Briefwechsel [Reprint 2013 ed.] 9783110967289, 9783484365445

Johann Georg Wille (1715-1808) was a German engraver from Hesse who settled in Paris in 1736 and practiced his art there

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Briefwechsel [Reprint 2013 ed.]
 9783110967289, 9783484365445

Table of contents :
Inhalt
I. Einleitung
II. Editorische Notiz
III. Johann Georg Wille. Briefwechsel
1–122
123–256
257–409
IV. Deutsche Zusammenfassung der in französischer Sprache verfaßten Briefe
V. Chronologisches Verzeichnis der Briefe
VI. Namenregister

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FRÜHE NEUZEIT Band 44 Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext In Verbindung mit der Forschungsstelle „Literatur der Frühen Neuzeit" an der Universität Osnabrück Herausgegeben von Jörg Jochen Berns, Klaus Garber, Wilhelm Kühlmann, Jan-Dirk Müller und Friedrich Vollhardt

Johann Georg Wille (1715-1808)

Briefwechsel Herausgegeben von Elisabeth Decultot, Michel Espagne und Michael Werner

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1999

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Wille, Johann Georg: Briefwechsel / Johann Georg Wille. Hrsg. von Elisabeth Decultot Tübingen : Niemeyer, 1999 (Frühe Neuzeit ; Bd. 44) ISBN 3-484-36544-7

ISSN 0934-5531

© Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 1999 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier Satz: ScreenArt, Wannweil Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten Einband: Buchbinderei Klotz, Jettingen-Scheppach

Inhalt

I.

Einleitung

1

1. Ein heimlicher Vertreter deutscher Kultur in Frankreich a) Biographisches b) Ansichten zur Revolution c) Willes graphisches Werk

1 3 8 11

2. Ein europäisches Netz von Verbindungen a) Die Bedingungen des Briefverkehrs b) Themen c) Einteilung des europäischen Raums

13 13 15 18

3. Der Kunstmarkt a) Herstellungstechnik b) Die soziale Lage der Kupferstecher c) Markt und Preisbestimmung d) Willes Geschäftsbücher e) Wille als Kunstsammler 0 Ästhetisierung und Publikumsgeschmack g) Aufklärung und Hollandismus h) Pädagogik

20 20 23 27 31 32 34 36 38

4. Privates und Öffentliches a) Alltagserlebnisse b) Auftraggeber und Mäzene c) Der allgemeine historische Rahmen d) Satirische Künstlerbiographien

40 40 43 45 47

5. Bezüge zum deutschen literarischen Leben a) Michael Huber und Leipzig b) Winckelmann und die Klassik

50 52 54

6. Fremde Anerkennung und Nationalcharakter a) Kupferstiche und nationaler Geist b) Kunstgeschichte und nationale Identität

56 56 58

VI

Inhalt

II. Editorische Notiz Verzeichnis der benutzten Abkürzungen III. Johann Georg Wille. Briefwechsel

61 61 63

IV. Deutsche Zusammenfassung der in französischer Sprache verfaßten Briefe

689

V. Chronologisches Verzeichnis der Briefe

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VI. Namenregister

745

I. Einleitung 1. Ein heimlicher Vertreter deutscher Kultur in Frankreich Angesichts der im Europa des 18. Jahrhunderts dominierenden Position der französischen Kultur war es bislang üblich, den französischen »Kultureinfluß« bzw. den dagegen aufkommenden Widerstand entweder vom französischen Zentrum her oder aber aus der Perspektive der jeweiligen nationalen Entwicklungen zu beschreiben. Die zahlreichen französischen Gelehrten, Architekten, Wissenschaftler und Künstler, die damals an den europäischen Höfen wirkten, die Hegemonie des französischen Theaters und die internationale Verbreitung der französischen Literatur legitimierten hinlänglich einen derartigen Blickwinkel. Der umgekehrte Vorgang der Öffnung der französischen Kultur auf die anderen europäischen Traditionen im 18. Jahrhundert hat, sieht man einmal von dem Sonderfall Italiens ab, dessen Bedeutung sich noch aus den vorangehenden Jahrhunderten herleitete, indessen kaum Beachtung gefunden. Gerade auf dem Gebiet der deutsch-französischen Beziehungen besteht in dieser Richtung ein erheblicher Nachholbedarf. 1 In der Tat gehörten der im 18. Jahrhundert in Paris ansässigen deutschen Kolonie nicht nur Soldaten, Kaufleute, und Handwerker an, sondern eine ganze Reihe von kulturell aktiven Vertretern der verschiedenen artes liberales, die vielfach eng in die Pariser Gesellschaft integriert waren. Eine Sondergruppe unter diesen Parisdeutschen bildeten die Künstler und Kupferstecher, und unter diesen ist besonders die zentrale Figur Johann Georg Willes zu nennen, dessen Bedeutung als Vermittler zwischen deutscher und französischer Kultur im 18. Jahrhundert weit über die soziale Gruppe der Künstler und Stecher hinausreicht. 1

Zur Übersicht über die Rezeption deutscher Kultur in Frankreich während des 18. Jahrhunderts vgl. Jürgen Voss: Das Elsaß als Mittler zwischen deutscher und französischer Geschichtswissenschaft im 18. Jahrhundert, in: Historische Forschungen im 18. Jahrhundert, Organisation - Zielsetzung - Ergebnisse, hrsg. von Karl Hammer und Jürgen Voss, Bonn 1975 (Pariser Historische Studien 13), S. 334— 363. Etienne François: Les échanges culturels entre la France et les pays germaniques au XVIII e siècle, in: M. Espagne/M. Werner (Hrsg.), Transferts. Les relations interculturelles dans l'espace franco-allemand (XVIIP-XIX1 siècle), Paris 1988, S. 35-47. J. Mondot/J.-M. Valentin/J. Voss (Hrsg.), Deutsche in Frankreich, Franzosen in Deutschland 1715-1789, Sigmaringen 1992.

2

Einleitung

Willes schriftlicher Nachlaß ist heute in mehreren französischen Institutionen verstreut. Ein erster Teil gelangte noch vor der Mitte des 19. Jahrhunderts an die Königliche Bibliothek in Paris. Er umfaßt insbesondere eine Reihe von Tagebuchnotizen, die 1857 von G. Duplessis zusammen mit einem Memoirenfragment veröffentlicht wurden. 2 Andere Teile befinden sich in der Pariser Stadtbibliothek.3 Ein größerer Restbestand schließlich, der die Hauptmasse der heute verfügbaren Quellen ausmacht, wurde im Jahre 1961 an das Pariser Nationalarchiv verkauft. 4 Trotz seines lückenhaften Charakters stellt insbesondere dieser letzte Dokumentenfundus eine bedeutende Quelle zum Verhältnis von deutscher und französischer Kultur in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dar. Der Nachlaß im Nationalarchiv besteht im wesentlichen aus 236 an Wille gerichteten Briefen. Darunter stammen knapp 100, d. h. 40%, von nur fünf Briefschreibern. Die meisten Briefe kommen aus der Schweiz, Preußen, Sachsen, Kopenhagen, Bayern, Österreich, den mitteldeutschen Ländern und der französischen Provinz. Ihre Verfasser sind in der Regel Künstler, Kunstliebhaber und -Sammler oder auch Schriftsteller. Weitere Nachlaßteile enthalten Briefentwürfe Willes, eine Reihe von ihm verfaßter Gedichte,5 ein Tagebuchfragment und diverse Aufzeichnungen, darunter eine Anzahl von Künstlerbiographien, eine Liste der Pariser Sehenswürdigkeiten, eine Synopsis der Mitglieder der sächsischen Akademie der Künste. Der Pariser Nachlaß wird ergänzt durch andere über zahlreiche Archive und Bibliotheken verstreute Briefe von und an Wille. Von besonderer Bedeutung 2

3 4

5

Jean-Georges Wille, Mémoires et Journal, hrsg. von G. Duplessis, mit einem Vorwort von Edmond und Jules de Goncourt, 2 Bde., Paris 1857 (im folgenden zitiert als Journal, gefolgt von römischen und arabischen Ziffern). Es handelt sich im wesentlichen um seine Geschäftsbücher. Vgl. weiter unten. Vgl. W. E. Kellner: Neues aus dem schriftlichen Nachlaß des Jean-Georges Wille in: Mitteilungen des oberhessischen Geschichtsvereins, Neue Folge 49/50, 1965, S. 144189. Von den 19 Blatt Gedichten, die im Pariser Wille-Nachlaß aufbewahrt werden, hat W. E. Kellner (ibid.) einen längeren Text über Willes Geburtsort »Königsberg« bei Gießen herausgegeben. Hier läßt sich eine gewisse vorromantische Sehnsucht nach mittelalterlichen Ruinen erkennen, die in Verbindung zu Willes Ruinen-Zeichnungen zu bringen ist. »Da war auf steiler Wand, von der Natur gemacht, der höhern Festung Fuss, ein Bollwerk angebracht. Es gieng und schloss sich fest mit krummgeschanztem Walle zur tiefern Altemark das Vorwerk bei der Halle. Da steht im Abendwind und trozet Blitz und Sturm, mit Gras bewachsen heut noch fest ein grauer Thurm, aus dem in stiller Nacht hineingescheuchte Eulen gen Thal und Wälder laut ihr Elend hungrig heulen, sodass es Menschen oft aus Traum und Schlummer weckt und Menschen ferne spat beym Sternenlichte schreckt, wann sie noch einsam dort auf wind'ger Heide wallen.« Die sonstigen Gedichte sind Gelegenheitsverse, Trinkgedichte, satirische Portraits und oft Bruchstücke.

Ein heimlicher Vertreter deutscher Kultur in Frankreich

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ist natürlich der Briefwechsel selbst, dessen kulturgeschichtlichen Ort es zu präzisieren gilt.

a)

Biographisches

Über Willes Biographie sind wir vor allem durch seine eigenen autobiographischen Aufzeichnungen informiert, d. h. insbesondere Memoiren und Tagebuch, die mit einer ausführlichen Einleitung der Brüder Goncourt im Zuge der von ihnen beförderten Studien zum 18. Jahrhundert veröffentlicht wurden. 6 Willes Memoiren7 umfassen die Jugendzeit und die ersten Jahre seines Aufenthalts in Paris, während das Tagebuch über seine spätere Zeit in Paris berichtet. Wille bzw. Johann Georg Will8 wurde am 5.11.1715 im Biebertal (Gemeinde Königsberg) bei Gießen als ältestes von sieben Kindern geboren.9 Sein Vater Johann Philipp Will, Betreiber der Obermühle im Biebertal, war dem Sohn zufolge kein Anhänger traditionell repressiver Kindererziehung, sondern ließ den ältesten Sohn in der Aufklärungstradition frei aufwachsen. Wille erwähnt die Begegnung mit einem Kapuzinermönch, der ihm bunte naive Bilder zeigte und damit sein Interesse für bildliche Repräsentation weckte. Auch ein Besuch der Kirche von Sankt Elisabeth in Marburg stellte offenbar ein prägendes Erlebnis seiner Kindheit dar. Zu den ersten Übungen im Zeichnen gehörten indessen vor allem Nachahmungen von Bibelillustrationen. Als der Vater die künstlerische Begabung des Sohnes bemerkte, suchte er ihm einen Lehrer. Ein Maler, der den jungen Wille in einer Quasi-Sklaverei halten wollte, wurde bald wieder entlassen. Schließlich wurde der Vater mit einem gewissen Kuhn aus Gladebach handelseins, der den jungen Hans-Georg, ungeachtet seiner eigenen Trunksucht, in den Grundkenntnissen der Malerei unterwies. Eine Erzgießerei der Umgebung verschaffte Wille auf der anderen Seite Gelegenheit, sich mit der Bearbeitung von Zink- und Kupferplatten vertraut zu machen. Die Lauf6

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8

9

Jean-Georges Wille, Mémoires et Journal de J.-G. Wille, hrsg. von Georges Duplessis, Vorwort von Edmond und Jules de Goncourt, 2 Bde, Paris 1857. Deutsche Übersetzung der Memoiren: Die Memoiren des Kupferstechers Jean-Georges Wille, 1715-1808, übersetzt nach Georges Duplessis »Mémoires et Journal de J. G. Wille«, nebst Auszügen aus dem Œuvre-Katalog J. G. Willes und der biographischen Einleitung von M. Charles Le Blanc ..., hrsg. von Herbert Krüger und Peter Merck, Teil I in: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsverreins, N. F., Bd. 51, Glessen 1766, S. 35-74; Teil II, ebendort, N. F., Bd. 52, Glessen 1967, S. 79-130. Die ursprüngliche Schreibung ist Will. Erst bei seiner Einbürgerung in Frankreich (s. u.) wurde der Name in Wille geändert. Zur Familie Will, vgl. Friedrich Wilhelm Weitershaus, Die Familie des Kupferstechers Jean Georges Wille. Eine alte oberhessische Müllerfamilie, in: 50 Jahre Hessische familiengeschichtliche Vereinigung e. V. Darmstadt. Festschrift, Darmstadt 1971, S. 175-211.

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Einleitung

bahn des späteren Kupferstechers erscheint somit in der Rückschau des arrivierten Hofkünstlers als Folge mehr oder weniger zufalliger Begegnungen: Wille erlernte sein technisches Wissen nicht systematisch, sondern eignete sich die technischen Fertigkeiten nach und nach an, wie sie ihm gerade vorkamen. Immerhin dauerte die erste handwerkliche Ausbildung über zehn Jahre, man darf davon ausgehen, daß sie alles in allem durchaus solide war. Auch wenn man die spätere Selbststilisierung in Willes Autobiographie nicht übersehen darf, ist zu vermuten, daß seine Ausbildung als Kupferstecher ein selbständiger Prozeß der Wirklichkeitsaneignung war. Umwege waren allerdings unerläßlich. So mußte sich Wille zuweilen dazu verstehen, seine Kenntnisse etwa der Metallverarbeitung in einer Waffenschmiede zu bewähren. Während einer seiner Anstellungen, bei dem Waffenschmied Peter Wittmann 1736 in Gießen, kam er auf die Idee, sein handwerkliches Können durch eine Reise nach Frankreich zu vervollkommnen. Die Memoiren beschreiben zahlreiche Details der Reise auf der weiten Strecke von Frankfurt über Worms, Frankenthal, Speier, Landau, Weißenburg und Straßburg nach Paris. Wille hatte es nicht eilig. Jeder Aufenthalt in einem Wirtshaus wird genau notiert. In Straßburg begegnete er dem Kupferstecher Georg Friedrich Schmidt (1712-1775), der sich ebenfalls auf dem Weg nach Paris befand und mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte. Diesen letzten Abschnitt der Reise verlebten die beiden gemeinsam in der Kutsche, wo sie auch mit anderen Reisegefährten nähere Bekanntschaft machten. Im Juli 1736 traf Wille in Paris ein. Zu Beginn hatte er größte Mühe, sich mit den Passanten auf französisch zu unterhalten. Die ersten Wohngelegenheiten waren nicht sehr komfortabel. Bald machte er einen Bekannten aus der Wetterau ausfindig, der die Anknüpfung weiterer Beziehungen erleichterte. Da der Vater sich weigerte, den Sohn in der Fremde finanziell zu unterstützen, mußte sich Wille nach Arbeit umsehen. Offenbar wußte er eine Zeitlang nicht, welcher Form künstlerischer bzw. handwerklicher Tätigkeit er sich zuwenden sollte, der Malerei, der Zeichnung oder dem Kupferstich. Einerseits scheint er während einer Reihe von Jahren die Zeichenklasse der Académie Royale besucht und zeitweise offenbar auch am dortigen AnatomieUnterricht teilgenommen zu haben. 10 Für seinen Lebensunterhalt arbeitete er andererseits als Waffengraveur und Goldschmiedgeselle. Alsbald machte er die Bekanntschaft des bekannten Porträtisten Nicolas de Largillière (1659-1746), der ihn zu weiterer künstlerischer Ausbildung ermunterte und dessen Porträt er bald darauf stach. Schmidt führt ihn bei dem Maler Rigaud (1659-1743) ein, dessen Protektion ihm alsbald zuteil wurde: Rigaud verschaffte ihm den ehrenvollen und lukrativen Auftrag, sein gerade fertiggestelltes Öl-Porträt des Maréchals von Belle-Isle zu stechen. Daneben arbeiJ o u r n a l I, 73.

Ein heimlicher Vertreter deutscher Kultur in Frankreich

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tete Wille als Stecher für den Kunstverleger Odieuvre, der eine große PorträtSammlung der historischen Könige von Frankreich Recueil des portraits des Rois de France herausgab und auf der Suche nach billigen, kunstfertigen Kupferstechern war. Diese Beschäftigung, die über einige Jahre seine materielle Lebensgrundlage darstellte, trug vor allem anderen dazu bei, daß er sich bis auf weiteres für den Stecher-Beruf entschied und andere künstlerische Ambitionen offenbar zunächst zurückstellte. 11 In den Beziehungen zwischen den etablierten Malern und den fremden Lehrlingen herrschte eine lockere Geselligkeit. Unter den jungen Deutschen in Paris war die Aushändigung einer größeren Summe Geldes immer Anlaß zum Feiern. Im Panier Fleuri, einer Taverne der Rue de la Huchette, waren die Künstler Stammgäste, solange keine Ebbe in den Geldbörsen herrschte. Im übrigen hinderten Wille seine finanziellen Schwierigkeiten nicht daran, alsbald auch selbst als Sammler von Medaillen und vor allem Gemälden aktiv zu werden. In der ersten Pariser Zeit lernte er den gleichaltrigen Nürnberger Kupferstecher Johann Martin Preisler (1715-1794) kennen, zu dem er eine dauerhafte Beziehung knüpfte. Sein engster Freund blieb indessen Schmidt, der im Frühling 1742 - ungeachtet seiner protestantischen Konfession - in die Akademie aufgenommen wurde. 12 Schmidts Porträt des Comte d'Evreux nach Rigaud hatte allgemeine Bewunderung erregt. 13 Anschließend konnte der Künstler in eine stattlichere Wohnung umziehen, und Wille, der den ganzen Vorgang umständlich beschreibt, trauerte der in der gemeinsamen Behausung verlebten Zeit nach. Auch Wille wechselte die Wohnung. Um 1740 zog er in ein Haus rue de l'Observance, in dem Diderot lebte. Von seinem neuen Nachbarn, mit dem er sich anfreundete und längere Gespräche führte, borgte er sich zuweilen Bücher. 14 Überhaupt scheint er nie allein gewesen zu sein. Das gesellige Zusammensein mit den Freunden, die gemeinsam eingenommenen Mahlzeiten prägten den Alltag. Die Kosten für den gemeinsamen Mittagstisch wurden nach festen Regeln aufgeteilt. In mancher Hinsicht übernahmen die deutschen Künstler in Paris gewisse Lebensformen der Freimaurer. Auch die gemeinsame Lektüre der Zeitung war vorgesehen. In die Darstellung solcher Soziabilitätsformen blendet Wille die Beschreibung der einzelnen Künstler ein, denen er begegnete. Der Stecher Daullé forderte ihn etwa auf, an einem 11 12 13

14

Wille verfertigte insgesamt 19 Stiche für Odieuvres Sammlung. Wille wurde seinerseits erst 1761 zum Mitglied der Akademie. Die Kunsthistoriker haben Schmidt besser als Wille behandelt: »Schmidt has many of Wille's faults and a very similar technical method, but he possessed at the same time a far greater portion of the real spirit of the great engravers, especially in portrait« (Arthur M. Hind: A History of Engraving and Etching, New York 1963, S. 203). G. F. Schmidt war Zeit seines Lebens ein Verehrer Rembrandts, den er sich zum Modell nahm. Journal I, 91.

6

Einleitung

Porträt des Naturforschers Maupertuis mitzuarbeiten. Solcherart entstandene Werke mußten dann verkauft, und der Preis mit Odieuvre oder mit dessen Konkurrenten Petit ausgehandelt werden. Allerdings ist der heitere, lebenslustige Grundzug, mit dem Wille die Schilderung der ersten Pariser Zeit ausstattete, auch das Ergebnis eines Literarisierungsvorgangs. Die Last der Alltagssorgen wurde aus der Perspektive des arrivierten Künstlers, der den Text im Alter von 88 Jahren niederschrieb, zur pittoresken Milieuschilderung stilisiert und verklärt. Die Memoiren, die Wille offiziell für seinen Sohn Pierre-Alexandre niedergeschrieben hatte, brechen mit dem Jahre 1743 ab. Erste Tagebuchnotizen liegen für die Zeit ab 1751 fragmentarisch vor.15 Die kontinuierlich erhaltenen und veröffentlichten Teile des Tagebuchs setzen dann mit dem Jahr 1759 ein und gehen bis 1795, wobei allerdings zwei Lükken zu verzeichnen sind. Die erste umfaßt die Jahre von 1776 bis 1783 und scheint auf Überlieferungsprobleme zurückzugehen. Die zweite betrifft die auf den Tod von Willes Frau Marie-Louise geb. Desforges, folgenden elf Monate, während deren Wille mit der Niederschrift ausgesetzt zu haben scheint. Im Gegensatz zu den Memoiren weist das Tagebuch keine Tendenz zur Literarisierung auf. Wille notierte darin Tag für Tag knapp die wichtigsten Ereignisse und Fakten seines Lebens. So enthält die Niederschrift unter anderem eine präzise Chronik der deutschen Parisreisenden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Denn kaum einer der Deutschen wollte darauf verzichten, den alsbald zu Berühmtheit gelangten deutschen Kupferstecher in seinem Hause am Quai des Augustine aufzusuchen, um so weniger, als dort offenbar offener Tisch gehalten wurde. Zuweilen sorgte Wille sogar für kulinarische Spezialitäten, die ihm über sein weitverzweigtes Netz von Bekannten geliefert wurden. Kaufleute aus den Hansestädten versorgten ihn mit geräuchertem Ochsenfleisch, und sein Freund Eberts schickte ihm Sauerkraut aus Straßburg. Dabei war sein Haus zu einer Art Kulturinstitut, einer Informations- und Vermittlungszentrale für deutsche Künstler geworden. Bekannte Kupferstecher aus deutschsprachigen Ländern, die später Karriere machten - so etwa Jakob Matthias Schmutzer, der es in Wien zum Akademiedirektor brachte - , hatten bei Wille ihre Ausbildung abgeschlossen und in Paris in seinem Haus gelebt. Für solche Schüler war er zu einem künstlerischen Vater geworden, dessen Ruhm sie dann in Europa verbreiteten. Mehrmals haben ihn deutsche Institutionen nachdrücklich zur Rückkehr nach Deutschland zu bewegen versucht. Diesen Bemühungen (etwa von Chr. L. von Hagedorn aus Dresden) war indessen kein Erfolg beschieden. Wille hatte sich in Paris ein dichtes Netz sozialer Beziehungen aufgebaut, zu dem auch Mitglieder der Enzyklopädie gehörten. Er pflegte mit den bedeutendsten Graphikern und Malern Umgang. Mit Greuze, der damals das neue bürgerliche Lebensgefühl 15

Archives nationales 219 AP.

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Ein heimlicher Vertreter deutscher Kultur in Frankreich

künstlerisch umzusetzen suchte, traf er sich regelmäßig. Von Greuze stammt übrigens das beste Porträt von Wille. Die beiden besuchten gemeinsam Gemäldegalerien und besprachen beispielsweise miteinander die Probleme der Farbentechnik bei Rubens. Wille führte überhaupt ein äußerst geselliges Leben. Er erwähnt Spaziergänge durch Versailler Gartenanlagen. Häufig reiste er in die Umgebung von Paris, um nach der Natur zu zeichnen. Wie noch zu zeigen sein wird, lag in der Verbindung von Soziabilität, Naturwahrnehmung und künstlerisch-zeichnerischer Verarbeitung einer seiner entscheidenden Beiträge zur deutsch-französischen Kunst- und Kulturgeschichte.16 Willes übrigens durchgehend französisch geschriebenes Tagebuch erhebt keinerlei Anspruch auf literarische Qualität. Vielfach liest es sich wie eine Liste von Begegnungen und Besuchen. So erfahren wir etwa, daß Herder aus Riga sich im Dezember 1769 von Wille verabschiedete, oder daß der Graf Dalberg ihn im August 1764 und im Mai 1770 besuchte. Sophie de la Roche lernte er im Juni 1785 kennen. Durch den nie abreißenden Besucherstrom sowie durch den Briefwechsel wurde Wille über die Entwicklung in Deutschland informiert. Dabei reicht das Spektrum der Kontakte von Geschäftsbeziehungen zu Verbindungen mit Kunstsammlern und Großkaufleuten (man findet unter ihnen die Meyers in Hamburg und Bordeaux sowie die Schopenhauers) bis zur literarischen Korrespondenz. Im Oktober 1772 erwähnt er beispielsweise einen Briefwechsel mit dem Leipziger Dichter Weisse über eine Tragödie von J. E. Schlegel, die ins Französische übersetzt wurde. Wille verfolgte das literarische Leben seiner Zeit in Deutschland und Frankreich aufmerksam und las die jeweiligen Neuerscheinungen mit Interesse. Im August 1774 bedankte er sich bei Nicolai für die Zusendung der Allgemeinen

Bibliothek

u n d des R o m a n s Sebaldus

Nothanker.

I m selben

Jahr übersandte ihm Michael Huber 17 aus Leipzig die Leiden des jungen Werther. Willes Kommentar liegt ganz auf der Linie der zeitgenössischen deutschen Rezeption: »Cet auteur a l'art de manier la langue allemande avec un avantage étonnant et sublime. Sa manière attaque l'âme et le cœur dans ses descriptions dures et énergiques des diverses situations où son héros se trouve.«18 Den Grundton des Tagebuchs liefert indessen die Schicht des Privaten, des gemütlichen Familienlebens. Wille kümmerte sich um seine Söhne Pierre16

Vgl. weiter unten. Zu Michael Huber, vgl. Hanns Heiß: Studien über einige Beziehungen zwischen der deutschen und der französischen Literatur im 18. Jahrhundert. I. Der Übersetzer und Vermittler Michael Huber (1727-1804), in: Romanische Forschungen 25, 1908, S. 720-800; Michel Espagne, Der Übersetzer Michael Huber (1727-1804). Von der literarischen Idylle zu Winckelmanns Griechentum, in: M. Espagne und W. Greiling, Frankreichfreunde, Mittler der französisch-deutschen Kulturtransfers ( 1750-1850), Leipzig: Leipziger Universitätsverlag, 1997, S. 85-106. '8 Journal II, 7. 17

8

Einleitung

Alexandre (1748-1821) und Louis-Frédéric (1758-1779). Beide zeichneten und Pierre-Alexandre lieferte später dem Vater Vorlagen für Kupferstiche. Schließlich werden sogar die Verdauungsbeschwerden und Gesundheitsprobleme der einzelnen Familienmitglieder mit einer Ernsthaftigkeit und Fürsorglichkeit registriert, die für Willes bürgerliches Selbstverständnis charakteristisch sind. b)

Ansichten zur Revolution

Ein anderer Aspekt von Willes Tagebuch betrifft die präzisen Beschreibungen der Revolutionsereignisse von 1789 aus der Perspektive eines eingebürgerten Deutschen. Offenbar empfand er insgesamt Sympathie und Wohlwollen für die Revolution. Interessanterweise beobachtete er Demonstrationen und Straßenaufzüge jedoch eher als plastische Szenen oder Sujets für Historienmalerei und ließ sich nie zu offenem politischem Raisonnement hinreißen. Schon im Oktober 1788 berichtete er von Straßenunruhen und Schlachten zwischen dem Volk und den Soldaten unweit des Pont Neuf. Die Gründe dieser Krawalle (unbeliebte Minister seien abgelöst worden) nannte er kaum, konzentrierte sich dagegen auf die radikale Wirkung der Bajonetthiebe und erzählte, wie er zwischen den Ständen der Orangenverkäuferinnen Zuflucht suchen mußte. Auch die außerordentliche Kälte, die Ende Dezember 1788 -18° erreichte, wurde ausführlich vermerkt. Die Vorphase der Revolution fing für ihn jedoch erst im Frühjahr 1789 an. Am 22. April hätte er an einer Versammlung des dritten Standes teilnehmen sollen, die bei den Cordeliers abgehalten wurde. Er bedauerte, wegen Rükkenbeschwerden nicht hingehen zu können. Sein vertretungsweise entsandter Sohn wurde zum Mitverfasser der »Cahiers de Doléances« bestimmt, eine Arbeit, mit der er zwölf Stunden zubrachte. Wille hatte sich im Laufe der Jahre in Paris so eingelebt, daß er die tieferen gesellschaftlichen Bewegungen mitspürte. Die Beschreibung der Julitage, deren Bedeutung er sogleich begriff, hält ihn in seinem Tagebuch lange auf. Dabei kam ihm zugute, daß das Haus am Quai des Augustine, am linken Seine-Ufer in der Nähe des Pont Neuf, der Ile de la Cité gegenüber, ein ausgezeichneter Beobachtungsposten war. Am 13. Juli 1789 verfolgte er die Menschenansammlung am Seineufer und vermerkte die Aufregung der Gemüter. Die Eintragung vom 14. Juli ist besonders aufschlußreich. Wille fühlte sich als Pariser Bürger, der sich nicht vor der Menge fürchtete. Daß er auf die Straße lief, ohne eigentlich zu wissen, worum es ging, zeigt seine gefühlsmäßige Voreingenommenheit. Mit dem Schicksal, das den Kommandanten der Bastille ereilte, hält er sich kaum auf. Der damals dreiundsiebzigjährige Wille muß an diesem Tage viel auf den Beinen gewesen sein: Ce j o u r f u t le plus terrible que j'aye j a m a i s vu. En b o n citoyen, je sortis de grand matin [...]. Mais l'après midi de cette journée fut réellement héroïque et terrible. La

Ein heimlicher Vertreter deutscher Kultur in Frankreich

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résolution de prendre la bastille fut arrêtée, et cette ancienne forteresse, qui n'avoit jamais été prise, le fut en deux heures de temps par la jeunesse bourgeoise, entremêée de soldats avec de l'artillerie. M. Delaunay, gouverneur de cette forteresse, fit tirer à mitraille sur la multitude armée, et ayant, à ce qu'on prétend, arboré deux fois le drapeau blanc en signe de paix, mais ayant fait faire feu de nouveau, cela indigna tellement les Parisiens, qu'ils donnèrent l'assaut avec une nouvelle fureur aux pontslevis, qu'ils entrèrent en foule, se saisirent du gouverneur et du sous-gouverneur; le premier fut presque haché en pièces et traîné, comme le second, moitié mort sur la place de Grève où on leur trancha la tête. En même temps le peuple se saisit du prévôt des marchands, le traîna dans la place (l'ayant accusé de trahison), où, après lui avoir tiré un coup de pistolet dans le corps, on lui trancha la tête sur le pavé. Ces têtes, le peuple les mit sur des piques et les promena ainsi partout, et c'est au jardin du Palais-Royal que je les vis.19

Am 18. Juli fand er sich dann auf dem Hôtel-de-Ville ein, wo über Entschädigungen der Einwohner des Faubourg Saint-Antoine beraten wurde. Die Revolution veränderte indessen nicht seinen gewöhnlichen Tagesablauf. Er ging denselben Beschäftigungen nach, begab sich auf die Akademie, erledigte seine Geschäftskorrespondenz und führte sein Tagebuch. Am 13. September etwa speiste er abends bei seinem Sohn, wo es Makkaroni und Fisch aus der Seine gab, und verbrachte anschließend den Abend in der Comédie Française. Es wurde ein Les deux Pages betiteltes Stück aufgeführt, eine Adaptation eines deutschen Lustspiels. Die geregelte Lebensweise wurde nur nebenbei von der allgemeinen Aufregung berührt. Am 5. Oktober war Wille dabei, als das Volk den König und die königliche Familie nach Paris holte. Die Kleider der Leute, ihre seltsame Bewaffnung, der Regen, die unerwartete Anwesenheit der Weiber vom Großmarkt waren für ihn notierenswerter als die eigene Beurteilung der politischen Situation. Er war überhaupt sehr empfanglich für Uniformen und bewunderte ζ. B. die Silhouette seines Sohnes, der als Nationalgardist in den Tuilerien Wache hielt. Im Februar 1790 nahm er keinen Anstand, gemäß seiner Bürgerpflicht den Eid auf die Nation zu leisten, und ging zu diesem Zweck auf die Cordeliers, den Versammlungsort für seinen Stadtbezirk. Dabei nahm Wille nicht nur persönlich an den revolutionären Ereignissen teil, sondern auch über seinen in der Nationalgarde aktiven Sohn. Im Juli 1790 wurde Pierre Alexandre Wille zum Delegierten der Pariser Truppen gewählt, der den Eid auf der Fête de la Fédération leisten sollte. Wille freute sich auf diese Ehrung und feierte die Ernennung in einem Café. Er stellte sein Haus für die Unterbringung Abgeordneter aus der Provinz zur Verfügung. Die Fête de la Fédération feierte er trotz anhaltenden Regens als enthusiastischer Bürger mit: Ce jour, à jamais mémorable de la grande fédération de tous les habitants du royaume de France, je me levai à trois heures du matin pour me rendre au Camp de Mars et participer à cette fête, peut-être la plus unique qui fut jamais [...] Cette marche de nos soldats, parmi lesquels mon fils, en sa qualité de député se trouvoit, a duré plus de quatre heures. Les drapeaux divers distinguoient nos bataillons de 19

Journal II, 209.

10

Einleitung

Paris. Quatre-vingt-trois étendards désignoient, par leurs inscriptions, les quatrevingt-trois départements du royaume, et la musique militaire animoit nos frères d'armes et les spectateurs également. 2 0

1791 war der Sohn bereits zum kommandierenden Offizier im Bezirk der Cordeliers aufgerückt und hatte zum Beispiel bei der feierlichen Ehrung Voltaires für Ordnung zu sorgen. Wille selbst dachte wohl in vielem ähnlich wie die Jakobiner. So stimmte er ζ. B. bei der Bürgermeisterwahl im November 1791 für Péthion und nicht für Lafayette, den gemäßigten Kandidaten des Hofes. Er stand mit seinem Sohn vor dem Rathaus, als Péthion seine erste Rede hielt. Den Inhalt der Rede notierte Wille allerdings nicht: er war kein Freund pathetischer Deklamationen und gefiel sich eher in der Beobachtung der Bewegungen und der Gestik des Redners sowie des Eindrucks, den diese auf die Zuschauer machten. Die Maßnahmen zur Verteidigung des Vaterlandes im Jahre 1792 nahm er billigend zur Kenntnis. Auch die Massaker unter den Gefangenen in den Pariser Gefangnissen im September hielt er kaum einer Anspielung wert. Damit ist freilich nicht gesagt, daß Wille jeder Art von Aufruhr zustimmte. Ende Januar 1792 notierte er zustimmend, sein Sohn sei mit seinen Truppen bereit, gegen Aufständische in einigen von Hungerrevolten geschüttelten Stadtbezirken vorzugehen. Die dort erhobenen Forderungen nach Preissenkungen für Grundnahrungsmittel machte er sich offenbar nicht zu eigen. Die Hinrichtung Ludwigs XVI. hat ihn offenbar nicht besonders bewegt. Er brachte mehr Mitleid für Pelletier de Saint Fargeau auf, der eine Woche darauf ermordet wurde. Auch der Bestattung Marats gedachte er mit Mitgefühl, bevor er dann, wie gewohnt, zu sachlicher Beschreibung überging: Le 28 {juillet 1793). J'allay au jardin du Luxembourg y voir l'autel érigé dans la grande allée en mémoire du malheureux député Marat, que la fille Corday, de Caen, avoit assassiné. Le coeur de ce martyr de la liberté devoit être porté à ce monument, qui étoit de forme antique et très étendu: au-dessus et aux arbres étoient attachés en croix de larges draps tricolores. Aux quatre coins de l'autel il y avoit autant de candélabres, dont les flammes l'éclairoient parfaitement. 2 1

Jedoch auch hier gewinnt der Zwang zur Beschreibung der äußeren Umstände bald die Oberhand. Wille war kein passionierter Mitkämpfer der Revolution. Er blieb weitgehend ein eher distanzierter Beobachter. Im Oktober 1793 reißen Willes Tagebucheintragungen ab. Vielleicht sind spätere Teile verloren gegangen. Immerhin sei vermerkt, daß er gerade damals zum ersten Mal von radikalen Jakobinern schikaniert wurde. So mußte er z. B. seine verschiedenen, den Republikanern verdächtigen Ernennungsurkunden zu den europäischen königlichen Akademien (Augsburg, Wien, Kopenhagen, Berlin, Paris und Dresden) abgeben. Sie wurden umgehend vernichtet. 20 21

Journal II, 257. Journal II, 385.

Ein heimlicher Vertreter deutscher Kultur in Frankreich

c)

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Willes graphisches Werk

Das Werk Jean Georges Willes zerfällt in zwei große Abteilungen, die Kupferstiche und die Zeichnungen. Ein Verzeichnis der Stiche, das insgesamt 170 Nummern umfaßt, wurde bereits 1847 angefertigt.22 Unter den am häufigsten erwähnten und besprochenen Platten seien hier aufgeführt: 1743 Charles-Louis-Auguste Fouquet de Belle-Isle, Maréchal de France, nach Hyacinthe Rigaud (Le Blanc Nr. 120, Nagler Nr. 37). 1745 Maurice de Saxe, Duc de Curlande et de Semigallie, Maréchal de France, nach H. Rigaud (Le Blanc Nr. 121, Nagler Nr. 72). 1746 Allegorie auf die Schlacht von Fontenoy, nach Charles Eisen (Le Blanc Nr. 12, Nagler Nr. 116). 1754 La mort de Cleopatra, nach Gaspard Netscher (Le Blanc Nr. 5, Nagler Nr. 108). 1755 La dévideuse, Mère de Douw, nach Gerard Douw (Le Blanc Nr. 61, Nagler Nr. 165). 1756 La cuisinière hollandoise, nach Gabriel Metsu (Le Blanc Nr. 67, Nagler Nr. 171). 1757 La Ménagère Hollandoise, nach G. Douw (Le Blanc Nr. 63, Nagler Nr. 167), Herrn Lempereur Fils gewidmet. 1757 Tricoteuse Hollandoise, nach Frans Mieris (Le Blanc Nr. 64, Nagler Nr. 168), Herrn Eberts gewidmet. 1758 La Gazettiere Hollandoise, nach G. Terburg [Ter Borch] (Le Blanc Nr. 68, Nagler Nr. 172), Joseph de Raousset, Comte de Boulbon gewidmet. 1761 La Liseuse, nach G. Douw (Le Blanc Nr. 62, Nagler Nr. 166), Johann Martin Usteri gewidmet. 1761 Le petit physicien, nach G. Netscher (Le Blanc Nr. 66, Nagler Nr. 170), Damery gewidmet. 1763 Le jeune joueur d'instrument, nach G. Schalken (Le Blanc Nr. 57, Nagler Nr. 161), dem Nürnberger Kaufmann G. Ν. de Merz gewidmet. 1764 Les musiciens ambulants, nach C. W. E. Dietrich (Le Blanc Nr. 52, Nagler Nr. 156), dem Kurfürsten von Sachsen gewidmet. 1765 L'instruction paternelle, nach G. Terburg [Ter Borch] (Le Blanc Nr. 55, Nagler Nr. 159), der Kaiserin Maria Theresia von Österreich gewidmet. 1766 L'observateur distrait, nach F. Mieris (Le Blanc Nr. 65, Nagler Nr. 169), dem Kaufmann Lienau aus Bordeaux gewidmet. 22

Charles Le Blanc, Catalogue de l'Œuvre de Jean-Georges Wille, Graveur, Leipzig 1847. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstlerlexikon, 25 Bde., 1835— 1852, Bd. 21 (1851), Stichwort: »Wille, Johann Georg« (Nagler verzeichnet 198 Nummern). - Hein-Theodor Schulze Altcappenberg, »Le Voltaire de l'Art«. Johann Georg Wille (1715-1808) und seine Schule in Paris, Münster 1987, S. 284. H.-T. Schulze Altcappenberg hat 16 Ergänzungen zu Le Blancs Verzeichnis geortet.

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Einleitung

1769 Le concert de famille, nach Godefroy Schalken (Le Blanc Nr. 54, Nagler Nr. 158), dem dänischen König Christian VII. gewidmet. 1770 La bonne femme de Normandie, nach Pierre Alexandre Wille (Le Blanc Nr. 71, Nagler Nr. 175), dem Kaufmann Johann Valentin Meyer aus Hamburg gewidmet. 1772 La maîtresse d'Ecole, nach P. Α. Wille (Le Blanc Nr. 70, Nagler Nr. 174), dem Freiherrn von Dalberg gewidmet. 1771 La petite écolière, nach J. E. Schenau (Le Blanc Nr. 69, Nagler Nr. 173), dem Freiherrn Κ. F. W. Groschlag von Dieburg gewidmet. 1771 Les offres réciproques, nach Dietrich (Le Blanc Nr. 53, Nagler Nr. 157), dem Fürsten Adam Czartoryski gewidmet. 1773 Les bons amis, nach A. Ostade (Le Blanc Nr. 56, Nagler Nr. 160), dem Freiherrn von Thiimmel gewidmet. 1774 Sœur de la bonne femme de Normandie, nach P. A. Wille (Le Blanc Nr. 72, Nagler Nr. 176), dem Architekten de Besse gewidmet. 1775 Agar présenté à Abraham par Sara, nach Dietrich (Le Blanc Nr. 1, Nagler Nr. 103), dem Rheinpfalzgrafen Karl Theodor gewidmet. 1776 Le repos de la vierge, nach C. W. E. Dietrich (Le Blanc Nr. 2, Nagler Nr. 104), Monseigneur de Livry, Bischof von Callinique gewidmet. 1778 La mort de Marc Antoine, nach Pompeo Battoni (Le Blanc Nr. 4, Nagler Nr. 107), dem Großherzog Paul Petrowitz von Rußland gewidmet. 1780 Tante de Gérard Douw, nach G. Douw (Le Blanc Nr. 60, Nagler Nr. 164), dem Grafen A. J. von Respani gewidmet. 1781 Les délices maternelles, nach P.A. Wille (Le Blanc Nr. 58, Nagler Nr. 162), der Herzogin Anna Amalia von Sachsen Weimar gewidmet 1782 Le philosophe du Temps passé, nach P. Α. Wille (Le Blanc Nr. 73, Nagler Nr. 177), D. A. de Sandoz-Rollin gewidmet. 1784 Les soins maternels, nach P. A. Wille (Le Blanc Nr. 59, Nagler Nr. 163), der russischen Großherzogin Maria Fedorowna gewidmet. 1790 Le Maréchal des Logis, oder Louis Gillet, nach P.A. Wille (Le Blanc Nr. 14, Nagler Nr. 118), dem König Friedrich Wilhelm II. von Preußen gewidmet. Die Pariser Bibliothèque Nationale 23 besitzt eine umfangreiche Sammlung von Willes Kupferstichen. Die erhaltenen Zeichnungen sind in zahlreiche graphische Sammlungen Europas zerstreut.24 Wille war zu seiner Zeit als Kupferstecher in ganz Europa berühmt. Im 19. Jahrhundert dagegen, als die Brüder Goncourt ihre Vorrede zum Tage23 24

Bibliothèque Nationale, Cabinet des Estampes E c 17 a und E c 17 b. Ein äußerst wertvolles Verzeichnis der Zeichnungen Willes hat H. Th. Schulze Altcappenberg (vgl. Anm. 23, S. 285-307) erstmals zusammengestellt. Die letzte bek a n n t e Z e i c h n u n g Willes s t a m m t a u s d e m Jahre 1806 - Wille w a r d a m a l s 90 J a h r e

alt.

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buch schrieben, war er indessen bereits weitgehend in Vergessenheit geraten. Pierre Alexandre Willes Vermögensverhältnisse, so berichten die Brüder Goncourt, hatten sich so verschlechtert, daß er 1821 die Kosten für die Internierung seiner in Wahnsinn verfallenen Frau nicht mehr tragen konnte. Bis in die sechziger Jahre unseres Jahrhunderts überwiegen unter den Kunsthistorikern die kritischen Urteile in der Bewertung Jean Georges Willes. Noch 1963 schrieb etwa Friedrich Lippmann: Der einflußreichste Meister auf dem Gebiet der reinen Grabstichelarbeit ist im späteren 18. Jahrhundert Georg Wille. Sein technisches Talent blendete die Zeitgenossen und verdeckte den Mangel an künstlerischer Aussage. Mit penibler Reinheit bildet er die Strichlagen, die er mit skrupulöser Sorgfalt dem Wesen der dargestellten Objekte anpaßt, seine Zeichnung wird dabei trocken und leblos.25

Arthur M. Hind ist im selben Jahre kaum weniger zurückhaltend: The attempt to revive pure engraving of the classical style, with an alloy of monotony in its new convention which heraldes both the decay of the art and an invigorating reaction in the century to follow, is the desert of Jean Georges Wille.26

Erst ab der Mitte der 1960er Jahre zeichnet sich eine Wende in der Bewertung der künstlerischen und kulturhistorischen Bedeutung Willes ab;27 diese Neubewertung geht insbesondere auf ein neues Verständnis seiner Zeichnungen, seiner Rolle als Pädagoge und als Vermittler zwischen mehreren Kulturbereichen sowie als Kunsttheoretiker zurück, 28 auf die wir im weiteren noch zurückkommen.

2.

Ein europäisches Netz von Verbindungen

a)

Die Bedingungen des

Briefverkehrs

J. G. Wille war ein leidenschaftlicher Briefschreiber. Da er in seinem Tagebuch alle eintreffenden Briefe und seine Antworten genau verzeichnete, sind Frequenz, Umfang und Reichweite von Willes Korrespondenz für bestimmte Perioden präzise auszumachen. Wille befand sich in der Tat im Zentrum 25 26 27

28

Friedrich Lippmann, Der Kupferstich, Berlin 1963, S. 166. Arthur M. Hind, A history of Engraving and Etching, (vgl. Anm. 14), S. 203. Eine Zusammenstellung der Sekundärliteratur zu Wille findet sich bei Hein-Theodor Schulze Altcappenberg, ebd., S. 272ÍT. Dieser Wandel ist zunächst der Pioniertat Yvonne Boerlin-Brodbecks zu verdanken, die Wille im Zusammenhang ihrer Arbeiten über die Züricher Füsslis wiederentdeckte (Y. Boerlin-Brodbeck, Johann Caspar Füssli und sein Briefwechsel mit Johann Georg Wille. Marginalien zur Kunstliteratur und Kunstpolitik in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in: Jahrbuch 1974-1977, hrsg. vom Schweizer Institut für Kunstwissenschaft, Zürich 1978, S. 77-178). Den zweiten entscheidenden Schritt vollzog Hein-Theodor Schulze Altcappenberg, der mit seiner innovativen Dissertation (vgl. Anm. 23) die Grundlage für eine kunsthistorische Neubewertung Willes geschaffen hat.

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Einleitung

eines weitverzweigten Kommunikationsnetzes, durch welches er ästhetische, politische oder wirtschaftliche Mitteilungen umlaufen ließ, sofern solche für das Gewerbe des Kupferstechers bedeutsam waren. Dieses Netz erstreckte sich zum einen über alle Länder, in denen deutsch gesprochen wurde, und umfaßte zum anderen die großen europäischen Kunstzentren. Was Frankreich selbst anlangt, so ist für Paris selbst natürlich in erster Linie von mündlicher Kommunikation auszugehen. Dazu kamen schriftliche Verbindungen zu Provinzfranzosen wie dem Akademiedirektor Descamps in Rouen. Schließlich ist zu berücksichtigen, daß nur ein Bruchteil dieser brieflichen Mitteilungen erhalten geblieben ist. Willes Korrespondenten gehörten allen gesellschaftlichen Schichten an. Briefempfänger und -Schreiber aus dem Adel und der Großbourgeoisie treten eher in der Funktion von Auftraggebern auf, während die graphischen Künstler oder die Schriftsteller unter den Korrespondenten den Gegenstandsbereich der technischen und sozialen Probleme künstlerischen Schaffens repräsentieren. Auch der Bildungsstand der einzelnen Korrespondenten war sehr unterschiedlich. Der Sprachlehrer und Übersetzer Michael Huber beherrschte mit Leichtigkeit die Feinheiten der französischen Rhetorik, während der Maler Dietrich aus Dresden ein nur schwer lesbares Deutsch schrieb, ganz zu schweigen von seiner völlig regellosen Orthographie und Interpunktion. Selbst wenn man in Rechnung stellt, daß diese Dinge im 18. Jahrhundert noch kaum verbindlich kodifiziert waren, fallen Dietrichs Üsancen auf. Auch der Anlaß der jeweiligen Briefwechsel war unterschiedlicher Art. Soweit es sich um Kunstsammler handelt, wandten sich die Briefschreiber in der Regel an Wille, weil sie von seinem Ruhm als Künstler gehört hatten. In den meisten Fällen war aber eine persönliche Begegnung in Paris Ausgangspunkt eines Briefwechsels, der sich oft über Jahre hinzog. So etwa im Falle des Kupferstechers Georg Friedrich Schmidt, dessen Briefe die in Paris angeknüpfte Freundschaft fortsetzen. Oft handelt es sich auch um ehemalige Schüler, die bei Wille ihre Ausbildung abgeschlossen hatten und nach Deutschland zurückgekehrt waren. Die durchschnittliche Brieflänge betrug vier Seiten, wobei die vierte Seite oft als Kuvert diente. Unter den Kommunikationsbedingungen des 18. Jahrhunderts war Europa bekanntlich ein Raum von heute nur schwer nachvollziehbarer Weitläuftigkeit. Die Nachrichten brauchten zuweilen Monate, bis sie ihr Ziel erreichten. Als Michael Huber im Herbst 1765 von Paris nach Leipzig reiste, war er 24 Tage unterwegs, wobei er bemerkte, seine Reise habe keinerlei nennenswerte Verzögerung erlitten. Eine in der ersten Maihälfte des Jahres 1770 in Paris aufgegebene Sendung an J. E. Schlegel traf erst am 11. August in Kopenhagen ein. Nicht selten gingen Briefe oder Pakete verloren. Am 17. September 1746 bat Preisler seinen Freund Wille, ihm einige Grabstichel zuzuschicken. Er meldete den Empfang erst am 4. Februar 1748. Wasserschieben

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15

in Kopenhagen schätzte im Jahre 1752 die Entfernung von seinem Pariser Freund auf 400 Stunden. Vor allem der Wasserweg galt als riskant. Wegen der allgemeinen Unsicherheit der Verkehrsbedingungen wurden Briefe oder Kupferstiche am liebsten Bekannten anvertraut, etwa Händlern oder Diplomaten, die aus geschäftlichen Gründen nach Paris reisen mußten. Auf diese Weise sparte man auch das Porto, das sonst in der Regel der Empfänger entrichtete. Und der Brief diente gleichzeitig dem Überbringer als persönliche Empfehlung. Huber schreibt mehrmals, er müsse seinen Brief schließen, weil der reisende Bote Leipzig bald verlasse. Auch Gesandtschaften besorgten manchmal die Beförderung eines Pakets ins Ausland, vor allem, wenn ein offizieller Auftrag damit verbunden war. Keine Sicherheitsmaßnahme vermochte indessen das Transportrisiko aufzuheben. Der Austausch von Kunstgegenständen war prinzipiell ein riskantes Unternehmen, u. a. auch darum, weil die Zollbestimmungen schwer vorauszusehen waren. Samuel Hieronymus Grimm aus London berichtete 1773, daß Kupferstiche aus Paris in Brüssel polizeilich überprüft und nach Calais zurückgeschickt wurden. Dort habe die Zollbehörde derart gewütet, daß schließlich nur ein Teil der Stiche in London anlangte. Aber die im Brief hergestellte Kommunikation verband nicht nur zwei Individuen, sondern zwei Bekanntenkreise und gewissermaßen zwei Lebenswelten. Man richtete Grüße an Dritte aus, leitete Gerüchte weiter, kündigte Briefe von Freunden an, d. h. baute Knotenstellen ein, die als Multiplikationsfaktor fungierten.

b)

Themen

Inhalt der Briefe war vor allem die Situation des Kunstlebens, bzw. die sozialen und technischen Probleme des Kunstgewerbes. Für die Kupferstecher erschöpfte sich die Kunst jedoch niemals in der Betrachtung schöner Gegenstände. Sie stellte immer die handwerkliche Produktion wertvoller Waren in einem bestimmten historischen Zusammenhang dar. Deshalb haben die Briefe an Wille auch die Funktion von Berichten über Länder und Städte Europas. Sehr aufschlußreich ist in dieser Hinsicht ein langer Brief von Eberts aus Straßburg vom 31. Mai 1759, in dem eine Reise von Hamburg nach Bern ausführlich und literarisch stilisiert geschildert wird. Die öden Landschaften der Lüneburger Heide, der Zürcher See und das Kloster Einsiedel gaben Eberts Anlaß zu literarisch aufbereiteten Skizzen. Auch Huber berichtete gern über die Städte, die er besuchte. Er beschrieb natürlich Leipzig, und zwar auch unter geographischen Gesichtspunkten, dazu aber auch Dresden, Dessau, München, die bayerische Landschaft, in der er seine alte Mutter besuchte. Zu den Briefthemen gehörten indessen auch, ähnlich wie bei der Reiseliteratur, Nachrichten über Organisationsformen und -strukturen der jewei-

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Einleitung

ligen Orte. Adrian Zingg bemühte sich etwa, seinem Freund Wille eine Anschauung von der Dresdner Kunstakademie zu vermitteln. Dabei beließ er es nicht bei einer allgemeinen Darstellung der Organisationsprinzipien, sondern erwähnte im einzelnen ζ. B. die Unterkunft der Akademiemitglieder und vermerkte den Rückstand in der Zahlung der Pensionen. Grimm aus London verschaffte Wille Einblick in die Schwierigkeiten, welche die englische Großstadt im 18. Jahrhundert einem ehrlichen Handwerker bereitete. Zu den mitteilenswerten Nachrichten zählten schließlich auch die Lebensbedingungen der einzelnen Künstler, bis hin zu Preisen von Waren und Dienstleistungen. So erfährt der Leser beispielsweise Details über die Wohnungskosten in Leipzig. Auch die von lokalen Bedingungen ausgelöste Anpassungsstrategie eines Kupferstechers wurde zuweilen dargestellt. Dunker erklärte 1772, wie er sich den speziellen Marktbedingungen der Schweiz angepaßt habe, wo es erforderlich sei, mehrere Stile zu beherrschen. Als Gegenleistung für derartige Nachrichten fordern Willes Korrespondenten seltene Papiersorten an, Bücher, Kupferstiche, Werkzeuge und sogar die Vermittlung qualifizierter Schauspieler. So wurde Willes Haus, wo Erlebnisberichte aus ganz Europa einliefen, zu einer Art allgemeiner Vermittlungsstelle umfunktioniert. Auf beiden Seiten des Austauschprozesses war man indessen vorwiegend an Realien interessiert. Von besonderem Interesse waren in dieser Zeit für Kunstreisende speziell zusammengestellte Listen mit empfehlenswerten Sehenswürdigkeiten und Raritäten. Ein von Wille selbst offenbar für den Baron von Beroldingen im Jahre 1781 angefertigtes Verzeichnis sei hier ausführlicher zitiert: Dans la conviction ou je suis qu'il faut rendre toute sorte de services à ses amis j'espère que Messrs les B. B. de Beroldingen agréeront queje leur indique les choses suivantes comme très essentielles à voir par des étrangers curieux et connoisseurs: Ce sont: La maison de Mr Beaujon. Chose unique Celle à Lucienne de Md. Du Barri, unique par le degré du beau des artistes françois Mr Donjeu. marchand de Tableaux et raretés, très galant homme rond et franc. Il faut voir son Ludovico Caracci, Ostade, Prete Genovese, Fetti, Guercino. Jean qui dort, Bart. Breemberg. Pietro da Cortona, Terbusch etc. etc. Il a le plus beau Van Dyck qui passe Tizien. Il n'y a qu'a lui nommer mon nom, il a mes 2 descriptions qu'il fait traduire, il désire d'en connoître l'auteur. Il n'est chez lui qu'entre 11 et 12 heures du matin. C'est un de mes amis vrais. La maison de Mr Ste Foix à Neuilli, qui passe encore celle de Mr Beaujon pour la distribution. Mr Denneri. homme charmant, qui désire de connoitre Mr de Berold[ingen]. pour le lier de connoissance avec le plus savant minéralogiste de France; il a un des plus beaux Cabinets d'histoire naturelle, de peintures uniques, et un de médailles antiques qui passe pour le plus beau après celui du Roi. Le cabinet de peinture de Mr le Duc de Praslin à voir par l'entremise de Mr Judlin excellent peintre en mignature et Allemand, qu'on trouve le soir au bon caffé de Conti, dont le Caffetier est un brave Italien, comme de même: le cabinet de

peinture de Mr de Merle par son entremise. Il y a des pièces divines.

Ein europäisches Netz von Verbindungen

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La superbe galerie de Saint Cloud celle de Versailles celle de Luxembourg et les tableaux du Roi qui y sont celle du Palais Royal Mr Joli, Directeur du Cabinet des Estampes à la Bibliothèque du Roi, qui peut indiquer la demeure de Mr Robert, méchanicien unique, et très intéressant à connoitre. Il demeure à la place des Beaudoyer St Gervais. Il est très grand chimiste et aimable homme. NB il suffira chez ces Messrs de nommer mon nom, et dire à chacun que je vous avois recommandé de faire sa connoissance. NB je recommande surtout Mr Robert pour voir ses orgues. Mr Houdon. Sculpteur fameux, son attelier et lui sont à la Bibliothèque du Roi. Je n'ai 2 fois trouvé et vu que son attelier seul et pas lui. il y faut encore voir en passant le tableau d'Adam et Eve, que le Suisse indiquera. La Fabrique des Glaces et des Gobelins Comme la plupart des Etrangers ne voient pas ces choses énoncées, j'ai jugé utile de les indiquer N.B. L'hôtel Dieu et le Bâtiment et salle de Chirurgie la maison de Tellusson, qui fut l'adjoint de Mr Necker Le jardin du Maréchal de Biron Je pars le 23 pour Anvers et Brüsselles.29 la Maison de Mr de Ste Foix à Paris avec son cabinet de peintures chose unique. Le Cabinet de peintures de Mr le Cte Baudouin, unique par le choix délicat et l'intelligence et le 1er de Paris. 2 Corrège, 11 Rembrand comme il n'en existent nulle part, un chef d'oeuvre de Van Dyck, celui de Vernet, petit Titien, Ostade etc {Ms. unleserlich). Lui même est un homme admirable, il va faire traduire mes descriptions par un Commis du Ministère il est (Collecteur) savant et le meilleur des hommes. 2 Salv. Rosa Marines, et 2 Ruisdaël superbes, etc. il faut aller à midi se faire annoncer chez lui. le modèle du moulin à sucre inventé par Mr Verret, Indien. Il demeure rue de deux écus à l'hotel Impérial au Second, très brave et poli homme, son invention épargne au Roi dans les Indes 281/2 millions de livres par an. NB Mr Houstoul, restaurateur de la Galèrie du Palais Royal mon ami soigne que par l'Entremise de Mr. le Cte de Baudouin son Ami mes 2 descriptions soient traduites par Mr Genet, Traducteur de la Cour auprès du Ministère ici, et m'enverra ensuite le manuscrit, pour achever de le limer, puis je le lui renvoie et il le faira imprimer par Mr Baudouin et insérer dans le Journal de Paris ou le Mercure de France. Houstoul, connoisseur achevé, a été extasié de l'ouvrage, et brûle de connoitre l'auteur, auquel je recommande instamment de faire sa connoissance. Mr de Buscher, à l'hôtel de Radzivil, riie des bons enfans, homme adorable, mon ami intime, et le plus délicat et parfait connoisseur de Paris du beau et du sublime dans toute espèce des Beaux arts, il suffit de me nommer chez lui, et il vous attend Messrs à bras ouvert, priez le de vous faire l'histoire de ses cartons Italiens, il vous dirigera pour voir 1- les Tableaux du Roi à Versailles, chose divine 2- le Cabinet Divin de Mr Denneri 3- la maison superbe de Mlle Dervieux, qui est un bijoux de Paris 4- le Cabinet de peintures de Mr Bourdonnais, qui efface tous les autres de Paris à la lettre NB. Suivez Messieurs à la lettre mes insinuations, et vous puiserez par là des connoissances de Paris et des Beaux Arts et Sciences, comme peu d'étrangers en ont lieu d'en emporter M. B. 21 sept. 1781 29

Die geplante Reise hat anscheinend nicht stattgefunden: vgl. Brief von Alexander Joseph Comte de Respani, Mecheln, 3. November 1781. Der Besuch der Herren von Beroldingen fällt in eine Lücke des Tagebuchs.

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Mr Langlier Marchand de Tableaux, pour 1 million de Tableaux remarquez y le beau Weenincks à 300 Louis NB Remarquez chez Denneri, comme Raphael a étudié d'après les médailles antiques. J'ai fait à Anvers et ici des Emplettes, qui rendront mon Cabinet le 1er de l'Allemagne des particuliers. Paris est l'Athènes du monde. Dommage qu'il n'y ait pas des Périclès.30

Das Schriftstück stellt ein einzigartiges Zeugnis zu bestimmten Soziabilitätsformen unter den Pariser Kunstreisenden um 1780 dar. Es eröffnet zugleich Einblicke in die Mentalität der Kunstsammler und -kenner. Schließlich zeigt es, wie vertraut Wille mit diesen Kreisen war und wie sehr er dort geschätzt wurde. c) Einteilung des europäischen Raums Das Netz von Willes Korrespondenten in Europa steckte zugleich auch einen Raum ab, in dem literarische, politische und soziale Nachrichten sowie auch Kunstwerke ausgetauscht wurden. Alles, was in dieses Netz hineingehörte, wies sich dadurch als Bestandteil einer Gesamtkonstellation aus. Dieses Einheitsbewußtsein bedurfte indessen bewußter Pflege. Es war nicht zuletzt die Funktion der Briefe, eine solche intersubjektive Existenzform zu betonen. Die gesamte Raumstruktur läßt sich in einzelne Felder einteilen. Dabei ist festzustellen, daß der deutsche Raum nicht homogen war und eher durch Verbindungslinien zwischen einzelnen Zentren strukturiert wurde. Sachsen scheint für das Kulturleben der bedeutendste Staat gewesen zu sein. Die wenigen Franzosen, die sich im 18. Jahrhundert die deutsche Sprache zu erlernen anschickten, haben meist auch die sächsische Mundart angenommen. Und innerhalb Sachsens besaßen Dresden und Leipzig recht unterschiedliche Physiognomien. In Dresden, der fürstlichen Residenz mit ihrer blühenden Architektur, war seit 1764 die Kunstakademie angesiedelt. Verhalten und Präsenz der hochadeligen Auftraggeber scheinen jedoch unter den Künstlern eine gewisse Untertanenmentalität begünstigt zu haben. Die zugereisten Besucher fühlten sich in der Barockstadt, welche gerade die griechische »Einfalt« als stilistisches Muster nach Winckelmanns Vorbild entdeckt hatte, etwas fremd und hatten wie etwa Zingg bald Heimweh nach Paris. Leipzig war im Gegenteil eine bürgerliche Stadt. Sammler und Auftraggeber waren eher wohlhabende Kaufleute. Zur Buchmesse, dem wichtigsten Ereignis im literarischen Leben Deutschlands, kamen bekannte Schriftsteller deutscher Sprache wie Lessing, Nicolai', Weiße. Hier konnte man sich einmal im Jahr eine Übersicht über die geistige Produktion verschaffen und anschließend entscheiden, welche Bücher übersetzt zu werden verdienten. Leipzig war auch der Schauplatz eines regen, von Goethe in Dichtung und Wahrheit beschrie30

Archives Nationales 219 AP.

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19

benen studentischen Lebens. Goethes Berichte über seine Leipziger Zeit und die Briefe des Übersetzers und Französischlehrers Michael Huber an Wille ergänzen einander. Preußen reduziert sich in Willes Briefwechsel auf die Stadt Berlin, das Zentrum einer aufsteigenden politischen Macht, das jedoch in künstlerischen Belangen weit hinter Dresden zurückstand. Berlin war allerdings auch eine Zwischenstation auf dem Weg nach Petersburg, und damit ein wichtiger Umschlagplatz für den russischen Kunstmarkt. Bekanntlich hat das Zarenreich damals nicht nur französische Aufklärer, sondern auch eine ganze Reihe von deutschen Künstlern angezogen. Selbst an solch entlegener Stelle konnten sich auch deutsch-französische Beziehungen anknüpfen wie etwa zwischen Schmidt, der von Berlin nach Sankt Petersburg weitergezogen war, und dem Bildhauer Falconnet. In Österreich war die Entwicklung bürgerlichen Kunstlebens durch die starre Hof-Etikette gehemmt. Jakob Matthias Schmutzer erzählte seinem ehemaligen Lehrer Wille in düsterem Kanzleistil von der Wiener Kunstszene. Ein strategischer Vorteil Wiens war dagegen die geographische Nähe Italiens. Deutsch-österreichische Künstlerfamilien wie die Rosas belegen diese Öffnung des Wiener Kunstraums nach Süden. Eine kulturelle Sonderrolle kam schließlich der deutschsprachigen Schweiz zu. Die republikanisch-patrizische Verfassung in den nordschweizer Städten hatte die Entwicklung eines ausgeprägten bürgerlichen Lebensgefühls begünstigt. Die Schweizer, die mit Wille korrespondierten, waren stolz auf ihre bürgerliche Tradition, für die sie sich aktiv einsetzten, indem sie wie Johann Caspar Füßli in Zürich Ämter in der Stadtverwaltung bekleideten. Erst aufgrund solcher Voraussetzungen vermochten sie rousseauistisches Gefühl der Natürlichkeit mit neuklassizistischem Kunstanspruch zu verbinden, sich gleichzeitig für bäuerliche Kunst und für griechische Skulptur zu interessieren. Auch andere Städte wie Hamburg, Straßburg, Stuttgart, Mannheim, Kassel oder gar Kopenhagen und London haben in diesem komplizierten Umsetzungsprozeß eine nicht unerhebliche Rolle gespielt; doch stellen sie in der Gesamtkonstellation des Wille-Korrespondentennetzes weniger wichtige Teilsysteme dar. Das wahre Zentrum dieses ganz Europa durchziehenden Netzes, in dem sich schemenhaft die Konturen einer »deutschen« Kultur abzeichneten, lag indessen in Frankreich, war in Paris. Bekanntlich hat die französische Kultur bei der Herausbildung der deutschen nationalkulturellen Identität eine entscheidende Rolle gespielt, und zwar sowohl in der Funktion eines Modells, das es nachzuahmen galt, wie auch negativ als Gegenbild, von dem man sich abzusetzen hatte. Gerade in dieser Hinsicht lebte Wille somit an einer strategischen Stelle. Er konnte den deutschen Kunstprodukten die überaus wichtige Anerkennung durch den französischen Markt verschaffen und wirkte

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Einleitung

andererseits als Vertreter französisch beeinflußten Geschmacks in Deutschland. Obwohl man unter den Korrespondenten Willes auch Angehörige des Hochadels findet, dokumentiert der Briefwechsel von der sozialen Schichtung her vor allem das Zusammengehörigkeitsgefühl der Künstler. Nicht selten wurde Wille gebeten, einen angehenden Kupferstecher in seinem Hause zu beherbergen und ihm die Fortsetzung seiner Ausbildung in Paris zu ermöglichen. Der Kreis der Schüler bildete nach und nach eine richtige deutsche Kunstakademie in Paris, mit eigenen Soziabilitätsformen, die dann auch bei Willes »Teutscher Zeichnungsschule« eine Rolle spielen sollten (s. unten). Das Gefühl einer Gruppe anzugehören, zeigte sich auch darin, daß Wille den Kindern von Freunden beistand. Ein andres Mal ließ er dem Dresdner Kupferstecher Friedrich Christian Boetius, dessen Haus durch einen Brand zerstört war, Geld zukommen. In ähnlicher Weise unterstützte er Winckelmann, der seine Arbeiten über die antiken Kunstwerke im südlichen Teil Italiens fortsetzen wollte. In den siebziger Jahren schließlich trat der Maler Georg Melchior Kraus an Wille heran, er möge einem neuen Kunsthändler aus Frankfurt Stiche in Kommission überlassen, um neue Absatzmöglichkeiten in diesem Teil Deutschlands zu eröffnen.

3.

Der Kunstmarkt

Willes Korrespondenz bietet ein umfangreiches Dokumentationsmaterial zu Entstehung und Aufschwung des europäischen Kunstmarkts im 18. Jahrhundert. Im Vergleich zu früheren Zeiten, wo lediglich Gemälde gehandelt wurden, brachte der auf Reproduktion ausgelegte Kupferstich einen wahren Durchbruch. Als Käufer kamen nicht mehr ausschließlich Hochadelige in Frage. Es entwickelte sich eine Nachfrage, der nunmehr ein echtes Angebot gegenüberstand. Der Informationsfluß zwischen Liebhabern und Sammlern verstärkte gewisse Markttendenzen. In einigen Fällen antizipierte das Liebhaberpublikum die Produktion von einzelnen Künstlern, deren »nächstes Werk« jeweils mit Spannung erwartet wurde. Derart gelenkte Nachfragebewegungen nahmen spätere Modetrends vorweg.

a)

Herstellungstechnik

Zum über den Briefverkehr abgewickelten Warentausch gehörten nicht nur Kunstwerke, sondern auch Werkzeuge und Materialien. In der Tat geht aus Willes Korrespondenz hervor, daß die Kupferstecher damals weit davon entfernt waren, überall über Grabstichel, Kupferplatten, Ätzsäure, Druckerpresse, geeignete Papiersorten usw. zu verfügen. Die Qualität der verschie-

Der Kunstmarkt

21

dentlich angebotenen Werkzeuge und Materialien unterlag offenbar starken Variationen von einem Ort zum anderen. Überhaupt erfolgte die Anschaffung des nötigen Materials meist über persönliche Verbindungen und war noch keineswegs institutionalisiert. Der Kupferstecher selbst war ja noch mehr oder weniger ein Handwerker. Die Kupferplatten waren direkt beim Kupferschmied zu bestellen. So zählte etwa die Kupferstecherfamilie Tardieu, die vom 17. bis zum 19. Jahrhundert in Paris arbeitete, noch viele Kupferschmiede.31 Paris war ein besonderer Umschlagplatz für solche Materialien. Wille schickte an seinen Freund Descamps in Rouen hochwertige Grabstichel. Der versorgte ihn umgekehrt mit einem »schwarzen Stein« - einer Art Zeichenkohle - , den er aus Spanien kommen ließ. Im September 1763 schickte François Vivares aus London zwei Kupferplatten auserlesener Qualität und mehrere Dutzend Grabstichel an Wille. Der Zweck dieser ganz Europa umfassenden Materialvergleiche und -Versendungen war offenbar, den durchschnittlichen Standard zu erhöhen. Johann Martin Preisler in Kopenhagen litt besonders unter dem Gefühl, an einem entlegenen Ort zu arbeiten. 1747 ließ er sich mit Grabsticheln aus Paris beliefern. Noch 1769 verlangte er von seinem Freund Wille Druckerschwärze, Nußöl und Papier der Qualität Grand Aigle für zweitausend Abdrucke. Daneben informierte er sich über die Konservierungsmöglichkeiten der Farbstoffe und ließ sich umgehend Abraham Bosses (1602-1676) Traktat De la manière de graver à l'eau-forte et au burin, et de la gravure en manière noire zuschicken, das 1758 schon zum vierten Mal aufgelegt wurde. Charles Nicolas Cochin hatte diese letzte Ausgabe mit praktischen Zeichnungen versehen, die den Arbeitsprozeß des Kupferstechers erläuterten. Auch Schmidt bat 1749 von Berlin aus seinen Freund Wille, er möge ihm Grabstichelstäbe, wie man sie »derrière le palais à 24 sols la douzaine« findet, dazu auch Druckerschwärze und sonstiges Material zukommen lassen. 1760 verlangte er bestimmte in Paris zu kaufende Papiersorten. 1764 und noch 1767 war in der Korrespondenz zwischen Wille und Schmidt davon die Rede, Kupferplatten nach Berlin zu schicken, weil sie in der erforderlichen Dichte am besten in Paris hergestellt wurden. Im technischen Herstellungsvorgang eines Kupferstichs war der Druck ein besonders kritisches Moment, weil die ganze Arbeit des Künstlers durch Inkompetenz oder die unzulängliche technische Ausrüstung des Druckers verdorben werden konnte. Die Freunde Willes klagten immer wieder über den Mangel an qualifizierten, technisch zufriedenstellend arbeitenden Drukkern. Oft gingen sie mit dem Gedanken um, ihre Kupferplatten einfach nach Paris zu schicken und die Arbeit dort erledigen zu lassen. Innerhalb der Korporation der Pariser Kupferstecher war es in der Tat erlaubt, bei sich 31

Vgl. François Courbon, L'estampe française, Brüssel 1914.

