Charafterausgedrückt,namentlich wenn man die vers geographiſche Beſchreibung des Nils von ſeiner Düelle ) bis zu jeinee hältnißmäßige Unvollfommenheit der Kunſt mit in Anſchlag bringt.

68 iſt ſtets dieſelbe helle Färbung der Haut, dunfelgelb oder fupferroth, mit langen Augen , die leicht gegen die Schlafe aufſteigen , vorſpringende Naſe, ſchönes Dral des Geſichts und ſtolzen Vlid. Allenthalben dagegen, wo wir deutlich die Geſtalten der Leute aus dem Volf abgebildet ſehen , finden wir eine røthere, ſelbſt dunfelrothe Färbung, einen ſvitigern Ge:

Mündung, und eine Beſchreibung der Uferanwohner abzufaſſen , ſo daß dieſe Arbeit als Vervollſtändigung der von Nitter gegebenen Beſchreis bung dieſes Theils von Afrifa dienen fönne. ( ibid .)

Ruijide geographiide Terminologie. Die geographic

ſche Geſellſchaft hat eine beſondere Commiſſion zur Abfaſſung einer ſolches

fichtswinfel , dice Lippen , abgeplattete Naſe und die Formen bieten

niedergeſeßt, da viele gute åt ruſſiſche Worte, welche hier dienen fön:

überhaupt rohere Vorſprünge dar. ? Die Neger, ſagt Ch . Lenormant, indem er die Bemerkungen Wilfinſong und Roſellini's faſt wörtlich wie: derholt, „ die Neger erſcheinen alle Augenblicke auf den ägyptiſchen Dent: malen , theils bringen ſie die Erzeugniſſe ihres Bodend als Tribut her: bei, theils find ſie in Feſſeln und werden dem Wagen des Triumphatoro

nen , gegenwärtig durch fremde erjeßt find. Sie wandten ſich an verſdiedene Perſonen in mehrern Theilen des Reiche, und die Zahl der erflärenden geographiſchen Ausdrüde , die freilich zum Theil ſehr local find , beläuft fich über 200. (ibid. )

Man muß nie einen Blick auf die Abbildungen an den

Der Stand der A derbauer in Rußland (mit Ausnahme

Denfmalen Aegyptens geworfen haben , wenn man noch zweifelt, daß die verſchiedenen Claſſen dieſes Volfs ſehr verſchiedenen Typen angehörten. der Vergangenheit, ſagt ein neuer Forſder In dieſer Auferſtehung dieſer„ Allterthümer, fällt mir die Geſtalt der alten Aegyptier noch mehr auf als die Sitten derſelben . 30 ſehe hier mit der größten Beſtimmtheit, mit der flarſten Augenfälligfeit ein Vorurtheil widerlegt, das in

der Oſtſeeprovinzen ) beläuft ſich auf 109,340 Gutsbeſißer, welche

nadygeſchleprt.“

allen Aufichten über die alte Geſchichte eingedrungen iſt, daß man die

Kinigojamilien mit den beherrſdien Völfern zuſammenwirft. Das in I un febr vielen Orten nicht man den deutlichen Beweis, daß die Aegyptier die Negerjagd uttell , wie die Spartaner die melotenjayd , wie die Abwinier die

Sdangallas jagen , gerade wie dieß in unſerer Zeit durch die Tuariks, die Araber

10,704,378 Seelen männlichen Geſchlechts (alſo etwa 21 Mill. Menſchen ) befißen. Die Zahl der Leibeigene beſigenden Abeligen ohne Güterbefit

beträgt 17,763 mit 62,183 Leibeigenen. In den Oſtſeeprovinzen zählt man 1587 Gutsbeſißer mit 495,393 Seelen m. G. (oder etwa eine Mill.) und es fallen auf Livland 240,000, auf Rurland 132,000, auf Eſthland

122,000. Die Zahl der Gutsbefißer, welche weniger als 21S. haben, beträgt 58,512, alſo über die Hälfte ; ſolcher, die 21-100 haben

, find e$ 30,732 ; von 100—500 S. 17,712 ; ſolche Gutsbefißer die über 500 haben, ſind es nur 3971 , ſolde, die 20,000 S. und darüber in Ginem Gouvernement haben , nur fünf. Man erſieht hieraus, daß auch hier die Zahl der mittelmäßigen und kleinen Grundbeſißer bei weitem die

1. . w . gefchiebt . 2 Guí de Galles lagt in ſeinen Péregr. en Orient. ,, Wilkinson oat namenta

größte iſt. Bemerfengwerth iſt noch , daß die Zahl der Leibeigenen in

lidt in den Durogaen von Kurnab die Materialien zu ſeiner Schilderung des

den ehemals polniſchen Provinzen, Kiew, Podolien und Wolhynien am ſtärkſten iſt; denn nur in dieſen drei Gouvernements finden ſich zwiſchen 4 und 500,000 Leibeigenem. G.; 13 andere Gouvernements haben zwiſchen 3 und 400,000 , und dieſe nehmen ſo ziemlich den Strich vom mittleren Dniepr bis nach Niſhneinowgorod hin ein. (ibid.)

Privatlebens der Regnrtier auſgefunden. Die friegeriſdien und Prieſterclaſſen , die

bler neben dem gemeinen Volt abgebildet sind, beſtätigen die Vermuthung, daß in allen Landern, wo eine Avtbeitung der Kaſten berridt , dieſe nichts anderes ind,

als auf einander folgende lleberlagerungen mehrerer Erobererímidten , Eroberer durd ) die Waffen oder durch die wenichaften und die Ideen .“

Verlag der 3. G. Cetta'jßen Buchhandlung.

Verantwortlicher Nedacteur Dr. 68. Widenmann.

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. nr. 70.

22 März 1848.

Matſchurin . Skizzen aus dem ruſſiſchen Mittelſtande. Mitgetheilt von Eduard Pels ( Treumund Welp ). Dem Richter that ich es zu wiſſent,

Den Richter wollte dieß nicht rühren, Er ließ mich noch viel feſter ſchnüren, Mic Aermſten will fein Menſch bedauerit .

Dieß Leytere iſt nun in hohem Grabe der Fall ; ich begreife ſogar nicht, wie es einem Ausländer nur möglich geweſen ſeyn

fönne, jo tief in das innere Getriebe der ruſſiſchen Verhältniſſe einzubringen , als dieß offenbar von meinem Freunde geſchehen ſeyn muß, falle er ſelbſt aus eigener Anſchauung und Erfah rung geſchöpft. Vielleicht, oder wahrſcheinlich, find jedoch bie mir zugefommenen Schilderungen nicht ohne ruſſiſche Zuthat.

GB leben nämlich in Rußland noch genug Männer, die ein Herz voll Mitgefühl für die Leiben ihrer Nebenmenſchen im Buſen

Aus den ungariſchen Volksliedern geſammelt von A. Vilney .

tragen, und von denen die Verhältniſſe richtig genug aufgefaßt

Wer fich im Leben ſtets auf das Schlimmſte gefaßt macht, darf auf Doppelten Gewinn rechnen ; cinmal verfällt er nicht

werben, um zu wiſjen , daß die Sache ohne Berufung an die rohe Gewalt, alſo ohne Verfallen in den Fehler berer die eben am

dem bittern Gefühl, das getäuſchte Hoffnungen im Menſchen zu erreden pflegen ; ſodann aber kommen bisweilen gerade von Seiten, die eß am wenigſten erwarten ließen, freudige Ueberraſdungen, welche den ſchönen Sonnenbliden an umwölften Tagen

Ruber ſtehen, nur durch die Veröffentlichung der Ihatſachen auf dem Wege der Preſſe zum Beſſern hingeleitet werben fönne.

Werden die an der Menſchheit verübten Schandthaten nur uns

die Zuſendung eines diden Briefes aus Nußland, den mir ein

geſcheut ans Licht der Deffentlichkeit gezogen, dann fann fich das Princip, aus dem ſie entſprungen ſtub, nicht auf eine Dauer halten . Geht man aber nicht direct dem Princip zu Leibe,

Curgaft von Salzbrunn überbrachte. Einer meiner genauern Befannten, die wir ſo bereitwillig Freunde nennen, obſchon bas

ſo helfen alle Beſtrebungen zu nicht8. Das zu befämpfende Princip aber iſt die Unterbrückung der Freiheit, iſt die beſpos

durch gar oft dieſer ſchöne Name reinweg gemißbraucht erſcheint; alſo Giner aus der großen Zahl derer, denen ich öfter auf dem Lebenswege begegnete, war einem Rufe aus dem Barenreiche

tiſche Geralt, und ſo lange dieſe nicht zum Weichen gebracht, helfen nicht die ſchönſten Ufaſe ber herrlichſten Machthaber auf

unten im SchleppkleideDer Gr hatte allerdings beim Abſchiedealten oben DameEuropagefolgt. am Tempel zu Fürſtenſtein

zulegt alles, und ich freue mich durch den Inhalt des oben er

in Schleſten, wo man die herrliche Ausſicht hinab auf das Land

wähnten Briefes in den Stand geſeßt worden zu ſeyn ,

genießt, auf das feierlichſte verſprochen : Nachrichten über ſeine Erlebniſſe an mich gelangen zu laſſen . Wir hatten genau die Mittel und Wege verabredet, durch welche alles an mich gelangen ſollte ; indeſſen , wie oft war dieß und ähnliches im Leben ſchon geſchehen, und wie höchſt ſelten hatte einer nur entfernt Worte gehalten ! Daß ich ſelbſt mich ſtets mit einer Art Petanterie an das Worthalten gefeſſelt, bewies vielleicht eben nur

vielſagenden Beleg für die Richtigkeit der Behauptung beibrins gen zu können, dem ſpäter hoffentlich noch mehrere folgen ſollen,

meine Befangenheit in den Eigenthümlichkeiten einer verfloſſenen

gibt.

gleiden . So überraſchte mich vor einiger Zeit höchſt angenehm

bem Shrone .

. Auf der Erfenntniß dieſer hochwichtigenWahrheitberuht einen

Man hat nämlich vielfach behauptet, es bedürfte vor allen Din gen der Herſtellung eines Mittelſtandes in Rußland zur Civi liſation desſelben, während es doch ohne gänzliche Aufhebung aller Sklaverei, ohne Herſtellung nur eine einzigen, anerfanns ten Standes, dem des freien Staatsbürgers, kein wahres Ziel

Zeit. Genug ich hatte es längſt aufgegeben, von irgend einer

3m Mieſchtſchanin (Bürger, Stäbter) beftgt Rußland ſchon

Seite mit Nachrichten aus Rußland auf Privatwegen verſehen

längſt ſeinen ſogenannten Mittelſtand; allein ſo wenig als zwis

zu werben ; ich hielt mich vergeſſen von allen Dortigen Bekanntſchaften und ſomit auf das verwieſen , was aller Welt auf dem

ſchen dem thätigen Kammer und einem Amboß irgend etwas

Felde der Literatur dargeboten wurde, als der oben erwähnte Brief mit die angenehmſte Ueberraſchung bereitete, denn er

Mittelſtand, zwiſchen Bojarenſchaft und Leibeigenſchaft ftehend,

enthielt nicht nur ſchon eine ganze Reihenfolge von Schilderuns gen rufftſcher Zuſtände, ſondern ficherte obendrein bei nächſter,

ficherer Gelegenheit Fortſeßungen zu, indem ich zugleich ermächtigt wurde, ganz nach Belieben über den Inhalt zu verfügen,

faus derſelbe mir etwa einer Veröffentlichung werth ſcheine.

naturgemäß gedeihen kann, eben ſo wenig wird dieſer ruſſtiche weder ſelbſt zu geſunder Eniwicelung kommen , noch aber zur Emporhebung der niedern Volfsſchichten beizutragen vermögen, vielmehr ſtets nur von oben und unten Fäulnißſtoff in fich auf nehmen und ſelbſt vor der Reife faulen .

Nach dieſen Einleitungsworten möge nun der Brief meines Freundes reben , berſelbe lautet :

278 „Sie werden als Reſultat meines nunmehr fünfjährigen

soom

aber doch einen ſolchen, Der - wie man gleidh ſeben wird

-

Aufenthalte8 in Rußland von mir Mittheilungen anderer Art errartet haben , als einfache Alltagsgeſchichten. Ja, werden Sie ſagen , ruftiche Geſchichten und Geſchichten , und zwar juſt die

wenigſlens für ihn fein glüdlicher war. Vor einigen Jahren erfand er eine – wie verſichert wird

allerſchauberhafteſten, find wenigſtens bei uns Adtagødinge ; rir

und beſchloß – wie billig - aus ſeinem Geheimniß für fich

müſſen fie alle Tage hören . Aber um des Himmels willen , werfen Sie mich nur mit feinerlei politiſcher Anekdotenjägerei

fter Gedanke es zu verkaufen.

zuſammen ! Ich greife Ihnen ein Stück Leben heraus ; ich er-

zähle ihnen, was mir vor Augen lag und in die Dhren klang. Uebrigens mag ich eß weder mit Leuten zu thun haben , beren

gar nicht unvortheilhafte Methode der Neſſeltuchbereitung,

allen nur möglichen Nußen zu ziehen.

Natürlich war ſein er

Mit dem Fabrikanten ſeines

Drtes, wiewohl darunter ſehr reiche befindlich ſind, wollte er fich nicht einlaſſen , ſondern er trachtete höher hinaus und be gab fich nach der Hauptſtadt, um wo möglich an einen der 1

philiſterhafter Scandalſucht Ades Recht iſt, und die bereit find,

großen Fabrikherrn heranzukommen. Darunter find nun ſolche

auch dad albernſte Mährchen für baare Münze zu nehmen, noch

zu verſtehen, die nicht allein große Fabriken befißen , ſondern ſelbſt Große find, im allerrufftſdiſten Sinne des Worte8. Ein

mit jenen Unparteilichkeitshelben , welche die Wahrheit nicht anbers als froſtfalt und ſplitternakt haben wollen , denen nur officielle Zeitung &nachrichten oder gelehrte Raiſonnement einige

ernſte Aufmerkſamkeit abgewinnen . Gegen die erſtere Claſſe, die in Deutſchland die bei weitem zahlreichere ift, habe ich eine entſchiedene Abneigung ; von der leßtern darf ich mir ſchwerlich etwas verſprechen. Sie würde mir, auf mein ſchlicht und reds lich Worte hin, doch nicht glauben, daß ich Wahrheit ohne alle Ausſchmückung berichte.

ſolcher iſt auch Graf T. , und den armen Mathurin führte ſein 1

Unftern dieſem Grafen zu . Graf I. iſt ein Mann von immenſem Reichthum und

nebenbei eine wandelnde chronique scandaleuse, aber wohlver ftanden : ſeiner höchfteigenen Schändlichkeiten . Auch ſage ich „Wandernd“ mit beſonderm Nachdruce, denn er iſt gewandert,

ſo weit wie wenig deutſche Geſellen , und ſein Aufenthalt in Amerifa hat, wie man hört, ſogar eine gewiſſe Berühmtheit

„Ich wende mich gern an ein eben ſo beſonnenes als ge

erlangt. Man kennt ihn als Barbaren, als ſdhaudererregenben

ſinnungewarmes Juſtemilieu, und dieſem führe ich Thatſachen aus jüngſter Zeit vor, die in Rußland Hunderte von Zeugen

Lüftling, als unmenſchen ; aber ſo ſehr er auch von ſeiner Um gebung gefürchtet, und ſo gründlid er aud von der Geſellſchaft

haben , hier aber, wo es an einer öffentlichen Controle fehlt,

verachtet wird , ſo hat doch die magiſche Gewalt feines Reich thums und ſeines Standes darunter nidits gelitten , und er

ſehr leicht für immer verſdjollen ſeyn würden . Ich halte es für meine Pflicht, ſte nach meinen geringen Kräften der Vergeſſens

heit zu entreißen , wobei mich nicht im entfernteſten die Abſicht leitet , ein nationales Vorurtheil anzuſchüren .“ Nach dieſer Einleitung begann mein Freund folgende Grs zählung : In der kleinen Provincialſtadt S. lebt der „ Einwohner “ Matſchurin , ein armer Mann , nahe an die flebenzig, Vater mehrerer Kinder, deſſen Gewerbe fich ſo ſchwer bezeichnen läßt, wie die Menſchenclaſſe, welcher er angehört. Weber Leibeigener noch Freier, weder Raufmann noch Handwerker oder Fabrikant, hat er doch von allem Otwas und iſt ſo ein eigentlicher Typus des in Rußland Togenannten „Einwohnerſtandes ." A18 „Ginwohner “ hat er nämlich keinen Grund- nnd Edelherrn , der ihn

verſchenken oder verkaufen fann , aber er genießt in ſtaatsbürgerlicher Hinſicht auch nicht die Freiheit der bevorrecyteten Kaufleute, ſondern lebt vielmehr in einer perſönlichen Abhängigkeit und

Gebundenheit, die nicht ſonderlid; beijer iſt als Frohn. Wie die meiſten ,,Ginmobner," handelt er mitunter und hat ſeine

Geſchäftchen , barf aber fein Geſchäft haben, weil er feine Raufa mannsgilde bezahlt . Von Zeit zu Zeit iſt er als Profeffioniſt thätig , beſonders vor Winter Anfang; da färbt und decatirt

er allerhand alte Röcke und Mäntel, doch hat er weber Werk ſtätte noch Aushängeſchild, nod Zunftwerf; kurz er bilettirt nur ſo gelegentlich als Färber und Decateur. Indeſſen greift dieſe leştere Thätigkeit ſchon mehr in ſein eigentliches Fach. Der gute Mann iſt von Haus aus ein ſchlechter Luchbereiter, bas was bei uns „ ein verpfuſchter Meiſter“ genannt wirb. Gelernt

hatte er ſein Fach nie, aber dieß und jeneß abgeſehen , und bei Dem rufftſchen Nachahmungstalent es ſo weit gebracht, daß er in

frübern Sabren in einer Sudfabrif Beidäftigung fand.

Auf ſeine alten Tage für die Praris in ſeinem Fache unbrauch bar geworden, hat er fich in Mußeſtunden auf die Theorie begſelben gelegt und gar feinen üblen Erfindungegeiſt bewährt,

figurirt nach wie vor in der hohen Ariſtofratie. Aus Amerika hat er zwar keinen Freiheitsſinn und fein Gefühl für Menſchen würde herübergebracht, wohl aber eine wirklich ſeltene Vorliebe für Affen, beſonders für Aeffinnen. Wenigſtens wurde allges mein erzählt, daß er an ſeiner überſeeiſchen Aeffin genau ſo viel Menſchthümliched entdeckt und gewürdigt habe, wie an ſeis ner Liebling@zigeunerin . Matſurin mochte von den edlen Paffionen beo Grafen

nicht viel wiſſen , oder wußte er auch etwas davon , ſo mochte er wohl nicht begriffen haben, daß dieſelben je in irgend einer Beziehung zu ſeinem Neſſeltuchgeheimniß ſtehen fönnten ; genug, er bot dieſed ſeiner gräflichen Gnaden getroft und in aller Un terthänigkeit zum Kaufe an. Des Grafen Induſtriefinn war ſehr rege. Nach einer Prüfung voller Hubelei, wobei eg die vertraulichſten Schimpfworte auf den Erfinder regnete, ging der

Graf darauf ein. Die Verhandlungen über das Aneignungos recht, über den Kaufpreis u . ſ. w. wurden für den armen Matſhurin eine wahre Folter ; aber hatte er fich nun einmal durch die Brühe mit dem Grafen die Finger berbrannt , ſo

hoffte er wenigſtens in den harten Silber- Rubeln, die er dabei gewinnen ſollte, ein heilendes Pflaſter zu finden ; er mußte wohl oder übel ausdauern , und ertrug alle Qualen mit einer Mär tyrergebulb.

„ Aber, Spißbube ," ſagte Graf T. , als fie endlich einig waren, Du muſt wiſſen, daß das Geheimniß nun mein ift; mein, berftehſt Du mich !"

„Freilich , freilich, Ercellenz haben es gekauft und Ercel lenz ...." 3a , Epißbube," unterbrad ihn der Graf : aber Du darfft

nun auch gar nicht mehr darüber verfügen ; jeßt bin ich der einzige Eigenthümer - verſtehſt Du mich ?" Matſchurin verſtanb ihn nur zu gut und erſchrad nicht

wenig vor einer Bedingung, die ihm gar nicht in den Sinn gefommen war.

In ſeiner natürlichen Logif hätte er ffe ums

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gekehrt geſtellt und vielmehr dem Grafen zu Gemüthe geführt, ! China abging und im J. 1834 daſelbſt ankanı. Er wußte nod nichts daß dieſer fein Recht habe, über das Geheimniß anderweitig

zu verfügen ; allein der erſchütternde Lon, in welchem ihn der Machthaber dieß zugerufen , brachte ihn ganz in Verwirrung, und zum Unglüc fam ihm ſein rufftſcher Leichtfinn zu Hülfe, der ihm wahrſcheinlich zuflüſterte: den jeßigen Kauf laſſe einſt

weilen nicht aus der Hand – und was ſpäter geſchieht ... nun , den Ropf wirds ja nicht foſten. Er erwiderte daher, wenn auch jehr betreten : , 3a, Ercellenz finb der alleinige Eigenthümer."

Dem Grafen war die Beſtürzung des armen Mannes nicht entgangen, und er donnerte ihn mit heftiger Bewegung des Zeigefingers an : „ Siehft Du, Schurfe , das gefällt Dir nicht! Aber höre, ich verſtehe keinen Spaß ; wenn Dn plauberſt, wenn Du von dem

Geheimniß irgend einen Mißbrauch machſt, ſo ſchlage ich Dir die Zähne aus !"

vom Chineſiſchen, aber er war ein geborner Philolog, widmete fich dem Studium der Sprachen und Dialette mit unglaublichem Gifer, und war bald im Stande den Kuan-hoa-Dialekt mit großer Leichtigkeit und cor

rect zu ſprechen . Im J. 1837 vertheidigte er, während einer Abweſen heit Güzlaffe einen Angeklagten und plaidirte im Pefinger Dialeft. Eine Menge intereſſanter Artifel erſchienen -von ihm in den Journalen von Canton, und er gab auch mehrere Werkchen , die zum Studium des Chineſiſchen dienten , heraus. Alles dieß lenkte die Aufmerkſamkeit der Behörden auf ihn , und da er dem Handel zur Zeit des Brudys mit !

China große Dienſte geleiſtet hatte , ſo wurde er in den Staatsdienſt gezogen, rettete bei Tſchinhai mehr als 500 chineſiſche Soldaten, unter: handelte den berühmten Frieden von Nanking , erwarb fich durch die Verwaltung des Diſtricts von Tſchinhai die Achtung der Chineſen und wurde dann zum Conſul in Ningpo ernannt , wo er im September 1847 39 Jahre alt ſtarb.

Er hinterließ eine Chreſtomathie the chinese

speaker, die ſein Bruder nach ſeinem Tode herausgab. Es iſt dieſelbe namentlich zu Grlernung des Pefinger Dialekts beſtimmt. Seine Arbeiten fangen an auf die Dialektenfunde von China ein großes Licht zu werfen .

Dieſe Drohung, die in der ruſſiſchen Umgangsſprache ſehr bäufig vorfömmt, machte feinen ſonderlichen Einbruck auf Mats

ſdurin. Er verbeugte fich tief und ſuchte die Rede auf etwas ihm Angenehmeres, auf die Zahlung zu bringen . „ Wirft noch Zeit haben ! Alles vertrinfft Du, alter Säufer.

Ueber die alten Racen Aegyptens und Aethiopiens. (Schluß .)

Erft muß ich ſehen , ob Deine Erfindung auf die Dauer zu

Wir wollen jeßt einen Augenblid unterſuchen , welche Völfer in dieſen Bildern dargeſtellt ſeyn können, und zu welchen Ergebniſſen dieß

brauchen iſt.

führen kann. Nichts iſt als farbiger Ausdruck dieſer phyſiologiſchen Ver. ſchiedenheiten auffallender, wie die Abbildungen , welche man auf dem

Euch iſt nicht zu trauen, Hundaföttiſches Volf.

3hr prelt Ginen auf jedem Schritt und Tritt." Bergebens ſtellte ihm der Greis faft mit weinender Stimme

vor, daß er fich ja doch an den bereits gemachten Verſuchen habe überzeugen fönnen ; vergebens betheuerte er , daß er zu Hauſe von ſeiner Franken Frau erwartet würde und nicht lange wegbleiben dürfe; alles das berfing nicht, der Graf meinte ſos gar, er fönne einſtweilen immerhin nach Hauſe geben und nad

einiger Zeit wieder anfragen . Enblich als Matſchurin fich uns aufhörlich befreuzend verſicherte, daß ihm ſeine ganze Baarſchaft

!

Grabe von Rhamſes Meiamun fand, das auf den Platten von Roſellini unter dem Namen Grab Menephtaho I angegeben iſt. Die augenſcheinliche Uebertreibung der Züge dieſer Racen, die man darſtellen wollte , zeigt

deutlich den Gedanken, den man bei dieſem Kunſtwerk verfolgte. Nir: gends in unſern neuern Gemälden ſind die verſchiedenen Völker unter ausgeſprochenern Grundzügen dargeſtellt. Man unterſcheidet hier deutlich bie Wölfer Europa's , mehrere Völfer Aſiene , afrikaniſche Neger und Aegyptier, ſo wie wir ſie beſchrieben haben. Eine andere vielleicht noch

merkwürdigere Abbildung dieſer Art , weil man hier zehn Völfer durd

aufgegangen ſey , berſtand fich der Graf, nicht ohne in ben ges

zehn Röpfe von verſchiedenen Farben und Typen dargeſtellt ſieht, welche

ſalzenſten Ausbrüden ſeine Verwunderung über ſolch unders ſchämte lügenbreiftigkeit zu äußern , dazu : den vierten Theil

fallende Charakterzüge dar. Man ſieht hier drei ganz ſchwarze Geſichter,

der ganzen Kauffumme zu bezahlen ; ben ,,Reft " follte Maticus rin in drei bis vier Wochen erhalten.

Sefoftris in der Hand hält ,

bietet nicht minder darf in die Augen

von denen jedes die Züge eines beſondern Volfes zeigt : man erkennt

gleich anfange dag vollfommen treue Bild eines Negers aus dem Innern

Del mit dem grimmigen Herrn zu gerathen, band ihm die Zunge,

Afrifa's , dann eines Nubiers oder einer andern Race des nördlichen Libyens. Man fieht hier ferner vier gelbe , mehr oder minder dunkle Geſichter, mit aufgeworfenen Naſen und rückwärts gehendem Profil. Es find hier augenſcheinlich drei Geſichter aſiatiſchen Urſprunge , Affyrier, Perſer, vielleicht Hindue, ferner ein hellerer Ropf: der die türkiſche Mace anzubeuten ſcheint, Endlich erblickt man zwei Röpfe von dunkelrother Farbe und einen dritten ſchönen von roſigem Teint , der in der Mitte

und er tröſtete fich mit der Hoffnung, in Zukunft doch noch ein 416 vier Wochen mal dad Verlorene einbringen zu können .

der Gruppe von vorn abgebildet iſt. Dieſe Figuren ſind auf dem großen Speos von Ibſambol in Nubien gemalt, von welchem Champollion

rorüber waren, ging er mit flopfendem Herzen, den „ Reſt“ der Kaufſumme einzufordern.

nach Nubien werth !"

Der arme Mann ſchlenderte die ganze Zeit hindurch in der großen Stadt umber, hatte Gelegenheit mit Werfführern noch mehrerer Fabrifen zu ſprechen , und ſah mit dem äußerſten Leidweſen , um wie viel vortheilhafter er ſein Geheimniß hätte log : werden können. Allein die Furcht, in einen noch böſern Hans

mit Enthuſiasmus ſagt: „ der Bau von Jbſambol allein iſt eine Reiſe (Fortſeßung folgt.)

Man fieht übrigens eine ähnliche Gruppe von Fremden , nämlich ſieben Röpfe, welche gleichfalls aſiatiſche und afrifaniſche Völfer darſtel

len , die Menephtah I, der Vater von Seſoſtris, gleichfalls in der Hand

Der Sinologe Robert Thom . Das Beiſpiel Anlage vermögen. geboren, war zum zu Olasgow, dann

dieſes Mannes zeigt was Ausdauer und natürliche R. Thom war zu Glasgow am 10 Auguſt 1807 Handel beſtimmt, arbeitete zuerſt in einem Comptoir zu Liverpool, wo er ſich aber in ſeinen freien Stun:

den mit Literatur und Staatswiſſenſchaft abgab, mit Journaliſten und anbern bisweilen in Verbindung trat , und dadurch Correſpondent meh: rerer Journale wurde. Im Jahr 1828 ging er als Commis nad La: guayra, wo er ſchnell fich gehörige Fertigkeit im Spaniſchen erwarb, und

im 3. 1833 nad Bordeaur , von wo er noch in demſelben Jahre nach

hält. Alles dieß hat als Zeichnung und Aehnlichkeit nicht unbeſtimm teg und unvollkommenes. Die Inſchrift, welche die vorlegte Malerei

begleitet, drückt übrigens, wenn man den gelehrteſten Erklärern glauben barf , die Idee einer Vereinigung aller damals bekannten Völker der Erde unter dem Joch der großen Monarchen Aegyptens ſehr klar aus

Nun ſage man noch, ob Aegypten , dieſer alte Mittelpunkt der Civili ſation der Völfer, unter der Herrſchaft der Neger ſtand! Wir ſehen ſomit in dieſen verſchiedenen Darſtellungen das faſt vollſtändige Bild der Welt, wie ſie vor mehr als 3000 Jahren war ; die Aehnlichkeit dieſer

alten Racen mit denen, die noch jest die verſchiedenen Theile der Welt inne haben, iſt um ſo auffallender, als die Züge im allgemeinen über

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trieben ſind, und ſchneidende Farben die Schattirungen, die man damals nicht herzuſtellen verſtand , erleben. Auf dieſen großartigen , gewiffer:

maßen auf dem Geſtein incruſtirten Bildern finden wir die Beſtätigung

anführen. In geographiſcher Hinſicht ſagen und die Alten , daß auf mehrern Punften die Namen von Städten und Landſtrichen an die Scythen erin : nerten . Ptolemäus erwähnt eines Landſtriche im ägyptiſchen Libyen,

der Sagen , welche und die Aegyptier in ftetem Rampf oder friedlicher Berührung mit den Völfern Aſiens und Afrika’s zeigen.

ſüdlich vom See Mareotis, die er scythiaca regio nennt. Auf Arabiſche heißt dieſer Landſtrich Barrai Sciabiat, oder vielmehr Berriah Schihat,

Wir haben aus Herodot und Diodor erſehen , daß Seſoſtris oder

auf d'Anville'd Karte iſt es mit dem Namen Wüſte von Schihat bezeichnet. Die drei Namen Exultan , Scythiaca und Schihat ſind nach Champollion dasſelbe, wie das ágyptiſche Schiet, welchen Namen das Land in den foptiſchen Büchern behalten hat. In dieſem Landſtrich war eine kleine Stadt , welche Ptolemäus mit dem Namen Scyathis bezeichnet. Dieß Wort iſt nur die Umſchreibung des ägyptiſchen , und dieſelbe Stadt iſt noch bezeichnender durch Stephan von Byzanz unter dem Namen Sci thopolis angegeben ; die Daſe Siwah, d. h. Dale Ammons, ſcheint dies ſelbe Etymologie zu haben . Philologiſch iſt die Frage über die alten Sprachen Aegyptens noddy nicht hinreichend vorgerudt, und die Ueberſegung der Originalinſchriften hat bis ießt der Wiſſenſchaft noch keine hinreichend fichern Ergebniſſe geliefert , um vollkommen genügende Schlüſſe daraus zu ziehen. Gin Umſtand iſt indeß bemerfengwerth , daß nämlid, bei der Auseinander legung der Glemente , aus denen die koptiſche Sprache gebildet zu ſeyn ſcheint, viele Worte fich bemerklich machen , die man in den Sprachen des Raufaſus und des nördlichen Afiens wieder findet. Dhne gerade allzuviel Wichtigfeit auf dieſen Fingerzeig zu legen , iſt er doch einer ernſtern Unterſuchung werth, da er mit den oben ausgeſprochenen That: ſachen allzugut zuſammenſtimmt.

Seſooris einerſeits die Aethiopier befriegte und andererſeits alle Völfer Afiene und Europa's bis zu den Scythen und Thraciern unterwarf. Es iſt augenſcheinlich, daß die Röpfe, welche dieſer Triumphator in der Hand hält , die der beſiegten Völfer dieſer verſchiedenen Länder waren, und wir werden beweiſen daß der Bericht von Trogio Pompejus , dem

zufolge die Scythen bei der Verfolgung des Seſoſtris bis nach Aegypten drangen, und ſelbſt noch vor dieſer Zeit auf ihren Eroberungszügen die ſchönſten Länder der alten Welt verwüſteten , auf einer ſehr beſtimmten Thatſache beruht. Soon die Beſchreibung des angeblichen Grabes des Diymandias durch Diodor führte die Archäologen zu den fruchtbarſten

Forſchungen. Diodor berichtet, daß dieß Denfmal, welches nichts iſt als das Grab Rhamſes' des Großen oder Seſoſtrie, den Sieg dieſes großen Grobereró über die Baftrier darſtellt. Dieſe Angabe leitete Champollion in ſeiner Ueberſebung der beigefügten Inſchriften, welche auf dieß fenthilde Volt fich beziehen , das man auf dieſen und vielen andern Denkmalen Oberägyptend findet. Dieſer große Erflarer der auf die Groberungen des Rönigs ſich beziehenden Bilder , welche die Seiten der Pylonen am erſten Palaſthof bedecen , drückt ſich folgendermaßen aus : „Dieſe Basreliefs beziehen ſich augenſcheinlich auf einen und denſelben Feldzug gegen aſiatiſche Völfer, die man nach ihren Phyſiognomien und ihrem Coſtüm nirgends anders wo als in dem ungeheuren Landſtrich zwiſchen Tigris und Euphrat einer - und zwiſchen dem Drus und Indus andererſeits ſuchen fann . Dieß land, dem wir den unbeſtimmten Namen Perſien gegeben , hieß „ Schto“ ober „ Scheto. " Dieſelben Völfer erſcheinen wieder nicht nur auf andern Basreliefs desſelben Palaftes, namentlich auf der rechten Seite des Pylonen , wo man den Gmpfang ſcytho : baftriſcher Geſandten im 2

Lager des Königs ſieht, ſondern auch an denen , die man im Innern

des großen Tempels von Ibſambol in Nubien , an denen des Pylonen von Lurer, auf den Sculpturen von Karnaf und noch auf andern Dene:

malen fieht, die einer noch åltern Zeit anzugehören ſcheinen . Dieß Ergebniß hellt einen andern ,

noch wichtigern Punft der

Geſchichte auf, nämlich daß die Hirtenfönige , die Hyffos, von denen !

Manetho als von Groberern Aegyptens gegen das Jahr 2300 v. Chr. und als von Beherrſchern dieſes Landes während 511 Jahren ſpricht, nichts als ein ſcythiſches, ſcythiſch -baktriſches Volf waren, das als Er:

oberer aus dem Orient nach Aegypten fam.

Champollion ſhildert

,,dieſe Völfer mit rothem Haar und blauen Augen als die fteten Feinde der urſprünglichen ágyptijden Monarchie." Gben ſo ſagt Roſellini:

,,die Hirten waren ein ſenthiſches Volf. Die Originaldenkmåler der 18ten Dynaſtie zeigen und häufig die Geſtalten dieſer Barbaren, welche Champollion zuerſt als die Hyffos des Manetho anſah. Ich ſah eine

große Anzahl ähnlicher Figuren auf den großen und fleinen Monumen: ten Aegyptene, und wo die Farben unverſehrt waren, fieht man fie noch als große magere Leute, mit weißem Teint, Bart, rothen Haaren und blauen Augen . In den Basreliefs, welche die Siege der 18ten Dynaſtie, derſelben , von der die Hyffos-Groberer verjagt wurden , erſcheinen dieſe Völker immer als Flüchtlinge oder Gefangene und find unter dem allgemeinen Namen Scheto begriffen . Dieſer Name und dieſe phyſiſchen Rennzeichen find augenſcheinliche Beweiſe, daß fie zu feythiſchen Völfern in Nordafien gehören , die anderswo einen dönern Himmel und einen beſſern Boden

ſuchten .“ Es iſt alſo unbeſtreitbar, daß dieſe Malereien und die fie begleitenden Inſchriften auf eine merkwürdige Weiſe die Zeugniſſe der Geſchichte und die oben angeführten wichtigen Gründe beſtätigen . Wenn übrigens dieſe Identität der Hyffos und der Scythen noch nicht hinreichend bewieſen ſchiene, ſo würden wir neue Beweiſe aus den alten geographiſchen Anſichten und den neuen philologiſchen Forſdjungen Verlag der I. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Was die Hirtenkönige betrifft, die nach dem Bericht des Aegyptiers Manetho Aegypten eroberten und die 17te Dynaſtie bildeten , fann ihre Identität mit den in den Inſchriften angegebenen Völkern des Scheto nicht in Abrede geſtellt werden, und eben dieſe Identität der Hyffos und der Scheto wird noch indirect durch das Zeugniß der claſſichen Geſchicht: foreiber beſtätigt, welche die Scythen ſeit den älteſten Zeiten in Berührung mit den Aegyptiern treten laſſen . Dieß iſt die Angabe von Trogus Pompejus , von Diodor u. ſ. w. Einige andere , bei den nordiſden Völfern ſelbſt geſchöpfte Andeutungen fommen dieſer Anſicht zu Hülfe. „ Der Name Scheto , ſagt Ch. Lenormant, iſt den Zendtraditionen nicht fremd. Der Dichemſchid der Perſer, der Gründer der erſten Civiliſation der ariſchen Völfer, heißt im Zend Jama ( Dſdama ). Nach Gug. Burnoufs Anſicht iſt Jama der eigentliche Name Dſchemſhids und Chimaeta nur ein Beiwort, welches glänzend bedeutet ; daß eine Nation fich ſelbſt ein loben : des Beiwort gibt , das aus ihrer eigenen Sprache gezogen iſt, kommt nicht ſelten vor. Das Wort Chichaeta fteht den Exuins der klaſſiſchen Schriftſteller, dem Scheto der ägyptiſchen Denkmale , dem Terns der ſpäteren Zeit und dem Gog der Bibel ziemlich gleich nahe , denn dieſe vier Worte können leicht aus dem Namen Chſchaeta entſtanden ſeyn. Schön wäre es , wenn man die Identität der Scheto , der Groberer Aegyptens , der Scythen Herodot's und der Arier aus der Zendſage auf dieſe Art nachweiſen könnte. Wir haben ſomit aus den Denkmalen und Inſdriften , aus einer Vergleidung der phyfirden Charakterzüge der alten Racen Aegyptens und aus einigen geographiſchen und ſprachlichen Nachrichten ſo ziemlich nachgewieſen , daß die Bevölferung dieſes alten Staated weſentlich ges

miſcht, daß der Grundſtock einheimiſch war und zum ſchwärzlichen hami tiſchen Typug gehörte ; daß die herrſchenden Claſſen durch einen Typus dargeſtellt werden , der nur mit den Bevölferungen Aftens eine Aehnis lichkeit hat, und daß man unter die gemiſchten Typen , unter die Zahl der Groberer dieſes Landes auch die ſcythiſchen, ariſchen Völfer mit blon: den Haaren und blauen Augen rechnen muß, welche lang vor der Geburt Moſes Aegypten , ſo wie die älteſten und civilifirteſten Völker Aftens unterjocht hatten.

Neue Bearbeitung des K am u 8. Dieß berühmte alte ara: biſche Perifon ſou jeßt von einigen Maroniten ganz neu umgeſchmolzen und erweitert werden. (Journal asiat. Januar.) Verantwortlicher Nedacteur Dr. & d. Widenmann .

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kiunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. nr. 71 . 23 März 1848.

Penſionscafe für Arbeiter.

Grundlage des Vorſchlags zu halten, der in Deutſchland nicht neu iſt, und auch in Franfreich ſeit zwei Jahren Anklang ge

Man erfennt mehr und mehr an,

daß die Thorheit der

franzöſiſchen Revolutionsmänner ſich in die gänzlich unpraf tiſchen 3been von Arbeitsorganiſation u . 1. m. einzulaffen , der freſſende Krebs feyn wird, an dem die republikaniſche Staates Schon hat die von der Regierung zu Er einrichtung franft.

ledigung der Arbeiterfrage niedergeſepte Commiſſion die Arbeiter auf die Nationalverſammlung vertröften müſſen ; eß iſt die ein Nothbehelf, um fich ber augenblicklichen Verlegenheit zu entzies hen , und die Nationalverſammlung , die wie jebe große organic

firte Geſellſchaft einen breiten Rücken hat, um viele Sünden zu

funden hat.

Der Vorſchlag hat den Vortheil, daß er nicht gegen ein

Naturgeſeß anſtößt, daß er fein unmögliches Anrecht an Arbeit, noch weniger an eine gewiſſe Summe bom Erwerb, ftatuirt, aber man fann ſich nicht verhehlen, daß im

allgemeinen bie

Arbeiter ſelbſt und nicht der Arbeitgeber die Steuer zahlen werden . Darin ſehen wir übrigens fein Unglück, denn iſt das Angebot von Arbeitern größer als die Nachfrage, ſo wird der Taglohn

niedrig ſeyn, und iſt umgefehrt das Angebot von Arbeit größer

tragen , wird vor allem die republicaniſche Regierungsform vers wirklichen , und erſt wenn fte mit dieſer Herfulesarbeit fertig iſt,

als das von Arbeitern , ſo wirb Der Taglohn höher ſeyn . Ge gen dieß Naturgeſeß ſtößt der Vorſchlag nicht an, und iſt darum

ſich mit der Arbeiterfrage beſchäftigen wollen . Bis dahin — fließt manches Waſſer den Rhein hinab, und die gegenwärtige Regie rung hat nur die ungeheure Aufgabe, eine Unzahl Mäuler füts tern zu müſſen , wozu fie fich anheiſchig gemacht hat. Sie könnte vielleicht helfen , wenn ſie fich nicht dazu anheiſchig gemacht hätte, denn dann würde man jede Unterſtüßung , welche die Regierung

ſehr ausführbar.

Die Anordnung, daß dieſer Vorſchlag nicht

fri ...Cig, ſondern geboten iſt, muß vom Staat ausgehen , die Verwaltung der einzelnen Gemeinden und Provinzen muß von

dieſen ſelbſt geleitet werden . Es liegen große Garantien der Ruhe und Sicherheit in dieſem Vorſchlag, man barf ſte nur

leiftet, als Geſchenk dankbar annehmen , ieft forbert man ſolde,

entwickeln und nicht fürchten, daß einzelne Gemeinden und Pro vinzen überbürdet werden , denn eine Landesabtheilung muß die

und zwar in ſehr reichlichem Maaße, als ein Recht, und um die Verwirrung voll zu machen, verlangen die wirklich beſchäftigten

aus ziemlich weiter Ferne , und mögen dieſe am Abend ihres

andere ftüßen. Manche Induſtriediſtricte ziehen ihre Arbeiter Leben

in ihre Heimath zurückkehren , oder an dem Orte ihrer

und bieber wenn nicht überflüſſig, doch anſtändig bezahlten Ar beiter höhern Lohn, ohne zu bedenken , daß auf dieſem Wege die Zahl der Durch Privaten beſchäftigten Arbeiter fortbauernb

nicht darbe und den Einzelnen zur Laſt falle. Man erkennt

abnehmen, und die Zahl derjenigen, für deren Unterhalt die Regierung ſorgen ſoll, zunehmen muß .

hieraus, welchen Einfluß ein ſolches allgemein angenommene Syſtem auf die Anfäffigmachungsgeſeße haben müßte ; zahlloſe

Wahl bleiben , beide Drte find dabei betheiligt, daß der Arbeiter

Während ſo die Regierung die Folgen ihrer Thorheit büßt,

Streitigkeiten und Weitläufigfeiten wären vermieden. Mit Ver

und dem Lande Verwirrung bereitet, tritt ein Vorſchlag wieder

gnügen machen wir, ohne in nähere Einzelnheiten einzugehen auf einen Vorſchlag aufmerkſam , der doch wenigſtens eine prafs

auf, der ſchon vor zwei Jahren gemacht wurde , gerade, als die

Arbeiterjournale über die unmögliche Arbeiterorganiſation am årgſten beraiffonnirten . Der Vorſchlag, wenn gleich in ſeiner jepis

tiſdie Grundlage hat, und wenn gleich die Ausführung manchen Schwierigkeiten unterliegen mag, jebenfalls zur Aufflärung der ſogenannten Arbeiterfrage beitragen wird.

gen Form faum praftic, enthält doch eine tüchtige Grunds lage, denn er beruht auf dem Princip gegenſeitiger Unterſtüßung.

Er iſt ( i. Moniteur Induſtriel 12 März) folgendermaßen for mulirt : „Jeder Bürger, welcher Arbeiter, ſey es im Acerbau oder

Matſchurin . Skizzen aus dem ruffichen Mittelſtande.

der Induſtrie, oder in irgendeiner andern Art Geſchäft verwendet,

( Fortſepung .)

joll gehalten ſeyn für jeden Arbeitstag und jeden Arbeiter einen

Acht Tage hinter einander fam er in den verſchiedenſten ,

Sous zu bezahlen. Schlägt man die Geſammtzahl der Arbeiter auf zehn Millionen und die Zahl der Arbeitetage auf 300 an, ſo ergibt dieß eine Summe von 150 Millionen , mehr al genug um für die unfähig geworbenen Arbeiter zu ſorgen , und in

ihm von den Dienern als die beſten bezeichneten Stunden ; er fam des Morgens, des Mittags, des Abends, ohne daß es ihm jedoch selang , mit ſeiner hochgräflichen Gnaden zu ſprechen .

Nothfällen temporäre Hülfe zu gewähren.“ Wir übergehen alle

merte ſeine Ercellenz, bald waren fie ausgefahren.

Nebenſachen, alle formellen Einrichtungen , um ung bloß an die

Matſchurin fich überzeugt hatte, wie unerſchöpflid reich die Die

Balb waren der Herr Graf noch nicht aufgeſtanden , bald ſchlum Zuleßt als

wo

282

nerſchaft eine vornehmen Herrn an abreiſenden Antworten ſeyy, griff er zu bem verzweifeltſten Mittel.

Er fand fich in aller

Frühe ein und erklärte dem Rammerdiener : er wolle nun den ganzen Tag bleiben und warten, bis der gnädige Herr ein freies Viertelſtündchen hätte, denn ſprechen müßte er nun einmal Seine

Ercellenz. Der Kammerdiener jagte ihn erſt mit einigen Kraftworten und mit der Weiſung: „ unterſteh dich ! marſch!" in gebührenden Schreden , beſann fich aber, al& Matſchurin mit frommer Reſignation baſtand, daß er für einen ſo unerwarteten Fall von ſeinem Herrn noch nicht inſtruirt ſey, ließ daher den armen

Alten bis zum Lever ſeiner Ercellenz geduldig daftehen, worauf er ſich einen Verhaltungsbefehl holte . Gegen Mittag fam der Verwalter des Grafen die Treppe herunter, von dem Kammerbiener gefolgt und ſagte dem ausgehungerten, vor Müdigkeit faſt zuſammenfinfenben Matſchurin : er ſolle eß der Onade Seis ner Ercellenz danken , daß man ihn für die unerhörte Frechheit nicht auf die Polizei ſchicke und einſperren laſſe. Den Grafen

Der alte Mann hatte wirklich eine franfe Frau daheim , und Da er einmal in der Hauptſtadt mit ſeiner Erfindung nicht fo balb einen neuen Handel anzuknüpfen wagte, entſchloß er fich zur Rückreiſe, beruhigt und froh, wenigſtens nicht mit leeren Händen nach Hauſe zu fommen . Seine Angelegenheit nebſt den fünfzig Rubeln überließ er dem Kanzleibeamten . Wochen und Monate vergingen, die Correſpondenz mit dem Schreiber wollte wenig förbern . Erft wiederholte Derſelbe bie tröſtlichften Zu fiderungen , dann wurde er auf einmal ſtil , dann berichtete er

von neu eingetretenen, unvorhergeſehenen Schwierigkeiten , dann verlangte er wieder Geld zur Deckung erhöhter Koſten, womit jedoch Matſurin wohlweislich zurüchielt ; er beabſichtigte viel mehr ſelbſt wieder nach der Hauptſtadt zu reifen , und die Sache

wo möglich auf dem Wege der Güte in Ordnung zu bringen. Unterbeffen war er zu dem reichſten Fabrifbefißer in S. , dem Herrn von W - fi , einem Major a . D. , in ein näheres

Verhältniß getreten. Er machte demſelben mehrere Vorſchläge,

habe er ſchändlich betrogen, indeſſen würde er in zwei bis drei

die W - fi prüfte, annahm , und bisweilen auch gut belohnte.

Monaten das Geld erhalten.

Ueber ſeine Neſſeltuchbereitung ſchwieg er noch, endlich aber konnte er doch der Verſuchung nicht widerſtehen, als er in V-fi immer mehr einen Mann erblickte, mit dem ſich ganz andere bandeln ließ als mit dem Grafen I.

Als Matſchurin zu bitten, zu weinen und faſt zu ſchreien anfing , wurde er von zwei handfeſten Dienern gepackt und ohne weiteres zur Thür hinaus geworfen . Ein Vierteljahr alſo mußte er ſich gedulden , und am Ende doch der Wiederholung ſolcher Scenen gewärtig ſeyn ! Der Greis war wie vom Donner gerührt. In ſeiner Herzensangſt wandte er ſich an einen jener Kanzleibeamten , die in Rußland wie Heuſchrecen ſchwärmen , die grünen Siſdie in den unzähligen ganz wie Heus Aemtern und Bureaus umſchwirren und auch chrecken – alles abfreſſen , was fie nur irgend erreichen fönnen .

Stehlen und Betrügen wird in dieſer Glaſie ſchon vom Selbſterhaltungetrieb geboten,

weil die Leute bei ihrer unglaublich

ſchlechten Beſoldung verbungern müßten, und iſt darum hier

To normal und ſyſtematiſch geworden , wie unter den Menſchen überhaupt alle nothwendigen Lebensrerrichtungen eß werden . Matidurin Dachte nicht im Entfernteſten baran , einen Proceß anzufangen, es fiel ihm nicht ein, gerichtliche Hülfe in Anſpruch zu nehmen, die in Rußland, wie Jedermann weiß , in

Der Regel peinlicher und beſchwerlicher iſt als der Zuſtand der Hülfloſigkeit; ſondern er zog den Kanzleibeamten, zu beſſen juridiſcher Einſicht und Erfahrung er allerdings viel Vertrauen hatte, in ſeiner verbrießlichen Lage deßhalb zu Rathe, weil er fich von ihm eine beſondere Theilnahme perſprach. Denn dieſen Kanzleibeamten, der übrigen8 weiter nidyte war als ein Schreis

ber in einem unbedeutenden Bureau , fannte er von S. her,

wo deſſen Eltern wohnten, und deſſen Vruder Schullehrer war. Der Schreiber bewies unwiderlegbar, daß Matſurin in Enigkeit nicht ausrichten würde, meinte jedoch etwas andere

wäre es , wenn er ſelbſt die Sache übernähme. Dann würde er ihm in der fürzeſten Zeit nicht allein die volle Kaufſumme, ſondern

Zu ſeinem größten Erſtaunen war indeß W -– fiß erſte ob er ſchon irgendeinen Theilhaber des Geheimniſſes hätte, und zwar geſchah die Frage in ſolcher Weiſe, daß Mat ichurin wohl merfte, wie ſehr jeßt in lucrativer Hinſicht Auf Frage :

richtigkeit ſchaben würde . wort.

Er gab daher eine verneinenbe Ants

W - fi fam jedoch mit Nachbrud barauf zurück und

bebung fich ebenfalls aus : alleiniger Eigentümer des Gebeim

niſſes zu bleiben . Halb aus Verlegenheit, halb aus Leichtſinn, erklärte auch dieſmal Matſdurin ſich damit einverſtanden.

Nady

feinen Begriffen führte übrigens 2-- fi eine weit menſchlichere Sprache als Graf I., und erwies ſich auch ſchon dadurch als „guter Mann ," baß er nach geſchloſſenem Kaufe das bebungene Geld ohne Weitläufigkeiten zahlte.

Niemand war glüdlicher, als Matſurin im Beſige ſeines W - fi äußerte wiederholt ſeine Zufriedenheit mit den Reſultaten der Erfindung, der Erfinder glaubte fich völ lig geborgen und ſchickte ſich zu einer Reiſe nach der Hauptſtadt kleinen Fonds .

an. Allein zu gleicher Zeit zog ſich ſchon ein dywered Gewitter über ſeinem Haupte zuſammen . Ein Geſchäftsfreund W - fis in der Hauptſtadt drieb bem

ſelben , daß Graf I. eben ſo feines , und wie er bald in Erfah rung gebracht habe, auf gleiche Weiſe bereitetes Neſſeltuch ver faufe ; auch hätte Graf I. auf ſeine perſönliche Erkundigung ihn ohne weiteres eröffnet, daß er das Geheimniß von einem alten Tudbereiter in S. habe, und von dem gleidyen Fabricat

auch ein bedeutendes Entſchädigungsgeld vom Grafen zuſtellen. ,,Sie wiſſen nichts," ſagte er : „Sie kennen nicht die Geſepe

W - fie in Kenntniß geſeßt, ley der Graf in eine „ raſende Wuth " über den Betrüger ausgebrochen , dem er für Tchweres Gelb bae alleinige Eigenthumsrecht der Erfindung abgefauft habe. Von dieſer „raſenden Wuth " theilte ſich Herr von w - fi

und Verhältniffe, und darauf hat ſeine Grcellenz gerechnet. Unſereine aber iſt gewißigt. Sie ſollen das 3hrige unverfüm-

eine gute Portion mit. Daß er Urſache hatte, fich von Mat ſdurin für betrogen zu halten, daß er darüber mit Recht auf

mert haben, darauf können Sie ſo ficher bauen, wie Sie mich

gebracht ſein durfte, wird ihm Jedermann zugeſtehen, allein

jeßt ſehen .

W—war nicht der Mann, in den Gränzen eines berechtigten Unmuthes zu bleiben, und er überſchritt fte in einer Weiſe, die man ſich nur bei Menſchen erklären kann, denen Widfür und

Wenn Sie aber wirklich ſchnell nach Hauſe müſſen ,

ſo reiſen Sie nur in Gottes Namen, Ihre Anweſenheit kann hier zu nichts helfen .

Reiſen Sie nur, laſſen Sie mir fünfzig

Rubelchen zur Dedung der etwaigen Koſten , dann ſou Ihr Geld, ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, in zwei Wochen ganz gewiß in Ihren Händen ſeyn ."

Grauſamkeit zur Gewohnheit geworden, und auch da nur, wo

dieſer grauſamen Widfür von außen keine Zügel angelegt werden . Ein Diener, der ungeſäumt nach dem armen Matſchurin

283

geſchickt wurde, fam mit der Meldung wieder : es ſey derſelbe

Grcellenz gleich melben . Der Graf ertheilte ſeine Befehle, ließ

Lages zuvor nach der Hauptſtadt abgereist . Nur die Verfiches

aber, da er eben beim Frühſtück war, lange, lange auf fidy

rung, welche der Diener von dem ausbrechenden Zorn ſeines Herrn erſchredt – gleich hinzuſeßte, daß die Frau Matſchurine

warten. ( Schluß folgt.)

ihn bald zurüderwarte, fonnte den erbitterten w ... fi einiger:

Chronik der Reiſen.

maßen beſänftigen , oder wenigſtens von einem Entſchluſſe ab bringen , den er beinahe allen Ernſtes gefaßt hatte, nämlich : einen ganzen Troß von Dienern zur Verfolgung und Habhaft werdung des Geſuchten abzuſenden. Um jedoch ſeiner Rachluft gleich einige Befriedigung zu verſchaffen , that er zwei weſentliche Schritte. Vor allen Dingen

von Brafilien .. Neiſe imInnern ( Bon Helmreichen .)

klagte er bei der Ort&polizei den Einwohner Matſchurin einer unerhörten , nod nie dageweſenen Betrügerei an und bat den Officier des Viertel freundſchaftlichft, ihm bei der Rückunft

Ich habe das weite Bereich des menſchenleeren Sertaog (Wildniß),

welcher Cuyaba von den öſtlichen Provinzen trennt , glüdlich gekreuzt, und bin froh noch vor den anhaltenden Regen hieher gekommen zu ſeyn. Cuyaba iſt ſeit 1835 die Hauptſtadt der Provinz Mato Groſſo, welche in Bezug auf Flächenraum beiläufig dreimal ſo groß iſt als die öſters reichiſche Monarchie. Es liegt faſt in der Mitte zwiſchen Rio de Janeiro !

und dem peruaniſchen Hafen Arica, ſo daß ich ſomit beiläufig die Hälfte

Wie man fich den

meiner beabſichtigten Querreiſe durch Südamerika zurüdgelegt habe . In Rio de Janeiro war ich ſo glücklich mit Herrn Dr. Aug. Müller

Fen kann , ſagte dieſer mit großem Vergnügen ſeine hülfreiche Hand zu, überzeugt, daß jedenfalls einige Silberſtüde an ihr

zuſammenzutreffen, welcher fich entſchloſſen hat, mich auf meinen Wan

des Betrügers hülfreiche Hand zu leiſten.

würden fleben bleiben . Sobann erleichterte fich w ... fi tas Herz in einem Briefe an ſeinen Leibensgefährten in der Haupts ftabt, ben Grafen I. Sie beibe, ſchrieb er, wären Opfer dess ſelben Betrugs geworden , und der Mifſethäter habe fich auf und davon gemacht; er treibe ſich in der Hauptſtadt um . Dort fönne derſelbe ſein Geheimniß weiter verbreiten , was natürlich ihrem beiderſeitigen Neffeltuchvertriebe Eintrag thun würde.

Seine Ercellenz möchte daher Sorge tragen, den Mann auß findig und unſchädlich zu madjen. Er überlaffe ihn ganz der gräflichen Ahndung und hoffe, daß er baran für beide genug haben würde. Man Denfe fid ), wie Graf I. von einem folchen Briefe ans

gefeuert wurde, der nicht allein feinen grauſamen Neigungen offenen Spielraum gab, ſondern auch ſeine Vorſicht herausfors

derungen zu begleiten . Wir verließen die ſchön gelegene Hauptſtadt Brafiliens den 25 Mai 1846 , und zwar verſchiedenartiger ausgerüſtet, als dieß in Europa der Fall geweſen ſeyn würde. Während der Rei ſende fich dort ohne viele Vorkehrungen in einen bequemen Wagen feßt, und dem Ziele ſeiner Wünſche gleichfam fliegend entgegeneilt, muß er ſich hier mit Geduld waffnen , und fich darauf gefaßt machen, in der

Regel nur langſam vorwärts zu kommen, eine Menge Unbequemlichkeis ten ertragen zu müſſen, und oft nur auf das beſchränkt zu ſeyn, was er mit fich führt. Geht er einer langen Reiſe durch unbewohnte Gegen: den entgegen , ſo muß er ſich mit allem vorſehen, was zu ſeiner Reiſe haushaltung nothwendig ſeyn wird. Sieben Laftthiere waren daher erforderlich, um Inſtrumente, Bücher, Waſce, Zelte, Hängematten, Rüchengeräthe u. dgl. m. fortzuſchaffen. Zwiſchen Vaſſouras und Rio Preto burchzogen wir reiche Kaffeegegenden, welche dadurch daß fie an

vielen Stellen den Stempel der Cultur an fica tragen', einen um ſo

berte und ſeiner Eitelkeit ſchmeichelte, indem er gleichſam bas

angenehmeren Eindruck machen , als der Anblick der ſich ſelbſt überlaſ ſenen Natur dem Reiſenden in Braſilien nur allzu häufig zu Theil wird. Die Bewohner dieſer Gegenden können fich (ſowie überhaupt die Leute

Werkzeug der ſtrafenden Nemefis in ſeine geſchickten Hände

im Innern) in der Regel feinen Flaren Begriff von der Volfømenge

legte.

dichtbewohnter Länder machen . Es kömmt ihnen daher unwahrſcheinlich

„ Bier alſo iſt der Schurfe !" ſagte er zu ſeinem Verwalter,

vor, daß die ungeheure Menge Raffee, welche verſchifft wird, zum Getränke

welchem er den Brief w ... fi's mitgetheilt. „Dem will ich vers gelten ! Er hat mir eine neue Tuchbereitung&methobe applicirt,

verbraucht werden ſollte, und ich wurde gefragt: ob es denn wahr wäre, baß ein bedeutender Theil des ausgeführten Kaffees in Europa zum Färben verwendet werde. Merkwürdig war es mir , förnigen Kalf im Granitgneuße gerade dort eingelagert zu finden , wo der Boden zum Kaffeebaue am geeignetſten iſt, und es ſcheint, daß dieſe beſondere Fruchtbarkeit mit dem Auftreten des Kalkes in engem Zuſammenhange ſteht. Von Rio Preto fängt das Grdreich an magerer zu werden , und wir fanden den Waldwuchs in demſelben Verhältniſſe verkümmerter als wir weflids gingen, bis wir den Rüden der Serra do Eſpinhaco erreich ten , welcher das Walbland der Dftküſte Braſiliens von dem Graslande

ich will ihm eine neue Strafe appliciren ; - das ſey meine

Erfindung! Oui, je l'applique, moi!“ Gine Reihe dienſtbarer Geifter wurde beauftragt, Matſchus rin aufzuſuchen und ſo ſchnell wie möglich, in Gutem oder in Böſen , herbeizuſchaffen .

Dieſe Nachſuchungen würden in der weiten Stabt gemiß einige Mühe gefoftet haben, wenn nicht der unglückliche Mats ſchurin fte ſelbſt verkürzt hätte. Gleich nach ſeiner Ankunft hatte er mit ſeinem Landsmann , dein Schreiber, fich wieder berathen , auf welche Weiſe am bequemſten und ſicherſten das

rückſtändige Gelb vom Grafen zu erlangen ſey. Der Schreiber hatte ihm abermals viel blauen Dunſt vorgemacht, nachdem er fich aber überzeugt, daß aus dem guten Mann nichts mehr zu

ziehen ſexy, nahm er wirklich aufrichtigen und gutmüthigen An theil an demſelben , ſtimmte deſſen frieblicher Abſicht vollkommen bei und rieth ihm, doch ja wieder einmal ſelbſt beim Grafen anzupochen . So begab fich denn Matſchurin eines Morgens in Das gräfliche Hotel, ahnungslos oder wenigſtens nichts Aergeres

gemärtigend, ale daß man ihm wieder die Thür weiſe.

des La Plata:Gebietes ſeidet; ſoweit das Auge reichte lagen vor uns gegen Weſten flachwellige Hügel, deren Anblid einen ſehr oben Gindruck auf und machte , indem das verborrte Gras den magern Boden nur

kümmerlich bedeckte.

Sariemas (Dicholophus cristatus) in kleinen

Kitten zuſammenlebend, und einzelne Cadornas ( ſüdamerikaniſche Wachs teln) ſchienen die einzigen gefiederten Bewohner dieſer einförmigen Gras: fluren zu ſeyn, welche ſich mit faſt unverändertem Charakter bis an die Cidade do S. Jaco d'El Rei fortziehen. Dieſe Stadt zählt von 5000 zu 6000 Ginwohner und liegt am Fuße eines Stacolumißftodes, aus welchem vormals nicht unbedeutende Mengen von Gold gewonnen worden find; die verlaſſenen Bauten find ſprechende Zeugen von der Unbeſtáns digkeit des Bergbaues. Auf denſelben Stellen, wo ſonſt Hunderte von thätigen Händen beſchäftigt waren, die verborgenen Schäße auszubeuten,

Er irrte fich. Wiber alles Vermuthen zeigte fich der Ram merdiener bei ſeinem Erſcheinen froh überraſcht und bat ihn

gewinnen nun nur dann und wann noch einige Farbige und freie Neger einen färglichen Lebensunterhalt. S. Jaco d'El Rei war bis vor nicht langer Zeit der faſt ausſchließliche Stapelplaß der Verkehres mit den ,

einzutreten und ein Weilchen zu warten, er wolle ihn Seiner

in der Entſtehung Begriffenen Anftedlungen im Sertao.

284 Gegenwärtig haben fich aber gegen Norden und Weſten neue Vers

diejenigen, welche fie dingen, oft gerade die wohlhabendſten und einfluß:

kehrspunkte gebildet , welche dem weitern Aufblühen von S. Jaco d'El

reichſten Leute der Umgegend find. Ge gibt Bezirke , wo es legteren, ich

Rei bedeutenden Gintrag zu thun drohen ;

möchte ſagen , eine Art influß gibt , bereits eine Mordthat veranlaßt

zwiſchen Formigao und

Piumhy beſuchten wir die Höhlen des Uebergangs-Ralfſteines , welcher

und hieburch gezeigt zu haben, daß fie fich nicht deuen Blut vergießen

ſich durch ſeine bizarren Formen auszeichnet, die oftmals an die Ueber bleibel halbverfallner altgothilder Burgen erinnern ; auch hier tritt mit dem Ralffteine der fruchtbare Waldboden auf, und bildet längs den Quellen des Rio S. Francisco einen ausgedehnten Halbzirfel. Die Höhlen enthalten falpeterführende Erde , in der fich in manchen Fällen die Sinochen ausgeſtorbener Thierarten und die ſteinernen Werfzeuge und irdenen Gefäße verſchwundener Indianerſtämme finden. Der Weg über den Chapadao yon Decemboque wird den Tropa (Karawanen) oft

zu laſſen , ſo wie ſie es für nothwendig halten. Parteigeiſt unter dem

dadurdy gefährlich, daß die Maulthiere insbeſondere in der trođenen Zeit in die daſelbſt befindlichen kleinen Waldpartien eindringen, und von den dort vorkommenden Giftfräutern freſſen ; auch meine Thiere erkrankten

faſt alle, erholten fich aber wieder mit der Ausnahme von zweien, welche

Mantel der Verſchiedenheit politiſcher Anſichten, Giferſucht. Weiberflat idhereien, Spiel, Gränzftreitig feiten , Couldangelegenheiten oder Selbſts erhaltung geben gewöhnlich die Veranlaſſung zu dieſen Mordthaten .

Der Raubmord hat bisher zu den ſehr ſeltenen Erfbeinungen gehört. In den vorzüglicheren Städten Braſiliens ſtehen den Polizeibehörden befoldete Truppen zu Gebote, und die Einwohner genießen daſelbſt einer bedeutendern Grad von perſönlicher Sicherheit. Auf dem Lande hat der Subdelegado da Policia des betreffender

Rirdſpieles den Beſtand einer verübten Mordthat aufzunehmen und gegen den Thäter einzuſchreiten ; wird die Anklagacte des Subdelegado vom Juiz Municipal unterſtüßt, ro fömmt der Fall endlich vor das Geldwor:

troß der angewandten Gegenmittel ſtarben. Die Ebenen des Chapadao

nengericht.

find vermöge ihrer Lage von 5000 engliſchen Fußen über die Meeres: fläche ſehr dem Winde ausgeſeßt, welchen wir ſo ſchneidend falt fanden , daß wir ſelbſt während des Tagemarſches in unſere Ponchos (Meitman: tel) eingehüllt ritten. Am 12 Auguſt wo wir auf dem Pouzo da Parida

und der Umſtand, daß er die Mittel hat, freie Leute für ſich gewinnen zu fönnen , welche bereit ſind, ilm zu jeder Stunde ihren Arm zu leihen, eine Macht in die Hand, welche man anderwärts nicht fennt, und die um ſo bedeutender wird, je größer die Ohnmacht der Behörden iſt; ein ſolder

unter freiem Himmel ſchliefen, ſtand das Neaumur'ſche Thermometer um

6 Uhr früh 4 , Grad unter dem Gefrierpunkte ; unſere wollenen Bett: decken und das Gepad waren ſtark mit Reif bedeckt, obwohl wir uns unter dem 19 Grade ſüdlicher Breite befanden. Auf den Grasebenen des Chapadao trafen wir die erſten Gmus ( ſüdamerifaniſche Strauße)

und ſtellenweiſe Tauſende von Heuſchreden , welche fidy durch den Huf ſchlag der Thiere aufgeſchredt in die Luft erhoben , ſo daß wir durdy fie oft wie durch dichten Nebel hindurchritten ; dieſe Heuſchreckenmaſſen haben fich erſt ſeit wenigen Jahren in dieſen Gegenden einheimiſch gemacht. Wehe der Mais- oder Zuckerpflanzung, in welche ſie einfallen ; auf dem Graſe , welches fie fledenweiſe abfreſſen , laſſen fie einen Geruch zurück, welcher dem Rindviehe ſo widrig iſt, daß es auf ſolchen Stellen längere Zeit nicht weidet, woran aber bei der großen Ausdehnung des

Weidelandes , und der verhältnißmäßig geringen Anzahl des Viehes wenig liegt. Dieſe Heuſchreden dienen den Wildſchweinen und andern Thieren zıır Nahrung, und ſollen auch Veranlaſſung geben, daß manche Hausſchweine ſo verwildern , daß ſie nur mittelſ Pulver und Blei erlegt werden fönnen ; das Fleiſch derſelben ſoll durch den Genuß dieſer In

ſecten einen eigenthümlich unangenehmen Veigeſchmad annehmen . Die Villa do Uberaba zählt beiläufig 1000 Ginwohner und gehört zu den neuangeſiebelten Gegenden, welche als die Weſtern Bad -Settlements von S. Paulo, Minas Geraes und Goyaz betrachtet werden können. Der geſellſchaftliche Zuſtand hat daſelbft noch feine geregelte Geſtalt angenoms

men, ſondern erinnert in mancher Beziehung an die Anarchie des Mit telalters, wo die Behörden oft zu unmächtig waren, um das Verbrechen zu beſtrafen , Schuß zu gewähren und Recht zu verſchaffen , und wo der Ginzelne es auf fich nahm, ſeine Händel durch die Waffen zu entſcheiden .

Dem Wohlhabenden aber gibt der zahlreiche Sllavenbefiß,

Veſiper fann auf dem Lande in der Megel einen Mord ungerügt von

Seiten der Gerichtsbarkeit begehen oder begehen laſſen, indem der Sub delegado des betreffenden Kirchſpieles in den meiſten Fällen fich der

Gefahr augießen würde, ſeinen Eifer für die öffentliche Sicherheit theuer zu bezahlen , ſollte er demſelben oder irgend jemand, der unter ſeinem Schuße ſteht, den Proceß machen wollen . Kommt es aber durch das Zuſammentreffen beſonderer Umſtände dahin , daß gegen einen ſolchen Machthaber eingeſchritten wird , ſo ſtehen ihm doch mittelft ſeiner Ver: wandt- und Gevatterſdjaftsverbindungen mittelſt des Einfluſſes der Partei, welcher er in politiſcher Beziehung angehört, und endlich durch den mächtigen Hebel der Beſtechung eine Menge Wege offen , um der ver:

dienten Strafe zu entgehen, was dadurch noch erleichtert wird, daß in dem Innern von Braſilien ein eigenthümlicher Hang , den Verbrecher aus den Händen der Gerechtigkeit zu befreien, außerordentlid, verbreitet iſt, weßhalb auch das Geſchwornengericht ſeinem Endzwecke dem Ver:

brechen Schranken zu repen, durchaus nicht entſpricht, ſondern dasſelbe mittelbar dadurch befördert, daß es zu häuſig mißbraucht wird, um die idändlichſten Verbrecher frei zu ſprechen. Beſigt der Mörder weder Gin

fluß noch Shut, und hat der Subdelegato des Kirchſpieles ben ernſt lichen Willen gegen ihn einzuſchreiten , ſo muß fich dieſer Beamte in

Grmanglung einer andern bewaffneten Macht der Nationalgarde bedienen, um den Thäter feſtnehmen zu laſſen , wobei es aber feineswego gewiß

iſt, ob fich derſelbe auch geneigt fühlt den erhaltenen Befehl ernſtlich in Ausführung zu bringen ; dieß wird um ſo ſchwieriger, wenn ſich der Subdelegato in den dünn bevölferten Gegenden oft viele Meilen von dem Orte der verübten That befindet, ſo daß dem Mörder in der Regel Zeit genug bleibt , fich zu flüchten . Hat er in ſeinem bisherigen Wohnorte nur wenig zu verlieren, ſo geht er nach einer andern Provinz, und kann da in ungeſtörter Ruhe leben ; hat er aber einiges Befißthum, und liegt ihm daran nach ſeinem alten Wohnſiße zurückzufehren , ſo wird er in 1

Die damalige Art und die hieſige Weiſe die Waffen zu gebrauchen ſind aber ſehr verſchieden, denn während in der Zeit des Fauſtrechts die ftreis

tenden Parteien fich männlich entgegentraten , lauert der Braſilianer ſeinem wirflichen oder vermeintlichen Feinde hinter einem Buſche oder Termitenhaufen auf , und feuert auf den unbeſorgt vorüberziehenden,

oder läßt ihn meudleriſch von einem ſeiner Sklaven oder freien Haus genoſſen, oder von einem ſogenannten Capanga erſchießen. Im Mittel alter war der Sieg gewöhnlich der ehrenvolle Preis der Tapferfeit hier gewinnt aber der Schnellere den Tag , d. 4. derjenige , der ſeinem Gegner im Falle einer Ineinigfeit durdy feigen Meudjelmord zuvorfommt. Die Capangad machen ein Geſchäft daraus , jeden aus dem Wege zu

den meiſten Fällen Mittel und Wege finden , ſich ( oft nicht ohne Opfer) unter den Schuß eines angeſehenen Mannes zu ſtellen , deſſen Verwen bung es gewöhnlich gelingt , die Freiſprechung oder eine ſehr gelinde Beſtrafung ſeines Schüßlinge zu bewirfen . Die Vollziehung des Buch: ſtabend des Gefeßes in ſeiner ganzen Strenge an einem freien Manne wegen begangenen Mordes gehört daher zu den ſehr ſeltenen Fällen ; die Alltäglichkeit des Meudjelmordes hat in Verbindung mit der Unzus länglichkeit der Behörden , und dem Umſtande, daß fich die Schuld oft

zwiſchen dem Sender und Vollſtrecer theilt, bei dem Volfe ſelbſt das Verhältniſſe der geſellſchaftlichen Stellung des zu fallenden Opfer8 feſt

Schamgefühl faſt ganz erſlidt, welches das europäiſche Herz gegen den

geſeßt worden iſt; dieſer Preis roll von 20 zu 100 Milreis wechſeln

Meuchelmorb empört.

und leßteren Betrag mandmal noch überſteigen. Die Capangas find gewöhnlich freie Farbige, und gehören der Hefe des Volfes an, während Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

( Fortſebung folgt.)

Verantwortlicher Nedacteur Dr. Go, Widenmann :

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker.. Nr. 72.

24 März 1848.

Bur Geologie der Südſeeinſeln. Neuſeeland III.

die Liebeberge - genannt wird, im Vorgebirge Colville aus und zwar als ein nach beiden Seiten ſteil abfallender Grat,

Das Innere der nördlichen Inſel von Neuſeeland, etwa vom 37–39° Südbreite, hat eine ganz eigenthümliche Anordnung der

der den Ausfluß des Waiho vom Meere trennt. Zum Sheil beſteht dieſelbe aus feſter. Tuffen, ſo namentlich zwiſchen dem See Rotu rua und Tauranga , wo er in maleriſchen Gruppen

Höhenzüge und demzufolge Lauf der Gewäſſer,

ausgewaſchen ift.

indem nämlich

Die Flübchen haben fich hier tiefe Betten,

in dem genannten Raume zwei ziemlich parallele Retten fich längs ber Dit- und Weſtküſte hinziehen, die einerſeits fleinere

mit ſteilen faſt ſenkrechten Gehängen quêgeböhlt. Wie an dem

Flüſſe nach den beiden Meeren entfenben, andererſeits aber ein

horizontale Ablagerungen, und aus folchen beſtehen auch meh rere fiache Inſeln, die fich länge der Küſte hinziehen. Die Küſte iſt wie die Inſeln etwa 40 - 80 Fuß über dem Spiegel des

Plateau zwiſchen fich laſſen, das von dem großen Fluſſe Waifato im Weſten und dem Waiho im Dſten durchſtrömt wird, welche

die von der inneren Seite der Küſtenfetten entſpringenden Flüßchen aufnehmen, und von denen fich der erſte endlich auf der Weſtſeite, der leştere auf der Dítſeite ins Meer ergießt. Es

weſtliden Meere finden fich auch an dieſer flacheren Oftfüfte

Meeres, ihre Formation iſt ein gelber Lehm ,

auf dem ſich an

ſehr vielen Stellen regelloſe Lager, zum Theil gerſeşten , zum Sheil in Braunfoble verwandelten Holzes finden , die zwiſchen

ſcheint, daß dieſe beiden Hügelzüge auch in der Shat als Parals

4-6 fuß mächtig ſind.

lelfetten zu betrachten ſind, die aus älteren vulcaniſchen Geſteis

ſige Erde, oder verwitterter Tuff. Weiter nach Süden zu fin den fich Tertiärſchichten, die aus einem falfhaltigen, grünſand artigen Bindemittel beſtehen, welches Petrefacten einſchließt, wie

nen beſtehen ,

und daß die don berührten Thon chiefergebirge

Die oberſte Schichte iſt eine eiſenſchüſ

nur als niedrige Höhen zwiſchen dieſen beiden Ketten, und die Flüſſe Waifato und Waiho trennend, wiedererſcheinen . Das innerſte Hochland mit dem Centralvulcan der Inſel und dem

Ancillaria u . ſ. w. In jener Gegend haben ſich audy zuerſt in

See Taupo ganz in ſeiner Nähe gibt dieſen Flüſſen ihren Urſprung, während von dem nach Süben ſich ſenkenben Abhang bebjelben ebenfalls bebeutenbe Ströme fich in die Woofſtraße

würdigen Rieſenvögel, des Dinorniß und Palapteryr, gefunden , auf deren Beſchreibung hier um ſo weniger eingegangen zu

ergießen . Das genannte innere Plateau iſt faſt Durdaus eben, und ſelbſt die hier und da zerſtreuten vulcaniſchen Regelförmigen

werden braucht, als im Auslande" von denſelben ſchon vielfach die Rede geweſen iſt. Nur ſoviel ſey hier bemerft, daß dieſe

Berge, die mit den Küſtenhügeln parallele Richtungen verfolgen,

Reſte, die ſpäter auch häufig auf der mittleren Inſel zum Vor ſchein gefommen find, fich im neueſten Aluviallande gefunden haben, und daß nach den Ueberlieferungen der Gingebornen bie

ſcheinen aus einer horizontalen Fläche aufzuſteigen . G8 befteht aus geſchichtetem Material, meiftentheile Tuffen , und es unter-

namentlich am Ditcap Pectunculus, Natica , Pyrula, Fuſus, den Flußbetten und der Dberflädje nahe die Reſte jener merfs

liegt feinem Zweifel, daß die Ausbreitung desſelben auf dem

Vögel noch gelebt haben, alb ſchon die Inſel bevölfert war, wie

Boben eines Meeres geſchah, ale vielleicht erſt die Spißen der

Denn auch zwei ebenſo eigenthümliche verwandte Arten der Gat

Hügelzüge über dem Waſſer emporragten , und die Vulcane des Innern in einem umſchloſſenen Meeresbecen thätig waren . Der öftliche Gebirgezug der faſt ganz aus Conglomeraten und ältes ren vulcaniſchen Geſteinen zu beſtehen fcheint, fällt nach dieſem Plateau zu ſteil ab, aber in mehreren auf einander folgenden Terraſſen, die mit mächtigen Geröllſchichten überlagert ſind, ein Beweis, daß fich derſelbe in mehrfachen Pauſen erhoben hat ; Flüſſe, die dieſen Abhang hinabeilen, fallen in abgeſeßten Cas-

tung Apteryr noch Dort eriſtiren , obgleich fte einer raſchen 26 nahme und einem nicht weit mehr entfernten Untergange ents

An ihrem Fuße im Thal des Waiho ſchneiden dieſe Berge plößlich ab, und das Thal ſchließt fich ihnen ganz boris zontal an, was man um ſo deutlicher fteht, als die Fläche von caben,

Walbung entblößt ift.

Die Neigung dieſes Gebirg&zuges nach

dem Meere hin iſt viel allmähliger, und man fteigt ganz bequem in die Plenty Bucht herab. Nach Norden läuft dieſe Gebirgsfette, die in der Sprache der Eingebornen Maunga aroba —

gegengehen .

Von Norboften nach Südweſten fann man ſich durch die ganze Inſel einen Gürtel ziehen , der mit dem Berge Egmont beginnt und ſich in der Inſel Puhia i Wafari oder Whites

Inſel endigt. Dieſes breite Vand ſchließt eine Menge Seen ein, an deren Ufern fich vielfache Beweiſe einer ungemein lebendigen

vulcaniſchen Thätigkeit finden, wie ſeine beiden Endpunkte, der Berg Egmont ein durch Irachyt aufgebrochener ehemaliger Vul can, die Inſel Pubia i Wafari ſelbſt eine immer rauchende Solfatara, ber Mittelpunkt aber, die Nachbarſchaft des Laupos fee8 ein aus älteren vulcaniſchen Geſteinen beſtehender Orhes

bungøfrater iſt, wo die innere Thätigkeit in dem Vulcan Ton gariro in die unmittelbarfte Wechſelwirkung mit der Außenwelt

286 Der Graf aber brach in ein wildes Gelächter

tritt. In dem allgemeinen Lauf der Gebirgezüge und der Shas

tief er fonnte.

ler ftellt fich alſo als bedeutſam bar, tas ältere neptuniſche Ges

aus, und auf ihn zuſchreitend ließ er ſeine wuchtvolle Hand

fteine,

an beren Fuß oder zwiſchen fle eingebrängt fich ältere

auf die Schulter des armen Mannes ftnken.

Be, mein Bübchen, biſt Du da ? Wilft wohl bein Gelb haben ? Warte, fouft gleich bezahlt reyn ! Wilft Du, Hallunk ?" Ein Schauer überlief den Greis, bem dieſer Empfang nichte

plutoniſche Gefteine finden , die auf beiden Seiten gang junge Schichtformationen mit Verſteinerungen haben, und im ganzen

eine Richtung von Nordoſt nach Südweſt bewahren, in derſelben Richtung auch von einem Gürtel der lebendigſten vulcaniſchen

Gutes prophezeihte. Raum flammelte er einige Worte hervor,

Thätig feit begleitet find, während dieſe Richtung weiter nördlich

ſo fuhr auch ſchon Der Graf Dazwiſchen :

eine andere, zur erſteren faſt rechtwinflige wird und dort linien förmige Ketten von feuergebildeten Geſteinen verſchiedener Art

tuchgeheimniß auch noch etwas ſchuldig ? He, du alter Sünber !

„Sag' mal, Schurfe, iſt Dir Hr. W ... fi für dein Neſſel Mit welcher frommen Miene er daſteht ! Sagt' ich Dir nicht,

fich finden , die ein Jhal von derſelben Richtung mebr Nords einſchließen . Es find große Spalten in weft nach Südoft der Rinde der Erde, bie burch vulcaniſche Maſſen ausgefüllt

Kunbejott, daß auch nicht zutrauen iſt ? Aber Dir wil ich

die Luft vertreiben , Leute wie mich hinter8 Licht zu führen ;

wurden, und es iſt auffallend, daß gerade da, wo dieſe verſchies denen Richtungen auf einander ſtoßen, der höchſte Theil des Landes und die lebendigfte vulcaniſche Shätigkeit iſt.

mit Dir will ich kurzen Proceß machen!"

Hier wandte er ſich zum Barbier : „ Reiße dem Schurken Da alle geſunden Zähne aus , die er

Denn hier

fommen Gasausſtrömungen ſowohl von Waſſerbämpfen , wie von Schwefelwaſſerſtoff und ſchwefliger Säure am lebhafteſten vor,

Jungen macht flinf !" rief er den Lafaien zu, mit einem hat ! hölliſchen Pfiff - Dieſe ftürzten augenblicklich über den alten Mann her ; ehe er fich befinnen fonnte, banden fie ihm Hande und Füße, und der gehorſame Barbier riß ihm drei fefte, ge ſunde Zähne aus. „ Wohl bekomms! Wohl bekomms !" brüllte der Graf, wäh rend ſein unglückliches Opfer halb bewußtlos ftöhnte und beulte. 3ch ſagte Dir's, Du jouſt Deine Zähne 108 werden, wenn Du

und durch beren Wechſelwirkung entſteht ein großartiger

chemiſcher Proceß, der fich durch Bildung von mächtigen Lagern von Kieſeltuff und Schwefel fund gibt. Das Thal des Waipo und Waikato mit ſeiner nordweſtlichen Richtung iſt es nun , daß Der weſtliche zu dieſem großen vulcaniſchen Berb hinführt. Gebirgerüden , der dasſelbe allenthalben vom Meere trennt, mag im Durchſchnitt eine Göhe von 1500 Fuß haben ; ber Paß von

plauberft ; ich verſtehe feinen Spaß. Bindet ihn los und ſchmeißt

Der Küſte bei Ramia führt über einen der höchſten Gipfel, Pis rongia genannt, und dieſer erhebt fich nach einer thermometris ichen Meſſung 2428 Fuß über die Meeresfläche.. Within nach

die Beſtie hinaus !"

Dem Befehle wurde natürlich auf der Stelle Folge ges Leiſtet.

Diten erblidt man bort den öftlichen Gebirgszug , aber das Shal

ſelbſt iſt feine ununterbrochene Ebene, ſondern hie und da treten bereinzelte Gipfel aus der Fläche hervor, die fich durch ihre Geſtalt als einzelne vulcaniſche Auftreibungen zu erfennen geben . Der Thalboden De Waipo beſteht theils aus Tuff, theils in der Nähe des Fluffed aus localem Alluvium, aus eiſenſchüſſigem Lehm oder Sand. Obgleich es Berge in Neuſeeland gibt, die fich über die Gränze bes ewigen Schnees erheben , ſo findet man Doch nirgen de erratiſche Blöde , wie denn auch nirgende der Schnee in Gletſcher übergeht. Derfolgt man den Waipo weiter nach dem Innern zu, ſo fteht man die Luffablagerung, welche die allgemeine Dede der Oberfläche auðmacht, vielfach einges

Mit frampſhaft verzerrten Zügen, mit blutendem Munte blieb der arme Greiß mehrere Minuten ſprachloß und wie be tâubt auf der Straße ſtehen. Neugierige und Theilnehmende traten zu ihm. Einige fragten ihn, ob er frank ſey und nad

,

ſchnitten und mitunter in maleriſchen Formen mit ſenkrechten Seiten die Spißen von mäßigen Hügeln frönen, und erweiết

fich baburch als eine Bildung von beträchtlicher Mächtigkeit.

Hauſe oder ins Spital gebracht ſeyn wollte : andere meinten ,

er müſſe wohl etwas angetrunken ſeyn und ſey wahrſcheinlich aufs Geficht gefallen.

Der Greis erwiderte nicht , aber er

fing auf einmal bitterlich zu weinen und zu ſchluchzen an, und mit dem ununterbrochenen Ausrufe : „Ach, mein Gott, mein Gott !" lief er ſo ſchnell er fonnte nach dem Bureau, in welchem ſein Landsmann Schreiber war. Kaum aber war eß ihm möglich, das Schreckliche, das ihm widerfahren , im Zuſammenhange zu erzählen ; er öffnete den blutenden, faſt zahnloſen Mund unb jammerte : „Drei geſunde .

Zähne ausgeriſſen !"

( Fortſeßung folgt .)

Der Schreiber , ber gar fein übles Herz hatte , gerieth außer fich. Er faßte den Oreie an der Hand und führte ihn

Matſchurin.

ins Directionszimmer zu ſeinem Chef, welchem er die ganze

Skizzen aus dem ruffiſchen Mittelſtande .

Geſchichte mittheilte.

(Schluß. )

3n furchtſamer Ehrerbietung ſtand Matſchurin im Vorſaal, während an die Thür, die zur Treppe führte, fich zwei Diener poſtirten , von denen der eine fortwährend die Hand an der Klinke bielt und im Hintergrunde des Zimmers zwei rieſige Lafaien eine ebenfalls wachſame Stellung einnahmen . Nach einer halben Stunde ging die Thür auf, und herein trat ein feifter, pausbadiger Mann, in welchem Matſurin den Haus Barbier Del Grafen erfannte und pflichtſchuldigft grüßte. Dieſer

Mit ungebeucheltem Mitleid fab dieſer

Den Alten an, ſprach ihm Troſt zu, unb rieth ihn, gegen den „ Boſewicht, wie er in ſchonungeloſer Entrüftung Se. Ercellenz

nannte, bei der Regierung Klage zu erheben , die ſolche Gräuel nicht ungeſtraft laſſen würde ; ja er verſprach ihm, fich ſelbſt

- ſo weit es ihm möglich wäre - der Sache anzunehmen. -

Leşteres that wenigſtens der Schreiber nach beſtem Wiſſen und Willen . Gr traf für Matſurin die erſten Anſtalten , die

Klage wurde gehörigen Drtes eingereicht, und die nächſte Folge

geſellte fich zu den Lafaien, die lebhaft mit ihm zu wiſpern an

war, daß dem Grafen Stadtarreſt angekündigt wurde, ſo lange

fingen, auf den ftumm barrenden Matſchurin deutend.

der Proceß gegen ihn geführt wurde. Der Proceß aber ſchien fich in die lange ziehen zu wollen , und Matſdurin ſehnte fich

Endlich

ließen fich die ſchweren Iritte des Grafen vernehmen . Seine Grcellen; fam wenig lächelnd herein. Matichurin büfte fich ſo

darnach , einſtweilen bei ſeiner Familie audzuruben, deren Ge

287

fühle bei der Ankunft des ſchwer gemißhandelten Vaters fich

willigen Gefängnißwärter den ihn befreundeten Schreiber von

jeder vorſtellen kann . Allein ſeine Leidensgeſchichte war noch nicht zu Ende.

ſeinem Schickſale zu benachrichtigen . Der wußte nicht beſſeres zu thun , ale ſeinem Chef die dieſem ſchon bekannte Geſchichte

Br.

von w-fi hatte nicht ſobald die Zurückunft des unglüdlichen Manned erfabren, als er 8 ganz bergaß , daß er fich aller einem Soldaten begleitet, berfügte er fich zu Mathurin, um denſelben mit rechter Schadenfreude in

„ lochy" abzuholen .

Der

Anblick der vielen Kinder und des frånflichen Weibes rührte ihn wenig ; denn in Gegenwart Derſelben, wie der unbeſtechlichen

Officiers, verſeßte er dem erſdrodenen Matſurin einen Badens ftreich, der im Stande war, ben armſeligen Reſt von deſſen Zähnen zu entwurzeln . Monate brachte ber Märtyrer ſeiner Erfindung in dem finftern Loche zu, ohne daß nur zu ſeiner Bernehmung ges

ſchritten wurde. Die Frau jammerte und bat, und ließ es fich bei dem Vierteldofficier Geld foften. Dieſer war auch von der freundlichſten Verſicherungen, die aber - wie es ſcheint - Hr. von W - fi ihn ſehr ſchnell vergeſſen machte. Es war daher ein rettender Umſtand für den armen Matichurin , daß W-fi eine längere Geſchäftêreiſe machen mußte. In Deffen Abweſenheit gewannen die Gelbopfer der troftloſen Frau mehr Nachbrud ; eine Art von Unterſuchung, die man Der Förmlichkeit halber einleitete, wurde ſchnell abgethan und Matſchurin in Freiheit geſeßt. Dbgleich er nun ganz zermürbt war, ſo regte fich dod in ihm , als er fich frei fah , das Gefühl der erlittenen Unbia und

Dieſmal ließ es der Chef nicht bei bloßen Mitleides

*****

Ahubung begeben und diefelbe Se. gräflichen Onaden überlaffen. In höchſteigener Perſon , von dem Dfficier des Viertele und

in Erinnerung zu bringen , und den neueingetretenen Fall mit zutheilen .

bezeugungen bewenden, ſondern er begab fich ohne weiteres zum Polizeimeiſter, ben er dringend um die Befreiung des unſchuldig verhafteten Mannes bat. Der Polizeimeifter verſprach dieſ und hielt Wort. Er befragte Matſurin perſönlich und wurde von Der rührenben Erzählung ſeiner Leiden nicht wenig ergriffen . Raum war Matſchurin frei, - es klingt unglaublich, aber

es iſt buchſtäblich wahr -- ſo begegnete ihm noch am ſelben Tage in der Nähe des Senategebäubes Herr b. w- fi , der , wie verabrebeter Maßen, aber in der Shat ohne die Anweſenheit Matſduring in der Hauptſtadt auch nur geahnt zu haben, ges nau das Manouore deß Grafen wiederholte, ſo daß der unglüdo

liche Tuchbereiter, ehe er fich's verſab, wieber Arreſtant war. Man denke fich das Erſtaunen De Polizeimeiſters, als ihn

eine beſondere Veranlaſſung andern Morgend in den Gefäng nißſaal führte und der Greiß ihm wieder in die Augen fiel!

Gr ließ es ſich nun angelegen ſeyn, ernſte Maaßregeln zu er greifen , um den Aermſten vor der ſchnöben Verfolgung in der Hauptſtadt ſowohl, als in S. ſicher zu ftellen . Matſchurin aber hatten die unabläffigen Kränkungen ſo überwältigt, daß er das

Gefängniß nur verließ, um einen wochenlangen Aufenthalt im Hoſpital zu nehmen.

Unter ſolchen limftänden würde man von reinen Wundern

Mißhandlung ſo heftig, daß er durchaus in Perſon ſeinen Pro-

ſprechen müſſen, wenn ſich der Genius in einem Volfe entmis

ceß gegen den Grafen beſchleunigeu wollte und wieder nach der Hauptſtadt rei&te . Die Frau wollte ihn zwar nicht ziehen

über ftaunen,

laſſen und rieth ihm weinend ab : „Bleib ruhig zu Hauſe und bringe Dich nicht noch mehr ins Unglüc !" Aber er war nicht zu halten .

„ Schlimmer kann' nun nicht mehr gehen !" ſagte er. „Sieh mich an, lange werb' ich nicht treiben ; aber mir ſou Recht werden . Gott iſt gnädig, und der Zar iſt gerecht. bis zum Zaren dringen ."

3d will

Zügelloſe Unterbrücung und Tyrannei fann den Feigſten

zur Dffenftve treiben und den Schwächſten, den Gebrechlichſten feine Ohnmacht vergeſſen laſſen. Matſchurin raſtete nicht und betrieb ſeinen Proceß aus allen Kräften , wiewohl er ihn wenig oder gar nicht vorwärts brachte. Der Graf konnte indeſſen von den erneuerten Schritten des Man

neß nicht ohne Kenntniß bleiben und ſpie Gift und Galle über den Hallunken, der fich unterſtünde wider ihn zu klagen. Ein: mal fuhr er gegen Abend an einem der Boulevard8 hin,

da

erkannte er unter den wenigen Fußgängern den alten Matſchus rin , der gebüdt an einem Stabe hinſchlich. Aus dem Wagen ſpringen und den Greis an bab nahe gelegene Wachthäuschen ſchleppen , war eins. „Höre," ſagte er zum Wächter: ich bin Graf I. Hier bieſen Spißbuben laſſe ich längſt gerichtlich vers folgen , er hat ſich aber immer zu verfteden gewußt, und ich bin jeßt zufällig auf ihn geſtoßen ; halt ihn feft, und liefere ihn

ſo balb als möglich auf die Polizei ab.“ „ Zu Befehl, Euer Ercellenz !" ſagte der Wächter und richs tig, trop aller Betheuerungen und Proteſtationen des armen Mannes, faß derſelbe nach einer Stunde ſchon wieder im „ loche" unter einer Menge Arreſtanten. Mehrere Tage fümmerte fich

Niemand um ihn, bis es ihm endlich gelang, durch einen Dienſts

deln und kund geben ſollte.

Wir bürfen im Gegentheil bar daß fidh minbeftene bas Nachahmungstalent in

auffallender Weiſe geltend machte unter den Ruſſen, und daß fie nicht zur gänzlichen Lethargie herabſanken. Mit dem Geſchenke der Freiheit nur fann fich Volf und Land zu wirklicher Blüthe empor ſchwingen, der gute Früchte folgen , während außerdem Mirabeau Recht behält mit ſeinem troftloſen Urtheile :

„Ruß.

land werbe faulen, beror eß zur Reife gebeiht !"

Chronik der Reiſen. Reife im Junern von Braftlien . ( Fortſepung .)

Es iſt für den Reiſenden unvermeidlich mit Leuten in Berührung zu kommen, welche morden haben laſſen, oder gemordet haben, und es iſt daher nichts außerordentliches in einem Hauſe, wo man mit der lan besüblidhen Höflichkeit und Zuvorkommenheit gaſtfreundlich aufgenommen worden iſt, ſich in der Geſellſchaft von Mördern befunden zu haben ; der europäiſche Reiſende hat übrigens im allgemeinen wenig zu fürchten, ſo lange er fich mit der nöthigen Umficht und der dem Braſilianer über alles geltenden Höflichkeit benimmt ; ſollte er ſich aber in Unannehmlich keiten rerwideln laſſen, ſo wird ſein Leben um ſo mehr in Gefahr ftehen ,

als dann auch noch der Widerwille gegen den Ausländer mit in das Spiel fömmt. Von Uberaba gingen wir nach dem Dorfe Monte Alegre, und überſeßten am 30 September am Porto da Dona Anna den Fluß Paranahyba, welcher die Provinzen Minas Geraes und Goyaz trennt. Wir ſchliefen in dem jüngſt entſtandenen Arraial ( Dorfe) do Porto do Paranahyba, wo die männlichen Anſiedler faſt alle Mörder find, welche

fich aus Minas Geraes hieher geflüchtet haben ; einige derſelben ſollen fich hier nur zeitlich aufhalten. Die meiſten ſcheinen fich aber daſelbſt förmlich niedergelafſen zu haben, und nicht mehr daran zu denfen nada ihren alten Wohnfißen zurücfehren zu wollen. Von hier ſolugen wir den erft vor drei Jahren eröffneten Weg nach dem Arraial do Rio Claro

ಬಾ wowo

288

ein , welcher dadurch , daß er die Cidade do Goyaz zur Rechten liegen

Zeit zu Beobachtungen , kleinen Ausflügen, 3agd- und Fiſchpartien ober

läßt, 20 Legoas abſchneidet, und vor uns, ſoviel ich weiß, noch nie von

zum Ordnen gemachter Sammlungen u. dgl. m. zu benußen.

europäiſden Reifenden betreten worden iſt. Die Nothwendigfeit, größere

Am Rio Claro , defien Gewäſſer ſchon dem Gebiete des Tocantins

Vorräthe von Lebensmitteln mitzuführen, hatte die Anzahl der taſtthiere

angehören , beſuchten wir in der Nähe von Dous Irmaos die zeitliche Niederlaſſung von einem halben Duzend Diamantenwäſchern. Die Art

auf 10 vermehrt. Verfolgt von Schwärmen von Mosquitos hielten die Maulefel auf der Weide nicht mehr zuſammen , ſo daß es des Morgens

ſwierig wurde , dieſelben zu finden , und daß ich mich genöthigt fah dem Arrieiro noch einen zweiten Gehülfen (Camarada) beizugeben , wo durd unſere fleine Karawane nun ſeche Berittene zählte, und zufälligers weiſe Vertreter der weißen und ſchwarzen Menſchenrace nebſt den Haupt: abſtufungen ihrer Vermifdung enthielt. Während der Arrieiro, ein lichter Mulatte mit faſt ſchlichtem Haare, ſein erſter Gehülfe ein dunkler

Mulatte mit frauſem Haare , und der zweite Gehülfe ein Cabra (der Sohn eines Mulatten und einer Negerin) war , vertraten Dr. Müller nnd icy, troß unſerer ſonnverbrannten Geſichter die weiße, und der Kodi als unverfälſchter Sohn des Innern von Afrika die ſchwarze Spielart. Die Tagesordnung eines Marſches in dieſen Gegenden iſt beiläufig

folgenbe: ſchon vor Tagesanbruch gehen die Gehülfen auf die Weide hin: aus , um die Thiere aufzuſuchen ; haben fich leßtere nicht zerſtreut, ſo werden ſie gewöhnlich zwiſchen 7 und 8 Uhr zum Lagerplaße gebracht. Während der Zeit bereitet der Roch das Frühſtüd, und richtet der Arrieiro die Padſåttel zurechte, ſo daß fie dort, wo fie die Thiere gedrüdt haben , nicht mehr aufliegen ; das Frühflück beſteht gewöhnlich aus Bohnen und Reiß mit Svec zubereitet und aus in der Luft getrodnetem Salzfleiſche, wenn nicht Flinte und Angel Wild oder Fiſche geliefert haben ſollten. Nach dem Frühſtücke wird aufgeladen und der Marſch angetreten : hat man 4 bis 5 Legoas zurückgelegt, ſo wird der Nachmittag zwiſchen drei und 5 Uhr an dem erſten Bache, und zwar gewöhnlich an einem Plage Halt gemacht, wo früher ſchon eine Tropa ihr Nachtlager aufgeſchlagen hatte , was ſich durch das Vorhandenſeyn von eingetriebenen Pfählen zu erkennen gibt, an welche die Thiere angebunden werden. Alle Hände find nun beſchäftigt um das Gepád abzuladen , die Zelte aufzuſchlagen, Waſſer und Holz herbeizuholen u. dgl. m.; der Roch ſchreitet zur Bereitung des Abendmahles , welches aus denſelben Gerichten, wie das Frühſtüd befteht. Wer nicht anders beſchäftigt iſt, nimmt die Flinte oder Angelruthe zur Þand. Kurz vor Sonnenuntergang werden die Thiere auf die Weide ge trieben nachdem fie Mais gefreſſen haben, wenn es übrigens noch mög lich war , fich ſolchen zu verſchaffen. Unterdeß bricht die Nacht herein, das Abendmahl wird eingenommen , das Gepäde mit Häuten bededt, und der Reſt der Zeit vor dem Schlafengehen von den Nichtbeſchäftigten am Feuer verplaudert.

des Diamantengewinnene ift hier, obwohl höchſt einfach in der Theorie, doch keineswegs ohne Beſchwerden in der Ausübung. Der Waſcher taudit im Fluſſe unter , und beſchwert auf dem Grunde desſelben ſeine Batea (Waſchſchüſſel mit einem Steine, kommt dann wieder an die Oberfläche

des Waſſers, um Athem zu ſchöpfen , taucht wieder unter und zieht nun ſoviel Cascalho (Sand und Gerölle) in die Batea , als er mit 2 - 3 Bewegungen der Rraße (Almocafre) hineinbringen fann . Dieſes Bers fahren wiederholt er ro oft, bis die Batea voll iſt, wozu er mandmal eine ganze Stunde braucht; gewandte Taucher find im Stande , den Cascalho noch bei einer Waſſertiefe von 11—12 Fuß auf dieſe Art hers

auszuholen. Manchmal kommt der Cascalho aber auch an ſo feichten Stellen vor, daß der Wäſcher ſeine Batea damit füllen fann, ohne mit dem Gefichte unter das Waſſer zu kommen ; die meiſten dieſer leicht zu: gänglichen Pläße find aber ſchon in frühern Zeiten bearbeitet worden , und lohnen nur ſelten die Mühe des Ueberarbeitene. Der gewonnene

Cascalho wird mittelft einer ſchwingenden Bewegung der Batea vers waſchen, wobei der Wäſcher ſorgfältigſt die vorfindigen Gerölle beobach: tet, von denen diejenigen Gnformaçoed heißen, in deren Begleitung der Diamant gewöhnlich vorkommt ; befinden ſich in dem herausgeholten Cascalho feine guten Enformaçoes , ſo verläßt der Wäſcher die unhofs .

fentliche Stelle, um ſein Glück anderwärts zu verſuchen . Scheinen ihm

die vorfindigen Gnformaçoes aber Hoffnung zu geben , ſo regt er ſeine Arbeiten auf demſelben Plaße ſo lange fort, bis er Diamanten findet,

die ihm Rechnung halten oder bis er die Geduld verliert, und eine an: dere Stelle aufſucht. Der Einfluß, welchen die Reichthümer der unlängſt entdeckten Diamantenwaſhungen der Serra do Cincora in der Provinz

Bahia, und zum Theile ihr übertriebener Nuf auf die Diamantenpreiſe gehabt haben , hat fich bereits bie an die Ufer des Rio Claro erſtredt, ſo daß ich einige Steinchen, von welchen man ſonſt den Karat zu 14—15 Milreis bezahlte, zu 5400 Reis faufte.

Meine aſtronomiſchen und magnetiſchen Inſtrumente wurden faſt allerwärts der Gegenſtand der Neugierde und Bewunderung; es war mir daher um ſo auffallender, daß in Uberaba die Frauen und Mädchen

forgfältigſt vermieden in den Bereich der Inſtrumente zu fommen , und erſchredt wegliefen , wenn ſie ſich darin zu befinden glaubten. Aus der gemachten Nachfrage ergab ſich , daß Anſtandsgefühl die Urſache dieſes

daß die Thiere frühzeitig eingebracht werden ; manchmal geſchieht es aber, daß dieſelben fich während der Nacht zerftreuen, und entweder dieſen Tag

Benehmens war ; ed hatte fich nämlich die Runde verbreitet, daß mittelft der Inſtrumente alle Gegenſtände in verfehrter Stellung, und ſomit alle Leute auf dem Kopfe ftehend geſehen würden , und es erzeugte ſich hies durch die Beſorgniß, daß in dieſer Stellung der ſchüßende Schirm der

gar nicht, oder doch zu ſpät zuſammengebracht werden, um das Aufbrechen noch möglich zu machen. Fehlt nur ein Thier, ſo laßt man gewöhnlich

Kleider beeinträchtigt werden dürfte. An andern Orten bildete fich die Vorſtellung, daß fich in den Inftrumenten alle Länder der Erde abſpie

Die gelieferte Beſchreibung eines Tagemarſyes fest jedoch voraus,

einen Gehülfen zurüd , welcher das aufgefundene Thier in beſchleunigten

Márſchen der vorangegangenen Tropa nachbringt; fehlen aber mehrere

gelten , und daß ich hiedurch in den Stand gefeßt würde , die Abſtände

verſchiedener Punkte von einander zu meſſen ; der gelehrte Eindruck, welchen ich in vielen Fällen durch meine Inſtrumente auf die Sertanejos

Thiere, ſo geſchieht es, daß die ganze Karawane oft mehrere Tagelang auf demſelben Lagerplaße liegen bleiben muß. So unangenehm die Un machte, dürfte aber oft dadurch wieder verloren gegangen ſeyn, daß fie gewißheit dieſes Zuſtandes iſt, wo man jeden Tag wenigſtens bis 4 Uhr mid Inſecten ſpießen , oder von irgend einem Felfen ein Stück abſola: Nachmittage jeden Augenblic hofft, daß die Thiere eingebracht werden, gen und einpaden ſahen, was ſie über den vollfommen geſunden Zuſtand

ſo muß das Aufſuchen derſelben doch in der Regel ausſchließlich den eingebornen Begleitern überlaſſen werden , welche von Zugend auf an

das Spurnehmen gewohnt ſind und einen außerordentlichen Orteſinn befißen. Würde es der Reiſende auf fich nehmen, ſelbſt in die Campos zu gehen, ſo iſt es nicht allein höchſt unwahrſcheinlich, daß er die ver: lornen Thiere finden würde, ſondern es könnte ihm wohl geſchehen, be ſonders wenn er ein Neuling im Reiſen , daß er ſelbſt verloren ginge, D. h. daß er aus dem Labyrinthe der Serrados nicht mehr zum Lager: plaße zurüdfinden, und ſomit ſeine Leute in die Nothwendigkeit verſeßen

würde , außer den Thieren auch ihn aufſpüren zu müſſen ; e8 bleibt daher nichts übrig als fid ruhig in ſein Sohidfal zu ergeben, und die Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

meiner Gehirnorgane in Zweifel zu laffen ſchien. ( Fortſeßung folgt.)

Dr. Leichardt iſt nach dem Sydney Morning Gerald vom 11 October nach dieſer Stadt in beſter Geſundheit zurüdgefehrt , und

ungeſchreckt durch das Mißlingen ſeiner leßten Meiſe entſchloſſen bis zum Schwanenfluffe (alſo quer durch Auſtralien ) vorzubringen , ſobald die nöthigen Anſtalten getroffen ſeyn werden. Der Bericht über ffeine leßte Neiſe ſoll ſehr intereffante Details über den phyfiſden Zuftand des Innern enthalten. (Athen . 11 März.) Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausl a n d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. U " 73.

25 März 1848 .

Einzelne walachiſche Volksgebräuche und Anſchauungen.

5. Gegen Wampyre. Auf einem walachiſchen Friebhofe

bemerfte ich einmal zwei Walachinnen, welche ein noch friſches ( Mitgetheilt von A. Schott.)

Grab mit einem langen Streif Werg umlegten , und auf allen

1. Der Salamander (solomendre) hat bei dem Wolfe

vier Seiten je einen Fingerhut vol Schießpulver hinbreiteten ,

e$ glaubt, er falle mit dem Regen aus den

Dieſes zündeten ſie hernach an, um Wampyre von der im Grab

Wolfen. Mütter laſſen ihn gern ihren Mädchen über die Hand laufen, damit dieſe zu ben funſtvollen Arbeiten , welche ſie zu

ruhenden Leiche abzuhalten, welcher überbieß für denſelben Zwed noch ein Stück ungelöſchten Stalfe beigegeben war.

große Geltung ;

6. Dem Andenken der Todten. Beim Lobtenmable

lernen und auszuüben haben, geſchickt werden . Mäbchen ſtecken ihn auch gegen Krankheiten in den Buſen,

ißt jeder der Anmeſenben vor allem anderen einen Fruchtfern .

und ſeine ſchönen Farben werden von ihnen häufig als Muſter

Hin und wieder wird auch Weizen gefocht und dieſe Speiſe

für ihre farbigen Stickereien und Weberarbeiten gewählt . 2. Die Sonne der Lobten (sore morzilor), den legten

zuerſt herum geboten.

verbleichenben Schein der Abendſonne benennen die Walachen der

den Manen der Familie gilt. Der Grund hievon iſt wenigſtens bei den Walachen , Serben und Bulgaren der, bag bie Angehös rigen dieſer Völker jenen Heiligen zu ihrem aus- und Schuß

Dasſelbe findet ſtatt, wenn ein Haus

Das Feſt ſeines Hauspatrons begeht, welches immer zugleich auch

Gegend um Mehabia, als ob das Geſtirn des Tages im Untergehen jeßt im Reich der Todten aufginge. Die Benennung dafür zeigt, wie oft ein einzelnes Wort eine ganze Welt von Gedanfen enthält . Zum erſtenmal hörte id, dasſelbe auf einem der ſchönſten Punfte des Banats, auf der hohen Straße bei Stanzillowa zwiſchen den Bergörtchen Szaffa unb dem Nerathale.

Familie zum Chriſtenthum übergetreten war, und von dem wahr ſcheinlich immer audi der Familienälteſte den Namen bekam. Bei den Griechen iſt bieß nicht der Fall, indem dieſe alle ein

Gine wundervolle Ausſicht über eine ausgedehnte Wald- und

Sduspatronenpaar, Conſtantin und Helena , haben.

Gebirgswelt lag ba unter mir in einem legten verbleichenden Abendrothe. Ich ſtand einige Augenblicke in Gebanken verſun-

In welchem Zuſammenhang ſid übrigens das walachiſde Volf den Weizen oder Fruchtfern mit den Todten denkt, fonnte

fen. Gin kleiner walachiſcher Knabe neben mir merkte was ich Dachte und ſagte zu mir : jaka sorile morzilor ! ( fieh hier die Gonne der Lobten !) Nach näherer Grfundigung erfuhr ich was

wie das Samenkorn in der Erde Schooß gelegt wird, um dort verjüngt zu neuem Leben aufzuſtehen ? Wäre es vielleicht ein

patron erwählten, an deſſen Kalendertag einſt die betreffende

ich nicht ermitteln.

Wäre es vielleicht die 3dee, daß der Lobte

er meinte, und daß ihn ſolches ſeine Mutter gelehrt. Die Anſchauung bavon hat etwas mit der der alten Aegyptier gemein,

Ueberbleibfel de Culte der Ceres legifera ?

welche ihre Nefropolen (Lobtenſtädte) ebenfalls immer gegen Abend hatten. Das Land der untergehenden Sonne war ihnen

ein andermal allgemein in der ſogenannten weißen Woche, D. i.

Das Weizeneſſen geſchieht bei den Walachen überbieß noch

hörigen das Angeficht mit einem ſchwarzen oder Dunklen Luche,

die erſte der großen Dſterfaften, in welcher ihnen noch geſtattet iſt, Milch und Gier zu eſſen. Hier ſcheint es, mehreren Mit theilungen zufolge, Bezug auf den Kirchenheiligen Todor von Tyron zu haben, und dürfte vielleicht dem Anbenken Der Mär

damit fte ihre Sünden nicht ſehen , welche in dieſem Augenblick

tyrerfinder der erſten Chriſten gelten.

Das Land der Todten .

3. Bei Sterbenden .

Häufig verhüllen ihnen die Anges

noch einmal wie trübe Schatten vor den Blicken der Sterben7. Todor von Tyron (Theodor von Tyrus), der beis den vorüber ziehen. Shakeſpeare dürfte vielleicht etwas Aehn- | lige Todor wird vom Volfe mit Schild und Speer gewappe liches gebacht haben, als er Richarb III noch in ſeinem legten net , gedacht. Uebrigens fährt er auf einem Wagen mit vier Schlafe die Schatten der von ihm Ermordeten vorführte.

idnaubenden Roffen beſpannt.

4. Das Losfaufen vom Tode (descumparare) . Dass jenige Haus, welches zuleßt einen ſeiner Angebörigen auf den

ift ihm beſonders geheiligt, und wehe dem, der dieſe Zeit, bes ſonders aber den Freitag, durch Arbeiten entweiht, denn er wird

Friedhof beſtattete,

von den Roſſen Lodore zertreten und zerſtampft.

jendet in jeneß, wo der nächſte zu Begras

bende liegt, ein Geſchenk.

Dieſes beſteht gewöhnlich in Brod,

Kuchen , einem Braten, Wein und einem bunten Tuche.

ES

gilt dem Verſtorbenen, melder nunmehr das frühere Todtenhaus vom Tode loskaufte .

Die eben genannte weiße Woche

8. Blumenweibe. Es iſt ein frommer Brauch der Was

lachinnen , daß fte, ſo lang es Blumen gibt,, nie ohne einen Blu menſtrauß in die Kirde geben .

Dieſen laſſen ſie nach dem

Gottesdienſt drin liegen und tauſchen ihn beim nächſten Kirche

290 gang wieder gegen einen friſchen ein . Der welfe wird mit einer Art heiliger Verehrung zu Hauſe an einem Heiligenbilde

oder bei Ihüren und Fenſtern aufgeſtedt. (Schluß folgt . )

Bur Geologie der Südſeeinſeln. Neuſeeland III. ( Fortresung .)

Wenn man reiterhin auf den Fluß Waifato fommt, ſo ers ftredt fich nach Diten ein großer Diſtrict, den man nicht beſſer beſchreiben fann, als wenn man ihn mit den plößlich erſtarrten Wellen eines Meeres vergleicht. Der Waifato fließt in einem tiefen, alten Flußbett mit ſenfrechten Ufern ; der Fluß ſelbſt nimmt in dieſem einige 100 Fuß breiten Canale nur die Mitte ein und ſeine jeßigen Ufer bilden einen zweiten Abſaß : dieß weißt offenbar auf einen frühern Zuſtand des Landes hin , als dasſelbe noch nicht bis zu ſeiner jeßigen Höhe erhoben war und

das Waſſer des Flufſeß eine viel breitere Fläche bebedte. Der Anblick des Landes iſt hier nicht der erfreulichſte, Denn obgleich

die Einſchnitte in der weichen Lufffteinformation überall Waſſer ftrömchen haben, ſo iſt die Vegetation Doch ſehr dürftig und beſteht größtentheils aus Büſcheln eines rauben Graſes, nur hie unb da finden fich friſchere Stellen mit Geſträuch und Bäu men bewachſen.

Man fommt an mehrern wild und nadt aus

ftehenden Regeln vorüber, ungeheuren Aufthürmungen einer ſchwar

zen baſaltiſchen Lava ; auch ihre Gehänge find mit großen Feløs ſtücken bebedt. Noch weiter nach dem Mittelpunkt nimmt die Zerriſſenheit des Landes zu, und hier zeigen fich nun ganz Deut lich die Beweiſe der früher ausgeſprochenen Anſicht, daß die Tuffablagerungen unter Waſſer geſchahen, und die Erhebung nur paroryśmenweiſe vor fich gegangen iſt. Das Land war dem Anſcheine nach rollfommen eben , aber aus dieſer Ebene erhoben fid; zerriſſene Hügel, an deren Seiten mehrere ſehr regelmäßige Terraſſen fichtbar waren, zwei oder drei über einander, die denen an gegenüberliegenden Hügeln entſprechen , wo jede Maſie eine Zeit der Ruhe in der nach aufrärte gebenben Bewegung

andeutet. Auch kommt man an vielen tiefen Löchern vorüber, die baber zu rühren ſcheinen , daß die Sagwaſſer durch das po

röſe Geſtein durchfiderten , einen Sheil durch unterirdiſche Gas

Etwa eine halbe Meile von dieſen Quellen, und zwar an dem ſüdlichen Abhang derſelben Erhebung finden fich andere, die nicht minder intereſſant find. Sie liegen in einer Schlucht, die von ſteilen, faſt ſenkrechten Hügeln begränzt ift ; einige foms men aus vulcaniſchem Gneis oder Sand hervor, find zwei Fuß und darüber tief und die obere Deffnung iſt ungefähr eben ſo weit. Das Waſſer war faſt klar , hatte einen angenehmen , fäuerlichen Geſchmack und verbreitete einen Geruch nach Schwefels waſſerſtoffga8. Dünne Ausblühungen von Alaun und Schwefel bedeckten den Rand.

Wurde der Thermometer auf den Boden

gebracht, ſo ſtieg das Quedfilber zum Siedpunkt. In einer kleinen Entfernung davon finden fich mehrere Löcher mit fochen dem Schlamm , und noch etwas weiter nach Dſten hatten dieſe

Schlammvulcane vollſtändige, abgeſtumpfte Regel gebiidet, von Denen einer eine Baſis von etwa 15 Fuß im Durchmeſſer und eine Höhe von 10 Fuß hatte ; innerhalb dieſes Kegels war ein Irichter mit einer Deffnung von nahe an 2 Fuß im Durch

meſſer und mit heißem Waſſer angefüllt , in deffen Mitte bes ſtändig Luftblaſen aufſteigen. In einem großen Waſſerbehälter waren acht ſolcher Regel, wahre Krater in Miniatur, denen man fich indeſſen auf feine Weiſe nähern fonnte. Nicht weit von dieſen Stufas, in demſelben Thale, war an

dem Fuß eines fenfrechten, etwa 60 Fuß hohen Abhange ein anderer Behälter, in dem ein weißeß, ſchlammiges Waſſer, das an der Oberfläche einen weißen Schaum bildete, in beſtändigem Kochen begriffen war, und in kurzen Zwiſchenräumen und mit großem Geräuſch Waſſerſtrahlen bis zu einer Höhe ron 8 bis 10 Fuß austrieb . Ein weißer Thon war an dem Rande dieſes Loch abgelagert , hie unb da lagen größere Bimeſteinſtücke ober in allen Graben zerlegte Schladenmaſſen ; das Loch war dem

Anſchein nach ſehr tief, ſeine Tiefe aber fonnte wegen Mangel eines hinreichend ſchweren Loths nicht gemeſſen werden. Ghe inan den See Taupo erreicht, nähert man fich einer Hügelreihe, die Rangitoto heißt , und welche die innere Gruppe Des Tongariro mit den weſtlichen Küſtenhügeln verknüpft ; bad Geſtein iſt hier eine Art Thonfteinporphyr und iſt bis zu einer großen Tiefe ſehr zerſeßt. Der See Taupo liegt in 38° 45 ' S. B. und in 176 D. L.; er iſt der größte von den vielen Seen , die in einer Richtung von Südweſten nach Nordoſten

Ungefähr eine Lagreiſe vom Taupo -See findet man die ers

fich durch die Inſel ziehen , und da er faſt ring&um von fteilen Ufern aus ältern vulcaniſchen Gebirgsarten umgeben iſt , ſo

ften heißen Quellen, die von nun an in ungemeiner Häufigkeit vorfommen. Der Weg zu ihnen führt durch ein Thal , an

fann er wohl als der Mittelpunkt der vulcaniſden Thätigfeit, als ein mächtiger Erhebungskrater betrachtet werden. Er iſt

deſſen Seiten man wiederum die merkwürdige Terraſſenbildung wahrnimmt. Die Quellen felbft find am Fuß einer niedrigen

ungefähr 9 deutſche Meilen lang und 7 breit , ſein Waſſerſpies

näle fortführten und den Boden dadurch einfinfen machten .

Hügelreihe von Regelförmiger Geſtalt, die aus Schladen befteht. Es waren drei große und mehrere kleine Waſſerbehälter. Die größern waren Trichter, deren Deffnung einen Durchmeſſer von

etwa 25 Fuß hatte.

Das Waſſer war milchweiß, thonig und

in beſtändigem Aufwallen , in mehrern wurde es in unregela mäßigen Zeiträumen mehrere Fuß hoch in die Höhe geworfen . Der Geſchmad war etwas ſäuerlich. An den Seiten des Trich ter& fam ein heißer Dampf aus mehrern Spalten ; Schwefel unb Alaunausblühungen bedeckten die Felſen , hie und da fans ben ſich auch Spuren von Eiſenvitriol. Die Temperatur der milchigen und ſchlammigen Maſſe war über dem Sietpunfte

des Waſſers, doch iſt es zweifelhaft wie viel , da die Fahren heit'ſche Scala des Beobachters nur bis zu 216 Grad graduirt war .

Ein röthlicher und gelblicher Thon bildet den Nand des

Iridere.

gel liegt 1337 Fuß über dem Meere ; doch fann dieſe Angabe nur eine annähernde Genauigkeit haben , da fie bloß thermomes

triſch gefunden wurde. An ſeinem ſüdlichen Ufer fallen mehrere Flüſſe in ihn , und er hat ſeinen Abfluß durch den Fluß Wais fato. Einige von den erſtern entſpringen an der ſchneebedec

ten Gruppe bed Kuapahu und Tongariro, die ſüdlich von dem Gee gelegen find, und andere an der Hügelfette , welche die Wafferſheide zwiſchen den Flüſſen bilden , die einebtheils in den See Laupo, anberntheile in die Hawkes '- Bucht an der Difüfte

fallen. Die Flüſſe, die vom Ruapahu und Tongariro kommen , haben ein niedriges Aluvialdelta an ihrem Ausfluſſe in den

See gebildet, das von ſteilen Hügeln und engen Schluchten ums geben iſt. Alle dieſe Flüſſe führen eine große Menge Bims ſtein mit ſich, der ſich entweder mit dem Aluvium miſcht, oder

in den See und durch den Waifatofluß nach der Weſtküſte ges bracht wird. Das nördliche und weſtliche lifer ſind am ineiſten

291

büglicht, das öfliche Ufer iſt dagegen etwas offener. An dem ' findet ſich eine mit Giſenvitriol gemengte Erde ; noch weiter nach leptern bezeichnet ein vulcaniſcher Regel die Stelle , von der der Fluß Waikato berfommt, ein Regel, der an vielen Stellen Fumas volen hat . In dem beſchriebenen Delta bagegen ſind die inte-

reſſanteſten heißen Quellen , und zwar an dem Fuße der Hügel, Die Dasſelbe nach Südweſten begränzen.

Dort ſteht ein Dorf

unten, ungefähr einen Fuß von der Oberfläche entfernt, liegt ein heißer, grauer Schlamm . 68 geſchieht ſehr häufig, daß die Eingebornen auf der dünnen Krufte einbrechen und fich auf eine fürchterliche Weiſe verbrennen .

Alle dieſe Quellen ſtehen auf gleicher Categorie mit denen

der Eingebornen , Terapo genannt. inter dieſem erheben fich

von 3sland und St. Michael auf den Azoren.

baſaltiſche und porphyritiſche Bügel ungefähr 100 Fuß über den See. Steigt man dieſelben hinan, To findet man , Daß der

Waſſer, bag den Boden zerſeßt, durch welchen die Quellen heraufs dringen ; es bleiben nach vollſtändiger Auslaugung unlösliche Kies ſelerdeverbindungen, Thone, zurüd. Die löslichen Kieſelerdeverbin

Boben eine hohe Temperatur hat ; die Oberfläche iſt an dieſer

Es iſt das heiße

Stelle oft tabl, oder mit Algen und Lebermooſen bebedt ; er bes fteht aus einem rothen oder weißen Shon, der ſich ſehr weich anfühlt. Die Veränderung des Geſteins, aus dem dieſer Thon hervorgegangen iſt, wird durch heiße Dämpfe hervorgebracht, die aus hundert Spalten mit Gewalt heraustreten . An vielen dieſer Stellen finden fich feidhte Duellen , die einen heißen ,

Dungen bringen mit dem Waſſer herauf, und bei der Verbunftung

fohlammigen Grund haben , in den man eine Stange viele Fuß

benden weichern Solfataren oder auch ſaure, alaunhaltige Duels

tief einſtoßen fann .

Die Temperatur des Waſſers iſt von 90

len. Ganz nahe beim See Laupo iſt der Tongariro, die höchſte

bis 100° Celf. In einigen hat das Waſſer einen ſäuerlichen, in andern gar keinen Geſchmack. Wenn man das Dhr auf den

Feuereſie jenes unterirdiſchen Heerdes, der hier nahe an der Oberfläche liegen muß. Wenn man die Hügel . hinter Lerapa

Boben legt, und auch ohne dieſe8, hört man ein lautes, fochen .

anſteigt,

des Geräuſch , wie wenn Waſſerdämpfe ſich durch eine enge Deffnung durchbrängten. Auch unmittelbar am Seeufer finden

Spiegel des Sees erheben, und die in der oberen Region aus einer blaſenreichen baſaltiſchen Lava beftehen , ſo eröffnet fich die Ausſicht auf den ſehr abgeſtumpften Regel dieſes Vulcans. Aus

fich mehrere warme Duellen , die von den Eingebornen zu Bä bern hergerichtet find, in denen ſie die Temperatur nad Bes lieben moderiren fönnen . Ueberau an den Hügelgehängen längs

des genannten Delta bringen aus zahlreichen Spalten , heiße Dämpfe. Aber die merkwürdigften Quellen find ungefähr eine halbe Stunde von Terapai. Ein heißer Waſſerbehälter von 520 entleert ſein Waſſer in einen falten Bach. Etwas weiter in einer jüdöſtlichen Richtung iſt ein großer Kochbrunnen ; er bila det ein Baffin 9 Fuß im Durchmeſſer und ungefähr 15 Fuß tief. Dieſe Duelle entleert fich ebenfalls in den oben erwähnten

Bach, und zwar durch einen unterirdiſchen Gang ; der Rand dieſer Quelle beſteht aus Kieſelftnter, und der Boden um fle berum tönt hohl.

Das flare , durchſichtige Waſſer walt be:

ftändig auf und wird in Zwiſchenräumen von wenigen Secuns Den 4 bis 5 Fuß in die Höhe geſchleudert ; ſein Geſchmack iſt

angenehm ſalzig. Es gibt noch mehrere andere Baffing von verſchiedener Temperatur , in deren weißem Sinterboden das Waſſer feine urſprüngliche blaue Farbe zeigt ; die Schichten des Sinter8 fint oft bon Eiſenvitriol etwas grün gefärbt.

Auch

entſtehen dann auf dieſen die Ginter und Chalcebonartigen Geſteine, die fich ebenfalls finden. Schwefelwaſſerſtoffgas und ſchweflige Säure find in Neuſeeland häufig die Begleiter der heißen Dämpfe

und durch deren gegenſeitige Zerſegung und Vorherrſchen des einen oder des andern bilden ſich die gleich näher zu beſchrei

die fich bis zu einer Höhe von 1600 Fuß über den

der Spiße ſteigen von Zeit zu Zeit Dämpfe auf, ſeine Seiten zeigen eine Menge Spalten, aus denen ebenfalls Dampf hervor fommt.

An ſeinem Fuße liegt ein ungefähr eine halbe Stunde

langer See, Der Rotu Aire heißt ; dieſer See bildet die Haupts quele des Fluſſes Waikato. Der Longariro iſt nicht die höchſte

Spiße der Berggruppe, ſondern hinter ihm erhebt der ſchnees bedecte maſſenhafte Ruapahu ſein Haupt noch höher in die

Wolfen. Nach Weſten fenft fich dieſe Berggruppe allmählich in das Thal, und über dasſelbe hin ſchweift das Auge über ein wellenförmiges Land nach der Cooksſtraße, und dort erblidt man in einer Entfernung von 15 Meilen den hohen Gipfel des Berges Egmont in einer Richtung Süd 60 Weſt. Das ganze Land zwiſchen dem Tongariro unb Berge Egmont iſt mit uns Durchdringlichem Urwalde bebedt. (Schluß folgt.)

Chronik der Heiſen.

gibt es einige ſehr ftark faliniſche falte Quellen, ganz in der Nähe der erſtern, ſo wie auch einige Schlammlöcher. Es würde

Reiſe im Jnnern von Braſilien .

hier zu weit führen, die Menge von Quellen näher zu beſchrei

Den 6 November überſeßten wir den Fluß Araguay , und erreich ten ſomit die Provinz Mato Groſſo ; der ganze Landſtrich von Uberaba

ben, die an dieſer Stelle beinahe einen Raum von einer Dua . Nur ſo viel ſey bemerkt, daß man nur mit großer Vorſicht ſich einigen von ihnen näbern fann ; nur

bratſtunde bedecen.

( Fortſeßung .)

bis hieher hatte vor wenigen Jahrzehnten noch keine anſäſſigen Bewohner

eine Dünne, von den Quellen ſelbſt gebildete Kruſte von Kieſels

und wurde daher zum Sertao gerechnet, was das unbewohnte Innere“ bedeutet. Heutzutage ſind dieſe Gegenden , wenn auch ſehr dünne,

erbeabfäßen ſcheint einen cavernöſen Raum zu bedecen , durch

iminerhin ſchon bevölfert ; ſolange wir noch in der Provinz Minas

Deſſen Decke aus Spalten die heißen Dämpfe heraufbringen,

Geraes waren, verging fein Tag, ohne daß wir menſchliche Wohnungen trafen, und ſelbſt in der Provinz Goyaz machten wir nie mehr als vier

Dämpfe, die von den Regenwaſſern herrühren , die auf die bes nachbarten Höhen gefallen, durch Spalten zu dem innern Wärmes herb eingetreten und dort in Dämpfe verwandelt worden ſind. Die unmittelbare Nachbarſchaft eine tiefen Sees iſt in dieſer Hins fidt auch nicht ohne Bedeutung. Auf der Oberfläche bilden die Rieſelerdabfäße eine weiße, glatte Rruſte mit fehr ſchönen , ſchwamm förmigen unt tellerförmigen geſtielten Bildungen von dendritiſchem Anwache, auch ſtalagmitiſche Formen, von denen die einzelnen Papillen fich concentriſch abgeſept hatten . Ueber der Kruſte be-

1

Tagemårſche, ohne wenigſtens zu der armſeligen Hütte irgend eines Anſiedlerø zu kommen . Vermöge der eigentlichen Bedeutung des Wortes

können daher dieſe Gegenden ſchon nicht mehr als zum Sertao gehörig betrachtet werden, wohin fie aber der Sprachgebraud dennoch fortfahrt zu rechnen. Am linfen Ufer des Araguay betraten wir nun aber ein Land , welches noch im ſtrengſten Sinne nach der alten Bedeutung des Wortes Sertao iſt, und ſchon zu dem ungeheuren Nordgebiete Braſiliens gehört, in weldjem mit Ausnahme der geringen Bevölkerung längs des Amazonas und ſeiner Nebenflüſſe bis an die Gränzen von Peru, Ecuador,

292 Venezuela und Guiana nur Indianerſtämme hauſen , von denen viele höchſt wahrſcheinlich noch nicht einmal dem Namen nach bekannt ſind. Die Reiſe vom Porto des Araguay bis Cuyaba war vor wenigen Jahren weniger beſchwerlich als heutzutage , indem längs des Weges ſchon einige Anſiedlungen beſtanden , welche den Reiſenden mit Mais und andern Bedürfniſſen verſehen konnten ; feindlid, geſinnte Indianer: ftamme haben aber dieſelben zerſtört, und deren Bewohner theils ermor: von fiebzig det, theils verſcheucht, ſo daß fio gegenwärtig in .

andern einen Pfeil durdy den Leib jagten. Die Sendung der Bandeiras iſt in vielen Fällen eben ſo nußlos als grauſam , indem die überbleiben den Indianer es für ihre Heiligſte Pflicht halten den Tod ihrer Stamms:

verwandten zu rächen , und es iſt zu bedauern , daß die braſilianiſcheu Behörden nicht ſchon längſt andere Mittel und Wege gefunden haben , um eine Hand voll Indianer zu verhindern, bereits angeſiedelte Gegens den wieder zu entvölfern und die öffentliche Sicherheit des Weges nada

Provinzen des einer der zu bedrohen , während es Verzoals mit dervedushahmezweierwachtpefte Ginsb anfafige feine n"gar uds höcht n wahrſch einlich Indian ist, bagfichbieje erburch out fromme wohner finden . Die Volfsmeinung beſchuldigt die Coroados und bei einem zweckmäßigen Verfahren aus Ruheſtörern hätten in Balde ir

Caiapoß der verübten Feindſelig feiten, und es ſcheint feinem Zweifel zu unterliegen , daß fie größtentheils den Coroados zur Laſt fommen ; ob und inwiefern die Caiapoß daran Antheil genommen haben , iſt ſehr ſchwer zu entſcheiden . Gewiß iſt es aber, daß die Coroadog vor nicht

langer Zeit zwei Soldaten , welche die Briefpoſt trugen, ermordeten , und höchſt wahrſcheinlich waren es gleichfalls ſie, welche unlängſt nächtlicher: weile bis an das Zelt eines Reiſenden , der mit wenigen Begleitern hins ter der Tropa ohne Hunde zurūdgeblieben war, heranſchlichen und ihre Pfeile durch die Wände des Zeltes ſo abſchoffen , daß fie ihn ganz gewiß

durchbohrt hatten, hätte er nicht zufälligerweiſe dieſe Nacht in der Hänge: matte anſtatt wie gewöhnlich in ſeinem Feldbette geſchlafen . Dieſe Vor: fälle haben die Rarawanen veranlaßt , auf der Hut zu ſeyn , und dieſe Gegenben nicht ohne die Beobachtung gewifier Vorfidhtemaßregeln zu durchziehen ; jedermann reitet gewöhnlich außer mit Piſtolen auch noch mit einer Flinte bewaffnet, niemand entfernt ſich allein zu weit von der Tropa , auch im Nachtlager werden die Waffen ſtets in Bereitſdaft gehalten , die Hunde außerhalb der Zelten angebunden , und die Feuer ſobald als thunlich ausgelöſcht. Wir hatten und ſchon bei St. Barbara einer andern Truppe an geſchloſſen, wodurch unſere Karawane nun acht Männer zählte, welche alle wohl bewaffnet waren, ſo daß wir hofften mit einiger Vorſicht die Indianer ferne zu halten, da es befannt iſt, daß fie nicht leicht angrei: fen , wenn ſie Gefahr laufen , nur einen oder ein Paar der ihrigen zu verlieren. Sie ſollen daher den Tropað oft mehrere Tagelang folgen, um die Gelegenheit zu einem unvermutheten Ueberfalle abzuwarten, web halb es von Seiten der Rarawanen nothwendig iſt, bei anhaltendem Regen insbeſondere auf der Hut zu ſeyn, indem dann die Unverläßlich: .

,

feit der Feuergewehre die Pfeile in Bortheil ſtellt; ergibt fich feine günſtige Gelegenheit zur Heberraſdung , ſo ziehen ſich die Wilden endlich unverrichteter Dinge zurück. In Folge der Ermordung der erwähnten

Boſttrager errichtete die Provincialregierung , insbeſondere zur Aufrechts haltung der Poſtverbindung , die bemerkten Wachtpoſten , und ſendete zur Züchtigung der Coroados eine Bandeira von 50 Mann , von einem

Trilhador begleitet aus, welcher die Kunſt befißt dort Spuren zu ſehen, wo andere Leute nichts ſehen. Nachdem die Bandeira mehr alb zwei

Monate lang in der Wildniß herumgezogen war , und fich großentheils von wilden Früchten und dem Ertrage der Jagd und des Fiſchfanges ernährt hatte, fanden ſie endlich eine Aldea (Dorf) der Coroadog an dem Zuſammenfluſſe des Nibeirao dos Vertentes mit dem Rio S. Lourenzo.

Die Mitglieder der Bandeira umzingelten die Aldea und richteten ein furchtbares Blutbad unter den erwachſenen Bewohnern ohne Unterſchied des Alterd oder Geſchlechtes an, worauf fie ihren Nüdzug antraten und 11 Kinder als Gefangene mitnahmen ; an dem Halſe von einem der Kinder fand ſich ein Stüc Rupfer angehängt, von welchem man glaubte, daß es zu dem Beſchläge der Brieftaſche gehört habe, welche die ermor deten Poſttråger mit ſich hatten. Der größte Theil der jungen Fräftigen Indianer entging aber dem Blutbade, indem fie fich auswärts auf der Jagd befanden ; nachdem ſie bei ihrer Zurüdfunft nach der Aldea geſehen hatten wag da vorgegangen war, machten fie fich alſogleich auf, um die Bandeira zu verfolgen. In einer Nacht hatte die Bandeira ihren

Lagerplaß in der Nähe eines Waſſerfalles aufgeſchlagen , ſo daß die Schildwachen wegen des Rauſchend des Waſſers nicht gut hören fonnten . Die Coroados ſchlichen ſich heran, machten einen Angriff, und tödteten einen Mann , welchen fie durch den Kopf ſchoſſen , während ſie einem Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

friedliche, und mit der Zeit in nüßliche Einwohner verwandeln laffen.

Was uns anbelangt, fo fahen und hörten wir nicht von den Indianern, während eine andere Tropa hingegen, welche in einer geringen Entfernung hinter uns fam , an mehreren Punkten ihre Feuer fah , und einmal des Nachts aud durch den wirklichen oder vermeintlichen Sball ihrer Blas: inſtrumente in Srecken geſeßt wurde ; ſo wie wir von den Indianern unbeläſtigt blieben , wurden wir auch ſonſt von den Umſtänden ſehr bes günſtigt. Keines unſerer Thiere erlag dem Mariche, obwohl wir ihnen längere Zeit feinen Mais zu geben hatten, ihnen feine Naſttage erlauben fonnten und große Tagereiſen machten , um mit dem mitgenommenen Vorrathe von Lebensmitteln auszureichen. Die vielen Gerippe , welche wir am Wege trafen und die von ſolchen Thieren herrühren, welche der Reiſe erlagen und ihrem Schidjale preisgegeben in der Wildniß zurüd gelafſen werden mußten, erinnerten uns, daß manche Tropas dieſen Weg

unter minder günſtigen Verhältniſſen alb wir zurückgelegt haben. Wir litten troß der vorgerückten Jahreszeit nur wenig von Regen , und freuzten alle Bäche und Flüſſe zu Pferde ; keiner von dieſen Flüffen iſt mit einer Brücke noch mit Booten verſehen, und das Ueberſeßen der ſelben ſoll nach anhaltendem Regen jedenfalls zeitraubend und mand mal ſelbſt gefährlich ſeyn. Entweder muß ein zeitlicher Steg über dies ſelben gebaut werden , auf welchem das Gepäcke hinübergetragen wird, während die Thiere durchſchwimmen, ober es werden ſogenannte Pelotos gemacht, indem Ochſenhäute an vier Seiten auſgekrempt , und an den Eden zugenäht werden , ſo daß ſie eine Art viereckiger Rähne bilden, in

welden ein Camarada Menſchen oder Gepäcke ſdywimmend nach ſich zieht. Gs ſcheint, daß anfänglich gerade der Gegenſaß mit dem gewöhn lichen Alltagsleben dem Aufenthalte im Sertao einen eigenen Reiz ver: leihet ; ſpäterhin gewöhnt ſich der Reiſende, noch bevor er den Araguay erreicht, an die Eigenthümlichkeiten des Sertao-lebens, ſo daß er fide felbſt in den ganz unbewohnten Gegenden, ich möchte fagen , nicht un: heimiſch fühlt. Könnte aber jemand, der vielleicht nie die Linien ſeiner Vaterſtadt außer auf kleinen Ausflügen überſchritten hat, plößlich hieher

gebracht werden, ſo dürfte er ſich allerdings in die Urperiode der geſells ſchaftliden Lebensverhältniffe zurücverſeßt fühlen. Es handelt fich hier nicht mehr darum , modiſch gefleidet zu ſeyn , ſondern die Haut gegen Regen, die brennenden Sonnenſtrahlen und Mosquitenſliche zu ſchüßen, nicht darum fich ausgeſuchte Speiſen vorgeſett zu ſehen , ſondern den Hunger, rey es auch mittelſt gröberer Roſt, zu ſtillen , nicht darum an feine Weine zu denken, ſondern gegen den brennenden Durſt, ſey es audi nur følechtes, Waſſer zu finden, nicht darum den aufrühreriſchen Glemen ten aus den Fenſtern einer bequemen Herberge behaglich zuzuſehen, ſons dern ſich und ſein Gepäck im Nachtlager mittelſt Zelt und Häuten, ſo

gut es geht, gegen die Wuth des tropiſchen Donnerſturmes zu ſchüßen. Den 2 November erreichten wir wieder das Flußgebiet des Las Plata, welches wir aber noch einmal verließen , um den 26 November

den Nio Manſo zu freuzen , welcher höchſt wahrſcheinlich der eigentliche Urſprungsfluß des Rio das Mortes iſt, der fich in den Araguay ergießt. Den 27 November ſtiegen wir das Gehänge eines Seitenzweiges des Hochebenenzuges hinab , auf weldem uns unſer Weg von Taquaral bis hieher geführt hatte ; dieſer Zug begrängt hier bas Flußgebiet des Paraguay gegen Diten und Norden , und gewährte und ſoweit das Auge reichte, eine herrliche Ueberſicht über die Bedenebene des Guyabàfluffes. ( Fortſepung folgt.)

Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenman n.

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. u". 74.

27 März 1848.

von Felſen erhebt. Dieſer Regel beſteht ganz aus loderer Aſche,

Das ethnographiſche Muſeum in Kopenhagen.

und aus einem Krater, der etwa '% Stunde im Durchmeſſer hat Die Berlingee Sibenbe vom 13 und 14 März enthält einige nähere Angaben über ein in Kopenhagen gebildetes ethnos graphiſches Muſeum , das noch nicht eröffnet iſt, wahrſcheinlich

und ſehr tief iſt, werden beſtändig heiße Dämpfe ausgeſtoßen. Die Spiße des Vulcans möchte etwa 6000 Fuß über dem Mees

weil bie Sammlungen erſt noch geordnet werden müſſen. Man ſcheint mit der Sammlung ſebr methodiſch zu Werfe gegangen

gariro hat einen höheren Spiegel als der Taupo See, er iſt nach thermometriſchen Meſſungen 372 Fuß höher oder 1709 Fuß Es ſcheint nicht alê wenn die Eingebornen über dem Meere. Renntniß von einer bedeutenden Gruption des Tongariro hätten , und der Krater befindet fich alſo in einem verhältnißmäßigen Zuſtand der Ruhe ; doch behaupten fle, daß er bisweilen Ajdhe auswürfe, die vom Wind weithin geführt würde, auch daß fle häufig einen feurigen Widerſchein am Himmel wahrnehmen . Von dieſer verhältnißmäßigen Ruhe mag es fommen, daß Erbs beben in Neuſeeland nicht ſelten find; während der Anweſenheit der Coloniſten in Wellington und am Wanganuifluſſe wurden mehrere ſtarke Erſchütterungen verſpürt, und zu anderen Zeiten

zu ſeyn, indem man zuerſt darauf bedacht war, dort wo Däne marf Colonien oder ſeit langer Zeit her Verbindungen hat, die intereſſanteſten Gegenſtände zuſammen zu bringen . Die Beams ten in den oftindiſchen Befißungen wurden beauftragt dazu mits

zuwirfen ; ſo fammelte ør. Elberling in Bengalen 377 Gegen ſtände, ør. Möller in Iranquebar 164, fle manbten ihre Auf merkſamkeit auf beſonders charakteriſtiſche Gegenſtände, inbiſche Hand- und Acerbauwerkzeuge, u . dgl. Sachen , die fich ſelten in den gewöhnlichen Muſeen finden . Die Erpedition der Galathea

wurde beſonders benüşt, um auf den nifobariſdhen Inſeln , auf Singapor und auf den Sübſeeinſeln die entſprechende ftanbe zuſammen zu bringen. Eine andere Weltgegenb, mit

der Dänemark ſeit Jahrhunderten Verbindungen unterhält, ift Grönland, eben ſo einige Striche von Weſtafrika. Der Däniſche Conſul Jurig ſammelte auf dem Kap, und ſo find noch eine

Menge Perſonen aufgezählt, die für die Sammlung thätig Die obenerwähnte Berlingske Tidende foließt nach waren . Aufzählung der wichtigſten Sammelorte mit den Worten : „Gin allgemeines ethnographiſches Muſeum iſt indeß ein ſo uma faſſender Gegenſtand, und forbert, um auch nur einigermaßen

ſeine Beſtimmung zu erfüllen, ſo viele Gegenſtände, daß man zufrieden ſeyn muß, wenn bloß einige Abtheilungen fich einiger

resſpiegel liegen.

-

Der See Rotu Aire am Fuße des Ton-

wurden dieſelben in Kawia an der weſtlichen Küſte, in Matas mata im Thal der Themſe und in Cloudy Bay in der mittle ren Inſel bemerkt. Auch die Eingebornen am Fuße des Ton gariro erzählten von leichten Erſchütterungen . Nicht weit von Rotu Aire findet fich ein anderer kleiner

See, der feinen Ausfluß hat und in einem ringförmigen Reffel

von Bergen liegt ; eß iſt dieß der Rotu Ponamu.

Auch dieß

iſt ein alter Krater, Trümmer einer harten baſaltiſchen Lava bebeden ſeine Ufer; ſein Spiegel liegt wieder höher wie der det Rotu Aire, er iſt nämlich 438 Fuß über bem bes leßteren, ober 870 Fuß über dem Spiegel des Saupoſee8.

Vollſtändigkeit nähern, und der Plan für die ganze Sammlung

An dem nordöſtlichen Ende des Taupoſees iſt der bereits.

Wir wollen wünſchen, daß

erwähnte Maunga Zahara, ebenfalls ein vulcaniſcher Kegel, der

dem neuen Inſtitut ferner das Wohlwollen zu Theil werbe, das ihm bis ießt geworden iſt ." Wenn man erwägt, welche ſchwache

ganz von Spalten durchzogen iſt, aus denen Gaſe ausſtrömen , und von dem einige warne Bäche in den See fallen . In der That wohin man fich wendet, fteht man Gasausbrüche oder Dämpfe, die aus warmen Quellen aufſteigen . Dort find übris

fich ſpäter nach und nach entwidelt.

Mittel Dänemark im Vergleich mit andern Staaten hat, ſo muß

man billig einem ſolchen Beſtreben alle Anerfennuug zollen.

gens beſonders wirkliche Solfataren vorherrſchenb; über eine große Fläche zerſtreut finden fich kleine Hügel, auf der Obere fläche ſchwarz und ſchmußig, im Innern aus dem reinſten Schwes

Bar Geologie der Südſeeinſeln. Neuſeeland. III. ( Schluß.)

68 war bem Schreiber dieſe8 leider nicht vergönnt,

den

fel beſtehend. An anbern Drten find an Klüften Ausblühun. gen von ſchwefelſauren Salzen vorherrſchend, je nachdem ents weder der ausſtrömende Schwefelwaſſerſtoff oder die ſchweflige

Tongariro zu erſteigen , die Eingebornen hatten ihn auß aber

Säure, die hier überall zum Vorſchein kommen, die Oberhand

gläubiſcher Furcht mit dem Interbict (Labu) belegt. Kurz vor ihm hatte ihn indeſſen Bidwell beſtiegen , und aus ſeiner Mits theilung (Rambled in New Zealand) ergibt fich, daß ein etwa

Das legtere ift an einem kleinen See der Fall, der einige Meilen von Laupo liegt ; ſein Waſſer hat einen burchaus alaunartigen Geſchmad , während an ſeinen Ufern beſtändig

1500 Fuß hoher Gruptionsfegel fich aus einem Amphitheater

Dåmpfe hervorbrechen, die fich in einer Wolfe über ihm lagern.

behält .

294 con Ein anderer See iſt der Rotu Mahana , Deifen heiße Quels len inbeffen wieder zu der Kategorie der Rieſelerde abiegenden gehören. 68 iſt ein tiefer See mit dem ſchönſten himmelblauen Waffer, in dem fich einige Felſeninſelchen eine gerfesten Shons fteinporphyre befinden,, die entweder nadt oder mit Geſträuch bebedt find , aber aus allen dieſen Inſelchen fommen Dämpfe,

ebenſo aus den Hügeln, bie den See umgeben, der durch das herabfließende heiße Waſſer immer mildywarm ift. Den wuns derbarften Anblid bietet ein über dem Gee an feinem Ufer ges legener Waſſerbehälter bar, das auß weißen Kieſelerbeabfäßen befteht, über die fich das heiße Waffer über Stufen aus ähns Es find 50 Stufen , von lichen Abfäßen in den See ergießt.

gewahr, au & genommen, daß die Gerölle in den Flußbetten und hie und da ein vorſpringen der Feld zeigen, daß die Bafte des Berge8 jene oft berührten ältern plutoniſchen Geſteine, ftellens weiſe auch metamorphiſche Schiefer und grauwacenähnliche Sands ſteine find.

Man fteigt auf einem der Sporen hinan , den der

äußere Rrater gleichſam als Strebepfeiler bildet, und fleht von dieſem in eine furchtbare Schlucht mit fenfrechten Wänden Sinab, in welcher der Fluß Waimafaio fließt. Die unterſte lage dieſer Schlucht ift eine blaue Lava , die bis an die Kante deß Gratë

mit einer 10 bis 15' biden Schichte von Geröl überlagert ift. Er iſt dieß offenbar ein Aufbruchóthal beß äußern Erhebungo. frater8. Dieſer Grat fällt nach dem Krater zu ſteil in ein Jhal

1-2 Fuß hoch und eben ſo breit, ſchön abgerundet und faſt

ab, auf welchem fich erſt der auß vulcaniſcher Aſche und Pas

wie Porcellan , aber ihr Weiß mit einer zarten Roſenfarbe ges miſcht. Von einer Stufe zur andern hängen Kieſelftalactiten

pillen beſtehende, febr fteile innere Regel erhebt.

in fonderbaren Formen herab. Dem fochenben Behälter felbft fann man fich nur auf eine Entfernung von einigen Schritten

bildet ein Schneefeld, bas jede weitere Unterſuchung hindert.

Dieſer ift

größtentheils mit Schnee bedeckt, und auch ſeine obere Fläche

nähern, denn die Anfäße am Rande find dünn unb zerbrechlich,

Nach einer thermometriſchen Meffung iſt die totale Höhe ans nähernd auf 8839 Fuß beſtimmt worden , eine Angabe, bie ſehr

daß fich an den Ufern eines Sees gebildet

von denen von Coof unb Bellinghauſen abweicht, die dieſem

hat ; der Behälter ſelbſt iſt ungefähr 100 Fuß über dem See. Das Waſſer iſt ſchön blau und überfintert in kurzer Zeit alle

Berg nach Winfelbeſtimmungen vom Schiffe aus eine Höhe von 14,000 Fuß gaben . Daß an der Bafts des Berges , am Mees

hineingeworfenen Gegenſtande,

redufer, einige aus Trachyt beſtehende Inſeln fich finden , bie Suderbutinſeln , wurde bereits erwähnt. Doch begegnet man

wie friſches Gie,

Ein Fluß verbindet dieſen See mit einem andern, und an den Ufern des erſtern ſtürzen fich überall ähnliche Raffaden über Ginterſtufen Berab. Auch am Lerawera, wie der andere See heißt, find viele Quellen , doch herrſcht hier wieder mehr heißes Waffer por, ohne Abfäße zu bilden. Nicht minder intereſſant iſt der Rotu Rua. Dieſer See hat ungefähr 6 deutſche Meilen im Umfang unb ift faſt rund. Es find abermald heiße Quellen , die hier die Aufmerkſamfeit beſchäftigen. Die merkwürdigſten find an der Sübſeite des Sees unb bilben mehrere Baffins, auß denen etwa alle 5 Minuten eine 2 Fuß bide Dampfs und Waſſerſäule bis zu einer föhe von 3 bis 4 Fuß geſchleubert wirb. Eine Mafie von Fumarolen dienen den Eingebornen als

natürliche Küchen. Um die Quellen herum findet fidh eine jaſpiệähnliche Ablagerung. Das ganze Dorf , das über den Duellen erbaut iſt, ift wahrhaft Durchchnitten von Spalten, auß denen Dampf hervorkommt , von warmen Duellen und

Schlammvulcanen , von denen einige 10 Fuß hoch find. Die Entwidlung von ſchwefliger Säure ift hier vorherrſchend, und

ed gibt weber Sinter noch Schwefelabfäße, dagegen ſaliniſche In

der Mitte

des Sees

verſchiedenſten

Art. Quellen der Rotu rua iſt ein Feljeneiland, das ebenfalls vol von heißen Duellen iſt.

dieſer Gefteinbart weiterhin nicht wieder, unb eß fann ihr deße

halb nur eine untergeordnete Beziehung zur Bildung dieſes Berge8 zugeſchrieben werben .

Einzelne walachiſche Volksgebräuche und Anſchauungen. (Schluß .)

9. Galium verum .

Am St. Johannistag im Monat

Junius bet griechiſchen Kalender , ſchmüden fide alle Angehörigen der orientaliſch - chriftlichen Kirche mit einem Strauße eben bes zeichneter Pflanze, welche ſonſt auch mit dem deutſchen Namen Labfraut, Gaudyheil, auch unſerer Frauen Bettftroh heißt. In welcher Beziehung dieſe Pflanze zum Johannistage ſtehen mag, fonnte ich troß mehrfachem Nachfragen nicht erforſchen. Smar gab mir ein walachiſcher Barbier, welcher aud Poet and Gdrifts

fteller Dazu war, nachſtehende Erflärung darüber , in welche ich übrigens eben ſeiner Schriftgelehrſamkeit wegen Zweifel ſeßen möchte. Er behauptete nämlich, daß die Römer , ſeine8 Bolfe8 Vorfahren , bei jenem Feite, ale fie fich die Sabinerinnen raubten , ebenfalls die Giße und Zugänge der Galerien mit Sträußen dies

fer Pflanzen geſchmüdt gehabt hätten . Dieß geſchebe denn auch

Die ganze Gegend ift mit Bimeſteingruß und Luff bebedt,

heute noch zur Erinnerung daran, weil eben die Zeit um Sanct

und die Hügelfette, die das Innere des Landes von dem öfts lichen Meer trennt, find Lufffelfen . Die Reihe ber vulcaniſchen

Johannis auch die jenes Römerfefte war. Hat der Raub der Sabinerinnen überhaupt mythologiſche Bedeutung ( i. Norks etymologiſch -ſymboliſch -mythologiſches Wörterbuch , 1845, BD. IV. G. 437), ſo bürfte allerdings Dad Johanni @ fraut (simtjenile)

Ausbruchsſpalten in dieſer Norboftrichtung endigt fidh in Puhia i Wiari oder White Infel, auf welcher der Verfaſſer zwar nicht lanbete , die aber beſtandig weiße Wolfen ausftößt und auf der eine umfangreiche Solfatara ift, von der ſchon mehrere

bielleicht in ideeller Verbindung damit fteben . G8 blüht näms

lich eben um die Zeit der Sommerſonnenwende , wenn die Jah resſonne fich wieder zu neigen anfängt. Ueberbieß wird die Pflanze vom Volfe noch heutigen Lago Tage ale eine zu phyfticher

Schiffeladungen des reinſten Schwefels gewonnen wurden. El bliebe noch übrig in diefer kurzen Skizze der geologie ſchen Beſchaffenheit Neuſeelande des Berges Egmont zu erwähs | Liebe reizende angeſehen, weßhalb die jungen Leute eben um nen, bed andern Endpunkt8 jener Spaltenrichtung, der fich an dem fübweſtlichen Ende der nörblichen Inſel in majeſtätiſcher Jſolirtheit erhebt. Dider Urwald bededt den ganzen Berg, der nahe der Gränze des erigen Soneet fich in fürzerem undurch

dieſe Zeit fte Den Mäbchen an Thüren und Fenſter fteden , auch wohl auf die Dächer werfen, darunter fte wohnen. Nach Mas

dringlichem Strauchwerk endigt. So lange der Weg durch den

thioli bezeichnet audh die alte Botanif dieſes Rraut ale zur Uns feuſchheit reizend, und ſo mag fich denn auch der Name, „unſrer Frauen Bettftroh" erklären . Freilich kommt daburch unſere virgo

Wald führt, wird man von der geologiſchen Beſchaffenheit nichts

intemerata übel weg, aber wer fann Dafür, wenn durch die ers

295

goson

ften Chriſten tie Admutter Cere8 oder Benuß mit allen ihren

erfreut die verjüngte Sonne begrüßen, gerathen viele unbewußt

Abzeichen und Eigenſchaften dazu eingefleidet wurde ? 10. Dman , Dmag. Hauptſächlich ift es die Alantpflanze

berabfallen. Finden und freffert nun Qunbe oder Raßen diefelben ,

( inula ), welche die Walachen mit dieſem Namen bezeichnen. Jedoch

ſo werden ffe baron müthenb .

deinen fte einen ganzen natürlichen Haufen Darunter zu reiben,

in die Sphären De raſenten Windel , ton dem getödtet fle

15. Kreuzbrüberſchaft.

Auch unter den Walachen

obwohl ich aus dem dabei befolgten Syftem noch nicht flug

herrſcht noch häufig hin und wieder der Gebrauch fich gegens

werden konnte. Dman oder Dmag nennen fte nämlich auch die Lodfirſche (Atropa belladonna ) , den Eiſenhut (Aconitum), und ich glaube auch bie Giftbeere (Atropa physaloides Jacq. Nicandra physaloides. Gärtn . ), welche urſprünglich aus Peru ftammend, häufig balb verwildert in ihren Gärten angetroffen

ſeitig und feierlichſt in der Kirche zu berbrüdern und einen

wird.

Die Blätter dieſer Pflanze ſo wie die Wurzeln vom

Alant ſchneider fle fio häufig unter den Jabaf und rauchen fle. Befonderd zeigt teştere dabei einen fehr angenehmen aromatis

ſchen maftirartigen Geruch. 68 ſcheint als ob die Walachen narkotiſche Gewächſe mit dem Namen Oman , Dmag bezeichneten . Freitags in der ſchon oben genannten weißen Woche gehen alle Mädchen hinaus auf die Wieſen , um fich dort die Omagwurs

zeln von inula salicina, hirta et britannica auszugraben, Dieſe fochen fie dann ab und waſchen fich mit dem Abſub den Kopf, um den Gaarwuch8 zu beförbern . 11.

Der Lindenbaft.

Jede Mutter fucht die Fatiche

Bund zu ſchließen, der für die Verbundenen mindeſtens ſo heilig iſt als die Ghe. in folche Bündnis wird übrigens nicht nur zwiſchen

zweien geſchloſſen , ſondern von mehrern oft bis zu zwölfen zu ſammen eingegangen . Auch das Geſchledyt macht dabei feinen Unterſchied, unb e8 tritt dann eine folche Verwandtſchaft ein,

Daß z. B. ein Bundelbruber feine rathen barf. 3n dem Dorfe Jam , rere 3ahre lebte, wurde trop de erft vor 7 ober 8 Jahren noch ein

Bundeſchweſter nicht beus wo ich hier zu Lande mehs firchlichen Verbots dagegen ſolcher Bund von 8 oder 9

Perſonen, darunter zwei Frauenzimmer, durch einen Geiftlichen eingeſegnet. Die Geiſtlichkeit, welche gehalten iſt ſtreng dagegen zu eifern , hat noch immer nicht eiſerné Strenge genug, wo Silber ſpricht, und ſo fommt eß, daß noch hin und wieder

ſolche Kreuzbrüberſchaften in der Kirche eben durch Geiftliche

ihres Säuglinge , wenn nicht ganz Doch wenigſtens theilweiſe

eingeſegnet werden.

Gin folches Verhältniß verlangt von den

mit einem Stüc Lindenbaft zu binden , um die kleine Unſchuld

Kreuz- und Bundelbrübern die innigfte wahre Freundſchaft,

gegen verſchiebene böſe Einwirkungen zu fichern. Aus demſelben Grunde hängt auch an jeder Lagerftätte, gehöre fte dem Mann

welche in Nothfallen forbert , Daß eines bem andern mit ſeinem

ober Weib, Sohn oder Tochter im Hauſe, ein Stüd Baft vom ſelben Holze.

Das Leben einſeße.

12. Sd usbemben. In ſchweren Seiten, da böſe Krant beiten und Seuchen eine Gegend heimſuchen , etwa Peft, Chos lera, tödliche Fieber u. dgl., feßen fich die Frauen eines Dorfe8 in einer Nacht zuſammen, um zu ſpinnen und zu weben. Da muß die Leinwand zu einem Hemd geſponnen , gewoben und dasſelbe fertig genäht werden. Dieſes Hemd wird alsdann auf irgend einem Punkt der Drtomarkung aufgehängt zum Schuße

Der Bweck von Sir f. Mitſchells Reiſe ins Innere von Auſtralien.

gegen das Web, welche die Gemeinde ängſtigt. Anbrerſeits dienen auch Hemden ober Stüde davon in den Händen von Heren , Zauberinnen und Wahrſagerinnen zu Sympathien in

Krankheitsfällen , zu Verwünſchungen , Flüchen , Beſchrörungen und Liebezaubern. 13. Der Hagel.

Er wirb durch die unheilvollen Krüms

merſtüđe von Mühlſteinen gebildet, welche feindſelig ergrimmte Geifter in den Lüften gegen einander fohleudern. Dieſe Geifter find aber niemand anders als ſolche, die lebenden Menſchen ans

gehören, welche fte unbemerkt während des Chlafe8 berlaffen, um in den gränzenloſen Räumen der Lüfte ihren Neigungen und Begierden nachzugeben.

14. Die Fledermäuſe. Im Frühling, wenn mit der erwachenden Frühlingsſonne die erſten Knoſpen an Bäumen und Sträuchern aufſpringen , fallen die Fledermäuſe , halb Vögel, halb Mäuſe nächtlichermeile vom Mond auf die Erde berab. 13. Ablerfage. Nach der malachifden Volf&meinung mauſern fich die Adler nicht wie andere Vögel, ſondern fte find verbammt, während der drei heißeften Sommertage der Sonne ſo nahe zu fliegen , daß fte an deren glühenden Strahlen ihr Gefieder verſengen . Wäbrend dieſer Seit Dürfen fie aud fein Waſſer finden , ihren Durſt zu löſchen , daher ihr heißeres Schreien und Krädigen . 14. Die Hundewuth.

Im Frühling , wenn ich die Lerchen fingent höher und immer höher erheben, ale wollten fie

leften ab und Gut beiſtehe und in dringenben Fällen ſelbſt

Die von uns mehrfach erwähnte Reiſe Sir f. Mitchells iſt in

London erſchienen , und man erhält eine beſtimmte Angabe über den Zweck dieſer Reiſe, welche er am 15 December 1845 von Buree in der Nähe von Sydney aus antrat. Der Plan war norbwarte zu gehen und

einen Weg zwiſchen Sydney und der Spiße des Golf& von Carpentaria aufzufinden, denn es war nicht zu zweifeln, daß bei Entdedung eines guten Ueberlandweges zwiſchen dieſen Drten eine Dampfſchifffahrtslinie eingerichtet werden würde , um vom Golf von Carpentaria que fich mit ben engliſchen Dampfbootlinien zu Singapor in Verbindung zu feßen ." Die Hauptveranlaſſung zur Reiſe nach der Spiße dieſes Golfe war die große Wahrſcheinlichkeit, daß ein Fluß entdedt werden würde , der in nördlicher Richtung fließe und in den Golf falle, in welchem Fall eine Verbindung ſogleich angebahnt werden fönnte, Sir F. Mitichel fand endlich zwar einen Fluß, ſelbſt zwei, aber feinen, der eine gute Verbins dung darbot. Sie waren bis 21° 30' S. B. vorgedrungen, und da fie in dieſer Breite nicht weiter weftwarts fommen fonnten, fehrten fie bis etwa 25° B. zurüd , wo Sir F. Mitſdell mit einigen ausgeſuchten Leuten einen Zug gegen Weſten unternahm . Dieſer dauerte vom 10 bis 15 September , wo eine Felſentette auf einmal alle weitere Ausſicht

hemmte. Doch bemerkte er eine Deffnung, erftieg den nadten Fels, und erblickte von hier aus Ebenen und Hügel in unabſehbare Ferne hinaus, und im Südweſten durch Wälder und niedere Bergfetten beſchränkt.

Das Hügelland ſenfte fich gegen Nordweften , und in dieſer Richtung bemerkte man auch eine Baumreihe, welche einen fernen Fluß anbeutete. Damit hatte er dag lang gehegte Ziel ſeiner Hoffnungen erreicht.

Chronik der Reiſen . Meife im Innern von Braſilien . ( Fortſepung.)

Mit zwei Tagemarſchen erreichten wir Cuyabà, wo wir ſeit langer

Zeit wieder zum erſtenmale in einem Hauſe ſchliefen, und wieder in das

296 Geleife des civilifirten Lebens eintraten. Die Reiſe durch den Sertao

dieſen Gegenden mit bedeutenden Hinderniffen zu kämpfen ; man rechnet

zwiſchen Uberaba und Cuyabà hat mich in der , ſchon bei frühern

daß von 100 tragbaren Rühen jährlich nur 50 Rålber am Leben erhal

Gelegenheiten gefaßten Meinung beftárft, daß man fich im allgemeinen in Europa von der Verbreitung des fruchtbaren Bodens in Braſilien einen viel zu hohen Begriff madt. Es läßt fich nicht läugnen, daß das ungeheure Amazonengebiet und das große Waldland , welches fich von

die Schmeißfliege gefährlich , indem fte ihre Eier in die Nabelwunde legt, ſo daß das Kalb zu Grunde geht, wenn der Baqueiro nicht zeitlich genug die nöthigen Gegenmittel anwendet. Auch die Unge, der König

der Provinz Rio Grande do Sul bis Sergipe zwiſchen den Serras do Gopinhaco und do Mar oft in einer Breite von 100 Legoas länge ter Difüfte Braſiliens hinzieht, ſehr vielen fruchtbaren Boden in ſich ſchließen.

der braſilianiſchen Thierwelt , erhebt von der Anzahl der neugebornen Kälber ſeinen jährlichen Tribut ; ſeltener gelingt es dem Lobo (dem ſüdamerikaniſchen Wolfe) fich eines vereinzelten, neu gefallenen Kalbes

ten werden. Den neugebornen Kälbern wird, wie befannt,

beſonders

Wie würde aber mancher Europäer erſtaunen , der gewohnt iſt fich

zu bemächtigen , indem er zum Glüđe für die armen Kälber ſeinem

Braſilien als ein Paradies vorzuſtellen, in den Sertoes der Binnen : provinzen, an der Stelle üppiger Urwälder faft nur magern Weideboden

europäiſchen Namensbruder an Wildheit bedeutend nachſteht, obwohl er

und Hunderte von Geviertmeilen eines ſandigen Steppenlandes zu finden, welches mandmal ſelbft zur Bichzucht nur wenig taugt. Unabſehbare Gbenen find entweder als Campos limpos nur mit Gras allein , ober als Campos Serrados mit einzelnen Grasbüſcheln und früppeligen Zwerg

bäumen beſeßt, und machen in der trođenen Zeit, wo das Gras verdorrt iſt und die Krüppelbäume fein laub haben , einen ſehr öden Gindruck. Gine hödit angenehme Unterbrechung dieſer düſtern Ginförmigkeit bilden !

die immergrünen Sumpfwieſen , die fich gewöhnlich an den Urſprungs quellen der Badhe befinden und mit maleriſchen Gruppen der zierlichen Buritipalme (Mauritia vinifera ) geſchmüct fint. In den Bacquellen dieſer Buriticaes lauert manchmal die drei bis vier Klafter lange Sucury

( Boa aquatica), um ein Wildſchwein oder ein Reh zu haſchen, welches vielleicht halberſchöpft durch die Hiße der tropiſchen Sonne daſelbſt ſeis nen Durſt löſchen will; freundlicher iſt der Anblic, den dieſe Gegenden nach dem Eintritte der Negenzeit gewähren, wenn das junge Gras auf den abgebrannten Ebenen der Campos limpos hervorſprießt und manch:

höher gebaut ift als dieſer. Ein anderer Uebelſtand iſt, daß die Ninber beſonders dort , wo auf den Campos Waldpartien vorkommen, mit der Zeit ſo wild werden, daß man derſelben nur mittelft der Flinte habhaft werden kann ; es wird ihnen an den Barreiros und Bebedores aufgepaßt, findet ſich das Zeichen des Eigenthümers, ſo wird dieſem die Haut zugemit: telt, hat dieſelbe fein Zeichen , ſo wird auch fie als gute Priſe betrachtet. Gin Theil des Viehes geht alljährlich durch Krankheiten zu Grunde, welche hier mit dem generiſchen Namen der Beſt (peste) bezeichnet wer : den. Zeitweiſe treten aber außerordentliche Seuchen auf, von denen ing:

beſondere das Mal Triſte in den dreißiger Jahren des laufenden Jahr: hunderts die verſchiedenen Provinzen Braſiliens von Rio de Janeiro aus durchzogen , und furchtbare Verwüſtung unter dem Nindvieh angerichtet hat, ſo daß in manchen Bezirfen die damaligen Verlufte noch nicht ganz

erſeßt find. Die Benennung „ Mal Trifte“ fõmmt daher, daß fich die Seuche bei dem hievon ergriffenen Viehe dadurch zuerſt zu erkennen gab, daß dasſelbe anfing traurig zu werden.

Als Vorläufer dieſer Seuche

ftellte ſich ein Jahr früher eine bisher ungefannte Carapatenart in uns

mal an unſere Saatfelder erinnert, während die ausſchlagenden Zwerg:

geheurer Anzahl ein , ſo daß fie bedeutend znr Vertilgung des Rind

bäume des Serrado pellenweiſe die europäiſchen Obſtgarten in das Gedächtniß rufen. Das Vorkommen des Waldlandes iſt in der ganzen

viches beitrug, indem fte insbeſondere dag magere Bieh tödtete, während

Strede von Uberaba bis zum Araguay außerordentlich beſchränkt und auch in der Provinz do Mato Groſſo (des dichten Waldes) ' ſo unbedeutend, daß der Name derſelben hodit ungwedmäßig gewählt ſeyn würde, ware fte in ihrer ganzen Ausdehnung ſo arm an Wald als in der Strecke von 100 Legoas , welche wir durchwandert haben. Der vorhandene Waldboben, welcher nach der bisherigen Bewirthſchaftungsart allein zum

Anbaue von Mais und Bohnen (den hieſigen Hauptnahrungsmitteln) dient, ift troß ſeiner geringen Ausdehnung im allgemeinen doch mehr als hins reichend für die Pflanzung dieſer Früchte bei dem geringen Bedarf der gegenwärtig dünnen Bevölkerung des bewohnten Theiles des Sertaos. Das Campoland eignet fich in vielen Fällen zum Anbaue der Mans dioca , welcher gegenwärtig, aber auc nur in ſehr kleinem Maaßſtabe betrieben wird, für die Zukunft aber eine höchſt wichtige Nahrungøquelle werden fann. Die Benüßung dieſer Gegenden beſchränft fich daher ges genwärtig vorzüglich auf den Betrieb der Rindviehzucht, für welche bas

Vorfommen der ſogenannten Barreiros und Bebedores höchſt wichtig wird , indem fie zum Gedeihen des Viches außerordentlich beitragen ; bei den erfteren ſcheinen fich verſchiedene Salze in Lehm vermiſot , und bei den legtern in dem Waſſer kleiner Lachen aufgelöøt zu finden . Das Vieh lebt in dieſen Gegenden in halbverwildertem Zuftande, und fömmt gewöhnlich am Schlachttage zum erſtenmale unter ein Dach; diejenigen Ninder werden fchon als zahm betrachtet, welche fich durch die Gewandts heit der berittenen Baqueiros (Hirten ), ohne gewaltfam zwiſchen ihnen

durdzubrechen, in den Coral (Einfang) treiben laſſen, wo bald die Rälber an den Ohren gemerkt, bald die einjährigen Kinder mit dem Giſen ges brannt , bald die zum Verkaufe beſtimmten Stücke von den übrigen

das Mal Triſte vorzüglich die fetten Rinder befiel, ſo daß jeder dieſer beiden Blagen ihr beſtimmter Wirfungofreie angewieſen zu feyn foien ; ſie ſind heutzutage beide verſchwunden , nachdem ſie mehrere Jahre lang gehauſet hatten .

Der größte Theil des im Sertao gezogenen Kornviehes geht nad Nio de Janeiro , und es iſt bei der Schwierigkeit des Transportes bes

greiflich, daß ein Odje im Sertao nicht die Hälfte von dem gilt , was er in Rio de Janeiro werth ift. In manchen Gegenden des Sertao gefellt fich zu der geringen Fruchtbarfeit des Landes noch Waſſerarmuth, welche beſonders in manden Jahren ſehr fühlbar wird, ſo daß an eine dichte Bevölferung ſolcher Theile auch in weit entfernter Zukunft nicht zu denken iſt. Der Jagd iſt im Sertao ein weites Feld geöffnet ; außer einer Menge von Cadornas gibt es in den Campos viele Perbiſe, welche unſere europäiſchen Rebhühner an Große bebeutenb übertreffen und eins

zeln leben , oder höchſtens in der Brutzeit in Paaren getroffen werden. Die Jagd auf dieſelben beſchränkt ſich insbeſondere in der heißen Zeit nur auf die Morgen- und Abendftunden , indem felbft gute Borſtehhunde während der Hiße des Tages, die mandmal 30 Grade Reaumur übeca

ſteigt, alle Jagdluft verlieren und nur darauf bedacht find, jedes Flechen , Scatten aufzuſuchen, um fich vor den glühenden Sonnenſtrahlen, ſeyy es auch nur für einige Minuten, zu bergen. ( Schluß folgt.)

Koftſpielige Rettung des Great Britain. Es iſt unſern Leſern wohl noch bekannt, daß das große engliſche Dampfſchiff Great Britain vor dem Canal von Briſtol auf eine Sandbank auffuhr und nur nach langer Zeit und ſehr großen Anſtrengungen gerettet wurde.

Nach den jeßt darüber eingegangenen Rechnungen (f. Shipp. Gaz.

geſchieden werden. Es gibt daſelbſt Fazendas de Creacas ( Zuchtgüter ),

16 März) ſcheint es , als ob die Rettung des Boots ebenſogut håtte

zu welchen über 100 Geviertlegoas Land und oft mehrere 1000 Stüd Vieh gehören , wobei aber die Anzahl der Viehes feineswegs mit dem Flächeninhalte in gleichem Verhältniſſe fleht. Wir famen durch die

unterbleiben fönnen , und daß das Fortſchaffen aller irgend loszumachens der Gegenſtände vielleicht ſogar vortheilhafter geweſen wäre. Denn die Roften des Loomachens betrugen (nach Abzug des Ertrags des ver fauften Materials ) 12,670 Pfd. 14 Sch . 1 d., und die Wiederherſtellung des Schiffe in ſeinem vorigen Stand iſt auf nicht minder als 21,694 Pfb. 5 Sch. angeſchlagen. Der Geſammtverluft beläuft fich alſo auf

Fazenda da St. Barbara, welche auf mehr als 100 Quadratlegoao beis

läufig 2000 Stüc Vieh hat, während fich auf der benachbarten Fazenda Salina, die viel fleiner iſt, 3000 befinden ſollen. Die Viehzuot hat in

mehr als 34,000 Pfo . St.

Verlag der 3. 6. Cotta'ſchen Buchhandlung. – Verantwortlicher Nebacteur Dr. 6b. Wibenmann.

Das Ausla i d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. .

Nr. 75.

28 März 1848.

Ein Beſuch in Obercanada . Das Canada-Dampfboot, der Admiral, rauſchte in den hello erglänzenden Ontario hinaud, und ich betrachtete ein paar inbia niſche Frauen, welche furchtſam in ihre Deden gehüllt zwiſchen Mebls und Aufternfäſſern fauerten , mißachtet Volf, der Bildung

niot erreichbar. Der wilde Audruf eines Häuptlinge der Lus faroras,

von denen ich eben fam

das weiße Volt hat uns

tönte mir noch in den Dhren . Da hörte ich ein altfränkiſches Deutſch leſen und wurde mit ein paar Pennſyl paniern befannt , die fich mit Andacht in ein Hülfd- und Haus-

verdorben

Aemter und Einfünfte des Staates für fich ausnüßen ſollen .

3hr beſter Anfergrund iſt die engliſh-biſchöfliche Kirche, und gegen dieſe ſchärft fich nun der Eifer der Freiheitemänner. Ueberhaupt verlieren die engliſchen Staatsanſtalten in Canada täglich mehr an zutrauen nnd Feſtigkeit. Die Zeitungen erör tern mit der größten Ruhe , daß Canada in fich ſelbſt zu ſtarf werde, als daß es noch lange im brittiſchen Staatsverbande bleiben fönne. Die Aufhebung der Korngeſeße hat der Selbſt ſtändigkeit Canada's nicht geringen Vorſchub geleiſtet; die Eng

länder räumen dem canabiſchen Getreide feinen Vorzug mehr

Sie waren bei ihren Verwandten in

ein , und die Canadier ſehen nicht ein , warum fte ießt noch die

der pennſylvaniſchen Heimath geweſen und erzählten mir von ihrer neuen Anſteblung oberhalb Loronto's ſo viel Serrlichkei-

engliſchen Waaren und Staateleute bevorzugen ſollten . Sie wollen ihren Handel zu ihrem freieigenen und ihren Statthalter

ten, daß es mir einfiel, mit ihnen zu gehen.

babci, bubrrun vir ongiunver jeroji ven canai vezayien jouent, Deſſen Anlage fte betrieben, um dem Getreide und den Kerzen Der Canadier einen beſſern zug übers Meer zu geben. Es iſt einmal nicht anders, der jungfräuliche Boben Amerika's bulbet

büchlein vertieft hatten .

Wir famen mit dem Dunkelwerden in Torvnto an ,

zu ihrem conſtitutionellen König machen , und der Spaß iſt Das

fich wie eine breite Lichterreihe am See hinzog . Die Stadt war, als ſie noch Yorf hieß , unbedeutend,

ießt fann fte ſich bereits

mit den ſchönſten Städten des Binnenlandes meſſen . Man ſagte mir , daß hier jedes Jahr nahe an 300 Badſteinhäuſer gebaut würs

den. Ihre Hochichulen find vortrefflich eingerichtet und in Ca naba berühmt ; aber die ganze Recht&wiſſenſchaft zähltDas nur formt Ginen Profeſſor und die ganze Theologie nur einen mehr. einem Europäer ſo dünn vor , wie der Gehalt der Wiſſenſchaften , ſo weit er auf amerikaniſchen Boben gewachſen iſt. Das ftatts liche Gerichtshaus Loronto's vereint mehrere Richter, bie einen

feine Oberherrſchaft vom alten Europa her, und wenn dieſes ihm auch Verfaſſungen mit Penn'ſchen Eigenthumsbriefen oder mit Lodeſchen Ariftofratien zuſchicte.

Einige Einwohner Cas

naba's meinen nur die Verbindung mit England ſo lange zu erhalten, bis ihr Land ſtark genug ſeyy, um für fich allein einen Gtaat zu bilden ; die meiſten aber ſehen einem Anſchluß an die Freiſtaaten entgegen . Daß aber die Vanfee8 von ihnen geliebt

guten Namen im Lande haben , und es fich etwas foſten laſſen ,

ſeyen , läßt fich durchaus nicht ſagen .

in Den gäben Wirrwarr des altengliſchen Rechte etwas Manier bineinzubringen . Das Bebeutendſte der Stadt aber iſt die prachtige Markthalle, in welche die fleinen Wagen ber umwobe

Land, ſeine Bewohner lieben es leidenſchaftlich , fte haben aber

nenden Bauern täglich eine außerordentliche Fülle von Felbs

weit war die Gegend gut angebaut und die Hügelreihe mit den

und Waldfrüchten abliefern. Es wurde an mehrern Fahrzeugen gebaut, um dieſen Ueberfluß weiter nach dem Meere zu bringen .

Ausſichten auf den See blieb immer gleich reizenb. Dann aber war nian wie begraben in den Wäldern . Die Straßen waren eben erft burchgehauen und die Baumſtämme lagen zu beiben

Auf dem Marfte und am Hafen ſay man amerifaniſches Leben, raſtlce und beweglich, und aus allen Sorten von Bildung und

Selbſtgefühl zuſammengeſeßt.

In der Hauptſtraße Dagegen

zeigten fich Soldaten und lange ſteife Ueberröcfe mit vornehmen engliſchen Geſichtern. Der Abſtich gegen die Freiſtaaten iſt auffallend; ſo wie man nur in Canada hineinfommt, bemerkt man Lumpen und zerbrochene Fenſter, aber die Menſchen ſind ges ſepter und die Häuſer mehr ſteinern als in den Staaten ; das Volf in Canada iſt indeß in ſeinen untern Schichten von der

reißenden Strömung dee amerifaniſchen Leben bereits ergriffen , und die Starrheit der obern Geſellſchaftsfreiſe muß balb jers falen . Noch aber iſt in Loronto jener alte vielberufene Fas

milienbund mächtig , der Familiencompact, beſjen Mitglieder

Canada iſt ein junges

noch einen guten Theil europäiſchen Stolze8 Dazu.

Nachmittags fuhr ich ins Land hinauf.

Einige Meilen

Seiten wüft durcheinander, uub ſelten fah man eine ärmliche

Blodhütte . Fichten und Cebern mit den Solingpflanzen , die ihre Stämme umhüllten , ſchienen ein undurchdringliches Didicht, fein Jon wurde laut, ale Dad Dumpfe Wogen der endloſen Wälder . Hier ſah ich zuerſt den prachtvollen Farbenſchmud, mit welchem die Natur im Herbſte ihr grünes Haar überhängt . Wo die Straßen fich freuzten und die Abendſonne ihre rothen Lichter über die langen Baumreihen gob, fonnte der Blid fidh nicht ſättigen . Freilich fiel man oft zuſammen, wenn man eben im beſten Sehen war, weil der Wagen in eine Höhlung der grundloſen Straße verjant. Doch war ſchon der Anfang einer Straße in dieſen Wäldern immer ſehr erfreulich, und man muß

298

die Sorgfalt der Regierung, oft ganze Strecen Durch Uebers | Theilen der Inſeln,, die id beſuchte, feine Spur ; gleichfalle legung mit Bohlen fahrbar zu machen , anerkennen . Abend8,

fonnte ich von den Eingebornen , die allerdings nur äußerſt

etwa 6 Wegſtunden von Loronto , famen wir aus den Wäldern

wenig von geſchichtlichen Ueberlieferungen zu wiſſen ſcheinen ,

heraus, und ſo weit das Auge ging , waren ſchöne helle Felder und ſtattliche Gehöfte, untermiſcht mit Waldſtreifen . Der Anblik war dem Pennſylvaniens ähnlich ; nur fann Canada noch nicht ſo viel prächtige Scheunen und Wohnungen haben , und alles ſteht noch ſo friſch auß, als wäre eß eben im Walbe

über ftattgefundene Erdbeben nicht erfahren, obgleich die bes deutende Emporhebung der Korallenriffe an einigen Punften Daron zu zeugen deinen. Am Schluſſe des vorigen Jahres

fertig geworden .

se

e

,

3ch war nun im berühmten Markham Townſhip, beſſen Aeder unter die fruchtbarſten gerechnet werden. Ein Sachſe, Namens Erhardt, ftebelte fich vor ungefähr 50 Jahren hier in der Wildnið an ; die erſte Zeit mußte er von ſeiner Flinte leben, denn es nahm acht Tage hinweg, um nad Toronto zu fahren. Zehn Jahre ſpäter kamen die deutſchen Mennoniten aus Pennſylvanien herüber, welche den fruchtbaren und maſſerreichen Plak bald ausgefunden hatten ; man ſagt, der deutſche Pennſylranier habe noch eine viel feinere Spürnaſe für guten Boden , als der Yanfee.

aber ſcheinen jene unterirdiſchen Kräfte fich wiederum auf eine nicht wenig gewaltſame Weiſe genährt zu Vaben, und die Vers bindung der Inſelgruppe mit der genannten großen Vulcanens reihe hat fich auch dadurch fund gethan, Daß faſt zur ſelbigen Stunde auf Java heftige Erberſchütterungen ſtattgefunden haben follen . 3d werde hier von dieſem Erdbeben einiged , das aus

Den Berichten des Hrn . Lieutenant Rothe aus der däniſchen Marine , der im December vorigen Jahre

bie Inſeln beſuchte,

hervorgeht, mittheilen . Am Sonntag den 31 October um 3 ' , uhr Morgens, bei

flarem und ftillem Wetter, nachdem der vorgergebende Tag ſehr

heiß geweſen war, hörte man auf der Inſel Milu ein ſtarfe8,

Das Land war damals noch wohlfeil zu befommen ,

ſchnell wiederholtes Krachen , welches von einem Getöſe, ähnlich

das gute für wenig Geld und das geringere oder fleinere Streden faſt umſonſt. Die erſten Anſiedler haben jeßt alle große und reiche Haushaltungen, ihre Kinder mit den ſtet8 noch fommenden Zuzüglern aus der Verwandtſchaft haben Markham init

bem des Wirbelwindes gefolgt wurde, und gleich darauf ver

Den benachbarten Townſhips bevölfert, und den Waldboden zu

einer wahren Korn- und Obſtfammer gemacht. Es find ehrenhafte Leute, dieſe Pennſylvanier, und ron ſo tüchtigem Stoffe, daß wenn die Bildung fie einmal mehr Durchbrungen hat, fle ein Dauernbe8 und wohlhabendes Bürgerthum barſtellen föns Daß die Rennſylvanier Deutichen bis ießt in mancher Bila

dung zurücgeblieben , ja oft ſogar fich hartnädig ber Annähes rung derſelben widerſeşten, davon war nicht eine Unfähigkeit, höhere Bildung in ſich aufzunehmen , Urſache, ſondern ihre Ab-

neigung vor allem , was ihnen als engliſch - amerifaniſch und fremb zufam , und ihre Entfernung ron dem Herde ihrer vaterländiſchen Bildung.

nahm man eine Reihe äußerſt heftiger Erdſtöße. Das Ganze bauerte etwa 10 bis 15 Minuten , während welcher das Waſſer, obgleich eß Ebbe war, wie bei der höchſten Springfluth ſtieg. Ungefähr eine Viertelſtunde nach dieſen Erſchütterungen hörte man dasſelbe Krachen , und eine Reihe ganz ähnlicher Erbſtöße erfolgte gleichfalle. Im Laufe des Taged zählte man ungefähr 100 Gtöße, nach und nach an Dauer und Stärfe abnehmend. Vier völlig ruhige Tage ausgenommen , ſpürte man beim Etabliſſement auf der Inſel Milu bis zum 18 Nov. täglid, mehrere Erbftöße,

bie alle von Süden nach Norden zu gehen ſchienen , und wäh rend des ganzen Zeitraums hatte das Waſſer einen ungewöhns lich hohen Stand .

Weit heftiger war aber das Erbbeben auf den noch ſübs lider gelegenen Inſeln geweſen ; die Eingebornen , welche mit

( Schluß folgt. )

Ein Erdbeben auf den Uikobar - Inſela. ( Mitgetheilt von Dr. phil. Ą. Nink.) Die durch eine von der däniſchen Regierung veranſtaltete

Erpebition jüngſt unterſuchten Nicobar-3nſeln bilden ein Olieb der befannten Reihe von vulcaniſchen Inſeln , welche an der

Arrafan -Küſte anfängt und ſich über die Andamanen mit Bars ren Jeland, die Nifobaren, Sumatra, Java , die Sunda - Inſeln bis nach Neu - Guinea fortſeßt, roſelbſt fie ſich in einen nört-

lidhen und einen ſüblidhen Arm verzweigt. Während meines Aufenthalte auf jenen Inſeln war es mir in der Ihat axis fallent, faſt feine Spuren jüngerer vulcaniſcher Ihätigkeit das

ſelbſt zu entdecken. Ihre Zuſammenſeßung aus emporgerichteten mächtigen Schichten von feinförnigem Sandſtein und Ihonmaffen und au18 plutoniſchen ſerpentinartigen Geſteinen deutet allers dinge darauf hin, daß fie durch eine gewaltſame Emporhebung Der offenen Meeresbodens und ein damit verbundenes Empor-

Dringen geſchmolzener Maſſen aus dem Erbinnern wahrſcheinlich entſtanden find ; allein mrenn gleich bad geologiſche Alter jener Schichten wegen Mangel organiſcher Ueberbleibſel fich nicht bes

flimmen läßt, ſo ſcheint doch jene Kataſtrophe gänzlich außer dem Bereiche der gegenwärtigen und vielleicht auch außer dem der zunächſt borangebenben tertiären Erbperiode zu liegen . Von Baſalt ober eigentlichen Laven fand ich auf den

21u8nahme eines unbefannten wilden Stammes im Innern ron

Groß - Nifobar ſämmtlich au der Küſte wohnen und von den dort wachſenden Rofosbäumen ihren Unterhalt haben , waren

durch die eintretenden Meeresfluthen nicht wenig in Schreden verſeßt worden. Kurz nach dem erſten Erdbeben famen Abs geſandte von der zwiſchen Groß- und Klein - Nifobar gelegenen kleinen Inſel Kondul beim Etabliſſement an , und klagten über die Nothber tortigen Einwohner, die von der Rüfte auf die Berge geflüchtet und bafelbft im Walde ohne Leben &mittel bem Verſchmachten nahe wären ; zwei Hütten Feyen gleich umgeſtürzt und nun fielen große Feldblöde , ichwere Bäume mit fid reis Bend , berab . Bei der Flucht der Einwohner ereignete ſich der

traurige Fall, daß einer Frau , die ihr Kind mit fich trug, von einem umfallenden Stamme beide Veine zerquetſcht wurden , worauf ſie das Kind verlor, welches ſogleich ron ben Wellen fortgeriffen wurde.

Gin Mann , der nach Kondul mit Lebensmitteln geſchickt wurde, traf die Einwohner bort an ihrem Praße im Walbe, wo fte 6 Tage lang geidmachtet hatten, und iciffte 48 von ihnen nach den andern Inſeln hinüber.

Auf den Bergen der

Inſel war eine Quelle hervorgebrochen , aus welcher ſalziges Waſſer in Menge ſtrömte ; um dieſelben herum meinte man forts während ein ähnliches Sauſen wie beim erſten Erdbeben zu vers

nehmen. Salzwaſſer und tobte Fiſche bedeckten den Boden bis weit in die Inſel hinein.

wo

299

Auf der Inſel Muntichal war die Erbe geborſten und Spals

Chronik der Reiſen.

ten von 2 Fuß Breite und 6 Fuß Liefe in derſelben entſtan Meiſe im Junern von Braſilien .

ben . Auf der Inſel Nangfovry, die 10 Meilen weiter gegen Norden liegt, wurden von dem ganzen Erdbeben nur leichte Stöße

( Schluß .)

Die Serrados und kleinen Waldpartien lång& der Bäche find geſpürt.

von verſchiedenen Arten von Tauben , Papagayen , Tucanen und an: .

A18 Lieutenant Rothe, der dieſe Nachrichten aus dem Munde der Eingebornen erfahren und geſanmelt hat, Mitte December

auf Sonbul Walde und gen wurde Entſtehung

anfam, hatte er Gelegenheit die Zerſtörungen am den Sütten zu ſehen ; aber von den Grderſchütteruns keine mehr wahrgenommen. Leider wurde ihm die der ſalzigen Quelle auch erſt ſpäter berichtet, ſo

dern Vögeln belebt. Ein wahres Vergnügen iſt es , mit einer guten Flinte verſehen , die Barreiros und Bebedores zu beſuchen , welche

Fidy gewöhnlich in der Nähe der Geſtade der Bäche und Flüfie von Bäumen umgeben befinden , und ſowohl von vierfüßigen Thieren als Vögeln gierigſt aufgeſucht werden ; ſie werden oft ſchon von

weitem durch das Geſchrei der verſammelten Papagayen verrathen, welche

daß er dieſelbe nicht unterſucht hat. Merkwürdig iſt es, daß die Wilden, welche im Urwalbe von Groß- Nifobar hauſen und

Anzahl theils auf dem Lehm der Barriero8 und an den Gefladen der Bebedores, und theils auf den umgebenden Bäumen ſīßen. So ideu

ftdy ſelten vor den Rüftenbewohnern ſehen laſſen , bei dieſer Ges legenheit zum Vorſchein gekommen ſind und behauptet haben ,

enthalt mit ſolcher Hartnädigkeit, daß fie fich ſelbſt um wiederholtes

fie ſonſt für gewöhnlich find, ſo behaupten ſie doch dieſen Lieblingsauf

daßgleichzeitig mitdem erſten heftigen Erdbeben Feuer auf der Feuern wenig zu befümmern ſcheinen, und fich oft gleich wieder auf Spiße eines Bergeß im Innern jener Inſel geſehen worden ſey . Dieſes möchte auf einen vulcaniſchen Ausbruch deuten, allein dann wären ficher noch ſpäter Feuer und Rauch an der Inſel

fichtbar geweſen, und den Erzählungen jener Leute, die außer dem erſt durch Vermittelung der abergläubiſchen und wegen ihrer Furcht vor allem Seltſamen und Uebernatürlichen bekannten

denſelben Baum oder Plaß hinſeßen , wo gerade früher ihre Brüder gefallen ſind. Auf kleinen Seen finden ſich mehrere Antenarten und an den Geſtaden derſelben hålt fich der ſüdamerifaniſche Hirſch (Cervus paludosus) gerne auf, um fich von den daſelbſt befindlichen Waſſers pflanzen zu nähren. Nehe und Wildſchweine fommen allerwärts mehr

oder minder zahlreich vor, und auch die ſchwerfällige Anta (der Tapir) iſt nicht ſelten .

Küſtenbewohuer zur Kunde gekommen find, iſt wohl wenig Glau den zu ſchenken.

Bei einem Rüdblicke auf das durchwanderte Land brängt fich von felbſt die Unterabtheilungen desſelben in drei Streifen oder Bezirfe von ſehr verſchiedenem Charakter auf. Das große Waldland der atlantiſchen

Küſte bildet den öſtlichten und geſegnetſten dieſer Streifen. Es iſt das

Der Handel Algiers im Innern.

land des Aderbaues und Wohlſlanded; alled trägt hier den Stempel

Das Journal le Commerce vom 17 März enthält einige Angaben über den Tauſchhandel, der im Süden von Algier geführt wird. Be: kanntlich iſt die Sahara im Norden Feine Sandwüſte, ſondern ein flaches Weidland, das aber im Sommer mit der großen Hiße austrodnet, und

des Ueberflufſes an fich, der üppige Urwald wie das Leben des reichen Pflanzers , weldier oft über 100 Contos 1 jährlicher Ginkünfte von ſeinen Ländereien zieht. Faſt aller Kaffee und Zuder, welche an der braſilia niſchen Küſte verſchifft werden, fömmt aus dieſem Theile, obwohl es nur

den Heerden feine Nahrung mehr gewährt. Wo die Sahara beginnt, hat im allgemeinen auch der Getreidebau ein Ende , und wo nicht die

mehr audzubreiten , und obwohl ſich nod Hunderte von Geviertmeilen

wenige Jahrzehnte ſind, daß die Pflanzer angefangen haben ſich daſelbfi

Lage zu hoch iſt, beginnt die Dattel die Hauptnahrung des Volfs zu werden. Auf einem ziemlich breiten Strich in der Richtung von Weſt nad Oft finden fich Quellbezirke, wo Städte angelegt wurden , die be:

des fruchtbarſten Bodend von unberührtem lirwalde bedeckt in den Hän den unſtater Indianerhorden befinden. Die Anſiedler rüden (die Indianer theils vor fich hindrängend , theils fie abſorbirend ) allmählich aber uns

Dieſe dienen als Entrepote für den

aufhaltſam vorwärts, und es ſcheint mir feinem Zweifel zu unterliegen,

Handel. Die Hirtenſtamme, welche mit nach Süden ziehen, bringen im

daß dieſes waldige Hügelland ſowohl wegen der Fruchtbarkeit feines Bodeng als wegen ſeiner günſtigen lage länge der Küſte in Zukunft der reichſte und bevölfertſte Theil Dfbraſiliens ſeyn wird.

fannten Kjar'd oder feſten Pläße.

Frühjahr dahin die Erzeugniſſe ihrer Heerden und die von ihnen gewobe-

nen Wollenzeuge, faufen dafür Getreide, und begaben ſich nun auf die weitere Wanderung gegen Norden, wo ſie von den Bewohnern das Tell Getreide einhandeln und nach den Aſar's bringen. Die Bewegung dieſes Handels iſt für das ganze Land von entſcheidender Wichtigkeit, denn wer das Tell 8. h. das fruchtbare land beſißt, iſt auch Herr über die faha: riſchen Stamme , welche das Getreide nicht entbehren können . Darum war die wirkliche Belegung der Saharaſtädte, 3. B. Tuggurt unnüß, denn die Beherrſcher des Lell hatten ſie ohnehin in der Hand. Die Franzoſen haben daher die Saharier mit der größten Zuvorfommenheit behandelt, und fangen an die Frucht dieſes Verfahrens zu ernten. Die nähern Nachrichten über den Handel der Saharier mit den Städten Buharif,

Das Minen- oder Gebirgeland bildet die zweite Abtheilung. Es iſt das Land des Bergbaues , und ſomit der ſlåten und nur zu oft ges

täuſchten Hoffnung ; ihm gehören die bedeutendſten Diamantenwäſchereien und reichſten Gold- uud Eiſenvorkommen an. Dieſer Bezirk war der:

jenige , welcher zuerſt reßhafte Bewohner in das Innere von Braſilien gezogen hat, und von ihm iſt größtentheils nach der Abnahme des Berg

ſegens die Bevölferung der beiden angränzenden Streifen ausgegangen ,

Setif und Bona reichen nur bis 1845 , aber ſchon dieß Jahr zeigt

ſo daß im Waldlande die Anſiedler zum Theile vom Innern gegen die Küſte , und ſomit in verfehrter Richtung vordringen, als dieß ſonſt ge: wöhnlich der Fall iſt; der Bergbau iſt die Quelle des Wohlſtandes für viele geworden ; bei manchen find die erbeuteten Smaße aber eben ſo ſchnell zerronnen als ſie leicht gewonnen waren. Andere wußten hingegen

einen ungeheuren Aufſchwung über das Vorjahr : nach dieſen Entrepots

den ihnen vom Olücke zugedachten Antheil beſſer zu bewahren, und ihre

im Süden famen im J. 1845 1,781,864 Araber ( oder wohl richtiger

Nachkommen haben fidh größtentheils nach dem Waldlande gezogen und daſelbſt ihren Wohlſtand auf die ſolidere Baſis des Aderbaues gefußt; gewiß iſt es , daß die Bergſchäße dieſes Streifens nicht erſchöpft ſind,

Blidah , Mebeah , Orleansville, Dran , Mascara , Diaret , Conſtantine, 1

geſagt, Landeseigeborne, unter denen fich mehrere theils reine,' theils ge: miſchte Berberſtämme befinden ) um 300,000 mehr als das Jahr zuvor ; die Zahl der verfauften Viehes hat ſich zum Theil verdoppelt, und auch

andere Waaren find mehr oder minder geſtiegen. Auf dieſe Weiſe fann fich der Handel auch mit europäiſchen Waaren mehr und mehr nachy dieſen Punkten ziehen und wird zweifeleohne auch auf den Verfehr mit dem Innern zurüdweichen .

aber ſein goldenes Zeitalter ſcheint vorüber zu ſeyn. Der Fruchtbarfeito: grad des Bodens ſteht in vielen Fällen für die hieſige Bewirthſchaftungs art unter der Mittelmäßigkeit, und es iſt daher, wenigſtens für die nädyfte

Zufunſt, mit Ausnahme einzelner Punfte, welche dad launige Bergglüc beſonders zu ſegnen ſich vorbehalten hat, eher ein weiterer Verfall als 1 Ein Conto de Reis find 1000 Milreis.

300 kurzem einer ſeiner damaligen Begleiter hieher , welder mündlich bes

ein Aufblühen dieſer Gegenden zu erwarten , inden denjenigen, welche über Capitalien zu gebieten haben, anberwärts ein weiteres und ſichereres Feld offen ſteht. Der Sertao (dag Fladland) bildet die dritte Abthei: lung und iſt das Land der Viehzucht und Entbehrung. Der Menſch

Verbindung ſteht. Unter den Flüffen , welche von der Südſeite dem Rio das Mortes ihre Gewäſſer zuführen , fommt feiner dem Nio Manſo ar

verwildert auf dieſen Ebenen wie die Heerden die er pflegt; die Sowies

Laufderſtredung gleich. Auch iſt es weder befannt, noch iſt es wahrs

rigkeit fich bei den ungeheuren Entfernungen Bequemlichkeiten zu ver:

deinlich, daß einer von den Flüſſen , welche von Weſten ober Norder kommend in dem Rio das Mortes entwäſſern , den Rio Manſo an Bes

foaffen , verlöſcht mit der Zeit ſelbſt die Erinnerung an ſolche. Eine gewiſſe Armſeligfeit bezeichnet die halb ausgebaute Hütte des Sertanejo ſo wie den Sandboden des Steppenlandet. Die erſten Anfiedler dieſer Gegenden waren und find geflüchtete Verbrecher , entlaufene Soldaten, cuinirte Spieler, entronnene Sklaven und arbeitsſcheue Leute, welche lie: ber die Flinte and Angelruthe als die Art und Haue zur Hand nehmen.

Ihre Abneigung gegen das Pflanzen geht ſo weit, daß es nichts außer

ftátigte, daß der Nio Manſo mit dem Nio das Mortes in unmittelbarer

beutenheit übertreffe, und es iſt daher höchft wahrſcheinlich, daß der Rio

Manſo der eigentliche Urſprungefluß des Nio das Nortes ift. So wie die Urſprungsquellen des Nio das Mortes auf den mit bekannten Rarten unrichtig angegeben find , ſo ift dieß aud mit derk

Urſprung des Paraguay der Fall, indem die Sette Lagoas, welde als

ordentliches iſt, ihre elenben Hütten in der Mitte der Wildniß ohne die

der Urſprungsplaß des Paraguay betrachtet werden , auf verſchiedenen Karten von 20 zu 30 und noch mehr Legoas nördlich von Diamantino

geringſten Gartenanlagen , ja ſelbſt ohne die anderwäriß nie fehlenden

angeſeßt ſind, während fie fich in der Wirfliteit beiläufig drei Begoas

Bananen - und Drangenbäumen zu finden.

Die Bevölkerung des Sertao liegt übrigens noch ganz in ihrer Kindheit, und iſt einer beteutenden Entwiclung fähig. Das begonnene

ſüdlich von dieſer Villa befinden. Der Paraguayfinho, welcher aus den

Sette Lagoas entſpringt , vereinigt fich beiläufig 142 Legoas mit dem Riberao Amolar , deſſen Urſprung 34/2 Legoag von dem erwähnten zu :

Gindringen wohlhabender Bewohner des Minenlandes läßt hoffen , daß fie durch den ihnen eigenthümlichen Geiſt der Thätigfeit und Ordnung wohlthätig auf dieſe Entwicklung einwirfen werden. Die geographiſche

ſammenfluſſe gegen N.D. liegt. An dem Vereinigungspunkte verlieren

fage dieſer Bezirfe und die hiſtoriſche Entwidlung ihrer Bevölferung haben ganz gewiß Einfluß genommen , um faſt unter denſelben Breite: graben eine ſo auffallende Verſdiedenheit hervorzubringen , als wir in den angeführten drei Abtheilungen bemerfen. Die wichtigſte Urſache

punft zu beſuchen, und weiß nicht mit Verläßlichkeit, welder von den beiden Bächen mehr Waſſer führt. Sollte aber die Waſſermenge in beiden gleich ſeyn, ſo würde ich entſchieden den Amolar als die eigent liche Urſprungsquelle betrachten , weil er auf der Linie der Wafferſcheibe

dieſer Unterſchiede ſcheint aber in der Verſchiedenheit der geognoſtiſchen

zwiſchen dem Amazonas und La-Platagebiet entſpringt, während die Sette

Verhältniſſe zu liegen ; der eigenthümlichen Bildung des Granitgneißes verbanft das Waldland die Hügelform und der oberflächlichen Zerſeßung dieſer Gebilde feinen frugtbaren Boden. Im Minenlande beruht das Beſtehen des Bergbaues auf dem Uuſtande, daß die Itacolumitformation bald diamantenführend, bald in Verbindung mit dem Glimmerthonſchie: fer goldführend auftritt , und fich oft an ausgedehnte Lagerzüge von Eiſenglimmerſchiefer anſchließt, welche mitunter auch ſehr reiche Gold

Lagoas 3-4, Legoas von der Waſſerſcheide entfernt, und von allen Seiten mit Gewäffern des La Platagebietes umgeben find.

anſtände enthalten.

Die horizontale Stichtung der Grauwadengebilde

erflärt im Sertao die ebene Lage, den geringen Fruchtbarfeitsgrad und örtlichen Waſſermangel, und bedingt in Verbindung mit dem Vorfommen des alten rothen Sandſteines bas Auftreten des ſandigen Steppenlandes. Für dießmal muß ich ſchließen. In meinem nächſten Streiben hoffe

ich einiges über Curabà und die Provinz Mato Groſſo im allgemei nen mittheilen zu fönnen.

Anmerkungen : 1 ) 1 Milreis gilt gegenwärtig beiläufig 1 fl. 10 fr. C.-M. 2) Es gehen beiläufig 18 Legoað auf 1 Grad. 3) Der Rio Manſo , welchen wir in einer Entfernung von beiläufig 14 legoag von Cuyabà freuzten , iſt auf feiner der mir bekannten Rarten angegeben;

wohl aber ein anderer Rio Manſo, der ein Urſprungsfluß des Rio

Cuyabà ift. Aus den Grkundigungen, die ich noch auf dem Wege von meinen Begleitern einzog, ging hervor, daß es feinem Zweifel unterliegt, ober Tocantinsgebiet gehöre , indem er Matrirans, ſomit eine Fiſcart enthält, die nur in den Nordgewäſſern vortömmt ; die Meinungen waren aber getheilt, ob er ſich in den Xingu oder in den Rio das Mortes er gießt. Nach meiner Ankunft in Cuyabà traf ich daſelbſt dieſelbe Ver

ſchiedenheit der Anſichten , und ich konnte zu keiner Gewißheit fommen,

bis ich in den Annalen der Camara von Cuyabà eine Nachricht fand welche über dieſe Verhältniſſe Aufſchluß gibt. Der General Caetano

beide ihre Namen, und machen der gemeinſchaftlichen Benennung Para: guay Plaß. 30 habe noch nicht Gelegenheit gehabt dieſen Vereinigungs

Miscellen. Gigenthủ mli dhe 8 Meteor im nördliden Rußland.

Die nordiſche Biene freibt aus Archangel vom 13 Februar, daß man zu Meſen am 10 Januar eine eigenthümliche Erſcheinung hatte. Vor

Sonnenaufgang, als noch fein Sdimmer von Morgenrothe rich zeigte, erſchienen am Himmel zwei Rugeln, nicht hell, ſondern dunkelroth als

wäre ein Nebelſchleier darüber gebreitet. Sobald aber der erſte Shim mer das baldige Erſcheinen des Tagesgeftirns verfündigte, nahmen dieſe beiden Meteore eine foniſche Form an , und nad Maaßgabe als die Sonne vollfommen die Erde erhellte , bildeten ſie nach zwei Seiten hin zwei Bogen. Gegen Often ware dieſe ſchmäler und bleicher, und etwas oberhalb der Sonne verloren fie fich im blauen Himmel. Genauer aus : gedrückt hatten ſie die Form einer Lichtflamme und in dieſer Geſtalt

begleitet den ſie die Sonne bis zum Untergang. Das gemeine Bolk, das in allen ungewöhnlichen Naturerſcheinungen Vorbedeutungen erblickt,

erklärte , dieſe Erſcheinung bedeute Sturm und Wetterveränderung. Dießmal traf es ein : nad völlig heiterem , ſtillem Wetter , das vor Anfang Januars bis zum'11ten dauerte, trat ſtürmiſches, nafſes Wetter

cintangmenyehes zu februar..

Betrieb des Sklavenhandeld. Der Morning Herald vom

15 März enthält folgendes : ,,Unſere Correſpondenz von der afrifaniſchen Küſte beſtätigt unſere frühern Nachrichten , daß der Sklavenhandel in größerer Ausdehnung als je betrieben wird. Die Leiden der Sklaven

Pinto de Miranda Montenegro beauftragtem Jahre 1803 Joao Ale:

ſcheinen gleichfalls durch das entſegliche Syſtem , die Unglüdlichen in den fleinſten Fahrzengen zuſammenzupfropfen , ſehr geſtiegen zu ſeyn,

randre Lemes de Brito die Schiffbarkeit des Rio das Mortes zu unter

und es iſt hohe Zeit, fagt der Correſpondent, das ganze Blofadeweſen

ſuchen. Lemes ſchiffte fich den 3 Mai desſelben Jahres auf dem frag lichen Nio Manſo ein , und fuhr , obſchon nicht ohne Ueberwindung von ſehr bedeutenden Hindernifſen den Fluß verfolgend, bis in die Gegend

aufzuheben .“ Die Anficht gewinnt immer mehr Beſtand in der eng liſchen Preſſe und ſelbſt im Parlament , daß dieß ganze Blokabeſyſtem

der Ruinen des ehemaligen Dorfes Araeg hinab , welche befanntlicy

einige Legoað landeinwärts vom linken Ufer des Nio das Mortes liegen. Lemes unternahm ſpäter dieſelbe Reiſe noch einmal , und es kam voe Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

nichts taugt, und man fann in der That faum noch einen andern Grund für deſſen Erhaltung anführen , als daß die brittifohe Negierung fich ziemlich lächerlich macht, wenn fte nach 40 Jahren einen mit ſo großen Koſten verfolgten Plan als unnüß aufgibt.

Verantwortlicher Redacteur Dr. Efd. Widenmann.

Das Ausland . Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. " n . 76.

29 März 1848. Der Anbau von Maid ein Hauptzweig derſelben .

Behn Tage unter den Walachen in Siebenbürgen. In Geſchäftsverbindung mit dem Grafen B. , einem ftebens bürgiſchen Magnaten, kam ich in jenes Land mehreremale, und

verweilte daſelbſt gewöhnlich einige Tage. Die Verbindung hatte die Errichtung einer Merino -Schäferei zum Zwede, und da fam ich denn mit der dafigen ländlichen Bevölkerung in vielfache Bes Sie beſteht befanntlich in mehreren Comitaten zum großen Theile aus Walachen , und das war auch der Fall in

rührung.

3n Menge

waren gerade zu der Zeit die Arbeiter mit der Behäufelung dess ſelben, die mit der Handhade geſchieht, beſchäftigt, wobei die Zigeuner eine Hauptrolle ſpielten. Hier ſtellte ſich recht ſichtbar

die Rangordnung der Volfsſtämme, die hier wohnen, heraus ; die Ungarn ſtanden oben an , und machten überall faſt nur die Aufſeher, ſobann folgten die Walachen und zuleßt die Zigeuner. Ein Theil der aus Schleften bezogenen Edelſchafe war hier,

Soon in Niederungarn hatte

und ein anderer auf einem eine Meile von hier gelegenen Gute Ded Grafen aufgeſtellt. An trefflicher Weide fehlte es nicht,

ich dieſen Volksſtamm in Maſſe, früher aber in Wien nur in einzelnen Individuen kennen gelernt. Scherzweife fagte mir dort ein Banfier, bei dem ich accreditirt war, als gerade einige wala.

nur an brauchbaren Subjecten zur Verpflegung der Thiere. Ein Schafmeiſter war aus Schleſten mit hingezogen, und dieſer richtete fich bald mit den Leuten ein, ſo daß er ganz ihren

der, mo des Grafen Güter liegen .

chiſche Fuhrleute bei ihm waren :

element the pictebat mit den Leuten ein,

Das find die Kavaliere, die

Sie bald genauer kennen lernen werden. nung war folgende ;

Ihre äußere Erſchei

Es ftand die Schwemme (Wäſche ) und die Schur beror.

ein

Die auf dem erſten Gute ſtehende Abtheilung ward auf das andere getrieben , weil dort dieſe Dperation vorgenommen wer den ſollte, der Zug war intereſſant: wohl zwölf Walachen mit ein paar tüchtigen weißen Wolfshunden leiteten ihn. Da man auf ſchmalen Wegen durch beſäte Felder treiben mußte, ſo waa ren viel Leute nöthig, um keinen Soaden zu machen , ber trop der Nomaden-Wirthſchaft in Siebenbürgen hoch vergütigt wer den muß und zu ärgerlichen Proceſſen führen kann , was auch in Ungarn in gleicher Art der Fall iſt. Die überall weibenden

eine bide Pelzniüße auf dem Kopfe,

ftruppiger Bart und verworrenes Haar unter derſelben , bloßen

Hals, eine Pelzweſte und darüber ein zottiger ſchwieriger Pelz, Beinfleider von grobem wollenem Zeuge, eng anliegend und bis an die Knöchel der Füße gebend , anſtatt Schuhen Sandalen mit ledernen Riemen feſt geſchnürt;

ſtehenden lebendigen Bilder.

das waren die vor mir

Ihre Geſtalt war gedrungen und

ihre Geſichtszüge eher einnehmend als widerlich. dieſelben

-

ſagte der Bankier

Sie werden

ſchon in noch größerer Man

nichfaltigkeit ſehen , was fich auch beſtätigte. Ich kam mit dem Grafen nach einer ſeiner Beflßungen, die mitten im Lande lag,

wub ein recht ſchönes Landſchaftgemälde

Darſtellte. Das Dorf war in einem flachen Thale zerſtreut, und zwiſchen den kleinen Hütten und Häuſern leuchtete hin und wie Der ein weiß übertünches freundlich hervor. Ein ſolches war auch das Herrenhaus wo wir einkehrten, und in welchem der Beamte wohnte. Derſelbe war ein Ungar (Magyar), er ſchien aber, ſeinen Schnurrbart abgerechnet, in ſeinem Aeußern wie der ſchlichteſte Bauer in Deutſchland. Im ganzen Hauſe waren nur vier Zimmer, wenn ich die barin bewohnbaren Ge mächer ſo nennen will; der Graf wohnte nie dort, fam auch nur höchſt ſelten hin . Welfen man fidh hinſichtlich ſeiner Leis ſtungen von dem Beamten verſehen durfte, mag man aus ſeiner Beſoldung entnehmen, die baare 180 ff. W. W. ( = 60 fl. C. M. = 42 Ihl. preuß. Courant) jährlich betrug.

Trop der

Armjeligkeit der Wohnung , ſowie des ganzen Aeußern in der Hauswirthſchaft des Beamten, bekamen wir doch ein Fräftiges und faſt delicates Mittagmahl, wozu ein Wein von den Ufern der Marojch vom Jahre 1834 fam, der Aroma, Geiſt und Dous ceur in fich bereinigte,

Die Dekonomie war nicht groß, und

Hirten lauern wie Spürhunde auf Fang, denn fte bekommen Die Pfändegelder. Hat man das Unglüd, von ihnen gepfändet zu werden, ſo iſt es allezeit das Beſte, fidh in Güte mit ihnen abzufinden. Jeßt war die ganze Heerde von etwa 500 Stüd vereinigt, und ſie wird gegen Abend in die Maroſch, einen reißenden Strom, getrieben, um einſtweilen , wie es im Kunſtausdrude heißt, ein geweicht zu werden . Am Orte hier war nur ein Vogt, aber

ein ſtämmiger Walache, der viel Grandezza hatte ; ſeine Ches hälfte war ziemlich beleibt, verrieth aber eine ungemeine Gute

müthigkeit. Dieſer Vogt hatte das Commando über das ganze Perſonal, und war zum Zeichen der ausübenden Gewalt mit einem Kantichu bewaffnet: er wußte fich unbebingten Gehorſam zu verſchaffen , lauſchte aber ſtets auf meine Befehle, die id ihm leider nur in einzelnen Worten und durch Zeichen geben konnte.

Der deutſche Schafmeiſter, der ſchon gegen acht Monate bort war, hatte ſchon ſo viel Walachiſch gelernt, daß er fich mit den Leuten ziemlich verſtändigen konnte, aud gehorchten fte ihm aufe

Wort ; ſo ging die Sache beffer, wie man es hätte erwarten follen. Die Schafe wurden nach dieſem Babe auf ein trođenes Lager gebracht, und ich verwandte ben herrlichen Abend zu einem

302

Spaziergange auf eine benachbarte Anhöhe. Lauter Jubel ſcholl aus dem Dorfe herauf ; bie Leute, ſo bei der Schwemme gehold fen , hatten Schnaps bekommen , der ſte begeiſterte, der Walache ift im Zuſtande bell Rauſches ſo wenig unangenehm, baß man

ihn eher liebenswürdig nennen möchte ; nur wenn er gereizt

hatte aus übergroßer Fürſorge einen beſondern Wächter gehal ten , der nicht von der Ecke weggehen durfte, wo ich ſchlief, und den er zum Ueberfluſſe felbft zweimal in der Nacht revidirt batte. Wer mir das alles mittheilte, das wird man ſogleid bernehmen . Der ſchlefiſche Schäfer hatte fich in eine Liebſchaft mit einem

wird, oder einen Groll auf einen andern hat, da wird er boss : ungariſchen abeligen Fräulein eingelaſſen ; man wird barin weder haft und gefährlich und ſucht Streit bis auf Leben und Job . – Die Sonne ſant blutroth hinter die Hunyader Gebirge, und ihre leßten Strahlen ſpielten glänzend in den Wellen der Maroſch. Langſam kam ich herab, ſchlenderte in Gedanken durch das Dorf und war nicht wenig überraſcht,

als mich das guts

müthige Volt in ſeiner fröhlichen Laune mit einem lauten Freu-

dengeſchrei begleitete.

etwas außerordentliche8 , noch eine ſchreiende Meſalliance finden ,

wenn man hört, daß der Vater besſelben ein Pachtſchenkwirth, nichtsdeſtoweniger aber doch ein ächter ungariſcher Edelmann

geweſen war. Die Mutter dieſes Fräuleins war eine Deutſche, die ale Inwohnerin im Dorfe war. An dieſe hatte die Vögtin gedacht, und mit ihr trat fie früb, ale fte mein Frühſtück brachte,

Im Hauſe empfing mich die gutmüthige

ins Zimmer. Mit ihrem Fräftigen „Na !“ ſtellte fte mir dieſelbe

Vögtin mit freundlichem Lächel:1 und fragte, ob ich mein Nachtmahl befehle; aus einzelnen Worten errieth ich, was ſie wollte

vor. Ihr verflärtes Geſicht iſt nicht zu beſchreiben, als ſte vor uns ſtand, während ich mich mit der Frau unterhielt; man ſah es ihr an , daß dadurch, daß die Frau mit mir ſprechen konnte,

und bat fie, mir dasſelbe zu bringen ; es war in der That lururiós zu nennen, wenn ich es mit ſeinen ſonſtigen Umgebungen verglich. Zwar war ich in einem großen, an den Wänden ausgetäfeltem Zimmer einquartirt, in welchem einige Bildniſſe der Vorahnen früherer Beſiber des Gutes hingen, aber im Hauſe war die Vögtin die einzige Röchin und Wirthin ; ſte ſtand jedoch beiden Functionen mit einer bewundernswürdigen Fertigkeit vor,

und ſchien ganz glüdlich zu ſeyn, daß fie mich mit allem ſehr zufrieden ſah, nur daß ſie nicht mit mir ſprechen fonnte, das

dieſelbe in ihrer Achtung um mehrere Grabe ſtieg. Von dieſer nun erfuhr ich alles, und ſie machte von nun an die Dolmets, icerin ; jept ward jeber meiner Wünſche erfüllt. 3ch war neus gierig , das Fräulein, die Geliebte meines Schäfers, tennen zu lernen , und die Mutter ſtellte mir dieſelbe ſofort vor.

Aber o

weh ! wie ward ich enttäuſcht! Ich hatte mir eine hübſche frafs räf tige Magyarin gedacht, aber da war nichts an ihr Magyariſch, als ihre Sprache; deutſch verſtand fie nicht, vielweniger daß fie

ſchien ſie zu ſchmerzen, wie man ihr deutlich genug anſehen

es hätte ſpreden ſollen.

fonnte. Triumphirend brachte fie eine Schüſſel nach der andern, und begleitete fle allemal beim Aufſeßen auf den Tiſch mit einem

ein Mittel gegen, als für die Liebe, und doch gefiel fie dem Schäfer, und er ſchien fich etwas darauf zu gute zu thun , baß

fräftigen „Na !" indem ſie mich zugleich fragend anblickte ; vermuthlich hatte fie dieſes Wort von Deutſchen ausſprechen gehört,

ſeine Geliebte ein adeliges Fräulein war.

und fte verband mit demſelben die Frage, ob ich zufrieden ſey, und zugleich die Entſchuldigung, daß fie mir nicht noch mehr vorſeßen fonnte. Ich ließ mir den herrlichen Wein munden , und brachte mich damit in eine ſo frohe Stimmung, wie nur

Geſtalt und Geſichtzüge waren eher

Unter den Wala

chinnen hätte er etwas beſſeres und viel hübſcheres finden fön nen,

auch würde es an Zuvorkommenheit nicht gefehlt haben,

da man den Schönen dieſes Volfes feine eherne Sprödigkeit vorwerfen darf.

Nach dem Frühſtüc ertheilte ich meine Befehle zur Schaf

immer die ſeyn mochte, in welcher fich meine Waladyen befanden.

wäſche; zwölf Walachen und eben ſo viele Zigeuner ftanden mir

Noch muß ich einer wunderbaren Geſellſchaft erwähnen , die ich die Nacht hindurch hatte ; es war ein großer weißer Wolfs-

hund, Burkuß genannt. Er gehörte dem deutſchen Schäfer, und war ihm unendlich treu und anhänglich ; troßbem aber hatte er ſich bald an mich attaſchirt, gleichſam als hätte er es längſt

zu Gebote. Den Leuten war die Sache eben ſo neu, als wie ſie ihnen großes Vergnügen zu machen ſchien. Mit Jubel und Lärmen ging man ans Werf, denn darin zeigt der Walache ſein ſlawiſches Blut, daß er viel Geräuſch macht. Ganz gleich, wie man dieſ bei den Polen trifft, ſo hört man, wo ein Zug

erkannt, daß der Schäfer und ich zu Ginem Volfsſtamme gehör-

walachiſcher Bauern fich naht, ſchon von fern ein Schreien und

ten . Ohne daß er von ſeinem Herrn dazu gezwungen wurde,

Lärmen, als wenn ein zahlreicher Feind im Anmarich wäre.

kam er zu mir, gleichſam als wolle er mir ſeinen Schuß in der

Die Schafe wurden ane Ufer der Maroſch gebracht und ſollten nun ben Gang Durch & Waſſer nehmen . Das Halloh der Leute

Nacht gewähren ; es war übrigens ein merkwürdiges Thier, ſchon ſo alt, daß er feine Zähne mehr hatte, und dennoch war er ben Wölfen noch ſo furchtbar, daß fte, wo fie ihn nur wit

vermehrte fich, als ſie in zwei Linien in demſelben aufgeſtellt wurden , durch welche die Thiere hindurch paſſiren mußten .

Wie

ſo wurden auch hier die Zigeuner auf den äußerſten überall, terten, fern blieben; ſechs folder Beſtien hatte er, wie erzählt und ſchlimmſten Poften geſtellt. Die Sache ging ziemlich gut,

wurde, ſchon erlegt, ießt wäre er ihnen nicht mehr gefährlich

Dieſes fluge und treue Thier

nur wurden die Schafe Durch den vielen Lärinen ſcheu , und es

ſah mich an, als fühlte es ſich berufen , nicht allein mnich zu

brach ein alter, ftarfer Widder über die Linie hinaus, wo er

beſchüßen, ſondern auch zu meiner Unterhaltung beizutragen .

bald vom reißenden Strome erfaßt wurde und mit ihm dabin

Nach einem ſo frohen Abende und in der poetiſchen Stimmung, in welche mich ber feurige Wein verſeßt hatte, ſchlief ich trefflich, unb erwachte erſt einige Stunden nach Mitternacht; Da hörte ich leiſe einen Menſchen unter den Fenſtern gehen, und

würde Diebe und Räuber gefürchtet haben, wenn mein alter

trieb . Es war ein werthvolles Thier und ſchien verloren zu ſeyn . Da rief ich einen alten Zigeuner, der an der äußerſten Spiße im Waſſer ſtand, zu, und zeigte ihm einen blinkenden Ziranziger als Belohnung, wenn er den Widder retten würde. Raſch brang er vorwärte , idywamm wie ein Fiſch Dem Shiere

treuer Burfus, ben ich anrief, nicht freundlich webelnd zu mir

nach, und nicht lange, ſo baichte er eß bei den Hörnern und

geweſen , und doch flohen ihn alle .

1

herangetreten wäre, und mir durch ſeine Ruhe angedeutet hätte, brachte e8 triumpbirend ans Ufer. daß keine Gefahr ſey; dennoch konnte ich meine Beſorgniß nicht ziger machte ihn in hohem Grade ganz unterbrüden, zumal ich die Tritte immer wieder aufs neue ſeinen Cameraben an, wie ſehr fie pernahm . — Am Morgen bekam ich die Aufklärung : der Vogt | lief alles ohne Unfall ab, und die

Der neue, funkelnde Zwan.

glüdlich, und man ſab eß ihn darum beneideten . So

Schafe waren blüthenweiß

303

gewaſchen. Jeßt aber ging der Trödel erſt mit den Leuten an . Raſch wie der Blip ſchoſſen immer je zwei Walden auf einen Zigeuner los, faften ihn und warfen ihn die Länge lang ins Waſſer. Sie aber waren wie Amphibien, tauchten unter und famen immer wieder ſchnell ans Ufer. Indeſſen rächten ſich die

Zigeuner ihrerſeits, daß ſie den Walachen auf gleiche Art mit ſpielten, die aber weniger im Scrimmen geübt und faſt nahe daran waren zu ertrinfen, wenn ihnen die Zigeuner nicht immer ſchnell zu Hülfe gefommen wären .

Erbſchaftstheilung wohnte ich bei ; unter Zuziehung von zwei Predigern fonnte ſie bei dieſen Verträglichen Leuten nur im Frieben abgehen . Die Mennoniten und Tunfer bilden zwei Drittel der hieſigen Deutſchen ; unter ihnen wohnen die Platt

( Fortſepung folgt . )

Deutſchen, die eine eigene proteſtantiſche Kirche haben. Endlich gibt es ſogar eine deutſche anglifaniſche Kirche, gegründet von einem jener in Amerika nicht ſeltenen Herren , der aus einem

Ein Beſuch in Obercanada.

fatholiſchen Prieſter ſich in einen reformirten umwandelte, weil

( Schluß .)

er mit den Jeſuiten nicht habe auskommen können, und aus

Ich befand mich wohl unter dieſen Landsleuten ; ſie famen

mir vor wie ein Stück deutſches Leben aus verwichenen Jahr hunderten, das ſich hier in die canadiſchen Wälder geflüchtet hatte. Acht Tage blieb ich da und ritt in den Wäldern und neuen Anfteblungen umher, und fand manches blühende Geſicht chen heraus.

Verſammlung geſchieht überaus einfach, ihre Prediger ſind Bauern wie die übrigen, aber ſie ſpredien nie ohne ſelbſt ge rührt zu ſeyn ; der Kirchengeſang gefiel mir dagegen nicht, weil ſte aus lauter Demuth faum den Mund aufmachen. Auch einer

Mein Wirth, Herr Peter Rehmer, war ein rus

higer ſtattlicher Mann , vom Morgen bis zum Abend thätig und überlegend, er hatte ſchon faſt ſecháhundert Ader unter dem Piluge, und ſeine beſte Freude war ſein Hirſdgarten . Nabe bei ſeinem Geſchäfte hielt er nämlich ein Stück Wald eingefries

einem reformirten in einen anglifaniſchen , weil in der englis iden Kirche der Prediger nicht von der Gemeinde gebingt, fons dern vom Staate bezahlt werde. Im Ganzen mögen in Marf ham Townſhip 500 deutſche Familien , in Vaughan 140, Whit

curd 100, Pufering 50, und in den übrigen benachbarten Lornſhips noch 50 Familien zerſtreut wohnen . Die engliſch ſprechende Bevölkerung, Jrländer und Amerikaner, ift in Mark ham bei weitem geringer als die deutſche,

und wird hier wie

überal von den Pennſylvaniern mehr und mehr ausgefauft. Die

bedeutenderen Niederlaſſungen der Deutſchen find indeſſen ober

digt und darin an dreißig Stück Gbelwild, das auf ſein An loden aus den Büſchen rannte, und die Aepfel uns aus den Saſchen ſuchte ; bis das Hundert voll ſex , wollte er feins davon

halb dem Niagara nnd im Şamilton - Diſtrict. Die Gegend der obengenannten Townſhips beſteht aus brei

Als ich ihm erzählte, daß das nur Rehe Feyen und die Hirſche in Deutſchland viel größer wären , überlegte er hin and her, ob er nicht ein paar von dieſen großen Hirſchen ſich

merken iſt.

verſchreiben fönnte.

Tage lang .

abſtehen .

Sein Hof war wie eine der weſtphäliſchen

ten langgezogenen Hügelwellen, deren Anſchwellen faum zu be Das Klima iſt dem der nördlichſten Theile Neu

englands ähnlich, nur im Sommer anhaltend heißer und im Winter

anhaltend fälter, unbeſtändig bleibt das Wetter nur ein paar Die Einwohner rühmten ihr land als äußerſt ge

Bauernwirthſchaften , lebendig wie ein Bienenſtock und alles voll auf. Die vortrefflichen Truthähne wurden in den Rohltopf ges ftect, wie Hammelfleiſch. Die Fülle des Obſtes war nicht mehr

ſund, Fieber jey auch auf den Neubrüchen nicht oft, Dagegen ſchien mir Schwindſucht nicht ſelten zu ſe911. Der Landbau wird gerade wie in Pennſylranien betrieben , Mais baut man wenig,

zu verzehren , und jede Woche fuhr zweimal ein Wagen mit

wendet aber viele Sorgfalt auf die Obſtbaumzucht,

Trauben

Mehl und Weizen nach Loronto zum Verkaufe, zum Eſſen fans

kommen jedoch nicht fort . Das vorzüglichſte Land iſt nur noch

den ſich in der Regel einige Gäſte ein, und eine Art Kuhhorn rief die eigenen Leute aus den Feldern und Scheunen herbei ; was das Haus verbrauchte, wurde ſelbſt darin geſchafft. Man

aue zweiter Hand zu faufeu , doch iſt Deſſen noch genug ; Kirs chenland und der geringe Reſt des Kronlandes wird zu gewiſſen

Zeiten in den einzelnen Townſhips verſteigert, zum gewöhn

Die Hausmutter ſchaffte unabläſftg mit

lichen Preiſe von 1 '/ bis 5 Dollars, von dem Kaufpreiſe muß der vierte Theil ſogleich und das übrige in fünf Jahren abges tragen ſeyn ; auf Leihe (Leaſe ) wird kein Land mehr gegeben .

ihren Mägben , und machte feinen Unterſchied zwiſchen ihren eigenen und andern angenommenen armen Kindern . Ihr Vater

Neue Anſiedler wurden ſehr gewünſcht, beſonders wenn ſie zul gleich Schulmeiſter ober Muſifanten wären .

webte rollene Zeuge und hatte den Schneider dafür auf dem

Tiſche, und die Bärendecken auf dem Kirchenwagen waren von felbft erlegten Thieren .

lebte in der Nähe , er hatte ſein Haus zu einem netten Landfiße

gemacht , ließ ießt die Urenfel mit ſeinem langen weißen Barte ſpielen , und zählte die Gehöfte, welche er rings umber ſeinen Kindern gegründet hatte .

Solcher auégebreiteten Familien find viele da, das beſte Land in der Nachbarſchaft iſt bereits von ihnen eingenommen, tind fte haben noch Geld und Verſtand genug, fich auch das

Ein Spaziergang in Canton. Bon Natalis Rondot . ( Journ , asiat. Januar 1848. )

wandtſchaft, noch mehr aber durch ihre religiöſe Verbindung,

Canton iſt eine an Erſdeinungen und Intereſſe reiche Stadt ; die Handelswelt hat fich von jeher nur mit Theefiften , mit Picols von Tay: ſaam : und Tſatli-Seide, die gegen Baumwollen- und Wollenwaaren ausgetauſcht werden, beſchäftigt, und ihre Neugierde beſchränfte fiđ auf die Einfuhrartifel und den allgemeinen Stand der Handelsbewegung.

hangen die Pennſylvanier hier enge zuſammen , und haben nicht

Die Reiſenden begnügen fich mit dem Anſchauen einiger Butifen auf

viel mit den übrigen Anwohnern zu thun . Unter allen Neli gionsparteien ſtellen dieſe Mennoniten ohne Zweifel Das alt.

einem Gang durch die Straßen Neu- und Alt: China und durch die Straße der Materialiſten. Manchmal wagten ſie ſich in ein fernered

weiter entlegene allmählich zu verſchaffen .

Durch ſolche Vers

Quartier , die Gilfertigkeit ihres Spazierganges geſtattete ihnen aber nicht gewiſſe chineſiſche Scenen zu ſehen , die Gewohnheiten zu beobad: ten, und ſie ſtießen auf eine feindſelige, ſchreiende Bevölferung. Nodi

chriſtliche Gemeindeleben noch jeßt am treueſten bar, es fehlt nur die heidniſche Umgebung. Wo einer von ihnen ins Un glück fommt, helfen ihm fofort die Gemeindeglieder wieder auf.

vor furzem (am 18 März 1845) wurden die Herrn Montgomery Martin ,

Streitigfeiten werden vor firchlichen Richtern ausgeglichen ; daß

Schaßmeiſter des Gouvernements von Hongkong, Jadjon , engliſcher

Ihre religiöſe

Viceconſul, und der Geiſtliche Staunton auf einem Ausflug um die

einer vor das Gericht ginge,

wäre unerhört .

overs

304

Mauern der Stadt geprügelt und ausgeraubt. ' Wir wiſſen nicht, an welchem Zug der Phyſiognomie man die Franzoſen erfennt, ob wir uns von den andern Fremden durch unſern Gang, unſere Unbefangenheit und

voll der ſchönſten Sticereien, mit Papier aus Bambus und Broufonetia aus den Provinzen Folien und Riangſi, nod in ihrem Padwerf aus

die große Zahl unſerer Beſuche in fernen Straßen auszeichnen, jedenfalls

jedem Schritt fieht man eine kleine Werfftåtte: ein Arbeiter fardáticht

Pandanus, und vor hundert andern verſchiedenen Läden vorüber.

Bei

aber nimmt man und allenthalben freundlich auf , und nur die Kinder

hier die Baumwolle mit der Wippe , die er auf der ſchneeigen Fläche

verfolgen und mit dem Geſchrei Fan:Awei-loio ( fremder Teufel.) Es gilt fein anderes Mittel , eine furze Sfizze von Canton zu ents werfen , als einige Blätter aus dem Tagebuche unſerer Ausflüge abzu

hin- und hergehen läßt ; dort werden mit einer cannelirten Rolle Baum : wollen- und Seidenzeuge geglättet durch die abwechſelnde Bewegung dieſer ſchweren granitnen Rolle. Weiterhin fieht man Leute, die Later: nen zuſammenfeßen und malen, Zimmerleute , Wagmacher, Zinngießer, Garföche mit ihrer geheimnißvollen Rüche und ihren lilliputſchen Pors

löjen , und vielleidyt wird man mit Vergnügen die Ladmanufactur des berühmten sipqua mit und beſuchen. Dieſe Schilderung wird einige Ginzelnheiten über den Betrieb chineſiſcher Fabrifen enthalten , man erhält den Beweis der Ginfachheit ihres Verfahrens, der Leichtigfeit ihrer Mit:

tel ; man wird erfennen , daß der Werth ihrer Producte faſt ganz in Handarbeit beſteht, und daß dieſe Handarbeit, ſo gewandt und funſtreich fie auch ſeyn mag , ded ſehr mäßig bezahlt wird .

Um 10 Uhr Morgens verließen mein College Ed. Renard und ich den franzöſiſchen Hong , wandten uns um die Ede der ehemaligen ſpaniſden Factorei und erreichten bald die Nr. 15 der Straße Tong: wann (von den Engländern Alidina genannt) ; Hip-tſdeong , einer der Aſſociés von Weng-tai, befannt unter dem Namen Hipgua, 308 ſeinen

Scheong- ſcham von Hia:pu 33 an , nahm ten nie fehlenden Fächer , und wir folgten ihm raſchen Scrittes. Die erſte Straße, die man in ihrer ganzen lange durchläuft. iſt die „ Straße der dreizehn Factoreien;" fie und die Straße Tatong Rai fönnen einen Begriff von der Handelsthätig feit und der lebhaften Circulation geben , und in ihren Butifen findet ein großer Theil des Einzelnverkaufes für den örtlichen Verbrauch ſtatt. Die Raufläden in Canton flechen ſeltſam gegen die unſrigen ab ; vor

tionen , Fruchthändler , in deren Ausſtellungen man die Ananas und

Bananen neben den Trauben des Nordens, den Birnen von Scan-tong und den buddhahändigen Citronen (c. mains de Bouddha) gewahr wird.

Wollte man ſich vor jeder Merkwürdigkeit aufhalten , bei dem Glaſer eintreten , um ſeine Formen zu zeichnen , bei dem Kupferemailleur um ihm ein Geheimniß abzuſtehlen, bei dem Wachoboſſirer um der Art des Gupſe8 zu folgen , bei dem Weber , um ſein Schiffchen hin- und her: fliegen zu ſehen, man würde ſobald nicht zum Ziele fommen. Wenden wir uns nach der Straße des weißen Reiſes und treten

wir in die Ing-jdhan -fong. Hier iſt feine lärmende, feine fich eilig brán: gende Menſchenmaſſe mehr , nur einige arme Leute ſchreien in den Straßen Hibiscus: und Chryſanthemenblumen , Früchte und Zuckerwerfe aus , nur am Thore des Quartieres findet ſich ein eingenidter Nachts wachter und einige Hürden, auf denen friſche Betelblätter und zubereis tete Arecanüſſe ausgebreitet ſind. Von Zeit zu Zeit geht ein zerlumpter .

Bettler , ein Bürger, ein Barbier oder ein wandernder Garfuch durch. Wir ſind hier in der Vorſtadt St. Germain von Canton : die Straßen

allem zeichnen ſie ſich durch eine Fleine Granitniſche aus, die man links an der Sdwelle bemerft, und wo Morgens und Abends zu Ghren

ſind breit und öde, die Häuſer ſcheinen Gefängniſſe , denn fein Fenſter durchbricht die grauen Mauern , und den Eingang ſelbſt bededt eine

von Tſaë-pih-fing -fön, des Gottes der Reichthümer, die drei ſymboliſchen Houng 55 rauden ; ſtets findet man im Hintergrund dieſer Niſche ein rothes Täfelchen , wo eine in zierlichen Charafteren abgefaßte Inſchrift

plumpe Bambusthüre, weldie unbeſcheidenen Bliden den Anblic des Innern entzieht. Dieſelbe Dede findet man in Huar-nen -le und in der Tiſchlerſtraße, und doch iſt dieß der intereſſanteſte Theil unſerer Wan derung ; nie dringt ein Fremder hieher, fein Geſchäft, feine Beſtellung, keine Neugierde zieht ihn an , und man befindet ſid natürlich in einer

die anſtändigen Leute einlädt , beim Eintreten den Dichon zu grüßen. 6

Gin von dem oder

Altar iſt in der Scheidewand, dem Eingang gegenüber, in der Höhe drei oder vier Metres angebracht. Hinter den mäandriſchen Spigen, vergoldeten Schnißwerf, den ſteifen Draperien von fdarladhenem roſenfarbenem Neſſeltuch, womit dieß fleine Heiligthum geziert iſt,

zeigt fich die geheiligte Geſtalt irgend eines mächtigen Genius der Religion Taoð und auf jeder Seite erheben ſich die Ram -ja, ſymboliſche Pyramiden mit ihrem Blätterwerf von Flitter, ihren in Seide und Blumen

von Easlanmarf gefleideten kleinen Figuren. Der Laden iſt faſt völlig offen , denn er hat weder Thüren, noch Fenſter . Die Wände find, wie bei uns, mit Sorånfen verſehen , das Comptoir iſt links angebracht, und verlängert fich, indem es einen rechten Winkel bildet, nach außen ; auf

reindineſiſchen Stadt. Darum fehlt es auch feineswegs an Frauen, und da wir in einem vornehmen Quartier find, ſo haben fie kleine, ſehr

zierliche Füße , einen mattweißen , leicht mit Roſenroth geſchminften Teint, und eine troß ihrer großen Einfachheit ausnehmend zierliche Toilette; beſonders wiſſen ſie den Bau ihres Kopfpußes fofett zu ordnen, und ihn äußerſt geſchmadvoll mit natürlichen Blumen und Goldnadeln

zu ſchmücken . Gefeß und Herfommen haben die Formen des Ropfpuķes ſo wie die Kleidung beſtimmt; file wechſeln je nach dem Alter , der Stellung und dem Rang, und viele junge Mädchen möchten ſchnell groß werden und heurathen , nur um das Vorrecht zu haben ihre ſchönen

beiden Seiten des Eingange hängen längliche hölzerne Täfelchen, die in alten oder neuen , in rothen , blauen oder ſchwarzen Charakteren den Namen des Kaufmanns enthalten und ſeine Dienſte dem Publicum

ſchwarzen Haare in Knoten , in Helmfämme und in Sporen zu ordnen .

anbieten .

Man könnte tauſendfach ſtehen bleiben im Schap -ſam -hong-fai, denn

beigetragen, ſie als Vogelſcheuchen und Blaubārte darzuſtellen, furchtbar in jeder Beziehung, ſo daß die Damen eben ſo begierig als erſchrođen find,

man fommt vor Buden mit Seiden-, Baumwollen - und Ma:Stoffen, mit

ſie zu ſehen. Sie drången fich alle lebhaft an die Thüren und laufen

Flechtwert aus Bambue, Notang , Binſen und Palmen , mit Schuhen

ſdheu und geſchämig davon bei der erſten Bewegung des Vorübergehen : den. Mehrere dieſer jungen Frauen find wahrhaft reizend, und in den metaphoriſchen Beſchreibungen der chineſiſchen Dichter liegt etwas wahres.

Dao ift bekanntlich in letterer Zeit nicht beſſer geworden , indem mehrere Engländer ermordet wurden .

a Beide waren Mitglieder der französiſchen Miſion ; Renard war von der Pari ſer Induſtrie abgeſchickt.

3 siapu oder Sommerzeug ift eine aus den Faſern des Ma gewobener Stoff. Das Wort Ma begetdinet hauptſächlich drei Faſerſtoffe, von denen die eine urtica

nivea ift, die andere su den Gartungen corchorus, sida oder Triumſetta gehören. Sie sind gewöhnlid) gegen Norden gerichtet.

Ein Fan-fwai iſt eine Curioſitát für eine chineſiſche Dame ; der patriotiſche Haß und die Eiferſucht der Ghemänner haben eifrigft dazu

Die Wangen der Mädchen von San, ſagen fie, find friſch wie die Mans delblüthe, ihre Lippen rofig wie die Blumenknoſpen des Pfirfidhbaums, ihr Wuchs ſchlank und zart wie das Blatt der Weide , ihre Augen glänzen ſo rein wie das Waſſer des Herbftes und die Spur ihrer Schritte gleicht der Lotusblume im Kleinen. ( Fortſeßung folgt.)

5 Diese Höung rind kleine Lunten aus Sägmehl von Sandelholz , das vers

mittelit Ngar-Agar zuſammengepappt wird und die man vor den Bildniñen der

Die ruſſiſche Armee wird in manchen Blättern wiederum auf

Gotter verbrennt.

6 Das Wort Dichoit, das man jetzt in den Berichten über China, namentlich ) in der Berbindung djoss-house für , Tempel" ſo häufig findet, iſt das corrumpirie portugieſiſche Wort deos , Gott.

Verlag der 3. G. Cotta'ſden Buchhandlung.

das ungeheure Zahl, von 800,000 Dann darunter 160,000 Pferde, ohne

80,000 Roſafen zu rechnen , und 20,000 Ranonen angegeben. Mit ſol chen Rodomontaden ſind wir hoffentlich am Ende. Verantwortlicher Redacteur Dr. Gd . Widenmann:

( Beilage : Neuigfeiten des Jahre 1847 aus dem Verlage von Aler. Dunfer, f. fofbuchhändler in Berlin. )

Das Ausland. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. U

77.

30 März 1848.

Der Bufland Europa's. GB hat in den legten Jahrzehnten nicht an Leuten gefehlt, welche ben bisherigen Zuſtand für unbaltbar hielten, und arge Störungen fürchteten ; e8 hat nicht an Leuten gefehlt welche ihre Hoffnungen auf einen Umſturz ſepten , wie es auch bekannt lich nicht an ſolchen fehlte, weldie mit eiſernem Willen ben Status quo aufrecht zu halten ſuchten . Die Befürchtungen der einen, wie die Hoffnungen der anbern find mehr als erfüllt worben , denn in weniger als Einem Monat warb alles völlig um geſtürzt: am 22 Februar begann die Bewegung in Paris , am

Beharrlichfeit ftegte. Das continentale Europa war damals ge ſpalten in zwei Mächte, Rußland und Frankreichy; eine wie das andere reichte bis an die Elbe, benn Preußen, obwohl im Augen. blic von den Franzoſen beſeßt, war factiſch ein Vaal Ruß lanbe oder vielmehr wäre e8 politiſch geweſen , wenn der Zu ſtand fich hätte in Ruhe conſolidiren fönnen. Nur Defterreich, Das nicht auf dem Congreß von Erfurt erſchien , hielt noch bie Deutſche Fahne aufrecht, und rief Deutſchland im Namen ſeiner

Nationalität zu den Waffen, wie Napoleon ſeinerſeite die Stas

liener im Namen ihrer Nationalität zu den Waffen gerufen hatte. Sobald leßterer ſeine natürliche Gränze, bie Elbe, über

20 März war fte in Berlin zu Ende, und wirb Doch wohl jeßt

ſchritt, um Rußland, die rivale Macht, zu ſeinem Syſtem zu

zu einer Art von Stillſtand fommen , in welchem die Menſchen ,

iſt die große Frage. Als in 3. 1789 dal franzöſiſche Volk aufſtand, waren es

zwingen, ging er zu Grunde ; ihn ſtürzte nicht Rußland, nicht England, ſondern die fanatiſche Entſchloſſenheit, mit der er im nörblichen Deutſchland bekämpft wurde. Gewöhnliche Gegner, mit gewöhnlichen Armeen, hätte er beftegt, an der Volf&erbittes rung erlag er. Die Grundſäße der franzöftſchen Revolution,

vorzugsweiſe zwei Urſachen , welche die bewegende Kraft bildes

daß im Notfall alle Solbat ſe , hatten auf Deutſchem Boden

ten : die Noth des Volfe durch ein ungerechtes drüdendes Steuer

ſelbſt in der erſten Periode der Revolution der Gedanke aufſtieg

eine tiefe Wurzel geſchlagen. Volfebewaffnung und Vaterland8 geift hatten entſchieben , Napoleon fiel und mit ihm auch die italieniſche Nationalität . 3talien und Deutſchland hatten das malé alſo entgegengeſeptes Schickſal, bie Deutſche Nationalität war im Steigen, die italieniſche im Sinken.

und mehrfach ausgeſprochen wurde, Frankreich folle ſeine alten Eroberungen am Rhein, nämlich das Glja, denn die Ver hältniſſe des Abels im Elſaß bildeten einen der Hauptvorwanbe

Der Friebe fam, mit ihm Das Beſtreben burdh Kanbel und Induſtrie groß und mächtig zu werden , wie England. Die Nothwendigkeit war da, die alten Wunden zu heilen, und das

des Kriegs gegen Franfreich, - aufgeben, ſich auf das Innere beſchränken und hier ſeine freie Verfaſſung ausbilden. Dieſe etwas ſentimentale 3bee bauerte nicht lange, denn die Wirklich

Bedürfniß der Ruhe nad fo furchtbaren Stürmen hielt die

einem Ameiſenhaufen gleich, dem man ſein Neft geſtört hat, das ſelbe wieder zu ordnen ſuchen ; wie aber dieß geſchehen ſoll, das

ſyſtem , die Erbitterung des dritten Standes, D. h. der mittlern Claſſen , gegen den Uebermuth des Abels . Die Bewegung war noch keine europäiſche, ſondern eine franzöſiſche, ſo ſehr, daß

keit pochte zu grob an.

Wäre die 3bee verbreiteter geweſen ,

ald fte wirklich war, fte hätten an den heranziehenden Reactions heeren fich brechen müſſen. Nun fam bad franzöftiche Grobes rungegelüfte : Belgien und die Rheinlande,

Savoyen und ein

Stück von Italien warb mit Franfreich vereinigt, und die fie gende Republik ſuchte ſich in 3talien unb Deutſchland mit Töchs

terrepublifen zu umgeben, um fich gegen England, Deſterreich, Preußen und Rußland zu ſchüßen .

Das gelang in Italien ,

aber nicht in Deutſchland, wenn man nicht etwa die ſehr widers willige bataviſche Republik Dazu rechnen will.

Bald aber war

Völfer ab von zu heftigen Forderungen. Dieß Ruhebebürfniß der Völfer nahm man für ein Eingehen in die Plane einer

politiſchen und geiſtlichen Reaction, und nun begann das lange trübe Sündenregiſter der heiligen Adianz und ihrer Anhänger, ein Regiſter, das durch die Revolution des Jahres 1830 nur

momentan unterbrochen wurde, aus Grünben , die zu nahe lies gen und zu wichtig find, als daß wir fle nicht erwähnen ſollten. Seit 200 Jahren , ſeit dem Frieden von Münſter hat Deutſch land als Auégleichungemittel gebient , faſt in jedem Krieg vers lor eß. Dieß für die herrſchenben Nationen, England, Frankreich und Rußland, ſo günſtige Verhältniß ſollte ewig bauern, Ruß land und Frankreich hatten in den Jahren 1827 bis 1830 ein

die Welt der boblen Freiheitsphraſen , bel Kriege und der Plüns derungen mübe. Da kam Napoleon und ſchuf, was den Freie heitephraſen abging, Drbnung .

enges Bündniß geſchloſſen, beſſen Koſten wieder Deutſchland bes zahlen ſollte, benn Franfreich war die heißerſehnte Rheingränze

England konnte eine ſo gewaltige Macht nicht neben fich dulden, und jepte den Krieg fort, nahm ganze Monarchien in Sold, ſtürzte fich in einen Abgrund von Schulben, aber ſeine

1 In neueſter Zeit will gar wieder Rußland Däuemark vergrößern

-

zugeſagt. ' 1

Der ſchlaue Ludwig Philipp ſuchte die Fäden der

auf Koſten Deutſchlande.

306 Politik der alten Bourbonen wieder zuſammenzuknüpfen , und nach langem Bemühen brachte er endlich ein Bündniß zwiſchen Franfreich, Defterreich , Rußland und vielleicht auch Preußen

Krieg, und nur ſehr energiſche Maaßregeln fönnen ihn abs wenden .

England zu vereinigen und die Freiheitsbeſtrebungen in 3talien und in Deutſchland niederzuhalten . Dagegen trat England auf, förderte bie Revolution in Stalien, ftüßte ben dweizerbund

Endlich last, not least, kommen wir an die Finanzen , und hier glauben wir bloß eine allgemeine politiſche Bemerkung machen zu müſſen . Seit Europa burch die Zertrümmerung des Deutſchen Reich ſeinen politiſchen Sdhwerpunft verloren , und das Traumbild des politiſchen Gleichgewichts zur firen Idee vies

gegen die Beeinträchtigungen Frankreichs und Deſterreiche, und

ler europäiſchen Staatemänner geworden iſt, hat ein Staat um

zu Stanbe, mit dem gedoppelten Swed, ben Continent gegen

- war vielleicht manchen Bewegungen, die in Deutſchland der franzöſiſchen Revolution vorangingen , nicht fremd. Da kam die Revolution und brach den Continentalbund,

ftärfer und gründlicher als ſelbft England gewünſcht, bie Revos lution ging in raſender Schnelle durch ganz Deutſchland, wäh. rent fie in Italien , wo dhon die Bewegung im Gange mar nur ſchwache Folgen nach fich zog. Das Andenken der alten,

drückenden Kriegsherrſchaft der Franzoſen wirkt jeßt noch : man wil weber in Deutſchland noch in 3talien franzöſiſche Hülfe und franzöfiſche Herrſchaft , ſo wenig als in Belgien. Was iſt jest bie Richtung der Dinge ? Stalien und Deutſchland ſuchen

vor allem ihre Nationalität feſtzuſtellen und ich einen gemein ſchaftlichen Mittelpunft zu geben, ein Streben , das fich nicht mehr aufhalten laſſen wird , welche Hinderniſſe man ihm auch entgegenſeßen mag ; eine Wiederherſtellung Deutſchlands als Nation birgt auch eine Wiederherſtellung Polens in ihrem

Schooße, Ungarn ſcheidet fich in natürlicher Beſorgniß vor den Stürmen in Deutſch !and ab, und der Verband, der die Staaten Defterreichs zuſammenhielt, muß nothwendig durch die neuern Ereigniſſe weſentlich gelodert, wo nicht großentheils aufgelöst

den andern um die erſte Rolle in Europa gebuhlt, Frankreich , England und Rußland. Reines bieſer Reiche kann ſeiner geos graphiſchen Stellung wegen dieſe erſte Rolle Durchführen , und alle haben fich in gewaltigen Auftrengungen erſchöpft, theils um die erſte Rolle zu erringen, theils um andere zu hindern ; alle ſtecken in Schulden und Finanznoth, die das allgemeine Uebel Europa'd gerrorben find. Neuere limftanbe haben dieſe Noth noch vermehrt, und ein allgemeiner Krieg müßte einen Zuſtand in

Europa herbeiführen, ber ans Verzweiflung @volle gränzen würde. England ſelbſt iſt von gewaltſamen Erſchütterungen im Innern, ganz abgeſehen von Jrland , nicht ſo gar weit entfernt, als manche meinen , das ariſtokratiſche Regiment neigt fich ftarf zum Ende. So ſagt ein Blatt, dem man keineswegs revolus tionäre Anſichten vorwerfen wird, das Circular to Bankers vom 17 März : „was iſt die Lage England8 ? iſt fie unſern Lenfern befannt ? Wir glauben fte haben eben ſo wenig eine genaue Kenntniß von dem weit verbreiteten Mißvergnügen nnter der

Bevölkerung Großbritanniens, al& Ludwig Philipp von der Noth und dem Mißvergnügen der Arbeiter von Paris." Frankreich , wo

Erfurter Congreß ihren fodhpunft erreicht hatte, iſt zu Ende,

am unſinnigſten gehaust wurde, wird allerdings die Folgen am erſten und ſchwerſten erbulden, aber auch andere Länder werden nicht verſchont werden, und es kann ein Umſturz der Vermögen8 verhältniſſe erfolgen, von der man ſich jeßt noch keinen Begriff

eine Zuſammenſtimmung Frankreich und Rußlanbe gegen Deutſch-

macht.

land vorerſt faum möglich, und bie Conſtituirung des leßtern

werden.

Ein ganz neues Machtverhältniß bilbet fich alſo in

Europa. Die politiſche Vernichtung Deutſchlande, die mit dem

Aded hängt davon ab, was Deutſchland, die Central

alſo die erſte Erforderniß, wenn irgend Ruhe im Innern und

macht Europa's, thut ; geht dieß ernſt und mit männlicher Ents ſchloſſenheit zu Werfe, daß der Friebe vorerſt erhalten und

der Frieden Europa'8 erhalten werden ſoll.

wenigſtens Frankreich an dem Verſuch gehindert wird , ſeine

Noch haben wir von den communiſtiſchen und ſocialiſtiſchen Beſtrebungen nichts geſagt, können indeß nur wiederholen , daß

hungrigen Maſſen auf unſern Boben zu werfen , ſo iſt noch Rettung in großem Umfang möglich, nimmt aber die Unorbs nung in Deutſchland überhand, dann wird es das ganze übrige Europa nachreißen, mehr als Frankreich jeßt. Der Einfluß

fie bloß eine Folge des Syſtems find, die großen Laſten des Staats auf die Armen zu wälzen.

Dieß Syſtem muß fallen,

in Güte oder in Gewalt. Die Frage iſt in Frankreich noch = im

Deutſchlands auf die umliegenden Länder iſt zu mächtig, und

mer unendlich ſchwieriger als in Deutſchland, denn die Mittel zur Beſchwichtigung dieſes Sturm8 find hier in größerer Ans zahl vorhanden, namentlich auch darum, weil Deutſchland feine fo concentrirte Fabrifſtadt hat, wie Paris, wo die Mafie des Pöbele den Mitteldaſſen und der Regierung zugleich dictirt,

wenn die auswärtigen Staaten den und Deutſchland wohl überlegen, finden, ſelbſt Deutſchland zu ſeiner ſeyn , ſtatt fte hindern zu wollen

Stand der Dinge in Europa ſo möchten fie fich bewogen Conſtituirung behülflich zu und Europa in einen Abs

grund von Noth zu ſtürzen , aus dem fie ſelbſt am wenigſten

Hinſichtlich der Folgen dieſer franzöftíchen Zuſtände find die Vortheil ziehen würden. Anſichten getheilt : die einen glauben, daß der Strom , wenn man ihn in Frankreich nicht mehr bånbigen könne,

fich nach außen

Behn Tage unter den Walachen in Siebenbürgen .

entladen und einen europäiſchen Krieg, namentlich einen Krieg gegen Deutſchland hervorrufen werde ; andere bergleichen die

( Fortſebung .)

Während nun die Schafe wieder abtrockneten , was bis zu

franzöftſche Revolution einem gährenben Vulcan und glauben, derſelbe werbe in fidh felbft ausbrennen. Wir wollen feine

ihrer Schur drei Tage dauerte, machte ich Beſuch in der Ums

entſchiebene Meinung ausſprechen, glauben aber, daß wenn Deutſchland genügend rüſtet, von einer franzöſiſchen Revolutions-

hier wurden die Schafe gewaſchen, und e ging alles dabei eben

armee nicht viel zu befürchten ſeyn , und daß die franzöſiſchen Leiter fich zweimal befinnen werben, ehe fte fich in eine ſo weit ausſehende und ſo unfichere Sache ſtürzen. Erwägt man indeß den franzöflichen Leichtfinn , die Groberunge- und Plünderungeluft, die hochmüthige Verachtung, mit der fie auf Deutſchland

herunterſehen , ſo iſt allerdings die Wahrſcheinlichkeit für einen

gegend, wo bei einem Cavaliere dieſelbe Scene vorfam.

Auch

ſo her, wie dort, wie ich eben erzählt habe ; nur fam hier noch ein intereſſante Zwiſchenſpiel vor. Während fich eben die Was lachen und Zigeuner gegenſeitig ins Waffer warfen , fam eine Art von Proceffion daher , an deren Spiße ein als Harlekin verkleideter, fehr gewandter Burſche ging. Sie machten allerlei wunderliche Grimaſſen und Ceremonien, und man fonnte auch ohne Erklärung errathen , daß es eine Perftflage war. Die

ve

307

Schafwäſcher ſprangen alle aus dem Waſſer und ftellten fich | war guter Math theuer ; andere Scheerer waren nicht zu haben, neugierig auf.

Der Anführer der Procefflon (io wil ich den

Aufzug nennen) begoß fie aus einem Gefäß , was er ſchnell aus dem Fluffe gefüllt, ſammt und fonder8 tüchtig, wodurch ein groß Geſchrei und Gejubel hervorgerufen wurde. Er klingelte nun mit einer fleinen Glocke in der Geſellſchaft herum und hielt dabei einem jeden ſeine Müße hin ; die Gaben, die er ingbeſondere von dem Cavaliere und deſſen Gäſten empfing, waren nicht gering , und man ſah ihm an , wie angenehm er davon

und die Schafe konnten doch nicht länger ftehen. Da traten einige Weiber vor, welche fich zur Schur erboten. Mit ihnen allein hätte die Sache aber zu lang gebauert ; auch verſicherte

meine Dolmetſcherin, daß dieſe die Sache nicht ſonderlich gut Die abgegangenen Männer nunmehr einzu laden zurückzukommen, hätte ſte bitten und den geforderten Lohn verſprechen geheißen . Der Vogt wußte Rath. Der große An führer war der Herrſchaft einige Gulden ſchuldig ; er ließ ihn

machen würden .

überraſcht war. Dieſe Procefflon ftellte Kaluyer (griechiſche

ſofort durch den Heidufen (Gerichtsdiener ) holen, und erklärte

Mönche) vor und fonnte als eine Verſpottung berſelben gelten.

ihm, daß er ſofort ſeine Schulb zu bezahlen habe oder ins Ges fängniß wandern würde. Das zog. Der Mann ſuchte nun die

Das ganze Perſonal berſelben beſtand auß Zigeunern.

Uebris

gens hatte der ganze Aufzug etwas höchft Driginelles. Auf meiner Rückreiſe nach B. , mo nunmehr die Schafichur vollzogen werden ſollte, begegnete ich einem langen Zuge walachiſcher Bauern, die meiſtentheils betrunken waren und mit eis nem furchtbaren Geſchrei und Lärmen einherzogen. Der Klugheit gemäß wich ich ihnen bei Seiten aus , und dieß nahmen fie, die ſonſt gewohnt waren , ihrerſeits jeder Kutſche ſchon von weitem Plaß auf der Straße zu machen , ſehr hoch auf , ſo zwar, Daß fie mich freundlich und unterwürfig grüßten und mir freu-

Sache humoriſtiſch zu behanbeln, meinte, er und ſeine Kame raben hätten geglaubt, es reg ja ein Schimpf für die Schafe,

dig nachriefen . Auf einmal aber änderte fich die Scene. Plößlich höre ich ein großes Geſchrei, die Bauern liefen von ihren Fuhrwerfen weg und ſammelten fich auf einem Punfte in einen

lange , ſo war die ganze Geſellſchaft wieder beiſammen und die Arbeit begann .

dichten Knäuel ; eß hatten ein Paar derſelben Streit bekommen und e8 entwickelte fich eine furchtbare Prügelei. Dbgleich e8 nun bei ſolchen Gelegenheiten heißt, „weit davon iſt gut vorm Schuß ," ſo ließ ich dennoch halten, um zu ſehen wie fich Dad Drama entwideln würde ; bie freundliche Begegnung , die ich von den Bauern erfahren hatte, benahm mir jede Beſorgniß. Nicht lange , To floß Blut und es wurden ein Paar niedergeſchlagen , die man nach Beendigung des Streite auf die Was

waren gewohnt, mit ſogenannten Gdyneiderſcheeren dieſe Arbeit zu verrichten , ſchnitten aber mit denſelben die Wolle ſo hoch unb ſo ſtufig ab, daß nicht allein die Schafe badurch aufs höchſte entſtellt wurden, ſondern baß auch ein offenbarer, ſehr bedeus tender Verluſt an Wolle entſtand. Nun hatte ich Bingelſchees ren, wie man file in Deutſchland zur Schafidhur braucht, mits

gen laden mußte. Während des Kampfes ſtand ein alter Bauer

zimmer, die mitſchoren , fanden fich darein ; überbieß bebandelten die Männer die Sache nach ihrer gewohnten Art, D. h. fte ftans

neben meinem Wagen und ſchien fich an dem Intereſſe zu weis

ben , welches ich an demſelben nahm ; er gab mir das durch mancherlei Gebärden und Zeichen zu verſtehen . In B. angefommen , warb ich von dem Vogte und ſeiner Frau mit überaus freundlichem Gefichte empfangen.

Wir waren

nun ſon alte Bekannte ; ſie ihrerſeits aber traten nicht im mindeſten aus den Schranfen der Ergebenheit, ja Unterwürfigfeit.

Er waren die Scheerer

hier faſt nur Männer

-

bes

ſtellt, um mit ihnen zu contrahiren. Etwas unangenehm aber

wenn ſo feine und theure Thiere für einen ſo niedrigen Lohn, wie ihre Zadel geſchoren werden ſollten ; auch hätte er fich über zeugt, daß fie fich viel dwerer ſcheeren würden, und es muffe übrigens ja auch dieß bei demſelben mit viel mehr Fleiß und

Accurateſſe geſchehen. Mir machte des Mannes Dialeft Ver

gnügen , und ich ließ ihm nunmehr 6 fr. W. W. ( 22515 kr. C. M. ) als Scheererlohn antragen , was er auch gern annahm. Nicht

Jeßt aber erhoben fich neue Schwierigkeiten .

Die Leute

gebracht, und gab ſie den Leuten zum Gebrauche. Damit wußten fie aber durchaus nicht umzugeben, und nur die Paar Frauen .

den bei der Arbeit, klemmten das Schaf, welches fie mit dem Sintertheile auffepten , zwiſchen die Beine und ſchoren es ſo vom

Kopfe an nach unten ; damit aber zerriſſen ſie das Vließ und verunſtalteten überhaupt die Wolle. Nun blieb mir nichts übrig, ale fte wie Kinder zu behandeln und fie förmlich in der Sache zu unterrichten. 3ch fing bei dem Großen an, bemog ihn fich hinzuſepen , zeigte ihm wie er die Scheere anfaſſen und führen müſſe und belehrte ihn praftiſch dadurch, daß ich ſelbſt Wäh

warb ich überraſcht, ale fie wahrhaft unverſchämte Forderungen

eine ganze Seite des Schafs vor ſeinen Augen abſchor.

machten ; in Deutſchland zahlt man von einem Schaf 6 bis 8 Pfennige Scheererlohn ; in Giebenbürgen gab man - wo freis

rend ich dieß that, ſtanden die ſämmtlichen Männer um mich herum und lachten wie die Kinder; als eß aber immer noch

Meine

nicht gehen wollte, ward ich unwillig und ſtieß dem Schüler

Walachen aber forderten vom Stúd 10 fr. C. Münze ! Ich ließ fie, vermittelſt meiner Dolmetſcherin durch den Vogt fragen , ob

Er ſah mich mit blißendem Die Scheere hart auf die Hand. Gr Blide an, woraus ich entnehmen konnte , daß er ſich dieß wohl nicht ein zweites mal würde gefallen laſſen. Nach langer Mühe ging eß endlich, und nun ſchien Das Ehrgefühl zu erwachen, denn es beſtrebte fich ein jeder eß dem andern in guter Arbeit zuvorzuthun, und als ich endlich denen die fich auszeichneten, meine Zufriedenheit zu erfennen gab, ba entſtand ein alges

lich nur meiſt Zafel zu ſcheeren waren -- noch weniger.

fie wahnſinnig reysen.

Das ſchienen fte ſehr übel zu nehmen indbefondere einer unter ihnen, ein hochgewachſener , ſtarfer Mann mit einem römiſchen

und machten

drohende Mienen ,

Profil, welcher den Anführer und Sprecher machte.

auf mich zu mit zorniger Gebärbe , ale wolle er mich zur Rede ftellen ; der Vogt aber nie ohne ſeinen Kantichu -fteute fich zwiſchen ihn und mich und ließ ihn in ungariſcher Sprache, die von den Walachen verſtanden wird, hart an. fangs ſchien er fich wenig daraus zu machen , alß aber jener

ihm mit Arreſt drohte, warb er ruhig, wandte fich zu feinen Genoſſen , ſprach einige zu ihnen, und mit einem Lempo rafften alle ihre Habſeligkeiten zuſammen und zogen ruhig ab .

meiner Wetteifer. (Schluß folgt.)

Ein Spaziergang in Canton. (Fortſeßung.)

Aber die Zeit drångt und wir gehen nach dem Tícheng-huo:lefai, ziehen an dem Gemüſegarten hin, wo die Gärtner die Hong-tidhoë und

308 Trapa bicornis bauen , und folgen dann den Straßen Tídann -fe und I

Am Ende dieſer leßtern fieht man einen Laden, deſſen ſchar: ladrother Schild den Vorübergehenden ſagt: „ Wir ſind verſehen mit 3ng tile.

achtem Tabaf von Tſcha:pu und Sang- tſcheu , und ſein Wohlgeruch iſt verbreitet im Süden von Riang-nan. Wir unterwerfen fie einer vor: züglichen Bereitung und einer ausgezeichneten Behandlung. Berühmter Tabak des Diſtricts Sdhih-ma.“ Wir traten ein und erfuhren, daß das Rinn mit 112 bis 208 Rupfer-Kaſd bezahlt wird, je nach der Qualität, was im Durchſanitt 55 Centimes das Pfund ausmacht. Wir grüßen den Raufmann und ſeßen unſern Weg fort. Wir find um die Gde von Ing -tfi'le herum und haben jeßt noch eine fleine hölzerne

zeuge ſo wie andere europäiſche Artifel. Es gibt von verſdiedener Qualität und der Preis wechſelt zwiſden 40 und 95 Piaſter der Picol (364–864 Fr.), die hundert Kilogramme. Der geſchäfteſte lat hat die Farbe eines dunkeln, ins Rothe ſchimmernden Milchkaffees , iſt 90—100 Piafter der Picol werth (814–909 Fr. die 100 R.) und kommt gewöhn: lich aus Sle-tſchuen . Die zweite Qualität fommt eben daher , fie ift heller und ihr Preis wechſelt von 75–80 Piafter. Die dritte noch bläfſere Qualität foftet 40 — 50 P. Alſo je weißlicher die Farbe iſt, deſto minder fein und gut iſt der Lat , und wir müſſen auch bemerken, !

daß er minder ſchnell an der Luft trodnet. Der rohe Firnißlac fommt in kleinen elliptiſchen Rübeln an ,

und

kwang handelt , und der Werkſtätte eines Glaſers liegt die Fabrik von

hat einen ſehr ſcharfen durchdringenden Gerud . Die Arbeiter , die den Firniß ſammeln , erhalten troß der Gefahr , der fie fich ausſeßen , nur einen Tael monatlic , ſowohl für ihre Arbeit , als für ihre Nahrung, das iſt / Frant des Tage. Der Lohn der andern Arbeiter richtet ſich Sie wohnen und nach den Leiſtungen , von 5 % bis 25. Fr. des Tage. eſſen bei der Fabrik , und Hip-qua ſchäßt eines Arbeiter Unterhalt auf

pip: qua.

jährlich 30 Piaſter (45 Centimes Tago) an. Die Arbeiter arbeiten

Der Lad iſt noch mehr als der Tuſd , das Porcellan , die Behand lung des Schildpatte, des Elfenbeins, der Perlmutter, ein China eigen: thümlicher Artifel ; ſeine Bereitung iſt durchaus original, dem Lande für alle Zeit eigen, denn es benügt ein einheimiſches vegetabiliſches Product, und die ausharrende Oeſchidlichkeit der Arbeiter in Canton wird gegen

das ganze Jahr ohne auszuſeßen , denn die Chineſen kennen weder Sonntag noch Feſttag und die Werkſtätte wird nur am Neujahrs- und Laternenfeſt geſchloſſen. Doch geſtattet man den Arbeitern zuweilen

Brüde zu überſchreiten, welche über einen ſchmalen Canal geſchlagen iſt,

den die Tankas 1 mit der Fluth hinauffahren; ſodann geht es durch die Straßen Tſdong-kuai-fong und Hong-troi-tong, um nach der Straße Lahuo

tidong zu gelangen. Dieß iſt das Ende unſeres Spazierganged ; benn zwiſchen dem Magazin eines Kaufmanns, der mit Anthracit aus Hus

einen ſchwachen Taglohn zu ſeiner Behandlung in Anſpruch genommen.

Die verſchiedenen Phaſen der Arbeit find ausnehmend merkwürdig und wenig befannt. 2 Der Lad, im Ruan-hoa-Dialeft tsi, im Cantondialekt tsat genannt, iſt ein Firniß , der in der Luft eine ſchwarze glänzende Farbe annimmt und gewöhnlich auf Theefiſten und allerlei Ziermöbeln angewendet wird. Dieſe werden aus ſehr trockenem Holze gefertigt, und ſobald ſie der Tiſchler an Hip- qua geliefert hat, machen ſie eine Reihe von Dperationen durch. Fragt man einen Chineſen , woher der Lack komme, ſo antwortet er : „ von Nanfing.“ Denn die Cantoner Kaufleute ſchreiben alle Fabrifwaaren, die ſie nicht fennen, Nanking und den Hand

werfern dieſer berühmten Stadt zu, deren Ueberlegenheit in allen Dingen fie anerkennen.

1

ihre Frauen zu beſuchen.

Die Ladarbeit iſt ſehr ungeſund , und die welche ihn bereiten und anwenden, ſind häufig Franf. Die ſchädlichen Ausdünſtungen des Laks, namentlich beim Einſammeln, erzeugen Furunfeln, eine Entzündung der Haut , manchmal auch der Reſpirationsorgane , und wenn man nicht zeitig die paſſenden Mittel anwendet, ſo ſtirbt der Kranke allmählich an einer unheilbaren Auszehrung. Während der Krankheit erhalten die Arbeiter feinen Lohn und müſſen Arzt und Arzneien ſelbſt bezahlen, Der Miethzing der Fabrif beträgt 200 Piaſter jährlich, und man hat weder an die Regierung noch an die Mandarinen etwas zu bezahlen. (Schluß folgt.)

Das ſymboliſme Bildniß der franzöſiſo en Republik.

Zieht man die HH. Ricci , Martini , d’Incarville,

Auf den Bericht des Directors der ſchönen Künſte hat der Miniſter des

Lecomte , du Halde , Charlevoir , Barrow und Rämpfer zu Rath , ſo

Innern (ledrun Rollin ) beſchloſſen, an die Künſtler einen Aufruf zu

erfährt man, daß der Laf ein röthliches Harz iſt, das aus den Ginſchnit: ten ausſchwißt, die man in einen Baum mad) t, der in den chineſiſchen

erlaſſen , daß fie zu einer beſtimmten Zeit gemalte Sfizjen der ſymboli: îchen Darſtellung der franzöſiſchen Republik vorlegen ſollten. Dieſe

Provinzen Sfe- tiduen, Kiang- ft, Tſchefiang und Sonan, ſo wie in den japaniſchen Provinzen Ztſifofa, Figo und Jamatto zu Hauſe iſt. Dieſer Baum heißt auf chineſiſch tsi, auf japaniſch sitz dschen und urusi no-ki. Der Pater d'Incarville hat ihn auf der erſten Platte feines Memoires abgebildet , und es iſt ohne Zweifel derſelbe, den der Abbé Groſier nach den Werfen der Miffionäre beſchrieben , und mit der Au gia ſinenſis von Linné zuſammengeſtellt hat. 3 Nach andern iſt der Lat

Skizzen ſollen in der Schule der ſchönen Künſte aufgeſtellt, und eine aus Künſtlern , literaten und Staatsmännern zuſammengeſepte Commiſſion unter dem Vorſiß des Miniſtero unter den Sfijzen die drei auswählen , welche die Bedingungen des Programms am beſten erfüllen. Die drei Künſtler, welche dieſe Skizzen gefertigt, ſollen aufgefordert werden , ihre

.

Arbeiten vollſtändig auszuführen, und dieſelbe Commiſſion würde dann

vernix, " die in Frankreich in den Gärten gezogen wird; ſchließlich wiſſen

unter drei Bildern das beſte auswählen. ( Inzwiſchen hat der Verfers tiger der von der Schlange gebiſſenen Frau Hr. Olefinger bereits eine Statue der Freiheit nach dem Hotel de Ville bringen laſſen, als einen

wir auch, daß der gewöhnliche Firnißlack aus den Früchten der Dryan

Ausdruď der Hoffnung , daß die republifaniſche Regierung die Künſte

dra cordata und Rhus semialata gezogen wird. Was indeß auch der Urſprung ſeyn mag , der Laf fommt nach Canton aus den Provinzen

Andenken der Februar-Nevolution geſớlagen und gleichfalls in Concurs

Sſc-tiduen und Kiang -ſi im Austauſch gegen Wolle und Baumwollen:

gegeben werden. (Voleur. 20 März.)

1 Die Tankas ſind kleine einförmige Transportfahrzeuge, die von Weibern eines beſondern Stamms geführt werden , deſſen Abkunft man nicht kennt. Die

1 Die Arbeit beginnt um 7 Uhr Morgens und dauert bis 5 Uhr Abends ; dann halten die Arbeiter zwei Stunden Ruhe , und um 7 Uhr geht es wieder an die Arbeit bis 12 Uhr Nadits. Dieß macht 15 Stunden Arbeit. Die Arbeitsherrn

das Erzeugniß einer Melanoroea , des rhus succedaneum oder rhus

Männer find Fiicher oder Matroſen auf den Fat-Tjangs. Die Tankas (man nennt diere Familien ro nach ihren Fahrzeugen ) ſind eine Art chineſiſcher Parias, wohnen nie auf dem Lande, verbeurathen ſich nur unter einander, und finden ſich nur auf dem Iſchu - tiang in der Nähe von Santon.

2 Es iſt im Original eine ausführliche Beſchreibung gegeben, welche wir aber A. d . R.

hier übergeben müſſen .

3 Auch Loureiro in ſeiner Flora cochinchinensis beſchreibt ihn , reßt übrigens

hinju , der japaniſche Firniß werde aus einer ganz andern Pflanze, welche Linné rbus vernix gewonnen nennt ,

.

beſchüßen und begünſtigen werde.) Eben ſo ſoll eine Medaille zum

gewähren , jedod nur den beſten Arbeitern, zwei oder dreimal des Tags eine Abweſenheit, im Orium zu rauchen, was einen Verluſt von etwa 3 Stunden macht. Die Chineſen, welche nur wenige Feſte im Jahr haben, verlieren von 12 Monaten nur Einen. Dieſe Zeit verwenden ſie um ihre Frauen zu beſuchen , die auf dem

Lande leben . Die Arbeiter haben nur Eine Frau, Kaufleute und Krämer gewöhns lich zwei, eine mit kleinen, die andern mit großen Füßen. Reiche Leute und Würs

denträger des Staats haben eine beliebige Zahl. Die Arbeiter ſind gewöhnlich auf

in Sylhet liefert, dem chineſiſchen Lat ungemein , und ſcheint ſelbſt ein identiſches

Jahr gemiethet, und erhalten 20 bis 200 Piaſter, durchſchnittlich aber gewinnt ein guter Arbeiter 100 Piaſter. Sie werden faſt immer in den Werkſtätten genährt, und ſchlafen auch dort auf ſchlechten Matraßen. (Auszug aus dem Rapport sur

Erzeugniß ju reyn.

le commerce et l'industrie de l'ivoire. )

• Mach R. Smith gleicht der birmaniſche Firniß, den die Melanoroea usitata

Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Verantwortlicher Nedacteur Dr. 6 d. Widenmann.

Das Ausland . Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 31 März 1848.

ur: 78.

auf, fte werden durch den Krieg bazu getrieben. Dieß iſt das

Von Marſeille nach Algier.

1

Werf Frankreich

in Afrika, wo es einem ſchönern Geſchick ents

Am 15 April 1844 um 6'2 Uhr Abenbø fuhr ich am Borb des Dampfhoots Pharamond von Marſeille nach Algier ab. Die

gegengeht als Rom. Der Kampf zwiſchen dem Chriſtenthum und dem Jolam wird der leßte große Kampf ſeyn.

Sonne ſank hinter die Inſel Pomègue hinab ; ich befand mich wieder auf dem Meere, das ich mit 20 Jahren burdfahren hatte, um meinen Glauben an den Quellen des Chriftenthume zu ftärfen .

Dampf bem afrikaniſchen Ufer näher führte. 3ch blieb ſo lang

Go ließ ich meinen Gedanken ben Lauf, während mich der auf dem Verbed als ich konnte , die friſche Luft, bad unermeßs

Der Hauptzwed meiner dießmaligen Reiſe war die Aufſuchung Der Ueberreſte deg heil . Auguftin , ich wollte das neuauflebende Afrika beſuchen , die Entwirrung des Chao8 anſehen , aus dem eine neue Welt auffteigen ſollte, Den Krieg mit der Civiliſation

liche Meer, und der glänzende Himmel hatten mehr anlodenbes für mich als eine Cajüte. Am 16ten mit Tagesanbruch be

im Gefolge ; Das Werk des 1. Ludwig iſt mit ihm nicht ers

Rothkehlchen Durchſchwirrten mühſelig die Luft, ſte famen er

ſtorben , die Ideen find unſterblich, und die chriftliche Wieber . geburt Afrifa '& ift eine der großen Erſcheinungen, die fich lang

mattet von der ſpaniſchen Küſte her und ließen fich auf den Maſten unſeres Schiffes nieder. Um 3 Uhr Nachmittags ente Deckten wir gegen Südoſten die Balearen . Minorca erhob fidy anfange wie eine graue Mauer an dem weißen Horizont .

ſam im Laufe der Jahrhunderte entwideln. Seit Karl Martell ift Frankreich der bewaffnete Miffionär ber chriftlichen Civiliſas tion ; mit Karl dem Großen erhielt es die Schlüſſel bed heil. Grabes, in den Kreuzzügen ſchwächte es die erobernden Maffen

des 3elam, öffnete den bisher für Europa geſchloſſenen Orient, und ftreute den chriſtlichen Samen aus, unter Franz I ſammelte et die erſten Früchte ſeines Einfluſſes in Aften , ftellte unter dem Namen Capitulation den franzöſiſchen Einfluß und das

merkte idh im Dften im Nebel berſtedt die Gipfel Corfifa's, gegen Weſten ſuchte ich die Rüften von Port Ventres, mehrere

Wir famen auf zwei Gewehrſchußweiten vor dem Hafen und der Stadt Mahon vorüber, die ſich umgeben von lieblichen Lands ſchaften auf einer Söhe zeigte ; am Rande der Sochebene, die

Das Meer beherrſcht, erhebt ſich eine Kirche, wie um die Fahrt Der Seemänner zu ſegnen . Das Wetter war une fortwährend günſtig, der Dſten zwar ſchwarz aber bie Sonne ging glanz

Uebergewicht des franzöſiſchen Namens her ; unter Ludwig XIV ſchidte Frankreich nach allen Enden der Welt die unerſchrocenen Verbreiter des Evangeliums und der franzöſiſchen Sprache, ver

voll unter .

Die baleariſchen Inſeln find der natürliche Haltplaß auf dem Wege von Frankreich nach Algier, und werden eines Tages

breitete auf bem afrikaniſchen Ufer heilſamen Schrecen , und

franzöftich werben.

ſchüßte mit ſeinem königlichen Banner die hunderttauſend Ma roniten des Libanon und alle in den Ländern des Islam zer

drohung Befehle gegeben, daß die franzöſiſchen Schiffe fich dieſer ſpaniſchen Inſeln bemächtigen ſollten, welche übrigens der frans

ftreuten Chriſten . Da die franzöſiſche Macht für die Zukunft der Welt von Bedeutung iſt, ſo hat Frankreich unter dem Cons

zöſiſchen Herrſchaft fich leicht fügen würden.

ſulat und dem Kaiſerreich, obwohl es nur dem Ehrgeiz Gines Mannes gehorchte, doch nicht minder fein Ziel verfolgt ; unter der Reſtauration entriß es Griechenland dem islamitiſchen Drud,

Seeräuberei . Eine berſelben fommtmir namentlich ins Gebächts niß ; in der erſten Hälfte de 16ten Jahrhunderts jah ber Corſar Chairebbin, welcher Capuban Paſcha der türkiſchen Flotte ge worben war, burch Karl V fic la Goulette, Lunis und ſeine

und ſein Ruhm hob fich wie eine neue Sonne, als es im Jahre

3m 3. 1840 waren bei der erſten Krieges

Der Name dieſer

Inſeln miſchtſich in die traurigſten Erinnerungen ber algieriſchen 1

1830 ſeine Banner auf den Mauern von Algier aufpflanzte. Die Niederlaſſung in Afrika verwirklichte die Plane ber heiligen Ludwig , verſcheuchte die Seeräuber und gründete im Herzen

Schaße entriſſen ; ſeine Unerſchrocenheit konnte ihn nicht retten vor einem Unglüd, aber ſein Charakter war von Stahl : raches

der Barbarei einen Mittelpunft für chriftliche Ideen. Die Eis biliſation vermittelft Deo Kriege iſt eines der ſtaunen wertheften

Siciliens fund Spanienå hatten von ſeinen Ueberfällen zu leiden. Gines Tages erſchien der fede Rothbart mit 40 auf ſeinen Räus berzügen weggenommenen Galeeren mit den Farben Spaniens auf allen Maften vor Mahon , und zog heran, wie zu einem fefte.

Myſterien , die Wölfer ſteigen nicht ganz allein zur Civiliſation • Vou Poujoulat, dem befannten Reiſenden im Orient ; einer der üge derundneuen iſt der altenDan eidungsz Revolutiondervon digften merkwür Prieſter. nthums tungUnterſch die Uchtung des Chriſte die Beibehal ſdheut ſich nicht mehr, fromm und chriftlich zu ſeyn. Der oben onſtehende Artifel iſt aus dem Voleur vom 10 März, alſo nach der Revoluti , entnommen, und aud deßhalb interefjant.

ſchnaubend erſchien er bald wieder auf den Meeren, und die Ufer

Die Mahoneſen durch die Flaggen ihrer Nation getäuſcht, glaubten die Flotte Karls V zu ſehen, und ließen freudig alle.Gloden 1 Die Bewohner der balcariſchen Inſeln, obgleich Chriſten, triebert manchmal ſelbſt das Seeräuberhandwerk.

'11taytymo.co.in

mocou

der Stadt läuten .

310

Der Abend brach ein, und Chairebbin war

tete die Nacht ab um einzulaufen : Mahon entſchlief mitten unter Freubenfeſten und erwachte unter Plünderung und Sklaverei. Die ganze Bevölkerung wurde bunt durch einander auf die Galeeren Chairebbing gebracht und nach Algier geführt, wo jeder Maho neſe fich lodkaufen mußte. Die Rüften des Mittelmeers waren im 16ten Jahrhundert häufig Zeugen ſolcher dramatiſchen Abens theuer.

Der Morgen bed 17ten war regneriſch und ſchlecht, der Norboft wehte heftig und das Schwanken be8 Schiffe ermattete mich entſeßlich. Haifiſche unb Delphine, bie Vorboten des Sturms, folgten unſerm Dampfboot. Der Himmel war blaugrau. Ges genftrömungen von Malta und Gibraltar her vermehrten die Stöße bes Schiffe, doch famen wir mit einigen Stunden per umſchleuderns bavon, denn um 2 uhr Nachmittags unterſchieden

wir trop des Nebels die Rüften Afrikas unb die Höhen von Algier.

Behn Tage unter den Walachen in Siebenbürgen .

dieſem , ale bem Kirchenpatrone, al8 Pope @angeſtellt worben ; el fomme ſolchet, meinte fte, häufig vor. Uebrigens ſepen biele dieſer Stellen ſo ſchlecht, daß fich die Bopen meiſt nur von ihrer Kanbearbeit ernähren fönnten. 3ch erkundigte mich in der Folge, wie es denn möglich ſey, daß eine ſolche Wahl vom Decan und bom Biſchofe beſtätigt würde, unb ba bekam ich zur Antwort, ed handle fich bei dieſer Beſtätigung zuvörberſt um die Gebüh. ren, und die zahle der Anſteller. Man ſcheine von Seiten der geiſtlichen Oberaufficht wenig Wichtigkeit auf Stellen zu legen , wo die Gemeinden nur aus einigen hundert Seelen beſtehen ,

und die Kirchen ſo ſchlecht Dotirt ſeyen , daß die Dabei Angeſtell ten faum einen Handarbeiter -Laglohn haben. Oft genug habe ich ſolche Popen geſehen , die im Schweiße ihres Angeſichts ihren fleinen Garten gruber und dabei in einem Aufzuge erſchienen ,

der wahrlich keinen Prieſter verrieth. Manche von denen, deren Stellen ſchon größer und einträglicher waren , fuhren gleich Pferdeknechten Den Mift felbft auf ihr Feld, auch hinter dem Pfluge habe ich viele gehen ſehen. Bekanntlich huldigen die Walachen dem griechiſchen Cultus. Die Unirten, D. h. diejenigen, fo fich den Ratholifen anſchließen ,

(Schluf.)

genießen manche Begünſtigung, die den Nichtunirten nicht zu A18 die Arbeit völlig abgemacht und der Lohn in der Laſche war, da gab es heitere Gefichter, denn daß man fich

nun Bene thun wollte, das ſah man allen an. So viel Geld

Sheil wird . Leftere find 8 Daher hauptſächlich , deren Gottese dienft ſo viel ärmliches zeigt. 3ch bin in ihren Lempeln ges weſen , die aber nichts als elenbe hölzerne Hütten waren ; fte

hatten fte ſelten beiſammen , ja eß gab wohl einige Darunter, die vielleicht in ihrem ganzen Leben nicht ſo viel in ihrer Raſſe

find aus Schrotholz erbaut und mit Schindeln gebedt , klein und niedrig, manche faum 20 Fuß in der Länge, 12 Fuß in

hatten, denn es warb mir berſichert, daß e8 Walachen gebe,

der Breite und etwa 10 Fuß in der Höhe.

die, obgleich fte nicht mehr jung waren, in ihrem Leben noch nie drei Silberzwanziger auf einmal in ihrer Hand gehabt Hätten. Nach dieſer Thatſache würde man fich über die erſte unverſchämte Forberung dieſer Scheerleute wundern, renn man

verſeşte Lödyer von etwa 12 Zoll Länge und 6 Zoll Breite ; da nun derſelben nur wenige find, ſo iſt das Licht in ſolchen Stire

nicht bebächte, daß fie eine Gelegenheit, die für fte neu und faſt unfaßlich war, benußen wollten, um zu einem Reichthume zu gelangen , den fte bisher noch nicht gekannt. Man muß fich nur in ihre findiſchen Vorſtellungen hineindenken, die bis zum Ertrem dadurch geſteigert feyn mochten , daß ihnen der Schafs meiſter geſagt hatte, et feyen unter den Widdern welche, die den

Die darin anges

brachten Fenſter ſind eigentlich nur kleine , mit trübem Glaſe chen ſo gering , daß man die Gegenftände faum unterſcheidet. Gine matt brennende Lampe ſcheint nur deßhalb da zu ſeyn , um die Düfterheit recht ſehen zu laſſen . Dhne allen innern Schmud als einige Heiligenbilder , zeigt alles eine Armſelige keit, die einen niederbrückt, und jene Bilder find meiſtentheils nur Fragen, von denen man unheimlich angeblidt wird. A18 dann erſt die Abhaltung des Gottesdienſtes ! Unwürdigeres kann

Preis von 800—1000 fl. W. W. hätten, eine Summe die faſt

man fich faum Denken .

über ihre Faſſungsfraft und über ihr Vorſtellungsvermögen ging . Nun mochten fie ziemlich conſequent ſchließen , daß man vom

ſeine Ceremonien , während alles um und an ihm gemein ift ;

Scheeren ſolcher Schafe wohl auch wenigſtens zehnmal ſo viel

unverkennbar, wie wohl ihm dieſelbe thut.

Lohn erhalten müffe, als wie von ihren Zadeln, vielleicht bil

verſeßt müßte ſich ein ſolcher Walache glauben , wenn er einmal

bete fich in ihrer Vorſtellung eine Art Stola - Tare. – Dieß

plöglich in eine Kathedrale ſeines Cultus, z. B. in Lemegmar

führt mich auf den Religion 8 -Cultus der Walachen ; wenn man ihre Prieſter (Popen) fteht, ſo bekommt man von demſelben feis nen hohen Begriff. 3ch wil hier eine Darſtellung geben,, wie fte aus meiner eigenen Anſchauung hervorgeht.

oder in Pancſowa im Banate fäme , wo große Pracht mit Eins

Bei der eben erzählten Schafſchur hatten fich auch ein paar Popen als Zuſchauer eingefunden ,

denn e8 machte die Sache

ſchon bei der Sdwemme ein ſolches Aufſehen, daß fich die Kunde davon in der ganzen Umgegend verbreitet und die allgemeine Neugierde erregt hatte. Da nun dieſe beiden Prieſter unter

dem Haufen von Neugierigen ftanden , die fich hier verſammelt hatten, und da fte fidh mehr als die andern vorbrängten, ſo

wieß ich fte ernftlich zurüd , indem ich, ihrem Aeußern nach, ihren Stand nicht errathen konnte. A18 ich ihn endlich erfuhr, fam ich in Verlegenheit, auß welcher mich jedoch meine Dols metſcherin befreite, indem fie perficherte, daß dieſe Herren das gewohnt wären ; einer davon fey übrigens por noch nicht gar langer Zeit Bedienter bei einem Cavalier geweſen, und von

Handwerfømäßig verrichtet der Pope

und dennoch gibt fich das Volk der Andacht hin, und man fteht

In den Himmel

fachheit und Geſchmad zu finden iſt. Von B. rei& te ich, alß mein Geſchäft vollendet war, nach K. , was ungefähr 6 Meilen von da entfernt war. Mein ges müthlicher Vogt und ſeine Ehehälfte entließen mich mit Ihränen in den Augen ; es hatte ibnen , mie mir die Dolmetſcherin ver.

verſicherte, gar zu wohl gethan, daß ich ſo freundlich und zus traulich mit ihnen umgegangen irar. Während meines Aufent haltes hatten ſie mich gleichſam als ihren Herrn angeſehen, dem fte mit Leib und Seele ergeben waren. Ehe ich abreißte, mußte ich aber erſt noch ein lederes Frühſtüc einnehmen, was mit dem vortrefflichften Honig verſüßt war. G florirt nämlich in Siebenbürgen die Bienenzucht ſehr, und der Daftge Honig ift, da das Land eine überaus reiche Flora bat , audgezeichnet gut. Von demſelben war mir ſchon in den frühern Lagen reichlich

aufgeſeßt worden , und nun hätte ich, zur Freude der guten Vögtin, einen ganzen Seller voll aufeffen mögen ,

1

311

nosos

on

Der Landesſprache unfundig, würde ich große Noth gehabt haben, mich nach 8. zu finden, zumal keine Landftraße dahin

Sprache unterhalt. Seine Herren, die Ungarn, thun e8 nur

führte, und ich mehrere Seitenwege einzuſchlagen hatte. Durch die Hülfe meiner Dolmetſcherin und durch das Aufmerfen auf

große Herablaffung halten , die gemißbraucht werden könnte. Das gibt auch die Erflärung dafür, warum der Vogt in B.,

höchft ſelten, weil ffe eß für eine gemiffe Vertraulichkeit und zu

die Sprache während der Lage, die ich hier unter lauter Walas

der ſelbft ein Walache war , die widerſpänftigen Schaficheerer

chen geweſen war, hatte ich doch mehrere Wörter gelernt, auch

nicht in ihrer, ſondern in ter magyariſchen Sprache anredete.

hatte ich mich insbeſondere über Ausbrüde und Benennungen unterrichtet, vermittelft deren ich mich zurecht fragen fonnte. Meine Befanntſchaft mit dem Lateiniſchen und Italieniſchen kam mir nebenbei noch zu ftatten , denn es hat das Walachiſche eine Menge Worte, die aus dieſen Sprachen ſtammen , fuhr ich denn wohlgemuth unb aufs Gerathewohl bahin ;

im

Anfange fam ich gut durch, als ich aber immer tiefer ins Land kam , und noch dazu Gebüſche mir die Fernſicht benahmen und

Das todte Meer in Amerika. Vor einiger Zeit ſchidte die Regierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika die Corvette Supply nad Syrien mit dem Auftrag dat todte Meer zu unterſuchen . Der Bericht dieſer Erpedition ift fürzlich erſchienen in den Blättern von Neuyorf und enthält nachſtehende Bers gleichung zwiſchen dem todten Meer in Afien und einem großen Salzſee

in Nordamerika. Die jüngſten Unterſuchungen über denſelben , welche

die Richtpunkte bebekten, da fing ich doch an bedenklich zu wers

Fremont in Obercalifornien anſtellte, zeigten eine große Aehnlichkeit

den Menſchen bekam ich in dieſer ſchwach bevölkerten Gegend wenig zu Geſicht; ſo kam es benn, daß ich bald nicht mehr wußte, welche Richtung ich verfolgen ſollte, ſobald die Wege fich ſchieben und in verſchiedenen Richtungen weiter gingen. So hielt ich an einem ſolchen Punkte und wußte weder auß noch

zwiſchen dieſem Meer und dem von 3dumxa. Das amerikaniſche iſt

ein, endlich kam ein Mann daher, den ich anrebete ; an der ver

ftümmelten Sprache, in welcher ich ihn fragte, errieth er al8 balb, daß ich ganz fremb ſey ;

zuerſt betrachtete er mich mit

einer Aufmerkſamkeit, die mich beinahe beſorgt machte, alabann forberte er mich auf, ihm zu folgen. Der Weg ging geradezu in einen Wald, und ich wollte ſchon ohne weitereß wieder ums fehren , weil ich Verrath fürchtete ; ba wandte fich der gutmü

thige Walache um, redete mich freundlich an und munterte mich auf, ihm ruhig zu folgen , der Walb war nicht lang, und als wir aus demſelben famen , ſah ich in der Ferne einen Shurm, freudig zeigte mir der Mann bieſen mit dem Zuſaße, bas ley

R. 3ch reichte ihm nunmehr ein Trinkgeld, was er anzuneh

120 Kilometred lang und 25 bis 65 breit , ziemlich die gleiche Größe mit dem in Afien. Zahlreiche Flüſſe, worunter auch der 150 Kilometres lange Bärenfluß gehört, ſtürzen fich ins californiſche Meer. Das todte Meer nimmt den von Norden nach Süden ſtromenden Jordan auf, während der Bärenfluß die entgegengeſepte Richtung hat. Das tobte Meer iſt von Felſenbergen umgeben, an welche fich ausgedehnte Wüſten anſchließen , und eben ſo iſt es mit dem amerikaniſchen Salzmeer der Fall. Das Waſſer beider Meere hat feinen Ausweg in die See und

verdunſtet. Hinfichtlich der geographiſchen Verhältniſſe verſchwindet ins deß die Aehnlichkeit. Die Städte Sodoma und Gomorra gingen durch den Ausbruch eines Vulcans zu Grunde , und wurden in Folge deſſen von dem todten Meer überſtrömt. Die Wüſte, welche ießt dieß Meer umgibt, war einſt mit großen blühenden Städten bededt , durch welche .

der Handel zwiſchen Aegypten und Aſien getrieben wurde. Die Trüms mer von Petra zeugen noch heute für die Größe und Kraft dieſer Städte. Der Jordan ſtrömte Jahrhunderte lang durch eines der volf reichſten , fruchtbarſten und friegeriſchſten Reiche des Orients. Jeßt bes .

men zauderte ; mit freundlichem Danke trat er nun ſeinen Rüd weg an, und ich ſah , daß er lediglich, um mich zurecht zu weis fen, eine große Strecke mit mir gegangen war. In R. warb bie Schäferei einer Revifton unterworfen , und

dedt der Sand der Wüſte dieſe einſt ſo blühenden Striche. In der wüſten Umgegend des amerifaniſchen Meeres dagegen waren keine Städte , an den Ufern des Bärenfluſſes wohnte fein großes Wolf, aber die Mormonen ließen fich hier nieder , nachdem ſie wie die Kinder von

es waren wieder lauter Walachen , mit denen ich hier zu thun

werden die Vereinigten Staaten an den Ufern dieſes Flufies eine

hatte. Da war es faft poſfirlich, wie fte fich bemühten, im mer im voraus zu errathen, in welche Claſſe ein Schaf kom men würde ; fie wurden nämlich von Prima biß zu Quarta in Claſſen geſtellt und darnach gezeichnet. Quarta ſprechen fte jedesmal Barta aus, dabei merfte ich, daß fie das „Qu." in allen Wörtern in ein „ B." umwandeln.

Tertia nannten fie Tſcherta ;

überhaupt macht fich dieſes Volt die Ausſprache leicht.

Stadt befißen , wie Jericho am Jordan. Gin ſpäteres Geſchlecht wird zwiſchen dem ſtillen Meer und dem großen Salzſee von Californien Städte erblicken, welche die Hauptſtadt von 3dumaa an Reichthum und Pracht übertreffen und wie dieſe einſt den Handel zwiſchen Aegypten und Aften trieb , ſo werden dieſe als Mittelpunft zwiſchen Aſien und Amerifa bienen. ( Allgem . Handelsblad. Sonntageblatt. Nr. 12.)

Go

3. B. fagen fte ,pringe" greif zu, was aus dem lateiniſchen prehendere ftammt.

Iſrael durch die Wüſte gezogen waren , und binnen wenigen Jahren

68 wäre der Mühe werth geweſen , unter

Ein Spaziergang in Canton. (Schluß .)s

bieſen Menſchen Sprachftudien zu machen , wenn ich die Zeit

Wir fehrten durch dieſelben Straßen bis zum Tidham -maut-lann-fai

dazu gehabt hätte ; überall zeigten fie viel zutrauen . So z. B. aß einer ſein Maisbrob (eine Art von Polenta ) , was in der

zurüd und befidhtigten auf dem Weg die großen Anthracitniederlagen aus Hu-Awang, wovon der Picol zu einem halben Piaſter (4,55 Fr. die 100 R.) verkauft werden ; einen kleinen Fabrikanten von Soya und Tao-fu, 1 eine Soule von Kindern, die aus Leibeskräften die Verſe aud

Chat ſehr appetitlich ausſab ; ich nahm ein Stück davon in die Hand, und fragte, ob es erlaubt ſey, davon zu eſſen , der Eigen thümer niste freundlich, und als ich nur ein ganz kleines Stücks dhen abbrach und ziemlich lange daran faute, lachten fte alle, denn ſte ſaben , daß mir das Brob zu ftreng war ; nahrhaft

mag es ſehr ſeyn, eß erfordert aber einen baran gewöhnten ftarfen Magen . Die Erinnerung an die unter einem ſo gutmüthigen Bolfe berlebten Lage bleibt mir ſtets eine ſehr angenehme. Nachträg lich finde ich bloß noch zu bemerken nöthig, daß dasſelbe fich hoch geehrt fühlt , wenn ein Fremder fich mit ihm in feiner

dem Siū-Hof des Confutſe abſchrieen, ein Sargmagazin, einen Töpfer und einen Fårber, der in einer mit Lann -Blättern (polygonum tincto rium oder sinense ) gefüllten Rufe die in Sinhuë gefertigten Baum. wollenzeuge mit ſeiner Stange herumdrehte. 3n Ing-tff'le hielten wir bei Sidhann-tocofeticam , einem dines fiſchen Arzte an , der uns Thee anbot , und nach einem unintereſſanten

Geſpråd in ſein Zimmer hinauffteigen ließ. Der Doctor Iſdann iſt · Sora iſt eine Zuſpeiſe, die aus Dolichos bereitet wird, die man verſchimmeln

und gähren, hieraufeins oder zwei Monate lang in eine Auflöſung von Meerſals liegen läßt. Der Taofu ift ein Käre aus Bohnen.

312

ein Opiumraucher, und war ſo artig, uns felbft feine alte Bambuspfeife

csson

Gandelholz zu Bifitenfartenträgern , in Berlmutter zu Siegeln, und in

herzurichten, und und die Art wie man fich derſelben bedient, zu zeigen .

Schildfrot zu Körben bewundert hatten , fehrten wir heim von einen

Unſer Spaziergefährte gab fich zuerſt gutmüthig bazu her , dann fam unſere Reihe. Man ftreďt fich auf einen mit einer Matte bedeďten

Spaziergang, wie ihn die Fremden ſelten unternehmen , und hatten nodi

Tiſo aus , fußt den Kopf auf ein Laburet von Bambus ,

ftredit die

überdieß nur einige ſchwache Nufe vor „ Fan-fwei-loio“ auf unſerem Wege vernommen .

Füße auf einen Stuhl aus und nimmt die möglichft bequeme, nachläffige Stellung an. Die lampe wird angezündet, die Pfeife nach den Regeln

Mis selle n .

geſtopft, und man raudt , indem man den kleinen Ofen der Pfeife an

Firmuſik. Unſere Leſer werden vermuthlich ein wenig zu träumen glauben, wenn fie von Filmuftt hören, dennod iſt dem alſo,

die Flamme hält. Man trägt Sorge alles Dpium zu verbrennen, und bedient fich zu dem Ende einer ftáhlernen Nadel, mit der man die Theilden , wvelde ber Berbrennung entgingen , wieder der Flamme näher .

wenigſtens inſofern wir dem naoftehenden aus Simmondo Colon. Mag. März 1848 entnommenen Bericht glauben : „ Man glaubt allgemein ,

dero merkwürdig durch die große Anzahl Ahnherrntäfelchen , welche die

Waſſerthiere hätten kein Mittel fich hörbar zu machen, und wenn ſie mit einander verkehrten , fo fey es in anderer Weiſe als burdh Löne. Die Robbe hat allerdinge, wie man glaubt, einen beſondern und deutlichen Sorei, und der Grampus ſahnaubt , wenn er die Oberfläche erreicht. Fröſche und andere Amphibien quaden laut und lang genug , aber in allen dieſen Fällen erflingen die Töne nicht unter , ſondern über dem Waſſer. Die Wallfiſchgeſchlechter haben warmes Blut und ſäugen ihre Jungen ; die eigentlichen Fiſche aber gelten durchaus für ſtumm , ein

heilige Capelle zieren. Wir wohnten ſpäter einer Scene von Sing-fong

Jrrthum , wie man alsbald ſehen wird. Eine Geſellſchaft fuhr neulid

bei, einer theatraliſchen Borſtellung, welche ein Kaufmann bei Gelegen-

von dem Vorgebirg in Salſette in der Nähe von Bombay) nade Siuri hinüber und war ſehr erſtaunt um Sonnenuntergang lange deutliche

bringt; man muß ſo viel wie möglich den eingezogenen Rauch hinunterſöluđen. 30 geftehe, daß ich mich feineswege unter die buddhiftiſchen Kurie verſekt glaubte und daß ich nur einen ſchweren Kopf und leicht aufgeregte Nerven fühlte. Wir fagten dem Doctor Tſdann tſhin -tichin 1 und fepten unſern Weg fort. Ginige Augenblice ſpäter beſuchten wir den großen Tempel von

Hong- tfching, einen ziemlich reichen und großartigen Meu, aber beſon-

heit eines Familienfeſtes gab , und beſuchten endlich in der Straße ITchong-tſchau -le den Hrn. Ta-yu-tong, Fabrifanten von Kunftſdreinwert und Elfenbeinſachen . Die Werfftätte enthält zwar nur 4 ober 5 Arbei: ter, Ta-yu-tong iſt aber dennoch einer der beſchäftigtſten Kunſtſchreiner, und einer von denen, welche die in Guropa ſo ſehr geſuchten chineſiſchen Elfenbeinwaaren ? mit der größten Geſchidlichkeit ausführen . Wir be: obachteten mit der größten Aufmerkſamkeit die Art der Bearbeitung der berühmten ausgehöhlten und durchbrochenen Rugeln, in deren Innern fich wieder mehrere andere concentriſche und gleichfalls mit dem Meißel bear: beitete Kugeln fich befinden. Die Arbeit geſchieht folgendermaßen.

Der Arbeiter wählt im Stoßzahn die Stelle wo die natürliche Höhlung fica endigt, nimmt dieſen Punft als Mittelpunkt und ſchneidet und dreht nun eine Kugel von 8 bis 9 Centimetres im Durdmefler. In dieſe

Tône, ähnlich dem gezogenen Anſchlag einer fernen Glode, der ſterbenden Cadenz einer Aeolsharfe oder irgend einem andern lang ausgezogenen

Mufifton zu hören. Man glaubte anfange, es ſey dieß Muff, die von Parell herüber in Zwiſchenräumen vom Winde getragen werden , bald aber bemerkte man, daß die Töne aus allen Richtungen faſt in gleicher Stärke fommen und aus der Oberfläche des Waſſers ringo um das

Schiff her aufſtiegen. Die Ruderer erklärten alsbald , die Töne fámen von Fiſchen , die in den ſchlammigen Buchten und Untiefen um Bombay und Salſette ſehr zahlreich ſeyen ; man fenne fie wohl und höre fie oft. Wenn man das Dhr gegen die Oberfläche des Waffers neigt, oder noch beffer ex hart an die Planfen des Schiffes hält , ſo vernimmt man die

Töne laut und deutlich. Die Ruderer brachten am folgenden Tage ſolche Fiſche, die in Größe und Geſtalt dem Süßwaſſerbarſd bes nördlichen Europa gleichen . Man hofft ſie lebendig zu erhalten und dadurch beſtims men zu können , wie die muſikaliſchen Töne hervorgebracht und auds geſtoßen werden, was zu manchen neuen Entdedungen in der 30thpologie

Kugel gråbt er 14 foniſche Löcher, die gleich weit von einander entfernt find, und alle auf das Centrum zugehen ; dann zeichnet er auf den Wänden dieſer foniſchen Deffnungen eben ſo viele Kreiſe als er Kugeln erhalten will. Hierauf beginnt er mit einer Art von gewölbtem Meißel (burin à ciseau eintré ) die kleinſte Kugel, d. h. die in der Mitte, log: zumachen, ſchneidet fte aus und gräbt alsbald Figuren darauf ein, indem er fie nach und nach an jede der Deffnungen bringt. Hierauf macht er fidh an die zweite Kugel, dann an die andern der Reihe nad bis zur

nern war , welche alle aufs ſorgfältigfte beobachteten. Man vermuthet,

lepten. Man begreift, daß man auf dieſe Weiſe ſo viele Kugeln ald man Kreiſe gezeichnet hat, ausſchneiden und beweglich machen kann, und was

daß die Fiſche fich auf beſondere Dertlichkeiten beſchränken, auf Untiefen, Strommündungen und ſchlammige Buchten , die von Europäern ſelten

die Schwierigkeiten der Ciſelirung Betrifft, ſo werden fie von der Aus-

beſucht werden und daß aus dieſem Grunde in keinem Werk über die Naturgeſchichte bisher davon die Nede war.“ Angehängt iſt dieſer Mits theilung ein Schreiben aus Batticaloa auf Ceylon , der viel früher alo bad Obige geſchrieben wurde , und nachſtehendes enthält : „ im Grunde des Seed find Myriaben fleiner ſpiralförmiger, einſchaliger Muídeln , die ein kleines Thier enthalten, welches lange Füße und Fühlhörner hat, und bei Nacht einen eigenthümlichen muſikaliſchen Ton von fich gibt, der ſo farf und deutlich iſt, daß man ihn unmöglich für ein anderes Geräuſch nehmen kann. Es iſt ein oft wiederholter Ton, wie der einer Karfen- oder Guitarrenſaite, oder der kurze Anſólag eines Affordions." Schreiber dieſes glaubte alſo der Ton rühre von einer ſpiralförmiges Muſchel und nicht von einem Fiſch her.

dauer und Geldidlichkeit der Chineſen überwunden.

Ta-yu-tong bot und eines dieſer kleinen Meifterwerfe mit achtzehn Kugeln aus fiameſiſchem Elfenbein um 20 Piafter zum Kauf an ; es war ausgezeichnet ciſelirt, mit einer zierlichen Figur geſchmückt und

hing an Kettchen ; der Arbeiter hatte vierthalb Monate daran gearbeitet und 16 Piafter lohn empfangen, alſo 83 Centimes täglich verdient. Der Lobu ift manchmal noch geringer; für eine Kugel von 18 bis 20 innern Kugeln zahlen die Meiſter manchmal nur 12 bis 15 Piafter und der

Arbeiter braucht gewöhnlich 3 Monate zur Vollendung. Nachdem wir noch die zierlichen Sculpturen von Ta-yu -tong in

führen muß. An der vollſtändigen Genauigkeit der obenerwähnten Thats fachen läßt ſich wohl nicht zweifeln , da derjenige , von welchem dieſe Mittheilung herrührt, in Begleitung von vier andern verſtändigen Måns

.

.

Eigentlich tsing, ich bitte, und tsingyah, Gruß. Es iſt dieß die gewöhnliche

Begrüßungsformel zu Canton zwiſchen den Fremden und den Chineſen . 3 Das Elfenbein , das man zu Canton findet , kommt aus Siam , von der Oftüſte Aſrita's , aus Cochinchina und ſelbſt aus einer der weſtlichen Provinzen China's, aus Yünnan. Das Elfenbein von Siam iſt das ſchönſte; es iſt ſchwer, !

Gin Monument für Geijer. Die angeſehenſten Männer in Upfala haben eine allgemeine Aufforderung zu Grrichtung eines Dent: mals für den berühmten Geſdiotsforſcher Geijer entlaſſen. (Aftonbl. 10 Marz.)

feintörnig, hat eine ſchöne roſige oder milchtheeartigeFärbung und koſtet zu Canton 1 25 bf8 150 P. das Picol (14,36 bis 13,64 Fr. das Kilogramm) von erſter Qualität vier bis ſechs Zähne auf den Picol. Das Elfenbein von Bombay , oder eigentlich

in Drontheim ſo heftig , daß in allen Häuſern die Mehrzahl der Eins

Picot. Es iſt zwar weiß, aber innen von Zanzibar, Mascat u. ſ. w. koſtet 95 P. dasGelbierden .

(Aftonbl. 9 März. )

manchmal gelb , und neigt ſich immer zum

Die Influenza in Drontheim. Dieſe fatale Krankheit ift wohner barniederliegt, und idon eine ziemlide Anzahl geſtorben ift.

Verantwortlicher Redacteur Dr. Eb. Widenmann. Verlag der 3. G. Cotta' den Buchhandlung. ( Beilage : Intelligenzblatt Nr. 3 und Umſchlag zum Monat März. )

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Juhalts - Verzeid niß.

Theebau in Indien . Nr . 54 .

Größere Auffäse. Die Quelle Siloah . Nr . 52, 53 .

duria . Erſter Abſchnitt. Pr . 52–56 .

Der Capitän Beade.

Zweiter Abſchnitt .

Nr . 58–61 . – Die Bevölkerung der Comorn-Inſeln . Nr . 53 .

Briediſde Manuſcripte in

ägyptiſden Gräbern . Nr. 55 .

Die engliſde Kriegsmadt Seltſame Lufterſcheinung in Jrtutst .

in Indien . Nr . 56 . ibid.

Mertwürdiger elektriſder Telegraph . ibid.

Firi

Reiſe nad Bosnien . Bon einem botanijden Reiſenden. III.

rung der Farben des Sonnenſpectrums. Nr . 57. – Qoldſand

Ira . nit . · Nr . 54-59. Die financielle Vorlage Lord John Ruſſels . Rr . 55 . - Die Miſſionäre auf Somu- Somu . Nr. 56 .

im nördlicen Finnland. ibid. – Ueber den Verbrauch von Thee fund Raffee in den Vereinigten Staaten . Nr . 58. –

- Die neueſte franzöſiſche Revolution . Nr . 57. -- Die Vulcane bon Apacaga in Centralamerita . Nr . 58 . Die deutſche Philoſophie in Böhmen . Nr . 59. 60 . Verhältniß Große britanniens zu China . Nr. 60 . Pontremoli . Nr . 61 .

Wahrideinlider Golfſtrom zwiſchen China und Weftamerita . Etwas über Miaotſe. Nr . 61. – Die alte Fauna von Neuſeeland. ibid . Einige Nachrichten über die oſtafri. caniſden Völker . Nr. 62 . Das Chriſtenthum in China .

Der Didohagmi , Nr. 62–64 . Die Arbeiterfrage. Nt. 63. Die Eine Fahrt nach Hermann in Miſſouri. Nr . 65 . Colonie Liberia . ibid . Die Finanzen in Frankreich. Nr . 66 . Zur Geologie der Südſee-Inſeln. Die Inſe! Neuſeeland .

Fedten mit dem Ropfe . Nr. 64 . Ethnographiſche Karte von Rußland . ibid. Bosporus difffahrt. Nr . 65 . Ueber

-

-

II . Nr . 66–69 . III. Nr . 72–74.

den Fididi-Inſeln . Nr . 67.

Die Iripangiſderei auf Die alten Racen in Aegypten

und Aethiopien . Nr. 67–70. – Die neue Stellung Englands. Nr . 68. -

Die pööniciſde Inſchrift in Marſeille. Nr . 69 .

Matídutin. Skizze aus dem rurftiden Mittelſtande. Nr. 70– 72 ,

Penſionscaiſe für Arbeiter . Nr . 71 .

Einzelne

Nr . 60 .

-

ibid.

Vermehrung des indiſden Dramas . Nr . 63. – Dar

Racenmiſdung. ibid. - Der zu Nimrud aufgefundene ägyp. Alter der Ciriliſation in Dhio .

tiſde Rahmen . Nr. 66 .

ibid . - Eigenthümlide Erhellung des Himmels . Rr . 67. Die alte Stadt Sdumuthra ( Sumatta) . Nr . 67 . Aftronos miſde Aufnahme in Rußland , ibid . Große Solangen in

Sibirien . Nr. 69. – Die ruſſide utaliide Erpedition , ibid .

- Zenfowsky' & Sendung nach dem fübliden Aegypten . ibid .

waladirde Boltsgebräude undinAnſchauungen Das ethnograpbilde Muſeum Kopenhagen., Nr. Nr. 73. 74 . 74. Ein

- Rurfde geographiſche Terminologie. ibid. - Der Stand Der Sinologe R. Ibom . der Aderbauer in Rußland, ibid.

Beſuch in D bercanaba . Nr . 75. 76 .

Nr . 70 . Neue Bearbeitung des Ramut . ibid. — Leidarot Der Zwed von Sir 8. Mit el neuer Reiſeplan , Rr. 72.

-

-

Ein Erdbeben auf

CE

den Nikobar-Inſeln. Kr. 75. – Zehn Tage unter den Waladen in Siebenbürgen. Nr. 76–78. Ein Spaziergang in Can

Reiſe im Innern von Auſtralien . Nr. 14.

Der Zuſtand Europa's . Nr. 77. Marſeille nad Algier . Nr. 78 .

Kettung des Great Britain . ibid. – Der Handel Algiert im Eigenthümliches Meteor im nördliden Innern . Nr . 75 .

ton . Nr.76–78 .

Don

Chronit der Reifen . Reiſe im Innern Braſiliens . Bon Helmreiden . Nr . 71–75,

Kleinere Mittheilungen . Rufitides old . Nr. 52. Der Reiſende sommaire de Ueber den Der Zuſtand von Sunil . Nr. 58 . Hel . ibid .

Kortſpielige

Betrieb des Sclavenhandelt , ibid . - Dad Rußland . ibid . turſide Heer . Nr. 76 . Das ſymboliſche Bildniß der frans Das toote Meer in Amerika . jöfiiden Republit. Nr. 77 . Ein Denkmal für Geyer. Nr. 78. Kitdenmufti ibid . Die Grippe in Drontheim ibid . ibid .

oupon

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Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker init

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Das

A u sland. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. Nr. 79.

1 April 1848.

Ethnologiſche Skizzen aus Tumale in Centralafrika.

Dider, nährender geworden iſt. Placenta unb Nabelſchnur wers

(Von Dr. Lorenz Tutſchet. )

den von einer Frau in das älterliche Haus des Vaters getra gen und dort im Hofe begraben, das Loch dazu madyt fte mit einem mit filberner Spiße verſehenen eigens für dieſen Zwed

III.

Im vorhergehenden Aufſaße ( i. Ausland, 1847. Nr. 263.)

gefertigten Grabſtichel, welcher Eigenthum der Begrabenben wirb.

bensereigniſſe thätig eingreifen und dieſelben theils in ihrer Gi

Unter Das Bett der Wöchnerin und des Kindes legt man je 6 bis 8 eiſerne Kreuzchen (bengfa) welche im Heiligthume geweiht

genſchaft als Prieſter, theils als Aerzte leiten und mit ihren Ceremonien begleiten . Dieſes findet demnach ſchon bei der Ges

worben ſind und wohl als Talismane dienen ; die Form derſel ben iſt nicht genau die unſeres Kreuzet, indem die obere Ver

burt der Kinder ſtatt. 1 Wenn eine Frau der Entbindung nabe ift, ſo läßt ſie außer den die Stelle von Hebammen vertretenden

längerung des ſenkrechten Balkens fehlt (alſo etwa ein römis

Nachbarsfrauen auch den 3me (Prieſter ) rufen , welcher im Hauſe

Silber gefertigt, etwa 2 bis 3 Zoll lang, und werden nach

Gebete verrichtet, die Kreiſende fegnet und während des ganzen

Beendigung des Wochenbettes in bas Seiligthum zurüdgetragen und dort aufbewahrt. Während der erſten acht Tage nach der Geburt barf im þauſe nicht laut geſprochen und feinerlei lårs mende Arbeit vorgenommen werden nicht nur aus Schonung für die Frau, ſondern auch aus einem religiöſen Grunde, benn

wurde ſchon angedeutet, daß die Prieſter in alle wichtigeren Les

Verlaufs der Geburt gegenwärtig bleibt. In fürſtlichen Fami lien hat man zuvor bei den Drafeln angefragt, welches Geſchlecht bas erwartete Kind haben, und was ungefähr das Lebene ſchicks ſal desſelben ſeyn werde. Geht die Geburt ſchwer von ſtatten,

ſo ſteht der Aberglaube ale Grunb bayon die Beſeffenheit von böſen Geiſtern (hunafe) ober, was dasſelbe ift, einen auf der

ſches T), dieſe Kreuze find von Eiſenblech, hie und da auď, von

man glaubt, daß während dieſer Zeit die Schußgeiſter ( Yoſurin ) im Hauſe ſind und über der Wöchnerin und dem Kinde ſchwe

Gebärenden laſtenden Fluch , welcher durch Beſprengen mit Weih waſſer und durch Beſchwörungen 2c. vom Ime gehoben und bes So erinnerte ſich z. B. eine nahe Ver ſeitigt werden muß.

ben. Hat die Mutter bie Pflege und Ernährung ihre Kindes Durch die eigene Bruft übernommen , ſo bleibt fte noch mehrere

wandte Dgalos in Dai, die als Erſtgebärende in den Wehen lag und viel litt, daß fie einſt Dgalo geſdlagen und dieſer ihr dafür geflucht habe. Noch in derſelben Stunde mitten in der Nacht

ten und Freunden ; dieſe bringen ihr Geſchenke, beſtehend in Ringen, Kleidern , Vieh und dgl. Nach Beendigung des Wo denbette nimmt fie ein Bab, wirb mit Del gefalbt, feſtlich ges kleidet und, ihr mit Perlen und Ringen geſchmücktes Kind auf Dem Arme tragenb, tritt fie unter die Hausthüre. Außer dem Hauſe ſteht der Jme, welcher mit dem heiligen Menang (eine Pflanze) geweihtes Waſſer über beide ausſprigt, Gebetformeln

wurde nach Lofoten geſchidt und der etwa 9jährige Dgalo ges holt,

um unter Beſchwörungen und Gebeten bes 3me ſeinen

Fluch zurückzuziehen , worauf die Geburt alsbald eine günſtige Wenbung genommen haben ſoll. Wenn das Kind geboren iſt, ſo wird es auf 6 bis 8 Sage, manchmal auch noch für länger einer Säugamme übergeben, zu welchem Dienſte fich immer gerne bekannte oder verwandte Frauen,

bie eben Säuglinge an der Bruſt haben, hergeben . Man hält nämlich die erſte dünne Milch der Wöchnerin für nachtheilig , und legt das Kind erſt an bie Mutterbruft, wenn die Milch 1 Es iſt einleuchtend, daß von einem ſo jungen Menſchen wie Dgalo bei ſeinem Weggang von der Heimath war, über dieſen Gegenſtand nur ſehr Mangelhaftes zu erfahren iſt, obglerch im Gegenſaß zu unſerer Weiſe, Kinder über die Art und den Ort, wo die Neugebornen herfommen, zu

myftificiren, in Tumale eine große Unbefangenheit þerrſcht, und Kinder ſo gut Augenzeugen von Geburten ihrer Mütter ſeyn können und ſind, wie der Prieſter und erwachſene Frauen.

Dieß hindert jedoch nicht in ihnen

eine ehrfurchtsvolle Scheu für dergleichen ausſchließlich geſchlechtliche Vors

Wochen im Zimmer und empfängt Beſuche von ihren Verwanda

ſpricht und ſte jegnet mit aufgehobenen Bänden . Darauf tritt fie heraus, begleitet von Verwandten und Nachbarn, und trägt ihr Kind einige Male um das Haus berum. In Dai iſt hiemit noch die Sitte verbunden, daß auf den Weg Eier gelegt ſind,

die fte alle zertreten muß. Weldje Bedeutung dieſem Gebrauche beigelegt wird, fonnte ich nicht in Erfahrung bringen. – Wäh rend des Rundganges um das Haus ſpricht die Mutter den

Namen des Kindes aus, worauf dann ein frohes, lange dauern De Gelage folgt.

Die Art wie die Vornamen in Lumale gegeben werden, ift ſeltſam genug, um hier erwähnt zu werden. In jeder Familie erhalten nämlich alle Kinder nach der Ordnung ihrer Geburi beſliinmte Namen , wobei der Reihe nach den månnlichen auch

gänge zu erregen und zu unterhalten, und id erinnere inid recht wohl,

die weiblichen Namen entſprechen . Folgendes iſt die Reiben

welcher Mühe ex von Seite meine Bruders bedurfte, um ſeinen Zögling

folge , nach welcher die Rinder einer jeden Familie benannt

zu bewegen hierüber frei und offen ſich auszuſprechen.

werden :

314

nos

Männlide Namen :

1. 2. 3. 4. 5. 6.

Dgilia Dgobi (Gobi) Dgalo Dgome Dgimang Dgimi

lidhen Rinder gäbe, noch überhaupt für die Beurtheilung der öffentlichen Moral ſeines Volfes.

Weibliche Namen : 1. 2. 3. 4. 5.

Dgama Dgani Dgubgi Dgibai Dgelu

bie jungen Leute, welche reif Dazu find, audgewählt. Viele bers ſelben bereiten fich durch eine vorläufige Dperation, bie fte ges

6.

Dgimi .

genſeitig an fich felbft vornehmen auf die Hauptoperation vor.

Die Beſchneibung der Ambgolefe nimmt alljährlich einen

ganzen Monat in Anſpruch.

Zur Zeit des Erntefeſtes werden

3ft das erſtgeborne Kind ein Knabe, ſo heißt er Dgidia, iſt es ein Mädchen, Dgama. Bei den ſpäter geborenen wird ſo ver fahren : Das zweitgeborne rey z. B. ein Mädjen , ſo heißt es

Da fie nämlich, wiffen , daß der Utaban (Chirurg, eine niedere Art Prieſter) etwa acht Tage vor der Beſchneibung das Vors

Dgani ; das dritte ein Knabe, dann heißt er Dgalo ; das vierte

liched Fefterziehen der Ligatur Durchſchneibet, ſo ziehen e8 piele

wieder ein Mädchen , ſo iſt ihr Name Dgibai u . 1. f. 68 ift aus dieſer Tabelle erſichtlich, daß mein Referent, Dgalo, bas

vor, dieſe Unterbindung ſelbſt an ſich zu machen.

brittgeborne Kind ſeiner Eltern ſeyn muß, was auch ſo ift.

3n

dem Schweſterftaate Dai, deſſen Sprache ein Dialeft beß Jus

male iſt, ſtellen fich die Namenreihen in folgender Weiſe bar : Männliche Namen : 1.

Glia

2. Njodi 3. Njalo 4.

Kome

5. Gimang

Weibliche Nameu : 1. Njama 2. Riani 3 . Godge 4.

Gibai

5.

Njelu

hautbändchen (frenulum praeputii) unterbindet und durch tågs Sie ſtechen

zu dem Zwecke einen ſpißigen Dorn durch das Frenulum (arking), ziehen ein Doppeltes Roßhaar nach und umſchnüren damit das Bändchen . Unter täglichem Fefterziehen ſchneidet die ligatur nach einigen Tagen durch, und dem Utaban iſt ein Theil ſeiner Operation erſpart. Leßtere wird von ihnen an ein und dems ſelben Tage im Hauſe eines jeden Einzelnen berrichtet, und zwar nach der Methode der Circumciſion ; Dgalo hat mir eine ſehr

genaue Beſchreibung des Dabei befolgten Verfahren mitgetheilt. Ein hölzerne mit Baumwolle gepolſtertes Kreuz (Loindgol) welches ſchon vor der Dperation zwiſchen den Schenkeln anges

bracht worden und durch Bänder um die Hüften befeſtigt iſt,

6. Njoto 6. Njimi Zu dem nach der Dronung der Geburt erhaltenen Namen,

dient dem berwundeten Gliede zur Unterlage, gleichſam zum Suſpenſorium . Wenn der Verband beſorgt iſt, ſo wird der

Der ganz unſern Vornamen entſpricht, treten ſpäter noch andere

Patient mit dem großen weißen Feſtmantel (Dgueri) bekleidet

3. B. nach der Beſchneibung erhält jeder Jüngling

und auf den gemeinſamen Verſammlungsplaß geführt, wohin

einen neuen Namen ; fo bebingen Auszeichnungen im Kriege,

alle anderen Dperirten kommen , um von hier aus, umſchwärmt und umtanzt von Kindern und jungen Leuten, vorzüglich Mäds chen , nach dem „Palaſt der Beſchnittenen " (Dorat Donbren ) in

hinzu.

Unglüdefälle, beſondere perſönliche Gigenſchaften ac. verſchiedene Benennungen. Familiennamen gibt es im gewöhnlichen Leben nicht, nur in fürſtlichen Familien erben fich beſtimmte Namen über vom Vater auf den Sohn . So meist die geſchichtliche Ueberlieferung eine lange Reihe von Fürſten in Lumale Debili auf, welche alle den Namen Adgilul trugen . Ungefähr im 18 Lebensjahre müſſen fich alle Jünglinge, welche bis dahin Ambgolefe heißen, der Beſchneidung unters werfen . Dieſe Sitte, auf welche man faſt bei allen orientaliſdhen Völkern trifft, iſt in Jumale zu einem religiöſen und uns

ter großen Feierlichkeiten verrichteten Acte erhoben.