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Einleitung

zu Hause eine Presse zu besitzen. Im November 1766 fand Schmidt niemand mehr in Berlin, der ein von ihm gestochenes Portrait drucken konnte und bat Wille, dieses Geschäft in Paris für ihn zu besorgen. Auch Preisler aus Kopenhagen wollte seine Platten in Paris drucken lassen. In Mannheim war Ferdinand Kobell der Verzweiflung nahe, weil er 1771 für sein Vorhaben, eine Reihe von 66 Blättern zu radieren, weder gutes Scheidwasser noch Papier, noch eine gute Druckerei auftreiben konnte. Zu den technischen Voraussetzungen der künstlerischen Tätigkeit und der Entstehung eines modernen Kunstmarkts gehörten die Überlegungen über die zu beachtenden Normen. Der in Willes Korrespondenz stattfindende Erfahrungsaustausch zwischen entfernten Städten Europas ermöglichte die Herausbildung gemeinsamer Gepflogenheiten und die Normierung der Verfahren. So entwickelte sich eine Auseinandersetzung zwischen Wille und dem Bayern Lippert um die Frage ob es statthaft sei, das Porträt des Verfassers auf dem Titelblatt einer Schrift Willes abzudrucken. Lippert bejahte diese Frage und forderte Wille auf, seine Einwilligung zu einer solchen Neuerung zu geben. Wille seinerseits war nicht damit einverstanden. So wurden damals zwischen München und Paris die Außengrenzen des Genres diskutiert. Die Abbildungen in Büchern verschafften den Kupferstechern neue Absatzmöglichkeiten. Die Kunst der Illustration, die erst mit dem Steindruck im 19. Jahrhundert ihre Blütezeit erleben sollte, war schon in diesen Platten vorgezeichnet, mit denen man im 18. Jahrhundert kostbare Bücher verzierte. Wille hatte seine Pariser Karriere ja selbst damit angefangen, eine Reihe französischer Königsporträts für Odieuvre zu stechen. Bibliophile Sammler waren auf solche Bücher besonders neugierig. Der Brief des Kammerrats Dittmer aus Regensburg aus dem Jahre 1775, der eine Bestellung seltener Buchausgaben enthält, verrät ein außerordentlich präzises Wissen über gedruckte Verzeichnisse und illustrierte Ausgaben. Zu der technischen Dimension der künstlerischen Tätigkeit ist schließlich auch die Kunstfertigkeit zu rechnen, die Erfindung neuer Verfahren, die sich mithilfe der intensiven Kommunikation zwischen den Briefpartnern rasch über ganz Europa verbreiten konnten. Viele Korrespondenten hatten ihre Ausbildung bei Wille in Paris abgeschlossen und betrachteten die Pariser Technik als den maßgeblichen Standard. Einige jedoch gaben der Hoffnung Ausdruck, daß sich dieses Qualitätsgefälle umkehren könne. Sie legten es geradezu darauf an, das französische Publikum mit neuen Qualitäten zu beeindrucken. Lippert erzählte 1770, wie die Frau des französischen Thronfolgers während ihrer Reise nach Bayern keine Zeit fand, den Münchner Malern zu sitzen. Schega und de Marées schafften es jedoch, das Porträt der Prinzessin, die sie nur einmal zu Gesicht bekommen hatten, nach dem Gedächtnis zu malen: »Ich möchte doch wissen, waß die H(erren) Franzhoßen von jenem aus puren Ideen unvergleichlich schön gemalten Bilde sagen würden, wenn es

23

Der Kunstmarkt

nach Frankreich kommen sollte?«32 Lippert wollte das Porträt in Stahl schneiden. Doch der Zweck des nicht abreißenden Austausche technischer Vorschläge und Tipps blieb es, einen höchstmöglichen technischen Standard relativ rasch durchzusetzen.

b)

Die soziale Lage der

Kupferstecher

Für die meisten Kupferstecher war die Kunst nicht nur eine Frage der Technik, die sie mehr oder weniger gut beherrschten, sondern auch eine soziale Praxis, die die Grundlage einer bürgerlichen Existenz liefern sollte. Sie wollten als Künstler in der Regel keineswegs ein Außenseiterdasein fristen, sondern strebten nach gehobenem bürgerlichem Lebensstil und Habitus. In diesen Zusammenhang gehörten praktische Erwägungen wie etwa diejenigen, die Balthasar Anton Dunker aus Basel in den 1770er Jahren anstellte. Er lehnte einen Umzug nach Paris ab, weil er seinen Kundenkreis nicht verlieren wollte und vor der Wohnungseinrichtung und der Notwendigkeit, eine Amme für seine Kinder zu finden, zurückschreckte. Sowohl Dunker wie auch Schmidt betrachtete ihre Eheschließung unter dem Gesichtspunkt der Mitgift und der dadurch gesicherten sozialen Stellung. Überhaupt stellt die materielle Lage der Künstler in den Briefen an Wille ein überaus wichtiges Thema dar. Karl Gottlieb Guttenberg, der bei Christian von Mechel in Basel im Arbeitsverhältnis stand, beschrieb seine untergeordnete und für ihn erniedrigende Position mit unverhüllter Bitterkeit. Als Franz Wilhelm Kreuchauff aus Leipzig die Möglichkeit einer Rückreise Winckelmanns von Rom nach Sachsen in Erwägung zog, kam er auf die entscheidende Frage des in Aussicht gestellten Gehalts zu sprechen. Auch der dänische Maler Peter Als kommentierte Winckelmanns Position in Rom unter diesem Gesichtspunkt. Adrian Zingg zeigte sich nach seiner Ankunft in Dresden von dem freundschaftlichen Empfang durch die Fürsten zunächst recht beeindruckt; doch er bemängelte bald die dunklen und feuchten Zimmer der Akademie, die zu seiner Unterbringung vorgesehen waren. In seinem Bericht definierte er die Position des Künstlers u. a. durch die Diskrepanz zwischen dem Hof, wo seine Werke gelobt wurden, und den Lebensbedingungen, die ihn in die Rolle eines besseren Dienstboten hineinzwangen. In Dresden waren die Künstler im allgemeinen auf königliche Gunst und Wohlwollen angewiesen. Und Schmutzer in Wien hatte seine Kunst den Launen des Hofes unterzuordnen. In der Kritik solcher Abhängigkeitsverhältnisse kommt das bürgerliche Lebensgefühl der Künstler zum Ausdrucke. Gipfelpunkt des sozialen Aufstiegs der bekanntesten Kupferstecher war die Aufnahme in die Kunstakademie. Wille wurde im September 32

Brief von Johann Caspar von Lippert, München, 9. Mai 1770.

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Einleitung

1755 zum assoziierten Mitglied der A k a d e m i e ernannt, dann im Sommer 1761 zum Vollmitglied. N a c h der Ernennung seines Freundes Christian Ludwig von Hagedorn zum Generaldirektor der Dresdner Akademie bestanden auch für Wille gute Aussichten auf eine Stelle in Dresden. Deshalb zeigte er ein reges Interesse für die dortigen Zustände. D a v o n zeugen nicht nur die Berichte Zinggs, sondern auch eine von Wille selbst angefertigte Beschreibung aus dem Jahre 1764, die in Form eines Briefes an einen unbekannten Adressaten Lehrkörper und Funktionsweise der Dresdner A k a d e m i e ausführlich darstellt: Monsieur, Vous avez témoigné quelque envie d'avoir une description plus détaillée de l'état des arts et de la nouvelle académie en Saxe. On rappelle les arts, qui en étoient presque chassés, ou entièrement supprimés par une funeste guerre. Vous serez étonné sans doute, que l'on fait tant d'efforts dans un pais, que d'autres croyoient ruiné pour long tems. Graces aux protecteurs augustes, et à un directeur éclairé, qui regardent le rétablissement des arts, comme un moyen efficace de donner l'ancien lustre à la patrie. On ne cherche pas seulement d'embellir les Salons des grands et de fournir aux riches les moyens de satisfaire leur gout pour le luxe. Le but qu'on se propose, est plus noble, et tend à rendre la Saxe florissante. L'académie est dans la capitale, mais elle a ses branches dans les villes de province. Ce sont autant d'écoles de dessein, ou ceux, dont l'heureux talent s'annonce, peuvent se perfectionner, et se présenter après comme des sujets plus habiles dans les manufactures et dans les métiers. Vous conviendrez que c'est une entreprise vaste mais en même temps heureuse pour le bien public. Il falloit un homme rempli de zèle pour la patrie, et doué des connoissances nécessaires, aussi habile d'en projetter le plan, qu'actif de l'exécuter. Toutes ces qualités se trouvaient réunies dans la personne de Mr de Hagedorn, conseiller intime de légation de SRS l'Electeur de Saxe, qui a été nommé directeur général des arts et Académies. Voici Monsieur la liste des membres et des professeurs de l'Académie Peinture lr Professeur et Directeur, Charles Hutin 2. Prof. Peintre de la Cour, et Directeur de l'Ecole et de la peinture a Meissen, C. G. E. Dietrich. 3. Prof. Peintre de la Cour, Directeur de l'Ecole du Dessein et d'Architecture a Leipzig. Ad. Fred. Oeser 4. Prof, honoraire Ismael Mengs 5. Prof. Jean Casanova, présentement à Rome 6. Marcello Bacciarelli. agrées. 1. Madme Frederique Bacciarelli pour la miniature 2. Bern. Bellotto Canaletto pour les Perspectives 3. David Muller pour le portrait et le dessein au pastel 4. Joseph Roos pour les animaux. 5. Place à donner sculpture 1. Professeur et sculpteur de la Cour Knoefler Agrée François Coudray gravure 1. Professeur Joseph Camerata 2. Prof. Laurent Zucchi 3. Prof. Joseph Canale Agrée Christian Fred. Boetius.

Der Kunstmarkt

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Architecture 1. Place de Professeur a donner avec 2400 livres d'appointement. 2. L'architecte Habersang. Adjoint au Prof.Oeser a Leipzig. Antiques Lippert Professeur des Antiques Sept Pensionnaires parmi lesquels se trouvent Mesdlles Dinglinger et Riedel, le Sr Dolst, peintre der portraite en miniature, Hamilton Peintre de Cabinet, et Mietsch, Dessinateur qui est employé pour les plus jeunes apprentis. Quant au Sr Raphael Mengs, on ne laissera pas desque son inclination pourroit le ramener en Saxe d'avoir égard a son mérite. Branches de l'Academie 1. Meissen Dietrich Directeur fond pour six élèves Pensionnaires qui promettent le plus 2. Leipzig Oeser Directeur Habersang Architecte Deux maîtres subalternes 3. Zittau 4. Langensalza Places à donner Toutes les leçons sont données gratis, et l'on aura soin que les étrangers qui voudront frequenter l'academie trouvent des personnes qui les prennent en pension a un prix raisonnable. La collection des Antiques, achetées de la famille Chigi par le Roi August II, est très considérable. On a conservé ces monumens precieux de la fureur de la guerre. Toutes les statues sont bien rangées dans quatre Pavillons, qui seront ouverts deux fois la semaine pour s'exercer d'après l'Antique. La belle et nombreuse collection d'Estampes sera ouverte aux curieux deux jours par semaine. Tout le monde a un accès libre à la Gallerie superbe des tableaux. On y va tous les jours, pour y dessiner, ou pour se former le goût en examinant les chef d'oeuvres de l'art. On ne trouve nulle part tant de tableaux des maîtres de diverses écoles rassemblés, et a cet égard on peut regarder cette gallerie comme la première, et la plus complète dans le monde. Les curieux en seront convaincus par le catalogue; qui sera imprimé pour l'utilité du public. 33 D a m i t war für die Kunst und den Künstler in der aufgeklärten Monarchie eine Institution geschaffen, in der sich neue Formen der Soziabilität entwickelten. Zugleich wurde dem Künstler eine in den Staatsdienst integrierte spezifische Laufbahn vorgezeichnet, deren einzelne Stufen in den an Wille gerichteten Briefen vielfach beschrieben und apostrophiert werden. Unter den Soziabilität prägenden Formen ist des weiteren das Verhältnis v o n Lehrer und Schüler anzuführen. Im allgemeinen empfand der Schüler dem Lehrer gegenüber eine tiefe Ehrfurcht, die auch von der teilweise engen biographischen Symbiose nicht beeinträchtigt wurde. Charakteristisch für diese hohe Wertschätzung des Meisters sind etwa der Brief Sebastian Klaubers an Wille und die Schreiben des Wiener Akademie-Direktors Schmutzer an seinen früheren Lehrer. In der Tat haben es ja eine Reihe v o n Schülern Willes später zu internationalem Ansehen gebracht. Unter den Deutschen, die bei ihm in Paris gelernt haben, sind insbesondere zu nennen: Johann Ludwig Aberli, Justus Chevillet, Karl und Heinrich Guttenberg, Jakob Philipp Hackert, Matthäus Halm, Ferdinand Kobell, Georg Melchior Krauss, 33

Archives Nationales 219 AP.

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Einleitung

Johann Gotthard Müller, Johann Georg Preisler, Friedrich Reclam, Johann Heinrich Rode, Jakob Matthias Schmutzer, Christian Gottfried Schultze, Johann Friedrich August Tischbein, Franz Edmund Weirotter, Karl Wilhelm Weisbrod.34 Manche hatten bei Wille selbst gewohnt und gedachten in ihren späteren Briefen der Hausherrin, die sich ihrer fürsorglich angenommen hatte. Die Lehrlinge wurden in Pension genommen, wobei die entsprechenden Zahlungen zuweilen von ausländischen Fürsten oder Regierungen entrichtet wurden. Ein anderes Indiz für die soziale Bedeutung des Künstlers waren die Anzahl und die Modalitäten der vertraglichen Regelungen, welche die gegenseitigen Verpflichtungen von Auftraggeber und Kupferstecher bestimmten. Eine Notiz Willes gibt darüber Aufschluß, unter welchen Bedingungen das Portrait des Maréchal de Lœwendal entstanden ist.35 Besondere künstlerische Gestaltung ist nicht besonders gefragt. Der Vertrag beruhte auf einer mündlichen Vereinbarung. Wille hatte offenbar Mühe, die zweite Hälfte des Honorars ausbezahlt zu bekommen: Le marché du Portrait de feu mg le Maréchal de Lowendal que moi Will a gravé ne fut fait que verballement, il étoit de dixhuit cent livres en argent et de deux cent Epreuves ou Estampes dudit portrait que j'adoptois a raison de trois livres la pièce pour me faire la somme de cent louis d'or (car il m'étoit permis de vendre les dit(es) Estampes). La gravure dudit portrait fut commencé du tems que feu le Maréchal était devant Mastrich, et fut achevé et parfait vers le mois de juin 1749. et ce fut en autome de cette même anné que Mg le Maréchal me fut toucher contre quittance la somme de neuf cent livres, et en 1750 une somme de trois cent livres pareillement contre quittance, dont il reste à me payer la somme de douze cent livres y compris les deux cent Estampes a raison de trois livres la pièce.36

Untereinander unterhielten die Kupferstecher eher harmonische Beziehungen. Es herrschte ein gewisser Korpsgeist und ein Solidaritätsgefühl der Fachgenossen, vielfach verbunden mit der Achtung vor den Leistungen der anderen. Nur ausnahmsweise kam es zu Reibereien und Auseinandersetzungen. Kobell aus Mannheim z. B. zog gern gegen die Augsburger Akademie und die dortige Kunstzeitschrift ins Feld, die Reissende Pallas. Guttenberg beklagte sich über die Faulheit des Kupferstechers Mechel. Hier spielte aber auch die Beziehung des Gesellen zum Meister eine Rolle. Schließlich ist auf die soziale Mittelstellung der Kupferstecher zu verweisen. Auch die unter ihnen, deren Arbeiten sich gut verkauften, brachten es nur selten zu wirklichem Reichtum. Boetius z. B. wurde durch den Brand seines Hauses völlig ruiniert. Grimm berichtete aus London von den mate34

35

36

Eine detaillierte Liste mit entsprechendem Werkverzeichnis ist von Hein Th. Schulze Altcappenberg (ebd., S. 308-370) zusammengestellt worden. Woldemar de Lœwendal, Comte du Saint Empire, Chevalier des ordres du roi, Maréchal de France, nach einem Gemälde von M. Q. de la Tour, 1749 von J. G. Wille gestochen (Le Blanc Nr. 122, Nagler Nr. 54). Archives Nationales 219 ΑΡ.

Der

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Kunstmarkt

riellen Schwierigkeiten, denen er sich bei dem Bemühen aussetzte, eine eigenständig bürgerliche Kunst zu entwickeln und sich gegen die dominierenden Geschmackstendenzen durchzusetzen: Ein Mensch der weder Reichthum noch Patronen hat, und sich mit seiner Industrie durch die Welt helfen muß, kann heüt zu tage kaum für mehr als seinen täglichen Unterhalt hoffen, und auch dieser ist schwer auf eine honette art zu gewinnen, sonderlich in großen Haubtstädten, wo unterstützte Prahler und Schmeichler immer dem modesten mérité ungestraft auf den Hals treten. Das Publicum überhaubt läßt mir ziemlich gerechtigkeit widerfahren, da aber alle meine Bekanntschaften aus Leüthen von dem mitleren Range bestehen, die es nicht Vermögen, einem Künstler viele aufmunterung zu geben, so geht es doch immer laboríos und mühsam zu. Diese Leüthe von der mittelclasse sind gleichwohl die einzigen, welche mit ihren eigenen Augen sehen, und mit ihrem eigenen Verstände urtheilen können, die höheren sind durch lauter modische Vorurtheile geleitet, was nicht aus Italien kömmt kann in ihren äugen unmöglich etwas taugen. Dissipation und frivolität haben alle ihre Seelen kräfte entnervt, und machen sie zum Raube der Tableauhändler und jedes schmeichlerischen Grossprechers. 37

In einem Punkt folgten die Kupferstecher indessen dem Modell der besseren Kreise der Gesellschaft: sie reisten durch ganz Europa. Viele von Willes Korrespondenten hatten sich über längere Zeit in Paris aufgehalten. Eine Reihe unter ihnen waren auch nach Rom oder nach dem entfernten Petersburg gereist. Gerade wegen ihrer sozialen Zwischenstellung kommt ihnen eine besondere Rolle im Vermittlungsprozeß zwischen den Kulturen und den sozialen Gruppen zu. In mancher Hinsicht wurde in den Stecherkreisen die soziale Sonderstellung, die die Künstler im 19. Jahrhundert einnehmen sollten, vorweggenommen. Doch auf der anderen Seite waren sie - und das ist der große Unterschied - fest in die Strukturen der bürgerlichen Gesellschaft eingebunden, ja sie waren selbst Repräsentanten dieser Gesellschaft. Dies zeigt sich an ihrem künstlerischen Selbstverständnis, auf das weiter unten eingegangen wird, sowie an der Rolle, die sie selbst bei der Entstehung des Kunstmarktes spielten.

c)

Markt und

Preisbestimmung

Die Kupferstecher sind auf den Verkauf ihrer Bilder angewiesen, d. h. auf den von Händlern und Sammlern gestützten Kunstmarkt. Im Paris des 18. Jahrhunderts wirkten ungefähr 50 Kunsthändler, die neben dem Anund Verkauf von Druckgraphik meistens ihre eigene Sammlung aufgebaut hatten. Einige Namen werden in Willes Briefwechsel zitiert: Basan, Chereau, Joullain, Saint-Aubin und natürlich Odieuvre, der erste Auftraggeber des jungen Wille. Oft waren die Kunsthändler selbst Künstler oder jedenfalls bedeutende Kunstkenner. Pierre Jean Mariette (1694-1774) etwa, der die Kupferstichsammlung des Kaisers Karl IV. ordnete, die bedeutendsten italie37

Von Samuel Hieronymus Grimm, London, 22. Oktober 1773.

28

Einleitung

nischen Kunstgelehrten kannte und mehrere Abhandlungen zur Kunstgeschichte, etwa über die geschnittenen Steine des Altertums,38 publizierte, besaß eine umfangreiche Sammlung, die nach seinem Tode, Anfang 1776, für die enorme Summe von 357500 Livres verkauft wurde. François Basan (1723-1797) publizierte unter anderem ein oft erwähntes Kupferstecherlexikon 39 und eine illustrierte Ausgabe von Ovides Metamorphosen. Neben den Händlern gab es noch ein anderes institutionalisiertes Vertriebssystem: die sogenannten »Ventes«, öffentliche Versteigerungen, die Wille im Auftrag deutscher Sammler sowie auf eigene Rechnung eifrig besuchte. Anläßlich dieser Versteigerungen wurden Verzeichnisse erstellt, die einen Einblick in den Bestand der jeweiligen Sammlungen vermitteln und für die Rekonstruktion von Markt- und Geschmacksbildung von großem Interesse sind. Zu Willes Bekanntenkreis zählten mehrere deutsche Sammler: Johann Valentin Meyer in Hamburg oder Lienau in Bordeaux investierten einen Teil der im Weinhandel erwirtschafteten Einträge in Druckgraphik. Aber auch Johann Thomas Richter oder der Bankier Gottfried Winckler in Leipzig erteilten Kaufaufträge an Wille und kommentierten ihre eigenen Reaktionen beim Anblick der neu eingetroffenen Stücke. Letzterer verglich seinen Drang, die von Wille für ihn erstandenen Stiche endlich zu Gesicht zu bekommen, mit der »Sehnsucht« einer schwangeren Frau nach dem erwarteten Kind; 40 dabei zeugt die Liste seiner Wünsche von einem sehr differenzierten Urteilsvermögen. Zu dem Kupferstecher und dem Sammler (in Gestalt des Kunsthändlers oder einer Privatperson) trat zuweilen, als dritte an der Gestaltung des Marktgeschehens beteiligte Instanz, der Maler oder Zeichner hinzu. Im Verhältnis von Maler bzw. Zeichner und Kupferstecher zeigt sich die grundlegende Veränderung, die die technische Reproduzierbarkeit in den Kunstmarkt eingebracht hatte. Denn der Maler mußte sich geehrt fühlen, wenn ein Kupferstecher seine Werke stach und damit einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machte, bzw. für internationalen Vertrieb sorgte. Im Oktober 1761 hatte beispielsweise der Hannoversche Hofmaler Ziesenis Wille ersucht, sein Porträt der regierenden Königin von England zu stechen. Trotz der selbstgefälligen Andeutung Ziesenis', daß »es auch zu unser beiderseitigen Ehre gereichen könnte«, lehnte Wille den Vorschlag ab. Er wollte sich damals nicht mehr mit Porträtstichen quälen, die er als unbürgerliche Vasallendienste empfand. Die Kupferstiche, von denen bis zu 500 Abzüge hergestellt wurden, hatten einen festen Preis, der von der Schönheit der Ausführung, von der Seltenheit 38

39 40

P. J. Mariette, Recueil de pierres gravées antiques, 2 Bde., Paris 1737; id., Traité des pierres gravées, 2 Bde., Paris 1750. François Basan, Dictionnaire des graveurs, 3 Bde., Paris 1767. Brief vom 10. Februar 1764.

Der Kunstmarkt

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des Exemplars, von der Renommée des Malers und vor allem des Kupferstechers abhing. Wenn Interessenten einen Auftrag an Wille gaben, gaben sie oft an, was sie ungefähr auszugeben bereit waren. 1766 erhielt Richter in Leipzig eine Kiste mit 100 Abdrucken, für die er über 279 Livres zahlte. Als Dittmer aus Bayern anhand des Katalogs von Mariette eine Liste von Stichen, die er zu erwerben wünschte, zusammenstellte, legte er jeweils auch die Preisangaben dieses Verzeichnisses zugrunde. Die Pariser Preise galten also auch im deutschsprachigen Raum. Sie gingen im Schnitt von 2 bis zu 50 Livres pro Stück, je nach Format, Seltenheit und Ausführung. 1773 schrieb Wille auf, welche Stücke er in diesem Jahr für seine eigene Sammlung (Gemälde und Stiche) erworben hatte. Die Notiz vermittelt gewisse Anhaltspunkte für die damalige Preisskala und für Willes Sammelpolitik: Dans la Vente que Mr le Brun a fait en Janvier une Tête presque de Profil peint par Rembrandt, fièrement touchée: 130 livres Le grand hiver me l'a détruit absolument. d'un marchand une petite Tête bien précieusement peint par G. Dauw représentant une Vieille femme enveloppée d'un manteau ouvragé dont j'ai donné 25 Louis en argent et deux tableaux pour completter les 35 Louis, donc 740 livres Ce tableau je l'ai gravé sous le titre de Tante de G. Dauw deux estampes gravées par Mr Strange dont la Ste Cécile d'après Raphael 15 livres [...] De la Vente que fait Mr Basan en ce mois de février aux Augustins j'ai eu: Le portrait de Copenol par C. Vischer, épreuve superbe avant la lettre. Le nom de Copenol et celui de Vischer sont écrit seulement a la main 51 livres une Estampe d'après Rubens: le Silène ivre, gravée par Suiderhof. Soutman exc 40 livres.41

Wille hat also insgesamt 976 livres ausgegeben. Es empfiehlt sich diese Preise mit denen zu vergleichen, die in einer Liste der seit 1754 gestochenen Bilder erhalten sind. Die Preise beziehen sich auf erste Abdrucke vor der Beschriftung: Mort de Cléopâtre La dévideuse La Cuisinière hollandaise La liseuse Les Musiciens Ambulans Les offres réciproques La Gazetière hollandoise La tricoteuse hollandoise Jeune joueur d'instrument L'observateur distrait L'instruction paternelle Concert de famille Menagère hollandoise Le petit phisicien Bone femme de Normandie Soeur de la bonne femme de Normandie Maître d'école 41

Archives nationales 219 AR

20 livres 20 livres 18 livres 20 livres 90 livres 48 livres 18 livres 20 livres 16 livres 16 livres 48 livres 72 livres 15 livres 15 livres 8 livres 8 livres 6 livres

30

Einleitung

Petite écolière Bons amis Agar présentée à Abraham par Sara Repos de la vierge

6 8 48 6

livres livres livres livres 42

Angelica Kauffman, die Porträts und historische Gemälde stach, mußte sich mit erheblich niedrigeren Preisen bescheiden. Wille, der sich über die Marktpreise bestens informierte, hat in seinem Nachlaß ein Prospekt über die finanziellen Bedingungen, unter denen die Malerin arbeitete, hinterlassen: Les tableaux d'histoire dont les figures font de 16 à 18 pouces, mesure de France, se payent à raison de 25 sequins pour chaque figure principale. Deux figures en demilointain sont comptées pour une figure principale et se payent en conséquence; il en est de même du fond du tableau qui se paye comme une figure principale. U n Portrait, figure entière de grandeur naturelle, peint sur toile de 8 pieds de hauteur sur 5 pieds 6 pouces de largeur, mesure de France, se paye 200 sequins. Quand l'habillement demande beaucoup de détails ou qu'on désire des accesssoires au fond du tableau, 250 sequins [...]. La personne qui fait faire son Portrait payera après la première séance la moitié du prix dont on est convenu et l'autre moitié lorsque le Portrait sera achevé. 4 3

Der Geldverkehr, und damit die Bezahlung der versandten Stiche und Bilder blieben im 18. Jahrhundert ein relativ kompliziertes Unterfangen. Zwischen engen Freunden, etwa zwischen Huber und Wille, wurde sie einfach über den Tausch gleichwertiger Gegenstände oder ähnlicher Dienstleistungen abgewickelt. Aber auch Bankiers oder als Bankiers sich betätigende Kaufleute wurden in die Geschäftsverbindungen eingeschaltet. Als Wille im Oktober 1759 vier Landschaften von Dietrich aus Dresden bezahlen wollte, gab er Winckler in Leipzig Ordre, dem Maler hundert Gulden zu senden. Im gleichen Monat wandte er sich an zwei Bankiers der Rue Michel-le-Comte, die Herren Kornemann und Wächter, die ein Geschäft mit dem Zürcher Auftraggeber Usteri abwickeln sollten.44 Drei Jahre später tilgte Wasserschieben aus Kopenhagen eine Schuld bei Wille, indem er ihm einen Wechsel auf das Bankhaus von Touston und Baur zuschickte. Um die gleiche Zeit hat Wille von Wasserschiebens Konto bei Papelter und Eberts eine Geldsumme abgehoben. Das Bankhaus Hillner und Riederer in Paris sollte für die Aufträge finanziell aufkommen, die Schmidt an seinen Freund Wille gab. Die meisten Geschäfte wurden jedoch von dem in Paris und Straßburg ansässigen Bankier Eberts erledigt. Eberts übernahm übrigens oft nicht nur die finanzielle Abwicklung eines Geschäfts sondern auch die Beförderung der Ware. An vielen Stellen von Willes Tagebuch findet man Eintragungen folgender Art: Le 15 (novembre 1760). J'ai remis à M. Eberts, banquier sur la place des victoires, douze épreuves de chacune des deux planches que M. Zingg m'a gravées, d'après M. Vernet, pour les envoyer à M. Imbert, négociant à Bordeaux, qui m'avoit prêté

42 43 44

Archives nationales 219 AP. Archives nationales 219 AP. Journal I, 122

Der

Kunstmarkt

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les tableaux. J'étois obligé d'y envoyer par cette même occasion encore vingt-quatre épreuves des mêmes planches à la même personne, mais que M. Eberts m'a payées. 45

Der Kunsthandel und der Austausch von Kunstgegenständen im 18. Jahrhundert setzen ein weitverzweigtes und relativ gut ausgebautes Netz finanzieller Verbindungen voraus. Ästhetische und ideologische Phänomene waren mit der ökonomischen Ebene und den allgemeinen Kommunikationsbedingungen aufs engste verflochten. Außerdem zeigt Willes Korrespondenz, wie begrenzt der Kunstmarkt im 18. Jahrhundert noch war. Auf der einen Seite erzielten Originalgemälde von angesehenen Künstlern relativ hohe Preise. Auf der anderen Seite trug der Kupferstich zu einer gewissen »Demokratisierung« der Kunst bei, insofern es sich ja um eine Reproduktionstechnik handelte. Doch der vergleichsweise hohe Preis auch der Stiche schränkte den in Frage kommenden Käuferkreis stark ein. Stiche, die einen enorm hohen Arbeitsaufwand und technische Perfektion erforderten, wurden dementsprechend teuer gehandelt, und so waren der »Demokratisierung« enge Grenzen gesetzt.

d)

Willes

Geschäftsbücher

Willes Geschäftsbuch für die Zeit zwischen 1776 und 1793 (mit Nachträgen bis nach 1800)46 vermittelt Einblicke in seine Nebentätigkeit als Kunsthändler. In der fraglichen Zeitspanne unterhielt Wille Verbindungen zu mehr als 25 Kunsthändlern in ganz Europa, darunter Bossa et Comp, in Amsterdam, Godefroy de la Rivière in Brüssel, Götz in Mannheim, Artaria in Wien, Zana in Augsburg, Floriano in Torino, Balthasar Buffa in Zürich, Antonio Marchetto in Bonn, Tessaro in Lüttich. Zu den größten französischen Kunden gehörten Bethali et Barni und Ambrosonne in Paris sowie Agnes in Amiens. Wille verkaufte vor allem seine eigenen Kupferstiche und nahm Bestellungen unterschiedlicher Größenordnung entgegen. Artaria aus Wien hatte beispielsweise am 26. Januar 1782 Kupferstiche bestellt, die Wille schon am 13. Februar abschickte. Die Liste enthält vor allem Genreszenen (jeweils zwei Exemplare) sowie die Darstellung von Marc Antons Tod (zwölf Exemplare). Der Wert der ganzen Sendung betrug 226 Livres 10 Sols. Am 5. September 1788 beglichen Bethali und Barni ihre Schulden in Höhe von 2005 Livres. Der Pariser Händler Joseph Ambrosonne hatte am 23. Prairial de l'an III (Juni 1795) für 575 Livres Kupferstiche gekauft. Am 3. Vendémiaire de l'an IV (September 1796) beliefen sich Ambrosonnes Schulden bereits wieder auf 1290 Livres. In den 10 Jahren zwischen 1785 und 1795 hatte er insgesamt 36 Mal Kunstgegenstände bei Wille gekauft. Oft ging es indessen um beschei45 46

Journal I, 147. Archives de la ville de Paris D Q 10 821.

32

Einleitung

dene Beträge. In den letzten Jahren häuften sich allerdings Aufträge über Summen von mehr als 500 Livres. Zwischen September 1775 und Dezember 1776 kauften le Père et Araulez bei Wille Kunstsachen für 2550 Livres 6 Sols. Wie man sieht, ging es dabei um relativ hohe Beträge: Der Kunsthandel scheint Wille nicht unbeträchtliche Einnahmen gebracht zu haben. Allerdings wurden die anstehenden Zahlungen der Kunden des öfteren mit großer Verspätung oder gar nicht beglichen. Marchetto aus Warschau starb, ohne die 99 Livres 5 Sols bezahlt zu haben, die er Wille seit dem 22. Oktober 1787 schuldete. Agnès aus Amiens hatte 10 Exemplare des Maréchal des logis für 216 Livres gekauft. Bis zum 24. Vendémiaire de l'an XII (Oktober 1804) mußte der greise Wille sein Geld bei ihm und bei seiner Witwe insgesamt sechsmal erfolglos anfordern. Auch mit Johann Georg Preisler, dem Sohn seines ehemaligen Freundes, hatte er erhebliche Schwierigkeiten. 1787 war dieser schon mit der Zahlung von 279 Livres 3 Sols im Rückstand. Am 12. Ventôse de l'an VII (März 1799) trug Wille in sein Tagebuch ein: Ecrit de nouveau a se Mr Preisler par a port a la déte cy desus marquée; Ce monsieur qui est a son aise affecte de ne jamais répondre; mais ie tacherai de m'adresser, comme j'en ai fait en partie a de personne qui, pour cette affaire pouroient m'être très utile. Mr Preisler demeure principalement a Lindbye village près de Copenhague ou il a du bien.

Dann wieder am 29. Prairial de l'an VIII (Juni 1800): Répondu a une réponse a Mr Preisler qui fait après 15 ans d'attente semblant de ne rien devoir; mais ma réponse dont je garde le brouillon, doit lui montrer bien amplement le contraire.

Und endlich am 28. Mai 1803: Ecrit de nouveau a Mr Preisler a Copenhague de qui je réclame le 279 livres qu'il me doit depuis 1787. Je l'avertit que m'adresserois, en cas de refus a Mr de Dreier Ambassadeur de S. M. Danoise a Paris et autres personnes de son pays.

Wille verfolgte seine Schuldner mit derselben Hartnäckigkeit, die er auch in andern Lebensbereichen bewies. e)

Wille als

Kunstsammler

Charakteristisch ist für Willes Aktivität die Verbindung von Kunsthandel und eigener, z. T. leidenschaftlich betriebener Sammeltätigkeit. Zu einer erfolgreichen Handels- und Sammeltätigkeit bedurfte es mehrerer Faktoren. Zuerst war ein ausgedehntes Netz von über ganz Europa verstreuten Kontaktpersonen notwendig, und zwar sowohl von Kunstproduzenten wie von Sammlern. Zum zweiten gehörte dazu eine genaue Kenntnis des Marktes selbst, der jeweiligen Geschmackskonjunkturen und der entsprechenden Preisbewegungen. Und zum dritten bedurfte es der besonderen Qualifikation des wahren Kunstkenners, dessen Urteil auf dem Markt ein gewisses Echo finden konnte.

Der Kunstmarkt

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Gerade dieser letzten Eigenschaft, dem Informationsvorsprung dessen, der ein geübtes Auge besitzt und darum schneller und sicherer als andere zu handeln vermag, kam eine erhebliche Bedeutung zu. Sie erlaubte es, zuweilen anti-zyklisch vorzugehen, bei niederem Preisniveau günstige Konjunkturen zu antizipieren und zugleich selbst an der Ausbildung des öffentlichen Geschmacks mitzuwirken, ihn in eine bestimmte Richtung zu lenken. Besieht man sich Willes Kunsthandel sowie seine Sammeltätigkeit unter diesem Blickwinkel,47 so zeigt sich schnell, daß er alle erforderlichen Fähigkeiten und Beziehungen in hohem Grade besaß, somit in diesem neuen »Geschäft« über ausgezeichnete Karten verfügte. Seine Position in Paris und seine Reputation als überlegener Kenner brachten es mit sich, daß er von zahlreichen Sammlern Kaufaufträge erhielt, etwa von dem Zürcher Ratsherren Johann Martin Usteri oder auch von der Markgräfin Karoline Luise von Baden-Durlach - neben den schon erwähnten bedeutenden Bankiers bzw. Kaufleuten Gottfried Winckler und Johann Thomas Richter aus Leizpig, Johann Valentin Meyer aus Hamburg. Zugleich vermittelte er insbesondere deutsche Malerei und Druckgraphik auf dem Pariser Markt, die er bei seinen deutschen Bekannten einkaufte und in Frankreich mit Gewinn weiterveräußerte. Ein charakteristisches Beispiel stellen die Bilder des Dresdner Landschafters C. W. E. Dietrich dar, dessen Gemälde Wille in Paris gewissermaßen bekannt und zu einem begehrten Sammlerobjekt machte.48 Kaufmännischer Nutzen und ästhetische Wertschätzung gingen in diesem Falle bei Wille sozusagen Hand in Hand. Dazu kam des öfteren, daß Wille in seinem eigenen Verlag von seinen Schülern oder auch von ihm selbst gestochene graphische Adaptationen der entsprechenden Gemälde veröffentlichte und den jeweiligen Malern damit auch zusätzliche Publizität verschaffte. Auch in diesem Bereich ergänzten sich künstlerisches und kommerzielles Interesse. Und nebenbei baute sich Wille selbst eine bedeutende eigene Sammlung auf. Ganz entsprechend seinen ästhetischen Anschauungen lag der Schwerpunkt wiederum bei den Niederländern des 17. und 18. Jahrhunderts und natürlich bei deutschen Künstlern. Wille sammelte begeistert sowohl Gemälde wie auch Zeichnungen. Gerade für das Gebiet der Landschaftszeichnungen läßt sich feststellen, daß er einer der Pioniere war, die sich für den Aufschwung und die wachsende Beliebtheit dieses künsterlischen Mediums in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erfolgreich eingesetzt haben. Als er wesentliche Teile seiner Sammlung im Dezember 1784 versteigern ließ, erlöste er aus den 122 Gemälden und ca. 400 Zeichnungen die erkleckliche Summe von über 100 000 Livres.49 Der zwei Jahre später erfolgte Verkauf 47 48 49

Vgl. hierzu auch die Erhebungen von Schulze Altcappenberg, ebd., S. 35-43. Vgl. Schulze Altcappenberg, ebd., S. 37, Anm. 116. Nach den Berechnungen von Schulze Altcappenberg (S. 88), der die Preisnotierungen im Katalog-Exemplar der Pariser Bibliothèque des Arts (Inv. Nr. V P. 1784/26),

34

Einleitung

seiner Sammlung von Stichen und druckgraphischen Erzeugnissen stellte ebenfalls ein hervorragendes Ereignis auf dem damaligen Kunstmarkt dar. 50 Wichtiger noch als der finanzielle Aspekt ist indessen die affektive Dimension der Sammeltätigkeit, oder zumindest sticht sie bei der Lektüre der Quellen mehr ins Auge. In zahlreichen Briefen jubiliert Wille geradezu, wenn es ihm endlich gelungen ist, ein lange erwartetes Stück in Händen zu halten. 51 In den Aufbau seiner Kollektion, deren wichtigste Stücke er später von der Versteigerung wohlweislich ausnahm, hatte er nicht nur Geld, sondern vor allem ungemeine Energie, hartnäckiges Verhandlungsgeschick und große künstlerisch-technische Kompetenz investiert. Auch hier ist zu unterscheiden zwischen der ästhetischen Hochschätzung der großen Niederländer, die für Wille gewissermaßen die grundlegende künstlerische Norm verkörpern, und der liebenden Protektion, mit der er die zeitgenössischen deutschen Landschaftsmaler und -Zeichner umgab. Mit großem Stolz zeigte er die Bilder Dietrichs, Wagners, Klengels usw. in Paris, und es war auch ein unmittelbares Anliegen seiner Sammeltätigkeit, für die Anerkennung der deutschen Künstler in Frankreich zu werben. Dabei war er bemüht, eine ästhetische Kontinuität zwischen den Niederländern, die für ihn in weiterem Sinne zu den »Deutschen« gehörten, und den eigentlich deutschen Künstlern aufzuzeigen.52

f)

Ästhetisierung

und

Publikumsgeschmack

Willes Briefwechsel liefert uns auch Aufschlüsse über einen anderen wichtigen Faktor der Marktgestaltung, die Entwicklung des herrschenden Publikumsgeschmacks. Dabei ist festzustellen, daß das Kunstempfinden des Kupferstechers schon damals vielfach von diesen Tendenzen abzuweichen und

50

51

52

nunmehr in der Nationalbibiothek, eingesehen hat (Catalogue des tableaux, dessins, etc., qui composent le cabinet de M. W., contenant un choix des meilleurs maîtres italiens, flamands, allemands et français, F. Basan, 6 décembre 1784, Paris). Der laut Willes Tagebuch ebenfalls von Basan verlegte Katalog konnte bislang nicht wieder aufgefunden werden. Wille selbst kommentierte den Erlös lakonisch: »Sur bien des estampes j'ay perdu, sur d'autres j'ay gagné, comme il arrive ordinairement« (Journal II, 135, Eintrag vom 11. Dezember 1786). Vgl. etwa den Bericht, den Wille in seinem Brief an Dietrich vom 26.2.1755 über den Empfang des ersten Gemäldes macht, das ihm Dietrich schickte (veröffentlicht in: Briefe über die Kunst von und an Christian Ludwig von Hagedorn, hrsg. von T. Baden, Leipzig 1797, S. 328-332). Vgl. etwa seinen Brief an Christian Ludwig Hagedorn vom 21.10.1755: »Es hat mich ergötzet, daß Sie sich die Mühe gegeben, den Franzosen zu zeigen, wo sie sich im Irrthum befinden, im Betrachte der deutschen Künstler. Ja, mein Herr, ich getraue zu gestehen, daß Sie hin und her ganz meiner Art gemäß gedacht haben. Netscher, Ostade, Muscheron, der große Rubens und andere waren Deutsche. Diese haben mir mehr als eine kleine Zänkerey verursacht. Aber meine Landsleute lasse ich mir nicht nehmen, welche dem Vaterlande Ehre gemacht haben; sollte es nicht billig seyn?«

Der

Kunstmarkt

35

eine gewisse Autonomie zu bewahren suchte. Das gilt etwa für die Porträts, die zwar eine bedeutende Einnahmequelle darstellten, aber als sozial determinierte Auftragsarbeiten bei den Künstlern in keinem hohen Ansehen standen. Dagegen verkörperte die Landschaftskunst die Gattung, in der sich die künstlerischen Ambitionen frei entfalten konnten. Bekanntlich wurde die Landschaft von den graphischen Künsten eigentlich erst im 18. Jahrhundert wahrgenommen. Der preußische Kammerherr Bogislav Friedrich Karl von Dönhoff, der sich 1777 in London aufhielt, lobte Wille gegenüber den Reiz der englischen Landschaft: hier könne sich ein Landschaftsmaler am besten ausbilden. Leider hätten die Engländer aber kein echtes Talent in dieser Gattung. Balthasar Anton Dunker aus Bern stach vornehmlich Landschaften nach seinen eigenen Zeichnungen. Um sich die Schönheit der Landschaft einzuprägen, ging er ins Gebirge, in die Nähe von Gletschern oder Wasserfällen. Er bedauerte nur, daß Wille ihn auf solche für den Künstler so anregenden Wanderungen nicht begleiten konnte. Wille selbst hatte an den Landschaften in der Pariser Umgebung Gefallen gefunden und ging mit seinen Schülern oft in die Gegend südlich und westlich von Paris, um nach der Natur zu zeichnen. Wie noch zu zeigen sein wird, waren diese regelmäßigen Exkursionen ein wesentlicher Bestandteil des in seiner Pariser Schule erteilten Unterrichts. Ein anderer Grundzug des 18. Jahrhunderts, an dem die Kupferstecher zumindest indirekt teilnahmen, betraf die mit der Entdeckung des »edlen Wilden« verbundene Verbreitung anthropologischer Einstellungen im Verhältnis zur Natur. Den Kupferstechern war die Aufgabe beschieden, Bilder und Darstellungen dieser exotischen Figuren zu schaffen, die durch intensive Verbreitung ins allgemeine Bewußtsein drangen. Preisler hatte beispielsweise in Kopenhagen Eskimos aus Grönland gesehen und er gedachte, ihr Bild festzuhalten: a propos de Groenländer, un des Missionnaires que le Roi y a envoyé, emmena toute une famille ici; je les ai vu, admirant une proportion d'homme tout a fait différente aux autres; Je voulois les dessiner pour mon propre étude, mais sans me donner le tems, ils se sont déterminés à mourir dans les petites véroles; C'est quelque chose d'extraordinaire que cette maladie ne règne point dans leur pais et qu'aussitôt sorti de là, ils en sont attaqué, dont très peu échappent à ce que l'on sai par une longue expérience. 53

Schmidt war in Petersburg glücklicher. Er konnte einen Kalmücken zeichnen und schickte auf Willes Verlangen ein Bild nach Paris. Schließlich umfassen die Sehenswürdigkeiten fremder Länder neben den Eingeborenen auch die ausgefallenen Tierarten. Johann Elias Ridinger aus Augsburg, der sich auf die Darstellung der Tiere spezialisiert hatte, erkundigte sich bei Wille nach

53

Von Johann Martin Preisler, Kopenhagen, 4. Februar 1747.

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Einleitung

den Möglichkeiten, Zeichnungen der ausländischen in Versailles gehaltenen Tierarten anfertigen zu lassen. In der Tat hatten sich die Kupferstecher meistens in einzelnen Genres spezialisiert. Wer historische Szenen stach, fühlte sich für Porträts, für Landschaften oder für Tiere nicht mehr richtig zuständig, wobei die Haupttrennlinie zwischen Porträts einerseits und Historie oder Landschaften andrerseits verlief. Diese Spezialisierung war als Arbeitsteilung zum einen von den Bedingungen des Marktes bestimmt, der sich in verschiedene Interessentengruppen einteilte. Sie reproduzierte aber andrerseits auch hergebrachte ästhetische Vorstellungen. Dazu kam, daß die technische Dimension des Kupferstechens eine gewisse Konzentration auf themenspezifische Darstellungsweisen nach sich zog. Mit Ausnahme Dunkers, der aufgrund der Enge des schweizerischen Markts alle Genres zu beliefern hatte, arbeiteten die Kupferstecher an der Ausbildung jeweils verschiedener Techniken und trugen damit zu einer Differenzierung des Publikumsgeschmacks je nach der einzelnen Gattung bei. Die Verbürgerlichung der Kultur, die sich beispielsweise auf der französischen Bühne im Erfolg des Théâtre Bourgeois nach Diderot abzeichnete, machte sich auch in den graphischen Künsten bemerkbar. Die Szenen aus dem etwas pathetisierten täglichen Leben, die man so oft auf den Kupferstichen beobachtet, standen einerseits in der Tradition der Genremalerei des 18. Jahrhunderts. Die engen Beziehungen Willes zu Greuze illustrieren diese Tendenz. Das zweite Vorbild stellte andererseits die niederländische Malerei dar, an die Wille bewußt anknüpfte. Viele seiner Kupferstiche waren niederländischen Genreszenen nachempfunden. Darüber hinaus stach er selbst eine ganze Reihe von Gemälden niederländischer Meister, etwa von Gerhard Douw, Ter Borch, Metsu, Ostade, Mieris.

g)

Außclärung und

Hollandismus

Während Willes graphisches Werk im 19. Jahrhundert in Vergessenheit geriet und lange Zeit von den Kunsthistorikern kaum noch gewürdigt wurde, setzte in den beiden letzten Jahrzehnten ein Wandel ein, der mit der Wiederentdekkung aufklärerischer Strömungen und Diskurse des Kunstlebens im 18. Jahrhundert zusammenhängt. Zudem wurden Willes zeichnerische Leistung und seine Rolle bei der Erarbeitung einer neuen Naturauffassung neu hervorgehoben. 54 Willes zeichnerische und malerische Produktion wird gemeinhin kunsthistorisch dem Hollandismus zugerechnet, und zwar in den beiden, von Wille bevorzugten Hauptgattungen, dem volksnahen Genrebild und der Landschaftsdarstellung. In der Tat gehören Willes neben den Porträtstichen be54

Vgl. hierzu Boerlin-Brodbek (s. Anm. 29) und Schulze Altcappenberg (s. Anm. 23), denen das entscheidende Verdienst für diese Neubewertung zukommt.

Der Kunstmarkt

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kannteste Werke diesen beiden Richtungen an, wobei sowohl an Kupferstiche wie auch insbesondere an kolorierte Zeichnungen zu denken ist. Bei dem Genrebild, das oft humoristisch überzeichnet ist, um bestimmte Charakteristika hervorzuheben, läßt sich wiederum zwischen Szenen unterscheiden, die eher das ländliche Volksleben inszenieren, und solchen, welche die bürgerliche Sphäre darstellen oder auch den Gegensatz dieser beiden Welten thematisieren. Beiden gemein ist eine charakteristische Mischung aus realistischem Stilwollen, das eine unverbildete, nicht ästhetisch überhöhte Realität abzubilden bestrebt ist, und einer dieselbe Realitätswahrnehmung durchziehenden, lehrhaften Reduktion auf das Wesentliche, eben auf das Typische. Auch die Aufklärungssatire, welche Etikette und soziale Zwänge ins Visier nimmt, ist eine vielfach präsente Dimension von Willes Genrekunst. All diesen Darstellungen von Wirtshaus- und Jahrmarktszenen, von bäuerlichem Leben, von Eisläufern, Dieben, Wilderern, Anglern und Wegelagerern wohnt indessen ein Menschenbild inne, das den in seinen jeweiligen Lebensbedingungen »natürlichen« und zugleich sozial geformten Menschen meint.55 Diesen gilt es dadurch zu belehren, daß man ihn so zeigt, »wie er ist«, ihm den Sittenspiegel vorhält. Der zweite, kunsthistorisch noch wichtigere Bereich von Willes Produktion betrifft die Landschaftszeichnung. Schulze Altcappenberg hat überzeugend nachgewiesen, daß Wille einen entscheidenden Beitrag zur Landschaftskunst im 18. Jahrhundert leistete.56 In der Tat läßt sich in seinen Zeichnungen geradezu exemplarisch verfolgen, wie sich die Gegenstände des Landschafters fixieren und zu einem jeweiligen Hauptgegenstand verdichten, wie die Perspektive auf die Ferne zugunsten der Vordergrunddarstellung und der Untersicht zurücktritt, ein Gleichgewicht zwischen darstellendem Betrachter und dargestelltem Objekt gesucht und auch erreicht wird. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang die Kombination von Natur und »natürlicher« Kultur, etwa in Gestalt der von malerischen Bäumen eingefaßten »Hütte« oder auch des Ruinenmotivs. Auch hier durchdringen sich präzise Gegenstandsdarstellung und die prägnante Reduktion auf das Wesentliche, auf das Typische. Und dieses Typische ist wiederum ideologisch im Sinne der Aufklärung bestimmt als das Einfache, Natürliche, die alltäglichen Wahrnehmungserfahrungen Aufgreifende. Lichteffekte tragen zu einer Dramatisierung bei, die aber immer im Rahmen eines eher beschaulich-verhaltenen Grundtons bleibt. Emotionales und Rationales werden in eine auf Ausgleich bedachte Ästhetik eingebracht, welche die Wahrnehmungsperspektive systematisch in die Bildgestaltung miteinbezieht. Wie wirkungsmächtig Willes Weiterentwicklung der hollandistischen Landschaftsdarstellung war, läßt 55

56

Zur genaueren Beschreibung von Willes hollandistischer Satire, vgl. die Ausführungen von Schulze Altcappenberg, S. 97-124. Schulze Altcappenberg, S. 125-176.

38

Einleitung

sich insbesondere an seinen Schülern ablesen, unter denen einige ihrerseits bedeutenden Einfluß auf die deutsche Landschaftsmalerei ausübten. Bevor wir auf sein pädagogisches Wirken eingehen, sei indessen noch des graphischen Œuvres gedacht. Nachem er den Porträtstich aufgegeben hatte, der noch weitgehend der repräsentativen höfischen Kultur angehörte, wandte sich Wille ja auch als Stecher ab 1755 bevorzugt der bürgerlichen Genreszene und dem Typenporträt zu. Auch einige historische Szenen hat er bearbeitet. Seine malerischen Vorlagen waren zunächst zeitgenössische Niederländer wie Ostade, dann auch verstärkt deutsche Künstler wie Dietrich, J. C. Brand, Hackert oder J. G. Wagner. Daneben setzte er natürlich auch eigene Vorlagen oder solche aus dem Freundes- und Schülerkreis druckgraphisch um. Im Vordergrund dieses druckgraphischen Werks steht - ganz im Sinne der »Physiognomie« - die Darstellung einzelner Typen oder Personengruppen. Grundlegend für diese Stil- und Darstellungsform ist neben der ästhetischen Formgebung der pädagogisch-belehrende Zug: Es gilt, Wahrnehmungsmuster zu schaffen und zugleich über das Mittel der druckgraphischen Reproduktion zu verbreiten, die das aufgeklärte Selbstverständnis der Gesellschaft fördern. Dabei geht es weniger um beißende Kritik der politischen Zustände und ihrer gesellschaftlichen Konkretisierung als vielmehr um die hellsichtige Durchdringung der alltäglichen Lebensrealität im allgemeinen. Daher auch die bevorzugte Thematik dieser Druckgraphik, die, wie schon aus bekannten Titeln wie etwa L'instruction paternelle, Le concert de famille, Les musiciens ambulants, La bonne femme de Normandie usw. ersichtlich ist, um den bürgerlichen oder ländlichen Alltag kreist und diesen Alltag jeweils pointiert zu benennen versucht.

h)

Pädagogik

Der aufklärerische Impetus äußerst sich auch in einem anderen, bedeutenden Bereich von Willes Tätigkeit, seinem kunstpädagogischen Wirken. Drei Ebenen lassen sich hier benennen, auf denen Wille erfolgreich aktiv wurde: Zunächst die des individuellen Lehrens und Ausbildens. Wille nahm über einen längeren Zeitraum Schüler in seinem Atelier auf, deren einige es später zu beträchtlichem Ansehen und Ruhm brachten. Daneben gründete er 1753 eine private Kunstbildungsanstalt, die »Teutsche Zeichnungsschule«, die er bis 1760 leitete und die später sein Schüler Schmutzer weiterführte.57 Die dritte Ebene seines pädagogischen Wirkens betraf seine Beteiligung an Akademiegründungen in ganz Europa. In der Tat hatten sein Ansehen und seine dezidierten pädagogischen Vorstellungen zur Folge, daß man ihn verschiedentlich zu Rate zog, wenn es darum ging neue Akademien ins Leben zu rufen oder 57

Schulze Altcappenberg rekonstruierte Willes pädagogische Tätigkeit und erstellte einen präzisen Katalog der Werke von Wille-Schülern.

Der Kunstmarkt

39

alte zu reformieren. Auch wenn er es für sich selbst ablehnte, an einem anderen Ort als in Paris zu arbeiten, und deshalb alle Angebote, etwa nach Dresden oder Wien zu gehen, ausschlug, nahm er doch indirekt Einfluß auf den Aufbau der Kunstakademien in Dresden, Wien und Kopenhagen, sei es, daß er eigene Schüler dahin berufen ließ, sei es, daß er konzeptionelle Beraterfunktionen ausübte. Weshalb war man an diesen Orten an einer Mitarbeit Willes so interessiert? Neben seinem europäischen Ruhm und seiner formalen Meisterschaft als Stecher ist hier vor allem auch auf die von ihm entwickelten Unterrichtsmethoden zu verweisen. Wille hatte in Paris unkonventionelle Verfahren ausgedacht und praktiziert, von denen er entscheidende Anstöße für die künstlerische Entwicklung seiner Schüler erwartete. Größten Wert legte er auf gruppendynamische Effekte, auf die Verbindung von sozialem und künstlerischtechnischem Lernen. Zentrale Bedeutung kam dabei den mehrtägigen bzw. mehrwöchigen Gruppenexkursionen zu. Mehrmals im Jahr organisierte Wille Reisen in die nähere und weitere Umgebung von Paris, bis hin in die Normandie und die Champagne, wo nicht nur gemeinsam gearbeitet, ζ. B. ein und derselbe Gegenstand aus verschiedenen Blickwinkeln und mit verschiedenen Lichtverhältnissen gezeichnet wurde, sondern wo man auch zusammen einem bestimmten »natürlichen« Lebensgefühl Ausdruck gab. Dies stellte für damalige französische, ja auch europäische Verhältnisse ein absolutes Novum dar. Wille stellte sich gegen die Ausbildungstradition der Akademie. Auf der anderen Seite schien indessen die Nachfrage nach Reformbestrebungen stark genug, um Willes Kunstauffassung und den damit verbundenen Lehrmethoden Eingang in eine Reihe von europäischen Institutionen zu verschaffen. So war etwa das Programm des Wille-Schülers Jakob Matthias Schmutzer, der 1766 als Leiter der neuen Kupferstecher-Akademie nach Wien berufen wurde, von den gruppendidaktischen Erfahrungen der Exkursionen geprägt. »Mit dieser Schule im Hause [t. e. der Ausbildung im Atelier] ist es nothwendig, das Landschafts-Zeichnen nach der Natur zu verbinden. Da lernet man in vollem Licht die entfernten Theile mit dem zweyten und dritten Grunde vereinigen: da läßt sich hauptsächlich das Licht der Sonne, und durch den Gegenschein die Wirkung der Schatten erklären, welches einem Kupferstecher, der nicht mehr als zwey Farben zu seinem Gebrauche hat, aus dem Grunde zu wissen unentbehrlich ist. Wille, mein würdiger Lehrer, ist größten Theils durch eine unablässige Übung in dieser Art zu zeichnen, das geworden, was er ist, und führet auch alle Schüler dazu an.« 58 Die auf Gruppenexkursionen praktizierte Landschaftskunst gehörte zur Grundaus-

58

J. M. Schmutzer, Entwurf zur Gründung der Kupferstecher- und Zeichnungs-Akademie zu Wien, 1766, zitiert nach Schulze Altcappenberg, S. 73-74.

40

Einleitung

bildung der neuen Akademie in Wien,59 die alsbald ihrer Schwesterinstitution, der alten Akademie der Künste, den Rang ablief.60 Auch die Dresdner Kunstakademie, die unter der Leitung Christian Ludwig von Hagedorns in den sechziger Jahren grundlegend reformiert wurde, nahm vielfach Willesche Anregungen und Konzeptionen auf. Der Briefwechsel zwischen Hagedorn und Wille bezeugt die Intensität des Gedankenaustauschs. Wille selbst lehnte die Berufung auf die Kupferstich-Professur ab, vermittelte aber erfolgreich seinen Schüler Adrian Zingg, der ab 1766 in Dresden lehrte und Willes Landschaftsdidaktik sowie die ihr zugrunde liegende Landschafts- und Naturauffassung dorthin überführte. Zingg wurde in Dresden zum Zentrum und Angelpunkt der sächsischen Landschaftskunst, die sich in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts herausbildete und dann vor allem nach der Jahrhundertwende nach ganz Deutschland ausstrahlte. Aus seiner Schule gingen später so berühmte Maler wie Klengel, Carl A. Richter und auch Caspar David Friedrich hervor. Hier läßt sich somit ein typischer Re-Transfervorgang beobachten. Wille hatte als Deutscher in Paris, in Auseinandersetzung mit dem französischen Zeitgeschmack, eine spezifische Variante aufklärerischer Landschaftsauffassung entwickelt, die er mit der Autorität eines international anerkannten, technisch überaus versierten »graveur du Roi« weitergeben konnte. Kunsthistorisch bedeutsam wurden insbesondere seine deutschen Schüler, welche die in Frankreich ausgebildeten Kunstauffassungen wieder nach Deutschland verpflanzten und dort produktiv umsetzten, indem sie einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung einer spezifisch »deutschen«, romantischen Naturdarstellung leisteten. Damit lieferten sie ein überaus aufschlußreiches Beispiel für die Fruchtbarkeit übernationaler Transferprozesse.

4. a)

Privates und Öffentliches Alltagserlebnisse

In Willes Korrespondenzen wird oft von Anekdoten aus dem Alltag berichtet, welche die Lebensbedingungen des Kupferstechers, seine gefühlsmäßigen Reaktionen, sein Verhältnis zur Umwelt im 18. Jahrhundert in ein charakteristisches Licht stellen. Der Ton mancher Briefe ist offensichtlich von dem

59

60

Vgl. den von J. C. Füssli veröffentlichten Bericht des dortigen Meyer aus der Schweiz über einen von Schmutzer geleiteten zitiert nach Schulze Altcappenberg, S. 79-80. Die beiden Institutionen wurden 1773 vereinigt. Außerdem Franz Edmund Weirotter 1767 ein weiterer enger Schüler Akademie berufen worden war.

Schülers Johann Jacob Ausflug nach Ungarn, sei vermerkt, daß mit Willes an die Wiener

Privates und Öffentliches

41

Stil der Empfindsamkeit geprägt. Die Briefe Füßlis etwa heben zumeist mit pathetischen Freundschaftsbeteuerungen an, so ζ. B. am 24. Juni 1758: Mein Herr und Edler Freünd Ich Zehlte die stunden, die mir Zu Schwach eilten, mir der ich nur ihrem briefe entgegen wünschte - er ist gekommen, und läßet mich das sehen, was ich nicht Hofen konnte; wie süß ist es doch in dem Arme solcher freünde wissen ein freünd Zu sein, aber ach wir müssen uns mit bildern sätigen, die wir unsrer einbildungskrafft Zu danken Haben ? Noch nie habe ich so nach meinen freünden gewünschet, wie da, als ich izt ihren letsten brief er Hielt - O mein Edler freünd! 61

Manchmal schlägt der Ton auch ins Weinerliche um, wie z. B. bei dem an der Dresdner Kunstakademie wirkenden Christian Gottfried Schultze (Brief vom 15.11.1783). Die Empfindsamkeit, die zum Teil rhetorischen Charakter hatte, wurde auf der anderen Seite durch ausführliche Behandlung von Detailfragen kompensiert. Schultze präzisierte zum Beispiel, daß er von der Dresdner Akademie 6 Klafter Holz beziehe. Zingg beschrieb im einzelnen sein Zimmer in Dresden. Eberts erzählte die letzten Lebensstunden seiner Großmutter in Straßburg. Auch Huber vermittelte gern einen Einblick in seine Privatverhältnisse. Seine Geldschwierigkeiten oder gar die in seiner Familie grassierenden Koliken wurden einer ausführlichen Besprechung für würdig befunden. Füßli empfahl Wille einen entfernten Verwandten, der wegen Spielschulden aus der Schweiz nach Paris fliehen mußte. Die Vergehen dieses Verwandten und die möglichen Aussichten auf eine Besserung seines Charakters wurden eingehend besprochen. Das am häufigsten behandelte persönliche Motiv war wohl die Sehnsucht nach Paris. Kein deutscher Ort hielt den Vergleich mit der französischen Hauptstadt aus, und die Deutschen, die in Paris in Willes Umkreis gelebt hatten, litten unter »Heimweh nach Paris«, besonders wenn sie wie Zingg in die Atmosphäre einer deutschen Residenzstadt versetzt worden waren. Vielfach erkundigten sich die Briefautoren nach Willes Wohlempfinden und gingen zuweilen des näheren auf seine Beschwerden ein. Charlotte Louise Gräfin von Bentinck hatte von Willes Augenleiden erfahren und trug ihm ihre Hilfe an: Vous vous pleignes de vos yeux, Monsieurs, ces yeux si utiles et si prétieux aux amis des arts et a l'honneur du siècle. Je veux donc devenir utille a mon Tour en Contribuant a les Conserver. Je vous envoyeray en peu de semaines une Eau dont je me sers de mère en fille depuis trois générations et par le secours de la quelle ma g d Mère, a 84 et ma Mère a 94 ans, Ecrivoient sans lunettes. Hastes vous de marquer a Mr Weisbroodt si vos yeux saccomodent mieux de ce qui rafraîchit ou de ce qui fortifie? Cest ce que je dois scavoir préalablement 62

Wille war im Prinzip auch gern bereit, auf derartige Angaben einzugehen. In seinem Tagebuch verzeichnete er alle möglichen Beobachtungen über seinen Körperzustand und die Wirkung der verschiedenen Arzneien. Insbesondere 61 62

Von Johann Caspar Füssli, Zürich, 24. Juni 1758 Von Charlotte Louise Gräfin von Bentinck, Hamburg, 6. Juli 1781

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Einleitung

interessierte er sich für Fragen der Ernährung und Verdauung. Er schwärmte von dem Geschmack deutscher Speisen, die ihm nach Paris geschickt wurden. Johann Valentin Meyer bekundete im Juli 1773 seine Freude darüber, daß dem Pariser Deutschen das Hamburger Rauchfleisch so vortrefflich mundete.63 Zu Willes Alltag gehören auch die schmeichelhaften Huldigungen, die ihm aus ganz Europa entgegengebracht wurden. Ein Gießener Professor namens Böhm bedankte sich am 23.8.1770 für das Geschenk einiger Kupferstiche und vermochte seine Bewunderung kaum in Worte fassen. Aber auch Christiane Louise Gräfin zu Solms-Laubach bat am 9.4.1782 den allseitig anerkannten Künstler, er möge eines ihrer Gemälde korrigieren. Vertraute Mitteilungen und Äußerungen zum Privatleben waren natürlich besonders häufig im Briefwechsel mit engen Freunden, etwa Huber oder Schmidt. Letzterer vermißte beispielsweise die Pariser Salatsorten und bat Wille 1752, ihm die entsprechenden Samen nach Berlin zu schicken. Auch über wichtigere Erlebnisse wie eine Eheschließung wurde berichtet. Schmidt ließ seinen Freund Wille wissen, daß seine Frau nicht nur bildhübsch sei, sondern auch über 40000 Livres Vermögen verfüge. Wille hat Ende 1746 auf diese Mitteilung mit einem Brief geantwortet, dessen Entwurf erhalten blieb. Darin legte er nicht nur seine Ansichten über die Ehe dar, sondern berichtete auch von einer kurzen Reise nach Deutschland: Was soll ich schreiben? was soll ich setzen! Mein Gott! Traumet mir oder ist es etwas wahrhafftes? welch eine post welch eine Neuigkeit! Ich bin gantz eingenommen, wovon? ich weis es nicht. Solte ich es nicht wissen? doch geduld ich komme algemach zu mir selbst. Zwar es zancken sich verschiedene Dinge in mir. Ist es Freude und Vergnügen? Ist es Erstaunen und Verwundrung. Ich mercke es ist alles durcheinander verwirret in mir, doch entspringt ein so frohes wasser daraus, daß mir die Kraft und die Worte fehlen, es nach Wunsche zu endecken. Genug ich bin zufrieden mit Ihnen und Ihrem Glücke. Ein liebenswürdiges Frauenzimmer zu besitzen, welches von schöner gestalt, angenehmem Umgange und vernünfftiger Aufferziehung ist und was sonsten der gütige Himmel dazu bescheret hat sind die Tugendhaffte geschenke, welche nur vor die Kinder gottes bestimmt werden. Sie sind es werth da bin ich Zeuge; und es wäre mir leyd wenn es nicht wäre wie ist. und ich Erkühne mich Ihnen so vieil Glück und seegen zu wünschen zum erwählten Ehestand als noch Schneeflocken dießen winter fallen werden, und daß es so lange dauern möge biß kein schiff mehr untergehet. 64

Zwanzig Jahre später, im Brief vom 4.11.1766, vertraute Schmidt seinen Kummer über den Tod seines einzigen Sohnes an. Wille kannte Schmidts Privatverhältnisse genau. Nach dessen Tode verfaßte er eine biographische Skizze, in der man liest: Schmidt était accompagné par Höder, jeune Peintre de Berlin. Mr Wille, qui allait également a Paris se joignit à eux à Strasbourg. Ils firent route ensemble et arrivèrent dans cette Patrie des Arts à la fin de Juillet 1736. C'est de ce voyage que date l'amitié qui a constamment subsisté entre Schmidt et Wille. Schmidt étoit parfaitement ho63 64

Brief an Johann Valentin Meyer vom 19. Juli 1773. An Georg Friedrich Schmidt, Paris 15. November 1746 (Entwurf).

43

Privates und Öffentliches

nête homme et Ami de l'ordre; mais ses idées principales étaient tournées du côté de son art, dont il étudioit sans cesse les diverses parties. Il sentoit vivement que la perfection seule procure la célébrité et donne l'aisance à l'artiste. Il désirait l'une et l'autre. Ses efforts eurent du succès et son émulation étoit des plus grande. De plus il était instruit, aimoit la lecture, se faisoit gloire d'être philosophe et avoit naturellement de l'esprit; mais peu-être l'employait-il trop souvent à la plaisanterie. Plusieurs Artistes qui n'étant pas de sa force s'en sont plaint et ne furent pas complettement de ses Amis; car au lieu de les instruire par des avis salutaires ils ne recevoient souvent (a ce qu'on prétend) sur leurs demandes que d'ironiques, surtout lorsqu'il s'apperçut de quelques présomptions, et jugeant que tout bon conseil devoit être perdu pour eux. Cependant Schmidt avait de véritables Amis parmi les Artistes: les célèbres peintres Pesne à Berlin et Dietrich à Dresde l'estimèrent singulièrement; et pendant son séjour à Paris il s'était lié d'amitié avec les meilleurs artistes. Le fameux chalier(sic) Rigaud de même que de Largillere en faisoient le plus grand cas. Ses amis ordinaires et qu'il fréquentait journellement étaient Messieurs Massé, Parrocel, Cars, Le Bas, les frères Dupuis, Preisler, Cochin, de la Tour, Wille etc. Les trois derniers, avec lesquels il a été en correspondence de lettre jusqu'à la fin de ses jours, ont plurés sincèrement sa mort en regrettant L'Ami et L'Artiste. Schmidt a été accusé d'avarice et de sévérité dans sa maison. On donne preuve que son fils unique, mort avant lui, étant souvent sans argent, lui déroboit de belles Estampes et les vendit à vil prix pour s'en procurer; mais Schmidt était plutôt économe qu'avare se souvenant d'avoir été a l'étroit dans sa jeunesse- De plus le père devoit connoitre le caractère de son fils, et s'il lui refusoit quelquefois les sommes qu'il désiroit ça ne pouvait être que par prudence et pour le contenir, par ce moyen, dans les bornes de l'honneur et le conduire dans le Chemin de la Vertu. 65

b)

Auftraggeber

und

Mäzene

D i e Kupferstecher mußten sich z u m Teil dem Geschmack der Oberschicht anpassen, auf deren Nachfrage sie angewiesen waren. In Frankreich war der Käuferkreis so breit, daß sie sich eine gewisse Unabhängigkeit erkämpfen konnten. In den deutschen Staaten waren sie dagegen viel mehr auf die H ö f e angewiesen. Einer der ersten und der erfolgreichsten Aufträge Willes in Paris war sein Portrait des Maréchal de Belle-Isle. Er arbeitete gelegentlich für die Familie de Livry, die ihm später bei der Erlangung der französischen Staatsangehörigkeit behilflich war. 6 6 Auch Turgot war ein mächtiger Schutzherr, der die gesamte deutsche Kolonie beschützte. Insbesondere hatte der Kupferstecher und Wille-Schüler Adrian Zingg Turgots Hilfe während seines Aufenthalts in Frankreichs in Anspruch nehmen müssen. Aber diese Bindungen sind kaum der Erwähnung wert, wenn m a n sie mit den Verpflichtungen vergleicht, welche die nach Deutschland zurückgekehrten Deutschen einzu-

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66

Archives Nationales 219 AP. Neben der Biographie Georg Friedrich Schmidts finden sich in Willes Pariser Nachlaß Biographien von Wilhelm Friedrich Hirt, Justus Juncker, Christian Georg Schütz, Johann Conrad Seekatz, Edmund Weirotter. Nur die Biographien vcn Schmidt und Weirotter (vgl. Anmerkungen zu dem Brief von Jakob Matthias Schmutzer, Wien, 10. März 1767) sind von Wille eigenhändig geschrieben worden. Vgl. den Brief von de la Pinte de Livry, Versailles, 29. April 1758.

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Einleitung

gehen gezwungen waren. Die Atmosphäre, die in Wien auf dem Direktor der Akademie und ehemaligem Wille-Schüler Jakob Matthias Schmutzer lastete, war bedrückender als irgendwo anders. In seinen Briefen an Wille nimmt die Wiedergabe der Gerüchte und Nachrichten vom Hofe immer breiteren Raum ein. Der Brief vom 7. Juni 1767 beginnt etwa mit der feierlich vorgetragenen Nachricht: Mein Teuerster Vatter, und bester freünd, Keinen augenblick solte Ihnen Verhellet werden, die Neüigkeite, an welcher Sie gewiß antheil nehmen; die milte Landes Mutter hat uns Gott wieder geben, Sie ist Vollständig gesund, und so wie alles Hoffet, wird Sie uns zur Regentin bleiben bis in daß späteste Menschen alter. 67

Schmutzer hatte erreicht, daß ihm die Besteuerung seiner Pension erlassen wurde. Im Ton seiner Briefe ist ein unterwürfiger Diensteifer zu spüren, besonders dann, wenn er einen Auftrag seiner Kaiserin oder einer kaiserlichen Institution ausführt. Er beherrschte den Kanzleistil, und die Beziehung zu den Machthabern steckte den Horizont seiner ästhetischen Bemühungen ab. 1778 meldete er beispielsweise, daß der Kupferstecher von Mechel in Wien eingetroffen sei und dem Kaiser ohne dessen vorherige Einwilligung ein Bild dediziert habe. Welches Gegengeschenk werde ihm nun der Kaiser zukommen lassen? Auch die Bewunderung vor dem feschen Auftreten und dem Aufputz der österreichischen Truppen hatte Schmutzer sich angelegen sein lassen. In seinem Brief vom 2. April 1778 gab er eine eingehende Beschreibung der paradierenden Armee. Besonders das Auftreten der Schützen beeindruckte ihn nachhaltig. Zingg in Dresden zeigte mehr Widerwillen gegen die Hofetikette, wohl auch seiner schweizerisch republikanischen Herkunft wegen. Dennoch stilisierte auch er die gütige Betrachtung seiner Werke durch die Kurfürstin zu einem wichtigen Ereignis: die Churfürstin ist sehr freündtlich und güttig nachdem Sie gesagt Sie freüe sich meiner ankunfft und mich kennen zu lernen so habe ich Ihro die Hand geküßt, glauben sie mir sicher mein Liebster freünd daß ich bey aller der gehabten Genade mich mehr beklagt als daß ich stolz geworden bin, es Laßet mühe daß sich ein Schweizer Herz darzu gewohne, etliche Tage hernach war ich berufen nach Hofe um der Churfürstin meine arbeith zu weißen, welche Ihro wohl gefallen, Sie Rühmet es sehr an, und führet mich ganz alleinig in eines von Ihren Zimmern welches von oben biß unten ausgezihert ist mit lauter Kupferstichen, wobey auch meine Zwey erst gemachten Vernets waren. 68

Die Kupferstiche wurden meistens einer bedeutenden Persönlichkeit gewidmet. Da letztere jedoch im allgemeinen eine Gegenleistung zu bringen hatte, mußte sie gefragt werden, ob sie die Dedikation annahm. Nicht jeder durfte sich zutrauen, einem König eine Widmung anzutragen. So regelten strenge, wenn auch ungeschriebene Gesetze den Umgang des Künstlers mit seinen 67 68

Von Jakob Matthias Schmutzer, Wien, 7. Juni 1767. Von Adrian Zingg, Dresden, 11. August 1766.

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Privates und Öffentliches

potentiellen Gönnern. Wasserschieben, ein dänischer Konferenzrat, vermittelte 1768 zwischen dem dänischen König und seinem Freund Wille in einer solchen Angelegenheit: Pour être sur de mon fait j'ai fait parvenir au Roi l'Idée que Vous avez de Lui dédier l'Ouvrage auquel Vous travaillez. Sa Mté l'agrée et m'ordonne de Vous dire, qu'Elle le recevra avec plaisir. L'Affaire est dont en règle.69

Im Oktober 1769 wurde der Empfang der Arbeit bestätigt. Im November konnte Wasserschieben dann die Reaktion des Königs mitteilen: Mr. Schumacher s'est chargé de mettre devant le Roi le beau Morceau que Vous Lui présentez. Ce Matin je suis sortis pour la première fois, et uniquement pour en avoir des Nouvelles. J'ai donc appris; Qu'il s'en est acquitté Lundi passé; Que le Roi l'a reçû avec un vrai plaisir, qu'il L'a examiné long tems, et, ce qui s'en suit naturellement, l'a admiré. Sa Mté. lui a ordonné de me charger, de Vous faire connoitre tout cela.70

Erst im Dezember desselben Jahres wurde die Entlohnung angekündigt: Der dänische König schickte zwei goldene Medaillen und zwei Bücher, »Les coquilles de Mr Regenfuß« und die »Flora danica« von Oeder. Mit diesem Geschenk fand ein ungeschriebener Vertrag seine Erfüllung. Der König wurde seinerseits durch die besondere Ehrung eines anerkannten Künstlers als aufgeklärter Fürst legitimiert. Hier zeigt sich die Zweideutigkeit der Beziehung zwischen Künstler und Mächtigem. Auch wenn er sich zuweilen wie ein Höfling benahm, konnte der Kupferstecher eine gewisse Distanz bewahren, vor allem wenn die Beziehung durch die Republik der europäischen Künstler vermittelt worden war. Dies bedeutete zwar noch keine Autonomie, war aber ein Zeichen dafür, daß der Künstler dem fürstlichen Mäzen nicht mehr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war.

c) Der allgemeine historische

Rahmen

Der Briefwechsel zwischen dem Pariser Deutschen Wille und den in den verschiedenen Fürstentümern lebenden Künstlern trägt den Stempel der historischen Ereignisse, deren Chronik nebenbei mitgeliefert wird. Für die Briefe aus Sachsen ist hier in erster Linie der siebenjährige Krieg zu nennen und die darauffolgende Hungersnot. Zahlreiche Schreiben verzeichnen den Schrecken, den der Anblick zerstörter Häuser oder der hungerleidenden Bevölkerung hervorbrachte. Bei seiner Ankunft in Dresden im Jahre 1766 fielen Zingg die Kriegsfolgen auf: »die Stätte werden den lezten Krieg am längsten empfinden besonders Dreßden, ohne der zwey haubt Kirchen ligen annoch etwan 400 häuser in Ruinen, schon 300 sind wiederum aufgebaut«. 71 Huber fühlte sich 1777 nicht in Sicherheit, weil die feindlichen Armeen der Preußen 69 70 71

Von Joachim Wasserschieben, Kopenhagen, 6. Februar 1768. Von Joachim Wasserschieben, Kopenhagen, 21. November 1769. Von Adrian Zingg, Dresden, 11. August 1766.

46

Einleitung

und der Österreicher in der Nähe waren und ihren Konflikt auf sächsischem Boden auszutragen drohten: »Les dispositions belliqueuses dans nos environs sont immenses, et nous sommes entourés de cinq cents mille enragés qui sont prêts à s'égorger«.72 Wenn die politischen Schwierigkeiten durch Mißernten verschlimmert wurden, kam es zu großen Hungersnöten, bei denen zahlreiche Menschen starben. Darüber berichtete Huber im Jahre 1772: Il n'est pas que vous n'ayez lu quelques détails sur la misère qui a régné et qui règne même encore en Saxe, surtout dans les montagnes; nous avons vu, même ici, quelques échantillons, et le récit que font les gens des calamités qui désolent la Lusace et l'Erzgebirg, font frissonner l'humanité. On compte qu'il est mort depuis la récolte de l'année passée jusqu'à présent au-delà de cent mille âmes, et cela de faim et de misère. La moisson de cette année ayant été excellente, et le blé étant déjà beaucoup diminué, l'on se flatte de voir naître des jours plus heureux. En général la Saxe se trouve dans une situation critique; toute la machine politique semble arrêtée, rien ne se paye, il m'est dû, à moi qui vous parle, onze mois de pension.

Doch nicht nur die Katastrophen steckten den allgemeinen historischen Horizont ab. Auch der Alltag war damit auf vielfache Weise verwoben. Huber erzählte Wille, daß sein Sohn, der junge Louis-Frédéric, geimpft wurde; er erklärte seine Sympathie für die Figur des Generals Paoli und schwärmte von den bürgerlichen Umgangsformen am Hofe des aufgeklärten Fürsten von Dessau. In den deutschen Staaten wurde man sich um die Jahrhundertmitte der Bedeutung des neuerwachten russischen Reiches bewußt, und die Verweise auf die russische Welt liefern den allgemeinen Kontext einer ganzen Reihe von Briefen. Insbesondere hatte Schmidt den russischen Traum mitgeträumt und war nach Sankt Petersburg gezogen. Er lernte dort Falconnet kennen, dessen »eiserner Reiter« das Stadtbild der russischen Hauptstadt dauernd prägen sollte. Schmidt hatte aber mehr Einsicht als z. B. Diderot in die Hintergründe von Katharinas aufklärerischer Autokratie und mißbilligte beispielsweise die Anfertigung eines gestochenen Porträts von Peter III.: car dès qu'un prince a eu le sort de Pierre III je ne Conseillerois pas a qui que ce soit, d'en Conserver l'Image a moins qu'il ne veuille tâter du Knout, et faire un petit voyage pour habiter parmi les Martres et les ours. 73

Auch in Leipzig hielten sich russische Studenten auf, die sich aber nach Hubers Ansicht wie Wilde benahmen. Natürlich liegt die Versuchung heute nahe, die geschichtliche Entwicklung vorwegzunehmen und Vorzeichen des revolutionären Ausbruchs in den Briefen aufzuspüren. Doch die aufklärerischen Ansichten z. B. über Kindererziehung oder die Notwendigkeit eines ewigen Friedens können nur im nachhinein als vorrevolutionär gedeutet werden. Indessen weist etwa die tiefe Abneigung gegen die Steuereintreiber, die Descamps, der Direktor der Akademie in 72 73

Von Michael Huber, o. O., o. D., (Januar 1778-Ende 1779) Von Georg Friedrich Schmidt, Berlin, 29. März 1763.

Privates und Öffentliches

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Rouen, ganz selbstverständlich bekundete, darauf hin, daß sich in diesem Kommunikationsraum neue Einstellungen und Soziabilitätsformen vorbereiteten. Die Revolution selbst löste in den Briefen nur wenig Reaktionen aus, wobei allerdings die Tatsache in Rechnung zu stellen ist, daß der weitaus größte Teil der Korrespondenz chronologisch vorher angesiedelt ist. Ein indirektes Echo der Ereignisse liest man in einer Bemerkung J. G. Müllers aus Stuttgart aus dem Jahre 1790: Seit 15 Monaten haben Sie viel neues in Paris gesehen und erfahren. Hätte wohl manchmal auch dabei seyn mögen; wolte mir schon das air eines braven Grenadiers zu geben gesucht haben. Im gründe aber wäre es doch besser, wann wir ruhig mit unsern Grabsticheln, als mit Mußketen handiren dürften. Ihre große Platte wird vermutlich jezo auch geendigt seyn. Bin begierig, dies Meisterstück zu sehen. Was ich jezo arbeite, wird H. Klauber Ihnen schon gesagt haben. Unter flinten, Bajonetten und Pulverdampf muß ich herumarbeiten. Eine entsezliche Arbeit! 7 4

d)

Satirische

Künstlerbiographien

Auf der anderen Seite belegen die Briefe eine gewisse Nähe zur Literatur, die offenbar dem gesamten Freundeskreis eigen war und die sich bei Wille selbst unter anderem darin äußerte, daß er eine Reihe phantastischer Künstlerbiographien verfaßt hat, die in seinem Nachlaß erhalten sind. Willibald Buxorn, Hans Hornickel, Seebald Kanum, Kaiphas Kummel sind seiner Phantasie entsprungen. Sie zeigen, daß er sich mit vielen Aspekten des Künstlerlebens auseinandergesetzt hat. Diese Figuren bilden einen Kreis von Künstlern, der zur Zeit Dürers gelebt haben soll. Untereinander stehen sie in einer ähnlich lockeren Verbindung wie Willes eigene Bekannte. Von Kaiphas Kummel heißt es, er sei ein Schüler Albrecht Dürers: Kummel ist der erste ungeschickte deutsche Maler, welcher sich dem guten geschmacke entgegen sezete den der unsterbliche Dürer einzuführen im Begriffe war. Sein Vater war ein Saamenkrämer, und einige glauben daß ihm deßwegen der nähme Kummel wäre beygeleget worden; welches ich zu untersuchen wenig Lust empfinde. Genung, er war 1500 zu Aldorf gebohren. Seine Eltern welche sich einiges Geld gesammlet hatten wolten einen Weltberühmten Mann aus ihm gemachet wissen. Sie Ließen ihn daher in seiner Kindheit nichts Lernen, damit sein Geist nicht zu frühe in unordnung kommen möchte. Indessen forschete der Vater nach in welchem geschäfte Ruhm und ansehen zu erreichen wäre; und als er von ohngefehr vernommen hatte daß Dürer ein Mahler aus Nürnberg von dem Keyßer Maximilian wäre geadelt worden und bey ihm in hohem Ansehen stünde wegen seiner unterschiedenen Künste, und daß er schon 50 Jahre alte wäre: so beschloß er feste, voraus wegen dises lezten Umstandes, daß sein Sohn ein Mahler werden solte. Er sprach daher eins mahls zu seinem Weibe. Hör an Kretla, der Maler Dürer aus Nürnberg, den der Keyßer Liebet und die Welt verehret, hat schon 50 Jahre; unser Kaiphas hat nur 20. Das macht einen unterschied von 30 Jahren. Es ist desto Beßer, alßo hat er Zeit

74

Von Johann Gotthard Müller, Stuttgart, 7. November 1790.

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Einleitung

genug ein Maler zu werden um des Dürers Plaz ein Zunehmen so bald dieser stirbt. Lieber Gott sagte Kretla gebe doch daß er ihn bald kriegen möchte. Aber Kaiphas konte von sich nicht malen lernen. Er wüste nicht was dieses wort bedeutete. Man führet ihn nach Nürnberg. Dürer war damahls am hofe des königs von Böhmen wo ihm Ferdinand alle Achtung erwieß. Er hatte einige gute Schüler Zu hauße gelassen welche den Kummel aufnahmen und ihm indessen den Anfang im Unterrichte Zum Zeichnen anboten; Kummel wollte nicht hören: er merkete im Gegentheile genau auf die stimme eines Schusters in der Nachbarschaft welcher kräftige Lieder in seinem Laden sang, er wünschete seine Bekandschaft, machte sie Balde und gieng ofte zum Biere mit ihm. Dürer kam indessen von Prag mit geschenken und Ehre überhäuffet zurüke. Man sprach ihm sogleich von der aufführung seines neuen Schülers, und daß er unter andern schon die kunst begriffen hätte mit dem Nachbar Schuster um die Wette Beym Biere zu singen. Dürer erschrak über die Neigung des Jünglings und suchte ihn durch seine überzeugende anmuthige Wohlredenheit von einer solchen niedrigen aufführung abzuhalten; und ihm eine edlere ahrt Zu denken Beyzubringen. Er zeigete ihm, in die ferne, die früchte welche er von der einen und der andern ahrt zu Leben ärnden würde und ermahnete ihn zu einem ernsthaften und tiefsinnigen studiren, welches aber wenig half. Zwey Jahre waren schon verflossen, ohne daß Kaiphas etwas merkliches von der kunst Begriffen noch sich gebessert hätte. Deßwegen rieth ihm dürer die kunst zu verlassen, nach Aldorf zu kehren und des Vaters handel fortzutreiben; dieser aufrichtige rath mißfiel dem Kummel sehr; er stellete aber seinen Prinzipale vor daß wo er ihn noch drei Jahre in seiner Schule dulden wolle, so wolte er ihm auf alle weise dinstbar seyn. gesezt sein holz im hofe wolle er sägen, hauen und in die Küche Bringen, seinen Mantel in den Rath, die kinder auf dem Arme thragen, ihm zu hause wie auf der Reise die StifFel schmieren und seinen Barth reinigen, dürer zückete die Achsel und sagte ihm spöttisch daß ein wahrer Künstler für einen solchen niedrig denkenden Schüler einen Abscheu fühlen müste. Kummel muste ausziehen. hatte er nun die Schule des damahls grösten künstlers von Deutschland verlassen müssen: so verließ er doch Nürnberg nicht. Er nahm eine wohnung bey seinem wehrten freunde dem Schuster; heurathete seine Tochter, und drohete nun, mit gewalt den uralten löblichen geschmack der Kunst wieder einzuführen, welchen dürer durch entsezliche neuerungen verdorben und mißhandelt hätte. Auch vergaß er mit allem Vorsaze das wenige welches er bey ihm begriffen hatte, und zeichnete, sein Vorhaben auszuführen, nach den figuren der damahligen gothischen gebäuden mit solchem eifer daß ohne mühe und nachdenken in 6 Jahren gar nichts wüste, oder doch so gothisch geworden war als es möglich seyn konte. Auch haben die Schusterkenner nachgehens fast alleine seinen Pinsel beschäftiget, und weil er eine starke Stimme hatte: so ist er als Nachtwächter in einem hohen Alter seelig entschlafen, nachdem er 40 Jahre lang seines Amtes wegen Bey Tage geschlafen hatte. 75

Die satirisch-parodistische Kurzbiographie ist auf dem Gegensatz zwischen echtem und falschem Künstler aufgebaut und thematisiert in der Figur Kaiphas Kümmels den beschränkten Handwerker, dem das Gefühl für die wahre Schönheit abgeht. In dem Paar Dürer/Kummel wird zudem die Opposition neuzeitlicher Kunst und mittelalterlicher Gothik vorgeführt. Noch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts galt Dürer als der Inbegriff des deutschen Künstlers, während man zuweilen gegen die »Unkunst« des Mittelal-

75

Archives Nationales 219 AP.

Privates und Öffentliches

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ters polemisierte. Interessant sind auch die von Wille vorgenommene Abgrenzung gegen die Handwerker und die Satire auf das Nachtwächtertum. Willibald Buxorn war ebenfalls Nachtwächter. Der Freund H ü m m e l s besaß ein großes Horn, das später mit seiner gesamten Hinterlassenschaft für drei Gulden von einem Juden erworbenen wurde. 7 6 Hornickel seinerseits zeigte zwar Sinn für Farbengebung, doch fehlte es ihm an Fertigkeit in der Zeichnung: Er ward 1517 zu Bamberg gebohren, wo sein Vater ein färber war. Schon in seiner Kindheit steckte er die finger in die färben seines Vaters und beschmierte damit was ihm vorkam [...]. Ich habe aller mühe ungeachtet nicht erfahren können ob er länger in Nürnberg geblieben, oder wieder gleich nach Bamberg gewandert sey. So viel weis ich daß er 1549 der stärkeste Söffer in Heidelberg war; wo er aber schon einige andere Laster verlassen hatte, weil ihm die gehörige Stärke dazu fehlete. 77 In Willes satirisch-fiktionalen Biographien haben sich die schlechten Maler zuerst d e m Laster hingegeben. D i e künstlerische Fertigkeit erschien damit als die Konsequenz einer guten Lebensführung, als Äquivalent eines Menschenideals. Personen, die diesem Ideal nicht entsprachen, konnten auch durch beste Meister wie Albrecht Dürer nicht zu richtigen Künstlern ausgebildet werden. Jobst Höckerli, der S o h n eines Basler Kannegießers, 7 8 der sich dazu verstand, Verzierungen auf Gefäßen, insbesondere auf Maßkrügen zu meißeln, meinte damit auch schon gleich zum Stecher berufen zu sein. Der Maler Seebald Kanum, dessen Vater Wagen verfertigte, die von Mücken und Flöhen gezogen wurden, rühmte sich seiner imaginären Reisen nach Italien und spekulierte vor allem auf die Erbschaft eines Vetters.

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77 78

»Willibald Buxorn starb in Nürnberg, ohne daß man wüste wann, noch wo er begraben ward. In einer alten Verschimmelten schreibetafel habe ich diese worte gefunden: >Ich Moses korbius von fürth habe die ganze habschaft, die gemälde und was zum mahlen gehöret des Willibaldus Buxornius um drey goldgülden, den ersten nach Sankt Ursula erkauffet, von seinem alten Bruder Max der im Gossenhoffe wohnet, und ehrlich auf der stelle bezahlet, auch gedenke ich etwas darauf zu gewinnend Auf einer folgenden Seite stehet: >Leyder! ich habe auf der elenden Verlassenschaft des noch elendern Buxorns nichts gewonnen. Das große kühhorn aber welches an Beyden enden mit meßing wohl beschlagen ist, ausgenommen^ Ich habe es wohl angebracht. Aus der erwähnung dieses homes ist zu schließen daß Willibald Buxorn entweder auch ein Nachwächter war, oder daß sein würdiger freund Kaiphas Kummel vor ihm gestorben sey, und es ihm als ein Zeichen seiner freundschaft vermachet habe.« Archives Nationales 219 AP. Archives Nationales 219 AP. Von Höckeriis Geschichte sind drei Fassungen erhalten geblieben. Die Hartnäckigkeit, mit der Wille seine fiktiven Künstlerbiographien ausarbeitete, ist ein Beweis für den Wert, den er auf diese seit Vasari hergebrachte Gattung legte, andrerseits auch ein Hinweis auf die Distanz, die er als Zeitgenosse Winckelmanns vor der naiven Erzählung individueller Schicksale nun bewahren mußte. Die ständigen Anspielungen auf die Zeit Dürers zeigen Willes erstaunlichen Sinn für die historische Relativität des Kunstgeschmacks und gar des künstlerischen Rangs.

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Einleitung

All diese parodistischen Figuren bleiben im materiellen Leben befangen. Sie sind nicht in der Lage, sich zur Höhe wahrer künstlerischer Anschauung aufzuschwingen. Der literarische oder satirische Wert der von Wille entworfenen Biographien mag gering zu veranschlagen sein. Immerhin haben wir es mit einer Gattung zu tun, in der sich auch Balthasar Anton Dunker, Willes Schüler aus der Schweiz versucht hat. Willes Texte sind aber zumindest insoweit von Interesse, als sie seine Vorstellungen über das Verhältnis von Kunst und Gesellschaft artikulieren.

5.

Bezüge zum deutschen literarischen Leben

Das Interesse Willes und seiner Korrespondenten galt vor allem der graphischen Kunst. Doch daneben waren sie eifrige Leser der literarischen Neuerscheinungen und genaue Beobachter des deutschen Buchmarkts. Verkauf und Beförderung deutscher Bücher nach Frankreich waren im 18. Jahrhundert eine recht komplizierte Angelegenheit.79 Bis auf den Buchhändler Humblot, der einzelne Titel vorrätig hatte, befaßte sich niemand in Paris mit dem Vertrieb deutscher Publikationen. Die Bücher, die man später in Turgots oder d'Holbachs Bibliotheken fand, mußten über persönliche Kontakte in Deutschland besorgt werden. Schlegel aus Kopenhagen beklagte sich 1770, daß seine Geschichte der dänischen Könige80 in Frankreich nicht verkauft wurde: Denn außer einigen Exemplaren, die H. Briasson vorlängst für ein Par liebhaber bestellt hatte, die der deutschen Sprache mächtig sind, ist da nichts verkauft worden. Und drey Exemplare, die der hiesige französische Gesandte Marquis von Blossot, wie er versichert, auf Ordre des Herzogs von Choiseul, für die königliche Bibliotheken in Paris, bey mir bestellte, liegen nun auf Jahr und Tag beym H. Briasson unabgesendet und unbezahlt. 81

Schon die Versendung der Bücher war ein risikoreiches Unternehmen. Michael Huber hat Ende der 1760er Jahre Bücher an einen Pariser Deutschen namens Schwarz geschickt. Die Bezahlung ließ aber auf sich warten, so erbat Huber die Vermittlung von Wille. Die sich damals anbahnenden Geschäftsbeziehungen zwischen Pariser und Deutschen Buchhändlern (etwa zwischen Fritsch und Jombert) dienten vor allem dazu, französische Publikationen in Deutschland zu verbreiten und nicht umgekehrt. Unter solchen Umständen besaßen persönliche Beziehungen unersetzlichen Wert. Der Dichter Clodius schickte etwa 1781 einzelne Exemplare sei79

80

Vgl. Paul Lévy, La langue allemande en France, 2 Bde., Lyon/ Paris 1950-1952; Frédéric Barbier, L'empire du livre. Le livre imprimé et la construction de l'Allemagne contemporaine 1815-1914, Paris: éditions du Cerf, 1995. Johann Heinrich Schlegel, Geschichte der Könige von Dänemark aus dem Oldenburgischen

81

Stamme.

Mit

ihren Bildnissen,

2 Bde., Leipzig 1 7 6 9 - 1 7 7 7 .

Von Johann Heinrich Schlegel, Kopenhagen, 11. August 1770.

Bezüge zum deutschen literarischen Leben

51

ner Werke an Wille »um sie vielleicht in einigen Häusern unterzubringen, wo man die deutsche Litteratur liebt«.82 Die Allgemeine deutsche Bibliothek wurde Wille von Nicolai persönlich zugeschickt und auch die privaten Beziehungen zum Dichter Weisse83 in Leipzig waren eine wichtige Quelle kultureller Vermittlung. Bemerkenswerter noch sind die literarischen Bemerkungen in den Briefen einzelner Künstler. Schmidt bat seinen Pariser Freund, ihm Boileaus »Lutrin« zukommen zu lassen. Er äußerte sich begeistert über die von Albrecht von Haller gelobte religiöse Toleranz und zitierte öfters aus dessen Werk. Friedrich von Schlabrendorff sammelte die Briefe, die ihm von Literaten zugingen. Überhaupt erhoben die meisten Briefschreiber einen literarischen Anspruch. Füssli teilte Wille freundlich mit, der Stil seiner Briefe sei von Bodmer und Breitinger selbst84 gelobt worden. Eberts ließ in dem Bericht über seine Reise durch Deutschland mythologische Figuren auftreten und ging damit weit über die bloße Mitteilung hinaus. Der belebteste Schauplatz des deutschen literarischen Lebens in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (und weit darüber hinaus) war bekanntlich die Leipziger Buchmesse. Dort trafen sich bedeutende Persönlichkeiten der Literatur wie Lessing oder auch Klotz. Dort wurde der Streit zwischen den Anhängern einer Literatur nach französischem Muster und den Feinden des Voltairianismus ausgetragen. Über Michael Huber konnte Wille erfahren, welche neue Bücher von Uz, von Haller oder Geliert zu empfehlen seien. Er wurde von Huber in die Überlegungen eingeweiht, die die Übersetzung deutscher Texte von Moser, Basedow oder Hagedorn ins Französische betrafen. So dürfte er auch einer der ersten Pariser Leser von Goethes Werther85 oder Lessings Laokoon86 gewesen sein. Darüber hinaus informierte ihn Huber über die spezielle Funktion dieser Werke in den literarischen Auseinandersetzungen. Auch über die Übersetzung von Geßners neue Idyllen ins Französische, jenen Gedichten, die gemeinsam mit zwei Contes von Diderot

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85

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Von Christian August Clodius, Leipzig, Mai 1781. Die Beiträge Willes zu Weißes Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste sind noch nicht sortiert worden. Weiße besuchte Wille in Paris im Winter 1759-1760. Brief von Johann Caspar Füssli, Zürich, 22. September 1756: »dan ihre Schreibarth ist Schön, und ihre gedanken sind un Ver beßerlich, dießes ist das Zeügnis Bodmers u Breitingers meiner würdigen freünde, denen ich ihre Briefe gezeiget.« Journal II, 721. März 1775: »Répondu à M. Huber [...]. Je le remercie [...] d'un livre allemand qui a pour titre: Die Leiden des jungen Werthers, par M. Goethe, à Francfort, auteur original qui fait beaucoup de bruit, et dont ce livre-cy est une preuve. C'est un ouvrage presque unique dans son genre. Cet auteur a l'art de manier la langue allemande avec un avantage étonnant et sublime. Sa manière attaque l'âme et le coeur, dans ses descriptions douces et énergiques des diverses situations où son héros se trouve. Je l'ay lu avec cette sensation, et je crains de le lire une seconde fois, quoique je le désire, et je le ferai.« Vgl. den Brief von Michael Huber, o. O., o. D. (vermutlich Juli 1767).

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Einleitung

erschienen, wurde Wille durch Hubers Briefe unterrichtet. 87 Willes Korrespondenz ist somit ein weiterer Beleg für die Nähe der graphischen Kunst zur Literatur in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Darüber hinaus spielten die in diesen Briefen enthaltenen Informationen eine nicht unbedeutende Rolle bei der Einführung der deutschen Literatur in Frankreich. a) Michael Huber und Leipzig

Michael Huber,88 der wohl zu Willes engsten Freunden zählte, ist bislang von der Forschung kaum beachtet worden. In die Literaturgeschichte ist vor allem sein Sohn eingegangen. Ludwig Ferdinand Huber (1764-1804), das Patenkind der Frau Wille, heiratete die Tochter des Göttinger Philologen Heyne, Therese Heyne, nachdem sie sich von Georg Forster getrennt hatte. Seine Laufbahn als literarischer Publizist und engagierter Jakobiner führte ihn in den Umkreis von Friedrich Schiller. Er war es, der im Moniteur Universel 1795 eine erste französische Charakteristik der Schriften Immanuel Kants erscheinen ließ.89 Der Vater Michael Huber, der seinen Sohn in einer deutsch-französischen Atmosphäre erzogen und sehr früh in die französische Aufklärungsliteratur eingeführt hatte, war selbst als uneheliches Kind armer Landarbeiter in Bayern geboren worden. Er hatte seinen sozialen Aufstieg u. a. einem längeren Aufenthalt in Paris zu verdanken, wo er nach 1750 als Sprachlehrer arbeitete. Daß er den Minister Turgot in der deutschen Sprache unterwies - er veröffentlichte mit Turgot gemeinsam Übersetzungen von Geßner - konnte seiner Laufbahn nicht schaden. Seine Übersetzungen Gellerts, Geßners, Hagedorns und Thümmels trugen entscheidend zu dem um 1760 erwachten Interesse für deutsche Literatur in Frankreich bei, das zu einer freilich begrenzten »deutschen Mode« führte. Er war mit Rousseau, Diderot, 90 d'Holbach und Friedrich Melchior Grimm bekannt und publizierte auch als Mitarbeiter des Journal Etranger eine Reihe von Texten. Als er im Jahre 1766 nach Deutschland zurückkehrte, setzte er seine Tätigkeit als Übersetzer und Sprachlehrer fort. Dank seiner Vermittlung wurden Geßners, Basedows, Hagedorns, E. von Kleists, Wielands und Winckelmanns Werke in Frankreich rezipiert und damit auch in die französische Aufklärung integriert. In Leipzig verdiente Huber gleichzeitig seinen Lebensunterhalt, indem er den Studenten der Leipziger Universität Französischunterricht erteilte. Seine Briefe, die er in einem sehr literarischen und doch gleichzeitig familiä-

87 88 89

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Vgl. den Brief von Michael Huber, Leipzig, 5. September 1772. Vgl. Hanns Heiß, Anm. 18, und Michel Espagne, ebd. Alain Ruiz, A l'aube du kantisme en France. Sieyès, Karl Friedrich Reinhard et le traité vers la paix perpétuelle (hiver 1795-1796), in: Cahiers d'études germaniques, 1980, S. 147-193. Zu den Beziehungen Michael Hubers zu Diderot vgl. Roland Mortier, Diderot en Allemagne (1750-1850), Paris 1954.

Bezüge zum deutschen literarischen Leben

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ren Ton schrieb, vermitteln unmittelbaren Einblick in sein Leipziger Leben. Der Bericht über seine Reise in die Heimat, nach Frontenhausen, ist geradezu als eine autobiographische Miniatur angelegt. Sein Leben in Leipzig war offenbar kurzweilig und unterhaltsam. Er besuchte gern Konzerte, Theater und Promenaden, so als habe er die Pariser Gewohnheiten nicht ablegen wollen. Seine Beziehungen zu den Studenten waren offensichtlich recht herzlich und kaum von der sozialen Etikette eingeschränkt: je donne tous les jours que Dieu fit mes huit leçons et je me moque de tout le reste. Assurément ce genre de vie n'a rien d'agréable en lui-même; mais il me le devient presque par mes disciples qui sont tous des jeunes gens de condition et qui sont tout à fait honnêtes et polis. Je vous assure que je me plais beaucoup avec ces jeunes gens, et de leur côté ils ne sont jamais plus contens que quand je suis de leur partis de plaisir, où il n'arrive jamais le moindre désordre.91

Leipzig erschien Michael Huber als eine Stadt von Schriftstellern. Des öfteren machte er sich über einzelne Produkte dieser ihn bedenklich anmutenden Schreibwut lustig. Eine eigene Funktion kam dabei der Bühne zu. 1768 erwähnte Huber den Erfolg des französischen Theaterstücks L'honnête criminel, an dem er selbst um so größeren Anteil nahm, als er die Rollen selbst besetzt hatte. Dabei mußte jedoch Huber zufolge der Theaterdirektor Koch einige lokale Schwierigkeiten überwinden: Die Partei der »Frommen« setzte es durch, daß das Stück nur zweimal in der Woche aufgeführt werden durfte, und zwar an den Tagen, an denen die - offenbar moralisch gefährdeten Studenten und Handelsleute anderweitig beschäftigt waren. Zur Abwechslung besuchte Huber den aufgeklärten Fürsten von Dessau in dessen berühmter Musterschloß- und Parkanlage Wörlitz unweit des Elbetals: Vous connoissez son affabilité, son amour pour les arts; mais vous ne connoissez peut-être pas son humanité, son désir de rendre ses sujets heureux, ni le succès avec lequel il les rend réellement heureux. Aussi est-il adoré des hommes de tous les états.92

Der Fürst von Dessau war ein Kunstsammler, und auch Huber selbst neigte im Laufe der Jahre immer mehr dazu, als Sammler aufzutreten. Am Ende traute er es sich zu, auf der Grundlage seiner Kupferstichsammlung und seiner Erfahrungen im Umgang mit Claude Henri Watelet, Christian Ludwig von Hagedorn, Winckelmann oder Wille selbst, kunstgeschichtliche Vorlesungen zu halten. Die Sammlertätigkeit galt überhaupt als selbstverständliche Voraussetzung der wissenschaflichen Darstellung. Auch Steine wurden in Leipzig eifrig gesammelt, und im Jahre 1767 schickte Huber eine vollständige mineralogische Sammlung nach Paris.

' i Von Michael Huber, o. O., o. D. (Juli 1767). 92 Von Michael Huber, Leipzig, 25. August 1775.

54 b)

Einleitung

Winckelmann und die Klassik

Aufgrund der engen Verbindung Willes zu Winckelmann liefert der Briefwechsel schließlich aufschlußreiche Einblicke in die Entstehung der klassischen Ästhetik. Zu den Voraussetzungen der europäischen WinckelmannRezeption gehörte u. a. gerade das weitverzweigte Netz deutscher Kunstkenner in Europa. Wille nahm darin eine wichtige Rolle ein. Er ermunterte Winckelmann dazu, seine kunstgeschichtlichen Arbeiten zu vertiefen, und finanzierte zu diesem Zwecke auch eine Reise nach Neapel. Die an ihn gerichteten Briefe enthalten verschiedentlich Informationen über Winckelmanns Leben in Rom und über die Verbreitung seines Ruhms in ganz Europa. Schon in den 1760er Jahren wurde Winckelmann in Rom zu einer Art Symbolfigur, die die nationale Würde gegenüber der Überheblichkeit der deutschen Fürsten repräsentierte. Franz Wilhelm Kreuchauff aus Leipzig kommentierte am 13. Januar 1766 die Verhandlungen zwischen Winckelmann, der nach Sachsen zurückkehren wollte, und dem günstige Bedingungen bietenden preußischen Hof: Wir hatten Hoffnung den H. Winckelman wieder bey uns zu sehen, aber ein paar hundert Thaler, die ihm einer unsrer gekrönten nachbarn vielleicht aus Mißgunst mehr bath, verdrängen in ihm das Andenken der hier genossenen Wohlthaten; ob gleich sein neuer Schutzgott die demüthigende Erklärung hinzufügte: Es wäre Geld genug für einen Deutschen. Aber wir sehen doch daß die Ausländer unsere verdiente Landesleute besser zu schäzen wissen. 93

Die Ausgrabungen antiker Kunstschätze in Italien wurden über den Umweg ihrer begeisterten Beschreibung zu einem Moment in der Ausbildung einer deutschen nationalbürgerlichen Identität. Die antiken Statuen zeugten von einer Welt, in der das Ideal der Humanität alle gesellschaftlichen Aktivitäten bestimmte. Derartige Vorstellungen entsprachen den gesellschaftlichen Ansprüchen des Bürgertums, dem ja die Kupferstecher und Schriftsteller in der Regel angehörten. Diese heute triviale Feststellung wird in den Briefen an Wille in prägnante Alltagserlebnisse gekleidet. Der Zürcher Bürger Füssli, der aufgrund der demokratischen Tradition der Schweiz ganz natürlich zu einem Verfechter des klassischen Menschenbilds geworden war, gehörte zu den eifrigsten Bewunderern und Propagandisten der neuen Ästhetik. Eine Kunstzeitung, an der neben Winckelmann auch der Pariser Wille und der Schweizer Füssli mitarbeiten würden, hätte Wille zufolge der deutschen Kunst zu dem ihr gebührenden Ansehen verhelfen sollen.94 Im April 1757 schreibt Füssli an Wille:

93 94

Von Franz Wilhelm Kreuchauff, Leipzig, 13. Januar 1766. Nachdem die Zeitschrift der Augsburger Akademie, die Pallas kläglich eingegangen war, träumte Wille davon, eine Fachzeitschrift zu gründen, die sich ausschließlich mit der Erörterung kunsttheoretischer Fragen befaßt hätte.

Bezüge zum deutschen literarischen Leben

55

Ich Habe Hedlinger den so schönen Tractat Von herrn Winkelmann übersant, dießer berühmte Mann, Hat das gröste Ver gnügen dar Von, und siehet mit ungedult, dem Jenigen entgegen, was wir Von dießem großen Geist noch Zu gewarthen Haben! Was machet das Project Von einer Kunst Zeitung, Wie, dörffte man sich Schmeichlen, das herr Wille und herr Winkelmann Hand geben wolten, meines orthes, habe underschiedliche lebens beschreibungen Von berühmten deutschen Künstlern parat, Von welchen ich Rechenschafft Zu geben bereit bin.9S Die Aussicht, Winckelmanns Geschichte der Kunst in Zürich zu drucken, 96 versetzte Füssli in eine verzückte Begeisterung, die er in empfindsame Rhetorik kleidete. Der Leser solcher Mitteilungen erhält gleichsam direkten Einblick in die Vorgeschichte des klassizistischen Italienmythos. Bemerkenswert war aber vor allem, daß Winckelmanns Ästhetik in der damaligen Hauptstadt des geistigen Lebens von Europa, in Paris, Anerkennung fand, ein Vorgang, an dem Wille selbst eine wichtige Rolle spielte. D a z u mußte eine Übersetzung ins Französische angeregt werden. Schon 1756 hatte Wille dafür gesorgt, daß eine Übertragung der Gedanken über die

Nachah-

mung im Journal étranger erschien. 97 Michael Huber hatte1764 das Sendschreiben an den Grafen Brühl mit nicht geringem Erfolg übersetzt. 98 D i e 1766 von Sellius und Robinet veröffentlichte Übertragung der Geschichte der Kunst hatte Winckelmann indessen eher empört. 9 9 Gegen Ende der 1770er Jahre machte sich Michael Huber an die Arbeit. In den Briefen an Wille beschrieb er seine Bemühungen und Änderungsvorstellungen: Winckelmann paraîtra en françois, j'y ai mis mon honneur: je trouve ici un libraire de mes amis qui veut s'en charger, M. Crusius le frère de l'habile homme de ce nom que vous avez vu à Paris. J'y ferai quelques changements; mon Winkelmann sera en trois volumes in-4. Du premier volume de l'original qui et d'une grosser démesurée, j'en ferai deux: le premier contiendra, avec les préfaces, la vie de l'auteur, les trois chapitres, de l'origine de l'Art, de l'Art des Egyptiens et des Etrusques: le second renfermera l'Art des Grecs et des Romains: le troisième traitera de la partie historique de l'Art et contiendra le second de l'original. Mais je crois, le bon Dieu me pardonne, que je vous ai déjà marqué tout cet arrangement: vous voyez par cette répétition que je commence aussi à devenir vieux. Les autres changements que j'y ferai sont relatifs aux embellissement typographiques: j'y ferai faire, aidé de mon ami Oeser, des gravures plus analogues aux différents styles des différentes nati-

95 96

97

98 99

100

Von Johann Caspar Füssli, Zürich, 1. April 1757. Zwischen 1758 und 1764 wurde darüber diskutiert, ob Augsburg oder eher Zürich der günstigste Druckort für die Geschichte der Kunst wäre. Dann entschied sich aber Winckelmann für Dresden. Journal étranger, Januar 1756, S. 104-163. Zu den ersten Übersetzungen Winckelmanns in französischsprachigen Zeitschriften, vgl. Edouard Pommier, Winckelmann et la vision de l'Antiquité classique dans la France des Lumières et de la Révolution, in: Revue de l'art, Paris 1988, S. 9-20; id., L'art de la Liberté. Doctrines et débats de la Révolution Française, Paris: Gallimard, 1991. Vgl. ebd. J. J. Winckelmann, Histoire de l'art de l'Antiquité, übersetzt von G. Sellius und J.-R. Robinet de Chateaugiron, 2 Bde., Paris: Saillant, 1766. Von Michael Huber, o. O., o. D., (Januar 1778-Ende 1779).

56

Einleitung

Breitkopf sorgte für eine besondere Typographie, Zingg lieferte Ornamente. Wille kümmerte sich um die Verbreitung in Paris, und Huber, der schon die Kunstbetrachtungen Hagedorns gewissermaßen als Vorübung übersetzt hatte,101 übernahm auch das finanzielle Risiko. Die französische Übersetzung von Winckelmanns Standardwerk war demnach ein Kollektivunternehmen. Das Buch galt als eines der schönsten typographischen Erzeugnisse des 18. Jahrhunderts. 102 Als Pariser Buchhändler einen Raubdruck planten, der Huber ruiniert hätte, wurde Wille darum gebeten, sich in Paris für die Leipziger Ausgabe zu verwenden. Bezeichnenderweise erlebte Hubers Übersetzung im Jahre 1789 eine zweite vermehrte Ausgabe,103 ein Beweis für den Erfolg der Schrift in den Jahren vor der Revolution und im Pariser Kontext. Winckelmanns Klassizismus stellt eine bislang wenig beachtete Verbindung zwischen deutscher und französischer Aufklärung dar.

6.

Fremde Anerkennung und Nationalcharakter

Willes Korrespondenz fällt in die Zeit, in der sich der mittelalterliche Nationsbegriff in den modernen verwandelt. Veränderungen in der Struktur des Staats sowie in den zwischenmenschlichen Verkehrsformen, aus denen ein spezifisches Netz sozialer und kultureller Beziehungen hervorging, waren für dieses neue Zusammengehörigkeitsgefühl bestimmend. Da die Entwicklung in Frankreich weiter fortgeschritten war als in Deutschland und auch eine entschiedenere Richtung eingeschlagen hatte, mußten die deutschen Künstler und Schriftsteller, so wie das deutsche Bürgertum überhaupt, eigene Formen der Selbstbehauptung erfinden.

a)

Kupferstich

und nationaler

Geist

Der Schriftsteller und Zeichner Johann Caspar Füssli aus Zürich, der Vater des vorromantischen Malers Johann Heinrich Füssli, war mehr als andere von dem Wunsch eingenommen, zur Ausbildung einer deutschen Nation beizutragen. Die Funktion der Schweizer in der Formulierung des Anspruchs auf nationale Selbstverwirklichung darf nicht unterschätzt werden. Die Pflege der deutschen Sprache ließ man sich insbesondere in Zürich angelegen sein lassen, und es ist wohl kein Zufall, daß die erste Welle des Interesses für 101

102

103

Christian Ludwig von Hagedorn, Betrachtungen über die Mahlerey, 2 Theile, Leipzig 1762. Die französische Übersetzung von Michael Huber Réflexions sur la peinture erschien 1775 bei Fritsch in Leipzig. J. J. Winckelmann, Histoire de l'art dans l'Antiquité, übersetzt von M. Huber, 3 Bde., Leipzig: Breitkopf 1781. J. J. Winckelmann, Histoire de l'art dans l'Antiquité, traduit de l'allemand par M. Huber, Nouvelle édition revue et corrigée, 3 Bde., Paris: Barrois aîné, Savoye 1789.

Fremde Anerkennung und Nationalcharakter

57

deutsche Literatur im Paris der 1760er Jahre vor allem Schweizer Autoren galt. Schon im ersten Brief, den Füssli an Wille schrieb, freute er sich, »mit einem so großen Künstler, der eine wahre Ehre unßerer Nation ist, in bekanntschafft Zu kommen«.104 Sowohl Herder wie Moser und Lessing setzten sich im 18. Jahrhundert dafür ein, der deutschen Nation zu ihrer adäquaten kulturellen Form zu verhelfen, indem sie sich von Frankreich abgrenzten und die französischen Normen zu dekonstruieren suchten. Auf dem Gebiet der graphischen Künste war dieser Abgrenzungsvorgang ebenso zu beobachten. Füssli stichelte gern gegen den französischen Geschmack: Die Herren Franzosen, vor die ich große (aber keine Blinde) Hochachtung habe, werden vielleicht Böße auf mich vorreden, das ich ihren so beliebten Watteau, Lankret, und ihre Bundes genoßen nicht Leiden kan, die wie ich glaube nur vor Frauenzimmer heten arbeiten sollen. Doch ich lebe desfahls ohne Kummer. Sie werden Vielleicht Mitleiden mit mir Haben, und Glauben, ich verstehe nichts Vom guten Gout. Dan mir ist es schon was gewohntes, das sie die deütschen Verachten, allein dar durch Verrathen sie ihre Eigen liebe, welche nicht allemahl auf die Ver Nunft gegründet ist. 105

Die Dekonstruktion des französischen Hegemonieanspruchs erfolgte am leichtesten auf dem Gebiet der Kunstgeschichte, einer systematischen Suche nach nationalen Größen. Winckelmanns europäischer Ruhm war, wie gesagt, eines der besten Argumente in dieser geistigen Fehde gegen das französische Selbstverständnis. Auch ist zu erwähnen, daß Füssli das Amt eines Ratsschreibers in Zürich ausübte 106 und in seinen Amtsgeschäften den Übergang von der Kunstkritik zur politischen Verwaltung vollzog. Daneben war es der Kunst vorbehalten, auch soziale Schranken zu durchbrechen. 1772 berichtete Füssli von einer für ihn erstaunlichen Entdeckung. Ein dreißigjähriger Bauer aus einem entlegenen Dorf des Kantons hatte ihn besucht und sich als talentvoller Maler erwiesen. Dabei konnte er sich vor allem auf die Natur als Lehrmeisterin berufen. Seine Gemälde stellten z. B. ein Bauernweib dar, das mit der Nadel arbeitet, oder einen kleinen barfüßigen Knaben mit nackten Beinen, der mit einer Dogge spielt. Für Füssli sind dies Szenen aus dem deutschen Volksleben. Füsslis Einstellung zu der nationalen Frage ist paradigmatisch für die zugleich abstoßende und anziehende Wirkung von Paris. Die Reise in die französische Hauptstadt war eine beinahe unumgängliche Station in der Karriere eines angehenden Kupferstechers. Andrerseits durfte sich der Künstler nicht von Frankreich blenden lassen oder sich dem dortigen Geschmack anpassen. Der Konferenzminister in Mainz, Freiherr Groschlag von Dieburg, lobte an Wille, er sei mitten in Paris ein Deutscher geblieben:

104 105 106

Von Johann Caspar Füssli, Zürich, 23. April 1756. Von Johann Caspar Füssli, Zürich, 23. April 1756. Füssli hatte dieses Amt von 1756 bis 1767 inne.

58

Einleitung Votre réputation est trop brillante en Europe, pour que vous Soyez curieux de mon Suffrage; mais peutêtre ne Serez vous pas indifférent aux Sentiments particuliers, que je porte à votre bonne façon de penser, et à l'attachement, que vous conservez pour notre patrie.107

Gewiß war die Versuchung auch groß, sich die besseren Arbeits- und Lebensverhältnisse in Paris zunutze zu machen. Schmidt schrieb 1762 aus Petersburg, daß Wille unter viel günstigeren Umständen als er selber arbeitete: wie glücklich sind Euer hochEdl nicht, es so weit gebracht zu haben, ein Portraitchen in 4to ohne hände und beywesen auszuschlagen für welchen man Ihnen 300 Louis d'or gebothen, dargegen ich armer Teuffei, es mir 5 Jahre lang in Rußlandt sauer werden lassen müssen um etliche fünfzig tausend Livres zu verdienen108

Dabei war Schmidt, wie schon erwähnt, viel früher als Wille in die Pariser Akademie aufgenommen worden. Gerade diese Anerkennung durch eine französische Institution hatte sogar seine Selbstbehauptung als deutscher Künstler erleichtert. Indessen hatte er auch nach seiner Abreise aus Paris die Gewohnheit beibehalten, französische Aufklärungsliteratur, z. B. Voltaire, zu lesen. Alles in allem ist dieser Doppelbezug zur französischen Kultur noch zu wenig erforscht. Ähnliche Wechselbeziehungen und personale Verschiebungen lassen sich auch in den Pariser Freimaurerarchiven109 oder in der Liste der Pariser Kunsttischler110 beobachten. Willes Korrespondenz bietet einen besonderen Zugang zu diesem konstitutiven Austauschprozeß.

b)

Kunstgeschichte

und nationale

Identität

Unter Willes französischen Korrespondenten ist an erster Stelle der Maler und Direktor der Akademie zu Rouen Jean Baptiste Descamps (1706-1791) zu nennen. Dieser hatte eine Geschichte der deutschen und holländischen Maler 111 geschrieben, von der im Briefwechsel sehr oft die Rede ist. Das in den deutschen Ländern aufgebaute Korrespondentennetz Willes fand somit eine notwendige Ergänzung in dem Kreis von französischen Freunden, welche die vermittelten Informationen aufnahmen und weiter verarbeiteten. Wille hatte sich für die Aufnahme Descamps in die Augsburger Akademie 112 eingesetzt. Dafür war er selbst in die Akademie von Rouen aufgenommen worden:

107

Von Karl Friedrich Willibald Freiherrn Groschlag von Dieburg, Mainz, 28. August 1770. 108 y o n Georg Friedrich Schmidt, Petersburg, 25. Juni 1762. 109 Bibliothèque Nationale. Fonds des francs-maçons, ζ. Β. FM 2 97, La réunion des étrangers. 110 Vgl. Svend Erikson, Early Neo-Classicism in France. Faber and Faber, London 1974. 111 J. B. Descamps, La vie des peintres Allemands, Flamands et Hollandois, 4 Bde, Paris 1753-1763. 112 Von Jean Baptiste Descamps, Rouen, 26. August 1756.

Fremde Anerkennung und Nationalcharakter

59

Je Suis pénétré de reconnoissance et honteux a la fois, de la grande idée dont il a plû a Mrs d'augsbourg de donner au public Sur mon Compte, c'est a vous, Monsieur et Cherami, aqui Je doits cette flateuse réputation, ce Sont toujours des Engagements dont le nombre accumule tous les Jours et qui me mettent ors d'Etat d'y répondre puis que en vous donnant a notre académie Je la décore d'un ornement, et au Contraire vous me faite l'honneur de me faire admettre dans un Corps d'où Je tire mon Seul ornement par le titre de membre 1 1 3

Die Briefe Descamps belegen, wie die in Willes Informationsnetz zirkulierenden Nachrichten über Deutschland in Frankreich weiterverbreitet wurden. Wille schickte ζ. B. gelegentlich biographische Angaben über einzelne Künstler an Descamps, die dieser noch nicht kannte und deren Werke anschließend von Rouen aus bestellt wurden. Descamps erklärte sich sogar bereit, mithilfe eines Wörterbuchs die Notizen in deutscher Sprache zu übersetzen, die Wille ihm geschickt hatte. Am liebsten wollte er freilich eine Übersetzung durch Dritte veranlassen und diese Dokumente in die Bände seiner Malereigeschichte einarbeiten. In Willes Haus hatte er schon des öfteren Gelegenheit gehabt, bei Tische mit deutschen Gästen zu plaudern. Er hatte sich vorgenommen, für die deutschen Künstler zu werben, und sprach Wille das ganze Verdienst an dieser neuen Rehabilitierung der deutschen Kunst zu. Im Jahre 1764 hatte Wille einen Stich nach Dietrich an Descamps geschickt und damit große Begeisterung geweckt: J'ay reçû avec admiration et reconnaissance la belle Estampe d'après Mr Dytrich dont vous m'avez bien voulu faire présent, c'est l'Ecueil des artistes pour l'imiter, et en même tems un Exemple pour prouver qu'on peut faire comme cela, mais aussi, qui ose y aspirer! tous nos amateurs courent a l'Envy pour s'en procurer la Jouissance, et c'est a qui aura le premier le plaisir de voir et de posséder. 114

Überhaupt genoß Dietrich aus Dresden in Frankreich und in Europa ein erstaunliches Ansehen, zu dem Wille nicht wenig beigetragen hatte. Descamps' Darstellung der deutschen Kunst ist eine Folge historisierender Betrachtungen. Die deutschen Maler als geschickte Künstler und ehrenswerte Vertreter eines nationalen Selbstverständnisses anzuerkennen, hieß für ihn vor allem, ihre Geschichte schreiben. Die von den Kunstkennern aufgebauten Sammlungen sind oft der Ausgangspunkt einer geschichtlichen Kunstbetrachtung. Wasserschieben aus Kopenhagen sammelte sowohl Medaillen als auch Kupferstiche. Er interessierte sich für die Rekonstruktionen, zu denen sie in Fachkatalogen, etwa dem von Basan, Anlaß gaben. Daneben sammelte er auch Seemuscheln. Naturgeschichte und Kunstgeschichte sind in diesem Hang zur Sammeltätigkeit verankert. Auch wenn sie im Gegensatz zu Winckelmanns historischer Perspektive keine wissenschaftliche Systematisierung anstrebte, verlangte die antiquarische Aneinanderreihung von Gegenständen mindestens Ordnungsprinzipien, Hierarchisierung der Ge113 114

Von Jean Baptiste Descamps, Rouen, 1. November 1756. Von Jean Baptiste Descamps, Rouen, 26. Juni 1764.

60

Einleitung

schmacksrichtungen. Deshalb sind Sammlungen und Sammlungskataloge als Ansätze eines Verwissenschaftlichungsprozesses zu analysieren. Auch Michael Huber begann naturgemäß mit einer Sammlung aller möglichen Stiche, bevor er sich seinem kunsthistorischen Unterricht zuwandte. Vielleicht hatte die Kunstgeschichte auch deshalb eine paradigmatische Wirkung auf die allgemeine Historiographie, weil Kunstgegenstände sich leichter sammeln ließen als allgemeine Archivstücke. Viele Künstler unter den Wille-Korrespondenten fühlten sich jedenfalls auch als Historiker, so Füssli, der immer auf der Suche nach einzelnen Angaben zu deutschen Künstlern war. Denn das geheime Einheitsprinzip der von ihm so eifrig notierten menschlichen Schicksale war im Grunde die Zugehörigkeit zu einer noch zu konstruierenden Gemeinschaft: Die deütschen Künstler betrefende, So sind Vor nemlich drey, die die Schuld der Natur Bezahlt, und von aller arbeit Ruhen, Höchst merkwürdig. Kupezky in Köpfen, Agricola in Landschaften, und Rugendas in Bataillen. über dieße kan sich Niemand er Heben, sie Haben es auf das höchste gebracht, weder Italien noch Frankreich kommt ihnen, ihn ihrer arth Mahlerns Bey! 115

Jörn Rüsen definierte diese Historisierung als die Schaffung einer gemeinsamen Handlungsbasis: Geschichten realisieren eine Konsistenz von Erinnerung und Erwartung in der Intentionalität des aktuellen Handelns. Diese Konsistenz besteht in der Vorstellung einer zeitlichen Kontinuität in der Veränderung von Handlungssituationen. 116

Die Kunstgeschichte unterschied sich von der in der ersten Jahrhunderthälfte blühenden antiquarischen Gelehrsamkeit dadurch, daß sie sich vornehmlich auf die Gegenwart bezog. Es ging darum, aus zerstreuten Zeugnissen einen Zeitgeist zu abstrahieren, der irgendwie mit dem Geist der Nation harmoniere. Denn wie könnte sich eine Nation besser ausdrücken als durch die Geschicklichkeit ihrer Künstler. Die Ästhetik definierte sich somit auch als Diskurs über das nationale Selbstverständnis.

115 116

Von Johann Caspar Füssli, Zürich, 22. Mai 1756. Jörn Rüsen, Die Kraft der Erinnerung im Wandel der Kultur, in: Der Diskurs der Literatur und Sprachhistorie, hrsg. von Bernard Cerquiglini und H. U. Gumbrecht, Frankfurt 1983, S. 32.

II. Editorische Notiz

In eckige Klammern gesetzte Wörter in Antiqua

(ζ. B. (haben)) weisen auf

eine unsichere Entschlüsselung des Wortes im Manuskript hin. In eckige Klammern gesetzte Wörter in Kursivdruck

(ζ. B. (Riß im

Ms.))

sind Zusätze der Herausgeber. D i e Rechtschreibung des Manuskripts wurde in der gedruckten Fassung genau respektiert. # Dieses Zeichen steht als Münzbezeichnung für die Livre und wird dann benutzt, wenn es als solches im Manuskript erscheint.

Verzeichnis der b e n u t z t e n A b k ü r z u n g e n Boerlin-Brodbeck: Yvonne Boerlin-Brodbeck: Johann Caspar Füssli und sein Briefwechsel mit Jean Georges Wille. Marginalien zu Kunstliteratur und Kunstpolitik in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in: Jahrbuch 1974-1977, hrsg. vom Schweizer Institut für Kunstwissenschaft, Zürich 1978, S. 77-178. BSW - Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste, 12 Bde., Leipzig 1757-1765, Registerbd. 1767. Descamps: Jean-Baptiste Descamps, La vie des peintres flamands, allemands et hollandois, avec des portraits gravés en taille douce, 4 Bde, Paris 1753-1763 (Bd. 1, 1753; Bd. 2, 1754; Bd. 3, 1760; Bd. 4, 1763). 'J.C. Füssli: J.C. Füssli, Geschichte und Abbildung der besten Mahler in der Schweitz, 1. Auflage, 2 Bde, Zürich, bei David Gessner, 1755 und 1757. 2 J. C. Füssli: J. C. Füssli, Johann Caspar Füsslins Geschichte der besten Künstler in der Schweitz, 2. Auflage, 5 Bde., Zürich 1769-1779 (I und II, 1769, bei Orell, Geßner und Comp.; III, 1770, bei Orell, Geßner, Füssli und Comp.; IV, 1774 und V, »Anhang«, 1779, im gleichen Verlag). Journal - Jean-Georges Wille, Mémoires et Journal de J.-G. Wille, hrsg. von Georges Duplessis, Vorwort von Edmond und Jules de Goncourt, 2 Bde, Paris 1857 (deutsch: Die Memoiren des Kupferstechers Jean-Georges Wille, übersetzt nach Georges Duplessis, hrsg. von Herbert Krüger und Peter Merck, Teil I in: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsverreins, N. F., Bd. 51, Glessen 1966, S. 35-74; Teil II, ebendort, N. F., Bd. 52, Glessen 1967, S. 79-130). Justi - Carl Justi, Winckelmann und seine Zeitgenossen, 3 Bde., Leipzig 1866-1872. Zweite, bearbeitete Auflage, 3 Bde., Leipzig 1898 (hier nach der 2. Auflage zitiert). Kellner - W. E. Kellner, Neues aus dem schriftlichen Nachlaß des Jean Georges Wille, in: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins, Doppelband 49-50, Gießen 1965, S. 144-184. Le Blanc - Charles Le Blanc, Catalogue de l'Œuvre de Jean-Georges Wille, Graveur, Leipzig 1847.

62

Editorische Notiz

Nagler - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstlerlexikon, 25 Bde., 1835-1852, Bd. 21 (1851), Stichwort: »Wille, Johann Georg«. NBSW - Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste, 72 Bde., Leipzig 1765-1806. Pallas: Reissende und Correspondirende Pallas oder Kunst-Zeitung ..., hrsg. von der Kayserlichen Franciscischen Academie zu Augsburg, 1755-1756. Portalis/Beraldi - Roger Portalis und Henri Béraldi, Les graveurs du dix-huitième siècle, 3 Bde., Paris 1880-1882. Schulze Altcappenberg: Hein-Th. Schulze Altcappenberg: »Le Voltaire de l'Art«. Johann Georg Wille (1715-1808) und seine Schule in Paris, Münster 1987 (Abkürzung: Schulze Altcappenberg). Winckelmanns Briefe: Johann Joachim Winckelmann, Briefe, in Verbindung mit Hans Diepolder herausgegeben von Walther Rehm, 4 Bde, Berlin 1952-1957.

III.

1

Johann Georg Wille. Briefwechsel

Von Johann Martin Preisler Kopenhagen, 17. September 1746

Coppenhague ce 17 sept 46 Mon Cher Ami En lisant vôtre très agréable lettre du 6 Août passé, j'étois le plus touché lorsque vous m'y parliez des vos ouvrages que vous m'avez envoyés depuis un an par M. Hofmann. Je ne connoissois point ce M. Hofmann ni en ai jamais entendu parler, mais deux ou trois jours après il venoit chez moi un tout à fait joli garçon me faire ses compliments et autre politesse, il me parla d'abord de vous, disant qu'il y avoit une étroite amitié entre vous deux à Paris; vous êtes donc M. Hofmann lui dis-je; me répliquant qu'ouï vous pouvez jugé du plaisir que je sentois à m'entretenir avec un de vos amis. Pour les estampes il y a apparence qu'elle soyent perdues, puisqu'il les a mises dans cette caise, qui croyoit arrivée par mèr ici depuis très long tems avant son arrivée; Je me consolois en attendant de son portrait que vous avez si bien exécuté d'après M. Toqué. Je suis après finir le portrait du feu nôtre très gratieux Roi tout en figure; C'est un misère à faire des portraits pour celui qui n'en a guere fait; vous en jugerez un jour et je vous dis encore d'avance que je ne le grave ni d'après Rigaud ni d'après Toqué, mais d'après mon propre dessein que j'étois obligé à faire et que feu le Roi a bien voulu approuvé. Pour des nouvelles il faut savoir que tout le monde est occupé des illuminations qui se feront à l'enterrement de nôtre cher aimé Roi; Entre autre choses il sera beau à voir le Castrum doloris que l'on fait à la Chapelle du Chateau. Le Corp(s) de sa Majesté sera emmené ici de Hirschholm jeudi prochain; Je l'y ai vu sur le lit de parade en habit romain entremelé d'espagnol et de françois. Le jour de son enterrement est fixé au 4 du mois prochain; Depuis sa mort et même un an après on sonnera toutes les cloches deux fois par jour; savoir le matin de dix heure jusqu'à midi et l'aprés diné de quatre jusqu'à six heure. Je vous dis cette particularité pour juger de l'étourdiment que nous en sentons. Une chose extrêmement triste à voir, c'est que l'on voit quasi tout le monde en noir; toutes les églises sont étendue du noir; Enfin je trouve une grande différence entre la mort d'un Roi et celle d'un particulier. Avant que de finir ma lettre il me reste à vous répondre encore sur les questions que vous m'avez fait;

64

Brief 1

Premièrement il faut vous dire que je suis gros et gras comme un harens; Secondement le vaisseau danois dont vous parlez et que l'on a donné le nom de Nettelblat et parfaitement bien traduit par Neselblat; Ce n'est pas moi qui aurait pu decider cette question; mais ayant demandé aux professeurs de langues, ils vous ont rendu justice, disant que jamais on ne saurait donner meilleur sens à ce mot là; Je vous félicite donc du gain de la cachure que vous en avez fait. M. Winslow vous fait faire mille compliments, il se porte avec sa chere moitié si heureux qu'il se moque de tout le monde; faites bien mes amitiés à Mr Zest s'il vous plait et soyez toujours persuadé de la sincérité dont je suis Mon Cher Ami vôtre très fidel J. M. Preisler PS Voudriez vous bien avoir la bonté à me choisir deux ou trois douzaines des meilleurs burins ni trop qarré ni trop solenge (- losange) enfin selon vôtre goût; Je me souviens que Mr Soubeyran à en commender à Genève exprés; faités lui bien mes Compliments, lui demandant s'il me voudrait faire le plaisir de m'en céder; N'oubliez pas je vous en prie de saluer Mrs Laurent et Ingram de ma part. (Am linken Rand des Blattes)·. Mrs Hillner et Riederer m'enverrons un petit paquet, vous n'avez donc qu'à doner les burins dont je parle ici à coté à ces Messieurs pour les recevoir en même tems; Faites vous rembourser vôtre argent, à Dieu. Archives Nationales Paris 219 AP. Johann Martin Preisler (1715, Nürnberg - 1794, Kopenhagen). Von 1739 bis 1744 hielt sich Preisler in Paris auf, wo er unter anderem am Versailler Galleriewerk von J. B. Massé teilnahm. Seit 1744 ist er als Hofkupferstecher in Kopenhagen tätig und 1750 wird er Professor der dortigen Akademie. Er stach Bildnisse nach eigenen und fremden Vorlagen, unter anderem zu Johann Heinrich Schlegels Geschichte der Könige von Dänemark aus dem Oldenburgischen Stamme. Mit ihren Bildnissen, 2 Bde., Leipzig 1769-1777. 5 Hofmann] Für T. Hofmann, Portraits historique des hommes illustres de Dannemark, Amsterdam 1746, hat Wille einige Kupferstiche gemacht, so ζ. B. das Bildnis von Carl Siversen Adeler, Groß Admiral von Dänemark (im Grunde ein Seegefecht mit allegorischer Bedeutung), Le Blanc Nr. 162, Nagler Nr. 1. 13 portrait] Es handelt sich vielleicht um das Bildnis von F. Berregard, einem dänischen Edelmann, nach einem Gemälde von Louis Tocqué, welches Wille im Jahre 1745 stach (Le Blanc Nr. 164, Nagler Nr. 8). 14 Tocqué] Louis Tocqué (1696, Paris-1772, Paris), ein berühmter französischer Bildnismaler (1734 Mitglied, 1744 »conseiller«, d. h. Berater der Académie royale de peinture et de sculpture,), hielt sich von August 1756 bis September 1758 am Hof zu Sankt Petersburg auf und weilte anschließend bis Mai 1759 am Hof zu Kopenhagen. 1758 wurde er Mitglied der dortigen Akademie der Künste. Nach dem Kopenhagener Aufenthalt kehrte L. Tocqué nach Paris zurück, wo er bis zu seinem Tod blieb. 17 Rigaud] Hyacinthe Rigaud/Rigault (1659, Perpignan - 1743, Paris), Maler, vor allem von Bildnissen. Rigaud hat als Hofmaler eine glänzende Hofkarriere gemacht. Er hat viele Porträts prominenter Mitglieder der königlichen Familie in Frankreich gemalt ( 1688, Bildnis von Monsieur, dem Bruder des Königs; 1689, Portrait von seinem Sohn, dem späteren Regenten Philipp von Orléans;

November 1746

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1694, Erstes Bildnis von Ludwig XIV.; 1701, Großes Paradebildnis Ludwigs XIV. vom Louvre, usw.). Im Verlauf seiner Karriere haben ihm 5 Könige gesessen (Ludwig XIV., Ludwig XV, Karl XII. von Schweden, Philipp V. von Spanien, August III. von Polen). Man zählt mehr als 500 Stiche nach Rigauds Bildern. Edelinck, Drevet, G. F. Schmidt und Wille gehören zu seinen Hauptstechern. Sein Ruhm überdauerte die Zeit der Regence und einen guten Teil der Herrschaft Ludwigs XV. Erst am Ende seines Lebens mußte er einem jungen Nebenbuhler, Jean-Marc Nattier, weichen. 20 l'enterrement de nôtre cher aimé roi] Christian VI. von Danemark regierte von 1730 bis 1746. 38 Winslow] Peter Christian Winslöw, dänischer Medailleur (1708, Seeland - nach 1756, Rußland), als Stempelschneider in Paris ausgebildet. 1737 ist er »graveur des médailles de sa majesté«. 1744 wird er nach Dänemark zurückberufen, wo er 1745 Hofmedailleur wird. 1756 reist er nach Rußland weg, um dort sein Glück zu versuchen. 46 Soubeyran] Pierre Soubeyran (1709, Genf - 1775, ebd.), Zeichner und Kupferstecher, Sohn eines französischen Emigranten. Bei G. F. Schmidt in Paris ausgebildet. 1751 wurde er Direktor der in Genf gegründeten Zeichenschule und 1770 Genfer Bürger. 48 Laurent] Es handelt sich möglicherweise um einen Herrn Laurent, der Mitarbeiter an den Kupferstichwerken La Grande Gallerie de Versailles et les deux Salons qui l'accompagnent, peints par Charles le Brun ..., dessinés par J. B. Massé ..., et gravés sous les yeux des meilleurs maîtres du tems, Paris 1753, war, sowie an dem Buch von Charles Antoine Jombert, Méthode pour apprendre le dessein ... enrichie de 100 planches représentant différentes parties du corps humain d'après Raphaël et les autres maîtres ..., Paris: imprimerie de l'auteur /= bei C A. Jombert], 1755 (Neudruck 1784). 49 Ingram] wahrscheinlich John Ingram ( 1721 - ?) englischer Zeichner und Kupferstecher, der nach Paris übersiedelte. 50 Hillner et Riederer] Pariser Bankiers, aus Nürnberg stammend.

2

Von Georg Friedrich Berlin, 1. November

Schmidt 1746

M . Will a Paris de Berlin ce 1er de 9br 1746 M o n tres cher amy Je vous demande mille pardon de ce que j'ai tant tardé a vous repondre a votre obligeante lettre vous en sçaurez la raison dans un m o m e n t , car il faut que je vous remercie auparavant de tout vos bontez et d u soin que vous prenez pour mes interets, je suis extrêmement Content de vous ouvrages, je ne le suis pas m o i n s de voir que vous avancez a viie d'œil. Votre Comte de Saxe plait a tout le m o n d e je vous souhaiterois bien d'en avoir encore une Couple d'Epreuves, que M. D i d o t m e fera tenir, aller cher amy Continuer dans vos Etudes, vous irez encore loin, et j'apprendrai avec plaisir qu'il y a des allemands qui font honneur a leur patrie, voicy de mes nouvelles, vous Scaurez que j'ai changé m o n Etat de garçon en cellui du mariage par lequel je m e trouve dans une situation fort heureuse, jay rencontré le plus aimable Caractère de femme qui soit au monde. Fait a peindre par rapport a sa grandeur et a sa taille sage, bien Elevé et décoré de Quarante mille Livres argent Content, autant a espérer d'un riche oncle qui est a Londres, qui est sans enfans et qui n'a ni frere ni Sœur, avec tout ces avantages auroit o n me

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Brief 2

Conseillé de rester comme jetois, ma foi a cette heure je comence de vivre dans une honnete oppulance, qui est pourtant le prix qu'un honnet homme doit se promettre pour toutes ses peines, je ne sçaurois vous dire combien je suis content, comme je ne peux pas écrire a tout le monde faites moi le plaisir d'annoncer mon mariage a mes bons amis, apropos vous m'avez dernièrement parlé dans votre lettre d'un Sculpteur dont je connois le mérite, j'en ai parlé a M le Baron de Knobelsdorff avec tout l'Eloge que ses talents le méritent il ma dit qu'il en parleroit au roy et qu'il ne se doutoit point que le roy ne le prendrait a son service, je vous le marquerai dès que jen apprendrai des bonnes nouvelles, je vous prie aussi de dire a M Girost jouailler sur le quai de Lécole que je viens recevoir l'épée d'argent qu'il ma fait le plaisir de m'envoyer j'attends de ses nouvelles par lesquelles il aura la bonté de me marquer a qui il faudra payer L'argent, pour les vestes et l'épée, faites bien mes Compliments a Mrs de la Tour Parocel Massé Wassersleben Cochin enfin a toux ceux qui m'aiment un peu marquez moi aussi Comment se porte notre bon amy Dupuis javois appris qu'il a été bien malade je vous enverai bientôt de mes ouvrages par le canal de M Surugue quand Cochin aura achevé son entrée de l'ambassadeur Turc et quelques autres grands ouvrages priez lui de ma part qu'il m'en conserve une Epreuve cet un diable de parresseux pour Ecrire je voudrais bien le pouvoir haïr s'il m'étois possible. Je m'imagine qu'il va bien philosopher sur mon mariage et Coustou le grand Coustou y donnera son consentement tacite assures le de mon amitié et dites lui que j'attends de ses nouvelles, adieu cher ami ne cessez point de m'aimer, et soyez toujours assurez, que je ne perdrai jamais le souvenir de vos bontés, je suis de tout mon ame Mon très cher amy votre très humble et tres obéissant serviteur Schmidt P. S. bientôt réponce s'il vous plait. Archives Nationales

Paris 219 AP.

Georg Friedrich Schmidt (1712-1775, Berlin). Kupferstecher; Radierer, Pastellmaler. Nach seiner Ausbildung in Berlin reist er 1737 nach Paris, wo er mit Wille eng befreundet ist. Er verfertigt mehrere Stiche nach Rigauds Bildnissen (Bildnis des Comte d'Evreux, 1739, Bildnis des Erzbischofs von Cambrai, 1741). Schmidt gehörte zu Rigauds Freundekreis. 1744 wird er (ausnahmsweise als Protestant) in die Académie Royale aufgenommen. 1743 kehrt er nach Berlin zurück, wo er auf Verwendung Knobeisdorffs als Hofkupferstecher angestellt wird. 1757 beschließt er, einer Einladung der Zarin nach Sankt Petersburg zu folgen, denn er fühlt sich als Künstler in Berlin nicht genügend anerkannt. Von 1757 bis 1762 hält er sich in der russischen Hauptstadt auf (unter Zurücklassung seiner Familie in Berlin). Sein Familienleben wurde von seinem ungeratenen Sohn August betrübt, der mit 18 Jahren starb. G. F. Schmidt hat mehrere Stiche nach Pesne, Tocqué, Van Loo, Dietrich und La Tour verfertigt. Er war ein Rembrandt-Liebhaber und besaß selbst Originalradierungen des Malers (aus seinem Nachlaß 1775 versteigert). Zu seinen Arbeiten gehören auch Buchillustrationen, so z. B. seine Stiche zu Friedrichs des Großen Œuvre du philo-

November 1746

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sophe de Sans-Souci (Le Palladion, 1. Aufl. 1749, 2. Aufl. 1750, 3. Aufl. 1752, die Art de guerre enthaltend) oder zu Mémoires pour servir à l'histoire de la maison de Brandebourg, 1750. 8 - 9 Comte de Saxe] Wahrscheinlich Bildnis von Maurice de Saxe, Duc de Curlande et de Semigallie, Maréchal de France (in einem Fenster mit architektonischer Verzierung), von H. Rigaud gemalt und 1745 von Wille gestochen, Le Blanc Nr. 121, Nagler Nr. 72. 24 un Sculpteur dont je connois le mérite] Es handelt sich wahrscheinlich um E. M. Falconnet, vgl. Brief Nr. 4, Anm. 25 M. le Baron de Knobelsdorff] Georg Wenceslaus von Knobelsdorf/ (1699, Kuckädel - 1753, Berlin). Knobelsdorff wurde Architekt und unentbehrlicher Berater Friedrichs des Großen in künstlerischen Dingen in Preußen. Nach seiner Thronbesteigung ( 1740) wurde er zum Oberintendanten der Schlösser und Gärten ernannt. Er nahm an den großen Potsdamer Bauprojekten teil. 32 de la Tour] vielleicht der Maler Maurice Quentin de La Tour (1704-1788). 32 Parocel] Der Maler und Radierer Charles Parrocel (1688-1752). 32 Massé] Jean-Baptiste Massé (1687-1767, Paris), Miniaturist, Historienmaler und Kupferstecher, Lehrer von Liotard, Freund von Voltaire. 1717 wurde er Mitglied der Académie Royale. Zwischen 1720 und 1742 malte er unter anderem zahlreiche Dosenbildnisse Ludwigs XV. 1723 begann er die Vorzeichnungen zu dem von ihm herausgegebenen Stichwerk La Grande Gallerie de Versailles et les deux Salons qui l'accompagnent, peints par Charles le Brun ..., dessinés par J. B. Massé ..., et gravés sous les yeux des meilleurs maîtres du tems, Paris 1753. Ludwig XV. kaufte die 53 Zeichnungen Massés und ernannte ihn 1759 zum »Garde des Tableaux«. 32 Wassersleben] Joachim Wasserschieben ( 1709-1787), Königlich-dänischer Etats- und Konferenzrat. 32 Cochin] Charles Nicolas Cochin der Jüngere (1715-1790), Zeichner, Kupferstecher, Schriftsteller. Er ist vor allem bekannt für die Zeichnung und Radierung der höfischen Zeremonien von Ludwig XV. Von der Pompadour befördert, hat er den Marquis de Marigny, den Bruder der Pompadour, 1749-1751 nach Italien begleitet. Als Frucht dieser Reise hat er Voyage d'Italie, Paris: C. A. Jombert 1758, veröffentlicht, sowie an folgendem Buch mitgewirkt: Jean-Caries Bellicard, Observations sur les antiquités de la ville d'Herculanum, avec quelques observations sur la peinture et la sculpture des Anciens ..., par Messieurs Cochin le fils et Bellicard, Paris: C. A. Jombert, 1754 (2. Auflage 1755). In seinen Œuvres diverses (Paris: C. A. Jombert, 1757) erhebt er sich gegen die schwülstige Kunst der Gegenwart. Wichtig sind Cochins Arbeiten auf dem Gebiet der Buchkunst.