Proceſſion zu ziehen . Jede größere Drtidhaft befißt ein eigenes þaus dieſes Namens, welches als Spital eingerichtet ift.

demſelben brennt Tag und Nacht ein großes Feuer, um welches fich das Volk vergnügt mit Muſik und Tanz und Gelage ; brins nen lagern fich die Beſdinittenen , einer neben den andern, auf

Baſtmatten und warten ihre Heilung ab. Ein Aufſeher, Albafir, ſorgt für ruhige Lage, und vertheilt die von den Familien der Einzelnen herbeigebrachten Speiſen . Jeder Dnbreñ faut fick

Es iſt je-

ſelbſt aus einer Art von Baft (Wanewanu) ſeine Charpie, in

doch kaum zu zweifeln , daß dieſelbe wie bei Juden , Mohammes

die das wunde Glieb eingehüllt wird , und der Utaban verbindet

danern u , einen hauptſächlich hygiäniſchen Grund hat ; hiefür ſpricht die Wahl des Zeitpunkt8 , hiefür jerner bas ſtreng eingehaltene Gebot, erſt nach überſtandener Beſchneidung fich zu

vereblichen . Dieſes Gebot bietet übrigens feinerlei Gewähr für die Bewahrung der Unſchulb der jungen Unbeſchnittenen ; denn obwohl es nach Dgalog Verficherung in Inmale feine öffent-

täglich zweimal die Wunden und betupft ſte mit heißen Abfo chungen von Arzneifräutern, welche von Mädchen an den da dort im Hauſe unterhaltenen Feuern bereitet werden. Während der Heilungezeit die fid ), wie natürlid), bei Ginzelnen oft länger hinaudzieht als bei anderen , müſſen ſie alle beiſammen bleiben - wenigftens am Lage. Früher Geheilte ſpringen oft des

lichen Dirnen gibt und die Mädchen mit einer Art Verachtung

Nachts aus, ſorgen aber ängſtlich dafür, daß man fte Morgens

auf Knaben und unbeſchnittene Jünglinge herabſehen , indem fle fich ſogar weigern mit ihnen zu tangen , ſo weiß er doch als

wieder an ihrem Plage trifft.

Augenzeuge von mehrern Fällen zu erzählen, wo junge Leute

Waffen und dgl. Wenn die Zeit zu Ende iſt, d. i. wenn alle geheilt find, ſo dürfen ſie heraus, und man hört dann ſchon von

von 15 bis 16 Jahren von der verbotenen Frucht genoſſen , und

in Folge deſſen ſelbſt an einer Krankheit litten, deren Natur und Bedeutung ihm erſt ſpäter klar wurde. Daraus übrigens,

Von den Angehörigen und Vers

wandten werden Geſchenke gebracht: Schärpen, weiße Kleider, +

weitem Freubenrufe und ein Klingen und Klappen , bad ffe mit am

Mutter ihm derbe Büchtigungen zuzog, ſcheint abgeleitet werben zu dürfen , daß im Kerne des Volkes die Unzucht als ein Lafter gilt, vor dem man junge Leute zu bewahren ſucht; Dgalo erinnert fich auch keines einzigen Falles von außerehlicher Geburt von Kindern – was jedoch natürlich in feiner Weiſe maßges

Arme befeſtigten Schellen , mit Trommeln und andern Lärmin ſtrumenten hervorbringen. Dieſer Tag ihrer Freiheit und der öffentlicheu Anerkennung erlangter Mannbarkeit wird durch fol gende Ceremonien geſchloſſen . Alle Hondreñe bewaffnen fich mit Beilen und ziehen gemeinſchaftlich hinaus in den nächſten Walb , wo fie durch Umbauen von Bäumen Proben ihrer förperlichen Kraft abzulegen haben . Die Bäumchen ſind für die einzelnen

bend ſeyn kann, weder dafür, daß es wirklich keine außerehe-

ſchon vorher außgewählt und jeder findet an dem für ihn bes

daß die unbefangene Erzählung ſolcher Erlebniſſe vor ſeiner

1

1

nos

315

fimmten Baume ein Mädchen (gewöhnlich eine Verwandte oder Geliebte ), welches ihm denſelben frumm gebogen hålt. Er muß

menſchaft für fte erfleht.

Das ftereotype Geſchenk der Eltern

Der Braut iſt ein goldener Ring, Brautring (Los), welcher je

ihn mit Einem Streiche umbauen, und beſtimmt fich nach der

nach ihrem Reichtum oft ſehr did und werthvoll iſt, über die

Kraft und Geſchidlichkeit, die er dabei zeigt, ſelbſt die Achtung

Hand geſtreift und an der Handwurzel getragen wird.

und den Rang, welchen er bei den Mädchen und unter ſeinen Alterogenoſſen von nun an einzunehmen hat. Daß eß an Spott

bei der Hochzeit alle feſtlich gekleidet fint und Schmaus unb und Trinkgelage der Einſegnung folgt , bebarf Eaum Der Ers wähnung.

nicht fehlt, wenn einer genöthigt war zweimal zu bauen, ift natürlich. Alle ziehen jeßt wieder zurüd auf den Feſtplaß vor dem Dorat Donbrett, gefolgt von den Mäbchen , welche ihnen die Bäume nad tragen . Hier fteht auf der Erde eine große Schüffel mit Getreibe gefüllt, auf welchem fich ein großer Kürbiſbecher boul ſüßen , geweihten Getränke ( Albafania ) bes

findet. Die Jünglinge ſtellen fich in Reih und Glied auf, unb ber 3me beſprengt fte mit dem in Weihwaſſer getauchten heiligen

Menang (eine Pflanze) der Reihe nach; darauf ergreift er den Becher, trinkt daraus mehrmals unter leiſem Gebet, und reicht ihn jebem einzelnen zum Irinken. 3ft bieß geſchehen , ſo nähern fich die Eltern und Verwandten , und geben in Gegenwart des 3me den jungen Leuten einen neuen Namen, gewöhnlich ben eine mythiſchen oder geſchichtlichen Helben, welchen fte fortan

zu den bereits bei und nach der Geburt erhaltenen tragen . Ein großes Gelage mit Tanz und verſchiedenen Spielen beſchließt die Feier, und von dieſem Lage an ift ben jungen Männern das Seurathen geſtattet. In den beiden Lumale- Reichen und in Dai, welche Länder

zunächft Gegenſtand dieſer Skizzen find, herrſcht durchgehende Monogamie in den Familien, und Dgalo lernte erſt in Lofole,

wo die Bevölkerung zum guten Theile aus Mohammebanern befteht, die Vielweiberei fennen, welche in feiner Heimath ges ma ber unten zu erörternben Familieneinrichtung ſogar eine Unmöglichkeit wäre. Wenn in der Einleitung zu bem Galla Lerifon meines Bruders erwähnt iſt, daß es jeder junge Galla

für ganz natürlich, ja gewiſſermaßen für eine Sache die fich von ſelbſt verftehe, hält, fich nad erreid ter Mannbarkeit ein

Daß

( Fortſeßung folgt . )

Die Regentſchaft Tripolis. Nach dem Porteſeuille.

Unter den Städten auf dem fladen, fandigen Geftade der Nordküſte Afrifa's, welche die beiden Syrten trennt, fand man ſchon in ſehr früher Zeit Sabratha , Deoa (Doa) unb Leptis Magna, eine große mit ſchönen Gebäuden gezierte Stadt , von welcher annoch eine Menge Trümmer

inmitten dieſer Einſamfeit ſprechendes Zeugniß geben. Von dieſen drei Städten erhielt in den erſten Jahrhunderten der driftlichen Zeitrechnung die Umgegend den Namen Tripolis , Regio Tripolitana, Drei- Stadt Gebiet. Dieſe Benennung ging ſpäter auf diejenigen Drte über , in welchen fich die politiſchen und adminiſtrativen Gewalten der Provinz befanden . Zu Ende des 7ten Jahrhunderts genoß Sabratha dieſes Vorrecht; Leptis war verfallen und wurde bald darauf durch den Einfall der Araber, unter Ufbah, in Nordafrifa gänzlich zerſtört. Deoa hatte wahrſcheinlich dasſelbe Schicfal, und Sabratha ſah endlich nach fedha

monatlicher harter Belagerung ſeine Einwohnerſchaft in die Knechtſchaft fortgeſchleppt. Nad dem Abzug der afiatiſden Groberer vereinigten

fich die Ueberbleibſel der Bevölkerung, welche das Schwert verſchont hatte, da fie die zerſtörten Städte nicht von neuem befeßen konnten , an der Stelle des alten Deoa , das am wenigſten gelitten hatte und nun den Namen Tripolis erbte. Zum zweitenmal drangen die Araber in dieſe Gegenden vor , und überzogen die neue Stadt, welche vor ihren Nach barn den Vortheil voraus hatte daß fie befeſtigt war und insbeſondere einen ziemlich umfangreiden Hafen beſaß. Sie behielten den Namen, den fie übrigens ſchon in Syrien fennen gelernt hatten, bei , und nannten daher die Stadt, dem Genius ihrer Sprache gemäß, Thrabolos , ober

Thrabolos el Gharb, zum Unterſchied von Tripolis in Syrien, das bei Aus eben dieſem Grunde nennen auch

Weib zu nehmen , und daß Afafede, der Gala des Herzog & Mar,

ihnen Thrabolos el Sdam , hieß .

ſehr verwundert war, bei uns ſo viele Männer zu ſehen die un.

wir jene Stadt : Tripolis in der Berberei. Tripolis ſpielte lange Zeit eine untergeordnete Rolle. Nachdem es den Crealye der Statthalter , welche die Chalifen von Bagdad ing Moghreb didten, unterthan geweſen, ward ed ein Theil des Königreichs der Aghlabiten, die in Kayrwan ihren Siß hatten (800—903 ) und ſpäter der Monarchie der Fathemiten von Fes. Als beim Verfall der Dynaſtie der Almohaden (im 13ten Jahrhundert ) Tunis der Siß unabhängiger Für

verheurathet bleiben, ſo gilt wie e8 ſcheint in Jumale dieſe Ans ficht von der Sache nicht, denn Dgalo ſagt, e8 foime in ſeiner Heimath fehr häufig vor, baß Männer lebig bleiben ; und doch

wird eß anbrerſeits wieder, wie dieß bei allen friegeriſchen Völs fern der Fall iſt, für ein großes Glüd und einen Gegenſtand de8 Stolzen gehalten, wenn ein Vater viele Kinder, beſonders viele Söhne beſigt. Da das Weib in Lumale das Vorrecht perſönlicher Freiheit genießt, Machen und Frauen Daher hochs geachtet find, unverbüüt überall öffentlich erſcheinen und, wenn auch mehr paffty, an allen Feierlichkeiten und öffentlichen Vors /

gängen Antheil nehmen (felbft von Beiſpielen bewaffneter Theil nahme der Frauen an Kriegszügen weiß Dgalo zu erzählen ), fo ift die Annahme oder Abweiſung von Bewerbungen eines jungen Mannes um ein Mädchen ganz in den freien Willen der leßtern gelegt. Der Bewerber bittet perſönlich bei den Eltern um die Hand der Tochter , Das Mädchen wird ihm vor

geftellt und um ihre Einwilligung befragt, welche häufig ver weigert wird. 3ft fie mit der Verbindung einverſtanden , ſo wird dieſelbe wenige Lage darauf vollzogen. Der Bräutigam und feine Eltern bringen Geſchenke (Wieb, Kleider und Schmuc ) in Das Haus der Braut. Es wird der 3me gerufen , welcher in Gegenwart der zur Feierlichkeit geladenen Verwandten Dad

Paar weiht, Gebete über fte ſpricht, ihnen Vermahnungen gibt, Ble regnet (Dgibar Etin) und von Sil eine zahlreiche Nachkoms

ften wurde, ging es in den Eroberungen auf, welche der zweite unter dens ſelben (Abu Zacharya ) machte, und von da an iſt ſeine Geſchichte, bis zur Herrſchaft Abu-Ahmeds, aufs innigſte mit derjenigen dieſes Staates verflochten.

Da dieſer Fürft durch ſeine Tyranneien unerträglich geworden war, ſo verjagten die Bewohner von Tripolis ſeine Agenten und wählten einen der Vornehmen der Stadt zu ihrem Oberhaupt. Dieſer regierte anfango weiſe, allein nachdem er mit Hülfe der Bevölkerung ein von Abu-Ahmed wider ihn entſandtes Heer zurüdgetrieben , erfaßte ihn Stolz , er nahm den Ton eines Gebieters an , und ward von einem ſeiner Schwäger ermordet.

An ſeine Stelle trat einer ſeiner Dfficiere, Abu-Befr.

In dieſem Zuſtand verblieben die Dinge bis zur Zeit, wo die Türfen ihre fiegreichen Waffen in den weftlichen Theil des Mittelmeeres trugen. Tripolis ward angegriffen und bald genommen. Dragut Nais , einer der glüdlichen Gegner Andrea Doria's und unter Sinan Paſca Befehlo haber der Belagerung der Stadt , erhielt von Suleiman dem Großen den Paſcha - oder Vicefönigetitel. Dieß iſt der Urſprung des Namens

Regentídaft, welchen die Europäer dieſem Paſchalik und aus demſelben Grunde den Paſchalifs Tunis und Algier beilegen ; die Regierung der Stadt blieb in den Händen eines Bey's oder eingebornen Häuptlinge, und eine türkiſche Beſaßung nahm Beſit von der Citadelle oder dem

316

befeſtigten Solofie. Wir übergehen die Aufzählung der Nachfolger von

Hauptmaſt, hat am 26 Auguſt, von Konftantinopel fommend , auf der Rhede Anfer geworfen. Sie hatte Asfar Ali an Borb, der an Haſſans

Dragut-Rais, da während ihrer Regierung nur wenige bemerfendwerthe Ereigniſſe vorlamen. Die Türkei verblieb im ruhigen Beſiß von Tri

Stelle zum Paſcha ernannt wurde. Am 1 September erhielt er den

polis bis zum Jahr 1714, wo eine der Revolutionen, wie wir fie in der

Beſuch der europäiſchen Conſuln , und am 2ten veröffentlichte er ſeinen

neueſten Geſchichte der Türlei an Aegypten und andern türkiſchen Pro

Grnennungsferman. Haffan Paſda ging am 5ten an Bord der Cor

vinzen ſelbft erlebten , es ihr entriß. Um jene Zeit ward ein gewiſſer

vette nach Konſtantinopel ab .“

Ahmed , der aus Rara manien in Kleinafien ſtammte und darum

Die Verwaltung Asfar Ali's iſt beſonders deßhalb bemerkenswerth,

Karamanly , der Raramanier , genannt wurde , zum Bey beſtellt. Gines Tages im Jahr 1714 gab er in ſeinem außerhalb der Stadt gelegenen Palaſt ein glänzendes Feft, und lud dazu alle Häuptlinge der

weil er allem aufbot, um die oomaniſche Macht auf allen Punften des

Pardalife in ihrer ganzen Unverſehrtheit wiederherzuſtellen. Dieſer

türfiſchen Miliz, dreihundert an der Zahl, und ließ fie einen nach dem

tan Fezjang. Dieſer war nämlich einer der Söhne des leßten Haupt:

andern, wie ſie anfamen, erdroſſeln. Dags darauf wurde alles wag von den Türfen in der Stadt geblieben war, niedergemeßelt. Troß dieſer blutigen , Ihat erlangte er von Ahmed III den Paſchatitel, ſeine Regies rung war eine glänzende und erwarb ihm den Beinamen des Großen. Or fehrte ſeine Waffen ins Binnenland, eroberte Fezjan und unterwarf

lings der Ulad Kimane, eines mådytigen Araber-Stammes im Lande der

die unbezähmbaren Gebirgebewohner des Gharian und Meſuratha. Sein Sohn regierte friedlich und eben ſo ziemlich lange Zeit hindurch ſein Enfel ; allein gegen das Ende ſeiner Herrſchaft ward die Ruhe des Landes geſtört durch den unter ſeinen Söhnen eingeriſſenen Zwieſpalt, ſo wie durch die Empörung Sidi- Juſufs, eines derſelben , der ſich im Jahr 1795 zum Herrn von Tripolis aufwarf. Dieſer Mann, den man als einen Menſchen ſchildert der alle ſchlechts ten Eigenſchaften der Mauren in fich vereinigte, verſtand es ſein Anſehen während mehr als 40 Jahren zu behaupten, und im Laufe dieſer ganzen Zeit iſt ſeine Regierung nur durch einige Empörungen, unter anderm im Jahr 1821 durd die ſeines Sohnes geſtört worden, der die Provinz Barkah oder die öſtlichen Bezirfe aufgewiegelt hatte. Während dieſes langen Zeitraumes machte die Gefittung in Tripolis große Fortſdritte ; die Seeräuberei verſchwand allmählid, vor dem Handel, und die Reichthümer häuften ſich im Schatten des Friedens. Beim Tode Juſuf Paſcha's im Jahr 1834 übergab ein Ferman des Großherrn die Regentſchaft ſeinem jungen Sohne Sidi Ali , mit Hintanſeßung der zwei andern , die ſich von dieſem Augenblic an in Inſurrectionsſtand verſeßten. Die Dinge gediehen ſo weit , daß der Sultan dazwiſchentreten zu müſſen glaubte. Am 26 Mai 1835 , Morgens , erſchien ein aus eilf Kriego - und zehn Kauffahrteiſchiffen beſtehendes Geſchwader, unter den Befehlen Nedſchib Paſcha's, vor Tripolis. Nach einigem Hin- und Herreden landete man

Entſchluß führte zu ſeinem großen Rampfe mit Abd -el- Didelil, dem Suls

Syrte. Nach dem Tode ſeines Vaters fand er, ſo wie ſeine beiden Brüder, Aufnahme bei ſeinem väterlichen Dheim, dem Scheit Rheid, und ſpäter bei dem alten Paída Juſuf, der ihn und ſeine Brüder auf dem Solofie von Tripolis eben ſo ſorgfältig erziehen ließ wie ſeine eigenen Kinder. Amor, der ältere, und Abd-el- D [dhelil waren beſonders der Gegenſtand ſeiner Vor: liebe. Dieß erwedte die Eiferſucht und den Haß der Söhne des Paſcha und ſeiner Höflinge. Bald ſtanden den beiden Fremdlingen zur Rettung ihres Lebens feine andern Hülføquellen mehr zu Gebot als Empörung.

Ein beſtändiger Erfolg machte alle Verſuche ihrer Feinde zu Scanden, ia fie hatten ſich bereito Fezjang bemächtigt als Abfar Ali zum Paidha von Tripolis ernannt wurde. Abd-el- Dichelil ſdien vorausgeſehen zu haben, daß er eß mit einem

furchtbaren Gegner zu thun haben werde , und

rúſtete ſich demgemäß ; auch war der Kampf ein langer. Nachdem er einen mächtigen Bund unter allen benachbarten Stämmen gebildet, gab er Fezzan eine militariſche Organiſation , ernannte ſeinen Sohn zum

Statthalter von Murzuf und iduf ein regelmäßige Geer, beffen Dbers befehl er ſeinem Sohn Seif-el-Naſſer anvertraute. Indeſſen fündigte ſich

Asfar:Ali, ein geſchickter Politifer, weniger als entgegenſtehenden Herrn denn als Verſöhner an , und zeigte ſich geneigt Frieden und Ruhe in

die Regentſchaft zurückzuführen, indem er mit den arabiſden Häuptlingen unterhandelte und jedem von ihnen wichtige Zugeſtändniſſe machte. Allein

er mußte um jeden Preis die engen Vande zerreißen, welche ihr Bünd niß zuſammenhielten , und hiezu war ein allgemeiner Friede nothwendig, damit er abgeſondert auf fie einwirken , Nivalitäten hervorrufen , fie

gegen einander aufreizen und, wenn ſie durch ihre Zwiſligfeiten geſchwächt waren , fie mit leichter Mühe befiegen fonnte. (Schluß folgt.)

am 27ſten eine Menge Feldgeſchüß , und 4500 Mann Truppen nahmen

alle befeſtigten Punfte in Befiß. Der Geſandte des Großherrn , der dem Sidi Ali den eigentlichen Zwed ſeiner Sendung verheimlichen wollte, hatte dieſem geſagt, er fomme einfach ihm zu Hülfe. Dieß war indeß nur ein Vorwand , mittelſt deſſen er leichter zum Ziele kommen ſollte. Am 28ſten forderte er Sidi Ali auf an Bord der Fregatte zu kommen, um fich mit ihm über die weitern Maßnahmen zu beſprechen ; ale jedoch der Bey wieder ang land zurücfehren wollte, zeigte ihm der Admiral der Admiral ſelbſt

den Ferman des Sultang, durch welchen er

zu Sidi's Nachfolger ernannt wurde. So endigte die Herrſchaft des Hauſes Ahmed Karamanly , dao mehr als ein Jahrhundert über Tri polis geboten hatte. Nedidib Paſcha ſtieg and Land , und nahm ohne .

.

den geringſten Widerſtand und unter dem Donner der Geſchüße die Stadt in Befik. Was Sidi Ali betrifft, ſo führte ihn die Fregatte , welche .

ſeinen Nachfolger gebracht hatte, nad Konſtantinopel, wohin er úbri:

gend ſein ganzes Vermögen mitnahm . Der Neffe Sidi Ali's , welchen

Ethnographiſche Nachrichten aus Rußland. Ein ør. Weniaminolv, Biſchof von Ramtſdatfa, hat eine Grammatik der aleuti

ſden Sprache und Bemerfungen über den Dialeft der Roloiſchen und Radia fer herausgegeben.

Aler. Wald didte an die Afademie ein Manuſcript, betitelt : der Mordwinenſtamm Gría, worin nicht bloß eine

ethnographiſche Schilderung dieſes Stamme , ſondern auch eine gram matifaliſche und lerifographiſche Bearbeitung ſeines Dialetto gegeben iſt. Nach Sjögrens Urtheil entſpricht aber die Arbeit den neuen Anforderun gen der vergleichenden Philologie nicht, während er den ethnographic ſchen Theil für werthvoll erklärt. Gin Hr. Andr. Popoff ichidte eine Probe eines ſyrjäniſchen und ruſſiſchen Wörterbuches ein. Außerdem wurde eine Grammatik der ſyrjaniſchen Sprache und ein handſchriftliches Wörs terbuch von Savaitoff vorgelegt. Ein anderer Popoff, ehemaliger Offi: cier, ſchickte eine Ueberſeßung des Pſaltero ein. Beide Popoff ſcheinen

die Aufrührer zum Bey ausgerufen hatten, ergriff die Flucht und ward

in der Ginrichtung des Alphabet8 ftarf abzuweichen und die Sache iſt

bald ermordet. Die Aufrührer unterwarfen fich, und die Verbindungen

zur Entſcheidung an Hrn . Sjögren verwieſen. Der erſtere Popoff hat das Reglement der Landpolizei ing Syrjäniſche überſeßt, und dieſe Uebers

der Stadt mit auswärts wurden raſch wieder hergeſtellt. Indeß war die Unterwerfung nicht vollſtändig, denn im Monat September desſelben Jahre ließ der Paída den Conſuln die Blolade der Häfen der Regent: idaft , mit Ausnahme berer von Tripolis , Derneh und Ben : Ohazy,

anzeigen. Allein dieſe Maßregel ſtellte die Ruhe feineswego her , und die Pforte erſepte Nedidhib durdy Hafian -Paída , deſſen Thätigfeit von eben ſo wenig Grfolg gefront war, denn man ſchrieb aus Tripolis un term 7 September 1838 : „ Gine odmaniſde Corvette , mit Flagge am .

Tepung wird von den Syrjänen verſtanden ; deßhalb will man leptere Arbeit nach dem darin gebrauchten Alphabet 'vorläufig bruden. Ør. Schmidt erſtattete Bericht über zwei falmüfiſche Grammatiken, ein von

einem Deutſchen Namens Jülg in Berlin , die als philologiſche Arbeit den Vorzug verdiene , während die falıüfiſche Grammatik von Popoff, Profeſſor in Raſan , auf ein reichlicheres Material fußt und praktiſd braudbarer zu ſeyn dyeint. 1 1

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausia n d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. u" 80.

3 April 1848.

Polen. Die flaffende Wunde im Zuſtande Europa's, die polniſche Frage, iſt durch die Ereigniſſe von Wien und Berlin plößlich brohenb ang Tageslidst gefommen.

Der bisherige Zuſtand, die

Möglichkeit Polen niederzuhalten, war bedingt durch die Uebers einſtimmung der Höfe von Wien, Berlin und Peterburg ; dieſe Uebereinſtimmung iſt gebrochen, und die Möglichkeit der fernes ren Erhaltung des Zuſtandes iſt verſchwunden. Was wird foms men ? Der erſte Schritt iſt geſchehen , die Nachricht, daß Preußen fich nur noch als Protector von Poſen betrachte, iſt angelangt, heute den 28 März, wo wir dieß ſchrieben . Was auch im Aus genblic bie Deutſchen in und um Poſen ſagen mögen, alle um Polen herumliegenden Provinzen ſehen mit Sehnſucht dem Au

genblic entgegen, wo der Verkehr mit dieſem Lande rieber frei reyn wird.

Die preußiſchen Provinzen ,

Deren Handelénoth die

Einverleibung Krakaus, dieſer neueſte und, ſo Gott will, leßte Act der Unterbrückung Polens, die Krone aufſeßte, werden das erſte Zeichen von Mitgefühl geben, und wo der Sturm enden wird, das kann nur Gott wiſſen . Wohl fennen wir alle die

Declamationen gegen die Polen, von ihrer Unfähigkeit, einen dauernden Staat zu gründen, von ihren innern Zerwürfniſſen

und was dgl. Phraſen mehr find, auch wir haben keine mege Luſt, in bithyrambiſche Phraſen über die Größe Polens audzus

ſchränfte, ba bas Volf nicht polniſch ſprach und dem griechiſchen Glauben , wenn auch unter der Form der Union, anhing. Dars aus erklären fich zwei wichtige Maaßnahmen der ruftſchen Res

gierung, erſtens die Aufhebung der Union, ſomit die Wiebers vereinigung der abgefallenen ruſſiſchen Stämme mit der gries chiſch -ruſſiſchen Volfseinheit, und zweitens das Beſtreben, den Abel durch Erziehung in ruſſiſchen Erziehungdanſtalten zu ents

poloniſiren,

gerade im Gegenſaß zu dem frühern Syſtem Der

Republik Polen ,

den Abel polniſch und fatholiſch zu machen .

3n wie weit die ruſſiſche Regierung mit ihren Maaßregeln den vorgelegten Zweck erreichte, können wir bei unſerer mangelnden Kenntniß der innern Zuſtände des Reichs unmöglich ſagen , aber einen gewaltigen Feind hat ſich die rufftiche Regierung in den Kleinruſſen zugezogen , die ſie mit einer Art von Wuth zu Groß ruſſen zu machen ftrebte. Der Widerſtreit zwiſchen Klein- und Großruſſen iſt ſehr alt, und um nicht weiter hinaufzugehen , muß man den Sieg Peters des Großen bei Poltawa als den Wendepunft annehmen , wo das Uebergewicht völlig auf die Seite der Großruſſen trat. Seitdem hat man alle alten Vorrechte ſyſtematiſch zu vertilgen geſucht , nicht genug, daß man den Namen Kleinrußland völlig augtilgte, hat man auch ſehr ernſte, tief in die Volføverbalt niſſe einſchneidende Veränderungen vorgenommen . Noch vor faum 10 Jahren wurden 2 Mill. Obnobworzen (Einhöfler) und

brechen, aber, genau betrachtet, heißen alle die Behauptungen,

andere freie Leute mit einem Feberſtrich in Kronbauern umges

daß Polen nichts dauerndes zu gründen vermöge, ſeit 50 Jahren

wandelt, um ſie willkürlich da oder dorthin verſeßen zu fönnen ,

gar nicht, ale baß Polen fich nicht zugleid, gegen drei Mächte, gegen Rußland, Preußen unb Deſterreich habe behaupten föns

was auch mehrfach geſchehen iſt;

nen .

Beginnt ießt, wo Polen freilich in furchtbarem Grade

hier wurden die, namentlich

an Reiterei, ſtärkſten Militärcolonien errichtet, um das Volk Deſto ficherer in Unterwürfigkeit zu erhalten, und eine ſtets bereite

Darniebergebrüdt, aber doch im Rücken nichts mehr zu beſorgen hat, der Krieg ? Er iſt, wir möchten 8 mit Zuverſicht behaups ten, unvermeidlich, und was wird der Ausgang feyn ? Das iſt freilich unmöglich vorher zu ſagen , doch fönnen einige Anbeus

mächtige Reiterei zur Verfügung zu haben .

tungen über die Lage der Sachen im jeßigen Augenblicke von

Rußlande gebrochen , und es muß ſelbſt aus Weißrußland wei chen , wo ein minder energiſcher Volfegeiſt ihm weniger Hin derniſſe entgegenſeßt. Ehe es aber dahin kommt, daß die Kleinruſſen ſich erheben, müßte die ruſſiſche Armee in Polen faſt vernichtet ſeyn, eine furchtbare Aufgabe für ein Volf in dem Zuſtande, in welchem ſich Polen jeßt befindet. Klug und von jeder Vorſicht geboten wäre eine augenblidliche Freigebung aller polniſchen Regimenter

Intereſſe feyn.

Das ehemalige Polen zer fålt in brei ſehr weſentlich geſchies dene Theile : das eigentliche Polen, Litthauen , oder vielmehr Weißrußland, und Kleinrußland. Die Verſchiebenheit liegt eben ſowohl in der Natur (f. das norböftliche Europa von Zeiozner. Ausland 1843. Nr. 5 ff.) als in Sprache und Sitten . Zufall, Gewalt und Schlauheit hatten nach und nach dieſe Landſtriche

in ein, ftets ſchlecht verbundene Reich zuſammengeſchmolzen, und der große Nationalwiderſtand gegen Rußland hatte ftete nur ſeinen Siß in dem eigentlichen , ſtreng fatholiſchen Polen, wäh rend er ſich in den andern Theilen mehr auf den Abel be

Aber dennoch lebt

in den Kleinruſſen ein ſtarfer Geiſt des Widerſtandes gegen die großruſſtiche Herrſchaft, und wenn es einem polniſchen Auf ftande gelingt, ſich bis hieber auszubehnen , ſo iſt die Uebermacht

in preußiſchem und öſterreichiſchem

Dienſt, um fte gegen die

1

Ruſſen fämpfen zu laſſen. · Man wird ſagen, dieß ſey eine 1 Davon würden freilich die oſtgaliziſchen Regimenter eine Ausnahme machen, denn dieſe ſind, wie man behauptet, Rußland geneigter ; der Grund

318

Kriegserklärung ; allerding8, aber der Krieg liegt in allen Vers

nur eine unvollkommene Vorſtellung davon erlangt haben fonnte .

hältniſſen unausbleiblich und unaufſchiebbar. Die preußiſche und öſterreichiſche Regierung fönnen ihn nicht hindern, auch wenn fte wollten . Die alten Verbindungen werben fich zwar gegen einen ſolchen Entſchluß fträuben, aber alle Sträuben hilft jest

So viel iſt gewiß, daß dieſe Ausſchließungerer båltniß nur bei im Hauſe gefochten Speiſen eintritt, ferner bei Fleiſchſpeiſen , wozu das Vieh im Hauſe ſelbſt geldhlachtet worden , und nicht

nichte und fann die Verwirrung nur vergrößern . Die Strömung ift zu heftig, 18 daß kleine Mittel jeßt helfen könnten und große – fann man nicht anwenden . Es bleibt alſo ießt nichts

Rochen geſchieht. Wil man gleichrohl folche Verwandte in aller Form berrirthen , ſo erſucht man Nachbarn um zubereis tung bed Mahleß, ichlachtet Thiere , beren Fleiſch den Gäſten

übrig als die Bewegung zu leiten. Rußlande Zuſtanb wirb dadurch auf eine gefährliche Probe geſtellt, und es wird fich fragen, ob die unumſchränfte Kaiſergewalt im Stande war, die unges

läßt es im Nachbarshauſe braten .

heuren Hülf@mittel des Reich

auf eine Art zu entwideln , um

einem ſolchen Stoße zu widerſtehen .

bei Getränken oder bei jenen Speiſen , deren Zubereitung ohne

vorgeſeßt werden ſoll, außerhalb des eigenen Hofrauns, und Die Sache ſcheint mit reli

giöſen Anſichten in Zuſammenhang zu ſtehen, denn wenn z. B. aus irgend einem Grunde eine Frau mit ihren Kindern das

elterliche Haus verläßt, um für immer in das ihrer Schwiegers

Ethnographiſche Skizzen aus Tumale in Centralafrika. ( Fortießung . )

In jedem Hauſe erhält jedes Kind, männlich oder weib lich, ſobald es erwachſen iſt, ein eigenes Schlafgemach (Andel), eigentlich ein beſonderes Haus, welches innerhalb des durch eine

Mauer abgeſchloſſenen Hofraums , der die Familienwohnung umgibt , zur Zeit des Mannbarwerdens an legtere angebaut, oder wenn icon ſchon vorhanden , angewieſen wird. Seurathet eine Tochter des Hauſes, ſo wird für ihren Mann ein eigenes Andel neben dem ihrigen beſtimmt oder nach Umſtänden neu gebaut. Die junge Frau bleibt demnach im alterlichen Hauſe und folgt (nur gewiſſe Fälle ausgenommen ) in der Regel ihrem Manne

eltern zu ziehen, wo alſo die Wirfung des Effiefed für beide Familien eintreten müßte, wird der 3me gerufen , um durch Beſprengung mit Weihwaſſer, durch Erecrationen und Gebete das Effiefed von ihnen wegzunehmen. Auch der Bräutigam iſt vor der Hochzeit gegenüber ſeiner Braut und ihren Blutavers wandten Effiefet , und barf in ihrem Hauſe gefochte Speiſen erſt annehmen, wenn die Verehlidung geſchehen iſt. Von feis

niem Volfe iſt mir bis jeßt das Beſtehen einer ähnlichen Sitte befannt geworden, denn die moſaiſchen Geſeße in Bezug auf

Verbote gewiſſer Speiſen und auf Bereitung derſelben laſſen fid wohl fauin entfernt damit vergleichen .

Die Hauptbeſchäftigungen Der Oumale find Acerbau, Vieh zucht und Jagd. Der Boden des meiſt gebirgigen Landes ſcheint ſehr fruchtbar, vielfach von Bächen und Flüſſen burdizogen, und

nicht in das ſeinige. G8 wäre bießwortgetreu nach unſerer

daher eben ſo ergiebig für den Agerbau, ale reich an fetten

Bibelſtelle Daher verläßt ein Menſch Vater nnd Mutter und

Triften für die Viehheerben zu ſeyn.

hängt ſeinem Weibe an ," wenn nicht zu gleicher Zeit die Sitte beftande , Daß der junge Chemann nicht förmlich in Das Haus

Getreideſorten , die durch regelmäßige Bearbeitung des Feldes geironnen werden , iſt nur eine , der Mais ( Abatbaya in Tu

ſeiner Schwiegereltern zieht, ſondern während der erſten Ehes jahre, häufig noch viel länger, in ſeinem elterlichen Hauſe moh nen bleibt und ſeiner Frau nur täglid Beſuche macht. Ja

Li8 2c .) fonnte ich nicht botaniſch beſtimmen .

man hält es ſogar für unpaſſend, wenn ein Mann zu oft und zu lange im Hauſe ſeiner Frau verweilt, und ſolche Männer werden ſpottweiſe „ Foder“ (Dgofen) genannt. In ſpäterer Zeit ändert ſich dieſes, und im Alter wohnen die Männer gewöhn lich bleibend bei Weib und Kindern . Die oben erwähnten Aus

nahmen beziehen fich auf ſolche Fälle, wo Leute aus entfernten Ortſchaften znjammenheurathen , oder auf Berbindungen fürſt licher Perſonen , denn hier tritt das uns geläufige Verhältniß

Von den vier bis fünf

male ) bei uns befannt ; die übrigen ( Ngemin , Waten, Nbafan,

Es geht aus

allen Angaben Dgalo's herror, daß ſein Volf ſehr fleißig dem Feldbau obliegt , alſo weit entfernt iſt, ein Nomadenvolk zu ſeyn. Wie ſehr fleißige Arbeiten als eine Pflicht betrachtet wird, deren Verſäumniß Spott und Schaden nach fich zieht, zeigt unter anderm folgende niedliche Fabel, welche fich unter Dgalo's Dictaten findet und deren Ueberſebung hier eine Stelle verdient.

Der Dgongoi 1? und die andern Vögel. „ Die Vögel arbeiten im Winter ? nicht, fie feßen fich auf

ein, daß der Mann ſeine Frau zu fich nimmt.

Eine eigenthümliche Erſcheinung, die hier erwähnt zu wer ben verbient, iſt das ſogenannte Effiefed, welches in Folge der Verbindung zweier Familien mittelft Heurath entſteht.

Durch

Dieſes Wort iſt eine Art Ausſchließungdverhältniß bezüglich des Genuſſes von Speiſen ausgebrüdt , in welches die Frau jammt

ihren Kindern, Eltern und Geſchriftern gegenüber den Bluts verwandten ihres Mannes tritt, indem es ihr nämlich verboten ift, Speiſen , die im Hauſe ihrer Schwiegereltern gefocht find,

zu genießen und umgekehrt. recht in

Ich konnte jedoch hierüber nie

Rlare fommen, ſo beſtimmt auch die Vorſchriften zu

ſeyn ſcheinen, da Dgalo bei Erklärung dieſes Gegenſtandes fich immer in Widerſprüche verwickelte und bei ſeiner Jugend auch iſt einfach der, daß ſie aus der Maſſe de ruſiniſchen Stammes entnommen

die Bäume und verſpotten und verlachen die Menſchen : „ Sieb doch den Mann dort, wie er vom Hunger frumm gebogen auf der Erde hockt und Unfraut ausrauft. Freund du bringſt das Wir arbeiten im Sommer, Unkraut doch nicht alles heraus. im Winter ruhen rrir aus ; er iſt im Sommer faul geweſen, nun muß er im Winter mit dem Thau fämpfen .“ Die Vögel

Fliegen und ſchwimmen immer herum und pugen ihre Flügel ; wenn der Frühling kommt reden fie nicht laut, ſondern ſprechen

leiſe miteinander ; wenn die Saat blüht, weßen ſie ihre Schnabel und piden an die Wehren ; iſt aber das Getreide reif geworden , Dann ſingen ſie in den Furchen . Der Dgongoi baut ſein Neft in die Furchen , fommen nun jene hinein, ſo jagt fte der Dgons

goi heraus : „fort ihr faulen Herrn , im Winter habt ihr die Menſchen verhöhnt, weil ffe arbeiteten , was habt ihr im Som

find, der ſeinen polniſchen Adel habt, und dem glaubensverwandten Reiche

angehören will. 3m 3. 1831 rollen dieſe oſtgaliziſchen Regimenter gegen die Befehle ihrer Officiere verſucht haben, die auf galiziſchen Boden über: tretenden Trümmer der polniſchen Armee den Ruffen wieder in die Hände zu treiben .

1 Ein Vogel, der ſein Neft in den Furchen hat und ſich von Wür. mern und Inſecten nährt .

2 Jdifma, Winter, d. i. Regenzeit in welcher geſät und gepflanzt wird, und gegen deren Ende das Getreide zur Neife Foinmt.

319

mer gethan ? Nun fommt ihr und freßt frembe Sachen !" Der Faule baut ein löcheriges Haus.

Wenn im Winter der

Regen kommt, ſtrömt er hinein , und nun muß er fich abmühen,

ten, und alle dazu dienen, bad Bilb, welches ich durch Veröffent lichung dieſer Skizzen von dem intereſſanten Lumale-Volfe ent werfen möchte, zu vervollſtändigen.

um in ſeinem Weiher fich oben zu erhalten .“ Die Weiber beſorgen das Hausweſen , bereiten die Speiſen

(Fortſeßung folgt.)

and fochen bie Getränke (Ngadlo, Albafania u . 1. Aufland 1847. p. 1103), ſpinnen und flechten . -- Al Hanbeløartikel die aug. geführt werden, gelten : Vich, beſondere Rindvieh und Pferde,

Die Regentſchaft Tripolis.

Shierfelle, verſchiebene Früchte, Getreibe , Baumwolle, Waffen,

Matten aus Baft geflochten , Töpferarbeiten , gegerbte8 Leder ?c. Eingeführt wirb bagegen Salz (Steinſalz findet fich im Lande felbft ), Glasperlen und andere Schmucjachen . Die Gewerbe (wenn man von ſolchen reden darf) welche für verſchiebene Les bensbebürfniffe ſorgen und im Lande ausgeübt werden, find : Spinnen, Weben , Schmieden , Verfertigung von Töpferwaaren , Gerberei (für Sandalen, Schilde, Riemenwerf, Waſſer- ober Bierſchläuche ), Mattenflechten u . f. f. von biltender Runft find faum Andeutungen vorhanden, denn die Nachbildung ftchtbarer Gegenſtände erſtreckt fich einzig anf Blumen , Blätter und Bäume

aus Jhon, welche fich als Verzierungen auf Geſchirren und an

Kütten und Häuſern finden ; auch Schnikereien an hölzernen Waffen, an Kürbißbechern und dergleichen mögen hieher gerech net werden. Nachbildungen von Thier- oder gar von Menſchen geſtalten hat Dgalo nie und nirgends zu Hauſe geſehen , und Gößenbilder fann es ſchon wegen der religiöſen Anſichten der Jumale nicht wohl geben, da die höchſte Gottheit wie die nies Deren Götter als unſichtbare Wejen verehrt werden . Die Regierungsform des Landes iſt dieſelbe wie fie auch

andermärts bei vielen afrikaniſchen Völfern gefunden wird, b. i. Häuptlinge (in Tumale erblich und mit dem Titel „König und Fürft“ ) beherrſchen einen oder mehrere Stämme und find wieder mächtigeren Fürſten untergeordnet, denen ein jährlicher Tribut

(Schluß .)

Nachdem Asfar Ali hinſichtlich dieſes Plans mit ſich ins Meine gefommen, machte er fich zuerſt an Abd-el-Didelil, und ſchlug ihm fo vor: theilhafte Friedenebedingungen vor, daß dieſer fie nicht ausſchlagen fonnte. Bald wurde ein Vertrag zwiſchen ihnen abgeſchloſſen, durch welchen Asfar Ali , im Namen des Großherrn, den Abd-el- Didelil als Statthalter der Syrta und des Fezjan unter der Bedingung anerkannte, daß er einen Iribut von 25,000 Talario (125,000 Fr.) zur Hälfte in Geld , zur

Hälfte in Naturproducten bezahle. Lepterer ſeinerſeits mußte die Bes ziehungen von Tripolis mit dem Binnenlande wieder herſtellen und die Karawanen ihren Weg nach dieſer Stadt nehmen laſſen. Eine der Clauſeln des Vertrage bewilligte ihm Zollfreiheit für die ihm perſönlich

gehörenden Waaren. Gleichzeitig ſchloß auch Asfar Ali Frieden mit Guma, dem Häuptling von Gharian, ſo wie mit Meryet, dem Häupt: ling von Farhona. Endlich), nad mehrjährigen Unglüdsfällen, Kriegen

und Umwälzungen ſah die Stadt Tripolis Frieden und Ruhe wieder: Fehren, und damit die alte Thätigkeit ſeines Verkehrs. Leider aber ſollte dieſer glüdverheißende Zuſtand nicht von langer Dauer ſeyn. Aslar Ali benüßte die zehn Monate, welche ſeinen mit den arabiſchen Häupt

lingen abgeſchloſſenen Verträgen folgten, zur Organiſirung ſeines Geers und zur Wiederherſtellung ſeiner Finanzen ; dann, als er fich ſtark genug fühlte, daďte er, ſeine erſten Solåge müßten Abd-el-Dichelil, den furcht barſten ſeiner Widerſacher, treffen ; ſey einmal dieſer befiegt, ſo würde es

ihm leicht werden die übrigen zu unterwerfen ; vorher aber mußte er fich der Mitwirkung Guma's und Meryets, Verbündeter Abb-el-Dſchelile, ver fichern. Dieß war ihm nicht ſchwer. Indeß wollte Asfar Ali feinen offenen Angriff auf Abd-el- Dichelil unternehmen , ſondern ihn vielmehr

burde die offenbarſte Verlegung des mit ihm abgeſchloſſenen Vertrags

gezahlt werden muß. Lumale beſteht aus zwei Iheilen, einem

zur Ergreifung der Waffen und zur Wahrung ſeines Nedztes zwingen.

größeren, Lumale Debili, welchem ein Glki ( Fürſt) vorſteht, und

Dieß war es war der Paſcha wollte.

einem kleineren, Lumale Lofoten, welches ein Königreich iſt. Der König (Wofter) von leßterem beherrſcht beide Lumale, iſt aber ſelbſt dem König von Tofole ( Leggele, Rüppel) tribut pflichtig, welcher jeinerſeits wieder unter der Oberhobeit des Die Abgaben, die das Volk an ägyptiſchen Vicefönige ſteht. feinen Fürſten zu entrichten hat, beſtehen in Getreide, Vieh und Honig ; der Tribut des Königs Mat (in Tofofen) an den König in Tokole nur in Vieh. Der Honig wird nicht nach unſerer Weiſe durch eigentliche Bienenzucht gewonnen , ſondern man jam melt ihn zu entſprechender Zeit aus den Stöcken von Waldbienen,

68 iſt für Eintreibung dieſes Sheil8 die in boble Bäume bauen . Es der Abgaben, wie für die anderen, ein eigener Beamter aufges ftout, der in den einzelnen Diſtricten herumgeht und für den Rönig ſowohl als für ſich eine Art von Zehnten der Honigernte abverlangt .

Ich ſchließe hier dieſen Artikel ab und verſpare kurze Ans deutungen über das Gerichts- und Heerweſen, über andere das innere Leben angehende Gegenſtände, und die ausführliche Dar legung der mediciniſchen Verhältniffe (beren Erforſchung ich als Arzt mit beſonderer Vorliebe meine Aufmerkſamfeit geſchenkt

habe) für den nächſten Artikel, um dem vorliegenden um ſo leichter eine Fabel anhängen zu können, welche mir Dgalo erſt

Schon war Abd-el:Didelil in

Meſratah, zwanzig Lieueß von Tripolis, angefommen, als Asfar Ali ihm

ein farfes türkiſch -arabiſches Heer entgegenſchidte, das ihn – Danf dem mit leichter Mühe überwältigte. Verrath der mit ihm Verbündeten Ouma und Meryjet erfannten den Fehler, den ſie gemacht, zu ſpät, denn audy fie wurden jeßt angegriffen und geſchlagen. Asfar Ali triumphirte, ſein Triumph aber war von furzer Dauer.

Als Abd-el-Dichelil ſeinen Rüdzug nach Fezjan bewerkſtelligt hatte,

wandte er alle ſeine Sorgfalt auf die Organiſation eines neuen Heeres, ohne jedoch darüber die Entwidlung der Wohlfahrt und Macht dieſes Landes aus den Augen zu verlieren. Im Anfang des Herbſteg 1841 gelangte ein von Tripoli abgegangenes Heer bie unter die Mauern der Hauptſtadt Murzuf, wo es eine vollſtändige Niederlage erlitt. Der Sultan fehrte in die Syrte zurück und eroberte bald alles verlorene

Gebiet wieder. Der Paſcha ſammelte in der Beſtürzung neue Steitfräfte. Die beiden Heere ſtanden während des Winters 1841 einander beob:

achtend gegenüber , und in den erſten Monaten von 1842 machte eine geſchidt angeſponnene Intrigue dieſer Sache ein Ende. Der Verrath , der ſchon einmal dem Abd-el- Dichelil ſo viel Unheil zugefügt, wurde ihm endlich verderblich. Von 2000 Mann umzingelt , von den meiſten der Seinigen verlaſſen , leiſtete er ſeinem Gegner mehrere Tage lang den heldenmüthigiten Widerſtand. Endlich wurde er , nachdem er ſeinen Bruder neben fich hatte fallen ſehen , mit einem Theil ſeiner Familie gefangen genommen , feiger Weiſe ermordet und ſein Kopf in den Straßen

von Tripolis im Triumph herumgetragen. Ginen Tag vor dieſem tra giſchen Ende Dſchelils war Aðfar Ali zurüdberufen worden, der Paſha aber hatte ſeine Abfahrt verzögert, um ſich durch den Tod ſeines Feindes

im vergangenen Jahre in ſeiner Mutterſprache dictirt hat. Dies ſelbe legt auf& neue Zeugniß ab von der trefflichen Reproduce tionégabe meines Referenten , und berührt außerdem anbeutenb

den Divan günſtig geſtimmt zu machen . Meryet und ſämmtliche Ver: räther, deren er fich bedient hatte , waren übrigens auf ſeinen Befehl

eine Menge Verhältniſſe, die zu furzen Grflärungen Anlaß bie

enthauptet worden.

320

vo

Im Augenblic ſeiner Rudberufung war Asfar Ali nicht bloß mit Abd- el -Dichelil, ſondern überdieß auch mit Guma, dem Häuptling

deren Süden fido, fern in der Wüſte, jener große, unter dem allgemei nen Namen Fezjan befannte., Daſen -Archipel und die ebenfalls von Bex

von Dber:Gharian, dem Herrn der Straße, welche nach Gadames, einem der Thore Mittelafrifað und demjenigen Punfte der großen Wüfte führt, ren Zugänglichkeit für die Stadt Tripoli von höchſter Bedeutung iſt,

abhängige Stadt Ghadames befinden , was auf dieſer Seite vier ſehr genau geſchiedene Gebiete bildet. Rehren wir ans Mittelmeer zurüc und folgen wir jenſeito Mokhtar dem Geftade desſelben, ſo gelangen wir

in ernſten Rampf verflochten.

auf die eiförmige ochebene Oyrenaifa's, eine gebirgige und fruchtbare,

Mehemed Paſcha , Nadfolger Asfar Ali's im Paſchalik Tripoli, traf mit dringenden Weiſungen, mit dieſem Häuptlinge zu Ende zu fom men , auf ſeinem Poſten ein. Der engliſche Conſul Warrington bot ihm ſeine Vermittlung an, die angenommen wurde. Unter ſeiner Geleitſchaft begab ſich Ouma nach Tripolis , wo er lange Zeit im Auge behalten, dann nach Trapezunt geſchidt wurde. Sein Gebiet wurde unter mehrere Häuptlinge getheilt, Gharian befriedet, und Ghadames erhielt eine tür:

zwiſchen dem Meer und den Sandwüſten ganz vereinzelt liegende Landa ftrede, welcher die Araber den Namen Didhebel Athdar , grüner

fiſche Beſaßung von 300 Mann. Die Unterwerfung Fezjang erfolgte bald nach dem Tode Abd-el-Dídelile. Auf dieſe Weiſe gelangte das osmaniſche Reich in der Regentſchaft Tripolis wieder zu einigem Anſehen, naodem es dieſes lange Zeit faſt ganz eingebüßt hatte. Allein die Nube konnte hier von feiner beſondern Dauer ſenn, und die öffentlichen Blát:

Berg, beigelegt haben ; in großer Entfernung von hier, im Süden, liegen inmitten der Wüſte die Daſen Audidhehlah , Dídallu , Leſchferreh und

Maradeh verborgen. So haben wir zwei Gruppen abgeſonderter Gebiete, die eine öftlich, die andere weſtlich , zwiſden denen fich die ſchauerlichen Flächen der Syrte und die große Wüſte ausdehnen , welche fich jeder

Annäherung aneinander widerſeßen zu wollen ſdheinen. Gänzlichet Mangel an Einheit iſt wahrhaftig der vorherrſchende Charafter dieſes ganzen Landes, und dieſer Charakter übte natürlich auch auf die fittliche Haltung der Bevölferung einen mächtigen Einfluß aus. Der Gebirgs

bewohner von Gharian , der Beduine von Baryah , die Männer Fez

ter melden und unterm 13 December, daß ſich das ganze Land abermals

zang , die Ohademſer

in offener Empörung gegen den Paſca befinde, der bei der Pforte um Hülfe nach ſuchte. Um ſich dieſe unaufhörliche Aufregung des Landes

das ſie vereinigende Band zu zerreißen ; auch weiß die traurige Geſchichte

erflären zu fönnen, braucht man nur einen Blick auf die topographiſche Beſchaffenheit desſelben zu werfen. Es iſt einer derjenigen Punfte des Erdballs, wo die Bodenverhältniſſe den entſchiedenſt

Einfluß auf den

alle dieſe Bevölferungen ſuchen unaufhörlich

dieſes Landes von faſt nidits anderm zu berichten als von Empörungen und Aufruhr, weil alles dazu einladet, alles deren Ausführung begünſtigt.

Bedarf es jeßt noch eines Wortes darüber, daß das Anſehen der Paſchas

Menſchen ausüben , und ſonach eines derjenigen, welche die größte Auf:

unablåſig beſtritten wird , daß die Araber dieſelben oftmals in ihrer Hauptſtadt belagert halten, daß die Erhebung der Steuern jedesmal mit

merkſanıfeit verdienen .

langen und ſchwierigen Kriegezügen verbunden iſt ?

Der von den Türfen gegründete Staat , welchem die friegeriſche Thätig feit und Ginſicht Ali Karamanly's die gegenwärtige Geſtalt geges

Die Oberfläche, auf welcher die Mitglieder dieſes fonderbaren Staates zerſtreut find, bietet einen Flächenraum von ungefähr 630,000 Quadrat Kilometer (die von Frankreich beträgt 527,700) ; allein dieſe unermeßa liche Landſtrede iſt bei weitem nicht ganz bewohnt ; faum zählt man darauf 600,000 Einwohner (58mal weniger als in Franfreich) ; und wenn der zwanzigſte Theil des Bodens culturfähig iit, ſo bietet das Uebrige nur fahle Berge und Wüſten , welche höchilens für die Araber

ben , gränzt in großer Ausdehnung an die mittäglichen Geſtade des Mittelmeeres ; einerſeits ſtößt er öſtlich an das tuniſiſche Gebiet , andrer: ſeits erſtredt er ſich 300 lieues weit an der ägyptiſchen Gränze hin. Für Tripolis, wie für alle orientaliſchen Staaten, bei welchen die polis

tiſde Drganiſation nod in der Kindheit liegt, iſt es eine ſchwere Auf gabe genau die ganze Linie zu zeichnen , welche die Gränze gegen die benachbarten Gebiete bildet ; übrigens iſt dieß, wegen der Beſchaffenheit der Gränzprovinzen ſelbſt, die ſehr häufig nur unfruchtbare Wüſten find, nicht überall ſo nothwendig wie bei uns ; auch hat man es nur da, wo unbedingte Nothwendigfeit es erheiſchte , nämlid an zwei oder drei Punften , gethan . So geht auf der Seite von Tunis die Gränzlinie zwijden dem Fort Gierging ( Dicherdidis ?) und dem Weſtende des großen Sees Zufhis von Strabo hindurch ; öſtlich, gegen Aegypten

hin , trennt eine andre vom großen Katabathmud (Agabah-el-Kebyr) nad dem Innern gezogene Linie, welche das Dorf Tarfayah Aegypten über: läßt, das Paſchalik von den weſtlichen Dependentien dieſer Gegend . 3m

Süden ift Bondichem , unter 30° 35 ' 32 " nördlicher Breite, der Punft, wo man von Tripolis in Fezzan eintritt.

Die zwiſchen dieſen äußerſten Punkten liegende Gegend. bildet ein Aggregat von Gebieten , die fein natürliches Band aneinander knüpft, wie dieß überhaupt bei den meiſten durch Groberung gegründeten Staaten

der Fall iſt, die eine Art Einig feit nur durch die fiets eingreifende, bald da bald dorthin als unbeugſame Gebieterin verſeßte materielle Macht erhalten . Tripolis iſt hier der Mittelpunkt einer Thätigfeit , von dem aus ſich das erfünſtelte Leben ausbreitet, welches dieſen mit feinen be: ſtimmten Formen begabten Leib beſeelt , einen Leib, von dem man ſich

nicht wohl eine genaue und klare Anſchauung verſchaffen kann, wenn man die topographiſche Beſchaffenheit desſelben nicht zu Rathe zieht .

Der weſtlichſte Bezirf des Paídalifo erſtredt ſich von der tuniſiſchen Gränze bis nach Selyn, einem Dorfe das etwa 50 Kilometer von Tri

poli, ſeinem Hauptort, liegt ; hierauf fommt der Bezirf, weldem die kleine Stadt Meſratah den Namen gibt , und der fich von Selyn bio Sulib , zwei Tagreiſen ſüdlich von Meſratah, erſtredt; dann der Bezirk Sert , weldher von Sulib bis Mokhtar an die Syrte gränzt ; dieſe ver: ſchiedenen Gebiete liegen ſämmtlich am Meere.

Hinter Tripolig bilden

die Berge von Gharian und Tarhona eine beſondere Abtheilung , in Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

-

auf einige Monate des Jahres bewohnbar find.

Vielleicht beſtehen

zwiſchen den verſiedenen Theilen der Regentſchaft Tripolis jene großen natürlichen Beziehungen wie wir fie in Algerien gefunden haben , jene harmoniſchen Verbindungen welche fte in gegenſeitiger Abhängigfeit von einander beſtehen lafſen , und welche es möglich machen fie ohne

Mühe zu regieren. Wir wiſſen es nicht, und die Türfen ſcheinen nichts dergleichen bemerft zu haben. Sie werden dieſe jedes Zuſammenhange entbehrenden Gebiete mit bewaffneter Macht wohl noch auf längere oder fürzere Zeit unter ihrer Botmáßigkeit erhalien fönnen ; allein ihre Herr: ſchaft wird ſtets jenen ſchwanfenden Charakter zeigen den die Natur der Dinge ſelbſt mit ſich bringt , und den man nur vernichten fann, wenn man ſolche Mittel gegen denſelben anwendet, welche aus dem ſelbſt eigenen Leben der Bevölferungen geſchöpft ſind. Lage der Theater in Paris . Seit langer Zeit haben die Theater feine ſolche Priſe durchgemacht, wie in dieſem Augenblick. Die Directoren haben ſich verſammelt, um darüber ſich zu benehmen und

über eine Collectivmaaßregel fich zu verſtändigen. Der Vorſchlag wurde gemacht fåmmtliche Theater zu ſchließen. Dieſer verzweifelte Plan (der einer halben meute gleich gefommen wäre ) wurde nur eingegeben durch

den Wunſch, nicht neue Verluſte den alten hinzuzufügen ; der Vorſchlag fand indeß ernften Widerſpruch und wurde aufgegeben. In der Ver ſammlung ſoll nun beſchloſſen worden ſeyn , die Regierung um eine Viertelmillion Franfen anzugehen, indem dieß die Verluſte im Monat März decken würde ; ſpåter fönne dann die Entſchädigung für die Verluſte in den lebten Februartagen, wo befanntlid die Theater unentgeldlich eröff net waren an, die Reiche fommen . Man hofft, daß die Regierung die Summe hergeben und die Theater retten werde. (Voleur. 25 März.) ! Dieſe Bermuthung iſt nicht ungegründet, und eben darum iſt die obige Dars

ſtellung uur halb richtig ; das hat Tripoli in den lepten vier Jahren erfahren. Der Beſitz von Ferjan konnte ihm nicht den şandel mit dem Innern fichern , und nur durch dieſen tann Tripoli blühen .

Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenmann.

A. d . R.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr. 81 .

4 April 1848 .

Ethnographiſche Skizzen aus Tumale in Centralafrika. ( Fortiebung.)

Dom i ong.

Dort im Lande beim Lumbo, wo der König Koñong 1 bers idwand, und in Aufflärung über die Götter (in religiöſer Weis

heit) die Rechtgläubigen waren, dorthin fam Tomi, eine Wittwe. Gott hatte ſie hingeſandt, um von den frevelhaften Erbenfins bern mit dem beiligen Menang ihre böſen Geiſter wegzuneh men, auf daß fte mit wachem Auge nach ihrem (Sünber-) Schlafe

zu ihm , den Vater der Welt, hinaufſchauten. Tomi wurde mit ihrem vaterloſen Kinde Tomiong in dieſem fremden Lande freunds lich aufgenommen . Sie erbaute dem Gotte einen Hain und einen Tempel, und ftellte ben Stuhl zum Weifſagen auf. Sie die Großmutter Tomi befragten die Erdenfinder im Heiligthum

ließ durch den Urit ' dem Volfe fund thun, daß übermorgen die Götter ein großes Gebet verlangen hier im Heiligthume des Lumbo . Als Tomi zum Schlafen gegangen war, erſchien ihr ein Geiſt und ſie träumte in der Dunklen Mitternacht. Bri Lage Aubruch rief fie die Prieſterinnen in den heiligen Rath

wegen der Opfer, und ale fie fich berathen hatten, erzählte fte ihnen, was ſie in der Nacht geträumt. „Als ich am Feſttage meinem Gott im Heiligthum des Lumbo ſein Opfer barbringen und beim Ring des neuen Jahrs das Blut des Böcleins hin legen wollte, ich hielt das Mejjer in der rechten Hand, ba riefen

mir von allen Seiten Geiſter zu : Tomi hieher ! Tomi baher ! und irgend einer rief mir und winfte mir als Menſchenfind, als alte Frau : hieber, bieber, ſchau da in dem hohlen Baume

Deinen böſen Sohn ! Sieb, ihn haben die Götter geſchlagen, er

bei ihr, um Unglück und verhängnißvollen Tod durch den Blic

iſt im Bauche eines wilden Ihierë,

in die horia, 2 und ſie fie verfündete ihnen der Wahrheit gemäß

erfaßt, da er die Kinder Gottes gehöhnt und die Götter verflucht

im Schlimmen oder im Guten das Ja oder Nein . Die Großmutter Lomi verrichtete in ihrem göttlichen Ins

hat, er iſt von ihnen auch verflucht." — A18 Lomi ſo geträumt

neren mit den Erdenkindern mit gutem Herzen Gebete, brachte

Angeſicht ſchnell vorbei und verſchwand durch die verſchloſſene

Den erhabenen Göttern die Dpfergaben der Geſandten bar, gob

Thüre als Tomi ganz munter war.

Blut aus und rief fie im Namen der Erdenfinder an .

Wie es Abend geworben war , hörte ſie, daß ihr Sohn To miong am Tage vor dem Feſttag mit ſeinen Spießgeſellen auf die Jagd gehen würde. Sie rief ſchnell ihren Sohn, dieſes harte Herz, und bat ihn und umfaßte ſeine Füße : „Bab Grbar

3br

Lomiong dagegen hatte ein teufliſches Herz, er der Unftáte ſtahl im Haine, dlug dort die heiligen Früchte ab,

verfluchte die

Götter und ſprach den Heiligen Hohn . Er rief ſie an : Götter ihr Muthigen, wenn ihr Tils Kinder ſerb, ſo laßt es geſchehen ,

ihn hat das böſe Geſchid

hatte, wachte fte auf, erſdrad und ein Schatten ging vor ihrem

men mit mir, mein Kind, die Götter find an dieſem Lage für

ich will in den

dich unheilbringend, ich habe in dieſer Nacht viel von dir ges

Wohnfig des großen Til eintreten, indem ich meine Sandalen hier auf der Erbe laſſe. 35 So lief er der Teufeldſobn in jenem heiligen Hain unb im Lempel umber, und höhnte die Götter und genoß vor ihnen und vor ſeiner Mutter von den Erft

träumt: als du auf der Jagd warſt, hat dich ein wildes Thier in ſein Herz gethan, o laß dieſen Tag ihn ſeyn , ? die Welt iſt trüb und verhängnißvoll, die Götter, mein Rind, find beim Lumbo,3 fte werden dich wegen Deiner Nebelthaten ins Unglüc ſtürzen,

lingsfrüchten.

ſo daß dich das Feuer verbrennt.“

daß ich hier lebendig in den Himmel wandere,

Bevor das große Jahresfeſt heran fam, reinigte Tomi im

Heiligthume die Ringe und Altäre, fte febrte den Hain, und al8 der Abend herandämmerte, ging fie gemach nach Hauſe und 1 Anſpielung auf einen mythiſchen König, der, mit ſeinen Feinden im Rampfe, in der höchſten Bedrängniß, nachdem ſein ganzes Heer vers nichlet war, die Götter um Hülfe anflebte und von ihnen dadurch gerettet

wurde, daß fie ihm die Fähigkeit gaben , ſich unſichtbar zu machen . 2 Handorafel, es wurde im zweiten Artifel (Audland 1847. p. 1106) beſchrieben. 3 Es iſt in Tumale Sitte, die Sandalen augjuzieheli, wenn man in das Haus eines Fürſten oder Königs eintritt. Tomiong zeigt alſo, tros ſeiner frevelhaften Nidtattung der Götter, noch ſo viel Reſpect vor dem

Mein Freund Tomiong ſtie

feine Mutter von fich : geh

weiter, du Teufels-Prieſterin, ich glaube nicht an den Gott da. Sie die Götter nämlich ) hüten im Himmel das Heiligthum ba auf der Grbe ; ein Gottesfind läßt fich nicht ſehen ! Laß mich

gehen, ich überlaſſe mich der Wildniß, unb er der Unglüdbrins ger ſoll mich nur ſtechen !" Der Jäger Tomiong rief ſeine Jagdfreunde zuſammen, fie hielten ihren Rath und beſprachen fich ; Jedermann hing ſeinen

Schlauch um , fie ließen die Seimath im Rüden und traten in die Wildniß ein und hüteten die freie Natur, während der Moc

höchſten Gott, daß er nicht mit Sandalen in die Wohnung desſelben ein treten will.

4 Der Priefter weiht alljährlich die Erſtlingsfrüchte den Göttern, genießt dann ſelbſt davon, und erſt jeßt darf auch das Volf davon genießen.

1 Der Prieſter im Heiligthum. 2 D. í, halte ibu heilig .

3 D. i. mächtig.

322

felo, 1' nachdem er in der Nacht herumgelaufen, in den Feſſeln des Schlafes im Gebüſche lag . Wenn tagegen die Nacht hers andämmert und ſeine Zeit herumgegangen iſt, da erhebt er fich und ſchweift umher, während das Menſchenfind zum Schlafe geht. Als jene Herrn an dieſem Tage jagten, erlegte Tomiong allein das Wild, viele Faſanen und Haſen , während vor den Augen der übrigen Jäger bie Faſen Flügel hatten und in der Luft herumflogen und die Fafanen mit vier Füßen herumliefen fie fahen aber nur ihre Schatten. Die Sonne ging heim , die Nacht dämmerte heran , die Herrn zogen nach Hauſe, Lomiong boran. Auf dem Seimweg

wollte Comiong über eine Hede ſpringen ; er ſprang auf den Stadeleine Ura ( Baum ) , jener Stachelbrang burch die Sandalen gleich einem verhängnißvollen Bohrer. Or ſtürzte

nieber und rief einen der zunächſt ftehenden Freunde. Mein Freund, fomm her und zieh mir den Dorn herauß, ich theile Dafür dieſes Wild nach gleichen Theilen mit dir. " Jenen Freund erfaßte die Begierde nach Fleiſch , mit Eifer und ichwißend bohrte er in der Wunde herum. Boilo, ich habe die Kraft nicht dieſen Stachel herauszuziehen." " „Steh auf und geb, ſo

gebe ich dir auch nichts ." Der Himmel fing zu wogen an und wurde ſchrranger, von oben ſchlug der Regen die Trommeln, o unb ein Plaßregen ftrömte in der Ferne nieder. „Der Regen : gott iſt heute boje." 8 bliſte und die Blißc fuhren berab und die Sonne ſtarb. Von weitem leuchtete der Himmel und in der Wildniß hier redeten die Zäger leiſe mit einander: ,

Freunde laßt und laufen, der Regenvater iſt mit uns böſe, mit uns ben verfluchten Grdenkindern, laſſet für heute den To 2

ich dieſes Erbenfind von ſeinen Schmerzen befreie !" Als die gute Großmutter mit ihrem Gebete geendet hatte , ftand die

Wolfe vor ihnen ; in einem Augenblid wurbe fte zu Nebel und

der Waſſerdampf wirbelte zum Himmel. Da ſtand ein alter Mann mit einem bis zu den Füßen reichenten weißen Bart vor ihnen, der in der rechten Hand einen eiſernen Mber hielt.

„Frau, wir haben bei uns im herrlichen Palaſte Dein Gebet ges hört, nimm wegen deiner Freundlichkeit für das Menſchenfind dieſen Mber und ziehe damit dieſem ruchloſen Jüngling ben Stachel aus. Somiong aber, bir ſage ich , Du ſollſt wandern

in den Bauch eines wilden Thiers, du böſer Grdenſohn, der du die Kinder Gottes verflucht haſt, fie die als Schatten und als Men ſchen , wie ſie es wollen , in den Himmel fich erheben und herab ſteigen . 1 Ich bin der Regenfürſt. Wolfe bude mich ein, da mit er mit ſeinen Augen mich nicht mehr ſehe !" Er hob ſeinen Stab gen Himmel und ſenfte ihn auf die Erde. Der Nebel Lief ſchnell berbei , es entſtand eine Dunkle Wolfe, und Gottes Sohn , der Regenbater, wurde bebedt. Er ftieg in den Himmel und warf jenen Mber vor die Füße der alten Frau.

Dem Tcmiong wurde das Herz weich und er rief die Götter an : o fommt zu mir, ihr meine Voreltern und verſöhnt dieſen Zorn Gottel und nehmt dieſe Krankheit von meinem Leben

2

weg. Ich will euer Rind rerden und alle Tage zu

euch beten. Laßt nur noch einmal mich die Beimath meinet Mutter beſuchen ; irenn ich meine Mutter geſehen habe, dann

laßt mich zu Grunde geben und beriwinben , und mich jenen Weg machen in die Unterwelt zu meinem Vater ins Thal hinab. Dort wartet meiner der böſe Rieſe, bet wegen meiner Frevels

miong Wildnißrohn ? reyn!" So rebend verſchwanden die Jäger

thaten mein Herz erfaßt und mich an die Kette legen wird.

alsbald im Walde.

Die Großmutter zog in Tile Namen mit dem mit einer Zange (verſehenen ) Mbet den verhängnißvollen Dorn heraus. Tomiong ſagte ihr großen Danf : „wenn mein Fuß gefund ift

218 Lomiong allein in der Wildniß mit ſeinem franfen Fuß in einſamem Nachdenfen zurückgelaſſen war, ſchaute er hin und her, und ſein Auge entdecte feines Menſchen Kind . Da hörte er in der Ferne irgendetwa 8 Menſchliches von oben rufen. Der Himmel ließ allmählich ſein Guter auf die Erde fich nieberſenten 5 und der Himmel wurde ſchwarz und blind

vor ſeinen Angeſicht. Plößlich entſtand ein Sonnenblid, unti jene Wolfe kam der Erde nabe. Aus dem Walde wanberte eine alte Frau, ihren Rorb mit Gemüße auf dem Rüden, gegen ihn her. 218 er nun mit ſeinen Augen ein Menſchenfind ſah, rief er fte mit füßem Herzen zu fich herbei .

„ D meine Groß

und bu mir auf dem Wege begegneft, ſo werde ich dich auf den

Händen tragen . Nimm dieſe Sachen , da du über einen Men ichen ſo viel Erbarmen hatteft; nimm fte auf unb berzehre file, fte find dein Stachel 3 (lohn.) - Zene Frau hob ihn auf, ſchleppte ihn auf dem Rüden in einen nicht weit entfernten boblen Ora ", perſtedte ihn ba und ſprach ihm Muth ein : „Da überlaß dich der Einſamkeit; ich werde zu Deiner Mutter,

der Priefterin Lomi, geben und ihr fagen baß fie hier dich bes ſuchen jou, ffe wird dich mit Speiſe finden .

Lebewohl in beis

mutter, fomm her, nimm mir dieſe Krankheit ab und zieh mir den Stachel aus dem Fuße, dieſe Ihiere follen dafür dein ge

ner Einſamkeit, mich ruft mein Weg."

hören .“ Zene Frau gewährte ſeinem menſchlidyen Rufen Gr.

müdet an dieſem Tage, decte die Nacht. Die Wunde ſeinerzte ihn nicht mehr und der Schlaf in ihm wedte ihn nicht auf. “

hörung, legte ihren Korb ab auf die Erbe, fniete nieber und

Den Tomiong , allein in der Höhle des Vaumes und er

grub in dem verwundeten Fuße ; aber ihr Alter hatte ihr dazu

3m Traume aber ſchreckte ihn jener Rieſe, der Dageweſen war,

Die Kraft nicht gelaſſen, fie brachte den Stachel nicht heraus . Sie rief die Götter an, vodu Gott dort oben wirf mir einen

durch Drohen mitten im Schlafe.

Mber * herab, erhöre mein Gebet das ich an dich richte, damit

auf.

Nach und nach wachte er

Die Welt erhelte fich, die Sonne glänzte von unten het

und warf ihre Strahlen auf den Mond , da dlug ihn ein menſchlicher Schatten uub er wachte auf. þöre Dochy," rief ein .

1 Ein Raubthier, das in den Fabeln Dgalo's eine große Rolle ſpielt. Er konnte dasſelbe zoologiſch bio jeßt nicht beſtimmt werden.

Dic Pes

ſohreibung die ich davon in meinen Noten finde, lautet folgendermaßen : mitt iſt ein Raubthier, von der Größe eines fleinen Pferdes, der Nachen iſt groß, breit, ähnlich dem eines Bulldog, das Gebiß ſtart und die Zähne fidtbar, die Taßen ſind åbnlich denen der Löwen aber weiter audgreiiend, dois fell ift braun, farzhärig, det Schweif furz und unbehaart; er iſt nicht ſebe führ gegenüber von Menſchen , verfolgt man ihn, fo flieht er ängſtlid und läßt im Laufe die Loſung fallen .“ Wahrſcheinlich iſt es der Strand :

wolf nach Bruce : hyaena brunnea oder villosa. 2 Dumagu , ſo werden die Thiere del Walreo genannt. · Von Regen und Gewitterwolfen geſagt, die rich dicht über die Erd oberfläche lagern, in Gebirgen %. B.

* Ahle, Bobrer, Grabftidel, der auf der andern Seite mit einer Zange perſehen ift.

Menſch und der Wald gab das Edo zurüd . Er Dehnte und ftredte fich, erhob fich von ſeinem Lager und ſchaute mit dem

Kopfe hinaus.

Er ſpißte die Ohren und hörte ſeiner Mutter

1 Durch dieſe Worte wird geantwortet auf die fredelhaften deußeruns gen Tomionge im Eingang der Fabel. 2 wörtlich : von meinem Hale, ndok. 3 Hidge Rong dein Stachel. So nennt man auch die Belohnung des

Hirten : 1 Stüd von einer gewiſſen Zahl, ſeinen „ Stachel.“ 4 Ein Baum .

5 Ein ronderbarer Ausdrud, der aber noch mehrmaligem Befragen D galos fich als gebräudliche Rebensart bewährt.

323 Rufen . Durch den Wald rief fte letſe leiſe (faum hörbar wegen der Entfernung) : „mein Kind Tomiong , wo hat man dich ges

laſſen, werde ich dich nicht finden ?“ Ein guter Geiſt hatte die Lomi geführt und hieher in die Wildniß geleitet. Sie nahte von hinten Der Wüfte Wohnung des Tomiong und rief zum zweitenmale: Lomiong , wo biſt du , ich bin deine Mutter,

öffne den Mund." „Hier bin ich, meine Mutter, hier gehe

tener und beſtehen meiſt aus fleinen, mußigen, zerfallenen Hütten, in die der Reifende nicht ohne Widerwillen einzutreten vermag . Uebrigens hat man in dieſer Gegend eine ungewöhnliche Kühle und Froſtigkeit auszuhalten. Ich weiß nicht, ob dieſe Rühle aus dem Waſſer, aus der Luft oder aus den Menſdenherzen herkommt ; ficher aber iſt, daß man noch mitten im Junius ſtets dag Bedürfniß fühlt, den Pelz immer beffer umzuwideln , und zwiſchen den Stationeu nicht ungern in ein

1

berum und heile mit Deinen guten Geiſtern bieſe Wunde von den Schmerzen ."

Dijafenzelt friecht, um ſeine Glieber an einer lodernden Flamme zu

Jomi , erſchrocken darüber, daß ihr Sohn Lomiong vors

mitbringen muß, wurde einigermaßen gemildert durch den Umgang mit

geſtern noch geſund auf die jagt gegangen war und fie ießt

der, allerdings ſdwachen, jedoch höchſt bunten Bevölferung, die fich theile freiwillig, theils nothgedrungen an den Ufern des Jeniſei gelagert hat. Nadidem ich in Jeniſeist den einen Tag mich in Geſellſchaft mit Sibi

fab daß er frank war, weil ihn ein unheilvoller Stachel ges ftochen , ging zu ihm und rief mit weichem Herzen die Götter an. Sie trat in ſeine Wohnung ein, legte die Speiſen ab, wuſch und reinigte feine Wunde und rief fte, die Segenfperber, um Geſundheit an : fie ſollen ihn geſund erhalten bie fie (die Mutter) am zweiten Tage wieder fäme, um ibm feine Wunde

zu berbinden und Speiſe zu bringen. ' Dann ging fie ſchnell zum großen Gebete des neuen Jahres beim Lumbo und ließ ihr Kind, den gottloſen Lomiong, in ſeiner Krankheit in der Göhle. ( Fortſeßung folgt.)

erivärmen .

Dag Inangenehme , welches eine Neife unter foldhen Verhältniſſen

riſden , Petersburgiſchen , Moskowiſchen und Maloroſſianiſchen Nufſen, mit weltumſówärmenden Deutſchen, mit Tataren, Juden und Rirgifen befunden hatte, ſaß ich am andern im Dorfe Anzyferowa mich mit aufs geklärten Polen unterhaltend , die hier ihr Hauptquartier hatten . Am dritten Tage nach meiner Abreiſe fand ich den Hafen in einem Ditjafis idhen Borfenzelte, und brachte, nachdem ich die von Natur ſoweigſamen

Einwohner des Zeltes durch Branntwein , Thee und Tabak ermuntert hatte, mehrere angenehme Stunden in vertrauliqen Geſprächen mit dem frommen und einfältigen Volfe zu. Am folgenden Morgen wurde ich

im Boote durch einen hochtönenden Kanonendonner geweckt. Jo ſchlug die Augen auf, ſchaute verwundert herum nach allen Seiten, gewahrte aber bloß zwei fleine Dörfer , eine an jeder Seite des Flufes. Die

Chronik der Reiſen.

Ruderer erflärten, daß das eine derſelben „ Goldſuchern " angehöre, die

Caſtrens Meiſe in Sibirien . 1 Am 18 (30) Mai ( 1846) ſagte ich der goldreichen Stadt Jeniſeidt Lebewohl , beſtieg einen kleinen offenen Rahn und freuerte darin mit

ihre Wäſchereien am Pitfluſſe beſäßen , die aber zur Beförderung der Communication verſchiedene Somptoir: am Jeniſei, dem Dorfe Naſimowa

meinem Meiſegefährten den Jeniſeifluß hinab. Zu dieſer Zeit war der Fluß felbſt ſchon vollfommen vom Giſe befreit, an ſeinen Ufern aber

aber ergab fich auf eine genügende Weiſe aus dem ruſſiſchen Kalender, worin die Namen Gonfiantin und Helena mit curſiven Lettern auss gezeichnet waren. Außerdem machte einer der Ruderer darauf aufmert ſam , daß das „ Goldſucherdorf" Jermafowa genannt wird , aus der Urſache, weil „ Jermaf,“ wie die Worte lauteten, „ der erſte Goldſuder Sibirien geweſen .“ Gin anderes Goldſuderdorf , Lopatinskoje Selo genannt , war furz vordem paffirt worden. Zwei Tage nach der eben erwähnten Begebenheit landete ich an einem ſchönen Juniusmorgen an der Mündung des Sym. Hier ſah man weder Goldſuchercomptoire, noch rufftſche Bauerſtuben ; indefien

lagen noch foloſſale Giomaſſen ( Toroffen ), die bald in Geſtalt von ſpißen Thürmen emporragten, bald wieder eine fteile Wand gegen die wogenden Fluthen bildeten. Die Luft war feucht und falt , der Himmel meiſten : .

theils trübe , ein ſcharfer Nordoftwind wehte anhaltend und brachte von Zeit zu Zeit Schauer von Regen , Schnee und Hagel. Die Bäume Atanden nadt da und auf den grauen Wieſen ſah man bloß hie und da einſame Gruppen von gelben Ranunkeln , blauen Veilchen , bläßlichen Anemonen und Stellarien . Auf dem Lande wie auf dem Flufſe war alled ftill und ftumm , wie in einem Grabe.

Wer ſehnt ſich nicht, wenig:

ftens am Pfingſtmorgen , den Laut der Gloden hören zu können , und

gegenüber , eingerichtet hätten. Die Veranlaſſung des Kanonendonners ,

befanden fich hier doch eine Art von Wohnungen, die, ihrer Dürftigkeit ungeachtet , die beſondere Aufmerkſamfeit des Reiſenden erregen. Gin

ziehen zu fehen ? Hier aber, im Herzen Sibiriens, iſt man foon froh,

tungufiſcher und ein oſtjafiſcher Fürſt waren, jeder an der Spiße feines Stammes, den Symfluß herabgeſegelt, und hatten an ſeinem Ausfluſſe

eine ländliche Schaar mit andachtsvollen Bliden in das Haus Gottes

einen Oſtjakenfahn aus ſeinem Verſtec im Gebüſch hervortreten zu fehen ,

ihre tager aufgeſchlagen, wo ſie fich nach altem Gebrauche jährlich vers

das Nufen des Ruckucke zu hören und dem nächtlichen Schreien der Kraniche , dem Plätſchern der Wogen gegen die eisbelegten Ufer nnd

ſammeln, - um der Krone ihre Gebühren zu entrichten und ihr Pelzwerk

bem in verſchiedenen Brechungen wiederhallenden Rraden herabgeſtürzter

angefangen , die Wohnungen aber , 8. h. die Borfenzelte waren ſchon

Toroſſen nachzuhurohen . Man fagt, der Jeniſeiffuß ſoll an ſeinem oberen Laufe höcft pit: toreske Gegenden darbieten. Auch unterhalb Jeniſeiet werden Stellen

von ſeltener Schönheit angetroffen, ſo z. B. ber vielgeprieſene Bergpaß an der Mündung der mittleren Tungusfa ; überhaupt aber leidet hier body die Natur an der gewöhnlichen Monotonie der Wildniß. && find fleto dieſelben Wälder, dieſelben landhöhen, dieſelben Klippen, dieſelben Ufer, dieſelben Waſſerflächen und dieſelben Giomaſſen , die das Auge des Wanderere gewahrt. So lange die Reiſe noch durch das Jeniſeiſohe Geldland geht, 2 tann man ſich wenigftens hin und wieder eines wohl:

jeniſeiſchen Raufleuten zu veräußern. Der Jahrmarft hatte noch nicht aufgeführt und in üblicher Weiſe eingerichtet.

Sie waren in zwei

Gruppen vertheilt, die eine natürlich Tunguſen , die andere Ditjafen gehörig. Die genannten Gruppen waren in gehöriger Entfernung von einander hingeſtellt, wahrſcheinlich zufolge der uneinig feit, die zwiſden dieſen in Sprache, Sitten und Religion verſchiedenen Stammen nodos fortwährend ſtattfindet. Bei den oftjafiſden Zelten bewegten fich Mán : ner , Weiber , Sunde und Kinder um einander ,

bei den tungufiſchen

aber zeigten fich bloß männliche Geſichter. Als Urſache hiervon gab man

habenden Dorfes erfreuen ; weiterhin aber werden auch die Dörfer fel:

an , daß die Tunguſen fleine Hennthierheerden beſäßen , zu deren Bes wachung fie ihre Hunde und Weiber zurüdlaffen müſſen. Der Dijafe hingegen iſt ein freier Mann , der höchftens Weib und Kinder , einige

Wir fügen hier nach dem Bulletin de l'Académie imper. die weitere Fort: feßung an, die manches Intereſante enthält , während wir minder wichtige das

Hunde, ein Boot und ein Borfenzett beſigt - lauter folche Sachen, die er ohne Schwierigkeit zum Jahrmarkt mitnehmen fann. Außer den

zwiſchenliegende Briefe ausgelaſſen haben.

genannten Gegenſtänden fah man am Ufer jeniſeiſde Lodjen , Strufen

A. d. R.

? Wie bekannt, befinden fich die reichſten Soldwerke Sibiriend in dem Jenis

.

und Boote in anſehnlicher Menge. Die Fahrzeuge der Eingebornent lagen

feiſchen Kireiſe, zwiſchen der obern und mittlern Lungusta , an den uderei'ſchen und Pit'ſden Flußinſtemen . Die Zahl der Soldwäſchereien in dieſem Gebiete geht, wie man ſagt, bis auf 120, die mit dem Jeniſei in einer Richtung fortlaufen , und

am Ausfluſſe der Flüffe Dubtſches und Podkamennaja Tunguska , in dem Dorfe

ungefähr in gleicher Entfernung von dem genannten Flüfte belegen find.

Imbatst, in der Stadt Turuchanst u. r. w .

! Solche Sammel- oder Marktpläße (suglannya miesta) find auch ſanctionirt

324 umgeſtülpt auf dem Trocknen, und waren theils aus einem ausgehöhlten Baumſtamme, theils aus zuſammengenähten Borfenſtüden verfertigt die erſtern Ditjafen gehörig , die leßtern von tungufilder Fabrication. Um die Zelte herum erblidte man, außer Kleidern und Eswaaren, einen großen Vorrath an Rörben, Räftsen und Hausgeråthſchaften , die größ -

tentheils aus Borfe verfertigt und mit vielen fünſtlichen Zierrathen aus:

gosan

aud ; geſchah es aber , daß ich gelegentlich eine Frage über den Zobels fang machte, ſpißte man gleich die Dhren und rief von allen Seiten her : „ Batjuſsla, Batjuſdhfa, waſche Lahorodje ! " ? und man verſicherte einſtimmig, daß ſeit den Zeiten ihrer Våter kein Zobel zu ſehen geweſen fen, während es doch thatſächlich befannt iſt, daß die ſymſden Tunguſen einen ziemlich ergiebigen Zobelfang treiben.

Durch Beihülfe des fibiriſchen Talismans

geſchmüdt waren. Bogen , Pfeile, Aerte und Meſſer hingen an der

des Branntweines

Außenſeite der Zeltwand. Bei dem Eingange in die Tunguſenzelte ſelbſt

gelang es mir die mißtrauiſchen Herzen der Tunguſen einigermaßen zu

fland gewöhnlich ein entblößtes Schwert oder die ſogenannte Paljma, wovon ein Theil des Stieles in die Erde gefteďt war. Während ich dieſe mannichfaltigen und mir ſeltſam erſcheinenden

bewegen , in Folge deffen einige dann mit vieler Offenherzigkeit ihre

Gegenſtände in Augenſchein nahm , wurde ich nach und nach von einer

Waldabenteuer zu erzählen begannen. Giner der Anweſenden entblößte fogar ſeinen Körper und zeigte die Narben von dreizehn Wuuden vot, die er im Kampfe mit dem Herrn des Waldes , dem Bären , davon

zahlreichen Schaar Tunguſen umringt. Sie ſahen mid mit neugierigen

getragen. Von dem Gewaltigen angegriffen, wäre der Mann unwiders

Bliden an , lächelten fid gegenſeitig zu und ſchienen höchſt verwundert

ruflich verloren geweſen , wenn nicht die Hunde ihrem Herrn zu Hülfe gefommen waren , und dem Bären auf gerade ſo lange Zeit Beſchäf tigung gegeben hätten , als der Jäger eben brauchte um ſein Leben in

über meine Augengläſer. Ich meine Theils betrachtete nicht weniger

verwundert die gelben Phyſiognomien der Tunguſen mit ihren tatuirten bogenförmigen Verzierungen an den hervorſtehenden Kinnlaben , ihre .

langen, mit Perlen geſchmüdten Haarzopfe hinten an dem Scheitel, und das ganze eigenthümliche Coſtüm . Das Bezeichnendſte an der tungufiſchen Kleidertracht iſt ein ſchmal zugeſchnittener, aus Sámiſch oder aus rauhem

Rennthierfell verfertigter Frad. Dieſe Befleidung iſt gewöhnlich mit Glasperlen, Tuchtreifen , Pferdehaaren u. ſ. w. reichlich ausgeſchmüdt,

und ſo enge, daß fie mit Mühe zugefnöpft werden fann ; denn auch die Tungufer Mode erheiſcht, daß die Bruſt offen feyn ſoll, damit die perlens gefdmüdte Bruſtbededung in ihrem vollen Glanze erſcheinen fönne. Oben auf dem Scheitel trugen die fynſden Tungufen kleine , runde, tatariſche Müßen, die von lauter Perlen flimmerten. Ihre furzen Knie: hoſen waren aus feinem Sámiſdh gemacht, ſo auch die Schuhe, welche außerdem mit Perlenſtidereien verziert waren. Ueber der einen Schulter trugen die Tunguſen ein Perlengehänge mit einem Beutel für Feuerzeug, der wieder mit bunten Glasperlen geſtidt war.

In dieſem leichten und in ſeiner Art geſchmadvollen Coſtum beweg

Sicherheit zu bringen. Mit ſolchen Erzählungen waren die Tunguſen ſehr freigebig; in allem aber , was ihre Sitten , Gebräuche und ihre heidniſche Götterlehre anbetraf, beobachteten fie eine tiefe Verſchwiegen heit. Dagegen wurde zuleßt ein Neihentanz angeſtellt, der von einem recht hübſchen und melodiſchen Gefange begleitet wurde. Die Tanzenden, die aus raſden Jünglingen beſtanden , hielten ſich unter den Armen und bildeten einen ſo dichten Kreis , daß die einzelnen Individuen dem Zu: ſchauer faſt unſichtbar wurden. Eben ſo blieb während des Tanzes, der

im Freien ausgeführt wurde , die einzelne Anſtrengung unbemerkbar, und es ſah aus , als hätte etne unſichtbare mechaniſche Kraft der maſ fiven Gruppe die fteife taftmäßige Bewegung ertheilt. ( Fortſeßung folgt.)

Mi6 cellen. Gin Soreiben Abdel - Kadere. Bu Maza hat ſich die Revolution zu nuße gemacht, uni zu entfliehen , was bekanntlich nicht

ten fich die Tunguſen mit einer Gewandtheit und einer Anmuth , die

gelungen iſt, Abdel- Kader wendet fich in einem auf merkwürdige Weiſe

gegen die ſchwerfällige Manier der Ditjafen aufs grellſte abſtachen, der

über die Republik raiſonnirenden Schreiben an die proviſoriſche Regies

Kleidertracht nicht zu erwähnen, die bei den leßtern in einem gerfeſten,

rung, und bittet fie jeßt das ihm gegebene Wort zu erfüllen . Die Stelle

inwendig rauhen , von außen überzogenen Rennthier : oder Şaſenpelze

iſt bemerkenswerth : „ Ihr ſeyd Männer von großem Herzen und mitleis dig, ihr liebt das Große und urtheilt nur nach der Gefeßlichfeit. Gott hat Euch an die Stelle, wo ihr euch befindet, hingeſtellt, um die Schüßer der Unglüdlichen und Gebeugten zu ſeyn. Ich bin Giner von dieſen und verlange von Euch und Eurer Gerechtigteit, mit dem Unglück zu entreißen , das mich niederdrüdt. Wenn ich früher nicht Gerechtigkeit

und in einigen andern eben ſo lumpigen Zierden beſtand. Einen augen

fälligen Vorzug hatten die Dijafen durch ihre feineren Geficktozüge, die

mehr Tatariſches als Mongoliſchest verriethen und außerdem den Vor: theil hatten , durch Tatuirung nicht verunſtaltet zu feyn. Nach der

bloßen Phyſiognomie zu ſchließen , iſt der Tunguſe etwas liftig und be: rechnend, der Ditjafe hingegen mehr einfach , fromm und gutmüthig. Dieſe Charafterzüge offenbaren fich auch in dem Benehmen ſelbſt. Doch wir fommen bald auf dieſen Gegenſtand zurück und gehen nun die bei ben Fürften zu empfangen , die auf dem Felde zum Vorſchein kommen.

Es verſteht fich von ſelbſt, daß der Tunguſenfürſt, nach der Manier feines Volfes, in eine ausgezeichnet glänzende Tract gefleidet war ; ſein oftjafiſcher Bruder aber trug einen Pelz , an welchem die Rüdenſeite faſt gänzlich ausgebrannt war. Erſterer trat mir mit vieler Würde

entgegen , nahm die Müße ab und reichte mir die Fingerſpißen zum Gruße ; der leştere grüßte mich bloß mit einem einfachen und ehrlichen Handſchlage. Hierauf nahmen mich die beiden Fürſten in ihren huld reichen Schuß , ſtellten fich mir zur Seite und begleiteten mich ſo zum

Zelte des Tunguſenfürſten. Eine zahlreiche Schaar von Dijafen und Tunguſen begleiteten und unterweged, in das Zelt aber einzutreten for: derte der Fürſt, außer uns Reiſenden , bloß ſeinen oſtjafiſchen Amts bruder , einige Starſchinen und ſeine nächſten Anverwandten auf. Die

fürſtliche Wohnung beſtand in einem gewöhnlichen Zelte aus Rennthier: fellen , das die Erde zum Fußboden hatte und einige Steine als Feuer:

erlangte , ſo muß ich fie jeßt erlangen , da ihr der Urheber eines Zus ftande der Dinge ſend, der weder ungerechtigkeit noch Unterdrüdung will. Ich habe nichts gethan , was von verſtändigen Leuten , wie ihr, getadelt werden fönnte. Ich habe mein Land durch alle mir zu Gebot

ftehenden Mittel vertheidigt , und bin überzeugt , daß ihr darum mids .

achtet.“ In dieſem Tone geht es fort. Zuleßt gibt er die Verficherung daß er uie wieder die Ruhe feines Landes foren werde. ,,Ginige von Euch fönnten denken, daß wenn ich zu den Dingen dieſer Welt und nach Algier zurüdfehrte , ich neue Unruhen hervorrufen würde. Das iſt eine unmögliche Sache, die nie eintreten fann. Zweifelt nicht an mir in dieſer Beziehung , ſo wenig als ihr an einem Todten zweifeln würdet, denn ich rechne mich unter die Todten. Mein einziger Wunſch iſt mid nad Meffa und Medina zu begeben , zu ſudiren und Gott anzubetea bis an meinen leßten Tag. "

Nadzrichten über ſer bilde literatur. Vor furzem ers ſchienen vier Vücher in ſerbiſcher Sprache, die eine Erwähnung verdie nen .

Dieſe find das Neue Teſtament, überſeßt von dem

befannter

Wuf St. Raradſchitſch , ein geographiſch - ſtatiſtiſdies Wörterbuch über Serbien von Gawrilowitſch , ein franzöſiſoo -ſerbiſches Wörterbuch von 3

!

herb. Der Fürſt ließ ein Paar Rennthierfelle auf dem Boden ausbreiten

Iſailowitſd, und viertend die Gedichte von Branfo Raditſchewitích. Das

und die Anweſenden reßten ſich darauf rings um das glimmende Feuer.

erſte und vierte find in Wien, das zweite und dritte in Belgrad gedrudt.

Hier hatte ich nun Gelegenheit über das Eigenthümliche in dem Weſen und Charakter der Tunguſen nähere Betrachtungen anzuſtellen. Alle ihre Reden zeichneten ſich durch eine ſeltene Klugheit und Manierlichkeit

(Nord. Biene. 5 März.)

Berlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

1 Zu deutſch : „Bäterchen, Bäterchen, Euer Wohlgeboren ." Leßteres Wort if etwas verſtümmelt, indem es „ Blagorodje" heißen ſollte.

Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenmann.

A. O , m.

Das Ausland . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. ur. 82.

5 April 1848 .

Jahren iſt der Abel im Rüdzug, eine Rückehr zu ſeiner alten

Die Verlegenheit Englands. Die Journale und die Briefe aus England machen fich ges

hörig breit, um zu zeigen, daß England allein in der allgemeinen Erſchütterung feſt daſteht. Es iſt indeß mit der Zuverſicht nicht eben weit her, denn die alte Achillesperſe, 3rland, rührt fich immer ſtärfer.

Man hat zwar gegen die heftigſten Volfe-

rebner einen Proceß angefangen , allein die Engländer machen fich ſelbſt feine Juuſtonen darüber, daß damit wenig oder nichts

gewonnen iſt. In einem ſo freien Lande, wie England, iſt die Gränzlinie, wo die erlaubte Befämpfung von Mißſtänden aufhört und der Aufruhr beginnt, ſehr ſchwer zu ziehen, und ſo fürchtet man der Proceß werde nicht viel bedeutendere Folgen haben als der gegen D'Connell, und wenn auch dieſer Proceß, zu dem Lord Clerendon allerdings durch die ungeſtümmen Volfsredner gezwungen wurde, glüdlich ausgeht, wenn leştere auf einige Zeit ins Gefängniß geſchidt werden,, ſo iſt damit eben auch nichts gewonnen .

Die Proclamation der Republik in Franfreich

Geralt iſt unmöglich, und die Aufhebung der Korngeſeße, ſo wie die unvermeidliche Umwandlung des Abgabenſyſtems, wirb ſeinen Reichthum und damit ſein Anſehen und ſeine Kraft bes deutend mindern .

Der Ton der engliſchen Journale gegen Irland und die iriſchen Volfeführer iſt höchſt unflug. So ſagt die Sime8 : ,, ftatt dieſe Volførebner formell des Hochverraths anzuflagen , wäre es beſſer , wenn man ſie vor ein Polizeigericht ſtellte (common

place indictment) das den Spruch thate, fie auf ſechs Monate einzuſperren , und dreimal insgeheim zu peitſchen .“ Wie die Regierungen, ſo find auch die Privaten und Parteien : fte ver

lieren über der Perſönlichkeit der Gegner die Sache aus den Augen .

in großen

Volfe bewegungen ſind die Führer, die

Sprecher, nichts anders als die Blaſen , welche die innere Gäh rung aufwirft; man muß die Gährung durch die angemeſſenen

Mittel hindern und aufheben, dann fallen die Blaſen in fich ſelbſt zuſammen . Es iſt aber mehr als unvorſichtig, namentlich

hat magiſch aufIrland gewirft, das ſeit ſo langen Jahren in von einem über die iriſchen Zuſtände ſo wohl unterrichteten mannichfachen Wechſelbeziehungen zu erſterem Lande ſtand. Sehen Blatte, wie die Limes , auf eine ſo höhniſche Weiſe fich gegen wir ganz von der Erpedition ab , welche die alte franzöſiſche

die Führer auszuſprechen , denn in der öffentlichen Meinung

Republik nach 3rland machte,

Irlande fällt dieſer fohn auf die Sache und nicht auf die

ſo iſt der Zuſammenhang der

franzöſiſchen und iriſchen Bewegungen vor dem Jahre 1830 noch Damals war die mit dem Ultramonin friſchem Gedächtniß. tanismus verbundene Regierung der alten Bourbonen in Unterhandlung mit einigen iriſchen Häuptlingen , und wäre die Res

volution des Jahres 1830 zu Gunſten Rarle X ausgefallen , bätte England in Folge der Damals beabſichtigten Belegung der Rheinlande und Belgiens den Krieg an Frankreich erflärt, ſo wäre Zrland aufgeſtanden, um die Kraft England gegen außen wenigſten zu vermindern. Darum warb zu jener Zeit die Emancipation gewährt, um die Geifter zu beſchwichtigen. Aber die Emancipation iſt nur die Erklärung, daß Irlande Loos gebeſſert werden ſollte,

und noch iſt für die Maſſe des

Volfe trot aller an das Volk derſchwenderiſch ausgetheilten Gaben nichts geſchehen, und die Gründe hiefür ſind ſehr leicht aufzufinden: um Irland aufzuhelfen, müßte man die angloiriſche

Kirche brechen , und die Gefeße über den adeligen Grundbeſig aufheben. 3ft dieß aber in Irland geſchehen, ſo fann die Nachwirkung auf England nicht ausbleiben, die Kirche muß auch

Menſchen , kann alſo nur erbittern .

Die Regierung iſt im vorigen Jahre aus ariſtokratiſcher Abneigung vor dem einzigen , von ihr ſelbſt vorgeſchlagenen , tüchtigen Abhülfsmittel zurückgewichen ; ſie hatte vorgeſchlagen , die verwirrten Eigenthumøverhältniſſe zu reguliren und die abes ligen Grundbefißer zu nöthigen , die unbebauten Gründe ent

weder ſelbſt anzubauen oder um einen beſtimmten Preis an den Staat abzutreten, der darauf freie Bauern gefeßt hätte ; was droht Dagegen jeßt ? Das Morning Chronicle ſagt es uns : „Die Aufhebung der Union wäre nicht bloß die Auflöſung des Reich und die Einſepung einer feindlichen Macht in ſeinem Innern,

ſondern es wäre die Verförperung und Obermacht des Chartis mus in ſeiner ſchlimmſten Form .“ Alles das Gerede aber hilft zu nichts ; bie Aufhebung der jeßigen Pachtverhältniſſe, die Bres chung des ariſtokratiſchen Grundbeſiges muß dennoch fom men ; fie kommt, wenn nicht durch die Bewilligung und das Ginſchreiten der Regierung, ſo doch durch die Noth, indem man nicht unaufhörlich Millionen ernähren fann, und die Beitreibung

dort fallen, und wie man hinſichtlich des abeligen Grundbeſip-

des Pachtgelbes allmählich für die abeligen Grundbeſißer uns

rechts verfahren will, das zeigen die neueſten Erflärungen Cobbens, die geradezu auf Vernichtung des bisherigen Majoratórechte hinauslaufen. Das ſind die Grundlinien einer engliſchen Revolution, mag dieſe nun blutig oder unblutig ablaufen. Seit

möglich wird ; man hat alſo nur die Wahl zwiſchen einem lang ſamen , vielleicht töblichen Ausſchwären Der Wunde und einem

tiefen, gewaltigen Schnitt, um die noch geſunden Drgane vor

der Anftedung zu bewahren .

Das vorjährige Verfahren der

w

326

Regierung hat ſchon die ſchlimme Folge gehabt , daß fie immer

er ſeinem Freund Lomiong die Band, ſagte ihm Danf, baß er

mehr Truppen nach Irland ſchiden muß, und daß die Aufrechts haltung der Ruhe immer unmöglicher wird. Die Whige bes gehen in den 40ger Jahren gerade dieſelbe Thorheit, wie in ben

an ihm Mitleid geübt : „lebe wohl, mein Freund , ich laufe und

Damals wollten fie ihre Stellen nicht aufgeben,

um, ich werde dir dann meine Brüber hinjagen , die du in dei

was der einzig mögliche Weg geweſen wäre, die Appropriations clauſel, D. h. tie allmähliche Aufhebung dee iriſchen Kirchens

ner Schlinge tobten wirft ." Mein Safe hüpfte über die Hügel und ſprang unb ſprang unb jubelte unb ſang mit ſüßem Herzen .

Dreißigern .

weſens durchzuſeßen ; im vorigen Jahre ſcheuten fte zurück vor einem tiefen Sdynitt in die Pachtverhältniffe, einem Schnitt, beffen Nothwendig feit fie ſelbſt anerfannt hatten, und jeßt wers den ſie noch viel weiter getrieben werden, wenn fie nicht ang land in einen Bürgerfrieg vermiceln wollen, in welchem zwar 3rland unterliegen wird , England aber gegen Außen furchtbar geſchwächt werden muß.

grabe jene Wurzeln aus, damit ich deine Wunde in Schnellig feit heile ; wenn Du geſund bift , ſo hängſt Du Deinen Schlauch

3hn betrachtete von weitem ein böſer Genoſie, der Tiger,

wie er über die Ebene ſprang; er lief zu ihm hin und rief : He Freund , kleines Buſchfind, wo läufſt du hin mit ſüßem

Herzen , haft Du heute etwas erfahren ?" Der Kleine ſchaute ſchnell um und bemerfte ſeinen Herrn, der ihm auf das Genid

ſchaute; er legte ſeine Ohren zurück und wollte die Erde weg raffen (augreißen ). Mein Freund der Tiger , fannte ihn den Schlauen aus ſeinen Betrügereien von unten, er verfolgte ihn

Ethnologiſche Skizzen aus Tumale in Centralafrika. omion g .

und pacte ihn beim Genic.

Dem Haſen entfloh ſein großes

Herz : „ 0 mein Freund und mein Herr, laß mich, ich führe dich

(Fortſepung .)

irgend wohin , wo ich gute Sachen weiß , wenn Du mir mein

So wie nun Til die Menſchen und die Thiere Flug und unverſtändig gemacht hat, ſo bockte da im Gebüſche Der ſchlaue

Leben läßeſt.“ A18 der siger gerochen hatte fragte er ihn : was rieche id; in Deinen Dhren Süßes ? o laß mich ein wenig verſuchen , fleines Buſdhfind ! „ Friß dieſes Glob ;" 11 er aß und als er fertig war, biß er ihm ein wenig vom Dhre ab . Jener winſelte auf dem Boden . Was haſt du , daß du dich windeſt

Haſe, ſpißte das Dhr und hörte e8, daß Tomi ihren Weg ging.

418 der Mittag herannahte , war ihm das Herz ſtarf : ,46 Männchen , geh zu deinem Freund, dem Jäger ; er der dich häufig aus deinem Lager im Gebüſch aufgeſcheucht und verjagt hat, er

iſt hier kein Jäger, frank in der Wildniß hier iſt er dein Freund geworden , verſöhnt euch als Kameraden und ſeyd Freunde hier im Waldesbunfel, bis euch der Tod trennt.“

Das Buſchfind 1: berließ ſo ſein Lager, ging um den Baum dort herum und rief wie ein Menſch, er rief wie mit der Sprache der Großmutter: Tomiong, Tomiong, wo biſt du ; ich bin ein Arzt, ber bir deine Wunde heilen wird. Somiong Dachte) ( badyte) mit eit der gute mir ſendet Einſamk die in : hieher ſüßem Herzen Til einen Arzt ; gebe herum , fomm näber und tritt herein !"

Meinem Freund in der Wildniß, dem ſdlauen Böſewicht, gefiel im Herzen die Rede del Tomiong , raſd ging er um den Baum herum und trat im Augenblick ein . „ Ah Freund Haaſe, fleines Thierlein, was willſt du bei mir, deinem Herrn ? Du biſt ein Soalf, wandere du nur, bis ich nach geheilter Wunde dich mit meinen Hunden jagen und töbten werde .“ Der Gebüſches-Sohn legte fich , wie ein kleines Kind von der Mutter beruhigt an

der Bruſt ſaugt, zu ſeinem Fuße, ordnete ſeinen Verband und ſagte : „ 0 mein Herr, mache Freundſchaft mit mir, ich werde als Arzt deine Wunde heilen , ich fenne verſchiedene Wurzeln , die Deine Wunde ſchnell heilen werden." Tomiong nahm ſeine Rede im Herzen auf: ja mein Freund Haſe , es iſt gut." Dieſen

Arzt erfaßte die Begierde, da er vielerlei roch, er ſah an der Geite Dort jene ſüßen Speiſen auf den Geſchirren , dieß ſchmei

chelte ſeinem Herzen , er öffnete den Mund und ſprach flug zu

und flagſt ? „Du frißt hier mein Dhr mit ; ich führe dich nicht bin .“ Der Tiger hob den Kleinen auf und ſchmeichelte ihm , ich mache dir dein Ohr wieder hin , es ſoll wieder werden ." Er ſpie ſchnell das Dhr und nähte es an : „ auf! laß uns wan dern !" A18 dem Haſen ſein Lihr wieder gemadyt war, froch er ganz langſam und ungern reiter, der Tiger boran , und fie ſprachen dabei , daß ſie nicht lange fich dort aufhalten würden , 2

weil ſie am heutigen Tage in die Reſidenz des Katamun in Den Rath der Thiere gerufen waren . Sie hielten ein Gericht

Dort im Thierreiche und ſtellten die Strafe feſt für den Fuchs, Den Dieb, ſie hatten ihn in Feſſeln gelegt, und er ſollte den Menſchen die Sachen zurückgeben und gut machen . Der Şaſe ſprach : ja id) habe ihn oft gejehen, wie er über die Mauern

ſtieg und hineinſprang; er der Schlechte hat die Kinder meiner Brüder im Gebüſch dort aus dem Lager geſtohlen , ich will ihn wahrhaftig beim Katamun in Ketten bringen .“ So gingen ſie, der Haſe folgte wie ein Hund am Stride ſeinem Herrn, dem gierigen Siger. Hinter der Wohnung im Baume rief er mit ſtarfer Stimme wie ein Rieſe: „mein Freund Tomiong , he mein Freund Tomiong , bein einziger Arzt in der Wildniß hier ruft bir, er hat die Wurzeln au @ gegraben und wird deine Wunbe

ſchnell heilen.“ „Nähere dich, fomm herein und laß ale Prieſter Deine Geiſter aufſteigen !" 3 Da ließ ihn, mit klopfenden ges ſunfenem Herzen, ihn den zitternden bei ſeinem guten Freunde, der ihm Gutes gethan hatte, ſeines Bruders • Stirne feinen Blick des Auge8 madjen ; er ließ den Tiger vorangehen, ging 5

ſeinem Freunde: „0 Herr, ich habe ſtarfen Hunger und du biſt

da mit unzähligen Sachen verſehen. “ Tomiong lachte, „ deßwegen willſt Du mein Arzt ſeyn , ich ſehe es dir an Deinen Augen an ; o du Buſchfind , kleiner Betrüger , ich kenne dich von unten .

2

Friß ſo viel dein Herz berlangt, iß dich ſatt ." Mein Freunb der Haſe froch heran zu dem Korb mit Brod, welches mit Olis ven und Honig gefüllt war, er aß, füllte ſeinen Bauch an und

ſtefte Giniges in ſeine großen breiten Chren ; ale er ſatt war, gab

1 Dieß iſt dat oben erwähnte Brod, in welches Honig und Oliven eingebaden ſind.

2 Ratamun, der König der Thiere, nicht all Thier, ſondern als Wald: menſch gedacht, der ſeine Reſidenz in dem Dunkel des Waldes hat und von Zeit zu Zeit Verſammlungen hält.

3 Vgl. Wusl. 1847. p . 1102. wo ausführlich von jenem „ Auf- und Niederſteigenlaſſen der Geiſter“ die Rede iſt, durch welches das Wahrſagen .

vermittelt wird .

4 Hierunter iſt Tomiong zu verſtehen.

nu dgu, nu das Gebüſd , dgu der Sproße, Sohn, Kind. Der Umale liebt es bei Erzählungen aus der Thierwelt jedein Thiere eine Art

5 Die Conſtruction dicice Cages iſt im Tumale -Original ſebr vers widelt,somder Sinn iſt klar: die Erinnerung, daß Tomiong ihm Gutes ge:

yon Spisnamen zu geben .

than und daß er im Begriffe ftehe ſeinen Wohlthäter in die Hände det Tigers zu liefern, ließ ihn aus Scam die Augen nicht erheben, um deix

1

nur eine etwas verſchiedene Anſchauunge: weiſe von unſerem : durch und durch.

2 deo ngen , von unten

Tomiong ins Geſicht iu ſeben .

327

noco

hinter ſeinem Schweife und ſtieß dieſes unheilvolle Thier, den

Räuber des Menſchen, in den hohlen Baum hinein , tann mens dete er ſchnell um , kehrte zurück und rief zu Gott oben : 0

Großvater droben , bu wirſt mir meinen Segen (Erhörung)

Die Minen von Cerro de Pasco und Chonta. Die Silberminen von Cerro de Pasco find die reichſten in Peru.

Ihre Ausbeutung reicht in die erſten Zeiten der Beſeßung Amerika's durch die Spanier hinauf, und ſeitdem find die Arbeiten troß der Un ruhen, welche Peru feit ſo langer Zeit erſchüttern , nie unterbrochen wor: den ; der Ertrag beträgt noch immer ungefähr 250,000 Marf – ein

nicht wegnehmen ; ich habe nicht die Macht gebabt über ſeine (des Ligers) Rieſenſtärfe, ich kleines Häblein ; erhöre mein Fleis nes Gebet und Rufen , o laß das Leben Lomiong8 in dein

Werth von mindeſtens zwei Millionen Piaſter

Herz eingehen, befreie ihn von ihm .“ A18 er nun Til anges

Pasco liegt etwa 5000 Metres über dem Meere unter einem geſunden ,

rufen hatte , ftand er auf und lief mit zitterndem Herzen

aber ſehr falten Klima , der Thermometer fällt manchmal im Sommer 2 bis 3 ° unter Null. Die Luft iſt ſo dünn , daß man nur mit Mühe athmet. Die Bevölferung beträgt etwa 10,000 Seelen. Die Zahl der dortigen Minen und die Zeit , in welcher ſie zu bearbeiten angefangen wurden , läßt ſich nicht wohl angeben. Man hat die Maſſe des vom

und ichwißend als Abgeordneter in die Rathsverſammlung bei Katamun.

Als der gewaltige Liger jenen offenen Eingang betrat, wich dem franfen Lomiong ſein Herz, weil ihn ſein Arzt, der ſchurfiſche Haſe, hintergangen hatte ; er der tüdiſche Wildnißrohn hatte ihm einen ſeiner böſen Spießgeſellen hereingeſtoßen .

He

Freund ! ſagte zu ihm der Tiger, ich bin hier in der Wildniß menſchlich mit dir, (rufe deinen Muth zurück und ſey mit mir, Freund, obgleich du mich oft mit deinen Hunden aufſcheuchft und verjagft, ſo mache (body) ießt Freundſchaft mit mir ! Wohl, fagte Tomiong, wenn meine Wunde geheilt iſt, ſo wollen wir hier in der Wildniß, wenn wir uns von ferne leben, uns „ gut Freund !" 1 zurufen. Dem gierigen Herzen des Digers machten dieſe vielen ſüßen Sachen einen großen Hunger, er rutſchte immer näher zu To miong heran und ſagte ihm leiſe ins Dhr : „ 0 Herr, mir brennt

des Jahre.

Die Stabt

3. 1826 bis 1845 (incl. ) gewonnenen Silbert auf etwa 4,800,000 Mark berechnet, da aber hiebei nicht eingerechnet iſt, was hinaus geſchmuggelt wurde, und man dieß auf etwa / annehmen kann, ſo macht der Ertrag in 20 Jahren 6 Mill. Mark oder jährlich im Durchſchnitt 300,000 aus.

Die Quedſilberminen von Chonta liegen in der Provinz Huamalies 4456 Metres über dem Meere.

Das im 3. 1843 erbaute Dorf liegt

am Fuße des Berges Chonta Jirca und da hier einen Theil des Jahres hindurch eine ungeheure Menge Schnee und Regen fällt, ſo iſt der Boden ſehr ſumpfig. Das Klima ift ſehr falt , und im Winter fällt .

ber Thermometer manchmal

bis 4 , ja in der Nacht 6 Grad unter

Null ( Fahrenheit ?) Man unterſcheidet die Regenzeit, die vom Novem: ber bis März danert und die Gidzeit während des übrigen Jahres. Troß dieſes ſtrengen Klima's wächst Chonta fortwährend.

Vor 1843 ,

ein einzige8 Shierlein iſt vor meinem Angeſicht vorbeigegangen, der hölliſche Hunger macht mir das Herz franf." ,,So wußte ich es doch, o Herr Tiger, als du hereintrateſt, auch habe ich

wo die Minen erſt bedeutend zu werden anfingen, zählte man nur vier Häuſer und 15-20 indiſche Hütten, jeßt 30—40 bequeme Häuſer, über 200 Hütten und 1200 Einwohner. Obwohl die Minen von Chonta wahrſcheinlich ſchon zu den Zeiten der Incag bearbeitet wurden , die außer etwas Silber den Karmin daraus zogen , mit dem ſie ſich be

dirs an deinen Augen angeſehen, iß dieſe Sachen , da dein Herz fte berlangt, iß dich ſatt mein Freund, mach deinen Weg und

wieder aufgenommen, bald darauf wieder aufgegeben, und erſt im Jahr

das Herz, ich bin überall im Walde da herumgelaufen und nicht

fomm an einem andern Tage wieder.

So verſchlang der Tiger

in ſeinem großen Heißhunger dieſe Speiſen und füllte ſich bis zum Nabel, aber er war noch nicht ſatt. Er fragte : mein Freund Tomiong, was ſoll ich jeßt eſſen ? Freund Lomiong ant wortete ihm mit ſtarkem Herzen : ,,iß dieſen verwundeten Fuß . " Als der gewaltige Diger mit dieſem Fuße ſein Herz noch nicht

malten , ſo wurde die Ausbeutung von den Spaniern doch erſt 1761 1817 nochmals aufgenommen .

Erſt ſeit einigen Jahren hat man die

ungeheuren Reichthümer erkannt, die ſie enthalten. Das Queckſilber zeigt ſich hier im allgemeinen nicht in großen Maſſen, aber in zahlrei den Adern , die von Süden nach Norden laufen , oft mehrere Meilen

lang und von verſchiedener Dicke find. In den drei Jahren 1842/44 gewann man 116,411 Pfd. , nur der Mangel an Armen macht die Aus beute noch ſo gering , denn am Anfang des Jahres 1844 fannte man

bitüber den Nabel gefüllt hatte, ſagte er : mein Freund „ Die 9393 Minen , von denen nur 15 recht im Bau , die andern aus Mangel Hungerêzeit ? ift mit dem Hunger in meinem Leibe, mein Herz an Arbeitern aufgegeben waren. Es ſcheint aus vielen Beobachtungen ift unerſättlich. Somiong ſprach : nun ſo iß auch mich , mich , den Gott und ſeine Söhne in die Hand des Unglüce gegeben baben, lege mich hier in die Rette, und ftille, du mein Freund in der Wildniß da, burch mich deine Gier." Mein Tiger, der

Diſtrict ſind 41 Berge, die Queckſilber enthalten . Von 1570 bis 1790 hatte dieſer Diſtrict über eine Million Otr. Queckſilber geliefert.

Wildnißhüter, dachte bei ſich, da er ſeinem Herrn , dem Mofelo 3

( Commerce . 27 Marz. )

hervorzugehen, daß die Queckſilberlager von Chonta zu demſelben Strici gehören, wie zu Jauja, Quipoa, Huancavelica u. ſ. w. Jm leßtgenannten

fich entzogen hatte : o iß ihn, den Menſchenſohn ; wenn du dich

geſättigt haft und du ihm auf dem Wege begegneſt, ſo gib ſchnell einige Theile des Tomiong von bir, dadurch wirſt du die Gier des Nachtwandlere ſtillen und dem Verfolger, deinem Herrn, dem Mokelo entrinnen und dich von ihm befreien. “ So zerriß der

Chronik der Reiſen . Gaftren

Reife in Sibirien . ( Fortſeßung .)

foredliche Lieger den 3åger Lomiong, fraß ihn, blähte fich auf,

Noch eine andere Probe ihrer Gewandtheit in ritterlichen liebungen legten die Tunguſen in folgendem Spiele dar . Zwei Perſonen hielten

füllte dieſe Höhle aus, ſchloß fie ganz zu , und hatte nicht die

an beiden Enden einen Strid feſt, ben ſie mit aller Kraft in der Luft

Kraft herauszugeben .

herumſchwangen, hierbei immer beachtend, daß der Strid die Erde nicht berühren durfte. Während deſſen hüpfte nun eine dritte Perſon mit bloßen Füßen über den Strict und hob dabei einen Bogen und einen Pfeil vom Boden auf, ſpannte den Bogen und ſchoß den Pfeil ab, ohne daß der Strid nur ein einzigesmal ſeine nacten Beine berührt hätte. Man ſagt, daß fühne Tungufen auf dieſe Art ihre Beine der Schneide

· Daradgon ! ein Gruß, den ſich Freunde beim Begegnen zurufen .

Auch bei Wachen, Vorpoſten im Krieg iſt dieſer Ruf gebräuchlich. 2 Idifma Daflum, die Zeit des Jahres wo das vorjährige Getreide

meift fchon auſgezehrt und das neue noch nicht reif ift. 3 Der Motelo iſt großer und ftärker als der Tiger und iſt dieſem

Feind. Die folgenden Worte zeigen des Tiger& Furcht und Anerkennung der Ueberlegenheit des Dofelo, ( Fortſeßung folgt.)

der Balima, die eine Perſon , auf dem Boden liegend , mit äußerſter

Kraft herumſchwingt, ausſeßen . Indeffen werden die ſchwierigſten oder wenigſtens die bewundertſten Runfftüde von den Schamanen bei magis

fchen Verrichtungen ausgeführt; die Relation darüber wünſche ich aber für eine andere Gelegenheit aufzuſparen .

328 Von dem Tunguſenzelte begleitete ung jeßt der Ditjafenfürft zu den ſeinigen. Hier begegnete und ſogleich ein Hauch der fröhlichen, offenen und unſgulddvollen Herzlichfeit, die ihre Heimath am liebſten in niedri: gen Hütten und unter armſeligen Kleidern hat. Es lohnt ſchon der Mühe zu ſehen, mit welchem ungeheudelten Wohlwollen ſelbſt bejahrte Greiſe, unter demüthigen Verbeugungen und entblößten Scheiteln , ung in ihren ſchlechten Zelten willkommen heißen. Weiber und jüngere Perſonen geben ihre Theilnahme dadurch zu erkennen, daß fie die Hunde anbinden , die Zelte ſäubern und ihre Toilette machen. Hiebei beſteht die Hauptſache in dem Rámmen , Theilen und Flechten des Haares. An

Werfeltagen laſſen die Ditjafen dag þaar über Schulter, Stirn und Schlafe in wilder Verwirrung herabhängen ; bei feierlichen Gelegenheiten aber pflegt man das Haar aufzufämmen und zu verſteden, die Männer in einen Zopf und die Weiber in zwei Flechten , die über die Wangen herunterhången. Außerdem zeigten ſich nun die Männer in ihren beſten Haſenpelzen, Eva's Töchter aber trugen bloß ein buntes, langes Hemd mit einem fleinen Kragen , der über der Bruſt zugefnöpft war. Der

Fürſt machte fich feine Sorgen um die Toilette , führte aber doch als Entiduldigung für feinen rückenloſen Pelz an , daß er feinen beſſern

befiße , da er im Verkaufe des leßten Winters bloß 150 Gichhörnden , vier Zobel, einige Füchſe, Wölfe und wilde Rennthiere gefangen habe In der That ein geringer Fang , und nimmt man hiebei in Betracht, daß in dem jeniſeiſchen Kreiſe das Pub Mehl 5 Rub. B. foſtet, ſo

der Schamanen durch die Luft, von den Offenbarungen der Geiſter und dem Streite der Heren, als wäre er von ähnlichen Begebenheiten ſelbft Augenzeuge geweſen. Was er über die religiöſen Einſichten ſeiner Våter ausſpracy, enthielt vieles von Intereſſe , das aber hier mitzutheilen zu

weitläufig wäre. Ich will bloß, auf die Angaben des Greiſes hin, bes merfen, daß die jeniſeiſchen Dſtjafen, obgleichy Chriſten, noch immer drei mächtige Gottheiten anbeten : 1) den Gott des Himmels, genannt Gs ; 2) eine irdiſche weibliche Gottheit, die fie Imlja benennen ; 3) den Gott der Erde, den Båren. Von dem Bären hegt der Ohjafe die Vorſtellung, daß er nicht ein Thier iſt, wie alle andern , ſondern daß bei ihm das Thierfell bloß eine Verfleidung ausmacht, worunter er eine menſdliche Geſtalt ſammt göttlicher Kraft und Weisheit verbirgt. Dieſelbe Vor: ſtellung herrſcht in der That auch bei den Tunguſen , Samojeden und

allen finniſchen Stammen ; der jeniſeiſohe Oſtjate aber macht den Båren außerdem noch zum Wachter der geſammten niedrigeren Geiſterwelt. Dieſe Macht theilt der Bår mit der Imlja , die beide dem Gott des Himmels untergeordnet zu ſeyn deinen. Nach dieſer kurzen Grcurſion in die Vergangenheit kehren wir zur Gegenwart zurück und gehen einem Bogenſchießen mit zuzuſehen, wozu und die jungen Fürſtenſöhne freundlichſt einladen. Hier auf dem Felde ſtehen ſchon die jungen Leute des Dorfes in Reihe aufgeſtellt und prüfen mit nervigem Arme die Kraft ihrer Bogenſaiten. Hinter den Jünglin gen ſteht eine Reihe blühender Mädchen , die herbeigefommen find um dem Spiele zuzuſchauen. Es iſt auch zu vermuthen, daß mander Jüng ling , der mit dem eiſernen Pfeile jene entfernten Gistorofſe getroffen , einen andern milderen in die Herzen der jungen Mädchen geſendet hat. Dar leßtere Ziel ſcheint in der That das einzig wahre zu ſeyn , denn mit dem eiſernen Pfeile handelt es ſich nicht darum, ein gegebenes Ziel möglichſt gut zu treffen, ſondern er wird abgeſchoſſen nur um die Arm kraft der Jünglinge darzulegen. Daher ſehen wir ihn öfter hinauf in den leeren Raum gerichtet, wo einer den andern jagt, fliegenden Falfen ähnlich. Mit entzücten Bliden beſchauen die Mädchen jeden brav abs geſchoſſenen Pfeil und mit einem anhaltenden hee ! begrüßen ſie den glüdlichen Schüßen. Wie lieblich dieſer Beifalloruf in des Jünglinge Ohren klingt, davon zeugen hinlänglich ſeine erröthenden Wangen. Ich hatte gehofft, nach beendigtem Spiele eine olympiſche Siege8 belohnung ertheilen zu ſehen ; fie blieb aber aus bis auf zwei Pfeile, die die Fürſtenföhne, ohne all' mein Verdienſt, mir ſchenkten. Vielleicht lag doch dem Reihentanze, worin man fich zuleßt auf dem Felde herum ſchwang, etwas olympiſches zum Grunde. Der Tanz wurde in tun gufiſcher Weiſe ausgeführt, nur mit dem Unterſchiede, daß ſowohl Bur: ſche wie Jungfrauen daran Theil nahmen. Sie bildeten aber beide ihren beſondern Halbbogen, denn das nordiſche Reuſchheitsgefühl erlaubte 1

mögen einige Löcher im Pelze gerne entſchuldigt werden. Mit dem Ditiafenfürſten verhält es ſich außerdem ſo, daß ſein hoher Wuchs, ſein ſchönes Geſicht und vor allem ſein edles , anſpruchloſes Herz kleine Gebrechen in der Bekleidung verſchleiern. Schließen wir daher das Auge für die Dinge vergänglicher Natur und treten in das Zelt des Fürſten , um eine traulichere Befanntſchaft mit der fürſtlichen Familie anzuknüpfen.

Unſer Auge begegnet hier dem Vater des Fürſten, einem

gebrechlichen, grauhaarigen Manne, der hinter dem Verde fißt und, wie es ſcheint, eben beidäftigt iſt, zweien lebensfrohen Knaben , offenbar Söhnen des Fürſten, weiſen Nath und Lehren zu ertheilen . Die Fürſtin fißt in einer entlegenen Ede des Zeltes und fängt , um ihre Verlegen heit zu verbergen, bei unſerer Anfunft an, ein fleines Kind zu liebfoſen. Auch fie, obgleich Fürſtin , hat fein anderes Kleid an als das Hemd, und beſißt feine andere Zierrathen als die fromme Unſchuld ihres Herzens. Id nahm den mir angewieſenen Siß ein, rechts vom Herde und neben dem Fürſten , der in aller Stille einer Branntweinflaſche zuſprach , die .

id ſeiner Obhut anvertraut hatte. Als der Branntwein das angeborne oſtjafiſche Phlegma allmählich

gelöst hatte, fing der Fürſt an ſeine Schickſale und Leiden im leßtver: floſjenen Winter zu erzählen. Der arme Mann hatte mit äußerſten Kräften ſich angeſtrengt, aber nur mit geringem Erfolge. Weit entfernt

.

es nicht , daß fie fich die Arme böten , und man ſah daher auch wäh

im Raſenzelte fille zu liegen , war er ſchon auf dem erſten Schnee in den

rend des ganzen Tanzes einen leeren Zwiſchenraum zwiſchen den beiden Halbbogen.

Wald gezogen. In Wald und Feld herumirrend hatte er, wie er angab, bloß im äußerſten Nothfalle ſein Borfenzelt aufgeſchlagen und gewöhn lich auch die Nacht auf dem naſſen Schnee zugebracht. Man ſtelle fich

( Fortſepung folgt.)

die Verzweiflung des braven Mannes vor, wenn er nach den Mühſelig fei ten des Tages ſich an dem Feuer lagert , welches ſein Weib , Wildpret erwartend, angezündet hat , und der zarten Freundin nicht einmal ſo viel als ein Schneehuhn für den Refſel hinreichen fann. Der geringe Mehlvorrath und die während des Sommers aufgeſpeicherten trodenen Fiſche waren vorzeitig zu Ende gegangen , und man war oft genöthigt

geweſen , das Fleiſch von Wölfen und anderen Raubthieren zu verzehren. Sicherlich erfordern ähnliche Schidſale auch ihren Heldenmuth. Als der Fürſt ſeine Zeremiaden über die Gegenwart beendigt hatte, fing ſein Vater an, fich über die vergangenen Zeiten auszubreiten , wo Füchſe aus jedem Buſch hervorſprangen und Zobel in jedem Baum

ſtumpfe gefangen wurden. Die Schilderungen des Alten verriethen aufo Deutlichfte, daß ſeine eigene Jugendzeit für ihn ſchon zum máhrchenhafs ten Traume geworden war ; denn der Greis erzählte, ſeines wunderbaren Zobelfanges nicht zu erwähnen , der beinahe jenem großen Fiſchfange ähnlich ſtien , von der Wanderung der Götter auf Erden , vom Fluge

Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Die Kupfer a usfuhr aus Arica beträgt jährlich 20 bis 25,000 Ctr. Grz und 3 bis 4000 Ctr. Rupfer in Blöden . Das Kupfer fommt meiſtens aus der Provinz Corocoro in Bolivia , wo die Auss beutung ſehr alt iſt, aber erſt ſeit dem Jahre 1836 bedeutend wurde.

Gegenwärtig geſchieht fie faſt ganz für Rechnung franzöſiſcher Häuſer. Das Kupfer in Peru zeigt ſich gewöhnlid in mehr oder minder reichen Adern , nur in Corocoro dehnt 18 fich in Schichten (couches) aus, die denen des Bodens ſelbſt parallel gehen. Dieſe Schichten beſtehen

gleichmäßig aus Kreide, deren Form weißlic, manchmal roth oder grün und von Kupfertheilen hindurchdrungen iſt, ein Phänomen, das mit dem Urſprung der Cordilleren zuſammenhängt. Es iſt zu bemerken, daß die weißliche Kreide allein das Kupfer enthält. Das Rupfer findet ſich im allgemeinen rein, beſonders in den unteren Schichten , dunkelroth oder .

hellbraun und manchmal, wenn es Arſenik enthält, ichmußig weiß, faft wie das Silber. (Commerce. 26 März. ) Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenmann:

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 6 April 1848.

我 83. N". Die Höhlen und unterirdiſchen Seen bei Kurmanajeva (Gouvernement Orenburg.) (Ruſijdes Journal be® Minift. der Innern . März 1818.) 3m Kreiſe Sterlitamaf auf dem rechten Ufer des Flübchen Aurgaſa findet fid, das Meſdhtſderäfendorf Kurmanajewa, 55 Werfte von der Stadt Sterlitamak und 65 von Ufa entfernt.

Von dieſem Dorfe an auf- und abwärts an dem genannten Flüß dhen am redyten Ufer desſelben erſtrect fich zwei Werſte weit ein unbedeutende8 Hügelland, das größtentheile aus geſchichtes

tem Boden , hauptſächlich aus einer ziemlich weichen Alabaſterſor mation beſteht. Die ganze Oberfläche iſt ron trichterförmigen Deffnungen und breiten jähen Spalten in Form von Brunnen zerriſſen, durch die das Regen- und das Schneewaſſer hinein bringen, in gekrümmten Abern nach den untern Theilen abflies Ben und fich in unterirdiſchen Seen ſammeln ; das Innere bildet

nun leere Räume, welche dunkle Grotten von verſchiedener Form darſtellen und durch zahlreiche frumme Gänge untereinander in Verbindung ſtehen . Zwei dieſer feſſelartigen Irichter finden ſich im ſüdöſtlichen Theil des Dorfell Kurmanajema und zwei Werſte von dem Dorfe Abſalamowa nur 20 Klafter von dem Flüßchen

Aurgaſa ; beide Vertiefungen ſind nicht über 10 Klafter von ein ander entfernt.

„ Obwohl ich , ſo erzählt Loftemåfy , mit Sdreden die jāb in die Tiefe hinabgehenden Steilabſtürze betrachtete, ſo beſchloß id doch mit einigen Meſchtſcheräfen als führern in dieſe dunf

6

len unterirdiſchen Gänge mich binabzulaſſen. Am 6 Dec. 1847 verſaben wir uns mit Laternen und einer Kienfackel, ſo wie mit

einer hinreichenden Menge Stroh , um die Gänge zu belegen und einen ſichern Weg zu haben , und ſtiegen dann an dem ſchiefen Abhang des erſten Trichters, der fich nahe am Fluß Aurgaſa be findet, drei Klafter tief hinab.

Wir befanden ung aldbalb in

iſt zwar anfangs zwei Klafter hoch, wird dann aber ſo niedrig, daß man burdfriechen muß. 3m weitern Verlauf hat dieſer Gang zwei Abtheilungen, welche zei unterirdiſche Leiche ents halten ; auch dieſe Teiche waren fünf Klafter lang mit ſtarkem

Gis bedeckt, weiterhin aber war das Waſſer nicht mehr zuges froren .

Wir unterſuchten die Tiefe und fanden ſie am Rande

zwei Klafter, in der Mitte aber mußten ſie bis fünf Klafter haben. Gewehrſchüſſe die man abfeuerte, gaben ein fernhin fich wiederholendes Echo. Da wir es unmöglich fanden, hier unſern Weg weiter fortzuſeßen, ſo ſtiegen wir wieder auf die Oberfläche berauf.

,,Von dieſen erſten Gängen läuft nach der Oberfläche eine jähe Spalte in Form eines Brunnens, aus der unaufhörlich ein falter Wind weht ; in der Luft wirbelt derſelbe wie der Rauch aus einer Drenröhre oder wie ein ſtarker Dampf , und der in die Spalte geworfene Sand oder Schnee wird durch einen heftigen Windſtoß wieder nach oben geſchleudert. Oben hat die Spalte zwei Fuß in der Länge und Breite , die Tiefe ergab ſich zu ſechs Klaftern ; weiter unten läuft die Spalte ſchief und man kann ſie nicht mehr meſſen .

„ Fünf Klafter von dieſer Stelle finden ſich andere unter irdiſche Gänge und Grotten, von gleicher Höhe und zwei Klafter Breite. 3ft man den einen Gang fünf Klafter weit gegangen,

ſo ſtößt man in der Mitte auf einen vieredigen feſten Stein, Deſſen Seiten glatt und wie von Künſtlerhand zugehauen find ; ſeine Länge beträgt zwei Klafter, ſeine Breite zwei Arſchinen . Seitwärts von dieſem Stein iſt eine kleine Spalte, aus der ein reines Waſſer herabfließt. Von dieſem Punkte aus läuft ein Arm des Ganges etwa 10 Klafter weit rechte, und iſt am Ende

Sei

durch herabgeſtürzte Haufen von Ralf und Alabaſterſteinen ver ſchüttet; der andere Arm geht links fort. Die Hauptrichtung dieſes Ganges geht unter einem ſtumpfen Winfel erſt rechte, dann

zuſammenführten ; über dem Mittelpunft dieſer Grotte ging

linfé, nach 40 Klaftern aber ſpaltet er ſich in drei Arme. Von dieſem Punfte an wird der Gang auf einmal eng, gefrümmt, und man fann nur noch in gebüdter Stellung vorwärt& gehen ;

An dieſer nach der Oberfläche eine brunnenartige Deffnung. Stelle liefen Corridore von drei Seiten zuſammen : im erſten , 15

Grotte , aus der in linfer Richtung fünf unebene , beinahe

einer geräumigen Grotte, und ſahen über unſern Köpfen weite

Ulabaſterwölbungen, die wie durch Künſtlerhand in eine Kuppel

Klafter langen befand ſich ein kleiner 4 Klafter im Umfang hal tender Teich, der mit feſtem Eie bedeckt war.

Hier holen die

Bewohner von Kurmanajewa, wegen der bittern Beſchaffenheit des Waſſers in der Aurgaſa, während des ganzen Sommers ihr Waſſer, das ſehr rein, ſüß unb falt iſt. Der zweite Gang lief nach der entgegengejeften Seite 21 Klafter weit, zwei Rlafter

am Ende dieſer engen , frummen Linie eröffnet fich eine weite parallele, aber ſehr mit Löchern angefüllte Gänge auslaufen . Aus Dein in dieſer Grotte zurückgebliebenen feuchten Schlamm und den Spuren desſelben an den Wänden kann man ſchließen , daß hier im Sommer eine Anhäufung von Waſſer ſtattfindet, woburch eine bedeutender unterirdiſcher Teich gebildet wird, aut

dein das Waſſer in der Richtung nach Rechts abfließt.

breit und anderthalb Klafter body im Bogen herum ; ſeine Wände

„ Als wir den Gang etwa 20 Klafter weiter verfolgten, bes

waren gleichfalle von Alabafter. Der dritte oder mittlere Gang

fanden wir une mit einemmal in einer ungeheuren Rotunde,

330

welche die Form einer byzantiniſchen Kuppel hatte. Sie hatte 13 Klaſter im Umkreis und 2'2 in der Höhe ; von dieſer Ros tunde gingen nach allen Richtungen ftrahlenförmig Gänge aus,

ſchüttertem Herzen in Schweiß und mit Thränen über ihren armen Sohn Tomiong ſchnell nach Hauſe zurück. Sie näherte fich dem Keiligthume, trat ein und fragte auf welche Art fie ihren Sohn aus jenem Thiere wieder herausgeben machen könnte . Gin Gott ſagte ihr mit gerührtem Herzen : „ Tomiong iſt gegen

: 12

welche ſich wieder verzweigten und ſo ein wahres Labyrinth bil. deten . Der an dem Boden und den Wänden zurücgebliebene alabaſterartige weiche Nieberichlag ' läßt vermuthen , daß auch hier Waſſer fich ſammelt, das im Sommer einen bedeutenden

unterirdiſchen Teich bildet . Nachdem wir die Lage dieſes furchts baren Drts und die großartigen , bei jedem Saritt mit dem

Ginſturz drohenden Gewölbe in Augenſchein genommen hatten, fanden wir auf dem Boden zwei große Stüde ganz Durdlichti gen Frauenglaſes, das die Regenbogenfarben zurüdwarf. Dieſe Stüde haben 6 " Länge und 11,2“ Dide. Die Luft hier war did, feucht, und ſo ſdrül, daß uns troß unſerer leichten Ober röde der Schweiß auf die Stirne trat, und das Athmen ſchwer

wurde. Nach meiner Schäpung befanden wir uns zehn Klafter von der horizontalen Erdoberfläche und zwei Klafter unter dem

Dette Der Aurgaſa. Unſer Aufenthalt dauerte über zwei Stunc den, und wir eilten ſodann herauſzufommen, wobei wir aber

die Götter frevelhaft geweſen, er der Dieb, der Sohn des Böſen, er hat uns Geiſter verflucht, ihn hat das böſe Verhängniß zur Strafe in den Bauch eine wilden Thieres gethan. Du , o Oroße

mutter, du haſt die Götter auf deiner Hand getragen und mit freubigem Herzen ihre Dpfergaben dargebradit, höre, o Groß mutter, dieſen Rath : bebe herab jenen Loro (ein heil . Gefäß),

den heiligen , unantaſtbaren , ninim Deinen Prieſterſtab und ſteige am frühen Morgen hinab ins Thal ; hebe jenen großen See in dem Toro empor und hänge ihn an den Nbafen ( ein Baum ) auf; wenn dann die Thiere übermorgen in der fürſtlichen Res fidenz des Ratamun einen großen Rath halten , ſo wird beim Proceß von ihnen , den unzähligen, einer fehlen , der den Tomiong gefreſſen Hat ; nach der Verathung werden ſie durſtig ſeyn, einer von ihnen wird ihn herbeibolen, er wird den Tomiong von fich

ohne die Vorſicht des Strobftreuens ſo leicht nicht aus dem

geben und wieder ( lebendig) machen .

Labyrinth heraud ang Tageslicht gefunden hatten. Einige alte Leute im Dorfe erzählten , daß vor 50 Jahren einige Einwohner

ihr Herz auf, hängte den heiligen Soro an die Seite, und ihren

Meine Großmutter Tomi nahm die Rede ihres Herrn in

in die Höhle eingedrungen, ſich darin einen ganzen Tag ver

Prieſterſtab in der rechten Hand ſtieg fie hinab ; fie nahm bort

irrt, an verſchiedenen Orten das Rauſchen von Quellen ver

im Thale Waſſer aus dem See in den Toro, ſchlug mit Segnen

nommen , unter den Fluß Aurgaſa gelangt und erſt am Abend

im Namen der Götter hinein , und machte ihn aufſteigen , wie

eine Höhle erreicht hätten, die beim Dorfe Sultamratoma, feche Werfte von Rurmanajema, einen Ausgang gehabt habe."

Rauch floß der Nebel zum Himmel hinauf, wurde zur Wolfe und beſchattete dieſes Thal.

Jenes Waſſer hing fie oben an

dem Baume Noafen auf, mie der Gott ilir geſagt hatte, dann ſtieg ſie nach Hauſe.

Sie wartete jenen Tag , bis nach vollen

Ethnographiſche Skizzen ans Tumale in Centralafrika.

detem Gerichte Katamun die Thiere zum Tränken führen würde,

To miong. (Fortſeßung . )

dann würde ſie die Großmutter hinabfommen und dem Katamun ſagen , daß eines von ſeinen hieren den Somiong gefreſſen habe.

A18 jenes 3ahr beim Lumbo ſeinen Weg gemacht und den Ring ? vollendet hatte, verrichtete die Mutter des Tomiong, fie

Zener düſtere Proceßtag fam beran : Katamun der Fürſt der Thiere, ia er der Geſepgeber, der große llrtheilſprecher, rief

Die Prieſterin mit ihren Prieſterinnen, dem Ureater Til und ſeis

zur Gröffnung des Proceſjes gegen die Uebelthaten des Fuchſes

2

nen Kindern das große Gebet, und mit Segnen legte ſie vor

von weitem die Abgeordneten der Thiere herbei .

die Grbabenen die Dpfergaben , die Erſtlinge hin ; jeßt erft famen auch die Untertbanen Gottes , die Erdenfinder, und aßen und tranfen von den neuen Sachen . Da richtete ſich das Herz der Tomi auf ihren Sohn, und als der heilige Tag rorübergegan gen war, verließ fie in aller Frübe das Haus, trat in die Wild

Erde ſollten ſie über dieſen Mann, den Dieb, mit wachen Augen

Da auf der

niß, ihren böſen franfen Sohn (zu ſuchen), und rief wie früher

Gericht halten , damit er in Retten komme, der Furchenſohn, und den Eigenthümern die Hühnerflügel zurückgebe (Sprüchw .) Nun gab der Fürſt ſeinen Dienern den Affen Befehl, fle ſollten den Rathshof reinfehren und zubereiten und die ſteiner nen Size aufſtellen, morgen würden die Abgeordneten kommen .

hinter der Wohnung im Baume zwei und brei Mal : mein Kind

An dieſem Tage fam in aller Frühe der Marſal 1' Löwe 2

wo biſt du , ja mein Tomiong wo biſt du ? deine Mutter ruft Der Schußgeiſt der Lomi und der Geiſt (Verſtand) der Somi ſtieß fie ir: 8 Berz 35 und machte ſie erzittern : ,, a in der Wildniß wirſt du feine Antirort des Lomiong mehr hören, dein Rufen trägt die Luft dort in die wüſte Ebene." Die Groß mutter zwiſden dem Zureben von zwei Geiſtern ging um den Vaum herum und ſchaute ſchnell mit ſtarkem Herzen in den

zuerſt zum Rathe, nach ihm näherte fit der Fürſt Njalo, ? dann kam der Abodi 53 Hyäne und der Fähndrich Gſel, dann

Baum hinein .

Reh unb ber Gazelle, die ihm nachfolgten, der Boden zitterte und wurde zermalmt, ah ! Der Herr Elephant fommt. So hörte

3m Augenblick fuhr fte da dae Rieſenthier, der

Tiger, an : „Dein Sohn iſt in meinem Bauche ; febre um , und geh und hüte Deinen Hals !". Da kehrte die Großmutter mit er: 1 Er finden ſich jedoch keine Stalaftiten. 2 Pian denft ſich das Jahr als einen Kreis der im neuen Jahre „ ges bunden iſt “ ſeinen Knotenpunft hat, von dem aus das folgende Jahr ſich wieder weiter im Ring fortbewegt. 3 Durch dieſen Ausdruck wird ſehr ſchön die Vorahnung bezeichnet,

Der Ritter ( Almerbum ) Stier, und der Oberprieſter Affe ritt auf einem Kamele ,

auch der Haſe trat ale Abgeordneter mit

ſeinem Stabe in die Reſidenz ein,

und der Adler folgte dem

Haſen auf dem Fuße ; Der Stabs unb f. Fahnenträger Hirſch, der Fürſt Kufuñu , er der Ulu, 5 mit ſeinen Unterthanen dem

1 Dieß Wort würde man vielleicht am beſten mit „ Reichåberold“ übers Teßen, an andern Orten hat es jedoch auch die Bedeutung: oberſter Schieds richter. Man ſieht im Verlauf der Geſchichte, daß den verſchiedenen Thieren

die' Aemter zugewieſen ſind, die bei ähnlichen Verhandlungeu der Menſchen eine Rolle zu ſpielen haben .

2 Njalo, dasſelbe wat Dgalo, ein Spißname des ſchon obengenanuten Mokelo, der ganze Name iſt Njalo ferut, s . i. Njalo der Wildnißhüter.

Die Tomi von dem Schidſal ihres Sohnet hatte. Es werden jwei geiſtige

3 Abodi, Geſandter, Bote.

Principien angenommen, das eine außer dem Menſden ( fur ogu, ein Gots

4 Gin Titel in Tumale wofür wir fein Aequivalent haben .

te Kind, Smuggeiſt) und eines in ihm ( Abrarum , der dentende Geiſt .)

5 Dao Nathorn .

331 Hajen im Lager Dort, wenn fte von Milch berauſcht waren, im

man audy eine Peitſche fnallen und die Füße bed Pferbes ftams pfen, fte alle riefen : ab fteh ! der Fürft Kartu ' fommt, er der Abelige . 3a wer fißt Denn oben auf ihm ? Es iſt der Wans

Schlafe ihr kleines Leben genommen ?" Dem Fuche entfiel der Muth und mit Zittern überlief ihn eine große Kälte ; leiſe wens

derer, die Ameiſe, haltet ihm das Pferd und laßt ihn abſteigen . Mein Ameiechen ſagte aber : nein , mitten unter euch würde mich Kleinen Einer von rückwärts zertreten, ich bleibe in meinem

dete er ſich an den Regengott: o wo finde ich eine Wolfe, in Der ich verſchwinden fönnte, o Sil laß eine Wolfe berabfinfen , der Haſe er hat meinem Leben ein Ende gemacht. Der Fürft

Sattel auf dem Pferde oben, ſo höre ich die Verhandlungen,

rief ihn zornig an : „ Verflucht ſeyft Du Dieb !" Da rief von

und auch ihr werdet mich hören wenn ich rebe.

oben der kleine Mann , die Ameiſe: „ ivas der Haſe geſagt hat, iſt wahr , auch ich habe ihn oft geſehen , wie er in den Furchen die Hübner verſchlungen hat. D Fürſt laß ihm den Hals ab ſchlagen, es wird von Dgalo aus ( nach Anſicht Del Mofelo ) für ihn den Teufels - Sohn nicht zu viel ſeyn . Njalo ſagte zum

Als ſie alle da waren und den Hof des Katamun anfüll-

ten, ließ Katamun den Hahn frähen und jubeln , ihn den Urit. ? Sie fepten fich ruhig auf die Knie nieber. Der Fürft Kat'mun trat aus ſeinem Schlafgemach heraus, der Fähnbrich (Gjel mit Geſchrei und mit der Kriegsfahne voraus ; fie fepten ihren Vater

Ratamun oben auf den Thron, und ſie die Abgeordneten ließen fich ſeitlich herum auf den Steinfigen nieder. Der Löwe war zu ſeiner rechten Seite und der Feruf (Mofelo) zur Linfen , hinter ihn hodte fich das Häslein, er jener Arzt. Ratamun trug als Fürſt vor den Thieren die Anflagen der Menſchen vor und drobte ihnen : „Ihr ſeyb gar meine Leute nicht mehr, da ihr alle Diebe ſeyb. Laßt ihn den Spißbuben herausbringen aus dem Gefängniß, der Kerkermeiſter ſoll ihn mit dem Scharfrichter herführen .“ Meine Herren, der Sala-

Fürften : ,, o Ratamun , laß ſeine Rede nicht in dein großes Herz eingeben , nimm ihm ſein Leben nicht !" Der Fürſt öffnete den Mund und fragte den majeſtätiſchen bärtigen Marſal (Löwen) : ,,Was meinſt du, fol ich ihm ſein Leben nehmen, oder ſoll er

ſein Lebenlang in Setten ſterben ?" Der große Mann, mein Löwe antwortete ihm : laß ihn , o Fürſt zwei Jahre lang im Gefänge niß ſeyn ! Sie riefen von unten , ja ! ja ! o Fürſt, die Rede des Marjal iſt eine Rebe ; legt ihn zwei Jahre lang ins Gefängniß

den Gottloſen ; und der Kerfermeiſter ſou ihm Waſſer und Ge treite geben , damit er nicht vor Hunger umfomme.

418 dieſer

mander und die Gibediſe, gingen hinein und banden dort in der

Vorſchlag (Rath) gemacht und angenommen ( beendigt) war,

Höhle den Furchenſohn den Fuchs los .

legten ſie den Fuchs in die Kette und der Fürſt gab Befehl: morgen iſt Tränkung ; ſhidt Boten fort, fte ſollen von weit

3m Hofe dort unten

gab ihnen der Gerold Den Befehl : nehmt ihm feine Waffen ab 3

und laßt ihn unbewaffnet ihn den böſen Cameraden , im Almuſit 3 zu den Füßen der Fürſten fich nieberlegen .“ Der Fuche ſchleifte ſeinen Schwanz auf der Erde, fah mit unftätem Auge auf den

und breit bie Thiere herbeirufen , Katamun wirb fie im Waſſers plats tränken . (Schlus folgt.)

Boben , da dieſe große Menge ihn verſchämt machte, und hodte

fich mit entflobenem Herzen zu des Fürſten Füßen . Fürſt Dgalo (Mofelo) winfte ihm und ſprach : Rebe die lautere Wahrheit , Mann , ob Du den Menſchenfindern ihre Sachen aus den Furchen und Hühnerſtaden geſtohlen haſt , du birbiſcher Furchenſohn . Der Fuché rief und rühmte fich , . ,,Das iſt eine

Erzeugniſſe der ( pernaniſchen ) Provinz Carabaya. Dieſe in der Mähe von Arica liegende Provinz von 12 bis 15,000 Ginwohnern ſtößt gegen Diten an ungeheure Ebenen , die von wilden Indiern bewohnt ſind, nördlid; an die Provinz Paucartambo , weſtlich an die von Azangara und Lampa , ſüdlich an die an Caneches und .

Lüge die Rede des Menſchenfinds, ſeit zwei Jahren habe ich ihre Wohnung nicht betreten, o nein nein ! Til jou mich mit

Bolivia. Ihre Ausdehnung beträgt etwa 200 kilometres von Süden

dem Schwerte auf der Erde hier erſchlagen , ich weiß nichts, ich weiß von nichts ." Während ſte bier ſprachen und fämpften in

dieſer Nichtung von der Cordillerenfette durchzogen , deren Abhänge präch. tige Wieſen für die zahlreichen Heerden von Nindvieh, Schafen, Lamas, eine Miſchlingsart zwiſchen Vicunnar, Alpacas und Paco : Virunnas Vicunna und Alpaca, deren Wolle faſt ſo fein wie Seide ift liefern. Dieſer Abhang der Cordilleren iſt geſund, aber wegen ſeiner Höhe ſehr falt , und der Boden erzeugt nur Grad. Gegen Oſten wechſelt der Anblic des Landes vollſtändig und die reichſten Erzeugniſſe der tropiſchen

dieſem Gerichte, ging mein Freund der Haſe jener Arzt oon hinten hervor, machte einen Saß und ſtredte den Finger gen Himinel .

„ Wenn du o Ratamun unein Fürſt bift

Gott allein

im Himmel oben und ich wiſſen es, da von dieſen Herren da feiner Klage erhebt und dich bindet (0. i . dir einen Maßftab für das Urtheil gibt) - ſo laß mich hier in der Verſammlung etwas gelten .“ „Ibu das," ſagte ihm der Fürft, ,0 du fleiner

Haſen- Abgeordneter ; wenn er lügen ſagt, und es wahr ſeyn ſollte, ſo rrahr ich Satamun, ' der Wildnißfürſt, bin , ich lege ihn in Feſſeln ſein Leben lang !" Mein Haſe flopfte ihm mit der Hand auf den Rücken : „Fuchs, Fuchs, fennſt du mich, haſt du mich damals geſehen , da auch ich bid ſah, wir als Diebe ; du ſprangſt über die Mauer und ftahlft jenen Leuten ihre Henne, dann ftabl ich den Leuten hinter dem þauſe ihre Pflanzen

(Dgun), und Du befahlſt mir, ich ſollte in der Reſidenz nichts davon ſagen ?

Und wie viele Male baſt du den Kindern der

gegen Norden und 240 bis 250 von Weſten nach Diten .

Sie iſt in

Vegetation wachſen in Fülle in den zahlreichen Schluchten , welche die Cordillerenkette zu brechen beginnen. Es iſt dieß nur noch eine Reihe bewaldeter Höhen ( Montanas) und mehr oder minder breiter Thåler, deren Flüſſe alle nach dem Amazonenſtrom hinlaufen . Das Klima ift heiß und feudyt ; die Hiße und die Sturzregen , die vom November bis

Mai fallen, unterhalten eine reiche Vegetation. Die Ceder, der Acajou, Jacaranda, Subayo u. ſ. w. wachſen hier in Menge, aber die Schwie: rigkeit des Transports verhinderte bis jeßt die Ausbeutung. In dieſen faſt undurchdringlichen Wäldern wächst der Baum , der die Quinquina liefert ; nach dieſer iſt; die Coca das Haupterzeugniß der Provinz Caras baya , und der Anbau erfordert noch mehr Hände , obgleid die großen

Plantagen, Cocales genannt , verſchwunden ſind. Das Cocablatt iſt für die Indier das unerläßlicyſte Nahrungemittel ; es wird mit einem Teig

bete de .

aus der Wurzel gewiſſer Gräſer gemiſcht, und in dieſem Zuſtande gefaut; mit dieſer Nahrung fann der Indianer nöthigenfalls länger als einen Tag aller anderr: Nahrung entbehren. Das Blatt wird dreimal im Jahr geſammelt und foftet etwa fünf Piafter die Arroba (25 Þfd.)

3 Almuſit ein bedeckter ſchattiger Plat (unter einem Baum : oder fünſtliden Dache), auf welchem Rathsverſammlungen gehalten werden.

feit des Transportes nicht nach Europa ausgeführt werden. Die andern

· Ein menſchlicher Heldenname, mit dem in der Fabel regelmäßig das Pferd bezeichnet wird . 2 Ein niederer Prieſter im Heiligthum, Aufrufer der Feſte und Ge:

Der Raffee des Landes iſt vorzüglich, fann aber wegen der Roftſpielig

332 Erzeugniſſe der Provinz ſind der Cacao, vortrefflider Qualität, Buders rohr, Tabaf, Wein, Mais, Weizen und eine Menge anderer Vegetabilien und Früchte, die faft ohne allen Anbau wachſen . (Commerce. 26 März.)

in

Chronik der Reiſen . Caſtrens Meiſe in Sibirien. ( Fortiebung .)

Auf dem Marktplaße brachte ich überhaupt zwei Tage zu , worauf die Reiſe mit wenigen Unterbrechungen bis nach Turudansk fortging. Die Ufer des Jeniſei waren auch fortan von Ruſſen und Ditjafen be: wohnt, von denen die erſteren Haus und Herd beſaßen, die leşteren bloß ein Boot uud ein Borfenzelt. Alles deutete darauf hin, das man unter: halb des Sym nicht mehr in dem geſegneten Goldgebiete fich befindet. Denn der nothgedrungenen Lage der Ditja fen zu geſchweigen waren ſelbſt die Rufien dermaßen entblößt, daß manche unter ihnen ſich genöthigt ſahen , ihre Nadtheit mit bunt zuſammengeflicten Oftiafenfeßen zu be: .

decken.

Faſt in jedem Dorfe ſah man irgend eine Wohnung dem Zer:

fallen hingegeben, und unter den bewohnten Häuſern beſtanden die meiſten in elenden Hütten. Sie hatten größtentheils nur ganz kleine , mit

Marienglas verſehene Fenſter, Schornſteinrühren aus Holz, und niedrige

Goron

guſen u. a. In religiöſer Beziehung werden die Einwohner des Orts in zwei Hauptclaffen getheilt , von denen die eine die rechtgläubigen Griechen umfaßt, die andere aber alle Duchoborzen , Sfopzen , Rasfol: nifen, Ratholifen, Proteſtanten, Juden, Mohammedaner und ſämmtliche Befenner der famojediſchen , oſtjafiſchen und tungufiſchen Religionen. Die Rechtgläubigen find größtentheils Menſchen von dem Solage , die man in Sibirien mit dem Namen „ Unglüdliche“ bezeichnet, und die Fich früher als Diebe , Schmuggler , Deſerteure u. ſ. w. befannt gemacht haben. Man trifft unter dieſem Volfe einige , die da angeben , ehedem Herren auf eigenem Boden geweſen zu ſeyn ; der größte Theil der Depor: tirten im turuchanéfiſchen Kreiſe mag wohl dod aus Leibeigenen beſtehen . Dhne Rüdficht auf ihren früheren Stand und ihre früheren Umſtände, find fie fich gegenwärtig fo ziemlich gleid , denn das linglück hat die Gigenſchaft, außere Verhältniſſe auszugleichen. In geiſtiger Sinfidt ijt rein Ginfluß doch ſehr verlieden , inſofern es bei einigen das Herz bemüthigt, bei andern aber verhärtet. Orobe Verbreder zeigen gewöhn lich Rälte, Gleichgültigkeit und Verſtocung, flagen oft über ungerechtes Urtheil, und anſtatt ein bereuended, bußfertiges Gemüth an den Tag zu legen, beobachten ſie ein tropiges, höhniſches Betragen. Diejenigen, die fich nicht in der Schule des Verbrechen & verhärtet haben , offenbaren gewöhnlich weichere Gefühle und ſehnen ſich ſtets die liebe Sonne Ruß lande wiederzuſehen. Die religiöſen Verbrecher tragen ihr Kreuz nature

platte Didier , die mit verſchiedenen Kryptogamen : Gewächſen prangten und die einzigen Blumengärten des Dorfes ausmachten. In dieſen Hütten nun hatten bloß ſchwache und frånfliche Perſonen ihre Herberge, denn die arbeitefähigen betrieben eben ihren Fiſchfang langs den Ufern des Jeniſei. 1 Die leßtgenannten waren bald in einem Borfenzelte, bald in Hütten von Neifig, bald am Ufer ſelbſt unter dem bloßen Him mel gelagert. Während fie ſich bei der Fiſderei aufhielten, ſchien ihre Lebensart von der der Gingebornen fid wenig zu unterſcheiden . Weniga ftene fah id fie nach jedem Nesjuge einige lebendige Fijde zerſchneiden und auf der Stelle verzehren , ohne Brod , ohne Salz oder ſonſtiges Gewürz , ganz nach der Weiſe der Möwen . Es heißt wohl , daß der

erregen vor allen die Duchoborzen die Sympathien des Reiſenden. Dazu trägt ſoon eines Theils das hübſche Deußere bei, welches dieſelben auf eine vortheilhafte Art vor den meiſten übrigen Bewohnern des Orts auszeichnet. Ihre hübſchen Geſichtszüge werden auch nicht durch die Furchen und Falten verunſtaltet, die in der Regel das Rainszeichen des Verbrechers ausunaden. Der Duchoborze zeigt ſtets eine reine und

Fiſch , in dieſer Art verzehrt , gegen den hier ſehr gangbaren Scorbut

und als Tempel aner fennt.

ſchüßen ſoll; id; vermuthe aber doch, daß es nicht zur Bewahrung der

borze ftill, anſpruchloß und zurüchaltend . Einerſeits macht er fein Weſen von ſeiner vornehmen ruſſiſchen Abfunft , wie es bei den übrigen Deportirten gewöhnlich der Fall iſt, und andrerſeits gibt er fidh auch nicht her zu den frummen , ſubmiſſen Verbeugungen und ekelhaft ſüßlichen Reden des eingebornen Sibirjafen . Kurz, der Dugoborze hat

Geſundheit , ſondern aus ganz andern Urſachen geſchieht, wenn die ſibiriſchen Nuſſen auf ihr heiliges Chlieb :ſoli ? Verzicht leiſten. Die ein .

2

zig wahre Urſache iſt die Noth, denn der ganze jeniſeiſche Norden, der wegen ſeines reiden Pelzwerfes früher als das wahre Goldland Sibiriens angeſehen wurde, iſt durch die Ginrichtung der Wardereien und die da: durch entſtandene Theurung aller Lebensmittel in das tiefſte Elend ge ſunfen. Das turudanskiſche Land , das durch ſeine Abgelegenheit und ſeine Armuth an Producten aus den Wäſchereien feinen weſentlichen Schadenerſaß beziehen fann, leidet durch das Daſeyn derſelben am meiſten . Um ſeine Bewohner vor vollſtändiger Hungerenoth zu ſchüßen, hat ſich die Krone genöthigt geſehen, fich ihrer zu erbarmen, und ſie den ganzen

Winter über mit Nahrung zu verſorgen , die zwar in der Forin von Anleihen ausgetheilt wird, ſchwerlich aber je wieder bezahlt werden dürfte. Dieſe Armen des Neiche bilden übrigens einen Mifrofosmos , den der Reiſende nicht ohne ein gewiſſes Intereſſe anſchaut. Er findet hier Nufſen , Polen, Tataren , Chſten , Permier , Dijafen , Samojeden , Tun ! Im nördlichen Theile des jeniſeiſchen Streiſes macht der Fiſchfang den haupt: sächlichſten Nahrungszweig aus. Der Aderbau wird nördlich von der Stadt Jenis reist nicht ernſlid ) betrieben . Innerhalb der ganzen antſiferowichen Woloft , die fich von der Mündung des Kiem im Süden bis zum inſerowſchen Winterlager im Norden erſtreckt und der Länge nach etwa 600 Werfte ausmacht, finden ſich bloß

lich mit Ergebung , ſie betrachten fich als heilige Märtyrer ihres Glau: bens und erwarten den lohn ihre: Leiden in dem Jenſeits. Unter dieſen

offene Stirn ; er richtet gerne ſeinen ſchwärmeriſchen Blick gegen das Blau des Himmels und man ſieht ihn oft ſeine ſtille Andacht in dem

geräumigen Tempel der Natur verrichten, in dem einzigen, den er befißt In ſeinem äußeren Betragen iſt der Ducho:

die einfachen Manieren eines ruſſiſchen Bauert und ſcheint auch im

Uebrigen ſeinem Stande treu geblieben zu ſeyn. Er iſt über alle Maaßen arbeitſam , gaſtfrei ohne Berechnung, dienſtwillig und folgſam in

allem, was nur nicht ſeine religiöſe Ueberzeugung berührt. Durch Energie und Bedachtſamfeit gelingt es ihm ſelbſt in dem turuchanofiſchen Lande fich eine Häuslichfeit zu erſchaffen , die man bei den übrigen Coloniſten, die in der Hoffnung auf baldige Befreiung fich an ihrem Deportationsorte auf Paſſagierfuß aufhalten , vergebend ſuchen wird. Die leßteren befißen außer einer nothdürftigen Wohnung wenig

oder nichts , was zum Genuß oder zur Bequemlichkeit des Lebens ges Bei den Duchoborzen aber findet der Reiſende ſo manches

hören fönnte.

vor, worauf er in dieſen Gegenden nicht rechnen fonnte. Jo will bloß ihrer Gärtchen erwähnen, mit deren herrlichen Wurzelfrüchten und blu henden Mohnen, Aſtern, Geranien u. ſ. w. Zartere Pflanzen werden in

Töpfen gezogen und ich habe ſo manchesmal mit Rührung die Zärtlich keit betrachtet, mit welcher eine arme deportirte Jungfrau ihre Blüm

ungefähr 1000 Desjätinen Aterfeld. Der Koggen wird nördlich von Naſimowa

den pflegt, die , ihr ſelbſt gleich, nacidem fie unter den falten Himmel

gar nicht gejäet und Worogowa iſt das lette Dorf, wo noch Horn vorkommt. Der Kartoffelbau geht bis Imbatók hinaufi Rüben, Rettige und Kiohl gedeihen noch in Turuchandt. Als wichtiges Hindernis für den Aderbetrieb wird, außer dem ftren :

des Nordens verſeßt worden , hinwelfen und erbleichen.

gen Klima , angeführt: die ſterile Beſchaffenheit des Landes auf der rechten Seite des Fluffes und die niedrige, den Ueberſchwemmungen ausgeſepte Lage der Ufer an Außerdem ſoll, wie man ſagt, die linke Seite auch erfüllt ſeon theils der linten . von reichten Moräſten , theils von unfruchtbaren Saiden , welche den Landmann nöthigen , ſeinen Ader oft in einer Entfernung von 40 bis 50 Werſten vom Flugs

Der Nubenzuder in Franfreich. Am Ende Februars 1848 betrug die Zahl der Fabriken 308 gegen 297 im vorigen Jahr ; fabris cirt waren 534/3 Mill., um 10 Mill. Rilo mehr als das Jahr zuvor. Indeß befinden ſich die Fabrikanten in Folge der Kriſe in einer Lage,

uſer zu befäen .

daß fie die fehr ftarfen Abgaben an den Staat im Augenblid nicht bes

> Wørtlich : Brod-Salz, als Zeichen der Saftfreundſchaft.

શ. 6. 8.

( Fortſeßung folgt.)

richtigen fönnen. (Monit. industr. 26 Márz.)

O. Cotta'ſchen Buchhandlung. - Berantwortlicher Redacteur Dr. b. Wibenmann. Berlag der 3. G.

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. Dr. 其 84 .

7 April 1848

Die Entwicklung Nordamerika's.

men Ehrgeiz , ben mir die fühne Reiſe Sir Aler. Madenzie'B

Männer der Wiffenſchaft, vor kurzem über die Fortſchritte der Civiliſation in Amerika heraußgab, iſt unſtreitig die foſtbarſte

nach dem arftiſchen Pol durch die Geregionen zwiſchen dem atlantiſchen und ſtillen Ocean einflößte. Je mehr ich den Gang ber europäiſchen Golonien in Amerika ſtubire, je ſchöner , glors reicher, fruchtbarer mir der Einfluß der geographiſchen Ont Deckungen erſcheint, deſto mehr bleibe ich von der Wahrheit

und umfaſſendfte Arbeit über die Geſchichte der Volf&wirthſchaft

überzeugt, daß die Geſchichte der Schifffahrt und bed fanbels

und der menſchlicheu Geſellſchaft in dem neuen Continent. Es gehörte ein gewiffer Muth dazu bie Maſſe von Denkſchriften und

Die wahre Geſchichte der Civiliſation iſt.“

( Nach Macgregor. Revue Britanuique Febr. 1848.)

Das Werf, welches Macgregor, einer der bedeutendſten

Labellen zu durchlaufen , und es bedurfte das Talent Macgre gors , ſo viele und verſchiebenartige Elemente zu ordnen, die ins

tereſſanten Thatſachen und die Meſultate, aus denen die Wiſſen fchaft der geſellſchaftlichen Zuſtände Vortheil ziehen kann, hers auszuheben . So viel Klarheit unter all den Materialien, wird allerdings niemand in Erſtaunen fepen, der weiß, bis zu wel chem Grabe die Sprache der Zahlen Dem_Verfaffer geläufig iſt, und welches Licht die Kieroglyphen der Statiftif unter ſeiner

Die Geſchichte der Entwicklung Amerika'd iſt ſehr geeignet, einen Enthuftadmus dieſer Art zu ſteigern. Die Ideen, die An ftrengungen jeder Bevölkerung , die in einem neuen Lande Wurzel ſchlägt, find faſt augſchließlich materieller Art. Men ſchen , die gegen die Natur zu fämpfen haben, welche einen neuen Himmel, ein neues Klima, ein neues Daſeyn erft kennen lernen

müſſen , find nothwendigerweiſe gänzlich mit einer rohen Auf gabe beſchäftigt, welche für weiter vorgeſchrittene Länder nur ein fernes und faſt romanhafte

Intereffe hat.

In unſerer

Feber erlangen. Er hat den Faden gegeben, an welchem der Leſer ſich in dem Wirrſal zurecht finden kann.

alten Welt iſt der Kampf mit der Materie minder nothwendig

Der erſte Band umfaßt eine allgemeine Skizze der Ents

geworden, und wir verwenden die Kraft , welche andere zu der Bähmung derſelben bedürfen, dazu fie poetiſch darzuſtellen und zu verſchönern . In unſere induſtriellen Beſtrebungen miſcht fich der Drang nach Ruhm , nach höhern Richtungen , unſere Eroberun gen find bie Der Grundfäße, unſere Reichthümer find geiſtiger Art , welche der Statiſtik entgehen. Darum muß man aners fennen , daß dieſe Wiſſenſchaft für die Einbildungskraft eine8

deckung Amerika's , das Gemälde ſeiner politiſchen Revolutionen , die Geographie und Geſchichte des engliſchen , ſpaniſchen und 3m zweiten Bande hat ør . Macgregor ruftiden Amerifa. mit einer ganz beſondern Vorliebe die Statiſtik der Vereinigten Staaten behandelt.

Wenn der Verfaffer von den engliſchen

Befißungen in Amerika nur eine ſehr raſche Skizze entwarf, wenn er ihre Statiſtik, ſo wie die Weſtindiens, ganz wegließ, ſo dachte er vielleicht, daß dieſe mit dem brittiſchen Reich eng verbundenen Länder einen integrirenden Theil desſelben aus machen , und zu einer ſpeciellen Arbeit über Großbritannien ge

hörten ; vielleicht opferte er auch die geographiſchen und phyfi fchen Abgränzungen ten politiſchen auf. Uebrigens hat er vor einigen Jahren bie Lage des engliſchen Amerika mit ſtarken und kräftigen Zügen gezeichnet; fchon damals machte er auf die Bewegung , welche dieſe reichen Provinzen auf der Bahn der Wohlfahrt fortreißt, und auf bie raſche Umgeſtaltung, welche dieſe junge Civiliſation erfährt, aufmerkſam , und es trat der Fall ein, daß, je mehr feine allgemeinen Anfchten durch die Zeit beſtätigt wurden , ſeine ftatiſtiſchen Nachweiſungen immer mehr mit dem Thatbeſtand des Lage8 in Widerſpruch geriethen. „Der Enthuſiasmus,“ ſagte Macgregor ſchon vor einiger Zeit, yder mich ſchon vor langen Jahren nach den engliſchen Beftguns gen in Amerika trieb , ich berbanfte ihn dem Leſen der Werke

von Robertſon , Charlevoir, Raynal , den lodenden, bizarren Berichten, die ich in Badlugt und Purchae fand, einem gehei

Amerikaners einen unvergleichlichen Reiz hat, und daß Macgres gor in dieſer Beziehung fehr amerifaniſch iſt. Inbeß ein ſehr bebeutender Theil des erſten Bande8 bietet ein weit lockenbere & Gemälde dar, als man von einem Werfe

über ſociale Arithmetik erwarten ſollte. Der Verfaſſer hat Epi foden und Skizzen aus den Berichten neuerer Reiſenden beige fügt, die großentheils noch unbekannt waren,

und man kann,

namentlich hinſichtlich deſſen, was Merico betrifft, ohne Ueber treibung ſagen, daß Macgregors Werk ein ganz neues Licht aufftect.

Was die auf dem amerikaniſchen Continent verbreis

teten Republiken ſpaniſcher Abkunft betrifft, ſo leiden bie Mac terialien, die Macgregor benußen fonnte, an radikaler unvolls fommenheit, und die hypothetiſchen Reſultate, auf die er hinauss kommt, haben mehr einen Werth ber Neugierde, ale daß fte

wahrhaft nüßlich wären, mit alleiniger Ausnahme der Zahlen über die Handelábewegung der verſchiedenen Häfen Südamerika's, denn dieſe ſcheinen aus minder apokryphen, den gewöhnlichen Statiſtifern ſchmer zugänglichen Quellen geſchöpft zu feyn . ( Fortſeßung folgt. )

334

Ethnographiſche Skizzen aus Tumale in Centralafrika.

Die Oroßmutter winkte mit dem Finger unb brohte gegen Gott : fteh hinauf Dort auf den Baum, Dort hat irgend ein Kind

zom i on g . (Schluß .)

A18 die Zeit herum war, wo Lomi bei den unzähligen Thieren über jene8 von ihnen dem Fürſten Katamun bie An flage machen (wollte ) , ſo ging die Großmutter in aller Frühe

Gottes das Waſſer in den Toro genommen und dort oben auf gehängt. Laß jenes von Deinen Thieren Den Lomiong von fidh geben und wiederherſtellen , dann wird der Gott den Loro here unterſchlagen und dieſes Thal wieder füllen .

zur Wohnung des Katamun hinab und flopfte beim Gingang

Mein Freund rief ben reißenden Thieren und fragte fle:

wer von euch iſt es geweſeu ? 3ch weiß nicht, ich weiß nicht.

fleine (eine War ſhüter ! 1 – Nein ! te Grer rief fte beiihren Namen auf WildniQobimb lafe auf. den Fürſn ?tenriefvomderSchMulin Affenart), du wedWerît iſtja drauße ut ! 3 – Hat

an die Thüre .

) bu ein wenig bis e8 Lag geworden iſt, der Fürſt ſchläft an dieſem Tage nicht lange, ba heute die Thiertränkung ift. Die Große mutter : es iſt gut, ich will ein wenig warten. Da ging fie unb ftand, und ale eß zu tagen anfing, daute fie durch ein

Marafal! 2 Nein ! – Hyä Gyane ne ! Nein !

Loch der Thüre hinein . „Was ſebe ich hier, o Unglüd auf der Erde, die Thiere find ja alle ba und, o Himmel, ihn den Un glüdsbringer , der mein Kind verſchlungen hat, ſehe ich nicht.

nicht, ich will lieber vor Durft ſterben . – Die Thiere heulten :

er ſein Ohr mit Konig verſtopft ? – Ein Gott mag wiſſen , wo er ift, ſagte zum Fürſten der Löwe. Dem Haſen ſchmeichelte ſein Herz: ich will es fagen Feſſeln geben. Dich ſage es (aber) dann werde ich auch in effeln

218 e8 Tag war frähte der Bahn , der Fähndrich Gjel drie am Morgen und der Muliñ öffnete das Thor. Ueber den von

Thieren vollgeſtopften Hof erſchrad die Großmutter und fie zitterte. Der Marafal ging ſchnell zu ihr : was gibt e8, menſch liche Großmutter , willſt du zum Katamun ?" Der Haſe machte

fich heran und ſeufzte jo : „ ich weiß es was die Großmutter in der Reſidenz wil, mein Herz ſagt mir'e, Den Tiger habe ich

nicht geſehen geſtern im Rathe, er der Fürſt Godimbut ? ift ein größerer Dieb als der Fuche, er hat den franken Tomiong gefreſſen. Der ſoll wandern (verflucht ſeyn ) und mögen fte ſeinen Hals nicht am Leben laſſen ! D Lil ídlage mich mit deis nem eiſernen Stabe, damit ich verſchwinde vor den Menſchen 1

und Shieren und fein Auge mich ſehe !" Der Haſe fragte die Großmutter : Du biſt die Mutter des Tomiong, des Jägers ? die

Frau ſagte : „ja , ihn hat irgend ein Thier verſchlungen , 18 iſt ein Bruder von euch ." Der Muliñ führte ſie in das Schlaf gemach des Ratamun und der Löwe fragte bei den Thieren

herum : ,,wer von uns da ſollte es denn ſeyn , der ein Menſchens find verſchlungen bat ? Beim großen Gott ! ein Herz ſagt mir : Der Liger wird es ſeyn , er der Blutgierige !" Katamun börte in ſeinem Schlafgemach die Klage des Mütterchens an , und als er

den Morgenſpeichel vertrieben ? hatte, trat er heraus mit zors nigem Herzen und ſtieß viele Schimpfmorte aus : wer von euch iſt es , der den Sohn dieſer Frau im hohlen Baume dort ge 2

o Fürſt Katamun, wir haben ſo ftarfen Durft und unſer Herz wird und gebraten . - Njalo rief den Haſen aus ſeiner Trauer (zu fich) und ſepte ihn auf ſeinen Schenkel; er lobte ihn, ſchmei chelte ihm und redete ihm zu : was haſt du, kleines Häschen , du bift traurig, da du früher mein Freund geweſen biſt, ſo erzähle „Ja mein Freund, mein Herz iſt mir mutblos , da ich den Godimbut wohin verlockt habe, wo er eines

mir etwas Neues !"

Menſchen Kind verſchlungen hat ." – „ Ah, Das iſt gut, antwors tete ihm Njalo, er ſchmeichelte ihm : du wirſt ein großer Mann werden , wenn du hingehſt und ihn herbringſt und dieſe unzäh ligen Thiere vom Durſte befreiſt. Geh unb ſag' eß dem Katas mun , mache das Herz ſtark !" (faſſe Muth .) Mein Mann ſtüßte fich auf ſeinen Stab und ſtellte fid ; vor ben Fürften : „ Fürſt id

weiß , wo der Godimbut ift, er der ein Menſchenkind zerriſſen Der Fürft ſagte lächelnd: geh und hole ihn ben böfen Geſellen. Dem Haſen entfloh auf dem Wege ſein großes Herz er ſprach allein : „ 0 mein Gott, ich habe die Kraft nicht ihn den Rieſen herzuholen . So ſtand er auf einem Fuße wie ein Hirt,

bat."

und ale jene Zeit vorbeigegangen war, " fehrte er um, und 4

warf ſich vor dem Fürſten auf die Erde : ich habe nicht (die Rraft o mein Fürſt, er hat mich wie ein biſſiger Hund ange

fahren und mir geſagt: „wenn du nicht umkehrſt ſo werde ich hinauêgehen und dich zerreißen wie Deinen Cameraden, — ich gebe nicht wieder zu ihm hin ."

Der Fürſt wendete ſich um,

Walde Thiere , kleine und große, herbei , und mit großem Geſchrei jubelten fte: unſer Fürft, unſer Vater Katamun ! ſo riefen fle

rief und fragte : „wer wil geben und dieſen Abgeſandten den biebiſchen Gobimbut herbeirufen ?" Aber feiner von dieſen Herren hatte das Herz oder den Muth zu ſagen : ja, ich gehe. Unter ihnen rief jener Kleine auf dem Pferde : haltet mir Das Pferd und nehmt mich herab, idy, ich will geben und jenen Böſewicht herholen . Sie nahmen ihn berab unb ſeßte feptenn ihn vor Das Angeſicht des Fürſten , fteh o Fürft, er das kleine Ameiß-: chen wil gehen und ihn , der wie ein Ungeheuer iſt, herholen . Der Fürft ſchlug die Hände zuſammen : „Was willſt denn du Ameischen , der du eine ſo viel kleinere Stärfe haft als er ? D bleibe Du ruhig auf deinem Pferde oben fißen !" Das Ameidchen warf fid auf die Erde nieber und umfaßte ſeinen Fuß : , laß mich gehen ich werde es ſchon ausführen .“ Der Fürft ließ fich ſeine fleine Rede höchlich gefallen , er ließ ihm Hoſen anziehen

dem Katamun zu .

geben .. und einen Samamſtab 55 geben

töbtet hat ?“ „Ja Fürſt ſo viel ich unb Njalo meinen , ſo iſt es

der Herr Godimbut, ihn habe ich geſtern bei den Streitigkeiten in der Berathung über ſeinen Cameraben nicht geſehen . Laßt uns zum Waſſerplaß gehen , dort werden wir ihn fehen . Da gingen die Thiere zum Waſſer. Der Fürft Katamun ging voran ,

hinter ihm trug der Muliñ ſeinen Schild und die Spiebe, an Der Seite ging die Großmutter und würdevol folgten die

Thier: Kinder ; hinten ging Der Haſe wie in Trauer und legte ſeine Dhren auf& Genic zurüf. Wie fie fich dem Baume ( Nbafen näherten , da wimmelten von nah und fern aus dem

„ Was ſehe ich, o Gott, ſagte Ratamun , ber See iſt geſtors

ben und ausgetrodnet , ac wer hat das Waſſer hier aufgehoben , wo werde ich jeßt mitten im Sommer Waſſer finden, um meine Heerbe zu tränfen .“ 1 Stereotyper Beiname des Ligers zuſammengefeßt aus : Godi (ein Name) und Mbut, die Ziege, alſo ,, Ziegen -Godi.“ 2 d. i . gefrühſtüdt.

>

„Geh und finde dein Grab in

ſeinem Bauche. Der Haſe foll mit dir gehen und dir den Weg | Mofelo . 2 Löwe. 3 Liger . * Nachdem ſo viel Zeit vergangen war als er möglicher Weiſe brau: er war uämlich aus feigheit chen fonnte, um hin und zurüđ zu gehen nicht hingegangen und belog alſo ben Katamun.

5 Ein Stab der oben einen Hafen, einen frumm gebogenen Griff bat.

335 zeigen borthin !" Jene ſprachen und lachten auf dem Wege und fliegen Beet ( Hügel) auf, Hügel ab, und als fie in die Nähe

der See füllte fich und floß heran und die Thiere gingen zur

hingekommen waren, Deutete der Haſe auf den Tiger hin : „ tehſt

Iránke .

du, dort in dem hohlen Baume iſt er . “ Er kehrte ſchnell um Liger verfolgte, und lief zur Wohnung des Ratamun ; hier ver

Der Tiger wurde mit ſeinem Kameraden , dem Haſen , auf zwei Monate im Gefängniſſe der Reſidenz in Retten gelegt ; der Maraſal hatte ihnen die Strafe zuerfannt, weil ſie beide Genoſſen

barg er fich inmitten der Thiere, damit er ihn nicht ſebe.

geweſen waren .

jenes wenige Waffer in einen Trog laufen ; ießt regnete €8,

.

mit furchtſamem Herzen und fich umſchauend, wie wenn ihn der

Als mein Männchen , die Ameiſe , fich dem boblen Baume

näherte, ſtellte fte fich vor den Eingang unb riß mit großem Be ,

Tomi ging mit ihrem Sohne, der ſchon im Grabe geweſen war, nach Hauſe. Auf dem Wege vermahnte fte ihn, daß er o

Muthe den Mund auf:$e Liger, he Liger,tomm heraus und iogottlos geweſenſey: madh es nicht zum zweitenmale ſo, e mein Kind, die Welt iſt unheilvoll, hüte deine Seele vor den

geh mit mir, in der Reſidenz ruft man dich. Der Tiger drinnen :

nein, nein, die Refidenz ruft mich umſonſt, e8 wird nichts bars

Göttern !

auß, febre um und geh, und ſage daß ich nicht da bin . Der Kleine aber rief: nein, geh heraus und geh mit mir.

Chronik der Heiſen.

Wenn

ich hinausfomme, Du kleines Erbenfind, ſo hüte Deinen Halb . - D komm nur heraus, wir werben ba ſeyn ! A18 er heraus wollte fing

Caſtrens Reife in Sibirien . ( Fortſeßung .)

ihn die Ameiſe ſchnell mit dem Imam -Stabe am Salfe unbichleppte ihn auf dein Rüden fort; ale der Siger heulte : wohin führt

ſehr große Berlegenheit um eine friebliche, für literariſche Beſchäftigun :

,,Romm und laß uns geben in der Reffbenz

gen geeignete Wohnung. Ihrer Geſchäftigfeit ungeachtet wohnen auch

Du mich denn ?"

ruft dich der Fürſt," ſo ſchleifte ihn den heulenden und win felnden dieſer kleine Mann fort in die Mitte der Thiere. Sie lobten ihn : „Sieh, bao Amei@ chen , das ift ein Mann, der dieſen

dicleibigen, den Dieb welcher den Tomiong berſchlungen hat, herbeiſchleppte; beim großen Til er wird ſeinen Hale verlieren !" So riefen fte; Njalo Feruk näherte fich ihm aber und gab ihm die Hand : „mein Freund, wo warſt du ? ießt biſt du ihr

Feind !" Der Fürſt ſtand zu ihm auf : he du Dieb, was hat bich gerufen und dahin gebracht, daß du ein Menſchenfind abeſt ? und warum biſt du nicht in die Rathéverſammlung gekommen ? Verflucht feyft du, Dein Leben wirb bir fein Sterblicher mehr löſen , wenn nicht etwa Gott , er der einzige Fürſt im Himmel oben , bich (noch ) erretten will .“ Der Haſe, jener böſe Geſelle,

fam zu ihm hin und ſagte ihm von hinten leiſe in das Dhr : no Herr fage nicht, wer dich verlodt hat ; ſage dem Fürften du wilft den Lomiong ſpeien und wieder herſtellen ." Der Siger nahm die Rede ſeines Cameraden in ſein Herz auf und frod zum Fürften hin : o mein Vater, erlaube, daß ich ihn ſpeie und wieber mache! Gib ihn von dir, o Dieb , und ſtelle ihn her ; machſt du ihn nicht, daß er am Leben bleibt, ſo fouft du deinen ale verlieren , oder ich bin nicht Ratamuns Sohn.

Siehe da ſpie der Tiger mit zitterndem Herzen und unter großem Schweiße Den Lomiong heraus und machte ihn wieder ganz; er rief zu Lil : ,,0 gib ihm ſeine Seele, uub haudhe ihn

an damit der Lomiong lebendig ſey ." — Der Fürſt ſagte zum Tiger : „ ſebe ihn auf das Pferb, er fou hin und her galoppiren, wenn er nicht feft iſt, ſo wirft du ihn noch einmal machen .

Somiong ſtieg aufs Pferd und gallopirte hin und her : „ Sieh er iſt am Leben , er der Sohn der Tomi! Laß jeßt, o Große mutter, regnen , daß das Thal fich fülle und der See.“

Die Großmutter wurde nun mit ſüßem Herzen von den unzähligen Thieren angerufen , und menſchlich fte anblident, ſchaute Das Reb mutter : es war Augen, feßte fich Lag heilig ſeyn ,

mit Ihränen in den Augen auf zur Großs ſo durftig - die Frau ſchaute ihm in die auf die Erbe und rief Gott an : o laß dieſen gib mir jene Kraft, um die ich dich anrufe,

o Vater droben , ſage dem Regenvater, er möge gnädig ſeyn und jene Wolfe auf das Thal berabſenken. A18 die Großmutter aufgeftanben war, wurde die Wolfe bunfel , e8 blitte unb bonnerte und die Erbe wurde erleuchtet; Somi ftieg auf den Baum , nahm ben Soro herab und ließ

In der Einöde, wo wir uns jeßt befinden , geråth der Reiſende in

die Duchoborzen nur in niedrigen Hütten , denn die ehrlichen landmän.

niſchen Nahrungszweige geben in dem turuđansfiſchen Lande einen Gewinn, der nicht einmal für die nothwendigſten Bedürfniſſe des Lebens hinreicht, viel weniger denn zum Aufbau ordentlicher Häuſer. Es find wohl ein Paar handeltreibende Bauern da , die eine überflüſſige , mit Spiegeln , Heiligenbildern und einem glänzenden Cheeſervice angefüllte Stube befißen ; es iſt mir aber vorgefommen , als wäre es dieſen Mag naten mehr darum zu thun, ihre Raritäten beſchauen zu laſſen , als dem

Reiſenden eine Herberge zu ſchenfen. Als die vorzüglichſte unter den Notabilitäten dieſer Art mag ich ein fleinruſſiſches Weib in Ober: Imbatst anführen , welches mir ſelbſt die aufrichtige Verſicherung gab, baß Gäſte eben nicht ihre ſchwache Seite reyen. In dieſem obdachloſen Zuſtande fühlt der Reiſende eine unaus

(prechliche Freude , wenn er endlich bei der Mündung der unteren Tun .

gudfa die Zinnen eines gottgeweihten Kloſters gewahrt. Natürlich hofft er hier ſeinen Wanderſtab niederlegen und nach den Mühſeligkeiten ausruhen zu können. Leider trügt nun auch hier die Hoffnung, denn in den alten Trümmern, die das Kloſtergebäude vorſiellen , fann faum der Prior ſein graues Haupt ſchüßen. Und nun bleibt für den Reiſenden keine andere Zuflucht übrig , als die verrufene Stadt Turuchandt, die nicht mehr als 30 Werſte vom Kloſter entfernt iſt. Ilm die Angſt zu verſdheuchen, die uns die Nähe der eben genann ten Stadt einfloßt, wollen wir unterwegs eine Legende durdgehen, welche dem erwähnten Kloſter ſeinen Ruhm verſchafft hat. In ſeinen Nachrichten über das jeniſeiſde Gouvernement fängt Peſtov die fragliche Legende mit der unzweifelhaft falſchen Angabe an , daß die Stadt Turuchangf, oder die früher ſogenannte Stadt Mangaſeja, um das Jahr 1600 400 Werft nördlicher am Jeniſeiufer gelegen habe, oder auf der Stelle, wo gegenwärtig das Dorf Chantajfa liegt. Die Stadt befand fich zu dieſer Zeit, ſagt Beftov, in einer blühenden Lage 1

und war von einer zahlreichen Bürgerſdjaft bewohnt. Bei einem der reichſten Raufleute der Stadt befand fich als Handlungsdiener der Held der Legende, Wafilij, mit dem Beinamen Mangafejefij. Da er ein frommer, treuer und rechtſaffener Diener war, hatte der Herr al' ſein

Gigenthum ſeiner Aufficht anvertraut. Als Wafilij aber einſt in der Nacht der Frühmette im Tempel des Herrn beiwohnte , traf ihn das Unglück, daß Diebe in die Magazine einbrachen und einen großen Theil

des Vermögens davontrugen . Der Kaufmann hegte gegen Wafilij den Verdacht der Theilhaftigfeit an dem Verbrechen und überlieferte ihn den Händen des machthabenden Wojewode , damit er zum Geftåndniß gezwungen werden ſollte. Der Jüngling wurde auf die Folter gelegt, da er fich aber zum falſchen Zeugniß gegen ſich ſelbſt nicht zwingen ließ , ſo verſeßte ihm der erbitterte Raufmann einen ſo ftarfen Schlag 1 Nach Fiſcher wurde die Stadt Mangaſeja im Jahre 1601 am Lasituſſe ans gelegt, in einer Entfernung von Turuchansk, die etwa600 Werft beträgt.

336

Jünglinge nieder, fandte ein andachtsvolles Gebet gen Himmel , nahm

fo eben angefommenen eine ſehr ſchwierige Sade die Kirche von einer Salzmagazin und die Hauptwache von einer Schenke zu unterſcheiden. Wir wollen um ſo weniger bei den einzelnen Gegenſtanden weilen , als die nieiſten derſelben uns nothwendig auf gar zu ernſthafte Betrachtun gen über die Vergänglichkeit der Dinge führen würden ; gedenken wir bloß der alten Kirchenruinen , der den Einfurz drohenden Handlunges magazine, des ſchiefgewordenen Stundenzeigerd mit v. Middendorffo Zif ferblatte 11. f. w. Unfreitig den freundlichften Anblid unter allen dieſen Gegenftånden gewähren einige am Ufer aufgerichtete Samojedenzelte . Meine Ankunft in Turucanst fand zur Zeit der Jahrmarktsfeier ftatt. Ob zwar an und für fich unbedeutend, ift dieſer Jahrmarkt doo für die Ginwohner der Stadt von großem Gewicht; denn wer jeßt ſeinen Zuder nicht von jeniſeiſden Händlern zu 2 N. 50 K. das Pfund anfauft, ift im Winter genöthigt , ſeinen Freunden 6 Nub. für dieſelbe Waare zu zahlen. Seine Hauptbedeutung hat indeſſen der Jahrmarkt dadurch, das die Gingebornen der Gegend bei dieſer Gelegenheit der Krone ihre Steuer

ſodann den todten Wafilij in ſeine Arme und begab fich ſogleich auf

entrichten . Der Fürſt jeden Stammes hat wohl ſchon im Voraus die

die Rüdreiſe. Mit der theuren Bürde wanderte er in der ſtrengen Winterfälte duro Sonee und Geftóber, ſah dabei aber um fich herum

Ginſammlung bewerfftelligt, unb fomit ware bloß ſeine Gegenwart beim Marfte nöthig ; man muß aber wiſſen , daß eine fürfiliche Perſon nicht

an den Kopf , daß Wafilij augenblidlich todt hinfant. Gr wurde nun

für einen verſtodten Sünder erflärt und ſein Leichnam wurde ohne alle Ceremonie auf& freie Feld hinausgeworfen den Kunden zum Raube. Mehr als ein halbes Jahrhundert nach dieſer Begebenheit trug fich in dem Kloſter der heiligen Dreieinigfeit bei Turuchanst folgendes Wunder

zu. Der Vorſteher und Gründer des Kloſters, Tichon genannt, vernahm während ſeiner nächtlichen Gebete eine göttliche Stimme, die ihm gebot, nach der ſchon öde gewordenen Mangaſeja zu gehen , und die irdiſchen Ueberbleibſel des ungerecht getödteten Wafilij in den Schooß des Heilig thume zu bringen. Tichon , ftets gehorſam dem Gebote des Herrn, machte fich ſogleich auf , und legte die lange und ungebahnte Strecke .

.

nad Mangaſeja in der Eigenſchaft eines wandernden Pilgrims zurüd. An der Stelle angefommen erblicte er mitten im fälteſten Winter ein grünes Blumenfeld, worauf ein, wie es ihm ſchien , eben eingeſchlafener Jüngling in lieblichen Träumen lag. Der Greis fniete neben dem

nur grünes Grað und duftende Blumen. Ohne irgendwo Nahrung oder Ruhe zu genießen, ging er über 1000 Werfte zu Fuß und ſpürte weder Hunger noch Müdigkeit. Die Legende gibt an , daß die ganze Wande

einmal unter Ditjaten und Samojeden öffentlich auftreten fann , ohne

hinlänglich darthut, daß Wafilij ein heiliger und gerechter Mann Gots tes geweſen ſey. Auch wird er noch heutiges Tages von den Einwoh.

eine zahlreiche Schaar von Trabanten im Gefolge zu haben. In der That findet man auf dem turudanskiſchen Jahrmarfte nichts Merfwür: digeres, als eben dieſe Proceſſionen von jeniſeiſden Ditjafen , bajithin: fchen , ' taſovſchen ? und farainſchen 3 Samojeden, welche in ſeltſamen Coſtümen durch die Straßen ziehen , jegliche mit ihrem Joſua an der

nern des Ortes als ein Heiliger verehrt , wiewohl er nicht förmlich

Spiße.

canonifirt worden iſt.

ihrem Beſuche zu beehren , und nach dem Vefinden ,, Seiner faiſerlichen Majeſtát" fich zu erkundigen. Man will auch erfahren , ob der Tribut

rung in einigen wenigen Tagen ausgeführt worden ſeyn, was nun alles .

Ohne und in fritiſche Unterſuchung über die Authenticität dieſer hübſchen Legende einzulaſſen , wollen wir jeßt unſern erſten Eintritt in

die Stadt Turuchanst machen. Es kommt uns hierbei wohl zu ftatten , daß der Abend hell und klar iſt, denn in Ermangelung einer genauen Localfenntniß läuft der Wanderer Gefahr, an einem trüben und regnigen

Tage auf den morſchen und ſchlüpfrigen Brettern, welche Trottoirs er: ſeßen ſollen , ſein Bein zu brechen, oder wenigſtens von demſelben Un: glüce getroffen zu werden , womit der Greis Wäinämöjnen in unſerem finniſchen Epog den Icufa hajnen beſtraft, indem er den jungen Mann

,,bir den Moorſchlamm bis zum Gürtel" hineinſenkt. Nun hingegen fönnen wir bei einiger Verſicht ſelbſt beiläufige Beobachtungen anſtellen über die ſchiefen nach der Straße gerichteten Façaden, die glatten Raſen dächer , die bemoesten Wände mit ihren zum Trođnen aufgeknüpften

Reine einzige von dieſen Sdaaren unterlaßt es , ung mit

vom vergangenen Jahre „ Sr. Majeſtät“ richtig zu Händen gefommer und inwiefern „ Se. Majeſtät“ damit zufrieden geweſen ſey . Diejenigen unter den Fürſten, welchen rothe Raftans und Medaillen verliehen wor: den find , verbeugen fich unterthänigſt für die Gaben und thun dat Gelübde, ihre Dienſtverpflichtungen auch forthin treu zu erfüllen. „Sollte aber der Tſarengott mit mir nicht zufrieden ſeyn," äußerte fich ein Dft jafenfürſt, „ſo grüße du und bitte den Tfaren, daß er mich nicht abdan

fen, ſondern mir bloß ſeine Unzufriedenheit zu erfennen geben möge, da ich dann mein Amt einem Würdigeren freiwillig abtreten will .“ Dieſe Rede des Fürſten war in der That nicht ernfilich gemeint, denn er glaubte

bei der Majeſtät in ganz beſonderer Gnade zu fiehen , indem er dem

Da die Şofräume von der Straße weder durch Zäune noch durch Pforten getrennt ſind, ſo werden wir in unſern, an tiquariſchen Betrachtungen von Zeit zu Zeit durch eine Schaar großer und grimmiger Zughunde geſtört, die uns bei jedem Hauſe mit furcht

Iſarengott alljährlich einen ſchwarzen Fuchs als Gaſtfreundſchaftegeldent ſendet. Derſelbe Fürſt machte mir viele wunderliche Fragen über mein Amt, und da er aus den unbeſtimmten Antworten ſchließen konnte, daß ich nach dem Kaiſer nicht einmal der dritte Mann , ja kaum gar der fünfte rey , ſo fing er an, fich ſelbſt für den beſſeren zu halten und for: berte , daß ich ihm die Hand füſſen ſollte, ließ fich aber endlich damit

barem Geheul entgegenſtürzen. In der Abſicht und von deren Miß:

zufrieden ſtellen, daß ich ſeiner fürſtlichen Perſon zu Ehren ein Glas leerte

handlung zu befreien, fommt in der Regel ein mannhafter Rampe zum Vorſdein , in ſtruppigeo Rennthierfell gefleidet und mit dem Roſaken : zeichen an der Müße. Wer wird uns aber bei jener grasfreſſenden Ver: ſammlung vorbeihelfen, die dort die Straße verſperrt hat ? Siehe , da trippelt eine Dame in rothem Kleide, rothen Schuhen und mit einem Shleier à la Jeniſeief herbei ; ed ift klar, daß fie zu unſerer Hülfe und Rettung herbeieilt. Wandern wir nun in derſelben Richtung unſerer Bahn fort, ſo gelangen wir bald an das gradreiche, viehbelaſtete Foruin der Stadt. Hier eröffnen fidy ung neue Ausſichten , neue Gegenſtände der Betrachtung. Außer der Strandgaffe oder der Façade gewahren wir jeßt auch eine Sumpfgaffe oder den ſogenannten „ Rokuj." Beide Gaſſen ſind genau von derſelben Architektur und ſehen fich ſehr ähnlich; bloß darin find fie unterſchieden von einander, daß die Façade von den Reichen

( Fortſeßung folgt.)

Fiſchfopfen , über die mit Papier und Quappenhaut bedeckten Fenſters öffnungen u . ſ. w.

!

und Vornehmen in Beſitz genommen worden iſt, während die Sumpf:

Berangers lied an Manuel ſoll die neue franzöſiſche Revo: lution verherrlichen, gleicht aber feineswegs ſeinen alten ; die Spannkraft hat

fichtlich nachgelaſſen, und das Lied iſt matt im Vergleich mit den frühern . Die bajidhiníchen Samojeden halten ſich ſowohl am Turuchan , als beſonders an reinen Nebenflüffen ,I der oberen und unteren Bajicha auf.

2 Unter tarovichen Samojeden verſtehen wir hier nicht die Juraken , ſondern Siaaſel-gum zur tumško -tarakonſchen Uprawa gezählt werden . Nur die Erfgenann ten beſuchen den turuchanskiſden Jahrmarkt und gebrauden dabei den mittlern von den drei Communicationswegen , die im Sommer vom Tag zum Jeniſei führen . Sie ziehen den Kadarei und ſeinen Nebenfluß Pokatka binauf bis zur Landhöbe, ſchleppen Ihre Boote über dieſe bis zum See Bajicha und ſteuern ſodann die obere

bloß die zwei Geſchlechter oder Stämme, die unter den Namen Limbel-gum und:

Bajicha entlang bis nach Luruchanst. Der nördliche Communicationsweg von

Mangaſeja hinauf längs der Wolotíchanka nach Katilicha und Turuchanst iſt ſeit der Zeit der Berſebung der Stadt nicht gebraucht worden . Dagegen geſchiebt es zuweilen , daß die Samojeden ſich vom Las zum Jeniſei über Nalymje -Díero einen Weg bahnen .

gafie, wenigſtens gegenwärtig, von lauter Rathengefinde bewohnt wird. Obgleich ießt ſchon die ganze Herrlichfeit der Stadt vor unſern Augen liegt, ſchweben wir doch in großer Ungewißheit über eine Menge Gegen:

ftånde, die unſerem Blicke begegnen ; denn es iſt für den in Turuchangt Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

*3 Dieſe werden gewöhnlich oftiaten genannt und gehören , nebſt den bajtchins fchen und den tomsko- tarakonſdhen Samojeden , zum ſüdlichen Samojedenzweige. Sie halten ſich in der Gegend von Stureita auf, und müſien von einem andern tarafinſden Stamme genau unterſchieden werden , welcher nebſt den chantajidhen Samojeden und den ſogenannten Podgorodnyje fich an den nordöſtlichen Zweig ans ſchließt. Die Juraten hingegen gehören zum nordweflichen .

Verantwortlicher Medacteur Dr. GD. Wibenmann.

Das Auslan d . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 85. “ N

8 April 1848.

hervorgebracht, wandelte müſſige Raffeehauslungerer in Leſer um, und wird mit der Zeit das fittliche Gefühl der Nation weſents

Literariſches aus Ucapel. (Aus einem Briefe im Nthenäum vom 25 Märg.)

Unter den Wohlthaten, die der neue Zuſtand der Dinge in Neapel gebracht hat, ſind die für die Literatur und die Gelehr ten nicht die geringſten. Unter der neugewonnenen Preßfreiheit find nahe zu 30 Journale entſtanden, und jeder Tag faſt erzeugt neue, ſo daß, wie durch Magie, jebermann zum Leſer geworden iſt, und mehrere beſondere Gewerbe fid gebildet haben , z. B. die Zeitungsverkäufer und die Zeitungströbler. Eben ſo iſt jept die Ginfuhr fremder Bücher erlaubt ,

die feiner Reviſion mehr

lich umgeſtalten .

Außer den Rechten , welche der Literatur zu

Theil wurden , kommen auch noch die der Literatoren , von denen nad; dem neuern Wahlgeſeß viele für wählbar erklärt find. Cine beſondere Erwähnung verdienen die Verordnungen über das Theater , modurch der willfürliche Zwang . Der auf dem

Theater laſtete, hinweggeräumt wird.

Ade flafflichen Dramen

3taliens find frei, ſo mie alle dieienigen , deren Aufführung in Rom, Florenz, Turin , Mailand oder Venedig geſtattet wurde. Bereits hat man manches geſehen, was früher verboten war,

unterworfen find ; Bilder und Kupferſtiche, ſtatt noch der Durcha

und anderes, wie Wilhelm Tell unb Nabucodonoſor, find auf dem

ficht müſſiger Geiſtlichen unterworfen zu ſeyn. werden jeßt braucht: man fühlt, welche neue Gewalt gewonnen wurde, und

Theater von San Carlo angekündigt. Leßteres wird fich auf bieſe Weiſe von ſeinem tiefen Verfall nach und nach erheben und eine Dper erhalten , welche mit denen der nördlichen Haupt ftabte wetteifert; große Anſtrengungen werden auch bereite Dazu

weiß fie doch noch nicht zu brauchen, die Zeitungsſchreiber ver

gemacht.

um die Hälfte der vorigen Koſten eingelaſſen .

Wie zu erwars

ten, hat man die Preßfreiheit in der legten Zeit grob miß unglimpfen eine Menge Menſchen , und machen das Leben und die Verhältniſſe von Leuten bekannt, die ſich unter dem alten Syſtem berhaßt gemacht haben. Zu den leßtern gehört auch Rothſchild. Die Folge war, daß der Polizeipräfect einen Befehl erließ, der das Erſcheinen jedes Artifels hindert, der nicht mit

dem Namen des Verfaſſers bezeichnet iſt, und eine gewiſſe Caus tion von jedem Druder verlangt. Dieſe Zügelloſigkeit ließ fich

erwarten, die Neapolitaner find jeßt wie Kinder, die aus der Schule entlaufen find ; unter allem dieſem Mißbrauch der Freis heit aber fühlt man doch, daß dem öffentlichen Geiſt ein mädıtiger Anſtoß gegeben wurde. In enger Verbindung mit der Preßfreiheit iſt das vermin-

Derte Zeitung@porto, das jeßt auf ein Bagatell heruntergeſept ift. 3n Folge hievon entſtehen allenthalben Leſezimmer , und wo man noch vor wenigen Wochen verſtohlen eine oder zwei Zeitungen einſchrärzte, da hat man ſie jeßt in Menge und die dreißig neapolitaniſchen Journale find voll von Auszügen aus den beſten Londoner und Pariſer Blättern .

Die Entwicklung Nordamerika's. ( Fortſeßung .)

Die Capitel über die Vereinigten Siaaten machen das Hauptverdienſt der Werfe in ſtaatowirthſchaftlicher und politis ſcher Beziehung aus , ja ſie ſind das Hauptwerf Deß Verfaſſere. Hr. Macgregor hat ſich als der unermüdete und gefürchtete Vor fämpfer des freien Handels befannt gemacht. Er hat ſeinen Antheil an den ruhmreichen Kämpfen der Antiforngeſeßliga nea ben Cobben, Villiers, Wilſon , Sir R. Peel, lorb 3. Ruſſell u . 1. w. Auf die Köpfe, die nur an matheinatiſche Beweiſe

glauben , Þaben die Zahlen, auf welche er ſeine Anfidyten ftüßte, einen Einfluß auøgeübt, wie ihn die glänzendſte Berebſamkeit nicht erhalten hätte, und jeħt fann er ſeine Siege verfolgen, um ſeine Grundfäße auch dem Demofratiſchen und unternehmenden Amerifa einzupflanzen . Die Bougereßgebung der Vereinigten

Dieſe Ginfuhr

Staaten iſt wahrſcheinlich nicht widerſinniger, nicht verberblicher,

fremder Begriffe wird allmählich die Sache einer vernünftigen Freiheit und die Achtung vor andern Nationen befördern . Eben

al8 die, womit die meiſten europäiſchen Nationen ſich waffnen , bildet aber einen ſchneidenden Contraſt mit dem freien offenen Charakter der übrigen Inſtitutionen eines ſo aufgeklärten , in ſeinen Intereſſen ſo ſcharfjehenden Volfe . Im dieſe legislative Anomalie zu begreifen , muß man wiffen, Daß das Schußſyſtem nicht durch die Bemühungen einiger Induſtriebarone, bie nach

Dabin wirft auch, daß das Briefgeheimniß für unverleßlich erklärt ift.

Niemand fann den wahren Werth hievon fühlen als

Derjenige, der die praftiſchen Nachtheile und das Verberben, welche das entgegengeſefte Syſtem über die Geſellſchaft gebracht bat , aus Erfahrung fannte. Der leßte und nicht geringſte

Monopolen , Prämien und Rüczöllen ſtreben , ſondern aus reinen

Vortheil für die Literatur liegt darin , daß literariſches Eigen-

politiſchen Beweggründen eingeführt wurde.

tum für unantaſtbar erklärt wird. Dieß bat bereits eine uns ermeßliche Aenderung in den Bewohnheiten ter Neapolitaner

ganz außer Zweifel geſtellt indem er nachwies, daß das Zollſyſtem Amerika's von England ausging, und nichts als eine erlaubte und

Das hat Macgregor

338

geſegmäßige Wiederbergeltung gegen die engliſche Handelsintoleranz war. Einmal unter der magiſden Aegide der Worte Patriotismus und Nationalvertheidigung eingeführt, ſchlug es in den Maſſen tiefe Wurzeln , die man erſt dann wird aufreißen fönnen , wenn eß in England nicht mehr bloß einiger Schritte ron Seite mehrerer zufällig auf die eine oder andere Seite hinzulenfen. Im J. 1784 ſchlug Hr. Abame, Geſandter der Vereinigten Staaten am engliſchen Hofe vor , den Handel und die Schifffahrt der Vereinigten Staaten und der Befigungen Großbritanniens auf einen Fuß

völliger Reciprocität zu ſtellen . Nicht allein verwarf das Cabinet von St. James dieſen Vorſchlag, ſondern erflärte auch , daß man feinem ähnlichen je beitreten werde . Darum ſchrieb Hr. Abame an die Regierung ſeine Lanbe8 : ,,e8 iſt augenſcheinlich,

daß wir für den Augenblid zu Gunſten be8 amerifaniſchen Hans dels nicht zu hoffen haben, ja ich ſdheue mich nicht, eß offen auszuſprechen , daß unſere äußern Verhältniſſe fich nicht ausdehnen und befeſtigen werden, ale bie die Vereinigten Staaten eine Schifffahrt&acte unterzeidynet haben. Hier iſt unſer Rets

gewähren al8 e8 genoffen hatte, wenn die Vereinigten Staaten noch im Zuſtande von Colonien geweſen wären . Leider wurden die Vorſchläge, welche die junge Republik England im Intereffe Dieſer weiſen und würdigen Politif that, von dieſem falt vers worfen .“ Die erſte Folge dieſes traurigen und gefährlichen Egoiss mus war eine Hungersnoth in Weftinbien. Bryan Edwards hat und in einer von eblem Unwillen angegebenen Schrift die traurigen Einzelnheiten dieſer Hungersnoth geſchildert, 1 welche

den Sklaven und der untern Claſſen die Lebensmittel entriß, womit fte fich gewöhnlich aus den nordamerifaniſchen Colonien

verſorgten . Das Endergebniß war, bie Hanbeløperhältniſſe zweier großen Völker in ben abgeſchmadten Banden von Blocaben, Embargos und Beſchränkungen zu erhalten, ben Streit von 1812 und 1815 zu entflammen und jenen Zoufrieg zu fördern, der

ſich bis auf unſere Tage fortgeſegt hat. Aazuviel 3uuftonen , Vorurtheile, Sophiêmen, Intereſſen

umgeben noch das Schußfeſtem , ale baß Amerika es nicht mit einer Art von Enthufia &mus im größten Maaßſtabe anlegen follte.

Was anfange nur ein ſchüchterner Verſuch mar , wurde

tungsanfer ; zögert man mit der Annahme dieſer Maaßregel, ſo werden wir von allen Seiten verlacht werden, und unſere ſteis

bald zur mächtigen, durch große Coalitionen geſtüßten Lehre und

genden Verlegenheiten werden nur das allgemeine Gelächter vers oben bezeichnete Acte zu entwerfen ." Solche Ermahnungen nach

man zu der Menſchen die in der neuen Welt glänzen, ohne fagen müßte, worauf ihre Reputation beruhte, legt im 3. 1791 dem Congreß einen Bericht über die Induſtrie" bor, eine bage

einer abſchläglichen Antwort, welche den Nationalſtolz erbittert

unvolftändige Sfizze, worin er die Lieblingsfäße des Shup

mehren.

3d ermahne deßhalb die Staaten, augenblicflich die

hatte, mußter nothwendig ſehr gut aufgenommen werden. Der Stolz, der Zorn traten an den Plaß der Vernunft und Erfahrung ; die Hinderniſſe, welche die damalige Verfaſſung der Vereinigten Staaten gemeinſamen Maaßregeln entgegenſeßte, mußte

die Verwirklidung der Plane von Adams noch um einige Jahre binausſchieben.

Die damaligen Amerikaner fühlten ſich frei und

als Brüber, aber noch nicht als Mitbürger. Aber im J. 1789 geſtattete die Annahme der Bundeårerfaſſung dem Congreß, ein Schifffahrtageſeß zu erlaſſen , das durch eine Reaction der Ihats ſachen und Meinungen ſpäter zu all ben Reciprocitätsverträgen

führen ſollte, die zwiſchen England und den Vereinigten Staaten unterzeichnet trurden .

Und da der Irrthum ſeine Logit hat,

wie die Wahrheit, ſo ſtellte der Congreß , damals in den Täuſchungen des Repreſſalienſyſteme befangen ,

in demſelben Jahre

einen Soltarif auf ; es war der erſte, uub deßhalb fiel er furchts ſam und ſchwad aus, wie alle Anfänge, war aber der Außgangspunkt für eine Reihe von Maaßregeln , unter denen die fönigliche Flagge von Großbritannien und das Sternenbanner

der Vereinigten Staaten gleichmäßig zu leiben hatten .

diente einer politiſchen Partei als Fahne.

Br. Samilton, einer

m

fyftemß zuſammengeſtellt hatte. Aber die Auflöſung aller alten politiſchen Parteien in Dein Augenblick, wo die franzöftide Res volution ausbracy, und die Kriege, welche dal Democratiſche Eles ment gegen England zu führen hatte, ſchoben bie Ausführung

ſeines Vorſchlags bis zum Jahr 1816 hinaus. Die verlorene Zeit warb raſch wieder gewonnen, und die Vereinigten Staaten konnten fich rühmen , zum erſtenmal einen entſchiedenen Schußtarif zu beftpen.

Gin beachtenswerther Umſtand iſt indeß die fräftige Oppo fition , welche die Neu -Englandſtaaten gegen die Bil von 1816 ſo wie gegen die vom 3. 1824 erhoben . In 3. 1816 „ ſtimmten zwei Drittheile der von Neu-england erwählten Mitglieder für eine bedeutende Reduction der Zölle auf Baumwodenwaaren ,

während von 43 Abgeordneten der Staaten Neuyorf, Neujerſey und Pennſylvanien nur neun zu Gunſten dieſer Amendements

ſtimmten .“

Im J. 1820 ward in Faneuil-sal eine Rebe ge:

halten, die man unter die gewandteften Vertheidigungen der Hanbeløfreiheit zählen fann. Weber Say nod Ricardo haben richtigere und fruchtbarere 3been quegeſprochen : man findet in

Ed ift indeß nicht minder wahr, wie Macgregor beweist,

Dieſer merkwürdigen Improviſation die ganze Strenge der Wiſſen

Daß die amerikaniſche Regierung zur Zeit, wofte fich in uns abhängigem Leben verſuchte, völlig geneigt war, England hins

ſchaft mit der Kraft und der hinreißenden Gewalt eines Tri bunen. ,30 meine Theils," ſagte der Freibandelåmann von 1820, „ich glaube, daß trop aller Fehler , teren man den Grunbraß

fichtlich der Handelsverhältniſſe eben ſo bedeutende Vortheile zu 1 Man muß nicht vergeſſen, daß dieſer Artifol, deſſen innern 31 ſammenhang wir nicht zerteißen wollen , von einem Erzfreihandelsmann ge-

( drieben iſt ; die Macht der Wahrheit entreißt ihm aber doch das Geſtänds niß, daß nur die Ynnahme einer Navigationtacte die Engländer nöthigte, mit den & merifauern auf einem Fuß der Gleichheit zu unterhandeln. Nordamerifa befand fich in dem Zwiſchenranın von 1783 ( dem Zeitpnnit de& friedene) bis 1789 (dem Zeitpunkt der Annahme der Bundebacte ) gang

· Die Vereinigten Staaten hatten die Colonien Weſtinbiene mit Holz und Lebensmitteln verſorgt. Dieß wurde ihnen als fie unabhängig waren, verſagt, allein für Amerifa war dieß Verfahren nur ein lucrum cessans, für Weſtindien ein damnum emergens. Dennoch wnrde die Erlaubniß

für Weſtindien ſich aus den Vereinigten Staateu mit Lebenemitteln zu ver ſehen, erſt ſehr ſpät, wenn wir uns recht entſinnen, erſt im Anfang dieſes

in analoger lage, wie bisher Deutſøland. Die einzelnen Staaten, eijerſüchtig

Jahrhunderts, und auch da nur in ſehr bedränktem Maaße ertheilt. Die

aufeinander, wollten nicht in die Abtretung eines Theilg ihrer Souveräni-

Frage iſt von großem Intereſſe,' weil fie nod nicht zu Ende iſt.

tätsrechte willigen , famen daher auch nicht zu einer gemeinſamen Behandlung der Handelsangelegenheiten , und wurden , wie es Deutſchland ſeither erging , von andern Nationen mißhandelt. Wir wollen gar nichts gegen die Freihandeldtheorie einwenden , ſondern bemerfen nur, baß Europa feine

Weſtindter verlangen jeßt wo man ihren Waaren die Bevorrechtung auf dem engliſchen Markt genommen hat, die Freiheit des Handels und na

ern die Staaten allenthalben durch eine Dienge Geſepe tabula rasa ift, ſond und Verordnuungen in dieſer freien Bewegung, wie man ſie verlangt, gehemmt ſind. Wer ſich nicht gleichfalle wehrt, ift verloren. A.D. R.

Die

mentlich auch die Befreiung von den Schifffahrtegelegen. Wird dieß zus geſtanden, ſo fällt der Handel zn drei Viertheilen in die Hände Nordamer

zu England. rita's, und Weftindien gehört weit mehr zu dieſem lektern ale Das iſt eine der Fragen, die in dem Streit über die Navigationsacte verhan delt werden .

A. 8. R.

339

bed Freihanbele beſchuldigt, berſelbe Doch ber flügſte iſt, und Daß man unmöglich durch ein eingebildetes Gleichgewicht ber Induſtrien und Thätigkeiten die Gewohnheiten , die Sitten, die Claſſen der Geſellſchaft beſſern wird , ſo wenig ale man die Atmoſphäre in ihrer Unermeßlichkeit vermittelſt chemiſcher Appa rate reinigen fann ." Dieler Redner war Webſter. Das Schuss fyftem hat ſeit dieſer Zeit zahlreiche Schüler erworben , denn

Coron

Natur zufolge, reicher an Zobelni, Füchſen, wilden Rennthieren u. ſ. w.. und daher haben alle Tunguſen, deren Hauptgeſchäft die Jagd iſt, vor: zugsweiſe dieſe Seite in Beſiß genommen . Diejenigen Samojedenſtamme, welche die Rennthierzucht zum Nahrungezweig erwählt haben, nomadifiren

nebſt einigen Tunguſen : und Jakutengeſchlechtern auf den bemoodten Flächen an der Meeresfüſte.

Unter den drei genannten Völfern befinden ſich, wag den öfonomiſden Zuſtand betrifft, Rennthiere beſißende Samojeden in den beſten Umſtän :

damata hatie Webfter (was jeßt nicht mehr der Fall iſt) alle

den. Ihnen zunächſt fommt das tungufiſche Jägervolf, und am ſchlimmſten

Volfaſympathien für fich und die Mehrzahl derjenigen , die feine

daran ſind unſtreitig die Oſtjafen. Ihre Armuth rührt wahrſcheinlich ven der nahen Berührung her, in welcher fie mit den Coloniſten gelebt haben, die es natürlich nicht verſäumten, auf die Einfalt und Treuher:

Worte hörten, war dem Grundſaß der Handel@ freiheit gewonnen . A18 der Tarif von 1824 im Congreß zur Sprache fam , fanden fich aus Neuengland 23 Stimmen dagegen und nur 15 bafür. In den Staaten Neuyorf, Neujerſey, Pennſylvanien, Kentucky und Dhio waren ſeltſam genug 78 Stimmen dafür und nur 9

Dagegen. Dieſelben Verhältniſſe wiederholten fich in den großen Discuſſionen über den Tarif von 1828, ſo daß derjenige Theil Des amerifaniſchen Volfe8, ber eine Induſtrie beſaß und Handel

trieb, fich den Beſchränkungen , die nur ihm vortheilhaft ſeyn fonnten und ſollten, entgegenſeßte, während tag Landvolf Der Mittelſtaaten , für welche die Strenge bed Monopols ein wahrer Gelbſtmord war , alle ihre Kräfte bereinigten, um dem ſogenannten amerifaniſchen Syſtem " bas Uebergewicht zu verſchaffen. ( Fortſepung folgt.)

Engliſche Uachrichten über aſſyriſche Alterthümer. ( Liter. Gaz. 18 Märg. )

Die Regierung hat Schritte gethan, um die von Layard geſammel: ten Alterthümer von Baßrah nach England ſchaffen zu laſſen. Die kleinern Gegenſtände find bereito daſelbſt eingeſchifft, und nur 70 oder 80 der größern Platten liegen noch dort, und man wird ein Dampfboot. hinſdiden müſſen , um fie abzuholen.

zigkeit der Eingebornen Wechſel zu ziehen. Dieſe Berührung hat indeſſen das Gute zur Folge gehabt , daß die Oftiafen in Cultur einen Schritt weiter vorgerückt find, als ſowohl die Tunguſen , wie auch beſonders die ſamojediſchen Bewohner der Tundra. Wie überhaupt alle Fiſcher, find auch die Ditjafenſamojeden im höchſten Grade unſauber, träge und faul ; doch zeichnen fie fich vor den übrigen Einwohnern des Drted durch mils dere Sitten aus , und haben darin einen beſtimmten Vorzug , daß fie, wenigſtens mündlich , ſich zur Chriſtlichen Religion befennen . Von den nördlichen Samojeden weiß man , daß ſie noch in der tiefſten Rohheit und Unwiſſenheit fortleben. Ein gelehrter Mönch hat mir wohl ein

Manuſcript mitgetheilt, worin er, zur Beſtätigung ſeiner Vermuthung, daß die Samojeden von den 3ſraeliten abſtammen, ſich auf ihre Kenntniß

der heiligen Gebote beruft ; idaß aber dieſe Kenntniß feine tiefe Wurzel gefaßt hat , davon liefert ſchon folgende Begebenheit ein hinreichendes Zeugniß. Gin nomadiſirender Samojede iſt vor einiger Zeit deßwegen verhaftet und nad Turuchanst geliefert worden, weil er ſein Weib getödtet und, laut Bericht, auſgefreſſen (?) . Als der Richter den Samojeden beim

Verhör nach der Urſache des Verbrechend befragte, erwiderte dieſer falt blütig : „ Mein Weib hatte ich ehrlich gefauft und bezahlt, und mit mei: nem Eigenthum fann ich wohl nach meinem Gutdünfen verfahren . “ eben ſolche Grauel we en auch von den Tunguſen erzählt ; was

Das Publicum wird demnächſt

aber die Dijafenſamojeden betrifft, ſo weiß man von ihnen nur, daß fie eine Shrift von Layard über ſeine Entdeckungen in Niniveh erhalten, als Borläufer für die Zeichnungen , die auf Subſcription herauslom: men. Die zu Nimrud entdecten und durch das hohe Alter faſt in foſ: filen Zuſtand übergegangenen Elfenbeinplatten wurden von einem Hrn.

flower auf die geſchidteſte Art wieder in ihrem frühern Zuſtand hers

bei ihrer Armuth einen ſtillen und chriſtlichen Wandel führen. Meines Wiffeng hat ſich unter ihnen in ſpätern Zeiten bloß eine einzige Mord that zugetragen, und auch dieſe ſcheint eben durch die chriftliche Religion hervorgerufen zu ſeyn. Wie die Geſchichte mir erzählt wurde, ſo ſoll ein bajidhinſcher Samojede in einem heſtigen Fieber erfranft geweſen

geſtellt. Obert Rawlinſon feßtfeine Forſchungen über die afſyriſche fenn, und während des Fiebers Phantaſien gehabthaben, welche die Keilſchrift fort , und ſeine Ergebniſſe ſollen von denen des Dr. Hinde and anderer, welche die Grflärung verſuchten, bedeutend abweichen. Es foll demnächſt aus ſeiner Feder eine Schrift über die Affyrier unter per:

Verwandten auf die Vermuthung gebracht hatten , er ſey vom Teufel beſeſſen. Während man ſich über Mittel berathſchlagte, den böſen Geiſt auszutreiben, ſtarb zu ſeinem Heil der Kranke ; in kurzer Zeit erkrankte

fiſcher Herrſchaft erſcheinen , ein Verhältniß , über welches er durch die Bifftun - Inſchriften vollfommen ins Klare gekommen iſt.

aber einer der Söhne des Verſtorbenen an demſelben Fieber und verhielt

Chronik der Reiſen.

waren, daß der Teufel vom Vater in den Sohn geflüchtet ſey und ohne Zweifel fortfahren würde das Geſchlecht bis auf den leßten Mann zu

Caftrens Preiſe in Sibirien . ( Fortſeßung .)

fich dabei auf dieſelbe Weiſe wie ſein Vater. Die Verwandten verjam : melten ſich zu einer neuen Berathung, wobei die Weiſeſten der Meinung vertilgen , falls man ihn nicht bei Zeiten züchtigte.

Den böſen Feind

beſuchen, der Fiſchfang den eigentlichen Nahrungszweig aus, obgleich ſie

aber zu paden, war feine leichte Aufgabe, indem man glaubte, er habe ſeinen Siß in dem Állerinnerſten des Patienten genommen. Um indellen, ſeinen Vorſaß auszuführen , verfertigte man Þfåhle aus zähem Gſpen :

alt Nebenzweige auch Jagd und Nennthierzucht treiben. Sie find theils

holze , ſchnißelte dieſelben reớt ſcharf und griff mit dieſen Waffen den,

Ditjafen, theils Samojeden , werden aber gewöhnlich unter der erfteren

wurde. Es verſteht fich , daß er gleio entídlief ; die Geſchichte meldet aber auch , daß der Böſe fich darnach nicht mehr hat hören laſſen.

Mit Ausnahme einiger Tunguſenfamilien, macht bei allen den ' Gin gebornen, die im Sommer Turudanef und andere Jahrmärkte am Jeniſei

Benennung begriffent. Beide Stämme halten fich meiſt linfo von dem Jeniſei auf, weil dieſe Seite durch ihre ' ruhigen und fahrbaren Flüſſe

fich beſſer für den Fiſchfang eignet als die rechte, wo die Flüfſe reißend, ſeicht und unfahrbar find. 1 Dagegen iſt die rechte Seite, ihrer bergigen

unglüdlichen Patienten an , der ſo von unzähligen Stichen durobohrt Literariſche Berdaftigunge n mit den Gingebornen hielten mich in no Turuchanof vom Anfang Junius bis zum Ende Juliug auf – eine Jah:

redzeit, die ſonſt in der Welt Freude und Segen mitzubringen pflegt; in - Bur Rechten des Jeniſei trifft man Dítjak-Samojeden blok an der Kurejka,

Turuchanel aber iſt fie die Zeit der drüdenden sige, der unerträglichen

der niedern Tungusta und an einigen andern kleinern Flübchen . An der Linken

Müden, der täglichen Gewitter und Regenſchauer. Mit dem 20 Julius

an hingegenLadleben Som, undfiefeszerſtreut Testernbiedenheltüren Lurudan, Bajicha,Jeloguj, Dubrches, Nebenflüſſen . Die Laſovſchen und Bajichinſchen

(2 Auguft), der nach der ruſſiſchen Zeitrechnung der Eliastag ſelbſt iſt,

ausgenommen , betreiben faſt alle übrigen Ditjaten - und Samojedenftämme Ihren

hebt nach den meteorologiſchen Beobachtungen des Volfes ein neuer Zeit

Ftſchfang längs dem linten Ufer des Jeniſei, vom Anfang des Sommers an bis in den Auguſt hinein , wo fie dann die genannten Nebenflüſſe binauf nach ihren

Benennungen Chantajstije, Karaſinskije und Podgornyje begriffen werden ; 5 ) Awam

Jagdſtellen aufbrechen .

ſche und Chatanga - Samojeden .

1 Sieher gehören : 1) die Juraken ; 2) die jenifeiſchen Samojeden, die unter den

wo

340

Cain

Die gewöhnliche Mücke verſchwindet allmählid und macht

mit dieſem Volfaſtamme einige Zeit zu beſchäftigen, ließ ich für mich und

einer fleinern, noch beſchwerlichern Art desſelben Ungeziefers Plaß, ſcharfe Nordwinde fühlen die Luft ab, der Himmel nimmt ein erbostes Anſehen an und läßt ſeinen Zorn in heftigen Schauern über die Erde herabſtürzen. Gin ſonniger Tag gehört zu dieſer Zeit ſdon unter die Ausnahmen , und iſt in der Regel ein Vorbote von Donner und Ungewitter. Das Gras wird gelb, die Bäume entblättern fich, Enten und Gänſe beginnen all: mählich ihren Rūdzug. Diejenigen unter den Eingebornen, die im Ver:

meinen Reiſegefährten eine von den erwähnten Hütten, die eine gewöhns

raum an.

lauf des Sominero am Jeniſei Fiſchfang getrieben haben, ziehen ſich in die Waldungen oder auf die Tundren, und alle Handelsſchüten beeilen fich,

vor den gefürchteten Stürmen einen ſicheren Hafen aufzuſuchen. In dieſe ſpåte Jahreszeit fiel auch meine Abreiſe von Turuchanel nach dem 567 Werſie weit unterhalb belegenen Dorfe Dudinka. Obgleich in einem ziemlich großen bedecten Boote ausgeführt , war dieſe Reiſe

liche Dijafenjurte nicht übertraf, ausräumen. In dieſes Studierzimmer gelangte das Tageslicht durch ein ſpannweites papiernes Loch, und zwar ſo ſparſam , daß man oft mitten am Tage genöthigt war, beim Feuer: ſchein zu arbeiten . Hiebei war es keine geringe Unannehmlichfeit, daß

die Flamme vor dem Winde unaufhörlich fladerte, der durch die gebrecht lichen Seitenwände wehte. Noch förender für die Arbeit war der Rauch,

wovon das Gemach beim Heizen erfüllt wurde, welches in dieſer Jahres zeit, d. h. zu Anfang des Auguſt, unmöglich unterlaſſen werden fonnte.

Am meiſten aber wurden die Studien in dieſem Zimmer durch die ewigen Regenſdauer unterbrochen. Obgleich ich das durchſichtige Dach hatte repariren laſſen , ſtrömte das Waſſer doch bei jedem ſtärferen Regenwetter

mancherlei Art verfnüpft. Die

mit ſolcher Heftigkeit herein , daß man mit jeder Arbeit aufhören, die elbe Art ſüßen mußte, Papiere einpaden und ſeine eigene Perſon auf

nördlichen Winde gaben faſt täglich Veranlaſſung zu Aufenthalt an irgend einem oben Ufer , wo das Fahrzeug Gefahr lief an Felſen und Sand-

wie unter offenem Himmel. Zu allen dieſen Verdrießlichkeiten geſellte fich nun noch die Sorge um diejenigen Dinge , welche zur Nothdurft

banfen zertrümmert zu werden. Zu wiederholtenmalen ging das Steuer:

und Erhaltung des Lebens gehören .

ruder verloren und einmal auch der Anfer, fleinerer Schäden , die ſich täglich ereigneten, nicht zu erwähnen. Dieſe vom Unwetter verurſachten

Nach einem Aufenthalt von drei Wochen in Blachina zog ich nach bem 40 Werſt weiter unten belegenen diantajſchen Winterlager und legte hier meine Studien noch acht Tage lang fort, d. h. bis die Jurafen vom Jeniſei aufbrachen . In Chantajfa wird der Reiſende durch eine Stube mit ordentlichem Dfen und großen , obgleich ſchadhaften Glasfenſtern , angenehm überraſcht. Anſtatt des idwarzen und widerwärtigen Fiſdöles (Warfa) , womit er in Ermangelung eines eigenen Schnappſades in Platina, Igarskoje u. ſ. w. vorlieb nehmen mußte, reicht ihm das Chan

doch mit Mühſeligfeiten und Gef

Widerwärtig feiten wurden von einer ſtets herrſchenden Feuchtigfeit noch vergrößert, die nicht bloß Proviant und verſchiedene Reiſegeråthſchaften verdarb, ſondern auch einen ſchädlichen Einfluß auf den Geſundheitszu: fand am Bord ausübte. Es könnte ſcheinen, daß eine Reiſe von einigen 100 Werften den Fluß hinab auch im ſklimmiften Falle nur eine Plage von einigen wenigen Tagen verurſachen würde ; ſo verhält es fich aber in der That nicht. Unterhalb Turudianof hemnit der Jeniſei ſeinen

tajfamütterchen einen Deltopf mit der weißeſten Milch. Außer einer

iduellen Lauf , und da die Kraft des Fluſſeo nunmehr ten Reiſenden

guten Herberge beſikt Chantajfa den Vorzug einer ſchönen Natur, beſon dero an dem fleinen Bache, der ſich hier in den Jeniſei ergießt. Den Reiſenden wird ſeine Mühe nicht gereuen , wenn er fich einige Werſte långg dem unebenen Ufer bachaufwärts eine Bahn bricht. Er mag nur hier nicht vergeſſen ſeinen Abſchied zu nehmen von Hainen, Wieſen, von

nicht mehr forthilft, ſo iſt er in dieſen menſchenleeren Gegenden genöthigt, fidh mit Hunden fortzuſchaffen. Dieſe werden , je nach Ilmſtänden , zu vier bis acht vor ein größeres Boot geſpannt. Man bindet ſie hierzu an eine Leine, deren anderes Ende am Mafte oder am Vordertheil des Fahr: zeugs befeſtigt iſt. Ein Fußgänger treibt ſie längs dem Ufer und muß

dem grünen Graſe und von den Blumen . Seine nächſte Promenade macht er vielleicht auf den bei Dudinfa , und was er dort etwa

dabei alle ſeine Gewandtheit anwenden , um die ertravaganten Laſtzieher zu regieren. Dieſe Art zu reiſen iſt ſo außerordentlich langſam , daß man im glüdlichſten Falle vielleicht eine Strede von 20 Werſten zurücklegt, wogegen man bei ungünſtigem Wetter vom Morgen bis zum Abend an ſeinen 5 bis 10 Werſien genug zu thun hat. Hierbei hat natürlich der Reiſende die beſte Gelegenheit , den Weidenſträuchern an der linfen

noch außer fumpfigen Mooren, Moog und Weidenſträuchern finden fónne,

und den Tannen an der rechten Seite des Flufies, den unvergänglichen Gismaſſen , welche die Frühlingeſluth hier und dort am Ujer zurüdgelaſſen ,

Miscellen.

und endlich den zahlreichen Schaaren von Schwanen und wilden Enten, die im Gefühl des heranna henden Unwetters mit ängſtlichem Geſchrei den Feldern entfliehen , gehörige Aufmerkſamfeit zu widmen. Beliebt es einem etwa, auf dem moorigen Ufer eine Promenade zu machen , ſo ent-

Verdienter Sturz. Ein Sdreiben aus Paris in der Liter. Gaz, vom 28 März erwähnt , daß Victor Hugo, der Erpair , fich bei

das zu entdecken iſt mir, während eines Aufenthaltes von drei Monaten an Ort und Stelle , nicht gelungen. (Schluß folgt.)

einigen Wahlen zeigen wollte, aber vom Volf ausgeziſcht wurde. Man

Bären. Menſchenſpuren find ziemlich ſelten , iſt aber die Witterung nicht

verſuchte ihn zum Maire eines Arrondiſſements zu machen , aber ſeine Ernennung wurde am andern Tage wiederrufen. Alerander Dumas, der mit den Kreuzen und Chrenzeichen der ehemaligen Regierung ſo reichlid

gar zu ungünſtig , ſo fann man doch hoffen, nach einer oder nach zwei

verſehen worden war , ſudte fich aus den republifaniſchen Grundfäßen

Tagereiſen zu einem ſogenannten Winterlager zu gelangen, das gewöhns lich von einem deportirten Ruſſen bewohnt wird, gegenwärtig aber öde

ſeiner Jugend ein Verdienſt zu machen. Der intime Freund des Herzogs von Montpenſier, der Penſionair des Herzogo von Orleans, erſchien mit

dedt man überall Spuren von Füchſen, wilden Rennthieren , Wölfen und

fileht, weil die Coloniſten zu dieſer Zeit bei ihren Sommerſtationen Fiſch:

einer rothen Müße auf dem Kopf an einer der noch vorhandenen Barricaden .

fang treiben. leptere beſtehen in dieſen Gegenden theils aus Zelten, theils aug elenden Rauchſluben . Auch ſtößt man zwiſchen Turuchanot und Kureifa hie und da auf ein Borfenzelt, welches entweder von einer armen Tunguſenfamilie bewohnt wird , oder von imbatøfiſchen Ditjafen , oder aber von oberfaraſinſden Samojeden . Außerdem halten fich, im doro-

Allgemeines Geziſch empfing dieſen ſchamloſen Aft von Undanfbarfeit . Ju einer Verſammlung von Künſtlern und Literaten ſuchte Dumas den Prä: ſidentenſtuhl einzunehmen , das allgemeine Geziſch vertrieb ihn aber. Garnier de Caſſaguac, der politiſche Seïde des Arn. Guizot und der Erherausgeber der entſchlafenen poque, erſchien fedt in einem republic

chinſchen Winterlager , 40 Werfte unterhalb Turuchanef, einige verrußte

faniſchen Club, mußte aber, durch ein entehrendes Votumn vertrieben , fide

Jafutenfamilien auf , die nach ihrer eigenen Angabe vor 100 Jahren vom Lenaflufſe hingezogen find.

eilig aus dem Staube machen.

lager, welches Plachina genannt wird und aus drei elenden Hütten beſteht.

Gine Guanomine in England. Das Athenäum vom 25 März entlehnt aus dem Gardener's Chronicle die wichtige Thatſache, daß lager

In der Nähe dieſes Dorfes hatte der Fürſt der tafovſchen Jurafen und

von foſſilen phosphorſauren Salzen , die befruchtendſten aller Dún:

ein großer i heil der fürſtlichen Familie ſeine Sommerzelte aufgeſchlagen,

gerarten , in Surrey lánge dem urtern Nande der Kreideformation

um nad alter Sitte am Jeniſei Fiſchfang zu treiben. In der Abſicht, mich

entdedt wurden .

Ungefähr 365 Werfte unterhalb Turuchanot befindet ſich ein Winter:

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenman n .

Das A u sla n d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. U " 86,

10 April 1848.

Englands Sklavenhandelspolitik .

man follte die Frage , die gegenwärtig einer Committee übers wiejen foy, nicht präjudiciren. Wir werden ſehen was heraus

Das engliſche Syſtem dem Sklavenhandel durch Aufftellung einer Escadre an der afrikaniſchen Küfte ein Ende zu machen , nähert fich ſeinem Enbe, und unzählige Stanbreden über die

kömmt. Der Drang nach Erſparniſſen wird auch in England

Abſcheulichkeiten des Sklavenhandels werben damit gleichfalls zu Ende gehen. Wir find ſo wenig Freunde des Sklavenhandele, alé irgend einer von den Herren, die fich als die Vorfämpfer der Menſchenrechte prahleriſch hinſtellten. Was uns an der

fortdauernd größer. Schon vor 20 Jahren hat das Miniſtes rium ſelbſt das Meſſer anſeßen und eine Menge überflüſfiger Ausgaben wegſchneiben müſſen , eine zweite Periode ähnlicher Art wird fommen, ob aber dießmal die Miniſter ſelbft in ge zwungener Freiwilligfeit den Entſchluß faſſen, oder ob das Par Tament, durch den Drud von außen beſtimmt, Miniſter zuläßt,

ganzenSachevon jeherempörte, war die engliſche Beuchelei, welcheſolche Ausmüdhje,wiedieStlavenhandelépolitikund mandje welche unter philanthropiſchem Denkmantel die herrſchſüchtigſten Es ſollte eine von England auszuübende alges Plane barg . meine Seepolizei aufgeſtellt werden, und wäre dieß vollſtändig

zur Ausführung gekommen , ſo würde man balb gefunden haben, was die Engländer daraus zu machen gewußt hätten. Davor bat Nordamerika bewahrt, und - allerbinge vorerſt in ſeinem Es hat eigenen Intereſſe, - die Freiheit der Meere gerettet.

andere foftſpielige Staatốanſtalten, mit Einemmal wegíneibet, iſt eine andere Frage. England iſt von der europäiſchen Kriſe ergriffen ſo gut wie andere Länder, ſeine ſtärfern ſocialen Einrich tungen haben es bis jeßt noch vor Revolutionen bewahrt, aber die Arbeiterfrage iſt eine eiternde Wunde für England, und man wird bald auf eine veränderte Steuereinrichtung mit einer Ges walt dringen, der die Regierung und dad Parlament nicht mehr

hartnädig bieß Durchſuchungsrecht abgewieſen, und endlich im

widerſtehen fönnen..

3. 1842 im Aſhburtonvertrag fein Recht klar durchgeſeßt. So

gewälzt wird, welche es tragen können, wenn der große Reicha thum anders als bisher beſteuert iſt, dann werden die an Gelb und Einfluß reichen Leute am ſchnellſten auf die gehörigen Ers ſparniſſe bringen. Eine Ausgabe von 1,200,000 Pf. iſt feine Kleinigkeit in einem Budget von höchſtens 22 Midionen, denn der Reſt des Einfommens geht für die Bezahlung von Zinſen der Staatsſchulb auf, fann alſo bei Erſparniſſen nicht in Bes

wie dieß geſchehen war, ſo ratificirte auch Frankreich ben im December 1841 geſchloſſenen Fünfmächtevertrag nicht, und der ganze Plan Englands fiel zu Boden. Seit dieſer Zeit geht die ganze Sklavenhandeldpolitif den Krebsgang ; jeßt trägt dieſe

Politik nichts mehr ein, fte iſt nur noch koſtſpielig. Dieſe Ko ften werden von Hrn . Baillie,

der am 24 März geradezu auf

gänzliche Abſchaffung der Sklavenhandelspolitik antrug, auf 1200,000 Þf. St. des Jahres angeſchlagen. Seit 1807 hat

Wenn dann die Laft auf die Schultern

rechnung fommen .

England etwa 30 MiU. Pf. St. für die Sache ausgegeben, benn

ed hat – aus reiner Menſchenliebe verſteht fich, - an mehrere

Die Entwicklung Nordamerika's.

.

Staaten bedeutende Summen bezahlt, um fte zum Beitritt zu

( Fortſegung .)

den Verträgen über Unterbrückung des Sklavenhandele zu be

Die neuengliſchen Freihandeldmänner von 1820 machten aber bald Recht&um , unb betraten entſchloffen den Weg des

wegen . Der wahre Zweck, eine von allen Nationen anerkannte Seepolizei zu erringen, wurde aber nicht erreicht, unb ift ſeit dem Aſhburtonvertrage völlig unmöglich geworben. 3eßt bringt man auf die Abſchaffung des ganzen Syſtems, unb Baillie's zu

dem Ende gemachter Vorſchlag vereinigte bereits 80 Stimmen .

Schußfyftems, Da8 fte anfange verworfen hatten.

Dieſe Befehs

rung iſt ſehr natürlich , denn alle Bortheile des Monopold waren für fte, alle Nachtheile für ihre lanbeleute in Maffe genommen .' Analyffrt man die von Macgregor entworfene Labelle, ſo findet

Das Miglingen des Plans der Unterbrückung des Gllavens

bandeld iſt ſo offenkundig, daß man es felbft von Regierungs feite faum mehr läugnet, unb el tritt ganz flar hervor, daß der wahre Grund , weßhalb man noch nicht zur Abſchaffung

ſchreiten will, die Scham ift, vor der Welt das Bekenntniß ab zulegen, daß man 30 Jahre einem Schattenbild nachjagte und unter philanthropiſchen Bormanden berrſcſüchtige Plane vers

folgte, die man endlich nicht durchſeßen fonnte. Der Baupt. grund, den man gegen Baillie's Vorſchlag geltend machte, war,

1 Das iſt wohl eine zu engherzige Auffaſſung der Sache, wo das Schulſyſtem nur den unmittelbar betheiligten Fabrikanten Vortheil bringen joll. Die Pflanger des Südens hatten ſich anfangs ſehr entſchieden gegen das Schußſyſtem erflärt, als aber England Anſtalt machte durch Beförde: rung des Baumwollenbaues in Indien und andern Deſigungen ſich von den Amerifanern unabhängig machen zu wollen , da erkannten ſie, daß es vor theilhafter ſey, die Baumwolle im eigenen Land verarbeiten zu laſſen , und ro des Abſaßet gewiß zu ſeyn. Wir wollen hier keine Apologie del Sduge ſyſtems ſchreiben , ſondern nur auf den Unſinn aufmerkſam machen, cona crete Fälle ohne weiteres nach allgemeinen Principien zu beurtheilen . A. 0. R.

woo

342

man, daß die ſeche Staaten Neuenglanbe, welche einen Achttheil der Geſammtbevölkerung ausmachen, zwei Drittheile der Baumwollenzeuge, drei Fünftel der Wollzeuge, faft die Hälfte aller Lederarbeiten u. f. w. erzeugen. Maſſachuſette allein bes figt den ſechéten Theil des Manufacturcapitals der ganzen Nas tion . Die 18 Millionen , welche die Bevölkerung der andern Staaten bilden, zahlen ohne weiteres an die Yanfees, ihre Brüs Der, einen ſcandalöſen Tribut. Wir werden weiter unten zeigen ,

gerade gegen den Strom ihrer eigenen Ideen, und wenn fte unterliegen, ſo geſchieht es darum, weil fte verſucht haben in einem ſchlimmen Element zu leben , das nicht das ihrige iſt. So lange freilich ber amerikaniſche Landmann fich herbeiläßt,

ſeine magere Koft

und das Futter ſeiner Thiere mit übermäßig

belaſtetem Salz zu würzen , ſeinen Boden mit ſchwer beſteuertem Giſen zu bauen, ſeine Frau und ſeine Töchter in vertheuerte Calicote zu fleiden, ſo lange er fich herbeiläßt, dieſe ſchweren

wie und bis zu welchem Grade die Neuengländer die ihnen an-

Laſten zu tragen, nicht zu einem patriotiſchen Zwed, nicht in

gebotenen angeblichen Vortheile benüßten. Indeß lief bie Sache nicht ohne Widerſprüche ab. Von 1828 bis 1832 war bie amerikaniſche Union auf dem Punkt fich zu ſpalten , nnd wir glauben, daß nie dieſe Spaltung näher ſtand. Es war dieß die Zeit der großen Bewegung, an deren , und ſelbſtdaßVirSpiße ginien Südcarolina bald nach fichftand, zog. und Es welcheGeorgien iſt nicht zu verwundern, die Pflanzer im Süden mitten unter ihren verfallenden Wohnungen,

der ftolzen Hoffnung ſeine Fahne auf den Zinnen von Merico aufzupflanzen , oder den hochmüthigen Engländer" zu bemüthis

ihren erſchöpften Ländereien, ihren hinflechenden Käfen und der furchtbaren Concurrenz der jungen und fruchtbaren Diſtricte von Louiſiana und Mifftfippi fich durch ein Syſtem bedrängt fühlten, das den Umfreie ihres Abſage8 beſchränkte und die Erzeugungsfoften ſteigerte. Die Proteftation gegen das Schußſyſtem fiel

aber zu Boden, weil fte von einer zweiten Proteſtation , der zu Gunſten der Sklaverei, begleitet war. Dennoch blieb fte nicht ganz ohne Folgen, denn fte führte unter den verſchiedenen Abs

gen, ſondern um der Bewunderung der Welt die hypothetiſche Schönheit der „ feuſchen Arbeiterinnen bon Lowell" zu zeigen

und einige Speculanten zu bereichern , ſo lange werden die Whigs die Freude einer übel erworbenen Popularität genießen .

bic

Der

Tag wird kommen, wo dieſe Juuſtonen verſchwinden vor der mit leidloſen Beredſamfeit der Thatſachen , und wenn die Whige fich

nicht beeilen, ihre Stellung in den Reihen der Handelsfreiheit zu nehmer, ſo werben fie genöthigt ſeyn , bie Macht in die Hände ihrer Gegner zu legen. Man hat ſich nichtsbeſtoweniger, um das in den Vereinigten Staaten angenommene Schußfoſtem zu bertheidigen, auf Oründe und Rücfichten geſtüßt, welche von allen , die nicht bloß die eine Seite der Frage betrachten , ſondern beide Theile hören wollen , die genaueſte Unterſuchung verbienen. So hat man be

theilungen der Nationalrepräſentation ein Compromiß herbei, welches Clay in einer Bill formulirte, die alle Erzeugniſſe, welche Amerifa nicht ſelbſt erzeugt, von allen Zöllen befreien ſollte. Dieſe Bill that alſo der in ihren Vorrechten bedrohten Induſtrie keinen Eintrag, dennoch wurde ſie im J. 1842 rerworfen , eben ſo im 3. 1844, und was die illuſoriſchen Modificationen des Jahred 1846 betrifft, ſo verdienen fte nicht, daß man fich dabei aufs

hauptet, das Scusſyftem verzögere allerbinge den Aufſchwung Des Nationalreichthume, und leite Den Gang dieſes Reichthums

halte, denn man würde fich der Mitſchuld an einer financiellen Speculation dulbig machen . Indeß ſind die Quellen der Wohlfahrt Amerika's ſo reichlich und unerſchöpflich , daß die Handels

hier die ganze Frage, nämlich die Vertheiluug der Bevölkerung

maaßregeln der Regierung den Aufſchwung nicht weſentlich hindern können , und der ungehemmte Flug des menſchlichen Geiſtes, der ausdauernde und doch energiſche Charakter des Volfe machen alle dieſe Schranfen zu einer leicht zu beftegenden und im Ganzen unbedeutenden Schwierigkeit. So zufriedenſtellenb aber auch die Ausſichten für die Zu-

von ſeinem natürlichen Laufe ab, aber die Geſellſchaft beftebe

am Ende doch durch einen Auftauch von Dienſtleiſtungen und eine Aufopferung der Einzelnen für das Ganze , und ſo müſſe

man fich zum Vortheil der dauernden Intereſſen der Nation Laſten und Beſchränkungen auferlegen . Ein Punft beherriche über das ganze Gebiet der Republik. Dieſe Zerſtreuung der ge ſellſchaftlichen Glemente iſt aber die erſte Urſache der Schwäche Amerifa's, und die Tendenz der acerbauenden Claſſen geht ges rade bahin, fich auszubreiten , die Bande Der Genoſſenſchaften zu lodern, zu verhindern daß die Menſchen fich nicht in großen

Städten ſammeln, fich für das politiſche Leben bilden, und ſos mit leuchtende und thätige Mittelpunkte ausmachen , von wo Civili ſation und Reichthum nach allen Seiten hin ausſtrahlen .

Die

funft Amerika'8 ſeyn mögen, ſo kann man doch nicht berkennen , daß der wirkliche Verluſt, den dag beſchränkenbe Syſtem bem Ganzen auferlegt, hinreicht, um Modificationen im Larif brins gent nöthig zu machen . Ungeheure Summen werben jährlich aufgewendet , um die Nordgränze auf einer Strede von 1200

wahrhaft große und weiſe Politik beſteht gerade darin, der Uns

(engl.) Meilen gegen das Eindringen der Waaren von Canada

und gewiſſermaßen Bivouaks von Pionieren und Emigranten waren , geſeßlich ſchwächt. ? Wir find, wie man fteht , ſehr

her zu ſchüßen.

Von beſonderer Bedeutung iſt der Stoß, den

ordnung erzeugenden, centrifugalen Bewegung entgegenzuarbeiten, indem man Diſtricte begünſtigt, die den Eckſtein der Verfaſſung des Landes bilden fönnen , und den Einfluß der Regionen des Weſten, welche bis jeßt nur Carawanſeraie von Agerbauern

dieß Syſtem den politiſchen Einrichtungen Amerika's verſeßt hat.

Die Whige repräſentiren factiſch die erhaltende Partei in den

1 Der Herr Engländer ſollte in dieſer Beziehung doch etwas mehr vor eigener Thüre febren, denn die Roft und das Auskommen amerifani:

Vereinigten Staaten. Es ift dieß der mächtige Damm, welchen

ſcher Arbeiter ſteben, anerkanntermaßeu, bedeutend höher als die der

die Verfaſſung des Landes gegen dag ungeſtüme Anbringen der Volf&wogen ſchüßt, und der Fluth der Demokratie einen regelmäßigen Verlauf anweist. Aber die unglüdliche Verbins

engliſchen .

bung der Whige mit dem Monopol hat dieſe zu Feinden

der leidenden Klaſſen gemacht, deren Schweiß den Reichthum der großen Induſtriellen nährt.

Daburch haben fte bie Sympathien

derer verſcherzt, die durch Gemeinſchaftlichkeit des Zwede und ber Meinungen ihre natürlichen Verbündeten hätten ſeyn ſollen .

4. 8. N.

Ueberall Tebeu die Midasohren heraus.

? Urtheilt ør. Macgregor hier nicht allzu doctrinär ? Man hat in engliſchen Colonien , namentlich in Auſtralien , ähnliches verſucht, hat große Mittelpunkte bilden wollen , und es iſt im weſentlichen troß der wichtigen Stadt Sydney die freilich durch Zwang zuſammengehalten wurde – miß lungen . Man hat auf die griechiſchen Colonien hingewieſen, die ſich in

feſte Städte zuſammengezogen und das geſellſchaftliche politiſche Leben der Mutterſtädte fortgeſeßt und ausgebildet hätten.

Dieſe antiquariſche Res

minisceng ift übel angebracht, denn fie paßt nicht; die griechiſchen Colonien wurden in Ländern gegründet, wo ſie auf mächtige, feindſelige Völfer ftie Ben, und inußten ſich deßhalb axeinander drängen.

Sie die Männer des weiſen und geregelten Fortſchritto ſchreiten

Die neuen Golonien.

343 weit von den Lehren des berühmten Jefferſon entfernt, der mit

ausgeſtattet mit einer außerordentlich üppigen Baum- und Pflanzen:

furcht und Schmerz den raſchen , faſt fabelhaften Aufbau der amerifaniſchen Städte betrachtete.

vegetation. Man fann das Land hinſichtlich des Klima's in drei ziems

Wenn man den Gang der Bevölferung in den fünf ur ſprünglichen Staaten Neuenglandé, Connecticut, Maſſachuſetts, Vermont, Rhodeisland und Newhampſhire, welche unter den Manus facturdiſtricten allein genannt zu werden verdienen und daruin die dem Schubiyſtem zugeſchriebenen Wirkungen, eine fortdauernde Anhäufung der Einwohner, vorzugsweiſe fühlen ſollten , näher unterſucht, ſo finden wir folgende Zahlen . 1830

1840

610,408 737,699 Maſſachuſetts 944,930 985,367 Die übrigen Staaten Sieraus folgt, daß, wenn der Staat Maſſachuſetts eine augen fcheinliche, wenn auch nicht ſehr bedeutende Entwidlung gewann , die Bevölkerung der andern Manufacturdiſtricte von 1830 bis 1840 unter der Herrſchaft eine übermäßigen Tarife in einem

lich gleiche Theile eintheilen , und die bießmaligen Beobachtungen be: ſchränken fich auf das Land zwiſchen dem Kali oder Ghagra und dem

Dunori, ſo daß Nepal, Butan und Sifim eingeſchloſſen find. In dieſem Reiche ſind 10 Hauptſtamme von Ureinwohnern, welche ſämmtlich Dias lefte ſprechen, die faum mit den indiſchen Prakrito a1 gemiſcht find. Sie bewohnen die mittlern und geinäßigten Theile der Berge in einer Höhe

von 7—10,000 Fuß . Ihr Klima iſt geſund und nicht unmäßig heiß, aber die Temperatur iſt ſehr wechſelnd und die überflüſſige Feuchtigkeit

erzeugt eine üppige Vegetation. Dieſe Stämme find alle tibetaniſchen Urſprunge, wie ihre Sprachen , Olaubensanſichten, Gewohnheiten, Sitten und phyſiſchen Eigenthümlichfeiten beweiſen. Ihre Legenden weiſen auf einen Zug über die Himalayas, der etwa vor 1300 Jahren ſtattgefunden

haben mag , jedenfalls ehe der Buddhismus Indiens nach Tibet fam , was im 7ten oder Sten Jahrhundert geſchah. Die bergige Beſchaffen : heit des Landes welche den freien Verkehr hinderten , hat die Dialekte vermehrt. Das Volt iſt nicht nomadiſch, ſondern baut den Boden.

Die şiße und Feuchtigfeit der Eishimalayas iſt größer als die von minder raſchen Verhältniſſe, als die Grafſchaften Englands wudh8.4 Unterſuchen wir nun die auf die Ausfuhr bezüglichen Zahlen ,

ſo fommen wir auf ganz analoge Schlüſſe. Vergleicht man die Jabre 1822 und 1842, ſo finden wir, daß Maſſachuſett8 im erſten Jahre für 4 Millionen Dollars und im Jahre 1842 für

Tibet, die Bewohner find fleiner , minder musculós und von dunklerer Farbe , aber dieſe Unterſchiede find keineswego weſentlich, ein Beweis,

daß die großen Verſchiedenheiten von Klima und Gewohnheiten während mehr als 1000 Jahren die weſentlichen und unterſcheidenden Zeichen des Stammes nicht vermiſcht haben.

6,700,000 D. ausführte ; bie andern Staaten zeigen im 3. 1822 anderthalb Millionen Dollars,1 im F. 1842 nur 1,400,000, ihr Kandel iſt alſo in der ganzen Epoche, die man für das goldene

Zeitalter der amerikaniſchen Induſtrie hält, ſtehen geblieben. ?

Chronik der Reiſen . Caftrens Meiſe in Sibirien. (Schluß.)

Maſſachuſetts allein iſt fortgeſchritten, und wenn wir zugeben

Am 16 November ſtellten fich in Dudinka einige Dolganen mit ihren

wollen , daß bieß Schußſyſtem ben Aufſchwung der Baumwollens manufacturen dieſes Landes beſchleunigt hat, ſo werden wir der

Rennthieren ein, um mich laut Verabredung nach Tolſtoi Nos zu führen. Einer von ihnen bekannte fick zur chriſtlichen Lehre und überraſchte mich

energiſchen und intelligenten Bevölkerung nicht die Beleidigung

dadurch auf das höchſte, daß er bei der Abreiſe vor dem Bilde der Mut:

anthun , bie wahre Quelle ihrer Wohlfahrt in dem Iribut zu

ter Gottes fich auf die Knie warf und für mein Wohlergehen ein langes

ſuchen , den fte von der Einfalt nnd den Vorurtheilen ihrer

Gebet herſagte. Darauf padte man mich in einen ſogenannten Balof ein, d. h. einen mit Nennthierfellen bedecten Schlitten , welcher der äußeren Form nach einem länglichen Kaſten glich. Um 10 Uhr des Morgens reisten wir von Dudinfa ab und als ich nach einer Fahrt von 60 Werſten durch die enge Seitenöffnung aus dem Kaſten herausfroch , fråhte der Hahn zum leßtenmale in Samylowa. Dieſes Winterlager beſtand,I ſo wie die meiſten anderen unterhalb Dudinfa , nur aus einem einzigen kleinen Hauſe, welches, wie man ſagte, einem jeniſeiſchen Kaufmann zu :

Mitbürger erhebt . (Fortſeßung folgt . )

Ueber die Ureinwohner der Subhimalayas . In der Sißung der aflatiſchen Geſellſchaft am 4 März lag der Secretar eine Mittheilung des Hrn. B. $. Hodgſong (wahrſcheinlich des ehemaligen Reſidenten in Nepal) über den Süden von Tibet , der fich von Gilgit bis Brahma Reneid in einer durchſchnittlichen Breite von 90 Meilen ausdehnt. Die Berge ſind ſehr fteil, von zahlreichen Schluch ten durchſchnitten, von unzähligen Quellen und Flüſſen bewäſſert, und namentlich in Nordamerifa, hatten feine ſehr mächtige Feinde, fie be gannen bald den Boden zu bauen und zerſtreuten fich alſo. Das iſt eine ſehr natürliche, durch künſtliche Mittel gar nicht zu hindernde Folge . Der Engländer iſt auf den amerifaniſchen Weſten nicht gut zu ſprechen, weil dieſer am ſchroffſten gegen England und die alte europäiſche Bildung auf tritt, aber auch hier folgte die Coloniſation einem natürlichen Geſet : man

gehörte, gegenwärtig aber von einem ftebzigjährigen Weibe und einem Manne bewohnt war, der fich bei meinem Gintritte in die Stube mir zu Füßen warf und in den demüthigſten Redensarten mich um Entſchul digung bat , daß er , ob zwar Ruſſe , hinter der Tundra geboren ſey. Dieſes ſchien in meinen Augen eher ein Verdienſt zu ſeyn, weshalb ich ihn mit einem Schnaps bewirthete und ihn dann alles erzählen ließ, wað er von den Sitten und der Lebensart in ſeinem Geburtsorte Cha

tanga zu ſagen wußte. Während ſeiner Erzählungen füllte ſich die Stube mit farafinſchen Samojeden, welche durch die Dolganen von meiner Meiſe unterrichtet worden waren und bereito eine Zeitlang auf meine Ankunft

jog nach dem großen Strom im Weſten, fiedelte ſich an ſeinem und ſeiner

gewartet hatten, um'mir „ ihre Sorgen “ mitzutheilen, wie der anweſende

Zufluffe Ufern an, und ließ die unfruchtbaren Striche der zwiſchen dem

Fürſt fich äußerte. Nachdem fie fica Erlaubniß erbeten hatten auf der Diele fißen und ihre Pfeife rauchen zu dürfen , begannen die Samojeden

Miffifippi und dem atlantiſchen Ufer liegenden Alleghannies zum Theil öde. Dieſe Räume fönnen ſich nur nach und nachfüllen und die amerifaniſche

Regierung arbeitet ſelbſt daran, indem ſie die noch unbefepten , unfrucht: bareren Bäudereien zu einem mit den Jahren finfenden Preis zu verkaufen vorſchlägt.

gedroht habe alle jeniſeiſchen Samojeden zu den Goldwaſchereien zu ſchicken ,

A. D. R.

um durd Arbeit ihre vieljährigen Mehlſchulden an die Krone abzudienen.

1 Post hoc, ergo propter hoc !Das ſchwache Wachethum dieſer Staas ten , ſo wie der Drang nach Manufacturbeſchäftigung haben ihren Grund in dem einfachen Umſtand, daß der Boden unfruchtbar, das Klima kalt ift, und der Menſch alſo auf andere Weiſe als durch Aderbau ſeinen un terhalt fuchen muß : die einen gehen in die Fabrifen, die andern wandern

nach Weften und ſuchen wärmere Länder und beſſern Boden.

fich über einen Magazinverwalter zu Tolſtoi Nos zu beſchweren , der

A. D.R.

2 Abermals ein Fehlſchluß; unter der Ausfuhr iſt doch wohl nur der

Abfar nad fremden Ländern zu verſtehen ; um was aber der Abfaß nach dem innern lande ftieg, iſt nicht geſagt, und das ift wohl die Hauptſache. A. 8. R.

Ueberzeugt, daß die Sklaverei und die were Arbeit an den Wäſchereien

ihnen den Tod bringen würden, hatten die vorgedachten Samojeden nach ihrer Verſicherung beſchloſſen, „ lieber einander gegenſeitig zu tödten, um wenigſtens in der Erde ihrer Våter ruhen zu können .“ Dieſen grauſamen Befohluß behaupteten die wilden Männer ſogleich ausführen zu wollen,

falls fte von mir völlige Gewißheit erhielten , daß die Drohungen des 1 Hier im Sinn von Boltsdialetten, die fich aus dem reinen Sanskrit bildeten. A. 0. R.

344 Koſaken fich auf Befehle der Obrigkeit gründeten. Zwar fonnte ich nicht die Wahrheit der angeblichen Ausſage des Magazinverwalters vollfommen

beftreiten , doch gelang es mir durch gute Worte und Branntwein die Gemüther der Samojeden zu beruhigen , ſo daß fie fich nicht nur die

beabſichtigte Sohládterei aus dem Sinne ſchlugen , ſondern mir ſogar einige Steinfüchſe als Beweis ihrer Zufriedenheit mit der hohen Obrigs teit verehrten.

froh von der ſamojediſchen Mordgeſchichte ſo glüdlich abgefommen zu ſeyn, reßte ich am Morgen meine Reiſe fort, ohne während der ganzen

vergangenen Nacht irgend Ruhe genoffen zu haben. Das Unbehagen in dem engen und dunklen Kaften wie eine Leiche geführt zu werden, bewog

mich nun in einem Fuhrmanneſglitten Plaß zu nehmen ; dieſe Verwegen heit mußte ich aber bald genug mit dem Erfrieren der Füße , Finger und einzelner Theile des Angefichtes búßen. Als dieſes im folgenden Winterlager entdect ward, hielt ich es für gerathener in mein Gefängniß zurückzufehren, wo ich dann den übrigen Theil des Tages eingeſchloſſen lag. Durchgefroren langte ich ſpät des Abends in dem Winterlager Sel: jafina an, welches aus drei elenden Hütten beſtand. In einer derſelben

wohnte ein junges Frauenzimmer, welches durch ihre feine, wiewohl etwas abgenußte Kleidung und ihr vornehmed Betragen meine Aufmerkſamfeit erregte. Raum hatte ich den Hauswirth über ihren Stand befragt, als

fie fich mir zu Füßen warf und um gnädige Erhörung ihrer Bitten flehte. Hierauf folgte ein weitläufiges, von Seufzern und Thränen be gleitete8 Sündenbekenntniß, das die traurige Widerlegung einer gewiſſen

go

Winterlagers auf , wo wir auch unſere Steuern entrichten . Uebrigens theilen wir uns in drei Geſchlechter oder ſogenannte Drdy ab : die Chan tajſche (Samatu), Karafinſde (Mungandji oder Mogadji) und die der Stabt untergeordnete oder Bodgorodnaja (Bari ). • Von dieſen Geſchlecha tern beſuchen bloß die farafinſchen Samojeden in größerer Zahl die Tundren an der Piafina. Das ganze Baigeſdhlecht und ein großer Theil der chantajſchen Samojeden beſtehen aus Fiſchern, welche ſowohl den Winter ald Sommer über am Jeniſei fich aufhalten .“ Nach dieſer Relation begann der Fürſt mir die in der Stube anweſenden reichſten und ans geſehenften Männer vorzuſtellen, und bat zuleßt um einen Sonape für fich und ſeine Freunde. 3d ließ aus dem Schlitten einen Branntwein: frug holen , allein bei der ſtrengen Kälte hatte fich der Branntwein in Gis verwandelt. Man ftellte den Krug in den Ofen , dieſer war aber ſchon ſo abgefühlt , daß der Branntwein nicht aufthaute. Mein Vor: ſchlag, das Geſchirr in faltes Waffer zu ſenfen , wurde aus Furcht vor

möglicher Vermiſchung verworfen ; dagegen verfiel einer der Samojeden auf den ſeiner Meinung nach Flügeren Rath , den eisfalten Krug auf ſeinem bloßen, glatten, von Fett glänzenden Bauche zu rollen, was in der That zur Folge hatte, daß der Branntwein ſich ausleeren ließ ; dar

über erhoben ſämmtliche Samojeden ein Freudengeſchrei und baten mid, meinen Freunden zu Hauſe zu erzählen, daß ein ſamojediſder Ofen den Ruſſiſchen doch weit übertreffe – ein Auftrag , den ich hiemit glaube erfüllt zu haben.

Nachdem ich die Samojeden mit Branntwein bewirthet hatte, ſepte

Philoſophie der Ghe enthielt. Dieſe Philoſophie hatte zwar anfänglich

ich meine Reiſe wieder fort und erreichte noch denſelben Tag das berüch

unſere junge Sünderin aus einer armen Sklavin zu einer vornehmen

tigte Winterlager Tolſtoj Nos, das zwiſchen 71 und 720 nördlicher Breite belegen ſeyn dürfte. Das gedachte Winterlager beſteht aus vier Häuſern,

Dame erhoben, ſpäter aber fie in ſo tiefes Glend geſtürzt, daß fie jeßt

nothgedrungen war, knieend um eine Gabe zu flehen, ihr junges Leben

das eine elender als das andere und gegenwärtig alle faſt ganz in Mafien

gegen die froſtigen Winde des Eismeeres zu ſchüßen. 3ch opferte der Unglüdlichen, was ich vermochte, und verſpruch mein Möglichſtes zu thun, um eine Milderung in ihrem beflagenowerthen Schidſale zu bewirfen.

von Schnee begraben. Die Wohnfluben find ſo ſchlecht, daß das Waſſer bald an den Wänden herabträufelt, bald wiederum in eine Art Reif fica

Von Seljafina reiste ich noch denſelben Abend ab und erreichte gegen

Morgen das Winterlager Raſatefoje. Nachdem Thee, Frühſtüc und ein wärmendes Feuer angeordnet waren, ließ ich an die triefende Wand einige Rennthierhäute nageln, in der Abſicht meinen durch Froſt, Hunger und

verwandelt. Ein ſcharfer Wind bläst durch die Wandrißen und die mor: ſche Diele herein .

Bei der Heizung, die in der Nacht ſtattfindet, läuft

man Gefahr von Naud und von den durch die Thür hereinſtrömenden falten Dunſten erſtickt zu werden. Die ſonſt fühlen Gisfenſter gereichen

mir hier nicht zur Beſchwerde; denn da es auf jeden Fall unmöglich iſt

Nachtwachen ermüdeten Gliedern einige Stunden lang Ruhe und Erquidung

bei Tageslicht zu arbeiten, ſo habe ich alle Fenſter auf der innern Seite

zu verſchaffen. Allein faum hatte ich die Augen zugeſchloſſen, als zwei vorlaute Samojeden in die Stube hereintraten und durch einen ganz eigen

mit hölzernen Laden vermachen laſſen . So lebe ich nun in meiner engen

thümlichen Handel mich fortev. Gin jeder von ihnen hatte einen Sohn

Stube von ewiger Finſterniß umgeben und bringe nade altfinniſcher Sitte den größeren Theil des Tages neben dem erwärmenden Ofenherde zu.

und eine Tochter, alle beinahe erwachſen , mit Ausnahme des einen der

In Bezug auf die jeßt herrſchende Finſterniß muß ich hinzufügen ,

Mädchen , welches faum erſt das fünfte Jahr vollendet hatte. Nun wünſchten die Gltern ihre Söhne durch freundſchaftlichen Tauſch mit Frauen zu verſehen ; da der Vater des erwachſenen Mädchend aber natürs lich auf eine Zugabe von Seiten des Vaters des minderjährigen Mädchens Anſprüche machte, ſo entſtand hierauß ein langwieriger und hartnädiger Streit zwiſchen den beiden Parteien. Nach vielem Dingen fam man end: lich überein, daß der Vater des fünfjährigen Kindes die reiferen Verdienſte des älteren Mädchens mit zehn Rennthieren erſeßen ſollte. Nachdem dieſer Tauſchandel abgeſchloſſen war, reiste ich von Raſatofoje ab und fand in dem zunäditfolgenden Winterlager wieder die Stuben mit jeniſeiſchen Samojeden angefüllt. „ Was hat denn dieſe ſamojediſche Völferwanderung zu bedeuten ?“ fragte ich den Mann mit der rothſchim

daß die Sonne bereits in der Mitte des Novembermonato verídwand und

mernden fürſtlichen Uniform , und er erwiderte : „ Wir haben den ganzen

Sommer über draußen auf den Tundern gelegen, gefiſcht, wilde Renn thiere, Stein- und andere Füchſe u. f. w. gefangen. Als nun der Winter eingetreten , können wir die ſcharfe Rålte an der Meeresfüſte nicht aus halten, ſondern werden in den Wald gejagt , der und wenigſtens gegen

den Sturm Souß gewährt. Unſere Sommerzelte“ , fuhr der fürſlliche Mann fort, „ſchlagen wir auf den pjafiníchen Tundren am Flufie Tura 1

auf ; zur Zeit des Winters aber halten wir uns in der Gegend des Luſina:

ſeit der Zeit fich nur durch eine ſchwache Róthe am Horizonte zu erfen : nen gegeben hat. Dagegen hat man ſelbſt zur Mittagszeit den Mond

mit blaſſem und düſterem Antliße über das Firmament vorſchreiten ger ſehen. Die Tundren ſind im Verlaufe des Tages gewöhnlich in grauem

Nebel gehüllt geweſen , bei dem Einbruche des Abends pflegen aber die Nebel gewöhnlich zu verſchwinden , worauf der Mond, die Sterne und das fladernde Mondlicht einen Glanz verbreiten , der fidh mit wunder: .

barer Zauberfraft über die weiten Schneefelder ergießt. In der That iſt es eigentlich die Nacht, welche den armen Nordländern licht gewährt ;

denn das ſogenannte Tageslicht iſt wenigſtens in Tolſtoj Nos von einer ſo myſtiſchen Beſchaffenheit, daß ich bei der Betrachtung desſelben ſtets an die Prophezeihung von dem jüngften Gerichte erinnert werde. Hiermit beſchließe ich dieſen Bericht, der wegen ſeines mageren

Inhaltes darin eine Entſchuldigung finden dürfte, daß er zu Tolſtoj Nos unweit der Ufer des Giomeereg niedergeſdrieben worden. Die Inſel Portorico ſcheint mit ihrem Wohlſtand im Nüd : ſchritt begriffen zu ſeyn. Ein Bericht über fie in engliſchen Blättern

(Shipp. Gaz. 30 Marz) gibt Einfuhr und Ausfuhr als in den leßten Jahren geſunken an.

1 Außer den jeniſeiſchen Samojeden hält ſich ein Geſchlecht des Lawgyftammes an demſelben in die Pjafina mündenden Fluſſe auf. Zwei andere Lawgngeſchlechter hauſen an der Vjaſina ſelbſt , und an der Laimura nicht weniger denn fünf Ges

1 Wie dieſe Benennungen felbſt andeuten , find die jeniſeiſchen Samojeden ehemals weit ſudlicher als iebt ausgedehnt geweſen. Noch vor einigen Jabrzehns ten überwinterten fie an der Ohaniajka und entrichteten ihre Steuer in dieſem

ſchlechter desſelben Stammes.

Winterlager .

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Verantw ortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N." 87. 11 April 1848 .

Einige Sitten der Fidſchi - Inſulaner. 1 Die Art wie das Volf der Fidſchi - Gruppe ſeine Zeiteinthei lung madt, fteht mit der Natur ihres Klima im Einklang.

Sie

ftehen gewöhnlich fehr früh auf, und ehe ſie an die Arbeit geben waſchen fie fich und trinken Ava. Bei den Häuptlingen iſt das Leştere an einigen Orten mit großen Förmlichkeiten begleitet, wovon wir früber ſchon ein Beiſpiel anführten. Dann gehen fie an die Arbeit, mas bie zehn oder eilf Uhr bauert, worauf fie nach

Haus zurüchehren , fich baben und mit Kofoenußöl einreiben . Wenn dieß geſchehen , nehmen fte eine leichte Mahlzeit ein.

AAmn | ſächlich ihr Nationalſtolz

Nachmittag ſchlafen oder faullenzen fie, und die höhern Claſjen pußen ſich, was einen großen Theil ihrer Zeit in Anſpruch nimmt. Wenn dieß vorüber , gehen ſte nach dem Mbure, machen Beſuche oder lungern herum und gaffen ( ſara ſara ). Abende nehmen fte die Hauptmahlzeit ein ( vakaft ya levu), auf welche ſie viele Zeit verwenden.

Das Geſicht wird jeden Tag bemalt .

Man

benüßt ein Gemiſch aus dem Del der Maifeta und dem Ruß der Laubi - Nuß, um dasſelbe zu dwärzen . Und fann dieß durch eine zinnoberrothe Naſe, einige zerſtreute Punkte von derſelben Farbe im Geſicht oder einem breiten quer über das ganze Geſicht gebenden Streifen noch mehr herausgehoben werden , dann halten fte fich für unübertrefflich ſchön und fönnen ganze Stunden lang unbeweglich vor einem Sechefreuzerſpiegel figen , um fich zu bes wundern .

Opfern ihrer Cannibalen - Schmäuſe abgenommen ; andere endlid ; Schnüre von cypraea moneta und manchmal von der großen Venusmuſchel. Auch Armbänder werden getragen, zu welchem Zwed man die Trochus- Muſchel aushöhlt. Die Art und Weiſe wie der Haarpfriemen getragen wird, zeigt den Rang an . Niemand als der König trägt ihn vornen. Die an Rang ihm zunächft kommenden tragen ihn etwas auf der Seite, während die niederen Claſſen ihn, wie die Schreiber ihre Febern, hinter dem Dhr Sie haben eine ſehr hohe Meinung von ihrem ſteden haben. Geſchmad im Anzug, und man kann ſagen , daß barin haupt

Der Turban ober Sala und der Maro find die aus

zeichnenden Merkmale der Hauptlinge . Die Erſtern find ſehr groß mit weiten Falten ; bie Länge deß legtern richtet fich nach dem Range der Perſon die ihn trägt . Der Sala beſteht aus feiner Sapa , dem Laffet ähnlich, unb ein bis zwölfmal um den Kopf gewunden . Der Maro ober Siavo , welcher zum volftans digen Anzug des Häuptlinge gehört , iſt manchmal fünfzig Varbs lang und bei feierlichen Gelegenheiten ſah ich welche, die ſo lang waren , daß fie von einem Schleppträger nachgetragen wers den mußten .

Die Häuptlinge tragen auch zuweilen einen Pareu, gleich Dem der Samoaner und Longeſen . Mächtige Häuptlinge tragen eine einzelne Muſchel der cypraea aurora und ein Stück von einem großen rotten Spondylus als Verzierung um den Hals . Beide Zierben werben hochgeſchäßt, und erben vom Vater auf den Sohn fort. Einige tragen auch ein Haleband von Wallfiſch zähnen, die wie Klauen geformt find; andere wieder Perlen

ſchnüre , einige auch Menſchenzähne, die fte den unglücklichen 1 Aus der Erzählung von Charles Wilfes , Commandanten der Vers

einigten Staaten -Grpedition nach der demnächſt im 3. G. Cotta’ſchen Ver lage erſcheinenden Ueberſebung.

befteht. Die Weiber dürfen keine Lapa tragen, 1 und ihre Kleidung iſt leicht und knapp. Sie beſteht bloß aus dem Liku, einer Art

Band, das, wie bereits erwähnt, aus der Rinde des Vau oder hibiscus gemacht wird. Vor der Verbeurathung wirb ber lifu kurz getragen, allein nach der Geburt des erſten Kindes muß er länger gemacht werden. Nur die Weiber tätowiren fich und zwar bloß an den Theilen, welche von dem liku bedeckt werden. Die Weiber glauben, Daß die Tätowirung ein Paß für die andere Welt ſey, wo dieſelbe bewirke, daß fie nicht von ihrem eigenen Geſchlecht verfolgt werden könnten, von dem ihnen eine Anzahl

auf Befehl der Götter entgegenkomme, und fte, wenn fte nicht tätowirt wären, mit ſcharfen Muſcheln bewaffnet unaufhörlich durch die untern Regionen jage. Dieſer Aberglaube iſt ſo ſtark, daß wenn Mäbchen fterben , bevor fte tätowirt worben, ihre Freunde fte bemalen, daß es wie eine Tätowirung ausſteht, um

den Prieſter zu täuſchen und dem Zorn der Götter zu entgeben . Außer den vom Lifu bebecten Theilen werben manchmal bie

Winkel oder der ganze Rand des Mundes tätowirt, was angeba lich geſchieht um Runzeln zu verhindern . Das Fidſchi-Wort für Lätowiren ift ngia .

Es geſchieht nur von Weibern , welche bazu

ein Werfzeug gebrauchen , bas bati ni ngia genannt wird. Man taucht dasſelbe in ein Gemeng von Laubinuß- Ruß und Del, und ſchlägt es dann mittelft eines Suderrohres in den Körper ein, Die gemeinen Weiber werden im Alter der Mannbarkeit (im vierzehnten Jahr) tätowirt. Weiber von Rang aber oft dann erſt,

wenn ſte ihr erſtes Kind geboren haben. Nach der Tätowirung find fte für einige Zeit tabu. --

1 Dieſes Verbot ſcheint in der Eiferſucht ihres eigenen Geſchlechte ſeinen Grund zu haben , das jede hart ſtraft, welche dasſelbe übertritt. 418 . ein Beiſpiel hiefür zeigte mir Whippy ein altes Weib aus levufa, der es . einſt in den Sinn fam, ein kleines Stück Tapa auf dem Kopf zu tragen , mit dem ſie ſich in dem Dorf zeigte, worauf die übrigen Weiber über fie berfieleu, und ihr, nachdem ſie ſie faſt todt geprügelt hatten, die Naſe ab biſſen und ſo ein Denkmal ihrer eigenen Eitelkeit und der Wildheit des ſchönen Geſchlechts im Fidſdilande fepten.

3.16

Beide Geſdylechter haben die Dhrläppchen Durchbohrt ; die Weiber nur auf einem Ohr, die Männer auf beiden . Um die Löcher offen zu halten , werden Taparollen, Holz- oder Muſchel

sooon

und geiſtige Kraft verdrifterten Nationen herrichen ſollen , auf fefte Grundlage zu flüßen, ſo iſt es ein Syſtem , bas den Waa renumlauf des einen Landes zum andern von allen Hemmniſſen

ſtüde hineingeſchoben , die mandymal ſo groß fint, bab die Dhren

und Beſchränfungen befreit, was allen Bürgern Amerifa's die

auseinanderreißen . Jd; jah einen Gingelornien, der ein ſo großes Loch in den Ohren hatte , daß man die Hand durdyſtecken konnte. Die Weiber madjen Kränze von natürlichen und künſtlichen Blumen , womit ſie ſich ſelbſt und die Salas ihrer Männer ſchmücken. Dieſe Gewohnheit iſt indeß hier nicht ſo allgemein , wie auf Taheiti . Männer und Weiber bedienen ſid, der rothen Sdyminke äußerſt gern, und ein wenig rothe Farbe wird für die foſtbarſte Grwerbung angeſehen. Sie verwenden ganze Stunden Dazu um fid) aufzuputen und zu ſchmücken. 31 Zeiten ſieht man fie audy, wo ſie die Köpfe ganz mit Leim eingeſdhmiert, während antere ſte ganz glatt geſchoren und nur eine einzelne Locke auf

Häfen ,

einer Seite baben , was ihnen ein ſehr poſſirliches Ausſehen gibt. Obgleich faſt ganz nacft , haben dieſe Gingebornen doch ein großes Sdamgefühl und halten es für äußerſt undidlich den ganzen Körper zu zeigen . Wenn man je einen Mann oder ein

Weib ohne ten Maro oder Lifu ſähe, ſo würde die betreffende Perſon gewiß getödtet. 918 einen Beweis dafür wollen wir

Magazine und Märkte Großbrittanniens, ſo wie allen Und ich würde dieſe Politif des Friebens und des guten Einverſtändniſjes mit um ſo mehr Energie vertheidigen , als die Geſchichte und vielleicht fein

Engländern die der Union öffnen würde.

ſo ſchlagendes Beiſpiel zireier Nationen liefert, die durch ihre Lage, ihre Macht und ihre Reichthümer entweder in einem un geheuren Kampfe ſich zu Grunde richten, oder ſid; zum Wachsthum ihrer Wohlfahrt die Hand reiden können . “ 1 Sebenfalls aber iſt es wobl erlaubt fich zu fragen , ob es

wünſchen iwerth wäre, die Ausbreitung der amerifaniſchen Race zu verhindern , das Wadhathum der Städte zu fördern , und dar aus die Mittelpunfte der Civiliſation , des Reichthums und der Ordnung zu machen . Wenn die Concentration der Maſſen auf geniſſen Punften eine der Nothwendigkeiten Amerika's iſt, ſo fülyren Canäle und Eiſenbahnen mit einer ans Wunderbare gränzenden und alle Veredinungen der Staatemänner und Sta tiftiferumftoßenden Schnelligfrit zu dieſem Reſultat.

Macgres

franzöſiſchen Grpedition auf Levufa zutrug. Eine Abtheilung

gor tat mannichfach aus einer Reihe von Artifeln geſdöpſt, die ein Hr. Scott aus Ohio über den Handel im Innern Der

franzöſiſcher Matroſen mar ans Land geſchickt worden, um ihre Gefäße mit Waſſer aus dem Bad) 311 füllen , der durch die Stadt fließt. Da ſie bei dieſem Geſchäft im Waſſer ſtanden, ſo latten ſie alle ihre Sileiber abgelegt und wurden alſo von den

Dungsfraft, wie ſie nur der energijde Boden der Union erzeu gen kann. Es gibt keine Größe, feinen Reichthum , Den er für ſein Vaterland unerreichbar ſindet , und da 110thwendig minde

einen Vorfall berichten , der fich während des Aufenthaltes Der

Staaten herausgegeben hat . Scott iſt ein Mann Der Ginbil

Häuptlingen und dem Volt ganz nacft geſehen , worauf ſogleich

flens ein Theil ſeiner ehrgeizigen Weijlagungen fd eines Tages

eine Deputation an Capitän d'Urville geſchickt wurde, um ihm Dieſe Unſchidlichkeit vorzuſtellen und ihn zu bitten , onß er ſeinen Leuten nicht mehr erlauben möge dieß zu thun . Das Volf hält feine Körper rrohl eingeölt, ras fic als

welche Das unvergleichliche Thal De8 Minitſippi bevölfern , uns zireifelhaft für ein Drafel gelten. Nadſtehend einige ſeiner

Vered nungen : von 1830 bis 1840 fand mehr als die Hälfte

ein Mittel gegen Erfültungent betrachten .

Der Geſammtſteigerung der Population in Majjachuſetts in Den

Eine Fidſchi-Mutter

verwirfliden muß, ſo wird er in den Augen der Arbeiter drärme,

fudit daher auch vor allen andern Erzeugniſſen der civiliſirten

9 bedeutendſten Städten ſtatt, nämlid 66,000 von 128,000 ;

Welt eine Glasflaſche zu erhalten , um ihr wohlriechendes Del

während derſelben zehnjährigen Periode war die Vermehrung

Darin aufzubewahren , und ſchon am frühen Morgen kann man

im Staate Neuyorf 27 Proc. , in Den 14 bedeutendſten Städten 61 Proc., und doch iſt Neuyorf noch reich an ungeheuren , gänzlic ) unbebauten Striden . Pennſylvanien hatte, wie bekannt, eine furdytbare Finanzfrije Durdzumachen , aber auch hier wudſen die Städte im Verhältniſſe von 39 ', während der Staat in

die Schaar ihrer Kinder um ſie herum ſeben , die ſie zuerſt waicht und dann ſo lange init Del einreibt , bis ſie hübſdy glänzen.

Die Entwicklung lordamerika's. ( Fortiebung .)

In Ohio , dem erſten aller acerbauenden Staaten , ſtieg die

So ſtark und hochtrabend auf den erſten Anblick der Grunds jag von der Solidarität lautet, die alle Mitglieder eines Staats verbindet, und ſie für das allgemeine Glück verantwortlich macht, jo brid )t er tod, vor Der Wirklichfeit zuſammen .

Maſſe genommen nur um 21. Þroc. wudis . Bevölferung Der 18 Stätte um 138 Proc., vährend die des

ganzen Staats nur um 62 Proc. ſtieg.

Für die 20 bedeutend

ſten Städte zwiſchen Neuyorf und St. Louis war die Vermeh

Das Schutiyſtem

konnte die Grgießung der Bevölferung nad Weſten nicht hemmen, ihr ein regeimägiges Bett graben , überhaut die gesellſchaftlichen Kräfte in ropen Hauptſtätten concentriren , welche die ganze Nation auf dem Wege des Fortſchritts leiten könnten . 1! Um alles mit Cinem Wort zu ſagen , das Syſtem hat ſich inmächtig in der

rung 55 Proc. , die der Geſammtbevölferung 34 Proc. Selbſt Ie1111

man die Sklavenſtaaten außer Acht ließe, ſo wäre das

Ergebniß der Sdrägungen noch weit günſtiger für das fünftige Das ſind gewiß Thatſachen , welche die Wünſche Der eifrigſten Anhänger Der Majenverbidung er

Uebergericht der Städte .

Politit, unmächtig und falid ) in nationalwirthſchaftlidyer Bes ziehung gezeigt, und wir führen am Ende nur nody den Sdíluſ an , auf welchen Macgregor hinauskommt: „ wenn es ein politi

richten , und namentlich ſeine etwas hjartföpfigen Landsleute zur Aufhebung

ides Syſtem gibt , das wir den Häuptern unſers Landes vor

hat das wohl in den legten Zeiten in England erfahren . Der Widerſtand

ſlagen , um die Freundſchaft, Den Frieten, welde zwiſchen zwei großen, aus demjeiben Stamm hervorgegangenen , durch Sprade 1 Troß 80s unlängbren Fortſdritte nicht bloß vou Maſſachuſetts, ſondern aud von andern Staaten, wie Pennſylvanien, Südcarolina 1. ſ. w . ſoll die Schupiuſtem nichts geleiſtet haben . Dagegen verlangt inan V011

ihm Dinge, die fein Vernünftiger je verlangt oder erwartet hatte.

1 Macgregor hat wohl Nedit dieſe Ermahnung zuerſt an England zu der Schifffahrtsacte aufzumuntern . Aber „leicht bei einander wohnen die Geranfen , doch hart im Raume ſtoßen ſid; die Sachen ;" Hr . Macgregor gegen die Freihandelsmaaßregeln wäd) !, eben ſo der gegen die Aufhebung der Schifffahrtsacte, und die englijde Niegierung ſcheint feine Anſtalt 3 !1 ma dent, lettere mirflid) aufzuheben , obgleid man die Sache in der Thronrede verfündigte. Allerdings haben wir in neuerer Zeit den Salto mortale der gänzlichen Aufhebnng der storngeſepe in England geſehen , aber das Kunſt ſtüd möchte ſich faum auch an den Sciñabriégereken wirderholen laſſen, und ſo müſſen Retorſiondinaaßregeln hervorgerufen werden, um England auch die Nachtheile tes befolgten Syſteme zu foften zu geben . 4. D. R.

ws

347

Cooon

füllen fönnen . Und da dieſe Tendenz, ſich in Maſſen zu grup

Launen eines fernen Markt

giren , erſt von ſehr neuem Datum iſt, ſo kann man ſicher ſeyn, daß Amerika fich bald mit großen Städten bebecken wird, welche

Hülféquelle für die europäiſchen Länder werden kann. 1 Dieſe Frage über die mögliche Zufuhr von Lebensmitteln iſt unter den gegenwärtigen Umſtänden ausnehmend dringend, und

ſeine emporſtrebende Dchlofratie bekämpfen können. Geben wir funft Amerifa's Europa mit in daß Finſtrömen

von dieſen Bemerkungen , welche nur die Zu betreffen , weiter und ziehen wir unſer altes den Streit hinein, ſo müſſen wir ſagen, daß der neuen Generationen in die Städte eine der

wichtigſten Thatſachen iſt, wenn es ſich um die Lebensmittel

vorräthe handelt, welche die Vereinigten Staaten im Fall einer Theurung zur Verfügung Guropa ' ſtellen fönnen .

Nichte iſt

übertriebener und falſcher, als die von den amerikaniſchen Jour nalen in allen Theilen der Welt verbreitete Behauptung, daß der von der Grnte Der Jahre 1844 und 18.46 in den Vereinigten Staaten verbliebene Ueberſchuß hingereicht hätte, um das De ficit einer europäiſchen Hungerenoth zu deden . Dieſe Behaup tung verführte eine Menge Köpfe und trug ſehr dazu bei, den

unterworfen , feine regelmäßige

mir glauben fte vervollſtändigen zu müſſen Durch einige Außzüge aus einem amerikaniſchen Journal, die Philadelphia Comnercial Lift, bie von Macgregor gleichfalls citirt iſt. Man fann unſerer Anſicht nach fein zu großes Gewicht legen auf die Shatſachen und Schaungen, welche man gewiſſermaßen das Leben budget des Volkes nennen könnte. „ Man glaubt auswärts allgemein ,

Daß der Weizenbau in Amerika ungeheure Summen in An ſpruch nehme , dem iſt aber nicht alſo. Es iſt in der That leicht die Ackerbaukraft des Landes zu analyſiren , und dasſelbe in drei Culturzonen zu theilen . Die erſte umfaßt die ſechs Staaten Neuenglands, die zweite die Staaten , welche man den Weizenſtrich nennen könnte , die fich von 45° bis 35 N. B. und von 5 bis 15 ° W. l . von Waſhington erſtrecken, die Dritte

engliſchen Kornhandel in die zügelloſen Speculationen zu wer

endlich umfaßt alle Gebiete ſüdlich von 35°. Der Getreidebau

fen , woraus die furchtbare Kriſe hervorging, deren lebte Stöße man noch jeßt fühlt. Ginige Zahlen werden genügen , um die

in den Staaten Neuenglands iſt gleichzeitig mit den erſten Ein wanderungen , uno ſcheint gleich anfangs für die Bedürfniſſe Der Goloniſten hingereicht zu haben. Aber die ungemeine Frudit barfeit Pennſylvaniend mußte balb die Erzeugniſſe dieſer Staas ten von dem Marfte verdrängen und die ftolzen Nachfommen Der Puritaner verließen ohne ſonderliches Widerſtreben den

lebendigſte Einbildungsfraft zur Nüchternheit zurückzuführen, und die auſdungen der Unwiſſenheit oder des Eigennupes hinwegzufegen. Macgregor gibt nad Elsworth nadſtehende Zahlen über die Ernte der Vereinigten Staaten im 3. 1844. 95,607,000 Buſbels.

Weizen

Pflug, um das Steuerruder zu ergreifen und den Ocean zu

Mais

421,953,000

Hafer

172,247,000 26,450,000

Durchfurchen , da ſte den Boden nicht mehr mit Vortheil bebauen konnten . So warfen die Nachföminlinge Pennd die alten Ans bauer aus dem Beſiß und machten ſich zu den Mehl- und Korn

Budweizen

9,071,000

händlern des Nordens ; dieſer Umſchwung war ſo vollſtändig,

Gerſte

3,627,000

Roggen

Daß alle ſeit der Revolution gemachten Anſtrengungen, den Ger

728,950,000 Buſbele.

treibebau in den öſtlichen Provinzen wieder zu beleben, ohne

Da es nun aus den zuverläſſigften Urfunden hervorgeht, daß

die Weizenausfuhr während des Jahre& 1814 etwa 8 Millionen

Erfolg blieben .

„ Wir haben unter die Staaten des Getreidediſtricts ganz natürlich auch Nordcarolina gerechnet,

betrug – was noch nicht einmal die Mittelzahl iſt, ſo beträgt der Reſt für die Ausſaat und den Verbrauch nur 87,000,000 B. was, die Berölferung auf 19 Millionen angeſchlagen , auf den Kopf nur 4 '. Buſhels macht. In demſelben Jahre betrug der

größte Theil bieſer Provinz über den 35º B. hinausliegt und in ſeinem nördlichen Gebiet nur wenig Weizen erzeugt, ſo iſt doch der

Verbrauch Großbrittanien

Maſſen auf den Marft,

und die Sorge für die fommende

Ernte 160 Mill. Buſhels oder 6 Buſbels auf den Kopf. Dar aug geht flar herror, baß dieß Amerika , Deffen unmäßigen lleberfluß man rühmt, bedeutend weniger Weizen verbrandt, als England, und daß die Vereinigten Staaten , wenn man

denn wenn auch der

Boben zum Maidbau ſehr geeignet, unb wirft hievon ungeheure Was die Länder jenſeits des 45° B.

gegen Norben betrifft, ſo macht bie Strenge und lange Dauer Des Winters den Anbau des Getreides im Großen hier unmög lich ; man barf alſo hinſichtlich der verfügbaren Getreibemaſſen nidht auf dieſen Landſtrich zählen.

nicht dem Ackerbau einen ungeheuren Aufichung gibt , ten

„ Von 15° W. l. an beginnen die unermeßlichen Prairien ,

dringenden und großen Bedürfniſſen anderer Länder nicht ab bannies geerntet, lamentlich in den fruchtbaren Ebenen von

welche die Seitenabhänge der Felſengebirge mit einem grünen Teppid, bedecken , und noch auf eine lange Zeit hinaus nicht im Stande ſind, große Maſſen Getreide zu liefern. Raum kann man in einigen Jahren hoffen, daß fich Colonien völlig in den

Dhio und Indiana, ja ſelbſt in dem fernen Michigan. Aller dings wiegen dieſe foftbaren Hülf&quellen bedeutend in der Wage

Strömen als Bett dienen ,

des Verbrauche und fönnen in unglüdlichen Jahren von uns

helfen können.

Navezu die Hälfte der 95,607,000 Buſhels

Weizen , weldie die Union erzeugt, wird im Weſten der Alleg

prachtvollen Thälern niederlaſſen werden , welche den majeſtätiſchen Die Unmöglichkeit in den meiſten

ſchäßbarem Nugen ſeyn, aber der Landmann Des Weftene baut

dieſer einſamen Prairien fich Holz und Waſſer zu verſchaffen , wirb bie Civiliſationsbewegung, die ſich gegen Weſten brängte,

nicht ſeine Berechnungen auf zufällige Ereigniſſe, auf Störungen der phyftiden Ordnung, und er weiß zubem recht gut, welche

Indianern und Büffeln, überlaſſen. A18 Hülf&mittel bleibt hier

ungebeuren Preiſe das Getreide in England erreichen muß, bis das ſeinige, das 300 Lieues von der Küfte geerntete und mit ſehr großen Transportkoſten belaſtete Getreide gegen das engliſche

1 Wir wagen nicht in ſolchen Dingen gegen einen Mann, wie Mac gregor eine Meinung auszuſprechen, und bemerken nur, daß alle Zahlen

aufhalten , und die weiten Gebiete ihren natürlichen Herren, den

1

und Verhältniſſe, welde er von Amerifa anführt, noch auf die Zeit gehen,

und ſelbſt gegen das von Polen und Preußen concurriren kann .

wo man ſich die gänzliche Aufhebung der Korngefeße in England nicht

Wir können dasſelbe vom Mais ſagen , wovon 'man eine unge heure Menge 20 Buſhel auf den Kopf – in Amerika ges winnt, der aber wie das Getreide allen Schwankungen, allen

träumen ließ.

Jeßt wo dieſe völlig zu Ende gehen, und man auf einen

geſicherten Abſaß rechnen kann, möchte fidh mandes anders geſtalten. Das kann erſt die Zukunft lehren, und wir müſſen nodi frei oder vier Jahre

warten , ehe ſich ein ficheres Urtheil fällen läßt.

A. d. R.

noco

348

nichts übrig , ale zahlreiche Keerben zu ziehen , wie dieß in den Steppen der Banda Oriental geſchieht. „Die bem Weizenbau gewidmeten Ländereien bilden ein prachts volles Parallelogramm von 10° B. und 12° L.; fte beden ſomit

die halbe Oberfläche der Staaten und das Viertheil der Ober fläche der Staaten und Territorien zuſammengenommen. Allers bings ſind ungeheure fruchtbare Räume noch unangebaut, aber die Zone des

Tage

Coon

Lanb umzubrechen finden , und da die Arbeit jegt die Richtung zur Minen- und Manufacturinbuftrie nimmt , ſo muß der eben

bezeichnete Ueberſchuß nothwendig raſch fallen . Die Zeit iſt fogar nicht mehr fern, wo Philadelphia ſeine Vorrathekammerr in der Ferne ſuchen und den Weizen zu ihrer Nahrung von ben Provinzen jenſeits des Dhio holen muß. In dem alten

Weizenbiftrict von Delaware, Maryland und Virginien iſt der Boden erſchöpft , man ihm

undwird fiebaloumídloffen haben;ohne Zweifel werden fie in Beittaſſenmusfichwiederzu erholen,und in berRuhe feine kurzem von einer Bevölferung angebaut werden, die mit jedem energiſche Furchtbarkeit wieder zu finden, wenn er nicht in die Lage wachſend in gleichem Maaße ihre Külf &quellen vergrößern, unb für welche die Bedürfniſſe frember länder ein fräftiger Ans reiz ſeyn werben . Wenn wir wirflich in den Vereinigten

Hände verſtändigerer und gewandterer Menſchen übergehen ſol. In den nördlichern Gebieten dieſer Staaten hat man ein viel vernünftigeres Syſtem befolgt, und der dadurch geſtärkte Boden

Staaten eine Bevölkerung von 22 Millionen im J. 1850 vor ausſeßen dürfen, ſo muß der dann geerntete Weizen hinreichen , um 5 Mill. Verzehrer mehr zu ernähren, es müſſen alſo 22 Mill. Buſhel mehr ſeyn. Um zu einem ſolchen Ueberſchuß zu gelangen , welcher der Geſammternte von 1800 gleichkommt, muß man

bebedt fich mit reichlichen Grnten.

jährlich 130,000 Acres neuen Landes dem Anbau von Weizen, und nahe an 400,000 dem von Roggen , Hafer ober ber Viehzucht widmen . Eine ſo bedeutende Ackerbauentwicflung erfordert, daß

ein Drittheil der Bevölkerungsvermehrung fich dem Acerbau widme.

„ Man kann im Durchſchnitt den Weizenverbrauch in den

öftlichen Provinzen auf 4 Buſhel, in Den mittlern Diſtricten auf 4'2 , und in den ſüblichen Staaten, welche Zucker und Baums wolle erzeugen, auf 2 Buſbel anſchlagen. Eine foomade Durchſchnittszahl wird in England ſeltſam erſcheinen, denn der

„ Wenn wir eine Linie ziehen, welche am Mifftftppi hins läuft bis zur Einmündung des Dhio , und dann an dieſem hinauf bis Pitt& burg, wenn wir dieſe Linie norbwärts bis zum Erie- See fortfeßen, jo finden wir, baß aller Weizen, der in dieſem Theil des Landes gebaut, auch hier verzehrt wird, und

daß jeder nach auswärts verſendete Ueberſchuß der Ernten aus den Staaten und Gebieten nördlich und weſtlich vom Ohio fommt. Iroß der unerhörten Schnelligkeit, womit dieſe Grzeuge niſſe auf den tauſend natürlichen und künſtlichen Straßen in

dieſem claſſiſchen Lande der Canäle und Eiſenbahnen circuliren, fann man doch die Koſten der Verſicherung, der Commiffion und

des Transports auf nicht weniger als 40 bis 50 Cents (1 fl. bis 1 fl. 15 fr.) für den Buſhel anſchlagen , bis er aus dem Innern an dem Einſchiffungshafen anlangt. Welcher Vortheil fann da dem

Weizenverbrauch wird hier auf 6 bis 8 Buſhels für den Kopf | Landmann nod bleiben, wenn der Preis des Weizens in den ate geſchäßt. Aber dieſe anſcheinenbe Anomalie erflärt fich leicht, wenn man an die ungeheure Maſſe Mais, Roggen und Buchweizen Denft , die einen Theil der Nahrung der Amerikaner ausmacht. In den öſtlichen Provinzen ſind Roggen und Mais in allgemeinem Gebrud ), und manche von der Rüfte entfernte

Diſtricte kennen das Weizenbrob faum . In den mittlern und

weſtlichen Staaten, wo die Hauptmaſſe der Acerbaubevölkerung lebt, machen Roggen und ſelbſt Buchweigen die Hälfte in der Brobbereitung aus. In den ſüdlichen und ſüdweſtlichen Provinzen endlich iſt Roggen das Hauptnahrungsmittel. An einis gen Orten iſt der Reiß zu einem wichtigen Concurrenten des Getreides geworden, und die farbige Bevölferung fennt Weizen brod faſt nur dem Namen nach. Daraus erflärt fich leicht, wie der Getreideverbrauch in den ſüblichen Provinzen auf 2 Buſhel im Durchſchnitt für den Kopf finfen fann.

lantiſchen Städten nicht über einen Dollar der Buſhel (35 Sh. der Quarter) fteht. Kann man ſich nicht, ohne Peſfimift zu ſeyn

die Frage ſtellen , ob nicht das raſche Anſteigen unſerer Bevölkerung den Verbrauch an Weizen dem Erzeugniß allzu nahe bringt ? Sind wir bei ſo ſchwachem Ueberſchuß im Stande das Deficit einer ſchlechs ten Ernte auszufüllen , und im Fall wir genöthigt find abermals Getreide aus Europa zu holen, werden die Umſtände immer ſo günſtig ſeyn , als in den Jahren 1837 und 1838 ? Darüber kann man wohl im Zweifel ſeyn ,1 denn die Erfahrung der leßten 50 Jahre bes

weißt, daß der Weizenbau dem Wachethum der Bevölferung nur Schritt für Schritt folgt. Wenn wir eine große Menge ausführen fonnten , ſo geſchah dieß nur in Folge mehrjährigen unerwarteten Ueberfluſſes und einer Vertheuerung der Preiſe durch fremden Begehr, der den einheimiſchen Verbrauc minderte." Obwohl dieſe Bemerkungen fich nur auf den jeßigen 3u

„Der Mais wird auf allen Punkten der Vereinigten Staa-

ſtand der Dinge beziehen und die Einbildungskraft den ameri

ten gebaut, und im Innern iſt ſein gewöhnlicher Prei& nur ein

faniſchen Ländereien eine Fruchtbarfeit zuſchreibt , die mit ihrer Ausbehnung im Verhältniß fteht, ſo können bod, auch diejenigen ,

Drittheil des Weizenpreiſes ; was ſeine nährende Kraft anbes langt, ſo hat man berechnet, daß ein Buſhel Mais 13%. Buſhel Gerfte und 4 Buſhel Hafer gleichfommt.

Es iſt alſo nicht zu

verwundern, daß dieſe foſtbare Pflanze ſo allgemein ſich vers breitet hat, und daß man Gerſte und Kafer bloß noch zur Bes reitung Dee Biers und zum Futter für Pferbe baut. „Die Bevölferung Pennſyloanien iſt nicht ſo raſch geſtiegen wie die von Neuvorf, und obwohl der Ueberſchuß der Ernte über den Verbrauch nicht ſo bedeutend iſt, wie vor 20 oder 30

Jahren , ſo iſt er doch immerhin feine&wege außer Acht zu laſſen . Aber die Natur der Dinge ſcheint dem Aderbau dieſer Provinz

alt zu gebieten. In Ditpennſylvanien wird man wenig gutes Verlag der 3. 6. Cotta'ſchen Budhandlung .

welche die Erzeugung von der fünftigen Au&fuhr Der Cerealien

noch fo ſehr zu übertreiben geneigt find, nicht umhin bie ſchon erwähnte Shatſache der unermeßlichen Ausdehnung der Städte ernſtlich in Betracht zu ziehen . ( Fortſeßung folgt.)

Chloroform in der Manufactur. Die mächtige Wirkung des Chloroform auf das Nervenſyſtein hat ſich auch auf andere Gegen ftände bewährt. Cautſchuk, Harz, Kopal, Oummi-lad, Bromin, Jodin

u . f. w. weichen ſeiner auflöſenden Kraft , was fic in manchen Fällex ſehr vortheilhaft zeigen muß. (Athen . 28 März.) Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

d. Das A2 u sl a n . Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N ". 88.

12 April 1848.

Ein Beſuch der Höhlen des Eſchatyrdag in der Krim. ( Nordiſche Biene 16 März .)

Von 3eniſale bis der Mündung der Galgir iſt dieſelbe

münzen behängt , während fte ſelbſt in Lumpen ging . Sie waren im allgemeinen ſehr unorbentlich gekleidet, und was fte namentlich entſtellte, waren die orangefarbenen Nägel und die

kleine Schnellen der Fluß (wie man hier zu Lande ſagt, oder

hinten und vorn in Unordnung herabhängenden Saare. Nach dem Eilen erſchien die für unſere Fahrt auf den Schatyrdagh mit vier Paarweiſe geordneten Ochſen beſpannte tatariſche Maſchara, D. h. ein ungeheurer Rorb aus Weidens

eigentlich der Bach ) Salgir hinrauſcht, über den wir fepten ohne

geflecht mit Querbalfen und unbeſchlagenen , ſchlecht zuſammens

die Füße naß zu machen . An ſeinem IIfer lagen von den Bergen herabgerollt eine Menge Steinblöde, und andere ſchienen auf

man dieß für uns alábalb reichlich that, fo fnarrten fte body

Entfernung, wie nach Rifil Robi .

Ein langer Abhang führt

in eine ſchmale Solucht, wo zwiſchen Kaltbergen, an denen man nur ſelten einen Hagebuttens ober Dornſtrauch fieht, über

gefügten Rävern.

Dieſe werden nie eingeſchmiert, und obgleich

dem Punkte neuerding8 nachzurutſchen. Ein junger Tatar fing ungemein ſtarf. Nachdem wir uns bie au$ 3eniſale mitges hier Foreden, ein anderer faß auf einem hoben, ron Waſſer

umgebenen Stein in der maleriſchen Höhle, aus der der Salgir herausfommt , und forderte und luſtig auf , die Liefe ſeiner Quelle zu betrachten , über der die Sonne Durch eine wunderſame Spalte im Felſen erglänzte. Der Latar ſelbſt in elenden Lumpen , mit einem ſchönen italieniſchen Kopf, hätte einem Maler als treffliches Modell dienen können . Ein Romantiker mit feu-

brachten Kiffen auf dieſem Wagen aufgebreitet und fie mit einem großen Teppich bedeckt hatten, fepte uns Hr. Groten mit Hülfe unſere Führers, des Tataren Mambet, auf dieſelben nieber, und nahm ſelbſt zwiſchen den Rädern Plaß. Mambet, in ei nen anſtändigen Tuchrođ gekleidet, ritt mit ſeinen Gefährten voran und unfer zerlumpter , barfüßiger Kutſcher ſchritt, mit einer langen Gerte bewaffnet, zu Fuß neben den Dchſen het,

riger Einbildungsfraft mochte hier leicht an die traurige Sage

welche die ungeheure fnarrende Madſhara langſam fortſchleppten.

von den Vorfahren dieſer Sataren, ben eblen Genueſen, Denfen,

Nachdem wir das mit Feldern und Wieſen bebedte Jhal des Salgir zurückgelegt, ließen wir Tamli, ein ſchönes Dorf mit einer Kirche, zur Seite unb begannen aufwärt8 zu ſteigen . Rings umber zeigten fich fahle Felſen, aber bald famen wir in Wald

und wie ihre kleinmüthigen , vom Chriftenthum abgefallenen Nachkommen mit den Zügen der berühmten Herrſcher von Raffa in Rohbeit und Armuth umherfriechen . Wir ſtiegen nahe am Salgir bie Marmorberge hinauf, hinter denen man nichts fteht al& abgefreſſene Weiden. Ringo umber herrſcht Dede, man hört feinen Laut, nirgenbe fann

man fich ſchüßen vor den an den Felſen abprallenden Sonnens ftrahlen , aber mir ſchadet die Hiße nicht, und ſo feßte ich mich bin und fragte nach über die Verwendung deß Marmors . Hier ift nur die Arbeit theuer, der Marmor felbft wird faft umſonſt

gegeben ; er iſt größtentheils röthlich mit weißen Streifen, man fönnte Hunderte von prächtigen Paläſten daraus bauen.

und mit jebem dritte wurden bie Ausſichten reizender.

Die

ſteinernen Gipfel der waldbedeckten Berge auf der linken Seite kann man als die Trümmer von Feſtungen anſehen ; die rechte

Seite erſchien wie ein an den Bergen angelegter, unendlicher

Garten mit Schlangenwegen. Mambet hatte eß angeordnet, daß wir in einer Mabichara mit Ochſen ben Tſchatyrdagh hinauf fuhren , indem er zuverſichtlich behauptete, der Wagen , in wels chem wir mit Pferden nach Büjuk Janka gekommen, würde auf bem Berge mit den Pferden umfallen. Anfange glaubten wir,

Der Tatar, bei dem wir anhielten, um Mittag zu machen, er habe damit nur ſeinen Landsleuten, die indeß fehr mäßige wohnt fünf Werſte von der Quelle des Salgir in dem großen Dorfe Büjuf Fanfa, und iſt augenſcheinlich ein ziemlich reicher

Forderungen machten , einen Hafen in die Küche jagen wollen,

hingen Lücher von Baumwolle und Leinen, aber es war ſo un

am Ende aber erkannten wir, daß er Recht gehabt, denn der Weg, in dem wir hinauffahren mußten , war, je weiter wir hins auf famen, ſo vom Waſſer ausgeriffen daß es furchtbar angus

reinlich und ſtinkend in der Stube, daß man es nicht fünf Mis

ſehen war. Nur in der langen breiten Mabichara und mit den

nuten aushalten fonnte.

Wir ſuchten hinter der de bel aus

geduldigen Ochſen fonnten wir ficher den Weg zurüdlegen, ba

fes ein Pläbchen , wo die Sonne nicht brannte, und ſaßen hier auf faffianenen Riffen , welche der ſorgſame Befißer von Zeniſale, Hr. Groten, mitgebracht hatte. Um uns her ſammelten fich

nur auf die Bergfläche gelangen, auf der die andere fteilere Hälfte

Mann : er hat viele zinnerne Gefäße, und auf den Duerbalfen

die Satarinnen , welche hier, wie auch am füblichen Ufer, uns

wir nicht hatten reiten wollen ; auch mit Ochſen fonnte man bas Tſchatyrdagh ſteht, die gerade noch ſo hoch iſt als vom

berſchleiert gehen. Einige ſpannen ſtehend, andere wiegten Rins

Thale aus der ganze Berg erſcheint; hier erſt begriff ich die ungeheure Höhe, die etwa 800 Klafter (ungefähr 5500-) über

der in den Armen ; eine hatte den Hale mit Silber und Golds

bem Meere beträgt.

350 Wir nahmen unſere Stöcke unb idritten über die weite,,

anderthalb Klafter vom Boden eine tiefe Deffnung entbedt

mit einem grauen, faſt weißen Gras mit dicen tuchartigen Bläts tern bewachſene Ebene bin . Dieſe Blätter welfen nie, nur die

hatte, ſo forberte ich bie Tataren auf, fte zu befichtigen . Einer berſelben fletterte mit ſeiner Fadel hinein, bob dieſe in die Höhe, erklärte aber, daß er die Dede nicht erbliden fönne. Balb vers ſchwand er und der Schimmer des Feuers, ſo daß ich fürchtete, er möchte in eine Grube geſtürzt ſeyn, er aber rief ſeinen Ges fährten zu , daß auch hier ſehr weite Höhlen ſeyn müßten.

Stengel trođnen aus . Auf den erſten Anblick fönnte man meis nen, auf dieſer Ebene habe einſtein blutiger Ranipf ſtattges funden, denn die in Menge umher liegenden, knochenähnlichen Steine find alle durch Waſſer und Wind ſeltſam angegriffen. Auf einem derſelben fand ich ein hübſch ausgetieftes Kreuz, und leis

Vielleicht erheben fte fich in Stocwerfen übereinander, und es

der war er zu groß und ſchwer als daß ich ihn hätte mitneh-

wäre merkwürdig fte alle zu Durchforſchen , bazu aber wäre viel

An andern Stellen wird die tobte Einförmigkeit

Zeit erforberlich, und nur ein junger, vollſtändig geſunder Mann fönnte fich entſchließen hier mit Nahrung, Kleidung und Fadeln Die Zeit verflog ſchnell perſehen einige Lage zuzubringen.

men fönnen .

durch Bäume belebt, mit denen die Felſen befränzt find.

Bes

ſonders merkwürdig iſt eine tiefe Senkung, die völlig einem prächtigen Amphitheater gleicht; oben iſt eine kleine grüne Wieſe, und gegen unten eine Höhle mit menſchlichen Gebeinen, man weiß nicht von welchem Volf und aus welcher Zeit. Kein menſchliches Weſen ſtieß uns auf, und obwohl die Sonne hell über uns erglänzte, erſchien doch alles, was unter uns war, wie im Nebel. Id fing an zu begreifen, wie ſehr

und Groten trieb endlich zur Rückehr.

Wir dankten ihn mit

vollem Herzen für den uns verſchafften Genuß, den ich nie aus meinem Gebächtniß verlieren werbe.

Die Entwicklung Nordamerika's.

wir Hr. Groten verpflichtet waren, der uns rieth die beſchwer

( Fortießung .)

liche und gefährliche Wanderung auf den Gipfel des Tſchatyrbagh nicht zu unternehmen, ſondern den faſt ganz unbekannten, aus-

Die nachſtehenden Bemerkungen Herrn Scotto find geeignet, ben zuverfichtlichſten Dptimismus zu erſchüttern , und ſo auss

nehmend merkwürdigen untern Theil desſelben genau in Augen-

ſchweifend auch auf den erſten Anblid die Zahlen dieſes Sdrifts

ſchein zu nehmen . Wir zogen links zu den über dem Eingang in die Höhle wachſenden Buchenbäumen , welche in der Ferne nur wie kleine Gebüſche erſchienen . Das Hinabſteigen zwiſchen ihnen und den großen grauen Steinen war ſo ſteil und beſchwerlidy,

nungen der amerikaniſchen Civiliſation näher ftudirt, nicht im mindeſten in Erſtaunen erſeßen . Uebrigens find ffe auf eine

daß wir an den lettern uns feſt halten mußten ,

ſteller erſcheinen mögen, ſo werden ſie doch den, ber die Erſcheis volfommen vernünftige Grundlage gebaut, nämlich auf die Ans

und plößlich

nahme, daß die Bevölferung der Städte und deß Landes iu bere

erblicten wir in der tiefen Höhle die von unſern Führern angezündeten Fackeln, die hier glänzten, wie in dunkler Nacht die

ſelben Weiſe anirachſen wird wie bisher. Wollte man die Er fahrungen England8 zu ülfe nehmen , ſo würde das Mijvers hältniß zu Gunſten der Städte anwachſen , und man muß fich

Sterne am Himmel.

Wir waren zuſammen zehn Perſonen ,

I

aber zehn Fadeln waren zu wenig , um das wunderbare Schauſpiel vollſtändig zu genießen. Die ungeheure Höhle, in der bequem einige hundert Menſchen Plaß gehabt hätten, war am Eingang mit grünem Moos bebedt, als wir aber weiter hinabfletters

erinnern ,

ten, ſaben wir, daß fie auß weißem Stein mit einer boben, faſt

Shal De Mifitfippi bewohnen , find nur 500,000 in den Städten

volfommen regelmäßigen Kuppel beſtand, an der allerlei aus Moo8 gebildete Arabe&fen hervortreten, die auch an den mit runs den und vieredigen mächtigen Säulen geſtüßten Wänden herabs hingen . Unter den Füßen war es ſehr feucht, aber Neugierde

eingeſchloſſen , was alſo 10 Mil. Menſchen geſtattet, noch junge fräulichen Boden umzubrechen und für die Bevölkerung Lebens mittel, für die 3nduſtrie Rohſtoffe zu erzeugen. Aber ſchon ſeit dieß niebergeſchrieben wurde, hat eine große Anzahl Ståbte im Innern einen merklichen Aufſchwung genommen , und das Ver hältniß fich zu Gunſten der Stadtbevölferung umgeſtaltet , ſo daß, wenn man die Berölferung im 3. 1890 auf 53 Mid. ans nimmt , nur ein Drittheil dieſer Zahl oder 18 Min. mit dem Acerbau beſchäftigt ſeyn werden. Die allgemeine Vermehrung wird alſo 42,500,000 betragen , von denen nur acht Mil. auf das Land , und 34,500,000 auf die Städte fommen werden.

und Staunen unterbrückte alle Furcht, und fed ſhritt ich vors

wärts, ohne an Verfältung ' oder an das Zuſammentreffen mit irgendeinem wilden Shier oder Gewürm zu denfen. Aus der

erften Höhle, die ſchon Montanton, beſchrieb , famen wir in eine zweite, minder weite, aber noch merkwürdigere Höhle mit einer Menge von Gewölben und Säulen , wie ſie die Hand des Menſchen nie hervorgebracht hat und nie hervorbringen kann. Von der Dede hingen maleriſche weiße und graue Stalaftiten berab. Nicht bloß wir, ſelbſt die Tataren waren in Entzüden,

daß die Städtebevölkerung von allen Claſfen der

Geſellſchaft diejenige iſt welche am meiſten Weizen und Fleiſch verzehrt.

Von den 10,500,000 Menſchen, welche gegenwärtig das reiche

mi

I

Nimmt man an, daß die Theilung der Bevölferung nicht ſo auf

richten .

fallend zu Gunſten der Städte quejdlägt, ſondern baß fie fich zur Hälfte theilt, ſo wird immer noch die Stadtbevölkerung um 26 Mill. , die Landbevölferung nur um 16 Min. zugenommen haben . Wir fügen dieſen ſchon ſehr entſcheidenden Zahlen noch

Dieſe Höhlen behnen fich noch weithin aus, vielleicht einige Werfte weit in dem ganzen untern Theile des Tíchatyrdagh,

hypothetiſch, ſo muß man doch anerfennen, daß die Anzahl derer,

und liefen mit ihren Fadeln von einem Drt zum andern, als wollten ſie die prächtigen Säle zu einem prächtigen Fefte her-

deſſen Grundlinie nad Pallas zehn Werfte lang und etwa ſechs Werfte breit ift.

Niemand weiß noch wo das Ende iſt.

Groten

wanderte einmal einen ganzen Tag darin herum, und verglich fie ſehr ausbrudevou einem Kaleidoſcop, mo bei jeder Wendung

einige Bemerkungen bei. Sind die Zahlen auch noch etwas die in Amerika fein Getreide erzeugen , weit größer iſt als man gewöhnlich annimmt . Sie iſt fogar ſo bebeutend, daß bars auß ein charakteriſtiſcher Unterſchied zwiſchen der Union und ben

Getreideländern des öftlichen Europa's hervorgeht, wo die Geſammte

durch dieſelben Steine immer andere Bilder erſcheinen. Da ich bevölferung, Abel undLeibeigene, fich faſt ganz dem Anbau des Bobené widmet. Die Auswanderer tragen ftarf Dazu bei , die 1 Die Erzählerin iſt nämlich eine Dame, Madame Schikin .

2.0, U.

Maſſe berer, die keine leben&mittel erzeugen , zu vermehren, denn

wo

351

ein, manchmal zwei Jahre ſchwanfen die Neueingewanderten zwis

Elemente zu,

die eher geeignet find, ſeine moraliſche Kraft zu

fchen den verſchiedenen Arten von Beſchäftigung und können ſchwächen al8 zu färken.“ Daß esſeine ernften politiſchen Nach ihren eigenen Verbrauch nicht erzeugen. Dieß führt uns auf

theile hat, das Wahlrecht auf die wachſenden Schaaren von

die Frage der europäiſchen Auswanderung nach Amerifa , eine

Fremben auszubehnen, und ſte plößlich in die unbeſchränfte Freis heit einer demokratiſchen Organiſation einzureihen, wirb nies

der wichtigſten Erſcheinungen ber modernen Civiliſation , Wenige Menſchen haben dieß Phänomen ernftlich ftudirt,

die Liefe, die Ausdehnung, die Majeſtät dieſes Menſchenſtroms gemeſſen , der von England, ron allen Ländern Weſteuropa ' auss ging , mit jebem Lage anwacht , und fich in den mächtigen Schooß der Union ergießt . Prof. Jude fchätzt in einer von

Macgregor citirten Abhandlung Die Geſammtzahl der europäiſchen Audwanderer vom 3. 1800 bis 1840 auf eine Million Menſchen . Dieß iſt wahrſcheinlich bedeutend unter der Zahl; wie ftarf oder ſchmach aber auch die Auswanderung in dieſem Zeitraum geweſen feyn mag, jo ift fte ſeit 1840 bermaßen gewachſen , Daß die Berechs nung ganz unnüß wird , und nur die Geſchichte dieß ſtaunends werthe Wachøthum wird aufzeichnen fönnen.

Nach dem Bericht

des engliſchen Bureaus für Colonien und Auswanderung betrug (in 3. 1846 ?) die Zahl derer, die von England fich nach den

mand beſtreiten wollen .

Die Jrländer bilden ein compactes,

eigenthümlichen Einflüſſen unterworfenes Corps, die deutſchen halten fich eng zuſammen und nehmen ihr Wahlrecht mit einer Art Wuth in Anſpruch, um ftarf nach Demagogie und Anarchie riechenden Grundſäßen ben Sieg zu verſchaffen. Endlich liegt el in der Natur jeder ſchwebenden Bevölferung, die noch weder burch Bande Der Politik, noch der Neigung am Boden hängt,

leicht in Gährung zu gerathen und fich aus blinder Leibenſchaft in die politiſche Agitation zu werfen. Das find aber vorüber gebende, von jeber Drtöveränderung zahlreicher Maſſen unzers trennliche Unordnungen .

Die Wurzel be8 Uebels liegt in der

Conſtitution Amerika'8, und ſelbſt wenn die Einwanderung auf hörte, würde der Parteigeiſt die Amerikaner zur Unruhe trei ben, und die Ergebniſſe hervorrufen , bie man jeßt beflagt.

Vereinigten Staaten begaben, 82,239, was eine Vermehrung von 25 Proc. über alle frühere Jahre ift. Während de& ſelben Jahres haben die engliſch - amerikaniſchen Colonien 42,429 Au@wanderer

Au &wanderern bie Zerbrödelung Amerikas in verſchiedenen Pars

erhalten, und man weiß, daß der Austauſch von Auswanderern zwiſchen Canaba und den Vereinigten Staaten fich ziemlich ges

von demſelben Nationalgeift beſeelten Körper verhindere, vers

nau au & gleicht.

Paraboron auszuſprechen , möchten wir im Gegentheil behaupten, Daß der Zuſammenhang der verſchiedenen Bevölkerungen ber Ver einigten Staaten gerade von der Abweſenheit jedes National dharakters und dem der politiſchen Drganiſation gelaſſenen freien Spielraum bedingt werde. Dag Band iſt nur darum ſo feſt, weil eß biegſam , leicht, und nicht tyranniſch iſt. Auch wäre

Eine andere Quelle, welche in unverſtegbarer Fülle Colos nien von Europäern nach der Union treibt, iſt Deutſchland. Dr. Wappaus glaubt, die Zahl der unglücklichen Proletarier

Die Behauptung,

daß bad fortwährenbe Zuftrömen von

teien unterhalte, und ihre Verſchmelzung in einen geſchloffenen , dient feine ernſte Wiberlegung.

Auf die Gefahr hin ein fedes

vom Main und Neckar, die jährlich auswandern , auf 60,000 anſchlagen zu fönnen ; fügt man biezu bie furchtbaren Schaaren aus andern Theilen del Continents, ſo kann man die Sowärme, welche im Jahre 1846 nach Amerika zogen,, auf nicht weniger

Nation findet. Die Abfömmlinge der ſtrengen Puritaner bilden

als 200,000 anſchlagen.

ein Volf und ein großes Volf, fie machen aber nicht allein die

Die Theurung des Jahres 1847 hat

Dieſe Wanderung noch vermehrt, und die Zahl der Auswanderer des Jahr8 1847 wird wohl auf 300,000 geſtiegen ſeyn. Hiezu kommt noch ein anderer ſehr bedeutender Zufluß, der den nomabiſchen Theil der amerikaniſchen Bevölkerung ausmacht: man muß wohl im Auge behalten, daß Tauſende von Menſchen , die mit dem Aderbau beſchäftigt fint, feine Früchte erzeugen , ſons

dern nur als Pioniere auftreten. In den ſtatiſtiſchen Urkunden

ſehr ſchwer anzugeben, wo fich denn eigentlich die amerifaniſche

ganze Nation aus. Die aus England gefommenen Puritaner, Männer ton ftarkem Charafter, deren Verſpottung jeßt Mode

iſt, theilten zur Zeit Karls I ihr mächtiges Erbe unter ſich. Die einen blieben in dem alten Vaterlanbe,

um hier bie engliſche

Conftitution vorzubereiten und feſtzuſtellen. Die andern gingen über8 atlantiſche Meer, um die amerikaniſche Republik zu grün den, beibe zuſammen die ſchönſten Schöpfungen der neuern Zeit.

kann man unmöglich die Mittel finden die Siffer dieſer ſelts famen Claffe von Landbauern mit Genauigkeit anzugeben , aber

Nach Bancroft lanbeten nahe an 22,000 Auswanderer in Neus

man erhält einen ziemlich richtigen Begriff, wenn man bedenkt Daß das Umbrechen neuen Landes fich jedes Jahr auf 3 bis

ihre Zahl wuchs ſehr langſam.

4000 Quadratmeilen erſtreckt.

Schließlich muß man noch die

Menge von Arbeitern in Rechnung bringen, welche Amerika bei ſeinen öffentlichen Bauten beſchäftigt, eine ungeheure Aufgabe, deren Umfang man erſt begreift, wenn man weiß baß im Jahr 1837 1600 Meilen Eiſenbahnen erbaut und in Auébeutung bes

griffen waren . Man kann ſich leicht vorſtellen, daß eben dieſe berſchiebenen Klaſſen , die wie eine induſtrielle Armee auf dem

Boben lagern, zuerſt genährt ſeyn wollen, ehe man Getreibe nach Europa chict .

england, gerade als bas lange Parlament eröffnet wurde, und

Derſelbe Sahriftſteller berech

daß ihre Nachkommen jeßt eine Maſſe von 4 Millionen bilden , welche die Staaten von Neuyorf und Dhio zur Hälfte bevölfern ; dabei find nod biejenigen nicht eingerechnet, welche in andern Theilen der Union fich zerſtreut und mit der Maſſe der Bevölkerung fich verſchmolzen haben. Segt man dieſe ethnos graphiſche Ueberſicht der Vereinigten Staaten fort, ſo erfennt man an den Bewohnern der ſüblichen Staaten unterſcheidende Charakterzüge, und dieſe Züge, durch die Einmiſchung von Deuts ſchem Blut modificirt, baben aus den Menſchen , welche die uns net,

ermeßlichen Thäler der Alleghannies bevölfern, eine ganz eigens

Einige Amerikaner ſcheinen mehr und mehr geneigt, die Wohlthaten welche Amerifa aus der europäiſchen Einwanderung zieht, zu mißkennen. In engherzigem Patriotismus ſuchen ſte Dämme zu errichten gegen die zahlreichen Schaaren, die ihnen über das atlantiſche Meer zukommen . Die geläufigen Ausbrücke

1 Es iſt doch merkwürdig, was man den armen Deutſchen alles aufs muzt :: manchen Correſpondenzen zufolge ſind ſie politiſch gar nichts nüße, nur gut genug als „Staatenbumus“ zu dienen , dann find pie wieder enra : girte Demagogen. Wahr iſt, daß fie fich in der Mehrzahl der demokra

der ſogeuannten „Nationalpartei" ſind: „dieſe Ueberſchwemmuns

tijden Partei anſchließen , wohl darum , weil fie meiſt Landbauer und der

gen mit Menſchen führen dem geſellſchaftlichen Körper der Union

Städteherrſchaft ziemlich abgeneigt find.

thümliche Race gemacht.