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An Georg Friedrich Paris, 15. November

Schmidt 1746 (Entwurf)

Was soll ich schreiben? was soll ich setzen! Mein Gott! Traumet mir oder ist es etwas w a h r h a f t e s ? welch eine post welch eine Neuigkeit! Ich bin gantz eingenommen, wovon? ich weis es nicht. Solte ich es nicht wissen? doch deduld ich k o m m e algemach zu mir seist. Zwar es zancken sich verschiedene D i n g e in mir. Ist es Freude und Vergnügen? Ist es Erstaunen und Verwund-

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rung. Ich mercke es ist alles durcheinander verwirret in (darunter: Bey) mir, doch entspringt ein so frohes wasser daraus, daß mir die Kraft und die Worte fehlen, es nach Wunsche zu endecken. Genug ich bin zufrieden mit ihnen und Ihrem Glücke. Ein Liebenswürdiges frauenzimmer zu besitzen, welches Von schöner gestalt, angenehmem U m g a n g e und Vernünfftiger Aufferziehung ist io und was sonsten der gütige Himmel dazu bescheret Hat sind die Tugenden ( Verbesserung:

haffte geschenke), welche nur vor die Kinder gottes bestimmt

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Brief 3

werden Sie sind es Werth da bin ich Zeugen; und es wäre mir leyd wenn es nicht wäre wie ist. und ich Erkühne mich Ihnen so Vieil Glück und seegen Zu wünschen Zum erwählten Ehestand als noch Schneeflocken dießen winter fallen werden, und daß es so lange dauern möge Biß kein schiff mehr untergehet aber Herr was hätten sie wohl dazu gesaget, wenn ich Von ohngefehr auff ihre Hochzeit gekomen wäre, denn ich bin näher bey ihnen gewesen als sich wohl einbilden können. Ich will ihnen daraus helffen, dießer herbst bin ich in meinem Vatterlande gewesen, alwo ich alles in guthem stände angetroffen. Zween meineer gebrüd sind verheurathet, der eine welcher der Erste nach mir ist hat eine guthe Heurath getroffen Dreyßig Taußend Livers hat ihm seine Frau zugebracht, und seiner Frau Schwester ist Ein kränklicht Verhutzeltes mädchen wenn das stirbt, so hat er doppelt, und habe doch noch heraus geprest, ich hätte mehr bekommen allein meine geschwister machten mir eine kleine Rechnung, welche nicht wohl gefiehle. Ich wollte nicht zanken was thuts. ich bin zu frieden, alles was mir wehe thate, ist daß ich meinen Vatter nicht mehr Sähe welcher ander Halb Jahr tod ist. mir ist Viele Ehre von hofflichen hohen und niedrigen wiederfahren, und ich kann in Wahrheit sagen ich war vergnüg und habe mich wohl lustig gemacht, aber es hat mich dieße reiße vierzehen Hunder Livers gekostet, denn ich hatte hin und her eine postchaise, alle 2 stund frische Pferde, und so ging es Tag und nacht. In 4 Tagen und 5 nachte war ich in Frankfurt aida blieb ich 4 Tage denn es ware die Messe. Da traff ich preusche ofïïcerirs an, mit wechen stetig speißete. Da war einer, der die Ehre Hat sie zu kennen, aber glauben sie denn ich hatte mir vorgenommen, sie zu besuchen, und noch besser gesagt Sie zu überfallen und dieß ware so fest gesetzt, als gewiß weis daß ich hier sitze und schreibe allein 2 Tage vorher als ich zu ihnen gehen wollte schrieb mir ein guther Freund von Paris und aus dießem hauße, wo ich wohne daß sich meine pursche, so bey mir lernen, nicht gar zu wohl verhüten dießes machte, daß ich statt zu Ihnen zu gehen mich auffsetzte und nach paris Eilete, ich bin nur vierzehn Tage wieder Hier, denn ich kämm den Ersten Tag November an, und alles sähe besser aus, als ich geglaubet, meine Schüller Hatten vor ein paar hund(ert) Verkaufft den ich forchte eben für die wahre so ich ihnen überlassen und vor mein geld aber war wie gesagt alles guth. J. G. Wille Archives nationales Paris 219 AP. Entwurf einer Antwort auf G. F. Schmidts Brief vom 1.11.1746 (Nr. 2), wo dieser ihm seine Hochzeit ankündigte. 1746 unternahm der seit 1737 in Paris ansässige Wille seine erste und letzte Reise in die Heimat. Von da an brach er den Kontakt zur Familie bis auf wenige Ausnahmen ab.

Dezember 1746

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Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 17. Dezember 1746

Mon très cher amy Votre dernière lettre ma fait un extrême plaisir j'y vois avec satisfaction que vous prospérez en france je vous souhaite la Continuation et que vos affaires y pussent prendre le train le plus favorable; je suis extrêmement sensible aux marques d'amitié que vous me temoignez et a ma chère femme, qui vous présente ses civilitez. nous vous en remercions de tout nôtre Cœur, pour moi je vous souhaite un jour un aussi bon parti et un aussi bon Caractère que Celui de ma femme il ne me semble pas que je sois marié, par raport a la liberté avec laquelle je vis, et dont jay toujours été jaloux Comme vous sçavez; aussi est ce le plus grand point dans mon nouvel état, et c'est ce qui a Causé a ce queje crois votre Surprise, comme je le puis voir par votre lettre, une seule chose qui m'a fait de la peine est qu'ayant été aussi proche de moi que je n'ai point eu le plaisir de vous voir, je m'imagine que vous auriez pu assister au jour de ma nóce oh! que j'en aurois ete bien aise, je veux bien du mal a cet homme qui vous a écrit de si mauvaises nouvelles de paris et qui vous a par conséquent empeché de venir jusqu'à berlin, envoyez le faire foutre de ma part si vous le jugez a propos. Je ne puis pas encore vous mander des nouvelles au Sujet de Mr falconnet, j'en ai parlé a M le baron de Knobelsdorff, qui ma promis de chercher la premiere occasion pour en parler au Roy, je serai charmé qu'il fît cette affaire car nous avons besoin d'un bon Sçulpteur: il n'est point nécessaire que le dit M falconet envoye de ses ouvrages, premièrement cela couteroit beaucoup de port et en second lieu le long trajet y pourrait causer du domage, et Comme dans ces sortes de choses l'on se rapporte assez à moi, cela deviendrait unitule (= inutile) je tacherai de conduire cette affaire le mieux qu'il me sera possible et je veux qu'en cas que le roy le prenne a son service qu'il n'en soit point la dup(e) la tête peinte du roy de prusse que je vous ai en(voyée) est d'après M Pesne vous me ferez plaisir de m'en envoyer une Couple par M Didot a qui je vous prie de remettre l'incluse, adieu mon cher ami continuez toujours de m'aimer et croyez moi toujours Mon très cher ami votre très humble et très obéissant serviteur Schmidt bien des Compliments a tous nos amis de Berlin ce 17 de xbr 1746. Archives Nationales Paris 219 AP. 18 Mr falconnet] Etienne Maurice Falconnet ( 1716, Paris - 1791, Paris), französischer Bildhauer (1754 Vollmitglied der Académie Royale J. In Schmidts Brief vom 1.11.1746

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Brief 4

(Nr. 2) war schon anspielungsweise von ihm die Rede. In Schmidts Brief vom 19.4.1747 (Nr. 7) erfahren wir, daß Falconnet bei seinem Versuch, einen Auftrag von Friedrich II. über Schmidt und Knobeisdorff zu bekommen, gescheitert ist. Dennoch hat er tatsächlich in den folgenden Jahren für den König von Preußen gearbeitet. 1751 verfertigte er die Marmorstatue der Musik für Schloß Bellevue und vier Basreliefs mit Kinderfiguren. 27 La tête du roy de prusse] Wille hat selbst 3 Kupferstiche nach Pesnes ' Bildnissen von Friedrich dem Großen verfertigt. Vgl. Le Blanc Nr. 151, 152, 153 und Nagler Nr. 38, 39, 40. 28 Pesne] Antoine Pesne, Historien- und Bildnismaler (1683, Paris-1757, Berlin). Nach einem Aufenthalt in Italien, ließ sich Pesne 1710 mit seiner ganzen Familie in Berlin nieder, wohin Friedrich I. ihn berufen hatte. Nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I. blieb er als Hofmaler tätig. 1720 wurde er Mitglied der Pariser Académie Royale, obwohl er in Berlin weiterlebte. Die Thronbesteigung Friedrichs II. eröffnet 1740 den glänzendsten Abschnitt seines Lebens. 1757 stirbt er im Besitz eines stattlichen Vermögens. Pesne war ein Freund von G. W. von Knobeisdorff. Er hat zahlreiche Bildnisse Friedrichs I. und Friedrichs II. gemalt. Pesnes Porträts von Friedrich II. stammen meistens aus der Kronprinzenzeit, da der König nach der Thronbesteigung grundsätzlich jede Porträtsitzung verweigerte. Vor allem ein Brustbild von Pesne aus dem Jahre 1739 bildet die Grundlage für alle späteren Bildnisse des Königs.

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Von Johann Martin Preisler Kopenhagen, 4. Februar 1747

Copenh. ce 4 febr. 1747 Mon cher Ami Je commence ceci par vous faire mes Compliments de vos beaux ouvrages que j'ai receus la semaine passée très bien conditionés; je vous regarde comme ennemi juré de la vérité parceque vous leurs avez donné un nom si opposé à elle; Vos pensées là dessus m'ont pourtant fait rire de même que toutes les autres expressions; Le portrait de Parocel est parfaitement bien rendu; pour les autres j'ai bien trouvé vôtre beau burin, mais vous conviendrez avec moi que vous n'aviez pas des pareils tableaux. Je ne sai assés vous remercier des burins que vous avez bien voulu choisir pour moi; j'ai toutes les considérations pour les Fourniers; Il n'y a pas à douter que j'en ferai de très belles choses, n'étant pas encore cocu dans letems qu'il les a fait. Je suivrai exactement vôtre bonne instruction en détrempant les autres; je ne les ai pas encore essuyé mais je conseillerois ce nouveau fabricant de burins de ne pas donner dans l'extrême, c'est à dire, de ne les pas faire ni trop minse ni trop fort. Je n'ai pas encore receu de nouvelles de Mr Wassersleben, j'en étois d'autant plus impatient que vous m'avez parlé dans vôtre derniere du bon succès, touchant le portrait du Cardinal; Mr Joullain m'en a parlé aussi, à propos de Joullain il me dit entre autre qu'ayant été chez Mr le Cardinal pour demander l'inscription, il lui demanda à voir une épreuve du dit portrait; comme il n'en savez trouver que chez Mr Balchou, il y alla la demander pour Mr le Cardinal; Je ne saurai jamais

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comprendre comment Balchou ait attrapé cette épreuve, ne sachant point d'en avoir donné à personne qu'à vous; Ayez la bonté de me tirer de cet embarras, en faisant sonder par où il auroit pu l'obtenir; Je m'addresse à vous comme ami intime, me persuadant que mes intérêts dans une affaire aussi fâcheuse que celle là et dont vous étés parfaitement bien informé, vous tientront au cœur; Vous savez que depuis mon départ de Paris, je n'en sai faire aucun usage à cause de l'inscription que j'attendai de jour en jour; faités la moi tenir je vous en prie, ou bien faités la moi vendre par la voye de Mr Wassersleben, qui vous en a déjà parlé si avantageusement pour moi; je suis persuadé qu'alors ce seroit avec beaucoup plus de profit qu'avec Mr Joullain qui s'en est chargé; Il a demandé à Mr le Cardinal d'Auvergne cent Louis à cequ'il m'a dit et comme il m'a demandé dans sa dernière la prise au juste; je lui dis dans cet incluse, que vous aurez la bonté d'envoyer à son homme, de ne pas la vendre à moins de deux mille livres. N'est-il pas vrai que l'on a accordé à Mr Daullée huit mille livres pour graver le portrait de la Reine de France, peint par Toquet? Je voudrais bien savoir s'il a fini et comme il a réussi. J'attends occasion pour vous envoyer le dessein en question et une épreuve {Ms. unleserlich) du Roi défunt. J'ai félicité Mr Schmidt de ce qu'il a si bien rencontré; il ne m'a pas encore fait réponse; quand est ce que nous le suivrons? à ce que vous me marquez dans vôtre dernière, je vois fort bien que Mr Schmidt ne sait pas mal se servir de vous, vous chargeant de toutes ses Commissions. Si ma lettre n'étoit déjà si longue je parlerais beaucoup de vôtre voyage; il doit avoir été de plus agréables; les quinze cent livres auront été bien recompensé par le plaisir et le bon accueil de vos chers parens Je suis Mon Cher Ami vôtre très fidèle. J. M. Preisler a propos de Groenländer, un des Missionnaires que le Roi y a envoyé, emmena toute une famille ici; je les ai vu, admirant une proportion d'homme tout a fait différente aux autres; Je voulois les dessiner pour mon propre étude, mais sans me donner le tems, ils se sont determinér à mourir dans les petites véroles; C'est quelque chose d'extraordinaire que cette maladie ne règne point dans leur pais et qu'aussitôt sorti de là, ils en sont attaqué, dont très peu échappent à ce que l'on sai par une longue expérience. Archives Nationales Paris 219 AP. Johann Martin Preisler] Vgl. Brief Nr. 1, Anm. 7 Le portrait de Parocel] Joseph Parrocel (1646-1704), aus Brignolles in der Provence, (Schlachtenmaler, »conseiller« - Berater - an der Acedémie Royale), gemalt von H. Rigaud, gestochen von Wille (1744). Vgl. Le Blanc Nr. 128, Nagler Nr. 78. 10 Burins] Grabstichel, um die er Wille im Brief vom 17.9.1746 (Nr. 1) gebeten hatte. 18 Wassersleben] vgl. Brief Nr. 2. 19 le portrait du

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Briefs

Cardinal] anscheinend handelt sich um ein von J. M. Preisler gestochenes Porträt des Kardinals d'Auvergne. 23 Mr Balchou] Jean-Joseph Balechou ( 1719, Arles - 1764, Avignon), Kupferstecher, Mitglied der Académie royale. Vgl. Brief Nr. 9, Anm. 29 depuis mon départ de Paris] Preisler verließ Paris im Jahre 1744, um sich in Kopenhagen niederzulassen. 41 épreuve du roi défunt] Im Brief vom 17.9.1746 (Nr. 1) erzählte Preisler, er sei dabei ein Porträt des gerade verstorbenen Christian VI. von Dänemark zu zeichnen, um es danach zu stechen. 42 Schmidt] Georg Friedrich Schmidt, der 1743 auf Verwendung Knobeisdorffs als Hofkupferstecher nach Berlin berufen wurde. 46 Voyage] Anspielung auf Willes Reise nach Deutschland Ende 1746 (vgl. Brief Nr. 3). 4Π quinze cent livres] Im Briefentwurf Nr. 3 erfahren wir, daß diese Reise in die Heimat Wille »1400 Livers« gekostet hat.

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Von Johann Elias Ridinger Augsburg, 12. Februar 1747

Hoch Edler Hochzuehrender Herr! Dero vom 3. Jan. erlassenes ist mir erst unter dem 20. passato zu gekommen, ich bin ausnehmend und recht von Hertzen von Ihrer güthe und reelité gerühret, versicherend so viel nur in meinen Kräfften denen selben meine Ergebenheit zu bezeugen meine beantwortung Hat sich indessen nur darum verzogen weilen verlangte wahre zu versenden nicht so gleich gelegenheit finden konte in deme Sie durch die Landgutschen von hier bis Strasburg allzu theuer mit hin ich das Küstel mit andren güteren nächster Tagen nach Strasburg an meinen Freund zu versenden mit einer nur zu gewissen Zeiten abgehenden Fuhre gelegenheit abzusenden Haben werde. Den betrag der wahre nebst anderem belieben Euer hochedlen in angebogener nota zu ersehen das Complete Exp. liget oben und ist der ersatz des übrigen mit anmerkung distinguiret. die grössere blatt ligen alle beysamen und sind mit wenigen Vertheilet, bin ich nun im Stande mit mehreren zu dienen so wird es mir großes vergnüegen geben zu mahlen wann meine geringe arbeit von denen spirituosen Geisteren derer Herren Franzosen nur in etwas günstig angesehen wird, vertretten sie meine Stelle und bedeuten ihnen das ich nicht als ein Virtuose im Graviren sonderen als ein Mahler arbeite, der wegen Flüchtigkeit des Geistes nimmermehr die Vollkommenheit im Stechen erreichen wird. Ich bethaure das ich im Kupfer dahin noch nicht gelangen können wozu ich im Zeichnen gekommen bin Doch suche ich was ich thue mit Mahlerhaftem verstände zu thun und das machet mir Hoffnung das sie gedult mit mir Haben werden. Das Küstigen Habe ich in Paris an die Herren Tourthon et Baur adressiret weil ich allhier von Möns. Liebert u Fingerlin, nicht aber wie ich im ersten gemeldet von Hr halder an dise Freunde adressiret bin. Ich Habe denen selben mit dem küstchen ein Schreiben gewidmet darinn die adresse an Eur Hochedlen gemeldet. Belieben sie sich also auch selbst diserwegen bey

Februar 1747

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ihnen zu melden so wird alles richtig gehen und so es beliebig, kan das geld auch an sie nach Dero Comodité abgegeben werden. Wegen der aus Landischen Thiere bin ich Ihnen vor die mühe ins besondere verbunden mit Zeichnen were eine probe fais mann licentiam zu Versailles erhielte zu machen. Doch mus ich gestehen das sie mir gemahlt weit angenehmer weren von Möns. Oudry. Habe Blatt in die Höhe die er selbst radiert u eine Hirsch Jagt- von Parocel eine Löwen- und Tiger- nach Schneyer ein Schwein und dann eine Wolfs Jagt auch einige einzelne die Möns. Le Bas nach Oudry aus des Comte de Tessin Cabinet gestochen oder verleget, noch einen Tal, Hüner, und Wasser Hund, sind ausser disem Guthe Stücke in Kupfer zu Haben. Soll es mir angenehm seyn vor allem aber wünsche ich mir von Eur Hoch Edlen Hand einige Stücke da sie den betrag davon abzu ziehen an meinem Conto belieben. Nun komme ich auf die Hauptsache mit meinem Sohne wie sehr verbunden bin ich Eur Hochedlen vor Dero aufrichtige nachricht wie vielmehr aber vor Dero so gütigste ja recht Hertzliche offerte. Ich Habe was sie mir gemeldet an meinen Sohn nach Rom schon über schriben ich erwarte des vordersamsten seine resolution darüber da ich das selbige Eur Hochedlen sogleich berichten werde betreffend seine arbeit so Habe ein blatt so ich vor seiner abreise aus Florentz erhalten mit bey geleget daraus Eur Hochedlen das mehrere ersehen können, vor welches ich auch stehe das es seine arbeit seye, wann ich mir also sichere Hoffnung machen darff das er durch Eur Hochedlen assistence so wie sich dieselbige schicken möchte seinen unterhalt in Paris finden würde so were gesonnen denselben von Rom dahin gehen zu lassen, das er in dem nahmen mit mir nicht gleich ist, die sache das er mein Stieffsohn den ich aber von seinem 4ten Jahre an schon unter meiner Vatterlichen anführung gehabt und da er sich durch seine guthe Kindliche Conduite mir so gefaellig gemacht so liebe ich denselben als meinen eigenen Sohn und so Habe ich ihn auch erzogen, ich versichere sie also von gantzem Hertzen das was sie demselben erweisen werde ich als ob es mir selbst gethan würde mit der grösten verbündlichkeit ansehen und wo ich gelegenheit Habe nicht ermanglen alles nur mögliche zu Dero vergnügen anzu wenden indessen Habe ich die Ehre mit aller Hochachtung und aufrichtigkeit mich wahrhaftig zu nennen Eur Hochedlen gants ergebenster Joh. Elias Ridinger Augspurg die 12 Febr 1747 Das Spanische Türckische Friesländische und barberisch pfrd ist ebenfals arbeit von meinem Sohne unter seinem Nahmen J. G. Seuler. Er hatt sie unter meiner direction ehe er noch nach Italien vor 3. Jahren gegangen gearbeitet woraus sein grabstichel zu ersehen.

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Brief 6

Archives Nationales Paris 219 ΑΡ. 4 reelite] Geschenk. 43 mit meinem Sohne] der Kupferstecher J. E. Ridingers.

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J. G. Seuler,

Stiefsohn

Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 19. April 1747

de Berlin ce 19 de Avrill 1747 Mon tres cher amy J'étois a rever ces jours passé a mon ouvrage ou je songois a vous, au planches, et a bien d'autres choses ne sachant pas la cause du retardement de votre réponse, quand le porteur des Lettres entra chez moi, et me remit celle datée du 23 de Février qui m'a fait un sensible plaisir, je vous rends mille graces de votre bon Cœur toujours prêt à m'obliger j'attends les planches au premier jour, elles serviront pour le plan de Berlin, qui sera gravé sous ma direction, l'on simagine qu'il sera toujours mieux quand jaurai l'œil la dessus, quand il sera fait, je vous en enverrai un Exemplaire pas, pour que vous voyez un magnifique ouvrage mais - seulement pour que vous y voyez la situation de notre bonne ville de berlin je vous indiquerai aussi l'endroit ou je demeure, la Catastrophe arrivée a M. Daullé ne me surprends point, efectivement cest se foutre de toute la Cour que de traîner 7 ans passé un ouvrage qui aurait pû être achevé en 18 mois il a mérité cela par rapport à moi car personne ignore que cet ouvrage ne m'ait été destiné, comme Ms Toqué me la assuré plusieurs fois et que ce fût par rapport au deffunt Ms Rigaud qu'il donna son consentement pour que M Daullé gravât cet portrait, j'en suis pourtant fâché car le proverve (=proverbe) dit qu'il faut toujours plaindre les malheureux, vous avez grande raison de Croire qu'il ny sa plus d'espérance pour Ms Falconnet jen suis tres fâché moi même Ms le baron de Knobelsdorff aurait désiré lui même quii fût venu a berlin car il se raporte beaucoup a moy. mais vous sçavez qu'il y a toujours des gens a la Cour qui se mêle de ce qui n'ont a faire, et de cet nombre est Ms le Comte de Rottenbourg qui se rend nescessaire en tout, depuis quelque mois jai entendu parler de Ms Adam jai cru qu'il fut question de Ms Adam le Cadet notre amy et le roy lui même a été dans cette idée car on le vouloit deja faire venir dés mon temps étant a paris, comme il étoit le premier en date j'ai pris le parti de me taire, étant de mes amis et habile homme, et je ne sçaurois nier que je me réjouissois déjà de renouveller Connoissance avec un homme que jai toujours estimé mais jugez de ma surprise quand on m'est venu dire que M Adam desendait de la poste et queje fûs tout aussitôt pour l'aller embrasser je trouve un autre Adam que je ne Connois point, je crois qu'il a été aussi surpris que moi quand il a senti que je croyois trouver son frère. Je crois qu'il y a quelque tricherie la dessous, je souhaite que dans ses ouvrages il ne demente point la bonne oppinion que

April 1747

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l'on a de lui. toute cette affaire mon cher ami doit être tenue secrette: vous pourrer pourtant vous informer par cy par la, cet un nommé M Petit a paris qui s'est mêle de cette affaire, le Schmidt dont vous aver lû dans la gazette qu'il a été anobli n'a point l'honneur d'être connu de vous, je ne sçais point de qui il est question, tous ce queje pui dire est que ce nest pas moi, il y a tant de gens qui portent mon nom un pareil honneur ne me sera jamais fait aussi suis je charmé de n'en avoir pas besoin il ne pourrait en rien de tout augmenter ma félicité, M Daullé peutetre s'en accomoderoit mieux que moi, il a l'esprit fait pour ces sortes de choses, noubliez pas s il vous plait les burins je crois que cest douze douzaines que je vous ai marqué de me faire forger, j'attends tout les jours la Caisse que M Didot m'envoye je vois sur le mémoire qu'il a oublié la derniere Edition de boileau j'en suis bien fâché car cet un auteur qui me plait infiniment je voudrais avoir celle ou le cher amy Cochin a gravé les 6 sujets du Lutrin dites lui qu'au premier jour il aura de mes nouvelles jai receu la lettre que Ms Parocel m'a fait l'amitié de mecrire. faites lui bien mes Compliments je viens d'aprendre que la Caisse des Livres de Ms Didot est arrivée a berlin Comme aussi les Estampes que Ms Surugue m'envoye dites s'il vous plait si vous voyez l'un et l'autre que je leurs en enverrai l'argent, au premier jour. Jai appris sous main que Ms. Carie vanloo viendrait a berlin et que le Roy Lui avoit offert une tres bonne pension je voudrait que cela fût vrai informez vous secrètement si cela est. vous n'avez qu'a l'aller voir et tachez de découvrir s'il se prépare pour son voyage car je sens fort bien qu'il aura quelque difficulté par rapport a son habileté je sçais la part que vous prenez pour la gloire germanique pour ne pas nous envier un pareil sujet adieu cher ami faites moi toujours l'amitié de me croire très parfaitement Votre très humble et tres obéissant Serviteur et Amy Schmidt bien des Compliments a tous nos Amys je pars pour voir la foire de Leipzig d'où j'écrirai a notre ami Cochin Archives Nationales Paris 219 AP. 20 Ms Falconnet] Über das mißlungerte Vorhaben, Falconnet mit einer Arbeit für den preußischen König beauftragen zu lassen, vgl. Brief Nr. 2 und Nr. 4. 26 Ms Adam le Cadet] François Gaspard Balthasar Adam (1710, Nancy-1761, Paris). Nach einem Aufenthalt in Rom (1733), hielt sich F. G. B. Adam in Paris auf, begab sich aber bald nach Berlin (ca. 1747), wo er zum ersten Bildhauer Friedrichs des Großen wurde. Er blieb 13 Jahre in Preußen, und kehrte am Ende seines Lebens nach Paris zurück. Viele seiner Werke befinden sich im Schloß Sans Souci. 3 2 - 3 3 un autre Adam que je ne Connois point] Vielleicht einer der älteren Brüder des vorigen: Lambert Sigisbert Adam (1700-1759) oder François Gaspard Balthasar (1710-1761). 47 Edition de Boileau] Nicolas Boileau-Despréaux, Œuvres, 5 Bde., Paris: David, Durand, 1747 (mit Zeichnungen von Cochin). 50 Parocel] C. Parrocel (1688-1752). 54 Carle vanloo] Carle Van Loo (1705, Nizza-1765, Paris). Nach mehreren Aufenthalten in Italien (1714 in Rom, 1727 wiederum in Rom, 1732-1734 in Turin) kehrt Carle Van Loo nach Paris zurück, wo er 1734 zum Mitglied der Académie Royale, 1749 zum »Directeur de l'école des élèves pro-

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Brief 7

tégés«, 1754 zum Rektor der Académie, 1762 zum ersten Maler des Königs und schließlich 1763 zum Direktor der Académie wird. Allmählich gelangt er zur europäischen Berühmtheit. Einige Bilder von ihm befinden sich in Potsdam. Eigentlich ließ sich nicht Carle, sondern Amédée Van Loo (1719-1795) 1748 am Berliner Hof nieder. Vgl. Brief Nr. 10 (März 1751) und 15 (Dezember 1752).

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Von Johann Elias Ridinger Augsburg, 29. Juni 1748

HochzuEhrender Herr! Wann meine so überhauffte arbeiten mich nicht gehindert das ich wider willen Dero wehrtestes vom 28 apr. so lange muste unbeantwortet Lassen so würde ich mit recht reprochiret, ob ich nun gleich noch damit beladen bin so das ich an 4 Tableau von 5 Schuen gros vor den Russischen Hofe arbeite mit Hin wider verhoffen den pensei zur Hand nehmen muste und dise Stücke noch vor winter pr: Mare dahin kommen sollen, so finde beynahe nicht eine Stunde übrige zeit, um diser uhrsache willen hoffe Sie werden hochzuEher mir pardoniren das ich meine antwort hin etwas auf schieben müessen. Betreffend nun Dero viel zu Grossen Danck vor meine Zeichnung so ist derselbe grösser als der wehrt der Gabe ist, habe ich Ihnen und anderen Virtuosen damit vergnüegen gegeben So ist es alles was ich mir wünschen kan indessen sind Sie gewis der einige in Franckreich der mir die Ehre angethan etwas von meiner Hand zufodhern in betracht dessen und aus einer Hochachtung die ich Ihnen schuldig bin habe ich auch Fleis angewant ich bitte nur das sie sich meiner ergebenheit dabey erinneren mögen. Auf die anfrage ob mir beliebte 6 Zeichnungen von der arth wie Ihrige zu arbeiten so würde mir Ehre davon machen auch nicht weniger Fleis anlegen vor 1 Stück glaubte das ich 25 # an Deutschem gelde wohl verdiente weil auf dergleichen arth zu arbeiten viele Zeit erfordert wird wann Dero Freund in weiterem dienen kan so erwahrte Dero befehle gleich wie es mir angenehme ist demselbigen den Cathalogum meiner wercke, nebst dem preise der Engelbrechtischen ausschneid bilder und dem wercke von Ribienus zu übersenden Da ich beliebige Resolution darüber erwahrte. Wegen der Grossen mühe die sie sich vor mich um die Reception der Königlichen Accademi bis hero gemacht bin ich Ihnen von hertzen verbunden wann mich die anfangs gedachte arbeit vor Sr Maj. die Zarin nicht hinderte solten 2 desseins schon nebst einem Schreiben an Möns. L'Episier mit folgen so aber mus ich mir noch einigen verzug od. anstand ausbitten da ich dann nach Vollendung diser arbeit mich ohnverweilt daran wagen werde ich Habe nimmermehr geglaubet das ich den pensei noch einmahl ergreiffen würde da ich aber vor 2 Jahren ein par quader an disen Hofe gesant so bin ich bis dahero darum angegangen worden so das ich mich nicht entziehen kunte

August

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es zu acceptiren ich verhoffe bis ende otobris mit disen 4 Stücken fertig zu werden da dann dise 2 Zeichnungen meine erste arbeit seyn sollen od es were mir auch gleich ein par quader von 2 1/.2 Schu in der Mahlerey zu über nehmen, ich lasse es meines wehrtesten Freundes Guth düncken über, zu mahlen es mir die gröste Ehre seyn würde ein Mittglied einer so weit berühmten Accademie welche aus so grossen Virtuosen bestehet zu seyn Indessen bitte meine ergebenheit Möns L'Episier und übrigen Gönneren zu machen wird meine arbeit in Kupffer beliebet so ist es mir darum angenehmer weil mehreren damit gedienet würde Sonst were die Mahlerey Leichter gethan bin ich im Stande vor Ihre Gewogenheit ihnen zu dienen So versichere das sie einen wahren Freund an mir finden sollen. Endlich Haben sie sich wegen Langen anstand Dero antwort nicht zu entschuldigen weil ich ersehe das Sie selbige wohlbedachtlich Haben anstehen Lassen doch were ich beynahe auf andere gedancken gerathen da ich von Möns Sch {Riß) das vergnüegen Hatte zu vernehmen das sie sich eine (Riß) würdige Gehülffen erwählet, ich Gratuliere beyden werten Von herzen und wann ja cupido mir im wege gestanden so were es auch noch meine Schuldigkeit ihme alles Vorrecht zu überlassen. Ich nehme theil an ihrem Vergnüegen und wünsche alles ersinnliche Wohlergehen - der ich mit wahrer Hochachtung und ergebenheit auch an wehrteste Frauliebste Zeit Leben Seyn werde Hochzuehrender Herr u. Freund Dero gantz ergebenster Joh Eli Ridinger Augspurg die 29. Junii 1748 Brief aus den Beständen der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg. Er wurde 1956 bei J. A. Stargardt in Marburg ersteigert. 23 der Engelbrechtischen] Martin Engelbrecht (1684, Augsburg - 1756, ebd.), Bruder von Christian Engelbrecht. Martin war Mitglied des Augsburger Rates und besaß mit seinem Bruder Christian einen bekannten Verlag, in dem die illuminierten Lackier- und Ausschneidebilder sehr guten Abgang fanden. 23 Ribienus] nicht nachweisbar. 27 D i e Zarin] wahrscheinlich die damals regierende Zarin Elisabeth Petrovna.

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Von Georg Friedrich Schmidt Dresden, 27. August 1749

De Dresden ce 27 de Aoust 1749 Mon très cher ami Excusez si je vous ai pas encore répondu a votre demi lettre vous devez etre fâché Contre moi sans cela vous m'auriez bien Ecrit par Mrs Harper et Rode. Je receu avec plaisir les portraits du Roy et de Cellui du Prétendant je vous en félicite car ils sont très bien gravé et d'une Couleur charmante. Continuez

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Brief 9

toujours sur cet pied vous irez encore loin car vous avez de l'occasion en france, Je viens de voir une estame (^estampe) gravée par Balechou représentant le Roy de pologne en pied dapre Rigaud je vous assure quelle est charmante, moi qui ne l'aime pas trop d'ailleurs ne puis m'enpêcher de lui rendre justice. Ms Daullé qui se croit le premier Moutardier du pape, qu'en dit il. je crois qu'il en est bien jaloux, Cependant il faut dire que balechou doit une grande partie de sa Réüssite au beau tableau de Ms Rigaud qui est admirable, je retourne dans deux jours a berlin d'où je comte de vous envoyer de mes ouvrages que jai fait pour la Cour de Dresden mais je vous prierai de ny regarder d'autre mérite que Cellui de la gravûre le reste vous dira apeu près, d'après quels tableau jai travaillé, Cependant si je nai pas toujours la satisfaction du côté des tableau du moins jai le plaisir d'être fort Content du Côté de la fortune qui qoique elle ne soit pas bien grande ne laisse pas que d'Avoir son mérite pour un homme qui pense Comme moi. Cest aussi le bût que je me propose de vivre sans inquiétude cest ce que je n'ai pas toujours trouvé en france. ou je n'aurois jamais fait mon chemin Comme il faut, vous le Sçavez très bien vous même, quand on est pour la plus part du temps occupé a travailler, pour soi et établir sa réputation l'on n'a pas beaucoup d'argent de reste. Ms Harper m'a dit que vous aviez été Malade j'espère que Cela n'aura pas eu de suite faites bien mes compliments a tout vos amis et croyez moy toujours. Mon très cher amy Votre tres humble et très obéissant serviteur Schmidt je vous prie mon cher amy de vouloir bien aller chez Ms Didot pour qu'il vous remette l'histoire des voyages qu'il me doit encore et dont j'ai les 3 premiers volumes et ensuite 3 douzaines de ces petites manches pour emmancher des pointes pour graver à l'Eau forte, ils se vendent derriere le pallais a 24 sols la douzaines ils faut qu'ils soient de différente grandeur. 2 petites pierres de Levant qui soient bonnes a 7 a 8 francs la pièce 1 Secret des arts de chez Jombert 10 Livres du noir de paris a imprimer mais il faut qu'il soit du véritable, Thevenard sçait ou l'on l'achète mais je vous prie de ne pas lui en donner la Comission il pourroit me tromper M Hillner et Riederer vous payeront les débourses je vous prie de me faire partir tout cela au plus vite vous m'obligerez Extrêmement vous direz a Ms Hillner et Riederer qu'au premier jour j'enverrai des Estampes a Ms Surugue qui leurs en fera tenir l'argent pour mon Comte, Harper et Rode Content de Retourner en france au printemps porchain, je vous dirai aussi que j'ai projetté un voyage pour paris dans 6 ou 7

mois et je crois que je pourrais l'Exécuter Adieu Cher amy ne manquez point

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de m'envoyer ce que j'ai marquez cy dessus et Croyez moy toujour votre très Humble et tres obéissant serviteur 50 Schmidt Je vous prie en grace de me choisir le Meilleur noir de paris que vous pourrez trouver et de me l'envoyer au plus tot. Archives Nationales Paris 219 AP. 4 Harper] der Landschaftsmaler Adolf Friedrich Harper (1725, Berlin - 1806, Berlin). Nach dem Tod seines Vaters, Joh. H. Harpers (1746), reist er nach Frankreich und Italien. 1752-1756 studiert er in Rom unter der Leitung des englischen Landschaftsmalers R. Wilson und tritt hier in enge Beziehung zu Winckelmann. 1756 kehrt er nach mehreren Jahren Abwesenheit nach Deutschland zurück und tritt in den dienst von Carl Eugen von Wurtemberg. 1759 wird er Hofmaler, 1761, Professor an der dortigen Académie des Arts, 1784, Galeriedirektor. 1797 wird er vom Herzog von Wurtemberg in den Ruhestand versetzt und kehrt 1798 nach Berlin zurück. Seit 1783 ist er Ehrenmitglied der Berliner Akademie. 4 Rode] Wahrscheinlich Christian Bernhard Rode (1725, Berlin - 1797, Berlin). Bekannter Historienmaler und Radierer, älterer Bruder von Johann Heinrich Rode (vgl. Brief Nr. 13, Anm.). Schüler des Antoine Pesne in Berlin. 1750-1752 hält er sich in Frankreich auf wo er u. a. Carle Van Loo und Restout besucht. 1754-1755 reist er nach Italien. 1756 kehrt er über Wien, Prag und Dresden nach Berlin zurück, wo er eine ungemein rege Tätigkeit als Öl- und Freskomaler, Radierer und Zeichner entwickelt. 1756 wird er zum Mitglied der Berliner Akademie und 1783 zum Direktor derselben. 5 portraits du Roy] Es handelt sich entweder um Louis Quinze le Bien Aimé, zu Pferd nach links, von seinen Generälen gefolgt, 1747 von Wille gestochen nach einem Bild von C. Parrocel et J. Chevallier (Le Blanc Nr. 104, Νagier Nr. 60) oder um Ludovicus Victor et Pacator, nach einem Bild von J. G. Heilmann, gestochen von Wille und J. B. Le Moyne (Le Blanc Nr. 105, Νagier Nr. 61). 5 et de Cellui du Prétendant] Es handelt sich entweder um Louis, Dauphin de France (geboren in Versailles den 4. Sept. 1729), nach einem Gemälde von Klein, gestochen von Wille ( Le Blanc Nr. 106, Νagier Nr. 62 ) oder um einen Kupferstich, den La Motte Fouquet mutmaßlich Wille zuschreibt (Nr. 615 seines Katalogs), Le Blanc aber gar nicht erwähnt (vgl. auch Nagler Nr. 63): Louis, Dauphin de France (im Cuirasse nach links). 8 une estame gravée par Balechou représentant le Roy de Pologne en pied dapre Rigaud] Jean-Joseph Balechou ( 1719, Arles - 1764, Avignon), Kupferstecher, Mitglied der Académie royale. Der hier erwähnte Kupferstich sollte bald einen Skandal auslösen. 1752 mußte Balechou aus den Listen der Académie Royale gestrichen werden, nachdem er unredlicherweise gegen sein Versprechen einige Abdrücke von der Platte mit einem Bildnis Augusts III. von Polen für sich behalten hatte, die er nach Rigaud gestochen hatte. Er mußte nach Avignon fliehen, wo er sein Leben beschieß. 33 l'histoire des voyages] Histoire générale des voyages, ou Nouvelle Collection de toutes les relations de voyage par mer et par terre qui ont été publiées jusqu'à présent dans les différentes langues .... Bde. 1-15, hrsg. vom Abbé Antoine François Prévost; Bd. 16, hrsg. von E. M. Chompré; Continuation de l'histoire des voyages ou Collection Nouvelle, hrsg. von A. Deleyre, A. G. Meusnier de Querion und J. P. Rousselot de Surgy, (insgesamt) 20 Bde., Paris: Didot 1746 - an X [1802] (auch in 80 Bänden, Paris: Didot, 1746-1789). Vgl. auch Histoire générale des voyages ..., 86 Bde., Dresden 1747-1768.

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Brief 10

Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 27. März 1751

Berlin den 27 mertz 1751 Mein Herr Ihr letzters von 8ten dieses so sie an mich ergehen lassen hat mich viel vergnügen erwecket, besonders da ich nunmehro ersehe daß der friede welcher so lange unterbrochen gewesen nun endlich wieder dargestellt ist, es hätte solches schon längstens geschehen können, allein so geht es wen man sich nicht Expliciret den man Maulet mit einander und niemand weiß worum doch es sey genug mit der vorrede laßet uns zum text schreiten. Den handel welchen Sie mir auftragen laßt mir gantz und gar wohl gefallen werde also wo ich gelegenheit finde Ihnen die begehrte bûcher über senden vieleicht ist es möglich daß sich M. Vanloo damit chargiren möchte welcher in einigen wochen von hier nach Paris reiset, wonicht so wollen wir schon gelegenheit finden daß selbe über kommen sollen wegen des begehrten Stahls so will mich genau erkundigen ob was Extra feines zu bestimmen allhier sey sonsten will ihnen einer kleinen grobe rafinirten Englischen Stahl schicken welcher wir ich glaube gantz vortrefflich vor grabstichel sein muß man verkaufet selben allhier es ist zwar ein wenig theuer allein daß ist ein kleinigkeit in ansehnung daß, was man mit einen guten griffel verdienen kan. Mich wundert hertzlich daß M Didot Ihnen noch nicht die bûcher abgeliefert da er mich doch Exprès von 26 february schreibet daß solches bereits geschehen sey um selben nun davon zu überzeigen So übersende Ihnen bemeldeten heren seinen original brieff die entschuldigungen darinen werden ihnen ein wenig Pariserisch vorkommen, vieleicht hat der gute man geglaubt die deutschen wären umb 21 Livres capable freundschaft und Reputation hinten an zu setzen allein er betriget sich in dem schon an die H. Hillner und Riedner gemeldet, den franzosen zu befriedigen solte selber nun noch nicht die bûcher abgelieffert haben so ersuche noch ein Mahl deß wegen erinnerung zu thun als den so belieben sie ihm seinen brieff zu zeigen indem ich glaube daß selber ihm beschämt machen wird. Ich bin Ihnen Mein herr recht hertzlich verbunden daß sie so gütig gewesen meiner Comission zu besorgen so gerne ich auch gewunschet etwas von Ihrer arbeit dabey zu bekommen so glaube dennoch daß die wahre Spät ankommen möchte den was mich an meisten nöhtig vor dies mahl daß sind die Platten will also noch ein wenig mit den kupfferstich gedult haben vieleicht machen sie unter deßen noch einen Camaraden darzu und als dan machet (wie es am Sprichwort heißet) zwey Würffe mit einem Stein kan Ihnen sonsten mit etwas hirsiegen orte dienen so beliebe man mir zu befehlen indem mich jederzeit darzu bereit willig finden laßen werde mein Ergebenstes Com-

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pliment an dise frau liebsten und allen guten freunden womit die Ehre habe mich zu nennen Mein herr Ihr ergebener und dienstwilliger diener Schmidt daß H D i d o t seinen brieff bitte bey gelegenheit mir wieder zurück zu senden indem mir daran gelegen ist. Archives Nationales Paris 219 AP. 3 Ihr letzters von 8ten dieses] Dieser Brief Willes an G. F. Schmidt ist nicht erhalten worden. 1 1 M . Vanloo] Amédée Van Loo, vgl. Brief Nr. 7, Anm.

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An Jean Baptiste Paris, 7. Oktober

Massé 1751

Je reconnois avoir reçu de Monsieur Massé pour fin de payement des différents opérations que J'ay fait sur les planches de la Gallerie la s o m m e de quatre cent cinquante livers a Paris ce 7 octobre 1751 Wille Handschrift aus den Beständen der Fondation Custodia, Sammlung Frits Lugt. Signatur: 1985 A141. 2 opérations que J'ay fait sur les planches de la Gallerie] Es handelt sich um Willes Beitrag zu dem von J. B. Massé herausgegebenen Stichwerk La Grande Gallerie de Versailles et les deux Salons qui l'accompagnent, peints par Charles le Brun ..., dessinés par J. B. Massé ..., et gravés sous les yeux des meilleurs maîtres du tems, Paris 1753. Wille hat an mehreren Platten dieses Stichwerks gearbeitet. Unter anderen seien heir erwähnt: Jonction des deux mers 1667 (La grande Gallerie, Nr. 16, Le Blanc Nr. 6, Nagler Nr. 110), von Desplaces angefangen, von Wille zu Ende gestochen; Etablissement de l'Hôtel Royal des Invalides 1674 (La grande Gallerie, Nr. 22, Le Blanc Nr. 7, Nagler Nr. Ill), von Duflos angefangen, von Wille zu Ende gestochen; L'ordre rétabli dans les Finances 1662 (Ta grande Gallerie, Nr. 23, Le Blanc Nr. 8, Nagler Nr. 112), von Wille gestochen: Ornemens de l'Angle qui termine la Galerie vers le Salon de la Guerre (La grande Gallerie, Nr. 27, Le Blanc Nr. 9, Nagler Nr. 113), von Aveline angefangen, von Wille zu Ende gestochen; Ornemens de l'Angle qui termine la Galerie du côté des jardins (La grande Gallerie, Nr. 28, Le Blanc Nr. 10, Nagler Nr. 114), von Aveline angefangen, von Wille zu Ende gestochen; L'Europe chrétienne en paix (La grande Gallerie, Nr. 45, Le Blanc Nr. 11, Nagler Nr. 115), von Liotard angefangen, von Wille zu Ende gestochen). J. Β. Massé wird auch in einem Tagebuch-Fragment von Wille erwähnt: Vgl. Kellner, S. 186ff. Über Jean Baptiste Massé, vgl. Brief Nr. 2, Anm.

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Brief 12

Von Martin van Meytens Wien, 26, Februar 1752

Hoch und wohlEdelgebohrner Herr, Kein größeres vergnügen kan mich einnehmen als die Bekantschaft wahrer Virtuosen, welches mir durch Dero Complisantes schreiben vermehret ist worden nebst übergeschicktes Portrait, wodurch ich eine vergnügliche Ursache finde, Dero sehr gustose arbeit gründlich zu admiriren, wie auch ein jeder wahrer kenner, solches ohne Außstellung muß thun. Also habe ich um solches angenehmes verfahren zu bitten aber nicht zu verzeihen, und wünschte das kein anderes Verfahren in der Welt bekannt wäre. Ich habe demnach, aus wahrer und billiger Eyfer der Kunst, selbiges also gleich, an beyder Käyserl. Maytten gezeiget, da dan Höchstdieselben Ein besonders gnädigst Wohlgefallen daran haben bezeiget. Aber ich betaure nur, daß ich nur abwesend Dero wehrte persohn muß kennen, wünschende das vergnügen zu erleben die persöhnliche Bekantschafft zu können genießen, allein, Dero vergnüglichkeit in Franckreich, wirdt mir vielleicht solches berauben, doch ich zweiffeie nicht daß Eur Edi. auch etwan in Teütschland als Dero Vatterlandt Einiges vergnügen möchten finden, besonderlich alhier in Wien, alwo etwan auch noch ein schön stück arbeit zu finden wäre, daß die Mühe wehrt wäre. Allein auf was vor feste Conditionen solches geschehen solte mochten Eur Edi. Selbsten deutlich am Tag Belieben zu legen, wan anders bey EurEdl einige Inclination darzu wäre, so würden die verborgnen geister auch hier die gröste und stärckeste würckungen augenscheinlich zeigen, übrigens wirdt es mir allezeit Ein volkommenes vergnügen sein, mit allen Estim zu verbleiben Eüer Hoch und Wohledl Dero dienstfertiger und Ergebenster Diener Martin de Meytens Wien d. 26 febr. 1752 P. S. ich ersuche Höfflichst Eingeschloßenen an Mr Schlechter Einzuhändigen bitte auch mein ergebenstes Compliment an Mr Massée abzulegen es erfreüet mich besonders Seines wehrten angedenkens Répondu à Mr de Meytens premier Peintre de la cour Imp. de Vienne Archives Nationales Paris 219 AP. 28 Martin van Meytens od. Mytens] Schwedisch-österreichischer Bildnismaler (1695, Stockholm - 1770, Wien), der sich in Holland, England und Frankreich ausgebildet hat. 1717 hält er sich in Frankreich auf. Vom Herzog von Orléans protegiert, kommt er bald als Miniaturist in Mode. Er hat Bildnisse Ludwigs XV. und mehrerer Aristokraten gemalt.

April

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Nach einer Reise nach Dresden, Wien und Italien (1720 - um 1724) läßt er sich in Wien nieder, wo er zum Lieblingsmaler Maria Theresias wird. 1759 wird er Direktor der Wiener Akademie. Willes Ruhm war um 1750 in Deutschland und Österreich schon so verbreitet, daß Martin van Meytens ihn nach Wien berufen wollte (vgl. Tagebuch-Fragment von 1751, Kellner S. 186ff.). Die Beziehungen zu Wien vermittelte wahrscheinlich der spätere Staatskanzler Graf Kaunitz-Rietberg, der 1750-1753 als kaiserlicher Botschafter in Paris weilte und Wille im August 1751 zu einem »Verhör« empfing (ebd. Kellner S. 186). Vgl. auch dazu Hein-Th. Schulze Altcappenberg: »Le Voltaire de l'Art«. Johann Georg Wille (1715-1808) und seine Schule in Paris, Münster 1987 (Abkürzung: Schulze Altcappenberg), S. 19. Hier liegen die Anfänge für die später äußerst wichtigen Beziehungen zur Wiener Akademie. Martin van Meytens' Einladung nach Wien ist dennoch Wille nicht gefolgt. 30 Schlechter] nicht identifizierbar. 32 Massée] vgl. Brief Nr. 2, Anm.

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Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 29. April 1752

Monsieur et très cher amy Il me semble qu'il est temps queje songe a vous répondre sur votre lettre du mois de juin de l'an passé j'aurois répondu plus tot mais n'ayant eu rien de particulier de vous mander j'ai retardé jusqu'à présent. Le sujet pour lequel je vous écrit est que deux chevaliers errants* se sont mis en chemin pour paris l'un pour se depaïser, et l'autre pour se perfectionner dans tout ce qu'il y a de mauvais a paris vous les distinguerez aisement quand vous les verrez l'un est le frère de notre theuerer Rode il a commencé a gribouiller sur le cuivre, et croit qu'il n'a qu'aller a paris pour devenir un maitre achevé, quoique je vois souvent son frère vous serez peutêtre étonné que je n'ai jamais vu le graveur, cellui cy est peut être dans la sotte imagination. qu'il est honteux et même déshonorant d'apprendre quelque chose d'un allemand, pour l'autre voyageur cest un enfant gâté qui n'a pas mal de disposition pour la peinture mais l'orgueil ou ses parents l'ont entretenu sera peutêtre cause qu'il ne devienne jamais un grand Sorcier, il vous remettra deux livre de poésies du fameux Hagedorn queje vous prie d'accepter j'aurois volontiers joint les estampes de l'histoire de brandebourg mais jai craint que le porteur par curiosité n'eut ouvert le paquet en chemin et en auroit parlé a einen gewißen französischen coujon nahmens Darget der jetzo in paris ist und welchen unser Ritter sehr wohl kennt, j'ai des mesures a garder avec cet homme qui nest pas trop porté pour moi a cause que je découvre quelquefois de ses coujonneries françoises, et par Conséquent il pourrait sous mains me trahir, mais soyez sur queje vous ferez tenir ces Estampes et j'y joindrai mon portrait que j'ai gravé a l'eau forte avec quelqu'autres pieces curieuses, vous m'avez demander du Crayon noir de Cellui que j'ai apporté a paris il y a 16 ans mais on n'en trouve plus cetoit du temps de Frederic premier que des gens qui alloient chercher du gibier en Westphalie en apportaient à berlin mais si vous en etez curieux je vous enverrai quelque morceaux qui vous

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Brief 13

dureront longtemps si vous les employez a retoucher de certaines parties dans les Epreuves, apropos Mrs Harper et Rode partent dans huit jours pour l'italie il prendront leur route par Dresden prague vienne venise pour aller a rome den Papst die müßigsten füße zu küßen pour Rode il fait fort bien, mais pour harper qui veut quitter le paisage, il pense assez mal sil croit que rome est un endroit propre pour se perfectionner dans le portrait qu'il veut adopter, enfin je crois qu'il reviendront au bout de l'an comme ils ont fait quand ils revenoient de paris, il feront pourtant ce qu'ils voudront je ne m'en mêlerai plus en aucune manière, faites moi le plaisir si vous voulez de m'envoyer un quart d'once de graine de sellerie et autant de graine de salade Romaine mais de la meilleure qu'il y ait j'ai un jardin ou je voudrais faire un Essais pour voir si je pourrais les Cultiver comme en france je crois que cela se pourra faire dans une lettre si par hazard le paquet devenois trop gros je me contenterais pour le present de la graine de sellerie et pour l'autre vous en pourriez charger nos chevalliers quand il écriront a berlin voila le temps des cerises qui va bientôt venir faites moi l'honneur de venir soupper un jour dans mon jardin mais il faudra m'avertir et amener le petit Cochin il ne m'a pas encore répondu ama dernierre lettre que je lui ai écrit a rame faites lui bien des reproches la dessus je crois pourtant qu'il m'aura aporté du Crayon rouge de cet pais et qu'il m'enverra aussi de ses ouvrages. Je vous salue de tout mon Cœur et suis tres parfaitement Mon très cher amy votre très humble et très obéissant serviteur Schmidt De berlin ce 29 d'avrill 1752 *Mr Rode, frere du Peintre de ce nom et Mr Reclam Jeune Peintre de Berlin

Archives Nationales Paris 219 AP. 2 - 3 répondre sur votre lettre du mois de juin de l'an passé] Willes Brief ist nicht erhalten. 8 le frère de notre theuerer Rode] Es handelt sich hier um Johann Heinrich Rode, jüngerer Bruder von Christian Bernhard Rode (1725-1797), einem sehr bekannten Historienmaler und Radierer, der in Georg Friedrich Schmidts Brief an Wille vom 27. August 1749 erwähnt wird ( vgl. Brief Nr. 9, Anm.). Johann Heinrich Rode (1727, Berlin - 1759, Berlin) war ein Reproduktionsstecher und Radierer. 4 Jahre lang war er Schüler von Wille in Paris. Von etwa 1755 ab arbeitete er in Berlin in enger Gemeinschaft mit C. B. Rode. Er hat unter anderem ein Bildnis von Wille radiert nach einer Zeichnung von G. F. Schmidt. 10 Reclam] Friedrich (Frédéric od. Jean-Frédéric) Reclam (1734, Magdeburg - 1774, Berlin). Aus einer Hugenottenfamilie stammender Maler und Radierer, Sohn von J. F. Reclam, Hofjuwelier Friedrichs des Großen. Friedrich Reclam war Schüler des Antoine Pesne in Berlin. Mit 18 Jahren reiste er nach Paris, wo er Schüler von J.-B. M. Pierre und Freund von J. B. D. Lempereur wurde. Er zeichnete und radierte damals vor allem Landschaften. 1756 reist er nach Rom mit einer Empfehlung an Winckelmann, der jedoch an dem »in Paris verdorbenen« Reclam kein Gefallen findet. In Rom pflegt er Beziehungen zu Hubert Robert. 1762 kehrt er nach Berlin zurück, wo er als Bildnismaler am Hof ge-

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schätzt wird. Mit Chodowiecki befreundet, wird er 1764 zum Mitglied der Berliner Akademie. 16 Hagedorn] Friedrich von Hagedorn ( 1708-1754). 17 estampes de l'histoire de brandebourg] G. F. Schmidt hat die Bilder zu Friedrichs II. Memoirenwerk: Mémoires pour servir à l'histoire de la maison de Brandebourg (Au donjon du chasteau, avec privilège d'Apollon, 1750) 1750 gestochen. Vgl. Brief Nr. 2, Anm. 19 Darget] nicht identifizierbar. 2 5 - 2 6 Cellui que j'ai apporté a paris il y a 16 ans] Von 1737 bis 1743 hielt sich G. F. Schmidt in Paris auf ( vgl. Brief Nr. 2, Anm. J. 30 Mrs. Harper et Rode] Von 1752 bis 1756 studierte Adolf Friedrich Harper in Rom ( vgl. Brief Nr. 9, Anm.). Der hier erwähnte Rode ist wahrscheinlich der »theuere Rode«, d. h. Christian Bernhard Rode (vgl. Brief Nr. 9, Anm.). 4 5 le petit Cochin - Charles Nicolas Cochin der Jüngere (17151790). Als Begleiter des Marquis de Marigny hielt sich Cochin von 1749 bis 1751 in Italien auf ( vgl. Brief Nr. 2, Anm.).

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Von Joachim Wasserschieben Friedensburg, 29. Mai 1752

a friedensbourg ce 29 de May 1752 Monsieur et Cher Ami Sie haben mir jederzeit so viel freundschaft erwiesen, daß ichs meiner Schuldigkeit erachte Ihnen, wenigstens bey gelegenheit, zu melden, daß ich noch lebe und gesund bin, mich Ihrer öfters mit Vergnügen erinnere, und nichts mehr wünsche als daß Sie auch Ihrer Seits nicht vergeßen möchten, daß 400 Stunden von Paris, in Danemarc, sich ein guter freund und diener, ein Wasserschieben befindet, der Ihre Liebe und Hochachtung werth zu schätzen weiß. Ich hätte Ihnen gleich jetzo gerne einige Stücke unserer hiesigen Academie übersandt; allein bisanhero habe noch keine Zeit gehabt, mich darnach recht gründlich zu erkundigen. Unterdeßen sind doch schon die Anstalten darnach eingerichtet, daß Sie bald, das ist, noch in diesem Jahr hundert Proben des Andenkens des Herrn Preislers erhalten sollen. Je l'ai déjà vu un Instant (nun komt das französische). Il se porte bien, et si bien, que Sa femme est en Couche. Vous aurez tout ce que je puis trouver, et tout ce qui en quelque manière, peut intéresser votre Curiosité. Mais je Vous demande un peu de tems pour le ramasser, pourvu qu'il y en ait de quoi. Je suis inquiet, et très inquiet, du Vaisseau qui a mes Effets. Ma pauvre petite Collection de Dessins et d'Estampes, que j'aime tant, et qui m'est d'autant plus chère et plus prétieuse (=précieuse), qu'elle n'est presque composée que des ouvrages de mes Amis et de mes Connoissances, seroit elle perdûe? J'en serois inconsolable. Jusqu'ici je n'en ai ni des bonnes ni des mauvaises Nouvelles. Ainsi j'espère toujours. Aujourd'hui je ne vous fais qu'une petite Visite. En écrivant a mes amis je crois être avec Eux et leur parler. Depuis 4 jours que je suis ici, j'ai tant barbouillé de Papier, qu'en Conscience j'ai besoin de me délasser un peu. Cependant encore un mot.

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Brief 14

En attendant queje puisse marquer a Monsr. Eysen ma Reconnoissance de la Reception distinguée et tout a fait amicale qu'il m'a fait en dernier lieu, et dont je ne saurais assez le remercier, je Vous prie, Monsieur de Lui faire bien des Compliments de ma part, et j'ose même y ajouter toute suite, de le faire resouvenir, qu'il a bien voulû me promettre des Epreuves de tout ce qu'a l'avenir il fera graver après Ses Dessins. D'assembler le passé, serait trop demander, et Lui donnerait trop de Peines. Mais je prends la Liberté Monsieur de Vous recommander nommement, la Collection entière de toutes les figures militaires. Elles me tiennent fortement au Cœur. Il n'y a rien que je ne fasse pour les obtenir, et je serais très fâché de les avoir vû, si j'étois obligé d'y renoncer. Ajoutez y, si cela se peut, les 4 Saisons a mesure que Mad. la Marquise les gravera après Ses dessins. J'ai vû avant mon Départ le brave Monsr. Parocel. Il m'a permis de le faire resouvenir par Vous, que si dans Ses Portefeuilles il trouvoit quelque Dessin dont il puisse se priver il vous le remettrait pour moi. Vous savez que je me contenterai du plus petit morceau. Mon Plaisir serait d'avoir ne fussent ce que quelques Traits, d'un Homme, qui non seulement par Ses Talents brillants et distingués, mais encore par des qualités excellentes de Son Cœur, mérite l'Admiration et l'Estime de tous ceux qui le connoissent. Adieu Monsieur, Vous Vous apercevez par la Vitesse de ma Plume du peu de tems qui me reste. Je finis en Vous embrassant de tout mon Cœur, et en Vous assurant que tant que je vivrai je ne cesserai pas d'etre avec des Sentiments distingués d'Estime et d'amitié. Monsieur et Cher Ami Votre tres humble et tres obéissant diener Wasserschiebe {Am unteren Rand der ersten Seite) Wille. Répondu a Mr Wasserschieben Archives Nationales Paris 219 AP. 41 Parocel] Charles Parrocel (1688-1752).

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Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 5. Dezember 1752

Mon tres cher amy Votre lettre sans date ma fait un sensible plaisir et je voi, que vous ne m'avez pas tout a fait oublié je vous avoue que j'étois en peine de ne pas recevoir de reponse sur deux ou 3 lettres queje vous avois adressé, si je n'avois point eu de vos nouvelles hier, je vous aurois pourtant écrit aujourdhui parce que j'avois envie d'etre éclairci sur la Cause de votre silence

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Il y a environ deux mois que M. Brecheisen m'a remis une Epreuve de M de St Florentin de votre part dont j'ai été enchanté la belle Coupe y est poussée a un haut degré cest un morceaux qui vous fait beaucoup d'honneur et sûrement le meilleur qui soit sorti de votre main vous êtes heureux d'avoir de tels tableaux a graver, je l'ai montré a Mrs Pesne et vanloo et quelques autre artistes qui en ont été extrêmement Content. Je grave le portrait de M Pesne il est bien avancé dès que je trouverai une bonne occasion je vous en enverrai une épreuve avec quelques autres pièces de ma façon et j'espere que vous en serez un peu Content. vous m'avez fait un grand plaisir de m'avoir enfin procuré une lettre de l'ami Cochin et de me marquer qu'il a gravé l'histoire de france du président hainaut, je n'en ai jamais entendu parler et par Conséquent je n'ai point ces Estampes vous me ferez un sensible plaisir de me les procurer avec tout ce qu'il a gravé depuis son retour d'Italie et même ce que Cochin croit queje n'ai point encore, car j'aime tout ce qui sort de sa main, vous n'oublierez pas d'y joindre des morceaux de votre main que je n'ai point encore, vous me marquez que vous aurez bientôt une bonne occasion de me les envoyer, ne me faites pas attendre longtemps je les attends avec la dernière impatience. je vous serez bien obligé cher ami de m'acheter les semences de salade romaine et du sellerie, vous pouvez les remettre a M d'Arget. il ne les mangera pas en chemin, mais pour les Estampes point, car a Coup sur j'entenderois dire a son retour de berlin qu'il les a perdues en chemin il m'en feroit cent mille Excuses qui m'obligeroient de faire semblant de le croire, car de voir les manières douces et polies de cet Monsieur vous le prendreriez pour un saint mais c'est le plus grand pantalon queje connoisse et en cas de besoin il donneroit des Leçons a Ceux de venise même quoiqu'ils passent pour les origineaux. mandez moi si vous avez les poésies de Haller je ne connois point de poëte allemand qui aye des pensées plus sublimes elles sont d'une force qui vous saisissent le Cœur sil étoit françois on en feroit une terrible parade mais par malheur cet un homme des treize Canton qui selon le jugement de quantité de beaux esprits de paris ne doit différer des autres bêtes que par la figure il est certain que voltaire (l'honneur des poetes françois) d'aujourd'hui n'a jamais osé penser comme nôtre illustre haller, une pensée qu'il a, au sujet de la religion payenne dont il fait la description mais qui dans le fond lui donne matière de bien tourner en ridicule les prêtres de la religion Catholique et même des protestants si vous voulez, je ne peux m'empêcher de vous la raporter icy dans la croyance ou je suis que vous n'avez point le livre. die alten Götzenpriester schrien schon, entzündt mit heiigen flammen der ist deß todes werth, der Ehrt was wir verdammen die Nachwelt angesteckt mit ihrer ahnen wuth

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Brief 15

pflantzt glauben mit dem Schwerdt, und dünget sie mit blut hat nicht die alte Welt, nur weil sie anders glaubte die Steur wüst gemacht? wie manchem hohen haupte hat eines heiigen arm den Stahl ins hertz gedrückt den jetzt ein Volk verehrt, und auf Altären schmükt?* Ein aufgebrachter fürst taucht seines Sieges fahnen in Kessel, voll von blut getreuer unterthanen die nicht geglaubt, waß er, und gern zum tode gehn für einen Wörter Streit, wovon sie nicht verstehen. Wo glaubens Zwietracht herrscht stehn brüder wieder brüder daß reich zerstöhrt sich selbst und heißet für seines gottes rühm gildt Meineidt und Verrath; Was böses ist geschehen das nicht ein priester that. *Der Jesuite Garner und der Dominikanermönch Clement Je ne peux pas lire cet passage, queje ne sois saisi d'horreur et sûrement il fera le même effêt sur vous et sur tout ceux qui savent notre langue, marquez moi si vous avez l'ouvrage de haller si vous ne l'avez point je vous l'enverrai a la premiere occasion que je trouverai, avec le siècle de Louis X I V qui est extrêmement bien écrit et avec des anecdotes très Curieuses, mais je ne sache pas qu'il y ait une meilleure Edition que celle de Berlin qui a été imprimée sous les yeux même de M de Voltaire; les deux têtes a l'eau forte que je vous ai envoyé représentent le fameux Musicien Salinbeni il est coiffé comme l'appollon du belvédère a rome et l'autre, cest le Comte Algarotti, la vénération que j'ai pour le mérite de ces deux italiens ma obligé de transmettre leurs portraits a la postérité surtout le Comte algarotti a mérité cette petite attention de ma part, par son extrême amour qu'il a pour les arts et les gens qui les Cultivent, ce seroit un autre Mécène sil y avoit encore un Auguste. on na pas tort de penser différemment desque nous n'avons point d'accademie a berlin, nous en sommes bien fache, mais moins surpris que les Etrangers, et vous le seriez de même, si vous Connaissiez comme nous autres, le génie de notre Philosophe de Sans Souci, il suffit qu'il sente, que tout le monde trouve une chose nessessaire, pour qu'il n'en fasse rien, il est vrai que l'accadèmie est rebâtie et même plus somtueuse quelle nétoit avant quelle fût brûlée, mais mon dieu quelle différence, la Déesse Minerve en est chassée avec ignominie l'on a mis a sa place une Déesse de Lethiopie* qui fait le métier de limonadière, et le théâtre ou le modelle se tenoit, est remplacé par une machine ou les enfants de mars excercent leurs adresse contre deux balle d'ivoire, et notre belle lampe académique a foutu le camp et a fait place a douze lustres de fer blanc vous voyez mon cher ami que l'accademie subsiste toujours il ny a que les objects qui sont changé demande moi la raison de tout cela? Je n'en sçais pas davantage, peut être est ce a cause que plusieurs petits

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princes ont établie des accadémies chez eux qu'il veut se distinguer a n'en point avoir du tout. Jusqu'à présent j'ai ignoré que M hagedorn eut parlé de moi dans ses poésies je suis fort curieux de lire le passage, mais je ne peux qu'être fort sensible a l'honneur qui fait a notre nation, faites m o i l'amitié de me répondre bientôt et soyez persuadé que je serai toute m a vie avec une Considération toute particulière. *Cest Effectivement une Négresse que le roy y a logé pour tenir un Caffé elle est morte depuis quelque mois. M o n tres cher A m y votre tres humble et tres obéissant serviteur de Berlin ce 5 de X b r 1752 Schmidt Ρ S Je ne demeure plus dans la rue royale ainsi mettez seulement sur m o n adresse zu N e u Coin a m Wasser. M e s Respects a M a d a m e votre Epouse. Archives Nationales Paris 219 AP. 7 Brecheisen] Joseph Brecheisen, aus Wien stammender Miniatur- und Porzellanmaler und Radierer. Um 1748 ist er in Berlin ansässig, dann von 1757 an in Kopenhagen, wo er von 1759 bis 1764 Hofminiaturenmaler war. Ab 1766 befindet er sich in Dresden, wo er als Hofmaler tätig ist. Er arbeitet auch an der Porzellanmanufaktur zu Meißen. 7 - 8 Epreuve de M de St Florentin] Abzug von Willes Stich aus dem Jahre 1751: Louis Phelypeaux, Comte de Saint-Florentin, Commandeur des Ordres du Roy, Ministre, Secrétaire d'Etat, etc., nach einem im Jahre 1749 gemalten Bildnis von Louis Tocqué (Le Blanc Nr. 124, Nagler Nr. 79). Es handelt sich um eines der Meisterstücke Willes. Vgl. auch dazu Kellner, Tagebuchauszug, S. 187. 11 Pesne] Vgl. Brief Nr. 4. 11 vanloo] Amédée Van Loo, vgl. Brief Nr. 7 und 10. 17-18 l'histoire de France du président hainaut] Le président CharlesJean-François, Nouvel abrège chronologique de l'histoire de France, Paris: imprimerie de Prault père, 1744 (mehrere Auflagen: 1746, 1749, 1756? 1765, 1768, 1774 usw.). Mit Stichen von Cochin illustriert. Zu Cochin, vgl. u.a. Brief Nr. 2, Anm. 34 Haller] 1750 war gerade bei Heidegger in Zürich die 6. Auflage der Gedichte des Herrn von Haller, mit den verschiedenen Lesarten aller vorigen vermehret erschienen. 65 le siècle de Louis XIV] Voltaire, Le siècle de Louis XIV, 2 Bde., Berlin: C. F. Henning, 1751. 70 le Comte Algarotti] Francesco Algarotti (1712-1764), italienischer Gelehrter und Schriftsteller, der zwischen 1735 und 1753 ganz Europa bereiste (Frankreich, England, Deutschland und Rußland). Von 1742 bis 1746 stand er im Dienst von August III. von Sachsen. Von 1746 bis 1753 hielt er sich am Hof von Friedrich dem Großen auf, wo er Voltaire und Maupertuis traf. Er war für seine pädagogisch-wissenschaftlichen Bücher bekannt (Newtonianisme pour dames /Newtonianismo per le dame, 1737), sowie für seine Aufsätze über die Ästhetik: Sur la peinture ('Saggio sopra la pittura, 1762). 78 Le philosophe de Sans Souci] Anspielung auf Friedrichs des Großen Œuvre du philosophe de Sans-Souci (Le Palladion, 1. Aufl. 1749, 2. Aufl. 1750, 3. Aufl. 1752. 90 Hagedorn] Der Dichter Friedrich von Hagedorn (1708-1754).

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Von Johann Georg Finck Kassel, 1. Januar 1753

An Herrn Will. Cassel Neu Jahr 1753 Mein Herr Aus Dessen geehrten Schreiben habe mit Verwunderung die abentheuer. Zufäle vernommen die Ihnen begegnet sind und ich wünsche daß in dem Neuen Jahr Ihnen nichts übles wiederfahre, sondern mit einer heldenmäsigen Krafft alles Überwinden, was ihnen zuwider ist. Dero L. angehörigen wünsche Beständige Gesundheit und alles vollkommen gute. Ich habe im alten Jahr noch verschiedene Beschäftigungen gehabt. Unter anderen habe in die Indianische häuser in dem chinesischen Gusto einen Offen von Kupffer und Metall anordnen müssen. Der Vatter des Jungen Menschen, als Überbringer diß, seiner religion ein (gärtler) und bürger in Cassel hatte diese arbeit unternommen; von dergleichen Ciselier und Metal-gefärbten Arbeiten habe vieles in Paris gesehen, als Ζ. E. Drachen, und feuer Hunde, die man vor die Camin sezt, als feuer Schirme das holz zu halten die nicht vergoldet werden, sondern diese gearbeitete Sachen von Metall gegossen, werden gefärbt durch einen gewissen Grad feüer und durch Gebrey und bekommt eine dunckel gelb röthlichte färbe als wie matt vergoldte Sachen. Weil ich nun weiß, daß Sie mein Herr viele bekanntschafft unter Künstler haben, so nehme ich mir die freyheit zu bitten; wann Sie Jemand kennen od. erfahren durch andere nach dero gelegenheit der in dergl. Sachen arbeitet, daß dem jungen Menschen könnte geholfen werden dieses Kunststück zu lernen vor einen gewissen Preiß; so will ich dan das weitere ausmachen bey seinem Vatter allhier; denn ich begreife wohl, daß es ihme niemand umsonst lernen wird, nemlich das färben und tingieren der metalle. Einige wollen mir sagen das öffters die ausgearbeitete Sachen von Messing nach Paris geschickt werden, um Sie daselbst zu färben. Vorigen Monat bin ich auch ein Gärtner gewesen und habe bosquets gepflanzt. Jezo mache ich Projecte auf künftigen Bau, und geniese der angenehmen gesellschafft von H. Nahl, der aus Bern hieher gereist ist, mich zu besuchen, wie er mir versprochen hat. Ich bedaure den H. Heilmann daß er o. (=ohnmöglich) mit ihm geselschafft gemacht hat auf Bern, dann ich höre daß Handman nach Neuburg gereist ist, nur um sich eine Veränderung zu machen, allwo er so viel portrait zu machen bekommen, daß man das geld hat auf Wagen Heimführen müssen, so viel er nur hat verdienen mögen; und jezo hat man aus München Mr Desmarez berufet vor das Portrait des H. Landgrafen, des Erbprinzen, und der Hoheit ihres zu machen; er wird von Hof defrayirt, und sind ihm vor diese Portrait 4000 Pfund accordirt. Ich wollte wetten daß H. Heilman ihm die Balance gehalten hätte, und noch wohl besser

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und angenehmer in den Coloris als bemelder Desmarez. Dan ich finde die touche in dem gesicht etwas zu scharf und zu viel färbig in der opposition. Den Herrn Heilmann biete von seiten Herrn Nahls und meinetwegen freundlich Zu grüßen. Appelius hat die Portraite der jungen Priapen fertig gemacht, und sind noch (ziemlich) wohl ausgefallen in den Coloris; Vor einigen Wochen habe einen Brief von H. Wolff erhalten. Ich habe die Ehre in künft. was mehreres zu berichten Indessen empfehle mich und verharre Meines Hochgeehrtesten H. und freundes Ergebenster Diener J. G. Finck Der versteinerte Mann hatt mir sehr wohl gefallen, und unser hiesige Künstler erstarrten über diese Wunder Werke Archives Nationales Paris 219 AP. 30 H. Nahl, der aus Bern hieher gereist ist] Johann August Nahl der Àltere (1710, Berlin - 1785, Kassel), bedeutendstes Mitglied einer Maler- und Bildhauerfamilie. Nach einer Studienzeit in Paris war Nahl 1735 in der Nähe von Straßburg tätig. 1741 wurde er nach Berlin berufen, wo er als »Directeur des ornemens« am Bau und an der Innenausstattung der königlichen Gebäude und Schlösser in Berlin, Charlottenburg und Potsdam beteiligt war. 1746 war er wieder in Straßburg, dann in der Schweiz (wo er freundschafliche Beziehungen zu Haller und Wieland pflegte). 1755 wurde er nach Kassel berufen und 1777 zum Direktor der dortigen Akademie ernannt. J. A. Nahl gehört zu den bedeutendsten norddeutschen Innenarchitekten der friedrizianischen Zeit. 31 H. Heilmann] Vermutlich Jean Gaspard Heilmann (1718-1760), aus Mühlhausen stammender Porträt- und Landschaftsmaler. Von 1742 bis zu seinem Tod lebte er in Paris und gehörte zu den engsten Freunden Willes (vgl. Brief Nr. 19)

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Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 10. Mai 1753

Monsieur et très cher ami Vous aviez très sagement fait de m'envoyer les semences par la poste car si M Darget s'en fût chargé jeusse diablement attendu car je doute fort que cet Monsieur revienne a berlin. ce qu'il y a de certain cest que jaurai de bonne salade cette année j'attends une caisse de l'huile de provence ainsi si le Cœur vous en dit venez dans mon jardin pour en manger votre part les petits pois seront bientôt en état dêtre mangés aussi si je ne puis pas vous présenter des maquereaux nous ne manquerons pas d'autres poissons qui sont excellens. J'attends avec impatience les Estampes que vous voulez bien m'envoyer et je vous suis sensiblement obligé de la peine que vous vous êtes donné je voudrais bien en revanche pouvoir vous envoyer des Rembrands que vous aimez tant mais ils sont si rares qu'il est presqu impossible d'en trouver et quand les marchands par hazare en attrappent il les vendent a un prix qu'un

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homme sage ne peut pas y mordre. Croiriez vous bien que toute ma Collection de Rembrand consiste peutêtre dans une douzaine de morceau encore sont ce les plus Comunes pour les Ostades et autres auteurs dont vous faites mention ils sont très peu connu icy. mais je me donnerai de la peine et si je puis en trouver soyez persuadé que je me ferai un véritable plaisir de vous les procurer, le porteur de cette lettre est un élève que j'ai fait je vous prie de l'assister de vos bon Conseils cest un fort bon enfant qui s'est très bien Conduit pendant Sept ans et demi qu'il a été chez moi. il appartient d'ailleurs a des fort honêtes gens, je lui ai Conseillé d'aller a paris pour s'y perfectionner et de voir les manières de plusieurs habiles gens qui s'y trouvent, il a déjà un joli Comencement et je ne doute point qu'il ne trouve de l'ouvrage afin de nêtre pas a charge a ses parents qui ne sont pas riches, vous m'obligerai donc beaucoup de le prendre sous votre protection et de lui donner les moyens de se tirer d'affaire, au reste il n'a qu'a suivre nôtre Exemple et s'il a assez de vertu comme je n'en doute point il mangera quelque fois de la chair de Cheval sans être de mauvaise humeur. Je vous envoye mon portrait, et celui de M Pesne je vous ai choisi une bonne Epreuve il y en a encore quatre que vous donnerez a mes autres amis j'ai écrits leurs noms dessous j'envoye une a M Davet et je crois quii sera assez galant homme pour m'envoyer aussi quelque chose de son ouvrage qu'il a fait depuis que j'ai quitté paris, je vous avois écrit plusieurs fois de me mander des nouvelles de M Teicher. vous l'avez sans doute oublié l'on ne voit rien de lui est ce qu'il travaille toujours a la journée, je voudrais bien voir quelque chose de lui rode et harper sont actuellement à Rome, l'on dit qu'il repasseront par paris pour s'en retourner a berlin j'ai bonne oppinion du premier mais je doute fort qu'il soit jamais Capable de peindre des sujets gracieux il n'est pas assez galant ni assez paillard pour cela, le reste a l'ordinaire prochain Jai lhonneur d'etre de tout mon Cœur Monsieur et cher amy votre très humble et tres obéissant serviteur Schmidt de Berlin ce 10 de May 1753 Archives Nationales

Paris 219 AP.

2 - 3 M Darget] Über die Salatsaat und Schmidts Vorwürfe gegen Herrn Darget (auch d'Arget genannt), vgl. Brief Nr. 13 und 15. 1 4 - 1 5 toute ma Collection de Rembrand] Schmidt war ein Rembrandt-Liebhaber und besaß selbst Originalradierungen des Malers (aus seinem Nachlaß 1775 versteigert). 32 M Davet] nicht nachweisbar. 35 M Teicher] nicht nachweisbar. 37 rode et harper] Christian Bernhard Rode und Adolf Friedrich Harper ( vgl. Brief Nr. 9 und 13, Anm.).

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Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 1. Dezember 1753

Mein herr und Edler freundt Mit dieser gelegenheit nehme mir die freiheit Ihnen meinen schuldigen und gehorsahmen dank abzustatten für die Mühe welche sie sich wegen der letz übersandten Kupfer gegeben, insonderheit bin Ihnen verbunden für die Radirten stücke welche sie nach herrn Parrocel verfertiget es findet sie ein jeder mit vielen verstand gemachet (aber wen man die Schrift darunter liest so solte man glauben die platten wären in deutschland gemacht worden, dieses letzte aber scheint ein wenig gespottet zu sein, und dagegen habe ich nichts einzuwenden. warum gebrauchen sie die deutsche Sprache) Sehen sie mein leichtfertiger freundt ob ich Ihnen nicht mit gleicher Müntze bezahlen kan. sie können einwenden sie haben Ihre stücke einen deutschen dediciret. ich habe aber die selbe entschuldigung und im übrigen ist man hier sehr auf den franzosischen fuß und glaubet man sehr offt eine Sache wäre nicht mit geist gemachet wan die unterschrifften nicht a la parisienne seien. Sonsten können sie mein lieber freundt versichert sein daß mich die Ehre deutschlands sehr rühret und davon werde ich vieleicht in Kurtzen gelegenheit haben eine probe abzulegen, an meinen disciple M chevillette bitte mein Compliment abzustatten es freuet mich sehr daß sie so viel gütigkeit für ihn haben er meritiert etwas wegen seiner guten ausführung und sie werden mich sehr verbinden Ihm bey gelegenheit zu dienen. Ich habe die Ehre mit aller Ergebenheit zu sein Mein herr und Edler freundt Ihr unterthaniger und gehorsahmer diener Schmidt Berlin den 1. december 1753 Archives Nationales

Paris 219 AP.

5 Parrocel] Vielleicht handelt sich um die Folge von 12 radierten Blättern mit Reitern und Landsknechten, unter dem Titel: Reuter und Lanzenknechte, dem Hern. Wasserschiebe, Sr. Majet. des Königs von Dänemark und Norwegen erstem Secretar der ausländischen Geschäften, gewidmet von seinem Freunde und Diener Will. Ersonnen von C. [Charles] Parrocel (vgl. Le Blanc Nr. 74-85, Nagler Nr. 185-196). Diese Stiche wurden tatsächlich z. T. mit deutschem, z. T. mit französischem Titel angeführt. 17 Chevillette] Juste Chevillet (1719-1790) war der Schüler von G. F. Schmidt (und auch der Schwager Willes).

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Brief 19

An Christian Wilhelm Ernst Dietrich Paris, 26. Februar 1755

Paris den 26sten Hornung 1755 Nun sind schon sechs Tage verflossen seit dem Abend, an welchem ich Ihre unvergleichliche Mahlerey erhielt. Ich gestehe, daß ich alle Stunden gezählt habe, bis sie in meinen Händen war; und als die Landkutsche am bestimmten Tage wegen des bösen Wetters ausblieb, bekam ich aus Ungeduld eine Art Fieber. Des Tags darauf sandte ich hin, und ließ nachfragen; man brachte mir die erwünschte Nachricht, daß das Gemähide hier sey. Schnell war ich gesund; ich zog mich auf der Flucht an; es regnete sehr, und es war gegen Abend. Man gab mir einen Regenschirm; ich vergaß aber, daß ich einen hatte, ob ich ihn gleich mit dem Huthe unterm Arm trug. Als ich auf den Posthof kam, welcher eine halbe Stunde Wegs von meiner Wohnung ist, da merkte ich erst, daß es mir auf den bloßen Kopf geregnet hatte, ohne daß ich es fühlte; denn ich lief immer drauf los, und machte mir hundert Vorstellungen, wie doch das Gemähide seyn möchte. Von da mußte ich nach dem Packhofe laufen, und hier gab man mir die tröstliche Antwort: es wäre zu spät, es auszuliefern; allein ich gab den herrlichen Leuten Geld über Geld, und bekam es. Wie froh war ich! ich glaubte der glücklichste Mensch in der Welt zu seyn. Ich eilte, und ließ es fortbringen. Als ich nach Hause kam, kannte man mich fast nicht, so entsetzlich sah ich aus; ich lachte, und jeder mußte darüber lachen, wer mich nur ansah. Hochzuehrender Herr! Sie werden sagen: der Umstand ist eben so wichtig nicht, daß man ihn schreiben sollte, ich gestehe es selber; allein da ich diesen Augenblick noch darüber lachen muß; so konnte ich nicht mich enthalten, etwas davon hinzusetzen. Nach diesem können Sie sich einen Begriff machen, mit welcher Begierde ich den Kasten aufbrach. Ach mit welchem Herzklopfen, mit welchem Vergnügen erblickte ich mehr, als ich mir vorgestellt hatte. Ich konnte mich nicht enthalten, meine ganze Academie in mein Kabinett zu rufen. Jeder warf seine Zeichnung hin, und drängte sich der erste zu seyn. Wenn ich hier alles hersetzen sollte, was mit Recht zu Ihrem Lobe gesprochen ward, so müßte ich etliche Blätter Papier voll schreiben. Die Franzosen, welche bey mir zeichnen, gestanden gerne, daß es recht ausnehmend sey. Die Deutschen hüpften für Freuden, und dachten sich, wie billig, sehr groß mit Ihnen. Einige Deutsche, so wie einige Franzosen von diesen, welche in meinem Hause nach dem Leben zeichnen, sind in Italien gewesen, gestehen aber alle, daß sie dort solche Leute nicht angetroffen, welche auf diese Art etwas machten. Auch haben sich schon einige Kenner und Liebhaber eingefunden, unter andern der Feldmarschall Graf von Vence, mein Freund und Protektor, welcher mich alle Woche besuchet. Dieser hat ein schönes Kabinett von der Niederländischen Schule, und Ihr Gemähide hat ihm überaus gefallen. Kurz, jeder sagt,

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daß es in allen Kabinetten seinen Platz verdiene. Allein, Hochzuehrender Herr, wie habe ich es verdienet, daß Sie mich mit einem solchen herrlichen Stücke zu beschenken beliebet haben? Ich bin ganz beschämt, und weiß mir nicht zu helfen. Welche Art von Dankbarkeit soll ich ergreifen? Befehlen Sie nur, auf alle Art und Weise bin ich zu Ihrer Dienstbarkeit fertig und bereit! Dieses Gemähide ist das erste, und eigentlich der Anfang zu meinem Kabinette, (bisher habe ich mich immer mit Kupfern und Zeichnungen behelfen müssen), auch soll es mir nie aus meinen Händen kommen, und ich habe mir eine vergoldete Rahme dazu bestellt; denn ich liebe alles in gutem Ansehen. Aber, Hochzuehrender Herr, ich habe Ihnen noch etwas vorzutragen, und Sie gar sehr darum zu bitten; wenn es geschehen könnte, so wäre es mir eine ungemeine Freude. Einer von meinen besten Freunden, welcher einer der besten Portraitmahler in dieser Stadt ist, und vormals die Historie in Rom studirte, Namens Heilmann, ist dermaßen von Ihrer Arbeit eingenommen, daß er etwas von Ihrer geschickten Hand sich wünschet, und nur ein Gemählde für 50 deutsche Gulden, sollte es auch nur 15 Zoll breit und 12 Zoll hoch seyn, so will er doch zufrieden seyn; und sollte auch nur ein nacktes Mädchen, ein Schaaf und ein Bock darauf seyn; dabey bittet er um etwas Baumwerk und Felsen, denn das Felsenwerk in meinem Stücke bewundert er alle Tage, und kann fast niemals davon kommen, und er hat Recht! denn eine feurige Farbe, welche anmuthig ist, eine schöne Zeichnung, ein unvergleichlicher Pinsel, welcher alles geschmolzen zeiget, Geist, Verstand, Zusammensetzung und Ausarbeitung, alles finden wir da mit frohen und aufgeweckten Herzen in Ihrer lieblichen Arbeit. Deswegen kann ich mich nicht enthalten, und bin so kühn und biethe Ihnen auch hundert deutsche Gulden vor zwey kleine Stücke an, und sollten sie auch nur so seyn, wie das, um welches mein Freund Hr. Heilmann bittet; nun wünschte ich aber angekleidete Figuren, so wie die Landsleute in Sachsen gehen, und wenn der Bauer eine dicke Nase, kleine Augen und breites Maul, kurz ein lächerliches satyrisches Gesichte hat: so hat das Bauernmädchen ein freundliches und listiges Gesicht. Ich habe dergleichen immer geliebt, dann ich finde, daß es auf die Natur eben so gut, als die erhabensten Dinge gegründet ist. Dann findet sich ein altvaterisches Haus mit Stroh gedeckt, und mit Brettern zusammen genagelt, und mit Stangen und krummen Balken unterstützet; da steht ein alter Gaul der seinen Hals gerade fortstreckt; ein Ochse, Schaaf oder Bock, bey einem Zaune oder Thore, das fast umfallen wird, und das noch ein nahgewachsener Baum festhält, bey welchem man ein wenig ins Feld wegsieht u. s. w.

Briefe über die Kunst von und an Christian Ludwig von Hagedorn, hrsg. von T. Baden. Leipzig 1797, S. 328-332. Christian Wilhelm Ernst Dietrich (1712-1774), berühmter Dresdner Maler. Als Schüler von Johann Alexander Thiele arbeitete Dietrich ab 1733 für den sächsischen Hof und wurde 1741 zum Hofmaler ernannt. 1764 rief ihn Christian Ludwig von Hagedorn als

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Professor an die neu gegründete Dresdner Akademie der schönen Künste. Seine durch Rembrandt, Ostade, van Goyen und Potter beeinflußte Manier entsprach dem damals vorherrschenden Geschmack für die holländische Kunst. 27 meine ganze Academie] 1754 gründete Wille eine »Teutsche Zeichenschule« in Paris, in der er sowohl französische als auch deutsche Schüler in der Kunst des Zeichnens, Malens und Radierens unterwies. Zu dieser »Academie«, vgl. Schulze Altcappenberg, S. 6 9 f f . 37 Graf von Vence] Freund und Protektor Willes, der eine reiche Gemäldesammlung besaß, der Wille einige seiner Stichthemen entlehnte. 53 Heilmann] J. G. Heilmann ( vgl. Brief Nr. 16, Anm.).

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An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, 21. Oktober 1755

Wie soll ich Ihnen mein Herz entdecken? wie meine Hochachtung melden? wie dankbar werden? Sie haben die Güte gehabt, meines Namens zu gedenken in der Beschreibung ihres Kabinetts. Ich fand es unverhoft. So wenig auch die Eigenliebe Gewalt über mich hat, so sehr fand ich mich doch gerührt, wo ich nicht die größte Stärke verspüre. Es ist eine Aufmunterung für mich; um so vielmehr, da sie von einem ächten Kenner und edlen Patrioten ist geschrieben worden. Gewiß mein Herr Baron! die ganze deutsche Künstlerwelt muß Ihnen dankbar werden wegen Ihres Buches; und sollten es nicht andere auch fühlen? Ihr Buch ist mein Handbuch geworden, um mehr als einer Ursache willen. Ich finde Unterricht und Nachrichten darinnen vereinbaret. Mit welchem Vergnügen hat es mir Künstler entdecket, welche große Künstler sind, und mir unbekannt waren! mir, der ich als ein Patriote beständig darnach gefordert habe, und ein Eifrer der deutschen Ehre bin. Es hat mich ergötzet, daß Sie sich die Mühe gegeben, den Franzosen zu zeigen, wo sie sich im Irrthum befinden, im Betrachte der deutschen Künstler. Ja, mein Herr, ich getraue zu gestehen, daß Sie hin und her ganz meiner Art gemäß gedacht haben. Netscher Ostade, Muscheron, der große Rubens und andere waren Deutsche. Diese haben mir mehr als eine kleine Zänkerey verursacht. Aber meine Landsleute lasse ich mir nicht nehmen, welche dem Vaterlande Ehre gemacht haben; sollte es nicht billig seyn? Aber mit welcher Begierde ich den Artikel des Hrn. Dietrichs, des würdigen Mannes las, dieses kann ich nicht beschreiben. Als ich ihn gelesen hatte, fing ich wieder von vorne an, und noch einmal, und noch einmal, jeder Umstand war mir merkwürdig. Ich liebe diesen Mann ohne alle Zweydeutigkeit. Ich denke so oft an ihn, daß ich mir im Geiste eine Bildung von ihm formirt habe, welche vielleicht nicht gleichen würde, wenn ich einmal das Vergnügen haben sollte, ihn zu umarmen. Allein bis dahin sehe ich ihn so, und diese Bildung ist mir so bekannt, als wenn ich wirklich lange Zeit mit ihm umgegangen wäre. Ich habe Ursache ihn zu lieben. Dieser Mann ist so edel mit mir umgegangen, daß ich aus Dankbarkeit geweinet habe, u n d d a ich dieses schreibe, k o m m e n mir die Thränen ins

Gesichte; ich schäme mich nicht dieses zu sagen, und ist beydes eine

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Schwachheit: so ist es eine Schwachheit meines Herzens! Ich wollte ihm gerne schreiben, ich getraue es mich aber nicht, weil ich keine Nachricht auf meine Briefe von ihm habe. Vielleicht haben ihn viele Geschäfte davon abgehalten. Gestern kam Hr. Mariette, (welcher die Ehre hat Ihnen bekannt zu seyn) zu mir; er wies mir einen Auszug, welchen er aus Ihrer Beschreibung gemacht hatte, von allen Mahlern, welche etwas radiret haben. Er sagte mir, daß es ihm ebenfalls dienen sollte in der Lebensbeschreibung der berühmten Kupferstecher, an welcher er arbeitet. Nun schreibt er hin und her nach Deutschland, die Kupfer, von denen Sie gemeldet, sich zu seiner Liebhaberey anzuschaffen. Er glaubte bey mir einige zu finden; allein ich mußte ihm gestehen, daß mir dieses eben so fremde wäre, als einem Pariser von Geburt; nur von Hrn Dietrich konnte ich ihm ein Paar aufweisen, welche er so bewunderte, daß er gleich den Schluß faßte, nach Dresden um das ganze Werk zu schreiben. O! es wäre dem Hrn. Mariette mit Anekdoten und Nachrichten von alten deutschen Kupferstechern sehr geholfen. Aber ich, bin ich nicht unerträglich? ich überschreite die Gränzen des Wohlstandes mit diesem ersten Briefe. Werden Sie es dem verzeihen, welcher mit aller möglichen Hochachtung und Ehrfurcht sich ein Vergnügen machet zu seyn &c. Briefe über die Kunst von und an Christian Ludwig von Hagedorn, hrsg. von T. Baden, Leipzig 1797, S. 332-334. 3 in der Beschreibung ihres Kabinetts] C. L. von Hagedorn hatte sein Kabinett in dem Buch Lettre à un amateur de la peinture, Dresden 1755, beschrieben. 35 Hr. Mariette] Pierre-Jean Mariette gehörte zu den angesehensten französischen Kunstkennern und -Sammlern des 18. Jahrhunderts und war besonders für sein Traité des pierres gravées (2 Bde., Paris 1750) bekannt.

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Von Joachim Wasserschieben Kopenhagen, 30. Dezember 1755

Copenhague le 30 Xbr 1755 Imaginez Vous Monsieur et Cher ami que je frappe a la porte, que j'entre chez Vous, et ne pouvant rester longtems avec Vous, je commence sans autre Préambule: qu'un bon Jour Monsieur, coment Vous portez Vous? de Vous parler d'affaires. Je n'attendois que Votre Réponse pour m'intéresser auprès du grand maréchal en faveur de Mr. Hennigsen. J'ai copié les Articles de Vos 2 Lettres qui le regardent, en n'en supprimant, pour cause, qu'un seul trait, que Vous devinerez bien. J'ai presenté ces Extraits a S. E. de Moltke, qui charmé des Dispositions et de la bonne Conduite du Sr Hennigsen, et touché de Vos Bontés pour lui, a daigné le prendre sous Sa Protection, et m'a chargé de lui envoïer de la Part du Roi le Billet cijoint pour ses Etrennes. M. Hennigsen Vous doit cette faveur Monsieur, et comme Vous mettez un Cœur reconnois-

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sant entre les bonnes qualités que Vous lui trouvez, j'espère que non seulement il n'oubliera jamais ce que Vous avez fait pour lui, mais que par Reconnoissance il redoublera d'Assiduité pour atteindre a la Perfection, et continuera de mériter les Bontés du Roi, la Protection du Grand Maréchal, Vos Suffrages, et Votre Amitié. Les Arrangements de Notre Académie ne permettent pas qu'il devienne Pensionaire du Roi, sans quoi il l'auroit été. Cependant comme il lui faudra plus d'une année pour se rendre habile et se distinguer dans son Art, il peut compter que le Roi ne bornera pas Ses Bienfaits a cette année seule, et que tant qu'il en aura besoin et que Vos témoignages lui seront favorables, le Grand Maréchal contribuera a son Entretien. Mais je le répète, il faut qu'il se propose bien sérieusement de se distinguer dans son art; Et s'il ne se sentoit pas assez de force pour se tirer de la foule des graveurs ordinaires, dont nous avons ici grande foison, atteindre ou du moins approcher a la Perfection des Ouvrages de son Maitre il vaudroit mieux pour lui et pour ses interés, qu'il embrassa quelque autre partie que la Gravure. Au reste il est entre Vos Mains, et tout ce queje lui souhaite est, qu'un jour Vous puissiez l'avouer pour Votre Elève. J'observe encore que Mr. Hennigsen ne doit pas manquer d'écrire une Lettre de Remerciements a M. le grand Maréchal, et de Lui demander Sa protection pour l'Avenir. D'abord qu'il sera assez avancé pour mettre son nom sous une Planche, que NB il aura gravé lui meme, je serois d'avis qu'il la dédia au Roi, ou, si elle n'étoit pas assez considérable pour lui être offerte, au grand Maréchal. Par exemple: Ne pourroit-il pas faire un grand Médaillon après le Buste du Roi que M. Saly a envoie a M. le Comte de Gisors, fils du Maréchal de Belleisle? Mais je sens bien que pour cela il s'agira d'un bien bon Dessin, qui n'est pas la chose du monde la plus facile. Si Vous avez envie de voir ce Buste, présentez vous a M. le C. de Gisors, il vous recevra bien je Vous en réponds, et Vous aurez tout à la fois le plaisir de voir ce morceau, ouvrage d'un de Vos Académiciens et des Nôtres, et l'Avantage de connoitre un aimable Seigneur, et un Seigneur d'un mérité singulier. Cest assez jaser sur cet article. En commençant de Vous parler de M. Hennigsen je ne comptois pas de finir par M. de Gisors. Les Tableaux sont arrivés dans le tems, que faute d'en avoir eu le Connoissement nous les croïons perdus et noyés. Combien de Remerciements ne Vous dois je pas a Vous et a Notre cher et digne ami M. Massé. Je suis charmé de mes 4 Dessus de Portes. Ils sont tels que Vous me les aviez dépeints. M. de Bernstorff est très content des Siens. Il est étonnant que M. Massé ait pû les assembler tels qu'ils sont, a un tel prix et en si peu de tems. Mais ce n'est pas la premiere fois que j'éprouve ce que peut faire l'Amitié

Dezember

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A fin de ne pas Vous laisser absolument sans fonds pour faire face aux Tableaux que Vous avez encore ordonné pour moi, je joins ici une Lettre de 436 L. 7 c. 3 d. A propos avez Vous quelques fois Occasion de voir Monsr. le Comte de Caylus. Mr. le Duc de Caylus lui a envoié une Médaille de Nicolas 1 Roi du Paraguay. N'auroit il pas moïen d'avoir, non pas la Médaille même, ce seroit une Indiscrétion de le penser, mais une Empreinte de cette Médaille? D'un coté cet Evénement extraordinaire, qui peut être aura toutes les Suites qu'on a prévû et craint depuis long tems, justifie ma Curiosité, et de l'autre je voudrois en faire le Cadot a M. le Baron de Bernstorff, qui s'amuse beaucoup a son Cabinet de Médailles modernes. C'il y avoit a Paris plusieurs de ces Médailles, et que Vous trouviez a en acheter, soit en or, argent ou Cuivre, je Vous prie d'en faire l'Emplette pour moi; Mais comme je crois celle de Mr. le Comte de Caylus unique, il s'agira d'obtenir de lui la Permission d'en faire prendre une Empreinte, et je paierai avec plaisir les frais de cette opération. Quand vous aurez vû mon Buste, Vous me direz s'il Vous plait, si Vous en voulez un pareil au Printems prochain. Adieu je m'en vais. Une autre fois je Vous parlerai tout au long du contenû de Votre Lettre du 2 Xbre, du beau Portefeuilles qui étoit avec les Tableaux, et de mille autres choses. Aujourd'hui je Vous souhaite cher Ami, une bonne et heureuse année. Et a moi la Continuation de Votre Amitié. Je suis et serai a jamais Monsieur et Cher Ami Votre très humble et très obéissant Serviteur Wasserschiebe {Am unteren Rand der ersten Seite) Répondu a Mr.

Archives Nationales

Wasserschiebe

Paris 219 AP.

7 Hennigsen] Isaak Hewingsen (7-1759). Anfangs Goldschmied, wandte sich I. Henningsen in Antwerpen der Malerei zu und erbat von dort aus 1755 die Unterstützung der Kopenhagener Kunstakademie zur Fortsetzung seiner Studien (dafür hat sich auch anscheinend Wille eingesetzt). Von Antwerpen ging Henningsen nach Paris, wo er sich als Kupferstecher bei Wille bildete. 1758 legte J. Wasserschieben der Akademie von Kopenhagen einen Stich vor, den dieser in C. Parrocels Art ausgeführt hatte. Er wurde dafür zum Ehrenmitglied der Kopenhagener Akademie ernannt und erhielt nun ein gutes Stipendium von ihr. 38 Saly] Der Bildhauer Jacques-François-Joseph Saly (1717-1776), der 1751 Mitglied der Académie Royale geworden war, erhielt 1752 einen Ruf nach Kopenhagen zur Ausführung eines monumentalen Reiterdenkmals Friedrichs V. 1753 traf er in Kopenhagen ein und wurde 1754 zum Direktor der Kopenhagener Akademie ernannt ( 1771 trat er zurück). 1771 fand die Enthüllung des Denkmals statt. 1774 kehrte Saly nach Frankreich zurück. Die hier erwähnte Büste ist die vom dänischen König Friedrich V., die Saly in mehreren Varianten ausgeführt hat. 47 Les Tableaux sont arrivés] Zur Sendung dieser Gemälde, vgl. Brief Nr. 14 ( Wasserschiebens Brief an Wille vom 29. Mai 1752). 5 7 - 5 8 Comte de Caylus] Anne-Claude-Philippe de Tubières, Comte de Caylus (1692-1765): berühmter Sammler und Archäologe. 72 Lettre du 2 Xbre] Nicht erhalten.

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Von Johann Joachim Winckelmann Rom, 27. Januar 1756

Hochedelgebohrner Hochzuehrender Herr Ich habe E. Hochedelgebohren Schreiben an Herrn Harper, meinem liebsten Freund in Rom gesehen, in welchem Dieselben Nachricht von meiner Wenigkeit verlangen; es hat mich so eitel gemacht, mich selbst zu melden. Von meiner Schrift sollte ich nicht reden; allein die Danckbarkeit, meine höchste Pflicht, erinnert mich, dem würdigen Patrioten, der sie in einer allgemeinen Sprache bekannt macht, meine Erkenntlichkeit, die ich fühle, zu bezeugen. Diese Schrift war nicht entworfen, unter meinem Namen zu erscheinen: sie sollte den Anfang einer neuen Monat-Schrift machen; es war blos eine Gefälligkeit für einen angehenden Buchhändler. Meine Absicht war auch nach der Zeit nicht, sie weit und breit bekannt zu machen: es wurden deswegen nur etliche 60 Stück gedruckt, welche mehrentheils in Dreßden selbst durch meine Freunde vertheilet sind. Da die Schrift abgedruckt war, that ich fast ein Gelübde, niemals, wenigstens nicht von einer Kunst zu schreiben, die ich nicht verstehe. Ich habe mein Leben gantzer 14 Jahre hindurch in der Einsamkeit zugebracht; die Hälfte als Rector einer Schule und nachher als Vorsteher der Bibliothec des Hrn. Grafen von Bünau, auf dem Lande ohnweit Dreßden; ich bin allezeit zu Arbeiten gebraucht worden, die mit der Kunst wenig Verhältniß haben; ich habe etwas gezeichnet aber wenig: die Alten aber sonderlich die Griechen habe ich als meinen Freund kennen lernen. Die Natur hatte wollen einen Mahler aus mir machen, der Unverstand der Eltern aber trieb mich von dieser Bahn mit Gewalt ab; unterdeßen ist alles was ich gelesen habe gleichsam zur Mahlerey geworden. Ich hatte einmahl angefangen zu schreiben; ich hielt mein Gelübde nicht: Ich suchte ungegründeten Richtern zuvor zu kommen und schrieb eine Beurtheilung meiner eigenen Schrift, und weil sie einigen Freunden gefiel, so verschob ich meine Reise und schrieb auch die Beantwortung, und beyde Schriften, welche stärker sind als die erste, sind mit dieser in einem Band zusammengedruckt. In der ersten Schrift habe ich verschiedene Stellen geändert, weil aber alles in großer Eil unter Zurüstungen und Sorgen gegen meine Reise geschehen, so habe ich diese Stellen aus Nachläßigkeit nicht angemerket. Ich habe auch selbst noch kein Exemplar in Rom erhalten: ich bin aber versichert, daß es unter Walthers Verlag in Dreßden abgedruckt ist. Es war eine welsche Übersetzung fertig: ich habe keine Nachricht wann sie erscheinen wird. Ich wünschte, daß ich die französische Übersetzung etliche mahl abgedruckt haben könnte mit einem vorgesetzten Titel, ich wollte die Kosten

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mit Freuden bezahlen und Herr Harper soll mein Cavent seyn. Wenn der Druck noch nicht angefangen ist, würde es nicht viele Umstände machen. Ich hatte Gelegenheit diese Schrift dem Pabst und einigen Cardinälen, die mich kennen zu überreichen. Herr Harper hat mich verdreistet E. Hochedelgeb. mit dergleichen Antrag zu kommen. Mein Glück hat hier in Rom gewollt, daß ich mit Hrn. Mengs eine sehr genaue Bekanntschaft, ja ich könnte sagen Freundschaft errichtet. Dieser würdige Künstler spornet mich an weiter zu gehen: meine Haupt-Beschäftigung gehet daher blos auf die Kunst. Es ist ein Entwurf zu einem großen Werke gemacht, woran Herr Mengs eben so viel Theil als ich selbst haben wird: allein es ist ein Werck von einer weiten Aussicht, nemlich »Von dem Geschmack der Griechischen Künstler« ζ. E. Man wird beweisen, daß der Farnesische Hercules nach Kaysers Augusti Zeiten gemacht ist, aus der Arbeit selbst und aus andern Gründen: und vielleicht ist es möglich aus den Herculanischen Entdeckungen der Kunst mehr Licht zu geben. Es könnte aber geschehen, das ich mich unter der Ausarbeitung dieses größeren Werks, mit einer kleinern Arbeit zeigete; es ist schon daran gedacht. Sollte ich den neuen Druck meiner 3 Schriften aus Dreßden erhalten, werde ich unverzüglich ein Exemplar zu übermachen die Ehre haben. Ich bejammere allezeit wenn ich mit Künstlern rede, daß ich keiner bin, und gegen einen der größten Künstler neuerer Zeiten, der dem Deutschen Namen Ehre machet, und welcher weiß, wie weit ein sogenannter Gelehrter mit eigenen Augen sehen kann, sollte ich nicht von weitläuftigen Entwürfen, ehe sie ausgeführet sind, Meldung thun. Ich handele aber mit einem großen Künstler als mit einem Freund /: auch nach einem gewißen angenommenen Satz eines berühmten Buches (Shaftesbury Characteristics) daß ein jeder Künstler einem ehrlichen Mann näher ist als ein Gelehrter :/ und bin E. Hochedelgeb. gütiger Deutung versichert. Ich bin mit der grösten Hochachtung E. Hochedelgeb. gehorsamster Diener Winckelmann. Johann Joachim Winckelmann, Briefe, in Verbindung mit Hans Diepolder herausgegeben von Walther Rehm, 4 Bde., Berlin 1952-1957 (^¿»/fcörzi/ng.Winckelmanns Briefe,), Bd. 1, Nr. 126. W. Rehm bemerkt, daß man auf der ersten Seite des Briefes folgende Notiz lesen kann: »cette lettre est la premiere que Mr. Winkelmann m'a écrit«. 3 Harper] Zu A. F. Harper, vgl. Brief Nr. 9, 13, 17, Anm. 6 Von meiner Schrift] J. J. Winckelmann, Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Wercke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst, 1755 (ohne Angabe des Verfassers und des Druckortes auf dem Titelblatt. Auf der letzten Seite mit dem Vermerk: Friedrichstadt. Gedrukt bey Christian Heinrich Hagenmüller). Von der ersten Ausgabe gab es nur 50 bis 60 Exemplare. Die zweite vermehrte Ausgabe erschien bereits in Winckelmanns Abwesenheit (er war im September 1755 nach Rom abgereist, vgl. unten) bei Georg Conrad Walther in Dresden: Gedanken über die N a c h a h m u n g der Griechischen Werke in der Malerey und Bildhau-

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erkunst, Zweyte vermehrte Auflage, Dresden und Leipzig 1756. Diese Auflage weist einige Zusätze auf und ist erweitert durch folgende Schriften: 1) Sendschreiben über die Gedanken Von der Nachahmung der Griechischen Werke in der Malerey und Bildhauerkunst 2) Nachricht von einer Mumie in dem Königlichen Cabinet der Alterthümer in Dreßden und 3) Erläuterung der Gedanken Von der Nachahmung der Griechischen Werke in der Malerey und Bildhauerkunst; und Beantwortung des Sendschreibens über diese Gedanken. - Wille, der die Gedancken von Dietrich zugeschickt bekam, hatte sie nach der ersten Auflage durch Wächtler ins Französische übertragen lassen (vgl. Winckelmanns Briefe, Bd. 1, Nr. 114). Diese Übertragung erschien im Journal étranger von Arnauld, Paris 1756, Janvier, S. 104-163 unter dem Titel: Réflexions sur l'Imitation des ouvrages des Grecs, en fait de Peinture et de Sculpture, verbunden mit einer kritischen Stellungnahme und einer kurzen Lebensbeschreibung des Autors, S. 160ff (zu dem Journal Etranger, vgl. Brief Nr. 35). Diese Übertragung, die keineswegs wörtlich war, ließ außerdem - was Winckelmann erst später durch Wille erfuhr (vgl. Winckelmanns Briefe, Bd. 1, Nr. 138) die ganze Stelle über Michelangelos Wasserkasten beiseite. Wille lobte dennoch Wächtlers Arbeit und beschuldigte den Kritiker E. C. Fréron, diese Übertragung willkürlich und auf eigene Faust gekürzt zu haben (vgl. Willes Brief an Christian Ludwig von Hagedorn vom 2. März 1756, Nr. 23, Anm.). Winckelmann erhielt ein Exemplar des Journal étranger von 1756 durch Willes Vermittlung ( vgl. Brief Nr. 36, Anm.). - Neben dieser verstümmelten Übertragung der Schrift Winckelmanns durch Wächtler erschienen zwei andere Übersetzungen ins Französische: J. J. Winckelmann, Sur l'imitation des Grecs, dans les ouvrages de Peinture et de Sculpture, in: Nouvelle bibliothèque germanique. Bd. 17, juil-sept 1755, Amsterdam, S. 302-329 und Bd. 18, janv-mars 1756, Amsterdam, S. 72-100. Cari Justi (Justi, Bd. 1, S. 460, Anm.) vermutet mit Recht, daß diese Übersetzung von J. G. Sulzer aus Berlin herrührt, denn Winckelmann erwähnt selbst Sulzer als einen seiner Übersetzer (vgl. Winckelmanns Briefe, Bd. 1, Nr. 114, S. 180). - Eine dritte Übersetzung erschien einige Jahre später, und zwar eingeteilt in Form von 7 Briefen (vermutlich nach einer italienischen Fassung Winckelmanns): J.J. Winckelmann, Réflexions sur l'imitation des Artistes Grecs dans la peinture et la sculpture, par M. l'abbé Winckelmann, übersetzt von Jean Baptiste Antoine Suard, in: Gazette littéraire de l'Europe, 1765, Bd. 4, S. 114-121; 209-231: 365-379: Bd. 5, S. 105-121. Diese Übertragung durch J. Β. Α. Suard erschien noch einmal unverändert in den: Variétés Littéraires, Paris 1769, Bd. 4, S. 285-350. - Schließlich erschien 1786 eine vierte Übersetzung der Schrift: J. J. Winckelmann, Réflexions sur l'imitation, traduit de l'allemand par Hendrik Jansen, in: J. J. Winckelmann, Recueil de différentes pièces sur les arts, Paris 1786. 17 gantzer 14 Jahre] Winckelmann übertreibt hier ein bißchen seine vorigen Zustände. Von April 1743 bis August 1748 war er Konrektor (nicht Rektor) an der Lateinschule in Seehausen (Altmark), von da an bis Herbst 1754 Bibliothekar des Reichsgrafen Heinrich von Bünau in Nöthnitz bei Dresden (aber nicht Vorsteher). Dort hat er vor allem an der von Bünau geplanten Reichshistorie gearbeitet. Schon bald wird ihm klar, daß diese Stelle ihm kein Fortkommen, weder beruflicher, noch intellektueller Art gewähren würde. Im Oktober 1754 siedelt er in die Stadt Dresden über, bekehrt sich zum Katholizismus und versucht durch Vermittlung einflußreicher Personen (Kardinal Archinto, der päpstliche Nuntius am sächsischen Hof, der Leibarzt und Hofrat Bianconi und der Jesuitenpater Beichtvater des Königs Leo Rauch) eine Italienreise zu planen. Im Herbst 1755 fährt er nach Rom. 2 7 - 3 5 eine Beurtheilung meiner eigenen Schrift... die Beantwortung... unter Walthers Verlag in Dreßden abgedruckt] Es handelt sich um die 2. vermehrte Ausgabe der Gedanken. Zur genauen Beschreibung, vgl. oben. 36 Ich wünschte, daß ich die französische Übersetzung etliche mahl abgedruckt haben könnte] Dies geschah nicht. Den von Winckelmann vorgeschlagenen gesonderten Abdruck des Ganzen in der Form einer zweiten Auflage, von der noch im Brief an Wille vom 15. September 1756 die Rede ist ( vgl. Brief Nr. 34), gab es nicht. 38 welsche Übersetzung] Winckelmann meint die geplante italienische Übersetzung. 45 Hrn. Mengs] Winckelmann halte den berühmten Maler Anton Raphael Mengs, der seit schon 1751 in Italien war, 1755 zum ersten Mal getrof-

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fen. 50-51 Von dem Geschmack der Griechischen Künstler] die Keimzelle der Geschichte der Kunst des Alterthums, 2 Bde, Dresden 1764, deren Plan zuerst am 29.8.1756 (vgl. Winckelmanns Briefe, Bd. 1, Nr. 157) erwähnt wird. 51-52 der Farnesische Hercules] Diese Statue wird in der Geschichte der Kunst erwähnt. 56 mit einer kleinem Arbeit] W. Rehm vermutet, daß es sich hier um die Beschreibung der Statuen im Belvedere handelt, an der Mengs (in der ersten Fassung) beteiligt war. 65 Shaftesbury] Winckelmanns Shaftesbury-Lektiire läßt sich auf Grund des Pariser Nachlasses an der Bibliothèque Nationale nachweisen.

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An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, 2. März 1756

Den 2ten März 1756 Ich habe die größte Ursache vergnügt zu seyn, daß Sie mich mit einer Antwort zu beehren beliebet haben. Es ist ein edles Bezeigen! Ich fühle alle Dankbarkeit in mir, und ich will mir übel, daß ich nicht den Vortheil habe, Ihnen bekannt zu seyn. Dieses hätte sich fügen können. Mein liebster und bewährter Freund bis auf diese Stunde, der Hr. Wasserschieben sprach vor 10 Jahren zu mir, als ich eine Reise nach Deutschland that: sprechen sie ja dem Hrn Hagedorn in Mainz zu. Er ist ein Beschützer und Freund der Künste und des Künstlers, ein Kenner, ein Künstler selber. Ich brannte vor Begierde diesem Freunde zu folgen; und ich hatte mir vorgenommen, auf meinem Rückwege mich des Zuspruches zu erkühnen. Aber ich hatte mich zu viel in meinem Vaterlande verweilet, der späte Herbst mit seiner unfreundlichen Witterung ertappte mich. Ich machte mich auf die Wege. Noch in Frankfurt war ich willens auf Maynz zu gehen; aber das widerliche Regenwetter mit Eis und Schnee vermischt, benahm mir alle Lust mich länger zu verweilen; und weil ich ein eigenes Fuhrwerk hatte: so jagte ich Tag und Nacht darauf los, mich von aller Unbequemlichkeit in wenig Tagen zu befreyen. Als ich aber auf Metz kam, ward wider alle Hofnung das Wetter wieder gut. O wie ungehalten ward ich über mich! und Hr. Wasserschieben war es wegen meiner Schnelligkeit. Doch bleibt ein Trost für mich; dann ich gedenke, wenn mir der Himmel wohl will, in einigen Jahren mein Vaterland wieder zu besuchen, alsdann werde ich mich erkühnen, die Hand zu küssen, welche sich auf mehr als eine Art die Künstler meines Vaterlandes verbindlich macht! Aber, mein Herr Baron, wie froh bin ich, dem Hrn. Grafen von Vence ein Gemälde zu verfertigen! Und ich selber bin von Herzen dankbar deswegen. Ich sinne Tag und Nacht, wie es ferner anzugreifen sey, daß unsere deutschen Künstler Ruf und Ruhm in diesem Lande bekämen, wo noch Kenner sind. Sie sind mit Ihrem Buche als die größte Beyhülfe erschienen, und es ist mir um deswillen gewiß recht lieb, daß Sie es in französischer Sprache abgefaßt haben. Hr. Mariette, dieser große Kenner, sagte noch gestern bey einem Kenner und Liebhaber, wo wir Zeichnungen besahen, daß er aus Ihrem Buch

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vieles und sehr vieles gelernet hätte, welches ihm ganz unbekannt gewesen wäre. Nun mit der Zeit wird es wohl gehen, ich habe immer Hofnung! Vor einigen Tagen erhielt ich Briefe aus Rom, diese melden mir: daß Hr. Mengs bald zwey Pastelstücke nach Paris senden würde, welche der Hr. Marquis von Croimare bey ihm bestellet hätte. Ich hoffe, daß dieses auch zur deutschen Ehre das seinige beytragen werde, und mein Freund meldet mir, daß ihm Herr Mengs gesagt hätte, und zwar aus eigenem Triebe: daß er zu den Gemählden zwo Zeichnungen von seiner Hand fügen wolle, mir damit eine Verehrung zu machen. Wie froh bin ich! Ia ich werde sie gleich hinter Glas fassen lassen; denn ich hoffe, sie werden es werth seyn. Aber was sagen Sie wohl, mein Herr! der gelehrte Hr. Winckelmann hat mir einen Brief aus Rom geschrieben. Er meldet mir unter andern, daß er einen Entwurf zu einem weitläufigen neuen Werke über die Künste der Alten gemacht habe. Dieses, wollte ich wünschen, daß er es vollenden möchte; denn ich habe einen sehr vortheilhaften Begriff von diesem Manne. Ich werde ihn in einer Antwort so viel dazu anfeuern, als mir möglich ist. Hr. Wächtler hat dieses Gelehrten Schrift von der Nachahmung der Griechen sehr wohl übersetzt; was er des Tages gemacht hatte, las er mir des Abends vor, wegen der Kunstwörter, welche immer Schwierigkeiten haben; und kurz, er gab sich alle Mühe, und machte seine Sache recht gut. Aber sie erschien zu Anfang des Januars nicht so, wie sie war und seyn sollte: nein, Herr Freren hatte nicht nur hin und her willkürliche Veränderungen angestellt; sondern er hatte die beschreibung von der Art wie Michel Angelo nach seinen Modellen arbeitete, ganz weggelassen, als eine überflüssige Sache; seitdem hat das gemeine Wesen darnach gefragt, es verlangt sie, und jetzt ist er gezwungen, sie nachzugeben, und sie wird ehestens erscheinen. Wie bin ich so vergnügt, daß es Ihnen beliebt, mir Ihr radirtes Werk zu senden, und auf eine so edle Art; ehe ich mich getraut habe, Sie darum zu ersuchen, so ist es auf dem Wege, und ich habe dem Herrn Grafen davon gesagt, welcher vor Begierde brennet, es von Ihnen auch zu erhalten. Er wird es mit vielem Dank annehmen. Wie sehr bin ich Ihnen verbunden für die Beschreibung, welche Sie mir von dem treflichen Gemähide gütig gemacht haben, welches Hr. Dietrich letzthin gemacht hat. Im Geiste sehe ich es, und ich glaube, ich wollte nach der Beschreibung eine Zeichnung machen, so genau ist sie. Ach, mein Herr Baron, ich beklage Sie, daß Sie ein schwaches Gesicht haben! Es gehet mir eben so; zudem sehe ich nicht weiter als 9 Zoll von mir; durch viele Arbeit des Tages, vieles Zeichnen, Lesen und Schreiben des Nachts, ohne fast zu schlafen, habe ich dermaßen mein Gesicht gemißhandelt, daß ich es fast bereue, und doch kann ich es noch nicht recht nachlassen.

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Damit man nicht den Herrn Dietrich wegen des Namens für einen Italiener halte: so wünschte ich, daß er auf das Gemähide des Herrn Grafen schriebe: Gemahlt von Dietrich 1756; auch könnte dazu gesetzt werden: in Dresden. Die Franzosen schreiben auf ihre Gemähide französisch; also muß ein Deutscher sich so viel achten, seine Sprache auch zu schreiben, dieses beuget allem Mißverstand vor. Briefe über die Kunst von und an Christian Ludwig von Hagedorn, hrsg. von T. Baden, Leipzig 1797, S. 335-338. 7 als ich eine Reise nach Deutschland that] 1746 unternahm Wille eine Reise von Paris in die Heimat zurück, die auch die letzte sein sollte. Vgl. Brief Nr. 3. 2 4 - 25 Dem Hrn. Grafen von Vence ein Gemälde zu verfertigen] vielleicht ist hier der Kupferstich La dévideuse (Die Hasplerin) gemeint, den Wille 1755 stach (nach einem Gemälde von G. Douw, das sich in der Gemäldesammlung des Comte de Vence befand; vgl. Le Blanc Nr. 61, Nagler Nr. 165). 28 Mit Ihrem Buche] C. L. von Hagedorn, Lettre à un amateur de la peinture, Dresden 1755. 30 Mariette] Vgl. Brief Nr. 20. 34-36 Hr. Mengs ... zwey Pastelstücke ... Marquis de Croimare] Vgl. dazu Schulze Altcappenberg, S. 235ff. 4 2 - 4 3 der gelehrte Hr. Winckelmann hat mir einen Brief aus Rom geschrieben] Vgl. Brief Winckelmanns an Wille vom 27. Januar 1756, Nr. 22. 47 Hr. Wächtler] Zu Wächtlers verstümmelter Übersetzung der Gedanken über die Nachahmung im Journal Etranger von 1756, vgl. Brief Nr. 22, Anm. 52 Herr Fréron] Elie-Catherine Fréron, 1718-1776, französischer Kritiker, Begründer und Herausgeber der Zeitschrift L'année littéraire seit 1754, der aber auch am Journal Etranger mitwirkte. Über das Weglassen der Michelangelo-Stelle, vgl. Brief Nr. 22, Anm. Zu dem Journal Etranger, vgl. Brief Nr. 35. 55-57 seitdem das gemeine Wesen ... ehestens erscheinen] Dies geschah nicht. 67 schwaches Gesicht] Hagedorn war fast blind, was die Unlesbarkeit einiger seiner Manuskripte erklärt. Wille ist blind gestorben.

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Von Friedrich Casimir Carl Freiherr von Creutz Homburg von der Höhe, 20. März 1756

Mein Herr Mit der auf Ihre geehrte Zuschrift schuldigen Antwort würde ich nicht so lange angestanden haben, wenn diese angenehme Beschäftigung mehr von mir, als dem Schicksal abgehangen hätte. Allein die widrigsten Zufälle haben mir die Erfüllung dieser Pflicht ganz unmöglich gemacht. Doch dieses sind keine Gegenstände mit denen ich Sie unterhalten darf. Die Zeit ist Ihnen so kostbar als mir, und einige Blätter nur mit demjenigen, was meine Sorgen anbetrifft, anzufüllen, wäre eine Übertrettung fast aller Gesäze des Wohlstands. Wie groß mein Vergnügen gewesen seyn müßte, aus Ihrem mir schätzbarsten Schreiben die gütige Aufnahme der Kleinigkeiten zu ersehen, die ich zu übersenden die Ehre gehabt; dieses kommt Ihnen mehr als mir zu urtheilen zu. Die Hofnung, welche Sie mir machen, die schönsten Arbeiten von Ihrer geschickten Hand, welche zugleich so viele Beweise Ihres freien und lebhaften Geistes sind, nun gütigst mittheilen zu wollen, verpflichtet mich schon im Voraus zu dem allerverbindlichsten Dank, und ich werde auf Mittel

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sinnen, wie ich diese Höflichkeit zu erwidern im Stand seyn möge. Ich wünsche meinem Vaterlande glük, welches einen so großen Künstler hervorgebracht hat, mir also die vorzügliche Ehre und wahre Freude, Sie, mein Herr, von Person kennen zu lernen, und meine vollkommenste Ergebenheit Ihnen einmahl mündlich bezeugen zu können. Die Nachricht, welche Sie mir von dem Herrn Grafen Hans Moriz von Brühl zu ertheilen beliebt haben, hat bey mir eine Sehnsucht, diesem würdigen Herrn bekannt zu werden, noch mehr aber den ernsten Wunsch veranlaßt, daß alle Herren von Stande, welchen auf dem Schauplaz der großen Welt eine wichtige Rolle vorbehalten ist, von gleichen Verdiensten seyn mögten. Dem Herrn Wächtler empfehle mich ergebenst, und bitte mir von Ihm die Erlaubnis aus, Ihm meine Hochachtung schriftlich bezeugen zu dürfen. Vielleicht erfahre ich es noch einmahl von Ihnen, wie ich die Anschrift des Briefes einrichten müsse, damit er sicher laufe. Die von Ihm mir zugedachte Ehre weiß ich nach ihrem ganzen Wehrte zu schäzen; nur sehne ich mich nach einer Gelegenheit, von meiner dankbaren Gesinnung einige Proben geben zu können. Mit dem Versuch über die Seele und dem Trauerspiel Seneca, hätte ich gerne zugleich noch einige ungedruckte Stücke übersendet, wenn es nur damahls thunlich gewesen wäre; ich muß dieses auch noch jezt auf eine andre Zeit verjähren. Mein nachgesandtes Schreiben, eine Antwort auf Ihre vorlezte Zuschrift, ist also nicht angekomen, und ich bin begierig, so bald es ohne Ihre Beschwerlichkeit geschehen kan, das Schicksal gegenwärtiger Zeilen zu erfahren, die ich unmöglich endigen kan, ohne zugleich zu versichern, daß ich mit gegründeter Hochachtung, unveränderlich sey Mein Herr Ihr ganz gehorsamer und ergebenster diener freyherr von Creuz Homburg von der Höhe den 20ten März 1756 {Auf einem losen Blatt, das wahrscheinlich dem vorigen Text beigefügt wurde): Ich wußte nicht wie mir geschah als ich mit Schrecken und Vergnügen Verzweiflung, Rache, Tod in den verwirrten Zügen der sterbenden Cleopatra und Wills erhabne Kunst im feinsten Stiche sah Vom H. Baron von Creuz, erstem Minister des Landgrafen von Hessen Homburg Archives Nationales Paris 219 AP. 25 D e m Herrn Wächtler] Vgl. Brief Nr. 22, Anm. 3 1 - 3 2 Versuch über die Seele] Friedrich Carl Casimir von Creutz, Versuch über die Seele, Frankfurt und Leipzig: Knoch

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und Eßlinger 1753. 49 Cleopatra] Mit diesem Gedicht wollte sich wahrscheinlich F. C. C. von Creutz für die Übersendung von Willes Stich bedanken: La mort de Cleopatra, nach einem Gemälde Netschers, das sich in der Sammlung des Comte de Vence befand (1754, Le Blanc Nr. 5, Νagier Nr. 108).

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Von Adolf Friedrich Harpers Rom, 14. April 1756

Hochzuschätzender Herr und freund! Ich soll in wenigen Augenblicken Ihre geehrte Zuschrift vom 9. marz beantworten, der H.Winckelmann befiehlet mir solches indem der H. Ritter Mengs solche mit einschleßen will. Ich will Ihnen dahero nur kurz sagen daß Ihr geehrtes Schreiben von dem Η Mengs und Winckelmann gelesen worden den Ruhm und die Ehre so Sie denenselben gegeben hat sie ausnehmend erfreüet. der H. Mengs beklaget, daß der wehrte H. Will sich von sinen Mahlereyen einen zu guten begriff mache und daß Sie solche nicht so guth finden als Sie geglaubet haben würden, allein hierin bin ich ohne Sorge, ingleichen versicherte er mich, daß er Ihnen gerne statt der 2 Academien ein gemahles Stück gesendet, wenn solches seine viele geschaffte erlaubet hätten. In 6 Wochen lasse ich Rom und folglich werde nicht mehr alhier dero wehrte Zeilen erhalten können, so baldt ich aber in Deütschland angekommen sein werde, so werde Ihnen so gleich Nachricht von meiner Reise und besonders von Tirollen zu berichten die Ehre haben. Auch soll als dan ohne weiteren Aufschub meine Schuldigkeit erfüllet werden und das versprochene Stück übersenden. Sie verlangen zu wissen unter welchen Tittul man an den H. Winckelmann schreibe, er besitzet bis jetzo nur ein bloses gehalt ohne Tittul von den Churfürsten zu Sachsen, seine Hoffnung ist aber der einst Bibliothecarius der Churfürsten zu werden, und mit dieser Aufschrifft habe ich einige seiner Briefe gesehen. So angenehm es mir auch ist mich lange mit Ihnen zu unterhalten, so sehe ich mich doch heute gezwungen, diese Zeilen zu verkürtzen und Ihnen nur mit wenigen zu versichern, daß ich mit der aller vollen kommensten hochachtung und ergebenheit lebens lange sey Meines herren und Freundes unterthanigster und bereitwilligster diener Harper Rom den 14 Aprili 1756 Archives Nationales Paris 219 AP. 2 Ihre geehrte Zuschrift vom 9. marz] nicht erhalten. 7 - 8 von sinen Mahlereyen] wahrscheinlich die zwei Pastellstücke von Mengs, von denen im Brief Nr. 23 die Rede war. 13 In 6 Wochen lasse ich Rom] Zu Harpers Aufenthalt in Italien, vgl. Brief

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Nr. 9. 18 unter welchen Tittul] 1756 führte Winckelmann den Titel »Bibliothécaire de Sa majesté le roi de Pologne«.

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Von Johann Caspar Füssli Zürich, 23. April 1756

Zürich den 23. Aprili 1756 Hochedler Hochzuehrender Herr! So Vortreflich ihr Grabstichel, eben so Höflich und Complaissant ist ihre sehr wertheste fäder. Sie beehren mich auf eine ausnemmende Weiße, da Sie mir gelegen Heit geben, mit einem so großen Künstler, der eine wahre Ehre unßerer Nation ist, in bekanntschafft Zu kommen. Continuiren sie in ihren Gesinnungen gegen mich, und seyen versichert, das alle meine Kreffte Zu dero Disposition, ohne aus nahm parat stehen. Eüer Hochedlen vernemmen dem nach, ich bin ein Mahler, aber demütlich zu sagen, ein 50 Jähriger Anfänger, und um so da mehr, bewundere das Besondere Glük, welches meiner Arbeit, ohne Verdienen begegnet, das selbige Von so guten Kennern, einicher auf merksamkeit gewürdiget worden. Ich wolte wünschen das es in französischer Sprache Her aus gekommen, allein da ich dießer Sprach nicht mächtig Zum Schreiben, wolte es auch Niemandem in unßrer Stat an vertrauen. Die radirten Portrait werden von meinem Sohn, einem Knaben von 17. Jahren gemachet, ich Ziehe ihn, mit Vieler Hofnung Zu einem Mahler. Ich habe ihn nach Carache und La Fage zeichnen Laßen. Biß er auf Reißen zu der rechten haubtquel kommen kan. Ich Habe alle Zeit geglaubt, es stehe einem Mahler wohl an, wan er einiche Kenntnüß vom Radiren habe! nur wundert mich, das sie allererst Zwey aus gaben Von dießem Werkgen Haben, da ich doch im abgelofenen Jahr 4 aus gaben, nebst einer Vorrede in die Welt Laufen Laßen. Ich werde dar mit, und Zwahren auf beßerem Papier auf Warthen. Die Herren Franzosen, vor die ich große (aber keine Blinde) Hochachtung habe, werden vielleicht Böße auf mich vorreden, das ich ihren so beliebten Watteau, Lankret, und ihre Bundes genoßen nicht Leiden kan, die wie ich glaube nur vor Frauenzimmer Heten arbeiten sollen. Doch ich lebe desfahls ohne Kummer. Sie werden Vielleicht Mitleiden mit mir Haben, und Glauben, ich verstehe nichts Vom guten Gout. Dan mir ist es. schon was gewohntes, das sie die deutschen Verachten, allein dar durch Verrathen sie ihre Eigenliebe, welche nicht allemahl auf die Ver Nunft gegründet ist. Ich meines Orthes Binde mich an keine Nation. Wan die sache Gut, so Estimire solches, es mag dan in Rom, Paris oder auf dem Vor gebürg der Guten Hofnung gemachet sein! Aber was sagen dieße Herren, das Wille, Schmid und Preißler die Kunst so

schön in Kupfer zu stechen, ihnen ab genommen und auf die deutsche Nation

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über Tragen. Welches Vieleicht mit der Mahlerey auch noch geschehen dörffte? Von dießem aber ist anizo nicht Zeit Zu Raisoniren, ein ander Mahl könnte die Gewüß Heit dessen Ziemlich erweißen. Ich komme also Zur Haubtsach. Eüer Hochedlen Ver langen etliche Zeichnungen aus meiner alten Schweizer Sammlung. Ich werde Von Ganzem Herzen gern auf Warthen. Ob ich sie aber so Sauber und Rein Liefern kan, als sie es wünschen stehet da Hin, doch ich will mein bestes Thun, nur wünsche das sie ihnen Vergnügen machen mögen, dan da sie in dem Mittelpunkt der Schönen sachen leben, so wird es ein großes Glük sein ihrer Achtung gewürdigt Zu werden, die aller erste gelegen Heit, die ich bekommen kan, werde mit Freüden ergreifen, dieße Sachen an sie Zu Spediren. Ich werde auch eine Zeichnung von meiner Hand bey legen, welche ich vor langer Zeit gemachet, es ist das Portrait meines Lehrmeisters, des Berühmten Kupezkis. Von dem man glaube in frankreich nichts wüßen wird, mehr aber in Italien, Engeland, u deutschland, und die Wahrheit Zu gestehen, er mahlte Köpfe so gut als Van Dyck u Rembrand, auch Besser als Rigaud und Largillière. Hin gegen ist seine Kleidung und Werfung der Falten Elend. Herr Ridinger in augsburg, mein Werther Freünd, meldet mir unter dato 21. Jan. dießes Jahres, das er die Ehre Hete, den berühmten Will Zu kennen. Sie Heten auch etwelche Stüke Von seiner Schönen arbeit, und auf ihre Ver an laßung Hete er Zwey große Stük vor Monsieur Joullain gemachet, er glaubte selbige solten in Kupfer Gestochen werden, der Ver Zug aber, machet ihne Zweiflend! Noch Jüngstens meldet Herr Emanuel Rysiner von Baßel, wie Euer Hochedlen ein Stük vom Netscher aus seinem Cabinet in Kupfer stechen wolten, oder schon in arbeit Heten. er war so höflich und Versprach mir einen abtruk dar von, welchem mit Höchstem Ver langen entgegen sehe! dieser Freünd wird glaube ich den besten Vorschub Thun können, die Verlangten Sachen an Euer Hochedlen ein Zu senden! Vor 24 Jahren Hate die Ehre mit Möns. Rigaud, und Möns. Drevet Briefe Zu wechseln. Von ersterem Habe Viele gute Lehren Empfangen, Von lezterem aber Habe Von Zeit Zu Zeit Kupferstiche kommen laßen. allein dieße Beiden Helden der Kunst sind Tod, und der mahlen Habe in Paris keinen Menschen. Sie können also Von selbsten erachten, mit was vor freüde und Begierd ich dero aller liebstes Schreiben entsieglet, und durch Läßen Habe. In dem erfolg meines Schweizerischen Mahler Werkgens, werde Gelegen Heit Haben, des berühmten Kupferstecher Freyen, Lebens Geschichte Vor Zu stellen. Sie werden mit mir gestehen, das er ein sehr geschikter und Vorträflicher Man gewäßen. Ich Hate eine besondere freündschafft mit ihme, er schikte mir Vor 12 Jahren sein Porträt Von Rom, Vom Dupra gemahlt, welcher der mahlen, der Beste Portrait Mahler in Rom ware, allein weith Hinter den Franzosen und deutschen Gehet. Zwahr die Herren Italiener Haben alle

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Zeit Wenig auf Portrait gehalten äußert was Venedig auf Zu weißen gehabt, den der mahlen weiß von keinem. Ist unßer große Medailleur Hedlinger auch in Frankreich bekannt, er ist nach meiner einsieht, wo nicht der Beste, doch den grösten an die Seiten Zu sezen! allein wo denke ich Hin, Euer Hochedlen werden über drüßig werden, das meinem Schreiben kein Ende finden kan. ich will also enden und sie nur noch biten, das sie meiner ja nicht Schonen möchten, fahls ich in der Schweiz etwas Zu ihren diensten bey Tragen könnte, ich fordere es gleichsam von ihnen, mich allen ihren freünden desfahls vor Zu Ziehen. Sie werden bey aller gelegen Heit finden, das niemand mit so viel Eyfer und Hochachtung als ich seyn Hoch Edler Hochzuehrender Herr Ihro Gehorsamster diener Johann Caspar Füessli PS Unter meinem Namen, werden mir alle Schreiben richtig Zu kommen. Archives Nationales Paris 219 AP. Erstdruck bei Yvonne Boerlin-Brodbeck: Johann Caspar Füssli und sein Briefwechsel mit Jean Georges Wille. Marginalien zu Kunstliteratur und Kunstpolitik in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in: Jahrbuch 1974-1977, hrsg. vom Schweizer Institut für Kunstwissenschaft, Zürich 1978, S. 77-178 (Abkürzung: Boerlin-Brodbeck), hier S. 140-141. Füssli hatte am 9. April 1756 einen Brief von Wille bekommen (der aber nicht erhalten wurde), in dem dieser ihn aufforderte, einen literarischen Briefwechsel über die Kunst anzufangen (vgl. Y. Boerlin-Brodbeck, S. 140). Vom 9. Februar bis zum 26. April 1756 waren fünf Resumes zu Füsslis Künstlergeschichte ( J. C. Füssli, Geschichte und Abbildung der besten Mahler in der Schweitz, 1. Auflage, 2 Bde., Zürich, bei David Gessner, 1755 und 1757) in der Pallas, dem Wochenblatt der Augsburger Kaiserlichen Akademie erschienen, die wahrscheinlich Willes Aufmerksamkeit auf den Autor dieses Werkes lenkten. Wille hatte selber schon im Januar 1756 seinen ersten Beitrag in der Pallas veröffentlicht. 1 5 - 1 6 von meinem Sohn] Johann Rudolf Füssli (1737-1806). 35 Schmid] G. F. Schmidt, vgl. Brief Nr. 2, Anm. 35 Preißler] Johann Martin Preisler, vgl. Brief Nr. 1, Anm. 49 Kupezki] 1758 veröffentlichte Füssli eine Lebensbeschreibung dieses Malers: J. C. Füssli, Leben Georg Philipp Rugendas und Johannes Kupezki, Zürich, beim Verfasser, 1758. 54 Herr Ridinger] Vgl. Brief Nr. 6, Anm. 57 Monsieur Joullain] François Joullain (1697-1778) 61 ein Stück vom Netscher] vielleicht La mort de Cleopatra, nach einem Gemälde Netschers, das sich in der Sammlung des Comte de Vence befand (1754, Le Blanc Nr. 5, Nagler Nr. 108). Vgl. auch J. C. Füsslis Brief an Wille vom 1. April 1757. 73 Kupferstecher Freyen] Jakob Frey (1681-1752).

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Von Johann Caspar Füssli Zürich, 22. Mai 1756

Zürich den 22 May 1756 Hochzuehrender Herr! Sie haben mir durch dero sehr angenemes Vom 8 dießes Monats eine Herzliche freude verursachet, ich finde nicht nur den Virtuosen sondern noch was

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höchstschezbahreres, nemlich einen Mann der Vortrefliche Grundsäze Heget, deßen Gedanken erhaben, und der Vor die Geselschafft der menschen gemachet Zu sein scheinet, alles dießes Zu sammen genommen, müssen sie mir Ja nicht gleichgültig sein. Nein mein Werthester, ich halte sie hoch, ich liebe sie, und admirire ihre arbeit und Gesinnungen Von grund der Seelen! diesen Morgen, Habe ein klein Kistel an jenen Rysiner nach Basel ab gelaßen, um solches Eüer Hochedlem bey erster gelegen Heit Zu über senden. Sie werden also Hand Zeichnung Von alten Schweizern bekommen, allein, vielleicht nicht so gut als sie sich möchten Vorstellungen gemachet Haben, doch sie müßen bedenken, das auch das Mittelmäßige, an dießen Ehrlichen Leüten, gewüßermaßen Zu Schezen seye. Sie waren meistens ohne an Weisung, und Von der betrachtung schöner Sachen, Haten sie keine, oder doch sehr Seichte gelegen Heit und an leitung. Sind sie also zu ihrem Vor haben nicht dienlich, so können sie doch in einer Sammlung, als sonder Bahr, einen Plaz haben, weil sie nicht leicht Zu bekommen, und manchmahl noch Schlechteres Zeug in Cabineten auf behalten wird! ich Hete auch beßer Wehlen können, allein mitunder waren die Zeichnungen beschmuzt, oder Zerrißen, folglich völlig un Tauglich, ich wolte über das lieber Hand Zeichnungen an sie senden als in den Verdacht kommen, einem so verdienten Man, eine so wenige Gefeligkeit Zu Versagen. Es ist ihnen bekannt, das auch geringschezige dinge, wenn sie Zeichen eines Freündes werden, gelegen Heit geben, unßere hochachtung gegen ihne offen bahr Zu machen, und ihnen einen Werth bey Zu legen, als sie in einem andern gesichts Punkt, betrachtet, haben wurden, und diesses hofe in gegenwertigem fahl, nur mus noch melden, das das gerolte, und die Zwey Schweizer Prospecte von meiner Hand seyen. Ersteres ist das Portrait des großen Kupezky, und die zwey Prospecte kommen nach Gemählden vom Felix Meyer ich wolte ihnen so wohl unßere Gebirge zeigen, als Von der arth des Mahlers einen begrief geben, dan die Zeichnungen die ich Von ihme habe, sind so besudelt, das keine bey legen wolte! Sie melden mir Von einem Schweizer, Hrn heilmann, von Mühlhaußen, er ist ihr freünd und ein guter Mahler. Ich gedenke er solle mein kleines Werk Ziehren. Sie werden ihm also den Ersten Theil meiner beschreibung, den ich dopelt Bey gelegt über geben, und ihne biten, mich in den Stand Zu sezen, ihne seinem deütschen Vater land bekannt Zu machen. Vor in Circa 28 Jahren Habe ich einen Mahler von Mühlhaußen in Wienn gekannt, Bläch nannte er sich, ein grundehrlicher Mann, und der ein artliches Portrait mahlte, er ward krank und Starb; dieses gab mir gelegen Heit, die Pflichten eines Ehrlichen mannes aus Zu üben. Mein Sohn, dem ich dero So Edelmütige entschliesung bekannt gemachet, Bedanket sich nebst gehorsamster Empfehlung höflichst, er wird, so Got will, sich ihre gütigkeit Zu Nuze machen und ich Hofe durch gute auf führung, wor Zu er angewiesen wird, solle er dero Schuz beständig behalten.

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Das Wateau, und seine Rote, den abscheid in Frankreich bekommen, ist eine Sache die ich mit Ver nügen Höre, ich bin Viel mahl höchst Verdrießlich geworden, wan ich gesehen, das so gute Kupferstecher, die unter den Schönsten sachen gleichsam begraben ligen, ihre Zeit auf der gleichen Sachen gewendet, doch ich dachte dar bey, der Künstler mus Brot haben, folglich sich nach dem herschenden Geschmack richten. Die deütschen Künstler betrefende, So sind Vor nemlich drey, die die Schuld der Natur Bezahlt, und von aller arbeit Ruhen, Höchst merkwürdig. Kupezky in Köpfen, Agricola in Landschafften, und Rugendas in Bataillen. über dieße kan sich Niemand er Heben, sie Haben es auf das höchste gebracht, weder Italien noch Frankreich kommt ihnen, ihn ihrer arth Mahlerns Bey! Von Jezigen kenne ich folgende, die ich Vor Züglich hochscheze. 1 Daniel Gran, der Verstorbene Fürst von Schwarzenberg Hat ihn mit grosen Kosten Lehmen und Reißen Laßen. 5 Jahre brachte er Bey Sebastian Ricci in Venedig Zu. 5 Jahr in Rom, nach den Antiquen, und sonderheitlich studirte er die Carachen. und entlich war er 5 Jahre in Neapolis und lehrnte das Colorii bey Solimena. 2 Paul Troger Der Bischoff von Gurck Hat ihne lehren und Reißen Laßen in Italien, alwo er sich lang auf gehalten. Dießes sind Zwey Vortrefliche historien Mahler. sie Haben aber wenig Zeit, sich in öhlfarben Zu üben. 3 Martinus de Meytens,ware in Schmelz und Mignatur Ehe dem höchst Vor Treflich; in Rom lehrnte er bey Trevisani das Mahlen mit öhl, dieser ist ohnstreitig der beste Portrait Mahler, Vielleicht Weiter als nur in deütschland. 4 Max Händl auch ein Portrait Mahler; er hielte das Mitel Zwischen Rigaud und Kupezky, versteth sich in Kleidern und Zwahren mit gutem Effect. 5 Brand, ein guter Lantschafft Mahler 6 Querfurt, ein guter Bataillen Mahler 7 Ridinger, unßern gemeinschafftlichen Freünd. Mengs, Brinkman, öser, und Dietrich kenne nicht, nur habe Von Brinkman arbeit gesehen, die sehr Schön ist, doch Vor mein Gout ziehe ich Brand weith Vor. es Hat Zum Ruhm der oben er Wähnten Künstlern an nichts als guten Kupfer Stechern gefehlet, die weit würde so dan ihr unbegrüntes Vorurtheil, so sie von den deütschen Heget, eingepaket Haben, in der Continuation meines Buches, wird eine Volständige lebens beschreibung Von dem Kupferstecher Frey herauskommen, die er mir noch bey seinem leben Von Rom über sant; er beEhrte mich auch mit seinem Portrait Vom Dupra gemahlt. Hedlinger ist in Wahrheit groß und er Helt sich anizo Zu Schweiz auf, und genießet in Ruh, die früchte seiner arbeit. Kan ich Euer hochEdlem dienen, mit abgüßen in Gibs, von seinen besten Sachen, so haben sie Zu Befehlen! wollen sie mehrere Umstände vom Frey so will sie promt ein senden, übrigens machen sie sich keine unruhe, wegen denen zu empfangen Habenden Hand-

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Zeichnungen, ich verkaufe nichts an freünde, ich Trachte Viel mehr auf gelegen Heit ihnen beliebt und Nuzbahr Zu sein, doch dar mit ich auch etwas Bite, So können sie mich mit etlichen Schönen Kupferstichen höchst verpflichten, besonder Bahr aber von ihrer arbeit, fahren sie in deßen forth an mich Zu Schreiben. Wenden sie mich auf alle Seiten, sie werden mich hofentlich alle Zeit der gleichen finden, nur erlauben sie mir noch dießes Bey Zu fügen, das dero Bekanntschafft, unter die glüklichen Zu fähle meines Lebens Zehle, und das ich lebens lang mit unverrükter Treu Eyfer und Ergebenheit sein werde Meines HochZuehrenden Herren Gehorsamster diener Füessli

Archives Nationales Paris 219 AP. Erstdruck in Boerlin-Brodbeck, S. 141-142. 10 Ryhiner] Emmanuel Ryhiner (1704-1790). Vgl. Brief Nr. 26. 34 Hrn Heilmann] Johann Caspar Heilmann (1718-1760). 43 mein Sohn] Johann Rudolf Fiissli (17371806), vgl. Brief Nr. 26, Anm.

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An den Herausgeber der Pallas Paris, den 3. Juni 1756

Brief aus Paris vom 3. Brachmonat. Mein Herr! Ich habe die Ehre, Ihnen zu melden, daß man hier beym Herrn Marquis von Croismare zwey Gemähide in Pastel siehet, welche er vor einigen Tagen aus Rom erhalten hat. Sie sind vom Herrn Ritter Mengs, Direktor der neuen Römischen Akademie, und Oberhofmahler des Königes von Pohlen, Kuhrfürsten von Sachsen. Es sind halbe Figuren: die eine ist ein Frauenzimmer in Jugendlichem Alter, sie ist nach Art einer Griechischen Tänzerin oder Bacchantin gekleidet, und dabey mit Blumen gekrönet; ihre Wendung ist anmuthig und gelassen. Sie hat einen verführerischen aber edlen Charakter, und siehet mit zärtlichem Blicke nach einem stoischen Philosophen (im andern Gemähide). Neben ihr stehet ein kristallenes Gefäß mit aufgetriebenem Seiffenwasser; in der linken Hand hält sie ein Röhrchen, an welchem eine SeiffenBlase hänget, und mit der Rechten deutet sie, als wolte sie zu verstehen geben: Daß das Denken der Weltweisen ein Verhältniß mit dergleichen leichten Luftkugeln habe. Hinter ihr ist eine Mauer, auf welcher eine antike Sonnenuhr stehet, und hinter der Mauer verbreitet sich eine Rosenheke, eine Rosenknospe und der Zeiger bezeichnen die Stunde zugleich durch ihre vereinbarte Schatten, als wolte dieses bedeuten: daß die Stunden dieser zärtlichen Griechin gleichwie auf Rosen dahin flössen, und voller Vergnügen wären.