Dieſe verſchiedenen Maſſen , welche

/

શ . છે . 9 .

352 ſcheinen nur

mit das gerühmte Coloniſationsſyftem Wafefields volftändig

neben einander geſtellt, ſo loder iſt das politiſche Band, das fte

widerlegte. ' Selbſt die Gewohnheiten, Erinnerungen und Nei

vereinigt. Wenn bie Bewohner jebe Cantons und jeded Dis ftricts fich aneinander ſchließen , daß fte einen compacten, ftars

gungen, denen man beim Engländer ſo großes Gewicht beilegt, ja felbft die Stimme des Bluts ſcheint eben ſo unmächtig , all die Verſprechungen der Staatswirthſchaft, um die Vevölkerung in unſern eigenen Befißungen zurüdzuhalten .

Amerika wie eine Art lebenber Moſait bebeden,

fen Körper bilden, wenn die europäiſche Auswanderung und Daß ftete Berſeben der Bevölkerungen von einem Drt an den andern nicht unaufhörlich die Menſchen und 3been unter einans ber miſchte, und ſtets junges, ftete neue Blut in die Abern

(Schluß folgt.)

des Landes göße, ſo würden balb bie Parteiintereſſen , die elens

Der fall des Jordans.

den Kirchthumsnebenbuhlereien fich ſchärfer zeichnen und den

In der geographiſchen Geſellſchaft zu London am 28 Februar las Hr. Auguftus Peternian einige Bemerkungen vor über den Fall des Jordans in Vergleich mit mehreren engliſchen Flüſſen. Bio jeßt weiß man über den wahren Zuſtand des Jordan ſehr wenig ; denn obwohl man an verſchiedenen Stellen über denſelben feßte, ſo war doch die Reiſe

bewunderndwerthen Bunb der Union brechen. Daher kommt 8 , wie wir oben geſagt haben, daß die europäiſchen Auswanderer, die für die Amerikaner fechten , ihre Schiffe führen und ihre

Verbindungeftraßen bauen, noch eine wichiige Rolle in dem ges ſellſchaftlichen Mechanismus der Union ſpielen und hier das Oleichgewicht erhalten . Auf der andern Seite bietet dieſe Ausftrahlung der Racer

Europa's der Einbildungskraft ein großartiges Schauſpiel, ähn lidh dem, das der ftille, raſche Lauf eines måchtigen, tiefen Stromd gewährt. Sie lenft die Aufmerkſamfeit auf eine mitten unter dem Aufbrauſen der Oberfläche aller politiſchen Körper allzu vernachläffigte Ihatſache, auf die Macht der untern Strös mungen. Dieſe Gewalt gleicht in ihrem geheimnißvolen, un-

an ſeinen Ufern ſo gefährlic wegen der Angriffe der Araber , daß man, bio er neuerlich von Lt. Molyneur befahren wurde, bis unterhalb Beiſan als ein unbekannter Fluß betrachtet werden konnte. Wenn man die relative Höhe des Sees Tiberias und des todten Meeres berechnet, und die Entfernung in Anídlag bringt, ſo muß der fich verbindende Jordan

auf ſeinem Lauf von etwa 80 (engl.) Meilen im Durſchnitt 16,4 Fuß auf die Meile (etwa 36 Fuß in der Stunde) fallen. Mehrere , unter andern auch Prof. Robinſon, bemerkten, wenn der Jordan feine Catarafte,

Fälle oder Schnellen habe und bis jeßt hat noch feiner von den vielen Reiſenden , die ihn an mehreren Stellen überſchritten, dergleichen

widerſtehlichen Einfluß dem Inftinft der Wanderthiere.

bemerkt

follte die Regierung auf ein innereb Gefeß einwirken, bas ber

rias und des todten Meeres ein Jrrthum vorwalten , oder es finde fica hier eine der Aufmerkſamkeit der Geographen wohl würdige Erſcheinung.

Controle der Discuffion der großen Verſammlungen entgeht und nicht einmal den Ermahnungen der Prefie folgt. Mitten

unter der Aufregung und den Kämpfen des Augenblics geht Das große Wert vor fidh. Der unabſehbare Zug geht immer vorwärts, von Oſt nach Weſt, ohne im mindeſten auf

Den Rath , die Prophezeihungen oder die Träume der Staats männer zu achten . Ein und derſelbe unſichtbare aber mächtige Geift beherrſcht dieſe durch nicht8 unter einander verbündeten Schaaren , und das große Heer der Arbeiter verfolgt ohne Oberbefehl und ohne Diſciplin ſeine Aufgabe ſo regelmäßig, als gehorchten fte einem anerkannten, beſtimmt ausgeſprochenen

-

ſo muſſe entweder in der Meſſung der Höhe des Sees Tibe:

G8 war der Zwed Herrn Peterman's zu zeigen, daß ein Fall von 16,4 Fuß auf die Meile beſtehen fónne ohne Schnelle, Cataraften oder Fälle, und daß doch fein beſonderes Phänomen vorhanden ſey. Gin von dem Verfaſſer erwähnter Umſtand verdient Beachtung. Bei Unterſuchung der Berechnungen von de Bertou , Ruffegger und Wildenbrud ergibt fich, daß die Senkung des todten Meeres und des Sees Tiberias in drono:

logiſcher Drdnung zunimmt , und daß Dr. Bertous Beobachtungen im .

3. 1838 eine größere Senfung angeben als ſeine erſten im 3. 1837.

Der Fall eines Fluſſes hat Einfluß auf die Stárfe ſeiner Strömung,

Die leßten zehn Jahre waren reich an bizarren, finnreich

doch nicht ſo ſehr , daß die Stärke des Falls als ein Maaßitab für die Stärfe der Strömung genommen werden könnte. Rhein, Donau, Glbe find zwar ſehr raſch ſtrömende Flüſſe, zeigen aber nur einen Fall von einem, zwei, ſelten drei Fuß auf die Meile ; während die Tweed mit einem durchſchnittlichen Fall von mehr als acht Fuß leicht mit Fleinen Booten

quêgeſponnenen Coloniſationsideen, die man zur Ausführung zu

befahren wird, reßt ein Fall von nur zwei Fuß in der Donau der Schiff

bringen ſuchte, um fie nicht aus dem Gebächtniß zu berlieren. 3n England gelang es nach unerhörten Anſtrengungen und erbittertem Kampfe in einem einzigen Jahre — 1841 – 30,000 Auéranterer einzuſchiffen . Das war für unſere Regierung eine gewaltſame Anſtrengung, die fte nicht wiederholen fonnte , aber während fle der Aufgabe unterliegt, findet die Kraft der Eins zelnen Mittel, eine dreis, ja ſelbſt vierfache Maſſe Emigranten hinaudzuſenden. Dieſe ungeheure Verſeßung von Menſchen ges

fahrt die größten Hinderniſſe entgegen. Der geologiſche Bau eines Landes fann als eine Haupturfache plößlichen Fallens gelten. Der Severn und Shannon find fich an Größe ziemlich gleich : der durchſchnittliche Fall deß erſtern iſt 26,6 Zoll auf die Meile, der des leßtern nur 9 Zoll, und doch verfolgt der Severn ſeinen Lauf ohne Fälle und Schnellen, während der Shannon den prächtigen Fall von Doonas bildet , der den berühm:

ſchieht obne Lärm , ohne officielle Berichte, und geſchieht doch ;

des Jordan wirflich 16,4 Fuß auf die Meile ſeyn ſollte, ohne Fall oder

hier, mie in den meiſten ſocialen Fragen muß die Hand de Staat& weichen vor der größern Thätigkeit und Kühnheit der Einzelnen . Nicht wurde vernachläffigt, um die Auswanderer nach den Vereinigten Staaten zu lođen : man hat ihnen die Zukunft ſo ſchön wie möglich gemalt , und wenn man die von den großen Capitaliſten in Umlauf gefepten Perſpectuffe liegt,

Cataracte , ſo ſey daran noch nichts außerordentliches , und fein großes geographiſches Problem zu löſen ; denn auch die wirkliche Größe des Falls erſcheine ſehr gemindert, da der Jordan fein gerader, ſondern ein

Willen .

teften in Europa gleichkommt. Der Verfaſſer zeigte durch eine Vers gleichung des Falls und der Größe verſchiedener brittiſder Flüſſe und durch mühſame hydrographiſche Forſchungen , daß wenn auch der Fall

fehr geſchlängelter Fluß ſey , ſonad die Länge ſeines Laufs vom See

Tiberias bis zum todten Meer weit mehr betrage , als man gewöhnlich annehme.

ſo ſollte man glauben, der tranoatlantiſche Kalender zeigeennoch das goldene Zeitalter an. Deßhalb darf man nicht erſtaun , wenn

1 Er war eben darauf bedacht, durch Vertheurung des Bodeng die Des

Die Auemanderung nach den Vereinigten Staaten ſeit zehn Jahren

völferung mehr zu einem compacten Ganjen znſammenzuhalten , und damit die nothwendig zu einer gewiffen Rohheit führende Zerſtreuung im peiten A. $ . R. Lande zu verhindern.

bedeutend mude, während fie unſere Golonien vermied, und ſo .

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. - Berantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. P " 89. 13 April 1848.

Die Entwicklung Nordamerika's.

politiſchen 3nftitutionen der Union Declamirt ; man hat das Loos

(Schluß .)

bieſer Republik beklagt, die unglücklicherweiſe weber Biſchöfe,

Seit einer langen Reihe von Jahren geht der Strom der engliſchen Audwanderung faſt fortwährend nach den Vereinigten

noch Ariftofratie, weder einen von Bajonetten umftarrten König, noch eine Hauptſtadt befißt, um ffe zu leiten und zu regieren.

Staaten. Die 3rländer geben meiſt nach Canada, während die Hochländer in inſtinctartiger Vorliebe die füblichen Gegenben wählen, die durch ihre unfruchtbaren rauhen Felſen und ihren

Wir wollen einen Augenblick dieſe Trauer theilen und Amerifa beklagen, daß es feine Civillifte, feine Zehnten und feine Pens fionen zu zahlen hat ; aber wir fragen , ob fte unter einer an dern Regierungsform geachteter nach außen , glücklicher im Innern wäre, ob fie auf den Sinn der Audwanderer eine eben

nebeligen Horizont an ihr theure Schottland erinnern. Die Bande Der Verwandtſchaft find chne Zireifel die Haupturſache dieſer erblichen Ridhtung unſerer verbannten Landsleute. Wer über Das Meer zieht, hat ftets die Augen gerichtet auf ſein Geburtsland, bie Wiege ſeiner Familie ; er zieht aus al8 Runds

fo mächtige Anziehungefraft ausgeübt hätte ? Wäre dem alſo, würde die ungeheure Mehrzahl der Schotten und Engländer,

die aus eigenem Antrieb, ohne Hülfe des Staats, auswandern,

ſchafter, und iſt er einmal in einem Thal des Ohio oder Miff-

ihr Zelt in den Vereinigten Staaten ſtatt in Canada aufſchla

fippi angeftebelt, fo reicht er ſeinen Freunden die Hand, um

gen , wo fte alle Wohlthaten der brittiſchen Herrſchaft genießen ?

ihnen zu helfen, gleichfalls das atlantiſche Meer zu überſchreiten .

Nod mehr, wir können noch näher liegende Beweiſe finden .

Die Familien , die Dörfer gehen ſo fort, Stück um Stüc, wie

Die jüdlichen Provinzen Rußlande bieten den unglücklichen

die zur Auswanderung beſtimmten Häuſer , aber es find belebte

empfindende Bruchſtücke. Jeder Stein nimmt eine Erinnerung

Deutſchen , die jedes Jahr audwandern , unermefliche Räume dar, deren Anbau viel leichter wäre wegen der Abweſenheit der

mit, bie jenſeite De Meeres anſchlägt, jedes Shal ertönt von

Walter und der Aehnlichkeit bed Klima' .

befreundeten Echos, die ein Sammelruf an die Zurüdgebliebenen ſcheinen . Eine Brüde ſcheint über den Raum geſchlagen , und find dieſe Bande zwiſchen den Außgewanderten und dem Mutters lande einmal geſchloſſen , ſo pflanzen fte fich Jahrhunderte lang

geſunden , aller Einwanderung offenen Länder ſind vor den Ihoren Deutſchlands. Der Abel ſucht fte, baut fte ſorgfältig

fort.

Aber in dieſer Bewegung der Völfer tritt ein unermeß lidher Gebanfe heroor, der dem Geiſt unſrer Staatemänner und

Dieſe fruchtbaren ,

an, um eine Art römiſcher Campagna baraus zu machen, die

ruſſiſche Regierung verſäumt fein Mittel der Verlofung, das auf die Einbildungefraft der Deutſchen wirfen fann. Und doch , nach ſo vielen Anſtrengungen , nach 60 oder 70 Jahren wieder holten Aufrufe überſteigt die Zahl der in Rußland angeſiedelten

unſrer Doctoren der Staatswiſſenſchaft völlig fremd geblieben

Coloniſten nicht 250,000 Kopfe , und der Zuzug ift fchwach .

Dieſe Menſchen bekümmern fich ſehr wenig um dieſe ober

jene politiſche Lehre, um diefe oder jene Glucubration des bürgers lichen oder Völferrecht. Olaubt man daß dieſe zerlumpten Bros

Der abenteuernde Bewohner Schwabens und Frankens zieht, wenn er einmal von ſeiner Heimath fich lodreißt, lieber über Den Dcean als daß er den leichtern Weg nach dem ſüdlichen

letarier , bie in der Ferne ihr Glüc ſuchen , fich ernſtlich mit der

Rußland einſchlüge ; der ferne Horizont hat etwas geheimniß

Frage über die Gflaverei, über das allgemeine Stimmrecht, das Gleichgewicht Der Gewalten befaſſen ? glaubt man namentlich,

anwirbt, gewinnen ficherlich Pennſylvanien und Ohio neun oder

daß fie die Dunfeln Fleden erkennen , welche die europäiſche

zehn Bürger.

Analyſe an dem glänzenden Meteor bes Weſtens entdeckt ? Für fte iſt die Frage viel einfacher und intereſſanter. Sie ſuchen ein gelobte land, das ihrer Meinung nach von Milch und

Es wäre findiſch glauben zu wollen, daß dieſer Vorzug auf übertriebenen politiſchen Sympathien, auf aus ſchweifenben

ift.

Honig fleußt, und fte finden ein ohne Zweifel furchtbare Land,

aber ein Land der Arbeit und Anſtrengung. Amerika iſt ießt

für uns, und zwar mehr als je, was es ſeit Jahrhunderten mar, ein Zufluchtdort für unſere alte, erſchöpfte und überfüllte

volles, das ihn anlodt, und für jeden Deutſchen , den der Zaar

Träumereien von Reichthum fuße. Wäre es ſo, der Zauber wäre längſt zerronnen, und überdem läßt die geiſtige Befähigung der Maſſen, welche Europa nach Amerika ergießt, feine ſolche Anſichten vorausſeßen . Dazu bedurfte es aber auch keiner poli tiſden Theorien , ſondern Einrichtungen, die dem Talente, der

Rechtſchaffenheit einen Plaß gewähren, welche die Beſtimmung

Welt. Dieſer Zufluchtdort iſt um fo foſtbarer, als die Schäße Amerika's fich nur dem Schweiß öffnen und nur in die Hände des berſtändigen und ſtarken Arbeiter& fließen .

tes Menſchen und zugleich ſeine Seele und ſeinen Geift erheben.

Man hat ſeit langen Jahren viel und gelehrt gegen die

gånglich , wenn auch nicht immer unbeſtechlid und unfehlbar

Es bedurfte, daß die Rechteverwaltung einficht & voll, leicht zus

354 ſen, es bedurfte der Freiheit zu aller Zeit, aller Orten und für alle, nicht jene regelloſe Freiheit, von der manche Dichter und Philoſophen träumen, ſondern die ganz gemeine Freiheit, zu thun und zu laſſen was jedem gefällt, wenn er nur dieſelbe Freiheit auch an andern achtet. Dieſe Freiheit findet der Au8s wanderer gewiß, ſobald er nur den Fuß auf den Boden Ames rifa ' fest, und fein land in Europa, ſelbſt diejenigen nicht,

die man wegen ihrer bürgerlichen und politiſchen Freiheit am meiften rühmt, fann ihm etwas ähnliches bieten.

soon

ſo taugen fte doch im allgemeinen zu einem großartig angeleg ten Aderbau nicht.

Aderbingo war die Natur freigebig gegen den Angloames rifaner ſelbſt in ihren Wüſten :

nicht plößlich treten bieſe

auf, ſondern allmählich in ſanftem Uebergang von den Ufern des majeſtätiſchen Miffiftppi bis an die ſchroffen Abhänge ber Felſengebirge. Anfang & find einzelne ungeheure Waldftrice vers theilt, dann fommt die Prairie, welche weithin ihre gleichförmige Dberfläche entfaltet, wie ein grüner Teppich, ben der Reiſende

Mögen wir uns darum nicht täuſchen , ſondern aus der ultra -demokratiſchen Tendenz die Lehre ziehen, die fte und bietet. Es iſt allerdings leicht, alles was dieſe Tendenz gefährliches, unzuſammenhängendes, in manchen Beziehungen groteffes hat, hervorzuheben ; aber troß aller dieſer Fehler und Irrthümer ift Amerika nicht& Deſloweniger für die Maſſe der Bevölkerung ein dauernber Zufluchtsort, ein Arbeitshaus , in welchem eß an

reichlichem Laglohn nicht feslt, ein Aſyl, wo der Druck , die Raftenhierarchie wie durch Zauber aufhören, wo das Glüc dem Muthvollen die Arme öffnet, wo jeder vor dem Tode eine Stunde Freiheit und Glüd hoffen fann. Der ungeheure Auswanderungsſtrom ſcheint indeß , mag er nun von Europa oder aus den öſtlichen Staaten der Union kommen, die Veränderungen zu befahren, denen auf dieſem , in Geburtêmehen liegenden Boben alles ausgeſeßt iſt. Die Auss wanderung geht raſcher fort ale je auf der ganzen Ditfüſte, oder wenigſtens an denjenigen Theilen dieſer Rüfte, wo die Städte unb bie Municipalinſtitutionen auf die Bevölkerungen

nicht die Macht der Gruppirung und des Zuſammenhaltend auss geübt haben. Dbwohl man wiederholt Anſtrengungen gemacht hat, dieſe verlaffenen Gebiete wieder zu bevölfern, ſo werben doch

betreten muß, ehe er die traurige Sandwüſte erreicht.

Auch

dieſe Wüſte iſt noch hie unb da bebedt durch kleine Wälder, durch Anſtedlungen von Biberfängern und Jägern des Weftens. Im allgemeinen aber iſt der Charakter der Mittelzone Amerika's, von der Schneeregion bis zu der, die eine ewige Sonne ers wärmt, der einer troſloſen Unfruchtbarkeit. Neumerico, deſſen ungerechte Eroberung vor furzem erſt mit ſo viel Blut und Mühſal bezahlt wurde, iſt nichts als ein enges Thal, wo der Regen nur manchmal, wie durd ein Wunder, fält, und wo man die Vegetation nur erhält, indem man das Waſſer mit einer Art Geiz nach dem von den Spaniern eingeführten Bes wäſſerungsverfahren vertheilt. Der berühmte Rio Del Norte, der auf unſern Karten eine ſo impoſante Figur macht, und hier

ſeine blauen mäandriſchen Krümmungen majeſtätiſch entfaltet, hat eine ſo ſchmächtige Waſſermaſſe, daß fie ſelten übers Knie reicht. Der Colombia rollt dahin, beladen mit Sand unb Kies, zwiſchen den vulcaniſchen ſchroffen Ufern, und man hat von ſeis nen Waſſern gejagt, „daß fte feine befruchtende Eigenſchaft has ben, und nur das Land, das fte überſchwemmen , erſchöpfen und

wegreißen .“ Südlich von dieſem Fluß und auf der ganzen alten Gränze Merico's folgen unburdhringliche Wälder auf Sants Man fteht fins

nocy, bevor fte ihre Fruchtbarkeit wieder erlangt haben, manche

wüſten ober auf unermeßliche Schneeflächen.

Ereigniſſe den großen Anomandererzug von ihnen ablenken . Das

ftere, öbe Shaler, überragt von weißen Pife , bie fich in bobens

Thal des Dhio, deſſen linkes Ufer von der Sklaverei beflect bleibt, iſt noch, wie vor 30 Jahren, der allgemeine Sammel punkt der Auswanderung. Aber bereits zeigen fich Symptome

loſen Abgründen ſpiegeln, und dieſe ganze traurige Scene ift getaucht in ein fables Licht, wie das einer Grablampe. Der Cap. Fremont hat ein Tagebuch über den Zug herausgegeben , den er während eines mörderiſchen Winters vom Colombia nach der Bai von San Francisco unternahm . Beim Bericht dieſes

der Veränderung : die Richtung dieſer lebendigen Fluth ſcheint ſeit einigen Jahren nach der Gegend im Süden der Canabas

Seen fich zu wenden , eine allerdings minder fruchtbare Gegend, die aber der Fuß des Sklaven nie befledte, und die mit den Vortheilen eine geſunden Klima's auch die raſche und leichte Communication verbindet. Cleveland, Maumere, Canbusfy ober jeber andere Punkt an den Ufern des Erie-Gees, ſagen die weis terſchauenden Speculanten , find Städte in vollem Wachethum , und in 50 Jahren werden fte unter den Städten Amerika's den erſten Rang einnehmen .

Nach dieſen privilegirten Gegenden im Süden der Canabaſeen wird fich die Auswanderung natürlicherweiſe auf die nordweſt lichen Staaten lenken , auf Joma und Wisconfin, wohin bereits Das find die Gränzen, wohin eine Vorhut vorgeſchoben iſt. das Ausſtrahlen der weißen Race in Amerifa geben wird, und Das iſt auch gewiß ein fruchtbareß und prächtiges Reich.

Der

Zuge fühlte man fich wie vom Alp gedrüdt , als wanble man in verwünſchtem , von bleichen Phantomen bevölkertem unb bon Blißen durchzucktem Lande . Unter allem was neuere Reiſende erzählt haben , fann ficherlich nur wenig an wahrhaft brama tiſchem Intereſſe fich meſſen mit der Ankunft Cap. Fremonto an

den Ufern des großen Salzſee's Der Eutawe , bem Giß ſo vieler Sagen und abergläubijchen Legenben ; nie hatte vor ſeinerAnkunft

ein einziges Fahrzeug den See durchfurcht, Fremont war ber erſte der das düſtere Schweigen dieſes ſchlafenben Meeres durch den Schlag ſeiner Ruber unterbrach .

Nichts läßt vermuthen, daß dieſe fernen Gegenden Schön heiten und Hülf & quellen bergen, durch welche Auswanderer ans gelodt werden könnten. Allerdinge bieten die Rüften des ftillen Oceans vom Colombia bis zur Bay von San Francisco ein zelne herrliche Räume dar , die eine milde Sonne erwärmt und

„ferne Weſten “ übt zwar auf die Einbildungskraft der „Schanz gråber der Civiliſation“ eine mächtige Anziehung aus, aber es iſt nicht ſehr wahrſcheinlich, daß die Union hier tiefe Wurzeln ſchlage, ſeine Verfaſſung und ſeine Sitten hier einpflanze. Die Natur hat um dieſe fernen Gegenben einen eiſernen Reif ges zogen . In einer Dom Miſſiſippi parallel laufenden Linie Dehnt

eine prächtige Vegetation bebedt, aber wir glauben nicht, daß je ein bedeutender Strom von Menſchen und Reichthum auß den öſtlichen Ländern nach Dregon unb Californien fich ziehe. Was man in mehr oder minder pomphaftem Styl über die

fich das Gebiet der Prairien in einer Breite von 100 bis 200

(engl.) Meilen bis zu den Felſenbergen aus, und obwohl dieß

amerifaniſchen Eben, dieſem gelobten Lande, und wie die an dern Epitheten alle heißen, geſagt und geſchrieben hat ; e8 ift

breite Gebiet einige Daſen von merkwürdiger Fruchtbarkeit hat,

eine ausgemachte Sache, daß die meiſten Aufwanderer , bie fidh

fünftige Coloniſation und den Reichthum von Dregon , dieſem

355 Dort niederließen , feine Landbauern , bie bort definitiv auf dem

Boben fich anftebelten , ſondern Fåger - und Biberfånger find, Die der mühſeligen Wanderung durch die Wälder und die bes eißten Seen mübe fich einen Augenblick auf dem Wege nieberließen, die Art und die Hade zur Şand nahmen, und gelegentliche Aderbauer wurden, bie aber, wenn dieſer Anfall von Civis liſation vorüber ift, ihr umherirrenbed , ungeordnetes Leben wies der ergreifen werden..

Die Auswanderercarawanen , die ben

Weg nach Dregon einſchlugen , fonnten Dasſelbe meiſt nur um Den Preis von Leiben und Entbehrungen erreichen , wie man fie

von intianiſchen und arabiſchen Stämmen erzählt, wenn ſie aus einem mit Unfruchtbarkeit geſchlagenen oder von Eroberern vers wüſteten Gebiet fliehen. Erſt vor furzer Zeit famen fünf Frauen und zwei Männer bei einem der Vorpoſten Californiens an : dieſe Unglüdlichen waren allein übrig von 16 Perſonen , und um fich, abgeriſſen , erſchöpft, das Feuer des Fiebers im Blic nach dieſem fernen Zufluchtdort zu ſchleppen , hatten

coon

bei den Arabern und den fühnen Gauchos, benen läftig fält, und welche mitten unter den zügelloſen Südamerika's in einer Art feudaler Abhängigkeit von Heerdenbeftfern leben. Das ſcheint den Neigungen

jeder Zügel Republifen den großen und Gefins

nungen der angloamerikaniſchen Race durchaus entgegen . Wenn in Zukunft bie junge Republik ihre jebigen ' Inftitutionen erhält, ſo mirb es ein intereſſantes und ernfte8 Schauſpiel wers ben, zu ſehen bis zu welchem Grabe die Einfuhr eine8 ſo neuen, ſo feindſeligen Element8 auf die politiſche Drganiſation einwir fen wird, die in ihrer ungemeinen Glaſticität bereits die Mas nufacturiften und Handelsleute des Dſtens neben den Landbauern des Weftens und den Zuder- und Baumwollenpflanzern des Sütens leben läßt.

Aber der amerikaniſche Bund hat ſchon ernſtere Proben bes ftanben ohne zu wanfen . Erſt geſtern geboren und in ſeiner Wiege beunruhigt burch die Verſuche einer bahin ſcheibenben

.

fte mehrere Wochen lang von den Leichen ihrer Gefährten fich

genährt. Sie waren ihrer Ausſage nach von einer Emigrantens ſchaar vorausgeſendet, die von dem Schnee der Sierras überraſcht worben war, und ohne Zweifel jeft noch, Männer, Weis ber, Kinder und Shiere unter dem eiftgen Leichentuch begraben liegt. Das lautet, wie man fteht, ganz anders als jene males

riſchen , angenehmen Wanderungen, womit und gefällige Romans ſchreiber unterhalten . Der unbezwingliche Muth und die Abenteuerluſt die Dazu gehört, um ſo viele Hinderniſſe zu beftegen , ſo biele Schmerzen zu tragen, beweiſen, daß die Vereinigten Staaten uur ſehr ſchwer fich bie an den ftilen Ocean augs breiten werden .

Die mächtigen Landftriche, welche den Mifftfippi im Weſten

einſchließen , find beſtimmt unermeßliche Weibebiſtrict ezu werben, ähnlich benen Auſtralien

und der Laplatalanber , und nur hie

und da werden fidy lachende Thåler am Rande der rieſenhaften Zuflüſſe des großen Strome finden .

Bie ießt haben aber die

Viehzucht und das Hirtenleben in Nordamerita feine großen Erfolge gehabt, Neuyorf und die Neu - Englandftaaten haben fle allein betrieben , obwohl die Bevölferung fich ſeit langen Jahren wie ein befruchtenber Gdlamm über die Prairien und Ebenen

ausgebreitet hat, ſcheint fte doch mit der Viehzucht fich noch nicht ſonderlich befaſſen zu wollen. Aber die Zeit iſt nicht

Civiliſation , fand er in fich ſelbſt einen Muth , eine Fülle des

Lebens und der Einftcht, die ihn gegen die furchtbarſten Greiga niſſe geſtählt hat. Ohne anſcheinende Wurzeln im Boden, ohne ſtarke hochgeachtete Ueberlieferungen, wie die, worauf Monarchien fich ftügen , ohne die Entfaltung der Bajonette, worauf junge Regierungen beim Mangel moraliſchen Anſehens fich ſtüßen, mit Einem Wort ohne eine Stüße in der Vergangenheit und ſelbſt in der Gegenwart vermochte die Republik gewaltigen Stürmen zu widerſtehen , und die Prophezeihungen , die ihr ſo oft einen unfehlbaren Sturz verkündigten, lügen zu ſtrafen . Einige durch Zu fall in einen Bund gegen England vereinigte Provinzen , ein Bund, der ſich aufzulöſen drohte in Blut, untergraben durch die nach dem Siege eingebrochene Entmuthigung, gewannen im legten Augenblic neue Hoffnung und knüpften das Band ihrer vereinten Kräfte feſter.. Ein zweiter Krieg , gegen den ein Drittheil der Staaten proteſtirte, erſchütterte abermal& das faum errichtete Gebäude, aber durch eine fluge, wahrhaft erhabene Reaction des Nationalgeiftes widhen die provinciellen Eiferſüchteleien und Spala tungen dem Intereſſe und der Größe des Landes. Dann kam nach einem heftigen , erbitterten Kampf gegen die Partei der

Föberaliften der Sieg der Demokraten , da das politiſche Band, welches die erſtern geknüpft und erhalten hatten , zerreißen zu müſſen ſchien. Aber ein glückliches Gefühl beſchwor auch dieſe Gefahr ; die Behörden jedes einzelnen Staats , welche das von

mehr fern, wo die Gewalt der Umſtände und die Fingerzeige

Föderaliſten auferlegte Joch nur zähnefnirſchend ertragen hätten ,

der Natur dieſe gränzenloſen Prairien zu den größten und

unterwarfen ſich leicht der zugleich nachſichtigen und ſtrengen Controle , womit die Scüler Jefferſons bie Centralregierung ausſtatteten.

reichften Viehzüchtereien umgeſtalten werben.

Die menſchliche

Induſtrie wird ſie mit zahlloſen Heerden bedecken , welche dieſe bis jeßt einſamen Gebiete beleben werden , wo einſt Tauſende der

Nicht Fremden ziemt es zu beſtimmen bis zu welchem Punkte

der Thiere weibeten, welche die Kugel der Jäger mitleibolos ges zehntet hat. Zu dieſem Ende aber muß der indiſche Stamm völlig verſchwunden ſeyn oder fich durch die Berührung mit der Civiliſation umgeſtaltet haben. Aber die Kälte del Cobe8 ergreift dieſe ermüdeten Racen : fte haben nicht mehr Raum genug, um die verehrten Gebeine ihrer Väter zu begraben, und die welche Das Elend verſchont, verzehren fich in der Trankenheit und geben unter im Feuerwaffer. Wie dem bem aber auch feyn ſein mag, dieſe Umgeſtaltung der amerikaniſchen Gewohnheiten , dieſes Einftrömen eines neuen Elements erweđt merkwürdige politiſche

Beurtheilungen den Parteiübertreibungen zu Gute halten muß. Wie dem auch ſeyn mag , die Union muß namentlich dem Geiſt der Iſolirung mißtrauen , der fte almählich durchbringt. Hier liegt die drohendſte Gefahr : denn von dem Tage an , wo die Federn dieſer ſtarken Verbindung erſchlaffen , von dem Tage an wo fie fich in unabhängige, jebem Zwang widerſtrebende Staaten

Betrachtungen. Es ſcheint nicht, daß die Hirteninduſtrie gedeihen fönne außer in den Händen großer Grundeigenthümer, welche

ſpalten wird , in denen der unverſöhnliche Haß der angeblichen Republiken aus ſpaniſchem Blut auftaucht, von dieſem Tage

Gefahren bieſer Art bas politiſche Daſeyn und die Grunbeinrichs tungen eines großen Volkes bebrohen , fte können nur die Be.

hauptungen , die Anſichten der Denker dieſes Volkes analyfiren und beurtheilen , und wer weiß nicht wieviel man bei ſolchen

ihren ungeheuren Heerden ein noch ungeheureres Gebiet gewähren

an werden die Fortſchritte Amerika's ins Stoden kommen , und

fönnen. Die eigentliche Form der Hirtengeſellſchaften war immer patriarchaliſch. So war es bei den Hebråern , ſo iſt es nod ießt

vielleicht ein Rückſchritt eintreten , den ganze Generationen be klagen müßten .

356

sooon

Heiſen und forſchungen in Aegypten.

anzukommen, wie man dieß auf den Grabbildern ſieht - der See, welcher

(Bon A. Ampère. )

der Typus des griechiſchen Adheron gemeſen zu ſeyn ſcheint, und zu dem ber Gedanke ganz natürlich bei einem Volfe entſtehen mußte, das einen Theil des Jahres hindurch, lo zu ſagen , auf dem Waſſer lebte. Wir mußten einen ziemlich langen Umweg machen , um den Neften der Uebers idwemmung auszuweichen , die hie und da auf der grünbewachſenen und den pontiniſden Sümpfen ſo ziemlich ähnlichen Ebene fleine Seen zurückgelaſſen hatte. Als wir in der Nähe eines Dorfes hielten , fam ein Greis auf mich zu, nahm mich freundlich bei der Hand, und ſagte : Taibin , wat ſo viel als „ Willkommen “ bedeutet. Als wir am Sande angekommen waren , braďte uns eine Frau , die fich fanell verſpleierte,

Gyene. Philoe. ftromau fortzuſe fwärts ßen, The ide Cheben verließ, um meine Meife drieb ich an Chateaubriand, der mich über die Vögel des Nils befragt hatte. „Sie haben meiner Aufmerkſamfeit die Vögel Aegypteng empfoh. len ; davon wåre allerdings viel zu ſagen , aber es bedürfte der Feder eines Bernardin St. Pierre, wenn nicht der 3hrigen, um dieſe geflügelte Menge, unter der ich ſeit drei Monaten lebe, zu ſchildern . Ich werde mich auf einige Züge beſchränken und überlaſſe das Uebrige Ihrer Ein : bildungskraft. Ueberall find ufer, Inſelchen und Felſen mit einer Mafie weißer und ſchwarzer Vögel bebedt, die plößlich fich erheben, durch einans derwirbeln , und fich wie eine Wolfe oder ein Rauch in der Luft ver: breiten . Die Abhänge find geſchwärzt durch zahlloſe Seeraben , die in wilder Haft davonfliegen , wenn ein Gewehrſmuß fie von den ſteilen Wänden aufjagt. Bei eintretender Nacht bemerkt man unbeweglich am Ufer den

8. Dberägypten : Sifilis .

C

Ombos .

zu trinken .

Schrei in die Finſterniß hinaus ausſtößt. Långe dem Ufer hüpfen die Bachſtelzen, und die Wiedehopfe ſteigen mit foletter Miene daher. Auf

Gine lange gut gebaute Straße führte uns nach Hermonthie, deſſen Hauptdenkmal ein Tempel iſt, den Cleopatra dem Gotte Mandu und der Göttin Ritho weihte. Mandu iſt der Localgott von Hermonthis , wie Ammon von Theben . In dem kleinen Tempel , vor dem wir anfange vorüberfamen , und der zwiſchen den beiden Diſtricten liegt, wurden beide Gottheiten gemeinſam verehrt , die Bocalgötter der einen Provinz (nomos ) gewährten fomit denen der Nachbarſchaft gaftfreundliche Auf nahme. Der Tempel von Hermonthis macht einen angenehmen Eindrud.

den Palmzweigen ruchſen die Tauben , diejenigen Vögel , die nach dem

Hart daneben erheben fich Palmen und der weiße Dom eines Santon.

Pelifan, den man das Rameel des Nils nennt, und der einen ſeltſamen

.

Glauben der Moslems Allah am meiſten liebt , weil ſie murmeln und den Kopf ſchütteln , wvie ein Moslem beim Gebet Zifr. Zu den zier:

Die Tauben fliegen zu Tauſenden um die Capitaler her, oder reßen fich in langen Reihen auf die Architraven nieder. Der Eindrud , den man

lichſten Vögeln des Landes gehören die weißen Reiher. Oft habe ich welche auf dem Ropf eines ſchwarzen Büffels geſehen , der fich unter dem

Ruinen von Karnak verfällt. Dieſe Ruine hat Anmuth und ſteht der

hier fühlt, iſt nicht das ſtumme Erſtaunen , in das man beim Anblick der

blendenden Federbuſch ſeltſam genug ausnahm. 3• habe ihrer mana-

Grinnerung an Cleopatrawohl an. Im InnerndesTempels erwartete

mal ein Dußend über einander auf einem hohen Palmbaum geſehen , der große weiße Blüthen zu tragen ſchien. Beſonders neugierig waren Sie, etwas von den Vögeln zu hören welche in den Nuinen hauſen, und

mich ein trauriges Schauſpiel: man hat ein Gefängniß daraus gemacht. Joh fand mich plößlich von trübſeligen Geſichtern umgeben, welche alle den Ausdruck der Geduld und Refignation trugen . Hier, ſagte man mir, find Kinder, die man ſeit einem Jahre bewacht, weil die Eltern entflohen find.

Sie hatten wohl Redot, denn dieſe ſind eine wunderbare Zierde derſelben.

Nie ſaß ich da mit dem Bleiſtift in der Hand , um eine Hieroglyphen : inſchrift zu zeichnen, ohne durch irgendeinen von ihnen hervorgerufenen maleriſchen und poetiſchen Umſtand abgezogen zu werden, und ich erin: nere mich ſehr oft, was Sie vor meiner Abreiſe von dem Effect ſagten,

Dieſer iſt zu Grunde gerichtet durch die ſchlechte Beſchaffenheit der Dchſen , die er an die Regierung verfaufte. Ein anderer iſt ſeit fünf

Jahren hier , weil der Nil ſein Feld nicht befruchtete, und er nicht im Stande war ſeine Steuern zu zahlen. Ich bemerkte einen angefeſſelten

den die Vögel Aegyptens mitten unter den Trümmern hervorbringen

Schwarzen, der die Fliegen, von denen er faſt aufgefreſſen wurde, nicht

müßten.

nonfoloſies ſchwebt, balb iſt es der heilige Sperber, der Gott Horus mit den Golbaugen, der in eigener Perſon fich auf ſeine Statue niederfekt, oder endlich, wie um einen Contraſt zu bilden gegen dieſe großen Effecte,

abwehren fonnte. Man kann ſich leicht denken , daß mir wenig Freiheit des Geiſtes übrig blieb , um die mythologiſchen Darſtellungen auf den Wänden des Tempels zu ftudiren . Das iſt Schade, denn fle ſcheinen ſehr merfwürdig . Im allgemeinen iſt die Mythologie aus den Zeiten

iſt es das unermüdliche Geſchwäß der ſchwarzen und weißen Sperlinge,

der Ptolemaer und der römiſchen Kaiſer viel verwidelter als die der

der gewöhnlichen Begleiter ineiner Studien in allen Tempeln , oder das

pharaoniſchen Zeiten, und bietet alſo mehr Näthſel zu löſen dar. Gine neuerlich in einiger Entfernung vom Tempel gemachte Aufs

Bald iſt es der weiße eier , der über dem Kopf des Mem:

verliebte Girren der Tauben, die ich zu Hermonthis um die Architraven eines von Cleopatra erbauten Tempels ſchwärmen ſah -

eine doppelte

grabung zog meine Aufmerkſamkeit auf fich.

Erinnerung an Venus. Das find einige Züge, die ich aus meinem Album reiße und Ihnen ſende; Verzeihung , daß ich ſo ein ſchlechter Maler bin .“ Hermonthie , von dem ich eben geſprochen , iſt der erſte Halıplaß oberhalb Thebens ; zu Lande iſt es nur etwa zwei Lieued entfernt. Man kommt an dem Tempel vorüber, der in dem Werfe der ägyptiſchen Commiſfion mit den Worten, ,,am Ende des Hippodromo gelegen “ bezeichnet iſt. Dieſer Bau zeigt eine ſeltſame Einrichtung. Gin Gang , in den

die Seitencapellen augmünden, läuft um das Heiligthum her. Die Archi teftur iſt aus den Kaiſerzeiten . Hier fand Champollion die Hierogly: phen, aus denen der Name Othog beſteht, der ſo furze Zeit nur regierte ;

ſonſt hat man , ſo viel id weiß , den Namen nirgends gefunden . In einer de desſelben Tempels las lepfius noch die Namen anderer Kaiſer, Galba, Vitellius, Decius ; leßterer iſt der ſpäteſte von allen, deren Daſeyn auf einem ägyptiſchen Bau nachgewieſen iſt. Läßt man den kleinen Tempel rechts liegen, ſo findet man bald den

Man hat alte Trümmer

daraus hervorgezogen , um zum Bau einer Brüde zu dienen. Dieſe Ausgrabung iſt erſt vier Jahre alt, und die Reiſenden , die mir vorans gingen, haben nicht davon geſprochen. Dieß war alſo ein guter Fund für mich. 3 fand hier die Trümmer eines Baues , zu deſſen Grunds lage man Steine verwendet hatte mit Hieroglyphen nicht aus der ent

arteten Epoche der Cleopatra, ſondern aus dem Zeitalter der Thutmoſis. Ich erfannte auf einem Stein den Namen Thutmoſis III. Trot der Verſtümmlung der Bruchſtüde brachte ich aus den Kieroglyphen eine Weiheſdrift an den Gott Mandu heraus. Dieß beweist , daß ſoon unter den Pharaonen der 18ten Dynaſtie ein zur Ehre dieſes Gottes errichteter Tempel hier beſtand, und daß dieſer Tempel die Materialien zu einem neuen jeßt zerſtörten Gebäude lieferte. Zu allen Zeiten war Hermonthis der Siß GottesausMandu. DasderGebäude, zu Grundlage Thutmoſis deſſen mandesdenCultus alten des Tempel den Zeiten

benußte , datirt wahrſcheinlich aus dem Zeitalter der Antonine,' wenig ſtens fand ich auf einem Säulenſtumpfen den Namen Adrian, Adriano geſdrieben. ( Fortſeßung folgt.)

großen von Abhängen eingeſchloſſenen Raum , den die ägyptiſche Com: miſſion den Hippodrom genannt hat. Champollion glaubt, hier ſey ein Standlager geweſen für die Truppen , welche die Beſaßung von Theben und die Wache der Pharaonen bildeten . Nad Wilkinſon war dieß der

heilige Sce , über den die Todten ſepten, um an ihrer Begräbnißftätte

Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Die Eiſenbahn Paris - Orleano hat im vorigen Jahr 10,8 Mill. ertragen, die Roften betrugen etwas über 5 Mill., so daß nach Abzug Amortiſſeniente, des der Intereſſen à 3 übrig Proc. bleiben Vergütung und derauf der Ån geſtellten noch 3,8 Mill, zu vertheilen ein Capital von 40 Mill. (Monit. industr. 2 April.)

Verantwortlicher Redacteur Dr. Gd. Widenmann .

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 其 90. u".

14 April 1848,

anſehen müſſen , ſtimmt dem Strabo nicht bei, ſondern verſekt bas alte lupiä nach dem heutigen San Cataldo hart and Meer

Aus Apulien. ( Von Dr. S. )

und nennt ed Portus Aletinorum . 1. Lecce.

Soleto .

Die große Stalaktitents

Caſtro.

grotte Zinzinnuſa.

Otranto .

Motto : Et Salentinos obsedit milite cainpos Licius Idomeneus Virgil.

In Lecce, der Hauptſtadt der Provinz von Dtranto früher war Otranto der Siß der oberſten Behörden brachte ich in Geſellſdaft heiterer, wohlwollender und gebildeter Menſchen ein paar genußreiche Sage hin.

Beſonderen Dank ward id in

Wahrſdeinlich wurde, wie

noch oft heutzutage, der Name des Gafens mit der etwas mehr landeinwärts gelegenen Stadt verwechſelt oder vertauſcht, und in ſpäteren Zeiten wegen der Einfälle ber Barbaren die Stadt vom Meere zurückgezogen, wo dann der bekanntere Name des Hafens auf die Landſtadt überging, das heißt aus Lupiä und

Aletium ein einziges Lupiä wurde. Die alte Geographie Japy gien's ruht überhaupt noch unter einem Schleier, der ſchwerlich balb gelüftet werden wird, ſo lange nur jedes Jahrhundert eins mal ein gelehrter Geograph aus der Maſſe der neapolitaniſchen

dieſer Beziehung dem jungen Arzte, Dr. Coſta, dem Sohne des Profeſſore der Zoologie an der Univerſität zu Neapel, ſchuldig:

Halbgelehrten hervortaucht Cluber gibt an , daß ein ſalentinis

Derſelbe ward nach dem Cap Leuca mein Reiſegefährte,

gebaut habe. Die Lecceſen , ſtolz auf das ungeheure und uner meßliche Alter ihrer modernen in Rococo-Styl erbauten Stadt, find ängſtlich bemüht den Namen Lecce auch in etymologiſcher Beziehung mit alter&grauem Stammbaume zu ſchmücken. Scar dino ſpricht von hier gefundenen Trümmern eines Nympheums, von ben lleberreſten eines Amphitheaters, von Thermen, Gräbern

und

theilte mehrere Tage lang die Leiden und Freuden dieſer WallBevor ich den gegenwärtigen Zuſtand Lecce '8 in wenigen Zügen zuſammenfaſſe, mag es mir vergönnt ſeyn , auf deſſen Vergangenheit und Alterthum ein paar Blide zu werfen, wo ich dann hier wiederum als unverkennbarſte Zeis dhen des Alter der Stadt bas herausſtellt, daß fich nicht eins mal bei den Alten ſelbſt eine Spur ihrer Eriſtenz an dieſer

fahrt mit mir .

ſcher König Malenniue,

und Inſchriften .

Sohn des Daſumus, das alte Lupiä

Antonio de Ferrariis, genannt Galateus : de

antiquitate et situ Japygiae p. 92 und Gruter p . 374 geben

Peregr. Scarbino ſchrieb

Inſchriften an, welche die Abſtammung von Lupiä außer Zweifel

im Jahre 1607 ein ſehr gelehrtes Buch : Discorso intorno

ftellen ſollen. Neben dem Namen Lupiä kommt jedoch noch ber Name Lycia, Lycium , Litium , Auxía für Lupiä vor, ohne daß

Stelle mit Sicherheit nachweiſen läßt .

l'antichità e sito della città di Lecce und der

och gelehrtere

Giuſtiniani gibt ebenfallseine Menge Sull'antica hiſtoriſcher Notizen; eine man die Perioden dieſerNamenørerſtümmelungen mitBeſtimmt e moderna heit angeben könnte. Şiſtoriſch gewiß iſt, daß die Römer eine

Monographie von Infantino 1634 :

Lecce ift felten geworden. Es fragt fich , ob das heutige Lecce

Colonie, 100 Jahre vor Chriſtus, bieberführten und die Stadt

auf den Ruinen des alten Lupiä oder auf denen ron Aletium

Lupiä, Lypiä nannten ; von einer zweiten Colonie redet Frontin

erbaut rey. Aletium wird von Plinius und Strabo genannt:

und Panvinius : de coloniis u . ſ. w. (p. 352 ed. Freft 1597)

zur Vermehrung der Verwirrung haben aber einige Gelehrte

Hat folgende Inſchrift: Patrono Col. Lupiensium Patrono

aus dem ftraboniſchen Alntia - Sannia gemacht, und miffen nas

türlich nirgenbe mit einer ſolchen Stadt in dieſer Gegend zu

Municip. Der Name Lupia fcheint bis zum ſechsten Jahrhun Dert geblieben und erſt dann wieder der ältere Name Auzia auf

Den Worten des Strabo : „ bisher war von den Rü-

getreten zu ſeyn. Der Name Sybaris verſchwand gänzlich. Aus

bleiben ,

ftenftabten die Rede ; landeinwärts liegen Rhobia und Lupiä ,

Auxía Lycia fou nun der Name Lecce entſtanden ſeyn .

und wenig vom Meer entfernt : Aletia “ widerſpricht Pauſanias

zocchi gibt ein paar Münzen an, die eine mit einem Adler , die

6, 19, welcher Lupiä eine Rüftenſtadt nennt ,

anbere mit einem Hercules , bebedt mit dem Fell des nemeiſchen

Die früher auch

Maz

Sybarié genannt worden, deren Hafen ein Werk des Kaiſers | Löwen, beide mit der Legende AYKIANAN und bringt fte mit Habrian . Der Geograph Mela 11, 4 läßt aufeinander folgen :

Dem japygiſchen Lycia in Verbindung , wogegen Edbel und Ca

Hydrue , Lupiä, Valetium , Brundufium ; Plinius nennt nach

relli proteſtiren und fte den Bewohnern Lucaniens zueignen .

einander ale stationes militum: Lupia, Baleftum , Cälium. 68

An bas aſiatiſche Lycien iſt hier natürlich gar nicht zu benfen,

kommen die Namen Lupia (Plinius 3, 11 ) Lupiä, Lypiä und

weil ſonſt die legende AYKILN lauten müßte.

18niai vor : auf den verſchiedenen Itinerarien erſcheint der Name

miſch iſt die Etymologie Lecce, Licium von der durch Friedrich II

Gluverius, den wir, trop der Menge bon

gegebenen Erlaubniß die von Otto IV zerſtörte Stadt wieder

ſehr verſtümmelt.

Jrrthümern, dennoch immer alß eine alt-geographiſche Autorität

aufzubauen.

Ungeniein fo

Aus „ sit licitum “ nämlich ſoll Litium , und aus

no

358

Lecito (erlaubt) Lecce entſtanden ſeyn. Auf Anjou'ſchen Karten

iſt fte Litium genannt, aber ſchon die Normannen nannten ſie nicht anders als Licium .

Im Baronenfatalog von Borelli heißt

18 : Comes Goffridus de Licio.

An der Rathedrale fou aus

dem Jahre 1114 zu leſen geweſen ſeyn : fundari coepit simul et fabricari atque Deo fido Lycii dominante Gofrido. Robert von der Normandie war erſter Graf von Lecce, Tancred der zweite, Walter Graf von Brenne - erhielt ſpäter bie Graf idhaft von Lecce und Laranto, barauf Manfred.

Boemund, Ros

Marcheſe ton Caftromediano entſchiedenen Werth : fte enthält einen Correggio, Guercino, Guido Reni, Salvator Roſa u. ſ. w . außer einigen ſeltenen Manuſcripten , Vaſen , Münzen und and dern Alterthümern ; auch der Cavaliere Pontari befißt eine Münz- und Vaſenſammlung, und einige Mitglieder der Familie des Duca Gambalino follen gegenwärtig mit einer archäologie ſchen Arbeit über das alte Sapygien ernftlich beſchäftigt ſeyn .

Von dem Thurme der Kathedrale überblict man die ganze Stadt und die Umgegenb.

Die albinſel erſcheint wie eine

wellenförmige Ebene ; 1 nach Norb und Dft ftrahlt überall bas Meer hervor und jenſeits die Küſten von Illyris Graeca und

bert Guigfardi8 Sohn, vergrößerte die Stadt, die Mauern und führte viele neue Gebäude auf. Db Otto IV oder Wilhelm der Böſe Lecce verwüſtet, weiß man ſonderbarer Weiſe nicht mit

Epirod , das Land von Dyrrhachion bis zu den feraunijchen

Gewißheit .

& eriftirt die Inſchrift : Civitas Litii dishabitata

Gebirgen, deren ſchneebedecte Gipfel mir hier zum erſtenmal,

civibus penitus deserta sub Dominio Comitis Hugonis Bren

bel im Sonnenſcheine glänzend, erſchienen . Das afroferauniſche Vorgebirge, infames scopulos, Acroceraunia, nennt ſie Horaz, ſchiebt fich wie ein coloſſaler Wibberfopf gegen Italien gerichtet,

In der Mitte des 15ten Jahrhunderts war Antonio Dr

nae .

fini Herzog von Taranto, der auch Lecce und Gallipoli in Beſit Die Ereigniſſe dieſer Zeit, deren Schauplaß hin und

hatte .

wieber Apulien und Zapygien warb,

hat Graf Platen in dem

„ Abriß napolitaniſcher Geſchichten " recht gut zuſammengeſtellt. Zu dem Könige Ferdinand von Aragonien, bem Sohne Alfons I,

hatten die Lecceſen viel Liebe und Vertrauen : Beiſpiele ſolcher

in8 Meer hinaus. Unter den öffentlichen Gebäuden der Stadt verdienen noch eine Auszeichnung: Das Militärs und Civil Kranfenhaus, welche vereinigt find, der foloſſale Palaſt der Ins tenbanz, das Seminar, das Collegio dei Nobili, bao Tribunal, früber ein Benedictinerflofter, die Paläfte der Familien Palas

Geſinnung hebt der oft genannte Galateo häufig hervor. ? 3m

dini, Caſati u. ſ. w. Eine öffentliche Bibliothek iſt ſo viel ich

Jahre 1548 wurden die gegenwärtigen Mauern Lecceß von Loff

weiß noch nicht vorhanden . Die Vida von Lecce iſt nicht übel angelegt, aber ſchlecht unterhalten , der Drto Agrario gänzlich

redo, Marcheſe von Trevico, erbaut, und die Stadt Durch Kirden 5

und Gebäude verſchönert. In den legten drei Jahrhunderten idwanfte ihre Einwohnerzahl zwiſchen 16,000 und 20,000, und gegenwärtig iſt die erſte Zahl in die ſtatiſtiſchen Tabellen auf genommen .

Bon Alterthümern iſt gar nichts mehr vorhanden. Kirs chen und Paläſte machen einen fonderbaren Einbrud. Stolberg ſagt, wfte ſeyen von der Band einer berwilderten Phantafte auf geführt, welcher die edle griechiſche Baufunft ohne Einmiſchung Der gothiſchen nicht genügen wollte ," aber wahrlich ! nirgende blidt griechiſche Architektur bervor, nirgende ift Gothiſche8 eins

gemiſcht, es iſt vielmehr ein überlabener Rococo -Geſchmad, der einen anefelt. Der Stein , au& welchem die meiſten Bauten aufgeführt find, wird Lecciſo genannt; er iſt weich , leicht zu bearbeiten und ſeine graugelbe Farbe erinnert an Malta und an orientaliſche Mauern und Caftelle. Die zahlreichen Kirchen und geiſtlichen Gebäude beſchreibt O. 6. Infantino in ſeinem Buche: Lecce Sacra 1634. 4°, wo auch mehrere Inſchriften

,

,

vorfommen. 3ch fah folgende Kirchen : bie Rathedrale, ein gros Bes und würbiges Gebäude, G. France&co di Paola, Gta Croce

vermildert ; ein kleine naturhiſtoriſches Provincialmuſeum ift unter Leitung des oben erwähnten Dr. Coſta im Entſtehen bes

griffen. In ſeiner eigenen Wohnung ſah ich Sammlungen von Petrefacten , Mineralien, Mollusfen , Säugethieren, Vögeln sc.

Er zeigte mir einige Inſecten, Schmetterlinge und Zoophyten, welche in der Provinz Otranto geſammelt waren, und doch bon den meiſten Naturforſchern als nur in indiſchen Gewäſſern und Landſtrichen einheimiſch angegeben werden ; er war ſo gütig mir

ein Verzeichniß ſeiner Schäße einzuhändigen . Was die übrigen Wohlthätigkeits-, Schul- und Bildunges anſtalten betrifft, ſo iſt leider wenig darüber zu ſagen . Fer Dinand I errichtete eine Scuola Regia , welche noch vegetirt.

Die ftete Anweſenheit wiſſenſchaftlich gebildeter Männer aus der Hauptſtadt, welche die Provincialverwaltung leiten und der grös bere Sinn und gute Oedmad ber Puglieſen für ein wiſſens

ſchaftliches Fortſchreiten hat jedoch in Lecce einen erträglich ge bildeten Lon hervorgerufen, welcher mit manden trefflichen Zus zen des Herzens Der Bewohner den Aufenthalt in dieſer Pros

vinz viel angenehmer macht ale bei den wilden , ungaſtfreunde

mit der allerbunteſten Façade, del Roſario, Carmine mit ſons

liden Menſden de

derbarer Dede und S. Nicola, vor der Stadt, wo ſich zugleich ein ſtattlicher Campoſanto befindet. S. Nicola iſt eine der

blüheten hier zwei wiſſenſchaftliche Afabemien : de' Trasformati

älteſten Kirchen , ganz im byzantiniſchen Styl erbaut und genau nad ſolchem , da die Zeit die urſprünglichen zum Bau verwens deten Werkſtüde zerſtörte , reſtaurirt. Einige dieſer Kirchen, auch Sta Tereſa, welche ich nicht jah, enthalten ziemlich gute

3d ſchlenderte mit Arn. Dr. Coſta um die Stadtmauern mit mittelalterlichen Thürmen, zu dem alten Caftell, zu dem in

Principats und des Bafilicat8.

Früher

und de' Spioni.

ber ganzen Umgegenb berühmten modernen Dbelisken mit alter. thümlichen Emblemen und Inſchriften (bie Namen aller alten

Gemälde ; lächerlich aber iſt die Eitelkeit der guten Bürger,

Städte und Völfer Zapygiene enthaltend), welcher den vier bes

ſolche Werfe mit hochberühmten römiſchen Meiſternamen ſchmüs den zu wollen. Dagegen hat die kleine Privatſammlung des

nachbarten Städten Brundufium , Tarentum , Dtrantum und

Gallipolis ſeine Seiten zuwendet ; ferner durch mehrere enge

und gewundene Gaſſen, welche jedoch in breitere und ſchönere 1 Nicht zu verwechſelu mit einem zweiten Walter von Brenne, wele

cher den Litel eine& Duca d'Atene führte und „Signore di Firenze" war,

einmünden, zu den vier Stadtthoren, von denen die Porta di

bis Einwohner von Florenz ihn 1342 wegen Unzucht und Grauſamkeit ver:

Napoli mit einem Triumpbbogen geſchmüdt iſt, welchen dic

jagten. Vgl. Sismondi Ist. delle Republ. Ital. Cap. 35.

Danfbaren Lecceſen Rarl V errichteten.

,

2 Die lecceſen leiſteten den Türfen unter Mohammed II nad der Zer

ſtörung Otranto’é tapferen Widerſtand.

3 Nach Coniger& Chronifen ſtarben im 3. 1466 zu Lecce 14000 Pere fonen an der Peſt.

! Et iſt daher gang falſch, die Karten Italieno bi8 zum Cap Leuca mit Gebirgen zu bemalen .

359

wo

Der Hügel , auf welchem Lecce liegt, verdient ſehr wenig dieſen Namen ; man muß weit vor die Stadt hinauswandern ,

um dieſe hügelige Lage zu erfennen . Zwiſchen zwei Meeren gelegen iſt die Stadt von Winden heimgeſucht; bas Klima ift friſch und geſund; 7 Miglien find's bis zum adriatiſchen , 15 Lecce liegt gerade in der Mitte des

bis zum joniſchen Meer.

Kreiſel , welchen Brindiſt, Dtranto und Gallipoli beſchreiben . Dbidon die Stadt ein Paar Brunnen im abenteuerlichſten Rococoftyl befißt, ſo fehlt es doch gänzlich an Waſſer ; man ſammelt dieſes in Cifternen und verfauft e8.

3m Jahre 1846

gabinan zwei Karaffen Wein für eine Karaffe Waſſer her. Die Fontäne auf dem Hauptplaße iſt die ſtattlichfte. Auf dies ſem Plage wohnte ich in der Locanda ber Geſchwiſter Centonze.

3d hatte ein reinliches, hübſches Zimmer mit ſehr gutem Bett, und freundliche Aufwartung für außerordentlich billigen Preis. Eine kleine Trattoria iſt mit dem Logirhauſe verbunden .

3ch

erhielt ſehr gute Fiſche, Fleiſch, friſche Gemüſe und ausgezeichs neten Wein ; feine Portion foſtete mehr als 4, höchſtens 5 Gran, alſo das Drittheil der neapolitaniſchen Preiſe.

Für 200 Dus

cati jährlich kann man in Lecce, der Hauptſtadt der Provinz Otranto, ganz gemächlich leben . Das Theater der Stadt iſt klein und unanſehnlich ; ich wohnte der Aufführung eines Luft ſpiele bei . Da in der Platea (Parterre ) fein Plaß mehr war , führte man mich in eine Loge, welche ebenfalls ziemlich beſept war . Man überließ mir, dem Fremden , ſogleich den beſten Plaß und behandelte mich mit großer Artigkeit. Ich gedachte der Abenteuer des armen Zuftus Lommaftni auf ſeiner Fuß

reiſe durch Calabrien und Apulien , und erkläre es für ganz unmöglich, daß heutzutage ähnliche Niederträchtigfeiten abſeiten der Richter und Gendarmen gegen Fremde vorfomnien fönnen , Die Schauſpieler waren unter aller

wie unter Ferdinand I.

Rritif, die Prima Donna hatte eine Geiſere ſchnarrenbe Brannts weinſtimme, und der erſte Liebhaber hinfte .

Dennoch wurde

älteſten bisher in Indien aufgefundenen Denkmale errichtet wurden, Staatsreligion geworden iſt. Ferner zeigte er , daß feine wahre Aehn lidhfeit zwiſchen dem architektoniſchen Style Aegyptens und Indiens herr iche , und daß leßtered Land von zwei verſchiedenen Stämmen bewohnt worden rey, von dem eingebornen, der den füblichen Theil der Halbinſel inne gehabt, und von dem indogermaniſchen, der in einer ziemlich neuen Beit als @roberer oder Coloniſt ins land fam und ſich in den Thalern des Inbus und Ganges niederließ. Unter dem leßten Stamm entſtand die buddhiſtiſche Religion und blühte über 1000 Jahre, nämlich von dem 3. 250 vor bio 750 3. nach Chr. Zur Zeit der mohammedaniſchen Eroberung ideint der Bubbhismus völlig erloiden geweſen zu ſeyn, 1 und jeßt findet ſich fein Buddhiſt und feine Einrichtung dieſer Religion mehr in dem Lande ihrer Entſlehung.

Ferguſſon erwähnte des merkwürdigen Umſtandes , daß die Namen von Ptolemåus , Antiochus und andern griechiſchen Königen in einer Inſchrift dieſes Aſofa erwähnt worden ſeyen , und beſchrieb dann eine rein griechiſche geisblattartige (honeysuckle ) Zierrath , die fich auf den von dieſem König zu Allahabad aufgerichteten Pfeilern fand. Sos dann ordnete Hr. Ferguſſon die religiöfen Gebäude der Buddhiſten und theilte fie in drei Claſſen. Die erſten find die Topen oder Dagobas, große domartige Gebäude zur Aufnahme von Neliquien, wie ſie fich in großer Anzahl in Afghaniſtan , Indien und Ceylon finden ; er beſchrieb die verſchiedenen Theile eines Dagoba und zeigte dann, wie der Ti oder die Zierrath auf dem Gipfel fallmählich immer ſchlanfer und ſchlanker wurde, bis er zum drei- oder neunſtodigen Thurm ward, nicht nur in Indien, ſondern auch in China, wie z. B. der berühmte Porcellanthurm in Nanfing. Die runde Ginfaſſung der Topen wurde nachgewieſen durch ein merkwürdiges Beiſpiel zu Sautſchi in Bhopal , wo die eigenthüms lichen Therwege noch vorhanden ſind. Dieſe ſind gleichfalls das Origis nalmuſter der Bailu's , oder, was man ſehr ungeeigneter Weiſe die Triumphthore der Chineſen nennt. Die zweite Elafie von Denkmalen find die Tſchaityas oder Kirchen, die uns in Indien nur von den Höhlen her bekannt ſind, eben ſo wie die dritte Claſſe, die Biharas oder Klöſter, welche als Wohnungen der Prieſter dienten und wo zwei oder mehr in jeder Höhlenreihe in Indien jeder Tſchaitya beigegeben waren. Nachdem Hr. Ferguſion den Plan und die Einrichtung im allgemeinen geſchildert, wies er nach , auf welche hübſche Art die Tſaitya -Höhlen durch eine

jede Scene beklatſcht. Unter den anweſenden Frauen entdecte große Deffnung oder Fenſter über dem Eingang beleuchtet wurden , er : ich mehrere hübſdhe Geſichter : ein ſchönes Dual , ein weißer klärte den Bau der Dächer, welche, obwohl ſtets rund, doch nie den Bogen Leint, die Augen ſchwarz und ſehr lebhaft, die Form der Au nachahmten (der in Indien fich erſt lang nach dem mohammedaniſchen genlieder ein wenig geſchlißt, als ob die vielen Einfälle der Einfall findet) ſondern von Holz aufgeführt waren. In einigen der Saracenen in dieſe Gegenden den eigentlichen Lande& typus altern Höhlen iſt das Holzwerf noch vorhanden , obwohl in den neuern etwas umgeſchmolzen . Auf der Landſtraße nach S. Cataldo, nur ſeine Formen in dem Fels nachgeahmt find. Nachdem Sr. Ferguſion den indiſchen Theil ſeines Gegenſtandes dem beliebteſten Spaziergange der Lecceſen , ſah ich ein Paar beendigt, wies er die auffallende Aehnlichkeit nads, die zwiſchen den Ein Landmäbchen von großer Schönheit in griechiſchem Charafter.

15

Hier feiert das Volf ſeine abendlichen Erholungeftunden mit

Tanz und Geſang.

Die Tarantella wurde von der Jugend leis

denſchaftlich getanzt, und eben jo leidenſchaftlich bettelten alte Männer nnd Weiber. Da nicht überall die Straßen und Häus ſer bis zur Stadtmauer reichen , ſo findet man im Umfange der Mauer die meiſten Gärten ; Roſen und Agrumi blühen faſt

Das ganze Jahr hindurch. Das Dbft von Lecce (beſonders die Melagrane) iſt ausgezeich ( Fortſeßung folgt.)

Ueber die alte buddhiſtiſche Architektur Indiens. 3n der Verſammlung det brittiſchen Inſtituts der Architeften vom 6 März lad $ . I. Ferguſſon eine Abhandlung über dieſen Gegenſtand vor, und begann mit der Nachweiſung, daß die Anſicht von dem hohen Alterthum der indiſchen Bauten feineswegs durch die Thatſachen befraf: tigt werde, da die älteſten Denfmale des Landes, mögen ſie nun in den Felſen ausgehauen oder in der freien Luft aufgeführt ſeyn, den Buddhi ſten angehören und der Gründer dieſer Religion erſt im 3. 543 v. Chr. ſtarb ; ſelbſt dieſes Datum ſexy noch zu früh , da der Buddhismus erft 250 Jahre vor Chr. unter der Regierung Aſofa's , von welchem die

richtungen der von ihm beſdhriebenen Gebäude und denen von Stones henge beſtehe, die , wie er nicht im mindeſten zweifle , buddhiſtiſchen Urſprunge ſeyen ; alle Theile des bisher noch immer geheimnißvollen Baues ließen unter dieſer Vorausſeßung eine leichte Grflärung zu. Zum Schluſſe zeigte er, wie Dome in Indien gebaut worden ſeyen , und wied auf die Aehnlich feit zwiſchen dieſen indiſchen Bauten und dem befannten Grabe zu Mylaſa in Kleinafien hin , ſo wie auf den merkwürdigen Ums ftand, daß die langgeſtreckten ( hog -backed ) lyciſden Gråber, welche Sir Ch. Fellows entdeckte, nicht nur in der Form, ſondern auch in der Bau art jenen indiſchen Gebäuden gleichen, während die Sprache der Inſchrif: ten auf denſelben ein Dialekt des Sanskrit ſey , von der Mutterſprache ungefähr eben ſo weit entfernt, wie der Dialeft auf den Inſchriften der indiſchen Bauten.

Reiſen und forſchungen in Aegypten. 8. Oberägypten :: Silfilis. –- Ombos. - @yene. - Philoe. ( Fortſepung .)

Auf dem Rüdweg traf ich ein Kamel , welches ausriß. Manch . mal werden dieſe Thiere von einer plößlichen Wuth ergriffen, und ren: 11 Nicht ganz, denn es fanden ſich neuerer Zeit noch Denkmale aus dem 12ten Jahrhundert , die auf Buddhismus deuten, indet warer jedenfalls nur ſehr ſpora :

A. d . R.

biſch .

360 nen in gerader Linie fort durch die Wüſte, bis fie mit ihrem Reiter vor Erſchöpfung todt nieder fallen. Während ich wieder in meiner

Barfe angelangt die von der Abendſonne geröthete Säulenhalle von luror im Nil fiche ſpiegeln ſah, bemerfte ich Gruppen, welche in großer Bewegung vorüberzogen . Soliman erzählte mir, daß in geringer Ent: fernung ein Mord am hellen Tage vorgefallen fey. Sein Bericht dars über lautete folgendermaßen : „ der Umgekommene hatte vor mehrern

Jahren einen Mann aus dem Dorfe Ournah getödtet. Dieſer hatte Kinder , welche ohne Unterlaß ihre Sdweſter fragten : wo iſt unſer Vater ?. Und fie antwortete :

wurden, tödteten fie arabiſchen Sitten . nah ſeyn, und man ſelbe erft, nachdem

er wurde ermordet.

Als die Kinder groß

den, der getödtet hatte.“ Dieſe Blutrache iſt in den Morgen wird ein großes Mahl in dem Dorfe Gur: wird den Todten beerdigen, denn beerdigt wird der: er geråcht worden.

sson

das Gefühl der Fremde. Bald werden wir das Rreiz des Südens ſehen, dieſe Lichtfadel der andern Hemiſphäre, welche bei Dante den geheimniß: vollen Zugang des Paradieſes beleuchtet. Wenn Dfirie, der ein Auge auf einem Thron zur Hieroglyphe hat, der Sonnengott iſt, ſo iſt Iris, welche die Scheibe mit zwei Hörs nern auf dem Kopfe trägt , unzweifelhaft der Mond ; die horizontale Scheibe des Geſtirnes ſcheint uns den Nachen der Göttin angudeuten. Die gegenwärtige Bevölferung des Nils hat als Grundlage die alte ågyptiſme Bevölferung mehr oder minder rein. Die Sprache der Fel: lahe iſt das Arabiſche, aber ſie find weder im phyſiſchen Typus , node im moraliſchen Charafter reine Araber. Sie find noch Aegyptier, oder wenigſtens iſt an ihnen viel ägyptiſded geblieben. Dit glaubte ich, namentlich bei den Frauen, die Originale der fleinen Statuen zu erfens

Der große Tempel von Gone , der, eben ſo wie der von Denderah ,

nen, die man in den Gräbern findet, und welche die Bildniſſe der alten Bewohner Aegyptens find. Gin Efeletreiber bot genau das Profil von

wegen ſeines Zodiacus für eines der älteſten Denkmale Aegypteng galt,

Seſoſtrie. Die ägyptiſche Race ſcheint einerſeits die Fellahs, andererſeits

.

reidt Zeiten der Ptolemaereinerundgroßen derrömiſchen tie Roptenerzeugtzu . altenDieAegyptier. einen,wie Beide die andern,erinnern in Beziehungen haben hinauf.nicbt Manüberdie liegt darauf die Namen Zahl der Kaiſer leßtern gewiſſen an die find Verwandlun von Claudine bis Caracalla. Die hieroglyphiſche Orthographie dieſer Namen , d. h. die wechſelnde Verwendung dieſes oder jenes Zeichens, um einen gleichen Ton auszudrücken, iſt hier ſehr gut zu ſtudiren, denn man erfennt leidt denſelben Kaiſernamen auf verſchiedene Art geſchrie: ben , und fann dadurch zur Kenntniß der Ausſprache der verwandten Zeichen gelangen. So fand ich die Sylbe to in Antoninus durch den

gen desſelben Typus, die unter verſchiedenen Umſtänden und durch ver: ſchiedene Miſchungen vor fich gingen, wobei mehrere Elemente und uns befannt ſind, das arabiſche Element aber nur in ſchwachem Maaße auf: tritt. Und wer war denn die alte ågyptiſche Race ſelbſt ? Man iſt von der Anſicht zurückgefommen, daß ſie eine Negerrace geweſen . ? Je wei: ter man den Nil hinauffommt, deſto mehr findet inan Aehnlichkeit zwi:

Shleier, eine Hieroglyphe, deren Sinn durch ſeine Form deutlich angege-

ſchen der Bevölferung, die jeßt an den Ufern wohnt, und der alten

ben , deſſen Ausſprache aber , glaube ich , unbefannt iſt. Dura viele

Race , wie die Denkmale fie uns darſtellen und die Mumien fie erhals

Beobachtungen dieſer Art wird man von Tag zu Tage mehr dahin gelangen, den Sinn und den Ton zu beſtimmen, den man ſämmtlichen

ten haben. Hr. Caillaud war auf ſeiner Reiſe in Obernubien jeden Augenblick von dieſer Aehnlichfeit betroffen. Larrey fand die Mumien ſdhyadel denen der jeßigen Nubier ſehr ähnlich . Dieß ſcheint die allge: meine Anſicht zu beſtätigen , wonach die ägyptiſche Nace, dein Lauf des

Hieroglyphen beilegen muß. Der Tempel von Gene fönnte einen großen Effect machen. Seine

folgend, allmähliaand Nethiopien herabgerückt fer; it habenichts iſt ſvön, ſeinen vollfommen erhaltenen Porticusliefin Nil Architektur gegen dieſe Anſicht einzuwenden , ziehe aber daraus feineswegs den neuerer Zeit der Paída vollſtändig ausräumen , er ſcheint aber in einem Loch begraben. Was den Styl der Sculpturen und Hieroglyphen be: trifft, ſo iſt er ſehr grob, namentlich in dem römiſchen Theile. Man

fieht hier, wie zu Denderah , daß die Architektur die Traditionen der antifen Vollendung viel beſſer erhalten hat als die Sculptur. Was die Architektur an griechiſdem Einfluß erfahren hat, der ihr mehr Leidy. tigkeit gab , hat ihr an Großartig feit nichts genommen ; die Sculptur iſt dagegen ſeltſamerweiſe durch den Einfluß Griechenlande barbariſch geworden .

Gene iſt der Hauptaufenthalt der Alme's geworden, welche Mehemed Ali auf den Vorſólag der Ulemad aue Cairo verbannt hat. In ſeiner Nachahmung des Verfahreng der europäiſchen Civiliſation hatte er ans fangs eine Steuer darauf gelegt.

Wir haben und wieder auf dem Nil eingeſchifft. Der Glanz und der Reichthum des Lichts hier ſind unvergleichlich; das iſt noch etwas

Schluß, daß die ägyptiſche Civiliſation demſelben Weg folgte, und daß auch file aus Aethiopien bis nach Unterägypten herabſtieg. Die ägyp: tiſche Civiliſation iſt vielmehr, dad bin ich überzeugt, den Lauf des Nils

hinaufgeſtiegen. Memphis iſt älter als Theben, die Bauten Aethiopiens, die Pyramiden von Meroe z. B., welche man für das Urbild der ågyp tiſchen Pyramiden hielt, ſind erwieſenermaßen neuern Urſprunges, die

Zeit ihres Baues läßt ſich nicht über die griechiſche Periode hinauffeßen . Aegypten wurde alſo von Süden her bevölfert und von Norden her civiliſirt; darin liegt fein Widerſpruch. Das erſte , was dem Reiſenden bei der Annäherung an Gl Rab, dem Glithyia der Alten, auffällt, iſt ſeine völlig erhaltene Einſchließungs mauer. Dieſe beſteht aus Badfteinen und bildet ein Viered , das die alte Stadt umgab , von der nur noch ſchwache Trümmer übrig ſind. Seltſam genug , alle große Bauten find verſchwunden und die Gins .

röthe, der glühende Purpur, das brennende Gold des Sonnenuntergangs

ſchließungomauer iſt ftehen geblieben ; dieß iſt gerade der umgekehrte Fall mit Theben, wo große Bauten flehen geblieben find, und die Ein

am Ufer des Nils übertreffen noch die lieblichften , blendendften lichtbilder von Athen und Smyrna. Das iſt nicht mehr Europa und Klein:

ſchließungomauer verſchwand. Glithyia fann alſo in dieſer Hinſicht Theben gleichſam erſeßen.

mehr als Griechenland und ſelbſt Jonien. Die Roſenfarbe der Morgen:

aſien , das iſt Afrifa. Die Sonne iſt nicht mehr bloß ſtrahlend , fie iſt

(Fortſeßung folgt.)

1

rothglühend , die Erde iſt nicht bloß überſchwemmt von dem Feuer des

Tages , fte iſt davon verſchlungen . Darum war in dieſem Lande die Sonne unter den Namen Ammon-Ra, Dfirie, Horus , der oberſte Geti. Man braucht nur nach Aegypten zu kommen , ſelbſt im Januar , um

nicht mehr zu zweifeln, daß die å gyptiſche Religion eine Sonnenreligion war. Der Glanz der Nacht iſt noch außerordentlicher als der des Tages. Wir verwenden die langen Abende in der Nähe der Tropen dazu die

Geſtirne zu beobachten. Wir erbliden das Sternbild, dem die Schmei dhelei eines alerandriniſchen Dichters, Rallimachus, den Namen „ Haare der Berenice “ gab. Mit Vergnügen betrachten wir den Canopus, den dönen, in Mitteleuropa unfichtbaren Stern , der faſt eben ſo glänzend iſt, wie der Sirius . Der Polarſlern hat fich gegen den Horizont geſenft. Neue Geſtirne, eine neue Phyſiognomie des Himmels geben noch mehr

Getreidea u ofuhr aus Nußland im vorigen Jahre. Die Nordiſche Biene vom 9 März theilt nach der Handelszeitung die officielle Angabe über die vorjährige Getreideausfuhr mit . Sie betrug an Weizen 5,945,394 Tſchetwerte, Hoggen 2,680,760 I., Gerſte 285,381 T., Hafer 1,560,422 T. Unter der Rubrik „ Verſchiedeneg “ iſt feine Zahl von Maaßen wohl aber eine Geldzahi angegeben. Der Werth des ſämmt liden ausgeführten Getreides betrug 78,983,953 Silberrubel oder etwa 315,935,812 Fr. (den Nubel zu 4 Franfen ) gerechnet. 1 Der Berſaiſer beruft ſich in einer Note auf die Anſicht, welche unſer Land,

mann Pruner in der Athandlung die Ueberbleibſel der alten ägyptiſchen Mens fchenrace" ausgeſprochen . Der Natur der Sache nach können auch die Fellahs in der Mehrzahl nichts rern , als zum Jólam übergegangene Kopten. A. d . u .

.

Verlag der 9. O. Cotta'ſchen Buchhandlung.

2 Wir verweiſen auf unſern kürzlich mitgetheilten Artikel von Jourtet de I'Jble , die alten Racen in Aegypten und Aethiopien .“ Nr. 67 ,ff. v. 0. Jahr. A. d. R.

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausla n d . Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. N ". 91 .

15 April 1848.

Hudſon und Rhein.

chen Ruhe und des Gebankenſpiels zu pflegen , wenn ich gut ges

Wer Wochenlang die graue Debe des Meeres und darauf die qualvolle Hiße Neuyorks erduldet hat, dein iſt eine Fahrt den Hudſon hinauf eine wahre Labung. Das Auge taucht durftig in dieſe Fülle von ſaftigem Grün , in dieſe Felſenwildniß

ſpeißt habe. Dieſer Genuß wurde mir ſo vollkommen , als ich es nur wünſchen fonnte. Die eiſerne Here " führte einen guten Tiſch, und Fluß und Ufer blieben immer ſchön . Die verſchies

Denſten Landſchaftebilder folgten raſch auf einander, oft ergoß

Sein tiefes Rauſchen

fich der Hudſon zu einem breiten flaren See, und ging's wieder

miſcht ſich mit dem langentbehrten Wohllaut des wogenden Wal-

in eine Thalenge hinein , ſo hatte man hinter ſich die herrlich

bes, ſein friſcher Hauch fräftigt noch mehr die Wohlgerüche, die Dieſe würzige Luft erinnert an das Duften von Italiens Gärten , aber es iſt etwas

ſten Fernſichten.

hinein, die der ſtolze Strom Durchglänzt .

aus den Thalwindungen herüber ſtrömen .

Wo die Ufer breit und niedrig wurden, ichos

ben fich die landzungen in den Fluß, bebedt mit glänzend bellen

Häuſern . Ich fonnte nicht vom untern Verbede weg, obwohl

Wildeb, Gluthvolles darin , das man in Europa nur in den

ber Wind zu Zeiten eine Sprißwelle in die Höhe ſtiebte.

unbewohnten Bergſtrichen des Südens aufſuchen darf. Neuyorf erhebt ſich deſto höher und ſchimmernber, je weiter man ſich ents

war ein heller fräftiger Herbſttag, ein rechter Jagdtag, wie man

fernt, als Augenpunft des hellen Flußthale8, das rechts eine lange bebuſchte Felſenfette , fajjen .

linf& anmuthige Hügelreiben eins

Doch gerne läßt man die glänzende Stadt hinter fich,

das Paradies der Feinſchmecker iſt fte und auch der beſte Ort,

um den Wachathum und die ſchnellgeſtaltende Macht des Welthandels kennen zu lernen, aber mitten in dem reißenden Wirbel

in dieſer Jahreszeit in Deutſchland ſagt,

68

um Rebhühner und

arme Haſen zu ſchießen , wenn man nämlich die Erlaubniſ vom Staate fich erfauft hat, dieſem lachenden Erben au der reichen Stifter und Capitel und vieler Städte. Früher fonnte man in Deutſchland nur jagen , wenn man einer dieſer Innungen oder dem Abel angehörte ober Freunde darunter hatte, jept fann bereits jeder

für ſein Geld fich das Jagdvergnügen verſchaffen . Der allein berr

der Geſchäfte in Neuvorf eine ruhige Stunde des Nachdenkene zu finden , wird bem Fremben ſchwer. Dieſe Stadt gibt ihm

chende Staat bat al die Berechtigungen und Freiheiten an fd ges

gleich bei ſeinem Eintritte in Amerika einen, man möchte ſagen ,

Zeit in den Beſts einzelner Perſonen und Stände zerſplittert hatten.

gewaltſamen Eindruck deſſen , was dieſes Land vorzugeweiſe aug-

Dieſe Einzelrechte und Einzelfreiheiten mußte ber monarchiſche Staat zerſtören, aber nicht, um ſie für ewige Seiten als Eigen thum des Staatsoberhauptes zu benußen, ſondern um fte dem

zeichnet und groß macht,

das iſt das raſt- und frankenloſe

Schaffen in allem was die Erzeugniſſe der Erbe verwerthen fann .

zogen, welche früher Volfeeigenthum waren und fich im Laufe der

Der Fremde verlangt aber in Amerika noch nach an-

natürlichen Herrn , dem Volfe, als das Gemeingut aller zurück

derm, nach der großartigen Natur. lind beſſer kann er in ſte nicht eingeführt werden , ale durch bie herrliche Bergwildniß , die ihn bei Gtonypoint aufnimmt. Der Fluß ſcheint nur hineins

zugeben. Das war ſeine Beſtimmung, das iſt die geſchichtliche

geſchüttet zu ſeyn, ſo friſch und rieſig ſteigen die grünen Berge aus ſeinen Wellen auf und gipfeln ſtd ), oft genug ihre nadten

Felfenglieder zeigenb, fühn über einander, der Blick verliert ſich in die zahlloſen Schluchten unb Jrrthäler, und die Sonne übers ſtrahlt mit ihrem reinſten Lichte Höhen, die wohl felten von Menſchen beſtiegen werben.

Mit mehr Geſchmack und Einſicht

hätte man die Bildungsſtätte der fünftigen Kriegsführer nicht wählen fönnen, als in Weſtpoint, mitten in dem Zauber einer erhabenen , noch jungfräulich wilden Gebirgewelt, umgeben von

Nothwendigkeit, die ich auch ſchon im alten Deutſchland zu ere füllen anfängt. Denn die einfache Wahrheit der Staat iſt das Volf - läßt ſich nicht mehr unterdrücken . Amerika brauchte

folchen Kreislauf nicht durchzumachen . Es hat an den Ufern ſeiner Flüſſe feine Burgen und Dome, hier waltet die junge, weite Natur, und darin der Menſch in ſeiner eben ſo unver.

kümmerten Freiheit, denn das Land hat Ueberfluß für alle. Wo die menſchlichen Wohnungen in die Gehölze hinein gejäet find , da überwiegen fie doch niemals den Eindruc einer ſich ſelbſt noch gebietenden Natur. In Europa iſt aller Boden zers ſtüdt und verbraucht; ſo weit man fiebt, iſt von der Menſchens

ben zerſtörten Bollwerfen der Feinde, bem einzigen Trümmer: grau, das Amerika aufzuweiſen hat außer einigen verfallenben

hand die Erbe gefnechtet, in Amerika erſcheinen noch immer die Werke des Menſchen, groß oder klein, wie verloren in der rings

Hütten in den Wäldern, die der Bauer verließ, um beſſere Pläße

umwogenden Wildnis. Dieß iſt auch der eigenthümliche Reiz des Hubſonthales. Es iſt wie ein friſchen Heldengedicht, welches Das Volf ſelbſt geſungen hat, die Sprache iſt nicht immer dich

zu ſuchen . Es gibt fein ſchöneres Vergnügen als in föſtlicher Geſundheit bei Wald und See bichteriſch thätig zu ſeyn ; nach dieſem

Genuſſe ſchäße ich am höchſten , in ſchöner Natur der behaglis

teriſch gewählt, häufig breit und gewöhnlich , wie Dae Wolf ſelbſt ſpricht, aber es iſt die Sprache eines jungen, ftarfen

362 Volfeb, der laut der Natur, der oft wie der Donner halt in

gang gewährt in der Nähe Lecce's einen ganz beſondern

majeſtätiſcher Schönheit.

möchte ſagen orientaliſchen Reiz.

Der Rhein iſt unendlich ſchöner als

ich

In einem Halbfreiſe um

nen Dichterſeele , die ihre wundervollen Offenbarungen in bes ſonnener Weiſe den Menſchen gibt, aber es hängt fich auch

geben die Dörfer Surbo , Arneſana, Manteroni , Leguile und S. Ceſario ; jedes wiederum auf einer fanften Erhebung des Bobend gelegen, die Stabt . Schlange, leicht unb anmuthig ges

viele Trauer und Dede an die Geftade des Rheines, und ſeine Burgen erſcheinen im rechten Lichte , erft wenn der Sturm und Der Regen fie peitſcht.

hier mehr den Eindruck der Freude als der Trauer machen , an

der Hudſon, der deutſche Fluß gleicht dem Werfe einer erhabes

Die Catefilberge erhuben fich in prachtvoller Blaue gegen Ende der Fahrt, maſſenhafter als das Siebengebirge , aber fte waren zu entfernt vom Ufer und nicht gezact genug, um den Ginbrud bed legtern zu machen. Sie erinnern eher an den Schwarzwald, wenn man ihn vom Rheine aus fteht, und wenn man einmal einen Vergleich haben will, ſo möchte die Elbe von Torgau bis in Böhmen hinein den richtigſten Vergleich für den Hudſon liefern. Aber die Elbe hat nur ſpannenlange Dampfs

boote, und hier die amerifaniſchen ! wie ftolz und gewandt theis len fie die Fluthen , fie tragen ganze Gebäude ſtromauf, ſtromab ; in der Ferne erſcheinen fle wie wie weiße Sorte mit hürmen ,

und doch wie artig unb foftbar iſt die innere Einrichtung, ſolche weite glänzende Säle läßt fein anderes volt auf dem Waſſer ſchwimmen . Ein rheiniſches Dampfſchiff iſt dagegen ein nieds licher Rahn, ein franzöſiſche ein Rauch- und Schmußbeden , und ein engliſches ein enges Staatezimmer voll Langeweile und Grobheiten. Ein amerifaniſches Dampfſchiff gleicht ſeinen Landes leuten ; von außen erſcheinen ſie nicht ſehr gefällig und haben nur die eine Tugend, daß fie ſauber find ; immer aber iſt alles höchft angemeſſen , um ſchnell zu gehen und viel zu faſſen , und Dabei iſt es drinnen weit, hell unb luftig, durchflogen von

allerlei Wind und Plänen . Amerika hat ungeheure Räume auf dem Erbhoben und in der Zukunft vor fich , der Geiſt gewöhnt ftch in dieſem Lande daran, das Weite und noch Ungerſuchte zu

durchmeſſen . In Europa hat jeder Winkel ſeinen Herrn und jedes Ding ſein Maaß von vorn herein ; wer nicht etwas Eins bildungekraft von Natur hat , der wird durch die Enge unb durch den Druck der Gegenwart ſelbſt hart und engherzig und muß fich ſputen lernen.

Und dennoch, welcher Reichtum deb

Lebens in Europa ! Man lernt ihn erft ſchäßen , wenn man in Der Einförmigkeit bet amerikaniſchen Lebens gefangen iſt. Selbft der Hudſon wird zuleßt langweilig, weil auch er zu lange Stres den von Einförmigkeit hat. Der Rhein zeigt oft genug lang

weilige Ebenen, aber dennoch läßt eine Rheinfahrt einen wuns Derbaren Zauber in der Seele zurüd, während man bei dem

Hudſon zuleßt nur an die Vortheile denkt, welche er dem Hans Del gerrährt.

Rirchen und Klöſtern . Hier und dort neigt eine ſtattliche Palme vom Abenbwind bewegt ihr grünes, langbefiebertes Haupt, wie

ein freundliches Gränz- und Wahrzeichen des Driente . Ich weilte ein Paar Lage in Lecce und lernte mehrere

einfache und herzliche Leute kennen, welche fich bemühten, mei nen Aufenthalt ſo angenehm als möglich zu machen . Die ſchlechte Luft der Gegenden von Egnatia, Brinbift 1' ., welche ich in den leßten Reiſetagen eingeathmet , hatte mir heftige

Ropfſchmerzen zuwege gebracht, und die Ruhe in Lecce that mir ſebr wohl, zumal id mehrtägige Reiſeftrapazen in der äußers ſten Hace 3talien8 noch zu überwinden hatte. Die beiden Ausflüge nach S. Cataldo unb Salento machte

ich an einem Tage, G. Cataldo ift 7 Miglien entfernt unb der Weg Dahin wenig intereſſant, theilweiſe durch Delwälder führend. Bald erblidt man das Meer, deſſen Ufer nach der Seite von Otranto zu fich allmählich erhöhen und mit vielen kleinen Buchten und Grotten verſehen find, welche für fleinere

Schiffe fichere Anferpläße bilden. Bis zu den Seiten Karle III waren dieſe Ufer mit 78 Thürmen (die auf alten Specialfarten alle namhaft gemacht find) gegen die Einfälle der Türfen bes Dedt. Später fielen dieſe Thürme in Irümmer, und nur wenige, ſo z . B. S. Cataldo , Roccavecchia, dienen nod den Rüftens wädtern als Behauſung. Wo Lupiae geſtanden , iſt ſchwerlich zu ermitteln. Ptolemäus feste e zwiſchen Brinbift und Dtranto . Die Bucht von Roccavecchia hat auch für größere Schiffe Anfer grund. Walter von Brenne, welchem Carl von Anjou die

Grafſchaft Lecce ſchenkte, erbaute hier, durch die Anmuth der Küfte - von Anmuth iſt wahrlich feine Spur mehr - gelodt, turch Coloniſten aus Lecce eine kleine Stadt, welche die Jürfen

nach der Eroberung Otranto'8 zerſtörten. Sie ſtand an dein Punfte Italien , welcher Griechenland am nädyften. Zwiſchen Rocca und Otranto liegt der Lago di limini, berühit burch die Fülle wohlſchmecender Fiſche. Das Waſſer dieſes Sees ron 12 Miglien Umfang iſt halb ſalzig, halb ſüß von vielen kleinen Duellen , welche hier ganz in der Nähe des Meeres entſpringen . zu Anfang Maiß öffnet man einen Canal ins Meer und bringt das Waſſer De8 Seeß zu gleichem Niveau des Meeres ; im Auguſt ſchließt fich der Canal durdh den andrängenden Meer

ſand, und dann iſt der Fiſchfang am ergiebigften, aber die Luft ſehr ungeſund. Ein Nebenzweig der Via Trajana führte am

Jus Apulien. 1. Lecce.

baute Glodenthürme wechſeln mit ſtattlichen Gypreffen , welche

Boleto. - Caftro. – Die große Stalaktiteu Otranto . grotte Binzinauſa. -

-

See entlang nad Otranto .

Dhne alle hiſtoriſche und archäologiſche Ausbeute fuhr ich nach

( Fortießung .)

Lecce zurück und ſogleich nach Salento oder Soleto. Aber auch

Die nächſte Umgebung der Stadt iſt eine baum- uub ftrauch loſe Ginobe , obidon Der Boden fehr fruchtbar ; überall liegen Trümmer verfallener Gebäude umher, und machen den Eindruck,

hier erging eß mir ſchlecht. Die Königsburg bed 3tomeneu8,

als ob cin Krieg das Revier verwüſtet habe. Entfernt man fich aber weiter, dann bekommt adeß ein beſſere

Anſehen ; e8

er deinen Olivenälder und Getreibefelber am Horizont in lan

gen Linien, Dazwiſchen Aeder, welche von Münze und Thymian Duften , Reben und Obſtgarten , Mandelbaumplantagen , und ein zeln zerſtreut ſchimmern die kleinen, weißen Caftnog der Städter freundlich entgegen. Ein glühender , gelbrother Sonnenunters

der Tempel des Zeus mit Säulen aus Jaſpis und Capitälern aus Silber, mit Bagreliefs, welche den Raub der Europa , bie Geburt De8 Minos, Ulyffe8 mit den Pferden Ded Rheſus, den Streit um die Waffen Del Achille8 u, bgl. Darſtellen ; mo 360 mencus dem Zeus hundert Stiere ſchlachtete, um ſich die Gott heit für den Krieg gegen die Mandurier zu gewinnen, wo Jüng

linge und Jungfrauen der geprieſenſten Schönheit, mit Roſen 1 Vgl. die Schilderungen dieſer Gegenden von demſelben Verfaſſer im Ausland Nov. 1843 und Januar 1844.

363

befränzt, in weißen Gewändern Loblieber ſangen u. T. w., eri

Ueber das Alterthum dieſes faft ganz verfallenen Ortes iſt ebens

ftirte nur in der Phantafte Fenelone, welder Telemach unter Minerra ' Geleit nach Salento führte. Galateo '1 machte e8

falle viel gefabelt worden ; wahrſcheinlich iſt, daß Griechen ihn

den Alterthumsforſchern plauſibel, daß Soleto das alte Sac

hierher .

2

ſey. Soleto liegt auf einem unbedeutenden Hügel in der Mitte der äußerſten Hade Italiens, 16 Miglien vom abria

lento

tiſchen und eben ſo viele vom joniſchen entfernt ; der Drt hat Weingärten , Oliven und Mandeln, und feiner ſeiner Bewohner träumt von dem foloſſalen Ruhm der Vorfahren. Ich könnte über Salento hier ſehr viel Gelebrſamkeit zuſammentragen , vers weiſe aber lieber auf den alles erſchöpfenden Artifel, Soleto

oder Solito im 9ten Bande del Dizionario Geographico-Ragionato des gelehrten Lor. Giuſtiniani. Hier ſoll nun einmal Sallentia, nach welchem die Bewoh ner dieſer Provinz Salentini genannt wurden, geſtanden ſeyn. Stephanus von Byzanz nennt Eandevula eine meſſapiſche Stadt. Cluber in ſ. 3talia antiqua, Voß in den Commentarien zum

im Jahre 450 erbaueten , einige verſekten die alte Stadt Leuca Im Jahre 1537 eroberten die Türfen den Ort, mor

beten und ſchleppten die Einwohner in bie Gefangenſchaft fort. Das ebenfalls in Trümmer dahinftnkenbe Caftell ſou von beim

Vicefönige Pietro di Toledo erbaut worden ſeyn. Wir kletter ten überall umher , fanden aber nur zwei Menſchen, einen Strand wächter und einen jungen Geiſtlichen , welcher und den übrigen Shell bee Lages begleitete.

Die Feftung hat 450 Schritte im

Umfange und war burc Natur und Kunſt vortrefflich bertheis digt, die Mauern müſſen einſt ſehr ſtark geweſen ſeyn : man ers fennt Thürme , Wälle und Thore und den ganzen Apparat mits telalterlicher Kriegsfunft. ( Schluß folgt.)

Reiſen und Forſchungen in Aegypten.

Pomponius Mela, Mazzocchi in den Tafeln von Heraclea, Ar duin im Commentar zum Plinius, und viele andere bringen Sallentia hier unter. Plinius beklagt bei ſeiner Rückkehr aus Griechenland die Zerſtörung von Soletum . Die Salentini po

gräber , deren Wände mit Malereien und Inſchriften bedeckt find.

puli , ber ager Salentinus, das Promontorium Salentinum ,

einem dieſer Gråber las Champollion dag lied , welches der Landmann

die Münzen mit der Legende SALENTIN2N (von Golz und Mayer geſammelt), betreffen nach allgemeiner Annahme den be zeichneten Boden. Galateo redet von Mauern , welche den großen Umfang der alten Stabt bezeichneten . Ich fand feine Spur von Alterthümern . An einem heiteren Morgen fuhr ich mit Herrn Dr. Coſta nuch dem Cap Leuca aus Lecce weiter. Die Straße iſt trefflich.

Die Dörfer welche raſch auf einander folgen, haben ein rein

8. Oberägypten : Silfilis. - Ombos. - Syene. ---

Philoe.

( Fortſeßung.)

In einiger Entfernung von der Stadt find Grabgrotten, Familien In

an ſeine Stiere richtet, und welches gewiß das älteſte befannte Lied ift.

Ich bemerkte in den Malereien dieſer Grotten, was man audy anderówo ſehen kann, daß die Farbe der Männer roth, die der Frauen gelb ober

roſenfarb ift. Augenſcheinlich liegt hierin eine Art Herkommen, ich glaube aber daß der Maler durch dieſen Kunſtgriff ausdrüden wollte, daß die der Sonne minder ausgeſepte Haut der Frauen etwas heller fey als die

der Männer. Die höhern Claſſen ſcheinen auch , wie in Indien, von etwas hellerer Haut geweſen zu ſeyn ? wie die andern . Neftor l'Hôte

Duften mächtige Ginſterbüſche, Meliffe, Thymian und Lavenbel.

bemerfte dieß in Betreff der Söhne des Sefoftris , und Hr. d'Artigues, fand in der Tobtenſtadt von Theben zwei kleine Frauenfüße von höchſt ariſtofratiſcher Zierlichfeit und vollkommener Weiße. Nachdem ich mehrere Stunden damit zugebracht hatte , das Leben der alten Aegyptier in dieſen Wohnungen des Todes zu ſtudiren , die Familien , welche fie ausgegraben, wieder zuſammenzuſeßen , und unter den Grabmalereien und hieroglyphiſchen Inſchriften gleichſam Bekannt ſchaft mit den Todten zu machen , deren Bilder hier begleitet find von ihrem Namen , der Bezeichnung ihres Gewerbes, ihres Verwandtſchaftegrades und ihrer Heurathen, beſtiegen wir wiederum unſern Gſel und entferns

Die Gegend iſt urgemein bevölfert, faum hat man die leßten

ten und noch weiter vom Fluß quer über eine nacte Ebene. Nachdem

lidhes wohlhäbiges Anſehen , id möchte ſie mit denen auf Malta

vergleichen. Faſt jeder Ort hat neben der ſtattlichen Kirche eine döne Palme, wie anberêwo Linden die Gotteshäuſer beſdatten . Ein geräumiger, über alle anderen Gebäude hervorragender Palaſt, an das Feubalweſen erinnernd, fehlt in feinem Drte,

Herrliche kleine Gehölze von immergrünen Eichen wechſeln mit Getreidefelbern, in den Garten ſtehen Mandel- und Obſtbäume, Drangen und limonen, und rechts und links an der Landſtraße

Häuſer eines Dorfes hinter fich, ſo erſcheint ſchon wieder der Kirchthurm eine anderen, und ſo fährt man ſtundenlang fort. Dchſen , Maulthiere und Eſel zeichnen fich durch fräftigen Körs per und ſchöne Formen aus. Wir fuhren durch die Drtſchaften

wir eine Zeitlang angehalten, um zwei fleine Tempel zu beſuchen , von denen der eine von Seſoſtris , der andere von einem Ptolemaer erbaut worden , famen wir gegen Abend an ein Gebäude , das wie die ganze

Architektur der eleganten Periode der Thutmoſis und Amenophis unge mein zierlich war. Amenophis III , den die Griechen mit Memnon ver:

Cagliano, Maglie, Botrugno und Buggiarbo , wo ein ſehr ſtatts

wechſeln , deſſen Bild durch den doppelten Roloß auf der Ebene von

liches Schloß mit geſchmadvollen Gartenanlagen ſich befindet. Von hier bie Diſo - bei Maglie hatten wir die neue Straße welche über Tricaſe zum Cap führt, verlaſſen - wurde der Weg ſchlechter. 3n Diſo, einem freundlichen Drt, mit helangeſtris dhenen Häuſern machten wir Halt und nahmen in einer kleinen

Theben dargeſtellt iſt, Amenophis III iſt hier dargeſtellt, wie er der Göttin des Drts 2 und ſeinem Vater, der, wie dieß häufig gefdieht, dem Cultus, welchen die Götter empfangen, beigefellt iſt, ein Weihgefdent barbringt. 30 copirte einen großen Theil der Inſøriften auf den Mauern dieſes Tempels , die noch nie im Ganzen geſammelt waren , und es ſehr ver: dienen ; die Malereien von denen ſie begleitet find, verdienten gleichfallo ſorgfältig copirt zu werden, denn es finden ſich hier auffallende Zeichen

Kaffee -Boutique unſer Frühſtüc ein . Nach der Meeresſeite zu wird hier die Gegend Hügelig und ſehr anmuthig; durch kleine Eichengehölze und an Olivenwäldern vorüber gingen wir zu Fuß

von Ueberarbeitung und bedeutende Ueberladungen. Dieſe Ueberarbei:

nach dem reizend auf einem Hügel am Meere gelegenen Caſtro.

tungen zeigen ſich in manchen Denkmalen Aegyptens und Nubiens, und ſcheinen ſich auf eine religiöſe und politiſche Revolution zu beziehen,

· Et eriſtirt eine gute lebensbeſchreibung dieſes gelehrten Salentiners (Unt. de Ferrariie) von dem Cavaliere Arditi.

Amenophis III fich knüpft. Hier iſt ein merkwürdiger Punft aufzus klären, ich beſchränke mich aber darauf, den Tempel öflich von Elithyia

welche an den Kultur des Gottes Ammon und an den Namen von

2 Vom Jahre 1598 eriſtirt ein griechiſch-lateiniſcher Brief des Prie

ſter & Antonius Arcudius , welcher hier zuerſt den griechiſchen Ritus mit dem lateiniſchen wechſelte, und: ó ns Ewertou ' 4971710863utapos wird hier mit Soleti überfeßt .

! Wir verweiſen hier nochmals auf Gourtet de l'Isle's Avhandlung. Nr. 67 ff. ? Die Göttin Sowan, welche der Niederkunft vorſtand, weshalb die Griechen auch die Stadt Elithya nannten.

364

ald eines der auffallendſten und mindeſt fludirten Beiſpiele von Erfeßung gewiffer Malereien und Rahmen durch andere , als die einzige Spur ießt unbefannter ſocialer und religiöſer Umwälzungen zu bezeichnen . Die Nacht hatte uns im Tempel überraſcht, und wir kehrten zurück unter einem wunderbaren Mondlicht, das unter den Füßen unſerer

Thiere den unfruchtbaren Boden mit einem lebhaften weißen Licht übergoß , während die angenehmſte Temperatur und nach der Hiße des Tages erguidte. Wir famen bei guter Zeit nach Obfu , deſſen großer Tempel eine der impoſanteſten Nuinen Aegypteng iſt; wenn er den auf dem Nil

heranfahrenden Meiſenden fich zeigt , gleicht ſein rieſenhafter Pylone einigermaßen den Thürmen einer Kathedrale. Die beiden Tempel von Gbfu reichen nicht über die Epoche der Ptolemäer hinauf. Der gries diſche Geſchmad hat an dem großen Tempel die Verhältniſſe der Säulen nicht ſchlanker gemacht, wie dieß zu Gone der Fall war, vielmehr iſt die ågyptiſche Architektur noch maſſenhafter und gedrungener geworden als

zu den Zeiten der Pharaonen. Will man einen Typus dieſer Architektur, wie man ſich ſolchen gewöhnlich vorſtellt, nehmen, ſo möchte man den Tempel von Gofu wählen, und gerade dieſer iſt nicht aus der ägyptiſchen Periode. Bei der Annäherung fieht man die beiden Maſſen des Pylonen vollfommen erhalten, und darauf das rieſenhafte Bild eines Könige, der in der linken Hand eine Gruppe Beſiegter an den Haaren hält, und ſie mit der Rechten bedroht.

Es iſt ein Ptolemaer in dieſer herkömm

lichen Stellung, die fich auf den pharaoniſchen Bauten der Groberer aus der 19ten Dynaſtie ſo häufig findet, abgebildet ; dieſer Ptolemæus afft Seſoſtris nach. Man glaubte, dieſe Darſtellungen zeigten bei den alten Aegyptiern den Gebrauch der Menſchenopfer an , das iſt aber ein Jrr: thum. Der Monarch, der die Reule ſchwingt, die Gefangenen, die vor ihm knieen und von ſeiner mächtigen Hand gepackt werden, bildeten eine hieroglyphiſche Gruppe, die in gewaltigem Verhältniſſe die Idee der gänzlichen Unterwerfung des Beſiegten unter den Sieger , des Rechtes über Leben und Tod ausdrüden und weiter nicht .

Dieſe ungeheure

Hieroglyphe, die ſich auf dem Pylonen, der das Thor des Tempels von Gofu bildet , mehrfach wiederholt, mußte bei denen , welche vor dieſem rieſenhaften Thore anlangten, einen ſtarfen Eindruck des Shredene und

der Verehrung erzeugen , indem ſie ihm ein ſpredjendes Bild der furcht: baren Herrſchergewalt ihres Könige bot. Der von einem Periſtyl ums gebene Qof iſt leider zum Theil verſchüttet : an mehrern Stellen ſtehen ungeheure Capitåler über die Erde hervor , und ſeinen fich , wie eine Blume ohne Stengel, über der Oberfläche des Bodens zu entfalten. Dieß macht einen außerordentlichen Gindrud und hat etwas monſtröſes. Gine Ausräumung wäre leicht zu bewerkſtelligen , und man würde dann eine wahre Anſicht von dieſem Gebäude erhalten , deſſen einfache Ver: hältniſſe jeßt dem Blic entgehen , und das einem bis an den Gürtel

des, daß es ſo wenig Schatten hat ohne daß es gerade an Bäumen fehlt. Das hat ein ziemlich trauriges Anſehen: ein Baum ohne Schatten iſt wie eine Blume ohne Geruch. Die Sycomore allein bietet einen dichten und friſchen Schatten, aber ſie iſt ſelten in Aegypten, und wird es, je weiter man nach Süden kommt , immer mehr. Die Senſitiva hat in dieſem Lande eine große Reizbarfeit ; bieſe ſeltſame Gigenſchaft ift es, weßhalb fie von den Botanikern den einzigen zierlichen Namen, den fie erfunden, erhalten hat : mimosa pudica ; dieſe Eigenſchaft wächst durch Einwirkung des Lichte beim Vorhandenſeyn eines üppigen Saftes , fie .

ſcheint alſo durch ähnliche Verhältniſſe beſtimmt, wie diejenigen, welche die phyſiſche Reizbarkeit der Thiere anregen. Gin leßter Zug der Aehn lichfeit iſt der , daß fie durch den Aether gelähmt wird.

Der Palmbaum iſt der treue Begleiter des Neiſenden, der den Nil hinauf- oder hinabfährt.

Die Form dieſer Bäume ſcheint anfangs

monoton , aber ihre Stellung und Vertheilung wechſelt ing Unendliche. Bald gruppiren ſie ſich in Büſchen , bald ziehen ſie ſich in Alleen hin oder dehnen ſich in Wäldern am Ufer des Fluffes aus. Die Beſtändiga feit ihrer Form ermüdet nicht, das Auge gewöhnt ſich daran, und bleibt

darauf heften wie auf einer Art Planzenarchitektur, die wegen ihrer Negelmäßigkeit gefällt. Wie die Säulen der ägyptiſchen Tempel oft

durch die Verzierung ihrer Capitäler den Palmbaum nachahmen , ſo erinnert der Palmbaum burch ſeine lebendigen Capitaler wieder an die Säulen. Trots aller Gegenreden zeigt fich der Palmbaum, wenigſtens in Aegypten, weit vorwärts der Tropen ; die Arten ſeiner Verwendung find

zahllod, denn er dient faſt allen Bedürfniſſen des Lebens. Seine Frucht das Brod des Araberø , darum iſt ihm der Palmbaum werth wie das Pferd und das Ramel. Der Araber ſagt, der Palmbaum gehöre ihm , denn er hat alle Länder erobert , wo dieſer Baum Mohammedo wächst, der nur gedeiht, wo man ſich zum Jolam befennt. Nach einer

moslemitiſchen Legende hat Gott, als ihm von der Erde, aus der er den Menſchen gebildet, etwas übrig blieb, daraus den Palmbaum , den Brus der des Menſchen, gebildet. Varro erwähnt der Datteln unter den be: liebten fremden Speiſen der Römer, und in Gregor von Tours liest man ,

daß im 7ten Jahrhundert ein Einſiedler in der Gegend von Nizza fich von

Datteln nährte, die ihm ágyptiſche Kaufleute brachten , eine merfwür: dige Thatſache für die Geſchichte des ágyptiſchen Handels mit Europa, der durch die finſtern Zeiten des Mittelaltero hindurch andauerte. ( Fortſeßung folgt.)

.

Mis selle n. Klima von Furtichou - fu. Sir G. Staunton legte der aſiatis .

ſchen Geſellſchaft zu London in ihrer Sißung vom 4 März ein meteoro : vor, deſſen Beobachtungen vom Julius 1844 bis Ende logiſches Jou Auguft 1846 (mit der Unterbrechung vom Februar bis Junius 1845)

vergrabenen Rieſen gleicht, der mit ſeiner ungeheuren Büfte noch den

reichen . Das Klima von Fu -tſou -fu ſcheint ausnehmend wandelbar.

fleinen Wuche der Menſchen überragt. Nachdem ich den Tempel von innen und außen umgangen hatte,

Der Frühling iſt die naſie Jahreszeit, die gewöhnlich im Junius endet,

denn er iſt auch von außen mit Hieroglyphen bededt, von denen ich die intereſſanteſten abzeichnete, ruhte ich nach dem mühevollen Tagwerk aus auf einer Mauer, welche die Hinterſeite des Tempels umgibt. Hier ſaß id geraume Zeit und betrachtete, matt an Körper und Geiſt, mit trâu: mendem Blid die Gbene, bie der hereinbrechende Abend die armen Fellaho in ihre elenden Hütten zurüdtrieb. Dann ging id hinab nach dem Ufer, beſtieg meine Barfe , und da der Nordwind ſich erhoben hatte,

Mangel der Südoſtwinde, welche den Sommer hindurch wehen, die Hiße ſehr drüdend , wenn auch der Thermometer nicht ſo hoch ſteht, wie in den vorhergehenden Monaten . Der Winter iſt ſchön , die Sonne hat noch bedeutende Kraft und der Himniel iſt oft ohne Wolfe. Die Nächte

ſekten wir unſere Fahrt beim Mondlicht fort , das auf dem Nil wahrhaft milchweiß ſich ausgoß. Während wir von einem günſtigen Wind getrieben ruhig dahina fuhren , erzählen die Matroſen , die nichts zu thun haben , einander Geſchichten die eine Einſicht in das Verfahren des Paſtas geben ; ſo z. B. erzählte ein geweſener Maurer , wie man ihn mit Gewalt zum Barfen: Der Schatten iſt ſpärlich an den Ufern des capitán gemacht hatte. Nild , wo die Acacie vorherrſcht, die das ſogenannte arabiſche Gummi liefert , und die von den arabiſchen Dichtern gerühmte Tamarisfe mit dem ſchmalen Blätterwerf. Es iſt ein unterſcheidender Zug dieſes Lan

worauf das Wetter ausnehmend heiß wird. Im September maďt der

find manchmal froſtig , und einmal ſeit der Grrichtung des Conſulats

bebedte Schnee die benachbarten Berge. (Athen. 28 März.) *

Befißergreifung von zwei Girenbahnen durch den Staat in Frankreich. Die proviſoriſche Regierung hat endlich einen Schritt gethan, der ſämmtliche Eiſenbahnen Franfreichs nach und nach in die Hände des Staats bringen muß.

Sie erflärt in einem

.

Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Decret, da die beiden Compagnien der Eiſenbahnen Paris-Orleans und du Centre nicht mehr die nöthige Macht haben um den Transport dienſt zu fichern , ſo lege die Regierung dieſelben unter Sequeſter und verwalte ſie ſelbſt vorbehaltlich des Nechte der Theilhaber. Da fich alle Giſenbahncompagnien in ganz ſchlechter finanzieller Lage befinden, ſo muß ähnliches ſehr bald über alle fommen und hätte von der Regies

rung juin Vortheil aller, der Compagnien felbſt am meiſten, längſt eins geleitet ſeyn fönnen .

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widen mann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker.. 我 92. P".

17 April 1848.

Das Chriftusgrab und Golgatha. (Von Dr. Titus Tobler. ) Die Fragen über dieſe zwei Stätten findes hauptſächlich, welche an den heimgekehrten Pilger gerichtet werden ; Leiber ges hören fie zu jenen , deren befriebigenbe Beantrrortung unübers windliche Gdywierigkeiten Darbietet. Grab und Golgatha liegen der Sage zufolge in einer Ents

fernung von etwa 90' von einander, an der von Weſt nach Oft geneigten Abbachung der Nordweſtanhöhe von Jeruſalem , inners halb der Ringmauern der Stadt , ſelbſt innerhalb der Einſchlies

Bungemauer einer Kirche; weſtlicher Das Grab, das wir zuerſt Neben und über demſelben find zwei Capellen , eine Vor- und die Grabescapelle, erbaut. Es ſeyen

näher betrachten wollen .

Dieſe Capellen , heißt es, vieredige Felfenfammern, die öſtlichere die Vorfammer und die weſtlichere die eigentliche Grabfammer mit einem Mulbengrabe, als dem Chriftuêgrabe, auf der Nords ſeite. Dbſchon die Geſchichte der Grabcapelle das Einſchlagen eines fürzern Weges råth , ſo bot ich dennoch alle Aufmerkſams feit auf, um genau zu unterſuchen , ob man es hier mit einem Felſenbau zu thun habe. Kein Pilgrim, auch nicht der bornir:

Augenſcheine will ich jest zur Geſchichte übergeben. 3m fieben ten 3ahrhunderte ſtand hier ein aus dem Felfen gehauenes, rundes Hauechen ; im Anfange des zwölften Jahrhundert war Das Grab mit einer Mauer umringt, und ſpäter, zur Zeit ber Kreuzfahrer , hatte die Capelle nicht mehr eine ganz runde Form . Zu dieſer Zeit erſcheint auch zuerſt eine Doppelhöhle, urſprünglich eine öftliche Halle, und dann eine öftliche Höhle, ſo daß alſo die Vorcapelle eine bauliche Zugabe der Kreuz

fahrer iſt. ' Ein Felſengrab, in der Form denjenigen Gräbern entſprechend, welche aus dem Felſen gehauene und mit ihm noch am Boden , an der averſen Seite , am Kopf- und Fußende zu ſammenhängende Sarfophage find, wird eben ſo wenig wahrs genommen , als eine Felſenhöhle; fein Pilger fteht etwas an deres als eine marmorne Bank, die auch als Altar dient, und !

wenn geſagt wird, daß unter der Dedplatte der Felfenſarkophag ( Muldengrab) liegt, ſo vermögen wir nicht den Maßſtab eigener Prüfung anzulegen. So wallfahrten" denn Tauſende und aber Tauſende nicht nach dem heiligen Grabe, ſondern nur nach ſeis nein Namen , oder wenn man ſonſt alles zugibt, höchſtens nady Es iſt etwas Unverantwortliches von Seite der Prieſter, daß fie nicht dann und wann einem Chriſten ver

ſeiner Lage .

überall hat die Kunſt Marmor hingebaut , fte geſtattete dem

gönnen , hinunters ober bineinzubliden , damit entweder die Wahrheit oder die Lüge, daß hier wirklich ein Grab, ich will noch nicht ſagen , das Grab des Heilandes Tey, offenbar werde. Findet ſich dort ein wahres Heiligthun, wie die Prieſter vor

Pilger nicht einmal , den nadten Felſenboden zu betreten. An

geben, warum verbergen fte e8 den Pilgrimen ? Warum dürfen

teſte, der auf das äußere Marmorkleid der Capelle einen Blic warf, wird erzählen , daß er Felſen wahrnahm. Aber doch im Innern ? Nein, auch hier wird man nirgende Pelſen erbliden ;

der Süd- und Nordwand der Vorcapelle laſſen Löcher, durch

dieſe an einen Drte den Felſenriß ſehen und an dem andern

welche jährlich einmal das heilige Feuer hinau & gereicht wird, die Dice der Mauer meſſen ; die Südmauer iſt 2 gr und die

nicht das Grab ? Man hat in neuerer Zeit fich den Anſchein gegeben, als

In den Löchern ſelbſt bemerkt man

babe man das Chriſtusgrab mit andern Jeruſalemer Gräbern gründlicher verglichen, als je zuvor ; allein ich kann es nicht beſtätigen , ſondern ich muß vielmehr bezeugen, daß man mit

Nordmauer 2' 5 " dick.

auch nicht eine Spur von Felſen .

Um aber die Möglichkeit

einer Felſenwand zwiſchen der äußern und innern Mauerwand anſchaulich zu machen, gibt der Naturforſcher Schubert in Müns chen der füblichen Wandung 14' und der nörblichen gegen 11 Dide, indem er bemerkt, daß die Vorcapelle zum Theil Kreides felfen, zum Theil aber ein alter Anbau aus Badfteinen ſep. Ich wollte von vielen Beiſpielen nur eines liefern, um zu zei gen , wie man in aller Frömmigkeit und in aller religiöſen Bes geiſterung mit der Wahrheit umging, wie man Lieblingsideen ſtüßte und ſchüßte, wenn e8" nur einer gewiſſen Richtung nüßte. An dem niedrigen Eingange an der Vorcapelle in die Grab capelle glaubte ich anfänglich Feld gewahr zu werden ; allein als ich mit der brennenden Kerze in der Hand ſcharf nacían,

überzeugte ich mich von Mauerwerk, und zwar von ſchmußigem , weil da die Eintretenden mit Kopf und Rüden anſtreifen.

Vom

einer unbegreiflichen Flüchtigkeit verfuhr. Wenn die Grabhöhle eine Felſenfammer vorſtellen muß, ſo ſollte niemanden entgehen,

daß fie ringsum von Felſen abgehauen als Monolith erſchiene. Nun gibt es in der Nähe Jeruſalems nur zwei Monolithen im Ridronthale, und jedermann der fie fennt , wird ganz und gar

keine Aehnlichkeit mit der Grabcapelle finden . Dab Mulbens grab in dieſer Capelle, das wir aus eigener Anſchauung noch gar nicht kennen, verglich man den Mulbengräbern, die man in ets lichen Kammergruppen an der Südwandung der Hinnomſchlucht 1 Arculf. de locis s . 1 , 2 et 3. Saewulfii relatio de peregr. ad Hierosolymam 27. Joh. Würzburg Descript Terrae S. in Pegit thes. anecdot. 1 , 3, 518. 3. Phoias de locis s., in den Symmifta von leo Allatius, p. 14.

366 antrifft; allein abgeſehen davon, daß die Marmorbank in der Grabcapelle länger und breiter iſt als ein Mulbengrab, wird man feine Rammergruppe mit einem einzigen Muldengrabe auf

zuweiſen im Stande ſeyn. In der Regel ſteben zwei Mulbengräber einander gegenüber, und ich kenne nur eine Rammer mit einem

Aus Apulien. 1. Lecce.

Die große Stalaktitetts Caftro . grotte Zinzinnuſa . = Otranto.

Coleto.

(Schluß .)

68

Ein anmuthiger Pfad führt an das wild zerklüftete, zu maleriſchen Formen ausgewaſchene Meeresufer, wo in felfiger

liegt dem Eintretenden zur Linken, die Marmorbank zur Rechten ; auch hier hinkt die Vergleichung. Mit der Zugabe einer Vorfam mer im 12ten Jahrhundert ſchien man für die Vergleichung

Einſamkeit einige Fiſcherfamilien wohnen . Wir beſtiegen ein kleines Segelboot, und fuhren mit günftigem Winde am Ufer

einen beſſern Boden gewinnen zu wollen ;

phantaſtiſche Schilderung ihres Entdeckers, be8 Biſchofe del Duca ,

Muldengrabe ; ich ſage gefliffentlich nicht: Kammergruppe.

allein die Improvi

entlang zur Grotte Zinzanuſa ober Zinzinnuſa, welche durch die

fation gerieth auf eine ganz faſche Bahn. Wenn man den Vor

einft große Aufſehen machte.

fammerbau einläßlicher ſtudirt, ſo ſtellt ſich heu heraus , daß Vorfammern ba gebaut waren , wo man mehr Gräber anbrin

allen in- und ausländiſchen Journalen von der Entdedung einer

unermeßlich tiefen Felågrotte bei Caſtro, in welche man auf

gen wollte, als der Raum einer Rammer geſtattet hätte. Eine Vorfammer, die zu einer Grabfarnier mit einem einzigen Grabe

einer Barfe hineinfahren , und am Ende einen uralten pracht vollen Tempel mit zahlreichen Marmorſäulen unb föſtlichen Skulps

führte, wäre beiſpiellos.

In der Vorkammer hätte ein Grab

eben ſo gut angelegt werden können , als in einer Hinterfam mer, und die Alten, welche im 4ten Jahrhunderte nur von einer Höhle ale bem Grabmonumente des Heilandes ſprachen , famen

Im Jahre 1806 las man in

turen aus der beſten Zeit altgriechiſcher Architectur in Augen fchein nehmen könne. Man bezog ſogleidh Virgile bekannte Stelle in der Aeneibe, welche vom Minerventempel an dieſen

Rüften handelt, auf dieſe Dertlichkeit, und berief fich außerdem

allerdings der Wahrheit bedeutend näher. In den legten Jah ren ſeşte man einen abſonderlichen Werth auf Gräber, die gegen 50 ' weſtlich vom Chriſtusgrabe abliegen, und erſt im 16ten Jahrs hunderte beſtimmter erwähnt wurden , - und darum ſo viel Wertby, um den Beweis herzuleiten, daß die ganze Gegend eine alte jüdiſche Gräberſtätte war. Man gelangt zu jenen Gräbern , die unter dem Namen Gräber Des Joſeph von Arimathia und des Nikodemus bekannt find, aus dem Grabdome durch die ſyriſche Capelle. Der wirkliche Felfen einer kleinen Höhle wölbt fich 8'

hoch über dem Grunde eines Grabes , der hinwieder 4 tief un ter dem Kirchenboden liegt. Man fteht eigentlich zwei Gräbers paare, das eine davon ſtellt 3' im Boden tiefe oder in dieſen der Länge nach ſenkrecht eingreifende Gräberober Senkgräber vor, wovon das eine 242' lang und 2 breit iſt.

Die anderen

auf Strabo's Schilderung des Felſentempels der Minerva.

Daß

alles war Täuſchung. Wir betrachteten die Grotte ganz in der Nähe, und als Wahrheit ftellte fich folgenbe8 heraus : am Eingang in die Grotte iſt ein weites, hoch überwölbtes Waſſerbecken , beffen Hintergrund eine ſteile Wand bildet, welche ein obere8 Stods

werf hat. Mit Mühe und Gefahr iſt dieſe Wand zu erklimmen. Man tritt in eine zweite, weiter ausgedehnte Wölbung, von welcher prachtvolle Stalaktiten in allen möglichen Formen ,

hauptſächlich als Bündel und Säulen fich herabſenfen ; linfe iſt ein Abgrund. Am Hintergrunde dieſer zweiten Grotte er hebt ſich abermals eine Wand , noch ſteiler und ſchwieriger zu erflimmen als die erſte, weil ſie mit dünnem , feuchtem Mooſe überfleidet iſt.

Man gelangt nun in einen Gang von 35

zwei Graber find bodenebene Geſchiebe (Schiebgräber) von 5'2'

Schritten Länge, welcher gegen das Ende eine Stalaktitenbils

Länge, 14. Breite und 2'2' Höhe . Die Senfgräber laſſen ſich wegen ihrer Kürze nicht unter die heutigen gewöhnlichen Gräber ſubſumiren , und find auch den einzigen zwei altern Senkgråbern

bie phantaſiereichften Namen und Erklärungen gegeben hat ; der

nicht gleich, die bei Jeruſalem , nämlich weſtlich vom Safelbama liegen. Die Schiebgräber, zwar beſſer gelungen, haben boch

nicht die Normallänge von 5 ', wie man fte in den Gräbern der Richter und Propheten, der Schluchten Joſaphat unb Ben Hins

nom findet. Ich betrachte dieſe Gråber nur als ſpätere veruns glüdte Verſuche der Mönche, die Gräber bes Alterthums nachs

zuahmen, um daran chriftliche Traditionen zu knüpfen , und nicht ganz ohne Wahrſcheinlichkeit iſt es, daß im 12ten Jahrhunderte Wilhelm der Einftebler bie Höhle aushauen lieb ; denn die Ges ſchichte erzählt von ihm , daß er im Umfange des Patriarchen palaſtes, welcher öftlich an den Grabbom ſtieß, bei Fulcher in 2

einer ſehr engen , oben bedeckten Höhle wohnte, ? ohne Zweifel Dem Chriſtusgrabe ſo nahe als möglich .

Aus dem Geſagten

tritt wohl klar hervor, daß das Chriſtusgrab und die beiden Gråberpaare weſtlich davon mit einander in keinem argumenta riſchen Zuſammenhange ftehen. (Schluß poigt.)

· Radzivil im „Reyßbuch deß heyl. Lande “ 2, 158. Sowallart a. a. D. 298.

? Bollandi acta Sanctor. 10 Febr. 460, 462.

dung gleich einer abgeſchlagenen diden Säule zeigt, welcher man Gang wird immer ſchmäler und niedriger , und in gebücter Stellung erreicht man die dritte , nach hinten geſchloſſene Ver tiefung , ebenfalls mit Stalaftitenbildungen geſchmüct unb mit dünnem grünem Schlamm bekleidet. Der Name Zinzinnuſa oder Zinzolufa fommt vielleicht von Zinzino, Tröpfchen , oder Zin

zinnare, nippen, fdlürfen her. Die abenteuerlichſten Schildes rungen dieſer Grotte, deren Beſichtigung und große Schwierigs

keiten berurſachte, da Stride und Ruber zum Erflimmen zu Hülfe genommen werden mußten , finden fid in vielen neapolis taniſchen Schriftſtellern, ſogar in geographiſchen Werfen zers ſtreut ; man redet von 300 bis 400 Schritten Länge , von ur alten Gräbern, Urnen, Altären, Zimmern, Brunnen, fließenden

Quellen, Galerien, Balbachinen , Verzierungen, gefundenen 3n ſchriften , Münzen und großen Schäßen , daneben von Geiftern,

Rieſenknochen und fabelhaften Meerungeheuern. Der Entbecer der Grotte gab ihr ſogleich das Alter von 3200 Jahren und rücfte ihre Erbauung 200 Jahre vor der Zerſtörung Troja's hinauf, nad der Chronologie der von Lord Arundel zu Paros gefundenen Marmortafeln . Es war erſt Mittag, als wir aus der Grotte wieder in

die Barfe traten, der Wind war günſtig, und ich beſchloß die kurze Fahrt nach Otranto an der Küſte entlang zu machen. 3d ſchickte einen Boten mit dieſer Nachricht nach Dijo an mei

nen Rutſcher, damit er uns nicht vergebens zur Weiterreiſe am

367

gosan

Abend wie verabredet war, erwarten möchte. Unſere freunde i bergemeßelt und als Sklaven fortgeſchleppt. Man zeigt noch lichen Schiffer machten uns auf eine zweite Grotte , genannt den Drt vor der Stadt, wo 800 Perſonen unter Grauſamkeiten Grotta Romanelli, aufmerkſam, welche Knochen und Petrefacten

aller Art den Märtyrertob ſtarben.

aller Art enthalten ſollte. Die Küſte iſt hoch, und die Abſtürze

welche Otranto damals zählte, famen 12,000 durch Achmed, den

Von 20,000 Einwohnern,

der mit immergrünen Eichen , Dlivenbäumen und duftenden Kräutern bedecten Berge ins Meer find hübidh, aber feiness wegs großartig ſchön zu nennen . Ueberall haben die Wellen

General Mohammeds II, ums Leben. Coniger, Marziano, Al bino (De bello Hydruntino) Coſtanzo und andere ſchildern die damaligen Kriegsſcenen und die Vertreibung der Lürfen durch Alfons , Herzog von Calabrien, welcher das Caſtell erbauete,

Das Sandgeſtein außgefreſſen ; kleine Landung&pläße erſcheinen zuweilen zwiſchen den brauns und gelbgeaderten Felſen. Das Ufer gleicht dem von Polignano zwiſchen Bari und Monopoli . Uns erſchredte auf dieſer Waſſerfahrt eine ſchnelſegelnde Barfe,

haus war aber ſo garſtig und der Abend ſo ſchön , daß wir be

welche uns nacheilte und einholen zu wollen ſchien ; wir ge .

ſchloſſen , die wenigen Stunden nach Diſo über liggiano zu Fuß

dachten der türfiſchen Ueberfälle, türkiſcher Sklaverei und tür-

zurüdzulegen . Die Sonne ging gluthroth unter, und die Berge

fiſchen Uebermuths ; Dtranto mit den im Mittelalter erlebten Gräuelſcenen war in der Nähe, und die ferauniſchen Berge mit Dem raubluſtigſten Befindel nur 50 Miglien entfernt. 3edoch

pon Epiru8 ichimmerten in rothem Dufte über das Meer hers über. Wir gebachten der fabelhaften 3bee bee Pyrrhus, bie 50

war die Furcht ungegründet; die vermeintlichen Seeräuber glit-

Schiffbrüde zu verbinden.

ten vorüber unb eilten dem Hafen von Otranto zu, wir fliegen

ausführlich. 3ch hatte die Abficht in Otranto zu übernachten , bad Wirths

Miglien entfernten Ufer Griechenlands und Italiens durch eine Unzählige Glühläfer umſchwirrten uns auf dieſer nächtlichen Wanderung, und der Mond ergoß

Sandſteinfelſen ſpringen ſchroff ins Meer hinein und find überall vom Wellenſchlage audgewaſchen . Der Hafen iſt verſandet und

ſein matte8 licht über Land und Meer. Man hatte uns einen guten Führer gegeben, und nach 4ſtündiger Wanderung durch ein hügeliges Land an Delgärten und immergrünen Gidhenwäld chen vorüber, trafen wir bald nach Mitternacht wieder in Diſo ein . Gin heißer Eierpunſch erquicte und nach den Beſchwerden des Tages, wir ſtrecten die müden Glieder auf die zuſammens

der Handelsverkehr ohne Bedeutung. Verfallene Feſtungswerke

geſtellten Stühle des Kaffeehauſes, ſchliefen einige Stunden und

unb Caſtelle ohne Beſaßung umgeben die Stadt, welche ein

fuhren am anderen Tage durch ſehr liebliche, reich bebaute und mit Dörfern überſäete Gegenden nach Tricaſe. Vor dieſem Stäbt chen öffnet ſich eine prächtige Ausſicht aufAleſſano, Ugento und auf die gegen das Tap hin emporfteigende wellenförmige Hügel gruppe, welche mich lebhaft an die holſteiniſchen Gegenden um Eutin, Plön und Kiel erinnerte. Statt der hohen Gichen und Buchen mußte ich jedoch mit niedrigerem Steineichens, und Dlivenwald vorlieb nehmen . Wir famen durch die Dörfer Marittima, Andrano, Depreſja, unb erreichten das freundliche

eine halbe Stunde von dieſer Stadt ans Ufer und waren bald in Derſelben.

Otranto liegt ziemlich erhöht an einer, wenig ins Land einſchneidenben Bucht, welche größtentheile flache Ufer hat ; die

ödes , trauriges Anſehen gewährt , und mit den freundlichen Dörfern rings umher in grellem Widerſpruche fteht. Alles , Mauern , Shore, Straßen , Häuſer und Menſchen in Otranto

geben ein Bild des Elends und des Verfalls, wie man es faum in dieſen ſonſt ſo geſegneten Küſtenſtrichen erwarten ſollte. Die Zahl der Bewohner ift bis auf 2500 herabgeſunfen , welche Oes

treibe, Wein, Del, Tabaf und Gemüſebau treiben . Die Kathes drale iſt das anſehnlichſte Gebäude der Stadt : fte bat viele aus orientaliſchem Granit zuſammengeflicte Säulen, deren Capitaler meiſt verſchieben und ſehr rob geformt ſind. Gin ſonderbare

Moſaitgemälde füllt den Fußboden aus : braune Figuren auf weißem Grunde mit ſchwarzen Umriſſen ftellen einen Baum mit Aeften, an welchen Tafeln mit den Zeichen dee Thierfreiſed häns

Iricaje gegen Mittag.

Reiſen und Forſchungen in Aegypten. 8. Oberägypten : Silfilib. - Ombos. - Syene.. -| Philẽ. -

( Fortſepung .)

gen, bar ; ferner Menſchen , Shiere und Inſchriften , bibliſche Facta Ein frommer Erzbiſchof roll in den erſten Seiten bezeichnenb.

Bei Silfilis verengt fich das Bett des Nils bedeutend. Der Name

der Normannenberrſchaft die Zeichnung des Ganzen nicht allein entworfen, ſondern auch ſelbſt aufgeführt haben. Abam und

des Orte, der auf Arabiſch Rette bedeutet und auf Aegyptiſch bedeutete, ſcheint anzuzeigen daß in einer ſehr alten Zeit die Sandſteinfelſen, welche von beiden Ufern des Fluſſes her weit vorrüden , einſt eine Kette oder

@va, Abel und Rain, die Grzväter und Propheten fallen beſons Dere in die Augen . Die Granitfäulen ſind einem Tempel der

einen Damm von einem Ufer zum andern bildeten. Von Silfilis gingen

Minerva entnommen und bilden die einzigen antifen Ueberreſte

bie Denkmale Thebens aus. 3m Oſten des Flufſeg find die Steinbrüche, deren ſchroff behauene ſehr hohe Wände faſt feine Hieroglyphen darbieten.

einer Stadt , deren Mauern einſt burch hundert Thürme vertheis digt waren , und welche jept gleich Taranto nur den Raum der Gonft ift ins unb außerhalb der alten Citadelle einnimmt.

Wir wanderten einige Stunden zwiſchen den ungeheuren Mauern, zwi: ſchen dieſen Schlünden unter offenem Himmel , wo fein Leben wohnt, und wo man nur die ſeltſame Klage eines unſichtbaren Vogelo hört,

Stadt nichts von Alterthümern vorhanden .. Die Umgebungen Otranto's ſind nicht unſchön. Viele kleine Quellen entrieſeln

ähnlich dem Geräuſch eines Inſtrumente , das auf dem Steine einen

ſchrillen Ton hervorruft. Dieſe Einſamfeit, dieß Schweigen unter einem glühenden Himmel ftimmte mich zur Träumerei ; ich fühlte mich betrof:

dem Boden und bewäſſern die Lorbeer- und Myrtengebüſche, bie Drangen- und Olivengärten .

fen von dem Gedanfen , daß dieſe Leere hier ausgehöhlt worden ſey,

Strabo, Ptolomäus, Pomponius Mela, Appian und Pros

um den Stoff zu den Prachtbauten von Karnat , Luror , Gurnah und

copius nennen die Stadt Hydruntum, Hydra , Hybruß und Hy Druntium . Galateo, Marziano, Gualtieri, Taſſelli widmeten ihr beſondere Aufmerfiamkeiten und beſchrieben ihr Alterthum und

Medinet Abu zu liefern , wie Kinder, die aus dem Schooß der Mutter hervorgehen. Auf dem andern, dem weſtlichen Ufer des Fluffes, findet

Die Eins

man die Wände der Felſen und Grabgrotten mit Hieroglyphen bededt. Auch hier find, wie auf dem andern Ufer, Steinbrüche, aber minder bedeutend. Ich habe hier eine Anzahl Zeichen geſammelt, wie fie noch fein Reiſender zuſammengebracht hat und die ich auch anderswo auf den

wohner, Den Grzbiſchof an der Spite, wurden größtentheils nies

Felſen ſah. Dieſe Zeichen find feine Hieroglyphen und gleichen den

ihre Schicjale.

Beſonders berühmt ward Dtranto burde die

türfiſche Belagerung und Eroberung im Jahre 1480.

368

Buchſtaben feines befannten Alphabets. Vielleicht wurden ſie von den unwiſſenden , rohen Nilanwohnern eingegraben. Indeß erfennt man unter dieſen bizarren Figuren das Zeichen des Lebens und vielleicht einige andere hieroglyphiſche Charaktere. Die Bilder verſchiedener Thiere find in grotesfer Weiſe auf denſelben Felſen dargeſtellt, ich bes merfte Lówen, Giraffen, Strauße und einen Elephant ; leßtere be

Thiere

fommen in der Hieroglyphenſchrift nicht vor ; die Giraffe wird in dieſer Schrift dem Worte „ groß " beigefügt, um die Idee der Größe zu vervoll ftandigen . Der Elephant ift in ägyptiſchen Basreliefe dargeſtellt, der

Strauß aber erſcheint weber in Bagreliefs, noch unter den Hieroglyphen. 30 fam am frühen Morgen , um die auf den Felſen eingehauenen

soon

darſtellt, aber ein Grundzug der ágyptiſchen Mythologie deint mir zu ſeyn , in denſelben göttlichen Typen die widerſprechendſten Attribute zu vereinigen. Es gibt keine ägyptiſche Gottheit, die nicht abwechſelnd eine Macht des lichte und eine Macht der Finſterniß iſt, ein Princip des Lebens und des Todet. Dfiris, der gute Gott, wie ihn eine ſeiner Benen:

nungen ,,Onofris" bezeichnet, der Sonnengott, wie ihn ſeine Hieroglyphe, ein Auge auf einem Thron , erſcheinen läßt , Oſiris iſt auch ein Gott der Unterwelt, der foredliche Richter der Todten ; aus demſelben Grund iſt Sevef , der Krokodilgott , der verſchlingende Gott , deſſen Schweif die Hieroglyphe der Finſterniß iſt, dem Sonnengott Horus affimilirt. Auf der Mauer des Porticus von Ombos find beide einander gegenübergeſtellt,

Hieroglyphen zu copiren. Die Sonne war noch nicht aufgegangen ; um

die Sonnenſcheibe auf dem Kopfe.

dieſe Zeit herrſcht in der Luft eine Anmuth , eine Leichtigfeit, von der man fich keinen Begriff machen kann. Nach den Stelen oder vielmehr den Felſenwänden , auf denen große hiſtoriſche Inſchriften eingegraben find, welche fich auf verſchiedene Pharaonen der 19ten Dynaſtie beziehen, und nach den Capellen , wo dieſe Könige dargeſtellt ſind, wie ſie ein religioſes Opfer darbringen oder empfangen , beſuchte ich die in dem Felſen ausgehöhlten Grabgrotten. Dieſe ſind ftets ein Gegenſtand mei: ner Vorliebe, weil ihre Inſdriften das bedeutendſte Licht auf die Organi: ſation der Familien und der Geſellſchaft werfen , und dieſe Geſchichte nicht der Begebenheiten, ſondern der Menſchen mich am meiſten intereſſirt. 3h glaube einige dieſer Inſchriften zuerſt aufgeſchrieben zu haben. Die Grabfammern find manchmal in einer gewiſſen Höhe in den Felſen

Man hat nicht nöthig zu raffiniren, wie man es gethan hat, und anzunehmen , daß die Aegyptier das Krokodil anbeteten , weil es beim Wachſen des Nils den Strom hinaufgeht, und die Zeit der Ueberſchwem : mung anfündigt. Dieſe ſubtile, von mehrern Neueren angenommene

gehauen , und um hinauf zu flettern und

Localcultus, und zeigen wie lebendig und eifrig dieſer war. Dieſe und andere ähnliche Thatſachen, wo man ſieht, wie jede Stadt eine beſondere manchmal in einer andern Stadt geachtete Gottheit anbetete , maden

.

I

einer in die andere zu

gelangen, ohne den Hals oder die Beine zu brechen, hatte ich die Hülfe meines Dolmetſchers Soliman ſehr nöthig ; durch ſeine Gewandtheit,

ſeine Zuvorkommenheit, ſeine Ginſicht und Entſchloſſenheit iſt er auch ein wahres Muſter von Dolmetſcher, den man den Reiſenden recht empfeh len fann.

In mehrern dieſer Grotten fieht man Statuen, welche im allgemei nen das verſtorbene Paar andeuten , das hier begraben liegt. Dieſe Statuen fißen im Hintergrund der Grotte wie die Statuen der Götter

im Hintergrund der Tempel. Auf den Wänden ſind dieſelben Perſonen dargeſtellt, wie ſie die Verehrung ihrer Nachfommen empfangen. Vor ihnen ſteht ein mit Opfergaben beladener Tiſd , und man nimmt Liba tionen in ihrer Gegenwart vor, wie in der der Götter. Die Verehrung

der Aeltern hat alſo hier den Charakter eines wahren Religiongcultur erhalten ; die Todtenreligion war in Aegypten zu Hauſe. Dieſe Grabs grotten find Capellen. Hier, wie zu Elithyia , fieht man den Uebergang aus dem Familiengrab zu den großen, in den Felſen von Jbſambul und Guerſche-Haſſan gegrabenen Tempeln. Man darf nicht vergeſſen , daß nach den Ideen der Aegyptier, welche den Gedanken des Todes an alles

Meinung beruht auf der Behauptung des Euſebius , daß in der Hiero: glyphenſprache das Rrofodil das trinkbare Waffer bedeute, man fann aber zuverſichtlich annehmen, daß dieſe Behauptung ohne Grund iſt, und das Krokodil in den Hieroglyphen nie den Sinn hatte , den ihm Guſe: bius beilegt. Wir wiſſen aus Juvenal, daß die Einwohner von Ombos und Tentyris (Denderah) in wüthendem Streit mit einander waren ,

weil die erſtern eifrige Anhänger, die zweiten unverſöhnliche Feinde des Krokodils waren. Dieſe hißigen Streitigkeiten entſprangen aus dem

mich glauben, daß in ſehr alter Zeit jeder Theil Aegyptens ſein heiliges Thier hatte , das für ihn ein wahrer Fetiſch , der Fetiſch der Localitat .

war, wie dieß bei den wilden Völferſchaften in andern Theilen Afrika's vorkommt. In dieſer Vorausſeßung mochte eine Prieſterſchaft , nicht

weil ſie im Beſiße einer höhern Wiſſenſdaft war (die ich , wie man weiß , den alten Aegyptiern abſpredhe ), ſondern weil ſie von einem etwas höhern religiöſen Geſichtopunft ausging', deſſen Grundgedanfe durch die .

Sonne und das Zeichen der Wiedererzeugung ausgedrückt war , eine ſolche Prieſterſchaft mochte den in jedem Winfel Aegyptens fich findenden Localfetiſchiemus annehmen und mit ihren Lehren über Leben und Tod verknüpfen ; fie modhte die der thieriſchen Natur entlehnten und vom

Volfdaberglauben geheiligten Typen, wie den Widder, den Schafal, den Sperber , das Krokodil beibehalten , und die Götter ihres Pantheong daraus machen. Wenn dieß der Urſprung der ägyptiſchen Religion ift, wenn fie fich vermittelſt eines prieſterlichen , auf einen Localfetiſchismus gepfropften Aberglaubend bildete, ſo begreift man, wie die verſchiedenen

vel in gewiſſer

Städte verſchiedenen Göttern geweiht waren , und warum , da dieſe

Beziehung ein Grabdenfmal. Der geologiſche Bau Aegyptens iſt ſehr einfach ; das Gebiet des Kalffteing dehnt ſich vom Meer bis Silſilis aus, hier fängt der Sand:

Götter urſprünglich die Gegenſtände eines einheimiſchen Cultus waren , die Anhänger der einen die Verachter der andern ſeyn konnten. Das

fnüpften , jedes Grab ein Tempel iſt, und jeder

.

Krokodil , in der ägyptiſchen Mythologie zum Gotte Sevef geworden;

Plein allmählid; an, und der Granit tritt etwas vor der erſten Cataracte

war vermuthlich der urſprüngliche Fetiſch von Dmbos geweſen. Das

auf. Man ſieht feine Spuren von vulcaniſchem Geſtein. Die Erdbeben find felten , obgleich Aegypten , nach den Bemerkungen Lyello , auf einer Linie liegt, wo es deren viele gibt. Doch ſind Erdbeben auch nicht unbefannt, die modlemitiſchen Geſchichtſreiber erwähnen mehrerer, und

hängt , wie man ſieht, mit einem ganzen Syſtem über die ägyptiſche Religion zuſammen, das ich hier nicht zu entwickeln habe, welches ich aber bei Gelegenheit des beſondern Cultus von Ombos und der außerordent

lichen Ginrichtung ſeines Tempeld andeuten zu müſſen glaubte. ( Fortſetung folgt.)

Cairo hat erſt vor einigen Wochen (Januar 1846) ein freilich ſchwached erfahren .

Der große Tempel von Ombos iſt bemerfendwerth unter allen Tem : peln Aegypteng durch einen ſeltſamen Bau , wie er ſonſt nirgends vor: fommt. Dieſer Tempel iſt doppelt , er trägt eine doppelte Widmung und hat zwei Haupteingänge. Die eine Hälfte des Gebäudes iſt dem

Nacenfampf • in Venezuela. Go zeigt fich immer mehr, daß der Nacenfampf in Amerika noch immer fortdauert und daß das Beiſpiel von Domingo und Guatimala noch feineswegs ſeine Rraft

verloren hat.Engliſche Blätter (Shipp. Gaz . 5 April) melden daß im

beiden anſcheinend ſo verſchiedenen Gottheiten wurden im Tempel von Dmboð mit einander verehrt. Der erſte Gedanke, der fich aufdrängt, iſt,

Anfang des März die weißen Ginwohner von Laguayra und Carcaas vor den Sdwarzen und Farbigen in allen Nichtungen flüchteten ; die leßtern find die Herrn in dieſen Städten und haben eine ſo drohende Haltung gegen die Weißen angenommen , daß dieſe jeden Augenblick

Sonnengott Horus, die andern dem Krokodilgott Sevef gewidmet. Dieſe daß ein Krokodilgott ein verſchlingender Gott ſeyn und das Princip der

ermordet zu werden fürchten. Die Partei des Präſidenten Monegas, der

Zerſtörung und des Todes darſtellen muß, während der Sonnengott ein

in den Straßen umher , und zwingen alle Leute gemiſter Racen ſich

wehlthätiger Gott iſt, und das Princip der Fruchtbarkeit und des Lebens

ihnen anzuſchließen.

Berlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

ſelbſt ein Creole iſt, und die Schwarzen gehen in bewaffneten Schaaren

Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Auslan d . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. Nr. 93.

18 April 1848.

England und Italien.

bann konnte man eine franzöſiſche Miniſter- Revolution eintreten laſſen , und die neuen Miniſter hätten dann unter großem Jubel

Deutſchlanb iſt gegenwärtig ſo ſehr mit ſeinen eigenen Angelegenheiten beſchäftigt, daß eß feinen Augenblic verwenden zu fönnen glaubt auf andere Dinge, als die es zunächſt be-

der Nation unb dem Staunen der Geäfften in Italien eine

rühren . Wir fönnen dieſe Stimmung unmöglich tabeln, denn vor allem Ruhe und Drbnung im eigenen Hauſe, ebe man mit

rechnung den Weg angebahnt gehabt hätte. Wem dieſe Erklärung nicht gefällt, ber mag fich eine an bere ſuchen, vor der and ſcheint fte uns die wahrſcheinlichſte, und mag in Deutſchland, falls man noch folcher Erwägungeu fähig iſt, manchen über fremde Umtriebe ſtubig machen . Enga

irgendeiner Zuverſicht Das Auge auf fremde Anliegenheiten, wenn dieſe nicht in allernächſter Beziehung zu den eigenen ſtehen , wenden kann . Indeß möchten wir doch auf eine fleine Vergleichung aufmerkſam machen, die fich jedem, der nicht über dem Lärm der Ereigniſſe geradezu den Kopf verloren hat, auf-

bringen muß, und zu allerhand nugbringenden Betrachtungen führen fann . Bisher gab es wohl eine engliſche, franzöſiſche, rufftiche Politik, aber feine Deutſche, denn weder die öſterreichis fche noch die preußiſche erfüllten dieſen Zwed, und die daraus

entſpringenden Nachtheile brauchen wir nicht nåber auseinander zu legen. Jroß der ungebeuren Umwälzungen, die ſeit zwei Monaten aufeinander folgten, haben die Engländer, Franzoſen und Ruſſen immer noch ihre Nationalpolitif , gegeben durch 1

die bereits vorhandene Einheit, und fönnen in einer oder der

ganz Demokratiſche Politif befolgt, wozu der abgetretene Guizot, nicht aus romantiſcher Reſignation, ſondern aus politiſcher Bes

land iſt vorerſt bei der Geſchichte der geprellte Sheil : e8 hat in 3talien die Revolution gefördert, vorerſt baburch, daß es Deſterreich die Ginmiſdung im übrigen 3talien unter Kriegs

androhung verbot, weil eß nicht wollte, daß Frankreich einen

Anlaß habe, gleichfalls einzuſchreiten, dann durch Directe Auf munterung, um fic in Ztalien einen Anhang gegen Frankreich zu verſchaffen und dadurch ſeine Stellung im Mittelmeer zu vers

beſſern. Daß England von Frankreichs doppeltem Spiel übera liftet und daß dieſe Politik durch die Revolution zernichtet wurde, fieht man jept Daſelbſt vollfommen ein.

Zum Zeichen führen

andern Weiſe danach fortarbeiten . Wir haben in neuerer Zeit

wir aus einem gewöhnlid wohl unterrichteten Journal (Ship. and Mercantile Gazette 6 April) über die vielbeſprochene Sen

erfahren , daß Ør. Guizot troß ſeine engen Bündniſſe

dung Lord Minto's folgendes an :

mit

Rußland und Deſterreich, troß ſeiner außerordentlidhen , böchft cons ſervativen Politif doch heimlich mit Hrn . Roſſt eine ganz andere Correſpondenz unterhielt, welche die Bearbeitung der italieniſchen Revolution nach ganz demokratiſchen Grundfäßen zum

Zweck hatte. Was war wohl die geheime Abficht diefer Corres ſpondenz und der damit verbundenen geheimen Thätigkeit ? Die

„Der fünftige Geſchichts

ſchreiber dieſer ereigniſreichen Periode wird einige merkwürdige, auf dieſe italieniſche Mifflon und die italieniſche Revolution in Bezug ſtehende Documente in den Archiven unſeres auswärtigen Amtes finden , aber die Geſchichte dieſer Dunkeln Intriguen wird in unſrer Zeit das Tageslicht nicht fehen . Eins iſt gewiß : als Lorb Minto in Rombie Unabhängigkeit 3taliens" " mit Gurrahs

wahrſcheinliche Erklärung iſt wohl folgende : Guizot , wie Lubs

ruf begrüßte, ſaben meder Se. Herrlichkeit, noch die Regierung,

wig Philipp, waren zu graue Staatsmänner und zu gute po-

die ihn beauftragte, voraus, wie nahe eine allgemeine Revolus tion im größern Theile Europa's bevorſtehe, und vielleicht mag , mad ſeitdem geſchah, Den Lord Palmerſton belehrt haben, daß Volf&revolutionen nicht ſonderlich paſſend zu politiſchem Zeit vertreib fino." Wie dem auch ſeyn mag, Lord Palmerſton ſcheint in Italien der Gefoppte, gefoppt nicht bloß von den Ereigniſſen , ſondern ſchon früher Durch Guizot. Der Zweck heiligt ja die

litiſche Rechner, um nicht zu ſehen, daß der Anſtoß, den der Papſt in den italieniſchen Angelegenheiten gegeben ,1 nur die Lunte geweſen , welche die längſt geladene Mine zum Ausbruch brachte, und das Ziel, wohin dieſe italieniſche Bewegung fommen mußte, fonnte ihnen unmöglich entgehen . Für jeßt aber war es Frankreiche Intereſſe, wegen der Möglichkeit einer deuts ſchen Revolution und um gegen England nicht ohne Bundess

genoſſen Dazuſtehen , fich mit Defterreich und Rußland in gutes Einvernehmen zu legen. Daher die faſt reactionäre Politik in Italien, die nicht minder reactionäre Politik in der Schweiz, und die verdecktere, aber nicht minder gemiſfe Politik in Deutſch land. Trat dann der Zeitpunkt ein , wo die reactionäre Politik namentlich in 3talien nicht mehr durchzuführen war, weil der franzöftiche Einfluß ganz aus dem Land verdrängt worben wäre,

Mittel, namentlich in der Politif, und weil wir dieß wiſſen, ſo wollen wir uns nicht in moraliſche Zemeriaden über ſolche Kniffe ergeben, ſondern nur die Lehre daraus ziehen, und in

Deutſchland vor ähnlichen Kniffen, mögen fte nun von England oder Frankreich kommen, zu hüten.

Wir find feine Freunde Frankreichs, aber unſer Verhältniß zu dieſem Lande iſt klar und einfach, daß man es jedem Kinde begreiflich machen kann : wir wollen unſere Gränzen ſchüßen und

wo

370

zu dieſem Ende ung mit der Schweiz verbinden , die gleichfalls ein Intereſſe hat, ſich nicht ron franzöſiſchen Heeren, ſeyen fie nun republikaniſch oder monarchiſch, ausfreſſen zu laſſen . Aber

das Verhältniß zu England iſt weit minder klar, und Vetter

John Bull, zu dem fich manche aus alter Verwandtſchaft gut müthig hingezogen fühlen , hat in politiſcher Beziehung , wie uns Das Beiſpiel Italiens zeigt, ein verdammt weites Gewiſſen, ſo

breit er fich auch mit ſeinen Nebensarten von „fair play“ und „ plain dealing“ macht . Einer der erſten Schritte, welche dag .. fo Gott will — vereinigte Deutſchland thun muß,, iſt die Er greifung gleichartiger Maaßregeln im Welthandel, Kebung unſe rer Induſtrie und Einigung unſerer Kräfte, daß wir nicht mehr auf der See ſchußlos daſtehen in einer Art, daß und das kleine

Danemark troßen fann. Ade dahin einſchlagenden Maaßregeln fönnen in England nur unangenehm auffallen, denn aus unſe rer Zertheiltheit und Schußloſigkeit hat es bisher ſeinen Vor theil gezogen . Wie e8 in ſolchen Fällen zu handeln geneigt und fähig iſt, fönnen wir eben jeßt aus ſeiner Handlunge weiſe in 3talien ſeben.. Der ftcilianiſche Aufſtanb ift zur guten Hälfte engliſches Machwerf, bag fann man ohne alle Uebertreis bung ſagen , wenn man auch nichts anders als die bis jeßt zur öffentlichen Renntniß gekommenen Schritte in Erwägung zieht. Lord Minto bot Neapel ſeine guten Dienſte zur Ausſöhnung mit Sicilien an,

„konnte aber dieſelbe nicht bewerkſtelligen ," wofür

freilich fich aus dem unflugen Benehmen des Könige manche Gründe entnehmen laſſen, aber feine zureichende Gründe, falls es wirklich dem Engländer um eine Ausſöhnung, d. 5. um

zichten. Aber Irieft und der Levantehanbel find zu erhalten, und in dieſer Beziehung thut e Noth gegen & ngland im Norden Deutſch lanb8 Fronte zu machen , bamit es fich bequeme, Den Hanbel im

Süben nicht zu ſperren, da es fid) Durch Zante dem adriatiſchen Meer vorgelagert hat. Eine Unmaffe anderer Bemerkungen drängt fich in Folge dieſer Verhältniſſe auf ; aber gegenwärtig liegt alles zu chaotiſch durcheinander, al8 daß wir eß magen fönnten, um ſtändlicher darauf einzugehen , da der nächſte Augenblid die factiſchen Grundlagen , worauf man fich in ſeinen Beweiſen ſtüßt, wieder zerſtören fann . Nur Eins wollen wir zum Schluß anmerfen : ein enges Zuſammenhalten des Südoſtens und Nord 1

weſtens Deutſchlands, D. h. Der Ausgänge zum atlantiſchen und

mittelländiſchen Handel iſt nothwendiger als je, und nur die engſte Vereinigung aller zwiſchenliegenden Theile fann noch retten und helfen .

Das Chriftusgrab und Golgatha. (Schluß .)

Ich will aber mit ſolchen Beweisführungen den Leſer nicht ermüden , damit ihm Kräfte genug übrig bleiben, um den Berg " Golgatha zu erſteigen. Die Schäbelftätte iſt ſo überbaut, daß eß äußerſt ſchwer hält, ein richtiges Bild von ihrer geologiſchen oder orographiſchen Eigenthümlichkeit zu entwerfen. Der Boden Der Golgathacapelle, wo man auf das Loch Des Chriftusfreuzes weiſet, erhebt fich 14 Fuß über den Boden der Kirche, der hin

wieder 22" tiefer iſt als die Südgaſſe neben dem Vorplaße des

eine Anerkennung der Herrſchaft des Königs bei getrennter Ver

Tempelé. Von einem „ Berge“ fteht der Pilger nichts, auch zus

waltung beider Sheile zu thun geweſen wäre.

Solche Dinge

gegeben , daß ein 14' hoher Feld ein Berg wäre. Die Prieſter

geben jeßt unbeachtet vorüber, weil man allenthalben alle Hände boll zu thun hat, und ſomit England im Früben fiſchen fann .

laſſen nur einen Felſenriß ſehen , der im erſten Stockwerfe Gol gatha unb unmittelbar ſenkrecht unten im Erdgeſchoße (Adams capelle) fich zeigt. Ungeachtet alſo der obere und untere Riß

Ale jeßt noch ftehenden Regierungen 3taliens müſſen nothwen. big gegen das republikaniſche Franfreich mißtrauiſch ſeyn , weil Dieſes burch Anſchürung Dee Brandes ihnen vollende dad Lebenss licht ausblaſen kann . Darum iſt eine faft dictatoriſche Gewalt Englanbe über die Regierungen 3taliens beinahe unvermeidlich. In dieſen Wirrwarr wollen wir das Auftreten Sardiniens gegen Defterreich noch gar nicht einrechnen : wenn England, Deljen

e

ſandter den Schritt gebilligt haben ſoll, deſhalb zu tadeln ift, ſo fällt der Label auf die frühere Zeit, vor der franzöftſchen Res

volution , nicht auf die jeßige, wo der König Karl Albert durch eigene frühere Thorheit und die Aufreizungen von außen getrie ben nicht mehr andere fonnte, al& gleichfall& mitziehen gegen die Defterreicher, wenn ihm nicht ſelbſt die Verjagung bevorſtehen follte. Ging er mit, ſo fonnte er Doch hoffen, fich in dem jepis geu Sturm zu erhalten , und ſpäter wo möglich die Zügel wie: der feſter zu faſſen. Aber alles dieß gibt dem Einfluß Eng lands in dieſen Augenblid ein entſcheidendes Gewicht in Italien, wo der Einfluß Deſterreichs verloren , und der Franfreiche von allen jeßigen Gewalthabern gefürchtet iſt. Wir brauchen hier nicht aufmerfjam auf den Umſtand zu

machen , daß dieß nicht ohne den weſentlichſten Einfluß auf Deutſchland bleiben kann, ſchon wegen Trieſte und wegen der Hanbeløverhältniſſe Defterreichs mit 3talien . Ein ausſchließlicher

Verband Deſterreich mit Norditalien iſt nicht mehr haltbar, denn dazu werden die italieniſchen Provinzen fich ſchwerlich vers ſtehen, Defterreich beſondere Vortheile zuzugeſtehen, durch welche fle gleichſam noch in einen öſterreichiſchen Zollverband cinges

ſchloſſen würden . Ein italieniſch - öſterreichiſcher Zollverein iſt fac tiſch ein Unding, und man muß auf ſolchen wohl oder übel ver

im Laufe einander entſprechen , ſo fann fich doch Niemand davon überzeugen, daß eß nur einen Riß und eine Felſenmaſſe gebe, weil ein Zwiſchenraum zwiſchen dem obern und untern Rifle dem Auge entrückt iſt. Der Riß läuft von Dft nad Weſt, ſo dag er den Felſen in ein fübliche und nördliche Bruchftüd theilt. Dben in der Golgathacapelle geſehen , nähern fich die Steine ſo , daß fie etwa 12 weiter unten einander berühren ;

die beiden Stüde, fein Gepräge der Kunft tragend, find graus licher und grobförniger Ralfftein ohne irgendeine rothe Aber ;

daß fte einſt ein Ganze8 bilbeten und durch Sprengung getrennt wurden, leidet feinen Zweifel ; alles gewinnt indeß das Anſehen , als wären fte bieber transportirt und neben einander gelegt

worden. Wer nach der Geſchichte etwað fleißiger forſcht, wird fich auch nothwenbig Dazu befennen, denn im 14ten Jahrhuns derte ſah man einen weißen und rotben Felſen ; im 15ten Jahr hunderte waren Schild und Wappen von Pilgern in dem Steine eingegraben . 1 Wer fteht Dermalen einen roth durchſchoffenen Felſen , wer Schild unb Wappen ? Wurden leştere weggearbeitet, ſo hätte der Riß größer werden ſollen , während hiſtoriſch bes wieſen iſt, daß er jeßt kleiner erſcheint als ehedem. Das Loch, worin angeblich Dad Kreuz ftaf, läßt noch weniger genaue Unters ſuchungen zu. Man behauptet, daß die Adam & capelle , wenig ſtene ihre öftlichere Abtheilung, b. 1. der bei der Felſenſpalte zunächſt weſtlich liegende Theil des Gebäudes Golgatha in den Felſen gehauen ſey ; allein der Raum dieſer Capelle iſt zu hoch, 1 Mau ndeville (im angeführten Reyßbudy) 774. Baldensel Ho doeporicon ad Terram S., in Canisii Antiq. Lection . 6, 127. F. Fabri Evagator. in Terrae S. etc. 2, 94 .

371

daß zwiſchen ihrem Gewölbe und dem Boben der Kreuzigungos capelle feine Feleſchichte mehr Plaß haben fann. Das Gleiche gilt auch von der ſüdlichen Abtheilung al8 Kreuzerhöhungs capelle oben und Refectorium der Griechen unten im Erbges Um die horizontale Auebehnung des Berge8" zu fchoffe. erfahren maß ich ſo : Vom Eingange in die Abam & capelle bis !!

zu den Bruchſtüden von Stein find 38, von der Nordweſtede

Derſelben Capelle, die mit dem Eingange in dieſe in gleicher Linie fteht, außen oſtwärts bis zur Treppe, die in griechiſche Klofter öftlich von der Kreuzigungeftätte führt , 50'. Dazu muß ich bemerken, daß dieſe Stiege 5' über den Kirchenboden fidh erhebt, und das in die Weſtwand des Eingange8 in8 Klos fter, gleich bei der Thüre inwendig , eine Vertiefung von 1 ' 7" horizontal zurücgreift, wo ich nicht die mindeſte Spur von einem Felſen entbedte ; auch ftehen in der Adam & capelle die Bruchſtüce 3'5' hoc fichtbar über dein Boden . 8 bliebe mits hin dem „Kalvarienberge" nur noch eine von Dft nach Weſt

gemeſſene Dice oder ein Durchmeſſer von ſtart 10ʻ, die Breite von Süd nach Nord beträgt etwa 25' und der ganze Umfang Des Bergfußeß ſchabung &weiſe 70. && darf aber nicht außer Acht gelaſſen werben , Daß dieſe Meſſungen fich auf den Raum der Kirche beziehen, in den ich nicht gelangen konnte, und den

goon

Widerſtreben gegen die beabſichtigte Befahrung des Flufſe & , und alle möglichen Kinderniſſe wurden in den Weg geworfen . Die Scheiche vers langten mehrmals für die Durchfahrt durch ihr Gebiet ausſchweifende Summen, und die fich ſtets erneuernden Streitigfeiten endigten gewöhn lich damit , daß man die Feuerwaffen zeigte , and fie niederzuſchießen drohte , wenn fie die Geſellſchaft nicht durchließen . Am 3 September erreichte et. Molyneur das todte Meer , der Wind wurde bald ſtärker, fie ſteuerten ſüdweſtlich und famen mehrmals durch große Streden von weißem Schaum ; als die See höher ging, hörten fie ein höcht ſeltſames .

Geräuſch wie von einer Brandung vorwärts vor ihnen. Am 4ten um 2 Uhr Nachmittag8 glaubten fie dem Südende des Meeree nahe zu ſeyn , wandten das Schiff und fteuerten gegen die weſtliden Gebirge ; bei Tagesanbrud waren ſie etwa 5 Meilen von der Halbinſel entfernt. Von

Ras el Feſchfah im Norden faft bis zur Halbinſel im Süden ſteigen die Gebirge auf der Weſtſeite in einer beinahe ſenfrechten Mauer auf 12 bis 1500 Fuß an. Die Halbinſel iſt mit dem feften fand durch eine niedrige Landzunge verbunden, ſo daß man fie aus der Ferne für eine Inſel hält. Als ſie an der Stelle antamen, welche ſie für die tiefſte hielten, warfen fie das Senfblei aus und fanden Boden mit 225 Faden ; das Sentblei war rein und brachte nur einige Stüde Steinſalz mit herauf. Zwei andere Sondirungen ergaben 178 und 183 Faden mit bläulichem Schlamm oder Thon. Das Waſſer im tobten Meer iſt von ſchmußiger Sandfarbe ähnlich dem der Jordan , greift alles an , war damit in Berührung

fommt, namentlich Metalle, und fühlt ſich, wenn man es auf der Haut

man etwa noch ale Felſenmaſſe annehmen könnte, oder der wahrſcheinlich fie vorſtellen ſollte , ohne behaupten zu wollen,

laßt, unangenehm und ſchmierig an. Am 5ten um Mittag landeten fie

daß ſelbſt dieſer Raum, wenigſtens theilweiſe als hohl etwa von dem ſüblicher gelegenen 3faafefloſter ter Griechen zugänglich

tung danfend. Alles im Boot war vom Waſſer mit einer widerlichen

wäre.

Dieſe Details rechtfertigen fich wohl von ſelber, ba fte

meines Wiffend die Frucht des erſten befannt geworbenen Vers ſuche find, ohne vorgefaßte Meinung ein deutliches, umfaſſens Des Bild vom „Berge" Golgatha zu geben. Wem das etwa8

ffeptiſche Einbringen in den Gegenſtand wehe thun ſollte, der zürne nicht mir, ſondern den Prieſtern Golgatha's, die nicht wollen daß man wiſſe, ſondern nur daß man glaube, wie man

und fehrten zu ihrein Zelt zurüd, völlig erſchöpft und Gott für ihre Ret: glänzenden Subſtanz überzogen, das Eiſen war angefreſſen und ſah aus, wie mit Rohlentheer überdeckt. Rein Fiſd oder ſonſt etwas Lebendes fand ſich im Waſſer des tobten Meeres. &in breiter Streif weißen

Shaums läuft ſo ziemlich von Norden nad Süden durch die ganze Länge des Meeres , beginnt aber nicht gleich mit der Ginmündung des Jordans, ſondern einige Meilen gegen Weften ; der Streif ſcheint ftete Blaſen aufzuwerfen und in Bewegung zu ſeßen ; darüber ſah män in

anzunehmen bewogen wird, ſo lange fle nicht den „ Berg“ ein-

beiden Nächten eine weiße Wolfenlinie weit über der Oberfläche. Die Reiſe ging nun nach Jeruſalem und von da über Jaffa zurüd auf das Soiff, et. Molyneur ſtarb aber furz darnach.

mal abdeden und fichtbar werben laſſen . Gegenbeweiſe oder die wahren Argumente müſſen hinter oder unter den Mauern und dem blendenben Marmor geholt werden , die feine Berücfichti

8. Oberägypten : Silfilis. -· Ombos. - yene.

Reiſen und forſchungen in Aegypten. .

gung verdienen. ( Fortſepung .)

30h glaube man hat allzuoft die alten Mythologien duro Ideen,

Chronik der Reiſen.

die der neuen Zeit und namentlich den Rüdlichten materiellen Nußens entlehnt find, erklären wollen . Cicero 3. B. ſpricht von dem Nußen

Lt. Molyneur' Fahrt vom See Tiberias nach dem todten

des Ichneumon , der Raße, des Krokodils, welchen Nußen konnte aber

Weer.

Am 20 Auguſt vorigen Jahre landete Lt. Molyneur zu Acre mit

je das Rrofodil gewähren ? Das Klima des Nilthals bietet eine unwandelbare Regelmäßigfeit

drei freiwilligen Matroſen und einem Dolmetſcher, miethete am andern

dar. Boſſuet fonnte mit Recht ſagen : „ die ſtets gleichförmige Tempe

Morgen Ramele, Pferde und Dienerſchaft und brad mit der fleinen Barfe des Schiffes ( Kriegsſchiff Spartan) nach dem See Tiberias auf,

ratur des Landes gab den Geiſtern eine Feſtigkeit und Ausbauer.“ In Wahrheit gleicht nirgende in der Welt ein Tag ſo ſehr dem andern.

am Abend desſelben Taged langten fie an dem Dorfe Taran nad zehn-

3n Aegypten ſind die Launen der Atmoſphäre faſt unbefannt , und nie

ſtündigem Marſche an, und am folgenden Tage famen fie nach dem See Tiberias , wo ſie außerhalb der Mauern nahe am Rande des Sees lagerten. Ungeheure Ramelheerden weibeten in verſchiedenen Richtungen.

bringt man in einem Plane den Wechſel des Barometers in Nechnung . Man weiß zum voraus, daß der nächſte Tag dem vorausgebenden gleicht.

Am 23ſten ſchifften fie fich auf dem See ein , den fie größer ſchildern, ald er ſonſt gewöhnlich angegeben wird : von Tiberias nach dem öſtlichen Ufer iſt es nicht weniger als 8 oder 9 und vom Eintritt des Jordans

Das ägyptiſche Jahr war nicht , wie das unſrige, in vier Jahreszeiten getheilt. Es gab weder einen Frühling noch einen Sommer , weder einen Herbſt noch einen Winter , ſondern eine Jahreszeit der Ausſaat, eine andere der Ueberſchwemmung und eine dritte der Ernte. Das hat

im Norden bis zu ſeinem Ausgang im Süden 18 Meilen ; das Nord-

Der unwandelbare Himmel ſcheint das Wetter unbeweglich zu machen .

von vielen Wehren durdiſeßt, geſchildert, was die Bootfahrt ungemein

Champollion aus den Hieroglyphen über die Zeiteintheilung, die er zuerſt erklärte, entnommen . Dieſe Gintheilung des Jahres in drei Theile be: fteht noch ießt in Aegypten, wie mir mein Dolmetſcher Soliman ſagte,

hemmite. An vielen Orten hätte man ihn von Stein zu Stein ſchreitend

ber es ficherlich nicht in den Hieroglyphen gefunden hatte. Sie geht aus

überſeßen fönnen , ohne die Füße naß zu machen. Das Waſſer iſt ſchlammig und voll von Fiſchen, der lauf außerordentlich gewunden und

einer bleibenden Nothwendigkeit des Klima's in dieſem ſeltſamen Lande hervor, wo es feine falte und feine heiße, feine trockene und feine Regen zeit gibt. Die Eintheilung des Jahres in drei Theile iſt übrigens niot

ende des Meeres iſt unter 32° 49' go etwa 34/2 M. ſüdlich von dem

gewöhnlichen bezeichneten Punft. Der Jordan wird als ſehr ſeicht und

auch einige Waſſerfalle finden fich. Die Eingebornen zeigten großes

372 Aegypten eigenthümlich, man findet fie auch in Indien. Das Klima Aegyptens iſt ſehr geſund , und Wunden heilen hier mit einer außer ordentlichen Leichtigfeit. Man hat nur zwei Krankheiten zu fürchten , die Augenkrankheiten und den Durchfall: gegen die erſtere ſchüßt man fich durch blaue Brillen , gegen die zweite durch eine mäßige und regel .

rechte Lebensweiſe, ſo wie durch das Vermeiden großer Anſtrengung und

namentlich des Uebergangs von der Hiße des Tages zu der Friſche der zauberhaften und gefährlichen Nächte auf dem Nil. Aegypten iſt ein Land von unvergleichlicher Fruchtbarkeit: hier haben die Gemeinplåße der Poeſie und die Hyperbeln der Beredſamfeit nichts übertriebened ; man macht gewöhnlich drei Ernten im Jahr , wie in Indien. Aegypten verſorgte das Römezreid vier Monate im Jahr. Darum glaubten die Alten , der Aderbau ſtamme aus Aegypten und Ofiris habe den Pflug erfunden . Gewiß iſt auch der Pflug, wie man ihn auf den Denkmalen abgebildet fieht, und wie er ießt noch in den Händen der Fellahs iſt, wirklich der Urpflug, denn es iſt eine umgekehrte und von Dohſen gezogene Haue. In der Nacht näherten wir uns Syene, und wir erwachten an dem Fuße eines von der aufgehenden Sonne vergoldeten und von Palmen gefrönten ſteil angehenden Ufers. Die Mauern einer kleinen zerſtörten Stadt ſtießen an den Fluß : dieſe Stadt iſt Syene, jeßt Aſſuan, die leßte .

son

Name Cataract uſurpirt iſt. Die Cataracte des Nils find nichts als Sonellen . Sieht man ſie auch in der Nähe, ſo forfdt man nach der Urſache der Uebertreibungen , deren Gegenſtand fie im Alterthum und ſelbſt noch in neuerer Zeit waren . Nad Diodor von Sicilien fann

wegen des Ungeſtümd des Fluffed, den feine menſchliche Kraft zu bewältigen vermag , niemand ben Cataract hinauffahren. Seneca beſchreibt einen ungeheuren Steilabhang, worin der Fluß mit einem donnernden Getöſe, von dem die Umgegend erbröhne, hinabſtürze; Cicero geht noch weiter, und ſpricht von Leuten, die taub wurden durch das große Geräuſch, das

der Nil beim Herabſtürzen von ſehr hohen Bergen mache. Obwohl die liebertreibung den Dichtern und Reiſenden eigen iſt, fann ich doch faum glauben , daß das Zeugniß der Alten radical falſch rey , und bin der Anficht, daß die Felſenſdranke, die den Nil oberhalb Syene durchſeßt, mit der Zeit durch die Gewalt der Fluſſes fid fenfte. Gin merkwür :

wanderte auf dem Plaß der alten Stadt umher, fand aber faum einige

diger , von Lepfius entdecter Umſtand fönnte wohl auf dieß Niedriger: werden des Felſens einen Bezug haben. Oberhalb der zweiten Cataracte, zu Seuneh , fand er Zeichen , die vor nahe an 4000 Jahren in den Felſen eingegraben wurden , um die Höhe anzuzeigen, welche der Fluß in den verſchiedenen Zeitpunkten der Regierung des Pharaonen erreichte, der am andern Ende ſeines ungeheuren Reicho den See Moris audgrub und das Labyrinth erbaute. Dieſe Zeichen mit dem Datum des Regierungs jahred , welche man noch an den ſteilen Ufern des Nils fieht, find be deutend über der jebigen Waſſerhöhe. Die Felſen konnten alſo ehemals eine Schranfe bilden, über welche das Waſſer hinabſtürzte, und die ed ends lich durchbrach. Dasſelbe konnte mit dem erſten Cataract geſchehen. So würde ſich der Urſprung eines Ruhmo erklären, der ſich wohl lange Zeit fortſeßte, nachdem er ſchon nicht mehr verdient war. Was auch Diodor von Sicilien über den Cataract ſagen mochte, wir famen mit Külfe

Spuren des Alterthums; was man aber in Menge fieht, das find mos lemitiſche Grabſteine. Dieſe Stelle iſt den Mobleme heilig , und man

nachhalfen und mit Striden unſere Barke mitten durch die Felſen lei:

bringt hieher die Leichen der Frommen , die hier begraben zu werden wünſchen, aus weiter Ferne. Grwägt man, daß die Inſel Philå in der

teten , glüdlich hindurch. Der Zweck unſerer Verhandlung bei dem Aga war, über den Preis für dieſe nothwendige Hülfe zu unterhandeln, und dieſe Unterhandlung,

Stadt Aegyptend gegen Nubien hin. Strabo fam bis Syene , Juvenal wurde dahin verbannt ; wir ſtoßen an einen der Endpunkte der römiſchen Welt. Man behauptet , Syene obgleich noch etwas vor den Tropen gelegen, fen in Folge verfdietener flimatologiſcher Umſtände der heißeſte Drt der Erde. Ich weiß nicht, ob dem alſo ift, jedenfalls aber war es

für den Morgen des dritten Februars eine Hiße zum Sterben. 30

Nähe von Syene einer der Orte war , wohin die Aegyptier das Grab des Ofiris verlegten , neben welchem ſie ſich gern begraben ließen , ſo erſcheint es nicht unwahrſcheinlich , daß die moslemitiſche Sitte ing

ägyptiſche Alterthum hinaufſteigen fönnte. (8 wäre dieß ein Beiſpiel weiter von den Ueberlieferungen, deren Urſprung man nicht fennt, von den Wirkungen , welche ihre Urſachen überdauern. Der Moblem , der

von fernher fommt, um ein Grab in der Nähe der heiligen Inſel zu ſuchen, ſeßt, ohne es zu vermuthen, die alte Verehrung für das gött: liche Grab des Oſiris fort. Neugierig find wir in den Steinbrüchen von Syene umhergewan dert ; fie beſtehen in einer Obene von Granit, die bei offenem Himmel für die Bedürfniſie der Architektur und namentlich der Sculptur bear beitet wurde. Aegypten hat in der That ſehr wenig aus Granit auf geführte Bauwerfe, aber alle Obelisken, viele Statuen und Sphinre find von Granit , und zwar von dem Syene eigenthümlichen roſenfarbenen Oranit, der deßhalb auch von dieſer Stadt den Namen Syenit erhalten hat. : Von hier ſind alſo die berühmten Monolithen ausgegangen, welche einſt Theben oder die Sonnenſtadt zierten und jeßt die Pläße von

Rom und Paris verſdönern. Man fann noch ſehen , wie dieſe Maſſen lodgemacht werden fonnten. Löcher , die man noch länge einer horizon: talen Spalte erblidt, zeigen, durch welches Verfahren man die großen Gras nitblöde aus dem Geſtein losgemacht hat. In dieſe Löcher trieb man die Reile ein , welche das Geftein ſprengten. Man fieht ſogar in den Steinbrüchen von Syene noch einen Obeliefen, der noch nicht ganz log gemacht wurde : er liegt auf dem Boden, mit dem er noch auf der einen Seite feſthält. Eine große Angelegenheit der Reiſenden beſteht von Syene an darin, ihre Fahrt über den erſten Cataract einzurichten. Der einzige Umſtand, daß man den Cataract in ſeiner Barfe hinauffährt, zeigt, wie ſehr der

eines guten Nordwinds und von etwa 100 Nubiern, welche dem Winde

wie jede, die man mit Arabern oder Nubiern pflegt, war lang und von

Geſticulationen , Auerufungen , Reclamationen und Berathungen ohne Ende begleitet. 3d wohnte dem ganzen Streit , der zwiſchen Soliman und den Eingebornen vorging , bei , indem ich an der Seite des Aga fißend mit ruhiger Majeſtát meine Pfeife rauchte. Als der Vertrag ab geſchloſſen war, wanderte ich zwiſchen den Felſen herum, in der Hoffnung einige Inſriften , die ich beim Herkommen bemerkt hatte , wieder zu finden. Die auf den Felſen dargeſtellten Scenen gleichen denen, die man auf den Grabſtelen findet. Es find Familien , die ihre Gebete an die Götter richten . Name und Stand jeder Perſon find neben ihr in

Hieroglyphen bemerkt , die ich abſchrieb , weil ich mit Sorgfalt alle Ueberreſte ſammle , welche mir dienen fönnen die Organiſation der Familie und der Geſellſchaft bei den alten Aegyptiern flar zu machen. Wir ftatteten der Inſel Elephantine einen Beſuch ab , und fanden daß ein Theil der Nuinen , welche zur Zeit der franzöſiſchen Grpedition fidh noch dort befanden, nicht mehr vorhanden iſt. Was mir namentlich auffiel, iſt ein Granitthor, auf dem man den Namen Aleranders (jedoch wie Champollion meint, nicht den des Groberers, ſondern ſeines Sohnes) findet. Die Formeln, welche officiell den Namen aller Pharaonen be: gleiten ſo wie aller Ptolemäer und aller Raiſer, machen einen ſeltſamen Gindruď , wenn man fie mit dem Namen Alerander verknüpft findet.

Die pomphaften Benennungen Herr der Welt , Beſieger des Norden und Sübens, des Oriente und Dccidents, Herr der Throne" find dieß: mal wahr . Dieſe Uebertreibungen , welche die Schmeichelei erfunden

hatte, und nach Gefallen vertheilte , hat bei dieſem Namen der Ruhm zur Wirklichkeit gemacht. ( Fortſeßung folgt.)

Die Bürgerinnen Frankreich 8 . h. von Paris, miſchen 1 Iroß dieſes Namens iſt der Syenit nicht die vorherrſchente Granitart bei

fidh ießt auch, damit die Verwirrung voll werde, in den Streit und

Snene ; was den Syenit charakteriſirt, iſt die Abweſenheit von Glimmer und

haben nach Adille Jubinal (f. Voleur. 5 April) einen Aufruf zur

deifen Erſekung durch Hornblende.

Bereinigung erlaſſen .

Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Auslan d . Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. n

94.

19 April 1848.

Beftandtheile der Bevölkerung Word- Schottlands.

firth , wo ein ähnlicher Strom iſt wie in der Magalhaensſtraße, und im Weſten und Südireſten an Sutherland.

Der Hauptort

(Aus dem noch ungedructen Wert veine anderthalbjährige Reiſe durch die Hochlande, Niederlande und Eilande von Schottland, von R. J. Clement . “)

iſt Wid. Das alte Caithneß begriff nicht das Gebiet des jepis gen, ſondern nur die germaniſche Ebene zwiſchen Wid und Thurſo

Erſter Abſchnitt. Norb- Schottland mit den Gebriben und den Norberinſeln

und dem Pentlandfirth, alſo den jeßt nicht galiſch, ſondern enga

macht ſechs Countieß oder Shires aus, nämlich Inverneß, Roß,

liſch oder breitſchottiſch ſprechenden Landegtheil. Die ganze Kü ftenftrede jüdweſtlich davon bis zum Firth of Dornoch war das alte Sutherland, wovon das jebige, welches von Meer zu Meer

Cromarty, Sutherland , Caithneß und die Norberinſeln Drkney und Shetland. Der größte Theil Nord - Sdottlands beſteht aus

reidt, ſeinen Namen hat.

den nördlichen Hochlanden. Invernebibire begreift die Weftſeite der alten Provinz Moray, ferner die Diſtricte Badenoch, Locha-

ich bereits geſprochen. Die Engländer wiſſen mehr von Otas heiti, Timbuctu und Kamtſchatka, ale von dieſen Inſeln des

ber, Moybart, Araſaif, Glenelg, Strathglaß und mehrere Weftinſeln, a18 Skys, Raſa, Rum, nebſt andern umliegenden Fleis

Nordmeers.

neren Eilanden, endlich von den eigentlichen Hebriden ober Long

Von Drkney und Shetland habe

Wenn man von der iriſchen See her eine Linie im Dften von Arran und Bute den Clyde und Loch Lomond nordwärts

Jeland, welches wenigſtens 120 Mile8 lang iſt, die Inſeln Barra,

hinauf zieht, danach von dem innerſten Winkel dieſes Lochs oder

South Uiſt, Benbecula, North Uiſt und barriſt (welcher lebte

Sees norboſtwärts in den Grampian hinein, und zwar links

Landftrich eigentlich eine Halbinſel iſt und erſt mit Lewis, wels

Killin und Loch Tay, rechts Strath Erne vorbei, nach Dunfeld

dhes zu Roß gehört, die größte Inſel der Hebriden bildet), nebſt ben an Long Island liegenden kleineren Eilanden in fich. Die zu Roßibire gehörenden Landſtreden find Arbroß , Gafter- Roß, Ardmeanach oder die Black Jele, Rintail, Strathcarron und die Inſel Lewis . Der Hauptort iſt Tain an der Oſtſeite an einer großen Seebucht. Die kleine County Cromarty bilben verſchies bene in Roßibire umherverſtreute Lanbftriche, als das norböſta

und nach Kirfmichael auf der Nordoſtſeite von Perthſhire, dann gerade gen Norden wiederum über den Grampian und ſeine nord wärts laufende Kette nad Kirfmichael in Banffſhire am Aven,

liche Ende der Blad 3ele genannten Halbinſel zwiſchen dem Firth

einem Nebenfluß des Spey, und an der Dtgränze von Nairns ſhire zum Morayfirth hinunter, endlich von hier aus nordnord oſtwärts nad Wick in Caithneß und nach Thurſo am Pentlands

firth, jo bezeichnet bieſe gezogene Linie ziemlich genau die öftliche Gränze Der ſchottiſch -galiſchen Hochlande und des Gebiets der

of Murray und dem Firth of Cromarty, ferner die Strecke zwis ichen der Stadt Dingwall und dem nordweſtlichen Fuß des Ben

galiſchen Sprache.

Wyvis, endlich die ziemlich ausgedehnte Bergſtrede zwiſchen der

noch nicht fünftehalbhundertauſend Bewohner, und ungefähr drei

Die Hochlande und Gilanbe von Schottland haben zuſammen

Landſchaft Affynt, der See und dem loch Brum (Broom ), bas

Viertheile dieſer Geſammtbevölkerung ſprechen galiſch, und die

fleine Gebiet, welches fübwärte an Loch Fainis gränzt, und ans dere noch kleinere Landestheile. Die Die Diſtricte Diſtricte von von Sutherlands Sutherlande

meiſten verſtehen wenig engliſch .

ſhire find Sutherland, Strathnaver, Aſſynt, Edberachidis und

Bute, nebſt allen Weſtinſeln und Hebriden groß und klein ohne alle Ausnahme, ferner das ganze Argyleſhire, die Nordhälfte von Perthſhire, nämlich die alten Strecken Braib Alban und Athou, das iſt das Hochland von Perth, deſſen Südgränze ungefähr die galiſchen Drte Killin , Kenmore und Little Dunfeld am Loch und Fluß Lay bilden, weiter nördlid bie ſüdweſtlichen Sheile von

Duirneß. Der Hauptort iſt Dornoch in der Südoſtece am Firth of Dornoch. Es iſt das dürrfte und ſteinigfte land in Schotts

lanb, das Land der Steinwüſten . Von 1,122,560 Acres, welche bieſe County enthält, find nur ungefähr 150,000 angebaut, 600,000 unangebaut, und 372,560 unbrauchbar. Cape Wrath (Das Zorn-Vorgebirg) iſt die Nordweſtſpige von Sutherlandſhire und Schottland und der Endpunkt eines rauhen Gebirgerūdens, welcher den Diſtrict Duirneß von Süben nach Norden durchs läuft, und im Süden Lord Reay's Foreſt, im Norden aber Larfe

Foreſt Feißt.

Caithneß, die Norboſtede vom ſchottiſchen Feſt-

land, enthält 395,680 Acred,

wovon ungefähr 70,000 bebaut,

75,000 unangebaut und das übrige nußlos ift. Die landſchaft gränzt im Diten an die Nordſee, im Norden an den Pentlands

Alſo die galiſch ſprechenden

Landebtheile in Schottland find folgende : die Inſeln Arran und

Banff- und Murrayſhire, dann Nairnſhire, ganz Inverneſſhire, ganz Robíhire, die Hälfte der Halbinſel zwiſchen dem Murray firth und dem Firth of Cromarty, ganz Sutherlandſhire unb Der größere Theil vom jeßigen Caithneß, welcher jüdweſtlich von dem alten germaniſchen Caithneß liegt, wo noch jeßt fein Galiſch geſprochen wird . In den eigentlichen Nieberlanden oder den Küſtenftreden von Fife bis zu den innern Theilen vom Murrayfirth, Das iſt in

374 tem alten Pichtenreich, nämlich in Sife, auf der Gübſeite ron

Perthſhire, in Forfarſhire oder Angus, in Kincardineſhire oder den Mearne, in Aberdeenſhire ober den alten Lande & theilen Mar, Buchan und den übrigen Strecen dieſer County, endlich in dem

größten Theil vom jeßigen Banff- und Murrayſhire wird fein Galiſch geſprochen , ſondern Engliſch, und im gewöhnlichen Leben

heutzutage bie játrichen Anſtebler in Nordfrieland ſogar bei ihren Lebzeiten ihre Sprache ein . Außerhalb der galiſchen Kochlande Schottlande, das iſt in allen ſchottiſchen Niederlanden , wozu auch Güdichottland mit

ſeinen Bergſtreden gerechnet wird, iſt die keltiſche Sprache ſchon in frühen Jahrhunderten verſchwunden , und hat hier nur an

Breitſchottiſch. Deßgleichen auf den Landzungen zwiſchen dem Murrayfirth unb dem Firth of Dornoch an der Oſtfüſte von

Drt&namen einige Spuren zurücgelaſſen . Die in den ſchotti

Sutherland und an der Oſtfüſte rom galiſchen Caithneß wird viel Engliſch oder Breitſchottiſch geſprochen, in dem germaniſchen

iſt größtentheils von weſtgermaniſcher, nicht von oſtgermaniſcher ober ſfandinaviſcher Abfunft, und reicht mit ihrem Alter auf

Caithneß aber und in Drfney und Shetland verſteht man fein

ſchottiſchen Boden bis in die Seiten der Gründer Englands

Galic .

hinauf. 3hr fleinſter Theil iſt ſfandinaviſch. Ich habe das Weſen dieſer Sprache forgfältig erforſcht, die Forſdung felbft

Galiſch iſt die Sprache von ungefähr 305,000 Menſchen in Schottland , und es iſt faſt ausſchließlich die Sprache der Sebris

den und der meſtlichen und binnenländiſchen Strecken von Argyle, Inverne , Rob

und Sutherland .

Auch herrſcht bie galiſche

Sprache in den andern Theilen dieſer Counties vor. Die Ver mehrung der Volkszahl in den ſcottiſchen Hochlanden iſt ver hältniſmäßig gering.

In 76 Jahren, nämlich von 1755 bis

1831 , wuchs die Bevölferung von Argyle nur um 41000, von Inverneß um 33000, von Roß um 28000, und von Sutherland um 4000. Dieß gibt im Durchſchnitt in 76 Jahren einen Zu wachs von ungefähr 27,000 Seelen , alſo bis 1847 in 16 Jah ren höchſtens 6000, und nach dieſem Verhältniſ habe ich die

îchen Niederlanden geſprochene ſogenannte breitſchottiſche Sprache

in dem Archiv für neuere Spradzen und Literaturen veröffent licht, und nehme feinen Anſtand dieſe nagelneue Lehre , eben weil ſie wohl begründet iſt, auch hier zu erwähnen . Ein glei cher 3rrthum, wie mit der breitſchottiſchen Sprache, hat bisher mit der alten ſogenannten angelſächſiſchen obgemaltet , denn daß dieſe leftgenannte einen ſolchen Namen nicht führen darf, da fie nicht die Sprache der Gründer Englante , ſondern eher eine

angelbäniſche iſt, habe ich in demſelben Archiv zur Genüge bes wieſen .

Die Norberinſeln Drfney unb Shetland haben

nie

eine galiſde ober feltiſche Bevölferung gehabt, ſondern von jeher

vorzug &weiſe eine ſfandinaviſche.

galiſche Berölferung der ſchottiſden Hochlanbe, die vor 20 Jah

So wie die alte Landſchaft Angu8 in Mittelſchottland, das

ren 300,000 betrug, jeßt zu 305,000 angeſchlagen. In der auß acht Diſtricten oder Kirchſpielen beſtehenden Langen Inſel (long

iſt das jebige Forfarſhire , beſonders viel germaniſches, ſowohl

weſtgermaniſches als oſtgermaniſches, in Sprache und Bevölfe

Jeland) oder den eigentlichen Hebriden hat ſich in 76 Jahren die Volf@zahl mehr als berdoppelt, nämlich in den Inſeln oder

rung enthält, ſo findet man auch an den Bewohnern von Mo ray am Morayfirth die germaniſchen Merkzeichen vorherrſchend, und hält fte, nicht ganz mit Recht, zum großen Theil für Ab

Diſtricten South Uiſt, Barra und North Uiſt, aber in Harris faum , und von den vier Vierteln llig, Stornaway, Barvað und Loche, worin Lewis getheilt iſt, nur in Barvas nicht.

In der nämlid Rilmuir,

kommen eigentlicher Dänen , da Doch die ſkandinaviſche Art über haupt einen großen Einfluß auf dieſes Küſtenland geübt hat.

Strath, Snizort, Portri, Sleat , Durinis und Braccabale, hat

Indeſſen läßt fich die ſkandinaviſche oder Däniſche Abfunft der Morayleute damit noch feines mege bewieſen , daß fie in vielen

fich im Durchſchnitt die Zahl der Bevölferung in 76 Jahren nicht verboppelt, wenn auch in den einzelnen Diſtricten Strath, Kilmuir, Þortri unb Sleat. In dem zur Presbyterie von Sfye

Fiſt für Firſt, hoß für horſe, puß für purſe u . f. w. fagen, was allerdings um beſto merkwürdiger iſt, ba gemeiniglich der

gehörenden Rirdiſpiel der kleinen Inſeln (Small Jaled) findet

ſchottiſche Niederländer den Buchſtaben r viel nachbrüdlicher ausſprechen pflegt, als der Engländer. Denn die Verſcludung

Inſel Cfye ,

welche ſieben Kird viele hat,

Dagjelbe Verhältniß der Volfezahl ftatt, wie im allgemeinen auf Skye . Long Jeland hat gegenwärtig ungefähr 36000 Bewoh ner , und Skye etwa 25000 bis 26000, Orkney und Shetland aber zuſammen an 65000 bis 70000. Nachdem ich nun nicht allein die Gränzen und das Gebiet der galiſchen Sprache in den ſchottiſchen Hochlanden genau bes zeichnet, ſondern auch meiner Behauptung den unumſtößlichſten Beweis beigefügt habe, will ich jeßt die Hauptbeſtandtheile der Bevölkerung Nord -Schottlande, und beſonders die germaniſchen Glemente näher ins Auge faſſen, welche fich dort allenthalben in der Vor- und Urzeit dem urſprünglichen oder feltiſchen nach und nach zugeſellt haben, und deren Spuren unvertilgbar ſind. Hiebei iſt zu bemerken, daß ein bedeutender Theil der galiſch ſprechenden Bewohner der ſchottiſchen Hodlande nicht von felti

Worten das r unterdrücken oder nicht ausſprechen , ſo 3. B.

Des Buchſtabens r in ſehr vielen Fällen kommt auch bei Nord friſen ſowohl als bei Weſtfriſen ganz häufig vor.

Es iſt die

Sage, daß viele Bewohner aus Morayſhire im 12ten Jahrhuns dert wegen ihres rebelliſchen Charakters nach Süden verpflanzt, und andere Niederländer dort an ihrer Stelle angeſiedelt wors den. Die Stadt Nairn auf der Nordweſtſeite der alten Lands

ſchaft Moray iſt der Gränzpunft der galiſchen Zunge am Ein gang zu den nördlichen Hochlanden. Es iſt merkwürdig, daß an Marktagen die Leute, die von Weſten her nach Nairn fom men, galiſch ſprechen , und die von Oſten her engliſch. Nody merkwürdiger aber ift es, daß, während ſonſt auf allen ſchottis îchen Dftfüſten das Germaniſche theils allein ferricht, theile bei

weitem vorberrſcht, in dem ganzen Küſtengebiet der Dftſeite von Rofſhire, das iſt auf den beiden Landzungen zwiſchen der

cher 21bftammung iſt, welche Erſcheinung fich nur dadurch er klären läßt , taß die theils cinzeln , theils in kleinen Maſſen mitten unter Kelten fich anſtedelnden Nordgermanen im Laufe

Murray- und Eromartyföhrbe und zwiſchen der Cromarty- und

der Zeiten, vielleicht ſchon in den nächſten Gliedern nach der Siebelung, ihre eigene Sprache verloren . Büßen doch noch

die nördlichſte Landfchaft der ſchottiſchen Niederlande betrifft, ſo

Dornochföhrde das galiſche Element forrohl in der Bevölferung

als in der Sprache großentheils herrſchend iſt. Was Caithneß, iſt das Bergland von Caithneß der Bevölkerung und Spradze

1 Der Verfaſſer hat die Gounties Presbyterienweiſe nach den Angaben des Inverneßvereine durdygegangen, und möglidſt genau angeführt, wie viele Perſonen engliſch und wie viele galiſch ſprechen.

nach galiſch oder feltiſch, wogegen die Niederlande von Gaithneß, das iſt das eigentliche Caithneß , bie Nordoſtede Nordſchottlands,

wa

375

germanich find. Eine ron Wick an der Oſtſeite über Watten und Balfirf nach Rear weſtlich von Shurſo auf der Nordſeite gezogene Linie gibt ungefähr die Gränze an . Südweſtwärte von dieſer Linie wird faſt nur Galiſch geſprochen und verſtans den, während man norboftwarte von derſelben das Galiſche wes der ſpricht noch verſteht. Die vorherrſchende Art der leßtern Bevölkerung iſt die oftgermaniſche oder ffandinaviſche. Die ſfandinaviſche Volferace iſt ebenfald in Orfney unb Shetland die vorherrſchenbe, quegenommen in Kirkmall in Drene und in Berwick in Shetland , wo das Hauptelement der Einwohner ein ſchottiſches ift. Kirfmall als Royal Burgh unb als die alte Reſidenz der Jarle unb Biſchöfe von Drkney mußte don früh einen großen Zufluß von fremben aus Schottland erfah .

ren, was ſich idon aus den dortigen Perſonennamen ſchließen Martin , der vor ungefähr 150 Jahren eine Beſchreibung der Weftinſeln und Hebriben ſchrieb (Deseription of the Wes tern Islands, ed . Lond. 1703) fagt, daß Lermid zu feiner

läßt.

Zeit etwa 300 Familien hatte, nachdem es 30 Jahre früber nur 3 oder 4 Familien gehabt. Es iſt bemerkbar, fährt er fort, bab menige von ihren Vätern auß Shetland gebürtig waren , ſondern daß fie von verſchiedenen Theilen Schottlands, hauptſächlich von den nördlichen und öftlichen Küſten famen . Die Lerden fangen icon im Februar in Gaithne , ale id

von Drkney aus nach Cape Wrath reiste, aber an den Gränzen

lung von Capitan Beechey vorgeleſen über die hinſichtlich der Fluth im iriſchen Meere angeſtellten Verſuche und über die Aehnlichkeit der Fluth erſcheinungen im engliſden und iriſden Canal. Es wurde im Eingang

bemerkt, daß man das Eintreten der Fluth in dem iriſchen Meer immer falſch aufgefaßt habe , indem man die Umfehr der Strömung mit dem Steigen und Fallen des Waſſero am Ufer in Verbindung brachte. Dieſe

falſche Auffaſſung in einem Canal , der hinſichtlich des Zeitpunfte des hohen Waſſers ſo großen Wedſel darbietet, mußte viel Unheil anrichten, und ein großer Theil der Schiffbrüche in der Caernarvon Bay iſt aller Wahrſcheinlid )feit nach dieſer Urſache zuzuſchreiben. Die jebige Unter: ſudzung hat den Irrthum zerſtreut, und der Wiſſenſchaft einige neue und intereſſante Thatſachen geliefert.

Troß der ſchwankenden Zeit des

Hochwaſſers tritt die Umfehr der Strömung im nördlichen und ſüdlichen Canal zu einer und derſelben Stunde ein , und dieſe Zeit trifft aud mit dem Zeitpunfte des Hoch- und Niederwaſſer zu Morecombebay zuſammen, einem Drt, wo die Strömung, die um die entgegengeſetten

Enden Irlands herumfommt, am Ende zuſammentrifft. Dieſe und an dere vom Geniecorps auf Veranlaſſung Prof. Airy's angeſtellten Unter ſuchungen zeigen , daß im iriſchen Meere zwei beſondere Stellen ſind :

in der einen läuft die Strömung ſehr raſơ, ohne daß das Waſſer ſtiege oder fiele, und in der andern ſteigt und fällt das Waſſer ohne merkliche Strömung. Hinſichtlich der übrigen bemerkten Phänomene müſſen wir den Leſer auf die Liter. Gaz, vom 1 April verweiſen.

Reiſen und forſchungen in Aegypten . 8. Oberägypten : Silfilis . – Ombos. – Syene. -

-

Der Hochlande waren fte verſtummt.

bifº .

So auch liebte das ger

maniſche Geſchlecht, das fich in Schottland anftebelte, das Wilde und Steinige der Natur jenes Feſtlandes nicht, und innerhalb der

wilden Felſen Schottlands, welche kein Fluß und keine Seebucht mit dem Meer verbindet, ſuche man die germaniſchen Fußſtapfen nicht. Im Innern der Hochlande finden fich keine Steinkreiſe, fondern nur in der Nachbarſchaft der See und ſolcher Gewäſſer, die mit der See in Verbindung ſtehen ; es ſind die Werfe eines fremden Seevolts, welches dieſe Küſten Heimſuchte und eroberte, keine einheimiſchen und keltiſchen . Auch die Grabhügel von

Erde und von Steinen oder die ſogenannten Cairns in den Küſtenſtrecken der ſchottiſchen Hodlande, Niederlande und Gi lande find unbeſtreitbar theils weſtgermaniſchen , theils ſfandi naviſchen Urſprunges. 3ch habe das theils aus ihrer Form und ihrem Inhalt , theils aus ihren Dertlichkeiten geſchloſſen . Hingegen die ſogenannten Pichtenhäuſer ( Pictåhouſe ), weldhe in der Bedeutung von Häuſern der ſkandinaviſchen Pichten , die in einer ſehr frühen Zeit bie ſchottiſchen Niederlande von Nors den her eroberten und bevölkerten und deren Daſeyn ſchon Sacitu8 in der Lebensbeſchreibung Agricola's durch ſeine Gr.

mahnung der rothaarigen Bewohner Caledonias , das iſt der nörblichen Hochlande, anzubeuten ſcheint, ſehr wahrſcheinlich ihren rechten Namen tragen, können nur von Skandinaviern ihre Entſtehung gehabt haben . Denn nicht allein find dieſe

alten unterirdiſchen Wohnungen entweder unmittelbar am Meer ober in der Nähe desſelben und zwar gerade in den urſprüng lich pichiſchen Gebieten Schottlanbe belegen , ſondern fie haben auch mit den Häuſern unter der Erde, welche man noch heuti ges Tages in der Nordhälfte Jølande findet, die größte Aehn lichkeit, ( Fortſeßung folgt.)

Die fluth im iriſchen Meere. Die engliſchen Unterſuchungen über die Fluth und die Fortpflanzung

( Fortſepung .)

Wir reisten gegen vier Uhr von Syene ab , getrieben von einem hinreichend ſtarfen Nordwinde, ſo daß wir ſchnell die Strömung übers wanden , die man hinter Syene trifft. Dieſer Augenblick iſt einer von denen , die ich nicht vergeſſen werde. In dieſer neuen Phaſe der Reiſe lag etwas impoſantes ; wir hatten einen nubiſdjen Piloten an Bord genommen , denn der ägypiiſche hätte ung jenſeits der erſten Cataracte

nicht& mehr genüßt. Wir ſtanden im Begriff Aegypten hinter und zu laſſen und in ein neues Land einzubringen. Eine neue Nace umgab

uns, die Geſidyter waren ſchwarzer , die Phyſiognomien fremdartiger. Die Zurücklegung der Cataracte iſt immer ein Ereigniß :

ſo wie die

Barfe etwas Gefahr läuft , läßt man alle koſtbaren Gegenſtände auf Kamelen zu lande fortſchaffen . Man kann ſich leicht denken , daß für mich meine Aufzeichnungen und Champollions Werfe das koſtbarſte waren .

Uebrigens gibt es nichts angenehmeres, als fich durch eine Gegenſtrömung zwiſchen den geſchickt vermiedenen Felſen , die ſich im Kreiſe zu drehen ſcheinen , fortgeführt zu fühlen.

Der Nil rauſcht und focht, der Wind

tämpft gegen die Strömung , die Barfe neigt ſid , man ſchreit, aber eine Wendung mit dem Ruder hebt ſie ( dhnell wieder empor.

Zum

erſtenmal ſah ich mich auf allen Seiten von (droffen, wie Baſalt ſchwar: zen Ufern umgeben. Dieſe ſchwarzen Felſen durchbrechen einen Gold: ſand , denn hier iſt die Wüſte im Nilbett. Dieß Ufer, das einen ſo

neuen, Anblick gewährt, ſcheint zu fliehen , und ſich um mich zu drehen. Ganz berauſcht von dieſer betäubenden Fahrt langen wir an der erſten Station an , die man das erſte Thor nennt. Für dieſen Tag kommen

wir nicht weiter, morgen wird die Barfe die übrigen Thore durchfahren, dann gehen wir zu Lande, um uns weiter hin wieder einzuſchiffen, und nach der Inſel Phila zu gelangen , denn auf dem Wege ſieht man die Ueberreſte einer alten Mauer , die zum Schuße der Pilger, welche das Grab des Dſiris beſuchen wollten , gegen die Nomaden errichtet worden war ; auch gibt es Hieroglyphen zu copiren. Die Felſen ſind damit bedeckt, wie an den Thoren von Syene , und gleich am Abend begann ich meine Jagd, die nicht ohle Frudt war. Ich fand auf dem Felſen die Namen mehrerer obſcurer Privatperſonen und den Vornamen eines ſehr alten und ſehr berühmten Pharaonen Mantonotep eingegraben ; hier iſt das 40ſte Jahr ſeiner Regierung angemerft.

Der Fluthwelle erlangen mehr und mehr eine praktifche Bedeutung.

Außer dieſem Fund eines Königenamens, ſuchte ich auch begierig die

So theoretiſch und unſicher fie anfangs ausſahen , ſo gewinnen ſie all

obſcuren Namen, denn ich lege eine Sammlung von ägyptiſchen Eigen:

måhlich eine praftiſde Form. In der f. Geſellſchaft wurde eine Abhand

namen an , die zu intereſſanten Bemerkungen Anlaß geben. Privat:

1

376 perſonen tragen häufig die Namen der berühmteſten Pharaonen : 18 gab

Aegypten. Bald wedte mid die Maſſe von Hieroglyphen aus meinem

Bürger zu Theben, die ſich Rhamſee, Thutmofio u. f. w. nannten. Andere trugen Götternamen , wie Ammon und Athor. 30h fand auf dieſem Felſen einen Drortaſen und ſehr häufig den Gigennamen Ammoni, wors aus die Griechen Ammonioß machten , ein Name der in der Geſchichte

anfänglichen Erſtaunen ; ich fand auf und begann mich in dieſer Maffe von Denkmalen zu orientiren , welche die unbewohnte Inſel Philå be: decken und ganz erfüllen. Hier iſt nicht ſonderlich Altes, nichts, was über die Zeit der Gåſarn und Ptolemaer hinauffteigt, außer einem fleinen am Südende des Tempels gelegenen Tempel und einem Pylonen, der den Namen Nectanebo's , des leßten nationalen Herrſchero von Aegypten und nach einer von der ägyptiſchen Eitelkeit erfundenen Sage des Zeitgenoſſen Aleranders und ſeines Vatere. Dieſer leßte Pharao ift ihr einziger Nepräſentant auf der Inſel Phila.

der alerandriniſden Smule mehrfach erſcheint.

Nach dieſer Namen

bemerkte ich ſehr häufig ein eigenthümliches Zeiden , das ich für feine Hieroglyphe halte, und das einem griechiſchen þ gleicht, vielleicht der Anfangsbuchſtabe von Phila. Neben die Bieroglyphen hat man auf den Felſen poſſenhafte Figuren gezeichnet, und es iſt augenſcheinlich , daß dieſe hieroglyphiſchen Inſchriften vom Volfe ausgegangen ſind. Einige

rühren vielleicht von Soldaten der Beſaßung von Philå her, die fich hier die lange Weile vertrieben. Das mag denjenigen ſonderbar vorkommen, welche glauben, daß die Hieroglyphen ein geheimnißvolles, den Prieſtern

vorbehaltened, und dem gemeinen Volfe unverſtändlicher Schriftſyſtem ge weſen ſeyen ; dieſe lange Zeit herrſchende Anſicht fann ſich aber nicht gegen die Thatſachen halten. Die Tempel, Paläſte, Gräber, die gewöhns lichſten Geråthíchaften , die gemeinſten Wertzeuge , ja Kinderſpielzeuge, die man in den Gräbern fand, find mit Hieroglyphen bedeckt, die augen: ſcheinlich von aller Welt geleſen werden ſollten. Die hier auf den Felſen

zerftreuten InſQhriften, welche nichts geheimnißvolles enthalien, zeigen die allgemeine Befanntſdaft mit den hieroglyphiſchen Zeichen , und ſie be:

weiſen auch, daß zu allen Zeiten gewiſſe Leute die Manie hatten, ihre unbefannten Namen der Zukunft aufzubewahren und ihre Dunfelheit unſterblich zu machen. Wir haben durch den Sand, von einer Felſenmaſſe zur andern, bald auf: bald abwärts, je nachdem wir auf einem Gipfel oder in einer Gbene weiße Hieroglyphen an dem ſchwarzen Stein fich heben ſahen, ein gutes

Stück Weg gemacht. Vom Gipfel einer dieſer Felſenmaſſen, wohin und

Der Tempel im Süden , neben dem fich ein Obelief erhebt , war

der 3fie geweiht , wie dieß eine hieroglyphiſche Inſchrift beweist , die wörtlich alſo lautet : „ Nectanebo hat ſeiner Mutter ffis ihre große Wohnung durch einen Bau für immer errichtet."

Folgt man einer

Galerie , die nach Norden zurüdführt , ſo fieht man hier Tiber als Pharao gekleidet , wie er dem Ammon ein Opfer bringt. Auf einer

Säule las ich den Anfang des Namens dieſes Raiſers Tib ... , das Ende ward nie geſchrieben. Wer hat die Hand des Schreibers auf: gehalten ? Etwa die Nachricht von ſeinem Tode ? Man kann dieß ſehr

wohl annehmen , und dieß unvollendete Wort verſeßt und lebendig in die Vergangenheit. Dringt man in die Tempelgruppe ein , welche ſich gegen die Weft. ſeite der Inſel hin erhebt, ſo findet man links im erſten Hofe eine In:

ſdrift, die zur Zeit, als ich Paris verließ , die Gelehrten ſehr beſchäf tigte wegen ihrer Beziehungen zu der berühmten Inſchrift von Roſette, worin der Tert befanntlich dreifach iſt, in Hieroglyphen, in einer zweis ten ágyptiſchen Schrift, welche man die demotiſche oder populäre nennt, und in griechiſcher Sprache. Jedermann weiß, daß der glückliche Fund in Roſette der Ausgangspunkt der unſterblichen Entdedung Cham:

eine ſolche Lockung gezogen hatte, hatten wir ein Schauſpiel, das mehr werth war, wie dasjenige was wir ſuchten . Am Ende einer Sandebene

pollions war. Diejenigen , welche nicht an dieſe Entdedung glauben

bemerkten wir plößlich, beim leßten Schimmer des ſterbenden Tages, die Bauten der Inſel Phila in der Einſamkeit fich erheben. Dieſe Denf:

chiſchen unter dem Hieroglyphentert geſtellten Ueberſeßung eine vollſtåns

male find nahezu unverleßt , und ſcheinen und an18 der Ferne völlig erhalten ; nichts Neues miſcht fich hier in dieſe ſo ſtaunenswerth erhal:

tenen Alterthümer. Man könnte glauben, man habe eine noch bewohnte ägyptiſche Stadt vor fich. Wenn die Pilger , welde am Grabe des .

Oſiris anbeten wollten, die Tempel von Philä entdecten, ſo mußten fie ihnen eben ſo am Horizont emporfteigen. Ganz erfüllt von dem unerwarteten Anblick legten wir uns nieder, machten und gleich mit Tagesanbruch auf, und ritten auf Gjeln nach dem Punkte des llferd , von wo eine Barfe und nach der Inſel Phila brin gen ſollte. Bald erreichten wir das Ufer, wo wir uns einſchifften nady der heiligen Inſel, dem leßten Zufluchtsort des ágyptiſchen Cultus, der

hier noch im 6ten Jahrhundert beſtand. Hier gleicht der Nil einem See , deſſen ſchwarze ſteile Ufer gewundene Umriſſe beſchreiben. Wenn

man in dieſe entlegene Bucht eindringt, glaubt man ſich aus der Welt der lebenden zu entfernen , und man empfindet ein außerordentliches

Gefühl von Stille und Sammlung. linfo läßt man einen Felſen bedect mit großen Hieroglyphen, die fich weiß abheben von der finſtern Farbe des Steing. Hie und da fieht man einige Fleđe angebauten Landes, einige Palmen erheben fich mitten unter den überhängenden Maſſen, die man für aufgehäufte Baſalte halten ſollte. Dan denkt an den Rieſen : damm Irlande unter dem nubiſchen Himmel. Aber majeſtátiſch über ragen die Ruinen von Philä dieſes Chaos ; wenn man fich nähert, thürmt ſich ein Pylone empor , der die Linien der umliegenden Höhen zu überragen ſcheint. Die Nuinen der Menſchen zeigen fich hier größer als die der Natur. Die Barfe hält endlich an am Fuß eines hohen Ufers , wo einige Gebüſche wachſen . Wir verfolgen einen kleinen Pfad und finden und plößlich, wie durd Zauber, in einem vollfommen erhal: tenen Tempel , den Säulen mit grünen und blauen Capitalern ftūßen, an denen fich die Farben der ſeltſamen Blätter, aus denen ſie beſtehen ,

wollen, fragen, ob man nach 25 Jahren noch nicht mit Hülfe der grie: dige Ueberſeßung des erſtern habe geben können . Ich halte es nicht für unmöglich ſolche ießt zu geben, doch wäre die Schwierigfeit ſehr groß : fürs erſte iſt der Hieroglyphentert nicht in ſeiner vollſtändigen Geſtalt

auf und gekommen, denn der Stein iſt oben und zwar ſchief gebrochen, ſo daß mehrere Linien des obern Theils ganz fehlen und die andern an ihrem Ende unvollſtändig find. Der Hieroglyphentert zeigt nicht eine einzige ganz und unverſehrt erhaltene Linie , und zudem iſt der Styl, wie bei allen Inſchriften aus der Zeit der Ptolemåer geſuchter und

idwerer verſtändlich als unter den Pharaonen. Es mag bizarr ſcheinen , den Styl einer Hieroglypheninſdrift zu beurtheilen, als handelte es fich von der Latinität eines römiſchen Schriftſtellers ; es bedarf jedoch einer ſehr oberflådlichen Renntniß der Hieroglyphen, um ſchnell nicht nur an der Form der Charaktere, ſondern auch an der Wahl der Austrüde zu erfennen, ob die Inſchrift dem Zeitalter der Pharaonen oder der Ptoles mäer angehört. Unter den leßtern iſt der hieroglyphiſche Styl weit minder einfach, die Zeichen, welche wie befannt, bald Budiftaben , bald Worte find, zeigen eine Seltſamkeit und eine Verwidlung, die man auf den alten Denfmalen nicht findet. Wäre die Inſchrift von Roſette um 1000 Jahre älter , fie wåre viel leichter entziffert worden. Aber , wird man entgegen halten, der griechiſde Tert ift ja vorhanden, und fann den Sinn des ägyptiſchen geben. Den allgemeinen Sinn allerdings , aber ficherlich nicht immer eine völlig wörtliche Ueberſeßung. Allen dieſen Hinderniſſen hatte man es zuzuſchreiben , daß von der Roſette:Inſchrift bio jeßt nur noch eine Anzahl Phraſen überſeßt find. ? .

(Schluß folgt.)

1 Auf dieſem Polonen ſo wie auf dem großen Pylonen aus der Zeit der Ptoles mäer , in den er eingefügt iſt , ſieht man verſchiedene griechiſche und lateiniſche Inſchriften . Mehrere wurden überzeichnet von den Figuren und Sieroglyphen, von denen ſie zum Theil vedeckt werden , worüber man ſich ſehr verwunderte ju einer Zeit, wo der Glaube vorherrſchte, alles Aegyptiſche müile viel älier renn als

das Griechiſche. Hr. Durand brachte einige dieſer Inſchriften þrn . Letronne mit, der damit rein Wert über die griechiſchen und lateiniſchen Inſchriften Aegyptens bereicherte.

erhalten haben. Dieſer plößliche Gintritt in einen faſt unangetaſteten

Tempel iſt eine der angenehmſten Ueberraſchungen auf einer Reiſe nach Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

2 Champollion hat einige in ſeiner Grammatit gegeben . eine analytiſche Ueberſebung der ganzen Inſchrift.

Verantwortlicher Nebacteur Dr. Ed. Widen mann.

Savolini begann

Das Ausland. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker.

N". 95. Die chriftlichen Klöfter in Jeruſalem . Der Franke, welcher nach Jeruſalem pilgert, febrt gewöhn

20 April 1848.

den Armeniern nichts al& Brod und Suppe, und nicht mehr ſo gut wie vorbem. Zu meiner Zeit waren zwei Conventualen ernſtlich erfranft , einer litt an einem beftigen Fieber ; auch bies

lid im Franci&canerklofter St. Salvator oder im nahen Neus

ſer , auf dem Boden bart gelagert, war ohne alle ärztliche Hülfe,

hauſe ein , beſucht etwa das große armeniſche Kloſter St. Jakob, ſeltener dae große griechiſche Klofter, das armeniſche Nonnens

ichidte fich übrigens in ſeine Lage mit rührender Gebulb. Die

kloſter als das Haus Hannas, und das ſyriſche Kloſter als das Haus des Marfus ; weiter geben des Franken Gelüſte und Kenntniſſe innerhalb der Stadtmauern in der Regel faum mehr. Der griechiſche Pilger beſucht die griechiſchen Klöſter beinahe ausſchließlich und der armeniſche die armeniſchen . Sehr wenig Reiſende trieb die Neugierde, wie mich , in alle Klöfter, wober

eg benn fommt, daß eine Ueberſicht ſämmtlicher Chriſtenflöſter, geſtüßt auf eigene Anſchau , zur großen Seltenheit gehört. Innerhalb der Grabkirche oder an dieſe gebaut find ein armeniſches, griechiſches, foptiſches und Franciscanerflofter, mo hin man nur durch die große Pforte des Tempels gelangt. Da zu bieſem bie Schlüffel befanntlich die Mohammebaner beftgen , ſo hängt die Freilaſſung der eingeſperrten Mönche von den modlemitiſchen Schlüſſelbewahrern ab. Angebaut an die Grabs

kirche find noch zwei andere Klöſter, die aber nicht durch die Grabkirche, ſondern freie Zugänge haben , nämlich das Kloſter Fjaake oder Abrahams am Ditflügel des Kirchenplaßes und das Kloſter der Abyſſinier und Aethiopier außen am Chor des Ratholifon (Griechenchor), über der Helenacapelle. Dieſes Klos fter der Afrikaner, ſchwarzer Leute, welche die Trümmer deg

fränkiſchen Domherrnſtifteß möglichſt gut in Ehren halten, fteht ziemlich lauräartig aus. Es beſteht aus etwa acht Häuschen (Zimmer) nach orientaliſcher Art , die in ihrer Armſeligkeit einen Blick in das ehemalige, urſprüngliche Kloſterleben werfen

laſſen. Die Mönche, 38 an der Zahl, find von freundlichem , ſanftem , einnehmendem Gemüthe ; fle haben auch Frauen oder Nonnen bei fich, welche Das Haus - ober klofterweſen beſorgen, wie einſt den Minoriten auf Zion Clarifftnnen zur Seite

ftanden. Die Abyſſinier halten gar viel auf ascetiſche Uebun gen. So ſah ich einen mehrmals im Shale Ribron vor der verſchloſſenen Thüre der Marienkirche aus einem Buche beten, ohne fic ftören zu laſſen ; ein Mönch las in der Kloſterzelle in einer pergamentenen abyffiniſchen Handſchrift von der Rechten zur Linken . Die Tracht der Mönche iſt die morgenländiſche ;

ein blauer Leibrod unb Lurban zeichnen fte in den Augen der Franken wenig aus. Sie werden vertragsweiſe vom armenis iden klofter Gt. 3afob unterhalten , und ich ſah felbft einen

Mönd mit einer Speiſeſchüſſel auf dem Wege von dieſem Klos fter zum abyffiniſchen ; die Abyffinier befommen übrigens von

Londoner Miffon für Verbreitung des Chriſtenthums unter den Juben verſchleudert manchmal ihr Geld für chriſtlich geworbenen

Jubenauðmurf oder für nichtênußiges Jubenvolf, welches , wenn Die Lage der Krankheit oder des Müßiggangs vorüber find, wohlgepflegt und wohlgenährt den Mund abſtreicht und die Pforte des engliſchen Spitale hinter fich zuzieht, während hier bemüthige Chriften in Armuth und Noth fich als ftandhafte Gläus bige bis in den Job bewähren, ohne daß die abenbländiſchen Chriſten, wenige Ehrenwerthe au@genommen, ihr Herz dens ſelben zuwenden. Ich verweilte oft in dem heitern, anmuthigen, die alte zierliche Kuppel der Helenacapelle umgebenden Hofe

dieſer armen Mitchriften , theils um ihr einfaches Kloſterleben zu beobachten , theile aber auch um mich bei Betrachtung der Stiftétrümmer in die Zeit der frånfiſden Könige zurüdzuträu men . Natürlich lernten die Kloſterleute mich nach und nach

fennen, und zwar auch als Arzt, und ſprachen mich in dieſer Eigenſchaft begreiflicherweiſe an. Es fehlten mir die Hülf&mittel, um etwas Nachhaltiges leiſten zu können, und obſchon Dann der

preußiſche Conſul, Hr. Dr. Schult, fich der Preßhaften er

barmte, und edelmüthig auf ſeine Koſten ihnen Arzt und Apo thefe zur Verfügung ftellte, wollte es doch nicht recht gehen,

weil beim beſten Willen wieder weſentliche Dinge mangelten, wodurch der Eur hätte nachgeholfen werden ſollen. Ich hoffe, daß dieſe Chriſtenſache nicht umſonſt angeregt fey, unb baß ver einigte Kräfte tilgen werden, was der Chriſtenheit unmöglich zur Ehre gereicht. Darum und weil die Pilger überhaupt dies ſem Kloſter gemeiniglich ſehr wenig Aufmerkſamkeit ſchenften, wollte ich davon ausführlicher reden . Die Griechen haben die mehrften Klöfter, und unter dieſen macht fich vor allen Der Patriarchenfis (Deir er -Rum el-Rebir)

durch den großen Umfang und die vortheibafte Lage in der Nähe ber Grabkirche bemerklich. Die übrigen Klöfter find bad Niflauss klofter (Mar Nifula) weſtlich über dem leßten Klofter, bas Des metriusklofter (Mar Mitri), dae Theodorklofter, beibe an der Stambulgafle, das Georgeflofter beim Franci &canerkloſter, und ein gleichnamiges im Haret el-Jehub (Jubenviertel), das Engel& ober Michaeløflofter unter dem erſtern Georgeklofter, das Kloſter Johanne8 De8 Täufer (Mar þanna el-Rara) an der Südweft ede bell alten 3ohanniterhoſpitale. Die griechiſchen Nonnens

klöfter heißen : Das Melanaklofter oder Panagiaklofter (Deir el.

378

Benat) gleich nörblich vom Patriarchenteide, das Bafiliu & floſter nordweſtlich vom Franciécanerflofter, das Ratharinafloſter am Haret el-Habbadin (Schmiedgaſſe ), das Seetnagiafloſter (Deir Defaha ) theilweiſe am Haret el - Chanfeh ober gleich über dem weſtlichen Ende der Schmerzengaſſe, und daneben das Euthymiusflofter (Deir Eftimius). Die Frauen , welche ich in den Klöſtern wahrnahm , waren ſchon etwas vorgerückten Alters ; nirgenb8 erblicte ich ein junges blühende Mäbchen . 3ch fönnte

dann fommt man zu einer weiten und gemeiniglich eben ſo hohen Wölbung. Die Wölbungen dieſer Gemächer ſind 8 bis 9 Fuß weit und bis zu 30 Fuß lang, der Fußboben ift von Lehm und eben , und die Seitenwände aus rohen, unbebauenen

und ſehr feſt zuſammengefügten Steinen, wiewohl ohne Mörtel gebaut. Das Ganze iſt mit wenigen Zou Erde überdeckt. Die ſogenannten Pichtenhäuſer, welche ſich ſehr zahlreich in Drkney, Ghetland unb in Nordichottland finden , nämlich entweder meis

nicht ſagen , daß in der Regel das Aeußere der Nonnen , d. h.

ſtentheils hart an der See , oder zuweilen nicht weit davon,

ihr Gefichtzug einen vortheilhaften Eindrud auf mich übte.

Gie

liegen höher als die Dberfläche, find aber nicht ſo hoch als die

als

Lobtenhügel. An dieſen unterirdiſchen Wohnungen find die Räume erft au&gemauert worden, ehe man den gemeiniglich 10

mögen gute Betſchweſtern (im juten Sinne des Wortes, das als ein deutſche wenigſtens ebenſo viel Werth hätte, als das Wort Nonne) ſeyn , weil dazu eben feine feinere Geſittung oder höhere Bildung gehört.

Freilich find fte nicht ein Schatten jener erhas

benen Kloſterfrauen Paula unb Euftochium zu Bethlehem , die nicht bloß im Beſige ihrer lateiniſchen Mutterſprache waren, ſondern auch Davids Pſalmen und das neue Teſtament im Urterte laſen . In keinem Kloſter bemerkte ich, daß die Frauen

.

bis 12 Fuß hohen runden Hügel darüber aufwarf. Die Pichtens häuſer in Drfney und Nordichottland, die Daniſh Rath in Irland und die heutigen norbisländiſchen Wohnungen haben die größte Aehnlichkeit mit einander. Das Pichtenhaus von

Quanterneß liegt ungefähr 24/2 Miles nördlich von Rirfwall. Man ſteht hier nur noch einen mit zerſtreuten Steinen bebecten

ſich neugierig gegen mich als Fremden bewegten, aber ebenſo | Hügel und um denſelben herum einen ſteinernen Wall, zu ge wenig, daß fte ſcheu verliefen. Die Abſperrung wird aber nicht wiſſen Zeiten aber hinter dieſem Wal eine große Heerde Schafe. mit jener Strenge gehalten, die zur Folge hat, daß eß ben weltentfrembeten Jungfrauen als ein Ereigniß gilt, wenn ein Menſch, der fie unter natürlidhern Umſtänden etwa hätte heus

rathen fönnen , über die Kloſterſchwelle ſdreitet und ihren gut treffenden Bliden näherrücft.

So geht die griechiſche Nonne

Die unterirbiſchen Kammern wurden zufällig entbedt, als ein Şirt durch den Gipfel Des Hügele in ihr Innered hinabrutſchte. Ade Pichtenhäuſer liegen, wie geſagt, nahe am Meer, und vor zugsweiſe an Seebuchten und guten Landungêpläßen ; auch geht gemeiniglich ein ſchmaler, unterirdiſcher Gang von ihnen biß zum

zu Jeruſalem , wenigſtens die im Bafiliusflofter, ſelbſt auf den Markt, um den Kloſterbebarf einzukaufen, und ein mit Honigs worten ausftafſirter, bienftfertiger Knecht eines römiſch -katholis

Strande. Daraus darf man ſchließen , daß fie Werfe eines Vol fes find, welches die See befuhr. Ihr Alter iſt verſchieben und

ſchen Nonnenflofters wäre, wie mir ſcheint, ein Scheuſal, und würbe unfehlbar die Sitte des Morgenlandc8 aufs Liefſte vers

oder auf Warthöhen, ſondern an viel niedrigeren Dertern , fönnen alſo nicht zu Wachtfeuern beſtimmt geweſen ſeyn , ſondern wozu

leßen . Die dunkle, ärmliche Kleidung der griechiſchen Nonnen mit ihrem einfachen Hauptſchleier entſpridt allerdings der Aufs gabe, der irdiſchen Eitelfeit fich zu entſchlagen. Das armeniſche

eines Seeraub treibenden Volks .

Nonnenkloſter zum Delbaume (Deir el- Seituni) war weniger

zige Perſon im Eingang fte ſehr leicht gegen jeden Xeberfall hat

zugänglich als die griechiſchen Frauenflüſter ; man zeigte mir

vertheibigen fönnen.

ohne Anſtand die Kirche (Haus Hannae ), ließ mich aber nicht ins Innere der Kloſtergebäulichkeiten treten . Che ich die Rundſchau der Klöſter dliebe, möge der Blid noch kurz auf dem foptijden Kloſter (Naball el- Chaber) nabe weſtlich dem Patriarchenteid ), am Haret el- Moarneh, weilen. Bei der Kirche, der nur ein Geiſtlicher ( Rafie ) vorſteht, iſt die

ſehr wenige Pichtenhäuſer in Vergleich mit den Dſtfüften , wo ihre Zahl ungeheuer groß iſt. Auf der Südſeite der Bai von

Zelle für Verrüdte eine Merkwürdigkeit. Wie in el- Chader (St. Georg), einem ſüdweftlich oon Bethlehem gelegenen Klo fter, flebt man hier eine Kette und ein Haldeiſen , woran ber

ihr Zweck nicht ſchwer zu vermuthen.

Sie liegen nie auf Bergen

anders als zur Wohnung und zur Aufbewahrung der Beute Dieſe nächtlichen Gemächer,

die ich mit eigenen Augen geſehen, find ſo gebaut, daß eine ein An den Weſtküſten von Drfney gibt es

Firth in Mainland in Orkney find einige unmittelbar am Waſſer, nicht ſo an der Nordſeite, welche wegen ihrer Feichten Küſte für Schiffe nicht zugänglich iſt. Im innerſten Winkel der Bucht von Dtarowid in Sanda in Orfney, an einem vortrefflichen Lan dungsplaße, find mehrere Pichtenhäuſer bei einander und dicht daran ein kleiner Friſchwaſſerſee. Wo feine ſolche friſche Ge

wäſſer bei Pichtenhäuſern find, was gemeiniglich der Fall iſt,

Unglüdliche gefeſſelt wird. Wenn der Kranke geſund werde, ſprad der geſund verrüçte Führer, mache der 5. Georg ihm das Schloß von ſelbſt auf. Die Zelle gewährt nur einem

da findet fich ein gebauter Brunnen. Es iſt kein Pichtenhaus ohne Friſchwaſſerſee oder Brunnen , einige find im Winter von

Kranken Plag.

von der Wohnung bis auf& Trockne. Auf dem Gipfel der Picha

dieſen Gewäſſern umgeben ; bei ſolchen führt ein Steindamm tenhäuſer gibt es faſt immer Spuren von Feuer, entweder an

Befandtheile der Bevölkerung Nord -Schottlands.

gebrannte Steine, ober Aſche ober Holzfohlen ;

auch hat man

ſchon im Innern von Pichtenhäuſern eine Feuerſtelle, Deßgleichen

Erſter Abſchnitt.

Aſchenhaufen und darin Stücke von angebrannten Strohhalment

( Fortſepung .)

gefunden. Sechs Miles weftlich von Thurſo iſt das große Pich tenhaus Borromftone ; ich hatte ſelbſt mitten in einem ſehr gros Ben Pichtenhauſe einen Pferbezahn gefunden die alten Sfan dinavier aßen Pferbefleiſch. Die Gemächer folcher unterirdiſchen

In den Kirchſpielen Auchindoirnnb Kildrumie in Abers

deenſhire gibt es eine über einen Raum von 1 bis 2 Miles im Durchmeſſer verbreitete Anzahl von wunderbaren unterirdifden Gemächern, welche alle parallel mit der Dberfläche liegen.

Wohnungen find mit einem völlig runden, ſehr bicken und ohne

Der einzige Eingang iſt an einem Ende zwiſchen zwei platten

Mörtel gebauten Steinwal umgeben ; außer dem Eingang vom

Steinen 19. Fuß breit und ſehr niedrig. Von dieſem Eingang

Lande habent fte auch noch einen unterirdiſchen Gang von der

geht es ſchräg hinunter bis zur Liefe oon 5 bis 6 Fuß, al8-

See herauf. Ich habe in Drfney mehrere große Aeder bei eins

379 ander geſehen, beren Steinwälle alle aus Steinen eines einzigen In dem bei Newark in lady Kirchſpiel in Sanda in Orkney, wo die See von zwei Seiten ift, hat man einen großen Haufen rothe Aſche, welche mit Knothen von Kindvieh, Schafen , Schweinen, Kaninchen und Gänſen und allerlei Muſchelſchalen untermiſcht war, und außerdem noch rine 3 Zou lange, hübſch geglättete beinerne Nabel nebſt einem von Wallfiſchbein ſehr zierlich gefertigten Ramm gefunden . Die Pichtenhäuſer im Kirchſpiel Tongue in Sutherland find von vers ſchiebener Größe und Länge, manchmal gegen 100 Fuß lang, zuweilen führen Stufen zu ihnen hinab. How of Hora, das

Pichtenhauſes erbaut worden.

iſt die Höhe von Hora,

weſtlich von St. Margaretehope in

Southronaldsay in Drkney , ift eines der wichtigſten Pichtenhäus

unb innen und außen ganz ſchlicht und eben , an zweien Stellen

ſah ich Theile eines unterirdiſchen Ganges ; feßt iſt das Innere dieſes wunderbaren Rieſenthurm

mit den Steinen der zerſtörten

Mauern angefüllt, und auch außenum zeugt der Steinhaufen

von der untergegangenen Heldenmacht. Dun Stifar ( ſprich Stichfer) oder Dun Slichtier -- beibe Ausſprachen habe ich ges im nördlichen Theil von North Uift iſt mitten in einem hört kleinen See und hat zwei Cauſeways zu ſich heraus . Das Eiland iſt freisförmig , und der Thurm felbft ſo rund wie mit dem Cirs fel abgemeſſen ; die Außenſteine alle fond zierlich behauen , und die Mauern ſchön und ſtark gebaut geweſen , an einigen Stellen, wo fie fich den Cauſeways nähern , an 10 Fuß did. ES find

denn der mittlere Raum des Walls iſt mit dwarzer

zwei Hauptringmauern , eine große äußere und eine innere , in nerhalb der innern iſt ein parallelogrammenförmiger Raum , wel cher die Hauptwohnung geweſen zu ſeyn ſcheint, und deſſen Wände noch ziemlich hodh find ; 18 iſt große Zeit und Arbeit

Grde au @ gefüllt, hat eine Dide von 13 Fuß, der Raum der innern Gemächer , welche der Steinwall ungibt, enthält unges

auf dieſes Gebäu verwendet worden . Nun iſt das Ganze ſeit Jahrhunderten ſchon in Verfall, und ringsum verbirgt dichtes

fer, bie ich fenne .

Der aus großen Felsſteinen und ohne Mörtel

gebaute Wall , womit es umſchloſſen iſt, oder eigentlid Doppelwall

fähr 20 Fuß im Durchmeſſer, der Eingang iſt von Oſten her,

Diſtelgebüſch den eigentlichen Grund der Außenmauern , von

6 Fuß hoch unb 3 Fuß breit ; rechts von dieſem Gingang findet fich mitten in der Steinmauer ein freisförmiger Plaß von 10

welchen mehrere Stellen an 12 Fuß hoch find, nachdem vielfache

Zerſtörungen der langen Seiten von unten und von oben ihr

Fuß Höhe, und eine Strecke links von demſelben Eingang ein

urſprüngliches Maaß zu finden unmöglich gemacht.

ſchmaler unterirdiſcher Gang aus dem Innern durch die Mauer hindurch nach außen , wahrſcheinlich biß zur Küfte, von welcher das auf dem Rücken eines Felſen angebrachte unterirdiſche Ges

der Binnenmauer ſind die deutlichen Spuren eines Ganges Durch die

von großartigem Menſchenwerf . Wo der Gang durch die innere

bäude nur etwa 60 Yards entfernt iſt. In den innern Gemä-

Ringmauer beginnt, da iſt ein wenig Darüber ein anderer Eingang

Im Innern

ganze Ringmauer hindurch, und auch außerhalb find Ueberbleibfel

Dieſes

in rechtediger Form gebaut . Es iſt indeß ſchwer , fich eine volls

Wenige über die in Orkney und Nordſchottland ſo zahlreich vorhandenen Pichtenhäuſer kann genügen , um zu zeigen , wie groß

fommene Vorſtellung von dem Urzuſtande dieſes Gebäudes zu machen , nachdem alles in Ruinen zerfallen iſt. Das Ganze iſt Dun Torcuil an Form und Größe ſehr ähnlich. Das Auf fallendſte an Dun Slichtjer iſt ſeine völlige Kreisform und die

dhern an der Mauer berum ſtehen robe Steinpfeiler .

der Einfluß geweſen ſein muß, den die Gfandinavier als Ur-

heber derſelben auf die feltiſche Art auf der Nordſeite des ſchots tiſchen Feſtlandes ausgeübt haben . Dieſelbe Bewandtniß hat es mit den ſehr großen ,

ohne Mörtel gebauten ,

Vollfommenheit der Bauart in ſo fern liegenden Jahrhunderten .

mit ſehr diden

Stifar fou der Sohn des Königs von Luchlin geweſen ſeyn.

Mauern verſehenen Regelförmigen und völlig runden ſteinernen

Die Inſel North Uiſt hat die meiſten folcher Gebäude, und die

Shürmen ,

Bevölkerung , beren Mehrzahl hellhaarig und blauäugig iſt, berreist , daß das nortgermaniſche Geſchlecht einſt hier ben

deren Zahl in Norbidottland und in den Hebriden

groß iſt, und welche die Galen gewöhnlich Dun nennen, denen id lieber den Namen Thürme der Lochlinnich beilege . Dieſe Thürme , welche ebenfalls in der Nähe der See und häufig mit Waſſer umgeben find, in welchem leşteren Fall ein Steindamm fte mit dem Lande vereinigt, haben eine ſehr breite Bafis, lau-

fräftigſten Einfluß geübt hat. (Fortſeßung folgt.)

Die Regierung von Wajo (auf Celebes.)

fen oben ganz ſpiß zu und unterſcheiben fich in jeder Hinſicht

Das Werf Narrative of Events in Borneo and Celebes down

von den ſogenannten Round Towers frlands ; man nennt fte in Schottland auch Pict&towers (Pichtenthürme). Im Kirchſpiel Durneß bei Cape Wrath finden ſich acht ſolche Thürme, die noch

to the occupation of Labuan , nach den Tagebüchern von Broofe vom Capitán Mundy herausgegeben, gibt folgende merkwürdige Schilderung der Regierungsform von Wajo : ,,Dieſe iſt feudal, beſteht aus zahlreichen,

i: ihren Ruinen wohl 20 Fuß hoch find, auch gibt es beren

im Kirchſpiel Affint auf der Weftſeite Sutherland8, fte find alle ohne Mörtel errichtet, und die Steine horizontal und ſehr regel mäßig aufeinander gelegt. Trumiegary, welches wohl urſprünglich Trumisferry geheißen, liegt etwa 8 Miles nordweſtlich von Loch Maddy auf North Uiſt in den Hebriben ; etwa 2 Miles öftlich von Grumi@gary zu Signis in North Uift beſucht ich Dun Turcuil (b . i. Thorfils Thurm ), einen von den erwähnten vielen runden Thürmen der Lochlinnich, beren es in North Uiſt gegen 20 gibt, und welche man hier Daniſh Towers nennt ; dieſe

Thürme ſtehen hier gewöhnlich in der Mitte kleiner Seen, und ein Steinweg (Cauſeway) führt vom Lande zu ihnen hinaus ;

faſt unabhängigen Radichas, welche das Recht über Leben und Tod haben, und von einer Schaar ergebener Sklaven umringt ſind. Indeß beſteht eine allgemeine Wahlform , welche die willfürliche Herrſchaft der Radidas modificirt, und bis zu einem gewiſſen Orade die Rechte der unadeligen

Freien ſchüßt. Dieſe Regierung beſteht aus ſechs erblichen Hadichas, brei bürgerlichen und drei militäriſchen. Von dieſen ſechs Beamten hängt die Wahl des Staatsoberhaupts, Aru Matoah genannt, ab, das wāhs rend ſeiner Regierung alle Functionen der oberſten Gewalt ausübt, die Feudalherrn im Zaume hält, Streitigfeiten ſchlichtet, und die auswär:

tige Politik des Reiche leitet. Unter den ſechs vornehmſten Häuptlingen beſteht ein Rath von 40 Arong8 oder Edlen niedrigern Range, an die man in allen wichtigen oder ſchwierigen Fällen fich wenden muß. Die

Nechte der Freien werden gewahrt von drei Pongawas , oder Volfstri

fte haben etwas Schauerliches und unheimliche im Anblic und liegen nun alle in Ruinen . Dun Lorcuil iſt ganz rund und

bunen , die eine bedeutende Macht beſißen , fie allein haben die Macht den Rath der 40 zu berufen , ſie haben das Recht des Beto gegen die Ernennung eines Aru Matoah . Ihr Befehl allein iſt ein geſeßliches

ſehr ſchön gebaut, unten ift der Umfang am weiteſten , nämlich

Kriegsaufgebot, da fein Häuptling und feine andere Behörde die Freien

90 Schritt; bie Mauern find 10 Fuß did, ohne Mörtel gebaut

ino Feld rufen darf. Der Cenſus der Bevölkerung mit der Ernennung

wowo3

380

von Freien zu Stadt- oder Dorfhäuptern, nebſt vielen andern Vorrechs ten find in ihrer Hand. Die Wahl dieſer Pongawas hängt vom Volfe ab , und die Würde iſt meiſtens erblich. Außer dieſer Regierungsver: faſſung gibt es noch einen allgemeinen Volfsrath , beſtehend aus den

Dorfhäuptlingen und allen angeſehenen Freien , welche bei außerordent lichen Gelegenheiten berufen werden ihre Anfidten abzugeben , obgleich fie fein Beſchlußrecht haben .“

Reiſen und forſchungen in Aegypten. 8. Oberägypten : Silfilis . - Ombos . - Syene. - Phila . -

(Schluß .)

Das Obenſtehende bezieht ſich auf den Hieroglyphentert der Inſørift ; wag den demotiſchen Tert unter dem erſten betrifft, ſo war er in neuerer Zeit Gegenſtand einer wichtigen Entdeckung. Champollion hat nichts über den bemotiſchen Lert herausgegeben. Man nennt ſo gewifie, von

soon

mein Land zurüdzubringen, gewiß nicht der einzige Beweggrund meiner Reiſe nach Aegypten war , ſo trug fie doch weſentlich zu meinem Ents flufſe bei .

Ich fand alſo vor der Jnſdrift, welche Salt und Champollion ges ſehen , und begriff, weßhalb fie ſolche nicht copirt hatten. Fürs erſte ift fie in einer Höhe von 10 Fuß , und ohne eine von Cairo mitgebrachte Leiter hätte mein Reiſebegleiter Hr. Durand keinen Papierabbrud davou

machen können. Zweitens iſt ſie bei weitem nicht ſo gut erhalten , als die erſten Nachrichten angekündigt hatten. Der Sandſtein , in welchem die Charaktere eingegraben find , hat gelitten , und überdieß find große, von Hieroglyphen begleitete Figuren über die urſprüngliche Inforift hingezeichnet: ' es iſt ein hieroglyphiſcher Palimpſeft. Ich fürchte, mar wird daraus wohl einzelne Gruppen , aber keine ganzen , an einander hängenden Phraſen ziehen können. Dennoch iſt die Inſchrift nicht une

nüß, ſie wird merkwürdige Varianten für diejenigen Theile bieten, we fie dem Tert von Noſette folgte , aber es iſt noch nicht entſchieden , ob

den Hieroglyphen ganz verſchiedene Charaktere, die in allgemeinerem Ges braud geweſen zu ſeyn ſcheinen. Obwohl die Hieroglyphen , wie wir

dieß eine genaue Wiederholung dieſes Tertes ift. Die leßte linie, welche

eben geſehen , feineswegs das ausſchließliche Gigenthum der Prieſter waren, ſo wurde doch die demotiſche Schrift häufig angewendet. Man

populärer und griechiſcher Schrift bekannt zu machen , das iſt aber eine

befißt eine ziemliche Anzahl Vorträge in demotiſcher Sdrift, und ich habe fein altes Denkmal in Aegypten geſehen, wo nicht, wahrſcheinlich durch fromme Reiſende , eine demotiſche Inſchrift eingegraben war. Gndlich bietet auch ein foſtbarer Papyrus, der von Leyden , eine gewiſſe Anzahl Worte in demotiſcher Schrift, die von einer Umſchreibung in griegiſcher Schrift begleitet find. Der Papyrus von Leyden iſt um mehrere Jahrhunderte neuer, als der Stein von Roſette; das Alphabet,

welches die Umſchreibungen in griechiſcher Schrift liefern, fann alſo nicht hinreichen , um den demotiſchen Tert auf dieſem Stein zu leſen. So flanden die Sachen , als Hr. Saulcy ein vollſtändigereo demotiſches Alphabet als irgendein anderer vor ihm herausgab. Gr hatte eine von ihm erfundene Methode auf die Leſung des demotiſchen Tertes von Noſette angewendet, und Worte gefunden , deren Sinn, mit Hülfe des Roptiſchen erflärt, mit dem im griechiſchen Tert enthaltenen Sinn zuſammenſtimmte. Hr. de Saulen verfolgt ſeine Methode, indem er fie auf den ganzen er: haltenen Theil des demotiſchen Terte8 anwendet, und erſt nachdem die Probe bio and Ende fortgeſeßt iſt, kann man ſagen ob ſie entſcheidend ſemn wird ; ich glaube indeß ießt ſchon verſichern zu fönnen, daß die wahren

Grundfäße über die Leſung und Erklärung der demotiſchen Schrift durch Sauloy feſtgeſtellt wurden. Ihm verdanft man zwei Bemerkungen, welche Champollion nicht gemacht hat : die erſte iſt, daß die Sprache des hiero glyphiſchen Tertes nicht genau die Sprache des demotiſchen iſt, indem der erſte der heiligen Sprache, der andere der Volføſprache entſpricht;

die zweite geht dahin , daß, ſehr wenige Fälle ausgenommen , wo die

allerdings diefelbe ift , enthält die Verordnung das Decret in heiliger, Formel, welche unter allen ähnlichen Decreten ſtehen fonnte.

Ein beach

tenswerther Unterſchied iſt , daß man neben dem Namen des Königs .

Epiphanes zu Philä auch den Namen der Königin Cleopatra liest, welche auf dem Stein von Roſette nicht ſteht. Dieſer einzige Umſtand beweist , daß die beiden Decrete nicht dieſelben ſeyn können , da zur

Zeit, wo das Decret von Noſette erlaſſen wurde, Epiphanes 124/2 Jahr alt und damals noch nicht mit Cleopatra vermählt war. Das Heiligthum des großen Tempels trägt den Namen von Ptole mäus Philadelphus und Berenice. 3m Durchgang eines Thores , das gegen den Nil führt, copirte ich eine ſonderbare litanei zu Ghren des Königg , wovon nachſtehendes einige Verſe find : Wohlthätiger Gott , Fundgrube des Goldes und Silbers des I

ganzen Landes .

Wohlthätiger Gott , Sonne Aegyptene , Mond der fremdex Länder.

Wohlthätiger Gott , der mehrmals Vater war durch ſeine Frau .

Der hier gebrauchte Ausbrud iſt nach unſern Begriffen ſo anſtößig, daß ich ihn mildern mußte. Der Theil des Tempels, welcher von Phi. ladelphus herrührt , itt hinfidhtlich des Geſchmacs der Sculpturen der Werfen ſeiner Nachfolger überlegen , aber der Unterſchied zwiſchen den Bauten Nectanebog, des leßten Pharaonen, und denen von Philadelphus, dem zweiten Ptolemaer , iſt noch größer. So wie man von der ägyp:

tiſchen Periode in die griechiſche übergeht , iſt der Beginn des Verfalls

demotiſche Schrift die bildliden Zeichen der Hieroglyphenſdrift beibehal ten hat , dieſe Schrift nicht wie die erſte theils ideographiſch , theils

ſehr merklich. Sobald man in die leßtere eingetreten, dauert der Vers

phonetiſch, ſondern rein phonetiſch iſt, ſo daß fie nur Lautzeichen, wahre

Diten iſt nicht vollendet. Seine Säulen erheben ſich mit ihren lotus blätterartigen Capitålern wie ein unvollfommener Korb. Man liegt auf demſelben den Namen Trajans. Lancret (Mitglied der franzöfiſchen

fall fort, aber minder auffallend. Ein kleiner ſehr zierlicher Tempel im

1

Buchſtaben enthält. Dieſe beiden Anſichten , welche Sauley zuerſt aufs

geſtellt hat, und welche die Grundlage ausmachen, ſcheinen mir beſtehen bleiben zu müſſen , auch wenn der Fortſchritt der von ihm geſchaffenen

Erpedition nach Aegypten) erklärt den eigenthümlich zierlichen Effect

Wiſſenſchaft einige der von ihm gewonnenen Ergebniſſe als falſch her:

dieſes kleinen Tempele folgendermaßen : „ Dieſe Säulen find nicht ſchlan fer als in andern Tempeln, aber fte haben einen Würfel, der ungefähr das Viertheil der Höhe ausmacht, oben , und dieß gibt dem ganzen Gebäude einen Anftrich von Leichtigkeit, das mit den gewöhnlichen Vers

ausſtellen ſollte. Dieß ift eine allgemeine Ueberſicht der Arbeiten, wozu die dreifache Inſdrift von Noſette Veranlaſſung gab.

Es iſt natürlich daß die Neugierbe der Gelehrten ungemein gereizt ſeyn mußte, als man erfuhr , daß Lepfius auf einer Mauer des großen Lempels zu Philå ein anderes Gremplar deo Decreto von Noſette in

Hieroglyphen und in demotiſcher Schrift entdedt habe. Der griechiſche

hältniſſen dieſer Bauten ſehr contraſtirt."

&& iſt ein wahres Vergnügen einige Tage auf dieſer Nuineninſel zuzubringen, und, ohne Menſchen zu begegnen, eine ber myſteriöſen Figur ren nad einander zu betrachten .

Tert fehlte hier, da er aber auf dem Stein von Noſette faſt vollſtändig iſt, ſo war der Mangel minder zu bebauern. Die Freude der Aegyptos Statt einer Inſchrift, woran das obern Drittheil

Layard & Wert über Ninive ift bereits von Murray als

zerſtört, und nicht eine linie unverſehrt war , ſollte man den hierogly phiſchen Theil ganz und eine foftbare Külføquelle zur Beftimmung der zweifelhaften Buchfiaben der demotiſchen Shrift erhalten. Wenn auch die Begierde , einen Abbrud dieſer fofibaren Inſchrift bald möglichſt in

demnäch erſcheinend angekündigt , unter dem Titel : Ninive und ſeine Ueberrefte, Forſchungen und Entdeckungen in Altafſyrien . Alle Freunde

logen war groß.

des Alterthums erwarten dieß Werf mit großer Spannung , da es eix nothwendiges Correlat zu den Nachrichten Botta's ift.

Berlag der 3. 6. G. Cotta' den Buchhandlung. - Verantwortlicher Redacteur Dr. 61. Wibenmann.

Das Ausland.. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. ከU ።™ 96.

21 April 1848 .

Hr. Alexander Dumas. (Nach : les Superchéries litteraires devoilées. Par J. M. Quérard.)

der Beſchuldigung machte biele ftupig, unb barum müſſen wir

etwas über das oben angeführte Buch von Duérard ſagen . 68 iſt dieß ein gelelyrte

mühſames Werk über einen Gegens

Es heißt etwas, der größte in ſeiner Art zu ſeyn , und jelbſt die Ehrloſigkeit hat ihre Kelben . Daß Alerandre Dumas, oder wenn man wil, Aler. Davy, Marquis de la Pailleterie,

ftand, der vor allen Dingen Genauigkeit in Kleinigheiten ers forbert. Genauigkeit iſt das erſte Verbienft. Das Buch macht feine Anſprüche auf Wiz, Styl und Liefe, es iſt rein bibliographiſch

der größte literariſche Betrüger unſerer Zeit iſt, darüber fann , wenn nur die Hälfte von dem wahr iſt, was die oben erwähnte Schrift mittheilt, fein Zweifel mehr beſtehen . Alerander der

von einem Manne, der durch ſeine Gdrift, La France literaire , ſeine Sporen bereits verdient hat. Das Buch iſt nicht aus ſchließlich gegen Hrn. A. Dumas gerichtet, der Verfaſſer will

Große , der größte Eroberer fremder Gebiete im Reiche der Literatur , wird in den Annalen derſelben leben , nicht durch

ſtellen , ſondern Hr. Dimas ift nur einer , freilich der årgfte

ſeine Werke, ſondern durch deren Geſchichte.

Unbeachtet als

Dichter, als Dramatifer, ale Noveliſt, als Reiſender und als

Geſchichtſchreiber , hat er fich ein Denkmal gegründet al8 der fedfte, lächerlichſte und erfolgreichſte ader literariſchen Charlamehrere

mit dem

der

nicht einen einzelnen Mann der öffentlichen Verachtung bloß unter den literariſchen Betrügern. Der Betrug iſt als notoriſch anzunehmen , und Hr. Duerarb lüftet nun den Schleier über die innern Verhältniſſe des Spiels . Die Reputation des Hrn. Dumas begann mit ſeinen Dra men,

45 aufgezählt

, meiſtens von fünf

.

Literatur reggefegt;" manhatihm feinen Plafangewiefen in Bärte erefomit nichts gerichrieben. icinde seruditbareit wäre nicht Der Literatur, und Fr. Duérard hat den Proceß der literaris gering geweſen , indeß weist Hr. Duerard nach, daß von den ;

ichen Einbalſamirung begonnen.

45 Dramen nur 4 wirklich von Dumas find.

In Frankreich

Die Darſtellung ſeines Treibens iſt von großer Wichtigkeit

iſt der dramatiſche Schriftſteller ſehr günſtig geſtellt, aber auch

in einer Zeit, wo der Handelégeift auch anderemo als in Frants reich die Literatur entehrt, und ſeinen unverſchleiertſten Sieg in

der Name inacht viel aus, deßhalb haben fich viele mit ihren Arbeiten unter den Schuß des Hrn. Dumas geflüchtet, in der Hoffnung baburdy einen beſſern Gewinn zu machen . Die dras

den literariſchen Feuileton

gewonnen hat.

Wer irgend mit

der neuen Literatur bekannt iſt, war erſtarrt über die Anzahl von Bänden, welche Hr. Aler. Dumas in beſtimmter Zeit zu liefern verſprach , über die beiſpielloſe Unverſchämtheit, die uns

ausſprechliche Eitelkeit, die foloſſale Gaskonnade und zugleich über den ftaunenswerthen Grfolg des Ungeheuer8 von einem

matiſchen Agenten find von Seiten der Verfaſſer beauftragt, von Den verſchiedenen Theatern die Gummen für die Erlaubniß der zu ſpielenden Stücke zu erheben ; dieſe werden dann dem ober den Verfaſſern zugeſtellt. Die dramatiſchen Agenten haben die Liſte derer, die an einem Stücfe mitgearbeitet haben, und auß

Feuilletoniſten , dieſes Briareus der Literatur. Er wird in den

dieſen Liften hat Querard ſeine Angaben entnommen .

Annalen der Literatur leben, a18 der erſte aller literariſchen Krippenreiter, denn ſeine gleichen hat die Literatur noch nicht vorgebracht. Man braucht fich , wenn die Enthüllungen des

mas in ſeiner Luft nach Berühmtheit als der einzige Verfaſſer Scene geliefert hatte, ob er das Schweigen ſeiner Mitarbeiter

Hrn. Duérard wahr find, mit einem ſolchen Manne gar nicht zu geniren, denn er hat ſeiner Kniffe gar feinen Gehl gehabt,

bie Einrübung ihre Namens in Den Katalog der dramatiſchen

er hat den Geiſt eines Marftſchreiers auf der offenen Bühne der Literatur zur Schau getragen. Er hat eine Freude daran gefunden , dem Publicum Sand in die Augen zu ſtreuen , ſeine Kunſtſtücke zu zeigen und dem Publicum Troß zu bieten, fie herauszufinden. Natürlicherweiſe ahnte jebermann Betrug,

von Stücken zu erſcheinen ſuchte, zu denen er vielleicht kaum eine erſchmeichelte oder erfaufte, jedenfalls war er nicht im Stande Agenten zu hindern, und hat den Agenten ſelbſt die nöthigen Nachrichten zugeſtellt. Die vier Dramen, welche Sr. Aler . Dumas ohne Hülfe

eines lebendigen Schriftſtellers ſchrieb, find Heinrich III, Chris ftine, Karl VII und Don Juan de Marana ; hat er hierin nicht

Daß jemand achtzig

mit den lebenden gearbeitet, ſo hat er von den Lobten entlehnt,

ſelbſtgeſchriebene Bände des Jahres liefern könne, glaubte faft niemand, es war ſchon merfirürdig genug, daß er fte verfaufte. Dennoch fand er auch einige Gläubige , wie alle Betrüger, Denn die, welche gegen die Betrügerei eiferten, verfehlten ihres Swedes, ba fie Den Beweis nicht lieferten ; gerade die Größe

ter Scott ihren Antheil zurüdforderten, würde ſein Autoren recht gewaltig zuſammenſchwinden. Er iſt ein ſolcher Plagiator, daß er das Plagiatenweſen völlig in ein Syſtem gebracht hat: er nimmt Scenen, Charaktere und Vorfälle wo er fte findet, und

aber man fannte doch das Geheimniß nicht.

und wenn Shakeſpear, Schiller, Göthe, Lope de Vega und Wals

382 wo fte ihm gefallen , unb wie ein faiſerlicher Eroberer vereinigt er fie mit ſeinem literariſchen Gebiet, ja er ſagte ſelbſt in ſeiner majeſtätiſchen Sprache : Der Mann von Genie ftiehlt nicht, er erobert. Wir fönnen und natürlich nicht dabei aufhalten, die

von Ørn . Dumag iſt die Frechheit, mit der er fte immer vers übte.

Or ift fein ſchleichenber Saſchendieb , nein, er raubt am

hellen Tag ; er ſucht feine alten vergeſſenen Schriftſteller heraus, um ſeine Bücher zu nähren ,

das erſte beſte Bud Dient ihm

Plagiate des ørn. Dumas im Einzelnen aufzuzählen , neugies

dazu. Wenn er Geſchichte zu ſchreiben hat, ſo erinnert er fich,

rige Leſer fönnen dieß bei Duerard nachſehen.

daß die 6.6 . Chateaubriand , Guizot und Shierry dieß vor ihm gethan haben . Wie fonnte er nun die Geſchichte beffer ſchreis ben, als indem er dieſe Leute abſchrieb ? Das that er nun auch in ſeinem „ Gallien und Frankreich," wovon zwei Ausgaben eris ftiren , auf die allerungenirtefte Art, mit nur geringen , oft abs

Nicht die Todten

allein, auch die Lebenden plünderte Dumas, er hat die Groberungeluft ſo weit getrieben, daß er ſich ſeinem eigenen Ausbrud nach das Eigenthum eines Zeitgenoſſen zueignete. Victor Hugo fonnte nicht zur Aufnahme ſeiner „Marie Delorme" gelangen, und Hr. Dumag hielt dieß für eine gute Gelegenheit in Vers bindung mit Souveſtre ſeinen Antony zu ſchreiben , welches eine

getreue Copie des Charafters Didier in Marie Delorme war. Der Fall war ſo offenkundig, daß Dumas ſeinen Diebſtahl eins geſtehen mußte. Das iſt aber alles noch unbedeutend . Dumas und ſeine Freunde haben energiſch geläugnet, daß er einen andern

fichtlich fehlerhaften Stylveränderungen , um der entlehnten Waare ſeinen eigenen Stempel aufzubrücken ; Dabei citirt er die Werfe, auf die fie fich berufen, und zwar nur bieſe, ja nur an den Stellen, woffe e8 audy thun . Dabei hat ihm noch ſeine Inwiſſenheit

mehrmal Streiche geſpielt. Er gibt 3. B. dem Kaiſer Julian den Beinamen Myſopogon, was der Titel eine ſeiner Werfe

Dieſe

iſt, und wo er nach Chateaubriands Vorgang den Zofimos

zwei Leute find alſo bie einzigen anerkannten Verfaſſer ber uns glaublichen Zahl von Romanen , Dramas, Novellen und Reiſen , die den Namen v. Aler. Dumas tragen . Was ſagt aber Herr Querarb ? Abgeſehen von einigen Schriftſtellern, wie Schiller, Shierry, Chateaubriand und Scott, - welchen Dumad ſo ſtark plündert, daß er aufgezählt werden muß, gibt Sr. Querarb eine

citirt, begeht er einen lächerlichen Fehler ; Chateaubriand braucht immer die abgekürzte Form 3oſim , Dumas mil ändern, und nennt ihn Zoſimius . Das mag genügen : wir haben nur einige wenige Angaben aus Duerarbs Wert ausgezogen, und dieß reicht vollkommen hin, um ør. Aler. Dumas als einen der merfwürdigen literas

Liſte von 74 Mitarbeitern, mit allen Namen und den Einzeln-

riſchen Betrüger zu bezeichnen.

literariſchen Beiſtand habe, als den von Aug. Maquet,

heiten über den von ihnen geleiſteten Beiſtand. Die Firma Aler.

Dumas et Cie beſteht alſo aus 75 Mitgliedern . Das Wunder von Fruchtbarkeit, wobei man geſattelte Pferde am Thor und

Befandtheile der Bevölkerung Nord-Schottlands.

unterlegte Pferde auf dem Wege hielt, iſt alſo gar kein Wun

Erſter Abſchnitt.

der, ſondern eine elende literariſche Speculation. Man hat einen

(Fortſeßung.)

populären Namen gebraucht, um erbärmliches Gewäſch zu uns gebeurem Preiſe zu verkaufen .

Reichlich 20 Miles nördlich von der Butt of Lewis, der Nordſpibe Der Hebriden , liegt bad einſame Giland Rona, Wi hin nach der Sage der von ſeinem Tempel vertriebene Ronan

Durrutv tummt inveß qu noch renftern Vorwürfon

gegen Hr. Dumas als die bloße Unterdrückung des Namens

floh und dem Eiland den Namen gab. In Rona iſt das Grab

ſeiner Mitarbeiter: er klagt ihn an , die Werfe anderer als ſeine

eines Könige von Pochlin , beffen Leichte von den Trümmern

eigenen berfauft zu haben . 3m 3ahre 1839 erſchien ein Band : Jacques Drtis , von Aler. Dumas. Aus dieſem Titel fteht man nicht heraus, daß es eine bloße Ueberſegung der „ Ultime

eines geſcheiterten Schiffe hier an den Strand geworfen warb. Die Sage läßt Ronan den Händen ſeiner Verfolger entrinnen,

Dies iſt aber

eilender Fahrt durch die Wogen des Weltmeerd nach dem ſichern Feljeneiland. Man zeigte mir zwiſchen Dreby und dem Strande die Stätte, wo Ronan8 runder Tempel ſtand. Nicht fern das von , etwa eine Viertelmeile nordöſtlich hinüber, iſt ein großer, wüſter Feld, wo die Brandung im Sturm grauenhaft hoch emporſchlägt. Auf dem Gipfel dieſes Felſen find die Ruinen

lettere di Jacopo Ortis" von Ugo Fo @colo iſt.

noch nicht allee ; die Ueberſeßung ſelbſt iſt ein Nachbrud der 10 Jahre früher erſchienenen Ueberſepung von Goſſelin mit einigen nichtsſagenden Veränderungen. Aber audy dieß iſt eine Reis nigfeit gegen die Unverſchämtheit, mit welcher Dumas eine ganze Erzählung Mery'8 „ la Chasse au Chastre“ wiederholte .

ein Walfiſch nimmt ihn auf ſeinen Rüden und trägt ihn in

Mery hatte dieſe anziehende Erzählung im Feuilleton der Preſſe erſcheinen laſſen , und Dumad rüdte fte in ſeinen „ Reiſeeinbrüden

einer ſtarken, runden Vefte, Dun Eftian ( Eyſteina) genannt ;

im Süben Franfreich8" ganz ruhig ein, und nachher noch eins

Düftere Schlucht zwiſchen dem Feljen und dem Feſtland. Mit großer Mühe flimmt man zu dieſen Schloßruinen des frühen Mittelalterð hinauf , die an einem furchtbar ſteilen Abhang

mal am Ende tes 6ten Bandes ſeines „Ritters vom rothen Hauſe ." Manche der unter ſeinem Namen erſchienenen Werke muß Hr . Dumas gar nicht geſehen haben, oder er zeigt noch eine neue Art von Unverſchämtheit, denn im erſten Kapitel der Novelle Amaury (von Paul Meurice geſchrieben ) wirb Dumas

als der würdigſte Mann zu einem Siß in der Afademie empfohlen. Ein Beiſpiel von Unverſchämtheit ohne ihre gleichen iſt ein bon Hippolyte Auger geſchriebene und in die Revue de Paris eingerücte Novelle. A18 der Verfafier nach Petersburg

fam , fand er ſeinen „Olympe" zum „ Fernande" umgetauft und ,,Alerander Dumag“ unterzeichnet. Das iſt ſo unglaublich, daß es Deo pofttieſten Beweiſed bedarf, ebe wir e8 glauben fönnen, aber Duérarb hat den Beweis volftändig geliefert. Bei weitem der ftaunene werthefte Zug in dem Verfahren

außen um wogt die atlantiſche See und drinnen iſt eine tiefe,

ſtehen. Die innere Seite des Felſens am Rande der Schlucht iſt einſt durch eine dide, ſtarfe Mauer vor feindlichem Angriff geſchüßt geweſen ; biefe Veſte war, ſo lange die Leben&mittel zus reichten, unüberwinblich . 3m füdweſtlichen Theil des Bezirf&

von Nes in der Lewis liegt auf einem Felſen hart am Meer die Ruine von Dun Marif. Das Schloß iſt mit dem Lande verbunden geweſen ; e8 war rund, und ſeine ſtarfen und diden Mauern au großen Steinen ohne Mörtel gebaut . Man findet

hier die deutlichen Spuren einer gleichfalls runben Binnens Oras und Erbe hat fich nun faſt über das Ganze hins

mauer .

gelegt, welches den Anſchein eine hohen Alter bat.

Nach der

Sage ſoll Righ Dun Marit (Marmik ), D. 1. der König Des

383

Shurms von Marif, der erſte König geweſen ſeyn, ber hieher

ohne Erfahrung, ohne Verſtand, ohne geſchichtliche und ſprache

von Lochlin fam .

liche Kenntniß , voll von Vorurtheil und Nationalbaß feit 1746.

Eine andere Sage lehrt, daß die Leute von

Lochlin die erſten Bewohner von Nes geweſen find. In tems ſelben Zeitalter, als Eyſteine fich auf ſeiner Seeburg feftſepte,

Wer alle ſchottiſchen Hochlande bereißt hat, wird nicht mehr bas

verließ einer von der bebridiſchen Familie Nicolſon die Weft-

Alter Dfiano ober der ſeehochländiſchen Nationalpoefte bezweifeln ober läugnen . Der Dian iſt eine Sammlung von poetiſchen

feite von Nes, ging nadi der Oſtſeite und baute hier Dun Dal.

Volfberzeugniſſen , welche nach und nach entſtanden und lange

In einem kleinen See, genannt Loch an Dun, das iſt der Thurmfee, zwiſchen Vragar und den Bergen von Bragar in der Lewis

im Munde unzähliger Menſchen geweſen find. Die galiſchen Volf& geſänge find wie die wildromantiſche hochländiſche Mufte

liegt Dun Bragar ; eine Stelle in der Ringmauer iſt noch 15

den feltiſchen Bewohnern der Weſtinſeln und Bebriben urſprünge lich eigen geweſen , und von hier in die Berge Albano, das iſt

Fuß hoch und die Mauer ungefähr 10 Fuß bid, den Zwiſdenraum mitgerechnet.

Wie alle Thürme der Lochlinnich, ſo ift

de8 ſchottiſchen Feſtlanbes, übergegangen.

Noch find die tra

auch dieſer ſehr ſchön gebaut geweſen und ganz in Kreisform .

ditionellen Lieder der Weſthochlande und Hebriden nicht ganz

von Süben geht an der Grundlage ein Gang tief hinein und rings um durch das Innere der Mauern. Solche Thürme waren mit dem Bogen leicht zu bertheibigen, zumal da man an

verklungen, ich habe ſelbſt bon einem 84jährigen Mann in Gfye ein ſolchen Helbenlieb angehört, welche

acht unb uralt

und nicht im Ditan iſt, weil Macpherſon auf ſeiner poetiſchen

vielen Stellen vom Innern aus durch die Mauern alled ringe

Reiſe durch die ofianiſchen Länder wohl nie davon vernommen

um was draußen vorging , gewahren und mit dem Pfeil

hat. Von Natur ſchwergläubig, wunderte ich mich mit Recht

zielen konnte, ohne erblidt zu werden . Sogar ein einzelner Mann war im Stande eine vereinte Macht abzuhalten , wenn

über das große Gebächtniß des Mannes, denn das Lied war lang , ſehr lang , und er ſagte es her ohne Anſtoß. Ein Schul meiſter Kennedy überſepte es mir, es war epiſch, imponirenb, und ſeine Hauptcharaktere find der galiſche Held Fingal, der wie der nordiſche Stärkobber unſterblich iſt und die Jahrhuns

er ſeinen Bogen emfig und ſorgfältig auf den engen Steinmeg richtete, der gewöhnlich dieſe Thürme, wo fte in kleinen Lands

ſeen angetroffen werden , mit dem Lande verband. Alle bieſe Thürme haben ungefähr die Form eines Zuderhuts gehabt ; fie find, wie die Sage von dem Dun von Carlomay lehrt, oben nicht offen , ſondern mit großen, flachen, durch gegoſſenes Blei mit einander verbundenen Steinen gebedt geweſen . Der Dun von Carloway, welcher 16 Miles füdlich von Barvad auf der Weſt-

,

feite der Lewis etwa eine Viertelmeile von der See auf einer ziemlich hohen und felfigen Anhöhe fteht, iſt unter allen Thürmen dieſer Gattung welche ich geſehen , nächſt Dun Dornadilla in Sutherland, am wenigſtens zerſtört. Er iſt faſt einzig in ſeiner Art, weil er weder am Meeresufer noch in einem Lands

ſee erbaut iſt. Eine Seite der Mauern iſt noch jeßt mehr als 30 Fuß hoch, und es find noch die Ueberbleibſel von vier Stockwerken taran zu ſehen ; die Ringmauern find doppelt, wie in allen dieſen Thürmen , und auf jedem Stocwerk geht ein enger Gang rings Durch das Innere der Mauern . Inwendig find die Ueberbleibfel von Thüren , die von den zwiſchengängen zu den

Simmern hineinführten . Nach meiner Berechnung iſt Dun Cars loway über 60 Fuß hoch geweſen, und man hat von hier herab eine weite Ausſicht auf die benachbarte Gegend und auf das Meer mit den ring& um liegenden Seebuchten gebabt. Mit dem Boden des übrigen benachbarten Diſtricte verglichen , ſteht der Thurm von Carloway in der Mitte einer ziemlich fruchtbaren Strede. Alſo auch dieſe Thürme tragen ſkandinaviſche Namen . Der große Einfluß ihrer Gründer und Inhaber auf die gali che

Bevölferung iſt leicht begreiflich. Lochlin ſpielt eine wunderbare Rolle in der galiſchen Sage

berte durchlebt, und der Righ Lochlin , das iſt der König

von Lochlin , der in der galiſden Sage eben ſo alt wird wie Fingal unb feinen Eigennamen trägt ; an dieſen beiden Haupts perſonen läßt fich die Aechtheit der oftaniſchen Lieber prüfen . Donald Mac Say lebte vor 70 Jahren zu Bargiebeg im Kirch

Deſpiel Longue in Sutherland

und warb 80 Jahr alt. Von ſeis ner Jugend her konnte er alle von Macpherſon hernachmals vers

öffentlichten Lieber Dſtand und noch manche andere, welche der Sammler Macpherſon nie kennen lernte, aus dem Gebächtniß herſagen ; dieſe Ibatſache iſt begründet und läßt feinen Zweifel zu. Soldie Lieder waren es , welche Macpherſon auf ſeinen Reiſen Durch die Hochlande ſammelte, einige dieſer Sammlungen mag er nach ſeiner eigenen Weiſe ausgeſchmückt haben. Daß aber alle dieſe Poeften, verſteht fich nur die ächten, urſprünglich den Weſterinſeln und Hebriden angehören, ſchließe ich nicht allein aus der größeren poetiſchen Natur ber 3nſulaner überhaupt, ſondern audy aus dem vielhundertjährigen engen Verhältniß dieſer

Inſeln zu Lochlin , dem Schrecenbland der Sage, welches noch immer die galiſchen Inſulaner mit Scheu und Ehrfurcht nennen ; ich wil Grund davon geben, warum die ächten oftaniſchen Lieder und überhaupt alle galiſchen Volfelieber urſprünglich von der Weſterinſeln und den Weſttüften Schottlands ftammen . sm Innern der Berge des ſchottiſchen Feſtlandet, in Argyle wie in Roß und Sutherland, habe ich oft nach Ditan gefragt, und die galiſchen Lanbleute hatten nie und nirgende von einem ſolchen

Mann gehört, aber allerdings in der Langen Inſel (Long Jeland)

ging die Poefte der ſchottiſchen Hochlande unter, durch England

unb in Skye überall. Ganz natürlich, denn die Bühne, wo die ſtandinaviſchen und galiſchen Helden des Mittelalter (0a8 Alter der oftaniſchen Poefte geht nicht über dae 9te Jahrhundert hins aud) agirten, war nie im Innern der Berge del dottiſchen Feſte landes, ſondern an den Seefüften . Wären die Lodlinnich nie nach den Weſterinſeln und den Küſten 3rlande gekommen, ſo würde man auch nie von oftaniſchen Liebern gehört haben ; die

ihre tauſendjährigen Sagen . Auch Engländer waren es, die

ſogenannten oftaniſchen Lieder ſtammen nicht von einem gewiſſen

und Poefte, denn Lochlin , welches Drkney und Shetland ihre

Bewohner gab , hat auch dem feltiſchen Volt der nördlichen Hochlande und Hebriben feine germaniſche Beimiſchung gegeben. Der Ausdruc, Lochlin , bedeutet im allgemeinen das Land der Beiben nördlich von Karlé des Großen Reich.

Die ganze galis

ſche Poefte dreht fich um Lochlin unb Fingal. Durch England

nagbem Dr. Johnſon Onrch ſein ſchlechtes, oberflächliches Reiſe- | Dſian her, ſondern die geſammte alte galiſche Volfspoefte hat journal (journey through the Western Islands, Lond. 1775) fich an deſſen Namen gefnüpft. In einer ſpeciellen Bedeutung fich ſelbſt blamirt, bis auf dieſen Tag e8 verſucht haben, wie heißt Lochlin nicht Norwegen, ſondern Dänemark ; noch immer Authenticitat Dfiano zu beſtreiten .

Sie thaten e obne Orund,

heißt ber König von Dänemark in Norbſchottland,

3. B. im

384

soon

Kirchſpiel Longue, Mijh Lochlin und Dänemark Rijhachd Lochlin .

förmig, was an die ſkandinaviſche Heibenzeit erinnert, und ers

In Stornaway in Lewis, wo Galiſch geſprochen wird, hörte ich

habener als die übrige Fläche.

die Einwohner bie an einem dortigen Schiff wehende bäniſche Flagge die Flagge von Lochlin nennen . Bei Fiscarie unweit Farr an der Nordfüfte Sutherlande ſol nach der Sage die leßte Schlacht zwiſchen Dänen und Eingebornen geſchlagen worden

mit einem rohen ſtehenden Stein bezeichnet, andere haben zwei, an jedem Ende einen ; ein wenig weſtlicher iſt ein anderer flets nerer Kirchhof, welcher gleichfalls rund iſt, aber höher liegt.

TE

jeyn ; hier finden fich ſehr viele Lobtenhügel bei einander, wohl

Man fiebt bier mehrere Gråber

Buanachan Lochlinach iſt der Plural bon Buana, was einen Faullenzer ober einen nichtethuenden Solbaten bezeichnet, der

200 an der Zahl. Man ſagt, daß unter einem großen etwa 12

im Lande liegt und das Volk in Zwang hält. Dieſe Leute hiel

Fuß hohen Stein auf dem Kirchhof zu Farr ein gefallener König

ten, wie die Sage in Lewis lehrt, das Volf dieſes Landes in

von Lochlin begraben ſey. Der Stein iſt grau und ſehr hart,

Abhängigkeit des Königs von Lochlin; die Sage fügt hinzu, fite

mit einer Art Moos bebedt und voll von freisförmigen Figuren und mancherlei anbern Beichen und Halbfreiſen , er ſcheint bers

ſeyen endlich alle von den Eingebornen getobtet worden.

zugebracht worden zu ſeyn , denn ſolche Steinart gibt es in der

Küſtenſtreden der nörblichen Hochlande find größtentheile alle germaniſchen Urſprunges ; fogar die Berge in den Hebriden has ben ihre feltiſchen Urnamen verloren . Die meiſten fener Ortss namen gehören der ſkandinaviſchen Sprache an, aber auch ein

ganzen Gegend nicht ; unter dieſen Lobtenbügeln find zwei uns geheuer große Cairns von ungefähr 20 Fuß Höhe, Cairn Righ

genannt, d. i. die Grabhügel der Könige. Alſo die Lochlanich ober Lochlinnich find vorzugsweiſe die Dänen . Die Galen in Den Hebriden nennen Norwegen Frrime, und das normegiſche Volt Muinteir

ſprich Müntier

na H'Irriwe.

Ein Gale

an Bord des Dampfſchiffes von Skye nach dem Erinan- Canal

erzählte mir viel Berworrenes von dem alten Lochlin , wo Hol-

Die Drtonamen in den Norber- und Weſterinſeln und den

guter Sheil derſelben Der weſtgermaniſchen . Dieſe Drtonamenes umwandlung war ohne große Vermiſchung der Eingebornen mit germaniſcher Art unmöglich. Die Drtsnamen in Drfney und Shetland lernt man leicht, wenigſtens zum großen Sheil, auß den Specialfarten bieſer Inſeln und aus den beſtehenden Rents

länder, Norweger und Dänen wohnen, ſagte er. Es herrſcht eine wunderliche Sage in den nördlichen Hoch lanben, auch faft überal in den Wefterinſeln , beſonders in Sfye. Die Königin von Lochlin fam nach den Hochlanden und

liften fennen, und darum erwähne ich fie hier nur vorüberges

fand, daß hier zu viel Walbung fey, fte aber war begierig, den

Die römiſche Beitungspreſſe.

Holzhanbel allein auf Lochlin zu beſchränken ; Da ſanbte fte eine Menge Leute herüber, welche die meiften Wälder der Hochlanbe

eine Woche vergeht, ohne daß ein neues halbwöchentliches oder wödyents

hend, die Perſonens ober Eigennamen aber nicht ſo leicht. (Sdlus folgt.)

Der Name der gegenwärtigen römiſchen Zeitungen iſt Legion. Raum

anſtedten und bis zur Wurzel verbrannten ; ich habe in mehres ren großen Strecen der Hochlande an unzähligen biden Baum-

liches Journal herauskommt , indeß ſtehen fie meiſt den florentiniſchen

wurzeln noch die Holzfohlen geſehen . (3n Sfye merft man ſehr häufig , daß die uralten Baumſtämme abgebrannt, oft auch, baß fie mit dem Beil abgehauen worden.) Wenn dieß nicht durch Waldbrand geſchehen , ſo iſt die Gage ſehr wahrſcheinlich. Die

Journale anſehen. Die erſte iſt bekannt als gemäßigter, und war in Neapel zugela fien , als noch kein anderes römiſes Journal hinfam ,. und fie verdanft ihre große Abonnentenzahl vielleicht dieſem Umſtand. Vor wenigen Monaten ſtand fie noch unter Cattabeni , Mazio und dem bez rühmten Prof. Drioli. Der leßtere hat ſeine Verbindung mit der perios diſchen Literatur aufgegeben, um fich ſeinem Amt als Profeſſor der neuen Geſchichte an der Sapienza zu widmen. Der Contemporaneo war, glaube ich, das erſte Platt, welches beim Eintritt der neuen Ordnung der Dinge,

Walbungen von Lochalſhund Rintail in Roß ſoll nach der Landedjage die ſchwarze Königin von Lochlin (the Blac Queen of Lochlin ) verbrannt haben. Etwa 2 Miles von Grogary in in South Uiſt in den Hebriden beſuchte ich ben merkwürdigen Drt Banane Kirchhof ;

Banan war nach der hier herrſchenden

Sage der Sohn des Königs von Lochlin (Mac Righ Podhlin ). Kaum eine Mile nördlicher iſt Ale's Kirchhof; Ale und Baran waren Brüber, wie die alten Geſchichten melden , Ale's Begräbniß plaß ift zwiſchen einem See und dem Weltmeer, hier fteht man mehrere Steinfreiſe umher im Sande,

aded ringsum iſt eine

nach. Die Bilancia und den Contemporaneo fann man als leitende

wie ihn das Auftreten Pius IX verkündete, ins Leben trat.

68 ift mit

viel Kraft und Gewandtheit von Maft und Sterbini geleitet, und übt in Rom wahrſcheinlich einen größern ( influß aus als alle andern Blåtter. Seine Abonnentenzahl iſt nach der der Bilancia die größte , auch ift er mit Ausnahme des Mondo illuſtrato in Turin das größte Blatt Italiens, faſt ſo groß, wie der Conftitutionnel. Er iſt entſchieden, aber conftitutionnell liberal. In den Colonnen bes Contemporaneo madyte Baradifi den befanns

ten Angriff auf die Tabaks- und Salzverwaltung Torlonia's. Dieſe

weite Sandebene, welche ein wenig ſüdlich von der großen rö miſch -katholiſchen Kirche in South Nift beginnt. In bieſer

reiche und mächtige Familie drang in die Regierung dem Sãriftſteller

Sandpläne auf der Nordſeite von South Uiſt, die aus 600 bis

Paradifi zu dem neugeſchaffenen Amte eines ftatiftiſchen Aufſehere über

700 Acred befteht, und in früheren Seiten mit ſchönem Graſe bedeckt war, barnach aber vom Winde durch Sanbflug verbeert

die Verwaltungen, mit der Vollmacht alle Rechnungen durchzuſehen und fämmtliche Urkunden zu verlangen. Das Erftaunen Homs und der Zorn der Torlonia's war nicht gering , und die Regierung hatte durch dieſen Beweis der Achtung vor der freien Discuſſion ungemein gewonnen.

worden, ſind die Grabſtätten der alten Bewohner zum Vorſchein gekommen , welche mit Steinen eingefaßt find in rechtwinkeliger Geſtalt.

Man fteht hier menſchliche Schädel und Knochen in

großer Menge, nebſt Hirſchhörnern und andern Dingen. Auch hat man hier Münzen und manche Geräthſchaften aus heidnis ſchen Seiten gefunden ; ber Drt heißt Madhaire Mianich. Etwa eine Meile fübmeftlich von Affernis in South Uift iſt ebenfalls

ein ſehr merkwürbiger Fled. Der Name dieſer Stätte ift Gloagh Balin, unb bie auf dieſen Tag ift fie ein Kirchhof; er iſt freið . Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

durch die alten Wilfürmittel den Mund zu ſtopfen, fie aber erhob Hrn.

Außer den beiden Hauptblättern fann man noch folgende : Italico, Speranza, Commercio, Ballade, Unione, Indicatore, poca, Gapitolo und Sentinella di Tevere nennen, alle mehr oder minder liberal. Jndeb

können die römiſchen Staaten faum ein Duzend oder noch mehr Blätter, abgeſehen von denen in den Provinzen, unterhalten ; namentlich zú Bologna hat der Selflaco ſeit langer Zeit fich einen italieniſchen Ruf

als aufgeklärter Bertheidiger gemäßigter conftitutioneller Grundfäße ers worben .

(Athen . 1 April. )

Verantwortlicher Nedacteur Dr. & d. Widenmann.

Das Ausland.. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. u" 97.

22 April 1848.

Die Angit vor den Indiern in Merico. (Adventures in Mexico. By George Ruxton . ) Zacatecas, eine volfreiche Stadt von 30 bis 40,000 Eins

wohnern, liegt mitten in dem einträglichſten Minendiſtrict. Das Land umber ift wild und unfruchtbar, aber die zerriffenen Sierras find voll der koſtbarſten Metalle. Von dieſem Punfte an ſtürm ten die „Novedades" täglich auf uns ein . Los Indios ! los Indios ! war das Thema jebes Geſpräche. Erſt die Frühjahr waren fte ganz in der Nähe von Durango erſchienen , hatten die Paiſanos getödtet und die Haciendas und Ranchos wüſte gelegt, und man glaubte, fie würden noch tiefer ins Land ein bringen . Welch eine Aufflärung gibt dieß über den Zuſtand von Merico ! 500 Wilde verbeeren ftrafloß ein ſogenanntes civis liftrtes Land . Der Weg von Zacatecas nad Freônillo führt durch ein

Glouében , Sibifter , Cumloquo , Cubifter , Sfae oder Sfay, Yorfey, Magnuſſon oder Manſon, Relbay, Delta ), Bormik,

Morwil, Shomaſon , Flett, Richen , Gorrigia, Seater, Cuffiter , Drever, Tematt, Boy, Stowe, Gunfon ( iprich Denſon), Paps lay , Delbale, Petrie, Bewo ( ſprich Bjus mit langem u ), Linah,

Scollay, Garrioch (ſprich Garrif), Gorn, Diſhen , Grottſetter, Scleater, Hourray , Linklater, Inſtabillie, Snore, Hoidiger, Stofing, Aith , Neugar, Vuilbay ( ſprich filbe), Anſton , Leff, Luttit, Gorie, Knarſton , Ingſtay, Swannay, Valzian , Corſton ,

Manni , Sabinſton , Lien, Flawe, Langſfail , Hammigar, Ingay, Sfarth, Firth (th ſpricht man mie t ) , Grimbufter, Du098, Birſtane, Dotham, Waiget), 3ggo, Vebber, Hemifon , Corſe,

Trumland, Shurie, Meil, Gullian ( ſprich Güljen), Sfethaway. Viele dieſer Perſonennamen find urſprüngliche Ortenamen. Bei den Demofratiſchen Friſen war eine ſolche Erſcheinung nicht möglich .

wildes, unbebauteß und unbewohntes Land. Wir ſtießen auf eine Contucta que Frenillo , welche Gilberbarren nach der

Münze von Zacatecas brachte. Der Wagen war von ſechs gas loppirenden Maulthieren gezogen ; 8 oder 10 Mann ſaßen mit Gewehren zwiſchen den Knien nach außen im Wagen und

Die Endung vuig an Drtsnamen der Weſterinſeln , z. B. in Gfye : Milovuig , Sandvuig , Borrervuig , Toffovuig u. 1. w.

eben ſo viele andere gallopirten bis an die Zähne bewaffnet

ift Das ſkandinaviſche mif. Die hochländiſche Ort& namensendung boll, z. B. in Emboll, Lorboll, Sfellboll, Griboll, Sfiboll, Lirbou, Harrabou .. iſt die friftſche Endung büll. && finden

Daneben. Räuberſchaaren von 3 bis 400 Mann haben mandha

fich manche ausſchließlich friſiſche Ausdrücke in der galiſchen So iſt das galiſche Marag, d. 5. Blutwurſt, daß

Sprache.

mal folche Conductas angegriffen , ſelbſt wenn fte von Soldaten

escortirt waren , und eröffneten ein regelmäßiges Gefecht. Am 30 September verließen wir Fresnillo und hatten nach

Zaina etwa 20 leguas zurückzulegen . Das Land ift öde, völlig unangebaut, nur hie und da ſteht man eine einzelne Hacienda oder einen Rancho. Dieſe waren alle befeſtigt, denn wir betras

friftſche Marg, das galiſche Prin (i lang) , das iſt ein ſpißes, eiſernes Werfzeug, das friftſche Prian (Frieme), das galiſche Plochd, ( ſprich Ploché), unſer Plot ( Pflot) u. dgl. mehr. Die in den nördlichen Hochlanden und beſonders in den Weſtinſeln und Hebriden ſo häufig vorkommende Ortonauiensendung nis, welche

ten jeßt die Diſtricte, welche jährlich von den Romantichen wüfte

auf Galiſch niſch geſprochen wird, denn der ſch - Laut iſt ein

gelegt werden . Die Haciendas waren alle von Mauern um geben und von Thürmen mit Schießſcharten flankirt. Gin Mann iſt ftets auf einer Höhe in der Nähe aufgeſtellt, auf einem flüchtigen Roſſe; er hat nur auf die Indianer zu merken ; fobald ſte fich nähern, gibt er ein Signal, und die Beones, bie

keltiſcher , iſt das frifiſche Nead, welches Wort eine in die See ausſpringende Landſpiße bedeutet, und das oftgermaniſche oder

auf den Milpas befindlichen Arbeiter , eilen mit ihren Familien

nach der Hacienda, deren Thore geſchloſſen werden und die man in Bertheidigung feßt.

Beſtandtheile der Bevölkerung Vord-Schottlands. Erfter

Abſchnitt .

(Schluß .)

Die folgenden Perſonennamen find noch immer in Gebrauch

in Drfney : Halfro , Rendal, Peterſen , Foubifter, Pottinger, 38bifter , Ingſter, Rirfneb , Clauſon und , durch Berberbuis ,

ffandinaviſche Näa. Solche galiſche Ortsnamen find folgende : Trotnie, Vatternis oder Waternie, Sfirinis, Ulinis, Diurnis, Grifhirnie , Uinis ( ſprich Unfiſch ), Morenie, Vatuis , Froternis , Callernis , Bornis, A & fernie, Kunis, Oriminis , Caranie, Lis rinie, Kufinie , Ufinie, Sunie, Langie (für Langnis ), Signis, !

Rodnie , Rarinis , Gerinis, Borinis, Agnis, Arnis, Bownis, Alinis , Carnið und viele andere mehr. Die galiſche und zwar ſechochländiſche Drt&namen & endung boft iſt eine ſkandinaviſche ; Beiſpiele find genug vorhanden , als Drboſt, Carboft, Oboſt, Sfeaboft , Praboſt, Québoft (Hu8 ſprich U8 mit langen u),

Haboſt, Garraboſt, Croßboſt, Swaneboft, Kirtiboſt, Melboft, Suerboft, Horgoboft, Shiliboſt, Froboſt u. F. w.

Die Endung

buig heißt in den eigentlichen Bebriben , D. i. Long 38land, wit , z. B. in den Namen Norwit, Marwif, Jeliwit (ſprich

386

3ſchlewif ), Kiriwik und vielen andern . Auch ſind die Endungen Dal, ffer, ígary, a unb ay und andere, die alle ſtandinaviſcher Entſtehung find, ſehr häufig. Manche von den Weſtinſeln und Hebriden führen ießt germaniſche Namen. Lewis, deren uralter

wohnungen ; fte find klein , ſehr ärmlich und mit Strohbach ges dect, nur wenige haben Schornſteine, und der Rauch geht durch Dach und Thür. Die Inſel Skye ift theils ſehr felfig und dürr, theile in den Niederungen häufig fruchtbar. Alle Bauerhütten

keltiſcher Name Mulbunich war, iſt aus Leodhus (b. I. Leodø haus, weil nämlich der erſte dortige germaniſche Colonift Leob

in Skye und allen Weſtinſeln eben ſo wie in Caithneß und Drfs ney find wie geſagt, klein , ſchmußig und kümmerlich, vol von

hieß), unb Karrie auß Barebue (0. i. Kare's Haus – Hare Rum, Man, Seil haben höchſt wahrſcheinlich von den Eilanden

Rauch und ohne Licht, fte find wenig beſſer als Thierhöhlen ; in folchen ſchrecklichen Wohnungen fteht man die größte Armuth, die auf der Welt zu finden iſt, die Mauern find entweder aus

Röm, Man: und Sil (Silt) an den ſchleswigſchen Weftfüften ihre Namen erhalten . Die häuslichen Verrichtungen und der

roben Steinen gemacht oder von Soben ; die erſteren haben feis nen Mörtel, ſondern die Steine find, nach alter ſkandinaviſcher

Aberglaube des Volfe der Weſtinſeln und Hebriden find in dem

Weiſe, nur aufeinander aufgeſtapelt; wenn man eine ſolche Mauer baut, ſo macht man ſie doppelt und ſchüttelt in den Zwi

iſt ein nordfrifiſcher Mannsname) corrumpirt.

Die Weſtinſeln

nordfriftidhen faſt dieſelben , und die alte Kleidertracht der galifchen Inſulaner war ganz die nordfriſtiche. Unſer Alterthum iſt dunkel wie die Mitternacht.

Friftſche Giebelungen find in

den Hebriden und Weſtinjeln eben ſo wahrſcheinlich, als man

ſchenraum Erde ein, um ſie dider und wärmer zu machen .

Im

weſtlichen Caithneß ſah ich die elenbeſten Hütten von der Welt, ſte find aus Soden gebaut, und Löcher zwiſchen Dach und Soden

in Drfney aus der Aehnlichkeit der dortigen Bauart mit der friftſchen auf friftiche Niederlaſſungen ſchließen barf. Wenn die

wand dienen zu Fenſtern , fte find ohne Licht und nicht viel beſſer

Berge eines Landes igre urſprünglichen Namen verlieren, ſo

und in Island.

erfährt dasſelbe in ſeiner Bevölkerung eine große Veränderung . Die meiſten Namen von Drten , Bergen , Flüſſen unb Seen in den Hebriden find germaniſche. Mornaf (die galiſche Aus ſprache iſt Moornjak) iſt der nördlichſte Berg in Lewis und

bei Cape Wrath zeichnen fich durch ihre beſſere Beſchaffenheit

den Hebriden, und heißt einfach der Naden der Moore (movon

Hütten ; fie haben feine Fenſter, keine Zimmer, Vieh und Mens

als die unterirdiſchen Höhlen der alten Skandinavier in Orfney Die Landwohnungen im Diſtrict von DurneB

unter denen in den meiſten Küſtenländern Nordichottlanbe aus.

3dh habe nie ſolche Armuth geſehen , wie in den Weſtinſeln ober Seehochlanden und in Irland, nie ſolches Elend, nirgends ſolche

Das Land vol iſt). Ein hoher Berg in South Uift heißt

ſchen leben gemeinſam, der Herb mit Torffeuer iſt in der Mitte;

Stourval (ſprich Störval), und das iſt unſtreitig Der norwegis ſche Name Storfjelb. Ein ebenfalls ſehr in die Augen fallender Berg in South Uiſt iſt Headl ( ſprich Hächel) oder Sect ( ſprich Hechfl ), den man auch wohl Hechawal ( ſprich Hecyfeval) Dieſer Berg iſt höchſt wahrſcheinlich nach dem feuer.

um dieſes große Mittelfeuer oder dieſe Centralwärme lagern fich

ſpeienben Berg Hella auf 3eland benannt worden, natürlich

von Skandinaviern.

Auf dem Gipfel des Berges Headl find

Spuren eines alten Kraters. Der einzige Berg in dem ebenen

Die Kinder und auch die Alten, barfuß und in zerriſſenen Lum

pen, ſchlafen an derſelben Stätte und tragen die verbrannten Flece als Zeichen ihres Glendes an ihren Beinen ; die nackte Erbe, woraus fte entſtanden find, iſt auch ihr Bett ; ich war oft in einer ſolchen hochländiſchen Hütte oder dunkeln Höhle, wie es aud unzählige in Shetland unb Drkney gibt, ein großes Lorf

Benfecula , einer von Long Jalanbe 3nſeln , iſt Rubebbheul ( ſprich Rueweold, beide für ſich allein ausgeſprochen ), welches

feuer brannte mitten barin, und der Rauch ſuchte überall ſeinen Audgang ; der Eingang war ſo, daß ich durch weichen Viehmiſt waten mußte. Ruh und Schwein und Menſch leben hier ges

weold unſtreitig das ſkandinaviſche Fjel, Fjäl, iſt. Dieſes

meinſchaftlich, und mitten unter Menſchengebet, Hahnenfräben

bheul wird auch wheall (ſprich well) geſdrieben . Andere auf val fich endende Bergnamen in den Hebriden find Lavaval (ſprid Leiemal) in South Uiſt, Sferrival und Tangeval in

Was die Bauerhäuſer ober Landhütten in Schottland und

und Hühnergeſchrei erhebt der Eſel ſeine gräuliche Stimme. Wafſer und Haferfladen iſt die Nahrung des Menſchen , und die Des Schweins faſt fo gut wie die menſchliche. Die Fütte ift häufig voll von Menſchen , klein und groß ; die Kinder find ſchmupig, immer ungewaſchen , voller Räude und Brandflecen an Füßen und Beinen, mit lappen und Feßen umhült, barfuß und

indbeſondere auf dem Feſtland und den Eilanden Nordſchottlants betrifft, ſo läßt fich aus deren Form und Beſchaffenheit auch

ohne Kopfbedeckung. Um das Feuer herum auf der barten Erbe ſchläft man, hier ift bas Bett der Wöchnerin, hier das Kran

Barra , Helleval in Skye, Bein Capval in Harris, Ronaval

unb Greyval ( ſprich Ronjeweli und Greweli) ebenfalls in Barris.

auf den Urſprung und die Art der Bewohner manches ſchließen.

kenlager, hier das Sterbebett.

In Renfrewſhire in Sübſchottland habe ich viele Landhäuſer ges ſeben , deren oberſtes Dach oder firſt mit Duerſoben oder lans

umſonft ſehnt fich der Sterbenbe nach Erquicung, der Lob ift

gen und ſchmalen Raſenſtüden zugedeckt iſt, und dieſe Soben

gras, das iſt die einzige Nahrung der Menſchen ; folche Folgen

find mit hölzernen Pflocken an dem Dach befeſtigt. Ganz auf bieſelbe Weiſe iſt es auf den nordfriftſchen Inſeln .

hat ariſtokratiſche Deſpotie. 3m ganzen genommen iſt der Cha rafter der althergebrachten Landwohnungen der Weſtinſeln imb

Bergen der Ryles of Bute in den weſtlichen Hochlanden wächst

Bebriben und der Küſtenſtreden der nörblichen odhlande eben

wenig Gebüſch, ihre fahlen Wände ſind oft mit Haide bewachſen, nur an einzelnen Stellen an ihrem Fuß find kleine Holzungen . Die Hütten fand ich klein, ſchlecht unb mit Stroh gebedt ; auch die Geburtshütte des Reiſenden Mungo Park am Narrow iſt, wie ich gejeben , mit Stroh gebedt.

31 Zona ober 3colmkill find

die landbütten ebenfalls klein, bie Dächer von Stroh, und das Innere ſchmußig und wie in allen Weſtinſeln, Hochlanben und

Kein Arzt tritt an dieſen Drt,

ſein einziger Helfer, Haferbrob und Waſſer, Muſcheln und Sees

ſowohl ein ſkandinaviſcher, als in Drkney und Shetland. Auch aus dieſer Shatſache geht die Vermiſchung der ſeeanwohnenben Galen mit ſtanbinaviſchen Stämmen hervor, und bieſe iſt in

den äußerſten Feſtland8 -Küſtengebieten und den Außeninſeln der nörblichen Hochlande größer al& in einigen tief binnenliegenden

Inſeln und den Inlandſtreden bieſer Hochlande.

Daß bei dem Acerbau in Buchan , wo viel ſkandinaviſche

Norberinſeln eingerichtet. An den Felſenufern von Skye ſowohl

Beimiſchung in der Bevölkerung iſt, lange Zeit die ſtandina

als im Binnenlande der Inſel fand ich keine andern Bauer-

viſche Weiſe vorherrſchenb geweſen, habe ich früher ausführlich

387

gezeigt.

Die Thatſache iſt wenig bekannt ; in den nörblichen

sochlanben iſt der Pflug ſelten ,

an den Norblüften Southers

son

Bericht über den gegenwärtigen Buftand der Bevöl kerung der Provinz Matto Groſſo. 1

lande babe ich geſehen , wie man Land urbar macht in den fels figen Bergwänden, unendliche Mübe für wenig Lobn ; man dafft mit eiſernen Werkzeugen die zahlloſen Steine aus dem moorigen Boden und macht daraus einen Wal um jeden einzelnen Ader.

Die Provinz Matto Groſſo, deren Flächenraum nach meiner Berech nung 45,000 Quadrat-Legoas ? beträgt , iſt in 14 Kirchſpiele ein

Die bleichen , weißen Steinwälle fteben ſchon , während der Ader

den Wäldern lebenden Indianer). Dieſe geringe Bevölferung ſteht aber

ſelbſt noch voll von Steinen liegt ; fo pflegen auch die Züten

in gar keinem Verhältniß , weder zur Flägenausdehnung noch zur außer:

und Skandinavier zu thun .

Theil der weſtlichen Gränze Braſiliens gegen Peru und Bolivia bildet. Es handelt ſich nun hauptſächlich um die Vergrößerung dieſer Bevöl ferung durch den flimatiſchen Verhältniſſen dieſes Landſtriches angepaßte Mittel, und dazu eignet ſich eine directe Einwanderung von Europäern

ordentlichen politiſchen Wichtigfeit dieſer Provinz , ba fie einen großen

Durch bloßes Vorüberſegeln verändern fich bie Drténamen in Küſtenſtreden nicht, dieſes iſt nur durch fremde Antebelung

möglich .

getheilt und zählt höchſtens 45,000 Ginwohner (mit Ausnahme der in

Germaniſche und ſkandinaviſche Drtonamen in den

galiſchen Ländern waren ohne germaniſche und ſfandinaviſche

durchaus nicht.

Niederlaſſungen unmöglich : wo fte am häufigſten find, da find auch ſolche Nieberlaſſungen am häufigſten geweſen .

31 den Rüftenprovinzen geht die Vermehrung der Bevölferung durch täglich neuen Zufluß von Fremden mit großer Leichtigkeit, wohl audy ziemlich ſchnell vor fich; einen ſolchen Vortheil genießen die innern, beſonders aber die entfernteren Provinzen nicht; die Urſache davon liegt hauptſächlich an dem Mangel an Straßen, den Hinderniſſen denen man bei der Beſchiffung mancher Flüſſe begegnet u. ſ. w., ſo daß, wenn auch

Die Fiſcherdörfer Eaſtern- und Weſtern - Anſtruther und Sillerdyfes an der Dſtküſte von Bife ſind der Sage nach Colos nien von Drkney. Die Einwohner des Fiſcherdorf& Buchaven zwiſchen Wemyß und Leven in Fife find unſtreitig ſfandinavia ſchen Urſprunged, body ſcheint mir die Sage, daß fie erſt vor dreihundert Jahren fich dort angeftebelt, wenig glaubwürdig zu reyn . Etliche ſagen , eine Anzahl Dänen oder auch Norweger ſeven bei ſtürmiſchem Wetter in Booten and Land gefommen , alſo nicht als Feinde, und hätten auf die Legt die kleine Colonie ges gründet. Sie ſind bis in die neueſten Zeiten in Sitten und Lebeneweiſe von den Nachbarn ſehr verſchieben geweſen , indem fie fich ſo wenig als möglich mit Leuten aus den umliegenden

Dörfern vermiſchten. Ihr Aeußereß fällt auf, fte haben einen ftarfen Körper, breite Schultern, eine breite und gewölbte Bruſt,

muskulöſe Beine, eine braune Gefichtefarbe, gemeiniglich Dunkles Haar, oft braune, in manchen Fällen aber auch blaue Augen, markirte Geſichtszüge, hohe Backenfnochen und ſehr häufig eine gebogene Naſe ; fie ſind ſehr behutſam , mäßig und ſparſam , aber doch recht gaſtfrei gegen Frembe, ihre Bebutſamkeit gränzt an Argwohn. Die Drte Crail und Anſtruther auf der Südoſtküſte von Fife hält man für däniſche Gründungen . Die Südoſtece dieſer Landſchaft hat eine Däniſche Verſchanzung aus alter Zeit, welche Daniſh Dyke genannt wird . Faſt an allen Drten Fife's hört man den Webſtuhl, und nirgende in Schottland habe ich

ſo viele Webereien geſehen. Die Bevölkerung iſt gemiſcht, durch weg nicht ſchön , die Form des Fußes und Aenkels oder Knöchels iſt wie meiſt allenthalben in Schottland,

alſo keine engliſche,

denn die körperliche Schönheit der Gründer Englande und ihrer Nachfommen findet fich in Schottland viel ſeltner. Fife iſt ein ſchönes, fruchtbares und herrlid; bebautes Land mit betriebſamen und gaſtfreundlichen Menſchen , welche mehr als in andern Ge genden Schottlands den breitſchottiſchen Dialekt reden. Hier in Fife habe ich auch viel mehr Beute mit hohen und höheren Ba denknochen angetroffen, als in irgend einem andern Theil von Schottland, was auf norbſfandinaviſche Abſtammung hinweist. Neben ächtnorbfrifiſchen Lobtenbügeln mit eben ſolchen Urnen

findet man in Fife die länglich viereckigen Gräber, welche aus großen flachen Steinen gemacht find, gerade ſo wie in dem urs ſprünglich ffandinaviſchen Drkney.

Der Mittelpunkt der Pichten

macht in den ſchottiſchen Niederlanden war zu Abernethy in Fife. 1

"* Siehe den Artifel ,, Skizzen and Schottland“ u. f. w. Nr. 44 – 47. .

ein Bevölferungezuwachs von außen fáme , ihm die nöthigen Verbin dungen fehlen würden , um ſeine Grzeugniſſe auf den Markt zu bringen und andere ihm unentbehrliche dafür einzutauſchen.

Ferner bedenfe

man welche Shwierigkeiten fich einer geregelten Coloniſation der Küſten länder bisher entgegengeſeßt haben ; daraus iſt leicht zu erſehen, daß eine ſolche in den Centralregionen faſt unmöglich wird.

Allein die Provinz Matto Groſſo, welche ſo außerordentlich reich an eigenen und natürlichen Hülføquellen iſt, birgt in ihrem Schooße ein

fräftiges und äußerſt nūßliches Element zur Vergrößerung ihrer Bevöl ferung , welche ſie in dieſer Beziehung ganz unabhängig von einer Aus wanderung von außen macht , dieſes Element find 74 Indianerſtämme welche zu einem ſo núßlichen Zwed ganz vorzüglich zu brauchen waren ;

rechnen wir auf jeden Stamm durdiſ (inittlidy 500 Köpfe, ſo bekommen wir im ganzen 37,000 Seelen , welche, zu den andern 45,000 gezählt, eine Geſammtzahl von 84,000 Einwohnern geben. Die Indianer beſitzen die vortheilhafteſten Eigenſchaften, welche man von feinem andern Coloniſten fordern kann. In jenen Gegenden geboren und erwachſen , an das Klima gewöhnt , aller Lurusartifel welche die Giviliſation mit fich bringt, entbehrend, leben ſie in der Ginbildung, es gebe auf der ganzen Welt fein beſſereg Land als das ihrige ; dadurch

find fie nicht dem Rummer der Unentſdzloſſenheit und Reue ausgeſeßt, welche oft die Gemüther jener erfaßt, die ſtets vom lobenswerthen Zweck ihr Glück zu machen , oder doch ihr Loos zu verbeſſern , in ein ganz fremdes Land gehen , das in allen ſeinen Verhältniſſen oft nicht die geringſte Analogie mit der eben verlaſſenen Heimath hat. Zudem fommt noch der unſchäßbare Vortheil, daß fie in allen Zweigen der Agricultur, vorzüglich aber in den ſchweren Arbeiten der Urbarmachung, die Sklaven

nicht nur vollkommen erſeßen , ſondern auch in vielen Fällen bei weitem übertreffen , wie ich ſelbſt zu wiederholtenmalen Gelegenheit hatte zu beobachten ; dadurch würde man auch bei der Verbreitung freier Arbeit viel ſchneller zum Ziel gelangen als durch irgendein anderes Mittel. Alle

dieſe Gigenſchaften find von großem Werth und Wichtigkeit. Auf dieſe

Coloniſten alſo müſſen wir meiner Anficht nach unſere Aufmerkſamkeit 1 Von H. de Beaurepaire Rohan, Major beim kaiſerl. braſilianiſchen Geniecorps, mitgetheilt von dem braſilianiſchen Genieofficier Capanema , der ſich in einem Schreiben an die Redaction ſehr unwillig über die Beſchuldigungen des Herrn von

Helmreichen (ſ. Ausland Nr. 71 ff.) ausſprach, daß Matto Groſto und die anliegen den Diſtricte hauptſächlich von Piraten bewohnt renen . Er beklagt ſich über ſo beiſpielloſe Urtheile und macht nicht mit Unrecht darauf aufmerkſam", das folche Urtheile , wenn ſie in Braſilien bekannt würden, nur die Folge hätten , daß man künftig Fremde nicht mehr ſo gaſtfrei aufnehme. Auch macht Herr Capanema auf den Umſtand aufmerkſam , daß Herr von Helmreichen ſich nie ſehr um die Bolkdjuſtände gekümmert habe , ſo ſebr , daß ihm nicht einmal die Landesſprache

geläufig ſen. A. d. R.

2 Andere geben ihr eine Fläche von 60,000 Quadrat-Legoas, aber diejenigen welche es thun, vergeſſen einen Fehler in der Längenbeſtimmung zu berüdlichtigen , der in der Karte der Provinz aufgezeichnet ift.

388 richten , und ich werde mich ſtets beſtreben die der Regierung darauf zu lenken . Von dieſen Indianern find uns einige Stämme unterworfen , und

wohnen an verſchiedenen Orten in Dörfern zerſtreut; andere find, obgleich fie ganz unabhängig leben, doch friedfertiger Natur, und ſtehen mit uns in freundſchaftlichem Verfehr, fönnen daher ſdon zur nupbringenden Bevölferung gerechnet werden, andere endlich find noch gänzlich von uns

geſchieden , leben in den Wäldern und ſchweifen in noch unbekannten, unbewohnten Gegenden umher. Für die in Weilern vereinigten iſt ſehr wenig oder gar nichts geſchehen, wo es doch ein leichtes ſeyn dürfte ihnen ihr Loog zu verbeſ ſern, ohne bedeutende Ausgaben und mit ſehr geringen Opfern unſerer: ſeite. Die armen Indianer, ſonſt arbeitſam und geſchickt, haben in der Entwidelung ihrer kleinen Induſtrie mit allerlei Hinderniſſen zu fämpfen . Für den Augenblick wäre es hinreichend in jedem Weiler eine Schmieds eſſe, eine Mühle zur Bereitung des Mandiocamiehlo , und einen ge wöhnlichen Webſtuhl - in Betracht daß der bis jeßt gebrauchte noch ſehr unvollfommen ift - zu errichten . Alle dieſe Gegenſtande, welche dem erſten Anſchein nach unbedeutend find , haben für den Indianer einen unſchäßbaren Werth. Auch ſollte man ſie lehren beſſere Häuſer zu bauen , ſie mit Ziegeln zu deden , mit Thüren und Fenſtern (welche bis jeßt noch lurusartifel find) zu verſehen, furz ihnen etwas mehr architef toniſche Wichtigfeit zu verleihen ; man befördere ferner unter ihnen den .

Anbau des Raffees, die Erzeugung des Zuderd ; man ſey ihnen behülf: lich bei ihrem Handelsverfehr und man erleichtere ihnen die Ausfuhr ihrer Grzeugniſſe. Auf dieſe Weiſe wird man binnen wenig Jahren die Wohlfahrt und das Gedeihen jener bio jeßt auf ihre eigenen ſehr ſpårs lichen Hülfsmittel beſchränkten Weiler ſehr bedeutend befördert haben. Ihre Erziehung, ſowohl die bürgerlidhe als die religioſe, wurde bis ießt auch ganzlich vernachläſſigt. Einmal der Nation einverleibt, müſſen

fie auch mit uns gleiche Sitten und Gebrauche haben ; eine Umwälzung in dieſem Sinne muß aber allmählich vor fich gehen. Bis zum heutigen Tage find die Indianer fraft des Gefeßes vom 12 September 1663 von

einen Solud Branntwein zu fich nehmen , ſo geſchieht es mit wenig Ausnahmen mehr aus Höflichkeit als aus Geſchmad an dem Getränke.

Würde man unter ihnen den Gebrauch des Kaffees, Mate oder etwas åhn liches einführen , ſo würde ihnen der Mangel an geiſtigen Getränken bald minder empfindlid, werden , und dadurch könnte ein neuer Ber brauchsartifel zur Hebung des Landbaues verbreitet werden. Die Indianer, welche noch unabhängig in den Wäldern leben, find bemungeachtet oft ſehr nūßlich. Die Guatos von Cuyaba und die Para: guag von Aſſumpçao beweiſen es hinlänglich. Die einen wie die an

deren arbeiten jedeemal, wenn fich Gelegenheit zum Verdienſt darbietet. Sobald fie aber friedſelig und dienftfertig find , müſſen wir fie begúns ftigen, gleidyviel ob fie in Dörfern vereinigt wohnen ober ein Nomaden leben führen .

Die ganz wilden Indianer endlich ſtehen und feindlich gegenüber, fie fügen und ſo viel Schaden bei als ihnen nur immer möglich, in ihrer Repreſſalien find fie ſo grauſam als wir, indem wir ſie zu zähmen ſuchen . Die Bandeiras, 1 welche gegen fie geſendet werden, beſtehen ausſchließt de aus dem roheften Volfe, welches fie nur auf& unbarmherzigſte zu vertils gen trachtet. Unvermuthet fallen die Bandeiras über die Indianer ein, und ermorden die Männer und Weiber ; die Kinder werden als blutige Sie gestrophäen mitgenommen und dann an Privatleute vertheilt, welche es übernehmen, fie, jeder nach ſeiner Weiſe, zu erziehen. Denft die Regies rung nicht bald daran , mit jener Sanftmuth und Milde, durch welche bei der Giviliſation der Indianer ſchon ſo großen Nußen gezogen wurde, zu

verfahren , ſo ſteht uns die gänzliche Vernichtung einiger Stämme von Braſiliens rechtmäßigen Herren, des Landes Ureinwohnern, bevor, und zwar zu unſerer ewigen Schmach und zum Nachtheil unſerer heiligſten In tereſſen . Es wäre hinlänglich einige davon zu fangen , fie gut zu bez handeln , fie dann , mit Werfzeugen und anderen nüßlichen Gegenſtänden beſchenft, zu ihren Gefährten zurückzuſenden ; ſo fönnte man das Ver: trauen wiederherſtellen und die übrigen würden dadurch ermuthigt mit uns zu unterhandeln und zu verfehren.

Auf dieſe Weiſe gelang es dem

Vicar Joſe da Silva Fraga, die heutzutage ſo friedlichen Cabacos zu bán

ihren eigenen Häuptlingen regiert. Die Verfügung wurde durch große

digen , welche ſonſt wegen ihrer Grauſamkeit ſo ſehr gefürchtet waren .

Ginſicht dictirt , denn die Indianer zeigen in der That einen großen Widerwillen fremder Obrigfeit oder irgendeinem der ihrigen, der nicht

Ferner, wie ſanftmüthig find jeßt die ſonſt ſo berüchtigten Bororod, die Cayabos, die fürchterlichen Guaycurus, die Guatos, die Munducurus und endlid, nm nicht noch mehr Namen aufzuzählen, die blutdürftigen Paya: guat. Stehen dieſe nicht als lebendige Beweiſe da gegen die Ungerechtig

aus der Cacifenfamilie ſtammt, zu gehorchen. Das Wahlſyſtem fann ſo plößlich nicht bei ihren eingeführt werden ; die Mitglieder ihrer Municipalitat, ihre Richter, ihre Officiere für die Armee dürfen nur unter ihren gebornen Anführern ausgehoben werden .

Mit der Zeit werden ſich

auch ihre Gebrauche modificiren , dabei wird dieſer Ueberreſt erblicher Ariftofratie gänzlich verſchwinden .

Was die Religion anbelangt, ſo iſt mir nicht befannt welcher die Ina dianer huldigen, denn ich hatte nie Gelegenheit etwas zu beobachten, was einem Cultus ähnlich geweſen wäre ; fie haben wohl ihre Prieſter, welche aber vielmehr eine Art Aerzte und Wahrſager find, als Diener irgends einer Gottheit. Die bis jeßt befolgte Art und Weiſe ihnen die Chriſten lehre beizubringen, iſt nach meiner Anſicht ganz abſurd: denn wie iſt es möglich daß ein Indianer, der faum einige wenige Såße unſerer Sprache

hervorbringen fann, fånig rey den Sinn des Evangeliums, welches ihm in derſelben vorgetragen wird, zu verſtehen. Daher müſſen , bevor man zu ihrer Katechiſation ſchreitet, noch andere Vorbereitungen getroffen werden. Man errichte in den Dörfern Schulen, wo ſie Leſen, Schreiben und die Landesſprache lernen; man taufe und unterrichte die Kinder, und überlaſſe es ihnen, die ihnen beigebrachten Kenntniſſe auf die Väter über: zutragen oder wenigſtens fie ihren Nachfommen mitzutheilen , wodurch Idhon ſehr viel gewonnen wäre. Die Indianer werden als dem Trunfe ſehr ergeben geſcholten; dieſe Untugend findet man bei den aufgeklärteſten Völfern Europa's , welche deſſen ungeachtet doch ein großes politiſcher Uebergewicht haben. Die

Indianer nehmen nur an ihren Feſttagen geiſtige Getrånfe zu fich, 1 ein Beiſpiel, welches die Weiber ſehr ſelten befolgen , und wenn dieſe auch i man vergeſſe nicht, daß hier von den Wilden Matto Groſlo's die Rede iſt.

feit jener, welche, ohne die Identität der Organiſation zu berüdfichtigen ,

in ihrem Vorurtheil ſo weit gehen, dieſe Söhne der Wildniß als unfähig jeder Civiliſation zu betrachten ? 2 Wäre man ſeit der Entdedung Cuya: ba’s mit Milde verfahren, gewiß würden wir jeßt nicht den Untergang

von mehr als zwanzig Nationen zu bedauern haben , deren Namen, in den Annalen des verfloſſenen Jahrhunderts eingetragen , nur noch dazu dienen und die Orte anzubeuten , wo fie einſt wohnten. Unterlaſſen wir es alſo auf die Weiſe wie unſere Vorfahren zu vers fahren ; mögen die gegenwärtigen Indianer das Wohlwollen in hohem Grade genießen ; beweiſen wir ihnen thatſächlich die guten Abſichten , welche wir gegen fie hegen. Glüdlicherweiſe iſt ſchon eine Direction organiſirt, deren Obhut dieſer wichtige Gegenſtand anvertraut wird. Nur bleibt noch zu wünſchen übrig , daß derjenige , den die ehrenvolle Wahl treffen wird, ſtets der Wichtigkeit ſeiner Miſſion eingebent ſen, daß ihn nur Gin Intereffe leite, nämlich dem Lande einen hohen Dienft zu erweiſen , daß ihn der edle Ehrgeiz beſeele, fich durch Handlungen zu verewigen , die ihm der Menſchheit gegenüber Ehre bringen. 1

.

Capanema.

1 Bandeira bedeutet Fahne. In Braſilien bildeten ſich ehemals größere Gerelle

ſchaften , welche gut bewaffnet durch wüſte und unbekannte Gegenden zogen , um Gold zu ſuchen ; dieſe nannte man dann Bandeira .

a Im gebildeten Europa erheben ſich ſogar Männer, welche Anſpruch auf Aus torität machen, und behaupten , die Indianer müßten von ſelbſt zu Grunde gehen durch das Bordringen der Bildung ſehr natürlich , wenn man ihnen dieſe mit einer bleiernen Sugel beibringen wil wie in Nordamerika .

Verlag ber 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. - Verantwortlicher Redacteur Dr. Eb. Wibenmann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N". 98. 24 April 1848 .

Die ethnologiſche Geſellſchaft in Amerika. Die ethnologiſche Geſellſchaft, welche in New Yorf geſtiftet wurde, verſammelte fich zum erſten Mal am 19 November des Jahre8 1842 : fte hat in einem erſten Band die Vorträge vers 1

öffentlicht, ` welche in ihren Sißungen gehalten wurden . Ihre Arbeiten Dehnen ſich über die ganze Welt aus, wenn dieſes die intereſſanten Arbeiten der Herrn Turner und Catherwood über Die neu entbedten himjaritiſchen 3nſchriften und über die punis ſchen Denkmale in den Umgebungen von Carthago beweiſen.

Gleichwohl hat fich bie amerikaniſche Geſellſchaft einen engeren Studienfreis mit Vorliebe außerſehen , nämlich Studien über die alten Racen des neuen Continents . Dieſer Gegenſtand wurde

in folgenden Memoiren behandelt, von welchen wir eine furze Ueberſicht uns zu geben erlauben :

Notes on the semi-civilized Nations of Mexico, Yuca tan and Central America , by Albert Gallatin , president. An Account of Ancient remains in Tennessee, by Ge rard Troost.

Observations respective the Grave Creek Mound in

Western Virginia, by Henry Schoolcroft . Bei der Entbedung Amerikas,

am Ende des 15ten Jahr

hunderte, war der größere Theil dieſes großen Continente von einer Menge Fleiner unb wilber Stämme bewohnt,

welche ver

bern norbireftlich von Mechoacan. Der Maya war bie Sprache in Yucatan und Tabaco ; der Guiche die der weſtlichen Pro

vingen von Guatimala . Cortez hatte zum Dolmetſcher Geronimo D'Aguilar, welcher durch einen Schiffbruch an die Ufer von Vu catan verſchlagen worden war, und welcher acht Jahre als Ges fangener hier zubringen mußte. Er überſegte die Worte von Cortez in bie Maya-Sprache, welche dann in den Dialect ber Azteken übertragen wurde von der berühmten Frau Marina ,

welche außer der merifaniſchen Sprache auch die Sprache von Tabasco rebete, wo ſie einige Jahre Gefangene geweſen war. Die Mericaner bebienten fich zu ihren Zeitmeſſungen eines wenig rationellen Cyclus.

Doch iſt e8 es gewiß, daß fte jeden

fals entdeckt hatten, daß das Sonnenjahr aus 365 ' . Tag be fteht, und nach einem Cyclus von 52 Jahren (ie zu 365 Tagen jebe ) pflegten fie 13 Schalttage einzuſchieben , eine Nachhülfe, welche der des julianiſchen Kalenders vollkommen entſpricht. Es war ein allgemeiner Glaube in Merico, daß am Ende eines Cyclus von 52 Jahren und namentlich am Ende des fünften Schalttage8 die Sonne erlöſchen und die Erde zerſtört werden Darum waren dieſe fünf Tage wahre Todtenfeſte, an würde. benen man Meubles, Hausgeräthe und Kleiber zerſtörte.

Am

Abend des verhängnißvollen Lage8 begaben fich die Priefter an der Spiße einer großen Volf&menge, nach Sonnenuntergang, in

ichiebene Sprachen rebeten und feine geregelte Lebensweiſe führs

den Sempel des Neuen Feuers, welcher auf einem vier Meilen

Mitten in dieſem allgemeinen Chao8 lebten einige zahl-

von Merico entfernten Hügel erbaut war. Man wartete Mitter nacht ab, und opferte dann einen Gefangenen, um den Zorn der Götter zu beſänftigen ; dann zündete ein Prieſter ein Feuer an, indem er zwei Hölzer gegen einander rieb. Gelang bieſe Dpes

ten .

reichere Völfer vom Acerbau, waren in großen Städten verei

nigt und einer deſpotiſchen Regierung und barbariſchem Heiden thum Preis gegeben . Die Wiege dieſer ſchwachen Anfänge der

als Zeichen, daß dieGötter der Welt eine ration,Friſtſogaltes Cultur dehnte fichnicht überMexico,Guatimala, Neu-Granata neue von 52 Jahren geſchenkt hätten. Das Feuer wurde

und Peru aus. In einer Abhandlung , welche G. Albert Galatin über die indiſchen Stämme ſchrieb, die im ießigen Gebiet der Vereinigten Staaten anfäffig waren, belehrt er uns, daß der Theil dieſer Ländereien , welche öftlich von den Felſenbergen liegen , das Vaterland von 73 Stämmen war, welche verſchies dene Dialekte rebeten , aber auf acht Mutterſprachen zurüdge bracht werden fonnten.

So verſchieben aber auch dieſe Sprachent

durch die Bildung der Worte und den Reichthum derſelben find, ſo ähnlich find fie fich in Betreff ihrer grammatikaliſchen For men. Dasſelbe gilt von den fünfzehn Sprachen , welche heutis gen Tages in Merico geſprochen werden.

Der Dialeft der Az-

teken wurde in Mexico und im Südoſten dieſer Hauptſtadt bis zu den Gränzen von Tabasco geſprochen ; der Otomi in den län-

ſchnell den benachbarten Drten mitgetheilt. Alle Angft und Be ſorgniß hörte beim Sonnenaufgang auf, die noch übrigen Schalt tage waren Freubenfeſte, welche zu religiöſen Ceremonien und zur Wiederherſtellung der Geräthſchaften angewendet wurden . All man im J. 1790 unter dem Boden des großen Markts

plaße in Merico Nachgrabungen anftellte, entdeckte man einen großen vieredigen Stein , auf welchem mehrere concentriſche Kreiſe eingegraben waren. Dieſer Stein, welcher jeßt vor der Kathedrale der Stadt ſteht, war ein Kalender, auf welchem die

Bewegungen der Sonne in Hieroglyphen verzeichnet find. Man überzeugte fich, daß er auf Befehl von Montezuma gegen das Ende feiner Regierung verfertigt und aufgeſtellt worden war. Die Mericaner, wie ſo viele andere Bölfer, fingen nicht damit

1 New-York, Bartlett and Welford. 1845.

London, Wiler and Putnam.

an, bas 3ahr in Mond -Monate zu theilen. Sie hatten Monate von zwanzig Lagen und eine andere Periode von zwölf Tagen ,

390

eine Eintheilung, deren Urſprung ſchwer nachzuweiſen iſt. Das Seugniß deo oben erwähnten Kalenders beweidt, daß fie fich mit großer Genauigkeit darauf verſtanden , die ſechs þauptepos chen der Sonnenbewegung, die beiden Solſtitien , die beiden Aequinoctien, und die beiden Durchgänge der Sonne durch den Zenith der Stadt Merico zu unterſcheiden . Sie hatten erfannt, daß die Sonne mehr Zeit braucht, um von der Frühlingsnachts gleiche zu der des Herbſtes zu gelangen, als vom Herbſt zum Frühling. Wir wiſſen nicht, auf welche Weiſe fie dieſe Entdeckung gemacht haben. Herr Nebel glaubt die Methode entdeckt

ale Ueberbleibſel des Gößenbienfte8 alle hiſtoriſchen Gemälde an Den Häuſern ſammt den hieroglyphiſchen Legenden, welche fte begleiteten , zu zerſtören. Die Prieſter Merico's fämpften bis

auf & Blut, und wurden wahrſcheinlich ganz ausgerottet. Die von Sezcuco wurden vielleicht beſſer behandelt , aber der Erz biſchof von Merico war in Heiligem Eifer barauf bebacht, ale ihre Annalen zu zerſtören. Don Juan Pio Perez ſagt, baß Landa, der erſte Biſchof von Yucatan, alle Zahlen und Hieros

glypben verbrennen ließ, beren fich die Indianer zum Zählen und Schreiben bedienten .

Man drohte mit harten Strafen

zu haben, deren fie fich bebienten, um den Augenblick zu beftim-

allen denen welche fich ihrer bebienten, und die Drohungen

men, in welchem die Sonne im Zenith eintrifft, - eine Methobe,

wurden ſtreng in Erfüllung gebracht von dem Rierus, welcher alle die als Heiben betrachtete, bei welchen fich inbiſche Gemälde

welche an den Brunnen von Syene in Aegypten crinnert. Er fand die Pyramide von Xochicalco, 25 Meilen füblich von Mes rico ; fte iſt ſenfrecht Durchſchnitten von einer engen Röhre, des ren unteres Ende fich in ein dunkles Gemach verlauft, das am

fanden. Dieſe Verfolgung war ſo furchtbar, daß fich die gebils Deten Indianer (Sabios) enthielten , ihre Kinder die gefährliche Kunft zu lehren, alte Manuſcripte und Gemälde zu erklären.