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Das andere Gemähide stellet einen Philosophen in männlichen Alter für: Er hat einen kurzen schwarzen Barth, und die Haare fallen ihm gleich einem Epiktete über die Stirne. Er siehet nach der Griechin (im ersten Gemähide) und scheinet für ihrem Reize zu verstoken, oder durch ihre liebliche und gefährliche Anblike in Zerstreuung zu gerathen. Er fühlet, gleichwie in einer zärtlichen Unruhe, mit der rechten Hand auf sein Herz, als wolte er da einer ungewohnten Bewegung nachforschen. Die Brust mit dem rechten Arme ist bloß; die andere Seite aber mit einem blauen Gewände gekleidet. In der linken Hand, auf welche er sich lehnet, hält er ein Papier, mit der Griechischen Inschrift des Epiktets: Gieb Acht! damit dich ihre Anmuth nicht bezaubere. Hinter ihm stehet eine antike Himmelskugel. Die Liebhaber dieser grossen Stadt betrachten diese Gemähide mit Lust und Bewunderung: Die vernünftige Kenner aber, welche den Leidenschaften der Seele in den äusserlichen Affekten nachspühren, finden den grossen und tiefsinnigen Künstler in dieser Arbeit, der die schöne Natur in ihren Verrichtungen auf der That zu ergreifien wisse,... und gestehen, daß er wie geschaffen sey, den Ruhm und die Ehre der Teutschen Nation in der Mahlerey zu retten, und das schon in seinem jugendlichen Alter. Zu dem, was ich Ihnen hier gemeldet habe, ist noch zu bemerken: Daß die Zeichnung dieser Gemähide Raphaelisch, die Farbe lieblich und feurig; das Ganze aber recht Harmonisch sey. Wie wenigen ist dieses beysammen gegeben! Das Frauenzimmer ist auf Pergament; der Philosoph aber auf ein blosses Bret gemahlet, welches vor dem Herrn Ritter Mengs noch niemand in dieser Art Mahlerey gewaget hatte. Ich habe die Ehre mit Hochacht zu seyn J.G.W. Reissende und Correspondirende Pallas oder K u n s t = Z e i t u n g ..., (Abkürzung: Pallas j , hrsg. v. d. Kayserlichen Franciscischen Academie zu Augsburg, 29. Wochenstück, 2. Jahrgang, 1756, S. 228-230. Die Kayserlich Franciscische Akademie der freyen Künste in Augsburg, am 3. Juli 1755 von J. D. Herz der J. (1727-1792) gegründet (in Umwandlung einer seit 1752 bestehenden, mit dem Vertrieb von Kupferstichen beschäftigten Societas A r t i u m l i b e r a l i u m ) und von Franz I. mit weitgehenden Privilegien ausgestattet ( vgl. S. F. Freude, Die Kaiserlich Franciscische Akademie der freien Künste und Wissenschaften in Augsburg, in: Zeitschrift des historischen Vereins für S c h w a b e n und Neuburg, 34, Augsburg 1908, S. 1-132). Die Akademie versuchte bekannte Namen (Wille, Gottsched, Hagedorn, Mengs, Winckelmann) für sich zu gewinnen. Der Plan einer spezialisierten Kunstzeitschrift unter der redaktionellen Leitung von Johann Friedrich Reiffenstein hatte kaum Erfolg. Hochstaplerische Machenschaften des Gründers diskreditierten schließlich die Augsburger Akademie. Herausgeber der Pallas] J. D. Herz und Johann Friedrich Reiffenstein. Zur Rekonstruktion von J. G. Willes Mitarbeit an der Pallas, vgl. Boerlin-Brodbeck, S. 159-161. 3 - 4 Herrn Marquis v o n Croismare] Der Marquis Marc Antoine Nicolas de Croismare (1694-1772) hatte bei dem Philosophen d'Holbach zwei Pastellgemälde von Mengs, »Le plaisir« (das Vergnügen) und »L'innocence« (die Unschuld), bewundern können. Anschließend bestellte er selbst zwei Gemälde, bei deren motivischer Bestimmung (ein Philosoph

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und eine junge griechische Tänzerin) Winckelmann vermutlich mitwirkte. Er gedachte jedenfalls der beiden Gemälde in seiner Erinnerung über die Betrachtung der Werke der Kunst. Eine französische Fassung des Wille-Kommentars zu den Pastellgemälden erschien im Journal étranger (Januar 1757, S. 159-160) im Rahmen von Wächtlers »Essai sur l'histoire des peintres allemands« (S. 116-168). Die Bilder wurden auch in Grimm/Diderot, Correspondance littéraire (Paris 1813, S. 38) erwähnt. Vgl. hierzu Schulze Altcappenberg, S. 235-243. Die Pastelle trafen Ende Mai 1756 in Paris ein.

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Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 23. Juli 1756

Monsieur Je viens de remettre a un de mes amis, qui part pour Paris samedy ou dimanche un paquet contenant deux volumes que Je vous prie d'accepter, et Jevous presenterés aussi les autres a mesure queje les mettrés au Jour, il y a aussy deux volumes reliéz pour l'academie Imperiale et francisciene d'augsbourg, a la quelle Je n'ay point Ecrit comme vous me l'avez dit et qu'il Suffit que vous voulièz bien vous en donner la peine, quand aux frais de l'Expédition de la lettre Jevous En tiendré compte, puis que vous voulez bien vous donner tous les Soins. J'ay lû dans le Journal Etranger les privilèges et les patentes de l'académie d'augsbourg, il paroit que Sa Majesté Impériale Cherche absolument a protéger les arts. Je ne Scay Si a l'Exemple de l'académie de Paris dont les membres dans tous les pays portent Le titre de peintre Sculpteur ou graveur du Roy. Je ne Scay déjà Si les académiciens de celle d'augsbourg et qui demeurent dans l'Etranger portent le titre de Peintre de l'Empereur. Je Serés fort flatté Si ces Messieurs en me faisant l'honneur de m'admettre parmi Eux, voulussent bien Joindre (en Expédiant mon diplome) le Catalogue des noms de ceux qui Sont présentement de leurs Corps, Soit Sur les lieux, Soit dans l'Etranger, Je Serés apporté de me Servir un Jour de cette notte. J'ay remis a Mr Le Cat les deux Estampes que vous luy avez Envoyé en présent, Je crois quii ne manquera pas avous enremercier, quoiqu'il ne connoit rien dans ce genre. J'admire le beau Portrait de Mr Massé que vous avez Eu la Complaisance ame donner avec les autres, Je vous fait part en même temps que vous m'avez donné la dévideuse qui Sert de pendant a la rôtisseuse de metzu, la dévideuse ne S'est point trouvé a monarrivé, et Je n'ose Soubsonner celluy qui m'a fait le larçin, dans lacrainte de deviner Juste, J'en Suis fâché parceque J'avois a peine Eû le plaisir de la voir amon aise; J'espère la trouver icy chez un marchand qui est Surnotre port. J'ay une grace a vous demander, que Je vous prie de refuser Si vous ne le pouvez pas absolument; cest de donner au porteur de mes livres, le petit livre en allemand de la vie des peintres que vous m'avez fait voir avec des portraits,

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J'en copierés quelques Extraits qui m e paraîtrons utille et de Suite Je vous le renvoyerés, ce n'est que l'affaire de huit Jours. Si vous pouvez faire ce plaisir, il faudrait Envelopper et Cacheter le livre avec m o n addresse et le remettre auSr le Veau qui est m o n Elève et qui m e le fera tenir. Je vous reytère mes remerciments des amitiés que vous m'avez faites Etant a Paris, Je désire tres fort depouvoir me Venger, Si Je peux vous Etre utille dans notre C a n t o n Je vous prie en grace de m'enployer afin de mériter le titre d'amitié. permettés que M a d a m e trouve icy et Mademoiselle votre Sœur bien des Respects de m a part, et des Civilités de m a femme. Je Suis avec la plus parfaite Estime et amitié. Monsieur. Votre Très humble Et très obéissant Serviteur D e s c a m p s Rouen ce 23 Juillet 1756. Archives Nationales Paris 219 AP. 3 deux volumes] Der Maler Jean-Baptiste Descamps (1706-1791), Direktor der Kunstakademie von Rouen, ist der Autor der Vie des peintres flamands, allemands et hollándoos, avec des portraits gravés en taille douce, 4 Bde, Paris 1753-1763 (Bd. 1, 1753; Bd. 2, 1754; Bd. 3, 1760; Bd. 4, 1763) (Abkürzung: Descamps). J. C. Fussli scheint erst durch Wille von Descamps' Arbeit Kenntnis genommen zu haben. Es ist anzunehmen, daß Wille die ersten Bände von Descamps' Werk Füssli zugeschickt hat. Die Sendung des dritten Bandes ist belegt ( vgl. J. C. Fässlis Brief an Wille, 19.11.1761 ). Die von Descamps erwähnten zwei Bände sind vermutlich die zwei ersten seiner Künstlergeschichte. 5 académie Impériale] 1756 wurden durch Willes Vermittlung Winckelmann, Mengs und Descamps als Ehrenmitglieder in die Augsburger Akademie aufgenommen (vgl. dazu BoerlinBrodbeck, S. 98 und Journal, I, S. 165, Fußnote 1). Im Brief an Wille vom 26. August 1756 bedankte sich Descamps noch ausdrücklicher für seine Aufnahme in die Augsburger Akademie und bot Wille als Gegenleistung die Aufnahme in die Akademie zu Rouen an. 21 M. Le Cat] Vielleicht handelt es sich um Claude Nicolas Le Cat, der 1740 in Rouen einen Traité des sens veröfentlicht hatte. 23 le beau portrait de M. Massé] JeanBaptiste Massé, Peintre et conseiller de l'Académie Royale, von L. Tocqué gemalt und 1755 von Wille gestochen, Le Blanc Nr. 130, Nagler Nr. 71. 25 la dévideuse] La dévideuse, Mère de Douw, von G. Douw gemalt und 1755 von Wille gestochen, Le Blanc Nr. 61, Nagler Nr. 165 (das Originalbild von Douw befand sich in der Sammlung des Comte de Vence). 25-26 la rotiseuse de Metzu] La cuisinière hollandoise (Die Köchin mit dem Huhn), nach einem Gemälde von G. Metsu aus der Sammlung des Comte de Vence, von Wille gestochen (Le Blanc Nr. 67, Nagler Nr. 171). 31-32 le petit livre allemand] Descamps bittet Wille darum, ihm den ersten Band von Füsslis Künstlergeschichte (J.C. Füssli, Geschichte und Abbildung der besten Mahler in der Schweitz, 1. Auflage, 2 Bde, Zürich, bei David Gessner, 1755 und 1757; Abkürzung: ' j . C. Füssli) zu vermitteln. Die Übernahmen Descamps' aus Füssli sind zum Teil wörtliche, zum Teil freiere Übersetzungen. Füssli wird nur im Text über Joseph Vernet als Autor genannt (vgl. dazu Boerlin-Brodbeck, S. 91).

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Von Johann Joachim Winckelmann Rom, den 18. August 1756

Hochedelgebohrner Insonders Hochgeehrtester Herr und wehrter Freund Ich bitte sehr um Verzeihung wegen der Verzögerung meiner Antwort. Eine Unpäßlichkeit ist zum theil die Ursach. E. Hochedelgeb. haben mir durch die überschickte Beurtheilung des vermeinten beßeren Weges in Marmor zu arbeiten eine unendliche Freundschaft erwiesen. Ich werde mich erklären in der Vorrede zu dem ersten Wercke, welches ans Licht treten sollte, und wo ich gerirret habe, werde ich es ohne Ausflüchte anzeigen. Seinen Irrthum gestehen, heißt sagen, daß man heute klüger geworden als man gestern gewesen ist. Unterdeßen kann ich mich nicht übereilen und die verschiedenen Einwürfe welche ich gemacht habe, und deren Ausarbeitung ich zu gleicher Zeit treibe, erlauben mir keine Zeit eins ins besondere zu endigen. Diese Arbeit welche mich von neuen fast alles Umganges entziehet, läßt nicht zu, daß ich mich in das Augspurgische löbliche Unternehmen einlaben kann, wozu ich künftig mit vielem Vergnügen meinen Beytrag geben will. Ich weiß nicht wie lange ich das Glück haben kann in Italien zu leben: ich muß also alle Augenblicke für mich nutzen. Aus der Aufschrift Dero Briefes sehe ich noch immer, daß E. Hochedelgeb. meinen ich seye etwas besonders. Ich habe keinen Titel; es sind gantz andere Leute die in Sachsen denselben führen: ich bin nichts; ich rühme mich ein ehrlicher Mann und ein Freund zu seyn. Ich glaube, daß ich mich mit einer Bitte wagen darf. Ich wünschte die Griechische Unterschrift des Meisters der Statue des Germanicus in Versailles gantz genau abgezeichnet zu haben. Der Zug und wahre Form der Buchstaben ist mein Augenmerck: allein ich bin in dem was die Griechische Sprache betrifft, aus Erfahrung sehr mißtrauisch. Der sicherste Weg wäre, die Unterschrift in Wachs oder Thon abformen zu laßen und dieselbe hernach mit Muße nachzuzeichnen. Sollte(n) sich Namen von Griechischen Künstlern unter andren Statuen, wie mir nicht bekannt ist, oder unter alten Köpfen in Versailles oder Paris befinden, wünschte ich dieselben gleichfalls durch diesen sicheren Weg abgezeichnet zu haben. Diese letztere aber hat keine Eil. Die Kosten, welche das erstere erfordert, will ich mit Freuden erstatten. Ich muß schließen, weil mir Hr. Mengs zu spät gemeldet, daß er schreiben wolle, ich werde mit ehister Post weitlüftiger schreiben, und ersterbe E. Hochedelgebohrnen gehorsamster Diener Winckelmann.

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Winckelmanns Briefe, Bd. 1, Nr. 156. 5 - 6 Beurtheilung des vermeineten beßeren Weges in Marmor] Wille hatte im Juni 1756 einen im Journal étranger (Mai 1756) erschienenen Artikel Winckelmann zugeschickt, in dem seine Ausführungen in den Gedanken über den Weg in Marmor zu arbeiten kritisiert wurden. Darauf hatte Winckelmann nicht gleich geantwortet. 14 das Augspurgische löbliche Unternehmen] d. h. die Kayserlich Franciscische Akademie der freyen Künste in Augsburg, vgl. dazu Willes Brief an den Herausgeber der Pallas vom 3. Juni 1756, Anm.

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Von Friedrich August Krubsacius Dresden, 20. August 1756

Hochedler Insonders Hochzuehrender Herr! Da ich nunmehro glücklich uns gesund alhier angelanget bin, so gedenke ich öfters mit vielen Vergnügen wiederum nach Paris zurück besonders aber an Deroselben werthgechätzten Freundschafft. Ja ich gedencke nicht nur dahin, sondern ich will, daß gegenwärtige Zeilen Ihnen so gut als mündlich versichern mögen, wie hoch ich Ihnen schätze, und wie sehr ich nochmahle verbunden bin, für alle, den angenehmen Umgang den ich in Dero Hauße genoßen habe. Machen Sie derohalben an Dero werthgeschäzten Frauen Liebsten und deren Jüngster Schwester meinen gehorsamsten Empfehl und versichern Sie diesen ebendasselbe. Damit Sie aber auch wißen mögen, wie es mir unterwegens gegangen ist; so habe die Ehre Ihnen zu melden, wie daß ich keine Gelegenheit vorbey gelaßen habe, des Sehenswürdigsten zu betrachten: Und so habe ich den neuen Plaz in Nansi den Garten nebst den gebäuden in Lüneville, des Cardinais Palast in Straßburg des Fürsten von Thum und Taxis in Franckfurth und dann in Caßel sehr vieles bewundert. Am leztern Orte habe mich 3 Tage aufgehalten und mich so gleich bey dem Herrn Baumeister Fincken melden laßen; Allein eine jählinge Reise auf Befehl seines Herrn hat mich des Vergnügens beraubt diesen geschickten Mann kennen zulernen. Von Caßel aus bin ich nach Weimar gegangen, woselbst ich nichts gefunden habe, das nach einem guten Geschmack erbaut wäre; Also habe ich Befehl erhalten, einen Entwurf zu einem ganz neuen Fürstl. Schlosse mit allen Zubehör und Werken zu verfertigen. Sie können sich nun wohl einbilden, daß ich lange unterwegens müße gewesen seyn, und dieses bis auf den 12. August folglich bin ich nicht eher in Standte gewesen Dero mir aufgetragene Bestellungen auszurichten, als bis nur vor etlichen Tagen. Der Herr Freyherr von Hagedorn war der erste den ich seinen Brieff übergab. Er ist ein angenehmer und gelehrter Hoffmann, dahingegen Herr Dietrich einen eigensinnigen großen Künstler vorstellet. Können Sie wohl glauben, daß er so kalt oder eigensinnig war, daß er mir hätte, da ich ihm zu Dreyen mahlen habe besuchen wollen, die Zeit (benirmen) lassen , in der ich ihn zu Hause antreffen könnte, nein; er war nicht einmahl so begierig zu wissen was ich ihm

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aus Paris mit gebracht hätte, da er doch Nachricht davon wußte; Also habe ich ihm seine Sachen ohne ihm zu sprechen ins Haus schicken müßen. Fürwahr in Paris wißen die Leute doch beßer zu leben. Nur will ich wünschen, daß es mir mit Herr Esern besser ergehen möchte, dieser ist noch zu Zeit im Baade und wird in 14 Tagen erst wieder kommen. Des Herr Nechtlern seine Kupfer habe gleichfals an Herr Kreuchaufen nach Leipzig Übermacht. Ich bitte meinen Freundschafftlichen Gruß an ihm und an seine Ehe Liebste auszurichten, des gleichen an alle die mich kennen und die nach mir fragen. Der ich mich übrigens Deroselben ferner gütigen Freundschafft bestens empfehle und mit besonderer Hochachtung beständig verbleibe Ew. Hochedl. Friedrich August Krubsacius Königl. Hof-Baumeister Dreßden den 20 Aug. 1756. Archives Nationales Paris 219 AP. An der 1763 gegründeten Akademie von Dresden hatte F. A. Krubsacius (1718-1790) den Lehrstuhl der Baukunst inne. Ihm war alle Ornamentik zuwider, und er plädierte für die strenge Wiedergeburt antiker Formen. Sein Hauptwerk, das Dresdner Landhaus, wurde erst 1774 erbaut. Von 1755 bis zum Ausbruch der Siebenjährigen Krieges (1756) erhielt er ein Stipendium zu einem Pariser Aufenthalt. 14 Den neuen Plaz in Nansi] Wahrscheinlich der Stanislas Platz, der im 18. Jahrhundert gebaut wurde. 15 Lüneville] Zwischen 1735 und 1760 hatte der polnische König Stanislas Leszczynski die Stadt Lunéville zum Mittelpunkt eines glänzenden Hoflebens gemacht. 38 an Herr Kreuchaufen] Franz Wilhelm Kreuchhauff

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Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 26. August 1756

Monsieur très-cher confrère et ami, Je vous dois l'honneur d'être admis à l'Académie d'Augsbourg, recevez-en, je vous prie, mes remercîments, en attendant queje puisse en faire autant à ce corps respectable, lorsque ma patente me sera parvenue. Vous venez en même temps me fournir une autre occasion de sensibilité en me procurant le moyen réciproque de vous venger en partie, lorsque vous me chargez de vous proposer à notre Académie royale de sciences, belles-lettres et arts. Je vous ay proposé hier, avec le portrait de M. Massé et la Cléopâtre d'après Netscher; vous jugez bien, monsieur, que tout le monde a admiré et qu'il n'y a eu qu'une voix pour votre admission. La compagnie m'a chargé de vous en donner avis; il faut présentement que vous ayez la bonté d'écrire au secrétaire de l'Académie, qui a la partie des beaux-arts, et lui marquer le désir que vous avez d'être au nombre des associés et le prier de vous présenter à la compagnie.

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Brief 32

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Je vais vous expliquer nos formalités, qui sont très-sages: quand une personne veut se présenter pour être admise parmi nous, il en écrit à un membre de la compagnie qui est dans la même classe qu'il veut entrer; ce membre rend compte à l'Académie des talents de l'aspirant, soit en montrant ses ouvrages, soit en les indiquant; il rend aussi compte de sa vie et mœurs, etc. Alors la 20 compagnie délibère, et on passe au scrutin; s'il est bon, l'aspirant est admis à se présenter, et rarement est-on refusé après cette épreuve, à moins que l'on ne découvre quelques défauts graves, soit de mœurs ou autres. Ainsi, monsieur, un galant homme n'a point le désagrément de se voir refusé publiquement, parce que sa demande par ami n'est que tacite; je vous instruirai 25 comment il faudra faire lorsque le secrétaire vous aura fait part de votre réception au nom de l'Académie, qui ne se fera que le 17 novembre prochain, parce que c'étoit hier notre assemblée. Nous sommes en vacances jusqu'à la Saint-Martin; cela n'empêche pas que vous écrirez tout de suite à cette adresse, à M. Maillet du Boullay, secrétaire des belles-lettres et beaux-arts à 30 l'Académie royale, rue de l'Ecureuil, à Rouen. Vous êtes inscrit sous ce titre: M. J.-G. Wille, graveur du roy et conseiller de l'Académie impériale franciscienne d'Augsbourg. Il faudra envoyer deux ou trois de vos estampes montées pour votre réception, qui seront placées dans la bibliothèque de l'Académie, comme sont 35 celles de M. le Bas, etc. Je suis charmé que les circonstances ont été comme je l'ay désiré, indépendamment du mérite dont vous êtes assuré de briller partout; il y auroit eu des cas où il n'auroit pas été possible de réussir, parce que le nombre est fixé parmi les membres et parmi les associés regnicoles. Je vous procurerai dans la 40 suite une liste de toute l'Académie. J'ay reçu en son temps la Vie des peintres suisses, que j'aurai soin de vous faire tenir avec reconnoissance; si vous avez occasion de m'en faire venir un exemplaire, je vous serai obligé et vous remettrai le déboursé, et d'en faire autant pour la suite à cet ouvrage, cela me servira toujours. 45 J'ay lu et relu les observations de M. de Hagedorn; je trouve que ce seigneur sait plus qu'écrire; ses réflexions sont savantes et marquent qu'il doit avoir exercé notre art pour en parler ainsi avec tant de sagacité. Lorsque vous aurez reçu ma patente, je vous prierai de me l'adresser par la poste sous l'enveloppe de cette adresse: A Monseigneur de Brou, intendant de Rouen, so Je n'ay pas vu M. le Cat depuis votre lettre; il est à la campagne depuis quelques jours. Nous avons eu une difficulté très-grande ensemble, dont il vous parlera peut-être et où il n'a pas réussi; c'est ce qui le fâche le plus; voicy la question: les secrétaires ont dans toutes les Académies les cachets pour les expéditions; comme mon école est une partie indépendante des sciences, j'ay 55 demandé un cachet pour pouvoir donner des certificats à mes élèves dans le besoin, et l'Académie me l'a accordée d'une voix unanime. Il est bon de vous

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dire que messieurs de la partie des sciences regardent les artistes comme des ouvriers et qu'il faut queje me raidisse à chaque instant pour soutenir l'honnneur des beaux-arts; notre ami le Cat a de la peine à se rendre à cette vérité, et nous avons déjà eu des crises où il a presque toujours eu le dessous. Ne lui parlez point de tout ceci qui doit rester entre nous; c'est, d'ailleurs, un homme de mérite; ce n'est point sa faute s'il ne connoît pas ce que valent les arts. L'Académie d'Augsbourg se fait honneur en vous donnant parmi elle le titre de conseiller; elle marque son goût et son discernement. J'ay fait encore une acquisition de votre main; c'est le beau portrait de M. le maréchal de Saxe. Si jamais vous écrivez à M. Dietrich, je vous prie de lui dire que je suis un de ses admirateurs et que j'ay beaucoup parlé de luy au souper avec messieurs de l'Académie. Permettez que je présente à madame Wille et mademoiselle votre sœur mille respects. Ma femme en fait autant et pour vous de même; on ne peut rien ajouter à l'estime et l'amitié avec laquelle j'ai l'honneur d'être Monsieur très-cher confrère et ami, Votre très-humble et très-obéissant serviteur, Descamps Vous connoissez la suite des portraits de messieurs de l'Académie, dessinés par M. Cochin; je voudrais qu'il vous prît envie de graver le vôtre; je ferai un voyage exprès à Paris pour vous en demander un; vous tiendrez un rang honorable parmi vos confrères, et vous vous devez à la satisfaction de vos amis et du public curieux. Rouen, ce 26 aoust 1756. En voilà beaucoup à la hâte. Journal I, 165-167. Zu Willes Aufnahme in die Akademie von Rouen, vgl. Descamps' Brief vom 23. Juni 1756. Wille war seit dem 1. Mai 1756 Ehrenmitglied der Kaiserlich Francicischen Academie der freien Künste und Wissenschaften zu Augsburg. 8 Portrait de M. Massé] Jean-Baptiste Massé, Peintre et conseiller de l'Académie Royale, von L. Tocqué gemalt und 1755 von Wille gestochen, Le Blanc Nr. 130, Νagier Nr. 71. 8 Cléopâtre] La mort de Cleopatra, 1754 von Wille gestochen, nach einem Gemälde Netschers, das sich in der Sammlung des Comte de Vence befand (Le Blanc Nr. 5, Nagler Nr. 108). 27 - 28 La Saint-Martin] 11. November. ""41 La vie des peintres suisses] vgl den ersten Bd. von 'J. C. Fiissli. 45 Les observations de M. de Hagedorn] Lettre à un amateur de la peinture, avec des éclaicissements historiques sur un cabinet et les auteurs de tableaux qui le composent; ouvrages entremêlé de digressions sur la vie de plusieurs peintres modernes, Dresden 1755. 50 M. Le Cat] Vgl. Descamps' Brief vom 23. Juni 1756. 65-66 Portrait de M. le maréchal de Saxe] Maurice de Saxe, Duc de Curlande et de Semigallie, Maréchal de France, 1745 von Wille gestochen, nach einem Gemälde von H. Rigaud (Le Blanc Nr. 121, Nagler Nr. 72).

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Brief 33

Von Anton Raphael Mengs Rom, 1. September 1756

La di lei lettera in data dei 15. agosto mi ha molto rallegrato, principalmente perchè mi ha tolto il timore, che avevo, che V. S. 111..ma per cagione del mio lungo silenzio potesse essere indisposta contro di me; ed ho sommo piacere di aver ora l'occasione di mostrarle la mia emenda. Le devo rendere molte grazie per la buona opinione, che ella ha di me, per la quale ha fatto stampare la descrizione de'miei quadri in pastello. Essi sono molto ben descritti; e non ho da farvi che una sola riflessione; cioè, che V. S. 111. ma in vece di carta avrebbe potuto dire un volume o rotolo di permgamena: il che per altro poco importa. Mi rincresce solamente, che i quadri stessi non siano più grandi, e nè anche grandi abbastanza per meritare tanta attenzione. Ella mi dà avviso che l'accademia d'Augusta mi ha fatto l'onore di aggregarmi fra i suoi membri accademici. Questa è la prima notizia, che io ho di essa; e confesso la mia semplicità di non avvere nemmeno saputo, che ci fosse al mondo un'accademia d'Augusta. Mi riesce pero tanto più grato questo onore, mentre ho la contentezza di trovarmici in compagnia di V. S. Ill.ma. Per quello, che riguarda il sig. WinkelmannE, egli ringrazia moltissimo V. S. Ill.ma per la buona memoria, che ha di lui; ma è tanto poco attacato alla vanità, che appena sapeva, che cosa rispondermi sulle di lei gentilissime proposizioni; onde ciò rimane a di lei beneplacito. Egli non ha notizia, che in Dresda si faccia una nuova edizione francese, potrebbe ciò non ostante essere cosi; non avendo egli avuto lettere di là da molto tempo. Presentemente è occupato in continue ricerche sull'arte e costumi degli antichi. Ha intrapreso a scrivere un'opera, che contiene la materia la più sublime, e le più perfette bellezze dell'arte; poiché deve essere la descrizione di cinque delle più scelte statue antiche. Se quest'opera riesce, come lo tengo per sicuro; egli non avrà bisogno di maggior onore. Io sono certo, che non la darà alla luce senza che abbia una particolare perfezione. Le molte bellezze, che egli scuopre ogni giorno nelle sublimi opere dell'arte degli antichi, rendono la di lui penna un poco più tardiva; ma in contracambio più prudente, e sublime di prima. Io ho il contento di godere della di lui amicizia; e passiamo insieme piacevolmente molte ore. Egli mi nudrisce del suo sapere; e quando è stanco, principio io a ragionargli dell'arte, delle bellezze delicate, dei sublimi pensieri, e del sapere fondato degli antichi maestri: il che gli è di tanta sodisfazione, quanto lo è a me il sentir lui. Se ella volesse prendersi l'incommodo di somministrare qualche argomento alle nostre conversazioni, la preghiamo di concerto, di farci l'onore di descriverci il piano, e il sistema dell'accademia, acciocché possiamo vedere, se siamo in grado d'impiegarci in qualche cosa a di lei servizio. Dal foglio, che mi ha trasmesso, non posso capire, che relazione abbia la descrizione della vita del Tempesta coll'accademia d'Augusta.

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Io non trovo profitto in somiglianti descrizioni, ripiene di lodi più che di verità; ed abbiamo vite di pittori a sufficienza. Secondo la mia opinione, sarebbe meglio empirlo di nuove storie dell'arte, o in mancanza di esse, con qualche cosa, che potesse istruire il mondo; come sarebbero descrizioni dei principali modelli dell'arte, cioè dei quadri, e statue dei primari artefici, nelle quali si rendesse conto delle principali regole, e motivi della loro bellezza. Benché io non abbia l'onore di cognoscere il sig. Pierre; avendo egli la bontà di pensare a me, prego instantemente V. S. Ill.ma di volergli far gradire i miei ringraziamenti, e saluti; come anche al sig. Silvestre Se il sig. Rehn si trova ancora in Parigi, la prego di salutarlo da mia parte. Vorrei darle qualche nuova. Male non si deve dire; ma di buono non ne so niente. Il sig. cavalier Natoire ha dipinto ultimamente la colta della chiesa nazionale francese; ma ciò, secondo la voce comune, è riuscito a suo disonore. La composizione è molto cattiva; poiché una linea di figure taglia il quadro rettamente per traverso; e in tutta l'opera non è intesa la prspettiva. S. Luigi siede tutto armato in cielo avanti Gesù Cristo, non ostante che non si dovesse rappresentare che la di lui anima. Più a basso vi è la Francia inginocchiata avanti la tomba del re. Il cattivo disegno poi in tutto sorpassa l'immaginazione. Non vi è proporzione nelle figure: mani teste, e piedi sono molto cattive: il colorito è duro, e macchiato; e non vi è niente di deciso, e terminato nei panneggiamenti. Mi dispiace che un forestiere abbia fatto una cosa tanto cattiva in Roma. L'infimo dei pittori di qui, cioè di quelli, che si possono nominare, l'avrebbe fatta meglio. Intanto il sig. Natoire ne è molto contento. Che non fa la superbia! Supplico V. S. Ill.ma di volermi continuare la sua benevolenza. Mi offro a servirla in tutto quelli, che mi sarà possibile; e perciò la prego di comandarmi, mentre ho l'onore di essere Roma il 1. settembre 1756. Winckelmanns Briefe, Bd. 4, Nr. 73. Der Brief stammt von der Hand Winckelmanns. Zum Kommentar, Briefe.

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vgl. Winckelmanns

Von Johann Joachim Winckelmann Rom, 15. September 1756

Rom den 15ten Sept. 1756 Hochedelgebohrner Hochzuehrender Herr Sehr wehrtgeschätzter Freund. Ich glaube mein Briefgen wird mit Hrn. Mengs seinem, welcher die Gütigkeit gehabt, es einzuschließen, überkommen seyn. Ich dachte so gleich an

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Brief 34

ein weitläuftiges Schreiben; aber in dieser Art von Versprechungen bin ich sonderlich in Rom pflichtvergeßen worden. Wir zählen hier bis 24 Uhr, aber es werden mir kleine Augenblicke gegen die Zeitrechnung in Deutschland. Wenn eine weitgetriebene Sparsamkeit überhaupt mit den Jahren so zunimmt, wie sie es in Ansehung der Zeit geworden ist, so könnte ich, wenn ich lange lebe, vielleicht noch einmal lachende Erben machen. Die Gelehrsamkeit aber ist ein unfruchtbarer Acker; man kann auf keine Erben denken: allein man soll für die Nachkommenschaft arbeiten; ich wünschte daß ich ihr ein würdiges Erbtheil nach mir laßen könnte. Mein Freund deßen ich mich rühme, giebt mir eine beständige Aufmunterung dazu, und da ich für die Künste arbeite, so gehet mein Verlangen oft so weit, daß ich meinen Namen nebst dem seinigen einmahl möchte nennen hören: eine weite Aussicht für mich. In das wesentliche der hohen Schönheit der Kunst des Alterthums hat sich noch kein Gelehrter hinzuschauen gewaget, und ich erschöpfe bey nahe meine Kräfte um den Weg dahin zu bahnen. An dasjenige was ich vorher übereilt der Welt gezeiget, dencke ich itzo nicht mehr: mit dem Pariser Critico werde ich an einem andern Orte ein paar Worte reden. Von einer neuen Auflage in Dreßden weiß ich nichts: aber ich habe auch in einem halben Jahre von keinem meiner Freunde ein Schreiben erhalten; außer von Hrn. von Hagedorn vom Mon. Jul. An die Herrn von Augspurg werde ich gedencken: sie sollen vielleicht eine Beschreibung einer neulich entdeckten Statue haben: ich habe sie aber selbst noch nicht gesehen. Ich freue mich, daß ich einen Landsmann aus Paris in Rom bekomme: ich wünsche daß er Liebe zur Wahrheit und Gefühl des Schönen erhalten und hierher bringt. Ich wundere mich, daß unsere meisten Deutschen einen solchen Umschweif nehmen zu dem Lande, wo die Quelle der Künste ist: allein sehr wenige verdienen es zu sehen. Unsere Edelleute sind hier nichts nutz, und das Geschlecht der Ahnen überhaupt nicht. Es erfordert viel, Rom zu kennen: wenig Römer kennen es. Ich gedencke gegen Ende des Octobers eine Reise nach Neapel zu thun, und es könnte geschehen, daß ich mich daselbst mehrentheils den Winter aufhalte. Unser Briefwechsel aber kann über Rom beständig gehen. Dem Herrn Wächtler tausend Grüße. Ich ersterbe mit ewiger Freundschaft E. Hochedelgebohrnen ewiger Winckelmann P. S. Mr. d'Alem, ein Freund des Franz. Gesandten in Rom wird mit einer Fregatte morgen von Civitavecchia nach Marseille abgehen. Wenn der Berlinische Künstler mit diesem Fahrzeuge überkommen könnte, würde er viel Kosten ersparen.

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Er hat sich mit guten Schuhen (weil hier kein Englisch Leder ist) mit guten Strümpfen, mit Bleistiften aus Engeland, mit schwartzer Kreide und guten Röthel, auch seinem Papier zu Briefen [zu] versehen, welches hier schlecht ist Wollte derselbe mir ein Buch mitbringen aus Paris, würde mir eine große Gefälligkeit geschehen. Der Titel ist: Catullus, Tibullus, Propertius, ex edit. Philippe, Lutetiae 174... 12. Ich wünschte es in einen sauberen Engl. Band zu haben mit einem tiefen Faltz. Denn hier bindet man schlecht. Winckelmanns Briefe, Bd. 1, Nr. 159. Zum Kommentar, vgl. Winckelmanns Briefe.

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Von Johann Caspar Fiissli Zürich, 22. September 1756

Zürich den 22 herbstmonat 1756 HochZuehrender Herr! Der 8te Augstmonat, ware Vor mich sehr erfreülich, ich habe an solchem, dero an genehme Zu schrift erhalten, und den Empfang der über santen Zeichnungen ersehen, auch bey gefügte, sehr grüntliche beurtheilung, dreyer berühmten Mahlern unßerer Nation, mit Ver gnügen geläßen. Nichts würde mich abgehalten Haben, alles möglichst Zu beantworthen, wan nicht auf die an mich über Baßel abgelaßenen Rollen gewartet, um ein Geschenck Von ihnen Zu er Halten, das ich nicht meinem Verdienst, wohl aber dero Edelmütigen gesinnungen Verdanken wolte. So sehr ich aber dießer Rollen entgegen sehe, eben so sehr finde mich beunruhigt, das solche biß dieße Stunde, noch nicht ein getrofen. Meine Freünde in Baßel, die ich dar über befraget, haben mir an gerathen, Sie dießer wegen Zu berichten, und da ich in gegen wertigem, dießen Rath befolge, habe ich die hofnung sie werden die Hier unter brauchende Freyheit nicht übel nemmen. Daß Eüer Hochedlen so sehr Vor meinen Ruhm besorget, und es da Hin an tragen wollen, das mein buch in den Journal Etranger, einen Plaz finden soll, erkene billich mit dankbahrem Herzen, Haben sie auch noch die liebe Vor mich, fahls etwas abgetrukt wurde, mir Nachricht dar Von Zu geben. Des herren Descamps buch, Habe ich nicht gesehen, ich wünschte einen kleinen begrief dar Von Zu haben, mein Zweyter Theil, mit welchem Zimmlich weith gekommen, könte ihm wie ich glaube dienlich sein. Können Sie noch etliche Exemplar Von meinem buch gebrauchen, oder können sie es ihren freünden Schenken, die es Vor würdig Halten würden geläßen Zu werden, So er Warthe befehl, wie Viel ich senden solle. Ich wünschte Herzlich, einen brief Von ihnen Zu er Halten, den ich meinem Zweythen Theil Vor sezen könnte, dan ihre Schreibarth ist Schön, und

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ihre gedanken sind un Ver beßerlich, dießes ist das Zeügnis Bodmers u Breitingers meiner würdigen freünde, denen ich ihre Briefe gezeiget. Sie sind Stolz, das Will Sie kennet, und Schezet, Sie an er bieten alle mögliche freuntschaft. Mein Sohn, welcher Sich ihnen höflichst Empfehlen Laßet, Hat eine große Begierde der einstens Paris Zu sehen, Vor nemmlich aber auch darum, weil Will unser freünd sein will, er sagt wan die Rollen angekommen were, So Solle ihm das Von ihnen gewiedmete geschenk lieber gewäsen sein, als wan es Von der Hand eines Königs gekommen wäre. Der mahlen machet er eine kleine lust reiße, durch einen Theil der Schweiz, er wird Hedlingern sprechen, als mit welchem seint kurzem freuntschafft bekommen. Ich Habe albereits eine Zimliche an Zahl Hand Zeichnungen bey Sammen, die ich anizo mit mehrerem Eyfer sammle, somit dem ich weiß, das Eüer Hochedlen ein lieb Haber sind, alle meine Freünde in Deutschland haben Von mir Ordre, der gleichen (gute) auf Zu suchen. ich Hofe sie Zu über Zeugen, wie Hoch ich ihre freüntschafft Schäze, und wie sorg feltig, ich solche Zu unter Halten wünsche. Herren Heilmann Empfehle mich herzlich, ich bite ihn Sehr, mich mit Seiner lebens Beschreibung, und abbildung Zu beseligen. Herr Liotard und Herr Keller Beye (=beyde) Schweizer, dermahlen im Haag sich befindend, sind albereits mit den Ihrigen eingekommen, sie Haben den Ersten Theil meines buchs gesehen, und Sie haben Sehr gütig dar Von geurtheilet, es sind albereits 50 Stück dar Von nach dem Haag beschrieben worden. In ihrem lezten Schreiben, melden Sie, das Sie Querfurt Vor orginal halten, und das er un recht gethan, das er Wouwermans Zu deutlich nach geahmet. Erlauben Sie mir hier meine gedanken Zu Sagen. Vor in Circa 24 Jahren, habe ich Querfurt gar gut und genau gekant, er besizet alle Eigenschaften, eines geschickten Mahlers, er kan er finden und auch aus führen, allein die Schlechte bezahlung und Starke Familie nötigten ihn, etwas Zu unter nehmen, das seinem Ruhm und genie Zu wieder, die Kupfer So Moyreau, und Le Bas, nach Wouwermanns gestochen, haben ganz deutschland überschwemmet; und die meisten Mahler wurden gezwungen, nach diesem Gout zu arbeiten, ich Habe selbsten gesehen, das man geschickten Mahlern Französische Portraite, und andere Kupfer gebracht, die sie haben Copiren müßen, wolten sie Brot Haben, So mußten sie es Thun, allein es geschähe alle Zeit mit wieder willen. Brand, Querfurt und Hamilton nebst andern, Haben alle Zeit Hier über geklaget, das doch Männer waren, die was Rechtes machen könten, wo es were bezahlet worden, als ich in Wienn ware, lebten Viele Mahler sehr gut, Meytens, Händl, Gran, van Schuppen, Aurbach, Peduzi etc. dieße waren Vor ihre arbeit gut Bezahlt, und etliche haten 5 und 6 000 taler Besoldung, Hin gegen andere die auch eben So gut waren, lebten in dürfftigkeit, das Schicksal der Menschen ist niemahlen gleich. Viel mahlen Mischet sich Neid u. Misgunst mit unter, und die grosen

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Künstler Haben, leider nicht alle Zeit, den besten Character. Es würde kein rechtschafener Mann Zu klagen ursach haben, wan die Regel beßer in acht genohmen wurde, »alles was ihr wollet, das euch die Menschen Thun sollen, das Thut auch ihnen«. Ich mus aber auch gestehen, das Viele gute mahler, Selbsten ursach gewäßen, das sie ihr glück nicht höher gebracht, entweder Haben sie eine Unüberlegte Heurath getrofen, u. kriegten große familien, oder sie machten sich durch eine Schlechte aufführung Ver ächtlich. Dan ich Habe wahrgenohmen, das eine Vernünftige Conduite mehr Bey getragen als die Kunst! ungeachtet der Religion Hete ich mein glück in Wienn machen können, da doch geschicktere Catholische mahler es nicht finden könnten! Ich wünschte wohl ihre gedanken Vom Frey Zu Vernehmen, ich habe ihn Dorigni und G. Audran an die Seite gesezet, Ich verstehe in Historischen Stücken, dan Portraite Von ihnen sind armselig. Belehren sie mich ob ich mich in meinem urtheil betrogen habe. Vielleicht Hat Vor urtheil und freuntschaft die fäder gezogen. In Augsburg ist auch ein Wakerer Kupferstecher Kilian namens, er Hat an dem Hoff zu dreßden sein glück gefunden, aber wie wird es den Künstlern in Sachsen er gehen, ich wünsche sehr, das die sich ereignenden Krieges unruhen, ihnen nit fatal sein mögen. Gott der die Herzen der Königen in seiner Hand haldt, Lenke sie Zum frieden, dar mit wir als Brüdere leben, die Von einem Blut kommen, folglich könnten die Wissenschaften Blühen, und ie lenger ie mehr ins auf nemen kommen. Ver Zeihen Sie mir Theurester Freünd, das ich So Hin schreibe, ich ware nur willens ganz kurz Zu sein, allein die Vor Zügliche liebe die ich Zu ihnen habe, Reiset mich als ein Strohm forth, wie glücklich wolte mich Schezen, dan und wan eine Stunde in ihrem um gang Zu Zu bringen; allein mein Wunsch ist Eitel unmöglich, ich bite also nicht müde Zu werden, sondern mich beldest was Von ihnen Hören Zu laßen, und mein kauderwelsches Schreiben mit liebe Zu deken. Ich bin mit aller Wahren Ergeben Heit. HochZuehrender Herr Dero gehorsamste u getreueste diener Füessli Archives Nationales Paris 219 AP. Erstdruck bei Y. Boerlin-Brodbeck, S. 142-143. 18 Den Journal Etranger] Journal Etranger. Ouvrage périodique, hrsg. von Arnauld, 45 Bde, Paris, April 1754 - September 1762. An dieser Zeitschrift nahmen unter anderen Catherine Elie Fréron, der Abbé Prévost und Jean Baptiste Antoine Suard teil. 21 Des Herren Descamps buch] vgl. Descamps ' zwei erste Bände. 24 Mein Buch] vgl.1J.C. Fiissli. 32 Mein Sohn] Johann Rudolf Füssli (1737-1806). 64 Hamilton] Johann Georg de Hamilton (1672-1737) oder Philipp Ferdinand de Hamilton (1664-1750). 67 Peduzi] nicht nachweisbar. 83 Dorigni] Es handelt sich wahrscheinlich um Nicolas Dorigny (1658-1746), der Kupferstecher und Maler war ( vgl. J. C. Füsslis Brief vom 10. November 1756). 87 Kilian] Philipp Andreas Kilian (1714-1759). 88-89 Die sich ereignenden Kriegsunruhen] Der Siebenjährige Krieg (1756-1763).

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Brief 36

An Johann Joachim Winckelmann Paris, 20. Oktober 1756

Paris den 20. 8br. 1756 Hochedler Herr! Herr Reclam, ein würklicher Landsmann von Ihnen, hat die Ehre Ihnen diesen Brief zu überreichen. Ich bin so frey und ersuche Sie Ihm Ihre Freundschaft zu gönnen. Er ist ein Freund von unserm Hauß und wird Ihnen in allem von Herzen dankbar seyn. Er hat sich mit Vergnügen mit drey Büchern belästigen wollen welche ich Ihnen übersende, mit Bitte sie von mir anzunehmen als ein geringes Zeichen meiner Hochachtung. Ich wollte wünschen zu erfahren was Ihnen weiter wäre Lieb gewesen, mit dem größten Vergnügen würde ich es beygefüget haben. Ich weis nicht auf welche Ahrt ich mich rächen soll gegen alles was Sie und der Herr Ritter Mengs mir wiederfahren lassen. Ich bitte, beständig frey mit mir umzugehen! Die Bücher welche Sie erhalten werden sind das Lateinische und Zween Bände des Journal Etranger, der in welchem die Übersetzung Ihres Werkes stehet und der mit der Kritik. Es ist ein Werk unter der Presse welches für die Künstler gemacht ist. Homer und Virgil haben den Stoff gegeben und der Herr Graf von Caylus ist der Autor davon. Wann dieses wird am Tage seyn, so werde ich Ihnen und dem Herrn Ritter Mengs jedem ein Exemplar zu übersenden suchen. Ich weiß nicht, ob Sie Briefe aus Augsburg werden erhalten haben welche Ihnen ankündigen müssen daß Sie als Mitglieder der Keysserlichen Academie der freyen Künste sind aufgenommen worden? Meine Briefe haben es mir genau gemeldet. Ich schreibe Ihnen heute weiter nichts; aber in ein Paar Tagen werde ich Briefe mit der Post abgehen lassen welche eher als dieser ankommen sollen. Ich sage nur daß ich mit der größten Hochachtung Zeit lebens seyn werde Meines Hochedlen Herrn Unterthänigst ergebener Freund und Diener J. Wille. Winckelmanns Briefe, Bd. 4, Nr. 35. In seinem Brief vom 12. Januar 1757 bedankt sich Winckelmann für diesen Brief. Folgende verlorene Briefe Willes an Winckelmann sind aus dem Journal zu erschließen: Willes Brief an Winckelmann vom 14.5.1762 (Journal I, 195), vom 19.4.1764 (Journal I, 253), vom 25.10.1764 (Journal I, 269). 3 Herr Reclam] Der Maler und Radierer Friedrich Reclam (1734-1774), Sohn des Hofjuweliers Friedrichs des Großen, blieb zwischen 1755 und 1762 in Rom. 13 das Lateinische] Die Catull-Ausgabe, um die Winckelmann seinen Pariser Freund Wille im Brief vom 15. September 1756 gebeten hatte. 13 Journal étranger] Vgl. Winckelmanns Brief vom 27. 1. 1756. 16 Caylus] Anne-Claude-Philippe de Tubières, comte de Caylus, Tableaux tirés de L'Iliade et de l'Odyssée d'Homère et de l'Enéide de Virgile, Paris 1757. 20 Mitglieder der keysserlichen Academie] 1756 wurden durch Willes Vermittlung Winckelmann, Mengs und Descamps als Ehrenmitglieder in die Augsburger Akademie aufgenommen (vgl. dazu Boerlin-Brodbeck, S. 98 und Journal I, S. 165, Fußnote 1).

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Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 1. November 1756

Monsieur et très Cher ami. J'ay reçû la lettre qui Contenait la liste de Mrs les académiciens Externes de notre Célebre académie d'augsbourg, recevez Je vous prie mes remerciemens de la bonté que vous avez Eû pour moy, tant pour m'y faire agréer, que de la peine que vous Etes donner pour me faire parvenir le Catalogue, vous me permettrés de vous dire que Je me trouve trop honnoré de me voir inscrit parmi des personnes Célèbres pour en Cacher l'Evénement, mais il est prudent de ne pas Se prévaloir avant le temps certain; voila l'unique Raison qui ma fait taire ce qui me fait autant d'honneur que de plaisir. Je n'ay pas Eu occasion de voir Mr Le Cat depuis quelque temps une dispute académique nous divise un peu, Sans manquer d'Estime l'un pour l'autre; mais comme il a tort il Se donne le double de mouvement, Je ne m'en inquiète nullement, et la décision Se fera le mercredy ou le Jeudy après la St Martin prochain, et pour lors nous nous verrons a l'ordinaire; c'est un homme d'Esprit, mais dont les prétentions n'ont point de bornes; ainsi Si vous m'en Croyez ne luy proposés point de le recevoir a notre académie d'augsbourg, laissez luy demander cette place, Si vous voulez Je luy ferés Entrevoir que S'il vous Ecrivait pour cela que vous en ferés votre affaire, autrement les gens ne font ordinairement pas tout le Cas quii faut d'une Chose proposée; Je vous demande le Secret sur ceque Je vous dit icy; après notre première assemblée J'aurés l'honneur devous Ecrire Sur la decision de notre différent et votre réception dont le Secrétaire vous fera part Celon la Règle. Je mérite bien d'Etre Excusé Sur le temps que J'ay Eté avous répondre une fluxion ma tourmentée plus de trois Semaines, il m'en reste quelque petit maux qui Se dissiperonts avec le temps; on m'at caché votre Lettre assez longtemps pour m'empêcher d'Ecrire, il en est de même de bien d'autres, etvous Etes le premier aqui Je commence a donner des marques d'Existence. Je Suis pénétré dereconnoissance et honteux a la fois, de la grande idée dont il a più a Mrs d'augsbourg de donner au public Sur mon Compte, c'est a vous, Monsieur et Cherami, aqui Je doits cette flateuse réputation, ce Sont toujours des Engagements dont le nombre accumule tous les Jours et qui me mettent ors d'Etat d'y répondre puis que en vous donnant a notre académie Je la décore d'un ornement, et au Contraire vous me faite l'honneur de me faire admettre dans un Corps d'où Je tire mon Seul ornement par le titre de membre, voila donc une différence Entre nous deux qui me Charge de beaucoup d'obligations a la fois.

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J'attens ma patente avec impatience, et J'aurois l'honneur d'Ecrire au Corps et vous addresseré la lettre puis que vous voulez bien vous Charger de la faire parvenir. Je profite de la permission que vous me donnez de garder quelque temps lavie des peintres Suisses. Si vous avez occasion de m'en faire venir deux Exemplaires, un pourmoy et un autre pourun ami, Je vous Serés obligé, etvous ferés remettre le montant aussitôt quii plaira. permettez que Jeprésente mille Respects a Madame Wille, et a Mademoiselle votre Sœur, ma femme Se joint a moy, et vous assure de Ses Civilitées. on ne peut rien ajouter aux Sentiments d'Estime d'amitié et de reconnoissance. avec lesquels JeSeres toute lavie. Monsieur et très Cher ami. votre Très humble Et Très obéissant Serviteur Descamps Rouen ce 1 9bre 1756. Archives Nationales Paris 219 AP. 10 M r Le Cat] Vgl. Descamps' Brief vom 23. Juni 1756. 42 La vie des peintres suisses] Vgl. 'J. C. Füssli.

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1756 und vom 26.

August

Von Johann Caspar Füssli Zürich, 10. November 1756

Zürich den 10 Wintermonath 1756 Hochzuehrender Herr! Sie beehren mich mit dero Freüntschafft, ich erkenne den Werth derselben, ich nemme sie mit dankbahrem Herzen an, ich will sie zu verdienen suchen, und all mein Gutes Ihnen wiedmen, und Ihnen als einem würdigen Muster nacheyffern. Die neue Kayserliche Academie in Augspurg, soll dermahlen die Haubtsach, meines Schreibens sein, dan alles was die Ehre meiner Freünden angehet, betrachte ich als meine eigene Sache, ich vermuthe das diesses ein Character seye, der mein Herz Ihnen offen zeiget! Getruke Beylage habe von Augspurg erhalten. Ich füge noch einen Auszug, von zweyen Briefen bey. Extract eines Schreibens aus Augspurg, vom 18 Xbrs. 1754. Von dem Kayserlichen Hoffmahler, H. Göz, catholischer Religion, an mich erlassen. »Von H. Herz kan dermahlen nichts anders berichten, als das es scheinet, das seine Academie bald verrauchen wird, indem einer nach dem

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andern Abscheid nimet, dan aller orthen wird man von den HH. Creditoren angefochten, so ist auch alles schon dem loblichen Bürgermeisterammt übergeben worden, glüklich derjenige, welcher nicht lichtgläubig gewässen, den Ausgang werde berichten!« Extract, Schreibens von Augsprg vom 1. Wintermonath 1756. Von H. J. J. Haid dem Mahler und Kupferstecher lutherischer Religion an mich abgelassen. »Was übrigens dero Anfrage wegen der hiesigen Kayserlichen herzischen Academie betrifft, wolte ich lieber schweigen als reden, nachdem ich aber von denselben gefraget werde, so mus ich als ein ehrlicher Mann die Wahrheit beanthworten, so gut ichs weiss und es allhier statkündig ist. Nemlich man weist allhier von diesser Academie nichts Wäsentliches, sondern man bewundert allein, was in der sogenannten reissenden pallas in Günzburg 5 Meil von hier abgetrukt wird, und finden das auswärtige Künstler und Gelehrte sich incorporiren lassen. In Augspurg ist weder ein Gelehrter, noch Künstler, es seyen Mahler od Kupferstecher, weder catholisch noch evangelisch Religion: dabey! H. Herz ist Director, diesser Kayserlichen Academie. Da er weder ein Künstler noch weniger ein Gelehrter ist, und seine hiesigen Glieder so mit ihme incorporirt bestehen aus 2 oder 3 jungen Kupferstechern, die intressirt behangen, ferner ein Sprachenmeister, ein Danzmeister und einem jungen Schulmann, sonsten komt keinem einigen hier bey, sich darmit zu meliren, und wan es auswärtige Hren. und Gelehrte und Künstler so wüsten, und so sehen könten, wie die hiesigen, so würden solche vermuthlich es machen wie wir. Es ist seindharo von allerhöchsten Kayserlichen Hoff noch niehmalen gar nichts untersucht worden, welches man doch von hier aus allerunterthenigst gebeten hat. Da könte sichs ausfündig machen, wie H. Herz zu einem so weitscheihtigen privilegio gekommen, und wer ihm in Wienn darzu verholfen, und bissharo unterstüzet; es ist zwahr erstes und letzers allhier bekant, wie es ergangen, wir aber sind stille, und sehen der Sache zu, Nunmehro gehet das Gerücht, ob wäre vom Kayserlichen Hoff ein allergnädigstes Rescript an hiesigen Magistrat ergangen, das die Sache untersucht, und an allerhöchsten Kayserlichen Hoff das Befinden allerunterthenigst berichtet werden solle. Diesses berichte Ihnen zu Ihren eigenen Verhalt, es dörfte Ihnen auch nachgestellt werden, warnen Sie auch Ihre auswertigen Freünde. Es wäre zu wünschen das ausländische Virtuosen alles augenscheinlich so wie mir sehen könten, aber wie ist solchen Hren zu helffen. 50 und 100 Meilen entlegen Künstler und Gönner sind im Dunklen, der hochfürst(liche) Hessen Casselisch(e) Pagenhoffmeister, von dem ich letzthin zweymahl besucht zu werden, das Glük hate, der auch ein Mitglied, und so wohl ein Gelehrter als auch Künstler, sonderlich von grosser Force in Pastel Portraiten, mit diessem Hren ist von H. Ridinger und mir in diesser Sache gesprochen worden, der darbey bedauret, das diesse angebliche Academie in so schlechten und pau-

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verne Umständen, und kein Schaten wäre, was in der Welt so Grosspreche60 risches publicirt würde. Er gab Vorschlege, auf mancherley Arth, allein es ist alles also situiret, das man auf keine weyse einige Auskonfft finden noch erreichen kann. H. von Meytens H. Desmareès und andere grosse Künstler, die die Verfassung der hohen Hoffe wüssen, sind in diessem Punct retiré etc. Kurz die Fremden könen nicht änderst kennen und schliessen, als ihnen 65 gesagt wird, und sie hören! Ich sende an lb (=Liebden) die begärten Kunstzeitungen bey, schade vor den schönen Nahmen. Berichten Sie ihre auswertigen Freünde. Ich habe übrigens die Ehre zu sein, etc.« Sehen Sie mein Werthester, was diesse Academie vor Wiederspruch bekom70 men, ich entscheide nichts, ich möchte niemand mit meinem Urtheil unrecht thun, nur kan ich sagen, das wer die Ehre hat ein Mitglied von der Königlichen französischen Academie zu sein, der Kayserlichen gar wohl entübrigt sein kan. Die Kunstzeitungen sind sehr schlecht gerathen und versprechen von dem Ganzen sehr wenig, es ist ein Galimatías und keiner Aufmerksam75 keit würdig, schade das einiche Stük in diesser elenden Samlung stehen. Diesse Kunstzeitung hat mich auf den Einfahl gebracht, Ihnen hochzuehrender Herr einen Vorschlag zu thun, nemlich, ob nicht unter Freünden eine monatliche vernünftige Kunstzeitung könte zustande gebracht werden, Es müste aber alles der Kunst gewiedmet sein! Beurtheilung schöner Ge80 mählden, Geschichte wahrer Künstler, die Bestimmung ihres Characters, diesses solte der Vorwurf einer solchen Zeitung sein.

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Ich wolte den Verleger besorgen, auch alle Mühe anwenden alles auf das schönste und beste auszuführen, Allein ich frage Sie billich, wo sind die Künstler, die Hand anlegen wolten. Sie mein Werthester sind der vornemste Gegenstand meines Wunsches, Sie haben alle erforderlichen Eigenschaften, vieleicht könten Sie den geschikten H. Winkelman auch hierzu bereden, Eillen Sie mir Ihre Gedanken hiervon mitzutheilen, ich bin ungedultig das Schicksal dieses Briefes zu wüssen, doch ich lasse mich mit Freüden von Ihnen leiten, und Ihre Gedanken, sollen auch die meinigen sein. Herren Heilmann bite zu sagen, das ich sehr viel Hochachtung vor ihne habe, er ist ein Freünd von Ihnen, Sie kennen seine Verdienst, er verdienet alles, ich erwarthe seine Geschichte mit Verlangen, H. Keller ein Mahler von Bassel, ein geschikter Mann, dermahlen im Haag in Holand, hat mir sein Portrait und Geschieht albereiths übersant, Mr Liottard von Genf ein Mignadurmahler, und der auch aus England, nach Holland gekommen, hat mich eines Gleichen versichert, Mr Rusca von Meyland aus, der ein Schweizer von geburth, hat ein Gleiches gethan. Vor allen aber freüet mich am meisten, unsser liebe H. Hedlinger, mit welchem in eine genaue Freüntschafft gekommen, diesser würdige Mann

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ist ein ebenso rechtschafener Christ, als Künstler, ich habe ihm von Ihnen so viel Gutes gesagt, das er sehr begierig auf ihre Arbeit ist, so bald die mir von ihnen gütigst gewiedmete Rollen ankommen solte, habe ihme versprechen müssen, solche zu zeigen. Er hat meinen Sohn, welcher das Vergnügen gehabt ihne zu besuchen, mit Liebe überhäufft, und ihme ein Angedenken von 14 105 Médaillés seiner eignen Arbeit verehret, darunter zu dreyen Mahlen sein Portrait ist, Aber was soll ich sagen hochzuehrender Herr, der zweyte Theil meines Buchs nahet zum Ende, darf ich mir schmeichlen, einen Discours von Ihrer Hand solchem als eine Haubtzierde vorzusezen, ich bin gar zu stolz auf Ihre 110 Freüntschafft, ich möchte iederman zeigen, das Sie mich dero Zutrauens würdigten. Schlagen Sie mir diesse Bite nicht ab, machen Sie alles weitläuffig, beschleunigen Sie solches, doch vor allem verzeihen Sie mir meine Freyheit. Ich würde albereits 6 Exemplar von dem ersten Theil meines Buchs, nebst etlichen Zeichnungen an Sie gesant haben, wan mir nicht beygefallen were, 115 ob Sie vieleicht nicht Übelnemmen würden, wan von gelehrten Sachen, die Geschmak haben, und die bey uns herauskommen, etwas beylegen dörffte. Ich wolte hierin Bodmer und Breitinger zu meinen Führern machen. Berichten Sie mich hierüber, Orell und Compagnie Buchhändler in hier, haben mich gebäten, beygeleg- 120 tes Billet Ihnen zu recomendiren, ob sie unter Dero Vermitlung, einen solchen Freünd bekommen könten. Fahls sich iemand zeigen thete, könte er sogleich an sie schreiben, um selbsten mit ihnen bekant zu werden. Es sind wakere, und gute Leüthe, meine Freünde. Von Hedlingern habe 14 Médaillés doplet, es sind Könige von Schweden er 125 hat sie in Stockholm geschniten, sie sind von Kupfer, soll ich sie beylegen. Ich fragte ihne, ob sein ganzes Werk in Kupfer zu haben seye, allein er sagte nein, er selbsten hat es nicht beysammen. Doch hat er mir eine Verzeichnus seiner besten, oder vielmehr von allen seinen Medaillen versprochen, die ich seiner Lebensgeschichte beyfügen werde, so wie ich es mit Frey auch machen werde. 130 Das Werk von dem H. Descamps möchte von ganzem Herzen haben, diesses ist ein wahrhafftig verdienter Mann, ich wünschte ihme ein würdigers Gedechtnus, als in den Kunstzeitungen von Augspurg! Was Kosten die Cartons von Raphael, so Dorigni gestochen, nebst der Verklährung von eben diessen Meystern. Und kan man noch gute Abtrüke 135 haben, ich hofe Sie werden sagen ja. Ich solte sie haben vor einen Freünd, der die meinigen verlangte, und die ich ihme weil sie alt und blöd sind geben wolte, wan ich sie wieder haben kan, Sie sehen das ich mir vorgenohmen, das Papier voll zu machen, und es ist ein Glük vor Sie, das nicht mehr Platz zum Schreiben finde, doch bleiben Sie 140 gedultig, und schreiben sich es selbsten zu, Sie haben mich dreiste gemachet,

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und ohne Ihren Befehl, dörffte es hiekönfftig bleiben. Doch ich ende im Ernst, und bin von ganzem Herzen Hochzuehrender Herr ms dero gehorsamster Dienner Füessli Mein Sohn last sich gehorsamst empfehlen. Handschrift aus dem Bestand des Kupferstichkabinetts Basel. Signatur: Im. Dok. 123. Erstdruck bei Y. Boerlin-Brodbeck, S. 77-79. Die Ehrenmitgliedschaft der Kayserlichen Franciscischen Academie zu Augsburg besaß Wille seit einem halben Jahr (1. Mai 1756), und schien schon dieser überdrüssig zu sein (seit dem 30. August 1755 war er auch zugleich »agréé« an der Académie Royale de Peinture et de Sculpture). Im Gegensatz zu Wille war J. C. Füssli nicht im Besitz einer Augsburgischen Mitgliederpatente (vgl. Boerlin-Brodbeck, S. 94), pflegte aber allem Anschein nach Beziehungen zu Augsburger Mitgliedern. Die Augsburger Akademie war eine Art kaiserliche Enklave in der paritätischen katholisch-lutherischen freien Reichsstadt Augsburg. Sie hatte sich direkt unter den Schirm des katholischen Fürstenhauses in Wien gestellt und drohte, das konfessionelle Gleichgewicht zu zerstören. Daher wurde sie vom Stadtrat mißtrauisch angesehen. Bald geriet der Stadtrat in Opposition zu dem Akademiedirektor, Johann Daniel Herz d. J., und zu dem Akademie - Schirmherrn in Wien. 13 18 Xbrs. 1754] 18 Dezember 1754. 14 H. Göz] Gottfried Bernhard Göz (17081774). G. B. Göz und Johann Jakob Haid gehörten zu den prominentesten Gegnern der Augsburger Akademie. 15 H. Herz] Johann Daniel Herz d. J. war der sehr umstrittene Begründer der Augsburger Akademie. Zu der zwielichtigen Persönlichkeit von J. D. Herz, vgl. Boerlin-Brodbeck, S. 96 f f . 17 Creditoren] Die Augsburger Akademie enthielt drei Mitgliederklassen: 1. Die »Stifter, Beschützer und Wohltäter«, d. h. reiche Kunstliebhaber, die der Akademie Spenden gaben. 2. Die »Creditoren oder Interessenten«, die mittels Obligationen die Gelder für den eigentlichen Betrieb des Kupferstichverlags (der Hauptaktivität der Akademie) gegen Verzinsung bereitstellten. 3. Die ausführenden Mitglieder (Künstler, Stecher, Schüler, mitarbeitende Gelehrte, usw.). Vgl. dazu Boerlin-Brodbeck, S. 95. 21 Wintermonath] November 29 Pallas] Zur Aktivität der Augsburger Pallas, d. h. der Akademiezeitung, vgl. Boerlin-Brodbeck, S. 99ff. 57 Johann Elias Ridinger] Von 1759 an amtierte J. E Ridinger (1698-1767) in der Nachfolge Gottfried Eichlers als evangelischer Direktor der Stadtakademie. 66 Liebden] Nicht nachweisbar. 66 Kunstzeitung] Füsslis Projekt, eine neue Kunstzeitung zu begründen, ist gescheitert. Vgl. dazu Boerlin-Brodbeck, S. 102ff. Die Antwort Willes sowie auch diejenige Winckelmanns blieb aus. Beide schienen sich für dieses Vorhaben nicht interessiert zu haben. 87 Winckelmann] Seit dem 27. Januar 1756 (vgl. oben) pflegten Wille und Winckelmann briefliche Kontakte. 91 Heilmann] Vgl. J. G. Fincks Brief vom 1. Januar 1753. 108="mtr"2020 der zweyte Theil meines Buches] Füssli veröffentlichte 1757 den zweiten Band seiner Künstlergeschichte (vgl. lJ. C. Füssli). 109-110 einen Discours von Ihrer Hand] Der zweite Band von Füsslis Künstlergeschichte erschien 1757 mit einem Vorwortbrief Willes über die altdeutsche Malerei. Vgl. dazu Boerlin-Brodbeck, S. 91 und Willes Brief an J. C. Füssli vom 4. Dezember 1756. 134 Dorigni] Nach einem zwanzigjährigen Aufenthalt in Rom wurde Nicolas Dorigny (1652-1746) 1711 nach England berufen, um unter dem Patronat der Königin Anna die in Hampton Court aufbewahrten Cartons Raphaels zu stechen. Dorignys Stich nach Raphael Transfiguration ist 1709 in Rom entstanden.

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An Johann Caspar Füssli Paris, 4. Dezember 1756

Mein Herr und edler Freund! Heute habe ich Absichten, aber Absichten, die aus dem Gefühle eines Mannes entstehen, welcher die Künste liebet, und den Künstler schätzet; und sollte ich mir verbieten, Ihnen zu sagen, wie hoch ich Sie schätze? Diese Gewalt ist mir uneigen über mich. Sie haben sich um die künftige und heutige Welt verdient gemacht. Nichts wird beyde abhalten, dankbar zu werden; beyde sind billig. Doch mir gebühret, für mich zu reden. Sie haben berühmte Männer des Vaterlandes wieder wie auferwecket. Ich sehe sie im Bilde. Ihre Feder lässet mich die Verschiedenheit ihres Geistes, ihrer Kunst, ihres Werthes wissen. Ich stehe an zu entscheiden, ob sie sich, oder Ihnen die Dauer zu danken haben. Ist ein Mittel zu treffen? Wol! Sie sind ihrem Ruhme zu Hülfe gekommen; Sie haben ihn befestigt. Die Zeit verzehret die Werke der Kunst; über die Geschichte hat sie wenig Gewalt. Wo sind die Gemähide der Griechen? In der Geschichte finden wir einige: Würden ohne sie ihre Urheber genennet werden? Aber ich lese Ihre Geschichte der besten Mahler des Schweitzerlands, und lese sie mit Vergnügen. Die würdigen Alten sind im Besitze mich zu rühren. Dabey verdriesset mich eine fast gemeine Sage, welche mir nothwendig beyfallen mußte: »Die Mahler von der alten deutschen Schule sind nicht so edel und erhaben in der Zeichnung, als ihre Zeitverwandten, die Mahler von der Römischen Schule.« Kömmt es hoch, so setzet man hinzu: »Wenn sie vielleicht Italien gesehen hätten,« so - und warum vielleicht? Das scheinet artig! Ich bewundere sie mehr, da sie es nicht gesehen haben und so groß geworden sind, als ich sie bewundern würde, wann sie es gesehen hätten, und größer geworden wären. Die Schwierigkeiten, welche sie in ihrem Vaterlande antrafen, überwiegen die Schwierigkeiten des Römischen Mahlers unendlich. An diese wollen wenige gedenken. Ich will es nach meinen Absichten wagen, diese Sache ein wenig zu betrachten; und ich bitte mir ihre Beurtheilung aus! Erlauben sie mir dabey einige Schritte zurückzuwagen. Nach der Römer aufgeklärten Zeiten, hatte die Schande der Menschheit, die Barbarey, Jahrhunderte geherrschet, ehe sich wieder Menschen fanden, welche sich ihres Geistes zu gebrauchen getraueten. Ich könnte Umstände anführen, welche Ursache waren, daß sie in den Zeiten eines Julius des II. und eines Leo des X. wieder anfiengen ihre Kräfte zu fühlen, und ihren eigenen Adel zu erkennen, wenn es meinem Zwecke nicht entgegen wäre. Genug; in ihren Zeiten standen Künstler, und große Künstler auf: Und es gereichet dem Papste Leo besonders zum ewigen Ruhme, daß er ihnen nach ihrem Werthe, mächtigen Schutz, und geneigte Hände anbot; dardurch blüheten die Künste in Sicherheit, sie waren in Hochachtung und brachten Früchte. Sie verbreiteten sich bald durch Italien; und fremde Fürsten wurden

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aufmerksam auf sie. Franz der I. König von Frankreich, berief eine kleine Pflanzeschule über die Alpen herüber in sein Land. Die Geschichte lehret uns, wie viele Liebe er zu ihr hegete, und die Reste von den Werken, welche sie auf seine weisen Befehle verfertiget hat, zeugen davon; aber das reinste Zeugniß sind die Thränen, welche er um einen Leonhard von Vinci vergoß, als ihm dieser Mahler in seinen Armen verschied. Indessen hatte Deutschland an seinen eigenen Söhnen schon Mitkämpfer um die Ehre, welche Welschland in Ansehen brachte. Dürer, welchen Kaiser Maximilian unter die Edlen zählete, und Holbein, welcher bey dem Könige von Engeland Heinrich dem VIII. außer dem Vaterlande groß seyn mußte, werden wie diese Prinzen unsterblich bleiben. Sie brachten schon zwoo Völkerschaften große Künstler hervor; und zween fremde Könige ließen ihrem Werthe Gerechtigkeit widerfahren. Aber wie ungleich waren die Mittel, durch welche sie zu ihrem Werthe gelanget waren! Wie unterschieden traffen sie solche nicht an, in der Abbildung der Natur ihrem Geiste zu Hülfe zu kommen? Rom bot den seinigen die erhabensten Nachahmungen der Natur an den Griechischen Bildsäulen dar: Indem sich Deutschland mit seinen Gothischen angefüllt befand, welche nicht allein unbrauchbar, sondern dem Anblicke der Künstler gefährlich seyn mußten, da sie eben so weit von der schönen Natur entfernet waren, als ihr die griechischen Meisterstücke nahe kamen. Die Natur, welche die Griechen gelehret hatte, konnte die Deutschen unterrichten! Wol; Aber sie war diesen wie unsichtbar. Die Nothwendigkeit hatte von langen Zeiten her die Menschen gelehret sich zu bedecken, und die Griechische Kleidung sollte ein Muster für alle Menschen geworden seyn. Man fürchte die Witterung der verschiedenen Theile der Erden nur nicht. Die Römer, welche sie den Griechen nachgeahmet hatten, trugen sie in aller Welt. Die ersten Germanier giengen fast nackend; sie waren deswegen freylich keine Künstler, auch nicht glücklicher: Sie waren wilde Krieger. Und in den Zeiten, von welchen ich rede, waren sie schon zahme Menschen. Die Wollust schnitt ihnen schon die Kleidungen zu, und so als wären sie bedacht gewesen, da die Forme des Menschen zu verbessern, wo sie der Schöpfer müßte verfehlet haben. Unter einer solchen Kleidung war es dem deutschen Künstler unmöglich, die Übereinstimmung der Theile des Menschen zu beobachten; noch weniger die Muskeln in ihrer Schwellung und Spannung, nach dieser oder jener Bewegung, eines Theils; noch weniger ihre Würkung auf einander in dem Augenblicke einer Bewegung der Theile des Cörpers überhaupt. Und wie konnten sie nach diesem das erhabene Schöne finden, welches durch die Vergleichung noch mühsam getroffen wird. Die griechischen Kleidungen waren dem Cörper zufolge gemacht, sie hatten etwas leichtes, etwas ungezwungenes, und der Künstler konnte nicht allein die Theile, sondern auch auf eine gewisse Art die Muskeln darunter

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beobachten. Zu dem waren die Schauspiele, in welchen entblössete Ringer und Fechter von dem Volke auftraten, wie die Tänze an den festen, die Rennspiele, die Bäder und dergleichen Übungen und Gebräuche, eine beständige Schule für ihn. Er konnte betrachten, vergleichen, überlegen, schließen und 85 nachahmen. Auf diese Weise hatte er Gelegenheit, auch außer seinem Werksaale, sich mit den Meisterstücken des Schöpfers bekannt zu machen. Er konnte bey einem fähigen Geiste nicht mittelmäßig werden; er mußte Meisterstücke durch seine Kunst erschaffen! Der kriegerische Geist der Römer verhinterte diese Überwinder nicht, als 90 sie in Griechenland eingedrungen waren, die Werke der Kunst zu bemerken, und ihren Wehrt zu erkennen. Sie waren großmüthig genug, diesem Lande seine Meisterstücke behutsam zu entführen, Rom darmit in Erstaunen zu setzen, und es darmit zu zieren. Darzu bekamen sie griechische Künstler; diese wurden von Römischen Leibeigenen nachgeahmet. Wer nachahmet 95 hat Mühe Original zu werden. Sie hatten fast alle Vortheile der Griechen, Künstler zu seyn; aber sie waren Knechte, und daher weniger fähig, frey, edel, und erhaben zu denken, als der freye, edle, denkende Grieche. Doch August, der Freund vom Wissen, herrschete endlich. Unter seiner Verwaltung des römischen Reichs, wurden Römische Geister, welche das Ge- 100 heimniß fanden, sich mit dem besten Griechischen Witze zu nähren. Dadurch giengen sie auf erhabenen Wegen den Griechen sehr nahe zur Seite; aber sie und ihre Künste verschwanden mit der Römischen Herrlichkeit in dem Verfalle dieses mächtigen Reiches. Aufgebrachte deutschnordische Völker hatten Rom den Untergang geschworen; ihre Heere giengen nicht über 105 die Alpen, es zu verschonen; sie waren gewohnt, ihr Wort zu halten; und ihre Wuth begrub die Werke der Kunst und des Witzes mit dem Schutte der Paläste. Der Ohngefehr und die Zeit zogen nach und nach wieder herrliche Reste der Kunst aus ihrem unverdienten Grabe herfür. Raphael war der erste, wel- 110 eher ihren hohen Werth bemerkete; er war fähig, die antiken Werke der Griechen mit einem griechischen Geiste zu betrachten und sich im Ernst damit bekannt zu machen. Er that es, und wußte die erhaltene Kenntniß in Gegenwart der Natur in seinen eigenen Werken anzuwenden. Daher bewundern wir mit allem Rechte das Richtige seiner Umrisse, das Erhabene und Edle seiner 115 wie beseelten Character; das wahre ungezwungene seiner Wendungen, welche immer zur Sache gehören, Früchte seiner tiefsinnigen Beobachtungen, welche er auf seiner neu-gebrochenen Bahne geerndet hatte. Schade! daß er die wahre Farbe, und die zauberische Würkung des Lichts und Schattens mißkannte, mit welchem ein Deutscher, ein Rubens lange nach ihm, die Kenner 120 in ein angenehmes Erstaunen zu setzen wußte. Julius Romanus, ein Schüler von Raphael, folgete, wie seine Mitschüler und Zeitverwandten, seinem Meister auf der Bahne, die er ihm eröffnet hatte;

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und so lange sie die Werke des Altertumes, diesen vorzüglichen Leitfaden nicht verlassen haben, so lange sind sie wenig irre gegangen: Dann durch das tägliche Betrachten ihrer beschäftigten Mitmenschen hatten sie eben so wenige Vortheile zu gewarten, als der deutsche Künstler in seinem Vaterlande. Alle europäischen Völker hatten sich schon auf eine lächerliche Weise, mehr oder weniger in Kleidungen verstellet. Also waren dem Römischen Künstler die Werke der Griechen, was diesen eine gewählete; oder eine zusammengesetzte schöne Natur gewesen war. Welchen Vortheil hatte indessen der deutsche Künstler in seinem Vaterlande zu hoffen? Kaum fand er unverhüllete Gesichter und Hände seinen Betrachtungen ausgesetzt. Beschützte öffentliche Academien waren noch nicht aufgerichtet. Aber er mußte nothwendiger Weise den entblößten menschlichen Cörper studiren, dahin zu gelangen, wo wir noch einen Dürer, einen Holbein und andere mit Bewunderung finden; aber auch den Cörper mußte er nehmen, nicht wie er ihn wünschte, sondern wie er ihn zu finden vermögend war. Die Sitten und Umstände seiner Nebenmenschen ließen gewiß nicht zu, eine Wahl unter tausenden anzustellen, um sich den oder die von der feinsten Bildung nach den Absichten auf seine Kunst zu erlesen. Und seine eigenen Umstände mochten nicht so beschaffen seyn, daß er deswegen große Vergeltungen auszusetzen gehabt hätte, zumal in den Jahren in welchen er munter und begierig den Grund zu seinem Wissen legte, welchen er nothwendiger Weise dem Gegenstand gemäß, und unvermerkt legen mußte. War es ihm also gegeben zu wissen, ob das Nackende, welches er vor Augen hatte, welches er zeichnete, nach welchem er seinen Geist in Ansehung der Kunst in diesem Theile bildete? War es ihm gegeben, sage ich, zu wissen, ob es eine schöne oder ob es eine nur leidliche Natur sey? Ein zweytes, ein drittes und mehrere Modelle mußten ihm vielleicht mit den Jahren den Unterschied begreiflich machen, und ihm zeigen, warum seinem ersten Modelle der Vorzug gehöre, oder nicht gehöre? Unsere Begriffe beziehen sich auf das Sichtbare; wir sind nicht vermögend, einem Wesen, welches wir nicht gesehen haben, eine Gestalt anzudichten, ohne auf ein gesehenes zurückezudenken; wer die schönste Gestalt in der Einbildung begreifet, der muß die schönste in der Natur betrachtet, und genau betrachtet haben: Und dem wird es möglich zu begreifen, was der schönen fehlet, wie die schönste zu seyn. Und wer die schöne für die schönste erkennet, der hat keine schönere gesehen, und die leidliche muß ihm die schöne scheinen. Daher wird es dem ersten möglich, die schöne Gestalt in der Abbildung zu verschönern, indem der 2te nur fähig ist, die leidliche schön abzubilden; dieser wird nicht mehr von der schönen Gestalt zur schönsten hinauf gerathen, als jener über die schönste hinweg: Und sollte einer wie der andere noch mehr vermuthen, so würden sich beyde im Vermuthen verlieren.

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Ist es daher bescheiden, ist es vernünftig, die Abbildung eines Wesens von i65 einem Künstler zu begehren, dessen Form er nicht begreifet, weil er es weder siehet noch gesehen hat? Er ist wenig vermögend, mit eines andern Augen zu sehen, und zwinget er sich aus Gefälligkeit damit zu sehen, so geht er beynahe wie ein Blinder; und ein Blinder geht er sicher? Die Natur, oder die nächste Nachahmung nach ihr, sind alleine vermögend 170 den Künstler zu leiten und ihm seine Begriffe zu bilden. Der Mahler von der alten deutschen Schule ward von der Natur geleitet, nach ihr bildete er seine Begriffe. Er ahmte keine Nachahmung nach. Er schuf sich seine Kunst gleich wie in der Einsamkeit; er zeichnete sie, wie er sie hatte, richtig, fest, aber mit Bedacht, so lange bis ihm eine schönere Natur höhere Begriffe bildete. Er ist 175 deßwegen eben so achtbar, eben so wahr in dem Grade der Natur, welche er gesehen hatte, von welchem er sich nur Begriffe machen konnte, als der Römische Mahler sein zeitverwandter; aber nicht so erhaben, nicht so edel. Ich habe die Ursache angeführet, warum er es nicht seyn konnte. Die gewählete Natur mußte er entbehren; die zusammengesetzte Schönheiten der ibo Anticken waren ihm unsichtbar. Sie waren die Vortheile des Römischen Zeichners. Hätte er sie besessen, so wäre es seinem Geist ein gleiches gewesen. Durch die angezeigten Vortheile that es der Römische Wähler dem Deutschen in der erhabenen Zeichnung zuvor? In der Farbe? Er konnte sie nicht nach den An ticken erlernen. iss Da sehen Sie, edler Freund, wie ich herumgeschweifet bin, um wieder zu Ihnen zu kommen, und nur um Sie eilend zu verlassen. Desto empfindlicher vor mich! Ich habe Ihre Gedult mißbraucht; aber Ihre Art zu denken ist mir bekannt. Sie ist so stark zur Vergebung geneigt, als ich an Ihnen den Freund im Künstler und den Künstler im Freunde verehre. Fahren Sie fort in Ihrer 1% edeln Bemühung. Lassen Sie uns die Folge der Geschichte Ihrer würdigen Künstler nicht entbehren. Ich sehe ihr mit Ungedult entgegen, und habe die Ehre mit aller Hochachtung zu seyn Paris, den 4. Christmonat 1756 J.G.Wille 195

J. C. Füssli, Johann Caspar Füsslins Geschichte der besten Künstler in der Schweitz, Orell, Geßner und Comp., Zürich 1769 (Abkürzung: 2J. C. Füssli), Bd. 2, S. VIII-XIX (Vgl. auch ']. C. Füssli, Bd. 2, 1757, Einleitung, unpaginiert). 1757 besorgte Heilmann in Paris einen Raubdruck von 100 Exemplaren. Diese zum Teil korrigierte Fassung wurde am 18. Oktober 1757 von Wille an Hagedorn geschickt und 1758 in der Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste zum Teil wieder abgedruckt (vgl. BSW, 1762, III, 2. Stück, [l.Auß. 1758], 2. Aufl. 1762, S. 203-214). Vgl. Boerlin-Brodbeck, S.91). Im Journal Etranger (Juni 1757, S. 180194) erschien auch dieser offene Brief Willes an Füssli in französischer Übersetzung. 32 Julius II. (1443-1513)] Pabst von 1503 bis 1513. 33 Leo X . (1745-1521 )] Pabst von 1513 bis 1521. 4 0 Franz I. (1494-1547)] König von Frankreich zwischen 1515 und 1547. 4 9 Heinrich VIII. (1491-1547)] König von England zwischen 1509 und 1547.

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Brief 40

An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, 18. Dezember 1756

Den 18ten Christmonat 1756 Diesen Augenblick ward ich im Schreiben von Herrn Pierre, Professor unserer Academie und Oberhofmahler des Herrn Herzogs von Orleans, unterbrochen. Er hat die Landschaft des Herrn Dietrichs von neuem bewundert. Er bekennt, daß er keinen wisse, der die Felsen und Bäume in solcher Wahrheit vorzustellen vermögend wäre, es sey in der Art zu machen, oder in der unvergleichlichen warmen Farbe. Er sagte mir, er wollte wünschen, daß ihm Herr Dietrich eine felsigte Landschaft mit Vieh, Bauern und Bauerinnen mahlen wollte, soferne er nicht zu theuer wäre, welche aber mehr als doppelt so groß seyn müßte, als die meinige. Ich konnte ihm auf dieses alles keine gute Nachricht geben, welches mir bey gleichen Anfragen schon oft leid gethan hat. Dieses aber freuet mich herzlich, daß auch die besten Künstler von seiner Arbeit verlangen. Über die Academien, so der Ritter Mengs mir geschenkt, hat er sich, wie einige andere, sehr vortheilhaft für die Ehre des Autors ausgedrückt. Dieses alles nimmt einen erwünschten Anfang für den Ruhm der Künstler meines Vaterlandes; aber es ist nicht genug von ihren Arbeiten hier. Ich wollte, daß noch ein besserer Nachdruck von Deutschland her geschehen möchte. Ich habe viele, um sie zu überzeugen, daß wir Leute gehabt und haben, auf Ihre Schrift verwiesen. Von dieser sind keine mehr in dieser Stadt zu haben. Deswegen, so lieb ich auch mein Exemplar hatte, habe ich es doch gestern dem Herrn Descamps, meinem Freunde überlassen, weil es ihm sehr dienlich in der Fortsetzung seiner Mahlergeschichte seyn kann. Der brave Mann wußte nichts davon, und hat mir der Verrathung wegen vielen Dank gewußt. Ich habe ihm auch die erste Ausgabe der Geschichte und Abbildung der besten Mahler in der Schweiz gezeigt, welche mein Freund, Herr Füßli, in Zürich herausgiebt; aber Herr Descamps ist schon über das Leben dieser Alten weg; ich erwarte die Folge, welche ihm auch dienlich seyn kann, indem er als ein Flamander die deutsche Sprache ziemlich verstehet. Es thut mir darum leid, daß wir von dem Leben eines Willmanns, eines Kloker von Ehrenstrahl, eines Krafts, eines Lempke, eines Agricola u. m. nichts wissen; und ich muß gestehen, der Herr Graf von Tessin hat in seinen Briefen an den Kronprinzen von Schweden das Vaterland einiger dieser Männer ein wenig zu gerne verschwiegen, wenigstens scheint es so. Mit dem größten Vergnügen habe ich Ihre Zuschrift vom 12ten Nov. erhalten, und ich bin stolz daß Ihnen die kleine Menagere einiges gemacht hat, ohne daß es mich zu einer Nachläßigkeit reizen soll, wie es sonst manchem geschiehet, der ein wenig Lob erhält. Mich feuert es desto mehr an, mich Ihres Beifalles ferner noch würdig zu machen, und so lange meine schwachen Augen aushalten wollen, wird es mir nie am Eifer gebrechen. Alles, was Sie,

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mein Herr Baron, an die Augsburger Academie zu schreiben sich bemühet haben, ist unverbesserlich, und voll von den besten Gedanken und patriotischen Gesinnungen; aber ich weiß nicht, ob es endlich fruchten wird. Ich habe oft auf diese Art an diese Academie geschrieben, oder vielmehr an den Herrn Director, und was ich merkte, war, daß mein Eifer und meine gute Meinung fast vergebens war; so lange der Kaufmannsgeist die Oberhand behält, so lange ist wenig Besserung zu hoffen; ich bin deßwegen matt und müde geworden, ferner zu schreiben. Über die Kritik Ihres Buches, welches ich und alle Vernünftige hoch zu schätzen wissen, ist sich wenig zu verwundern. Man will hier allein von den Künsten zu schreiben wissen, die übrigen Menschen sollen schweigen, und wenn sie ja etwas sagen, so sollen sie sagen, daß sie nichts wüßten. Das Lob, welches Ihnen Herr Mariette, Herr Graf von Vence und andere wiederfahren lassen, überwieget allen unzeitigen Tadel sehr weit, und nur Leute, welche die Künste verstehen, wie diese, haben das recht, von dem Nutzen ihrer Bemühung zu reden; der andern Urtheil fällt von sich in das Dunkele, woraus es entsprungen ist. Ich habe diesen Herbst ein neues Kupferbild wieder herausgegeben, unter dem Titel: Tricoteuse hollandoise. Die Platte ist von der Größe der Devideuse, und hat einiges Lob erhalten, als es auf jüngstverflossenem Salon ausgestellet war; und daß es Beifall findet, kann ich aus dem guten Abgange sehen. Ich habe zwei der ersten und besten Drücke für Sie, mein Herr Baron und Herrn Dietrich, auf die Seite gelegt. Ich wollte wünschen, daß sie schon in Ihren Händen wären. Dieses Stück ist das erste, welches ich nach F. Miris gemacht habe. Sie klagen in Ihrem letzten Briefe mit vielem Rechte, daß die Kupferstecher in Deutschland unsere großen deutschen Mahler so schlecht bedacht haben. Dieses hat mir länsgtens wehe gethan. Aber von deutschen Meistern ist nur hier ein Netscher bekannt, und Ostade ist mein Wesen nicht; nicht daß ich mich für seinen Geschmack fürchtete, ihn herauszubringen; nein, weil er von andern schon herausgegeben worden ist; außer diesen weiß ich also keine Gemähide von unsern Landsleuten hier, welche der Mühe werth wären, in Kupfer gebracht zu werden, und welche für meinen Grabstichel dienlich seyn könnten. Deswegen wird mein Eifer nur ein Eifer ohne Wirkung bleiben. Ich hatte anfänglich eine große Hoffnung auf den würdigen Herrn Dietrich gesetzt. Ich schrieb ihm vor zwey Jahren und bat ihn, mir ein Nebenbild zu der Kleopatra zu verfertigen; aber ich blieb ohne Antwort wegen dieses Begehrens. Nachgehends bestellte ich ein Paar Viehstückchen für mein Vergnügen, und eins für Herr Heilmann; auf dieses wieder kein Wörtchen Nachricht. Es ist mir freilich seither in Sinn gekommen, um ein Paar Stücke, gegen billige Bezahlung, bey ihm anzuhalten, welche sich für meinen Grabstichel schickten, es seyen halbe oder ganze Figuren, eine oder zwey Figuren in jedem Stücke, welche aber angekleidet wären, und in

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Brief 40

seiner Art, nach Art der Niederländer wären; allein ich getraue es nicht zu wagen, aus Furcht, daß es vergeblich sey. Ich bin deswegen schon so weit in meinen Gedanken gewesen, daß ich Titel und Gegenstände ausgesonnen hatte, als La Sçavante Saxonne, La Peintrice Saxonne, und dergleichen. Es ließe sich dadurch etwas Anmuthiges vorstellen, besonders da das heutige Frauenzimmer, wie ich gehört habe, eine deutsch und polnisch vermischte Kleidung im Winter trägt, welche etwas Mahlerisches haben soll, als kleine Pelzmützschen und dergleichen, welches hier fremd aussehen würde; aber wie gesagt, ich getraue es nicht zu wagen, und es thut mir nicht wenig leid; ich hätte gerne etwas nach diesem großen deutschen Mahler gemacht, ich, der ich ein Deutscher bin. Wegen der Portraite der Künstler Ihres Kabinettes werde ich mit Herrn Descamps selber reden, weil ich weiß, daß er künftigen Frühling hierher kommen wird. Ich sehe zum Voraus, daß es nichts zu eilen hat, denn der Band, in welchen sie der Zeitrechnung nach gehören, wird vor zwey Jahren nicht erscheinen; es wird der vierte und letzte seyn. Der dritte wird erst kommendes Jahr zum Vorscheine kommen. Es war noch hohe Zeit, daß ich dem Herrn Descamps den ersten Band der Schweizerischen Mahler von meinem Freunde dem Herrn Füßli, zusandte; Werner, Wertmüller und Felix Meyer haben noch hinein kommen können, welches ohne mich und meinen Eifer nicht geschehen wäre. Ich lasse keine Gelegenheit vorbeigehen, den deutschen Künstler in diesem Lande bekannet zu machen. Briefe über die Kunst von und an Christian Ludwig von Hagedorn, hrsg. von T. Baden, Leipzig 1797, S. 338-343. 2 Herrn Pierre] Jean Baptiste Marie Pierre (1713-1789), Maler und Radierer in Paris, Professor an der Académie Royale, wurde 1770 deren Rektor. 4 Die Landschaft der Herrn Dietrichs] Wille hatte Anfang 1755 eine Landschaft von Dietrich geschenkt bekommen (vgl. Willes Brief an Dietrich vom 26. Februar 1755). 19 Ihre Schrift] Christian Ludwig von Hagedorn, Lettre à un amateur de la peinture, Dresden 1755. 21 Descamps] J.-B. Descamps arbeitete an dem dritten Bd. seiner Malergeschichte, der 1760 erschien. 1763 erschien der vierte und letzte. 25 Füßli] Vgl. lJ. C. Füssli. 31 Herr Graf von Tessin] Carl Gustav Graf von Tessin, Lettres à un jeune prince [Gustave, prince royal de Suède], par un ministre d'Etat chargé de l'élever et de l'instruire, traduit du suédois, 1 Bd. Amsterdam, E. van Harrevelt, 1755 und 2 Bde., Paris, C.-A. Jombert, 1755. 34 Ihre Zuschrift vom 12. November] nicht erhalten. - Zu den verwickelten Angelegenheiten der Augsburger Akademie, vgl. Johann Caspar Füsslis Brief vom 10. November 1756. 58 Tricotteuse hollandoise] Tricoteuse Hollandoise (Junges sitzendes Weib mit dem Strickzeug), 1756 von Wille gestochen, nach einem Gemälde von F. Mieris (vgl. Le Blanc Nr. 64, Nagler Nr. 168). 59 Dévideuse] La dévideuse (Die Hasplerin), 1755 von Wille gestochen, nach einem Gemälde von G. Douw, das sich in der Gemäldesammlung des Comte de Vence befand ( vgl. Le Blanc Nr. 61, Nagler Nr. 165). 75 Cleopatra] La mort de Cleopatra (1754), nach einem Gemälde Netschers, das sich in der Sammlung des Comte de Vence befand (Le Blanc Nr. 5, Nagler Nr. 108).

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An den Herausgeber der Pallas Paris, 1756

Es ist hier ein kleines Werklein beym Buchhändler Jombert zu haben, unter dem Titul; La Peinture, Poème. Die Mahlerey, ein Gedicht. Es ist vom Hrn Baillet, Baron von St. Julien. Zur kleinen Vorrede stehet ein Auszug aus dem Dictionnaire des beaux Arts, der 289. Seite, der zwoten Auflage, des Artikels des Dufrenoy, wo es heisset: »Man hat von diesem Mahler ein lateinisches Gedicht über seine Kunst, welches in Italiänisch, Englisch uns Französisch ist übersezet worden. Man hat es wegen des Geschmakes und der Güte mit Horazens Dichtkunst verglichen. Auch 1736 gab der Hr. Abt von Marsy ein gedieht ebenfalls in Lateinisch über die nemliche Kunst heraus.« Der Hr. Baron von St. Julien leget diesem Gedichte vieles Lob bey. Und im verflossenen Herbstmonate las Hr. Watelet, Ehrenmitglied der königlichen Mahlerakademie ein Gedicht über die Mahlerey in vier Gesängen dieser berühmten Gesellschaft mit vielem Beyfalle vor, welches aber noch nicht im Druke erschienen ist. »Man hat, fähret der Hr. Baron fort, noch ein Gedicht über die Mahlerey von Perrault, aber sehr platt, ob es gleich zu seiner Zeit gerühmet ward. Und das Gedicht von Moliere auf den Val de Grace (eine Kirche in Paris, in welcher die Deke von Mignard gemahlet ist) ist dieses grossen Mannes unwürdig. Quantis non egeo! könte mancher Mahler sagen; aber mein Vorhaben ist nicht Unterricht zu geben: Es ist eine Kunst feyerlich zu besingen, welche ich liebe. Das Gedicht fänget so an: Je chante dans ces vers la magique imposture De cet Art plus qu'humain, rival de la nature ... Ich besinge in diesen Versen den zauberischen Betrug der mehr als menschlichen Kunst, der Nebenbuhlerin der Natur, deren Mächtige Kraft und Erfindsamkeit selbst die Gedanken mahlet, und den Augen zuredet; eine Kunst, die durch ihr Feuer die Gegenstände vermehret, dem Geist Körper, Farbe und Leben giebt.« Auf dieses ruffet der Poet die Malerey selber an ihm beyzustehen in seinem Unternehmen; nachdem thut er den elenden Künstlern die Ehre bey ihnen anzufangen: C'est en vain qu'un mortel dépourvû de génie Du concert des couleurs veut tenter l'harmonie ... Es ist vergebens, daß ein Sterblicher ohne Geist die Harmonie durch Mischung der Farben waget, daß er glaubet durch seine grobe Züge, ohne Anmuth, in uns ein Feuer zu erweken, welches er nicht gefühlet hat... Er verdirbet ohne Frucht seinen arbeitsamen Fleis: Hand und Augen sind nicht genug für unsere Kunst. Fuyer! N'espérez rien de vos soins téméraires, Artisans sans génie, Ouvriers mercenaires...

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Brief 41

Fliehet, hoffet nichts durch euren verwegenen Fleis, ihr Handwerker ohne Geist, Lohnarbeiter, die der Hunger in das Feld des Ruhmes ziehet; ihr habt nicht die Ehre zum Zweke, aber den Gewinn. Weg mit der elenden Geschiklichkeit! voll von der thörichten Hofnung, womit sich eure Seele nähret, müsset ihr eine andere Bahne betretten. Die Mahlerey ist kein Handwerk, sie ist eine Kunst. Auf dieses hält der Dichter eine Anrede an die wahre Künstler in diesen wenigen Worten: »Und ihr, die euch die Natur begäbet hervor gebracht eure Schikung zu vollbringen. Suchet euch zu erkennen.« Zu erst kommt der Dichter nun zu den Landschaften, und macht eine Beschreibung, nachdem er das Vermögen der Menschen ganz kurz gerechtfertiget hat, da es heisset: »Es vermag ein Sterblicher nicht alles. Es sind die Gaben in dieser schwachen Welt so, wie die Gegenstände unterschieden. Der eine zeichnet meinen Augen feldische Bilder, und führet meinen Geist durch lange Landschaften, er zeiget mir Wechselweise durch einen glüklichen Gegensaz den Tag, als Uberwinder der Nacht, und die Nacht, die den Tag verjaget, Felsen, Wüsteneyen, oder Abgründe, oder eine reiche Emde und fruchtbare Höhen; einen aufgeklärten Himmel von Silber, von Gold, von Blau; oder den Erdkreis in Trauer unter einem unreinen Gewölke, Flüsse deren Gewässer die Felder tränket, oder von den Höhen der Berge mit grösten Geräusche herab stürzen.« Und so gehet der Dichter alle Arten der Mahlerey durch, er suchet selber zu mahlen, und ist in den heroischen Bildern sehr glüklich. Es liessen sich noch einige gute Auszüge aus diesem Gedichte machen, welche vielleicht keine unangenehme Abwechslung in einer Kunstzeitung verursachen könte. Man muß sich in allen Arten der Leser schiken. Weilen ich nun 6tens versprochen verschiedene Neben-Discourse, Untersuchungen, Beweise anzuführen, und darüber meine Gegen-Raison einzuwenden, so giebt mir zu dem heutigen Blat Stoff und Gelegenheit, ein Brief aus Paris vom 6. Nov. p. a. folgenden Innhalts: Sie sind gesonnen periodische Nachrichten von einigen freyen Künsten der Welt mitzutheilen. Deutsche, welche die Ehre ihres Vaterlandes lieben, müssen ihren Einfall loben. Es wird sich Stoff die Menge finden. Es kommt nur auf den Angrif an, denselben zu gebrauchen. Allein, erlauben sie mir, daß ihnen ein wahrer Patriot Gedanken eröfnet, an welchen er keinen Antheil hat: Verständige dieser Stadt, haben sie gedacht, vielleicht können sie einigen Vortheil daraus ziehen: Die Aufschrift ihres ersten Blats, als reisende und correspondirende Pallas oder Kunstzeitung, hat hier keinen Beyfall. Wie? sprach ein Gelehrter, hätten sie nicht besser gethan, wann sie kurz: Kunstzeitung gesezt hätten? doch wäre dieses Wort auch zu vermeiden, weil es ein hartes Wort ist. Es wäre wohl besser:

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Nachricht von den Umständen freyer Künsten, oder Nachricht von schönen Künsten und Wissenschaften, oder Anzeigungen von den Werken der freyen Künsten, herausgegeben von der Franzischen Academie in Augspurg. Jedermann weis, daß der Kayser nicht Franciscian heisset, also ist das undeutsche und schwere Wort Franciscianisch verwerflich. Oder sie könten kurz die 85 Kayserl. Academie sezen, so wie viele hier in Paris die Academie Royale, schlechtweg eine Academie heissen, und doch alle Aufmerksamkeit verdienet. Es ist wahr, sie haben dergleichen anstössige Zierathen nicht vonnöthen; Sie sind gros genug, eine würdige Sprache zu reden, welche ihrer Gesellschaft nichts von ihrem Ansehen raubet, sondern ihr alle Hochachtung zuzuziehen 90 vermögend ist. Ihre Zeitung seye nur ferner wohl gedacht und schön geschrieben, so wird sie Liebhaber finden. Aber meine Herren, sie haben ja nicht zu wissen verlanget, was ich Ihnen hier schreibe. Bin ich nicht zu aufrichtig? Es ist ein Fehler, ich weiß es, aber es ist nur einer in gewissen Umständen. Ich bin eines 95 redlichen Herzens bewußt. Ich nehme zu viel Antheil an dem Fortgang der schönen Künste, in meinem Vaterlande, als daß ich ihnen anderer Meynung hätte verbergen sollen. Indem ich dieses schreibe, beweisen mir ein paar wahre patrioten, von vieler Einsicht in die heutige Welt und ihren Lauf, daß die Quart-Forme 100 der Academischen Kunstzeitung unbequem wäre. Sie behaupten, das sie in Octav besser wäre, dann, sagen sie, dergleichen Hesse sich eingebunden leicht in eine Tasche steken, wer wolte aber einen Quartband mitschleppen, gesezt, man wolte das Buch in der Hand eine Gallerie betrachten, von welcher zum Unterrichten eine Beschreibung darinne stünde; auch ist diese Zeitung ge- 105 tadlet worden, wegen dem schlimmen Papier, unreinen Schrift. Da nun erst im December diese Zeitung vor Geld solle verkauffet werden, so ware es ja möglich, alsdenn das erste Blat verändert, und von Lastern gereiniget, herauszu geben, oder den Anfang mit dem neuen Jahr zu machen, wäre wohl noch besser, indessen hätten die vorläuffige Blätter das Vorhaben bekannt 110 gemacht: Dieses sind also die Ursachen, warum ihre teutsche Zeitung hier noch nicht allen gefallen will. Sie könte aber mit der Zeit Liebhaber finden, das ist: Wenn sie einmal so ist, wie man sie wünschet. Es ist seit einigen Jahren so Mode geworden, daß die Franzosen deutsch lernen, und das mehrentheils, weil heute viel Deutsche wohl denken, und schöne Bücher schrei- 115 ben. Es wäre wohl möglich, Ihnen bisweilen deutsche Artikel von Französischen Werken zuzusenden, auch aus Büchern, welche von der Kunst handien, und aus Anreden, welche in der Königl. Mahler-Academie gehalten werden; aber diese Artikel müste ein Künstler schreiben, und wie wenige haben Zeit und Geschiklichkeit dazu! Ich habe das Vergnügen mit aller Hochachtung 120 und Ehrfurcht beständig zu seyn J.W.

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Brief 41

Pallas, 2. Wochenstück, 2. Jahrgang, 1756, S. 13-15. Herausgeber der Pallas] J. D. Herz und Johann Friedrich Reiffenstein. 2 La peinture, poème] Baron Louis-Guillaume Baillet de Saint Julien, La peinture, poème. Caractère des peintres français actuellement vivans. Neue Auflage, Amsterdam und Paris: Jombert, 1755 (1. Auflage: La peinture, ode de Milord Tilliab [Baillet de Saint-Julien], traduite de l'angloispar M***, un des auteurs de l'Encyclopédie, London 1753). 4 Dictionnaire des beaux-arts] vielleicht Dictionnaire des arts, par M. D. C. [Thomas Corneille], Paris: Coignard 1694. 5 Dufrenoy] Charles-Alphonse Dufresnoy, L'art de la peinture, übersetzt von Roger de Piles, Paris: N. L'Anglois, 1668. 2. Aufl. Paris: 1673. (3. Aufl. 1684; 4. Aufl. Paris: C. A. Jombert 1751). 8 Abt von Marsy] François-M arie de Marsy (abbé), Pictura, carmen, authore Fr. M. Marsy, Parisiis, ex typ. P.A. Le Mercier, 1736. Französische Übersetzung: La Peinture, poëme, traduit du latin du Père Marsy, Paris: Morel, 1740. 11 Watelet] Claude-Henri Watelet, L'Art de peindre, poëme avec des Réflexions sur les différentes parties de la peinture, par M. Watelet, Paris: H.-L. Guérin und L. F. Délateur, 1760 (dieses Werk nimmt viele Texte Watelets wieder auf, die vor 1760 geschrieben wurden). 15 Perrault] Charles Perrault, La Peinture, poème, Paris: F. Léonard, 1668. 16 Molière] Molière, La coupe du Val-de-Grâce, épître à Pierre Mignard, in: Œuvres complètes de Molière, kommentiert von Louis Moland, 2. Auflage, 12 Bde., Paris: Garnier frères, 1880-1885, Bd. 9.

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Von dem Herausgeber der Pallas Augsburg, 1756

Mein Herr! Sie loben den Einfall einer Kunstzeitung, und glauben selbst, daß sich Stoff die Menge dazu finden wird. Vor ersteres sage ich ihnen Dank, und lezteres erwarte von Ihnen sowohl als von andern Patrioten der schönen Künste. Ferner eröfnen sie ihre gedanken, was andere, besonders Gelehrte, davon urtheilen. Sie machen besondere Ausstellungen, sowohl wegen des Tituls, als wegen des Franciscianischen Namens. Was den Titul anbetrift, so weiß ich gar wohl, daß solcher nach dem Geschmak der deutschen Gelehrten nicht klinget, allein nebst andern verschiedenen wichtig erwogenen Gründen haben mich folgende 3. Hauptursachen dazu veranlasset. Eine davon haben Sie selbsten zu Ende ihres Briefes mit angeführet: sie bestehet darinnen, daß zu Beschreibung einer solchen Zeitung ein Künstler gehört, der Zeit und Geschiklichkeit darzu besizet; Sie sprechen selbsten, wie wenige findet man, bey denen dieses anzutreffen. Hierinnen gebe ich ihnen nicht nur vollkommenen Beyfall, sondern ich muß zur Schande meiner Vaterstadt gestehen, daß ich gar keinen gefunden. Ja, gleichwie die Kays. Academie sowohl aus Gelehrten, als Künstlern bestehet, so habe vermeinet es so weit zu bringen, daß ein Gelehrter und ein Künstler sich über diese Arbeit gemeinschaftlich machen sollten, allein auch dieses war ich nicht möglich in Stand zu bringen.

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Ein jeder wüste nur hundertley Ausreden vorzuwenden, und keiner hatte das Herz, den ersten Angrif zu wagen. So sehr mich dieses schmerzte, so beklagte ich bey mir selbsten, den Verlust des Nutzens und des Vergnügens, den sich die künstliche Welt von diesem Vorhaben hätte versprechen können. So heftig mein Eyfer brennte, so stark widersprachen mir meine eigene Schwachheiten, mich der Sache selbst zu unterziehen, warum? Weil ich niemals darzu angewiesen, ja mir selbsten der Unterricht und Beyhülfe anderer abgeschlagen wurde. Ich merkte aber, das hinter der ganzen Sache ein ander Geheimnuß verborgen stecke, warum niemand Hand an das Werk legen wolte. Ich konte unmöglich zugeben, daß ein so löbliches Vorhaben in ihrer Blüte erstiket würde. Dieses hat mich endlich zu dem Entschliessen gebracht, dem Werk den Grund zu legen, und nicht nur anzufangen; sondern so lang zu continuiren, bis sich ein anderer dardurch würde bewegen lassen, mir die Larve abzunehmen, und nach dem heutigen Geschmak selbst einen beliebten Titul zu erwählen. Indessen habe mir den Titul der reisenden und correspondirenden Pallas erkiesen: 1) Damit die Leser mehr auf den Grund und Nutzen des löblichen Vorhabens, als auf einen zierlichen Vortrag sehen sollen, den die neuere Schriftsteller erst aus den alten Authorn aufzusuchen, hernach aber in einem angenehmen Habit, und deutlichere Stellung einzukleiden pflegen. 2) Damit ein Jeder desto freyer, mir seine Gedanken eröffnen, und ich desto ungescheuter meine Gegeneinwendung hierüber ertheilen kan. Und 3) Damit, wenn alles mißlingen solte, mein Nähme denen Satyren und Splitterrichtern nicht so sehr ausgesezet seyn dürfte. Was nun den Nahmen Franzisch, und Francisceisch oder Franciscianisch anbetrift, so will ich solches dem Auspruch der tief einsehenden Sprachgelehrten überlassen, und mich nach dem Urtheil der meisten inskünftige verhalten, indessen aber habe mich nach dem Kaiserl. Diplomate gerichtet, wo zu erst das Wort Francisciana hernach, aber Franciscea gebrauchet worden. Indessen bleibe ihnen vor Ihre Erinnerung vielmals verbunden, und bitte ferner damit zu continuiren. Damit sie auch sehen, daß meine Danksagung eben den Ursprung aus einem redlichen Herzen, wie ihre Erinnerung, genommen, so habe sowohl ihr Schreiben, als meine Antwort meinen Blättern einverleibet. Ich hoffe auch, daß ihrem Beyspiel mehrere folgen, und mich, durch ihre Erinnerungen, gelehrter, beliebter und geschikter zu machen suchen werden. Sie gedenken auch wegen des Formats, Pappiers und Truks, was einige vor Ausstellung daran gemacht, denen bitte ich nun wieder meine Antwort mitzutheilen und zu hinterbringen; daß diejenige so meine Blätter binden, und mit zu den Gallerien in Sack steken wollen, hoffentlich keine so gar kleine

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Brief 42

Säcke haben werden, daß sie nicht einen Jahrgang von 50. Bogen hineinbringen könnten, da dieses Format ehender ein groß Octav, als Quart zu nennen ist, das sich gar leicht in Sack steken läßet; und was ihnen an der Breite zu viel zu seyn dünket, kommt ihnen in der Dike herein, und anstatt daß sie sonsten einen Bogen in 8tav, 8 mal umwenden müssen, so wird Ihnen hier die Helfte der Mühe erspart; Sölten sich aber noch mehr Liebhaber finden, die den 8tav Form vor das Quart Format verlangen, so trage auch kein Bedenken dem mehrern Theil zu folgen. Wegen des Pappiers haben sie ganz recht, daß sie solches tadlen; allein sie sollen wissen, daß solches wegen des Preißes geschiehet, und werden diejenigen mit extra schön Papier bedienet, die sich entschliessen solches besonders zu bezahlen. Auch will ich ihnen die Ursach wegen des Truks entdeken; daß solcher nicht gleich schön ausgefallen: die Ursache ist, weil die Bogen noch naß, ehe die färb recht troken worden, zusammengeleget und weggeschiket worden, so aber bey künftiger Einrichtung solle verbessert werden. Ferner wird nicht im Decemb. sondern mit dem neuen Jahr der Anfang gemacht, nur bis auf den Monat Decembr. hab ich versprochen, denen Liebhabern die Bogen umsonst auszutheilen, damit sie hernach ihre Entschließung kund machen, und mich wegen der Auflag im neuen Jahr darnach möchte einrichten können. Übrigens soll mich erfreuen, wann ich die Liebhaber vergnügen, und von ihnen nach und nach verschiedene Artikel erhalten kan, welche ich jederzeit dem kunstliebenden Leser durch meine Blätter bekandt, mich aber nach Möglichkeit, beliebter und reizender machen will? Indessen habe die Ehre mit allem schuldigen Dank und Ergebenheit stets zu verharren Meines Herrn Ergebenster, Author der Pallas. Pallas, 2. Wochenstück, 2. Jahrgang, 1756, S. 15-16. Willes Hoffnung, sich in einer kunstkritischen Fachzeitschrift verbreiten zu können, konnte von dem Organ der Augsburger Akademie, der Pallas, nicht erfüllt werden. Schon nach dem zweiten Jahrgang (1756) ist die von dem Akademiedirektor Johann Daniel Herz herausgegebene Zeitschrift eingegangen.

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An den Herausgeber der Pallas Paris, 1756

Verflossenes Jahr ist ein Werkgen in 8vo bey Duchene heraus gekommen, unter dem Titul: Nouveaux sujets de Peinture, & de sculpture. Neue Fürstellungen in der Mahlerey- und Bildhauerkunst; der Autor ist von hohem Stan-

de, ein Beschüzer und Beförderer der Künste und der Wissenschaften, in

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welche er eine grosse Einsicht besizet. Er hat dieses Werkgen der Königl. Mahler und Bildhauer-Akademie allhier zugeeignet. Wir glauben der deutschen Künstlerwelt einen Gefallen zu erweisen, wenn wir ihr diese neue Fürstellungen näher bekannt machen. Unser Vorhaben ist ihre ganze Bilder daraus mitzutheilen. Wir hoffen manchen Künstler damit anzufeuren; dann es sind noch keine, oder die wenigsten von diesen Fürstellungen durch die Künstlere bearbeitet worden. Der Beweggrund des Autors liget in der Klage derer Künstler, welche behaupten, die Schätze des Alterthumes wären erschöpfet, alles wäre ofte, und von so vielen Seiten fürgestellet worden, daß man nicht wüste, wie man es angreiffen solte, um neu zu seyn, um zu gefallen. Wie gegründet diese Klagen und andere sind, wird ihnen der Autor zeigen. Er ist nicht zu den gemeinen Quellen zum Homer und Virgil gegangen; er hat bey andern Alten geschöpfet, und hat sich sehr an Pausanias gehalten. Auch hat er Fürstellungen angeführet, dem Künstler zu rathen, solche niemals zu gebrauchen, weil sie unangenehm sind, weil sie etwas unwürdiges darbiethen, und andere, weil sie Grausamkeiten aufweisen. Bey diesen halten wir uns nicht auf; wie gehen zum Zweke. Das Gefühl der Religion und die kindliche Hochacht sind vereinbaret im Bilde Cleobis und Biton. Diese Kinder ziehen selber den Wagen, auf welchem ihre Mutter sizet, und bringen ihn zum Tempel. Die Bewunderungen und Lobeserhebungen des Volkes, die Gebäude der Stadt, der Tempel selbst, sind eben so viele Vorwürffe, welche den schönsten Gegensaz verursachen. Der Zuschauer wird wißen, daß diese junge Leute starben nach einer so Eyfervollen That. Und wenn ihm der Mahler die schönste Augenblike fürstellet, so spricht ihm der Gedanken innerlich zu, er nimmt seinen Antheil ohne es zu merken, zu diesem kommt die Pracht des Schauspieles, seine Verwunderung verdoppelt, und dem Künstler ist sein Werk gelungen. Verlangt man aber schlechterdings anmuthige Bilder, so werden die Töchter der heiligen Insel und die von Sparta eben so zierliche als vortheilhafte Gruppen abgeben. Die einfältige Kleidung der Griechischen Mädchen, ihre edle Stellungen, ihre schlanke Gestalt, die Schönheit ihrer Züge, alles dieses samt den Zeitgebräuchen, würde ungemein den Geist und Wehrt des Mahlers in beyden Theilen zeigen. Die Töchter der heiligen Insel weyheten ihre Gürtel der Minerva, das Fest begiengen sie im Innwendigen des Tempels. Die Töchter aber von Sparta, tanzten alle Jahre heilige Tänze um die Bildsäule der Diana, welche im Felde stund. Welch eine Landschaft hat der Mahler nicht fürzustellen? Die Reicheste von der Welt. Und nur der Gedanken darüber soll einen Künstler im höchsten Grade befriedigen. Es ist ein Feld mit Tempeln geziert, mit Siegeszeichen bedeket, mit ausgeführten Denkmahlern, zur Ehre der Tugend, durch die Bildsäulen der Götter des Feldes verschönert; kurz, voll von den größten Reichthümern der Kunst. Diese Zu-

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sammensezung, welche man nach Gefallen endigen kan mit dem Horizonte des Meers, oder der Berge, ist von solcher Schönheit, wohin vielleichte die Einbildung, da sie sich dem Schwünge Überlässet, kaum gereichen kan. Es ist natürlich, daß man Antheil nimmt an den geringesten Thaten der Kindheit. Man liebet die Mittel voraus zu sehen, welche das Alter zu den ersten Ausübungen der Herzhaftigkeit fügen wird. Hier ist zum Gleichnisse eine Fürstellung, welche ich jener vorzöge, wo Herkules die Kinder in der Wiege erstiket; ein Bild, welches tausendmale von den Alten und Neuern ist wiederholet worden. Sie ist aus dem Pausanias gezogen*. Dieser Autor schreibet, daß Theseus über die Löwenhaut des Herkules, die er nie verließ, erstaunete, sie für einen Löwen hielte, ein Beil aus den Händen eines Sclaven erhaschete, und mit unerschrokenen Schritten sich näherte, das Thier zu tödten. Herkules könte stehend oder sizend gebildet werden; doch so, das er noch nicht des Kindes Vorhaben sähe, welches mit Augen, in denen die herzhaftigkeit brennet, sich dem Kopfe nähert. Seine kleinen Hände müssen das Beil mit Mühe tragen, welches der erschrokene Sclave, wegen dieser That, nicht zurüke zu nehmen gedenket. Es ist unnöthig, den Mahler zu erinnern, daß er den Kopf der Löwenhaut so richten müsse, daß man an dem Vorsaze des Kindes keinen Zweifel trüge. Venus verhüllet, und an die Füsse geschlossen, ist eine Idee, welche sich mahlen lässet; aber sie brächte noch eine schönere Bildsäule hervor. Die Griechen stellten also diese Göttin vor, Eingezogenheit, Stille und Schamhaftigkeit, damit anzudeuten, weil sie dem weiblichen Geschlechte wohl anstünden. Und deßwillen verlanget Plutarch, daß das Sinnebild eines verheuratheten Weibes eine Schildkröte sey. Pausanias, indem er die Umstände von zween sieghaften Fechtern beschreibet**, vereiniget vortreflich das Sanfte einer That, und das Glänzende eines Bildes. Diese zween Streiter waren Brüder. Sie hatten im Kampfe die Ehre des Sieges davon getragen. Sie kommen zurüke, erbliken ihren Vater, fliehen auf ihn zu, umarmen ihn, und heben ihn auf ihre Schultern. Das Volk verdoppelt sein Froloken, wirft Blumen auf ihre Bahne, segnet die kindliche Zärtlichkeit, macht das Schauspiel rührender, und vermehret die Herrlichkeit des Triumphs. Die Vergeltung der Tugend, und die glükliche Ausführung eines Unternehmens, sind die reineste Quelle der Freude. Man müßte sich alle Ehre vorstellen, welche die Griechen dem erhaltenen Siege zugestunden in ihren Spielen. Unsere Sitten erlauben uns nicht einen völligen Gedanken davon zu erreichen; doch wir wollen uns zween Menschen fürstellen, so, wie zween Griechische Fechter, ich will sagen: Die Schönste zum zeichenen, welche die Einbildung sich möglich machen kan. Mahlen wir sie, voll und durchtrungen von der Freude, die das Gefühl der Tugend, und dazu die belohnte

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Tugend, fähig ist uns einzugeben. Wenn bey einer gleichen Begebenheit das Herz noch vermögend ist, Vergnügen anzunehmen, so ist es nur in diesem Umstände. Die erste Person, welche die gekrönte Streiter erbliken, ist ihr Vater, der Urheber ihrer Tage, ihrer Herrlichkeit. Sie umarmen ihn, tragen ihn auf ihren Schultern, und bringen ihn im Triumphe mitten durch das Zuruffen des Volkes. Der beglükte Alte bezeiget sein Vergnügen, mit dem Unterschiede, welcher mit seinem Alter und seinen Umständen verknüpfet ist. Der Künstler nehme nur die Anzahl vom Volke, welche ihm nöthig ist, die Verschiedenheit des Frohlokens auszudrüken, um sie zu begleiten, und ihre Bahne mit Blumen zu bestreuen, welche der Mahler nach Willen anbringen kan. Welche Grösse! welche Pracht! welchen Antheil! welche Ausdrückung in diesem Bilde! Es ist schwer eines zu erdenken, welches schmeichelhafter wäre. Künftig werden wir der deutschen Künstlerwelt mehrere von diesen Gemählden mittheilen; ingleichen eine Beschreibung von dem grossen Werke, welches Herr Massée in Kupfer heraus gegeben, und an welchem man 30 Jahre gearbeitet hat. J.G.W. *Attique p. 87 ** Elid. p. 19. Pallas, 7. Wochenstück, 2. Jahrgang, 1756. S. 53-55. 2 N o u v e a u x sujets] Comte de Caylus (1692-1765), Anne-Claude-Philippe de Tubières, Sujets nouveaux de Peinture, et de Sculpture, Paris: Duchêne, 1755. 103 Herr Massé] J.-B. Massé gab 1753 La Grande Gallerie de Versailles et les deux Salons qui l'accompagnent, peints par Charles le Brun ..., dessinés par J. B. M a s s é . . . , et gravés sous les yeux des meilleurs maîtres du tems, in Paris heraus. Wille selbst nahm an dem Unternehmen teil (vgl. Le Blanc Nr. 6-11, Nagler Nr. 110-115).

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An den Herausgeber der Pallas Paris, 1756

Schreiben aus Paris an einen vornehmen Mann Von J G . W 1756 Mein Herr! Es ist bekannt, Sie sind ein Kenner und Beschüzer der freyen Künste. Was ist löblicher? Sie sind begierig zu wissen, was Sie in diesem Orte hervorbringen? Sie haben mich ersuchet, Sie zu bedenken. Wie soll ich mich entschuldigen? Ich bin nachlässig gewesen; doch ich bessere mich und mache den Anfang. Fremde und Einheimische haben beständig ihre Verwunderung bliken lassen, wenn sie zu Versailles die grosse Gallerie betrachtet haben. Hier hat Le Brun, dieser grosse Mahler, aus Eyfer und Erkändlichkeit die Geschichte

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Brief 44

Ludewigs des XIV. gebildet, und ihm an dieser Arbeit die zehen schönste Jahre seines Lebens aufgeopfert. Die Wohlthaten dieses Königes brachten seinen Geist in Bewegung, in Glük; Er erhub sich, so zu sagen, über sich selbst. Er streuete in diese Gemähide alles, was ein Episches Gedichte erfordert. Auch hatte der König beschlossen, sie nach und nach in Kupfer graben zu lassen, und Colbert, dieser grosse Mecen, hatte alles dazu veranstaltet. Simonneau fieng eine Platte an, nach dem Gemähide, welches die zweyte Eroberung der freyen Graffschaft (Franche-Comté) fürstellet. Diese ward 1688 fertig; allein die schwere Kriege, welche Frankreich zu führen hatte, brachten die Fortsezung fast in Vergessenheit. Und wer solte glauben, daß sie ein einziger Unterthan des Königes unternommen hätte? Herr Masse, Mahler und Rathsherr der Königlichen Academie, faste dieses Vorhaben. Er entdekte sich deßwegen dem Hn Herzoge von Antin; dieser erhizete ihn durch Lobeserhebungen, welche schmeichelhafter im Munde der Grossen sind. Herr Masse erhielt die Erlaubnis die Gerüste in der Gallerie zu erbauen, welche die Gemähide abzuzeichnen nothwendig wären. Das Zeichnen dauerte acht Jahre. Welche Zeit, Gedult und Mühe! Aber was thut die Liebe zum Könige nicht, und der Eyfer für die Ehre des Vaterlands! Aber mein Herr, welche Zeit hat es nicht gekostet die Zeichnungen in Kupfer zu bringen! Mehr als 20 Jahre sind dabey verflossen. Die Schwürigkeiten waren wie unendlich. Man betrachte nur: Alle Zeichnungen sind durch den Spiegel in Kupfer gegraben. Sie wissen, was dieses allein zu bedeuten hat. Es haben die berühmteste Kupferstecher an diesem Werke gearbeitet. Mancher hat vor der Vollendung den Abschied aus der Welt genommen, und mancher ist dabey vom Alter überfallen worden; Alle aber haben daran Lob und Ehre verdienet, und ihre Namen verewiget. Das ganze Werk bestehet in zwey und fünfzig Platten, von verschiedener Größe, nach der Übereinstimmung der Gemähide. Ich werde Ihnen die Fürstellungen der Kupferblätter beschreiben; aber nur so weit, bis Sie sich das Werk werden angeschaffet haben. Sie haben alle Einsicht und alsdann der Beschreibung nicht mehr vonnöthen dessen, der die Ehre hat mit aller Hochacht zu seyn Zweyter Brief aus Paris, an einen vornehmen Mann, wegen der Gallerie, welche Herr Masse in Kupfer ausgegeben hat. Mein Herr! Ich halte mein Versprechen. Ich fange die Beschreibung an, von dem prächtigen Werke, von welchem ich die Ehre hatte, Ihnen lezthin was zu melden. Die erste Platte stellet die Gallerie überhaupt für; und wenn ich sie beschreiben würde, so hätte ich das ganze Werk beschrieben. Ich gehe zur zweyten, mit der Innschrift:

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Le Roi gouverne par lui même Der König regieret selbst. Mitten im Frieden und in den Lustbarkeiten fassete Ludewig der XIV. den Entschluß selber zu regieren. Herr le Brun hat diese Fürstellung in die Mitte der Gallerie gesezet. Sie ist das gröste Gemähide, und muß für das erste gehalten werden: dann es enthält den Ursprung aller Thaten, welche in den andern gebildet sind. Der König ist in der Blüthe seiner Jahre gemahlet. Er sizt auf dem Throne unter einem prächtigen Gezelte; die rechte Hand lehnet er auf das Ruder eines Schiffes. Die Grazien begleiten ihn, und winden ihm Kränze und Cronen aus Blumen, welche Ihnen ein kleiner Liebesgott darbietet. Hirnen steht neben Ihnen, und hält eine Fakel; dieses bedeutet, daß man in den Lustbarkeiten der Königlichen Vermählung begriffen war. Ein Kind zu den Füssen des Königes, scheint der Geist der Mahlerey zu seyn, und probiret mit Kreide die ersten Risse zu den Gemählden, welche die künftige Thaten des Prinzen fürstellen sollen. Dabey sizet die Ruhe in Gestalt eines Weibes; sie ist mit Rosen gecrönet, und lehnet nachlässig den Kopf auf eine Hand, mit der andern hält sie einen Granatapfel, das Sinnebild der Eintracht des Volkes unter einer herschenden Gewalt. Frankreich, seinen friedsamen Zustand zu verstehen zu geben, hält einen Olivenzweig, und lehnet sich auf seinen Schild, dessen Gewicht die Zwietracht zerdrüket. Die Seine lieget auf ihrem Wasserkruge, aus welchem Früchte und Blumen mit dem Gewässer fliessen. Dieses bedeutet die Schönheit und Fruchtbarkeit der Provinzen, welche sie befeuchtet. Das untere Theil des Gemähides ist voll von Genien, Sinnebilder des Vergnügens, als: Musik, Bai, Feste, Jagd, Rennspiele und andere Lustbarkeiten des Hofes. Aber alles zeiget in der Stellung und den Zügen des Königes die Hize der Entzükung, beym Anblike der Herrlichkeit, welche sich ihm darstellet, und eine güldene Sternen-Crone vor ihm blizen lässet. Minerva ist an der Seite des Thrones mit ihrem kristallenen Schilde, in welchem des Prinzen Bildnis, wie in einem Spiegel erscheinet. Der Gott der Tapferkeit, Mars ist ein wenig erhabener; dieser und jene zeigen ihm die Crone in der Hand der Herrlichkeit, und geben ihm zu verstehen, sie sey der Preiß der Klugheit und Tapferkeit. Die Zeit ziehet einen Theil des Gezeltes in die Höhe, als wolte sie sich bereiten die grosse Thaten zu entdeken, welche der Anblik der Sternenkrone würken würde; und die Götter scheinen auf den Monarchen zu sehen, und Antheil an seinem Vorhaben zu nehmen. Diese Platte ist mit N°. II bezeichnet. Da sehen Sie, mein Herr! dieses war die zweyte Platte; aber es ist nur die Hälfte des Gemähides. Die dritte macht den andern Theil aus, und hat die Inn schrift: Faste des Puissances voisines de la france. Stolz der benachbarten Reiche von Frankreich.

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In diesem Theile erbliket man den Merkur; er scheinet Deutschland, Spanien und Holland zu verkündigen, daß Ludwig der XIV. selber regieren werde. Diese Mächte sizen in stolzen Stellungen, in Gestalt dreyer Frauen, prächtig gekleidet. Deutschland sizet erhabener, als die andern, auf einer Wolke; man erkennet es am Adler, und der Kayserlichen Crone. An seiner Rechte sizet Spanien auf einem Löwen, der einen Indianischen König erwürget, welcher auf seinen Schätzen lieget. Es erdrüket einen andern mit dem Gewichte seines Reichthums. Der Ehrgeiz, welcher etwas höher gebildet ist, hält eine Fakel in einer Hand, und zündet damit Palläste an, indeme er mit der andern einem schon gestürzten Könige die Crone entreisset. An der Linken von Deutschland, etwas tieffer, siehet man Holland auf seinen Löwen gelehnet, welcher 7. Pfeile in den Klauen hält, das Sinnebild der sieben vereinigten Provinzen. Es ist mit einem Dreyzake gewaffenet. Und es poetischer auszudrücken, wie mächtig es zur See geworden sey, hält es die Thetis in Ketten geschlossen. Waaren zu seinen Füssen, und Schiffe in der Ferne zeigen seine Emsigkeit in der Handlung an. Ich habe die Ehre mit aller Hochacht zu seyn. Pallas, 9. Wochenstück, 2. Jahrgang, 1756, S. 69-71. 1 0 - 1 1 Le Brun] Zwischen 1679 und 1684 verfertigte Charles Le Brun die Deckendekoration (mit Apotheose Ludwigs XIV. als Mittelbild) sowie 18 Medaillons mit Darstellung der Taten des Königs in Versailles. 1 6 - 1 7 in Kupfer graben] Vgl. J.-B. Massé, La Grande Gallerie de Versailles..., peints par Charles le B r u n . . . , dessinés par J.B. M a s s é . . . , Paris 1753. Vgl. vorigen Brief.

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Von Anton Raphael Mengs Rom, 12. Januar 1757

Hochedler Herr E. Hochedlen haben mir eine große Freude gemacht, mir ein Zeugniß Dero Vertrauens zu mich zu geben, indem Sie einen Ihrer wehrten Freunde mir angewiesen. Ich hätte gewünscht, ihm dienen zu können, weil er aber in der hiesigen Französischen Academie wohnet, so wird derselbe nicht leichtlich die Erlaubniß haben, zu mir zu kommen, fürchte deswegen E. Hochedlen in diesem Stück unnützer Diener zu bleiben. Die andern zwey Herren, so Dieselben an mich gewiesen, habe auch noch nicht die Ehre gehabt zu sehen, weil einer von Ihnen am Neu-Jahrstage bey mir gewesen, da ich nicht zu Hause war: einen Brief von Ihnen hat er mir da gelassen. Ich habe sie beyde begrüßen lassen durch einen andern hiesigen Academisten, welchen es sehr verdrossen und verwundert, daß ein Pariser ein Empfehlungs-Schreiben an mich nach Rom gebracht, weil sie fest glauben, es sey eine große Schande, einen Deutschen zu achten. Sollte der Herr Reclam sich gegen mich als ein

Deutscher und nicht als ein Franzos erzeigen, so werde ich ihm in allen Stük-

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ken nicht nur nach seinem Verlangen, sondern meiner Erkenntniß dienen, als wenn es E. Hoch Edlen selbst wäre. Hochgeehrtester Freund! ich fürchte Ihnen beschwerlich zu seyn, indem ich in allen Briefen wieder die Franzosen rede. E. Hochedlen leben zwar in Frankreich, ich bin aber versichert, daß die Franzosen in Frankreich nicht so übel als in Rom scheinen. In Frankreich kennet man gut und böse; in Rom habe ich aber nur von einer Art gekannt. Sie scheinen mir alle zu denken wie der Marquis d'Argens geschrieben hat: sie verachten alle Leute, sonderlich die Deutschen. Warum sollte ich sie lieben? indem sie von Natur unsere Feinde sind. Wir brauchen uns nicht zu schämen, wenn die Welschen uns in etwas in der Kunst vorgezogen werden, weil wir ihnen die Wiederherstellung des guten Geschmacks schuldig seyn. Aber die Franzosen wollen sich wieder uns erheben als wären sie Erfinder derer Theile der Künste, in welchen sie so wohl als wir nur Nachahmer der Welschen sind. Ich habe ein Schreiben von der Augspurger Academie bekommen worinn sie mir die Ehre geben, wie sie auch unserem Freunde, dem Hrn. Winkelmann gethan, zu einen Mitglied zu ernennen. Ich habe sie ersuchet, zu wissen die Anzahl und Beschaffenheit unserer Mitglieder: die haben mir die Ehre gethan, mir selbige zu senden, auch darinn finde ich schon Franzosen, so thun wir denen Ehre die uns unterdrücken wollen. Ich wünschte daß man in derselben nur wenig Fremde, und soclche die uns wircklich Ehre machen, finden möchte. Ich werde mein möglichstes thun, daß wir die allerbesten Römischen Mahler einverleiben können. Dieses würde unserer Academie eine Würde wieder alle Feinde geben. Denn wenn wir die besten Römischen Mahler unter uns haben, so können wir allen anderen Nationen Trotz bieten und kann uns niemand verachten. Wenn ich mir schmeicheln könnte, daß die Augspurger Academie einmahl unserem lieben Vaterlande Ehre machen möchte, so wollte ich gewißlich mit meinem gantzen Vermögen derselben dienen, aber ich sehe leider, daß es mehr zu einen äußerlichen Schein als zu einer gründlichen Schule angefangen ist. Denn in der Liste habe ich keinen Lehrer gefunden, auch nicht jemand der in solchen Theile in Augspurg derselben beystehen könnte. Bitte deswegen E. Hochedlen denen Herren Stiftern einzurathen, es ernstlich anzufangen, auf daß unsere allgemeine Feinde nicht über uns lachen mögen. Ich rede freylich zu frey, aber die Güte meines Freundes machet mich kühn, ohne Bedacht zu reden. Ich werde an die Herren von Augspurg selbst meine Meinung schreiben. Gewißlich ich nehme mich der Sache sehr zu Hertzen, fürchte nur daß ich zu viel thue, und damit etwa denen Herren verdrießlich werden möchte. Geehrtester Freund! ich bitte Sie mir zu befehlen in allem worinn ich etwas nutze seyn möchte. Was die zwey Stücke, so Sie mir anbefohlen, belanget, kann ich sie eben anitzo nicht machen, ich werde sie aber nicht aus den

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Gedanken lassen. Wenn Sie so gar accurat seyn wollen, um mir nichts schuldig zu bleiben, so bitte hertzlich, mir zu sagen, wie viel ohngefehr Deroselben Meinung wäre, daran zu wenden, so werde mit Muße die Arbeit so einrichten, daß ich meinem wehrtesten Freunde damit dienen könne. Ich bitte mir hinführo Dero Freundschaft aus, der ich mit der größten Hochachtung bin E. Hochedlen Unterthänigster Diener Antoni Raphael Mengs Winckelmanns Briefe, Bd. 4, Nr. 74. Der Brief war von der Hand Winckelmanns geschrieben. 3 einen Ihrer wehrten Freunde] Friedrich Reclam. Vgl. Willes Brief an Winckelmann vom 20. Oktober 1756. 23 Marquis d'Argens] Marquis d'Argens, Réflexions critiques sur les différentes écoles de peinture, Paris 1752. Diese Schrift bestand in einer Parallelisierung der italienischen und der französischen Maler, die zugunsten der Franzosen ausfiel. Zu Winckelmanns Kritik an der französischen Akademie in Rom, vgl. Winckelmanns Briefe, Bd. 1, 5.267, Nr. 167 (Winckelmanns Brief an Berendis vom 29. Januar 1757). 30 Augspurger Academie] vgl. Winckelmanns Brief an Wille vom 18. August 1756 und Willes Brief an Winckelmann vom 20. Oktober 1756. Zur Aufnahme Winckelmanns und Mengs' in die Augsburger Akademie, vgl. Winckelmanns Briefe, Bd. 1, S. 560, 566ff 34 Franzosen] Vielleicht J.-B. Descamps. 56 Die zwey Stücke] nicht identifizierbar (die zwei Pastell-Stücke an Herrn Marquis de Croixmare können hier nicht gemeint sein, denn beide trafen schon Ende Mai 1756 in Paris ein).

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Von Johann Joachim Winckelmann Rom, 12. Januar 1757

Hochedler Herr Wehrtgeschäzter Herzens-Freund Ich nehme die Geschenke durch welche Sie mich in meinem Verlangen zu meinem Vortheil beschämet haben, mit unendlichem Danke an, und wünsche Gelegenheit aus dieser großen Schuld zu kommen. Ein Homer zu Paris von dem großen Turnebus gedruckt zu einer Zeit, da seine Landesleut den Dichter beßer kannten und Ihr schöner Catull sind wechselweise meine Gefährten, und der Freund von dem er kommt gehet allezeit in Gedanken mit. Diese Verbindlichkeit hat mich stündlich erinnert, einem so theuren Freunde, ohne Anstand zu antworten: ich wünschte aber Ihnen zugleich bezeugen zu können, wie wehrt ich einen Freund, den mir Ihre Gütigkeit empfohlen, zu schätzen weiß. Der Herr Reclam, den ich aus zwey Besuchen, womit er mich beehret, liebenswürdig finde, hat mir nebst Dero Geschenken den Brief an Hrn. Mengs gegeben. Es erklärte sich derselbe noch ehe er Hrn. Reclam gesehen, ihm nach allen seinen Vermögen als ein Freund einem Freunde thut, zu dienen, und da es die Tage vor dem Weinacht-Feste wegen vieler Geschäfte außer dem Hause nicht möglich war, dem Hrn. Reclam eine Zeit

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bey Tage zu bestimmen, so bath er sich des Abends deßen Besuch aus, um ihm zugleich seinem Vater, welcher ihn des Abends besuchet, zu zeigen, und nach dem Fest ohne Ausnahme, wenn es jenem gefällig seyn würde. Herr R. hatte auch einmahl einen Tag angesetzt und Hr. Mengs wartete auf ihn, aber er ist noch nicht gekommen. Ich habe demselben eine schriftliche Versicherung von dem Verlangen des Hrn. Mengs, ihm zu dienen und von meiner Freundschaft gegeben, und ich glaubte, die Art mit welcher es geschehen, hätte ihn erwecken würden [sie], einen Künstler, deßen Größe wenige in ihren Umfang einsehen können, zu suchen, da er sich ihm angetragen, und auch meine Wenigkeit, was an mir ist, zu nutzen. Mein theurester Freund! Sie haben unserem geliebten Landes-Manne die Thüre geöffnet zu den Geheimnißen der Kunst; sie wird ihm allezeit offen stehen: allein in einer Gesellschaft von Narren wird er weder die Wahrheit noch diesen Zugang finden. Unterdeßen werde ich nicht ermüden, ihm nachzugehen, und wenn er wird satt seyn vom Sehen, und alles wohl betrachtet zu haben glauben wird, alsdann wird vielleicht mein geringer Unterricht beßer anzubringen seyn. Er ist es wehrt, daß ich ihn suche zu gewinnen. Aber er muß lernen Wahrheit hören, wovon er wird entwöhnet seyn. Die Liebe zu Wahrheit fehlet uns, sie fehlete auch sogar unserem geliebten Freund in Stuttgard (doch sub rosa). Es thut wehe, wenn man sie nicht hat bey Zeiten hören wollen, endlich dieselbe zu vernehmen. Theurester Freund! für die Abschrift der Inschrift bin ich unendlich verbunden: sie wird so Gott will noch vor Ostern gebraucht werden in der Schrift, an welche Hr. Mengs in seinem Schreiben gedacht hat. Itzo hoffe ich eine kleine Abhandlung von der Ergäntzung [oder] Restauration der Statuen und anderer Wercke des Alterthums nach Deutschland zum Druck abzuschicken. In der Vorrede wird man eins und das andere besondere finden, was noch nicht gesagt ist. Vielleicht schreibe ich sie dem Chur-Prinzen zu. Sollte es mit der anderen Schrift länger währen als ich gedencke, so werde ich ein ausgearbeitetes Stück abgeschrieben überschicken, um Ihnen einen Begriff davon zu machen. Die Academie zu Augspurg hat mich zu gleicher Zeit mit den besten meiner Freunde den Hrn. Mengs zu ihren Rat und Mitglied ernennet: es ist, ich weiß es, durch Ihre Veranlaßung geschehen, und ich freue mich, durch diese Gemeinschaft mich noch näher mit einem so wehrten Freunde verbunden zu sehen. Aber ich bin voller Ungeduld, daß ich die Erwartung der Academie itzo nicht erfüllen kann: ich bin mit eigener Arbeit und mit der Einrichtung der Bibliothec des Cardinal Secretario di Stato überhäuft; so bald ich aber ein wenig Luft bekommen werde, soll jenes meine erste Sorge seyn. An den Herrn Wächtler meine unterthänige Empfehlung. Hr. Mengs arbeitet itzo an das Iudicium Paridis für den Duke Bridgewater, die drey nakkenden Göttinnen Lebensgröße, welches so schön ist, daß es schon itzo, da es

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erstlich angeleget ist, Versuchungen erwecken kann: ich wünschte daß Sie es fertig sehen möchten. Seine nächste Arbeit neben dieser ist ein Altar-Blatt für die Kapelle des Königl. Neapelischen Pallastes zu Caserte bey Neapel. Ich küße Sie mein theurer Freund und bitte Sie, unserem geliebten Reclam von weiten eine Vorstellung zu thun. Aber wenn er soll erfahren, daß ich dazu Gelegenheit gegeben, so stünde ich in Gefahr, das Vergnügen zu verliehren, sein Freund zu werden: ich wünschte hertzlich, daß ihm Rom eine immerwährende seelige Erinnerung seyn möchte. Ich ersterbe mit ewiger Verpflichtung und Freundschaft Hochedler Herr Dero ewiger Winckelmann Rom den 12ten Jenner 1757 Winckelmanns Briefe, Bd. 1, Nr. 165. 3 Die Geschenke] Bücher (vgl. ÌVilles Brief an Winckelmann vom 20. Oktober 1756 und Winckelmanns Brief an Wille vom 15. September 1756). 6 Turnebus] Adrien Turnèbe (1512-1565), von 1552 bis 1556 Direktor der königlichen Druckerei in Frankreich. Die lii&s-Ausgabe erschien 1554 in Paris. Winckelmann besaß auch die von Turnebus gedruckte Aeschylus- und Sophokles-Ausgabe von 1552. 7 Catull] Vgl. Willes Brief an Winckelmann vom 20. Oktober 1756 und Winckelmanns Brief an Wille vom 15. September 1756. 12 Reclam] Vgl. vorigen Brief. 36 unseren geliebten Freund in Stuttgard] Adolf Friedrich Harper. Vgl. G. F. Schmidts Brief an Wille vom 27. August 1749. 39 Inschrift] Die in Winckelmanns Brief an Wille vom 18. August 1756 erbetene Abschrift. 4 0 - 4 1 In der Schrift] »Beschreibung der Statuen im Belvedere«, vgl. Winckelmanns Briefe, Bd. 4, S. 547. 47 ausgearbeitetes Stück] Die Apollo-Beschreibung, die Wille tatsächlich im August erhielt. 55 Cardinal Secretano di Stato] Kardinal Archinto. 58 Judicium Paridis] heute nicht mehr nachweisbare Zeichnung von A. R. Mengs. Vgl. Winckelmanns Briefe, Bd. 4, S. 548. 61 Altar-Blatt] Darstellung im Tempel für die Cappella Reale des Schlosses von Caserta.

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Von Johann Caspar Fiissli Zürich, 1. April 1757

Mein Herr, Theuerster und Edler Freünd! Da ich dero lezteres, nebst der Rollen Kupfer richtig er Halten, So ware mein absehen ihnen So gleich den empfang wüssent Zu machen. Mein Vorsaz wurde unterbrochen, hören Sie die Ursach. Ein Hochedler Magistrat von Zürich, Hate die achtung Vor mich, und trüge mir ihre Rathschreibersteil, nebst einem jährlich, einkommen Von 1 000 Thlrn auf! durch dießere Promotion Haben unentliche visiten und Verdrießliche Gratulationen mich So Zerstreut, und meinen Kopf So Toll gemachet, das wahr hafftig keinen augenblick Zeit Hate, meine Pflicht gegen meine freünde Zu beobachten.

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Kaum ware von dießer Seiten ruhig, als mir eine alte Tanten starb, welche mir etwas Erb Hinter laßen, das ich aber durch Process zu dem meinigen machen muste! Entlich und Entlich bekäme auch dießes Seine Richtigkeit, und ich kehre Zu meiner Pflicht Zu rück. Meine Erste bemühung ist also ihnen, Treuester freünd gewidmet, und Zwahren mit einem Herzen Voll Von hochachtung und dank, nemmen Sie mich auf, und richten sie meinen aufschub, nach ihrer Edlen Menschen liebe. Vor Züglich bin ich ihnen Verbunden. Vor die So Bündige, und Vortrefliche Schrifft, die meinem Buch So Vielle Ehre machen wird, und die ich schon So Viele mahl mit Vergnügen gelässen. die gedanken meines herzens ligen Hier getrukt. Ver Zeihen Sie mir das mich nicht nach wünsch aus Truken können. Bodmer und Breitinger, unßere gemeinschaftlichen freünde, Ja alle meine bekanten die Geschmack haben, bewundern ihre so richtige denkungs arth, ihren Geist, Verstand und Kunst, gewüß die Vorsehung Hat herliche gaben in sie gelegt, mein Vater land bewundert sie. Wie Viele stunden sind sie die Materie unßerer underredung. und Bodmer sagte, Herr Wille ist unßer, ich bewundere den Künstler und den gelehrten, und wie sehr wünschten wir, mit noch mehrern von ihren So schönen gedanken er lustigt und er bauet Zu werden. Die mir So liebreich übersanten Schönen Kupferstich, nehme als ein Zeichen dero freüntschafft mit Wahrem dank an, Mr Massé und Cleopatra stehen in Vergulten Rahmen Hinter Glaß in meinem Cabinet. Ich betrachte Sie öffters und So offt ich sie betrachte, So offt redet mein Herz mit ihnen Schezbahrer freünd. die übrigen Kupfer habe in meine Collection geleget. Mein Sohn in specie Verdanket ihr Großmutiges Geschenk, er Hat ein gelübd gethan, lebens lang dieße Kupfer als eine Marque dero liebe, auf Zu behalten. Ich werde ihnen nechstens Nachricht geben. Von dem abgang eines Küstlins, das ich an Sie ab Zu senden die freyheit nemme. und in welchem der Zweyte Theil meiner Schweizer Mahler, Zu ihrem eigenen Ruhm befintlich sein wird. So dan, noch etliche stück Von dem Ersten Theil. etliche andere Schrifften die bey uns heraus gekommen, nebst Hand Zeichnung Von guten Meistern, ist etwas Von dießem allem dero aufmerksamkeit würdig, So habe meine Intention er reichet. Wolten Sie wohl die gefeligkeit Vor mich Haben, unten gesezte Bücher und Kupfer, in guten abtruken, und Ehrlichem Preiss, Von iemanden Vor mich auf suchen Zu lassen, und solche Schleunigst an mich einsenden, So werde ihnen von ganzem Herzen Verbunden sein, die meisten diesser Kupfer gehören einem Vornemmen freünd Von mir, welcher mich beständig plaget, da Hin Zu trachten, das diesse Kupfer beldest in Zürich sein möchten.