Fuß der Pyramide angebracht iſt. Die Einwohner bon Yucatan, Auch die ſpaniſchen Schriftfteller bezeugen, daß das Verſtändniß welche ihr Jahr am Tag begannen, wo die Sonne in den Zes | der hieroglyphiſchen Gemälde wenige Zeit nach der Eroberung nith tritt, mußten ſich einer ähnlichen Methode bebienen . Die berloren ging. Doch nicht alles ſollte ein Raub des fanatiſchen Kleruß Mericaner fingen übrigens ihr Jahr am Tag der Winterwende Die weniger gebildeten Einwohner von Peru hatten nur werden. Es iſt noch eine kleine Zahl von Manuſcripten er an . gefunden, daß das Sonnenjahr eine Dauer von 365 Tagen hat. halten, von denen die einen bloße Legenden ſind, die andern

Nach ihrer erſten Methobe zählten fie die Zeit nach Mond-Mo-

Copien alter Gemälde mit mehr oder minder vollſtändiger Ers klärung. Darf man den Werth der verlorenen Manuſcripte nach dem ber erhaltenen Fragmente bemeſſen , ſo haben wir ben

naten von 29 oder 30 Tagen , und zwölf derſelben machten ein Jahr von 354 Tagen ; dieſes ergänzten die Incas durch die Zugabe von 11 Tagen , welche durch beſondere Edicte ungleich unter die 12 Monate vertheilt wurden . Man ſieht, daß auch fte, wenn

Verluſt eben nicht ſonderlich zu beklagen, denn einerſeits iſt die Erklärung der meiften Fragmente unmöglich, andrerſeits hat

gleich ungelehrter als die Mericaner, mehr Bildung beſaßen als

Das was man lejen fann , feinen großen innern Werth .

die Drientalen, welche immer nur Mondjahre fannten ,

Quelle der meiſten dieſer hiſtoriſchen Monumente war die Iras dition, unb in ihr reichen fich Ungewißheit und Widerſinnigkeit die Hand. Von Volfågeſängen und Balladen haben fich bloß die Hymnen del Monarchen von Tezcuco erhalten, welche neuern Urſprungs find und feine frühern Ereigniſſe erwähnen. Man hat die hiſtoriſchen Werfe einer gewiſſen Claſſe inbiſcher Schrift ſteller, welche in ihrer eigenen Sprache furze Zeit nach der ſpaniſchen Eroberung ſchrieben , noch nicht überſeßt oder im Driginal veröffentlicht, und die erſten ſpaniſchen Schriftſteller hatten keine andern Documente als die Tradition . Lord Kings borough hat alle bekannten Monumente geſammelt, welche fidh auf die wericaniſche Geſchichte beziehen, und die in den Biblio thefen des Vatican, in Bologna, Berlin, Drforb, Paris, Wien,

obne

Schalttage ihnen beizugeben . Herr Galatin fragt ſich, ob die aſtronomiſchen Kenntniſſe, welche die Mericaner beſaßen, von ihnen ſelbſt erworben, oder aber von den Aftaten abgelernt worden ſeyen , und neigt fich zur erſteren Annahme hin. Er findet es eß nicht auffallend, daß die Mericaner mit ihren wenigen Inſtrumenten einen ebenſo vollftändigen Kalender machen konnten, ale unſer julianiſcher ift. Wir erwähnen noch, wie der genannte Gelehrte ſich den Uebergang denkt, auf welchem die Bewohner von Merico und Peru zu den Anfängen der Bildung gelangten,, auf welcher ſte die ſpaniſchen Groberer fanden. Gr ſagt: man kann ſich fragen, wie e8 den Mericanern und Einwohnern Peru'& gelungen ſey, die natürliche Neigung zur Trägheit und die Arbeitsſcheu, welche fte mit den übrigen Stämmen der amerifaniſchen Indier gemein haben mußten, zu überwinden . Gewiß iſt, daß fie dieſen Fortſchritt machten , ſo ſchwer es iſt, fich ihn zu erflären. Gewiß beburfte es der Gewalt, um die Neigung eines von der Jagd lebenden Volfes zu 8 verändern . Wenn die Cherokeſen zur Zeit ihrer Uebergewalt die Nachbarvölfer fich unterworfen , ftatt ausgerottet, oder wenigſtens der Kinder in dieſer Abſicht geſchont hätten, ſo

Die

Dresden u. . w. zerſtreut ſind. Sc mager auch dieſe Angaben find, ſo widerſprechen fie ſich doch und erſchweren daber jede Chronologie. ( Schluß folgt.)

.

hätten fte auch damit eine niedrigere Kafte für Sklavendienſte

geſtiftet. Etwas ähnliches muß bei den neuen Cherofeſen ſtattgefunden haben, deren Fortſchritt im Ackerbau gewiß unterſtüßt war durch die Arbeiten von Negerſllaven, welche fie in ihren Kriegen mit den Weißen gewonnen hatten. Die Quellen für die Geſchichte Merico's vor der Eroberung

der Spanier fließen nicht zahlreich und mangeln jeglicher Gewißheit. Die Schrift dieſer Völker war die hieroglyphiſche ; wenn gleich Hr. Prescott von dem Vorhandenſeyn großer Bibliothefen rebet, ſo beſteht doch keine derſelben mehr, und der ſpa-

niſche Clerud gab fich zu größerem Rubme Gotted alle Mühe,

Jeruſalems Handel und Gewerbe. (Von Dr. Titus Tobler.) Die Lage Jeruſalems ift einem lebhaften Handel nicht güns

ftig, die Straße zwiſchen Kairo und Damascus zieht durch Rams leb, alſo neun Stunden neben Jeruſalem vorbei. Die Einfubr artifel, wie Schlachtthiere, Reiß, Zucker, Datteln, Zwiebac, Butter, eine Menge Manufacturwaaren , namentlich fränkiſche u. 1. f ., fommen theils aus der Umgegend bis über den Jorban unb bas todte Meer, theils von Nabulus, Damascus und von andern Städten Syriens, theils aus Aegypten, Kypern , der Tür Eei, theile aus Europa, mandhe8 bringen die Beduinen ſelbſt zu Markte. Die Au&fubrartikel beſtehen hauptſächlich in Souves

nirs an die verehrten Stellen oder in Heiligenbildern , Kruzi firen u . dgl. aus Perlmutter, Holz , dem ſogenannten Moſes

391

feine, in Jerichoroſen, in Käſtchen oder andern Mobilien ron

Künſte und Handwerfe oder Beruf&arten werfen.

Dlivenholz des Delberges, ſo wie in Seife, wovon eine große

Zeit ſollen die Handwerker oder wenigſtens ſolche, die etwas

Menge nach Aegypten ausgeführt wird. In Jeruſalem zählt man fünf bis ſechs Seifenftebereien , wovon jebe für 5 bis 600,000

rer Zeit wurbe verſichert, daß ganz Syrien faum zwanzig ver

In älterer

Künſtliche verfertigten , jelten geweſen ſeyn , und ſelbſt in neues

Piaſter jährlid Waaren liefert ; fte find im Beſiße von Moblemin und Chriſten. Auch der Handel mit Pilgeranbenken iſt bedeutenb, obichon nicht mehr ſo anſehnlich wie in frühern Zeis

ſchiedene Künſte und Handwerfe zähle. Mein Verzeichniß weis ſet über vierzig allein in Jeruſalem nach, bie, mit wenig Auss

ten ; gewöhnlich werden von den Pilgern Gegenſtände auøges

3. 1438 hervorgehoben wurde, daß neben den 38maeliten bie Juden ihr Gewerbe trieben, ohne daß gegen einander Brobneib

wählt, gekauft und für fich ober andere, um Geſchenke zu mas

dhen , nach Hauſe gebracht.

Es gab inzwiſchen auch ſolche, die

mit den Andenken förmlich Handel trieben, das will ſagen, die in Jeruſalem ober ben benachbarten Ortſchaften in großer Menge auffauften und dann in Europa mit breifig . , ſechzig . ja buns dertfältigem Gewinne verkauften . Ein gewiſſer Jakob Franz

d'Ecluſe, der vor einem Jahrhunderte dreimal in Jeruſalem war, handelte mit den Anbenken im Großen, zerwarf fich aber endlich mit den Franciscanern in Augsburg, weil dieje ihn beſchuldiga ten, er habe jene nicht gehörig weihen laſſen , und durch dieſen Qaber ſoll ihm von den Mönchen ein Schaden von mehr denn 20,000 fl. zugefügt worden ſeyn. In Drudſchriften fämpften beide Sheile wider einanber ; D'Ecluſe manberte, anſtatt zum vierten

Male nach Jeruſalem, in ein Verſorgungehaue. Auch die Frans

ciscaner in Jeruſalem haben ein Lager von ſogenannten Sanctuarien , welche fte verkaufen , in der Regel findet man bei ihnen eine beſſere Audwahl und keine überſepten Preiſe. 3. 3. 1751 lagen im Magazine, nach der Verſicherung des Procuratore, gewiß für 15,000 Piafter Andenken , und eine große Menge

wurde jährlich nach allen römiſch- katholiſchen Ländern Europa's, zumal nach Spanien und Portugal, abgeſchickt. Die jährliche Erlösſumme ſchlug man etliche Dreißig Jahre ſpäter zu 50,000 Piaſter an, und die griechiſchen, armeniſchen und übrigen Klös fter verfauften für eine noch weit anſehnlichere Summe. Inter ben Ausfuhrartikeln dieſer Sorte ſpielt die aus Arabien herges brachte Pflanze, welcher man den hoffährtigen Namen Jerichoroje gibt, nicht die untergeordnetſte Rolle, und da eine Roſe in Jes ruſalem nur einen Kreuzer (5 Para) koſtet, ſo läßt fich dabei leicht Gewinn machen ; eine Oſtſchweizerin verſicherte mid), daß in ihrer Familie eine alte Jerichoroſe bewahrt werde, die zwei Reichsthaler foftete.

Selbſt Mohammebaner treiben ebenfalls

mit den Andenfen , wenigſtens mit Roſenkränzen Handel ; überDieß werden Gemälde und, meines Wiſſene, Kirchengefäße von

nahmen , durch die Gewerbefreiheit begünſtigt find, wie auch im

herrſchte, gledwie an andern Drten. 1 Der Verfertiger von Anbenken, insbeſondere aus Perlmutter

( Sabaf), find in der Stadt nur wenige, nämlich Bethlehemiten, die zu meiner Zeit drei Werfftätten inne hatten . Den Fremden mag es gelüften, in einer zuzuſprechen, um die Werkzeuge und das gewandte Herausarbeiten aus dem Roben zu ſehen ; iſt das Probust fertig,

ſo wird es für die römiſchen Ratholifen von

einem Franziscaner nach einer vorgeſchriebenen Formel in der Grabcapelle geſegnet und mit Weihwaſſer beſprengt. Papit Paul V gewährte im 3. 1621 in Beziehung auf die Kreuze unb

Roſenkränze Ablaß und verſchiebene Begünſtigungen , nachdem fich Paulus be Mabrito, Commiſjär des 5. Landes, dafür vers wendet hatte. Da vom römiſchen Oberprieſter die Bedingung des unentgeltlichen Vertheilend angeknüpft wurde, ſo hatte urſprünga lich die Sache nicht einmal einen Schein des Intereſſes, ſpäter

aber artete ſie in einen gewöhnlichen Handel aus, welchem gerade das Einweihen und der Ablaßwerth der Verkaufsgegenſtände zum ſicherſten Gedeihen emporhalf. Ich fann die Geſchichte dies ſes Induſtriezweiges, welcher unzweifelhaft von den Francis canern audging und, meines Erinnerns, heutzutage noch durch

Mittheilung von Vorlegeblättern gehoben wird, nur bis ins legte Viertel des 15ten Jahrhunderts hinauf verfolgen . Im J. 1583

verfaufte man in der Stadt Kreuze, Roſenkränze, Miniatur modelle der Grabcapelle u . bgl., gerade wie noch in unſerrt' Las gen . Was den Kunſtwerth der Sơnigarbeiten betrifft, ſo nimmt er wohl feine hohe Stufe ein, an manchen wird man übrigens

ziemliche Reinheit der Zeichnung und Bartheit des Schnittes rühmen, zumal in einer Gegend, wo die Kunſt beinahe überal dem Barbarismus Plaß gemacht hat. Es gibt nicht bloß Flachmaler, ſondern auch Bildermaler ; leptere rechnen auf Abſaß von Seite der Pilger. Das Atelier des griechiſchen eingebornen Kunſtmalers zeichnet ſich durch Eins

Silber, ſo wie wenige in Jeruſalem gedruckte Bücher ausgeführt.

fachheit aus ; der Maler hodt auf einem Diwan vor der Staffes

Vor Erfindung der Buchbrucerfunft war die von Juden copirte Schriftrolle geſucht, bei den Chriſten waren einſt auch Reliquien

lei, und bemüht fich von ganzem Vermögen, etwas Lebhaftes auf die Leinwand zu bringen. In der That ſprechen die Figu

fein unwichtiger Banbeldartifel.

ren , ehe der Golbflitter und der Lad aufgetragen find, mehr an ; gleich beim Eintritte in ein Atelier fonnte eine Madonna Durch

Wenn der Handel im allges

meinen flau iſt, ſo gewinnt er immerhin zur Pilgerzeit, namentlich gegen Oſtern an Leben, wo dann beim Zuftrömen von Fremden, insbeſondere von Damascener Kaufleuten, bie farawanens

weiſe herziehen, eine Art Meſſe gehalten wird. Größere Bedeus tung erlangte der Handel auch nicht in den lepten Jahrhunderten, ja es ward 1698 von dem Franciscanerconvente zu Jerus ſalem, freilich irrthümlich, geradezu behauptet, daß in dieſer

Stabt fein Handel beftebe, weßwegen die Aufftellung eines Conſulats ober der conſulariſche Handelsſchuß unnöthig ſely; allerdinge trägt auch die Behörde durch Beziehung einer hohen Acciſe bei, ben Handeløverkehr zu hemmen. Es gereicht der fränkiſchen Regierung zur Ehre, daß im 3. 1120 Jeruſalem von ihr gänzliche Handel@ freiheit erhielt, welche eine Zunahme der Bevölfe rung zur Folge hatte .

ihre Anmuth noch beinahe zur Bewunderung hinreißen, allein eine nähere Betrachtung fiel nicht zum Vortheile des Bilbe8 aus ; der Maler nimmt es mit der Zuſammenſtellung frembartiger, man möchte ſagen , himmel- und höllenweit verſchiedener Gegens

ſtände auf dem gleichen Leinwandftude nicht genau, wenn ſie nur durch Striche in verſchiedene Felder geſchieden find. Go war neben unſerer lieben Frau das Kloſter zum 5. Kreuz (Deir el-Muſullabeh), im Hintergrunde der Baum dargeſtellt, aus wel chem das Kreuz Chriſti zuſammengezimmert worden ſeyn ſoll ; Damit iſt indeß der Künſtler oder die Sage noch nicht zufrie ben . Ein Eſel, welcher Waſſer zu Begießung des Baumes her · L. Amour de Sion, par Eliah de Ferrare. In den Itinerai res de la Terre-Sainte . . traduits de l'Hebreu par E. Carmoly. Brux., .

Ich werde jeßt einen Ueberblick über die Gewerbe, über die

A. Vandale, 1847 , p. 334.

v060

392

poon

zuträgt, wirb gleich von einem ftattlichen ichwarzen Seufel in

Pilger et für Scheuern anfehen nnd darum Teicht überſehen fann.

Bedlag genommen , auf daß der uſurpator felbft ſeinen Durft

Ueberbieß mag es nicht überflüffig ſeyn , zu bemerken , daß in Jeruſalem die äußere ſowohl, wie die innere Fläche des Kupfers gefäße verzinnt wirb, fo baß ber unkundige Fremde ein Kupfers geſchirr leicht für ein zinnernes Gefäß Halten kann . 3d übergehe die Spiegelmadyer, Glaſer, Maurer, Steinhauer,

löſche. Die Gemälde entſprechen wie der geiſtigen Bildung ber Morgenländer, ſo auch ihrem Geſchmade: wenn nicht Goldſchaum oder fad auf dem Gemälde glänzen, ſo gilt es nicht als preißs

würbig. In dem Atelier, das ich beſuchte, waren die Gemälde nur Copien eines andern aus der Hand deß gleichen Künſtlers ;

Töpfer, Pfeifenkopfverfertiger, Pfeifenrohrbrechsler, Tiſchler, Sieb

es ſcheint, daß ein Maler nur ein Gemälde verfertigen lernt, und das gleiche dann immer copirt. Man theilte mir mit, daß ein Gemälde von beiläufig 5' Breite und 24/z' Höhe, je nach

flechter, Sabafſchneider, Fleiſcher , Müller , Brod- und Nubels bäder , Garföche, Kaffeeröfter unb Kaffeezerſtößer , Delmüller, Seifenfieber; beſondere Beachtung verdienen die Lichtzieher. Der

der Arbeit, 50 bis 300 Piafter kofte.

Verkauf von Wachskerzen, zumal an die Pilger, iſt nicht geringe

Bei einem júbiſchen, guten Petſchaftſtecher, bei den Blaus färbern, bei den jüdiſchen Buchdrudern , den Buchbindern halten wir uns nicht auf, ſondern bei den Buchhändlern , wenn man einen Verkäufer oder Verſchenker und einen Antiquar ſo nennen barf.

Die Londoner Miffion für Befehrung der Juden befißt

am Schloßplaße einen Bücherlaben,

für welchen ein getaufter

und die Wohlfeilheit des Wachſes erleichtert audy weſentlich den Abſaß; die Wachskerzen , welche zu religiöſen Ceremonien vers wendet werden, find übrigenê nicht bloß einfach, glatt und weiß, ſondern fie haben auch ringdum erhabene Formen von zierlicher Art, wie Moſen, oder fie finb fenſterartig burdybrochen , mit Golbs

flitter beſegt ober mit Farben geſchmückt; der Lichtzieher, der auf

Jude beſtimmt wurde ; ohne alle Selbſtändigfeit ift er von der

ben Abſaß ſo ziemlich fidyer rechnen kann , ſcheint im Wohlſtande

genannten Sendung gänzlich unterſtüßt, es geſchieht wohl auch,

zu leben. So beſuchte ich einen , der ein gar wohnliches Haus

daß ein Werkzeug der zubringlichen Miſſion fich mit Büchern yor die Grabkirche poſtirt. Dieſelben find religiöſen Inhaltes,

mit einem geräumigen, burch Reinlichkeit und einige Verzierung

meiſt Bibeln in hebräiſcher, griechiſcher, armeniſcher, arabiſcher,

mit dem Wechsler nicht zu thun haben , der viele Geſchicfliche

1

engliſcher, deutſcher Sprache, auf ſchönem Papier wacker gebrudt ; Der Büchermann am Schloßplaße fagte mir, daß die Bücher ſo

einlabenben Saale befaß ; & darf und nicht verbrießen , daß wir

keit befigt, zu ſeinem Vortheile dem Nebenmenſchen aus einer

ziemlich begehrt werden, ich glaube eß aber nicht, denn ich fand

Noth in eine andere zu helfen. Geht man von den Wechslern die Gaſſe oftwärts hinunter gegen die Tempelbrücke, ſo befommt

den Laden meiſt geſchloſſen, und obſchon ich oft da vorbeiging, und obgleich ich einmal da einige Zeit verweilte, ſah ich doch nur ein einziges Mal ein Buch abholen . Verſchiedene hebräiſche

der Trachten ; ſelbft an koſtbaren, filbergewirften Kleidern, auch von Frauen kann man ſich bei beſter Gelegenheit ergehen . Jeder

Druckſchriften , darunter ältere, werden in einem Laden am Fleis

Leſer wird darauf gefaßt ſeyn , daß es an Barbieren nicht mane

nen Suf (Markt), der vom Suk Zaret el- Jehub ( Judenviertel

gelt, weniger aber darauf , daß es auch Bauern oder Adfermāne ner gebe. Der Pflug zieht die Furchen innerhalb der Rings

markt) zu den Synagogen der Sephardim hinaufführt, verkauft. Wir ſehen uns an einem zurüdjtoßenden Plage neben der Grabkirche bei den Gräbern , bei den Schuhmachern, die in ver ſchiedenen Gaſſen zerſtreut arbeiten, beim Sattler, beim Schneider, deſſen öfelchenartiges Plätteiſen zwar ein näheres Anſchauen verbiente , beim Baumwollenklopfer , Weber , Uhrmacher, Golds und Silberarbeiter , beim Schneider , Schloſſer , Flaſchner nur kurz um, länger hingegen bei dem Kupferſchmiebe und Verzinner. Der bekannte Reiſende, Abate Giovanni Mariti hielt bas Vers zinnen nach Jeruſalemer Art für jo merkwürdig, daß er darüber eine eigene Abhandlung ausarbeitete , bie er der Akademie von Florenz rorlas ; ſeine Bemerkung, daß man die Kupfergeſchirre bloß auf Dftern verzinnen laſſe, flößte in mir die Beſorgniß ein, daß ſich mir fein Anlaß barbiete, 3euge beſſen zu werden, was als ſo merkwürdig geprieſen wurde ; die Beſorgniß war ungegrüns det. Das ganze Jahr hindurch mit Außnahme der von der Kirche

gebotenen Ruhetage liegt der Verzinner ſeinem Geſchäfte ob ; man trifft die Kupferſchmiebe unb Verzinner gegen das nördliche Ende des Fleiſchmarktes und einen jüdiſchen am Suk Baret el Sehub.

Zuerſt wirb bas Kupfergefäß rein oder roth gefcheuert,

dann über dem Kohlenfeuer erhigt , mit Salmiak beſtreut und gerieben und zuleßt mit ſchmelzendem Sinne mittelſt eines Bäuſchdené Baumwolle raſch überfahren ; bad Gelingen der Werfcs

zeigt ſich ſogleich an der filberweißen Farbe , welche die fertige

man bei den Tröblern wenigſteus einigermaßen eine Ueberſicht

mauern nicht bloß auf Zion , ſondern auch an etlichen Stellen

längs der Nordmauer der Stadt, und muß der Akermann außer halb der Heiligen pflügen, fo trägt er den Pflug auf der Schulz ter, und treibt das Geſpann vor fich hin durch das Stadtthor hinaus zum Aderfelbe, wo er erſt das Adergeräthe ablegt und Die Thiere einſpannt. Der Silaven handel. Aus einem an das Parlament erftat: teten Bericht geht hervor, daß die engliſche Escadre an der afrifaniſchen Küſte im 3. 1846 39 Schiffe , und im J. 1847 67 Schiffe als des Sflavenhandeld verdächtig wegnahm. Die Zahl der ſeit dem 3. 1832

befreiten Sklaven beträgt 38,685 , alſo durchſchnittlich im Jahr etwa 2500. Wenn man erwägt , daß man den Sklavenhandel viel höher annehmen muß, daß man die Zahl der nach Amerifa gebrachten Sllaven wohl auf 40,000 ,. und der aus Afrifa ausgeführten auf 50,000 ans ſchlagen darf , ſo ſieht man welchen ſchwachen Damm die Aufſtellung einer Kreuzflotte an der afrifaniſchen Küſte dem Sklavenhandel ents gegenſegt. Ein gleiches Reſultat ergibt fich aus der Zahl der Schiffe. Nimmt man an, daß ein Schiff im Durchſchnitt nicht über 300 Sflaven landet , ſo gibt dieß eine Anzahl von 160 bis 170 Schiffen. Von dies fer ſehr gering angeſchlagenen Zahl hat man in den beiden leßten Jahren, wo man um das Syſtem der Beaufſichtigung des Sflavenhan delé noch zu ſtüßen, ſehr ſtreng verfuhr, nicht mehr als 39 im 9. 1846 und 67 im 3. 1847 genommen, und es iſt eine anerkannte Sache, daß wenn von drei Sflavenſchiffen nur eines durchfommt, der Handel immer

Flädie Darbietet. Ein Kupfergefäß von der Größe und Form einer Barbierſchüſſel war vom Auflegen an über das Feuer in

noch gewinnbringend iſt, und ſomit fortbauern wird, ſo lange et ges

zwei Minuten und etlichen Secunden fertig verzinnt; es geht

winnſüchtige Menſchen gibt. Dbige Zahlen find aus der Shipp. Gaze

wirklich ſo behende von ftatten , daß der weniger aufmerkſame

vom 12 April genommen.

Verlag der 3. G. Cotta’ſchen Buchhandlung.

Verantwortlicher Medacteur Dr. Eb. Widenmann.

Das Ausland . Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. u. 99.

25 April 1848. Name

Beftandtheile der Bevölkerung Uord- Schottlands. (Aus dem noch ungedructen Wert eine anderthalbjährige Reiſe durd, die Hochlande, Niederlande und Eilande vou Schottland, von K. I. Clement.“ )

Zweiter Abſchnitt.

Wohl die Hälfte der Bewohner Nordſchottlands trägt mehr oder weniger die germaniſchen Kennzeichen. Auf der Nordküſte der nördlichen Hochlande bohren Drei große Meerbuſen tief ins Land hinein, die von Tong, Eribol und Durneß, von welchen der von Jong der öſtlidiſte iſt; dem Ort Long gegenüber liegt die alte germaniſche Colonie Melneß, welche bis vor 50 Jahren

Augen

Complerion .

blau -- grau - ſchwarz bell oder dunfel cd. roth braun idwarz

50 Sutherlands 21 Morriſon 19 Mac Leods

12 5 3

1 1

41 75

25

12

17

11

8

7

6

5

8

6

112 gemiſchte Namen 47

24

370

95—110-370 258

165

8

30 15 16

22

78-24-370

Die Renlodhewe-Leute, das heißt eine Völferſchaft im inner ften Winkel des Meerbuſens Ewe, auf der Weſtküſte von Roße

ihren urſprünglichen Charakter fich erhalten. Nach der Sage

ſlire in den nördlichen Hochlanden, etwa 40 Miles weſtlich von

waren dieſe von den Umwohnern ſehr verſchiebenen Leute von Dänemark ober Norwegen , oder richtiger von Lochlin gefommen,

der Stadt Dingwall, ſind eine von ihren Nachbaren ganz ber. ſchiedene Race, alle von heller Farbe und meiſt alle 6 Fuß lang.

fie hatten röthliches Haar, welches in jenen Rüftenſtrecken ſehr Daß dieſes Völkchen eine alte germaniſche Colonie mitten unter Kelten iſt, braucht hier nicht erſt geſagt zu werden ; Kelten oder

häufig iſt, belle Hautfarbe , blaue Augen , breite Schultern , ſte find von Mittelgröße und haben keine hohen Backenknochen ,

Weſtlich von Loch Long liegt Lod Hope weit landeinwärte ; bie Colonie zu Hope -- denn dieſe muß ebenfalls für eine fremde

Niederlaſſung angeſehen werden - iſt eine ſehr verſchiebene. Die Menſchen ſind ſehr groß und ſtarf,

haben eine röthliche

Complerion , Dunkles Haar und eine gelbliche Haut; in Tong nennt man ſie die gelben Leute von Hope. Jene ganze Nord ſeite Sutherland & unb Nordichottlanbe von Reay im nordweſtlichen Winfel der Landſchaft Caithneß an bis Ryleſcow bei Aſfint in der Südweſtece von Sutherland gehörte früher der Familie Mac Ray. Lord Reay mit dem Vornamen Eric, das Haupt ber Mac Rays, verkaufte 1829 alle dieſe Kirchſpiele bem Herzog von Sutherland. Die Mehrzahl der Bewohner dieſer ganzen Strede , hauptſächlid je näher der See, find nicht von feltiſcher

Abſtammung, ſondern helhaarig nnb blauäugig , offen und ehrlidh, gutmüthig und ohne Falſch. Die germaniſchen Hochländer, auch in dieſen nördlichſten Theilen Schottlands , find im allges meinen reiner und unvermiſchter als durchweg bie germaniſchen Bewohner der ſchottiſchen Nieberlande, unb feyes feltiſcher oder

germaniſcher Hochländer, ſo findet doch in der Geſichtsbildung ein merflicher Unterſchied ftatt zwiſchen einem Hochländer und einem Niederländer. Eine im Jahre 1831 angeſtellte eben ſo ſorgfältige als intereſſante Unterſuchung über den habitus cor porum der Bevölferung des Kirchſpiele Durneß bei Cape Wrath gibt das folgende anziehende und lehrreiche Reſultat. Name blau

Complerion . Augen grau - ſchwarz hell oder dunkel od. roth 20

75

fdwarz 18

27

48

15

braun

54

70 Campbells

26

24

ſo boben Wuchs ;

die Menſchen in den nörbliden Foclanden

babent viel ſprechendere Phyſiognomien al in den weſtlichen . Am Hafen von Rothay, der Hauptſtadt der Inſel Bute, auf

der Südſeite der weſtlichen Hochlande, ſtand bei meiner Ankunft eine große Menge Menſchen verſammelt, ich ſah keine Schön heiten unter dieſem Haufen, das Geſchlecht war durchweg dun felhaarig und ſchien mir ein ſehr gemiſchtes zu ſeyn ; in Gree nock am Clyde aber ſah ich faſt keinen ganz ſchwarzhaarigen

Menſchen und eben ſo ſelten einen ſchönen, auf keinem Geſicht fand ich Ausbrud oder irgendeinen feinen Zug , der von einer

großen Tugend oder von einem großen Talent zeugt ; auch die

Bevölkerung in Jona iſt nicht ſchön , die gewöhnliche Haarfarbe iſt Dunkelbraun, das Keltiſche ſdien mir vorzuwalten. In den Landſtrecken, wo Prinz Charlie ſeinen meiſten Anhang fand, und wo eß noch die meiſten Römiſch- katholiſchen gibt, in Scotts land, nämlich in Fochaber in der Mitte von Inverneſſhire, fers ner in Skye, in Benbecula, South Uiſt und Barra, den drei

ſüblichſten Inſeln Long Islands oder der eigentlichen Hebriden, haben die Bewohner im allgemeinen ein beſonders unanſehnliches und feltiſches Reußered ; den größten Theil der Bevölkerung Skye's halte ich für feltiſch, die Leute find in Durchſchnitt, wie es mir vorfan , bumm und haben nicht ben freien und freundlichen gets maniſchen Charakter, fte find meiſtens ſchwarzhaarig ; das legte ſagt auch der alte Martin in ſeiner Beſchreibung der Wefters Inſeln von ſeinen ſpeciellen landeleuten. Seine Worte find: „bie

5

Bewohner Skye's find meiſtentheils von ſchwarzer Complerion.“ Er mir auffallend. Volk darauf hinzufügt, was er unmittelbar Aber ein ſehriſt ſcharfblidendes „Sie find im allgemeinen ſagt nämlich:

7

und ſchnell von Faſſungefraft, ſelbſt die gemeinen Leute übertreffen

17

98 Mac Kay

Galen haben weder blaue Augen, noch helles Haar, noch einen

394

alle von ihrem Stande und Erziehung, welche ich noch je in

irgend einem andern Lande fah. Sie haben ein großes Talent zu Mufte und mechaniſchen Künften . Plus valuit apud hos

Ausbrud , ter Wuch ohne Feftigkeit und Anſtand, Dag Haar ſchwarz, die Farbe gelblich. Ein ſolcher iſt der reinſte Relt, Doch dieſe reinſte fetiſche Art trifft man nicht häufig an , weil

ignorantia vitiorum, quam apud Graecos omnia praecepta überall bag Geſchlecht febr( Fortſepung vermiſchtfolgt.)iſt

philosophorum. Nicht einer von ihnen iſt zu beleibt oder zu

mager.“ In Sfye gehört man nicht gern zu Mäßigkeitsvereinen , die Wirthshäuſer ſcheinen mir ſehr fleißig beſucht zu ſeyn.

Die ethnologiſche Geſellſchaft in Amerika.

Gfye iſt eine der galiſchſten Streden in den Hochlanden. Das

(Sdluß .)

Landrolf in Gfye verſteht durchweg fein Engliſch ; ſobald man

Das Land Anahuac oder die Hochebene von Merico und

hier wie auf den andern Weſtinſeln und überhaupt in den

die benachbarten Gegenden ſind von verſchiedenen Stämmen bes wohnt , welche durch den Aderbau einen geiriffen Grab von Bildung erreicht hatten. Viele ron ihnen waren zwei und drei

weſtlichen Hochlanten nach der Länge des Weges fragt, ſo wiſſen fte nichts , die Unwiſſenheit iſt unter dieſem Inſeloole noch ſehr groß . Die Hütten auf dem Lande find erbärmlich, meiſt niedrig , finſter , ohne Fenſter und Schornſtein und wie früher erwähnt im höchſten Grade ſchmugig. Die Kranken laufen Sommer und Winter in ihrem Kilt und barfuß , auch meiſt alle Frauenzimmer gehen barfuß ; ihr Aeußeres iſt

roh und widerlich , meiſt alle haben häßliche Augen und Züge. Ungefähr 8 Miles weſtlich von Portriin Skye traf ich bei

einem Dörfchen am Wege ein rothaugiged, etwa 40jähriges .

Jahrhunderte lang von den Toltefen unterjocht.

Dieſes Volf,

welches in Lula , im Nordweſten von Merico, ſeine Heimath hatte, unterjodhte ſeine Nachbarn und ſcheint in mehrern Stabten Merico's Gigantenwerfe aufgeführt zu haben . Gegen die Mitte be8 zehnten Jahrhunderts (959) zerſtörte mieberholter Mißmache, Peſt, Aufruhr und Krieg die Herrſchaft der Soltefen ; dieſes Volf , bie bahin über ein großes Reich herrſchend, verließ plöfs lich Anahuac , zerſtreute ſich und floh gegen Südoſten , D. h. .

Weib, welche mit ihrer Spintel in der Hand ging und ſpann ; ich zeigte nach der Spindel und deutete ihr an , ſie möchte mir

nad Tabasco , Yucatan und Guatimala , wo es nach der Sage

ihr Spinnen zeigen . Sie machte ein gräßliches Geſicht, gab wunderliche Töne von ſich und lief eilig davon , fich dann und wann umſebend, ob der Fremde fie auch verfolge. 3d muste

die Culhuas, Chichimefen , Dtomis und Aculhuas, Stämme, die urſprünglich von der Jagd lebten , aber von den Toltefen , welche an den Ufern tee großen mericaniſchen Seed zurüdgeblieben

mich über die Maſſen über folde Dummheit wundern . der vierte Sheil der Bewohner Gfye' , den ich , iſt nortger.

waren , den Anbau des Mais und der Baumwolle lernten .

maniſchen Urſprungs, wogegen mehr als die Hälfte der Inſus laner Long 3sands oder der eigentlichen Hebriten .

Von Gaſt-

freundſchaft habe ich in Skye nicht viel gemerkt, wohl aber in der Langen 3nſel.

Ich liebe die Race in Sfye nidt, ihr Aeus

Beres madit feinen günſtigen Eindrud . Ich bin ein großer Freund und Befenner ſtudirter Phyfiognomie ; die Seele des

ein neues Reich gründete.

An die Stelle der Toltefen rückten

Dieje Revolutionen , dieſe plößliche Vertreibung eines bis bahin mächtigen Volfeitammed, der aber nicht zahlreich ſeyn mufte, ſcheinen die Meinung des Hrn . Gallatin zu rechtfertigen , Daß zu gleider Zeit mehrere Kaſten in Merico beſtanden haben. Es waren auf einander geſchichtete Nationen in demſelben Lande, wie wir dieſes im Orient ſeit Jahrhunderten fanden . Die eine

derſelben verbanfte ihrem perſönlichen Muth und beſondern um

Menſchen liegt unſtreitig im Angeſicht abgeprägt, und wer die

ſtänden die Herrſchaft über die andere ; dann werden aber die

menſchlichen Augen nicht ſtubirt hat , der fann über Phyſios gnomie nicht urtheilen . Aber auß mehr denn aus den Augen

Rollen vertauſdət. Die Beſiegten, zahlreicher als ihre Herren, arbeiten für dieſe, bewohnen das Land, leben als Sklaven, aber fte beſtehen und mehren fich. Ihre Herren und Sieger haben Waffen , Stabte , Reichthum , lieberfluß ; fie leben im Kampf. Dieſer zehrt ihre Kraft auf, und die Gewalt geht über in die Hände eines zuvor bebrückten Stamms, vrelcher am Ende gleie

ſpricht der Geiſt, aus Mund, Maſe, Haltung, Gang und Mies

nen ; aus allen Dieſen Theilen blidt das innere Leben des Ment ichen. Während das Volf von Batenoch mitten in 3nverneg. ſhire, wo allerrärte Oaliſch geſprochen wird, germaniſche Merfe

zeichen an ſich trägt, wohnt im Kirchſpiel Olive am Sprey auf der Diteite von 3nverneſſhire eine häßliche ficherlich feltide Diminutivrace von Menſchen , deren förperliche Organe alle aufs

chem Looſe verfällt.

fallend flein und unbedeutend ſind.

Die Leutden find recht

nen , Awaren , Ungarn , Perſer, Parther , Mongolen , Türfen,

ftupid und ſehen ſchwärzlich aud; man fönnte ihr Angeſicht in die Taſche ftecen . Mr. Glas , der Prebiger zu Dunvegan in Gfye, erzählte mir , et ſey nur ein einziger ſtarfer Mann in

Sifh8 , Mamelufen u . Unter den Nachfolgern der Toltefen ers hoben ſich die Städte Lezcuco , Chalco, Tlacopan als Haupt

Alvie, nämlich der Durch ſeine Stärke und poetiſche Anlage rühms

Die Herren wechſeln, und die Bevölferung

bleibt dieſelbe. Dieſes iſt der Verlauf aller Monarchien, welche im Drient aufeinander folgten ; dieſes iſt die Geſchichte der Hunt.

ftabte eben ſo vieler fleiner Reiche.

Ilacopan, nicht ganz zwei

unſer Dampfſchiff, die Jungfer ron Morven ( Maid of Morren)

Meilen nordweſtlich von Merico gelegen, war die Reſidenz der Fürſten ron Azcapuzalco, der mächtigſten von allen, weldie über Die Lepanefen berrſchten . Sie ſprachen dieſelbe Sprache wie

von Sfye weg . Der Tag war heiter und die See ruhig ; wir

Die Mericaner.

hatten etwa 60,000 Pfund Menſchenfleiſ auf dem Dec. Meiſt alles war armes Vole aus den Hochlanden , welche mit ihrer

Unterdeſſen bewegte fich ein neuer Stamm , die Aztefen, welche im Jahre 1038 Aztlan verlaſſen hatten, langſam gegen Anahunc. Aztlan, deſſen Lage unmöglich mehr genau beſtimmt

lich befannte Prediger Mac Donald. Um 5 Uhr Morgens brauðte

Sichel in der Hand zur Kornernte in Südſchottland wollten ; da fonnte man ſo recht genau die feltiſchen Geſichter betrachten. Der Kopf iſt klein, der Körper flein, die Stirn furz, das Auge ſchwärzlich,, tiefliegend und läßlich -- denn Der Blid ift feinem Shier ähnlicher als einem Schwein , die Naſe nichtsſagend und aufgebogen , das Kinn in derſelben Richtung und ohne Grübs dhen , wie die Bade , die Oberlippe flach und lang und obne

werden kann , mochte an der Duelle des Rio Del Norte und

Dregon gelegen ſeyn. Einige Schriftſteller wollen es ohne allen haltbaren Grund in Aften ſuchen .

Die Aztefen bewegten fich

im Laufe ron drei Jahrhunderten dem Süden zu, führten ein Nonabenleben mit einem

Collegium

von Prieſtern und ihrem

Gott þuisilopochtli, melchem fie von Zeit zu Seit Menſens

395 opfer barbrachten . Man fteht auf einem Gemålbe, welches ihre

ber Eroberung von Cinacantepec opferte man alle Gefangenen

Wanderungen Darſtellt, einen Priefter , welcher die Bruft ſeine Dpfer8 öffnet. Dieſe Nomaden famen endlich auf die Hochebene von Anahuac, wo ſie die Depanelen rorfanden. Sie wurden ald Vajalen in der Nähe der Fürften von Azcapuzalco aufge.

in dem großen Tempel von Merico , aber die alten Leute bers fichern auf& neue , baß dieſe Das erſte Menſchenopfer ges weſen , und daß man früher nur Vögel und andere Thiere den

nommen, und gründeten im Jahre 1324 das berühmte Merico, Das fie auch Tenochtitlan nach einem ihrer Fübrer, Tenoch , nannten. Die Stadt erhob fich mitten zwiſchen den Seen von

Lezcuco, Xochimilco, Chalco u. 1. w. Die Geſchichte erwähnt die Namen der vier oder fünf Könige der Aztefen , unter wels

Göttern geopfert habe." Dieſer Behauptung widerſprechen aber mehrere Documente, unter anberm die hieroglyphiſche Geſchichte Der Wanderungen der Aztefen . Dieſe Documente bezeugen , daß ſeit dem Jahr 1091 dieſer fürchterliche Brauch beſtand, und

ehen das Volf zahlreiche Schlachten lieferte, und an Kraft und friegeriſchem Geiſte wuchs , ohne Defregen aufzuhören, von den

eben ſo in Yucatan , in Tabasco und bei den Toltefen von Guatimala befannt war . Wahrſcheinlich iſt, daß die Azteken die andern Stämme wie an Muth, ſo auch an Grauſamkeit übertrafen . Die Bundesgenoſſenſchaft mit Merico wurde dem

Depanelen abzubängen . Ein Jahrhundert verging , während deſſen die Bewohner von Tezcuco dieſer Lebenspflicht unterwors

Stamm ron Tezcuco immer unerträglicher, und der leßte König dieſer Stadt machte mit Cortez gemeinſchaftliche Sache.

Endlich vereinigte fich der neuerwählte Fürſt der

Wir haben geſehen , daß fein hiſtoriſches Denkmal auf eine

Aztefen, scohualt, mit dem Fürſten von Lezcuco, Nezahual coyogin , um das Joch der Lepanefen abzuſchütteln. Martla, Fürſt von Azcapuzalco, fiel in einer Schlacht, welche er gegen

fen waren .

alte Dauer der Macht und Giviliſation der Mericaner jáhließen

die beiden unterdrüdten Völfer verlor ( 1427 oder 1428), und ſein Volt behielt nur die Stadt Slacopan al8 lintergebene der beiden mächtigen Staaten von Merico unb Dezcuco.

Alſo erſt im Jahr 1427 begann dieſes große mericaniſche Reich , welche nicht einmal ein Jahrhundert bauern ſollte.

Erſt

läßt. Schwerer iſt es, fich ein Urtheil zu bilden über die jeßt

ausgeſtorbene Race, welche in dem Thale Des Miſfifippi zahl reiche Spuren ihres Aufenthaltes gelaſſen hat. Die in demſel ben Lanbe zerſtreuten indiſchen Tribus beſaßen bereits im fech

zehnten Jahrhundert feine Tradition mehr hierüber. Die Mo numente, welche ſie hinterlaſſen haben , find hauptſächlich zahl

reiche Grabbügel und große befeſtigte Pläße.

Hiezu kommen

unter ſeinen legten Königen erhielt es die Ausdehnung, in wel

andere Bauten, deren Sie nicht bloß die Vertheidigung ſeyn

cher el Cortez vorfand, denn der Staat und die Stadt Chalco ,

welche 7 Meilen ſütöſtlich von Merico liegen , wurde erſt 1465

konnte, wie die Conſtructionen in der Nähe von Circleville und ber vieredige Hügel an den Ufern des Miffifippi, welcher von

unterworfen ; Tequantepec und Tla cala waren es niemals.

Brackenbritge beſchrieben wurde, und auf welchem die Trappiſten

Nicht früher als im Jahre 1513 , alſo ſechs Jahre vor der Ankunft von Cortez , unterwarfen fich die Mericaner die Provinz Tototepec, welche nur 80 Meilen ſüdlich von Merico liegt. Es läßt ſich vermuthen, daß die Sieger einen grauſamen Gebrauch von ihren Rechten machten ; die Aufſtände waren zahlreid), und die Geſchichte aller jener Ereigniſſe läßt fich in zwei Worten zuſammenfaſſen : „bie Mericaner flegten , und die alten Leute ſagen , daß fie feinen Menſchen am Leben ließen ."

ihre Wohnung aufgeſdlagen hatten .. Alle Schanzwerke der mos dernen Indianer waren in kleinem Fuß aus Holz aufgeführt; die alten Schanzen aus Erbe find dagegen von großer Ausdeh nung. Die Herrn Lewis und Clarke fanden an den Ufern des Miſſuri eine Schanze, deren Wände von Erbe nod immer eine

Troß des langſamen Gangs und der geringen Ausdehnung

öſtlich vom Miffiſippi bejäet iſt. Die Schädel, welche hier aus

dieſer Groberungen ſchildern die Annalen des Volkes jeden der

gegraben wurden , unterſcheiden ſich von denen aller modernen Stämme, welche Dr. Morton in ſeinem Werfe Orania americana

mericaniſchen Kaiſer als einen Groberer von 24, 33, 37, 14, 45, 44 Völfern, zuſammen 197. Dieſes bereit, daß die Bes völferung Merico 8 nicht ausſchließlich auß den Stänmen bes

ſtand, welche wir erwähnten, ſondern aus einer Menge fleiner, politiſcher Gemeinden , wie das alte Griechenland und 3talien.

Die große Höhe von 12 Fuß haben und 75 Fuß dick ſind. Zahl der alten Bevölkerung läßt fich gleichfalls erweiſen aus der

großen Anzahl von Gräbern, mit welchen beſonders die Ebene

beſchrieb. Die größten dieſer Lumuli finben fich bei einander in Der Gegend von Nashville ; im Staat Tenneſſee fant man eine ziemlide Anzahl ſteinerner Gößenbilder. Das merkwürdigſte unter dieſen Grabbenfmalen iſt das, welches unter dein Namen

gede pertheidigte ihre Unabhängigfeit, und den Flaſcaltefen ges

Grave Creef Mound bekannt iſt, in der Nähe von den Ort

fang dieſes am beſten . Es gibt keinen dieſer erobernden Kaijer , der nicht 11ach den Volfegeſchichtſchreibern tapfer, friegeriſch,

ſchaften Moundville und Eliſabethtown, 108 Meilen von Vitts burgh, da wo der Dhio die Grave Greef aufnimmt. 68 hat

begabter Befißer eines großen Harem , Vater einer großen Zahl bon Söhnen und Töchtern , hochherzig, freigebig, geliebt und

die Form eines abgeftumpften Segels, beffen Umfang unten 900, oben 50 Metres beträgt ; ſeine Höhe, die früher um vieles bes deutender ſeyn mußte, beträgt ungefähr 69 Fuß und ſein Um

geachtet von ſeinen Vaſallen und Unterfeldherrn geweſen wäre." Sie ehrten ihre Götter durch die grauſamften Menſchenopfer, und bildeten hiebei oft ſelbſt die Dpferprieſter. Da nichte vers baßter war ale dieſe Menſchen-Hefatomben , ſo bemühen fich die indiſchen Geſchichtſchreiber, welche wenige Zeit nach der ſpanis fchen Eroberung ſchrieben , fortwährend, dieſen furchtbaren Ges

brauch nur den Mericanern zuzuſchreiben und ihn erſt von kurzem ber z11 batiren. Don Fernando D'Alva, welcher von den alten Königen von Tezcuco abſtammte, ſucht ſeine Vorfahren von dieſem Vorwurf zu reinigen .

Nach ihm wäre im 3. 1465

baß erſte Menſchenopfer dargebracht worden , und früher hätten die Mericaner nur Vögel geopfert und Blut aus ihrem eigenen Körper ten Göttern bargebracht. Neunzehn Jahre ſpäter nach

fang 2300 Metree . Wenn er jemals die Beſtimmung hatte, a18 Altar für Menſchenopfer zu dienen, fo fonnte man nicht leicht einen Ort wählen , den man von größerer Entfernung aus reben fonnte. Dieſer Hügel iſt ganz bedeckt mit Baumpflans zungen, darunter fand fich eine Buche, deren Rinde noch das Datum von 1734 eingegraben zeigt. Man hat ſchon viel geſprochen von den Mammuthfnoden, welche fich im Bett De8 Dhio und Seneſiee finden . Allein ør. Gerarb Irooft, Profeffor der Geologie und Chemie in Nash bile, im Staat Seneſſee, beſtreitet die gewöhnlidye Annahme von der großen Anzahl dieſer Ueberreſte verſchwundener Racen .

3n der Hoble ber „großen Gebeine" (Big bone Cave ) ſelbſt

wo

396

hat man nur ein Stelett eines Magalonyx oder Megatherium Jefferſonii gefunden . Troß der großen Dunkelheit, in welche die Geſchichte dieſer Urftämme Amerika's verwoben ift, läßt fich doch nicht läugnen,

daß die neueſten Unterſuchungen mannichfachen neuen Aufſchluß über dieſen Gegenſtand gewähren, und wir hoffen und wünſchen , Daß die ethnologiſche Geſellſchaft Amerika's ihre intereſſanten Forſchungen mit demſelben Eifer und derſelben Oründlichkeit fortjeße.

ſeines Herrn auf dem påpflichen Thron zu werden , und den man ſeit dem ftete für den Leiter der öſterreichiſchen oder rúdſchreitenden (d. . Metternid'iden ) Partei im heiligen Collegeum hielt. Ein in jeder Hinſicht ganz andrer Mann als ſein Dheim Cardinal iſt Raffaello Lams brusdini. Anſichten zugethan, die nurſtrade benen entgegengeſeßt ſind, durch welche er unter den Fittigen ſeines midtigen Verwandten ſein Glüc in Rom gemacht haben würde, blieb er einfacher, unbedienſteter Prieſter, und hielt ſeit vielen Jahren in Figline, einem Landdorfe etwa zwanzig Meilen von Florenz, eine der berühmteſten Smulen in Toscana. 3n Folge ſeiner ſchwankenden Geſundheit gab er biefe, furze Zeit vor den Tagen der neuen Aera in dieſem Großherzogthum auf, und fand .

Die Florentiner Beitungen . (Aus einem Schreiben im

Atheni.

18 März.)

Alles wohl betrachtet erſcheint die gegenwärtige Zeitungsliteratur Italiens in einem ſehr merkwürdigen Lichte, und ſehr ermunternd hin ſichtlich der Stellung, welche die jugendlich freien Nationen der Halb inſel unter den civilifirten Völfern Europa'd allmählich einnehmen fönnen.

Man muß fich erinnern , daß vor 12 Monaten in Toscana nicht eine .

einzige Zeitung beſtand, welche dieſen Namen verdiente. Die paur ma gern Blätter die jede Woche herauskamen , waren angefüllt mit Regierungs verordnungen, fleinen ftets Lob fpendenden dramatiſchen Kritifen , und einigen Sonnetten und anderem Wiſchwaſch, und endlich Preiscouranten . Jeßt fommen in Florenz drei tägliche und ſieben wöchentliche oder halb: wöchentliche Zeitungen heraus. Die Patria verdient hinſichtlich ihres Charafters, ihrer Nadrichten und ihres Einfluſſes den erſten Rang. Sie trat nicht zuerſt auf das neue, durch das veränderte Preßgeſeß eröffnete Feld, indem ihre Neben

buhlerin, die Alba, in ehrenwerthem und freundſchaftlichem Wetteifer ihr voranging. Ich glaube, daß leştere noch jeßt die größere Abonnentens zahl hat, obwohl die Patria in ihrem allmählichen Wachsthum fie nahes zu, wo nicht ganz überſchritten hat. Die Patria trat auf mit 800 Abon nenten und hat jeßt zwiſchen 2000 und 2500. Der bedeutendſte wo niot einzige Eigenthümer iſt der Marcheſe Nicaſoli, der gegenwärtige Gonfaloniere in Florenz und einer der geachtetften und achtenswertheſten des alten florentiniſchen Adels. Das Blatt wird geleitet von Salvagnoli ,

Lambruschini und Maſari. Der erſte iſt Advocat, facile princeps der Advocatur , ein ſehr gewandter und ausnehmend beredter Mann. Die Artifel in La Patria find ſtets mit dem Namen des Verfaſſers bezeichnet, außer in den Fällen , welche die Anſicht des Journals in wichtigen grundfábliden Fragen behandeln ; dieſe find ,,la Direzione" unterzeichs net. Die leſer der Patria haben ſelten nöthig ihre Augen and Onde

von Salvagnoli's Artifeln zu werfen , um den Verfafſer herauð zu erfen : Go iſt eine Kraft, eine Gedrungenheit und eine Schlußrichtigkeit

in ſeinen Mittheilungen, welche ganz unverkennbar ſeinen Styl bezeichnen, und ihn zum werthvollften Mitarbeiter in dem Geſchäfte der Jugend erziehung des öffentliden Geiftes, der fich jest in Italien bildet, machen. Die eben erwähnten Gigenſchaften ſeiner Schreibart; find bei den heu : tigen Schriftſtellern Italiens beſonders ſelten , denn ihr vorherrſchender und allgemeiner Fehler iſt vielleicht die Tendenz zu weit weifigem Ges ſchwaß , die fehr natürliche Folge der Gewohnheit , in der Abſicht zu fchreiben , um nichts zu ſagen. In Salvagnoli findet fich eine tiefe

Renntniß der Geſchichte ſeines eigenen Landes, und eine ſehr weitreichende Befanntſchaft mit dem politiſchen Syſtem und dem Wachsihum der con

daher , zur Zeit der Gründung der Patria , Muße an einem zur Förs derung der Sache, welcher er ſich mit ſeinen wärmſten Hoffnungen und Neigungen aufidloß, ſo gut berechneten Unternehmen Theil zu nehmen. Seine Zeitungsartikel behandeln gewöhnlich allgemeine Gegenſtände von erns fter und dauernder Bedeutung, und ſind getanfenreid, ruhig und philoſophiſc durchdacht, obgleich vielleicht mehr belehrend als beweiſend gehalten . Eine der neuern Nummern der Patria enthält einen aus ſeiner Feder gefloſſenen bewundernewerthen Artifel über die Frage ob in der vor kurzem dem Großherzogthum Toscana verliehenen Verfaſſung erflärt werden ſolle daß die fatholiſche Religion die einzige Staatsreligion fer ." Ich fann nicht umhin 3hren Leſern die Sølußworte anzuführen , in

welchen dieſer römiſch-katholiſche Prieſter ſeine Meinung von Staats idhuß für Religion zuſammenfaßt. „ Gin Tarif welcher die Ausfuhr von Lebensmitteln verbietet, ſagt er, bereitet eine Hungersnoth vor, und die Madt, welche das Befenntniß jedweder andern als einer gewiſſen geges benen Religion verbietet , oder welche auf irgendeine Weiſe diejenigen behelligt, die ſie nicht befennen, zieht irreligiöſe Menſchen heran. Es iſt mein ernſteſtes, aus feinem philoſophiſchen Stolz, ſondern aus fatholiſchem Glauben und Eifer hervorgegangenes Gebet, daß in den Saßungen der Verfaſſung feine Erwähnung gethan werde von irgendwelcher „ Staats einem Gegenſtand von dem der Staat nichts wiſſen fann. religion “ Den Gefeßen fteht es zu die Frevel wider die Religion zu beſtrafen , und das freie Befenntniß derſelben gemäß den Ausſprüchen des Gewiſ

ſens eines jeden Menſchen zu vertheidigen." Maſſari, der dritte des Redactoren-Triumvirate, iſt ein Neapolitaner,

der während der lebten zehn Jahre aus ſeinem Vaterlande verbannt war, aber durch die neulich erlaſſene Amneſtie Erlaubniß zur Rückfehr erhielt. Er ſchreibt leicht und lebendig , und befaßt fich zumeiſt lieber mit Thatſachen, während ſeine älteren Collegen Theorien beſprechen und Grundfäße entwickeln.

Noch ein anderer Fremder aus dem Süden, ein

Sicilianer, der Marcheſe Buſaca, verdient erwähnt zu werden, da aus ſeiner Feder viele vortreffliche Auffäße der Patria , hauptſächlich über ſtaatswirthſchaftliche Gegenſtände gefloſſen ſind. Dieß iſt das Perſonal der Patria , eines Blattes das der Stadt in welcher es herausfommt, zu großer Ehre gereicht, um ſo mehr aber derjenigen Stadt die es fauft denn die Patria würde in England ein ſchwereg" Blatt und liegt genannt werden. Ein ſolches Blatt fonnte nur bei den ernfteſten , bei

benen welchen es um Belehrung und Aufflärung zu thun iſt, Eingang finden . Man findet tarin feinen jener leichteren Züge, die man ſowohl in England als in Franfreich für nöthig erachten würde, um Volfethüm : lich feit und Abfaß zu fichern . Reine fdauerlichen Mordgeſchichten , feine beſondern Vorfälle, feine pifante Nebenbuhlerei und Streitſucht mit

ftitutionellen Regierungen Europa's, ſo wie mit den Sohriften der beſten

andern Zeitungen , feine Polizeigeridatehof-Berichte, feine Aufreizung

engliſchen Gefeßes - und Staatswirthſchaftskundigen neben den Eigen daften ſeiner Schreibart madjen ihn zum gewandteſten und einfluß reichſten Journaliſten , und werden ihn aller Wahrſcheinlichfeit nad

überheftiger Politif , ja nicht einmal das aug thătigem Sammeln und raſder Beröffentlidung von Neuigfeiten und Gerüchten entſpringende Intereſſe. Während einer an allen Arten fliegender Berichte der aufs

zu einem der angeſehenften Männer in der neuen toskaniſden Deputir

regendften Art befonder

tenfammer machen .

muſterhaft gezeigt in Aufnahme und Verbreitung derſelben. Ich wieder:

Lambruscini ift ein in vieler Beziehung merkwürdiger Mann. Or iſt ein Prieſter, aud edler genuefiſcher Familie und Neffe deo Cardinale desſelben Namens, der Gregors des Sedozehnten Freund und Minifter

hole es , die Verbreitung eines Tagblattes folder Art mit zweis bis dreitauſend Abdrüden unter einer verhältnißmäßig ſo geringen Bevölkerung ſpricht ſehr zu Gunſten der ſo oft in Frage geſtellten Reife dieſes Bolkes für die demſelben endlich ertheilte politiſche Mündigkeit.

war, von dem man glaubte er habe die meiſte Ausſicht der Nachfolger

fruchtbaren Zeit hat fich die Batria höchft

( Schlue folgt .)

Verlag ber 3. O. G. Gotta' den Buchhandlung. - Berantwortlider Redacteur Dr. b . Wibenmann .

Das Auslan d . Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. n . 100.

26 April 1848.

Sittliche Bnfände in Jeruſalem .

einen Firniß von dieſen Tugenden anſtreichen , weil der Verſtand fie richtig lehrt, daß ohne bas nothwendige Uebel derſelben ,

(Von Dr. Titus Tobler. )

wenn ich ſo ſagen darf, ſte um das gebracht würden , was ihrem

Wo die Juden, Chriften und Mohammebaner ihre ſo hei ligen Stellen verehren, da follte man meinen, daß die Religion

und Jugend triumphiren würden , ich habe aber Grund, es nicht zu glauben. Das formenweſen erhebt allerdings ſtolz ſein Haupt, und in der 1. Stabt insbeſondere bietet ſich dem Menſchenfor ſcher die Gelegenheit bar, bie Beobachtung zu madjen oder zu beſtätigen , daß alle äußeren Locmittel unvermögend find. Das Gemüth zur wahren Frömmigkeit zu ſtimmen, wenn ihr Lebenes born nicht in der verborgenen Liefe des Herzend aufquilt. Ja,

Lebensunterhalte zuträglich iſt. Wer nicht betrogen werden will, muß wohl auf der Hut ſeyn, zumal der, welcher mit den Juden verfehrt . Man ſchilderte die Jeruſalemer auch als boshaft. Seit fie mit ſo vielen Franken in Berührung kommen, fann man nicht ſagen, daß fie grob ſind, wie man z. B. im 16ten Jahrhunderte ſich beſchwerte.

Erwachſene benahmen fich gegen

mich nicht nur nicht grob, ſondern hin und wieder ſogar gefäls lig , Kinder warfen doch nicht mehr als zweimal auf mich Steine..

Beſonders gilt die Freundlichkeit von Chriſten und Juden . Alles

auch Jeruſalem ſagt uns: Formenweſen allein genügt nicht, e8 iſt ein eitel Ding und verſdlürft häufig die günſtigeren Augen

kommt darauf an, daß der Franke mit einiger Feſtigkeit und fittlicher Würde, und namentlich ohne bie Augenluft an den

blicke für gute Werfthätigkeit , die Lippen bewegen und die Kniee biegen fich, ohne daß das Innere mit Frommen dabei fich bes

Frauenzimmern durchblicken zu laſſen, ſeines Weges dahinziehe.

theiligt, ſtatt jener Regſamkeit des Kopfes und der Hände zur

Wallfahrern theilweiſe lebenden Volfe iſt die Trägheit, auch ein Grundzug vieler Jeruſalemer, ungeachtet einiger Gewerbs fleiß nicht geläugnet werden kann . Beim Mangal oder Gluth topf zu ſißen und eine Pfeife zu rauchen, welche die Hausfrau

Friſtung des eigenen geiſtigen und leiblichen , ſowie eine frem

Den Lebens . Die Tempel werden mithin fleißig beſucht und die Gebete fleißig bargebracht, obſchon es auch Laue geben mag, welche die firchlichen Gebräuche nicht hoch anſchlagen . Weniga ſtens flagte man im 15ten Jahrhunderte, und wie ſollte es nach

dem Sinne unſerer frommen Peſſimiſten ſeither beſſer geworben über die Gleichgültigkeit der Chriſten , man bat Gott um

feyn ?

Gnabe für die ſehr unandächtigen und kurzen Gebete, man flehte, Daß dieſe nicht lau, ſondern mit vollgläubiger Seele verrichtet werden , denn viele Chriften verbrachten in Jeruſalem einen gan zen Tag ohne alle Gottesverehrung und ohne Gebet, was doch in den Augen der Saracenen, Araber, Barbarebfen, Lürfen und Juden etwas Abſcheuliches wäre.

Die Moslemin ſcheinen heute

noch die übrigen an frommem Sinn zu übertreffen . Das Wort eines Jeruſalemers iſt gemeiniglich ein Schilfe

tohr, ſeine Zunge ein Lügengewebe, als wenn Wahrhaftigkeit Beſonders iſt die niedrige Claſſe der Ju eine Schande wäre . den an die Lüge ſo gewöhnt, daß fte die Rennzeichen derſelben und der Wahrheit gar nicht mehr zu beachten ſcheint. Eine der

Lügenhaftigkeit nahe verwandte Schwabhaftigkeit klebt dem Jes ruſalemer mit großer Zähigkeit an . Abenteuerliche Gerüchte werben ſchodweiſe herumgeboten ; hier wurden Leute von Räu. bern angepact, bort gar umgebracht, und nicht ſelten ergibt es fich, daß alle8 nur blinder Lärm war. Man macht ſich am für zern und längern Lage ein Vergnügen daraus, etwas zu erben. fen und zu übertreiben . Wie können aber ohne Wahrhaftigkeit fene Tugenden beſtehen , die man Reblichkeit, Aufrichtigkeit, Treue nennt ? Das liebe Intereſſe wird zwar Den Handlungen mancher

Die gewöhnliche Begleiterin eine8 bigotten, abergläubiſchen, von

ftopfte und anzündete, hat einen unwiderſtehlichen Reiz für den Jeruſalemer, daß er barüber Arbeit und Pflicht hunbertfältig bers gißt.. Männer , Weiber und Kinder lagern ſich oft ben ganzen Tag unter grünen Bäumen und raudhen ihre Pfeifen , und find entzüdt beim ſüßen Nichtsthun . Arbeitern muß man bisweilen mehr ober minder gute Worte geben, wenn ſie bleiben ſollen . Wegen der Liebe

zum Müßiggange hauptſächlich find reiche Leute an dieſem Wall fahrtsorte ſo ſelten. Bei der Verweichlichung, welche die meis ften Bewohner entnervt , darf man auch keine Herzhaftigkeit ſuchen ; zumal unter den Juden gibt es die feigſten Memmen von der Welt und ſelten einen Tapfern.

Geſchlechtliche Verirrungen zwiſchen Männern und Frauen ſcheinen nicht oft vorzufommen , and faſt nur auf die öſterliche Zeit verſpart zu werden, da die Pilgermenge eine Nacht in dem

Grabegtempel zubringt , und die Eingebornen, ſo Mohamme daner als Chriſten , die Dunkelheit wie es heißt benußen, um der paphiſchen Göttin zu opfern . Mädchen , die ſich mit einem Jünglinge oder Manne vergeben, dürften äußerſt wenige feyn. Es iſt möglich, daß in der neueſten Zeit Frembe , welche Geld verwerfen fonnten, von einem Dolmetſcher in ein Haus geführt wurden, um Grinnerungen von Jeruſalem mitzunehmen, welche

die fittliche Welt mißbilligt. Sobald es übrigens häufiger ges ſchähe und ein wenig Aufſehen erregte, ſo würde der Fluch der Verachtung, zumal von Seite der Moslems, auf ein ſolches

Haud fallen . Die öffentliche Meinung aller Religionsbekenner

wosos

398

ift in dieſem Punkte ungemein ftreng , ein faft fchneibenbet

Schwert, vor dem auch der Lodere oder die lodere Furcht haben, und das zum minbeften nöthigt, unerlaubte Verbindungen vor Aug und Dhr anderer gleichſam burch Sauberfunft zu

1

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und Freudenmäbchen Interſchlupf, für welche Gewerbe, um die

Gunſt der Reichen und Mächtigen zu erhalten , dieſen eine jähr liche Abgabe entrichtet ward. '

verbergen. Dafür überläßt man fich aber, wie im Morgenlande überhaupt, noch weit ftrafbarern Ausſchweifungen, und fam in frühern Jahrhunderten aus dem Abendlande ein junger, ſchöner Pilger nach Jeruſalem , fo mar er ein Gegenſtand der Begehrs

Deftandtheile der Bevölkerung Vord- Schottlands.

lichkeit für die Männer des Drients, ſo daß die Walbrüber eß

Nod auf allen Weftinſeln ift der Aberglaube ftarf, wie auf den nordfriftſchen Eilanden, denn an allen biefen Drten hat

für gerathen hielten, ihm einen möglichſt häßlichen Anſtrich zu

geben. 30 greife nicht ins hohe Alterthum zurüd, um die Beweiſe beizubringen, daß die Sinnlichkeit weit ſchamloſer hers vortrat als heutzutage. Zur Zeit der oftrömiſchen Kaiſer, zu einer Zeit , da ein Heiliger nach dem andern fich unſterblich machte, trieben fich in Jeruſalem Luftbirnen herum.

A18 die

,

Kreuzfahrer da herrſchten , riflen fie die Schranken der Süchtige feit mit erſtaunlicher Frechheit nieder. Der erſte fränkiſche Pas triardy, des Namens Hernaldus, war der Sohn eines Prieſters und führte ein wüfte Leben ;? Der Patriarch Seraflius ftand

in vertrautem Umgange mit ber leichtſinnigen Paſcha von Mis veri, ber Ehefrau eines Spezereibändler8 zu Neapolis, welche er nach dem Tode ihres Mannes ſelbſt gen Jeruſalem fommen ließ, und der er hier ein ſtattliches aus einrichtete.

Dat Volt

nannte fte nicht anders als die Frau Patriarchin ; Dag Keb8 weib gab dem oberſten Prälaten Jeruſalem auch Kinder. Wie die Prieſter, ſo war das Volf zur Zeit der Kreuz

zügler. Man brach die Ehe und ſchwelgte in Borbellen.

Ab-

trünnige Mönche unb Nonnen, öffentliche Dirnen und Frauen, welche ihre Männer treulos verließen und Liebhabern nachhin gen, ſo wie Männer, welche fich von ihren Gattinnen trennten und mit andern Weibern herumſtreiften , ja ſolche Menſchen flohen ins Heilige Land, folche, welche wohl die Luft, nicht aber ihre Gefinnungen inberten. Sie konnten dort ihr frühered, unfittliche Leben um ſo dreifter fortführen , ale fle außer ben

Zweiter Abſchnitt. ( Fortſeßung .)

die Mode noch nicht die Poefte des Volkslebens überwältigt. Das Bolt in den Weftinſeln ift furchtſam Deo Nacht zu gehen, Denn fie glauben feſt an Geſpenſter ober nächtliche Weſen mans cherlei Art. Sind fte genöthigt Nacht zu geben, fo nehmen fie eine brennende Lorffobe in der Sand, und ſo fteht man fte

die Wege fommen mit der Pladernden Kohle in der Hand. Sie wachen Nachts bei ihren Todten , ſo lange die Leiche über der

bi

Erbe iſt, zwei oder drei Perſonen zugleich, denn fie legen den Sargbedel nie eher über die Leidye als etwa eine halbe Stunde por po der Beerdigung. Meift alle Weſtinſulaner glauben an

Träume. Man hört den Sarg vorher zunageln, wo weder Nä gel noch Sarg iſt, hört Leute gehen und fommen , wo im Aus genblic kein wirklicher Menſch ift ; man hört oft wunderbare Stimmen der Vorbebeutung , fteht lange vorher, was lange hers nach gerade ſo eintrifft; einige ſehen aus der Geftaltung der Luft das Schickſal gemiffer Lantsleute, &. B. Fiſcher, die dens ſelben Tag auf der See find, man glaubt an Zauberei und an Wunderbänder gegen Zauberfünfte, auch an Erſcheinungen oder Wiedergehen gewiſſer Geſtorbenen , die feine Ruhe im Grabe haben , man fteht bei nächtlicher Weile Leichen den Kirchweg fommen u . ſ. w . Der Aberglaube der Hebriden hat die aufs fallendſte Aehnlichkeit mit dem nordfriſtichen , mit feinem andern ſo viel Aehnlichfeit.

Die größte Rolle ſpielt in den Hebriden das Second Sight, Glauben Sie an Second

Augen der Befannten und Verwandten, alle Scham und alle

welche & ganz unſer nordfrifiſches ift.

Ehrfurcht vor Gott und den Menſchen ablegten .

Die leichte

Sight ? fragte ich meinen galiſchen Führer in South Uiſt. Es

Gelegenheit zum Entfliehen und das Ungeſtraftbleiben der Ver. brechen erſchlaffte pollenbe bie Zügel der Ehrbarfeit ; die Gotte

gibt ſo etwas, antwortete er, aber die Geiſtlichkeit iſt nicht ſehr Dafür. In North Uiſt feierte das Volk früber Michaelis wie

loſen flüchteten fich nach einer Unthat zu den Saracenen, oder

einen Feiertag . An dieſem Tage jagten fte auf ihren Pferden

entfamenaufeinem Schiffe in eine Inſeldes mitteländiſchen zuEhrenSbine;.fte nennen dieſen ihrenVerſammlungsort, Meeres, oder entgingen ſonſt der Gerechtigkeit, indem fie bin der mitten im Lande liegt, den Dbin. Dann ſagen fte: Wir liefen in die überall zerſtreuten Klöſter der regulirten Geiftlich feit, wo daß verberbliche Privilegium des Schußrechtes die Nuch

lojen aufnahm. Einige blutbeſudelte Männer, in ihrem Vater lanbe ergriffen und zur Verftümmelung der Olieber und zum Strange perurtheilt, erwirften mit Bitte und Gelb die Begnas digung oder die Verwandlung der Todesſtrafe in eine Ver bannung nach dem Lande der Verheißung, wo fte dann ver blieben . Dieſe Begnabigten wurden folglich nicht auf Buße, ſondern unfreiwillig Bewohner deß Heiligen Landes, vermietheten Wohnungen zu übermäßigem Preiſe an die Pilger, übervors theilten die harmloſen Fremden auf jegliche Art und Weiſe, ers

preßten von ihnen Geld in ungebührlichem Verkehr , und ſo frifteten fte das Daſeyn durd Plünderung ihrer Gäfte. Aus Gewinnſucht gaben fte Räubern und Mördern, Würfelſpielern 1 Hieronymi epist. ad Paulinum . 2 Marinus_Sanutus, Liber Secretor. fidel. Crucis, in Bongars.

gehen nach dem Odin. Die Sitte hat ihre urſprüngliche Natur verloren, aber der Tag wird noch immer beobachtet. St. Bars Tag, der 25 Sept., ift auch ein Freudentag in Barra. Dann

reiten die jungen Leute mit jungen Mädchen, ihren Liebchen, hinter fich auf denſelbigen Pferden, und die Mädchen ſchenken ihren Geliebten Dann kleine, weiße, wilde Wurzeln, welche fie fich einige Tage vorher auf dem Felde geſucht haben. Drei Dinge in den Hebriden und Weſterinſeln wil ich nicht unerwähnt laſſen , ba fte in den nordfriftſchen Eilanden ganz dieſelben find. Das erſte iſt, daß nur die Frauenzimmer weben, nicht die Männer, und daß die Webftühle beiber Völfer fidh ſehr ähnlich find. Das zweite, daß die Rwern oder Ganda mühle in den Hebriden , die dort beſonders auf der Drtſeite des Landes in Gebrauch iſt, ganz die nordfrifiſche iſt. Die Galen

brauchen fte dann am meiſten , wenn Korn- und Waſſermangel eingetreten . Das dritte endlich iſt, daß man in den Hebriden

gesta Dei per Francos II . 3 , 6, 1 . Anderes in den Kreuzzügen von Milten ( 3, 2, 260) . Nach Andern hieß der erſte fränkiſche Patriarch

1 Der Kardinal Jakob de Vitri (Hierosolymitana Historia Dvaci 1597. Cap. 83) , der etwa zwanzig Jahre nach dem Untergange des fråna

Daybert.

kiſchen Königreiches ſchrieb.

.

399

sosono

and Weſterinſeln noch immer mit den Händen anf bem Walfers brett walft, nicht mit den Füßen, und daß Frauenzimmer dieſes thun. Beides ift noch gerade ſo auf den nordfriftiden Gilans den . 30 bin überzeugt, daß Nordfriſen Den Webſtuhl, die

Dr. Mac Leod of Balelone iſt ein geſchidter Arzt und zugleich

Bandmühle unb bas Walferbrett nach jenen Inſeln weſtlich von

fernte St. Kilda, wo ein norbgermaniſchel, faft unvermiſchtes,

Schottland gebracht haben . Auch die Art und Weiſe in Long

ganz unverfälſchtes, meiſt blauäugiges und helhaarige Geſchlecht wohnt. Die Menſchen dieſer einſamen Inſel ſprechen galiſch,

geland, die Seehunde zu fangen und zu ſchlagen, iſt ganz bie norbfriftiche. Endlich war die alte Weibertracht auf den He . briden die alte nordfriftiche, die erft in unſerm Sabrhundert

außer Gebrauch gefommen.

Den Plaid ober das Dberwams,

welches ringe herum gefaltet war, umgab an den Hüften ein lederner Gürtel, worin mehrere Silberſtüde wie eine Rette ver flochten waren. Das Untertheil des Gürteld hatte eine 8 zou lange und 3 Zoll breite Platte, an welcher eigenthümliche Fis guren eingegraben , und deren Ende mit feinen Steinen oder auch Stüdlein von rother Koralle verziert war. An dieſem Kleidungsſtüc trugen die Frauenzimmer ſcharlachrothe Aermel, welche unten an den Händen geſchloſſen und mit einer Golds borte umfäumt waren ; die Aermelknöpfe waren mit hübſchen

Gutébeftger, er wohnt zu Balelone an einem ſehr angenehmen

Orte in der Nähe der See an hohen Feldbergen. Von Bales lone aus fleht man an hellen Lagen das etwa 22 Miles ents

find proteſtantiſcher Religion, hangen ſehr feft an ihren alten

Sitten , laſſen nicht von ihrem Volfeglauben, find glüdlich in ihrer Ginfalt, glüdlich bei ihrem gefährlichen Broberwerb, fine gen bei ihrem Lagewerk ihre alten , ländlichen Lieber und läuge nen bas Daſeyn Dunfler Zauberkünfte und nächtlicher Geſpens

fter nicht. Dr. Mac Leobe Familie iſt eine ächte norbgermanis iche, fte regen alle eine Ehre darein von unſern Ländern abges ſtammt zu feyn , und ihre ſchöne Geſtalt, Züge und Farbe zeis gen Deutlich genug ihren Urſprung an. Es waren vier Töchter

ba, alle groß und ſtark und wohlgebaut, angenehm und freunde lich im Umgang, natürlich und unverdorben .

Die Mutter, die

in Sfye geboren iſt, ſchien viel zu jung zu ſeyn , um ſolche

Steinchen beſeßt. Das Kopffleib war ein feines leinene8 Tuch, welches den Kopf eng umſchloß und hinten lang herabhing. Das weiße Kopftuch warb noch unlängft in Nes auf Lewis ges tragen , und zwar eben ſo wie es bei den Friſen Sitte ift.

Töchter zu haben ; die älteſte derſelben, Julia, ſpielte manche ächte hebridiſche Lieder auf dem Clavier, und durch fte erfuhr

Auch die weiße Schürze war neben ſcharlachrothen Hermeln und

beſonders von der Langen Inſel.

dem weiblichen Gürtel, gerade mie in Nordfrieland , einſt in

ſchöne Volkêmelodien , alb z. B. das Hochzeitslieb Cha Nighna

Nee in Gebrauch, ſo wie das Frauenwame mit einer Reihe

ich, daß manche Lieder, die man in Edinburgh hodhländiſche

nennt, urſprünglich von den Weſterinſeln und Hebriden ftammen , Auch in St. Kilda gibt es

Haar und die furzen Hoſen der Männer kommen jeßt aus der

( ſpridh cha njüghna) ne gillen etc. (d. h. no wonder then the lads etc.). Die Muftf iſt ſehr aufregend, gehaltreid, voll von Gemüth und in ihrer wilden Natürlichkeit acht inſulariſch .

Weiſe ; aud der hohe Wudh8 nimmt ab mit der veränderten

Gin anderes hebribiſche Lieb , welche Zulia ac Leob ſpielte

Lebendart nnd vermehrten Armuth.

und des, Ein em

Knöpfe bis an den Hals hinauf.

Das lang herabhangende Die ftarfe Bruſt hat fich

noch bis jeßt recht wohl erhalten. Die Bevölferung von South Uiſt unb Barra in den Hes

briden iſt im allgemeinen dunfler und nicht ſo gut ausſehend, wie in North Uiſt, wo die Mehrzahl der Bewohner bei ihrer galiſchen Bunge ein germaniſches Aeußeres hat.

Der Geift ift

mit dem Körper eng verbunden ; der proteſtantiſche Geift ift bem norbgermaniſchen Geſchlecht von jeher eigen geweſen, Papiếm

dem ſchwarzfarbigen, Defſen Augen und Stirn zurüdfinken und Die Verſchloſſenheit der Seele verkünden . Das ächtgermaniſche Auge iſt prominent oder hervortretend , rie Die Stirn , unb

Deutet wie dieſe auf Dffenheit und Freiheit im Innern und Liebe zum Licht. Gerade in denjenigen Theilen der Langen Inſel, wo der Mann der Sünde (the man of sin) mit Roms

Lehre die armen Menſchen beherrſcht, da iſt das Geſchlecht håfia

lich unb finſteräugig, Dunkelhaarig und ſchmußig, es iſt ganz verſchieben von dem in der Inſel North Uiſt. Es gibt etwa vier Urſachen Des herrſchenden Papi&mu8 in Barra, South Uift

fang, iſt Fhir a bhate ( ſprich ir e vate), ein ſehr klagen kleine Lieb, welches den Hebriben eigenthümlich angehört. anderes, nämlich Thog am bhate a ne suell ( ſprich hok bata ne schuhl), D. h. das Boot hißte ſeine Segel, iſt

ein ächte8 Sanct Kilda Lied. Dieſe und viele andere Eiland geſänge find noch immer im Munde des Landvolke in den Wes

fterinſeln und Hebriden . Mr. Mac . Gledan zu Milton in South Uiſt, iſt vor einis gen Jahren Bachter von St. Kilda geweſen. Er erzählte mir, bie Einwohnerzahl St. Kilda's belaufe fich auf etwa 100. Von 700, zuweilen 1500 Fuß hohen unb fteilen Felſen werden die

Vogelfänger an Seilen herabgelaſſen , und die Natur ſelbſt hat auch hie und da die klippenwände ſo gebildet, daß man mit eigener Hülfe hinanflimmen fann . In Shetland und auch auf Flambro Seab wird der Vogelfang , den ich hier mitangeſehen , auf gleiche Art betrieben, aber auf St. Kilda ift er am gefährlichften ; er ſtammt aus Norwegen. Das Eiland

St. Kilda,“ ſagt Martin, der von Skye aus, wo er wohnte, vor

unb Benbecula : 1 ) bie urſprüngliche Verſchiebenheit der Volf8s

ungefähr 150 Jahren eine Reiſe nach allen Weſterinſeln machte

race, 2) Der Umſtand, daß die Gut& befißer ſtets römiſch fathos liſch geweſen find, 3) Der in päpſtlichen Ländern gewöhnliche

inſeln ,“ liegt 18 League8 von North Uift, ift 2 Miles lang und

Mangel an Erziehung, 4) die Lauheit der proteftantiſchen Geift lichkeit.

1 Mile breit, ringdum ift fteiler Fels, ausgenommen die Sübs oftipiße, wo fich bie als Kafen für Schiffe nicht zugängliche Bucht

Am 25 Julius gegen Abend fab ich von dem Hauſe des Dr. Macleod of Balelone in North Lift auß zum

poetiſches Lalent und verfertigen angenehm unterhaltende Verſe

erſtenmal die wunderbaren und merkwürdigen Felſeninſeln Hirtha ober St. Kilda, zwei ſehr hohe Berge. Der ſübe liche Theil dieſer fernften Rüfte Schottlands ftellte ich ſo bar und der nördliche To

und auch in St. Kilda war, in ſeiner Beſchreibung der Wefter

findet; an 200 Einwohner find hier ; beiberlei Geſchlechter haben und Lieber in ihrer eigenen Sprache. Sie find ſehr gaſtfret und liebreich gegen Frembe und gegen ihre Armen, dwören und ſtehlen nie, mißbrauchen nie den Namen Gotte8, find frei von Ehebruch und Kurerei und jenen andern Unfittlichkeiten, die allenthalben fonftwo herrſchen. Im Felſenklettern übertreffen fle

ale welche ich noch jemals fah, fte holen Eier unb Seevögel in

400

wo

soon

großer Menge von den Klippen, fie zeichnen fich aus durch ihren

weiſe ganz freifinnig, in ihren politiſchen Abhandlungen um ein weniger

Muth und Herzhaftigkeit, ihre Gewandtheit im Klimmen und

vielleicht heftiger als die gelaſſenere und philoſophiſche Patria. Heraud geber ift ein junger Prieſter Namens Atto Vanucci. Sie wurde geleitet und beinahe ganz geſchrieben von La Farina , einem durch verſchiedene hiſtoriſche Compilationen wohlbefannten Sicilianer einem Schriftſteller von großer Leichtigkeit der Style und einiger Beredſamfeit, der aber nicht ſehr tief ift. &r ift fürzlich in ſein Vaterland zurüdgefehrt . Zuz

ihre große Liebe zu ihren Frauen und Kindern.“

Der Hauptort in den Hebriden iſt, ſeitdem bie Seafort'ſche Familie vor faum Drittehalb Jahrhunderten mit Gewalt in den

Befig der Landestheile des uralten Klang Mac Leod gekommen, Stornuay oder Stornaway in der Lenis.

Die Bucht von Stors

naway iſt groß und ſchon nnb ein ſehr ficherer Anferplaß für Seeſchiffe, aber e8 ift fein Leben und Handel ba,

die Straßen

find voll von Menſchen , und alles Geſchäft liegt ftil. Die Men ſchen find lange nicht betriebſam genug, fte ſcheinen wenig Un ternehmunge- und Erfindung geift zu haben, begnügen fich mit trodnem Brod und figen ſtil in ihren Häuſern, wie das faft überall im Lanbe in Harris und Lewis der Fall iſt;

fte find,

was ich ſelbſt erfahren , erſchredlich neugierig und aufmerkſam auf den Frembling. Das ärmſte land in der Langen Inſel iſt Harris, und der Boden von Lewis ift im Durchſchnitt ebenfalls ſchlecht. Ich weiß nicht, warum die germaniſchen Seehelden mit ihren ſogenannten Königen ſo viel für den Beſit dieſer Inſeln haben thun mögen , wo Steine und Torf der größte Reich thum find.

gleich iſt die Alba ein Blatt von volfsthümlicherem Charakter als ihre Nebenbuhlerin , die Patria. Sie wird von jüngeren Männern geſchrie: ben und trägt dieß auch außerlich zur Sdau. Sie hat fich nie geſcheut unauthentiſchen und zweifelhaften Nachrichten Glauben zu ſchenken und fte zu verbreiten, und hat fich demgemäß oft in die Nothwendigkeit vera reßt ihren Behauptungen folgenden Tag zu widerſpreden.

Die Gazzetta di Firenze , bas dritte unſerer Tagesblåtter, if das amtliche Organ der Regierung. Von dem Herausgeber Pedani läßt fich wenig ſagen. Er wird unterſtüßt von dem Abbate Caſali aus

San Marino, einem freiſinnigen Mann und guten Schriftſteller. Die Riviſta fommt wöchentlich zweimal heraus.

Sie wird durd

eine aus fünf jungen Männern beſtehende Junta geleitet und vertritt

diejenige politiſche Richtung, welche die Franzoſen die ,,Äußerſte linge nennen. Gempini , Sohn des Miniſterø , iſt einer ihrer Herausgeber. .

Sie wird feineswegs ohne Talent redigirt , allein im Vergleich mit der Patria oder der Alba iſt ſie ohne allen Einfluß .

(Fortſeßung folgt.)

Der Müdkauf der Eiſenbahnen in Frankreich. 68 bedurfte einer Revolution , um der Anſicht, daß der Staat noth: wendig im Beſiß der Eiſenbahnen ſeyn müſſe, das Uebergewicht zu ſchaffen . Endlich iſt der Finanzminiſter, Garnier Pagès, nadidem die Regierung auf eine gewaltſame Weiſe fich zweier Bahnen bemächtigt hat: te, mit dem ganzen Plan vorgetreten in einer Verſammlung am 12 April,

Das Giornale Militare , ein Wochenblatt, iſt wad ſein Titel beſagt. In ſeinen politiſchen Abhandlungen ift es freifinnig. Dasſelbe läßt fich von dem Coin mercio und dem Avvenire , zwei alter Blättern, ſagen, von denen leßtered gewöhnlich Bicoglitore genannt wurde, bis neue Zeiten es daran erinnerten daß es , nach dem Grunds

faße „ tempora mutantur et nos mutamur in illis,“ ſeinen Namen ändern müſſe.

Das Giornaletto per Popolani und der Popolano find

habe , das Eigenthum und die Ausbeutung der Eiſenbahnen in ihre

zwei fleine Wochenblätter , zu ſehr niedrigem Preiſe und ausſchließlich für das Volf beſtimmt, jedoch von ſehr verſchiedenem Gepräge. Lega teres bemüht ſich ſein Publicum burch oft verwerflichen , ſelten nüblichen Stoff zu unterhalten und anzuziehen. Es iſt augenſcheinlich mehr eine

Hände zu nehmen. Eine ſolche Erklärung von Seite des faſt allmach tigen Miniſters einer proviſoriſchen Regierung iſt ein Befehl, gegen den

Handeløſpeculation, und zwar, wie ich glauben möchte, keine erfolgreiche. Das Giornaletto per popolani andererſeits, ißt dem Zwede

kaum eine Appellation ſtattfindet, dennoch ſträubten ſich mehrere Bahnen

worüber das Journal des cheming de Fer vom 15ten Bericht erſtattet. Der Miniſter zeigte ohne Umſchweiſe an, daß die Negierung die Abſicht

Ende darauf hinausfommen, nicht die jeßige unmäßige Entwerthung zum

der Belehrung und Erziehung ſowohl als der Unterhaltung ſeiner den untern Standen angehörigen Leſer vortrefflich und geſchidt angepaßt. Der Name ſeines Herausgebers Signor Thouar , der durch ſeine man nichfaltigen und ausbauernden Anſtrengungen in der Sache der Volfo erziehung in Toscana ſchon lange rühmlich befannt iſt, bietet eine genü: gende Bürgſchaft für Zwed und Ziel ſeines Werfs. Es freut mich als weitern Beleg für die Gefinnung der Florentiner beifügen zu können, daß die Verbreitung dieſes Blattes weit größer iſt als die ſeines minder

Maaßſtab anzunehmen, ſondern die wirklich gemachten Auslagen, dieſe mit

lobenswürdigen Nebenbuhlers .

fünf oder vierprocentigen Papieren al Pari zu bezahlen, wobei die meis filen Actienbeſißer noch einen nahmhaften Gewinn machen, und endlich die Actionare zu nöthigen bis zu einem gewiſſen Grad für die Herbei: ſchaffung der Gelder zu dem noch übrigen Bau zu ſorgen . Dadurch

nifer der Kathedrale, mit Namen Silveſtri, iſt unſer einziges rüdſchrei

durch ihre Abgeordneten gegen dieſe Erpropriation , wogegen der Mini fter eine entſcheidende Gegenbemerfung machte, nämlich wenn die Giſen :

bahnen nicht mit ihm unterhandelten, ſo müßten ſie mit der Nationals verſammlung unterhandeln und dieſe würde ihnen noch ſchlimmere Bedins gungen machen als er. Verſchiedene Arten der Uebertragung der Eiſen bahnen an den Staat wurden vorgeſchlagen , man wird aber wohl am

würden in kurzem mehrere hundert Millionen

die Caſſen der Regie

rung fließen ; es iſt nur zu bedauern , daß es nicht früher geſdjah. Tauſende von Capitaliſten , die jeßt am Rande des Verderbens ſtehen , würden dadurch bei Zeiten fich beſonnen haben, daß ihr Wohl und Wehe

mit dem des Staats zuſammenhängt, und daß fie ſich nicht feige zurüd ziehen dürfen. Indeß noch iſt es nicht zu ſpät um vieles zu erreichen, und Garnier Pagès iſt wohl der Mann, um die Einleitung zu treffen.

Die Florentiner Beitungen. (Schluß .)

Die Alba iſt ein vortreffliches, mit großem Talent abgefaßtes Blatt,

voll Geiſt und Kraft in der Schreibart, und durch ehrenhafte Freimüthig teit und Enidt anſtoßende Rühnheit gefennzeichnet. Sie iſt natürlicher:

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Endlich der Filo cattolico ,

herausgegeben von einem Cano

tended oder, wie wir hier ſagen, obſcurantiſtiſches Journal. Bis faft zum gegenwärtigen Augenblic habe ich von ſeiner Eriftenz nichts ge

wußt , und wie ich glaube geht es der großen Mafle der Florentiner faft eben ſo.

Außer dieſen in der Hauptſtadt erſcheinenden Blättern fommen in Toscana ferner heraus : der Corriere livorneſe in Livorno , 31 Popolo in Siena , und l'Italia in Piſa , lauter freifinnige und

gut unterſtüßte Blätter. Leßteres , unter der Leitung der Profeſſoren Montanelli und Marco Tabarini dreimal wöchentlich erſcheinend, verdient

Beachtung, weil es das Organ derjenigen Partei iſt, die man die firch lich:freiſinnige nennen fann . Es vertritt die Anficht derjenigen welche die gegenwärtige Bewegung in Italien weſentlich zu einer religiöſen ſowohl als zu einer politiſchen zu inachen wünſchen und welche den . freiſinnigen Papſt und die Kirche, die fie in Betreff ihrer zeitlichen Sympathien liberaliſtrt zu ſehen hoffen , als Führer und Leiter italieni fchen Fortſchritte und italieniſcher Sittigung betrachten.

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. uN ". 101 .

27 April 1848 .

lichſt an den Wagen zu geleiten , wenn allenfalls nicht die Schultern des Volfe das Glück haben , ihn im Triumphe zu

Louis Blanc. Die Zeit iſt ießt noch nicht gefommen ,

um über dieſen

Mann zu richten, der wohl mehr von einem Enthuſiaſten und Jbeologen, als von einem abgefeimten Politifer an ſich hat. Wir theilen hier vorerſt nur eine Skizze von ihm aus einem Artikel eines franzöftſchen Blatts, der Revue des deur montes, , mit, welcher mit treffendem Humor geſchrieben iſt, und alſo lautet : „ Wir verheimlichen es uns nicht, der jebige Zuſtand mit ſeinen Schmerzen und Gefahren trägt den Stempel des pedana

tiſchen und gewaltthätigen Erperimentirens an fich, das man bei une applicirt. Wir gleichen einigermaßen dem Ihon bed Töpfere ; der Töpfer, ber uns fneten wil, ift überzeugt, daß wir ihm

dafür großen Dank ſchuldig find, weil er einwilligt aus dieſem elenden Rohſtoff, der wir find, das ſchöne Meiſterwerk zu bil. den , das ſein Genie auégedacht hat.

Dieſer erhabene Hand-

werker, der erſte Arbeiter Frankreichs , iſt Hr. Louis Blanc.

tragen .

Man hat dieſe dönen Sachen , die mit ſo großer Feierlich

feit ausgeſprochen worden , ziemlich allgemein gerichtet, die Ar beiter ſelbſt haben nicht die mindeſte Sympathie für die Gleich heit des Taglohns, unb der Bußſchemel · ſchien einen ſehr ge ringen Eindruck auf ſie zu machen , weil die meiſten die Schule des gegenſeitigen Unterrichts längſt verlaſſen haben . Was die Aufſtellung eines mit dem Bedürfniß im Verhältniß ftehenden Verbrauch betrifft, jo behalten wir unſere Anſicht in aller Des muth vor, bis Hr. Louis Blanc Definitiv den Werthmeffer feft

geſtellt hat, und dann auch den Maaßſtab des Bedürfniſſes bes ſtimmen wird. Das iſt gewiß eine neue Aufgabe, die nicht gar leidt zu löſen ſeyn mird . "

Man fieht hieraus , vernünftige Leute behandeln Hrn. Louis Blanc, oder Chou Blanc, wie man ihn ſpottweiſe nennt, als

Wir wollen nicht eingehen auf die Reden , die von Zeit zu Zeit

einen Narren , aber er iſt mitunter durch den Einfluß, Den er

aus der ziemlich prachtvollen Wohnung hervorgeben , in der ihn

auf die Regierung übt, ein gefährlicher Narr, und es fragt ſich, was alles noch vorgehen muß, bis die Menge zu der Beſinnung

die Nationalbankbarkeit zum voraus einlogirt hat .

Die Drakel

find etwas lang , ganz gegen ihre ſonſtige Art, dagegen haben fie das Verdienſt für alle Welt nur allzu klar zu ſeyn, ein Ver dienft freilich, defien der Nebner gern entrathen würde.

Wer

fich auf den Dreifuß feßt, darf nicht ſo einfache Dinge ſagen, daß niemand fie hören will, ſo ſehr ſteht man augenbliclic , wie wenigfte taugen .

fommt und dem Narrenapoſtel die Thüre weist.

Befandtheile der Bevölkerung Hord-Schottlands. Zweiter Abſchnitt.

Niemand als Herr Louis Blanc iſt

gegenwärtig überzeugt , daß dieß Wenige viel heißen will. Herr Louis Blanc verſchließt fich in dem philoſophiſchen Glüd ſeine Departemente und genießt es mit einer anmuthsvollen Verachtung gegen jeden, der ſeine ſelige Zufriedenheit nicht theilt. Herr von Lamartine bat bie ganze Mühſal Europa'8

( Fortießung.)

Von allen Theilen der Lewis her ſah ich an verſchiedenen

Tagen Schaaren Volfs den lieben langen Tag um Seafortha

Diſtilirfabrik zu Stornaway herumliegen , welche auf den Broden bom Tiſche des Reichen warteten ; da hatte ich Gelegenheit, das Aeußere Des Volfs dieſer Inſel zu beobachten .

Das Volf von

auf fich, er muß dem Marſch der Armeen,den Aufftänden der Lewis, die Bewohner der Nordipiße Neß ausgenommen, iſt meh Völfer , den Unterrebunge der Diplomat folgen. Hr. Lebr renth unanſ Züge und ohne Ausb und Friſc 1

eils

ehnlich

ruck

he; bie

u en n Rolin iſt oft genug burch ſeine Commiſſäre in Verlegenheit geſept, Garnier Pagès arbeitet mit einer ſeine Kräfte aufreis benden Aufopferung Jag und Nacht, um einen Tag und Nacht ausgeleerten Schaß zu füllen . Hr. Louis Blanc hat allein das

weil in ſehr vielen eigentlich gar keine ift, ihr Blid zurüctres

Recht, nach den Sternen aufzubliden , und wenn er wieder auf die Erbe herabfteigt, findet er eine Zuhörerſchaft, die ganz bes

tend und ben feltiſchen Charafter anbeutend, ihre Naſe aus Drucelos und unförmlich ; bas iſt die feltiſche Naſe, die klein

reit iſt zu flatſchen . Er unterhält dieſe Zuhörerſchaft von feia nen Feinden und ſeiner Geſundheit, er ſchmeichelt ihr nicht, er

und faſt bogenförmig iſt, ſo daß die Spiße nach oben geht ; bass felbe Geſchlecht iſt durchweg in Skye, ſo viele ale von dem Lands

dieſer Lanbleute find eher häßlich , ihr Geficht bumm, ihre Hauts

farbe gelblich, ihre Augen ſehr oft unbedeutend und entweder grau oder ſchwärzlich,

oder ich weiß nicht von welcher Farbe,

erklärt ihr nur, daß er fte bewundere , und er hat die Beſcheidenheit, dieß nicht auch für fich zu fordern . Berlorne Mühe ! Die Bes wunderung entzüdt alle bie , welche ihn hören, und wenn ſeine Reben geenbet find, fann man nie fich enthalten ihn freunds

1 Poteau de pénitence ; nach den ſocialiſtiſchen Unſichten louis Blancs und anderer ſollen diejenigen Arbeiter, welche nicht gleich angeſtrengt wie die arbeiten, mit Strafen, welche benen in der Schule gleichen, belegt andern werden .

402 volt urſprüngliche Bewohner fin , deren Statur" flein oder höcha ftens mittelmäßig ift. Dieſe urſprüngliche feltiſche Race iſt lebs

Worte mit Unwiden beſtrafte.. Ein großes Feuer brannte in der ungefähr 10 Fuß langen , unterirdiſchen Wohnung. Die

108, faul, geift- und erfindungelos, fie halten ſich für glüdlich

Frau lebte hier mit ihrem Rinde ſeit einigen Wochen von

bei Kartoffeln und glauben reich zu ſeyn bei Whisky und Bafers

afermehl und Mild, unb hütete die kleinen , magern Kühe.

fie find geſchmacl08 und fühlen nicht von den höheren

Sie gab mir gern von der beſten Milch, Soß kein Waſſer das zwiſchen und erwartete für die Gabe nichte. Während ich tranf,

brob,

Annehmlichkeiten des Lebens, ſteben gern ſtundenlang an den Ecken und Thüren ihrer elenden Hütten mit lebigen Händen,

ahnen und fühlen nichts von dem was aus dem freien , klaren, himmelfarbigen und ehrlichen Auge de germaniſchen Geſchlechte Boden und Luft haben allerdings einigen Einfluß auf blidt .

faß fie auf einem Stein und arbeitete in Wole, mein Siß aber war der Erdboden, worüber fte ſorgfältig ihr Tuch hins gebreitet hatte. Sie fdien fich zu freuen von einem Menſchen

des germaniſchen Geſchlechts find wahrlich nicht dem ebenen Bo den zuzuſdreiben, wo der Germanen urſprünglichſte Heimath ift.

beſucht zu werden. Auf dieſen Bergpfaden und Moorwegen von Harris, welche übrigens reber Pfade nod Wege find , fteht man bald das Meer mit großen Buchten , bald die höchſten Berggipfel vou von ſchroffen und grauen Abhängen , bald Klüfte und Schluchten , wo nie ein Menſd gerrefen , balb mehr als 40 Fuß tiefe Moors ebenen , die feit der Weltbildung aufwuchſen und die Seiten der

Viele glauben irrig , daß aus der Vermiſchung verſchiedener Ges

Gebirge begruben, balb ungeheure Feldblöcke, welche bloß auf

ſchlechter und Racen das Schönſte und Größte hervorgehe, ein

den Häuptern und Wänden der höchſten Berge liegen, die man

das Aeußere und Innere des Menſchen , man glaube aber nicht,

daß die Schönheit des Körpers von Luft und Boden abhängt, fte hat einen tieferen Grund , der in dem Geſchlecht Der Völfer liegt.

Die ſchönen Aenfel, Augen, Angeficht, Form und Farbe

folder Glaube wiberftreitet der Geſchichte und Erfahrung.

Die

vergebens fragt, mer fie an dieſen Plat gewälzt hat ; aber keis

größte Kraft zu folgenreichen Thaten liegt ſtets in der Reinheit des Geſchlechts ; je mehr die Welt ſich vermiſchen wird, deſto

nen einzigen Baum fteht man ſeit der längſt vergeſſenen Zeit, als die Feinde aus Lochlin , wie die Sage meint, alle Baum wurzeln und Stämme in den Wäldern der Weſterinſeln und des fdyottiſchen Feſtlanded abbrannten , um die Unterwerfung der

ohnmächtiger wird ffe werden . Martine Irtheil über die Lewisleute lautet andere , vielleicht

hat er die Neßbewohner , welche ganz veridietenen Urſprunges finb, im Sinn gehabt. Er ſagt: „ Die Bewohner dieſer Inſel find wohl proportionirt, frei von allen körperlichen Mängeln und von guter Natur, ihre Haarfarbe iſt gewöhnlich eine hells

braune oder rothe, nur bei wenigen ſchwarz, ſie haben einen

Bewohner zu beſchleunigen, feinen Vogel irgend einer Art, fein Kornfeld, feine Wieſe, fein Dörfchen, fein Häuschen , feine eins zige Ruine Des Alterthums, denn @roberer ſowohl ale Einſiedler

ſcheinen fern von dieſen Orten geblieben zu ſeyn ; die einzigen

geſunden und ſtarken Körper und gemeiniglich eine fanguiniſde

Stimmen, die man hört, ſind der Wind , der Regen und der Donner, der Waſſerfall und ber herabſtürzenbe Fels, der ends

Conſtitution . Die Eingebornen ſind im allgemeinen genial und ſchnell von Faſſungsfraft, fte haben mechaniſches Talent, und

lich nach Jahrtauſenden auch fallen muß. Selbſt Dſian , die

boridiodona boiderlei Geſchlechts die Gabe der Dichtung , ſie lies

ben die Mufif ſehr unb find ſehr gaſtfreundlich ; man findet hier ſehr ſtarke unb tüchtige Seeleute .“ Harris in Long Island, D. i . in den eigentlichen Hebriden , iſt das unfruchtbarſte, wüſteſte und wildeſte Land von allen, wo

Sängerſtimmen des galiſchen Volfe, hört man hier nicht, denn ſein Siß ſind die Geſtade des Weltmeer8, wo man die Reiter der Wogen von Lochlin kommen ſieht, um mit Fingal, dem germaniſch)-feltiſchen Geſchlecht, zu ſtreiten . Mr8. Stewart Madenzie auf Braban Caſtle, in Roß, der die Lewis gehört, erzählte mir von den Neß-Leuten auf der

hier find die höchſten Felégebirge in der

Nordſpige, der nördlichſte Theil von Lewis ſey von einer ganz

Langen Inſel, außer dieſen armen , dürren Felemaſſen und Dorf mooren, die hoch hinauf an den Bergwänden, öfter bis nahe an

andern Race bewohnt, die dortigen Bewohner ſeyen ſtart ges baut, groß , blond und blauäugig; die hervortretenden Baden

mein Fuß geweſen ,

ben Gipfel reichen , gibt es in Harris faſt gar nichts mehr, man

froden an ihnen ſeyen ebenfalls ein unterſcheidendes Merkmal.

fiebt kaum einen Flec pflugbares Land.

Durch ſeine Empfehlung war ich zu dieſem au @ gezeichneten Volfsſtamm perſönlich eingeführt, und was ich über dieſe Leute aus eigener Auſdauung und Beobachtung ſagen fann , iſt Fol gende .

Als ich durch Harris

mit meinem Führer, der galiſch ſprach und wenig redete, auf 20 Miled weiten Mooren , bei ſtarfem Norboſtwind und ſtunden :

langem heftigem Regen den mühevollen Weg nach Lewiß ging, da fühlte ich mich mehr verwaiſet, ale irgend je, ſo verwaiſet, wie die Stimmen in Dfians Liedern ; der Regen ſchlug gegen die Feldwände, und der Wind ſaugte wehevol durch die langen Gräſer in der Wüſtenet, wo vielleicht nie vorher ein menſchlicher Fuß getreten , denn es iſt weber Weg noch Steg durch die Moore von Harris und Lewis. Keine Wirthåbäuſer find hier, nur hie und da, aber ſelten , eine einſame arme Schäferhütte, die für die kurzen Sommermonate gemacht iſt, und einer unters irbiſchen Höhle gleicht; ich froch in eine bieſer Höhlen , um meis nen Durſt zu ſtillen , mit den Füßen voran , Denn breiter war der Eingang nicht, während der falte Norboftregen mit großer Macht durch die offenen Moorwüſten ftrömte. Gine junge Firs tin ſaß drinnen es war gegen Abend und ihr Kindlein ſchlief ruhig in einer Ecke auf der bloßen, ſchwarzen Erbe, denn

es war noch nicht zu menſchlichen Elend erwacht. D , wenn es nie erwachte ! ſprach ich unbebachtſam zu der Mutter , die meine

Die Neß-Leute denk ich, ftud die ſchönſten in allen ſchottis iden Ländern ; die Männer find im Durchſanitt über 6 Fuß hoch und dabei ganz außerordentlich verhältniſmäßig gebaut.

Alles an ihnen iſt ftark, fernig , hervortretend ; Stirn , Augen, Schultern, Bruſt u. ſ. w. nicht ſo wie die kleine Keltenart, wo alles an der äußern Form zurüdtritt, wie ihr Geift. An einem

folchen Neßmann offenbart fich eine männliche Kraft und Schöns heit, wie man feßt ſelten mehr fteht; die Neßleute find dabei

die ehrlichſten und gutmüthigſten Menſchen von der Welt. Jes dermann in Stornaway glaubt und borgt ihnen auf ihr bloßes Wort.

Krämer in Stornaway, und dieſe müſſen ſolches wiſſen,

erzählten mir, die Neßleute ſeven die redlichſten in allen Weſters inſeln ; ich habe mit vielen Neßleuten verkehrt. Sie ſagten mir, ihre Vorväter ſeyen von Lodilin gefommen , wann, das wußten fte nicht. Der ſtarke Wuchs des blonden oder braunern Haars ,

das breite fräftige Angeſicht mit der hohen , wohlgeformten

403 Stirn, bem feſten Blick unb ben ehrlichen Zügen , ben ſtarfen Brauen, den großen, blauen , unſchuldigen Augen, der geſtrecten weſtgermaniſchen Naſe, die zu der Stirn in ſchönem Verhältniß ſteht, der mäßig gehobenen Backenfnochen , dem Mund mit Aue.

brud, den geſunden Zähnen, und dem Kinn ohne Fehl, die mächtigen Schultern, Arme und Hande, die breitgewölbte Bruft, die frafivollen Beine mit den muskulöſen Waden und den gefälligen Aenfeln, alle dieſe findet ſich an dem mafelloſen Nefs mann, der ſelbſt nichts von den großen Vorzügen ſeines Körs pers zu merken ſcheint. Und das find nicht Vorzüge eines einzigen oder einzelner, ſondern der meiſten Bewohner der Neß. Dieſer Landſtrich iſt der beſte und fruchtbarfte in Lewis, ungefäör 7 Miles lang und 9 Miles breit. Mit den andern Theia len der Inſel verglichen , welche hauptſächlich aus Mooren , Hai-

den nörblichen Hochlanden iſt durchweg groß gewachſen , unb ſehr häufig rothaarig und blauäugig , auch die bohen Badens

Enochen dieſer Leute zeigen ihren ſkandinaviſchen Urſprung an, fte find von den feltiſchen Einwohnern der benachbarten Diſtricte ganz verſchieden . Ganz in der Nähe iſt der Loch Duich, einer Der ſchönſten Seen in allen ſchottiſchen Hochlanden, mir ſchien er der ſchönſte von allen zu ſeyn . In vielen Gegenden der ſchottiſchen Hochlande haben Schäfer colonien die Stelle der vertriebenen Eingebornen eingenommen. Am 10 Auguſt ging ich mit meinem lieben Freunde Mac Grea

gor, der in Galſon in der Lewis wohnt, den 24 Miles langen Loch Mori in Roß hinauf, der Tag war ſchön und heiter, wie die Gegend ;

in dieſem See umber liegen viele Eilande, beren

merkwürdigſtes das Inſelchen Mari ift. Als wir am Nachmittag

den und fahlen Bergen beſtehen , iſt er fruchtbar zu nennen ,

inn innerſten Winkel des Sees landeten, trafen wir faſt keinen

und mehr als die Hälfte ift reine Geeſtland, wo guted Oras und Korn wächst.

einzigen eingebornen Hochländer an, nur Schäfer und Schafe, die hier Fremdlinge ſind ; wir erfulren alſo hier von hochlän diſcher Gaſtfreiheit und Dienſtfertigkeit nichts, denn dieſe neue Brut der Hochlande iſt nur auf Gewinn erpidit, ich glaube,

Es ift erfreulich , nach ſehr beſchwerlichen Lagreijen Durch Harris unb Lewis endlich das Land Neß mit ſeinen ſchönen Menſchen zu durchreiſen. Sie ſollen vormals noch größer und ftarfer geweſen ſeyn ; fte haben ſchon manches von ihrer Eigens thümlichkeit verloren, nachdem Armuth und die Uebel des Zeits

gebt ein Pfad ſüblich hinüber Durch die Berge nach der Land ſtraße, die zu Loch Carron führt, ich wählte aber den weiteren

alters auch hieher ihren Weg gefunden. Die Männer in Neß

Weg, um noch etwas länger bei Mr. Mac Gregor zu bleiben .

gehen noch jeßt in alter Tracht von eigengemachtem Wollens

Wir gingen nun nach Achnangult,

zeug, tragen kurze graue Hoſen und graue Strümpfe, und dice

landeinwärts, und übernachteten in dem ſehr guten Wirthshauſe, Adnanault liegt reichlich 6 Miles öſtlich von Achnaſin (ſprich

wollene, roth und grün geſtreifte Weſten , ebenfalls que eigens

gemachtem Zeug. Sie tragen in ihrem

größten Staat brei

Weſten ; die unterſte iſt eine übergeſchlagene mit Knöpfen von demſelben Zeug ; fie legen nämlich ein Stüd davon mehreremal zuſammen und geſtalten es ſo zu einem Knopf. Die zweite,

rothgeſtreifte Weſte hat nur eine Reihe blanker Knöpfe und hängt offen wie die Dritte, bie groß und weit gemacht iſt.

Sie

tragen lange Haar. Die Mäbchen haben ein gemeiniglid rothes Band um ihr Haar, ſo lange fie unverbeurathet find.

Neßleute find ſehr freundlich und dienftfertig.

Die

Ihre Fiſcher

find vertrauter mit der See als die andern auf den übrigen Weſterinſeln , find abgehärteter und ziehen mit größerer Kraft

ſie ließen ſich gern für eine bloße Antwort bezahlen. Von hier

reichlid 20 Miles weiter

Adynaſchien) ; in dieſem leşteren Drt wohnt bart an der Land ſtraße ein Schafagent, Mr. L., dem man es gleich anſieht, daß er fein Hodländer iſt. Das ganze Haus ſpricht engliſch, und Die Hausfrau iſt eine große, bice, böſe Frau ; fie hat ein rothes,

feiſtes, zorniges Geſicht, und ein enged, liebloſes Herz. Wir kamen ſpät Abends an dieſen Drt, und waren durſtig von dem vielen Gchen ; ich bat hier um einen Irunf Milch und erhielt Käſewaſſer oder Molfen , was man bei uns Friſen den Schweis nen gibt. Am folgenden Morgen fam ich allein dem Hauſe ber böſen Frau Schafagentin wieder vorbei und kriegte Luft, fie ein wenig zu necfen ; ich trat durch die Hausthür und bat um Feuer

an den Ruderſtangen. Die Bewohner von Neß haben ſehr viel

für meine Pfeife, die große wüſte Weibemaſſe wogte vor dem

äußere Aehnlichkeit mit den nordfriftſchen 3nſulanern , und aus mehrern Gründen könnte man dieſelben für eine nordfriſtiche

Heerb hin und her und gab eine ſchnöte Antwort. Ich ſeyen Sie ſo gütig, Madame, unb geben Sie mir einen Irunk friſche Mild ). Sie ( ohne aufzuſeben ): hier iſt feine Milch. Sch : ich

Golonie halten . Von Mr. Mac Gregor, der im Dienft der Lady Stewart

Mac Renzie iſt, und Mr Frazer zu Pferde begleitet, ritt idy nach der Nordſpige von Long 3&lant, welche die Butt of Levis

beißt, durch den Bezirk von Neß. Ich hatte ſchon in Storna way Gelegenheit gehabt manche Nebben ohner zu ſehen . Mein Freund Mr. Mac Gregor war ſo recht der Mann , mir die

eigentlichen Originale des Geſchlechts in Neß vorzuführen, und ale wir durch Dreby ritten, ſtand alles in den Thüren und blickte uns verwundert an .

Er rief und winkte nur, und jeder

Einzelne ſtand ſogleich da, um ſeine Perſon zu zeigen, und das geſchah auf offnem Wege ; auch die jungen Mädchen traten her zu, verneigten fich freundlichſt und begrüßten uns mit dem gas liſchen Gruß. Drei von den Mac Leobe ſah ich neben einander aufgeſtellt, fte ale waren ſtarke, hohe, ſchöngewachſene Leute von über 6 Fuß Länge. Von dieſen waren zwei Vater und Sohn,

bin durſtig ! 3ch ſehe, Madame, Sie haben brei ſchöne Kübe bicht beim Hauſe. Sie (faſt wüthend und mit zornigen Geber den ): ich habe Ihnen geſagt, feine Milch. 3ch (langſam) : nichts für einen Frembling, der einen langen Weg gegangen ? Sie : nichts ! Ich : Sie ſind ein teufliſches Weib, ich werde Sie in

meinem Tagebuch zeichnen . Sie (vor Wuth lächelnd ): If you please ! Jah (langſam und nachbrüdlich): wie heißen Sie, Ma daine ? If you please ! Und hierauf lief file aus der Küche mit ſonderbaren Bewegungen ; jeßt war ich kaum mehr ſicher und entfernte mich. ( Fortſeßung folgt. )

Ueber die Gebirgszüge und die deutſch - lombardiſchen Seitenthäler im Süden und Oſten Tyrols. Bon Dr. Erhard.

ihnen, fte fagten, bas ſen der Mann von Lochlin, der gekom

Mühſam windet fich die Straße durch die grauenvollen Felsſchluchs ten, über welche beiderſeits in verticaler Scroſſheit die röthlichen Wände

men, um fte zu ſeben.

des ausgebrannten Geſteines drohend hereinragen. Verlaſſen und einſam

aber der Vater war größer und kräftiger, es war kein Fehl an Das Volf von Rintail auf der Südweſtecke von Roß in

ſchwebt wie ein Adlerhorſt mande einzelne Nuine auf den blendenden

404 Zinfen, deren morſche, vom Waſſer ausgewetterte Flanfen gefahrdrohende Trümmer in die tobende Giſade herabſchleudern. Nicht ohne einen ges heimen Shauer ſieht der Fremde das aquilibriſtiſche Manöver der Grunds

gooon

witterten Geſteines einher. Zum Glüc für die Bemühungen der öftere reichiſchen Regierung behufe der Wiederherſtellung der Straße bilden

mauern folder Burgen gegen die abfallende Felſenwand ; es iſt gar nicht

einige der größten Blöde eine eherne Schußmauer gegen ihre nachdråns genden Brüder, welche fich entweder hinter dieſer Wand aufftauchen oder,

unmöglich , die unterſten Steine wirklich in die Stellen ausgebrochener Trümmer einrüden zu ſehen. Tief im Thale wüthet die eingezwingte Giſad, ihre ehernen Feffeln

auf ihren Gipfeln abprallend, in gewaltigem Bogenſprung über die Straße weg in die Giſad ſtürzen . Mehrere Soldaten eines durchziehenden Corps vom Infanterieregiment Efte wurden von ſolchen ballotirenden Ungeheueru

zu zerreißen. Dhnmächtig zurnt ihr ſchäumender Giſcht wider die ſchwarz

erſchlagen; das leßte Opfer derſelben war der Hund eines Fuhrmannes. Wir verlaſſen nun dag Giſadthal und ſteigen über dem linken ufer auf

rothen Trabanten , welche die Bergſvißen gleichſam zur Strafe in ihre blendendweißen Wirbel geſgleudert haben. leppige , lebhaft gefärbte Blüthen drängen fin durch das dunkle Geſtein der Pfade hervor, Wein ranfen fleiden die zugänglichen Buchten dieſer Feldmeere aus ; aus der Tiefe der Thalſohle drängt ſich der ſchlanfe Mais empor, defien wiegen deo Blüthenhaupt fic ftellenweiſe bis zu der über 50 Fuß höherlaufen

.

einem ſteilen , üppig eingefaßten Bergpfade nach dem etwa 1000ʻ hody

gelegenen Dorfe Völs empor , ein ſchönes Dorf auf der fruchtbarſten Hochebene. Lachende Saaten von Mais und Hirſe begrüßen den Wanz derer ; das muß er aber auch als Entgelt annehmen für die falte Ruhe,

die wie in allen von Tyrolern bewohnten, ſo auch in dieſem Dorfe herrſcht

den Chaufſee erhebt; Maieſtengel von 20—30' find in dieſem glühenden Thale feine Seltenheit. Das tiefe Azurblau des Himmels wird nur

Die Menſchen find groß und kräftig, aber fluum ; möglich daß der freie

durch die róthlichen Zaden des Thonfteinporphyrd begränzt , der fich in

von ihren Prieſtern fleißig und ſäuberlich gefaltet wurden. Die herr rechende Sprache iſt hier noch die deutſche , aber mit welſchem Accent ; das Wirthshaus iſt zu empfehlen, namentlich that mir ſpåter ein mour firender Wein, den ich mitnahm, auf meinen Gebirgetouren erſprießliche Dienfte. 3. nahm hier einen Führer und Träger und mein erſtes

grotesten Nadeln , in wolbigen Domen und ſpißen Pyramiden vor und hinter dir erhebt. In den Riefen der Thalwände glißern filberne Cas: caden , oben ruhig wie das zitternde Mondlicht auf den Welchen des Alpenſees, unten ſprißend, toſend wie ihre Wahlverwandte, die Giſad. Das Thal hat nirgends die Breite einer Viertelſtunde, einzelne bes dedte Brüden , wie ich ſie nur in Südtirol und in der Lombardei ge:

Haud unſerer Monde auch dieſen Aaren die Flügel entbunden hat, welche

Nadtquartier.

Gebiet von Venedig auðmunden , zur Zeit faſt noch unbefannt in den Sitten ihrer Bewohner , ihren Producten , ihren Bergen und Fluren.

Um drei Uhr Morgeng rückten wir gegen den Schleern an ; dieſe berühmte Gebirgsfette verläuft der Giſad anfangs parallel, verbindet ſich ſpäter durch die Seiſeralpe ſüdöſtlich mit der Marmolatta und lauft gegen Treviſo aus, ſüdlich aber mündet ſie in zwei Radien entweder durch das Valſugana in das Brentathal nach Baſſano oder durch den Sardina Noſa , eine furchtbar zerriſſene Dolomitmaſſe von 8000° Höhe, in das Valfaſſa und Val Fiemme , weldjes über Predazzo nach Trient geleitet. Die hier angedeuteten Thaler und Berge find das Gebiet , mit welchein fich dieſe Befreibung befaßt. Die Beſteigung des Soleerngebirges bis zur Mitte ſeiner Höhe bietet nichts dar , was von andern Alpentauren abweicht; der Leſer, welcher ſolche gemacht, denkt fich leicht in unſere Tour. Der Reichthum äußerſt ſeltener Alpenpflanzen iſt beträchtlich , 1 jedoch die Zahl der Species nicht ſo groß als in den Ralfgebirgen des bayeriſchen Hochlan des ; der Weg ſelbſt iſt weder gefährlich, noch ſehr beſchwerlich. Unter ben dichten Gebüſchen des Pinus pumilio, der Patſche Oberbayerns, ent: bedte ich ziemlich häufig die kleine Haſelmaus, Myoxus muscardinus , konnte jedoch keine fangen ; der ſchöne Schmetterling, Papilio Apollo, iſt hier , in einer Höhe von 4000 ', wirklich daarenweiſe , er ſcheint die Scrofularia canina zu lieben, wenigſtens waren ſtredenweiſe dieſe Pflanzen ganz damit bedeđt. Die herrſchende Gebirgsart auf dem Schleern ift der Urfalf mit Erhebungen von Bitterſpath oder Dolomit, welcher auf der öſtlichen Abdachung durch ſtarfen Giſengehalt den Uebergang zu dem Melaphyrgebiete der Seiſeralpe vermittelt ; feudit oder faltwohnende Pflanzen gibt es auf der weſtlichen Hälfte des Schleern nicht, was fich

Schenke mir der Leſer für die nachfolgenden Zeilen einen geneigten Willen;

leicht aus dem gånglichen Abgange ftagnirender Waffer erklärt , welche

ich habe mich bemüht fie ſo einzurichten , daß ſie nicht allein dem Natur

ſparſam durch feuchte Wieſen erſeßt werden, die von den herabfickernden Tropfen der Felswände bewäſſert find. Die Felſen find ſtellenweiſe von

ſehen habe, bilden die einzige Communication zwiſchen beiden Thalſeiten. Frei iſt hier die Natur, felten zeigen fich die Producte der Menſchenhand, wie Invaliden in den feſſelloſen Ráumen einer engliſchen Anlage ; Häuſer

'find wenige ; in der Mitte des Thales liegt ein Weiler „ Törfele“ genannt , deſſen romantiſch ſchöne Häuſer wie Schwalbenneſter an die ſchroff abfallenden Giſadufer geflebt find ; eines Capellenglödleins Sil berton ſtórt nicht die feierliche Nuhe dieſer Felſennatur. Alles iſt hier

ſchweigſam , nur in der Thalſohle braust die Eiſac und über den leuchtenden Porphyrfuppen freiſcht verloren ein gewaltiger Stoßvogel in die bene herab.

Dieß iſt im allgemeinen das Bild des Eiſadthaled, ſo lange es in

einer ununterbrochenen Felsſchlucht von ungefähr 9 Stunden Wegslänge verläuft, durch welche der ebenbeſchriebene, in der Landesſprache der Kunterdweg genannte Pfad verläuft. Die Chauſſee iſt vortrefflich , nur wird fie ftellenweiſe von ſchäumenden Gießbächen zerriffen ; es befindet fich ſogar in der Mitte dieſes Felſenthals , welches hinter Klauſen beginnt und bei Boßen auomündet , eine öfterreichiſche Poſt , Abwang . Nicht ſelten engen die Felſen die Straße ſo ein , daß man fich unwillkürlich

geneigt findet umzukehren , als ob dieſes Labyrinth wirklich keinen Auss weg weiter böte.

Von dieſem Runterswege aus unternahm ich einen naturhiſtoriſchen

Ausflug in die hinter dieſen Wänden gelegenen Thäler , welde in das

forſcher intereſſant ſeyn mögen. Gegen das Ende des Kuntersweges zu liegt ein einſamer Drt, Steg

genannt, von einem Stege , welcher hier über die Giſad zu den linfen Felſenſchluchten führt; noch vor Steg bewundert der Reiſende einen ges waltigen Bergſturz, der wenige Wochen vor meiner Ankunft hernieder: gegangen war. Aus der Höhe des zermorſchten Geſteines ſtürzten fich hausgroße Trümmer in die Thalſohle herab , zerriſſen die Straße und ſchlugen einen ſteinernen Damm in die Eiſac , welche wüthend dieſe

der braunen Halbjungermannie Andræa rupestris überzogen ; der Zwed dieſer Arbeit erlaubt uns nicht die Aufzählung der unendlich vielen Pflanzen, die wir bislang geſammelt haben ; es genüge anzuzeigen, daß wir 350 Alpenſpecies bis zur Mitte des Berges eintrugen. Wuchernd zeigte fich der Hirſdſdhwamm , die ſchöne Clavaria coralloides , audi einige Glvellen und ein ſeltener Bárlapp Lycopod. inundat. ( Fortſepung folgt.)

Søranken überſpringt und die wehrloſen Ufer zu beiden Seiten zerfleiſcht. In unzählige Splitter von 12 Fuß Durchmeſſer zerſprangen dieſe Trum mer und hinter ihnen rauſote lavaartig der zerbrödelte Mulm des vers 1 Lörtele , welches wahrſcheinlich von dem in der dortigen Gegend üblichen

Ausdrude ,, Lörteln , " welches das Steltern der jungen Trauben mit den dabei üblichen Luftbarkeiten bedeutet .

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung .

Die lang erwartete cineſiſche Did unfe iſt endlich aus

Nordamerifa in England uud zwar in der Themſe angelangt, und wird demnächſt mit allen ihren Curioſitäten dem allgemeinen Beſuche geöffnet werden . (Athen. 1 April.) ! Wir heben hier für den Botaniker Camp. Morett., Paederota Bonarota, Phyteuma comosum, Avena amethystea, Scrofularia canina hervor.

Verantwortlicher Nedacteur Dr. 6b. Widenmann.

Das Ausland.. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. NMr.". 102.

28 April 1848.

Der Katechismus der Anſarier.

Noch deutlicher und merkwürdiger zeigt fich dieſe fortwäbs

Wir haben ſchon vor etwa zwei Jahren nach einer Angabe

rende Dffenbarung Dee 1. Geiftes in Dem Capitel 47 über den

in der Revue bel' Orient die Nachricht mitgetheilt, daß Herr

Nurus (Das Neulicht). Es herrſcht hier eine merkwürbige Vers

Catafago, Kanzler des preußiſchen Generalconſulate in Syrien, ein

ſchmelzung der perftichen und der vorberaftatiſchen Anfchten .

Manuſcript über die Glaubendlebren der Anſarier entdeckt habe . In dem neueſten Journal aſiatique ( Febr. 1848) ſteht nun eine

Bekanntlich beginnen die Araber die Aufzählung der Propheten

umſtändliche Notiz Hrn. Catafago's über dieſen Gegenſtand, und

pheten. " Der Gotte @geift, der die Wanderung durch die Ber

ba bie Religionsanſichten dieſer Secte bie jest mit einem tiefen

ſonen antritt, heißt Maana , ein Wort, das man allenfalls mit

mit Abam und ſchließen mit Mohammed, „ Dem Siegel der Pros

überſeßen kann . Die Reihe beginnt mit Adam , dieſer Schleier bedeckt waren, ſo glauben wir, daß eine kurze Mittheis „Weſen“ offenbart fich in Enoch ; Der Maana, welcher damals Seth war,

lung über bieſe Lebre, in der fich Magiểmus, Chriſtenthum und

381am auf eine ſeltſame Weiſe miſchen , nicht unintereſſant Teyn

machte dieſen verſchwinden , und offenbarte fich unter ſeiner Ges

werde. Der Titel des Buches iſt: Sammlung der Feſte, Beweiſe

ftalt. Jeßt geht der Gottesgeiſt auf die perftſchen Könige über,

und wahren Ueberlieferungen mit ihren Zeichen und Bedeutun gen, die weder dem Vater, noch der Mutter, weder dem Bruder, noch der Schweſter enthüllt werden dürfen , verfaßt von dem er lauchten , tugendhaften u. ſ. w. Scheich Abu Said Maimun , Gohn Kaſſem el Tabranis (0. h. aus Siberias) . Man erſieht aus dieſem Titel, daß es eine Geheimlehre iſt, welche von den

unb in ihnen bewirft er die „ Offenbarung ſeiner Namen , feiner Thore und ſeiner heiligen Drdnungen , aus denen die große Lichtwelt beſteht." Zuerſt offenbarte fich Abam in der Perſon Aleranders des Zweigehörnten (dsu'l Karnain ) ; der Maana war

Anhängern nicht offen bekannt werden darf

Der Verfaſſer theilt

Arbidhir Babefan und ſeinen Sohn Sapor über, verläßt dann

die Beſte feiner Religionsgenoſſen in arabiſche und perſiſche ein,

aber die Perſer unb geht zu den Arabern , fehrt aber doch wies Der auf Choeroes, Nuſhirwan u. 1. m. zurüc ; aber in legterm

und erklärt, er habe ſeine Angaben durch Ueberlieferung von einem der 12 3mams, zubenannt der Gelehrte, zu Tripoli in Syrien, im 3. ber ebidra 398 erhalten . Das 43ſte Capitel handelt „von dem Weihnacht fefte, wel-

ches bie 24fte Nacht des Monats December nach dem römiſchen Jahr iſt, oder von der Geburt deß Herrn Meffias von ber heil. Jungfrau Maria, ber Tochter Amrans, ber reinen und unbefledten ." Dagegen handelt das 47ſte Capitel von dem Nurus

.

damals Daniel ; dieſer ließ Alerandern verſchwinden und offens barte fich unter ſeiner Geſtalt.“ Nun geht der Geiſt Gottes auf

geben Aenderungen vor, er überlaßt fich dem Stolze, war uns gehorſam gegen den Herrn Mobammed ( bekanntlich ein ftarfer Anachronismus) und ſo verloren die Perſer Das Königthum durch ihren Ungehorſam .“ Die Fefte der Perſer aber finb ges blieben , unb follen bleiben bis zur fünftigen Manifeftation de

Kaim 8. Dieß arabiſche Wort bedeutet einen Aufrechtſtehen den oder auch einen Wachſamen. Dieſer iſt alſo der zukünftige

(Neulicht), ober bem Feſt der Frühlingstage und Nachtgleiche, dem vierten des Monats Niſan oder dem erſten Tag des per-

Heiland.

fiſchen Jahres . Die leßten Capitel , bom 49ften bis 57ften , hans

griffeverwirrung vor, und es zeigt fich die ganze Robbeit der

Deln alle vom Nurus , oder von der Herbſttag- und Nachtgleiche,

Anfidhten , merkwürdig aber bleibt immer die Bewahrung alter Erinnerungen , die bis in die Zeit der Perferkönige hinauf

mit Ausnahme deß 53ſten , welches gar ein Gebet an die Sonne enthält .

Aus dieſen Angaben don erhelt , wie ſehr Chriſtene

Es herrſcht in allen dieſen Angaben eine ungeheure Bes

reichen .

thum und Magismus Antheil an der Religion der Anſarier haben . Das 43fte Capitel von der Weihnacht und ihren Kräfs

Beftandtheile der Bevölkerung Mord - Schottlands.

ten enthält die Verkündigung Mariä mit nur ſchwachen Verän

Zweiter Abſchnitt.

derungen nach dem Evangeliften Matthäus. Merkwürdig iſt aber die Idee von der Ausſendung deß h . Geifteß, wie fte fich in folgenden Worten ausſpricht: „Was bie Mutter des Herrn

Mohammed betrifft, ſo war ſie keine andere ale Amina, Loch ter Wahabe,

( Fortſeßung .)

Im Innerſten von Loch Mari ift bie Gegend großartig, bie Felſen an beiden Seiten ragen prächtig und ſchrecklich hoch, unb bie Shalſchluchten und wilden Fichten unter ihnen machen fte

die unter dem Namen Maria in dem chriſtlichen

Lempel dem Herrn Chriſtus das Leben gab, in derſelben Art, wie der Herr Mohammed ſeine Geburt fund gab in ſeiner Mut ter Amina, ber Tochter Wabab8."

noch ſchöner. Dicht an dieſem See beginnt Strath of Caunn (ſprichy Rewn) Lochewe; ich aß im ſchlechten Wirthshaus hier und ging dann zu Fuß durch Glen Docharbich ; nachdem ich den

406

Gee verlaffen , quälten mich Millionen von faſt unfichtbaren hochländiſchen Fliegen dermaßen und ſo anhaltend, daß ich faft vers

zweifelte. Ade Hütten hier umher find nicht von urſprünglichen Eingebornen, ſondern von Schäfern fremder Herkunft bewohnt,

Leute weg , und ſogleich beginnt ber engliſche Gottesbienft ; ſo ift eß die Weiſe in den Hochlanden . Am folgenden Morgen frühs ftüdte ich bei ihm, worauf er mir ſeinen Poney fammt ſeinem

Knecht mit nach dem 31 Miles davon liegenden Kelbale gab,

fte find ſo unwiſſend in allen Dingen, daß fte dem Frembling auf nichts antworten fönnen. Die Welt ſcheint jeßt überall auf Geld verpicht zu ſeyn , und auch in dieſen Theilen der Hochlande iſt oft der ärmſte Hund in ſeinen Forderungen der unverſchämteſte.

wo Mro. Scobie bas gaftfreundlichſte Haus in Norbſchottland

Die Bevölferungen in den eigentlichen Hebriben oder Long Jeland und in den Küſtenſtreden der nörblichen Hochlande find

herzogliche Herrſchaft 100 Bf. St. jährlich Rente, es gibt Schär

im Ganzen genommen viel germaniſcher, als die in den ſüblich von der Spike Abnamurdhan belegenen Guberinſeln an den Weſt küften der weſtlichen Hochlande, obgleich es z. B. in der Inſel

zucht iſt in jenen felfigen Ländern bas Hauptgewerb , bu ftehſt weber Pflug noch Sichel hier, die Schafe find nie unter Dach :

Islay weit mehr ffandinaviſche Ortenamen gibt als irgend ſonfts

wo in dem alten Landgebiet der Lorbs der Inſeln. Außer der don angeführten germaniſchen Handmühle iſt auf dieſen Inſeln auch noch das friftſche Rornfteb in Gebrauch, welches fein Haarfteb ift, ſondern ein an einem breiten hölzernen Reif ſtraff bes feſtigtes Schaffell, wovon alle Wolle rein abgemacht, und weldes dann mit einem heißen Gifen unzählige Mal durchlöchert

worben. Das Second Sight der Hebriden, welches ganz nord friftſch iſt, erklärt Dr. Johnſon fo : „Das Second Sight iſt ein

Eindruck, den entweder der Geiſt auf das Auge, oder das Auge auf den Geiſt macht,

wodurch entfernte ober zufünftige Dinge

bewohnt ; fte nahm mich auf wie eine Mutter, fte hat drei Töchs ter und einen Gohn, der Schafpachter ift. Seber Schafpadter in ben nörblichen Kodlanden zahlt für jede 1000 Schafe an die

fer, die 30,000 Schafe haben, Mr. Scobie hat 5000 ; die Schaf

im Winter iſt es hier ſo mild wie in Drfnen. Die Familie Scobie, obwohl ein blonbhaariges Geſchlecht, ift Dem galiſchen Volt mit großer Vaterlanbeliebe zugethan.. Viele Bewohner verſtehen fein einziges engliſches Wort ; hier hörte ich am 14 Fes bruar Das erſte galiſche Lied auf dem Glavier von Miß Barbara Scobie, der jüngſten Lochter. Mr. Scobie iſt in jeder Sinficht ein Hochländer, er iſt ebel, offen , hochherzig, gaſtfrei im höchs ften Grabe, ein fühner Jäger, ein frommer Patriot. Er erſchien am erſten Abend, nachdem er denſelben Tag in den hohen Fele gebirgen herum geklettert hatte, um den Fuch8 zu jagen, der den Schafen ſo ſchädlich iſt, im Highland Kilt, mit rothgeſtreif ten Strümpfen , bloßen Knien und Meſſer und Gabel an der

Pennant in ſeinem Reifewerk Tour and Voyage sc." fagt, man

Seite ; ſo gekleidet ſaß er mit uns zu Tiſch, und die Mutter blicte oft und gern ihren vaterländiſch geſinnten Sohn an.

habe ihm erzählt, daß Lauchlan Mac Kerran ofCannay feine Ruhe

begleitete mich in ſeinem vierräderigen Gig mit zwei ſchottiſchen

gehabt vor dem Geräuſch des Nägeleinſchlagens in ſeinen eignen

Poneys nach Scouric, 26 Miles weſtlicher am Weltmeer, wo

Sarg ; auch bemerkt er, in dem Eiland Rum glaube man ebenNoch zu Dr. Johnſons Seiten falls ſtark an Second Sight.

ich bei dem Factor Mr. Baigrie wieder eine eben ſo hochlän

bemerkt oder geſehen werden, als ob ſie gegenwärtig wären ."

war in den Hebriden das Foſterweſen , eine ausſchließlich ſkandinaviſche Sitte, ſehr in Gebrauch , wenn auch in Abnahme. Die gefährliche Vogel- und Gierjagt an fteilen Felefliffen iſt,

diſche Aufnahme fand, als ſpäter im Predigerhauſe zu Aſſint. Hier nahm mich der Hochländer Kenneth Macdonald aus Kings

bury in Sfye noch dieſelbe Nacht mit fich nach Ladmore mitten in den Hochlanden, und dann am folgenden Morgen nach Gold

gleichfalls von ffandinaviſder Herkunft.

pie 52 Miles hinüber an der Dſtküſte der nördlichen Hochlande.

Das Giland Foula in Shetland, deſſen hohe Felſen man bei klarem Wetter von Drkney aus ſteht, und welches das Thule iſt, das die Römer von Drkney aus zu ſehen glaubten, iſt für die Klimmer der gefährlidiſte und verberblichfte Drt, weil viele

Kurz vor meiner Abreiſe nach Lain, welches 20 Miles ſüdlicher liegt, begrüßte mich die Gaſtgeberin Mrs. Duncan zu Golspie früh Morgens ſchon mit einem hochländiſchen Dram und ſprach : dieſes Glas müſſen Sie leeren, bevor Sie uns verlaſſen denn das iſt ſo bie Weiſe in den Hochlanden ; ich leerte es unb bat um die Bil. Die Magd brachte bald die Rechnung und ſagte freundlich im Namen der Wirthin, die Zahlung, wenn es mir

wie bereits erwähnt,

Dabei umkommen ; lange nicht ſo gefährlich iſt es auf St. Kilda und auf Flamborough peab. Mit Rücficht auf das Aeußere

der Bewohner Sfye'd und der Güterinſeln hat aud Martin nicht verfehlt zu bemerken , baß die vorherrſchende Farbe der Inſulaner von Skye, Jura, Colonsay u. f. w. die feltiſche iſt; die Bemerfung iſt richtig. Es wird nicht überflüfftg ſeyn, mit wenigen treffenden Wor ten das Schöne und Großartige des Hochländers von germanis

ſcher Abfunft zu ſchildern, und dieſen Sochlander, der von dem

gefällig wäre, möge warten bis zu meiner einſtigen Rückehr nach Nordſchottland. ( Schlus folgt.)

Ueber die Einwohner von fu -tſchou -fu. Die Bevölkerung der Stadt und die Vorſtädte beläuft fich auf

feltiſchen ſehr verſchieden iſt, bem modernen Menſchen der Ebene

wenigſtens eine halbe Million Menſchen, von denen faum die Hälfte aus

gegenüber zu zeichnen . Der Factor Horsebury zu Tongue Houſe

der Stadt ſelbſt gebürtig ift. Der befannte Commifíár Lin , der die

bei Longue, an den ich empfohlen war, empfing mich kalt und

Unterhandlungen mit den Engländern vor 7 Jahren im Canton leitete,

mit fernhaltenber Manier, er entſchuldigte fich mit einer beabs fichtigten Reiſe; dieſer Herr iſt kein Hochländer. Aber der pres

iſt aus dieſer Stadt, und der Sohn eines Mannes, der fünftliche Blumen verfertigte. Die Bewohner find im allgemeinen fumpf und dumm, aber ſchwere Verbrechen ſind ſelten. Opium wird viel verbraucht, und von der erwachſenen männlichen Bevölferung der Stadt find wohl 75 bis 80 Procent dieſem Lafter ergeben, von der Landbevölkerung etwa 30 Pro

byterianiſche Prediger in Tongue Mr. Mackenzie nahm mich hochländiſch auf ; er iſt ein ächter Hochländer, freundlich , guts

herzig, dienftfertig, ehrlich und ohne Falſch ; ſein Charakter liegt klar und offen in ſeinem Angeſicht abgeprägt. Mr. Mackenzie iſt, wie der größte Theil der Bevölkerung in den nördlichen Hoch landen , blauäugig unb hellhaarig, ſeine Frau iſt ihm an Chas

rakter gleich ; er bat mich zu Iiſch nach Beendigung de& Gottega dienſtes. Die Hauptpredigt iſt galiſch, dann geben die meiſten

cent ; felbf Frauen nehmen Theil daran.

Keine Waaren werden zur

See, ſondern alles zu Land , von Canton und Amoy her , eingeführt.

Engliſche Baumwollenzeuge werden viel gebraucht, amerikaniſme aber erhalten , weil ſie ftárfer und wärmer find, den Vorzug. Zu Ningpo find alle anderen duro ruffiſche und preußiſche Tücher verdrängt. Die

Piraten find an der Rüfte ſehr fed, und ſtören den Seehandel ungemein.

407

Don

fremde find unbeliebt , und der brittiſche Conſul wurde anfange mit

Rö ig über unterworfenes Land. Zwar im Thale wogen die weißen

Berachtung und Mißfallen aufgenommen, in neuerer Zeit iſt aber eine

Schleier eineð neidiſchen Höhenrauched , aber über ihn herein reden die

anerwartete Veränderung eingetreten. Das Bolf ift im allgemeinen ruhig, liebt aber die tatariſche Dynaſtie nicht, und beide Clafſen , Tataren und Chineſen , heurathen nicht unter einander. Gin moraliſcher Einfluß

ewigen Giofirnen ihr fummerloſes Haupt, ein filberner Gürtel, den die

regiert das Bolt , dem man unbeliebte Gefeße auſdringen könnte. Der Landbeſig iſt ungemein getheilt, und große Gutebefißer gibt es nicht.

Gletſcher des Depthales an die Grängen des reindeutſchen Landes ziehen. Deutlich im Weſten unterſcheide ich den Erzrieſen Tyrols, jenen tropigen Drtles, der den einen Arm in die Lombardei wirft, während er mit dem

andern Habsburgo einftige Gränze wie die Senne ihr Rüchlein unter dem Flügel hält.

Ueber die Gebirgszüge und die deutſch - lombardiſchen Seitenthäler im Süden und Olten Tyrols.

Lieblich erſcheint gegen dieſe Gisnatur der grüne Nittenberg , mit

den üppigen Sommerfriſchen der ftolzen Boßnerherren geziert, wo zwiſchen den Laubengången der Trauben und Pfirſiche manche Schöne des Südens

( Fortſeßung .)

In einer Höhe von 5000ʻ raftete ich, theils um die herrliche Auss ficht in das Boßnerthal und gegen die Otſ zu genießen, theils um mich vorzubereiten auf den Reſt des Weges, welchen mein Führer Schauferle nannte , einen gefährlichen Steig über platte , abhängende, ſolüpfrige Felfen , welcher auf den Gipfel des Schleern führt. Neben einer Quelle überraſchte mich hier die ſchöne Salix lapponum und in ihrem Schatten

ihre weichen Fußſtapfen eingedrüdt. Oberboßen und Klobenſtein flimmern durch die bunflen Kaſtanienwalder wie die Glasfenſter einer erleuchteten Kathedrale aus den ſagenumwebten Schatten ihrer Wandpfeiler hervor. Bliden wir über eine ſteile Mand hinab in den nordöflichen Ein ſchnitt der Felſen , dort liegt vor und in einer düſtern Thalrotunde das Stahlbad Raßes. Jn den üppigen Triften hinter dieſem erſcheint das ſchöngelegene Caftelruth, ein großes Pfarrdorf zwiſchen hohen Weinran

Saussurea alpina.

fen in unwandelbarer Ruhe, von wo ſo eben die Grzſtimme ſeiner Rieſen

Wir flommen nun gegen den Gipfel des Soleern empor ; ſeit ſechs

glocke feierlich über die Thalrotunde herüberdröhnt. Oftwarte von dieſen

Stunden fahen wir hier wieder den erſten Menſchen , einen hochwüchſigen Alpenſohn, welcher auf gefährlichen Pfaden eine anſehnliche Laſt Alpen

lieblichen Bildern bliden wir in das rauhe , ſteinige Valgardena , wir

heu zu Thale trug. Stumm , ohne Gruß, jog er an uns vorüber ; ich .

mußte mich hier häufig bequemen, vom

überſehen den Dchſenwald und das Terrain von Saltaria , verborgen

bleibt nur der gewerbſame Marft Gröden , den der Kunfifleiß ſeiner

teige weg linker Hand die Wände

Bewohner mit der Geſchäftigkeit der Ameiſen auf dem rauhen Grieſe hinabzuflimmen , denn die Büſche edler Gewächſe hangen über die Prácipiffe in ziemlich luftiger Stellung hinunter, ſo daß dem pflanzen hungrigen Kräutermanne ein ſchwindelfreies Hirn ſehr zu empfehlen iſt. Hier famen mir meine Steigeiſen ſehr zu ſtatten, ſonſt habe ich ſie auf

gebaut und erhalten , wie ſie ihn durch die fremdklingenden Töne einer geläufigen Zunge vor dem Gindringen eines zu neugierigen Beſuchers verwahrt. Die Bewohner des Marktes Gröden find gemiſcht aus deut: ſchen und vorwiegend italieniſchen Elementen. Ihre Sprache beſteht aus

dem Schleern nie angeſchnallt. Ah , Signore ! Un Voltojo, Voltojo !

einem Jargon verunſtalteter deutſcher, lombardiſcher und namentlich auch

forie urplößlich mein italieniſcher Führer ; unſer Nahen hatte einen großen Geyer aufgeſcheuót, majeſtátiſch ſchwamm er auf ſeinen unges heuren Schwingen über dem ſchwarzen Abgrund, ſein goldgelber Rüden, ſein weißer Schwanenhals ſchillerte prachtig im Sonnenſtrahl; es war nicht der Bartgeyer, ſondern der rothe Alpengeyer, Vultur fulvus oder leucocephalus, welcher in dieſen Gebirgen nicht felten zu ſeyn ſcheint. Vom Lämmer - oder Bartgeyer, falco barbatus L., weiß man hier nichts.

franzöſiſcher Stammwörter. Das leßtere möchte ſonderbar vorkommen ;

allein da die Grödener viel mit auswärtigen Provinzen handeln, ſo wird

vögel, ähnlich wie unſere Gebirgsbewohner unter dem Namen Goldgeyer ; dem Vergnügen dieſes ſchöne Thier zu befißen , mußte ich leider ent

man es erklärlich finden , daß die meiſten derſelben franzöſiſch verſtehen, wie ich mich denn ſelbſt ſpäter mit einem ganz artigen Milchmådchen in franzöfiſcher Sprache ohne Stodung unterhielt. Die Beſchäftigung der Grödener iſt die Holzſchnißerei; fie benußen hiezu das Holz der Zirbel nußkiefer, Pinus zembra, welche in dieſen rauhen , aber doch warmen Thälern, die wohl 5000ʻ über der Meereslinie liegen, die einzige große Holzpflanze ift. Ihre Sdnißereien find der außerordentlichen Feinheit wegen berühmt, werden auch mit Recht den Berchtesgadenerwaaren bei

ſagen ; denn obgleich ihn meine Kugel erreicht hatte, ſo wäre er dode in

weitem vorgezogen. Sie gewinnen biebei wenig oder nichts , denn die

den bodenloſen Klüften ſpurlos für uns verſchwunden .

Aermern arbeiten im Pachte wohlhabender Müßiggånger , welche dieſe niedlichen Sachen größtentheils in die Lombardei und über Genua nadi

Die Ginwohner begreifen unter dem Namen Voltojo alle großen Raub

Nach zweiſtündigem Aufwärtsſteigen ſtanden wir auf der höchſten Terraſſe des Schleern ; aufgehalten durch Sammeln hatten wir von Völs aug bis hieher acht Stunden zugebracht. Die Göttin Flora hat hier ihr harmloſes Domicil aufgeſchlagen, üppig ruht fte in den hohen Schatten der ſubalpinen Baumwieſen , üppig auf den ausgebrannten Flächen der höchſten Feldſpißen, deren weiße Scheitel ſeit Jahrtauſenden in das Flare Blau des Aethers hineinragen. In den oberſten Regio: nen maden wir den Sammler auf Sesleria sphærocephala Arv . aufmerkſam . Den Holzbeſtand am Fuße und zum Theil noch auf der Hälfte des Schleern bilden Föhren und Fichten , vereinzelt Weißtannen und Laubholz. In der Höhe finden fich neben den Latſchen Krüppel: .

formen unſerer Vogelbeerſtaude ; auf der Höhe des Schleern erblicken wir ein ausgedehntes Blachfeld in wellenförmig geſchlungenen Mulden ſanft auf- und abwogend, üppig mit kurzem Alpengraſe überwachſen , aromatiſch, wie die reinen Lüfte des Aethers, ſegensreich für dag ſtattliche Hornvieh der Alpenzucht. Der Sæleern hat ſo ziemlich die Geſtalt eines fünfſeitigen Priomas, deſſen Flächen im Nordweſt gegen Vols, im

Nordoſt gegen Caſtelruth und Valgardena , im Often gegen die Seiſers alpe, im Südoſt und Süd gegen das Etſchthal herabfallen , oben aber

dem ſüdlichen Franfreich verhandeln.

Zur Zeit meiner Anweſenheit hatte die Erbitterung der Bewohner aller ſüdöſtlichen Thaler Tyrols und der Lombardei, namentlich auch des

Gardenathales, gegen die öſterreichiſche Regierung einen erſtaunlich hohen Grad erreicht. Grund hievon iſt außer dem Uebermuthe der Soldateofa und der Wilfür der Beamten namentlich das öſterreichiſche Douanen

weſen, welches bei dem enormen Ausgang8jolle für Wein den Wohlſtand Südtyrols auf lange Zeit vernichtet hat. Der Weinbauer iſt in der

Regel genöthigt ſein Grzeugniß ſelbſt zu conſumiren oder für nichts, 3. B. 14/2 bayer. Maaß für 3—4 kr., an die Gaſtwirthe zu verwerthen. Ausfuhr gegen Süden findet nicht ſtatt, weil die Lombarden ſelbſt beſſere Weine erzeugen als Tyrol ; ich ſehe es als ausgemachte Sache an, daß in dem gegenwärtigen Zeitenſturm mit dem Abfall der Lombardei audi das füdlich des Brenners gelegene Tyrol für das Haus Habsburg un

wiberbringlich verloren feyn müßte. Das beutide Intereffe liegt hier darnieder ; das Geld, der Handel und zum großen Theile auch die Macht ift in den Händen lombardiſcher Häuſer in Mantua aber läßt ficha

durch eine Ebene von drei Stunden Umfang gededt find. Auf den

kein Südtyroler mehr für Defterreich erſchießen . Doch zurüd mit uns

Wellen diefer mattenreichen Bergfuppe, die nur an einigen Stellen durch

auf das Soleernplateau !

Ginbrüche wieder in tiefe Felſengruben verwandelt iſt, ſtehe ich nun ; über meinem Haupte ſchwärmen und frånzen die ſchwarzen Schaaren der Alpendohlen, 1 in die duftige Thalrunde ſchweift der Blid, wie ein

Grund zu den Wiedehopfen geſtellt; fie iſt ſo gewiß eine Krähe, als der bayeriſche Alpenrabe, Pyrrhocorax alpinus, der ſich durch gelben Schnabel und beträchtlichere

1 Die Alpendohle, Graculus eremita, ein ſchwarzer Bogel von der Größe eines

Größe von jener unterſcheidet. Cuvier ſtellt den leßtern eben ſo grundlos zu den Droſſeln .

Repphuhns, mit rothem Schnabel und korallrothen Füßen . Surier hat fie ohne

408 Je mehr wir gegen Often die Linie der Steinfuppen verfolgen , deſto rauher , unfruchtbarer wird ihr Profil, bis es in dem uns gegenübers

liegenden Koloß, Plattfofel von meinem Führer genannt, ben Culmi nationspunkt erreicht. Dieſer Berg, welcher den Eingang des reizenden Brentathales dedt, iſt ein Dolomitfloß, deflen Fuß 7 Stunden Umfang hat; auf ſeiner Spiße befindet fich ein Gletſcher von der Ausdehnung dreier Stunden , welcher aus blauem Eiſe, wie die Firnen der Schweiz und des Chamounythales beſteht; hinter demſelben in tiefem Thale liegt das lombardiſche Dorf Longarone. Der Brentabach geleitet durch ein

bald rauhed bald mildes Thal in das göttliche Valſugana ; folgen wir ihm in ſüdſüdöſlicher Richtung über Borgo di Valſugana und das bea deutendere Baſſano, ſo leitet er einen ruftigen Gånger in drei Tagen zu Venetia , der gefrönten Meeresfürftin . Valſugana iſt ganz italieniſch ; feines Landomann. Zunge erquidt dort des Deutſchen Ohr , wohl aber hört er in ſeinem Rüden Flüche über die Tedeſchi, wenn man ihn als

foloen erfannt. Dieſes üppige Thal weiter zu beſchreiben , liegt zwar nicht im Plane der gegenwärtigen Arbeit, aber wir erwähnten es, um ſpäter aufzuführende Reflerionen zu erklären ; unmittelbar unter den grauen Sonceſlucten des Plattfofels wogt ein graues Meer in uner : meßlicher Ausdehnung , aus welchem über 500 róthliche Felſenzaden emporragen ; eben fteht es vor uns im fahlen Licht der Gewitterſonne – ich meine die berühmte Seiſeralpe mit ihren 500 Sennhütten , dieſe Königin aller Alpen , das Eldorado der Botanifer. Flüchtig eilen wir

Gooson

höchfteno bis Bafſano vorrüden ; von hier aus erwarten fie im Suganas

thal dieſelben Swierigkeiten wie im Dalfaffa. Deflich vom Brenta: thale ſperren die Marmolatta und andere Rolofſe jeben Zugang. Von Norden her im Ruđen find dieſe Thåler durch ein ſehr haltbares Fort,

die Franzensveſte, zwiſchen Briren und Mittenwald gedeđt, deren Befit nicht nur die Straße ins Gifadthal beherrſcht, ſondern aud vor einem

Ueberfalle fichert, der fich allenfalls über Brunneden durch das Pufter: thal unternehmen ließe ; da wir aber hier nicht politiſch ſchreiben, ſo mögen dieſe Andeutungen genügen. Ueber die Bewohner dieſer Thåler haben wir ſchon geſprochen ; fie haben zwar bisher wenig geleiflet, vers ſprechen aber für die Zukunft viele Viehzucht, und ſpårlicher Aderbau

nebſt etwas Handel bilden ihren Erwerb, das Holz hat eine italieniſche Geſellſchaft, welche früher die Wälder in Pacht hatte , erbarmungslos gelichtet. Die Jagd bildet hier weder einen Erwerbs- noch einen Nah rungezweig ; einzelne Rehe, Gemſen oder Hirſche, die fich bliden laſſen , werden von ganzen Geſellſchaften , wie etwa in Deutſchland die Wölfe,

verfolgt; einige Füchſe halten fich in den Thalfohlen auf , manchmal ſpürt man Wölfe auf den Bergen, im Süden Båren. Die leßtern find auf dem rechten Etſqufer bei der Ruine Leuchtenberg und Iramino gar nicht ſelten , zwar weder dem Menſchen , noch den Heerden gefährlich,

richten aber in den Weinbergen große Verwüſtungen an, und werden deßs wegen fleißig verfolgt. Steinböde gibt es auf dieſem Gebirgojuge nicht.

Große Raubvögel, Steinadler, Falco fulvus L., ſogenannte lammers

auch über dieſe hinweg und betrachten und den leßten Radius des

geyer, Vultur fulvus L., und Falfen gibt es viele ; man fönnte fich wirt:

großen Kreiſes, welchen das Panorama des Schleern um uns gezogen hat. Da erbliden wir im Südweſten Boßen und das Etſchthal, im Hintergrunde die Hochebene von Eppan, beſchattet von dem geradlinigen Porphyrberge, der Mendola ; und auf der Hochebene von Eppan , rechts über dem Etid flufſe, in der Sprache des Landes wohl das Land Ueberetích genannt, wer möchte ſie zählen die blinfenden Häuſer, die ſtattlichen Dörfer Gppan,

lich faum erklären, woher dieſe gewaltigen Vögel ihre Nahrung nehmen, wenn nicht die Murmelthiere, hier Muremontana, Arctomys alpina, la Marmotte, von den Deutſchen Muramentel genannt, häufiger waren als irgendwo ſonſt. Die Senner auf der Seiſeralpe verſichern aud , daß

Girlan, St. Paul mit dem mächtigen Thurme, vor allem das tropige

bewohnt, doch fonnte ich darüber nichts näheres erfahren .

Raubſchloß der in frühern Tagen gewaltigen Herren von Hocheppan.

Die öſtliche Abdachung des Schleern macht ſich durch einen Giſens gehalt bemerkbar , welcher als Uebergangsfalf in den Melaphyr der

Dieſes Land zwiſchen Tramino und Meran , an ſeinem Eingange von der ſtolzen Ruine Siegmundsfron bewacht, auf ſeiner Ebene von Wein gütern und Mais durchzogen , in ſeinen Straßen von düſtern Cypreſ

von den Adlern nicht wenig junges Vieh gefapert wird ; ich zweifle nicht, daß auch der Bartadler, Gypaïtos barbatus, dieſe öden Bergreviere

Seiſeralpe verläuft, auf der zur Zeit meiner Anweſenheit viel nach Giſen orydhydrat ( Raſeneiſen ) behufe der Dderfarbe gegraben wurde. Die

ſen beſchattet, wo man zu Kaltern bereits in irdiſcher Hülle eine heilige

Baumgränze auf der nordweſtlichen Seite des Schleern liegt zwiſchen

Jungfrau verehrt , wem ſollte es mit ſeinen Sagen und Romanzen, mit ſeinen Bildern und Bewohnern nicht unvergeßlich bleiben ? Die

4000ʻ und 5000 Meereshöhe, die Region des Pinus Mughus (Zwerg föhre), der hier feliner iſt als in den nördlichen Alpen, geht nicht über 6000' hinaus. Auf der Onfeite des Sthleern iſt die Baumgränze viel tiefer , weil das Gebirg und die öftlichen Thåler weit rauher find als die weſtlichen ; hier ſteigt die Baumgrånze nicht bis zu 2000“ über die

Bewohner des rechten und linken Etichufero find durch den vielen Frem: denbeſuch in ihrer politiſchen Entwidlung den Nordtyrolern vorangeeilt.

Schon die Miſchung und Reibung des germaniſchen mit dem lombar: diſchen Elemente bewirfte eine freiere Regung, ein Meſſen und Abwägen

der gegenſeitigen Kraft ; manche ſchöne Tugend der Einfachheit hat dieſes regere Leben verſchlungen, aber Gaſtfreiheit iſt dem beſſern Schlage gewiß geblieben. In den Seitenthälern iſt der Volfocharakter reiner,

aber auch gedrüdter und ſchmachtet einer Emancipation von dem Joche des finſtern Prieſterthumes entgegen. Zu meiner Freude bemerfte ich

daß aber auch dieſe Bauern die Sache der Religion zu trennen wiffen von dem Deſpotismus der prieſterlichen Herrſdſucht, jedoch gebrach ihnen während unſerer Anweſenheit der Muth, ein nidt mehr geduldig getras genes Joch mit einem fühnen Sprung in den Staub zu ſchütteln. Im allgemeinen bieten dieſe lombardiſch -deutſchen Seitenthaler im Süden und Südoſten Tyrols für den Fall eines ernſten Kampfes einem gequälten Volfe, das entſchloſſen iſt feine Rechte zu wahren , ſehr gün ftige Haltpunkte. Der öſtliche, der Etſch links gelegene Bezirk, von dem

wir gegenwärtig handeln , ift von allen Seiten duro gewaltige Walle ſeiner Bergnatur gebedt. Der Eingänge vom Eiſchthale aus find nur zwei : der eine iſt unſer Gebirgepfad , welcher einem Truppencorpo unüberſteigliche Hemmnifſe in ſeinen nadten Felſen entgegenſeßt ; der andere wäre von Trient Otſaufwärts durch das Fleimſerthal und Val: faſſa. Die Engen und Soluchten find aber hier in ſolcher Anzahl vor: handen , daß wenige entſchloſſene Männer im Stande wären , einem

beträchtlichen Detachement erfolgreichen Widerſtand zu leiſten.

Von

Sohle des Valfaſſa. Auf der Schleernſpiße merken wir für den Batanifer unter unſern Leſern noch untenſtehende Alpenperlen an : 1 alle geſam melten Naritäten hier aufführen zu wollen , wäre thöricht. Auf der öſtlichen Seite ſenft fich der Schleern ziemlich feil gegen

die Seiferalpe hinab, ein ſchmaler Gemſenfteig führt über rauhes Geſtein, auf welchem hie und da große Kalfſpathrhomboider, die nicht ſelten

Uebergånge in den Dodefaëder und den Sfalenoëder weiſen , zerftreut umherliegen ; nach den Rhombenoftaëdern des Arragonite , welche im Fafſathale ſo ſchön ausgeprägt find, forſcht man hier vergebeng. Weft lich gegen die Tirſcheralpe zu , wo die rauhen Zaden des Soleernfort fakes mit den erſten grünen Wieſen der Seiſeralpe zuſammenhängen, ranken die kräftigen Raſen der Facchinia lanceolata über die Felſen herab, daneben Phyteuma Michelii, Lloydia serotina , Tozzia alpina etc. Auf halber Höhe fieht ſparſam Leontodon Taraxaci Lois., eine ſeltene , bem öflichen Alpenzuge eigenthümlide Species ; dod wir er: 1

müden den Leſer mit Pflanzennamen . (Schluß folgt.)

A Ptarmica moscbafa. Alsine arctioides. Carex Vablü Schkuhr. Saxifraga Facchinii, Chamaeorchis alpina, Dianthus negleclus Lois. Gnaphalium car pathicum, Kobresia caricina, Oxyria digyna Campdera, Ranunculus Phthora , Eritrichium nanum, Papaver aurantiacum .

Benedig aus fann eine Armee auf chauſfirten Bahnen im Brentathal

Verlag der 3. 6. Cotta'ſchen Buchhandlung. - Berantwortlicher Rebacteur Dr. Ed. Widenmann. -

Das Ausla u d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. u" 103. 29 April 1848.

Beftandtheile der Bevölkerung Vord- Schottlands. Zweiter Abſchnitt. (Schluß .)

Die ſchottiſch -hochländiſchen Glanſchaften dürfen in einer

Der Südſeite Del Eilandes dicht an der See, und iſt geſchmad voll und lieblichen Anblife. Sie ſcheinen mir die urſprüng lichen Beſiber der Lewis geweſen zu ſeyn , und alſo die älteſte Familie Bochichottlande.

Der oben erwähnte Dr. Mac Leod of

ethnographiſchen Unterſuchung wie die jellige nicht unerwähnt bleiben, und daher füge ich das Wichtigſte darüber hier zum Soluß hinzu .

Balelone in North Uift in Den Hebriden gehört zur Familie

Welt, hauptſächlich das weſtgermaniſche, das iſt das Volf der

von Dublin geweſen ſeyn ſoll, erzählte mir, Leob, ein Abfömms

Raſav .

Aeneas Mac Aſia, Pachter im Kirchſpiel Diurinis in

Da& germaniſche Volfselement beherrſcht die Skye, beffen Vorfabr aſfia ber Sohn einesdäniſchen Könige

Friſen , Franfen und Sachſen .

Auch in den ſchottiſchen Hochs

ling von Lochlin habe eine Tochter von Mac Raild ( ſprich

landen iſt ſchon ſeit Jahrhunderten Das Germaniſche vorwaltend geweſen, und vorzugeweiſe wie es ſcheint, das Ditgermaniſche oder Skandinaviſche. Die älteſten und hervorragendſten Ges ſchlechter oder Glanſchaften unter den Bergſchotten find unſtreitig von germaniſcher Abfunft, mehrere von oſtgermaniſcher, einige von weſtgermaniſcher. Sie haben, wenn auch die galiſche Sprache in allen ſchottiſchen Hochlanden die herrſchende geblieben iſt, dens noch einen außerordentlich großen Ginfluß auf die Germaniſt.

Rali a lang) geheurathet und mit ihr die von der Linie Dunvegan oder Mac Leod of Mac Leod jeßt beſeſſenen Güter erlangt, Mac Leob of Dunvegans Bruber Thorkil aber ſey der Eigenthümer von Lewis unb Rafay geweſen. Die Erwerbungen

rung der feltiſchen Urbewohner gehabt, beſonders in Long 38land oder den eigentlichen Hebriden und in den Küſtenſtreden

der nördlichen Hochlande. Einige dieſer hochländiſch germanis ſchen Geſchlechter, z. B. die Mac Leobe ( ſprich Maflaube), die Nicolſons u. a. haben ein tauſendjähriges Alter.

der Familien Mac Leob in Skye und der Weſtſeite von Roß und Nicolſon in Sfye geſchahen viel ſpäter , al8 bie Anftels lungezeit dieſer Familien in den äußerſten Hebriben. Der ſchon

erwähnte 84jährige Archibald Mac Intoſh zu Snizort in Skye, deſſen Vater unter den Männern war, welche Macdonald gegen den Prätendenten ſtellte, theilte mir Folgendes aus alter Ueber lieferung mit. Der erſte ber Nicolſons (Nicol ) und der erſte

der Mac Leod8 (Leod) waren Brüder.

Sie famen aus Lochlin

Die Macs

und feßten fich in der Folgezeit auch in Gfye feſt, Mac Leob

Donalds find nicht völlig ſo alt, die Mac Lachland, wahrſcheinlich ſkandinaviſchen Urſprunge, auch ſehr alt ; die Campbells,

in dem lande , welches ießt Mac Leobe Land heißt, Nicolſon zu Sforrybreak in Troternis. Die Nicolſong hatten Troternis

Normannen von Herkunft, mindeſtens ſo alt als das eilfte Jahrs

200 Jahre früher, als die MacDonalds nach Skye famen. Der leßte Nicolſon , Der Iroterniß erblich beſaß, fiel in Atholl in

bundert. Das Glanſchaftsverhältnis hat lange nicht ſo verderblich gewirkt , ale bie Feudalhörigkeit. Die Lehnstreue gründete fich auf einer Verbindlichkeit von wechſelſeitigen Dienſtleiſtungen, die Glanſchaftstreue aber auf natürlichern Grundlagen , nämlich auf Familienverbindung und findlicher Anhänglichkeit . Auch bei den demofratiſchen Friſen hat die clanſchaftliche Geſchlechtes verbindung eine große Rolle geſpielt. Die Mac Leobe find die älteſte Familie in allen Hebriden

einer Schlacht des legten Stuarte. Ade Ländereien Mac Leobs in Stye gehörten urſprünglich den Mac Sweene. Der alte Mac Smein hatte zwei Söhne und eine Tochter. Als nun die beiden Söhne einſt in der Weihnachtenacht in einer luftigen Gejellſchaft waren, ſagte er zu ſeiner Tochter, welche eine Lieb jemand bei fich zu ſeben zur ſchaft mit Leob hatte, er wünſche Unterhaltung ; die Tochter ſprach : ich weiß einen, der Sie uns

der Familie Mac Leob war die Lewis, welcher Name eine Cors

terhalten fann ; laß ihn fommen , perfekte der Alte, fie brachte Leod. Darauf waren fte die ganze Nacht zuſammen und tran

ruption aus Liobhus (b. i. Liods þaus) iſt; auf Galiſch habe ich überall dieſen Namen Ljaatj ausſprechen hören , es iſt der

fen und ſcherzten mit einander. Als die beiden Söhne nach Þauſe kamen, fragten fie, was denn aus dem Getränk gewor

Von dieſer älteſten Familie Mac Leob

Sie nahmen großen Anſtoß daran und ſprachen : Sie werben uns nie mehr ſehen . Danach beura thete Leob die Loch ter, und ſo erlangten die Mac Leods ihr Befigthum in Skye

und Hochlanben , und neben dieſen die Nicolſon. Der erſte Siß

nordfriftſche Name Lötj.

von Lewis ftammen die Mac Leobe von Raſay, welche gemeinige lich Slioch ( ſprich Sliachi) Lorquil, d. i. die Kinder Thorfil, genannt werden, und die Mac leods of Mac Leob oder Mac

und wurden hier ein Olan .

Leob of Dunvegan, welche in der Regel Mac Leobs of Harris (galiſch Herradh, ſprich Herreg) heißen. Die Raſahe haben

Leobs Beffpungen in Harrie und in Lewis, und das ganze wun derſchöne Glenelg auf der Weſtſeite von Inverneſſhire. Das Eigenthum der Mac leods of Rajay gehörte ehebem den Mac Sweins, aber die Mac Leods of Raſay hatten dieſes Rigen

von ihrem Beftpthum Raſay ihren Namen , welches Giland der

Inſel Skye oftwärts gegenüber liegt.

Ihre Wohnung iſt an

Zur ſelben Zeit hatten die Mac

410 thum noch nicht. al8 Mac Leod of Mac Leob burch Mac Sweing

Feber Stammhalter des Befigthums ber Mac Leobe of Mac

Locyter die Mac Smeinſchen Lande erhielt. Daher find die Rajaye in dieſen Theilen der Weſterinſeln nicht ſo alt als die Mac Leob8 of Dunvegan . Die Mac Leods of Raſay heißen in

Leob oder Dunvegan muß , ſobald er dasſelbe antritt, ſchon dies ſelbe Nacht, wenn er die Stammhalterſchaft übernimmt , das volle Horn trinfen. Außerdem zeigte er mir ein altes, zweihäns diges Schwert der Mac Leobe, welches fo lang und ſchwer war,

den Hochlanden Mac Gillichallum ; fte find von dem älteſten Stamm , den Mac Leobe of Lewis, unmittelbar entſproſjen . Mac Gwein of Raſay baute fich ein Zagbhaus in Camaftians

vaig. Als er nun eines Tages auf die Jagd ging und dieſem Hauſe nahe fam, jah er einen Rauch davon aufſteigen , und da

er hinzugefommen war, fand er einen Sohn von Mac Leod of Lemie mit deſſen Gefolg barin.

68 entſpann fich ein 3wift, Mac Swein fühlte

.

wie Wallaces Schwert in Dumbarton Caftle.

Db ſchon vor den Mac Leobs und den Nicolſons die Lands ſchaft Neß von einem germaniſchen Bolfsftamm bewohnt ges weſen , iſt ungewiß und mir unwahrſcheinlich, es iſt aber ſehr zu vermuthen , daß dieſe beiben Familien von den Rüſten deb iepigen Herzogthum Schleſwig abgeſtammt find, weil hier und

und Mac Gwein tödtete den Mac Leob .

beſonders in Nordfrieland die Namen Nifelſen und Lötijen

wohl, daß Mac Leods Vater den Tod des Sohnes rächen würde, zweitem Sohn ſeine Tochter und all ſein Eigenthum an, unter

häufig vorkommen ; es heißt, fte famen von Lodfin , mehr weiß man nicht. Wo einſt Mac Leobe Familienwohnung ſtand, zwis ſchen den Ruinen einer alten katholiſchen Capelle und dem Dörf

der Bedingung, ſeines Lebens zu ſchonen . Auf ſolche Weiſe famen die Raſa98 in den Befiß von Raſay.

chen Dreby in Neß . Da iſt jeßt eine armſelige Feubalhütte, Mac Leone Palaft genannt. Die Steine dieſer Sütte ſo wie

Dal Sdloß Duntuilm, welches die MacDonalds bauten , ift

faſt aller Häuſer von Dreby, rollen wie es heißt von dieſem Palaſt genommen ſeyn . Daß das Volf in Neß von dem un verſchuldeten Unglüd der Mac Leobe of Lewis überzeugt ge

und machte fich ſofort auf nach der Lewis und bot Mac leods

lange nicht ſo alt als Mac Leobe Schloß zu Dunvegan auf der Weſtſeite von Skye. Dunvegan Caſtle fteht auf einem nicht hohen, aber ſteilen Felſen an der Dunvegan, und iſt wie e8 ſcheint, einſt mit Waſſer umgeben geweſen . Dieſe Schloß hat an einigen Stellen 12 bis 15 Fuß bide Mauern ; eß iſt, die

neuen Zuſäße abgerechnet, gewiß ſehr alt, und die Sage geht

mit ſeinem Urſprung über 800 Jahr zurück. Der Aufſeher, ein brolliger Mann , iſt eine intereſſante Erſcheinung, ſobald er ſeine ganz eigenthümliche Miene und Sprache annimmt, wähs renb er dem Fremben die Sachen zeigt, die in Dunvegan Caſtle zu ſehen find. 31 jeber Volfefage iſt etwas Wunderbare und Wunderliche , und der menſchliche Geiſt gefällt ſich in dem

weſen, deutet eine alte Sage an , die noch unter den Leuten

fortlebt. A18 Mac Leob ſeinen Palaft berlaſſen mußte, begrub er unter dem Thor desſelben eine große Menge Gold und Sil ber ; niemand wird jemals dieſen Schaß finden , als nur einer

von den Nadskommen Mac Leobe. Ich ſah die Ruinen der uralten Kirche von Die ( ſprich Eu), 4 Miles öſtlich von Stors naway ; alles in derſelben deutet auf ein hohes Alter. In dies ſer Kirche iſt Mac Leods Grab, ein von andern Gegenden ges brachter Stein bedt eß , und auf dem Stein iſt ein Krieger in Rüftung und mit großem Schwert, welche8 am Gürtel hängt, bargeſtellt.

Wunderbaren und Wunderlichen. Dieſes Schloß, hub er an, iſt über 800 Jahr alt und ſeit ſeinem Urſprung immer inn Befig ber Mac Leobs geweſen, der angejebenften Familie in den Weſterinſeln . Er wußte viel von dem Schwarzen König (Blad King) zu ſagen , deſſen Bildniß in einem Saale Hängt. Das

findet, aber auch auf Long 3eland, führt auf Galiſch den Nas men Mac Chriafel. Es iſt die Sage in Lewis, daß fte die erfte Familie aus Lochlin rar, die fich in den Weſterinſeln ans

wunderbarfte von allen Dingen in dieſem Schloß iſt die Fahne. welche die Mac Leobe von Fairies (Elfen) erhielten , und der

die erſten Einwohner von Neß in Lewiß geweſen , und Righ

Die Familie Nicholſon , welche fich vorzug &weiſe in Skye

ftebelte. Gine andere Sage lehrt, daß die Leute von Lochlin

Aufſeher war ſehr ängſtlich mich in die Kammer zu führen, wo

Dun Marik der erſte König, der hieher aus Lochlin gekommen.

dieſe Fahne neben einem berühmten Trinkhorn in einem kleinen

Dun Dal auf der Diftſeite von Neß, fou von einem der Mac

Schrank verborgen liegt. Er ſagte mir, er habe viele Unan nehmlichkeiten gehabt, als er einft einem unverſchämten Enge

Chriafels gebaut worden feyn. Einer andern Sage zufolge waren Leod, Gunn und Gillander Brüder, die von Lochlin ka

länder dieſelbe gezeigt habe; ich mußte ihm ſchwören , daß er nichte von mir zu fürchten habe, ich müſſe dieſe wunderbare Fahne ſehen , und ſo nahm er denn ſein Febermeſſer bedeutſam

men und fich in der Lerris anſiedelten.

aus der Taſche und öffnete damit ſtatt eine Schlüſſele den ges heimnißvollen Schranf.. Er nahm ein altes Gefäß heraus und griff einen ledernen Beutel aus dem Gefäß, der oben mit einem Riemen zugeſchnürt war ; in dieſem Beutel liegt ein dem Ans

ſchein nach uraltes , zerriffenes Stüc Seide von gelblicher Farbe, in deſſen Mitte man einige Bruchſtücke von rothen, geſtidten Streifen ſteht. Das haben die Fairies geftigt, ſagte er in fol chem Lon, daß kein Menſch daran zweifeln müſſe. Dieſe Flagge, ſo lauteten ſeine Worte, erhielten die Mac Leobs von den Fai

Die beiden erften Nas

men find nordfriftſche. Andere germaniſche Familien in Neb, wie die mündliche Ueberlieferung berichtet, waren Korſtan (ente weder Thorftein oder Karſten ) und Sole (wohl Ale oder Ole). Ein Bügel an der weſtlichen Seefüfte in Neß trägt noch den

Namen Knof Korftan. Dat ganz biß auf den Grunb zerftorte, in Ralf gemauerte Schloß Vanis in Neß hat der Sage nach den Leuten von Lochlin zugehört. Andre Nicolſon focht für den König von Norwegen wie ein Rieſe in der Schlacht von Large ( 1263) und tödtete in Einem Schlage ben goldenert Ritter der Schotten ſammt ſeiner Pferde, indem er ihm mit

ried, und ſo oft fie dieſe Flagge außen auf dem Schloß biſten,

dem zweihändigen Schwert, weil er ſo hochmüthig von einer Flanfe zur andern ritt, das ganze Bein abhieb, ſo daß das

fo würden , wenn auch alle Welt dann gegen fte zu Felde zöge, alle insgeſammt zum Leufel gehen ; Mac Leob verlore eber Leib

Sdwert durch Pferd unb Sattel ging. Die Mac Smein (bie Familie Swenſon ) waren unftreitig

und Seele , als dieſe Flagge.

Darnach fuhr er fort: Hier iſt

von ſkandinaviſcher Herfunft, nicht allein die Mac Sweing of

ein Horn , genannt Roary Mor'8 , D. i. Oroß Roaryd Horn. Gin jeder war verpflichtet, dieſes Horn vol zu ſeinem Morgen brob zu leeren, ſonſt würde er nicht für einen Krieger gelten.

Rafay, ſondern auch die Mac Gweind of Giol Lormoid ( ſprid Schial Sormotſch ), D. h. der Kinder Shormob. Siol Jormoib gehört ießt der Familie Mac Leob.

411 Die Mac Aſfido , offenbar ebenfalls von ſkandinaviſcher Abkunft, find über alle Weſterinſeln verſtreut. Sehr häufig findet fich der Name Astill in North uift, in Sfe und beſon der

in der Inſel Mud.

son

Quellen durchſchnitten, hie und da mit Felstrümmern beſeßt, reich an ſonnigen und ſchattigen Lagen in mehr als 500 Alphütten, gegen 2000 Menſchen beiderlei Geſchlechtes während des Sommer8 als Bewohner zählt. Die unglaubliche Zahl des Alpenviehes findet eine äußerſt aro matiſche Nahrung in den geprieſenen Seltenheiten unſerer Alpenflora,

Die Mac lachland oder Lochlans der ſchottiſchen Hochlanbe und die D'lochland oder D'Loughlins in 3rland find die Nach kommen de Manne von Lodlin . ' Die ſchottiſchen Mac Lachs Tans ,! welche Dänemarf ober Norwegen für ihr Stammland halten, beſaßen einſt das ſehr fruchtbare Giland Bi & more in den weſtlichen Hochlanben , welcher Name ſo viel heißt als gros Ber Garten .

Die Familie Mac Niel oder Neil zeigt ſchon in ihrem Na men , daß fie von ſfandinaviſcher Herkunft ift. Viele Keltiſch gefinnte in den ſchottiſchen Hochlanden

halten oberflächlicher und Schriftſteller geben den Ton an weiſe die Macdonalde für eine urſprünglich galiſche Familie, und flüßen ihre Meinung auf die galiſche corrumpirte Schreibs art des Namens Macdonald. Der Gale nämlich ſchreibt dieſen Namen Macdhomhnuil und ſpricht ihn noch falſcher aus, näm lidh Mache- Hol (mit langem o), burch die Naſe, wie im Frans

zöfiſden . Hiegegen muß ich erwibern, daß weber galiſche Schreib

namentlich in dem hier ſo gewöhnlichen Thalictrum alpinum . Dieſe Alpe , zu deren Umfreiſung nach den glaubhaften Ausſagen meines Führers mehrere Tage erfordert werden , liegt in einem ringe von Bergen ums

ringten Hochthale ; fie zerfällt in verſchiedene Diſtricte , von denen der nördliche, welcher die öfliche Sdíleernwand im Rüden hat , Diapite ( Dichapit), der gegen Valgardena ziehende Saltaria und Ochſenwald, der in das Valfafía mündende, zugleich der höchſte Punft der Ape, der

Keſſel genannt wird. Ich nahm meinen Weg von Diapite aus durch Saltaria über den Keſſel gegen Valfaſſa. Jm Südoften ſteht der un geheure Plattfofel, hinter dieſem das Brentathal und Valſugana ; ehe wir von der Seiſeralpe ſcheiden, erwähnen wir gerade an ihrem Uebers

gange in das Duronthal der herrlichen Primula venusta, des Cirsium Erisithales und der Aretia glacialis. Vom Kefſel, dem ſüdweſtlichſten Punkte der Seiſeralpe , führt fein eigentlicher Pfad mehr herab , ſons dern wir zogen über eine höchſt abſchüſſige, außerdem ſehr ſchlüpfrige Alpenweide, etwa eine Stunde lang, in die Liefe hinab , woſelbſt wir wieder einen gangbaren Viehweg antrafen. Auf ſolchen Wieſen find Steigeiſen indicirt, nicht der Gefahr wegen , ſondern um manchem un freiwilligem Kuſſe auszuweichen , den man außerdem mit Hinterhaupt

art, noch Ausſprache hier in Betracht kommen kann, da der Name Donald, der urſprünglich Dovenwalb hieß, in allen bros

und Heiligenbein der weichen Moorerde auftrüden muß ; der Fußſteig

nifen Donald geſchrieben iſt, auch in den älteſten und ſelbſt in

führte ung zu der ſogenannten Mahlknechthütte, welche aus mehreren

den iriſchen . Wem dieſer Grund noch nicht genügen ſollte, bem füge ich hinzu, daß nicht allein die ſämmtliche Verwandtſchaft

Sennhütten und Heuſtádeln beſteht und gerade am Ausgange der Seiſer alpe liegt. Sie war während meiner Anweſenheit mit Deutſchen bevöl

der alten Macdonalds von jeher germaniſch und vorzugemeiſe oftgermaniſch oder ſkandinaviſch geweſen , und die meiſten Namen dieſer Familie germaniſche find, ſondern daß ſelbſt der Ahnherr Somerled die germaniſchen Merkzeichen, wie die Geſchichte bes richtet, an ſeinem Körper trug, feine keltiſchen.

fert, deren wenn gleich etwas fremdartiges Deutſd mir wohl that nad dem ſchredlichen lombardiſchen Rauderwelſch, womit mich mein Träger ben ganzen Tag gequält. In dieſer Hütte ſchlug ich mein drittes Nacht .

lager auf ; das zweite hatte ich in Gröden genommen und wurde mit Brod, Giern, Milch, Kaffee und Wein nach Umſtänden ziemlich annehm

bar bewirthet. Das Schlafquartier iſt natürlich im Heuboden ; indeſſen wehe dem Alpenreiſenden , der bei längeren Touren dieß nicht gewohnt wäre.

Die Verbrennung der alerandriniſchen Bibliothek. Ueber dieſe hiſtoriſche Frage hat fich befanntlich ſeit langer Zeit

wiederholter Streit erhoben , und man iſt endlich ſo weit gegangen, Omarn ganz frei zu ſprechen . Herr von Hammer (1. Journal Aftat. Februar) ftellt nachſtehende Anſicht auf : „ Neuere Geſchichtſchreiber und Drientaliſten, welche in Gibbons Fußſtapfen treten, haben fich zu Dmars Vertheidigern aufgeworfen , und die Verbrennung der alerandriniſden

Bibliothef geläugnet, aber der Brand iſt von den zuverläſſigften Geſchicht ſchreibern behauptet, von feinem widerſprochen werden, und widerſtreitet weber dem Geiſte des Jolam, node dem perſönlichen Charakter Dmars. Die Thatſache der Verbrennung der Refte der großen alerandriniſchen Bibliothek wird von Abulfaradſch beſtimmt ausgeſprochen, und von Jon Chaldun, dem größten Kritifer der arabiſchen Literatur, eben ſo beſtimmt

behauptet. Auch ſpätere türtifche Gefchichtfreiber wiederholen die That fache und Omar: perſönlicher Charakter macht fie ſehr glaublich. Omar war ein ftrenger Beobachter des Koran und der Gebote des Prophete

zugleich ein erklärter Feind der Dichter und Gelehrten , er verbot in den eroberten Provinzen jede andere Sprache als die arabiſche, und

ficherte dadurch dieſer die Herrſ(haft. Zum Ueberfluß fteht dieſe Bücher: zerftörung nicht allein in der islamitiſchen Geſchichte, vielmehr haben in den erſten ſechs Jahrhunderten derſelben eben ſo viele von Moslims angeordnete literariſche Autodafed ftattgefunden .

Soleern und Seiſeralpe find überſtiegen , purpurn neigt fich die Sonne zu Thal zum drittenmale, ſeit wir aus den Regionen der Cultur entflohen find; blauſchwarz duften die Schleernwände an. Mit dem Erwachen der Morgenſonne ſtiegen wir auf einem unbetre: tenen Wege zur Spiße eines grünen Sattels empor , welcher das Thal der Alpe von dem Duronthale trennt ; hinter demſelben erſtredt fich das unbewohnte Val Duron, welches nichts als der mäßige Abfall der Alpe

gegen Dalfafía iſt , ungefähr eine Stunde lang immerwährend hinab: feigend , eingeengt zwiſchen ausgedehnten Waldungen und bewachſenen Bergen , linfo von den Faſanerwäldern , rechts vom Noſengarten, im

Nüden von Schleern gededt, rauh und ſteinig , ohne beträchtlichen Pflan zenwuchs, in die ſchmale Gbene von Campitello herab. Wir ſtehen nun im Valfafía ; ehe wir uns aus den Rlüften dieſes Thales einen Ausweg bahnen , wollen wir gleich im Beginne das für den Leſer Wiſſenswür: digſte über ſeine Producte und Bewohner vorausſhiden. Die Geſtalt des Thales ift wurmförmig, nur bei Vigo in der Mitte desſelben erweitert es ſich in einen Reſſel; das Klima ift rauh , daher .

die Fruchtbarkeit geringe, Hirſe und Buchweizen, Polygonum fagopyr., find die ſüdlichſten Producte , welche es erzeugt. Auf der rechten Seite ragen die furchtbaren Felszinten des Sardina Roſa herein, deren manche, 3. B. der Saſſo Vernale vollfommen nadelförmig den wolfenloſen Aether durchſchneiden. Die Geſteine dieſes Gebirgsjuges, welchen man in Boßen den Roſengarten nennt, bergen im Spooße ihrer Klüfte die edelſten

Mineralſtufen Europa's ; wir erwähnen für den Dryktognoften den Pleonaſt, Fafait, Prehnit, Dedmin, Idocras ( Kryſtalle von 4" Länge), Egeran,

Ueber die Gebirgszüge und die deutſch - lombardiſchen

Johthyophthalm . von Campitello, dem erſten Dorfe des Faſſathales aus,

Seitenthäler im Süden und Ofen Tyrols.

Ich will den Leſer hier nicht mit Aufzählung der außerordentlichen

beſtieg ich einen dieſer Dolomitfoloſſe, den 9000' hohen Saſſo Vernale. ( Schluß.)

Sowierigkeiten und Lebensgefahren ermüden , mit welchen ein ſolches

Augemad fömmt man durch mäßiges Emporfteigen auf das Hügels

Unternehmen verbunden iſt; jeder, welcher dieſe Gisnadeln und Stein

land der unermeßlichen Seiferalpe, die in Sätteln und Liefen , von

leitern mit Augen geſchaut, kann fich erklären, daß daran auf- und ab

412

flimmende Menſchen ohne Ruhmredigkeit von Lebendgefahr ſprechen können.

beherbergt ein mediciniſo merkwürdiges Phänomen, welches ich als Arzt

Die Ausficht von der Spiße des Safío Vernale iſt nicht ſehr belohnend.

einer nähern Unterſuchung würdig fand. Domeniga Lazzari, zur Zeit meiner Anweſenheit ( 1845), wenn man

In einem der ſchauberhafteſten Gletſcherabgründe, welchen wir auf Gids ſduhen überglitten , traf ich einen Engländer mit vier Trägern, deſſen wiſſenſchaftlicher Gifer eg vorzog, mit außerordentlichen Koſten und Mühen

mir die Wahrheit ſagte, 17 J. alt, Tochter armer Bauersleute, befindet

fidh dhon ſeit drei Jahren in einem ähnlichen Zuſtande wie die berühmte

die edlen Foſfile an ihren Fundorten aufzuſuchen , flatt fie im Thale

Maria v. Mörl aus Kaltern ; nur iſt ihre Heiligkeit, wie mein Führer

zu faufen .

fich ausdrüdte , noch weit ärger. Dieſes unglüdliche Geſchöpf ſoll ſeit obenerwähnter Zeit nicht wieder zu fich gekommen ſeyn ; ſie iſt mit den fünf Wunden deo gefreuzigten Chriſtus ſtigmatiſirt, aus welchen Donner: .

Durch das Valfaffa braust ein ſchmaler, reißender Gebirgebach ; Ortſchaften find wenige, die Bevölferung ift ſehr arm troß ihrer geringen Anzahl. Ginen Haupterwerb geben ihnen die Fremden, welche zum Zwede

de

ftage und Freitag eine hellrothe, lymphatiſchflebrige Feuchtigkeit in

wiffenídaftlicher Sammlungen bad Thal burdziehen ; die große Menge des Seltenen und Werthvollen , das die Felſenthürme des Thales in ihrem Sdooße verbergen , führten übrigens die Faffaner zu bem verzeihlichen Irrthume, dem Fremden alle, ſelbſt die anderwårt& gemeinſten Producte

großen Tropfen reichlich erſudirt; daß dieß wahr iſt, habe ich ſelbſt ge ſehen. Dieſes ſogenannte Blut coagulirt nach meinen Unterſuchungen

auf keine Weiſe; in der Sonne eingetrodnet wird es zu einem rother

für theuern Preis als Seltenheiten aufzwingen zu wollen . So ſollte ich

Pulver, das fich abbürſten läßt. Es iſt dem Menſtrualblute bei weitem am meiſten analog, beſteht wahrſcheinlich nur aus Blutroth und albu

einem Bauer aus Mazzino durchaus ein Gremplar der in Oberbayern

minöſem Serum , enthält aber keinen Cruor ; ſo viel ich bei der großen

gemeinen Pedicularis foliosa für 1 fl. Münze als Planta carissima abfaufen. In jedem Wirthshauſe wird man von den Fafianern gequält,

Scheu ihrer Angehörigen, über die körperlichen Geheimniſſe dieſer Heiligen zu ſprechen, erfahren konnte, hat dieſes Mädchen nie menſtruirt. Ihre Leibeslänge beträgt nicht völlig vier Fuß . die Muſfelpartien ſind eins getrocknet und verſchrumpft, die Oberhaut bläulidroth, die Miene ift alt und drüdt Leiden aus ; floniſche Krämpfe, gichtiſded Zuden kehren häufig

Minerale, Petrefacten oder Herbarien zu faufen . Für 10 fl. Conv.:Münze

erhandelte ich auch zu Vigo wirflich einen anſehnlichen Schaß außerordent: lidh ſchöner oryftognoſtiſcher Stufen. Der Erlös, welchen die Fremden den

Faſanern auf dieſe Weiſe zukommen laffen, hat die letfern weit günſtiger

wieder.

für die Deutſchen geſtimmt als dieß in andern Seitenthälern der Fall ift. Die Sprache des Thales ift im Durchſchnitte ein ſchlechtes Lombardiſch, der Volfsſtamm gemiſdt aus Deutſchen und überwiegend Italienern. Das Valjaſſa iſt anfangs ein enges, rauhes Thal ohne Getreidebau, die Wieſen ſumpfig, von fleinen Bächen durchſchnitten, das Terrain uneben,

in der Wahl derſelben nicht efel ; daß fie, wie ihre Angehörigen behaups

Sie nimmt nur an einigen Wochentagen Speiſe zu fich, iſt aber

ten, nicht ercrementire, iſt eine ſchamloſe Lüge, welche durch den bloßen Geruch ihrer Bett : und Leibwalde zur Genüge widerlegt wird ; dat Lager fann ſie nicht verlaſſen. Der Grunddarafter ihres Leidens liegt offenbar in geſtörter Function der Uterinnerven , verbunden mit übers

von den himmelhohen Eiswänden des Roſengarten überragt ; ſchöne Vieh:

ſpannter religiöſer Imagination ; die Blutung aus den Stigmen ift

zucht bildet die Habe der Bewohner , erſt bei Campitello wächst wieder Roggen und Gerſte. An manden Stellen engen die Porphyrfelſen den

vicarirende Menſtruation .

Weg ſo ein, daß er fidh mühſam neben einem rauſchenden Bache an den trobigen Klößen fenfrecht einſpringender Wände vorbeiwindet; das Geſtein hat hier im allgemeinen bei weitem nicht das röthliche Anſehen des

Thonporphyrs im Giſadthale, es fieht granitiſch aus, geht oft in Feldſteinporphyr, häufiger noch in einen plaſtiſchen Schieferthon über. Etwas vor Campitello macht das Thal eine Wendung nach rechts, es verídwinden die Gistämme des Roſengarten, welche linfer Hand ſüb: öfilich in das Venetianiſche hinunterziehen. Hinter dieſem Dorfe, über weldhed die Schleernzaden maleriſch hereinlugen, erweitert rich Valfaſſa

Wie die Wundmale entſtanden ſind weiß id

nicht, ich will ihr ſpontanes Entſtehen nicht durchaus läugnen ; ſie ſpricht niemals, ſoll aber zu Zeiten ihren Segen ertheilen . Daß dieſes unglüd : liche Geſchöpf feine Betrügerin iſt, dafür möchte ich um ſo gewiſſer ein: ſtehen, als ſie von dem lügenhaften Einfluſſe des Mönchthumes gänzlich entfernt iſt, was bei Maria v. Mörl gerade gegentheilig der Fall iſt ; ob ſie nicht wenigſtens Anfangs eine Betrogene war , läßt fich ſchwerer entſcheiden. Zur Zeit meiner Anweſenheit wurde ſie im ganzen Thal als Heilige verehrt, aus weit entlegenen Gegenden , ſelbſt aus Innſpruck und Boßen wallfahrtete man an ihr armſeliges Lager , und ich möchte es

keinem Fremden rathen, Zweifel über ihre Heiligkeit am unrechten Drte

allmählich und die Gegend gewinnt einen freundlideren, mehr fruchtbaren

laut werden zu laſſen ; ihr Nuf überflügelt die Maria v. Mörl. Db in unſern Tagen die Sache noch fortdauert, weiß ich nicht, wenn die Un : glüdliche nicht geſtorben iſt, darf man faum zweifeln. Das Val Fiemme öffnet fich im Süden gegen lavis und Trient, im Weſten gegen die Poften Salurno und Brandzoll. Dieſe Ausgänge find eng, aber von chauſfirten Bahnen durchzogen. Zweifelsohne werden dieſe Seitenthaler Tyrols in unſern Tagen eine für Defterreich große Bedeutung erlangen ; ich zweifle jedoch keinen Augenblid , daß bei der wahrſcheinlichen Freigebung der Lombarben das Haus Habsburg aud dieſe Landſtriche wird fahren laſſen müſſen . Die einzig mögliche Rettung derſelben möchte darin beſtehen, daß Defterreich ſeine Douanen aufgibt und ſich dem deutſchen Zollverein anſchließt. Es iſt ſehr möglich , daß

Charafter.

Bei Vigo ſchließt fich das eigentliche Faſſathal; zur rechten Seite führt ein Bergpfad in beträchtlicher Höhe , faſt immer von entzückenden

Fernſichten begleitet, zuleßt in raſhem Abfalle nach Boßen ; linfo aber öffnet fich gegen Süden ein breites, üppiges, von Südfrüchten ſtroßendes Thal , das Val Fiemme oder Fleimſerthal. Es iſt noch lombardiſcher ald das Valſugana. Während ich es durchzog, hörte ich auf dem Lande wenigſtens nie ein deutſches Wort ; die Berge find hier mild wie die Natur. Die Bewohner leben in einem gewiſſen Wohlſtand; es Find höfliche, artige Leute, weit entfernt von der läſtigen Zudringlichkeit und den Gaunermanieren der Faſaner. Die erſten Dörfer, Moina und Sors raga ſind unbedeutend, wichtiger Markt iſt aber Predazzo, in der Mitte deo Thales, und Cavaleſe an der Deffnung gegen Salurno und Lavis im Otſchthal. Predazzo, von den Deutſchen Verdatích genannt, iſt ein gewerbſamer Ort, der mir ſehr bevölfert ſchien, jedoch weiß ich die Einwohnerzahl nicht genau. Die Umgegend iſt reizend und zeigt in ihren Laubengängen von Weinranken mit Pfirſichen und einzelnen Oliven durch

fich der deutſche Theil der Bevölferung zu Gunſten Habsburg& erhebt, allein die Macht iſt hier nicht auf Seite des germaniſchen Glementes. Die muthmaßliche Gränzlinie des deutſchen Tyrols dürfte ſich nicht über Sterßing oder vielleicht Briren hinaus erſtrecken ; mit dem erſten Weins berge wird Habsburgo Herrſchaft ihr Ende erreicht haben. Im Etſch thale ſelbſt und in den nordoſt- und nordweſtwärts desſelben gelegenen Thalern, dem Ultenthal, Paſſeyerthal, Vintſogau wird dieß nicht ohne blutigen Zuſammenſtoß möglich werden , da hier die germaniſchen Ele: mente weit mehr vertreten und ſtårfer entwidelt find.

ſpidt die ganze Ueppigfeit der ſüdlichen Natur. In noch höherem Grade iſt dieß bei Cavaleſe, einer fleinen Stadt und Hauptort des Val Fiemme der Fall. In den Umgebungen dieſes Ortes ſchoß ich ein Vögelein, das hier und häufig mit ſeinem ſchönen Geſange ergößte, die Alpenbraunelle,

Gine neue Art galvaniſer Batterie , welche aus abs wechſelnden Platten yon zink und Gußeiſen beſteht, wurde von Dr. Cal.

Flöhvogel, Accentor alpinus. In der Nähe von Cavaleſe , dort wo

lan , ain Maynooth College, erfunden .

das Thal fich wieder einengt, iſt ein elendes Bergdorf, Campolongo , von Den Deutſchen Caverlaun genannt ; die elendeſte Hütte des elenden Dorfes

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(Athen . 15 April.)

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Intelligenzblatt Nr. 4 und Umſdlag zum Monat April. )

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Stuttgart und Tübingen.

Inhalts - Verzeichniß . Größere Auffäße. Skizzen aus Tumale in Centralafrika. III. Nr . 79. 80 ; Anhang : Tomiong. Nr . 81-84 . - Die Regentſchaft Tripoli . Polen Nr. 80 . Nr. 79. 80 . Die Verlegenheiten Eng lands . Nr . 82.

der Höhlen des Tſdatyrdag in der Krim .

Nr . 88 .

Aus

Apulien . 1. Lecce ; Soleto ; Caſtro ; die große Stalaftiten grotte Sinzinnuſa ; Otranto. Nr . 90-92 . Der Hudſon und der Rhein . Nr . 91 . Das Chriſtusgrab und Golgatha ( Von Titus vobler .) Nr. 92. 93. – England und Italien. Nr. 93 . Beſtandtheile der Bevölkerung Nordſdottlands. Erſter Ab ichnitt. Nr. 94–97 . 3 weiter Abſchnitt. Nr . 99-103 . Die Aleran Klöſter in Jeruſalem . ( Von Titus Tobler . ) Nr . 95 . Die Furcht vor den Indiern in Merico . ber Dumas . Nr . 96 .

Bericht über den gegenwärtigen Zuſtand der Be

völkerung der Provinz Matto Groſſo. Nr. 97 .

Die ethno

Jeruſalem logiſche Geſellſchaft in Amerika . Nr. 98. 99 . Die Handel und Gewerbe . ( Von Titus Tobler. ) Nr. 98. Sittlicher Zuſtand Florentiner Zeitungen . Nr . 99. 100. Louis Blanc . in Jeruſalem . (Von Titus Tobler. ) Nr. 100 . Ueber die Gebirgszüge und die deutſch - Lombar Nr . 101 . diſden Seitenthäler im Süden und often Tyrols . Nr. 101 103 .

Kleinere Mittheilungen .

Die Höhlen und die unterirdiſchen Seen

bei Kurmanajewa im 6. Drenburg . Nr . 83. - Die Entwide Literariſches aus Neapel. lung Nordamerika's . Nr. 84-89 . Die Sklavenhandelspolitik Englands. Nr . 86 . Nr . 85 . Einige Sitten der Fidſchi - Inſulaner. Nr. 87 . Ein Beſuch

Nr. 97.

Forſchungen in Aegypten und Nubien . ( Von Ampère .) VIII.

Oberägypten: Silſilis , Ombos , Syene , Philä. Nr. 89–95 .

Der Catechismus der Anſarier . Nr. 102.

Chronik der Reifen .

Saftrens Reiſe in Sibirien. Nr. 81-86.

Ethnographiſche Nachrichten aus Rußland. Nr . 79. - Die Lage der Theater in Paris . Nr . 80. - Ein Schreiben Abdel Nachrichten über die ſerbiſche Litteratur. kabers. Nr . 81. ibid. - Die Minen von Cerro de Pasco . Nr . 82. - Die Kupfer Erzeugniſſe der peruaniſden ausfuhr aus Arica. ibid . Provinz Carabaya . Nr . 83 . Der Run felrübenzuder in Frankreich. ibid . - Berangers Lied an Manuel . Nr . 84.- Eng liſche Nachrichten über aſſyriſche Denkmäler . Nr . 85 . Verdien Eine Guanomine in England. ibid . ter Sturz . ibid. Bur Sub Ure üdg himalaya . Nr . 86 . inwohner des ehen Die

Chloroform in den Manufactu der Inſel Portorico . ibid . Der Fall des Jordan . Nr . 88. - Ertrag ren . Nr . 87 . leber die buddhis der Paris - Orleans - Eiſenbahn . Nr . 89 . Getreideausfuiyr aus ſtiſche Architektur Indiens . Nr . 90 . Rußland im vorigen Jahre . ibid. Klima von Fu - tfchou - fu . Racenkampf in Südamerika . Nr . 92 . Nr . 91. Die

Bürgerinnen in Frankreich. Nr . 93. - Die Fluth im iriſchen Die Regierung von Wajo. Nr . 95 ,

Meere. Rr. 94.

Layards Werk über Ninive . ibid . Die römiſche 3 eitungs preſſe. Nr . 96. - Betrieb des Sklavenhandels . Nr . 98 .

Der Rückauf der Eiſenbahnen in Frankreich. Nr . 100. - Die langerwartete chinefiſche Dſchunfe in England angelangt. Ueber die Einwohner von Futfchou - fu. Nr.102. Nr . 101 . Die Verbrennung der alerandriniſchen Bibliothel. Nr . 103. -

Reiſen und

Eine neue Art galvaniſcher Batterie. ibid.

rupter

Das Ausland. Ein Tagblatt

für

Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker intt

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in

Deutſchland . Ein und zwanzig fter I a hrg a g .

1848.

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Stuttgart und Tübingen. Verlag der 3. G. Cotta'ſ en Buchhandlung . 1848.

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von Dr. E. Widenmann und Dr. H. Hauff . Bon dieſer Sammung, welde thàtigſt fortgeſeßt wird und als Erweiterung des Planes des „ Uuslandes zu betracten Die Lieferungen werden einzeln verkauft, und wie man finden wird, fu den billigſten Preiſen , für meide fie durdy jede

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Das Ausland . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N" 104. n.

1 Mai 1848 .

Das Lehrerſeminar zu Wivelles .. ( Von Carl v. Reſſel.)

G& ift befannt, welchen Einfluß der Klerus in Belgien nach

geſchmückten Zeichenſaal, und endlich ein großes Zimmer nebſt Cabinet, die ausſchließlich für den phyfikaliſchen und naturhiſto riſchen Unterricht beſtimmt und zur Erleichterung des leßtern mit in amphitheatraliſcher Ordnung aufgeſtellten Banten bers

der Trennung dieſes Staates von Holland zu erlangen wußte,

ſehen find. Im obern Stod iſt ein zweiter geräumiger Schlaf

wie er fidh namentlich bed Unterrichtsweſen8 bemachtigte unb

ſaal nebſt Waſchſtåtte angebracht. Zwiſchen dieſen beiden Flüs geln befindet fich der Hof, reſp. Spielraum, der ein regelmäßis ges Viered bildet, und an der Weſt- nnd Nordſeite von den Wirthſchaftsgebäuden, an der Dítjeite von einem bedeckten Säu

insbeſondere die Leitung ſämmtlicher Primärſchulen bis auf die neueſte Zeit ausſchließlich in ſeiner Hand zu erhalten verſtand. get freilich iſt auch bort hiefür die Stunde der Abrechnung gekommen , und die einſeitigen Formen einer weber gefunden Bolfeerziehung noch ben politiſchen Inſtitutionen del Lans Deo zuſagenben Lehrmethode werden auch Dort ben Bedürfniſſen der Zeit, welche überall nach einer freien ungehinderten Ents widlung brängt, weichen müſſen. Schon der Miniſter Nothomb

lengange und an der Südſeite von dem der Anſtalt zugehörens

erkannte dieß im Jahre 1842, als er damals an der Spiße des Departements des Innern ftand, und ſchon unter ihm erhob

Beſtimmung in der nächſten Zeit noch eine bedeutende Erweites rung bevorſteht. Die Fortſegung des nördlichen Flügele bildet Die Elementatſchule (Ecole d'application), welche vier groß

fich dieſerhalb der Kampf mit den Biſchöfen, wenngreich derſelbe damals von Seiten des Gouvernements noch nicht mit Entſchie-

den botaniſchen und landwirthſchaftlichen Garten begränzt wird, während fich in der Mitte des plages eine Fontaine erhebt und

an der Seite der bedeckten Galerie die zum Turnen nöthigen Geräthſchaften ſich befinden, denen nach einer neueſten miniſteriellen

artige, zum mindeſten 400 Kinder umfaſſende Lebrzimmer ents

Denheit begonnen und durchgeführt werden konnte, weil die ſo-

hält, und die ſowohl vermöge ihrer baulichen Einrichtung als

genannte fatholiſche Partei die große Majorität in der Rammer bilbete. Dennoch gelang es ørn. Nothomb nach langen und heftigen Debatten bas berſelben zur Begutachtung und Prüfung

fennung verdient. Bezüglich des Der Anſtalt zugehörenden Gars

auch hinfichtlich der vorhandenen Lehrapparate die vollſte Aner tene ſey noch bemerkt , daß derſelbe 1 ) in die Abtheilung für

porgelegte projet de loi pour l'enseignement primaire durch

Botanik, 2) für Obſtbäume, 3) für Waldbäume und 4) für

zuſeßen , in Folge beſlen am 23 Sept. 1842 auf Staat& koften die beiden zu Niveles und Lierre beſtehenden Schullehrerſemi-

die verſchiedenartigen in Europa cultivirten Getreide und Oes

nare (Ecole normale de l'Etat) begründet und, unabhängig

Werfen wir nun auch einen Blick auf die innere Einrich

müſe zerfält.

von dem biſchöflichen Einfluß, ausſchließlich unter die Aufficht

tung des Seminars.

und Leitung des Staates geſtellt wurden. Da Nivelles unter

Dasſelbe wird gegenwärtig von 125 bis 130 Zöglingen beſucht, die einen Curſus von drei vollen Jahren durchzumachen haben , gemeinſam in der Anſtalt eſſen, wohnen und ſchlafen , und folgender Hausordnung unterworfen find: des Morgens 5 Uhr beginnt die Meſſe, nach welcher die Arbeitsſtunden anfans gen, die bis 7 Uhr Dauern. Dann folgt das Frühſtück aus Kaffee und Butterbrod von gutem Weißbrob beſtehend und dies

dieſen zwei Inſtituten das bedeutendſte iſt, ſo wird es nicht uns intereſſant ſeyn, in gedrängter Kürze auf deſſen innere und

äußere Einrichtungen einzugehen, um dadurch die Gelegenheit zu bieten, beziehungsweiſe Vergleiche und Schlüſſe bezüglich ähnlicher in andern Ländern beſtehenden Anſtalten anzuſtellen . Das Gebäude, welches zur Lehranſtalt bient, iſt ein ſehr

geräumiges, auß zwei Flügeln beſtehendes ehemaliges Prieſterſeminar, deſſen ſüblicher Theil die Wohnungen des Directors , des Religionslehrers, des Vicedirectors und des Defonomen

ſem eine kurze Erholung&zeit, worauf die von 8 bis 12 Uhr

( Proviſeur) enthält, an welche fich die Wirthſchaft& gebäude und Die zum Gottesbienft dienende Capelle anſchließen, während im

Dauernden Lehrſtunden beginnen . Nach Beendigung berſelben wird gemeinſchaftlich gegeſſen ; dieſe8 Effen beſteht aus Guppe, Gemüſe, Fleiſch und Duft, das Siſchgetränt bildet ein kräftiges Bier, die Bedienung wird durch drei hiezu angeſtellte Aufwärter

obern Stoc die Schlaffäre, die Kranfenzimmer und eine prachts

beſorgt. Nach beendeter Mahlzeit tritt wieder bis 2 uhr eine

volle Waſchſtätte befindlich find. Der nördliche Flügel, welcher

Erholungsſtunde ein, dann beginnt von neuem der Unterricht

vor zwei Jahren von Grund aus neu conſtruirt wurde, enthält

bie 4 Uhr, dieſem folgt bie 42 Uhr abermale eine kurze Res

im Erdgeſchoß vier große, Durcheinandergehende Unterrichtsjäle,

creation, hierauf Fortſeßung des Unterrichts und der Studien

im erſten Stoc die Bibliothef, den Muftfjaal (Harmonium ) mit

zeit bis 7 Uhr, bann Nachteſſen und Erholung bis 9 Uhr, wors

ſedhe Inftrumenten, den mit einer großen Anzahl von Modellen

auf fich die Zöglinge zu Bett begeben. Es muß bemerkt were

414 den, baß dieſelben hierbei fortwährenb burch den Vicedirector, dem ſonſt weiter feine Functionen obliegen, beauffichtigt werden . Beim Eintritt in die Anſtalt iſt jedem Schüler ſeine Auß-

ſtattung ( Trousseau) beſtimmt; der Eintritt ſelbft kann nur unter folgenden Bedingungen ftattfinden : ber Aſpirant muß das 16te Lebensjahr vollendet haben, förperlich geſund und ftare

ſeyn, ein Zeugniß ſeine8 fittlichen Wandel8 beibringen und eine Probe ſeine Wiffens über folgende Gegenſtände ablegen : 1 ) in der Religion eine überſichtliche Renntniß der bibliſchen Geſchichte und ſpecielle Bekanntſchaft mit dem Dioceſan -Ratechismus, 2) richtiges Schreiben eines Dictate und genaue Kenntniß der Rebetheile, 3) die vier Grundrechnungen mit Anwendung der Brüche und des metriſchen Syſtems (Münze, Maaß und Gericht ),

5) Kenntniß des Vaterlanbe8 und ſeiner Geſchichte, 6) Schöns

goon

Schüler von Novez und als Mufttdirector fungirt Hr. Hoffmann , ein Deutſcher ( 1500 Fr.), beffen Unterricht Drgelſpiel, Geſang und Harmonielebre umfaßt. An dieſes Perſonal ſchließt fich endlich noch ein Lehrer für Uderbau unb Dbftzucht mit 1500 Fr. Gehalt, ein Lehrer für die Naturgeſchichte (700 Fr.), einer für Phyfte und Chemie (700 Fr.) , einer für die Geſundheitelehre ( 1000 Fr.), und einer für Kalligraphie unb Buchhaltung ( 1500 Fr.) an . Den Schluß bildet der Vice - Director Herr Abben Dargotte ( 1800 Fr.) ber zur Beauffichtigung der Zöglinge auss | ſchließlich beſtimmt iſt. Es muß hier hervorgehoben werden, daß bei der Ausbildung der Schüler am Seminar zu Nivelles

der ſehr lobenswerthe Zweck zum Grunde gelegt wird, benſelben eine für das Leben berechnete praktiſche Erziehung zu geben , eine

Bemerkung, die auf die Anſtalten gleicher Art in Deutſchland

ſchrift, zubem werben diejenigen noch beſonders berücfichtigt, die

nicht immer ihre Anwendung findet, indem man bort nicht ſels

einigermaßen muſikaliſch vorgebildet ſind. Die Zahl der um Aufnahme Nachſuchenden iſt ſo bedeutend, daß ſtets ein großer Theil derſelben zurüdgewieſen werden muß, da die Anſtalt ſtas

ten durch ein zu ſtrenges Feſthalten am Theoretiſchen in Ein ſeitigkeiten verfält, die häufig in einer ſpäteren Zeit ihre nach

tutenmäßig nicht mehr als 150 Zöglinge umfaſſen darf, und

aufgegriffene Anſichten über die Stellung des Volf@ ſchullehrers

um hiefür einen Beleg zu liefern, möge die Bemerkung genügen,

hervorrufen, ſo wie Wünſche und Anſprüche auffommen laſſen , welche nicht ſelten weit über den Standpunkt hinau&gehen die

daß fich vor der vor einigen Wochen ſtattgehabten Aufnahmes prüfung 360 Poſtulanten angemeldet hatten, von denen nur 50 aus dem vorerwähnten Grunde angenommen werden konnten. Fragen wir nun nach dem Zweck der Auébildung dieſer

jungen Leute, ſo iſt natürlich der nächſte und hauptſächlichſte

theiligen Wirkungen zeigen, indem fte Mißbehagen und falſch

-

dieſer einzunehmen beſtimmt iſt. - Der Ruf des Seminars zu Nivelles hat fich übrigens in Belgien troß ſeines noch kurzen Beſtehens ſchon ſo befeſtigt, daß bis jeßt die aus der Anſtalt entlaſſenen und mit einem Zeugniß der Reife verſehenen Cans

der, dieſelben zu befähigen , dereinſt einer Glementarſchule als Lehrer würdig vorſtehen zu können. Das Gouvernement hat

didaten fofort Anſtellungen im Lehrfach erhalten haben, ja daß

jedoch durch die Einſchaltung gewiſſer Lehrgegenſtände in den

(Ecoles primaires superieures) an Gewerbeſchulen und ſelbſt

Unterrichteplan, wie bie einfache und doppelte Buchhaltung,

an Gymnaften placirt worden iſt. - Die vorhin erwähnten Ab gangszeugniſſe zerfallen in brei Grade, und diejenigen Zöglinge

adminiſtratives Recht, Obſtbaumzucht, Aderwirtſchaft und Lands meſſerfunft darauf Bedacht genommen , den abgebenden Zöglins

ein Theil derſelben ſogar als Lehrer an höheren Bürgerſchulen

welche nicht eine gewiſſe Anzahl Punfte (points), beren Marinum

gen verſchiebene Duellen zu eröffnen, wodurch ihnen ſpäter bie

auf 1000 für ſämmtliche Fächer feſtgeſeßt, iſt erhalten, haben

Gelegenheit geboten wird, ihre materiellen und financiellen Vers hältniſſe zu verbeſſern . Der Lebrcurſue ſelbſt zerfällt in brei Abtheilungen, von denen jebe eine 3ahre@bauer umfaßt, und iſt

feinen Anſpruch auf ein Diplom .

im dritten Jahre bem rein pädagogiſchen, praktiſchen und methos diſchen Wirken gewidmet ; durch Aufzählung des an der Anſtalt thätigen Lehrerperſonals wird der Leſer zugleich Aufſchluß über

68 ift übrigens erfreilich, daß auch hier an der Begründung und dem Hoffnungsreichen Erblühen der Anſtalt deutſcher Fleiß und Deutſche Gründlichkeit innigen Theil genommen haben. Bes

ſonders gilt bieß gerechte Anerkenntniß dem Wirfen des Herrn Braun , eines Rheinländer und Kölner von Geburt, welcher ba elbſt als Profeſſor der Pädagogik und Methodik angeſtellt ift.

die verſchiedenen Lehrgegenſtände erhalten. Der Director, Herr Namiche (Licencié en Théologie), der Herr Braun war bereits in feiner Vaterſtadt während einer

einen Gehalt von 3000 Fr. bezieht, iſt ein würdiger mit vielſei-

Reihe von Jahren mit glüdlichem Erfolge als Lehrer thätig,

tigen wiſſenſchaftlichen Kenntniſſen außgeſtatteter Geiſtlicher, der zur Zeit der Gründung bed Inſtitut& Lehrer der Oberclaſſe am Gymnaſium zu Löwen und gleichzeitig Unterbibliothecar der dors

und wurde als bas belgiſche Gouvernement im Jahre 1844 uns mittelbar nach der Eröffnung des Seminars den Director Na. miche in Begleitung von zwei Profefforen nach Deutſchland ſchichte, um fich mit dem Standpunft und der Einrichtung ber

tigen Univerſität war.

Derſelbe lehrt in dem oberen (3ten)

Curſue franzöftſche Literatur und Geſchichte. Religionslehrer iſt Hr. Boulard mit einem Gehalt von 2000 Fr. , er wird als ein aufgeklärter vielſeitig gebildeter Prieſter und als ein Mann graben Sinnes geſchildert, der bie Welt und die Menſchen fennt. Herr Braun, ein Rheinländer auf den ich ſpäter noch mit

einigen Worten zurücfommen werde, hat das Fach der Påbagogik und Methodif mit einem Gehalt von 3000 fr. inne, unb

the

ift zugleich mit der Direction der mit dem Seminar verbundes nen Muſterſchule beauftragt. - Den Sprachunterricht, verbuns Den mit Styl und Leſen , leitet Hr. Kaimann, Dr. Der Philos

ſophie,, mit einem Gehalt von 2500 Fr. - Die mathematiſchen Wiſſenſchaften liegen in den Händen des auf der Univerfttät zu Löwen oudgebildeten Dr. Snoed (2000 Fr.) ; - die Geographie

und Geſchichte lehrt Herr Roſſart (1800 Fr. ), Den Zeichenuntera richt leitet Hr. Philipfin ( 1500 fr.) , ein tüchtiger Künſtler und

dortigen Elementarſchulen vertraut zu machen, für dasſelbe ges wonnen. Ihm wurde auch die Einrichtung der mit der Anſtalt

verbundenen Muſterſchule übertragen, welche in erfreulicher Weiſe emporblüht, denn die belgiſchen Pädagogen, obgleich tüchtige und wiffenſchaftlich gebildete Männer, hatten hiefür weder Ers fahrung noch eine klare Idee über Elementarweſen und über das was bei der Ausbildung eines jungen Mannes zum Lehrfach Haupts ober Nebenſache feb . Die Aufgabe des Hrn. Braun war baher keine leichte, da er ſo zu ſagen allein ſtand und nur durch Ausbauer und Muth die vielen Kinderniffe, die fich ihm ents gegenſtellten , bekämpfen konnte. Allein er überwanb dieſelben ,

wofür al8 reben der Beweis wohl angeführt werden fann, daß Die bei ihrer Begründung 40 Kinder zählenbe Mufterſchule nun

mehr deren 250 umfaßt, die in acht verſchiebene Claſſen getheilt ftub. Fünfzig bis ſechzig dieſer jungen Leute ſtehen in dem Alter

415 von 16 bis 20 Jahren , unb piele unter ihnen ſtammen aus den

daß die 3achten lediglid zum Schnellſegeln eingerichtet find, die Sdiffes

berſchiedenſten Gegenben des Landes, und find von ihren Anges hörigen nach Nivelles zur Benüßung deß dortigen Unterrichte

baufunft mit vielen neuen Erfindungen bereichert und ſomit verbeſſert. Die Ausrüſtung und die gewöhnlich ſehr prunkvolle, ftets aber comfors table Ginrichtung dieſer Fahrzeuge beſchäftigt eine große Anzahl Hand werfer und Künſtler, und ſeßt dadurch große Summen in Umlauf ; jeder Glub beſikt in dem Hafen, wo ſeine Fahrzeuge liegen, ein eignes, pracht:

geſchidt worden.

Hr. Braun entfaltet aber auch noch außerdem

ale pädagogiſcher Schriftſteller eine große Shätigkeit. Seine vielen Werke zeichnen fich durch leichte Faßlichkeit, durch Klars heit, Bündigkeit und Kürze aus, und dürfen mit dem größten

voll eingerichtetes Haus zu ſeinen Zuſammenfünften und Feſten dienend. Die Mitglieder des Clube mit ihren Familien und zahlreiche andere,

Recht zur weiteren Verbreitung empfohlen werben. 3ch führe nur einige derſelben , wie ſein ,,livre de lecture," ſeine „ Pre

welche in den Hafenorten zuſammenſtrömen und um den Ausflügen , Negatten und Feſilichkeiten der Geſellſchaft beiznwohnen , dort wochen :

mière Instruction pour les enfants qui apprennent à lire et

oder monatelang leben , verzehren begreiflich viel Geld dort ; fo iſt es

à écrire, " „ la discipline des écoles primaires " u. 1. w. an ; ſo viel mir befannt, iſt derſelbe augenblicklich mit einem großen ren Werfe : Lehrbuch der Pädagogik und Methodik für Volfs

bedeutend gehoben find; 3. V. iſt das früher elende Dorf Cowes durch

erklärlich, daß verſdhiedene fleine Hafenorte lediglich durch die Jachtclubs den Club, welcher ſich das ,, königliche Jachtgeſchwader “ nennt ,

binnen

Die Anſtalt zu Nivelles erfreut fich des beſonderen Schußes

wenigen Jahren zu einer regen und wohlhabenden kleinen Stadt mit hübſchen Häuſern , worin elegante Logis zu finden, umgeſchaffen. Aber

des Gouvernements und der Theilnahme des Landes, aber auch

wichtiger als alle dieſe Vortheile iſt für England, daß die Jachtclubs in Friedenszeiten mehrere tauſend der rüchtigſten Seeleute der Welt nicht

das Ausland intereſſert ſich dafür, wovon das Fremdenbud Zeug

nur beſchäftigen , ſondern in ihrem Berufe ausbilden , ſo daß fie beim

niß ablegt, welches bereit mehrere hundert den verſchiedenſten Ständen und Ländern angehörende Namen enthält.

Flotte dienen fönnen , oder daß fie auf den als Caper ausgerüſteten

ſchullebrer“ beſchäftigt.

Ausbruch eines Krieges augenblidlich zur Bemannung der königlichen Jachten die Küſten und den Handel ihres Vaterlandes ſchüßen helfen.

Die Jachtclubs der Engländer im Jahre 1847. Jachtclubs, wir bitten ja nicht Jagdclubs zu leſen, nennt man in England Geſellſchaften, in welchen jedes Mitglied eine eigne Jacht d. h. ein kleines ſchnellſegelndes Seeſchiff zum Vergnügen beſigt und welche den Zwed haben mit ihren Jachten gemeinſchaftliche Ausflüge und Wettfahrten anzuſtellen.

Die Jachtelubo find eine achtengliſche Erfindung, vor noch nicht 30 Jahren urſprünglich als ein Zeitvertreib entſtanden aus dem Geſchmace der Engländer an allen kräftigen männlichen Vergnügungen, wie Wett rennen, Jagen, Boren, Rudern u. f. w., verbunden mit der unter ihnen allgemein herrſchenden Vorliebe für alles was See und Seefahrt betrifft. Deßhalb waren dieſe Clubs im Anfange nur Vereinigungen, um gemeins

ſchaftliche Spazierfahrten oder weitere Ausflüge in ihren Jachten zu machen und erſt ſpäter famen die Wettfahrten, Regatta genannt, hinzu, welche entweder von den Schiffen desſelben Clubs oder im Wetteifer mit denen anderer Clubs gehalten toerden ; die Regatten , zuerſt nur eine Probe der Schnelligkeit der verſchiedenen Jachten, find jeßt, eben ſo wie

die Pferderennen, ein Glüdsſpiel oder richtiger ein Geſchäft geworden, bei welchem man durch Erlangung der ausgeſeßten Geldpreiſe und be: ſonders durch hohe Wetten große Summen verdienen will. Seitdem hierdurch der urſprüngliche Zwed der Jachtclubs verändert worden, wers

den von manchen Mitgliedern derſelben Jachten unterhalten, welche nur bei Negatten brauchbar find, aber außerdem dem Gigenthümer nicht den

geringſten Nußen gewähren , indem er ſelbft auch nicht die kleinſte Spazierfahrt darin machen kann ; denn dieſe Jachten ſind zwar ſchlanke, ſymmetriſch gebaute Fahrzeuge , untadelhaft in Maften und Segelwerf, dem Aeußern nach wahre Muſter leichter Schiffe ,. aber unter dem Deck iſt nichts als ein leerer Raum ohne Bett, Tiſch und Stuhl , alles nach

Bedyund Delfarbe riedend, geradewie es aus denHänden "bes zim mermanno fam. Man möchte ein folches Schiff mit dem koſtbaren Voll: blutpferde vergleichen , welches nur dem Jofei beim Wettrennen dient .

Da die engliſchen Seeleute gern auf den Jachten dienen, weil ſie dort höhern Sold bei geringerer Arbeit und beſſerer Behandlung finden als auf Kauffah

rern, ſo haben die Eigenthümer von Jachten die Auswahl unter den tüch tigſten Seeleuten und ſo die vortrefflichſte Bemannung. Daneben wird die Mehrzahl der Jachten von unbeſchäftigten Officieren der Kriegsflotte commandirt, welche dadurch zu dem ſchmalen Halbſold, der ihre Familie ſehr fnapp ernährt , einen nicht unbeträchtlichen Zuſchuß erwerben und zugleich in der Uebung ihres Geſchäfts bleiben ; dieſe bilden ihre kleine

Mannſchaft nicht nur im praktiſchen Seeweſen, ſondern auch im Gebrauche der Geſchüße und Handwaffen aus und haben auf vielen Jachten eine Ordnung und Disciplin eingeführt , welche der beſten Disciplin auf einem engliſchen Kriegeſchiffe nahefommen ſoll. In den legten Kriegen Englands mit Frankreich und beſondere mit Nordamerifa ſtellte fich deutlich genug heraus, daß die Caperſchiffe dieſer Feinde an Zahl, Schnelligfeit und Ausrüſtung den engliſchen Capern bei weitem übers legen waren und mandhe Jahre lang in allen Meeren dem Handel Eng=

lands einen ſehr empfindlichen Schaden zufügten ; dieſer Umſtand iſt eine der Hauptveranlaſſungen , daß England die ſeit dem Frieden von 1815 nach und nach entſtandenen Jachtclubs ſo ſehr in Schuß genom men und begünſtigt hat. Deſhalb haben alle dieſe Clubs durch beſons dere Freibriefe die Erlaubniß erhalten, fich „ Königliche “ zu nennen, weil

fie gewiſſermaßen als eine freiwillige Abtheilung der königlidhen Flotte von der Regierung angeſehen werden. Die Königin Victoria mit ihrem Gemahle ſtehen ſogar als Patrone an der Spiße einiger dieſer Clubs und haben auf Anſuchen ſich bereit erklärt , im Sommer dieſes Jahre eine Revue der Jachten ſämmtlicher Clubs , wie ſonſt wohl über eine

Diviſion der Armee, zu halten. Da die Schiffe der Jadtclubs gleichſam Freiwillige ber königlichen Flotte find, ſo haben manche Clubs das Vor:

recht erhalten , Kriegswimpel und die Kriegs-, nicht die Handelsflagge Großbrittanniens zu führen , jedoch iſt zur Unterſdheidung der Club zu welchem das Fahrzeug gehört, mit deſſen Anfangsbuchſtaben in der Flagge 1

bezeichnet, z. B. der Royal Victoria Yacht-Club mit : R. V. Y. C.,

um dem Herrn Geld zu erwerben , aber von dem Herrn ſelbſt nicht

durch die Kriegeflagge find fie nicht nur in den heimiſden Häfen bevor:

geritten wird. Und wenn der Jofei beim Rennen eine bunte Jade

zugt , ſondern ſie müſſen in fremden Hafen als engliſche Kriegeſchiffe angeſehen und geachtet werden , und find dort als ſolche von allen

trägt, damit man ihn von fern erkennen kann, ſo iſt die Jacht bei der Regatta aus demſelben Grunde mit bunten Phantaſieflaggen verziert. Indeß dienen die Jachtclube nicht bloß zum Vergnügen müßiger Reicher, welde vielleicht Glüdſpiele lieben , ſondern fie ſind für ganz Großbrit tanien von einer wichtigen, aud politiſd wichtigen Bedeutung und wer:

den deßhalb von der Regierung auf alle Weiſe befördert und begünſtigt. Es eriſtiren gegenwärtig in England und Irland 11 ſolcher Clubs, welche zuſammen etwa 600 Jachten befißen und 4000 Seeleute beſchaf: tigen, wie wir unten ausführlicher zeigen wollen . Die Erbauung dieſer Schiffe gibt nicht nur dem Schiffbau Nahrung, ſondern hat dadurch,

Hafenabgaben befreit, welche jedes Kauffahrer : oder andere Privatſchiff zahlen muß.

Das Vergnügen eine Jacht anzuſchaffen und zu unterhalten , auch Mitglied eines Jachtclubs zu ſeyn, iſt ein fo foftſpieliges, daß nur ſehr

reiche Leute dazu im Stande find, welchen es nicht darauf ankommt, ob fie dafür jährlich manche hundert Pfund Sterling ausgebert. Eine engliſche Jacht iſt nicht ein Seeſchiff von einer eigenthümlichen Bauart, ſondern gehört zu einer der fleinern ſchnellſegelnden Gattungen Schiffe von 20 bis etwa 100 Tonnen , die Tonne zu 2000 Pfo. gerecha

416

woso

net ; rechnet man den Tonnengehalt der Jachten ämmtlicher jeßt be: ftehender Clubs zuſammen , ſo beträgt durchſchnittlich der Gehalt der einzelnen Jacht etwas über 47 Tonnen. Die Jacht fann nach ihrer

Bauart Cutter, Schooner, Lugger, Brigantine u. ſ. w. ſenn und dieſe, ſo wie der Zwed wozu fie beſtimmt iſt, ob zu fürzern oder weitern Fahrten, bedingen ihre Größe. Kiebei iſt zu bemerken, daß die Jacht: clubs hölzerne Schiffe als ſchnell ſegelnder den eiſernen in der Regel vor ziehen ; wer nur auf der Themſe ſegeln will, dem genügt ſchon ein Schiff von 20 bis 25 Tonnen, will er aber Reiſen z. B. in das mittels

ländiſche Meer machen, ſo muß er eind von mindeſtens 60 Tonnen haben. Gin Gutter für Themſe- und Küſtenfahrt geeignet von 20 bis 25 T., mit Kupfer beſchlagen und mit Bleiballaſt verſehen , foſtet, wenn er überhaupt gut im Stande ift, von 300 bis 450 $ fd. Sterling (3600 bis 5400 fl.) ; bei dem Preiſe macht beſonders das Alter des Schiffs einen erheblichen Unterſchied, denn wenn es 8 oder 9 Jahre alt iſt, ſo iſt es viel billiger als wenn es erſt 2 oder 3 Jahre alt wäre. Ferner erhöht auch die Ginrichtung des Schiffs den Preis desſelben nicht unbetracht

lich , z. B. wenn es beweglichen Bleiballaſt an Bord hat , oder alles .

Kauffahrer und Kriegeſchiffe, ja oft ſelbſt das Dampfichiff an Schnels ligfeit übertreffend. In einer guten engliſchen Jacht haben Hunderte von neuen Erfindungen beigetragen um ihren Lauf zu beflügeln ; deßo halb fieht man auf gar manden derſelben Segel von ungewöhnlicher Form und Stellung, oder ſchrägftehende Maften , welche durch den flårs fern Drud des Windes auf die drägliegenden Segel den Lauf des Schiffes zwar beſchleunigen helfen , aber das Fahrzeug ſelbſt mehr an ſtrengen als bei geradeſtehenden Maſten der Fall iſt, wie erfahrne Sees leute verfidhern , vieler andern dem ſeemännſden Auge auffallenden Ver

ſchiedenheiten im Bau des Schiffes und in der Ordnung des Tauwerks nicht zu gedenken. Wenn man das mit furzen Geſchüßen reichlich vers

ſehene ſchmale Deck der Jacht betritt, ſo erſtaunt man über die fcrupus löſe Ordnung und Reinlichkeit die dort herrſcht, und auf einem Linien ſchiffe nicht beſſer anzutreffen wäre ; umher ſteht die kleine , aber aus: gewählte Mannſchaft, junge , kräftige Leute , zufrieden und dabei ents ſchloſſen ausſehend , ihre blühenden Wangen nur leicht gebräunt von Sonne und Sturm. Sie find in Sonntagøtracht, bekleidet mit blauen Jaden und Pantalons, blau und weißgeſtreiften Hemden, mit Schuhen und weißen Strümpfen , ein ſchwarzer Halstuch iſt nachlaffig umgefnüpft

Holzwert der Cajüte und Kammerchen aus Mahagoni verfertigt ift u. ſ. w. Gin in jeder Hinſicht gutes , geſundes und feetüdhtiges, mit eleganter und zweđmäßiger Ginrichtung verſehenes Jachtſchiff von 30 bis

ſtaben des Clubs ihres Herrn unter einem Anfer prangen ; alles an

50 Tonnen , worin man behaglich nach den Inſeln und Rüſten des

ihnen iſt muſterhaft nett und ſauber.

Canals fahren fann, koſtet 14 – 16 Pfo. St. auf die Tonne gerechnet,

idyaft merkt man auf den erſten Blid an Geſicht, Haltung und Beneh: men den Seemann, wie den Gentleman an ; der Eigenthümer der Jacht, eine ſeemänniſch nadláſſige Haltung annehmend , iſt möglichſt ſeemän: niſớ , aber ſehr elegant gekleidet. Seine Cajute iſt zwar flein , fieht aber dem lururioſen Boudoir einer großen Dame ähnlicher als einer

.

-

alſo die Tonne durchſchnittlich zu 15 Pfð . St. angenommen 450 – 750

Pfb. St. (5400 – 9000 fl.), und eine eben ſo treffliche Jacht von

60—100 T., worin man das mittelläntiſche Meer beſuchen kann , nach demſelben Verhältniſſe von 15 Pfd. St. für die Tonne, 900—1500 Þfd. St. ( 10,800—18000 fl.) Bei dem Anfaufe von Jachten wirft die Jahrs zeit erheblich auf den Preis, ſo daß fie im Sommer, weil ſie dann am meiſten geſucht werden, um etwa 1/3 theuer ſind als im Spätherbſt oder

Winter, wo ſie ohne Nußen und als ein zehrendes Capital im Hafen liegen. Die gewöhnliche Bemannung einer Jacht wird nach dem Verhält: niſſe von einen Mann auf jede 10 Tonnen gerechnet, und bei den größern Jachten werden Capitán und Aufwärter in die danach fich ergebende

und auf dem Kopfe fißt der blanfe Lederhut, woran die Anfangebuch: .

Dem Capitán der kleinen Mann:

.

Schiffocajūte; das Getafel dieſes Gemaches aus koſtbarem Holze beſtehend, iſt mit Spiegeln, Gemälden und Kunſtwerken geziert und unterſcheidet

fich von dem Boudoir nur durch die dort hängenden reichen Waffen ver ſchiedener Art. Der kleine Kamin von blauangelaufenem Stahl hat eine Ginfaſſung von weißem Marmor , die Bänke find mit Riſſen von Pur: purſammet belegt, davor der ſchmale unbewegliche Tiſch von eingelegten Hölzern, eine Lampe von vergoldeter Bronze hångt von der Dede herab

Geſammtzahl mit einbegriffen, ſo daß z. B. eine Jacht von 100 Tonnen ,

und ein bunter Teppich bededt den Fußboden. An die Cajüte ſtoßen

welche mit 10 M. bemannt ſeyn mußte, den Capitán, acht Seeleute und einen Aufwärter an Bord hat ; dazu fommt bei längern Ausflügen und Reiſen noch ein beſonderer Roch für den Gigenthümer, welcher, wenn er nicht bereits in deo leßtern Dienften ſtehen ſollte, wochen - oder monató: weiſe engagirt wird. Der Lohn der Seeleute auf den Jachten der Clubs beträgt von 21 — 25 Schilling (12 fl. 48 fr. bis 15 fl.) die Woche für jeden und der Führer oder Capitän einer Jacht unter 50 T. erhält 70–80 Pfb. St. jährlichen Sold, und auf den größern Schiffen 100—105 Pſd. St. (1200—1260 fl.), die meiſten Gigenthümer haben die Beman

etliche kleine , bequem und elegant eingerichtete Kämmerlein für den

=

nung ihrer Jachten in fortlaufendem Solbe, weil ſie dadurch die tüchtig ften Leute erhalten und nur wenige haben ihre Mannſchaft auf Zeit,

Eigenthümer oder defien Frau , oder einen guten Freund und für den Capitán, den täglichen Genoſſen und Gaſt des erſtern ; das kleine Schiff hat die ausgewählteften Lebensmittel und Getränke an Borb, und einen

Rock in blendend weißer Amtstracht, der fein Stümper in ſeiner Kunft zu ſeyn pflegt. Auf einem ſolchen Schifflein ſind zwar alle Räume nur von beſchränktem Maaßſtabe, aber alle zweckmäßig, nett und behaglich, dabei die des Herrn elegant , ja üppig eingerichtet, weil ein Clubmit:

glied das andere nicht bloß in der Bauart, ſondern auch in der innern Ginrichtung und Auszierung ſeiner 3acht übertreffen will. ( Schluß folgt.)

etwa 4 bis 6 Monate im Jahre , engagirt. Sämmtliche Schiffe der Jachtclubs find mit Kanonen verſehen und

Mi s cellen.

zwar ſtärker als andere kleine Fahrzeuge derſelben Gattung und Größe,

Spirituoſen in England. Die Mafie der in England, Schottland und Irland bereiteten Spirituoſen betrug im Jahr 1847

indem man bei erſtern auf 10 Tonnen eine Ranone rechnen fann . Das

ſogenannte fönigliche Jachtgeſchwader und der Victoria Jachtclub führen

19,636,700 Gallong. Merkwürdigerweiſe vertheilt fich die Fabrication ſehr

Metallgeſchüße 2 bis 9 Pfünder, die andern Clubs eiſerne 1 bis 6 Pfün: der auf ihren Schiffen ; außerdem hat jede Jacht einen reichlichen Vor :

ungleich : in England wurden fabricirt 5,356,794 Gallons , in Irland

rath von gutgearbeiteten Sandwaffen ,

welche auf Kriegsſchiffen in

Gebrauch find (Flinten, Piſtolen , kurze Schwerter, Enterpifen und Streit

5,737,687 Gallons, in Schottland dagegen, das nicht volle drei Millionen Ginwohner zählt , 8,542,219 Gallone. Dagegen wurde über eine Mil lion Gallons aus Irland in England eingeführt. Die von den Spirituos ſen erhobenen Steuern ( Accife) betragen nicht weniger als 5,224,003 Pfb.

årte) , nebſt genügender Munition.

Wenn man in einem Hafen außerhalb Gngland kleine , niedrige, dywarz und weiß geſtreifte Schiffe gewahrt, welche durch das ſymmetriſch

(Shipp. Gaz, 19 April.)

erſcheinen laſſen , ſo kann man ficher darauf rechnen , daß jene zierlich, faſt fokett ausſehenden Schifflein Jachten reicher Engländer find, welche, wie der fliegende Fird von Welle zu Welle fich ſchwingend, ihre Gigen :

Erpedition zur A uffudung Sir I. Frankline. Das eine der mit der Aufſuchung beauftragten Schiffe befand fich am 25ften Februar . J. zu Punta de Chirambira oberhalb Panama. Das Schiff hatte gerade Befehl erhalten nach der Behringsſtraße zu regeln , fol aber nicht in jenen Meeren überwintern , ſondern ſobald der Winter eintritt , wieder fübwärto regeln und Nachrichten nach Panama bringen. Fürs erfte geht die Fahrt nach dem Peter- und Paulshafen in Kamts

thümer im Fluge burd alle Meere Europa's tragen , die ſchwereren

ſchatku. ( ibid .)

Sola :rfe ihrer Bauart, durch ihre verhältnißmäßig hohen Maſten und vielen Segel alle andere Fahrzeuge neben rich plump und ſchwerfällig

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Verantwortlicher Nedacteur Dr. Gd. Widenmann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N""

105.

2 Mai 1848.

in ſtaatswirthſchaftlicher Hinſicht feine&wegs die unweſentlichern

Heiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Reiſenden. Bierter Abſchnitt.

Podravina . 22 April. Es hatte die Nacht durch geregnet ; der Morgen war indeß heiter genug, um die Reiſe antreten zu können ; vor 9 Uhr war bieß nicht möglich, da der Kyriante mit ſeinem Pferde lange ausblieb, und dann, um die beiden großen leders nen Bijaye, in welchen ich mein Gepäd unterbrachte, aufzuladen

und alles zur Reiſe Nöthige in Drbnung zu bringen, gar zu lange Zeit brauchte. Derſelbe war indeß von gutem chrlichem Schlage, äußerſt willig in Folge türfiſcher Dreſſur, mochte aber

außer der Beſorgung des Pferdeß und Gepäcke8, und etwa nach ſeiner Fertigkeit im Sodenſtriden nicht viel verſtehen . Er war noch jung, aus der Gegend Travnife gebürtig, ein Ratholif, und hieß 3lia (Elias). Er trug einen rothen Turban und eine Art

Joppe aus weißer und rother Wolle, das herrſchende Coſtüm ſeiner Stande @ genoſſen .

Auch einige Commiffionen,, die ich noch zu

übernehmen hatte, verurſachten Aufenthalt.

3ch war froh, als

ſeyn , in dem Verluſte einer großen Fläche erträgnißfähigen Landes . Schon hier fam ich bald über weite Strecken, die ſich vortrefflich als Wieſe, Ackerland oder Wald hätten benußen laſſen fönnen, die aber in einer Breite von mehr denn hunbert Schritten

zuſammengetreten waren. Dieß geſchieht, wie leicht einzuſehen, weil bei Regenwetter der mehr betretene Weg, dem niemals Bes ſchotterung zu ſtatten fommt, ftets der ſchlechtere ift. Beim Anblid ſolcher Wege war es, wo mein Burſde den Aufruf that : Bene detto il Napoleone: poichè egli a fatto le strade ! Die Straße hätte eigentlich bequemer , nur mit einigen Krümmungen, im Thale fortgeführt ſeyn fönnen, ſtatt deſſen ging fte bergauf und bergab, in ſenkrecht gerader Richtung nach dem Ziele ; denn das iſt eine durch ganz Bosnien und vielleicht noch weiter in der Türkei zu beobachtende Eigenthümlichkeit, daß man die Umwege, die man durch Auf- und Abwärtsgehen beſchreibt, den Biegun gungen , in welchen der Weg Durch die Ebenen ben Bergen ausweicht, auch dann noch vorzieht, wenn dieſelben mit jenen /

eine unb dieſelbe Curve beſchreiben ſollten . Wenn der Bosniak ſeiner Naſe nachgeht, dann ſchreitet er freilidh ichnurſtrafe ſeis

fich endlich Menſch und Thier zum Marſche in Bewegung ſeşte. Wer das Vergnügen des Votanikers kennt , dem eine neue,

nem Ziele entgegen, obgleich ſlamiſche Verſdlagenheit in Hans

ſchöne Natur verheißungsvoll ihre Arme öffnet, weiß mit wels

bel und Wandel nicht gleiches Verfahren beobachtet.

dhen Gefühlen ich das Freie betrat am jenſeitigen Ende der

Das Thal der Lashva bildet hier ein weites ebenes frucht barel Becen, nach allen Seiten von höheren Bergen umſchloſ

Stabt ! von jeher ein guter Fußgänger, hielt ich das Lagewerk, ſo mir bevorſtand, für einen anmuthigen Spapiergang . Wie ſauer wurde mir die Enttäuſchung ! Oleich außerhalb Travnik, am öſtlichen Ende der Stadt, am linken Ufer der Laſhva, trennen fich bie Wege. Der Lahva folgt die gepflaſterte Straße nach Serajevo, der Frequenz des Verkehr8 nach , der fte belebt, wohl die bedeutendſte des Landes,

zugleich auch die nach Czenizza, die ſich zwei Stunden ſpäter links von ihr abzweigt. Der Weg nach Vranduf, den ich nach Brood einzuſchlagen hatte, trennte fich gleich vor der Stadt von dieſer Straße und führte linker Hand ſanft bergan über die

Abbachungen des Vlaffichgebirged. So lange eß noch auf dem Karawanenweg nach Serajevo fortging, war es paſſabel zu gehen troß der übeln Witterung und des lehmigen Erdreichs, denn die Straße nahm in der That einen vornehmen Rang ein un

ter den bosniſchen Straßen, obſchon fie immer noch weit hinter

bayriſchen Vicinalſtraßen zurüdblieb, die doch gerade in keinem ſonderlichen Rufe fteben . Bald aber, nachdem ich die gepfla. fterte Bahn verlaſſen mußte, machten fich die Nachtheile eines

ſen ; die Breite des Thales mag eine Stunde, die Länge gegen drei Stunden betragen .

Die Berglehne, über die mein Weg führte, war mit Buſchwerf von Hafelftauben bewachſen , die noch unbelaubt waren ; unter dieſen blühten Frühlingspflanzen, die ſämmtlich auch in Deutſchland vorfommen . 1 Nicola ( choß eine Felſentaube (columba livia Briss .) und eine Mandelfräbe (cora cias garrula L.). Um das Thal der Biela, eines ſtarken Ges

birg & bached, der von der Norboftſeite des Vlaffich herabfömmt,

zu überſchreiten, ging es über den naſſen ſchlüpfrigen Lehmboden , der in dieſer ganzen Gegend vorherrſcht, wieber lange bergab. Hatten früher auf der Reiſe von Sign bis Iraonit fteile felſige Abhänge bem Ritte Beſchwerben dargeboten, ſo war es nun der

Schmuß der Wege, der fich in noch höherem Grabe der Wan berung zu Fuße hinderlich erzeigt ; die Luft war ſchwül unb bie Sonne ſtad zeitweiſe aus den Wolfen. Nachdem wir den Haupts arm der Biela auf einer Brüde paffirt und einen angeſchwolle

1 Lathraca squamaria L., Carex praecox Jacqu., alpestris All.; Anemone nemorosa L. und ranunculoides L., Hepatica triloba Chaix. , Viola odorata L., Asarum europaeum L., "Euphorbia amygdaloides L., Primula acaulis Jacq., Thlaspi perfoliatum L., Draba verna L.,

Straßenmangele in ſehr ernſthafter Weiſe fühlbar. Dieſe äu Bern fich, um im allgemeinen zu ſprechen , nicht bloß in der

Capsella,, Bursa pastorisMönch. Von Epimedium alpinum gewahrte

Behinderung des Handeláverfehre, ſondern auch, unb bieß dürften

man hier noch nichts, alß die vorjährigen Blätter,

418 nen Nebenarm burdwatet hatten,

mußten wir abermals berga

auf. · Wir erhlidten hier ſeitwärts ein Dorf, Namens Biela (was ungefähr Weißbach, Weißwaſſer heißt, nämlich Biela voda ) ;

nåber aber dem Wege lag ein umzäunter chriſtlicher Kirchhof mit ſteinernen , Kreuze Darſtellenden Denkmälern, inmitten ſtand eine Capelle, obne chriſtliche Wahrzeichen , ſelbſt ohne Altar, eigentlich bloß ein Dach über Mauern, nach vorne offen. Balb darauf trat derartiger Schmuß ein, daß ohne unſägliche Mühe nicht mehr fortzukommen war ; in dem zähen thonigen Voden verſant der Fuß bio zum Knöchel, ſo daß er mit Anſtrengung wieder hervorgezogen werden mußte, an abhängigen Orten machte die Schlüpfrigkeit Vorſicht vonnöthen. Nicht wenig zeigte fich bei dieſer Strapaze die türkiſche Tracht hinderlich ; überbieß trug ich 500 Piafter und 72 Zwanziger bei mir, nebſt Waffen, Mu nition unb Botaniſirbüchſe ; fo brauchte ich ohne zu raften nach

einem von Travnik 3 Stunden entfernten Kan 6 volle Stunden. Sur Ginſicht gelangt, daß unter ſolchen Umſtänden fich ohne mannichfache Nachtheile die Reiſe nicht zu Fuße ausführen laſſe, hielt ich hier Nachfrage nach Reitpferden, jedoch vergebens. Nach ſtündiger Raſt regte ich um 4 Uhr meinen Weg zu Fuß weiter, er führte über ſanfte Hügellehnen , die mit Hochwald von Gjpen , Buden, Hainbuchen , Spißahornbäumen und Föhren bes wachſen waren . 2 Statt des bis hieher vorherrſchenden Mergel ſchiefers zeigte ſich quarzreicher Sandſtein ; die Gegend wurde immer anmuthiger, und die leßte Strede, welche ich heute zu rüdlegte, ſo ſchön, daß ſte mich ungeachtet des Schmußes , der3

hier am unwegſamſten war, die Mühſeligkeiten vergeſſen machte. Kurz vor Sonnenuntergang erreichte ich das Dorf Gradishkie, und fand hier einen leiblichen Fan zur Nachtherberge.

soon

kamen, ſchienen Lürfen, indeß von gutem Schlag, wenigſtens flößten ihre fonnverbrannten Geſichter zutrauen ein ; vortreff liche Milch würzte unſern Shee, bas Brod aber war vor Salz faum zu genießen .

23 April. Um 5 Uhr brachen wir auf, gleich hinter Gras biſhkie ging eß nach dem Shale der Boena fteil bergab, daß Geſtein bilbete ein Dünngeſchichteter Sandſteir:; bie hieber hatte

fich, ſeit ich Spalato verlaſſen , uoch kein Grün in den Laubholzs wäldern erbliden laſſen . Nun aber, als ich mich dem Strom

bette der Bosna näherte, kam ich raſch in einen reichen Früh ling . Wenn man deſſen Entfaltung in almählicher ſchrittweiſer Entwidlungsfolge an ein und dasſelbe Klima gefeſſelt erlebt, fühlt ſich ſchon das Gemüth zu heiterem Frohlođen angeregt, wie nun erſt da, wo man ſo ſchnell aus ſtarrein Winter mitten in beſſen überſchwängliche Herrlichkeit fich verſeßt fteht! Dort in Dalmatien war es nun ein dürftiger Frühling gegen die beſeli. gente Lenzeewonne, die mit einem Zauberſchlage erwacht hier in blühenden Dbſtgärten und grünenben Buchens und Eichen wäldern ins Leben trat ,

Ein Haus, in beſſen Nähe ich die Bosna erreichte, war von

blühenden Kirſchbäumen umgeben ; von nun an verfolgte ich den Lauf des raſch dahineilenden Stromes in enger romantiſcher Thalſchlucht auf leidlich gutem Wege, die Höhen welche ihn eins

ſchränken, etwa bis 1000 Fuß ſich erhebend, find durchaus bes walbet, hie und da begränzen Wieſenpläte, freudigſt grünend, die Straße ; Felfen zeigten fich nur in kleineren Partien, die Ges birgsart beſteht überall aus verſchiedenen Nuancen des Schiefer thone . Das Streichen der Schichten zeigt ſich conſtant von S.

genannt, liegt an dem nordöſtlichſten Vorſprunge des Gebirgs

W. nach N, D. , und ihr Fallen iſt ſehr bedeutend, vom Seis gern ſich beiläufig nur 15--20° entfernend, nach S. D. Der Walb wird anfangs vorherrſchend von Hainbuchen gebildet, die

zuges, Deflen Hauptſtod der Vlaffich bildet, und iſt von Travnik beiläufig 5 Stunden entfernt. Es dürfte ungefähr 600 Fuß

Mabholberbäume. 1

Dieſes Dorf, nach einer vormals hier befindlichen Burg

Flußufer umjäumen Erlen, Weiden, Hopfen, Buchen , Eichen- und

über dem Thalniveau der Bobna gelegen ſeyn, und bietet daher

Das Städtchen Vranduk nahm ſich mit ſeinem einer mittel

eine weite Ueberſicht über dieſen Strom nach oben ſowohl als nach unten, indem derſelbe in einer weiten Krümmung um den Fuß bed Berges fich winbet. Aufwärte erblickte man gegen Güb weſten am Hintergrunde eines breiten, wohlbebauten, etwa eine Stunde langen Shales an ihrem linfen Ufer bas Städtchen Czes nizza am Fuße höherer, bis zum Gipfel bewalbeter Berge, deren Gipfel von den legten Strahlen der untergehenden Gonne ges

alterlichen Burg gleichenben Fort auf ſteiler Felswand unmittels bar über der Boena höchſt pittoresk aus. Einige hundert Sdritte

von einander entfernt befinden fich hier am Flußufer, ehe ſich die Straße nach der Stadt erhebt, drei Hans von einladendem Aeußern ; in einem derſelben befamen wir ſaureMilch zum Früh

röthet leuchteten, während entferntere in Dunkelblaue Wolfen ſchatten gehüllt düſter bagegen abftachen. Abwärts nach Norben engte fid, die Boena in ein tiefes ſchmalee Thal ein, zu beiden Seiten von ſteileren Bergen umgränzt ; ſchmerzlich vermißte fidh hier in ſo gemüthlicher Gebirgelandſchaft der Ausbruck der Wirth lichkeit, der unſere heimathliden Alpenthäler auszeichnet. Für

nun an beſſer werden ſollte, ſchickte ich das Pferd zurüd und

ſtüd.

Auf dem Czarbaf befand ſich ein ohne Zweifel aus Boes

niens chriſtlichen Zeiten herſtammendes Geräthe, nämlich zwei eigenthümliche hölzerne Lehnſeſſel, die zuſammengelegt werden konnten. Da der Weg zufolge der Verſicherung der Leute von ſeşte um 8 Uhr nach halbſtündigem Aufenthalt meinen Weg zu Um den Han blübten Mandel- und Zwetſchgen

Fuß weiter .

bäume, hinter Vranduk war die Walnuß auf weite Streden

Bosnien war indeß die gaſtliche Aufnahme, bie der Han hier gewährte, feineswege zu verachten . Der Hanſchia , mit ſeinen Leuten eben von der Feldarbeit heimgekehrt, nahm mich freunds

Waldbaum, erſt eine Stunde weiter geſellen fich Buchen in ihre

lich auf und gab mir ſein beſtes Zimmer, auch verſprach er mir

ſträucher. 2? In der großen Krümmung welche die Boena bei Vranduk beſchreibt, gewinnt das Thal in der Entfernung von

ein Reitpferd auf den morgigen Tag, freilich nur für eine ges

Beſtände, dieſelben endlich gånzlich verdrängend, hier und da zeigen fich hohe Eichen , die şeden bilden Haſel- und Schlehen

ringe Strede. Sämmtliche Bewohner, welche mir hier zu Geficht 1 3m Grieb des Fluſſes ſtand Salix incana, Schrank, und purpu rea L.

2 Galium vernum Scop. war hier ſehr häufig, hier und da zeigte fich Equisetum Telmaleja Ehrh. 3 Die im Walde und an Steinen geſammelten Kryptogamen waren

folgende : Grimmia pulvinata Sm ., Encalypla vulgaris Hedw ., Ortho trichum anomalum Hedw., Trichostomum flexicaule Br. cur., Hypnum lutescens Huds., Schreberi Willd ., calenulalum Brid .

Carpinus Belulus L., Alnus glutinosa Gärtn ., Ostrya carpini folia Scop., Salix cinerea L., Quercus Robur Willd. Acer campestre L. Die feltne Eranthis hiemalis Salisb. war verblüht, in Blüthe ſtand im Gebüſc Oxalis acetosella L., Orobus vernus L.,Fragaria vesca L., Corydalis cava Schweig.

Die Felſen gierte Arabis arenosa Scop.,

Thlaspi praecox Wulff. Crimmia pulvinata Sm. 2 Juglans regia L., Fagus silvalica L., Quercus Robur Willd., Persica

Corylus Avellana L., C. Colurna L., Prunus Spinosa L. vulgaris Mill., Prunus domestica L.

419

etwa einer halben Stunde von dieſem Drte eine größere Fläche. Gin näherer Weg zieht fich über die Höhe des Berge8, wir aber

verfolgten aus Unfenntuiß desſelben die Straße über dieſe Fläche, die fich nach einiger Zeit mieber zwiſchen den zuſammengerüc teren Bergen verlor. Dieß war die einzige Abwechalung, welche Das Thal in weiten Streden wiederholte, dasſelbe war indeß ſo ſchön , daß es feiner bedurfte, um der Reiſe Unterhaltung zu verſchaffen , ſelbſt der Weg war erträglich. Sehr intereſſant war hinter Vranbuf, ba, wc ber fürzere Weg über das Gebirge durch den Wald wieder das Flußufer erreicht, das Zuſammentreten ſubalpiner Pflanzen mit den Ren präſentanten wärmerer Regionen . GB fand fich nämlich hier die rundblättrige Steinbreche in unmittelbarer Geſellſchaft von Ruſcus , ' wo auch bie grüne Eidechſe (Lacerta viridis) vor fam . Das Geftabe bevölferte der graue Uferläufer (Actitis

L.) Den Frühlingezauber erhöhte noch der Ruf hypoleucos ) des Kufufs durch heimathliche Anflänge , ſo daß dieſer Tag die ſchönſten Erinnerungen aus meinem Reiſeleben Darbietet . ( Fortſeßung folgt. )

Ein unfreiwilliger Beſuch in Japan. Aus einem Bericht einiger an der Küſte der Inſel Edzof, im Norden Japans (44° der Br.), geſtrandeten amerifaniſchen Matroſen heben wir folgendes aus : „ Unſer Schiff fließ auf einen Felſen ; wie retteten und in ein Buot und erreichten nach langem Umherfahren , halb verſchmach tet, eine Inſel. Dort gaben wir den Einwohnern durch Zeichen zu ver

ſtehen , wir hatten gern Lebensmittel, fanden aber ſo wenig Gehör, daß einer der Gingebornen eben im Begriff war , den Vorderften von uns

niederzuſchlagen, als er glüdlicherweiſe noch von einem áltlichen Mann daran verhindert wurde. Hierauf brachten ſie uns den Fluß hinauf in eine Stadt, wo ſie uns in ein Gefängniß fledten und 11 Monate darin fißen ließen. Am erſten Tage Morgend verband man uns die Augen, und führte ung in das Haus des Gouverneurs , der uns befragte, ob

wir Engländer ſeyen. Das ging jeden Tag ſo fort : fie fragten und über unſer Vaterland , über unſere Religion , und über alle möglichen Dinge. Die Unterredung wurde durch Zeichen geführt, und namentlich durch Zeichnungen auf dem Papier , worin fie große Uebung hatten. Jeden Tag bekamen wir eine Portion Reis, Fiſche und Waſſer; ein mal gaben fie uns auch eine Art Liqueur, wir tranken ihn, er regte unſere Lebensgeiſter auf und verſeßte und in eine fröhlichere Stimmung.

Zierrathen prachtig ausgeſtattet war. Dort erhielt jeder von uns einen Teppich, um darauf zu fißen , und man gab und zu verſtehen , wir ſeyen in einer Stadt, Namens Mathamai, angelangt, wo der Sohn des Kaiſers wohne, und er werde an Bord fommen, um uns zu ſehen. Nach einiger Zeit hörten wir draußen ein großes Geräuſ ; alle Leute um uns her fielen auf ihr Angeſicht zu Boden und wir mußten dasſelbe thun. Kurz darauf trat der Prinz, von einem zahlreichen Gefolge begleitet , in die Cajüte herein. Wir wurden nun vor ihm abermals verhört ; die Fragen wurden und dießmal von einem Japaneſen vorgelegt , der holländiſch ſprach, und der mit ung durch einen unſerer Leute, Namens Murphy Welle, der gleichfalls ein wenig holländiſch redete, communicirte. Nach dieſemu gelangten wir in eine andere Stadt , wo man jeden von uns in eine Kiſte fledte, deren Dedel über uns zugeſchlagen wurde , und auf dieſe Weiſe brachte man uns in das Stadthaus.

Da mußten wir nocy

einmal ein Verhör durchmachen, und derſelbe Dolmetſcher, der in Mas thamai dieß Geſchäft verſehen hatte, legte uns auch hier die Fragen vor . Der Hauptzweck bei dieſem wie bei allen andern Verhören , die wir beſtehen mußten, war: ausfindig, zu machen , ob wir nicht wirklich Engs länder ſeyen ; und ich bin der Anſicht, daß, hätten wir uns als ſolche befannt, man uns alle umgebracht haben würde. Der Dolmetſcher ſagte uns , wir ſollten uns ja hüten , fie hinters Licht zu führen , denn fie würden es jedenfalls herausbringen , wer wir ſeyen , ſobald wir nadi Nagaſafi fämen. Hierauf brachten ſie eine Lade , aus welcher fie einen Kupferſtich von der Kreuzigung Chriſti hervorholten, und befahlen uns, denſelben mit Füßen zu treten. Als wir uns deß weigerten, zogen die Wachſoldaten ihre Schwerter, drohten uns mit dem Tode, und zwangen und ſo , auf den Kupferſtich zu treten und darauf zu ſpeien .“

Giner der Matroſen, der aus ſeinem ſchmählichen Gefängniß ents fliehen wollte, wurde ermordet. Die holländiſche Factorei that jedoch das Ihrige, um den armen Gefangenen ihre Freiheit zu verſchaffen, nnd es gelang auch wirflich , ſo daß fie nun geſund und wohlbehalten zu

Batavia angelangt find.

Die Jachtelubs der Engländer im Jahre 1847. (Schluß .)

Jeder Jadytelub hat einen Präſidenten , Commodore genannt , der

frank, und dieß ſowohl als die elende Lage, in der wir uns befanden,

gewöhnlich ein vornehmer Mann , ſelten ein Seemann von Facy iſt, dann deſſen Stellvertreter, den Vicecommodore, auch einen Schaßmeiſter und Secretár , welche zuſammen die Abminiftration und Rechnungefühs rung des Clubs beſorgen und deſſen Vergnügungen leiten. Die Mits glieder , worunter viele Officiere der königlichen Flotte , welche durch ſtrenges Ballotement gewählt werden, müſſen begreiflich ſehr reiche Leute feyn, um für dieſes Vergnügen jährlich Tauſende von Shalern ausgeben zu fönnen. Allein es gehört jeßt unter den vornehmen Engländern zum guten Ton Mitglied eines angeſehenen Jachtclubs und Befißer einer vortrefflichen Jacht zu ſeyn, und der Zubrang zu jenen Clubs iſt ſo groß, daß fie die Auswahl unter den paßlichſten Candidaten haben. Wenn der

und die ſchlechte Behandlung, die wir von unſeren Oefängnißhütern zu

Sommer fommt , der , wie die böſe Welt ſagt, in England aus drei

erfahren hatten , wel e ung oft ſchlugen und auf alle mögliche Weiſe mißhandelten, raubte und alle Hoffnung, je wieder lebendig aus unſerem Gefängniß zu entfommen. Wir erholten uns jedoch wieder und bekamen den Befehl , nady

ſchwülen Tagen und einem Donnerwetter beſteht, ſo beginnt das Ver gnügen der Jachtclubs ; der reiche Vornehme, ſelbſt wenn er ein Dandy iſt, legt jeßt mit dem Londoner Geſellſchaftscoſtüm ſeine Salonmanieren ab, und zieht die Matroſenjade von Düffel oder den waſſerdichten Lootſenrod an, ſeßt den helmartigen Lederhut mit breiter Fråmpe auf, welchen die deutſchen Matroſen einen ,,Südweſter“ nennen, denn nun ſpielt er den Seemann ; jeßt eilt er mit Frau , Kindern und guten Freunden nada dem kleinen Küſtenorte, wo der Jachtclub, denen Mitglied er ift, ſeinen Siß und Hafen hat, um dort das üppige Londonerleben, wenn gleich in beſchränktem Maaßitabe und mit etwas ſeemänniſchem Anſtrich übertündt

Darauf eraminirten fie uns abermals und nahmen unſere Angaben zu

Protokoll, in der Vorausſeßung, wir würden unter dem Einfluß des Liqueurs ihnen irgend welche Geſtändniſſe inachen , die wir bisher zu unterdrüden geſucht hatten .

Um dieſe Zeit wurden wir alle zuſammen

Jeddo, der Reſidenz des Kaiſer8, zu gehen .

Sie brachten und an Bord

einer Didonfe und ftedten und alle in den Schiffsraum an einen finſtern ſomußigen Ort. Während wir dort waren, drei bis vier Monate lang, ließ man uns feinen Augenblid auf das Verded herauffommen , daß

wir hätten friſche Luft ſqöpfen oder das Tageslicht ſehen können . Gines Tages wurden wir angewieſen , und zu waſchen , man gabung reine Kleider und führte uns in die Cajute , die mit ſeidenen und goldenen Sonſtige · Saxifraga rotundifolia L. mit Ruscus aculeatus L. Pflanzen der Strecke zwiſchen Branduf und Dobciopolje waren : Scolopen . drium officinarum Sw ., Luzula flavescens Caud., Colchicum autum nale L., Veronica chamaedrys L , agrestis L., arvensis L., Myosatis silvatica Hoffm ., Vinca minor L., Fedia carinala Lois., Galium Cru ciata Scop., Draba muralis L., Thlaspi arvense L., Corydalis cava >

Schweig. , Eranthis hiemalis Salisb. Cerastium semidecandrum L., C. brachypetalum Desp . , C. glomeratum Thuill., Fragaria elatior Ehrh .

fortzuſeßen. Jeder Club hålt ießt die jährliche Revue feiner Jachten, um damit unter fich und vor der zahlreich verſammelten Menge zu prunfen, und unternimmt gemeinſchaftliche Ausflüge von ein Paar Lagen nach den Inſeln im Canal oder nach der franzöfifaen oder belgiſchen Küſte. Die Krone der jährlichen Vergnügungen iſt aber die Wettfahrt, Regatta genannt , der Clubſchiffe von beſtimmtem Tonnengehalt , ents weder unter fich oder mit Jachten anderer Clubs ; die Sieger erhalten Preiſe aus Geld im Betrage von mehreren 100 Pfb. St. oder aus

420

reichem Silbergeſchirr beſtehend, welches einigen Clubs von ihren könig:

Weiſe, indeß hat folcher doch ſehr das Anſehen einer Treibhauspflanze,

lichem Patronen geſchenkt wird und daneben gehen durch Wetten große Summen von einer Hand in die andere über. Die Abende der Regattazeit verfließen bei glänzenden Diners und Bållen im Clubhauſe, wo hohes Spiel an der Tages : oder vielmehr Nachtordnung iſt. Unter dieſen geräuſchvollen und foftſpieligen Vergnügungen iſt der Sommer verſtrichen ; mit dem September beginnt die jedem Engländer ſo theure Zeit der Jagd und die reichen Zugvögel verlaſſen die kleinen Hafen-

wie alle ähnlichen , in Rußland lediglich durch den Willen des Herrſchers geſchaffenen Unternehmungen . Freilich hat der Kaiſer Urſache genug den Jachtclub zu begünſtigen, weil dieſer, abgeſehen von andern Vortheilen für das induſtrielle Publicum, den Schiffbau Rußlands verbeſſern, ſeine Seeleute ausbilden und den reichen Großen Geſchmad am Seeweſen eins impfen kann . Der Schiffbau in Rußland iſt befanntlich in ſo jammers lichem Zuſtande, daß die faiſerliche Flotte in 10 bis 12 Jahren verfault,

orte und eilen auf ihre oder ihrer Freunde Güter um zu jagen . So

während England Kriegefchiffe befißt welche jeßt ſchon 40 Jahre und

naht der Spätherbſt, und jeßt regeln viele der reicheren Clubmitglieder ihren Jachten nach dem ſüdlichen Franfreich oder fammt Familie Italien , um dem Haßfalten Nebelwinter Englands zu entweichen und bis zum Frühling der Sonne des Südens fich zu erfreuen. Wir wollen nun hier eine ſtatifiſche Ueberficht der ſämmtlichen Jachtclubs Großbrittanniens folgen laſſen , wie ſolche im Anfange des Jahr$ 1847 beſtanden : Clubs. Jachten. Tonnen- Beman - Rano:

länger im Dienſte noch vollfommen brauchbar find; und die engliſchen Schiffe find aus dem Wurmfraß ausgefeßten Gidhenholze gebaut, wah rend die ruſſiſchen aus Lärchentannen verfertigt werden , welche der Wurm nicht angreift. Man muß den Ruffen ztvar zugeſtehen, daß ihre Schiffe billiger anzuſchaffen ſind als die engliſchen , weil fie das bazu nöthige

102 146 74

9000 4400 3000

1600 540 400

400 220 260

ſolches aus der ganzen Welt einführen müſſen , allein wenn auch ein engliſches Schiff doppelt ſo theuer zu ſtehen fame als ein ruſfiſdes , was indeß nicht der Fall, ſo iſt das engliſche Schiff auch wenigſtens 30 Jahre dienſttüchtig , das ruſſiſche aber nur etwa 10 Jahre. Daß die ruſſiſchen Seeleute, mit Ausnahme der Finnländer, feinesweges zu den tüchtigſten und ausgebildetſten in ihrein Fache gehören , braucht hier

67

2800

350

230

nicht nachgewieſen zu werden, und als eben ſo befannt dürfen wir vor:

38

3200 900

420 120 250 240

250

ausſeßen , daß die vornehmen Ruffen gar feinen Geſchmad am Seeweſen und Seefahrten haben und bei der Bildung des Jachtclubs nur dem Wunſde, d. h. dem Befehle ihres Selbſtherrſchers gehorchen .

230

110

gehalt.

1) Rönigl. Zagogeſchwader

.

2)

Themſe- Jachtclub

3)

Weft- Jachtclub

4) 5) 6) 7) 8) 9) 10)

11

I/

nen .

nung .

.

.

.

Süd- Jachtclub Victoria : Jachtclub

Harwich: Jachtclub .

38

Gort- Jachtclub Merſey Jachtclub

45

1650 1470

40 29

1450 1380

230

70

621 29,250

4380

1810

530 25,000

3900

1500

42

Nord - Jachtelub Rington-3achtelub Summa :

40 120 110

Jachtclube fönnen nur entſtehen und gedeihen in den an offnen Meeren gelegenen Ländern , wo eß viele ſehr reiche Freunde des Sees

davon abgerechnet '/6, weil mehrere Jachten zu verſchiedenen Clubs gehös ren , bleibt :

Material in reichlicher Menge im Lande haben, während die Engländer

da unter der vorbezeichneten Bemannung die Capitáne , Rödhe und Aufwärter nicht mit beredynet ſind , ſo würden noch 800 Perſonen hin .

zukommen.

Der geſammte Sold für die Capitäne und Mannſchaft überſteigt

jährlich 120,000 Pf6. St. (faſt 142 Million fl.), und dabei iſt der Lohn der Roche und Aufwärter nicht mit in Anſchlag gebracht. Der Werth jämmtlicher Jachten mit vollſtändiger Ausrüſtung betrug im 3. 1847 mehr als 750,000 Pſd. St. alſo mindeſtens 9 Millionen fil. Im Laufe

weſens und der Seefahrten gibt ; denn die Koſten der Unterhaltung einer Jacht, ſelbſt nur von mittlerer Größe , erfordern ein ſo großes Vermögen, wie es in Ländern außer Großbritannien und Rußland nur in ſeltenen Fällen anzutreffen iſt. Um den Koſtenbetrag näher auszuführen, wollen wir das jährliche Budget für eine engliſche Jacht von 50 Tonnen , alſo mittlerer Größe , welche vollſtändig ausgerüſtet 600 Pfb. St. gefoftet haben ſoll, nach den billigſten Verhältniſſen hier aufſtellen : 1 ) Jährlicher Gehalt des Capitano 90 Pfb. St.

2) Lohn von fünf Matroſen à 22 Schilling die Woche, auf rechs Monate 3) Lohn des Aufwärters für dieſelbe Seit 4) Lohn des Roche für dieſelbe Zeit

143 12

5) Lebensmittel für dieſe 8 Perfonen auf 6 Monate . 6) Zinſen des Capitals von 600 Þfo. St. zu vier 7) Reparaturen, Malerei, Abgang an Schiff und

tragen mußte.

8) Abgaben und kleinere Ausgaben

Procent auf ein Jahr

gebildeter Jachtclub , der faiſerliche von St. Petersburg genannt , entftanden ; laut der darüber uns vorliegenden Documente betrug im Jahr 1847 die Zahl der Mitglieder dieſes Jachtclubs 19, welche aber zuſam : men nur 10 Schiffe von 30 bis zu 257 Tonnen hatten, von denen vier im Hafen von Petersburg , fünf zu Kronſtadt und eine zu Archangel lagen . Der Großfürſt Conſtantin iſt Ehrenpräſident des Clubs , der Fürſt Labanoff Roſtoffefy, nichts weniger als ein Seemann, ift Commodore und der Kaiſer , ſo wie fünf in den Liſten nicht benannte Mitglieder ſeiner Familie finden fich unter den Theilnehmern, welche übrigens aus Fürſten und Grafen beſtehen . Der Kaiſer befißt natürlich das größte Schiff, eine in England vortrefflich gebaute Schoonerjacht von 257 Tonnen, aber die unbenannten Mitglieder ſeiner Familie find nach der Liſte bislang noch ohne Schiffe . Der Club hielt im Julius 1847 ſeine erſte Negatta, bei welcher des Raiſers ſchöne und große Jacht unerhörterweiſe den erſten Preis nicht erlangte ; der Raiſer begünſtigt den Club auf alle Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

24

Inventar

Außer Großbritannien hat fein anderes Land der Welt einen Jacht club aufzuweiſen als Rußland. Auf den Wunſch und unter dem Patro: nate des Raiſers Nicolaus iſt im Jahre 1846 ein den engliſchen nadh

25 100 ‫ܕܙ‬

des Jahrs 1847 iſt ein neuer Club, der Oſtjachtclub genannt, entſtan den , welcher mehr als 50 große Schiffe bei den erſten Schiffsbaumeiſtern von England (und Irland verfertigen ließ , ſo daß im Herbſte jenes Jahr8 die Zahl der ſämmtlichen Jachten der 11 Clubs etwa 600 be:

11

24 12

Summa :

430 Prd. St.

oder 5160 ft. in jedem Jahre. Die Unterhaltung einer großen Jacht von 100 Tonnen mit 10 für beſtandig engagirten Seeleuten foſtet mehr als das doppelte deo obigen Anſchlages und jährlich mindeſtens 900 Pfd.

St. oder 10,800 fl. Wie viele Reiche in Frankreich, Deutſd land, Italien oder einem andern Küſtenlande der Welt würden fich finden, welche für das bloße Vergnügen eine Nacht zu befißen und in ihrem eignen Shiffe umherzureiſen , jährlich ſo viele Tauſende auszugeben die Neigung und die Mittel haben ?

Uebrigens finden in England diejenigen , welche nicht ſo reich find, um eine eigne Jacht zu halten und damit an einem Jachtclub theilnehmen zu fönnen , in allen Säfen Gelegenheit gut au &gerüſtete 3acten mit

Bemannung wochen- oder monateweiſe zu miethen. Allein aud das ift ein fortſpieliges Bergnügen, denn der gewöhnliche Mietpreis einer 3adt

von 50 bis 70 Tonnen beträgt, alle Nebenausgaben für Mannſchaft, deren Beföſtigung u . ſ. w. eingeredynet, 1 Pfd. St. für den Tag auf mindeſtens einen Monat und beträchtlich mehr für fürzere Zeiträume. alſo die Miethe für vier Monate z. B. 122 Pfb. St. alſo Es 1464würde fl. betragen.

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. U

106.

3 Mai 1848.

Montreal und Quebec, und daß Hiße und Kälte und der Wechſel

Das Klima von Weftcanada. (Simmonds Col. Mag.

der Temiperatur minder ſtarf ſind.

April. )

Die nachftehende Skizze des Klima 8 , die am Norbufer bed

Dntarioſee's in Toronto oder in der Nähe desſelben unter 43° 39' N. B. und 79° 36' W. L. v. 3. in einer Höhe von 30 Fuß über dem See entworfen wurde, iſt das Reſultat 15jähriger Beobachtungen . "1 Man hat bis ießt zu oberflächliche und zu

allgemeine Urtheile über dieſen ausgedehnten Landſtrich gefällt,

Die Winter in Dbercanada

find manchmal faſt ſchneelos und ſehr mäßig falt, was nie in Dſtcanada vorfommt, und je weiter man nach Weſten geht, deſto günſtiger wird dieß Verhältniß . Warme Winter gelten hier, wie anberømo, für ungeſund. Die mittlere Fabredtemperatur hält ſich zwiſden 40° unb 44° 8.

Daraus läßt ſich aber, wie natürlich , nichts abnehmen , denn ſehr verſchiedene Umſtände, ein ziemlich gleicher Temperaturgrab

und was von den öſtlichen Gegenden galt, auch auf die meftli

oder ſtarfe Abwechslungen, fönnen ein und dasſelbe Reſultat

chen übergetragen. Der Hauptirrthum aber lag in dem Mangel

ergeben .

genauer Angaben und eines regelmäßigen Syſteme meteorologis ſcher Beobachtungen , wie denn überhaupt bie Meteorologie eine langſam wachſende Pflanze und noch allenthalben in der Kinde

der Welt,

Heit ift.

Veränderungen oft in einem einzigen Lage nicht ſelten . In Quebef hat man die Erfahrung gemacht, daß der Thermometer

Das Klima der Ufer des Ontario- See'd iſt keineswegs ſo außerorbentlich ftreng wie man allgemein behauptet hat, piel mehr in manchen Beziehungen ſehr angenehm . Rüdt man gegen

Weften vor, ſo wird das Klima merklich milder, und dieß ſtei gert fich noch durch die mächtige Waſſermaſſe, welche die Hiße des Sommers und die Strenge des Winters mäßigt. Als einen Bereis hievon fönnen wir anführen , daß bei ſehr kaltem Wetter wenn der Thermometer nahe an oder unter Null fteht, cine Dampfwolfe aus der Oberfläche aufſteigt, welche phantaſtiſche, 2

ſchön geformte Säulen bildet .

Die bedeutende Wirfung dieſer

nada .

1

Dr. Relly bemerkt, es gebe vielleicht feinen Theil wo der Temperaturwechſel größer ſey ale in Cas

Man hat Fälle beobachtet, wo der Thermometer in

36 Stunden um 59° F. fiel.

3m Winter find noch größere

den Tag über bei Regen 35° bis 40° 8. ſtand, und in der

Nacht um mehrere Grade unter Nul fiel. Dieſer Wechſel iſt allerdings weiter gegen Weſtenininder ſtarf, doch immer noch ftarf genug, und er bildet allerdings den unangenehmſten beil

des Klima's . Gin Wechſel von 30° in 24 Stunden oder auch in fürzerer Zeit iſt ſehr gewöhnlich, und belief fich manchmal auf 43°. Im December 1834, am 13ten Mittags, war das Wetter ſchon bei einem friſchen Sütminde ; am Abend ſprang Der Wind gegen Nordweſten um, und am 14 Morgens um 8

Waſſermaſſe macht fich bei einer ſehr geringen Entfernung land einwärts auch dem oberflächlichſten Beobachter bemerklich : was am Meereðufer Regenſchauer iſt, tritt wenige Meilen lanbein

legten Wintermonaten ein , und ſie werden ſchwächer in dem

wärts als Sdneeſturm auf ; auch verſchwindet der Schnee in der Nähe des Sees im Frühjahr bälber und iſt im Durchſchnitt

Maaße als der Sominer vorrüdt. Gine Tabelle führt den durchſchnittlichen Wechſel in den

nicht ſo tief. Wer von den brittiſchen Inſeln nach Weſtcanada nenswerth finden .

verſchiedenen Monaten auf : dieſer fållt vom Monat Januar bis April bon 51 auf 45, Mai hat noch 40, aber 3unius, Julius und Auguft halten fich ſchon ziviſchen 30 und 31 ,. vom September bis December ſchwanft es wieder zwiſchen 38 und 41. 3m Sommer iſt alſo die Witterung verhältniſmäßig am

angenehmen Gindruck machen . Der Frühling ift manchmal laus niſch und unangenehm, aber dieß wird reichlich aufgewogen durch

gleidſten, Frühjahr, Herbſt und Winter am launigften. Ziem

Den Glanz und die Schönheit des Sommers und des Herbſtes, der oft tief in den November hinein Dauert. 68 iſt kein Zweifel, daß der Frühling hier um 4-6 Wochen früher beginnt als in

wechſels. Dieſe Fluctuationen der Temperatur treten alle unter einerlei Umſtänden ein, nämlich durch das Umſpringen des Win

Der Artifel enthält zahlreiche Tabellen über die Temperaturverans

Thermometers in den einzelnen Jahren nie über 1050 F. (etwa 46 °/2 ° R. )

überftebelt, wird die Veränderung eben ſo angenehm ale ftau .

Es iſt eine Klarheit, eine Trockenheit und ein Olanz in der Atmoſphäre, welche nach den durchdringenden Regen , Den Nebeln und der Feuchtigkeit Europa's einen höchſt

Uhr ſtand das Quedſilber auf Null, war alſo in 20 Stunden

um 43° gefallen .

Die auffallendſten Wechſel treten in den

lich das gleiche Reſultat gibt der mittlere Durchſchnitt des Tage

· In den 14 Jahren von 1831 bis 1845 betrug das Schwaitfen des derungen in den verſchiedenen Monaten und Jahren.

Wir können natürs

lid dieſe Tabellen nicht mittheilen und beſchränken und auf die allgemeinen Angaben .

A. d . R.

2 G: iſt immer nach Fahrenheit gerechuet, 0, iſt alſo etwa 14 /3° R.

und nie unter 820 (etwa 36 , R.). Bemerken müſſen wir, daß 82 eine ſehr niedere Zahl iſt, indem alle andern Zahlen über 90. und drei über 100 ſtehen ; man fann 420 bis 43 ° R. als die Durchſchnittsjahl der Thermoa meterſowankungen im Jahr anſehen .

422

D

des von oder nach Nordweſten. Der februar ift der fälteſte Monat im Jahr, der Julius der heißeſte ; der erſtere iſt auch

ſo ziemlich den ſtårfften Schwankungen unterworfen . Im Julius fteigt die Hiße manchmal auf 80', iſt indeß viel leichter

zu ertragen , als die durch fünftliche Mittel hervorgerufene Hipe. Wir erwähnen hier einer merkwürdigen , vielleicht durch Die ſtarken Temperaturwechſel erzeugten Sitte , die Häuſer

darbot . Die Form der Berge , der Strom und die Bewaltung erinnerten mich lebhaft an manche Shaler der Gubeten , etwa dal Boberthal, wo es mehr Laubwalb hat ; im verkleinerten Maßſtabe bürfte unter andern in Dberbayern das Ihal der

Würm zwiſchen Gauting und Leitſtetten Das Bild jener Gegend

Dermaßen zu heizen , daß fie für einen Guropåer unbewohnbar

Darſtellen . Bei Lupin , etwa 2 Stunden von Dobciepolje, erweiterte fich abermals das Ihai , bewohnter unb cultivirter war deſſen

find. Die Sitte, alle Arten von Zimmern , gehören fte Privatperſonen oder ſeven fte öffentliche, zu überheizen , iſt im ganzen

Gruppen zerſtreut, unter ihnen auch zwei ans.

Lande verbreitet.

Eine gehörige Anzahl eiſerner Büchſen , die

durch Leitungsröhren mit einander in Verbindung ſtehen , werden Durch ein Tag und Nacht unterhaltenes Feuer fortwährend erhißt erhalten , und dabei find Thüren und Fenſter faſt hers metiſch geſchloſſen. Die Folge iſt eine trocene , aufnehmend

heiße, erflidende Atmoſphäre , welche für den Ungewohnten höchſt verberblich iſt, und bei manchen ein heftiges Strömen des Bluts nach dem Ropfe, bei andern ein fahles, verſchrumpftes Ausſehen

verurſacht. Die verberbliche Syſtem iſt ohne Zweifel die üppige Quelle zahlreicher Krankheiten , die man ganz andern Urſachen zuſchreibt.

Fläche. Zwiſchen Obſtbäumen zeigten fich freundliche Bäuſer in Seitenfäche

eilten aus den Schluchten der Berge der Bosna zu ; ſolche Nie derungen waren mit Weidengebüſch bekleidet . Hier begegneten und drei Bärentreiber , Zigeuner von ſehr Dunfler mautfarbe und abſchredender Geſichtsbildung. Sie famen von Dervend , und führten Drei junge, abgerichtete, in Bosnien eingefangene Bären mit fich , zu deren Kunſtſtüden die mimiſchen Vorſtellungen ihrer Treiber einen würdigen Beitrag lieferten . Das Thal , welches wieder verengt hinter Lupina eine faſt ſtündige Strece entlang fich nordwärts , ja fogar mitunter nordweſtwärts ges

wendet hatte, nimmt nun eine gute halbe Stunde vor Scheptiche eine mehr öſtliche Richtung an , und erweitert ſich dann in eine

weite Ebene.

Reiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Reiſenden. Vierter

Im obern verengten Theile machen fichifolirte

Kalfmaſſen zwiſchen dem Serpentin bemerkbar ; vom Gebirge kommen zwei größere Seitenbäche. Die Berge ſind etwas kabler, die Vegetation verläßt den rauhen Gebirge dharakter, und ſüd

Abſchnitt.

Pobjavina .

Gebirgdart, bie bisher Schieferthon und Mergelſchiefer geweſen

lich öſtliche Formen tauchen allmählich auf , neben ftet8 vors herridend ausgebildeter mitteleuropäiſcher Flora. Wir fanden in einem Han Sduß vor einem Gewitter , das fich entlud unb eben ſo lange dauerte, als wir zum Empfang einer Taſſe Kaffee

war. Şier trat unmittelbar unter dieſer gelagert Serpentin

brauchten , dann aber in der Aufheiterung des Himmels eine

auf, in allen Uebergången zum Gabbro und Diphacit von hier

Farbenpracht Des Gewölfs und der beleuchteten Berge zur Folge hatte, welche, als wir das weite Thal von Schcptiche betraten, die fernen Anhöhen in deſſen Hintergrunde mit dem grünenden Vordergrunde in reizenden Contraſt brachte, und ſo dem Bes idluſſe des Reiſetages ſeinen verflärenden Abglanz verlieh.

( Fortſepung.)

Nach dreiſtündigem Marſdhe erreichten wir wieder eine Er

weiterung der Thalfläche und zugleich eine Veränderung der

an abwärts an der Bodna bie Gebirge formirend, nur ftellen weiſe von Kalfmaſſen, oft ganz vereinzelten, unterbrochen . Die Berge zeigten Durchgängig gerundete Formen und waren , wo das Geſtein entblößt zu Tage trat, von ſehr dunfelm Anfehen .

So wenig die Flora noch vorgeſchritten war, um den Einfluß des Bodens auf die Vegetation genügend auszuprägen, ſo waren

doch einige Pflanzen als Zeugen von deren Veränderung zu bemerfen, namentlich einige Farren . 1 Drei Hans befanden fich eine halbe Stunde von einander entfernt in dieſer Ebene, welche Dobciepolje genannt warb.

Schweine und Schafe weibeten hier. In einem der Hans Fehr ten wir gegen Mittag ein .

Er war offen, allein fein Menſch

Nicht weit vor Scheptſche überſchritt ich noch einen Bach, beſſen Geſchiebe von Diorit, Serpentin , Dialage , Ellogit , Gabbro,

Kieſelſchiefer und Jaſpis gebildet wurde. In einem grünfteins artigen Geſteine waren große Ditaeber von Magneteiſenſtein eingeſprengt. Die meiſten der obengenannten Geſteine enthalten Schwefelfies, vielleicht filber- und goldhaltigen, und ich vers muthe, daß die Verfolgung dieſes Baches zu den Funbftätten ebler Grze führen Dürfte.

zu Hauſe. Dieſ genirte uns indeß keinedwege, und wir ſchickten uns an, von unſern Vorräthen Kaffee zu kochen, mit welchem

Gegen 6 Uhr erreichten wir Scheptiche, eine Stadt am Fuße einer ausgedehnten Hügelfette von ungefähr 600 Häuſern,

wir auch noch einen hungrigen Türken, der, auf der Reiſe bes

ziemlich freundlichen Anſehens, mit geraden, breiten, ſaubern

griffen, fich gleidhfalls hier eingefunden hatte, um ein Mittag

Straßen, und bezogen einen neuen , und ſchon am Herweg ge rühmten Han. 3d begehrte ein Zimmer für mich allein, um ungeſtört arbeiten zu fönnen . Da im Augenblic feines leer

maht zu ſuchen , bewirthen fonnten , wofür uns dieſer ſeine Schnapéflaſche anbot. Nach kurzer Haft eilten wir weiter, Das Thal wurde nun wieder enger, und bot zwiſchen dem Waffer und dem Fuß der Berge balb ſchmalere, balb breitere Auen Dar, die mitunter verſumpft in Erlenbrüche übergingen ,

mit einer unſerer Heimath vorherrſchend angehörigen Vegetation, Dotterblumen, Steinfreſſe, Hühnerbarm u . dgl . , 2 tährend der 3

Buchen- und Eichenwald eine Dem Often eigenthümliche Pflanze 3 · Notochlaena Marantae R Br., Asplenium Adianthum nigrum L. , Pteris aquilina L., Carex digitata L., praecox Jacqu., Hieracium lasiophyllum Koch ., Cytisus hirsutus L und B. ciliatus koch. 2 Cardamine amara L., Caltha palustris L. , Ficaria ranunculoides Mönch , Stellaria media Vill., Glechoma heterophyllurn Opitz. 3 Aremonia agrimonioides Neck.

war, erhielt ich ein Gemach angewieſen, welches ich mit einem barin einquartirten Jürfen ſo lange theilen ſollte, al8 dieſer,

zum Umzuge bereits entſchloſſen, nach Vollendung ſeiner Abends mahlzeit noch verweilte, vielleicht durch die Neugierde gefeſſelt, mein Ireiben zu beobachten. Dieſes beſtand im Einlegen der Pflanzen, während mein Burſche Den Thee bereitete. Der Lürfe 1 Genista scariosa Viv ., Cytisus hirsutus L. , Galium vernum Scop., Pulmonaria mollis Wolff, Symphitum tuberosum L., Nastur.

tium lippizense De Cand., Arenaria verna Bartl., Epimedium alpi num L ; Potentilla opaca L.,P. alba L., Fragaria vesca L., Prunus Mahaleb L., Pr. Avium L., Pr. Spinosa L., Orobus vernus L., Sco lopendrium officinarum Sw .

423

wo

hatte nie welchen getrunken , und troß allgemeiner Abneigung

gegen das Fremde, Neue, gab er dem freunblid angebotenen Getränfe großen Beifal . &r unterhielt ſich hierauf noch mit mir eine Weile ſehr gnädig über den Zweck und das Ziel meis

ner Reiſe, lub mich ein, ihn in Viſſofo zu beſuchen und befreite mich endlich von ſeiner Gegenwart. Der Hanſdia bereitete zum Abendmahl das Geflügel, welches Nicola den Tag über geſchoſſen,

überaud günſtigen Weg bahnen, allein die Darreichung ſolcher Bortheile iſt einer türfiſchen Verwaltung feinedweg zuzumuthen . Bereito Boué hat die Wichtigfeit einer ſolchen Bandeløverbins Dung erwähnt unu bie Hinderniſie derſelben nachgewieſen . ' Während meine Aufenthalte hierſelbſt fab ich in den drei uns beladene Flöße unter dem Zujauchzen der Stadtberrohner vors

24 April. Dem ſchönen Abende war eine regenreiche Nacht

überfahren . Eine Ueberfuhr vermittelt die Communication in Ermangelung einer Brücke zwiſchen beiden Ufern ; von Brüden über die Bosna find mir überhaupt nur zwei, nämlich die zwis ſchen Serajevo und der Leppeniza und die große bei Gzenizza

gefolgt, auch der Morgen ſpendete nod Regen, als ich um halb 5 Uhr die Stadt und mit ihr das Thal Der Bosna verließ und

bekannt. Von Lebensmitteln war im Han feine Rede, indeß bot er

Die Tertiärbildungen

ben Vortheil dar, daß fich in ſeiner Nähe ein kleines Sommers

ſcheinen hier unmittelbar auf dem Serpentin und Diorit, mite unter von ſehr trachytiſchem Ausſehen , zu ruben, und beſtehen

Häuschen befand, unmittelbar am Ufer de 8 Fluffe8, von dem

ſehr icmadhaft, und brachte als Nachtiſch vortrefflichen Kaimat mit bonig. Die ganze Gegend iſt hier mohammedaniſch.

linfer Hand die Anhöhe hinanwanderte .

aud conglomerirten Trümmern dieſer Beſteingarten , die obere Schichte des Bodeno hingegen aud Bänfen von Ralf und Shon-

aus fich eine hübſche Anſidit der gegenüberliegenden Stadt zeigte. Hier hoffte ich bis zur Anfunft der Lebene mittel , nach denen ich in die Stadt geſchickt hatte, ungeſtört meinen Arbeiten obs

fchiefer und Sandſteingeſchieben . Dieſe Berge erheben fich über

liegen und namentlich eine Anſicht von der maleriſch gelegenen

Die Bogna faum über 500 Fuß ; fte find theils mit Hochwald

Stabt und deren höchſt intereſſantem Tempel entwerfen zu können . Dieſe türfiſche Kirche Dürfte allerdings geoignet ſeyn, die Bewunderung des Reiſenden auf fich zu ziehen , fowohl wegen ihrer Größe ale des architeftoniſchen Geſchmacked ihrer

von Weiß- und Hagebuchen beſtanden , theils mit Buſchwerf von Sträuchern von einzelnen Eſpen und Föhren überragt . Die Nähe eines floßbaren Stromes verrieth hier ihren Einfluß auf

die Waldungen durch das Obwalten der Art. Weite Streden waren mit der gemeinen Seite überzogen . Allenthalben ges mahrten fich die Spuren menſchlicher Wohnſtätten ; den Weg

Ausführung . Sie iſt mit einer gewölbten Kuppel bebedt, und ihre vorbere Façade bildet eine Säulenhalle von den beſten Verhältniſſen . Die Ornamente find, ſo weit fich vom gegen

begränzten häufig Felder und Culturen ſo wie weidende Heers

überliegenden Ufer auß gewahren ließ, ſehr zierlich und mit gro

Den , ſelten aber fah man Wohngebäude.

Bem Fleiße gearbeitet, und auch das ſchlanke Minaret bleibt

Das Wetter heiterte fich zwar wieder auf, indeß blieb der Wir ge-

hinter dieſen Vorzügen nicht zurüd. Ich hatte im Sommer häuschen (einem ſchirmförmigen von Prählen getragenen Dache über einer 3 Fuß boben bretternen Einfaſſung ) faum mich nie

langten an einen Bach , deſſen angeſchwollene Gewäſſer wir Durchwaten mußten . Das Geſchiebe am Ufer enthielt Sienit

abzugeben angefangen , ſo ſah ich mich auch ſchon von einer

und fornblenbegeſtein . Es zeigten fich Staare, Amſeln, Droſs ſeln, Nubhaher, Nebelfräben , und Nachtigallen ließen ſich ein-

Schaar neugieriger Zuſchauer umrungen , deren Zudringlichkeit überaus läſtig wurde, ta fie es beim bloßen Gaffen nicht bes

zeln bernehmen .

Boben ſtellenweiſe faſt ungangbar, und außerdem verurſachte

auch die zunehmende Wärme viele Beſchwerlichkeit.

bergelaſſen und mit dem Einpacken der geſammelten Mineralien

Nach 10 Uhr paffirten wir auf einer hohen

wenben ließen , ſondern ales ohne Umſtände in die Hand nah

fteinernen Brüde die Liefhnigga, und erreichten eine Viertel.

men und ſich gegenſeitig Darreichten, und die Zahl dieſes liebens

ftunde ſpäter wieber die Boena bei einem einſamen Han , in

würbigen Publicums vermehrte fich noch, ale die Fähre, die mir

Deſſen Nähe bie Feløftüde am Ende Dee Zauns, der die Grundftüde De@ ſelben umgibt) au& ſchönem Eflogit mit vielem einges ſprengtein Schwefelfies beſtanden . Von nun an folgte der Weg wieber dem Geſtabe der Bosna wo wir uns dann bis Mittag gegenüber der am rechten Ufer gelegenen Stadt Maglai betanden . Nur wenig Häuſer, unter

Leben &mittel brachte, von der Stabt zurücłam, wo fic fchnell genug die intereſſante Runde von der Ankunft zweier Reiſenden

dieſen ein ſchlechter an, ftehen auf der linfen Seite. hielten wir, in der Hoffnung Leben mittel zu bekommen .

Hier Das

linke Ufer bilbet hier eine ziemlich weite Fläche, das rechte, wo die Stadt liegt, Hügel von 400 bis 600 Fuß, unmittelbar über

Dieſer fich erhebenb und zum Theil noch von ihr eingenommen . Der Strom hat hier die Breite von ungefähr 100 Schritten , eine Breite, die ihm, wo er, wie überhaupt in ſeinem ganzen

verbreitet haben mag,

um einen Sheil der Inwohnerſchaft zu

ermuntern, von einer ſo wichtigen Erſcheinung nähere Notiz zu nehmen.

Ich mußte dennoch laden, als ich eine ſolche Sdaar

neugieriger Leute herannahen ſah, an deren Spiße fich ein ſchö ner wohlgewachſener Mann befand, der die Tambura ſpielte; fo kinbiſch iſt die Zuftrument, daß es für uns ein wahrhaft lächers licher Anblick ift, Leute von geſegtem Alter als Troubadours in den Saiten flimpernd einherwandeln zu ſehen ; da war nun vom Zeichnen feine Rede. Wie mir Nicola nachher ſagte, waren die Leute bald im Reinen über mich: ſte erklärten mich nämlich für

einen Deutſchen , der verborgene Schäße zu ſuchen weiß. Dieſe Meinung, die ich nicht bloß hier, ſondern überhaupt in ganz

Laufe, der Kie banfe unſerer Alpenflüſſe großentheil entbehrt , eine bedeutende Machtigkeit beilegt. Seine Durchgehende bedeus

Boonien von mir erweckte, hatte manche nachtheilige Folge für

tende Tiefe fönnte ſchon weiter oberhalb zur Schifffahrt benüßt

mich, idon die Erhöhung der Zechen ; ein Charlatan hätte fle

werden und ſo dem Handeldverfehr in das Herz Bodniend einen

freilich zu ſeinem Vortheile benügen fönnen . Nach dem Aufent

Calluna vulgaris Salisb . Außer dieſer wurden auf dieſer Station bis Maglai als häufige Pflanzen angetroffen: Stellaria Holostea L., Oro bus vernus L., Pulmonaria mollis Wolff , ofhcinalis L., Myosotis sil

vatica Hoffm . Epimedium alpinum L., Cardamine silvatica Link ? gla berrima an nov. spec? Glechoma heterophyllum Opitz, Weisia viridula Brid ., Bartramia crispa Sw., Anomodon curtipendulus Hook. et Tayl.

halte von einer Stunde zogen wir wieder weiter. Wir verlaſſen eine halbe Stunde lang die Bosna und gehen Heden entlang über angebaute und Wiesgründe. Die Mais cultur iſt hier die vorherrſchende. Das Thal wird hier etwas

.

4 Ami Boué, La Turquie X'Europe II . p. 40 f.

424

weiter, die Berge find niederer, bald aber ſchließen fich dieſe

gut bebaut und im ſchönſten Frühlingeſchmuđe prangend ; die

wieder näher der Bosna an , gerade da wo nur der Weg dieſen

Boona , unmittelbar vor dem Hauſe, hatte bereits eine anſehns

Fluß von den felfigen Abhängen der ihn begleitenden Hügelliche Breite erlangt, und in ihr Rauſchen miſchten fich, da es trennt,

und wo Serpentin in ſehr ſchön gefärbten Maſſen zu

dunkel wurde, die Stimmen unzähliger Fröſche.

Sage tritt, bot auch die Vegetation dieſes Geſteine in einer ſeltes nen Pflanze des Dſtens eine willkommene Erſcheinung dar ; 18

( Fortſeßung folgt.)

war dieß die Moltkia aurea Boiss. , deren gelbe Blüthenſtände

Der Schnee in Tiflis.

das Auge des Botanifers ſchon von weitem auf die Felſen lenfte, die fte zierte . 1 Nur eine kurze Strede dauert bieſe Shalenge, balb öffnen ſich wieder weitere Flächen .

Wir haben in den leßten Tagen den ganzen Jahrgang der in Tiflis erſcheinenden ruffiſden Zeitung : Rawfas , empfangen, und werden nad und nach aus demſelben einzelne Mittheilungen machen. Vorerft ents

Heiter fürwahr war dieſer Weg : wie durch einen Garten ! Maisfelber zeigen fich , foon gerrährt das Laub der Bäume Schatten ; immer noch beſtehen die Wälder aus Buchen : der Charafter der Gegend bleibt fortwährend der von Branduf an ,

meteorologiſche Gridheinung, nämlich einen andauernden heftigen Sonee: fall, wie er in Tiflis fait unerhört ift. In der Nr. 49 vom 6 Decem: ber heißt es : „ Am 30 November ( 11 December) fiel bei uns in Tiflis

nur werden die Berge niebriger , eine Stunde weiter unterhalb traten auch wieder Kalkberge auf ; die Lanbidhaft hat fich aller Wildheit entfremdet, die Luft wirft ſtärkend und erfriſchend auf

Schnee, und zwar nicht zum erſtenmal; ſchon im Anfang Novembero war Sonee gefallen , hatte fich aber nicht lange erhalten ; jeßt haben wir dagegen einen ſchon ſeit fünf Tagen andauernden Soneefall, eines

Viel mahnten mich einzelne Situationen an das Donauthal zwiſchen Relheim und Abach ; alles wäre ſehr heimathlich, wenn man nicht Türken begegnete. Ungleich zahlreicher find hier die Vögel, als im Hochgebirge: fdon ſchlagen Nachtigallen , einzeln ſah ich Spechte, ich glaube Picus medius ; Leib und Seele.

häufiger find Turteltauben, Wiebhopfe, Enten, und vor allem hier wie durch ganze Land Nebelfrähen , Dohlen und Olſtern,

nehmen wir aus den Decembernummern einiges über eine merfwürdige

.

wahrhaft ruſſiſchen Schnee mit Morgenfröſten und mit Schlitten . Wenn man ringe umher die ſchneebedecten Berge und Dörfer, die Bäume mit Sdneemaſſen auf den Zweigen betrachtet, dann ſollte man meinen, Rußland Tey zu Gaſt nach Georgien gefommen . Die flachen Dörfer find mit Schneehaufen beladen und die Arbeiter können nicht damit zu

Stande fommen , ſie rein zu halten und den Schnee herabzuwerfen. ! In Tiflis fällt fonft der Schnee zwei- oder dreimal im Winter , und wenn aud die Kälte manchmal auf 8 , 10 und 11 ° ſteigt, ro bauert

zum großen Nachtheile für die zärtlichen Sänger Des Waldes .

dieß doch zwei, drei Tage, höchſtens eine Woche, hierauf tritt Negenwetter,

Die Vegetation des Ralfes und der ihn begleitenden Wälder zeigt fich bunter als die bed Shonſchiefer und Serpentino, ohne gerade durch Seltenheiten hier außgezeichnet zu ſeyn. 2?

dann ſchönes Wetter ein, und wiederum reiner Himmel, ftille Luft bei

Das Wetter war den Tag über ziemlich gut, einige Strich-

fieht man der Schneed fein Ende ab , und man weiß nicht wenn der

regen und Gewitter abgerechnet, die ſchnell vorübergingen .

zwei bis drei Grad Wärme, flare Sonne und in der Ferne am Horizont erglänzt die ſchneebedeckte Bergfette mit dein zweifópfigen Rasbef. 3eßt dauert aber der Schneefalu ſdon fünf Tage mit Morgenfröſten , noch

GS

that wahrhaft wohl, wieder einmal ebenen trođenen Weg zu betreten ; ell ſcheint, daß dieſer weniger der Witterung zuzuſchreiben war als der Gebirge art, auß deren Zerſebung der Boden

ſchmußige feuchte Herbſt, den man hier einen Winter nennt , oder dag helle Tifliſſer Wetter kommen ſoll. Der Himmel iſt nebelig , hångt voller Sđịnee, wie ein petersburger Himmel, ein dichtes, weißes Leichen :

tudy iſt über den ganzen Geſichtsfreie hingebreitet, und man ſieht faum eine

und daß der Serpentin in dieſer Hinſicht ein

halbe Stunde weit .“ Die Erſcheinung war ſo unerwartet und uners

vortreffliched Straßenmaterial abgibt, da er ſelbſt ohne fünſt liche Anwendung den Wegen gute Beſchaffenheit verleiht.

klärlich, daß alles ragte, das fönne unmöglich dauern, und man erwar tete von Tag zu Tag ganz anderes Wetter. Indeß meldet ber Rawfab

gebildet wird,

Ilm 6 Uhr erreidyten wir einen Han, Mravih, das erſte

Haus ſeit Maglai, das uns am Wege begegnete. Shal war von ferne mit niedern Hügeln begränzt, 1

Das weite

die Fläche

Ich bedaure ſehr, daß mir nur in der erſten Frühlingszeit vergörint

war, in Bosnien die Vegetation des Serpenting hier und in deſſen weiterer

vom 13/25 December, daß der Schnee feineswegs ſich zum Thauen an ſchide, daß die Kälte Morgens auf 30 bis 50 anſteige, die Sonne bei Tag hell ſcheine und der Schnee unter den Füßen frade, daß der Kur Eisſchollen flöße , und wenn die flachen Dörfer nicht waren , ſo könnte man fich nach Saratow verſeßt glauben. Rein Menſch erinnerte ſich einer ſolchen Witterung in Tiflie. Leider finden wir in den zwei leßten Nummern des Jahrs feine Angaben, ob der Schnee noch långer liegen geblieben fer

Erſtredung kennen zu lernen, die mir einem gewiſſen Formentypug und vielleicht ſelbſt der vorwaltenden Farbe der Vlumen nach daratteriſtiſche Eigenthümlichfeiten darzubieten ſcheint, ähnlich den Trachytbilrungen , ſo viel ic deren Verhalten in dieſer Beziehung in den Sudeten früher beobachten habe jönnen ; hier waren es noch folgende Pflanzen, die auf dieſen

Biber in Iranska u faſien. Die oben ſchon von uns angeführ: te, wöchentlich in Tiflis erſcheinende Zeitung Rawkas vom 13,25 Decem ber vorigen Jahre berichtet einen merfmürdigen Umſtand , nämlich das

Felſen wuchſen : Asplenium Trichomanes L., Notochläna Marantae R. Br., Grammitis Caeterach Sw , Festuca ovina L. 2 glauca Koch (F. glauca Lam .), Carex praecox Jacqu., C. tomentosa L., Isatis tincto

Vorkommen von Bibern im Arares. Im Anfang December ſtießen Rofafen auf einen Biber und erlegten ihn durch einen Schuß; auch entdeďten fie

ria L.

die Spur eines zweiten. Man hat die Frage aufgeworfen , wo dieſe Biber hergekommen ſeyn könnten ; für einheimiſch will fite niemand gel ten laſſen, und ſo verfiel man auf den Gedanfen, fie ſeyen aus Sibirien gefommen, und länge der Ufer des faſpiſchen Meeres allmählich bis an den Arared gelangt. Und ſcheint es wahrſcheinlich, daß fich am Ober

2 Galium vernum Scop. Asperula taurinaL., Aposeris fötida Less. ,

Symphitum tuberosum L., Pulmonaria mollis Wolff, Ajuga replans L., Glechoma heterophyllum Opitz, Sinyrnium perfoliatuin Mill., Chelidonium majus L , Geranium Phaeum L., Lychnis diurna Sibih. Auf den Wieſen und Brachen der Ebene : Pieris aquilina L. Equisetum ar. vense L., Polygala comosa Schk . , Cerinthe minor L. , Veronica ser

pyllifolia L., Cardamine pratensis L., Potentilla opaca L. Um Viaglai waren die Obſtbäume reid an Difteln .

einige bis in die Nähe von Nachitſchewan herabfamen.

Abwärts waren außer den Wald

bäumen (Buchen ) die vorherrſchenden Baum- oder Straucharteu : Ulmus campestris L. Populus nigra L., P. alba L., Juniperus communis L. , Helix L., Pyrus Staphylea pinnala L., Acer campestre L., Hedera Vor dem Han Mravih

forminalis Ehrh.

lauf des Arares Biber finden, wie an der Donau, und daß nur zufällig

Tilia grandifolia Ehrh.

waren häufig die Blätter von Saponaria officinalis L. Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

1 Die flachen Dörfer in Georgien beſtehen in der Deđe aus Barken ; darüber

wird Reinig , manchmal auch yovelſpäne ausgebreitet, und dann eine dicke Schichte von Erde und Thon aufgeſchüttet , welche teine Feuchtigkeit bis zur Dede durchs dringen laſſen ; häufig kommt es aber vor, daßdie ſchlecht geſchlagene Erde dennodi Feuchtigkeit durchläßt , und dann fängt ' die Decte an ju tropfen ; darum wird, wenn Schnee fällt, auem aufgeboten , um ihn möglichſt bald vom Dach heruns terzuwerfen .

Verantwortlicher Redacteur Dr. Gd. Wibenmann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. U

107. Die Miſſionäre auf den Fidſchi- Inſeln . 1 Aus den Mittheilungen der Miffionäre und meinen Unter

rebungen mit ihnen ſchöpfte ich folgende Notizen über deren ſeitherige Beſtrebungen. Es find gegenwärtig rech & Miffionäre da, nämlich die HH. Cargil unb Jagger auf Reva ; Croß auf Viwa , Hunt und Lythe auf Somu - ſomu, und Calvert auf La

kemba. Sie gehören alle zu der Wesleyaniſchen Miſſionsgeſell fchaft in Großbrittanien . Bis jeßt haben ſie nur geringen Gr

4 Mai 1848.

fel endlich der Augenblic, wo auch in dieſer Gruppe die langen Bemühungen mit Erfolg gefrönt werden dürften . Dbgleich Dieſer Augenblic noch ziemlich ferne ſeyn inag , ſo wird er doch gewiß fominen , wenn der häufigerc Verfehr mit den Weißen ſo

ſehr zugenommen hat, daß e8 für die Häuptlinge wünſchens werth wird, ſchreiben zu lernen, und wenn fte Dadurch eine richtigere Anſicht von der Macht der Weißen erlangt haben. Würde der König eines der mächtigſten Diſtricte befehrt wer Den, ſo würde wohl der ganze Stamm dem föniglichen Beiſpiele

folg gehabt, und die meiſten Mitglieder ihrer Kirche ſind Ton

folgen . Die Miſſionäre wohnen jeßt ſchon ein bis fünf Jahre

geſen . Die Eingebornen ſcheinen indeß nichtsbeſtoweniger ſehr

an den verſchiedenen Stationen . In Rewa wurde eine Preſſe eingerichtet und Ratechismen in dem Ambaus, Comusfomus und

zu wünſchen, daß Milftonäre unter ihnen leben , zum Theil weil fte einſehen, welchen Vortheil ihnen bieß in ihrem Verfehr mit

den Schiffen gewährt, welche von Zeit zu Zeit fommen , um benſelben verſchiedene Vedürfniſſe zu bringen , und theilweiſe, weil fie glauben, daß der Geiſt oder Gott der Miffionäre dem Koro, wo dieſe wohnen, ſeinen beſondern Schuß angebeiben laſſe. Allein nach glaube ich , daß die Miffionäre für ihr Leben nichts

zu fürchten haben. Es gehört übrigens von ihrer Seite viel Gemüthsruhe und Geduld dazu, um alle die Prüfungen zu er

tragen, denen fte fortwäbrend ausgeſeßt ſind. Die Häuptlinge und andere Perſonen glauben, daß ſie das rolfommene Recht hätten jeden Augenblid die Wohnungen der Miffionäre zu bes treten, und nicht ſelten iſt ihr Betragen roh und unfittlich. 68 gibt feine Lage im Leben, welche mehr phyfichen und moraliſchen Muth erfordert als diejenige, in welche die Miſſionäre ſich häufig verſeßt ſehen , oft nur aus dem teufliſchen Grunde, fte zur Bes

gebung irgend einer Handlung hinzureißen, welche einer Gr preſſung von Geſchenken oder einer Plünderung zum Vorwand dienen fönnte. Die Eingebornen find wirklich Meiſter im Auss heden von Pladereien, wozu fte fich oft viel Zeit und Mühe fos ften laſſen. Kommt man hinter ihre Schliche, ſo läugnen fte dieſelben nicht im geringſten , ſondern ſchlagen ſehr einfach eine Lache auf. Dbgleich fie es an der äußerlichen Achtung gegen die Miffionäre niemals fehlen laſſen, ſo berbieten fie ihnen doch

Convertiten zu machen oder etwas gegen ihre Prieſter oder Götter zu unternehmen . Die Häuptlinge geſtatten ihnen nicht Das Erbauen von Wohnungen, ſondern halten bao Lanbeégeſek ftrenge aufrecht, wornach ohne ihren Befehl und Zuſtimmung Pein Haus gebaut werden darf. Die Meinung iſt allgemein geworden, das wo ein Miffionär

wohnt, feine Kriege mehr ſtatthaben, und es kommt ohne Zweis · Aus der Erzählung von Charles Wilfer , Commandanten der Ver einigten Staaten-Grpedition nach der demnächſt im 3. G. Cotta’ſchen Ver lage erſcheinenden Ueberſesung.

Rewa- Dialeft ausgetheilt. Alle Mifflonäre, mit denen ich zu ſammenfam , waren der Anſicht Daß die Eingebornen dieſer Gruppe weit intelligenter ſeyen als in andern Theilen Polynes ſiene. Es gibt nur wenige, die fich nicht mit großer Klarheit und Kraft auébrücken fönnten. Meine eigene Erfahrung und die meiner Officiere ftimmt mit legterem Punkte überein, benn Die Dolmetſcher brauchten häufig Ausbrüde, welche nach meiner

tiefen Ueberzeugung nicht von ihnen ſelbſt au & gegangen waren . Es fann niemand dieſe Inſeln beſuchen ohne ein tiefes Bes Dauern darüber zu fühlen , daß ein ſo ſchöner Theil von Gottes Schöpfung täglich und ſtündlich durch Handlungen von folch' gräßlicher Entartung entweiht wird , wie fte ba borfommen. Die Zeit wird indeß auch früher oder ſpäter fommen, wo e8

den Miffionären Durch ihre Ausbauer , ihren Muth und ihre Hingebung gelingen wird, dieſe Inſulaner von ihren finnlichen und wilden Gewohnheiten abzubringen und für eblere Regungen empfänglich zu machen . Für den Erfolg ihrer verdienſtlichen Bemühungen haben fte meine herzlichſten Gebete, und es ges reichte mir zum nicht geringen Vergnügen zu erfahren , daß fie von uns glauben, mir hätten gleichfalls etwas weniges dazu beigetragen, den Weg zur Einführung des Evangeliums ihnen etwas leichter und ebener zu machen als er vor unſerer An funft auf der Gruppe geweſen .

Reiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Heiſenden . Bierter Abfahnitt. Podravina. (Fortſeßung . )

25 April. Früh 5 Uhr verließen wir den guten Han, ben erſten ſeit meinem Aufenthalt in Boenien ,

in welchem ich von

Wanzen und ſonſtigem Ungeziefer weber etwas ſpürte noch fah, und zogen dem Fluß entlang weiter .

Am linken Ufer mochten

426 die Hügel wohl 2 Stunden von der Bosna entfernt ſeyn , näher waren fie am rechten Ufer ; wir waren noch keine Stunde weit

gefommen, als ein breiter Fluß unſere Reiſe aufhielt, die U8s fora, welche ſich hier in die Bosna ergießt. Reine Brüde ließ fich gewahren , und die Fluthen waren zu tief und reißend, um dem Laftpferde den Durchgang zu geſtatten , geſchweige uns ; es befand ſich zwar ein Nachen angebunden am Geſtade, niemand aber, der und mit fundiger Hand ans andere Ufer hätte brins gen fönnen ; gegenüber ſaßen bei einem Feuer am Geſtade Leute, die uns zuriefen , daß wir weiter aufwärts gehen ſollten , wir

diente, verfehlte hier den Weg , in der Meinung ferner noch dem Laufe der Boena folgen zu müſſen , um nach Foticha zu

gelangen, woſelbſt ein fatholiſcher Pfarrer ung für die Nacht Dbbach gewähren fonnte , da hier weit und breit von Sans

feine Rede mehr iſt. Zum Glüde begegneten und zwei berittene Jürfen, ein Sert mit ſeinem Diener, durch die wir über den Weg Beſcheib erhielten .. Der Herr mit langem grauem Barte,

frug ung, ob wir vielleicht Hunger hätten . Nicola gab unbes denklich eine bejahende Antwort. Da reichte uns der mitleidige Moblem Brod dar und zog dann fürber ſeines Weges.

Ich

würden dann eine andere Fähre und zugleich einen Fährmann

werde dieſem Mann , der uns hier erquicte , nie den Dank ver

finden ; e8 blieb uns nichts übrig als dieſem Rathe zu folgen ,

geſſen .

der uns ſo verurſacht

3ch mußte nun wieder zurück aufwärte und durchs Dorf.

indem die Usfora (auf den Karten Uſora) in einem

Türkiſche Mädchen , mitunter erwachſene und unverſchleiert, bes

mehr ſpißen ale rechten Winkel fich in die Bosna münbet, und wir folglich wieder rüdwärts mußten . Da überdieß dieſes Ufer

luftigten fich ba mit Schaufeln unter den Blüthenbäumen ; vers hült faßen die Matronen mit den Kindern auf den Raſen

flach und von zahlreichen Nebenbächen in ſtarfen Krümmungen durchſchnitten war, die zum Theil brudenlos Der Wanderung neue Hinderniſſe in den Weg legten, hatten wir faſt eine Stunde zu thun, bis wir an die bezeichnete Stelle gelangten, wo wir zwar den verheißenen Sahn, keineómeg8 aber den Fährmann tra fen ; der Rahn ſelbſt, aus einem Baumſtamme gezimmert, nach Art unſerer auf den oberbayeriſchen Seen angewandten „ Ein bäume,“ war natürlich zu klein um auch das Roß unit dem Ges päde hinüber zu bringen, und dieſes mußte in Gotte8 Namen mit Ilia noch weiter aufwärts ziehen, biß ihm zum Uebergange eine günſtigere Gelegenheit geboten würde ; ich ſelbſt aber vers ſuchte mit Nicola die Ueberfahrt im kleinen Rabne, als Ruders

plagen . Die Tracht der Männer wie der Frauen iſt in dieſem

wiewohl der Umweg beträchtlich war,

wurde,

Dorfe, wie überhaupt in der Podſavina, die ich nun erreicht hatte, auffallend verſchieben von der im boêniſchen Oberlande .

Die Männer tragen über ihren weißen, unten geöffneten Gaties Hoſen das weiße Hemd durch den Gürtel gebunden , darüber einen langen ſchwarzen Ueberrod ohne Aermel, Taille und Kras gen. Die Weiber haben feinen Turban , ſondern eine oben

flache, niebere Müße, ähnlich dem Fez, nur mit weiterem Bos den , und dieſe mit dem Gefichte nur im verheuratheten Zuſtande

verhült ; ferner weite, weiße Hoſen bis zum Knöchel, darüber Dag Hemd durch einen ledernen Riemen mit großer , runder,

metallener Schließe umgürtet, und über dieſem eine lange, quers

ſtangen und zweier abgehauener Vuchenzweige bedienend, nachdem

geſtreifte Schürze, dann ben dwarzen Ueberrod wie die Mäns

wir Ilia in Doboi zu erwarten ausgemacht hatten ; obwohl der Fluß ziemlich reißend war, famen wir doch ohne Unfal hinüber und banden da den Kahn an geeigneter Stelle wieder an . Das linfe Ufer der Usfora beſteht namentlich an deren Mündung aus Ralffelſen, an denen häufig Arabis Turrita L. wächst. Wir verfolgten nun gemächlich den unterbrodjenen Weg nach Doboi in der Nieberung, begegneten da viel Ringeltauben , Ens ten und Reihern, (Ardea cinerea L.) und erreichten endlich um 10 Uhr die genannte Stadt, die wir ohne den Aufenthalt ſchon

ner. Statt des Helleborus Odorus, den ich dieſen Tag vers

3 Stunden früher hätten erreichen fönnen ;

es iſt ein kleiner

übelgebauter, an einer Hügellehne gelegener Ort, mit einer vers fallenen Burg ; im Han fehrten wir ein, ließen uns Milch und

Brob geben und erwarteten Jlia, der auch nod; vor 12 Uhr hier eintraf, und ohne Aufenthalt mit uns weiter ging. Gleich hinter Doboi gewahrten wir Schiffmühlen in der Boona von ſehr eigentümlicher Conſtruction. Die Umgebung der Ortſchaft iſt mit Zwetſchgenbäumen reich verſehen. Eine Crucifera, die Calepina Corvini Degv. iſt auf allen Brachen eine ſebr gemeine Pflanze. Häufig ließ fich auchter Wiebes hopf ſeben , ferner hie und da eine mir nicht befannte Falfen Größe und Geſtalt bes Shurmfalfen , wie mich das

Fernrohr belehrte, mit blauem Kopfe ; wir famen darauf leider nie zum Schuſſe. Nachmittag8 entlud fich ein heftiged Donners

wetter mit Schloſſen . Die Kabanizza biente Dagegen und gegen Den darauf folgenden Plagregen zu trefflichem Schuße, wurde aber unerträglich ſchwer. Bis Kotorsko , Das wir um 5 Uhr erreichten, hielten wir und an den Lauf der Boona, die hier

bereit8 einen mächtigen Strom vorſtellt. Rotorefo iſt ein gros Be8, ganz mohammebaniſhed Dorf, das die Anhöhe , die hier bis nahe an den Fluß tritt , mit ſeinen zerſtreuten , zwiſchen /

Bäumen berſtedten Häuſern einnimmt.

Blia , der als Führer

mißte, trat gleich außerhalb dem Dorfe Helleborus Atrorubens W. Kit . auf.

30 trachtete nun mit meinen Leuten noch zeitig Fotſcha zu erreichen , die Hoffnungen auf ein gute Nachtlager in die verbeigene Gaſtfreundlichkeit des Pfarrers Pater Luca Sinid ſeßend, da ich durch den Empfehlungsbrief des Pater Antonius Kneſovich mich berſelben für verſichert hielt. Es ging über

fanfte Anhöben auf naſſenı, glattem Thonboben , offenbar Jers tiärgebiet. Sehr zahlreich waren hier Droſſeln und Holztauben, Nicola ſchoß einen Kufut, in der Meinung einen ſeltenen Fals fen erlangt zu haben. Wir eilten um ſo mehr, da abermals ein Gewitter im Anzuge ſtand, und erreichten nach einer Stunde

(von den leßten Häuſern von Kotorofo gerechnet) Foticha, wo wir ſogleich den Pfarrhof aufſuchten . Die Häuſer Dell Dorfe & liegen ſehr zerſtreut, und es bes durfte eine Führers um die Gegend zu finden , wo der Pfarrs bof lag. Während die übrigen Häuſer des chriftlichen Dorfes von febr kläglichem Anſehen waren, zeichnete fich der Pfarrhof nicht bloß durch ſolidere Bauart , ſondern auch durch ſeine Bes feftigung aus ; vermittelft Palliſaden war er im Gevierte von

allen Seiten wohl verwahrt. 416 auf das Gebell Der Kunde und unſer Rufen fich endlich ein weiblichen Weſen innerhalb ſehen ließ, brachten wir, ermattet von einem ſehr beſchwerlichen Reiſetag, unſer Anliegen vor, empfingen aber zu nicht geringer Beſtürzung die Ermiederung, daß der geiftliche Berr nicht zu Hauſe ſey und man niemand Fremden einlaſſen Dürfe. Unter folchen Umſtänden war nun guter Rath theuer, die Nacht und

Das Gewitter im Anzug , fein Ban, fein wohnliches Dbbad in der Nähe.

Selenichi, Das nächſte Dorf wo ein Pfarrer war,

noch drei ftarfe Stunden entfernt, überbieß die Schmerzen, die

nosa

427

mein noch immer leidender Fuß verurſachte, kurz alles vereinigte | wurde ; mittlerweile war das Gewitter ausgebrochen, und wir fich , unſere Lage für den Augenblid mißlich zn machen . Wir trafen endlich einen Mann in der Nähe, der von Nicola um

zu thun, um das Gepäc, welches 9hatten Raume

einen großen Theil des ausfüllte, vor dem eindringenden Regen zu fichern .

Beſcheid über ein Obdach für die Nacht angegangen, uns vers

Vor meinen Augen wurbe hier ein Laib Brod gebacken, der

fündigte, daß unfern der reichſte Mann der Gegend, Namens Gabran, ein ſchönes Baus befiße und une ficherlich gut aufs nehmen werde. Er wie8 uns nun über Felder und Anhöben

Boden wurde von der Gluth, die ihn bedecte, ſorgfältig gerei nigt, daſelbſt der zu einem flachen Kuchen geformte Teig aus gebreitet, barüber ein irdener Dedel geſeßt und dieſer dann wies

den Weg Dahin, da die Wohnungen und einzelnen Beſigthümer

der mit Gluthen zugebedt.

der Landleute ſebr entfernt von einander gelegen waren .

Ziri-

Das Abendmahl, von einer der Frauen bereitet, war indeß vortrefflich : eine gebratene Henne,

ſchen blühenden Obſtbäumen zeigte fich endlich das erſehnte Ziel, jedoch fanden wir uns in Anſehung des Comforte, den wir nach der preiſenden Verfündigung erwartet batten , unangenehm

gefochtes geräuchertes Schweinefleiſch , Dazu gute Milch.

enttäuſcht, indem Das Haus weit eher einem Hundeftal ale

Nicola mit den freundlichen Bewohnern der Kütte, die in Grups

einer menſchlichen Wohnung glich. 68 waren eigentlich pier abgeſonderte Gebäude, ſämmtlich aus Holz erbaut ; eines ders

ein bizarres Bild darboten.

Wohl

geſättigt ſtredte ich mich nun in meine noch feuchte Rabanizza gehüllt auf dem harten Boden aus, und unterhielt mich durch pen um das Feuer gelagert bei Deſſen fladernber Beleuchtung ( Fortſeßung folgt.)

felben diente augenſcheinlich ale Stall für das Vich , und ein andere ſchien nach dem Rauche, der aus dein Dache empors -

ftieg zu urtheilen, zum Aufenthalt für Menſchen beſtimmt, war jedoch bis zum Giebel nur 10 Fuß hoch und mit einer wins zigen, durch eine Haut verwahrten Fenſteröffnung verſehen . Die

furzen Artifel über die Flitterwochen der franzöſiſchen Republik mitzus

beiden übrigen noch kleinern , faum 6 Schuh hohen Gebäude glichen vollfommen unbeſtällen , nur hatten fle ftatt bed runs

theilen, allein die Ueberhäufung mit Geſchäften in Folge der aufgeregten Zeit ließ uns einestheils nicht die nöthige Muße dazu gewinnen , und

den Loches eine niedrige, vieredige Thüre. Auf Das Bellen der Hunde famen und nun auch die Bewohner entgegen , die unſern Anzug von ferne wohl bemerkt, allein bei größerer Annäberung fich in ihre Hütten zurückgezogen hatten : der ganze zahl

anderntheils waren die Zuſtände noch zu unbeſtimmt, als daß wir eine

Die franzöſiſchen Republikaner. Wir hatten und ſchon lange vorgenommen , unſern Leſern einen

reiche Hausſtand, beſtehend aus einem alten Mann und einem

nur einigermaßen genügende Arbeit hätten liefern fönnen. Bis dieß möglich iſt, was wohl mit oder kurz vor dem Anfang der Nationalvers ſammlung geſchehen ſoll, theilen wir hier im Auszug einen Artifel der Edinburgh Review mit, um die Anſichten eines Volfs fennen zu lernen,

jungen, ferner zwei jungen Burſchen , zwei Weibern, einem ers

das, wenn gleich in mancherlei Gigenthümlichkeiten befangen, doch über

wachſenen Mädchen und vier bis fünf Kindern .

Die Kenntniß ſolcher Urtheile iſt in der jeßigen Aufregung um ſo wichs tiger , als man dadurch ſelbſt mit aller Gewalt zu einer nüchternen Anſicht der Dinge zurückgeführt wird, zu dem was Völfer und Staaten in ſchwierigen Zeitverhältniſſen zuſammenhält. Der Artifel ſteht im

politiſche Zuſtände ein nüchternes, ſtets wohl zu beachtendes Urtheil hat.

G8 wurde uns Aufnahme zugeſagt. Lange zögerte ich, das Innere des Hauſes zu betreten, theils aus Grauen davor, theils angezogen von der herrlichen Naturſcene, die ſich von der An höbe, wo fich das Haus befindet, dem Vlide Darbot. Man überſah von hier die ganze rellenförmige Alpenfette des boonis

ſchen Hochlandeß, welches ich nun der Duere nach, von Süd nach Nord, durchwandert, man überſah die ſanftern Erhebungen der umliegenden Berge. Die leßten Ausläufe der Subeten gegen Schleſiens Ebene führen ähnliche Situationen vor, wie etwa vom Standpunkte der Berge hinter Jauer aus, nur find in Bosnien die Umriſſe der Berge markirter ; die ſchwarzen Wetters

wolfen, die davon beſchatteten Dunkelblauen Berge, ſo wie der freudig grüne Vordergrund im Dämmerlichte geben dem Bilde einen höchſt maleriſchen wenn auch ſchwermüthigen Reiz. 30 verfügte mich endlich in den innern Raum der Hütte, welcher ihrem Aeußern nur allzuſehr entſprach ; dicker Ruß überfleidete die Wände bis zum Giebel, nirgende gewahrte man ein Zeichen der Bequemlichfeit ober bed Wohlſtandes,

außer etwa an den

!

Aprilheft dieſes Jahres und führt den National von 1832—1848 , Louis Blanc's Geſchichte der zehn Jahre , und Lamartine’s Geſchichte der Girondiſten in der Ueberſchrift an. Die Entſtehungegeſchichte der republi: kaniſchen Partei iſt darin mit großer Schärfe gezeichnet.

Seit der Heraudgabe unſerer leßten Nummer hat eine Revolution der außerordentlichſten Art die politiſche Lage Europa's verändert ; Frants iſt wieder Republik. In plößlichem Umſchwung, durch eine Reihenfolge von Ereigniſſen, die niemand mehr in Grſtaunen reßen fonnte, als die zunächſt betheiligten Perſonen ſelbſt, hat die Dynaſtie Orleans ihr Ende

gefunden. Die Vorfälle dieſer bedeutungsvollen Revolution folgten fich mit ſo wunderbarer Sdnelle, daß man faum Zeit zur Ueberlegung oder

Beurtheilung hatte ; da man aber ſo ſtaunenswerthe Ereigniſſe unmögs lich mit Stillſchweigen übergehen kann, ſo bieten wir unſern Leſern eine wenn auch haſtige und unvollſtändige Sfizze der Partei dar, die ſo un erwartet an die Oberfläche des fochenden Waſſers hervorgeworfen wurde, und werden und bemühen, aus ſolchen Materialien , wie ſie eine fortlaus

bunten gläſernen zahlreichen , bis zur Breite von zwei Händen angereihten Armſpangen , und den vielen goldnen ( ? ) Finger reifen bei dem Mädden . Mitten auf der vom Thonboden ges

fende Beobachtung der franzöſiſchen Politik liefern kann, eine Darſtellung zuſammenzuſeßen , welche die Geſchichte der Februarrevolution etwas

bildeten Diele brannte das Feuer, beſſen Rauch nur zum Theil aus der offnen Dachlüde fich entfernte. Beim Scheine dieſes Feuers ward nun das Einlegen der

verſtändlicher machen wird , als ſie es wahrſcheinlich jeßt ift. Am 22 Februar waren die dynaſtiſche Oppoſition und das Miniſterium bie ſtreitenden Theile, am 24 Februar waren Miniſterium und Dypo fition verſchwunden . Der einzige offenfundige Streitgegenſtand war die Wahlreform , und die Frage drehte ſich allem Anſchein nach um die

geſammelten Pflanzen - vorgenommen, während für uns gekocht

Erklärung über das Geſeß gegen Aſſociationen : Hr. Guizot war der

1

folgendes waren die an dieſem Tage geſammelten Pflanzen : Aspi dium aculeatum Sw., Poa annua L., Scilla bifolia L., Carex praecox

Jacq., C. brizoides L., Euphorbia platyphylla L., E. Cyparissias L., E. epithymoides Jacq ., Tilia grandifolia Ehrh ., Bryonia dioica Jacq., Fedia carinata Lois. , Asperula laurina L. , Galium vernum Scop .,

Pyrus Malus L. , Prunus spinosa L., Cerastium semidecandrum L., Helleborus atrorubens W. Kit., Ficaria ranunculoides Mönch , Ranun .

Kämpfer auf der einen, Hr. Doillon - Barrot auf der andern Seite. Der

culus lanuginosus L., R. auricomus L., Arabis Turrila L., Barbarea praecox R. Br., Calepina Corvini Desv ., Capsella Bursa pastoris Mönch, Fraxinus excelsior L., Salix amygdalina L., Populus alba L., P. nigra L., Physcomiurum pyriforme Hampe.

428

ou

Erfolg war aber daß Wahlen , Wähler und Geſeße mit einander weg gefegt wurden , und daß Obillon - Barrot und Guizot zugleich von dem

aber trugen zur Entftehung der Partei die Berdienſte ober die Fehler des Bürgerkönige nichts bei. Sie beſtand aud Leuten , deren Gemüther

Schauplaß verſchwanden. Eine dritte von den andern nicht beachtete

ſeit der dreitägigen Gährung nicht wieder zur Ruhe gekommen waren ,

trat plößlid auf den Schauplab, verdrängte die andern Schauſpieler und iſt jeßt im unbeſtrittenen Befiß der Bühne. Dieſe Partei , ihren Charakter , ihr Wachothum und ihre Anſichten wollen wir zu ſchildern

rungoform allein für Frankreich paſſe , wozu fie aber die Gelegenheit unglüdlicherweiſe hätten entſchlüpfen laſſen . Ueber dieſen einfachen

verſuchen .

beſtimmten und unreifen Anſichten , troß des gånzlichen Mangelo an Unterſtüßung von Seite mådtigerer und erfahrener Männer, und trop

1

und welche fich allzu ſpåt überzeugten , daß eine republifaniſche Regie:

Die ießige republifaniſche Partei wurde hervorgerufen durch die Juliusrevolution im 3. 1830. Wir werden ſpäter zeigen , wie fie all: måhlid in Verwandtſchaft mit den Parteien von 1789 und 1793 trat ; gewiß iſt, daß fie urſprünglid in feinem directen Zuſammenhang mit den berühmten Parteien jener Zeit fand. Eben ſo wenig fann die Carbonaria der Reſtauration als bas Verbindungeglied angeſehen wers den, noch hat die jebige Partei ihren Urſprung in dieſer. Der Grund

ſaß der Carbonaria in Italien war bekanntlich die Unabhängigkeit

Gedanken reichten damals ihre Blide faum hinaus. Troß dieſer uns

dem daß dieſe republikaniſche Partei nur aus einer Handvoll hißföpfiger Enthufiaften beſtand , galt fie doch in den Augen der Regierung nach wenigen Monaten für bedeutend genug , um eine beſondere Aufſicht zu verdienen, und ſie ſchlug entſchloſſen ihren eigenen Weg ein. Sdpon bei dem Proceß der Erminifter waren ſie zu einer möglichen Demonſtration vorbereitet , und um ihre noch ſchwache Kraft zu vereinigen und zu ſparen , hatten ſie die Vorſicht gebraucht ſich ausſchließlich in die Artile

Italiens, in Franfreich modificirte er ſich dahin : ,,da die Bourbono der

lerie der Nationalgarde aufnehmen zu laſſen , ſtatt fich in den Reihen

franzöſiſchen Nation durch fremde Mächte auferlegt wurden, ſo verbin

der Legionen zu zerſtreuen. Von den vier Batterien , aus denen dieſe

den fich die Charbonniers , um Franfreich die freie Wahl ſeiner Regie:

wichtige Waffe beſtand, war die zweite unter dem Commando der HH. Guinard und Cavaignac und die dritte unter den HH. Baftide und Thomas ? Wir werden und Mühe geben allenthalben die Namen zu

rung zurúdzugeben." Bei einem ſolchen Affociationsgrundſaß ward natür: lich eine große Freiheit der Meinungen geſtattet, der Zwed aber war vielmehr die Wiederherſtellung des faiſerlichen , als des republikaniſchen

bezeichnen, da die verſchiedenen Perſonen, welche in dem Verlaufe dieſer

Regimente, und der Strom der öffentlichen Meinung nahm, als er durch

Greigniſſe auftreten , genau dieſelben find, die jeßt eine hervorragende

die Zuliusrevolution aufgeregt wurde, ohne Zweifel dieſelbe Richtung.

Rolle ſpielen ,

Ueber den Grad, inwieweit das Volf um die Früchte ſeines Siegs in

Negierung in der Entſtehung und dem Fortſchritt dieſer Partei einen vorſtechenden Rang einnimmt.

den drei berühmten Tagen gebracht wurde , ſcheint jedoch eine ſtarke

und jedes einzelne Mitglied der jebigen proviſoriſcher

Begriffsverwechslung zu herrſchen : es iſt Mode geworden die Bour:

Es iſt für einen Fremden nicht ſehr leicht einen Zuſtand der Geſells

geoi fie anzuflagen , als habe fie den müden Kämpfern den Siegespreis

fchaft richtig aufzufaffen , wo der Erfolg oder die Niederlage gewifier

entrifſen, und den Triumph , welcher die Rechte des Volfes fichern ſollte,

politiſcher Anfichten eine vollſtändige Revolution in der Regierung und

in ein Werfzeug umgewandelt, um ihr eigenes politiſches Uebergewicht

einen gånzlichen Umſturz der Geſellſchaft in ſich ſchließt. In Franfreich beſtanden damals drei Parteien , die legitimiſten , Bonapartiſten und Republifaner, die ſich für eben ſo berechtigt zur Gewalt anſaben , wie

uns zu gründen und zu fichern. Aber die Juliusrevolution wurde ähnlich hierin der Februarrevolution - zu einem beſtimmten Zwed uns um ternommen. Damals war es die Bourgeoiſie, nicht das Volt dieſe unterſcheidenden Bezeichnungen beizubehalten — welche damals ihre

die vierte Partei, welche fie wirklich befaß ; jede war geneigt, fie bei der

Freiheiten bedroht fühlte; es war die Bourgeoiſie und nicht das Volf,

erſten Gelegenheit mit Gewalt an ſich zu reißen , und feiner hätte fida ein Gewiſſen darauð gemacht, das Land zu revolutioniren , ſobald ihr

welche den Aufſtand begann , und wenn leßtered raſch fich anſloß,

Zwed erreicht geweſen wäre. Die Partei, mit der wir e& hier zu thun

und endlich den Sieg herbeiführte, ſo geſchah dieß ohne beſtimmte Zwede

haben , war urſprünglich die ſchwachſte von allen, ſammelte aber bald Stärfe genug , um in furzem mindeſtens zwei der Mitbewerber, und endlich, wie die Ereigniſſe bewieſen haben, auch den dritten zu überholen. Ihre

und Intereffen zu verfolgen. Die wahre Bewegung war für die Charte

und die Charte wurde gerettet. Damals focht in den Straßen keine Partei für die Republik , obwohl e8 richtig iſt, daß in der Aufregung eines mehr als eine Woche dauernden Interregnung ſchnell Ideen auftauch :

ten, daß die neue Conſtitution wohl eben ſo gut auf dem Hotel de Ville als im Hotel Lafitte dictirt werden könne ; auf dieſe Periode und dieſe

Umſtånde muß man die Gntſtehung der neuen Republifaner zurücführen. Allerdings beſtand feine raſch fich bildende oder erkennbare Partei dieſer Art , welche Anſprüche auf die Früchte dieſer Revolution hätte erheben fönnen. Ein plößliches Zuſammentreten einiger Enthufiaften , ohne feft: ſtehende Grundſáße, ohne vorgängige Organiſation und beſtimmten Plan iſt die einzige and licht tretende Demonſtration. Das Voll ſelbſt

wußte von ihnen weit weniger als von der Bourgeoiſie, und die Macht hätte nur durch einen unglücklichen Zufall oder durch einen ganz unfin :

Taktif war dharafteriſtiſch und bemerfenswerth.

Ueberzeugt , daß feine

der drei Parteien ſtark genug ren für fich einen Aufſtand gegen die beſtehende Regierung zu beginnen oder zu leiten, beſtand ihre Strategie darin, ihre Anhänger in einer compacten , entſchloſſenen Schaar zuſam : menzuhalten , irgendeinen ber tauſend Zufälle , welche die Streitmacht der Vorſtädte anf die Straße rufen fónnen, abzuwarten, die Bewegung

zu unterſtüßen, ihr zu folgen, dem Pöbel Waffen und Führer zu liefern, und fich bereit zu halten , um jede fich bietende Gelegenheit beſſer als

im Julius zu benußen. Dieſe Politik wurde ſpäter, wie wir ſehen wer ben , etwas modificirt und friedlicher , man kann aber unmöglich ohne Staunen den ſeltſamen Lauf der Greigniſſe verfolgen , wodurch die

urſprüngliche Taftit der Partei nach langem Mißbrauch und in einer

nigen Handſtreich in ihre Hände fommen können . Kaum ſaß jedoch die neue Dynaſtie auf dem Throne, als die Ideen, die in dem furgen Interregnum emporgefeimt waren, Wurzeln zu fchlagen

Zeit , wo faſt jede Hoffnung auf einen Sieg widerſtrebend auf: gegeben worden war, noch mit einem in Wahrheit fabelhaften Erfolg

und zu blühen begannen. In dem Maaße , als die Leute das wirklich

(Fortſeßung folgt.)

Orlangte mit dem , ihre Mißſtimmung auf den Gedanfen, den ſie doch in der

was fie hatten erreichen fönnen, verglichen, wuche über die verlorene Gelegenheit, und fie famen endlich fie feren um einen Siegespreis betrogen worden, für Wirklich feit gar nicht geftritten hatten. Daraus ents

ſprang die republifaniſche Partei. Sie gewann allerdings Starfe durch die Enttäuſchungen , welde die Bolitik der neuen Regierung begleiteten, und håtte vielleicht in der Kindheit erſtidt werden fönnen , hätte die Regierung ihr durch eine redliche und liberale Anwendung der Grunds

ſåpe, auf die ſie gebaut war, die Vorwände entzogen. Im Weſentlichen

gefront wurde .

Dat horographie Departement der englifden Admiralität iſt ungemein thatig , wie fich aus ſeinem Ausgaben budget ergibt. Im Jahr 1837 belief fich dieß auf wenig mehr als 68,500 Bfd. und 766 Reute waren beſchäftigt. 3m 3. 1845/46 waren die Ausgaben 208,804 Pfb., im 3. 1846/47 140,000 Pſt. Im erſten

Jahr waren 1929 , im zweiten 1364 Perſonen mit hydrographiſchen Arbeiten beauftragt. ( Shipp. Gaz. 20 April.)

Verlag der 3. 6. Cotta'ſchen Buchhandlung. - Berantwortlicher Redacteur Dr. Eb. Wibenmann.

Das Ausland.. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. n ".

108.

5 Mai 1848 .

Ueber die Grabſtätten und Kurgane in Kaukaſten. (Kawfas Nr . 50 f.

Jahrgang 1847. )

Die Frage, wem die Rurgane und Grabſtätten im ſüdlichen Rußland angehören, hat die Gelehrten ſchon vielfach beſchäftigt. Noch weiß man immer nicht beſtimmtes barüber, doch müſſen fte in ein ſehr hohes Alter hinauſreichen , da ſchon die griechis ichen Schriftſteller ihrer gebenfen, und man nie in einem Dieſer Hügel je Schriftzüge gefunden hat. ' Nur' Einen Anhaltspunft

in ſeinen Reiſebemerkungen davon , daß man ſteinerne Bilder um Stauropol unb Georgiew8f, an der Ruma, Buimola, Taſchla, Donguéla u . 1. w. treffe, daß dieſe auf einigen Anhöhen aufs geſtellten und ſtart in der Erde befeſtigten Bilder mit dem Ges ficht gegen Often gerichtet, daß ſie aus rohen Steinen gehauen und nur auf der einen Seite bearbeitet ſeyen und eine gewiſſers

maaßen ſigende mongoliſche Frau Darſtellen , welche in ihren an Gefäß hält . Seiner An Gürtel zuſammengelegten Händen ein Gefag fidt nach waren dieſe Bilder Grabdenkmäler alter Völker, na

haben wir, freilid, einen ziemlich ſchwachen : auf vielen derſelben

mentlich der Mongolen , Hunnen , Kumanen , Polowzen u . dgl. ,

finden fich noch rohe ſteinerne Statuen , die ſich im allgemeinen ſehr ähnlich ſeben , und worin Der mongoliſche Typus vorſchlägt.

welche in dieſen Gegenben rohnten .

Darauf Deuten auch die Ueberlieferungen , denn wenn man allge mein im Koſakenlande und in Neurußland hören kann, daß alle Dieſe Kurgane von den „ Mamais" errichtet wurden , ſo läßt ſich

nicht zweifeln , daß darunter Mongolen gemeint find, wenngleich der Volfåglaube die alten Mongoleneinbrüche, die weit über Chriſti Geburt hinaufreichen, mit dem neuen vom 13ten Jahr hundert verwechſeln mag . Wir wollen hier, da über die Kur gane Neurußlanbe ſchon ungemein viel geſchrieben wurde, bloß

einiges über die Kurgane im faufaſtſden Lande mittheilen , wo fte in gleicher Form und Vertheilung, und faſt auch in gleider Zahl fich finden, wie in Neurupland: man ſieht ſie in den Step pen der Koſaken , am ſchwarzen Meer, am Kuban und jenſeits

Derſelben, am Teref ſind ſie nicht ſelten, und in der Nähe des kaſpiſchen Meeres ziehen ſie ſich bis in die Berge und Wälder fort. Von Jefaterinograd nach Wladifaufas findenfte fich nicht ſo häufig , und auch die ſteinernen Statuen auf denſelben

find feltner ; ob folche nie da waren, oder von den umliegenden Bewohnern fortgeſchleppt wurden läßt fich nicht angeben. Daß dieſe Statuen vielfach weggeſchleppt wurden , leidet jedoch

feinen Zweifel, denn man hat welche in einigen Häuſern der Umwohner entdeckt; auch waren ſie von derſelben Form und Größe, wie die ähnlichen Statuen an andern Orten . Einer der älteſten Zeugen hiefür iſt Rubruquis , der im 3. 1253 als Ges ſandter des franzöflichen Königs Ludwig IX zum Mongolens dhan Mangu Temir ging . Er gebenft in der von ihm hinter laffenen Schrift der ſteinernen Gögenbilder, die er geſehen , und

ſagt daß die Rumanen hohe Kügel über den Geſtorbenen auf werfen und darüber das Bild des Todten aufſtellen mit dem Geficht nach Dſten und einem Gefäß in den Händen, das den mittlern Theil des Leibes dect." Die Akademiker, welche unter Katharina II reisten, beſtätigen dieß . Auch Director der

faufaftſchen Unterrichtsanſtalten, Manaſein , ſpricht im J. 1817 · Mit einigen unten bezeichneten Ausnahmen.

Beiſpieleweiſe fann man auf zwei ſteinerne Bilder hins weiſen , die nach Stauropol gebracht und hier in der Nähe des Kaufhofs aufgeſtellt wurden . Der bekannte Reiſende Wlewo lordſki bemerkt auf ſeiner Wanderung durch die Steppen Neu rußlands , daß die Anordnung der Rurgane gleichförmig iſt, nämlich zwei große faſt in Einer Linie, und ein Dritter etwas zur Seite bildet mit ihnen ein Dreiec. Eine ähnliche Anord nung trifft man auch in einigen Theilen des faufaſtidhen Lans des, toch nicht überal, denn die Außnahmen ſind zahlreich : es gibt völlig vereinzelte Kurgane, manchmal aber trifft man drei oder vier bei einander ohne alle ſymmetriſche Anlage. Auf dem

Wege von Georgiewsk nach Jefaterinograd iſt eine große Land ſtrecke, ſo weit der Blick reicht, mit zahlloſen fleinen und gro

Ben Kurganen überſiet ; fte reichen faſt ununterbrochen fort bis Jefaterinograb , ja bis Mosdof auf einer Strede von 60 bis 80 Werſten . Einige der ſteilern zeigen noch die Spuren von Berſdsanzungen , von Gräben und Wällen , vielleicht aber aus ſpäterer Zeit. Uebrigens ſtellt fich bei näherer Beobachtung der Dertlichkeit die Anſicht heraus, daß der größere Theil dieſer Erhöhungen, wenigſtens die fleinern, aus Santanhäufungen uns ter gleichmäßiger Einwirkung von Waſſer und Wind entſtanden iſt. Zu dieſem Schluſſe führt die bemerfte Regelmäßigkeit der Hügelreihe, welche den Windungen der Malfa-Ufer folgt. Aebn liche natürliche Hügel von bedeutendem Umfang fteht man auf

der weiten Sandniederung nördlich von Kislar hart am Ufer des faſpiſchen Meeres ; dieſe haben ſich wie man zuverſichtlich bebaupten fann , durch Wind- und Waſſerwirbel gebildet , find

ſpäter feſt geworden und es iſt Buſchwerf darauf emporgewachſen . Auf den erſten Blic fann man fte leicht für fünſtliche Auf würfe halten. Unter der Menge von Kurganen , die auf den kaukaſiſchen

Ebenen zerſtreut ſind, haben nur einzelne beſondere Namen. So 1 ) Der Kurgan Tamga Tübe am linfen Ufer des Kalaus ; dieſer zeichnet fich dadurch aus, daß er mit Grabſteinen belegt

430 iſt, welche tatariſche und falmüfiſche Inſchriften haben ; unter den 3nſchriften find aber auch welde , die weder Ruſſen , noch Tataren und Kalmüken leſen fönnen . An dieſem Kurgan roll

GS zogen fich endlich meine Wirtheleute in die Hundeſtälle zurüd, mich und meine beiden Begleiter der Ruhe überlaſſen , dieſe aber war ſchwer zu finden ; anfangs verſcheuchte ſie der Rauch des verlöſchenben Feuers, bann der immer reichlicher ein .

fich eine ſolche Menge Schlangen finden , daß man ihn nur im Winter und Herbſt init Sicherheit beſuchen fönne.

dringende Regen, dann das Ungeziefer, ſo daß ich vergeblich ben Schlaf, deſſen ich nach den Mühen des Tages wohl bedürftig

2) Der Kur

gan Tuguluf vier Werſte vom Dorf Tugulak. Er iſt einer der größten, von Grund bis zum Gipfel mit Steinen ausgelegt, und in einigen Theilen von Schafſuchern ausgegraben ; noch

war, herbeiwünſchte, Grillen zirpten indeß in den Winkeln , das Gewitter hatte aufgehört und der Mond ſchien durch die Luden De Daches. Nun glaubte ich endlich einſchlafen zu fönnen , da

vor nicht langer Zeit ftanden einige große fteinerne Gößenbil

der darauf.

3) Zehn Werſte von dem Salzſee Manytſch nahe

erhoben die Hunde außerhalb einen Lärm, in weldien mein Hund innerhalb einſtimmte, und es dauerte eine geraume Weile bis fich die Ruhe wieder herſtellte und der Schlummer wieder ein zufinden begann ; aber fiebe, da fam ein frierenber Bemobner der Hundeſtälle, der ſchürte ſich das Feuer an , und als es brannte und er aufzuleben begann aus ſeiner Erſtarrung, da hub er zu beten an in einer Weiſe, daß ich, obgleich die Worte nicht ver

am Fluſſe Dieſes Namens finden fich einige fleine Kurgane, neben

denen die Trümmer eines alten Baues, vielleicht eines heidniſchen Lempelé liegen . Auf einigen Steinen ſollen fich mißgeſtaltete Ab bildungen von Menſchen , Thieren und andern Gegenſtänden nebſt unerklärten Inſchriften finden . Merkwürdig iſt ferner 4) der a ufgegrabene Kurgan, 4 Werſte ſüdlich vom Stauropol in dem ſogenannten ſchwarzen Walb, wo zahlreiche Spuren alter Bauten fich finden . Die eigenthümliche Lage der Hügel zwiſchen Wäldern und Schluchten, die Dede und Wildheit des Drts , das Maſſive der hieſigen Kurgane, alles batte längſt Aufmerkſamkeit

ſtehend , aufs tiefſte ergriffen mard von dem Ausdrucke dele Jammers, der fidywie nach Hülfe ringend aus der behaarten

Bruft erhob ; es war der Alte, der Vater der verheuratheten Söhne, und der Allerbarmer modyte von ſeinem Anliegen wiſſen .

Nun kamen auch die übrigen Glieder des Hauſes, eines nach

erregt, und unter dem gemeinen Volfe gingen allerlei Gerüchte von großen Schäßen ; mehrmals wurde verſucht den größten

Kurgan aufzugraben , aber lange umſonſt, bie endlich im Jahr 1842 ein Bürger aus Stauropol, der allerlei Koſtbarkeiten zu finden hoffte, die Sache unternahm, aber alles was er fand, glich vollfommen den Funden in andern Kurganen,

Reiſe nach Bosnien.

dem andern , und miſđten ihre Stimmen in das Gebet, leiſer !

und der

Schafſucher fand ſeine Rechnung feines irege.

1

Von einem botaniſchen Reiſenden.

zweiſtündigem Marſche famen wir in ein Dorf, Namen : Modran , deſſen zerſtreute Häuſer wo möglich noch elender ausſahen als Dasjenige, worin wir die Nacht zugebracht , da fie lediglich aus Reiſern geflochten und ohne Fenſter mit dem Giebel höchſtens 7 Schub hod waren . In einem derſelben frugen wir nad Mild, Brod, Eiern , berſprachen gute Bezahlung, jedoch verge

( Fortreßung .)

3d veranlaßte fie, mir über ihr Verbältniß zu den Türfen

näbere Auskunft zu geben ; was ich hier erfuhr , war Folgen das indeß mit Boué'8 Nadirichten ſo wie mit ſpäter von

mir geſammelten Notizen nicht in vollem Einklange ſteht. Der Zuſtand der Chriſten gleicht der einer vollkommnen Leibeigen ſchaft ; dem Türfen gehört das Land, das ſie bebauen und die halbe Ernte,

murmelnd und dabei ſich kraßend – und ſo dämmerte der Mor gen , ohne daß die müden Augenlieder ein Schlaf erquicft hätte . 26 April . Wir genoſſen zum Frühſtüde eine Milchſuppe, ich zahlte für unſere Zedje 8 Piafter, und um 5 Uhr zogen wir von einem Führer begleitet, der uns den ſchwierig zu findenben Weg nadı Selenichi zu zeigen hatte, weiter, bald über Anhöhen, bald durch Thalgründe, es war vor Schmuß kaum zu gehen ; die Gegend war durchgehends mit niedern , ſtarfgelichteten Wal dern von Buchen und Virken bewachſen . 1 Nad beſchwerlichem

Vierter Abſchnitt. Podravina .

des ,

Goson

1

bens, nicht einmal das Waſſer, das uns die Leute brachten, war

genießbar. Von da wurde der Weg bis Selenichi immer ſchlech

er fann ihnen aber außerdem nach Wilfür neh 1

men , was ihm gefällt, ſelbſt das Leben , fann fie mißhandeln ,

ohne auf ihre Klage durd, ein Gericht zur Rechenſchaft gezogen zu werden ; deshalb bauen fie auch feine beſſern Wohnungen , weil fie fonſt feinen Augenblick ficher ſind von ihrem Gut&berrn ,

dem das Haus gefält, daraus verjagt zu werden, zweitens weil die Erlaubniß , fich ein ſchmuces Wohngebäube zu errichten, einer Steuer unterliegt, die fich höher beläuft als die Koſten des 1

Baues . — Ihrem chriſtlichen Seelſorger entrichten ſie folgende Abgaben : für die Taufe 20 Para , für die Hochzeit 40 fr. 6 M. , beim Ableben 10 fl. 6. M., und für die Beſtattung 20 kr.

Gleiche Unterthanenverhältniſſe ſind in der ganzen Pobſavina ' und in der Kraina, dem türkiſchen Kroatien . Um Travnik ftes hen die Chriften unter minder gebrüdten Verhältniſſen : die Leibeigenten geben dem Gutëherrn nur das Drittel ihrer Ernte,

es beſigen dort aber viele Chriſten wirklich freies Eigenthum , von welchem ſie den Zehnten an die Pforte abgeben.

1

-

Der

ter, und ich und mein Burſche waren in der That erſchöpft, als wir um 10 Uhr dieſen Ort erreichten ; er beſteht nur aus acht

Häuſern, deren driftliche Inwohnerſchaft ein Kreuz anzeigt , wel ches am Wege errichtet iſt. Wir begaben uns ſogleich nach der Wohnung des Pfarrers, des P. Alerander, die gleich dem Pfarr hofe zu Fotſcha mit Paliſaden befeſtigt und von guter Bauart Der Pfarrer war zu Hauſe und nahm uns auf. war . Da wieder Regen bevorſtand und ich Brood, das noch 6 Stunden entfernt war , an dieſem Tage nicht mehr bei der übeln Beſchaffenheit des Weges erreichen konnte , auch ſonſt fich unterwege fein Quartier für die Nacht darbot , beſchloß ich heute zu verweilen . Das Innere des Pfarrhofe war nach weſtländiſcher Art

eingerichtet; hier gab e8 Betten , Stühle und Tiſche, Spiegel , Heiligenbilder und Nürnberger Carricaturen aus Campe'8 Ma . gazin . Ein ſplendide Mittagmahl unb trefflicher Wein aus

Gutsherr meines Wirthes iſt Déman Begovich von Dervenb.

1. Hier vorkommende Pflanzen, waren : Epimedium alpinum L., Viola 1 Mit dieſen Mittheilungen ſind meine ſpäter zu veröffentlichenden Notizen zu vergleichen, ferner Dr. 3. Müller, Albanien, Rumelien und

Ruppii All. , Aristolochia longa L., die Blätter einer unbekannter Vicia, Draba muralis L., Carex Drynaeja L., Ranunculus Philonotis Ehrh. ,

die öſterr. montenegr. Gränze, Prag 1844. pag . 42 und Boué, la Turquie

Stellaria Holostea L., Ortholrichum anomalum Hedw . , Hypnum pu

d'Europe 111. pag . 234 ff.

rum L. Die Biume : Fagus silvatica L. und Betula alba L.

431

Slavonien ſtellte bald die geſchwundenen Kräfte wieder her. Nachmittag8 legte ich meine Pflanzen ein und um, während Da fich die Bes

draußen der Regen in Strömen nieberfiel.

fchaffenheit des Weges bis vor Broob nicht ändern ſoll und das Fortfommen zu Fuße in dieſem bodenloſen Schmuße faſt un

Coson

Rechtlichkeit allgemeines Anſehen genießt, verrieth gentilere, gee fchmeidigere Sitten , als ich ſonſt in türkiſchem Gewande zu er bliden Gelegenheit hatte. 1 Er führte mich mit zuvorkommen der Gefällig feit in einen an , woſelbſt ich mein Gepäck unter

möglich iſt, ließ ich mir auf den andern Tag ein Reitpferd

Nicola's Aufſicht in Sicherheit zurüdlaſſen fonnte, und brachte mich dann , nachdem ich mich umgefleidet und wieder frånfiſe

beſtellen .

Tracht angenommen hatte, zu der Barfe, die mich in das öfters

27 April.

In einem ordentlichen Bette und von Unges

reiſche Gebiet hinüberführte. ( Fortſeßung folgt. )

ziefer nicht behelligt, genoß ich endlich wieder die Wohlthat des Schlafe8.

Das Reitpferd, das um 6 Uhr hätte da ſeyn ſollen ,

ließ lange auf fich warten . Inzwiſchen ſchrieb ich Briefe. Ende lich um 8 Uhr kam es , ein junger, munterer Gaul. Ich zahlte

Die franzöſiſchen Republikaner. ( Fortſepung.)

dem Herrn Pfarrer 2 fl. 6. M. für meine Zeche, banfte für

Eine Hauptſtüße für das Emporfommen der republikaniſchen Partei

die Aufnahme und ſchied. Meine Leute erſchöpften ſich als wir

war die Zahl und der Einfluß der politiſchen ,I angeblid ftaatowirth

den Hof im Rücken hatten , in Klagen über die ſchlechte Pflege, die fle gefunden hatten . Ich tröſtete meinen Burſchen mit der

Ausſicht auf ſlavoniſchen Wein , woran er ſich heute noch nach Herzenøluft ſtårfen ſollte . Auch zu Pferbe hatte ich durch den

ſchaftlichen Clubs. Dieſe Geſellſchaften wurden allerdingø mit verſchie denen, zum Theil einander widerſtrebenden Zwecken gegründet, obwohl aber jeder ſeinen beſondern Reformzwerf verfolgte , ſo trug doch das

Verfahren aller zur Verbreitung republifaniſder Grundfäße bei. Die

einer regenbollen Nacht womöglich noch ſchlimmer war als geſtern, unb fo ging es eine geraume Strece nur ſehr langſam vorwärte, bis endlich die ſchwierigen Paſſagen überſtanden waren . Wir mußten einen fleinen Umweg machen , um die ausgetretenen

alte , unter der Neſtauration ſo berühmte Geſellſchaft „ Aide toi, le ciel l'aidera“ wurde nach dem Verluſte Guizots und ſeiner nächſten Freunde die ſich an die neue Dynaſtie angeſchloſſen hatten , durch die Thätigfeit von Garnier Pagès faſt ganz republifaniſch gemacht, und in der Aufregung der Revolution entſtand eine große Zahl neuer Clubs, von denen ſich einige nur wenig von ihrem jafobiniſchen Vorbild ent:

Gewäſſer zu vermeiden , und gelangten fo, nachdem wir die weite Ebene des Saavethales erreicht, an das Ufer der langſain flie

fernten. In dieſen Verſammlungen wurden politiſche und ſociale Fragen mit jener Freiheit und jenem Enthuſiasmus discutirt, die ſpäter ſo ſelt:

Benden Dfrina. Ein Schwarm Nachtreiher (Ardea nycticorax L.) vielleicht von Tauſenden , erhob fich hier aus einer Pfüße, aufgeſcheucht durch Fibo . Nicola erlegte auf zwei Schüſſe drei Stücke derſelben ; die andern entfernten fich indeß nicht von dem Sumpfe, ſondern umfreisten denſelben beſtändig in einer Höhe außerhalb Schußweite, bis ſie ſich endlich zum Theil auf einer hoben , dürren Giche jenſeits der Dfrina niederließen . Auch

ſame Grundfäße und ſo ſeltſame Plane hervorriefen , und durd ihre innere

Schmuß erhebliche Hinderniſſe zu überminden , da er heute nach

Organiſation erhielten die Auftritte, die ſonſt unbedeutend geweſen wären , eine ſo auffallende, zuſammenwirkende kraft. Einige derſelben ſchreiben unter den Regeln, die ſie aufitellten , geradezu vor, daß jeder ſich mit einer Muslete und einer gewiſſen Anzahl Patronen zu verſehen , ſo wie aud periodiſd ſich in den Waffen zu üben habe. Die Geſellſchaft der

Volfsfreunde hatte auch wirflich ein auf ihre Koſten ausgerüſtetes Ba

Die lebten

taillon den belgiſchen Inſurgenten 311 Hülfe geſendet. Ein neunmonatlicher Beſig hatte anſcheinend die Dynaſtie Orleans

Berghänge waren wie die Ebene, die wir bis an das Ufer Der

auf dem Throne befeſtigt, als die hipige, unbezahurbare Sinnesart Caſ.

einen Milan (Milvus regalis Briss.) choß Nicola.

Saave durchzogen , mit Niederwalb beſtanden , der von einzelnen

Périers den Republifanern eine Gelegenheit gab , die erſte öffentliche

1 ungebeuren Gichen überragt, a zugleich als Viehmeide diente und

Demonſtration ihrer Grundfäße und ihrer Stärke zu machen.

der Aufenthalt zahlreider Rinderheerben war , die fich in Ges

Guinard und Cavaignac wurden angeflagt bei Gelegenheit des Pro

büſche blicken ließen . Zum erſtenmal in Boonien gewahrte ich hier den Büffelodſen ; ſein Fleiſch ſteht bem des Rindfleiſches

ceſſes der Erminiſter fich verſdworen zu haben ,

nach. In der Nähe einzelner elender Hütten trafen wir auch Schweine an, helbraune, ſtruppige, wie die ungariſchen . Das llfer der Saave erreichten wir eine Stunde Wege8 oberhalb Brood bet einem türfiſchen Dorfe, Namens Gifowizza,

Mittags 14. Uhr.

Dieſer Fluß hat hier eine ſehr beträchtliche

Breite, und nur langſam bewegen ſich ſeine Fluthen .

Auch die

jenſeitigen Ufer find flach und in einiger Entfernung mit ei chenhochmäldern bewachen, in größerer Ferne aber erheben fich niedere Berge. Der Weg , immer länge des Geſtades fich hins

um

Trelat,

mit Gewalt eine

1 Ein fataler Handel, in welchen dieſer Jude ſpäter, noch während meiner Aufenthaltes in Bosnien , verwickelt wurde, verdient, inſofern er auf den Zuſtand der Moralität dieſes Landes ein düſteres Licht wirft, hier beiläufige Erwähnung . Ein Türke hatte an einer ſlavoniſden Stella dio Befanntſchaft eines hübſchen jungen Handwerfer8 gemacht, und demſelben mit dem Verſprechen , ihm Arbeit zu verſchaffen , in das türkiſche Gcbict gelodt. Als Gränzer war dieſem der Uebertritt verboten , und er mußte ſich daher bei Nacht heimlich über die Saave bringen laſſen. Ju einen Wald gelangt fiel ihn der Türke an , um lesbiſche Luſt zu befriedigen : doch der Junge wehrte ſich kräftig , überwand den Gegner und entfam . In die Gegend von Dervend gelangt, fiel er in die Hände einer Zigeunerhorde. die ihn plünderte und aller Kleider beraubte.

Der Muſſelim von Derrend,

fiſch Brood, einem kleinen Drt , ber nichts merkwürdige8 bars bot. Die Ginwohner ſchienen mir von häßlichem Schlage, ihre

von ſeinem Unfall unterrichtet, gab ihm Kleider und einen ſchriftlichen Auftrag an Juſſuf Attias, ihn wieder über die Gränze zu befördern. Um dieſem Auftrag Nachdruck zu geben , fügte er bei, daß der Vezier beſondere Aufricht über den Burſen anempfohlen habe. Den wahren Hergang der Sade verſdwieg er aber. Juſſuf entiedigte fich dieſes Auftrage, indem er

breiten Gefichter hatten einen widrigen Ausdruc .

3d hatte an

ihn an die Stella von Vrood brachte uud der Umſtände erwähnte, unter

Den oberſten Mauthbeamten , einen Juden , Namens Yuſſuff

welchen ihm die Ueberlieferung des jungen Menſchen anempfohleu war . Auf dieſe Weiſe in die Hände der Gränzbehörden ausgeliefert, hielt es die

ziehend, war nun trockener, und raſcher gelangte ich nach türs

Attias, einen Brief von Bennaro, den ich ſogleid , ehe ich noch vom Pferbe ftieg , abgab . Dieſer Mann , der wegen einer 1

ſer, in der Strafe der Deſertion zu entgehen, für gerathen , ſowohl ſeine Herfunft als fein Entweichen ku verheimlichen, und ſich einſtweilen als einen Ruſſen auszugeben. Die Folge dieſer Liſt war ſeine Feftfeßung und

die directe Erfundigung beim Vezier nach der Bewandtniß der Sache.

1

Quercus Rabus Willd.

Sonſt vorherrſchender Waldbaum Car

pinus Betulus L., auch Acer lataricum L., ſeltener Fagus silvatica L. Die Sträuter, durch das Vieh meift verzehrt, die hier blühten, waren :

Orobus vernus L., Leucojum aestivum L., Bellis, Caliha, ficaria ranunc., Capsella Bursa past., Cardamine pratensis etc.

Dem

Vezier war dieſelbe natürlich vollfommen unbekannt, und nach einigen Ver: handlungen war es an Juſſuf, fich zu verantworten über die Mißbraucung der hohen Autorität.

Er mußte in Perſon nach Travnik kommen, und es

gelang nur mit Mühe Zennaro': Verwendung, den armen Inden von gros Ben Nachtheilen zu befreien .

wood

432

Republit an die Stelle der Monarchie zu jeßen ; in Folge dieſer An: flage wurden fte mit 16 andern Bürgern vor die Affiſen geſtellt. Sie erſchienen mit ihren Advocaten, worunter Hr. Marie, und einer großen

Zahl von Freunden , und damals wurde zuerſt das ſeltſame Verfahren in Anwendung gebracht, welches ſpåter mit ſo großem Erfolg fort: geſeßt wurde : ſtatt ſich zu vertheidigen griffen fie an ; mit der größten Kedheit und Rüdſichtsloſigkeit benüßten fie ten Widerſpruch, in welchen die Geſchöpfe einer Revolution geriethen, welche über Revolutivnårs zu Gericht ſaßen ; laut ſprachen ſie ihr Olaubensbekenntniß und ihre Hoff-

guren

traten fie die Straße in der Ausſicht, bei einem möglichen Rumpf die Regierung zu ſtürzen und ſich der Zügel zu beniächtigen. Könnte man fich etwas ſeltſameres denfen als eine ſolche Speculation , ſo wäre es der Umſtand, daß fie beinahe gelang. Ueber 12 Stunden lang war ein Theil von Paris in der Gewalt der Republifaner ; man behauptet, die königliche Familie habe an Flucht gedacht, und man hat mit einer durch die neuen Greigniſſe beſtätigten Wahrſcheinlich feit nadszuweiſen geſucht, daß, wenn am 6 Juniu8 1832 eine proviſoriſche Regierung ausgerufen worden wäre, es um die Krone von 1830 wohl hätte geſchehen ſeyn fön:

nungen aus, und benügten die Vertheidigung zu einer Darlegung ihrer nen . Der republifaniſche Geſchichtſdreiber dieſer Zeit iſt von dem bei: Grundſäße und Anfichten vor einem erbauten und gleichgeſinnten Publi- | nahe glüdlichen Erfolg ſeiner Partei ſo ergriffen , daß er in optimiſti: cum .

Aus den Berichten und Commentarien über dieſe Proceſſe, wie ſie in den republifaniſchen Journalen jener Zeit enthalten ſind, fann man

idem Geiſte die wahrſcheinlichen Folgen des Sieges erwägt , und die Pflichten und Ausſichten einer Regierung, wie ſie hätte erſtehen fönnen,

die beſten Nachrichten über die An- und Ausſichten der Partei in den

in einer Abhandlung aufzählt, welche ein ſehr gutes Material zur

verſchiedenen Perioden ihres Fortſchrittes entnehmen . Der Pairsgerichte: hof ergriff bei der Aburtheilung der Inſurgenten von Lyon wirkſame

Beurtheilung der jeßigen Verhältniſſe darbietet. Man fann fich leicht vorſtellen, daß ein ſolches Mißlingen die Hoff: nungen der republikaniſchen Partei nicht ſonderlich niederſdlug : die

Maaßregeln , um dieſe Vertheidigungsart unmöglich zu machen . Man wußte recht gut, daß die Vertheidiger der Angeklagten ſtatt die Schuld !

ihrer Clienten zu mildern oder zu läugnen , gern dag blutige Geſpenſt Ney's herauf berdworen und die ganze Rammer des Mordes und Ver.

ratho beſchuldigt hätten. Der Gerichtshof half dem Uebelſtande ab, in

Clubs verdoppelten ihre Thätigfeit und wirften mit vermehrter Kraft

und Energie auf die reizbare Bevölferung. Aus den „ Volfsfreunden “ entſprang die berühmte „Geſellſchaft der Menſchenrechte, “ welde bereits etwa 3000 ,, Redner oder Kämpfer“ in Paris allein zählte, und durch

dem er die Wahl der Vertheidiger auf gewiſſe Claſſen der Advocaten

ihre Verbindungen in den öflliden und füdöſtlichen Provinzen großen

beſchränkte , was befanntlich tumultuariſche Scenen zur Folge hatte.

Ginfluß ausübte. Es war ein rein republifaniſcher Bund. Gegen den Anfang des J. 1834 faidte er nach allen Seiten hin ſeine Inſtructionen ,

Dießmal wurden indeß die Republikaner losgeſprochen und im Triumph

nady Hauſe gebracht. Nicht lange darauf mußten die Miniſter Demon

faufle Flinten, machte Patronen und trat in ein gewiſſes Verhältniß zu

ſtrationen von derſelben Seite her , hinſichtlich der Juliusdecorationen ,

den Garniſonen von Vincennes und Verſailles. Alles deutete auf eine zireite Demonſtration . Die mißglüdte Unternehinung Mazzini's nada Savoyen hatte die republifaniſchen Geiſter erbittert und die Regierung verſtärft, indem ſie zeigte , wie wenig Aufmunterung ihre Gegner von

nachgeben, und die Partei gewann durch dieſe erſte Probe ihrer Thätig: feit nicht unbedeutend an Stárfe. Der erſte Aufſtand zu Lyon im Herbſt 1831 hatte feinen politiſden

Charafter, nur die ihn begleitenden IImſtände lieferten den Republifanern willfommene Beweisführungen für die neuen ſocialen Syyſteme , worauf fie bald ihre Aufmerkſamkeit richteten , aber er war weder von ihnen angeſtiftet , noch unterſtüßt, und ſelbſt der fehlgeſdlagene Verſuch , dem anfänglichen Gifolg der Arbeiter eine politiſdie Bedeutung zu geben ,

entſprang augenſcheinlich aus einer ganz zufälligen Veranlaſſung. Aber ein ernſerer Auzbruch fland bevor ; der Beginn des Jahres 1832 ſchien hoffnungsreich für die Partei. Der National, ein urſprünglich für die ſpeciellen Intereſſen des Hauſes Orleans gegründetes Journal, ſprach ſich endlich fed für die Republik aus, und unter der fraftvollen Leitung Carrels machte ſich ſein Einfluß bald im ganzen Lande fühlbar. Zu gleicher Zeit betrat Garnier Pagès die Deputirtenfammer als offenfun diger Republifaner , und ihm folgten bald andere , die ein merflides, wenn auch nid ) t bedeutendes Clement in der Kammer bildeten. Obwohl

aber die wenigen republifaniſden Deputirten fich mit der dynaſtiſchen Oppoſition zu dem berühmten Compte rendu des folgenden Monats Mai

außen her zu gewärtigen hätten. Zu gleicher Zeit fannten die Behörben vollfommen die Fortſchritte der Partei und ihren Entſchluß bei erſter Gelegenheit ihre Kräfte zu meſſen . Unter ſolchen Umſtänden brad der

zweite und ernſthaftere Aufſtand Lions im April 1834 aus. Es ward auch nicht einmal verſucht, die Thatſache zu läugnen, daß dieſer obgleich übel angelegte und übereilte Ausbruch in Wirklichfeit ein überlegter Aufſtand der republikaniſchen Partei gegen die Regierung war. Man hat ſogar behauptet , die Regierung habe durch ihre geheimen Agenten dahin gewirft, die Kataſtrophe zu beſchleunigen , da ſie fühlte, daß jeder Tag die Kräfte ihrer Gegner vermehre, und überzeugt war, daß Lyon

in dieſem Augenblich ein für ſie günſtigeres Edladtfeld ſeyn würde, als fie wahrſcheinlich ſpäter fände. Es iſt unnöthig auf die wohlbefann ten Umſtände dieſes Aufſtandes und auf die mißlungenen Diverſionen, die zugleich an andern Orten verſucht wurden , näher einzugehen. Die

Politif der Regierung , wenn ſie wirklich der bezeichneten Art war, gelang vollſtändig. Die republifaniſche Partei war mit ihren eigenen Waffen

verbanden , ſo verſchmolzen fie doch nicht mit derſelben , und erſt weit

geſchlagen . Ihre thatigften Führer , Albert , Guinard , Cavaignac und

ſpäter beſchränkte fich die republifaniſde Partei auf friedlice Maaß. regeln zur Erreichung ihres Zwede. Ihre Hoffnungen beruhten immer

Marraſt wurden verhaftet , und die Regierung ' fühlte fich fark genug, bei ihrem Proceſſe die obenerwähnten Maaßregeln zur Beſchränkung der Vertheidigungsfreiheit zu ergreifen. Eine ſtarke Demonſtration ward

noch auf den Wechſelfällen des Rampfer , und das tragiſche Schauſpiel am Kloſter St. Mery gab bald eine Probe ihrer Taktif und ihrer Rühn heit und enthüllte ihre Plane, wie ihre Starfe.

Man kann ſich nichts denken , was die Lage Franfreichs und die Stellung der Parteien in jener Zeit charakteriſtiſcher zeichnet , als die Erzählung dieſer Epiſode. Gin Soldat (General Lamarque) ſollte be graben werden ; er war nicht das Dpfer einer Verfolgung, kein Princip drohte mit ihm abzuſterben. Seine Popularität war faſt allgemein und ſeine ausgezeichnete Stellung rechtmäßig erworben ; es war in feiner Weiſe zu erwarten, daß die Regierung den Leichenzug beſchränfen oder die Ceremonie ſtoren werde. Keine beſondere Beſchwerde wirkte eben zu dieſer Zeit auf das Volf ein , und es war überhaupt gar kein Grund vorhanden, weßhalb die Angelegenheit das Signal zu einer Parteiver: ſammlung werden ſollte ; aber die bloße Ausſicht auf eine große Men: ſdienmaße und einen Tumult war genügend : Republifaner, Legitimiſten und Imperialiſten muſterten ihre Truppen und mit Ueberlegung be:

Verla: der I. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

gemacyt, aber der Gerichtshof verwarf die von den Angeflagten gewähl. ten Advocaten ; die erſtern ſprachen zwar ihre Anſichten in einer heftigen Adreſſe aus , unter deren Unterzeichnern fich Arago, Barbès, Baſlide, Carnot, Garnier Pagès , Flocon und Ledru :- Rollin befanden, aber es half nichts, die Regierung legte ihre Sache durdy und es gelang den

Republikanern nur ſchwad , den Sieg derſelben zu brandmarken. ( Fortſeßung folgt.)

Verbindung der Chartiſten und Repealers. Gin für die engliſche Regierung ſehr verlegenheitsvoller Schritt iſt geſchehen.

Die engliſchen Blätter ( f. Shipp. Gaz. 24 April) berichten von Geſandt: ſchaften der Chartiſten , die nach Dublin, und der Repealers, die nach London zu den dort verſammelten Chartiſten gingen , um ,,ein herzliches Einverſtändniß zwiſchen Chartiften und Repealern herzuſtellen ." Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenmann .

Das Ausland . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und ſittlichen Lebens der Völker.

n"

6 Mai 1848.

109. 1

Der Handel auf den Fidſchi- Inſeln. 1

Es gibt auf dieſen Inſeln nur wenig Gelegenheit zu einem vortheilhaften Handel, denn fte befißen nur wenige von den Vor: theilen , welche denſelben begünſtigen . In einen guten Jahre

ſammelt man eine oder zwei Ladungen Tripang und eine ge wiſſe Anzahl Schildkrötenſchaalen .

Aud Muſcheln fann man

befommen , allein dieſe haben nur geringen Werth . Das Sandelholz iſt, wie bereits erwähnt, ausgerottet. Auf der andern Seite bietet aber die Gruppe gute Gelegenheit zur Ergänzung Der Mannſchaft nach langen Reifen , und gewährt mannidfache Lebensmittel, ſo wie Holz und Waſſer in Menge. Ich halte den Hafen von Levufa auf der Inſel Dvolau für den hiezu am

meiſten geeigneten .

Man fann in demſelben leicht ein- und

aubfahren, er bietet gnten Anfergrund und die Eingebornen

Sabren 1828 und 1840 find, jo viel man in Erfahrung gebracht hat, nicht weniger al& acht Schiffe, Darunter fünf amerifaniſche, in der Fidſchi -Gruppe verloren gegangen . Bei einem Fall fa

men alle an Bord befindlichen Menſchen um. Dazu iſt nicht zu rechnen , daß in derſelben Zeit eilf Handelsſchiffe und ein engliſches Kriegefahrzeug, welche am land beilegten , mehr oder weniger beträchtlichen Schaden erlitten haben . Zieht man in Betracht, wie wenig Schiffe bis jett dieſe Inſeln beſucht haben ,

ſo ſtehen dieſe Fälle eines gänzlichen oder theilweiſen Verluſtes außer allem Verhältniß zu denjenigen , welche ohne Schaden davon gefommen find.

Ich glaube mich verſichert halten zu

können , daß die Bemühungen unſere Geſchwaders die Gefahren , weldie früher mit jedem Verkehr an dieſer Gruppe verbunden waren , ſo ſehr vermindert haben, daß jeßt ein Beſuch berſelben

weniger gefährlich iſt.

find hier ungewöhnlich guten Charakters . Es wohnen da auch alle weißen Anftebler, welche man nach Belieben als Dolmetſcher

ober Lootſen gebraudzen kann. Die Annäherung iſt gleichfall8 Heiſe nach Bosnien . Von einem botaniſchen Reilenden. mit nur geringen Schwierigkeiten verbunden , und wenn ein Shiff den Hafen vor Einbruch der Nacht nicht erreicht, ſo

fann man dieſelbe ganz gut zwiſchen Umbatifi und Dvolau zu bringen.

Die Handelégegenſtände, welche am meiſten geſucht werden, find Musketen , Pulver, Blei, Feuerſteine, Wallfiſchzähne, Hobel, rothe Farbe, Knöpfe, Flaſchen , Truhen und Käſten , Spiegel, Aerte, Beile, Lucy, Bohrer, Fiſchangeln , Meſſer, Scheeren und an einigen Orten auch blaue Perlen. Es herrſcht indeß feine fichere und regelmäßige Nachfrage, da die Gingebornen heute Dieß morgen jenes verlangen , oft auch ſich völlig weigern einen Hanbel einzugehen. Ihr Geſchmad iſt in der That ſehr laus niſch ; ein wenig rothe Farbe iſt indeß meiſtentheils ein Paß

Vierter Abſchnitt. Pooja vin a . Fortſepung .)

Db der ſogenannten Stella, wo von einer Schranfe aus, welche die unmittelbare Berührung hindert, der Handel zwiſchen Slavonien und der Türkei vor ſich geht , ward ich ans Land,

und von da durch eine Wache in Das Contumazhaus gebracht. Der fiavoniſche Gränzſoldat trägt ſeine Dpanken , weiße weite

Hoſen, darüber ein weißes , grobes Hemd , Onrch einen ledernen Gürtel gebunden , und über ſeinen Guniaz Patrontaſche und Säbel , im Arme die Muskete mit Bajonnett; das befannte öfterreichiſche Rappel" dedt den Kopf.

zu ihrer Gunft. Hat ein Eingeborner ein wenig Roth auf

3m Contumazhauſe wurden mir Paß und Briefe , die ich mitbrachte, mit einer Zange abgenommen und geräuchert, das

ſeiner Naſe oder ſeinen Wangen, dann iſt er ſchnell gut ge-

Geld in Eſſig gewachſen , und nach dieſen Vorkehrungen wurde

ſtimmt und der Neid der Uebrigen angeregt. Der Handel mit dieſen Inſeln , ja ſelbſt nur der Beſuch berſelben der Lebensmittel wegen , iſt, wie man bereits geſehen , mit

theilt die Stadt zu betreten .

nicht wenig Gefahr, ſowohl für das Leben wie für das Gigenthum

verbunden. Das Beſchiffen einer an Klippen und Riffen übers reichen See, von welcher bis ießt noch feine Karte veröffentlicht iſt, auf die man fich vollfommen berlaſſen fönnte, iſt die Ur-

meiner Perſon ohne Waſchung und Räucherung die Freiheit er Dieſe Dperationen hatten mir indeß in ſo weit genüßt, ale fie mir die Befanntſchaft zweier trefflichen Männer bers ſchafften. Dieſe waren nämlich der Director der Quarantaine,

Hr . Deheid, ein geborner Oberöſterreicher, und der Arzt bers ſelben Anſtalt, Hr . Dr. 6. Erlewein, an welchen ich beſondere

ſache von nicht geringerer Gefahr als die Verrätherei, Hinter-

Empfehlung bei mir führte durch Briefe von Sennaro.

liſt und der Kannibaliomuß der Eingebornen.

Zwiſchen den

freundliche Aufnahme, die id namentlid in dem Hauſe be8

1 Aut der Erzählung von Charles Wilfer , Commandanten der Vers einigten Staaten-Erpedition nach der demnächſt im J. G. Cotta'ſchen Ver

leßtern fanb , gewährten mir hier an den Gränzen der Barbarei bie heitern Genüſſe wieneriſcher Lebend weiſe. Der grelle Cons traft zwiſchen dieſer und der fürzlich noch gepflogenen türkiſchen

lage erſcheinenden Ueberſepung.

Die

434

Cison

konnte in der That nicht fühlbarer ſeyn als hier, wo die Saus berfeit und einfache Anmuth häuslicher Einrichtung von dem liebenswürdigen Geiſte und der wahren Herzendgüte dieſer Fa-

mil Paſcha um Schuß fiehen ; aber der Teſfere ward ihm rer ſagt, und ſein Leben ſtand auf dem Spiel, wenn er es wagte , ohne dieſen ſich vom Schauplaße ſeiner Leiden zu entfernen ; er

Unvergeßlich find mir die Erinnerungen

berband fich nun mit andern , die ähnliches Sdicial erfahren hatten, floh und war ſo glüdlich die Gränze Deſterreichs zu erreichen . Von hier wollen fte nach Belgrad ziehen , um durch

milie beſeelt wurde.

an die hier verlebten Tage !

Da der Zweck meines Verweilens in Brood fein anderer war, als hier ungeſtört in bequemer Lage die Erfahrungen der leßten Tage aufzuſchreiben , ferner in die Heimath und nach Trieſt Briefe abzuſenden, endlich auch meine Ausrüſtung um

einige für die Fortſeßung der Reiſe nothwendige Artifel zu termehren, wobei mir auch noch die Erholung fehr zu ſtatten fam ,

welche der Imgang mit civilifirten Menſcher bereitet ; ſo ſchlug ich, um mich unbehinderter meinen Arbeiten überlaſſen zu fönnen , die gaſtfreundliche Einladung des Hrn . Dr. Erlewein aus

und bezog Den Gaſthof Sarich, tas ſogenannte gelbe Haus, deſſen Beſiger, Hr. Skiga Margetich , mir ein recht angenehmed Zimmer einräumte. Das ſteinerne, hohe Franciscanerfloſter mit der Kirche aus: genommen , find alle Häuſer der Stadt innerhalb Sdubmeite

von der Feſtung nur Erdgeſchoſſe und aus Holz erbaut. Jeder

Vermittlung des Fürſten Kara Georgievich eine ſchußenbe Vers tretung bei der Pforte zu erlangen , da die Aufnahme in Ser vien bosnijden leberläufern in neueſter Zeit verſagt ſeyn ſoll. So vergeht in Brood keine Woche, weldie nicht Beiſpiele

ähnlicher Vorgänge liefert, wie mir aus dem Munde glaubwür diger Gewährsmänner verſichert wurde. Erſt vor wenig Tagen war ein Weib mit ihren beiden Töchtern, einem zehn- und einem ſiebenjährigen Mädchen herübergefommen ; ihr Mann war zum 3819m übergetreten , und idon ſeit zwei Jahren wußte fie nichts

mehr von ihm . Nun wollte man ihr die Töchter nehmen , in ein Harem bringen und in dem Islam erziehen ; nur durch die Flucht gelang es der bedrängten Mutter, ihre Kinder zu retten , und ſo verließ ſie die Stätte, die ihr Unterhalt geboten , ohne

belagert wird, ſein Haus dem Erdboden gleich zu machen . Die

andere Habe als die Kinder und das was ſie am Leibe trug. Es ward ihr gleich den andern auf dem öſterreichiſchen Gebiete eine Zufluchtſtätte gewährt, die fie mit dem Jammerrufe an

Anlagen um die Feſtung find recht freundlich.

flehte, man folle im Weigerungsfalle ſie und ihre Kinder lieber

Hauseigenthümer hat fich verpflichten müſſen , ſobald die Feftung Brood bat nahe

an 3000 Einwohnern , die neben ihrer Landesſprache ( rrelche | töbten als zurücfjenden. Zu ihrer Sicherheit wird ihr der Auf vom bosniſch -ſerbiſchen Dialekt nicht ſehr verſchieben ſeyn ſoll )

enthalt im Innern von Glavonien angewieſen , wo ſie dann burd

in der Regel auch Deutſch ſprechen . Die linterhaltung im Kreiſe

Dienſt fich und ihren Kindern linterhalt verſchaffen kann.

der Beamten und Dfficiere geſchieht bloß Deutich.

Zur Berachung der Gränze find öſterreichilder Seits längs

418 ich mich desſelben Tages Abends bei Dr. Erlewein auf: hielt, erſchien an der Stella ein Zug von 7 Bosniafen , die fidh oom türkiſchen Ufer hatten herüberbringen laſſen .

Man zwei

felte nicht, daß es wieder driſtliche Flüchtlinge waren , die von Seit zu Zeit auf öſterreichiſchem Boden dus ſuchen vor der

unmenſchlichen Behandlung ihrer Beye . Man hatte ſich in dies jer Muthmaßung nicht getäuſcht, wie ich am andern Tag erfuhr. Dieſe wahrhaft bemitleiden werthen Menſchen, ein Geiſtlicher und ſechs Bauern, waren von ihren türkiſchen Gewalts habern aufs äußerſte gebracht worden . A18 die graujamften derſelben bezeichneten fie den Ali Beg Gjinich, Muſſelim von Banialufa , ferner ten Muſtaibeg, Mujjelim von Roparap, Meha med Beg Batidy, Muſſelim von Predrar , ſo wie die Muſſelims von Dubiza und türfiſd Brood. Es empört alles menſchliche Gefühl, wenn man aus dem Munde dieſer Leute den Bericht ibrer Leiden erfährt. Nicht bloß , daß der Türfe ſte mie Das Vieh zur Beſtellung ſeiner Aeder zwingt und ſich ihrer in allen Stücken als Sllaven bedient, nid ) t bloß , daß er ihnen alles nimmt, was ſie an Hausſtand und Gelb ſich mühſelig erworben , und ſie noch überdieß körperliche Mißhandlung erfahren läßt :

dem Ufer der Saave in Entfernungen von 300 Schritten bis zu einer Viertelſtunde Wachthäuſer errichtet, ſogenannte Czar dafen , in welchen ein Gefreiter und drei Gemeine wohnen . Die militäriſche Verfaſſung der Gränze zur Vertheidigung und

Abſperrung gegen die Türfen iſt eine bekannte Sache, und wich tig in ihrer Wirkjamfeit für ganz Deutſchland, der dieſes die Bewahrung vor der Poſt zu danfen hat. im Jahre 1815 iſt dieſelbe zum leßtenmale in Bosnien geweſen. Die Türfen haben fid damals die teufliſche Mühe gegeben , auch auf öſterreichiſchem

Boden die Seuche zu verbreiten, und es gelang ihnen in der That an der trocknen Gränze in der Nähe von Zeng. Ein Hirtenmädchen fand auf dem Felde ein ſchönes Leibchen, und fonnte mit ihrer Freundin der eiteln Verſuchung nicht wider ſtehen es anzuziehen ; es dauerte nicht lange, ſo waren beide Mädchen von der Peſt befallen ,

und ehe noch der Contact mit

ihnen aufgehoben werden fonnte, hatte fich die Seuche durch ganze Dorf verbreitet . Jeßt wurde freilich der Corton gezogen und jede weitere Verbreitung abgeſchnitten , inbeſjen ſtarben im

Dorfe gegen 600 Menſchen.

auch an die Ghre ihrer Weiber und Töchter legt ſeine zügel-

Die Dauer der Contumazzeit iſt je nach Umſtänden 10-20 Tage, hier aber für Perſonen gänzlich aufgehoben . Effecten

loſe Begierde Hand an . 311 Die Hütte eines dieſer Flüchtlinge trat ein Beg mit vier bewaffneten Türfen , und forderte Brannt-

werden geräuchert oder gemaſdien, Waaren ſind aber einer 40tä gigen Quarantäne unterworfen . Die Staatskoſten für die hie

wein, den die Chriſten aus Zwetſchgen bereiten ; ohne Weigerung

ſigen Contumazanſtalten länge der Saave und der Donau wer den durch die Einnahme an Gebühren , die für Waaren und Perſonen entrichtet werden müſſen , bei weitem nicht gedecft, au

ward ihnen das Verlangte gereicht, das ſie ocaweile zu ſich nahs men . Berauſcht begehrte nun der Türfe das Weib und die Tochter des Mannes ; auf eine ſolche Zumuthung ſchon anfangs vorbereitet, hielten ſich dieſe verborgen, und der Vater war nicht zu bewegen , fie preis zu geben. Da ergriffen ihn auf den Winf

Des Beg's Deifen Helfer, banben ihn und übten die ichmählichte

Nothzucht an ihm aus . Durch ſolche Mißhandlung zur Verzweiflung gebradt, wollte er nach Travnik wandern und zu den Fußen Des gerechten Kia-

Ber etwa in Rothenihurm, Drſona (Schuppanek , Panczowa, Semlin und Brood. Die Ginnahmen find indeß ſeit den legten Jahren bedeutend im Steigen begriffen . Der militäriſchen Gränzberatung iſt auch der Zolidus anvertraut ; es wirb öſterreichiſcher Seite auch ein Ausgangezou

gezabit, bie Außfuhr mancher Gegenſtände, 3. B. von Spießs pulver iſt ginzlich unterſagt; türkiider Seite jou vermöge eines

no

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Bertrages zwiſchen Defterreich und der Pforte der zou (Schum rud fich nicht höher belaufen , als drei Procent des Waaren werthe : allein die Lürfen verlangen beffenungeachtet 13 Procent ,

und ſogar noch mehr, indem fte nach Willkür die Schäßung des Waarenwerthes erhöhen, und dann noch die 13 Procente baron verlangen . Es wurde bereits erwähnt, daß die türkiſchen Mauts

auf den Kopf des Räubers feßt, bas Land von den zahlreichen Wegelagerern , durch die es ehebem beeinträchtigt war, befreite. Da es indeß die Räuber von Profeffion nicht ausſchließlich ſind, welche die Sicherheit des Reiſenden in Bosnien gefährden, ſon dern der fanatiſche Pöbel felbft und die argwöhniſche Dumm beit fogar der Angeſebenen Del Landes Gefahr bereitet, wie mich

then nicht auf Koſten der Regie verwaltet werden , ſondern verpachtet find ; in Broob iſt fte in den Händen breier Pächter, unter denen der Paſcha pon Serajevo . Die von den Pächtern

auch hier in Broob einige authentiſche Berichte belehrten, ſo iſt eß allein der Bujuruldu, ron bem fich Schug verſprechen läßt.

aufgeſtellten Beamten ſind dann bei geringer Befolbung förms lich darauf angewieſen , fich ſo viel an Nebengewinn beraudzus ſchlagen , als nur geht ; unter folchen Umſtänden leidet der Hans del beträchtlich. Ein Hauptartikel , welcher aus Bosnien nach Slavonien geht, um son ba nach Leipzig zu wandern , find die

behrend es wagten , Bosnien zu betreten, was man ohne ihn zu riefiren hat. A18 der Contumazarzt, Sr. Dr. Erlewein, von Der f. f. Regierung beauftragt, die Sanitätezuſtände in Bodnien

Wenigſtens bereißt das Schickſal derer, die eine ſolchen ent

zu unterſuchen , feineswege aber mit einem türkiſchen Ferman ausgerüſtet e8 unternahm , bie Gegenden Bodniens gegen den

Marberfelle.

Drin zu bereiſen, hat er, obgleich Arzt, an manchen Drten,

Den 28 April. Meinem Auftrage gemäß erſchien Nicola in öſterr. Broob, theils um die gemachten Einfäufe von Pro viant, Kerzen , Munition u. ſ. w. abzuholen , theils um ſich einen

namentlich in Tudla, bie übelfte Behandlung zu erfahren ges

vergnügten Tag zu machen ; Abenbe mußte er wieder zurückfeh

Chriſtenhund bewillfommt, entzieht ihm der argwöhniſche Mob

ren, und bei dieſer Gelegenheit Das Schießpulver (welches hier von beſſerer Qualität und wohlfeiler war als in Trieſt) hin über ſchwärzen . Zur Aufſicht bes Gepädes unb zur Beſorgung der zu trocknenden Pflanzen war ſein Aufenthalt auf der türfi ſchen Seite erforderlich . Da der Befißer des Gaſthofes, den ich bewohnte, Hr. Mar getich, geſonnen war , fic al8 Reiſegefährte in die Türkei mei:

nem Zuge anzuſchließen , um zur Unternehmung einer Handelsſpes culation fich nach Travnik zu begeben, ließ ich mich überreden noch einige Tage bis zum 1 Mai zu verweilen . Bei dem übeln Rufe, welchen die Straßenficherheit Bosniens auf öſterreichiſchem Boben genießt, mochte dieſe Gelegenheit Herrn Margetich febr willkommen erſcheinen ; aber auch im türkiſchen Brood berrich

ten Gerüchte dieſer Art . So hatte mir Nicola die Meldung ge

habt. Schon die fränfiſche Tracht bient zum Gegenſtand des öffentlichen Bohne .

Während der Pöbel mit Steinwürfen den

lem das gaſtliche Obdach, und wo er nur kann bereitet er Hins Dernifie und Verbrieflidhfeiten . Vor fünf oder ſechs Jahren

verſuchte eß ein gewiſſer Hr. Herfalevich, von Cattaro aus Boss nien zu bereiſen, in der Abſicht, den Dialekt des Landes zu ſtudiren . So viel man mußte, beſchäftigte er fich nämlich mit Der Herausgabe eines Flawiſchen Lerifons . Er fam glüdlich

nach Serajevo. Unvorſichtigerweiſe vermieb er die Geheimhals tung ſeiner Landfarten , und man ſah ihn mit dieſen beſchäftigt. Ohne Umſtände wurde er als Spion verhaftet, gebunden durch

einen Cavad nach Travnik geführt und vor den Vezier gebracht. Selbft Deiſen Het ſchimbaſchi, ein geborner Ungar, der den Sprach forſcher perſönlich fannte, vermochte ed nicht ihm ſogleich Freis laſſung zu erwirfen , ſondern erlangte nur ſo viel, daß er unter

bracht, daß 3lia fich weigere, die Reiſe über Tudla fortzuſeßen,

ſtrengem Gewabríam an das faiſ. öfter. Contumazamt iu Broob abgeliefert wurde, roſelbſt ihm erſt die Freiheit wieder zu Sheil

nicht um einen Ducaten des Tages wage er mitzugehen . Auges

ward .

mein habe man die Runde , daß die Gebirge zwiſchen Judla und Serajevo zahlreiche Räuberbanden bergen . Die bueniſchen Schnapphähne (Haidufen) find minder galant

als die Dalmatiniſchen.

Ihr Verfahren beim Ueberfall läßt an

Vertheidigung nicht denfen.

Den Reifenben , der ruhig unb

arglos ſeines Wege8 zieht, trifft unverſehend aus dem Hinters halte geſchoſſen die Kugel , Dann wird die Operation Des Plün Derns ungeſtört vorgenommen . Den einzigen Schuß gewährt hier bie bewaffnete Bebedung Dieſe Escorte verſchaffte mir ruldu, deſſen große Vortheile licher wurden ; ohne dieſen iſt

und größere Sahl der Reiſenben . bei jedem Muſſelim mein Bujus mir überhaupt immer augenſcheins man ftets der Widfür der Subas

ſchis unb Nuſſelims ausgelegt, durch den Bujuruldu aber wers Den fie für deg Reiſenden Sicherheit verantwortlich gemacht, und die Gemeinde ſelbſt, auf deren Grund und Boden er ſein Leben verliert, muß dafür die Buße zahlen, und zwar kein geringes Blutgelb ( Rumpal, ſlawiſch Globa), mehrere Keſes ( Beutel zu

500 Piafter, auch Khurbi genannt). Unter Riamil Paſcha bes durfte eß indeſſen nicht der Empfehlung durch einen Bujuruldu, damit der Mord des Reiſenden an der Gemeinde, in deren Be

zirke er vorgefallen iſt, gerochen werde, ſondern jeder Vorfall bieſer Art zog die bezeichnete Geldbuße nach fich. Dieſer Pa

Ich ließ nun dem Jlia ſagen, daß er von mir keinen Para

erhalte , wenn er mid; verlaſſe, daß er aber unbeſorgt um ſeine Sicherheit bleiben fönne, indem ich nicht ermangeln würde , ba wo es die Umſtände räthlich machen, eine bewaffnete Bedeckung zu requiriren . (Fortſepung folgt.)

Aeußerungen über Volkserziehung in England. Es ſind fürzlich in England zwei neue Bände Verhandlungen des

Comité': des Erziehungsrathes erſchienen und liefern eine äußerſt wich tige Darſtellung über den Zuſtand des Erziehungsweſens im Lande. Bekanntlich herrſcht in England bis jeßt noch die Anſicht vor, daß man die Erziehung und den Unterricht dem Belieben jedes Einzelnen über: laffen müfſe. Auch Lord Brougham iſt dieſer Anſicht, er hat ohne Zweifel gewichtige Gründe dafür, indeß fommt in neuer Zeit eine an: dere, auf dem Continent långſt erfannte und zum Theil fogar allzuweit getriebene Anſicht auf , daß der Staat für Erziehung und Unterricht Sorge tragen müſſe , indem es dadurch den untern Claſſen allein mög: lich werde, die Mittel zu ihrem fünftigen Fortfommen , ſoweit dieß nicht durd bloße Handarbeit geldehen ſoll, 311 erlangen. Das Athenäum vom 22 April macht nun über die oben erwähnten Verhandlungen des

ſha hat während ſeiner kurzen Regierungezeit viel für die

Erziehungsrathes nachſtehende Bemerkungen : „ Die Bevölkerung von England und Wales im Jahr 1846 belief rich in runder Summe auf 17 Millionen. Von dieſen beſtehen etwa vier Millionen aus Kindern,

Sicherheit des Landes geſorgt , indem er theils durch die ſtrenge Gintreibung des Blutgelded, theils durch den Preis, welchen er

welche Unterricht erhalten ſollten , nach authentiſchen Berichten aber beläuft ſich dieſe Zahl auf wenig mehr wie die Hälfte. Die Zeit iſt,

wo

436

glauben wir, auf immer vorbei, wo Leute, die mehr als den gewöhn lichen Antheil an den Gütern der Welt befißen , die Frage aufftellen und beſtreiten fonnten , wozu dann ein ſolches allgemeines Unterrichts weſen nüße ? Man fann darauf mit mehr Fug antworten : was ſoll man mit den Kindern thun , die man nicht bloß roh und wild auf: wachſen , ſondern in denen man auch ſchädliches Unkraut auffeimen läßt ? Die alten Griechen , namentlich Ariſtoteles ſchon , ſprechen für

die Nothwendigkeit einer allgemeinen Erziehung , und es iſt mehr als je nöthig , daß das Unterrichteweſen eine allgemeine Angelegenheit ſey ; die Frage iſt nur , wie der Unterricht geleitet werden ſoll ?“

Die franzöſiſchen Republikaner. ( Fortſepung .)

Die Beſchreibung, welche wir bis jeßt von dein Verfahren dieſer 1

Partei gegeben haben , muß den Leſern mehr als die Erzählung einer Verſchwörungegeſchichte denn als die eines politiſchen Kampfes erſcheinen. In dieſer Beziehung aber ſtimmt ſie mit dem Charakter der übrigen Par teien überein. Legitimiſten und Imperialiſten verfuhren in der Vendee

trächtlich Boden. Gegen Ende des Jahreg 1837 jedodi idhien ſich eine Gelegenheit zu ergeben, die Wahlliſten unter günſtigern Bedingungen zu eröffnen.

Molé hatte die Rammer aufgelöst, und das Volt ſchien zu einer

Veränderung geneigt; man beſchloß der dynaſtiſchen Dppoſition Gröff: nungen zu machen , und zu verſuđen , ob eine Coalition zwiſchen den Republifanern und den Anhängern Ddillon Barrote nicht wenigſtens ſo weit gelingen könne , die gemeinſchaftlichen Gegner zu entfernen. Die HH. Dupont und le Blanc wurden mit der Miſſion beauftragt , und nach einigen Präliminarien fand eine Conferenz auf dem Bureau der neuen Minerva ſtatt. Die Berathung war hißig. Die Republikaner verwarfen jede Nachgiebigfeit in den Grundſäßen und ſchlugen einfach vor, daß beide Parteien ihre Truppenmacht vereinigen ſollten, ohne ihre

Fahnen zu vertauſchen. Endlich gab die Oppoſition, wiewohl nicht ohne Widerſtreben, nach, und das berühmte Centralwahlcomité ward gebildet. Es war faſt rein republifaniſch in ſeinen Beſtandtheilen , da es nach : ſtehende Namen enthielt, welche durch die Februareignifie jedem geläufig geworden find : Dupont, Arago, Garnier Pagès und Cormenin, Mitz glieder der leßten Kammer , L. Blane , Redacteur des Bonſens, Thos mao, Redacteur des National, Goudchaur, Banfier, Marie und Ledru Rollin , Advocaten . Zwei Namen wird der Leſer vermiſſen , nämlich

und im Departement Niederrhein auf dieſelbe Weiſe, und ein ſolches

Verfahren konnte auch weder als unſinnig , noch als hoffnungslos in einem Lande erſcheinen, wo die herrſchende Partei durch ähnliche Mittel zur Macht emporgeſtiegen war. Aber die Zeit war da , wo die Republikaner

Ddillon Barrot und Lamartine ; der erſtere lehnte gleich anfangø jede

Vermengung mit der republifaniſchen Partei höflich ab, der zweite miß

Politif vertauſchen mußten . Mit den oben beſchriebenen Scenen ſchließt der turbulente Theil ihrer Laufbahn. Der Aufſtand von 1839 entſprang

billigte das zweifelhafte Ausfunftsmittel siner Coalition , und bei dem ſeinein Charakter eigenthümlichen Schwanken vertheidigte er endlich ſogar die angegriffene Regierung. Mit dieſer vereinigten Kraft begannen die

zwar in einem republifaniſchen Club und die jeßt triumphirende Partei hat ilin als eine ihrer Rundgebungen anerfannt " ; aber dieſer Hauptſtreich ward damals nicht von der geſammten Partei unterſtüßt und ſanctionirt,

Parteien ihre Operationen und mit nicht geringem Erfolg , denn zwei wohlbekannte Republifaner , Martin von Straßburg und Michel von Bourges vermehrten die Zahl der Partei .

und ſie ſelbſt ſprach ſpäter nur mit Bedauern davon.

Zu gleicher Zeit übten ſieben tägliche, mit ungewöhnlichem Nach: drud geleitete Journale den der Partei nöthigen und in Franfreich ſo mächtigen Einfluß aus, und fie glaubten jeßt die öffentliche Meinung in

die offene Anwendung ihrer Taktik gegen eine friedlichere und geduldigere

Die Republic

kaner hatten eine tüchtige Lection erhalten, und ihr bisheriges Vertrauen auf einen Handſtreich verloren. In den leßten zwei Jahren waren ſie zweimal tüchtig in den Straßen geſchlagen worden, und zwar im Augen blic des Handelns, die ungeheure Pariſer Macht auf die ſie gerechnet

einein höhern Grad zu beherrſchen als je vorher . „ Zum erſtenmal" ſagt ihr erwählter Geſchichſchreiber, ,, konnten die Republikaner ver:

hatten , um die Bewegung zu Lyon zu unterſtüßen , und weldie im entſcheidenden Augenblick fich feineswego zahlreid zeigte, hatte ſie belehrt, daß fie auf die Sectionsberichte der Glubs nicht ſo viel Vertrauen ſeßen dürften. Auch wurde, jedoch wohl bemerft von ihnen ſelbſt, behauptet, daß die beſten Köpfe der Partei mit dem Charafter einiger in ihre

Reihen aufgenommenen Perſonen unzufrieden und eine ſolche Auf: löſung, wie ſie die lebte Kataſtrophe verurſacht hatte , durchaus noth

wendig geweſen ſey , um die ganze Partei auf neuere. Grundſäße hin und nach vernünftigern Ginrid)tungen umzugeſtalten.

ſuchen nach dem Ruder zu greifen, ohne zuerſt einen Sturm aufzuregen . “ Während das linfe Centrum und die Doctrinárs geſchäftig waren , die Mittelmäßigfeiten des linfen Centrums zu beſeitigen, vereinigten ſich die Linke und die Republikaner, von denen die leßtern wenigſtens hofften, daß ſie die Monarchie aus Franfreich entfernen würden . Ein Fremder mag ladheln über die angeblichen conſtitutionellen Mittel zur Erreichung eines ſolchen Zwecks , aber ein Theil und vielleicht der ausgezeichnetfte der legitimiſten übte eine gleiche Politik und mit gleicher Aufrichtigfeit. Während Arago und der National offen für eine Republik fämpften,

Wie dem aud ſeyn mag, gewiß iſt, daß wir keine ſolchen Ausbrüche

verfochten die Gazette de France und Hr. von Chateaubriand eben ſo offen

der Gewaltthat mehr finden wie die , deren wir oben erwähnten , und nach einem Zwiſdhenraum , in weldjem fie fich die erhaltenen lehren zu Gemüth gezogen haben mögen , traten die Republifaner in minder

die Anſprüche Heinrichs V , ſo daß unter einer geſeßlid; anerfannten Regierung zwei Parteien friedlich und geſeglidh dem Lande zwei Vor ſchläge zur Erwägung empfahlen , welche beide eine Revolution in den

tadelnswerther Weiſe auf dem politiſchen Shauplaß auf. Wir haben

politiſchen Verhältniſſen und die Vertreibung der regierenden Dynaſtie

den Eintritt von Garnier Pagès in die Deputirtenfammer erwähnt,

in ihrem Schooße bargen. Vergleicht man das Datum der Erſcheinung der Geſdichte Louis Blancs mit ihrem Inhalt und ihrem Zweck, ſo ift

und bemerft, daß ihm einige Mitglieder von gleichen Grundſäßen folg: ten. Bei den Wahlen im Junius 1834 aber , welche ſo ſchnell nad den Vorfällen in Lyon eintraten , erfuhr die republifaniſche Partei die gewöhnlichen Folgen einer eben erlittenen Niederlage , und verlor be:

ſie ein wunderbares Zeugniß über den außerordentlichen Zuſtand Frankreichs. Wir haben ſomit dieſe Republifaner in ihrem Fortſchritt auf einen Punft gebracht, wo ihre Grundſäße, wenn ſie auch in ungeſchwächter Straft

fortlebten, wenigſtens feine ſo auffallende Proben ihrer Lebensfraft mehr | Das Comité der Nationalbelohnungen unter dem Vorſit des Hrn. Albert zählte unter den Aufſtänden , deren Theilhaber eine Nationalbelohnung verdienten, auch die Ruheſtörung von 1839 auf. Bei dieſer Gelegenheit müſſen wir Hrn . Albert näber gedenken . Das Auftreten des Namens „,Albert , Arbeiter" in der erſten Liſte der proviſoriſchen Regierung, erregte großes Auſſehen, und man glaubte, ein wirklicher Arbeiter rey in die neue Verwaltung aufgenommen worden, um deren Geiſt zu bezeichnen und die Arbeiterpartei zu gewinnen . Sr. Albert iſt gar kein ,,Arbeiter," aufer daß er einmal Geſchäftsführer in einer Maſchinenfabrik ivar,

gaben. Allerdings übten ſie noch feinen hervorſtechenden Einfluß auf die pars lamentariſchen Kämpfe aus, jedenfalls aber find ſie zu der alten Taktik der Gewaltthat und des Aufſtandes nicht zurüdgekehrt. Friedlichere, aber vielleicht nicht minder wirtſame Mittel der Propaganda wurden jeßt ergriffen. Ob die Partei in dieſer Zeit an Zahlwuchs oder ihren

sondern es iſt derſelbe Albert , der in der republikaniſchen Geſchichte mehrfach

ermitteln reyn , jedenfalls aber erwarb ſie einige achtungswerthe und

Ginfluß allgemein über die Bevölkerung verbreitete , möchte ſchwer zu

hervortritt , der im J. 1531 den Aufſtand in Lnon ausbrüten half, der zur Begrün :

einflußreiche Namen , wie die obige Liſte des Comité's deutlich zeigt.

dung eines republikaniſchen Journals in dieſer Stadt „rein Vermögen" hergab, der

Auf der andern Seite verlor fie Lafayette , deſſen Name allein ein

den Botſchafter zwiſchen Paris und Loon madyte, der ſich ſelbſt den Gerid ten aus lieferte, um die Verbajtung ſeiner Freunde zu theilen , und welcher die gen der Richter „ mit rubiger , würdevoller Verachtung“ beantwortete.

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Bollwerf war.

( Fortſetung folgt.)

Verantwortlicher Nedacteur Dr. 6 d. Widenmann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N". 110.

8 Mai 1848 .

Indigo gewonnen wird. Auf dem Amu Darja fönnen wir bis

Weber die jeßige Lage des ruſſiſchen Handels in Mittelaften.

vor die Thore von Afghaniſtan gelangen . Das iſt das reiche Feld des Handels, wohin die rufftſchen Kaufleute in Zukunft

Die Nordiſche Biene vom 6 April enthält ein Schreiben von Pitſchugin , einem Manne, beijen Name in Bezug auf den aſiatiſchen Handel Ruflande ſchon mebrmals und nicht bloß in

Rußland genannt wurde. Da das Schreiben einige intereſſante Notizen enthält, ſo theilen wir folche8 faſt ohne Abfürzung mit. „Sie tadeln mich, daß ich meinem Verſprechen Nachrichten über unſern aſiatiſchen Handel zu geben, noch nicht nachgefom

ſtreben müſſen .

Dazıı bedarf es nur der Thätigkeit : nicht nur

der Indigo, ſondern Indien ſelbſt, ſein Vaterland, iſt uns hier zur Hand.

„ Nachſtehendes iſt unſer Weg von Orenburg aus, der legten Veſte, von der unſere Karawanen nach Buchara gehen. Zur Veſte Drøf 250 Werſt, von da bis zum Aralſee oder vielmehr zum Syr Darja 725 Werfte.

Der Weg Dahin iſt ſo leicht, daß wir

men bin . Ich thue es jegt, und beginne damit, Ihnen zu ſagen , daß die Geſchäfte unſerer vor 4 Jahren errichteten Compagnie

im vorigen Jahre den Ertrag unſeres Fiſchfang8 vom Araljee nach Dret auf Ochſen, ſpäter auf leichten Wagen, in 18 Tagen

ſo gut gingen und geben , als man nur wünſchen kann .

brachten . Der Chan von Chiwa war etwas erbost, daß wir Den Fiſchfang im Araljee eröffneten, und ließ drei Monat lang

3d

zähle 3hnen in dieſer Beziehung einige Punfte auf, 1 ) unſer und wir haben am Araljee

bie Waaren unſerer Compagnie nicht fort, endlich aber über

feften Fuß gefaßt. )2) Auf dem See iſt der Fiſchfang eröffnet, vermittelſt einer kleinen Compagnie, an der wir gleichfalls Theil nehmen ; leider geht vorerſt das Geſchäft aus Mangel an erfah renen Aufſehern ſchlecht; eß finden ſich hier ächte Robben , ähn

zeugte er fich von den freundidaftlichen Abſichten Rußlands und

lich den amerikaniſchen, und Biber. 3) Mit Vergnügen theile ich die Nachricht mit, daß es ießt fleben Jahre her iſt, daß wir

ruffichen Aufſehern Krapp und Baumwolle nach Mangyichlaf. Die zur Ausfuhr bereit gehaltenen Waaren hätten 500 Ramele

anfingen Krapp aus Buchara und Chiwa auszuführen, und daß

beburft, aber niemand wollte den Waarentransport nach Mangy

im verfloſſenen Jahre (1847) unſere Compagnie allein über 20,000

ſchlaf unternehmen . Hier übernehmen ſonſt die Truchmenen ben

lang gehegter Wunſch iſt erfüllt,

davon , daß wir den Handelsverkehr nur zu beiderſeitigem Vor theil trieben ; darum ließ er am 8 Nov. vorigen Jahre unſere Karawane mit 210 Kamelen ziehen , und dieſe brachte unter

Der Anbau des Krapps in allen aſiatiſchen

Transport, dieß war aber die erſte Rarawane, welche nicht aus

Provinzen , die mit Rußland in Handelsverbindung ſtehen, vers Doppelt ſich faſt Jahr um Jahr ; eben ſo vermehrt fich die An pflanzung der Baumwollenbäume, und die vorjährige Zufuhr

Chiwa fam, ſondern aus Mangeſchlak nach Chiwa ging . Dieſer Weg iſt allerdings zum Theil bergig, unb man leibet Mangel

Pub

ausführte.

von Baumwolle betrug etwa 40,000 Pud.

Wir wollen jest

noch unſere Aufmerkjamkeit auf einen reichen Handelszweig, auf ben Indigo richten .

In allen afiatiſchen Provinzen werben

ſämmtliche robe Gewebe mit ächtem Indigo gefärbt, und es fins den fich davon auf den aftatiſchen Märkten große Quantitäten . Uns iſt bis jeßt unbekannt, weßhalb dieſe Farbe nicht ſo gut ift, als die aus Indien , obgleich die Qualität des Materials bieſelbe ift. Früher und im vorigen Jahre führte ich aus der que, bezahlte 20 R. S. für Bucharei und Taſchfent Indigo aus

an Waſſer, was in den Steppen eine Sauptſache iſt ; die Ents fernung beträgt 4 bis 500 Werft.

„Die dwere Zeit iſt vorüber, D. h. Die erſten drei Jahre, wo ich allein den Weg nach Buchara, Chiwa und Taſchent bahnte. Best iſt gewiſſermaßen die halbe Arbeit gethan, ich habe Hanbel&genoñen gefunden, welche größere Mittel haben wie ich, unternehmende Leute, die zu allen nußenperſprechenden und ehrenhaften Hanbeldgeſchäften bereit find . Zept gehen

unſere Waarentransporte in größerem Maaßſtab unter rufft ſchen Aufſehern nach Buchara, Chiwa, Rofand unb Taſchent,

bas rufftiche Pub, und verkaufte e$ mit Vortheil an die kleinen Dorfjabrikanten . In größern Fabrifen aber wird die Farb

und auß Kokand haben wir beſchloſſen kleinere Transporte nach

material wegen ſeiner geringen Güte nicht angewendet. Meiner Anſicht nach kommt der Unterſchieb in der Güte Daher, daß die Aftaten Das Farbmaterial nicht recht zu behandeln wiſſen. Ich

Gränze bie zu der von Taſchfent beträgt 500 Werfte. Von Jardfent nach Roland find e $ 400 Werfte, eben ſo viel nach

möchte ſo lange leben, bis dieſer Gegenſtand von einer beſon

Kaſhgar ebenfalls 400 Werfte, wenn nicht weniger. „Die Engländer, welche ihre Capitalien nicht ſparen , nähern

bern Compagnie betrieben unb fachkundige Männer aus Amerika verſchrieben würden, um fie nach dem Amu Daria zu ſchicken, wo der nach Buchara, Chiwa, Taſchfent und Kofand geſendete

Samarkand und Kaſhgar zu fchiden.

Der Raum von unſerer

Samarfand , und von legterm Ort ſo wie von Roland nach

fich mit ihrer gewöhnlichen Thätigkeit Mittelaften , und auf dies fen Märkten finden wir viele engliſche Waaren , namentlich Zize.

woos

438

Wenn ich der Anſicht unſerer Handeldagenten Glauben beimeſſen Darf, ſo ſuchen die Engländer über Raſchgar nach China vorzu Dringen und haben directe Plane auf Buchara , welche leßtern

ich meinerſeite für gegründet halte. Wenn der engliſche Fans del über ſo ungeheure Land- und Meerſtriche zu unſern Nach barn dringt, was hindert uns, die wir näher find, in die Nachs barſchaft Indiens zu gelangen ? Nichts als der Mangel an Ents

ſchloſſenheit und genoſſenſchaftlichem Sinn ; an legterm fehlt es uns leider ſebr. Unſere Compagnie wünſcht neue Mitglieder an fich zu ziehen, und wird dann ohne von den bisherigen Res geln abzuweichen , in umfaſſenderem Maaßſtab wirken können . “

Reiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Reiſenden , Vierter

Abſchnitt.

Pobra vino. ( Fortſeßung.)

Mein Aufenthalt in Brood zog ſich noch auf einige Tage in die Länge, da mein Reiſegefährte die Abreiſe verzögerte. Ich brachte indeß dieſe Tage im Umgange mit meinen beiden ge nannten Freunden , ſo wie mit dem Stadtpfarrer und Conſiſto

rialrath Hrn. Merz, aufs angenehmſte zu . Brood verräth auch durch die Beſchaffenheit ſeiner

öffentlichen Vergnügungsorte

und durch den Sinn der Einwohner für heitere Unterhaltung

ſeinen Zuſammenhang mit Defterreich.

Man wähnt ſich in der

That nichts weniger als an die türkiſche Gränze verſeßt, wenn man zu Broob im Garten der Vrauerei, umgeben von elegan ter Damen- und Herrenwelt, bei rauſchender Muſik, im Schatten alter Hagebuchenbäume, die unter der Regierung Maria Theres fla's von dem berüchtigten General Trenk gepflanzt worden ſind, Butterbrob und Rettige bei einem Glaſe Bier verzehrt.

son

Fiſch ſey und auch der Hauſen vorfomme ; daß ferner der Rare pfen und der Wels (Silurus Glanis , hier zu deutſch Schad ges nannt) , als ordinäre Sorten gelten , der Ual hingegen , unges achtet der verſumpften Niederungen , welche die Saave begräns zen , nicht gefunden werde. Durch die leeren Verſprechungen des Herrn Margetich, die Abreiſe innerhalb der nächſten Stunden zu vollziehen , hingehals ten, kam endlich der Sonntag , ( ber 2 Mai) heran . Unfehlbar

ſollte Mittags fortgefahren werden, und zwar noch eine Strecke entlang durch Slavonien, theils um dieſes Land näher kennen

zu lernen, theils weil die Geſchäfte meines Reiſegefährten eß wünſchenswerth machten , theils weil wir ſo ſchneller nach Gra Daſdaz zu fommen hofften , über welches und Tugla ich die Rück fehr nach Travnik einzurichten gedachte; dieſe Verzögerung reichte mir den Vortheil an die Hand, Brood an einem Sonntage beob achten zu können. Als id in der Frühe meine Wohnung verließ , zeigten ſich die fernen Gipfel bes bosniſchen Hochgebirges mit neuem Schnee bedeckt; es war viel Landvolf in der Stadt, im Sonntageſtaate prangend. Der Bauer trägt weiße weite Bein kleider von grober Leinwand oder Wolle, unten entweder offen , wenn Opanfen die Füße bekleiden , oder wenn ſie Halbſtiefel

tragen , in dieſe geſtedt; das furze weiße Hemd ziehen ſie über den Hoſen an und befeſtigen es um den Leib durch einen Ric men ; über dem Hemde tragen ſte eine Weſte, oder vielmehr eine Art Wams ohne Aermel aus Fellen, die Haare nach Innen ge fehrt und nicht unähnlich einem Panzer, namentlich wenn es rich an einer Seite unter dem Arme öffnen läßt ; ſeltner findet die Deffnung vorne über der Bruſt ſtatt. Die Taſche (Torba) an einem Riemen um die Achſel gehangen, darf nicht fehlen,

Gin gewöhnlicher Kulturbaum in den Baumanlagen hier.

ſie iſt häufig mit metalnen Knöpfen als Zierrath dicht beſept, darüber hängt der Slavonier ſeinen Gunjaz, eine Art Capot oder Joppe von braunen Loben , ohne Kapuze, bloß mit einem

ſelbſt iſt die Silberlinde, 1 die indeß im übrigen Slavonien, in

banbhreiten ſtehenden Kragen, und mit ausgenähten bunten , na

Croatien, in Ungarn bis zum Plattenſee , im Banat und Sies benbürgen , in Rumelien zwiſchen Der Centralfette und dem Var dar, in Serbien und in den Niederungen Bosniens wild wächst. Ihr Vorfommen in Bosnien dürfte durch den Vergleich mit den

mentlid rothen Verzierungen.

Griſebachiſchen Beobachtungen einige Aufichlüſſe geben über das Verhältniß der Pflanzen zu der Region, und ich verſpare baber meine Bemerfungen darüber auf eine ſpätere Gelegenheit . Um

Die Weiber tragen um Brood blaue Strümpfe bis unter Das Knie, unten mit den Riemen der Opanken umwickelt ; das Haløtuch befindet fich unter dem langen weißen Hentbe, Deſen eine Seite an der Hüfte durch den Gürtel bis an das nackte

Reife . Der Weinſtod liefert treffliche Qualitäten , meiſt weiße Weine , leichte und geſunde. Spätfröfte, noch mitten im Mai,

Knie aufgeſchürzt wird , drüber aber eine gewürfelte, an den Seiten und unten mit langen Franſen beſepte Schürze; manche fah ich ein lebernes vorne geöffnetes geſtidte8 Corſet tragen, um Kopf und Kinn iſt ein weißes Tuch geſdlagen . Zu dieſer Jahreszeit war das Oberkleid, ein Gunjaz ähnlich dem der Män ner, nicht mit den Aermeln angezogen , ſondern um die Schul

find hier nicht ſelten und verderben in manchen Jahrgängen

tern geworfen.

faſt die ganze Weinernte. Im vorigen Winter zeigte das Ther

ſchöne Körper- noch Geſichtsbildungen .

Brood gedeiht der Maulbeerbaum noch gut, die Mandelbäume

aber erfrieren häufig ; die Melonen kommen im Freien gut zur

Bei Frauen wie Männern ſah ich hier weder

Der Schnee

Was am Markte von den am Boden fauernden Weibern

war hier wie auch in Boenien zu reichlich geweſen , daß man

auf einem ausgebreiteten Tuche feilgeboten wurde, war Kopf ſalat, aber ſehr grüner und zäher, Zwiebeln, Bohnenſamen, Meerrettig , Tabaf in Rollen , ſpaniſcher Pfeffer (Paprika) . In der Saave lagen viel große Flöße längs dem Ufer, auch einzelne große Schiffe ; dieſe, ſo wie einige Dampfſchiffe, gehen von der Donau bid Siſſef, fie führen abwärts Colonialwaaren , die von Irieft über Laibach transportirt werden , aufwärte von Pferden gezogen Getreid Nach der Kirche beſuchte ich mit meinen Freunden das Gla cia . Die Pflanzen, die hier wuchſen , waren mitteleuropäiſche.

mometer 14, ja ſogar einmal 169 unter Nuu.

fich ſeit lange nicht mehr einer ſolchen Maſle erinnert. In an Dern Jahren iſt aber das Thermometer bis zu einer Kälte von

18, ja fogar 21 ° R. geſunken . Die höchſte Wärmetemperatur des Sommerd ſoll fich bis auf 21 ° erheben . Die angränzenden Wälder Booniene find bereits ſehr beva. ftirt. Seit acht Jahren find hier die Holzpreiſe um tas Sechos fache geſtiegen. Der vorberridende Waldbaum iſt die Eiche, wahrſcheinlich die Gerreiche.

Ueber die in der Saave vorkommenden Fiſcharten konnte

ich nur ſo viel erfahren, daß der Stör hier ein ſehr häufiger 1 Carex tomentosa L. C. Schreberi Willd, und eine unbekannte 1 Tilia argentea Desf. S. Griſebache Reiſe durch Rumelien und uach Vrnfja II . S. 148 f.

Carerart. Cochlearia Draba, Rumex Acetosa L., Ajuga genevensis L., Glechoma hederacea L., Veronica Buxbaumii Ten .

439

Der Sauerampfer, deſſen Blüthenabren fich zu entwideln begannen , war raubhaarig und ſchmect ganz andere, als der unſrige, nicht ſäuerlich, ſondern bitter. Unzuverläſſigkeit foll allgemeiner Zug im Charakter des Slavoniere ſeyn ; Herr Margetich machte wenigſtens hierin feine Außnahme. Lange wartete ich nach Siſche vergeblich auf meis nen Reiſegefährten , der mich in einen Fuhrwerk bei Herrn Dr. Erlewein abzuholen heilig verſprochen hatte. A18 ich ends lich um 5 Uhr ſelber nachſah, und noch gar keine Anſtalt zur

Abreiſe getroffen fand, gelang es erſt einigen nachbrüdlichen Vors ftellungen , dieß in Ausführung zu bringen . Nicola war auf der türkiſchen Seite bereits nach Gradaſchaz vorangeſchidt, und ſollte mich da erwarten ; unſere Reiſe dahin ging am ſlavoniſchen Saaveufer über Schamaz. Auf einem Bauernwagen, ähnlich den Leiterwägen, wie fte in Bayern üblich, jedoch fleiner, eilten wir von zwei fräftigen Roſſen gezogen, auf ſchöner ebener Straße aus Brood, den biedern Gaſtfreunden daſelbſt ben Dank im warmen Herzen auf die Reiſe nehmenb. Jenſeite gewahrte man niebere bewalbete Anhöhen in der Ents fernung einer Meile von der Saave, näher find ſolche dem lins

ken Ufer derſelben und mit Weingärten bedeckt. Unter den Saaten , die freubig grünend die Landſtraße begränzten, zeigten ſich häufig Rapsfelder ; weiter weg fuhren wir durch gut beſtandene

Hochwalder vorzugeweiſe von Eichen, ſpäter an ausgedehnten Viehweiben vorüber.

Keine Schafzucht gebeiht hier , wohl aber

Ziegen, Rinder- und Schweinezucht. Auf Deutſch heißen die Slavonier das Schwein „ Borſtenvieh ." Die Sheurung des Jahres 1846 macht fich auch hier fühl

on

Die Wünſche der ertemporirten Republifaner, deren Hervortreten in der zwiſchen der Vertreibung Carle X und der Thronbeſteigung Ludwig Phis

lipp: herrſchenden Gährung die Partei ins Leben riefen, beſdranften fidy auf die natürlichen Eingebungen des Augenblids : bie Abſchaffung der Staates

firche, die Einſeßung eines Präſidenten ſtatt des verbannten Königs und die Ausdehnung des Stimmrechts, wenigſtens im erſten Grade, auf alle

Bürger. Sie bezogen ſich dabei auf feine frühere Conſtitution oder Regierungsform, noch nahmen fie fich 1793 zum Vorbild. Die Gedan: fen hierüber erfuhren aber bald einen raſchen und nicht unerklärlichen Wechſel. Indem ſie über die verlorenen Gelegenheiten brüteten, und die Conſtitution, der ſie unterworfen waren, mit ihren Theorien verglichen, mußten ſie nothwendig auf die lehrreichen Ueberlieferungen einer frü heren Zeit zurüdfomnien. Schon in dem erſten Proceſſe, den ſie zu

beſtehen hatten , und wo ſie die Vertheidigung in eine überlegte Dar ſtellung ihrer Grundfäße umwandelten , erflärten fie fich mit denen des Convento einverſtanden , und entſchuldigten ſelbſt bis zu einem gewiſſen Grade auch deſſen ſchlimmſte Thaten .

Ihr anerkannter Zweck war nun ,

den Gedankengang , der durch dag plößliche Gmporkommen des Kaiſer: reiche lo ſchroff abgeriſſen worden war , wieder anzuknüpfen , und wo möglich den Zuſtand der Geſellſchaft wieder herzuſtellen , zu welchem die

Revolution von 1789 geführt hätte, wenn ſie nicht unterbrochen worden wäre. Zwei Jahre ſpäter nahm die Geſellſchaft der Menſchenrechte die berühmte, von Robespierre dem Convent vorgelegte Erklärung der Mens ſchenrechte wieder an und ſeßte ſie aufs neue in Umlauf ; obwohl dieß furchtbare Geſpenſt das Anathem der Preſſe hervorrief , ſo behaupten doch die Republifaner , dieß Manifeſt habe eine unerwartet erfreuliche Aufnahme gefunden. Die Partei ſtellt in ihren Schriften allen Ter rorismus, für den fie nur in den furdytbaren Zeitverhältniſſen des Jahre

1793 eine Entſchuldigung findet, durdaus in Abrede , dennoch iſt un

zweifelhaft Robespierre bei allen alten Republifanern der große Gegenſtand der Bewunderung, und es läßt fich nicht angeben, welche Richtung ihre

bar ; auch hier war im vorigen Jahre großer Regenmangel, doch hat dieſer dem Weizen und Korn minder geſchadet, als dem

grundfäße nicht ein bisher , in folder Form wenigſtens, völlig unbe:

Kukuruz (Mais) , der hier als Nahrungemittel die Stelle der

fanntes Element eingedrungen.

weniger allgemein gebauten und voriges Jahr hier wie im größten Theile Deutſchlands und auch Dalmatiens durch die Fäule verdorbenen Kartoffeln vertritt. 31 Bosnien, wo legtere geſund geblieben ſind, heißen dieſelben Grumbir, welches Wort vielleicht aus dem deutſchen „ Grundbirne“ entſtanden zu ſeyn ſcheint, wie fte auch in Athen Kartophelon heißen . 3hr Anbau beſchränkt

ar der Plan einer ſocialen Reform. Bei der Dieß Glement war Revolution von 1830 war das Theoretiſiren über dieſen umfaſſenden Gegenſtand hauptſädilidi auf die St. Simonianer beſchränft geweſen , welche ſich ausſchließlid damit beſchäftigten und die reinpolitiſchen An

fich in der europäiſchen Türkei bloß auf die Provinzen Bosnien mit der Kraina , der Herzegowina, Montenegro, Servien und Albanien , während die in Konſtantinopel und Smyrna vers fauften aus Malta oder England fommen. In Boenien iſt ihre Cultur wohl am verbreitetſten, unb feineswegs beſchränkt fich Dort nach Boué's Meinung ihre Aufbewahrung bloß auf neun Monate, da ich hier deren noch im Julius gegeſſen habe ; in Iravnik kocht man fte in Reffeln mitten in der Straße.

Die

Hauptnahrungemittel des Gränzere beſtehen in Kukuruz, Speck und Slivowiz . (Schluß folgt . )

Die franzöſiſchen Republikaner. ( Fortſepung .)

In dieſer Lage und mit dieſen Ausſichten trat die Partei in die lange

politiſchen Anſichten genommen haben möchten , wäre in ihre Partei

gelegenheiten andern überließen .

Doch trat bald eine Verbindung mit

den Republifanern ein , welche bei dem Proceß Gnfanting und ſeiner Brüder ihre Sympathien offen an den Tag legten ; die Namen einiger der berühmteſten Socialiſten finden fich in den Liſten der Gefangenen von

Lyon, und mehrere hervorragende Männer , wie Carnot , Mitglied der jeßigen Regierung, erſcheinen zugleich und nach einander als St. Simo nianer und als Republifaner. Das Comité , welches gegenwärtig die

Vertheilung der Nationalbelohnungen ausſprechen ſoll, ſtellt die Mär: tyrer des Socialismus mit den Republifanern auf Eine Linie. Doch wurden die Lehren dieſer Ideologen erſt nach der Zerſtreuung der Familie von Menilmontant durd richterlichen Spruđ ivon der republikaniſchen Partei völlig aufgenommen , weiter ausgebildet und als Grundfäße der republifaniſchen Partei anerkannt. Mitten in der Gährung der Juliusrevolution , als man es noch für möglich hielt , daß Lafayette Präſident einer franzöſiſchen Republik würde, hatte Bazard fich zu dem alten Anführer begeben mit einem Plan die Geſellſchaft nach St. Simo: nianiſchen Grundſäßen umzugeſtalten , aber Lafayette war, ſelbſt durch die Erfahrungen von .1793, nicht auf ſolche Vorſchläge vorbereitet , und

miniſterielle Regierung Hrn. Guizoto ein , die vor wenig Monaten ſo plößlich zu Ende ging, ehe wir aber ihre Stellung im Augenblic des

ſchrad in unverhehitem Erſtaunen vor der feden Neuerung zurüd. Aud nad einem Jahre hatten dieſe Anfichten noch keinen merklichen Fortſchritt gemacht, denn die von den Republifanern in ihrer erſten

unerwarteten Siege erörtern , wollen wir unſere Aufmerkſamfeit auf

öffentlichen Vertheidigung berührten Punkte waren ausſchließlich politiſch

einige ihrer bedeutendſten Grundſäge, wie ſie ſelbſt ſolche ausgeſprochen und national, und bei dem erſten Aufftand in Lyon bemerkte man, daß haben, richten. Eine genaue Angabe ihrer republikaniſchen Lehrfäße iſt | Leute von republikaniſchen Anſichten ohne Unterſchied neben und gegen unthunlich wegen der Meinungsverſchiedenheiten , die befanntlich unter die Arbeiter auftraten , ein Umſtand , der nicht hätte eintreten können, 1

den Häuptern der Partei ſelbſt herrſchen; immerhin gibt es aber

wenn die Sympathie ' der republikaniſden Partei mit den Arbeitern

einige Hauptpunkte, worüber ziemlich, wenn auch nicht allgemeine Ueber-

geweſen wäre, was fie ſpäter eingeſtandenermaaßen wirklich war. aber die Lehrfäße des Socialismus einmal von den Republia

einſtimmung herrſcht, und einige von dieſen wollen wir erwähnen .

Sobald

440

anern angenommen worden waren, gewannen fie bald das Uebergewicht über alle Streitgegenſtände. Verſchieden von dem alten Republifanis: mug wurde der Socialismus , d. h. die Kenntniß eines auf ganz neuen

000

minder begünftigten Arbeiter für die Bequemlidfelt und den Lurus eines

.

iet

jeber Bürgerentweder

Grundlagen aufzubauenden Geſellſchaftezuſtandes , als ein höherer Grab

geber oder Arbeiter feyn ſoll , dann gewinnt das Verhältniß zwiſchen dieſen beiden Stellungen eine außerordentliche Widtigkeit. Die pro:

in den Myſterien der Politik dargeſtellt, als eine erhabene Entwidlung der bis jept proclamirten Grundſäße. 1 Beſondere Formen der Negie:

viſoriſche Regierung hat durch eine fummariſche Entſcheidung die Pflicht dieß Verhältniß zu ordnen übernommen , und es bleibt jeßt nur übrig

rung oder Conſtitution ſind den Erwägungen über die geſellſchaftlichen

bie Wirkungen dieſer Decrete abzuwarten. Die Regierung hat erklärt daß jeder Arbeiter zu einem gewiſſen Lohn für eine gewiſſe Arbeit bes rechtigt rey, und daß, wenn ſeine Rraft ihm fehlt, der Staat ihn erhal: ten müſſe. Das leßtere erfennen und üben wir in England auch, damit hat aber die Vergleichung ein Ende, denn wir laſſen den Preis beftim :

Verhältniſſe der Bürger vollfommen untergeordnet, und in den Beweis führungen ſcheint eß angenommen, daß wenn dieſe geſellſchaftlichen Ber: hältniſſe in geeigneter Weiſe eingerichtet find, eine gute Regierung des Landes die natürliche Folge wäre. Es iſt beachtenswerth, daß eines der

ausgezeichnetften Mitglieder der jeßigen proviſoriſchen Regierung, Hr. 8.

men durch den Markt : in einem dicht bevölkerten Lande, wo eine über:

Lamartine , fich durd ſocialiſtiſche Anſichten zum Beitritt beſtimmen ließ ; die meiſten Republikaner beſchränkten ihre Anſichten darauf, daß fie einen Conſul ftatt eines Königs verlangten ; Şr. v. Lamar:

mäßige Anzahl Arbeiter fich findet, fann audy eine redliche Arbeit nicht

alle Tage einen genügenden Lohn finden. Die Republikaner haben er: flärt , daß jeder Arbeiter fortbauernde Beſchäftigung, guten Lohn und

tine aber wurde aus einem legitimiſten mit einemmal ein ſocialiſti

billige Erholung haben ſoll , und wir werden jeßt ſehen , inwieweit

der Reformator.

dieſe Bedingungen der Arbeit von einem Regierungsbefehl abhängig

Wir bedauern hier nicht in eine furzen Analyſe der ſocialiſtiſchen Lehren eingehen zu fönnen. Es iſt, wie louis Blanc ſagt, nicht genug, daß jeder Mann freies Feld und freien Lauf habe , ſondern der Staat roll ihm auch noch die Mittel an die Hand geben , daß er ſeinen Nach: barn gleich werden kann. Es ſey ein wahrer Hohn einem Menſchen zu ſagen, ihm ſtehe jede Bahn offen, wenn er weder Geld, noch Zeit hat die Bahn einzuſchlagen ; dazu ſoll der Staat ihm helfen. Dieſe For: derung geht noch einen Schritt über St. Simon hinaus , und ſteht in Widerſpruch mit den Anſichten Mirabeau's , der die Lehre von der un bedingten Gleichheit zu beſtreiten ſuchte, indem er auf die unwandel: baren Gefeße der Natur hinwies. Hr. Louis Blanc gibt aber nicht zu , daß außerordentliche Verdienſte auch eine außerordentliche Belohnung verdienen , ſondern ſeine Theorie geht dahin , daß die Vertheilung der

1

!

gemacht werden fönnen . Die Republifaner der erſten Revolution decres tirten, ( daß jeder Bürger für ſo und ſo viel Sous ſo und ſo viel Brod

erhalten ſolle, aber das Volk litt nichts deſtoweniger Hunger. Die jeßige proviſoriſche Regierung hat befohlen , daß der Meiſter für ſo und ſo viel Arbeit ſo und ſo viel Geld geben , und die Arbeiter haben ferner verordnet , daß fein Meiſter die Zahl ſeiner Arbeiter vermindern ſoll.

Dabei iſt nur 1100h augenſcheinlich nothwendig , daß man den Meiſter auch in der Fähigfeit erhalten muß, ſein Geſchäft fortzuführen. Wenn dadurch das Grperiment vervollſtändigt wird, ſo werden wir es als auo nehmend nachahmungswürdig alsbald annehmen . Der einzige Vorſchlag, den das proviſoriſche Miniſterium der Arbeit bis jeßt zu Erreichung die:

feo Zwecks gemacht hat , iſt die „ Grfeßung der Concurrenz durch die Afhociation."

Hierüber werden wir weiter reden , wenn der Saß ver:

ſtändlicher ausgedrückt ſeyn wird. Fleiß . Hoffnung und Erwartung find

Güter dieſer Welt durch den Staat der Austheilung von Speiſe durch den Familienvater gleichſtehe, der in Vertheilung der Lebenômittel nicht

die Folge der Concurrenz , die Aſſociation führt 311 Trägheit . Sorg

die Fähigkeiten , ſondern die Bedürfniſſe des Kindes berücfichtigt. Er betrachtet die Fähigkeit eines Menſchen als ein Anzeiden deſſen, was er nach der Abſicht der Vorſehung für die Geſellſchaft leiſten ſoll, und ſeine

loſigkeit und Argwohn . Bedeutende Meinungsverſchiedenheit erhob ſich in der republifanis ſdhen Partei ſelbſt über die Art der ausübenden Gewalt, der die Ober: leitung dieſer wichtigen Punkte anvertraut werden fönnte. Ginige

Bedürfniſſe als ein Anzeichen deſſen , was die Geſellſchaft für ihn zu thun hat , und er treibt ſeine Theorie bis { zu dem Schluſſe, daß die ertheilten Belohnungen in umgefehrtem Verhältniß zu den geleiſteten .

ſprachen für ein fräftiges Centralcomité mit einer unermeßlichen , wenn aud temporáren Gewalt, während andere die individulle Freiheit feinen

Dienſten ſtehen würden.

folchen Feſſeln unterwerfen wollten , wie ſie die Revolutionstribunale

Einige Schritte zu dieſem Zwed ſcheinen ziemlich deutlich durch die Handlungen der Regierung bereits geſchehen zu ſeyn , und wir werden aller Wahrſcheinlichfeit nach auf die Folgen dieſes Problems nicht lange

und das Directorium auferlegten . Einige waren dafür, das jeßige Cen: traliſationsſyſtem zu vervollfommnen , während ein bedeutender Theil der Decentraliſation faſt ſo geneigt war als die Legitimiſten ſelbſt. Die

zu warten haben. Dieſe oberſten Grundſäße der Schule machen wie

beſten und eindringlichſten Redner neigten fich zum leßteren und ver: dammen unbedingt die Centraliſation , welche die Provincialftädte ihrer individuellen Lebensthätigkeit entfleidete. Locale oder ſpecielle Intereffen

natürlich eine ganzliche Umgeſtaltung der Verhältniſſe zwiſchen Arbeiter und Arbeitgeber nothwendig, vorausgeſeßt, daß die leßtere Claſſe über: haupt noch fortdauern ſoll. Die Arbeit wird geſchildert als eine Pflicht, die jeder Bürger in einer oder der andern Geſtalt der Geſellſchaft ſchul dig iſt, und dieſe Behauptung muß nothwendig eine gänzliche Verán: .

derung in dem Rechte des Gigenthums zur Folge haben. Dieſe Fol gerungen hat man nicht ſo ungeſchminkt ausgeſprochen , ſo weit wir

ſollen durch localaufficht geordnet werden , die Centralgewalt ſoll die .

Aufſicht über Religion und Unterricht und die moraliſche Leitung des Volte durd Feſte und Schauſpiele haben. G8 wäre eben nicht ſonder: lich ſchwer, ørn . L. Blanc von ſeinen eigenen Anſichten aus zur Errich tung einer Staatsfirche und zwar unter ſehr ſtrengen Formen zu treiben . (Fortſeßung folgt.)

aber die Sache beurtheilen können , wird das Recht der Uebertragung des Gigenthumo znerft angegriffen werden. Grerbte linabhängigkeit iſt verwerfen ; die Stellung , welche die Republifaner am nachdrüdlich fie ſprechen gegen das Beſtehen einer Olaffe , die, ohne durch Krankheit

unfähig geworden zu ſeyn , nur conſumirt ohne zu produciren, und fie

möchten ein Syſtem vernichten , wonach die Arbeit mehrerer vom Glück ! Um dieſe Zeit werden die Ausdrüde „ radical, " „demokratiſch ,“ „ republts

kaniſch “ ziemlich allgemein als ſynonym gebraucht, einige Wendungen ſcheineu jedoch anzuzeigen , daß man den Ausdruck „demokratiſch " von „ republikaniſch " unterſchied , indem erſtered mehr die ſocialiſtiſche Richtung bezeichnete. So ſagt š. V. Louis Blanc , im J. 1831 habe es zu Lyon viele Sepublikaner , aber wenig wahre Demokraten gegeben, und in ſeiner „ Conclusion bistorique“ wird bemerkt:

Baptiftif de Diffionsanſtalt für England. Der alte Vorwurf gegen die Miſſionsanſtalten in fremden Ländern, daß es noth wendiger revy, die Heiden daheim, als draußen auf den Südſeeinſeln zu befehren , hat doch ſeine guten Folgen gehabt. Seit mehreren Jahren beſteht eine „ Baptiſtiſche Miſfionsanſtalt für die Heimath ." Sie hielt am 22 April ihre Jahresverſammlung in London, und nach dem vorgeles ſenen Bericht ergab fich , daß die thätigen Mitglieder der Geſellſchaft neun Stationen mit 215 Miſſionáren bildeten , daß fite 109 Sonntages ſoulen mit 1000 Lehrern und 7000 Kindern unterhielten, und daß die Gefammtzahl der von der Geſellſchaft errichteten Kirchen 583 mit 4752 Gliedern betrug.

Die Geſellſchaft hat fich mit ihrem wohlthätigen

die Burgeoiſie habe zwar nicht demotratiſche Denkungsart , len aber doch republi

Werfe etwas in Schulden geftedt. (Shipp. Gaz. 24 April.)

taniſch .

Verlag der 3. G. 'Cotta'ſchen Buchhandlung.

Verantwortlicher Medacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Auslan d . Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker.

N ". 111 .

9 Mai 1848 .

ung durch die Dörfer Ligliano, Caprarica und Salignano, mit

Aus Apulien .

herrlichen Palmen, Pinien und Cypreſſen geſchmüct. Die Fleis ( Von Dr. S.) 2. Das Cap Leuca. Alefiano. - ugento. - Gallipoli. Nardo . Galatina . Charakter, Sitten und Ges -

-

bräuche der Bewohner der Provinzen Lecce. Motto : Crebrescunt oplatae aurae, porlusque palescel

Jam propior, templumque adparet in arce Minervae . Virgil. In Iricaſe ereilte und ein fürchterliche Regenwetter. Die

einfache Locanda eines früheren Gendarmen nahm uns auf, und die herzlichen Bemühungen dieſes Mannes beſtegten unſere Vors

urtheile gegen ſeine ehemalige Beſchäftigung.

Nach wenigen

Stunden wurde ein idmachaft zubereitetes Mahl aufgetragen, die Frau vom Hauſe bediente uns , alles ging anſtändig und reinlich zu ; noch zwei andere Gäſte, welche arg vom Wetter mit genommen waren , erſchienen : ein Gutsbeſiker und ein Kaufmann , welcher an den Küſtenorten Geſchäfte, D. h . Schmuggelgeſchäfte machte. In freundlichen Geſprächen mit beiben , der Gegend volfommen funbigen Leuten berſtrich und angenehm die Zeit ;

ich erfuhr daß die Grotte Zinginnuſa fortwährend al8 Niebers

lage von Contrebande aus Iſtrien und Dalmatien benügt werde, daß mancher guterfundene Spud die Dorfbewohner und Rüſten wächter in Schreden geſeßt, daß übrigens die Mehrzahl der leß teren gemeinſchaftliches Spiel mit den Schmugglern mache, wel chen die grottenreichen Ufer von Otranto bis zum Cap Leuca außerordentlich zu ftatten fommen.. Der gaſtwirthliche Gendarme mußte uns, da der Regen fortbauerte und es unmöglich wurde das Kloſter der S. Maria zu Leuca an dieſem Tage zu errei chen , alle beberbergen ; er wußte für ein gutes Abendeſſen aus

Wildpret unb föſtlichen Fiſchen zu ſorgen, und in reinlichen Betten verſchliefen wir eine Regennacht mit Bliß und Donner. Un andern Morgen waren die Wege dermaßen erweicht, daß wir die Reiſe zu Pferde fortſeßen und nach der Heimkehr vom Cap noch eine zweite Nacht in Tricaſe zuzubringen beſchließen mußten. Wir ritten burch eine gutgebaute, dichtbevölkerte Ges gend mit dem früher geſchilderten Charakter : nur erhebt fich

daß Land nach dem Cap hin in wellenförmigen Schwingungen

immer mehr, und läßt Städte und Dörfer auf dieſem Hinter grunde wie in einer Fata morgana großartiger erſcheinen ale fte find. Die Ginſterbüſche am Wege, bie Myrthen, die Roſa fempervirens, Shymian und Meliffe, ferner bie Drangen und andere blühende Bäume Dufteten fo ftarf nach dem Regen, daß

wir den Luftſtrömungen voll betäubender Wohlgerüche nicht ſels ten durch ſtarfe8 Traben zu entgeben ſuchten . Der Weg führte

nen Eichengehölze wurden immer zahlreicher, und hinter Capras rica öffnete ſich der Blick aufs Meer, und gleichzeitig erſchienen die Berge von Epirus und Corfu . Eine vom Cap heimfehs rende Karawane andächtiger Wallfahrer fam uns entgegen, und nady einem Ritte von Drittehalb Stunden bogen wir in den Kloſterpfab ein, welcher am Eingange eine Denkſäule mit einer lobpreiſenden Inſchrift der Sancta Dei Genitrir Leucenfis vom

J. 1758 hat . Die Wege von Aleſſano und Tricaſe hierher find der zahlreichen Wallfahrten wegen fahrbar gemacht, und die neue große Kunſtſtraße wird bis zu dieſem äußerſten Punkte Staliens in kurzer Zeit ganz vollendet ſeyn. Nach wenigen Mis nuten hielten wir vor dem Kloſter, und in geringer Entfernung

ertönte der Wellenſchlag der an dieſem äußerſten Punfte der Halbinſel fich miſchenden adriatiſchen und ioniſchen Meeres fluthen .

Das japygiſche Vorgebirge wird auch Capo Salentino und Capo di Leuca genannt, während unter dem Namen Capo di Lecce der ganze, füblich von Lecce gelegene, überaus fruchtbare, ſtark bevölkerte und von zwei Meeren umgebene Landſtrich ver

ftanden wird. Die Natur ſtreuete in reicher Fülle ihre Gaben über dieſe Gegenb aus , und nicht allein die Früchte des Felbes,

ſondern audy Thiere und Menſchen tragen den Stempel eines

ebeln und fräftigen Gebeihens . Der Kapuziner Laſſelli, welcher eine phantaſtiſche Monographie über dieſe Gegenden ſchrieb, und ganz und gar zu jenem verhodten Geſchlecht von Stubengelehr. ten gehörte , bem ein paar Dußend Bücher der höchſte Swed des Lebens find, welche die äußere Scale des Alterthums täps piſch beriechen , und Frucht, Kern und Samen verſchmähen gibt allen Ortſchaften des Capo di Lecce einen griechiſchen Ur

ſprung. Seine Etymologien ſind oft höchſt ergößlich und gleich ſam eine italieniſche Parodie ſprachforſchlicher G. Herrmann'ſcher Tendenzen . Bei Namer wie Callimera, Parabiter, Gallipoli, Maglie u . ſ. w. hält er ſich nicht auf, dagegen leitet er Alef fano von dem Kraut Meliffa ab, welches in großer Menge um den Drt wächst, Martano von einem Tempel des Mars, Caſa rano von Cäfar, welcher hier gegen Pompejus gelagert war,

Scorrano von M. A. Scaurus, Sternazia von der Gewohnheit der Frauen fich auß Schmerz mit der Hand gegen die Bruft zu ſchlagen u . ſ. w. Auf die rein -griechiſchen Reminiscenzen fomme ich ſpäter zurüd. Strabo unb Plinius, und ſpäter Galateo : De Situ Japy giä ſchildern dieſe äußerſte Spiße Italiens mit Genauigkeit. Zwei allmählich fich abflachende Ausläufer der Apenninenkette,

4:12

Coon

die eine aus der Terra di Bari, die andere aus dem Baſilicat | Reiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Reiſenden . herunterlaufend,

vereinigen fich hier und treten in zwei Vors

Vierter Abſchnitt.

ſprüngen ins Meer, welche eine kleine Bucht voller Untiefen in fich ſchließen.

Podravina .

Der reine Vorſprung wird xar' Boyny Capo bi (Schluß .)

Leuca, der andere della Riftola genannt ; die Schilderung in Virgil& Aeneide, deren Anfang&morte ich als Motto Dieſes Auf faße8 gebrauchte, paßt buchſtäblich auf die genau von mir bes

fichtigten Localitäten . Von der alten Stadt Leuca (ab albe dine et nuditate scopulorum) i. q. Alba find feine Spuren mehr vorhanden .

Ein paar unbedeutende Trümmer liefern feine Bes

weiſe, und ich möchte analog mit Croton und dem Capo Lacinio die alte Stadt Leuca lieber nach Alejano verlegen, und bier In dieſen Tempel nur an den Tempel der Minerva benken . Der Pallas armigera follen Diomedes und Ulyſſes das verhäng

nißvolle trojaniſche Palladium gebracht haben. Mythe und Ge ſchichte wetteiferten dieſen Drt berühmt zu machen ; Heroen,

zin ,

Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir das Dorf Garc in deſſen Mitte die ländliche Jugend bei Tanz und Spiel

fich ergößte ; der Lanz nach dem Dubelſad war, ſo lange ich Die Mädchen bildeten beeſelben Beuge ſeyn fonnte, ſeltſam . einen Kreis, und trippelten fingend bald rechts balb links, von Den Burſchen umringt . Herr Margetich begrüßte hier einen Hauptmann Der Gränzer und ſtellte mich demſelben vor ; ber

ſelbe, auf Mainz gebürtig und mit einer Slavonierin verheu rathet, freute fich, hier einen Reiſenden aus dem Reiche zu tref fen . Schon 16 Jahre befindet er fich in dieſem Dienſte, und der Dialeft ſeine Heimatblanded , war bereits ſpurlos vers

Heiben und Chriſten treten hier handelnd und kämpfenb auf. Hieber ſollen die von Herculed in den phlegräiſchen Belbern ges ſchlagenen Giganten geflohen ſeyn , und aus ihren von der Erde

dwunden.

verſchlungenen und verfaulenben Leibern fou (nach Strabo 6)

den nun zwiſchen einzelnen zerſtreuten Eichengruppen im Mittel

eine ſo furchtbar ausbünftenbe Quelle entſtanden ſein, daß die Seefahrer, um dem ſchädlichen Hauch zu entgehen , auf weitem Umwege die Küſte vermieden ; ſo wenigſtens ging noch lange nach Ariftoteles bie Sage. Strabo nennt ſie die leuterniſchen Giganten, und die Rüſte bie leuterniſdhe . Ferner brachte Dios

grunde gänzlich; ein ſchwarzer Storch blieb ganz vertraut im Graben neben der Straße, während wir vorüberfuhren . Die Sumpfwolfsmilch und eine Art Frühlingsweiß bekleideten blü

mebes, aus dem trojaniſchen Kriege heimkehrend, die dein Glau cus, dem Sohne des Priamus, geraubten goldenen Waffen in den hier gelegenen Tempel der Minerva ale Weibgeſchenf. Aeneas, nachdem er auf dem Vorgebirge von Actium trojaniſche Gpiele gefeiert, und Helena und Andromache beſucht,

landete

bier und betrat mit ſeinen Gefährten die Tempelhallen um die zürnende Göttin zu befänftigen. – Schon im 9ten Jahrhundert nach Chriſtus war der Minerventempel verſchwunden , und eine der Maria, unter dem Namen der S. Maria di Leuca oder in

finibus terrae geweihte Kirche an ſeine Stelle gebauet. Kirche und Kloſter wurden bald reich und locten die Saracenen ber bei, welche zu wiederholtenmalen ? plünderten und das Bild der

Wir gelangten nun in eine weite, ebene, monotone Weibe ftrede; die Hügel, welche die Ferne begränzt hatten, verſchans

hend naſſe Strecken ; als es dunkelte, leuchteten näher und ferner

Hirtenfeuer, ein Ziegenmelfer ? ſchwirrte fledermausartig, Fröſche in Unzahl ließen fich vernehmen . Wir waren , als wir das Dorf Andriewze um 842 Uhr er reichten , von Scamaz noch über 3 Meilen entfernt, und da ich Durch die Nachtreiſe auf den Anblick einer der intereſſanteſten

Gegenden Slavoniens, durch die Der Weg dahin führt, und um Derentwillen ich den Weg auf der öſterreichiſchen Seite gewählt, hätte berzichten müſſen , ſo blieb ich in jenem Dorfe über Nacht ; Dao Zimmer, welches ich im Wirthehauſe daſelbſt angewieſen bes fam, war reinlich und die Betten gut. 3 Mai . Um 6 Uhr Morgens verließen wir die Hauptſtraße,

und fuhren auf einem Vicinalweg rechts burd, Dörfer, Sümpfe, Zwetſchgengärten gen Vabinagreba . Der Zwetſchgenbaum wird hier in einer Weiſe cultivirt, daß man die Gärten Wälder nens nen fann ; die Frucht wird zum bekannten Slivowiß (Sliva

Maria verbrannten .

Durch ein mächtiges Chor betritt man den Hof des Klos ſter8 ; eine hohe Säule, welche einſt die Statue einer Madonna trug - die Fragmente derſelben liegen auf dem Boden —- fteht

am Eingange, und eine wieſenartige Vertiefung nach der Meerele ſeite hin verſammelte früher die Griechen , welche zur Dpferfeier

heißt auf Slaviſch die Zwetſchge) verwendet. Dieſer Branntwein wird nicht aus den Kernen bereitet, wie der Curaçao, ſondern aus den ganzen Pflaumen ; dieſe werden in Bottichen geſtampft der weinigen Gährung überlaſſen und dann abgezogen . Die Dörfer haben ein freundliches Ausſehen ; zu beiden Seiten der

im Lempel der Pallas aus nah und fern zuſammenfamen, heut

ſehr breiten Straße ſtehen durch Dbſtgärten unterbrochen bie

zutage die Wallfahrer aus Kalabrien, Apulien und dem Bafilicat.

Häuſer, und zwar nicht der Länge nach , ſondern mit der ſchma len ober Giebelſeite nad, vorne, an der fich eng zuſammengerüdt in der Regel zwei Fenſter befinden ; fie ſind aus Stein erbaut und weiß getüncht, das große Dach iſt in der Regel mit Schin deln, ſeltner mit Stroh gedeckt. Meift beſtehen fte nur aus dem Erdgeſchoß, und dieſe wird von der ganzen Familie, bem Vater

Die vielen Ginfale der Jürfen berurſachten die Erbauung von

Thürmen , Wällen , Gräben rings umber, und noch ießt haben die Gebäude mit ihren Umgebungen ein feftungsartiges Ans ſehen. Sie umfaſſen einen Raum von 300 Schritten . An der äußerſten Spiße, da wo das Ufer loroff ins Meer abfält , fteht ein gut erhaltener, mit einer Kanone und mit Munition vers ſebener Wachtthurm zum Schuß des Kloſter und des kleinen Hafene.

und den berbeuratheten Söhnen bewohnt, denn der Sohn bleibt, auch wenn er fich verheurathet im Hauſe bei den Eltern ; wenn

fich hingegen eine Tochter bermählt, muß fie das Haus verlaſſen. ( Fortſepung folgt. )

1 Das erſtemal 874 uach einer alten Chronif bell Sanctuariume und nad 8. Protoſpata.

Bieweilen iſt noch ein obere8 Stocwerk vorbanben , welches abs

geſonderte Wohnungen zum Sommeraufenthalt der inwohnenden Familien enthält.

Zahlreiche Störche niften theile auf den Gies

beln der Bäuſer und der Kirchen, theils aber auch auf Bäumen. · Euphorbia palustris L. und Leucojum aestivum L. 2 Caprimulgus europaeus L.

wo

443

Goooo

Die Häuſer find auch noch durch hohe thurmartige, ſeltſam ver-

ſchaft, welche einem andern, der fich ihm anvertraute, großen

zierte Schornſteine ausgezeichnet. Die Wohnungen der Officiere,

Nachtheil bereitete, deſſen Folgen fich endlich auch verderblich

und des Pfarrers, ſo wie die Gemeinde-Vorrathekammern find umfangsreicher und ſchmuđer gebaut. Dieſe Vorrathefammern enthalten das Samengetreide , welche die Gemeindeglieder bei der Ernte abliefern müſſen, und welches ihnen hier bis zur Saatzeit aufbewahrt wird, - eine Einrichtung, die dem Lande

für Margetich ſelbſt geſtaltet haben.

bei der ſorgloſen Genußſucht ſeiner Bewohner ſehr zu Statten kommt .

Mitten im Dorfe Gundineze war eine Reihe von Zigeuners

wohnungen, die denen der boðniſchen Chriſten einigermaßen glie dhen , indeß doch noch etwas beſſer ausſaben . Die Familien lagen vor ihren Ställen , und braune Kinder, auch nicht mehr vom zarten Alter, liefen nackt umher. Um 9 Uhr erreichten wir Babinagreba , ein Dorf berühmt

in ganz Slavonien Durch die Schönheit und den Lurus ſeiner Mädchen und durch ſeine Größe. Es zählt in 360 Häuſern 4000 Einwohner (ed fod ein Haus ba feyn mit 45 Seelen) und ſtellt im Frieden eine Compagnie, im Kriege ein Bataillon . Wiewohl es Werftag war, ſah ich manche Mädchen in feſtlichem Puße, alle höchft reinlich.

Ihre Iracht iſt auffallender noch

als bei den bisher geſehenen Slavonierinnen . Sie tragen feuerrethe Strümpfe und das mit rothen aufgenähten Bändern verzierte, etwa durchſichtige Hemd über die Gebühr hoch aufges

ſchürzt; ihr Wuchs iſt ungemein üppig . Wie mir Hr. Marges tiche berichtete, iſt die Sittlichkeit hier zu Lande ſehr ſchlecht, und dieß hauptſächlich aus dem Grunde der ſdrankenloſen Puß

ſucht der Weiber. Er ſagte mir, am Feiertage fönne man dieſe Schönen in ſchwerſter Seide ſehen , ſogar in ſeidenen Hemben ; mandye trugen ihr bloßes Haar mit gefärbten 3mmortellen geziert.

In der Schenke von Babinagreda wo wir einkehrten , ging es morgens fdon ſehr lärmend her . Zwei halbtrunkene Hands werf& geſellen machten Blaumontag und fangen mit gräßlicher Stimme meiſt deutſche befannte Lieder, wie denn in Slavonien

Nun fuhren wir an die Saabe nach Schamaz (zu deutſch Schanzgraben ), das wir nach einer Stunde erreichten. Hier ift

ein Contumazüberreiter und Dreißiger. 68 mar indeß im Aus genólide nicht möglich ins türkiſche Gebiet entlaſſen zu werden.

Da es nun durch dieſe Verzögerung des Uebertrittes und bei Dem Aufenthalte , welcher und jenſeits für Da8jAufſuchen eines Wagens (Denn jenſeite iſt der Weg bis Grabaſdaz fahrbar unb Margetich mußte ſeiner Waaren halber fahren ) bevorſtand, nicht möglich erſchien , Grabarcaz ficher zu erreichen , unterwege aber

eine Unterkunft nicht zu erwarten war, zog ich es vor den beur tigen Tag hier noch zu verweilen und dann morgen zeitig meine Reiſe fortzuſeßen . Ich benußte mit Margetich den Nachmittag zu einem Ausfluge länge dem Ufer der Saave. Dieſes ift öſterreichiſderſeite eingebämmt (ber Damm ſelbft fann auch al8 Vericanjung dienen) , brüben aber nicht. Die Saave macht

um Schama ; eine bebeutende Krümmung. Von Blumen war der Weide halber außerhalb den Gehegen nicht viel zu ſehen, bloß Euphorbia Peplie blüthe ftredenweiſe. In uinpferchten Grundſtücken fahid Maiglódchen und Gunbelreben. Der Anblic des türkiſchen Hand von Pruth am jenſeitigen

Ufer überließ mich der Vetrachtung, wie der Fluß , ſonſt ein Länder, Sitten und Sprachen verbindendes Element, hier wie Jag und Nacht verſchiedene Gefittungszuſtände ſcheidet. Im Wirthshauſe fand ich hier, ſo wie in den andern die ich in Slavonien beſucht , reinliche und bequeme Duartier.

418 ich Abende in der Geſellichaft von Beamten mich befand , erzählte Hr. Margetich folgende von Augenzeugen, die zugegen waren , beſtätigte Begebenheit. In einem ihm zugehörigen, mit Waaren beladenen Schiffe fuhr er unfern von hier die Saave hinab.

Da erblicte er einen im Waſſer ſchwimmenden Gegens

ftand, den er für ein Stüd Holz hielt, bis ihm in der Richtung desſelben ein Angſtruf um Hülfe zutönte. Er ließ nun hins

ſogar unter den Ginwohnern niederer Claſſe die deutſche Sprache rudern , und ſiehe da , es war ein dem Ertrinfen naber Türfe,

In einer Seite zulösenangenom ber fich an einemHolzfloß geflammert hatte, ogforbare fermour als Converſationsſprachebiental Slowaken . Dieſer Stamm , mohl verſchieben von den Glavoniern und befanntlich in Ungarn an fäſſig, ſcheint gleich den Furlanern und den Zillerthalern viel Hang zum Wanderleben zu beffßen ; fte find eß die als Hafen binber oder mit Mäuſefallen umherziehen . Die hier anweſenden waren ausgezeichnet durch breite flache Geſichter mit vorſtehen den Badenknochen ; fie trugen Zöpfe und weiße rollene Mäntel. Hr. Margetich verließ mich hier auf eine Viertelſtunde,

wie er ſagte, nm ein kleines Geſchäft mit dem Krämer des Dorfes abzumaden . Dieß fleine Geſchäft Dauerte indeß bis 12 Uhr und beſtand in nichts anderm , als dem Einfauf von einer Maffe geringfügiger Gegenſtände, Spielwaaren , Glasperlen 2c. , um für ſolche auf türkiſchem Gebiete im Tauſche lumpen eins

zuhandeln . Den Agenten dieſes Geſchäftes hatte er bereits von Broob mit fich gebracht. Alles wurde nun auf unſerm Wagen aufgeladen und ſomit war mir die Abficht klar, in welcher mich

Margetich zum Umwege über Babinagreba beredet hatte, ohne mich früher dieſelbe ahnen zu laſſen , wiewohl ich in der Shat nie etwas dagegen einzuwenden gehabt hätte, da jener Umweg auch meinen Zweden vollkommen entſprach. Wie bei dieſen ges ringfügigen Vorgängen dieſer Mann unehrlich zu Werke Iging, ſelbft fogar da, wo er auf ehrlichem Wege ſeine Abficht eben ſo ficher erreichen hätte fönnen, war es in der Folge dieſe Eigens

mit Mund und Naſe über die Oberfläche des Waſſers hervor ragte. Nachdem er nun den armen Menſchen auf das Schiff gebracht hatte, ward ihm von der Orånzwache zugerufen, mit dem Schiffe and Land zu legen. Da es erfannt worden war, daß er mit dem Türfen in Berührung getreten ſey (nach dem dortigen Ausbrucke „ fidh vermiſcht habe“ ), verfiel er dem Con tumazgeſeße und mußte fichs gefallen laſſen , in Begleitung der

Wache nach Brood zurückgebracht zu werden, in deſſen Quaran täne er erſt ſeine Befreiung wieder erhielt. wähnte auch eine dhen in Slavonien 4 Mai. Um Päſſe viffrt; die

Hr. Margetich er

ſympathetiſchen Mittele, beffen fich die Mats , um Sterilität zu erzweden, bedienen . halb 7 uhr Morgens befamen wir unſere Viſa lautete ominős folgendermaßen : Vibi

Officiere Corbone Poſten Schamaz am 3 Mai 1847 zum Hins übertritte nach Jenſeite. Viſſatar erlegt 7 fr. 6. M. Herr Dfficier verhindert. Blad Gregorovic Corporal." An Der Saabe angelangt, deren Ufer vom Dorfe ungefähr 400 Schritte entfernt find, wurden wir von türkiſchen Schiffern in einem Einbaum abgeholt und über den breiten Fluß gebracht. 1 Convallaria majalis L., Glechoma hederacea L.

444

Die franzöſiſchen Republikaner . ( Fortſeßung .)

Vielleicht find jedoch die allgemeinen Anfichten der republikaniſchen Partei über fremde Politik und die volkerrechtlichen Verhältniſſe euros päiſcher Staaten für unſere Leſer intereſſanter als eine Blumenleſe aus ihren ſonſtigen Grundlehren, und da wir ohnehin eine Auswahl treffen müſſen , ſo wollen wir zum Soluſie dieſen Gegenſtand in Erwägung ziehen , und zwar um fo bereitwilliger, als er manches Intereſſante in fich fließt. Die Thatſache, daß die Verträge von 1815 Frankreich nicht angenehm ſind, iſt nicht zu verwundern : die damalige Einrichtung war nur die Wiederherſtellung der Drdnung, die der franzöſiſche Ehrgeiz geſtört hatte, die Verträge waren ganz natürlich in argwöhniſchem Geiſte abs gefaßt, und hatten namentlich die Sicherheit Europa's gegen neue Aus brüche von dieſer Seite her zum Zwed. Frankreich verlor nichts von

ſeinem eigenen Gebiet , aber es mußte ſeine neuen Groberungen wieder herausgeben, und zwar unter demüthigenden Umſtänden, die man nicht ſo leicht vergißt. Zwei Punfte mußten fiets Mißvergnügen und Grimm erzeugen : fürs erſte ward die unmäßige Ausdehnung Frankreichs durch den ſtarfen Arm des geſammten Europa's beſchnitten und in den Nie derlanden ein Königreich geſchaffen, als beſondere Sdranke gegen Franf reich. Das wurde nie geduldig bingenommen und ſtets als Nationals beſchwerde hingeſtellt; denn während innerhalb des legten halben Jahr hunderts England, Rußland und Preußen ſich durch wichtige Groberun gen vergrößerten , war das franzöſiſche Gebiet in der That minder aus: gedehnt , als es unter Ludwig XV geweſen war. Der zweite Punft war vielleicht noch frånfender.

Der bemerfeno

und der Errichtung einer conftitutionellen Regierung in Spanien, aber dieß genügte bei weitem nicht, der König von Frankreich ſollte offen die Vernichtung der Berträge ausſpreden, bie als ein fortbauernder Schimpf für das Land betrachtet wurden , unb follte fich teď auf die revolutionäre Bartei ſtüßen , fich für die Rechte Frankreich und die Freiheiten Polens ausſprechen mit einem deutlichen Fingerzeig auf die Fadel, die ein ein :

ziges Wort von ihm in den europäiſchen Bau hineinſchleudern fönne. Die entgegengeſepte Politif des Bürgerfönigs iſt wohl befannt : er be: ſchwichtigte die abſoluten Mächte ftatt fie zu ſchreden ; er verfannte die Grundſáße, die ihm den Weg zum Throne geöffnet, und war froh, eine Anerkennung ſeiner Anſprüche zu erlaufen , indem er fich aller Ein: .

miſchung in die Anſprüche anderer enthielt. Die Republifaner ſehen dieß Verfahren als eben ſo unflug, wie ſchimpflich an, denn der Zuſtand Europa's im 3. 1830 habe Franfreich in den Stand gefeßt, ſeine Bedins gungen des Friedens und der Nuhe zu dictiren . Sie behaupten, eine bloße drohende Stellung hätte hingereicht; es iſt indeß ganz flar, daß fie völlig bereit waren , das Wort durch die That zu unterſtüßen, und

fie verbreiteten fich in ungemeſſener Sprache über den kleinmüthigen Geiſt, der das Geſchid Franfreichs lähme , um einer ſo unbedeutenden Rüdfight willen , wie ein möglicher Brand Europa's.

Hinſichtlich der belgiſchen Frage ſehen ſie natürlich den Anſchluß dieſes Landes an Frankreich als eine Maaßregel an, die durd nationale

Gründe, durch Aehnlichkeit der Sitten, durch Oleidheit der Sprache und Religion ſo wie durch gemeinſame Erinnerungen geboten iſt. Da die nicht geſchah, donnerten fie erbittert gegen die Ginſeßung eines „ eng liſen “ Fürſten flatt eines franzöſiſchen und erklärten das ganze Ver: fahren der Londoner Conferenz als von unauslöjdlichem Haß gegen Hr. Louis Blanc ſchreibt den boshaften Intri:

wertheſte Zug der franzöſiſchen auswärtigen Politik iſt die Vormundſchaft über gewiſſe andere Länder , die nach ewigem Recht zum Boden Frank: reiche gehören ſollen . Gin republifaniſcher Schriftſteller ſagt vom fran zöſiſchen Volfe, es lebe plus de la vie des autres nations que de la sienne propre. Die Mact Frankreichs ſoll nicht ihm ſelbft, ſondern der Menſchheit“ angehören, ſeine Politik iſt „ si communicative et

Frankreich eingegeben .

desinteressée,“ daß ihr die Wahrung anderer , unterdrückter Nationa:

Giferſucht gegen Franfreid faſſen ſollten . Neuere Vorfälle haben zum mindeſten gezeigt, daß die Sympathieen zwiſchen beiden Ländern nicht ſo lebendig find , ale manche wünſchen möchten , welche Urſachen nun auch das gute Einvernehmen geſtört haben mögen. Was den Quadrupel: vertrag betrifft, durch den England und Franfreid fich verpflichteten die beiden abſolutiſtiſchen Kronpråtendenten der iberiſchen Halbinſel von ihren reſpectiven Thronen auszuſchließen , ſo betrachten die Republifaner eine ſolche Unterhandlung nur mit einem höhniſchen Achſelzuđen. Man war in England gewohnt dieſe Allianz conftitutioneller Staaten zur Förderung conſtitutioneller Grundfäße als ein brauchbares Gegengewicht gegen minder aufgeklärte Bünde , und als ein ehrenwerthes Zeugnis für die Sache bürgerlicher Freiheit zu betrachten , die Republikaner ſcheinen aber den greifbaren Deſpotiømus eines Carlos oder Miguel dem, was fie als ein monftröſes Mirtum Compoſitum widerſtrebender Grundfäße anſehen, vorzuziehen. Die meiſten Pfeile; die in leßter Zeit gegen Lord Palmerſton abgeſchoſſen wurden , famen aus dieſen republi faniſchen Röchern.

litäten “ eben ſo wie ihre eigene Vertheitigung obliegt. Bei der erſten Darlegung republifaniſcher Grundſäße ſtellte einer der Angeflagten , als einen unwiderleglichen Ginwurf gegen eine monarchiſche Regierungsform auf, daß fie ein nothwendiges Aufgeben dieſer heiligen Pflichten mit ſich führe, denn obwohl Franfreich ſeine eigene Wohlfahrt durch ſeine eigene Stårte fichern fönne , müßten doch die naturgemäß unter ſeinen Schirm geſtellten Nationen unvermeidlich den friedlichen Neigungen eines dyna: ftiſden Intereſſed aufgeopfert werden . Indem man nun dieſe verſchie denen „Nationalitäten “ dem Schuße Franfreich : entzog, und die Regie rungsform , welche die Ausübung dieſer angenehmen Pflichten unterbrad,

ich

wiederherſtellte, wurden die Verträge von 1815 der Nation äußerſt zu = wider. Wir glauben daß wenigſtens drei Viertheile des franzöſiſchen Volfes dieſe Anſichten theilen , die Republifaner treiben fie aber ind Unmäßige, und wir gründen unſere Bemerkungen auf ihre veröffentlich:

guen Englands die Maaßregeln zu , aus denen er die argwöhniſchen Geſinnungen Belgieng gegen Frankreich ableitet. Er ſagt, der Whig: regierung rey es fürs erſte gelungen , die Belagerung von Antwerpen in die ungünſtigſte Jahreszeit zu verſchieben , zweitens die Belgier zu hin: dern an den Operationen Theil zu nehmen , damit ſie eine dauernde

!

ten Anſichten .

Bei der Revolution von 1830 hatte Frankreich wenigſtens ſeinen Antheil an ſolchen Gebietserwerbungen erhalten, wie der durch Verträge

garantirte Status quo geſtattete: eg hatte Algier gewonnen. Ghe jedoch

( Fortfeßung folgt.)

Miſſion für die Stadt london.

Am 24 April fand die

Carl X Rambouillet geräumt, wurden die Verträge von 1815 abermals in Frage geſtellt. Die erſte Frage, welche dem noch ungefrönten Ludwig Philipp von dem hißigern Theile ſeiner Wähler vorgelegt wurde, bezog fich auf ſeinen Entſchluß hinſichtlich dieſes Punftes, und die Republifaner

Jahresverſammlung dieſer Miffiondgeſellſchaft ſtatt, die einige merkwür: dige Ergebniſſe lieferte. Aus dem Bericht geht hervor , daß London feit dem lekten Cenſus, t. h. ſeit 54/2 Jahren um 165,000 Einwohner

gingen alsbald ſo weit zu erflaren, daß die Revolution von 1830 ſelbſt

liche, in London find ihrer aber nur 1275 oder wenig mehr als die

nicht wohl eine Vertheidigung der Charte ., ſondern ein Ausbruch des Nationalgeiſtes gegen die Verträge von 1815 geweſen ſey. Ihren Anſichten nach war der Augenblid gekommen, dieſe beleidigenden Verträge in die Winde zu freuen und das politiſche Syſtem Europa't völlig umzugeſtal. ten , in welcher Weiſe werden wir alsbald fehen. Die Hauptveränderungen des Status quo, welche nach den drei Ju liuetagen eintraten , beſtanden in der Trennung Belgiens von Holland

Hälfte der Zahl , die verhältnißmäßig da ſeyn ſollte. Die Geſellſchaft

Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

zugenommen hat, ſo daß die Stadt jeßt mehr als 2 % Million Men

ſchen umfaßt. Nad dem leßten Genſus befißt England 25,452 Geift: hat jeßt 200 Miſſionäre in den ſchlechteſten und am didteften bevölfer:

ten Theilen der Stadt an der Arbeit. Von der Bildung der Miſſion an im Mai 1835 bis zum Mai 1847 hatten dieſe 4,268,281 Beſuche

in den einzelnen Wohnungen gemacht, darunter (aber nur) 378 zu Kranten und Sterbenden ; 89,676 Zuſammenkünfte waren gehalten wor. den , 4,803,726 Traftåtdhen wurden vertheilt und 59,510 Copien ber

heiligen Schrift abgegeben . (Shipp. Gazette. 26 April.) Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 1- 112 .

10 Mai 1848.

Eine Scene in der afrikaniſchen Wüfte. Richardſon erzählt in ſeinem Werf : Travels in the Great

Desert of Sahara (Vol. II. p. 435 ff.) das Eintreten eines Simum8 oder Kibli , D. h. Südwind auf ſeinem Wege von Sodna nach Mesratah , alio aus dem Innern nach der Küſte. Da die Erzählung mehrere ſehr charafteriſtiſche Züge enthält, To heben wir ſie vollſtändig aus . „ Am 1 April ( 1846) brachen wir frühzeitig auf. Ein ſchredlicher Tag ! Gin Kibli in all ſeiner Stärfe ; der Wind

Azous, eines andern Sklavenhandlere , der fleben Sklaven mit fich führte, und, wie ich geſtehen muß, trog ſeines abſcheulichen Gewerb8 ein menſchlicher Mann war ; ich habe ihn niemals ſeine Sllaven ſchlagen ſehen , was viel ſagen will. Das Bes nehmen dieſe menſchlichen Mauren bewies, daß es gar nicht

durchaus nöthig iſt, beim Zug durch die Wüſte die Sklaven zu peitſchen . Die Tuariks von Ahir wiſſen dieß , und legen nie die Hand an ihre armen Gefangenen . Endlich hatten wir die ſen Tag ſchredlicher Hiße und Durſtes hinter uns, denn endlich nimmt alles, auch das Aergſte, ein Ende. Nie wird aus meinem

weht gerade von Süden , er iſt vollfommen trocken , unähn lich dem Scirocco, der zu Malta weht, denn der Scirocco iſt feucht, höchſt entnervend und ſüdöftlich in ſeiner Richtung ; wahr

Gebächtniß die Bitte eines armen Negermäbchens verſchwinden ,

ſcheinlich iſt es jedoch derſelbe Wind, der beim Hinwehen über

gelaufen fam und ausrief : ,, D kaufe mich, Jakub, faufe mich !

Das Meer Feuchtigkeit an fich zieht und eine ſüdöſtliche Richtung nimmt .

Nie war ich ſo erſtaunt, als über den Anblic der

Neger an dieſem Lage.

Hr. Gagliuffi (engliſcher Viceconſul zu

Murzuf in Fezzan ) hatte mir geſagt : „ „wenn ein Ribli eintritt, können die Sklaven nicht vorwärts fommen ." " Ich konnte kaum glauben , daß ein heißer Wind für dieſe Kinder der Sonne ſo perberblich ſeyn würde : fte ſtellten fich hinter die Kamele, fro chen unter ihre Bäuche, fte hielten , fich ablöſend, die Mäntel

empor, wodurch fich fünf oder ſeche zugleich ſchüßten , fte hülten ihre Gefichter und Körper in ihre zerriſſenen Kleider, fte erfan Den alle Arten von Auskunftsmitteln , um fich einen Augenblick gegen den Wüſtenfimum zu ſchüßen . 30h fonnte nicht umhin zu bemerken , wie überlegen Der Weiße Dem Schwarzen an phy

fficher Kraft ift. Unſere Araber und Mauren blieben ſtehen, wandten ſich mit dem Geſicht gegen den glühend heißen Wind,

und ertrugen die Laft und Hiße des Tages tauſendmal beffer ale bie Neger, bieſe aus der Vermählung der Sonne mit dem

Nigerſchlamm hervorgegangenen Kinder. 3 tätte nimmer geglaubt, daß der Neger, in deffen ſumpfigen Ebenen die Hiße ewig in voller Kraft herrſcht, und der ſomit von Natur aus den Froft ſcheut, durch einen heißen Wind leiben fönne. „Wir tranfen alle reichlich an dieſem Tag , zehnmal mehr ale fonft, aber jept war e8 auch nöthig die Sklaven raſch und

mit Gewalt vorwärt8 zu treiben , denn die Kamele trugen nicht hinreichend Waſſer, daß es mehrere Tage in dieſer Weiſe hätte

die, als der Simum in ſeiner größten Stärfe war, mit Blut unterlaufenen Augen und unter ſtrömenden Thränen zu mir

Ich bin ſehr hübidh, id) wil dein gutes Weib ſeyn und bei dir ſchlafen. D , id fterbe, faufe mich , Jakub ! kaufe mich , der Wind bringt mich um !" "

„Wir lagerten an dieſem Abende auf einer großen Ebene mit niedrigen Bergfetten linfe und redite. Kamele lagen auf der Straße ;

Die Leichen zweier

die große Karawane, an der

wir einige Tage zuvor vorübergefommen, hatte ſie liegen laſſen , ungewöhnlicherweiſe noch mit einem Theil des Fleiſches an den Knochen . Einige Sklaven berichlangen e8 ſogleich roh . Hunger iſt der beſte Roch ."

Aus Apulien . 2. Das Cap Leuca.

Aleffano.

Ugento 2c .

( Fortſeßung.)

Der freundliche Befehlshaber dieſer kleinen Kitabelle, an welchen und der Kaufmann in Iricaſe empfohlen, führte und überal umber, und mit Hülfe eine ſehr guten Fernrohre ers fannten wir deutlich die Bergfuppen von Epirus und Corfu. Zu unſern Füßen lag die Gränzfläche der abriatiſchen und ionis

ſchen Fluthen , deren wellenkräuſelnde Vermiſchung bei ruhigem Meer deutlich wahrzunehmen ſeyn fou, wie Reiſende und Schiffer berichten. Der kleine Hafen von Leuca beherbergte mehrere Fiſcherboote, welche in der verfloſſenen Sturmnacht fich hieher geflüchtet, und rechts und links zog ſich das gelbliche, dürre,

Esnufft (ein Sklavenhändler) zeigte, wie

flippen- und grottenreiche Ufer , Deffen oberen Rand überall

außgezeichnet gut er zu ſeinem Geſchäft qualificirt ſey. Er trieb

halbverfallene Wachtthürme zieren , in den Hintergrund zurüc.

ausreichen fönnen.

ſeine Sflaren wüthend vorwärte , und peitſchte eine unglückliche

Das Meer war ruhig geworden und ich beſchloß die Rüfte bis

Negerin unbarmherzig , daß ich glaubte, ffe muffe tobt liegen bleiben . Der Glende ward auch nur an der Verübung des Vers

zu dem ſogenannten Porto D'Ugento zu Waſſer in Augenſchein zu nehmen, die Pferde nach Ugento vorausſchidend. Vorher

brechend gehindert durch das gewaltſame Ginſchreiten Mohammed

jedoch wurde das Kloſter beſichtigt, welches durch einen Biſchof

w0283

446

Gianelli von Aleſſano in der Mitte des vorigen Jahrhunderts

vergrößert und verſchönert wurde. Ueber das Kloſter felbft und die Kirche iſt nicht viel zu ſagen. Die Einrichtungen für Gäfte, beſonders für wallfahrende geiſtliche Herren , find vortrefflich; man zeigte uns 6 bis 8 mit prächtigen Betten, Sophas, Stüh len, Tiſchen , allem nüßlichen Rochs und Stubengeräth verſehene

Zimmer. Auf die vielen Weingläſer, ja felbft Punſchbowlen in den Schränfen zu ſchließen , muß der Weinfeller hierſelbft ein vorzüglicher ſeyn . Der Cuftode theilte und mit, daß ein römis ſcher Marcheſe, in römiſch -politiſche Umtriebe unter Gregor XVI verwidelt, hier längere Zeit ftrenge beobachtet, gleichſam im Gril gelebt und die irdiſchen Lurusartikel für die ihn beſuchenden Freunde herbeigeſchafft, und nach ſeinem Lobe dem Kloſter ver. macht habe ; jedenfalls iſt gegenwärtig bas Kloſter das allers

ſeyn, wie der Umfang der Stadtmauern und die vielen verlaſſes nen ruinenartigen Gebäude eß anbeuten. Hier war das alte Urentum, welche nach Virgil (Aen . 8) von Uſeng erbaut wurte : ,,Ductores primi Messapus et Usens.“ Es gehörte zu den Hauptſtädten des ſalentiniſchen Gebiete , und über eine hier ges fundene Münze mit der Legende VIETINN, einem Adler und einer Kornähre, ſchrieb der Numismatifer Minervini eine lange Abhandlung Im 3. 340 wurde Urentum mit allen anderen

falentiniſchen Städten und der Provinz von Catanzaro bem gries chiſchen Reiche einverleibt.

3m 3ahre 400 u. ff. erſchienen hier

Gothen, Bandalen und Longobarben. 3m 3. 800 zerſtörten die Saracenen die Stadt, und ſeitdem (vgl . Ughelli) erholte fie fich niemals ganz wieder, die frühere Größe iſt noch deutlich zu er

comfortabelfte Einkehrhaus auf dem ganzen Capo di Lecce ; den

fennen. Ptolemäus nennt die Stadt . Nachdem die Normannen auch aus dieſen Gegenden die Griechen verjagt und zwölf Graf

noch üben die Localitäten, die Umgebungen, die Bibliothek und

ſchaften eingerichtet hatten, erhielt Urentum ein beſondered Stimms

die Runftgegenſtände feinen feſſelnden Zauber aus. Von Antis

recht für die Comitien zu Melft. Im J. 1537 erlitt Urentum eine neue furchtbare Türfenzerſtörung, ging nachber von einer

quitäten iſt mit Ausnahme eines werthloſen Opferſteing, der in einem kleinen Nebengemadhe der Kirche aufbewahrt wird, nichts vorhanden. Die drei hier anweſenden Geiſtlichen luden mich ein acht Tage bei ihnen zu verweilen und – die föftlichen Weine der Umgegend unter ihrer Leitung fennen zu lernen ; man bewirthete uns mit einem ſehr frugalen Frühſtüc, bei wels

chem Kartoffeln die Hauptrolle ſpielten . Ich erfuhr zu meinem Erſtaunen , daß erſt ſeit 5 bis 6 Jahren auf dem ganzen Capo di Lecce Kartoffeln gebaut, und daß dieſe noch immer als ein Leckerbiſſen betrachtet würden. Dbſchon ich dem vielbeſuchten wunderthätigen Mabonnens bilde zu Leuca nach dem aufrichtigen Geſtändniß der Mönche

lange nicht genug Aufmerkſamkeit bewieſen, ja ſogar in dem Kanonenſtübchen des Unterofficiers der ſchönen Ausſicht wegen

mehr Minuten verweilt hatte als in der Kirche, ſo war man doch artig und gefällig, und gab und bis an

Ufer zur Barfe

freundliches Geleit. Der Cuſtode, ein ſehr geſprächiger Mann, hob es beſonders hervor, daß troß der vielen Verwüftungen dies ſer Küſte bas Capo di Lecce ein blühender und reichbevölferter

Erbftrich geblieben, und daß man dieſes allein der Madonna ſeines Sanctuariums zu danfen habe. Und wahrlich der Mönch hatte nicht Unrecht! Dag Mabonnenbild zog magnetiſch Coloni ften herbei, und Reliquien und wunderthätige Gemälde hielten den Muth der Bewohner in großen Drangſalen aufrecht. Wir beftiegen unſere Barfe und blickten noch einmal zu

dem früher ſo berühmten Felsplateau empor. Statt der vier Hoffe, weiß wie Schnee, welche einſt Aeneas ale Sinnbilder der Kämpfe, welche ihm auf italiſchen Gefilden bevorſtanden, hier bewunderte (Virg. Aen. 3, 537), erblicten wir die lange Ras none De8 neapolitaniſchen Strandwächter , welche ihren Hals als Abſchiebøgruß uns entgegenſtredte. Ein friſcher Ditwind trieb uns raſch vorwärts, wir getachten des Pompejus, des Cäſar, des Brutus, des Dctavian, der Saracenen , Normannen und Franken , welche vor uns dieſe Gewäſſer Durchfreuzt, unb

gelangten nach kurzer Fahrt an ſumpfigen, öben, unwirthbaren Ufern und an Morciano mit alten Mauern vorüber, an einen kleinen Landungsplaß, Porto di Ugento genannt. Wir ftiegen zum Uferrande empor und befanden und plößlich wieder in liebs licher fruchtbarer Gegend ; die vier kleinen Miglien bis Ugento

Hand in die andere (Aquino, Colonna, del Balzo, Pagano u . wurben ihre Herren) und verfiel immer mehr. In der Nähe Ugen

to8 liegt der Drt Compignano ( Pompinianum ? ) mit alten Ruinen .

In dem finſtern öden Städtchen wurde es uns bald unbe haglich. Wir harrten unſerer Pferde und gaben den neugies rigen Einwohnern feit undenklichen Zeiten hatte fich kein

Reiſender hierher verirrt — welche fich in dem kleinen Kaffee um uns verſammelt hatten, alle mögliche Auskunft über unſere

Reiſezwece. Niemand glaubte uns, man hielt und für räubes riſche Schiffbrüchige, und beſtärfte fich in dieſem Glauben , alb wir gegen Abend zu Fuß nach Preficcie weiter wanderten ; die Gegend iſt gut bebaut und gleicht der früher beſchriebenen. In Preftecie, welches hübſch in einer Vertiefung liegt und mehr als

2000 Einwohner zählt, trafen wir unſere Pferde und trabten raſch nach Aleſſano, welches wir vor einbrechender Nacht noch recht gut in Augenſchein nehmen fonnten . Aleſſano hat 2500 Einwohner und ein freundliches , wohlhabendes Anſehen ; ich fah hier eine große Sahl ſehr hübſcher Frauen und Mädchen mit

ächt griechiſchem Profil, ein paar Bürger geſellten fich höchft zuvorkommend zu uns und führten uns überall umber. Die Stadt hat eine Miglie Umfang, iſt ſehr gut gepflaſtert und mit hellfarbigen Säuſern geſchmüdt, fte liegt am Abhange eines fleis nen Hügels, von dem man auf die mit Städtchen und Dörfern überfäete Umgegend mit Genuß hinunterblidt. Eine reich mit

Thymian bewachſene Ebene, wo Viehzucht und Bienenzucht blus hen, umgränzt den Drt nach Weſt unb Norb ; öftlich erſtreden fidh Dlivengärten, welche ein ausgezeichneteo Del liefern. Außer bem werden in Aleſſano treffliche Strümpfe, 3aden und andere Sachen aus Wolle und Baumwolle gewebt, und ein regelmäßis

ger, zahlreich beſuchter Wochenmarft bringt Wohlſtand und Leben in den Ort. Unſere guten Führer erhoben unter fich einen ges waltigen Streit, ob die Stadt von den Soldaten des Pyrrhus (welcher den Tarantinern und Veretinern zu Hülfe eilte) aus der Stadt Aleſftos in Albanien, oder von Alerius Comnenus gegründet ſey ; leßtereß ſcheint und wahrſcheinlicher. Der Roms nene erſchien hier im 11ten Jahrhundert von Monteſarbo fom

mend, verſchanzte ſich, und ein Thurm trägt noch heut zu Tage

die Luft ift geſund, dennoch gibt es faum mehr als 1500 Gins

ſeinen Namen : torrione oder revellino di Alessio. Er ſoll der Gtabt die Form eines Schiffs, den Vorbertheil nach Mittag ges richtet, gegeben haben . Ferdinand von Aragonien beſchenfte

wohner hier ; früher muß dieſer Ort viel bevölkerter geweſen

Aleffano mit allerhanb Privilegien, unter anderen auch mit

legten wir zu Fuß zurüd.

Ugento liegt auf einem Hügel, welcher die Gegend beherrſcht,

447 Waffen, welche die Bewohner am 13 April unb 1 Auguſt bei den großen Wallfahrten nach St. Maria di Leuca tragen burf

della Lizza auf die Inſelſtadt Gallipoli, auf die freundlichen Landhäuſer und Gärten der Gallipolitaner, das ioniſche Meer

Dieſes Privilegium ift im Februar dieſes Jahr8 (1848)

und den Golf von Laranto. 3ch erwähnte ſchon früher, daß das Land nach der Küſte zu fich etwas erhebt, und daß dater

ten.

durch die Conſtitution Ferdinands II und die demnächſt überall gebildete Nationalgarbe ſehr erweitert worden. Aleſſano ſteht nicht allein durch Territorials und Kirchenverhältniſſe, ſondern auch durch eine beträchtliche biß ang Cap fortlaufende Anzahl ſehr alter Ruinen in Verbindung mit S. Maria di Leuca, ſo daß die Vermuthung, daß die alte Stadt Leuca hier geſtanden , wo nicht vollfommen gerechtfertigt, doch nicht ganz ungegründet

alle egenſtände auf dieſer fanftanſteigenden Fläche ſehr deutlich und gleichſam vergrößert wahrzunehmen. Aus dieſem Grunde wird man auf dein Wege von Tricaſe nach Gallipoli erſt bei der ſchönen Kirche von S. Maria mit dem Anblice des Meeres überraſcht. Alles iſt mit einem Schlage verändert : ftatt des Grüns der Bäume, der bunten Farben der Blumen und der

Seit dem Jahre 966 zogen fich die Bewohner der

mannichfaltigen Feldcultur nichts als ein grauer Häuſerflum

Rüfte wegen der häufigen Saraceneneinfälle immer mehr ing Land zurüd, die Landſtädte vergrößerten fich, wurden mit Thürs men und Mauern umgeben und verloren, je mehr fte den mits

pen , Meer, Luft und dürrer baum- und ſtrauchloſer Strand. Gallipoli liegt auf einem Felſen im Meer, 200 Schritte vom feſten Lande, mit welchem es durch eine ſtattliche, 12bogige Brüde, unter welcher Barfen und kleinere Schiffe Durchfahren , verbunden iſt. Im Alterthum hing Feld und Stabt mit dem Lande zuſammen . Durch einen 3fthmus, welcher in weſtlicher Richtung vom Lande aus ins Meer hineingreift, werden in zwei ziemlich regelmäßigen, 6 Miglien langen Halbbögen zwei fleine Meerbuſen gebildet. Auf der äußerſten vom Meere zerſchnittes nen Spiße dieſes 3ithmus liegt die Stadt ; fie hat nur einen einzigen Eingang an der Díts und Landſeite. Eine Zugbrüde, und dieſer gegenüber ein Thor und ein Caſtell vertheidigen Gal

erſcheint.

telalterlichen Charafter annahmen, die griechiſchen und römiſchen Spuren .

Es war ein wunderſchöner Abend als wir die wenigen Mis glien von Aleſſano nach Tricaſe heimritten ; wir ließen unſeren Thieren die Zügel ſchießen, unb in furzer Frift ſaßen wir an der wohlbeftellten Safel de Gendarmen.

Röſtliche Fiſche, Wilds

pret, Käſe und Eiergerichte nebſt feurigein Wein belohnten uns für die Anſtrengungen des Tages. Ich war überaus froh die Finis terrae recht gründlich kennen gelernt zu haben . In hei terer Geſellſchaft leerten wir eine Bowle Punſch, ſchliefen treff ! lipoli . Die Stadt hat eine polygone Form, ift überall von lich und fuhren, nachdem wir eine überraſchend billige Zeche ge hohen Mauern, welche ihre Felſenbaſis im Meere haben und zahlt, am andern Worgen nach Gallipoli weiter.

Der Weg dahin iſt überaus anmuthig. Zuerſt an beiden

Thürmen umgeben , und gewährt vom Meere aus einen ſchönen

und merkwürdigen Anblick. Sie gleicht nach italieniſchen Reiſes

dann Weideflächen mit Duften

beſchreibern einer ſchwimmenden Bratpfanne, deren Stiel der

dem Ginſter, Thymian und Meliſſe, überal Fruchtbäume, mit

Iſthmus iſt; 9 Thürme, 2 Caſtelle und Wälle vertheidigen die

Seiten Gärten und Delwälder,

Ueber die Mauern Des

Stadt, welcher vom Meere aus wegen der vielen Klippen ſchwer

ſchmalen , fich ſchlängelnden Fahrwege ragten in wunderbarer

beizufommen iſt. Das Meer trägt einen ſehr ſtürmiſchen Cha

igfeit und Größe die Blätter der Feigenbäume hervor, un mir fielen Stollberge Worte ein : „man muß den Feigenbaum

rafter an dieſem Küſtenſtrich, und hat den Umfang der Stadt

dieſer Halbinſel uud die hohen Baumreben in der Terra di La

ziemlich bedeutender iſt, ſo hat die Stadt dennoch keinen Hafen und feinen Molo, ſondern nur eine Rhede welche den Nord und Weſtwinden ſehr ausgeſept ; überhaupt bebarf es der fun bigen Lootjen , um einen fidheren Anfergrund zu finden. Eine Sandbank, ji Grafo genannt, brachte ſchon vielen Schiffen Ver berben, und zur Winterßzeit fommen hier beſonders häufig Schiff

Pinien und jungen Gidhen wechſelnd.

voro oder bei Sorrento geſehen haben, um den ſchönen Begriff

iſraelitiſcher Glüdſeligkeit und Ruhe unter eigenem Feigenbaum und Weinſtod ganz faſſen und empfinden zu können .“ (1 Buch D. Könige 4, 25 ; Micha 4, 4). Wir verirrten uns auf den vielen Kreuz- und Duerwegen, und famen endlich bei Lucug nano , einem ſchwachbevölkerten Dörfchen mit Gypsbrüchen und Kalköfen in der Nähe, auf die große neue Straße, welche von

Lecce nadh dem Cap führt und hier Nebenzweige nach Tricaſe, Ugento und Gallipoli abgibt. Lucugnano fou ſehr alt ſeyn (a lucu Jani) , und ein Gehölz in der Nähe heißt noch jeßt das Janus-Holz. Ueber Miggiano, Taureſano, Caſarano, Matina (Parabita rechts laffenb) und bie Picciotti ging es dann nach Gallipoli hinunter. Alle dieſe Drtſchaften haben 1200 — 2000 Einwohner, reinliche, hellgelb, grün, braun und roth angeſtri dhene Häuſer, eine ſchöne Kirche, ein ſtattliches Herrenſchloß und

bereits ſehr beeinträchtigt. Dbſchon der Handel Gallipoli's ein

brüche vor im Jahre 1846-47 7.) (Fortſeßung folgt.)

Die franzöſiſchen Republikaner. ( Fortſeßung .)

In der Discuſſion der „ großen orientaliſchen Frage" entwidelten

fich die Anſichten der franzöſiſchen Republikaner über europäiſche Politik am umfaſſendſten . Nach den maleriſchen und poetiſchen Schilderungen, die wir in leßter Zeit von dieſer bedeutſamen Frage vernommen haben,

fte wollen lieber reiten als fahren,

ſcheint es am paſſendſten , die Frage einfach dahin zu ſtellen : was mit dem Drient geſchehen ? Die Neformen Mahmudo II haben dem ſiechens den ottomaniſchen Reich vollends den Todesſtoß gegeben , indem es das durch die Kraft verlor, welche es im leßten Augenblick noch in dem Geift unangetaſteter Nationalität hätte finden können. Es war nicht zu läug: nen, daß der ganze Bau wie ein Schemen fich auflöſen würde, würde er niớt durch die Stūßpfeiler zuſammengehalten, welche die gegenſeitige Giferſucht und die gemeinſamen Intereſſen Europa's zu ſeiner Grhaltung

unb fürchten , daß vermittelft der Chauſſeen Ginquartierung von

aufführten. Was ſollte mit Ronſtantinopel, mit Alerandrien, mit Klein

Iruppen und Gendarmen ihnen über den Sale geſchickt werben fönnte . An mehreren Stellen genoffen wir die ſchönften Aus

Größe und den Folgen dieſer Fragen war Europa übereingefommen, einen ſtagnirenden Status quo zu erhalten , und die Schwierigkeit, die

fichten z. B. bei Taureſano auf ugento und Umgegend , bei Caſarano auf Specchia De' Reti, und bei der Kirche S. Maria

es nicht löſen fonnte, wenigſtene ſo lang wie möglich hinauszuſdieben . Dieſes Hinausſdieben warð plößlich durd einen rebelliſchen Vaſalen

prachtvolle Gärten mit Drangen, Limonen, Dleander unb Kirſch lorbeerbäumen . Nur das Pflaſter im Innern der Städte ift

abſcheulich, und die Communen fommen den Wünſchen des Kö

nige in Bezug auf Verbeſſerung der Straßen der Städte und Anſchluß an die f. Landſtraßen ſehr wenig entgegen. Die Leute fteden voller Vorurtheile :

aften geſchehen ? In weſſen Hände ſollten dieſe fallen ? Grſchreckt von der

448 unterbrochen : Mehemed Ali hatte nicht bloß ſeine Pardalife in ein Reich umgewandelt , ſondern drohte auch den Taurus zu überſteigen, ſeine Reiterei bis an den Bosporus zu führen, und die entartete Dyna: flie ſeines Herrn vom Throne Domans zu verbringen. Ronnte man dieß dulden ? und wenn nicht, welche Maaßregeln des Zwango oder der Ausgleidung mußte man ergreifen ? Franfreich gab eine ſentimentale

Anhänglichfeit an Mehemed Ali fund , ſeine Politif mahnte an die Thaten Napoleons in Aegypten , und er gewann die Franzoſen burd

maaßloſe Complimente und durch die praftiſche Schmeichelei der Nach : ahmung .

Warum ſollte nicht ein neuer Stamm an die Stelle des alten

ganz abſonderlichen Bemerkung finden , welche alſo lautet : il est å remarquer -Eet nous insistons sur ce point

que le plan , qui vient d'être exposé n'aurait eu rien de forcé, rien d'arbitraire. So wenig willfürlid er indeß auch erſchienen ſeyn mag, hielt man ed doch für nöthig, zwei möglichen Einwürfen zu entgehen : erſtens bezüg lich der Gefahr, welche durch die furchtbare Vermehrung einer bereits -

foloffalen Macht entſtünde, und zweitens bezüglich der Inconſequenz, das darin der liberalfte Staat mit dem meiſt deſpotiſchen verbunden iſt zu dem Zweck die Welt zu plündern. Was den erſten Punft betrifft, ſo wurde erwidert, daß die Gefahr nur eingebildet ſey. Hr. v. Lamartine

treten ? Der unnatürliche, gezwungene Zuſammenhang des ungefügen Reicho fonnte nicht immer dauern , und wenn der Wunſch der europäi: ſchen Mächte nur auf die Erhaltung des türkiſchen Reiche, nicht auf die Herrſchaft des Hauſes Osman ging , warum ſollte es nicht in Hände fallen, die beſſer geeignet waren es chne fremde Hülfe zu ſichern ? Wenn dagegen Mehemed Ali ſich eben ſo unfähig , wie Mahmud, zeigte , eine

hatte fräftig und faſt poetiſch ſich dahin ausgeſprochen , die natürliche Richtung Rußlands gehe gegen Often, d. h. ſeine natürlichen Groberun

Wiedergeburt zu bewerkſtelligen , die in der That faſt über Menſchen

denn man behauptete ganz einfach , Albion ſer treulos und Deſterreich habe es nicht beſſer verdient. Hr. v. Lamartine's eigene Anſicht über bie orientaliſche Frage war, wie wir bemerken müſſen, bedeutend minder

kräfte ging, ſo wurde die endliche Kataſtrophe durch einen ſolchen Dyna:

fliewed fel nur erſchwert und beſchleunigt. „ Unter dieſer Geſtalt, ſagt der republikaniſche Geſchichtſchreiber , erſchien der Orient , als die Julius revolution mit Einemmale die unverſchämte Theilung Europa's, wie ſie die Verträge von 1815 feſtgeſeßt hatten , wieder in Frage ſtellte. Mit Hülfe Rußlando fonnten wir die Verträge von 1815 für immer ver

gen lägen in Perſien , Indien und China , und nur wenn man ſeinen Lauf in dieſer Richtung dämme, fönne es gegen die natürlichen Geſete der Schwere nach den benen Europa's getrieben werden . Die Antwort

auf die zweite Bemerkung ward weder ſo raſch gegeben noch ſo finnreich,

impoſanter Art : er erwog , daß die Löſung des Probleme die Ver: ſchmelzung des Dſtens und Weſtens in ſich ſchließen müſſen ; während in der Türkei nur 27 Millionen Menſchen auf demſelben Flächenraum

dieſer Umgeſtaltung verſtanden war, wird ſich ſogleich zeigen, und wenn

wohnten , der in England, Franfreid, Spanien, Belgien und der Schweiz 97 Millionen enthalte, lo ſey hiemit klar die Zeit zu einer Völferwan angedeutet, und eine Theilung, welche Aegypten, derung nach dem

wir die Veränderungen erwägen , welche der beſtehenden Organiſation des Continents drohen, ſo wird die Sfizzirung dieſes republikaniſchen

reid und Rußland laſſe, wäre die weiſeſte Maaßregel , um das große

nichten, und die geographiſche Karte Europa's umgeſtalten." Was unter

Entwurfs nicht ohne Intereſſe ſeyn . Wenn das ottomaniſche Reid, wie dieß augenſMeinlich iſt, in ſeiner Integrität nicht erhalten werden fann, ſo muß es getheilt werden, und

dieſe Theilung vermittelſ einer franzöſiſch - ruſſiſchen Allianz fonnte ſo geordnet werden , daß die civiliſirte Welt auf die bewundernewürdigſte Weiſe reconſtituirt wurde. Das ſchwarze Meer , Konſtantinopel und den fleinaſiatiſchen Theil des Reichs ſollte Nußland erhalten, Frankreich

Syrien und Konſtantinopel unter dem Protectorat von England, Franf .

Problem zu löſen , indem man die Wiedergeburt des Drients mit der Erleichterung des Occidente in Verbindung bringe . „ Das aber, bemerft

Hr. Louis Blanc , hieße Dſtindien an England überlaſſen .“ Wir haben über die allgemeine Neigung der Partei zum Kriege feine Bemerkungen gemacht , ſo wenig als wir über die Neigung der Quäfer zum Frieden e$ thun würden .

Die partie vive du peuple

français, la partie turbulente et guerrière wird ſtets als der åchte

dagegen Aegypten, Syrien und das Mittelmeer. Die vereinigten Streits

Ausdruck der Nation geſchildert, als derjenige , welcher alles Gble in

fräfte der beiden contrahirenden Theile würden hinreichen, den reſpectiven Beuteantheil zu ſichern, beſonders da ganz Europa bei dem Plan gewin: nen würde, mit Ausnahme zweier Mächte, die man vernichten will, Eng land und Deſterreich. Die Wiederherſtellung Polens ſollte eine For:

franzöſiſchen Charafter vor der Verderbniß der Zeit bewahrt. Rein Zug

derung ſeyn , welche Nußland gegen ſo großartige Entſpädigung fuum verweigern würde, und dieß alte Königreich), vermehrt durch Gallizien , würde ſomit das weſtliche Europa deden. Preußen würde durch Ueber: laſſung einiger Theile Deſterreidio verſöhnt, und Deutſchland, in ſeiner Bewegung zur Einheit vorwärtsgetrieben , würde nach Berlin als der

paſſenden und natürlichen Hauptſtadt des neuen Bundesreidhs hingezogen. In jeder Beziehung ſey der Plan großartig und paſſend. Franfreich

würde ſeine Vergrößerung gerade auf Koſten der beiden Nationen erhal.

der neuen Staatsgeſellſchaften wird in den republifaniſchen Schriften ſo naddrudsvoll und ſo unabláſſig getadelt, als der faufmänniſche Eigen: nuß, der grobe, materialiſtiſche Handeløgeiſt, der alle edlen und lebhaf: ten Gefühle in der Sorge für das Eigenthum und dem Streben nada Reichthum erſtidt. Die Börſe wird dargeſtellt als die Fleiſchwerdung

des Geiſtes der Bourgeoiſie, als unrein und entartet, als beſchmußt und alles , was mit ihr in Berührung kommt , beſchmußend. 1

von allen

Entwidlungen der Civiliſation gibt es in den Augen eines Republic fanerd nicht Gine , die ſo durch und durch verächtlich iſt, als diejenige, welche die nationale Wohlfahrt für gleichbedeutend anſieht mit der mas teriellen Blüthe des Landes. Sie brandmarfen ohne Rüdhalt jedes

ten, die ſeine Erbfeinde find, und die Politif Heinrichs IV und Riche: lieu's gegen Deſterreid), wie die Napoleono gegen England, würden voll ftändig und unerwartet in Ausführung gebracht ſeyn. Zu gleicher Zeit

abhält , damit er den fünſtlichen Bedürfniſſen des Lurus oder der Auf

würde Franfreich ſein altes Föderativſyſtem erneuern und ſtiege empor

nicht undeutlich darauf hingewieſen, daß die eingebildeten, von der Civi:

zum anerkannten Haupt aller Mächte zweiten Range. Durch den an

liſation geſchaffenen Bedürfniſſe eher ausgetilgt als befriedigt werden und daß für die wahren Bedürfniſſe eines Bürgers der Boden ſeines landes ſo ziemlich ausreichen ſollte.

Rußland überlaſſenen Beuteantheil wurde Polen ſeine Unabhängigfeit

Geſchäft, das einen Bürger vom politiſchen (oder militäriſchen ) Leben forderung des Mammond diene.

durch die Sottung und Verniditung Deterreiches wiebererlangen, Italien ſeine Nationalität erringen , durd, die Unterdrüđung Englands würde „ Irland gerettet und Portugal gericht," während Preußen gegen die gewährten Entſchädigungen gerne ſeine Rheinprovinzen aufgeben,

Franfreich die Rheingränze erhalten, und als Gebieterin des weſtlichen Europa's an den Ufern des in einen franzöſiſchen See umgewandelten

In ihren Glaubensbekenntniſſen wird

(Schluß folgt.)

! Es ist eine curioſe Probe der geringen Mühe , welche ſich die Republikaner geben , ihre Theorieen zu beweiſen , daß ſie das Beiſpiel der Vereinigten Staaten, welche ſie in den verſchiedenen Manifeſtationen des Nationalcharakters als ein wirklich freies Volk anerkennen , ganz überſehen . Indem sie die unſeligen und

Der Leſer wird ſicher anerkennen , daß

erniedrigenden Folgen der Speculation , des Bankweſens und des Handels auf

wir ihm einen ſehr auffallenden Plan zu einer Umgeſtaltung der Karte

den Geiſt eines Volkes ſchildern , werden dieſe Beſchäftigungen als weſentlich uns verträglich mit republikaniſchen Inſtitutionen dargeſtellt, als ſolche, die nur unter dem verderblichen Einfluß der Monarchie ins Leben gerufen werden konnten ; die engliſche Conſtitution gilt ihnen auch als die verabſcheuungswürdigſte Tyrannel, die je exiſtirte."

Mittelmeeres herrſchen würde .

der Chriſtenheit vorgelegt haben, und wer die Gintheilung genauer un terſuchen will, der wird fie ganz umſtändlich ausgearbeitet im dritten Capitel der vierten Bandes von Louis Blanco Geſchichte benebſt einer Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung

Verantwortlicher Nedacteur Dr. Eb. Widenmann.

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. u ". 113.

11 Mai 1848.

Etwas über die Bewohner von Borneo. (Aus Hugh Low's : Sarawak, ils Inhabitants and Productions.)

Theil der Inſel herbeigeführt haben ; wenn aber dieß eine mäch tige dhineſiſche Nieberlaſſung war, ſo iſt es ſehr auffallend, daß ſo wenig Spuren ihrer Sprache und Sitten vorhanden find,

Die Inſel Borneo oder eigentlich Kalamantan war ſeit ihrer

und ich möchte eber glauben , daß die chinefiſche Bevölkerung uns

Entdeckung durch die Europäer in mehrere Reiche getheilt, deren Gränzen und Macht je nach den Talenten und Neigungen der Häuptlinge wechſelten. Die Malayen , welche ſich während der

bedeutend, und das Königreich überhaupt vor Ankunft der Ara

Blüthezeit der Reiche Singapor , Malacca und Dichobor an der

Norbfüſte niederließen, haben fich ſo mit den Javanern vermiſcht, welche das weſtliche und ſübliche Ufer coloniſirten , daß fie dem geſammten Vole in dieſen Diſtricten ben Namen gaben , obwohl

ſte aber den Malayen von Sumatra und Malacca im allgemeinen ſehr gleichen, ſo fann doch jeder, der beide Stämme zu ſeben gewohnt iſt, fie ſehr leicht von einander unterſcheiden. Eben ſo kann niemand den Unterſchied zwiſchen den Eingebornen der Stadt Bruni und den Abfömmlingen der Javaner zu Sarawaf verkennen , und doch unterſcheiden ſich leştere von den jeßigen Eingebornen der Mutterinſel Java eben ſo ſehr als von dem Volk von Bruni.

Das Reich Bruni fou den Angaben der Eingebornen ſelbſt

zufolge aus zahlreichen chineſiſchen Niederlaſſungen entſtanden feyn, und Forreſt erzählt in ſeiner Reiſe, daß die Brüder Sche rif Ali'e, des erſten moslemitiſchen Sultans von Magindanao,

gegen das Ende des 15ten Jahrhunderts Könige von Borneo wurden ,

Wahrſcheinlich ſammelten dieſe Brüber nebſt einem

andern, der Sultan von Sulu wurde, in ihrer Eigenſchaft ale Scherifé oder Nachkommen des Propheten auf dem Wege von Mecca her in den malayiſchen Königreichen auf der Halb-

inſel viele Anhänger, und erſchienen in den Reichen , deren Bes herrſcher fie ſpäter wurden , nicht bloß als geiſtliche Lehrer ſon Dern auch als weltliche Fürſten . Noch während der Lebzeit des kürzlich verſtorbenen Radſchah Muda Faſſim war der genealo

ber und Malayen weder groß noch mächtig war.

Es find, ſo

wohl in den Sagen der Einwohner als in der geſchriebenen Ges ſdichte Javas hinreichend Beweiſe vorhanden, daß Colonien aus

dieſer Inſel die erſten fremden Anſiedler an der Süd- und Weſt füſte bis gegen Sarawak hinauf waren, und während des 13ten

Jahrhunderts finden wir dieſe Colonien, die damals keine regel mäßige Regierung gehabt haben ſollen, unter dem Schuße des Beherrſchers des mächtigen Hinduſtaats von Madichapahit auf Java, der ſie gegen die ſeeräuberiſchen Einwohner von Lampong auf Sumatra vertheidigte. Nach dem Fall von Maddapahit und dem Triumph des 38lam im Jahre 1478 follen bie Colos

nien auf der Küſte von Borneo unabhängig geworden ſeyn ; aber im Jahre 1643 finden wir, daß das Oberhaupt der java niſchen Colonie von Banjermaffing , und im Jahre 1653 , daß Die Sultane von Succabana Geſandtſchaften an den Sultan von Motarem auf Java ſchicken , um ihm ihre Unterwürfigkeit zu

bezeugen . Wie oben ſchon bemerkt wurde, nennt man die Abfömm linge der javaneſiſchen Colonien jeßt alle Malayen , unb fte nennen- Leute auch oder fich ſelbſt Drang Dieſe Malayu ober Dranglaut, Mas laien Seeleute. japaniſchen Abfömmlinge haben fich mehr mit den Ureinwohnern des Landes vermiſcht, al8 die andern Stämme der Küſte, und wahrſcheinlich iſt es bieſe

Racenmiſchung, welche macht, daß man fte von den jepigen Be wohnern Java's unterſcheiden kann, wie auch die Miſchung mit ben Chineſen die ächte Malayenrace aus Sumatra verändert

baben mag . Die öſtlichen Küſten der Inſel ſcheinen von den giſche Baum der f. Familie von Borneo und Annalen ihrer Ge

Bugis que Celebe8 beſegt worden zu ſeyn, und dieſe müſſen

fchichte vorhanden ; ob dieſelben nach ihrer Ermorbung ' nicht in ben Flammen der Wohnungen der ermordeten Pangerang zu

fich abgeſonderter und ihr Blut reiner erhalten haben, als die andern , denn man kann den Bugis von Paſir und Coti in fei

Grunde gingen, iſt bis jeßt noch unbekannt ; dieſe Mohammeda-

ner Weiſe von ſeinem Landsmann auf der gegenüberliegenden

ner geben fich große Mühe die Geſchichte ihrer Familie zu be

Küſte von Celebes unterſcheiden.

rechnen .

Der arabiſche oder vielmehr der auß Mecca gekommene Scherif ſoll die Tochter bed legten ungläubigen König& geheus rathet und dadurch die Niederlaſſung der Malayen auf dieſem

Dieß find alle Seeküſtenbes.

wohner ; ſte bekennen ſich zum Jólam , und da ſte im Befiß der Flußmündungen find, ſo fuchten fte ftete die Dajafe , Reiane

und andere Urſtämme in einer gewiſſen Unterwürfigkeit zu hal

ten , obwohl im allgemeinen, ſo oft die Schwäche der malayiſden

1 Muda Haflim war ein Anhänger Brooke's, und blieb als ſein Stell: vertreter bei einer furzen Abreiſe zu Sarawak zurück, wurde aber auf Be fehl des Sultans von Bruni, der die Anhänger Brooke'd wegſchaffen wollte,

Regierungen oder eine andere Urſache die Gelegenheit bot, dieſe ftets ergriffen wurde , und die Reians an dem Barram -, Bins tulu und Rejang- Fluß, ſo wie die Dajafe von Sarebas und

mit ſeiner Familie ermordet.

Safarran laſſen fich von feiner Rüſtenregierung etwas befehlen ..

A. d . R.

450

find, wie ihre civilifirtern und mächtigern Nachbarn, bie fich

in der Kirche S. Francesco ( an der Meerſeite ) Den guten und böſen Dieb am Kreuze. Der Cattivo Labro verbirbt nach dem

aber iegt ſehr von ihnen unterſcheiden, haben, wenn auch in

Olauben der Gallipolitaner feine Kleider in einem Jahre regels

Die Ureinwohner, welche ohne Zweifel von Derſelben Race

mehrere Familien geſpalten , doch eine ſo große allgemeine Aebna

mäßig bis auf den Grund, hat eine ſpißbübiſche Phyfiognomie

lichkeit, daß fie unzweifelhaft als ein Zweig des großen polynes

und wendet ſeine Blicke vom Kreuze ab, während der andere

flichen Stamme angeſehen werden müſſen. Gegenwärtig werden fie von den Malayen , und nach deren Beiſpiel auch von den Euro

fortdauernd gut gekleidet bleibt. Ich ſah die beiden im Monat Mai , und ſchon hatte der böſe Dieb zwei Löcher in der Jade

päern a18 Drang Dayaf unb Drang Reian unterſchieden ; die andern Abtheilungen ſind von geringerem Belang, ihre Sprache und Sitten gleichen fich ausnehmiend, und namentlich zeichnet

und eine ſehr beſchmußte Hoſe, im December ſollen ihm nur noch wenige Seßen anfleben . Aber auch der rechtichaffene Dieb

trug eine Garderobe, welche durchaus lumpig zu nennen war.

alle tas ſogenannte Köpfeſchnellen aus, was eine allen Vers

Alle Heiligen in dieſer und in andern Kirchen Gallipoli's waren

zweigungen ihrer Stämme gemeinſame Sitte ift.

ſehr auffallend gekleidet ; viele trugen Mäntel aus buntem Kattun,

Aus Apulien. 2. Das Cap Leuca.

Alefiano .

Ugento ic.

Fleine rothſeidene Halstücher und bunte Schnupftücher in der Hand. Die Mater Doloroſa hatte ichmieriges ftruppiges Haar auf dem Kopfe und Waſſerſtiefeln an den Beinen . Ich umging die Stadtmauern mit ihren Thürmen, Kaftellen , befichtigte den

( Fortſeßung .)

Campoſanto auf einer kleinen Inſel im Meere und verfügte

Daß viele fich noch immer um Gallipoli's Alter und Gr bauung ftreiten , berſteht fich von ſelbft. Aus einer Stelle des

mich in den Gaſthof zurück. Für mich und meinen Begleiter war eine Lafel gebedt, an welcher für 12 Perſonen Prag gerreſen wäre. Cine Muſchels fuppe eröffnete Das Mahl, bann folgten Sarbellen, Gurfen, Rappern und Radieschen , dann fam ein mehrpfündiger Merluzzo

Strabo erhellt, das Gallipoli feine bedeutende Stabt geweſen, und da war man uatürlich bemüht das Gegentheil zu beweiſen. Wir befigen Monographien über Gallipoli von Galateo, Catas

lano, Taſſelli, Camaldari (Mſpt.) und Bartolomeo Ravenna Memoire istoriche. Napoli 1836. )

Eine Stelle des Plinius

(3, 11 ) worin die Stadt von ſennoniſchen Galiern erbaut wird, behagte den Leuten ebenfalls nicht : aus Senonum wurde daber Salentinorum gemacht. Da nun Virgil, Athenäus nnd Thucy dibes (inf. peloponneſ. Kriege) alle Sapygen von Orieden und Rretenſern herleiten , fo berubigte man ſich und erklärte ſich für

mit Zwiebelſauce, dann in Del geſottene Tintenfiſche, Aale, Trigline u. dgl. , hierauf Muſcheln und Auſtern, ein großer, in Del gebratener Fiſch, Dentice genannt, Erbſen , Spinat mit Ciern, Hammelbraten mit Zwiebeln und Kartoffel: Spargel ſalat und Erdbeeren , friſche Mandeln als Nachtiſch. Der Wein von Gallipoli iſt hocyberühmt; ich lernte ihn freilich ſchon in

Um jeben Verbacht galiſchen Urſprungs

Neapel kennen , trank ihn aber nirgends beſſer als an Drt und Stelle. Nach einem ſolchen Diner wurde es mir freilich ſchwer ,

von fich zu weiſen, ſchlugen einige ſogar vor nicht mehr Galli poli, ſondern Kalipoli (Schönſtadt) zu ſchreiben , nach dem guten

einige nothwendige Beſude zu machen . Dennoch verfügte ich mich zu dem erſten Kaufinann des Orts, dem ſogenannten Del

Beiſpiele des Pomponius Mela. - 3ch übergehe die nicht ſehr bedeutenden Schickſale -1 dieſer Stadt und bewerke nur, daß Carl von Anjou ſie aus Rache über den Mord einer Compagnie ſeis

fönig Gallipoli's , einem Hrn. Anverny, welcher mir ſogleich iriſſenſchaftliche Vorträge über Gallipoli- Dele hielt und mir zu

griechiſche Abfömmlinge.

ner Franzoſen zerſtörte. Auc Venetianer und Lürfen hausten bier, ſpäter jedoch blieb ſie ziemlich unberührt von allen polis tiden Stürmen .

Nachdem ich in dem erſten Hotel der Stadt, einer ſehr ge räumigen , aber ſehr ſchmugigen Kneipe, ein Mittageſſen beſtellt, und wenigſtens ein Dußend Weiber, die ganze Bevölkerung des Kaufes, in Bewegung geſeßt, ging ich auf wiſſenſchaftliche Beute aus und beſichtigte zuerſt den bekannten griechiſchen Brunnen ſüßen Waſſer8 didit vor der Stadt .

Das Waſſer iſt vortreff

fich und jou , in Fäſſern und der Sonne ausgeſeßt, lange friſch bleiben .

Es ergießt fich in einem alten Sarkophag aus mehrern

Röhren, deren Hintergrund ein marmornes Basrelief mit ob fcönen mythologiſchen Figuren bilbet ; die Figuren find ſo vers ftümmelt, daß es faum möglich iſt den Sinn derſelben zu verſtehen . In der Nähe dieſer Fontäne wurden Fiſche und Auſtern in

weiterem Studium die Werke von Ravenna, Briganti und G. Preſta empfahl. Das legtere Werf iſt ziemlich ſelten geworden ; es handelt alle verſchiedenen Delſorten , deren Gewinnung und Aufbewahruug ab, und liefert Notizen über die ſogenannte Ra

gia di Ulivo, ein Delharz oder vielmehr Delgummi, welches einzig und allein die Delbäume der Terra di Bari hervorbringen ſollen . Es wird Gummi Nagia genannt und oft mit G. Elemi (welches von der Amyris Glemifera L. herkommt ), verwechſelt. Hr. Auverny beſchenfte mich mit einem großen Stücke Delgummi und bedauerte ſehr mich nicht auf ſeiner Herrlichen Villa in

bem Dorfe Li Picciotti führen zu können, weil er noch nicht zu Mittag gegeſſen habe.

3d natürlich bebauerte Dagegen, daß er

uns nicht die Ehre ſeiner Gegenwart bei der Tafel geſchenkt,

reichlicher Fülle zum Verfauf au@ geboten und ich verzehrte einige

um gaftriſche und Naturgenüſſe auf dieſe Weiſe vereinigt zu haben. Daß ich an ſeiner leeren Villa und an der Kirche S. Maria della Lizza mit einer weit und breit berühmten Wunder eiche am Morgen nur ſo vorübergefahren, fonnte der fomiſche,

Dußend ichmachafte fleine Auſtern für 2 Oran Dad Dußend (2 kr. ) ; in demſelben Verhältniffe ftanden die Fiſchpreiſe. Dann

alte, in Gallipoli ſteinreich gewordene Franzoſe mir nicht ver zeihen , und als ich endlich gar nicht einmal Gebrauch von meis

ſchlenderte ich durch die engen , gewundenen Baffen an wenigen eleganten Häuſern rorüber, beſuchte die Kathedrale mit antifen

nem Kreditbriefe machen wollte, wurde er ganz wild, tabelte meine franzöfliche Ausſprache und meinte , daß Gelehrte u. dgl.

Fundamenten und bewunderte auf Verlangen meiner Begleiter 1 Galateo und Sismondi (Ist. delle repubbl. Italiane) rühmen die

Tapferkeit der Einwohner und Vertheidiger "Gallipolis, beſondere des Fa Der Feldherr Conſalvo beſtraft die Gallipoli: taner durch Vernichtung ihrer Neben und Oliven. König Ladislaus führte bei den Bauern den Beinamen Guaſta Grani .

Menſchen in Gallipoli nichts zu thun hätten .

Einer ſeiner jun

gen Del-Gommie führte mich ſpäter zu den großen Delciſternen. Unftreitig iſt Gallipolie Delbandel ſehr bedeutenb, 1 und der

trigier & Ant. Filomarino.

i lieber eine Million Ducati Del wird ausgeführt.

451 Ort wird in der ganzen Serra d'Otranto nur das Delmagazin,

genannt.

Dieſe Magazine find in den Felſen, auf welchem

Gallipoli ruht, eingehauen ; der tufartige Ralfftein und ein

eigenthümlicher Wärmegrab bewirfen eine Art Abflärung und Läuterung des Dels ; fie machen e8 gelb, rein , hell und klar.

Es gewährt ein ganz eigenes Vergnügen , in folche Delfeen und Delteiche hinabzuſchauen . In verſchiedener Höhe find Röhren oder Pumpen angebracht um das Del auf Fäſſer zu füllen .

Man flebt fortbauernd genueftiche, livorneſtiche, neapolitaniſche

eined anſcheinend ganz dimărijden Plang, wobei fie ihre Thätigkeit nur in plößliden, unveranlaßten Störungen der öffentlichen Ordnung zeigten. Selbſt als ſie zuleßt eine friedlichere, conſtitutionellere Bahn einſchlugen, fonnten Fie weder durch Zahl, noch Bedeutung einen materiellen Einfluß auf die Maſſe der Nation in Anſpruch nehmen. Vielleicht werden wir ſpäter genauer unterrichtet von ihren geheimen Dperationen und Erfol

gen während der langen miniſteriellen Herrſchaft Guixots. Wahrſchein lid haben die Handlungen der Regierung in dieſem Zeitraum den republikaniſchen Miſſionären reichlichen und wirkſamen Stoff an die Hand

und andere Sdiffe im Hafen ; 20 Miglien im Umkreiſe iſt faſt

gegeben. Die abſichtliche Unterordnung der nationalen Wohlfahrt unter dynaſtiſche Intereſſen , die Parade und der Aufwand für das Militär,

alles mit Delwald bedeckt. Auch die Weine der Umgegend find ausgezeichnet; Getreibebau reicht nur für die Bevölkerung aus, Gartenfrüchte, Feigen, Melonen follen au @ gezeichnet ſeyn. Al-

wirfliche Unbeſtechlichkeit der blutigſten Revolutionszeit erinnerte, ſelbſt

die grobe und ſcandaloſe Beſtedlichkeit in höhern Stellen , das an die die dramatiſchen Aufführungen altrevolutionärer Scenen , welche in neuerer

berti in ſeinem Werke über Italien rühmt den Safranbau, rrelcher nicht mehr betrieben wird , und den Reichthum del

Zeit ſo popular in Franfreich waren, mußten die Anwerbung von Proſelyten in außerordentlicher Weiſe unterſtüßen. Welcher Eindrud nun aber

Meered an Fiſchen , Krebſen und Auftern .

auch auf die Stimmung der Menge gemacht worden ſeyn mag , wir .

Die nahe gelegenen

Dörfer mitgerechnet (Picciotti und Sannicola) zählt Gallipoli 12,000 Ginwohner ; ein Theil dieſer Bewohner webt ſehr feine Muſſeline, 1 Schleier, welche nach türkiſcher Sitte mit blauen

haben keinen Grund anzunehmen, daß die republifaniſche Partei bis vor dem leßten glüdlichen Ausbruch irgendeine weſentliche Zunahme an bedeus tenden , talentvollen Männern erlangt hätte. Unter den Beamten der proviſoriſchen Regierung iſt auch nicht Ein Name, der nicht auch ſchon

und rothen Blumen verziert werden , und Baumwollenſachen, beſonders Handſdube und Strümpfe. Man zeigte mir ein Paar

in den frühern revolutionären Namen eine hervorſtechende Rolle geſpielt

in Gallipoli gewebte Handſchuhe in einer Nußichale.

ſcheinen , wie im 3. 1840.

Gallipoli

iſt die Vaterſtadt einiger bedeutenden Männer, wie z. B. Catalanos, des Malers Giuſeppe Ribera (Spagnoletto) , ferner Thomas und Philipp Briganti und anderer. Ich hatte mir das famoſe Fiſchbiner gefallen laſſen , weil

hätte , ſo daß die Anführer der Partei im J. 1848 durdjaus dieſelben Wir zweifeln nicht im mindeſten, daß ihr jeßiger Sieg , auf eine wahrſcheinlich für ſie ſelbſt höchſt unerwartete Weiſe , aus einer Rüd : fehr zu ihrer alten Taktik im 3. 1832 entſprang, welche dieſmal unter ungewöhnlich günſtigen Verhältniſſen möglich war. Wie lang der Plan ſchon beſchloſſen geweſen , fönnen wir bio jeßt bloß vermuthen . Viels !

Fiſche zu Spottpreiſen in Gallipoli feil waren , und war daher etwas aufgebracht über die foloſiale Wirthsrechnung, welche die Schaar ſchmieriger Wirthstöchter mir überreichte. Man hatte fid freilich unſägliche Mühe gegeben, alles berbeizuſchaffen , was Luft, Land und Meer um Gallipoli Ebbares mit ſich führte,

aber die Nebenabſicht, dem ganzen Wirthåperſonal auf meine Koſten den Magen zu füllen , lag gar zu deutlich vor. Mein Reiſegefährte, der Land und Leute fannte, reducirte daher die Rechnung auf die Hälfte ; ich legte ein fleine Geſchenk für den Incomodo " bei und fuhr unter Verwünſchungen der ganzen Sippſchaft von dannen .

Bettler und Buben , welche uns fleine

Dienſte geleiſtet, verfolgten uns bis über die Brüde, ſchreiend und unzufrieden mit unſern Spenden . So machte Gallipoli eine ſehr tabelnemerthe Ausnahme von der Genügſamkeit der

übrigen falentiniſchen Städte. Vor der Stadt liegt die Kneipe eines Neapolitaners , der meinen Kutſcher kannte ; er trat an

leicht iſt die Organiſation der politiſden Geſellſchaften in der Hauptſtadt ſeit einiger Zeit fräftig betrieben worden. Das Heranziehen des

Sturms war ſeit dem leßten Herbſt ziemlich deutlich ; in den Provinzen fanden die öffentlichen Banfette, „ dieſe luſtigen Aufſtandsverſuche,“ wie ein republifaniſcher Schriftſteller ſie bezeichnet, ſtatt, wobei Demonſtrationen zum Vorſchein famen, die weit über den oſtenſibeln Zwed der Verſamm:

lungen hinausreichten , indem man auf das Andenken an den Convent anſtieß bei Gaſtmahlen , die nur zum Zweck der Wahlreform ſtattfinden follten .

In Paris ſelbſt wuchs die Unpopularität der Verwaltung, die

Hoffnungsloſigkeit der conſtitutionellen Drpoſition , die Erbitterung des Volfs über die Entfaltung von Militärmacht, furz alles drängte unver fennbar zu einer Kriſis. Es iſt klar , daß die Republifaner nur die Ereignifie benußten ; eine mächtige Umgeſtaltung der öffentlichen Meinung

oder der Umſtände war allerdings nöthig, um ihr Unternehmen zu redit fertigen , da bei dem leßten Ausbruch von Barbés im 3. 1839 , wie einer der Partei ſelbſt berichtet, nicht ein halbes Duzend Menſchen in den republifaniſchen Kriegeruf mit eingeſtimmt hatte. Die Zeit der Zu

warwieder gekommen,fie fliegen,wie in alter Zeit, herabauf unſern Wagenheran, machte und Vorwürfe, daß wir nicht bei dieverlicht Straßen, um die Würfel des Kriegs zu verſuchen. Um den Streit

ihm eingefehrt, berſicherte uns ſeiner Rechtlichkeit und Billig-

zwiſchen dem Miniſter und der linken fümmerten fie fich nicht einen

feit, und endete damit , uns um eine Entſchädigung für den ihm entgangenen Vortheil anzuſprechen. (Fortſebung folgt.)

Strohhalm. Go war Gelegenheit zu einem Tumult vorhanden und ſie ergriffen ſolche. Gin mißvergnügter Deputirter war für ſie eine eben ſo gute Gelegenheit, wie ein todter General: fie regten das Volk auf, lei: teten deſſen Anſtrengungen und ficherten den Erfolg. Jeder einzelne

Die franzöſiſchen Republikaner. (Schlui. )

Wir fürchten unſere Bemerkungen find allzu unzuſammenhangend , um einen richtigen Begriff von den Männern zu geben, welche auf eine ſo ſeltſame Weiſe plößlich zu unbeſchränkten Herrſchern Frankreich ges worden ſind. Gine politiſche Partei im gewöhnlichen Sinn des Wortes

fann man ſie nicht nennen ; fie waren vielmehr ein Bund politiſcher Sectirer, welche über ihre abftracten Theoricen nicht völlig übereinſtimmten , und die feinen gemeinſamen Zwed hatten , als die Durchführung 1 Stollberg meint , es ſey aus der hieſigen Saatwolle (Bombale), welche die Weiber an der Runkel ſpinnen , der ſchneeweiße Byſſus der ulten (Mufſelin ) gefertigt.

Umſtand der Kataſtrophe zeigt die Hände , welche den Kampf leiteten. Der geheimniſvolle Anfang und Fortgang des Aufſtandes, die Rufe des Volfes , der Gang nach dem Bureau des National , die Scene in der Deputirtenkammer, der raſche, ſchon zum voraus gefaßte Entſchluß, feine Ausgleichung anzunehmen , nichts mehr von Miniſtern , Negentſchaftent und Königthum hören zu wollen , und bie augenblidlide Ericeinung einer Republik mitten aus dem Ghaos, alles deutet mit unfehlbarer Sicherheit auf den Charakter des Ereigniſſes hin. Die Republikaner vor 1848 thaten gerade dasſelbe, was die Nepublikaner von 1832 thaten, nur mit größerem Erfolg. Was den oftenfibeln Vorwand des Aufſtands betrifft, ſo fümmerten fie fich um die Beid werden Doillon Barrot's ſo wenig , als um die Leiche Lamarque's. Bon dieſem Geſichtspunkt aus betrachtet, kann man die franzöfiſde .

1

452 Republik nicht als die überlegte Schöpfung eines Volfs betrachten, das fich gegen eine drüdende Monarchie erhebt : 200,000 Arbeiter erhoben

fich allerdinge auf den Antrieb ihrer Führer bereitwillig und ſcheuchten die beſtehende Regierung davon. Dann unterwarfen fie fich dem , der den beſten Preis bot, und dieß waren die Republifaner. Was die große Maſſe des Volkes vor dem 24 Februar betrifft, ſo war ſie ſo wenig

republifaniſo , als orleaniſtiſch, legitimiſtiſch oder kaiſerlich. Aber die Republifaner waren die einzige Partei, welche die Gelegenheit raſch und zuverſichtlich ergriffen, und ſie zeigte fich dem Volfe mit allen Vortheilen

der Neuheit , der Kraft, der Verſprechungen und des Anreizes , wie ſie keine andere Partei beſaß. Die urſprünglich unterdrüdte, die urſprüng

lich widerſtehende Partei war die dynaſtiſche Oppoſition, aber die trium phirende Partei begann weder den Widerſtand, noch klagte fie über den Drud. Die Republifaner erhoben fich nie gegen miniſterielle Corruption, noch verlangten ſie eine Wahlreform. Sie blidten auf den Streit zwiſchen der Linfen und dem rechten Centrum wie ein Ratholit auf zwei Färbungen des Methodismus blicken würde. Sie zanften nicht um die Beobachtung der Charte, noch um die Beſchränkung des Kronpráro: gative , fie zeigten keinen Unwillen , daß die perſönliche Regierung des

Könige an die Stelle der geſeßlichen trat, im Gegentheil fie wieſen mit Vergnügen auf ſolche Dinge als die natürlichen Auswuchſe der con ftitutionellen Monarchie hin . Nichts fönnen die Republifaner mit weniger Recht geltend machen als die Behauptung, daß ein tyranniſcher Drud ſtattgefunden habe .

Die Monarchie Ludwig Philipp8 war ſchlecht, dieß war aber fein todes: würdiges Verbreden in den Augen von Leuten , die der Anſicht waren , daß feine Monarchie gut ſeyn fönne. Bei ihrem früheren Ausbruche hat, ten ſie nicht den Schatten eines Vorwando, außer demi, ihr Glück zu ver ſuchen. ?1 Der ernſtere Aufſtand zu Lyon wurde freilid dargeſtellt

als ein rechtlicher Widerſtand gegen das Geſeß über Aſſociationen , und gegen dieß Gefeß läßt ſich allerdings manches einwenden. Aber was war der Zuſtand Franfreiche zur Zeit als die Maaßregel durchgeſept wurde ? Es gab Geſellſchaften zu Pari8 und in andern großen Städten , welche durch einen energiſch betriebenen Proſelytiømus ihre Fäden über ganz Franfreich auszubreiten ſuchten. Der deutlich erſcheinende Zwed

dieſer Geſellſchaften war der Umſturz der beſtehenden Regierung durch gewaltſame Mittel , und in den Verſammlungen wurde fein Hehl dar: aus gemacht, daß man alle Souveränität außer der des Volfes vernich:

ten wolle. In den Regeln mehrerer Geſellſchaften war vorgeſchrieben, daß jeder ſich mit Muéfete und Munition zu verſehen habe, die Sectios

nen wurden organiſirt , damit fie jeden Augenblid mit der größtmög lichen Wirkſamfeit auf der Straße offen dem Geſeß Widerſtand leiſten könnten, und der republifaniſche Geſchichtſchreiber gibt zu, daß in der:

ſelben Zeit, wo dieſer Gefeßegvorſdlag gemacht rde, die Hoffnung und der Gifer der Republifaner ſo lebendig waren , daß die Mitglieder der

son

nur durch eine merkwürdige Darlegung der Anſichten ſeiner Partei be: Er geſteht, daß ohne dieß vorgeſchlagene Gefeß die Regierung fich nicht hätte behaupten fönnen, aber er behauptet, daß fie gerade darum håtte fallen ſollen, weil eine Regierung die eine ſolche Grecutivgewalt in Anſpruch nehme, gerade dadurch ihr Todesurtheil un terzeichne. Denn wenn fie nicht eine jede Kundgebung des Volfowilleno ertragen könne , ſo habe ſie gar kein Recht zu eriſtiren. Und dieſe Grklärung wird abgegeben , ohne daß man irgend zu behaupten wagt, daß die fraglichen Clubs die wahre Meinung eines bedeutenden Theils des Volfs repräſentiren . Dem Grundſaß , daß das Geſeß aufrecht er: ſtreiten konnte.

halten werden ſolle, reßt er entgegen, daß man ja nicht soife, ob das Geſeß von heute aud noch das Geſeß von Morgen ſeyn werde , daß .

man alſo nur das Wahre aufrecht erhalten müſſe, aber

- was ift Wahr:

heit ? Dao find die Anſichten , welche, wie wir befürchten , jede feſte

Regierung in Frankreich ſehr ungewiß machen . Gin Pariſer iſt mit der

gewöhnlichen Definition von bürgerlicher und religiöſer Freiheit nicht zu frieden. Er glaubt ein unveräußerliches Recht zu haben , jede politiſche oder ſociale Theorie , die ihm durch den Ropf geht, ſelbſt auf gewalt: ſamem Wege zu fördern. Bei ſolchen Grundſägen kann unſerer Anſicht nach faum irgendeine Regierung fich halten, ſie ſey denn von ſo deſpo tiſcher Starfe , daß kein Bürger hoffen kann ihr zu widerſtehen. Wir haben hier bloß von der Vergangenheit geſprochen, und unſer Zwed iſt erreicht, wenn wir die neulichen Vorgänge von Frankreich ver.

ſtändlicher gemacht haben ; die Zukunft vorauszuſagen iſt nicht unſere Sache. Wer fönnte auch wagen , bei einem Zuſtand der Dinge , der Seinesgleichen weder in der Geſchichte noch in der Philoſophie des Men ſchengeſchlechtes hat ! Eine proviſoriſche Regierung wurde in den Straßen

errichtet, ſo raſh, wie die Barricaden, und von denſelben Perſonen. Für ießt iſt Paris mit ſeiner Nationalgarde , ſeiner wohlhabenden Bour geoiſie, ſeinen alten Gewohnheiten und ſeiner gerühmten Civiliſation einem Handftreich von Seite einer eigenwilligen, entſchloſſenen Minoritát unterworfen , und ein Erperiment geht anſcheinend ruhig vorwärts, das mit allen frühern Begriffen und Anſichten mehr in Widerſpruch ſteht, das plößlicher eingetreten und vollſtändiger iſt als die Welt je eines in irgend !

einer Zeit oder irgendeinem Lande ſah .

Der Mangel an Einigkeit oder

bürgerlichem Muth , den dieſe Unterwürfigfeit zeigt , geſtattet uns nicht, mit mehr Zuverſicht auf die Departements und ihre vier Millionen Grundeigenthümer zu blicken , namentlich wenn man erwägt , daß die republifaniſchen Clubs durch eine fede Leitung der Wahlen faſt ficher find ihre Mitglieder gegen eine wenn auch noch ſo mächtige Mehrheit zerſtreuter unabhängiger Stimmen durchzuſeßen. Angenommen aber auch

eine Nationalverſammlung werde gewählt, welche nicht die Clube , ſon: dern die Intelligenz Frankreicht enthalte , was fann ſie gegen den Ein fluß der Clubs und der von den Clubs beherrſchten proviſoriſcher Regierung füßen !

Geſellſchaften nur mit Mühe von den Führern abgehalten werden fonn

ten, bei einer willfürlich gewählten Gelegenheit fich mit der Regierung

Römiſche Ruinen im Innern Afrika'd. Auf dem Wege

zu meſſen. Selbſt Hr. v. Lamartine, damals neu im öffentlichen Leben, ſtimmte bei dieſer Gelegenheit mit dem Miniſterium ; Thiers vertheidigte

von Sodna nach Mesratah in der Nähe von Bondſchem ſtieß Hr.

das Geſet in einer überzeugenden Nede , deren Gründe Hr. £. Blanc 1 In der Erzählung des Aufſtands von 1832 wird ganz ruhig vorangeſchickt, daß, da die Regierung bei dem Leichenbegängniß Periers mit ihrer Stärke para diren wollte , die Parteien eifrig wünſchten eine ähnliche Demonſtration zu ver: ſuchen. Bei dem Aufſtand von Barbès ſagt der republikaniſche Geſchichtſchreiber, dat die hißigen Geiſter ſeiner Partei über das miniſterielle Interegnum erbittert

geweſen ſenen. Solche Dinge nun hält man für ganz genügende Erklärungen für zwei verſuchte Revolutionen . Gerade ebe der lebte Auſſtand von Lyon ausbrach , hatten die Häupter der Partei die Schlachtordnung entworfen , Waffen vertheilt, Befehle abgeſendet und dann fich zur Ruhe begeben , als ſie kurz darauf von den Regierungsbeamten verhaftet wurden . L. Blanc ſchildert dieſe Perſonen als „Opfer einer unerwarteten Verlebung des Hausrechts." Das iſt keine Freiheitbliebe, mit

der ein vernünftiger Mann ſympathiſiren kann. Was auch die Fehler ter Regie:

rung Ludwig Philipps geweſen ſeyn mögen , Grauſamkeit gegen politiſche Ber: brecher gehörte nicht dazu. Die Republikaner harten etwa ſo viel Recht ſich über

die Strenge der Polizei zu beklagen als die Belagerer einer Feſtung, wenn die Belagerten Bomben in ihre Laufgräben werfen.

Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Richardſon (Vol . II. p. 444) auf römiſche Ueberreſte, wo aud noch jeßt eine Carawanſerai iſt. Auch der türkiſche Paſda hat daraus eine fleine Veſte gebaut , und namentlich die Steine aus alten römiſchen Bauten dazu benußt. Richardſong Aeußerung darüber iſt folgende : „Nachmit tage beſuchten wir die alte römiſche Station von Septimius Severus ; fie liegt eine Viertelſtunde öftlich von Bondídem .

Von dem Fort ift

noch eine hinreichende Menge Steinblöde übrig , um die vier Thore zu bezeichnen , und einige rohe , 70 bis 8' hohe Pfeiler deuten einen Tempel oder ſonſtiges öffentliches Gebäude im Innern des Soloſes an . Wir beſuchten drei Thore , fanden aber nur Gine Inſchrift und dieſe unvollſtändig , da der Stein zum Theil in den Sand vergraben und von andern Steinen bedeđt war. Die Buchſtaben find römiſch und ſehr gut ferhalten. Der Stein der Ruinen iſt ein dunkelgrauer , faft ſchwarzer Granit von ſehr grobem Kern, der aus ziemlicher Entfernung hergebracht worden ſeyn muß , da ich feinen ähnlichen Stein in der Nachbarſchaft bemerkte.“

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann

Das Ausland. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker . u". 114.

12 Mai 1848 .

Aerzte, Apotheken und Krankenhäuſer in Jeruſalem . Arznei wurde die Band ihrem Shidjale überlaſſen ; doch nach (Von Dr. Titus Tobler.)

Im legien Jahrzehnt hat das ärztliche Perſonal ungemein

und nach beſchwichtigte die heilende Kraft der Natur den Schmerz; allein das beſchädigte Drgan erhielt nicht die gehörige gerade

Richtung und Beweglichkeit.

gewonnen . Ich will deg fränkiſchen Bataillons- und Quarantänearztes, die , vielleicht mit Recht, feines großen Zutrauene fich

Schlimmere Pfuſcher al8 unter den Franciscanern zu finden, fann man freilich nicht lange verlegen ſeyn ; ich fannte einen

erfreuten, nicht gedenfen , ſondern bloß melden, daß die griechis

jüdiſchen , Deutſch redenden Barbier aus Konſtantinopel, der

ſche Gemeinde, die Londoner-Miſſion für Verbreitung des Chri-

nöthigenfalls auch den Fiebelbogen führte, fich aber fein großes

ſtenthums unter den Juden und Moſes Montefiore in London ſehr wadere Aerzte von wiſſenſchaftlicher Bildung auswählten,

zutrauen erwarb , und einen alten römiſch -katholiſchen Araber,

welche Das Frankenland würdig vertreten ; e$ find die Herren Giovanni Aſjanni yon Rephalonia , Macgowan und Frånfel, ein

preußiſcher Jude. Alle drei find förmlich angeſtellt ; der engliſche und der jüdiſche Arzt behandeln die jüdiſchen Kranfen

unentgeltlich, Frånfel wenigſtens die jüdiſchen Armen . Für die lateiniſche Gemeinde iſt weit minder geſorgt als für griechiſche Katholifen , die Proteſtanten und Zuden . Die Franciskaner baben ſchon ungeheure Summen aufgeworfen für gewiſie Rechte in der Grabkirche und anderswo, z . B. ehedem , um in der

Annafirche an Mariä Geburt eine Meſſe zu leſen , um am Palmſonntage von Bethphage aus eine Proceſſion zu halten ; allein ben Geſundheitszuſtand der flöſterlichen und übrigen Bevölkerung berücfichtigten fie im Verhältniſſe ſehr wenig. Beis nabe immer hatte das Kloſter in ſeiner Mitte ſtatt eines ge-

bildeten Arzteß einen Pfuſcher, der aber eifrig genug war, einem mit dem Tode ringenden griechiſchen oder armeniſchen Ohriften die leßte Delung zu ertheilen, ohne daß er etwas mehr darum wußte, und welcher Heil- ober, wohl beſſer, Unheilfünſter brum dịe Stirne hatte, laut zu verfündigen , daß er einen Keßer zur alleinſeligmachenben römiſch -katholiſchen Kirche befehrt habe.

Namene Daub , der ſich auf ſeine Stümperhaftigkeit ein wenig einbildete , und bei mir mit gar vieler Befliffenheit Jagd auf ſpecifiche Mittel machte. Am meiſten noch flagt ber gebiltete Arzt in Jeruſalem über die Geſchäftigfeit und den Aberwis

alter Weiber ; inobeſondere find es Jüdinnen , welche zu einem gewiſſen Anſehen gelangten. Ich weiß wohl, daß die Aerzte auf pfuſchende alte Weiber im allgemeinen nicht gut zu ſprechen finb ; e8 mag ſeyn , daß die Kenntniß einer guten Arznei, die geläufige Zunge und der liebe Zufal ihnen helfen eine Kranf beit zu beſeitigen und eine Art von Ruf zu begründen . Wenn idy einerſeits mich ganz und gar nicht berufen fühle, eine oratio pro domo zu halten , ſo kann ich andererſeits nidt umhin, meine lieberzeugung auszuſprechen, daß dieſe Weiber großes

Unheil ſtiften, zumal bei Behandlung der Augenentzündungen , die in der Stadt wie unter den Juden ziemlich häufig auftreten . Solche böſe Weiber ſind vielleicht noch böſer, als das böſe Auge ober der böſe Blic (die Fascination ), wovon nicht bloß das Mors genland ſammt der heiligen Stadt, ſondern ſchon Sübeuropa zu viel weiß . Hier eben überſchreiten wir die Gränzen der nas

türlichen Kräfte und betreten das Gebiet des Myſticismus, der Zauberkunſt, wovor aber ſelbſt jene alten Weiber , die zwar

Der jeweilige Kloſterarzt, der Mönche einer , fod gerade nicht

durch ihr Anſchreien und Anſprechen ſchon einen Griff in dies

zu den robeften Afterärzten gehören, und er wird auch hin und

felbe thun , ſich beugen müſſen, wenn ihr Kram von Alerweigs heit, und die europäiſchen Aerzte, wenn ihre Gelehrſamkeit nicht

wieder zu Kranken gerufen , die außer der Gemeinſchaft der

Lateiner ſtehen ; allein eine gründliche mediciniſche Bildung | mehr ausreicht.

Die Amulette ſtehen hier in der Vorderreihe :

es gibt ſelten einen Araber, der nicht ein ſolches trägt ; zu gleis

wurde ihm nie zugeſprochen. So weit ich ſein ärztliches Hans beln beobachten fonnte , überzeugte ich mich, daß das Kloſter iſt. Welcher fräns bom alten Schlenbrian noch nicht völlig frei .

chem Zwede brennen ſich die Leute auch Male auf die Haut. Ueber dieſen Gegenſtand fönnte man ein großes Capitel ſdreis

kiſche Pilger ſah in Jeruſalem nicht jenen ehrwürdig ausſehen-

ben , und, ſtatt eines mehreren, will ich eine Zauberei ſchildern,

den und freundlichen Capuciner , welcher den Tag über in der Nähe Det Serai (Haus des Pilatus) die ſogenannte Geißelungscapelle bemacht? Dieſer Oreie hatte zu meiner Seit den Unfall,

deren ich in Jeruſalem ſelbſt Zeuge war, Dank der Aufmerks ſamkeit meines Freundes Fränkel. In einem Hauſe nahm man wegen einer chroniſchen Bauchhautentzündung, woran ein junger

Daß er eine Hand verſtauchte; bei meiner Unterſuchung, einige Zeit nach der Entſtehung der Krankheit, war diefelbe nicht eingerichtet, und die entzündliche Anſchwellung von lebhaftem

Jude litt, die Zuflucht zum Zaubermittel, nachdem die Hülfe meines Runſtgenoſſen und mein Rath nicht recht hatten anſchla gen wollen .

Sửmerze begleitet. Ohne Verband und, meines Erinnerns, ohne

zwei Moblemin neben einander, wovon der eine, ein Spech, vor

Als ich ins Zimmer des Kranken trat, traf ich

ws

451

dem Kranken und der andere vor einem Mangal (Oluthofen ) hodte, legterer fleißig Weihrauch ftreuenb.

Der Schech war ein

magerer, tief brauner Mann mit einem färglichen Barte und einer eher ärmlichen Kleidung ; er trug eine Taſde, wie bei uns ein Briefbote, und darin ein geſchriebenes Buch, wahrſcheinlich Auss

züge aus dem Roran . Der andere und untergeordnete Zauberer, fett und beſſer gekleidet, ſprach wenig; beide waren mit Tintenge fißen verſehen , dergleichen den Morgenländern eigentümlich find.

Zuerſt verſuchte uran die Zaubereien mit dem Aranfen , indem man 3. B. arabiſcheWörter auf ſeine Stirne ſchrieb; dann aber kam die Reihe auch an andere , z. B. an die Frau des Leibenden. GB mußte dieſe nieberknieen und immer fort in ein auf den Boden

geſtelltes, mit Waſſer etwa halb angefülltes, verzinnte8 Kupfer gefäß ſchauen ; ſie ward gefragt , was ſie ſehe ; ſte antwortete einem jüdiſchen , Des Arabiſchen fundigen Dolmetſcher auf deutſch : ein „ Vögele"; von was für Farbe ? Von ſchwarzer. Während bieſer und anderer Fragen ſagte der Schech auswendig Sauber formeln her , berührte den Kopf der Frau bald init ein Paar,

fuanha, Galbanum, Santalum rubrum, Anis, Saſſafras, Tama rinden , Jalappa, Sennes, Manna, Rhabarber , Lakrigenſaft, Salep, Sarſaparilla, Borar, Iragant, Brechweinſtein , Rermes, Weinſtein , engliſches Salz, Magneſta, Krebsaugen u. 1. f. , im Mich wunderte, daß die Franfen ſelbſt Ganzen über fte benz auf die einfache Apothefe der Gingebornen ſo viel Einfluß auss

übten . Am Judenmarkte entbieten Juben eine noch reichere Aus wahl von Arzneiförpern , wie Ralomel, Dpiumtinctur, Sheriaf ; die Ueberſchriften find hebräiſch , allein die Reinlichkeit eben nicht lobenswerth. Wären die fränkiſch eingerichteten Apotheken nicht vorhanden , ſo könnte der fränkiſche Arzt fich allerdings im Noth wendigſten behelfen , rorausgeſeßt, daß er im Receptiren bewans Dert wäre ; Schröpfer, Aberlaſſende, Bader ſtänden ihm treulich alte Weiber und Zauberer. zur Seite, ſelbſt ( Schluß folgt.)

Aus Apulien. 2. Das Cap Leuca.

Aleſſano .

Ugento. -

bald mit allen Fingern der einen Hand, während er oft fragen ließ , wo er ſte halte ; unterdeſſen trug das junge Weib über

Gleich hinter Gallipoli wendet fich der Weg links ab nach

der Stirne ein Stück Papier , worauf ein Spruch aus dem Koran gejdrieben war. Die Zauberei jepte fich zum Zwecke,

Lecce . Das Meer, an deſſen Ufer die Straße längere Zeit fich hinzieht, war ſehr bewegt, die Luft ſchwül und die Gegend ein

zu bewirken , daß die Perſon im Waſſer mehrere oder einen Menſchen erblice , welder die dienliche Arznei zur Heilung des Kranken angebe; allein ales wollte wenig frommen . Auch an dere Perſonen ſchauten mit gleich vergeblichem Erfolge in den

förmig ; linfs blieb uns die Stadt Nardo, in einer gutbebauten , fruchtbaren Ebene. Sie war früher ſebr bevölkert, haite viele Paläſte und große Gebäude, wurde aber durch mehrere Erdbeben

Zauberſpiegel des Waſſers. Da ſchrieb der Sched) einen Streis fen Papier rol, indem er die arabiſchen Buchſtaben hie und da

(Fortſepung . )

hart mitgenommen. Die Namensä lynlichkeit mit der Neritos ardua saxis des Virgil reicht hin , die Stadt zu einer griechi

îchen Colonie zu machen (verg . die Monographien von Perganteo

mit vieredigen Linien umgab, und legte ihn zuſammen und erſt dann auf den Kopf des Kranfen . Der Zaubergebülfe, um toch nicht ganz unthätig zu ſeyn , ſchrieb in ein työnernes Beden im

Mípt., Galateo und Bernardino Tafuri.) Plinius erwähnt der Neretini als eines ſalentiniſchen Volfes . Die Fruchtbarkeit der Ebene von Narbo iſt noch jeßt ſprüchwörtlich ; Wein , Del und

Zinn rings berum , man drüdte den Saft von Rauten in das

Wolle (Bombace, Bombagia) ſind beſonders ausgezeichnet, fer ner die Medicinal- und Futterkräuter der Umgegend. Jeßt

felbe aus , das einen Roſt von dem Zauberwaſſer enthielt Denn einen Theil tranf der Zauberer und erwärmte ihn über dem Kohlenfeuer ; nady und nach ließ die Schrift vom Gefäße wegen der Wärme und des Schwemmene, und der Kranfe muſte

zählt Narbo ungefähr 9000 Ginrobner.

Das gewiß wenig idmackhafte Ocmiſd trinfen ; der ganze Proceß

und mehrere Gelehrte und Schriftſteller lieferten . Wie es heuts zutage mit der Bildung in Narbo ausſieht, weiß ich nicht ; die

dauerte etwa ſechs Stunden ; am folgenden Tage nahmen die gleichen Männer die Zauberei aufs neue vor, und einen Tag ſpäter entwickelte ſich eine ſúhleimige Diarrhöe mit Dyſurie, jo daß die Leute wieder ihren frübern Arzt um Hülfe anflehten. Es iſt bemerkenswerth, daß die Zauberer abgewaſchene Schrift

ſchwärze trinken ließen, der gar wohl eine draſtiſche Arznei, viels leicht die Kantharidentinctur, ein Lieblingsmittel für die welt

gewordenen Morgenländer, beigemiſcht ſeyn konnte. Die Wahr heit forbert mich übrigens auf, Zeugniß zu geben, daß man in gewöhnlichen Fällen den europäiſchen Aerzten gerne vertraut, und daß die Zaubereien etwas ſelten ſind, und wahrſcheinlich immer ſeltener werden . Im Glauben herrſcht unter den Men ſchern keine Eintracht, aber in Aberglauben ; der Zube ließ fich auf das gebulbigſte und gutmüthigſte von einem Mohammebaner infantiren . In der Stadt zählt man vier Apothefen , die auf europäis

ſchem Fuß eingerichtet find, die alte der Franci@ caner in ihrem Kloſter, bie griechiſche im Deir er- Rum el-Kebir,

bie engliſche

neben dem engliſchen Hoſpital, und die jüdiſche in der Wohnung des Dr. Fränkel. Vor allen zeichnet ſich die griechiſche, wenige ſtene durch ihr geſchmadvolled Aeußeres aus. Ueberbieß findet man auch am Marfte Arzneiwaaren käuflic); To hatte ein Mo hammebaner nach ſeiner Angabe Baldrian, Caſtoreum , 3pefa

Einſt blüheten bier

die Wiſſenſchaften auſ ruhmvolle Weiſe , die Normannen hatten hier öffentliche Schulen geſtiftet, relche nachher erweitert wurden Bewohner baten darum , daß die neue große Landſtraße von Gallipoli nach Lecce nicht durch ihre Stadt geführt werden möchte ; das ſpricht allerdings für Liebe zu einem ungeſtörten , abgeſchloſſenen Leben , aber nicht für zeitgemäße Bildung . Die Fata Morgana find hier beſonders bei Sonnenaufgang und ſchwachen Dſtwinde häufig , man nennt fte Mutate ; beſonders

täuſchend find die Gebilde son Schiffen , Segeln und ganzen Flotten .

Die Landſtraße führt durch den Drt Galatone, die Vater ſtadt des berühmten , oft genannten Schriftſtellers über das iapygiſche und falentiniſche Land, Dell Antonio Ferrari, genannt

Galateo (Arzt, Philoſoph, Magifer, Geſchichtsforſcher 2.) Wir beſißen eine Lebenebeſchreibung dieſes talentvollen Mannes von M. Arbito : er ragte über die meiſten Geiſter ſeines Jahrhuns

berts ( 1444) hervor, verſuchte fich mit Olück in der Phyſik, er klärte z. B. die Fata Morgana, war beſonders der griechiſchen Sprache und den griechiſchen Studien ergeben , und während ſeines Lebens und nach ſeinem Tode hochgeehrt. Seine Gebeine ruben in der Kirche Del Roſario zu Lecce. Galatone mit 4000 Ginwohnern liegt 9 Miglien von Gallipoli in einer blumens reichen, fruchtbaren Ebene , und erfreut fid deß mildeften Klima's. Da in der römiſchen Geſchichte der Name einer theſialiſchen

455 Stadt Galatana vorkommt , deren fich der Conſul I. Quintus Flaminius bemächtigte , ſo reichte dieß natürlich hin Galatone von Sheffalern abſtammen zu laſſen. Griechiſche Sitten und

griechiſcher Cultu8 erhielten fich hier länger ale anderewo . Wir beſtben eine Monographie von 8. Ayrolbi über Galatone. Wir machten Abends den kleinen Umweg über S. Pietro in Galatina, Lequile linfá laſſend, welches nach Lecce die freunde lichſte Stadt des ſalentiner Ländchens iſt und über 8000 Ein wohner zählt . Sie liegt gerade in der Mitte zwiſchen dem abriatiſchen und joniſchen Meer, und ſoll von einem longobars

diſchen Heerführer , Namens Viriboniar, gegründet ſeyn.

Raya

mund Urſino, Fürſt von Taranto , errichtete hier eine Kirche nach dem Modell des Kloſters auf dem Berge Sinai und um gat die Stadt mit Mauern . Sie liegt nicht hoch geug, um fich einer ganz reinen Luft zu erfreuen , iſt aber mehr als Lecce der Centralpunft des Handele ber Provinz.

Einige Notizen über Handel, Ackerbau und Manufacturen will ich auf den nächſten Abſchnitt aufſparen , hier nur die Sitten und Gebräuche der Bewohner furz berühren . Die bys bruntiniſche Provinz, die heutige Terra d'Otranto , umfaßt die alten Namen 3apigia, Mefjapia unb Calabria, und es ſcheint uns nicht unpaſſend , zuvorberſt von den Gränzen und Beſtands theilen dieſer Ländchen einen richtigen , flaren Begriff aufzus ſtellen . Wenn man ein Triangel annimmt , deſſen Baſis die Linie von Brindiſt nach Taranto (ber Iſthmus Der Halbinſel),

und deſſen Spige Das Cap Leuca iſt und dann vom tarantinis ſchen Golf aus eine mit der Baſis parallellaufende Linie durch Soleto ans adriatiſche Meer zieht, fo haben wir das ſalentinis ſche unb mejiapiſche Land nach den Begriffen der Alten ziemlich richtig abgetheilt. Der Theil von Soleto bis ans Cap iſt falen tiniſch , der andere umfaßt Meſſapia. Strabo nimmt freilich Merapia in einem weitern Sinne, aber Stephanus Byzantinus

Nody vor Sonnenuntergang erreichten wir Lecce. Die fchöne, gelbröthliche Färbung deß Horizonte, die Palmen in den Gärten , bad abendliche Geläute der Kirchengloden und der

erſtrecte, das ſcheint ſchwer zn beſtimmen , ichmerer als die

heimfehrenden Heerden , bie freundlichen Grüße der Lanbleute

Gränzen der ſogenannten Magna Gracia genau anzugeben.

und Thucydides melden , daß Meſlapia nur ein Theil von Japy gien geweſen . Wie weit bag iapygiſche und calabriſche Land fich

und die Gewißheit, eine gute, gaftliche Behauſung zu finden.

Schon Stolberg bemerkte , daß nicht allein Namen der

A18 Symbol del

Drtſchaften , ſondern auch Sprache und Sitten der Bewohner

Friedens find in dieſem Ländchen ſogar die Kirchthüren mit

Zapygiens , welche wir als moderne griechiſche Coloniſten anzu ſeben haben, griechiſch geblieben.. Stolberg liefert ein Regiſter

verſeßten uns in freundlich -ruhige Stimmung. friſchen Palmenzweigen geziert.

Kirche und Palaſt der

herr

fchenden Familie bilden in jedem Orte die Hauptgebäude, aber

niemals ſtehen fie neben einander, ſondern faſt immer an den beiden Endpunften fich gegenüber . Das Feudalweſen trägt hier einen ſehr milden , den Gebirgégegenden und den Bergſchlöſſern mit Mauern und Wällen und den darunter fich anſchmiegenden Hütten ganz entgegengeſepten Charakter. Aber das Feudal weſen , obſchon auf dem Papiere vertilgt, wird mit oder ohne

Conſtitution , ſo lange ein gründlicher Volf &unterricht nicht alle Glaſſen Durchbrungen , wo nicht auf dem Lande laſten , doch dem

Lande eingeprägt bleiben .

Im ſalentiniſchen Lande jedoch ſteht

griechiſcher Namen , welches mir bedeutend vermehren fönnten , aber es kommen auch Bezeichnungen vor, welche flawiſche Wur zeln beratben und den altgriechiſchen Nimbus ſchwächen .

den Sitten iſt griechiſches Element reiner vorhanden .

Bei

So eri

ſtiren an vielen Orten noch Klageweiber, welche Klagegefänge

bei Trauerfällen anſtimmen. Sie figen im Kreiſe um die Leiche herum , und hinter ihnen in einem zweiten Kreiſe die Verwandten. Je nach dem Alter, nach dem Stande und Charafter des Todten iſt der Klagegelang verſchieben , indem auf das Gebeiß der Weiber die Verwandten als Chorus cinſtimmen .

Sie raufen

der Gut &befiber in einer Art patriarcaliſchen Verhältniſſes zu 30 rede hier natürlich nicht von denen, welche ſeinen Bauern. Ich

ſich die Haare aus und ſtreuen ſie auf den Leichnam , den ſie

ſtets in der Hauptſtadt Neapel hoden und ſich durch ihre Pächter das Geld ſchiden laſſen , ſondern von denen , welche Dliven , Reben, Wolle u. ſ. w. mit eigenen Augen wachſen

haltender Klagegeſang vor mir, und nur der Mangel an Raum

zur Grube begleiten . Es liegt ein ſolcher 11 Strophen ent

ſehen .

hindert mich, ihn in Ueberſeßung zu geben . Die heutigen Lecces ſen verlaſſen felten ihre Heimath ; von dieſer und von fich ſelbſt ſcheinen fie gar bobe Begriffe zu haben . Die Rebensart : ,, 3 )

In Lecce wurden wir gut empfangen ; ich hatte Zeit genug Die Abſchiebsbeſuche zu machen und zur Weiterreiſe nach Jaranto am andern Tage alles in Stand zu ſeßen . Nach einem guten Abendeſſen und nach einem herzlichen Abſchiebøtranf trennte ich

erkennt man mehr die Eigenthümlichkeit der Charaktere als aus Handlungen von größerer Bedeutung, deren Phyſiognomie bei allen Völkern die gleiche iſt. Die Lecceſen find liebenswürdig,

mich von meinem jungen ärztlichen Begleiter, welcher mich mit Notizen und Briefen reichlich verſah. Von Gallipoli über Nardo nach Manduria hätte ich freilich ein bedeutendes Stüc Weges

abſchneiben können , aber das freundliche Lecce, das gute Nacht lager und das gute Abendeſſen baſelbft waren zu lockend. Außer dem iſt die Uferſtrecke von Gallipoli nach Taranto jumpfig, öde und ohne allen Reiz . Nur der Hafen von Ceſarea macht auf dieſer Strede eine Ausnahme; hier foll bie Gegend freundlich und die Luft geſund ſeyn. Das Meer iſt reich an Fiſchen , der

ſage , " iſt im

Munde aller Claſſen .

Aus folchen Kleinigkeiten

gefällig, aufopfernd, ſehr geftttet, gewandte Redner und voll geiſtreicher Gebanken ; fie lieben Sanz, Mufif, Spiel, Theater

und Volf8feſte. Ihre Lebhaftigkeit , welche fich ſchon bei den

Kindern in der Sprache und in den Geſten zeigt, gab ihnen den Beinamen der franzöfiſchen Italiener.. Ihre Augen find ſchwarz und feurig , und von Leib oder Freube bemegt, ſcheinen

fte aus den Höhlen hervorzuquelen . Das Mienenſpiel wediſelt in unbegreiflich raſcher Folge. Das häusliche Leben iſt ruhig und heiter : an Feſttagen geht oft die ganze Stadtbevölkerung

umgränzende Boben fruchtbar und der Hafen tief und geräumig. Viele Vorſchläge wurden gemacht hier eine Stadt zu gründen

auf& Land und die Familien geben fidh truppweiſe den Spielen hin . Im Sommer ſchlafen fie faſt ganz entkleidet 2 oder 3

(Palmieri), um die lange unbevölferte Strede auszufüllen und

Stunden nach dem Mittageſſen , daber dann Städte und Dörfer

zu beleben . Aber die Zeiten der flüchtenden Helden und der herrenloſen Lanber find vorüber, und ähnliche Niederlaſſungen , wie die alten Bewohner von Parga zu Ceſarea machten , würs den jeßt für ſeeräuberiſche Einfälle angeſehen werden.

find. Der Schußmittel gegen die Wärme find nur wenige be fannt und üblich, und da eß an Flüſſen und Quellen fehlt, ſo

ganz verlaſſen erſcheinen und alle Häuſer und Buben geſchloſſen

gibt es auch nur wenige Springbrunnen zur Kühlung . Die

mosos

456

Wintertälte dauert nicht lange , iſt aber oft empfindlich; Defen und Kamine kennt man nicht ; man bedient fildhy baber der Rohlenbecen. Erfältungen , das ſogenannte Coſtipo, werden wie der Tod gefürchtet; bei unbeſtändigem Wetter bleibt jedermann zu Hauſe. Zu Hauſe läßt man ſich ſehr geben und vernados läffigt die Toilette oft gänzlich. Die Moden der Hauptſtadt werben oft farrifirt nachgeahmt, ſo z. B. war es vor einigen

Jahren Mode , an den Uhren der Damen ganz kleine Gloden zu befeſtigen : in Lecce verbeſſerte man fogleich dieſe Sitte, und

Gooon

Univerſität, bilbete Lehrer, und hatte Schüler welche Latein und Griechiſch ftudirten. Im 17ten Jahrhundert gründete Pomponio Paladini zu Lecce unter dem Namen der Trasformati und Spioni eigene Studenten - Congregationen .

Lecce beſaß zu jeder Zeit

ſebr tüchtig gebildete Männer : ich nenne nur die Namen Pals mieri, Briganti, Paeſtello, und verweiſe auf die dieſen Gegens ftand behandelnden Werfe von Tiraboſchi, Giuſtiniani, Loppi, Lafuri u . f. w. ( Schluß folgt.)

elegante Damen beregten ſich mit einem Geraud wie Rühe

auf der Weibe . Reiten iſt bei vielen Männeru Leidenſchaft ge

Mondftich.

worben ; man ichirrt die Pferbe nicht ſelten nach morgenländis

Richardſon erzählt in ſeinen mehrfach von uns erwähnten Travels

ſcher Sitte, und zieht junge, muntere, kleine Thiere den alten

in the great Desert (Vol. II. p. 274 ) folgendes : „ In dieſer Nacht ( 13 Februar 1846) ſchien der Mond mit wahrem Sonnenglanz , und alle unſere Leute waren erſtaunt über dieſe wunderbare Lichtergießung. Mehrere Sklaven rannten umher unter den Thol: Bäumen , tanzten und

und langen, den engliſchen und normänniſchen vor. Mit den fonft einfachen Sitten und der zuſammengepreßten Lebensweiſe harmoniren ſehr wenig die grandioſen, weiten und unbequemen

1

Zimmer und Såle vielerHäuſer. Don engliſchem Comfort ift frießen mit den Ferſen wie Befeſlene.Sie mochten fichan die klaren erinnern. Hadſchi Ibra nirgends die Rebe ; die beſten und am reichften möblirten Zim

mer der Häuſer bienen oft nur als Schaugepränge, und ver gehen durch Staub, Motten und Hiße. Etikette und Formali täten ſpielen eine große Rolle. Die Heurathen werben faſt gänzlich im Intereſſe der Familien geſchloſſen , nur die Armen

wählen nach ihrem Herzen. DieFrauendes Landes find recht bübſch zu nennen . Die ovale Form des Gefichts herrſcht vor, Dabei find fte ſehr lebhaft und begleiten ihre Reben mit feuriger

Augenſprache und ſehr bezeichnender Geſtikulation. Der Dialeft, von ſchönen Lippen geredet, hat etwas ſehr weiches und anmuthiges ; beſonders zeichnen ſich die Tarantinerinnen durch ebeln

Wuche, ſchöne Formen , weiße Haut und ichmaditende Blicke au8. Die Gallipolitanerinnen gefielen mir nicht aber ich ſah wenige

mondbeſchienenen ufer und Wälder des Nigers

him zog endlich ſeinen Sonnenſchirm hervor und ſpannte ihn aus.

Warum ? fragte ich. „ Der Mond iſt bösartig ( fesed ); ſein Licht wird mir Fieber verurſachen. Ihr müßt Euren gebrochenen Schirm aufmachen .“ So fagten alle unſere Leute und erzählten viele Fälle von Mondſtichen , an denen die getroffenen Perſonen alsbald ſtarben ; in Oſtindien find wenigſtens Perſonen nachweisbar für die Nacht blind

geworden durch den Einfluß des Mondes. Dieß iſt eine abermalige Beleuchtung der Stelle ( Ps. CXXI. 6.) : ,,die Sonne ſoll dich nicht ftechen ( jackäckah im Hebräiſchen ) bei Tag , noch der Mond bei Nacht.“ In der Schrift iſt mehrmais auf den Sonnenſtid angeſpielt , aber ſelten auf den Mondſtidy. Die Meinung in der Sahara geht dahin , daß der Mondſtich tödlich fey. Ich weiß nicht ob der Mondſtich von unſern ausgezeichnetern Aerzten beſtimmt nachgewieſen iſt. Der Søreiber des Pſalmo redete in der gewöhnlichen Sprache ſeiner Zeit. Es iſt

und war burch bie ſdomierigen Wirthstöchter gegen fte einges

nommen ); Galateo ſchildert fie folgendermaßen : liebliche, ſchöne, heitere Züge, ſchwarzes und braune Haar, niedrige aber feins

geformte Statur, brauner Teint, dunkle, feurige, glänzende Augen . Zu Galateo's Zeiten wurden ſie gewöhnlich mit dem zwölften Jahre (ießt mit dem ſechzehnten ) verheurathet. Bei den Ueberfällen Der Lürfen und bei der Belagerung Gallipoli 8 durch bie Venezianer im

15ten Jahrhundert zeigten die Frauen und

wahrſdeinlich , daß die Mondítiche von ſchädlichen Dünſten herfommen, die ſich in der Nacht anſammeln , und den bleichen Himmelsförper in noch bleicheres Licht hüllen. Der Sonnenflich iſt in der Berberei mehr: fach ſicher nachgewieſen , und daß Leute in Folge davon am Fieber ſtar ben , iſt gewiß."

Engliſche Alterthümer. In einer neuerlichen Verſammlung der engliſchen Alterthumøfreunde legt ein Hr. Price eine der ſchönſten Es iſt eine

celtiſchen Waffen vor , die vielleicht je gefunden würden.

Mäbchen Muth, Tapferfeit unb Vaterlanbeliebe . Bei den Heus rathécontracten werden ſogar die Geſchenke bis auf Kleinigkeiten herab feſtbeſtimmt, ebenſo muß fich der Mann verpflichten ſeine

blattförmige Speerſpiße aus Erz etwa 16 Zoll lang und an ihrem breiteſten Theile 2" breit. An dem untern Theile find vier zierliche

Frau zu feſtgeſepten Zeiten ins Theater, auf Kirchenfeſte, Bälle

Schwerter oder Speerſpißen von Bronze, die man in den Tumuli findet,

3n Giannone's Geſchichtwerk

find ſonſt faſt ohne Ausnahme zerbrochen. Einige Arbeiter entdecten fie eine kleine Stunde von Bath im blauen Thon etwa 30 Fuß unter

und Spaziergänge zu führen .

laſen wir, daß Luitprand König der Longobarden zu Anfang der 8ten Jahrhunderts, um die Leidenſchaft der jungen Ches männer ihre Frauen zu beſchenken, zu zügeln, ein Geſeß erließ, „Daſ Niemand mehr als den vierten Theil ſeines Befißes weg geben dürfe.“ Ein ſolche Geſeß ſcheint nicht allein in der Pros vinz Lecce, ſondern in ganz Europa ziemlich überflüſſig geworden . Ueber den hohen Grab ber Cultur, welcher einſt in dieſen Gegenden, denen der Name Griechenlands mit dem Zuſage des „ Großen “ verlieben wurde, geherrſcht, wäre überflüſſig zu reden ; ganz erloſch aber ſelbſt zu den Zeiten der barbariſchen Ignoranz der Funfen der Wiſſenſchaft hier nicht. Sancreb , Sohn Ros

ger's II , am kleinen Hofe von Lecce erzogen , fannte Mathematik, Aftronomie und Muſik, nach Muratori, eine Damals ſeltene Bils dung . Die Schulen von Otranto unb Nardo blüheten im Mittel Alter, und das Kloſter Des h . Nicolaus zu Caſole war eine kleine Verlag der 3. O. Cotta' den Buchhandlung.

ſtarfe Nieten , um ſie an den Schaft zu befeſtigen. Dieſe blattförmigen

dem Buden.

Auch an römiſchen Alterthümern ſoll Bath reich , aber

noch wenig erforſcht ſeyn. Ein Hr. Stothard machte auf die Aufgras der Nähe von bungen aufmerkſam , welche ſeit vorigen September St. Albans vorgenommen wurden, und die Grundlagen eines römiſchen Theaters ans Light brachten .

Die Breite des Theaters von Nordweſt

nad Südoſt iſt etwa 188 Fuß, und die Länge mit Ginſæluß des ziemlich gut erhaltenen Proſceniumo 169 '. Ein ganz ähnliches Theater von faſt gleicher Größe wurde vor 20 Jahren zu Lillebonne in der Norman die eröffnet, und dieſe Entdeckung hatte auch noch den Nebenvortheil, daß man dadurch die Lage von Julia Borra fennen lernte, das ſeinen Namen von der Tochter Julius Caſars hatte. Aufgrabungen fünfilider Hügel in der Nähe von Scarborough haben zahlreiche Urnen aus ungebrann tem Thon , Speer- und Pfeilſpißen aus Rieſelſteinen , zum Theil von ausgezeichneter Arbeit ang Tageslicht gebracht. Ueber die wahrſchein !

liche Zeit , in die man dergleichen Funde verſeßen muß , fritten fich mehrere Mitglieder der Geſellſkaft vergeblich. (Liter. Gaz. 22 April.) .

Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

chen Lebens der Völker. kunde des geiſtigen und Aittli Attlichen r.

u ". 115.

13 Mai 1848.

Civiliſation im Jnnern Afrika's. ( Nach dem Journal of the R. Ceogr. Soc. of London Vol. XVII. Part. 2. )

Der Gouverneur von Bathurſt am Gambia , Hr. Ingram , machte im December 1842 eine Fahrt den Gambia aufwärts ,

namentlich um fich über die Fortſchritte Der Colonien pon be

ſchen Miſſionáre, For unb Swallom , nach Lindoe, einem Dorfe, das aus einer Reihe ſehr netter kleiner Häuſer beſteht, die nach engliſcher Art aus Badſteinen aufgeführt ſind, auf Koſten De menſchenfreundlichen Dr. Linboe.

Dieſe Häuschen , 12 an

der Zahl , haben vier Zimmer, und es iſt ſehr erfreulich 150 Meilen im Innern Afrifa's ſolche engliſch eingerichtete Häußs chen zu ſehen ; fte werden unentgeltlich an ſolche Mitglieder

freiten Schwarzen ſelbſt Gewißheit zu verſchaffen . Er fam am 25 Dec. nach Fort George auf Mac Carthy's Inſel , etwa 150 engliſche Meilen oberhalb , und beſuchte hier einen Theil der von befreiten Afrikanern bewohnten Stabt . Seine Nachrichten

der wesleyaniſchen Gemeinde gegeben, welche die Miſſionäre als

hierüber ſind ſehr merkwürdig, und wir teilen fie deßhalb in ſeinen eigenen Worten mit, wie fie im vorigen Jahr in der

Aus Apulien.

die fleißigſten und verdienteſten ihrer Heerde bezeichnen.“

2. Das Cap Leuca.

geographiſchen Geſellſchaft vorgeleſen wurden . „Einige dieſer befreiten Afrifaner hatten ein ganz gutes Auskommen , wie man nach dem bequemen und reinlichen Auße ſehen ihrer Häuſer ſchließen Darf ; ihre Frauen und Kinder

waren anſtändig nach engliſcher Art gekleidet und ſchienen zu frieben und froh . Bei andern war dieß allerdings in minderem Grade der Fall, aber wirklicher Mangel iſt dennoch unbekannt im Lande .

Nachmittags beſuchte ich ein Dorf von 800 Ginges

Alefiano.

Ugento 2c.

(Schluß.)

Die Lecceſen lieben Theatervorſtellungen ungemein , aber Dennoch befißt nur die Hauptſtadt ein Theater mit ſehr mittels

mäßigen Künſtlern ; die Beſoldung der Schauſpieler und Sänger iſt ſehr ſchlecht, und noch vor wenigen Jahren herrſchte die ent ehrende Sitte, ſtatt der Kränze oder Blumen einer gefeierten Sängerin Geld vor die Füße auf die Bühne zu werfen . Die Schauſpieler welche ich im Theater von Lecce hörte, declamirten mich im buchſtäblichen Sinne des Worts zur Loge hinaus ; ein

bornen , etwa 1000 Schritte von der engliſchen Niederlaſſung ; hier wohnen lauter Mandingos, bie fich ſehr ordentlich und ans ſtändig aufführen ; fie haben mehrere Gewerbe, wie Schmiede, Weber und Schuhmacher unter fich, aber an eigentlichen Zimmer

folche Schreien und Geſtikuliren hörte ich nie in meinem Leben. In vielen Städten herrſcht die löbliche Sitte, daß Familien fich

leuten und Schneidern fehlt es ; die Handeldleute ftehen in der

nicht ſelten. Auf den Bällen figen und fteben die Männer im

Achtung am höchften und find häufig auch zugleich Prieſter oder Marabute. Am 1 Januar fam eine große Anzahl der

zes vereinigt die Geſchlechter ; bas iſt ſonſt nirgende im ganzen

Abende zu Spiel und Tanz vereinen ; kleine Privatconcerte find mer ganz getrennt von den Frauen, und nur der Act des Lan

ſchwarzen und farbigen Bevölkerung zu mir, um mir ein gutes

Königreich mehr der Fall .

neues Jahr zu wünſchen. Sie benahmen fich ſehr anſtändig

Etikette, die Titel der Perſon mit der man redet, werden alle Augenblicke wiederholt, jeber Scherz, Wip, jebe Anſpielung ift unerlaubt, die Freude verfriecht fich und die Langeweile ſpreißt fich. An den Spieltiſchen – natürlich nur neapolitaniſche Spiele mit neapolitaniſchen Karten, da Whiſt und gar l'Hombre unbes fannt find — geht es ebenfalls ſehr ſteif und ceremoniell her, unb ein unausſtehlicher Geiſt der Winkelbureaukratie herrſcht überal . Nach der Conſtitution wird es nicht viel anders ge worben feyn .) Ein Kanzelliſt, ein Controlleur und ein Polizei

und viel höflicher ale Leute ihrer Glaſſe in England. Wenn man erwägt, daß nur ſehr wenige von ihnen leſen nnd drei: ben fönnen , ſo muß man über dieſe fichtliche Beſſerung in ihren

Gewohnheiten und Anſichten wahrhaft erſtaunen. Vor einigen Jahren noch waren viele von den Leuten , welche an dieſem Sage mir ihren Ehrenbeſuch machten , noch ſo gänzlich uncivis lifirt als Menſchen nur ſeyn können ; jeßt rebeten fie mid in

meiner eigenen Sprache an, welche auch die ihrige iſt, denn die verſchiedenen Stämme befreiter Afrikaner ſprechen unter fich nur Engliſch, und ihre Kinder kennen feine andere Sprache. Dieſer

faft unglaubliche Uebergang vom wilden Leben zu einer ziem lichen Verfeinerung wurde in zehn Jahren bewerffteligt: denn die erſten befreiten Afrikaner wurden im 7. 1832 unter meiner

Aufficht nach Mac Carthy's Inſel geſchict. Nachdem die Bes ſucher fich entfernt hatten , begleitete ich die beiden wedleyanis

Außerdem herrſcht ziemlich ſteife

ſchreiber treten mit einer Selbftzufriedenheit auf, wie ein preu

Biſcher Geheimrath und ein öſterreichiſcher Geſandtſchaft@ ſecretär.

In kleinern Städten und Dörfern iſt der Tanz das Haupt vergnügen ; die Frauen tanzen mit Anmuth, die Männer ſchwers

fällig und affectirt, ein Nationaltanz wird Pizzica genannt: eine Dame beginnt fich im Kreiſe umherzubrehen und wirft nach ei nigen Minuten, wie die Laune ed eingibt, einem der Geſellſchaft

458

sooon

Au& Linné fennt Zebermann die Larantelſpinne , und

das Sadtuch zu und tanzt mit ihm, ſo macht fte es der Reibe nach mit mehreren bis ſie ermüdet zu ihrem Siße eilt ; der legte Tänzer hat das Recht andere Damen zum Tanze aufzufordern ,

man ftritt viel hin und her ob fte giftig ſey oder nicht ; Galas teo hielt fte Dafür und behauptet, daß das Gift Durch den Klang

und ſo geht das Ding weiter Weber Alter und Jitel, noch Unfähigkeit und Schwäche bilben Entſchuldigungen , und je lin

der Glocken und Flöten ausgetrieben werden könne . Die meiſten Eingebornen ſind der Meinung , daß ein von der Tarantel ge

fiſcher ſich einer benimmt, deſto mehr jubelt die Geſellſchaft. Ohne die hiſtoriſche Gaſtronomie vom Mahle des Achilles bis zu den Gelagen der Afpafia und des Lucullus weiter erör

ftochenes Individuum (fommt aber ſelten vor fich unfreiwillig dem lebhafteſten Lanze hingeben müſſe. Faſt alle Städte und Dörfer der Provinz find ſehr gut ge baut, aber weil der Lecceſiſche Bauſtein der Verwitterung unters worfen , ſo ſind die Gebäude nicht ſehr haltbar, daher auch ſo

tern zu wollen , ftellt fich dennoch für die Provinz Lecce heraus, daß manche Sitte aus der guten Griechenzeit fich hier erhalten.

So ziert man z. B. viele Schüſſeln mit Blumen , hüllt die Wein flaſchen in große Blätter und legt ein Weinblatt auf die Mün dung der Gefäße. Die Fiſche ſind überall ausgezeichnet, und der Thunfiſch (tonno) ber beſonders beliebte. Die Heerden, deren Hauptfutter Thymian und andere wohlriechende Kräuter, geben treffliches Fleiſch und eine reiche Auswahl delicater Räjegerichte.

Der Honig von Taranto, Mattino und Manduria iſt berühmt, ebenſo Dliven (Horaz Lieblingsſpeiſe ), Früchte und Drangen .

Mir wurde in Lecce als fior di latte ein butterartiger Creme vorgefeßt, der die feinſte friſcheſte Oradbutter Holſteine und der Schweiz ſehr übertraf. Taranto iſt in ganz Italien berühmt

wegen ſeiner frutti di mare , die Auſtern und Muſcheln des Golfe, auf welche ich ſpäter zurückfomme, find überaus wohl ſchmecend ; ein tarantiniſcher Schriftſteller nennt ſie „ Töchter Dee Thaus." Aber Fiſchfang und Auſterncultur haben ſeit meh reren Jahren angefangen ſich weniger ergiebig zu zeigen ; man

gibt die meiſte Schuld den großen Neben der Vareſer und Bar lettaner Fiſdier, mit welchen ſie das Meer Durchfurchen und bis zur Mündung Dee Brabano die Fiſchier zerſtören , ferner Den eiſernen Hadenwerkzeugen , mit welchen die Tarantiner die Auſtern vom Grunde des Meeres losreißen . Die Königin Johanna er ließ beſondere Fiſchergeſege, ein Gober welcher unter dem Namen des „rothen Buchs“ allen Fiſchern befannt iſt. Die Meere welche Das Salentiner Ländchen umſpülen , lieferit nichts beſtoweniger die zarteſten Cefalu's und die feſteſten Sepien . Die Fiſcher djleppen künſtlich befeſtigt einen weiblichen Gefalu ihrer Barfe nach, die männlichen Cefalu ſchwimmen zahlreich. herbei und laſſen ſich leicht mit dünnen Lanzen ſpießen . Die Tintenfiſche

(sepie) hingegen fallen als Opfer ihrer Eitelkeit : man befeſtigt während des Mondicheins einen Spiegel an die Barfe, die Ses pien fommen beran , ſpiegeln fich unb gehen in die Neße. Sors betti findet man trop des Mangels an Schnee (nur in den Bers

genannt.

wenig Ruinen . Ueber die Bauart der Hauptſtadt redete ich ſchon : das große Jeſuitengebäude, jeßt der Sig des Tribunals, iſt eine unförmliche Steinmaſſe; die Façade der Kirche S. Croce

ſcheint in einem Delirium des Baumeiſters entſtanden zu ſeyn . Die inneren Straßen der Stadt find eng und gebogen , nur in Francavilla gibts ganz gerade Gaſſen . Die Dörfer find mit ſchönen Agrumi und Fruchtgärten zwiſchen hellen Häuſern ges ziert, die Franciécaner- Convente haben faſt alle hobe Cypreſſen. Als Brennholz bedient man fich des Olivenholzes , der Myrthen, des Rosmarin , Lentiscus u . a. Die alten Baronal-Paläſte find

hier und dort noch befeſtigt, und ſelbſt einige Dörfer zeigen noch Spuren früherer Befeſtigungemauern . In einem Stadttheile Lecce's gibt es auffallend niedrige Häuſer, welche an einen Straf befehl Ruggiero'8 ( 1157) erinnern , daß fortan in der Stadt nur Häuſer von 142 Kannen (4 Ellen) Höhe erbaut werden ſollten ." Faſt jedes Jahr werden in dieſen Gegenden die Mauern der Häuſer neu gerreißt , eine ſaraceniſche Sitte ; überhaupt hat alles an der adriatiſchen Küſte ein viel freundlicheres, gefälligeres Anſehen als an den Geſtaden des Mittelmeers ; wegen des Man geld an Flüſſen gibt es ſehr wenig Fontänen. Lecce bat präch tige marmorne Springbrunnen ohne Waſſer ; Brindiſt, Mar tina, Gallipoli hingegen erfreuen ſich des fließenden Waſſers in Die Hälfte der Bevölferung mub ſich mit reichlichem Maße.

Ciſternenwaſſer begnügen, welches oft unrein und daber ſchab lich iſt ; die Reicheren haben Filtrirungs- Vorfehrungen getrof

fen, beſonders gutes und reines Waſſer haben die Klöſter. Das größte Geſchenf welches König Ferdinand der Provinz Lecce

machen könnte, wäre eine Waſſerleitung von friſchem gutem Ges birgewaſſer.

Aerzte, Apotheken und Krankenhäuſer in Jeruſalem .

gen von Martina gibt es Schneegruben) von vorzüglicher Güte

(Schluß .)

zu Bari, Trani und Lecce ; der Name des Erfinders der Sor betti iſt unbekannt. Nach einer Stelle des Plinius 31 , 3 könnte man Nero Dafür halten, er umgab Waſſer, um e8 abzufühlen,

Jeruſalem beftgt freilich nicht mehr jene große Johanniter hoſpital, auf deſſen Ruinen wir jeßt ſtaunenb Fragen häufen , aber doch noch ſolche Krankenanſtalten , welche werthfinders

mit Schnee.

wähnt zu werden. Lungen- und Darmentzündungen, bögartige

Eine Heuſchredenart (bruchi genannt) iſt der Provinz Lecce

Diarrhöen , Dyſenterien, Wechſelfieber, Augenentzündungen u.ſ.w.

eigenthümlich und verläßt ſelten ihre Gränzen ; fte richtet große Verheerungen an , verwüſtet Aeder, Saaten und Gärten oft in Einer Nacht. Gine Art Seemiöven, welche auf einem Felſen bei Gallipoli ihr Hauptlager haben, iſt der Feind dieſer Heuſchrecken : fte ſtöbern mit ihren Schnabeln überall in den Furchen der Aeder nach ihnen berum , freſſen Gier und Larven und fallen ſogar aus der Luft auf den vollſtändig entwickelten Feind hers

find Uebel welche die Bevölferung Jeruſalems mehr oder mins

unter ; leiter hat man überall auf dieſe wohlthätigen Möven

Jago gemacht und fie faſt auêgerottet. 3eßt müſſen die Land leute einen beſchwerlichen und raffinirten Vertilgungekrieg gegen

dieſe Grillen führen . Nidht ſo gefährlich aber höchſt läftig find andere fliegenartige 3nſecten, Moſcherini, Tafani unb bimipes

der ſelten befallen , und eß iſt eine Wohlthat, wenn die daran

Leidenden in einem gehörig eingerichteten Hauſe eine ordentliche Pflege und Behandlung finden . Bei den Mohammedanern iſt dießfalls die öffentliche Fürſorge nicht groß ; bas obere şoſpital (et- Tekijeh el- Fofara), von den Chriſten zum Ueberfluſſe Helenas ſpital genannt, iſt jeßt eine Suppenanſtalt, aber fein Krankens haus, und das Blinden hoſpital (Robat), ſüdlich an der öftlichen Fortſcßung des Garet et Iefijeh , nahe der Weftmauer der Seme pelarea gelegen , gehört zu den Verſorgungsanſtalten, weil nur Blinde aufgenommen werden , zu meiner Seit 10 bis 12 ohne daß Heilverſuche veranſtaltet werden. Diel weiter reicht die Fürſorge

woooo

459

bei den Chriften und Juben. Das den Franciscanern zugehös | Vorkommtenheit möglichſt gefaßt zu ſeyn, faufte fte oben in der rige Dar Slaaf Beg , nicht als ein Armenhaus mit etwa 300 Nähe des iſraelitiſchen Leichenfeldes oder in der Gegend bet Pfründnern , zähle ich nicht hieher , und wenn andere meldeten,

Daß jene in ihrem Convente ein Lazareth beftgen , ſo bitte ich zu bedenken, daß eß zunächſt oder vielleicht aueſchließlich für die erfranften Brüder beſtimmt ift ; weit entfernt , daß franfe Reli.

gionsgenoſſen die außer den Kloſtermauern wohnen , unters

gebracht worden. Welcher in der Pilgerherberge (Caſa Nuova) frank Darnieberliegt , verſpürt von einer lazarethmäßigen Eins richtung nicht ſehr viel. Ein franfer Deutſcher Handwerkeburſche, Den ich hin und wieder beſuchte, wurde zuerſt mit einer klöſters lichen Kälte berpflegt und behandelt, die ich mit warmer Nach ftenliebe nicht leicht befreundet ; nach der Hand aber wurde ea,

ich will nicht ſagen : warum ? beſſer. Weiſe Das Kloſter Trun: fenborden und lieberlichen Pflaſtertretern , jenen Handwerfebur. Ichen , welche ben deutſchen Namen beflecten , zumal den proteftans tiſchen , nur herzhaft die Thüre, e ſer aber dafür herzlicher gegen

die Erbarmenswerthen , gegen die armen Kranfen. Bei den griechiſchen und armeniſchen Mönchen , die ſich lieber auf das

Nehmen , aufs allermindeſte gegenüber den Bilgrimen verſtehen, darf man feine ordentlichen öffentlichen Krankenanſtalten ſuchen , und wenn auch erſtere einen eigenen Arzt befißen , ſo wurden fte dennoch mehr vom Gebanken der Selbſterhaltung geleitet. Das Georgefloſter, unterhalb des Lateinerkloſters St. Salvator, ſorgte zu ſeiner Zeit, angeblich noch im 1. 1821 , für Kranke und Greiſe ; allein ich fonnte bavon nichts in Erfahrung bringen. Ordentliche Krankenhäuſer nach europäiſchem Begriffe haben

nur die &ngländer, nämlich die Londoner Miſſion und die Juden

Battan el-Haua ein Grundſtüđ zur Aufnabme ercommunicirtet, im Mifftongſpitale verſtorbener Şuben. Auf unſerem Erbballe unterliegt in der Regel der Macht bed Gelbes die Macht der Worte eine noch ſo vortrefflichen Bannfluches, und ſo wird der

Kampf der armen Juden mit den reichen Engländern ein un gleicher bleiben, biß dieſe zur Einſicht gelangen dürften , daß manche Gabe anderwärts weit mehr Segen bringen würde , ale auf dem wenig fruchtbaren Boden des Jeruſalemer Judenthums inmitten von unheilvollen und wohl auch unheilbaren Zerwürf nifien . Gehen wir vom engliſchen Hoſpital oftrărts in den mert würdigen kleinen Wabi im Suf Haret el-Zehub hinab und dann ein menig hinauf, ſo erreichen wir gleich ein antipobiſches Hos ſpital, Das der Zuden . Auch dieſem Kranfenhauſe wäre eine freie und ſonſt noch eine höhere Lage am Zion zu wünſchen ;

Das Gebäude, ziemlich hoch, empfiehlt fich durch Solidität, auf dem Dache bietet fich eine gar günſtige Anſicht der Moſchee els Gladfenfter, was im Morgenlande nicht überflüſſig iſt zu bemerfen, machen dieſes, wie das engliſche Krankenhaus, ſehr rohnlich. Ich hatte eine weit üblere Meinung vom Jubens Afja dar.

ſpitale, welches allerdings bem engliſchen entſchieben nachſteht; bie vierzehn Bettſtellen laſſen freilich auf einen kleinen Krankenſtand ,

ſchließen. Die Anſtalt gehört beiden jüdiſchen Congregationen hälfteweiſe, jedoch nicht eigenthümlidh, und ſie müſſen einen jährlichen Miethzins den beſigenden Moslemin entrichten. Man hegte Hoffnung, daß die Gebrüber Rothſchild das Patronat übers

hergeſtellt , beide neu oder das andere doch reſtaurirt, eine Frucht des Miffionébeſtrebens , eine gute Frucht, mag immerhin der

nehmen würden . Es wurde ſchon vor vier (heute ſeche) Jahren

Same nicht der beſte geweſen ſeyn.

meine Collecte unter den Juden veranſtaltet; die Rothſchilde vers

Die Erbauung eine neuen Jubenſpitale vorgeſchlagen, eine allges

Das engliſche Hoſpital, das erſt am Ende des Jahrs 1844

hießen zu dem Ende 100,000 Franken , die Beiträge wuchſen zu

eröffnet wurde, liegt ziemlich vortheilhaft am Zion , aber nicht

der Summe von mehr als 60,000 Thalern heran , als die Ses

frei, ſondern es iſt rings in Häuſer oder Mauern geſperrt ; der Bau felber, ein ſolider, zeugt von fränkiſcher Einficht, die ges ringe Größe geſtattet nur etwa vierzig Kranken Plaß. Lobhuds ler bezeichneten das Gebäude als das ſchönſte in Jeruſalem , im Innern herrſcht allenthalben Reinlichkeit und Ordnung . Am ſchlimmſten iſt die einſeitige Beſtimmung nur für jüdiſche Kranke warum nicht auch für dürftige Mitchriſten ?

Die Londoner

Miſfion will ohne Zweifel unter der Firma von Wohlthätigkeit und Zubenliebe einen Fang machen, und in folchem Betrachte Darf eß Niemand eigentlich befremden , daß die jüdiſchen Hirten für ihre Schafe wachen und ſogar fich ereifern.

G8 ergriffen

Daher gleich nach Eröffnung des Spitals die Rabbiner Gegens maaßregeln, unb brohten mit der leßten Waffe der Unmacht, mit dem Bannfluche, mit der Grcommunication nicht bloß jenen, welchen bei den Engländern Pflege und ärztliche Behandlung zu

Cheil wurden, ſondern auch den Ambulanten, an die man unentgeltlich die zweckdienlichen Arzneien verabreichte. Ende Hornunge 1846 beſtellten die Zuben an den Bugängen zum englis

ichen Krankenhauſe Wächter ober eine theokratiſche Polizei, um

ſo, im Wahne noch ſicherer, den Zweck einer wirkſamen Gegens wehr zu erſtreben, oder, meine Dafürhaltens, ein neu Olieb an die Stelle von tactloſen , unpraftiſchen Handlungen zu ſchmies den . Ja fte berweigerten im Jänner 1845, wie im Hornung 1846, damals einem Manne, dieſeßmal einem Weibe von ihrem Volké, die ordentliche Beſtattung im großen jüdiſchen Begräb-

phardim Keßerei witterten, und ſo Das edle Unternehmen an dem Starrſinne der Orthodorie dieſer Jeruſalemer Juden ſcheiterte.

Es wäre vielleicht eine Unterlaſſungeſünde, wenn man die Verſorgungs- uub Krankenanſtalten Jeruſalems durchmuſterte, ohne die Hütten der Ausjäßigen (Biut el - Maſakin) zu erwäh nen, welche den Pilgern gerade am meiſten auffallen . Iritt man in die Stadt durch das Siongthor, ſo fteht man rechter Hand länge der Ringmauer eine Reihe elender, 6 bis 8' hoher

Kütten mit Dächern von Reiftg, Lehm und Erde. In den ſechs zehn Wohnungen, die an Erbärmlichkeit in benachbarten Dorfs

ſchaften ihresgleichen ſuchen, find die Außſäßigen ohne Unters ſchied des Geſdhlechtes untergebracht. In einem Lande, wo Män ner und Frauen, falls fie nicht das Band der Ehe aneinander

knüpft, ſonſt eher ſcharf getrennt leben, befremdet allerdinge dieſe Vereinigung beider Geſchlechter, und obſchon ein Schech , ſelbſt ein Ausjäßiger, der Anſtalt vorſteht, ſo ſcheint Dennoch wenig Zucht zu herrſchen , und das religiöſe Leben überhaupt in der Abſonderung gänzlich untergegangen zu ſeyn. Daher mag es auch kommen, daß hier Mohammebaner und Chriſten unter

einander wohnen, die fich nicht bloß aus Jeruſalem , ſondern auch aus den Ortſchaften der Umgebung recrutiren . Uebrigens benehmen fich die Unglücklichen ( el-Maſakin ) ordentlich gegen bent Fremden, und hüten fich wohl, daß fte ihn nicht berühren, und

befleißigen fich gleichzeitig, daß ihr gräßliches liebel ſo wenig

nißplaße im Thale Joſaphat ; die Miſſion gerieth für den Aus

wie möglich in die Augen anderer ſpringe. Bei meinen vers ſchiebenen Nachfragen hatten fte Gebulb, aber wenig Luft, die

genblic in Verlegenheit .

klare Wahrheit mitzutheilen, und mein Zeichner, der fich, um

Um inskünftige auf eine ſo mißliche

460 ein genaues Bild der Hütten aufzunehmen , in der Nähe po ftirte, erfuhr nicht die geringſte Störung. Die Zahl der Auße ſäßigen belief fich auf dreißig, worunter zwei Drittel Männer waren . Es iſt mir nicht entgangen, daß am Ausſage auch Ju

den leiden, welche ſich von dieſen Hütten entfernt halten, und wahrſcheinlich dürften unter den vermöglichern Moslemin und

das dieſe Stämme verknüpft? Die Aufgabe iſt augenſcheinlich nicht leicht Wenn man fich alle die Umſtände vergegenwärtigt , unter denen dat bürgerliche Leben entſtand, nach und nach emporwuchs und ſich befeſtigte, unter wiederholten Unfällen , die zum Theil durch die Uneinigkeit der Fürſten, zum Theil durch das Joch der Tataren und, nach der Vereinis

gung des Landes mit Litthauen und Polen, durch den Einfluß fremd:

Chriſten leichtere Fälle von Ausſag vorfommen, die aus triftis

artiger Elemente herbeigeführt wurden , dann muß man natürlich zu dem Schluß fommen , daß der jeßige Stamm alle Erinnerungen an

gen Gründen in ein undurchbringliches Geheimniß gehüllt wer

die Vergangenheit verloren hat.

Es mag alſo füglich als eine reservatio mentalis gelten,

und Umgegend, und es werden zu dem Ende von den Ausſägi

Von der einen Seite betrachtet iſt dieß beinahe richtig. Man nehme den erſten beſten alten Riewer und frage ihn darüber, wie es im Alters thum geweſen , ſo zählt er euch an den Fingern bloß die Namen der Gouverneure der Stadt oder einige Begebenheiten auf, von denen er Augenzeuge war, und die fich vor nicht langer Zeit zutrugen, aber von dem , was vor hundert und mehr Jahren geſchehen iſt, weiß er nichte, oder er weiß es nur in verſtümmelter Oeftalt. So iſt der Faden der

gen die beſten Pläße beſeßt. Gin mitleidiger Rameltreiber wirft

Ueberlieferung abgeriſſen, und darum iſt jeßt, was nicht durch irgendein

wenn ich bemerke, daß das Verhältniß der Ausſägigen zu der übrigen Bevölkerung fich als

ſehr

gering ,

höchſtens etwa

wie 1 zu 600 herausſtellt. Alles was zum Lebensbedarf dieſer geächteten , verſtoßenen Menſchen gehört, wie Nahrung, Kleis dung, Brennmaterial, erhalten fle burch Bettel in der Stadt

im Vorbeigeben etwa einen geringen Theil der Labung, z. B.

Kohlen, in die Nähe der Hütten ; barmherzige Franfen laſſen auch ein beträchtliches Almoſen zurüd. Wie groß das Unglück

äußeres Zeichen ausgedrüdt ift, für immer todt und verloren. Aber im

Leben eines jeden Volfed muß man die Thätig feiten , welche mit Bewußt: feyn und die , welche bewußtlog , gleichſam inſtinctartig, vorgenommen werden , unterſcheiden. Denn das , wozu fich der Menſch in Folge von Ueberlegung beſtimmt, und das , wozu er durch eine unausgeſprochene, für ihn ſelbſt unbeſtimmbare Neigung gezogen wird , bildet gleichmäßig ſeine Natur, der er zu allen Zeiten und auf allen Stufen der Geſittung .

der Krankheit und des Banne8 erſcheinen muß, ſo fonnte ich gleichwohl eben nicht den Ausbrud des Unheile auf allen Ges fichtern leſen. So zeigten der Schech und die Schechin viele Munterfeit und Zufriedenheit . Diejenigen , bei welchen die Krankheit große Fortſchritte gemacht hatte, waren freilid , mühs ſelig und beladen im wahrſten Sinne des Wortes . Gleich ſo

manchen andern zeigt auch die von der Behörde aus gänzlich vernachläſſigte Beſorgung der Ausjäßigen , an beren ärztliche Behandlung fein Menſch benft, Den Barometerſtand der türfis idhen Regierung, die fich ſo lange mit dem Gpitheton der Bars barei bemafelt, als in ihr der Gebanke nicht auftaucht, zum Heile dieſer und anderer Kranken , wie zum Wohle der Geſun den in der 1. Stadt für eine menſchlichere Unterbringung und

Behandlung Vorſorge zu treffen. An einem ermunternden Beis ſpiele der Geſchichte würde es nicht fehlen. 3m fünften Jahrs hundert baute die vielſtiftende Staiſerin Eudocia ein Haus, worin 400 mit dem Ausſage Behaftete wohnten. " Als die

treu bleibt.

Betrachtet man dieſe unmittelbare Seite des Lebens, ſo fann man nicht umhin zuzugeſtehen , daß in dem Privatleben der urſprünglichen Ginwohner des alten Riew fich viele charakteriſtiſche , rein alte Züge erhalten haben , von denen ſie ſelbſt gar keinen flaren Begriff haben.

Wenn man die Aufmerkſamfeit auf einige religioſe , mit mannichfachem Aberglauben gemiſchte Gebräuche richtet, ſo entdeckt man darin viel heidniſches , viel ſeltſames , auf den Herenglauben bezüglicher , vor welchem das gemeine Volf noch große Ehrfurcht hat. Gine allges

meine Volksſage geht dahin , daß jeder Menſch zwei höhere , geheim: nißvolle Präfte habe , die ihn beherrſchen und ſeinen Willen lenken .

Gr

ſelbſt iſt ohne alle eigene Thätigfeit und handelt nur unter dem Einfluß dieſer feindlichen Gewalten . Die Macht des böſen Geiſtes iſt ſo groß, daß ſie gewöhnlich das lebergewicht über den Menſchen davon trägt ; er fällt, und in ſeinem Fall folgt er knechtiſch der ihn beherrſchenden fin

im Veft ge batten,

ſtern Macht. Kaum iſt der Menſch geboren , ſo wartet ſchon die boſc

ſorgten fie für eine ordentliche oder eher außerordentliche Un

Macht ſeiner , und ſucht fich alsbald ſchon des Knaben zu bemächtigen . Um das Kind zu retten, bemühen ſich die armen Eltern, es unverzüglich

Franfen unter ihren Königen Jeruſalem

terbringung der Ausjäßigen außerhalb der Stadt zwiſchen dem ießigen Damaéfus- und Jafathor. Denn im Leproſenhauſe waren

taufen zu laſſen , denn ſonſt wird das Kind , wenn es ein Mädchen iſt

geſperrt , ohne menſchliches Anſehen und Freuen, und dahin

eine Ruſalfa , wenn es ein Knabe iſt, ein lieſch 9.1 Dieſe Ruſalfas und Ljeſdhye gleichen im Ausſehen den Menſchen , aber fte find bloß ein Shein , obwohl fie beim Zeichen des Kreuzes nicht verſchwinden ; dieß

ftrömte aus verſchiedenen Theilen der Welt eine Menge preſt

unterſcheidet fie von den böſen Geiſtern , denen der Name Gottes vers

bafter und armſeliger Menſchen. 2

haßt und erſdredlich iſt.

Die Kranken voller Marter und Leiden, wie in einen Rerfer

( Fortſeßung folgt.)

Alter Aberglaube in Südrußland . ( Journal des Miniſt. des Innern. April 1848.)

Bei einer aufmerkſamen Beobachtung des Privatlebens der Bewoh: ner des ſúblichen Rußlands ergibt ſich ganz von ſelbſt die Aufgabe, die heidniſche Zeit der alten Kiewer mit der jeßigen zu vergleichen , und zu unterſuchen ob in dem jeßigen Stamme noch Spuren der ethnogra phiſchen Gigenthümlichfeiten fich finden , wodurch die alten heidniſchen Riewer fich auszeichneten ? Kann man in dieſer Gruppe , welche jeßt eine Miſchung verſchiedener Ståmme darſtellt, das lebendige Band finden,

Seeräubergeſchichten im indiſchen Ardi pel. Die neueſten Berichte in holländiſchen Blättern berichten von einem durch die Spanier unternommenen Zuge gegen ein Seeräuberneft in der Nähe

von Magindanao, der vollfommen glüdlich ablief ; jeßt aber ſprechen die Engländer von einem zweiten. Unſere Leſer erinnern fich, daß die Ong länder im vorigen Jahr an der Weſtküſte Borneo's, in der Nähe von Bruni, eine Seeräuberflottille zerſtörten , und daß der Sultan von Bruni die fliehende Mannſchaft zum Theil gefangen nahm und hinmegeln ließ. ( f. Nr. 266 vom vor. 3.) Jeßt růſten fich die Sulu-Piraten zu einem Rachezug, während die Engländer ſelbſt einen Streifzug gegen ſie unters

nehmen wollen. ( F. Shipp. Gaz, vom 1 Mai.) Die Engländer werden 1 Nicephor. Callist. eccles. hist. 24, 50.

wohl noch an die Warnung der Holländer denken , nicht mit einem zu

2 Brief vom Patriarchen der Grabkirche an Ludwig d. i. , König von

Frankreich , in Bongare gesta Dei per Francos p. 1174

ſcharfen Meſſer zu ſchneiden .

La cilez de

i Borläufig bemerken wir bloß, daß ruslo , der Bach , und ljes der Wald

Jerusalem in E. G. Soulf Jeruſalem ( 1845) S. 112.

Verlag der 3. G. Cotta'ſden Buchhandlung.

heißt. 4. D. R. -

Berantwortlicher Redacteur Dr. Gd. Widenmann.

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N" 116.

15 Mai 1848 .

Reiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Reiſenden . Fünfter Abſchnitt. Rüdfehr nad Sraunif.

Gegenüber von Schamaz liegen unter dem Namen Pruth einige Häuſer mit einem Han eine geringe Strecke unter der

Ginmündung der Bogna . Hier mußten wir eine geraume Zeit auf den Wagen warten , den wir beſtellen hatten laſſen , und der uns für 5 Zwanziger bis Grabaſchaz zugeſagt war, aber erſt

um halb zehn Uhr fam derſelbe unb forberte dann gleich fieben Zwanziger unter der Drohung wieder fortzufahren , wenn wir nicht ſo viel geben würden ; was blieb da übrig , ale zu zahlen,

da fich ſonſt ſchwerlich hier in Bälde ein anderer Wagen vor. Der unſerige war inteß ſchauberhafter Art, ein niederer, vierrädriger Karren, ganz von Holz, ſelbſt die knarrenden Räder waren unbeſchlagen und die hintern von an gefunden hätte .

derm Geleiſe als die vordern . Das Material, aus welchem uns Der Bauer einen Sis bereitet hatte, war verfaulte8 Heu , das wohl in einem Stalle bereits gebient haben mochte ; Der Weg entſprach dem Fuhrwerf, wir fuhren eigentlich auf feiner Straße nach

blid etwas zerbrach, was bann der Kutſcher mit großer Trägs beit reparirte . Um halb 12 uhr erreichten rir endlich mit den erſten Hügeln Gradaſchaz.

Die Hügel find Sertiärgebilde . Die Stadt, gut gebaut mit einer im

italieniſchen Style von Capitän Suſſein (Huſſein -Ga

petan) erbauten umfangsreichen , nun bereits deſtruirten Burg , iſt ſehr maleriſch gelegen ; Der genannte Huſſein - Capetan war ber kräftigſte Widerſacher der Einführung dee Nizam's im Ans fange des vorigen Jahrzehnte . Nach den hier empfangenen Mittheilungen hat die Zerſtörung der Feſtung nicht durch den Viftr Kara Mahmud, ſondern durch den Behighis Paſcha ftatt gefunden ; was unverſehrt in der Feftung geblieben iſt, iſt ledig lich ein ftattliches Haus mit einem Shurme; die Wohnhäuſer find hier viel ſchöner als ich bisher noch in der Türkei geſehen hatte. Der Han indeß, wo wir Quartier nahmen , war von

der übelſten Beſchaffenheit, hier fand ich Nicola mit Blia, Deiſen Pferd einen ſchlimmen Fuß hatte und nicht mehr weiter konnte.

Meine Geſchäfte in der Stadt waren daher die Vorzeigung des Paffee und die Beſorgung eine Laftpferde8.

Demzufolge machte ich mit Hrn. Margetich, der mir als

unſerm Sinne, ſondern auf theilweiſe befahrenem , theilweiſe | Dolmetſcher diente, dem Muſſelim von Gradaſchaz, Beg Effendi, begangenem Terrain , über Aeder , Schmuß und Weibeland. Wir famen an einigen chriſtlichen Dörfern vorüber ; unſer Kutu

meine Aufrrartung. Sein Palais iſt zwar nicht ſo weitläuftig , aber weit ſchöner als der Ronat des Vezirs in Travnik, und liegt

idher machte und auf einen Katholiken (Schofaz) aufmerkſam ,

frei und angenehm an einem Hügel vor der Stadt. Der Beg empfing mich inmitten eines zahlreichen Hofftaate8 mit vorneh mer Aiſance, las indeß , um das ihm beigelegte Präbicat der Gelehrſamkeit zu beweiſen, den vorgelegten Bujuruldu ſelbft unb mit lauter Stimme, wobei er über den Inhalt desſelben durch

der zwei Weiber hatte ; mit der einen ſeiner beiden Frauen war er durch die Kirche, mit der andern durch den Kadi getraut. In der Gegend von Siſchina iſt ein Weiher : Da bat ein frommer Biſchof die Fröſche zu ewigem Gdyweigen verurtheilt, und fo viel auch deren hier vorhanden feben , ſo ley es doch befannte Shats

fache, daß feiner eine Stimme babe. Wir berührten häufig die Krümmungen eines langſam , faum bemerkbar fließenden Baches , Namens Zenbrag (zu deutſch : Liebe Frau) ; in ſeinem ſchlammi gen Waffer befand fich häufig ein mir unbefannter Scirpus,

Verneigungen des Haupted ſeine reſpectvolle Anerkennung aus drückte. 1 Er ließ fich fobann von Herrn Margetich weitere Aufichlüſſe über meine Perſon ertheilen ;

unter andern fragte

er , ob ich wohl ein geſchidterer Arzt ſey als der in Effet. Sr. Margetich bejahte nicht bloß dieſel, ſondern erklärte auch , daß

den ich leider nirgenbe erreichen konnte ; bie Ebene Dauerte uns

ich umherreiſe, um Arzneimittel zu entdecken, und ſolche den

gefähr zwei Stunden. Große Waltungen befanden fich hier nicht, wohl aber allenthalben Umhegungen von foliden Zäunen, die aus eichenen Pfählen und ſtarken Latten conſtruirt waren, und Aeder oder Gebüſche umſchloffen , die Beden wurden von tatariſchen Ahorn, Linden und Weißborn gebildet. Am Bache

Aerzten zu lehren, was ſofort den Beg Effendi mit hoher Bes wunderung erfüllte. Wie aber wuch fein Staunen erft, ale ihm Hr. Margetich bemerkte, daß ich für meine ärztliche Hülfe feine Bezahlung annehme ! Der Beg iſt ein bejahrterMann mit

Toliſſa ſah man viele Silberreiher von der fleinen Gattung

1 Der Inhalt des Bujuruldu, wie er mir ſpäter durch Herrn Prof. Fallmeraier ausgelegt wurde, iſt ungefähr folgender : „dem Inhaber dieſes Bujuruldu, Doctor D. S. (der Verfaſſer war ganz richtig geſchrieben )

( Ardea Garzetta L.), bie hier brüten ſollen. Wir wurden in unſerer Fahrt öfter aufgehalten, weil am Wagen jeden Augen

wohlgeboren, öſterreichiſchem Unterthan, ift geſtattet, im Ejalet Bosna freuz

1 Acer lataricum L. , Tilia argentea DC . T. grandifolia Ehrh. Crataegus Azarolus L. blühend und Cr. monogyna Jacqu. noch in

und queer, über Berg und Thal, durch Ebene, Hügel: und Alpenland ju reiſen, und Blumen und Kräuter zu ſammeln , um daraus Arzneten zum Heile der franfen Menſchheit zu bereiten . Die Menſchlichkeit verlangt, ihm den Schuß und die Sicherheit zu gewähren, wie ſolche die Gefeße an

Knoſpen .

befehlen .“

wo

462

goan

langem grauem Barte, übrigens noch ſehr febhaft in feinen

Wahrheit des Bujuruldu in ein zweifelhaftes Licht geſtellt hätte.

Bewegungen und heiter in der Unterhaltung. Er flagte über Barthörigfeit und fragte, ob ich ihm nicht helfen könne ; ba fidh

Zudem gilt bekanntlich in der Sürfei jeder Franke, ohne burde

dieſe mit dem Alter eingeſtellt hatte, rieth ich ihm, fich eines Dhrenhornes zu bedienen , ſogleich brachte auf ſeinen Wink ein Diener das Inſtrument, welches er fich vor einiger Zeit aus Effet hatte bringen laſſen, ohne dadurch beſſer zu hören , als wenn der Sprechende fich ſeinem Dhre etwas nähere oder fich lauter ausbrüde ; der gute Mann hatte viel gelebt und war noch immer ein großer Freund des ſchönen Geſchlechtes. Vor wenig Jahren machte er bei der Tochter des Capetang von Dervent den Brautwerber, angeblich für einen ſeiner zahlreichen Söhne, und bewog die Schöne, fich von ihm, dem Alten, Nachts entfüh ren zu laſſen , einem ritterlichen Brauche gemäß, für welchen man hier zu Lande viel Geſchmad zu haben ſcheint. Unterwegs aber belehrte er bas vierzehnjährige Mäbchen, daß er fte für fich ſelbft beſtimmt habe ; mit dieſer Eröffnung war die Ents führte in Anſehung ſeines Alters und anſcheinender Gebrechlich feit, und da er ſonſt ſchon reichlich mit Weibern verſehen war,

Es war nun meine Sache dafür zu ſorgen, Daß meine Recepte rrenigſtens feine üble Wirkung ausüben fonnten. Nachdem ich noch einige Unterhandlungen wegen der Pferde gepflogen hatte, beſichtigte ich am Rüdwege nach unſerm þan mit Margetich die Beſtung und einen Sheil der Stadt. Einen

feineswegs einverſtanden .

Nun wurden aber Geſchenke und Bers

Zeugniſſe empfohlen zu ſeyn, als Beftper ärztlicher Kenntniſſe.

anſehnlichen Theil derſelben bildet das Quartier der Zigeuner, die ftch hier zahlreich niebergelaſſen haben : ein ſchmußiges, robes,

håfliched , bögartig ausſehendes Bolf. && hatte heute ſeinen Harratſchtag, wo jeder ſeine Kopfſteuer zu entrichten hatte, weß halb die Straßen dichtgebrängt voll von dieſem Gefindel waren. Die jährliche Steuer des männlichen Zigeuners beträgt 5 fr. 6. M. , die Des Chriften vom fünften Jahre an 5 Zwanziger. So wenigftene ließ Sr. Margetich fich hier beſcheiden . 3m Bane befamen wir eine efelhafte Abendmahlzeit , die ſelbft Nis cola mit Abſcheu von fich wieg. Auch ſonſt hatten wir von Au & brüchen der Gehäffigkeit gegen uns manchet zu leiben . Ni.

cola hatte in der Umgegend einen Silberreiher und einen Storch,

ſprechungen verſucht unb verdoppelt, bid endlich die Verheißung

ein ihm fremde

eines eigenen neuen þauſeß und viele Ducaten die Bedenklich feiten der Spröben beſeitigten. Ihr Vater erhob zwar Klage,

brachte, wurden ihm von den Zigeunern heftige Schmåbreden

allein ſein Zorn warb dadurch beſchwichtigt, daß der Alte ſeinen Sohn mit einer andern Lochter des Capetang vermählte. Der weiſe Beg Effendi wolte ohne Probe fich meiner ans

Thier, erlegt ; als er leßtern in die Stadt

ob der Töbtung dieſes Vogele zu Sheil. Während ich im engen Zimmer det sand mit Ausbalgen del Reiher8 beſchäftigt war ,

brängte fich ein junger Menſch herzu ; bald fand fich auch ein Greis ein. Da uns die Gegenwart dieſer Leute bei dem be

geprieſenen Geſchidlichkeit nicht anvertrauen , ſondern brachte eine Schachtel mit Pillen daher, um deren Wirfung er mich auffore ſchend befragte. Es war nicht ſchwer die Afja fötiba zu er

ſchäftigungen faft ganz in Anſpruch genommenen Zimmers , des

fennen, und ſeine gute Meinung mußte Daher in Hohem Grabe fich beſtärkt fühlen , als ich deren von ihm bereits erprobte Wir

wir uns die Frage nicht verſagen , was ſie da zu thun hätten. Da erwiederte der Junge, Der Alte ſey ſein Vater , ein alter

kung namentlich im Hinblick auf ſeinen Zuſtand ihm auseinan der ſeßen konnte. Die Folge davon war indeß nichts weniger als erfreulich für mich, denn ſtatt nun die gewünſchten Pferde und das Geleit zur Weiterreiſe zuertheilt zu befommen, wurde

Narr, der gekommen ſey, bei unſern mediciniſchen Verrichtungen und etwas abzuſehen . Er fuhr fort in ſehr unehrerbietigen Ausbrüden ſich über das graue Haupt des Vaters luftig zu machen, und zeigte fich ſogar anbeiſchig, ihn weiter zu ſagen.

ſchränkten Raume unſers engen , vom Gepäd und unſern Bes ſchlechteſten und kleinften im Han , höchft läftig fiel , fonnten

ich nun auf den anderen Morgen zu ihm beſchieden , um mir

68 gelang unſern Borftellungen , daß wir uns bei unſern Ver

da ſeine Kranken vorſtellen zu laſſen ; indeſſen verſprach er mir eine bewaffnete Begleitung, audy ließ er meinen Paß viftren. Sein Haus ſteht durch einen gebedten Gang mit dem noch ſchöner gebauten, bicht vergitterten Sarem in Verbindung ; feit wärts befindet ſich das kleine Haus der Derventerin , mit welcher er bereits ein Mädchen gezeugt.

richtungen nicht könnten ftören laffen , von dieſer unangenehmen

30h wurde ſodann zum Sohne des bereits erwähnten Huſſein Kapedan, dem Mohammed Beg, gerufen. Er bewohnte unfern ein ſchönes, zweiftöđiges Haus mit anftoßendem Harem und war

ein ernſter Mann von milder Gemütheart. Er führte mich ſelbſt Durch den bedecten Gang in ein Zimmer , wo feine franke Gdyweſter verſchleiert und ſein leidende Söhnchen von zehn Monaten herbeigerufen erſchienen. Noch ein andere weibliches Weſen zeigte fich berhüllt an der Thüre , wahrſcheinlich von Neugierde getrieben , wurde aber vom Mohammed Beg zurüd gewieſen. 8 war mir verſtattet, ſeiner Schweſter Den Pule zu fühlen.

So ſah ich mich nun wider Willen genöthigt, eine mir fremde Rolle zu ſpielen. Die Eigenſchaften , die mir mein Bus juruldu beilegte, die gute Meinung , die Sr. Margetich von meis

Gegenwart und zu befreien .

fr. Margetid war übrigens feis

neswegs befremdet über die Entartung des Sobnes, da ſolche

mit vielen Erfahrungen ähnlicher Art, die er, der fich in dieſer Gegend bereits öfter aufgebalten hatte, hier gemacht habe. Wer

fich mit Boué's Schilderungen der patriarchaliſchen Zuſtände jener Lande und der findlichen Pietät gegen die Eltern, wodurch fich der Slawe wie der Demane außzeichne, vertraut gemacht hat, der dürfte dieſe Erfahrung vielleicht als eine Ausnahme von der Regel betrachten .

5 Mai. Ich mußte meinem Verſprechen gemäß mich früh zum Beg Effendi begeben , um ſeine Patienten zu ſehen. Þr. Margetich begleitete mich als Dolmetſcher. Del Bege Söchter. den , ein niebliche Mädchen von ungefähr fteben 3abren, den Fez reich mit Ducaten befeßt, war gegenwärtig. 8 wurden die Krankheiten von drei Frauen des Bege, deren eine 30, die andern beiden 16 Jahre alt waren, verhandelt. Da bei dieſer Gelegenheit Gegenftände etwas delicater Natur zur Sprache ,

famen , welchen die Kleine alle Aufmerkſamkeit ſchenkte, gab ich dem Vater zu verſtehen , daß fidz biezu bie Gegenwart be8 Rin

Deß nicht wohl eigne ; Doch fand dieſer nichts Anſtößigeß in dies

ner ärztlichen Beſchidlichkeit ohne mein Einverſtändniß verbrei tete, berechtigten die Leute meine Hülfe zu verlangen . Meine Weigerung hätte mir ſehr nachtheilig ſeyn müſſen , inſofern fte

ſem Punfte .

entweder von einem unfreundlichen Willen gezeugt oder die

einem andern vornehmen der Stadt, zum Alai Beg , gerufen,

3dh hatte den Beg Offenbi faum verlaſſen , ſo wurde ich zu

463

um auch beffen Harem meinen ärztlichen Rath zuzuwenden. Da

:

¢ jedoch beliebte, mich etwas lange in der Antichambre unter der zahlreichen Schaar feiner faullenzenben, reichgefleideten Bes bienten warten zu laſſen , entſchieb ich mich dahin wieder forts

zugeben. Unterwegs ſah ich ſchöne, wohlgemäftete Buffelfühe auf der Weide .

Gooon

einem europäiſden Balljaale abgeſehen , bis er endlich nach langem Befinnen äußerte , fie fenen alle ſo hübſo , daß er keine Entſcheidung fällen fönne. Dieß erregte großes Gelächter, eine alte Frau aber ſagte zornig : „Chrift, du biſt ein Narr ; nimm eine von den jungen, hier iſt meine Tochter .“ Die Tuariffrauen weichen in ihren Sitten ſehr von den Maurinnen und den moslemitiſchen Weibern überhaupt ab , fie

große Freiheit, gehen unverſchleiert, und nehmen Theil an allen un 10 uhr war ist endlich mit meinen Anſtalten fertig, haben Serbäften und Verhandlungen des Lebene. Dieſe Abweichungder Luas und fonnte aufbrechen .

Vorher aber hatten wir mit dem Han

ſchia einen ärgerlichen şandel zu beſtehen.

rifs von der Giferſucht, welche ſonſt die Moslems zu bezeichnen pflegt,

Dieſer verlangte

iſt es , was die Tuarife von den andern Mohammedanern Nordafrita's

nämlich für das elenbe Quartier und die ungenießSare Abend-

unterſcheidet, und ihre geſellſchaftlichen Zuſtande mehr denen der Europäer nähert.

mahlzeit eine Zeche von 14 Zwanzigern ; nach den Preiſen Ded

Lanbe8 wäre Ein zwanziger hinreichende Begablung geweſen. Wir verſtanden und nach heftigem Wortwechſel endlich zu 5 Zwanzigern, oder vielmehr wir gaben nicht mehr troß der Vors ftellungen bed Wirthes und zogen fort. Es iſt hier überhaupt zu lande Brauch, bie Zechen herabzuſeßen , nach Umſtänden fo. gar über die Hälfte des Betrages ; häufig laſſen fich dieß die

Wirthe fogar ohne Widerrebe gefallen , manche jedoch begnügen fich mit der Erflärung, daß fie gewohnt ſeyen , von einem Beg oder Aga , oder Offenbi u . i. w. ſo unb fo viel zu empfangen .

,

Ich hatte für mich zwei Pferbe, deren eines, wiewohl gleich fals bepadt, nur minder ſchwer als das andere, zum Reiten

.

Alter Aberglaube in Südrußland. ( Fortſeßung.)

Die Ruſalfas leben im Waſſer, kommen aber manchmal in Schaaren auf die nächſte Wieſe, um im Mondlicht zu tanzen. Sie find ſo ſchön und reizend, daß derjenige, deſſen neugieriges Auge fie erblidt, jedesmal

ftirbt. Die blonden, in langen Loden fallenden Haare , aus denen über die weiße Bruſt und die üppigen Scultern das Flußwaſſer herabfließt; Augen, blau wie der Südhimmel, mit langen buſdigen Wimpern, ein Idlanfer Wuche und reizende Rörperform , alles die zuſammengenom

istmen zieht leidenſchaftlich die Seele zu ihnen hin, aber ads ! fie find ohne

Hr .

Herz und ohne Seele, die Liebe iſt ihnen unbefannt. Der arme Menſch

Für dieſe Drei Pferde fo wie

lenft raſch auf den zauberiſchen Ruf der ſchönen Mädchen ſeine Augen

für zwei Leute, die ſie führten, hatten wir bis Tuſla , wohin Der Weg nun direct ging, 36 Piafter zu entrichten. Außerdem begleitete une noch ein gut bewaffneter, ſchön gefleibeter Mod. lim, ein Diener Beg Effendi's, den uns dieſer zur Beſchirmung

auf die freundlichen Schatten, er folgt ihnen , und fühlt nicht, daß die und ſie zu umfaſſen ſucht, bereits tief in das Waſſer fich geſenkt hat, und er ſtatt eines ſchönen Mundes eine Sumpfpflanze füßt. Gr hört ein lautes Lachen, das immer mehr anwächst, und ihm wie ſeltſamer

bis Luſla mitgab .

Hohn in die Ohren flingt. Der Zauber verſchwindet plößlich und man

68 hatte die Nacht hinburch geregnet, und die Wege, die faum leiblich trocken waren, ſind wieder ſchmußig geworben. Unſer Weg zog fich durch eine höchſt anmuthige Gegend bergan. Da es Gewobnheit der Türfen iſt, wenn ſie über Gebirge reiſen, nicht durch Einſattelungen , ſondern gerade über die höchſten Punkte zu reiten, vielleicht um fidh ſo leichter von der Sichers

hört nur noch den ſtillen Lauf der Stromeo und das Geſchrei der er: wachenden Vögel. Am gefährlichſten ſind ſie für den Wanderer Abends

bet borfommenden Veranlaſſungen benüßt werden fonnte.

Margetich ritt ein Drittes Pferb.

reizende Geſtalt zu gleicher Zeit , wie er die Hårde gegen ſie ausſtredt,

und ſelbſt an den Tagen der ſogenannten grünen Woche, welche auf das

beit der Gegend überzeugen zu fönnen, gewannen wir folcher weiſe die ſchönſten Ausſichten ; beſondere da, wo wir zum legten

Ausgießen des heil. Geiſtes folgen. An dieſen Tagen, ſagt man, wen den die Ruſalfen alle ihre Rünfte an, um den Menſchen zu berücken ; fie wagen ſelbſt am Tage zu erſcheinen , und ſo verführeriſch find ihre Lodungen, daß felbft Oreiſe ihren Anſdlagen nicht widerſtehen fönnen. Dieſen Entſchluß die Menſchen zu bethören , ſchreibt das gemeine Volk der Rache zu , dafür daß man dieſe unglücklichen Kinder ohne Taufe

Mal die fruchtbare Ebene, die Saave und im Hintergrunde die

ſterben ließ .

Höhen Slavoniens überſchauen konnten, und zugleich die höhern,

Die Ljerdhys beftehen für fich und entſtehen, wie ſchon bemerkt, aus

jedoch ſanft fich erhebenden Gebirge vor uns zu Angeftest bes

ungetauften Knaben. Ihre Geſtalt iſt in der Volksſage nicht genau

famen .

beſtimmt; bald ſtellt man ſie dar in Geſtalt eines weißhaarigen Greiſes mit einer Krūđe , bald als einen grauen oder aſhfarbigen Mann von rieſenhaftem Wuoſe , meiſtens aber bezeichnet man ſie gar nicht näher,

( Fortſeßung folgt . )

Die Weiber der Tuariks.

ſondern glaubt ganz einfach an ihr Daſeyn. Man nennt fie Lieſchys, weil fie fortwährend die Wälder (ljes) bewohnen , und da die Wälder

Richardſon erzählt in ſeinen Travels in the Great Desert eine

großentheils den Flüſſen das Daſeyn gaben , ſo findet man die Lieſchys

drollige Scene, die er mit einigen Tuarikfrauen hatte. Einige Duzend von allen Farben und Altern famen zu ihm, ſtarrten ihn anfangs voller Grftaunen, aber ſchweigend, an, wurden aber endlich unruhig. Richardſon

immer in einer nahen verwandtſchaftlichen Verbindung mit den Ruſalfen, und fie zeigen die nämlide Leidenſchaft die Menſchen zu bethören.

wußte nicht was er mit ihnen anfangen ſolle, nahm endlich einen Zucker: hut hervor, hieb ihn in Stücke und vertheilt ihn unter denſelben .

bemühen noch bei Tageslicht daraus zu entfommen oder in einem im Walde ſtehenden Gaſthof Aufnahme zu ſuchen , ſonſt fällt man in die

Wenn man durch einen großen finſtern Wald geht , ſo muß man ſich

Dadurch war die Scene augenbliclich verändert, Freude glänzte in jedem

Klauen des Ljeſchy. Raum beginnt die Abendrothe hereinzubrechen, ſo

Auge , und jede ließ die Zunge ſehr geläufig ſpazieren gehen. Sie fragten ihn, ob er verheurathet fey , ob die chriſtlichen Frauen hübſo , ob fie hübſcher als die Tuariffrauen reyen, und ob er, wenn nicht ver:

vernimmt man das ferne Aedozen eines weinenden Anaben oder das tiefe Seufzen eines Beidenben, aber man muß fein fühlenbe8 Herz verhärten ,

1

heurathet, etwas dagegen habe, eine von ihnen zu heurathen. Richardfon antwortete ſehr fategoriſd : er rey nicht verheurathet, die Chriſtens frauen fenen hübſch, aber die Luariffrauen noch viel hübſcher, und wenn er aus dem Lande der Neger zurüdfomme, wolle er ſehen , ob er eine heurathen fönne.

Damit hatte er ſich aus der Solinge gezogen , nun

fam aber die Frage , wer die hübſchefte unter ihnen ſey. Richardſon blidte fie alle der Nähe nadh an, einige entblößten ſich als hätten te es

und nicht unvorfichtig zu Hülfe eilen , denn es iſt der Beſchy , welcher ftöhnt und weint.. Mandmal fliegt, undeutlich geſprochen , der Name des Wanderers durch die Luft , aber man darf nicht hinſchauen , nicht darauf antworten, ſonſt zieht man Unglüď über fich herbei. Der Wan

derer faune nicht, wenn plößlich auf ſeinem Wege ein rauſchender Fluß erſcheint, ben er vorher an dem ihm wohlbefannten Orte nie geſehen ; er darf nicht erſchređen , ſondern muß gerade darauf losgehen und nicht rechts oder linfo fich wenden , ſonſt geråth man in einen Sumpf.

wosos

Die

ftets zu zwei Trugmitteln

:

464 vers

des Tagø fann er dann ſogleich

In der

erkennen :

fuchen " namtia"emtweber die Suite bere mitgefühle und der Großmutk ke bemüht hin einen Blasean bet Sirothüre einzurichment informatie anzuſólagen oder den Menſben zu erſchreden , wenn das erſtere mißlingt. fich mit zwei Fingern am Thürſchloß. Sehr flug it es , fie von fürchtet geweihten Flamme Zauberer oder Upyren , Frauen , der Thüre zu entfernen die mitder unheimlichenRraftinVerbindung sefommen find. Auf (2strastnoi)Kerze ,und fowie fiebas Enitern bedbrennerbenDebtes bemerkt, ſo geht fie von der Thüre rreg. Zu dem Menſchen , der den fie

?

welche Weiſe man in dieſen Zuſtand verfallen fann, iſt ein råthſelhaftes

Ding. Manche glauben, daß es dazu hinreiche mit ſeinem eigenen Blut ſeine Seele ſchriftlich zu verpfänden , und die Schrift dem Satan um Mitternacht zu übergeben , aber dieß Mittel iſt ganz unwahrſcheinlich, !

denn es reßt als unerläßliche Bedingung die Schreibfunſt voraus, wäh rend alle Heren gewöhnlich aus der niederſten Volfeclaſſe find. Andere aber behaupten, daß es zu dem Ende genüge, den Gedanken zu faſſen eine Here zu werden , und in Anweſenheit eines unſaubern Geiſtes den Sowur, den er verlangt, auszuſprechen . Noch andere aber behaupten, daß die Heren geboren werden , weil man ſie an einem einzigen ſichern Kennzeichen erfennen kann, am Schweife. Die Here iſt ein Mittelding, dag den finſtern Geiſt dem menſchlichen näher bringt. Aus den Ueber lieferungen hierüber iſt folgendes befannt : am Tage hält ſie ſich mehr ruhig und geht Nachts aus ; dabei wird ihr Geſicht finſter und ſchred: lich. Sie fieht auf den Athemzug des Menſchen und wartet den Augen: blid ab, wo er in tiefem Schlummer die Augen ſchließt; dann löst fie ihre langen Haare und ſchleicht ſich im langen Hemde in den Hof , wo

geweihten Käſe trägt , fommen unfehlbar alle Heren und bitten iha anfango den Råſe herauszugeben ; will er aber den Bitten nicht nach geben , ſo bedrohen und fneipen fie ihn. Da die Heren in einem engen Verband mit der finſtern Madt ſtehen , ſo fehlt es ihnen nicht an einem gewiſſen Grabe von Gewalt ; dieſe ift aber rein bösartiger Natur. Dem Menſchen Böſeo zuzufügen , iſt der ftete Zwed einer jeden Here : fie freut fich über jedes Unglüd, über jedes Unheil, das dem Nachften begegnet und ſchmiedet jedem wahrhaft Gutex ſataniſche Feſſeln. Sie fann ihre Geſtalt wechſeln und ſelbft die von Thieren annehmen. Die Heren verwandeln fich meiſt in Hunde und Kaßen, und in dieſem Zuſtande fügen ſie denen, gegen welche fie erbost find, vielen Schaden zu. Die Here fürchtet nicht die Schläge, namentlich von dens jenigen Leuten , denen es nicht gegeben iſt mit ihnen umzugehen ; fie

fürchtet nur die linfe, und namentlich einen Solag mit der verkehrten Hand.

Ein erfahrener Hausherr , der die häufigen Beſuche einer Here 1

in ſeinem Hauſe bemerkt, macht aus dem Niemen, den er um den Leib

ſie mit der Hand einen Preis um den geſtirnten Himmel macht, den

trägt, eine beſondere Art Schlinge.

Mond durd Wolfen verfinſtert, und dann in den Höfen herumgeht, um die fetteſten Rühe herauszuſuden und ſie zu melfen. Rein Hinderniß

die Rühe zu melfen , nimmt er dieſen Riemen und eine Peitſche, geht

!

fann fie aufhalten, denn fie überſpringt mit der Leichtigkeit einer Gemſe auch die unbequemſten Drte. Um dieſe Zeit bellen auch die Hunde nicht, da ſie ſich unter dem Zaubereinfluß befinden . Nur die erſtgewor

fenen Hunde einer erſten Hündin , die man hier zu Lande Jardunen nennt, find ſchredlich für die Here, denn ihre Zähne ſind feinem Zauber:

ſpruch unterworfen, und fie bringen den Heren unheilbare Wunden bei. Darum ift es das erſte Geſchäft der Here , ſolche vor furzem geborne

Hunde aufzuſuchen , um ſie zu erwürgen . Die Heren gießen die Milch,

Nachts, wenn die Here fommt, um .

gerade, jedoch etwas links, auf ſie zu, weil man hier ein kleines Leuch ten fieht; wo man das Zurüdwerfen ihres Schattens bemerkt , da ift ftets die Here ; das ift fein müßiger Kunſtgriff. 68 verſteht fich, daß es feine leichte Sache iſt die Here zu ertappen, denn ihr Gehör uud Geruch find ungemein fein. Wenn es dagegen glückt, die Solinge nach ihrem

Schatten zu werfen , ſo hat ſie Mühe fich loszumachen ; dann nimmt fie verſchiedene Geſtalten an, ſie wird zur Raße und zur Glſter, hat aber immer die Schlinge um den Hale. Hat endlid; die Here alle Kräfte Das iſt

wenn ſie die Rühe gemolfen haben , in Gefäße und ſtellen dieſe zur

ihrer Kunſt erſchöpft, ſo winſelt fie und bittet um Gnade. alles , was man hierüber im Volfe weiß.

Aufbewahrung in eine tiefe Grube in der Erde ; daraus bereiten ſie einen magiſchen Räs und eine geheimnißvolle Salbe , die ſie zu ihrem

dasſelbe.

Karneval zurechte machen . Dieß große Feſt findet auf dem Rahlen Berge nicht weit von Kiew am Dniepr ſtatt. Dieſer fahle Berg iſt ein Olymp

lichen Macht. Sie fügen mehr dem Vermögen des Menſchen als ihm felbft Schaden zu, aber es fommen Fälle vor , wo ſie die Geduld ver

in ſeiner Art. Hier ſtrómen die Heren aus der ganzen Welt zuſammen, und die älteſte und häßliofte ſteht bei den jungen und hübſchen in

lieren und ſelbſt den Menſchen beſchädigen: fie fönnen denſelben vers

Die 11pyren, Zauberer (wjedmaki) oder Wowfulafen, find Ging und

Dieſe Weſen ſtehen gleichfalls in Verbindung mit der feind

diedene Arten von Krankheit über den Hals ( thiden ; fie ſelbft handeln größtentheils aus ſchlimmer Abſicht, aus Herrſchſucht oder Geiz. Ihre

größten Ehren. Ueber die Zeit dieſes Rarnevals herrſchen verſchiedene Anſichten : einige glauben, ſie fände in der erſten Woche der großen Faften , andere, fie fände am Charſamſtag ſtatt. Jede Here rüſtet ſich zu dem Karneval ſo gut wie möglich , ſelbſt in ihrer Toilette. Sobald

fie beſchwören Mißernten, Viehſterben, trodenes Wetter u. dgl. herbei.

die Zeit heranfommt , wo fie daſelbſt erſcheinen ſoll, ſchlafert fie ihren

Ihre Kenntniſſe find nicht gleicher Art : die welche in der Zauberkunft

Gatten und ihre Rinder ein, reibt fich mit der von ihr bereiteten Salbe

erfahren find , ftrafen ihre Genoſſen manchmal auf eine furchtbare Art, und neden fie nach Maaßgabe ihrer Zauberkunft.

unter der Adſelhöhle, reßt fich auf einen Ofenwiſch und fliegt in den Sornſtein. Von dem , was bei dieſem Feſte vorgeht, iſt wenig befannt, die Ueberlieferung ſagt nur, daß dort die abſchreckendſten, für das fittliche Gefühl anſtößigſten Scenen vorfommen .

1

liebſte Beſchäftigung iſt fich in Wölfe zu verwandeln und in den Schafs heerden Unheil anzurichten. Auch befißen ſie die Kraft der Beſchwörung ;

Der Snador und die Snachorfa 1 find die alten Zauberer

und Orafel ; ſie ſtehen in Anſehen bei dem Volke und man ſchreibt ihnen in feiner Weiſe eine Verbindung mit der unreinen Kraft zu ; fie haben

Wer eine Here ſehen will, muß in der Käſewoche (ein Theil des Karnevals) ein Stud Raſe in den Mund fteden und mit demſelben die ganze Nacht ſchlafen , ohne es zu verſchluden , dann aber dieß Stud

die Gabe, die Schickſalsfäden eines jeden zu ergründen ; und brauchen nur in die Augen zu ſchauen, den Gang zu beobachten , die Stimme eines

Käſe in einem Knoten des Hemdg bis zum Oſtertag auf der Bruſt tragen .

Menſchen zu hören, um dann ſeine Zukunft zu weibſagen. Gewöhnlich verſtehen fich dieſe Leute auf die Chiromantie und beobachten die Stellung und das Durchſchneiden der Linien des Geldidee, die in der rechten Band

Für Heren und Zauberer haben die Ruſſen , wenigſtens die Südruſſen , ein leicht erklärliches Wort, nämlich wiedma und wiedmak, von wjedu , ſehen , wiſſen .

Es ſcheint hiebei aber eine ziemlich moderne Berwechslung vorgegangen zu ſeyn, denn

verzeidnet ſind. (Schluß folgt.)

die Upgren , ein Wort von einem uns unbekannten Urſprung, ſcheint etwas ganz anders

zu bedeuten , als einen Menſchen der Zauberkünfte verſteht, wie auch daraus her: vorgeht, daß weiter unten die Upyren den Wowkulaken ( Währwölfen) gleichgeſtellt find, was vielmehr ein leidender als ein freiwilliger Zuſtand iſt.

Das weiter un

ten folgende Snachor iſt ziemlich gleichbedeutend mit wjedma, denn es kommt von - her. Im nördlichen Rußland braucht man für den Begriff Zauberer,

Neuer Seiden w urm . Man meldet aus Vandiemeneland die

Entdeđung eines neuen Seidenwurms , der ſeinen Gigenſchaften nade bem cinefilden weit vorzuziehen feu. ( Shipp. Gaz. 26 April.)

snat, wie

Schwarzkünſtler, das Wort koldun , was unſeres Wiſſens finniſch iſt , und gleichs falls einen Wiſſenden bedeutet. A. d. U.

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

1 Wie oben ſchon erwähnt, kommt dieß Wort von snat, wiſſen , her. Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausland.. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 16 Mai 1848.

Nr. 11 .

gegen Mittag bis Hebron, gegen Morgen bis Jericho und gegen

Kirchliche und politiſche Einrichtung Jeruſalems.

Abend oder Südweſt bis Jafa und Gaza aug . Obichon der

Die Mobleme ftehen unter zwei Mufti, die Schaften und Hanbeliten unter ihren eigenen. Es beſigen dieſe Biſchöfe ein große Anſehen . Eine eigene Claſſe Leute, welche weber zu den

Truppencommandant ( Mir Alai) ein in hohen Ehren ftehender

Prieſtern , noch zu den Laien gehören, bilden die ſogenannte San-

tone (Heilige) . Dieſe närriſden Leute ziehen oft Durch die Baffen und zeichnen ſich meiſtens durch Schnuß aus. Sie tragen eine fegelförmige Müße, einen Rundftab mit dem Zeichen des Halb. mondes oder eine Art Keule, wohl aud Korallenreiben über Der Bruſt . Ihr Geſchäft iſt Vettel , der ihnen durch das Leben

hilft . Giner hatte die ſonderbare Gewohnheit, nach dem Gmpfange eines Geſchenfes mit den Lippen zu beben und dadurch einen eigenthümlichen Laut hervorzubringen . Das Volk ſteht

den cyniſchen Santonen ungemein viel nach. Vor etwa dreißig

Mann iſt, ſo fonnte ich doch nicht erfahren , daß ihm , außer Der Leitung des Militärweſens Befugniſſe zufommen, welche die Regierungegewalt des Paſcha weſentlich beeinträchtigen fönnten. Die Hauptobliegenheit des legtern beſteht in Worten darin,

Ruhe und Ordnung zu handhaben, Perſon und Eigenthum zu ſchüßen , die Eintreibung der Staatseinfünfte zu überwachen und Dergleichen . Adein Konſtantinopel ichickte einen Paſcha nach Dem andern , die nicht ſo faſt an das Wohl der Regierungs

anbefohlenen , als vielmehr an das eigene Dachten . Habgierbe 1

iſt die fraftigſte Triebfeber zu Den Handlungen .

Der öftere Wechſel der Paſchas hat die unſeligen Folgen, Daß feiner mit

adamitiſchen Tracht ſehen und lief ſo in den Gaſſen herum ,

den Bedürfniſſen des Landes näher befannt wird, keiner im Grnſte ſich an den Gedanfen wagt, Quellen des Uebelſtandes oder des Unglücks zu ſtopfen , wenn ſo etwas Anſtrengung oder

ohne auf Seite der Augenzeugen beiberlei Geſchlechte eine Aeuſes

Opfer fordern ſollte, daß feinem einfällt, durch eine religiöſe

Jahren ließ ſich einer auf der Zugbrüde Der Citadelle in der

rung von Erſtaunen oder Widerwillen zu erweden . Die ſwa-

oder milde Stiftung, wie es ehedem ſo oft der Fall war, ſich

niſch-portugieſiſchen und polniſch-Deutſchen Juden ſtehen unter Dberrabinern, die Griechen und Armenier unter Patriarchen ,

in bleibendem und geſegnetem Andenken zu erhalten. Was noch Gutes oder Schönes beſteht, zerſtört man mit frevler Hand

die Lateiner unter einem Guardian (ießt ebenfalls unter einem

oder man läßt es z11 Grunde gehen. Daß man gegen eine

Patriarchen ) , die Proteſtanten unter einem Biſchof, andere uns

folche Regierung, welche Den Barbariêmus oder Vanbaliemus vertritt, mit Abſcheu eingenommen wird, will die eblere Men chennatur. I freute mich mit vielen andern, als Ibrahim

ter Rais .

Ghe Jeruſalem nach der Rückfehr Syriens unter die ottomaniſche Pforte im J. 1841 zu einem Paſchalik erhoben wurde, gehörte es zum Paſchalif Damaskus , und ehe eß von den

Aegyptiern an die Türfen im Jahre 1517 überging, war vom Sultan in Aegypten ein Regierungsverweſer (Amurat) geſendet, welcher deſpotiſch handelte. Derjenige, der früher unter den Jürfen die Stelle des Paſcha vertrat und in Jeruſalem reſidirte,

Paſcha, beſjen Deſpotiemus, geſtügt von einer übertriebenen

Heere@macht, ſchwere Drangſale heraufbeſchwor, aus Syrien ver jagt wurde, in der Hoffnung Daß die Zeit gefommen ſeyy, da die Chriſten, ohne welche der osmaniſche Großherr über jenes

Land eben ſo wenig gebieten würde, als er über Großbritannien verfügt, einen wohlverdienten, entſchiedenen, für Paläſtina vors

führte den Titel eines Sandſchaf. Ich bürge nicht dafür, daß theilhaften Einfluß ausüben würden, allein ich täuſchte mich ſpäter , vor dem 19ten Jahrhnnderte, ein Paſcha geſegt war, bitterlich. Mit viel tauſend und tauſend andern möchte ich die obſchon es mehrſeitig angegeben wurde. Mit Zuverläſſigkeit ägyptiſche Regierung zurückwünſchen , die wenigſtens für die hingegen wiſſen wir, daß der Sandſchaf im legten und gegen- Wohlthat ſorgte, daß der Einheimiſche und Frembe ſein Blut wärtigen Jahrhunderte Muteſellinn bieß. Zur Zeit des Paſcha unb Gut ruhig mit fich ſchleppen konnte. Im J. 1835 reiête Ibrahim ( 1832 bis 1841 ) erſtredte ſich der Diſtrict Jeruſalem ich allein, nur in Geſellſchaft eine Thiertreibers von Oaza nach im Norden bis Sindichil und im Süden bis auf die Hälfte Ramleh, allein von da nach Jeruſalem, mutterſeelenallein bon Wege gegen Hebron . Der Muteſellim herrſchte neben dem Bethlehem nach Jeruſalem , allein von hier zurück nach Ramleh ; Sruppenbefehlshaber, ohne daß die beiderſeitigen Gewalten gehös bieß waren nicht im mindeſten muthige Streifereien, fein Menſch rig ausgeſchieden waren. Zu ſeiner Zeit bezahlte der Muteſellim ſprach von Gefahr für Leben und Eigenthum . Jeßt erbliden für ſeine Stelle einen Pacht, welchen er von dem Miri, den wir eine Rebrſeite von Düfterer Farbe ; Gefahren der Vergangen Böden und hauptſächlich von den unbeſonnenen Streichen der heit und Zukunft bilden ſomit oft den Angelpunkt der Geſpräche.

chriftlichen Bewohner einbrachte. Das jeßige Paſchalik Jeruſalem dehnt fich gegen Mitternacht über Nabulus big Kabattieh ,

Man miſrieth mir Ausflüge ohne Bebeckung oder Geſellſchaft

auch nur eine halbe Stuude weit von Jeruſalem .

Ich befolgte:

466 die guten Räthe nicht, und es ward mir fein Haar gefrůmmt. 3ch überzeugte mich , daß man die Gefahren amplificirte; die Feigheit vieler Jeruſalemer verſteigt ſich leicht auf den Superlativ ; ich überzeugte mich aber auch, daß den Einwohner feine-

wegs mehr das Gefühl der Sicherheit beglücft, wie unter dem ägyptiſchen Feldherrn Ibrahim , daß mitunter ungeſtraft Grceſſe vorfallen, die man anderwärts Verbrechen nennt, daß die jepige Regierung von feiner guten Willenékraft durchbrungen iſt, daß ihre Herrlich feit nicht einmal ſo weit fich geltend macht, als man die Trommeln und Pfeifen und Hörner der Jeruſalemer Garniſon hört, daß auf dem Lande überhaupt und ſchon im Dorfe Siluan (Siloah) , feine Viertelſtunde von der Stadt,

die Regierung ſo zu ſagen , anſeh11 - und machtlos iſt. Wenn man dieſen beinahe anarchiſchen Zuſtand außerhalb der Stadt bedenft, ſo erſcheint es beinahe als ein Wunder, daß nicht mehr Angriffe auf Perſon und Eigenthum geſchehen, was man unzweifelhaft einzig dem Umſtande verdankt, daß das Volk herkömmlichermeiſe einen gewiſſen Schaß von Tugenden bewahrt . 3d will nun das allgemein Geſagte mit einzelnen Thatſachen begründen . Zur Zeit meine Aufenthalts in Jeruſalem wurden zwei chriſtliche Goldarbeiter in der Nähe der Boraf

( Leiche Salomo's) umgebracht.

Der griechiſche Patriarch ver-

wenbete fich für dieſelben bei Mohammed Paſcha. Die Antwort framte die ſeltene Weisheit aus, daß die Umgebrachten an

ihrem Unglücke ſelber Schulb ſeyen , weil ſie hätten zu Hauſe bleiben ſollen .

Der Patriarch jedoch , mit dieſer Abfertigung

nicht zufrieden, brachte es endlid dahin , daß die Häuptlinge

jener Gegend , ſchuldige wie unſchuldige, gefänglich eingezogen wurden . Da Schrecken der zwiſchen mit Leute ſeyen ,

fam aber der berüchtigte Abu Ghoſd, einſt ein Pilger (ießt angeblich Staatsgefangener ), dader Erklärung, daß die Eingeferferten ſeine und mit dem Begehren , daß fie frei gelaſſen

werden , weldem

auch ſofort entſprochen wurde.

A18

juin

der Patriard) über den Gang der Unterſuchung fich erfundigte,

erhielt er zur Antwort, daß man ſich um die Sache nicht weiter befümmere.

Sonſt wird ſelten in der Stadt ſelbſt eine Mord-

soson

iſt ein uralter Brunnen mit einer Inſchrift, wie Hr. Margetich mich verſicherte , in römiſchen oder griechiſchen Charafteren . Auch bei Spioniza ſoll ein ſolcher befindlich ſeyn ; leider fam ich aber nicht dazu ihn zu beſichtigen , da Zeit und meine Leute drängten . Wenig hundert Schritte linfs vom Dorfe Sernizza machte 1118 Haſſan , unſer türkiſcher Begleiter auf einen großen Steinblock ( Ralf ) mitten im

freien Felde aufmerkſam , welcher

das verſchwundene Daſeyn eines unter der ungariſchen Regie rung Bosniene beſtandenen Dorfes bezeidynet. Um halb 2 uhr erreichten wir endlich das Dorf Spioniza , das nur aus wenigen chriſtlichen Häuſern beſteht. Dhne Um ſtände räumte Haſſan eine Verzäunung hinweg, führte die Pferbe in einen beim Hauſe befindlichen Obſtgarten , und hieß defien

Inſaſſen ein Mittag.mahl bereiten , welches ohne unſere freis willige Bezahlung ( bie wir heimlich entrichten mußten , um fie

den armen Leuten zu ſichern ) für ihn und uns unentgeltlich dargereicht werden mußte , obgleich dieſe Leute nicht unter des hochgelahrten Beg Effendi Vormäßigkeit ftanden. Da fid in zwiſd ;en ſchwarzes Gewölf ſammelte und unſern Lagerplag mit Regen bedrohte , ließ ich Haſſan darauf aufmerkſam machen , doch meinte dieſer in guter Ruhe, es fäine wohl feiner. Deiſeli ungeachtet hielt ich es für gerathen , das Gepäck und uns an

dere unter ſchüßendes Obbach zu bringen. Während nun der Jürfe mit einem zufällig eingefundenen Gefährten fich über ſein Mahl hermachte, nahmen wir das unſrige unter dem vorſprins genben Dache eines Schweineſtalles ein, welche Stätte uns immer noch reinlicher eridien , ale das Innere der Hütte, deren freundliche Bewohner uns umringten . Das Ungewitter ließ nicht lange warten ; der Türken Faulheit war aber zu groß , als daß fie ihren deinftrömenden Regen ausgeſepten Aufents

balt hätten verlaſſen mögen . Nachdem der Guß vorüber war, ſetzten wir uns um 3 Uhr wieder in Bewegung. Wir ver folgten lange Zeit dem Laufe eines Baches entgegen ein an muthiges, weites, ron ſanften Hügeln umgränztes Thal. Von Ferne bezeichnete man und einen ſpißigen Bergfegel als das Ziel der heutigen Wanderung. Dort lag Grebernif, die Sils

that begangen , ich vernahm nur von dem Morde eines vermöglichern Zuden aus der neuern Zeit, und offenbar ſtand eß unter Nero viel ſchlimmer, als eine Menge Raubmörder bei hellem Sage inmitten von Jeruſalem die Begegnenben niederſtreckte ; auch zur Zeit der Kreuzfahrerherrſchaft wurden wohl Morb und Lobtídlag häufiger begangen, als jeßt. Unter Gottfried von Bouillon waren die Fußpfade außer der Stadt verdächtig, und ſelbſt in den Häuſern derſelben gab e8 faum einen fichern Drt

land, von mürben geſchichteten bellgelblich braunen Sandſtein begleitet ; hier und da fam Neubairer Marmor, ein Korallen

wegen der Dünnheit der Bevölkerung und wegen des zertrüm-

wir dieſes erreichten, war der Boden ſtellenweiſe entblößt, und

merten Zuſtandes der Mauern. Go brachen Denn nächtlichers weile bie Diebe in die wenig bewohnte Stadt und bewältigten

ed fam theils Thonſchiefer, theil& aber auch bronzitartige Geſteine

viele in ihren eigenen Wohnungen, ſo daß einige heimlich, anbere offen ihr Befißihum verließen und in8 Abendland zurüdwanderten . ( Fortſeßung folgt . )

berſtadt.

Nachdem wir das Alluvialgebiet verlaſſen , begegnete uns eine Nagelflube, abnlid ) Der Molaſſenbreccie im bayerijden Obers

falk, zum Vorſchein . Am Rücken oder vielmehr am untern Vors ſprunge eines beiläufig 2500' über dem Meeresſpiegel ſanft fich erhebenben und reichbewalbeten Berge8 liegt Srebernif ; kurz ehe

ähnlich denen von Septide, theils Hornſtein zum Vorſchein . Eine Shalſlucht ſchieb dieſes von dem fteilen Kalffelſen am

Fuße des Bergrüdens, auf welchem die Feſtung und StadtSre bernif liegt. Im Bache daſelbſt befindet fich als Geſchiebe Eiſen fieſel und Jaſpis, mit Mangan . Die Feſtung gleicht vollkom men einer mittelalterlichen Ritterburg , fie gehört mit der Mos

Heiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Reiſenden . Fünfter Abſchnitt.

ſchee von Maglai und der großen in Serajevo, ferner mit dem Schloffe von Orabaſchaz zu den ſchönſten und intereſſanteſten

Rüdfehr nach Iranil.

Baubenkmålern , die mir in Bosnien begegnet fint ; für die fünſt

(Fortſeßung .)

Der himmel hatte ich zwar etwas aufgeheitert, allein die Sonne ſtach durch das dunftige Gewölf und wir hatten neue Regen zu gewärtigen, die fich auch ftrichweiſe von Zeit zu Seit einſtellten. Das Dorf Dbuſovas blieb ſeits liegen . Dort

leriſche Darſtellung aber hätte fich unſtreitig ſowohl der Bau dieſer Burg, ale auch ihre fühne Lage, die ganze Umgebung mit einer föftlichen Fernſicht am beſten geeignet. Bei der Aufficht, unter der ich mich befand, konnte ich weder zeichnen , noc mich viel mit geologiſchen Unterſuchungen befaſſen , der Jürfe wich

nos

467

mir nicht von der Seite, am Fuße des Feljene ftieg er ab und führte und einen nähern Fußpfab hinan ; oben angelangt, war er ſo gefällig, uns in das Innere der Burg zu begleiten, fte ift bereits ſehr in Verfall begriffen, und ihre Dächer find großens theils von Schindeln entblößt. Einiges alte Geſchür, fleine Ras nonen , befinden ſich auf den Wällen .

Nicola ſchoß hier eine

Blaubrofiel, die Passera solitaria, wie fte an der iſtrianiſchen und dalmatiniſchen Küſte genannt wird (Petrocichla Cyanus L.) .

goson

fen aber, vermeinend, daß fich die Beſaßung um fünf vermehrt

habe, zogen ab und erfannten erſt nach langer Zeit ihren Frr thum, nachdem die Dächer Der Graba (Feftung) einzufallen bes gannen . Thatſache ſoll übrigens ſeyn , daß im Dorfe Snefova fich noch heutigen Tages vier chriſtliche Familien befinden, welche ſteuerfrei find, und ſelbſt nicht einmal den Harratſch entrichten. Und dieſe Familien werden als die Abkömmlinge jener Verräther

bezeichnet, deren damals als Lohn für ihre Gefälligkeit verlies

Häufig nifteten in den Felſen und Mauern Felſentauben (Co-

henen Vorrechte fich von Geſchlecht auf Geſchlecht vererbt haben .

lumba livia Briss.) . Wir erhielten unſer Quartier in dem Hauſe

( Fortſegung folgt.)

des Ortsvorſtandes, des Bulubaſdhi, welches wir um 7 Uhr bes

Lord Brongham

1

traten. Das Einlegen der geſammelten Pflanzen ? gab mir bis ſpät Beſchäftigung.

6 Mai . Die Nacht hindurch war ſchlimmes Wetter, der Regen fiel in Strömen , der Sturm riß die mit Papier verflebten Rahmen aus den Fenſterſtöden, und öffnete die Thüre ; troß

ift in neueſter Zeit der Gegenſtand des bitterſten Spottes geworden wegen ſeines curioſen Einfallo fich in Franfreich, obgleich er brittiſcher Pair iſt, naturaliſiren zu laſſen . Der Umſtand , daß er fich hierüber an den franzöſiſchen Juſtizminiſter Cremieur, einen Juden, wenden mußte,

dieſer Unterbrechung und dem harten Lager auf dem Boden, wo ein Padet Pflanzen al8 Ropffiffen , die Kabanizza als Dede diente, ſchlief ich doch gut bei mäßigem Ungeziefer. Auch die

hat einem Spottblatt Douglas Jerrolds Newspaper Anlaß zu einem

beiden Kyrianten, deren einer ein griechiſcher ( nad ſlavoniſchem Ausbruce altgläubiger) Rumeliote ein gar verdächtiges Aus

der Antwort vom 18 April macht ihn der Oberrabbi auf die Folgen

ſeben hatte, ídliefen in unſerm Zimmer, der Jürfe aber aß weder,

noch ſchlief er mit ung . Auch in der Frühe regnete es noch, ſo daß wir auf beſſere Witterung warten mußten , unerwartet trat dieſe bereits um halb 7 Uhr ein , der Wind, bisher ſüdiveſtlich,

kam von Dſten, die Wolfen theilten fich und enthüllten die Berggipfel ; noch einmal erfreute mich beim Scheiben die ſchöne Lands ſchaft. -- Die Kalffelſen, worauf die Feſtung ſteht, zeigen faſt ſeigere Schichtung, und beſtehen aus einem jüngern, dem Grob falf ſich nähernden Kalkſtein .

fingirten Briefwechſel zwiſden Lord Henry Brougham und dem Ober: rabbi in London , Hr. Adler, gegeben. Im erſten Brief vom 17 April gibt Lord Brougham ſeinen Wunſch zu erfennen, Jude zu werden. In aufmerkſam , weldhe ſeine Befehrung nach ſich ziehen müfle , er werde denn nicht mehr Lord Henry Brougham and Vaur , ſondern Levi oder Moſes Brougham ſeyn, der alle ſeine Anſprüche auf Penſion , ſo wie ſeinen Siß im Oberhauſe verliere , er dürfe am Sonnabend fein

Geld mehr annehmen 1, müſſe alle jüdiſchen Feſte halten und dürfe nicht mehr Epping -Würfte , für welche Se. Herrlichkeit eine beſondere Vor: liebe haben ſoll, efſen. In der Gegenantwort Lord Broughams wird eine juridiſche Spitfindigkeit , die ſich vermuthlid auf eines der alten Vorrechte der City gründet, geltend gemacht : er meint in Whitechapel müſſe er ein Jude ſeyn , jenſeite Templebar fönne er Chriſt und Lord

Henry Brougham ſeyn. „Ich könnte, fälyrt er fort , vom Weſtende her Srebernif hat beiläufig 1500 Einwohner. Das Sdloß iſt nach der hier herrſchenden Tradition das legte, welches ſich dem Sultan Mohammed II übergeben, nachdem ſich bereits das ganze

Land in ſeiner Gewalt befand ; es waren nur noch ſieben Män-

ner in der Burg, die ſich ſteben Jahre lang gehalten hatten. Die Bewohner des chriſtlichen Dorfes Kneſova ließen fich ends lich durch große Verſprechungen überreben, den Belagerten die Nahrungsmittel zu vergiften, und die Folge davon war, daß zwei Derſelben ſtarben ; als fich nun die übrigen fünf nicht län ger mehr wertheibigen fonnten, beſchlugen ſie ihre Pferbe mit verkehrten Hufeiſen, und entflohen nächtlicher Weile. Die Lürs

als Henry Lord Brougham and Vaur und als Chriſt fommen - und in Fleetſtreet als Salomo id ziehe aus einleuchtenden Gründen dieſen Nainen vor herausgehen. Gben ſo fönnte ich jenſeits Templebar

Opping - Würſte und Wildſdweinskarbonaden eſſen , und es wäre die größte Ignoranz , wenn man meine jüdiſche Rechtgläubigkeit bezweifeln wollte , weil ich allenfalls im Athenäumclub, wie gewöhnlich, Schinfen und Eier zu Abend ſpeiſe. Als Beweis meiner Nechtgläubigkeit werde ide das übrige Haus der Lords auffordern , eben ſo jüdiſch zu werden wie ich ſelbſt u. f. w ." In der Rüdantwort ſagte der Rabbi , eg thue ihm leid , daß er mißverſtanden worden ſey , Lord Brougham müſſe durchaus völlig wählen , und da er, der Rabbi, ſehe, daß Lerb Broug: ham weder ſeinen Schinken mit Gier , noch ſeine 5000 Þfd. Penſion, ſeinen Siß im Oberharſe , unmöglich

DieVegetationvonGrataſībasbatte einige Eigenthümlichkeiten,welche in fein Begehren wiligen und dort Brougham müfe in Gottes Namen id ſpäter im gebirgigen Theile der durchwanderten Strede vermißte, nämlich :

Quercus Cerris L., Vitis Labrusca Scop: (non L ), Tilia argentea DC., Viola Ruppii All., Crataegus Azarolus L., Polentilla rupestrisL. In

Chriſt bleiben.

Alter Aberglaube in Südrußland.

lepterer traf ich hingegen : Erythronium Dens canis L., ' Anthoxanthum odoratum L. , Carex brizoides L. , C. tomentosa L. , C. hirla L. , Luzula

Cephalanthera ensifolia Rich., Orchis pallens L., 0. campestris Morio L., DC., Quercus Robur Willd ., Salix cinerea L., S. alba L., Fagus silvatica L., Rumex Acetosella L., R. Acetosa L., Fraxinus excelsior

L. , Galium vernum Scop., Asperula odorata L., Salvia glutinosa L., Polygala comosa Schk., Veronica Beccabunga L., V. hederaefolia L., V. serpyllifolia L., Ajuga replans L., Lamium maculatum L., Myo sotis hispida Schlechtd, Symphilum tuberosum L. , Acer campestre L., Viola tricolor L., Barbarea praecox R. Br. , Geranium molle L. , G. Phaeum L. , Genista ovata W. Kit . var. prostrata, Vicia sepium L., Silene nemoralis W. Kit., Stellaria Holostea L., Scleranthus annuus L., Pyrus communis L., Alchemilla arvensis Scop ., Fragaria elatior Ehrh. Im Wieſengrunde unter Srebernik ſtand häufig Nasturtium pyrenaicum R. Br.

Auf dem Kalffelſen des Schloſſes wuche: Sessleria interrupta

Vis , Parietaria erecta Mert. et Koch , Campanula Wanneri Roch .,

Scrophularia Scopolii Hop., Anthriscus trichosperma Schult., Draba muralis L., Geranium Robertianum L., Arabís Turrita L., Grimmia

pulvinata Sm ., Dicranuin varium Hedw., Bryum annolinum L., Hypnum cupressiforme L., Fissidens exilis Hedw.

(Schluß.)

Der Volfoglaube hält alle dieſe Weſen mit Ausnahme des Snadors

für feindſelig, und ſchreibi ihnen die Urſachen vieler Vergehen der Mens idhen zu.

Schon das Kind in der Wiege wird von der bienftfertigen

Wärterin mit allen dieſen übernatürlichen Dingen, mit allen den Wuns dern, die allmählich die Phantaſie entflammen, befannt gemacht. Mit

den Jahren ſeßt fich in dem jungen Kopf ein Soroarm von Vorurtheis len feſt, in denen man fich um ſo ſchwerer zurechtfinden fann, je mehr

der Menſch fich unter dem Einfluß der Sympathie mit der Natur ents widelt. Und das iſt der Grund, weßhalb troß des wohlthätigen Lichts des Chriſtenthums, das die rohen Herzen unſerer Vorfahren erhellte und fånftigte, dode einige heidniſche Grunbanſichten , die, nach den Be griffen des gemeinen Bolfe mit ihren religiöſen Gefühlen in Verbindung ſtehen , noch nicht erloſden find.

Die Menge pon Gebräuchen, mit denen unſere Volfefefte verbunden

wood

468

find , erklärt fich namentlich daraus , daß die Volfophantafie fich hier unmittelbar entwidelt hat. Der Einfluß der umgebenden Naturkräfte, der fich der Seele aufdrängt, braďte früher einen Eindrud hervor, als das Urtheil zu einer vernunftgemäßen Auffaffung der Gegenſtände fich erheben fonnte.

Am meiſten gibt fich das Heidenthum fund in den Feierlich feiten

am St. Johannistag , welcher der Kupala-Tag oder ſchlechtweg Kupala heißt. An dieſem Tage beſchließen die Ruſalfen ihre Herrſchaft. An dieſem Tage muß auch ein jeder unfehlbar fich beluſtigen , und ſein beftes, weißes Kleið anziehen ; junge Paare, Leute beiderlei Geſchlechte machen am Abend Feuer an, fingen und laufen um dasſelbe her, und

Seele wieder zu beleben , und ſeinen Staub mit Thränen beneßt ; an einem andern Grabe betet fortwährend fich befreuzend ein armer Mann ; weiter hin erſcheint eine ruhigere Gruppe , welche mit Neugierde die Kreuze, Inſchriften und andere Denkmale betrachtet, und langſam von einer Stelle zur andern geht. Aber nach einiger Zeit wechſelt das Schauſpiel : dem Blid ſtellt ſich ein über den ganzen Raum des Kirchs hofo fich ausbreitendes Lager dar, neben jedem Grab iſt ein weißes Tafels

tuch ausgebreitet, und mit allen möglichen Lebensmitteln beſeßt ; Fuhr: werfe und Britſchkas find verödet , die Familie ſeßt fich rings umher und feiert das Andenken an die Seele des Verſtorbenen , von Hand zu

wer noch waghalſiger und gewandter ift, ſpringt darüber hin ; dieß

Hand geht der Weihebecher und es beginnt die Triona (das Grin: nerungsfeſt ). Die Geſellſchaft verliert allmählich den flagenden Ausdrud ,

dauert bis um Mitternacht; dann gehen die unerſdrocenen Helden aus, um die Blüthe der Paporotnif-pflanze (der Tupfelfarn , polypodium

die Thränen trodnen fich und das Lådseln tritt allgemein hervor. Hier

vulgare ? ?) zu ſuchen . Der Paporotnit iſt eine Pflanze, deren Blüthe niemand noch geſehen hat, weil ſie nur am St. Johannistag um Mit ternacht blüht und auch da nur einige Minuten lang. Die Blüthe bewacht

der Vergangenheit , wenn er nur einigermaßen mit der vaterländiſchen

ein böſer Geiſt, und darum iſt es gar nicht leicht fie zu erhalten ; wer

aber die Blüthe dieſer Pflanze gewonnen hat , der braucht fich nichts mehr zu wünſchen, weil er dadurch ſchon die größte Kenntniß des Lebens erlangt hat. Dieß iſt der Baum der Erfenntniß des Guten und Böſen.

Ihm find dadurch nidit allein die menſchlichen Gedanken verſtändlich, ſondern auch die Sprache der Thiere , der Inſecten und der Pflanzen ; er fürchtet weder Sturm, noch Donner, noch Feuer, noch Waſſer ; von

allen Nöthen iſt ein ſolcher Menſch befreit. Reichthum , Weisheit und Liebesgenuß, alles iſt in ſeiner Hand. Or blidt die Erde an, und ſieht alle in ihrem Schooße vergrabenen Geheimniſſe, er vertieft fich in das mit Sternen beſåete Himmelegewölbe , und für ihn iſt das Geheimniß der Zufunft erſchloſſen . Aber dieſe Blume gewinnen heißt gewiſſer: maßen den Stein der Weiſen ſuchen ; dazu bedarf es einer hölliſchen Geduld und des Muthes ; Geduld, um nicht den Augenblick zu verſäumen, wo an der Pflanze ſich die Blüthe zeigt , weil um dieſe Zeit über den Menſchen ein unüberwindlid er Schlaf fommt, Muth, um nach dem Aus !

reißen nicht hinzufinfen unter dem Schreden der furchtbaren Natur:

erſcheinungen, die vor dem Räuber der Blüthe fich darſtellen . Er hört den Solag tes Donners, unter ſeinen Füßen wanft die Erde , er wird eingehüllt in ein rothes hölliſches Feuer und in einen grauen unerträge lichen Raud ; vor ſeinen Augen lagert fich eine Welt mißgeſtalteter

Ungeheuer, die alle Einbildungsfraft überſteigen , und die fämmtlich vor ihm die Zunge herausſtreden, deren Spiße, wie ein Stachel, ſein Herz erreicht ; er hört ein Gelächter, bei dem ſein erſchrecktes Herz in unnatür:

lichem Sốlage klopft und jedes Haar fich emporſträubt. Aber er darf die Geiſtesgegenwart nicht verlieren , und nicht Hals über Kopf davon rennen , ſobald er die Blume ausgeriffen hat ; er muß die Blume feft .

ſobald er nur im mindeſten fich umbli&t , iſt für ihn alles auf ewig vera loren und nie wird er wieder die Blüthe des Paporotnit ſehen. Nie

mand hat noch je dieſe Blüthe geſehen, und doch iſt die Sage davon im Volfe fo lebendig, fo unzweifelhaft in der Bedeutung dieſer Blüthe !

Die Grinnerungsfeier an die Entſchlafenen iſtim Weſenta lichen dasſelbe Feſt, welches im Alterthum die Helden zum Andenken ihrer gefallenen Freunde oder eines geliebten Fürſten , oder die Ver: wandtſchaft beim Verluſt eines nahen Blutfreunder feierte. Am erſten Montag nach der Thomas-Woche bereiten die achten Einwohner Kiews

eine Menge von Speiſen und von demjenigen Getränk, ohne welches der Nuſſe nicht recht in ſeinem Element ift. alles dieß wird auf Wägel

den geladen und nach den Gräbern der Vorfahren geführt. Meinende Phyſiognomien begleiten dieſen Zug , und mitten unter der Todtenſtille hört man hie und da die Klagen eines zur Erde niedergeſunfenen Men: ſchen, der ſich bemüht, das taube Ohr des geliebten Gegenſtandes ſeiner 1 Das polniſche paproc ſcheint dasſelbe Wort , und hat die oben angegebene Bedeutung. Nach den ſpätern Schilderungen ſollte man glauben , eß ſen die Arraune gemeint, deren Aufſuchung nach der deutſdien Sage ähnliche Schwierige teiten hat .

Verlag der J. G. Cotta'ſden Buchhandlung.

erwacht mit einemmal vor den Augen des ruhigen Beobachters das Bild Geſchichte vertraut iſt. Die zechenden Gruppen der jeßigen Kiewer , die mit Thränen herantamen , und dann den ruhigen ſorgloſen Ausdrud annehmen, zeichnen unverfennbar ein anderes Bild : die ſlaviſche Genoſ: ſenſchaft, die ſolchergeſtalt ihr Erinnerungsfeſt feiert. Das iſt die Bes

deutung der Sitte , von deren Urſprung das jeßige Geſchlecht nichts weiß , und welche dennoch nach dem Gefeße des inſtinctiven Lebens dieſelben Handlungen vornimmt. Auch auf das Feſt der Geburt Chrifti, wie es hier gefeiert wird , muß man die Aufmerkſamfeit richten. Junge Leute von 12 bis 20 Jahren und darüber, namentlich die Geſellen verſchiedener Handwer: fer, theilen fich in Abtheilungen , und gehen hinaus um zu foläden. Die Koláda oder Koládfa beſteht nämlich aus Liedern, die manchmal einen gewiſſen Zuſammenhang mit dem feftlichen I'age, größtentheils aber gar keinen Zuſammenhang haben. Dieſe Lieder werden entweder unter den Fenſtern oder im Hauſe geſungen , je nach dem Wunſch der Hauseigenthümer oder der Gewohnheit des Roladirenden , und dieſe erhalten dagegen ein gewiſſes Geſchenk an Geld oder an andern Gegen ſtanden. Zu dieſen Liedern, welche eine unbegreifliche Miſchung verſchie: denartiger Gegenſtande enthalten , und oft gar keinen Inhalt haben, kommen noch Verſe, Sprüche und dramatiſche Darſtellungen , die von alten Zeiten her überliefert, aber verſtümmelt und mit willfürlichen Zu: ſåßen vermehrt find. Erforſcht man ſo viel möglich den Sinn dieſer Sitte, ſo fommt man darauf hinaus , daß der Grund dieſer Gewohnheit im Heidenthum liegt, und daß der Name Koláda ſelbſt der eines heid: 1

niſchen Gottes iſt, zu deſſen Ehre auch die Lieder geſungen werden. .

Dieſen Gott halten einige für gleichbedeutend mit Bacchus , und an .

der Koláda fönnen auch Mädchen, wie Männer, Theil nehmen; manchmal bilden die Männer den einen , die Mädchen den andern Theil. Grots ten und Sterne gehören auch zu dieſer Ceremonie, ſcheinen aber feine beſondere Bedeutung zu haben. In der Grotte wird anfangs die evan geliſche Geſchichte dargeſtellt, und dann geht alles unvermerft ohne allen natürlichen Zuſammenhang fort, wobei auch ein Jude tanzt , den ein Roſafe prügelt.

suelo

3m Privatleben der Eingebornen bemerkt man gleichfalls vieles, woraus alte ruſfiſche Sitte hervorleuchtet.

Der Mittelſtand des Landes

hat namentlich in ſeinem Familienfreiſe jene Patriarchalität und Sit teneinfalt erhalten, woduro fich ihre Vorfahrer ſchon auszeichneten. Der Hausherr und die ihm unterworfenen Glieder find nicht nur diejenigen, welche durch Bande der Verwandtſchaft mit ihnen verbunden find, ſondern

auch ſolche, die in einem Verhältniß áhnlich dem des Vaters zu ſeinen Kindern zu ihm ſtehen, und dieſe Verbindung wird aufrecht erhalten durch die Achtung vor den Kenntniffen und der Erfahrung des Ober haupts der Familie.

Verſepung erratifder Blode aus einem niedrigen in ein höheres Nivea u . Darwin las in der Sißung der geologiſchen Geſellſchaft in London am 17 Aprileine Abhandlung über dieſen Gegenſtand vor, den man namentlich in England und Nordamerifa beobachtete und über deſſen Richtigkeit fein Zweifel ſeyn fann. Darwin macht darauf aufs merffam , wie man daraus die verſchiedenen Senkungen und Hebungen des Landes in verſchiedenen Zeitraumen nachweiſen könne.

Verantwortlicher Redacteur Dr. Eb. Widen mann.

A sland . Das Au Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 17 Mai 1848.

N ": 118.

Gin merfrürbiger Schritt in der Frage über die Schiff

Miniſterium vormirit, es wolle die Frage „burfen ." Wir haben bei frühern Anläßen , namentlich in den Rüdbliden yorigen Jahre, nachzuweiſen geſucht , daß das Syſtem des Freihandels

fahrtegefeße iſt geſchehen : Lord Dalhouſie hat die Abgabe von

mit den jegigen Banfverhältniſſen fich nicht in Ginklang brin

fremden Schiffen denen von engliſchen gleichgeſtellt.

gen laſſe.

Die Abſchaffung der Schifffahrtsgeſeße in Indien.

Ein jelt

ſamer und vielleicht erſt durch fremde Nachrichten zu erklärender Umſtand iſt, daß dieſer Schritt in England ſo wenig Wider ſtand fand: in der Gipung Dee IInterhauſe vom 5 Mai fam

die Sache zur Sprache, aber ſelbſt Lord Bentind machte feine weſentlichen Einwürfe Dagegen . Sir J. Hobhouſe erklärte, lord Dalhouſie's Schritt Tey in Folge von Inſtructionen der eng liſchen Regierung geſdieben ; ſolbſt die Blätter, welche ſonſt am

Dal jepige Banfgeſet muß den freien Handel oder

der freie Handel das Bankgeſep umſtoßen, das iſt unvermeid lid). Noch iſt augenſcheinlich die Regierung zu feinem Schluſſe gefommen , und doch ſtehen 11113 nur noch wenige Monate bis zum Schluſſe bieſer Parlamentefipung bevor . Kann dieß Mini fterium die Frage nicht löſen , ſo iſt es wahrſcheinlich geliefert, und dann erhebt ſich erſt der rechte Kampf in England, wobon

heftigſten für die Grhaltung der Schifffahrtsgeſeße eiferten , haben

die Vorzeichen in der von Hume, Cobten , Bright und andern geleiteten Agitation unter den mittlern und untern Claſſen , die

fich bis jeft ftumm verhalten .

Die Erklärung dieſes Umſtandes

gegen die Arifto fraten fich an einander an dieſen follen , bereits

wird wohl nicht ausbleiben und wahrſcheinlich zu Tage treten , wenn ein Schritt zur Aufhebung oder Modificirung der Schiff fahrtsacte in England jelbſt geſchieht, denn noch immer gebt hierüber in den Journalen der Streit aufs heftigſte fort , und

deutlich genug vorhanden ſind. Schon erheben ſich die Stimmen, daß man den Grundbeſit , D. h . den Adel, ftärfer beſteuern müſſe, um die Laſt Der Schuld zu tragen ; darum arbeitet man auf Erweiterung des Stimmrechts bin , und bringt dadurch die

noch immer weiß man nicht, wann und was die Regierung in

Regierung ins Gedränge.

dieſer Hinſicht ans Parlament bringen wirb.

dem Freibandelsſyſtem zuſammen und wir werden , ſobald die

Gines iſt in der Verordnung Lord Dalhouſies beſonders

hervorzuheben : die Küſtenſchifffahrt iſt den indiſchen Fahrzeugen freigegeben , und man kann jeßt aus Vombay Waaren nach Calcutta und umgefehrt verſenden , ohne Zoll zu bezahlen . Dieß ift Darauf berechnet, eine indiſche Marine zu gründen , welche bio jeßt nur in ſehr ſchwachem Maaßſtabe vorhanden iſt; zu gleich werden die indiſchen Fahrzeuge hinſichtlich der Rechte den engliſchen gleichgeſtellt, ſo daß fie jeßt mit gleichen Vortheilen aus Indien nach England geben können , was bis jeßt zum Vortheil der engliſchen, aber zum Nachtheil der indiſchen Rheder

nicht der Fall war . Dieſe Gleichſtellung mußte man in Eng land geduldig hinnehmen , denn das vorherige Geſet enthielt

eine ungerechte Bevorzugung der engliſdien Rheder ; man nahm es hin, wie vor einigen Jahren die höhere Beſteuerung engliſcher Manufacturwaaren als eine Nothwendigkeit , die durch den Stand der indiſchen Finanzen geboten war.

Das engliſche Syſtem des freien Handels entwickelt fich, wie man aus dem Obigen ſteht, immer mehr, wiewohl unter allerlei Geburtsſchmerzen ; man ſcheint indeß in England den noch hinſichtlich der Freibandelemaafregeln zu einem Haltpunkt

gefommen zu ſeyn , und dieß ergibt fich aus der Art, wie die Geldangelegenheiten behandelt werden .

Die Frage über das

Bankweſen iſt noch immer nicht gelöst , und die Committee, welche ſchon im Vorparlament am Ende November8 niedergeſet wurde, hat noch nichts von fich hören laſſen , ſo daß man dem

Die Sache hängt ſehr nahe mit

Symptome ſtärfer hervortreten , nicht ermangeln , fie unſern Les ſern vorzulegen . England iſt vielleicht zu einem Imguiſe ſo

zeitig , wie manche Staaten des Continents.

Reiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Beilenden . Fünfter Abſchnitt. Rüc febr nach Iravnik. ( Fortſepung.)

Der Weg ward nun wieder ungangbar, ſo daß ich die meiſte Zeit reiten mußte, es ging bergauf und bergab in ftetem Wech ſel, mitunter boten fich herrliche Fernſichten bar : im Hinter grund höhere Berge von ſanften Umriſſen , in der Nähe bewal

dete Anhöhen und bebaute Thäler, alles in Wellenlinien, nir genbe Flächen , nur kleine Bäche Durchſchlängelten die Thäler. Die Buche beginnt ſchon vor Srebernif au @ gedehnte Waltungen zu bilden, die Fichten aber zeigen fich nur vereinzelt; die Veges tation entbehrt überhaupt aller öftlichen Eigenthümlichkeiten .

Wir paſfirten manche Dörfer und einzelne zerſtreute Häuſer zwia ſchen Obſtgärten , unter andern auch das Dorf Kneſova, wel chem die vier ſteuerfreien Familien angehören . Dieſes Dorf, an der Lehne eines Berges gelegen und von fruchtbaren Fel dern umgeben, iſt auf der Karte ſowohl von Riebt, als auf der unter Napoleon entworfenen viel zu nah an Grebernik verſeft, von welchem es anderthalb Gehſtunden entfernt iſt. Ferner fa.com

470

men wir durch die Dörfer Liſovich, Drapnich und Dbodnizza und erreichten um 1 Uhr Preshfe (auf der Karte Breshka), ein chriſtliches Pfarrdorf, deſſen Gemeinde, die Kinder abgerech net, 2000 Seelen umfaßt. Ich beſuchte mit Hrn . Marketich den Seelſorger, Herrn Stephan Michich ; wir wurden freundlich auf genommen und zur Tafel gezogen . Der Pfarrer rühmte unges mein bie Fruchtbarfeit der Gegend und ſagte, daß ſelbſt bei der

zu Grunde lag , war fein anderes als das : ob ihm Margetich nicht vielleicht durch mich die zur Hebung des Schapes unents

behrliche Springwurzel verſchaffen könne ! Margetich konnte ihm zwar hierauf augenblicklich keinen genügenden Beſcheid ertheilen, indeß gab er ihm die beſte Hoffnung dazu , wogegen jener den Schaß mit ihm zu theilen verſprach. 7 Mai. Die Nacht, welche ſchlaflos verſtrich, bewies mir

im vorigen Jahre allgemein herrſchenden Dürre der Lullaer Diſtrict, mit häufigen Regen geſegnet, die ergiebigfte Ernte ges währt habe. Um halb 4 Uhr empfahlen wir uns und verfolg ten unſern Weg bei heiterer Witterung, nachdem es während

die Ausnahme von der Regel, die ich von Seeleuten angenom men wußte, daß Wanzen und Schwaben (Blatta orientalis) nie gleichzeitig vorkommen, da hier ſowohl die einen als die andern

unſere Aufenthalte zu Preshfe einen teftigen Gewitterregen abgeſept hatte . Die Walbungen beſtanden hier größtentheile

Ungemach wurde durch die Freundlichkeit und Gefälligfeit meis ner Baueleute in Vergeſſenheit gebracht.

aus Hainbuchen . 1

von Profeſſion, hatte noch ſeine beſondern Gründe, mit mir in

Um 6 Uhr erreichten wir Lulla, ben Siß eine Paſcha's ,

eine Stadt von 4–5000 Einwohnern ; die Ringmauern, welche fte umgeben , ſind zum Theil verfallen , die Bauart der Häuſer

iſt angenehm ; bei weitem das ſchönſte Gebäude iſt der Konak des Mahmud Paſcha, welcher ein großes Vierec bildet und mit Dadiziegeln gedeckt iſt. Wir ſchlugen unſer Quartier im Hauſe eines chriſtlichen Schneideré, Namens Frane ( Franz) Stepanovich auf, der uns , obgleich griechiſcher Confeſſion, vom Pfarrer in Preshke empfohlen worden war . Nachdem hier unſer Gepäck abgeladen war, erſchien Haſſan und verlangte eine Belohnung, die Mühſeligfeiten und Auß gaben ſchildernd, welche ihm dieſe Reiſe verurſacht habe.

„ Nicht

um zwei Ducaten des Tages wäre er mitgegangen, wenn es ihm ſein Herr nicht anbefohlen hätte."

Da ſich während dieſer

beiden Tage der ſchmußige Eigennuß dieſes Lürfen ſtets ſehr auffallend gezeigt hatte, auch ſein Benehmen gegen uns nicht weniger als Dank verdiente, gab ich ihm ale Bafichiſch bloß 5 Piafter, mit denen er fich freilich eben ſo wenig zufrieden zeigte , als wenn id ibm 50 gegeben hätte. Zugleidy bielt ich ihm ſeine

mit ſonſtigem Ungeziefer in Menge vorhanden waren.

gutes Ginverſtändnis zu treten ;

Frane, ein Schneider

er ſpeculirte nämlid) auf die

Metallſchäße im Schooße der Berge, und hatte ſich einen Vor rath ſchimmernder Erzſtufen zuſammengeleſen , die er heimlich verwahrte. Was es aber ſey, und wie ſich das Gold oder Sil ber davon ausſcheiben laſſe, war ihm unbefannt; ich war ihm

Daher eine willkommene Erſcheinung, und hatte bald ſein Vers trauen gewonnen .

Als wir allein waren , holte er nun ſeine

Schäße hervor, lauter Sdefelfies in Talfichiefer; er gab vor, ſie von dem Zwiſta- (Stern-) Gebirge zu haben, welches in der Richtung von Serajevo liegen ſoll. Der Name dieſes Gebirges

rühre von einer Kirche her, die in Bosniens chriſtlichen Zeiten am höchſten Gipfel Des Berges befindlich wie ein Stern in der Ferne geleuchtet habe, ſo daß man ſie bis in Slavonien wahr nehmen fonnte. Er erbot fid ), mich dahin zu begleiten . Der Morgen nach der ſternenhellen Nacht war neblig, als ich mich nach dem Konak des Mahmud - Paſcha begab ; es war Freitag , islamitiſcher Feſttag, zugleich Wochenmarkt oder Bazar :

es war bayer in der Czafshia ein Gebräng von Leuten , daß Man hatte Zwiebeln feil, vor allem

né aber faum inburchzufommen war. großer Menge Mais, anderwärte wurde Holz

Indiscretion vor , und ſagte : daß wenn er nicht zufrieden ſeny,

er ſich nur an ſeinen Herrn wenden ſolle, dem ich mit großem Zeitverluſt unentgeltlich Dienſte erwieſen , und der mir dafür

ihn als Begleiter auétrüdlich ohne Bezahlung mitgegeben habe ; wüthend entfernte er ſich. Als wir hierauf unſere Nahrungse mittel hervorſuchten , fand ſich, daß der Rumeliote, welcher das Pferb, das ſie trug, begleitet hatte, die Schnapsflaſche geleert, den Tabaf und das Brod, weld;es wir noch von Schamaz her

mit ung führten , geſtohlen hatte.

Da ſich Gelegenheit ergab,

einen Brief nach Gradaſchaz zu ſenden , ließ ich duro Hrn . Mar getich dem Beg Effendi dae Betragen ſeiner Leute berichten . Unſer Duartier fab zwar reinlich aus, allein eine Mafie

Ungeziefer bevölferte e8 ; wir hatten und darin noch nicht lange niedergelaſſen, fo fam ein Türfe herein, ein Befannter des Hrn. Margetich. Nadıdem er ſeinen Freund durch wiederholte Um armungen begrüßt und fich neben ihm niedergejeßt batte, flüs ſterte er ihm das wichtige Geheimniß ins Ohr : „Höre, Freund, mir brennt ein Schaß !" Nach dem Sprachgebrauch des Landes beißt dieß , daß ihm ein 3rrlicht einen verborgenen Schaß ans zeige. Das Anliegen, welches dieſer intereſſanten Mittheilung

Dieſes

gelaten verfauft.

auf Pferde

Der Paſcha ſchlief noc, allein ſein Sohn

Déman Beg ließ mich vor, und empfing mich im Ozarbaf, einer mit hohen Bogenfenſtern gezierten offnen Galerie. Man brachte mir den Dſchibuf und Kaffee, als Dolmetſcher diente mir Nicola. 3d ſagte, daß ich gefommen ſey, ſeinem Vater meinen Bujue ruldu vorzuzeigen, und fragte, wann ich wiederkehren dürfe, ich

warb auf anderthalb Stunten wieder hieher beſchieden , inzwia îchen ſah ich mich in der Stadt um, und beſichtigte deren Widya tigſtes, die Solenquelle.

Sie befindet ſich mitten in der Stadt

unter einem Dache in einem etwa 10 ' weiten Brunnen , wo ſie aus der Liefe emporquillt, und riecht ſtarf nach Schwefelwaſſer ſtoff.

Unmittelbar baneben ſind die Sudwerke in Hütten ver

theilt, zwei Pfannen in jeder derſelben , unter einer jeben Pfanne befindet fich ein Dfen , ein gemauerter, nach vorne offener, 3' hoher Cylinder ; die Pfanne iſt von Giſen , in der Form eines Uhrglaſes, 5 ' weit, und wird in Cerajevo gefertigt; dieſe Art Der Zubereitung iſt natürlich mit bebeutender Holzverſchwendung verbunden . Es gibt drei Stunden von Tuſla, oder vielmehr von Donie Tuzla (Niebertuſla) , wie die in Rebe ſtehende

Stadt eigentlich heißt, noch eine andere Salzquelle in Ober · Carpinus Belulus L. Die magere Ausbeute dieſes Tages beſtand in Equisetum Telmaleja Ehrh ., Carex praecox Jacqu ., C. glauca Scop., C. tomentosa L. , Orchis fusca Jaq (var. laciniis labii lateralibus an gustioribus, linearibus nec oblongis), Galium vernum Scop., Myosotis silvalica Hoffm ., Pulmonaria mollis Wolf ., Lithospermum purpureo.

ober Gori-Tuzla, die noch viel reichhaltiger ſeyn ſoll, ale die untere. Beide liefern indeß, wie ich hörte, nicht allen Verbraudi für Bosnien, und es wird noch von der Saave her, D. h . au8,

caeruleum L.,Veronica officinalis L., Orobus vernus L., Lolus cor niculatus L., Viola silvestris Lam . , Lepidium campestre R. Br., Are monia agrimonioides Neck. Jungermannia dilalata L.

Daß auch in der Nähe von Oradaſcha; eine ſolche vorfomme,

der Wallachei eingeführt.

Ferner wurde mir daſelbſt berichtet,

deren auch Boué, ſo wie einer vierten bei Dervent erwähnt.

471

goon

Reinedweg aber möchte ich dem oben genannten Forſcher, der

Sicherheit eines ſolchen bedürfe, weil mir das Volf hier ober

feine dieſer Quellen und die Verhältniffe ihres Vorfommene

Dort Widerwärtigkeiten in den Weg legen fönne.

vielleicht perſönlich beobachtet hat, unbedingt beipflichten , daß ihr Urſprung unmittelbar in der Kreide ſtattfinde. Es läßt fich

robann meinen Teſfere, und der Paſcha ließ mich nun durch einen ſeiner Leute, deren im Vorzimmer wohl 30 verſammelt

dieß viel weniger behaupten, als z. B. von dem Vorfominen der Gypslager bei Kochel unb Lengrie , ſo wie der jobs und

waren , darunter Mohren und zerlumpte Derwiſche, zum Kadi

fochſalzhaltigen Quellen bei Heilbronn und Tölz im bayriſchen Dberlande. Die Formationen des Vedens von Tubla ſcheinen vielmehr jüngern Bildungen anzugehören als der Kreibr. 68

mahl ging , traf ich dieſen , einen alten Mann mit grauem Barte, der ſich alſobald anſchidte, fich mit einer Naſenbrille zu verſehen, um meinen Paß zu vifiren. Es war dieſes Subject

befteben die Berge in der Umgebung dieſes Thales größtentheile aus einem unſere ober bayriſchen Molaſienbildungen begleitens ben, oder wenigſtens ihm ſehr ähnlichen Sandſteine , zum Theil

ein ächt fomiſches Original von einem Kabi der Tauſend und Gine Nacht mit ſeiner näſelnden , frächzenden Stimme und dem büſtelnben Räuſern , das er von Zeit zu Zeit in unnachahm licher Weiſe bernehmen ließ .

fogar aus loſem Sande, der auf compacterem , feſter cementir

begleiten .

Gerade noch zu rechter Zeit, ehe er an ſein Mittag

( Fortſeßung folgt. )

tem, oft ſogar puddingſteinartigem Sandſtein ruht. Dieſe Sand fteinlager und Vreccien ſah ich niemale in unmittelbarer Be

rührung mit dem Kalfe, der überhaupt in dieſer ganzen Ums gegend, ſo weit ich fie betreten habe, nirgends zu Tage fömmt. Wohl aber iſt das zunächſt angränzende Geſtein der Diorit und Serpentin mit ſeinen Modificationen , wie um Scheptide und

Maglai , welches denn in nächſter Beziehung zu ftehen ſcheint mit den dieſem Gebirgsſyſtem angehörenden und ausgedehnten Brauneiſenſteinlagern. Bei gründlicher Durchforſ (yung, die freis lich unter den beſtehenden Regierungdverhältniſſen des Landes einem auf eigene Fauft Neijenben nicht wohl möglich iſt, dürften die hieſigen Verhältniſſe ſehr belehrende Aufſchlüſſe gewahren . Um halb 11 Uhr fonnte ich dem Paſcha meine Aufirar

Kirchliche und politiſche Einrichtung Jeruſalems. ( Fortſebung . )

Ein merkwürdiger Fall eines Angriffs trug fich zu meiner

Zeit am Delberge Angeſichte der Stadt zu . Drei Deutſche wollten nach dem Jordan wallen, ale fte von zwei bewaffneten Siluanern angefallen wurden ; einer der Wichte drohte einem Deutſchen bereits mit dem Tode, wenn nicht alle wilfährig die Taſchen leeren würden . Da ermannten ſich die drei , bezwangen die Gegner , nahmen einem

das Gewehr ab und führten ihn bis

zum Stephansthor, wo ſte ihn der Wache übergaben .

Die

Waffe warb zwar dem Paſcha Mohammed gebracht, die Siluaner

tung machen ; im Vorjaal zeigte ſich deſſen Sohn wieder . Dies ſer iſt beiläufig 30 Jahre alt, eine hohe, breitſchulterige Geſtalt mit wohlgeformten, indeß Derben Geſichtszügen und einer ſchönen Adlernaſe. Seine Haltung iſt gebückt, ſein Gang plump , und

beklagten ſidh dann aber ſelbſt, und man hörte nie, daß die Sache genau unterſucht und die Schuldigen beſtraft worden

Die ganze Erſcheinung hatte trop der föniglichen Pracht ihrer Bekleidung durchaus nichts 3mpoſante8 an fich . 3ch habe noch feinen foſtbarern Anzug geſehen . Er trug eine ſcharladırothe,

ſchwer aber zierlich mit goltenen lişen verzierte Anteria und

Tauſend, ſoll die Stadt ſüßen, etira 20 Ghamaſſe, Ghawah -Baſchi an der Spike , machen die Polizei, bei Tage und zu beſtimmten Stunden bei Nacht nicht einer Jronie ähnlich, wenn ich ſage, daß die

Darunter einen Selaf (Unterjade mit langen Aermeln ) von

mit Einbruch in der Stadt Häufig begangen werden ? Die Drd

goldgewirftem Seibenſtoff. Die bis zu den Knöcheln reichenden faltigen Hoſen waren himmelblau . Den Leib umſchlang al8

nung war indeß zu meiner Zeit ungleich beſſer beſtellt als etwa zwei Jahre früher, da die Stadt eine weit schwächere Beſaßung batte und die Räuber ſogar bei Tage in die Häuſer brangen ; allein die Sicherheit ſtand auch jeßt noch auf ſchlimmen Füßen, und man wird ſich darob nicht wundern , wenn man erfährt, daß der Paſcha felbft mit böſem Beiſpiele voranging. Man faufte in einer Bude für die Frau des Mohammed Paſcha, eine geborene Franzöſin, Schmuckſachen, man bezahlte fte und nahm fte zur Hand. Nach einigen Tagen geſtel der Frau Paſcha der

Binde ein prachtvoller perſiſcher Shawl . Das Zimmer, in welchem mich der Paſcha empfing, war auch mit bei weitem ſchönern Teppichen belegt, als ich bei dem

Veſir, unter dem er ſtand, geſehen hatte ; Mahmud Paſcha ſoll auch der reichſte Mann in Bosnien ſeyn . In Jugla ſagte man , !

3ch übergab

daß die Solenquellen ſein Eigenthum find, nach Boué jedoch

ſo llenfte Arenda feyn . Er ſelbſt verſtedet die Sole nur in zwei Pfannen, 64 andere aber müſſen die Sole von ihm kaufen. Die Einrichtung des Empfangzimmers war nicht bloß ſauber und reich, ſondern auch wirflich geſchmacro. Mahmud Paſcha iſt ein Mann zwiſchen 50 und 60 Jahren ;

ſeine Phyſiognomie gleicht der ſeines Sohnes , doch iſt fie nobler. Er ſprach ruhig und mit Wohlrollen . Sr. Margetich war mein Dolmetſcher. 3ch überreidte vor allem meinen Bujuruldu ; auf des Paſcha's Befehl erſchien ein Mann, der ihn geläufig vors lao, ich hörte meinen Namen ſehr richtig ausſprechen . Nach

dem er vom Inhalt der Urkunde Kenntniß genommen, äußerte

Der Paſcha ſein Wohlgefallen über mein Vorhaben und ſagte, daß er mir für meine Weiterreiſe einen Ravas mitgeben werde. 3ch machte ihm inſofern eine Einwendung , als ich nicht glaubte, mich bewaffneten Geleiter benöthigt zu ſehen , da ich von der Gicherheit ſeines Diſtricte dernommen hatte. Dagegen erwiderte

mir der Paſcha, daß ich deſſen ungeachtet als Freunder für meine

wären .

Cine zahlreiche bewaffnete Mannſchaft, über anderthalb

mit einem fie ſtreifen klingt es

Diebſtähle

Samud nicht mehr, ffe ichichte dieſen zurück und verlangte wie der das ausgelegte Geld. Darüber fträubte fich der Verkäufer mit dem Erfolge, daß er nicht nur das bezogene Geld heraus geben durfte, ſondern daß er auch zum Andenken an die Ges rechtigkeit eine Tracht Prügel befam. Olauben ſich die Diebe nicht ficher, fo rotten fich 20 bis 30 zuſammen und ſtehlen wenigſtens da , wo man ſich aus Muthloftgkeit nicht wehrt, un

geſtört. Der fonderbare Häuſerbau erleichtert ungemein das Diebegeſchäft, weil die Räuber hie und damit wenig Mühe über die Dächer und Zinnen Der aneinander ſtoßenden Bäuſer verſchiedener Beftperfteigen fönnen . Als ich bei Hrn . Dr.

Fränfel einzog , hatte er die erſte Nacht einen Ohawaß bei fich, weil neulichſt die Nachbarſchaft von Dieben beſucht wurde. Oes gen Enbe meine Aufenthalte

war ich felbft Seuge des Eins

bruches . Weil in einem Zimmer gerade fich Ratten herums tummelten, ſo glaubte ich immer an keine Befahr, bis endlich

472 im Zimmer meine Gaſtfreundes, nach dem Rufe burde das Fens

fter, wer da ſey, zwei Scheiben mit Steinen eingeworfen wurden ,

eine bide Mauer in die Kammer des Franciscanerkloſters uud raubte dem Dolmetſcher 500 Ducaten und einen Theil der

ſo daß Hr. fränkel einige zum Glüd unbedeutende Verlegungen erhielt ; hätte aber der größere Stein ihn an einer gefährlichern Stelle getroffen , ſo mürde er vielleicht das Leben eingebüßt

Kleider .

haben .

Ginäugige und Halblahme ſudjen Durd Almojen ſich zu erhalten. Zerlumpte, ſchmußige Kleider, deren Berührung man nicht ſelten faum entgeben kann , weil die Zubringlichkeit Das Leste wagt,

Die Diebe flohen auf unſern Lärm, ohne daß fte ihren

Zwed erreichten, bewieſen übrigens bein Verſuche, die Apothefe aufzuſprengen , feine große Geſcidlidyfeit in bem ruchloſen Hands

werfe. Nach einem ſolchen Erlebniſ wollten wieder alle frei aufathmen ; Herr und Bedienter und Dienerfrauen ſaßen fröh lich zuſammen um das wärmende Mangal, und ſchlürften den labenden Kaffee und friſchen Muth, bis dieſen der anbrechende

Gegen den Bettel ſchreitet die Polizei gar nicht ein , er iſt außerordentlich ſtarf; Männer , Weiber und Kinder , Blinde,

und eine hölzerne Schüſſel, welche manche vorſtreden , find das äußere Merkmal eines Jeruſalemer Bettlers . Die Bettelleute

ziehen überall herum , am liebſten auf dem Markte, oder ifte ſtellen ſich am Eingange oder auf dem Vorplaße Der Grabfirde

In den folgenden Nächten düßte ſich

oder bei der Kirche des Mariengrabes im Ihale Kitron auf, ja

mein Hausherr wieder mit Polizeidienern , die mit dem Gläs dhen Sdnapps in der Hand dem Propheten und Paſda Mo

fogar in jenem Tempel, ſelbſt am Sonntage , betreiben ſie den So forderte mich eine Bettlerin in den Feyen ihres Vlaubemdes, eben als ich die Golgathatreppe hinaufſtei gen wollte , faſt unabweislich an . Ueberall vernimmt man in

Morgen vollends ftablte.

hammed ein treuberzig Lebehoch hätten bringen können . Mittler weile ſahl man nichts, aber Dr. Fräntel fam um den Schnapps , Tabaf und Schlaf. Später wurden die Verſuche des Ginbru

Broderwert .

Der Näbe dieſer Kirche Den Anruf: Chawabichi (Herr ), Hagi

des iri unſerm Hauſe ein paarmal wiederholt, obgleich Schüſſe

( Habſch, Pilger), als Mahnruf zum Geben in einem merkwürdig

unſere Wadjam feit verfündigten , und ich hörte auch von mei

bittenden Tone, zumal aus dem Munde der Frauen .

nem Zimmer aus anderswoher den Diebeslärm . Die geladene Piſtole lag neben meinem Bette bereit, und alle Abende, wenn ich mein Haupt zur Ruhe niederlegte, mußte ich auf eine Stö

ich auch nicht wähne, wie ein an baroder Phantaſie überreicher Franfe in Jeruſalem , das Schneiderlein Doep , vormalte, daß

rung der Art gefaßt ſeyn.

verbunden legen und einen Sched (Hauptmann ) haben , was ſchon die Spaltung in ſo veridiebene Religione befenntniſſe Lüs gen ſtraft, ſo will ich dafür feine wege abredig ſeyn, daß die Zabl mehrere hundert überſteigt . Die Almoſen ſind bald Geld,

Es ſcheint, daß die Diebe mit Vorliebe in die Wohnungen der Juden einbrechen , weil dieſe ſich eben nid ) t ſehr tapfer ſtellen, und einem Klagenten , daß er leşte Nacht um ſein Gigens

Wenn

Die Bettler gemipermaßen durch eine Drganiſation mit einander

Man wird im Abend

bald Leben mittel, ſelbſt geigen fallen in die Bettel ülel. Bettler, die am meiſten meine Aufmerfſamkeit feſſelten, waren einer, der wie ein Thier herumkroch, und ein Blinder, der bei

lande den Kopf ſchütteln, wenn ich angebe, wie pfiffig die Jeru

nabe immer im Schatten des Gewölbes Suf e6 - Semani (Del

ſalemer Diebe zu Werke gehen. Um genau zu wiſſen ob ſie ſicher ſeyen , werfen ſie Steine an einen Laden oder eine Thüre ;

marft ) und helllaut, in angenehmer Betonung, ſtets das Gleiche berleierte , für welche nicht geringe Anſtrengung des Sprachs organs manch andere eine ſtarke Belohnung verlangen würben. Soll man in Jeruſalem unbedingt Almojen austbeilen ? Man

thum gebradt worden ſex , fann es leicht begegnen , daß jemand

ilm gratulationsweiſe antwortet, er ſey ſdon zehnmal durch nächtlichen Ginbruch beſtohlen worden .

regt ſich darauf weder Mann noch Maus im Hof und Haus, ſo nehmen ſie mit ſwarf logiſcher Conſequenz an , daß die Be wohner in tieſem Schlafe oder in panijdiem Schrecken ſteden ,

widerräth es, weil man ſonſt dem Andrange der Vettler auzu

und dann erſt haben ſie den Muth Das verbrecheriſche Vorhaben

ſehr preisgegeben wäre ; gibt man einem einmal , ſo neigt er

auszuführen . Als zu meiner Zeit die nächtliden Ginbrüche immer häufi ger wurden , ſo erließ im 3. 1846 Der Paſcha Mohammed, der übrigens ſelbſt am Eigenthum anderer fidh am meiſten vergriff,

ſich zu glauben , daß er auf ein zweites Almoſen gleidjam Das

den Befehl, dag bei Strafe Der Einſperrung brei Stunden nach

Sonnenuntergang niemand auf ter Gaffe herumgehen, und daß bie Kaffeehäuſer, die man für Schlupfwinkel der Diebe bielt, vor Sonnenaufgang nicht geöffnet werden dürfen , eine Maß regel, die ſich als praktiſch zu bewähren ſchien . Auch in ältern Zeiten zeigte man in Jeruſalem eine uner laubte Luft nach fremdem Gute, und die Pilger waren ſelbſt in den Mauern des Kloſters nicht immer ficher. Im Jahre 1561 wurden im lateiniſchen Kloſter St. Salvator einem Pilgrim

über 100 Zechinen geſtohlen, welche er dem türfiſchen Dolmet ſcher zur Aufbewahrung anvertraute ; man fonnte den Thäter nicht ausfundſchaften . Nach dem Recht&brauche in der Türkei , Daß für einen Todidlag ober Raub die nächſten Nachbarn , ſo Darum wohnten , einſtehen und bezahlen mußten, wollte die Re gierung die Araber um das geſtohlene Gelb ftrafen ; allein dieſe überfielen eince Jages das Kloſter und begehrten daß die Mönde für ſie bezahlen. Im gleichen Jahre brach man bei Nacht durch Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

-

Anrecht beſtbe.

Diſtinguiren los.

Uebrigens haben die Bettler von Jeruſalem Das

Ging ich in ſonntäglicher Kleidung aus, ſo

war ich bald umſchwärmt, während ich im

werftäglichen uns

gleich weniger angeſprochen wurde. Der Barmherzigfeit unbes ſchadet wäre es doch gut, wenn dem Gaſſen-, oder wenigſtens dem Kirchenbettel Sdranken geſetzt würden .

Der Arzt dürfte

indeß vorläufig zufrieden ſeyn, falls die Polizei nur die Aeſer von Pferden, Hunden nnd Kapen aus den Gaſſen wegräumte. (Schlus folgt.)

Abdelfader iſt jeßt nach Pau gebracht, und hat die Behörden empfangen ; kläglich iſt es zu ſehen , wie der Held in Frankreich, viel leicht nothgedrungen, zum Schauſpieler wird, wogegen er ſich durch ſeine Steigerung nach Paris zu fommen und fich wie ein wildes Thier ſehen zu laſſen, gleich von vornherein ſo geſträubt hatte. Nicht nur wurden ihm in Pau eine große Anzahl Damen vorgeſtellt, ſondern Oberft Daumas erklärte ihm auch, daß eine bedeutende Menſchenmenge ihn am Thore erwarte und zu ſehen wünſche. Er geſtattete, daß das Volf in den Hof gelaſſen werde , und richtete einige Worte , eine Art orientaliſcher Segensformel an dasſelbe, welche Oberſt Daumas, wie die franzöſiſchen Blätter ( f. Commerce vom 8 Mai) berichten , dem Volk dolmetſchte, das ſie mit großer Freude aufnahm . Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Auslandછે . Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens ስder Völker. N"

119.

18 Mai 1848.

dhen ſtehen, nicht außer Acht zu laſſendes Veto eingelegt. Die vernünftigern Schweben ſehen ſelbſt dieß ein, und behandeln die

Schweden und der Skandinavismus . Der Skandinavismus, bisher ein Gedanke der Jugend und

Frage zwiſchen Dänemark und Deutſchland immer noch als eine

zum Theil der Gelehrten und Dichter, ſoll nun mit Einenimal

zweifelhafte Rechtefrage, – gewiß alles, was man von ihnen er

zur Wahrheit werden , und eine ungoſtüme Jugenb in Schweben

marten kann . Der Ausgang des ſchleswigiſchen Streito fann alſo

brängt zum Krieg gegen Deutſchland , mahnt an Guſtav Adolf, und meint Schweden könne nochmals Deutſchland Gefeße vor ſchreiben . Wir wollen über dieſe Träume nicht ſpotten , ſie ſind in Schweden ſelbſt von Leuten , bei denen der Kopf nicht mit dem Herzen davonläuft, zurecht gewieſen worden, und es tau . chen bei uns ſelbſt ſo manche thörichte Ideen auf, daß man gar

in feiner Weiſe zweifelhaft ſeyn, und muß fich, auch wenn Sole8 wig nod unter der Herrſchaft des jegt lebenden Königs von

Dänemark bleibt, doch zu Gunſten Deutſchlands entſcheiden . Dann iſt allerdings Dänemarf ein verlorener Staat, und muß

fich nach des Königs Tode an Schweden andlieben, wird aber nebſt Schweben in eine enge Verbindung mit Deutſchland treten .

wohl allen politiſchen Phariſäismus bei Seite laſſen und an ſeine

Die jeßigen Animoſitäten fönnen nicht von Dauer ſeyn : fie

Bruſt ſchlagen Darf mit den Worten : Gott ſey mir Sünber gnä dig ! Schweden und Dänemark befinden ſich in eigenthümlicher Stellung : bis vor 30 Jahren faſt ſtets einander feindlich , hat der Geiſt der gleichen Abſtammung die Getrennten friedlich ver eint, aber die Stellung beider iſt weſentlich verändert : während Schweden durch den Beſitz Norwegens ſich, avrundete und eine vorher nie gefannte Conſiſtenz erhielt, iſt Dänemark durch den Verluſt Norwegens gebrochen worden , und andere Mächte na mentlich England haben ſich die Sunbzollplacereien gefallen laſs ſen aus einer Art Scham , dem Staat, welchen man ſo hart bea handelt, auch dieß legte, was ſeine Finanzen noch zuſammenhält, zu nehmen. Dänemarf fühlt, daß e politiſch verloren iſt, daß es ſich mit Schweden einigen müffe, und es wollte in den Bund wenigſtens eine tüchtige Morgengabe, Schleswig, und damit ges wiſſermaaßen die Herrſchaft über Den Handel zwiſchen Nord unb Ditſee mitbringen ; gelang ihm dieß nicht, ſo mußte es als Bittenber vor Schweben erſcheinen, und hörte in ſeinem Bes

find burch zufällige lImſtände hervorgerufen , und werden mit

ftande factiſch, wenn auch nicht dem Namen nach, auf.

Dieſe

Geſtaltung der Dinge hat das Volk, und namentlich die Ropens hagener liberale Partei, zu dem Plane gegen Schleswig ges ſpornt: fie hat endlich den tollkühnen Wurf gethan und alles aufs Spiel geſeßt. Der Wurf iſt mißlungen , und jeßt geht der Nothſchrei nach Schweben, daß die helfen ſoll, Das iſt unmöglich, aus zwei Gründen : erſtens, weil eine Sendung von 25,000 Mann und mehr wäre in keinem Falle zu erwarten,

dieſen auch wieder verſchwinden . Man betrachte nur die Hal tung der verſtändigern Deutſchen Journale, derer bie bem Kriegs

ſchauplaße nabe ſtehen : fte ſtimmen in keinen Ton des Haſjes gegen Dänemark ein , berichten die Vorfälle ſorgfältig von beiden Seiten , kurz ſie ſehen dieſe ganze Geſchichte als das an was ſte iſt, als einen durch unglückliche Zufälle entſtandenen Zwiſt. Zum Erſtaunen iſt nur, wie Orla Lehman und ſeine Mit miniſter über den Zuſtand der Dinge in Deutſchland, über den herrſchenden Geiſt ſo im unflaren ſeyn fonnten , Daß fie den

Kampf auf ſo tollfühne Weiſe Herausforderten, aber es iſt ge ſchehen und ſie werden die Folgen zu büßen haben ; Schleswig wird ſeine Finanzen und ſeine Heerverwaltung von der däniſchen

trennen, um an der unzweifelhaft bevorſtehenden däniſchen Ab rechnung nicht Theil nehmen zu müſſen . In Zukunft wird Schweben das unbeſtrittene Haupt der drei ſfandinaviſchen Reiche regn : die Einheit derſelben iſt wohl nicht mehr zu trennen, und fte kann nur dazu dienen, das Ganze gegen Rußland und nöthis genfalls gegen England zu ſchüßen . Deutſchland wird ihm nie gefährlich werden , und kann keinen andern Wunſd haben, als

in möglichſt freuntlichem Verkehr mit dem Norden zu ftehen ,

Kirchliche und politiſche Einrichtung Jeruſalems. (Schluß .)

keineswego ficher die Waagſchale zu Gunſten Dänemarks neigen,

Daß das Gericht&weſen an großen Mängeln und Gebrechen

und zweitens weil der brubermörberiſche Kampf zwiſchen den

leide, läßt fich in einem ſolchen Lande zum voraus vermuthen,

germaniſchen Völkern nur Rußland zuſtatten fommen würde.

obſchon die Gewalten mindeſtens großentheile getrennt find.

Das weiß und erwägt man in Schweden, darum wird die un 68 gibt eigentlich zwei Gerichte , daß des Rabi und der Mufti. geduldige Jugend zur Ruhe ermahnt. Wäre das Recht Deutſchland in der Schleswigiſchen Sache

Wer einen Rechtsſtreit anheben wil , trägt ſeine Sache dem

nicht ſo vollkommen klar, England hätte zuverläſitg gegen alles

bringt und dem Rabt zum Entſcheide vorlegt, betreffe fte Civi.

Einmarſchieren in Schledwig ein ſehr ernſteß und, wie bie Sa

lien oder Criminalien .

Schreiber be8 Kabi (Beſcht Katib) vor, welcher fte zu Papier Das Verfahren ift ein mündliches und

wo

474

sou

öffentlicheb , wobei fein Beiftand eines Anwalteß angerufen,

oder nach Geſebebſammlungen (Fetwa) mit den bündigen Rechts

Seugniſſe eine Hauptrolle ſpielen, und die Frage ohne dieſelben

anſichten ber berühmteſten Richter von der Zeit (1510) Deo Mufti Ali Dichemmali (Binbadi) bis zum Mufti Mohammed Smerif

Gegen den

unter Umſtänden lieber ſchwebend gelaſſen wird .

Moslem gilt nur des Moslems Zeugniß, gegen den Chriften das Zeugniß des Mobleme und Chriſten, gegen den Zuden das Seugniß von allen dreien. Es iſt fein Werth feſtgeſeßt, unter welchem die Streitſache nicht vor ten Rabi gezogen werden mag.

Effendi, der im leßten Jahrhunderte lebte .

Die Gerich1& foften betragen 1 Para von 1 Piafter (etwas mehr

fiſche Behörde ; eß ſteht jeboch bem Conſul allein die Vollzies hung des Urtheils zu , ſo daß er, wenn er dieſelbe nicht für gut hält, das Recht hat, dagegen Proteſtation einzulegen . 68 geſchieht daber, weil der Spruch des Kabi von der Vollſtredung

als 2 Procent) für den Mohammedaner und 2 Para für den Chriſten und wahrideinlich auch Juden. Der Kadi wird alle Jahre von Konſtantinopel hergeſchidt; die Stelle eines Katib

aber iſt in der Familie erblich.

Gibt ſich eine der ſtreitenden

Parteien mit dem Spruche des Kadi nicht zufrieden , ſo mag fte an einen der zwei Mufti , nämlich die Schaften unb Hanbeliten

an ihren Oberprieſter, appelliren , und wäre man mit der Sen tenz eines der Mufti nicht zufrieden, ſo kann man die Sache ans Konſtantinopler Collegium der Ulema, in welchem der Schech el- Jelam den Vorſig führt, ziehen . Da leştere Appella tion mit bebeutenden Koſten verbunden iſt, ſo wird fie ſelten ergriffen . In Jeruſalem barf fein Todesurtheil mehr ausgefällt wers den, ſeit das Edict von Gülchane erlaſſen iſt, dieſe merkwürdige Urfunde der Humanität vielleicht oft zu Gunſten der Inhu manitat , da wo die Cultur auf einer tiefen Stufe ſteht. Die Juben, faſt allenhalben der verſtoßene Volfsreſt, bekommen nicht leicht Recht. Ein Moslem hatte eine Forderung von einigen Piaſtern bei einem Hebräer ; eß mag nun ſeyn , daß

dieſer auf eine lügenhafte Weiſe fich verantworten wollte, allein der Creditor, die Amtsgerralt ſich aneignend, pacte ohne weiteres den Schuldner und prügelte ihn Derb durch . 30 ſah gleich nach der That die hoch aufgeſchwollenen Lippen . Warum

Für die Franken bilden die Conſulate Eremtionsgerichte, wenn aber ein Franke mit einem Mollem in Streit geräth, ſo gelangt dieſer von Rechte wegen auf jeden Fall vor die türs

Durch den Conſul abhängig gemacht wird, nicht ſelten , daß der Mohammebaner gleich anfangs mit der Procebiache vor den fränkiſchen Conſul tritt, um ſo lieber auch bewegen, weil less terer nicht beſtechlich iſt, und für die Einleitung und Durchfüh rung des Rechtsſtreites feine Gebühren erhebt , was aber den

Werth von 25 Piaſtern überſteigt, wird vor ein höheres Forum ( Diwan ) gewieſen .

Als in Jeruſalem vor einiger Zeit ein Franke

(Engländer ) einen Moslem töbtete, wurde ihm bloß eine Oelb ftrafe von 20,000 Piaſtern auferlegt, was dem Beweiſe ſo ziem

lich ähnlich ſteht, daß die Todesſtrafe factiſch abgeſchafft iſt. Neben den ordentlichen moslemitiſchen Gerichten haben die eingebornen Chriſten und die Juden für ſich noch ihre beſon deren Geridite. Jene wählen einen Schiedsrichter unter den

Aelteſten oder einige Aelteſte; von einem ſolchen Schiedsgerichte werben weitaus die meiſten Sachen geſchlichtet, ohne daß ſich das mit die ordentlichen Gerichte befaſſen .

Unter den Juden bilden

hingegen die Rabbi ein Gericht ; bei den Sephardim wie Aſch fenazim dictiren, heißt es , die Oberrabbiner ſogar Leibesſtrafen . Die franzöſiſchen , preußiſchen , Öſterreichiſchen und rutſchen Jus den ſtehen unter ihren Conſuln . Gin aus Algerien herſtam

klagte der Jude nicht bei der Behörde ? Weil der Mohamme

mender Jude, deſſen Heimathſchein nicht mehr in beſter Ordnung

daner wegen ſeines Vergehens doch nicht geſtraft worden wäre.

war, gab ſich viel Mühe, um fidy beim franzöſiſchen Conſul als franzöſiſcher Unterthan auszuweiſen , von der Hoffnung getra.

Vergeben oder geringere Verbrechen werden von einein Po lizeigerichte beſtraft.

Ginem 3uden ftahl ein moblemitiſcher,

etwa zwölf Jahre alter Knabe ein Kupfergefäß, daß er für einige Piafter verfaufte.

Der Beſtohlene flagte , die Proceßverbanda

lungen wurden öffentlich am Eingange in den Chan 28 - Suf, gepflogen. Gin türfiſcher Polizeilieutenant ( ? ) präſtbirte und

gen , daß er unter Frankreichs Schuß weniger den Verationen ausgelegt wäre.

Das Gefängnißweſen dürfte fich ſchwerlich mit den hochtönen Den Phraſen ber faiſerlichen Staatezeitung vertragen , die Ge fangenen werden entweder ins Serai oder in die Citadelle vers

behalf fich mit einem Dolmetſcher, welcher das Arabiſche in die

legt.

Sprache der Herrſcher übertrug. Auch des Knaben Vater wurde vorgelaben , welcher nicht ermangelte, die Unſchuld des Sohnes

Uebelthäter, von denen nur fünf oder ſeche wieder eingebracht

zu betbeuern . Der Inquiſit, über das Vergehen befragt, läug

fuln , wenn fte bie Strafe Der Gefangenſchaft oder Des Arrefte

nete geradezu ; man verſprach ihm ein Geſchenk in Geld, wenn

verhängen müſſen.

er das Geſtändniß ablege, er läugnete mit gleicher Beſtimmtheit, man zeigte ihm drohend die Rarbatſche, er blieb auf der gleichen

Es hielte ſchwer, fich eine gehörige Ueberſicht über die Ver waltung zu verſchaffen. Am angelegentlichſten iſt man im tür

Endlich entfernte fich der Polizeilieutenant und ſein Dolmetcher mit dem Knaben in ein Seitengemach, man ließ

fiſchen Reiche für die Einfünfte beſorgt, und inan darf zufrie

ihm Fußſohlenſtreiche aufmeſſen , und ſogleich ſchlüpfte das bes gehrte Geſtändniß heraus. Der kleine Schelm gab nun den

Widfür und Gewaltthat find ſehr erfinderiſch, auch zwiſchenbrein noch Gelb zu erpreſſen . Die Steuern find: Der Charadſch (Lands ſteuer), Ferdeh ( Hausſteuer ) und Acciſe (theile al8 Miri). 3m

Ausſage .

!

Käufer der geſtohlenen Waare an, allein dieſer, nach welchem man unverzüglich ſchickte, ſtellte den Kauf in Abrede. Der Knabe wurde bei unerledigter Frage feſtgenommen , und der Ausgang

Am 2. Deb Serbſtmonate 1847 entfloben alle gefangenen

werden fonnten . Am meiſten verlegen ſind die fränkiſchen Con

den ſeyn, wenn man nur die geſeßlichen Steuern entrichten muß ;

3. 1835/36 betrug im Diſtricte der Charabidh den Werth von 46,550 Conventionegulden, das Ferdeh 45,600 , Miri und Abs

der Sache iſt mir nicht befannt. Oar intereſſant war eß , zu ſehen,

gaben von Victualien 72,750. Ueberbieß bezieht der Rabi nach

wie der flagende Zube und der modlemitiſche Vater fo harmlos neben einander hocften vor den febr wenigen Zuſchauern , die fich bei den Verhandlungen einfanden .

jedem Todebfall eines Moblems ein Drittel des Vermögens, nach Dem eines Chriſten oder Juden 6 Piafter. Voraus beklagen ſich die Kinder Sſrael, daß es bei den ges

Man wird im Abendlande gewöhnlich einſeitig berichtet, daß

ſeblichen Steuern nicht ſein Verbleiben babe, fondern daß auch

die Mobammebaner ihre Richterſprüche einzig und allein auß

Geſchenfe, die fte Suffa nennen, verlangt werden, die bet ihnen

dem Roran ſchöpfen ; nein, fie richten fich auch nach Gefeßbüchern

jährlich fich auf etwa 60,000 Piafter für die ſogenannten Effendi

woso

475

(modlemitiſche Herren der Stadt) belaufen mögen. Dieſe Herren find wirklich unverſchämte Bettler, aber etwas ftattlicher als ihre Brüder vom Zionsthore, die Ausſäßigen .

woon

entfernte fle fich endlich mit troftlcſer Gebärbe, fand fich jedoch

ſpäter mit Hr. Margetich, ale bieſer nach Beendigung ſeiner Geſchäfte zurüdkehrte, wieder ein. Ich erfuhr nun, daß ihr

Die Geſchichte der Grabkirche liefert eine Menge Beiſpiele

Anliegen ganz anderer Art war, als ich vermuthet hatte. Da

von der financiellen Begehrlichkeit des türkiſchen Regimentes,

fie inne worden , daß ich nach Travnik reiſe, wollte fte midy bitten, beim Viſir Fürſprache einzulegen für ihren Sohn, der

um die Pilger,

auf die nunmehr feine beſondere Laften mehr

drücken , zu den habſüchtigen Zwecken au8zubeuten . Das war aber noch nicht alles ; man nabm ihnen ſchon bei der Anfunft im

Dort ſeit zwei Monaten unſchuldig im Gefängniß lag. Derſelbe

heiligen Lande zu Jafa, ſo wie dann am Stadtthore in Jeruſalem

zwiſchen zwei Türken , die blutig endigte. Ale im Ringen übers wunden und zu Boden geworfen der eine derſelben ſein Meſſer zog und damit den Sieger bedrohte, erſchlug ibn dieſer mit

einen Eingangezoll ab,

obſchon der Chalif Omar Ben Chatab

eine unbeſchwerte Pilgerfahrt den Chriſten zugeſichert haben ſoll. 3m 11ten Jahrhunderte hatte man für den Einlaß in die Stadt am Shore einen Goldgulden zu entrichten ; nach dem Abzug der Franken im 3. 1187 Den zwanzigſten Sheil eines Byzantinere ; in 16ten Jahrhunderte 2 Bechinen ; im erſten Viertel Des 17ten 5 Sechinen ; im 3. 1784 10 Piafter. 1821 warb berechnet, daß Die Pilgrime jährlich 38,000 ſpaniſche Thaler abwarfen , ohne Anſchlag der Gelder für die Erlaubniß , die h. Orte beſuchen zu dürfen ; den Eintritt in die Stadt mußte man mit 7 Piaſtern erkaufen . Der ägyptiſche Paſcha aber, Mebemed- Ali , hob alle Zölle und Abgaben , die unter dem Namen el-Ghafer für den

Pilger oder Reiſenden ſo drüdend waren , auf , und das nachfolgende türkiſche Regiment getraute fich noch nicht, das frühere

Bebrüdung@ ſyſtem wieder einzuführen. Iribut,

Ein Rüdblick auf den

welchen die Mohammebaner länger als acht Jahrhun-

derte von den chriſtlichen Pilgern eingetrieben, ſchwebt in der That über einer enormen Summe.

war als Kellner in einer Branntweinſchenke Zeuge einer Rauferet

ſeinem Kanſchar , unb gab bann zur Verantwortung gezogen

den unſchuldigen Sohn der Frau als Thäter an, der ſofort ins Gefängniß gejeßt als Chriſt einem ungünſtigen Urtheil@ ſpruche entgegen zu ſeben hatte.

Die meiſten Chriſten in Sulla find griechiſdier Confeffion ;

die Katholifen find vorzugdweiſe auf dem Lande , wie ich dann

überhaupt in Bosnien unter deu Griechen meiſtenẾ Gewerbtrei bende, unter den Ratholifen Bauern gefunden habe. Mahmud Paſcha lebte nicht auf freundſchaftlichem Fuße mit ſeinem Nach

barn , dem Beg Effendi in Gradaſchaz, ſondern beide rollen fich gegenſeitig nach Kräften anfeinden . Erſt nach 5 Uhr famen die Pferde, die noch beſchlagen hätten werden müſſen ; zwei derſelben waren in der That ganz gut, allein ein drittes zum Reiten beſtimmt, hatte ein etras zweifels haftes Anſehen. Der Kyritſchie oder Führer derſelben war ein

vierſchrötiger rober Bengel islamitiſchen Glaubens, der Kavas aber hatte, wie bereits erwähnt, einen recht gutartigen wohlwollenden Audbrud.

Reiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Reiſenden. Fünfter Abſchnitt. Rüdfebr nad Sravnif. ( Fortſeßung.)

So verließen wir endlich Tusla ; vor der Stadt ſah ich Gruppen von jungen erwachſenen Leuten mit einem Bauſpiele beidäftigt, welches ich in Franfen von Knaben in ähnlicher Weiſe

Wir hatten nun noch für Pferde zu ſorgen , ein Geſchäft,

betreiben ſah , ein Spiel , wo der Ball vermittelſt eines Holzes geſleutert, und wozu Behendigheit unb Uebung erfordert wird.

welches wir bei den hohen Forderungen die man allenthalben

Auch in Slavonien iſt dieß Spiel in Schwung; das fanfte weite

felie, ſo ſchnell nicht beendigen fonnten; wir wurden endlich Thal der Zalla, in beffen Mitte Tubla liegt, die gerundeten , um einen Ducaten für das Pferd bis Travnik einig. A18 ich beim Mittageſſen war , fam auch ſchon der mit meiner Begleitung beauftragte Karad , deſſen Außeres mehr Zutrauen einflößte, ale tie widerlichen Züge Hafians. Ich ließ ihm freiſtellen , entweder jeßt gleich beim Aufbruch in mein Ges

folge zu treten, ober da ich für heute nur eine Stunde weit, bis Duffino, zu reiſen beabſichtigte, um ſo das Ungeziefer von

Luela bei dem folgenden Nachtquartier, das mir bei dem Dor tigen Pfarrberrn als ein ganz guteß in Ausficht ſtand, zu vers meiden, mich dort morgen in aller Frühe abzuholen : Der Kavas konnte über ſein Verhalten nicht eigenmächtig verfügen, ſondern entfernte fich wieder, um ſeine Handlungêweiſe nach dem Bes fehle ſeine Gebieter8 einzurichten. Inzwiſchen erſchien der Befiger der Pferde mit dem Begehren, daß ihm der Nollo vors ausbezahlt werde, wegen der Güte Der Pferde Dürften wir un. beſorgt ſeyn .“ Wir gewährten ihm ſein Verlangen unter der

Bebingung guter Pferde und baldiger Lieferung derſelben. In dieſer Erwartung wurde nun ungeſäumt eingepact. Ale nach Beendigung dieſes Geſchäfteß meine Gefährten einige Zeit abs weſend waren, trat zu mir eine Frau ine Zimmer und brachte weinend eine Klage vor. Bei meiner Unfenntniß der Sprache hielt ich fte für eine Patientin, die mit ihre Gebrechen auðeins anderſeßte. Da ich nun auf alles, was fte gegen mich bittenb äußerte, nichts antwortete , al8 ,,nesnam " ( ich verftebe nicht),

niedern, faſt ausſchließliớp mit Wald bewachſenen Berghöhen, der Geſang der Amſeln und Nachtigallen , der ſchöne Abend, der ſich nach Gewitterregen eingeſtellt hatte, alles dieſes vereinigte fidh zu äußerſt milden Eindrücken, denen ich hingegeben auf gutem Pferd

und ebener Bahn meinen Weg fortſeşte. Nach einer halben Stunde, die wir durch die Shalebene zurücgelegt, ritten wir ſteil durch Buchwald über eine ſandige Hügellehne bergan auf ber linken Seite des Thales ; noch blühte hier das fleiſchrothe Haidefraut. 1

Die geſchichteten Sandmaſſen wechſelten mit compacten gee bobenen Schichten eines Conglomerates von Brauneiſenſteinſtücken mit gerundeten Kanten ; als wir eine mäßige Anhöhe erreicht, bot bas Chriſtendorf Duſjino, in mrelchem wir beim Pfarrer unſer Nachtquartier ſuchen wollten, einen reizenden Anblick dar. Den Vorbergrund bildete cin tiefeingeſchnittener Hohlweg, deſſen Män. ber von grünenden Buchen und blühenden Walnußbáumen übers fattet waren , den Hintergrund die jenſeitigen Anböben des weiten Thale8. Das Pferb , welches Herr Margetich riti, war bereits bis zur Unbrauchbarkeit ermüdet. Der Pfarrer , Pater Marianu8, empfing und mit freundlicher Zuvorkommenheit und

führte un ſogleich in ſeinen ganz nach deutſcher Weiſe ſauber angelegten Garten. Auf einer Banf im Angeſicht der herrlichſten Ausſicht nach den höhern Alpen von Iravnik nahmen wir Plas ; · Erica carnea L., mit Polytrichum formosum Hedw .

476 man brachte Wein , und zwar in Bosnien erzeugten, Branntwein und Raffee; der rothe bosniſche Wein war freilich ſehr ſauer. Der Garten ſelbſt war mit Weinſtöden und Gemüſen bebaut;

man fonnte von hier die beſchneiten Gipfel des Vlaſſich erblicken. Zwiſchen den ſüdlichen Hochalpen und dem minder hohen Gebirgs zug, welchen wir überſcritten hatten, und deſſen höchſte Punkte

digen zu laſſen. So ließ fich Déman Beg ben dönen Hauss humb des Pfarrers ohne Umſtände bringen ; doch bem Hunde gefiel es beim Pfarrer beſſer , und ſo oft er auch nach Lusla gebracht wurde, fehrte er bei erſter Gelegenheit wieder zu dieſem zurück. Die chriſtliche Kirche iſt hier , wie anderwärts in Boss nien , eine Rammer im Pfarrhauſe, an welcher der bretterne Vers

wohl bei Srebernik find, bildet das Thal der Sprecja (auf den

ſchlag , welchen die Wand nach der Außenſeite bildet , hinweg

angeführten Karten als Dskovo bezeid ,net), die ſich ſpäter mit

genommen werden kann , um ſo den Altar vor der Gemeinde im Freien zu enthüllen, ba beren zahlreiche Schaar der innere Raum

der Jalla vereint und quer vor uns von SW. nach NO . 30g, einen breiten Abſchnitt.

Es entſpann ſich bald eine trauliche

Unterhaltung in unſerm Kreiſe, ber aus dem Pfarrer und ſeinem Cooperator, ferner einem kleinen wunderlieblichen Mädchen aus

Tusla, welches dem Pfarrer zur Erziehung übergeben , ſich jept zu unſerer Bedienung geſchäftig erzeigte , Herrn Margetich und mir beſtand , und bald auch durch den Kavas und den lümmels

nidit überall faffen fann ; die Nacht ließ mich die Wohlthat eines guten Bette genießen. Sten Mai. Um 6 Uhr verabſchiedeten wir uns bei Regens wetter von unſerm gaſtfreien P. Marianus ; das Gepäck wurde

nun troß dem Sträuben und Fluchen des Kyritſchie theils dem

haften Kyritſchie erweitert wurde , welcher leştere fich mit auss

dylechten Neitpferde übergeben , theils auf die andern Pferde in Biſagen vertheilt, und ſo ritten wir nun bergab nach dem Thale

geſpreizten Knieen wie ein Froſch auf die Erbe ſeßte und da

der Sprecza , welches mir bei einem Han in der Nähe eines

ſeinen Kaffee tranf , während ſich der Türke den Schnaps nicht übel behagen ließ ; Maikäfer umſchwärmten uns. Als ich die

Sauerbrunnen (Kijeljaf) erreichten .

Die Quelle iſt in einen

Behälter gefaßt und ſehr reich an Waſſer.

Zur Sommerås

Karte hervorzog , um mit ihr das Panorama zu vergleichen , machte der Lürfe ſehr argwöhniſche Augen, und als id gar den geiſtlichen Herrn fragte, was das für ein Fluß ſey, deſſen Thal zuvor vor uns ſich ausbreitete, warf er dem Pfarrer abwehrende Blide zu , daß er mir denſelben nicht nennen ſollte; ich erfuhr demungeadytet, daß es die Sprecza ſey), welcher Name indeß mit der Angabe der Karten nicht übereinſtimmt. Da ich auf der

zeit, wo ihr Gehalt ftarfer iſt, halten ſich hier viele Badegäſte auf . Das Waſſer iſt angenehm zu trinfen und ſchmecft nie

Weiterreiſe Gelegenheit hatte, dieſen Fluß, über welchen ich mehr mals ſegte, von andern Perſonen mir nennen zu laſſen und

wünſchen . Freilich dürfte hier für den Curgaſt nicht viel Com fort zu finden ſeyn . Zwar iſt der Han feiner der ſchlechteſten ſeiner Art, und der Hanſchia ſcheint ein ganz dienſtfertiger Mann, indeß wäre hier bei der Vorliebe der Türfen für Bäder und bei der Wirfſamfeit des Heilwaſſers die Errichtung eines bequemern, irohnlichen Gebäubes feine üble Speculation . Der Ort dieſes Kiſeljaks iſt auf den Karten nicht angegeben , bes findet ſich aber an der Sprecza unfern ihres Einfluſſeß in die

ftete ten nämlichen Beidheid erhielt , glaube ich die Richtigkeit

dieſer Benennung niht in Zweifel ziehen zu müſſen. So hält eß hier bei dem dummen Argwohn der türkiſden Bosniafen ſdwer , fich über die Topographie des Lanbe8 zu belebren , ja ſelbft nur Drtsnamen ridhtig zu erfahren ; dengleiden wurde aud mein Vorhaben bereitelt , meinen Rückweg nach Travnik

über Sutongfa zu nehmen , da der türkiſche Begleiter burdaus darauf beſtand , über Scheptiche gehen zu müſſen . Dieſer Miß ſtand ließ mid darauf Bedacht nehmen , bei ähnlichen Gelegens heiten mich im voraus genau des Wege zu terfichern, auf wel diem mir meine Begleitung zu folgen habe. Die Rajas zahlen bier bem Eigenthümer des Grundſtüde8 den neunten , dem Spahi ben zehnten Theil ihrer Ernte, müſſen

fich aber außerdem zur Leiſtung aller von ihnen verlangten Frohn dienſte verſtehen, wobei es immer noch der Widfür ihre Herrn

überlaſſen bleibt, fie von Haus und Hof zu jagen ; doch geſchieht hier dieſes leptere faum geradezu ohne vorausgegangene Veran laſſung, die aber der Türke leicht herbeizuführen weiß, indem er dem Chriſten Anſinnen aufbürdet , welchen dieſer nicht zu ent ſprechen vermag. Hierüber entrüſtet heißt ihn der Türke das

Selterſer Waſſer. Der Hanſhia zahlt dem Déman Beg , wels cher vor drei Jahren die Quelle gefauft hat, einen jährlichen Pachtzins von 3 ' , Beutel, den Beutel zu 500 Piaſtern . Die Gegend erinnert ſehr an die von Kiſſingen , und man könnte

ſich keine angenehmere und mildere lage für einen Badeort

Salla. (Schluß folgt. )

Verhältniß der Seeſchadens. In der Sonntagszeitung des Allg. Handelsblattes, das zu Amſterdam erſcheint (f: Nr. 17 v. 0. 3.) findet fich hierüber folgende Angabe. Von den amerifaniſden Schiffen gingen im

F. 1839 118 Schiffe, im J. 1840 112 Schiffe verloren, deren Tonnen laſt nur etwa ein Procent der Geſammttonnenlaſt der Handelsfahrzeuge umfaßt. Die Engländer verloren im J. 1845 539 Schiffe, im J. 1846 537 , durchſchnittlich im 9. 74,000 Tonnen von einer Geſammttonnen zahl von 3,820,000 T. Mit ziemlicher Wahrſcheinlichkeit fann man angeben, daß die Vereinigten Staaten nicht ovlle zwei Procent an Sees ſchaden verlieren, England etwa 2 '), und Frankreich 34/2 Procent.

· Die in München angeſtellte qualitative Analyſe dieſes Waffers gab folgende Reſultate :

Der Geſchmack des Waſſero war faſt indifferent, das Ausſehen trübe, Seine Zuſamenſeßung iſt folgende :

Reaction alkaliſch.

Gut verlaſſen , läßt aber den Bauern nach langen Bitten endlich

Frcie Kohlenſäure,

bleiben gegen die Anbeiſchigmachung, eine bem Wertbe des Gute faſt gleichfommende Summe , oder wenigſtens eine bedeutende Abgabe an Vieh u . dgl. zu entrichten . Die Türfen , d. h . die islamitiſchen berherren , ſehen überhaupt das was der Chrift erwirbt, ja ſelbſt beſſen Mobiliarſchaft als Eigenthum an , und

Chlornatrium,

von Eiſen und Kieſelerde . Organiſche Subſtanzen. Beſonders reich ſcheint das Waſſer an fohlenſaurem Natron und dop

ftreden nach allem, was ihnen gefält, mit gieriger Habſucht die

pelt kohlenſaurer Magneſia; es nähert ſich in ſeiner ganzen Beſchaffenheit

Hand aus. Selbſt die Reichften , wie Déman Beg , der Sohn des Paſdia , entblöden ſich nicht, ihr Gelüſte auch nach Gegen ſtänden geringern Werthes ohne Vergeltung ja Dank fich befries

ſehr viel dem Selterſerwaſſer . 1 Pid . enthält 10,498 Orane fire Beſtandtheile. Das ſpec. G. bei + 120 = 1004,57.

Koblenſaures Natron Ralf

Magnefia.

Von ſchwefelſauern Salzen kaum wahrnehmbare Spuren.

Breslau . 6. M.

Verlag der 3. 6. G. Cotta'ſchen Budhandlung. - Verantwortlicher Redacteur Dr. 66. Wibenmann.

Spuren

Das Ausla n d . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. u". 120. n

19 Mai 1848 .

Reiſe nach Bosnien.

Von einem botaniſchen Reiſenden .

Fünfter Abſchnitt. Rückehr nach Ir a vnif. ( Schluß .)

Die Berge an dem linken Ufer der Sprecza , welches wir hier betraten, beſtehen wieder aus Serpentin ; es iſt dieß das

nämliche Gebirgsſyſtem , welches ſich über Scheptide erſtrect. Am Fuße desſelben zog fich der Weg eine Zeitlang dem Laufe Des Flujes , den wir mehrmals paſiren mußten , entgegen durch Gebüſc fort, in welchem rreißer Germer ' wuchs ; dieſe Gebirge

pflanze geht in Bosnien tief herab in die Thäler, und der in Nede ſtehende Standort mochte kaum mehr als 600' über dem

unſern Weg über einen bedeutend höhern, etwa 3000 ' hoben, ganz mit Wald bedecten Berg , der uns Pobſelooo genannt wurde.

An der Richtigkeit dieſe Names kann indeß aus den

oben geäußerten Gründen gezweifelt werden. Wir ritten ans derthalb Stunden chne Unterbrechung bis zu deffen Gipfel, über welchen nach türkiſchem Brauche Der Weg führt, der fich

ſobann am Ramme fortſeßt. Der untere Sheil Des Berges ift mit der gewöhnlichen Kiefer bewachſen ; in deren Beſtände mengt fich weiter nach oben Pinus Laricio Poir , welche gegen die

Hobe faſt aueſchließender Waldbaum wird. Schon der Wuche zeichnet dieſen Baum von der gemeinen Kiefer aus ; der Stamm von einer bedeutenden Höhe iſt gerade, wie der einer Fichte. Die Rindetheile find zwiſchen den Riffen flacher, die Aefte mehr

Die Serpentinfeljen der gerundeten

abſtekend, an ältern Bäumen unten abwärts gebogen , oben

Anhöhen hatten manche intereſſante Pflanze aufzuweiſen , ? und felbft Die Kiegufer und Verſumpfungen boten einige minder häus

gegen den Wipfel zu in einem rechten Winfel abſtehend. Der Gipfel iſt häufig abgebrochen oder frumm gebogen und abge

Meere niveau betragen .

5

fige Gewächſe 5 bar. Turteltauben waren hier ſehr gemein .

flacht, ftete aber gerundeter als bei der gemeinen Kiefer ; der

Bald ging es bergan über eine ſteinige, mit ſtattlichen Eichbäu men bewachſene Anhöhe, auf dieſen Eichen wudhe Loranthus.

unten bis oben gleichförmiger und minder genähert.

Weiter oben erſchienen mit der gemeinen Föhre hohe Bäume

von der öſterreichiſchen Kiefer ; · daſelbſt zeigte fich eine Blau

droſſel.

Der Kavas zollte meinen botaniſchen Beſchäftigungen

viel Aufmerkſamkeit, und zeigte mir, ba fie ihm ſein Mißtrauen gegen mich und meine Abſichten benahmen, allmählich mehr Zus trauen. Er fragte mich nach dem Nußen und den Kräften der Pflanzen, und befrug mich bei dieſer Gelegenheit nach ſtimulan ten Mitteln . Nach ſolchen geſchieht überhaupt allgemeine Nach frage in der Türkei .

Im jenſeitigen Thale erreichten wir um 12 Uhr einen zum

Dorfe Turia gehörigen Şan, woſelbſt unſern Hunger ein wohl bereitetes Mittagmahl ftilte. Nachdem wir in deſſen Nähe einen an Forellen reichen Bach überſchritten , verfolgten wir ! Veratrum album L. mit Carex praecox Jacq., Luzula flavcs

cens Gaud., Orchis fusca Jacq ., Polygala vulgaris L. genuina, Cam panula patula L., Syınphitum tuberosum L. , Viola Ruppii All. ? Alsine verna Bartl., Scleranthus perennis L. , Cytisus hirsutus

L., Genista ovata W. K. var. prostrata, G. scariosa Viv. 3. Alopecurus fulvus Sm ., Potamogeton crispus L., Callitriche ver

nalis Kutz. , Patentilla opaca L. var. Horibus minoribus, Vicia lathy roides L , Ranunculus aquatilis L. , R : muricatus L. 4 Pinus Laricio Poir. Außerdem P. silvestris L., Quercus Robur Willd. mit Loranthus europaeus Jacqu. Von Erica carnea L. war hier ungemein häufig eine Form mit ſtart zurücgekrümmten Blättern, ſo

Umriß des ganzen Baumes iſt minder breit, die Aeſte find von Der

Gipfel des Berges beſteht aus Ralf, und ſogleich treten Buchen auf. Mitten im Walde ſtehen einige Kirſchbäume. · Unfern dem Gipfel befindet fich auf der Nordſeite feitorarte vom Wege, der hier durchgängig von guter Beſchaffenheit iſt, eine Quelle

mit trefflichem Waſſer , umgeben von Chrysosplenium alterni folium L.

Auf einer der höchften Föhren am Scheitel des

Berges faß ein weißföpfiger Geier (Vultur fulvus Briss.) Nis cola fchoß darnach, ohne jedoch, da die Höhe zu bedeutend war, den Vogel zu erlegen. Hier iſt auch ein Raraul errichtet, auf flaviſd eine Kraula , nämlich eine Gütte zum Aufenthalt der

Panduren, denen die Schußwacht gegen die Räuber obliegt. Stets über den Rüden gelangten wir an der Südſeite alls mählich bergab , jeboch minder tief als wir heraufgefommen waren . Balb ſchon fängt die Gegend an bebaut zu ſeyn. Seitab in einem Thale zwiſchen Wäldern verborgen, gewahrte man die zerſtreuten Häuſer eines Dorfes . Der Ravas ſchilderte die Bewohner desſelben als unſichere Leute. Die ganze ſübliche Seite des Berge8 beſteht aus Ralf ; eine romantiſche Schlucht Durchfloß ein Gebirg & bach, über die Feldblöde dieſe Geſteins in kleinen Waſſerfällen fid ergießend. Nachdem wir das untere Ende des Waldes erreicht hatten, nabten wir uns an Heden und bebautem fande vorüberziehend

daß ich eiue neue Art zu ſehen glaubte. Ferner fand ich auf dieſem Berge

kineu Şerabweg : Orchis ustulala L., Potentilla opaca L. in ſehr üppigen

4 Prunus avium L. mit Pyrus communis L. Außer den im Föhrens

Gremplaren, Thlaspi praecox Wulf. Nasturtium lippizense DC. Acer

walde vorkommenden Pflanzen waren : Cardamine silvatica Link und Pte

campestre L., Cerastium semidecandrum L., Genista scariosa Vid.

rogonium filiforme Schw .

478 dem Ziele unſerer heutigen Wanderung. Die Spuren eines vor unlanger Zeit hier beſtandenen Nomadenborfes von Zigeunern

widerlegten Boué Meinung , daß dergleichen Dörfer außer der Wallachei, Bulgarei und Thracien wenig mehr vorfommen, um ſo mehr, da ich außerdem noch in Bosnien mehrmals mit ſolchen Dörfern in Berührung gefommen bin. Um 6 Uhr er: reichten wir endlich einige Häuſer mit einem gan, genannt Pas ſchin Ronaf, Paſcha' Serberge 1 genannt. Die Lage des Hand ſtellte das Bild einer einftebleriſchen

Abgeſchiedenheit bar. Nach allen Seiten erhoben fich ſanft

emporfteigend weite Bergrüden, ringdum herrſchte Wald und tiefe Einſamkeit. Unter der Linde vor dem Han gebieh indeß vergnügted , trauliches Leben ; hier genoffen wir bei herrlichem Abendhimmel unſere Abendmahlzeit. Des Jürfen Argwohn war völlig geſchwunden und hatte ebrerbietiger Ergebenheit Plat ge macht, denn er fonnte fich nun überzeugt haben , daß ich bloß

hierzu willig. Nach dem Mittagmahl, welches eingeſulzted Dbft ( Paluſa ) und ſogenannte geftußte Nubeln (Junka) enthielt, ents ließ ich mit gutem Irinfgelb unſern ehrlidhen Raval aſian , mit dem Auftrage, den Paſcha zu grüßen und ihm meinen Dank

für die wadere Begleitung auszurichten , die er mir verídaſſt habe. Als ich für meinen Hund Brod faufen wollte, war der Bäderlaben von einer zahlreichen Schaar reiſefertiger Bauern umgeben . Wir erfuhren , daß fie aus Mobrich famen und 150

an Zahl fich nach Travnik begeben wollten, um dort beim Vizir Klage zu erheben gegen den Alai - Beg. wegen widerrechtlicher Eingriffe in ihr Eigenthum. 3d äußerte mein Befremden Dars

über, daß fte dieſe Klage nicht ebenſo ficher durch einige wenige Abgeordnete anzubringen vorzögen, allein fte meinten, daß die

größere Zahl der Klagenben nothwendiger Weiſe auch der Klage beſſern Nachbrud verleihen müſſe.

Als wir um 1 Uhr fortziehen wollten , hatte fich der Ry

um der Kräuter und Blumen willen reiſe, auch mochte fich ſeine Gutartigkeit von unſerer freundlichen Begegnung angezogen

ritſchie dennoch nicht bewogen gezeigt,

fühlen ; war doch in Folge dieſe ſogar das rohe Weſen des Ryritſchie um ein Auffallenves gemildert und alle üble Laune daraus verſcheucht, ſo daß er fich nun wilig in unſere Ver fügungen wegen der Pferde zu ſchicen mußte.

macht hatte, nachzukommen, und wir mußten bebauern , fortan dieſe ihm imponirenden Einfluſſe8 entbehren zu müſſen . Wir

9 Mai .

unſerer Verfügung und

ſeiner Zuſage, welche er bloß auf bes Savas Autorität hin ge

waren indeß nicht ohne Begleitung , denn ſtatt des Kavad ſchloß ftdy nun ein Viehhändler aus Livno, der aus Grabachat zurüds fehrte und ſchon öfter auf dieſer Reiſe mit uns zuſammengetrofs

Um 5 Uhr brachen wir auf, wir mußten und wie

der nach Scheptſche wenden, und es ging über wechſelnde Anhöhen bergauf, bergab.

Nicolas geübte Schüßenhand erlegte unter

wegs ein Franfolin (Perdix francolinus) und mehrere Feld bühner. Der Wald beſtand meiſt aus Buchen und Hainbuchen , ? die Anböhen betrugen nicht über 12—1500 '.

fen war, an uns an. Er war ein junger ſalanfer Mann von feiner Geſichtsbildung und ſehr geſittetem Benehmen, ſehr ver ſchieden von der Beſchaffenheit ſeiner Standes claſſe in unſerer Heimath .

Den auf der Hinreiſe bereits gemachten Weg von Sdiept ( che nach Vranduk fand ich auffallend verändert durch die reis

Um 8 Uhr erreichten wir die Bosna, welche wir beim jen Während

chere Entwidlung der Vegetation, welche die Anmuth des Bosna thaleß mit ihren Reizen ausſtattete. Wir begegneten vielen Reis

ich die Ueberfuhr der beiden andern Pferde im Han daſelbſt er wartete, zog die Luppe, deren ich mich gerade bebiente, die Auf

fenben , namentlich einer großen Anzahl Auswanderer aus der

ſeitigen Dorfe Savidovich in einer Fähre paffirten .

merkſamkeit der Jürfen auf fich, und ihre Bewunderung ward nicht wenig erregt , ale ich fie durch das Olas bie Pflanzen bes ſchauen ließ . Wir verließen jenſeits bald das Ufer der Bosna,

Herzegowina ; es waren dieß Landleute von Liubuska von der Gränze gegen Jmoſti , etwa 5 oder 6 Familien, denen in dieſem Frühlinge durch eine bebeutende Ueberſdwemmung alle Ausficht

auf die heurige Ernte geraubt war, nachdem ihnen im vorigen

um deren bedeutende Krümmung durch einen Bergweg 3 abzu

Jahre die Dürre åbnliche Nachtheile zugefügt hatte.

ſchneiden , ſo daß wir erſt bei Sceptſche Mittags 12 Uhr ihr Shalgebiet wieder betraten .

waſſer waren um ſo verderblicher, als fie eine Dammarbeit zer

In demſelben Han , wo ich einige Wochen früher übernach tet, ftiegen wir ab. Der Kyritſchie ſollte hier ein andere Pferd

ſchwemmungen bereits ſeit drei Jahren im Werke war, und in zwei Jahren vollendet ſeyn ſollte. Der Viebhändler erwies fich

für das Gepäd beſorgen , tros ſeiner Anſicht, daß de8 Sbieres

ungemein mildthätig gegen dieſe armen barbenben Menſchen ,

Dieſe Hochs

ftorten, die zur Sicherung dieſer fruchtbaren Gegend vor Ueber

Kräfte noch bis Travnik reichen würden ; er zeigte fich endlich

indem er ihnen unaufgefordert Geld und Brod reichte. Wir

1 Die auf der lebten Strece des Weges am Waldende bis Pardin

begegneten ferner reiſenden Zigeunern und einem Teppichhändler aus Czenizza , der und ſeine ſchöne Waare zum Kauf anbot zu ungemein biligen Preiſen . Nicola vollendete noch ſeine Jagds

konał geſammelten Pflanzen waren folgende : Rumex Acelosella L. , Ga

lium vernum Scop ., Asperula taurina L., und A. odorala L., Myoso is hispida Schlechtd., Euphorbia carniolica Jacq., Prunus avium L. ,

ausbeute durch drei Arten von Tauben, die er erlegte ; Columba

Fragaria vesca L., Fr. elatior Ehrh . , Potentilla Tormentilla Sibth .,

Palumbus L., Oenas Gml . und Turtur L. Im þan von Dob

Aremonia agrimonioides Neck., Potentilla opaca L., Dentaria bulbi fera L., Nasturtium lippizense DC. Geranium Phaeum L., Cerastium brachypetalum Desp ., C. semidecandrum L , C. glomeratum Thuill.

czespolje, wo wir früher in Abweſenheit der Wirtheleute unſern

Stellaria Media Vill., Scleranthus annuus L., Epimedium alpinum L. Viola tricolor L. , Anemone ranunculoides L. und A. nemorosa L mit Buccinium Anemones.

2 Folgende Pflanzen famen hier vor : Orchis mascula L., Asperula odorota L., Cardamine impatiens L., C. Silvatica L., Dentaria bulbi fera L., Prunus avium L. , Sorbus Aucuparia L., Aremonia agri monioides Neck. Orthotrichum crispulum Hornsch . , Bryum capillare

L., Polytrichuin aloides Hedw 3 Hier geſammelte Pflanzen waren : Anthoxanthum odoratum L. ,

Fcdia carinala Lois., Bellis perennis L., Myosotis hispida Schlechld. , Acer campestre L. und A. talaricum L., welches leptere hier beſondere

häufig vortam , Barbarea praecox R. Br., Lychnis coronaria Lam ., Geranium Phaeum L., Vicia sepium L., Crataegus monogyna Jacq.

Kaffee ſelber gefocht hatten, wollten wir, um den ermüdeten Pferden Ruhe zu gönnen, unſer Nachtquartier aufſchlagen , allein es war und ſo Da die Wege8 ſprung

fein Feu noch ſonſtige Futter für die Shiere im Hauſe, faben wir uns genöthigt, noch bis Vranduf zu geben . Pfade nun trodner waren und wir die Abfürzung des über die Berghöhe einſchlugen, wodurch wir einen Vors vor Arn. Margetich, der den Umweg längs dem Fluſſe

machte, von einer guten halben Stunde gemannen , gelangten wir zu Fuße in der halben Zeit, ale wir früber gebraucht hat.

ten, an dieſes Ziel.

Die leßten Sonnenſtrahlen, welche durch

eine Seitenſdlucht in das beſchattete Thal fielen , der Schlag der

wosos

479

Nachtigallen in den Büſchen machten dieſen Weg ungemein rei

zenb. Auf der Höhe über Vranduf, die wir überſtiegen , wech

Die Völker zwiſchen dem Kuban und dem ſchwarzen Meere oder die Abchaſiſchen und Tſcherkeſfiſchen Stämme. 1

ſeln mit dem Ihons und Mergelſchiefer, der ſchon früher dem Serpentin gefolgt war, Ralfſchichten ; auch die Vegetation bot auf dieſer leßten Strece ein paar ſeltne Pflanzenarten dar. ! Der mittlere von den drei in geringer Entfernung von einander gelegenen Hand , unmittelbar bei einem hier in die Bosna fich ergießenden Bache,

Indem wir die Einheit des Menſchengeſchlechtes behaupten , widerſtreben wir auch jeder unerfreus lichen Annahme von höheren und niederen Mens

ſchenracen . Es gibt bildſamere , höher gebildete, durch geiſtige Gultur veredelte , aber keine edleren

Volksſtämme. Alle find gleichmäßig zur Freiheit jur Freiheit, welche in roberen Zuſtän beſtimmt den dem Einzelnen, in dem Staatenleben bei dem

bot eines der beſten Quartiere

dar, welches ich in bosniſchen þan8 gefunden . Ich trug Nicola auf, die Delicateſſen , die er heute erlegt, zuzubereiten ; bieß fand jedoch Anſtand,

Genuß politiſcher Inſtitutionen der Geſammtheit als Berechtigung zukommt.

weil das weibliche Perſonal des Kanſchia bie

Alexander von Humboldt. Kosmos I. 385

Küche inne hatte, und es blieb die Bereitung der Abendmahl zeit baber türkiſchen Händen überlaſſen , welche den Speiſen viel von ihrem natürlichen Wohlgeſchmad benahmen. Zur Feier der glüdlichen Beendigung meiner Reiſe in die Podravina und be

Maies wurde von dem aus Slavonien mitgebrachten Weine und den erforderlichen unterwegs geſammelten Ingredienzen ein Mais tranf bereitet, welcher, nachdem das Einlegen fertig war, dem ſchönen Tag einen heitern Schluß verlieh .

Als ich mich am

Boden zur Ruhe hingeſtreckt hatte, freute ich mich noch lange am Rauſchen der Bosna, in welche fich der Ruf eines Räuzleins

Wir theilen die in der Ueberſchrift bezeichneten Stämme in zwei Hauptgebiete, weldye wieder in verſchiedene Unterabtheilungen zerfallen : a) Das Gebiet der Abchaſen 2 oder Abaſen ; b) Das Gebiet der Adighé. 3

Das Gebiet der Abchaſen wird durch die große Kette in zwei Half ten geſondert und begreift in der ſüdliden Hälfte zwiſchen der Moſymtha und dem Ingur : 11. ^ Dus Land von Samurſachan , Galidſa.

Das eigentliche Abchaften, zwiſchen der Galidfa und dem Bſyb. Das Land der Díhighethi, zwiſchen dem Bſyb und der Sſotſcha.

u.

fr.

miſchte.

zwiſchen dem Ingur und der

Das Land der Saddenj , an den Quellen des Bſyb und der Moſymtha. In der nördlichen Hälfte:

Der Rüdweg bis Travnik wurde auf dem be reite bekannten Pfade, der nun gangbarer war, zurückgelegt. Bei Grabiſchkin erlegte ich am Wege eine Sandviper (vipera ammodites) . 3m ſelben Han , wo wir am Hinweg audgeruht

fr.

hatten, hielten wir auch dießmal die Mittagraſt, unſer Mahl,

fr. Das Land der Abadía , zwiſchen dem Urup und dem großen

in Ermanglung anderer Lebensmittel, die hier nicht zu haben waren , aus den lieberreſten der geſtrigen Abendmahlzeit mit dem uns begleitenden Türfen theilend. Die Frau des Hanſchia ,

u.

eine griechiſche Chriftin , bat mich um ein Mittel gegen die Sterilität . Eine Stunde vor Tratnik blieb das Laftpferd liegen und das Gepäc wurde nun dem Reitpferde übergeben . Der

u.

12 Mai .

ungeſchlachte Ryritichie weinte vor Verzweiflung.

fr. Das Land der Baſhaghi und der geflüchteten Rabarber, zwiſchen dem großen und kleinen Selentſhuf. Selentihuk.

Das Land der Baſchilbey , an den Quellen des großen Selen: tſhuſ und des Urup.

Das Land der Kyſylbéy.

u.

der Tamm ,

U.

!

u.

Um

u.

und eine ſtrenge Paßvifitation zu Sheil ward. 2 1 Die Ausbeute von Scheptſche an war folgende : von Scheptſche bis Lubina : Luzula albida Desv. , Orchis Morio L., Galeobdolon luteum Herds., Cytisus hirsulus L., Genista scariosa Vid. Potentilla micrantha

Ram ., Aremonia agrimonioides Neck , Ranunculus lanuginosus L., R. bulbos us L. , Pterogonium repens Schw ., Hypnum serpens. In der Erlenbrüchen am Ufer der Boena: Caltha palustris L., Cardamine amara L., Clechoma hederaceum Opilz. An Quellen : Montia fontana L., Zwiſchen Lubina und Dobozispolje : Myosotis sparsiflora Mik . , M. silva

Das Gebiet der Adighé , zwiſchen der Sſotſcha, der Laba , dem untern Ruban und dem ſchwarzen Meer. Dazu gehören : u.

Das Land der Beßliney , zwiſchen dem Urup und Chods. Das Land der Mochothi, zwiſchen der Laba und dem Rars.

u.

Das Land der Jegerufai,

9

u.

u.

$ u.

Aspidium spinulosum DC ., Polypodium vulgare L., Scolopendrium bergab sieht auf Felſen: Leontodon saxatilis Rehh., Polygala pyxo phylla Ave Lall. , Ajuga chamaepithys Schreb., Medicago minima Lam . Um den Han , wo wir übernachteten :Smyrnium perfoliatum Mill. 2 Von Vranduk bis Travnik wurden folgende Pflanzen geſammelt: Asplenium Rula muraria L., Poa bulbosa L., Carex montana L , C.

I

an den Ufern der Laba und des

der Ademi,

Kiuban ; an der nordweſtl. Gränze

der Temir der Shané,

des Landes Nagai.

zwiſchen der Schaougwaſcha (Schagh der Gatjufoi , Baſcha) und dem Afips. der Bfhebuch. fr. der Abaſed , gränzt im Weſten an das Land der Schapßudy ; im Süden an das Land der Schapßuch und der Ubych ; in Often an die Schaougwaſcha , im Norden an das

u.

zense DC ., Geranium Phaeum L. , Dicranum montanum Hedw. , Ano modon viliculosus Hook . Da wo der Weg über den Berg bei Dobezie

officinarum L., Asplenium Adiantum nigrum L., A. Trichomanes L. und Saxifraga rotundifolia L. Wo der Weg fich gegen Vranduk wieder

11

u.

tica Hoffm ., Lithospermum purpureo-coeruleum L. , Nasturtium lippi. polje da : Thal verläßt : Arabis procurrens W. Kit. mit A. arenosa Scop ,

kleinen Laba .

der Schagirey ,

der Vagh , an den Quellen des Chode. Das Land der Barafai, an den Quellen des Gupg.

4 Uhr

erreichten wir endlich zu Fuß die Stadt Travnik wieder, wo

.

an den Quellen der großen und der

!!

Land der Gatjufoi und der Bſhedud.

fr. Das Land der Übych, zwiſchen den Schapßuch und den Dſhighethi. fr. Das Land der Schapßudy gränzt im Diten an das Land der

Abaſed und der Ubych ; im Weſten an das Land der Natchofuadſch ; im Norden an den Kuban , im Süden an den Pontus.

tomentosa L., Ophrys aranifera Huds., Orchis Spitzelii Saut. ? O.

variegala Lam , Lisiera ovata R. Br., Fedia carinata Lois., Polygala

pyxophylla Ave Lall., Smyrnium perfoliatum Mill., Dentaria bulbi fera L. , Thlaspi praecox Wulf., Arabis arenosa Scop., Draba verna L., Viola tricolor L., Euphorbia amygdaloides L., Epimedium alpi num L., Viburnum Lantana L., Rhamnus saxatilis L., Cydonia vul garis Pers., Potentilla subacaulis L.

! Aus Bodenſtedts vielfach intereſſantem Werke : ,,Die Böcker des Kaukaſus und ihre Freiheitskämpfe gegen die Ruſſen ." 2 Zweifelsohne das Abasgia der Byzantiner, 3 Das alte Zycchia oder Zicchia. * Der Kürze wegen bezeichnen wir mit u. (unterworfen ) alle unter ruffiſchem Schuße oder unter ruſſiſcher Herrſchaft ſtehenden , und mit fr. (frei) alle freien und

unabhängigen Stämme. Doch gilt nur die leßtere Bezeichnung in ihrer wahren Bedeutung , während der Begriff, welcher ſich hier an das Wort unterworfen tnüpft, ein durchaus unbeſtimmter if. Böllig unterworfen iſt den Ruſſen tein

einziger der vielen gioiſchen dem Kuban und Pontus bauſenden Stämme.

480 fr. Das Land der Natchokuadſdy, zwiſchen Taman, dem Ruban, bem kande der Schapbuch und dem Pontus. Die Raratſdai an den Quellen des Ruban.

Die Nagai (Nogaier) bewohnen ben großen länderftrich zwiſchen dem Ruban und der Laba.

Die Abchaſen oder Abaſen gehören zu den älteſten , aber auch zu den allerroheften des Kaukaſus.

Sie haben weber den ritterlichen Sinn der Abighé, noch die Biederkeit der Georgier , noch den Gewerbfleiß der Ledghier , noch den poetiſchen Hang der benachbarten Mingrelier und Jmerier kurz keine der her:

vorſtechenden Gigenſchaften, wodurch die übrigen Gebirgøvölfer fich mehr oder weniger von einander auszeichnen . Ihre Sprache läßt auf urſprüngliche Verwandtſchaft mit ber von den Küftenvólfern des Pontus in verſchiedenen Dialekten geredeten Sprache der Adighé (cließen , während eine ähnliche Verwandtſchaft unter den beiden Hauptvölfern ſelbſt ſchwer nachzuweiſen ſeyn dürfte. Wie in ihren geſellſchaftlichen Zuſtanden , ſo auch in Bhyfiognomie und Körpers bau unterſcheiden fich die Abchaſen weſentlich von ihren tſcherfeffiſchen Nachbarvölfern. Bei dunkler Farbe und unregelmäßigen Zügen, hat ihr Geficht einen rohern Ausdrud ; ihr Körper iſt hager , gewöhnlich von mittlerer Größe. Sie find rachſüchtig, blutdürftig, diebiſch und treulos: Gin halbwildes Volf, wie das der Abdaſen, welches ſeit Jahrtau:

ſender in ſeinen rohen Zuſtänden vegetirt, ohne einen weſentlichen Fort: fritt zum Beſſeren gemacht zu haben , fann feine Geſchichte haben, wenn man anders nicht die Verheerungszüge fremder Völfer , deren

Schauplaß es war , oder die Aufzählung einer Reihe blutiger Kämpfe, an welche ſich keine andere Idee als die des Rauber und Morded knüpft, Geſchichte nennen will. Gs gleicht ein ſolches Land einer Schneewüſte , wo die Fußſtapfen derer, die ſie durchwanderten, die einzigen Anhaltepunkte zur Forſchung find. Lange und zu wiederholtenmalen ſtand Abchaſien unter der Bot mäßigkeit fremder Groberer. Die beiden Völfer, welche fich am längſten in der Herrſchaft des Landes behaupteten , waren die Georgier und die Türfen.

Schon unter Juſtinian wurde durch griechiſche Miſſionäre das Chris

nieder. So fand ich in dem berühmten Lempel von Pitzunda noda im Jahre 1845 eine Menge foldher friegeriſchen Opfer, beſtehend in Rüftuns gen , Gewändern und Waffen aller Art , aufgeſchichtet. Wie Mefitdhja, der Gott der Wälder, einer ihrer vornehmften Götter war, ſo haben fie node heute eine große Verehrung vor alten Bäumen und beſonders vor Gichen. Jeder Stamm befißt eine ſolche auserlorene Giche , welche bei feierlichen Berhandlungen gleidjam als 3euge angerufen wird. Bor jeder gemeinſam wichtigen Unternehmung und beſonders vor einem Feld : zuge verſammeln fie fich um die ehrwürdigſten Giden des Waldes, ſchmüden die Aefte mit Waffen und bunten Tüchern , berühren den Stamm mit ihren Schwertern und ſprechen dabei ein auf ihr Vorhaben bezügliches Gelübde aus. In ten der Rüſte näher wohnenden Stämmen, wo fich der Einfluß

der Jolam ſchon mehr geltend gemacht, ſind die alten heidniſchen Gebräuche faſt ganz verſchwunden, während fie im Innern der Hochgebirge noch in ihrer urſprünglichen Eigenthümlichkeit fortbeſtehen .

Die Abchaſen lebten früher , wie die georgiſche Chronit erzählt, unter Königen , welche faſt fortwährend mit den benachbarten Völkern im Kriege ſtanden . Später , als das Land ſelbſt zu wiederholtenmalen die Beute fremder Groberer wurde , löste ſich das Königthum auf und

das Volk lebte Jahrhunderte lang unter ;áhnlidhen Verhältniſſen , wie wir ſie heute noch bei den Völkern der Tſcherkeſſen finden .

Die jeßige Dynaſtie wurde von einem georgiſchen Fürſten aus der Familie der Scherwaſchidſe gegründet ; doch war der Einfluß der Fürften dieſes Hauſes von jeher ein ſehr geringer ; nur wenige Stämme gehorch : ten ihnen ; der größte Theil des Volfes lebte in wilder Zügelloſigkeit und ihm galt fein anderes Recht als das der Blutrache, ſo lange das Land nicht von mächtigen Feinden bedroht war. Im Kriege aber wurde der Fürſt immer als erſter Anführer anerkannt und alle reihten fich willig unter ſeine Fahne. Der Grund , warum die Dynaſtie der Scherwaſchidſe in Abchaſien nie zu hohem Anſehen gelangte , iſt wohl vorzüglich in dem Umſtande zu ſuchen, daß ihr Herrſcherthum fein gewordenes, ſondern ein gemachtes iſt. Abchaſien ſtand , wie ſchon oben erwähnt wurde, lange Zeit unter

georgiſcher Herrſchaft. Die Sage erzählt, daß ein Fürſt Scherwaſdhidſe, von dem Geſchlechte der Eriſtaff, aus Liebe zu einer ſchönen Abchaſierin

ſtenthum in Abchafien eingeführt ; doch war es hier wie ein edles Reis

(oder gleichviel aus welcher Urſache) das Land vom georgiſchen Druce

auf den wilden :Baum des alten Aberglaubens gepfropft, das wieder ver:

befreite, und daß ihm das dankbare Volf zur Belohnung dafür den erſten Nang unter allen Fürſten des Landes zuerfannte. Bei verfallenden Streis tigkeiten wurde er zum Schiedsrichter aufgerufen ; ihm wurde die Ver

dorrte und abfiel, ehe denn es Früchte getragen. Unter der Königin Thamar , welche Abdyafien ihrem Reiche einverleibt hatte , wurden die

Ginwohner auf& neue zum Chriſtenthum befehrt. Heutzutage findet man

theidigung des Landes anvertraut, wenn ein Feind die Gränzen bedrohte.

keine anderen Spuren mehr davon, als die Ruinen der zum Theil pracht vollen Tempel und Klöſter, wo das Evangelium einſt gepredigt wurde. So

Das Anſehen des Vaters ging auf den Sohn über und die Herrſchers würde wurde erblich im Hauſe Scherwaſchidſe, ohne daß jedoch die Frei heit des Volfes dadurdy im mindeſten geſchmälert worden wäre. Das Anſehen der Fürften aus dem Geſchlechte der Griftaff, den übrigen abchafiſchen Häuptlingen gegenüber, erhielt fich im Lande nur ſo lange fie es mit dem Degen in der Hand zu behaupten wußten ; es fanf, wenn ein Schwächling zur Regierung kam . Der jeßige Herrſcher, Michael Scherwaſchidſe, deſſen Macht fich nur

lange die Herrſchaftſder Georgier dauerte, waren die Abchaſen dem Namen nach Chriſten ; unter der Herrſchaft der Türken wurden fie Mohammes daner und ficherlich wären ſie eben ſo gute Juden geworden , als fie

Chriſten und Mohammedaner waren , hätten die Kinder Iſrael einmal das Land erobert.

Heimlich blieben die Abchaſen immer ihren alten Sitten und der Verehrung ihrer alten Gößen treu, obgleich es nicht ausbleiben konnte, daß fich, mandes aus der drijlichen und mohammedaniſchen Kirche mit ihrem Cultus vermiſchte. So feiern fie mehrere Feſttage, efſen Schweine fleiſch und halten das Rreuz heilig nach der Weiſe der Chriſten ; auf der andern Seite halten fie Faſten und Waſchungen und dulden Viel: weiberei nach der Weiſe der Türken . Die alten Kirchen und Klöfter, obgleich fte unbenůßt daſtehen, gelten dem Volfe für heilig. Auf ihren Altären legten früher die Abchaſen, wenn fie glüdlich von ihren Streif

zügen heimfehrten , einen Theil der Beute als Opfer für ihre Götter

auf einen kleinen Theil des Landes ausdehnt, hat unter den Ruffen einen Anflug von europäiſcher Bildung erhalten , iſt dem Raiſer ſehr ergeben und bekleidet den Rang eines Generallieutenants in ruffiſden Dienften. Abohafien wird demnach gewöhnlich als den ruſfiſchen Staaten bereits einverleibt angeführt, obgleich fidh fein Ruſſe ohne Lebensgefahr im Innern des Landes ſehen laſſen darf. Uebrigens leidet es feinen Zweifel, daß es dem Zaren bei ſeiner eiſernen Geduld gelingen wird, fich nach und nach des Landes in Wirklichkeit zu bemächtigen , wie er fich desſelben auf dem Papiere bereits bemächtigt hat. ( Fortſeßung folgt.)

Wir haben nicht mit Beſtimmtheit ermitteln können , ob ein in der von

Broſſet überſeßten Geographie des georgiſchen Zarewitſch Wachuſcht angeführter, ſeltſamer Brauch heute noch bei den Abchaſen fortbeſteht. Wachuſcht erzählt : „ Au lieu d'enterrer leurs morts, il les revêtent de leurs babits et de leurs armes,

les enferment dans des boites et les exposent sur les arbres. Si le mort vient

à siffler (péter), ils croient que son repos sera à jamais respecté par le démon.“

Berlag der 3. C. Cotta'ſchen Buchhandlung.

intereſſante mediciniſde Breisfrage. Die mediciniſche Akademie in Turin hat für 1849 einen Preis ausgefeßt von 1000 Fr. für die beſte Arbeit über die Krankheiten , welche aus dem Anbau des

Neiſes entſpringen . Die Fragen, zehn an der Zahl, find ſehr detaillirt (Liter. Gaz. 29 April.)

Verantwortlicher Redacteur Dr. & 0. Widenmann.

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 20 Mai 1848.

u" 121 .

die hartgeprüften Polen den Stand der Dinge erfennen und bes

Der Slawenkrieg .

nüßen würden , um fich , ſoweit es für den Augenblic anging,

Dahin iſt es gekommen . Was man ſeit einer Reihe von Jahren befürchtete, ſcheint jeßt in immer größerem Umfang eins zutreten , und man täuſche ſich nicht, die Sache datirt fidh feine8wegs von geſtern. Wir erinnern nur im Vorbeigehen an die Thätigkeit des famoſen Cyprien Robert, der ſichtlich das Seinige Dazu beitrug, von Frankreich aus die Sache anzuregen . Es iſt dieſe Erhebung weber rein flawiſchen Urſprunge, noch vorzugs-

in Poſen und Galizien national zu conſtituiren, uut geſtüßt auf

weiſe ruſſiſche Arbeit, fte iſt das vereinigte Product ſehr verſchie . Dener Kräfte, wobei Franzoſen und ausgewanderte Polen, gewiß nicht ohne Zulaſſung Rußlante, gemeinſam thätig waren . Der

die allgemeine Zuſtimmung Deutſchlande den Anbruch einer beſs fern Zeit auch für das rufftſche Polen abzuwarten . Statt deſſen gewinnt ber langgenährte Deutſchenhaß nach kurzem Bebenken die Dberhand , die Polen treten gewaffnet gegen die Deutſchen auf , und in Prag iſt man von denſelben Erſcheinungen nicht ſehr ferne. Man hätte ermarten können und ſollen, daß Männer, wie Palazky und Mieroſlam & fi, anders handeln würden ; wir wols

len fte nicht zu ſtrenge richten , denn es iſt ſehr möglich, daß fie, um nur einigen Einfluß auf ihre Lanbeleute zu erhalten , im

literariſche Panſlamismus iſt ein tüchtiger Bundesgenoſſe gewes

allgemeinen in den Ton mit einſtimmen mußten. Iſt dieſer Ents

ſen, und man hat unter ſeiner Decke den Haß gegen alles Deutſche

ſchuldigungegrund gültig, ſo zeugt er auf der andern Seite von

angeblaſen. Schreiber dieß hatte vor einigen Jahren aus etlichen böhmiſchen Journalen, namentlich den Kwety, eine ganz

einem eingewurzelten Deutſchenhaß in der Mehrzahl, der die ſchlimm ften Folgen befürchten läßt, denn er ruft das Anbenfen der alten Slawenfriege hervor, jener furchtbaren Kämpfe zweier Nationa litäten , in denen die ſchwächere unterliegen muß. Wir kennen die Bravaben der ſlawiſchen Journale ſebr wohl und wiſſen ſeit lange, daß das 19te Jahrhundert das Zeit alter der Slawen ift, nachdem die romaniſchen und germaniſchen

artige Sammlung der ſchroffſten Ausfälle gegen alles Deutſche zuſammengeleſen, und die Veröffentlichung derſelben, — welche beabſichtigt war, um auf den Geiſt, wie er ſich noch in der vollen Blüthe Der öſterreichiſchen Cenſur fund gab, aufmerſam zu mawurde nur auf Bitten eines befannten Slawiſten unchen,

terlaſſen , hauptſächlich aus dem humanen Grunbe, daß man nicht allzu hart eine Partei treffen müſſe, die felbft fichtlich unter ftrengem und zum Theil ſehr ungerechtem Drud lebte. Reinem indeß, der ſlawiſche Journale las, namentlich die böhmiſchen , konnte Dieſe methodiſche Aufheßung gegen alles Deutſche entgehen , und

wenn ſie in den lebten zwei Jahren etwas nachließ, ſo lag der Grund aller Wahrſcheinlichkeit in den wohlberechneten Weiſungen einiger Leute, welche eß nicht für gerathen hielten in dem bisherigen Tone fortzufahren. Der Ton Der ſlawiſchen Blätter hätte uns überhaupt, offen geſtanden, wenig Sorge gemacht, weil wir darauf zählten, daß ein Hauptbeſtreben des bedeutendften und entrideltſten Theils der Weſtſlawen, Dabin geben müſſe, Polen der rufftidhen Herrſchaft zu entziehen . Das war allerdings unmöglich , ſolange Das Bündniß zwiſchen Rußland , Defterreich und Preußen zur Niederhaltung Polens in ſeiner alten Kraft beſtand; daß aber

Völfer fich überlebt ; 1- indeß möchten die Herrn doch die Geſchichte

nicht ſonderlich ſtudirt haben, und früh oder ſpät zur Erkennt niß fommen , daß allerdings durch die Schwäche des Deutſchen Reiche ſeitanderthalb Jahrhunderten die ſlawiſchen Völfer wieders

um, namentlich in Rußland, emporgekommen, daß aber das beutſche Volf während dieſer langen Periode in einem Uebergangszuſtand aus der alten mittelalterlichen Welt in die Neuzeit war , wobei e8 nur ſchwady feyn fonnte. Deutſchlands Glüd oder Unglüd je nachdem man es nimmt

liegt darin, daß es ſeiner Lage in

der Mitte Europa'8 zufolge der Schlußſtein (the keystone, wie ießt einige Engländer in ganz richtiger Anficht bemerken) bes enropäiſchen Gebäudes iſt, und immer handelnd oder leidend den Ausſchlag gibt. Nehmen wir die kurze Periode Friedriche bes Großen aus , ſo hat Deutſchland ſeit 200 Jahren nur leidend den Ausſchlag gegeben , aber jeßt pocht das Schidjal hart an die Thore , daß Deutſchland fich aufrüttle, den zweihundertjäh

die ganze öffentliche Meinung in Deutſchland gegen das Syſtem rigen Schlaf aus den Wimpern reibe, und thätig auf den Welt von Preußen und Deſterreich proteſtirten, konnte den Polen fein Geheimniß ſeyn , ebenſo wenig, als den Tſchechen die Ausſicht, einer freien Regierung zu genießen, ſobald dieſe auch den Deut-

ſchauplaş trete . Dabei handelt es fich nicht bloß um den Frieben Europa's – dieß wäre am Ende eine untergeordnete

ſdhen zu Theil werde. Laut ſprach gleich nach den Märztagen von Wien und Berlin die öffentliche Stimme Deutſchlands in

Geſchlechte , unb bieſe Erkenntniß iſt in unſerm Deutſchland, beffen

dieſem Sinne fich aus, und man hätte glauben ſollen, daß, wenn auch nicht die auf politiſchem Gebiet unerfahrnen Tſchechen, doch

Rüdficht

ſondern um die ganze Zufunft des germaniſchen

1 S. Miloſlaw Surbang Artikel in dem zu Agram erfdienenen Rolo von 1842 .

2232

482

gooon

Bildung doch ohne Zweifel die ſlawiſche in ihrer Geſammtheit

Herrent in kurzer Zeit nichte übrig als ich in die Arme der

überragt, bei weitem mehr in die Erkenntniß der Maſſe gebrunc

Regierung zu werfen .

gen, und dieſe Maffe ift concentrirter al8 e8 bie Weſtſlawen find.

Kenntniß iſt Macht," Den Beweiß dieſe Gprudhe haben

wir in der legten Zeit ſo vielfach geſehen , daß auch die Befans

genſten an ſeiner Richtigkeit nicht mehr zweifeln fönnen, und dieſe

Raum anders iſt die Stellung der Ungarn : dieſe haben der öfterreichiſchen Regierung alles entriffen , und ihr nicht ale den leeren Namen der Herrſchaft gelaſſen , was wird aber die Folge

fich weder Franzoſen noch Ruſſen menſen fönnen . Darauf bes ruhen unſere Goffuungen , ſo büfter auch jeßt der Horizont

ſeyn ? Können die Magharen ihren bobenloſen Iraum eines mas gyariſchen Reichs ausführen ? Die Südſlawen werben fle balb eines andern belehren, denn bei der endlos unter einander ges ſchlungenen Bevölferung Ungarns muß zwiſchen den gehorchen den Slawen , denn der Glawe iſt nach dem ungariſchen Sprüch wort ja fein freier Mann , - und den herrſchenden Magyaren ein

ausſehen mag.

unabſeblicher, verworrener Kampf fich entſpinnen , und wie Ungarn

Renntniß iſt in der deutſchen Welt ohne allen Vergleich größer ale in der ſlawiſchen ; zudem befigen wir im Grundſtod unſerer Bevölkerung eine nachhaltige inilitäriſche Kraft, mit der

Für Deutſchland ift der Slawenfrieg nichts als die Nothwendiga feit einer militäriſchen Machlentfaltung, die Slawenländer dagegen müſſen erſt zu einer Einſicht ihrer politiſchen Stellung gelangen . Für die Weſtſlawen gibt es, wie ießt die Sachen ftehen, durchs aus nur Gine Alternative : fte müſſen entweder mit Deutſchland gehen und unter deſſen Schuße ihre Nationalität und Eigen thümlichkeit frei entfalten oder ſie müſſen ſich unter ruſſtiche Leitung ſtellen. Ein drittes gibt es nicht mehr. Polen hätte bei einem gehörigen Begreifen ſeiner Stellung eine Mittelrolle ſpielen , es hätte bie Weiß- und Kleinruſſen mit fich vereinigen,, die rufftſche Obermacht brechen und als mächtiger Mittelſtaat einen Einfluß auf die ganze weſtſlawiſche Welt üben können ;

-

aus den Türfenkriegen ſich nicht mit eigner Kraft herauðwinden konnte, ſo wird es ſich auch aus dem innern Kriege der verſchie benen Ungarn bewohnenden Völkerſchaften nicht ohne Defter.

reiche und Deutſchlanbe Hülfe herauswinben können . Die uns vermeidliche, wenn auch erſt ſpätere Folge muß ſeyn, daß Deutſch land unter Deſterreichs Namen, oder wenn man wil Deſterreich unter deutſchem Namen und mit Deutſcher Hülfe mehr als vorher zum Herrn von Ungarn und dem Donaulaufe wird . Danach

ideint es jeßt, beſondere nach den großen Worten der Ungarn, nicht auszuſehen, allein die Entwidlung der Dinge muß noths wendig darauf führen, wenn Deutſchland fich nicht völlig ſelbſt vergißt. Gegenwärtig jou Ungarn mit England in Unterhands

alles bieß iſtdurch das unſinnigeVerfahren der Polen in Poften fich lungerinnert, ſtehen;das iſtmöglich, ſogar wahrſcheinlid , wenn man wie thätig die Engländer vor 10 Jahren in Ungarn und in Krafau verſcherzt; jept gibt es für ſie nur noch einen Anſchluß an Rußland, das wohl bei den Poſenſchen Unruhen auch die Hand im Spiele hatte, und ſo mögen fte denn das felbft verſchuldete Unglüd tragen : in Deutſchland werden fie für Polen keinen Enthuſiasmus mehr erwecken. Bei allen den trüben Ausſichten , welche dieſer Stand der Dinge erwedt, iſt es doch ein Glück, daß die Grfenntniß dee lebele ſo ſchnell

über Deutſchland gekommen.

Deutſchland iſt jeßt wieder in

derſelben Lage, mie furz nach den Karolingern dem großmåbrie ſchen Reich gegenüber, und der Audgang Dürfte kaum ein an derer ſeyn ; in der Noth der Slawen fämpfe rrird fich unſere

Kraft wieder ſtählen : die Aufſtellung eines Heers von 200,000 Mann langs der flamiſchen Oränzen iſt vorerſt eine unerläßliche

Nothwendigkeit geworben, und dieſe Nothwendigkeit wird zu ge meinſamen Maßregeln im Innern, ſomit zu größerer Einigkeit führen.

geweſen ſind, und zu welchem Zwecke. Zudem iſt die Aufregung der ſlawiſchen Völker, wie wir gleich Eingangå bemerkten, gros Bentheils franzöſiſch - polniſches Machwerf, und da iſt es vorerſt ganz natürlich, daß Ungarn, das ſich von Deſterreich ſo ſchroff

abgewendet hat, an England, bem Gegner Frankreich, eine Stüge ſucht. Nur iſt zehn gegen eine zu wetten, daß England dieſe Hülfe, bie ſehr materiell und nicht bloß diplomatiſcher Art ſeyn müßte, nicht leiſten fann ; die Verhandlungen ſind ſonach ziemlich unnüş, und Ungarn wird ſich in nicht ſehr ferner Zeit wieder an Deſterreich und Deutſchland wenben müſſen, wenn es zu ſeinem Schaben gelernt hat, daß eine, wenn auch tüchtige, doch

kleine Nation nicht in das Rad der großen Geſchide willkür lich eingreifen kann , ein Unterfangen , das ſelbſt den mächtigſten Nationen oft ſo ſchlecht gerieth . Das große Hauptziel, worauf Deutſchlands Aufmerkſamkeit gerichtet ſeyn muß, mehr als auf den Weſten , deſſen Verhälts

Mit dieſem einzigen Zuge iſt Europa umgeftaltet, und die

niſſe wenigſtens den Vortheil haben ſehr flar und einfach zu

Böhmen

ſeyn, iſt das Verhältniß zu den Slawenvölfern : das gleichberecha tigte Nebeneinander beſtehen iſt nicht mehr möglidh; die Sla. wenvölfer müſſen, wie wir oben bemerft, Rußland oder Deutſch land gehorchen . Man hat Preußen hinfichtlich des jest dort

Folgen dieſer Umgeftaltung werden fich bald zeigen.

muß fich beugen , und ſeine von deutſchen Adeligen geführte Lichechenpartei wird auch nicht den von manchen gefürchteten Widerſtand leiſten . Man gewähre ihnen , wag billig und recht, Freiheit ihrer Sprache und der Ausbildung innerhalb derſelben, ur: d Anthebung von den ſchweren Laften , unter denen der Lands

mann ſeufzt, dann wird feine Luft zu größern Aufftänden ems porkommen. Die Rolle, welche von einigen deutſchen Abeligen in Böbmen geſpielt wird, iſt völlig einfältig. Die ſtodbürgers

gerliche Tſchechenpartei hat früher den Adel vorgeſchoben, um unter deſſen Argide deſto wirkſamer zu kämpfen ; jeßt wo zwar Der Abel nichts mehr nüßt, aber doch die Stellung dieſer Månner, namentlich auch wegen ihrer deutſchen Berfunft, dienen fann, umn über die Zwede der ſlawiſchen Partei einen Schleier auss zubreiten, bedient man fich ihrer gleichfalls noch, dann aber wird man fte über Borb werfen, und die Bewegung gegen die Roboten wird ihnen vollende den Hals brechen . Es bleibt ben

wüthenden Rampfes eine Menge Vorwürfe gemacht, obne zu erwägen, daß die Regierung vor allem darnach trachten mußte die öffentlidye Ruhe aufrecht zu erhalten ; daß ein ſehr ums faſſender, lange angelegter Plan beſtand, geht nicht nur aus den zahlreichen Angriffen hervor, die man allenfalls noch ents ſchuldigen fönnte durch die Angabe, baß das gewaltſame Benehs men der Regierung fte herausgefordert habe, ſondern hauptſäch lich aus dem Fanatißmuß, den man hervorgerufen, als wäre die Religion in Gefahr, und aus den ausſchweifenden Forberungen

der Polen hinſichtlich terjenigen Landebtheile und Städte, z. B. Danzig , welche wieder mit dem Polenreich vereinigt werden müßten. G8 geht klar aus dem Verlauf der Sache hervor , daß

Rußland durch ſeine zahlreichen Emiſſäre die Unruhen förderte,

483 um ein Einverſtändniß zwiſchen Polen und Preußen zu hindern , meil ein ſolches nicht ohne bedeutende Einwirkung auf daß ruſ

ftſche Polen bleiben fonnte. Das iſt denn auch erreicht worden , ob zum Vortheil ber Polen, mögen dieſe felbft ermeſſen, jebenfalls aber auch zum temporåren Nachtheil Preußens, das fich auf eins mal in einen Doppelten Kampf gegen Dänemark und gegen Polen verwidelt fteht, und denſelben ohne Hülfe des gemeins ſamen Deutſchlande, wenn auch in den Menſchenträften, doch in den Gelbfräften nicht lange durchführen kann . Etwas Gutes

wird dieſer mörberiſche Kampf haben, nämlich Deutſchland zu nöthigen,

gemeinſam mit Preußen an dem großen Werke der

Sicherung der Dtgränzen Deutſchland mitzuarbeiten. Es iſt eine merkwürdige Betrachtung, wenn man die Ans fichten berfolgt , welche in vielen Theilen Europa ' , namentlich vollende ſeit den leßten 30 Jahren, über Deutſchland herrſchend

geworden find, und die Folgen dieſer Anſichten näher zu ers wägen. Seit den Befreiungsfriegen haben ſich Regungen gezeigt,

betitelt : „,Topographiſche und hiſtoriſche Noten über Syracus, " worüber er fdon früher einiges mitgetheilt hatte. Er faßt die Sache ganz hiftos riſch auf, und fchilderte dieſe größte der griechiſchen und die prächtigſte aller Städte" wie Cicero in ſeiner Rede gegen Verres fie nennt, von ihren frühern Urſprüngen an, zeichnete den Lauf der alten Mauern, und

fchilderte das Wachsthum von Syracus ſeit dem peloponneſiſchen Krieg, wo ihre Mauern nur zwei der ſpätern Abtheilungen oder vielmehr Städte , nämlich Ortygia und Achrabina , einſchloſſen , bis zu ihrer

blühendſten Zeit , wo Neapolis, Tycha und Epipola ebenfalls dazu ges hörten und endlid bis zur Zeit des Verfalls und der Zerſtörung durch Pompejus , wie Strabo es ſchildert. Die helleniſchen Ueberreſte find leicht zu unterſcheiden von den römiſden Bauten durd ihren größern Maaßitab , ſo namentlich das Schloß des Euralus, jeßt Mongibelliſ, auf der Höhe von Epipolä . Dieß alte Werf iſt namentlich intereſſant als eine der beſten noch erhaltenen Proben einer griechiſchen Citadelle und der Art , wie die Griechen den Eingang einer großen Stadt ſchüßten ; auch beweiet dieſer Bau, daß die Anwendung der Katapulten ſchon eine Befeſtigung ähnlich der der neuern Zeiten bas Daſeyn gegeben hatte.

welche Deutſchland als Geſammtſtaat wieder auf eine höhere

Stufe heben ſollten ; allein Dieſe Regungen wurden folgerecht bes

Die Völkerzwiſchen dem Kuban und dem ſchwarzen Meere

kämpft und unterbrüdt, und dadurch iſt der deutſche Name mehr

oder die Abchaſiſchen und Tſcherkeſfiſchen Stämme.

wie je vorher in Mißachtung gefommen , denn man nahin das Maaß

der Achtung von dem Erfolge der freien Regungen ab. Jeßt iſt eß zum Durchbruch gefommen , und ſo verworren auch noch alles Durcheinander gährt, ſo iſt doch gegründete Hoffnung vorhanden,

daß, wenn auch nidt der politiſche Verſtand , doch die politiſche Noth eine ſeit Jahrhunderten nicht mehr gefannte Einigung in Deutſchland Herbeiführen wird . Wenn aber dieſe Ueberzeugung nur das Gigenthum einer verhältnißmäßig geringen Zahl in Deutſchland iſt, wenn ſelbſt dieſe geringe Zahl ihre Anſichten und Wünſche nicht in ihrem ganzen Unfang fundgibt , da ſie ſich durch tauſend their leidige , theils nothwendige Rücfichten bes engt fühlt, iſt es zu verwundern , wenn frembe Völfer, nament lich Slawen , noch weniger im Stande find, zu beurtheilen , was aus dem Chaos hervorgehen fann , ja hervorgehen muß ? Aber dieſe Mißachtung der Deutſchen wirft verberblich nach, und macht, namentlich in den Slawenländern, Erſcheinungen möglich , die

( Fortſepung.)

Michael Scherwaſchidſe ift den Ruſſen dadurch ſehr nüßlich gewor den , daß er auf eigene Fauſt mehrere glüdliche Streifzüge gegen die benachbarten feindlichen Stämme unternommen hat ; beſonders duros ſeinen gefahrvollen Verheerungszug gegen den im Hochgebirge wohnen: den Stamm Pichu hat er ſeinen Namen mit blutigen Zügen in die Annalen des Raufaſus eingeſchrieben. Seine Anhänglich feit an Nußland iſt leicht aus dem Umftande zu

erflären, daß Midael ſeine Macht, ſo beſchränkt dieſelbe auch ſeyn mögep lediglich den Rufien zu verdanken hat , welche ihn , um einen in ihrer Schule gebildeten Bundesgenoſſen zu haben , zum Nachtheil des ihnen weniger ergebenen redtmåßigen Thronfolgere, zum Herrſcher von Abchas .

fien ernannten. wie überall am Den Grund zu Rußlands Erfolgen in Abchaſien Raufaſus, wo der modfowitiſdye Einfluß ſich nach und nad geltend gemacht

hat - legte Fürſt Zizianow, ein Georgier von Geburt, aber dem Raiſer Alerander mit unwandelbarer Treue ergeben , der feinſte Politifer und

bei einer richtigen Würdigung der Kräfte Deutſchlands nicht

der geſchickteſte Adminiſtrator, welcher je an der Spiße der Verwaltung

eingetreten wären. Aber man glaube nicht, daß dieſelbe Miß

dieſer Länder geſlanden.

kennung allenthalben herrſche; die ruffiche Regierung weiß ſehr

Bizianow war ein Mann von impoſanter Perſönlichkeit, durchdrin : gendem Verſtande, umfaſſenden Kenntniſſen und ſeltenem Tacte. Er führte mit gleicher Gewandtheit Degen und Feder. Seine im Archiv zu

wohl , daß ihr Syſtem hauptſächlich auf die Mitwirkung von

Deſterreich und Preußen gebaut war, in Franfreich haben Luts wig Philipp und Guizot, wie ihr ganzes Verfahren zeigt, eine nationale Erhebung in Deutſchland nicht für unmöglich gehalten, Broglie ſprach ſchon vor mehrern Jahren von dem „ phantôme de l'unité allemande , “ und manche Erſcheinungen der legten 20 Jahre, manche Leußerungen der Friedensliebe erklären fich nur daraus, daß die herrſchenden Großmächte hinſichtlich Deutſch lands verlegen waren , das bei einer allgemeinen Grſchütterung Europa's ſchnell zur Großmacht heranreifen und alle Berech nungen ſtören konnte. In unſerer von allgemeinen Volfban ftohten ſo abhängigen Zeit muß dieſe Meinung von deutſcher

Macht durch große Kraftentfaltung den Völfern zur Erkenntniß gebracht werden ; dieß iſt das einzige Mittel, um unabſehbare Erſchütterungen zu vermeiden, und wenn der begonnene Slawen frieg dieſe Folge hat, ſo wollen wir ihn troß ſeines ſchlimmen und gefährlichen Anſcheins midfoümen heißen .

Tiflis aufbewahrten Denkſchriften, Proclamationen, Berichte u. f. f. ſind

Meiſterwerke der Diction. Auf das genaueſte vertraut mit Sprache, Sitte und Brauch der Lånder, welche er verwaltete, wußte er die Berg völfer mit ihren eigenen Waffen zu ſchlagen. Glüdlich in ſeinen frie: geriſchen Unternehmungen, verſtand er es auch, das Vertrauen nnd die Achtung der Beſtegten zu gewinnen , indem er ihre Religion , Epradje, Geſeße und Sitten unangetaſtet ließ. Seine Regierung war eine Zeit des Segens für Georgien. Hätte Nußland ſeinen weiſen Rathſchlagen auch ſpäter immer Folge geleiſtet, ſo wären Hunderttauſende feiner Arie ger weniger am Kaufaſus gefallen. Schade, daß dieſes eminente Talent feiner beſſeren Sache diente !

Bizianow hatte mit trauerndem Herzen den Untergang ſeines Vater landes geſehen ; er begriff die ganze Größe des Verderbens, das mit der ruffiſchen Zwangsherrſchaft über Georgien hereinbrad , aber et begriff

auch, daß, nachdem der verhängnißvolle Schritt einmal geſchehen, jeder unzeitige Widerſtand das Verderben nur größer machen würde. Gr wußte, wie wenig bei ſeiner durd fremdherrſchaft und Drang bei dem ftolzen und ritterlichen, aber verarmten, einfiditelofen und meinungojet ſplitterten georgifden Adel auf fräftiges Zuſammenwirken zu rechnen war , nnd er verzweifelte an ſale aller Art erſchlafften Nation

Das alte Syracus. In der Sißung t. Literaturgeſellſchaft zu London am 13 April las

der berühmte Alterthumsforſcher, Oberſt Leate , eine Abhandlung vor,

einem fanellen Wiederaufſchwunge Georgiene.

481 Aber Thätigkeit war ſeinem ehrgeizigen und firebſamen Geifte Bea bürfniß ; er mußte einen ſeinen Fähigkeiten angemeſſenen Wirfungsfreis ſugen und

er trat in ruſfiſde Dienfte, denn hier allein bot fich ihm .

die Ausficht dar , auch ſeinem eigenen Lande zu nüßen.

Or fannte die ſchlüpfrigen Wege der ruffiſchen Verwaltung und die Verderbtheit ruſfiſcher Zuſtände , aber er hielt das Uebel nur für ein vorübergehendes ; der Tod Pauls des Wahnſinnigen belebte ihn mit .

großen Hoffnungen für die Zukunft.

Gr ſah mit den Beſten ſeiner Zeitgenofſen in Alerander eine auf: gehende Sonne , deren Strahlen Nußland aus ſeiner Erftarțung weden würden ; er fonnte nicht ahnen , daß Alerander der Kaiſer alle die glänzenden Hoffnungen unerfüllt laſſen ſollte, zu welchen Alerander der -

Menſch und Kronprinz berechtigte. Denn heutzutage herrſcht unter allen Sachkundigen wohl nur Gine Stimme darüber, daß Alerander der beſte Menſ und der ſowadhfte Herrſcher geweſen , der je auf dem ruſfiſden Lhrone geſeſſen. . .

Doch fehren wir nach dieſer Abſchweifnng zum eigentlichen Gegens ftande unſerer Betrachtung zurück.

„ Die Abchaſen (jagt Gichwald I. 311 ), in deren Lande Suðumfale

liegt , halten fich für Abkömmlinge der alten Aegyptier oder wohl gar der Abyffinier, weil fie fich felbft Abene nennen ; andere dagegen glauben, daß fie von den Armeniern abſtammen.“

Wir haben und ſchon früher darüber ausgeſprochen , was wir von folchen grund : und bodenloſen Anſichten halten , die um ſo unſinniger erſcheinen müſſen, wenn ſie von Gelehrten herrühren, welche, wie Hr. v. Gidhwalb , die betreffenden Völfer doch aus eigener Anſchauung fennen gelernt haben. Wir ſind durch mehrwöchentlichen Aufenthalt im Lande ſelbſt, ſo wie

durch den Verkehr mit Beamten und Officieren , welche der Dienft Jahre lang an das Land feſſelte , mit den abchaftſchen Zuftänden ziemlid vertraut geworden und dürfen die Behauptung wagen, daß unter den Gingebornen, die ihr Vaterland nie verlaſſen haben, nicht ein Ginziger iſt, der die Aegyptier und Abyſſinier auch nur dem Namen nach fennt ; dies jenigen Abchaſen aber, welche in Rußland erzogen find, wiſſen von den beiden erwähnten Völkern gerade ſoviel, als ihnen ihre ruſſiſchen Schul-

meiſter davon erzählt haben ; es leuchtet ein , wie abſurd demnach die Behauptung erſcheinen muß, die Abchaſen wähnten von den Aegyptiern oder Abyſſiniern abzuſtammen .

Wenn ſich in Sprache, Sitte und Körperbildung des Volfs irgends

eine Aehnliğfeit mit den alten Aegyptiern oder Abyffiniern zeigte, To könnte die entfernte Analogie des Namens Apſua (nicht Abene), wie fide die Abdaſen in ihrer Spradze nennen , den Forſcher allerdings in der

Ooon

Beziehung aus der Unterhaltung mit Fürft Lewan wenig Bortheil zu ziehen ſey. Da er , wie die meiſten Vornehmen des Landes , der tatariſchen Sprache machtig war, ſo fonnten wir uns ohne Dolmetſch verftandigen ; aber alle meine ihm vorgelegten Fragen dienen ihm ſo komiſcher Art, daß er ein lautes Gelächter nur halb, und ſein Erſtaunen gar nicht zu unterdrüden im Stande war.

Aus dem Beſcheid, welchen er mir über den Urſprung der Abdaſen gab, merkte ich bald, daß ſeine Ideen über Abſtammung nicht weit über Vater und Mutter hinausgingen. Eben ſo wenig wußte er mir über die Meinungsverſchiedenheit ſeis nes Dolfe im Punfte der Religion zu ſagen. Er wußte nur , daß er

ſelbſt ein gläubiger Mohammedaner rey, und daß mehrere abchafiſche Stämme Schweinefleiſch aßen und andere fündige Gebräuche hielten darum habe fich aber fein vernünftiger Menſch zu befümmern , die würden ihre Strafe ſchon dafür befominen . Am intereſſanteſten ſtien mir , was er über die Handhabung der Gerechtigfeit in ſeinem eigenen Stamme ſagte, wo Montesquieu's fluger Saß : „ Il ne faut pas faire par les lois ce que l'on peut faire par les moeurs,“ noch ſeine volle Kraft und Geltung hat. Daß unter einem Volfe, für deſſen Sprache noch keine Schriftzeichen erfunden find und wo außer einigen Mullah's und Häuptlingen, welche fich der türkiſchen Sprache bedienen, niemand leſen und ſchreiben kann, auch feine geſchrie benen Gefeße exiſtiren , verſteht fich von ſelbſt. 1

„ Wenn in meinem Stamm “ – ſagte Fürſt Lewan ,, jemand eine Sünde , begeht, wodurd er mir oder andern ſchadet, ſo trifft ihn die ver diente Strafe dafür , zu ſeiner eigenen Buße und zur Warnung der -

übrigen. Schadet er ſich aber ſelbſt nur damit, ſo iſt ſein eigener Schade ihm Strafe genug ; für das übrige wird Allah ſchon ſorgen. Wenn mich ein Feind beleidigt, ſo trinft mein Schwert ſein Blut ; denn Rache geziemt dem Manne. Wenn aber jemand die vorgeſchriebenen Waſcun gen nicht hält, oder Schweinefleiſch ißt, ſo flebt der Somuß der Sünde und des Ungehorſams an ſeinem eigenen Leibe und er ißt fide ſelbſt ſein Verderben ; was geht's mid an ? Reiner Houri Lippe wird ſeinen Mund

berühren und das Feuer der Hölle wird ſeinen Leib ſchon rein brennen . Wer ſündigt , iſt ein Refir , ein Ungläubiger , denn der , welcher den wahren Glauben hat , kann nicht ſündigen. Der Prophet hat geſagt: Wenn der Gläubige ſtrauchelt, ſo hält ihn Gott ſelbſt bei der Hand zurüd !', Hierauf ſchlürfte Fürſt Lewan mit ſichtbarem Wohlgefallen ein Glas

Thee hinunter und blies ben Dampf feines Tſdibuks in diđen Wolfen vor fich hin .

derer, welche die Abchaſen von den Armeniern abftammen laffen . 68 dürfte hier vielleicht der Plaß ſein aus unſerem Tagebuche eine

Dem Glaubensbefenntniſſe unſeres Gaftes folgte eine kleine Pauſe, welche ich durch verſchiedene Einwendungen auf ſeine Anfichten zu unter: brechen ſuchte; aber ich merkte bald, daß er nur ungern auf den abges handelten Gegenſtand zurüdfam , und gab deßhalb dem Geſpräche eine andere Wendung , indem ich die Geographie und Statiſtik des Landes ins Auge faßte. In dieſem Fache jedoch ſchien der junge Fürſt weniger beredt und

den fraglichen Gegenſtand betreffende Stelle anzuführen, weldje, als ein

bewandert ,. als in dem Gebiete des Rechtes und der Religion.

dem Leben entnommenes Bild, ben Leſer befähigen wird, fich ſelbſt ein

Von den Bergen des Kaufaſus fannte er nur den Drfi- 3tub (Els borus) , den Aufenthalt der Gludſeligen , bei Namen ; doch war ſeine Ausſprache dieſes Namens weit entfernt, unſerer Søreibweiſe zu ent ſprechen, wie es denn überhaupt unmöglich iſt, die Wörter der an felt

Annahme urſprünglicher Verwandtſchaft beſtårfen ; da aber unter den in Frage ftehenden Völfern ſelbſt feine Spur ſolcher Aehnlichkeit vo den iſt, ſo muß audy das Analoge in der Benennung als etwas rein Zufáls liges betrachtet werden. Gin Gleiches gilt in Bezug auf die Annahme

Urtheil über die Belehrung zu bilden , die man aus der Unterhaltung mit ungeſchulten Abdaſen döpfen kann . „Auf der Reiſe von Utſdamtſchuri, einem abdhafiſchen Hafenplaße,

nach Bambor, dem Standquartier des Generalmajors von Wrangel, traf ich mit Fürft Lewan , einem nahen Verwandten des Herrſcherg von Abchaſien , zuſammen. Er war von einem zahlreichen Gefolge umgeben, im Begriff, dem Fürſten Michael Scherwaſchidſe in ſeiner Reſidenz

.

ſamen zijd- und Rehllauten ſo reichen Sprachen der Bergvölfer mit unſern Schriftzeichen auch nur andeutungsweiſe richtig auszudrüđen. Alle übrigen Berge hießen bei ihm Dagh (Berg ), ſo wie er alle fluffe Sju (Waſſer, Fluß) nannte. ( Fortſeßung folgt.)

Sſoojut-Sſu einen Beſuch abzuſtatten , ließ fich jedoch durch meine und meiner Reiſegefährten Bitten bewegen, auf ein paar Stunden unſer im Didicht des Waldes aufgeſchlagenes Lager zu theilen und ein Glas Thee mit uns zu trinken.

benußte mit Eifer die günſtige Gelegenheit, meine Notizen über das im Innern noch ſo wenig befannte Land der Abchaſen zu berichtigen und zu vermehren, fand aber bald zu meinem Bedauern, daß in dieſer.

Tibetaniſches Wert in Paris. Das Journal Aftat. vom Monat März d. 3. berichtet über ein kleines aus dem Randidur ents nommenes Wert ,,Geſchichte des Buddha Satyamuni“ welches ør. Fous

caur in tibetaniſcher Sprache herausgab. Der Sauptzweď iſt eine Probe dieſer Sprache zu geben, welche in der Ethnologie Aflens eine ſo eigen thümliche Stelle einnimmt.

Verlag der 3. G. Cotta’ſchen Buchhandlung. - Berantwortlicher Redacteur Dr. Eb. Widenmann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. u ". 122 .

22 Mai 1848.

Aus Apulien. ( Von Dr. S.)

Dritter und legter Artifel. Stadt Reiſe von Lecce über Manduria nach Taranto . Reiſe über Maſ: und Golf. Nuinen von Metapont. ſafra nad Gravina. - Altamura, Terlizzi, Muro, Andria und Canoſa . - Statiſtiſche Bemerfungen, Ackerbau , Hans del, Manufacturen u . f. w. - Albaneſiſche ( modern - gries -

chiſche ) Colonien . Der Weg von Lecce nach Manduria iſt einförmig.

So wie

fte rubt, beſteht au & Muſchelfalf, vou von Verſteinerungen . Auf dem Wege zur alten Mauer überſchritt ich Streden , die ganz aus Auſtern, Conchylien und verſteinerten Fiſden beſtanden . Das Klima iſt im Sommer ſehr beiß, im Winter feucht. Manduria liegt auf einem , gegen Weſten ſich neigenden Hügel, iſt gut ges baut, hat ſchöne Pläße und breite Straßen .

cavilla z. B. würde eine Reſidenz zieren .

Der Palaſt Frans Gine große Plage

der Stadt find die Ueberſchwemmungen durch plögliche Regen güſie, indem das aus der ganzen Umgegend heranſtrömende Waſſer ſich hier concentrirt. Fenelon ſchildert im Telemach die

man in Deutſchland durch Tannenwälder und Getreidefelder fährt,

Bewohner dieſer Gegend als wild und in Wäldern lebend.

ſo reißt man hier burch lange Delwälder und unabſehbare Vieh triften . Campi iſt ber erſte Ort den man erreicht, das Städt dhen hat 4000 Einwohner , hübſche helle Häuſer und in den Gär ten mehrere practvolle Palmen , acht afrikaniſchen Wuchſes. 68

3bomeneus und den fretiſchen Schiffen in Schreden geſeßt, flies hen fie in ihre Berge und Wälder.

Von

Die nächſten Berge von

graſſrte ein furchtbarer Typhus hier und in der Umgegend bis

Manduria find aber wenigſtens 25 Miglien entfernt; die Stadt zählt jegt 4000 Einwohner, welche trefflichen Roſolio unb 3u derfiguren im mannid faltigſten Nationalcoſtüm fabriciren. Es

Brindiſt, Dria u. 1. w. Wir ritten raſch weiter burch S. Pas ncrazio nach dem interefjanten Manduria ; dieſe Stabt iſt in der

Zuckerſtatuetten an die Gäſte vertheilt werden . Nicht weit von

Geſchichte durch ihr Unglück berühmt, tyrrheniſche Pelasger fol

der alten Stadtmauer gegen Nordoſt, befindet fich die berühmte

len ſie erbauet baben ; Fabius Marimus zerſtörte fie und machte 4000 Gefangene ; ſpäter wütheten hier Saracenen , aber alle mit

Baumaterials lange nicht ſo gut erhalten . Muſcheln und Cons chylienfragmente ſind überall in dieſen antiken Bauſteinen wahr

Duelle, deren Plinius (2, 103) Erwähnung thut : „ neque ex haustis aquis minuitur, neque infusis augetur. “ Sie befin det ſich in einer Höhle, in welche eine Treppe von 33 Stufen führt ; dieſe Treppe iſt in den Stein gehauen , welcher auch hier von Muſchelverſteinerungen ſtroßt. Die Vertiefung oder Höhle hat ungefähr 40 Palmen Durchmeſſer und 30 Palmen Höhe. In der Kuppel gerade über der Quelle iſt ein breites Quadrat loch angebracht um das Waſſer emporzuſchöpfen . Das Waſſer in dieſem Becken ſammelt fich aus einem Conduct, welchen die Natur ſelbſt in dem Felſen gebildet hat. Es iſt eine Art Tropf

zunehmen . Petit-Rabel und Gerharb , welche fich mit dem Stu

ſtein - Canal, welcher in der Regenzeit ſtark, während der trode

dium palaegiſcher Bauten viel beſchäftigten und 7 verſchiedene Formen unterſchieben , würden die Mauern Manduria' gewiß nicht den eigentlichen cyflopiſchen tyrinthijden beizählen . Die

vereinigte die Geſammtflüſſigkeit in einem Beden, welches merks

Steine haben meiſt alle eine vieredige Form ,

find an der äus

ſtarf oder ſchwach ſeyn, ſelbſt während der größten Dürre blieb

Bern und innern Fläche glatt bebauen , aber nicht in regelmäßig quadratiſcher Drdnung zuſammengefügt; ein außerordentliches

die Quelle gleich ; Das Waſſer iſt rein und angenehm ; die Duelle iſt der Madonna della Miſericordia geweiht und führt

Alter iſt aber dennoch nicht zu verkennen .

Schwache Spuren

dieſen Namen . Kranfe benüßen fte häufig, und ein Arzt aus

von thurmartigen Vorſprüngen , Thoreingängen und in den Feld die Kämpfe der Tarentiner mit den Lufanern und Meſſapiern ,

Manduria, Dr. Paſaniſt ſchrieb einen Saggio chimico - medico über die Kräfte des Waſſers. Die obenerwähnte Erſcheinung hat man vielfältig zu erklären verſucht: mir ſcheint das Tropf

einander vermochten nicht die koloſſalen Mauern zu zerſtören , welche in halb-cyklopiſcher Conſtruction ringsum emporragen und das beſte Zeugniß von der früheren Größe des Drts ab

legen . Ich beſuchte dieſe Mauern mit großem Intereſſe : fie zie ben fich, theilweiſe unterbrochen, eine halbe Stunde weit fort,

gleichen den Mauern Päſtums , find aber wegen des brödlicheren

boden eingeſchnittenen Gräben ſind vorhanden , und erinnern an

herrſcht die Sitte, Daß bei einem Feſtmahl eine Menge ſolcher

nen Jahreszeit ſchwächer tröpfelt.

Die Kunſt half nach und

würdiger Weiſe niemals ſein Niveau verändert, der Zufluß mag

an Den Lob des Archidamus u. ſ. w. Nach der leßten Zerſtö

waſſer gar nicht hinreichend für die ſtets gleichmäßige Oberfläche

rung durch die Saracenen hatte fich der alte Name Manduria (Mavsuglov) ganz verloren und war in den von Caſalnuovo

ten Brunnen zu Pompeji (durch welchen der Sarno langſam

übergegangen , bis Ferdinand I endlich befahl die Stadt wieder

fortrauſcht), und daß unterirdiſche Waſſerſtrömungen , welche

nach ihrem rechten Namen zu nennen ; der Boden auf welchem

anderowo münden, unter der Deffnung fich fortbemegen ; auch

der Quelle ; ich vermuthe baß es hier iſt wie bei dem bekann

486 Das heutige Saranto nimmt das Sers

ſcheint mir die Höhle gar nicht allein für die Quelle beſtimmt. Apollo war Manduria's Schußgott und vielleicht war dieſe Höhle

täriſch und polizeiartig.

ſeinem Gultus gewidmet.

auf welchem fle ruht, hat eine tuffteinartige Bildung . Die Stadt hat die Form einer Badwanne, iſt überall vom Meer umgeben und ſchließt den Eingang zum innerſten Buſen des joniſchen

Dieſe Duelle entſprach durchaus nicht

meinen Erwartungen, und etwać verdrießlich ſchlich ich bei drüs denb heißen Luft in den foloſalen,

aber nichts beſtoweniger,

was Bequemlichkeit und Bewirthung betrifft, großartigen Gaſthof. Mein Mittageſſen fiel ſehr dürftig aus, es war Faſttag und Fiſche und Gyer hatte ich bereits genug gegeſſen . Gin imper tinenter Gendarme ſegte ſich zu mir und erlaubte ſich allerhand neugierige Fragen, welche mich an deß H. Juſtus Lommafini 11 in dieſen Gegenden erlebte klägliche Polizei - Abenteuer erinner ten . Ich fertigte den Kerl ſehr kurz ab, er wurde aber immer freundlicher und holte zuleßt meine ſchöne Rizzi- Zannoniſche Karte aus dem Rock, welche ich in der Stadt aus der Taſche verloren , und welche er zufällig gefunden hatte. Von Landkar ten hatte dieſer Gendarme keine Begriffe: er erhielt eine Carlin Trinfgelb und mußte mit mir auf die Geſundheit aller ehrlichen

Gendarmen im ganzen Königreich eine Flaſche Weing leeren . Dann fuhr ich in drüdender Hiße weiter ; unterwegs entlud ſich mit unglaublicher Geſchwindigkeit ein ſtarfe& Gewitter, dann wurde es wieder hell und klar.

Bei S. Giorgio fällt die nur

wenige hundert Fuß über dem Meere erhabene Fläche, über welche die neue Chauſſee führt, plöglich ab, uub eine ſehr ſchöne

Ausſicht auf das Meer, den Golf, die Stadt Taranto , die Fleis nen Landſeen, und die ſchöngezacten Gebirge des Bafilicate und Kalabriens öffnet ſich den Blicken . Linfs bleibt die Gegend ſumpfig bis in die Nähe Taranto's,

dann beginnen herrliche

Delwälder und man fährt in die kleine abgelegene Feſtung hinein. Zuvor jedoch ein paar Worte über Dria oder Dira , wels

dhjes in ziemlich erhöheter Lage viele Stunden lang rechts von meinem Wege ben Hauptausſichtspunkt gebildet hatte. Der Hü

gel, auf welchem dieſe alte Statt zwiſchen Brindiſi und Taranto liegt, beherrſcht die Umgegend weit und breit . Reiche Ebenen umgeben ten Hügel , und an Quellen iſt hier fein Mangel. Die

rain der alten Afropolis des großen Tarentum ein ; der Fels ,

Meers, dem ſogenannten Mare Piccolo . Mit dem feſten Lande wird fie durch zwei Brücken verbunden , wo Ebbe und Fluth be ſonders deutlich wahrzunehmen iſt. Die öſtliche Brüde führt den Namen von Lecce, die weſtliche den von Neapel. Taras oder Tarantel, ein Sohn Neptung oder eines fretis iden Fürſten , fol nach einigen, nach andern Siras, ein Sohn

Japhets, der Gründer der Stadt geweſen ſeyn . Die eingebornen

Alterthümler laſſen ſie wenigſtens 705 Jahre vor Rom erbauen, obſchon die Geſchichte ihrer erſt in der 25ften Dlympiade ers

wähnt (75 oder 77 nach Roms Erbauung ) , wo Phalanthus die Parthenier aus Sparta herüberführte und die Eingebornen

verjagte, welche nach Brindiſt flüchteten . Die Münzen beider Städte zeigen einen nacten Mann, welcher auf einem Delphin reitet. Taras , der urſprüngliche Name, wurde in Tarentum umgewandelt, vgl. Strabo , Juſtin, Pauſanias nnd Ariftoteles. Herodot nennt einen König von Taranto, Ariſtophydis. A18 die pythagoräiſche Philoſophie anfing Wurzel zu ſchlagen , bil dete ſich mit ihrer Hülfe zu Tarentum eine demokratiſche Res publik aus, und unter dieſer Regierungsform blüheten Künſte und Wiſſenſchaften. Die Parthenier, berühmt und glüdlich im Rampfe, vergrößerten ihr Gebiet ſo ſehr , daß Taranto die Hauptſtadt nicht allein der ſalentiniſden Halbinſel , ſondern von ganz Großgriechenland wurde. Der treffliche, fichere Hafen förderte den Handel mit Achaja, Sicilien , Iſtrien und Afrika, und ſo wurde Tarentum die reichſte und üppigſte Stadt des alten Jtalien . Nach Livius (27) erbeuteten die Römier hier 83,000 Pfund Gold, 3000 Talent Silber außer prachtvollen Gefäßen ,, Gemälden , Statuen , Bronzen und andern Geräth

ſchaften. Eine reiche, fruchtbare und lieblidze Umgegend fam

amerikaniſche Agave wächst ringdum und wird zu verſchiedenen

Dem Gedeihen der Stadt zu Hülfe ; viele alte Poeten, beſonders

Dria's Ges

Virgil 1 ſchildern ihre Lieblichkeit (Debalia). Horaz zog fte Rom por und machte viele Ausflüge hieber ( Sat. 1 , 6. Ep. 1. 16. ) . Marcus Pacuvius , des Ennius Enfel wählte ſie zu ſeinem leßten Aufenthalte. Reichthum und Wohlleben entnervte bie ſpartani ſchen Abkömmlinge, und Strabo erzählt uns, daß es in Taren

Manufacturen , Striden , Neßen u . f. w. benüßt . ſchichte iſt eine der reichſten der Provinz. Kreter gründeten die Stabt , und in dem Kriege mit den Römern theilte fie das Schids fal Taranto's. Plinius, Strabo u . a . nennen ſie, ja ſogar eine

Stelle des Herodot (B. 4) fann mit Fug und Recht auf fte bes ſelbe, betitelt : della fortuna di Oria ( Neapel 1775), ein ſehr

tum mehr Feſts als Arbeitetage gegeben. Alſo vermeidlicht bes fanden ſie ſich , al8 Rom ihnen den Krieg erflärte ; ſie riefen

Unzählige Münzen wurden hier und in der

Pyrrhus aus Epirus zu Hülfe, und das Glück neigte fich. Nach

Nähe gefunden , mehrere mit etru & tiſchen Inſchriften, was zu

manchen Kämpfen erflärten ſie ſich für Hannibal, wurden von Rom überwältigt und zur Colonie, dann zum Municipium heruntergeſchleudert . Im 5ten unb 6ten Jahrhundert theilte

zogen werden . Gaſparo Papatobero ſchrieb ein Werk über dies geſchäftes Buch.

entſeßlich langweiligen Abhandlungen und Streitigkeiten über den Namen der Stadt und ihren Urſprung Veranlaſſung gab. 3m 6ten Jahrhundert bemächtigte fich Totila Ded Drts, im 10ten

die Stadt das allgemeine Loos Italiens in Bezug auf die Ein

verheerten ihn die Saracenen zu verſchiedenenmalen und führten alle Einwohner in die Gefangenſchaft. Gegen Roger und ſpäter gegen Manfred pertheidigten ſich die Einwohner ſehr tapfer. Johanna II ſandte Caldora gegen Dria , weil es die Partei des Alfons von Aragonien ergriffen, und Galdora berfuhr aufs Graus famſte. Auch während des Krieges zwiſchen Ludwig XII und

fälle fremder Völferſchaaren .

Ferdinand dem Katholiſchen mußte Dria leiden. Die Stadt hat jeßt 4000 Ginwohner ; einſt führte die Via Appia Curd dieſelbe nad Brindiſt, jeßt eine ſehr gute fönigliche Landſtraße.

Am Thor von Taranto mußte ich halten und Rechenſchaft über Paß , Reiſezwede 2c . geben : man gebärdete fich febr milia 1 Tommaſini: Spaziergang durdy Kalabrien und Apulien.

3m 3. 927 machten die Saras

cenen die Stadt Dein Erdboden gleich uub führten die dem all gemeinen Blutbade entronnenen Einwohner in die Gefangen ſchaft. Zufällig abweſende Fiſcherfamilien bauten die Stadt zuerſt wieder an . Die Nachfommen dieſer Familien , Filder

wie ihre Vorfahren , eriſtiren noch heutzutage ; fie beißen Giuns gato und Merlato. Der größern Sicherheit wegen ſchlug man in der Afropolis die Wohnungen auf int concentrirte hier alles .

1 Virg . Georg. 4 , 125–165 beforeibt einen Garten dieſer Gegend, wie ſie fich noch finden. Er nennt Tarent Debalta , weil es ſpartanife Golonie war, nach dem ſpartaniſchen Könige Debalus, Vater des Tyndaru .

Horaz rühmt beſonders den lauen Winter und langen Frühling von Tarent.

487

Boemund, Sohn Robert Guiscarde führte zuerſt den Fürſtentitel dieſer Stadt, dann viele andere Fürſten bis zum Erlöſchen

reſtaurirt. An der Meerſeite führt auf der Höhe des Felſens eine Straße mit herrlicher Aufſidit auf das Meer entlang und ſchließt den erzbiſchöflichen Palaft in fich . Der Dom wurde vom Biſchof S. Cataldus im 10ten Jahrhundert erbant; dieſer

der Familie Orſini. Der MarſdallMacdonald führte ebenfalls

Biſchof iſt Saubheiliger von Stadt und Land , 16 Marmor

den Titel Herzog von Taranto . Obichon Taranto ſeit dem 11ten Jahrhundert auf einen ſehr kleinen Ilmfreis beſchränkt

und Granitſäulen aus dem alten Tarentum ſtüßen das Gewölbe.

Unter der Normannenherrſchaft wurbe Saranto mit bereus tendem Gebiet den Prinzen föniglichen Geblüte zuerfannt; 1

Reich und ſehenswerth iſt die Capelle des heiligen Cataldu8 ;

die Stadt mit ihrem ganzen Gebiet zählt jeßt nicht

man bemerft unter anberm 6 Leuchter aus Korallen und Lapis

mehr als 20,000 Ginwohner , während nach Livius ( 10 , 7) Fas bius Marimus 30,000 Tarentiner als Sklaven im Triumph aufführte -- ſo iſt Dennoch des Intereſſanten ſo viel vorhanden , daß ein mehrtägiger Aufenthalt ſehr belohnend wird. Nachdem ich die Pagnoth überſtanden , in einem ſehr

lazuli und Crucifire aus Korallen und Elfenbein nebit vielen

blieb

-

ſchlechten Wirthébauſe ein Zimmer auf zwei Tage gemiethet und die Neugier Des Wirths, ſeiner Familie und eines halben Duzend anderer Tarentiner über meine Reiſezwecke befriedigt hatte, ging ich in Begleitung eines jungen Handelsagenten ,

Des Hrn. L. , an welchen ich von Bari au8 empfohlen war, auf Beſichtigung der Stadt und Umgegend aus. Die ſogenannte Citadelle, 1404 von Drſini erbaut, ſüßt

die Stadt, den Hafen des Mare Piccolo und die am Ufer hart an der nörblichen Stadtmauer hingebauten Häuſer. Der Plaß, die Piazza , iſt mit einem ſchönen Springbrunnen geziert (Karl V) mit öſterreichiſchen und altgriechiſchen Wappen .

An Marfttagen

ſoll hier ein großes Gedränge von Räufern und Verfäufern ſeyn , indem von den Küſten des Baſilicats und Calabriens alles hieher ſtrömt. Auf dem Marktplaße münden vier Stra-

Ben , worunter die Strada Marina die bedeutendſte und bevölfertſte iſt. Gagliardi , welder eine ſehr gute Topographie von Taranto ( Neapel 1811 ) geſchrieben, aus welcher ich manche Bemerkung entlehne, meint daß die Fruditbarkeit der tarentiner Frauen , deren jede wenigſtens ein balbes Duzend Kinder aufs zuweiſen , von dem rielen Fiſcheſſen der Männer und Weiber

herrühre. Zirei Drittheile der Bevölkerung beſtehen aus Fijdern unb Soiffern , das andere Drittheil iſt aus Fabrikanten, Delo und Weinbauern, Gärtnern, Kandwerfern , Kaufleuten und ſogenannten Galantuomini, d . h . Eigenthümern , Faullenzern, zu-

Reliquien.

Kirchenbauten verwendet.

In der Kirche S. Agoſtino ruhen

die Gebeine des berühmten Thomas Nicolaus ron Aquino, wel cher in Herametern die Reize Taranto's bejungen hat ; 6. Cars bucci fand das Manuſcript und gab es 1771 heraus. Hier ſoll der Tempel ter Venus, welche die Tarentiner mit dem Beinamen

Bacinora (Regina) verehrten , geſtanden ſeyn . Eine der Göttin geweihte Ara wurde daſelbſt gefunden ; fte befand ſich im Mu Ein Fefton von Myrthen mit Widderköpfen an den Ofen umgürtete Den obern Rand ; vier Basreliefs zierten die vier Seiten : Venus mit einem Speer in der Rechten , die Linfe mit dem Apfel an die Bruſt gebrücft, ein geflügelter Amor ſigt auf ihrer Schulter, im Begriff ihr Haupt mit einem Myrthenreis zu umfränzen. Eine andere Seite ftellt eine geflügelte Victoria mit einer Laubfrone in der Rechten und einem Palmenzweige in der Linken dar . Die beis feum De8 Erzbiſchofs Capecelatro .

den legten Seiten enthalten opfernde Prieſterinnen .

Der tarens

tiniſche Dichter Leonidas machte auf dieſe Venus Armata (Den

Sieg der Schönheit über die Waffen andeutend), ein von Na talis Come8 aufbewahrtes Gpigramm .

Die Jungfrauen - Kinder,

die Parthenier, führten den Cultus der Minerva und Venus ein , aber die höchſten Ehren verliehen ſie der Venus, der Göttin der Luſt, und Pallas mußte ſich mit dem Beinamen der „ Bür gerlichen“ begnügen . (Fortſepung folgt.)

ſammengeſeßt. Der Dialekt der tarentiniſchen Fiſcher iſt ein Gemiſch perdorbener griechiſcher und lateiniſcher Worte ; man iſt ſehr im Irrthum, wenn man hier an die alte, reine griechi ſche Sprache von Magna Gräcia denkt ; das alles ging in der

Das Depebale De ' Pellegrini umfaßt Den Plaf Des

alten Dianatempels; eine einzige Säule bieſes prachtvollen Jem pele iſt übrig geblieben , ſie iſt Dorijder Ordnung, 24 Palmen hoch und 14 Palmen breit und gibt alſo berebtes Zeugniß von früherer Größe ; die übrigen Säulen wurden zu Kloſter- und

Der fall Herrvi Louis Blancs.

den verſtorbenen Vater und theuern Verwandten , eine nach

Der Moniteur industriel war der natürliche Gegner Hrn . Louis Blancs; ein ſo durchaus praktiſches Journal fonnte ſich, wie früher, ſo auch ſeit der Februarrevolution nicht durdi hohle Phraſen tauſchen laſſen . In der Nummer vom 11 Mai führt er aus einem andern Journal nach: ſtehende Stelle an : „ wir müſſen die von Hrn . Louis Blanc in der Nationalverſammlung erlittene Niederlage conſtatiren . Die Urſache ders ſelben liegt nicht bloß in der declamatoriſchen Form der von ihm mit:

Aeſchylus und Doid uralte Sitte. In einer Kirche Taranto's ſoll ſogar bei den Hauptfeſten vom Publicum noch griechiſch ge

getheilten Darftellung ſeiner Wirkſamfeit, ſondern darin, daß man unter dem Pomp der Worte die Leerheit der Gedanken und die radicale U11

fungen werden (wahrſcheinlich ohne daß das Publicum dieß

macht des ganzen Plang entdedte. Man erinnerte ſich übrigen18, was der Commiſſär des Lurembourg ſeit drei Monaten gethan hatte , und nachdem man Hrn. L. Blanc angehört , fragte man ſich , wie aus den Schwierigfeiten heranozufommen fen, die er dadurch aufgehäuft, daß er der Arbeiterbevölkerung eine plößliche Umgeſtaltung, ein Art Decora: tionsveränderung, die in der geſellſchaftlichen Drdnung vorgehen follte, verſprach . “ Der Moniteur Ind. ſelbſt bemerkt zu Hrn . £. Blancs Rücf tritt : „ Hr. l. Blanc und Hr. Albert haben geſtern in der Sißung der Nationalverſammlung ihren Rüdtritt als Präſident und Bicepräſident

ſogenannten Barbarenzeit unter, das griechiſche (ſogar mit ſlawiſchem gemiſcht) tauchte erſt zur Zeit der 3mperatoren des Driente wieder auf.

Mancher griechiſde Gebrauch erhielt fich

hier länger als anderswo, ſo z. B. Das Dpfern der Haare für

ſelbſt weiß ).

An einem Plage, Vaſto genannt, befand ſich der

Tempel de & Friedens ; jept fteht an ſeiner Stelle die kleine Capelle Materdomini; die Inſchrift, welche den Tempel ziert, iſt erhalten worden .

Das andere Caſtell, nadi der Seite von Lecce bin , wurde

im 10ten Jahrhundert gebaut und von Alfong von Aragonien

1.

1

den neapolitani den Hiftorifer Coftanzó über dad Fürſtenthum TarantoVgl. und ſeine Bedeutuug . Ale Remondello Orfini eg beſaß, beſtand es aus den Städten von Otranto, Nardo, Ugento , Gallipoli, Oria , Oſtuni, Metola, Martina und Taranto, ferner 30 Visthimern und 300 Caftellen . Vgl. Crassulli: De rebus Tarentinis, Grimaldi'e Itinerario a Lecce etc,

der Regierungscommiſfion für die Arbeiter gegeben. Dieſer Rücktritt war motivirt durch die Abſtimmung der Nationalverſammlung , welche entſchied, daß die einſtweilige Gewalt einer Grecutivcommiſſion von fünf Mitgliedern übertragen werden follte. Man begreift ohne Mühe , daß

488

Soon

Hr. &. Blanc die Gelegenheit ergriff. fid in dem Augenblick zurudzu

Unter den in den Handel fommenden Producten des Landes nennen

ziehen, wo er gewiſſermaßen genöthigt war , ſeine Theorie in Ausfüh:

wir beſonders den abchaſiſchen Honig, wovon man große Niederlagen auf dem Baſar von Konſtantinopel findet. Dieſer Honig - ein Product der

rung zu bringen ; das iſt ein großer Dienſt, den die Nationalverſamm :

hat die merfwür:

lung ihm , und ein noch größerer , den fie dem Lande geleiſtet hat.“

in den Spalten der Felſen bauenden wilden Biene

Das Urtheil dieſer Phantaſten des Socialismu8 iſt geſprochen , mögen fie hinfort in Frieden ruhen ; der Regierung haben ſie aber die Aufgabe

dige Gigenſchaft, nüchtern genoſſen einen förmlichen Rauſch zu erzeugen, weßhalb er auch bei ſtrenggläubigen Mohammedanern die Stelle geiſtiger

hinterlaſſen, die aufgeregten Arbeiter wieder zu beſchwichtigen, und wahr: fcheinlich danft man es großentheils ihnen , daß Hr. Ledru Rollin in

Getranfe vertritt. .

die Regierung gewählt werden mußte , wenn die Nuhe aufrecht erhal

Abchaſen nicht ſchließen , ohne einige allgemeine, nicht bloß für gegen wärtiges, ſondern auch für alle vorhergehenden und kommenden Capitel

Wir fönnen unſere furze Schilderung des Landes und Volfes der

ten werden ſollte.

geltende Bemerkungen hinzuzufügen.

Bei dem ſeit Jahrtauſenden beſtehenden großen Völfer - und Spra: chenwirrwarr im Kaufaſus, wo man an einigen Orten auf einem Flächens

Die Völker zwiſchen dem Kuban und dem ſchwarzen Meere oder die Abchaftſchen und Tſcherkeſiſchen Stämme.

inhalte von zehn Quadratmeilen faſt eben ſo viele

wenn aud urſprüng

lich verwandte, doch in ihren heutigen Zuſtanden mehr oder minder von einander abweichende Stämme zuſammengedrängt findet , iſt es uns

( Fortſepung .)

Auf meine Fragen über Zahl , Umfang und Bedeutung der Drt: ſchaften des Landes gab er mir, halb erſtaunend, halb lächelnd ob meiner

möglich, für jeden Stamm und Dialeft eine genaue Scheidelinie zu ziehen. Es würde ein ſolches Unternehmen eben ro ſowierig und unerquidlich

Neugier, die überraſchende Auskunft , daß es in Abchaſien eine betracht liche Menge Ortſchaften gebe, unter welchen die, wo viele Familien zu: diejenigen aber , wo weniger ſammenwohnten , an Umfang größer Familien hausten, an Umfang kleiner waren , eine Bemerkung , deren Richtigkeit niemand bezweifeln wird !

in ſeiner Ausführung , wie nußlog in ſeinen Reſultaten ſeyn. Wir haben daher, um und nicht zu ſehr in Einzelheiten zu verlies ren und um eine leichtere Ueberſicht zu gewinnen, nur die größeren und befannteren Stämme einer beſonderen Betrachtung gewürdigt', während

Als id nun gar um den Kelch bis auf die Neige zu leeren aud die Zahl der Einwohner des Landes wiſſen wollte, brad Fürſt Lewan mit ſeinem ganzen Gefolge in ein lautes Gelächter aus. Der liebend :

muthmaßlichen Sprach- und Stammverwandtſchaft gleid ſam unter Gine

würdige Prinz wußte nicht recht, ob er mich für dumm oder verrüđt ſagte er , mitleidigen Blides halten ſollte. „ Aber zählt man denn záhlt man denn bei Euch die Menſchen wie das den Ropf ſchüttelnd liebe Vieh ?"

Daß ich nach all dieſem auf die gelehrte Frage über die Abſtammung der Abchaſen von den Aegyptiern, Abyſſiniern und Armeniern nicht wieder

zurüdfam , wird der freundliche Leſer begreifen und entſchuldigen. Die anmuthig gelegene Reſidenz des Fürſten von Abchaſien , Srojuf:

wir die übrigen zahlloſen Clans nach ihrer theils erwieſenen , theils

Kappe gebracht und nach Völfer - und Sprachgebieten geordnet haben. Da aber dieſe Völfer- und Sprachgebiete in den Ruſtenländern des Pontus weniger ſcharf abgegränzt find , als in den übrigen Theilen des

Raufaſus, ſo hat man hier unſere allgemein gelaltenen Schilderungen vorzüglich auf den Kern oder die größere Maſſe des in Frage ſtehenden Volfes zu beziehen , während die an den Gränzen hauſenden Stämme nur als vermittelnde Glieder zu betrachten ſind, von welchen man , wegen ihrer gemiſchten Bevölferung, in Bezug auf Sprache und Sitte oft

nicht weiß , welchem Gebiete fie urſprünglich angehören. So werden , um nur ein Beiſpiel anzuführen, die zwiſchen dem Birb

Sju, zählt etwa 5000 Einwohner. Die übrigen (mehr durch ihre Vers

und der Sjotícha hauſenden Díhighethi von einigen den Stämmen der

gangenheit als durch ihre Gegenwart) bemerfenswerthen Ortſchaften des

Adighé und von andern den abd;a fiſchen Stämmen beigezählt, während

Landes find größtentheils Küſtenplaße und befinden fich ſämmtlich im Beſig der Ruſſen. Seit den älteſten Zeiten waren die Abchaſen berühmt

Wađuſcht in ſeiner großen faufafiſchen Geographie die Dſhighethi alo ein ſelbſtſtändiges Voll aufführt.

als fühne Seeräuber ; auf eigenthümlich geformten, ſowohl zum Rudern

Wir ſind bei der dieſes Capitel beginnenden Eintheilung der fubano:

als zum Segeln geſchicften Fahrzeugen, genannt Oledichfandar, weldje von 100 bis 300 Mann trugen, machten fie Jagd auf fremde, beſonders guriſde und türkiſche Sciffe, und kehrten gewöhnlich mit reicher Beute beladen heim . Die Seeräuberei machte früher , wie Wachuſcht erzählt,

pontiſchen Völferſchaften den neueſten ruſfiſden Statiſtiken gefolgt, welche als ein Ergebniß aller bisher über den fraglichen Gegenſtand angeſtellten Forſchungen , für den Augenblic als die beſte Quelle betrachtet werden müſſen. Nach unſerer eigenen Anſicht betrachten wir die Dſhighethi als einen urſprünglidy abchaſiſchen , aber mit Ubychen und Abaſechen fark gemiſchten Stamm, welcher in Sprache und Rörperbildung zwiſchen den Abchaſen und Adighé ſo ziemlich die Mitte hålt.

einen Hauptnahrungszweig des Volfes aus , das darüber Aderbau und

friedliche Gewerbe vernachläffigte. Anaflea, Dranda u. ſ. w. waren eben ſo gefürchtete Piratennefter an der Rüſte von Abchaften, als Modon und Parga an der Küſte von Albanien. In neuerer Zeit iſt den Abchaſen von den Ruſſen das Seeräuber:

Wir geben hier der Vollſtändigkeit wegen , eine furze Schilderung des friegeriſchen Völfleins der Dſhighethi, indem wir das von Wachuſcht

handwerk gelegt worden und ihre alten Stapelpläße find in ruſſiſche Feſtungen umgewandelt. Die Namen dieſer Küſtenforts, welche ſämmt: lich einen mehr oder minder bedeutenden Baſar beherrſchen , find : 3lori , Dranda , Sſuchum - Ralé , Bambor und Pißunda. Unter dieſen verdienen vorzüglich die ehemaligen Biſchofeſiße Dranda und Pipunda

darüber Geſagte mit den unſerm eigenen Tagebuche entnommenen Notizen vergleichend zuſammenſtellen .

( Bitídwinta) wegen ihrer großartigen Tempelruinen aus der alten Zeit beſonderer Grwähnung .

Freiheitszeit müſſen doch die Weiber auch fich hervorthun , und da fie wenigſtens in der Mehrzahl der Freiheit noch weniger gewohnt find

Ueber die Schönheit, Fruchtbarkeit und das geſunde Rlima Abcha fiend haben wir ſchon früher andeutungoweiſe geſprochen. Alle Früchte und Getreidearten gedeihen hier in ſtroßender Fülle, aber wild und un

So melden die franzöſiſchen Journale ( Commerce 13 Mai) folgendes : ,,Unmöglich fann man das Schauſpiel ſchildern , das der Weiberclub unter Vorſiß der Bürgerin N. geſtern gegeben. Man fann fich feinen Begriff machen, von dem Tumult, der Unordnung, dem Lärmen , der in

veredelt wie die Bewohner des Landes, welche gerade nur ſoviel Aderbau

dem Saal der Spectacles-Goncerts herrſchte. Man pfiff und ſchrie, drängte

( Fortſebung folgt .)

Eine Frau enverſammlung in Paris. In der jeßigen als die Männer , ſo geht es dann bei ihnen manchmal etwas bunt her.

treiben als nöthig iſt, um ihre dringendſten Bedürfniſſe zu befriedigen.

und ſtieß ſich, die Scheiben , die Spiegel wurden zerbrodjen, fein Redner,

Die Flüſſe find reich an Fiſchen und die Wälder an Wild und Gevögel.

weder von dem einen , noch von dem andern Geſchlecht fonnte ſich vers

Unter den Thieren müſſen wir vor allen der großen abchafiſchen Ziege

Grwähnung thun , die ihres edlen Wuchſes uud feinen, langen Haares wegen ſeit Alters berühmt iſt.

Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung.

ſtändlich machen , weder Abbé Châtel , noch die Bürgerin N. Mitten unter allgemeinem Gelächter wurde die Sißung aufgehoben , und auf den folgenden Tag verſchoben, aber dann ſollen Männer nicht mehr zugelaſſen werden ." Verantwortlicher Nedacteur Dr. Gd. Widenmann.

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr.": 123.

23 Mai 1848 .

Die erften Ergebniſſe von Botta's Studien über die Keilſchrift. Unſere Leſer fennen Botta's Entbedungen in Rhorsabab,

nicht aber ſeine ſpätern Sprachſtudien: er hat durch eine Reihe von Heften des Journal Aſiatique hindurch (vom Mai vorigen Jahre angefangen ) eine vorbereitende Arbeit über die verſchies denen Lautzeichen laufen laſſen , und iſt damit im Märzheft dieſes Jahrs zum Schluſſe gefommen . Dieſer Schluß liefert einige Reſultate von allgemeinerem Intereſſe. Das erſte beſteht darin , daß die aſſyriſche Schrift 96 Zeichen enthält, von denen

72 gleich auf den erſten Blick ſich unverkennbar als gleichartig mit den unter den Achämeniden üblichen herausſtellten, 14 an dere find ſo ſchwach verſchieden , daß man bei einiger nähern

Prüfung faum die 3dentität läugnen fann, und nur zehn find zweifelhaft. ,,Das Ergebniß meiner Unterſuchungen ," fährt am Ende Hr. Botta fort, „ ,ſdheint mir für die Anſicht zu ſprechen , Daß die aſſyriſche zu Khortabab übliche Schrift und die in den Dreiſprachigen inſchriften dieſelbe ift.

Ich habe dieſelbe Ver

häufung derſelben Elemente bei einem Zeichen beſteht, ins

dem dasſelbe Zeichen zu Khorsabad ſo zu ſagen minder reich auegeſtattet iſt. Wie dem auch ſeyn mag, indem ich die Tabelle der Zeichen , welche in der großen Inſchrift der Oſtindiſchen Compagnie enthalten find, zu Rathe 309, fonnte ich mich übers zeugen, daß von 287 Zeichen 107 fich unmittelbar auf die von Khorsabab zurückführen laſſen. Gin Sheil dieſer großen Inſchrift iſt wiedergegeben in viel einfachern Zeichen auf einer

Platte Rerporters , die ein Cylinderbruchſtück darſtellt, man hat alſo einen Uebergang zwiſchen der complicirteſten Schrift und der von Rhordabad. ,, 3ch verlaſſe dieſen Gegenſtand, und will nun noch über

die Sprachen reden, welche in dieſen geheimnißvolen Charakteren verborgen liegen . Manche Leute glauben , daß die Sprache, in welcher die Inſchriften von Rhorea 5ab geſchrieben find, nicht dieſelbe iſt, wie die, beren man fich zu Perſepolis, Babylon

und Wan bebiente. Was mid) betrifft, ſo muß ich ſagen, daß wenn mir auch noch einiger Zweifel über den leßtern Ort bleibt, ich hinſichtlich der beiden erſtern feinen mehr hege. Ich glaube,

gleichung zwiſchen den Inſchriften von Wan und Khorsabad an

daß die Sprache der Inſchriften von Babylon, Perſepolis und

geſtellt und gefunden , Daß ſehr wenige Zeichen nicht auf den

erſten Blick ale identiſch zu erkennen find : ich finde, daß die aſſyriſche Schrift von Wan, ſo weit wir ſte jeßt fennen, 112

Ninive identiſch iſt, abgeſehen von den Unterſchieben , welche die Verſchiedenheit von Zeit und Ort berurſachen können und müſſen ; obwohl dieſe Anficht ſehr fec ift, ſo will ich doch ſuchen

oder 115 Zechen enthält, von denen fich 98 oder 100 ganz auf

fte zu beweiſen ."

Die von Khorsabab zurückführen laſſen , der Reſt ift unbedeus tend, wenn man ihn mit der großen Zahl derjenigen vergleicht,

Wir übergehen dieſen Beweis, welcher fich hauptſächlich Darauf ſtüßt, daß allen bisherigen Beobachtungen nach bie gram matifaliſchen Formen der in den verſchiedenen Schriftarten ber: ftecten Sprachen weſentlich dieſelben ſeyen . „Es iſt,“ ſagt Botta,

Deren 3Dentität augenſcheinlich iſt.

Mit Erſtaunen habe ich ges

ſeben, daß man zwiſchen der Schrift von Wan und Rbordabad eine rabicale Verſchiebenheit finden wollte, und ich erfläre mir

Dieſen Umſtand nur aus meiner eigenen Erfahrung, weil viel Zeit und Anſtrengung Dazu gehören , um ſo zahlreiche Zeichen , die nur durch die Combination eines und desſelben

Elements fich unterſcheiden , fich ins Gebächtniß einzuprägen . Zu dem hat bis jegt noch niemand eine ſo vollftändige Renntniß Der Schrift von Rhoreabab erlangen fönnen , wie ich felbft, und

ich bin überzeugt, die Erfahrung wird den Beweis für meine Behauptung liefern , daß einige leichte Verſchiebenheiten abges

rechnet nur eine aſſyriſche Schriftart in den Inſchriften von Wan, Perſepolis, Kbordabad , Beirut und Nimrub angewens

„wie ich glaube, möglich zu beweiſen , daß die Sprache zu Bas bylon, Perſepolis nnd Khorsabad denſelben Regeln unterworfen war , und dieſelbe Grammatik hatte.“ Befanntlich hat ſchon Rawlinſon die Vermuthung ausgeſprochen, auch die Sprache

der babyloniſchen Inſchriften ſen nicht ſemitiſch. Eine nähere Unterſuchung erſt muß dieſes in8 Klare ſepen ; unzweifelhaft iſt eß aber , daß wenn Botta's Anfcht fich beſtätigt, die bisheri gen Anſichten über die vorberaftatiſche Geſchichte , namentlich über den Umfang der Herrſchaft ſemitiſcher Völker in alter Zeit, ſich weſentlich ändern müſſen .

Det ift.

Aus Apulien.

,, Ich habe die verwidelte babyloniſche Schrift bei Seite ges laffen, weil ich fie nicht hinreidend ftudirte, um mit Sachfennts

Reiſe von Becce über Mauduria nadh Taranto 2c.

niß davon reben zu können ; auf den erſten Anblid ſcheint fie

( Fortſebung .)

allerdings von der ninivitiſchen Schrift bedeutend abzuweichen , aber ich glaube, daß die Verſchiedenheit mehr in einer Ans

Lecceſer- Thor auf die Campagna hinaus, welche einft das große

Nach Befichtigung der Stadt ſchlenderten wir aus dem

no

490

glänzende Larentum umfaßte. Ein junger Geiſtlicher, ein Neffe Der Canonicus Cece, ein hiſtoriſch -philologiſch gebildeter Mann, war mir hier ein ſchäßen & werther Begleiter. Mit richtigem

tonius iſt auf den Ruinen des Odeon erbaut, wo die antifen Literaten fich verſammelten , bifputirten , wo Dichter ihre Verſe vorlaſen und die Rritif in Empfang nahmen . Ein folched Ddeon

Blic und gutem Geſchmad machte er den Führer und den

wurde, recht gut erhalten, vor ungefähr 7 Jahren an der äußers ſten Spiße des Pauſilippo bei Neapel, in der Nähe der Schule des Virgils ausgegraben .

Commentator. Wohl wußte ich, daß das alte Tarentum ganz lich vom Grbboden verſchwunden war, aber darauf war ich nicht vorbereitet, daß ich durchaus gar nicht von antifen Ueberreſten finden ſollte. Ein Glück , daß die zuverläſſigſten Schriftſteller,

Die Gärten der Alcanterini (Mönche) ſollen einſt die Purs

wie Strabo , Polybius, Diodorus Siculus u . a . den Ruhm und

purfabrifen geweſen ſeyn, und in der That finden fich hier ſolche Maſſen geriebener und zerſtampfter Condylien, Daß fie faſt einen

Olanz der alten Stadt Tarentum feſt begründet haben . Eine prachtvolle Brücke ſoll im Alterthum die öſtlich gelegene Stadt

fleinen Hügel bilden . Hr . Carducci entdeckte einen runden Be hälter, welcher an der unteren Seite lebhafte Purpurfarbe als

mit der Afropolis verbunden haben ; ihre Geſtalt war dreiedig .

Ueberwurf der Mauer zeigte, und außerdem Vorkehrungen und Material, welches auf die von Plinius geſchilderten Manipula

Wir nahmen unſere hiſtoriſche und archäologiſche Phantaſie ſtark zu Hülfe , während wir folgende Punfte auf dem Gebiete der

tionen hindeutete ; zwei Conchylien -Arten lieferten die prachtvolle

Die Villa del Canonicus Carducci ſteht

Farbe ale Ertract, bie größere Sdnede purpura und die Fleis

da wo einft der Hercule & tempel emporragte ; die foloſſale Statue

nere murex genannt; auf die größeren Purpurſchnecken brauchte man nur mit Inſtrumenten zu klopfen , dann floß der koſtbare

alten Stadt beſuchten .

dieſes Gottes hatten die Tarentiner von dem berühmten Lyſippus arbeiten laſſen . Fabius Marinus brachte ſie mit anderen Schä Ben nach Rom . Nach Livius (33, 13) prägte Rom aus der

Beute von Taranto die erſte Goldmünze (485 nach R. E. alſo 5 3ahre vor dem erſten puniſchen Kriege) .

An

dem Punfte

Carmine war früher ein Begräbnißplag ; die Spartaner ſollten nach einem Gefeße des Lycurgus den Tod ſtet8 vor Augen has ben , und durften demnach Begräbnißpläße innerhalb der Stadt mauern bauen. Polybius jedoch redet von Gräbern am themes nideilden Shore.

Da , wo vor einiger Zeit das Kloſter der

h . Thereſe ſtand , will man die Platea des größeren Theaters, welches florus (1 , 15) majus nannte, gefunden haben . Der Tempel bee Neptunus, welcher als Ahnherr der Stadt figurirte,

wirb unſtreitig einer der prachtvollſten geweſen ſeyn, und die

Saft ab, welcher mit Honig gemiſcht warb. Conchylium murex hingegen wurde förmlich durch Mühlen zermalmt ; dieſe gab den

ſogenannten color turchino , jene ein helleres Scharladhroth. Man vergleidye über dieſen intereſſanten Gegenſtand das Werf von Fabius Colonna: De Purpura, Romae 1616 ; beide Farben waren bei den Alten ſehr beliebt , man ſchreibt die Entdeckung ben Phöniciern zu , gewiß iſt daß fie eine der älteſten.

Mole,

Homer und Virgil nennen die Farbe : der Regenbogen trägt ſie, die Gemahlin des Alcinous ſpinnt ſie, und : purpuream vomit ille animam cum sanguine mixtam ſingt der Dichter. Pries ſter und Könige bebienten fich der Farbe, und alle Tempel wur ben mit ihr geidymücft. Die Hebräer ſdmücten Tabernakel und Die Kleider des Aron damit, die Könige Aſiens trugen alſo ge

Inſchriften, die ihn zierten , find befannt, ſeine arơiteftoniſchen

färbte Mäntel. Alerander fand in Suſa im föniglichen Sohape

Beſtandtheile wurden zum Bau des Caſtello Saraceno verwen bet . An dem Punkte, Montegranaro genannt, will man Spus ren der Stadtmauer, des Gränzgrabens und ſomit des End

Purpur von 5000 Talenten an Werth .

punkte der Stadt in öſtlider Midtung gefunden haben .

Das

Seit Romulus Seiten

fannten die Römer die Farbe : ihre Feldherrn trugen Purpur mäntel und ſpäter auch die Damen , nachdem die ftrengen Sittente geſepe Cato's aufgehoben waren . Taranto , deſſen Meer dieſe

und ſpült täglich

Mudeln in Ueberfluß liefert, war berühmt burch ſeinen Purpur ;

mehr vom Umfange des alten Tarentum fort. Bei dem foge nannten Trullo ſollen der Tempel des Mercur und die öffent

mit ſeiner Größe ſank auch dieſer Culturzweig, welcher jeßt, nach

lidhen Bäder ſich befunden haben ; die Herculesbäder waren in

emporfommen fann.

Meer zeigt hier eine Maſle von Trümmern ,

der Nähe des Obeume. Es iſt auffallend daß der Tempel des Mercurs zu Bajae heutzutage ebenfalls Trullo genannt wird . Vom Circue Marimus find faum Spuren vorhanden.

Ferner

erwähnen Schriftfteller einer Waſſerleitung und eines dem Helios geweibeten Springbrunnens ; auch davon iſt nichts übrig. Das themenideiſche Thor, durch welches Hannibal (nach Polybius), geführt von mehreren tarentiniſchen Jünglingen , in der Nacht einbrang, iſt ebenfalls verſchwunden : man verlegt e8 an den jept Lamadi Malagiji genannten Ort .

Der Name Murveta er.

innert an Muri veteres, und wir verlegen alſo hierher die Stadt mauern .

Die Villa Santalucia ,

Dem verſtorbenen berühmten

Erzbiſchof von Taranto, Capecelatro gchörend, vereinigte die Edhåpe welche hier und in der Umgegen gefunden wurden, wo dieſe nach ſeinem Tode geblieben , vermag ich nicht anzugeben ; dieſe Villa ſoll auf einer der Hauptſtraßen der alten Stadt gebaut

ſeyn, welche fie der Länge nach durchſchnitt und den Namen Basein führte ; auch der Play, wo der Priapustempel geweſen fern ſoll, wurde mir gezeigt. Dann wanderten wir auf die Spartitora, no früber Das Forum mit dem berübuten Kolob Ded Jupiter mit ganz bebraften Säulengängen und dem eleganten Oymnaſium in der Näbe fich befanden .

Die Kirche des 1. Ans

dem die Cochenille zur Färbung gebraucht wird, ſchwerlich wieder Mufdeln in den Jest wandern alle dieſe Muſcheln

Magen und färben hödiſtens noch die Lippen der Feinſchmecker ; übrigens iſt man in der ganzen Provinz Lecce noch immer eifrig damit beſchäftigt Färbeſtoffe für Wollen- und Leinwandfabriken zu erfinden ; der Krapp ſpielt hiebei eine Hauptrolle. - Nach dem wir endlich noch das Waiſenhaus beſucht, wo einſt bag pradytrolle tarentiſdie Prytaneum fich befand, welche mit Säu

len, Pyramiden und anderen Monumenten geziert war, und als Forum civile zur Befanntmachung der Geſepe, zu Verſamm lungen und zum Empfange der Gejandten diente, fehrten wir in die Stadt zurück. Die alten Schriftſteller rühmen noch die Tempel des Vulcan , des Jupiter, der Minerva , der Winde u. m . a ., über deren Lage jeßt werlich mehr irgendetwas mit Si dherheit zu beſlimmen ſeyn wird . 3m Gauſe des Canonicu & Gece, Delfen Inneres und Außeres reich mit allen Muſcheln des Golf& oft auf ſehr geſchmadloſe

Weiſe verziert iſt, fand ich eine freundliche Aufnahme.

Dieſe

Familie beſchäftigte fich ausſchließlich mit Muſdeln unb Alter

thümern , und hatte alle hiſtoriſchen und mythologiſchen Stabts epodoon in Muſdelreliefe dargeſtellt. Die Sammlungen find die reidſten, die es in dieſer Art geben fann . Man verſprach mir ein ausführlides Verzeichniß aller Conchylien von Taranto,

woso

491

ich barre aber bis zu dieſer Stunde vergebens darauf. Außer Den Sammlungen ergößten mich die vielen Curioſitäten, welche dieſe Familie aufbewahrt, welche in mehr als einer Hinſicht, mal Gitte nnd lebensart betrifft, als Hauptcurioſität von allen Fremben beſucht zu werden verdient. Man war übrigens nicht

abgeneigt , mich für ſchweres Gelb mit Muſcheln zu befrachten. In meinem Hotel , wo ich zum zweitenmal von unverſchämten Gendarmen wegen meines Paſſes, weldier nicht auf Taranto, ſondern auf Reggio und Aquila lautete, ſo lange ins Gebet

dem Chriſtenthum , welches ehemals hier herrſte, ift heutzutage faft feine Spur übriggeblieben. In ihren Waffen, ihrer Kleidung, ſo wie in ihrer Art, Krieg zu führen, ſind die Abchaſen und Dlhighethi ganz den Ticher: fefſen gleich." So weit Wachuſcht. Wir haben an der ſehr furzen Schilderung nichts weiter audzuſeßen, als daß das Rohere und Wilbere eher auf die Abchaſen als auf die Dlhighethi zu beziehen wäre , es ſey denn, daß man die Abchaſen für friedfertiger halte, weil fie fich leichter unter ein fremdes Joch zu ſchmiegen wiſſen. Zur Zeit meines Aufenthaltes an der Ditfüſte des Pontus (im Jahre 1845) herrſchte große Theurung in allen Aulen der unabhängigen

genommen wurde, bis ich den ungebetenen Gaſt zur Thür hins

Tiderfeſſen.

ausſchickte, fand ich eine Fiſch- und Muſchelmahlzeit angerichtet,

rath war aufgezehrt. Der Hunger raffie eine Menge Menſchen bahin und nirgendo bot fich Hoffnung zur Verbeſſerung der traurigen Zuſtande bar ; die ſchon mit dem Frühling des Jahres 1845 anbrechende große Dürre

welche Herz und Gaumen erfreute ; dazu föſtlicher Wein . Wir waren froh und guter Dinge und verabredeten auf den nächſten Morgen den Beſuch des Mare Piccolo und der Umgegend.

Die Ernte des vorigen Jahres war mißrathen, aller Vor:

drohte das Verderben nur noch größer zu machen .

Die Ruſſen knüpften an dieſe Zeit der Drangſal die freudigſten

( Fortſeßung folgt.)

Hoffnungen zur baldigen Unterwerfung der Küſtenvólfer; niemals herrſchte, das ganze öftliche Littoral des Pontus entlang, ſo ſtrenge Wache, wie in

Karte von Ueugranada . Die ſüdamerikaniſden Staaten ſcheinen allmählich fich Mühe zu geben, ihre weitſchichtigen Länder näher kennen zu lernen, und die Auf: opferung, mit der fie Ingenieurofficiere zu ihrer Ausbildung nach Gu: ropa diden , iſt in jeder Beziehung anerfennenswerth . Zu dieſen in Europa und zwar in Franfreich ausgebildeten Officieren gehört auch der Artillerieoberft Joaquin d'Acoſta , der eine Karte der Republik Neugra nada entwarf , worüber er in einem Brief an Hrn . Bouſingault einige Bemerkungen mittheilte : „ bie jeßt hat man Cartagena unter 77° 50' W. l. geſeßt , wie Oltmang nach den Beobachtungen Humboldts an : nahm . Dieſe Annahme habe ich in Uebereinſtimmung mit Hrn. Dauſſy

auſgegeben und nach einem Mitteldurchſchnitt von 10 Chronometers Beobachtungen mit vortrefflichen Inſtrumenten 770 54' 24" feſtgeſtellt ; ſomit weicht dieſe ganze Rüſte um 4' 24 " zurück. Die Lage von Bos gota iſt ſo, wie Humboldt fie angenommen hatte, denn ſeine Beftimmung

dieſer Unglüdsperiode ; alle Zufuhr von der Meeresſeite her war den Tſcherfeſſen rein abgeſchnitten unt von der Landſeite fonnten fie eben ſo wenig auf Unterfüßung hoffen. Troßdem war von Unterwerfung feine Nede bei ihnen.

Niemals fah man die von den ruſſiſcheri Küſtenforts beherrſchten Baſaro ſo von Tſcherkeſſen wimmeln , als im Jahre 1845. Sie famen täglich in großen Haufen herbeigeſtrömt, um ihre Gefangenen, ihre ent: behrlichen Waffen und Koſtbarkeiten gegen Brod zu vertauſchen .

Die koſtbarſten Waffen, Rüſtungen und Kleidungsſtüde fonnte man auf den Baſard um einen Beutel Salz oder Mehl an fich bringen ; ich war ſelbſt Zeuge , wie um einen ſo geringen Preis ruſſiſche Soldaten, welche ſeit langen Jahren in der Gefangenſchaft geſchmachtet hatten, ausgelöst wurden. Auf dem Baſar von Spoticha zog ein prachtiger

Tíderkefíenſábel meine Blide auf ſich. Id bot ein Goldſtüd dafür. „ Gib mir einen Beutel Mehl ſagte der Gigenthümer -- und der

weicht nicht um mehr als 2' von derjenigen ab , welche Caldas durch

Säbel iſt dein !"

andere Operationen gefunden hatte. Der Lauf des Meta iſt nach aſtro nomiſchen Beobachtungen und Aufnahmen mit der Bouſſole beſtimmt, deren vollfommene Genauigfeit ich mehrmals namentlich hinſichtlich des

Der Sommer rückte heran und die Noth nahm zu. Die Nuſſen glaubten , der Hunger würde die Tiderfefſen ſchon mürbe machen und ſie zwingen , ſich ihnen in die Arme zu werfen , täglich wurden lange Unterhandlungen mit den ſtimmführenden Häuptlingen gepflogen und ich war oft bei ſolchen Unterhandlungen mit den Häuptlingen der

Pice von Tolima zu conſtatiren Gelegenheit hatte.

Go finden ſich in

meiner Karte mehr als 1000 mathematiſch beſtimmte Punfte , die in feiner Rarte des alten Columbiens angemerkt find , denn ich hatte den Vortheil faſt alle Provinzen zu durchwandern und ich habe mich vieler

theils von mir theils von andern Officieren vorgenommenen militäriſchen Aufnahmen und gefertigten Itinerarien bedient. Die zum Theil ſehr hoben oft ſtocwerfartig auf einander folgenden Plateaur , welche die öſtliche Seite unſerer Anden darafteriſiren , waren auf unſeren Karten

nicht genügend verzeichnet, und ich habe dieſem Mangel mit Hülfe mei: ner Reiſejournale, militariſcher Aufnahmen u. f. w. abzuhelfen geſucht." (Nouv. Ann . des Voyages. Mars.)

Ubychen und Díhighethi zugegen und der Anblic dieſer herrlichen Män:

nergeſtalten gab mir all den Enthuſiasmus wieder, welchen frühere un angenehme Berührungen mit den Tſcherkeſſen mir genommen hatten. ſagte Berſef: Bey, der ſtolze libychenfürſt, zum Bene Laßt uns ral X. laßt und ehrliche Feinde ſeyn ! Iſt es männlid gehandelt, durd Hunger zu erzwingen, was ihr durch Waffengewalt nicht zu errin gen vermod tet ? Der Hunger hat mich zu eudi getrieben ; das Glend meines Volfes ging mir zu Herzen ; aber ich bin nicht gefommen mich zu unterwerfen , ſondern um euch an unſer Recht und an eure Ehre zu gemahnen.

Die Völker zwiſchen dem Kuban und dem ſchwarzen Meere oder die Abchaſiſchen und Tſcherkeſfiſchen Stämme.

If das die gerühmte Großmuth eures Padiſchah's, daß er uns verhungern laſſen will, um über Todte zu herrſchen ? Wir verlangen euer Brod nicht -

wir verlangen nur die Freiheit anderes zu faufen.

Ihr zählt es uns als ein Verbrechen zu, daß wir den Zügel eureo Herr: ( Fortſepung.)

chero nicht auf und nehmen wollen

Die Dihighethi.

-

aber iſt das ein gerechter Grund

„ Das auf Apchaſeth (Abchaften ) folgende, weſtlich von der Rappétis: Izchal (Biyo ?) liegende land wurde ſeit der Herrſchaft der Bagratiden

uns verhungern zu laſſen ? Läßt auch der Reiter ein Pferd verhungern, deß ungezähmte Kraft fich ſeiner Leitung nicht fügen wid ? Und wollt ihr grauſamer gegen und ſein als gegen unverſtandige Thiere ?

bis auf unſere Tage Díhigheth genannt. Dieſer Name fommt in dem Leben Wachtang: Gurgardlan’s gleichfalls vor als Bezeichnung des Landes, welches nördlich von dem obengenannten, jenſeits der Centralgebirgefette

tete auf ſeines friegeriſchen Gaftes energiſche Rede in ſo würdevollem

Hier hielt Berſet- Bey einen Augenblid inne. Der General antwor: Tone, wie es irgend unter bewandten Umſtänden möglich war. Gr ſuchte das angeführte Bild von Roß und Reiter zum Vortheile der Ruflen zu

bio ans Meer reicht. Das heutige Dihigheth aber hat als Orânzen : im Oſten den Rappét ( Blyb ) , im Weſten und Süden das ſchwarze Meer und im Norden den Kaufaſus . ,,Die Erzeugniſſe des Landes , die Vegetation , das Thierreich , die

als ein erlaubtes Mittel betrachte das Thier zu båndigen und es für den

Sitten und Gebrauche der Bewohner find ganz dieſelben wie in Apcha: ſeth : nur ſind die Menſchen wo möglich noch roher und wilder. Von

Zügel geſchickt zu machen u. ſ. w. Or ſprach von den menſchenfreunds lichen und liebevollen Abfichten, welche der mächtige Rufſenfaiſer bei all

benüßen, indem er bemerkte, daß wenn ein guter Reiter ſein wildes Roß

aud nicht zu Tode hungern laſſe , er den Hunger doch wohl zuweilen

492

sou

von dem Olüde und Ueberfluſſe, womit der

Swan -Bey hielt verzeihlicherweiſe die Rufen für das größte, macho

Himmel alle Unterthanen Se. faiſerl. Majeftat überſchütte, Segnungen,

tigſte und aufgeklärteſte Volt der Welt, da er fein beſſeres kennen gelernt

welche auch den Tiderfefſen zu Lheil würden, wenn fie fich nur in das ſanfte Jodh Rußlands fügen wollten u. f. w. Der General gehörte zu den Einſichtsvollften und Edelſten ſeiner Stafte ; die Worte ſeines Mundes ftanden nothwendig im ſeltſamſten Widerſpruche mit den Negungen ſeines Herzens ; aber er fannte ſeine

hatte, und in dieſer Ueberzeugung ſtrebte er ehrlich danach ſeinen Landes

Pflicht und wußte ihr Genüge zu leiſten . Gr wußte, daß er nicht nach ſondern um nach Vorſchrift dem Raufaſus geſchidt war um ſchön zu handeln.

wortet zu ſehen .

ſein Groberungen verfolge

Ueber vier Stunden dauerte die von beiden Seiten mit großer Lebendig feit geführte Unterhaltung , welche der General --· bem node noch endlich fol: ähnliche Debatten mit andern Häuptlingen bevorſtanden du Stolz deines ſagte er gendermaßen ſchloß : „ Höre, Berſef-Bey Stammes, höre mein leßtes Wort ! Bis eine größere Uebereinſtimmung unſerer Anſichten günſtigere Reſultate unſerer Unterhandlungen herbeis führen wird , will ich dir einen vermittelnden Vorſchlag machen. Die Zufuhr vom Meere muß euch verſchloſſen bleiben , denn ſo iſt es der Wille meines Herrn , des Raiſers. Damit ihr aber nicht ſagen könnt, daß wir euch dem Hungertobe opfern wollen , ftelle ich es allen Hunger: leidenden unter euch frei zu uns zu kommen , um an unſern Feſtunge. -

werfen zu arbeiten ; es ſollen ihnen Beföſtigung und reichlicher Lohn

dafür werden , und mein Wort ſey bir Bürge , daß feinem ein Haar gekrümmt werden ſoll. “ Berſef- Bey danfte dem General und erwiderte, er werde den Vor:

leuten die Segnungen modfowitiſcher Civiliſation zu Theil werden zu laſſen. 30h fügte mich natürlich gern in ſeine Anſichten über das eine Land, um Aufklärung über das andere zu erlangen , und ich hatte die Freude dafür alle meine Fragen ſo zuvorkommend wie ausführlich beant: Die Feſtungsarbeiten in Ardiller leitete zur Zeit meines dortigen Aufenthaltes ein polniſcher Ingenieurofficier, ein vielerfahrener und viel: ſeitig gebildeter Mann, den ſein verhängnißvolled Smidfal während eines

Zeitraum: von 12 Jahren in die Länder der Abchaſen und der Adighé gebannt hatte , und der mir in Folge dieſes langen Grils manchen in tereſſanten Aufidluß über die Bergvölfer geben konnte, deren Spraden er , nad Swan -Bey's Verſicherung , mit ftaunenswerther Geläufigfeit handhabte .

Capitán X. war weder der erſte noch der leßte ſeines Volfeo , den ich in prometheiſcher Verbannung am Kaufaſus fennen lernte ; ich wußte mit Leuten ſeines Schlages umzugehen und hatte baló des mißtrauiſchen weil hartgeprüften Mannes ganzes zutrauen gewonnen . 30 ſprad mit ihm vom Anfang bis zu Ende unſerer Befanntſchaft weder über ſein unglückliches Schidſal, noch über Polen , noch von Raiſer Nifolaus, noch über irgend etwas , das dem feinnafigſten Spion hätte zum Argwohn Veranlaſſung geben fönnen.

ſchlag ſeinem Volfe mittheilen, doch ohne dafür nod dagegen zu rathen...

Capitán X. wußte mir Dank für meine Zurüdhaltung. Auch ſagte fein dunkles Auge und ſeine gefurchte Stirn mehr, als Worte hätten aus:

Tags darauf verließ ich die Feſtung wo dieſe Unterhandlungen ge

drüden fönnen. Unſer Geſpräch drehte fich daher faſt ausſchließlich um

pflegen wurden, um nach einer zweiwöchentlichen, ſtürmiſchen Fahrt auf dem ſchwarzen Meere nady demſelben Drte zurückzufehren. Ich war neu gierig näheres über den Gindruck zu erfahren , welchen die Vorſchläge des Generals unter den hungerleidenden Bergvölfern hervorgerufen. Die

Díhighethi ſowohl wie die Ubychen hatten die Botſchaft Berſet-Bey's und der übrigen Häuptlinge, denen ein ähnlider Beſcheid geworden, mit

den mich zunächit intereffirenden Gegenſtand : die Iſderfefſen und ihre Zuſtände.

Seine Bibliothef umſchloß beinahe alles, was von áltern und

neuern Autoren über den Kaufaſus geſchrieben war ; an jedes Werf legte er den Maaßſtab eigener Erfahrung und es gab gemeiniglich viel zu ſchlichten und auszuſcheiden . ..

den nächſiliegenden Aulen in die ruſſiſchen Feſtungen geflüchtet und von

Wir werden Gelegenheit nehmen im nächſtfolgenden Capitel vieles von dem , was wir der Belehrung Swan - Bey's und Capitan X. verban : fen, audzubeuten und beſchränken uns hier darauf, einige das Land der

dieſen dreizehn wurden wie ich ſpäter erfuhr fünf niedergemeßelt und die übrigen acht, deren man nicht habhaft werden konnte, von ihren

Notizen einzuſchalten.

Entrüſtung aufgenommen ; nur dreizehn Individuen waren heimlich aus

Stammgenoſſen ausgeſtoßen, weil ſie ihren Feinden, den Rufen, beim Bau ihrer Feſtungen hulfreiche Hand geliehen.

Berſef-Bery, der ſtolze ubychenfürſt, iſt derſelbe, welcher in dieſem Jahre ( 1847) an der Spiße der Krieger ſeines Stammes die wichtige Feftung Sjotícha erſtürmte und die ganze Beſaßung über die Klinge ſpringen ließ.

Mein Aufenthalt in Slotſda 1' dauerte nur wenige Stunden, wah: rend mich Umſtände zwangen in der benachbarten Feſtung Ardiller über eine Woche lang zu verweilen .

Abchaſen im allgemeinen und das der Díhighethi insbeſondere betreffende Die Bewohner von Abchaften und Díhighethi nennen fich in ihrer eigenen Sprache Apſua und das an der Meeresfüſte gelegene Land Aponie. Sie zerfallen in Fürſten , Ebelleute und Bauern. Die Fürſten heißen noch von der Herrſchaft der Georgier her Thawadi , die Edeln Amyſtha. Von Gagra bis Sjotída nennen die Eingebornen ihr Land Chalcis, d. i. diefſeits der Berge, im Gegenſaß zu Alan ; jenſeits der Berge. Der Name Dihigheth ift corrumpirt von dem Worte Dſhigith, welches nach Swan:Bey's Erklärung in der Sprache des gleichbenannten Volfes einen friegsgewandten Neiter bezeichnet. 1

Der Commandant der Feſtung, Swan-Bey, war, obgleich ein Dlhigheth

Ardiller hat ſeinen Namen von dem fürfilichen Geſchlecht der Ardil,

von Geburt , Major in ruſfiſchen Dienſten. In früher Jugend durch

feltſame Fügungen des Schidſale in die Hände der Ruſſen gefallen,

welches einſt in dieſer Gegend hauste, ſeit dem Ginzuge der Rufſen aber im Innern des Landes zerſtreut lebt. Von den Bergvölfern wurde der

hatte er in Petersburg eine militäriſche Erziehung genoffen , war nach beſtandenem Gramen als Officier nach dem Raukaſus geſchickt worden

Name des alten Auld für das neuerbaute Fort beibehalten, während die Ruſſen dasſelbe, wie wir geſehen haben , heutzutage das Fort des heis

und im Laufe weniger Jahre zum Major avancirt. Er hatte mit Aud:

ligen Geiſtes nennen .

zeichnung gegen die Tſchetſchenzen und die Völfer des Dagheſtan gefoch:

Der Fluß, welcher fich bei Ardiller ins Meer ergießt, heißt bei den

ten , war aber nie zu bewegen geweſen ſein Vaterland zu befämpfen. Er wußte das Vertrauen der Rufen in ſo hohem Grade zu gewinnen, daß man ihn zum Commandanten der an der Küſte des Landes der D[highethi gelegenen Feſtung Ardiller ernannte. Hier war ſein Hauptbeſtreben dar

Eingebornen Moſym ; der Name Mdſymtha, unter welchem er fälſchlich

auf geridtet, ein gutes Vernehmen zwiſchen Nuſſen und Dihighethen zu unterhalten und es gereicht jedenfalls zu feinem Lobe, daß er bei beiden Völfern in gleich großem Anſehen fland. I Das Fort Slotſcha liegt an der Süſte des Landes der Ubychen und iſt auf

den meiſten ruſſiſchen Karten unter dem Namen Mawaginstoje aufgeführt.

* Ruſſiſch : krepost sswälawo ducha . d. i. das Fort des heiligen Geiſtes.

auf den Charten angegeben iſt, bedeutet urſprünglich am Mdfym oder das am Moſym belegene Land.

Die Vornehmeren der Díhighethi bekennen fidy zum Jólam, während das Volf ſelbſt noch zum größten Theile aus Gößenanbetern befteht. ( Fortſeßung folgt.) 1 Die Ruſſen haben aus dieſem Worte zwei andere gebildet : dshighitowatj dsbigbitowka . Erſteres bedeutet bei den Linienkoraken ebenfaus : mit Gewandtheit ein Pferd tummeln und kriegeriſche Uebungen dabei anſtellen u ., während øtered als Commandowort dient beim Berfolgen des Feindes.

Verlag der 3. G. Gotta' đen Buchhandlung. - Berantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Wibenmann. -

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. .

N ".

124.

24 Mai 1848 .

vocaten, ſchrieben ſelbſt als Miniſter von Zeit zu Zeit in die

Spaniſche Journale.

Postata ; Salamanca, der geweſene Finanzminiſter, hatte am (Nach dem British Quarterly Review .) Spanien war vor einem halben Jahrhundert in einen Fläg. lichen Zuſtand geiſtiger Erniedrigung geſunfen ,

und wenn es

Ende 1845 ein Journal, den Univerſal, gegründet, deſſen Her ausgeber der Miniſter des Innern Escoſura war ; eine andere

Notabilität, Gonzalez Bravo, gab nach einer ziemlich liederlich

auch nicht an einzelnen Männern fehlte , die dieß fühlten , ſo

hingebrachten Jugend ben Quirigay heraus,

fehlte es doch der Maſſe an geiſtiger Regiamfeit. Damals bes ſtand nur Ein Journal, die Gaceta de Madrid. Erſt mit der Epoche der Cortes zeigten ſich einige Symptome der Preßfrei heit, und von 1812 bis 1822 erſchienen mehrere Journale, die jedoch nur auf einige beſchränfte Leſerclaſſen , nicht auf die Maſſe

fich von Scandalen nährte, durch welches er aber Cortes mitglied, Parteihaupt, Miniſter, Conſeilpräſident und Botſchafter

der Nation Einfluß übten . Die im I. 1822 erſtandenen Jour nale gingen nach dem Umſturz von 1823 Durch ein Decret Fers dinands wieder zu Grunde, und erſt nach ſeinem Tode erhoben fich eine Menge Journale, Organe verſchiebener Parteien , die

tägliches Blatt , das in der Nationalbruderei gebrudt wird. Der officielle Theil beginnt mit einem täglichen Bulletin der Geſundheit Ihrer Majeſtät, und da dieſe fich im allgemeinen ſehr wohl befindet, ſo iſt das Bulletin faſt ftereotyp. Hierauf fommen die Regierungsverordnungen, die fremden und die ein heimiſchen Nachrichten und die Debatten der Cortes. Die Gas ceta enthält keine politiſchen Artikel und in der That nichts

mie losgelaſſene Gdyulfnaben fich

mit

mehr Heftigkeit als

Urtheilsfähigfeit an die Arbeit machten. Man braucht nur eine Woche lang ſpaniſche Journale zu leſen , um fid) zu überzeugen,

es

daß dieß Volf ſich noch in ſeiner conſtitutionellen Kindheit bes findet : die wortreichſten und langweiligſten Discuſſionen über die unbedeutendſten Gegenſtände nehmen in den Blättern einen

unmäßigen Raum ein.

Der Zahl nach hat Madrib jept mehr

Tagesjournale wie London und Paris, aber die dreizehn beſtes

in Portugal wurde.

ein Journal das

Das find in Spanien die Ausſichten der

Journaliſten .

Das officielle Journal iſt die Gaceta de Madrid , ein

Driginales

.

Da alle Regierungsbureaur und die öffentlichen

Beamten die Gaceta erhalten, ſo muß die Zahl der Abbrücke bebeutenb ſeyn, läßt ſich aber nicht beſtimmen . Das Eco del Comercio , welches die Grundſäge der Eraltados und Progreſiſtas vertheidigt, und ehemals das große

henden Journale ſegen noch nicht ſo viel Gremplare ab als ein

Organ ber ſpaniſchen Liberalen war , hat ein weit größeres

einziges Londoner Journal ; man fann fich alſo denken , daß der

Format als die Gaceta und 1500 bis 2000 Abonnenten .

Gewinn ſelbſt ber populärften Organe der öffentlichen Meinung nur ſehr gering ſeyn kann , umſo mehr ale bieſe Journale auch

Originalartifel leiden etwas an Bombaft; man findet manchmal

Die

drollige Ausfälle, fie tragen aber immer den Parteiftempel.

nicht die Hülf& quelle der Annoncen haben , womit die ſpaniſchen

Das Glamor Publico iſt ein zweites, im J. 1844 ge

Journale ſehr ſpärlich geſegnet find, denn zehn bis zwölf An

Die Ausbeutung eines Journals als Handeléſpeculation fann

gründete8 progrefitſtiſches Journal, und in einem fräftigeren, minder bombaſtiſchen Styl geſchrieben ; ſeine Artikel zeichnen fich durch eine bei ſpaniſchen Journaliſten feltene Tugend, bie Kürze , aus . Das Feuilleton enthält gewöhnlich die Uebers

alſo in Madrid feinen ſonderlichen Vortheil abwerfen . Herauss geber, Rebacteure und Mitarbeiter find alſo genöthigt Den Lohn

feßung irgend eines Romans von Dumas, Sue, Soulié ober einer andern Pariſer Celebrität. Das Blatt zählt 2500 bis

für ihre Mühe anderswo zu ſuchen , und zwar in den Stellen ,

3000 Abonnenten .

noncen in einem Blatt iſt ſchon eine ſehr große Zahl, ſelbſt bei Der Gaceta, welche die officiellen und juribiſchen Anzeigen hat,

welche fte von den in der Regierung auf einander folgenden

Der Heraldo enthält manchmal gut geſchriebene Artifel.

Parteien erhalten oder zu erhalten hoffen ; viele ſind auch wirf

Ehemale Organ des Herzog8 von Valencia in den 3. 1845 und 1846 , als dieſer Conſeilpräffbent mar , repräſentirt er noch die Anſichten der Moderados und Afranceſados , namentlich aber die perſönlichen Meinungen von Narvaez. In den Jahren 1843

lich auf dieſem Wege zu bedeutenden und einträglichen Stellen gelangt, manche find ſelbſt ins Miniſterium getreten, und die Stellung eines Journaliſten hat daburch ſehr an Anſehen und Achtung gewonnen. Dieß gilt namentlich von der Periode ſeit 1837, benn von dieſer Seit an traten Martinez della Roſa, Lopez, Gonzalez Bravo, Mon, Pidal, Ayllon, Salamanca u.ſ. w. auf den Schauplap, welche alle mehr oder minder das Jour naliſtenhandwerk getrieben hatten . Mon unb Pidal, beide AD

und 1844 batte er 6-7000 Abonnenten , ſeit aber Mon und Pibal bent Faro errichtet haben , fant er auf 4000. Für ein Mabriber

Journal hat er viel Annoncen . Sein Feuilleton ift nur ein ſpaniſcher Wieberabbrud der franzöftſchen, doch hat er manch mal auch Originalartifel und Theaterkritiken.

os

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Der & @ pañol repräſentirt eigentlich gar feine Partei. Der Gründer des Blatte8 , Andres Borrego , Sohn eines ſpas

Aus Apulien. Reiſe von Lecce über Manduria nada Taranto 2c .

niſchen Außgewanderten, wurde in der Schule von St. Cyr ers ( Fortſepung.)

zogen, und danfte die Mittel fich in die Journaliſtenlaufbahn zu werfen , der Gräfin Montijo . Man hatte in Spanien hins fichtlich der materiellen Ausſtattung, der Redaction und der allgemeinen Correſpondenz nod fein fo gut erhaltenes Journal geſehen. Trop bieſer Vorzüge erhielt der Español nie über 2

bis 3000 Abonnenten , weil Borrego perſönlich wenig Vertrauen einflößte, und mit Recht oder Unrecht im Verdacht ſtand, an den Botſchafter einer großen Macht verkauft zu ſeyn. Seitdem hat Borrego das Eigenthum des Journal verkauft, in welchem er nichtsbeſtoweniger fortſchreibt ; indeß iſt der Español viel

30 ſchlief trop der Flöhe vortrefflich und beſtieg frühzeitig die bereitgehaltene Barke.

Das Mare Piccolo bildete den alten

vielbeſuchten Hafen , ießt dient es nur zum Fiſchfang ; es hat einen Umfang von 16 Miglien und iſt durch das Vorgebirge von Penna in zwei ungleiche Hälften getheilt. Im Alterthum führte von Penna aus eine Brücke in die Stadt, nach Pizzone hinüber.

Drei perennirenbe Flübchen : Der Galeſus, Gervaro,

Raſea und der Gießbach Levrano münden ins Mare Piccolo.

Unzählige Quellen ſüßen Waſſers befinden fich auf ſeinem Grunde : fte mildern ben Salzgehalt und locken unzählige Fiſche

ſchlechter als vor zwei Jahren. Bei Gelegenheit der Heurath Montpenſier gab er einige gute Artikel, und man glaubt Bor rego, ein unterrichteter Mann, habe damals ørn. Bulwer bie

Materialien zu den Noten über den Utrechter Vertrag geliefert. Der Erpectabor iſt ein ganz eſparteriſtiſche Blatt, das

Dem reichen Deputirten Cordero gehört, welcher zur Zeit von Esparteros Sturze fich nach Liſſabon flüchten mußte. Seine Redaction bietet nichts beſonderes dar.

Der Caſtellano, von Aniceto Alvarez , Deputirten von Segovia, herausgegeben, nahm im 3. 1846 den Namen el Neu. tral an .

Da er aber fand, daß ſeine Neutralität, die Darin

beſtand jeden Tag in einem andern Sinn zu ſchreiben , ihm nicht ſehr vortheilhaft war , weder als Deputirten noch ale

Journaliſten, ſo hat er den neuen Titel el Popular angenommen ,

aus dem großen Golf herein.

Die Fiſche von Taranto find

allen Feinſchmeckern wohlbekannt und werden wie die Auſtern und Muſcheln ſo weit als möglich verſchickt. Dieſes Meer iſt eins der ruhigſten der Welt, und Schiff brüche auf demſelben ſind gänzlich unbefannt ; iu den Monaten wo der Fiſchfang am ergiebigſten, iſt das Meer von unzähligen Barfen belebt, und Geſang und Heiterkeit ertönt überall. Das Land welches dieſe Bucht umgibt, hebt fich überall amphitheas traliſch, Hügel ſteigen über Hügel empor und bilden einen liebs lichen Kranz idylliſchen Charakters . Klippen und Felſen faft nirgends. Hütten, Landhäuſer, Villen , Gärten , Del- und Dran

genwälder zieren die Höhen und ſenfen ſich bis ins Meer hin unter, ſo daß die Früchte oft aus der Barke zu pflücken ; die ſorgfältigſte Cultur reicht recht eigentlich bis ins Meer hinein. Die Strömung, welche ſehr beſtändig iſt, bright ſich am Vor

und ſpricht nun heftig für Schus der Nationalinduſtrie. Das Drollige an der Sade ift, daß Alvaro, der Hauptrebacteur des Blattes , bei dem Gaſtmahl präftdirte das die Freihandel@männer

gebirge von Penna in den Stunden der Fluth (flusso) welche die Tarentiner Chioma nennen . Die Ebbe (reflusso) heißt Serra,

von Madrið þrn . Cobben gaben . Der Caſtellano hat nie über

vielleicht weil ſte „ ripas terat“ wie Servius ſagt. Nach dieſer

1500 Abonnenten gehabt, und der Neutral und Popular wahr

Ein- und Ausſtrömung richten ſich die Fiſdhe, und am Ponte

ſcheinlich nie über 1000 .

di Napoli ftehenb, ſah ich große Sdyaaren mit der Ebbe auss

Der Univerſal wurde, wie ſchon erwähnt, von Sala manca gegründet , aber mit zu ſchwadem Capital an Geld, Moral und Verſtand ; trop aller anſtrengung ſeines Patrons

brachte er es nie über 2000 Abonnenten , und 1000 mochte Sa lamanca jelbſt noch gratis vertheilen ; für ein ſpaniſches Journal war es indeß gut geſchrieben . Der Correo, ehemale der Tiempo, iſt jeßt das Drgan dieſes Abenteuert, und erhält ſeine Artikel über Börſe und Finanzen , über die Handelsintereſſen und die Vorgänge der Operncouliſſe von ihm. Wahrſcheinlich beträgt die

und mit der Fluth einziehen ; die Fiſcherei wird hier nach ſtren gen Regeln getrieben. Die Pächter des Fiſchfange betrachten bad oben erwähnte Libro roſio (zum Inventarium ber Familie Drſini gehörig) als Baſis ihrer Unternehmungen ; die Laichzeit der Fiſche muß aufs ſtrengſte beobachtet werden. Das Libro roſſo liegt im Archiv der Douane zu Neapel, deren Verwalter bie Fiſch -Decrete erlaſſen .

Vier ruſtige Schiffer erwarteten mich bei Tagebanbruch, Brob , Wein, Del, Salz und Geſchirre behuf& luculliſcher Mahl. zeiten hatte ør. l. mit großer Sorgfalt und Güte beſorgt. Bei ber Douane fuhren wir ab und beſchloſſen das ganze Mare piccolo I

Zahl der Abonnenten feine tauſend, und der Correo iſt alſo eine ſchlechte Speculation.

Nachdem Mon und Pibal fich von Narvaez getrennt hatten,

gründeten ſie den Faro , in welchen fte beibe obwohl ziemlich ſchlecht ſchrieben . Dieſe beiden Erminiſter machten fich fein Ges wiſſen daraus, die Königin auf dem empfindlichſten Punkte ans zugreifen , indem fte über ihre Verhältniſſe zu Serrano bie

ſchimpflichſten Nachrichten in Umlauf ſepten. Der Guia del comercio iſt ein wöchentliches Han delsblatt, das in den ſpaniſchen Häfen ſehr verbreitet iſt, aber dennoch wenig Annoucen enthält. Schließlich erwähnen wir noch ehrenvoll der Opinion , welche häufig den Muth hatte, allen Parteien bie Wahrheit zu ſagen.

zu umfreiſen .

Eine Meerfahrt ſo überaus lieblich und ergos.

licy, baß ich nicht umhin fann ſie mit ihren näheren Umſtän . den zu beſchreiben . Längs der Marina iſt das Meer vol von 1

Pfählen aus Fichtenſtämmen, welche auf den Grund geſpießt und mit Ketten aus Schilfrohr (scirpus romanus) verbunden find : fte find gleichſam die Wiege für die kleinen Cozze nere, (mituli) nachdem dieſe ftoh aus den Eiern entwidelt welche die

Man erfteht aus dieſer Darſtellung , daß ein Journal in Madrib weber große politiſche Parteien wie in Paris, noch wie

Muttermuſcheln in den Sand ablegten. Im October werden die Pfähle gepflanzt, im April verpflanzt, nachdem man die kleinen Cozze ſorgfältig abgelöst und an andere Pläße gebracht, wo fie größer und fetter und zum Verſchlucken wohlídmecender wers den. Die Muſchelfiſcher nennen fich Cozzaruli. Die Ricci (echini), auch Caſtagnoli genannt, werden ebenſo erzogen : fte bilden bes

in England reiche Capitaliſten repräſentirt, und daß ſeine ma teriellen, moraliſchen und intellectuellen Hülfemittel gar keinen Vergleich mit den erſtern zulaſſen.

4, 34.

Pectinibus patulis jactat se molle Tarentum , ſagt Horat. Sat. 2,

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das Auge ; der Strand war mit duftenden Blumen wie überſäet.

fonders im Januar unb Februar, wo ſie voll laid unb Gier find, einen Lederbiffen . Wir fuhren, von allem Proben zum Frühſtück mitnehmend, an der Stadt und dem Foſſo, welcher Das heutige Saranto vom Continent ſcheidet, vorüber. Hier bes findet fich der Hauptfiſchfang der Sauri , Mormili und Aurate, welche mein Wirth mir für den Abend verſprochen hatte. Die

häufig die mobernen Tarantiner, und ergößen fich an dem Fang der Calamaji mit eigenthümlichen Cylindern, welche Hafen ent

die genannten Fiſche hier ſtationirten Fiſdher heißen Foſſaruli; piccolo eingelaufen , werden mit

gie Halten, woran man kleine Fiſche (tammarelle) befeſtigt,die del fuſo . Da

welche mit der Fluth ins Mare einem Nege abgefangen, wenn ſie mit der Ebbe wieder in den

In der Nähe erhebt fich der kleine Hügel, von welchem Hannibal das Feuerzeichen der tarentiniſchen Verſchwornen erwartete, wels

che ihm die Stadtthore öffnen ſollten .

Hierher luſtwallfahrten

rig verſchluckt werden ; das nennt man die Peſca mo bas Flübchen Raſea nach kurzem Laufe fich in unſeren Meer

Golf zurücfehren wollen. Man rücft allmählich die Neße nåber

buſen ergießt, hatten wir die öſtlichſte Gränze erreicht und ſteuer

an einander, ſpießt ſie mit Lanzen oder fängt ſie mit den HänWeiter hinaus erblickten wir am Ufer des alten Tarentum unter den Gärten der Alfan-

ten nun in nördlicher Richtung weiter ; die Sonne fing jeßt an brüdenb zu werden, aber theils die veränderte Richtung, theils das Leinenverded , welches die Schiffer über die Barfe ſpannten An der Mündung des milderte die Wirkung ihrer Strahlen.

teriner - Mönche große Maſſen von Muſchelſcherben, baber der

Raſea wird nicht allein auf Aurate, ſondern auch auf Enten,

Name monte dei coccioli. Unſere Fiſcher belehrten uns auf ſehr faßliche Weiſe über die Fiſcherei alla sciabica und allo sciabi-

Gänſe und andere Sumpf- und Waſſervögel Jagd gemacht, wie

den, ſobald man ſie lebend aufbewahren will; ein ſolches Aufbewahrungenes heißt impetratura .

chiello , wo größere oder kleinere Nege ans Land oder in die Barfen gezogen werden ; die Verpachtung des M. piccolo geſchieht immer auf fünf Jahre, das legte Jahr heißt Mare ſalvo : bann

iſt der Fiſchfang ſehr beſchränft, damit der neue Pächter das Meer voll finde . Bei den ſogenannten Sciaje fommen beſonders die Delicaten Gozze peloſe vor, welche ich nebſt den hier befindlichen Auſtern allen empfehle, die gleich mir auf Leckerbiſſen 3ago Der Meerboden lag hier voll von Scherben antifer machen .

Gefäße : ich ließ mehrere emporholen und war erſtaunt noch Spu-

ren früherer färbung zu finden ; vermuthlich waren hier die

Denn überhaupt in Saranto an Wildpret Ueberfluß herrſchen

ſoll. Zwiſchen Raſea und Diulo wird überall Baumwolle ge baut (gossypium erbaceum) , ein alter Culturzweig Taranto's. Diulo, ein lieblicher Hügel, iſt mit vielen Grotten verſehen, und ſoll im Alterthum ein Luſtort und Hauptweinkeller der Taran tiner geweſen ſeyn ; die Güte der Tarantiner Weine rühmten vor mir ſchon Athenäus, Plinius, Martial und Qoraz. Statius in ſeinen „ Wäldern“ preigt die Weine des Galeſus, auch Silius

Italicus , und was würde man noch immer aus der Weinen Taranto's machen können, wenn man ſte kunſtgerecht behandeln wollte ? Bei Gervaro ſoll Diana einen Tempel gehabt haben, bei

Villa Santalucia, wo die Condylien Jelline und Donaci gefun-

Levrano Bacchus (Liber) . Hier hatte Thomas von Aquino ein Landhaus, wo er die Gegend beſang . Die hieſigen Fiſcher fan

den werden , und wo Ada Vrancuzza, d . 5. mit einer hanbartig

gen hauptſächlich Aale, welche klein , dick und ſehr wohlſchme

geformten Gabel geſpießt und gefiſcht wird ; wir erbeuteten hier eine Linguattola. Der Fiſchfang der Sepien iſt höchſt eigenthümlich : man muß ſehr wohl Männchen und Weibchen zu unterſcheiten wiſſen und das Weibchen zuerſt harpuniren , wo das Männchen die Stelle nicht verläßt ; macht man es umgekehrt, ſo ſprißt das Weibchen den Saft fort (melaena ), trübt das Waſſer und verbirgt fich ; die obenerwähnte Sepienjagd mit

dend find: ſie haben einen kleinen Kopf, find auf dem Rücken ſchwarz und unten weiß , für ein paar Gran fauften wir meh rere und ſteuerten dann nad 4ſtündiger Fahrt auf das föſtlide Vorgebirge Penna los, wo wir das geſammelte Frühſtüd ver

Töpferwerkſtätten .

Etwas weiter hinaus liegt die obenerwähnte

zehren und ausruhen wollten .

Wir fanden ein ſchattige Play

chen , duftende Blumen und föſtliche Ausſicht auf den zweige

Bei der Stelle Pizzone befand fich wie man mehrfach behauptet hat, die alte Brüde, welche nach Oria und Brinbift führte ; ich konnte feine Spuren von ihr weber hier und in Penna , noch auf dem Meeresgrunde zwiſchen beiden Vors ſprüngen entdecken . Bei Pieſchi endigte das alte Jarentum , die

theilten Meerbuſen und die Stadt Taranto . Ein Tiſchtuch wurde ausgebreitet, Muſcheln , Auſtern, Calamaji und dinus machten ben Anfang, dann famen ölgeſottene Linguatole, ale, Sauri und Mormili, dann ein delicater Fiſchſalat mit Kapern, Peter ſilie, Eiern und Gurken, dann wieder Auſtern und Cozze nere und Peloſe, der Becher freiðte und die größte Heiterkeit belebte uns alle ; zuleßt ſangen unb tanzten die Schiffer, und ein paar

Murveta erfirect fich von hier nach Montegranaro . Bei Pieſchi

Fiſchermädchen eilten herbei und nahmen den lebhafteſten Ane

blüht die Aufternfiſcherei, und unſere Fiſcher waren eifrig bes müht uns über beren Fang vermittelft eines halbcirkelförmigen ſcharfen Eiſene, woran ein Sad befeſtigt, anſchauliche Begriffe

theil. Auf ſo claffiſchem Boden, nach dem Beiſpiele des Horaz und Virgil, durfte mit Fug und Recht ein kleines Bacchanal ge

Spiegeln während der Nacht heißt Alla Secciaruola .

zu verſchaffen.

Man ſchleift, die Barken raſch vorwärts rubernb,

feiert werden. ( Fortſeßung folgt. )

mit dieſem Eiſen den Meergrund, wo dann die Auſtern und die Micignate im Sad aufgefangen werden. Die Auſtern find vom

Die Völker zwiſchen dem Kuban und dem ſchwarzen Meere

25 Nov. bie Dſtern vorzüglich, die Tarantiner nennen fte dann Incorallate; auch die Spandili und die Purpurſchnecken werden ſo gefiſcht, obſchon man eben ſo häufig die Miervuli, ein eigen thümliche, membranöſe8 cellenartiges Product ber Murici bes

oder die Abchaſiſchen und Tſcherkeſiſchen Stämme.

nüşt; man bindet dieſe an Stride und wirft fte mit daran be

(Fortſeßung.)

Die Adighé oder die eigentlichen Tſcherkeſſcn . Das ureinſäſſige Volt der Abighé , deſſen einzelne Zweige irir idon dem Namen nach fennen gelernt haben , nimmt durd ſeinen ritterlichen

feſtigtem Stein ins Waſſer. Mehrere Teſtaceen legen ihre Eier

Sinn , durch die patriarchaliſche Ginfachheit ſeiner Sitten , durch die

in dieß weſpencellenartige Gewebe und werden ſo mit ihrer Brut

Schönheit ſeiner Körperformen, unter allen freien Völfern des Rautaſus

gefangen. Schon Ariſtoteles und Plinius fannten die Miervuli. Bei Mancaneccchia wird das Ufer ſehr lieblich, Wein- und Dels gärten laufen ans Meer hinunter, und ſchattige Grün erquidt

unftreitig den erſten Rang ein.

3ndem wir das Volk ein ureinſäſſiges nennen , bekennen wir uns zu der Anficht derer, welche annehmen, daß die Adighé, ſo weit die Geſchichte

noso

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hinaufreicht, immer dieſelben Wohnpläße, wo wir fie heute nodi finden, inne gehabt haben. Es ſind dieſelben, welche bei den Byzantinern unter den Namen der Zicchen , Zycchi und Zecchen vorkommen . Der dem bes treffenden Volfe ſelbſt unbefannte Name Tſcherfeß oder Girkaſſier ift neuern Urſprungs, und wird von einigen, nach Klaproth, von dem tűrs

fiſden Worte Tſcherfaß ( Wegabſchneider) und von andern nach Sen fowoli , von dem neuperſiſchen Worte Sſerfeld (Räuber , Anführer) abgeleitet. Unſeres Wiſſens iſt Chalcocondylas der erſte, welcher der Tſcherkeſſen unter einem ähnlich flingenden Namen ( Tbáoxaooi) & r wähnung thut.

Ohne die vorhandenen Vermuthungen über die Abſtammung des Namens Tiderfeß durch neue zu vermehren, und ohne die größtentheils fabelhaften Berichte, welche die Reiſenden früherer Jahrhunderte über das Volf der Adighé hinterlaſſen haben , zu wiederholen , werden wir

gleich in medias res ſpringen und verſuchen , die Tſcherkeſſen zu ſchil: dern , wie ſie die Gegenwart und zeigt. Die Religion dieſes Volfes iſt, wie die der Abchaſen , ein Gemiſch von Chriſtenthum , Jelam und Heidenthum. Das Chriſtenthum , wovon heute nur noch wenige Spuren unter den Adighé zu finden ſind, wurde hier ſchon im fünften Jahrhunderte eingeführt , und blieb mit kurzen Unterbrechungen die herrſchende , D. h . die von den Fürſten und Edlen

befannte Religion dieſer länder, bis zum Auftreten des berühmten Scheich Manſur, welder in der legten Hälfte des vorigen Jahrhunderts im Rau : faſus eine ähnliche Nolle ſpielte, wie in unſern Tagen der geniale Less ghierhäuptling Schamyl im Dagheſtan.

Scheich -Manſurs geſchieht in den Annalen des Raufaſus zum erſten: male Erwähnung im Jahre 1785. Dieſer fanatiſche Apoſtel, deſſen Name

noch heute bei allen islamitiſchen Völkern vom ſchwarzen bis zum faſpi ſchen Meere in geheiligtem Andenfen ſteht, war gaben

nach ruſſiſchen Ans

ein von den Türfen befoldeter und mit unumſchränfter Voll

macht verſehener Emiſſár, berufen die Lehre Mohammed's im Raukaſus

zu predigen und die Bergvölfer gegen die andereglaubenden Nuſſen auf:

soon

3m Jahre 1791 wurde der friegeriſche Prophet bei der Erftürmung der Feſtung Anapa von den Rufſen gefangen genommen und ſtarb bald barauf elendiglich im Gefängnifie auf der Inſel Sfolowesfoy. 2 Seit Scheich-Manſur befennen fich die Fürſten und Edlen der Tſcherkeſſen fall ſåmmtlich zum Jelam und gehören der Sefte der Sunniten an, während

die größere Maſſe des Volfes der Verehrung ſeiner alten Götter treu geblieben iſt. Die vornehmſten dieſer Gottheiten find : 1) Sdiblé, der Gott des Donners, des Krieges und der Gerechtig feit. Zu ihm beten die waffentragenden Männer , the fie zur Schlacht

ziehen ; ihm opfern ſie die beſten Schafe der Heerde, wenn der Ausgang des Treffens ein günſtiger geweſen. Gin vor dem Gefechte ausbrechen : des Gewitter gilt als Zeichen guter Vorbedeutung ; der Baum, in wela chen der Bliß einſchlägt, gilt für heilig – unter ſeinen Zweigen findet

der größte Verbrecher eine fichere Zufluchteftätte. In gleichem Sinne wird ein vom Bliß erſchlagener Menſch für heilig gehalten und mit außergewöhnlichen Ghren zur Erbe beſtattet. 2) Tlepe, der Gott des Feuers. Die Verehrung dieſer Gottheit ift

gleichſam ein verſtümmeltes Bruchſtück des Feuerdienſtes der Guebern, wovon noch verſchiedene Spuren unter den im Hochgebirge hauſenden Stämmen übrig geblieben ſind. 3) Sſeoßéres (Seozero8) , der Gott des Waſſers und der Winde.

Jhm gehorchen das Meer und die Wolfen. Er läßt die Lawinen von den eiserſtarrten Ruppen rollen und Quellen aus der Bruſt der Berge ſpringen . Der Ackersmann, der den Gott um Regen bittet , gießt ein Trinkopfer auf das verdorrende Feld ; die Braut deren Geliebter , die Frau deren Gatte, die Mutter deren Sohn auf dem Meere weilt, ver: trauen ihre Opfer einem dem Meere zuftrömenden Fluſſe an , deſſen Wellen die heilige Botſchaft freudig weiter tragen bis zu dem in der Tiefe thronenden Gotte, der ſeine Antwort durch das Sauſen der Winde oder durch das Ziehen der Wolfen fund gibt. 4) Sefutcha , der Gott der Reiſenden , waltet über die Wanderer

und beſonders über ſolche, welche ſich auf einer fronimen Pilgerfahrt befinden. Gr belohnt die Gaſtfreundſchaft mit Segen unb Gedeihen in

zuwiegeln. Statt die fabelhaften und verworrenen Geſchichten nachzu.

allen Häuſern , wo ſie gern und uneigennüßig vollzogen wird .

erzählen , welche über das Leben und die Thaten Scheich Manſur's im Umlauf find, theilen wir in freier Nachbildung ein auf dieſen Partei: führer Bezug habended Ghaſel mit, welches wir einem uns befreundeten Effendi aus Schirwan zu verdanken haben :

Anfunft und der Abreiſe eines Gaſtes bringt der Hausherr dem Gotte

1

Bei der

der Reiſenden ein Trinfopfer.

5) Mefitcha, der Gott der Wälder, hat ſeine Verehrung im Schatten ſeiner eigenen Haine, wo auch allen übrigen Gottheiten beſondere Pläße geweiht ſind, welde, ſo weit das Laubwert der erfornen Bäume reicht, eben ſo heilig gehalten werden und dem Verbrecher ein eben ſo ſicheres

„ Scheich-Manſur, den ſtarfen Held des Glaubens , Singt mein Lied , das ſeinem Ruhm geweihte, Ihu , den Såmann auf dem Feld des Glaubens , Fledenlos im Wandel , ftark im Streite ! Allem Volk bahnt er den Pfad des Glaubens Der Adighé , Dagheflan's und Schirwan's ; Seine Zunge ſtreut die Saat des Glaubens

den ; hier verſammeln fie fich, ehe ſie zur Schlacht ziehen u. ſ. w. Ueber die Regierung und Gerechtigfeitspflege der Bergvölker iſt es

Und ſein Blick erhellt die Nacht des Jrrwahns ;

fdwer etwas Beſtimmtes zu ſagen, da hier in Grmanglung geſchriebener

-

Seine Worte ſind der Rath des Glaubens Des alleinig heiligen und wahren Und ſein Schwert zeigt uns die That des Glaubens . Rettet ung von Drangſal und Gefahren . Alles idhaart fich um den Held des Glaubens , Jin Triumph von Land zu Lande zieht er, Düngt mit Blut das heilge Feld des Glaubens , Mit dem Sündenblut der Moskowiter !

Ihre Brut tilgt der Prophet des Glaubens, Und die Gläubigen führt er zum Siege Von Chaſaris Meere 1 weht des Glaubens

Banner bis zum lande der Adighe :

Drum zum Ruhm dem ſtarken Held des Glaubens, Scheich:Manſur, vom Volfe der Demanen, Sang dieß Lied ein Sproß vom Feld des Glaubens, Kuli: Chan , vom Stamm der Arafanen."

Aſyl bieten, wie einſt die Tempel der Griechen und Römer.

Unter den

heiligen Gichen des Waldes figen die Alten zu Gericht, wenn über wichs

tige Fälle entſchieden wird ; hier berathen ſie ſich über Krieg und Fries

Geſeße alles größteutheils nad altherfömmlichem Brauch geregelt wird,

wo fich denn in jedem Stamme mehr oder minder große Verſchieden heiten zeigen .

Bei den Stammen , wo der folam die vorherrſchende Religion ift,

flüßt ſich die Rechtspflege hauptſächlich auf den Koran, wird aber überall durch örtliche und herfömmliche Verhältniſſe modificirt. In einigen Stämmen fißen bloß die Aelteſten und Ehrwürdigſten des Auls zu Gericht, und ihrem Urtheile unterwirft fich jeder ohne Murren. Das monarchiſche Princip , wie es früher bei den meiſten Völkern

des Kaukaſus herrſchend geweſen , iſt den Tſcherkeſſen von jeher fremd wovon das Leben in und verhaßt geblieben . Das Familienleben Stämmen nur eine vergrößerte Fortſeßung, ein erweiterter Begriff ift – hat ſich durdy Ilmſtände und Bedürfniſſe im Laufe der Zeit zu einem eigenthümligen Feubalſyſtem ausgebildet , welches lediglich durch die

Idee der Gegenſeitigkeit , die Trägerin aller menſchlichen Gerechtigkeit und Ordnung , aufrecht erhalten wird. !

( Fortſeßung folgt.) * Ein ruſſiſches Wort ; tönnte etwa überſebt werden : Nachtigalleninſel. 1 Das taipiſde Meer.

Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung.

Verantwortlicher Nedacteur Dr. GD. Widenmann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. Nከ ". 125.. Die engliſchen Eiſenbahnen. Die Noth iſt noch keineswegs zu Ende, fie ſcheint vielmehr zu wachſen : in den Monaten Januar uub Februar dieſes Jahres betrugen die Einzahlungen über 6 , Mill. Pfb. St. , im März und April ſtockten fie plößlid ), wahrſcheinlich weil man bei der Stocfung, die durch die Erſchütterung des europäiſchen Kredite

veranlaßt war, feine Einzahlungen zu fordern wagte, im Mai haben ſie auf neue mit mehr als 2,6 Mill. wieder begonnen, ſo daß man alſo wenigſtens 9 Mill. bis Ende Mai's annehmen kann . Man hätte glauben ſollen , das Hinſtrömen von Geld nach dem ſichern England, ein Finſtrömen , das fich deutlich aus Dem vergleichungsweiſe höchſt günſtigen Stand der Fonds ergab, hätte die Einzahlungen weſentlich erleichtern ſollen , dem ſcheint aber nicht alſo zu ſeyn , denn die Forderungen machen ſich auf allen

Seiten, namentlich in Schottland geltend, daß die Regierung den Compagnien durch Schapfammerſcheine oder durch zinſentragende

Fünfpfundnoten zu Hülfe fommen ſolle. Dieß iſt ein deutlicher Beweis, daß die Compagnien , wenigſtens ein nicht unbedeutender Theil derſelben , nicht mehr mit eigenen Kräften vorwärts zu kommen hoffen, und den Kredit der Regierung ſuchen . Kann die Regierung auf die Begehren eingeben ? Wir zweifeln . An

dem Barometer des Gelbmarfts, den Befanntmachungen der Bank, zeigt ſich ein, wenn auch erſt in der Ferne, ſturmdrohen der Punft. Nach der tiefen Ebbe, zu welcher der Goldüberfluß der engliſchen Bank im October vorigen Jahre herabgeſunken

25 Mai 1848.

gierung ſoll nun dieß Riftfo übernehmen und zu dem Ende, da fie fein baares Geld dazu hat, Papiergeld ausgeben . Das iſt der einfache Punft um den eß fich handelt, und ſtellt man

die Frage ſo, dann wird die Regierung keineswegs geneigt ſeyn auf das Anfinnen einzugeben. Die Art, wie die Eiſenbahncompagnien die Forderung ges

ſtellt haben, zeigt deutlich, daß ihnen das Waſſer an den Halo geht, und dieß ergibt fich auch aus dem Umſtande , daß fte im

März und April feine großen Einzahlungen forderten ; ba aber der Bau fortgehen muß, wenn nicht ungeheure Summen in den unausgebauten Bahnen tobt Daliegen ſollen , ſo werden die größten

Anſtrengungen gemacht um Gelb herbeizuſchaffen. Eine mächtige Urſache muß ihre gewaltigen Folgen nothwendig entwickeln , ſo auch hier : man hat den Eiſenbahnbau übertrieben , und leidet ießt an den Folgen . Wir wollen die Wirkungen der franzöft idhen Revolution auf den Gredit, namentlich in Frankreich ſelbſt, nicht im mindeſten zu gering anſchlagen, aber man muß auf der andern Seite auch zugeben, daß der halbe Ruin der Cijena

bahncompagnien ſdon vor der Revolution da war , und daß dieſe nur das Geſchwür vorzeitig aufriß. Auch in Eng land wird das geſchehen , was man ſchon ſeit mehr als zwei Jahren vorausſagte, der Eiſenbahnbau muß theilweiſe wenig ſteng ing Stocken gerathen, wird aber vorher noch, ehe es zu dieſem Aeußerſten kommt, die Hanbel8welt noch einmal in Ver legenheit ſepen, namentlich wenn es ſich bewährt, was man jept fürchtet, daß die Ernte faum mittelmäßig ausfallen Dürfte.

war, hat fich das Beſtreben gezeigt, die Koffer der Bank um jeden Preis wieder zu füllen ; die erſten drei Monate des Fahrs haben auch den Erwartungen möglichſt entſprochen , Denn

Aus Apulien .

am 1 April waren wieber 15,210,856 Pfb. in der Bank aufs gebäuft, obwohl auch hier ſchon mit einem bemerkenówerthen Unſtande, indem das Silber, welches geſeblich ein Fünftel des Goldes ſein darf, nur ein Siebentel betrug. In den nächſten fünf Wochen ſanf der Geldvorrath um nahezu dritthalb Millio nen, und da der Zufluß von Gold , namentlidh von Rußland aus, jeßt aufhört, ſo iſt zu erwarten , daß das Sinken des Baarwerthes fortdauern wird. Die Regierung iſt alſo burch ben officiellen Stand des Geldmarktes aufgefordert nicht auf das Anfinnen der Compagnien einzugeben. Was die Compag nien eigentlich wollen, oder richtiger geſagt, vorausſehen daß es kommen muß, wenn man auf ihr Verlangen eingeht, iſt die

Reiſe von Lecce über Manduria nach Taranto 2c. ( Fortſepung .)

Ueber die Herkunft des Namens Penna iſt viel geſtritten worden , einige meinen es habe hier eine Turris Pönorum gea ſtanden , andere reden von einem Tempel des Pan . Nach dem Schmauſe zogen wir über Malvaſeda, unſeren Durft durch köfts liches friſches Waſſer löſchend, um den nörblichen Theil des Golfs

zu Fuß nach der berühmten Galeſus - Quelle. einem überaus lieblichen,

In Malvajeba ,

mit Kanälen perennirenden Waſſers

durchfurchten und mit Drangen, Mandeln, Dleander und Myrs then reich bepflanzten Grbenwinkel, ſollen die Wollenfabriken der Jarentiner geweſen ſein ; auch hierher werden häufig Luftauss

Ausgabe eines Zinſentragenden Papiergeldes , und dieſem Ver

flüge gemacht, und nach bein Fiſche und Auſternmahle wird die

langen wird fich die Regierung durchaus miberſegen. Die Com

Pizzica getanzt.

pagnien finden nicht mehr hinreichend Gelb auf dem Gelbmarkt,

genannt,

d. h. die Capitaliſten finden das Riftfo zu groß, und die Re

digte (spupurare), ift von Obrigkeit8wegen verboten. Malyaſeba

Ein ſehr leidenſchaftlicher Tanz , Tarantolata

welcher mit einem gemeinſchaftlichen Wafferbabe en

498

ron

gegenüber befindet ſich im Meere eine ſtarke Quelle ſüßen Waſı | welche zum Spinnen brauchbar. Die beſte Sorte hat eine gold ſers, 1 Citrello genannt, welde mit dem Geräuſch von fochen-

bronzeglänzende Farbe ; ein Pfund foſtet 2 Ducati. Die Mu

dem Waſſer zur Oberfläche dringt.

ſchel wird mit einem Eiſen , Pernueteco, genannt, gericht, iſt gutſchmecend, liefert Perlmutter und enthält ab und zu Perlen , welche zu Schmuckgegenſtänden verwendet werden . Den Naus

Hier iſt der Fiſchfang be-

ſonders reich, auch die Cozze nere find hier am wohlſchmeckendften ;

es würde zu weit führen alle Arten des Fiſchfangs auf-

zuführen . Die Freunde des Fiſchens mögen nach Taranto wandern : es iſt die hohe Schule der Fiſcherei und mit unglaublicher Kunſt und Gewandtheit lehren und wirken die Profeſſoren . Das dritte hier einmündende perennirende Flübchen iſt Der Galeſus, welchem die Parthenier ben heimathlidhen Nas

men Gurotas geben wollten . Virgil unb Horaz, Martial und

tilus (Argonauta Argo) will man oft in dieſen Gewäſſern um

herſegeln geſehen haben . Ganz in der Nähe dieſes Vorgebirgs fließt ein Bächlein, Tara mit Namen, ins Meer ; ſeine Ufer find mit Gärten geziert, welche coloſſale fürbisartige Waſſermelonen erzeugen .

Die beiden Inſeln S. Pietro und S. Paolo heißen bei den Alten Choerades unb waren beide bewohnt. Die erſtere iſt

Properz feiern ſeinen Namen ; Strabo und Plinius rühmen ſeine klaren , reinen Fluthen für den Gebrauch der Wollenwäſche , ebenſo Varro und Columella. Legterer verfügte fich

bebaut, die zweite hat eine Batterie von Sanonen . Auch hier

nad Taranto , um hier die Agricultur zu ſtudiren , wie Virs gil es gethan , um hier ſeine Eflogen zu ſchreiben . Heuzutage iſt die Tarentiner Schafwolle nicht ausgezeichnet. Die Ricotte und Cacioricotte ( Käſegerichte) Dagegen machen der Schafzucht

gegenüberliegende Vorgebirge San Vito iſt ebenfalls ſehr gut angebaut ; Thymus und Lentiſcus wachſen am Ufer. Ein klei

noch immer Ehre.

Der Lauf des Galeſus iſt ſehr kurz ; Binſen,

wimmelt eß von Fiſchen, aber auch Schwämme und Korallen kommen vor und werden eifrig und funſtgerecht gefiſcht. Das

ner Leuchtturm

füßt

die Schiffenben vor Untiefen

und

Klippen .

Solingpflanzen und Blumen verſtecken ihn faſt gänzlich ; an

Ich fönnte noch langes und Breites über den Fang der

der Quelle iſt fein Waſſer flar, blau und durchſichtig, wie an

Gefali, der Polipi, Gernie, Gobbioni, Granchi, Crivajuoli sc.

der Cyanenquelle bei Syracus . Von dieſer Quelle aus ſollen die alten Japygen eine Mauer bis ans abriatiſche Meer geführt

mittheilen , doch id) fürchte faſt mich ſchon zu lange bei dieſem

haben. An den Fornaci vorüber, mo Töpferfabrifen find unb die wohlichmeckenbe Pholar Dactylus (Imbrice) gefangen wird ,

ſeyn wünſcht, der leſe die Fiſchzüge und Fiſchwerfe von Bonas ventura Morrone, Giannettaſio's Halieutica, Thomas von Aquino

Shema aufgehalten zu haben .

, beund Gagliardo.

fehrten wir zum Ponte di Napoli zurüd , hochbeglücft über den genußreichen Morgen .

Hier zeigte man und an den Brüdens

pfeilern die Cozze nere di Parete, welche die feiteſten find, und belehrte uns die Art Ada Guadala und Al Roſacchio zu fiſchen ,

Wer gründlicher unterrichtet zu

Wir nahmen den Rücweg über die ſogenann

ten Archi, 203 Bögen, welche im 9. 1543 erbaut wurden und die Stadt mit Waſſer verſehen. Von dem hier gelegenen Hü

Iriglien u . 1. w . gefangen werden.

gel gefiel mir die Ausſicht am beſten , obichon die Gegend lange nicht ſchön genug iſt, um mit Horaz ausrufen zu fönnen . Iste terrarum mihi praeter omnes angulus ridet! Das alte Tas

Wir hatten acht Stunden auf den beſdriebenen Ausflug verwendet ; es war 2 Uhr Mittag und um neuen Appetit zum Abendeſſen zu erwerben , beſchloſſen wir den Spaziergang nach

rentum wurde von der Stadt Saturum aus durch einen Aqua duct mit Waſſer verſehen und beſaß außerdem aus uralter Zeit eine Menge von Brunnen und Ounicoli. Die Waſſerleitung

womit die Cicinielli, die Aale, Krebſe, Sarbellen , Gronghi,

dem Cap Nininiello, welches mit den Inſeln San Pietro und San Paolo, ſo wie mit dem gegenüberliegenden Capo Sanvito, im Gegenſaß zum Mare Piccolo das Mare Grande bildet. Auf mäßig erhöhtem ufer ziebt fich burd ) alten Delwald , an ſchattigen Agrumigärten vorüber der Pfad auf die äußerſte Spiße mit ihrem Wartthurme. Hier überblidt man den ganzen Golf, bas ſumpſige Pfer Dee Brabano unb Baſento und die in ſtolzen Formen emporragenden Gebirge des Bafilifate und Kalabriens .

Ueberall an dieſem Vorgebirge wird die Piñas

muſchel gefiſcht, von welcher es zwei Arten (Rudis und Nobilis ) gibt. Dieſe Muſdel beſigt ein Dunfelbraune8, wolliges flodige Geſpinnſt, womit es ſich an den Meerboden ſo wie an den Ganb feſtipinnt . Schon die Alten benußten dieſe Maſſe zum

Spinnen und nannten fie Fiſchwolle oder Goldwolle. Pollur beſchreibt Gewänder von Tänzerinnen und andern Perſonen, welche überaus foftbar waren , Den Namen Tarantinidie führten und vielleicht aus der Lanapinna verfertigt wurden. Noch heute dient dieſelbe als Handelsartikel . Ich ſah im Hauſe des Canos

des Triglio ſoll ſehr ſebenówerth ſeyn : das Waſſer kommt keis neſwegs aus einer Quelle, ſondern tröpfelt durch die Wände und Mauern der Cunicole durch , deren die Alten daher eine große Menge freuz und quer erbauten , um das überall aufges

fangene Waſſer zuleßt in einen Haupicanal zu leiten und ſo ans Licht zu fördern . Dieſe Waſſergänge find 8 Palmen hoch body, 2 Palmen breit und überall mit Stalaftiten au&gefüllt . Ueber das Alter dieſer berühmten, merkwürdigen Waſſerleitung wird fortbauernd geſtritten . Vor allen übrigen Städten Apuliens iſt Taranto mit ſeinem Ueberfluß an gutem Trinkwaſſer glüd lich daran . Nach dem Punkte , wo die alte Stadt Saturum gelegen,

fam ich nicht. Horaz und Virgil gedenfen ihrer , eß iſt aber feine Spur derſelben mehr vorhanden ; Gluverius ſept fie fieben

Miglien öſtlich von Taranto , da wo jeßt die Familie Galeota einen ſchönen Garten angelegt hat. In der Nähe hatte Foraz feinen Weinfeller, und noch jeßt wächst hier ein feuriger , aber ſchwerer Wein.

Die Dliven dieſer Gegend, welche ſchon bei den

nicus Ceci Müßen, Handſchuhe, Strümpfe, Binden u. dgl. auß dieſer Wolle gefertigt, und man bot mir freilich zu ſehr

Alten denen von Venafro gleichgeſchäßt und von Cato und Theophraſt gerühmt wurden, zeidynen ſich durc; Größe, Dels

bobem Preiſe - Dieſe Gegenſtände zum Kauf an.

gehalt und Weidheit Des Fleiſches aus.

Curioſitätenſammler bin , faufte ich nichts.

Da ich fein

Die Wolle muß

ſorgfältig gewaſchen , mit Diſteln gefragt, gefämmt ind gereinigt werden ; 12 Unzen geſammelter Wolle werfen nur 3 Unzen ab,

Sie werden weit und

breit verſchidt. Vom Canonicus Ceci erhielt ich ſtatt des verſprochenen

Conchylienverzeichniſſe eine Liſte aller alten und neuen Taran tiner Berühmtheiten – ſo — jo will es die vaterſtäbtiſche Eitelfeit -

· Man nennt dieſe Quelle auch Occhio del mare.

zum Geſchenk.

3ch nenne daraus die Philoſophen Archytas,

499 Ardhippus, lyfte , Nicomadyus, Glinias, Heraclibe8 2c.; die Aerzte 3euris , Apodobor, Heraclibes, Angelus Cato, N. Vas lentino und G. Thomai ; die Dichter Scinna, Rhynton, Apols lobor, Leonidas, Alerie , Hegefippus, Tragi &cue, Bonaventura

Morrone, Thomas von Aquino, de Vincentiis , B. Mancini, Carducci und viele andere .

In der Kriegefunft zeichneten fich

gosons

Lage der Stabt Metapont führen könnten , worüber noch immer viel gefabelt wird . Zahlreiche hier gefundene metapontiniſche Münzen man brachte mir dergleichen an Drt und Stelle mit der Aehre , dem Pflug, der Cere mit dem Aehrenfranze sc.

machen die Lage bei Torre a Mare (eine halbe Stnnde vom Ausfluß de Brabanud) nach der Richtung von Taranto zu Nachgrabungen find hier lange nicht ges

folgende Larentiner aus : Archibamus, Democrates, Mneftheus,

ſehr wahrſcheinlich.

Attilius , Nicocles , mehrere aus dem Geſchlecht Aquino und Carbucci. In der Muſif: Heraclitus, Ariſtorenus, G. Paiffello. Aug dem Gebiete der übrigen ſchönen Künſte, der Sculptur,

macht : eine Geſellſchaft Engländer wollte dieſen Winter unter Keppel- Cravens Leitung hier ſo wie in Heraclea, Siris , Croton archäologiſche Unterſuchungen anſtellen , wurde aber durch den politiſchen Umſchwung aller Verhältniſſe daran gehindert. Ver gleicht man die Tempellage mit derjenigen von Paeſtum, nimmt

der Gymnaſtik, ber Geſchichte, der Beredſamkeit 'fönnten noch viele namhaft gemacht werben.

/

man die auffallenden Bodenerhöhungen im Gebiet von Torre

Nachdem ich meinen Befannten bereite Lebewohl geſagt und ſchon im Begriff ftant nad Maijafra weiter zu fahren, verlodte mich der Dſtwind, welchen die treuherzigen Fiſcher für anhaltend und günſtig zur fins und Herfahrt nach Metapont

Mare und S. Salvatore, den Fund deß Straßenüberreſtes hinzu, ſo iſt bei einem gewiſſen archäologiſchen Inſtinct, die Auffindung der alten Stadtüberreſte lange nicht ſo ſchwer mie

erklärten , zu einem Abſtecher dahin .

man Denft.

68 wurde ein Segelboot

in Stand geſeßt, und nach Beendigung eines abermals ſehr lufulliſchen Abendeſſens beſtieg ich um Mitternacht die Barfe, hüllte mich in einige wollene Deden und wurde gegen 4 Uhr Morgens aus meinem Schlummer gewecft.

Als ich die Augen

öffnete, befand ich mich an der ſumpfigen Küſte izwiſchen dem

( Fortſeßung folgt.)

Die Völker zwiſchen dem Kuban und dem ſchwarzen Meere

oder die Abchaſiſchen und Tlcherkeſiſchen Stämme.

Bradano unb Baſento, und vom ſchönſten Morgenſchimmer bes

( Fortſepung .)

leuchtet thürmten ſich vor meinen Blicken in nicht allzu

Die Adighé oder die eigentlichen Tſcherkeſſen .

weiter Entfernung die Gebirge Lufaniens empor. Gin föft licher Sonnenaufgang begrüßte den Tag , und jeder rojens roth emporzucenbe Strahl gob friſches Leben und beitern Reiſes muth in meine Seele. Die vorſorglichen Schiffer ließen mich

Die freien Tſcherkeſſen zerfallen in drei ſtreng geſonderte Stände : Fürſten , Edelleute und Bauern oder gemeine Krieger. Die Zahl der

nicht ohne eine Taſſe heißen Kaffee's, ohne Brod und Roſolio ans Land ſteigen , ja ſie ermahnten mich ſogar fortwährend zu rauchen , weil die Luft ungemein feucht und ungeſund in dieſer Gegend ſey ; ſie brüdten ihre herzliche Freude Darüber aus, daß ich mich die ganze Nacht nicht gerührt und Wellenſchlag und Sternengefunkel und unzähligen Fadelglanz von Fiſcherbarfen mit fingenden Fiſchern verſchlafen hatte .

Kaum war die Sonne vollſtändig am Horizont entwickelt, fo trat id die furze Wanderung in Begleitung eines meiner

Schiffer und eines Ziegenbirten an . Der Brabano, der Gränze fluß zwiſchen Puglien und dem Baftlifat, ergoß in mehrern überaus feichten Armen ſein Waſſer ins Meer ; Myrthe, Lentis cus, hober Ginſter, wilde Feigen, unzählige Blumen bedeckten

Geiſtlichen iſt zu gering , als daß dieſe einen beſondern Stand bilden könnten ; ſie ſtehen in Anſehen den Edelleuten , oft ſelbſt den Fürſten

gleich. Die zahlreichen Sklaven im Lande find ſämmtlich Kriegsgefan gene oder Ueberläufer, welche ſelten mit unter die Reihen der Kämpfer aufgenommen werden , ſondern theils angewieſen ſind das Feld zu be:

bauen , theils Dienſtleiſtungen in den Häuſern der Vornehmen zu ver richten. Die höchſte Gewalt im Staate iſt der Volkswille ; die Fürſten und ihre Vaſallen , die Uoden (Odelleute ), find nur die Volſtreder dieſer

Gewalt und zugleich Anführer im Kriege. Jeder freie Tſderfeß ift geborner Soldat und hat ſeine Stimme in den Volksverſammlungen, die beiden Punkte , um welche ſich hier wo über Krieg und Frieden alles dreht entſchieden wird. Obgleich , wie oben bemerft , jeder

Tſcherfeß von Jugend auf in der Führung der Waffen geübt ſeyn muß, ergeht an den Adersmann doch nur in Fällen dringender Noth das Aufgebot zum Kampfe.

Die Fürſten und die Vornehmſten der Usdén find die eigentlichen Grundbeſißer; von ihnen halten die übrigen Land zur Lehne, wogegen

die Nieberung. Viele einzelne Gehöfte , mit größern Bäumen

fie geringe Abgaben an Vieh und Cerealien entrichten müſſen. Uebrigens

und Saatfelbern umgeben , lagen ſo weit das Auge reichte zer ftreut umher , ein Dorf war nirgends zu erbliden , nur Maſias fra erſchien am nördlichen Horizont. Der Bradano ſcheint, ben mehrfachen Einſchnitten nach zu urtheilen , oft ſein Bett gewechſelt zu haben . Ich wanderte höchſtens Dreiviertel Stun

liegen Aderbau und Gewerbe hier eben ſo darnieder wie bei den Abcha fen ; die Tſcherfefſen leben nidyt um zu arbeiten, ſondern ſie arbeiten um

den bis zu den bekannten Tempelruinen, welche auf einer etwas erhöhten Stelle nabe am Brabano liegen . Früher ſcheint das Meer faſt bis zu dieſer Stelle gereicht zu haben, ähnlich wie bei Paeftum . Die 14 noch aufrechtſtehenden kannelirten Säulen

doriſcher Ordnung gehören den Tempelſeiten an ; die Vorders und Hinterſeite fehlen gänzlich ; von der Cella ift feine Spur mehr vorhanden. Alles, auch der Architrav ift ftarf vermittert. Man nennt die Erhöhung , wo dieſe Säulen ſtehen, Le Menſole, auch wohl Schule des Pythagoras. 418 vor einigen Jahren

zu leben. Ihre trefflichen Rinder - und Schafheerden machen den Haupt reichthum der Bewohner des Landes aus .

Die Bauern find den usdén zu einer Art Frohndienſt verpflichtet; eð fönnen jedoch hievon Ablöſungen ftattfinden und die Bauern von den Fürften ihres Stammes ſelbſt zu Usdén ernannt werden.

Als höchſtes Gefeß gilt den Tſcherkefſen , wie allen freien Wölfern des Raufaſns, die Blutrache. Zwar fann ſich die Familie des Orſola genen unbeſchadet ihrer Ghre mit dem Mörder verſöhnen , welcher in dieſem Falle den vorgeſchriebenen Blutpreis zur Sühne entrichten muß –

doch finden ſolche friedliche Ausgleichungen nur ſelten ſtatt und werden

der Bradanus faſt ganz austrocnete, kam an mehrern Stellen

nodi ſeltener gehalten. Gelingt es aber dem Mörder , ein neugebornes Kind aus dem Hauſe ſeines Todfeindes zu ſtehlen und dasſelbe heimlich zu erziehen, ſo iſt er dadurch auf immer vor der Verfolgung der Blut rache geſchüßt. Führt er das herangewachſene Kind in die Hände des Vaters zurück, ſo wird alle Feindſchaft alsbald vergeſſen und ein ewiger

eine gepflaſterte Straße zum Vorſchein, welche in Verbindung

Friede beſchworen .

mit den bei Lorre a Mare ( einem Weiler von höchſtené zehn

Erſchlägt ein usdén abſichtlich oder zufällig einen fremden Bauer, To muß er einen Barant ( Sühne, Schadenerſaß) von 9 Jaffiren (Stlaven)

Häufern) gefundenen Ueberreſten zur nähern Beſtimmung der

500 dafür entrichten , ohne jedod vor dem Banne der Blutrache baduro geſichert zu ſeyn. Wird jemand des Diebſtahls überführt oder dabei ertappt , ſo hat er das Geraubte dem Eigenthümer am hellen Tage perſönlich zurüd : zutragen , dem Fürſten oder Ustén aber , unter deßen Gewalt er ſteht, zwei Dohren als Sühne zu liefern .

Dieſes perſönliche Zurüdtragen des Geraubten iſt die Glimmſte Strafe, die einen freien Tſcherkeſſen treffen kann, der dadurch zum Spotte

aller Männer ſeines Aules wird , nicht etwa des begangenen Diebſtahls wegen , ſondern weil er ſo ungeſchict war, fich dabei ertappen zu laſſen ; denn in Tſcherfeſſien iſt das Stehlen in demſelben Sinne erlaubt , wie es bei den alten Spartanern der Fal war. Der gewandte Dieb rühmt

fich eines gelungenen Raubes mit demſelben Stolze , wie er ſich ſeines Muthes und ſeiner Tapferkeit rühmt ; nur der Ungeſchichte wird durch die öffentliche Verachtung beftraft. Der Tſcherkeß baut fein einfaches Haus nie aus Stein , ſondern lediglich aus Holz oder leichtem Flechtwerk, denn es dünft ihn für einen Mann, der Vertrauen auf die Stärfe ſeines Armes hat , ungeziemend,

fich hinter ſteinernen Mauern zu verbergen. Das Colibat gilt für entehrend ; wer in reifern Jahren noch un

Wo die Boeſie alſo gleichſam die Trägerin aller geiſtigen Grrungen: ſhaft des Volfes iſt, bietet jedes Lied ein vergeiſtigtes Stüd Volfsleben und die Renntniß eines einzigen derartigen Liedes iſt für den denkenden Gedichtefreund wichtiger , als die Schilderung von hundert Solachten

und Belagerungen. Wir laſſen in dieſem Sinne hier eines der ſchönſten und bekannt gewordenen Tſcherkeſſenlieder in freier Nachbildung folgen und find überzeugt , daß der finnige Leſer eben ſo viel Vergnügen wie Belehrung über das Volf , deſſen Bruſt es entflungen , daraus ſchöpfen werde. Gine proſaiſche Uebertragung desſelben Liedes findet man , mit wenigen Abweichungen , in Bell's bekanntem Reiſewerfe. Eſcherkeffiſche Todtentlage. Es trauern die Männer von Díhighé , Geſang tönt und flagendes Spiel : Denn der Schönſte des Volfe der Adighé,

Pichugui, der Furchtloſe , fiel! ... Er war noch an Jahren ein Knabe,

Doch glich ihm fein Mann im Gefecht Jegt liegt er ſchon modernd im Grabe, Der Lefte aus ſeinem Geſchlecht!

verheurathet iſt, wird überall vom Spotte feiner Stammgenoſſen verfolgt.

Der Gatte entführt ſeine Auserforne mit Gewalt ; er muß fie, wenn die Einwilligung der Eltern ſchon erfolgt und der vorgeſchriebene Kauf preis entrichtet iſt, mit den Waffen in der Hand (verſteht ſich nur zum

Bidugui , der Held , iſt gefallen ! Sein Blut färbt die Erde nun roth

Er hörte den Schlac truf erſchallen

.

Stein) von ihren Verwandten erkämpfen. Eine ähnliche Sitte herrſcht faſt bei allen Völkern des Raufaſus. Die Achtung vor dem Alter geht durch alle Stände und wird ſelbſt von den einzelnen Familiengliedern untereinander mit großer Strenge

beobachtet. Der jüngere Bruder ſieht auf, wenn der ältere eintritt, ſchweigt, wenn der ältere redet und ſpricht ſelbſt nur, wenn er dazu aufgefordert wird. Wohlbeleibtheit gilt als entehrend wie bei Männern, ſo bei Frauen ; überhaupt finden Körpergebrechen , die Blindheit ausgenommen , wenig Mitleid bei den Bergvölfern .

Wohlbeleibte Leute und ſolche, deren

Neußeres zu Spott oder Tadel Veranlaſſung geben könnte, vermeiden es daher, fich bei öffentlichen Feſten und Volfsverſammlungen zu zeigen. Wiſſenſdaften und Künſte werden vernachläſſigt, wie denn weder

Und eilte zum Rampf und zum Tod'.

Rühn brach er durch Dampf und Geſchoſſe, Durch Lanzen und Schwerter fich Bahn, Und ſprengte auf wieherndem Roſie

Zum Häuptling der Mosfow heran. Sein Schlachtfleid von blutrothem Sammte Flanımt hell in der Sonne Geſtrahl', Doch heller und furchtbarer flammte Sein Aug' und ſein blutiger Stahl ! Getroffen von Feindesgeſchoſſe

Sein Rappe todt unter ihm bricht Er wechſelte dreimal die Roſje:

Doch fein tapferes Herz wechſelt' nicht!

die Völfer des Kuban , noch die des Dagheſtan je eine eigene Schriſt ſprache beſeſſen haben .

Nur Poeſie und Muſif, die beiden Tröſterinnen

Es ſanf von der Wucht ſeiner Streiche

übrigen Künſte bisher erbangend zurückflehen. Die Poefie, welche, beſon

Mand truſtiger Rämpfer der Schlacht Jeßt liegt er da ſelbſt ſchon als Leiche, Und Wehgeſchrei dröhnt durch die Nacht ...

ders in ihrer Kindheit, ohne Muſik nicht gedacht werden kann, iſt dem roheſten Naturmenſchen eben ſo ſehr Bedürfniß , wie dem gebildetſten

Von Mosfow's geknechteter Brut

Europäer. Man kann fide eben ſo wenig einen blühenden Wald ohne

Doch die Thränen der Freunde ſind Waſſer,

Singvögel denten , wie ein kräftiges Volk ohne Poeſie.

und die Thränen der Schweſter ſind Blut !

Bei Naturmenſchen, wie die Tſdierfefſen find, iſt die Poefie zugleich der Inbegriff aller Weisheit des Volks, die Triebfeder zu großen Hand lungen und die höchſte Nichterin auf Erden. Sie wandelt durch die

Den Naden der Schweſter umwallte

blutgetränkten Schluchten und Thaler Cirkaffiens bald wie ein lächeln , des Rind, das Kränze in den Lorbeerhainen des Landes windet und

Da riß ſie ihr Haar weinend aus Doch die Mutter hebt tröjtend die Rechte: Dank Allah ! ſo hat er'8 geſucht

der Menſchheit, haben fich nicht verſcheuchen laſſen durch den Lärm der

Schlachten und die großartige aber wilde Natur des Landes, wovor alle .

damit die Stirne der Helden ſchmüdt. - bald wie eine ſtrafende Göttin,

Man weint um den glühenden Haſſer

Das weiche Haar dunkel und fraus, Als die Runde des Todes erſchallte,'.

welde die Fadel der Name in ihren Händen trägt und damit auf das

Mein Sohn fiel

Antlig der Feiglinge und Mifſethäter das Brandmal der Verađitung

lind nicht wie ein Dieb auf der Flucht !

drüdt. Dieſer Gedanfe des Fortlebens im Liede , welchen fchon Homer mit ſo ſchönen Worten ausdrüdt : „ Er wird ſeyn ein anmuthiger und ſchrecklicher Geſang bei den Nachfommen " 1 begeiſtert den Tſcherkeſſen

zu rühmlicher Kraftäußerung und hält ihn ab von unwürdigen und gemeinen Handlungen. Die Poeſie ſpielt hier dieſelbe Rolle , wie einſt !

ein Held im Gefechte,

Der Sänger greift trüb in die Saiten, Die Menge horcht ſchauernd und bang, und die Thränen der Weiber begleiten Den jammernden Trauergeſang

bei den alten Griechen und Arabern, wie bei unſern eigenen Vorfahren

Es trauern die Männer von Díhighé,

und wie überhaupt bei allen noch in der erſten Phaſe der Entwicklung

Geſang tönt und flagendes Spiel :

fitehenden Völkern.

Denn der Schönfte des Volfs der Adighé, Pidugui , ber Furchtloſe, fiel!

1 Odyss. 3. 204. etc.

Verlag der 3. O. Cotta’ſden Buchhandlung.

( Fortſeßung folgt.)

Verantwortlicher Redacteur Dr. Gd. Widenmann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N" 126 .

26 Mai 1848

Die Polen in Paris .

ihrer eigenen Unterthanen vertrug, und daß der Bauer in Gas

Man möchte gerne mit den Polen Mitleid haben und ihrem

lizien und zum Theil auch in Poſen durchaus nichts von einer

Unglück manches zu Gute halten, aber e8 ſcheint dieß Mitleiden, welches aus dem verlegten Rechtsgefühl Europa's entſprang, hat die Polen gänzlich verzogen , und ſie begehen jeßt, wie verzogene

polniſchen Herrſchaft hören will, ſondern die deutſche vorzieht.

Kinder, die ärgſten Streiche : ſo haben ſie ſich in Poſen und

gemeiner Krieg mit ſeiner ins Ungeheure fich ſteigernden Finanza noth mundet ihm nicht , und die ewigen Ruheſtörungen in

Rrafau gegen die Deutſchen gewendet, unb in Paris mit den årgſten Störenfrieben gemeinſame Sache gemacht. Noch einen Schritt weiter, und ſie ſind au ban de l'Europe, wo man ſie dann eben ſo hart und ſummariſch verdammen wird , als man fte bieber verhätſchelte. Die Stimmen der franzöſiidhen Jour nale, namentlich der ältern vor den Revolutionen beſtanbenen,

find ihnen weſentlid, ungünſtig, unb Das Journal des Debate voin 15ten enthält Auszüge aus den Depeſchen des franzöſiſdien Geſandten in Berlin ,

die augenſcheinlich barauf berechnet ſind,

die Polen als unverbeſſerliche Brouillons zu ſchildern, und Franks reich zu ermahnen , nicht zu Gunſten Polens gegen Deutſchland

aufzutreten, weil die Polen ſonſt vollends zertreten würden . Denſelben Ton , wenn auch variirt, ſtimmen die meiſten Pariſer

Das ſind freilich für den Franzoſen ganz neue Dinge, aber er iſt eben jeßt in der Stimmung fte anzunehmen , denn ein all Paris , bei denen die Polen treulich mithelfen, ebenſo wenig.

Die Völfer lernen ſchnell in ſolchen Verhältniſſen , und es wirft ein nachtheiliges Licht auf die vorige Regierung, daß fte zu dieſer Belehrung des Volfs ſo wenig beitrug. Die aus Trug,

diplomatiſchen Renitenzen und ſprudelnden Revolutionsphraſen zuſammengejepten Debatten der ehemaligen Kammern gaben für ieden, der nicht ſchon ſelbſt eingeweiht war, ein ſo wirres Bilb, daß fich feine feſte Anſicht bilden fonnte ; jept erſt muß das Volt durch die Noth lernen und in eine harte Schule gehen . Die Polen ſuchten bei der Verwirrung der Begriffe im Trüben zu fiichen, allein der eigene Vortheil macht auch die Halbblinden charfſichtig, und weber Die bochtönenben Phraſen von der alten

Blätter an, und wenn man erwägt wie erbittert die Nationals garbe gegen die ewigen Ruheſtörungen iſt, ſo kann man ſich

Verbindung Frankreich und Polens, von dem Danf, den frants

ziemlich an den Fingern abzählen, Daß dieſe Orbitterung auch die Polen trifft, deren Sache von den Führern der ultrarevolutio nären Partei als Aushängeſchild genommen wurde. Wäre nicht in dieſer Beziehung bereits eine weſentliche Umgeſtaltung der öffent

gebacenen Bürgers Montalembert werden den Parijer Philifter fonderlich rühren. Vorerſt haben die Polen in Paris ihre Rolle wohl ziemlich

ausgeſpielt, und zwar ſo ſehr, daß die Regierung kaum mehr

lichen Meinung eingetreten, ſo würden die Journale, welche body fonft der öffentlichen Meinung den Puls zu fühlen wiſſen, nicht ſo

chen können .

erznüchtern die Stimme für das eigene Intereſſe Frankreich erheben . Es iſt dieß ein merfwürdiger Umſchlag: nachdem im Februar noch ſelbſt die bynaſtiſche Oppoſition der Regierung Ludwig Philipps aufs bitterſte vorgeworfen , daß ſte die revo

lutionäre , die civiliſerende Sendung Frankreichs ganz verfenne, und fich mit abſoluten Mächten wie Rußland und Deſterreich in Bündniſſe einlaſſe, hat die iepige revolutionäre Regierung bereits in der Diplomatie genügende Fortſchritte gemacht, um Den natürlichen Egoiemuß der Nationen über die vermeintliche moraliſche Miſſion zu ftellen, und ſelbſt der Dichter Lamartine ſcheint jo nüchtern wie der nüchternſte Diplomat. Halt, wie kaum zu zweifeln, dieſe Stimmung an, ſo deutet dieß auf Er haltung des Friedens, wenn die Regierung fich ſelbſt erhalten

kann. Die Polen aber möchten jedenfallø dabei ſchlecht fahren ; ſchon gießt man den Franzoſen Tropfen um Tropfen die zu ſpåt erkannte Wahrheit ein, daß die Polen ohne deutſchen Bei ſtand nichts vermögen, daß die deutſchen Regierungen gegen fte ſo nachfichtig verfahren ſind, als ſich immer mit der Sicherheit

reich an legtere8 abtragen müſſe, noch die Litaneien des neus

ihre Sache in Zukunft als Vorwand zu einem Kriege wird brau Dabei darf man indeß nicht außer Acht laffen ,

Daß die Polen durch ihre Kenntniß flawiſcher Verhältniſſe und

ihre Leichtigkeit ſich mit andern ſlawiſchen Völfern ins Benehmen zu regen , ſehr nügliche und vermuthlich gut bezahlte Werkzeuge der franzöſiſchen Regierung ſeyn werben, wie ſie es in den leßa ten Jahren ſchon geweſen ſind. Dieſe Hülfe iſt keine zu vero achtende Sache, denn die unterrichtetern Polen wiſſen im allgee meinen beſſer Beſcheib, wie ed in den ſlawiſchen Ländern ause flebt, ale man es in Deutſchland weiß.

Aus Apulien. Reiſe von Becce über Manduria nad Taranto sc. (Fortſeßung . )

Ich ſchlenderte Cigarren rauchend über eine Stunde uma

her, zeichnete die Säulenüberreſte in mein Taſchenbuch, beſtieg meine Barfe und gab auf der Heimkehr meinen Gedanken über die berfallene Größe Metaponte eine lange Audienz. Am Aube fluſſe Dee Brabanus , deffen Lauf ich in einer frühern Reiſes

wos30

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ſtizze durche Bafilifat ſchilderte, fand die Verſöhnung des Marcs antonius mit Dctavian ſtatt. Appian nennt den Brabanus Metapontus, welches noch mehr für die oben angebeutete Lage der Stadt ſpricht. Unter Papſt Honorius hatten fich bier bie

Reichsbarone gegen Roger verſchanzt; man nennt dieſen Punft heutzutage Vabo oder Lago Petroſo . Neſtor wird ale Gründer des alten Metaponte angeſehen

(Strabo), obſchon einige Metabus, Epeus, den Verfertiger des trojaniſchen Pferdel, und andere griechiſdie Heerführer nennen . Später ſollen Achier unter Leucippus gemeinſchaftlich mit Syba riten die aus unbefannten Urſachen verlaſſene Stadt wieder auf gebaut haben (Livius) ; wahrſcheinlich waren die Samniter die erſten Zerſtörer. Zu den Zeiten des Pauſanias (unter Anto

reitet, melde die fühnſten Erwartungen übertraf. Drei meiner Tarantiner Freunde waren meine Gäſte. Das Eſſen begann

mit Auſtern, Muſcheln und den ſogenannten Piatti di Rinforzo , Dann fam eine Kraftbrühe aus Meerfreben mit Liebesäpfel ertract, Pfeffer und anderm Gewürz ; eine mächtige Dentice mit

pifanter Kappern- und Zwiebelſauce folgte , hierauf Tintenfiſche, Sardellen und Aale in Del geröſtet ; dann ein Paar große Lins guattole in der Pfanne gebraten , gleich nachher Erbſen mit Cefali , große Ragoſte ( Hummer) mit Effig, Del und Pfeffer

ninus ) befand fich Metapont bereits fo berwüſtet, daß man faum die Spuren der Mauern und des Theaters erkannte. In

ale Salat , bann Giergerichte, friſche Auſtern , Ricotta mit Erbs beeren , Honig, Käſe und Früchte aller Art. Der befte Wein aus Diulo würzte das Mahl. Nicht allein außerordentlich zufrieben, ſondern auch außers ordentlich geſättigt wie ein zweiter Cativs 1 verließ ich Taranto und fuhr mit vollſtändig geſtarften Pferden durch lange Del

der Chronik des Leone Oſtienſe iſt von einem Zuge Kaiſer Otto's nach Taranto und Metapont die Rebe (980) , dann ver

haupten , Maſſafra ley das alte Meſſapia, weil beide Namen

forindet der Name und geht auf einige Zeit in den von S.

mit Manfangen , mit A endigen und ein Doppeltes S in der

Irinità über. Im 3. 1184 verwüſtete ein furchtbares Erdbeben den ganzen Küſtenſtrich und das Uebrige thaten die Saracenen .

wälder raſch nach Maſſafra binauf.

Alterthumsforſcher be

Mitte haben ; nach Plinius aber lag die Stadt Meſſapia da ,

Uebrigens iſt Metaponts Geſchidyte dunkel; rrir fennen nur

wo jeßt Mejagne liegt. Taſſelli, höchſt erfinderiſch, leitet den Namen ab von Maſja Afrorum , einer Menge Afrikaner. Vor Maſſafra tritt recht nacter gelber Kalfſtein mit unzähligen Cactus bemadijen hervor. Die alte Stadt war am Fuße dieſer Kalkhügel erbaut, welche zabiloſe, abenteuerlich geformte Grotten bilden . Als unten fein Plaß mehr vorhanden , meißelte man Treppen an mehrern Stellen und begann oben auf der Höhe Häuſer, Thürme, Paläſte und Kirchen zu bauen, ſo daß das Ganze, welches jeßt ungefähr 10,000 Einwohner enthält, einen überaus pittoresfen und ſonderbaren Anblid gewährt. Die

einzelne Fragmente , welche ihre Stellung zu den Sybariten,

flachen Dächer ſtechen ſeltſam ab zu den Grotten und erinnern

Krotoniaten , Herafleenſern u . 1. w . angibt.

an eine Theaterdecoration. Aehnliches ſay id nur in Caſtro giovanni in Sicilien . Von Majjafra ab erſtrect fic in nord

Der Reichthum

der alten Bewohner und die Fruchtbarkeit der

Gefilde Metaponts, ſdon Durch die Stadtmünzen beurfundet, wird von vielen Sdriftſtellern geprieſen ; ſie lieferten die foſt

barſten Dpfergeſchenke nach Delphi, ſdmücten die eigenen Tempel mit dem höchſten Lurus und führten ein üppiges Leben. Der Spartaner Cleonymus führte 200 döne und eble metapontiniſche Jungfrauen als Geißel fort, ein Umſtand, der die Sahl der Einwohner als eine ſehr beträchtliche Darſtellt,

Thucydides , Li-

vius, Cicero, Frontin und andere tragen nicht ſehr viel zur Aufhellung dieſes Dunkele bei .

Den Athenienſern gewährte

Metapont bei dem Zuge gegen Syracus unter Demoſthenes

lider Richtung ein tiefes und breites , höhlenreiches Ihal ; barin befindet ſich in romantider Umgebung ein kleiner Wallfahrts.

und Eurymedon eine anſehnliche Hülfe an Schleuderern und an

ort, S. Maria della Cerra oder della Scala genannt, wo im

Schiffen . 3m puniſchen Kriege fiel e8 bald den Römerni , bald den Karthaginenſern zu . Beleidigt über die Ermorbung ihrer Geißeln durch die Römer übergaben ſie fidy Hannibal. Nach der Niederlage bei Grumentum zog dieſer fich nach Metapont Liv. 27, 31. Ueber die Kämpfe der Metapontiner gegen die Lufaner, Samniten iſt ebenſo wenig Zuverläſſiges befannt. Daß Metapont nebſt Heraclea im Bundesgenoſſenfriege gänzlich

Monat Mai gleichſam wie zu einem Volfbfeſte viele Leute zu

zerſtört, geht theilweiſe aus einer Stelle des Cicero berror

ſammenſtrömen .

Eine ſteile , vielſtufige Treppe führt in die

Tiefe. In mehrern Zickzacrindungen wintet fich die Straße bergan . 3d wanderte eine Strecke zu Fuß und ergößte mich an

Dem Anblic des höhlenreichen Thals zu meiner Rechten .

Die

ſchroffen Ränder waren mit ſchönen Pinien bewachien, und in den Thalſchluchten wucherten Cactus und Myrthen in üppigſter Ein Bauer geſellte fid) zu mir und erzählte von den Fülle .

Archia), wo er vonbem. untergange der heracleenfiſchen Stägen, die in den Höhlen und Gräbern des Thals verborgen (pro öffentlichen Tafeln während des italijchen Kriege8 rebet . Am ſeyen . Der Anblick erinnerte mich lebhaft an die ſiciliſche Valle

berühmteſten ward Metapont turdy Bothagoras,welcher ſeine b'gípica. ein Stündđen erreichte ichin biedie Wagen halten, wanderte den Sonnenuntergang ließ vor Höhe von Motola,

blühende Schule aus Croton hicher verlegte und hier ſtarb, 500 v. Chr . (60jle Olymp). Aus Jamblichu8 wiſſen wir, daß die Metapontiner aus dem Hauſe des Pythagoras gleichſam einen

links gelegene Stadt hinauf, und erfreuete mich des leßten Blides

Sempel gemacht , ſo ſehr verehrten fie ſeine Weisheit, ſeine

welche auf eine größere Bevölkerung als es feßt befißt, hindeu Marino Frezza erzählt und auch, daß eß im 10ten und ten .

Tapferkeit, ſeine Heilkunſt ; 38 ſeiner berühmteſten Schüler wers

auf den freundliden Golf.

Motola bat umfangreiche Mauern

namhaft gemacht, darunter Parmenides von Velia, Empes 11ten Jahrhundert ſehr bevölkert geweſen; Saracenen verwüſteden docles von Agrigent u . a . Plutarch, Laertius, Gellius, Sto- ten den Ort, welchem fälſchlich ein hohes Alterthum (von Me, baeus und Aelian liefern gleichſam eine Lebensbeſchreibung dieſes berühmten Manneß. Veritatem amplecti et aliis benefa-

cere ſollten ſeine beiden Wahlſprüche geweſen ſeyn . Ein friſcher Südoſtwind begünſtigte meine Rudfabrt, und um Mittag befand ich mich wieder in Taranto.

Der Wirth,

welcher meine Paffion für Auſtern, Fiſche und Muſeln mit charfem Blide erfannt, hatte mir eine Abſchiebemahlzeit ber

Hinter Motola ſenft fich die Fahrs ftraße: in der Nähe einer großen Taverna beginnt der Boeco di Motola, welcher einſt wegen vieler Räubereien ſehr berrufen war ; bis auf Flintenſchußweite iſt das Holz an beiden Seiten Der Landſtraße gefällt. Man hatte mich in Taranto vor der

tellus) beigemeſſen wird.

1 Vgl . Horat. Satir 2, 4 .

503

Laverna von Motola gewarnt, und ich zog es daher vor, obs ſchon der Abend ſtürmiſch nnd regneriſch geworben war, bis nach Gioja zu fahren, und hier in dem guten Gaſthof von An-

und belebteſte in ganz Apulien ; zu ſolcher Zeit hält es ſchwer in irgend einem Privat- und Gaſthauſe ein Unterkommen zu

briani zu übernachten . Gioja liegt auf halbem Wege von Bari

finden . Gravina iſt von der Süd- und Ortſeite ganz von Bere gen umgeben , hat ziemlich breite Straßen, aber nicht ſo rein

und Saranto in unintereſſanter Gegend ; es gibt hier biele Gaft:

liche Häufer wie die Meerſtabte, ber Palaſt Drfini ift bad ftatts

wirthſchaften , und drei bis vier Wirthe riſſen und zanften fidy

lichſte Gebäude ; an Kirchen und Klöſtern iſt fein Mangel. Siefe und friſche Keller und Gewölbe bienen als Getreidemagazine unb

um meine Perſon.

Andriani bewirthete mich gut, und war die

Hauptſache, ich erhielt ein reinliches Zimmer und ein treffliches

erhalten dasſelbe lange unverſehrt ; ſtarke Mauern umringen

Bett für fehr geringe Seche. Die lanbesüblichen Preiſe in Apulien find : 2 Carlin für ein Bett (20 Kreuzer ), ebenſoviel für ein Abendeſſen aus Maccaroni, Vraten, Fiſche und Salat, nebſt Brob, Früchten und Wein, und 5 gr. (5 Kreuzer) für

ſdyüßend ben Ort. 3n der Nähe bei Poggio - Drfini fteht man die Spuren der Via Appia .. Gravina zählt gegenwärtig 12000

eine Taſſe Kaffee mit Ei ober Ziegenmilch ; iſt man großmüthig, ſo gibt man 10 Kreuzer für die Nacht Trinkgeld. Kutſcher und Diener müſſen ſich ſelbſt beköſtigen , ſonſt geht die Rechnung ſogleich ing unendliche. Sedem Fremben , b. 6. Nicht-Neapoli taner, wird in der Regel das Doppelte angerechnet, aber der

Wirth iſt zufrieden, ſobald man eine Kleinigkeit mehr ale ber Einheimiſche zahlt. Ertrafachen werden bis in 198 fleinſte Detail ſpecificirt und oft ſehr überſeßt. Die Rechnung für meine Fiſch mahlzeiten in Taranto ſchmälerte ich ftillſchweigend um ein Drit theil ; dennoch füßte mir alle8 beim Abſchied die Hand. Die fiſcher, welche ich mit 6 Carlin Irinfgelb für die Fahrt nach

Metapont (wofür ich nur 2 Ducati zahlte) beglücte, ſdhenften mir einen großen Sac voll Muſcheln , welchen ich von Gioja pr. Poſt nach Bari an gute Freunde ſchickte. Von Gioja fuhr ich auf ſehr ſchlechten Wegen durch Del wälder und Hügeliges Terrain nach Gravina ; die Gegend wird deſto ſchöner, je mehr man ſich dieſer Stadt nähert. Der Anbau

wechſelt aufs mannichfachſte, tiefe Schluchten durchſchneiden Saatfelder und Delpflanzungen , und ſchroffe gelblich weiße Vorſprünge und Abfälle bee hier auslaufenden Kalfgebirge find überall mit Pinien und Cactus geſchmüdt. Eichengeſtrüpp und Myrthengebüſch bedecken lange Flächen , und in den Gärtchen

welche jedes Haus umgeben, prangen Roſen, Dleander, limonen , Drangen und Kirſchlorbeer. Die tafelartig in langen Lamellen ſtreifenden Kalkhügel bilden Grotten und Gräber ; in flüchtigen

Ginwohner. ( Fortſepung folgt.)

Die Erpedition zur Aufſuchung Sir 3. franklins iſt am 11 oder 12 Mai in See gegangen. Noch iſt keine arftiſche oder antarktiſde Erpedition unter günſtigern Umſtänden abgeſegelt, als die,

welche Sir J. Roß befehligt : alle frühere Erfahrungen hat man benüßt, die wiſſenſchaftlichen Anordnungen für Ventilation und Erwärmung find bewundernswerth .

Die Sciffe , Enterprize und Inveſtigator, erſteres

von 470, leßtered von 420 Tonnen, find ſo ſtart gebaut, als Holz und

Eiſen fie machen können bei gehöriger Berüdſichtigung ihrer Segelfraft. Sie ſind größer und zierlicher als der Crebus und Terror (die Schiffe Sir J. Franfling) ; leßtere ſind mit Schrauben ausgeſtattet, die durch Dampf mit Hochdruck getrieben werden , es war aber unmöglich unter den günſtigfien Umſtänden eine größere Schnelligkeit als drei Knoten in der Stunde herauszubringen , und dabei fand ſich doch der ernſte

Nachtheil , daß der werthvollſte Theil des Schiffe durch die läſtige Maſchinerie eingenommen war. Sir J. Roß hatte gegen den Plan geſprochen , und wir ſind auch völlig überzeugt , daß er gänzlich fehl: geſchlagen iſt. Dieſmal iſt ein anderes Auskunftsmittel beliebt worden. Jedes Schiff hat eine Barkaſſe, die mit einer Schraube ausgerüſtet iſt. Dieſe Boote find ſo gebaut, daß man ſie leicht in die Mitte der Schiffe

bringen kann , und die leicht tragbare Dampfmaſchine nimmt wenig Raum ein, und fann in ſehr furzer Zeit ein- und ausgeſchifft werden. Das Reſultat mehrerer Proben ergab eine Schnelligkeit von ſieben Knoten in der Stunde , und man hofft, daß dieſe Barfaſſe theils zur Erforſchung offener Meere bei Windſtille , theils zum Schleppen der Schiffe gute Dienſte leiſten werde. Die Schiffe find mit magnetiſden

Umriſſen zeichnete ich ein ſolches in mein Notizenbuch: es iſt

und meteorologiſden Inſtrumenten, auch mit den neuerfundenen Aneroids barometern reidlich verſehen. Gben ſo find ſie mit Lebensmitteln auf

aus roh behauenen Steinmaſſen in der Geſtalt eines länglichen Vierecks geformt, als Dedel dient eine maſſive Platte desſelben

drei Jahre ausgerüſtet, obgleich zu hoffen iſt, daß man ſchon am Ende dieſes Sommer8 auf Sir 3. Franklin ſtößt. (Athen. 13 Mai.)

Geſteine. Dieſe Gräber um Gravina gleichen einerſeits den alten hetrusfiſchen, andererſeits ben alten ſkandinaviſchen Grabſtätten ( Hünengräbern ). Gravina's Gründung iſt unbekannt, man glaubt baß Römer im 3. 174 n . R. E. Die Stadt erbaut ; der

Die Völker zwiſchen dem Kuban und dem ſchwarzen Meere oder die Abchaſiſchen und Tſcherkeſſiſchen Stämme.

Name ſoll von den ebenerwähnten Höhlen berrühren, welche in

( Fortſepung .)

Apulien Gravine genannt werden ; die Saracenen griffen Gras vina zu wiederholtenmalen , aber ftete erfolglos an. Dem hohens ftaufiſchen Kaiſer Friedrich II gefiel Gravina überaus wohl, er

Die Adighé oder die eigentlichen Tſcherkefſen .

beluſtigte fich hier mit der Falkenjago, und erbaute fich in geringer Entfernung von der Stadt auf einem Hügel ein Schloß,

welches ießt verſchwunden iſt ; auch ließ er zweimal im Jahre die General-Comitien der Provinzen Bari, Baſilicata und Capi tanata fich hier verſammeln. Auf einem der Stadtthore ließt

man die freundlich einladende, zugleich namenſpielende Inſchrift : Grana dat et Vina

Clara urbs Gravina.

Zwei Eigenſchaften gibt es , welche urſprünglich alle Völfer mit einander gemein haben

zwei Blumen , deren Keime die Natur in

jede Menſchenbruſt gepflanzt hat und welche auch die Grundzüge im Charakter der Tſcherkeſſen bilden : Liebe zur Freiheit und Gaſtfreundſchaft. Die Liebe zur Freiheit theilt der Menſch mit dem Thiere, denn die Freiheit (in der Grundbedeutung des Wortes) iſt jedem naturgemäß ents widelten Geſchöpfe Bedürfniß wie Eſſen und Trinken ; die Freiheit in ihrer edleren Bedeutung iſt zugleich Mittel und Zwed aller Civiliſation. Der Tſcherkeß feßt ſeinen Stolz in das Schwert, um ſeine eigene Freiheit zu wahren und ſie ſeinen Kindern als ungeſchmälertes Erbtheil zu hinterlaffen .

+

Der Boden um Gravina iſt ſehr fruchtbar und waſſerreich; Ges treide, Del, Wein und alle Milch- und Käſegerichte von GraDie Einwohner ſind ſehr induftriöt, und vina find berühmt .

Die ſchöne Tugend der Gaſtfreundſchaft iſt der Urquell aller Geſel: ligkeit, der Edſtein im Bau der menſchlichen Geſellſchaft; ſie wird dem Auge immer weniger bemerkbar , je mehr der Bau , deſſen Dach der

die Meffe von Gravina iſt nach der von Foggia die beſuchtefte

Gigennus bildet , ſeiner Vollendung entgegen wächst.

nosos

504

Bei den Tſcherkeſſen , wie faſt bei allen Naturvölfern , wird die Gaſtfreundſchaft als eine heilige Pflicht ausgeübt. Der Wanderer, gleich: viel ob arm oder reich , ob hohen oder niedern Standes , wird überall mit ungeheuchelter Freundlichkeit willfommen geheißen . Alles erhebt fich zu ſeinem Empfange, man weist ihm den erſten Plaß an , und der 1

Wirth reßt fich ſelbſt erſt, wenn der Gaſt dazu auffordert. Der Hausherr bürgt mit ſeinem eigenen Haupte für ſeines Gaſtes Sicherheit und würde ſelbſt ſeinein Tobfeinde fein Haar frúmmen, ſo lange derſelbe im Schuß des Hauſes weilt ... Die Gaſtfreundſchaft der faufaſiſchen Bergvölfer iſt ſchon ſo oft

und ausführlich geſchildert worden, daß es überflüſſig erſcheinen fónnte, hier ein mehreres darüber zu ſagen. Gine Tugend, welche unwillfürlich an die alten Germanen erinnert

und wodurch ſich die Tſcherkeſſen auffallend von allen übrigen Völfern des Raufaſus, ſo wie auch von allen Moslim , unterſcheiden, iſt Keuſch:

Hiße des Gefechtes einer der Råmpfer todt auf dem Plaße bleibt. Ein ſolcher Vorfall wird immer als ein böſes Dmen für die Neuvermåhl ten betrachtet. Haben fich die rüftigen Burden müde getummelt, ſo erſcheint auf

hinkendem Roſſe eine Art Polichinello in buntem Gewande , um burda tauſend Schwänke und Runftſtüdchen die Gäſte zu unterhalten. Mit Sonnenuntergang wird im Ehrengemache der Tanz eröffnet. Gin alter Sånger ſpielt auf einem der Balalaifa áhnlichen Saiteninſtru: mente luſtige Weiſen und fingt Lieder zur Ehre des Brautpaared und

der vornehmſten Gäſte. Die jungen Leute beider Geſchlechter ftellen fich getrennt in zwei Reihen auf und tanzen unter anmuthigen Bewegungen vor- und rüdwärte, jeben Schritt und Sprung mit Håndegeflatſch und lautem Geſange begleitend. Bald nähern fich die Tanzenden einander unter dem ohrenbetäubenden Lärm des Klatſchens, Singens und Saiten : ſpiele ; bald tritt ein Einzelner vor und ſucht ſich ein junges Mädchen

heit und Achtung vor dem Weibe.

zum Tanze aus ; dann ſchweigt die Mufit, das Klatſchen und der Geſang,

Während bei den meiſten faufa fiſchen Völkern , und beſonders bei den Türfenſtammen und den Georgiern, die zügelloſeſte Sittenverderbniß

und aller Gäſte Augen wenden ſich dem rührigen, jungen Paare zu, das einen der Ledghinfa ähnlichen Volfstanz aufführt. Das Mädchen lodt ſchelmiſchen Auges den Jüngling zu fich her, doch faum fommt er herbeigehüpft und will ihre Hand faſſen , ſo ent er eilt ihr nads, ſchlüpft fie ihm und ſpringt im Kreislauf davon ;

herrſcht und u. a. das Lafter der Pádraſtie als etwas ganz Gewohn liches und Natürliches betrachtet wird (eine Anſicht, welcher auch die meiſten Ruſſen am Raufaſus huldigten), würde ein Tſcherfeß durch eine

ſolche Entweihung ſeiner Manneswürde ſic harter Strafe und der Ver: achtung all ſeiner Stammgenoſſen audjeßen. Aud Polygamie gehört zu den ſeltenern Erſcheinungen unter den Stämmen der Adighé ; der Roran erlaubt ſie zwar , aber die Sitte verbietet fie.

Bei ehelichen Verbindungen beobachten die Tſcherfelſen indgemein

ftrenge Gleichheit der Geburt; Braut und Bräutigam können verſchie:

um ſie zu erhaſchen , aber ſie weiß fich ihm immer unter anmuthigen Bewegungen zu entwinden. Sind die beiden Tänzer ermüdet, ſo treten ein paar andere auf und fangen das Spiel von neuem an. Oft wird auch dabei improviſirend geſungen und am Ende jedes Verſes fällt die ganze Geſellſchaft dann jubelnd im Chore ein. Bei einigen Tſcherfefſenſtammen herrſcht noch die uralte Sitte, den

denen Stammes, müſſen aber gleichen Standes ſeyn . Bevor der junge

Leib der jungen Mädchen zwiſchen dem zehnten und zwölften Jahre in

Tſherfeß ſeine Auserwählte heimführt, muß er den üblichen Brautpreis ( bei den Kubanern Kalym , bei den Dagheſianern Käbin genannt) dafür zahlen. Dieſer Brautpreis , deſſen Werth fich nach den Vermögens

eine Hirſchhaut zu nähen , welche fie ſo lange tragen , bis der junge

umſtänden des Bewerbero richtet, beſteht, nach getroffener Uebereinfunft mit dem Vater des Mätdens,

Geld , Pferden , Doſen, Schafen u . dgl.

Gatte in der Brautnacht ſie mit dem Dolche löst.

Man will burch

dieſes Ginnähen die Haut weiß und fein erhalten und den Leib vor zu großer Ausdehnung bewahren ; es wird aber zugleich die Entwicklung des Buſend dadurch geſtört. (Schluß folgt.)

Um fide dieſe, oft bedeutende Brautſteuer etwas zu erleichtern, verſama meln junge , heuratholuſtige Männer ihre nächſten Verwandten und Freunde zu einer Art Verlobungsfeſt ; da will es denn die Sitte , daß jeder der Geladenen ein fleines Geſchenk mitbringt. Tout comme chez nous ! Der eine treibt einen Ochſen herbei , der andere kommt

mit ein paar Schafen angezogen, ein dritter bringt ein Hemde oder ein Stüc Zeug mit u. ſ. w .

Sind alle vorgeſdriebenen Bedingungen erfüllt, ſo hat der Brau: tigam ſeine Auserforne heimlich aus dem Elternhanſe zu entführen. Durch Einverſtändniß mit der Dienerſchaft ſucht er fich Gingang in das

Miscellen. Silberflumpen in Sarai , der alten Hauptftadt der

goldenen Horde unter einer Menge anderer Gegenſtände fand man zwölf Silberſtücke von 37—52 Solotniks an Gewicht. Der Fund bietet einiges Intereſſe dar, indem daraus hervorzugehen ſcheint, daß man in Sarai fich noch das Gold ohne weiteres zuwog und wenn auch Münzen

geweihte Gemad zu verſchaffen , wo die Braut , in foſtbare Gewänder

im Gebraud waren, doch keineswegs das ausſchließliche Verkehrsmittel bildeten. Das ruſſiſche Journal für Volfsaufklärung ( März 1848) bes

gehüllt, und von Kopf bis zu Fuß mit der blendend weißen Tſchadra

merft , dieſe Silberſtücke ſeyen entſdieden keine ruſfiſchen Nubel (ab:

umidlungen , ihrer Erlöſung entgegenharrt. 3emehr fie bei der Ent-

gehadte , aber gleichförmig große Silberſtücke), denn dieſe wogen nicht

führung fidy ſträubt, jammert und ſprøde thut , für deſto reiner und

mehr als 21–24 Solotnif.

jungfräulicher wird ſie gehalten. Gewöhnlich ireit fie beim Gintritt des Geliebten laut auf und ringt ſo lange mit ihm , bis ihre Brüder

ruſfiſche Griwen anſehen , von denen es noch ungewiß iſt, ob man fie

oder Verwandten auf den Lärm herbeieilen ; ed entſpinnt fid dann ein

furzes Scheingefecht, wobei der Bräutigam von ſeinen vor der Thüre lauernden Freunden unterſtüßt wird, bis es ihm gelingt, ſich der koſtbaren Beute zu bemächtigen und auf muthigem Noffe mit ihr davon zu jagen. Bei den Heurathceremonien hat jeder Stamm ſeine kleinen Eigenthüm lichfeiten ; bei den fich zum Jolam bekennenden Tſcherkeſſen wird eine

Hochzeit etwa auf folgende Weiſe gefeiert: Erft fingt der Mullah wenn überhaupt ein ſolcher vorhanden iſt

einige Verſe and dem

Koran ab ; dann werden dem Brautpaare ſowohl wie den anweſenden Verwandten Feſtgeſchenke gemacht; darauf beginnt ein Schmaus, wobei die berauſchende Buſa ein angenehmes, aus Honig und Hirſe gewondie erſte Rolle ſpielt. Nach vollendeter Mahlzeit werden friegeriſche Uebungen angeſtellt , welche jedoch ſelten ohne fleine

nenes Getränk

Verwundungen ablaufen ; et ereignet fich ſogar zuweilen , baß in der

Eben ſo wenig fönne man fie als alte

!

als Münze oder bloß als ein Silbergewicht betrachten muß ; zudem wogen die Griwens von Nowgorod 96 Solotnik (ein noch jeßt übliches Pfund) die von Riew 72 Solotnik. 68 bleibt alſo faum eine andere Annahme übrig, ale bas der Fund aus verſchiedenen zuſammengedmols zenen Silberſtúden beſteht, die man fich je nad Umſtänden zuwog. Die Anzahl der Slow a fen in ungarn. Es iſt ein merks würdiger Umſtand , daß man über die Zahl der Slowafen in Obers

ungarn noch ſehr in Ungewißheit iſt; der Grund davon liegt vielleicht in den Uebertreibungen der Magyaren hinfightlid ihrer eignen Bevöl ferung. Das Journal der Volfsaufklärung (März 1848) enthält die Bemerkung : Schaffarif habe im 3. 1842 nicht weniger als 2,753,090 Slowafen, darunter 800,000 Proteftanten aufgezählt ; jeßt aber berichte man aus Slawonien, daß der Slowaken nur 1,898,766 und die Prote: ftanten darunter nur 598,000 fenen.

Verlag der 3. O. Cotta' den Buchhandlung. – Berantwortlicher Redacteur Dr. & . Widen mann .

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. n

127.

27 Mai 1848.

Die Tuarikftämme. (Richardsons Travels in the Great Desert .) Die arabiſchen und mauriſchen Schriftſteller des Mittelaltere , ſo wie die neueſten Saharapilger, welche die Wüſte durch wanderten von den Ufern des atlantiſchen Meers bis zum Nil, haben ſämmtlich furze Nachrichten über die Tuarikſtämme gege ben , manchmal aber auch Luarifs mit eigentlichen Berberſtam

men durch einander geworfen , was indeß nicht ohne Grund iſt, denn die Tuarifs und Berberſtamme ſind augenſcheinlid) einerlei

Urſprungs , und das Wahrſcheinlidiſte iſt, daß fie von den alten numidiſchen Völkern abſtammen . Die Tuariks ſelbſt nennen ſich Tarki, Tuarif aber iſt nur eine arabiſche Pluralſorm .

Die von den Tuariks bewohnte Strecke der Sahara iſt aus nehmend groß ; die nördliche Gränze beginnt etwa eine Tagreiſe ſüdlich von Ohabames, läuft dann nördlid unb ſüdweſtlich hin bis Tuat, und ſüdöſtlich bis zu den Dajen Fezzan und Ghat .

einige hohe Berge, Hafar genannt, der Mittelpunkt dieſer Stämme,

deren Oberhaupt der „rieſenhafte Paſcha" iſt. Außerdem haben wir noch die Tuarifs von Fezzan, eine ſehr kleine von dem Stamme in Ghat verſchiedene A6theilnng, welche fich haupt ſächlich mit Viehzuct befaßt. Die Unterabtheilungen von Ghat find ſehr zahlreich.

Die verſchiebenen Abtheilungen der Tuarifs , welche durch die große Wüſte wandern , oder in den Daſen anſäßig find, fann man durch einige allgemeine Charafterſchilderungen von einander unterſcheiden . Die Tuariks von Timbuctu ſind die bedeutendſten und blutgierigſten, auch find fie dein Hanbel und

einer regelmäßigen Lebensweiſe weniger ergeben. Die von Ohat zeigen den urſprünglichen Charafter der Tuariks am meiſten, fie find tapfer und ausbauernd , zurüdhaltend und wortkarg, von ritterlicher Denkungsart und zum Theil mit Handel be ſchäftigt; bie von Kuat find , nach den werigen zu ſchließen , welche ich zu Ghabames jah, von gleichem Charafter, aber die

Auf der Weſtſeite gerade jüdwärts finden wir Juarifs auf der

von Abir ſind verweichlichter, ſanfter in ihren Sitten und ſtarf

ganzen Straße bis Timbuctu , auf der Oſtſeite von Ghat an bis

mit Negervõlfern gemidt. Die Tuarife von Ahir haben einen guten Ruf als Handelsleute und Reiſegefährten , die an den Brunnen ſtets bem Fremben zuerſt beiſtehen , nody ehe ihre eiges nen Kamele getränft ſind. Auch ſcheinen fie dem frieblidhen

gegen Süten ſind ſie ſehr zahlreich um Ahir und Astenua und bis Damerghu , dem erſten eigentlichen Negerreich . · Im Süden find jie theils in Stätten und Dörfern zerſtreut, theils wandern

fie längs der Nordufer des Niger umher. So viel ich immer hörte, finden ſie fidy nicht auf dem Sübufer, noch gehen ſie den Niger abwärts, denn man hört nichts von ihnen weder in Nuffi noch in Rabbab .

Weiter oben aber find ſie zerſtreut in den

weiten den Fullans ( Felatahs ?) unterworfenen Provinzen von Hauſſa. In der von dieſen ungeheuren Linien eingeſchloſſenen Sa

hara haben ſie einige große Städte und Ackerbaubiſtricte inne. Die bedeutendern ſind Ghat, Ahir und Aghades im Oſten , Tuat und Tombuctu im Weſten ; die erſtern drei Städte ſo wie zahl

reiche Dörfer in der weſtlichen Sahara ſtehen völlig unter der Gewalt Der Juarife. Ueberal bewohnen ſie die anbaufähigen Diſtricte der offenen Wüſte. Am weſtlichen Ufer in der Nähe

deb atlantiſchen Meeres habe ich von keinen Tuarifs vernommen ; Capitán Riley ſpricht nur von wandernden, faſt in wildem Zu ftande lebenden Arabern .

Auf der Dſtgränze der Wüſte gehen

fte nicht über die Weſtgränzen der Daſe Fezzan und die ſüd lichen Libbuländer hinaus. Die Namen der großen Abtheilun gen der Luarife find, ſo viel ich erfuhr, 1 ) die Aefar von Ghat, 2) die Hafar von Tuat, 3 ) die Keilui von Ahir unb 4)

Handeldbetrieb am meiſten ergeben, obgleich fie auch manchmal an Raubzügen zum Sklavenfang Theil nehmen . Ein volles Drittel des Handels in der ſüdlichen Sahara iſt in ihren Häns

den oder unter ihrer Obhut. Wir fügen hier noch einiges über die Hauptorte Ahir und Aghades an . Ahir iſt der Name einer Stadt und eine ſehr volfreichen Diſtricts, der auch die Stadt Agbabes in fich ſchließt.

Ahir heißt auch Asben und der Diſtrict Asbenua, was ver

muthlich ältere Namen find. Die Stadt Ahir fommt auch un ter dem Namen Aſuti (auf den Karten Ajuda) vor. Ahir liegt 40 Eurze Lagreiſen ſüdlich von Ohat. Von Tidit (nordöſtlich von Ahir) bis Toftuft ( ſüdlich von Ahir) find 20 Tagreiſen Bergland voll Quellen und Bäche, die zum Theil mehrere Mo nate im Jahr bedeutende Flüſſe bilden , an deren Ufern Korn

und die Sennapflanze gebaut wird. Die Ausfuhr namentlich nach einem regneriſchen Jahr iſt ſehr groß und gewinnbringend. Ajuti iſt die bedeutendſte Stabt der Ahirdiſtricte und war früher Die Hauptſtabt aller Reilui-Tuarifs ; jept find über tauſend Häu

ſer verlaſſen und in Ruinen. Hier concentrirte ſich in frühern

Caillé ihnen gibt, wahrſcheinlich aber iſt dieſe Abtheilung von

Zeiten der ganze Suban-Handel und ſeine Bevölkerung iſt noch iegt beträchtlich. Die Häuſer find faft alle quo bajchlich oder Stroh gebaut, und die Stadt iſt ohne Mauern, dennoch heißt

der der Hafar nicht berſchieden. Zwiſchen Ghat unb Luat find

fte noch bei dem Volfe Blab-e8- Sultan, die Königsſtabt. Ahir

die Sorfu von Limbuctu . Sorku iſt der Limbuctu -Name, welchen

A

506

nos

ift der Sammelplaß der Salzfararranen von Bilma, im Iibbus

lande, etwa 10 Tagreiſen gerade öſtlich ; der Weg dahin führt

und die verſchiebenartigſten Anſtebler, Griechen , Slawen, Itas liener, Türken und Juden hier vereinigt haben. Der Dom von

Die Karamanen find manchmal 1000

Altamura fou ebenfalls von dem Hohenſtaufen erbauet ſeyn, dieſe

Der größte Theil von Hauſſa und

Kirche hatte ein lateiniſches und griechiſches Capitel, und erhielt

den benachbarten Provinzen wird von Bilma aus mit Salz

ebenſo wie die hier vom Kaiſer geſtiftete Univerſität große Pri

verſehen .

legien. Die Via Appia befindet fich in der Nähe und zwar an

Aghabe iſt jeßt die Hauptſtadt des Sultans der ſüböft lichen Luarife, ſo groß wie Iripoli, und enthält 8 bis 10,000 Seelen. In früherer Zeit war die Stadt viermal ſo groß. Viele Einwohner find weiter nach Süden gewandert, wo der Anbau des Bobens weniger Arbeit berlangt und die Natur ihre Gaben in

Dem Punkte, Fontanelle genannt.

über üben Steingrund. bis 2000 Ramele ftark.

größerer Fülle ſpendet. Aghabe iſt eine ummauerte, aber nicht ſehr feſte Stabt, beren Häuſer aus Lehm und Stein oder Lufts

ziegeln aufgeführt find; eß iſt reich an Erzeugniſſen erſten Bes dürfniſſes, an Schaafen, Dchſen und Korn. Die Regierung iſt

deſpotiſ “ , aber die kleinen Häuptlinge haben in ihren Diſtricten große Gewalt, eben ſo wie zu Ghat. Der intereſſanteſte Diſtrict in der Nähe von Aghades iſt der von Bafſem, der aus einem ausnehmend hohen Berg beſteht, zu deſſen Beſteigung man einen ganzen Tag braucht. Dieſer Berg figurirt, der Himmel weiß warum, unter dem alten Namen Uſugela Mons ; die Stadt liegt auf einer der größten Höhen, welche faſt alle angebaut und bewohnt find. Ahir unb Aghabes ſind ſehr geſunde Orte, vermuthlich in Folge ihrer hohen Lage ; überhaupt iſt die ganze Gegend um Ahir weſentlich bergig.

Aus Apulien .

Urnen, Lampen, Dpfergeräthſchaften und Waffen ; auch mehrere

Gräber hat man gefunden, ähnlich denen in Ruvo unb Canoſa, tiefe unterirdiſche, aber ſchön geformte und bemalte Gemächer. Man wollte mich zu einigen Stalaktitengrotten und einem Erb fturz von bedeutenbem Umfange führen , doch eß gebrach mir an Zeit alles zu ſehen. Die Bewohner Altamura's reben ein un verſtändliches Rauberwelſch, unb bie Vermiſchung aller möglichen Nationen im Mittelalter ſcheint bis zur heutigen Stunde auf Sprache und Lebensweiſe eingewirkt zu haben . In den Ländes reien um Altamura wirb viel Viehzucht getrieben, und daher Die vielen iſt der Wollen- und Käſehandel der bedeutendere . 1

Privilegien der Altamuraner aus den Zeiten Friedrichs II, Fers dinand's von Aragonien und Karl's V, was Kirchenweſen, Weides

gerechtigkeit, Communenweſen und Märkte anbetrifft, erzeugen fortdauernd eine Menge Streitigkeiten und Proceſſe, ſo daß die ganze Umgegend voll von gewinnſüchtigen Abvocaten ſteckt. Die Univerſität von Altamura ertheilt feine Doctorwürden, hat jeft nur noch 600 Ducati Einkünfte und beſchränkt ſich auf wenige Lehrgegenſtände.

Meiſe von Lecce über Manduria nach Taranto uc. ( Fortſetung . )

Die wenigen Miglien nad Altamura rollte ich nach kurzem Aufenthalte in Gravina raſch vorwärte ;

Die gefundenen Alterthümer

beſtehen aus Inſchriften, bie fich auf den Venus- und Bacchue . Dienſt beziehen, aus geſchnittenen Steinen, Münzen , Vaſen ,

dieſe Stadt liegt auf

einem ziemlich ſteilen Hügel, der aus der fortlaufenden lan-

Der Weg von Altamura nach Bitonto iſt ſehr angenehm ; er ſchlängelt ſich durch Delwälder , rechts und links blicken freundliche Ortſchaften mit hübſchen Kuppeln , mit Pinien und

Gypreſſen Hervor. An mehrern Stellen öffnet fich die Ausſicht aufs Meer, welches ſich in nördlicher Richtung an den uners meßlichen Delwald anſchließt, der von dieſen Höhen viele Stun den lang wie ein breiter, grüner Strom an den Strand hinabs zugleiten ſcheint. Bitonto ſchilderte ich ſchon früher ( Januar

gen Berghette, welche die Gränzen bell Bafilicate bildet , vorſpringt, und gleichſam eine Halbinſel in der mit Vächen und ſtehendem Waſſer reichlich verſehenen und daher ungeſunden Ebene bildet . Altamura liegt ungefähr 1200 Fuß über dem

1843 ) in dieſen Blättern .

Spiegel teß abriatiſchen Meeres und hat ein feucht-kaltes Klima ;

die Flohbeize, welche ich hier erbuldete, waren noch nicht vers

Der Umfang der Stabt beträgt eine Miglie, fie hat eine ellips nerzahl fod nabe an 20,000 betragen ; fte befißt ein weitaus.

geſſen ; ſchlechter als in Bitonto fonnte ich es in Terlizzi un möglich finden . Ich fuhr daber raſch an Bitonto vorüber, dieſe@mal den Weg durch die Mitte der Provinz (ftatt der Küs

gedehntes Gebiet, welche in territorio erboso und seminato-

ftenſtraße über Bari , Giovinazzo und Trani) nach Canoſa wahs

riale eingetheilt wird. Zu bem erſtern gehören die Parchi und

end. Dieſe auf der Höhe Dabinführende Straße iſt, was Augs Fichten betrifft, der andern bei weitem vorzuziehen ; man ſteht das Meer faſt immer aus der Ferne, aber die lieblichen Buchten , die Strandſenfungen und der üppige Vegetation &wechſel fehlen .

tiſche Form und war einſt mit Mauern umgeben , ihre Einwoh-

Murgie, zu dem andern die Matine. Dieſe Matine liefern ihren Befißern die Getreides und Heuernte : ſobald dieſe beendigt, gehört das Land allen Bürgern gemeinſchaftlich ; dieſer mittelalterliche Schlenbrian iſt dem zweckmäßigen Anbau und beſons bers der Baumpflanzung ſehr hinderlich . Die Aterthümler laſſen Altamura von den Myrmidonen des Achilles nach der Zerſtörung Iroja's erbauen, und berufen fich auf eine Inſchrift in der Kirche

Das fürchterliche Nachtlager unb

Spät am Abend hielt ich in Terlizzi meinen Einzug. Auf8 freubigfte warb ich überraſcht durch daß reinliche Zimmer, in

welche mich der Wirth, ein geſprächiger freundlicher Bareſe,

führte. Er hatte als soch in Neapel gebient, und bereitete mir

S. Lorenzo , andere laſſen Altamura aus den Ruinen Altilia's ,

für einen vorher beſtimmten Preis von 4 Carlin ein prachtiges

Petelia's, Lupatia's u . ſ. w. hervorwachſen. Pratidi (Via Appia, 4, 7) ſchildert mehrere Ueberreſte ehrwürdigen Alters thums in der Nähe Altamura's, welche auf eine bevölferte Stadt ſchließen laſſen ; er läßt aber die Frage, wie fie geheißen, unents ſchieben , und dieſem Beiſpiele wollen auch wir ſo lange folgen ,

Früchte keine Nebenrollen ſpielten . Ein Paar Kaufleute , deren Befanntſchaft ich früher in Bari gemacht, leiſteten mir Geſells

bis gefundene Münzen und Inſchriften das Räthſel löſen.

Altas

mura erlitt mannichfaltiges Mißgeſchid , bie der deutſche Kaiſer Friebrich I

Abendeſſen , wobei endlich einmal wieder Fleiſch , Gemüſe unb

ichaft und gaben mir die beſte Auskunft über den Wein- , Dels und Mandelhandel ich war bei Bitcnto wieder in die Mans delregion eingetreten dieſer Gegenden . Mutfatwein aus

Trani durfte natürlich nicht fehlen.

auch fie nebſt vielen anderen Stäbten des Reiche

Am andern Morgen überraſchte mich die liebliche Umgegend

wieder aufbauete; er ſoll ihr ben Namen Alta - Augufta gegeben

Terlizzi'e ; man befindet fich hier in einem wahren Obſtgarten

507 von Mandela , Kirſch , Pflaumen- und Dlivenbäumen .

zwei hier gefundenen Inſchriften, welche der gelehrte und zuvers läffige Martorelli in ſeiner Schrift: „ De regia theca calamaria ," anführt, erbellt, daß Terlizzi auf den Ruinen der Stadt Jurricium erbaut wurde .

Unter mehrern hier gefundenen Alters

thümern zeichnet fich das oben erwähnte, aus einem Grabe hers

und ftiehlt. Dergleichen Ausbrüde flingen freilich hart, find aber leider buchſtäblich richtig. In Ruto, einer faſt unerſchöpfs lichen Vaſenquelle des Königreiche, eriſtiren ebenſo wie in

Neapel Fabrifen antiquariſcher Gegenſtände zu Nuß und From men von Liebhabern. Eine große, unächte Vaſe wurde mir für 25 Piafter angeboten und angeprieſen ; ich bot auf Scherz 2

porgezogene Schreibzeug aus , welches Karl III alb Geſchenk

Piafter und hätte das Ding faft behalten müſſen , wenn mein

Die Feftungswerfe, welche früher die Stadt

Begleiter nicht mit Polizei und Gendarmen gedroht hätte. Das gegen wollte mir ein Canonicus in Canofa 25 ſehr ſchöne ächte

überreicht wurde.

einengten, hat man ſo viel als möglich zu beſeitigen geſucht,

doch eriſtiren noch Mauern mit runden Thürmen in verſchie: Vaſen nebſt andern Alterthümern für 200 Ducati überlaſſen. Außer prachtvollen Gräbern und Vaſen fand man um Ruvo

dener Entfernung, und ein gutes Caſtell, welches Friedrich III bewohnte und in welchem in Kriegezeiten aragoneſiſche Fürſten

herum eine Menge anderer Gegenſtande : Waffen, Statuen,

fich vertheidigten . Terlizzi hat hübſche Privat- und öffentliche

Lampen und Münzen bis ins Mittelalter hineinreichend.

Gebäude, einige Gemäldeſammlungen – die früher hier befinde

Man glaubt, daß Ruvo von den Gothen im 3. 463 zerſtört

tiche berühmte Sammlung der Familie Paù ift zerſtreut – und

worden ſey.

in der Rirche der P. P. Diſervanti am Hauptalter ein Bild, welche die Einwohner für einen Sitian ausgeben. Wie die meiſten apuliſchen Städte, ſo hat auch Terlizzi ein gutes Hoſpis tal und mehrere andere Wohltätigkeitsanſtalten. Terlizzi hat

gemiſſer Wibo aus Spoleto die Saracenen „ usque Rubos“ ver

3m Cronaco Caveſe heißt es 1, daß im 3. 858 ein

folgt habe . Der Hiſtorifer Guicciardini meldet uns , daß Ruvo im Kriege der Franzoſen und Spanier unter Gonſalvo, beffen Schauplaf beſonders Apulien war, viel gelitten habe .

Ruvo hat eine ziemlich hohe Lage auf einem Kalkhügel,

mehr als 12,000 Ginwohner .

Der Weg nach Andria über Ruvo und Corato gleicht

welcher eine Menge Muſchelverſteinerungen , oft ſchichtenweiſe

die Mandelbäume werden immer zahlreicher. die Bergfette des Baſilicats mit verſchiedenen iſolirten Hügeln in die apuliſche Ebene hinein, der Fruchtwald ans Meer. Ueberad tauchen

den ausgeſeßt ift. Die Ausſicht reicht ſehr weit nach Oſt unb Weft hinaus und die eigenthümliche Beſchaffenheit der apulis

einem Garten ; Links zieht fich Außläufern unb rechts ſenkt ſich

Städte, Dörfer und Höfe aus dem Grün der Dliven und ManDein hervor und die ganze Landſchaft trägt den Charafter der

Ordnung und Woblhabenheit. Ueber das freundliche Ruvo ließe ſich ſehr viel mittheilen .

Das Klima iſt geſund, obgleich die Stadt allen Wins

ichen Ebene , welche gewiß einſt ganz vom Meere bebedt geweſen,

ſpringt auf den Höhen von Ruvo recht in die Augen . Stadt hat Mauern , 4 Thore, 15 Kirchen darunter die Ka thedrale von mittelalterlicher Bauart hübſche Privathäuſer

Ueber das Alterthum der

und ungefähr 8500 Einwohner. Der Boden rings umher iſt ſehr fruchtbar, reid an Fruchtbäumen, Kräuteru und ſogar

Stadt iſt, ſo viel auch darüber gefabelt, vermuthet und geſchrieben wurde , nichts Beſtimmtes befannt ; aus den hier gefundenen

Wald und Wieſen, Ruvo iſt die Vaterſtadt des befannten und berühmten Arztes und Anatomen Dom Cotugno.

3d hebe nur das Nöthigſte hervor.

Münzen jedoch erbellt mit unumſtößlicher Gewißheit, daß eine

Zwiſchen Ruvo und dem manbelreichen Andria liegt das

alte griechiſche Colonie dieſe Gegenden früher bewohnt habe. Mehrere Privatperſonen , beſonders die Erben Cotugno's , Tatta's,

Städtchen Corato oder Quarata mit 11,000 Einwohnern , welche

Minervino's und andere haben treffliche, febenemerthe Samm-

Getreide, Wein , Del, Baumwollenbau und Handel mit Mane beln treiben . Normannen erbauten die Stadt. In der Nähe

lungen von hier gefundenen Münzen und Alterthümern . Die Münzen haben auf der einen Seite einen Palaefopf, auf der andern eine Kornähre mit der Legende Py, oder fte haben einen bebelmten Pallasfopf und auf der Rückſeite eine Eule mit dem

fand das bekannte Gefecht der 13 Franzoſen mit 13 Italienern am 13 Febr. 1503 ſtatt, eine Nadyahmung des Kampfes der Horatier und Curiatier. Ein 1585 hier errichtetes Monument

Delzweige und dem Worte PYBAETEINN. Der befannte

der Staliener.

Archäolog Avellino , der Director des Muſeo Borbonico , gab ganz fürzlich ein Werf über Ruvo's Münzen heraus, welches alles bieber gehörige Detail enthält. Bei den römiſchen Schrifts ſtellern fommt Ruvo's Name immer im Plural vor ( Rubi,

macht 14 Schriftſteller namhaft, die dieſen Stoff behandeln .

Ruborum) 3. B. ſagt þoraz in der brundufiniſchen Reiſeſchilderung : Inde Rubos fessi pervenimus etc. Die herrlichen , griechiſchen Vaſen, welche zu Ruvo und in der Umgegend ges funden wurden, find weltbekannt ; fte bilden die Hauptzierden der größten föniglichen Muſeen und ſdmücken viele hundert Privats ſammlungen. Die Latta'ſche Sammlung iſt eine der berühmtes

(von F. Caraccioli, Herzog von Airola) verkündet den Sieg Giuſtiniani in ſeiner Biblioteca Storica 20.

Andria und Canoſa ſchilderte ich in früheren Auffäßen ,

und in Bezug auf die Rücreiſe nach Neapel durch das Baſilicat verweiſe ich die Leſer auf die im November 1847 und Januar

1848 von mir im „Ausland“ erſchienenen Reiſeffizzen. Dieſe Arbeit über Apulien , obſchon die Reiſen zu verſchiedenen Zeiten gemacht und mehrere Lücken erft im vorigen Jahre ausgefüllt

wurden , gehört in die Mitte zwiſchen meinen Schilderungen vom Jahre 1843 und den jo eben erwähnten de verfloſſenen Winters .

ften ; fte wurde fürzlich dem Muſeo Borbonico zu Rauf anges boten, aber es fehlt gegenwärtig an Geld zu dergleichen. In

( Fortſeßung folgt. )

Ruvo handelt übrigens jedermann mit Vaſen, jedermann will

Eine chineſiſche Verſchwörung.

folche eigenhändig außgegraben haben und erbietet fich den Funds

Unſere Leſer erinnern fich vielleicht, daß die Engländer beim Beginn

ort zu zeigen, und — natürlich gegen anſehnliche Voraudzahlung - neue ergiebige Ausgrabungen zn veranſtalten . Frembe und

des chineſiſchen Kriegs die Hoffnung hegten , die Partei der alten ein :

Nichtfenner thun baber gut, in Ruvo vorſichtig zu ſeyn. Die hieſigen Antiquitätenhändler ftehen alle in enger Verbindung

Erwartung ward getäuſcht, indem die Abneigung gegen die Fremden noch größer war, als die gegen die Mandímus. Indeß ſcheint doch der

mit den neapolitaniſchen , und das ganze Gefindel lügt , betrügt

Same nicht verloren gegangen zu ſeyn , und die Schwäche der Regies

gebornen Dynaſtie werde fich gegen die Mandſchufaiſer erheben. Dieſe

woso

508

soon

rung gegen die fremden Barbaren wohl manches zur Zeitigung bringen.

Neid thum und vornehme Abfunft , als vielmehr auf körperliche und

So meldet jeßt der Friend of China vom 26 Januar 0. 3. daß im Canton eine weitgreifende Verſchwörung entdeckt worden ſey, indem die

geiſtige Vorzüge, auf Tapferkeit, Berebſamkeit, Gewandtheit im Tum =

Dreieinigkeits- und andere Geſellſchaften fich vereinigten ,. um durdy

einen offenen Aufſtand einen abfömmling der alten chineſiſchen Dynaſtie auf den Thron zu ſeßen. Eine Macht von 60,000 Mann ſey bereito organiſirt geweſen , und die Sache nur durch Zufall entdedt worden, indem ſich zwei Verſchorene in den Palaſt Keyingo ſdlichen , um ihn zu ermorden, aber gefangen genommen wurden ; ihr Verhör führte zur Verhaftung von etwa 40 Hauptanführern. Wenn ein ſolches Ereigniß zum Ausbruch fommen ſollte, ſo wird die erſte Folge ſeyn, daß fich alle Völfer außerhalb der großen Mauer, wie dieß ſchon mehrmals der Fall

war, von China logſagen , was eine furchtbare Verwirrung in Mittelafien verurſachen müßte.

.

meln der Hoffe und in der Führung der Waffen , geſehen. Gewöhnlicy find bie Atalifs der jungen Fürſten und usdén Leute geringer Her

funft; ſie werden jedoch als die nächſten Verwandten des Hauſes ihres Zöglinge betrachtet, ſobald diefer das Alter der Mannbarkeit erreicht hat. Der Atalit empfángt ſeinen Zögling aus den Händen der Eltern oft gleich nach der Geburt 1 des Knaben , oder ſpäteſtens fobald der: felbe der Mutterbruſt entwöhnt iſt. Von Stund an wird das Kind ſeinen Erzeugern entrifſen , gewöhnlich um ſie erſt als Mann , und oft um fie gar nicht wieder zu ſehen . Die Erziehung der jungen Tſcherkeſſen beſteht hauptſächlich in

friegeriſchen Uebungen im weiteſten Sinne des Wortes. Mit Reiten, Fechten , Schießen , Jagen u. dgl. wird der größte Theil des Tages ausgefüllt. Alles zielt darauf ab, die Knaben fühn, gewandt und ver ſchlagen zu machen. Es iſt ihnen daher wie ſchon oben bemerft fogar der Diebſtahl erlaubt , wenn er heimlich geſchieht und nicht im eigenen Aule ausgeübt wird. Gelingt es dem jungen Räuber, aus einem fremden Aule ein Schaf, ein Pferd, eine Ruh u. dgl. unbemerkt herbeizutreiben , ſo macht er dadurdy ſeinem Atalik eine eben ſo große Freude, als wenn er ihm den Ropf eine8 mit eigener Hand erſchlagenen -

Die Völker zwiſchen dem Kuban und dem ſchwarzen Meere oder die Abchaſiſchen und Tſcherkeſfiſchen Stämme. (Sdlui .)

Die Abighé oder die eigentlichen Tſcherkefícn . Das häusliche Leben bei den Tſcherkeſſen regelt ſich nach auffallend firengen Gefeßen . Die gewöhnlichſten Zärtlichkeiten der Eheleute: ein Kuß, ein Händedrud u. dgl. finden nie in Gegenwart anderer ſelbſt nicht der nächſten Verwandten - ſtatt. Es gilt einem Manne ſchon als

Beleidigung , wenn man ſich bei ihm nach dem Befinden ſeiner Frau ober ſeiner Töchter erkundigt. Selbſt weibliche Verwandte der Frau würden ſolche Fragen nie in Gegenwart von Fremden thun. Der Mann darf weder Theil nehmen an den Geſellſchaften , welde die Frau empfängt, noch die Frau an denen des Mannes.

Von der nach dem Soran erlaubten Scheidung wird nur äußerſt jelten Gebrauch macht. Gben ſo gehört Treubuch in der Che Frauen ſowohl wie bei Männern

bei

zu den ſeltenſten Erſcheinungen ;

den Ghebrecher trifft die Veradytung all ſeiner Stammgenoſſen. lebri gens iſt jeder freie Tſcherkeß alleiniger und unumſchränkter Herr über das Leben ſeiner Frau und ſeiner Kinder ; er darf ſie nach eigenem

Urtheile ſtrafen oder tödten , ohne daß ihm ein Haar darum gefrümmt werde. Für Untreue des Weibes iſt ſchon der bloße Verdadt ein Todeburtheil.

Feindes bringt.

Daß bei der Erziehung der jungen Tigerleſſen von Kunſt und Wiſſenſchaft feine Rede iſt, bedarf faum der Erwähnung. Nur auf die Entwicklung etwaigen Rednertalentes wird beſonderer Werth gelegt. Der Atalik gewöhnt ſeinen Zögling von früheſter Jugend daran , ſich

kurz, ſchnell und gerrandt auszudrüden, um ihn zu befähigen, dereinſt im Rathe der waffentragenden Männer ſeines Stammes Sitz und Stimme einzunehmen und mit Nadidrud das Wort zu führen. Daher findet man oft bei Tſcherkeſſen, welde weder leſen noch ſchreiben können, eine in Erſtaunen legende Beredſamfeit. Wir ſind häufig Zeuge langer Unterhandlungen zwiſchen Nuſſen und Tſcherkeſſen geroeſen, und in dem Redefluſſe der waffen - und wortgerüſteten Männer aus den Stämmen der Adighé floſſen und die Stunden wie Minuten hin.

unwillkürlid glaubten wir uns zuweilen beim Anſdauen dieſer Normalmenſden und beim Klang ihrer feurigen Worte unter die Hel: den Homers oder Dſians verſeßt, ſo genau paßten die Schilderungen

der Sänger auf die uns vorübergleitenden Geſtalten. Nur das Dazwi

Es beſteht eine eigenthümliche Sitte unter den Tíderfeſſen und ihren Nachbarſtāmmen, eine Sitte, welche in vielen Fällen dem Weibe das Recht gibt , zum Sdute eines Mannes aufzutreten . Der fliehende Feind, dem es gelingt, ſich in die Wohnung einer Frau zu retten und ihren Buſen oder nur ihre Hand zu berühren , iſt, ſo lange er unier

fdenfommen ruſſiſcher Graurõde verſcheuchte jedesmal den Zauber der Traumbilder von Troja und Iniſhona. Hat der Atalik die Erziehung des ihm anvertrauten Jünglings vollendet , ſo pflegt er ihm durch Betheiligung bei der Wahl und Ents führung feiner zufünftigen Lebendgefährtin den letzten Liebesdienſt zu

ihrem Dache weilt , vor jeder Nache ſeines Verfolgero ficher. Rein

erweiſen.

Streit, kein Kampf, feine Strafvollziehung und am wenigſten die ſonſt

Die Rückfehr des jungen Tſcherkeſſen in das väterliche Haus findet immer unter beſonderen Feierlichkeiten ſtatt. Der Vater bereitet ein großes Feſtmahl , wozu alle Verwandten und Freunde eingeladen werden , und welches durch Tanz , Muſik und fries geriſche Spiele verherrlicht wird. Der Atalit wird unter vielen Ehren bezeugungen öffentlich als Verwandter des Hauſes anerkannt und erhält

überall erlaubte Blutradje darf in Gegenwart einer Frau ſtattfinden, ſondern muß bis zu einer andern Gelegenheit verſchoben werden. Wenn

die Frauen mit fliegenden Haaren und entſpleiertem Antliß fich zwiſchen

die Rámpfenden werfen, ſo hört alles Blutvergießen auf; doch kommen dergleichen Fälle nur bei Zwiſten unter den eigenen Stammgenoſſen Wenn es gilt gegen einen auswärtigen Feind und beſonders zu fechten , ſo feuern die Ticherkeſſenweiber ihre Männer ſelbſt zum Rampfe an ; fie miſchen fich unter die Reihen der

por .

gegen die Ruſſen

Krieger , tragen Lebensmittel und Kriegsbedarf herbei und führen oft felbſt das Schwert mit muthiger Hand. . . Die Kinder , und beſonders die Knaben , wadſen bei den Ticher

feſſen nicht im Hauſe der Eltern auf , ſondern dieſe vertrauen ihre Sprößlinge , um fie vor Verweichlichung zu bewahren , immer fremden Händen zur Erziehung an . Ausnahmen von dieſer Regel finden nur bei Kindern armer Leute, überhaupt bei ſolchen ſtatt, welche mehr dar:

ein angemeſſenes Geſchenk in Waffen , Pferden u. dgl. beſtehend. Sein Verhältniß zu dem entlaſſenen Zöglinge bleibt gewöhnlich ein ſehr ins niges, da dieſen die Dankbarkeit natürlidh mehr an den Atalif, als an den eigentlichen Vater feſſelt. . . Indem wir hier unſere furze Schilderung des Volkes der Tſdher: fefſen ſdhließen, verweiſen wir die Leſer, welche ſich näher über Ginzelnes unterrichten wollen , auf die Reiſewerke der befannten Engländer Bell und Longworth , welche eine Menge intereſſanter Vilder aus den läns

dern der Adighé liefern. Alle übrigen Bücher über die Tſcherkefſen dürfen nur mit großer Vorſicht benußt werden.

auf angewieſen ſind , das Feld zu bauen , als ein friegeriſches Leben 1 Gleich nach der Geburt wird das Kind 24 Stunden lang der freien Luft

zu führen .

Bei der Wahl eines Atalit (Grziehers) wird nicht ſowohl auf Berlag der 3. O. Gotta'iden Buchhandlung

ausgelegt.

Verantwortlicher Nedacteur Dr. 6b. Widenmann.

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attliden Lebens der Völker. M其 " 128.

29 Mai 1848.

Die Pariſer Nationalverſammlung. Es iſt ein faſt drolliges Schauſpiel, die alten unter der

Der Drdnung und der Freiheit iſt. Der Tag wird fommen, wo der richtig verſtandene Begriff der Demofratie die ganze Geſells daft beleben und fte nicht mehr erſchrecken wird. Dann wird

Monarchie groß geworbenen Journale zu ſehen, wie fle den neuen republifaniſchen Rod Höchft widerwillig tragen und fich linfiſch Darin benehmen . Auch die Revue des deur mondes gehört dazu ,

man erſt ſehen wag der demofratiſche Staat iſt, wenn man ihn

und wir wollen ihr, wie den andern , dieß feineswegs als Fehler

anrechnen : fte hatten ſich in die Parteiverhältniſſe des alten Zu-

Charlatani&mus einiger ausſchweifenden Träumer entſtellt, ſon dern auf eine unerſchütterliche Grundlage baut, auf den geſunden

ftandes hineingelebt, und aus einer ſolchen Gewohnheit ſpringt

Verſtand einer ganzen Nation. Dann wird man die individuellen

man nicht durch einen Salto mortale heraus . Eben dieſer Umſtand aber gibt ihrem lirtbeil etwas Pifantes, denn da ſie feines-

Kräfte fich vervielfältigen und wachſen ſehen , ſtatt fich an Baht

wegs für die Republik enthuſia &mirt find, ſo fehen ffe folche gleich

terne8 Urtheil ab. Die Revue des deur mondes vom 15 Mai

unter einander zu mengen und zu vernichten, wie unter einem Syftem von Utopien . Jeder wird im Staate ſeinen Plaß ha ben , aber der Staat wird nicht mehr ben Bürger verſchlingen ,

läßt ſich in einein , natürlicher Weiſe vor den ſtürmiſchen Ereig-

und ihn nicht mehr zur Maſchine umwandeln .

ſam nur aus der Vogelperſpective an , und geben ein ſehr nüch.

ohne Rückhalt ins Leben führt, ihn nicht durch dieſe ober jene Baftarbariftofratie verfälſcht, ihn nicht durch den heudleriſchen

zu mindern, wie unter einem Syſtem der Privilegien, ftatt fte

niffen dieſes Taged, erſchienenen Artikel folgendermaßen verneh.

,,Starf durch dieſe Hoffnungen , welche mit unfern theuers

men : „ bie Nationalverſammlung iſt endlich beiſammen, fie hat

ften Ueberzeugungen zuſammenhängen, haben wir das Recht von

die Republik proflamirt, ſie hat einen Präſidenten ernannt, fie hat den Rechenſchaftsbericht der zwei Monate, die man angewenDet hat, um ihr die Stelle zu bereiten , angehört, fie hat das Manbat der Erecutivgewalt aufgefriſcht, bie Grecutivgewalt hat ihre Miniſter erwählt ; ſo weit iſt unſer zweites Proviſorium vollſtändig, möchten wir doch bald zu einer definitiven Einrich tung fommen ! Das iſt in der That der eifrigfte Wunſd ), womit

ſind keine Emigranten von 1789, wir glauben an die neue Zeit, und verlangen nur, daß man die Sache beſſer angreife. Wir verlangen namentlich, daß man die Aufgabe, zu deren Löſung Das Land berufen iſt, nicht übertreibe, damit dieſe liebertreibung nicht den Gifer abfühle, wenn man ſie nicht ernſtlich nimmt, und daß

Die öffentlicheMeinung dieſe neue Phaſe der Februarära begrüßt Es iſt dieß feine wege Unbank für geleiſtete Dienſte, vors eiliges Mißtrauen in fünftige Verdienſte, es iſt dieß ganz eins fach und proſaiſch ein großes Ruhebebürfnis. „Man ſuche immerhin die Revolution zu galvaniſiren, wir

haben kein revolutionäres Temperament mehr. Man bemerft nirgende um ſich her den leidenſchaftlichen Glauben und die Siege @freudigkeit, welche Berge ebnet und Thaler ausfüllt.

Die

Sadye iſt leicht zu erklären : wir glauben ficherlich nicht in der beften der Welten zu ſeyn, aber wir müſſen geſtehen , daß wir

in der Welt, in welcher wir einmal find, weder ſehr hohe Berge, noch ſehr tiefe Thaler finden .

Es iſt balb ſechzig Jahre, daß

wir an der Nivellirung arbeiten. Wir wiſſen wohl, weßhalb die Monarchie gefallen iſt, nicht weil fte eine Monarchie war,

unſerer jungen Republif als einer der ihrigen zu ſprechen .

Wir

fie nicht den Kopf verwirre, wenn man darüber Unruhe fühlt. Woher die auffallenden Symptome, die moraliſche Erſchlaffung gleich im Beginn einer Revolution, dieſe ſeltſame Abſpannung im Angeficht ſo vieler wichtigen Reformen , dieß Streben zu Ende zu fommen , ehe man recht angefangen Sat ? Doch wohl nur baber, weil man ſeit zwei Monaten die Gemüther ſo über beßt und gereizt bat, daß fie jeßt nur noch daran benfen zur Ruhe zu fommen. Man hat den Leuten vorgeſpiegelt,, e8 feb ſey bie ganze Welt umzugeſtalten , und ſo hat fich die Einbildung8s fraft auf die ſeltſamſten Dinge vorbereitet , ſo daß ihr fest der gewöhnliche Lauf der Dinge gemein und ichal erſcheint. So fcheint iegt auch das Nationalparlament ſo ftodbürgerlich, wie nur irgend ein früheres ; ein Ausbrud , der in unſerm Munde

ebenſo wenig eine Beleidigung als ein lobſpruch ſeyn ſoll: es iſt nur eine Thatſache, die wir conſtatiren .

ſondern weil fte feine demofratiſche Monarchie war , wie fte hätte

,, Doch enthält die Nationalverſammlung Elemente, die neu

ſeyn können, und wozu fte Lamartine dringend aufforderte, ale

und verſchiedenartig genug find, um balb eine ganz originelle

er im 3. 1843 in die conftitutionelle Oppoſition trat.

Phyſiognomie Darzubieten. Ein Bonaparte, der auf die Redners bühne ſteigt, ein proteſtantiſcher Pfarrer und ein Dominicaner, die fich öffentlich als Collegen behandeln, allenthalben unbekannte

Die wahre

Legitimität, die Bedingung des Daſeyno der republikaniſchen Res gierung wird darin beſtehen , die demokratiſche Fahne den gewalt. ſamen Händen , welche fte zu ihrem Vortheil zu erbaſchen ſuch

ten , zu entreißen , und zu zeigen , baß es vor allem eine Fahne

Namen unter den alten , find das nicht auch Zeichen der Zeit ? G8 räre indeß unmöglich, gleich ießt ſchon die 900 Männer,

510

die noch gar keine Gelegenheit gehabt haben , einander näher zu treten und fich auszuzeichnen, jeßt ſchon claſſificiren zu wollen . Nur drei Gruppen heben ſich auf dieſem Dunkeln , beweglichen Grund deutlich hervor.

Dieß find erſtens die Veteranen der

liberalen Sache, die wir in großer Anzahl wieder finden , die Mitglieder der alten parlamentariſchen Linken, von ihren vors gerücfteſten Reiben bis zum Centrum hin . Zweiten die alte fatholiſche Partei, die ſich mie ebemalß mehr oder minder auf

die Legitimiſten ſtüßt, ſich aber doch auch in einer Demokratis ſchen Schule recrutirt, die erſt ſeit geſtern weltläufig geworden iſt. Endlid Dritten8 ein Häufchen Leute, die fed unterbrechen , gebieteriſch reten , immer und allenthalben fich verſchwören, und alles thun , damit man fte den Berg nennen ſoll. Wir, die wir fie ſehr ſpärlich und mie verloren auf dieſem hohen Gipfel

erblicken , den wir in moderner Sprache ganz einfach die legte Bank der äußerſten Linken nennen , wir begnügen uns aus Höf lichkeit ſie als die Grcentriſchen zu bezeichnen .“ Der Verfaſſer hat hier mit treffender Jronie den hohlen Bombaſt der modernen Bergmänner herausgeboben, hinter denen nicht mehr wie im 3. 1793 eine erbitterte Nation ſteht, welche fte mit oder wider ihren Willen durch den Schreden vor der

Knechtſchaſt retten . Es find bloß noch einzelne Ghrgeizige, benen nur in der Unruhe wohl iſt, und die ſich an den Plaß ans

Die Baumwollencultur, relche hier einſt ſehr blühte, ift

lange Zeit vernachläffigt worden und hat fich erſt in den legten Sabren etwat wieder gehoben, wo die inländiſchen Fabrifanten fauften .

Die Seibeninduſtrie iſt ſehr herabgefommen , und im Mos nat Mai fand ich noch alle Maulbeerbäume did belaubt.

Der Tabafbau wird an mehrern Stellen eifrig betrieben und liefert vorzügliche Blätter. Man hofft, daß mit der neu eingeführten Ordnung der Dinge dieſem höchſt wichtigen Cultur: zweige, welcher bei aller Vernachläſſigung (chon günſtige Reſul tate lieferte , mehr Aufmerkſamkeit geſchenkt werde .

baut fte auf naſſe und auf trodene Weiſe (ad innaffiamento und a secco ), die erſtere jedoch, was Quantität und Qualität

betrifft, ziemlich allgemein für vortheilhafter haltend . In frü hern Zeiten , bevor Fabrifen errichtet waren , war die Tabaf : fabrication in den Händen der Bettelmönche , und ihr fleiß und

ihre Geduld lieferten merkwürdige Reſultate .

Aus Apulien . Neiſe von Lecce über Manduria nach Taranto 2 . ( Fortſepung .)

Ich ſchließe mit einigen Bemerkungen über Acerbau , Hans del, Manufacturen und Bevölkerung der nach allen Richtungen Durchſtreiften Provinz von Dtranto, Bemerfungen , welche theils weiſe aud auf Apulien ſich bezieben laſjen.

Das ſteinige, ſchwer zu adernde Land eignet ſich außers ordentlich für den Delbau , wie dieß ſchon die überall wuchern den wilden Delbäume (Oleaſtri) und die vielen Waldbeeren an deuten . Die Felder hingegen, welche Farrnfräuter erzeugen, find ganz und gar für den Weinbau geſchaffen. Del- und

Der Jabaf von

Lecce, Francavilla , Giuliano und vom Cap glich ganz und gar dem ſpaniſchen . In Lecce wurden 1821 440,000 Pfund Tabaf verarbeitet und ans Ausland 3700 Centner Blätter verkauft .

Die Fabrit zu Lecce , natürlich Staatseigenthum , hat ſehr ges räumige Localitäten ; die Magazine , Laboratorien , Keller ſind von außerordentlichem Umfange. Kloſter.

derer ſegen wollen .

Es gibt

zwei Gattungen Tabafépflanzen : Cutaro und Brafile, und man

Früher war dieſes Gebäude ein

Die Viehzucht blüht verhältniſmäßig weniger in der Pros vinz Lecce ; da man feine künſtliche Wieſen- und Grascultur

fennt, ſo hangt alleg von der Gunſt der Witterung ab. Man geln im Herbſt die Regengüſſe,

ſo ſieht man im Winter das

Rindvieh wie ein Gerippe auf den wenigen natürlichen Weide plägen umberſchleichen.

Zu den Zeiten der Römer muß diep

alles, nach Virgil zu urtheilen , beſſer geweſen ſeyn. Pferde zudit fennt man eben ſo wenig gründlich, dennoch beſchäftigent fich einige Gutebeſiger zu Martina, Converſano und Mattina Damit , unb fleine, ſehr feurige Pferde geben daraus hervor ; dagegen ſind die Eſel groß, ſchön unb ſtarf, und ſtehen oft höher im Preiſe als Pferde ; Männer und Frauen bedienen ſich ihrer

Weinbau blühen denn auch ganz außerordentlich in der Terra

zum Reiten. Mit Ausnahme der Gſel von der Inſel Pantella

d'Otranto . Ueberall wohin das Auge blidt, erſcheinen Oliven bäume, nicht als Gärten , Tondern im eigentlidſten Sinne ale

ria ſah ich nirgende in 3talien (felbſt in Sicilien nicht eine beſſere Race ; ebenſo vortrefflich find die leccefiiden Maulthiere.

Der größte Olivenwald befindet ſich zwiſchen Mono

Die Bienenzucht iſt nicht weit verbreitet, obſchon ein ſehr guter

poli und Brindiſt ; er iſt einige 20 Miglien lang , und wie ich mid in ihm verirrte, erzählte ich bei einer frühern Gelegenheit.

Honig erzeugt wird, beſonders in der Umgegend von Lecce ; wie

Wälder.

Die Weinfelder von Brindiſi und Galatina, mo die Farren fräuter ſehr wuchern, erzeugen einen überaus feurigen, trefflichen, dem von Cypern gleichfommenden Wein. Junge Dlivenpflans zungen werden faſt immer mit Weinreben gemiſcht, ſobald aber die Dliven Früchte tragen, verpflanzt man die Reben , weil man glaubt, daß fie den Delbäumen die Nahrung entziehen ; jebody in der Provinz Moliſe wird mit dem beſten Erfolg dieſe Cultur auf gemeinſchaftlichem Ader betrieben . Die tief eingewurzelte Meinung, überall Dliven zu bauen , entzieht manchen Ader dem Getreibebau, darüber ſind ſchon viele Klagen geführt und viele Reben und Schriften gewechſelt; vgl. Palmieri : Pensieri econo mici p. 45. In allgemeinen iſt der Boden mit nicht viel veges tabiliſcher Erbe bebedt ; die mit Rosmarin und Thymus bes wady ſenen Felder haben faum einige Zou Humus. Die Arbeit wird mit der Hade verrichtet (zappa ) , den Spaten (vanga)

fehr die Alten den Honig Dee Salentiner Ländchens ſchaften , wiſſen wir aus Strabo, Varro und Macrobius ; Horaz (DD, 2 , 6) verglich ihn ſogar mit dem vom Hymettus ; man ſammelt ihn 3 bis 5mal im Jahre, der vom Mai und September iſt der feinſte und gewürzhafteſte. Man entfernt die Bienen wie bei

uns durch Raudh; ein Bienenſtod kann gegen 20 Pfund Honig und zwei Pfund Wach erzeugen .

An den Delbaum knüpfen ſich liebliche und bedeutungsvolle

Mythen des heidniſchen und des chrifilichen Alterthums . Gr gedeiht nur da wo Licht und Wärme den Boden begünſtigen und

flieht die winterlichen Regionen ; ſein immergrünes Laub, ein Symbol der Friedens, verſichert und der ewig ſchaffenden Kraft Der Natur. Ueberau ſproß in der von uns geſchilderten Pro vinz der Delbaum aus dem Boden empor, ja man fann annebs men , daß dieſe, fidh felbft überlaſſen , binnen 3ahr unb Lag einen

einzigen großen undurchdringlichen Delwald abgeben würde ; bas

fennt man nicht; der Pflug iſt klein und wird in der Regel

Del macht den Hauptreichthum Der Serra d'Otranto qus.

nur von einem Thier, oft nur von einem Ejel gezogen .

rend der franzöftichen Dccupation lag die Delausfubr gang dar

Wähs

w0203

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nieder : man fütterte bie Soweine mit Oliven, und wenig fehlte,

denbau iſt ſehr herunter gekommen — zu S. Giuliano am Cap

ſo hätte man Feuer und Schwert an die herrlichen Wälder ges

wirber noch mit Eifer getrieben - und beſchränkt fich auf

legt, welche den Stolz der Provinz ausmachen . Die trefflichen Werke Preſta's und Moſchettini'e über die Delcultur umfaſſen alles hierher gehörige, und ich beſchränke mich daher auf ein paar Bemerkungen . Trop des blühenden gewinnreichen , jeßt bes ſtehenden Delhanbele --- behaupten Kenner - wirb lange nicht genug Fleiß auf die Olivenzucht verwendet. Man läßt zu viel -

verwilbern ,

die Olivengärten find ſchlecht angelegt und werden

ſchlecht erhalten , man ſchüßt die jungen Bäume zu wenig gegen das Benagen ber Thiere, namentlich der Kühe unb Ziegen , beſchneidet nachläffig und unregelmäßig und fällt die Bäume, weil Olivenholz als Brennholz dient, oft ohne Sinn und Verſtanb ; die Dliven von Taranto und Maſſafra ſind am beſten cultivirt .

Freilich fingt Virgil (Georg . 2, 420) daß der Delbaum keiner Cultur bebürfe, aber die Erfahrung lehrt, daß vernachläffigte Delpflanzungen ſchlechte Ernten geben und zuleßt ganz untergehen . Gewöhnlich wartet man bei der Dlivenleſe ſo lange, bis die Dliven auf die Sennen abfallen, welche man um die Wurzeln der Bäume bildet : in Taranto hingegen pflückt man fie ; beibes hat ſeine Vortheile und ſeine Nachtheile. Die reif abfallenben Dliven enthalten die möglich größte Quantität Del, aber wegen des oft Ueberreiſwerbend, wegen des Anpidens der Vögel und negen der Faulheit der Arbeiter, welche viel auf dem Boden vers faulen laſſen , fou fidh bas Quantum faft um ein Drittheil vers

ringern. Pflückt man die Oliven, ſo iſt's unmöglich bei allen Den Zuſtand der Reife zu prüfen, und der Baum leidet durch die Leitern, die Hafen und Meſſer und durch das Abbrechen junger Zweige. Was die verſchiedenen Abarten ber Oliven betrifft, ſo

ſtellte Preſta mit Oliven aus ganz Italien Verſuche zu Gallipoli an, Verſuche welche in jüngſter Zeit von mehreren agrariſchen

Bandfabrication und Gewänder von Geiſtlichen , benen jedoch vor

Der Färbung Schafwolle zugefügt wird.

Die Maulbeerbäume

dienen als Brennholz. Die Baumwolle wird nach Neapel, Sa lerno, Angri, Piedimonte, das heißt : in die einheimiſchen Fa brifftädte verkauft und zwar roh oder geſponnen , ſelten geht fte ins Ausland.

Nichtsbeſtoweniger ſind die Privatwebereien von

Galatina, Nardo, Gallipoli und Galatone recht gut und ihre Fabricate begehrt. Die Gewerbeausſtellungen zu Neapel liefers ten zu wiederholtenmalen ſehr hübſche Sachen. Die Webereien richten fich ganz und gar nach dem, oft ſehr eigenthümlichen Provinzialgeſchmack, und beſtehen aus den einfachſten Vorrich tungen. Die Velp -fabriken in Taranto beſchäftigen auốnahmg= weiſe mehr Männer als Weiber : in Taranto, Francavilla nnb Maſſafra follen an 500 bergleichen Webſtühle ſeyn, welche an 95–100,000 Kannen Velp fabriciren . Gerbereien – aber auch idwach beſtellt - gibt es an mehreren Orten, ja Die Calabres -

ſen , welche (wie bekannt) am weiteſten in der Kultur zurück find,

ſchicken Felle zur Gerbung nach Martina , Francavilla u. 1. W. Nur die Wohlhabenden bedienen fich des fremben Leders . Die

Pflanzen, Sträucher u . welche zum Gerben benügt werben (Myrthe, Lentiscus) wad ſen überall.

Was die Wollgewänder

betrifft, die nach Horaz, Martial u. a. ſo hochberühmt waren Durch ihre Feinheit und Weichheit, ſo find andere Provinzen der unſerigen weit zuvorgefommen. Die hieſige Wolle fteht weit unter der von Puglien, welche beſonders durch Alfons von Ara gonien verebelt wurde, und nur ganz grobe Sachen, wie z. B. Bettdecken, Kamaſchen , Pferdebecken werden daraus fabricirt. Walfereien, Färbereien ſind noch ſehr in der Kindheit. Töpfer fabriken eriſtiren zu Laterza, Taranto und Brindiſt: früher wurde viel Geſchirr nach Griechenland ausgeführt, jeßt gehen nur noch nach den ioniſchen Inſeln und nach Albanien große irdene

und ökonomiſchen Geſellſchaften wiederholt wurden . Die am Capo Salentino und wohl in der ganzen Provinz am häufigften vorfommende Art heißt : Ogliarolo ; fie liefert viele Früchte

Krüge und Kannen .

und ein ſehr gutes Del, iſt aber der Krankheit der Delbäume Brusca -1 genannt, ſehr ausgeſeßt, beſonders an der Oftküſte; zwei andere Sorten heißen Cellina und Cascia. Bei gleichem

man macerirt die Blätter und fabricirt ſehr gute Stricke und künſtliche Blumen daraus ; bie Stricke ſind viel dauerhafter als

Quantum Oliven geben die berühmten Oliven bon Venafro, 2 Licinie bei den Römern genannt (ießt Aurine), ungefähr ein

chylien werden zu Taranto Moſaikbilder, Blumen und allerlei

Die Agave americana, welche überal Hecken und Zäune bildet, wird zu Dria beſonders bearbeitet ;

Die von Hanf und leiben wenig vom Seewaſſer.

Aus Kons

Drittheil mehr Del als bie Ogliaroli von Otranto, Gallipoli

Verzierungen gemacht. Von den Handſchuhen aus der Wolle der

Die zweite venafriſche Sorte (Sergiane bei den Rör mern, heutzutage Reſciole genannt) gibt ein Viertheil mehr, und die bareſiſche Sorte Ciline ein Fünftheil mehr ; man iſt jeßt ſehr darauf bedacht neue Sorten einzuführen. Alberne Con-

Pinna marina und anberen Geweben war früher ſchon die Rebe;

u . ſ. w .

tracte (di colonia genannt) hemmen und erſchweren außerdem

dieſe Manufactur ſcheint fehr alt zu ſeyn.

Francesco da Bar

berino, welcher im 13ten Jahrhundert lebte, beſang ſchon die Ge wänder aus Fiſchwolle. 17

(Schluß folgt.)

überall die Delcultur.

Das Manufacturweſen anlangenb, fo ſteht dasſelbe, ſo fehr

auch einzelne Ortſdyaften mit Erfolg arbeiteten, noch immer auf

niedriger Stufe. Weiber und Kinder ſind faſt ausſchließlich

Ueber den nächſten Weg nach China. £t. Maury , Aufſeher des Nationalobfervatoriums in Waſhington,

hat einen Plan ausgearbeitet über die möglichſt ſchleunige Verbindung

gebildet. Die Baumwolle, welche überall gebeiht, iſt ſehr gut,

mit China: Dampfſchiffe follen von einem californiſchen Hafen ausgehen, und von dieſem über die Felſengebirge nach Teneſſee eine Pferdepoſt, die mit der Zeit und nach und nach in eine Eiſenbahn umgewandelt würde. Der Vorſchlag, den wir aus dem Athenäum vom 6 Mai entnehmen,

und die Maulbeerbäume würden ganze Wälder bilben, wenn man ihrer Cultur Aufmerkſamkeit ſchenken wollte. Der Geis

foll demnächſt dem amerikaniſchen Congreß vorgelegt werden . Unter den verſchiedenen Planen die man, um nach China zu gelan

4 Man meint, fie rühren von dem Meerſchaum her, welchen bei auf geregtem Meers die Winde oft weit ins Land hineinſpriten .

Giſenbahn über die Landenge von Darten oder andere Theile des Feſt landes , ſcheint die große Rreisroute über den Ocean nie in Erwägung gezogen worden zu ſein. Wenn wir den Weg und die Entfernung von

damit beſchäftigt, und ohne Mittel und ohne Maſchinen findet fein Fortſchritt ſtatt. Mit vielem Glück und großem Fleiß wer den nicht ſelten koſtbare fremde Fabricate nachgeahmt und nach

2 Diewelches OlivenſehrVenafro's befingt Hr. Lucentoforte in einem langen Gedichte, proſaiſche commercielle Noten und außerdem 14 Åbbildungen von verſchiedenen Olivenforten enthält.

gen, von Zeit zu Zeit aufs Tapet gebracht, theilweiſe nämlich mittelſt

Panama nad Shanghai, wie ſie auf Mercators Karte erſcheinen, näher ins Auge faffen , ſo werden wir finden daß die Entfernung etwa 9500

512 gerade mitten (engl.) Meilen betrågt , und daß der Weg über die inne liegenden Sandwichinſeln führt. Allein auf dieſer Karte , die bei der Schifffahrt die gebräuchliche iſt, ſowie auf allen andern, wird die Oberfläche der Erde, die eine Kugel iſt, als Ebene dargeſtellt, und iſt daher verzogen. Die fürzeſte Entfernung zwiſchen irgend zwei Orten iſt, wofern ſie nicht beide unter dem Aequator oder einem und demſelben -

Meridian liegen , nicht die fie verbindende gerade linie auf der Karte, ſondern entlang dem Bogen des großen Kreiſes, in deſſen Ebene die Orte liegen, und dieſer Bogen wird bei ſeiner Projection auf der Karte

als eine frumme Linie erſcheinen. Nehmen wir nun einen gewöhnlichen Erdglobus zur Hand, und ziehen eine Sonur dicht darüber von Panama Orten zeigen und die große Kreisroute zwiſchen ihnen darſtellen ; und dieſe Linie , weit entfernt die Sandwichinſeln zu berühren , wird den

Meerbuſen von Merico durchſchneiden , von da durd Louiſiana nach Oregon gehen, und den Ocean um mehrere tauſend (engl.) Meilen nörd lid von denſelben freuzen. Die Entfernung von Panama nadh Sdhanghai auf dieſem Wege, wenn die Reiſenden ihn einſchlagen fönnten , betragt 8200 (engl. ) Meilen , oder etwa 1200 M. weniger als der über die Sandwichinſeln. Nun , denjenigen welche gewohnt ſind ſich ihre Ideen nach Mappen und Karten und nicht nach Erdgloben zu bilden , dürfte dieſe Angabe auffallend erſcheinen, und dod bleibt es nichtsdeſtoweniger wahr , daß der in Neuorleans befindliche um etwa 3000 Meilen näher bei China iſt, als es der Fall, wenn

er

von Panama über die Sanda

widinſeln abgeht , obgleich er wenigſtens 1500 Meilen zurückgelegt haben wird um Panama zu erreichen . Allein die große Kreislinie von Panama durd den Meerbuſen und Louiſiana nadh China als Reiſeweg iſt unbrauchbar ; die nächſte Aufgabe geht ſonach dahin einen brauch: baren Weg aufzufinden , der von dieſem ſo wenig abweichen foll als Landſpißen oder andre die Soifffahrt hemmende Umſtände es geſtatten. Haben wir einen ſolchen Weg gefunden, dann fönnen wir die Vortheile

die er bietet, prüfen, ihn mit andern vorgeſchlagenen Wegen vergieichen, und Solußfolgerungen ziehen. Hält man auf dem Globus das eine Ende der Sduur in Sdhanghai feſt und führt das andere in das ſtille Meer, bis es gerade auf die Halbinſel Californien trifft, ſo haben wir

den Bogen eines großen Kreiſes, dem entlang ein mit genügendem Feuer: ftoff verſehener Dampfer die ganze Strede von Chili bis zu den japani ichen Inſeln ſegeln fönnte , ohne Fidy je des Landes halber zur Seite

wenden zu dürfen. Dieß iſt alſo der fürzeſte Weg und die nádſte ſchiff: bare Entfernung nach China für alle Fahrzeuge, ſey es von Chili, Bolivia, Peru, Gcuador, Centralamerifa oder von den am ſtillen Meere liegenden Theilen Merico's. Die Entfernung betreffend iſt dieß die große Heerſtraße von Amerifa nach Indien , und wird in Zukunft der große commercielle Preis des fillen Meeres genannt werden.

Haben wir dieſen Weg durdjahren und ſind am Vorgebirge St. Lucas und Bartholomäus vorübergefommen , ſo werden wir, wenn wir rechte

quil) nach Panama. Gine andre monatliche Dampfbootlinie von Panama nach der Mündung des Colombiaflufſeß haben die HH. Aopinwall und Comp. zu Neu -Yorf eingerichtet. Dieſe Linie wird fich in Panama ohne Zweifel mit der Wheelwright'ſden , ſowie mit einer oder zwei andern Linien auf dieſer Seite nach Chagres in Verbindung ſeßen. Die Dampfer der Aøpinwall'idhen Linie müſſen in Monterey anlegen , und daher ift .

Monterey der Hafen für die nach China beſtimmten amerifaniſchen Schiffe. Er liegt unter 36° 38 " Breite , d. 6. dem dritten Theil der Gntfernung und unmittelbar auf der Wegſeite von Panama nad China, und von Monterey , mittelſt der großen Kreislinie iſt es lange nicht ſo weit nach Japan , als von Panama mit dem Compaß nach den 3700, oder juft die Entfernung von Charleston nadi Liverpool. Zwiſchen

Panama und den Sandwichinſeln gibt es feinen Anhaltsplaß , und bei dem gegenwärtigen Stande der Dampfſchifffahrt iſt es keinem Dampfer möglid Brennmaterial für eine Strede von 4500 Meilen mitzuführen und daneben noch den Eigenthümern Nußen abzuwerfen. Halbwego zwiſchen Monterey und Schanghai, und unmittelbar in der Richtung des Weges, liegen die Fucho - oder Aleutiſchen Inſeln, wo die Monterey'ſche Linie ihr Kohlenniederlager haben fönnte. 68 iſt von Monterey und Sdhanghai nach dieſen Inſeln gerade ungefähr dieſelbe Entfernung wie von Liverpool nach Haličar , wo die Cunardlinie ihre Niederlagen hat, obgleich die linien von Neu : Yorf nach Liverpool , Havre und Bremen bewieſen haben, daß 3000 Meilen für die Feuerungegränzen von Dam : pfern nicht zu viel find. Wenn man die Karte oder einen Globus zur Hand nimmt, ſo wird man ſehen daß dieſe Route von Monterey aus gänzlich außerhalb der Gränzen der nordöſtlichen Paſſatwinde liegt, und daher um ſoviel beſſer für Dampfichiffe ift. Obgleich von dieſem Theil des Dieang , ausgenommen den unternehmenden Wallfiſdjägern Neu: Englande, wenig oder nichts befannt iſt, ſo vermuthe ich dody, nach dem zu ſchließen was wir über die vorherrſchenden Winde zwiſchen denſelben Parallelen in Nordamerifa wiſſen , daß dieſe Route unter gewiſſen Umſtänden audy als die beſte für Segelſchiffe fich alloweiſen dürfte.

Allein Sie wünſchten, ich inüchte die beſte Route, nicht für Segels

ſchiffe, ſondern für eine Dampferlinie in Erwägung ziehen. Die große Kreislinie iſt die Route für Dampfboote zur Hin- und Herfahrt; und wenn man annimmt daß die Schiffe auf der vorgeſchlagenen Linie eine gleiche Schnelligfeit beſigen wie der Great Weſtern in feinen ſchönſten Tagen und warum ſollten ſie ihn nicht übertreffen können ? ſo werden ſie die Hin- und Herfahrt zwiſchen Schanghai und Monterey

in 26 Tagen machen , einſchließlich eines eintägigen Aufenthalte zur Rohleneinnahme auf den Fuchsinſeln . Es iſt gezeigt worden, daß Mon: terey unmittelbar auf der großen Heerſtraße von Weſtſüdamerika und Merico nadh China liegt. Dieſe Thatſache iſt an ſich ſelbſt genügend

um den Beweis zu liefern warum man ihr den Vorzug einräumen ſollte. 3n inniger Verbindung mit dieſem Gegenſtand ſteht indeſſen eine Giſen

blicken , in der Entfernung weniger Stunden die ſchönen Häfen Ober bahn vom atlantiſchen zum ſtillen Ocean. californiend finden , einſchließlich der ficheren und bequemen von San

Eine Eiſenbahn von Savannah und Charleston nach Memphis ijt

Diego, Monterey und San Francisco. Dieſe Häfen liegen rechts auf

bereits projectirt und theilweiſe vollendet. Von Memphis nadh Mon

der Wegſeite dieſer großen Kreislinie und dieſer wichtigen Handelsſtraße.

teren beträgt die Entfernung durch eine luftlinie 1500 Meilen. An

Sie nehmen eine ſolde geographiſche Lage ein und werden in Zukunft

genommen Ihre in Vorſchlag gebrachte Dampfbootlinie nach China ſey

ſoldie Handelsvortheile bieten, daß mit allem Grunde zu erwarten ſteht,

hergeſtellt und dieſe Eiſenbahn nach Monterey vollendet, ro fönnten die

der gũnjigſt gelegene dieſer Hafen werde eine Hauptſtation werden für

Bodenerzeugniſſe und die foſtbaren Waaren China's und Indiens binnen breißig Tagen mitten in das große Miffiſſippithal geſchafft werden.

die zwiſchen China und allen am ſtillen Meere gelegenen Theile Amerifa’s fahrenden Schiffe. Der Hafen von Monterey roll Aehnlichkeit haben init der ſchönen Bucht von Neapel. Er beſikt Waſſer und Umfang für die vereinigten Flotten und Sdiffe der ganzen Welt. Die Winde wehen hier nie landeinwärte. Bloß als Waſſerflächen indeß find San Diego und San Francisco in den Augen des Matroſen noch weit ſchöner ; allein San Diego liegt an der Gränze eines unfruchtbaren Landes, während San Francisco von der Route der großen Kreidlinie mehr

Die auf dieſe Weiſe mitgebrachten Nachrichten fönnten jedesmal augen

abwegs liegt als jeder der beiden andern Häfen.

au : China durch die Vereinigten Staaten den Bewohnern von St. Peters burg und Moofau und bald vielleicht auch denen Ronftantinopels binnen

Mein unternehmender Freund Wheelwright befißt eine monatliche

Dampfbootlinie von Valparaiſo ( mit Berührung von Callao und Quaya Verlag der J. G. Gotta'ſchen Buchhandlung

blidlich durd den Telegraphen nach Neu-Yorf und Boſton befördert werden . Hier würden ſie von den Dampfbooten in Gmpfang genoins

men und innerhalb dreizehn weiterer Tage fámen ſie dann nach England ; von da gelangten fie in wenigen Stunden über den Canal und würden

fofort durch die magnetiſchen Dråthe allen Theilen des europäiſchen Feſtlandes mitgetheilt. Sonach würden auf dieſer Route die Nachrichten 45 Tagen zugebracht. ( Fortſeßung folgt.)

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausland . Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. u" 129.

30 Mai 1848.

Gränzverhältniſſe zwiſchen Ungarn, Siebenbürgen und

deutſchen Blute nach ruhiger, wogegen die Szekler bis zur Ver

den Donaufürſtenthümern.

wegenheit fecf find. Von jenem Volfsſtamme iſt jeder, der nur die Mannbarfeit erreicht hat, Soldat, wenn auch nicht alle gleich zeitig im Dienſte find. Die Sachſen ſtellen nur eine beſtimmte

( Von 3. G. Elener. )

1. Die politiſchen Gränzverhältniffe. Es iſt ziemlich ſicher vorauszuſehen , daß die bier genannten Länder in nicht gar langer Zeit eine ſehr wichtige Rolle in der Politif von Europa ſpielen werden , und deshalb iſt es von 31-

tereſſe, ihre Lage, ihre politiſchen Beziehungen zu einander und ihre ſtrategiſche Situation etwas genauer ir: 8 Auge zu faſſen . Fangen wir mit dem Großfürſtenthum Siebenbürgen an , to iſt dasſelbe auf der Seite, wo es mit der Moldau und Wallachei zuſammengränzt, von einem Gebirgswalle umgeben , Durch welchen nur wenige Schluchten und Päſſe führen . Nur für Völfers ſchaften, wie die dort wohnenden , die von Jugend auf abgehärtet, in fteter llebung ihrer Körperfräfte groß gewachſen, und durch Strapazen und Mühſal geſtählt ſind, kann man dieſen Wall überſteiglich nennen . Er iſt der öſtlichte Hauptzug der Karpathen, die fich da, wo Ungarn im Nordoſten an Siebenbürgen ſtößt, in zwei Arme theilen und das Großfürſtenthum ringsum einſchlies Ben. - Der lange unb mächtige Gebirgewall, welcher von Nors den nach Süden und ſobann von Kronſtadt an von Dſten nach Weſten das Land umgürtet, ift fortwährend militäriſch beſeßt. Die Volkeſtämme, welche dieſen beſchwerlichen und gefährlichen Dienſt verſehen , find Sadyſen ( Deutſche), Szefler ( ein Zweig der Magyaren ) und Wallachen, legtere jedoch in der geringſten Zahl. Die Vravheit und Ausdauer dieſer Gränzwächter geht über alle Vorſtellung; auch find fte dermaßen abgehärtet, daß man erſtaunen muß über das was fte auszuhalten und zu ertragen vermögen.

Wir gehen nun von der nordöſtlichſten Spiße Siebenbürgens in der Reihe fort ; Da iſt zuerſt der Biſtrißer Stuhl (Dis

Anzahl und find auch mehr Landwirthe und Bürger als Sol Daten .

Der ganze Gränzſtrich iſt rauh und wenig fruchtbar, ſo baß man der Erde nur mit vieler Mühe ihre Früchte abgewinnt, aber gerade das iſt es, was das Volk ftählt und es zu dem Fortwährend find die Gränzſoldaten im macht was es iſt. Dienſte, um zu verhüten, daß nicht Smuggler oder wohl auch Räuber von jenſeits herüberbringen, und neben dem financiellen

Nachtheile auch die Peſt einſchleppen.

Wegen legterer hat fich

jedoch die Gefahr in den legten Jahrzehnten ſehr vermindert,

ſeitdem in der Türkei die Sanitätépolizei etwas ſtrenger, wie ehemals gehandhabt wird, und ſeitdem man dieſelbe in den Füra ftenthümern faſt eben lo queübt, wie im weſtlichen Europa.

Frägt man , in weldher Art die Gränzbewachung geübt wird, ſo

iſt fie folgende.

In gewiſſen Entfernungen, die fich nach dem

Terrain richten, ſind Wachthäuſer, Iſdharden oder Tſchardaken

für je zwei Mann, welche ſtets nach beiden Seiten bis auf die halbe Diſtanz derſelben patrouilliren, ſo daß ihrer Aufmerkſam feit durchaus nicht8 entgehen kann.

Wo das Terrain durch

Bergrücken , Wälder und Schluchten ſehr viel abgeſchnitten iſt, da ſtehen dieſe Tíchardaken immer auf wenige hundert Schritte

von einander, wo es aber offen iſt und man weit hin ſehen kann , da ſind die Entfernungen viel größer. Auf 6–10 ſolcher Wachthäuſer immer wieder eine größere Tſcharba (ein Blodhaus), worin ſtet8 eine Hauptwache mit einem Unterofficiere ober Sers geanten fich befindet, und je auf ein zweite oder dritte folches Blodhaus kommt ein Subaltern -Officier. Die Mannſchaften

ſelbe von hier bis nach Kronſtadt anvertraut iſt. Dieſer Volfs-

patrouilliren nie anders als mit gelabenem Gewehr, und ſtellen fich folglich mit den Schmugglern oder Räubern ſtets auf Job und Leben . Ein Schuß allarmirt eine lange Linie, ſo daß es jenen geradezu unmöglich wäre zu entfommen , wenn ſie nicht ſchnell das jenſeitige Gebiet ſuchten ; und troß alle dem, trotz Der anſcheinenden Unmöglichkeit bringen Dennoch zuweilen welche durch, indem fte Steige und Schluchten benußen, die man für den menſchlichen Fuß durchaus nicht für gangbar halten würde. Von Der Gewandtheit, Ausbauer und Rühnheit der daſtgen Volfs ſtämme hat man überhaupt faum einen Begriff und es dürf ten nur die Schmuggler in ben Pyrenäen den Vergleich mit

flamm befteht auß wahren Eiſenmännern , denen Anſtrengung

ihnen aushalten.

und Gefahr ein Spiel iſt, und die feine Furcht kennen . Indeß

Im Adgemeinen werden die Grängen an der Molbau hin weit ſeltener beunruhigt, wie die an der Walachei und an Sers

ftrict) der Sachſen . Was in Ungarn und auch in den übrigen Theilen bel Großfürſtenthume bie Comitate oder Geſpanſchaften , das find bei den Sachſen die Stühle. Die Bezeichnung

leitet ihre Entſtehung von dem Stuhle des Oberrichters des Diſtrict her, ſowie die Geſpanſchaften von dem Obergeſpan

(Iſpan ), was ziemlich dasſelbe iſt. Comitate heißen fte von ihren Verſammlungen (Comitien ), die geſepmäßig Congregationen ges nannt werden . Der Biſtrißer Stuhl hat 10—12 Meilen Gränze zu bewachen, unb an ihn ſchließen ſich die Szefler an, denen bies

ftehen ihnen die Sachſen hierin nicht nach , nur find fte, ihrem

514 rien , was taber fommt, daß die Moltau läng : der Siebenbür-

giſchen Gränze ſehr ſchwach bevölfert iſt, und lange Strecen Derſelben dort ganz wüſte liegen. Von einem feindlichen Einfalle wäre auch, wenn einſt Krieg zwiſchen Deſterreich und der Türkei oder irgendwelche andere Veranlaſſung die beiden Gränzen in feindlichen Conflict bringen ſollte, hier weniger zu fürchten als an

den ſüblichen Gränzen . Nur drei Päſſe wären auf der ganzen Linie der Szekler für Truppen und zwar auch nur mit vieler Schwierigkeit zu paffiren. Aber der zugänglichere vierte wäre

der nach Biſtriß, welcher eine chauſſirte Straße hat, auf welcher eine ganze Armee einbringen fönnte ; nur Flußthäler findes,

reich, England und Amerifa ab ; Gallipoli rerðanft ſeine Wohl habenheit hauptſächlich den großen Delciſternen (posture, poz ziche) welche in den freibeartigen Tufboden eingegraben find ; dieſe Erdmaſſe wirb Carpo oder Carparo genannt. Dieſe Ciſternen befinden fich unter den Magazinen und werden auf beſondere Art gegraben und mit Stud überzogen, wenn die Maſſe feine

Spalten hat, ſonſt aber müſſen die Wände gemauert werden , Die Stud - Gifternen find die wärmſten und beſten , und has ben eine Liefe von 12 bis 25 Palmen . Die Wärme dieſer

enge Schluchten ſind. Da aber dieſelben mit wenig Mannſchaft

Poſture iſt von der Art, daß der Delmoft (d. h . das friſche, ungereinigte Del) ſchon nach 8 bis 12 Tagen ſo völlig abge klärt iſt, daß es als gutes Del zur Verladung fich eignet ; los gar verborbenes Del flärt ſich in dieſen Ciſternen innerhalb

aufs nachtrüdlichſte vertheidigt werden fönnen,

einiger Monate.

welche dieſe Päſſe gewähren, wovon die erſtgenannten drei nur und da hier

Wächter poſtirt ſind, die ſich nichts bieten laſſen, ſo wäre, auber dem Hauptpaſſe bei Biſtrit, wohl feine Gefahr zu beſorgen . llebrigens ſympathifiren die jenſeitigen Völferſchaften mit den dieſeitigen ſehr, und ein Einfall von hier aus dorthin verſpräche meit ſchnellere und glücklichere Erfolge, wie ron torther. (Schlus foigt. )

Auch Tabaf wird aus Gallipoli audgeführt ,

Die galipolitaniſche Salma , nach welchem Quantum das Del verfauft wird, enthält 10 Staja, deren Gericht je nach der

Beſchaffenheit des Diele verſchieben iſt. Eine Salme Delmoſt wirft gewöhnlich 180 Rotoli, eine Salme reinen Dele 173 Ro toli ab. Die neapolitaniſche Salma enthält 16 Staja zu 10 "; Notoli . In Taranto iſt die Salme größer und enthält 196

N. Delmoft. Auch fommt in Gallipoli noch ein anderes Ma

Aus Apulien.

gazinmaß vor, Caricamento oder Regie Pile genannt, deren

Reiſe von Lecce über Manduria nach Taranto 2c.

ordentliche Fruchtbarkeit, Klima und Lage ſollten Handel und

Gewichtsverſchiebenheiten zu vielen Verwirrungen und Betrüge reien Veranlaſſung geben. Auffallend iſt, daß die zahlreichen Delpflanzungen im Römiſden , in Toscana, in Franfreich und Spanien dem Delhandel der Provinz Lecce nicht den geringſten

Gewerbe außerordentlich begünſtigen, doch iſt dem nicht ſo ; frei-

Scaden zugefügt.

lich kommen viele fremde Schiffe nach Brindiſt und beſonders

Seit dem Jahre 1820 hat die Provinz Lecce, was Straßen bauten und öffentliche Arbeiten betrifft, fidh ſehr gehoben. Keine andere Provinz iſt ſo von gut angelegten und gut er haltenen Kreuz- und Querſtraßen durchſchnitten wie dieſe. Die Straßenbeleuchtung iſt in den Städten redit gut ; die öffent lichen Anſtalten ſind ziemlich gut organiſirt, und die Gebäude

eine 104 Staja enthält, wie denn überhaupt die Maaß- und ( Schlug .)

Die meerumſpülte Beſchaffenheit dieſer Provinz, die außers

nadi Gallipoli, aber die eigene Seefahrt iſt unbedeutend: die Schiffe find klein , fie befahren nur die Küſten , des Fiſdifangs und des Schmuggels wegen , unb magen ſich höchſt ſelten nach Malta ober Dalmatien hinüber ; nur Otranto hat einen regelmäßigen Verkehr mit den ioniſchen Inſeln . Die ſtatiſtiſchen Iabellen der Provinz geben Jaranto 150 Seeleute (Marinari), eine Zahl welche mir ſehr übertrieben ſcheint. Reiſende, welche von Neapel nach Barletta, Bari oder Brindiſt fahren , um von hier aus mit Segelſchiffen nach Raguſa, Spalatro oder Cattaro zu geben, müſſen oft 14-20 Tage auf Gelegenheit warten . Und wie blühete der Handel und bie Schifffahrt Tarentum

und

Brunduſfum's im Alterthum ! Wie viele Schifffahrtsverträge idiloſſen Tarentiner und Römer, und wie groß war die gegenſeitige Eiferſucht! Wie leicht wäre noch jeßt der Handel der Pro-

vinz Lecce zu beleben ! Kalabrien fönnte þolz in Menge zum Sdiffbau liefern, und Schiffleute würden wie Pilze aus der Erde rachſen. Wahrhaft fintiſch iſt die ſo oft geäußerte Furcht, daß der Ackerbau darunter leiden könnte ; bis jept iſt der Handel dieſer Provinz Faſt ganz in den Händen der Fremden . EnglänDer, Franzoſen , Schweizer unb Raguſaner wohnen in Brindiſi, Gallipoli u . ſ. w . und raffen alles an fich. Der Delhandel iſt der größte, und für Manufacturen eignet fich das lecceſiſche Del beſſer als das ſpaniſche und franzöſiſche, weil es fetter iſt und in fälteren Klimaten nicht ſo leicht ranzig wirb. Die Haupts ladungspläße find Brindiſt, Gallipoli und Taranto ; nach Trieſt (und nach Deutſchland) wird viel ausgeführt, aber auch viele venetianiſche Schiffe und von den ioniſchen Inſeln laben ; Tannenholz, Bretter, Stahl und Eiſen wird hauptſächlich von dort eingeführt, die Griechen brachten (bis vor wenigen Jahren wo die Pferdeeinfuhr verboten wurde) viele Pferde aus Epirus und Albanien herüber. Von Gallipoli geben die Dele nach Frank-

reinlich und weniger baufällig als anderemo. Es ſcheint als ob die Intendanten, Unterintendanten , Richter, Gendarmen 2c.

hier weniger geſtohlen als anderswo . Brücken , Waſſerleitungen find an mehrern Punften im Bau begriffen , und ein ſehr ſchönes, ſtattliches Anſehen gewähren die Campiſanti , welche im ganzen Königreich Diebſeite und jenſeite des Pharus in gehörige

Entfernung von der Stadt verlegt wurden . Hoſpitäler, Finbel anſtalten , Leihhäuſer, Gefängniſſe und Correctiondhäuſer gibt es in Menge, und der Beſuch derſelben iſt viel weniger ab ſchreckend als in der Terra di lavoro , in den Principati's , in Kalabrien oder gar in der Hauptſtadt ſelbſt. Deffentliche Spa ziergänge, Villen und Luſtgärten findet man faum in der Haupt. /

1

ftadt Lecce ſelbſt. Die Austrodnung von Sümpfen und Boni ficamenti anderer Art wurden bis zu dieſer Stunde vernach läſſigt. Auch ichritt die Hafenverbeſſerung in Brinbiſt, wovon in der Augsburger Aug. Zeit einigemal die Rede war, nur febr langſam vorwärts .

Man hat viel darüber geſtritten, ob wirklich die alte Be völkerung ſo ſehr viel zahlreicher geweſen alê die iepige. 3d glaube, daß die alten Schriftſteller in den Zahlen ſehr über

trieben haben , und fann mir nicht denken, daß die Meſſapier, Japygen und Salentiner ihre Armeen refrutirten wie Napoleon

die ſeinigen. Leider liefern Archive und Geſchichte des König reichs feine fichern Documente, um die Bevölkerung unter den Normannen , unter den hohenſtaufſchen Kaiſern und den Anjous

ihrer Zahl nach gehörig zu vergleichen. Alfone non Aragonien

515

ſchaffte bekanntlich viele Mißbräuche und Steuern ab, und traf

d'Oira vom Jahre 1636 an den Vicekönig. In der Terra

Dafür 1442 bie Einrichtung, daß jede Feuerſtelle 1 Ducato Abs

D'Otranto hießen ihre Hauptnieberlaſſungen Carufius, S. Gior :

gaben entrichten Tollte, wofür er 1 Lomolo Salz Entſchädigung verſprady, vgl. Giannone's Geſchidyte 26 , 3. Aber ſchon 1449 much dieſe Abgabe auf 1 Duc. 50 Gran und ſpäter bis auf 5

gio, S. Crispiero , Herchie, Ciciniezo . Galatone und Soleto wurden von Ferdinand Item Sohne Sfanterbege 1, Johann

Duc . 20 Or., vgl. Vivenzio : Storia di Napoli Tom. 2. p. 371 . Alion& führte auf dieſe Weiſe die Volfezählung nach Feuerſtellen ein , aber weil dieſe Zahlung der Fuoci eine Abgabe in fich fchloß, fo correſpondirte begreiflicherweiſe die Zahl der angeb. lichen Feuerſtellen nie mit den wirklichen (vom 9. 1446—1670 eriſtiren die Zählungen im großen Reichardi ). In der Pro-

rinz ron Otranto zählte man : 1505 1561 1670

17,084 Feuerſtellen und 102,504 Einwohner 71,775 430,650 44,678 268,068

mobei ein auffallendes Mißverhältniß von Zahlen in die Augen ſpringt, welches ſchwerlich durch Peſt, Jürfeneinfälle und FeuDalbrud ſeine Löſung findet.

Aus dem Jahre 1737 haben wir

eine zuverläſſige Zählung von 219,237 Seelen, welche bis 1820 allmählich auf 314,216 ſtieg, und dieſen Augenblick nach den amtlichen Liften in Bezug auf das Electoralgeſes zu 407,654 angegeben wird . 1

Wir haben bei verſchiedenen Gelegenheiten von den albaneſiſchen (griechiſchen ) Colonien geredet , und es mögen als

Schluß dieſer Reiſeſtizze hier noch ein Paar Bemerkungen über dieſelben folgen . Albanien , das alte Epirus , gehörte mit zu

Gaſtriota genannt, gegeben , und viele albaneſiſche Familien 30 gen ihrem Gebieter nach. Der Großvater des ießt regierenden Könige geſtattete ſogar zu Ende des vorigen Jahrhunderts die Gründung einer albaneflichen Colonie zu Brindift. Dieſe Colo niſten betrugen fich jedoch ſo türlich wild, träge und ungeſetz . lich , daß man fich entſchließen mußte , fie in ihre Heimath zurückzuſenden. Am waderſten benahmen fich die albaneſtichen Coloniſten im Garganogebirge, worüber ich in frühern Reiſe ſtizzen Einiges mittheilte. In Den Archiven zu Neapel ſo mie in den Abteien von la Caba und Montevergine bei Avellino

liegt eine Maſſe von Documenten, welche über dieſe griechiſch albaneſiſchen Einwanderungen Licht geben. Außer Mazzocchi , Facio, Giuſtiniani, Palmieri find mir keine Schriftſteller befannt,

welche dieſes in mehr als einer Beziehung höchft intereſſante Kapitel näher bearbeitet hätten.

Schmöchte dieſen Gegenſtand

Dem Herrn Fallmerayer zur näherer Unterſuchung empfehlen, Deffen Berichtigungen über das moterne Griechenthum ich aus voller Ueberzeugung unterſchreibe. Neapel, April 1848 .

Ueber den nächften Weg nach China. (Fortſeßung . )

den Beſtzungen Der Anjous ( nach einem alten Document vom

Jahre 1268. Zur Zeit des Carlo di Durazzo verlor der Shron die Ducati von Durazzo und Corfu, dennoch aber nannten fich die Nachfommen Durazzeſchi, vgl. Giannone 23, 12) unb nach dem Verluſte dieſer Provinz bemühten fich fortbauernd die aras goniſchen Herrſcher in dieſen Bem Stammreiche ſo nahe gelegenen Gegenden einen mächtigen Einfluß zu erhalten . Deshalb unterſtüßte Alfons I den tapfern Skanderbeg (Giorgio Gaſtriota, von Zeitgenoſſen Regolo d'Epiro genannt), welcher fich nachher dankbar zeigte und Ferdinand I gegen die anjou'ſchen Streit kräfte und die empörten Barone mächtig unterſtüßte ; Ferdinand dagegen begünſtigte nach dem Beiſpiele ſeines Vaters alle alba.

I ſehe feinen Grund warum im Durchſchnitt eine Reiſe auf den fünftighin in Amerifa zu erbauenden Giſenbahnen nicht minde

ſtens in derſelben Zeit ſollte gemacht werden können , wie auf den engliſchen und europäiſchen Giſenbahnen. Wie ich glaube , beträgt die durchſchnittliche Snelligfeit auf den Giſenbahnen in England gewöhn lich etwa 40 ( engl . ) Meilen in der Stunde, auf einigen Bahnen ſogar

mehr ; allein angenommen die durchſchnittliche Schnelligkeit auf der großen atlantiſchen und ftilloceaniſchen Eiſenbahn rey nur 20 Meilen auf die Stunde, ſo würde man von Monterey nad Memphis drei Tage brauchen. Dieſe Route hat ferner den Vortheil daß fte zugleich die centralſte und directeſte ift, die von den Vereinigten Staaten aus nach

China in Vorſchlag gebracht worden. Die Entfernung von Memphis über Monterey und die große Kreislinie iſt nur um fieben Procent

neftfchen Niederlaſſungen in Apulien . Zahlreiche Krieger zogen herüber und ftebelten fich in Gebirgen und Ebenen an . Der gelehrte und genaue Giuſtiniani führt in ſeinem Dizionario

Geografico an , daß die Zahl der Albaneſen im 3. 1805 noch an 52,870 Seelen in den Provinzen am abriatiſchen Meere betragen habe. Die Ueberſiedlungen wurden um ſo zahlreis cher, je mehr die Türken nach Skanderbege Lobe Albanien ver

wüfteten . Kaiſer Karl V bot nicht allein den Albaneſen Aſyl an , ſondern ſogar den Einwohnern Morea's, welches er den

großer als fie es duro eine in der Luft von Memphis unmittelbar nac Spanghai gezogene „ Vienenlinie" (bee line) iſt.

Wenn Sie einen Blick auf den lange und viel beſprochenen Canal über die Landenge von Darien nach Panama werfen , ſo werden ſie finden daß , wenn jemand auf dieſer Route, mit Umſeglung des Vor: gebirgs St. Lufas, der ſüdlichen Punktes der Halbinſel Californien , von Memphis nach China ſegeln wollte, er an leßterm Orte Smanghai nicht näher ſtände als an dem Tag wo er ſich in Memphis einſchiffte, un : geachtet er, um das Vorgebirge St. Lukas zu erreichen, mehr als 4000 Meilen zurückgelegt hátte. Und wollte er über die Sandwichinſeln

Carlo III eröffnete einer Colonie Albaneſen

gehen, ſo würde er, um China zu erreichen , einen Weg von 5000 Mei

ein Aſyl in den Abruzzen, mit Namen Abbadeſſa, und gründete in Calabrien, wo ebenfalls viele Colonien fich angeftebelt, ein

len zu machen haben , was auf dieſer neuen Route ( mittelft Eiſenbahn und großer Kreislinie nach Monterey) nicht der Fall wäre . Bei dem

Collegio 3talo Greco .

Türfen überlaſſen.

Aber dieſer Gunſtbezeugungen ungeachtet,

fortſchreitenden Geiſt unſerer Tage muß endlich Zeit als Geld gerechnet

beobachteten die Albaneſen nach dem Urtheile der meiſten Schrifts fteller eine überaus ſpröbe Zurüdhaltung gegen ihr neues Vaters

werden ; beſtünde daher ein bereits gegrabener Canal von Chagres nad Panama, ſo müßte die Länge der Houte und der Zeitverluſt, in Ver:

land. G8 eriſtiren mehrere Documente in den f . Archiven über

gleich mit dem was ſich auf der vorgeſchlagenen Linie von Memphis und Monterey gewinnen ließe , endlich doch das Aufgeben jener und die Vollendung dieſer herbeiführen , ſo weit wenigſtens die rohe Seide für

Die freundliche Bereitwilligkeit, mit welcher dieſe mobernen Grie: den , welche bis zur heutigen Stunde Sprache, Sitten und Trachten erhielten , aufgenommen wurden . 3m Adobial-Archiv

zu Neapel las ich einen dahin gehörigen Brief des Marcheſe 1 29 Febr , 1848.

England, die Reiſenden und die Bewohner der Vereinigten Staaten dabei betheiligt ſind. Die Route über die Landenge von Tehuantepec, obgleich

nicht ſo weit abwege als die über Panama , iſt nichtsdeſtoweniger ein Umweg ; die Entfernung über dieſelbe nach China iſt über 2000 Meilen größer als die von Memphis über Monterey.

nosos

516

3m Jahr 1521 unternahm Gortes eine Vermeſſung der Landenge don Tehuantepec , um die beiden Meere durdy dieſelbe miteinander zu

verbinden. Später ſchlugen die Manillafaufleute und andere , um fich von Acapulco nach dem Meerbuſen von Merico zu begeben, vorzugsweiſe ihren Weg über dieſen Jihmuß ein, der durch einen Nebenumſtand eine erhöhte Bedeutung gewonnen hatte. Als nämlich der Vicefónig Buca reli in oder nahe dem berühmten Solofle San Juan de Ulloa einige

cherne Kanonen ſah , welche den Stempel der Manillagießerei trugen, wünſchte er zu wiſſen, wie man fie an den Meerbuſen gebracht habe.

Aus den Archiven der Stadt Tehuantepec überzeugte man ſich, daß dieſe

on

Ohiofälle herum , liegt – ein Canal der gleichſam nur eine Ruthe lang und in Vergleich mit dieſem faſt nur eine Rennbahn für Schaluppen iſt – erinnern Sie fich der Schwierigkeiten , ja ich möchte ſagen der Unmög lichfeit die weſtlichen Flüfle tiefer zu legen ; gedenken Sie daß wir nicht im Stande geweſen die Tiefe des Miffiffippi bei niederm Waſſerſtand auch nur um zwei Fuß, vielweniger um 16, zu vermehren

fra

ge ſo ich : wie groß würden wohl, bevor das Land angebaut war, die Unfoften geweſen ſeyn um den Dhiofluß von Wheeling bis Pittsburg audzus graben, ſo daß er bei niederm Waſſerſtand eine gleichförmige Tiefe von 17 Fuß gehabt hätte. Unternehmen Sie die Berechnung und prüfen

Sie dieſe einzelnen Punkte , dann ſind Sie vielleicht im Stande an näherungeweiſe die Koſten zu veranſdlagen, die ein Schiffscanal über

ſchweren Ranonen vom ſtillen Meere theils zu land , theils zu Waſſer über dieſen Iſthmud an den Meerbuſen befördert worden waren. Der Weg vom ſtillen Ocean geht nämlich den Chicapa hinauf , über den

dieſes Feſtland, in der ungeſundeften Gegend der Erde, verurſachen würde —

Mal-paſo, von hier zu Land über die großen Cordilleren , an die Gewäfſer

einer Gegend in der man weder einheimiſche noch afflimatiſirte Arbeiter

des Goaßacoalco, der in den Meerbuſen mündet. Mit welchem Dpfer an Oeld, Zeit und Menſchen dieſe Kanonen dahin gebracht worden, iſt nicht angegeben ; allein man ſollte ſich erinnern , daß man dieſes Unternehmen

findet, und wo fremde Arbeiter, die wiſſen daß ſie knietief in Roth und

Waſſer unter einer tropiſchen Sonne und in einem ſolchen Klima arbei: ten müßten , um feinen Preis zu befommen wären .

zu einer Zeit ing Wert feßte, wo die ſpaniſchen Gallionen von Acapulco

Die Mericaner ſelbſt find von der Ungeſundheit der Route ſo über:

Silber als Ballaſt und Gold als Ladung trugen ! Im Jahr 1814 er: ließen die ſpaniſchen Cortes wirklich den Befehl zur Herſtellung des Canals, allein dieſer Befehl hatte kein anderes Ergebniß als eine wiſſen ſchaftliche Unterſuchung durd den General Obregoſo , die mir in dem vortrefflichen Werke von De Mofras (Exploration du Territoire de l'Oregon ; Paris 1844) vorliegt. Dbgleich des Generals geodätiſder

zeugt, daß Santa Anna, nachdem er Hrn. Garay das Privilegium ertheilt,

Bericht nie ergänzt wurde , erhält man doch durch dieſen einfichtigen Schriftſteller eine ſehr genaue Anſchauung über die Bodenverhältniſſe und die dadurch bedingten Sowierigkeiten . Eben ſo liegt vor mir die Abſchrift eines Manuſcripts über die vor drei oder vier Jahren, nachdem Santa Anna dem Don Joſe Garay die Erlaubniß zur Anlegung des Canals ertheilt, von Cajetan Moro vorgenommene Vermeſſung der zwiſchen beiden Meeren

liegenden Landſtrede. Das Manuſcript fam durch einen der Vermeſſungs gehülfen zu Minatitlan in die Hände des Commander M 'Renzie. Lieu: tenant Mau ſchrieb es ab auf Befehl Commodore Perry's und ſandte es hieher ; es wird nachſtens veröffentlicht werden. Mit dieſen und andern belehrenden Hülfequellen zur Hand , habe ich die Ausführbarfeit eines Sdsiffcanals durch die Gebirge von Tehuantepec aufmerkſam geprüft. Von Meer zu Meer beträgt die Entfernung querüber , in Nord- und

Südrichtung, zwiſchen den Parallelen von 16° und 18°, vielleicht etwas weniger als 120 Meilen, und nach Moro's Manuſcript fönnen Sie mit neun Fuß Waſſer 50 Meilen den Coaßacoalco hinauffahren , obgleid) andere Gewähremänner das Ende einer Schoonerſchifffahrt an die Juſel Tacanadiipa ſeßen , weldie nur 25 Meilen vom Meerbuſen abliegt.

welcheo , wie er ſeinen Landsleuten fundthat , Merico zum Herd des

Welthandels , zum Emporium des Reichthums und der Macht erheben .

werde, ein Decret erließ , worin er den Richtern befahl Uebelthäter zur Arbeit an dieſem Canal zu verurtheilen, und ſodann die Erbauung eines

Gefängniſſes an deſſen Ufern anordnete, um die Arbeiter darin zu verwahren. Allein geſeßt, die Minen von Potoft reyen erſchöpft und der Canal her:

geſtellt, wie wird es dann mit der Benüßung desſelben ausſehen , wenn fid, dieſer Benußung, wie es bis jeßt der Fall iſt, in den Gefinnungen der Matroſen immer noch wichtige Hinderniſſe entgegenſtellen. Es iſt allbekannt, daß in dieſem Theil Amerika's während der ungeſunden Jahreszeit der Auf: enthalt von ſelbſt nur wenigen Stunden an der Rüfte den Nichtaffli: matiſirten manchmal den Tod , immer aber Gefahr bringt. Vor zwei

Jahren z. B. landete die Vereinigte Staaten Fregatte Savannah, welche im ſtillen Meere freuzte, während der geſunden Jahreszeit an der Küſte

von Tehuantepec. Vier von der Mannſchaft deſertirten, und binnen zwei Wochen waren drei von ihnen todt. Später traf der Warren ein, und abermals nahmen ſieben von der Mannſchaft Reißaug ; in ſehr kurzer

Zeit fam einer von ihnen , durch Krankheit entfräftet und abgezehrt, zurück, und ſagte aus, er ſey der einzige noch lebende der ganzen Abtheilung. In jeder Jahreszeit, beſonders aber in der ungeſunden , welche auf

dieſem Iſthmus faſt das ganze Jahr hindurch dauert , würde für Rei ſende eine Nacht in dem Hundeloch von Calcutta gerade ſo einladenb

ſeyn wie eine Fahrt durch dieſen Canal , und ich glaube die Matroſen

muß. In dieſer Entfernung hat man die Sierra Madre zu überſchrei:

würden ſich unter feiner Bedingung dazu verftehen in ſolchen Jahreszei ten hindurchzuſchiffen . Allein ſelbſt wenn ſie Luſt und Willen dazu hätten, ſo ſtünden ihnen immer noch andere Hinderniſſe entgegen, und vielleicht waren dieß gerade die größten. Ich meine die Sandbänke im Hafen und die Gefahren an beiden Endpunkten des Canals. Die Sandbånke beſtehen aus Triebſand, deſſen Entfernung daher um ſo ſchwieriger iſt. Das

ten , und ich habe nie gehört daß fich hier der berühmte iriſche Berg

Waſſer über der Sandbank an der Mündung des Hafens am Meerbuſen

„, mit einem Moor auf deſſen Gipfel “ finde, und Waſſer genug biete um einen Schiffcanal zu ſpeiſen. Die mericaniſchen Ingenieure machten indeß den Vorſchlag das benöthigte Waſſer durch zwei Seitencanåle, 20 oder 30 Meilen von einem Gebirgsbads, herbeizuſdaffen. Der Canal,

wird verſchiedentlich, bald zu 14, bald zu 20 Fuß angegeben, während der Ausgang am andern Ende durch die Sandbånfe ſowohl von Tereſa als von Francisco gehemmt ift. So oft Schiffe, wenn fie der Mündung

Nehmen wir jedoch die günſtigſte Anſicht, welche 9 Fuß auf 50 Meilen gibt , und fangen den Canal an dem vorgeſchlagenen Punkte an , der etwa 15 Meilen weiter oben iſt, am Zuſammenfluß des Malatengo, ſo bleibt noch eine gefrümmte Entfernung von 70 Meilen , bei welchen eine Anfieigung und Senfung von mindeſtens 700 Fuß bewältigt werden

ommen, son einem Nerdwurm em Belf nahef lesenaLecounterdOrfane fa würden umein wirtlicher Ediſicanal su jevn, foltewenigiene 17 Fuß Bieje neerfaßt hier viele des des

hätten fie

und an der Oberfläche 80 Fuß Breite haben. Es bedürfte in der That eines reichlichen Stromo um Waſſer genug zu befommen, daß die Schiffs flotten , welche, wie man ſagt , täglich einen ſolchen Canal zu paſfiren hätten , 700 Fuß weit aufwärts getrieben und von dieſer Höhe wieder ficher herabgebracht werden könnten. Nehmen Sie an, der Strom, durch welchen dieſer Canal geſpeist werde, reys groß ; erinnern Sie ſich, wenn Sie ſich einen Begriff von den Koſten eines Schiffcanals in dem peſtilen:

tialiſden Klima und der unwirthlichen Gegend dieſes Jithmuð machen wollen , der Ausgaben für den Louisvillecanal, bei deſſen Bau alles zur pand war , unt der in einem geſunden und angebauten Land , um die

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Gefahr , wo nicht Schiffbruch zu befürchten. Die Schiffe würden dicht an eine Leeküſte geſchleudert, von wo fein Entfommen iſt, denn es gibt ſüdlich von Veracruz feinen Gafen oder Sicherheitoplaß, in den ein Schiff zu ſolchen Zeiten einſegeln fönnte. Während eines Nordflurms bricht das Meer ,,Federweiß" über dieſe Sandbank, und wo es in ſolchem Winde bridt , fann fein Schiff fich unverſehrt erhalten. Wollte man bei ſolcher Schußloſigkeit die Wellen an dem Ueberſchlagen hindern , lo wäre eine doppelt, wo nicht dreifach größere Tiefe erforderliď , ale fie jeßt orhanden iſt. (Sdlug folgt. )

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausland .

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Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker.

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31 Mai 1848.

" N“ 130.

Gränzverhältniſſe zwiſchen Ungarn, Siebenbürgen und

Aſchiks Buch über das bosporiſche Reich. Von dieſem Werfe iſt bis jeßt der erſte Theil mit zahlreis

chen lithographirten Abbildungen in Odeſſa erſchienen.

Wir

kennen es bis ießt nur aus einer literariſchen Anzeige in der Norbiſchen Biene (vom 30 April), können aber nicht umhin

5

is í

auf dasſelbe aufmerkſam zu machen, da es höchſt wahrſcheinlich ſo ziemlich alles umfaßt, was inan bis ießt über die Alters thümer des nordöſtlichen Ufers des ſchwarzen Meeres weiß. Ob Aſchifs Anſicht richtig iſt, der zufolge die Irrfahrten des weiſen Ulyſſes, die Abenteuer bei den Läſtrygonen u . ſ. w . ins ſchwarze

Meer verſeßt werden , wollen wir vorerſt ganz dahin geſtellt ſeyn laſſen, denn wenn jenen homeriſchen Geſängen überhaupt ein hiſtoriſcher Rern zu Grunde liegt, jo läßt fich wenigſtens gewig ſo viel fürs dwarze ale für das Mittelmeer anführen . Wich . tiger iſt die auf der Karte gegebene Aufzählung der Dertigen

griechiſchen Colonien Panticapäum , Parthenion , Marmifion, Heraclea , Dia , Nymphaion , Liritafa , Afra, Zephyrion und

Rimmerion ; auf der aftatiſchen Seite Phanagoria , Georgypia (an der Stelle des jeßigen Anapa), Achilleion u . 1. w.

Achif

giaubt alle dieſe oder doch die Mehrzahl dieſer Städte ſey von ausgewanderten Inbiern gegründet worden und erſt ſpäter in

die Hände der Griechen übergegangen , die den Scythen Tribut zahlten, bis die Mileſter (480 v . Chr. ) Þanticapäum überwäl tigten und den Grund zu dem boêporiſchen Reich legten . Dieß fiel durch die Hunnen, wurde von Juſtinian wieder hergeſtellt,

aber von den Chaſaren, aller Wahrſcheinlichkeit nach einem tür fiſchen Stamm, überwältigt. Gegen das Ende des 10ten Jahr hunderts nabm Wladimir, der erſte chriſtliche Großfürſt von

Kiew, Kertſch ein, ſein Sohn Mfliſlaw ging über die Meers enge und nahm Tamartacha, von den Rufſen Imutorofan ges

nannt (ießt Taman) und dieſe gründeten hier ein Theilfürſtens thum , daß fich bis 1127 erhielt, wo es die Polowzer einnahmen . Aus einer Inſchrift ergibt fich, daß die Ruſſen Kertich an der Stelle des alten Panticapäums bauten . Im folgenden Jahr

bundert ( 1233 ) brachen die Mongolen ein, und ſeit jener Zeit

iſt die Geſchichte dieſes Landes zur Genüge bekannt. Mit Aug nahme der Genueſer und eine kurze Zeit lang der Venetianer

hausten hier ſeit jener Zeit nur Mongolen und Tataren, bis der ganze Landſtrich an Rußland fiel. Natürlich beziehen ſich Aſchifs archäologiſche Forſchungen hauptſächlich auf die intereſſan teſte Epoche, nämlich auf die griechiſche, uub das Buch ſcheine

jedenfalls ein wichtiger Beitrag zur Kenntniß der Auébreis tung griechiſcher Cultur.

den Donaufürftenthümern . 1. Die politiſchen Gränzverhältniffe. (Schluß.)

Den Knotenpunft der Gränzlinie von Siebenbürgen macht die Feſtung Kronſtadt. Mitten in den von der Natur aufges führten Bollwerfen gelegen und in ſich ſelbſt auf eine Art be feſtigt, die ihre Eroberung äußerſt ſchwer, wo nicht faſt unmögs lich machen würde , kann man ſie als eine von den feſten Pläßen betrachten , für die man unbeſorgt feyn darf, und die nur durch Feigheit und Verrath an den Feind übergehen können ; erſtere aber iſt von Soldaten, wie die hieſigen , nicht zu beſorgen . Die

Beſagung beſteht übrigens auch zum Theil aus deutſchen Trup pen , insbeſondere aber zum Mehrtheil aus deutſchen Officieren ; überhaupt werden auch die Szekler meiſtentheils von ſolchen com mandirt, ob fie damit immer zufrieden ſeyn , und ob die politis idhen Greigniſſe der neuern Zeit nicht hierin manches ändern werden , das ſteht dahin . Auch unter den Ungarn , und naments lich bei den Infanterie - Regimentern dieſes Landes, trifft man viele, ja zum Mehrtheil deutſche Officiere. Der ungariſche Ka valier ſcheint es zu verſchmähen , als Infanteriſt zu bienen ; indeß ſind auch bei der Kavalerie nidit lauter Ungarn, ſondern eine große Anzahl von Deutſchen als Dfficiere angeſtellt, was fich in der nächſten Zeit vielleicht gar ſehr ändern wird. --- In

Kronſtadt ſelbſt vergißt man , daß man hier ſo tief im Dſten iſt, denn hier, ſowie auch , und zwar noch mehr, in Herrman /

ftabt findet man deutſche Kultur und hohe Civiliſation, auch herrſcht das deutſche Element entſchieden vor. Vergißt man die Beſtimmung dieſes Ortes, To findet man ihn als ein übers auß reißendes, ja gemüthliches Pläbchen auf Gottes Erbe. Von Kronſtadt aus nach beiden Seiten, d. h. gegen Nor ben und gegen Weſten , dehnt ſich die Landesgränze Siebenbür gens ſo ziemlich in ganz gleicher Länge aus, ſo daß dieſe Fes ftung durd ihre Lage den Mittelpunft der ganzen Vertheidis gungslinie bildet. Von ihr aus führt eine Hauptſtraße in die Walachei und zwar in ziemlich gerader Richtung nach Budjas

reſt ; fte geht anfange über hohe Gebirge und iſt deßhalb nicht gar leicht zu paſfiren. Zwei Engpäſſe geſtatten außerdem den Zugang aus der Walachei nach Kronſtadt, fte gehen rechts und links von jener Hauptftraße in der Entfernung von 3 bis 4 Meilen ab. Hier iſt eine genaue Wacht nöthig, an der e8 Denn auch nicht fehlt. Gine hohe, ſchwer zu überſteigende Mauer

bildet von hier aus das Gebirge bis nad Herrmannftabt, von welchem 2118 der „Paß beim rothen Thurme" den Auậgang in

518

son

die Walachei geſtattet. Gleich Schwalbenneſtern Fleben an jener Bergwand die Iſdarbafen , in welchen die Gränzer hauſen. Von Monat zu Monat werden ſie zwar abgelöst, aber während

Der Mannſchaften ins Feld ziehen muß, da fallen dieſe Ablöſun ,

fte hier auf Poften ſtehen , müſſen fte ftet

nionen " belegt werden .

den dritten Sheil

des Tages unter dem Gewehr ſeyn und bei dem ungeſtümſten

Wetter ihren Dienſt thun. Wie groß übrigens die Anzahl dies ſer Gränzſolbaten nur allein in Siebenbürgen feyn müſſe, das

ergibt eine einfache Rechnung. Wir wollen annehmen, es ſtehe auf je 800 Klafter Entfernung eine Tſcharbafe, ſo fommen

deren 50 auf die Meile, und auf jede zwei Mann gerechnet,

gibt 100 Mann, folglich auf 70 Meilen 7000 Mann, ohne die Dfficiere, Corporäle und Sergeanten, ſo wie die Reſervemann fchaften . Gin wahrhaft troſtloſe

Daſeyn führen auf allen dieſen

Gränzen die Mauth - und Sanitätsbeamten ; das der erſtern iſt am traurigſten, denn fle fommen nur äußerſt ſelten mit gebil

gen aus. So viel von der innern Verfaſſung und nur noch bad, daß die Gemeinden mit dem lateiniſchen Namen ,, Commus Dieſes walachiſch -illyriſche Regiment hat einen eben ſo be ſchwerlichen Dienſt, wie er nur von Siebenbürgen dargeſtellt wurde , denn es ſtehen ihre Poften auf eben ſo fteilen Gebirgen wie jene. Ihre Diſciplin und Wachſamkeit ſteht jener der Szefler und Sachſen nicht nach , auch ſtehen fte als Soldaten im Felde im vorzüglichſten Rufe. Es iſt aber dieſer Diſtrict inſofern ein ſehr wichtiger, als in ihm ein ſehr belebter Vers kehr vermittelft der Bäder zu Mehabia fält, der noch durch den auf der Donau, die hier in8 türkiſche Gebiet übergeht, vermehrt wird. Da muß denn der Dienft ſehr eract geführt werden, weil hier der Reiz zum verbotenen Gränzübertritte größer iſt wie irgendwo

Der Deutſche Banater Diſtrict vom gleichbenannten Regis

deten und civiliſtrten Menſchen zuſammen .

An die flebenbürgiſdhe ſchließt fich die walachiſch-illyriſche

ment bewacht , begränzt die fruchtbare ſüdöſtliche Spiße von

Militärgränze an . Sie beginnt in dem Winfel, in welchem Ungarn an Siebenbürgen flößt und geht über die Spige, wo bie Walachei und Serbien zuſammenſtoßen , hinaus und von dort in nordweſtlicher Richtung noch eine weite Strede. Man traut den Walachen gewöhnlich nicht den Muth zu , den z. B. die Szekler haben, aber das hier ſtationirte Regiment macht hievon eine rühmliche Ausnahme, und was am meiſten beachtet

Ungarn , Das Bauat genannt. Die Mannſchaften dieſes Regis mento find zum größten Theile von derſelben Nation wie die des vorigen , und es heißt dasſelbe wohl bloß deßhalb das Deutſche Banater, weil dieſer Landestheil ſehr viel deutſche Ein

zu werden verdient, ſo find die Mannſchaften desſelben unter richtet, und man findet bei ihnen trog ihres rauhen Deußern viele Renntniſſe ; zudem ſind fle induſtriös und dabei aufgewedt. Die vortrefflichen Landſtraßen und der bedeutende Obſtbau in dieſem Diſtricte geben Zeugniß von ihrer Induſtrie. Die bei ihnen ein wenig vorherrſchende Neigung zu geiſtigen Getränken haben fte mit den Slawen gemein ; im Dienſte find fie uners müdet, und ihre efficiere, faſt lauter Deutide, geben ihnen das beſte Lob.

Ihre Beſtgthümer haben fte, wie dieß auf der

ganzen Militärgränze Der Fall iſt, nur zur Nußnießung, halten fte aber nichtsbeſtoweniger in der beſten Drdnung. Außer dem

1

wohner hat.

Aehnlich wie Kronſtadt in Siebenbürgen, ſo macht Peters wardein einen Mittel- und Knotenpunkt auf der Militärgränze von Ungarn , und es ſdneidet dieß Regiment tief ein in das ſogenannte Provinciale. Dieſe bedeutende und nur äußerſt ſchwer zu erobernde Feftung beherrſcht nicht allein die Donau , ſondern auch die untere Theiß , und da ihr Diſtrict mit ſeinen Mannſchaften fich ziemlich tief nach Norden ins Land hinein

zieht, ſo würde fte, wenn es einem Feinde auch gelänge von der untern Donau her, ja auch ſelbſt von Siebenbürgen herein, vorzubringen , ein Bollwerk ſeyn, an dem ſich ſeine Kraft erſt zu verſuchen hätte, ehe er ſeinen Marſch weiter fortſeßen könnte. Zwei Commandos des Tſchaififten- Bataillons und des Peters warbeiner - Regimento find hier vereinigt, und ſte bilden mit

Militär- und Gränzwachdienſte, der als eine Verzinſung der

ihren Reſerven eine Streitmacht von nahe an 5000 Mann der

ihnen überwieſenen Grundſtücke zu betrachten iſt, haben ſie noch

tapferſten Soldaten. Der Gränzdienſt dieſer beiden Regimenter iſt weniger hart und beſchwerlich, wie der von den zuvor ges nannten, denn fie haben nur eine Strede von etra 25 Meilen

einen jährlichen Geldzine zu entrichten , den ſie allezeit ſehr pünkt lich abführen.

3

Eine reichliche Einnahme gewährt ihnen das

Dbft, auf deſſen Anbau fie viel Fleiß und Sorgfalt verwenden ;

zu bewachen . Gemlin iſt ein Hauptpunft auf denſelben .

bei demſelben machen die Zwetſchgen einen Haupttheil aus, die

Dienſt dieſer Gränzer aber iſt von dem der vorigen weſentlich

Der

fte zum größten Theile in Branntwein (Slibowiß) verwandeln.

verſchieden , denn während jene an den Bergen klimmen und

, 3ft nunein beſonders geſegnetes Jahrin dieſer Frudt, ſo wird Elettern , ſchwimmendieſeaufden Fluthen herDonau,derSare und der Theiß. Eine Menge von Pontong fteben zu ihrer Vers viel getrunken , weſhalb auch die Dfficiere feine ſonderliche Freude

über ein reiches Zwethgenjahr haben.

Uebrigens iſt ihre politiſche Verfaſſung völlig der gleich, die auf der ganzen Militärgränze herrſcht, d. h. bie gange innere Verwaltung iſt rein militäriſch. In fleinern Drtſchaften

fungirt ein Corporal als Ortsvorſtand (Schulze oder Dorf richter ), in größern ein Subalternofficier; in den größten, den Stationorten, befiehlt ein Capitän oder Major, und alles vers einigt fich dann in dem Centralbureaur, wo der Stab ſteht. Von einer ganzen Familie bleibt ſtets ein männliches Mits glied als Hausvater frei von jebem Dienfte, und wenn das

fügung, die ſie auch bebürfen , da fte faft auf der ganzen Strece einen Sheil ihre Dienſte zu Waſier thun. Kedere Fährleute wie dieſe trifft man ſelten, und wenn fle e8 darauf abſeben, ſchnell an Drt und Stelle zu fommen, ſo fliegen die Käbne wie Pfeile auf dem Waffer Dahin. Hier bilden fich recht tüds

tige Matroſen und Marineſoldaten. Sie verrichten auch den Poſtbienſt, und man wird durch fie von Semlin nadh Pancſowa, und wenn man es wünſt, auch die Donau aufwärt8 auf eine weite Strede gebracht. Auf ſolcher Fahrt muß man aber oft anlegen , denn es find auf den

Sohn als Beiſtand des Vaters zurück. Dhnehin find einzelne Der Söhne zu bauſe, weil ſie, wie ſchon bei Siebenbürgen ges

Donauinſeln einige Stationsorte, wo Dfficiere die Polizei und bas ziemlich ftreng - üben . Man wird dadurch etwas unangenehm überraſcht, weil man noch in Ungarn zu ſeyn glaubt, wo man von der Polizei ſo wenig beläſtigt wird. Serbien und

ſagt wurde, alle Monate abgelöst werden ; nur wenn ein Theil

Bodnien find eß, welche an dieſen Diſtrict gränzen.

Hausweſen ſchon ein wenig von Bedeutung iſt, die Familie auch mehrere männliche Individuen zählt , ſo bleibt auch ein

Leßteres

wos

519

fürſtenthum hat aber hier unten noch eine milbere Seite, wie

Ueber den nächſten Weg nach China.

die ift, welche eß weiter oben annimmt, wo Raubeinfälle auf öfterreichiſche Gebiet nicht ſelten vorkommen, und eine ftete ſehr ftrenge Bewachung der Gränze erfordern.

an der Mündung des Miffiffippi-Stromes gibt es Sandbanfe die

In einem ſehr ſchmalen , meiſt nicht über drei Meilen breis

dem Handel dieſes großen Thales jeden Ausweg abſoneiden , und

ten Lanbftriche idhließen fich an die vorigen im nordweſtlichen Zuge das Broders und Grabisfaer-Regiment an. Dieſe gehören Dem Staatsſchemati &muß nach alle zu der ſlavoniſchen, die andern welche jeßt noch aufzuführen ſind, zu der croatiſchen Militärs gränze. Hier in Croatien find die Gränzen noch ſtärker beſeßt

Arbeit und die Koſten einer Vertiefung desſelben , auch nur um zwei Fuß, find indeß der Art daß fich der Unternehmungsgeiſt der Nation

wie weiter unten, denn es iſt hier die Gefahr eines Einfalls noch größer. En brei Generalate find bie an dieſen Oränzen

ftehenden acht Regimenter vertheilt, in das Karlſtadter, Warage diner und das croatiſche Banat-Generalat. In hohem Grade tapfer, aber auch rauh find die meiſten dieſer Soldaten . Die

altere und neuere Geſchichte ftellt und die Croaten ald unheim liche Freunde, aber um ſo mehr auch als furchtbare Feinde auf ; ihre Abhärtung und ihre Körperfraft ſtellt fie Den bravſten Soldaten der Welt gleich. Den wilden Booniern gegenüber

wären aber auch Feiglinge am unrechten Plaße. Werfen wir nun einen flüchtigen Blick auf die jenſeitigen Gränzen . In der Moldau herrſcht Zwietracht und Kampf unter ben Bojaren ; eine eigentliche Streitmacht beſteht dort nicht.

Macht fich gegenwärtig Dort Rußlands Einfluß geltend und bes merfbar, ſo iſt er doch keineswegs ſo groß und weitgreifend, Daß von hier auß raſch eine Grpebition vollzogen werden könnte.

Die Sympathien, welche dieſe Großmacht dort vorfindet, find weder tief noch weitgreifend und finden ihre Begründung einzig im Religionscultus, ihnen aber hält die Verbreitung der Civi liſation und die damit verbundene Neigung zum Weften von Europa die Wage. Von Der Walachei fann man dieß noch mehr ſagen. Ueberdieß verfennt man in dieſen beiden Fürſten thümern nicht daß eine Verbindung mit dem Weſten für ſie von weit mehr Segen ſey, wie die mit dem Dften .

(Schluß.)

das Gedeihen des ganzen Landes hemmen oder niederhalten.

Die

dieſer Aufgabe noch nicht gewachſen glaubt. Werfen Sie einen Blick auf die Küſtenlinie um den Coaßacoalco. Der Hafen befindet fich in der Mitte der halbmondförmigen Ginbeugung zwiſden der Salbinſel Yucatan und der Küfte unterhalb Tampico, ſo daß ein vom Nordſturm

überfallenes Schiff in einer förmlichen Sackgaſſe wäre und fich feine Rettung für dasſelbe denken ließe. An der Küſte des fillen Meered fieht es noch ſdhlimmer aus. Die Sandbanfe liegen nicht ſo tief unter Waſſer, und die äußere iſt der vollen Wucht der über die ganze Breite des Oceans

daherſtürmenden Wellen ausgefeßt. Das dortige Meer wird von den heftigſten, von Donner und Bliß begleiteten Stürmen heimgeſucht, die

nad der Schilderung der Matroſen ein wahrhaft fdaudererregendes Schauſpiel darbieten. Kurz, die Schifffahrt in dieſen Weltgegenden iſt ro gefahrvoll und fawierig , daß ein Admiralitätsbefehl den brittiſchen Kriegeſchiffen verbietet dieſes Meer während der Monate Junius bis November zu beſuchen. Auch der Nicaragua und drei oder vier andre

Routen haben von Zeit zu Zeit mehr oder minder die Aufmerfſamkeit der Nationen und Capitaliſten beſchäftigt; allein aud ihnen ftehen die ſelben Schwierigfeiten und Einwendungen entgegen, welche ich bezüglich Tehuantepecs und Panama's entwidelt habe. Gine Giſenbahn von Memphis nach Monterey würde den Binnen handel nach Santa Fé und Merico führen und ihn vielfältig heben.

Wahrſcheinlich würden mehrere Millionen Mericaner dieſe Bahn als ihre Handelsſtraße benußen ; denn bei der Ausdehnung des mit Waaren zu verſehenden Landes löst fich die Frage in eine Frage um Dollars und Cents auf. Alle diejenigen welche mittelſt der Eiſenbahn Waareu um einen geringern Preis befommen fönnten, als fie bezahlen würden wenn ſie dieſelben auf den ſchwierigen Straßen von Veracruz und Tam: picoer halten, würden die Eiſenbahn gewiß benüßen. Außerdem find nodi andere höchſt erhebliche Punfte ins Auge zu faſſen . Ich wil einige davon aufzählen .

Kriegeriſcher wie die genannten beiden hat fich in neuerer Seit Serbien gezeigt. Der Kampf des Kreuzes mit dem Şalbs monde war nahe daran , legtern aus dem Lande zu bannen ;

Memphis iſt der Abfahrtøpunkt für dieſe Route : eine Stadt im

Herzen des Landes, die eine Centralſtellung behauptet ; fte liegt rechts der großen National- und Handelsſtraße nach Süden und Norden, Often

nur die innere Swietracht und die gefährliche Nachbarſchaft von

und Weften. Die Charleſtoner Eiſenbahn bringt ſie in Verbindung mit

Boënien ftanb dem entgegen.

dem atlantiſchen Meere ; der Miffiffippi-Strom verbindet ſie bereits mit dem Meerbuſen von Merico und den Seen, und ein verzweigtes Syſtem

Dennoch aber hat europäiſche

Diſciplin unb europäiſche Kriegsfunft in dem Heere Serbiens bereit8 eine ſo breite Grundlage gewonnen, daß dieſe Provinz ein ſehr beachtenswerther Aliirter für die Macht werden muß, zu welcher fte fich ſchlagen wird.

Cine noch nicht ganz morſche Säule hat Das türkiſche Reich an Boonien .

Dieſes Fürſtenthum , welches ſchon nach ſeiner

natürlichen Lage und Beſchaffenheit eine gewiſſe Unabhängigkeit

nnb Selbftſtändigkeit anſprechen fann, findet dieſe unter ſeinem iepigen Guzerain, Dem Sultan, mehr als wie fte ihm mit dem Weſten zu Sheil werden dürfte. Die Ungebundenheit feiner

Bevölkerung entfremdet es überdieß der höhern Civiliſation und läßt 8 ſchon deßhalb das weſtliche Europa als ſeinen natür lichen Feind betrachten . Deßhalb iſt auch ſeine Nachbarſchaft

die gefährlichſte und deßhalb müſſen auch die Gränzen mit ihm bewacht , zumal auch verbündeten

ſchiffbarer Flüſſe, die, wenn man ſie in Einen ununterbrochenen Strom zuſammenziehen könnte, den ganzen Erdbad mehr als umfreiſen würden, ſeßt fie in engen Verband mit Tauſenden von Geviertmeilen reichen und gedeihenden Landes. Aus al dieſen Umſtänden geht für den Staatsmann

ein allgemeiner Werth hervor, der wichtiges und Bedeutungsvolles genug in fich vereinigt, um die Nationen zur Geldverſchwendung zu verloden. Whitneys, Wilfes's und Gadsden's Straßen an das fille Meer haben jede ihre Vortheile , Freunde und Fürſprecher. Ich wählte nicht die

Whitney'ſche weil ſie außerhalb der großen Kreislinie von Weftamerifa nad China liegt und im Winter Unterbrechungen ausgefeßt iſt, und weil der Hafen an der Mündung des Columbiaflußles feinen Vergleich aus: hält mit denen in Californien .

Lieut. Howiſon litt an der Mündung dieſes Flufſes vor zwei Jahren Schiffbruch mit dem nordamerifaniſchen Scooner Sharf: das Schiff barſt an einer Stelle auf der Sandbanf, wo wenige Jahre zuvor die Forſchunges erpedition Waſſer für einen gefunden

Nachbaen inder Serzegowina"jeineKraft verſtärken. Was ereithere elseherenga

Feindſeligkeit von ſolchen Völferſchaften bedeute, das beweiſen Die ebenfalls in dieſen Regionen hauſenden Montenegriner, deren geringe Zahl durch ihre weltberühmte Lapferkeit groß wird.

in wint bie Brannidraft nach der neun

Tagreiſen entfernten Bucht von San Francisco bringen ſollte, und obs gleich es nur adht Fuß Waſſer zog, ward er dode 36 Tage an der In nenſeite der Sandbanf dieſes Fluſſes zurüdgehalten. Dieſer Officier, der

in den hier einſchlagenden Dingen einer der beſten Gewährsmånner iſt die fich finden laſſen , ſagte mir, daß fich der Charakter dieſes Hafens,

520 ſeit der Aufnahme desſelben burd Capitan Wilfes, ganz verändert habe. 30 wählte ferner nicht die durch Wilfes von Miſſouri aus vorgeſchlas gene Route, weil fie von der großen Kreislinie zu weit abliegt und im Winter ebenfalls Störungen ausgereßt ift. Oben ſo habe ich die Route von Memphis nicht als die beſte vorhandene befürwortet. Id maße mir

goon

chinefiſchen Reichs in Erwägung zieht ; wenn man die Geſchide der am

fillen Meere liegenden Staaten der Union 'als ruhmvolle Verheißungen der Zukunft betrachtet; wenn man die Veränderungen ins Auge faßt, welche in den Handelsartikeln und in den Verkehrowegen alljährlich ein. treten , und wenn man ſich erinnert daß von den 800 Millionen Mens

nicht an, die Bodenbeſchaffenheit oder die Hinderniſſe des Weges genau

idhen, welche, wie man ſagt, die Erde bewohnen, 600 Millionen auf

zu fennen ; ich ſpreche bloß nach dem was mir meine geographiſchen Renntniſſe an die Hand geben. Vielleicht bietet San Diego oder San Francisco für die Giſenbahn einen beſſern Ausgangspunkt als Monterey, und möglicherweiſe iſt Oberſt Gadoden's Route nach San Diego die beſte.

den Inſeln und in den Ländern leben welche das ftille Meer beſpült

Der nordamerifaniſche Schiffelieutenant Minor , ehemaliger Statt: halter von San Diego , ſagte mir, daß er im Solidabthale, etwa zehn

Meilen vom Hafen , bituminöſe Rohle gefunden habe. Er nahm eine Wagenladung davon mit , und verwandte fie in der Schmiede, obgleich

fie ſtark mit Schwefel geſwangert war. Geographic geſprochen ,

ſo laßt fich der Werth und die Bedeutung eines fichern und bequemer Verbindungemittels nicht wohl überfäßen. Dieſe 600 Millionen find hinter den 200 Millionen des atlantiſchen Meeres ſtets zurüdgeweſen , in der Schiffsbaufunft wie in handelsmänniſchem Unternehmungegeift. Die Inſulaner werden aufhören nackend zu gehen, der Chineſe wird ſeine Garküche aufgeben und der aftatiſche Nufſe fein Thranol , ivenn fie ſehen, daß fie die Erzeugniſſe ihres Bodens und ihrer Arbeit austaus rohen fónnen gegen ſolche, die ihrem Geſchmad und ihrer Phantafie

. Bisherhatder Weg,um zu dieſen Wölfern zu findMemphis undMontereybiePunkte, geodåtijd aber, praktifas gelangen, mehr Freudeum machen die fürmiſchen Borgebirge herumgeführt, und die Roften

und commerciell iſt es vielleicht beſſer, wenn man die Schifffahrt auf

dem Nio Grande dergeſtalt verbeſſert, daß man ihn mit Dampfbooten einige 400 oder 500 Meilen bis zum Paſo del Norte, oder ſogar noch weiter hinauf, befahren fann , daß man ſodann im Stande iſt über die

Sierra hinüber nach den Hauptgewäſſern des Gila zu gelangen, von da dieſen leichten Strom herab zu kommen bis zur Verbindung mit dem Colorado , und von hier nach San Diego und dem Ocean. Allein da

ich einſehe daß es in Wirklichkeit nidht ſo leicht iſt diejenigen Flüſſe im Weſten ſchiffbar zu madien die es nicht find, ſo gebe ich mich auch der Hoffnung nicht hin daß man ſich je erfolgreich mit dieſer Route beſchäftige oder ſie auch nur ernſtlich befürworte. Rreuzte man den Miſfifippi halbwego zwiſchen dem Meerbuſen und den Seen , ſo würde die von

Memphis aus vorgeſchlagene Route durch ein geſundes und größten: theile fruchtbares Land führen und nie durch Schnee geſperrt feyn. Von allen aus den Vereinigten Staaten nach China je vorgeſchlagenen

um den arbeitenden Claſſen, deren Name Legion iſt, paſſende Nahrungs and Kleidung & gegenſtände zu verſchaffen , überfliegen weit ihre Kräfte. Glauben Sie, daß die arbeitenden Glaſſen in China bei ihrer unverän derten Reisdiät leben und ſterben würden , wenn fie Fleiſch und Brod bekommen fönnten ? Amerifa wird von ſeinen Weftfüften aus nicht nur bald dieſe Artifel, ſondern noch viele andre Handelsgegenſtände anbieten ,

die ihnen dann durch ihren beſtändigen und innigen Verfehr mit unſerm Volfe bald zum Bedürfniß werden dürften.

Id betrachte die vorgeſdlagene Eiſenbahn und die Dampfbootlinie nur als einen eindringenden Reil, der, damit dieſe neuen Handelswege raſch und ficher geöffnet werden , mit aller Kraft eingetrieben werden die Dampfboot follte. Die Eiſenbahn muß ein Werk der Zeit ſein linie fann raſch ins Leben treten. Ich möchte Sie daher um Erlaubniß bitten Ihre Nufmerkſamfeit auf den wichtigen Umſtand lenken zu dürfen ,

Routen iſt ſie für Nordamerika, Weſtindien, Braſilien , Bolivia und alle

daß gleichzeitig mit den Dampfern eine Gilbriefpoſt von Monterey nach

dazwiſchen liegenden Länder die directefte. Die Länge der beſagten Straße läßt ſich, für jeßt wenigſtens, um mehrere 100 Meilen dadurch abfürzen daß man ihren Ausgangspunkt an die Luellen oder die Hauptſchifffahrt des Arkanſas verlegt. Durch eine Eiſenbahn von Memphis an einen der Häfen Californiens, in Verbindung mit einer Dampfbootlinie nach

dem paſſendſten Punft in den Vereinigten Staaten eingeführt würde. Dieſe Poſt würde wahrſcheinlich nicht öfter als einmal monatlich beför:

China , würden alte Wege und Handelscanäle durch das fiille Meer ge: öffnet und durch die Vereinigten Staaten gelenft werden . Hat man erſt eine Eiſenbahn im Lande hergeſtellt und iſt ſie eine Zeitlang erfolgreich im Betrieb geweſen , dann werden Sie die Leute auf der atlantiſchen Seite zur Erleidsterung ihrer Verbindung mit China und dem alten Often nicht mehr für einen Canal oder eine Eiſenbahn über den Iſthmus von Darien ſprechen hören . Wie die Bevölferung der atlantiſchen Staaten

einer Hochſtraße bedarf um an das ſtille Meer zu gelangen, ſo wird man für die Bevölferung des ganzen am ſtillen Meere liegenden Amerika's , ſüdlich von Merico , den jſthmus von Panama durchftechen müſſen , damit fie zu uns gelangen fann. Von Panama nach Memphis würde man mit: telſt der Dampfboote über den Meerbuſen von Merico und den Miſfiffippi

dert werden. Wenn ihre Route nach Memphis oder Little Rock ginge, ſo wäre die directe Straße nahe bei Santa Fé und über Taos. Geſeßt, eg ließe ſich ein großer Paß durch die Gebirge ausſindig machen , ſo bedürfte dieſe Poſt eines Geleitet, und ſollte zu Pferde befördert werden. Der Indianer wegen , welche dieſe Route beſegt halten , dürfte es gut ſeyn zum Sæuß und zur Sicherheit der nad Californien Auswanderns den eine Linie Fleiner Blodhäuſer zu errichten .

Dieſe Stationen könnten

auch Pferde, Reiter und Geleitsmänner für die Poſt liefern. In dieſem Lande würde man eine Reiſe zu Pferd, einmal monatlich, 50 Meilen in 12 Stunden oder vier Meilen in einer Stunde – nicht für unaus führbar halten , rey es für Mann oder Roß ; mit unterlegten Pferden ließen ſich ſogar ſechs Meilen in einer Stunde, oder 72 in 12 Stunden

Entfernung von 3500 Meilen. Von Panama an der Küſte des fillen

zurüdlegen. Allein geſeßt man fönnte durchſchnittlich nur 50 Meilen in 12 Stunden, oder 100 in 24 Stunden machen, ſo würde man, wenn es Tag und Nacht fortgeht , Independence in Miſſouri oder Fort Gibſon in Arfanſas, von Monterey aus, in 10 bis 12 Tagen erreichen, und ſo fönnte man Briefe aus China binnen 45 Tagen nach ihrem Datum in Neu-York ausgeben . Jeßt bedarf es hiezu mehr als das Doppelte dieſer

Meered hinauf nach Monterey betrüge die Zeit, bei Zugrundlegung der:

Zeit. Wenn dieſe Briefpoſt eingeführt iſt, ſo fann der Kaufmann in

ſelben Durchſchnitteberechnung von 220 Meilen für den Dampfer, 15 Tage, die Entfernung 3300 Meilen. Dieſer Theil der Reiſe wäre äußerſt ein tönig und böte der Wifbegierde des Neiſenden nichts beſonders Anziehen: det. Sagen Sie nun, welche der beiden Linien würde ein Reiſender,

Boſton, 45 oder 50 Tage nach der Abfahrt ſeines Schiffe nach China, über Monterey neue Verhaltungsbefehle abſchiden, und ſie werden ihren Confignataren in China zufommen ſobald als das Schiff anfömmt. Db

aufwärts, bei 220 Meilen täglich, neun Tage brauchen, von da mittelft der Eiſenbahn nach Monterey drei Tage, zuſammen 12 Tage auf eine

wenn er von Valparaiſo in Panama, oder in Cuba von Braſilien, oder

in Jamaica aus England anlangte , am wahrſcheinlichſten einſchlagen ? Würde er die langweilige Route länge der mericaniſchen Küſte , mit

man San Diego, Monterey oder San Francisco als Ausgangspunkt der Giſenbahn und der Dampfbootlinie nadh China wählen ſoll , wird oder

ihrer düſtern Eintönigfeit wählen, oder aber die andre durch den Meer:

ſollte theilweiſe von der Leichtigfeit, mit welcher man dieſe Hafen von Memphis aus erreichen fann , theilweiſe aber von den Vortheilen abs hängen welche ſie für das am ſtillen Meer fünftig zu gründende Haupt:

buſen von Merico, mit ſeiner erfreuenden Mannichfaltigfeit, den Miffiſſippi

werft bieten.

hinauf und von da landeinwärts mittelft Eiſenbahn nach Californien ? Wenn man die gegenwärtige Handelslage des japaniſmen und des

haben hierüber zu entſcheiden.

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung

Die erforderlichen Vermeſſungen und unterſudungen

Verantwortlicher Redacteur Dr. Gd. Widen mann.

( Beilage : Intelligenzblatt Nr. 5 und Umſchlag zum Monat Mai. )

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 1 Juni 1848 .

N". 131.

Amerifaner find Republifaner, ja viele von ihnen bilden fich

Die modernen Republikaner.

dem alten Europa gegenüber ſehr viel barauf ein, indeß iſt

68 iſt etwas eigenthümliches um das moderne Republifaners thum , und Freunde wie Feinde der Republik haben ſich in den

dieſer Republikanismus, wie wir ſchon bemerkten, höchſt praktiſcher und nüchterner Natur, und ſteht mit dem hohen Begriffe bon

ſonderbarſten Widerſprüchen herumgetrieben . Ilm einen hiſtos riſchen Unterſchieb feſtzuſeßen , wollen wir gleich von vorne herein

anführen , daß die einzige moderne Republif, mit Aufnahme ter kaum hieher zu rechnenden Schweiz , die Vereinigten Staaten ſind, und daß es in Franfreich zwar ziemlich viele Republikaner, D. h. Leute die feinen König haben wollen , aber feine Republik im

modernen Sinne des Worts gibt . Ein augenfälliger Unterſdied der amerikaniſchen Republifaner von den franzöſiſchen liegt in ihrer Anſchauung von Handel und Induſtrie : die erſtern ſind faſt verſchrieen wegen ihrer Gewinnſucht und ihres induſtriellen Gifers, die andern ſehen hochmüthig auf die Krämer herab ; die erſtern loben fid , den frieben, der allen Gebäften friſchen Sdywung gibt, die andern athmen Krieg und politiſche Bewegung. Der

Gegenſaß iſt vollkommen und feine wegs gleidhgültig, denn die erſten ſind grobe Praftifer, die zweiten ziemlid) hohle Theoretifer. Aus der alten germaniſchen Freiheit erwuchs die modern enga liſche, welche eine möglichſt freie Regung der individuellen Thatigkeit geſtattet, und da dieſelbe ſeit 200 Jahren vorzugsweiſe auf Handel und Induſtrie gerichtet iſt, dieſe aber möglichſt Nube

Moralität ,, Seclenſtärfe und großartigem Schwunge, den wir ge wöhnlich damit verbinden , in einem ſeltſamen Widerſpruch. Der franzöſiſche Republikanismus affectirt wenigſtens dieſe geiſtigen Vorzüge , mit Ginem Wort der franzöſiſche Republikanismus iſt

immer noch, wie der der erſten Republif, aus Reminiscenzen des Alterthums zuſammengeſegt, und da er mit dieſen allenthalben gegen die Begriffe der neuern Zeit anſtößt, ſo wird er weſents lich unpraftiſch, und richtet ſich oft genug zu Grunde. Worin liegt dieß ? Römertugenben, Muth in Gefahren ,

Todesverachtung, Vaterlandeliebe, hat die alte franzöſtiche Res publik in großem Maaße gezeigt, aber fte iſt am materiellſten aller materiellen Dinge, an dem proſaiſchen Gelb erlegen, und €8 fellt nicht an Leuten , welche der neuen franzöſiſchen Republik ziemlich dasſelbe Loos vorausſagen . Wir wollen nicht prophes

zeihen, und feines megs den Sturz der Republik vorausſagen, denn die Franzoſen haben, wie die Engländer ſagen, „ einen La taren gefangen," b. 1. die Republik läßt fie nicht mehr los, und

und Ordnung im Innern lieben , ſo iſt die Denkungsart in G11g-

es iſt gar nicht abzuſehen , wie ſie wieder zur Monarchie umlen fen fönnten , wenn ſie aud ) wollten ; dennoch müffen fie unges möhnliches Glück haben, D. 1. ganz außerordentliche Männer

land entſchieben royaliſtiſch, ja fie ift lange Zeit auch ſehr aris

müſſen ſich an die Spige ſtellen, wenn die Republik nicht Frants

ſtofratiſch geblieben, und erſt ſeit verhältnismäßig ſehr geringer

reich zu Grunde richten ſoll. Die Gründe darf man eben nicht weit ſuchen, denn wir finden ſie alsbald in der hochmüthigen

Zeit bildet fich eine Partei aus, welche den Hof und Thron von

Für die Engländer iſt

Verachtung der Republikaner gegen den engherzigen Geiſt der

die Frage über Monarchie unb Republikaniêmud gewiſſermaßen eine Utilitätsfrage: läßt fich die Ruhe und der ordentliche

Bourgeoiſie, welchen fte nicht bewältigen fönnen, undwelchem fte jest theils inſtinctartig, theils mit entſchiedener Abſichtlichkeit

dem feudalen Zierwerf entfleiben wil.

Gang der Geſchäfte beſſer bei einer Republik oder bei dem jepis

den Arbeiter entgegenzuſtellen ſuchen, als ob der Arbeiter, reifs

gen Beſtand der Monarchie erhalten ? Gewohnheit und Vortheil

lich erwogen, ein anderes Intereſſe hätte als der Bürger. Aus

ſprechen für leştere, nnd es würden in England die ungeheuerften Fehler der Regierung Dazu gehören, wenn eine bebeutende republikaniſche Partei entſtehen ſollte. Die nach Amerika gezogenen Engländer und ihre Nachfommen ſind den engliſchen Einrichtungen getreu geblieben , und fte fanden die Republik Durch die Lobreißung vom Mutterlande gleichſam auf dem Wege ; wäre bieß nicht geweſen , fte hätten die Republif ſo wenig geſucht wie die Presbyterianer Schottlands. Nur die alten zorne eifrigen Independenten waren von Haus auf Republikaner, denn die

dieſem Beſtreben , den Arbeiter und den Bürger feindlich einander gegenüberzuſtellen, entſtanden zwar nicht die ſocialiſtiſchen Syſteme, wohl aber die ſocialiſtiſchen Beſtrebungen der Republifaner, unb

der Stolz, den dieſe erwecft, die Erwartungen welche ſie genährt haben, bilden nun eben ein Haupthinderniß , weßhalb die Republik

nicht vorwärts fommen fann : 150,000 Menſchen täglich in den Nationalwerkſtätten zu beſchäftigen , das iſt eine Aufgabe, an welcher die Republik ficherlich erlahmen wird, benn fie foftet mos natlich über 6 Millionen , oder juft ſo viel, ale man dem Bür

Republik entwickelte ſich mit Nothwendigkeit aus ihren Glaubens-

gerfönig Ludwig Philipp in den Flitterwochen ſeiner Regierung

anſichten. Aber der Geiſt der Independenten mußte finfen, wie

die geiſtliche Gewalt der Kirche, welche fte befämpften, abnahm ;

als jährliche Civillifte zu geben beabſichtigte. Eine Bewältigung dieſeð ſtörenden Elemente iſt aber nur durch die Bourgeoiſte

er war ein Geſchöpf ſeiner Zeit und ging mit ihr unter.

möglich, denn fie iſt eß, welche die 150,000 Menſchen am Ende

522

beſchäftigen muß und beſchäftigen fann, zu beiderſeitigem Vors

in unſer öffentliches Leben gebracht, einen Gegenſaß, über denen

theil, und am meiſten zum Vortheil Del Staats. Hier ftchen wir an dem Punkte, wo die republifaniſchen 3deen des Alterthum& fich an den modernen Zuſtänden völlig ſtoßen. Die alten Republiken glichen ben deutſchen Städten in dem Zeitraum nach ihrer Entſtehung : der Abel, die Geſchlecha

Bedeutung die franzöſiſchen Republikaner feinebwego fich flar

ter, herrſchten , und die andern ſchloſſen ſich als bienende Glieder

geworben find. Von welchen Anfichten geht der Gewerbs- und Hanbeløftanb aus ? Für fte iſt der Gap jenes Polen : Malo

impetuosam libertatem, quam quietum servitium, nicht ges ſprochen ; fte wollen feine ruhige Knechtſchaft aber auch feine ungeſtümme Freiheit , beides bringt ihnen, und das legte noch

des Staats an. Sobald durch die Kraft dieſer Geſchlechter der

eher als das erſte, bedeutenden Schaden .

Staat an Bedeutung gewann, bilbeten fich auch die Gewerbe

Innern , möglichſt unbehinderten Betrieb ihres Geſchäfte8, fie

und wir ſehen in Athen ben Kampf des , banauftſchen "

verlangen , daß die Regierung bie Hinderniffe, welche der Ents

Volfe mit der urſprünglichen Ariſtokratie, wie in den deutſchen

widtlung desſelben im Wege ftehen, hinwegräume, und geſchieht dieß, dann find fie in der Mehrzahl ruhig und fragen nicht nach

aus,

Städten den Kampf mit den Zünften . Sobald der Gerber Cleon aufzutreten anfing, war es denn auch mit der alten Republik,

die hauptſächlich auf Aderbau und Krieg beruhte, vorbei . In den griechiſchen Städten, mit Ausnahme des eigenthümlich ſchroff cons

Sie wollen Ruhe im

ter Form der Regierung. 3ft unter dieſem Gtande einmal die Frage nach der Form der Regierung aufgemacht, ſo iſt bereits ein tiefe

Zerwürfniß vorhanden , denn eß beweist, daß man

ron der jeweiligen Regierung nichts mehr hofft, und dann

ftituirten Sparta , in welchem Lycurg alles Gewerbe- und Handelsweſen methodiſch ausgeſchloſſen hatte, entwickelte ſich dieſer bürgerliche Geiſt, und brachte in dem Zeitpunkte, wo er mit dem

fönnen nur ſehr durchgreifende Verbeſſerungen die tiefe Kluft wieder ausfüllen. Die Republikaner Franfreiche beginnen ihr

durch eben dieſe Reibung die

politiſches Abc mit der revolutionären und civilifirenden Sen

ſchönſten Thaten Ded Muths und der Vaterlanbeliebe hervor,

dung ihres Vaterlandes, ſie wollen, wenn ihrer Meinung nach dieſe verkannt wird, den Kampf gegen die eigene Regierung und gegen fremde Länder beginnen , und ſtoßen eben darum an dieſe

Abel im årgften Conflict war,

eben ſo wie in Deutſchland im 13ten unb 14ten Jahrhundert

die blühendfte Zeit der Städte mar ; ale aber im Laufe der Zeit

das bürgerliche Element das Uebergewicht errang, erhielt auch die Friedfertigkeit die Oberband, und mit ihr trat die allmähs liche Erſchlaffung ein . So wurden die Republiken des Alter-

Somerfraft der Nationen, an den Gewerbe- und Handelsſtand an, ber fich von ihnen wiberwillig abwendet , und in das wohl

ausgetretene Geleiſe der Monarchie umzulenfen ſucht. Die Vers

thums erſt von Philipp dem Macedonier, dann von den Rö-

mittlung dieſer ſchroffen Gegenfäße fann nur das Werf der

mern, in denen durch eine eigenthümliche Einrichtung die Adferbaubevölferung ſtets ben Vorrang behauptet hatte, nach und nach

Zeit ſeyn , aber die Anbahnung dieſer Vermittlung iſt unerläß lich, wenn nicht die Lenfer des Staats eine Siſyphusarbeit

unterjocht, wie in Deutſchland bie Stäbte durch die Fürften am

unternehmen wollen . GB iſt in dieſer Beziehung höchſt intereſſant, eine kurze Vergleichung mit England anzuſtellen , bao burd Eliſabeth und

Ende des 14ten Jahrhunderts .

Dieſes bürgerliche Element der Gewerbe und des Handels iſt weſentlich auf Frieden baftrt, und iſt in unſern modernen

Staaten, wo keine vornehmen Geſchlechter mehr durch die Zahl und Bedeutung ihrer Anhänger ein Uebergewicht ausüben können, überwiegend ; ohne dieß bürgerliche Element ſind die Staaten

Cromwel in eine Bahn der Induſtrie, des Handels und der

Freiheit eingewieſen wurde, zu einer Zeit, wo der Adel noch eine große Macht beſaß, die nur durch ſeine innern Spaltungen

arm und darum fraftlos ; wir müſſen die Bedeutung besſelben

zwiſchen Whigs und Loried im Schach gehalten wurde. Die Seit der Contrerevolution Englande unter Carl II und Jakob II

anerkennen, denn es bildet die Schwerkraft im Staate. Manche

zeigt die Periode, wo das alte adelige Kriegsſyſtem mit dem

haben dieß gefühlt und fich Mühe gegeben, bieß Element zur

neuern, durch die Städte und den Handel unterſtüßten im Rampfe lag ; von 1689 bis zu dem großen jafobitiſchen Aufſtand im 3. 1715 wurde der toryſtiſche Abel blutig gezehntet, und mit der

gehörigen politiſchen Einſicht und Reife heraufzuheben ; das

fann aber nicht auf einmal geſchehen, ſondern iſt nur die Sache langer Gewöhnung . Zudem zieht die Beſchäftigung mit Ges

Thronbeſteigung des Hauſes Hannover iſt der Streit im weſents

werbe und Handel die Mehrzahl von der Behandlung großerlichen beendigt, und wir ſehen von dieſer Zeit an das merf allgemeiner Staatefragen ab und gibt ihr eine Beſchränktheit der Anſichten , über welche viel geflagt wird. Die Sache iſt

nicht ohne Grund, aber dennoch nicht ſo gegründet wie manche glauben, denn es fehlt hauptſächlich nur an der völligen Durch-

würbige neue Syftem der 3nduſtrie und des Handeld im Bunde

mit der alten Feudalmonarchie. Ein Jahrhundert lang bauerte dieſer Bund faſt unerſchüttert fort, aber mit dem Friedensſchluß von 1815 beginnt eine neue Periode.

Der friegeriſche Adel

bildung der politiſchen Fragen und an der Deutlichmachung auch

hatte den gewinnſüchtigen Handelégeiſt überall mit Waffengewalt

für den minder gebildeten Verſtand.

unterſtüßt, aber die Anſtrengungen der Nation im Kriege von

Sind die gewöhnlichen

politiſchen Fragen burch ſolche allgemeine Durchbildung zur Ers fenntniß diejes bürgerlichen Elemente gelangt, dann wird auch bezüglich höherer politiſcher Fragen das Vertrauen auf dies jenigen, welche dieſe Durchbildung der Fragen in fich ſelbſt zur

Reife gebracht und andern mitgetheilt haben , von ſelbſt wieder fommen.

Man darf darüber nur nicht ungebulbig werden, wenn

die Sache fich nicht alsbald fügen will: wenn man erwägt in

1792 bis 1815 waren zu groß, die Laft drüdte zu ſchwer auf das Volk, einige Anwandlungen der alten Toryherrſchaft, wie das Blutbad auf der Haide von Peterloo, wo die vom Adel geführte Veomanry auf die unbewaffnete Arbeitermenge einhieb, zeigen Den bereits eingetretenen Riß, und die Ariſtofratie fühlte ſich zu ſchwady, mit demſelben Uebermuth wie früher das Schwert und den Dreizac zu führen , um den nimmerſatten Moloch des Handelégeiſte zu

welcher politiſchen Beſchränktheit die gewerbliche Claſſe fünſtlich

befriedigen. England unternimmt troß des Anbringens ber Hans

gehalten wurde, ſo daß ſie nicht einmal über ihre eigenen Interefſen gehörig aufgeklärt war, ſo Darf man fich nicht wundern,

beldwelt den Krieg gegen das freie Amerika nicht mehr : Das Wageſtück war zu groß, der mögliche Gewinn zu unbedeutend gegen den wahrſcheinlichen ja gewiſſen Verluſt, und von nun an wendet fich dieſer Handelégeiſt mehr und mehr von der Aris

wenn Vertrauen und Erfenntniß langſam heranreifen . Die moderne Bücherbildung hat einen ſeltſamen Gegenſaß

523 ftofratie ab,

unb wil eine ftockbürgerliche Monarchie der feus

Dalen entgegen ſepen . Reiner der Englanbe neuere Geſchichte mehr als bloß oberflächlich fennt, wird dieſen Umſchwung der öffentlichen Meinung läugnen , und wer fich darüber näher unter . richten will, der leſe nur bie Urtheile über die ftodbürgerlichen Glemente der neuen Macht, über Cobben, Bright, Hume u. ſ. w. , und er wird den Zwieſpalt erkennen : dieſe Leute fümmern fich ſehr wenig um die äußere Politif, und find dem großen Aufwand für Heer und Seemacht abholb, indem fie foldhe ale zu ſehr geſchwängert mit ariſtokratiſchen Elementen betrachten . Dieſe Partei iſt im Aufſtreben begriffen , hat aber noch nicht Anſehen

genug, um ſelbſtſtändig als Regierung &macht aufzutreten. Darum ſehen wir Sir R. Peel, den Sohn des Baumwollenſpinners , dem die Sories offen vorwerfen daß er, obgleich Genoſſe und Führer der Lories, doch nicht für den Abel fühle und bemgemäß handle,

eine ſolche Rolle ſpielen : er hatte erkannt, daß er nur durch die Ariſtokratie ſteigen könne, und hatte fich ihr angeſchloſſen , ießt fann er nicht mehr burch dieſe fteigen , und den flodbürgers lichen Elementen fteht er burch ſeine lange politiſche Erfahrung doch zu ferne, darum ift er eine zwar vereinzelt ſtehende, aber Doch faft unentbehrliche Mittelmadt. Er hat die nothwendigen

Kenntniſſe und die Charafterſtärke, um die bürgerlichen Elemente beherrſchen zu können, darum wirb er trop des Haſſes, den die Ariſtofratie auf ihn geworfen, wahrſcheinlich nochmals and Ruber

ded? Himmels ohne daß die Luft fich erfaltet , während befrugtende Gewitter ihre Fluthen über jene Obenen ausgießen. Der Bajio iſt mehrere Stunden des Tages nur ein weiter See , den einzelne Naſen Flede, blaue Kugel, Städte mit ſchimmernden Häuſern und glänzenden Kuppeln unregelmäßig unterbrechen . Auf dieſer durchſichtigen Fläche

zeigen nur die immergrünen Wipfel der Bäume dem Reiſenden die roun : derlichen Windungen der überflutheten Straßen an.

Bald ídlürft

übrigens der von achtmonatlicher Dürre zerriſſene Boden die Waſſer des Himmels ein ; ein Schlammüberzug von dem Regen und den Strömen abgeſeßt , welche von den Cordillern niederſtürzen , hat dem erſchöpften Grdreich neue Triebfraft zugeführt, und der Himmel reine frühere Klar:

heit wieder angenommen. Die Quellen ſtromen wieder reidlicher am Fuße des Ahuehuetl (eine Cederart, deren indianiſcher Name , Herr der Waſſer“ bedeutet) ; der peruvianiſche Balſambaum , der Huiſache mit goldenen Blüthen , auf denen der Cardinal mit ſeinem ſcharlachrothen

Federſchmud fich wiegt , beſchatten und erfüllen mit Wohlgerüchen die wieder zugänglichen Verbindungewege. Der Gefang der Maulthiertreis ber und die Glödchen ihrer Thiere erflingen in der Ferne in Verein mit dem ſchneidenden Gefnarre der ländlichen Fuhrwerfe ; es iſt dieß auch die Zeit, wo der indianiſche Feldarbeiter zu ſeinem Tagewerf zurück: Fehrt. Gleich dem Hirten in der Georgica mit ſeinem ledernen Kothurn, der kurzen Tunica und den nadten Beinen , treibt er läſfig mit dem Stadhel die Stiere vor ſeinem Pfluge an , und die Fruchtbarfeit dieſes Bodens iſt ſo groß , daß bald reichliche Ernten ſeine faum gefur te Oberfläche bededen.

Uebrigens hat die Natur fich den begünſtigten Bewohnern des Bajio nicht in der Obene allein am freigebigften gezeigt ; über den fruchtbaren

kommen . An ſolchen Charakteren fehlt es den Franzoſen noch :

die Vereinigung der Kenntniſſe und der politiſchen Erfahrung mit dem politiſchen Anſehen hat ſich noch nicht genügend bei den Franzoſen herausgebildet. Die Regierung Ludwig Philipps hat in dieſem , wie in ſo manchen andern Punkten, ſehr viel ver ſäumt: man iſt nie mit rechtem Ernſt an die Löſung der ver

Gefilden um Guanajuato erheben die Cordilleren ihre metallreichen Gipfel, deren Abhänge zahlloſe Silber- und Golbadern durchziehen , und dein Hammer des Bergmanng die unberechenbaren Schäße der Veta Madre

darbieten (dieſe Mine lieferte von 1829—37 ungefähr 150 Millionen Fr. ). Der Gegenſaß, welchen die ſo verſchiedene Lebensweiſe der Feldarbeiters

und Bergmanns bildet, zeigt ſich nirgends deutlicher als in dieſem Theile

worrenen Zubultricahaben und Handelsverhältniſegegangen , bieBemür allen beeBajio;demüthig und unterwürfis, itbeeindianiſche abhängig ; der Bergmann underbaue mit non noch gefunden , und die Republikaner haben hoch:nüthig auf die Krä mer und deren Wirthſchaft, worin ſie ſich nicht zurecht finden

konnten , herabgeſehen. Das iſt ihr großer hervorragender Fetler, denn in dieſen Boutiquiers“ und „ Börſenſpeculanten " und Bas ronen der Induſtrie ," wie man fie nennt, liegt der Reichthum und ſomit die Macht des Landes ; der Reichthum aber beſteht nicht im Gelde, ſondern im Credit, und indem man dieſen er. ſchütterte, hat man die Macht des Landes untergraben. 11

( Fortſeßung folgt. )

Die Bergleute von Hayas. (Scenen aus dem mericaniſchen Leben.)

Raum vor einem Jahrhunderte noch war Guanajuato nur eine fleine Stadt von geringer Bedeutung. Vor der plößlichen Aenderung,

welche die rieſenhaften Ausbeutungen der Silberbergwerfe von La Valen ciana und Nayad in dem Gedeihen dieſes Fleđens herbeiführten , bes

gleichen verkehren , und dieſen Anſpruch rechtfertigt auch, wie leicht er: ſichtlich, die wichtig feit ſeiner Aufgabe. Auf ein unſcheinbares Tages werk beſchránft, vollbringt der Feldarbeiter es im Stillen, während der Hammer des Bergmanns ſozuſagen durch die ganze Welt tönt und unit jedem Streiche die Maſſe menſchlicher Reichthümer mehr anhäuft. Bald

fiedelt fich ihm zur Seite der Wohlſtand an ; der Abhang der Hügel, die Schluchten , die Gipfel der Berge bedecken fich mit neuen Anfömm: lingen, unter die er mit offener Hand in einem Tage die Frucht monate: langer Arbeit ausſtreut. Die Geſchichte dieſes fühnen Arbeiters iſt vom Beginne an ſtets dieſelbe und der Zufall der einzige Gott , vor dem er fich beugt. Er übernimmt ſeine mühſame Aufgabe wie eine Sendung der Vorſehung, und dieſer ſtolze Gedanke wird durch das Gefeß ſelber einigermaßen beſtätigt; alte Vorrechte verliehen dem Bergmann den Adel , und noch heutzutage fann er von ſeinen Gläubigern nicht aus: gepfändet werden, ſo lange er im Stande iſt ſein Gewerbe auszuüben. Außer dem metalurgiſchen Inſtinct, der die ſchwächiten Spuren für ihn zu untrüglichen Anzeichen umgeſtaltet, muß der Bergmann die ſeltenſten

idrånfte fich die bergmänniſche Betriebſamkeit in Merico auf die Arbei:

Gigenſchaften in fich vereinigen, von der nothwendigen Kraft, die nöthig

ten zu Tasco, Paduca und Zacatecas. Leßteres wurde ſchon 1588 zum

iſt, die ſchwerſten Laſten zu heben und Tagelang die Mühſal ſeiner

Nang einer Ciudad erhoben, und Guanajuato, obwohl 1554 gegründet, widerfuhr dieſe Ehre erſt 187 Jahre ſpäter, das heißt 1741. Man wußte lange niớt, daß die Gebirge, welche es umgaben und an deren Abhang es erbaut war, die Veta Madre, die reichſte Silberaber der Welt, in fidy

unterirdiſchen Arbeit zu ertragen, bis zu der Gewandtheit und Kühnheit, welche allen Kinderniſſen troßen , ſo wie der Geiſtesgegenwart, die fie allein zu überwinden vermag. Freilich finden ſich dieſe Eigenſchaften nur dann in demſelben Manne vereinigt , wenn fie durch faſt eben ſo

ſdhloſſen . Die Lage von Guanajuato bietet überdieß einen doppelten Vortheil. Dieſe Stadt iſt zumal in dem reichſten Minenbezirke von Merico, und dem beſtangebauten Theil der fruchtbaren Ebenen des Bajio (Niederung) gelegen. So wird ein ehemaliger Seegrund von ungefähr

viele ſchlimme aufgewogen werden. Launenhaft und unbändig wendet

80 Meilen im Umfange genannt, den gegen Guanajuato hin die Cor:

dilleren einſchließen. Bald überſdwemmt und bald trođen liegend, bietet der Bajio zu jeder Jahreszeit einen beſondere maleriſchen Anblic dar. Zur Regenzeit, dem Winter dieſer glüdſeligen Zonen, ſchwindet das Blau

er nur dann ſeine Scharfficht und ſeine ganze Rraft an , wenn er ſehr an dem Erfolg des Unternehmens betheiligt iſt ; alsdann entſchädigt ihn

oft nach einem Monat , worin er faum ſeinen Unterhalt gewonnen, der Erwerb einer Woche, eines Tages für alle ſeine Entbehrungen. Er iſt dem Zufal dankbar und ſtreut ſein Gold mit vollen Händen aus, wah: rend er nur von drüdender Noth gezwungen ſeine Arbeiten wieder auf:

nimmt ; bisweilen find es aud ungefeßliche Mittel , welche ihn auf

-524 Roften eines zu leicht vertrauenden Brodherrn bereichern, und die Eins bildungefraft dieſer abenteuernden Geſellen iſt unglüdlicherweiſe nur all zufruchtbar in Grindungen dieſer Art. So befand ich mich nach einer

mühſeligen und vergeblichen Reiſe, deren Zufälle man vielleicht nicht "Vergeſſen hat, ' mitten unter einer Bevölferung, die großentheils aus Bergleuten beſtand.

3d wollte die Gelegenheit , die fich mir darbot, nicht verſäus men , von Guanajuato aug auf feinem eigenthümlichen Grund und Boden einen Typus fennen zu lernen , von dem die Gambuſinog oder Goldſudher in Sonora mir nur ein unvollfommenes Abbild geliefert .

hatten. Nach einem Rafttag , den die vielfachen Gemüthsbewegungen die ich erfahren , mir nöthig gemacht hatten , wandte ich mich nach den Guanajuatu zunädſt gelegenen Bergwerfen . Ich war allein zu Pferde und wohl bewaffnet; mein Führer ſollte der erſte ſeyn, den id auf mei: nem Wege begegnete. Ich war auf dem großen Plaße von Guanajuato angelangt , und ritt mit erhobenem Ropfe und ſpühendem Blicke lange den Häuſern hin, als ein ſeltſamer Gegenſtand meine Aufmerkſamkeit an ſich zog. An der Mauer eines der Häuſer , unter einem einige Zoll breiten Vordache, war eine Hand an den Stein genagelt ; ich hielt mein Pferd an , um mich zu verſichern , daß es nicht irgendeine Arbeit in Gyp8 Fey, aber ich erfannte augenblicklich, daß dieſe Hand wirklich einem Menſchen angehört hatte, und einſt ſtart und nervig geweſen war, wäh. rend ſie jept vom Wind , Sonne und Regen gebleicht und ausgedörrt fich zeigte. Unter dem Vorſprunge bezeugten mehrere halbverbrannte Wacholi ter das Mitleid frommer

len bei dieſer befremdlichen Auss

soon

Grbieten nicht annehmen könne. Ich hatte die Abſicht eine der Silbers

minen, die Guanajuato zunächſt liegen , zu beſuchen , und fonnte daher nur die - Zeit, die ich zu dieſem Ausfluge beftimmt hatte, mit ihm zubringen, im Falle er mir als Führer dienen wollte. Deſiderio nahm dieſen Vors hlag an, als ein mußiger Mann, der fich glüdlich fühlt dem Allein

renn, wenn auch nur für einige Stunden, zu entgehen ; als einmal dieſe Uebereinfunft getroffen war , blieb uns nur noch übrig unſere Pferde anzutreiben , und bald hatten wir die Stadt im Rüden. Unterweged erzählte mir mein Begleiter, daß er am Abend zuvor in einem Partido einen prächtigen Antheil erhalten habe, der ihm geflatte mehrere Tage im Müßiggange hinzubringen. &r ſeßte hinzu , daß es für ihn ein ſehr angenehmer Zeitvertreib wäre eines der Bergwerfe zu beſuchen und ließ mir die Wahl unter den merkwürdigſten ; nur mochte er nicht gerade das von Valenciana beſuchen, wegen eines Streites, den er mit einem der Beamten dort gehabt. Ein Zahlungsrüdfand und

gewiſſe Unannehmlichkeiten von neuerem Tatum machten ihm den Beſuda von Mellado und la Cata feineswegs wünſchenswerth , und ſo ſah ich mich ungeachtet der freien Wahl die er mir überlaſſen, gezwungen das

Bergwerf von Raya8 zum einzigen Ziel meiner Forſchungen zu machen. Es wurde mir ſchwer alle dieſe Vorſichtsmaßregeln zu ſeinen Gunſten audzulegen ; augenſcheinlich war mein neuer Freund fehr händelſüchtig, bezahlte ſeine Schulden nicht gerne, und bei den Unannehmlichkeiten zu la Cata hatte ſicher das Meſſer feine Rolle geſpielt. Ich begann mich dieſes Begegnens minder zu erfreuen und beſonders verurſachte mir ein Wort , das Fuentes entſchlüpfte, ernfiliches Bedenfen. ( Fortſeßung folgt.)

ftellung , welche beſtimmt ſchien , das Andenken irgendeines blutigen Trauerſpiele fortzuſeßen. Nachdem ich vergebens an der Mauer die Spur einer erläuternden Inſchrift aufgeſucht hatte, beſchloß ich meinen

Weg fortzuſeßen ; aber während meines furzen Anhalteng hatte fich mir ein Reiter genähert, und mein Pferd hatte faum einige Schritte gethan ald bieſer Mann, das ſeine anſpornend , mir auf dem Fuß zu folgen

Mis cellen .

Die Londoner geographiſche Geſellſchaft, welche im Jahr 1830 ro glänzend begann und noch glänzender fich entwidelte,

geneigt ſchien . Jeden andern Augenblick hätte ich das Geleite dieſes

ſteht an einer Klippe , von welcher ſo viele der engliſchen Geſellſchaften

Unbefannten ſehr unwillig aufgenommen , aber man erinnert fich daß

geſcheitert ſind, am Banferott. Die Geſchichte der Berwaltung, wie ſie

ich einen Gefährten ſuchend ausgeritten war. Ich hielt daher mein Pferd an, entſchloſſen ben Unbekannten auszufragen. Dieſer ließ, mich

das Athenäum vom 13 Mai gibt , iſt furz erzählt. Von etwa 25,000 Prd. St. , welche ſie vom Jahr 1830 bis 1846 einnahm , wurden 1760 auf unterſtüßungen für Neiſende und 1130 auf die Bibliothef verwens

höflich grüßend , mir gar nicht einmal Zeit dazu .

3hr ſeyd ein Fremder , Herr Cavalier ? ſagte er láchelnd. Und was bringt Gud auf den Gedanken ? entgegnete ich , etwas

.

det, der Reſt oder acht Neuntheile gingen für äußern Flitterſtaat, große artige Räumlichkeiten u. dgl. und für das Journal auf, eine allerdings

überraſcht von dieſer zudringlichen Weiſe, ein Geſpräch anzuknüpfen. Die Beharrlichkeit , womit Ihr dieſe dürre Hand betrachtet, zeigt

werthvolle Sammlung von Mittheilungen, aber größtentheils ſehr trocken

mir genugſam , daß Ihr fürzlid erſt in der Stadt angefommen ſeyd, und Gure Zeit nicht hoch anſchlagt ; deßhalb müßt Ihr zugeben , daß für mid , der gerade einen Genoſſen auf meinem Spazierritte ſudite,

rechtfertigen. Die nähern Umſtände fönnen in Deutſchland nicht in tereſſiren , es iſt immer das alte Lied, daß einige Leute, denen die Sache am Herzen liegt , eine ſolche Geſellſchaft zuſammentreiben , daß vors

1

.

Gure Begegnung ſehr erwünſcht ſeyn muß. 30 war unentſd loſſen ob ich den Führer , der mir ſo zutraulich ſein Geleite anbot , eben ſo eilig annehmen ſollte. Der Unbekannte bes

merfte mein Zaubern und beeilte fich mit einem gewiſſen Stolze beizu: fügen : 3hr fennt mich nicht, ich will Ouch nicht länger auf dem Glau: ben laſſen als hättet Ihr es mit einem dieſer armen Teufel zu thun, für welche das Begegnen eines Fremden eine Gelegenheit darbietet ihre Dienſte geltend zu machen. Mein Name iſt Deſiderio Fuentes ; ich bin

Bergmann und bei meinem Gewerbe, in welchem eg freilich Lage gibt

gehalten , und jedenfalls von der Art , einen ſolchen Aufwand niớt zu

nehme und reiche Leute eintreten und ihren Namen dazu geben , daß aber dann aus Mangel an eigentlicher Theilnahme die Mißbrauche in der Verwaltung einreißen , welche die Geſellſchaft an den Banferott führen. Man hofft indeß, daß dieß Aeußerſte noch vermieden wird, und daß die Geſellſchaft , die idon ſo manches Nüßliche gefördert hat, erhalten bleibt. .

Beſtrafung des Chriſtenthum & auf Madagascar. Unſere Leſer erinnern ſich, daß König Radama die Einführung des Chris

wo das Glüd unerbittlich ſcheint, zeigen fich auch wieder andere, wo die Piaſter fich ſo ſehr unter Eurer Hand anhäufen , daß man nicht mehr

fenthums in Madagascar beförderte ; ſeit ſeinem vor 18 oder 20 Jahren

weiß wie ihrer los werden. Ich befinde mich gerade in leßterem Falle, und da iſt es meine Gewohnheit irgendeinen luſtigen Geſellen aufzus

Lt. Barnard gibt in ſeiner fürzlich erſdienenen Schrift: Three years Cruize in the Mozambique Channel, eine Probe davon : ,, faum einen

ſuchen, der mein Vergnügen theilen will. Wenn ich dieſen nicht finden fann, ſo wende ich mich an den erſten beſten Cavalier von gutem Aud: jeben , den ich auf meinem Weg begegne und ich geſtehe, daß ich mich niemals darüber beflagen fonnte, ſo mich dem Zufall vertraut zu haben.

Monat vor unſerer Ankunft wurde der Bruder des Secretärs des Gous verneurs getödtet , in Stüđe gehauen und in den umliegenden Häuſern

Gin ſo freimüthiges Geſtändniß mußte mich vollfonimen beruhigen ;

heidniſchen Unſinn , den fie nie recht abgelegt, zurückgefallen , indeß

ich erwiderte indeß dem Deſiderio Fuentes , daß ich fein freundliches

ſcheint doch ein Soimmer von Aufklärung geblieben zu ſeyn , der mit der Zeit wirfen wird, wenn einmal die ſchåndliche Meſſaline, welche jeßt

als Warnung vertheilt , bloß weil man gefunden hatte , daß er einige Formen des Chriſtenthumo beobachte.“ Die Einwohner find in allen

dad tand regiert, Kanavalo Manjafa das Zeitliche geſegnet.

1 S. Remigio Pequez in einer frühern Nr. dieſes Blattes.

Verlag der J. G. Cotta'ſchen Budhandlung.

erfolgten Tode iſt eine Reaction eingetreten, die noch immer fortdauerte.

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Terantwortlider Medacteur Dr. Ed. Widenmann.

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Ein Beſuch auf Montenegro. Von Heinrich Stiegliş . Preis 2 fl. 15 tr. . oder

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Acht Wochen in Syrien. Ein Beitrag zur Geſchichte des Feldjuges 1840. Mit einer Karte vom Kriegsſchauplak. Preis 2 fl. oder i Rthlr. 5 Ngr.

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3. G. Cotta ' de Buchhandlung.

Inhalts - Verzeid niß .

Die Juarikſtämme . Nr . 127. -

Größere Auffäße.

Das Lehrerſeminar zu Niveles . Nr. 104 .

Die Jadoto Reiſe

clubs ber Engländer im Jahre 1847. Nr . 104. 105 .

nad Bosnien. Von einem Naturforſder . IV. Podravina . Nr . 105–111 . V. Rückehr nad Travnik . Nr. 116–120 . Das Klima von Weſtcanada , Nr . 106 . Die Miſſionäre auf den Fidſchi - Inſeln . Nr . 107. Die franzöſiden Re publikaner, Nr . 107–113. Ueber die Grabſtätten und

Kurgane in Kaukaſien . Nr . 108 . Der Handel auf den Fidſchi - Jnſeln. Nr . 109. Ueber die jetzige Lage des ruſíte fohen Handels in Mittelaſten . Nr . 110 . Xus Apulien . 2) Das Cap Leuca ; Aleſſano , ugento, Gallipoli, Nardo , Galatina ; Charakter, Sitten und Gebräuche der Provinz Lecce . Nr . 111-115 . 3 ) Reiſe von Lecce über Manduria nad

Taranto , Stadt und Golf ; Ruinen von Metapont ; Reiſe über Maſſafra nad Gravina, Altamura , Terlizzi , Ruvo , andria und Canoſa ; ftatiſtiſche Bemerkungen über Aferbau , Handel und Manufacturen ; albaneſiſche (modern - griechiſme) Colo nien . Nr . 122–128 . – Eine Scene in der afrikaniſchen Wüſte. 112 . Etwas über die Bewohner der Inſel Borneo . Nr . 113 . derzte , Apotheker und Krankenhäuſer in Jeru

Nr .

ſalem . ( Von Dr. Titus Tobler) . Nr . tion im Innern Afrika's . Nr . 115 .

114-118 . - Civiliſa Alter Aberglaube ini

ſüdlichen Rußland . Nr. 115-117 . Die kirdlichen und politiſden Einrichtungen Jeruſalems. (Von Dr. Titus Tobler). Nr . 117–119 . Die Abſchaffung der Schifffahrtsgeieße in Indien . Nr . 118 . Sdweden und der Skandinavismus. Nr . 119 . Die Böſterſchaften zwiſden dem Ruban und dem id warzen Meere . Nr. 120–127.- Der Slawenkrieg . Nr . 121 . Die erſten Ergebniſſe von Botta's Beilſdriftſtudien . Nr . 123. Spaniide Journale. Pr . 124 . Die engliſchen Die Polen in Paris . Nr . 126 . Eiſenbahnen . Nr . 125 . -

Die Pariſer National - Ver Ueber den nächſten Weg nad China

ſammlung . Nr . 128 .

zu lande über Nordamerika . Nr . 128–130 . - Ueber das Verhältniß zwiſchen Ungarn , Siebenbürgen und den Donau fürſtenthümern. 1 ) Die politiſchen Gränzverhältniſſe. Nr. 129 . 130 . Aldiks Wert über das bosporilde Reich . Nr . 120 . Kleinere Mitteilungen . Erpedition zur Spirituoſen in England. Nr . 104 . Aufſuchung Sir John Franklins. Nr. 104 u . 126 . Ein unfreiwilliger Beſud in Japan . Nr . 105 . - Der Schnee in Tiflis . Nr . 106. – Biber in Iranskaukaſien . ibid. Das bydrographiſche Departement in England. Nr . 107 . Die Verbindung der Chartiſten und Repealers . Nr . 108 . Aeube rungen über den öffentlichen Unterricht in England. Nr . 109 . Baptiſtiſche Miſſionsanſtalt für England. Nr . 110 . Mila ſion für die Stadt London . Nr , 111. - Römiſche Ruinen im Innern Afrika's . Nr. 113 . Ueber den Mondſtich . Nr . 114 . Seeräubergeſchichten aus dem Engliſche Alterthümer. ibid. indiſchen Archipel. Nr . 115 . - Die Weiber der Tuariks . Nr. 115 . Neuer Seidenwnrm in Auſtralien . ibid. ham und der Oberrabbi in London . Nr. 117 ,

Lord Broug

Peringung

erratiſcher Bräde aus einem niedrigen in ein höheres Niveau. ibid .

Verhältniſſe des Intereſante medicinilde Preis

Abdelkader in Pau . Nr , 118 .

Seeldadens. Nr . 119 . frage . Nr . 120. -

Das alte Syrakus . Nr . 121 .

Jibeta

niſches Werk in Paris . ibid . Der Fal Louis Blancs . Nr . 122. Eine Frauenverſammlung in Paris . ibid, Karte von Neugranada . Nr . 123 . Silberklumpen in Die Sarai , der alten Hauptſtadt der goldenen Forde. e ſiſch e chine Ein in ens wak ahl Anz der Slo Ungarn . Nr . 126 .

Veridwörung . Nr . 127 .

Das Ansland. Ein Tagblatt

ht

Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker init

beſonderer Rücficht auf verwandte Erſcheinungen

in

Deutſchland. Ein und 3 w a n zigfter 3 abrgang.

1848 .

Iunius.

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მიქაელი და Stuttgart und übingen. Verlag der 3. G. Cotta'den B u dh an diung. 1848.

mit demſelben in engſter Verbindung ſtehende Die Unterzeichnete erlaubt ſich die leſer des Auslands auf nachfolgende Berte aufmertſam zu machen :

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eine Sammlung der intereſſanteſten Werke über Länder- und Staa: tenkunde , Geographie und Statiſtik. Herausgegeben von Dr. E. Widermann und Dr. H. Hauff . Von dieſer Sammung , welche thätigſt fortgeſeßt wird und als Erweiterung des Planes des „ Auslandeg " zu betrachten en jährlich ngenuft, ,je und tít, Die erſchein antern Stoff ein paar Lieferu nachdem n werde n einze ln verka zu denen .billigſten Preiſen , für welche ſie duro jede wird , vorhand man finde wie intereſſ Lieferunge folide Sortiments -Busbandlung bezogen werden tórnen .

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Thomas Pringle , füdafrikaniſche Skizzen . Aus dem Engliſchen überſeßt. Preis 9te

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Montenegro und die Montenegriner . Ein Beitrag zur Kenntniß der europäiſchen

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Türtet und des ſerbiſden Volfs . Preis 1 fl. 24 tr. oder 25 Ngr.

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Francis I. Grund , die Amerikaner in ihren moraliſchen , politiſchen und ge ſellſchaftlichen Verhältniſſen . Aus dem Engliſchen überſekt vom Verfaſſer. Preis 3 fl. 12 tr.

12te

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14te-

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A u sl a n d . Das A Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr. 132.

2 Junius 1848.

Gränzverhältniffe zwiſchen Ungarn , Siebenbürgen und den Donaufürſtenthümern.

Mehrere Magnaten Siebenbürgens und Nieder - Ungarns leiten ihren Urſprung von ſolchen glücks lichen Viehhändlern her ; fte fauften mit ihren gewonnenen Schä werben ſehr reich dabei.

(Von 3. 6. Elsner.)

Ben anſehnliche Länbereien, erwarben bas Indigenat und den

2. Die commercillen Gränzverhältniffe.

Abel, unb rangirten ſo ihre Familien in die ungariſche Ariftos

Da, wo hüben und drüben Manufacturen und Gewerbe

noch ſo wenig floriren , wie auf dem ganzen hier in Frage ſtehenden Gränzſtriche, da fann ber commercielle Verkehr ſchon

fratie ein . Wenn man hört, daß ihr Handel fich ſtets auf Taus ſende von Häuptern von Rindern belief, daß fie bas Vieh in

Der Mølbau für einen ſehr niedrigen Preis einkauften, die Weis

tionalität der Gränzvölkerſchaften, der zum Theil noch ungebil-

den in Siebenbürgen und Ungarn für einen Spottpreis hatten, und alsdann das Vieh faſt für den dreifachen Preis wieder los wurden , ſo wird man berechnen fönnen , welch' ungeheure Sum men fie gewannen , und man wird ſich nicht wundern, daß manche fich bis zu Millionären emporichwangen. – Indeß nimmt nur

Dete Stand der jenſeitigen Bevölkerung, der ſtetes Kampfgelüft

ein Theil des Viehhandele aus der Moldau dieſen Weg, und es

unterhält, und endlich der Mangel an Landſtraßen , auf denen

gilt dieß nur von der ſüblichen Hälfte dieſes Fürſtenthums; Denn aus ber nördlichen wird es meiſtentheils durch die Bufos

deßhalb nicht gar groß ſeyn , ſelbſt wenn er auch , wie hier, nicht ſo vielen andern Hinderniſſen unterworfen wäre. Die politiſche Abſperrung, die noch burdh die Furcht vor der Peſt (ehemale freilich noch mehr wie jeßt) vermehrt wird ; die verſchiedene Nas

.

Die Vecturanz geben fönnte, das find alles Dinge, welche dem Berfebre ungünſtig finb ; To beſchränkt er fich denn meiſtentheils

wina und Galicien getrieben, macht aber gewöhnlich bieſelbe

auf Robproducte, und vor allem andern auch auf Vieh, welches

Lour, wie dieß ſo eben erzählt wurde, b. 1. es wird auf Sta.

ſeine Vecturanz auf den eigenen Beinen beſorgt.

tionsplägen in den genannten beiden Provinzen groß unb fett geweibet, und geht ſodann durch Galicien nach Dlmüş, von wo Es hat aus es ſeinen Weg nach Wien und Prag nimmt. aber Siebenbürgen nicht bloß einen Import Viehhandel mit der

Die Donau

als Waſſerſtraße und als große Lebensaber von Defterreich und

Ungarn, hat auf den commerciellen Verkehr mit den bier gee nannten Gränzländern wenig Ginfluß. Etwas mehr hat deſſen die Save (Sau), welche ihrer ganzen Länge nach Gränzfluß zwiſchen Kroatien und Slavonien einer- und Bosnien und Serbien andrerſeits durch die auf ihr gehende Schifffahrt, obgleich dieſelbe nur mit Rähnen betrieben wird, doch den Verkehr belebt. Neben dem Handel mit lanbeserzeugniſſen findet indeß die Donau

Walachei, ſondern auch einen Erport- Handel.

Edle Pferbe und

Schafe holen die moldauiſchen Bojaren ſich aus Siebenbürgen ; nur find die dieſſeitigen Magnaten in ihren Desfallfigen Geſchäf ten in der Regel etwas difficil.

Man iſt nämlich oft genöthigt,

hinab ein nicht unbedeutendes Iranfitogeſchäft ſtatt, und es ges

auf Kredit zu verkaufen, und da hat es ſchon zuweilen nicht ganz richtig um das Worthalten geſtanden .. — Uebrigens erhält man

hen eine Unzahl von Gütern von den Peſther Meſſen auf dieſem Wege weiter hinab in ba8 türkiſche Reich. Ein Hauptgegenſtand des Handels zwiſchen dem Fürſtenthum

wird in der Regel in Golde (in Ducaten) geſchloſſen.

Molbau und Siebenbürgen iſt Vieh, vornämlich Rinber.

Ganz

und halb ausgewachſen bringen die Händler (bie meiſtentheils Urmenier find) dasſelbe herüber, miethen hier von den weitausgebehnten nnd meiſtentheild mit üppigem Grafwuchs verſehenen

Weibetriften große Strecken, laffen bas halberwachſene Vieh ein paar Jahre fich hier ausbilden, und machen das ausgewachſene fett; fobald dieß geſchehen, bringen fte es nach Semeswar, Arab, Gyula und Szegedin, und verfaufen es da an die Großhändler,

für edle Thiere der Art ſehr anſtändige Preiſe.

Der Handel

ftebenbürgiſche Magnaten haben für die Pferbezucht ſehr viel gethan, und die ebelften Hengſte aus England bezogen. Von

dieſen und den eblen Stuten (Siebenbürger Blutel) entfallen ausgezeichnete Thiere, und ſolche fino eß, welche die Bojaren ſuchen. – Mit Edelſchafen iſt der Handel weniger lebhaft und einträglich, weil ſie im Lande ſelbſt nicht ſonderlich proſperiren , mithin auch keinen weiten Ruf gewinnen können. Indeß gehen

von denſelbeu doch noch zuweilen Widder für lohnende Preiſe hinüber.

Doch gibt

Mit der Walachei iſt der commercielle Verfehr ſchon etwas

es unter dieſen Armeniern auch viele, welche ihre Stationspläge

mannichfaltiger. Außer Vieh, deſſen auch viel - und neben

im Banate und auf den Pußten Nieber - Ungarns haben, von

Rindern beſonders Schweine - herüberkommen , bringen die

welche es weiter nach Perth und nach Wien bringen.

denen bas Vieh immer von den einen auf den andern, und ſo

Walachen auch Getreide, Wole, Honig und andere Landeberzeug

ſeiner Beſtimmung, den Verkauf& pläßen Perth und Wien, immer

niffe zum Verkauf.

näher rüdt ; dieſe machen in der Regel glänzende Geſchäfte, und

An den Gränzen Serbiens werden an mehrern Drten Wo

526

Menge Probucte aus Deutſchland zugeführt, ſo geſchieht die auf andern Wegen , als über die in Frage ftehende Gränzlinie. Wohl wird dieſelbe bei deren Transport durchſchnitten , es ges ſchieht dieß aber nur auf einzelnen wenigen Punkten, wie z. B.

chenmärkte (bie den Namen Stella haben) gehalten, auf denen

die jenſeitigen Bewohner ihre Lande&producte zum Verfauf bringen.

Gooon

Zu dieſen Producten gehören vornehmlich Südfrüchte.

Dieſe Märfte ftehen unter der Aufſicht von Sanitätsbeamten, welche Darauf zu ſehen haben, daß feine Vermiſchung der jenſeitigen Leute mit den diefſeitigen ſtattfinde; einer dieſer Beams

von Leoban aus nach Agram , bie Donau hinab über Gemlin

ten iſt jedoch ſtets vermiſcht und er muß fich deßhalb immer

Drfova in bie Walachei. Bei ſo beſchränktem commerciellem Verkehr fann es dann

nach Belgrad und weiter nach Serbien hinab ; eben ſo über

von der dieſſeitigen Bevölkerung etwas entfernt halten . Er hält fich in den Buben der jenſeitigen Verfäufer auf und macht

auch keine bedeutende Handelshäuſer geben, und wenn es auch

den Vermittler, zuweilen auch den Dolmetſcher zwiſchen ihnen in Den Hauptſtädten der Fürſtenthümer an ſolchen nicht gerade und den diefſeitigen Käufern ; ſodann hat er auch die Function , | fehlt, ſo ſucht man doch nach ihnen auf der Gränze vergebens. Darauf zu ſehen , daß das Gelb, welches beim Kaufe von Dort

3a ſelbft auch diefſeits auf der Militärgränze find feine zu

her zurüdgegeben wird, zuvor in Gifig getaucht werde. Wenn indeß die Peft gerade nicht in der Näbe, und wenn überhaupt lange Zeit nichts von ihr befannt worden iſt, ſo nimmt man

Reichthum erworben haben. Wohl fragt man fich , wie es in bieſer Hinſicht werden würde, wenn im Lauf der Seit die Fürs

finden , die ausgebreitete Geſchäfte machen und bedeutenden

eß mit den Sanitätevorſchriften nicht allzu ſtreng, ſo wie auch

ftenthümer einmal Deſterreich zufallen, oder auch vielleicht ein

dann die Contumaz nur 5 Sage dauert. Der Umfaß auf dieſen Wodenmärkten ift von feinem fonderlichen Belange. Sie wers den aber mit einer großen Preciſion abgehalten, und eine Olode fündigt ihren Anfang und ihr Ende an . G8 wird übrigens von Serbien her viel Vieh in die öfters

ſelbſtſtändiges Reich werben fönnten ? 3m erſten Falle würde die

ganze Militärgränze weit vorrücken, im zweiten aber würde fürs erfte im Geſammtverfehr wohl wenig Aenderung und Beſſerung

$

eintreten .

Die moderuen Republikaner.

reichiſchen Staaten gebradit, am meiſten find & Schweine, die fortwährend in großer Anzahl eingeführt werden ; der Haupt übergang derſelben iſt von Belgrad herüber nach Semlin, wo

( Fortſebung.)

Man hat es in Frankreich noch nie wie in England ver ftanden, die große Maſſe zu einem gemeinſamen Handeln für beſondere materielle Intereſſen aufzuregen und daburch die ges ſeßgebende Macht zu gewiſſen Beſchlüſſen zu zwingen : eine Be wegung, wie die gegen die Korngeſeke, wie die für den freien Handel war in Frankreich bis jeßt noch ein Unbing; man hat eß in leßter Zeit verſucht eine ſolche Bewegung zu beginnen , ſie war aber eine klägliche Parodie der engliſchen und die Republi faner namentlich, Blanqui voran, haben fich elendiglich verred ) net und gezeigt, daß ihnen zu einer ſolchen Agitation die praf.

monatlich viele Tauſende ron Stüden über die Save herübers geſchifft werden. Befannt iſt, daß Fürft Milod durch den

Handel mit Borftenvieh reich, permittelft desſelben im ganzen Lande befannt wurde, vielfache Verbindungen einging und fich endlich zum Fürſten und Herrn ſeine8 Vaterlandes aufſchwang. Nach unſern abendländiſchen Begriffen gehört der Viehhandel nicht zu den Geſchäften, mit welchen fic leute von Stande befaſſen ; im Morgenlande iſt das anders, und es rechnet es ſich dort

fein Bojar oder Magnat zur Schande, ihn unter feinem Namen und für ſeine Rechnung zu betreiben.

tiſchen Kenntniſſe und die Ausbauer fehlen. Waren bie Bemes gungen der Libreechangiften ſchwady, ſo waren die ihrer Gegner

An der ganzen langen Gränzlinie von Siebenbürgen, Sla-

nicht viel ſtärker, wenn ſie auch einen ſolidern Boden hatten. Es herrſcht in dem ganzen Verhältniß der Induſtrie und des Handel8 zur Regierung noch zu viel bureaukratiſcher Geift, und bie Art, wie die Regierung ſelbſt dieſe Gegenſtände behandelte, zeugt von der Verworrenheit der politiſchen Zuſtände: felten wagte es die Regierung Zoll. und Handeløfragen vor die Kams

vonien und Croatien find f, f. Mauthämter , die der ungariſchen

und flebenbürgiſchen Conftitution gemäß nicht da ſeyn Dürften , wenn nicht die Militärgränze ein für fich Beftehended und vom Lande (bem Provinciale) Abgeſondertes wäre. Indeß trifft man

nur ſehr wenig Gränzzollmache , ſo daß es nicht ſchwer werben würde , von den Skellen ( Wochenmärften ) vieles einzu.

ſchwärzen , wenn nicht an jedem Orte, wo ein ſolcher Markt abgehalten wird, ein Mauthamt wäre, bei dem man ſofort das

mer zu bringen, denn geſchah bieß, ſo waren mit Einemmal die gewohnten politiſchen Parteien aufgelöst, und die Debatte artete ſchnell in ein unanſtändiges Gezerre perſönlicher Intereſſen aus.

Gekaufte zu declariren und reſp. zu verzollen hat. Die hohen ciation ober auch Unterſuchung ſchreden indeß jeden von Defraus dationen ab. Von den meiſten Gegenſtänden ift übrigen auch

Die Regierung ſchlug daher gewöhnlich einen andern Weg ein, unterhandelte in der Zwiſchenzeit zwiſchen den Seffionen mit den betreffenden Induſtriezweigen, und erließ dann ihre Drbonnan

der Zou ſo gering, daß es des Unterſchleif8 faum lohnt. Weit ſchwächer wie mit Serbien iſt der commercielle Ver-

zen, die nachträglich ohne weitere Diecuſfion von den Rammern genehmigt wurden . Darum iſt man nicht nur im Auslande;

fehr mit Bodnien. Er wäre freilich nid )t chwierig, da das

ſondern in Frankreich ſelbſt über die allgemeinen Hanbeldverhälts niſſe des Landes weit minder aufgeklärt, alé über die Englanbe, und dieß kann auf die politiſchen Leiter, namentlich wenn durch einen ſolchen Umſchwung, wie die Februarrevolution, ganz neue

Strafen , und die auf den Grăngſtationen leicht mögliche Denuns

Land zum größten Sheil offen iſt, wenn eß nicht an Gegenſtänben zu dieſem Verkehr fehlte. Slavonien und Croatien ſtehen auf keiner ſo hohen Stufe der Gewerbe und Induftrie, daß fte

viel Producte derſelben and Ausland abzugeben hätten . Un Naturerzeugniffen aber find fie ſelbft reich und bedürfen deren alſo wenig oder gar nicht vom Auslande. Ein Gegenſtand des Schmuggele ift jeboch hier wie auch faſt auf der ganzen Linie der Militärgränze das Salz, welches in den Fürftenthümern fein Regale und deßhalb viel wohlfeiler iſt, wie diefſeite. Werben nun dieſen Fürſtenthümern auch eine

Menden and Ruder kommen , nidt obne Einfluß bleiben .

Als

gemeine Anfichten helfen hier nicht, und folche neue Minifter fallen dann nothwendiger Weiſe unter den Einfluß der Bureau beamten, deren ſpecielle Renntniffe ihnen imponiren, denen e8 aber nur allzuhäufig am Geſammtüberblick über die Handel8s zuſtände des ganzen Landed fehlt, weßhalb benn nach einem higis 1

!

gen Anlauf die Geſchäfte in den alten Sohlenbrian zurücfallen . >

527

wo

Es iſt Darum unerläßlich, baß fich die politiſchen Leiter ſelbſt die

nöthigen Detailfenntniſſe erwerben, um eine nachhaltige und durchgreifende Aenderung und Verbeſſerung durchführen zu könMit Einem Wort, Frankreich muß den in der Verwaltung eingeriffenen Bureauſchlendrian von fich werfen, ehe fich das neue Leben geſtalten fann.

nen .

Bankerotterflärung ? Denn ale ſolche wurde die Sache aufges nommen . Alles andere hätte man als Nothwendigkeit des Au genblida hingenommen und ſich auf beſſere Seiten vertröſtet, die Einſtellung der Baarzahlungen der Banf aber hätte die Regierung mit den größten Dpfern verhindern ſollen , denn jedes Dpfer war geringer als die Verluſte, welche dieſe Erſchütterung des Credits

Darauserklärt fichgar mandhe Erſcheinung, namentlid die wenbigfeit hervorrufeneine mußte. Es ift ſawer zu urtheilen überdieNoth ſolchen Schritts, weil man die Lage und Vers

Leichtigkeit, mit der fich ganz Frankreich dem von Paris geges

benen Anſtoß fügte, unb fich für republikaniſch erflärte. Aber dieſe Leichtigfeit des Erfolge iſt nur eine ſcheinbare. Wäre die Monarchie in Frankreich noch ein Glaubendartifel und nicht eine Frage philiſterhafter Berechnung, daß es ſich unter der monarchiſchen Regierung leichter und ruhiger leben laſſe, als unter einer ſtürmiſchen Republif, ſo wäre allerdings die Ans nahme der Republik nicht ſo leicht geweſen , wie fich denn auch

in der erſten Revolution ſechzig Departements gegen den Deſpo tismus der Hauptſtadt und des Convents erhoben , aber die Gache iſt, wie ſchon erwähnt, doch nur ſcheinbar leicht gemors

Den : man fann ohne eine gewiſie Vlüthe Der Induſtrie und bed Handels , und dieſe können ohne Ruhe und namentlich ohne Vertrauen in den Beſtand der Dinge nicht mehr leben.

Dies

jenige Regierungsform, welche die Ruhe und das Vertrauen herſtellt, wird den Sieg davon tragen, heiße fie nun republic faniſch oder monarchiſch. Stehen die Sachen , wie es allen Anſchein hat, in Frankreich ſo, daß die Rückfehr zur monarchiſchen Form für eine lange Zeit hinaus ziemlich unmöglich iſt, ſo müſſen

hältniſſe genau fennen muß, aber die Regierung hat zugleich ſo manche andere Maaßregeln ergriffen , die von einer nicht zu

rechtfertigenden Uebereilung zeugen, daß man fte wohl auch in dieſer Beziehung der Uebereilung beſchuldigen fann. (Schluf folgt .)

Ein neuer Wimrod in Afrika. Die Reiſen des gewaltigen Jägers , Capitán Harris , in Südafrifa find wohl unſern Leſern noch im Gedächtniß. Ein neuer Nimrod dieſer Art iſt aufgetreten in der Perſon eines Hrn. R. A. Cumming, der eilf Monate lang eine höchſt mühſelige Reiſe ins Innere von Südafrifa machte, und mehrere hundert (engl.) Meilen weiter hinein gekommen

ſeyn ſoll , als bis jeßt ein anderer Weißer. Er erlegt 43 Glephanten, zum Theil mit ungeheuren Stoßzähnen von 7' Långe und 100 Pfund Gewicht. Die Zahl der Heerden von Elephanten und andern Thieren,

namentlich aus dem Hirſch , Pferde und Antilopengeſchlecht ſoll ungemein groß ſeyn. Auch will er eine ganz neue Antilopenart , die nicht nur der Wiſſenſchaft, ſondern auch den ſüdlicher wohnenden Eingebornen völlig unbekannt ſen, um den Wendekreis gefunden haben. Einige Bafalafaris ſollen es Sorolomuttuni nennen , und er will 22 dieſer

Die Herren Republifaner ihre Denkungsart ändern, die hochs

müthige Verachtung gegen Handel und Induſtrie, gegen den freilich oft genug ſehr engherzigen Kleinbürger fahren laſſen ,

die materiellen Berhältniſſe erforſchen und auf dieſen ihren Bau aufführen. Politiſche Verfaſſungen find allmählich ſo ziemlich zu löſchpapier geworden, ein beleſener Mann fann fte je auf

Beſtellung nach jeder Façon zu Duzenben fertigen, aber die Verwaltung iſt eine Runft geworden , die fich nicht ſo leicht erlernt , und der bureaufratiſche Deſpotiếmus, mit dem man fich lange über alle Schwierigkeiten hinweghalf, hat fich nach und nach völlig abgenüßt, denn ſeine Räder faſſen das Werk uicht mehr an, aber die untern Behörden und die Maſſe beu gen fich noch vor dem Befehl, und dieſe bureaukratiſche Unters ordnung hat auch die politiſche herbeigeführt, eines der ſchlimms ften Zeichen unſerer Seit. Wir haben bei frühern Gelegenheiten ſchon erwähnt, daß

die vorige Regierung den neuen Gewalthabern eine ſchlimme

Thiere erlegt haben. So reich indeß ſeine naturhiſtoriſche Beute iſt, ſo groß war auch ſein Verluſt. Er verlor alle ſeine Pferde ( 15) und

Odſen (30), eben ſo ſeine Hunde (20) und ſeinen beſten Odyſentreiber. Die Ochſen fielen alle durch eine Fliege Tretſe genannt, eben ſo einen Theil ſeiner Pferde ; andere wurden von Löwen und andern wilden Thieren zerriſſen. Sein Dchſentreiber fiel durch einen ungeheuren Löwen, den er den Tag darauf erlegte. Dieſe Ginzelnheiten theilt die Liter. Gaz. vom 20 Mai, was daran wahr iſt, muß fich erſt zeigen.

Die Dergleute von Hayas. ( Fortſepung .)

„ Die erſte Regung iſt ſtets gut bei mir, ſagte er, aber ich geſtehe es,

die zweite abſcheulich.“ Dieſe Worte waren es , welche mich in einige Unruhe verſeßten. Wir waren an den Ausgang einer Schlucht ges kommen , deren ſenkrechte Wände und bis dahin die Landſchaft verdedt hatten ; eine zuſammenhangende Flache dehnte fich vor uns aus. Lange Züge von Maulthieren, mit Erz beladen, wandten fich nach den Schmelz hütten, welche man in Merico Hacienda de Platas nennt. Wir ſahen

Der Credit war ſchon vorher er

ſchon die hohen Kamine der Schmelzofen von ſchwarzen Rauchwolfen

ſchüttert, eine gewiffe Unordnung in den Finanzen eingeriffen,

und bleifarbnen Dünften umwogt, die Patios, gepflaſterte Höfe, wo die

Erbſchaft hinterlaſſen hat.

und man kann fich ohne Mühe vorſtellen, was die Februars revolution in dieſer Lage der Dinge für Verheerungen anrichten mußte. && laſſen fich viele Einwendungen machen gegen die

Finanzverwaltung der Republif, wenn man aber billig iſt, ſo

Grzfuchen der Luft ausgeſeßt werden, bevor fie fich in Barren verwandeln. Das Geflopfe der Hammer, welche die filberhaltigen Stufen zerſchlagen , das Getrappel der Maulthiere, das Knallen der fie antreibenden Peitſde miſchten fich mit dem dumpfen Geräuſch der Waſſerſtürze, welche die Maſchinen in Bewegung fepten. 30 hatte mein Pferd angehalten, um

daß in Frankreich zur Zeit der Revolution etwa 20 Milliarden

bequemer dieſes lebendige Bild beſchauen zu können , aber bald wurde meine Aufmerkſamkeit davon abgezogen. Ginige Sţritte von ung ſah ich zwei Männer halb verborgen durch eine Böſchung , welche mittelft Stricken ein todtes Maulthier fortſchleppten. An einen Ort gelangt, we

Werthe in Circulation waren , das baare Geld aber höchs

fie nur von Defiderio und mir geſehen werden konnten , beugte fide der

ftens 1700 bis 2000 Millionen betrug.

Abgeſehen von der Ers

eine über dasſelbe, und ſchien es genau zu unterſuchen , während er miß

ſchütterung bed Orebite und der Stodung der Geſchäfte, welche die Revolution ſdon ſelbſt erzeugte, mußte jeber falſche Schritt

auf die Leide, die er eine Minute zuvor weitergeſchleppt hatte. Sein

die ſchlimmſten Folgen nach fich ziehen. War die Einſtellung

Gefährte aber verſchwand augenblidlich hinter dichtem Gebuſ. Gi, ei ! wenn ich mich nicht irre, begann Fuentes , ſo iſt es mein

Der Baarzahlungen der Bank eine unerläßliche Nothwendigkeit

Freund Planillas; aber was Teufeld hat er hier zu ſchaffen ? bei dieſem

ließen fich keine andern Mittel ausdenken, als dieſe Art von

Namen erbebte id unwillkürlich und folgte Fuentes , der fio zu dem

muß man den Umſtänden vieles zu gute halten, unb gefteben , daß

e8 piel ſchlimmer noch hätte geben fönnen. Den Grad Der Zerſtörung fann man ungefähr berechnen , wenn man annimmt,

trauiſch umherblicte ; ſobald er und gewahr wurde, reßte er fich raſch

528 ten des Don Lomas Berbuzco einige neue Aufklärung über den Antheil zu erhalten, den der Bravo an der Ermordung des Don Jaime genoms men. Planillas , die Ellenbogen auf ſeinen Knieen und den Kopf in

3a gerade er war es, fagte ic , mid bemühenb meine Faſſung zu behalten. 30 flagte Lomas Verduzco des Meuchelmorbes an einem jungen Manne an , den er Tags zuvor noch nie geſehen hatte. Gerb 3hr deffen gewiß ? unterbrach mich der Mann , mir einen

feinen Bånden , ſchien von heftigem Kummer gebeugt. Das Geräuſd

drohenden Blid zuwerfend.

unſerer Sdritte wedte ihn endlich aus ſeinem Nadbenfen und er fah uns an mit mehr Unruhe als Erſtaunen !

lad weiſend. Bei dieſer Antwort erhob fich Planillas wie durch Febers

Manne wandte, der auf dem Maulthier fab. 30 hoffte von dem Gefahr

.

.

Fragt dieſen Glenben da, berſeßte ich, mit dem Finger auf Planils

Ah, 3hr Herren! rief er, 3hr ſeht in mir den betrübteſten Mann in ganz Neuſpanien.

kraft und fdien ſeine ganze Zuverftoht wieder gewonnen zu Haben .

Ihr denkt ohne Zweifel, ſagte id , an den jungen Cavalier , den Don Tomas vor zwei Tagen umgebracht hat, und deſſen Blut auf Euer

den verehrungsmúrbigen Cavalier Verbuzco nidht, rief er fpöttifos , um

Haupt zurücfallen wird, denn 3hr hättet ihm das Leben retten fönnen ,

30 ſah denjenigen an, der mir fo bezeio net worden , als fåh ich ihn zum erſtenmale. Meine Einbildungekraft führte mid zu der blus tigen Leiche des Don Jaime zurüd ; ich ſah noch einmal feinen Todes: kampf, ſeine lebten Augenblide und ſeine ganze ſchöne Zukunft, gemordet durch den Dolch des Mannes , der vor mir ſtand.

indem Ihr die Hand Gures Freundes zurüdhieltet, dieſes Don Tomas, der, wie Ihr mir ſagtet, bezahlt war für dieſe That.

Hab ich das geſagt ? rief Florencio ; in dieſem Falle , beim Leben meiner Mutter ! hab ich gelogen .... 30 bin ein fredlicher Lügner, wenn ich getrunken habe, und Ihr wißt es , Herr Cavalier , es war .

dieſen Tag gedheben , daß ich ſehr viel tranf.

3. Habe nie ähnliches geſagt; aber Eure Herrlichkeit fennt alſo in ſolchen Ausdrüden von ihm zu reden ?

Ad ! 3hr ſend Don Tomas Verduzco .... Ich fonnte niďte weiter

Florencio hielt ein als wollte er erſt wieder fortfahren, nachdem er

ſagen. Von einer Art von Schwindel ergriffen und ohne zu wiſſen was ich that, ſpannte ich eine meiner Piſtolen . Beim Knacken des Drückers

ſeine Geiſtesgegenwart gewonnen , aber Fuentes ließ ihm feine Zeit fich zu bedenken, und fragte ihn , weßhalb er ſo betrübt geſchienen als wir

wurde der Unbefannte blaß, denn die Mericaner niedern Standes, welde das Blinken eines Meffers mit feftem Blice verfolgen, erbeben vor der

herbeigefommen, und warum er auf dem tobten Maulthiere figen bleibe. 68 iſt dieſes Maulthier das meine Betrübniß verurſacht, antwortete

Mündung einer Feuerwaffe in den Händen eines Europäer8. Indeß

Planillas; ich hatte es in meiner Noth an die Hacienda de Platas verkauft, die Ihr da unten ſeht, obgleich ich es ſehr liebte. Jo verbingte mich in die Werfftätte, wo ich es den ganzen Tag ſehen konnte ; leider

.

regte er ſich nicht, und Fuentes warf fich zwiſchen uns. Sagte! Serr, ſachte! rief er , Cascaras ! wie gut nahmt Ihr die Landesfitte an ! Dieſer Teufel von Planillas, ſagte ſeinerſeits der Unbekannte mit

iſt das arme Thier dieſen Morgen geſtorben , und ich ſchleppte es an

erzwungenem Lächeln, iſt ſtet $ zum Spaße aufgelegt ; aber der Einfall

dieſen einſamen Drt, um mich ferne von den Bliden der Menſchen meis

mich als Don Tomas vorzuſtellen iſt meiner Treu zu toll. Gure Herr:

nem Schmerze hingeben zu fönnen.

lichkeit iſt alſo ſehr aufgebracht gegen dieſen Don Tomas ? Planillas verbarg ſeinen Kopf heftig zwiſchen ſeinen Händen , wie Meine Entrüſtung ſchien mir lächerlich und verſchwand wie durd Zauber. jemand der feinen Troſt will; dann , wahrſcheinlich um dem Geſpräch 3oh kenne ihn nicht, erwiderte ich ein wenig verwirrt und mit faltem eine andere Wendung zu geben , ſagte er : Ad , Herr Cavalier, es iſt | Blute ; ich weiß nicht wie dieſer Mann fich in meine Angelegenheiten nicht das einzige Unglūd das ich zu beklagen habe ! Geſtern fand ein verwidelt fand , aber ich glaube es für meine Sicherheit nöthig, gegen Handgemenge zwiſden den Bergleuten von Kayag und Mellado flatt, und ich bin nicht dabei geweſen .

Aber ich ſehe nicht ein, unterbrach ich ihn, was es dabei zu bejam: mern gibt.

Wie ! entgegnete Planillas lebhaft, es war dieß kein gewöhnlicher

Streit wie man ihn täglich ſehen kann , und Ihr würdet nie errathen wie er endigte , nämlich mit einem Hagelſchauer von Piaftern , welche die Bergleute von Mellado, um den Vorrang ihres Bergwerks vor dem von Rayas zu beweiſen, über ihre Gegner ausſchütteten. Schöne Piafter

ſolche Meuchelmorder ohne Mitleid zu verfahren , wenn der Zufall fte auf meine Wege führt. Der Unbekannte murmelte einige unverſtändliche Worte , ich aber,

da ich die Gelegenheit günftig fand mich von meinem neuen Freund Defiderio loszumachen , deſſen Geſellſchaft mir läftig wurde , grüßte die Anweſenden höflich und trieb mein Pferd an ; aber ich hatte mich ver: rechnet und nicht bedacht, daß Fuentes ohne Beſchäftigung war, der mich auch einholte , bevor ich hundert Schritte gemacht hatte.

Ich hatte vielleicht Unredt , ſagte er , in dieſer Angelegenheit das

mit dem Adler! feßte er tiefbetrübt hinzu , und im fam zu ſpät auf

zwiſchen zu treten, und Euch zu verhindern dieſem Burſchen mit dem

den Kampfplaß! 3 begriff bei dieſem lebten Unftern feinen Somerz beffer , body wollte ich nicht an dieſe übertriebene Aeußerung bergmänniſcher Freis

verbädtigen Geſichte eine Rugel vor den Kopf zu ſchießen, denn aus Bein

gebigkeit glauben , hätte Fuentes mir nicht mit ftolzer Selbſtgefälligkeit die Wahrheit dieſer Erzählung beſtätigt. Mein Gefährte ſchiste fich nun an Planillas, deſſen Webflagen ihm ſehr verdächtig fohienen, aufs neue auszufragen ; aber das hohe Geſtrüpp welches hinter und rauſohte, jog unſere Aufmerkſamkeit nach einer andern Seite hin. 3 glaubte Pla: nillas ungeachtet ſeiner ungemeinen Unverſchämtheit erblaffen zu ſehen

gehäſſigen Blide, den er Euch zuwarf, vermuthe ich, daß Ihr den erſten

Meſſerdich von ſeiner Hand erhalten werdet.

Glaubt Ihr? fragte id verwirrt durch dieſe unheilvolle Vorherſagung. 30 ,habe, meiner Treu, der erſten Negung zu raſo nachgegeben , fuhr

Fuentes fort, indem er nachzufinnen ſdien und dann beiſeßte: Wenn wir umkehrten ? vielleicht könnten wir die Sachen wieder dahin bringen, wo wir fie gelaſſen haben , und dießmal würde ich Gud im Nothfall bei

ftehen . Das Bedauern, daß er eine Gelegenheit zum Streite ungenüßt vorübergehen ließ, zeigte fich nur zu deutlich in den Reden von Fuentes.

Gin fleiner flämmiger Mann mit Parken Oliedern , und einem eher offenen als abſchreckenden Gefichte ſtand vor uns. @r grüßte höflich und ſepte fich neben Planillas auf die Erde nieder; fein Mund verſuchte zu

Ich wieg trođen Ben Beiſtand den er mir anbot zurück, und ſagte mir

lacheln , aber ſein wilder durchdringender Blid , gleid dem der Raubvögel,

ger tauge als die erſte.

verläugnete dieſen Ausdrud erzwungener Freundlichkeit. Wir ſchwiegen einige Augenblide und nun nahm der Neuangekommene das Wort.

Ihr wollt nicht? ſagte er ! Es ſey. Uebrigens was liegt an einem Mefferſtiche mehr oder weniger ? 30 empfing beren brei und befinde

3hr ſpradht ſo eben, wenn mein Dhr mid nicht täuſchte, von einem

mich darum nicht ſchlimmer. Joh glaubte nicht auf dieſe Rede antworten zu müſſen, die mir meis nen Führer in ſehr ungünftigem Lichte zeigte, und ſchnitt Fuentes weis

gewiſſen Don Tomag ? Wäre es zufällig Don Lomas Berbuzco , deffen 3hr erwähntet ? ſagte er in dem füblichen Tone, der einen ſo mächtigen Gegenfaß zu ſeinem Blide bildete ; dieſe einfache Frage, als von einem Mann ausgehend, der mir einen inſtinctmäßigen Widerwillen einflößte, erſchien mir wie eine Beleidigung.

Verlag der J. G. Cotta'fhen Budhandlung.

im Gtillen, daß ficherlich die zweite Regung des Bergmanns viel wenis

tere Mittheilungen furz ab , indem ich ihn näher über das Bergwerf befragte, deffen Gebäude fich immer deutlider vor uns zeigten. ( Fortfeßung folgt:)

Berantwortliğer Redacteur Dr. Os. Wibenmann.

Das Ausla 11 d . Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 3 Junius 1948 .

u " 133. Die lachende Seite Jeruſalems. (Pon Dr. Titus Tobler. ) Die Vergnügungen der 3eruſalemer und Jeruſalemerinnen

find ziemlich mannidjaltig, wenn man ſchon , wie einſt der heu tige Miniſter der franzöſtidhen Republif, Lamartine, behauptete, Dag Die Stadt todt ſely, was allerdings der Fall ſeyn konnte, geſchwungei war. wenn gerade die Geißel Der Þeft über Gine Der häufigſten Vergnügungen iſt der Spaziergang. Der fürs

zeite erſtreckt ſich nicht weiter als auf das Hausdach. Hier er: geht man ſich während der fältern Jahreszeit den Tag über und während der würmern an den Abenden , manchmal ſpielend und ſcafernd : Diejen furzen Spaziergang wählen am liebſten ober

ofteſten die Frauen , denen , zumal den moslemitiſchen , feine ſo große Auswahl von Vergnügungen zu Gebote fteht, ale Den

Männern , obgleich man im Abendlande einen viel zu ſtrengen Begriff von Dem jflaviſchen Leben Der Schönen hat, indem man

zu wenig erwägt, daß eine tauſendjährige Sitte die Een mehr oder minder abrundet, und der Mangel einer Idee von Freiheit

auch den hohen Werth und Genuß Derſelben vielleicht nicht ein mal ahnen läßt. Gin anderer, ſehr beliebter Spaziergang iſt der nach dem Dichoret el- Aneb ober nady den Thalabhängen gleich weſtlich vom Fajathore ; wenn die Witterung es erlaubt, ſteht man dieſen Plat ſelten unbejeßt. Hier in geſonderten Reihen ſiben die Männer, Mohammebaner, Chriſten, Juden , dort lagern ſich Sdaaren von

Martyrergräber, oder an den Sübabhang der Schlucht Ben Hins nom , oder nach Siluan , oder nordwärts an den Südabhang des Thales Nitron in der Nähe ſeines Buges gegen Mittag, ober in den nordöſtlichen lieblichen Scooß befelben Thales , ins Haa

oder zum Akabeh e8-Siian, oder auf die mohammedaniſche Lei denlege Sabera, jenen Hügel gleich nortöftlich vom Damascuss thore, wo die Ausſicht gar manches Intereſſante barbietet. Da wird dann aber ein Speiſevorrath mitgenommen, und unter dem

Smatten eines Delbaumes, deſſen Höhe gleichſam eine trauliche ift, fidh gütlid ) gethan . Möchte etwa ein Europäer einer der verídleierten Damen Die Cour in mobleinſtudirten Manieren machen , ſo würde er höchſtens etwa gewürdigt; daß er ihr in cinem Eimer, den man beim Sinken an einem Seile hielte, aus einer Ciſterne Waſſer, -- Kölnernaſjer ? einem Jeruſalemer -Regen und Segenwater ſchöpfen Dürfte. Das wäre aber immerhin etwas zum Entzücken für einen fränkiſchen Frauenzimmerbeglü cfer, wenn die Dame auch nicht gerade die Gemahlin Des Pajda oder eines Mufti iſt, ſo muß ſte doc), Zauber genug, eine Oriens talin , ſo kann ſie doch die ehrenwerthe Lady des Schech el Chera ? reyn ; das iſt das Geheimniß des Sdíleiers. Mit Ers laubniß, Sdnupftuch einen Zoll über den Mund, wir wollen weiter ſrioniren . O ja , id; ſehe eine ganze Schaar im ſchönen

Grün des Geldes, mit unbebedtem Antlitze. Da laffen fich ješt füglich Entdeckungen machen , damit die Lücke in der Beſchrei bung der Geſichter ordentlich ausgefüllt werden kann . Nun ,

vortrefflich

mein Freund, einen Rath : gehen Sie nicht raidh, man muz

geeignet, in ihren weißen Schleiern yon einem lufternen, zuän

Dieſen Scheuen ideu näher fommen, irenn wir uns nicht das

Frauen ebenſo veridiebener Religionsbekenntniſſe,

gigen Europäer lorgnettirt zu verden. In der Pilgerzeit ergößt man ſich an den neuangekommenen , vorbeireitenden Pilgern , wie 3. B. ein Mädstyen links und ein Frauden rechts in einem Käfiche an einem Thierbandie Daherwacelt. Da fommt gar ein neuer Trupp Juden , erpreß um zu ſterben

in Jeruſalem , und um

in ſeiner Nähe begraben zu werden . An der Samstagen erſchei nen an zahlreichſten Die Juden und Judinnen , an den Sonn tagen die Chriſten und Chriſtinnen , und wenn die Moslemin

und Mosleminnen wiſſen , daß an einem Tage , ley es ein

Freitag oder fein freier Tag , viel Volt zuſammenſtrömt, jo bez flugelt ſie die Neugierde meilt unaufhaltſam auf den gleichen Flec. llnd ſollte der Gaumen nad Bedürfniſſen ſchreien, fiebe Dort gleich am Jarathore, bei Der bretternen Quarantänehütte,

ganze Spiel verderben wollen. Wir meſſen alſo mit der größ ten Kaltblütigfeit unſere Sdritte, weber zu furze, noch zu lange,

weber zu raiche, noch zu langſame, gerade 10, wie ſie als die

unbegehrlichſten erigheinen, gleich Jemanden , der ſich einem ſchla fenden Engel, ohne den Schlaf 311 ſtören, nahen will, aber kaum rücken wir jo nahe, daß wir unterſcheiden fönnen , ob die Naſe über dem Munde ſtehe, ſo fliegen ſie auf – kein Schwarm nila der Enten , ſondern die Schleier auf die Geſichter.

I

will nicht

behaupten, Dab Der Verſuch nie gelingt; wenn aber auch zur Seltenheit Das Glück und begünſtigt, ſo widerfälyrt und das Unglücf, Daß die hoch hinaufgeidraubte Erwartung faun je erfüllt wird, Der Schleier barg eingelbes ober braunes , oder idwarzes ober run

zelaltes Geſicht oder eine mechaniſch -dumme Zuſammenſebung von

Aug ind Naſe, und Baden und Mund und Sinn . Laſje man hat ein philanthropiſcher Kaffeewirth unter einer Art Zelt Mit iegt bad Gufen und höre man lieber 198 Freudengeichrei, stel leid mit allen metallenen Meniden auf dem Erdenrunde.

Hin und wieder unternehmen jedoch Schaaren von Männern und Frauen einen fernern Spaziergang, z . B. in die Nähe Der

Rein erfundener Titel ; vas arabiſche Wort lys aber iſt zu beutſds

ein Inerpreſſible.

woo

530

ches auch fochzeit- und Geburtefeſte belebt, jenen merfrürbis

gen , gemiß antifen Ausbrud der Freube, das Salilah, dad Lulugeſchrei, eine Art Faudzen, das ſehr angenehm aus dem Munde junger Mädchen klingt. Oder wenn man platterdings zuſchauen

auf die Staatégüter funbirt, damit als mit einem temporären Auskunftemittel fort und fort bezahlt, aber auch die Bank baar fortbezahlen laſſen , und wenn fte alle ihre Billete hätte ein

löſen müſſen, das Vertrauen wäre unendlich weniger geſtört

wil, ſo fteht man bei allem Schleierzwang, wie die Frauengs

worben.

leute, freilich mehr jüngere, ſo vergnüglich auf dem Seile ges daufelt werden. Wahrlich , ein Seil oder Strict gehört in Jeruſalem mit auf die Promenade, und von Aft zu Aft eines Baumes befeſtigt iſt die Schaufel ſchon fertig, und Seil und Mädchen tanzen hin und her , oft umjaucizet vom Freudens

ſervanz ſcheinen nicht zu wiſſen , wenigſtens nicht zu beachten, daß der Credit eine ſehr zarte Pflanze iſt, und daß es für ganz

geſchrei. 3ch begreife wohl, daß die Morgenländer und Morgenländerinnen dieſer gymnaſtiſchen Bewegung, dieſem Zurücks wiegen in die Kinderjahre ſo viel Genuß abgewinnen . Wer aber am lufttanze feinen Theil nimmt, die oder der plaudert, raucht und genießt dabei die allgemeinen Geſchenfe Der Natur, der algütigen .

Uebrigens beobachten wir die Damen lieber im

baumbeidhatteten Gefilde, als bei den ſteinernen Jurbanen der Gräber, und wohl auch leichter als in den Bädern , wo ein allers liebſt parabiefiſches Leben geführt werden fou.

Aber die Herren ron der ſtrengen republifaniſden Dbs

Frankreich, namentlich aber fte felbft am meiſten, von der höchs

ften Wichtigfeit war, ein Inſtitut, das nicht vom Staate abs hing, in ſeinem Credit aufrecht zu erhalten . Indem fte dieß Inſtitut ganz zum Staatsinftitut machten , vernichteten fie den Landescredit, der noch viel wichtiger war als der augenblick : lidze Staatecrebit, und ſchnitten Dadurch Der Induſtrie und dem Handel die Lebensfäden ab . Dieſe Lage der Dinge wurde noch durch Louis Blanco grandioſen Unfinn ſehr erſchwert. Wir brauchen zur Widers legung de& felben fein Wort mehr hier zu ſagen , das Syſtem

( Forrſebung folgt. )

iſt gerichtet durch ſich ſelbſt, aber die proviſoriſche Regierung hatte es von dem Augenblic an adoptirt, wo fie fich für verpflichtet erklärte, allen, die Arbeit verlangen, auch Arbeit zu verſchaffen .

Die modernen Republikaner.

Daß die agitirenden Republikaner die Arbeiter durch ſolche Phraſen zu gewinnen ſuchten , iſt erflärlich, daß man nach der

(Schluß .)

Revolution außerordentliche Mittel aufbot, um den Arbeitloſen

Die Lage des Schage nach dem Ausbruch der Revolution

Arbeit zu verſchaffen, iſt nicht mehr als billig und vernünftig,

war freilich nicht weniger als ermuthigent : Der Staat mar mit etwa 800 Millionen in beſtimmten oder unbeſtimmten Friſten zu berichtigenden Verpflichtungen belaſtet, theils an Spars kaſjen , theils an Inhaber von Schapſcheinen , an die Gemeinden u. ſ. w .; hiezu kamen noch 4 bis 500 Millionen alsbaldiger Ausgaben zur Unterſtübung des Handels und der Induſtrie,

aber die Uebernahme einer Verpflichtung war ein berhängniß voller Unfinn, der noch feineswegs aufgebüßt iſt, obgleich Louis Blanco Credit gänzlich gefallen, ſo daß er ſelbſt den Arbeitern

zur Herſtellung der Armeen u. ſ. w . Dieſen Ausgaben gegenüber fonnte er höchſtens über 250 Mil . baar Geld verfügen, aber es handelte fich auch nicht darum auf einmal alles zu berichtigen, ſondern nur über die ſchlimmſte Zeit der Kriſe hins über zu fommen, ohne ein Zeichen von Schwäche und unver-

mögenheit zu geben . Die Zahl der Auskunftømittel, welche rorgeſchlagen wurden , ift Legion, aber alle, die nur einigermaaßen Beachtung verdienten, erklären fich gegen die Einſtellung der Baarzahlungen durch die Banf. Dennoch beging die Regierung dieſen Fehler und erſchwerte ihn noch bedeutend durch den Um-

zum Geſpött geworden. Unbegreiflich iſt, daß feines der Mits glieder der proviſoriſchen Regierung die Beſonnenheit hatte fich Dem verhängnifvollen Mißgriff zu widerlegen ; follman ans nehmen , daß feiner die Bedeutung desſelben erkannte oder feis

ner den Muth hatte, dieß zu thun ? Beide Annahmen enthalteu einen gleich ſtarfen Tabel, und vermuthlich war bei feincm die Ueberzeugung ſtarf genug , um fich zu einem entſchiedenen Wi

derſtande zu entſchließen . Was wird der Staat thun , wenn Durch ſeine radical verfehlten Finanzmaaßregeln die Induſtrie fortbauernd fiecht, nnd die Zahl der beſchäftigungeloſen Arme immer größer wird ? Dann muß der aufgeſtellte Grundjag von felbft fallen , denn nul n'est tenu à l'impossible. Die ſociale Frage hat ſich den modernen Republikanismus

ſtand, Daß fie die Provincialbanfen fämmtlich mit der Bank

freilich nur ganz zufällig angehängt; ſedyzehn Jabre früber hatte

von Frankreid verſchmolz. 68 läßt fich viel für die Errichtung

er fte ( f. Die franzöfiſchen Republikaner Nr. 107 - 113) ganz

einer einzigen großen Banf ſagen , aber wie auch das Endur: theil ausfallen mag, jedenfalls war der Zeitpunkt ſo ſchlecht wie möglich gewählt, denn die andern Banten in einem Augens

weil fte ihm ein brauchbares Mittel ſchien, die Zahl ſeiner

ignorirt, und wahrſcheinlich fich nur darum darauf eingelaſſen ,

noch offenkundiger, wenn man das Beſtreben ſieht, aus der augen-

ſchlagfertigen Anbänger zu vermehren . Er wird dieſen Fehler indeß dadurch büßen, daß alle diejenigen, welche ſich mit dieſer Frage zu tief eingelaſſen haben, vom Schauplaß zurücftreten müſſen . Wenn man für diejenigen Leute wirfen wil , welche nichts als ihre geſunden Arme auf die Welt mitbringen, ſo muß

blidlichen Verlegenheit durch Steuererhöhung herauszukommen .

man erſtene babin wirken, Dag keine indirecten Abgaben ihnen

Man leſe in Filangierig Scienza della Legislazione die bündige

das Leben vertheuern, und zweitens daß der Staat eines Theils für ihren Unterricht ſorgt, andern Theils daß er die Gewerbe, die Induſtrie und den Handel ſchüßt, wodurch dieſe Leute Beſchäfs

blid, wo die erſte Bank Frankreich die Baarzahlungen eingeſtellt

bat, mit dieſer vereinigen, heißt nothwendigerweiſe Den Mißcredit der einen Bank auch den andern mittheilen . Der Mißgriff wird

Auseinanderſeßung des phyfiokratiſchen Syſtems, und man wird finden , daß die HH. Republikaner noch immer über dieß nicht hinausgekommen find ; ſonſt hätten ſie den ungeheuren Mißgriff

tigung finden , welche fte lobnt.

Auf mehr und anderes fann

nicht begehen fönnen, die Hypothefen mit 100 Millionen zu des

fich der Staat nicht einlaſſen , und die ſogenannte „ Drganiſation

laften , und noch eine ungeheure directe Steuer in einem Augenblick, wo die bisherige Steuer ging. Sie haben fich ſelbſt das beſte Dementi fie troß dieſer ungeheuren Laſten dennoch für

Der Arbeit," den Begriff ſo genommen , wie ihn die Socialiſten

dazu aufzulegen nur ſchwer eingegeben , indem 4 bis 500 Mill.

Papiergeld ſchufen ; hätten fte für 1000 Mil. geſchaffen, dieſe

aufgeſtellt haben , iſt und bleibt ein unauflöøliches Rätbjel. Wenn etwas in Franfreich die Republik in Balde umſtoßen fann, ſo iſt es dieſe Frage. Gine Hoffnung zur Löſung liegt jedoch Darin, daß die Arbeiter ſelbſt be8 albernen Geſchwages, Dag

wosos

531

son

ihnen feineswegs frommt, mehr und mehr müde werden und viel flüger find als ihre angeblichen Lehrmeiſter. Eine fatale Folge wird indeß dieſe Epiſode haben, nämlich den Unfrieben , der auf lange Zeit hinaus zwiſchen Arbeitgeber und Arbeiter geſået iſt. Daran find freilich die Socialiſten und ihre Genoſſen, die Republifaner, nur formel ſchulb, die wahre

rechten Forderungen dieſer Maſſe erfüllt haben , find alle ihre Beſtrebungen weſentlich nichtig.

Schulb trägt die alte Regierung und die Bourgeoiſte, der e8 nicht übel gefiel, einen großen Sheil der Staatelaſt auf die

freiem Himmel ausgeführt ; man begnügt fich während langer Zeit damit, das Grz zu gewinnen, indem man der Ader folgt ; aber in dem Maße als man tiefer grábt, zeigen fich auch zwei Kinderniſſe : die Aus:

Armen zu wälzen. In dieſer Beziehung hätten die Republikaner anders und vernünftiger handeln fönnen . Es lag eine Zeitlang in ihrer Macht, den Detrois mit Einem Schlag ein Ende zu

Die Bergleute von Bayas. ( Fortſeßung .)

Die erſten Arbeiten eines Bergwerf& werden , wie befannt , unter

beutung wird fortſpieliger , dann flößt man bald auf Waſſer , das man

machen , und die Salzſteuer aufzuheben ; fte haben beides hinaus geſchoben, und fich damit viel geſchadet. Beides muß im Ver lauf der nächſten Zeit geſchehen , - hinfichtlich des deß Salzes ift

ausſchöpfen muß, will man nicht alle Arbeiten durch dieſe unterirdiſ en Zuflufſe überſchwemmt ſehen. Man gråbt alsdann einen ſenfrechten Brunnen, der mit der Erzader durdy einen horizontalen Gang, den man Plan oder Cañon nennt, in Verbindung leht ; in dem Maße als man in die Tiefe gelangt , wird auch das Ausgraben des Brunnens fortgeſeßt,

es ſchon gewiß , -- aber ſie hätten ſchneller die öffentliche Meis

und ſo legt man oft mehrere Galerien übereinander an , die mit dieſer

nung für fich gewonnen, und man hätte ihnen manche andere Sünden verziehen . Die Aufhebung der Detrois wäre ein Ger waltſtreich geweſen , wie die Aufhebung aller Feubalrechte am 4 Auguſt 1789 , aber man hätte ihnen bald den Schritt gebanft, und die Dctroiß wären ſpäter nicht mehr einzuführen geweſen. Montesquieu's Saß, daß die Republiken durch Reichthum , Die Monarchien durch Armuth fallen , iſt einſeitig. Die alten

Hauptleitung in Verbindung ſtehen. Dieſe Brunnen und Galerien wer:

Republiken find allerdings Durch Reichthum gefallen , aus dem einfachen Grunbe, weil im Reichthum die Blüthe Des Staats

welfte , und ſich nicht unaufhörlich von unten herauf erfriſchte; Die neuern Staaten fallen durch Armuth, mögen ſie nun Kes publifen oder Monarchien ſeyn .

Die neuern Staaten, die keine

Gflaven enthalten , haben eine unzerſtörbare, immer von neuem rängende Demofratie, und es gilt dieſe zu ordnen und heraufb in einen gedeihlichen Zuſtand zu bringen, nicht aber fie durch Gewalt oder durch fünftliche Mittel niederzuhalten . Es hat in ganz Europa mehr oder minder, bewußt oder unbewußt , das Streben geherrſcht, dieſer Demokratie die Flügel zu beſchneiden und fte nicht zu ftarf werben zu laſſen , Dagegen den Reichthum

einzelner zu fördern, von denen man durch Anleben immer wies

den bald in den reicheren Minen noch durdy andere unterirdiſche Verbin

dungswege vermehrt , um den inuern Verkehr und das Fortſchaffen der Waſſer und Grze zu erleichtern. Zu dieſem Zwede werden über der Mündung jeglichen Brunnens Maſchinen errichtet, die man Malacates nennt ; dieſe Ziehbrunnen werden durch acht oder neun Pferde getrieben, und die Taue, welche fich abwechſelnd um eine Trommel auf- und abrol: len , fördern das Erz in Aloeſaden und das Waſſer in ungeheuern Sdläußen von Stierhaut zu Tage ; erſtered wird auf dem Rücken bis zu den Brunnen getragen, während die Waſſer durch Schöpfwerfe gehoben werden. Außer dem großen Brunnen (Tiro General) hat die Grube von Rayas zwei andere von geringerer Bedeutung , obgleich eine der: ſelben eine Tiefe von 300 Varas oder 254 Meter hat. Der Tiro General, eben ſo wichtig durdy ſeinen Durchmeſſer ( 11 M. 02) als gewaltig durch ſeine Tiefe ( 12004) , ſteht mit drei übereinander liegenden Galerien in Verbindung , und dieſe Brunnen und Galerien bilden eine Mafie rieſens hafter Arbeiten, die man in feinem andern Bergwerfe findet. Uebrigens verfündet der äußere Anblick dieſer Mine feineswegs die unabläſſige Thätigfeit, welche in ihrem Innern herrſcht. Souppen mit Holz oder Ziegeln gedegt ſüßen die Ziehbrunnen und geben den Arbeitern ein Obdad ); einige unanſehnliche Gebäude, welche den Beamten zur Woh nung dienen, einige weiße Häuſer, die auf den nächſten Hügeln zerfreut .

der das Nöthige fich verſchaffen wollte; damit hing, wenigſtens

liegen, laffen den Beſucher faum die Wunder ahnen , die er hier ſehen

auf dem Continent , das bureaukratiſche Neß aufs engſte zu. ſammen . In England ficherte die Verfaſſung und die jahrhuns Dertlange Gewöhnung an die Freiheit das ungeſtüme aber au-

ſoll. Es war ungefähr um Mittag, als ich mit meinem Führer beim Eingang des erſten Schachtes anlangte, durch den wir in das Bergwerk eindringen ſollten. Wir ſtiegen ab , unſere Pferde wurden einem der Gefährten Deſiderio's anvertraut und wir traten in die Eingangs thüre. Der Bergmann trug eine Pedfadel ; ich hielt einen Augenblic an auf der Schwelle dieſer ungeheuren Werkſtätte menſchlichen Reid

mähliche Emporbringen der Demokratie , auf dem Continent ward dieß Empordringen zurüdgehalten , bis der zu ftraff ges

ſpannte Boden endlich brach, und die Trümmer des Alten weits hin die Länder überdecten. Aus dieſem Zuſtand muß man heraus , wenn ein gedeihliches Leben fich entwickeln ſol , und in dieſer Beziehung haben die Republifaner und die Monarchiſten einerlei Arbeit . Von den deutſchen Republikanern reben wir hier nicht, denn ihr Streben geht nach oben, indem fie glauben , Daß die politiſche Einrichtung Deutſchlande nur durch Verdräns gung der Fürſten zu erreichen ſey. Die franzöftichen Republis faner fämpften gegen ein Verwaltungsſyſtem , die Deutſchen gegen

thums, woraus ſchon ſo viele Millionen ſich unter dem europäiſchen Ver: fehr verbreitet hatten. Mein Führer mit ſeinem goldbeſepten Mantel

und Mittel find alſo bei beiden gänzlich verſchieben , und wer beides zuſammenwirft , verkennt die Richtung der beiden Bes wegungen gänzlich. Die ſocialiſtiſchen und die politiſchen Res publikaner Frankreich find beide noch auf falſcher Fährte, die einen intem fte die Arbeitermaſſe gegen den bemittelten Bürger, die andern, indem fte Franfreich gegen Europa führen wollen, beide ftoßen an das „banauftſche“ Volt an, das die Maſſe und

und der Fadel fonnte wohl mit dem Schußgeiſt dieſes unterirdiſchen Reiches verglichen werden. Wir ſtiegen lange abwärts auf Stufen, die ſo breit wie Terraſſen waren , indem wir uns bald nach dieſer bald nach jener Seite wandten in einer Finſterniß , welche von dem Fadel licht nur ichwach und ſtellenweiſe erleuchtet wurde ; ſo wechſelte bei beſtändigem Auf- und Niederſteigen bald die Richtung , bald die Tem: peratur . Nach einer Viertelſtunde ungefähr wurde ich endlich in der Ferne einige herumirrende Lichter gewahr , und bald zeigten ſich rieſen hafte Shatten an den feuchten Wänden ; ich ging weiter vor und befand mich bald in einem Winfel, den die Frömmigkeit der Bergleute in eine Capelle verwandelt hatte. In der Mitte erhob ſich ein unſcheinbarer Altar mit Wachslichtern , die vor einem Heiligenbilde brannten . Ein Mann fniete auf den Stufen und dien mit Inbrunft zu beten ; es war das erſte menſdliche Geſchöpf, das ich ſeit meinem Gintritt in das Bergwerf begegnet hatte. Mein Führer berührte meinen Arm. Seht dieſen Mann an , ſagte er leiſe. Der Knieende war ganz unbekleidet ; ohne den Schein der Pechfadel, die ſein graues Haar und

die Schwerkraft der neuern Nationen bildet.

die ſcharfen Züge beleuchtete, hätte man in ihm faum einen Mann er

eine formelle inrichtung .. 3n Franfreich iſt die Einheit ſchon ba, ja fte iſt zu ſtarf, in Deutſchland ift fte zu ſchwach, Swed

Ehe fte die ge-

532

Seson

fannt , der an den Gränzen des hönern Alters angelangt war , ſo viel

dem Ohre, und den Erdgeiſlern glichen, welche mit Feuerfiammen über

Jugend und Kraft zeigte ſich in ſeiszen nervigen Oliedern. Nun ? ſagte ich zu Defiberio !

der Stirne verborgene Schage hüten. 3d idritt behutſam weiter, denn ohne Führer in dieſem Labyrinth wußte ich nicht recht, wohin ich mich wenden ſollte. Ich hörte bald in der Ferne den dumpjen Schlag der Himmer, welche den Felſen bearbei:

Dieſer Mann, erwiderte er, iſt der Geſchichte der abgehauienen mand, welde Jhr dieſen Morgen mit ſo vieler Neugier betrachtetet, nicht fremd,

teten , vermiſcht mit geheimnißvollem Geräuſch. das aus der Tiefe zu dringen idien. Dieſe ſo unbeſtimmten Laute dienten mir als Führer ; ich hatte ſeit meinem Eintritt in das Bergwerf nády allen Seiten hin

und obgleid ich dieſe Geſdiote ſo gut wie er ſelber fenne , ſo hat ſie doch vielleidst in ſeinem Munde mehr Anziehendes für Euď , denn ſein Schn and fide darein verwickelt. Noch einmal glaubte ich Gelegenheit gefunden zu haben Deſiderio zu entfernen , unter dem Vorwande , das

der Alte vielleicht mittheilſamer ſeyn würde, wenn er nur einen einzigen

nur wffene Verbindungswege oder ausgebeutete Erzlager geſehen , und war ungeduldig , endlich an den Ort zu gelangen , den man el labor

Zuhörer für ſeine Mittheilungen håtte ; dießmal täuſchte ich Deſiderio

nennt , d. h. den Ort wo man das Erz ausgräbt. Ein nod dunkler

ich nicht fern davon fey ; bald gelangte ide mir, daß bezeichnete eines ſtreitſüdtig noch em : Sốein Deffnung nicht über meine geheime Abſicht. 3d bin weder Brunnens von geringer Tiefe, woraus ein helles an die rühmen darf , aber Gure ringlid , ſagte er , wie ich wohl mid deſſen Herrlichkeit iſt doch etwas allzubegierig fich von ihrem ergebenen Diener

leszumachen. Id beeilte mich gegen dieſe Auslegung meiner Reden

Leuchten drang. Man pieg auf Stufen hinab die durch idrag übers gelegte Balfen gebildet wurden ; id zauberte anfänglich widy dieſem

mich zu verwahren , und Fuentes ſchien fidy ju beruhigen. Laßt das,

unſidern Pfade zu vertrauen , indeß durch die geringe Tiefe ermuthigt,

jagte er ſcherzend, id will, um Euch gefällig zu ſeyn , dem Wunſche entjagen, Guch in dieſen unterirdiſchen Irrgången als Führer zu dienen.

wagte ich hinabzuſteigen , und gelangte wohlbehalten zu der Stelle, wo ſo eben gearbeitet wurde. (s war ein Gang in der Diagonale , ven

Aud muß ich vor allem wiſſen was hinter der Komödie ſteckt, die Planillas über ſeinem tedten Maulthier geſpielt hat. 3hr könnt das

fünf Fuß im Durchmeſſer und fünf oder 600 in der linge, aus dem

Bergiert ohne mid beſehen und ich will Euch bei Gurer Ausfahrt

Unter dieſer Menge verloren , die allzubeſchäftigt war um mid zu bes merken , fonnte ich nad Muße das phantaſtiſche Bild betrachten , das ſich ineinen Augen darbot. Eine große Anzahl dúnner und langer

turch den großen Brunnen erzählen ,' was ich über dieſen Burſden er: jahren habe, denn damit Euer Ausflug vollfommen ſey, müßt Ihr Euch Der Winde anvertrauen .

· 39 war ſo eilig, Fuentes zu verabſchieden, daß ich alles verſpradh was er wollte, ohne das ſpottide Lächeln žii bemerfen , womit er meine

Antwort aufnahm . In dieſem Augenblick hatte der alte Bergmann ſein Gebet vollendet ; Fuentes wechſelte leiſe einige Worte mit ihm und ent: fernte fich rajdy; ich athmete leichter.

ein glühender Dampf hervorſtrömite, wie aus der Mündung eines Kraters.

Kerzen, die an die Wände geklebt waren , beleuchteten das Gewirre der Arbeiter, wovon die meiſten , bis an den Gürtel im Waſſer ſtehend, den Feld mit den Barretas losbrödelten ; andere wit Grifäcken beladen, deren Gewicht alle ilyre Muskeln anſpamute , verloren ſich in der Ferne ,

während die Lampe die ſie am Kopfe trugen, ihre ichweißtriefenden bronzirten Körper und ihre fliegenden Haare beleuchtrte .

Es war ein

Herr Cavalier , ſagte der Alte, mein Cameras Fuentes theilt mir

betäubendes Getoje von flingenden wimmerſchlägen , die ſich im Tacte

Guren Wunjd mit, aus meinem Munte die Geſchichte meines Sohnes

folgten, von abgelösten Steinen die mit Geräuſch ins Waſſer fielen , von Stimmen, wiederholtein Nufen und feuchendein Athemholen, das unter dieſen Wölbungen mit dumpfem Wiederhall ertönte . Das röthlide Farfellicht, das ſidy im Waſſer abſpiegelte, de: Staub, der Dampf, der in dein engen Gange einen didten Nebel bildete, die fupferfarbnen Adern , die ſich wie Gpheuranfen an den Wänden hinſdlingelten , alles trug dazu bei , die Seltjamfeit dieſes Schauſpiels zu vermehren. Nachdem id es lange betrachtet hatte , beſchloß ich mich nach der unterften Galerie zu wenden , an deren Ende ich den alten Bergmann

zu hören, welcher der Stolz der ganzen Gilde der Bergleute war ; dieß

Berlangen ehit mich , aber für den Augenblick fann ich ihm nicht willa Jahren . 3d muß die Mine anzünden die id for eben geladen habe ;

we i id alio in zwei Stunden nech am Leben bin , ſo könnt Ihr über mich verfügen , denn ich liebe die Muthvollen, welcher Nation ſie auch anychören mogen .

lind wer hat Guch geſagt, daß id Muth habe ? fragte ich erſtaunt. Caramba! ein Mann der zum erſtenmal in ein Vergwerf féminit und der , wie Fuentes jani, nichts bejjeres wünſcht als die geführlide Ausfahrt durd, den Tiro zu machen ! Wohlan , wir werden is gemein : caitlio thun , und zugleid will ich Euch meine Geſchichte erzählen ; femiut alſo in zwei Stunden in die leute Galerie am Eingang des

treſſen jellte. Dieje Nusfahrt, welche ich bis dahin geſcheut hatte, ſchien mir nun nidt mehr ſo gefährlid, und ſollte mir im Gegentheil die Müfe erſparen, aufs neue den ganzen Máum zu durchſchreiten, den ich hinter

mir'ließ. 3d bat daher einen der Bergleute mich nach dem bezeichneten

großen Brunneng.

Orte zu führen , denn ich fürchtete, mich in den Jrrgången dieſer unters

jit terinte vor fully prádligeu lobjprúdjen nicht mehr zurückweiz den, aber dennoch ſühlte ich eine gewiſſe Traurigkeit, mich gegen meinen Wilien gezwungen zu ſehen, eine unausweichliche und gefährliche gelden:

lieren. Aud fühlte ich recht lebhaft das Bedürfniß eine reinere Luft

einzuathmen und folgte daher fröhlid meinem neuen Führer. Ich

that yli vollbringen. ( 8 war aberinals Fuentes, dem ich dieſes neue

jie noch lange abwärts, bis meine Kniee lid unter mir bogen, und ich

View.jejich rertanfie; ich verſprach deſſenungeachtet dem Bergmann ;11 redter Zeit einzutreffen, umd allein geblieben, benüßte ich meine Freiheit um nach Muße die neue Welt zu betracten, in die ich mid verſett jah. 3h hatte die Facel in der Hand, welche Deſiderio mir zurückgelaſſen

vor Müdigkeit erſchöpft beim Ende der leßten Galerie anfangte , die gähnente Mündung lid ver meinen geht noch viel tiefer.

und leuchtete damit nad allen Seiten hin. lleber mir zeidnete ſich ein

Fortſei un

(Bjewelbe von ungleicher Höhe , das, in das feſte Geſtein gehauen , mit gadjenden Sternen beſeßt ſdien ; bald waren dieſe Wölbungen durch jinufe Pfejten geſtüßt, bald ſenften fie wie gothiſche Verzierungen ihre

irdiſchen Galerien , die ſich nach allen Richtungen durchkreuzten , zu ver:

einen rechten Wintei mit dem großen Brunnen bildete , Defen ichwarze fiilen auſthat ; dieſer Brunnen fulgt.)

Karte des alten Aegypten . Ør. Bonomi lithographirte

@vipen alſ mein Haupt nieder. Klares Waſſer, im Fackellicht Regenbiupijimmer verbreitent , rieſelte an den unförmlichen Pfeilern nieder

nach einer Zeichnung des burdh ſeine Arbeiten über die alte Geſdichte Aegypiend wohlbefannten Hrn. Sharpe eine Karte dieſes Landes , von welcher das Athenäum (20 Dai) ſagt: „ in keiner uns bekannten Karte

wbut troprie aus den Feldſpalten mit dem einförmigen Geräuſch eines

des alten Hegiptene ſind die Namen mit ſo viel Wahrſcheinlichkeit, mit

Birtenbiiele. Bor mir öffneten ſich dunkle Jrrgånge; das Geräuſch von

ſolcher Nütſicht auf die natürlichen Eintheilungen des Landes , auf die

3 :10 ell, welches der Wiederhall verbreitete, erſtarb unter den tiefen P. stilfangen unie Iudesrocheln oder erſtidte ' Wehflagen . lingewiſſer

Erweiterungen oder Verengerungen des Thales angebracht. Keine Karte zibt einen ſo guten Begriff von dem Lande, wie es war und wie es iſt,

met trang run Zeit zu Zeit durch dieſe ſchredlide Finſterniß ;

teno in feiner , außer der großen franzöſiſchen Karte , finden wir uns

rit: id

de daten Bergleite, :relthe famen und gingen mit ihrer Lampe hinter Nerta ser 3. G. Cotta'iden Buchantlung.

hindrlich der jeitlichen Austehnung niďt getäuſcht." Verant : vortlicher Redacteur Dr. & D. Widenmann.

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. ከN ". 134.

õ Junius 1848.

Gränzverhältniſſe zwiſchen Ungarn, Siebenbürgen und

auf, ſo bietet er uns manches ſehr Beachtenswerthe.

So ift

die innere Gränze von Siebenbürgen an ihrer ganzen öftlichen Linie belebt durch die Gränzſoldaten und burd) Fremde, welche die hier in Menge ſprudelnden , überaus kräftigen Geſunbbruns

den Donaufürftenthümern. (Von J. G. Elsner.)

3. Die ſocialen Gränzverhältniffe. 30h ſprach weiter oben von Sympathien, die ich zwiſchen

nen beſuchen. Nur das ſchleſtſche und böhmiſche Gebirge dürf

Den Bewohnern der öſterreichiſchen Militärgränze (ſowie auch denen tiefer ins Land hinein), und denen der Fürſtenthümer

gleichen laſſen, und dennoch würde das legtere den Vorrang be haupten, ſowohl was die Menge ſolcher Quellen , als vornämlich

ten fich mit dem öſtlichen von Siebenbürgen in dieſer Hinficht ver

Schon der Umſtand, daß in den leßtern der Mehr-

auch ihren mineraliſchen Gehalt betrifft. Wenn dieſe auch noch

theil der Einwohner Chriſten und dem Jálam abgeneigt find, macht, daß fie eine gewiſſe Zuneigung zum Weſten haben , wo

feinen ſo weit verbreiteten Ruf haben, ſo liegt dieß bornämlich an ihrer abgeſchiedenen Lage.

68 würden dieſe Sympathien noch mehr genährt werden und zunehmen, wenn nicht der Verfebr ſo ſehr beſchränkt wäre, und die Geiſtesbildung jener Eins wohner nicht noch auf einer ſo niebrigen Stufe flünde. Denn

Wie gering aber deſſen ungeachtet der ſociale Verkehr auf der Gränze von Siebenbürgen ſey, das werden die, ſo dicht an derſelben wohnen , bezeugen . Mit einer Art von Wehmuth flag ten mir die Gränzbeamten am rothen Thurmpaffe ihre troftloſe

die meiſten haben keine Kenntniß, ja keine beſtimmte Ahnung von den Zuſtänden des Abendlandes, haben folglich auch keinen

lifirten Geſellſchaft.

funbgeben.

ihre Glaubensbrüber wohnen .

Begriff von einer freien bürgerlichen Verfaſſung.

Daß das Volk

eine Stimme haben könne und haben müſſe bei dem was ſeine Regierung betrifft, das würde dort dem gemeinen Haufen , wenn man es ihm prebigen wollte, ein Mirakel feyn. Seine Bojaren und ſeine Popen ſind ſeine Götter, und nur unerträglicher Druck ober unerhörte Kühnheit treibt ihn zumeilen zur Wiberſeglichkeit gegen dieſelben ; mit der Bevölkerung dieſſeits fommen IndiviDuen jenes Volfe& nur ſelten in Berührung.

Die Maſſe gelangt

nie dazu , weil über die Gränze zu gehen ein Wagftüd iſt, und weil zudem der Walache (und von dieſen iſt die Moldau und Walachei zumeiſt bevölfert) ſo an ſeiner Scholle hängt, baß er ſchon

im Vaterlande das Heimweh befommt, wenn er fich auf kurze Zeit und geringe Entfernung von ſeinem Wohnorte trennen muß. Wo wäre nun da an vielen und ausgebreiteten ſocialen Verkehr

zu denken, zumal wenn man erwägt, welches Bolwerk die Grän-

zer gegen ihn aufſtellen ! Nur einige Schmuggler und die Vieh-

Abſonderung von der menſchlichen, vornämlich aber von der civis Die Erſcheinung und die, wenn auch nur

kurze Unterhaltung mit einem Gebildeten aus dem Weſten er klärten fte für einen Genuß, der um ſo föftlicher ſey, je ſeltener er ihnen zu Theil würde. Zum Glück dauert dieß Eril ( denn in der That iſt es eins) niemals ſehr lange und die Poſten wers den oftmals gewechſelt; und doch iſt der genannte Paß gar nicht Der am wenigſten beſuchte, denn es geht die Hauptſtraße von Herrmannſtadt nach Buchareſt hier durch dieſer Gränzpoſten liegt beinah eine Meile vor der Contumaz : wären ſich beide nä: her, ſo könnten die Beamten unter einander converſiren , denn bei der leßtern fehlt es nicht ganz an Leben, ja es iſt ſogar ein Gaſthof da, den man comfortabel nennen kann. Seine Haupt einnahme hat er freilich von den Beamten und den Contuma cirten, die von hier ihre Koſt beziehen. Lebendig aber geht es auch hier an der ganzen ſüblichen Linie Siebenbürgens auf der innern Gränze zu. Von Kronſtadt an bis nach Müh lenbach iſt das Land (von Deutſchen - Sachſen ) ftark bes

treiber, welche die Armenier bingen zur Iransportirung des ans

völfert, die ſowohl in der Agricultur als in andern Gewerben

gekauften Viehes nach Siebenbürgen und Nieder -Ungarn foms men über die Gränze und überzeugen fich, daß hinter den Bergen auch Leute find. Sie mögen , in ihr Vaterland zurückges kehrt, ihren Bekannten und Verwandten Wunderdinge aus der

vorgeſchritten find, und ſich zum größten Theile eines Wohl ftandes erfreuen , ber fte gemächlich leben läßt. Herrmannſtabt läßt einen vergeſſen, daß man ſo tief im Oſten iſt, und man glaubt fich überall ſowohl in als um die Stadt im deutſchen Vaterlande. Nicht viel weniger kann man dieß von Reismarkt

Frembe erzählen ; indeß ſehen fte nicht gar viel anderes, als was ihnen auch zu Hauſe vorgefommen : denn fte finden viel Stammverwandte, ein Land, was zwar etwas beſſer wie das ihrige, aber dennoch nicht muſterhaft angebaut iſt, und Berge und Ebes nen wie in ihrer Heimath .

( Vaſarhely ) und Mühlenbach ſagen. Nur hinüber über die Gränze (nach der Walachei) erſtredt fich dieſer lebendige und gemüthliche ſociale Verkehr nicht.

Eine beſondere Welt ( ich ſage nicht zu viel) thut fich bei

Sehen wir ab von dem ſocialen Verkehre herüber unb hin- Mehabia und Orſova auf. Von der Spiße Siebenbürgenê biß über, und faſſen wir einmal denſelben bloß diefſeits der Gränze

an die Donau iſt eine Rieſenwand aufgethürmt, welche die

534 Gränzſcheibe iſt zwiſchen der am Banate fich hinziehenden Mili

tärgränze und der Walachei. Unterirdiſches Feuer durchglüht feit Jahrtauſenden dieſe Gebirge ; bei Mehabia ftrömen die durch dasſelbe bis zum Kochen erhißten Quellen hervor. Schon die Römer, und vor ihnen die Dacier, ſuchten in denſelben Geneſung von förperlichen Gebrechen.

Millionen von Menſchen haben bis

auf den heutigen Lag Dort Heilung gefunden. Hier auf dieſem Gränzpunkte iſt den Sommer hindurch ein fo lebhafter geſelli ger Verkehr, wie er nur an wenig Drten zu treffen . Der Drient und Decibent inden fich hier zuſammen .

Im engen

häuſern fröhnen. Der fromme Ziongwächter möge doch nicht allzuſehr von Aergerniß überwältigt werden , wenn ihm die Runde zugeht, daß die Leute auch im Freien , ja auf dem Zion vor dem Zionsthore ſpielen, die Genügſamen mit würfelförmis gen Steinen und eingehauenen Selbern für das Damenſpiel.

Die Eingebornen fennen das Mangal, das Schachs, das Damens ſpiel, das Würfel- und Kartenſpiel. Das Mangal gehört ſo

eigentlich dem Morgenlande zu. Das Schachſpiel, viel plumper, hat nicht die Figuren wie bei uns ; das Damenſpiel iſt ganz anber8 ale bei den Deutſchen , Franzoſen und Italienern . Mit

Thale an der Ozerna (fte heißt die Schwarze, weil ihre Ges

fränkiſchen Karten ſpielt man auch an Drten, wo die Moslems

wäſſer dunkel dahin ftrömen ) liegt Mehabia zuſammengepreßt,

allein wohnen , wie im Suf Bab el-Hotta ( nördlich von der

fchön gebaut, aber von Ferne geſehen ein Haus gleichſam auf dem andern. Der ganze Drt bedeđt einen Raum von nur etwa

Tempelarea) .

6 bis 8 Jochen (einen größern hat ihm die Natur nicht ges ftattet ), unb in ihm leben und wohnen zur Zeit der Badeſaiſon

Auch Mohammedaner reßen Geld ein mit un.

übertrefflicher Leidenſchaft. Was wären aber alle dieſe Vergnügungen , dieſe Spiele

weit mehr als tauſend , vielleicht als zweitauſend Menſchen .

der Erwachſenen, wenn fie nicht mit Rauchen gewürzt werden fönnten ? Für den Morgenländer von mehr ſcheinbarem Werthe.

Das gibt denn ein Gewimmel und einen Verfehr, wovon, wer

Auch viele Frauen ſuchen im Rauchen den Zeitvertreib , und nur

eß nicht geſehen , feine Vorſtellung hat. Mannichfaltige Berühs

die Knaben oder Kinder find in dieſes üppige Leben nicht eins

rungen find unaufweichlich, ſo ſehr fich der Decibentale auch

geweiht.

von dem Drientalen abzuſondern ſucht, weil er in deſſen hauss

den Händen arbeitet, ſtiehlt ſich dann und wann einen Augen blid zum Rauchen. Dazu bebient man fich des Narghileh oder

licher Einrichtung viel Unſauberkeit fieht, die hier bei dem engen

Beiſammenleben Doppelt läftig und abſtoßend ift. An Abenteuern mancherlei Art fehlt eß nicht, zumal viele der Gäſte fich in ein myſtiſches Dunfel hüllen , was um

To

leichter iſt, als feine Polizei fich zubrängt um eß aufzuklären . Eine gute Ernte machen gewöhnlich die eingeſchulten Phrynen aus Wien unb Peſth, denen fich zuweilen auch welche aus ans dern Drten beigeſellen . Sie treten meiſtentheils unter myſti ſchem Namen auf, und haben auch ihre Champions, die für Runden ſorgen . ( Schluß folgt.)

Selbſt der Arme und der Taglöhner , welcher mit beis

einer Pfeife mit Vorrichtung, vermöge beren ber Rauch aus

dem Kopfe durch das Waſſer gurgelnd geſogen wird. Es iſt unnöthig, auf die ſo oft beſchriebene Pfeife näher einzugeben, wohl aber nicht überflüffig, auf etwas, was den wenigſten fräns fiſchen Reiſenden befannt war, aufmerkſam zu machen , daß man in der Waſſer- und gewöhnliden Pfeife verſchiebenen Sabaf, in der erſtern nur den feuchten Tombaf und in der leßtern den trodenen Tutu raucht. Ich warne davor, den vielverbreiteten

Irrthum zu wiederholen, daß der Fremde, wenn er nicht gegen die Sitte den Morgenlandes fich verſtoßen Toll, unumgänglich .

rauchen müſſe ; die Morgenlander nehmen einen Abſchlag feines

Die lachende Seite Jeruſalems.

wege übel, ſobald er richtig motivirt wird, was fie um ſo leich ter begreifen, als unter ihnen ſelbſt nicht jeder Mann das Pa

(Fortſeßung .)

Ließt man manche Reiſebücher, ſo wird man verſucht, faum etwas anderes zu glauben , als es werde von den meiſten Ein wohnern faft der ganze Tag mit Beten und Kniebeugen und Kreuzſchlagen , mit Gehen in die Kirche und an die traditionell oder geſchichtlich hervorragenden Stellen, nach Golgatha, dem Moriah, Zion unb Delberge hingebracht. Schwerlich verläuguet ein Volf ſein Gemüth, verlernt es ſeine irbiſche Freude felbft inmitten wirklicher oder erbichteter Heiligthümer. Wir haben

rabied in der Pfeife fucht.

Man liebt audy muſikaliſches Vergnügen, ich könnte aber nicht behaupten, daß die Mufik der Morgenländer oder Jerus ſalemer mich eigentlich ergößte ; dieſe Leute finden ein Haupte vergnügen daran, wenn das Trommelfel kräftig erſchüttert wird.

Die Vocalmufit, ſehr wenig ausgebildet, wird gemöhnlich von Inftrumentalmufif begleitet, unſer armeniſcher Nachbarſang jedoch oft allein an den Abenden ſeine monotonen Arien .

Der muſt

keit untergegangenen Blic verrathen . Wir wollen und mits freuen , Daß Fröhlichfeit durch die Kinder rauſcht bei ihren bers

kaliſchen Inſtrumente find mehrere lärmende, wie das Tamburin ( Deff ), welches zum Klingeln auch mit beweglichen Metallplätt chen verſehen iſt, die Symbeln oder Beden von Grz, die an eins ander geſchlagen werden, das Naghara ober Debles, b. 6. zwei kleine, balbkugelförmige Baufen , welche der Muſifant beim Hoden

ſchiedenen Spielen, und ich bebaure nur, daß mir nicht alle

vor fich hin auf dem Boden und beim Geben auf den Rücken

verſtändlich waren. Was das für ein Eifer, für leidenſchafts liche Blide, für ein raſches Rennen, oft für ein Lärm und ein

wenn fie durch bunte Vorrichtungen den Wind zu munterm

eines Vordermanne8 geſtellt hat, und mit einem Knebel für jede Hand und jede Paufe ſchlägt. Dieſes Bomm - Bomm - Bomms (-uu ) Inſtrument wird im Driente ungemein häufig geſpielt, und ich gewöhnte mich in Jeruſalem ſchon ſo ſehr daran, daß, als ich es nach langem Unterbruch in Smyrna wieder hörte, angenehme Erinnerungen erweckt wurden. Eine einfachere Art Paufen, worüber auch der Aermere verfügen kann, iſt das Lurs bakeh oder ein Dichar (Topf), mit einem Pergamente überſpannt

Spiele verlodten. Von der unſchuldigen Zugend weg ſeben wir

und unter den linfen Arm genommen, wobei die Hände die Pau

und bei den Erwachſenen um. Dieſe ergößen fich an mannich

fenſchlägel bilben . Es geſchieht bisweilen,, daß etwa zwanzig junge Männer eines Abends in einem Privathauſe zuſamments

die nicht fopfhängeriſchen Jeruſalemer oder Jeruſalemerinnen auf ihren Spaziergängen begleitet, und nunmehr beſuchen wir

die Spielenben , die ebenſo wenig einen in der Tempelfrömmige

Sant war, wenn die Kinder, wofür fte Vorliebe hegten, mit Steinwerfen und Steinſchlagen das Zielſpiel machten , wenn fte

einen Stein mit einem Stođe fortſchlugen. Billig beluftigten fte fich mit mehr Stille auf dem Vorplaße Der Grabfirde, ins bem fte auf einem Beine wetthüpften, freilich mühſamer als

faltigen Spielen, denen fte gemeiniglich meiſt in den Kaffees

s

535 fommen und Lederbiffen naſchend, im Genuſſe eine geiſtigen Getränke$ , beim Gelärme der Lebles, unter Geſang und Händes

1

bigen Geſellſchaft unnennbaren Acte .

Einem ſehr züchtigen

Als man gegen den Frühling 1846 die

Balle ſchaute ich beim Anlaſſe einer jüdiſchen Hochzeit mit vies lem Vergnügen zu ; ein rothbärtiger Barbier fiebelte, Männer und Dirnen tanzten paarweiſe einen Walzer in einem geräumis gen Zimmer auf dem Berge Zion, alles ſprach oder verſtand

Meffapilger abholen wollte, ſpielten etwa acht Männer Jams burin und zymbeln bei jedem Schritte einen Schlag, zuerſt langa

ich denn wirklich in Jeruſalem , fragte ich mich ſelber ? Vor drei

Hatiden bis ſpät in die Nacht beiſammen bleiben ;

Jamburin,

welches auch allein geſpielt wird, und Lebles dürfen an einer

Hochzeit nicht fehlen.

Deutſch; ich weiß nicht, wie es mir da ums Herz war.

Weile

ſam gehend und alſo auch ſchlagend, dann nach und nach ſchnel.

Jahrhunderten tanzten die Frauen auf den Hausbächern, eine

ler und zuleßt möglichſt ſchnell, worauf dann aber eine Pauſe eintrat. Dieſe lärmende, ſchwärmeriſche Mufte hatte etwas uns beſchreiblich Eigenthümliche und Schwermüthiges, unb nie vers klang fte mehr auf meinen Ohren . Zu den Blaſeinſtrumenten gehört voraus die Schalmei (Surna), fie ift Doppelt und das Paar mit dünnen Pechſchnüren an einander gebunden ; ich hörte die Schalmei zwar ſelten in Jeruſalem , z. B. als man den erſten reichen Regen freudig begrüßte , eher noch vom Dorfe Siluan her. Die Saiteninftrumente find Laute und Geige, jene iſt klein

mit der andern, unter der Zuſchau von Mannsperſonen , von

und mit brei Saiten verſehen ;

die kleine Geige fteht nieblich

gearbeitet aus, und in der That verſteht man das Inſtrument nicht übel zu ſpielen , mir fiel der zarte Vortrag eines Aegyp

Denen aber begreiflich keine mittanzte . (Schlub folgt. )

Reisban in Holland. Der Arnhemſde Courant vom 25 Mai meldet aus Herzogenbuſch

folgendes: „ Der mailändiſche Reisbau findet in dieſer Provinz (Nord brabant) mehr und mehr Beifall. Viele geglückte Verſuche im vorigen Jahre haben zur Verbreitung beigetragen . Gin Hr. Voets Lemmers in der Gemeinde Rosmalin hat zwei Stüde Landes beſäet , eines im fan: digen Boden gleich dem ſchlechteſten Heidegrund , und eines in gewöhn lidem ſtark gedüngtem Boden. Das erſte mit Anwendung einer auch von ihm erfundenen fünftlichen Düngung , geht üppig auf , und treibt zahl .

tiers auf.

Wie in der Juſtrumentalmuftt, fo herrſchen auch in

loſe Stengel, die bereit& zwei Palmen hoch find, das zweite ſteht eben ſo

der Vocalmuſik die Moltöne und das Monotone vor ; die Muſik

üppig. Die Landleute , welche dieſe Verſuche mit Aufmerkſamkeit beob achten, erklären fich einſtimmig für dieſen Anbau, und es iſt zu erwar: ten, daß er fich im folgenden Jahre ſlark ausbreite und eine neue Quelle des Wohlſtandes werde, namentlich darum , weil auf eine nicht koſtbare Weiſe die zahlreichen Heidegründe der Provinz angebaut werden können .“

der Drientalen iſt der treueſte Ausbrud des dolce far niente.

Am häufigſten hört man die Muſik in und aus den Kaffeehäus fern, beinahe alle Abende fann man den weithin dringenden Ton Der Lebles vernehmen , in den griechiſchen Kaffeehäuſern jedoch

klimpert man lieber auf der Laute. Einmal ſang ein mit einem weißen Hemde angethaner Violiniſt ein Lieb, das auf die legte Beſchießung Affa's Bezug hatte : Der Pabiſchah befahl den Engs ländern, Ibrahim Paſcha zu vertreiben u. 1. f. 3n den Augen des Volkes hat der Sultan immer noch eine magiſche Größe,

weßwegen es auch gerne glaubt, daß die Britten bei der Eins nahme von Affa untergeordnete Dienſte leiſteten . Unerwartet war es für mich, die Maultrommel in dem Munde eines arabiſchen Jungen zu ſehen ; bei den Franken trifft man mehrere fränkiſche Inſtrumente, z. B. die Drgel, ſelbſt das Klavier.

Schauſpiele werden ungemein ſelten aufgeführt. Kurze Zeit vor meiner Ankunft zu Jeruſalem im J. 1845 gab man ein Marionettenſpiel, bei dem ſehr ſchlüpferige Zoten geriffen wors

Die Berglente von Rayas. ( Fortſepung .)

Ich war der erſte gekommen ; der alte Bergmann war noch nicht da . Gin einziger Arbeiter , der wie verloren ſchien in dieſem weiten Grabe , vollbrachte einſam eine ſredliche Aufgabe. Unferne von da wurde ein anderer Brunnen , der mit Wafier angefüllt war,

langſam ausgeſchöpft vermittelſt eines rieſenhaften Schlaucher, der .

an dem Tau der Winde hing.

War der Schlauch einmal gefüllt,

ſo erhob er fich durch das Umdrehen der unſichtbaren Maſchine, die 1200 Fuß höher oben angebracht war ; da aber eine unwiderſtehliche Kraft ihn gewaltſam in die Deffnung des großen Brunnend zog , ſo hätten die aufgeblaſenen Stierhäute dem Anſtoß gegen die Wände nicht

möglichſt menſchenähnlich fich gebärden müſſen. Ein paar Burs

widerſtehen können, wäre der Arbeiter dieſem nicht zuvorgekommen . Auf einem ſchmalen Vorſprunge , der beide Abgründe fchied , mitten in faft vollfommener Finſterniß ſchlang der Péon einen doppelten Striđ um

ſche oder ein Mann mit einem Jamburin , einen elenden Geſang

das Tau, defilen Enden er mit beiden Händen feſthielt; dann, indem er

Daherfrächzent, ſuchen darin, daß fte mit unmenſchlicher Behands lung ein Thier Menſchlichkeit lehren, ein Almoſen , indem fte es im Umzuge von Gaffe zu Gaffe ſammeln . Lieber würde ich den Künften von Schlangenbeſchwörern und den Mährchenerzählern, die auch Jeruſalem beſuchen , zugeſehen und zugehorcht haben. Eigentliche Spaßmacher, wie man im 14ten Jahrhunderte ans

ſelber mit ſchrecklicher Schnelligkeit nach der Weitung des großen Brun nens fortgeriſſen wurde, ließ er plößlich das eine Ende des Strides los

Den feyn ſollen .

Nicht ſelten werden Affen herumgeführt , welche

melbete, oder Gaukler und Schauſpieler traf ich nicht; wohl ers eignet es fich , daß in den Kaffeehäuſern beim Einſammeln De8

Muftfgelbe8 an jeden einzelnen Schwanfe gerichtet werden , die

und ſo ſtieß der Schlauch nur fachte an die entgegengeſepte Wand ; aber

ein Fehltritt , der Strid eine Secunde zu ſpät losgelaſſen , vermochten den Arbeiter in einen bodenloſen Abgrund zu ſtürzen. Ich betrachtete lange mit einem peinlichen Gefühle dieſen Unglüdlichen , der ſo ſein Leben jede Viertelſtunde für ein mäßiges Taglohn aufs Spiel feßte.

Mitten in dieſer Finſterniß, dieſem tiefen Schweigen, und fo ferne vom Treiben der Welt , erſchien er mir wie ein Verdammter aus Dante's

welche Proben in der Gymnaſtik ablegte, in Jeruſalem fich pros ducirte, weiß ich nicht, ich begegnete ihr beim Bächlein Siluan, wo die Weiber im Vorübergehen noch die Wäſche flauten , ein

Hölle, ohne Unterlaß eine furchtbare Arbeit vollbringend. Indeß war der Sdlauch viermal leer niedergeſtiegen und eben ſo oft wieder yoll aufgezogen worden , d. h . eine ganze Stunde war ver: gangen und noch niemand da. Jo geftehe, daß beim Anblick dieſes ungeheuren Brunneng , den ich ſeiner ganzen Långe nadi hinaufſteigen

Junger tanzte und gymnaſtiſche Kunſtſtücke zum Beſten gab,

mußte , mein Entſchluß fchwankte , und ich bem alten Bergmann von

ein allgemeines Gelächter hervorzaubern.

Ob eine Familie,

während ein nadtes Kind, das faum recht gehen konnte, den

Zügel des vergleichungsweiſe ſchwindelhohen Ramels ergriff und eß zu führen fich anſchidte.

Der gewöhnliche Sanz der Mors

genländer iſt nichts, als die Nachahmung eines in einer anftans

ganzem Herzen ſeine Wortbrüchigkeit vergab , als das Tau des Mala: cate aufs neue im Schatten erſchien ; ein ſchwacher Lichtſchimmer fiel zugleich auf die feuchten Wände , und eine mir nicht fremde Stimme rief : Heda , Freund , iſt nicht ein fremder Cavalier da , der auf mic wartet, um durch den Iiro zu Tage zu fahren ?

wo

536

meinen Füßen niederfiel. 30 löste maſchinenmäßig die Stride auf,

feit , welche ich dem Erzähler lich , wurde durch die Unruhe hervor: gebracht die mir in dieſem Augenblic um jeden Preis eine Zerſtreuung

Raum hatte ich erwidert, daß ich bereit ſey, als ein Bündel zu womit co zuſammengeſchnürt war ; es enthielt nichts als eine Jade und

ſuchen ließ .

Beinkleider von grobem Wollzeug, einen Stoď mit Leder überzogen und ein Geflecht von Aloefaden. 30 fragte mich mit Soreden, ob dieſe Ausrüſtung mich wohl vor einem Sturze von 1200 Fuß ſchüßen könne ; was der Stod und die Beine bedeuteten, fonnte ich nicht errathen. Der

3hr wißt vielleicht, fuhr der Bergmann fort, daß auf dem Wege von San Miguel el Grande nach Dolores der Reiſende gezwungen iſt

Arbeiter neben mir erklärte mir alles ; das wollene Gewand ſollte mich

ift an dem Orte, wo die Straße von San Miguel einmündet, ungefähr

vor dem Waſſer ſüßen, das an gewiſſen Stellen des Brunnens ald feiner Regen niederfåubte ; der Stoc mich verhindern beim Schwanken

des Aufziehens an die Felſen zu ftoßen und der Aloeſtrid dazu dienen mich an das Tau der Winde feſtzubinden. Gilen wir , rief der unſichtbare Führer , wir haben keine Zeit zu verlieren. 3ch bekleidete mich haſtig mit dem mir beſtimmten Gewande,

zog das Ende des Taues das im Leeren ſchwankte gegen mich und feßte mich darauf, während der Péon die Leine mehrfach um meinen Rörper und unter meinen Beinen durchſchlang und mir meinen Siß fo bequem als

möglich machte; dann befeſtigte er die beiden Enden längs des Taues und gab mir den ledernen Stod in die Hände. Raum war er fertig gewor: den als ich mich durch eine unſichtbare Kraft von dem Vorſprunge em: porgehoben fühlte ; ich drehte mich drei oder viermal um mich ſelber

und als ich von der Art Betäubung zu mir fam, welche dieſe raſde Bewegung mir verurſacht hatte, ſah ich die Beine meines Führers, welche

kräftig das Tau umſchlangen . Obgleich er eine Fadel trug , unterſchied

id nur unvollfommen ſeinen halbnadten Körper, der zu gewiffen Augen: bliden fich glänzend und fupferfarb wie florentiniſches Erz von der Finfterniß abhob. Nur die Neben des Bergmanns drangen deutlich zu mir. Bin ich denn auch feſt angebunden ? fragte ich, indem ich bemerfte,

daß auch nicht ein Knoten noch ein anderes Hinderniß da war das mich aufhalten fonnte , an dein Tau niederzugleiten. Es iſt wahrſcheinlid , wenn nicht der Béon zerſtreut geweſen, erwi: derte der Bergmann mit vollfommener Gemüthsruhe ; übrigens bleibt Euch noch übrig Euď mit Euern Fäuften feſtzuhalten ,

30 umſchlang nun mit übernatürlicher Kraft das Tau , welches meine beiden Hände faum umfaſſen konnten . Und wie lange dauert unſere Auffahrt ? fuhr ich fort.

3wölf Minuten gewöhnlich ; aber unſere wird wenigſtens eine halbe Stunde dauern : es iſt eine Aufmerkſamkeit gegen Euch, damit Ihr deſto mehr Zeit habt die Herrlichkeiten des Bergwerfe zu betrachten. Kommt bei dieſen Ausfahrten niemals ein Unglück vor ? D ja , bisweilen.

Gin Engländer , den man ſdhlecht angebunden

hatte , fürzte hinab, aber mit ſolcher Müdficht, daß mein Gevatter der ihn führte, erſt ſein Verſchwinden gewahr wurde als er oben anlangte. 3d hielt weiteres Nachfragen für überflüffig. Als ich berechnet

über den Rio -Atotonilco zu feßen. Zur Zeit des Anſchwellens iſt dieſer Fluß demjenigen unzugänglich, der ſeine Hauptfurten nicht feant. Er 60 Baras breit. Sein Ungeftum , das dumpfe mächtige Rauſchen der

gelblichen Fluthen , welche fich zwiſchen veróbeten Geftaden hinwalzen, find ganz geeignet, demjenigen der an dieſem Orte überſeßen will, eine unwillkürliche Angſt einzuflößen. An dem entgegengeſepten Ufer dienen einige Hütten von Flechtwerk, halb zwiſden den Erhöhungen des Bodens verborgen, einer ärmlichen Bevölkerung zum Obdach, die nur allein von den Einnahmen lebt ,. welche der von den Regengüſſen angeſchwollene Fluß ihr verſchafft. Die Bewohner dieſer Hüiten geleiten alsdann die Reiſenden von einem Ufer zum andern auf wohlbekanntem Pfade. Beim Anblic dieſer armen Leute , die halbnadt am Geftade umherirren und fich ins Waffer fürzen , erſchrict oftmals der, welcher überſeßen wollte, und fehrt um. Eine ſehr traurige Begebenheit beweist in der That, daß es gewagt iſt ſein Vertrauen in Männer zu ſeßen, denen die Koff nung auf eine geringe Belohnung nicht zu genügen vermag. Go find

nun einige Jahre her, daß ein alter Bergmann von Zacatecas, den ein Handel mit dem Gerichte gezwungen hatte, die Provinz zu verlaſſen , fich unter den Fährleuten des Rio Atotonilco anſiedelte. Dieſer Mann, den ſeine rieſenhafte Stárfe und ſeine Rohheit furchtbar machten, zeich: nete fich dadurch aus , daß er eine beſonders unglüdliche Hand hatte.

Schen ein- oder zweimal waren diejenigen, deren Führung er übernahm, beinahe von der Fluth verſálungen worden. Eines Abends endlich, in einer Gewitternacht, als er fich allein glaubte und einen Fremden am jenſeitigen Ufer bemerkte hatte, ſeşte der Fährmann über die Furt, um ihm ſeine Dienſte anzubieten. Gr wurde von einem ſeiner Genoffen beobachtet, der ihm gefolgt war und fich hinter den Schilfbüſcheln vers barg. Nachdem der Fährmann über den Fluß geſeßt war , fehrte er

bald von dem Reiter gefolgt zurück , deſſen Pferd er am Zügel führte. .

Mitten im Fluſſe angelangt, feßte er fich hinter denjenigen in den Sattel, den er führte , und bald darauf hörte man den Sturz eines Rörpere,

der ins Waſſer fiel. Ein einziger der beiden Reiter war im Sattel geblieben ; man fah ihn ferne genug von den Hütten and land fteigen und dann fich in der Dunkelheit verlieren. Der Zeuge dieſes Verbres chens war ein junger Mann , den der Fährmann einige Tage zuvor mißhandelt hatte , und der ſeitdem Gelegenheit ſuchte fich zu rächen ; dieſe glaubte er nun gefunden zu haben, er warf ſich in den Fluß, folgte

hatte , daß ſeitdem die Maſchine fich bewegte , fünf Minuten verfloſſen

der Strömung, welche das Opfer fortriß und es gelang ihm endlich die Leiche eines Unglüdlichen, die er an ſeiner Tonſur und ſeinem Gewande

waren , wagte ich über mich und unter mich zu bliden . Drei verſchie:

für einen Prieſter erkannte, and andere Ufer zu ziehen ; beinahe augens

dene Zonen theilten den Brunnen ſeiner ganzen Länge nach ; zu meinen

blidlich der Anftrengung erliegend , wurde er ohnmächtig. Als er die Augen wieder aufſchlug, war es ſchon heller Tag , und die Leiche des

Füßen verdoppelte dichte Finſterniß die Sorecen des Abgrundes, deſſen Liefe das Auge nicht erſpähen founte ; weißliche warme Dünſte hoben fich langſam aus dem dunkeln Grunde und ſtiegen im Wirbel bis zu uns empor. Ringe um mich her erhellte die Fadel des Führers mit ihrem räuderigen Scheine die grünlichen Wände, welche die Pikenſpiben

gefurcht und das Waſſer ausgeſpült hatte. In der obern Region ſtürzte eine Nebelſäule , die gleich dem Himmel blau erſchien , ſich auf den Lichtfreis der uns umgab und verhüllte das Tageslicht, das von oben hereindrang . In dieſem Augenblick hielt die Maſchine an , die Pferde ruhten aus ; ich umfaßte aufs neue das Tau das fich loszumachen ſchien,

und ſchloß die Augen um dem Schwindel über dem Abgrunde zu entgehen . Dieſes Anhalten geſchieht Guretwegen, ſagte mir der Führer , und ich vergaß nicht daß ich Euch eine Erzählung verſprochen habe und brauche Zeit , um fie Euch vorzutragen. Ohne meine Antwort abzuwarten , begann der Bergmann eine .

Prieſters, wohl von mitleidigen Vorübergehenden weiter geſchafft, war

verſchwunden . Der junge Mann beeilte fich demungeachtet, im Dorfe Anzeige davon zu machen , aber die NachforſQungen, die man gegen den Fährmann anordnete, blieben vergeblich, denn der Elende hatte fich, wie Mein Führer [ eicht zu begreifen , wohl gehütet am Orte zu bleiben. hielt einen Augenblid inne. Da wir nun in die Wolfenregion gefommen, verwandelte ſich der dichte Nebel zu unſern Füßen allmählich in einen feinen burchbringenden Regen ; die herabtropfenden Waſſer , ſo durch die Entfernung zerſtäubt, bewieſen mir wie hoch über uns fte aus dem Felſen brangen , und welcher weite Weg und noch übrig blieb. Die Maſchine hielt von neuem an und mir ſchwand aller Muth aus der Bruſt, wie wenn beim Solingen eines Schiffes das Verbed unter den Füßen zu weichen ſcheint. Eine plößliche und fürchterliche Angſt fam

hinzu ; ich glaubte die Leine, womit ich am Tau feſtgebunden war, habe

Erzählung, beren unheilvollen Inhalt bieſe langfameundgefährliche Richlosgemachtundſo verfiel( Fortſeßun mich eing folgt.) trampfhafter Schauber. Auffahrt nur um ſo tiefer in mein Gedächtniß prägte. Die Aufmerkſam : Berlag ber 3. G. Gotta'ſden Buchhandlung. — Verantwortlicher Redacteur Dr. 68. Widenmann.

Das Ausland.. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. U “. 135.

6 Junius 1848.

Ein Pröbchen von der Weisheit Hrn. Louis Blancs. Der Economist rom 20 Mai enthält eine Mittheilung aus Paris, worin über die Verſuche del ørn . Blance hinſichtlich

communiſtiſcher Betreibung der Arbeit einige ergögliche Proben

mitgetheilt ſind. Er fing mit den Schneidern an , da die zer. lumpte mobile Nationalgarbe ſchleunig der Kleidung bedurfte ; 25,000 Uniformen wurden beſtellt, die Regierung richtete das Ge

bäude unentgelblich ein, ſte ſchoß das nöthige Gelb vor ohne Zinjen , und verſprach, wenn die Probe günſtig ausfalle, nicht

nur die mobile Nationalgarde, ſondern auch die Linie durch dieſe Anſtalt fleiden zu laſſen. Vor allem befragte man die großen Schneider in Paris, zu welchem Preiſe fte die Fertigung einer Uniform übernehmen würden : fte verlangten 11 Franken . Derſelbe Preis warb den Arbeitern Arn. Blancs zugeſagt, und bis die Arbeit geliefert ſey , jebem täglich 2 Franfen als Unters

haltsgelb zugeftellt, den Reſt ſollten ſie nach vollendeter Arbeit erhalten . 1500 Mann famen bald zuſammen mit den nöthigen Aufſehern , Schreifern und Zuſchneidern ; fte arbeiteten, wie man

tete bei den Griechen am Saret etsbanken,

über dem Ende

der Kreuzgaſſe und ſelbſt an dieſer. In den griechiſchen Wein fchenfen fann man auch wenige Speiſen , z. B. Käſe, Fleiſch, Gemüſe, zu billigem Preiſe und auf einem orbentlichen Tiſche, verzehren ; die Griechen denken hauptſächlich Cyperwein, ſel

tener inländiſchen aus, jener iſt in der Regel gut. Man liebt auch eine Compoſition, welche man Komanderia Heißt ; verlangt man von der einen oder andern Sorte, ſo erfaßt der Kellner eine auf dem kleinen Schenktiſche bereit ſtehende Bouteille ober

eine Art Heber, womit der Göttertranf aus einem naben Fäß« chen geſogen wird, und er ſchenft in ein Olaschen ein ; weil e8

aber hin und wieder feinen Vorrath an Gläſern gibt, ſo kann . Der Gaft wohl auch in den Fall fommen , warten zu müffen ,

bis ein anderer das ſeinige geleert hat, und er Darf eben keinen Efel empfinden , wenn in der Eile das Glas nicht ſauber auss geſchwenkt wurde.

31 den Weinhäuſern erringt bekanntlich glän

zender ale irgendwo andere, die praktiſche Berebſamkeit ihre Siege ; der Induſtrieritter iſt für den feltenſten Fall eingeſchult, und ein

behauptet, nicht unfleißig, aber als endlich nach etwas langen

griechiſcher Kelner ſpricht den Deutſchen mit einem „Wein,

Zuwarten der ungebuldigen mobilen Nationalgarde die Uniformen fertig waren und die Rechnung gezogen wurde , fand ſich daß nicht nur die Arbeiter nichts heraus bekamen, ſondern daß die

Käſe, eins, zwei“ heimathlich an , und wie ſollte dieſer Gaſt nicht den deutſchen Bemühungen des wirthſchaftlichen Jeruſalem zulieb ein Glas Wein mehr trinfen, ein Stück Käſe mehr effen , eins, zwei mehr bezahlen ? Thut nichts, wenn auf der Bank

Uniform auf 16 ſtatt auf 11 Franken zu ftehen gekommen war.

1

An 11 Franken hatten die Schneidermeiſter ihren Vortheil ges

länge der weiland weißen Mauerwand ein Grieche links und

habt, hätten ihre Zinſen und guten lohn an die Arbeiter bezahlt, ftatt einer täglichen Entſchädigung von 2 Fr. , bie freien Ars beiter, welche den Lohn von Meiſter und Geſellen zugleich eins ziehen wollten, fahen fich in ihrer Erwartung getäuſcht, und Hr. 2. Blanc hatte zur Genüge bewieſen , daß er eß mit den Schneis

ein Hellene rechts neben ihm fißt - ein Deutſches Wort aus

dermeiſtern von Mari8 nicht aufnehmen könne.

Der Staat

hatte inzwiſchen die Koſten des Verſuche bezahlt.

bem Munde eines Jeruſalemer Keuners wedt Luft zur Multi

plication von Schlüden, und des ehrlichen Deutſchlands Rüde in den lieben Jummel bed Genuſſed tauchen in der Erinnerung wie Dußengel auf.

Und obendrein noch Branntwein von vor

züglicher Güte, welchen , gleich den Juden, die Griechen ver kaufen ; hat Jeruſalem denn nicht alles, was Schönes, in den

Augen des gröbern Genußmanne8, Deutſch- oder Abendland auf

Die lachende Seite Jeruſalems. (Schluß .)

Nicht bloß die Kaffeehäuſer ſind der Vereinigungspunkt der Jeruſalemer, insbeſondere ber Mohammebaner, die eine Erholung wünſchen , namentlich jene zwei, von denen auß man auf den

Patriarchenteich ( Leich Kisfiah), den meiſt gefräufelten Waſſers ſpiegel hinabblidt, ſondern auch die Wirth- und Schenthäuſer. Die drei fränkiſchen Gaſthäuſer werden übrigen faſt ausſchließ lich von europäiſchen Reiſenden beſucht, die allerdings in bens

felben, wenigſteno in zweien, eine beſſere Bewirthung finden, ale in dem Kloſter St. Salvator. Außerbem gibt eß noch eine An

zahl Weinhäuſer, weniger gute bei den Juden, beſſer eingerichs

zuweiſen vermag ? Auch die Augenweibe fann dem Neugierigen in der heiligen Stadt zu Theil werben, einen Berauſchten taus

meln zu ſehen, und die Dhrenluft, die Sprache herlallen oder einen pöbelhaften Geſang erſchalen zu hören. Wein und Branntwein ſtiften fürwahr einen recht curioſen Verein.

Um

Gott anzubeten , kehren nicht bloß Chriften , Juden und Mog lemø einander den Rüden , ja fogar Chriften und Chriften ;

aber vor dem Throne des Lafters und der Sünde bieten alle einander freundlich und manchmal nur zu begeiſtert die Band .

Man ſtaune nicht, daß gleichfalls der Mohammebaner, wenn auch wohl etwas ſelten , in der nicht ſehr löblichen Zunft ers

ſcheint. Fie und da ſchleicht ein Mann , etwa ein Solbat, der eben ſeine Lippen zu den Worten bewegte : unb Mohammed iſt

538 Gottes Prophet, in die Schenfe, und taucht diefelben in das, was vor dem Geſeße ein Gräuel ift.

Beſondere Vergnügungen werden auch durch beſondere Seis ten veranlaßt.

Die Faſtnacht iſt in Jeruſalem wohlbefannt.

Beinabe acht Lage hindurch ftehen die Geſchäfte bei den Lateis nern, Griechen und Armeniern theilweiſe ftil ; Familien ſaaren

ſer Ameiſenbaufen einmal von der Außenwelt abgeſchnitten wird, was die fece Ezerna bidweilen zu thun fich erlaubt, dann ift dieß ein Treiben und Drängen, ein Summen und Rauſchen, mie auf einer Flucht im Kriege. Dieſer reißende Strom ſchwilt nämlich zuweilen ſo hoch an, daß er die einzige an ihm hins führende , von hier einen Außgang gewährende Straße übers

fich zuſammen , hođen in einen Kreis, trinken Kaffee, Wein,

fluthet, allenfalls die Brüden mit fortnimmt und die ganze Bes

Schnapps, machen Muft, wozu fie mit den Händen klatſchen ,

völferung von der übrigen Welt abſchneidet. Dauert dieß ein Paar Lage, ſo fommt fte in Gefaar zu verhungern, weil alle Lebensmittel von außen bergebracht werden müſſen . Alsdann fommen die fühnen Bergſteiger und nehmen fich der Geängſtigten an ; auf Krachſen , wie im Rieſengebirge, den Alpen und andern hohen Gebirgen idleppen fle große Laften von Leben mitteln zu, laſſen fich dieſelben aber auch (was ihnen nicht zu verargen)

und führen auch Tänze auf. Dieſe find aber nicht gemeinſchafts lich , ſondern einer ftellt fich in die Mitte der Geſellſchaft und

tanzt ; hat er ſeine Tänzerrolle beendigt, ſo fordert er einen ans dern zum Tanze auf. Seltſamer als dieſe mehr häuslichen Faſtnachtebeluftigungen iſt, daß die griechiſchen eingebornen Chriften den erſten Tag der Faften nicht andere feiern ale wir Abenbländer, wenn wir, wie man zu ſagen pflegt, die Faſtnacht begraben . 30 fam , ale ich mit einem lateiniſchen Chriſten

ſpazieren ging , gleichſam zufällig zu dem pifanten Zuge ; der gute Greiß aber ſuchte mich zu bereden, daß ich dem närri fden Spectafel inich nicht nähere , ſondern daß ich mit ihm durch das 3afathor in die Stadt zurüdfehre. Da ich eben nicht zu den allerfrömmften Pilgern mich zählte, und ich für

Aug unb feber gerne friſche Nahrung wollte, ſo lenfte ich mittagwarts in das Didoret el-Aneb ab. Ein Bacchus, Den man heute Bajazzo nennen würde , mit einer Guirlande von Anemonen und Delzweigen um eine Narrenfappe, tanzt im Freien, diesmal an der Weſtſeite der Stadt im Shale Ben Hins nom, unb reitet abwechſelnd auf einem Gſel, deſſen Ropf Den Rüden zuwendend, den Schweif wie einen Zügel haltend und von drei Männern unterſtüßt.

Man reicht dem ſchon Betrun

gut bezahlen. Und wie in Mehadia, ebenſo , wenn gleich nicht in ebenſo hohem Grabe, iſt der geſellige Verkehr in Drſova, ſeittem man

die Hinderniſſe für die Dampfſchiffe in der Donau beſeitigt hat. Dieſe Hinderniſſe waren Felſen und Waffer ſchnellen , beim Soſan und beim 381ach, die zwiſchen Srenfova und Droba borfamen. Die Arbeit des Sprengens war rieſenartig, aber die öſterreichis ſchen Ingenieure und Pontoniers find in ſolchen Werfen Meis fter, und haben davon bereits an ſehr vielen Drten Proben

abgelegt. Die ſchwierige Brüde über die Dder oberhalb Ober berg, welche die Ferdinand-Nord-Eiſenbahn mit der preußiſchen

Wilhelmsbahn verbindet, hat ihnen neuerbinge wieder Gelegens heit zur Darlegung ſolcher Proben gegeben. Mit geringeren Koſten und in ungleich fürzerer Zeit ftellen fie das ſchwierige Werf her, als es fich die preußiſchen Ingenieure zu vollenden

kenen zum größten Ueberfluſſe einen Becher von Wein. Eine

getrauten .

Menge Frauen in ihren ſchneeichten Gewändern fißen in einiger

Drſova ift nunmehr ein überaus lebhafter Ort geworden, und hat ſich aus einem Dorfe von elenden Hütten in wenigen

Entfernung als treuberzige Beobachterinnen ; ' in der Nähe wim melt ein luſtig Volf von Knaben und Jünglingen . Laut ers tönen die kleinen Paufen, das Klatſchen der Hände und der Ges fang des Schwarmes , während dann und wann die Knaben und Jünglinge wie im Tanze ehrbarlid dahinbüpfen. Ich fann mir gut vorſtellen , daß die Leute an dieſem jovialen Sreiben

Freude finden fönnen .

Alles iſt geeignet , in das Herz ein

Jahren in einen neu gebauten ſehr freundlichen Markt verwan Delt .

Man paſfirt hier die Gränze und iſt eine Meile abwärte,

bei Neu - Drſova, ſchon völlig auf türfiſchem Gebiete. Da die Dampfſchiffe hier anlegen und übernachten, und da überdieß hier ſtets viele Reiſende ein- und ausſteigen, ſo gewinnt der Ort dadurch viel. Er iſt zuweilen dermaßen von Fremden übers

munteres Leben zu hauchen, Mufik und Beiſpiel. Uis einſt in

füllt, daß die Gaſthöfe fte nicht nlle faſſen können.

einern franzöftfchen Kloſter eine Nonne zu miauen begann, ſo miauten auch die anbächtigen Mitſchweſtern. Wie die Bremſe

Falle nehmen mehrere Privatleute , insbeſondere aud Grang

die Roffe, begleitet ein Chalwaverkäufer und ein Narghilehträger

Gaſtfreundſchaft laffen fle fich aber gut bezahlen, wozu man fid am Ende gern verſteht, wenn man in die Alternative verſeßt

mit dem Oluthofen , welche Speculanten die Lüfternheit der

In folchem

beamte, die auf, welche Dort fein Interfommen finden ; dieſe

Jeruſalemer praktiſd kennen müſſen, den ungezogenen Menſchen-

iſt, ein ſolches Quartier zu wählen oder unter freiem Himmel

baufen.

zu bleiben .

68 dürfte auffallen, daß die türkiſche Behörde dieſer

eher audgelaſſenen Vergnügung nicht das geringſte Kinderniß in den Weg warf. A18 Als der Zug mit dem glänzend betrunkenen

Gränzlinie iſt ohne Frage wohl bei Semlin und Belgrad, und

Bacchuß durch das Jafathor fich drängte, lachten ſogar Sol.

wenn er auch bei Mehabia während der Badeſaiſon dieſen noch

daten mit .

Vergnügt, aber ungleich geräuſchloſer und würdiger

feierten die Moslems ihren Kurban Bairam .

Gränzverhältniſſe zwiſchen Ungarn; Siebenbürgen und den Donanfürſtenthümern. 3. Die ſocialen Gränzverhältniſſe. (Schluß.)

Der lebhaftefte ſociale Verkehr auf der ganzen fraglichen überbietet, ſo Dauert dieß nur wenige Monate, während er hier den ganzen Sommer hindurch währt. Von eigentlichen Befannts ſchaften und dauernden Verbindungen der Einwohner bieg- und jenſeits iſt faſt auf der ganzen, ein Paar hundert Meilen lans gen Gränze im engern Sinne des Wortes wohl nur auf dieſem Punfte etwas zu finden .

Die Serben auf beiden Seiten ver

febren viel mit einander , und fteben , wie oben geſagt, in viels facher und enger Verbindung. Daher fommt eß denn aud,

Das bunte Gewimmel von Herren und Dienern , Damen

daß jene von drüben , wenn Kataſtrophen fich ereignen, wie fte

und Sofen geht von Früb bis in die Nacht, und gibt Gelegens beit in einem Lage ſo viel Beobachtungen zu machen, wie man fte anberwärts in Monaten nicht machen kann. Und wenn dies

vor noch nicht gar ſo langer Zeit vorgefommen, in Semlin

eine offene und fichere Zufluchtſtätte finden. Beſchränken wir und aber auf den geſelligen Verkehr auf der diefſeitigen Grange,

539 fo ift er lebhaft und angenehm.

Die Stabte Semlin, Neuſas,

Karlowiß unb Pancſova ftehen in ftetem Verfehr, und da die Ginwohner von allen vieren lebendluftig find , ſo fließt ihnen ihre Zeit angenehm dahin. Es tragen aber zum geſelligen Verkehr auch die guten

funftmäßig gebauten Landſtraßen in der Militärgränze viele8 bei ; jede Reiſe auf denſelben iſt eine Luftfahrt, zumal ffe noch

mit Doftalleen befeßt find und in den meiſten Gegenben Durch ein gut angebautes Land führen, indem die Gränzer, wie ſchon angegeben worden, ihre Felder gut und ſorgfältig cultiviren. Um von dem geſelligen Verkehr an der Gränze von Croa tien hin zu berichten, kenne ich ihn zu wenig ; daß er ſehr bes föränft und nicht von der Art fey), um ſonderlich anzuloden, das perfichern alle die ihn fennen gelernt haben. Nur einzelne Punkte, wie bei Kreuß und andern, follen davon ausgenommen feyn.

Troglodytenftädte im nördlichen Afrika.

ihm bald die Freundſchaft ſeiner fämmtlichen Genoſſen. Meinen Sohn Felipe ſchien er unter allen auszuzeichnen ; indeß beſtand zwiſchen ihm und Dſorio, ſo nannte fich der Neuangekommene, eine vollfommene Un: gleichheit der Gemüthsart und des Alters. Felipe war ein eifriger Arbeiter, für ſeinen guten Ruf beſorgt, ftolz wie es einem Bergmanne geziemt, denn wir bedürfen unſerer alten Privilegien nicht, um und vor andern auszuzeichnen ; unſer Gewerbe adelt mit Recht jeden der es aus: übt. Dſorio dagegen, der noch einmal ſo viel Jahre zählte als Felipe, ſchien nur ungerne zu arbeiten und brachte ſeine Zeit damit hin , auf der Guitarre zu flimpern oder Unbotmäßigfeit gegen die Mandoned

( Aufſeher ) zu predigen. Indeß würde ihre Freundſchaft wohl noch lange fortgedauert haben , wenn ſie ſich nicht beide in dieſelbe Frau verliebt

hätten. Es war zum erſtenmal, daß fie ungeachtet ihrer Vertraulichkeit ein gemeinſames Gefühl theilten , und gerade dieß war Urſache ihrer Ontzweiung. Sie fuhren ungeachtet einiger Zerwürfnife fort ein iegs licher um das junge Mädchen zu werben, die, obgleich fie Felipe vorzog, dennod aud) an der Guitarre und der Munterfeit des Dſorio Gefallen fand. Die häufigen Abweſenheiten dieſes leßtern überließen endlich ſeis nem Nebenbuhler den Vorrang. Während einer dieſer Abweſenheiten, wao wohl zu merfen iſt, verbreitete fich das Gerücht von einem Gin: bruch in die Hauptfirche von Guanajuato, wobei ein foſtbares Rauch faß von gediegenem Golde, reich mit Edelſteinen beſeßt, abhandengefoms men war. Man ſuchte vergebens nach, um den Anſtifter dieſes Kirchen: .

Sr. Pricot de Ste. Marie , Capitán im franzöſiſchen Generalſtab, der ſich auf einer Miſſion in Tunis befindet, meldet in einem Vrief aus Tunis vom 15 December vorigen Jahres (1. Bulletin de la Soc . de

Géogr. Januar 1848) von einem Ausflug, den er nach dem Cap Bon machte , und ſpricht darin von zahlreichen Spuren der Troglodyten, die er in mehrern Theilen der Regentſchaft Tunis gefunden hatte.

verſeßte. In Oſorio's Abweſenheit war es wie geſagt Felipe gelungen,

Hauaria am

geworben, einzunehmen. Die Eltern beſchloſſen es mit Felipe zu ver:

Weftabhang des Dſchebel Ras Addar. Geht man nach dieſer ſteilen

heurathen , um ſo allem Streite zwiſchen den beiden Nebenbuhlern ein Gnde zu machen und zur Ruhe zu gelangen. Man fam überein die

Die merfwürdigſte aber findet fich bei dem Dorfe &

Rüfte zu , ſo fieht man auf allen Seiten in den Felſen 1,40 Metres hohe vieredige Deffnungen , welche den unterirdiſchen Wohnungen Licht geben. Iſt man bis in die Nähe des Meeres vorgegangen, ſo muß man wieder umfehren um den Gingang in dieſe Stadt zu ſuchen. Mitten

raubs zu entdeđen , der die ganze Geiſtlichkeit der Stadt in Beſtürzung die erſte Stelle in dem Herzen des jungen Mäddens , um das beide

in dem durchwanderten Striche macht der Boden eine ſchroffe Senkung

Hochzeit nach furzer Friſt abzuhalten , und alle Freunde der beiden Fami: lien verſammelten fich bei dem jungen Mädchen um die Verlobung zu feiern. Branntwein und Pulque freisten im Ueberfuß, Mufifanten er: heiterten das Feft als ein unerwarteter Zufall es unterbrach. Ein Mann

von 4 Metres auf einem Durchmeſſer von 30 Metred ; hier ſenftitch

erſchien unter den geladenen Gäſten, und dieſer war Dſorio; man fannte

gegen Often ein Gewölbe und führt in eine erſte Rammer. Der Boden iſt ein Viereck von 10 Metres an einer Seite , dann erheben ſich vier

ſeine Heftigkeit, und dieſe Grſcheinung machte alle Welt beſtürzt. Felipe

ſphäriſche Segmente und ſtoßen 8 Metres über dem Boden zuſammen ;

Nebenbuhlers ; aber dieſer, ohne nur die Hand an den Gürtel zu führen, trat mitten unter die Anweſenden , fich entſchuldigend daß er ungeladen gekommen ſey ; dann ergriff er die Guitarre eines der Muſifanten, reßte fich auf eine Pulquetonne und begann einen paſſenden Bolero zu ſingen.

an dieſem Punfte iſt die Deffnung , die das Tageslicht herein läßt.

Dieſe Form ift für alle dieſelbe und die Kammern find nur in der Große verſchieden. Mehrere zeichnen fich durch dieſe aus , und haben von den jeßigen Bewohnern eigene Namen erhalten. Mitten an jeder Seite der erſten Rammer iſt eine große Thüre in vollem Bogen, die nach andern Rammern führt , und dann fommt man in ein wahres Labyrinth, ſo daß eine genaue Renntniß der Dertlichkeit dazu gehört, um wieder herauszufommen . Dieſe Stadt trägt jeßt den Namen Orar Mta Dar-el-Amen. 1 Fünf ähnliche aber minder bedeutende liegen auf der Straße von Gl Hauaria nad Sidi Daud.

Nur die erſte iſt am Rand

des Meeres , die andern zum Theil 3000 Metres davon entfernt. Die {age dieſer Troglodytenſtädte außer dem gewöhnlichen Strich der Reiſen den magt, daß fie bisher den wiſſenſchaftlichen Forſchungen , aber auch den Zerſtörungen entgangen find.

allein erwartete faltblütig, das Meſſer in der Hand, den Angriff ſeines

Dieſe unerwartete Entwidlung verurſachte anfangs allgemeines Erſtaunen und dann verdoppelte Heiterfeit.

Das einen Augenblid unterbrochene

Feſt wurde fröhlicher fortgeſeßt , und man trennte ſich erſt nach dem

Verſprechen fich in acht Tagen wieder zuſammenzufinden. — Hier rief mir -

ein neues Ginhalten des Erzählers das romerzliche Gefühl meiner Lage

wieder in die Erinnerung zurüd. Wir nahten und allmählich der Mün dung des Tiro , wie mich der glänzendere Nebel über uns ahnen ließ ;

aber in dem Maße als wir uns erhoben , nahm auch die ſchwindelnde .

Tiefe des Schlundes zu. Wißt Ihr wie hoch wir hier find ? rief mir der Führer zu. Fünf und ein halbmal ſo hoch als die Thürme der Rathedrale von Merico .

Und um die verzweifelte Genauigkeit ſeiner Behauptung zu beſtätis

Die Bergleute von Bayas. ( Fortſeßung.)

Gleitet 3hr vielleicht aus ? rief der Bergmann ; dann, ohne Zweifel

beruhigt nachdem er einen Blick auf mich geworfen, und mid ſtets in derſelben Entfernung vor fich ſehend, fuhr er mit ſeiner unerſchütterlichen Kaltblütigkeit fort !

Kurze Zeit nach dem Verſchwinden des Fährmanne, über den bald die ſeltſamſten Gerüchte umherliefen , fam ein neuer Bergmann nach Rayas, das ungefähr 10 Stunden vom Rio Atotonilco ſcheiden, um dort in Dienſte zu tret Er gab an , ſeine Lehrzeit im Staate Cinaloa durchgemacht zu haben, und ſeine frohe Laune und ſeine Freigebigfeit er ſchien außer ſeiner Löhnung nodi Hülfømittel zu befißen erwarben Wenn wir recht überleben , so bedeutet dieſer Name nichts als die Uus grabungen der Dar el Amen ." U. D. R.

gen , zog er aus ſeinem Gürtel eine Handvol Werg Büſchel die er an ſeiner Fadel anzündete ; ich konnte mid nicht enthalten dieſe Leuchte mit dem Auge zu verfolgen , die wie eine Feuerkugel langſam nieder: ſanf, indem fie fich verkleinerte und bald in der finſtern Tiefe wie ein bleiches Geſtirn , deſſen Licht faum zur Erde zu dringen vermag, ver: ſchwand. Die Stimme des Bergmanns , der ſeine Erzählung fortſeßte, riß mich aus dieſer niederſchlagenden Betrachtung. Von dem Tage an , wo Díorio fich bei Felipe's Verlobung gezeigt hatte, fuhr er fort , wurden dem jungen Manne von unfichtbarer Hand tauſend Fallftride gelegt. Den folgenden Morgen ſogar ſprang eine Mine neben ihm und bededte ihn mit Feletrümmern ; ein andermal brach plößlich das Seil, an dem er boch genug über der Galerie hing. Da dieſe Verſuche alle ſcheiterten , wurden gegen ſeine Ehre die Angriffe fortgefeßt, womit man vergeblich ſein Leben bedroht hatte. Unbeftimmte

540

gooon

Gerüchte wollten den armen Felipe alo den gottloſen Räuber des Naudha

Der Bergmann ſchwieg ; ſeine Fadel erbleichte, idon ſah ich oben

fafies bezeiónen ; er fland lange an, in ſeinem ehemaligen Freund den Urheber dieſer Schliche erfennen zu wollen . Seine Augen hätten fich vielleicht nie davon überzeugt, ohne einen jungen Bergmann , der ſeit

am Rande das Tageslicht, noch unbeſtimmt wie der erſte Dämmerſhein .

furzem eingetreten, den Oſorio unabläffig beobachtete, und ihn von den Fallſtriden benad richtigte, die man ihm legte ; Felipe beſchloß fich zu råden. Am Vorabend des Tages , wo die Hochzeit ftattfinden follte, denn all das war in fürjerer Zeit als eine Woche vorgegangen , begega .

neten fich Dſorio und Felipe in einer der unterirdiſchen Galerien .

Felipe

warf Dforio ſeine Bosheit vor , und dieſer antwortete ihm nur durd Beleidigungen ; alle beide griffen nach dem Dolche. Sie waren allein und beide unbekleidet , und ſo diente ihnen die Frazada als einziger

Schild ; Dſorio war ſtärker, Felipe gewandter, der Sieg mußte deßhalb

Noch unter dem fredlichen Einfluß der Erzählung , die ich ſo eben

gehört hatte, machte mich ein heiſeres Aechzen plößlich erbeben. G& ift bald zehn Jahre her , ſagte der Bergmann (mit dumpfer Stimme, daß Felipe fich hier hinunterſtürzte. Gar oftmals bin ich durd

den Brunnen emporgeſtiegen, der ihn verſchlang, und niemals ohne daß mich die Luft anwandelte dieſes Tau zu zerſchneiden. Und der Wahnfinnige ſchwang ein furchtbaret Meſſer, als ob er fredag vorbereite ſeine thörichte Drohung auszuführen ; ich wollte um Sülfe rufen , aber wie in einem ſchredlichen Traunie erftidte meine Stimme, ſelbft meine Hände vermochten nicht langer das Tau feftzuhalten ; Iwozu auch ? ſollte dieſes nicht über meinem Haupte entzweigeſchnitten werden !

unſicher und der Kampf zweifelhaft ſeyn. Plößlich warf fich der junge

Ich warf einen ſchmerzlichen Blid auf den bleichen Tagesſtrahl, der auf

Bergmann, deffen ich erwähnte, unvermuthet zwiſchen die beiden Gegner.

die grünlichen Wände fiel , horchte auf das dumpfe Geräuſch, welches ung verfündete , daß wir und dem Wohnort der Lebendigen nahten. Dieſer grauliche Tag ſchien mir ſo ſchön ! Dieſes wirre Geräuſd wie ſüße Muff ! In dieſem Augenblid rollte unterirdiſcher Donner zu meis nen Füßen ; das Bergwerf ſchien aus allen ſeinen Mündungen zu brüllen , wie ein dröhnender Vulcan. Die zurückgedrängte Luft fing fich in dem

Wenn Ihr eð erlaubt , ſagte er zu Felipe , werde ich es ſeyn der dieſen Kirchenräuber züchtigt, denn ich habe ältere Rechte an ihm als Ihr.

Dſorio fnirſchte mit den Zähnen und ſtürzte fich auf den jungen Bergmann , der fid in Vertheidigung feste ; die beiden Rämpfenden

benüßten das Fadellicht des Felipe, der jeßt zu ihrem Zeugen geworden war. Sobald fie die Frazadas um den linken Arm gewickelt, um ihre

Bewegungen zu verdeden , begann der Rampf ; vielleicht hätte er lange

ungeheuren Raudfange und ein mächtiger Hauch drehte das Tau , wie einen Seidefaden und ſchüttelte uns, wie der Wind die glänzenden Atome

fortgedauert, ohne eine Lift des jungen Bergmanns; dieſer bog fich vor,

bewegt, die in einem Sonnenſtrahl ſchwimmen und ſtieß und heftig gegen

jo daß ſeine Dede über dem Arm auf der Erde ſchleppte, und hinter

die Wände des Brunneng. Die Fadel erlojo , aber es blieb mir noch Seit , das ichredliche Mefjer den Händen des Bergmanns entſtürzen

dieſem Verſteck, das ſeine Bewegungen verbarg, nahm er ſein Meſſer in die Linfe und brachte ſeinem Gegner einen furchtbaren Stoß bei. Dforio fiel.

Man gog ihn mit Blut bedeđt in einem Coſtal ( Aloefad) durch den großen Brunnen empor. Der Zufall wollte, daß gerade ein Padre an

dem Bergwerf vorüberging ; man bat ihn die Beichte des Verwundeten anzuhören, aber faum hatten fich die beiden erblidt als tem Padre ein

Schrei des Entſeßend entfuhr. Der heilige Mann hatte in dem ſterben: den Bergmann den Fergen vom Rio Atotonilco erfannt ; Dforio in ihin den Mann, den er zu ertranfen verſudyt hatte , und der wie durch ein Wunder dem beinahe fidyern Tode entgangen war. Nun wurden durch die Nachforſchungen des Gerichts viele Geheimniſſe aufgedeckt. Der Fährmann des Rio Atotonilco , der Kirchenräuber, der Bergmann von Zacatecas und Nayas waren nur eine und dieſelbe Perſon. Das Gar: rote richtete die Miſſethaten dieſes Glenden , und es iſt ſeine Hand die man an die Mauer des großen Plaßes von Guanajuato geheftet ſieht ; es bleibt mir noch übrig Eudy zu ſagen, was mit Felipe geſchah. Dieſes von der Vorſehung beſtimmte Erfennen des Opfers und ſeines Mörders war ruchtbar geworden, und einige Stunden ſpäter zeigten fich ein Halb buzend Alguazile, um den Bergmann zu verhaften , welcher Oſorio nies dergeſtoßen hatte. Ein unglüdlicher Zufall wollte dieſen Tag , daß

zu ſehen , das wirbelnd in die Tiefe ſanf. Cadcaras ! Ein neues Meffer für zwei Piafter! rief eine Stimme, die ich dießmal für die des Fuentes erkannte. Raum hatte ich dieſen Namen ausgeſprochen, als ein lautes Gelächter über mir erſchallte ;l es war in der That Fuentes, der mir abermals als Führer diente und die Rolle des alten Bergmanns als vollendeter Schauſpieler burchführte. Die Eilfertigkeit, womit ich mich von ihin trennte, hatte ihn tief beleis digt, und dieſe Myſtification war ſeine Nache. Wißt Ihr , Herr Cavalier , fuhr er fort , daß ihr nicht leicht zu erſchreden ſeyd ? In einem Falle, der auch dem Tapferften einen Schrei entlodt hätte, habt Ihr nicht einmal um Hülfe gerufen ?

Ich bin einmal ſo , erwiderte ich mit einer Redheit, vor der er fid beugen mußte , und 3hr habt Eure laderlidhen Anftrengungen vers gebend gemacht. Der Malacate hielt an und zwar zum leßtenmal ; unſere Auffahrt war beendigt. Deſiderio wurde zuerſt losgebunden und ich erwartete in fieberhafter Angſt, daß an mich die Reihe komme. Als die Leine auf:

gelöst war, die mich am Tau feſthielt, bedurfte ich meiner ganzen Kraft

net wurde, vielleicht war es eine leßte Bosheit dieſes Elenden ; immer

um einem betäubenden Schwindel zu entgehen , und ich fühlte mich ers ſchöpft. Bald betrat ich den Boden wieder mit einem unauðſpredlichen Wohlgefühl; niemals war mir die Sonne ſo ſchön, ſo glänzend erſchie: nen wie dieſen Tag.

iſt gewiß, daß die Alguazils famen um ihn zu verhaften. Der junge

( Fortſeßung folgt.)

Felipe ſeine Arbeit früher als gewöhnlich verließ ; ich weiß nicht durch weldzes traurige Mißverſtändniß er als der Mörder des Dſorio bezeich: Bergmann , von dem ich Euch wohl nicht erwähnen darf , daß es der:

jenige war , den Dſorio einſt beleidigte und der Zeuge des Verbrechens am Rio Atotonilco geweſen , hatte fich flüchtig gemacht. Wäre Felipe unter dem Boden geblieben, hätten die Alguazils es nicht gewagt in die innern Galerien des Bergwerks einzubringen, denn die Werfleute würden dieſen Eingriff in ihre Fueros nicht geduldet haben. Die Alguazilo erblidten den jungen Mann in einem der Höfe, welche die Gebäude des Schmelzwerks trennen und verfolgten ihn . Felipe ſah, daß er verloren war ; er wollte mindeſtens als wahrer Bergmann fterben, ohne durch die

Berührung eines Alguazils beflect zu ſeyn ; außer Athem bei dem Brun :

Miscellen. Alte Geographie des Departemente erault. Ein Hr. Thomas hat ein Werfdhen herausgegeben über die Inſeln und Halb inſeln dieſer Rüſte, wo die verſchiedenen eingebornen Völfer , Iberier, Ligurer , Celten, und ſelbft Arefomifer und Tectoſagen Niederlaffungen bildeten , nach ihnen famen Phönicier und Griechen ; Marſeille ward bekanntlich von den Phockern gegründet. Hr. Thomas hat fich in die flippenvolle Arbeit eingelaffen allen dieſen Colonien ihre beftimmte Lage

nen angelangt, in welchem wir uns befinden, rief er : „ 3 werde mich mindeſtens nicht entehren laſſen wie ein niederträchtiger Lepero ; ein Bergmann iſt mehr als ein gewöhnlicher Menſo , e8 iſt ein Werkzeug

anzuweiſen. ( Bullet. de la Soc. de Géogr. Januar.)

in Gottes Hand.

Lurey ſchäßt in einer fürzlich erſchienenen Broſdure die aus Indianern , Negern , Europäern und Miſchlingen aller Art beſtehende Bevölferung

Bevölferung der Republit & cuador. Capitän tafond be

.

Dann mit bleichem Antlig, flammenden Augen war

er in einem Sprunge auf der Bruſtwehr des Brunnens und verſchwand in dem Abgrund , der fich gegenwärtig unter Guern Füßen aufthut.

Verlag der 3. G. Cotta'ſden Buchhandlung.

-

auf 700,000 Seelen .

( ibid .)

Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Ausland . Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. ur. 136. Die Rhonereiſe von Lyon bis an das Meer. Die Fahrt auf der Rhone von Lyon bis an das mittel ländiſde Meer iſt gewiß eine der intereſanteſten Flußreiſen , die

man machen kann . Gleich dem Rhein bieten die Ufer des ge waltigen Rhoneſtroms die mannichfaltigſten , maleriſchſten und romantiſchſten Anſichten , unb an großartigen Erinnerungen reiche Denkmäler, Städte, Drte und Gegenben ſtellen fich fortwährenb dem verwunderten Auge dar.

7 Juniu8 1848 .

zu ſchildern vermag, Taujende der unglüdlichen Einwohner wur ben auf das grauſamſte gemordet und in Maſſen erſchoffen , was Die Rugel verſchonte, vollendete Das Bajonet ober das Schwert, Den Verwundeten ben Gnadenſtoß gebenb. Vor dieſer Belages

rung zählte man in Lyon allein über 30,000 Seibenarbeiter und unzählige Gold- und Silberbortenfabrifen ; die Stadt hat ſeits

dem nie wieder ihren frühern Wohlſtand erreichen können.

Sobald die Schiffe die Anfer lichten, um die Fahrt nady

Kanton Wallis in der Schweiz zwiſchen den Bergen Furka und Grimſel unfern den Quellen des Rheing . Sie durchſtrömt den genannten Kanton, dann den Genfer-See , verläßt hierauf die Schweiz und nimmt in Frankreich bei Lyon die Saone auf.

Avignon und weiter zu beginnen, zeigt fich zuerſt der ſchöne neue Kai, die Chauſſee Perrache genannt ; hier begegneten, zwie ſchen zwei Reihen Pappelbäumen die Lyoner, den 29 September 1793, zuerſt den republikaniſchen Horden . Sie waren einer ges gen ſechzig, mit dem Ruf : Frankreich unb Lyon" ſtürzten fie fich dennoch auf die Bataillone Des Bergs, unb brängten fte

Lyon, das alte Lugdunum , liegt in einer herrlichen ſehr

zurück. Das Gemeßel war fürchterlich, der Sieg theuer erfauft,

Die Rhone entſpringt befanntlich aus einem Glätſcher im

fruchtbaren Ebene, und iſt von einer Reihe trefflich angebauter Hügel umgeben ; es iſt gerade in der Gabel zwiſchen den beiden

bio Chauſſee Perrache war mit Leichen bebedt.

obgenannten Flüſſen erbaut, über die nicht weniger als acht Brücken führen . Die Rait dieſer zweiten Hauptſtadt Frankreich , die wohl 200,000 Einwohner zählen mag, find zum Theil mit prächtigen Gebäuben geſchmüct, namentlich bie an dem Rhones

Fourvières, der Beſchüßerin Lyons. Die frommen Reifenben beten hier ein : Ave Maria ! Für fte iſt das kleine weiße beſchei

Jeşt erblickt man die Capelle de notre bonne Dame de bene Glockenthürmchen ein Leuchtthurm des Himmels. Das Ver trauen der Lyoner in dieſe Madonna ift ohne Gränzen , in den

ufer. Lyon iſt ſehr alt, ſein Urſprung verliert ſich in die graue

Seiten der Noth wandert die ganze Bevölkerung zu der heiligen

Vorzeit, e8 foll faſt zugleicher Zeit mit Marſeille, ebenfalls von einer griechiſchen Colonie gegründet worben feyn. Den Namen

Capelle der guten Jungfrau von Fourvièreß. Theurung, Chos

Lyon will man von dem Löwen (Leo) den die galliſcher: Legionen führten, ableiten. Unter dem Kaiſer Auguſt war Lyon die Hauptſtadt Galliens, und der Kaiſer Claudius wurde hier geboren ; ſpäter litt die Stabt viel durch die Chriftenverfolgungen . Nachdem fich das große römiſche Reich aufgelöst hatte, wurde fle die Hauptſtadt des burgunbiſchen Reiches, und im 6ten Jahrhunbert mit Frankreich vereinigt. Durch die Gothen und Sara-

cenen ſchrecklich verwüſtet, erholte fte fich dennoch bald wieder , eben ſo nach den Religionsfriegen im 16ten Jahrhundert , und balb war fte durch ihre Fabriken und ihren ausgebreiteten Hans del die blühenbfte und reichſte Stadt Frankreichs, bis fte durch

lera, Ueberſdwemmung, Kriegenöthen, alle Plagen treiben die frommen Gläubigen hieher. Nun kommt man an die Brücke Mulatiere, und gleich dar

auf erblidt man die ſchönen Hügel von Dullins und S. Foy, die mit weißen Häuſern auf grünem Grund länge dem Ufer des Stromes geſchmücft find. Wie reich und ſchön find nicht die

weiten Ebenen der Dauphiné, an die wir jeßt kommen, feine Hügel, feine Berge mehr, ein herrliches Shal. Wir find jeßt an der Vereinigung der Saone mit der Rhone , aber noch eine

lange Strece zeigt ein bläulicher und ein grünlicher Streifen die Verſchiebenheit der beiden Gewäſſer an. An den Ufern pran gen Bäume mit goldnen Früchten , und in einiger Entfernung

die Folgen der Revolution von 1789 abermals auf das gräu-

fteht man Schlöſſer auf Anhöhen . Bei jedem Schritt vorwärts

lichſte verwüſtet, und mit allen Schreden die eine raub- und morbſüchtige Bande zu verüben fähig iſt, heimgeſucht wurde . glüdliche Stabt , bie fidh die blutige Tyrannei Robe@pierreß und feiner Spießgeſellen im Convent nicht gefallen laſſen wollte .

von Hügel zu Hügel erheben fich jeßt auf dem linken Ufer Schat ten der Römerwelt aus ihren marmornen Denkmälern . Auf der rechten Seite find es die Monumente der mächtigen Seigneurs Deß Mittelalters , Shürme und Mauern ihrer feſten Burgen , welche in ftolzer Ruhe die Wellen des Stromeß und was fte

Sie wurde von den Räuberborben Der Republik belagert und

tragen vorüberziehen leben .

nach der tapferſten Gegenwehr genommen , nachdem ihre meiſten Gebäube durch das unaufhörliche Bombardement in Ruinen verwandelt worden waren . Jeßt begannen Gräuel , die keine Feder

bahin fliegen macht, der Rhoneftrom für Franfreiche Banbel

Die republikaniſchen Räuberbanden von 1793 belagerten die un-

Mehr denn je iſt, ſeit der Dampf die Gchiffe wie Pfeile

wichtig; ſchade daß die Regierung dieß ſo wenig beachtet und

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Strom : „Die Rhone iſt über alle Flüſſe erhaben, nicht nur weil

gen ſehr bewunderte Pyramide, aus großen Duaberſteinen ere baut, die ohne Mörtel und Speiß zuſammengefügt finb.

fte eine unzählige Menge kleinerer Ströme in ihrem Bett aufs nimmt, ſondern weil ſie die ſchönſten Gegenden Galliens bes

Zu der ſchönen und hohen Kathebrale Vienne's legte 1032 der Erzbiſchof Leger den Grundſtein , aber erſt 500 Jahre ſpäter

wäſſert nnd fich in das mittelländiſche Meer ergießt, das eben ſo erhaben über die andern Meere, ſelbſt den Dcean iſt.“

wurde fte vollendet. Sie iſt eines der prächtigſten Denkmäler Frankreiche. In ihren 64 Niſchen ſtanden ebenſo viel Bilds

Jeft find wir bei dem Yrigni angekommen ; wenn der Him

ſäulen, zum Theil Meiſterwerke der Kunſt, aber was im 3. 1567 der wilde Baron von Abrete noch verſchont hatte, vernichtete 1793 Robe@pierre's Zerſtörungehammer. Als man im 3. 1567

noch weniger zu benußen verſteht. Schon Strabo ſagt von dieſem

mel heiter iſt und die Lyoner Nebel nicht auf den Fluthen der Rhone ruben, fo fieht man von weitem Den Glodenthurm von welche 1362 Der Prinz von Bourbon , damals Statthalter in

die Statue des heiligen Schuppatron Moriß von vergoldetem Erz mit noch 35 andern herabſtürzte, wurde derjenige, der

Languedoc, den unter dem Namen Jard-Venus bekannten furcht

fie herabzog, vom Bliß erſchlagen.

baren Räuberbanden, auf Befehl des Könige, der fie um jeden

dem Salomongberg fteht, ſind die Ueberbleibfel ded feften Schloſſles la Batie, welches der Erzbiſchof Burnin hatte erbauen laſſen , und das Ludwig XIII abtragen ließ, nachdem er geſagt hatte : .30h bedarf keiner andern Veſten als der Liebe in den Herzen

Brignais glänzen .

Dieſer Ort iſt durch die Schlacht berühmt,

Prei& vertilgt wiſſen wollte, und welche die ganze Provinz Lyon verheerten, plünderten und mordbrannten, lieferte, und die, 16,000 Mann ſtarf, bie königlichen Truppen auf das Haupt ſchlugen , wobei die meiſten Ritter und Edelleute aus dem füblichen Franf reich, die fich zum Heer deß Prinzen begeben hatten, ihren Lob

Die Ruinen , die man an

meiner Unterthanen . "

Noch vor wenig Jahren ſah man da , wo jeßt der neue

fanden. Der Anführer ſelbft ſtarb wenig Tage nach dieſer Nies

Rai iſt, die Ueberreſte eines berühmten Shurmes, ben, wie die

derlage zu Lyon an ſeinen Wunden.

Legende ſagt, die Teufel auf Befehl des heiligen Michael& hatten

An dem hart am Ufer maleriſch liegenden Dörfchen Ver

erbauen müſſen , um dem Pontius Pilatus zum Kerfer zu dienen.

naiſon vorüberfahrend, fömmt man nach Givors, ehemals eine Feudalftabt, jeßt ein ſehr gewerbſamer Drt, deſſen bohe Thürme durch hohe Rauchobeliefen der Fabrifen erfeßt find, ſo wie man ftatt der alten Feudalherrn und Kriegømänner jeßt Fabrikberrn und Kohlenhändler Daſelbft antrifft. Givors iſt nur noch eine Kohlen- und Töpferſtadt, durch welche eine Eiſenbahn geht.

Die Sage erzählt, daß der gottloſe Richter des Sohnes Gottes fidy in dieſem Thurm umgebracht habe , um den Grauſamkeiten Gas ligula's zu entgehen. Man warf hierauf ſeinen Körper in die Rhone, aber der Strom ſchwol ſo gewaltig auf, daß er der Stadt den Untergang zu bereiten brohte. Der Biſchof Otto von Freiſingen, ein Dheim des Kaiſer Friedrich I erzählt, daß

ſo wühend wurde, daß ergleichden größten Meresa Der FlußWellen Sept kommen wir zur uralten þauptſtadt der Gallier, wogen ſchlug und dabei ein dem ſchrecklichſten Donner

Vienne, das fich auf den Marmorruinen der alten Römerſtadt erhoben hat. Der Anblick dieſer Stadt iſt dem von Andernach am Rhein nicht unáhnlich; obgleich fie in der herrlichſten Um-

ähnliches Geräuſch machte. Sein Waſſer wurde feuerroth und ſprühte Flammen während der Nacht, fein Schiff fonnte fich

gebung der Natur liegt, ſo hat ſte doch ein etwas büfteres An .

mehr auf dasſelbe wagen ; erſt dann wurde er wieder beſänftigt,

feben und liegt zwiſchen Höhen eingezwängt. Sie iſt im gan. zen ſchlecht gebaut , hat an 15,000 Einwohner, bedeutende Fas

als es gelungen war, Des Pilatus Körper nach unſäglichen Ans ſtrengungen aus ſeinen Fluthen zu nehmen , den man dann in

briken, viel Handel und ift überhaupt ſehr gewerbthätig .

Die

Geſchichtſchreiber find über ihren Urſprung nicht einig, doch iſt es am wahrſcheinlichften , baß fte von den Adobrogen gegründet wurde, deren Hauptſtadt fle icon war als Hannibal über die

Rhone ging , um in 3talien einzubringen . Cäſar , Plinius, Strabo, Ptolemäus erwähnen ihrer als einer bedeutenden Stadt. Auguſtus machte fte zur Hauptfabt De8 römiſchen Gadiens . Später wurde fie die Des erſten burgunbiſchen Reiche ; im 3. 534 verlor fie unter den Franken viel von ihrer Wichtigkeit,

Die fie aber, unter den Erzbiſchöfen die Heilige" genannt , wies der Doppelt erlangte . Das alte Vienne war ſehr groß, es bes gann bei dem Thurm des Pilatus und erſtreckte fich in einer Länge von mehr als 1500 Meter längs der Rhone hin ; ihre mit vielen Shürmen flanfirten biden Mauern ſchloſſen 5 große Fügel oder Berge in fich, unter denen der Salomonéberg und

der Duirinalberg die bedeutendſten waren. Ein großes Amphic

Den Abgrund eines Berges warf, der noch jeßt ſeinen Namen führt .

Vienne gegenüber liegt der Flecken Sainte-Colomb , den der

König Philipp von Valois, die Zwiſtigfeiten zwiſchen der Geift lichkeit von Lyon und der von Vienne benußend , ſeinem Reich einverleibte , indem er vom Erzbiſchof Der leßtern Stadt ver langte, daß ihm derſelbe bie Gericht& barfeit von Saint-Colomb abtrat ; er befeſtigte den Drt burc ftarfe Mauern und jepte einen föniglichen Gouverneur ein . Hier befand fich die älteſte

Brüde Galliens, welche Vienne mit Saint-Colomb verband . Im 3. 175 vor Chriſti Geburt hatte fte Tiberius Grachus ers

baut, als er über die Rhone nach Gallien ging ; fünfzehnhundert zweiunbachtzig Jahre ſpäter, im Monat Februar 1407, zwiſchen 10 und 11 Uhr des Morgene, ſtürzte fte, nachdem außerorbente lidhje Dinge vorhergegangen waren, ein . Die Legende berichtet,

theater urb ein prächtiger Triumphbogen , deſſen Hauptdurch-

daß ein Prieſter in der kleinen, ſehr heiligen Capelle, die auf Der Mitte dieſer Brücke ftand, eine abſcheuliche und unnatür

gang an 50 Fuß Höhe hat, einer der ſchönſten noch vorhan-

liche Sünde begangen batte. In der Nacht darauf hörte man

denen , lagen mitten in der Stadt .

Auf Dem leßtern ließen die

ein Pferdegetrappel und Gewieber wie von Streitroffen am Tag

burgundiſchen Könige einen hohen Wartthurm erbauen. Noch

einer Schlacht; beulenbe Stimmen , Aufbrüche der Verzweiflung

fteht man die Ueberreſte eines zu Ehren Auguſte und der Livia

ließen ſich gleich einem Geſchrei von Raſenden hören, dazwiſchen

erbauten Tempel, in dem ſpäter ein Gerichtshof ſeine Urtheile fällte; hierauf wurde er zu einer fatholiſchen Kirche eingeweiht , auß der in der Revolution von 1789 ein Clubhaus , dann ein Hanbel @ tribunal wurde, und jeßt ift er ein Alterthumømuſeum . Vor dem Avignoner Chor befindet fid eine von den Archäolo-

bernahm man Gebete von Engeløſtimmen und ſchredliche Flüche und Verwünſchungen von Teufeln .

Der Schreden hatte alle

Einwohner um die Stunde der Mitternacht ſtarr gemacht. Ein Ungeheuer von einem Stier , halb ſchwarz, halb weiß, daß ries ftge Hirſchgeweihe, den Schweif eines Tigers und die Mähne

543 1

eines Löwen hatte, lief in geftredtem Galopp über die Brücke und dreimal um Saint-Colomb herum , ein furchtbares Gebrül ausſtoßend, worauf es plößlich verſchwanb. Noch ungeborne

tien nachkommen ließ .

Noch bevor man Condrieur erreicht, er

dem Hochaltar entzündeten fich an einem feurigen Schwert, das von unfichtbarer Hand gehalten wurde , bie Lobten brachen aus

blickt man die hodberühmte Cote du Rhone, deren Feuerweine mit dem beſten Ungarwein rivaliſiren fönnen, namentlich der, den Die Cote rotie, dem Barometerberg Pila gegenüber, erzeugt ; auch Roufflon fieht man in einiger Entfernung. Condrieur liegt zwar nicht ganz dicht am Fluß, hat jedoch ſeinen Hafen an dem felben, iſt meiſt von Fiſchern bewohnt und hat einige Seidente fabriken ; es iſt die Vaterſtadt des Marſchalls Vilars .

ihren Gräbern hervor, ſchüttelten den Staub von ihren Leichen

( Fortſeßung folgt. )

Kinder redeten im Mutterleib, und ſprachen , wie man berſichert,

deutlich den Namen ihrer Väter aus. Eine Stunde nach Mit

ternacht läuteten alle Gloden von ſelbſt Sturm, die Kerzen auf

tüchern und machten eine Proceffion Durch die Straßen der

Stadt. Aber das wunderbarſte war, daß das große, ſchwere, fteinerne Kreuz der Brüde nach deren Einſturz lange auf der Oberfläche des Waſſer bor febermanne Augen, gleichſam als hielte es eine göttliche Hand , ſchwamm . Die Brücke aber

ſtürzte mit einem Getöſe ein, das der Welt Untergang zu ver fünben ſchien . Jedes Jahr beging man in der Capelle der Brüde das ſo

genannte Wunderfeſt, zu dem alles Volf viele Meilen aus der Umgegend wanderte. Dasſelbe hatte folgenden Urſprung. Uns ter dem Raiſer Antonin erlitten 48 Einwohner von Lyon, die reichften , mächtigſten und glüdlidiften der Stadt , ſämmtitch

en

Chriſten , den Märtyrertod. Sie erbuldeten die entſeglichften Qualen ohne Murren und ermüdeten ſo die Geduld ihrer Benker ; ihre blutigen Körper wurden endlich dem Feuer übers geben und ihre Aiche in die Rhone geworfen, damit ſie die übrigen Chriſten nicht begraben ſollten . Aber o Wunder, die Ajde der verſchiebenen Märtyrer vereinigte fich wieder, den Strom hinabſchwimmend, wurde zu feſten Körpern , mit Knochen

und Fleiſch , die am lifer von Saint-Golomb an das Land famen. Jeder berſelben hatte ganz feine frühere Geftalt wieder angenommen , und um jeder möglichen Verwechſelung vorzu

beugen, hatte der heilige Paulus ſelbſt den Namen eines jeden auf deſſen Stirne geſchrieben . Als dieß Wunter befannt wurde, liefen die Chriſten aus der Uingegend herbei, um die Heiligen

Leichname anzubeten, denen man einige Tage darauf prächtige Begräbnißfeierlichkeiten veranſtaltete. Dieſe Feier dauerte nach Der Wiederherſtellung der Brücke bis zum Jahre 1793 fort und wurde jeben erſten Sonntag nach dem Himmelfahrtstag

ge halten. Die felige Colombe , welche bei den Chriſtenverfolgungen

Dampfſchifffahrt auf der Wolga. ( Nordiſche Biene.

10 Mai. )

Die Dampfſchifffahrt auf der Wolga datirt fich bis in das Jahr 1818 zurück. Damals erhielt ein Hr. Bird das ausſchließliche Privi legium, und ein Aſtrachaner Kaufmann, Namens Gwreinoff, dem er das ſelbe abtrat , baute mit Maſchinen des Hrn. Bird fünf Dampfboote, eines von 60 Pferdefraft zur Fahrt zwiſchen Aſtrachan und Niſhnei nowgorod, die anderen von 16 Pferdefraft zum Bugfiren von Laftſchiffen. Sie trieben dieß Geſchäft bis zum Jahre 1824, gingen aber nicht ſehr fơnell und die Bugfirſchiffe fonnten nur 20,000 Pud (8000 Gentner) ziehen. Zudein waren fie nach alter Art gebaut mit tiefgehendem ſcharfem Riel, ſo daß fie 15 Fuß und darüber im Waſſer gingen und , da in den

Jahren 1820—1825 ungewöhnlich viele Sandbanke fich bildeten , alle Augenblicke auffuhren . Zwei Boote gingen indeß nod fort bis zum Jahr 1834. In dieſem Jahre , ſo wie im J. 1836 wurden 2 Dampf boote von 28 und 42 Pferdekraft für die Reiſe von Aſtrachan nad Niſhneinowgorod gebaut, und machten die Reiſe im Sommer, im Win ter dagegen mußten fie meiſt liegen bleiben. Auch dieſe Schiffe nodig hatten den Fehler , daß ſie zu ſchwach waren , und nicht mit ſtarken Ladungen gegen die Strömung fahren fonnten, zudem gingen fie gleich : falls zu tief, und rannten daher oft auf. Erſt im J. 1842 wurde ein Dampfer nach amerikaniſchem Muſter gebaut , und dieſer legte meiſt den Weg in 10 Tagen zurüd mit Einſchluß aller Aufenthaltszeit an den !

verſchiedenen Städten. Seit dieſer Zeit hat fich eine Geſellſchaft in

Perm gebildet , welche bei ihrer Unternehmung hauptſächlich auch den ſibiriſchen Handel und deſſen Verbindung mit Niſhneinowgorod und Aſtrachan im Auge hatte. So wird jeßt die Wolga und Kama von einer ziemlichen Anzahl Dampfboote befahren , die fich mit jedem Jahr zu mehren verſpricht.

Die Bergleute von Hayas . (Fortſeßung.)

un ter dem Kaiſer Aurelian hier das Leben verlor, hat dem hü bichen Ort ihren Namen berlieben. In dem Augenblid ihres Jo bed erſchienen zwei von göttlicher Schönheit ſtrahlende Engel,

die vom Himmel herabflogen und die Stirne der Märtyrerin mit zwei Kronen zierten, nämlich mit der des Märtyrthums und der Der Jungfrauſchaſt. Von Vienne bis Condrieurfind die Ufer reizend und

äußerſt fruchtbar, die herrlichſten Weinberge wechſeln mit den fetteſten Wieſen und Triften unaufhörlich ab ; Flüſſe und Bäche nimmt die Rhone in ſo großer Menge auf, daß fie filbernen Franſen auf grünem Grund ähnlich ſehen . Die Drtſchaften an Denen man vorüberkömmt, wie Ampuis , Chonas 2c. , haben ein freundliches, lachendes Anſehen . Eine Gängebrüde vereinigt die Stadt Gondrieur mit dem gegenüberliegenden Fleden Roches.

Auf der Höhe, welche die Stadt beherrſcht, fteht man die Ruis nen eines Schloffeß , welche Forez, Erzbiſchof von Lyon, im Jahre 1199 erbauen ließ .

Der vortreffliche füße Wein, der um

Condrieur wädydt, iſt als Deſertwein in Frankreich fehr beliebt und dem Ungarmein ähnlidh ; der Kaiſer Probus war ein fo großer Liebhaber desſelben , daß er fich ihn ſogar nad Dalmas

In der Zwiſchenzeit, welche bis zum Augenblick verfloß , wo nad den Befehlen des Fuentes man uns unſere Pferde wieder zuführte, beob

achtete dieſer, fich in ſeine reiche Kleidung werfend, die er abgelegt um ſeine Rolle zu ſpielen, ein Schweigen, das ich nicht unterbrechen wollte. Shon hatte ich den Fuß in den Bügel geſeßt, als ein Greis fidh mir nahte ; ich hatte Mühe in einer Kleidung, welche an Reichthum der des Fuentes nicht nachftand, den alten Bergmann zu erkennen , den ich nadt an dem Altare hatte knieen ſehen .

Ihr werdet mir vergeben, Euch nicht Wort gehalten zu haben, ſagte er, aber meine Pflicht hielt midi länger zurüd als ich dachte; ihr müßt das Sprengen der Mine vor faum einer halben Stunde gehört haben. Ja, in der That, ſagte ich; auch hat man mir eine ſehr traurige Geſchichte erzählt! .... Der Junge hat wohlgethan , erwiderte der Alte , fich ftolz aufrichs tend ; 3hr fönnt ex ſagen in Eurem Lande, daß die Bergleute ein apar tes Geldlecht find und den Tod der Entehrung vorzuziehen rriffen. Io hatte die Goldſucher des Staated Sonora geſehen und das Großartige ihrer Gerichtszüge bewundert , denn in der Wüſte nimmt Alles gewaltigere Verhältniſſe an ; aber im Schooß der Städte büßte das Gepräge des Bergmanno in meinen Augen viel von ſeinem Zauber ein. Der phantaſtiſche unftáte Charakter des Fuentes , die Gewiſſenloſigkeit des Planillas hatten meine Anfidt beſtimmt. Die Erzählung , welde

1

544 ich ſo eben gehört , ergänzte zumal meine Erfenntniß einer beſondern

Fuentes hatte Recht ſich ſeiner zweiten Negung nicht zu rühmen ;

Kafte, und bewieš mir, daß der Bergmann nicht gänzlich entartet ſen ; die Laſter des planillas , Fuentes Verirrungen verſchwanden wie die Schatten eines Gemäldes vor der ſtrengen Geſtalt des floiſchen Greiſes, der zum Abſchied ſo ftolze Worte zu mir geſprochen hatte, und icy ver: gaß Dſorio , um mich nur an Felipe zu erinnern. 3d glaubte , daß der Augenblick endlid gefommen ſey , um von

was dieſe verachtende Oleichgültigfeit gegen ein Menſchenleben betrifft, ſo hatte ich zu viele Beiſpiele in Merico geſehen, um mich noch darüber

Anblid dieſes Denkmals einer barbariſchen Rechtopflege rief mir eine Un:

Fuentes Abſchied zu nehmen , dem ich um ſo mehr grollte als mir die

wahrſcheinlichkeit in der Erzählung des Bergmanns ing Gedächtniß zurüd.

.

.

Gigenliebe gebot , es ihm zu verbergen. Wie denn, ſagte er, geht Ihr nicht nach der Stadt ? Ich gehe auch dahin und ſo hoffe ich wird es auch angenehm reyn baß ich Euch begleite. Wir brachen auf. Die Sonne ging nieder und es war zweifelhaft, ob wir Guanajuato noch vor Ginbruch der Nacht erreichen würden. Unterweges hörte Deſiderio nicht auf, mich von der Trefflichkeit ſeines Gewerbes und den Thaten und dem Leben der Bergleute zu unterhalten, aber dießmal beobachtete ich ein hartnädigos Schweigen, indem ich den

zu verwundern. Ich kam traurig nach Guanajuato, fteto in Geſellſchaft von Fuentes , der nicht ermangelte mich wieder unter dem Vordadi an: halten zu laſſen, wo die Band des Kirchenräubers ausgeſtellt war. Der Wenn ich recht verſtanden habe , ſagte ich ihm , ſo find von den

dreien , welche dem Zweifampfe zwiſchen Oſorio und dem jungen Berg manne beiwohnten , zwei geſtorben ohne etwas darüber zu entdeden , und der dritte hat fich geflüchtet. Wie konntet alſo Ihr Ginzelheiten ſo genau fennen , welche niemand zu erzählen wußte ?

Auf ſehr einfache Weiſe, erwiderte Fuentes , id hatte vergeſſen ,

wartet zu haben. Von wem redet Ihr ?

Eudy zu ſagen , daß ich ſelber es bin, der Oſorio getödtet hat ; id war auch Zeuge des nächtlichen Auftrittes am Rio Atotonilco. Glaubt deß halb nicht, Señor , daß ich ein herzloſer Raufbold bin, wie dieſer Don Tomas , der mit allem Recht Verduzco zubenannt wird. Ich habe zwar in meinem Leben mehr als einen Dolchſtoß ausgetheilt, aber in Merico muß man fich ein wenig ſelber Recht zu verſchaffen wiſſen . Wart Ihr nicht ſelber heute im Falle einen Menſchen tödten zu wollen ? Und könnt Ihr ſagen, ob nicht ein ſolcher Augenblic wiederkehre, wenn Ihr

Gi zum Henfer ! von dem armen Planillas. Faſt zu ſelber Zeit hatte Fuentes ſein Pferd in Galopp geſeßt und obgleich die Gelegenheit

fdießen wolltet ?

Låſtigen verwünſchte, den ich nicht los werden konnte. Plößlich hielt Fuentes inne und ſchlug fich vor die Stirne. Voto al Demonio ! rief er. In den zwei Stunden , wo ich ihn

vergeſſen hatte , kann der arme Teufel geſtorben ſenn , ohne mich abges

Euch jemals dem gegenüber befindet, den Ihr dieſen Morgen nieders

einzig günſtig war, um ſeiner Geſellſchaft zu entgehen , ließ mich doch

Ich erbebte bei dieſer barſchen Anrede, die mir deutlich die Gefahr

die Neugier in derſelben Schnelligkeit ihm folgen . Als wir nicht ferne von dem Drte angelangt waren, wo wir Planillas auf der Leiche ſeines ſo ſehr beflagten Maulthieres fißend fanden, hielt Deſiderio an mit einer Gebärde des Erſtaunend. 3d hatte ihn bald eingeholt . Aber ich ſehe Niemanden , ſagte ich.

zurüdrief , der ich mich ausſeßte , wenn ich länger zu Guanajuato ver: weilte. Der Mann , gegen den ich dieſen Tag noch eine Todesdrohung .

Auch ich nicht, und das iſt's was mich überraſcht. Uebrigens wird

ausgeſprochen hatte , war, wie ich nicht zweifeln fonnte, der furchtbare Meuchelmörder des Don Jaime. Man wird leicht begreifen , daß ich nicht ohne Vergnügen mich an der Thüre meines Gaſthauſes fand. Hier ſend Ihr alſo abgeſtiegen , ſagte Fuentes , mir die Hand

er es müde geworden ſeyn mich zu erwarten ; es iſt nicht recht von ihm,

drücend ; ich bin ſehr froh , es zu wiſſen ; ich werde Euch morgen

und ein andermal werde ich ihm nicht mehr glauben. Indeß iſt es mehr als wahrſdheinlich, daß ihn irgendein barmherziger Vorübergehender fort geſchafft hat, denn er hatte treffliche Gründe mich hier bis zum jüngſten

abholen, und wir können alsdann einen ganz vergnügten Tag hinbringen. Es ſeyy, ſagte ich, auf Morgen alſo. Wir trennten uns , und ich fehrte in das Gaſthaus zurüd. Mein Diener Cecilio erwartete mich

Gerichte zu erwarten.

mit eben ſo viel Ungeduld als Neugier.

Was iſt ihm denn eigentlich begegnet ? Seht , antwortete Fuentes , indem er mir einige Schritte von uns den blutbefledten Boden zeigte, und noch weiter das todte Maulthier, auf dem die Geyer ihre Mahlzeit bereiteten. Der Bergmann ſeßte hinzu, daß, nachdem er mich verlaſſen, er hierher zurückgefehrt ſey um fich über

gewaltſam mit einzelnen Zügen meines Lebens vertraut worden , aber ſelten noch mir nachgefolgt in dem Labyrinth der unangenehmſten Zu: fälle. Jo unterbrach ſeine Fragen , indem ich ihm den Befehl gab,

.

Schon ſeit langem war er

gewiſſe Zweifel aufzuflären , die ihm die wohlbefannte Ehrenhaftigkeit

unſere Pferde um Mitternacht zu ſatteln , denn ich war ſehr froh dem Fuentes und beſonders den Nachfiellungen des Don Tomas zu entgehen. Forian, ſagte ich ihm, werden wir nur des Nachts reiſen ; es iſt

Planillas eingeflüßt hatte. Da er an dem Orte , wo er ihn verlaſſen,

beſſer für die Geſundheit.

weder ihn noch das Maulthier traf, das er ſo zärtlich beweinte, ſo war er den Spuren gefolgt und an dem Ort angelangt, wo wir uns befan: den, und hatte den armen Florencio in ſeinem Blute gebadet getroffen. Or pernahm alsdann die volle Wahrheit aus dem Munde des Sterben

den ; das Maulthier welches Florencio und ſein Gefährte nach dieſem Orte ſchleppten, war wirflich in der Hacienda de Platas draufgegangen ; aber Florencio hatte es bis auf dieſen Tag nicht geſehen, und der Beweg

grund ſeiner zärtlichen Sorge war, weil in ſeinen Seiten das Ergebniß eines betrådhtlichen Diebſtahls von Silberbarren verborgen lag, die Pla :

( Schluß forgt.)

Handel zwiſchen den Vereinigten Staaten und C as nada. Es iſt merkwürdig , mit welcher unwandelbaren Conſequenz die Amerifaner ihr Ziel fich über ganz Nordamerifa auszubreiten verfolgen. Unſere Leſer erinnern ſich wohl des engliſchen Plano , Canada in der Korneinfuhr zu bevorzugen und dadurch einen großen Theil des Han dels der weſtlichen Staaten über Canada zu leiten. Die Amerifaner

antworteten hierauf mit der thätigſten Beförderung aller Communi

nillas dort verſtedt hatte, um der gewöhnlichen Nachſuchung des Beam ten zu entgehen. Die Lift war gelungen ; indeß im Augenblid als die beiden Mitíduldigen ihren Raub theilen wollten, nachdem ſie das Maul thier noch weiter fortgeſdhleppt, geriethen fie in Streit und das Ende

cationsmittel zwiſchen dem Weſten und Dſten ihres Landes , und jeßt, wo die Aufhebung des Korngeſeßer die Canadier eines Vorzuge auf dem engliſchen Markte beraubt hat , bieten fie ihnen auf einmal völlig freie Ginfuhr aller ihrer Stapelwaaren , Holz , Getreide , Haute , Grz

des Handgemenges war, daß Planillas fich ſeines Antheils beraubt ſah,

u. ſ. w. an, vorausgeſeßt, daß die Canadier ihnen dasſelbe bewilligen.

und überdieß zwei Meſſerſtiche erhielt , die ihn dem Tode zuführten. Ihr errathet das Uebrige, fuhr Fuentes fort; ich konnte mich nicht

enthalten ſeinem traurigen Zuſtand alles Mitleid eines gerührten Herzens zuzuwenden, und ging hinweg, indem id ihm Hülfe zu ſenden verſprach ;

Dazu find legtere ſo zu ſagen genöthigt , ba fie auf dem engliſchen Marfi fein Vorrecht mehr befißen und bald dürfte die Aufrechthaltung einer Zollinie an den Seen faft überflüſſig werden , ein ungeheurer Gewinn für die Amerifaner. Dann wäre aber auch Canada ſo gut,

dann aber, ich weiß nicht wie es geſchah, dachte ich gar niat mehr an dieſen armen Planillas.

wie mit den Vereinigten Staaten verbunden dieſer Beftrebungen.

Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. – Verantwortlicher Redacteur Dr. Eb. Wibenmann.

das leßte ziel aller

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. nከ .

137.

8 Junius 1848.

Ueber den Mokeló, ein unbekanntes Raubthier Cen

ich bemerken, Daß fich in München von dem bald zu erwähnens

tralafrika's.

welches allerdings dem erachſenen Shiere weber an Größe, noch an Form gleidt. Da ich mich ſeit mehrern Jahren ſpeciell mit

den wilden Hunde Afrika’s ein ganz junge Eremplar befindet, In den Erzählungen eines jungen Eingebornen aus Lu male, einer Provinz Centralafrifa 8 , mitgetheilt durch Dr. Tutichef, finde ich mehrmals eines Thiereß unter dem Namen Mofeló ge dacht, bas . Den geneigten Leſern gewiß um ſo mehr auffallen

Der Zoologie Afrifa's beſchäftigt, ſo erſchien mir bie Aufgabe ſehr lodend und lohnend, die Weſenheit des Mofeló etwas näher zu beleuchten .

wird , als fich eine ſpätere Erzählung Dgalo's gerade mit dieſem Geſchöpfe befaßt . Indem ich vorausſebe, daß der Leſer den

Aus Dgalo '& ſehr mangelhaften Daten geht bervor, daß wir ein Raubthier und zwar von enormer Größe vor uns haben ,

Berichten über ein bis in unſere Tage noch ganz unbefanntes

von einer Größe, welche die des Löwen wo nicht übertrifft, doch

Lano mit vielem Intereſſe gefolgt ſeyn wird, nehme ich ſeine

gewiß erreicht.

gütige Aufmerkjambeit auch für einen zoologiſchen Gegenſtand in Anſpruch, der mit eine Rolle ſpielt in der poetiſchen An ſpruchsloſigkeit des erzählenden Negers Dgalo. Dieſer beſchreibt

Tiger und Mofeló erſebe ich auc , daß der leßtere feine Rape

den Moteló folgendermaßen : „ Er iſt ein Raubthier , welches die Rehe ( Antilopen ) und

und Tiger (Panther) verfolgt unb frißt, außerordentlich ſchnell läuft und die Größe eines fleinen (vielleicht ſchottiſchen ) Pferbes erreicht; die Schnauze iſt ſehr dick und ſtark, faſt wie bei einer Bull dogge, von ſchwarzer Farbe ; das Gebiß grimmig und ſchneeweiß mit vorſtehenden Ecfzähnen .

Die Farbe des Leibes iſt Dunfels

braun mit ftruppigen kurzen Haaren , der Sdweif kurz und fahl (vielleicht wie beim Windbund) . Seine Fährte iſt die Des Löwen , jedoch breiter mit mehr auseinanderſtehenden Zehenglies

Dern . Der Aufenthalt dieſes grimmigen Thieres iſt die Wüſte, wo er fich des Tages über verborgen hält , in der Nacht aber ſein Lager verläßt und weit jagend herumſchwärmt, um ſeine Nahrung, die in allen Shieren zu beſtehen ſcheint, zu erwürgen ;

deßwegen wird er von den Yumales der Wüſtenhirte genannt. Obwohl er ſo ſtark und fühn iſt, daß der Panther, wo ſich der

Aus einem mir mitgetheilten Mährchen vom

iſt, denn er fann den auf einen Baum entflobenen Tiger nicht

verfolgen, alſo nicht klettern - die genaue Befanntſchaft Dgalo's mit dem Löwen (ima m'rsal) bürgt außerdem dafür , daß der

Löwe nicht der Mokeló iſt. Wenn ſich aber der Tiger (Panther) dem Mofeló gegenüber ein kleines Thierlein nennt, ſo gibt dieß gewiß einen Begriff von der erſtaunlichen Größe des fragliden Geſchöpfes , welche auch von Dgalo ſtandhaft behauptet wird. Der erſte Zweifel, der in mir bei Leſung der Berichte aus Tumale hierüber aufſtieg , war natürlich der, wie ein ſo großes, allem Anſcheine nach in dieſen Provinzen häufiges Raubthier Der Beobachtung von Naturforidhern entgangen ſeyn ſollte, die, wie z. B. Rüppell, rings uin die Gränzen Tumales gekommen ind. Alein die Vergleichung ſämmtlicher bisher befannt gewors denen Raubthiere Afrika's wird es dem Leſer doch zweifellos machen , daß der Mofeló wirklich ein dem Zoologen noch unbe

fanntes Säugethier ſeyn muß. Da durch das Unvermögen zu klettern (ein Beweis von ſtumpfen , weil nicht zurückziehbaren Krallen) und durch das meite 3agen Desſe! ben bei Vergleichung

Mokeló zeigt, entflieht und im Falle des Erreichens von dieſem

des Mofeló ohne Zweifel Das Kabengeſchlecht ausgeſchloſſen bleibt,

zerriſſen wird, ſo zeigt er doch gegen Menſchen weniger Muth , ba er vor ihnen entflieht und bei ſtarker Verfolgung ſeine Loſung fallen läßt , welche, wie Dgalo mit verſtändiger Beobachtung bes merkt, weiß iſt, weil der Mofeló Knochen frißt. Dhne Zweifel mag aber doch mandher Umale in Mofelós Magen wandern , da

ſo ſind demnächſt nur drei Gattungen von Raubthieren vorhan Den , zu denen er möglicherweiſe gehören könnte : Der Erdwolf,

in der Erzählung „ Tomiong“ der Waldesfürſt den Mofeló frägt, ob er den Tomiong verſchlungen habe. Im allgemeinen wird

Levaillant bereits beachtet, aber erſt durch de Lalande der wiſſens ſchaftlichen Welt befannt gemacht wurde. Er hat die Größe

fich wohl fein Raubthier am Menſchen vergreifen , ſo lange es

eines Fuchſes, iſt aber hinten niederer wie Die Hyänen , lebt in unterirdiſchen Höhlen und beſigt Färbung und Rüdenfamm ganz

noch andre Nahrung in ausreichendem Maße findet." -- Dieß iſt Dgalo's einfache Beſchreibung.

Unter allen außgebälgten Säugethieren der Staatsſamm lung in der Münchner Afademie erfannte Dgalo keines für den

Proteles

Die Hyäne, Hyaena

der Hund, Canis.

I. Der Erdwolf, Proteles Lalandii Isid . Geoffroy, iſt ein Thier, welches im Norden der Capcolonie von Sparrmann und

wie die geſtreifte Hyäne. Sein Gebiß iſt eigentlich nicht reißend, da auch den erwachſenen Thieren der große zacige Reißzahn fehlt, doch hat er ſtarke Eckzähne. Nach Verreaur' Beobachtun

Mofeló ſeiner Heimath , eben ſo wenig glich demſelben irgend

gen nährt er ſich hauptſächlich von Fettſteißen und Talgſchwän

eine von ſämmtlichen ihm vorgelegten Abbildungen. Jedoch muß

zeu der afrikaniſchen Schaafe. Iſt alſo der Mofeló nicht.

546 II. Die Kranen ftimmen ihrem Charafter nach alle zieme lich überein . Sie find feig, jagen nicht und werden von Löwen, Panthern und Hofhunden zerriſſen, geſchweige denn, daß fie

liche Villas und moderne Luftſchlöſſer, welche die Hand des Sdos pfere in die Gebirge von Lyon, Forez und den Alpen vom Monts

kömmt dieſe Art ſo weit ſüblich, als Tumale liegt, in Afrika

Blanc bis zum Mont- Denis eingefaßt hat. Ein kleines beſcheis deneß Dörfchen , das ehemals Epaone hieß , ießt aber Saint Romain d'Albon genannt wird, liegt am Fuß der Ruinen des Schloſſes Albon. Zu Epaone wurde 517 ein Concilium gehals ten , dem 25 Biſchöfe unter dem Vorfiß des heiligen Avit beis wohnten, die 40 Canone feſtſeften . In einer geringen Entfernung von Albon liegen die Ruinen des durch die Legende und Geſchichte berühmten Schloſſe8 Mautaillee. Hieber verlegt die Volfaſage

kaum mehr vor.

die Reſidenz des berüchtigten Weibermörders Blaubart, und noch

jenen etwas anhaben könnten .

a. Die geſtreifte Hyäne, H. striata Cuv. von der Größe eines Fleiſcherhundeß, iſt bekannt genug .

Sie erreicht die Größe

eines Mokeló bei weitem nicht, ſelten die einer Dogge. Sie jagt nicht, ſondern ſchleicht feig herum, frißt Aas und gräbt Leichen aus .

In ihrer Heimath fürchtet fie Niemand; übrigens

B. Die gefledte Hyäne, Hyaena crocuta Schreb. wird

allerdings ein ziemliches größer, jedoch nicht ſo groß als ein Neufundlandsdog, iſt durch ganz Mittel- und Südafrika verbreitet ; auch fte nährt fich mehr von Aaß als von lebendigem Raube, läuft nicht ſchnell und ſchleicht traurig bei Nacht herum. Ihre Furchtbarkeit iſt wie die aller Hyänen lächerlich übertries ben worden. Uebrigens ift fte dem Dgalo unter ihrem Landesnamen ſehr gut bekannt und, wie er verſichert, vom Mofeló weit verſchieben .

zeigt man den Reiſenden die Stelle, wo fich das furchtbare Mord gemach befand, und einen mit Blut beflecten Stein, auf den das goldne Schlüſſelchen fiel und einen unauslöſchbaren Blutflecken erhielt, eben ſo der Drt, wo der Wüthrich durch die beiden Brüs der ſeiner ftebenten Frau getöbtet wurde. In dem Schloß von Mautailles wurde Bofon , Graf von Bienne , erſter Miniſter Carl des Kahlen, zum König von Burgund unb Arles, durch eine

Verſammlung der Oroßen des Landes , bei der fich 6 Erzbiſchöfe unb 17 Biſchöfe eingefunden hatten, erwählt.

Den 15 Dctober

y. Dav. Bruce entdeckte in Abyſſinien eine Abart, wie er

879 zu Vienne vom Grzbiſchof Otran gefrönt, gründete er das

fagt, dieſer Hyäne, welche er enorm groß macht, 6 lang, 4

zweite burgundiſche Reich, welches die Dauphiné, das Gebiet

boch, was allerdings ſo ziemlich die Größe des Mofeló wäre ;

von Lyon, die Franche Comté, einen Theil von Der Provence, Savoyen und la Breſſe in fich von Narbonne bis zum Genfer- See erſtredte. die Ruinen des Schloſſeo von Mautailles das

nach Bruce dleppe fte Pferde, Maulefel und Menſchen weg.

Dieſe große abyſfiniſche Hyäne deß Sir Bruce, welche ich viels leicht für den Mofeló anſprechen könnte, hat aber feiner von den Reiſenden der legten Decennien, welche Kabefch nach alen Richtungen durchſtreiften, jemals wieder geſehen oder auch nur von ihr gehört.

d. Die zottige Hyäne, Hyaena brunnea Thunbg. findet ſich nur an den Küſten Afrika's, und heißt daſelbſt Strandwolf, namentlich am Senegal. Sie iſt einfach braun und zottig, etwa von der Größe eines Wolfes ; da fte fich ſelten von der Küſte ents

fernt, fich hauptſächlid) von Fiſchen und Krebſen nährt, ſo iſt Außerdem ſieht man

an den Mokeló bei ihr nicht zu denken . fte im Binnenlande nie. ( Schlus folgt.)

Die Khonereiſe von Lyon bis an das Meer.

und der Luftort aller Herereien, Zauberer, Geſpenſter und so bolbe der ganzen Umgegend, die Jahrhunderte ihr teufliſches Weſen hier treiben . Webe dem armen Bauer, der ſich in einer

Sonnabendracht bieber verirrt, fürchterliche unglaubliche Dinge bekömmt er hier zu ſehen und zu hören , Dinge aus der andern

Welt, die dem nahen Lob vorangeben und ihn vorherſagen. Jeden Samstag um Mitternacht vernimmt man ſchon in einer weiten Entfernung einen ſchredlichen Lärmen und freiſchende Weiberſtimmen und Stiergebrüll; e8 find die Beren, die auf dieſem franzöſiſchen Blodeberg Den Sabbath mit ihrem Diabolis

idhen Liebhaber feiern, und die Runde auf dem Berg tanzen . Aber jede andere Nacht um die dritte Stunde hört man, wenn man ein aufmerkſames Dhr leiht, eine ſanfte Stimme, die da ſdhluchzend ſpricht:

( Fortſeßung . )

An den Fleden Chavanay, Serriere

Languedoc und faßte, und fich Noch jeßt find Hauptquartier

und andern unbes

deutenden Drten vorüberſchiffend, fömmt man zu dem hüb. ſden Dörfchen Anbancette, das auf den Ruinen einer altrömis ſchen Stadt erbaut iſt, die in der Geſchichte unter dem Namen Figlinae bekannt war ; nach den noch vorhandenen Ruinen muß

fte ſehr bedeutend geweſen ſeyn . Hier hat man eine große Menge galliſcher und celtiſcher Münzen gefunden. Einige Stunden das

Schweſter Unnchen, ſiehſt du noch nichts ? Nichts als das grüne Gras und Sonnenſtaub. Schweſter Annden, ſiehſt du noch immer nichts kommen ? Nichte ale grünes Oras und Sonnenſtaub. Schweſter Annchen , noch nichts ? Ich ſehe zwiſchen dem Sonnenſtaub zwei nadte Schwerter blißen ,

Und höre auf dem grünen Gras das Getrappel zwei gallopiren der Pferde .

von ſteht der Albongthurm , der noch allein mitten unter den Irümmern der alten Veſte ſein Haupt von dem im Mittelalter

nach einander die Banner der Herzoge von Burgund , der von Savoien und der Grafen von der Provence wehten, ſtolz empore hebt. Die Dauphins von Frankreich führten alle den Titel eines

Grafen von Albon. Von dem Albonsthurm hat man eine herrliche Ausſicht auf ein weites Panorama , das fich zu den Füßen des bewundernden Reiſenden audbebut. Gegen Norben liegt die außerordentlich fruchtbare Ebene de la Valloire, das Val-d'or,

Goldthal ( vallis aurea) genannt, das alte Flußbett der 3ſere.

Gegen Süden erblict man das anmuthige Thal von Bancel, pod bunter Blumenwieſen . Gleich einem breiten blauen Band umwinbet gegen Abend bie Rhone die fruchtbaren Felder, berr-

Adancette gegenüber , auf dem rechten Rhoneufer liegt das pittoreske Gebirg Chatelet, und am Fuß desſelben , in der Nähe fruchtbarer Thäler der wohlhabende Drt Andance , der im Mittel alter wohl befeſtigt war, aber in den Religionskriegen hart mits genommen wurde. Damals ftanden 3 ſteinerne Kreuze an der · Stelle der 3 ſchwarzen hölzernen , die jeßt noch den Gipfel des Hügels, an dem es liegt, frönen. Die wüthenden Soldaten des Baron von Adrets warfen , über den Tod ihres Herrn , den ein junges Mädchen von 16 Jahren herbeigeführt, zornentbrannt bie ſteinernen Kreuze um . Die Kirche des Drts und alle Häuſer der fliebenden Bewohner , die gleich mit den Thieren von der Soldateefa gebeßt wurden, ftanden in Flammen . Nur noch eine

547

Jungfrau burch ihr gränzenloſes Vertrauen in Gott, vou Muth und Ergebung, betete Inienb und weinend mit gefalteten Hans

ben vor dem Kreuz des Erlöſere, unb bat um Rettung gegen Feuer und Schwert und Befreiung aus den Händen der Teufel in Menſchengeſtalt. Das Mädchen war ſo ſchön, daß man fte für einen vom Himmel herabgeſtiegenen Engel hätte halten kön Der wilde Hugenotte gewahrte fte, und ſchrie: „mir das Mäbchen, bad ba betet und weint." Zurück, frecher Wüthrich ,

nen .

rief fte, ließ einen Dolch blinken, und zeigte ihm den nahen Abgrund. Der Solbat ließ fich nicht abſchreden, der Dolch glitt an ſeinem Panzer ab, wie der Arm der Jungfrau an ſeinem eiſernen Handſchuh, und ſte ſprach, an den äußerſten Rand des Felſen fliehend: „wirſt du mir auch bis hieher folgen ?" Bis in

zur Zeit der römiſchen Herrſchaft befannt. Carl Martel gab Die Stadt und ihr Schloß einem feiner Feldherren, um deſſen Dienfte zu belohnen ; vergeblich widerſefte fich die hieburch wüthenb gewordene Geiſtlichkeit dieſer Schenkung . Lange nach . her gelang es doch dem Erzbiſchof Amula von lyon durch Bits ten und Drohungen , dieſe Befigung vom Kaiſer Lothar wieder

zu erhalten. A18 er dag deßhalb ausgefertigte Document dem Hrn. von Tournon , ben es ſeiner Herrſchaft berauben ſollte, vorzeigte, verſeßte dieſer: „Es fehlt noch eine Unterſchrift !" „ Welche ?"

fragte Amula. - „„ Bei Gott, die meine Schwertel," antwortete der ftolze Ritter und wies ohne weiteres das dargereichte Per

gament zurüd. Vergeblich drohte ihm der Erzbiſchof mit dem ganzen Zorn des Himmels und der Kirche. Dieſer Widerſtand

Wohlan, fo fomm, ich er

Des Hrn . von Tournon war die Urſache von fürchterlichen Krie

warte dich. Der rauhe Krieger wirft ſich mit entflammtem Auge

gen , die bis zur Zeit Carl des Einfältigen wütheten . Die Brüde bei Tournon war die erſte Drathbrücke, die man in Frankreich erbaute, fte wurde den 25 Auguſt 1825 dem

den Job um dich lebendig zu haben.

auf fte, aber diesmal ſtößt ihn die Jungfrau nicht von fich, fie umfaßt ihn im Gegentheil mit aller Kraft ihrer Arme und ſtürzt fich, ihn umflammernd , mit ihm in den Abgrund. Balb

Verkehr übergeben . Das am Abhang des Hügel der Eremitage genüberliegende

darauf ſah man mitten im Strom zwei Körper fich im Wirbel drehen. Eine himmliſche Stimme rief: Jeſus Maria ! und eine

Tain iſt das Tegna der Römer. Bei dem Umgraben der Weins

hölliſche: Seufel ! berflucht! Balb darauf ſpülte Das Waſſer zwei

berge hat man viele römiſche Grundmauern, Moſaifarbeiten,

Leichen an dem Fuß des Hügelé aus, aber nur eine war blu tig und zerſchmettert, es war die deß wilden Soldaten . Noch

Medaillen , Vaſen und viele andere Gegenſtände, zum Theil von hohem Werth gefunden : Das merkwürdigſte war aber ein Altar,

etwas höher als die drei Kreuze bilden mehrere ſpißige Felſen

der bei dem berühmten Dpferfeſte, das im Jahre 184 zu Ehren Der Göttin Cybele gefeiert wurde, gebient hat, wie aus einer

die Form einer Königafrone ; ſeit undenklichen Zeiten nennt man dieſe Stelle die Krone Chlodwigs .

Ein wenig nördlich vom Chatelet befindet ſich ein ſehr hübs

Inſchrift desſelben deutlich hervorgeht. Das Feſt dauerte drei Tage und hatte audh zum Zweck das Gedeihen der Colonie

ſches Dörfchen, Champagne genannt, mit einer merkwürdigen Kirche, die aus dem Marmor eines römiſchen Tempels erbaut

Auf dem Hügel von Tain iſt es, wo der Gremitagewein , der

wurde, und eine getreue Copie der Kathedrale Notre- Dame zu Paris iſt, nur daß ihr beren beide Thürme fehlen . Auch

köſtlichſte Frankreichs, gezogen wird. Ein zum Einſtebler ge worbener frommer Ritter pflanzte die erſten Reben hier an ,

knüpft fich eine ſeltſame Legende, die beſagt, daß ein frommer

Daher der Name des Weins.

Eremit ähnlichen Verſuchungen, wie die des heiligen Antonius , außgefeßt, die Dämonen zwang dieſe Kirche aus den Ruinen eines heidniſchen Tempels ganz nach dem Muſter der Hauptfirche. zu Pariß in ein paar Stunden zu erbauen. Andance verlaſſenb. kömmt man an Saint - Vallier mit ſeinem alten Schloß, dem

von Lyon und das Wohl des Kaiſer Commodus zu erflehen.

(Fortſeßung folgt.)

Die Niederlaſſung, am Ud. ( Ruſfiſches Journal des Miniſt. des Innern . Mai 1846.)

s

platten. Königsberg und dem Berg Ventour vorüber. Saints Valier iſt eine ſehr alte Stadt und liegt am Eingang des Lhas les Galaure, da wo der Fluß dieſes Namens fich in die Rhone

Das weſtliche Ufer des ochotsliſden Meeres fönnte man völlig öde

nennen, läge nicht unter dem .550 N. B. eine unbedeutende Anſiedlung, die einſt den flolzen Namen der Veſte am ud ( udskoi ostrog) führte. Auf den erſten Anblic ſcheint es höchft ſeltſam , wie hier Ruſſen fich nies

ergießt, und auf der Stelle, wo das alte Ufoli ſtand. Ueber

derlaſſen konnten, denn in der Nichtung nach Jakutsk hin liegt in einer

der Þauptthüre der Kirche von Saint - Vallier liegt man die

Entfernung von 1100 Werften nur ein einziger ruffiſder Ort , Amgio, das Ufer des Meereg aber bis zum Hafen von Ochotsk hinab iſt völlig öde. Die zweite Hälfte des 16ten Jahrhunderts und das 17te war

W orte : „ Durch das Reperthum 1583 zerſtört, wurde fle 1786

wieder hergeſtellt. Bei dem alten gothiſchen Schloß find präch tige Gärten , die der berühmte Lenotre angelegt hat. Die Um gebungen von Saint- Vallier find reizend, reiche und fruchtbare

die große Eroberungszeit der Roſaken , und in dieſe Zeit fällt die An :

fiedlung am ud , welche der Sammelort für die Tributzahlung der benachbarten Tungufen wurde, aber nur aus wenigen Häuſern beſtand.

Felber wechſeln mit grünen Auen, weinreichen Hügeln, Baum ftüde mit Pfirfidhs und Aprifoſenbäumen befeßt, ab. Die Stadt

Kaiſer Paul glaubte die öſtlichen Geftade -Aftens fichern zu müſſen und*

iſt der Geburtsort der ſchönen Nebenbuhlerin der Katharina von

ſdicte ein Bataillon Truppen hin , aber im J. 1809 , als man in Europa um Truppen verlegen war , wurden ſie wieder herausgezogen ;

Medicis, der berühmten Diana von Poitiers , Tochter Des Johann von Poitiers, Herr von Saint-Vallier, die ſchon in ihrem achten

Hütten und fieben ſteuerzahlenden Bauern. Die hölzerne Kirche ſteht

.

Jahr für ein Wunder der Schönheit galt. 3ept fommen wir in die Nähe der berühmten Gremitage ,

!

damit verſiel der Ort wieder , und beſteht jeßt nur aus fünf elenden leer und fält in Trümmer.

Tournon bilden ; die auf der andern Seite des Flufſeß liegende,

Das umliegende Land iſt indeß nicht arm, und man kann das Klima, da das Land im Weſten und Norden durch hohe Gebirge geſchüßt ifta nicht beſonders rauh , nennen. Die Lage iſt bergig, die Thäler find voll Sumpf und Walder, dennoch ließe fiohr Heu genug gewinnen und vieh zucht treiben. Einige Verſuche mit dem Anbau des Bodens haben den Ortpartungen der Ginwohner nicht entſprochen , welche gewohnt find unmittelbar aus der Hand der Natur zu leben : Meer, Seen , Flüſſe

mit Reben bebedten Hügeln umgebene Stabt iſt Sain . Beide Drte find durch eine Brücke berbunden . Tournon war ſchon

angepflanzten Gemüſe fraßen die Mäuſe, und ſo mußte der Proviant für

welche den ſüßlichften der Rhoneweine , ben perlenben weißen

Cremitage liefert, den viele Weinkenner noch dem Tofaier vor ziehen , Bald darauf erblickt man einen ſchwarzen Felſen , um Den herum fich viele weiße Häuſer gruppiren, welche die Stadt

und Wälder liefern ihnen die Nahrung ohne ſonderliche Mühe ; die

548 die Truppen aus Jakutsk herbeigeſchafft werden , was ſehr theuer zu ftehen fam. An wilden Beeren , Heidelbeeren u. dgl. find die Wälder ungemein reidy; eben ſo benüßt man wildwachſende Arten von Grbſen, Kohl, Hopfen, Lauch u. ſ. w., ferner eine Menge Pilze. Die Jagd auf .

wilde Thiere iſt ſehr reichy , namentlich find die Zobel vortrefflich, fteto ,

von ſchwarzer glänzender Farbe ; übrigens finden ſich Füchſe, Eichhörn: dhen, Hermeline, Iltiſſe, Báren, Wölfe, Vielfreſſer, Ottern, Biber und Füchſe. Hie und da verirrt ſich auch ein Liger, hier „ Babr“ genannt, aus dem chineſiſchen Gebiet hieher. Früher wurden aus dieſem Lande 10,000 Zobelfelle und 8000 Moſchusjädchen ausgeführt , ießt nur noch

3hr alſo habt dort gewohnt ? dann könnt Ihr Euch rühmen, daß Ihr mich mehr als 200 Stunden zu machen veranlaßt habt. Ich habe 240 zurückgelegt, um Euch zu treffen , erwiderte ich, und ſo fend Ihr noch in der Schuld gegen mich. Der Bravo antwortete mir mit demſelben erzwungenen Lachen, das mich zum erſtenmale getäuſcht hatte. Ich ſuchte einen Fremden, mit dem ich etwas zu ſchaffen haben

ſollte, und ein Jrrthum , den ich bald erkannte, hatte allein mich zu Euch geführt ; allein ich kenne Euch jeßt, Herr Cavalier , und werde nicht mehr in ähnliches Mißverſtändniß verfallen. Ich brauche die Leute nur

Die benachbarten Stämme , namentlich die am Amurſtrome

einmal zu ſehen , und vergeſſe ihr Geficht niemals wieder , und gingen

wohnenden Gilafen tungufiſcher Abkunft, zahlten einſt Tribut, und nennen noch jeßt die Nufſen „Latſcha ,“ was ſo viel als Waldteufel bedeutet.

auch zwanzig Jahre darüber hin. Dieſe leßten Worte wurden auf eine Weiſe betont , die mir keinen

die Hälfte.

Zweifel über die drohende Bedeutung solchen Geſtändniſſes ließen. Ich

Die Bergleute von Rayas.

ſchwieg ſtill, aber der Bravo ſchien zu bereuen ſeinen Unmuth ſo ver rathen zu haben. Er fuhr mit dem Tone rauher Luſtigkeit fort, indem

(Schluß.)

unter Tages

er fich gegen die Wirthin wandte : Heda , Padrona , Ihr habt gewiß

ſchlafend , ſdmeichelte ich mir mit Recht alle Verfolgungen zu ver lidhen Herkommen zurüd, und als id in der Venta von Arroyo-Zarco

dieſem Cavalier, den ich beſonders hoch ſchäße, die beſten Biſſen vorgeſeßt ? Ich habe ganz gut zu Nacht gegeſſen , unterbrad, ich ihn , und kann mich nur der Bedienung rühmen , aber ich habe weiter feine

anlangte , war es Nadmittag und ich hatte die ganze Nacht zu San

Gßluft mehr.

Juan del Rio geſchlafen und war beinahe den ganzen Tag unterwegs geweſen. In dieſem leßten Theil meiner Meiſe, die ihrem Ende zuging, hatten fidy eine Mafie trauriger Erinnerungen in meinem Geiſt zurüd

Padrona , bringt uns eine Flaſche cataloniſdien Branntwein. 3d war

So einige Zeit des Nachts weiterziehend und

eiteln ; indeß ermuthigt durch den Erfolg fehrte ich zum gewöhn

gedrängt. In der Ebene , in der Venta , führte mir alles die Gegen wart des Don Jaime zurück. Indem ich an dieſes junge Leben dadite,

das ſo frühe ſchon gewaltſam entzweigeſchnitten worden, befand ich mich, faſt ohne es zu wiſſen an demſelben Orte , wo ich ihn ſo traurig an

ſeiner Feuerſtelle fißend getroffen hatte. Was war nun geblieben von

Nun ſo trinken wir auf unſer unerwartetes Zuſammentreffen ! ſehr verlegen , dieſe widerliche Ginladung zurüdzuweiſen , welche anzu: nehmen die Klugheit mir zur Pflicht machte, als eine {freundſchaftliche und ſehr unverhoffte Dazwiſchenkunft meinem Zaubern ein Ende machte.

Es war der Capitän oder vielmehr der Lieutenant Don Blas P ... , der ſeinerſeits vom Tiſche aufſtand und mich begrüßte. Ihr werdet uns , wie ich hoffe Geſellſchaft leiſten ,

Capitän ? ver:

ſo vielen Träumen voll Liebe und Glüd ? Eine Leiche auf hundert Stunden von da und vor meinen Augen einige umherliegende Feuer

feßie der Bravo. Der Lieutenant nahm es ohne Umſtände an , aber

brände, ein geſchwärzter Boden, kalte aſdye, welche der Wind der Ebene

durch ſeine Gegenwart ermuthigt, verweigerte ich förmlich die Einladung. Id bin müde, reßte ich hinzu, und gehe ſogleich auf meine Stube.

wegfegte , und fernhin verſtreute. Die Stunde des Abendeſſens war gefommen , ich ſuchte einige Zerſtreuung , wenn auch nicht an dem gemeinſamen Tiſde , ſo doch in dem Gemad , wo alle Reiſenden, und es war dieſen Tag eine große Anzahl da, ihre Mahlzeit einnahmen.

Es war wie vierzehn Tage früher eine Vereinigung aus allen Claſſen der mericaniſchen Geſellſchaft , aber idy hatte nicht wie damals einen Zweck zu verfolgen, und ſeşte mich in eine Exte, nadidem ich einen zer:

ſtreuten Blick umhergeworfen. Ich gab mid ſeit einigen Augenbliđen peinlichen Betradytungen über die oft ſo grauſame Vereinzelung hin, welche den Fremden in den Ländern , welche die ſpaniſche Nace bewohnt, trifft, als die durchdringende Stimme der Wirthin einen Namen mir ins Ohr rief , der mich erbeben machte. Señor Don Tomas, rief fie, hier iſt der Fremde; der Euch vor vier:

zehn Tagen ſuchte , und von dem ich Euch ſo eben geſprochen habe. Ich erhob mich lebhaft , und in dem von der Wirth in angeredeten Manne erfannte id denjenigen, welchen der Inſtinct mir ſchon bezeichnet

hatte , den unheimlichen Gefährten des Planillas. Ein Schauer über: lief meinen ganzen Körper, und es war mir faſt leid, nicht mehr über

Capitán Don Blas, wenn Euer Reiſeplan derſelbe iſt, wie der meine,

ſo werde ich mich ſehr freuen , Eure Geſellſchaft genießen zu können, und wir werden uns mit Anbruch des Tages nad Merico aufmachen . Don Vlas entſchuldigte ſich, meinen Vorſchlag nicht annehmen zu 1

können, indem er anführte, daß gewiſſe ſehr wichtige Angelegenheiten ihn den ganzen folgenden Tag in der Umgegend feſthalten würden ; dann ſeşte er fich Don Tomas gegenüber , vor den die Wirthin die Flaſche cata loniſchen Branntweing geſtellt hatte. Lebt wohl, Ihr Herrn Cavaliere , ſagte id) aiddann; ich wünſche, daß Ihr eben ſo ruhig ſchlafen mögt, wie ich es thun geſonnen bin.

Ich bezahlte meine Zeche, und meinen ſchleunigen Rückzug unter einer ſtolzen Miene verbergend , verließ ich den Saal mit gemeſſenen

Schritten, während der Dravo meinen Bewegungen mit ſcheelen Bliden folgte. Ju fehrte in meine Stube zurück, befümmerter über die Zuvor, kommenheiten des Don Tomas , als ich es über ſeinen Zorn geweſen wäre. I fand Cecilio , der midi auf den Sätteln unſerer Pferde ſchnarchend erwartete.

Ich ließ meinen Blid über die

Höre , ſagte ich , ihn aufwedend , du ſollſt alſogleich und ohne

Anweſenden ſtreifen , und ſah nad allen Seiten hin nur gleichgültige

Geräuſch die Pferde ſatteln , dann führſt du beide am Zügel aus der Ve und erwarteſt midy; in einer Viertelſtunde bin ich bei dir.

dem Schlund von Rayas zu hängen .

Neugier , die auf dieſelbe Weiſe eine komiſche oder blutige Entwidlung aufnimmt. Beinahe alſogleich und ohne daß ich es ausweichen fonnte, fühlte ich mich von zwei nervigen Armen umſdlungen .

Ich duldete

die verhaßte Umarmung des Braro, madyte midy aber raſch genug los, jedod, ohne daß er den Abſcheu bemerfte , den er mir einflößte.

ha, rief er mit ſeltener Fredheit, wie glüdlich bin ich, hier einem Cavalier zu begegnen, der meine ganze Zuneigung gewonnen hat. Wie, 3hr ſudytet mich ? Womit kann ich Euch denn dienen ? Gin Mißverſtändniß , wie ich hoffe, machte mir wünſchenswerth Guch zu ſehen ; aber wenn Ihr Guren Beſuch in der Secunda Monte:

rilla ( eine Hauptſtraße Merico's) nicht vergeſſen habt , ſo werdet Ihr

Kaum war die Viertelſtunde vergangen, als ich auch ſchon heimlich die Venta verließ. Dieſe ſchweigſame und trübſelige Flucht glich nur wenig jener, in der ich ſo fröhlich einige Tage zuvor die Gefahren mit Don Jaime getheilt hatte. Ich brauche wohl nicht zu ſagen , daß wir noch raſcher als bei der Abreiſe die Entfernung zurücklegten , welche Arroyo-Zarco von Merico trennt ; nur waren die Rollen gewechſelt.

Der Mann, vor dem ich floh, war gerade derjenige, dem ich ſo lange unabläſſig gefolgt war. Es war eigentlich eine lächerliche Entwidlung eines ſo trübſelig beginnenden Abenteuers, und Dank dem Himmel, dieſer folgte auch fein tragiſcher Epilog . Gabriel Ferry.

Euch audy des Zwedes erinnern , der Guch dahin führte. Verlag der J. G. Cotta'ſden Buchhandlung.

Verantwortlicher Nedacteur Dr. 6 D. Widenmann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. u " 138.

9 Junius 1848.

Ein neuer Auswanderungsplan in England. ( Athenäum .

dererſchaar beſtand aus Herren und Sklaven , Bürgern und Kriegern , Künſtlern und Handrerfern . So weit menſchliche

27 Mai.)

Klugheit ging, war fte ein völliges Seitenſtück zu dem Staate, Ein neuer Coloniſationsplan ift angekündigt , teffen rich tige Anlage man wohl bezweifeln mag , obwohl er durch eine lange Liſte adelicher und geiſtlicher Namen geſtüßt iſt. Schon lange bebauerten die „Stüßen der glorreichen engliſchen Confti tution," welche die ſocialen Einrichtungen Englands für die möga

Menſch zu werden : er zeigt durchaus feinen Wunſch in der neuen Heimath die alten Einrichtungen neu zu begründen , denen er

Den fte verließ, mit allen geſellſchaftlichen und politiſchen Gins richtungen Desſelben . Der Bürger war in ſeiner neuen Heis math von derſelben Welt umgeben wie in der alten : er hatte nur den Ort geändert. Der Sadiſe, ftark in ſeiner Perſönlich feit, ſtürzt fich allein in den Walt, bezwingt die Wüſte für fich, und verbündet fich nur ſehr allmählich wieder mit der Geſell ſchaft. Dieſe Coloniſation art, die dem Geiſte ſeines Stammes angemeſſen iſt, bebarf allerdings mancher Verbeſſerung, nament lich des Zuſammenwirkens und der Methode . Der Plan, deffen wir oben gedachten , ſteht in engem Verband mit der engliſchen

angeblich in der alten ſo ſehr zugethan ift.

Rurz, es iſt noto

Kirche, und ſoll in ftrengem Einverftändniß mit derſelben ges

riſch, daß in allen Colonien Großbrittanniens die Formen des geſelligen Lebens, die politiſchen Anſichten und der vorherrſchende

follen Kirchen bauen, und alle Arbeiter ſollen die 39 Artikel

lichſt vollſtändigen in der Welt halten ,

daß fie durchaus fich

nicht auf antern Boden verpflanzen laffen wollen . Verſeßt den Angelſachſen aus der ſeeumgürteten Inſel“ und erſcheint ein neuer

Geſchmad nicht engliſch , ſondern amerikaniſch ſind. Die Colos nien fennen keine Ariſtofratie, feine Kaſten, feinen Rangunters

leitet werden . Ade, welche in der neuen Colonie Land kaufen, unterſchreiben.

Vornehme Perſonen ſollen mit den Anſiedlern

gehen, um die Einrichtung der Ariſtokratie unter ihnen fortzuſeßen, ſchied, außer den eines Beamten, keine erblichen Vorrechte, keine ſtreitenden und herrſchenden Kirchen , kurz nichts, was ſie zur Fortſeßung der „nationalen Einrichtungen “ veranlaſſen fann .

Einige bedauern dieß, andere wünſchen ſich Glück dazu, und jedenfalls iſt es eine wichtige Erſcheinung.

und alle Ungleichheiten und Nachtheile des engliſchen geſellſchafts

lichen Lebens, denen der gewöhnliche Auswanderer eben zu ent rinnen ſucht, werden in ſeiner neuen Heimath ihn unzerreißbar umſchlingen. Es läßt ſich ohne Mühe vorausſagen , daß dieſer

Colonien , die völlig

ganze Plan, ſo vortrefflich auch einzelne Theile desſelben find,

einerlei Stempel mit dem Mutterlande tragen, haben gewöhne

burchaus nicht den Erfolg haben wird, den fich die Unternehmer

lich mit der Lebensfähigkeit und Shätigkeit des Mutterlandes

verſprechen .

auch ihre Spanne Leben ausgelebt . Ale Colonien von Corinth, Athen, Rom und Carthago waren nur eben ſo viele Diminutiv ausgaben ihrer Originale, begabt mit einem faft übernatürlich fraftvollen, aber nicht mit einem neuen Leben. Die griechiſchen

Ueber den Mokeló, ein unbekanntes Haubthier Cen tralafrika's.

Colonien in Sicilien , Oyrene und Kleinaften erzeugten einige Der ausgezeichnetften Dichter, Künſtler, Geſchichtſchreiber unb

(Schlus.)

Philoſophen des griechiſchen Pantheons , die in 3talien einige

III. Wir kommen nun zum Hundegeſchlecht. Der ſchnelle Lauf, das Jagen, der Muth womit er den Panther angreift,

der größten Krieger und Staatsmänner, aber fte zeigten keine

ſtellen den Mofeló faſt unbedingt in dieſe Gattung. Mit einer

neuen Entwiclungen des Geiſtes oder Charakters : ſie waren we-

bereits bekannten Species ſcheint er fich aber auch nicht überein

ſentlich griechiſch oder römiſch. Die Colonien Englands dagegen

bringen zu laſſen. Die drei Schakalarten Afrika's (Canis au

find nicht engliſch; ihr Wachathum iſt langſam, weil die alten

reus Thunbg. C. anthus Cuv. hochbeiniger und dunkler ges färbt al8 der gem. Schafal, wohnt in Senegambien ; Canis me somelas Schreb. mit ſchwarzem Rüdenkreuz) find weber an Größe, noch an Kraft ſo ausgezeichnet, daß fte fich mit dem Mofeló vergleichen lieben. Sie erreichen alle nur die Größe

Glemente der Geſellſchaft allmählich neue Lebensfräfte in fich

aufnehmen, gewinnen fte aber einmal einen fichern Beſtand, ſo erſcheint eine neue Nationalität, und das Mutterland erkennt kaum ſein Kind wieder. 3hr Leben wird wahrſcheinlich von langer Dauer ſeyn .

eines Halbhunbe8 .

Der Grund dieſer Verſchiedenheit zwiſchen den alten und neuen Colonien liegt hauptſächlich in der Verſchiedenheit der

Wenn irgendein Raubthier mit dem Mofeló identificirt wer den kann, ſo iſt es der Simir oder wilde Hund Afrika'8, Canis

Methoden . Bei den Alten war die Coloniſation eine Pflicht

pictus Rüppel. von Burchell unter dem Namen Hyaena vena tica, von Lemmink alé Hyaena picta befannt gemacht. Der

des Staate und wurde fyftematiſch betrieben .

Die Ausmans

550

son

mit langen Beinen, ein vortrefflicher Läufer. Die Schnauze iſt doggenartig , did und ſchwarz, die Grundfarbe des Leibes gelbs

men charakteriſtiſch. So erzählt Rengger von den verwilderten Hunden in Paraguay, daß fie den Jaguar erwürgen , D. Fabri ciuß dasſelbe vom fibiriſchen Hunde gegen den Eisbären . In Polen, den Pyrenäen und Abruzzen iſt der Hund der uners

braun , mit großen gelben und weißen ſchwarz geränderten Fles

bittlichſte Verfolger der Wölfe.

den unregelmäßig geſchäckt (ein Umſtand, deſſen Dgalo aller-

Die ſchäpengwerthe Nachricht von dem Vorhandenſeyn einer wil Den Hunderaſſe in den weſtlichen Ghats und in Deffan zuges fomnien , wo man ſolche Thiere Colſune nennt. Dieſes windo

wilde Hund Afrifa's iſt ein ungeheures Thier, ſo groß ale der größte Neufundlandshund, alſo über 6' lang , über 3' hoch,

dinge nirgendwo gedenkt) ; der Schwanz iſt kurz , fahl, am Ende

mit einem Wedel, faſt wie bei einem Eſel verſehen .

Der Um-

ſtand, daß die Füße nur 4 Zehen haben , beſtimmte Zemmink, den Simir unter die Hyänen zu ſtellen, jedoch weißt ihm der Mangel des Rückenfamme und Drüſenſades, ſein ganz voll-

ſtändiges Gebiß, endlich ſeine Lebensweiſe ſeine Stellung bei den

Grſt in neueſter Zeit iſt uns

hundartige Raubthier iſt der Can . dukhunensis von Syfes (Bool. Proced . 1833 ), deſſen Kühnheit Sykes beſonders bervors hebt, indem er den Cheeta ober Guepard ( Jagdpanther, felis jubata ) und ſelbſt den Königstieger verfolgt und zerreißt . Das

Hunden an. Dieſer wildeHund iſt durch ganz Afrika verbrei- felbe Thier heißt in Nepal Buanſu, wo es Hodgſon geradezu nach Arabien , wo er Simir heißt und von allen Raubthieren

unter dem Namen C. primaevus beſchreibt. Da uns morphologiſche und anatomiſche Haltpunfte zur

Er jagt in Nudeln von 4-10 Stück

nähern Beſtimmung des Mofeló fehlen, ſo müſſen wir auch ſeis

tet, jedoch überau ſelten, von den Gränzen der Capcolonie bis am meiſten gefürchtet wird.

alles, was ihm vorfömmt, Gazellen, Glennantilopen , Büffel, Nagbörner, Panther und Löwen , Strauße und Zebra, ſchont jedoch in der Regel Den Menſchen , ja beweist ſich ihm ſogar freundli .

Sein Muth und ſeine Stärke find ſo groß , daß ihrer

mehrere ſogar den Löwen anfallen und zerreiſſen.

Statt des Rüdenfammes hat er einen ſchwarzen Strich ; er bellt ähnlich wie die verwilderten Haushunde, paart ſich auch mit dieſen und mit den großen Racen der zahmen Hunde, z . B. mit dem von den Engländern zur Löwenjagd eingeführten Neu . funblandebog fruchtbar. In allen Dieſen Eigenſchaften erkenne ich den Mofeló Dgalos ſo genau , daß ich feinen Anſtand nehmen würde , denſelben mit

unſerm wilden Hunde zu identificiren, wenn nicht folgende Punfte entgegenſtänden , nämlich geringere Größe des Simir, rubelweis ſes 3agen desſelben und zwar bei Tage ; endlich die Flecken im Pelze, von welchen legtern Dingen Dgalo nirgendwo ſpricht. Den Simir oder wilden Hund Afrifa's kannte bereits der

hervorſtechenden Eigenſchaften ihn zu enträthſeln ſuchen , die uns als eine eigne, neue Hundeart Centralafrika's erſchei laſſen. Daß er vom Simir wirklich verſchieben iſt, läßt fich ziemlider Sicherheit annehmen . Es iſt nur zu wünſchen , ein ſo großes intereſſantes Thier den Augen des Zoologen

nicht länger entgehen möge ; - mich ſollte es freuen , durch dieſe

Zeilen die Augen eines Naturaliſten auf ein Landgelenkt zu haben , das allem Anſcheine nach große zoologiſdie Schäße in jeinem Schooße verbirgt.

Findet dieſer Artifel geneigte Leſer, ſo werden wir uns viels leicht im folgenden näher über Gegenſtände aus Lumale's Fauna verbreiten , welche nach Dgalo's Angaben bislang faum bekannt ſeyn dürften .

Dr. Ehrhardt.

Die Rhonereiſe von Syon bis an das Meer. ( Fortſeßung .)

Er erwähnt unter dem Namen Mebbia

Die Ebene zwiſchen Tain und der Tſere , an deren Müns

eines Thieres ob ſeiner Eigenſchaft, die Lören und Panther zu

Dung man jeßt vorüber fömmt , iſt durch die Schlacht berühmt, in welcher Lucius Fabius die Allobrogen im 3. 630 nach der Gründung Rome beſiegte. Noch ehe man die Mündung der

Capuciner Zuccelli .

zerreißen , wodurch die Mebbien die Reiſerouten fichern , in ſeiner Miſſions- und Reiſebeſdreibung nach Gongo 1717. Von den

neuern Reiſenden trafen ihn Barrow, Lichtenſtein und Burchell, Rüppell ſchidte ſogar aus der Wüſte von Corti und Cor dofan 7 lebende, aber noch junge Gremplare ein . Der Can.

venaticus iſt eine vom Haushunde und von allen Hyänen wirflid verſchiedene Hundeart, und gehört unter die Subdiviſion Megalotie ( zuiger.) ſeiner außerordentlich breiten und langen

Iſere erreicht, ſieht man La Roche von Olun, durch den Felſen berühmt, der noch vor wenig Jahren aus der Mitte des Stroms herrorragte und auf dem fich eine Burg befand, auf der ein bes rüchtigter Raubritter, Namens Roger, hauete, Deſſen Kühnheit ſo groß war als ſeine perſönliche Stärfe, und der fich von

allen Reiſenden ohne Unterſchieb, Pilger oder Edelmann , Bauer

Ohren wegen , wohin auch der Ambukol, Fenned oder große

oder Handelsmann, einen ftarfen Leibzoll zahlen ließ.

übrige Fuchs Afrika's (Megalotis Zerda) und der Agouara-Gouas zou oder der rothe Wolf Azaras in Südamerika (Canis jubatus L.) zu rechnen find. Wenn wir auch , bis weitere Erkundiguns

Tages hielt er ſogar den König , den heiligen Ludwig an, ale dieſer den Strom hinabfuhr, um fich zu Aigues-Mortes einzu

gen näheren Aufſchluß über den Mokeló geben, nicht zu ents

„Sire," ſagte er zu dem Monarchen , „Ihr werdet wie ein König zahlen oder nicht weiter gehen .“ Aber der König war

icheiden wagen, ob er mit dem Simir eine iſt, ſo ſprechen wir uns doch dahin beſtimmt aus, daß er ein Hund und zwar eine dem Simir nahe ſtehende Art iſt. Es gibt zwar in den Wäldern des heißen Afrika'& auch verwilderte Bauebunde von der Größe eines Bullenbeißers , welche

Dhole heißen , ziemlich die Form eines Wolfsbundeß haben und von den hiberniſchen Winbhunden der Capcoloniſten abſtammen ; da jedoch dieſe einen Fahnenſchwanz haben und nur im Norden 15

nen ihn nen mit daß

der Colonie bei den Batlapinen und Kaffern gefunden werden , ſo können ſie der Mokeló nicht ſeyn . Das Verfolgen und erreißen der Raubthiere. ſcheint übris gens fämmtlichen wahren Hunden , wilden , verwilderten und zahs

3a eine8

ſchiffen .

ſo tapfer als fromm , belagerte augenblidiich das Schloß, Das er nach einigen Tagen der verzweifeltſten Gegenwehr einnahm. Er ließ e8 nun bis auf den Grund zerſtören , Roger mußte dyrere Buße thun und das Kreuz nehmen .

Jeft befinden wir une an der Mündung der ſchieferfarbigen 3ſere ; die gewaltige Rhone winbet fich nun bald zwiſchen wand fteilen Felſen , bald durch die berrlichſten Weinbügel bin, und wir erbliden das alte Valentia , das heutige Valence, das unter Beſpaſian eine römiſche Colonie und ſpäter die Hauptſtadt der Königreiche Arles und Burgund wurde, und feßt die bes Des partemente Drome iſt. Sie liegt in einem ringe von Bergen 1

no

551

eingeſchloſſenen Thal, hat ein feftes Schloß und an 18,000 Ein : wohner, die hauptſächlich viel Handel mit den franzöſiſchen Süd meinen treiben . Fünf Concilien wurden in Valence gehalten . Seine Hauptfirche ſtammt aus dem 11ten Jahrhundert ; Papſt Urban II predigte den erſten Kreuzzug in derſelben . Auf dem andern Ufer, in einer kleinen Entfernung, liegt

faft parallel mit Valence das hübſche Dorf Saint Peray in einem herrlichen kleinen Thal, deſſen Weine einen großen Ruf

haben . Bei großer Stärfe haben ſie einen ſehr lieblichen Ges ſchmack, der an den Geruch der Veilchen erinnert ; in Flaſchen gefüllt mouffirt bieſer Wein gleich dem Champagner. Das alte, in der Nähe liegende Schloß Cruſſol wurde wie die Legende

erhebt, zu Geſicht; drei ſpißige Baſaltfelſen , über 300 Fuß boch, ragen über dem Drt empor. Auf dem mittelſten Derſelben lies gen die Ruinen eines alten, feſten Schloſjes, ein anderer hat völlig die Geſtalt einer großen Pyramide. Die Häuſer, welche

auf der rechten Seite der Ruine ſtehen, gewähren einen außers ordentlichen Anblick, einige derſelben lehnen fich an Lavamaſſen an, andere haben ſehr merkwürdige Treppen und Golonnaben von Baſalt , die zu ihnen führen ; Thüren und Fenſter find

gleichfalls mit Baſalt eingefaßt. In dieſer Gegend zeigt alles an , daß einſt zahlreiche Vulcane hier geweſen ſeyn müſſen , die längſt ausgewüthet haben , und noch ſtößt man auf ausgebrannte Krater. Um die ungeheuren Ruinen des Schloſſe8 find rings

ſagt, von einem Rieſen erbaut, der ſo groß war, daß wenn ihm die Laune anfam, Valence mit einem Beſuch zu beehren ,

herum vulcaniſche Trümmer ; ehe man zu der alten Veſte ge

er mit einem einzigen Schritt die ganze Strecke zurücklegte und

ſehr hobe und die Mauern, hierauf durch mehrere große Vor

über den Fluß ſepte. Jeßt iſt das große, ehemals dem Herrn von Cruſſol gehörige Schloß nur noch ein ungeheurer Steins baufen mit M008 , wildem Geſträud , Diſtel und Dornen bes

höfe, die alle das Bild der Verwüſtung darbieten ; noch find

wachſen .

Die ſteilen Höhen, auf denen dieſe Ruinen liegen,

find Wällen oder ſtarken Mauern ähnlich; von dem Gipfel der ſelben überſieht man eine große Strece weit den Lauf der Rhone und die reichen Felder der Drôme. Als der Unterlieutenant Bonaparte noch in Valence garniſonirte, var ſein täglicher Spaziergang zu den Ruinen von Cruſol , mo er las oder zeichnete. An Soyone , St. George , Beauchatel vorüberfahrend,

wird man jenſeits Valence bald das gleich einem Adlerneſt auf einem nackten und fahlen Felſen hängenbe Soloß La Voulte gewahr , wo vor Zeiten die ſehr hohen und mächtigen Befiger Desſelben bausten . ES ſtammt aus dem eilften Jahrhundert

und wurde nach und nach zu einer großen Vefte ausgebaut. Gewaltig waren die Herrn von La Voulte und immer bis zu den Zähnen bewaffnet und kampfbereit. La Voulte gegenüber ſieht man auf dem linken Rhoneufer an einem ſteilen Hügel den ſchönen Fleden Livron mit ſeinen weißen Häuſern, aus deren Mitte ein Thurm hervorragt. Dieſer Ort beherrſcht eine

freundliche, einem hübſchen Garten gleichende Ebene, die zwiſchen dem Zuſammenfluß der Drôme und der Rhone liegt. Livron war einer der wichtigſten Pläße in den Religionsfriegen Des 16ten Jahrhunderte und hielt eine merkwürdige Belagerung gegen Heinrich III aus, dreimal ſchlug es den Sturm ab ; man hatte eine Lanze mit einer Kaße an der Spiße auf die Mauern

gepflanzt, um des Könige zu ſpotten, der wie befannt bei dem Anblic einer Raße ohnmächtig wurde. Nach einer ſiebenmonats liden hartnädigen Belagerung mußte die fönigliche Armee dies ſelbe aufheben. Auf der Brüde über die Drôme bei Livron lieferte die Nationalgarde den föniglichen Truppen 1815 ein

blutiges Treffen, bei dem der Herzog von Angouleme die lettern befehligte.

In der Nähe von Livron fieht man eine Menge

niedrige, alte, ſchwarze, bereinzelt Daftehende Häuſer, die ehe mals eine bedeutende Stadt bildeten, es iſt Pouſſin, das gleich

La Voulte in Verfall unb Vergeſſenheit gerathen iſt. Auch dieſer Drt hat den Religionsfriegen ſeinen Untergang zu ver Danfen : mehrmale von Proteſtanten und Ratholifen genoms

men und wieder genommen , wurde er in Aſche gelegt , feine

- Einwohner wurden ermordet und ſeine Wälle und Mauern zer flört. 3m 3. 1628 belagerte eg Der Herzog von Montmorency), die Stadt capitulirte nach einem tapfern Widerſtand. Balb kömmt uns nun Rochemaure, ein alter Fleden, der

fich amphitheatraliſch auf dem Rücken eines vulcaniſchen Berges

langt, muß man über Baſaltwälle flettern, dann kömmt man an

ungebeure Säle und ſehr weitläufige Gemächer vorhanden , in

vielen derſelben , obgleich dachlos, ſieht man noch Frescogemälde, deren friſche Farben Erſtaunen erregen . Deutlich erkennt man noch den Rüſtſaal, an deſſen Wänden Federbelme , Lanzen, Panzer , Schwerter unb Trophäen gemalt find. Die Solo capelle hat noch ſchön gemalte Fenſterſcheiben ; auch die unters

irdiſchen Gewölbe, in denen zum Theil Geld geſchlagen wurde, find noch vorhanden , eben ſo die in Lava eingegrabenen Kerfer und Verließe , an denen noch die eiſernen Ringe find, an welche

die unglüdlichen Gefangenen angeſchmiedet waren .

In einem

Der großen innern Höfe fteht man noch Baſaltmaſſen und Pfeiler, auf denen man andere Mauern und Säulen als Stüßen der Gebäube angebracht hat. Zu dem höchſten Thurm fömmt

man auf einer 80 Stufen zählenden Treppe, die in eine Lava maſſe eingebauen iſt. Die Ausſicht , die man von der Höhe eines Thurms dieſe auf einem 600 Fuß über der Oberfläche

Der Rhone ſtehenden ſteilen Felſen hat, iſt unbeſchreiblich. Selbſt am Rhein, in der Schweiz und in den Pyrenäen findet fick feine ähnliche Ruine. Alles das verfündet die traurige Vers gänglichkeit irdiſchen Glanzes und irdiſcher Macht. Südlich von dieſem Thurm ſieht man eine weit- und tiefflaffende vulcaniſche Schlucht, und gegen Weſten in einen unabſehbaren, ſchauer lichen Abgrund ; in beiden tobte einſt ein vulcaniſches Feuer

meer. In einer geringen Entfernung von Rochemaure iſt der Krater des alten Vulcans von Genevari.

Daß es aud; dieſen

Ruinen an Legenden und Sagen nicht mangelt, verſteht ſich von ſelbſt; nach denſelben waren die drei großen Felſen Drei Verräther des frommen Herrn des Schloſſen, die zum Lobn ihres Verraths in ſolche verwandelt wurden .

Rochemaure verlaſſend fommt man in einiger Entfernung an der Stadt Montelimart vorüber, die auf dem jenſeitigen Ufer in einer herrlichen Gegend, von duftenden Drangegärten , Maulbeer- und Olivenpflanzungen und Weinbergen umgeben liegt. Bald erreicht man Viviers mit ſeinem pittoresk gelegenen Schloß, deffen Herr den berüchtigten Gardinal Richelieu auf ſeiner Reiſe 1

nach Lyon gleich einem Monarchen prächtig beberbergte. Der ganze Adel des Landes hatte den Cardinal bewillkommt als er

and Land ſtieg.

Mehrmals war Viviers die Hauptſtadt der

reformirten Religion , wodurch fie viel leiden mußte . 18 fte zum leßtenmal , ben 17 Mai 1568, von den Ratholifen erſtürmt, und ihr Commandant , der Proteſtant Saint-Aubin mit dem

Degen in der Hand gefangen wurde, verurtheilte man ihn zum Lobe, weil er fich nicht hatte ergeben wollen . Er verlangte als eine Gnade, als Soldat fterben zu dürfen, ging von Kopf bis

woso

552

zu Fuß bewaffnet zum Richtplaß, wie wenn er zur Schlacht ginge.

Hier angefommen legte er ſein Schwert auf den Blod,

nahm die Hand des Henfers, gab ihm ſeine mit Golb gefüllte Börſe und ſprach zu ihm : ,, Gier mein Freund , mache deine Sache gut und baue mir den Kopf ordentlich ab ."

Hierauf

ſtimmte er Luthers Hymne an und ſang, bis das Beil des Şenfers ſeinen Kopf vom Rumpf trennte.

Die halb gothiſche,

halb moderne Kathedrale von Viviers liegt auf einem fteilen Feljen .

Bei dieſtr Stadt ſind die Ufer der Rhone ſo ſchön ,

daß man gerne lange verweilen möchte. Gleich darauf fömmt man aber in einen Felſenfefiel, beffen Mände ſo hoch und fteil

find, daß man fich in einem tiefen Kerfer wähnt. Dieß find die Felſen von Donzères, ein ehemale von bichten und ſehr uns fichern Wäldern umgebener Fleden, den man gleich einer Räu-

berhöhle zu fürchten hatte.

Schiffer nennen dieſe Felſen auch

maſſe, die faſt das Anſehen einer vermauerten Thüre hatte, fte flopften Dawiber, es klang hohl, jeßt ſchlugen fie mit Aerten Darauf los, bie Tropffteine ſtürzten zuſammen und es bot ſich ihren Augen ein Anblic dar, ben keine Feber zu beſchreiben vers mag, fie glaubten einen der Wunderpaläſte der Tauſend und einen Nacht zu ſehen, deſſen Mauern Rryftall, und deſſen Säule und Gewölbe aus Diamant beſtehen ; eine einzige Fadel erleucha tete den ungeheuern Saal mit tauſenbfältigem Widerſchein ; das wunderbarſte dabei iſt, daß die kryſtalgleichen Säulen und Pis lafter in zwei ganz geraben Linien laufend ſo ſchön und ſym metriſch geordnet fiud, als habe ſie ein geſchidter Baumeiſter geſegt. Auch in der fünften und ſechsten Abtheilung bilden die Tropfſteine die ſeltſamften und maleriſchften Gegenſtände, balb find es Candelaber und Girandolen, bald Früchte von den ver ſchiebenartigſten Farben, wie Birnen, Trauben, Pfirſiche, präch

Das Affengebirg ; woher dieſe Benennung ſtammt, wiſſen fte

tiger Blumenkohl , bem wirklichen ſo ähnlich , daß ihn der geübs

nicht zu ſagen, oder erzählen Albernheiten, wie daß fich während der Sündfluth einige Affen auf die durch das Waſſer nicht ers

tefte Gärtner faum zu unterſcheiben vermag. Man fand auch mehrere Skelette in dieſen myſteriöſen Räumen, die wahrſcheins lich die alten Gallier ſchon fannten ; man braucht 4-5 Stuns Den fte zu durchgehen .

reichte Spiße der Felſen geflüchtet hätten .

Das alte Saint-Andeol, zu dem man nun kömmt, iſt eine

( Fortſeßung folgt.)

der hübſcheften und angenehmſten fleinen Städte an der Rhone ; früber hieß

der Drt Gentibus .

Der grauſame Baron des

Adrets hat ihn mehrmals mit Feuer und Schwert verbeert. Ganz nabe bei der Stadt, an einem Brunnen, bem ber römis

Miscellen.

Die Geſellſchaft für die Verbeſſerung der Lage der

fche Feldherr Lurnus ſeinen Namen verliehen hat, befindet fich arbeitenden Olafſen in England it befanntlich Modefache gewors eine große Grotte zwiſchen zwei unabſehbaren Abgründen in den, und Prinz Albert hat fürzlid; als Vorſtand eine Rede gehalten, einen Felſen gehauen, und in derſelben ein äußerſt merkwürs diges galliſches Monument, nämlich ein dem Gott Mithras ges weihter Tempel, deſſen Altar ſehr gut ausgeführte, halb er habene Figuren hat, unter denen fid ein von einem jungen Gallier bei den Hörnern gefaßter und niedergebeugter Stier, auf deſſen Nacen ein Hund fikt, befindet. befindet. Die Myſterien Des Mithras, welcher der Gott der Sonne und der Fruchtbarkeit war,

die viel Beifall fand und auch verdiente ; natürlich findet durch dieſes Patronat dieſe Geſellſchaft viel Antlang in der großen Welt, und wird gedeihen. Indeß muß man zu ihrem Ruhm nachſagen , daß ſie nicht auf Aeußerlich feiten beruht, ſondern daß ihrem Streben ein ſehr ernft: licher Zweck unterliegt, der auch , ſo viel fich bis jeßt beurtheilen läßt, eines günſtigen Erfolges nicht verfehlen wird.

Die Geſellſchaft , ſo

berichtet das Athenäum vom 27 Mai, wurde im 3. 1844 errichtet, und feßte fich namentlich drei Zwede , die Begründung eines Fonds zu An

wurden ſehr geheim in abgelegenen Höhlen , in deren Nähe fidh

lehen an die arbeitenden Olafſen, die Zuweiſung fleiner Landſtüce,

eine Quelle befand, gefeiert . 3mmer reißender wird nun die rauſchende majeſtätiſche Rhone, je näher man dem Pont S. &&prit fömmt. Zwei Stun-

und die Erbauung von Wohnhäuſern für die Armen. Bis jeßt find

den von dieſer merkwürdigen Brücke, Angeſichts des Strome8 liegt, an dem linken Ufer der Arbeche, eine ebenfalls ſehr reißen. den und fiſchreichen Fluſſes, die merkwürdigfte und noch am wes

bloß die beiden leßtern einigermaßen zur Ausführung gefommen , der Erfolg iſt aber günſtig und die Geſellſchaft iſt in blühendem Zuſtande. Sie beſigt 117 Acres Land in 11 verſchiedenen Kirchſpielen , und hat

ſolche an 553 Perſonen verpachtet. Sie hat in Bagnigge Wello 23

hauer aus dem Dörfchen Aigueze entbedte, als er fich wegen

kleine Häuſer gebaut, nach den beſten Muſtern eingerichtet, und vermies thet fie zu 3/2 bis 6 Sh. die Woche, ſo wie 30 Zimmer für arme Wittwen zu 1/2 Sh. Gebäude in mehrern Theilen Londong wurden angekauft, umgebaut , und zu Miethwohnhäuſern umgewandelt. Gines

eine& Waldfrebel8 vor den verfolgenden Gendarmen flüchtete.

derſelben foſtete 5500 Pfd. und beherbergt jeßt 104 Perſonen . Dieſe

Man hat fie die Grotte des heiligen Marcel getauft, und fte

verſchiedenen Anſtalten erhalten, was bemerkenswerth ift, fich ſelbft: 13 bis 14,000 Pfb., welche ausgelegt wurden, warfen etwa 1500 Pfd. St. jährlich ab. Der nächſte Plan der Geſellſchaft iſt, ein Wohnhaus für Familien zu bauen : bei dieſem Unternehmen , wie bei den andern, will fie nicht den Privatunternehmungogeift beſeitigen, fondern nur mit einer

nigſten gefannte Höhle von ganz Frankreich, die ein armer Holz

beſteht aus 6 Abtheilungen, von denen fünf ineinander geben ; die Tiefe der erſten iſt über 1200 Fuß, und bietet ein unabſehbares Gewölbe. Hier hielt fich ihr Entbecker lange Zeit auf, von Wurzeln und Kräutern lebend und auf Laub falafend; die erſte Abtheilung iſt gewiſſermaßen die Borhalle der andern, zur zweiten gelangt man, indem man eine 40 Fuß hohe abhängige

ſehr zweifelhaften Unternehmung eine Probe machen, und ein Beiſpiel des Erfolges aufſtellen , das zu einer allgemeinern beffern Einrichtung der Wohnungen führen fönnte. 1

Wand hinauf klettert ; fte liegt beinahe ſenkrecht über der erſten ; die dritte enthält ſehr ſchöne Tropfſteine, iſt von einer erſtaunlichen Höhe und hat 900 Fuß Länge. Der arme Holzhauer

kam nur bis zu dieſer, einige Schäfer die ihn geſehen und ihm gefolgt waren, entdeckten der Zuftiz ſeinen Zufluchtdort in welchem er balb verhaftet wurde,

3ept wurde die noch Niemand bekannte

Grotte von mehreren Neugierigen aus der Umgegend beſucht,

einige derſelben fanden in der dritten Abtheilung eine TropffteinVerlag ber 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.

Die Inſchriften aus Niniven , welche Layard geſammelt, follen mit Unterſtüßung der Aufſeher des brittiſchen Muſeums herauds kommen. (Athen. 27 Mårg.) Da 8 wahtideinlid altefte Manuſcript der 3liade fanb fich in einem Palimpſeft, der die Feſtbriefe von Athanafius aus dem 4ten Jahrhundert enthält. Das Manuſcript wurde iin Marienflofter in der ágyptiſchen Wafle gefunden. (ibid.) Verantwortlicher Redacteur Dr. & 0. Widen mann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. .

U " 139.

10 Junius 1848 .

Orientaliſcher Beitrag zur Sage von Kaiſer friederich im Kiffhäuſer. ( Von Fr. Spiegel.)

Es iſt allgemein befannt, in wie nabem Verkehre im Mittels alter der Dccident zu dem mohammedaniſchen Driente ſtand. 68 iſt überflüſſig baran zu erinnern , daß die Wiſjenſchaft des

Abendlandes, beſonders Philoſophie und Naturwiſſeuſdaft, vor züglich von den Arabern angeregt worden ſind. Ein weniger gelehrter , mehr dem Volfe angehöriger Verfehr des Morgen-

ein, der Antichriſt erſcheint und der jüngſte Tag iſt nahe. Die B iſt nach Grimms Anſicht die älteſte Faſſung dieſer Sage, die ſich auch bei anderen germaniſchen Nationen, den Dänen , Schwes ben und Engländern nachweiſen läßt, bei nicht germaniſchen Na tionen iſt ſie meines Wiſſens noch nicht nachgewieſen .

In wels

chem Jahrhundert die Sage zuerſt vorkommt, iſt mir nicht be fannt, doch ſcheint es, daß ſie ſchon vor dem 13ten Jahrhundert befannt war . Dieſe Sage iſt auch dem Oriente bekannt, und

Dichtungen und Fabeln der Orientalen nach Europa, und zwar

meines Erachtens ſprechen die dortigen Quellen und die Art der Grzählung für die Priorität der orientaliſchen . Am deutlichſten iſt auf dieſe Sage angeſpielt im Bundes heidh, einem Werfe eines Parſen, das in ſeiner jebigen Geſtalt

waren es vornehmlich die Kreuzzüge, welche dieſe lieberſiedlung

gewöhnlich ins 7te Jahrhundert unſerer Zeitrechnung geſegt wird,

bewerkſtelligten . Auch dieſe Thatſache iſt bekannt genug , und wir brauchen nur an Bücher wie die Fabeln Bidpais , die ſieben

älter .

landes und Abendlandes war die Wanderung der romantiſchen

die darin vorgetragenen Anſichten aber find gewiß großentheils Die Rolle , welde in den deutſchen Sagen gewöhnlich

Dem Kaiſer Friedrich zugetheilt wird, iſt hier auf einen alten, ſchon in Den älteſten Theilen des Zenbaveſta genannten Helben,

weiſen Meiſter und Anderes zu erinnern ; noch viele einzelne Beis ſpiele fönnen in verſchiedenen Sammlungen nadıgewieſen werden . Man iſt hierbei nicht ſtehen geblieben . Bei weiteren Fors

Sam , übertragen .

Die Stelle

lautet nach Kleufer ( Zends

ichungen ergab es fich, daß meiſtens die Araber nicht die Erfin-

Aveſta III. p. 110) folgendermaßen : ,Sam iſt lebendig.

Der dieſer Mährchen waren , und daß man ihre Quelle weiter , vornehmlich in Indien , ſuchen müſſe, von wo ſie dann durch die Vermittlungen Perſiens zu den Arabern gefommen find. An

lange als ein Turanier , Beyaz (Furcht) genannt, fidy ſtolz gegen Das Geſet Der Mazbejeſnand auflehnt, ſchläft er in der Wüſte

einem Dieſer Bücher , den Fabeln Bidpais, ließ ſich dieß ohne

geſchieht: der Schlaf, Den Boſch aſp , ſein Feind, auf ihn gebracht hat, wird durch das Feuer ſeines Körpers zernichtet werden , und er wird groß ſeyn , mächtig , herrlich und des Geſeßes Feind

Schwierigkeit nachweiſen , Firboft in ſeinem Königsbuche und die Vorrede des Werkes ſelbſt weiſen offen auf eine indiſche Quelle

So

Peſchianſe; dennoch aber ſtehet er von weiteſter Ferne alles was

hin , auch iſt der indiſche Tert dieſes Buches ſelbſt noch erhals

ſolagen . Was Zohak Aretſchef betrifft, ſo wird Sam fich auf

bei einem andern Mährchenbuche,

machen und ihn verderben . Zehntauſend reine Feruers find

ten .

Sdwieriger war die

Der Tauſend und einen Nacht, wo das indiſche Colorit faſt ganz verwiſcht iſt.

Vornämlich war es A. W. v. Schlegel, der auf

einzelne Züge in dieſen Mährchen hinwies , die fich bloß aus ihrer früheren indiſchen Faſſung erflären ließen . Später haben

zum Sauße dieſes Helden ."

Der franzöſiſche Ueberſeker des

Zenbaveſta , Anquetil (aus deſſen Ueberſeßung die deutſche Uebers tragung gefloſſen iſt) ſteht zwar eben nicht im Rufe der Treue, und auch die vorliegende Stelle wird gewiß mancher Verbeſſes

Loiſeleur Deslongchamp8 und Gildemeiſter dieſe Anſicht weiter ausgebildet , und man fann mit ziemlicher Sicherheit annehmen ,

rungen bedürfen . Doch wird der Sinn im Ganzen richtig ge

daß dieſe Mährchenſammlung einen neuen Beweis liefert, wels

Dern Büchern der Parſen vorfommen .

dhen weiten Weg oft dergleichen Mährchen durchlaufen haben .

name, einem noch ungebructen Werke , bas vielfach die parfiſde

troffen ſeyn, da die hauptſächliden Züge der Sage auch in an So in dem Dſchamaſps

Nach den mehrfachen thatſächlichen Wanderungen ſolcher Er- Eſchatologie behandelt, wo noch die Beſtimmung hinzukommt, zählungen vom Morgenlande in den Weſten , wird es weniger

daß Sam zur Zeit des Weltendes wieder fommen werde. „Bu

auffallend ſeyn, wenn wir in dem Folgenden ein neues Beiſpiel

der Zeit (ber legten Dinge nämlid )) heißt es dort, ſagt man,

hinzuzufügen gedenken, an einer Erzählung welche bisher wohl

daß Zohaf von ſeinen Banden loskommt (er iſt von Feridun

für ausſchließlich germaniſch gehalten worden iſt.

In einem

im Berge Demavend angefeffelt) und an einem Tage viel Böſes

Deutſchen Berge - dem Kiffhäuſer in Thüringen , dem Unterberg in Salzburg u . a. m. – ſoll ein deutſcher Held figen, nach einigen Karl der Große, nach anderen Barbaroſſa, verzaubert

und Verwirrung in der Welt anrichten wird. Dann wird auf Befehl des höchſten Gottes Sam, der Sohn Nerimans, vom

Wenn er ers

Staube auferſtehen, um von Softoſch Den guten Glauben anzus nehmen und zu Zohat zu gehen. Er wird zu ihm ſagen :

wacht folgt ein blutiges Treffen , e8 tritt das Ende der Welt

Komme , wir wollen Freunde ſeyn , bereue beine Uebelthaten ,

und gezwungen Jahrhunderte lang zu ſchlafen .

554

nimm den guten Glauben an und zweifle nicht daran. Dieß

des Alterthume bieſer Art zur Seite feßen darf. 3m 3. 1265

wird er dreimal zu ihm ſagen, der bögartige Zobaf mird bars auf antworten : Romme zu mir, damit wir Freunde ſehn und die Welt erobern fönnen . Sam wird ihm zur Antwort geben :

wurde ihr Bau begonnen und 1309 vollendet, aber fte iſt ſehr

Wenn du den Glauben annimmſt, ſo iſt es gut, wo nich

F

gut unterhalten, ſo daß ſie noch ſo völlig unverſehrt Dafteht,

al8 ob fie erſt vor kurzem aufgeführt worden ſey.

Sie geht

To nicht in geraterLinie durch denStrom , ſondern biegt inder Sohaf

werde ich dir mit dieſer Reule den Kopf zerſchlagen . wird aus Furcht vor ihm den guten Glauben annehmen . Uebel thaten, Betrug und Unrecht werden von der Welt weichen ,

, Mitte gegen denſelben aus, dieß macht daß fie beſſer den toben. den Wellen widerſteht und an feſtigkeit gewinnt, ihre Bogen find cirkelrund, unb fie iſt bei aller Dauerhaftigkeit doch noch

Alter und Tod werden nicht mehr ſeyn .“ Im Jeſcht Farverdin

zierlich genug ; ihren Namen fod fie erhalten haben, weil der

ferner (19 Capitel) werben angerufen : „Die Ferbere, welche den Körper des Sam bewachen ." GS iſt alſo dieſe Sage auch dem

heilige Geiſt ſelbſt den Plan zum Bau der Brüde eingegeben hat. Die Beiträge um das Werk vollenden zu fönnen, wurden auf zwanzig Meilen in der Runbe geſammelt ; man gab gerne,

Verfaſſer des 3eſcht Farverbin befannt geweſen , und da bieſes Buch noch in der Zenbſprache geſchrieben iſt, ſo wird dadurch das Alter der Sage noch um mehrere Jahrhunderte hinaufges rüdt. Demnach iſt die Sage in dieſen Büchern nicht unbedeu

da die Ueberfahrt hier wo der Strom fo reißend , bie Wogen ſo wild fluthen , ſo gefährlich war, daß es ſelten ohne ein Uns Daß dabei liegende kleine aber nette Städtchen glüc abging.

tend älter als das deutſche Mittelalter. Nicht allein die Parſen , auch die Mohammebaner fennen

heißt ebenfalls S. Esprit, führte aber vor der Erbauung der Brüde den Namen St. Saturnin du Pont, von dem heiligen

dieſe Sage, und auch bei ihnen hat ſie einen religiöſen Anſtrich.

Saturnin ſo genannt, und weil hier die Ueberfahrt der großen nad 3talien führenden Heerſtraße war. Mit dem Bau dieſer

Beſonders hat ſie ſich unter den ſhiitiſchen Secten erhalten,

einen Imam gegeben . ſondern habe ſich nur Aehnliches , ſagt 36n berühmten arabiſchen

Brücke ſou e8 folgende Bemandtniß haben : der Strom hatte ſchon ſo viel Menſchenleben verſchlungen, daß die meiſten Frauen von Saint-Saturnin und der Ilmgegend Wittwen waren, und die Jungfrauen befürchten mußten als keuſche Veſtalinnen zu ſter ben . Um dieſem Jammer ein Ende zu machen , beſchloß man eine Brüde zu bauen, als man aber Hand an das Werk legte, ſo ſchien das über menſchliche Kräfte zu gehen . Die große Breite

Rechtegelehrten Muhammed ben Hanifa , dieſer ſolle fich der

und die ſtarke Strömung des Fluſſes waren nicht zu überwin

Sage nach in einem Berge der arabiſchen Landſchaft Bedſchas verborgen haben. Wieder eine andere Secte der Schiiten be

hauptet nach demſelben Berichterſtatter, es ſey der zwölfte ihrer

Dende Hinderniſſe, und ſchon glaubte man die Sache aufgeben zu müſſen. Da träumte es einem jungen, naiven unſchuldigen Schäfer, ſo einfältig wie ſeine Lämmer , er höre eine geheime

Imame, der fich an einem unterirdiſchen Orte verborgen habe,

Stimme die ihin zuflüſterte: im Namen des Vaters, des Sohnes

und die Rolle, welche bei den Parſen Sam ſpielt, iſt hier dem Ali oder einem ſeiner Nachfolger übertragen . Der arabiſche

Geſchichtſchreiber, 3bn Chaldun, 1? erzählt von einer Secte der Schiiten , welche behauptet, eß habe nur Einige behaupten , er ſey nicht geſtorben, vor den Augen der Menſchen verborgen . Chaldun , erzähle man auch von dem

am Ende der Zeit werbe er aber wieder hervorfommen und die

und des heiligen Geiſtes, erhebe dich ! der heilige Geift will daß

Erde mit Gerechtigkeit erfüllt werden . Sie nennen ihn auch „den Erwarteten , “ und führen jede Nacht ein Pferd an den

du zu Saint-Saturnin eine Brüde, eine Kirche und ein Hoſpis tal bauen ſouſt! Der Schäfer erwachte, machte das Zeichen des

Eingang dieſes unterirdiſchen Orteb, rufen ihn mit Namen und bitten ihn herauszufommen .

Kreuzeo, nahm ſeinen Hirtenſtab und machte ſich auf den Weg das Werf zu beginnen . Auf ſeine Stimme eilten zahlloſe Ar beiter herbei, und der Strom ſelbſt wurde auf ſein Geheiß ſanft

So meit 36n Chaldun . Der Zuſammenhang zwiſchen der deutſchen und orientaliſchen Sage iſt viel zu klar, als daß er abgeläugnet werden könnte. Unverkennbar iſt überall die Bes ziehung auf eine Vorſtellung vom tauſendjährigen Reiche. Daß der wiederfommende Held ſchlafe, iſt mit Ausnahme der Stelle im Bundeheſch nirgends Deutlich hervorgehoben , bloß daß er vor den Augen der Menſchen verborgen iſt, wird geſagt . In Deutſchland wird der Held immer in einen Berg verſeßt, nach .

wie ein Lamm , ſo daß man die Arbeit mit leichter Mühe bes

wi

ginnen konnte, die auch raſch von ſtatten ging. Den 12 Sept. 1265 wurde der Grundſtein gelegt, und der Papſt und der König theilten Patentbriefe que, durch welche die frommen Gläubiger

zur Beiſteuer für das gute Wert aufgefordert wurden, die auch ſo reichlich ausfiel, daß die Brücke, die Kirche und das Hoſpital erbaut werden konnten .

Die Domherren der Brüdenfirche wur

der däniſchen Faſſung fist er in einem Gewölbe bei (oder in) der Veſte Kronborg. Nur einmal findet fich dieſer Zug, in der arabiſchen Faſſung der Sage ; in der perftſchen Sage wird der

den reichlich bedacht, ihr Coſtüm , das ſie bis 1793 trugen , war ein weißes Gewand mit einer rothen Brücke. Als 1309 der

Törper des Sam immer in eine Wüſte oder Ebene verſekt. Dieß iſt um ſo mehr zu verwundern, als ſonſt die Entrüdung in einen Berg bei den ſpätern Parſen auch vorfommt, wie Denn Didemſchid und ſein glüdliches Reich unter die Erde in den Berg Damegan berſeßt werden.

ligen Ludwigs und der Jungfrau Maria geſtellt, welche hier

Die Bhonereiſe von Lyon bis an das Meer. (Fortſegung. )

Die prächtige 25 ſchöne Bogen lange Brüde S. Esprit iſt ein Meiſterſtüd der Architektur, das man den größten Werken 1 Die Stelle, deren Nachweiſung ich der Güte deg ørn. Dr. A. Weber

verdante, iſt arabiſch abgedrudt bei Freytag Chrest. Arab p. 162 ff.

Bau vollendet war, wurde die Kirche unter den Schuß des hei viele Wunder verrichtete, und die man deßhalb Notre- Dame des Miracles nannte. Die Schiffer müſſen eine große Geſchidlichkeit befißen um pfeilichnell unverſehrt durch die Bogen zu fahren ,

im Fall eines Anſtoßes geht das Schiff unvermeidlich in Trüms mer, wie das ſchon oft der Fall war, doch ſind bis jeßt noch

ale Dampfſchiffe glüdlich durchgefommen ; die Schiffbrüche find auch weit ſeltner als ehedem, aber die Durchfahrt erfordert we gen des reißenden Stromé noch immer große Vorſicht. Früber fliegen die meiſten Reiſenden eine halbe Stunde vor der Brücke

aus, und ichifften fich erſt jenjeito Derſelben wieder ein. Wir kommen nun in die Nähe des Dorfes Mornas, das

ehemals eine wichtige Stadt war und zwiſchen zwei Hügeln am

555 In dieſen Höfen und Ges

fuß der gewaltigen Ruinen eines alten großen Schloſſes liegt,

Brodſuppe mit hölzernen Löffeln .

und noch das Gepräge Dereinſtiger Römerherrſchaft trägt. Bei

mächern gaben die breifronigen Prieſter die prächtigſten glänzendſten Prunffefte mit der üppigſten Verſchwendung. 30g einſt die ſchöne Johanna von Neapel als Gebieterin Avignon mit einem zahlreichen Gefolge von Cardinälen ,

den hübſchen Dörfern Montfaucon und Laudun vorüberfahrend kömmt man nach Roquemaure, beffen Thurm auf einem hohen Hügel, gleichſam als Wächter des Ortes fteht.

Der Name dieſes

Städtchens, Maurenfelſen ( Rocher des Maures) foul fich von Afhaur Benabbel herſchreiben, der die Mauren 718 zu der Er oberung des mittäglichen Frankreich führte und dabei dasſelbe anlegte. Papſt Clemens V ſtarb 1314 in dem Schloß von

Roquemaure ; vordem ſchüßte eine ſtarke Mauer mit 9 hohen Thürmen flankirt die Stadt, welche die Revolutions:nänner von 1793 nieberriſſen ; jeßt ift fte von allen Seiten offen . Von Roquemaure iſt es nur noch eine kurze Strecke bis

Avignon, das man jedoch erſt zu Geſicht bekömmt, wenn man an der ſchönen Rhoneinſel Barthelaſſe vorüber iſt, die mitten in dem Strom zwiſchen dem Städtchen Villeneuve und Avignon

liegt, äußerſt anmuthig iſt, dritthalb Stunden im Umfang und viele ſehr geſchmacvolle Landhäuſer, Gärten, Luftwäldchen und

die angenehmſten Spaziergänge von der Welt hat. Auf dieſer Inſel feiern die Einwohner der beiden Städte ihre Volf& feſte, bei denen Farrandole, Contretänze und allerlei Spiele unter

Drangens , Citronen- und Feigenbäumen im Freien aufgeführt werden . Eine ſehr alte, hobe, ſchmale Brüde, von der nur noch wenige Bogen ſtehen , führte von der Inſel nach Villeneuve,

wo man noch die Ruinen eines ehemals wegen ſeiner Pracht und Größe berühmten Karthäuſerfloſters bewundert, ſo wie das alte Schloß S. André mit ſeinen ungeheuren Mauern und dicen Thürmen . Ludwig VIII ließ die ſtarfe Burg auf dem

und Hier von Bi

ſchöfen , Rittern und Ebelfrauen , alle in die reichſten und koft

barſten Gewänder gehüllt, unter einem Prachthimmel an der Seite ihres Gatten ein , und wurde vom heiligen Vater in feiner ganzen Glorie empfangen. Die Fauptkirche der Stadt hat ein römiſches į Portal und fou auf dem Fundament eine alten Herkule&tempels erbaut ſeyn . Hinter derſelben ſteigt man auf einem fteilen Felſenpfad

auf die Platform Leroque. Unvergleichlich, ja entzückend iſt die Ausficht von dem hohen Feljen, auf dem die alte Reſidenz der Päpſte ſteht, von wo man die blühenden Gefilde der Rhone, die der Fluß zwiſchen romantiſchen Ufern durchftrömt, auf eine unabſehbare Weite überſchaut. Beſonders reizend iſt die Aufs ficht gegen das Thal von Vaucluſe, und mit Recht rübut man dieſe Gegend als die ſchönſte in ganz Frankreich. Von der uralten Brüde, die hier über die Rhone führte, ſind nur noch wenige Bogen mit einer kleinen Capelle übrig ; fte hatte deren 19, die der wilde Fluß zerſtörte. Länge dem Strom find Adeen, welche die Einwohner beſonders zu Abend promenaden benußen . (Schluf folgt.) 1

Ein Ausflug nach der Inſel Balie. 1 ( Von K. Zollinger.)

Hügel erbauen, der die Stadt bominirt. Im innern Schloßhof befand fich auch das außerordentlich reiche Benedictinerfloſter. Avignon , die Hauptſtadt des Departements Vaucluſe, liegt in einer reizenben , faſt immer grünenden , etras abhängigen

lich war, mich mit an Bord zu befinden, um eine fleine Reiſe nach der

Ebene, dichtain linfen Ufer der Rhone, und iſt von alten , gelbbraunen Mauern und Thürmen umgeben. Hier befindet

ich nur der Güte des Herren Major, Reſidenten von Beſufie, und der

man ſich ſchon ganz unter dem ſüdlichen Himmeleſtrid , wo Dlis ven und Südpflanzen gedeihen, die meiſt der tropiſchen Zone

angehören . Der Himmel hat ein ganz italiſches Anſehen , und die immergrünen Fluren find mit Limonens, Drangens und Feigenbäumen bedeckt; die herrliche Natur gibt in üppiger Fülle, was den Lebensgenuß verſüßt, und die bläulichen Fluthen der

Rhone ſtrömen majeſtätiſch -wild dem ſchon nahen Meere zu. Das merkwürdigſte Der alten Stadt, deren Gründung man den Phocäern von Marſeille 539 Jahre vor Chriſti Geburt zuſchreibt, und die lange die Bauptſtadt De altgalliſchen Beifeftammes der Cavaren war, iſt unſtreitig der alte päpſtliche Palaſt, deſſen Mauern die Zeit mit der Farbe Der im Herbſt abfallenden Baumblätter bekleidet hat, ein foloſſales in der Welt einzig da ftebenbe8 Monument , das noch keinem Baumeiſter einfiel nach zuahmen . Dieſer Palaft iſt eine auf hoben Felſen gethürmte Steinmaſſe, ein ungeheures Gebäude mit öden und hochgewölbten

Sälen und Gemächern.

In dem weitläufigen Schloßhof fößt

man allenthalben auf Schutt und Trümmer, und die impoſan ten Ruinen laſſen noch die Größe längſt vergangener Herrlichs feit ahnen . Die beſt erhaltenen Säle, Kirchen , Capellen und

Gewölbe dienten ſpäter zu Soldatencaſernen , und da wo einft, dem Donnergott gleich, die Oberprieſter der Chriſtenheit ihre Bliße über das zu ihren Füßen liegen de Avignon, gegen Venes dig und Mailand, Deutſchland und Italien, gegen Kaiſer und

I. Die Reife. Am 16 Mai 1846 des Morgens um 8 Uhr verließ das Krieger

dampfboot der Bromo die Rhede von Banjuwangie. Daß ich ſo glück wenig befannten und doch ſo merfwürdigen Inſel Balie zu machen, hatte freundſchaftlichen Zuvorfommenheit des Commandanten des Bromo, des Hrn. Smit van den Broeke, zu danken . Der ſtarke Strem trug rehr

viel bei, und ſchnell aus der Straße Balie zu helfen , welche weſtlich durch das flache Land von Banjuwangie und öſtlich durch das waldige, hügelige, doch beinahe unbewohnte Balie begränzt wird. Wir ſeßten unſere Fahrt längs Balies Südfüſte fort, wovon man jedod während der Mit

tagſtunden nur wenig ſehen und erkennen fonnte. Erſt gegen Abend wurde die Luft heller, ſo daß in der Ferne die Gipfel der Berge im Innern des Landes aus den Wolken zum Vorſchein famen . Beiläufig

um 4 Uhr Nachmittags ließ der Bromo auf der Rhede von Balies Badong, oder beſſer vor Kütta das Anfer fallen. Neben und lagen zwei Engländer, ein Schwede und ein Smiff von Lingga. Am Ufer verfün

deten einige Ranonenſchüſſe, daß wir nicht unerwartet kamen. Die Rhede von Badong iſt gegen S.W. und W. ganz offen , und dadurch zur Zeit der weſtlichen Winde ſehr gefährlich ; fie ſcheint jedoch auch im Oftmuflon nicht zu den beſten zu gehören , obgleich die S.D.

Spiße von Balie fie theilweiſe gegen die S.D. Winde und den ſtarten Wogendlag der Südſee bedüßt. Wir gingen den 17 Morgens an Wall; der Commiffär ( Nefident Major) wurde ſowohl vom Lande, als von einigen Schiffen durch Ranos nenſchüſſe begrüßt. Der Landungsplaß bei Rütta iſt mehr als ſchlecht, denn länge der ganzen Küſte ſteht eine ſehr ſtarke Brandung ; gerade vor dem Landungsplaße befinden ſich parallel mit dem Ufer zwei Korallen riffe, zwiſchen welchen man durcrudern muß, um an der öſlichen Spiße des innern Riffes Fuß an Wall ſeßen zu können . Wir mußten auf dem fandigen Strande und dann weiter landeinwärts noch eine (engl.) Meile

Könige ſchleuderten , an dieſer Stelle pußen moderne Soltaten ihre Gewehre und Patrontaſchen , und verzehren ihre beſcheidene

| Aus dem Holländiſchen überſekt und mit Anmerkungen begleitet von C. Schmidtmüller Md. Dr.

wo

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zurüdlegen, ehe wir bei der Wohnung des Hrn. Lange, Kaufmann in Rútta, anfamen . Die Ranonade hatte weder am Strande , noch lango des Weges viele Neugierige auf die Beine gebracht, ſo daß ſchon dieſer erſte furze Ritt ung hinreichend von der guten Geſinnung der Eingebor: nen 2? überzeugte , und alle Furcht vor dem berüchtigten balineſiſchen Volfe aus unſerm Gemüthe vertilgt war. Das Haus des Hrn. Lange iſt von einer hohen Mauer umgeben ; während der Nacht wird der Hof mit einer Thüre verſchloſſen. Eine kleine Ranone derſelben gegenüber warnt

ſchlechtes Volf gegen vermeſſene Angriffe; gewöhnlich wird das Haus durch große Hunde bewacht. Wir hatten ſchnell die uns angewieſenen Zimmer bezogen, und fühlten uns für ein Land, wie Balie iſt, bei unſerm freundlichen Gaſtheren recht behaglich ; ein Billard gab dem Ganzen wirklich einen Anſchein von europäiſchem Lurus. Da jedoch zuerſt Nachricht von unſerer Anfunft an den Hof von Badong geſendet und die Antwort zurüdempfangen werden mußte, ſo hatten wir einen Tag lang Zeit und etwag umzuſehen. Der

den Rädern feſt, drehen ſich aber in der Mitte um ſich ſelbſt, ſo daß die

Adie weder ganz dreht , wie bei einer Pedattie , noch ganz in Ruhe bleibt, wie bei einem europäiſchen Rarren. Auf dieſen Rädern ruht ein ſehr kleiner Kaſten , welcher beiläufig einen Pifol oder etwað mehr Padie enthalten fann ; oben nimmt der Fuhrmann ſeinen Plaß , welcher von dieſem hohen Siße herab die beiden vorgeſpannten Doſen lenkt. Das Ganze fieht ſehr ſonderbar aus, und hat wohl etwas von einem javani Ichen Poſtfarren . Solange die Wege auf Balie im gegenwärtigen Zu: ftande find, iſt wohl ſoldi ein unbeholfener Rarren das beſte Transport: mittel, da er ſelbſt auf dem ſchlechteſten Wegen nicht umfällt.

Der Bazar von Kütta liegt beiläufig mitten im Rampong ; er iſt ein etwað breiterer Plaß in einer Straße , wo unter einigen Abdichern

ſeitwärts Früchte, Neis und Fiſde verkauft werden. Andere Gegenſtände fand ich nicht. In dieſem Orte ſcheinen nur wenig Chineſen zu ſeyn. Sie geben ſich mit dem kleinen Handel nicht ab , ſondern faufen Reis, Cocosöl und Fiſche auf ; dieſe Producte führen ſie entweder ſelbſt aus

Fleden Kütta icheint ziemlich groß und gut bevölfert ; vielleicht auch

oder liefern fte an Europäer ab, oder auch verkaufen fie dieſelben direct an

deßwegen , weil das Neujahrsfeſt alt und jung auf die Beine brachte, und wir daher mehr Menſchen ſahen als ſonſt der Fall geweſen wäre. Eine beſondere Ordnung im Zuſammenſtellen der Häuſer oder eine bes ftimmte, ſich in Beziehung auf die Himmeloſtriche gleidybleibende Rich: tung : derſelben iſt nicht bemerfbar. Man findet wohl Wege oder Straßen, wenigitens wenn man den Plaß, worauf Menſchen und Thiere gewöhils lich hin- und herlaufen, ſo nennen will; aber die meiſten derſelben find ſchon in der trockenen Jahreszeit ſo ſchlecht, daß ſie beſtimmt in der

die Schiffscapitäne, welche hieherkommen, um dieſe Artifel aufzufaufen . Wir gingen miteinander nad Tuban , welches an der Oſtſeite der

Regenzeit beinahe ungangbar ſind, und ſchwerlich noch den Namen Weg verdienen. Längs vielen hat das Waſſer fich einen Ablauf geſucht; die

Inſel, und nur eine Stunde von Rütta liegt. Die Südoſtſpiße Balies, auch das Tafeled genannt, vereinigt ſich nämlich hier durch eine Lands enge , welche in gerader Linie verläuft und nur wenig breiter als eine engliſche Meile iſt, mit dem übrigen Lande. Bei Tuban iſt eine Bai, welche ziemlich gut geſchloſſen und im Weſtmuſion der Rhede von Badong vorzuziehen iſt; Klippen machen aber den Eingang ſehr gefährlich, und tiefgehende Schiffe fönnen bei Ebbe gar nicht in dieſelbe laufen , da dann ſelbſt zwiſchen den Klippen zu untiefes Waſſer iſt. Hier ſtrandete .

meiſten derſelben ſind voll Löcher oder eigentlid fleiner Gråben , woraus

vor einigen Jahren der Dveryfſel, und in ſpäterer Zeit ein Küſtenfahrer.

ſich die Bewohner das Material für ihre Häuſer verſchaffen, weßwegen denn auch hier an den Gebrauch von Kutſchen oder Wagen nicht zu denfen iſt. Die Rarren ſind ganz anders gebaut als der Pedattie auf

Wer ein feines muſikaliſches Gehör hat, muß in Balie nicht reiſen , denn er würde, wie Hogarthe Muſifus, in Verzweiflung gerathen. Zu : erſt wird man durch das unaufhörliche Gefrähe der Kampfhähne, welche

Java , denn ſelbſt leßterer iſt für die balineſiſchen Straßen noch viel zu leicht, und würde ſich auf denſelben nicht bewegen fönnen, ohne beſtändig umzufallen. Die beiden Räder eines balineſiſchen Karrens ſlehen wohl 10 Fuß von einander, find bedeutend groß und an der Achſe dünner, d. h. die Speichen des Rades laufen vom Bande nach dem Mittelpunkte einwärts zu . Die Achie beſteht aus drei Stücken ; das Mittelſtück, wors

in allen Dörfern bei Hunderten und Tauſenden gefunden werden , geplagt ; ſie ſtehen in langen Neihen längs der Wege zur Schau, jeder Hahn in

ſeinem eigenen Käfige; oft fieht man die Einwohner bei dieſen Räßigen fiken , und die Gefangenen darin liefern wahrſcheinlich den Stoff zum Geſpräche; ja, ich glaube, daß die Hahnengefechte auf Balie den Stoff

auf der Kaſten ruht, iſt unbeweglich ; die Seitenſtücke ſißen zugleich an

der Tagespolitik liefern. Noch läſtiger fallen die Hunde , welche auf Balie nicht ſo verachtet, wie auf Java , aber noch zahlreicher und zu:

! Die Herren Lange, ein Däne, und King, ein Engländer, haben ſich des Hans

gleich noch magerer, hungriger, gräßiger, häßlicher und bösartiger find. Wo wir uns ſehen ließen, empfing und verfolgte uns das durchdringende,

dels wegen , eriierer in Balie Badong und der andere in Balie Lombot oder auch kurzweg Lombok niedergelajien. Lombot iſt eine eben ſo fruchtbare Inſel als Balie,

und die ethnologiichen Verhältniile icheinen , ungeachtet des zwiſchen beiden beſtehen : den Nationalharſeð und bäufiger Siriege, dieſelben ; die Hauptartitel der Ausfuhr find Reis und Cocosol, Einſubrartitel wie auf Balie. Dieſe beide Herren leben da

langgezogene Geheul dieſer Thiere, und überall, all überall, längs Hecken und längs Stegen zeigten fie fich, und ſtimmten einen Chor an, deſſen Nachflang auch jeßt noch in meinen Dhren forttönt. Hier mochte man wohl mit Spiller aufrufen :

„ Und herzzerreißend , finnbethorend Schalt der Erynnien Geſang, Er ſchallt, des Hörers Marf verzehrend Und duldet nicht der Leier Klang!"

ziemlich unabhängig , dürfen aber ex officio keine guten Freunde ſenn , denn ſie

müiſen mitunter auch an den Kriegen zwiſchen dieſen beiden Inſeln Theil nehmen . Ihr Handel iſt bedeutend , und ihre Gajiireundſchaft noch von allen Europäern, welche ſie beſucht haben , geruhmt.

2 Was 3. hier über die gilte Geſinnung“ der Eingeborneu und von dem berüchtigtem valineſiſchem Volke“ ſagt , hat auf verſchiedenes Beziehung. Da der

Ein anderer vierfüßiger Bewohner Balies iſt endlich das Schweiz

Balineſe viel ſelbſtſtändiger und deswegen auch kriegeriſcher iſt als der Javane, ſo

bei andern Völkern berüchtigt zu machen . Die Urjade der Geiandtſchaſt war denn

( chineſiſche Race) , welches aber hier weniger unreinlich als auf Java iſt. Die Schweine machen hier nun wohl nicht ſo viel Lärmen, wie die Hunde, find aber doch auch ſehr häßlich, mager und läſtig, und durch freuzen in großer Menge die Wege, die Höfe und wohl auch die Häuſer, und der Wanderer muß oft dieſen kleinen ſchwarzen Beſtien aus dem

auch vorzüglich Abſtellung dieſer Mifvräuche ; der König oder Fürſt von Balie Badong fügte fich , wenn nicht aus Uleberzeugung, doch aus Politik bald – nicht ſo

Wege gehen .

läbi er rich von Fremden nicht ſo viel gefallen als lepterer ; dazu kommt das

Strandrecht , welches an dieſer gefährlichen Küſte noch immer ausgeübt wurde ( 1. I. 1546 iſt Holland energiích dagegen aufgetreten ) , und das dieſe Gewäſſer im, Urſachen genug um die Balineſen mer ein Aufenthalı fremder Seeräuber find

( Fortſeßung folgt. )

der von Beliling .

3 Ordnung der Häuſer in Beziehung auf die Himmelfitriche. Auf Java ſind die Häuſer der eingebornen immer mit der Vorderſeite gegen Norden und Süden gebaut ; die Uriadie ſcheint mir in Wind und Weiter zu liegen , denn ſo iſt das Haus den während der trockenen Zeit webenden öflichen Winden , ſo wie den Stürmen des Weſtmuſſons weniger ausgeleht. Außerdem kann man ſich ſo , vors

Die Dampfſchifffahrtsverbindung mit Auſtralien

Rufficht genommen , was auch , da die aus Lehm gebauten Säuſer keine Fenſter

wird wohl jeßt bald in Gang fommen . Der Bericht des Hydrographert der Admiralitát über die Fahrt durch die Torresſtraße iſt fürzlid er: ſchienen, und ſchlägt vor daß die Verbindung an den Dampfbootdienſt nach Singapur und Batavia angeknüpft werden ſoll. Zudem hat die Colonie Südauſtralien einen jährlichen Beitrag von 3000 Pfd. auf drei Jahre verſprochen und wenn die andern britiſchen Colonien in der ſüds lichen Hemiſphäre nach Verhältniß beiſteuern , ſo kommt eine Summe von 52,000 Pfd. oder 1000 Pfd. St. wöchentlich zuſammen , was mehr

baben , nicht ſo nöthig iſt.

als hinreicht, um den Grfolg zu fichern. (Athen. 27 Mårz.)

züglich bei der Mittags ſtattfindenden nördlichen oder ſüdlichen Declination der

Sonne, eher vor der Mittagsionne als den ídyrägfallenden Strahlen der Morgen und Abendſonne íchüßen ; hierauf iſt bei der Erbauung der Şa

auf Batie keine

Verlag der 3. G. Cotta'jden Buchhandlung.

Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenmann.

lan d. A Das Aus Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N". 140.

12 Junius 1848 .

Der erſte Ort von einiger Bedeutung, wenn man Avignon

Die Rhonereiſe von Lyon bis an das Meer.

verläßt, um weiter zu ſchiffen , ift Barbantane, vorher aber fömmt (Schluß.)

Unter den Römern hieß Avignon Avenio und war eine ihrer erſten Colonien in Gallien , und unter Cäſar und Auguſt im blühenbften Zuſtand. Später ftritten fich die Gothen , die Burgunder , die Oftgothen und die Könige von Auftraften um

ihren Befiß und wurden nacheinander ihre Herren . Der Herzog

man noch an dem Einfluß der wilden Durance vorüber, dem reißendften Fluß in ganz Franfreich, der fortwährend gleich einem durch den geſchmolzenen Schnee angeſchwollenen Walbe ſtrom Herabſtürzt, Abgründe bildet, ganze Felsſtücke mit ſich fortführt und Sandberge anhäuft ; auch gab er Veranlaſſung zu dem alten Sprüchwort:

von Mauronte überlieferte fte verrätheriſcherweiſe den Saracenen , aber Carl Martel nahm ſte ihnen mit dem Schwert in der

Le Gouvernement, le Parlement et la Durance, Ces trois ont gasté la Provence.

Hand wieder ab. Lange ein Zanfapfel zwiſchen den Grafen von Toulouſe und denen von Barcelona, ſchüttelte ſie endlich deren

Joch ab und erklärte ſich unabhängig, was ihr verheerende Kriege zuzog . Gines Tages wagte ſie es ſogar init dem König von

Frankreich , Ludwig VIII , als ſeine @gleichen unterhandeln zu wollen . Dieſer verließ Lyon, um die Albigenſer zu bekämpfen. Vor den Mauern Avignong angefommen , fand er ihre Geſandte

vor denſelben, welche zu ihm ſprachen : „Sire, hier find Lebeng mittel für eure Truppen, hier die Brüde um über die Rhone zu gehen, wir bieten euch dieß alle an unter der Bedingung,

daß eure Soldaten unſere freie und unabhängige Stabt nicht bes treten ; wir wollen neutral bleiben. „Mir,“ rief Ludwig VIII aus , die Hand an ſeinen Degen legend. „Bedingungen mir ; bei Gott, ihr müßt wiſſen , daß ein König von Frankreich deren macht, aber nie annimuit.“ Die Geſandten blieben ſtumm , der

König fuhr fort : „ ich werde mitren burch eure Stadt ziehen, ſo frei und unabhängig fte auch immer ſeyn mag , und zwar ges

wappnet, den Helm auf dem Haupt und die Lanze in der Fauft." „Wenn wir es erlauben, Sire," erwiderten die Geſandten, und zogen fidy, bie Worte noch einmal wiederholend, zurüd. – Die Stadt wurde nun von dem König belagert, vertheidigte fich auf das Lapferſte, ſchlug alle Stürme zurüd , mußte zuleßt aber dennoch capituliren, unb Ludwig VIII 30g, wie er geſagt, .

Barbantane, das in einer geringen Entfernung vom linken Ufer der Rhone liegt, hat ein freundliches, modernes Schloß, hinter dem fich die Ruinen Deß alten Caſtell des 3fiarte mit einem hohen Thurm erheben. Die Lage dieſes von vielen hübs ſchen Drten umgebenen Flecen8 iſt reizenb, ring&um breitet fich ein

unermeßlicher grüner, mit Blumen reich emaillirter Wieſenteppich aus , der gegen Mittag von Dlivenwäldchen begränzt iſt. Zur Zeit des Aufenthalte der Päpſte in Avignon war Brabantane die Liebling& partie dieſer Prieſter und ihres Hofet. Sie haben hier das alte Schloß erbaut, welches 12 Cduh dide Mauern

hatte unb ber Revolutionshammer erſt 1793 zertrümmerte. Nach einer kurzen Fahrt befindet man ſich vor der Stadt

Beaucaire, die hinfichtlich ihrer Meſſen das Leipzig Frankreichs . genannt werden kann ; die unzähligen Buben derſelben werden aber auf den Wieſen außerhalb der Stadt aufgeſchlagen, was der Meſſe, da auch ſehr viele Selten dabei find, das Anſehen eines Lagers gibt. Die Stadt liegt am rechten Rhoneufer und hat 12 bis 14,000 Einwohner ; ihre Lage iſt außerordentlich ſchön.

3hr gerade gegenüber und durch eine Brüde verbunden

liegt Tarascon, das ungefähr eine gleiche Anzahl Einwohner hat, die als händelſüchtige Raufbolde in einem übeln Ruf ftehen ,

3ohanna von Neapel , dieſe Maria Stuart des Sübens,

Dieſe Stadt hat ein altes , ſchönes Schloß, die Burg des Königs René genannt, der fich oft hier aufhielt, und das auch die Reſidenz der Grafen der Provence war. Gein Bau ift gothiſch, von ſeinen Mauern hat man eine herrliche Ausficht in die unabſehbaren Ebenen von Languedoc ; jeßt dient es der Stadt zum Gefängniß. Tarascon war ber Siß der probenças

ſchön, anmuthig, reizend, ſchuldig und unglüdlich wie die ſchots

liſchen Minne und ihrer Galanterien ; Liebethöfe ( Cours d'amour)

tiſche, Königin beider Sicilien und Gräfin von der Provence,

wurden hier öfter8 gehalten und prächtige Fefte gefeiert, faſt alle Troubatoure und Dichter Der Provence haben die Schlöſſer von Tarascon und Beaucaire, denn auch dieſe Stabt hatte eine

gewappnet, den Helm auf dem Haupt, die Lanze in der Fauſt, an der Spiße ſeines Heeres in berſelben ein, aber tapfer und galant wie er war, machte er den Einwohnern ein Compliment

über ihre wadere Vertheidigung.

verkaufte Avignon dem päpſtlichen Stuhl für 80,000 Goldgula den , die fte nie erhielt ! — 1791 decretirte bie franzöſiſche Nas tionalverſammlung die Vereinigung Avignons, Daß noch durch -

einen päpſtlichen Legaten verwaltet wurde, mit Frankreich. Die

berühmte Burg, durch ihre Geſänge verherrlicht.

Das Schloß

bon Tarascon hat ungeheure unterirdiſche Gewölbe, Ballen und

Gråuel, die hier Jourdan, Der Ropfabhauer, während der Res

Säle. Von ſeinen Zinnen ſprangen einſt 50 gefangene Englän

volution berübte, find beiſpiello8.

der in die unten vorbeifließende Rhone, um fidh zu befreien ;

nosos

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die meiften ertranten jedoch in den Wellen des Stroms , unb

jes Wunder zu erhalten, ſtiftete König René die Spiele, welde

nur wenigen gelang es fich durch Schwimmen zu retten, und

man das Rennen der Taragque nennt, und die den Pfingſtmon tag gefeiert werden , ſo wie auch am Namenstag Der heiligen Marthe. Der Drache, den man dabei herumführt , iſt ein höls zerned Gerippe das mit hellgrüner und goldbemalter Wachelein wand, duppenartig gemalt, überzogen iſt, und unter dem acht junge Burſchen ſteden, die es ſechzehnfüßig machen. Am Pfingſts

auch dieſe wurden meiſt wieder eingefangen . Den zweiten Pfingſtfeiertag wird hier ein ſehr ſeltſames

Feft gefeiert; ein hölzernes Ungeheuer, die Tara que genannt, das einen großen, auf dem Rüden mit Stacheln bepanzerten Drachen vorſtellt , ftählerne Klauen hat, deſſen Ropf eine abs ſcheuliche Zuſammenſeßung von dem Haupt cines Menſchen und dem eines Löwen und Diger iſt, deſſen Rachen mehrere Reihen friſch geſchliffener Zähne von Eiſen zeigt und deſſen Schweif einem beſchuppten Fiſchſchwanz gleicht, wird in den Straßen der Stadt in Proceſſion herumgeführt. Die Legende erzählt folgendes von deſſen Urſprung: Das Ungeheuer benugte einen

Augenblick , wo der Şüter der Pforten der Hölle in ſeiner 1

montag gebärbet es fich ſehr wild, rennt unter die dichtigſten Haufen der Zuſchauer, wirft fie mit ſeinem gelenkigen Schweif zu Dußenden nieder, ſchlägt ſie ſo derb, daß fie laut aufſchreien , und ſpeit Feuer aus dem Rachen und den Naſenlöchern , Schwäre mer unter das Volk werfend. Am Tag der heiligen Martye ift e8 dagegen ſehr zahm, und läßt ſich ganz geduldig von einem

jungen weißgekleideten Mädchen , das die heilige Martha repräs

gewohnten Wachſamfeit nachließ, um auß derſelben zu entris

ſentirt, an einem ſeibenen Band herumführen, zulegt wird es

ichen .

Nachdem eß lange auf Erden fich von Blut nährend,

in die Kirche geführt, wo eß ein Prieſter mit Weihwaſſer bes

balb im Waſſer ſchwimmend, balb in der Luft fliegend umber

ſprengt, worauf es leblos nieberfällt. Während der Revolution

geirrt, fand es endlich eine ihm bequeme Höhle in der Nähe

hatte man es zerſchlagen, aber nach der Wiedereinführung der chriftlichen Religion wurde ein neues Ungeheuer verfertigt, und Das Volf grüßte es bei der erſten Proceſfion mit Jubelgeſchrei. Von Beaucaire läuft die Rhone faſt in einer ganz geraben

von Sarascon, in der es ſeinen Siß auf dlug. Von hier aus verbreitete das Ungeheuer Schreden in der ganzen Umgegend, verwüſtete Felder und Dörfer, fich hauptſächlich von Frauen und Kinderfleiſch nährend, das der Männer als nicht delikat genug verídmähend, auch Thiere dienen ihm nicht würdig zu ſeiner Nahrung zu dienen . Seine Fredheit wurde balb jeden Tag größer, und es lauerte an den Thoren der Stadt. An einem Sonntag harrte es rubig das Ende der Meſſe ab, und als die Frommen die Kirche berliegen, ſuchte eß fich das ichönſte Mäds

den unter denſelben heraus und verſchlang eg . Es war die durch ihre große Schönheit, Liebenswürdigkeit und Freundlich feit in der ganzen Stadt ſo wohlgelittene Magdalene. Damals

landeten in einer gebrechlichen Barfe zwei Männer und zwei Frauen in der Prorence ; auf dem Schiffchen war eine goldene Lanze ſtatt eines Maſtes aufgepflanzt, die heilige Jungfrau hatte ihren Schleier, als Segel dienend, daran geheftet, und die Schiffbrüchigen waren durch die Almacht Gottes jo bom Untergang gerettet worden. Dieſe vier Leute waren keine an

Linie bis zu dem nahen Arles, dem alten Arelas oder Arelat,

das ſchon mehr als 2000 Jahre zählt, und ganz auf altrömis ſchen Fundamenten erbaut iſt, auch noch viele römiſche Alter. thümer, namentlich ein von Julius Cäſar erbautes Amphitheater, aufzuweiſen hat. Ihre Lage von Sümpfen und Moräften ums geben iſt ſehr ungeſund, die Stadt nimmt fich aber von der Rhone aus geſehen ſehr würdig und impoſant aus. Im Anfang des 5ten Jahrhunderts wurde ſie die Centralſtadt von ganz Gals lien , unter den Merovingern war fie die Hauptſtadt der Grafs ſchaft Provence und 933 die des Königreichs Arelat, das aber von feiner langen Dauer war ; 1251 vereinigte fie Ludwig XI mit Frankreich.

von ihrem frühern Glanz, fie war einſt die

Nebenbuhlerin von Marſeille, enge, krumme und dabei ſehr freie Pläße, und iſt noch von ben. Sehr hübſch, nett und

iſt wenig mehr übrig. Sie hat öde Straßen , aber ein paar ſchöne alten Wällen und Mauern umges coquet iſt die Nationaltracht der

dern , als der heilige Lazarus, Der heilige Marimin , die heilige Marthe und die befehrte Sünderin, die heilige Magdalena, die

ſehr ſchönen Frauen und Mädchen der niedern Olaffen hier und

gefommen waren das Evangelium in der Provence zu predigen

in der Umgegend ; eine ſcharlachrothe anliegende Jade bedect

und aus Heiben Cyriften zu machen .

den Oberleib und zwei Drittheile einer ſchön gerundeten Bruft, die braunen kurzen Röde reidhen nur biß zur Hälfte der Waben,

Die heilige Marthe, welche

ihre Wunder in der Gegend von Tarascon verrichtete, wurde von den Bewohnern gebeten fie von dem ſchrecklichen Ungeheuer zu befreien. Sie ſprach zu den Flehenden : Brüder folgt mir, um Zeuge von der Allmacht des einzigen wahren Gottes zu ſeyn, und ging der Höhle des Unthier8 zu, auf einem mit Blut und Menſchenfnodhen bebedften Weg .

218 fich die Heilige näherte,

Die ſtatt aller Waffen nur ein kleine8 , hölzernes Kreuzchen batte, brüllte der fich zurüdziehende Drache vor Wuth. Die Leute , welche der Marthe gefolgt waren, hatten Furcht und I

wollten Davon laufen , aber fte fagte zu ihnen : „ Fürchtet nicht

meine Brüber, Chriſtus iſt mit uns ,“ und das Kreuz in der and ging fie zur Höhle . Das Ungethüm ſpie Ströme von Feuer gegen fie und warf fich endlich redlich brüllend mit einem Sprung auf fie. Aber o Wunder , ell fiel Demüthig

zu den Füßen der Heiligen nieder , die nun ein Band um ſeinen beſchuppten Bale warf, was der Drache geduldig wie

ein Lamm geſchehen und fich zitternd von ihr auf den Markt der Stadt führen ließ, wofte den Einwohnern befahl ihn zu erſchlagen, was fie auch befolgten, und fich darauf ohne Aus nabme zum Chriſtenthum befehrten ,

Um das Anbenken an dies

und geſtatten Daß man die feinen weißen Strümpfe, häufig von Seibe, ſammt dem nieblichen Fußwerf, das fte bebeden, bewuns

dern fann. Das biđe, in der Regel ſchwarze Haar, iſt mit einem bunten ſeidenen Tuch durchwunden, bei großer Hiße wirb es noch mit einem herabgeſchlagenen Hut bebeckt, die filbernen Arms bänder von antiker Form Dürfen nicht fehlen. Arled gegenüber liegt die hübſche Vorſtabt Trinquetailles; auch fte hat noch viel

römiſche Alterthümer, und hier wohnen die reichſten Einwohner von Arles in ſchönen modernen Häuſern. An dem Ende von Trins quetailed beginnt die ſchönſte und größte Rhoneinſel, eigentlich Das Delta Der Rhone, die Inſel Camargue, bie einen Umfang

von einigen zwanzig Meilen hat, und an der Südſeite vom mits telländiſchen Meer umſpült wird.

Der rechte Arm der Rhone

Der fte mitbildet, wird die kleine Rhone genannt, da er bei weis tem nicht ſo breit iſt wie der Hauptſtrom . A18 Caſar Galien eroberte , war dieſe Inſel nur ein dichter umheimlicher Wald, balb wurde fte aber eine der fruchtbarſten Landftreden , und ift

ießt trefflich angebaut. 3m Mittelalter war fte mit Klöſtern, Abteien, Kirchen , Capellen , Burgen und Dörfern bebedt, von

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son

denen jeßt nur noch wenig Spuren mehr vorhanden ſind, aber

Mann von mittlerem Alter, wohl gebaut, und hatte eine ungezwungene

ihre Fruchtbarkeit, ihre herrlichen Triften und Wieſen find ihr geblieben . Hier wird eine ganz eigene Hunderace gezogen , die ſehr lange Haare hat, eben ſo eine beſondere Pferderace, die klein iſt, ſchwarz zur Welt fömmt, und, wenn fie aufgewachſen , zu weißen Schimmeln oder lichtgrauen Pferben mirb ; ihre Stärke

ja ſelbſt allzuungezwungene Haltung, denn er legte fich bistveilen in Gegen

und Ausbauer iſt außerordentlich, ſie können 20—25 Stunden

die Nägel zum Zeichen ſeiner vornehmen Abkunft üppig zu langen Klauen gewachſen , und an einem der Finger prunkte ein goldner Ring. Sein

ohne große Anſtrengung an einem fortlaufen . Dieſe Thiere ſo wie das Hornvieb laufen den ganzen Tag frei auf den fetten Weidepläßen der Camargue herum . An dem Ende der Inſel, an der Mündung der kleinen Rhone, liegen Led-Saintes Maries,

ehebem La Villa de la Mar genannt, wo der König René die Reliquien der heiligen Maria Jafoba und der heiligen Maria

Salome an dem Drt fand, an dem man ihre Leichen beerdigt hatte. René ließ über dem Grab der Heiligen eine befeſtigte Kirche erbauen , die noch fteht und von den Frommen der Inſel ſehr beſudt wird . In dieſer Kirche zeigt man vier auf Holz

gemalte Evangeliſten , die der König René ſelbſt gemalt haben fol. Hier wohnen faſt nur Fiſcher, die von der übrigen Welt

abgeſchieben noch ganz mittelalterliche Sitten und Gebräuche erhalten haben. Wenn man von Arles auf dem breiten Arm der Rhone hinabfährt, fömmt man noch an Saint - Trophine und Tour S. Louis vorüber, ehe man das Meer erreicht, je näher man demſelben fömmt, deſto raſcher geht die Fahrt, ſo daß man fich zuleßt in einem Strubel gegen einen Abgrund

fortgeriſſen wähnt. Endlich iſt die Rhone verſchwunden und man

wart des Commiſſäre mit ſeinem Oberleibe über die gefreuzten Arme auf den Tiſd, wie ein Bauernjunge, welcher in einer Dorfſchenfe na dh einer Erzäh lung horcht. Der Dewa hatte wie alle Balineſen den Kopf untiededt und trug kurzes lodiges Haar. ' Hinter jedem ſeiner Dhren ſtack eine I jampakablume

(von Michelia longifolia ); an den Fingern ſeiner linken Hand waren Oberleib war nad nationaler Sitte ganz nact, fo baß ſeine ganze Kleis dung aus einem rothen ſeidenem Sarong (worunter er aber wahrſchein lidh furze Beinfleider trug) beſtand , wozu man noch eine Sinie - (oder Betel:) Doſe fügen muß, um das Coſtüm unſeres Dewa vollſtändig zu machen. Der Mann ſprach fließend malaiſd und unterhielt ſich mit jedem auf ſehr einnehmende Weiſe. Während ſeines Beſuches hatten wir Gelegenheit einer merkwürdigen Rechtopflege beizuwohnen : es wur: den nämlich nach einem der auf der Nhebe liegenden Schiffe chineſiſche Deute gebracht; einer der Säde ging auf und es fielen vier Pádchen , vier Gulden Silber werth , heraus. Ein junger Ruli raffte dieſelben auf und ſteckte ſie ein ; er wurde auf friſcher That gepadt und vor den Dewa gebracht. Das Factum war ſchnell bewieſen, und die Strafe noch

ſchneller ausgeſprochen : fie lautete, er ſolle gefriſt (d. h. erdoldht) werden. Der Verurtheilte, welcher einem ſchnellen Tode entgegenſah , verhielt fich ſehr ruhig, erzählte ſelbſt das Vorgefallene an die Umſtehenden, und faute gleichgültig ſeinen geliebten Sirie. Hr. Lange ſtellte nun dem Dewa vor, daß die Strafe doch allzuſtrenge ſex , fügte bei , daß der Beſtohlene ja nicht als Kläger aufgetreten wäre, und bat daher um Milderung des gefällten Urtheile. Die Sache wurde nun ſo vermittelt, daß Fr. Lange .

den Verurtheilten als Matroſen an Bord des einen oder andern Schiffes

befindet fich auf den blauen Fluthen des mittelländiſchen Meeres

wogenb, deſſen oft aufgeregte Wellen das Schiff ſo ſchaufeln , daß fich bei den Reiſenden bald die Spuren der Seekrankheit zeigen. Eine angenehme Fahrt gewährt die kurze Seereiſe von hier nach dem nahen Marſeille und ben hyeriſchen Inſeln .

ſchiden fönnte, wenn er aber dieß nicht wollte, müßte das Todegurtheil vollzogen werden. Der Dieb wurde auch wirflich in unſerer Gegenwart nach einem der Schiffe gebracht. Dieſe Weiſe, über die Freiheit und das Leben eines Menſchen zu verfügen, machte auf uns alle einen tiefen und ſchmerzlichen Eindrud ; aber die Balineſen ſahen hierin nichts bez ſonders, und ſagten uns ſelbſt, daß ein Diebſtahl von zwei Gulden mit dem Tode beſtraft werden könne. Bei einer ſc grauſamen Geſebgebung

Das Verbrechen des Unterrichts im Bibelleſen.

ſcheint die Sklaverei ein ſehr menſchliches Vermittlungsmittel , denn es

Bis zu welchem grandioſen Unfinn man durch eine falſche Stellung gelangen fann , fann man aus nachſtehender, in aller Form eines eng-

geſchieht oft, daß der Shuldige, ſtatt erſtochen zu werden, zum Vortheile

liſden Ranzleiſtyis abgefaßten Anflageformel entnehmen, welche fürzlich in einer Grafſchaft Virginiens von einer Großjury als richtig befunden wurde. Solche lautet : „ Wood-Grafſchaft in Virginien : die verſams melte und eingeſchworene Jury zur Unterſuchung von Vergehen , welche in beſagter Grafſchaft begangen werden , erflärt auf ihren Gid , daß

Martha Chriſtian, aus beſagter Grafſchaft, eine übelgeſinnte Perſon, am vierten Tag des Julius im Jahr unſeres gebenedeiten Herrn Jeſus Chriſtus 1847 , zu Righteous Ridge in beſagter Grafſchaft, ohne die Furcht Gottes vor Augen zu haben, ſondern böslich, in fdhlimmer Abſicht und verbrecheriſch , vom Teufel bewogen und angetrieben , eine gewiſſe

Schwarze und Negerfrau, Namens Rebecca , alias Blad Beck, in der

des Fürſten verkauft wird, gewöhnlich für den Preis von 25-50 fl. Silber. Hier noch einiges über das auf Balie gangbare Geld. Man fennt hier nur die gelben chineſiſchen Deute , Petje genannt , welche in der Mitte ein vierediges Loch haben , und an einen Bindfaden gereiht wer den ; außerdem ſind alle Arten von Piaſter, am liebſten die alten, gangs bar. Man reiht gewöhnlich 200 Petje an einen Faden , welche dann zuſammen einen Gulden Silber werth find, und „ſa ataf " genannt wera den. Fünf ſolcher Fäden werden mit ihren Enden zuſammengebunden und machen dann , ſa Bunfus," was beiläufig fünf Gulden Silber aus:

macht. Fünfzig Atafs werden in einen Sad gepackt, und ſo ein Sac enthält ein „ Puku " šo Gulden Silber werth ; hieraus fieht man , daß nur der Petje und Piaſter verſchieden geſtempelte der Atat , Bunfus

Bibel leſen lehrte, zu großem Mißfallen des Allmachtigen Gottes, zum verderblichen Beiſpiel anderer, die auf gleiche Weiſe fich vergehen, ents

und Pufu aber nur eingebildete Münzen find. Der Piafter wird mit

gegen dem für ſolche Fälle entworfenen und vorgeſehenen Statut und gegen den Frieden und die Würde der Republik Virginien .“ Beſagte

Den 18 brachten wir auch noch in Kütta zu, da wir erſt an dieſem Tage Antwort vom Hofe befamen ; Mittag8 fam der Kronprinz und zu

Martha toard proceſirt , der ichmählichen Verbrechens die Bibel „ zum großen Mißfallen des Allmächtigen Gottega gelehrt zu haben, gebührend

begrüßen. Der Kronprinz ſcheint wenig älter als 20 Jahre zu ſeyn.

700 Petje bezahlt.

Er iſt flein und zart gebaut, ſeine Phyſiognomie verråth einen ſanften Charafter und iſt ſowohl in den einzelnen Zügen als im allgeineinen

überwieſen, und von dem philanthropiſchen Richter, der dem Gerichtshof präſidirte, zu zehnjährigem Arbeitshaus verurtheilt. (Liter.

Ausdruđe mädchenhaft. Man kann überhaupt ſagen, daß im allgemei

Gaz , 27 Mai. )

nen die balineſiſchen Männer im Körperbaue und der Phyſiognomie auf:

Ein Ausflug auf der Inſel Balie. 1. Die Reife. ( Fortſepung .)

Den erſten Tag unſere Aufenthalted in Rütta empfingen wir nur Einen Beſuch, nämlich den des Dewa oder Diſtrictsoberhauptet. Er war ein

fallend viel weibliches, und umgekehrt die balineſiſchen Frauen etwas ſcharfes und hartes haben , was ihnen oft ein männliches Ausſehen gibt. ? 1 Das Haar der Balineſen iſt wie das der malaiſchen Race überhaupt von Natur aus lang , ſchwarz und ſchlicht; der Dewa trug rein Saar kurz und lodig zum Zeichen ſeiner fürſtlichen Abkunft.

2 Welchen Einfluß ſchwere körperliche Arbeiten auf die Geſichtszüge ausüben,

können wir alle Cage ſehen , wenn wir die Phyſiognomien der Bauern mit denen

560 der That nicht unbebaut nennen kann , während andere Anpflanzungen

Auch unſer für Alicher Gaſt war unbededten Hauptes und hatte lange Nägel an der linken Hand ; die Haare trug er, wie alle Mitglieder der Familie lang, und in einen Chignon aufgedreht, woraus gerade vor der Stirne ein Kembang ſepatu (Blume des hibiscus rosa sinensis) zum Vorſcheine fajn , was fehr gut fand. Dieſe Blume ſah ich ſpåter in den Haarflechten Beinahe aller fürfilichen Häupter. Seine Kleidung beſtand ebenfalls aus einem rothen ſeidenen Sarong, worüber jedoch ein anderer von weißer Gad geídlagen war ; Sdube , Sandalen oder etwas ähnlides ſcheinen ſelbſt die Bornehmſten und Mächtigſten in Balie nicht zu gebrau: chen. Der Prinz war zu Pferd angefommen ; er war von einigen Bedienten umringt, welche ihm immer nahe am Pferde und zu Fuße folgten. Ein gewöhnlicher idwarzer chineftider Pajong 1 bezeichnete ſeinen fürftlichen Rang . Er hatte und vom Sofe eine große Pompelmus zum

und von demſelben aus fahen, beweiſen unwiderſprechlich daß das Land ſehr bevólfert feyn muß. Ueberall wimmelte es von Menſchen : dabei muß man aber nicht vergeſſen , daß die Neujahrsfeſtlichkeiten ſehr viele Leute nad außen lodten, und wir daher mehr als gewöhnlich zu ſehen bekamen. Nachdem wir dem Plaße unſerer Beſtimmung näher gefoms

Geſchenfe mitgebracht; diefe Frucht ſcheint auf Balie, wo ſie ſehr gut

men waren, trat uns ein Guſti, 1a welcher in der einen Hand eine Flaſde

fortfömmt, eine eigene Bedeutung zu haben , und eine eun

Branntwein und in der andern ein Glas hielt , in den Weg. Er bat den Commiſſar ſehr freundlich , mit ihm ein Glas zu leeren , welches lepterer auch annahm, jedoch unter der Bedingung, daß dieß im Hauſe und nicht mitten auf der Straße geſchehen ſolle. Die ganze Geſellſchaft fam alſo unter das Dach des freundlichen Mannes , der eine eben ſo freundliche Frau hatte. Ich aß in ſeinem Hauſe zum erſtenmale eine Mangaſorte , von den Gingebornen Wannè genannt, eine Frucht, welche

Geſinnung des Geberg anzubeuten. Der Prinz blieb bis gegen Abend bei uns. Er hatte die Ohrenwadhe für den Commiſſär mitgebracht, 0. h. einen Trupp Lanzenträger, deren åußeres weniger Ghrfurcht einflößte als ihre Lanzen. 68 waren Lanzen mit ungewöhnlich langen weißen Enden, welche mit ſehr geſchmadvollem vergoldetem Zierrathe geſchmüct waren ; auch die Scheide, welche um die Klinge ſaß, war vergoldet. Den Abend brachten wir in einer ungewöhnlich frohen Stimmung zu , wozu der

hier nicht leicht möglich ſeyn würden . Soweit wir ſehen konnten , zeigten fide döne Reisfelder, welche lieblich mit den dunkeln Baumgruppen der Dörfer abwechſelten, eine Ausſicht, welche den Reiſenden auf Java ſo oft entzudt. Die Reisсultur ſcheint ununterbrochen bas ganze Jahr durch zubauern, und die Obene wird fünftlich bewaflert. Die Sawa'o find eben

fo zweckmäßig wie auf Java angelegt; werden aber mit noch mehr Sorg falt unterhalten. Die vielen Defla's , welche wir längs unſern Weges

.

die Größe einer Gawenie , ein faſeriges ſaftiges Fleiſch, den Geſchmad

fomiſde Geſang und die meiſterhafte Mimik eines der auf Balie woh:

des Zuurzaf 2 und einen ziemlich unangenehmen Geruch hat (vielleicht die

nenden Herren viel beitrug .

Frucht der Mangifera foetida ?) Unſer3 Guſti gab ſich für einen treuen

Den 19 legte der Commiffär einen Beſuch ain Hofe des Königs ab. Der König von Badong heißt Raffiman, und nach ihm wird auch ſeine

Anhänger der holländiſchen Regierung 3 aus, und ließ uns, um dieß zu beweiſen, einen Ring an ſeinem Finger ſehen, in welchen ein Zehnguldens

Reſidenz genannt. Vier der Mitglieder unſerer Geſellſchaft wurden in

ftüd mit dem Bruſtbilde Willems I nach oben gereßt war. Der Gaſtherr

Stühlen , welche man erſt mit einigen Gebangblättern überdacht hatte, um die Herren gegen die Sonne zu ſchüßen , getragen. Der geringere Theil des Gefolges ſtieg zu Pferde. Vor dem Cuma

erzählte, dieß Zeichen ſey ein Beweis der freundſchaftlichen Beziehung, in

welcher er mit dem früherm Commiſſár geſtanden habe ; in jedem Falle war es ein gutes Manöver, um wieder ein Zehnguldenſtück zu bekommen. ( Fortſepung folgt.)

miſſär marſchirte mit viel Lärm und wenig Ordnung die Ghrenwache. Der Kronprinz war des Morgens frühe noch einmal gefommen , und hatte die nöthigen Vorbereitungen zur Abreiſe getroffen. Der Weg ging

Ueber die Pachtungen in England. Bekanntlich haben in

zuerſt über eine für Fußgänger und Reiter ziemlich gute Brüde, welche noch von der Zeit, in welcher die Handeldmaatſchappy ein Comptoir auf Balie hatte, abſtammt. Die Balineſen ſelbſt ſcheinen auf Brüdenbauen nicht ſehr zu halten, denn wir famen durch einige Bädie und fleine Flüſſe,

England faſt neun Zehntheile der Pächter nur jährlidye Pachte und

über welche feine Brüden geſchlagen waren .

fönnen , wenn fie der Willfür ihrer Pachtherrn ſich nicht fügen , alle Jahre fortgeſchickt werden. Beſtände nicht ein alt herkömmliches patris ardaliſches Verhältniß zwiſchen Gutsherrn und Pachter an vielen Drten, .

ueberdie Wege ſpradich ſo wäre der Zuſtand unerträglich und jedenfallsführt erzahlreiche

ſchon; ſie wurden natürlich mehr landeinwärts nicht beſſer; der worauf wir ritten, war hie und da durd Waſſerleitungen ganz überſtrömt, und

Nachtheile mit ſich.

Seit der Aufhebung der Korngeſeße iſt das Ins

tereſſe der Pächter und Gutsherrn nicht mehr dasſelbe, und ein Streit

fiman geht nur wenig bergauf, und iſt eine wohlbebaute fruchtbare Ebene. Nur die Flußbetten zeigten fich als zwei tiefe Furchen, durd welche der Weg

iſt entſtanden , deſſen wir im vorigen Jahre ſchon mehr als einmal zu erwähnen Gelegenheit hatten. Der Moniteur industriel vom 28 Mai beſpricht gleichfalls die Sache und bemerkt , daß es gegenwärtig Bros ſchüren über das Paditverhältniß regne. Gine beſonders hat die Aufs

ſehr ſteil ab- und aufgeht. Wir ſahen längd dieſes ganzen Weges fein

mertſamfeit gefeſſelt, von einem Hrn. Neville; dieſe reſumirt die andern ,

unbebautes Land, oder man müßte die unbepflanzten und ungebrauchten

und diente gewiſſermaßen als Grundlage eines Berichts, den ein Spes

Stellen zwiſchen den Häuſern in den Dörfern ſo nennen wollen. Aber auch dieſe Pläße find durch Fruchtbäume ſo beſchattet, daß man fte in

cialcomité der Geſellſchaft zur Verbeſſerung der Geſeßgebung vorlegte. Der ganze Lärm , den die Discuſſion machte, hat zum Mindeſten dat Gute gehabt, mehrere früher nicht zugeſtandene Punfte als unbeſtreit

an einigen Stellen der Breite nach von Canälen, über welche wir nicht

zu Pferde fommen fonnten , durchſchnitten. Das ganze Terrain bio Raſs

der Geld- und Adelsariſiokratie vergleichen . Dieſelbe Urſache mag wohl auch auf Balie dieſelbe Wirkung bervorbringen : der Feldbau und alle ſchwere Arbeit iſt den

Frauen und Stiaven überlaſſen , der Mann aber ſorgt oft nur für ſeine Kampſhähne, deren Siämpfe mit dem edlen Müßiggange ſeine Hauptbeſchäftigung find – daher dann die Verſchiedenheit im Ausdruđe ihres Geſichtes, welches ja der Spiegel der Seele iſt.

bar hinzuſtellen , ſo namentlich die Unflugheit und Ungerechtigfeit, die

Pächter ganz der Widfür der Gigenthümer zu überlaſſen , ferner den Erſaß für die von Pächtern vorgenommenen Verbeſſerungen des Landes, u. dgl. Dadurch allein hofft man dem Aderbau wieder neue Capitalien zuzuführen.

1 Auf vielen , beinahe den meiſten der einige Gultur beſigenden Inſeln des indiſchen Archipels erkennt man aus dem Sonnenſchirme den Rang nicht des

· Guſti ſcheint auf Balie einen beſtimmten Kang auszudrüđen ; im weſtlichen

Trägers, ſondern desjenigen, dem er nachgetragen wird ; ſelbſt jeder noch ſo kleine

Java oder Sunda nur einen vornehmen, angeſehenen Mann ; auf dem eigentlichen

Budel (Dorfſchulje) würde ſich ſchämen reinen Sonnenſchirm ſelbſt zu tragen ; ia , wenn er zu Pferde ausgeht, wird er ihm durch einen eines Gefolges nachgetragen. Auf Balte ſcheinen indeſſen die Kangabſtufungen weniger detaillirt zu ſenn als auf Java, wo die Farbe und verſchiedenen Streifen desſelben gerade ro genau den Rang

Java wird, ſo viel mir bekannt iſt, dies Wort wohl verſtanden , aber nicht gebraucht.

goldne Kronen über einander trägt, obgleich Jeſus Chriſtus nur eine Dornenkrone

2 Das heißt die Frucht der Annona muricata . A. d. R. 3 In den holländiſchen Belißungen ſind noch viele mehr oder weniger unabs hängige größere oder kleinere Fürſten . Das Spiel der Intrigue iſt nicht bloß in Europa zu Hauſe, man verſteht es hier meiſterhaft, und alle dieſe größern und kleinern Höfe ſind in der Regel in Partien vertheilt, wovon eine die der holländiſchen Regierung , die andere die der Eingebornen ift ; häufig ſteht der Fürſt und ſein Miniſter an der Spiße der erſtern, hat aber g. B. in Boni auf Selebes eine große und mächtige Dppoſition in den Großen des Reiches. Wer denkt hier nicht an der

trug.

Zuſtand mancher unſerer Fürſtenhöfe, vorzüglich in den Zeiten Napoleono ?

zu erkennen geben , wie die Epaulette in den meiſten europäiſchen Armeen . Der Suſuhunan oder siaiſer von Solo auf Java trägt drei goldene Sonnenſchirme, einen immer etwas kleiner aid den andern, über einander hinter und über ſich – ich finde

darin eben ſo wenig etwas lächerliches als in der Mitra des Papſtes, welcher drei

Verlag ber 3. 8. Cotta'ſchen Budhandlung.

Verantwortlicher Nebacteur Dr. Eb. Wibenmann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. n“." 141 .

13 Junius 1848 .

Auftrage, die Korngeſeße zu erhalten.

Die Schifffahrtsgeſeße in England. England hat fich durch ſeine zum Theil widerſprechenden

Aber das war leichter geſagt als gethan : im 3. 1844 mußte er die Banfacte umans

Maaßregeln in eine ſehr unangenehme Lage verſegt, und eine

dern, weil ſonſt das Geld bei einer neuen Kriſe leicht durch die Maaßregeln Amerika's aus dem Laude gezogen werden und Enga

aufmerkſame Verfolgung ſeiner Schritte iſt von um ſo größerem Intereſſe, ale unſere eigenen Angelegenheiten Dabei indirect nicht

land in Gefahr eine Bankerottes fommen fonnte.

wenig betheiligt find. Das philanthropiſche Beſtreben von Wils berforce bilbet gleichſam ben Ausgangspunft: e8 mar bies bal erſtemal, daß ein anderes als ein gemeine Handel @ intereſſe die

Mit dem

neuen Banfgeſeg fonnte das Korngeſe nicht mehr lange beſtes hen , denn die dadurch bewirfte Verminderung der Umlaufsmittel mußte nothwendig den Preis aller Waaren drüfen, und dann

konnte das Volf den durdy die Korngeſeße fünftlich geſteigerten

Entſchlüſſe der engliſchen Regierung beſtimmte ; die erſte Regung war vortrefflich, aber bald miſchte ſich der Eigennuß hinein, und die philanthropiſche Idee ſollte den Handels- und Herrſchaftsintereſſen Englande dienen . Die Entwicklung der Dinge iſt kurz

mußte aber auch der Reſt der Zudergeſeße, b. h. die Bevorzus gung be8 engliſchen Colonialzucers auf dem engliſchen Markte

folgende : indem England ſeinen Colonien den Sklavenhandel

dadurch privilegirte Claſſe feinen Grund mehr gemeinſame Sache

verbot, mußte es darauf bedacht ſeyn, dasſelbe Verbot auch auf

mit den Weſtindiern zu machen, und dieſe allein waren zu ſchwach), um ihr durch die Umſtände faſt unmöglich gewordenes Monopol

die Beſißungen der andern Völkern , wo die tropiſchen Producte durch Sklaven gebaut wurden, auszudehnen , weil dieſe ſonſt durch die wohlfeilere Sklavenarbeit zu ſehr in Vortheil famen ; barum ſehen wir vom Jahr 1810 an die unabläſſige Bemühung, die andern Staaten durch Tractate vom Sklavenhandel abzuhal-

Preis des Getreibes nicht mehr zahlen.

Mit dem Rorngeſek

fallen , denn waren die Rorngeſeße verloren, ſo hatte die früher

zu erhalten . So erging es denn auch : die Kartoffelfrankheit und das

Beſtreben , die Vereinigten Staaten von einem möglichen Bünds niß mit Frankreich abzuziehen, beſchleunigte die Abſchaffung der

und dieß ſollte beineben auch noch eine engliſche Sees polizei begründen . Beibed mißlang wie bekannt, erſteres durch Den ungeheuren Vortheil, den der Sklavenhandel fortwährend

Korngeſeße und die Bevorzugung des engliſchen Colonialzucers

bot, leßteres burde das Widerſtreben Nordamerifa's. Jeßt fam

in Folge dieſer Maaßregeln herbeigeführte Entwerthung der

für England die Zeit der Verlegenheiten : die Emancipation hatte die Production der weſtindiſchen Inſeln um die Hälfte vermins

ald fürſtlich reichen Handelshäuſer Englande ins Verberben .

dert, und die Zufuhr genügte nicht mehr für den Verbrauch,

Zubem mußte die Aufhebung der Rorn- und Zuckergeſeße die

alſo mußte man zuerſt den eigenen oſtindiſchen, dann den frems

nothwendige Folge haben, Canaba und Weſtindien zu nöthigen,

den Zuder zulaſſen, zudem hatte man ſich durch die Sflaven: handeldpolitif einen zwar ſchwachen, doch nicht verächtlichen Feind in Braſilien zugezogen, der durch die Anmaßung Englands,

völlige Freiheit des Handels von England zu begehren, denn wenn ihre Waaren feinen Vorzug mehr auf dem engliſchen Markt genießen ſollten , ſo mußte man ihnen folgerecht auch geſtatten dieſe Waaren dahin zu verkaufen, wo es ihnen am vortheilhafs teſten bünfen mochte. Das Land, mobin Canada und Weftindien

braſiliſche Unterthanen vor ſein Gericht zu ziehen, erbittert, eine SchifffahrtBacte gegen England erließ, und deſſen Waaren um

folgte unmittelbar nach , indem der Zollunterſchied Jahr um

Jahr abnehmen und im Jahr 1851 ganz erlöſchen ſollte.

Die

Zuckerplantagen in den Colonien riß eine Anzahl der mehr

ein Drittheil höher beſteuerte. Man kann fich denken, daß die Weſtindier fich um die Bes

ihre Waaren am vortheilhafteſten führen konnten, war Norbe

vorzugung auf

theile in die Hände

, wie die

amerifa, und der Handel dieſer Colonien mußte ſomit größten

um luther Jungek,undihr Beffreben gelangauch ſolang, als fic fonnten-fichdieſeConſequeng nicht abläugnen, und waren auch, mit dem Rornmonopol der großen landbefizer vereint kämpften : wie fte fich ſchon im vorigen Spätjahre durch das Edinburgh noch im Jahre 1841 wurde, wie fich unſere Leſer wohl erinnern werben, durch die Motion Lord Gandono bie Zuderfrage bas

Signal zum Sturze Des Whige, und durch einen ſeltſamen Kreis

lauf der Dinge ſcheint jeßt die Zuckerfrage der wahre Grund und die Schifffahrtegeſeße der Vorwand zu ihrem Sturze wer-

Review erklärten, völlig entſchloſſen, ſelbft die Schifffahrtegeſepe zu opfern - ein Entſchluß, der unter den Betheiligten die heftigſte Aufregung zu Wege brachte, und alábalb ein Bündniß der Schiff fahrtsintereſſen mit den Tories zur Folge hatte. Erwägt man, Daß das Oberhaus gleichfalls eine Committee über die Schiff

fahrtsgeſepe nieberſeßte, und daß deren Ergebniß höchft wahrſchein als Führer der Lories und mit dem fich von ſelbft verſtehenden | lich für die Erhaltung derſelben lauten wird ; daß eine zweite

den zu follen. Beel wurde bekanntlich im Jahr 1841 Minifter,



562

Committee der Lorde über das Geldweſen , ſo viel man weiß, be-

:)

reits einen der Committee des Unterhauſes entgegengeſeßten Bes

richt abfaßte, und daß endlich der Bericht über die weſtindiſchen Angelegenheiten nothwendig ungünſtig für die Miniſter ausfal-

len muß, ſo läßt fich ohne Mühe abnehmen, daß ein lang angelegter Plan zum Sturze des Minifteriums jeßt in Ausführung fommen ſoll, und das Morning Chronicle hat auch idon auf den Audgang prälubirt, indem es erklärte, allem Anſchein nach

Der lebten Veränderungen im Handeldtarif dieſe Landed.

30

gehöre zu denen , welche der Anficht find, daß directe Beſteurung nicht die Art iſt, wodurch das Ginfommen mit der geringſten Laſt für das Land erhoben werden kann .“ Dieß gibt einen Fingerzeig , warum ich bie höhern Olafſen ſo entſchieben den Freihandelemaafregeln miberſegen . Wir verweiſen in dieſer

Veziehung auf eine Stelle des Auslandes ( 1. Rückblice des J. 1844 p. 1418), wo es in Bezug auf die damals durchgeführte

werde der Vorſchlag zur Ermäßigung der Schifffahrtegeſeße,

Banfacte heißt : „Die Rüdwirfung fann nicht ausbleiben, denn

gleich der Judenbil, in allen Stadien im Unterhauſe heftig bekämpft und ſchließlich im Oberhauſe vermorfen werden. Am 15 Mai machte Labouchere ſeinen Vorſchlag über die Schiff-

die Maſſe des Volfs wird minder fähig die großen Laſten zu tragen , und man wird ſte alſo auf die Schultern der Beſibens den wälzen müſſen ; man wird die in früherer Zeit, namentlich während des Kriege, aufgebäuften ungeheuren Vermögen in ganz

fahrtegeſeße, am 29 wurde die Debatte wieder aufgenommen , am

1 Juni - die langen zwiſchenpauſen ſind für das Spiel ber Parteien nicht ohne Bedeutung - Toute fte fortgefeßt werden,

und es hat allen Anſchein , daß die Anſicht des Morning Chronicle die richtige iſt: das Unterhaus wird nach hartem Rampfe ben Antrag annehmen und das Oberhaus ihn bermrerfen .

anderer Weiſe urie bisher zu den Staatslaſten beiziehen . Peel ſelbſt hat e idon vor einigen Jahren erklärt, daß das Syſtem der indirecten Abgaben, D. h. Derjenigen, welche unmittelbar auf den Verbrauchegegenſtänden des Volf& laften , fein Ende erreicht

wir noch einige Worte über Weſtinbien ſagen, und über die Runds gebungen welche beffen Lage in England hervorrief. Daß die weſt

habe, und in dieſer Ueberzeugung , keineswegs um bloß ein augenblickliches Deficit zu decen , hat er die Einkommensſteuer eingeführt, welche einigen Andeutungen nach bald in eine Eigens thumsſteuer wird verwandelt werden müſſen. Die Zeit iſt augen

inbiſchen Colonien mit Cuba , Braſilien unb Sava nicht concurs

ſcheinlich eingetreten , wo das alte engliſche Finanzſyſtem , wele

riren fönnen, unterliegt feinem Zweifel, die Sache hat aber noch

dhed den größten Theil des Staatseinkommens auf den Erwerb, d. h . auf die arbeiter de Claſſe warf, eine weſentliche Umandes rung wird erfahren müſſen, und die Vorzeichen find auch ganz unzweideutig." Wenn ſie dieß ſchon zu jener Zeit waren, und

Ehe wir auf die Schifffahrt& geſebe ſpeciell eingehen, müſſen

zwei andere Seiten : erſtens wird dadurch bem Sklavenhandel, zu deſſen Bekämpfung England ſo ungeheure Summen ausgab, ein gewaltiger Vorſchub gethan , und zweitens iſt die immer engere Verbindung Weſtindiens mit Nordamerika eine ſehr fatale Folge dieſes Buftandes der Dinge, der eine Aufhebung der Schiff fahrtéacte in Bezug auf die Colonien unerläßlich macht . Darum ſehen wir in England eine Menge Verſammlungen , worin das

gegen die weſtindiſchen Colonien befolgte Syſtem verdammt wird. Am 27 Mai fand eine Verſammlung von angeſehenen

Kaufleuten und Banfiers der City unter Vorſit des bekannten Parlamentsgliedes Th . Baring ſtatt, worin man ſich energiſch dafür erklärte, daß die Stapelwaaren der weſtindiſchen Colonien Durch einen bedeutenden Zoll geſchüßt werden müßten, um nicht

die freie Arbeit in augenſcheinlichen Nachtheil gegen die Sklaven-

arbeit zu ſtellen . Dieſe Verſammlung iſt eine offene Striegserklärung gegen das Miniſterium , denn ſo wie ein ſolcher Antrag im Parlament durchdringt, iſt der ganze Bau der Freihandelsmaaßregeln vorläufig zerſprengt, weßhalb Denn auch auf Verans

.

dennoch die mächtigen Veränderungen , rie die Aufhebung der

Korn- und Zudergeſete eintraten, ohne daß das Oberhaus fie zu hindern im Stande geweſen wäre , ſo kann man ohne Mühe eruneſſen, welches der endliche Ausgang des jegigen Streits ſeyn muß, und eben ſo begreift man die jeßigen politiſchen Bewe

gungen unter der Leitung von Cobben und Hume, um das Wahlgeſes zu ändern und das Unterhaus Demofratiſcher zn maden . Anbere, minder entſchloſſen , vielleicht auch aus natür

licher Anlage minder hart in ihrer Verfahrungeart, erflären fich ebenfalls für praftiſche Reformien, aber gegen die Verändes rung des Wahlgeſeßes, indem fie der Anſicht find, daß auch mit dem jebigen Beſtand des Unterhauſes fich die Reformen Durchſeßen ließen . Der Economiſt, das Drgan Hrn. Wilſons, eines entſchiedenen Freihandelginanns, äußert ſich darüber mit großer Beſtimmtheit: „Während wir mit den Führern der neuen Bewegung Darin übereinſtimmen , daß die Zeit gekommen

laſſung Lord Bentinds eine Debatte über die Freihandelemaaßregeln überhaupt am 23 Mai Das Vorſpiel zur großen Debatte

iſt, um großartige Maaßregeln praktiſcher Verwaltung und öfo

über die Schifffahrtsgeſebe bilbete.

nomiſcher Reform mit Standhaftigfeit und Eifer zu verfolgen ,

Lord Bentind war nicht

eben glücklich in ſeiner Auswahl, denn der Beweis, daß die Ver-

weichen wir von ihnen in ſo weit ab, als wir eß für unflug

änderung der Zölle auf Holz und Seide großes Unglüd über

und unnöthig halten , damit eine Forderung organiſcher Ver.

Das Land gebracht, ward nicht geliefert, aber bezeichnend war die Art , wie die Debatte von ſeiner Seite geführt wurde : bei jeder fremden Einfuhr berechnete er, daß dieſe Waaren ſo und ſo viel engliſchen Arbeitern Beſchäftigung gegeben haben würde ;

änderungen in dem Wahlſyſtem zu verbinden . Die Berſdie Denheit zwiſchen ihren und unſern Anſichten iſt kurz dieſe: wir wollen adminiſtrative Reformen direct und unmittelbar ver langen, fie wollen dieſelben durch ein auégedehntes Wahlrecht

das Ganze ſcheint alſo mehr auf die arbeitende Claffe als auf

und eine umgewandelte Nepräſentation zu erreichen ſuchen; fte

das Parlament ſelbſt berechnet geweſen zu ſeyn, was mit dem allgemeinen Plan übereinſtimmt, dem bisherigen Protectiondiyſtem und namentlich der Frage über Ermäßigung der Schifffahrtsgefeße eine populäre Grundlage zu geben. In wie weit dieß gelingt, müſſen wir erſt ſehen ; in Lord

würden ihre Zeit und ihre Kraft vergeuden , um neue Werf zeuge zu ſchaffen , wir wollen mit den Werkzeugen arbeiten , die wir bereits haben. Der Unterſchied liegt nur in den Mitteln ."

Die Richtung aller dieſer Strebungen und Gegenſtrebungen

fann alſo feinem vernünftigen Zweifel unterliegen . Durch die

In dieſer Zeit,"

neue Weltlage find die Staaten genöthigt, alles zu vermehren

ſagt er, „wo die große Frage dem Lande vorliegt, welche Art der

und zu verwohlfeilern , was den Verkehr, Den Handel und die

Beſteuerung am leichteften Das Volf bebrüdt, wird es von der

Induſtrie erleichtern kann. Dazu gehören nothwendig auch die Lebendmittel : man muß in allen Zweigen möglidſt wohlfeil ats

Bentinde Rede fehlte indeß der Pferdefuß nicht.

größten Wichtigkeit, genau unterriţtet zu ſeyn über die Folgen

563

beiten können , fonft wird man durch die Concurrenz anderer

überflügelt. In England hat früher alles, namentlich aber das Steuerſyſtem dahin gewirft, bas Leben zu vertheuern ; das muß ander8 werden, wenn England fich auf ſeiner föhe erhalten ſou. Nun liegt aber noch immer, und vor zehn Jahren noch weit mehr wie ießt, die Laft der Abgaben auf der erwerbenben ,

nicht auf der beſigenben Claſſe. Dieſe ging in großem Maaße frei auß, unb bazu trug die Art der Verfaſſung, welche ſehr ariſtokratiſch eingerichtet iſt, das ihrige bei . Die radifalen Refor mer wollen dieſe Verfaſſung ummobeln, die gemäßigtern glaus ben mit dem jebigen Parlament, das ich in der legten Zeit ſo fügſam gegen den Drud von außen " gezeigt hat, ausreichen zu fönnen . Die Lories ober, richtiger geſagt , die reiche beftpende

Claffe ſah unb fteht bieß alles kommen, und ſie hat fich in den

legten Jahren dem Sturm beugen müſſen ; jeßt aber fteht die Eriſtenz von Tauſenden adeliger Familien und die ganze alte Geſellſchaft&verfaſſung des Landes auf dem Spiel ; darum will

%

Wirbel des Flufes überwinden fónne. Dadurch ward die Regierung von Bengalen endlich aufmerkſam gemacht, und als Afiam erobert war, ging fie das Directorium an , ihr zwei Paar Dampfmaſchinen , jedeo Paar von 50 Pferdefraft, zu ſchicken. Dieſe famen an, wurden auf den 1

Schiffen ,, Hughly “ und „ Berhamputer“ im !

1827 angebracht , aber

zeigten fich ungenügend. Lord W. Bentind verwendete hierauf dieſe beis den Schiffe auf die Strecke zwiſden Calcutta und Allahabad, und hier gelang die Fahrt. Die Entfernung dieſer beiden Orte nach dem Fluß lauf iſt etwa 800 (engl.) Meilen , und die Fahrt hatte fonfi 82 Tage gedauert, oder ſolange alo manche Fahrt von Portsmouth nad Calcutta, während gleich bei dem erſten Verſuch mit dem Dampfboot die Hinaufs fahrt nicht über 24 Tage , die Hinabfahrt nur etwa 14 Tage dauerte. Jeßt iſt die durchidhnittliche Zeit für die Hinauffahrt 16 Tage. Dieſer glüdliche Anfang ſpornte zu weitern Unternehmungen. Capitán Johnſton wurde im October 1830 nach Europa geldidt, um die beſte Art der Flußboote fennen zu lernen. Er beſuchte die Schiffe auf dem Rhein, der Rhone und Saone, und erſt hier fand er ein eiſers ne& Boot, das ſeinen Erwartungen entſprach. Im Anfang des Jahres

ziemlich nachtheiliges, wenn auch in manchen Beziehungen nicht

1832 wurden die Beſtellungen in England gemacht, und icon im Julius 1833 fam Capitän Johnſton mit zwei Dampfbooten in Calcutta an ; zwei andere Schiffe famen etwas ſpäter nach. Jeßt hat die Regierung zehn Dampfboote , 8 von 60 und 2 von 90 Pferdefraft, das Unternehmen wird ſchwungvoll betrieben, und rentirte fich ſo gut, daß man bald den

eben unbilliges Vorrecht genoſſen. Man ruft die alten Schiff

Preis der Fahrpläße wie die Transportfoſten bedeutend herabfeßen konnte.

man jeßt fich entſchloſſen entgegenſtellen, und verbindet fich mit den durch die Freihandel& maaßregeln verlegten Claſſen . Dieß find hauptſächlich jeßt die Rheber, die bisher ein dem Ganzen

fahrtsgereße als das Bollwerk der engliſchen Handelsgröße und Macht an, hält Meetings, ſchreibt zahlloſe Artifel, regt die Seeleute auſ, denen man vorſtellt, daß fie fünftig eben ſo ſchlecht wie die Matroſen des Continents würden leben müſſen ; man reizt ben Nationalftolz auf alle Weiſe, und gegen alles bieß

hat die Regierung und die Gegner der Schifffahrtegeſeße feine Waffe ale bie - baare Nothwendigkeit. ( Schluß folgt .)

Ein Ausflug nach der Inſel Balie. 1. Die Reiſe . ( Fortſeßung.)

Von unſerm Freunde weg gingen wir gerade aus nach dem Palaſte des regierenden Fürſten , nämlich nach Raffiman . Der Fürſt iſt ein Mann von beiläufig 6 Fuß Länge und proportionirte: Dicke, mit grauen oder lieber weißen Haaren , alſo wohl über 60 Jahre alt : ſein Gang und .

Dampfſchifffahrt auf dem Ganges. Wir haben vor einigen Tagen (f. Nr. 136): nach einer ruſſiſchen Quelle einige Nachrichten über die Dampfſchifffahrt auf der Wolga gegeben , und führen hier einige andere über den Ganges (nach Sim monds Col. Mag. December 1847) an , zum Beweis , daß die Ruſſen in der Anwendung der Dampfboote auf ihren großen Strömen voran waren , denn während die Wolga idon im J. 1818 oder 1819 mit

Dampfbooten befahren wurde , geſchah dieß hinſichtlich des Ganges um mehrere Jahre ſpäter. Capitán Ch. Davidſon brachte die erſte Schiffs dampfmaſchine nach Indien, fie lag aber mehrere Jahre ungebraucht da, und erſt im 3. 1822 wurde fie zu einem Dampffahrzeug verwendet . Im

Birmanenkrieg wurde dieß Schiff in eine ſchwimmende Batterie umgewan delt, und obgleich nur von acht Pferdefraft, leiſtete es doch an der Rüfte

von Arracan gute Dienſte. Merkwürdigerweiſe beſaß der König von Audh das erſte wirkliche Dampfſchiff in Indien ; .die Maſchine war mit

einem ſeiner Luftfahrzeuge in Verbindung gebracht, und ſeine Schnellig: keit ſoll act Knoten in der Stunde betragen haben. Das Boot fuhr auf dem Gumti, dem erſten Stroin im Oſten, auf welchem ein Dampf: boot zu ſehen war , und dieß Dampfboot gehörte einem eingebornen Fürſten . Die nächſte Dampfmaſchine fam von China her und wurde dem Marquis von Haſting8 zum Verkauf angeboten ; er lehute eg ab , und Kaufleute in Calcutta kauften fie. Die Maſchine wurde auf die Diane

ſeine Haltung haben wirklich etwas fürſtliches. Er ſpricht und verſteht malayiſch, obwohl nicht ſehr gut ; übrigens ſcheint er ein fröhlicher Geſelle, deſſen Phyfiognomie ſehr jovial iſt, aber etwas zurüdhaltendes und lauern des verräth , was einem feinen Politiker und balineſiſchen Uſurpator aud

gut ſteht. Raſſiman iſt nämlich nicht der rechtmäßige Fürſt von Balie Badong ; noch find Mitzlieder der Familie am Leben, welche mehr Ans

ſprüche auf die Krone haben als er, der fid wenig um legitimität be fümmert. Wir hatten darauf gerechnet, den Abend desſelben Tages zurückzukehren, ſahen aber bald ein, daß dieß nicht gehen würde, da ber Commiſſår freundlich gebeten wurde die Nacht über zu bleiben und den Feſten beizuwohnen, welche ihm zu Ehren gegeben werden ſollten. Herr Lange traf deßwegen fogleich die nöthigen Anſtalten und ließ Getränfe, Lampen, Betten und andere Bedürfniſſe holen, denn am Hofe war weder das eine, noch das andere vorhanden ; Neie, Hühner, Pom pelmuſen und Branntwein war alles was man uns vorſeßen fonnte. In der Zwiſchenzeit beſahen wir Raffimans Waffenvorrath, welcher unter kleinen Pandoppoo bewahrt wurde ; da fieht man denn eine Reihe Lanzen und dort Gewehre mit Räderſchlöſſern aus ſehr alter Zeit , alle ſehr ſchön geordnet und ſehr rein gehalten.

Im Palaſte ſelbſt werden auch Gewehre gebohrt und zwar von einer ungewöhnlichen Länge ; um ein Gewehr fertig zu machen, haben fie zwei

Monate lang nöthig . Nach dem Frühſtüđe famen zwei Gamelang, ? welche nicht ſo groß ſind, wie ich dieſelben auf Java ſah ; fie find aber ſchöner und fleißiger gearbeitet, und oft mit Gold eingelegt. Der Ang

Später ward fie auf die

flung war zahlreich und ſcheint einen wichtigen Theil des Orcheſters

dringenden Borſtellungen des Capitáns Marryatt von der Regierung angefauft, und im birmaniſchen Krieg auf dem Irawaddy fehr vortheil:

auszumachen . Die erſten Schläge verriethen ſogleich , daß wir es mit keiner javaniſchen Mufit zu thun hatten ; Ton und Tact find wohl dies ſelben, wie auf Java, aber es iſt weniger Melodie und viel mehr Feuer

gebracht und dieſe fuhr auf dem Hughly.

haft verwendet. Sie erleichterte das Vorrüden der Armee nach Prome, und führte den Botſchafter nad Amerapura , 500 (engl.) Meilen ober halb an dieſem Strom. Aber die Diana hatte , während ihrer Fahrt

auf dem Hughty, Indien einen weit größern Dienft geleiſtet , als durch

und Leben in dem balineſiſchem Spiele. Man hört meiſtens ein fröh liches friegeriſches Allegro, und die hohen und fanften Solos des einen oder andern Inſtrumentes bringen eine angenehme Abwechslung. Muſif

alles , was file während des Kriego leiſtete, denn ſie hatte die große

Thatſache der Welt bewieſen, daß die Dampfkraft die Strömungen und

i Gamelang, inländiſches Mufikinftrument ; ſiehe hierüber weiter das Werk von Raffles über Java.

nosos

564

ſcheint hier überhaupt national ; einer der Gufli's hielt es nicht unter

Die Stille, welche in und um das Gebäude herrſcate , magte einen

feiner Würde, fich von Zeit zu Zeit zwiſchen die Muſifanten zu feßen , fie anzufeuern, das Stüd zu dirigiren und ſelbſt tüchtig darauf lodzuſpielen . Von der ſüßen javaniſchen Sieſta fam dießmal nicht viel ; nur der Commiſſar und Commandant des Schiffes hatten eine ziemlich anſtån: rige Wohnung auf dem Boden eines vieredigen thurmähnlichen Gebäudes,

angenehmen Contraſt mit dem lebhaften Gewühle, bq8 wir ſo eben gers

wohin man auf einer idmalen Treppe gelangte. Wir andern genoſſen ſo viele Ghre nicht; wir ſáliefen alle miteinander auf einer langen Balie: balie ' unter einer Art Abdad, welches mehr einem Pferdeſalle als einem

föniglichen Gaſtzimmer glich ; ein Theil unſerer Geſellſchaft erſchrad dars über ſehr, denn wenn uns über Tag eine ſolche Wohnung zu Theil wurde,

laſſen hatten. Unter majeſtátiſchen Waringibaumen famen wir in eine Art Vorhof. welder von drei Seiten mit Gebäuden umgeben iſt, und

wo wir durdy große Hunde europäiſcher Race fröhlich begrüßt wurden. Redate nimmt der königliche Artilleriepark den ganzen Flügel ein ; er beſteht aus 12 Stúden Geſchüß , worunter zwei Doppelläufe und vers ſchiedene ſehr alte mit den Namen Hoorn, Middelburg u. ſ. w. Wie es mit der Ammunition ausſieht, weiß ich nicht; aber wahrſcheinlich ſteht

fte in keinem Verhältniſſe zu dem vielen Geſchüße; noch mehr zweifle ich aber an hinreichender Renntniß und Mannſchaft, um dasſelbe 34

was hatten wir dann in der Nacht zu erwarten ? Nachdem die Erſdrođe:

bedienen und ohne dieſe würde die ganze furchtbare badongſche Artillerie

nen fich zuerſt eine Zeitlang muthloß auf dem harten Bambus herum

nur ein königliches Spielzeug. ? Im Mittelgebäude fiel und ein Håud chen , zwiſchen deſſen Ziegelſteine eine Menge Rummen , Teller und Schüſſeln von den verſchiedenſten Farben und Größe ohne Ordnung und

gewälzt hatten, faßten fie in einem Anfalle von Verzweiflung den Ent ſchluß nach ihren weichen Betten auf dem Bromo zurückzukehren ; wie geſagt, jo gethan und verfehrt gethan ; tenn gegen Abend ſah alles beſſer und angenehmer aus. Betten und Lampen famen , Wein und Bier erſqien ſtatt des na: tionalen Branntweins und die ſehr gute Tafel war mehr denn überflüſſig -

Geſchmack eingemauert waren , ins Auge. Auf der Gde des Mittel: gebäudes fleht ein vierediger Thurm , nach deffen Balcone zwei ſehr idmale Treppen, deren Stufen höher als breit ſind, führen . Oben muß man über das Geländer klettern, um unter Dad zu fommen, denn erſteret

wahre Antipathie gegen das Brüdenbauen . Auf dem Bazar war eine ſehr große Menge Menſchen zuſammengeſtrómt; wir ſahen einen Augen: blick nach den Hahnenfämpfen ; links und rechts ſtanden Hunderte dieſer

läuft ohne Thüren rund herum, man ſieht von hier nur über mit Alang Allang bewachſene Hügel, welche fich gegen das Reich Gianjar erftreden . Wir gingen hierauf um den linken Flügel des Gebäudes , um in den Garten zu fommen : „ Garten" iſt ein etwas ſtarfer Ausdrud für einen Plaß, welcher mehr Graben und Mauern einer Feſtung gleicht, Terraſſen. von ſtarfen Mauern aufgezogen liegen durcheinander; die horizontalet

Streiter in ihren Käfigen . Nur mit Mühe drangen wir durch die Menge,

Flächen haben neben der Breite der Mauer noch einen Strich Order

welche in heftiger Spannung um den Kampfplaß ging oder ftand, und bald durch ſtallendes Gelächter, bald durch ein gewaltiges Geldrei den Antheil, welchen fte an den verſchiedenen Kämpfen nahm , verrieth. Auf dem Markte wurden Blumen, Früchte, Fiſche und Badwerk zum Verkaufe

deren Stufen beiläufig 24/2 Fuß hoch find, von einer Terraſſe zur andern, ſo daß ein Spaziergang in dieſem königlichen Luſtgarten beinahe ausſieht

angeboten. Gleich darneben war ein Ruwah Dewa , D. h. Gotteshaus.

eine Grotte, in welcher helles Waſſer herabtropft ; den Gingang bildet

Wir gingen durch eine Thüre , durch welche jedermann der Eintritt er: laubt iſt, während einige andere Thüren nur für die betenden Glaubend:

und in welchen ſich mehrere Waſſerleitungen ergießen ; in der Nähe

genoſſen beſtimmt ſind. Auf dem Vorhofe erregte ein ſchallendes Gelach

waren noch einige ſoldhe Badeplaße. Jeder Brunnen ſcheint einem Gotte

beſeßt. Wir beſuchten vor dem Abendeſſen den Gunong (Berg) Nata, das Sanſſouci des Königs von Badong. Um hinzufommen mußten wir zuerſt durch einen Fluß getragen werden, denn die Balineſen haben eine

ter unſere Aufmerkſamkeit ; zwei Männer ftanden unter einem weißen jottigen Felle, und ahmten die Bewegungen eines Thieres, welches einen

ungewöhnlich großen Tiger, wahrſcheinlich eine mythologiſche Figur vor: ftellen ſollte, nado ; der Kopf dieſes Ungethüms hatte wirklich etwas von

worauf hier und da eine Blume gepflanzt iſt. Man kömmt auf Treppen,

als ob die Beſuchenden eine Feſtung beſtürmten. ? Unten fanden wir ein gemauerter großer Vorhof, den man als Badeplaß gebrauchen fann,

geweiht zu ſeyn, denn überall hingen die ſchon genannten Blumen, welche wahrſcheinlich Opfergaben bedeuten. Auf der Mauer eines dieſer Brunnen ſtanden einige Bilder , welche lo hellgrau ausſahen und mit einer ſo eigenthümlichen filzigen Flechte überzogen waren , daß wir denſelben ein

dem eines Tigers, und ſeine Kinnbaden waren beweglich. Der vorderſte ,

hohes Alterthum zuſchrieben ; wie erſtaunten wir aber , da man uns.

Mann unter dieſem Felle ſchlug die Zähne audi fleißig gegen einander,

erzählte, fie ſeyen jünger als die umherſtehenden Gebäude , welche man

wodurch ein Grinzen und Zähnefnirſchen entſtand, gerade als wenn das

vor 10 Jahren zu errichten angefangen hatte. Auf Balie werden auch

fabelhafte Geſchöpf fich auf einen drohenden Anfall vorbereiten wolle,

Bilder aus Letten oder Schlanım gebaden, und gerade dieſe nehmen ſo bald den Schein eines ehrwürdigen Alterthums an. Ich fah verſchiedene

Hieher fam eine große Menge Frauen und Mädchen, welche mit Opfer förbchen nach dem Bilde eilten , demſelben die Opfergaben vorlegten, niederfnieten und mit emporgehobenen Händen baten. Zwiſchen ihren långſten Fingern hielten ſie eine Blume (Tagetes erecta) feſt, welde fle, nachdem ſie eine Zeitlang gebetet hatten, hinter ſich weglegten, und dafür , eine andere nahmen. Die Gaben , welcặe fie brachten , beſtanden in Früchten, Reiß und Blumen ; vor dem Bilderhäuschen hingen beinahe überall Blumenbouquette und (wahrſcheinlich ſymboliſche) Kränge von Lontharblättern. Die heiligen Blumen find überall Tagetes erecta , und die Gomphrena globosa. Die Leute waren durch die Feſtlich feiten zu aufgeregt, um fich, viel

um und zu befümmern , oder um ung durch ihre Neugierde läſtig zu. fallen. Aber ungeachtet dieſer Aufregung, welde unter dem Volfe herrſchte,

fand fich niemand , der und beleidigt oder fich groben Scherz oder Un gezogenheit erlaubt hätte , etwas, das man in Europa nicht immer von ſo rohen Volfshaufen, und wohl am wenigſten an ſogenannten Feſttagen ſagen fann. Wir hatten nicht mehr weit zu gehen , um zu dem ſoge

nannten Gunong Rata zu kommen. Dieſer Luftplaß liegt an einem kleinen Fluſſe und nahe an der Gränze des Reiches gegen Gianjar.

ſo eben gebackene oder gebrannte ſolche Bilder : fie find aſchgrau und fteinhart. Auf einer fleinen Inſel in dem nahgelegenen Fluffe fteht eine einſame Hütte, in welcher ein Eremit (ein Fatir ?) lebt, welcher nach der Meinung der Balineſen ſchon ſeit mehreren Jahren feine Speiſe mehr.

genoſſen hat. 3 Der Gunong Rata fönnte ein angenehmer Aufenthaltes plaß werden ; in jedem Falle würde ich es dem proſaiſchen Gewühle des föniglichen Balaftes vorziehen. ( Fortſepung folgt.)

Das Gentralcomité des Ader baues und Landcredito

in Franfreich ſcheint ſich in Folge der neuen Umwälzung mehr und mehr zu regen ; die Revolution beginnt auf dieſe Claſſe , die bisher alles faſt nur von der Regierung erwartete, wie ein wohlthätiges Fieber zu wirs fen , und ſie zu einiger Thätigfeit aufzufordern. ! Daß sr. 3. ſich hier geirrt habe , hat er , der ſpäter die Erpedition gegen Beliling mitmachte, ſeit dieſer Zeit erfahren ; das Nähere darüber Anm . 20 ; ſeitdem hat kein Militär auf Java daran gezweifelt , das Balte-Badong ſeine Artillerie nicht eben ſo gut zu gebrauchen wiſſe.

2 Auch bei den ſchönſten und wirklich ſchönen , der Bewunderung der Europäer würdigen braminiſchen Tempeln aufJava findet man dieſe hohen unbequemen Treppen. 3 Man ſieht hieraus, daß ſolche fromme Charlatanerien nicht nur bei uns vors

1 Baliesbatie iſt eine aus Bambus verfertigte größere oder kleinere, höhere oder

niedrigere Bant, welche zum Schlafen und Siben dient, und in keinem Haushalte des indiſchen Archipels fehlt.

kommen ; ich glaube ſelbſt, daß ſie aus dem Oriente nach Europa gekommen ſind, denn die Heiligen oder Halbgötter der alten Griechen und Römer hatten doch guten Appetit, und lieben ſich in ihrem Olymp Nektar und Ambrofia gut ſchmeden .

Berlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. – Verantwortlicher , Redacteur Dr, & d. Wibenmann.

d. a nd l an Ausl Das Aus Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. u" 142.

14 Junius 1848.

Marſchall Bugeaud über die Arbeiterfrage.

Bevölferung, mit dem man et jeßt zu thun hat, nach Afrifa zu

Die alten Gelebritäten ſcheinen allmählich aus ihren Verfteden hervorzufriechen, und wenn es auch manchmal, wie fürz-

ſchiden ; ,,verrenden wir," ſagt er , die zu große Zahl unſerer

lich mit Thiers, den man als Candidaten in Paris vorſchlagen wollte, nicht recht gehen will, ſo hat man doch von den Leuten wieder einmal geſprochen und fie in die Grinnerung der Mens

ſtädtiſchen Arbeiter zur Coloniſation, aber man wähle die kräf tigſten Elemente, denn es wäre eine große Unvorſichtigkeit eine Bevölferung ohne phyftiche unb moraliſche Stärfe mitten unter die Araber zu verſeßen ." Man wird den Wint wohl verſtehen ,

ſchen zurückgebracht Wer weiß, ob nicht ein Umſchlag des Ges

ob man ihn aber ausführen fann, iſt ſehr zweifelhaft.

ſchides erfolgt, der, wenn auch nicht die Monarchie, doch ihre

Diener wieder emporbringt, wenn die jeßigen Gewalthaber an ihrer Aufgabe etwas erlegen find : bieſe haben ohnehin einen 10 ſchlechten , ganz und gar unſinnigen Schweif, den fte nie ganz ablegen fönnen , daß es wohl möglich wäre, fie ließen die Arme

ermattet finfen , und räumten den Altmeiſtern das Feld, die wenigſtens manche praktiſche Fertigkeit voraus haben .

Darum

Die Schifffahrtsgeſeße in England. (Schluß.)

Labouchere's Rebe, mit welcher er die Aenderungen in den Schifffahrtegeſeßen einleitete, zeigt eine männliche Dffenheit und zugleich in manchen Beziehungen eine ſtaatsmänniſche Zurüds

aber iſt eß gut, ſich gelegentlich in dem Gedächtniß der Menge auf- | haltung, die gleichmäßig alle Anerkennung verdienen. Man muß zufriſchen , und dieß thut auch Marſchall Bugeaud, freilich halb

natürlich annehmen, daß er ſeine Leute vollkommen kennt, die

serſchleiert, indem er fich bloß Mal B. unterſchreibt, in dem er ſagt, iſt eben nichts beſonderes, auch behandelt er Hrn . Blanc weit ſanfter und höflicher, als die Arbeiter ſelbſt eß thun wür-

Kräfte und Beſtrebungen der Gegner zu bemeſſen weiß. faßt man dieß wohl ins Auge, ſo iſt ſeine Darſtellung wahrhaft beo wundernswerth. Er ſtellt als die drei Zwecke der Navigations geſepe folgendes auf : England den Colonialhandel, die langen

den , indeß hat er den geſunden Einfall, das Syſtem des Hrn.

Fahrten und indirect den Frachtfuhrhandel zu fichern .

neueſten Hefte der Revue des deur Monbe8 (1 Juniue).

Wag

Es iſt

L. Blanc ein wenig an ſeinen eigenen Erfahrungen auf afria

beachtenswerth, wie es eigentlich, abgeſehen von den durchaus

kaniſchem Boden zu erproben . Man iſt hier eine Zeit lang mit Den Militärcolonien ganz ſocialiſtiſch verfahren, Arbeit und Ers trag waren gemeinſchaftlich. Erwägt man, daß dieſe Leute Sold

zwingenden Verhältniſſen der Colonien, nur zwei Länder ſind,

und Lebensmittel erhielten , alſo auf ihren Erwerb feineweg 8 ausſchließlich angewieſen waren, daß fie alle jung, fräftig, an einander gewöhnt und ſeit Jahren durch das militäriſche Leben zu gemeinſchaftlicher Koſt genöthigt waren, ſo muß man geſtes ben, daß hier zur Verwirklichung eines ſocialiſtiſchen Syſtems

Vortheile vereinigt waren , wie man ſie nicht leicht wieder zus

ſammen findet. Dennoch verlangten fte nach einem Jahr, daß

welche die Veränderung der Schifffahrtsgeſeße unerläßlich machen : Deutſchland mit ſeinen Vorländern und Nordamerika. Legtered machte die erſte Breſche in die Navigationsacte, denn indem dieje ausſprach, daß die Waaren von Aſten, Afrika und Amerika nur in engliſchen Schiffen nach England kommen könnten, jepte man einen Zuſtand voraus, wo es fein unabhängiges Amerika gab.

Indem man nun den unabhängig gewordenen Colonien geftat tete, ihre Erzeugniſſe in England einzuführen , erhielten die Schiff fahrtegeſeße ſchon einen Riß, und dieſer ward noch erweitert,

die gemeinſame Arbeit aufgehoben werde, und gaben als Grund

indem man bald den Nordamerifanern den Handel mit den weſt

an, es ſey keine Nacheiferung, man glaube nicht für ſich ſelbſt zu arbeiten, und ſo würden fte träger. Man löste den gemeins

indiſchen Colonien geſtatten mußte. Sie hatten vor dem Unab hängigkeitsfriege Weſtindien mit Lebensmitteln und Holz ver

ſamen Verband auf, der Wetteifer kam wieder und die Dörfer gebiehen. Der Marſchall ſchlägt nun vor den Verſuch mit dem

ſorgt, nach dem Kriege hörte dieß plößlich auf, obwohl der ältere

ſocialiſtiſchen Syſtem abermals in Afrika , wo fidh eine neue Geſellſchaft gründet, nicht aber in einer alten Geſellſchaft, wie

antrug ben Nordamerikanern dieſen Handel wie früher zu ges

in Frankreich, zu machen, wo er nur Streit und Unglück hervorrufen fönne . Der Staat möge nur dieſen Verſuch unterz

erbosten Parlament feinen Anklang fand, bie die Noth, bie

ftügen, man werbe die Erfahrung, daß das ſocialiſtiſche Syſtem zum Verderben führe, nicht zu theuer bezahlen. Der Schluß des Aufſages iſt darum nicht ohne Intereſſe, weil man ziemlich deutlich den Plan Daraus fteht, wo möglich den ſchlimmſten Theil der

Pitt in richtiger Vorausſicht deſſen , was fommen würde, darauf

ſtatten, ein Antrag, der in dem auf die Nordamerikaner höchlids wahre Hungerônoth in Weftindien , wo in den Jahren 1780 -

1787 15000 Sklaven aus Mangel an genügender, ſonſt aus Nord amerika bezogener Nahrung ſtarben, das Parlament zwang, einis germaßen nachzugeben ; dieſe Nachgiebigkeit ging immer weiter, bis endlich Weftindien ſeine Bedürfniſſe von Nordamerika her.

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voüftändig beziehen konnte, was aber erſt in den legten Jahren

baut find. Inbem nun Labouchere zuverfichtlich behauptet, bieß

eintrat. Das war ein gewaltiger Riß im alten Syftem , aber bald ging der Riß noch weiter.

er fich ſelbſt, denn er gibt eben dadurch zu verſtehen , daß der

werde dem brittiſchen Schiffebau feinen Eintrag thun, ſchlägt

Nach dem Kriege wollten fich die andern Staaten ben Zwang

engliſche Schiffbau einer Anſpornung burch die Concurrenz bes

ber engliſchen Schifffahrtegeſeße nicht mehr unbedingt gefallen laſſen, und ſo mußte fich Husfiffon zu den ſogenannten Reci. procitátoverträgen, namentlich mit Preußen, Skandinavien und

dürfe, gibt alſo eben dadurch ſeinen Gegnern Recht, welche bes haupten , daß der Erwerb der brittiſchen Schiffsbauer durch die

Dieſe Reciprocitätsverträge führten

ein Seitenſtüd zu der Befämpfung der Korngeſeße, indem die Freihandel &männer einerſeits behaupteten, die Abſchaffung der Korngeſeße werde wohlfeileres Brob ſchaffen, und auf der ans dern Seite, fie werbe dem Aderbauintereſſe nicht nachtheilig ſeyn . Das iſt allerdings aus einem höhern Geſichtepunkt rich tig, aber die augenblicflich Betheiligten müſſen dennoch noth

Nordamerika entſchließen .

aber von deutſcher Seite aus noch einen andern Bruch der Navigationsgeſeße herbei. Da Preußen die Mündung der Weichſel, fomit den Sandel von Polen beherrſcht, die Donauländer nicht

Ginem Herrn gehören, und die Mündungen von Rhein, Weſer, Elbe gleichfale in den Händen anderer Herrn find als die fins terländer, ſo mußte man wieder von der Strenge der Schifffahrt&acte abgeben, und den an den Mündungen dieſer Ströme gelegenen Häfen geſtatten die Erzeugniſſe ihrer Hinterländer als eigene Erzeugniſſe auszuführen , „ eine Maaßregel, ſagt Laboudhere, die uns, ich muß es ſagen , durch ein Gefühl der Gerechtigkeit und um unſern Handel zu entwickeln , abſolut aufgezwungen wurbe, und die, wie jedermann, der die Folgen beobachtet, einſehen muß, eine bedeutende Breſche in unſerm Gchifffahrtêgeſeße machte, eine Breſche zu deren Ausfüllung es

jeßt zu ſpät iſt, und deren fernere Erweiterung ſehr ſchwer zu hindern ſeyn wird .“ Das heißt mit andern Worten : wir werden demnächſt ganz Deutſchland mit ſeinen Vorlanden als ein Ganzes betrachten müſſen, und dieſes Ganze hat, ſo bald es wil, die Macht den ausſchließlichen Anſprüchen, welche England erhebt,

ein Ende zu machen . Darum fügt er ſpäter hinzu : „wir würden uns gröblich täuſchen, wenn wir glaubten, die Frage, ob wir den Frachtfuhrhandel ausſchließlich für dieß Land behalten

werden oder nicht, hinge rein von uns ab .“

Seine Offenheit zeigte Labouchere namentlich dadurch , daß

Concurrenz finfen werde. Es iſt dieſe zweifelhafte Vehauptung

wendig leiden . Stünde die Frage über die Schifffahrtegeſeße für fich allein , ſo wäre ihre Entſcheidung nach der einen oder der andern Seite

hin vergleidhéweiſe leicht, aber fie iſt, wie wir geſehen haben, ſo mit andern Fragen verſchmolzen , daß fie mit diefen ftehen oder fallen muß . Die zwei Hauptrüdlichten , welche zunächſt ente ſcheiden müſſen , find das Verhältniß zu Deutſchland und die Colonien. Das erſtere mag den meiſten feineswege dringend

erſcheinen , denn in der Mehrzahl der Engländer herrſcht eine zu gründliche Nichtachtung gegen die Deutſchen in allen politiſchen und mercantilen Verhältniſſen ; das leptere aber leidet durchaus feinen Aufſchub, man muß fich entſcheiden, aus welchem Ge fichtspunkt man das Verhältniß zu den Colonien auffaſſen will. Wir haben in frühern Jahren ſchon darauf aufmerkſam ges macht, daß hier ein ſtarkes Schwanken in den Gruntfäßen , ſelbſt bei Peel, ſtattgefunden habe : während er in ſeinem Tarifs entwurf vom Jahre 1842 alle Erzeugniſſe aus den Colonien ges wöhnlich um die Hälfte niedriger anſeşte ale fremde , iſt er

er ohne Umſchreife geftand, die Erflärung, melde Preußen im

bald darauf in weſentlichen Punkten von dieſer Anficht abges gangen , und iegt iſt ſeit zwei Jahren der Grundſaß völlig ans

Namen Deutſchland that , falle ſtart in die Wagicale, wenn es fich darum handle, das bisherige Syſtem , bermittelft beiſen

genommen , daß man die Colonien ſich ſelbſt überlaſſen und das hin trachten müſſe, baß fie in ihrer Sphäre fo viel Handel an

fich England des Frachtfuhrhandele zu bemächtigen ſuchte, abs

fich ziehen, als fte können . Dieſe Anſicht iſt deutlich au ges

1

England liefert und für 16 Mia Pf. St. amerika-

ſprochen in den Worten Labouchere'8: „Betrachte ich die Stel.

niſcher, afrikaniſcher und aſiatiſcher Waaren ; ſobald alſo Deutſche

lung der weſtindiſchen Inſeln, die ſich zu Zwiſchenlagern für

land für fich ein ähnliches Schifffahrtsgeſeß wie England ans Dieſe Thatſache, rreldje Por:

die Waaren dieſes Theils der Welt qualificiren , ſo läßt fich un möglich vorausſagen , welche Entwidlung des Handels ſtattfinden

zuändern.

nimmt, muß dieſer Handel fallen.

ter ohne Umſchweife in ſeinem befannten Artikel über die Schiff-

wird, wenn dieſen Colonien Der freie Gebrauch ihrer eigenen

fahrtègefeße (im Edinburgh Reviem, October) zugab, liefert den

Kräfte in ungehemmtem Verkehr mit andern Tbeilen der Welt

beften Commentar zu der Stelle in Labouchere's Rede, wo es heißt : „Fremde Nationen haben ſehr deutliche Fingerzeige hins

geſtattet wird.“ Die andere Anſicht läuft darauf hinaus, daß 0a8 Mutterland die Stapelwaaren der Colonien, bie Colonien

fichtlich ihrer Abfichten in dieſem Punft gegeben . Meine An-

die Kunſt

ficht iſt, daß frembe Nationen entſchloſſen find, mit uns nur noch auf gleichem Fuße şandel zu treiben, und die praftiſche Frage, welche Das Baus zu entſcheiden hat, beſteht alſo barin,

mäßigten Zöllen zulaſſen ſollen, und daß fich das Mutterland den Transport dieſer Waaren nur in Concurrenz mit den Colonien

und Gewerbeerzeugniſſe De Mutterlandes zu ers

vorbehält .

ob wir uns mit jeder Handelønation in der Welt in einen

So ftehen fich jeßt dieſe beiden Anfichten idroff gegenüber,

Rampf um die Erhaltung von Vorrechten einlaſſen wollen , von ben biele werthloe, einige pofttir ſchädlich find, oder ob mir

und der Ausgang läßt fich noch nicht mit Sicherheit voraus ſagen , menigſtens nicht der nächſt bevorſtehende , denn zwei

nicht im Gegentheil durch zeitige Conceffionen und Ergreifung | Dinge, die Lage der weftindiſchen Colonien und die falſche Aufs einer liberalern Politik unſere Handeléintereffen auf eine ficherere Grundlage von Wohlfahrt ftellen ale biaber." Ueber einen weitern Bunft hatid Labouchere Tehr ungenügend

geäußert, und dieß iſt die Gintragung der Schiffe in brittiſche Regifter. Bisher fonnten nur ſolche Schiffe, welche in Enge land oder feinen Colonien gebaut waren , ale brittiſche Schiffe

eingetragen und anerkannt werden ; jeßt foll dieß auch bei fole chen Schiffen geſcheben können , welde außerhalb Englande gee

faſſung des Begriffe von Freihandel ftehen dem iepigen Mini fterium in febr gefährlicher Weiſe gegenüber. Die Committee über die weſtindiſchen Intereſſen hat einen Bericht erſtattet, welcher Dem Miniſterium durchaus ungünſtig iſt, und was dem. ſelben noch ſchmerzlicher fallen muß, der Bericht iſt von einem Whig , der ſonſt immer Dao Minifterium unterſtüßte. ' Der 1 Die Freibandelėjournale ſcheinen dieß anfauge nicht gewußt zu haben, und erflärten fich ſehr ſtart gegen den Beriďt.

567 Bericht ſchlägt

wir brauchen die Gründe nicht mehr weiter

anzuführen - geradezu vor, daß den meſtindiſchen Colonien auf -

nicht vorerſt ihr Ziel überſchonen hat , und darum auf eine Zeit lang zurückgeworfen wird, iſt eine ganz rendere Frage.

feche Jahre lang eine Sollermäßigung von 10 Shilling per Hält man dieſen Bericht und das Ergebniß der oben erwähnten, von 5h . Baring präfibirten Ver-

Centner zu Sheil werbe.

ſammlung vom 27 Mai mit dem gleich zu erwähnenden Außſpruch Labouchere's zuſammen, ſo erkennt man , daß hier das Minifterium ſchon ſo gut wie geſchlagen iſt. Labouchere's Worte (am 15 Mai) lauteten : ,,ba8 Haus hat ben Grundſaß anges nommen und wird ihn , wie ich hoffe, behaupten, daß ferner keine Differentialzölle zu Gunſten von Colonialproducten ſtatt finden ſollen ; wenn das Haus dieſen Grundſaß aufrecht erhält, fo gibt es feine gerechtere Forderung an dieß Saud, ale dies

jenige, welche jept aus allen Theilen ber brittichen Colonien fich erhebt, die Coloniſten auch von den andern Beſchränkungen , welche wir ihnen hinſichtlich der Schifffahrt auferlegt haben , zu

Die Herausgabe der Inſchriften von Khorsabad. Die namentlidi ven unſerm landsmann 3. Mohl Rlagen über den unmäßigen Preis ber von der franzöfiſchen herausgegebenen Werke hat jeßt eine gute Folge gehabt. Mai ), hat die neueſten Heft des Journal Aſiatique (April

erhobenen Regierung Nach dem neue frans

zöſiſche Regierung beſchloſſen, eine Ausgabe der von Botta geſammelten Inſchriften den Gelehrten zu einem ſehr niedrigen Preis zu liefern, und ſo dieſe Terte einer möglichſt großen Zahl zugänglich zu machen. Die Zahl der Platten wird 225 betragen, dieſe aber nur etwa 190 Jnſorifs ten umfaſſen, weil einige derſelben ſo groß ſind, daß man ſie nicht auf

eine einzige Platte bringen kann . Um indeß das Studium zu erleichs tern , werden die Linien numerirt , daß man ſich augenblidlich zurecht finden kann .

Alle Inſchriften wurden von Botta mit möglichfter Ges

befreien .“ Die Colonien und namentlich die Zuderfrage, welche im 3. 1841 der Vorrand war, um die Whigs vom Amte zu

nauigkeit copirt, da dieß aber namentlich bei einer Reilſchrift noch nicht die nöthige Garantie gibt , ſo hat man Sorge getragen , von beinahe allen Inſchriften Papierabdrüde zu machen . Dieſe vollfommen gelun

bringen, iſt jeßt der wirkliche Grund, zu dem freilich noch der

Platten. Von 190 Inſchriften ſind 135 auf dieſe Art revidirt, und

genen Abdrüde dienten zur Vergleidung und Correctur der abgezogenen

zweite fommt, daß man das jeßige temporäre Korngeſeß auch

über den Zeitpunft ſeiner feſtgeſtellten Erlöſchung, den 1 Febr. 1849, hinaus erhalten will.

Als den zweiten Punft , welcher dem Minifterium nach theilig iſt , haben wir die falſche Auffaſſung des Freihandelsgrundſages genannt.

Wir haben früher und ſchon oft Dahin

erklärt, daß der Freihandel im engliſchen Sinne urſprünglich nichte als die Freiheit Dee Korn- nub Zuders, oder eigentlich Colonialmaarenhandels bedeutet habe . Bald hat man aber vie

Bedeutung au & gedehnt, wie es inmer mit der Aufſtellung von Grundfäßen geht : naturam expellas furca tamen usque recurrit ; ſtellt einen Grundſag in irgend einem Punfte auf, ſo wird er als ſelbſtſtändige Macht für ſide fortwirken und alle ſeine Folge

So ging es auch mit dem engliſchen Frei handel : die Liberalität des engliſchen Tarifs iſt nicht eben über mäßig, doch iſt fte ſchon groß genug, um mannichfache Klagen zu wecken , und es iſt intereſſant, unb namentlich für Deutſchland lehrreich, zu bemerken , wie man alle Ginfuhr aufzählt und bes rechnet, wie viele engliſche Arbeiter davon hätten leben können . Die noch keineswegs beendigten Folgen des Grundſages der rungen entwickeln .

Handelsfreiheit machen fich bereits in England fühlbar und

ſchaben der Fortſegung der Freihandelemaaßregeln im Sinne des Miniſteriumg. Wie die Freihandelsmaaßregeln mit der Banf

man kann folglich ſicher ſeyn, daß der Stich ſo genau iſt , als es fica überhaupt annehmen läßt. Zur größern Sicherheit ſind die Abdrüde im

Antifencabinet der Nationalbibliothek niedergelegt, damit man , wenn fich ſpäter Zweifel erheben ſollten , ſtets auf die Originalien recurriren fann. Von der gewünſchten Genauigfeit machen nur die vier erſten Platten , bei denen Botta noch nicht Gewandtheit und Erfahrung genug hatte , und die verdorbenen Inſchriften eine Ausnahme. Die ganze Sammlung von 225 Platten ſoll nur 60 Franken foſten

Ein Ausflug anf der Inſel Balie. 1. Die Reiſe . ( Fortſepung .)

Es war dunfel, da wir zurüdtamen ; ießt aber fingen die Feſtlich feiten erſt recht an.

Die Gamelange ſpielten mit voller Macht und die

Geſellſchaft ſegte ſich außen in den Mondenſdein ; es wurde Licht an: gezündet. Die Orleugrung bei Kaffiman iſt nicht ſehr fürſtlich, fie beſteht nur aus Muſcheln , in welche man etwas Del und einen Docht thut.

Hätten wir feine Lampen von Rutta mitgebracht, ſo würden wir wahrs ſcheinlich in der Dämmerung des Mondenſcheines geſeſſen haben. Die Lampen wollten auch nicht brennen : da ſepten ſich der Kronprinz und der erſte Miniſter (ein Guſti) mit ihnen auf den Boden , um fie in Drdnung zu bringen ; aber unglüdlicherweiſe waren ſie im Lampenpußen ſehr unerfahren, denn fie zogen den Docht 1-2 Zoll weit heraus, wels

dher nun natürlich ſehr ſchnell hell aufflammte , ſehr ſchnell abbrannte und in einigen Minuten zuſammenſant. Die durchlauchtigen Lampen pußer ſaben dann einander mit langen Geſichtern an und berathſchlagten

acte vom 3. 1844 collibiren , haben wir bereits früher (f. Rüd< blide des vorigen Jahres p. 1156) bemerkt, und werden , da Der Streit noch immer nicht au& geglichen iſt, und in den Spes

unter einander, woher doch die wunderbare Abwechslung von Licht und

cialjournalen Englands febr lebhaft geführt wird , balb darauf zurücfommen müſſen .

Hofeo, eine Sklavin, ſo wie alle ihres Standes auf Balie, aber eine

Schlüßlich bemerken wir noch , daß die Grundlage eines Minifterium8, dag an die Stelle Des fichtlich wankenden treten ſou , bereite ſo ziemlich feſtgeſtellt find, und wir fönnen ffe in folgender Weiſe formuliren . 1 ) Gin Zoll von etwa 20 Proc. auf alle fremden Manufacte ; 2) Fortbauer des jebigen Korns

Finſterniß fommen möge. Nun trat eine Tänzerin auf , die erſte des vornehme Sllavin , denn fie hatte ein gehöriges Gefolge von andern Sklavinnen, welche Datten, Siridoſen und den nöthigen Toiletteapparat

trugen, hinter fich; ja die Künſtlerin feien ſelbſt zu ſtolz, einige Notiz

geießeß : 3) ein Boll bon 10 Proc. anf alle nicht auß den Colonien fommenden Rohſtoffe ; 4) ein Differentialzoll von 10

von uns zu nehmen ; auch wir konnten fie im Halbdunkel nicht ſo ſchapen als ihre Schönheit vielleicht verdiente ; ihre Haare fonnte man nicht fehen , da fie ganz und gar unter Melattieblumen verborgen waren ; e8 fah beinahe aus, als ob ſie eine Allongeperüde auf hätte. Dieſe Ver: zierung wurde Burde ein breites goldenes Band um die Stirne feftgehalten.

Sh . auf allen Sklavenzufer ; 5) Ermäßigung der Schifffahrte

Die Kleidung war ſehr reidi und geſchmadvođ , und dieß ſen zur Ehre

lo

, in ſo weit, daß brittiſche Schiffe aſiatiſche,afrikaniſche ber balincfifchen Tänzerin und zur Beruhigung unſerer Leſerinnen geſagt, acte und amerikaniſche Waaren auch qu8 europäiſchen Zwiſchenhafen zugleich ſehr fittfam und anpandig. Die ganze Kleidung beſtand aus Wir find felbft überzeugt , bab

Seide ; vorzüglich gut ftanb ein dreifacher Slendang von weißer, rother Seide. i Otwas, das die balineſiſden Tänzerinnen noch ſehr und blauer

Labouchere's Vorſchlag hinſichtlich der Schifffahrtøgefeße in wenig Jahren durchgehen muß, ob aber die Freihanbeløpartei

1 Der Stendang ift eine Art langen und ſchmalen Shawls, welcher über den nadten Buſen gewunden wird , und denſelben oft ſehr lüſtern bedeckt. Er ſpielt

nach England bringen dürfen .

568 empfiehlt, iſt, daß fie nicht, wie z. B. auf Java, während des Tanzes fingen oder vielmehr ſøreien. Das Mädchen , von welchem hier die Rede ift, fann wohl eine wahre Künſilerin genannt werden , denn die Kunſt fertigfeit und Anmuth ihrer Bewegungen während des Tanzes übertraf

alles, was ich in der Ari bio jept in Indien geſehen habe. Selbſt, wenn fie fich ſeßte, und während des Sißens tanzte fie noch! und ihre Mimik blieb fich immer gleich, immer graziós, es ſey daß fie fich bewegte oder auf der ausgebreiteten Matte fißend die Vorſtellung durchführte. Ohne fich weiter um uns umzuſehen , oder eine Belohnung zu erwarten ver ſchwand die balineſiſche Taglioni in das Innerſte des Kratong. Nach ihr fam eine andere Tänzerin, die jedoch in Sunftfertigkeit weit unter der erſten ftand , dafür aber auch weniger ſtolz und viel freundlicher und fröhlicher war ; dieſe hielt es nicht unter ihrer Würde, für ihr Tanzen Bezahlung zu verlangen. Dieß geſchieht auf Balie baburd , daß das

bemerkt werden , daß Raffiman und die übrigen balineſtidhen Fürſten nicht unter einem goldenen Pajong ausgehen, ſondern unter einem verfils berten , weil hier zu Lande weiß die Ehrenfarbe ift. 1 Mittags gingen wir an Bord des Bromo zurüd und ſtachen ſogleich in See ; mit dem Fallen des Abends holten wir die Rreußprau von Banjuwangie ein, welche und die Poft von Java brachte ; hierauf wen dete das Dampfſchiff und ſeßte ſeine Reiſe durch die Straße von Lombof fort. Bei Tagesanbruch fuhren wir nahe unter dem Berglande von Balie's Nordoſtede; im Oſten ſchimmerte graublau das lombotiſche Gebirge. Da wir nun weiter nördlich gingen , ließ fich der Gipfel des Pifo von

Balie, oder wie er hier heißt, der Gunong Agung, mehr und mehr ſehen . Von Often aus geſehen läuft er beinahe in eine einzige Spiße aus, deren ſchwarzliche Felſen im Morgenrothe mit roſiger Gluth gefärbt

ſchienen . Ein weißer Fled ließ die innere Mauer des weſtlichen Rrater:

Madden denjenigen , welchen ſie um eine Gabe bittet , mit der flachen

randes erfennen. Noch frühzeitig ließ der Bromo vor Tjulif, dicht unter

Hand auf die Bruft ſchlägt. Es war ſchon ziemlich ſpåt, ehe alle dieſe Feſtlich feiten an Hofe aufhörten , und wir alle ſchliefen unter unſerm

der Rüfte und noch ziemlich tief, das Anfer fallen. Die Rhede ift tief und hat einen guten Anfergrund , da nur ganz nahe an der Küſte fich

Obdache viel beſſer als wir erwartet hatten.

Klippen befinden ; aber im Weſtmuſion wird es für ſchwierig gehalten, lange auf derſelben zu bleiben. 3 begab mich ſchnell and land, wo Hr. Lange einige Vorbereitungen zur Reiſe nach Karang afſem machte.

Den 20 Mai fehrten wir nach Rütta zurück ; unterwegs hatten wir aber noch einige Beſuche abzuſtatten . Der erſte galt dem Fürften von Pamabjuttan , welcher , wenn das Recht über die Thronbeſteigung ent ſchieden hätte, Rönig von Badong ſeyn müßte ; jedenfalls wird er Raſſi man , wenn dieſer perben ſollte, nachfolgen. Sein Kraton ſah ſchon beffer aus als der des Königs Raſiman. Wir fanden den Fürſten gerade beſchäftigt, Grillen mit einander fämpfen zu laſſen . Dieſe Thiere fißen in fleinen cylindriſchen Häuechen, deren Deffnungen man einander gegens überftellt, worauf die Thierchen einander anfallen , und ſo lange kämpfen, bis eines einen Fuß oder ein Fühlhorn verloren hat. Pamadjuttan hat

Wir gingen nach dem Hauſe des chineſiſchen Bandar (Steuerbeamte, Ginnehmer), der uns freundlich empfing. Der Pambúdel, 8. h. die erſte Perſon des Plaßes oder der Patingi (Schulze oder Bürgermeiſter) fam ebenfalls bald an ; er war um nichts beſſer als die andern, welche uns

in Venge umringten , gekleidet, nicht beſſer als ein Kulie in Batavia. Noch elender ſah es mit der Kleidung der Fiſcher aus , welche ſo gut

als wie nadt liefen, denn einen alten dreiedigen lappen um die Hüften fann man doch wohl feine Kleidung heißen. ( Fortſeßung folgt.)

eine ganze Sammlung Grillen mit den dazu gehörigen Käſigen , und gerade wie bei den Hähnen beſtehen auch bei dieſen Grillenfämpfen beſtimmte Geſeße. Auch den freundlichen Guſti, welcher uns den erſten Tag mit der

Branntweinflaſche entgegenfam , beſuchten wir noch einmal. Gr hat ver ſchiedene Manuſcripte ' in ſeinem Hauſe hängen, nämlich Lontharblätter, welche an dem einen Ende auf eine Schnur gereiht find ; ſeine Frau las ober vielmehr ſang und einige Blätter derſelben vor.

Wir beſuchten auch

Die Alterthu møfalſch münzer ſcheinen in England gegen wärtig ſehr thätig zu ſeyn und die Liter. Gaz . vom 3 Junius meldet folgendes : „ Der wachſende Geſchmack für Archäologie hat den Scarf: finn der Spißbuben gereizt, welche für unvorſichtige Sammler Antiqui: täten fabriciren .

Zwei ſolcher Falſchmūnzer, Singleton und Emery, find

immer noch mit gut ausgeführten Münzen bei der Hand , und nehmen

den dritten Fürſten des badongſchen Reiches ; ſein Kraton iſt der größte

manchmal ſelbſt auf Koſten von Numismatifern ,

und prächtigſte der drei , welche wir beſuchi haben, obgleich ein hohes

Schlauheit dieſer Betrüger hinters licht geführt werden, große Summen ein. Gegenwärtig wird das Land von allen Richtungen durchreist von Leuten die eine Anzahl achter griechiſcher und römiſcher Münzen haben, unter denen ſich einige ſehr ſeltene Stuđe befinden , und fie bieten dann den Saminlern ganze Reihen zum Verfauf an. Im Laufe der

Alterthum theilweiſe ſeiner Pracht geſchadet hat. In den verſchiedenen Pandoppoß war das Holzwerf größtentheils mit fünſtlich ausgeſchnittenen Verzierungen bedect, vergoldet oder bemalt. Rings herum ſtanden viele kleinere Gebäude , in deren Mauern Porcellan eingemauert iſt. Das Wohnhaus iſt unter europäiſcher Leitung gebaut , weßwegen es auch

bewohnbarer ausſieht : ex find ſogar Fenſter über der Thüre. 2 Auf einigen Stellen ſitzen chineſiſche Spiegel in der Mauer feſt, ja ſelbſt ein Napoleon zu Pferd hat ſich hieher verirrt. Gin unbeſcheidener Blid durch die halbgeöffnete Thüre zeigte und den innerſten Theil des Hauſes, wo die Frauen ſich vordrangen , um die ſeltſamen Gäfte zu ſehen ; in

dieſem Zimmer ſah ich ein Paradebett mit einem großen vergoldeten Himmel und grünen gaſenen Gardinen ſtehen. Die Frau dieſes Fürſten iſt eine freie Frau , und ſie iſt unter allen Frauen Balie'd aus dem alteſten, vornehmſten, natürlich föniglichen Geſchlechte. 3 Es 68 muß nody beim Tanje eine Hauptrolle, da reine langen herabhängenden Ende zwiſchen den Fingern gehalten viel zu dem graziöſen der Bewegungen beitragen . Daß er hier bei dieſer balineſiſchen Taglioni die bolländiſchen Nationalfarben trug , war eine politiſche Attention des Fürſten von Balie-Badong.

1 Nach der Erpedition gegen Beliling wurde eine bedeutende Anzahl rolcher Manuſcripte nach Batavia geſandt. Wir glauben mit Recht hoffen zu dürfen , daß der unermüdete und kundige Orientaliſt daſelbſt, Baron v. Hoëvell, dieſelben unter: ſuchen und ſeine Mühe dafür belohnt finden möge. 2 Man wird weiter unten finden , daß balineſiſche Gebäude in der Regel gar teine Fenſter haben .

3 Nach dem Sturze des Reiches von Madjapahit, des mächtigen Beherrſchers Sava's , durch arabiſche, mohammedaniſche Aroſteln , welche ſich hier aber nicht bloß mit einem himmliſchen Königreiche begnügten, wurde dieſer Fürſtenſtamm immer

mehr nach dem Dſten Java's zurüdgedrängt, wo den lebten desſelben endlich nichts

welche durch die

leßten Woche haben wir die Spur von ſolchen Münzenkrämern in drei Grafſchaften verfolgt.“ mehr übrig blieb ais nach Balie zu flüchten . Ein kleiner Theil ihrer Anhänger flüchtete ſich in das tengerſche Gebirge , wo fie auch jeßt noch , eine ganz kleine Colonie in Bantam ausgenommen , die einzigen Repräſentanten des Buddhismus auf Java find ; die meiſten und der Ueberreft des fürſtlichen Stammes flüchteten ſich aber nach Balie, wo ſich der Buddhismus ,' waorſcheinlich aber in einer durch Zeit und Dertlichkeit eigenthümlich ausgebildeten Weife, noch bis jett erhalten hat. Merkwürdig iſt die Art und Weiſe, welche angewendet wurde und wird, um das Blut des Fürſtenſtammed von Madjapahit rein zu erhalten. Der Fürſt von Pamads

juttan iſt , obgleich bei weitem nicht der mächtigſte , doch der einflußreichſte , das geiſtliche Overhaupt von Balie in ſeinen Adern fließt das Blut Madjapahits rein . Das Mittel , um dieß zu erreichen , iſt für uns Europäer ziemlich ſonderbar und abſtoßend. Damit das alte Blut Madjapahits ganz rein erhalten werde, muß er ſeit Jahrhunderten ber ſich mit ſeiner Schweſter aus dem ächten Bette vermähs Ten , und die ſo erzeugten Kinder pflanzen den Stamm fort , ſind die eigentlichen Fürſten Balies. Alle übrigen Fürſten auf Balie rechnen ihre Abkunft wohl auch von dem alten Madjapahit, find aber Kinder von Krebsweibern, daher nur Halbblut. So hat ſich dieß fürſtliche Geſchlecht durch eine Jahrhunderte lang fortgeſepte Bluts ſchande rein und vollblütig erhalten ; ob aber im allgemeinen ſolche Ehen auf Balie erlaubt reyen , bezweifle ich ſehr ; denn daß ſie gerade zu dieſem beſondern Zwede in der fürſtlichen Familie beſtehen , ſcheint mir für das Erceptionelle derſelben zu ſprechen . 1 In dem Kriege, den die niederländiſche Regierung im Jahre 1846 auf dieſer Inſel gegen Beliling führte , betrog man ſich in dieſer Beziehung ſehr , man hielt weiße Fahnen für Friedensfahnen , und der Commandant der Erpedition dachte ſchon, die Sache ohne Gewehrſchuß abzumachen , bis ihn der Kanonendonner der belilingſchen Vatterten eines andern belehrte.

Berlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. - Verantwortlicher Redacteur Dr. 6. Wibenmann.

Das Ausland. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. n . 143.

15 Junius 1848.

Reiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Reiſenden. Sechster bidnitt. Aufenthalt in Iravnif.

Nach meiner Rüdkehr ließ fidh Abends um halb 11 Uhr ein heftiger Erbfton verſpüren . Als ich am folgenden Tage gegen Abend meinen Beſud bei

In Iravnik jah es bei meiner Rüdfunft wenig verändert aus ; zwar grünten nun die Weiden am Bache und die Wieſen vor dem Hauſe, allein die Sinoſpen der Buchen und Gichen waren noch uneröffnet , freilich war bis in die leßte Zeit das Wetter noch unfreundlich und falt geweſen ; da ſich nun heitere warme Inge einſtellten , entwickelte ſich endlich auch hier im hohen Ge-

Hrn . Dr. Franz in Deijen Garten abſtattete, erzählte mir dieſer die Reiſeroute die ich gemacht, und viele Umſtände die fich wäha rend der Reiſe zugetragen, in einer Weiſe, die mich nicht wenig

frappirte, da er gemäß derſelben dieſen Bericht unmöglich durch meine unmittelbare Begleitung empfangen haben konnte. Manche

Angaben waren ganz unrichtig, andere falſch aufgefaßt ; ſo ſoll id) 3. B. an alle Stellen , wo ich Pflanzen geſammelt, Steine

birgethale raſch der Frühling, der mir ſo in dieſem Jahre besa hingelegt haben . Er ſagte mir darauf, daß bereit8 am Morgen reits das Dritte Mal zu Theil wurde.

nach meiner Ankunft ihm der Vezir aus einem geſchriebenen

Da fich zwei Tage nach meiner Rücfebr, am 12 Mai, Sennaro auf den Vlaſſich begab, um für eine Schafheerde, die er zu faufen im Begriffe ſtand, einen paſſenden Plaß zu einer Alphütte aufzuſuchen, ergriff ich dieſe Gelegenbeit, ihn mit Hrn . Margetich zu begleiten ; die ganze Partie ließ fich zu Pferde augführen . Wir umritten den Berg von der ſüdöſtliden Seite und

Berichte dieſe Mittheilungen gemacht habe.

gelangten über das daſelbſt gelegene Pfarrborf Gucziagora auf Den Rüden Des ſteilen Vorſprunges, auf welchem ſich die zerſtreuten Häuſer von Bufowizja befinden . Hier nahmen wir einen Führer, und erreichten nach einem faſt unausgeſepten

Den 14 Mai war ich in Dolaz, um dem Generalvicar mei nen Dank für ſein Empfehlungsſchreiben und deſſen guten Erfolg abzuſtatten. 11

Am 15 Mai unternahm ich eine zweite Ercurſlon nach den

felſigen Abhängen gegen das Dorf Bukovizza, wohin ich einen Monat früher (Den 16 April) meinen erſten Ausflug um Trays

nif gerichtet hatte. Hier war nun die Ausbeute ſehr reidh an ſeltnen Arten . 2

vierſtündigen Ritte vom Ibale an gerechnet das Plateau , welches

veolens Bert., Soldanella alpina L., Blätter von Eryngium alpinum

noch tief in Schnee begraben war. Gtwas weiter abwärt8 am

L., Corydalis solida Sm ., Dentaria trifolia W. Kit. (noch nicht blühend), Spiraea ulmifolia Scop . (Blätter) , Saxifraga Aizoon Jacq. , Delphinium hybridum Willd . (Blätter), Isopyrum ihalietroides L., Ranunculus

jenſeitigen Abhange befand fich eine Quelle, Namens Kraljizza-

Voda , Königinwaſſer, umgeben von ſchneefreien mit Blumen gezierten Graspläßen ; hier hielten wir Raft, und nahmen ein durch den föftlichen Tranf der Quelle gewürztes Mittagmahl. Den Rücks weg ſchlugen wir in geraber Richtung über Dreſbaz ein ; ich glaube aus verſchiebenen Gründen, welche die ſpäteren dieſem

Berge gemachten Beſuche rechtfertigen werden , die Höhe dieſes Berges auf 5000-6000 ' angeben zu dürfen .

Leider war mein

Peiſebarometer beim Trangport zu Grunde gegangen , ein Vers luſt, welcher mir für meine Reiſe unerſeßlich blieb.

Thora L. Rebouillio hemisphärica, Caetracia islandica.

3. Jenſeits

auf den foneefreien Pläßen um die Quelle : Aspidium Lonchitis Sw ., Daphne Mezereum L , Tussilago Farfara L., Doronicum cordifolium

Sternb. , Ranunculus montanus DC. var. hirsutus,, R. auricomus L. ? var. alpina. 4. Am Herabweg bei Oreſbaz : Ribes Grossularia L.,

Crataegus monogyna Jacq. (noch nicht blühens), Prunus avium L., Pr. spinosa L. 1 Folgende Pflanzen wurden auf dieſem Spaziergange geſammelt : Polygonum Fagopyrum L. , Plantago lanceolata L., Senecio vulgaris L., Scrophularia Scopolii Hoppe, Veronica arvensis L., Myosotis hispida Schlechtd ., M. versicolor Roth, M. silvatica Hoffm ., Glechoma

heterophyllum Opitz, Lamium maculatum L., Lamium purpureum L., Saxifraga tridactylites L., Cerastium brachypetalum Desp. Stellaria

1 Den ausführlichen Bericht der Vegetations- und Regionenverhälts

nemorum L. , Scleranthus annuus L., Sagina procumbens L., Ranun

niſſe dieſes wichtigen Berges auf die umſtändlichere Schilderungen ſeiner ſpätern Beſteigungen verſparend, beſchränke ich mich hier auf die Mittheis lung der an dieſem Tage gemachten Funde nach vier übſchnitten. 1. Pflan : zen auf der Höhe von Bufovišja 2800—3000 ' : Luzula campestris DC.,

culus Philonotis Ehrh ., R. lanuginosus L., Chelidonium majus L., Geranium molle L., G. Phaeum L., Draba muralis L., Sisymbrium officinale Scop ., Arabis thaliana L. , Euphorbia epithymoides Jacq.

Lamium maculatum L., Thlaspi praecox Wulf., Draba verna L., Mercurialis perennis L. , Anemone ranunculoides L., A. nemorosa L.

rium Sanguisorba L. , Alchemilla arvensis Scop. 2 Grammitis Caeterach Sw ., Melica uniflora L., Festuca sp. ign., Bromus sp. ign., Poa bulbosa L., P. pratensis L., Carex muri

2. In dem Thale, welches fich zwiſchen Bufovizja und Dreſhaz gegen die

Kante des Berged hinanzieht, bis zu Anfang der Schnees, gegen 4000 ': Sessleria lenuifolia Schrad ., Carex clandestina Gaud., Galanthus nivalis L., Crocus vernus All, Gagea lutea Schult., Muscari botryoides Willd., Scilla bifolia L., Orchis sambucina L., Blätter von Pedicularia leucodon Griseb., Erica carnea L., Arctostaphylos officinalis Wimm. et Grab., Gentiana aestiva Röm. et Sch., G. acaulis L., Primula sua-

Blitum Bonus Henricus C. A. Meyer, Potentilla argentea L., Pole

cala L., C. praecox Jacq., C. alpestris All., Iris graminea L.(Blätter), Veratrum albuin L. (Plåtter), Allium sp. ign. (Blätter), Orchis varie gala Lam , O. fusca Jacq ., O. Simia Lam ., Fedia carinala Lois., F. denlata Poll. var. lascocarpa Koch ., Galium Cruciata Scop., G. ver num Scop., Taraxacum officinale Wigg. Plerotheca nemausensis Cass. ( intereſſantes Vorkommen in der Nähe von Saxifr, rotundif. etc.), Hie

570

Nachdem ich auf dieſer Seite der Lahra Einſicht in die Ralfflora erhalten, intereffitte eß mich die nur durch den Fluß

Monatrettige, und plauderten dann in behaglicher Lage bis zur

genoſſen wir bei einem Glaſe Dalmatinerwein Butterbrob und

geſchiedene deo Jhonſchiefers und ſeiner permanbten Geſteings gruppen kennen zu lernen . 3d ercurrirte eine halbe Stunde

einbrechenden Nacht. GS war unter anderm die Rede von den Nachtheilen, meløe wie für die ganze Sürfei, ſo auch für Boos

weit an der Laſhwa aufwärt8 bis zu einem Seitenthale, wo fich ein ſchönes Baus befindet, das einem Sürfen, Namens Fels

laidh , gehört. Hier ftieg ich bergan. Außer einem größern Reich-

nien Dað oftmalige Wechſeln der Verwaltung durch die Paſcha's bringt, welche eigentlich nur Pächter find. Der Vezir von Boo nien zahlt der Pforte 6 Millionen Piafter, und dieß iſt denn

thum an Kryptogamen fand ich feine conſequent burchzuführen-

alle8, was dieſelbe bon Boonien bezieht.

den Unterſchiebe. ” Da fid in furzer Zeit der Abend einſtellte, ſo fehrte ich am andern Morgen frühzeitig wieder, und bollens

Mauth, Abgaben , Regalien und Monopolen gehören dafür dem

Paſcha, der die Verwaltung ſeinerſeit8 wieder an Pächter über.

dete die Ausbeute. ?

låſt .

Nachdem ich Abends mit Ein- und Umlegen der Pflanzen fertig war , machte ich ørn . Dr. Franz im Garten einen Bes ſuch, um mit ihm wegen einer Grcurſion nad Gucziagora , die

allein 30,000 ft. C. M. tragen, die für die Blutegel 12,000 Piafter. Leştere hat Zennaro in Compagnie mit Margetich übernommen . So trägt natürlich dieſe Einrichtung vor allem Schulb, wenn ſo wenig für öffentliche Anſtalten , Schulen und Straßen geſchieht, oder von Seite der Regierung gar nichts , ba, wenn je etras Dafür gethan wird, e8 Durd fromme Stiftungga

wir gemeinſchaftlich unternehmen wollten, Verabredung zu treffen. Auf Teppichen im Raſen unter Zwetſchfenbäumen hingeſtret racium murorum . var . incisum Hoppe, H. Pilosella L. , Onosma N. sp., Senecio vernalis W. Kit ., Achillea nobilis L., A. lanata Spreng., Fraxinus Ornus L., Cynanehum Vinceloxicum R. Br., Polygala py. >

xophylla Avé Lall., Primula suaveolens Bert., Hyoscyamus niger L.,

Symphitum tuberosum L. , Lithospermum arvense L., purpureo-caeru leum L. , Myosotis intermedia Link, M. alpestris Schm ., Anchusa of. ficinalis L., Ajuga Chamaepithys Schreb., Glechoma hirsulum W. Kit., Veronica Chamaedrys L. et fl. roseo, V. agrestis L., V. arvensis L., Orobanche Galii Dub., Anthriscus trichosperma Schult., Cytisus hir

sulus L., Genista scariosa Vid., Hippocrepis comosa L., Vicia Cracca L. var. sericea , Ervum hirsutum L., Medicago'minima Lam., Alsine setacea Mert. K. , Arenaria serpyllifolia L., Cerastium semidecandrum

L., C. brachypetalum Desp ., Siellaria Holostea L., St. media Vill., Silene inflata Sm ., Euphorbia angulata Jacq.,Mercurialis ovala Sternb. et Hoppe, Rhus Cotinus L., Rhamnus saxatilis L., Acer obtusifolium

Vill. B. tomentosum Koch (A. obtusatum Kil.), A. campestre L., Ra phanus Raphanistrum L., Biscutella laevigata L., Draba muralis L., Thlaspi praecox Wulff, Capsella Bursa pastoris Mönch, Alyssum ca lycinum L., Erysimum odoratum Ehrh. var. dentalum Koch ., Arabis auriculata Lam ., A. muralis Bert. , A. arenosa Scop., Papaver Rhöas L., Epimedium alpinum L., Fumaria officinalis L., Viola tricolor L. >

Ade Einfünfte von

So fou ihm die Arenda für den Verkauf des Kaffees

fonbé (Wafufé ) beſtritten wird. So mag auch der jedesmalige Vezir fein IInternehmen begründen , deſſen Früchte erſt ſeinem Nadhfolger zu Gute fommen, ſondern er trachtet vielmehr bei Der ungemiſjen Dauer ſeiner Stellung ſo viel ale möglich Geld aus dem Lande zu ziehen, und da biebei fo wenig als möglich aufgegeben irird, fann natürlid, nichts Grſprießliches zu Stande kommen .

Die Bemerkungen des Doctors über das Verhältniß der Chriften unter fich und zu den Lürfen werfen einiges Licht auf

den allgemeinen Zuſtand des Landes. Von den 1,400,000 bis 1

1,500,000 Seelen , welche nad Boué den Compler der Läns der Bosniens, türkiſch Croatien, Herzegowina und Montenegro bewohnen ſollen , treffen auf Bodnien mit der Kraina (dieſe auf 200,000 Ginwohner gerechnet) gegen Gine Million . Das Ver hältniß der Chriften zu den Mohammedanern der Zahl nach

bertianum L. , Helianthemum vulgare et tomentosum Koch, Saxifraga

Dürfte im allgemeinen mit Ausnahme von Montenegro, welches ganz griechiſch iſt, das gleiche feyen . Boué nimmt die Anzahl

aizoon var. intacla Willd , S. rolundifolia L., Ranunculus bulbosus

L., Pyrus Malus L., Spiraea oblongifolia W. Kit., Amelanchies vul. garis Mönch, Aremonia agrimonioides Neck., Fragaria collina Ehrh.,

der Moslems mehr als die Hälfte an, indem er auf 1200 bis

Fr. vesca L., Ceum urbanum L., Polerium Sanguisorba L.

bilden Chriſten, Zuben und Zigeuner. Dieſes Verhältniß iſt wohl ſehr übertrieben, und es möchten jedenfalls die Moham medaner mit den Juden und Zigeunern die Zahl der Chriften

var. saxatilis Koch. , Reseda lutea L. , Geranium Phaeum L., G. Ro

1 Auf der erſten Eriurſion dahin fammelte ich ; Rebouillia hemi.

sphaerica Raddi ( in wunderſchönen Eremplaren ), Fegatella conica N. ab 2., Orthotrichum Sturmii N. et H. , Pollia truncala Bryol. eur., Bar bula subulata Brid. , Ceralodon purpureus Brid. Bartramia crispa Sw.,

Mnium cuspidalum Hedw., Polytrichum formosum Hedw., Hypnum denticulatum L. , H. serpens L. Arum maculatum L. , Rumex Acetosa

grandiflora Sm . Glechoma heterophyl L., Melittis Acetosella L., R. lum Opitz, Geranium Phaeum L. , Erodium Cicutarium L'Her., Lychnis Viscaria L.

2 Dieſe zweite Ercurfion lieferte folgende Pflanzen : Lecidea sabule

torum Flörkey . canıpestris Fries, L. geographica Fries, L. atroalba Ach . , Parmelia conspersa Ehrh ., P. circinala Pers., P.callopisma Ach., P. subfusca L., P. tiliacea Ehrh., P. olivacea L., Asplenium septemtrionale Sw., A. Adiantum nigrum L. , Anthoxanthum odoratum L. ,

DC., L. flavescens Gaud ., Luzulacampestris L., Cust pallescens Carex Platanthera chlorantha . , Orchis ustulata L. , O. Morio L. , Listera ovata R. Br., Plantago media L. , Sherardia arvensis L., Galium pe demontanum All., Aposeris fotida Less., Anthemis L., Scro phularia Scopolii Hop ., Veronica Beccabunga L.,arvensis L., V. acinifolia Polygala vulgaris L. var. oxyptera Rchb., Myosotishispida Schlechtd. Ajuga genevensis L., A. reptans L., Sanicula europaea L., Chaero phyllum hirsutum L. var. glabrum , Chrysosplenium alternifolium L., Euphorbia epithymoides Jacq ., Cerastium semidecandrum L , Blitum Bonus Henricus C. A. Meyer, Arabis arenosa Scop ., A. thaliana L., Lepidium campestre R. Br., Nasturtium lippizense DC ., Mönchia man

L. , Epi trinervia Möhringia tica Barll., medium alpinum L. Genista pilosaClairv., L., G.Lychnis sagittalisViscaria L., Cytisus hirsutus L. cilialus Koch, Geranium sanguineum L., G. Phaeum L., G. molle L., Ranunculus lanuginosus L , Potentilla subacaulis L., P. micrantha Ram (Samen), P. Tormentilla Sibth ., Alchemilla vulgaris L., Crataegus monogyna Jacq. Aremonia agrimonioides Neck.

1300,000 Berroguer 650,866 Moslems rechnet, den übrigen Theil

nicht überſteigen .

Unter dieſen nun find fidh in Bosnien die

Anhänger der griechiſch-unirten und der römlich fatholiſchen Kirche nicht überall in gleichen Verhältniſſen gegenübergeſtellt. S

Der fatholiſche Cultu8 iſt in der Kraina und Mittelbolnien

vorherrſchend, im füblichen und öftlichen Bosnien hingegen hat

der griechiſche Glaube die meiſten Anhänger.

Unter fich ſtehen

dieſe beiden Religionéparteien auf ſehr feindſeligem Fuße, fie Berrathen fich gegenſeitig an den Mohammebaner, und dieſer unſelige Haß iſt es, der das Land unter der türfiſchen Bot

mäßigfeit niedergebeugt hält. Die Ratholifen find den Do. manli8 febr unterwürfig, und daber bei dieſen beliebter als die Griechen , welche ſtolz und freier ſomohl dem Katholifen als dem Türfen ablold find. Nie dient eine Griechin in einein türfis fchen Hauſe als Magd. Die fatholiſchen Geiſtlichen ſind gebil det und ſogar gelehrt, laſſen aber das Volt in Unwiſſenheit und Aberglauben, und fachen den Haß gegen die Oriechen nach Kräften an. Die griechiſchen Seelſorger ſind mit Ausnahme der ron Konſtantinopel geldidten Vladifar Göchſt unwiſſend,

dad Bolt aber iſt der Cultur und Belehrung zugänglicher als i La Turquie d'Europe II. p. 11.

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das fatholiſche. Ein Katholit, der im Hauſe bei Dr. Franz Uns terricht ertheilt, wollte in Ermanglung irgend einer chriſtlichen Schule eine Art öffentlicher Lehranſtalt in Travnik gründen : er

ergeht die Ginladung zu einem Banquet à 25 Centimet , wo jedes ein Meſſer mitbringen ſoll. Man überbietet fich in ſolchen Dingen , und ſchon find fie ein Gegenſtand des Spottes geworden .

befam indeß feine fatholiſchen , ſondern bloß griechiſche Kinder.

Die Katholiken ſorgen überhaupt rrenig für die Zukunft ihrer

Ein Ausflug auf der Inſel Balie.

Rinder .

1. Die Reife .

Dieſe Urtheit des ørn. Dr. Franz, welches um To uns (Fortſepung.)

parteiiſcher erſcheint, als dieſer ſelbſt Katholif iſt, habe ich bei

allen meinen in der Folge gemachten Erfahrungen beſtätigt ges funden. Desſelben Mannes entſchiedene, auf mehrjährige Beobs achtung gegründete Meinung ſpricht ſich über den Nationals

charafter Der Bosniafen nichts weniger als günſtig aus, ſondern erfennt ale deſſen Grundzüge Unbeſtändigkeit, Treuloſigkeit, Verſtellung.

18 April. Ich beabſichtigte die weſtlichen Abhänge des Vlaffich zu beſichtigen, und machte mich mit Nicola an einem herrlichen Morgen um 5 Uhr auf den Weg . Auf dem Grercier plaß vor der Caſerne fand ide bereits die regulirten Truppen in ihren Uebungen begriffen. Die Soldaten ſind größtentheils Anatolen und Rumelioten ; die einzelnen Compagnien ſind mit verſchiedenfarbigen Fahnen, auf denen ſich Halbmond und Stern befindet, verſehen. Was wir unter militäriſcher Haltung vers fteben, wird hier gänzlich vermißt. Es lag in dieſen Uebungen ungefähr ſo viel militäriſcher Ernſt und Diſciplin , als wie wenn Rinder Soldaten ſpielen . 3ch verfolgte die Straße , die eine Strede weit gemeins ſchaftlich mit der von Banialufa nach Skopie führt, und war bereite eine gute halbe Stunde auf derſelben fortgewandelt , als ich bei einem kleinen, unmittelbar neben dem Wege befindlichen Karaul von dem wachthabenten Albaneſen angehalten und um

Nachdem die nöthigen Vorbereitungen beſprochen waren, erkundigte ich mich nach der Möglichfeit den Gunong Agung zu beſteigen. Man hatte mir geſagt , daß er von den Balineſen als ein heiliger Berg und Wohnplaß ihrer Götter betrachtet werde, ſo daß fie mir nicht geſtatten würden denſelben zu beſteigen . Die Ghrerbietung oder Furcht vor dieſem Berge ſollte ſo groß ſeyn , daß ich außerdem niemanden finden würde,

um mich zu begleiten u. ſ. w.; ich frug daher zuerſt ob es möglich rey den Berg zu beſteigen ? Da barſt die ganze Verſammlung in ein lautes Gelächter aus, und ſie betrachteten mich von Ropf zu Fuß, wie jeman: den, deſſen Verſand nicht recht in Drdnung iſt. Die guten Leute erflar: ten , der Berg rey viel zu hoch und zu ſteil als daß ein verſtändiger Menſch ihn folle beſteigen wollen, und daß ſo einer nicht wieder zurüd kommen würde ; ſchon früher habe ein Europäer verſucht den Berg zu

erſteigen, ſen aber von Regen überfallen, und von einem Banjer (plöß liches Hochwaſſer in Folge von Regengüſſen ) weggeſchleppt und ve:wun det worden, und bald darauf geſtorben . (Das Ganze iſt, daß der unglücks liche Reiſende an einem Fieber ſtarb .) Die Umſtehenden frugen mich , was ich auf dem Berge thun wolle ? Giner meiner Begleiter ſagte :

,,Steine und Pflanzen ſuchen .“ Nun barſt das Gelächter noch allgemei ner und ſtärker als vorher aus. 1 3oh bat nun meinen vorlauten Fürs ſprecher, mich ſelbſt ſpreden zu laſſen, und erzählte dann der horchenden

Stunden wieder dahin zurücfehren werde , jedoch vergebens , obrohl ſogar Matto, der Diener Zennaro's , der gleichzeitig

Menge, daß ich auf Java ſchon viel von dem Gunong Agung erzählen hätte hören, und daß ta eine Pflanze, deren Heilfraft an das Wunders bare gränze, gefunden werden ſolle. Die Zuhörer wurden nun je länger, je filler , drängten ſich mehr und mehr um mich herum , und fingen an lange und ernſthafte Gefichter zu ziehen. 3 erzählte ihnen nun weiter, ich ſey der Arzt des Schiffes, und gefommen die wunderthätige Arznei zu ſuchen : meine Zuhörer waren ernſthaft geworden. Ihr Aber: glaube war erwedt und ich las auf ihrem Geſichte, daß fie jeßt meine Sendung begriffen, und daß ihnen mein Verlangen, den Berg zu beſteigen, ſehr verſtandig vorfanı. Giner der Ilmſtehenden ſagte mir ſelbſt, daß er

dieſen Weg fam und dem Albaneſen befannt war, meine Aug ſage beſtätigte. Es half alles nichts, ich mußte wieder nach

einen Sohn , welcher don ſeit einigen Jahren an Geſchwüren an den Beinen leide, habe, und bat mich, ihm doch bei meiner Zurüc !unft vom

Hauſe, uub zwar in Begleitung des Albaneſen, der ſich in meis ner Wohnung ſelbſt von der Richtigkeit der Paßurkunde übers zeugen zu müſſen bemüßigt fah , ftete noch ſeinen Zweifel für

Berge etwag von der Medicin geben zu wollen , was ich natürlich vers ſprads. Der Pambůdel ſagte mir, daß ich den Fürſten um Erlaubniß und die dazu nöthigen Menſchen bitten müſſe, und daß mir wahrſcheinlich

den Paß befragt wurde. Mein Paß ſo wie auch der Vujuruldu lag wohl aufgehoben in meiner Wohnung ; in Ermanglung dieſe Ausweiſes bemühte ich mich daher, dem Albaneſen bes greiflich zu machen , daß ich in Travnik wohne und in wenig

gerechtfertigt haltend. Zu Hauſe war die Sache freilich bald in Dibnung gebracht, indeß ich hatte die herrliche Morgen .

fühle und den Vorſprung einer ſtarfen Stunde verloren. So blieb ich für heute zu Hauſe, wo ich genug mit Umlegen und

beides zugeſtanden werden würde.

Ghe wir nach dem Schiffe zurüdfehrten , fauften wir noch Apfelſinen ;

fie waren in Menge vorhanden , und für einen großen Rorb voll, in weldhem über 400 Stücke waren , verlangte man einen Gulden. Ihr Geſchmad übertraf bei weitem die javanijchen , ja felbſt die chineſiſdien,

Ordnung der Sammlungen zu thun batte. ( Fortſeßung folgt.)

Die künftliche Wath der franzöſiſchen Terroriſten. Wenn man die franzöſiſchen Journale gegenwärtig durchliest, ſo kann man fich nicht enthalten über die fünfliche Wuth zu lächeln , mit der der ſogenannte Berg auftritt. Da gibt es jeßt nicht nur einen Père

Duchene, wie in der alten Revolution, ſondern ſelbſt einen Mière Duchène, einen Robespierre , einen. Tocfin des Travailleurs , eine Carmagnole, ein Journal de la Canaille, und wie ſie alle heißen, aber alle dieſe bem

Namen nach fo grimmigen Journale find ziemlich zahin, und ſchwapen viel dummed Zeug in den Tag hinein . Der Kaiſer Julian Apoftata opferte Befatomben von Elephanten , um durch die Oroßartigkeit des Dpfers dem geſunfenen Glauben aufzuhelfen , die neuen Terroriſten in Franfreid ſchreiben Bolfsbaufette aus zu 1 fr. die Perſon , bald aber erſcheint auch noch dieß zu ariſtokratiſch und an die Nationalmertſlåtten

I Der Begleiter des Hrn. 3. konnte wabrſcheinlich hier der Gelegenheit zu einem ſchlechten Wiße nicht widerſtehen ; die Eingebornen können nämlich nicht begreifen, warum unſere Naturforſcher Berge und Wälder durchſtreifen , um Steine und Pflanzen zu ſuchen - lie nennen unſere Naturforſcher Orang gila tjerie Batu d. h. Berrüdte, welche Steine ſuchen . In dieſer Beziehung fiel in Padang, Sumatras Weſtüſte, eine eben ro lächerliche als traurige Geſchichte vor. Einer unſerer auss gezeichnetſten Naturforſcher hatte ſeit ein paar Jahren Sumatra in geologiſcher und geognoſtiſcher Beziehung durchſtreift , und ſchicte das Reſultat ſeiner ro febr

ſchwierigen Arbeit, eine mit Signaturen verſehene Mineralienſammlung, nach Patang ; die Kulis, welche fie tahin tragen ſollten, ſahen in dieſen Steinen eben nur Steine, hielten unſern armen H. für verrückt, daß er dieſelben für theures Geld ſo weit tragen laſſe, und warfen dieſe Steine weg, um es ſich als verſtändige Leute beques mer zu machen . In einem Fluite bei Padang füllten ſie ihre Körbe wieder mit Steinen , und tamen ro mit der gehörigen Fracht Steine an. Man fann ſich leicht

des unglüdlichen H' Berzweiflung deuten ; der Shap, das Reſultat ſo vieler Ent behrungen und Gefahren , war unrettbar verloren. Mit gebrochenem Herzen aber kräftigem Muthe begab er ſich zum andernmale in das ginere von Sumatra, und

farb da als ein unglüdliches Dpfer der Wiſſenſchaft und Dummheit.

Indeſien

glaube ich, ähnliches wäre auch in manchen Gegenden Europa's, ja relort Deutſche landd , teine Unmöglidhteit.

wooo

572

und ich erinnere mich nicht, je beſſere gegeffen zu haben. Auch andere

Citronſorten gedeihen auf Balie ſehr gut , feine aber ſo üppig und geſchmadvoll als dieſe Apfelſinen und die Pompelmus, Citrus decumana .

Der Bromo lag unmittelbar am Fuße des Gebirges vor Anker, da fich dieß ſogleich von der Küſte an erhebt , den Gunong Agung gegen S. W. und den ſtark geſpaltenen Gunong Seraja gegen S.D. Da uns lepterer nicht beſonders hoch vorfam, und und doch eine der Mühe werthe Ausſicht verſprach , beſchloſſen Hr. St. und ich noch des Nachmittags feinen Rücken bis zum Gipfel zu beſteigen. In Begleitung eines Zungeng ( inländiſchen Bedienten) machten wir uns Mittags um 3 Uhr auf den Weg. Gin Balineſe half und an der Küſte und durch ein kleines enges

coon

fönnt fie leicht felbft finden , und ich lehte jeßt zurüd !" Wir magten ihm begreiflich, daß wir dieß ſo nicht gemeint håtten, daß wir den Weg durch den hohen Alang-Alang unmöglich finden fónnten , und daß er bis an den Strand uitgehen müſſe. Endlich fügte der Mann fide darein, fragte aber zuerſt: „ Soll ich dann am Strande wirklich noch mehr Deute bekommen ?" worüber wir ihn beruhigten. Rurz darauf hielt er wieder ſtill und ſah den Mond an ; er wollte noch einmal zurüdfehren, weil es anders zu ſpät werden würde, ehe er nach Hauſe fåme. Wieder neue Unterhandlungen , welche ebenfalls mit

der Frage beſchloſſen wurden : „ ſoll ic wirklich am Strande noch mehr Deute befommen ?" Während wir nun langſam bergabfliegen , bat der

Thal dienſtfertig zurecht, bis wir den Fuß des Bergrüdeng, welchem wir

Balineſe zuerſt noch um Medicinen , wenn wir ſie hätten. (3ch hatte

folgen wollten , erreicht hatten. Wir fliegen an der fleilen Seite hinauf ; die vielen Trachytblöde machten das Klettern ſehr ermüdenb. Der etwas breite Rüden ftieg terraſſenförmig nach oben, gerade als ob er in früheren Zeiten in Sawa's ( Reisfelder) vertheilt geweſen wäre. Alles war dicht mit Gras , vorzüglich Alang:Alang bewachſen , ſo daß wir den ſchmalen Fußpfad oft verloren und denſelben dann nur mit Mühe und auf Umwegen zurüdfanden . Hier und da lieferten die übriggebliebenen Stämme des Katunbaumes den Beweis, daß der Grund, auf

ihm nämlich auf ſeine Fragen über meine geſammelten Pflanzen geant wortet : daß ich Arzneien daraus bereite. ) Ginige Augenblice ſpåter

welchem wir wandelten , früher wirklich bebaut war.

Höher hinauf

trafen wir Wald ; von da ging der Weg nach einem fleinen Thale, durch welches wir, ſo wie auch durch ein zweites, querüber gehen mußten . Im leßtern fanden wir einen Brunnen herrlichen Waſſers, welches und

höchit willfommen war , denn wir hatten und in der Länge des Weges

ſehr betrogen, und noch dazu feine Erfriſchungen mitgenommen. Rund um den Brunnen ſtanden verſdhiedene Bilder ; auch fonnte man leicht ſehen, daß hier von Zeit zu Zeit geopfert wurde. Ich glaube , daß die

Balineſen ſich bei jedem Brunnen und bei jedem ſtrömenden Waſſer eine Gottheit oder lieber einen Verſammlungøplaß der Götter vorſtellen ; ich fah fie wenigſtens audi länge den Flüſſen beten und opfern. Nachdem

wir dieſe Tiefen durchzogen hatten , famen wir an ein allein ſtehendes Haus, deſſen Bewohner abweſend waren und welches demungeadytet offen ftand ; höher hinauf trafen wir ſeine Bewohner. Von dieſer Berghütte aus lief der Piad wieder ſleil aufwärte und größtentheils langs dem Rande eines Abgrundes , der und von der linfen Seite her bedrohte.

Zuleßt bemerkten wir, daß der Weg nicht ganz auf den Gipfel bes Berges führe, ſondern in deflen Nähe rund um denſelben ſich hinzog , und ſich .

über die verſchiedenen Rüden und dazwiſchen liegende Schluchten ing Innere des Landes verlor. Gerade da wir auf dem höchſten Punfte

bat er auch um Sadtücher, woraus wir ſagen , daß er meine, wir fameu

vom Bord einer Handelsprau. Sobald er hörte, daß wir auf ein Kriego rdhiff zu Hauſe gehörten , ſtand er aufs neue ſtill und begann das alte Lied zu fingen, nämlich, daß wir den Weg ießt wohl ſelbfi finden könn: ten, mit dem Nefrain : „ Betul dapat lagie kupang di paſiſiran ?" Herr St. fragte ihn endlich ärgerlich : ,, glaubſt du, daß ein Euro påer lüge ?“ „ Ja," war die lafoniſche und poſitive Antwort. Nachdem wir den Bergbewohner endlich wieder ang Gehen gebracht hatten, frug er ung , ob auch Gewehre , Ranonen I, viele Kanonen und endlich ſehr îcheu , ob auch Sflaven an Bord ſeyen ? Unſere Antwort fann der Leſer fich leicht denken. Dieſe Frage verrieth ſeine Furcht als Sflave gepreßt zu werden, und beweist deutlich genug, daß ſolche Sachen hier von Zeit zu Zeit vorfallen . Der Anblic des erſdredlichen Bromo verurſachte Stillſtand und neues Gezánfe, welches mit den gewöhnlichen Fragen und .

Antworten beſchloſſen wurde.

Unſer Führer hatte erwartet , eine Prau

zu ſehen , ſo daß er beim Anblice des großen Schiffes fürchterlich er: forac, welcher Schreden ſich jedesmal, wenn wir den Bromo wieder zu ſehen bekamen , heftiger erneute. Wir mußten ſelbſt zu Drohungen über

gehen , um den Mann zum Weitergehen zu bringen. Nahe am Fuße des Berged verſuchte er es noch einmal von uns logzufommen ; der Weg trennte fich und der Führer ſagte , daß jeder der beiden Arme

gerade nach See zulaufe. Ich drohte ihm mit einem Sduſſe , wenn er wage, umzufehren, ehe wir an den Strand gefommen ſenen, denn der

legte Theil des Weges war der gefährlichſte; er lief ſehr ſteil lángo der Außenſeite des Bergrüdens abwärts , lag ganz im Dunfeln, ging burde Gebüſde und über große Steinflumpen hin, ſo daß wir ohne jemanden,

angefommen waren, ging die Sonne unter ; das untere Land hüllte fich

der den Weg fannte , auf Händen und Füßen hinabzuflettern verſuchen

ſchnell in Finſterniß , nur die See glühte noch lange im goldnem Wiederſcheine der Abendrothe und der Gunong Agung erhob ſeinen mit

hätten müſſen .

Lidt umſtrahlten Scheitel noch ſtolz, während die Nacht die kleinen Deffa's und freundlich grünen Sawa's, welde in den engen Schluchten und Thälern zerſtreut liegen, vor unſerm Auge verbarg. Wir mußten an eine ſchnelle Heiinfehr denken , ſo daß ich faum Zeit hatte , einige blühende Eremplare von Kalanchoë spatulata, von einer neuen Gentiana und einem neuen Niphobolus zu ſammeln , welche hie und da

erſdrad heftig , aber doch nicht ſo ſtarf, wie wir erwartet hatten ; er

Es war gerade 8 Uhr, da wir im Thale anfamen, und

vom Schiffe fiel der gewöhnliche Nachtſchuß: unſer Gebirg &bewohner war mit der Erflärung, welche wir ihm gegeben hatten, zufrieden. Am

daher nach einem Führer um, welchen wir in der ſchon erwähnten Hütte fanden. Die Bewohner waren zurückgefehrt, ſie bereiteten lonthar: (Palm:) Zuder, mit deſſen fochendem Syrup wir uns erfriſchten. Die

Strande verlangte der Führer ſeine Cente , welche er ſo ſauer verdient und nach welchen er ſo oft und ſo ängſtlich gefragt hatte. Wir hatten unglüdlicherweiſe feine mehr bei uns, und ſuchten ihn daher zu bewegen mitzugehen, um dieſelben, ſobald die Schaluppe und abholen würde, zu empfangen. Er nahm den Vorſchlag an, vorziiglich wohl, weil noch ein zweiter Balineſe zu ihm fam. 30 ſchoß mein Gewehr zuin Zeiden , daß man uns holen ſolle, ab ; unſer Führer war zurückgeblieben , da näherte ſich dieſer Balineſe und fragte, was der Schuß bedeute : während ich ihm nun hierüber die nöthige Erflärung gab, und dabei das Gewehr ruhig über den linfen Arm liegen hatte, padte der Balineſe auf einmal mit der linfen Hand den Lauf desſelben, während er ſein Hadmeſſer in

Lontharpalme wachet in dieſen Gegenden vorzüglich am Strande und auf Hügeln. Der Sohn des Hauſes bezeugte im Anfange wenig Luft,

der rechten hielt. 30 zog ſchnell das Gewehr zurüd und legte auf den Mann an, obgleich es ungeladen war ; da überfiel ihn ein leßter Sdređen

.

auf den Felſen wuchſen. Hatten wir bei hellem Tage den Weg nicht

gefunden, ſo war vorauszuſehen , daß wir denſelben im Dunfeln noch viel weniger finden würden, obgleich der Mond heraufgeſtiegen war, und Land und See mit ſeinem blaſſen Scheine erleuchtete ; wir ſahen uns

Führer zu

endlich nahm er

vielem Hin: und her:

und er

und ſo weit ihn

tragen

reben, undnachdemwirihn vorausbezahlt hatten, fein Badimefer indie 54 habebiefen Verfall abfidhrlichgenauerzählt, weil fich daraus über Hand und ging voraus. Wir hatten ihm außerdem noch eine Belohnung die Denfungsart dieſes Volfes, vorzüglich in Beziehung auf Guropäer, noch das eine und andere lernen läßt.

Auffallend war mir , daß ein

verſprochen , ſobald wir an der Küſte ſenn würden. Kaum waren wir

Mann, welcher ſo einſam im Gebirge wohnte , fich doch ſo verftántlid

aus dem Wäldchen, ſo drehte ſich unſer Führer um, wies mit der Hand

malaiſde ausdrúden konnte .

nach der See , und ſagte: „ da ſeht ihr die See vor euch liegen , ihr Verlag der 3. G. Cotta'ſden Budhandlung.

(Schluß folgt.)

Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 16 Junius 1848.

N". 144. Paris und die Republik. Die Noth und der Drang der Umſtände find und bleiben immer vortreffliche Lebrmeiſter, bis einmal die „ Philoſophie Dent Bau der Welt zuſammenhält." Die Franzoſen haben in den

wenigen Monaten

Republik

gründlich

gelernt,

fal, der fte hervorrief, benüßen, um fich auf breiter Grundlage feſtzuſeßen , und mit lauter und verſtändlicher Stimme zu ver fünden, daß die Souveränität von Paris nur ein Bruchtheil der Volf & ſouveränität ſey. Die Republif iſt vor dieſer Unterſchei bung, welche vielleicht fte allein ſo raſch unb beſtimmt aufſtellen

fonnte, zurüdgewichen , ja

hat noch ſchlimmeres

,

was ihnen firembehelterjihon oftgejagt,wasfieaberfish farbeider under en het vermietet unbour in alleMittel gehindert, ſelbſt nie ſo unumwunden geſagt haben, am wenigſten die Pas riſer Journale den Pariſern , dem „helbenmüthigen Barrifabens volfe." Darum, und nicht weil die Stelle etwas ganz beſondes

hat daß man ſie ausſcheibe.

„ Wäre die Republik mit mehr Ueberlegung geleitet geweſen , ſo hätte man ganz Frankreich eingeladen das Reſultat der Fes

re8 enttält, theilen wir nachſtehenden Auszug aus den politis

bruarrevolution feierlich anzuerkennen . Frankreich hätte ſich un

ſchen Betrachtungen der Revue des deur mondes vom 1 Juni

zweifelhaft, wie einſt für das Kaiſerreich, ſo ießt für die Re publik erklärt, denn es gibt Verhältniſſe, deren Drang alles mit

mit. Dieſe unumwundene Sprache, dieſer ungeſchminfte Aus bruck einer ins Bewußtſeyn ber vernünftigern Mehrzahl überges gangenen Wahrheit wird nicht ohne ſehr entſchiedene Folgen für die Zukunft ſeyn . Denn iſt einmal das Uebel volfommen flar erfannt, ſo wird man auch die Abhülfemittel nach und nach finden .

fich fortreißt .

Das war keine eitle Formalitat, ſondern der erſte

Act ber wahren Volf&ſouveränität, die von der Monarchie uns

kluger Weiſe als mit ihrer Eriſtenz unverträglich angeſehen wurde. Die Republik benüßte dieſen unverantwortlichen Fehler ber Mon archie, und pflanzte die Fahne bes neuen Rechte am hellen Lage

„Die Volf &ſouveränität, die einzige Grundlage des neuen

auf. Was geſchah indeß ? Statt ſich zu bemühen, eine auf das

Rechte, kann bei einer Nation von 30 Millionen nicht mehr in

Recht gegründete Regierung einzuſeßen, ſchien die proviſoriſche

den greifbaren Formen , wie in den Municipalrepublifen des Al terthume, ſondern fle muß durch Delegation ausgeübt werden.

Regierung fich in dem Beſit einer faktiſchen Regierung&gewalt

3ſt bag Mandat einmal aus dem allgemeinen und periodiſch erneuerten Stimmrecht hervorgegangen , ſo hat der Aufftand nicht

mehr das Recht fich auch als conſtituirende Macht zu zählen , und fich mit der Masfe und dem Namen der Volfsſouveränität zu bekleiden . Das iſt im Weſentlichen die ganze republikaniſche Sheorie, welche aber in Franfreich leider mit einer furchtbaren Wirklichkeit im Conflict ift. Paris, der Siß und die Wiege der

zu gefallen , fie pries das Volf von Paris, das ben Anſtoß ges geben, ale wäre bieß das ſouveräne Volf, und ſelbſt von Paris

wollte fte nur den Vruchtheil fennen, mit welchem fie in ver trauteſtem Verfehr ftand. Dieſer Bruchtheil glaubte mit Recht, daß das ganze land mit ſeinen 3been nicht ſympathiſtre, erflärte

feck das Land für verbächtig, und ſprach fich zum voraus ver ächtlich und beſorgt über den Gebrauch, den das Land von ſeiner Souveränität machen, und über die Männer aus, denen ſie die

Republif, laftet auf der reinen 3dee der Volf& ſouveränität mit

Ausübung derſelben übertragen würde. Dieſer Bruchtheil hielt

dem ganzen Gewicht ſeiner materiellen Macht, und ſcheint ſtets auf dem Punkte, an die Stelle des regelmäßigen und organis firten Auøbrude bieſer allgemeinen Souveränität die unmittels bare und gewaltſame Intervention ſeiner Million Einwohner zu legen . Der Begriff des neuen Rechte hatte vielleicht nur darum To viel Mühe fich aus dem Schooße des neuen Frankreichs zu

fich allein für die orthodore Kirde in der Republik, und das erſte

entwickeln , weil fich damit ſtete die faktiſche Herrſchaft verband, welche in Folge der Centraliſation die Hauptſtadt über den übris gen Theil des Staats augübte .

Die Volk & ſouveränität wurbe

noch nicht recht verſtanden und ale bag was fte ſeyn ſollte, an erfannt, weil ſie bisher allzu ſehr der Souveränität von Paris ich. Die Republik von 1848 fonnte ein für allemal dieß ges fährliche Mißverſtändniß aufflären : fte durfte nur den Glücf8 1 Man erinnert ſich der Phraſe aus der alten Revolution : „ l'insur

rection est le premier devoir du citoyen.“

Credo ſeiner Orthodorie war, den erſten Artikel des republi. faniſchen Dogmad zu beſchneiden, und das abſtrakte Dogma Der Volfsſouveränität der läſtigen Souveränität von Paris unters zuordnen .“ Die näbere praktiſche Ausführung dieſer Säße, wie fte die Revue des deur mondes liefert, gehört in eine umſtändlichere Geſchichte. Intereſſant bleibt es aber immer, wie man nach wenig Monaten ſo flar fich über das Sachverhältniß ausſpricht: ſo hat man in Paris ſelbſt noch nicht leicht Paris den Depar

temente gegenüber den Proceß gemacht, und den Mißbrauch, den die angeblichen Demofraten mit dem Worte Volt“ und „ Volf8 ſouveränität“ treiben, gegeißelt. Die Regierung geht dabei, wie man ſich denken kann, feinelwegs leer aus, unb man wirft ihr geradewegs vor, daß ihre officielle Sprache nur das Echo der 11

574 Sprache in den Clubs geweſen ſey . Daß die bisherige Regies rung ziemlich fertig , iſt, und ſich zum Aufbruch rüſtet, leidet

Getobteten waren junge Leute zwiſchen 16 und 20 Jahren, der

faum einen zweifel, und wenn fte noch etwas länger bleibt, ſo

aus dein şinterhalt . Liebewerbungen finden ſtets ihr Ende, ſobald der Gegenſtand derſelben in die Ehe getreten iſt, und

geſchieht es wohl nur darum, weil eß an Leuten fehlt, die Ans ſeben genug befißen und ſich mit dem Geſchäft befaſſen wollen . Die ehemalige Regierungsluft iſt gewaltig geſunken , und man drängt ſich jeßt nicht mehr zu den erſten Stellen , deren Laſt

eine wurde erſchoſſen , der andere erſchlagen ; beiben geſchah e$

unerhört find hier zu Lande Nachftellungen, einer Frau bereitet. Unter den Waffenübungen der boeniſchen Spahis nimmt

die Handhabung des Wurfſpießes ießt noch einen hohen Rang

man genugſam erfennt hat.

ein.

Reiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Reiſenden.

unregelmäßigen Truppen angewandt. So hat mir auch Erles wein erzählt, daß er Erercitien dieſer Art beim Paſcha von

Man ftebe dieſe Waffe häufig bei den Manöuvren der

Sulla fah. Der Vorgänger be8 Kiamil Paſcha hatte in der Führung dieſer Waffe eine befondere Fertigkeit , und e8 fou ihm ein große8 Ergößen geweſen ſeyn , auf flüchtigem Roſie mit

Sedaster Abſchnitt. Aufenthalt in Iravnik. (Fortrebung.)

ſtumpfer Lanze vorübereilende Reiter zu treffen . Kiamil Paſcha Am folgenden Tag, den 19 Mai, machte ich mit Hrn. Dr.

übt fich deſto fleißiger im Piftolenſchießen , ich ſah ihn ſelbſt in

Franz die ſchon länger projectirte Ercurfton nach dem am öft

lidhen Abhange des Vaffich -Gebirges gelegenen Dorfe Guczias gora . Unterwegs traf ich eine Menge blühender Pflanzen an, welche acht Tage früher, als ich mit 3ennaro desſelben Wege8

Nachmittagsſtunden von den Fenſtern ſeines Kiosks aus auf ein über 200 Schritte entferntes Ziel ſchießen . Der Wurfipieß ift indeß feine ſlaviſche, ſondern eine durch die Lürfen einges führte Waffe. Am geſchickteſten wiſſen mit ihr umzugehen die

fam, noch nicht geblüht hatten. 1

Vewohner Kurdiſtans, die durch fte in den leßten Kriegen den

Die Berglehne, auf welcher Gucziagora liegt, beſteht aus Fel maffen von Kalffinter oder Süßwaſſerfalt (S. 06. S. 218). Unter ihm befindet ſich Braunfohlenformation .

Gin Bach , der

aus dieſer von der Höhe herabfommt, führt viele Stücke dieſer Rohle mit fich. In Gucziagora befinden fich intereſſante flaviſche Gräber aus dem chriftlichen Mittelalter. Es find theils große liegende, rectanguläre 6' lange, 3 ' breite und 3. bobe Denkmäler aus Stein, theils aufrechte 7' hohe Säulen . Außer einer verwitters ten Inſchrift befindet fich darauf in erhabener Arbeit einerſeite

ein Kreuz, andrerſeits ein horizontaler, die Spigen nach unten gerichteter Halbmond, einen Stern umſchließenb. Dr. Franz hat einige dieſer Gräber öffnen laſſen , allein nur Gebeine darin angetroffen . Uebrigens findet man hier alte Münzen , theils römiſche, theils ſlawiſche, in Aedern und Gartenland . In die Unterhaltung , welche wir unterwege pflogen, miſchte

,

,

der Doctor manche für die Sitten des Landes charakteriſtiſche Notiz. So iſt eß in Bosnien ſehr im Schwunge, und zwar namentlich bei den Mohammedanern , Mäbchen zu entführen, um

fie dann zu ehelichen. Ein Beiſpiel dieſer Art hat und ſchon der ritterliche Greis Beg Effendi in Gradaſchaz geliefert . Die Einwilligung der Schönen iſt meiſt vorhanden ; nicht immer aber läuft die Sache unblutig ab, und es ereignen fich oft töbliche Kämpfe zwiſchen den Nebenbuhlern . So fielen während meines Aufenthaltes in Travnik in einer Woche Daſelbſt zwei Morbe

vor, welche in folcher Urſache ihre Veranlaſſung fanden . Die · Equisetum palustre L., Bromus ciliatus L, Poa pratensis L., Carex flava L., C. paniculata L., C. muricata L. var. foliis latiori bus. C. tomentosa L., C. hirta L., C. Hornschuchiana Hop ., Eleo. charis uniglumis Schult., Eriophoron latifolium Hop ., Ornithogalum umbellalum L., Listera ovala R. Br. , Cephalanthera pallens Rich .,

Lürfen empfindlichen Schaden beigebracht. Bei der Jugend find friegeriſche Spiele frühzeitig an der Tagesordnung, und fte werden biêweilen im Großen mit ſols chem Ernſt betrieben , daß es zu gefährlichen Verwundungen kommt. Wettrennen zu Pferde auf ebenem Felde dienen zur Bes luſtigung der Erwachſenen in Bosnien ſo ſehr als in England auf dywierigem Terrain. Eine zweite Beſteigung des Vlaffich fand ſtatt am 20 Mai. Bei herrlidhem Morgen verließ ich um 4 Uhr Iravnif mit Nicola und einem Menſchen, der meine große Botanifirbüchſe zu tragen

hatte. Ich nahm bießmal den Hinaufweg auf der weſtlichen Seite, über das Dorf Baklari, welches eine Stunde von Travnik entfernt, da wo fich der Weg nach Banialufa von dem nach Skopie trennt, ſeitwärts in einer weiten Thalſdhlucht am Fuße ber ſchroffen Abhänge des Vlaffich gelegen iſt. Die Rante ober Baklari bildet eine ſeichte ungefähr 4800' hohe Einſattlung; einige hundert Fuß unter ihr hören die Wälder des Laubholzes auf, und auf der Seite gegen das Laſhwathal einzeln, in ge ſchloſſenen Wäldern aber jenſeits auf der Nordſeite tritt das Nadelholz auf, welches indeß eine bedeutende Strede unter dem Gipfel zurückbleibt. Knieholz iſt am ganzen Vlaffich keines vors handen . Von Boué wird die Höhe des Vlajſich mit 4400 ' jedenfalls zu gering angegeben, da ſonſt das Ende der Buchen region und das Auftreten von Alpenpflanzen um mindeſtens 1000' tiefer angenommen werden müßte,

als man nach den

Analogien zwiſchen den juliſchen und dinariſchen Alpen ſchließen Darf. 3m Vergleich mit den vorangegangenen und ſpäter ans geſtellten Unterſuchungen treten uns am Vlaſſich folgende Res gionenverhältniſſe entgegen ,

1. Abtheilung. Vorherrſchend Eichengeſtrüpp, Mannaeſche,

Orchis variegata Lam ., O. fusca Jacq., o . latifolia L. , O. Simia Lam ., Salix cinerea L., Rumex crispusL., Galium pedemontanum All ., Leontodon saxatilis Rhb., Melittis grandiflora Sm ., Scutellaria pere.

orientaliſche Hainbuche. ungefähr 3000. 1

grina L., Stachys n. sp., Lithospermum officinale L. , Orobanche

1 Die erſte Abtheilung , auf der heutigen Ercurſion von Travnik bis zu dem Pinus-Lariciowald ober Baflari zurückgelegt, enthielt in dieſer Strede folgende nach Unterabtheilungen hier aufgeführte Pflanzen .

Calii Dub., Veronica Anagallis L , V. austriaca L., Polygala pyxo phylla Avé Lall., P. major Jacq., Euphorbia angulata Jacq . , Eu. Esula L. , Ranunculus repens L., R. acris L., Caltha palusiris L.,

Helleborus odorus W. Kit. ( Blätter und Früchte ), Genista scariosa Viv.,

Orobus variegalus Ten., Vicia Cracca. L. var. sericeo , Anthriscus trichosperma Schult., Anth . silvestris Hoffm ., Filia grandiflora Ehrh., Dianthus atrorubens All. , Stellaria Holostea L. , Thlaspi praecox Wulf.,

Ihre oberſte Gränze ift Pinus Laricio,

a. 2u der Straße ron Travnik bis Baflari, von 1790 bis etwa 2400 ' :

Poa annua L., Alopecurus pratensis L., Carex Hornschuchiana Hoppe, Orchis Simia Lam . , Ophrys aranifera Huds . , Anthemis arvensis L., Hieracium praealtum Koch, Centaurea Cyanus L., Galium tricorne

Nasturtium lippizense DC., Arabis hirsuta Scop., A. " Turrita L., Cra Barbula N. Sp. taegus monogyna Jaq., Fragaria collina Ehrh .

With., Veronica hederaefolia L., Acer campestre L. , Juglans regia

(marginatae affinis). Hypnum commutatum Hedw . , Aneura pinguis D.

Br., Arabis hirsula Scop., Malva moschata L., Crataegus monogyna

L., Rhamnus calhartica L., Rh . saxatilis L., ' Nasturtium ofhcinale R.

no

575

2. Abtheilung. Buchwalb bis zur Gränze des Laubholzes ; verſchiedene Ahornarten.. In dieſen Bezirk fallen Kirſchen, Aepfel, Dirnbäume, Linden . 1

3. Abtheilung . Fichtenwaldung am nördlichen Abhang bis 5000', am ſüblichen iſt dieſer Baum nur vereinzelt zu ſehen , wo an den faſt ſenkrechten Felſenabhängen Raum vorhanden iſt.

Sehr reich und anziehenb iſt die Flora Dieſer Abhänge. ? 4. Abtheilung. Alpine Pflanzen bis zum Gipfel, der un gefähr 5500 ' beträgt, meiſt Wieſenflora. 3 (Fortſeßung folgt.)

Jacq. Um Rüdwege über Oreſhaz wurde in der dieſer Abtheilung ents ſprechenden Strede von Bunarbaſhin bis Travnik geſammelt; Polypodium Robertianum Hoffm ., Valeriana officinalis L., Trifolium patens Schreb., Sinapis arvensis L., Nasturtium lippizense DC., Ranunculus arvensis L. b . Von Baflari bis zu dem Föhrenwald. Hier treten bereits Vors läufer einer höheren Gebirgsflora auf. Melica nutans L. , Bromus erec

tus Huds., Carex digitala L., Betula alba L., Pinus Laricio Poir., Leontodon incanus Schrank, Fraxinus Ornus L., Globularia cordi folia L. , Galiuin vernum Scop ., Genisla pilosa L., Orobus vernus L.,

Thlaspi praecox Wulf ., Viola canina L., Aquilegia vulgaris L. ge nuina .

1 In dieſer obern Abtheilung der Laubholzregion erſcheinen zu den vos rigen Gebirgspflanzen nod; einige andere ; theils herrſchen noch Thalpflanzen

vor : Köhleria cristata Pers., Carex glauca Scop. Quercus Robur Willd. (nur einzelne Väume, die ſich gegen das obere Ende dieſes Bereiches ver lieren ). Fagus silvatica L., Doronicum cordifolium Sternb ., Cineraria

crassifolia Kit. var. araneosa Griseb., Centaurea axillaris Willd. p. carniolica Host., Asperula taurina L., Viburnum Lantana L., Loni cera alpigena L., xylosteum L., Scrophularia Scopolii Hoppe, Lainium maculatum L. foliis maculatis ,Melittis grandiflora, Sm . Lathyrus Apha ca L. ( eine einzelne Pflanze höchſt merkwürdiger Weiſe mitten im Walde

am obern Ende der Buchenregion ), Lolus corniculatus L., Tilia grandi

froberville über die Wationen des öftlichen Afrika. Ør. Gugène de Froberville ift, ſoviel wir wiſſen , in Auftrag der franzöſiſchen Regierung vor drei Jahren nach der Inſel Bourbon und in die dortigen Gegenden gegangen, und hat ſeine Aufmerkſamkeit haupts fächlich der Geographie und Ethnographie Ditafrifa'o füblid vom Aequator zugewendet, ein, wie er ſehr richtig ſagt , faſt unbekannter Landſtrich , den man unter den nicht ſehr deutlichen und allzu unbe ſtimmten Namen 3anguebar, Mozambique unb Monomotapa bezeichnet." Er ſchickte von dieſen Ländern aus mehrere Mittheilungen an die geo: graphiſche Geſellſchaft in Paris , auch erinnern wir uns ſchon vor Jahren intereſſante Mittheilungen von ihm im Journal des Debats gefunden zu haben. In neuerer Zeit hat er eine Abhandlung über die Amafua's, welche von dem Fluß Angozha bis zum Cap Delgado wohnen, an die geographiſche Geſellſchaft eingeſendet, und äußerte fich dabei über ſeine ethnographiſchen Forſchungen in dieſen Gegenden folgender: maßen : „ich habe mehr als 300 Gingeborne dieſer Länder , von denen etwa fünfzig erſt fürzlich ihr Land verlaſſen hatten , ganz methodiſch und forgſam ausgefragt, und ihre verſdiedenen genau mit einander con: trollirten Berichte lieferten mir die Mittel , eine Karte zu ffizziren, wovon ich früher einen Auszug an die Geſellſchaft fandte. Ich habe außerdem 60 Gefichtsabdrücke und Gypobüſten von Individuen der ver: ſchiedenen Völkerſchaften dieſer Gegend, und 50 Porträts mit den charaf: teriſtiſchen Tättowirungen dieſer Wölfer zuſammengebracht. Eben ſo habe ich 31 Vocabularien ihrer Sprachen und zahlreiche Bemerkungen über ihre Sitten, Gewohnheiten und Sagen geſammelt."

Ein Ausflug nach der Inſel Balie. I. Die Reife. ( Fortſepung .)

folia Ehrh . (gegen 3500 ' noch), Acer Pseudoplatanus L. , A. platan oides L. , A. obtusalum Kit. ( A. obtusifolium Vill. B. tomentosum Koch), Aethionemma saxatile R. Br., Sisymbrium Alliaria Scop ., Eu

Rarang Afſem ab ; die Geſellſchaft beſtand aus den HH . v . St. , L.,

phorbia carniolica Jacq . Alsine verna Barll. Möhringia muscosa L.,

dem Pangerang Sjerif Hamid und dem Pangulu von Bondiwofio.

Alchemilla vulgaris L., Spiraea ulmifolia Scop. Prunus Avium L., Pyrus Malus L. , P. communis L. Dieſelbe Abtheilung enthält über Öreſbaz : Cineraria crassifolia Kit, var. araneosa Griseb. Thymus Ser

pyllum L. , Polygala major Jacq ., P. comosa Schk., Euphorbia amyg. daloides L. , Potentilla cinerea Chaix. 2 Mit dem Ende der Buchenregion beginnt ein ſcharf marfirter Abs fchnitt in der Flora, ſowohl auf den Felsabhängeit der ſüdlichen Seite, als im Fichtenwald auf der nördlichen .

a. Die ſüdlichen Felsabhänge bergen : Festuca varia Hänke, Narcis sus poëticus L., Salix Arbuscula L., S. grandifolia L., Pedicularis leucodon Griseb. (noch nicht blühend). Myosotis alpestris Sehm ., Poly.

gala vulgaris L. Gentiana acaulis L., die Blätter eines unbefannten Seseli ? Anthriscus fumarioides Gmel. , Myrrhis odorata Scop.. Coro. nilla vaginalis Lam ., Rhamnus alpina L., Biscutella laevigata L. , Draba ciliala Scop., Erysimum odoratum Ehrh. v. dentatum Kochi Cerastium repens L., Linum perenne L. Cotoneaster vulgaris Link. Ueber Dreſhaj: Veronica austriaca L. , Primula suaveolens Bert., Ge

nista scariosa Viv ., C. procumbens W. Kit., Cytisus hirsutus L., Ara bis muralis Bert., Dentaria trifolia W. Kit., Ranunculus Thora L.,

Spiraea ulmifolia Scop. b . Der nördliche Fichtenwald bis zu ſeinem Rande bot dar : Dicra

num congestum Brid . Daphne Mezereum L., Rumex alpinus L. (wie anderwärte an Weideplägen ). Vaccinium Myrtillus L., Eryngium alpi. num L., Orobus vernus L., Euphorbia carniolica Jacq., Aconitum va.

Den 22 Mai legten wir einen vorläufigen Beſuch am Hofe von

Des Morgens um 9 Uhr beſtiegen wir die Pferde, weldye in Tjulub gemiethet waren. 68 waren fleine langhaarige ſchmutige Thiere ( vulgo Glabafer) , welche aber ſehr ſicher liefen , und darauf fam es dießmal

vorzüglich an. Wir ritten durch ein Thal , welches fich zwiſchen dem Gunong Agung gegen Weſten , und dem Gunong Seraja gegen Díten erſtreckt; dasſelbe wurde, je weiter wir famen , deſto beſſer bebaut, deſto freundlicher und breiter.

3m Hintergrunde theilte es ſich in verſchiedene Nebenwege , welche

ſáhnell zwiſchen den Aeſten des Gebirges in die Höhe ſteigen und fiche verlieren ; rechts hatten wir einen ſchnellſtrouwnden Bad, der ſich weſt lich von Tjulik in die See ſtürzt. Zwiſchen den beiden genannten Bergen liegt , eben wie auf verſchiedenen Pläßen Java's , ein fleiner flader

Rüden, der pieſelben verbindet und über welchen der Weg in das Bin : nenland führt. 3 glaube nicht , daß der hödjſte Punkt dieſes Weges höher als 800 Fuß über der Oberfläche des Meeres liegt. Die Steinart, welche den Weg theilweiſe durchſchneidet, iſt ein weißlidgelbes vulcani dhes Product. Wir machten auf dieſer Höhe Halt und nahmen in einem

Warong die nöthigen Erfriſchungen zu uns. Der Weg war ſehr belebt ; die Leute brachten vorzüglich Reis , Cocosöl und Apfelfinen zum Ver

riegatum L. , Pinus Abies L., Ribes alpinum L. 3 Die Vegetation der Alpwiefen des Plateaus war noch wenig ent

widelt : Botrychium Lunaria Sw., Sessleria tenuifolia Schrad ., Carex

ferruginea Schrank, Luzula maxima Desv., Lilium pyrenaicum Gouan ( Blätter), Muscari botryoides Mill., Orchis sambucina L. flore pur pureo et ochroleuco, Orchis mascula L. var.speciosa (Host) Koch, Ci . neraria crassifolia Kit. var. araneosa Griseb. Galium vernum Scop., Arctostaphylos officinalis Wimm . et Grab ., Primula suaveolens Bert.,

ñigen Vertiefungen wuche : Cistopteris alpina Bernh ., Doronicum cor difolium Sternb ., Tussilago Farfara L., Saxifraga pseudocaesia Roch. ( coriophylla Griseb .), Ranunculus montanus L., Caltha palustris L.,

Potentillă Clusiana Jacq., Salix Arbuscula L., Encalypla vulgaris Hedw. var. theca striata, Leskea incurvala Hedw. , Plerogonium striatum Schw . Die Fichte, welæe in der obern Baumregion das Nadelholz faſt auß

Soldanella alpina L., Edraianthus Kitaibelii DC ., Polygala amara L.,

ſchließlich bildet, wurde in den Niederungen ſo wenig als die Tanne, weder um Travnik 1.0ch gegen die Podfawina in größern Beſtänden angetroffen,

Gentiana aestiva Röm . et Schult., Laserpilium marginatum W.Kit. und Libanotis montana ? (Blätter ), Trifolium pannonicum Jacq. (Blätter),

ſondern ſie zeigte ſich, vielleicht gepflanzt, vereinzelt nur in der Nähe von Ortſchaften . Die Narciſſen wurden , wie ich mich bei dem in Nede ftehenden Beſuch

Thlaspi praecox Wulf., Arabis hirsuta Scop. B. glaberrima Wahlenb., Viola canina L., V. gracilis Sibth .? (nach Hampe V. tricolor8. olym

des Blaſiich überzeugte, von zahlreichen, zwiſchen den ſteilen Felswänden

pica Griseb.), Trollius europaeus L., Geum montanum L., Potentilla alpestris Hall. Um die Quelle Debeshiane und in den umliegenden fel

umherfletternden landleuten in großer Menge geſammelt, um unten in der Stadt den Türken, die sie duftende Blume lieben, verkauft zu werden.

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faute nach der Rüfte; bie Menge der leßtern iſt unglaublich. Mehrere

engliſche Meilen weit lauft der Weg beiläufig in derſelben Höhe über Hügel und durch dazwiſchen liegende Thåler ; weiter landeinwärtó wird er etwas beſſer. Der Weg ilt länge den Abhängen größtentheils fünft lich angelegt und auf europäiſche Weiſe mit Trachytblöden gepflaſtert, welche entweder ſorgfältig ausgeſucht oder zugehauen find, denn ihre Oberfläche iſt immer glatt und eben ; dieß Pflaſter iſt beinahe überall gut

unterhalten und muß bei ſeiner Anlage ſehr viel Mühe gekoſtet haben ; jedoch iſt es ſchwierig und gefährlich darauf zu reiten , gerade weil es zu glatt iſt, ſo daß die Pferde beinahe nicht feften Fuß faffen fónnen. Auf der Anhöhe, von welcher wir den Hauptplaß Rarang Afſem beſchau : ten , iſt die Ausſicht wirklich überraſchend. Deftlich begränzte das Gebirge von Lombof den Horizont ; an dieſer Seite erhob ſich das Land amphis

Goon

daran fich befindende Holzwerk iſt ſehr fünftlich mit ſchönem Schnißwerke verziert , bunt bemalt oder reich vergoldet. Dießmal hatten die Hofs damen dasſelbe in Befiß genommen und beſchauten und ſchalfhaft „ vom hohen Balcone“ vom Kopf bis zu den Zehen. Drei enge Thüren führ: ten und aus dem Vorhofe in das Innere ; bei jeder derſelben Flimmt man eine Treppe auf und ab, weil die Schwelle beiläufig vier Fuß hody ift; unten an dieſen Treppen ſtehen einige ſteinerne mythologiſche Bilder. Unſere Zuſammenkunft mit dem Könige fand in einer großen Binnen galerie ftatt.

bung übertrifft. Aus den blauen Fluthen des Meeres erhebt ſich ein mit Fleiß und Runft bebautes Bergland , welches überall mit hellgrünen Reisfeldern bedeđt iſt, im halben Monde ; Millionen Cocospalmen ver

Der König iſt der Bruder des Königs von Beliling 1 an der Nords füſte, und ein ziemlich junger Mann von finfterm aber ſehr verſtändigem Ausſehen. Er ſaß mit gefreuzten Beinen in einer Pandoppo auf einem Riffen , um ihn herum einige junge Männer der Familie , und hinter ihm einige junge Mädchen, welche ihm den Sirie bereiteten und anboten . Wir ſaßen ihm gegenüber auf Bánfen unter dem bloßen Himmel. Die Guſti's ſeßten fich auf den Boden. Es waren ihrer drei , nåmlich der ſchon erwähnte Büffel , dann ein Mann , beinahe eben ſo alt, wie er,

einigen fich zu einem Walde , welcher fich ſo weit erſtreckt als dieſer

aber mit einer hellen ſchreienden Stimme und ungewöhnlich falſchen

Baum in Folge der unmittelbaren Erhebung des Bodens nur wachſen will. Bioweilen zeigt ein filberweißer Streifen das Bette der größten:

und finſtern Geſichtszügen , und endlich der Commandant der Armee,

.

theatraliſch und bildete eine Landſchaft, deren Reiz wirklich jede Beſchrei:

theils durch dieſe Bäume oder durch hügelige Ufer beſchatteten Bache und Flüſſe ; hie und da glänzen die rothen Mauern eines Rraton durch

das üppige Grún. Höher und höher den Berg hinauf werden auch die Terraſſen bebauten Landes höher und fichtbarer; die Sawas werden ſeltener, und Felder mit Bergreis oder Mais, oder auch wohl mit Bauin : wolle nehmen ihren Plaß ein ; aber ſelbſt noch von weit entfernten Abhängen und von dem Rücken des Gebirges ſehen friedliche Dörfer und Hütten in das Thal hinab. In der Nähe des Hauptplaßes fing

der Weg an ziemlich ſteil und für die Pferde zu gefährlich zu werden, ſo daß wir vorzogen, einen Theil desſelben zu Fuß zurüczulegen ; was uns auch noch den Befehl erſparte , in der Nähe des Kraton8 vom Pferde ſteigen zu müſſen , welcher Befehl wirklich durch einen der balineſiſchen

Begleiter an einen unſerer Geſellſchaft gegeben wurde. Auch hier famen wir an einem verlaſſenen Kraton , welcher ſchon anfängt eine Ruine zu

welcher mir von allen Gegenwärtigen am beſten gefiel. Sein Geſicht iſt durch die Blattern fürchterlich entſtellt und voll Narben, aber ſeine Augen find ſo feurig und gefällig , feine Haltung iſt ſo ungezwungen und ſo voll Würde , daß man nicht umhin fonnte , in dieſem Jünglinge einen mehr als gewöhnlichen Verſtand und ein edles Herz zu ahnen. Auf allen Thüren erſchienen die weiblichen Bewohner , und einige derſelben gingen ſelbſt in unſere Nähe, ſeßten fich auf den Grund und flochten Siri: .

doſen. Ich befenne offenherzig, daß mich ihre Nachbarſchaft eben ſo ſehr intereſſirte und freute, als das trođene Geſpräch mit dem Fürſten, wels dhes auch nicht lange währte. In einer andern fleinen Pandoppo rah

ich die fönigliche Bibliothef. Sie beſteht aus Werfen auf lontharblätter geſchrieben, welche, an den Enden zuſammengebunden, bündelsweiſe zwi: ſchen zwei idhinalen Brettchen gepreßt werden. Solcher Bündel oder Werfe liegen zehn und mehr aufeinander, und das Ganze fieht wie eine europäiſche Buchbinderopreſſe aus. Ich bemerfte in der Pandoppo fünf

werden,vorbei. Es warNachmittags umzweiUhr,ba wir auf dem Hauſe biefechsaußerhalb folder Büderſtellen . Der Bürtſagte uns, daß er in einem des Kratons ein Nachtlager für uns in Ordnung habe

Hauptplaße anfamen , und wir hatten keine ſechs engliſche Meilen, auf welche Entfernung man und den Weg angegeben hatte , ſondern wohl 12-14 gemacht. Ghe wir bei dem Könige vorgelaſſen wurden, ruhten wir im Hauſe des Büffel's, der und freundlich empfing und beherbergte, aus. Dieſer Mann ſcheint hier mit der Polizei und den Angelegenheiten des Innern beauftragt zu jinn. Er iſt ein alter jovialer Mann mit

grauen Haaren und einem haßlichen aufgeblaſenen Geſichte , welches auffallend roth iſt, ſo daß man beinahe denken ſollte, er thấte fich mit: unter etwas an der Branntweinflaſche zu gute. Bei ſeinem Hauſe hat

er zwei eigenthümliche Badezimmer , Grotten , welche in die Erde ge mauert find und in welche ſich Strahlen des reinſten Waſſers entleeren.

An der Südſeite des Kraton iſt ein großer künſtlich angebrachter Weiher ; in ſeiner Nähe ftanden unter einem Obdache, gerade dem großen Thore des Palaftes gegenüber wohl einige hundert Käfige mit Kampfhähnen, woran Seine Majeſtät von Karang Afſem ſehr viele Freude zu haben ſcheint .

An der Ede deo Palafted theilen fich die Wege ; der eine geht

von Tjúlik nach Klonfong oder der Süd-, und der andere von Karang Afſem nach udjung oder der Difüfte. Mitten auf der Straße ſteht ein hoher Baum , welder als Wartthurm dient , denn es geht eine Art Treppe nach oben , und hoch in den Aeſten iſt ein Häuschen , von wel dem aus man in Kriegøjeit den nahenden Feind beobachten fann ; noch höher hängt eine Art Sturmglode, nämlich ein ausgehöhlter Bloc, in welchem ein großer hölzerner Klopfel hängt. Vor dem Palaſte ſtand auch Se. Maj. Geſchüß in Batterie ; es beſteht aus vier Stúden, von welchen zwei fleine eiſerne auf da gemachten floßförmigen Laffetten ruhen ;

in dem Vorhofe war eine erbärmliche Gewehrbohrerei und Lanzenfabrif, erſtere ſo eingerichtet als wie diejenige , welche wir in Badong bewun

dert hatten. Die Pandoppo, welche der Fürſt bei außerordentlichen großen Feſtlichfeiten gebraucht, iſt ſehr hoch über den Grund gebaut. Das Verlag der 3. G. Cotta'ſden Buchhandlung.

bringen laſſen ; wir danften Sr. Majeſtát jedoch für dieſe Aufmerkſam feit, und baten ihn um Pferde, um nach udjung zu reiten und um eine Prau , um von da über See nach dein Schiffe zurückzufehren. Beides

wurde und ſogleich bereitwillig zugeſtanden , und wir bekamen beides zur beſtimmten Zeit. ( Schlus folgt.)

1 Die Balineſen ſind ſo wenig ein jeefahrendes Bolf, das ſelbſt ihre Fiſcherei ſehr unbedeutend iſt, worauð ſich leicht begreifen läßt, daß ſie ſelbſt auch keinen Seeraub treiben , ſo wie denn auch die in den Gewäſſern von Balie häufig vor: kommenden Seeräuber von Solor, Flores , Borneo u . f. w . kommen ; dafür ſind ſie aber deſto ärgere Strandräuber und betrachten jedes geftrandete Schiff mit Ladung und Mannſchaft als ihr geſenmäßiges Eigenthum, d. 6. das früher auch in Europa beſtandene Strandrecht (man betete in den Kirchen : „ Gott regne Strand.!"), hat bei ihnen noch ſeine volle Gültigkeit. Dieſem Unfuge ſudite den die niederländiſche Regierung in Güte ein Ende zu machen - was ihr aber nur thellweiſe, bei Belis

ling und Karang Ajiem aber gar nicht gelang . Beliling vorzüglid erlaubte ſich nicht nur Drobungen , ſondern felbſt weitgebende verächtliche Beleidigungen gegen dieb Gouvernement, ſo daß dasſelbe rich endlich genörnigt rah , denſelben mit den Waffen in der Şand ein Ende zu machen , oder allen Einfluß auf Balie zu verlies ren . Es iſt mein Plan nicht , dieſe Errédition zu beſchreiben; indeiſen will ich doch einiges zur nähern Kenntnis dieſes Volkes anfübren .

Die Erpedition war

im Auguſt 1956 auf der Nordküſte vom Balie angekommen , und es herrſchte ein friedlicher Verkehr jwiiden den Schiffen und dem Lande, der weißen Fahnen wegen , welche für Friedensfahnen gehalten die unſern noch zutraulicher machten, ſo daß man hoffte allen friedlich abzuthun; allein alle Bedingungen und Vorſtellungen des niederländiſchen Commijars wurden mit Hohn und Spott vom Fürſten von Beliling verworfen , ja eher and Furcht betrachtet. Uebrigens hatten ſich die Balis nelen gut vorbereitet und namentlich durch Gebüſche maskirte und reichlich mit

Artillerie veriebene tüchtige Schanzen aufgeworfen ; leichtere Kanonen (Lila , welche 1- ? Pid. Singeln ſchießen ) und Drehballen waren in dem dichten Laube der hohen Bäumeverbergen, und vorzüglich unſere Schiffe erfuhren, daß die balineriſche Artils lerie mehr als ein königliches Spielzeug ſery, denn ihr Feuer auf die Berdede derselben war ſehr wirkjam . Nachdem die Truppen gelanirt hatten , kamen ſie nach einigem Berluſte durch eine Umgebung in den Rücken des Feindes und der

Verſchanzungen , und veriagten , aber nicht ohne neue Opfer und nach hartnädigem Widerſtande , dieſelben. Die Fürſten von Siarang Affem und Beliling, deſſen Straton erovert wurde, mußten ſich in Folge dieſer Erpedition als Barallen der niederläns diſchen Regierung erklären , auf das Strandrecht verzichten und die Firiegskoſten bezahlen . Indeſten iſt es bei dem Stolze dieſer Fürfien und ihrer Unterthanen

nicht wahrſcheinlich, daß damit die Sache abgethan ren , obgleich fürs erſte eine bedeutende Garniſon oder Beobad )tungstruppe zurüdblieb.

Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenmann.

Das Auslan d. Ein Tagblatt für

kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. u. 145.

17 Junius 1848

Die Araber in Java . 1 Seit Sdheit 38mail Java im 14ten 3ahrhundert mit dem Edwerte zum gelam befehrt hat, find die Araber im Auge des Malayen der vornehmſte Stamm auf der Inſel, und ſtehen noch

in weit höherer Achtung als die eingebornen şäuptlinge. Die Religion und die eigene Süchtigkeit haben ihnen dieſe Stellung

geſchafft und bewahrt. Sie find vom Stamme des Propheten, gewiſſermaßen geborene Prieſter, and was das bedeuten will, kann jeder beurtheilen , der den verbiſſenen Eifer der Moham mebaner für ihren Glauben fennt. Außerdem aber zieren Eigens ſchaften des Geiſtes und Herzens dieß Volf, welche fich bei den doch immer mehr oder weniger wilden Malayen entweder gar nicht oder nicht in folcher Ausbildung finden . Die Araber find nicht übermäßig zahlreich auf Java, viels

um ben Leib einen ganz gleichen mit herabhängenden Enden ges ſchlungen und darin ben yatagan, am Griffe mit Golb unb Gbelſteinen verziert. 3d fann Gud nur die Hülle eine Men ſchen beſchreiben , aber dieſer Menſch war ein Mann, ein Mann mit glühender Seele.

Wir begrüßten uns , dann zog man mich in das Geſpräcy, was fich gerade um Geſchäftsſachen Drehte, in denen ich wenige ſtens nicht unbewandert war. Sech Abdul Rachmans Vater war zu Dichidba am rothen Meere aus dem Stamme der Beni Munaffim geboren, hatte fich früh zur See begeben und endlich , doch ſchon vorges

raumer Zeit, auf Java niedergelaſſen. Außer einer beliebigen, ftet8 wechſelnden Zahl von Beiſchläferinnen , hatte er nur eine

einzige rechtmäßige Ehefrau gehabt und mit ihr zwei Kinder,

Der in ausgebreitetem Grundeigenthum, oder iſt im Handel an

Sech Abdul Rachman , und eine Tochter, Alima. Die Mutter war ſchon vor längerer Zeit, der Vater erſt kürzlich geſtorben. Die beiden erbenden Geſchwiſter hatten feinen Senana mit Ges ſchenken entlaſſen, für die Zukunft der außerehelichen Kinder, ihrer

gelegt.

Halbbrüder und Halbidweſtern geſorgt, und bewohnten das

leicht 10,000 Familien im Ganzen, aber durchweg ſehr wohl babend, häufig ungeheuer reich. Ihr Vermögen beſteht entwe Der arabiſche Kaufmann fährt, dem ritterlichen Kauf

mann des Mittelalter gleich, mit eigenem Schiffe und eigener

elterliche Haus gemeinſchaftlich, ebenſo wie fte das ſehr bes

Ladung von Küſte zu Küſte, tauſcht Gold und Juweren oder neue Waaren ein, wie es fich fügt, und macht dabei außer ordentlichen Gewinn, um ſo mehr, als ihm aus Religion und Perſönlichkeit Vortheile erwachſen , welche der Europäer entbehrt.

deutende Vermögen ungetrennt beſaßen. Doch hatte eß ihnen wünſchenswerth geſchienen , den genauen Betrag dieſes Vermögens genügend zu wiſſen , und dazu war die Feſtſtellung mehrerer Fors derungen nöthig, welche aus faufmänniſchen Geſchäften ihren

Es iſt ein höchft poetiſches Leben, dieſe Handelsfahrten in Dita

Urſprung genommen hatten.

indien, auf den föſtlichen Wogen zwiſchen den tauſend und aber tauſend Eilanden des ſundaiſchen unb moluffiſchen Archipels.

Der Reiz der Gefahr würzt die volgenoſſenfte Ueppigkeit des Daſeynd, die überreichlichſte Befriedigung jebe8 finnlichen Bes gebrene. Denn in Ditindien muß man auch verſtehen, allein fich ſelber zu ſchüßen. Dort iſt die ſcharfe Klinge in der eige

nen Hand nur zu häufig die einzige Polizei, und die Kanone iſt nicht bloß der leßte Grund der Könige, ſondern auch der Unterthanen.

Ein ſolcher Araber war Sech Abdul Rachman Ben Fuſſuf 36n Ezer, mit dem ich zum erſtenmal zufällig bei dem mir befreun deten Inhaber der Handlungshauſes 3. D. und Cie . zuſammen traf ; eine hohe ſehnichte Geſtalt, ſcharfgeſchnittene trockene Züge, dunkle Gefichtsfarbe, flammende Augen, das Kinn vom falben duftenden glänzendſchwarzen kurzgehaltenen Barte umgeben , das Gemand ein Raftan von Dunfelbraunem Luch, reich mit ſchwars zer Seide geſtidt, die Unterkleider gelbe Seide , um den kahls geſchorenen Kopf einen Caſchmir gewunden, Purpur in Weiß, 1 Aus den noch ungedructen Reiſeſtijgen von $. B.

Sech Abdul Rachman war gegenwärtig 28 Jahre alt. Seit

15 Jahren hatte er den Bater auf deſſen Reiſen begleitet und

elin einee leidenſchaftliche Vorliebe

ſowohl für die blaue Woge, als auch für ſeinen ebenſo ritterlichen , wie einträglichen Beruf gee faßt. Beim Lobe ſeines Vatero hatte er fich bereits in Plane eingelaſſen, deren erfolgreiche Betreibung ſeine Zeit ſo ziemlich

beanſpruchte, ihm wenigſtens nicht geſtattete längere Zeit hinter einander an demſelben Drte zu bleiben. Die Auseinanderſeßun gen ließen fich indeß ſchwerlich raſch beendigen. Daher war es denn am räthlichften geweſen, das Haus 3. D. und Cie, mit dene ſelben zu beauftragen . Die augenblidliche Verhandlung betraf eine Verpfändung zu bedeutendem Betrage. Der Schuldner machte Schwierigket ten, läugnete die Bedeutung einzelner Urkunden, ftellte die Hafts barkeit der verpfändeten Grundſtücke für einen gewiſſen Zind betrag in Abrede. Die beſondern , in Dftindien gültigen Ges ſeße waren mir freilich unbekannt, allein die bereits geſchehene

Befragung dortiger Rechtegelehrten hatte die einſchlagenden Stellen zur Kenntniß meine Freunde& gebracht. Die betreffens den Bücher wurden vorgelegt, und man hegte zu meiner juria

.

wosos

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Das Geſpräch wurde malabiſch geführt, deſſen ich hinlänge

Um 5 Uhr Abend8 war ich wieder in meiner Wohnung , und bis 3 Uhr Nachte hatte ich mit Einlegen von 1212 Erem plaren geſammelter Pflanzen zu thun. Da8 Irodnen und Drbnen dieſer Sammlungen beſchäftigte mich während der nächſtfolgenden Lage, in welche die Pfingft feiertage fielen. Hier erinnerte nicht an den chriftlichen Feſts

lich mächtig, um mich über Thatſachen und einfache Begriffe

tag, wohl aber gab die anhaltend trođene Witterung Veran

Und wo mein Wiffen nicht

laſſung zur Auðübung islamitiſcher Religionsgebräuche. 68 geſchah am Pfingftfonntage zur Mittagezeit, ale ich durch ein feltfames anhaltende Geſchrei, bag fich in einiger Entfernung

ftiſchen Bildung das Vertrauen , daß ich auch ten richtigen Ges fichtepunft für die Anwendung von Beſtimmungen fennen und finden werbe , welche mir ihrem Wortlaute nach völlig fremo

waren, jedenfalls aber einer wiſſenſchaftlichen Beurtheilung unterlagen und unterzogen werden mußten.

verſtändlich machen zu können.

audreidte, Dolmetſchte unſer Wirth, den ein zwölfjähriger Aufents halt in Oſtindien mit dem Malaviſchen ſo vertraut gemacht hatte, wie mit ſeiner Mutterſprache.

Nachdem unſere Grörtes

rung beendet war, wobei ich mir Mühe genug hatte geben müſſen , feine Blößen zu zeigen, blieben wir noch eine geraume Zeitlang beieinander und ſchwaßten über allgemeine Dinge. Die Araber ſind nicht ſo ſchweigſam und düſter Fremden gegenüber, ale viele andere Morgenlänter.

Ihr Gemüth ift heiter wie die

Sonne von Yemen, und ihr Geiſt in ſtets raftloſer Bewegung.

Meiſe nach Bosnien. Von einem botaniſchen Reiſenden.

bernehmen ließ, vor meine Wohnung geführt wurde. Es war Der Hofſtaat De8 Vezire, welche in deffen Garten am Ufer des

Fluffes in einer Reihe aufgeſtellt und, das Angeficht gen Often gewandt, laut ben Himmel um Regen anflehte. Von den Beam ten des Vezire befam Zennaro häufig Beſuche. Dfficiere fos

wohl als Hautbeamte find bis auf die Ropfbededung, wie ſchon erwähnt, europäiſch coſtumirt; die albaneſiſche Polizeimannſchaft aber und ihr Chef tragen ihre Nationaltracht, den gleichen auch der Stallmeiſter des Vezire, ein Aegyptier aus Cairo. Es war dieß eine muskulöſe hohe Geſtalt mit ſehr gebräuntem Anges

Sedheter Abfonitt.

ficht, ſtarf hervortretenden Kinnladen und aufgeworfenen Lippen, welche bei dem geringſten Deffnen des Mundes die Zähne weit

Aufenthalt in Travnik. ( Fortſepung .)

Der Ramm des Vlaffich war an den ebenen Stellen ſchnees

rein . In einer Höhe von höchſten 200' unter dem Gipfel bes findet fich eine köftlidye Quelle, Namens Debesbiane ; hier hielten wir von Adlern und Alpenfrähen (Pyrrhocorax alpinus) umfreist, unſer Mittagmahl. Von leßtern ſchoß ich ein vorüberfliegendes Eremplar von der äußerſten Feløplatte aue, bas in die ſenkrechte Tiefe ſo weit hinabfiel, Daß der Träger faſt

eine Stunde brauchte, um mit der Beute zurüdzukehren. Den finabweg ſchlug ich über Dreſhaz, ein Dorfe in der geraden Richtung nach Travnik am untern Abhange des Berges ein. Seitwärts von dieſem Dorfe befindet ſich von hohlen alten Weiben beſchattet eine treffliche Quelle, der Paſhins bunar ( Paſda's Brunnen ), wohin fich, als nach einem Vergnügungsort in orientaliſchem Sinne, die Vornehmen der Stadt

entblößten . Er war ſtets mit großem Aufwande gekleidet, mit zwei Uhren behangen und zeigte mit finbiſchem Stolze ſein Prunfgeſchmeide, indem er von allem unaufgefordert erwähnte, was es gefoſtet habe. Seine Socfen waren dabei im übelften

Zuſtande. Er nahm einmal an unſerm Abendeſſen Theil, wo

bei er fich den Wein gut ſchinecen ließ. Bei andern Türfen, die bei verſchiedenen Gelegenheiten mit uns aßen , fand der Genuß dieſes Getränkes einige Bedenklichkeit, die Zennaro in beb ohne Schwierigkeit durch die Grflärung beſeitigte, daß eß

Scherbet ſey), welchem ſofort die rechtgläubigen Démanlis ohne weitern Skrupel zuſpraden. Der Arab, wie man den Stall meifter nannte, fonnte fich mit Meſſer und Gabel nicht zurecht

finden , ſondern zog es vor nach einigen dürfiſchen Verſuchen in ibrer Anwendung fich der Hände zu bebienen ; überhaupt war er ſehr nonchalant in ſeinen Manieren. So diaboliſch fich das

und ſelbſt der Vezir begeben . Ich traf hier am Rückwege mehr rere ſolcher Honoratioren , unter andern Den Mirialai, Bima

Fletſchen ſeiner Zähne ausnahm , ſo war er doch ein ganz gut

baſchi und andere Officiere höhern Range, die auf Teppiden

Ställe des Paſcha, ſondern wenn derſelbe aubreitet, hat er ihm

im Schatten der Bäume gelagert, und ihren Sichibuk rauchend,

Den Bügel zu halten , und ihm dann, die eine Hand auf den Sattel legend, zu folgen .

europäiſch coſtumirt in aller Gemüthéruhe ihrer geiſtreichen

artiger Patron . Sein Geſchäft iſt nicht bloß die Aufficht der

som

Unterhaltung pflogen. Da ich hielt, um mich an der Duelle

Am 24 Mai machte ich mit Hrn. Dr. Franz eine abers

zu erfriſchen, hatte ich die Ohre in ihre Geſellſchaft gela-

malige Grcurſton nach dem Felſen von Bufovizza, wo ich bes reite früher gute Ausbeute gefunden hatte. Nun war die Veges

den zu werden .

Vor allem intereffirte fle meine franzöftiche

Doppelflinte, die Nicola trug, dann der Inhalt meiner Botaniſtrbüchſen, und ſie wurden nicht müde zu fragen. Zu ihren . Scheibe iſt ſowohl hier als an andern Orten, wo ich Zeuge Dieſer Uebungen war, ein großer Stein auf der geneigten Fläche des Bergabhanges , umgeben von bloßem Erbreich. Die fläu-

tation wieder verändert, wjemchl die ununterbrochen trođene Witterung, welche ſchon mehr als 14 Tage verbunden mit bes beutender Wärme geherrſcht, den Pflanzen eben fein ſehr freu

Unterhaltungen gehört hier auch daß Scheibenſchießen. 3hre ben Digel Anſehen

bende Scholle verräth Den Fled, wo die Kugel einfällt.

gab.

Die Shaue waren in dieſen Tagen nicht

ſo ergiebig, um einen hinreichenden Erſaß für den mangelnden Regen zu gewähren . 1

Sie

ſchießen auf ungeheure Diſtanzen , jedenfalls weiter als 200 Schritte, am Boden fauernd und die Büchſe (mit gewundenen

1 Die hier geſammelten Pflanzen waren folgende : Poa pratensis L., Festuca sp ., Bromus sp., Carex muricata L., ein nicht blühendes Allium,

L., Galium lucidum Carpinus duinensis Scop., Globularia . Hieracium crocifolius Tragopogon L., An Lapsana.commun??" , Sietrafenübrigene . auflegend gefreuzteStäbe Bügen)auf ſo ſchlecht, daß Nicola ſehr bedauerte, nicht mitſchießen zu dürs praealtum Koch ., H. murorum L. var. incisum Hoppe, H. Pilosella L., Leontoden saxatilis Rchb ., Inula media M. B. (nicht blühend), Senecio

fen : er getraute fich den Leuten andere Proben der Schüßenkunft zu zeigen . Bei ihm zu Hauſe ſchieße man Rugel in Rus gel, und er ſelbſt habe ſdon dreimal hintereinander ſolch ein ſubtiles Ziel getroffen.

vernalis W. Kit ., Carduus acanthoides L., Campanula lingulata W. sp., Ajuga Chamaepithys Schreb., Melissa palavina Benth., Lamium maculalum L. fol. non maculatis, Stachys nov. sp , Scrophularia canina L. , Scroph. Scopolii Hop ., Verbascum Lychnitis L., Orobanche Galii

Kit. , Myosotis alpestris Sehm., Anchusa officinalis L., Onosma nov.

nosos

579

Wie geſtern der Hof bes Paſcha, ſo hielt an dieſem Tage Nachmittag8 daß fämmtliche Militär an einem þügel aufgeſtellt und gegen Often Fronte bildend, feine Gebete um Regen. Es nahm fich eigenthümlich aus , als das ganze Bataillon fich gleich wie nach dem Commandowort nieberfniete , zu Boden warf, wieder aufrichtete und ſo die vorgeſchriebenen Gebräuche

Gosono

Kante De Berge8 bis an das Ende der Buchenregion 1 Stunde

und 45 Minuten gebraucht, mit Abrechnung des Aufenthalt8. Da ich, wie Fr. Prof. Griſebach, beim Bergſteigen in der Stunde eine Söhe von 1400 Fuß zurüdlege, fo ergibt fich aus fener Zeitdauer gemäß Der von Forbes aufgeſtellten Regel eine Höhe

von 2450 Fuß, über welche die Buchengränze über Travnik er haben iſt, welche Höhe zu deſſen Elevation, zu 1790' gerechnet,

befolgte.

Abenbe begab ich mich nach dem Garten Deo Vezire. Das

eine abſolute Höhe von 4240' beträgt. Es verdient noch der

Unfraut hatte da meine gefäeten Pflanzen überwuchert; die Rets tige waren indeß gut gediehen und wurden vom Vezier mit be-

Erwähnung, daß die Buchen an dieſer ihrer Gränze nicht mehr baumartig erſcheinen , ſondern nur nieberes Gebüſch bilden. Da

fonderem Wohlgefallen verſpeigt. Auch der Kopfjalat war ge-

man auf dieſer Seite über ſanft abſchüſſige Wieſen noch eine

rathen. Die etwas naſſe Wieſe, welche die Gartenbeete umgab, hatte eine unſerer Wieſenflora ſehr ähnliche Vegetation. " Ehe ich meinen Plan in Ausführung brachte, eine abermalige weitere Reiſe nach Serajevo, fo wie nach den Klöſtern und Bergwerfen Mittelbosnien zu unternehmen , fonnte ich

gute Stunde zu geben hat, um den Gipfel des Vlaffich zu er reichen , reſultirt für deſſen Höhe der Betrag von 5850 Fuß. Jebenfalls fönnen 5500 Fuß al8 ihr Minimum angenommen werden . Der vorſpringende Bergrüden, auf welchem ich dieß mal hinanſtieg, bürfte vorzüglich geeignet ſeyn, den durch die Region bebingten Wechſel der Vegetation vor Augen zu führen :

nicht umbin, bem Vlaffidh noch einen dritten Beſuch abzuſtatten.

Am 26 Mai fand dieſer ſtatt, und zwar auf der von den weiDenden Heerden nicht betretenen weſtlichen Seite, wohin auch die beiden frühern Beſuche gerichtet waren . Das Vlaftics

Gebirge wird nämlich durch die Schlucht , die fich zwiſchen Sravnik und Bufovizza bergan zieht, in zwei Abtheilungen ges ſchieden .

Der höchſte Gipfel der öſtlichen , als Deſſen unterer

Theil der terraſſenartige Vorſprung von Bufovizza zu betrachten

wie fich denn überhaupt zu pflanzengeographiſchen Unterſuchuns gen dieſer Art die freien Bergrüden beſſer eignen als die fich berganziehenden Soluchten und Shaler. Erſtlich iſt der hier vorherrſchende Schatten und die durch ihn hervorgerufene fühs lere Temperatur Urſache, daß die Göbengränzen der Regionen berabrüden , zweiten bringen mechaniſche Veranlaſſungen die

Pflanzen von ihren natürlichen Standorten thalabwärts , wie dieß eine allbekannte Erſcheinung an allen Gebirgebächen und

ift, heißt Dpaljenik (verbrannter Berg), und iſt von zahlreichen Schafbeerben beſucht. Die weſtliche Abtheilung hat zwei Gipfel, deren einer der fübliche und höchfte den eigentlichen Vlaffich

Flüſſen lehrt. So waren alſo auf der vorſpringenden Berga lehne, die ich beſtieg, bie Gränzen der Pflanzenregionen ſchärfer

bildet, wo fich die bereits erwähnte Quelle Debeſhiane befindet, der andere nördliche, Pava (Paulsberg ), die Einſattlung heißt.

fehlen hier die Beſtände von Pinus Laricio , allein defto auds

Zwiſchen dieſen beiden Gipfeln ſeßt fich gegen die Südſeite ober gegen das Thal der Laſhva zwiſchen Dreſhaz und Baflari der Weg in ein bewaldetes Thal fort. Die weſtlichſten Ausläufer des Vlaſſich bilden ober Baflari einen über eine Stunde fortgeſepten, aus

Wieſen beſtehenden Kamm, während die öſtlichſten Abhänge vom Dpaljenit fich ſchroffer unb fel @ reicher gegen das Dorf Guczia-

gora nieberſenken . Die Nordſeite des Gebirgs dacht fich von den Gipfeln an in gleichmäßiger ſanfterer Neigung in weite,

umſchrieben , als bei jenem frühern Beſuch über Ballari. Srrar geprägter iſt der Vegetations charakter in ſeinen weſentlichen Abs ftufungen an den in dieſen Bereich fallenben marafteriſtiſchen Repräſer tanten . An Der Gränze der Walbregion angelangt wandte ich mich linke nach den felfigen Abhängen, deren Vegetation hier ſtets die ergiebigfte Ausbeute geliefert hatte, und wurde auch bießmal wieder burd einige loynende Funde erfreut, wobei ich indeß

nahe daran war, einen bedeutenden Unfall zu erfahren .

Ich

von auégebreiteten Fichtenwaltungen bebedte Shaler ab, wäh-

ſtieß nämlich mitten an der ſteilen Feldwand befindlich mit dem

rend die fübliche Seite von der Kante an über 1000 Faft ſenkrecht abgeſchnitten gegen die Lafhva und Travnik zu abfällt.

Knie ſo heftig gegen eine ſcharfe Kante des Geſteined, daß ich

Ich ſtieg dieſmal um halb 5 Uhr Morgen8 von Travnik aud direct an den hervorſpringenden Bergrüden weſtlich von Der Shalſdhlucht zwiſchen dem Dpaljenik und Vlaffidh, alio

ohne mehr Zeit und Kraft zu haben, biezu ein gelegenere& Local zu erreichen. Zum Glüce war Nicola in der Nähe, der auf meinen Ruf herbeikam und ſogleich meine Lage erfennend, mit ftarkem Arme und ficherm Fuße mich auf eine minder abſchüſftge

gegen die Seite dieſes legtern hinan, und habe auf dies

alſobald eine Anwandlung von Dönmacht bevorſtehend fühlte,

fem nächſten und gleichmäßig fich erhebenben Wege nach der

Feldplatte legte, worauf mich denn in der That Das Bewußtſeyn auf einige Augenblide gänzlich verließ ; ohne dieſe Hülfe wäre

Dub ., Polygala pyxophylla Ave Lall., Cynanchum Vincetoxicum R.

ein Sturz in die Liefe unvermeiblich geweſen . A16 ich ſpäter rrieber meine Ercurſion fortſeşte, begegnete mir ein andere Mißgeſchic ; es flogen nämlich zwei gewaltige Adler in einer Entfernung von 30 Schritten ganz fachte an mir vorüber, und

Br., Orlaya grandiflora Hoffm ., Anthriscus laevigata Griseb. (A. ne morosa Spreng: B, lucida DC.), A. fumarioides Gmel., Chaerophyllum temulum L., Seseli. sp .. Smyrnium perfoliatum Mill., Carum Carvi

L., Medicago minima Lam ., Vicia angustifolia Roth ., Ervum hirsu tum L., Erysimum odoratum Ehrh. var. dentatum Koch., Sisymbrium

officinale Scop., Arabis Turrita L., A. auriculata Lam., A. muralis

da ich ſchon längſt nach einem Gremplar dieſer Art getrachtet

Bert,, Reseda Phyteuma L., R. lutea L., Papaver Rhöas L., Geranium columbinum L , G. molle L., Saxifraga aizoon Jacq .var. intacta Willd., Saxifraga rotundifolia L., Alsine setacea M. K., Möhringia muscosa L. , Silene inflata Sm ., Ranunculus bulbosus L., Fragaria collina Ehrh ., Spiraea oblongifolia W. Kit. 1 Bromus mollis L., Poa pratensis L., Anthoxanthum odoratum

batte, mußte in dieſem günſtigen Momente gerade Nicola's fiches rer Schüßenhand entbehren , der mit dem Jagdgewebr in einiger Entfernung abwärts beſchäftigt war, eine Pflanze, die ich ihm bezeichnet hatte, auszugraben .

Scrophularia Scopolii Hop , Lychnis Flos cuculi L., Stellaria graminea

Dpaljenik, die eine weite mit vielen felfigen feffelartigen Vers tiefungen erfüllte Fläche bildet, welche gewiffermaßen die Bila

Ich wandte mich nun von den angezeigten Localitäten der 1 , Carea pallescens L., C. leporina L., Ć .hirta L., Juncus effusus L., Galium Cruciata Scop., G. palustre L., Hjeracium Auricula L., i Peljenfante nach der Einſattlung zwiſchen dem Vlaffich und >

L., Cerastium glomeratum Thuill., Ranunculus Philonotis Ehrh ., R. acris L., L., Oenanthe peucedanifolia Poll.,Nasturtium Carum Carvi L., Trifolium pratense Barbarea praecox R. Br., silvestre R. Br.

bungen der Karftgebirge wiederholt, nur ungleich grüner ift.

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wosos

Auch eine Duelle fommt hier zum Vorſchein, die indeß noch von Schnee überlagert war ; man darf eine Stunde raſch vor