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Brief 47

Vor 20 Jahren Hat der geschikte Petrus Drevet die gütigkeit Vor mich gehabt, mir nach Rastat, alle Comissionen Zu besorgen, nach dem Tod dießes grosen Virtuosen, Hat der ältere herr Suruge sich Hier Zu angeboten. Wen also mein Wertester freünd keine Zeit Zu dießer Comission haben Solte, würde ich biten solches Mr Suruge Zu über geben, mit dem Vor behalt, mich Zu berichten was dieße Bücher und Kupfer kosten, dar mit Vor ab Sendung der selben, die Bezahlung nach Paris über machen könne! Wie stehet es um die geschichte und ab bildung herren heilmanns (ich grüße ihn herzlich) ich Hofe doch durch ihre gütige Vor spräche, das Jenige Zu er Halten, was er mir So großmüthig an geboten. Ich arbeite an dem driten Theil meines buchs, folglich Habe dieße nachrichte höchst Von nöten, wan herr Heilmann höret das Rusca Liotard, und andere schon ihre beschreibung u abbildungen an mich ein gesant, So wird er hofentlich keinen anstand nemmen. Ich glaubte Zwahr anfangs nur Zwey Theil Heraus Zu geben, allein die Materie ist so stark an gewachsen, das den driten Theil Volkommen liefern kann. Ich Habe Hedlinger den so schönen Tractat Von herrn Winkelmann übersant, dießer berühmte Mann, Hat das gröste Ver gnügen dar Von, und siehet mit ungedult, dem Jenigen entgegen, was wir Von dießem großen Geist noch Zu gewarthen Haben! Was machet das Project Von einer Kunst Zeitung, Wie, dörffte man sich Schmeichlen, das herr Wille und herr Winkelmann Hand geben wolten, meines orthes habe, underschiedliche lebens beschreibungen Von berühmten deutschen Künstlern parat, Von welchen ich RechenschafFt Zu geben bereit bin. Alles were sonsten in Ordnung, Verleger und was Von nöten ist angeschafft, aber Theürester freünd was macht unßer armes Sachsenland. Großer Got wie Viel leidet die Kunst durch dießen Krieg, und wie sehr wünsche ich den frieden, die gütige Vorsehung Schenke denselben. Einer meiner freünden möchte Bodmern und Breitinger in Paris stechen Laßen, in der große wie Odieuvre Seine Portrait aus giebet allein er möchte Sie Von ihnen haben, er fragte mich ob sie sich mit solchen kleinigkeiten abgeben würden, und was der Preiß sein möchte. Es komt auf ihre gütigkeit an, mich in den Stand Zu sezen, meinen freünd eine antworth Zu ertheilen. Sie wüssen das H Rysiner in Baßel, ein groser liebhaber Von Schönen gemählden ist, ich Habe ihm erst kürzlich ein Schön Gemähld Vom Brauver Verschafet, welches keines der geringsten, in seinem Cabinet ist, er Verlangt Von mir, wan ich an Sie Schreiben Solte, Sie seiner hochachtung Zu Ver sichern, und wo möglich auch seinen Netscher beschleunigen, ich Thue es Hiermit um dießem freünd seinen willen Zu er füllen. Entlich folget Hier das Ver Zeichnus der Bücher und Kupfer.

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Bücher 4 1 - Abrégé de la vie des plus fameux Peintres par Mr*** de l'Académie des Sciences de Montpellier. 3 vollumes 4to et relié proprement. 2 - Catalogue raisoné des Tableaus du Roy par Mr Lepicié 4to den Zweyten Theil in Carton gebunden, und wan ein driter heraus, auch den selben. Kupferstiche die Sieben Cartons Zu Hamptoncourt Raphael pinx Dorigni sc die Ver Klährung Christi idem pinx idem sc das Opfer Abrahams A. Coypel pinx Drevet sc Das urtheil Gottes über Adam u Eva idem pinx idem sc der Englische Gruß idem pinx idem sc die Verurtheilte Susana idem pinx Poilly sc 7 - die Tochter Jephta idem pinx idem pinx Audran sc 8 - die Tochter Pharaons 9 - die Königin Ester idem pinx idem sc 1 0 - Zwey Exemplare von der Cleopatra Netscher pinx Wille sc 11 - Vier abtruk Von dem König in Preusen Pesne pinx idem sc 1 2 - die geschichte vom Meleager Le Brun pinx Picart sc 1 3 - Zwey Exemplare vom Mr Massé Wille sc Drevet sc 1 4 - das Portrait Vom Cardinal Fleury Rigaud pinx 1 5 - das Portrait Vom Cardinal Polignac idem pinx Chereau sc 1 6 - des Marschais von Sachsen u Löwendahls Portrait idem pinx Wille sc 1 7 - das Portrait Vom Cardinal Bouillon idem pinx Preisler sc

123 344 58 64

3 7 6 14 12 6 9 3

Ich Bin So lang ich lebe, Ihr Wahrer freünd, und gehorsamster diener Zürich 1. April 1757. J. Caspar Füessli Archives Nationales Paris 219 AP. Erstdruck bei Y. Boerlin-Brodbeck, S. 144-145. 19 die vortreffliche Schrift] vgl. Willes Brief an J. C. Füssli vom 4. Dezember 1756. 32 Mr Massé] Jean-Baptiste Massé, Peintre et conseiller de l'Académie Royale, von L. Tocqué gemalt und 1755 von Wille gestochen, Le Blanc Nr. 130, Nagler Nr. 71. 32 Cleopatra] La mort de Cleopatra (1754), nach einem Gemälde Netschers, das sich in der Sammlung des Comte de Vence befand (Le Blanc Nr. 5, Nagler Nr. 108). 36 mein Sohn] Johann Rudolf Füssli (173 7-1806). 69 den so schönen Tractat Von herrn Winkelmann] Gedanken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Malerey und Bildhauerkunst, Zweyte vermehrte Auflage, Dresden und Leipzig 1756. 72 Project von einer Kunst Zeitung] Die Zeitschrift der Augsburger Akademie Pallas ist 1756 eingegangen. Johann Friedrich Reiffenstein sollte Herausgeber einer neuen periodischen Kunstzeitschrift werden, aber der Plan zerschlug sich. Erst 1770 entstand eine neue Zeitschrift fKunstzeytung der Kayserlichen Akademie; 1771 Augsburger Kunstzeitung; 1772 Augsburger monatliches Kunstblatt^. Zu den mit der Augsburger Kunstzeitung verbundenen Hoffnungen Willes, vgl. Boerlin-Brodbeck, S. 94-102. 79 dießen Krieg] Der Siebenjährige Krieg (17561763). 91 seinen Netscher beschleunigen] aus dem Gemäldekabinett des Baseler Kunst-

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liebhabers Emanuel Ryhiner-Leissler (1704-1790) sollte Wille ein Bild stechen ( vgl. FussIis Brief an Wille vom 23. April 1756), was aber anscheinend nicht zustande kam. 95 Abrégé de la vie] Antoine Joseph Dezallier d'Argenville, Abrégé de la vie des plus fameux peintres avec leurs portraits gravés en taille-douce, les indications de leurs principaux ouvrages, quelques réflexions sur leur caractère et la manière de connaître les desseins des grands maîtres par M*** de l'Académie des sciences de Montpellier, 3 Bde, Bure l'aîné, Paris 1745-1752. 97 Lépicié] François Bernard Lépicié, Catalogue raisonné des tableaux du Roy avec un abrégé de la vie des peintres, Vignettes de Cochin, 2 Bde, Imprimerie royale, Paris 1752-1754. 100 Dorigni] vgl. J. C. Fiisslis Brief vom 10. November 1756. 110 König in Preussen] Es gibt drei verschiedene Fassungen vom Porträt des Königs von Preußen durch Wille: 1. Frédéric II. Roi de Prusse. Electeur de Brandebourg, nach einem Gemälde von Antoine Pesne, 1757 von Wille gestochen (vgl. Le Blanc Nr. 151, Nagler Nr. 38). 2. Frédéric II. Roi de Prusse. Electeur de Brandebourg, né à Berlin le 24 Janvier 1712, nach einem Gemälde von Antoine Pesne, von Wille gestochen, O.D., ( vgl. Le Blanc Nr. 152, Nagler Nr. 39). 3. Charles Frédéric, Roy de Prusse, Electeur de Brandebourg, né à Berlin le 24 Janvier 1712, nach einem Gemälde von Antoine Pesne, 1757 von Wille gestochen (vgl. Le Blanc Nr. 153, Nagler Nr. 40). Der bekannteste und meist verbreitete Stich ist wohl der erste. 115 des Marschais von Sachsen u Löwendahls Portrait] Maurice de Saxe, D u c de Curlande et de Semigallie, Maréchal de France, 1745 von Wille gestochen, nach einem Gemälde von H. Rigaud (Le Blanc Nr. 121, Nagler Nr. 72); Woldemar de Loewendal, Comte du Saint Empire, Chevalier des Ordres du Roi, Maréchal de France, 1749 von Wille gestochen, nach einem Gemälde von M. Q. de la Tour (Le Blanc Nr. 122, Nagler Nr. 54).

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An Johann Conrad Seekatz Paris, 18. Juli 1757

Paris, den 18. Julius 1757 Hochzuehrender Herr! Ein Mitbruder, ein Patriot suchet die Ehre Ihrer Bekanntschaft. Ich aber bin der patriotische Mitbruder, welcher diese Kühnheit begehet. Ich bitte Sie, mein Verfahren zu billigen! Der Beweggrund ist ein gewisses Anliegen, welches ich Ihnen, nach meiner angebornen Freyheit, zu entdecken mich unterstehen werde. Erlauben Sie mir aber, hochzuehrender Herr, daß ich Ihnen vorher eine kleine Begebenheit erzähle. Mein bester Freund, Hr. Ebers, Wechsler dieser Stadt, brachte heute zwei Gemälde zu mir, um darüber meine Meynung zu erfahren. Ich ergriff sie begierig und seine ersten Worte waren: Ha, wer diese gemacht hat, kann bessere machen, wenn er es will. Hier ist Feuer und Geist! Dann fuhr ich fort: Zusammensetzung, Farbe und Haltung haben gewiß ihren guten Werth. Die Charaktere, welche angebracht sind, bestehen in der Natur und sind daher genommen. - Nun wollte ich wissen, von wem diese Stücke verfertiget wären? Von Hrn. Seekatz waren die Worte meines Freundes. Von Hrn. Seekatz? Wohl! O was war mir lieber zu vernehmen! Es sind die ersten Stücke, welche ich das Vergnügen habe, von Ihrer geschickten H a n d zu sehen. Aber

welche Stücke sind es? Das eine, ein Nachtstück, stellet Räuber oder Zigeu-

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ner-Gesindel vor. Es hat eine Kirche bestohlen, welche man im Grunde siehet. Vorne stehet ein rothgekleideter Schelm mit einer Fackel in der Hand. Er scheint mir der Führer seiner Bande zu seyn, denn er befiehlt. Zu seiner Linken, neben gestohlenem Kirchengeräthe, kniet ein Weib mit zerstreuten Haaren, welche jetzt mit grimmigen Fäusten ein Schaaf erwürget hat. Zu seiner Rechten ist ein Geselle im Begriffe, einen Kasten auf seine Schultern zu heben. Das Nebenbild stellt einen denkenden Dieb vor, er stehet und rauchet, er denket aber, wie mich dünkt, nur an seinen Krug, welchen er in seiner Rechten hält. Auf dieser Seite liebkosen ein paar Leutchen, welche auf der Erde sitzen. Hinter diesen hänget ein Kerl ein getödtetes Vieh an eine Mauer, ein zweyter hält Gedärme auf einem Teller. Zur Linken wird gekocht. Aus diesen Paar Worten werden Sie, hochzuehrender Herr, merken, von welchen Gemälden ich die Ehre habe, Sie zu unterhalten. Das letztere Stück ist ein Tagstück. Nun folget mein gewisses Anliegen. Nämlich ich wünschte mir ein Stück von Ihrer Hand zu erhalten, welches aber so gut wäre, als Ihnen nur möglich zu verfertigen wäre. Denn wenn es nach meinem Sinne ausfällt, woran ich gar nicht zweifle, so sollte es in Kupfer erscheinen, damit die Welt erfahre, was Sie, hochzuehrender Herr, in der Malerey vermögend sind. Belieben Sie nur vorzustellen, was Ihnen selber gefällt, aber nur keine Kirchendiebe und kein Nachtstück. Für die wunderbaren Mienen und die Gesichter, welche dasjenige ausdrücken, was jezt die Seele bey dieser oder jener Beschäftigung denket, lasse ich Sie sorgen. Ich habe aus Ihren Gemälden ersehen, daß Ihnen ein gutes Gefühl in diesem vorzüglichen Theile eigen ist. Was aber die verschiedenen Stellungen anbelangt und nachdem ihre Composition zusammen ist, so bin ich versichert, daß Sie sich die Mühe geben werden, (wegen unserer Absicht) jede Stellung mit einigen Strichen nach der Natur zu zeichnen, damit die Bewegungen der Figuren, so wie die Falten der Kleidungen recht wahr werden möchten und so bey Allem. Ich sage dieses nicht, als ob ich so etwas Ausgearbeitetes verlangte, wie man es an Dauw und Mieris gewahr wird, nein, Ihre Art zu mahlen gefällt mir wohl, sie ist fett und herzhaft, dieses liebe ich. Das Maaß des Gemäldes dürfte eilf französische Zolle hoch und vierzehn breit werden und so könnte es von der nämlichen Größe in Kupfer erscheinen. Ich bitte Sie aber (gesezt, Sie werden mein Verlangen erhören,) mir, ehe Sie die Arbeit anfangen, zu melden, wie viel Sie dafür zu verlangen belieben. Sie haben ersehen, daß ich mir ein Stück wünsche, woran Sie Ihre ganze Kunst erblicken ließen, deßwegen ist es billig, daß ich bezahle, was billig ist und was ein Künstler zu bezahlen vermögend ist, der aber den Beutel eines reichen Mannes nicht besizt. Auch wollte ich lieber, daß mein Stück auf Kupfer gemalt würde, als auf Holz, denn dem Holze ist niemals recht zu trauen. Hier fühle ich, daß ich Ihnen Ihre Zeit

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mit diesem weitläuftigen Briefe verderbe, ich bitte deßwegen um Vergebung und habe die Ehre, mit aller Hochachtung aufrichtig zu seyn Meines hochzuehrenden Herrn unterthäniger Diener Wille Hier fällt mir etwas bey: Sollte es nicht angehen, daß Sie den Gedanken zu meinem Gemälde mit wenigen Strichen auf ein kleines Papier leichtweg aufzeichneten und mir ihn in die Antwort beylegten, welche ich von Ihnen hoffe? Dieses wäre mir deßwegen, damit wir den Geschmack des gemeinen Wesens desto besser treffen möchten, welchen ich ein wenig kenne. Ich liebe ein aufgeräumtes Wesen, welches aber nicht gegen die guten Sitten läuft. Kunstblatt, Nr. 68, 24. August 1826, S. 269-270. Seit 1757 ist J. C. Seekatz (1719-1768) Hofmaler in Darmstadt und steht als solcher in enger Verbindung mit den Frankfurter Malern. Die beiden erwähnten Gemälde haben wir nicht mit Sicherheit identifizieren können. 5 mein gewisses Anliegen] Diesen Bildauftrag hat Seekatz zuerst angenommen, wie aus Willes Brief vom 4. Januar 1759 hervorgeht, letzten Endes dennoch abgelehnt. Zu der ganzen Angelegenheit, vgl. Willes Brief an Seekatz vom 4. Januar 1759.

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Von Johann Joachim Winckelmann Rom, Mitte August 1757

Theurester Freund Unser Briefwechsel ist vornehmlich durch die Entfernung meiner itzigen Wohnung von Hrn. Mengs, durch uns, ich muß gestehen, schläfrig unterhalten. Wegen der unbändigen Hitze, die sich itzo geleget, habe ich ihn in ein paar Wochen nicht gesehen: denn er arbeitet an einer Decke in fresco in einem Kloster S. Eusebii, welches sein erstes Werck in dieser Art ist, und wegen der Behutsamkeit, die man in Rom nöthig hat, im Sommer den Ort nicht zu verändern, ist es Nacht und Tag in diesem Kloster. Hr von Hagedorn giebt mir Gelegenheit unsere Unterredung von neuem anzufangen. Er schreibet mir, daß die Herrn in Augspurg gesonnen seyn, sich zur Leipziger Gesellschaft zu schlagen. Ich will nicht hoffen, daß dieses ihr Ernst ist, denn alsdenn würden wir in Rom vergeßen, an die Gesellschaft zu gedencken. Gottsched und seine Zunft, welche niehmals vom Tenniers gehöret und da sie dieses Wort gefunden im Franz. Diet, nachgesucht, wo sie es nicht gefunden, und also auf die Meinung gerathen, es sey, wo von diesem berühmten Mahler in einer Abhandlung von der Mahlerey geredet worden, etwan anstatt deniers gesetzt, der Hand solcher Leute kann man sich nicht unterwerfen. Es scheinet unglaublich was ich angeführet, allein ich kann es beweisen.

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Von den verschiedenen Entwürfen und Arbeiten über die Alterthümer und die Kunst, welche ich in Rom angefangen habe, ist keiner ausgeführet; endlich habe ich mich entschloßen einen Versuch der Historie der Kunst zu endigen und ich bin mit demselben mehrenteils zum Stande. Dieses Werckgen werde ich nachher ins Welsche übersetzen. Die Historie der alten Künstler hat hiermit nichts zu thun; denn dieselbe kann man aus Büchern, und auch in Siberien schreiben, ich habe mich nur an das gehalten, wozu nur allein in Rom Gelegenheit ist. Diese Schrift hat II Theile. I. handelt von dem Anwachs, Fortgang, Fülle und Fall der Kunst und suchet so viel möglich ist, den Unterschied des Stils der alten Völcker, welche sie geübet, als auch insbesondere die Verschiedenheit des Stils unter den Griechischen Künstlern nach ihren Perioden mit ihren Kennzeichen zu erklären. II. Ist mehr Historisch, und zeiget wie die Kunst in Griechenland durch die Schicksale dieser Nation sich gehoben, und geneiget und gefallen, und in diesem Theil wird das Alter und die Zeit der besten Wercke nach Wahrscheinlichkeit] bestimmet, und von den vornehmsten ist eine Beschreibung, so viel die Kürze der Schrift erlaubet, angeführet. Es mögte etwa ein Alphabet und drüber betragen. Ich werde nicht eher die letzte Hand daran legen als bis ich Neapel und Florenz gesehen. Nach Neapel werde ich gegen den December gehen und nach Florenz künftiges Frühjahr, und damit es nach meinem Sinn gedruckt werde, so will ich es lieber dem Buchhändler schencken. Ich hatte einige Kupfer von ein paar noch nicht bekannte bassorilievi nöthig auf welche ich mich beziehe, und Herr Mengs findet hier niemand geschickt in aqua forti zu ätzen, er glaubet, da in Paris einige ihr Werck aus dieser Arbeit machen, es wäre beßer, mich bey Ihnen, theurer Freund zu erkundigen. Ich wünsche den Preiß zu wißen von einer Platte von 4 Figuren mit einer Architectur im Grunde von der Größe wie sie auf einem Titel-Blade in groß Octav anzubringen ist. Von meinen Umständen ein paar Worte zu melden, so befinde ich mich sehr wohl. Meine sehr kleine Pension wird richtig gezahlet, der Chur-Prinz hat mich der Königin von Neapel aufs Nachdrücklichste empfohlen; ich wohne sehr bequem, welches in Rom selten und eine große Glückseligkeit, ich kann mich der Achtung verschiedener Cardinäle, sonderlich S. E. des Hrn. E. Paßionei rühmen, bey welchem mir allezeit die Tafel offenstehet, und bey ihm kann ich die Wollüste des hiesigen Landlebens mit einer Freyheit ohne Grenzen in der besten Gesellschaft genießen, und ich werde den October mehrenteils auf seinem Lusthause bey Frascati zubringen. Ich bin nicht in Diensten und genieße nichts aus Rom und nehme für die Arbeit mit des Card. Archinto Bibliothec nichts an, als [H. an] den Gebrauch deßen Bücher. Es lebe die Freyheit! Dieser Brief gehet durch das Paquet des Card. Paßionei und werde zu Ende Nachricht geben, wie Ihre Briefe an

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Brief 49

mich ohne Unkosten überkommen können. Bleiben Sie mein Freund, ich ersterbe der Ihrige Winkelmann Ist es nicht möglich unsern Briefwechsel ohne Kosten zu machen? Ich kann meine Briefe allezeit frey schicken. Geben Sie Ihre Briefe dahin, wo Ihnen der meinige zugeschickt und schreiben Sie lieber auf denselben auf der Seite chez S. Emin. le Card. Passionei. Idee von einer Beschreibung des Apollo im Belvedere aus dem 2ten Theil der Schrift Ν. B. die ausführlichere Beschreibung der Statuen an diesem Ort wird zu seiner Zeit auch erscheinen. Die Statue des Apollo ist das höchste Ideal der Kunst unter allen Werken des Alterthums, welche der Zerstörung derselben entgangen sind: er übertrifft alle anderen Bilder deßelben so weit als des Homers Apollo den welchen die folgenden Dichter mahlen. Über die Menschheit erhaben ist sein Gewächs und sein Stand zeuget von der ihn erfüllenden Größe. Ein ewiger Frühling wie in dem glücklichen Elysien bekleidet die reizende Männlichkeit vollkommener Jahre (und spielet) mit gefälliger Jugend und spielet mit sanften Zärtlichkeiten auf dem stolzen Gebäude seiner Glieder. Gehe mit deinem Geist in das Reich unkörperlicher Schönheiten und suche ein Schöpfer einer Himmlichen Natur zu werden, um den Geist mit Schönheiten die sich über die Materie erheben, zu erfüllen: denn hier ist nichts sterbliches noch was die Menschliche (Noth) Dürftigkeit erfordert. Keine Adern noch Sehnen erhitzen und regen diesen Körper, sondern ein Himmlischer Geist der sich wie ein sanfter Strohm ergoßen, hat gleichsam die gantze Umschreibung dieser Figur erfüllet. Er hat den Python (erleget) wider welchen er zuerst seinen Bogen gebraucht verfolget und sein mächtiger Schritt hat ihn erreicht und erleget. Von der Höhe seiner Genügsamkeit gehet sein erhabener Blick wie ins unendliche weit über seinen Sieg hinaus: Verachtung sitzt auf seinen Lippen und der Unmuth den er in sich ziehet, blähet sich in den Nüsten seiner Nase und tritt bis in die stolze Stirn hinauf. Aber der Friede welcher in einer seeligen Stille auf derselben schwebet, bleibt ungestöret und sein Auge ist voll Süßigkeit wie unter den Musen, die ihn zu umarmen wünschen. In allen uns übrig gebliebenen Bildern des Vaters der Götter, welche die Kunst verehret, Äzeiget) nähert er sich nicht der Größe in welcher er sich dem Verstände des göttlichen Dichters offenbarte, wie hier in dem Gesicht des Sohnes und die einzelnen Schönheiten der übrigen Götter treten hier wie bey der Pandora in Gemeinschaft zusammen [Der folgende Satz ist noch nicht ausgearbeitet] Eine Stirn des Jupiters mit der Göttin der Weißheit schwanger und Augenbranen die durch ihr Winken seinen Willen erklären: Augen der Königin der

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Göttinnen mit Großheit gewölbet und ein Mund welcher denjenigen bildet, welcher dem geliebten Branchus die Wollüste eingeflößet. Sein weiches Haar spielet wie die zarten und flüßigen Schlingen edler Weinreben, gleichsam von einer sanften Luft bewegt, um dieses göttliche Haupt: es scheinet gesalbet mit 105 dem Oel der Götter und von den Gratien mit holder Pracht auf seinem Scheitel gebunden. Ich vergeße alles andere über den Anblick dieses Wunderwercks der Kunst und ich nehme selbst einen erhabenem Stand an, um mit Würdigkeit anzuschauen. Mit Verehrung scheinet sich meine Brust zu erweitern und zu er- 110 heben wie diejenige die ich vom Geist der Weißagung aufgeschwellet sehe und ich fühle mich im Geist weggerückt nach Delos und in die Lycischen Hayne, Orte die Apollo mit seiner Gegenwarth beehrte. Denn mein Bild scheinet Leben und Bewegung zu bekommen wie des Pygmalions Schönheit; wie ist es möglich es zu mahlen und zu beschreiben? Die Kunst selbst müßte 115 mir rathen und die Hand führen, die ersten Züge, die ich hier entworfen, künftig ... Ich lege den Begriff welchen ich von diesem Bilde gegeben zu dessen Füßen, wie die Kränze derjenigen welche das Haupt der Gottheiten, die sie krönen wollten, nicht erreichen konnten. Ich werde der Academie einen Aufsatz von etwas schicken, und vielleicht 120 noch diese Woche. Sie haben sich in einem Briefe an Hrn. Mengs erbothen, einen Ducaten für einen Bogen zu zahlen; ich ließe mirs gefallen auf diese Art ihnen andere Aufsätze zu schicken. Aber ich kann es ihnen selbst nicht vortragen und mag es auch durch Hrn. Mengs nicht thun laßen, mit welchen ich nicht zufrieden bin, daß er den unwürdigsten aller Menschen nicht so wohl in 125 Absicht der Kunst als seiner Aufführung, und der in meinen und vielen Augen ein declarirter H. ist, ich meine den Bayreuthischen Mäher Hiere der Acad. vorgeschlagen. Winckelmanns Briefe, Bd. 1, Nr. 184. 69 D i e Beschreibung des Apollo im Belvedere] Dieser Text wurde fast unverändert in die Geschichte der Kunst des Altertums aufgenommen. 120 Academie] Die 1762 in Zürich erschienenen Gedanken über die Schönheit und den Geschmack in der Mahlerey von A. R. Mengs waren ursprünglich der Zeitschrift der Augsburger Akademie zugedacht. Vielleicht hatte Winckelmann seinerseits einen Auszug aus der Geschichte der Kunst (etwa die Beschreibung der Laokoon- oder der Apollostatue) der Akademie zugeschickt.

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An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, 18. Oktober 1757

Den 18ten October 1757 Ich ersuche Sie, eine kleine deutsche, aber hier gedruckte Schrift von mir anzunehmen. Sie ist an Herrn Füßli in der Schweiz gerichtet, so wie mein

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Brief 50

Schreiben an ihn war. Weil dieses die Mahler von der alten deutschen Schule betraf: so hatte er vor gut befunden, es vor seinem zweiten Band der Geschichte der besten Mahler in der Schweiz drucken zu lassen. Weil es aber so fehlerhaft war gedrucket worden, so ward Herr Heilmann ohne mein Vorwissen bewogen es hier von neuem drucken zu lassen, weswegen ich erschrack, als er mir den ersten Abdruck zum Corrigiren sandte. Es sind nur 100 Abdrücke gemacht worden. Ich bitte Sie sehr, mir Ihre gütige Beurtheilung darüber zu melden. Dieser Schrift hatten sich zu meiner Ärgerniß diejenigen bemächtiget, welche anstatt des Herrn Wächtlers am ausländischen Tagebuche die deutschen Artikel machen. Sie haben sie im Französischen eingerückt; aber die guten Leute haben hin und her so wenig meinen Sinn getroffen, als sie die Sprache der Künstler verstehen. Wer von Künsten schreiben will, der muß selber ein Künstler seyn, sonst gehet die Sache durchaus nicht an. In diesem Falle hätte ich den Herrn Wächtler gewünscht, welcher nicht allein schon so ziemliche Einsicht hat, sondern welcher sich nicht schämet, mich bey seinen Übersetzungen zu Rathe zu ziehen. Herr Wasserschieben hat, zum Leide seiner hiesigen Freunde, uns schon vor zween Monaten verlassen. Er hat Ihren Brief und das Buch erhalten. Er hat mir es geheim gestanden, daß er bedacht wäre, Ihr ganzes Kabinett nach Kopenhagen bringen zu lassen, und erwolle einen gewissen dortigen Herrn bewegen, wo es möglich wäre, es zu kaufen. Sollte es nicht rathsam seyn, diese Sache zu verfolgen? Briefe über die Kunst von und an Christian Ludwig von Hagedorn, hrsg. von T. Baden, Leipzig 1797, S. 344-345. 2 hier gedruckte Schrift] Willes Einleitung über die altdeutsche Malerei zu J. C. Füsslis Geschichte und Abbildung der besten Mahler in der Schweitz, 2. Bd, Zürich, bei David Gessner, 1757 ( vgl. Willes Brief an Füssli vom 4. Dezember 1756). Unmittelbar nach dem Erscheinen von J. C. Füsslis zweitem Band der Künstlergeschichte hat Heilmann - angeblich ohne das Wissen Willes, sicher aber schon gar nicht J. C. Füsslis - einen Separat- oder vielmehr Raubdruck von Willes Vorwortbrief veranlaßt, der viele Druckfehler enthielt. Eines dieser Exemplare hat Wille mit dem Brief vom 18. Oktober 1757 an Hagedorn geschickt. Im folgenden Jahr wurde von Deutschland aus für die weitere Verbreitung von Willes Vorwortbrief gesorgt: der Text (nach Heilmanns Abdruck) erschien 1758 in der BSW ( vgl. Willes Brief an Füssli vom 4. Dezember 1756, Anm.). 1 2 - 1 3 am ausländischen Tagebuche] d. h. im Journal Etranger von Arnauld. Zu dem Journal Etranger, vgl. Brief Nr. 35. 22 Ihr ganzes Kabinet] Hagedorn wollte sein Kabinett geschlossen verkaufen. Vgl. Moritz Stübel, Christian Ludwig Hagedorn, Dresden 1912.

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Von Johann Joachim Winckelmann Rom, 1. Hälfte Dezember 1757

Es ist schon einige Zeit her, daß ich an Sie mit dem Paket des Cardinais Paßionei schrieb, ohne daß ich von Ihnen die geringste Antwort erhalten.

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Ich theilte Ihnen eine Stelle aus meiner Geschichte der Kunst mit, nämlich eine Beschreibung des Apollo so gut als ich dieselbe aus jenem Werke ausziehen konnte. Heute schreibe ich Ihnen mit der nämlichen Gelegenheit, damit unser Briefwechsel Ihnen nicht zu kostbar wird, und wenn Sie ein Viertelstündchen für mich übrig haben, so können Sie mir Ihre Briefe ohne alle Kosten mit dem Paket des Cardinais zukommen laßen ... Herr Mengs, der Ihnen viele Grüße sagen läßt, hat seinen Frescoplafond in der Kirche des heiligen Eusebius vollendet und fängt jetzt zwei Altarbilder an für die Kapelle des prächtigen Palastes des Königs von Neapel in Caserta. Für jedes Bild erhält er 600 Scudi. Erst vor kurzem habe ich den zweiten Theil der Récherches d'Antiquités des Grafen Caylus erhalten. Ich bin erstaunt, daß dießer Herr keinen Correspondenten in Rom hat, der ihm einige Nachricht ertheilen könnte, was ich gleich bei dem ersten Kupferblatte der Griechischen Alterthümer vermutet habe. Er hat sich zu sehr auf das Urtheil seines Kupferstechers verlaßen; allein er hätte wissen sollen wie weit die Kenntnisse dieses Mannes gehen. Diese Statue, welche dem Grafen Caylus Gelegenheit zu einer gelehrten Abhandlung gegeben, befindet sich schon seit mehrern Jahren auf dem Capitol, wohin sie von Tivoli mit andern Stücken aus der Villa Hadriani gebracht wurde. Dieser Umstand will nichts bedeuten, allein wenn man ihm sagen und beweisen kann, daß diese Statue nicht die Arbeit eines der ältern Griechischen Künstler sondern im Gegentheil eines der mittelmäßigsten ist, wie sie kurz vor dem Fall der Kunst, das will sagen, zur Zeit Hadrians lebten: so wird das, was noch das Beste in seinem Buche ist, unter den Tisch fallen. Denn es ist eine Statue, welche Hadrian im Geschmack des Egyptischen Stils hat machen laßen. Ich kann nicht umhin, diese Fehlgriffe in meinen Schriften aufzudecken; aber es soll nur mit zwei Worten im Vorbeigehen geschehen. Es ist nicht möglich über diesen Gegenstand außerhalb Rom zu schreiben, ohne irgend einen Fehler zu machen. Wenn der Herr Graf von Caylus die Wahrheit zu wißen wünschet, bin ich geneigt, ihm die nöthigen Aufschlüße zu ertheilen. Ich glaube, daß sich diese Statue schon im Museo Capitolino abgebildet findet; indeßen bin ich nicht ganz sicher, da ich dieses Werk im Augenblick nicht zur Hand habe. Allein, wenn es so ist und wenn man diese Statue dort für eines der ältesten griechischen Werke ausgibt, so würde dieß nichts beweisen; denn Herr Caylus muß wissen, wenn es ihm nicht schon bekannt ist, daß der Autor dieses Werkes, obgleich er Custode an der Vaticana, ein ausgemachter Pedant und ein armer Ignorant in der Kenntniß der Kunst war. Man würde wenig Ehre gewinnen, eine Kritik dieses Werkes zu machen. Aber das bleibt unter uns, obschon ich es allemal beweisen kann, wenn man es wünschen wird. Wenn Sie Gelegenheit haben, Herrn d'Hauterue, der, wie ich glaube, bei Herrn Marquis de Croixmare wohnt, zu sehen, so sagen Sie ihm tausend

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Grüße von Herrn Mengs und von mir; die Umstände, in denen er sich befindet, bekümmern uns sehr. Ich bin wie immer etc.

Winckelmanns Briefe, Bd. 1, Nr. 198. 3 eine Stelle aus meiner Geschichte der Kunst] vgl. Winckelmanns Brief von Mitte August 1757. 14 Caylus] Comte de Cay lus, Recueil d'Antiquités Egyptiennes, Etrusques, Grecques et Romaines, Paris 1756, Bd. 2. Gemeint ist der Kupferstich Nr. XXXIX. 4 3 d'Hauterue] Wille erwähnt ihn in seinem Journal am 4.11.1759 (I, 123).

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An von Mechel den Alteren Paris, 12. Februar 1758

Paris den 12 Hornung 1758 Mein Herr Sie haben mir die Ehre erwiesen mich mit einem Briefe zu beehren, und ich bin so nachlässig gewessen ihn, wie billig, auf der stelle Zu beantworten. Ich habe Ursache Sie um Vergebung Zu bitten, ich schmeichle mir zu erhalten, mein Verfahren machet mir wenig Ehre, ich muß es gestehen; aber es ist Vorbey. Meine besserung ist mein Vorsatz! Sie werden sagen, und ich würde Sie es nicht Verdünken wenn Sie sagten: das ist die Sprache der Sünder. Ein paar worte von Ihrem He. Sohne sind mir angenehmer aufzusezen, von diesem Schüler welchen ich liebe weil er es wehrt ist. Seine ehrbare aufführung hat meinen beyfall. Seine emsigkeit Zur kunst ist mein Vergnügen. Sein munterer geist weissaget mir seine künftige Größe, dieses alles Mein Herr treibet mich an, Ihnen, und dem Vaterlande mit der Zeit einen würdigen Mann zurücke zusenden. Ich halte ihn, diesem Zwecke immer näher zu kommen, besonders zur Zeichnung an. Es ist eine Nohtwendigkeit. Auf diesem gründe beruhet die ganze Kunst. Ohne sie ist ein künstler kein künstler; wohl aber das elendeste Mitglied unter seinen Mitbürgern, und wer wolte ein elendes Mitglied sey ? Ich bitte Sie sehr um die güthe der Madame von Mechel meine Empfehlung zu sagen, und daß sie sich über die Abwessenheit Ihres He. Sohnes nicht grämen wolle, daß er bey ziehmlich guthen Leuten Lebe und am geiste gedeihe. Sie haben die gewogenheit gehabt einen brief von mir an den He. von Hagedorn nach dreßden Zu besorgen, wovor Ihnen genau Verbunden lebet, der, welcher die Ehre hat mit völliger Hochacht zu seyn Meines Herrn unterthänigster diener Wille

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Ihr He Sohn hat mir schon zum zweitenmahle das kostgeld voraus bezahlet. Ich hoffe Sie werden diese worte von mir so guth als eine Quittung gelten zu lassen belieben, indem ich sie davor auszugeben getraue. Handschrift aus dem Bestand des Oberhessischen Museums Gießen. Signatur: Bg Wi 192. Der Adressat dieses Briefes ist der Vater von Christian von Mechel, welcher vom Oktober 1757 bis zum 26.1.1760 Wille s Schüler war. Der Basler Christian von Mechel kam nach erster Ausbildung in Nünberg, Bern (bei Aberli) und Augsburg zu Wille. Er war dessen »pensionnaire« und wurde von seinem Vater mit einem Kostgeld für die Lehrzeit ausgestattet (vgl. Journal I, 116).

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An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, 21. Februar 1758

Paris den 21 Hornung 1758 Mein Herr Baron! Einen großen Brief und Viele Zeilen müste ich schreiben, wann ich Ihnen meine Danksagung, wegen aller Ihrer mühe, vor mich, vorthragen solte und wenn ich nur einen Theil meines Vergnügens beschreiben würde, welches mich Ihre schäzbare Antwort von 6 hornung hat fühlen lassen, die Beschreibung welche Sie zu machen beliebet haben von den zwoo Landschaften des würdigen Herrn Dietrich hat mich verhindert verflossene nacht zu schlafen. Künstliche Sachen zu besizen, oder wenigstens zu betrachten ist meine Hauptleidenschaft. Jeder hat die seinige. Sie haben die gütigkeit gehabt mir zu melden daß ich sie nur alleine um 80 rh. (= Reichsthaler) erhalten könte, ich erkenne dieses als einen Vorzug welchen Sie und Herr Dietrich mir wollen angedeihen lassen. Ich werde dieses auch keiner Seele sagen, (außer dem He. Heilmann*, er ist wie mein anderes Ich und ein 15 Jahre lang geprüfter freund) Ich hatte daher keine ruhige Minute. Ich nahm meine 80 rthaler (ob ich gleich weis und gemerket habe daß ich die stücke auf wort und glauben würde erhalten haben) und lief damit zu meinem freunde, welchem ich meine Strickerin dediciret habe, dem H. Eberts, Banquirer, dieser wird alßo noch heute über frankfurt nach Dreßden gebiethen, daß man dem Hen. Dietrich in Lezter Stadt die gedachte 80 reichsthaler ausbezahle. Ich eile mich alßo diesen Brief auf die post zu bringen, das geld möchte sonst eher in Dreßden ankommen. Ich habe dem H. Eberts gesagt, damit er nicht merke um welchen Preiß ich die gemälde kriege, daß dieses geld zu einer kleinen Summe, welche man mir in Dreßden schuldig wäre, sollte gefüget werden. Er ist auch ein Liebhaber; allein er hat mehr geld als wir Künstler. Gott dieser Brief ist noch nicht ausgeschrieben und ich bin schon ungeduldig daß meine gemälde noch nicht hier sind. O, wie sehr solte es mich vergnügen wenn sie gleich in ein kästchen eingepacket würden, damit ich sie so bald erhalten möchte als möglich wäre. Man könte sie an H. Gottfried Richter nach Leip-

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Brief 53

30 zig senden (oder an wen He Dietrich wolte). Von da aber müsten sie an die Corespondenten des He. Ebers, nehmlich an die Hen. gebrüder Bansa nach frankfurt am Meine gesendet werden, mit der Nachricht sie dem He. Eberts Direktor der Reichspostwagen in Straßburg zuzuschicken damit sie dieser hierher an seinen Bruder den Banquirer sende. Man könte meine drey an35 fangsbuchstaben auf das kästgen sezen I. G. W. sobald diese He. Eberts hier siehet, so bald weis er daß es vor mich gehöret und sendet es mir ins hauß. Ich glaube dieses alles solte sehr guth und glüklich gehen! Es ist nicht nothwendig daß man das gemälde des H. Grafen von Vence zu den meinigen füge. Der He. G r a f ist bey der Armee im hanöverischen ich weis alßo nicht wie sich 40 alles in allem verhält. Zudem weiß ich den Preiß des stükes nicht. Mein Herr Baron ich habe vor etwa 6 Tagen dem He. Lautier aus Berlin zweyerley vor Sie mitgegeben, nehmlich La Tricoteuse hollandoise und zweene meiner gedruckten Briefe, damit wenn ia He. Börner die andern solte verlohren haben daß doch diese ankommen möchten, und Ihr lezter Brief hat 45 mir dieses muthmaßlich fats hernach bekräftiget. Auch ist ein Brief von diesen und eine Tricoteuse vor He. Dietrich dabey. Dieser He. Lautier wird sich in der Leipziger Ostermesse befinden. Von da hat er mir versprochen alles an Sie mit gelegenheit zu senden. Die sache war zu kurz angerannt sonst hätte ich zu H. Abt S. Non geschicket damit er ein paar stücke beygeleget so hätte welche fertig sind und ich doch selber noch nicht habe, sonst hätte ich die meinige an die stelle gethan. Ich werde mit He. Lempereur reden wegen seiner raddirten sachen. Ich verspreche sie voraus gewiß. Vatter und Sohn sind meine freunde. Zu He. Watelet werde ich auch gehen. Mein freund He. Heilmann ist sehr über die 55 ehre gerühret worden welche Sie ihm durch Ihre antwort haben wiederfahren lassen. Er wird sich selber gegen alle mühwaltung von herzen zu bedanken wissen. Ich hatte ihn noch gestern abend spätt hohlen lassen. Wie froh waren wir miteinander daß alles vor uns nach wünsch ausschlagen soll! Er freuet sich auf das Viehstück welches ihm He. Dietrich nun machen wird ganz 60 ungemein. Nur er hat vergessen ob er dem He. Dietrich 20 oder 25 dukaten gebothen habe. Er möchte dieses gerne erfahren, damit sobald er nachricht erhält daß das gemälde fertig sey, er den einen oder andern Preiß augenblicklich nach Dreßden mit vielem danke übermache. Ich wolte wünschen daß diesem redlichen freunde seine begierde bald gestillet werde. Er ist ein 65 Anbeter von He Dietrichs Arbeit und er hat recht. Wir freuen uns recht sehr daß die franzosen nach und nach glauben daß die deutschen künstler seyn können. Man verkaufet iezt die gemälde des He. heinicke hier. Ich habe eins an mich gekaufet welches Alexander Thiele gemalt hat. ich mache keine Be70 Schreibung davon. Es wird Ihnen wohl bekandt seyn. Ich vergnüge mich recht daß ich es habe. Es befindet sich ein schön ausgearbeitet stük von herrn

Februar 1758

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Dietrich auch da, auf welches ich sehr (spanne); es ist mir aber himmel bange. Ein paar Nebenbuhler sind mir (gennet) worden. Sie haben mehr geld als ich, daher muß ich sie fürchen; mehr einsieht in die güte der Arbeit aber haben sie nicht. Belieben Sie doch bißweilen den He. dietrich an die stüke zu erinnern welche ich gerne nach ihm heraus geben wolte. ich meine ein paar halbe, oder ganze, angekeidete, anmuthe frauensfiguren, er kan sie Thun lassen was er will. Ich werde mein Versprechen Ihnen eines zu dediciren genau und mit Vergnügen zu erfüllen suchen. Ich bitte sie sehr an keine ahrt dank- 80 barkeit zu gedenken. Ihre schäzbare gewogenheit ist das einzige welches meinem herzen schmeichelt, über das andere ist meine ahrt zu denken weg. die stüke welche He. Casanova von He. Dietrich ertappt hat, welche sie beschreiben wo in dem (Riß im Text) Pollenburgische ruinen seyn sollen, habe ich nicht gesehen. Ich bin Ihnen auch ungemein verbunden wegen der Nachricht 85 welche sie von meinen werken in die Bibliotheke der f. Künste gesezet haben. Ich werde bey Cavellier fragen ob er dieses werk hat. Ich habe die Ehre mit der größten hochschäzung zu seyn Meines Herrn Barons unterthänigster diener Wille *Ich hoffe daß er diesen Sommer in der königl. Akademie wird angenommen werden. (Auf dem Blattrand der letzten Seite)·. Was Ihnen von meinen Bildern möchte angenehm seyn bitte zu melden, den Schiffbruch des Balchou will ich auch 95 übersenden. Bekümmern Sie sich wegen des Preises nicht. Es soll meine sache seyn. Ich bin froh gelegenheit zu finden Ihnen einiges Vergnügen zu machen! was ich sage ist von ganzem Herzen. (Auf dem linken Blattrand der ersten Seite): gestern erhilt ich, ohne zuvor etwas davon, zu wissen, zwo schöne Zeichnungen von He. Brinkmann aus 100 Manheim. Er schrieb mir er hätte gehoffet sie mir selber mit zubringen; aber er hätte abermahl diese reise verschoben. Ich bin so froh über diese stüke daß ich alle augenblicke aufspringe sie anzusehen. Sie werden sagen ich wäre wie kind. Es ist auch wahr ich muß das gestehen. (Auf dem oberen Blattrand der ersten Seite): sobald uns der frühling schöne 105 Tage schenken wird, sobald werde ich wieder landschaften zeichnen laufen; auch so frey sein Ihnen einige zusenden. Weite entfernungen erlauben mir meine Augen nicht anzubringen. Mit nahen gegenständen, durch Beyhülfe der gläßer haue ich mich noch ziemlich herum. An dem Journal Etranger arbeitet iezt He. Sellius ehmaliger Professor in 110 Halle und He. Magister Fundt aus Straßburg, die übersezung welche von meinem Schreiben ist gemacht worden ist elend und ohne mein Vorwissen gemacht wie sie selber sehen werden so bald Sie das original lesen werden.

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Brief 53

Handschrift aus den Beständen der hessischen Landesbibliothek Wiesbaden. Signatur: Nr. 253. 18 meine Stickerin] Tricoteuse Hollandoise, 1756 von Wille gestochen, nach einem Gemälde von F. Mieris ( vgl. Le Blanc Nr. 64, Ν agier Nr. 168). Der Kupferstich wurde dem Pariser Bankier Eberts gewidmet.

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Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 27. März 1758

Monsieur très Illustre amy et Cher Confrère Vous devez Etre Surpris de ne point avoir recû une lettre de remerciment de ma part pour la vie interressante que vous m'avez Envoyé il y a trois mois; voici Exactement La Cause en recevant la vie de Rugendas de votre part, mon premier Soin fut de la lire, J'avois pour lors chez moy un de mes amis, Mr Brochant, auditeur a la Chambre des comptes de Paris, qui demeure pour quelques tems a Rouen, en nommant, Rugendas, il me dit qu'il avoit deux tableaux de ce maitre chez Son Pere a Paris, et il me promit de les faire venir a Rouen, il étoit important pour moy de voir des ouvrages de ce maitre dont Je ne Connoissois que les Estampes quii avoit gravés, ces tableaux qui devoient arriver en huit Jours ont Etés promis de Semaine en Semaine et ne viennent d'arriver que dans le moment par le Carosse de votre ville. Le premier est un trésorier de guerre qui paye en plaine Campagne les troupes qui defilent devant luy. et l'autre est une ville dont il paroit que l'on a fait le Siège plusieurs Soldats Sont a garder de la grosse artillerie. Je ne Connois point de peintre de nos Jours qui a la Couleur et la facilité que l'on remarque dans ces tableaux, tout y paroit fait au premier coup et dans le Jour; une légèreté dans la touche donne des formes Juste a tous ce qui est representé. Je les Etudieray Exactement pour porter un Jugement que vous avez déjà très bien fait remarquer dans la vie que vous m'avez Envoyée. voila mon Cher amy la cause de mon retard a vous Ecrire, on me faisoit Espérer tous les Jours et on m'amussoit par pure négligence. Je mettrés Jeudy prochain au Carosse de Paris une petite Caisse avec des liqueurs des Isles amériques, Je vous prie des les Envoyer Chercher Samedy premier avril et les recevoir pour vous de ma part, Sans dire a Mr et Mde Eisen que ce la vient de moy, n'ayant point l'occasion de leurs en Envoyer les anglois ont tout pris, celle cy est venue de Marseille par terre, et on est Certain qu'il ne S'en trouve de cette Espèce pas trois fois autant dans notre ville. Je ne vous marque point tout ceci pour que vous m'en ayez plus d'obligation, primo cela ne me Coûte rien c'est un présent que l'on m'at d o n n é et q u e Je v o u s E n v o y d e m ê m e , cette E s p e c e d e liqueur n ' e s t p o i n t

mal faisante n'ayant point une goûte d'Esprit de Vin pour la fabriquer.

März 1758

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Je compte faire un voyage de fiandre et partir d'icy vers le 9 ou 6 d'avril Si vous avez quelques ordres a me donner Je vous prie de vous Servir de moy en toutte occasion. Je présente mes Respects a Madame Wille et a Madamoiselle, J'embrasse notre Cher Petit ami, et Suis avec la plus Tendre amitié. Monsieur Très Illustre amy et Cher Confrère. Votre très humble Et très obéissant Serviteur Descamps ma femme vous présente et a Madame wille mille Civilitées de Sa part. Rouen ce 27 mars 1758. Archives Nationales Paris 219 AP 4 Rugendas] Wille hatte J. C. Fiisslis Vita G. P. Rugendas ( J. C. Fiissli, Leben Georg Philipp Rugendas und Johannes Kupezki, Zürich, beim Verfasser, 1758) für Descamps übersetzt, der sie dann für den 4. Band seiner Vie des peintres benutzte ( vgl. BoerlinBrodbeck, S.91).

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An Jean Baptiste Descamps Paris, 29. März 1758

Paris ce 29 mars 1758 Monsieur très Célèbre et digne Ami! Il y a environ six semaines qu'on m'apprit que vous étiez parti pour la fiandre, cella me rasura et m'otoit Tout inquiétude pour votre santé; mais hier je fus surpris et charmé de recevoir de vous une lettre de Rouen qui me marque que le voyage dans cette chère patrie et encor a faire, et que la vie de Rugendas vous étoit parvenue. La circonstance est admirable qu'un de vos Amis se trouvant chez vous et possédant justement comme a point nommé, deux Tableaux du maistre en question. J'en suis ravi que Tout a concurru pour vous mettre en état d'apprécier le mérite de ce peintre et de juger des diverses degrés de ses talens par vous même. Il faut que ie n'oublie pas icy de relever une faute qui s'est glisé dans l'Anecdote que J'ay ajouté a la fin de la Vie de Rugendas. J'ay dit que le Général Steinbock fut pris par les Dannois. cella est contre la vérité de l'histoire, ce furent les Saxons et les Russiens, auxillièrs du Dannemark, qui saisirent ce Commandant de l'armée Suédoise dans le Combat. J'ay consulté l'histoire pour le fait, qui y est rapporté comme J'ay l'honneur de vous le marquer icy. J'ay gravé le Portrait du Roi de Prusse. Votre prétendu départ pour la fiandre m'a empêché de vous envoyer une épreuve; mais dois ie vous l'envoyer pendant votre absence? Je possède ausi le second vollume des Peintres suisse qui vous est destiné de ma part. Voicy les principaux Artistes dont il est fait mention: Jean Petitot, Rodolf Werenfels, Jean Dünz, Jean Brandenberg, George Brandmüller, Pierre françois, Mola ou le Mole, Wilhelm Stettier,

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Brief 55

Jacques Antoine Arlaud, Jean Rodolf Huber, Anne Waser. Pluisieurs de ces Artistes méritent d'être conservé par votre exellente plume. Sur Tout n'ouubliez pas mademoiselle Waser, cette aimable et vertueuse fille a joui, et jouit encor de sa reputation en Allemagne. Mr Fuesli a introduit dans son histoire plusieurs personnes célèbres mais qui n'étant pas peintres, comme Keller, Morell et frey, cella me paroit contraire au titre de son livre. Il l'a senti lui même en s'excusant dans son avantpropos et dans une lettre qu'il m'écrivit disant qu'il doivoit complaire aux fammilies de ces personnages illustres. J'espère pouvoir vous procurer dans peu la Vie du singulier Kupezki que Tout l'Allemagne a conu. S'étoit un homme admirable dans son Talent mais rustre dans sa façon de vivre, ayant pour ainsi dire moins de complaisance pour les souverains et Têtes Couronés que pour son Cordonnier avec Tous cella les grands le recherchèrent avec empressement. Vous senté que cella ne pouvoit être par a port a son urbanité. Permetté mois icy Monsieur et très cher Ami de vous remercier de votre présent que vous voulé bien me faire et qui est en Chemin. J'avoue que de Telles liqueurs doivent être rare dans le tems ou nous sommes; mais ie ne saurais comment reconnoitre ces marques de votre Amitié et de votre bon Cœur! Je ne manqueray pas de faire retirer samedy qui vient cette Caisse qui arrivera près de notre maison. Je fait de vœux pour votre voyage de fiandre qu'il soit hereu! comme ce pays est la Patrie des bons desseins, promené vos yeux un peu par cy par la, dans l'intention d'en rapporter quelques uns de ceux qui sont si admirable pour la touche et l'esprit. Vous me ferai pour lors plaisir de m'en ceder une couples que ie payerai vollontie et de grand cœur, pour augmenter ma collection de quelques beaux desseins que ie possède et qui n'a guère augmenté depui du tems. Je vous prie d'assurer Madame Descamps de mes respects. Ma femme mon fils ma sœur m'ont chargé de vous faire e l'un et a lautre mille Complimens de leur part. J'ay l'honneur d'être avec Tout la Considération imaginable et l'amitié la plus sincère Monsieur Très Célèbre et digne Ami Votre Très humble et très obéissant Serviteur Wille

Bibliothèque Municipale de Rouen, Signatur: Ms. Duputel 876. 7 Rugendas] vgl. vorigen Brief. 18 Portrait du roi de Prusse] 3 Möglichkeiten (vgl. J. C. Füsslis Brief an Wille vom 1. April 1757). 2 0 - 2 1 le second vollume des Peintres suisses] J. C. Fiissli, Geschichte und Abbildung der besten Mahler in der Schweitz, Bd. 2, Zürich, bei David Gessner, 1757. 32 Kupezki] J. C. Füssli, Leben Georg Philipp Rugendas und Johannes Kupezki, Zürich, beim Verfasser, 1758.

April 1758

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Von Johann Caspar Fiissli Zürich, 12. April 1758

Mein Herr! Seit dem glüklichen Tage, der mir die Ehre gab, unter ihre Freunde gezählet zu werden, seit diesem Tage habe ich es für meine angenehmste Beschäftigung gehalten, Ihnen einen unwiedersprechlichen Beweis zu geben, wie sehr ich sie schäze: Man sagt zwar, dass auch die zärtlichsten, die uneigennützigsten Freundschaften von sich selbst anfangen, und zwar meistens aus einer nicht zu lautern Quelle: Werden Sie mir es glauben, wann ich dieses nicht für den Ursprung von der unsrigen angebe? ich fürchte mich sehr zu schmeicheln. Doch ist dieses gewiss, dass die Liebe für das gemeine Vaterland, nebst einem unumschränkten Geschmak für das allgemeine Verdienst das schönste Band derselben sey: Seelen, die für das Vaterland gleiche Triebe begeistern, finden sich immer. Die gegenwärtigen Blätter sind bestimmt, zween Männer der Dunkelheit zu rauben, die unserm Vaterland Ehre machen. Wem sollte ich dieselben zueignen? als dem grossmüthigen Freunde, der durch sein Beyspiel bewies, dass zärtliche Freundschaft nicht immer auf beyden Seiten winkende Verdienste fordert; dass pochendes Bestreben nach demselben, und reine herrschende Neigung in der einen Waagschale, dem Liebenden, eben so viel wägen als wirkliches Verdienst mit seiner ganzen Grösse in der andern. Nehmen Sie diese Blätter gütig an, Mein Herr, beurtheilen Sie dieselben, dann verlange ich kein anderes Urtheil, und Sie kein reineres Zeugniss, mit wie viel Wahrheit und Zärtlichkeit ich mich nenne Mein Herr! Ihren unterthänigen Diener und Freund J. C. Füßli Zürich, den 12. April, 1758 Johann Caspar Fiissli, Leben Georg Philipp Rugendas und Johannes Kupezki, Zürich 1758, Einleitung. Vgl. Boerlin-Brodbeck, S.145.

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Von Johann Joachim Winckelmann Neapel, {nach Mitte April 1758)

Mein edler Freund, In Neapel habe ich Ihr Schreiben erhalten, mein Freund! wo ich wünschte Sie umarmen zu können. Aus der Fülle meiner Seele möchte ich schreiben, was ich empfinde, um Ihnen das Herz zu zeigen, das gewaltig in mir schlägt von entzückenden Vergnügen, die jemals ein Freund gefühlet. - Freund, welcher der Menschlichkeit Ehre macht, und den Wehrt der höchsten men-

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Brief 57

schlichen Tugend erhöht! wie soll ich antworten? wie soll ich annehmen, was Sie mir schenken? Stolz über mein Vaterland, fruchtbar an Freunden, und über den, den niemals mein Auge gesehen, gehe ich in Betrachtung Gott so ähnlichen Seelen fast bis zur Empfindung eigener Würdigkeit, zu welcher mich Freunde erhöhen. Aber erniedriget und bloß, läßt mich meine Unwürdigkeit in Verwirrung, und ob ich gleich ein Mittel sehe, unserem Vaterlande wißen zu lassen, wie es sich zu schätzen hat über zwey Menschen, die weit erhaben sind, über den Begriff der Mächtigen der Welt, so bleibe ich ungeduldig, weil es Zeit gebrauchet es auszuführen, und dennoch der That nicht würdig werden kann. Freund mit dem mich eine geheime Zuneigung unter einem entfernten Himmel verbunden! ich schrieb schon zu Anfang unserer schriftlichen Unterredung mit der Vertraulichkeit eines Freundes, und dieses war allein die Absicht, wenn ich etwas, so mir nicht mehr bekannt ist, von meinen Umständen gemeldet habe, die keinen Purpur rührten; ich schiene verlassen zu seyn, aber der würdige Mann, der billig Freund und Vater heißt, welcher mir meinen kleinen, aber mir zulänglichen Unterhalt aus Sr. Maj. Händen besorgt, gedachte an mich in den großen Nöthen, die uns betroffen haben, und ich säumete nicht, meine Reise nach Neapel zu beschleunigen. Ich habe mich über vier Wochen in Portici, wo die herkulanischen Alterthümer sind, aufgehalten, und werde in 8 oder 14 Tagen nach Rom zurückgehen, von da ich weitläuftiger schreiben werde. Ihr Schreiben ist gelesen und hochgeschätzt, von einem der Würdigsten Menschen unserer Nation, Herren Grafen von Firmian, Kaiserl. gevollmächtigten Minister allhier; er hat eine Abschrift von demselben verlanget. Sie sehen also, mein Freund, ich bin nicht in Noth, aber ich schicke dennoch das Geschenk nicht zurück, es bleibt bis zur Verfügung derer die es gegeben, bey mir, und da ich der Großmuth Ihrer Seelen nicht zu nahe tretten will, so darf ich nicht weiter reden. Dem edlen Fueßli werden Sie meinen Brief übersenden! die Hälfte meines Herzens sollte er haben, mit dem sichtbaren Gefühl der Sehnsucht deßelben nach ihm. Du aber, da Worte zu unkräftig sind, begnüge dich in dem Bewußtseyn einer großen That, und erwarte von andern, was mir versagt ist zu thun. Ich ersterbe Winkelmann [Nachschrift in Rückübersetzung aus der französischen Übertragung des verlorenen Originalbriefs:] Damit mein Schreiben Dein Werk werde, überlasse ich Euch die ganze Sorge. Ich wünschte wohl, ich hätte dem Churprinzen nicht meinen Vorsatz wissen lassen, ihm dieses Werk zu widmen, damit ich selbst der Academie selbst widmen könnte. Aber da die Sache so liegt, werde ich versuchen, die Zuschrift so kurz, so erhaben und unser so würdig als möglich zu machen.

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Man muß die Prinzen niemals fühlen lassen, wenn man ihnen ein Werk widmet, wir mehr Ehre davon haben als sie. 50 Winckelmanns Briefe, Bd. 1, Nr. 208. Aus dem Brief Wittes an Filssli vom 10. Juni 1758 läßt sich der Inhalt eines Briefes Winckelmanns an Wille von Mai 1758 rekonstruieren, in dem von den Antiquitäten im Salernischen Meerbusen die Rede war. (Winckelmanns Briefe, Bd. 1, Nr. 216). In Winckelmanns Brief an Bianconi vom 22. 7.1758 findet sich eine Anspielung auf einen Brief an Wille von Juli 1758 (Winckelmanns Briefe, Bd. 1, Nr. 224 a). In seinem Brief an Füssli vom 6.11.1759 berichtet Wille von einem Schreiben Winckelmanns, in dem dieser ihm mitteilte, seine Geschichte der Kunst müsse in Sachsen gedruckt werden ('Winckelmanns Briefe, Bd. 1, Nr. 256 und Wittes Journal I, 123). 2 Ihr Schreiben] Auf Wittes Veranlassung hatte J. C. Füssli mit anderen Schweizern zusammen durch Bereitstellung finanzieller Mittel Winckelmann den Aufenthalt in Neapel ermöglichen wollen (auch der Schriftsteller Bodmer hatte sich an der Spende zugunsten Winckelmanns beteiligt, wie er an Sulzer am 29.3.1758 schreibt). Witte hatte seine Hilfsaktion eingeleitet, ohne zu wissen, daß Winckelmann inzwischen seine Pension von P. Rauch bekommen hatte und seine Reise nach Neapel nun verwirklichen konnte. Winckelmann erhielt die Geldsumme in Neapel, zusammen mit einem verlorengegangenen Brief Wittes. Die Spende bestand in 15 Zecchinen - also einer recht bescheidenen Summe. In Johann Caspar Füsslis Geschichte von Winckelmanns Briefen an seine Freunde in der Schweiz (Zürich 1778) befinden sich Auszüge aus verlorenen Briefen, die sich auf Winckelmanns finanzielle Unterstützung beziehen (vgl. Boerlin-Brodbeck, S. 145). Witte an Füssli ( 5. Januar 1758): »Was Sie von meinem Freund dem Herren Winkelmann gesagt haben, ist unvergleichlich. Es freuet mich, daß er Ihren Beyfall erhalten hat. Dieser würdige und fast einzige Gelehrte in seiner Art, hat mir noch vor ein paar Tagen geschrieben, und leider, seine Schrift ist mit bittern Klagen angefüllet...« Wille an Füssli (6. Januar 1758): »... Heute bin ich so glücklich gewesen, zwey Eiferer zu finden, der eine gibt 24 Rthlr., der andere 48 Rthlr. Gott wie bin ich so froh! nun will ich noch einige bereden, damit die Summe so stark werden soll, mit dem, was ich zu zusezen gedenke, daß Herr Winkelmann seine Reise nach Neapel thun kann ...« Füssli an Witte (zwischen Januar und März 1758). Begleitschreiben zu dem für Winckelmann gesammelten Geldbetrag: »...Das Beste glaubte ich, wäre, dem Fingerzeig Herrn Wills zu folgen, und mich an edeldenkende, Menschenliebende Herzen zu wenden. - Allein anfangs verfehlte ich meines Zweks: 'wir kennen deinen Winkelmann nicht, sagten diese liebreichen Seelen ' - Nur drey Freunde dachten besser. - Sie trugen eine Liebessteuer aus warmem Herzen zusammen, die freylich für einen Mann, wie Winkelmann, gering, immer aber eine überzeugende Probe ihrer Achtung für seine hervorstechende Verdienste war. Nichts blieb mir bey dieser traurigen Lage mehr übrig, als auch meine schwachen Kräfte auf die Folter zu spannen, um eine nicht ganz unbeträchtliche Gabe heraus zu bringen. - Dieselbe übermachte ich Herrn Wille, mit Bitte, sie mit der seinigen zu vereinen, und an den Ort ihrer Bestimmung zu übersenden ...« 21 der würdige Mann] P. Rauch 42 französische Übertragung] Das Manuskript dieses Briefes ist nicht erhalten. Eine französische Übersetzung des Briefes erschien in: J. J. Winckelmann, Lettres familières de M. Winckelmann, Amsterdam 1781, Bd. 2, S. 217220 (die Nachschrift: S. 219-220).

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Brief 58

Von de la Pinte de Livry Versailles, 29. April 1758

Vlies 29 avril 1758 Je viens Monsieur, de m'informer de ce que vous coûtera le Sceau de lettres de naturalité. Il montera à 162 L. 13 S. vous aurez encore à payer les frais de l'enregistrement de ces lettres a la Ch. des Comptes et l'on me prévient que cela coûtera aussi quelque argent. Mais nous pourrons avoir un expédient que je vous dirai dans le temps et qui pourra vous procurer une modération. Vous n'avez qu'à m'envoyer vos noms et qualités, et votre affaire se fera, de façon que vous n'aurez qu'à aller retirer vos lettres quand je vou le marquerai. J'ai lhonneur d'être toujours, Monsieur, votre très humble et très obéissant serviteur De Livry Archives Nationales Paris 219 AP. de la Pinte de Livry] Bruder von Nicolas de la Pinte de Livry, Bischof von Callinique, Kunstliebhaber. Wille hatte die französische Staatsangehörigkeit beantragt (durch de la Pinte de Livry erhielt er einige Tage später die Naturalisierungsurkunde, vgl. Brief Nr. 60).

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Von Johann Caspar Füssli Zürich, 3. Mai 1758

Zürich, den 3. May 1758 Hochzuehrender Herr, Werthester Freünd. Ihr mir So angenehmes, beantworte ich erst Heüte, iedoch ist es nicht nachläßigkeit ich wolte ganz an meinen freünd denken, wan ich schreibe, ich habe auch die Kupferstüke, nur erst, ob gleich sehr wohl, er Halten, die ich mir Von ihnen aus batt? ihr König von Preüßen ist schön, sie Haben ihren Grabstichel mit ihrer Neigung beseelet, ich Habe den Halben Theil Zu geschenken gemachet, den anderen um doppleten Preiß verkaufft, ich bin ohne Schaden, das bey liegende Blatt kan ihnen für den ganzen Gedank überhaubt, den meine Landes leuthe Von ihrem Kupfer denken, stehn. Ihre Neue strikerin ist unnachahmlich: aber darf ich sagen, das ich wünschte, daß sie ihren denkenden Grabstichel, Viel Zu gut, für der gleichen stüke Halten möchten: ich sehe aus dießen Zaubereyen, die sie auf Lebloße Dinge, schmeicheln können, aus dießen Wunder Vollen Zügen die unßer erstaunen fordern, aus diesen sehe ich wie Charaktere, wie Leidenschafften, besonders Zärtliche, (ich denke an ihre Cleopatra) sich under demselben her Vor windend, unßer Auge blenden würden: sie geben mir dießes selbst Zu denken: Wille der in der dichtkunst feldern erHaben herum wandelte! seufzen

nicht Raphaele, Poussin Le Sueur, u Le Brun nach ihrem Grabstichel? ekelt

Mai 1758

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ihnen nicht selbst Vor dem Porträte? und doch ich muß es gestehen, kan ich mich an ihrer alten und an ihrer strikerin nicht, nein nicht satt sehen: ach was ist ein Wille! Ihre edeldenkende seele allein macht sie So auf merksam, wehrtester freünd, auf das Wenige so ich, in ansehung herren Winkelmanns Thate: es ist bedauerns wirdig daß in allen gesellschaften die Morale predigt, u bey der ausübung Zur Heucheley wird, ich ehre die Theorie der Künsten, wan es nicht aus übung sein kan. aber Theorie der Menschen liebe ohne praxis ...? Es were Sehr gut, und ich Habe es mich bestrebet, die Welt so kennen Zu lehrnen, das man sehr Wenige Vor seine freünde halte, und doch suche einem ieden Zu dienen, ich Wünschte offt groß zu sein, um Zu zeigen, das ich für Verdienste nicht ganz unfyhlend sey. Mein Kleines Werkgen Von 6 bogen ist abgetrukt, ich er warte nur die Bildnisse Vom Herren Ridinger, welcher sie durch seinen Stiefsohn machen läßt. weil ich die freyheit genohmen ihnen diese Schrifft Zu Zu eignen, so hatte die Versuchung ihnen ein Exemplar ohne die Biltnissen, auf der Post Zu senden, allein die Ver Nunfft hat gesieget. Es wird in einigen Monathen ein Junger Herr nach Paris kommen: Heidegger heist er, er Hat einen Brief von mir, sein erster besuch soll ihnen gehören. Sein herr Vater ist mein freünd; ists möglich ihm in ihrer Nachbahrschafft ein quartier Zu geben, und sie wollen ihm anleitung geben, nicht schlecht, aber nicht Verschwenderisch Zu leben, so nehme ich es auf meine Rechnung, kan ich es bezahlen: gut, wo nicht so sterbe ich ihr Schuldner, ich übersende ihnen Zu gleich die bezahlung der Kupferstüke, die Mühe die sie dar mit hatten, gehört Zu unsrer freündschafft: Herr Usteri, der noch in Paris seyn wird, bitte folgende, neben Zu gesezte Kupfer Zu übergeben, er wird sie bezahlen. Bey absendung der geschichte von Rugendas und Kupezky, werde ich weitläuftigter sein, ich bin HochZuehrender Herr - Werthester Freünd dero gehorsamster dienner. Füessli 1 - François Louis de Bourbon Prince de Conti... Rigaud pinx. Drevet sc. ganzer Statur, mit dem Mooren 2 - Simeon im Tempel. Boullogne pinx. Drevet sc. 3 - Athalia. Coypel pinx. Audran sc. wann ich diese noch habe, so glaube meine Sammlung schön zu sein, kan man nicht etliche gute Portrait von Sarrabat Haben, die er in Schwarzer arbeit gemachet. Item etliche der gleichen vom Smit. Ihre alte Brillen Fr od. Muter Vom Dau, legen sie noch Vor einem meiner freünden bey.

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Brief 59

Archives Nationales Paris 219 AP. Erstdruck bei Y. Boerlin-Brodbeck, S. 145-146. 5 Kupferstiike] vgl. J. C. Füsslis Brief an Wille vom 1. April ¡757. 6 König von Preußen] 3 Möglichkeiten (vgl. J. C. Füsslis Brief an Wille vom 1. April 1757), aber wahrscheinlich Le Blanc Nr. 151, Ν agier Nr. 38. In seinem Brief vom 1. April 1757 hatte J. C. Fiissli Wille um 4 Exemplare dieses Kupferstichs gebeten. 11 Strikerin] Tricoteuse Hollandoise, 1756 von Wille gestochen, nach einem Gemälde von F. Mieris (vgl. Le Blanc Nr. 64, Nagler Nr. 168). 16 Cleopatra] La mort de Cleopatra, 1754 von Wille gestochen, nach einem Gemälde Netschers (vgl. Le Blanc Nr. 5, Nagler Nr. 108). 21 an ihrer alten] La dévideuse, Mère de Douw, von G. Douw gemalt und 1755 von Wille gestochen (Le Blanc Nr. 61, Nagler Nr. 165). 32 Mein Kleines Werkgen] Leben Georg Philipp Rugendas und Johannes Kupezki, Zürich 1758. 33 durch seinen Stiefsohn] Johann Gottfried Seuter (1717-1800). 38 Heidegger] Johann Heinrich Heidegger (17381823). 45 Usteri] Johann Martin Usteri. 57 Sarrabat] wahrscheinlich der Maler und Radierer Daniel Sarrabat II (1666-1748). 60 alte Brillen Fr od. Mutter v o m Dau] La dévideuse, vgl. oben.

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Von De la Pinte de Livry Versailles, 25. Mai 1758

Vlles 25 mai 1758 Voici Monsieur vos Lettres de Naturalità. Il faut s'il vous plait les porter de la part de M. Roux auditeur des Comptes a M. Blandin Procureur des Comptes qui demeure rue Bourtibourg du coté 5 du marché Saint Jean à droite en entrant par le marché. C'est ce Procureur qui m'a été indiqué par M. Roux mon intime ami. Il vous dira ce que vous aurez a faire. Vous serez obligé comme je vous l'ai dit d'aller voir M. Le Premier Président de la Ch des Comptes, alors vous lui présenterez la lettre ci-jointe. M. le Comte de S1 florentin pour le prier de io vous traitter favorablement. Si vous aviez quelques morceaux de gravure de votre façon à lui présenter en même temps cela ne ferait peut être pas mal. Il les faudrait donner tout simplem1· sans monture. Jai lhonneur d'être Monsieur votre très h. et très ob. DeLivry Archives Nationales

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Paris 219 AP.

Von Johann Caspar Fiissli Zürich, 24. Juni 1758

Zürich den 24. Brachmonat 1758. Mein Herr und Edler Freünd Ich Zehlte die stunden, die mir Zu Schwach eilten, mir der ich nur ihrem briefe entgegen wünschte - er ist gekommen, und läßet mich das sehen, was ich nicht Hofen konnte; wie süß ist es doch in dem s Arme solcher freünde wissen ein freünd Zu sein, aber ach wir müssen uns mit

Juni

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bildern sätigen, die wir unsrer einbildungskrafft Zu danken Haben -? Noch nie habe ich so nach meinen freünden gewünschet, wie da, als ich izt ihren letsten brief er Hielt - O mein Edler freünd! doch ich gehe Zur sache: ich nehme die ehre, die sie mir Verschafen wollen, mit dem erkenntlichsten Herzen an, ich will mit Taußend freüden der Heraus geber, u Besorger dieser Zur ehre des Vaterlandes gemachten schrifft seyn: Mein Sohn freüet sich sehr, gewürdigt Zu werden, sein geringes Pfund so glücklich an wenden Zu können. es stiegen Zwahr noch in mir bedenken u Zweifel auf; doch ich suche sie Zu überwinden, u habe sie schon meystens durch das Leitende auge, des er Habenen Verfaßers gehoben. Wie sie sagen, man darf hier um Zur ehre Zu gelangen, man darf Hier, nur folgen -? berichten sie es also edler freünd an Herren Winkelman: ich weiß wir werden keine Schwierigkeiten Haben, wenigstens Von meiner seite nicht, ich bin bereit Zu Thun was er verlanget, ich werde durch Treu, fleiß und Eyfer Zeigen, das sie in Zürich beßer als an einem anderen orthe Zum erwünschten Zwek gelangen sollen: ich Habe an den H Ebert (Von dem ich niemand gesehn habe, er würde mir sehr willkommen seyn) mein Werkgen abgegeben, sie werden also edler freünd das Kistgen bald er Halten, ich bite eins an herren Heilmann, u eins an H Von Mechlen in meinem Nahmen ab Zu geben, das übrige gehöret ihnen Zu, machen sie den gebrauch davon, den es ihn ihren Augen Verdienet; sie können als dann sehen, wie ihnen die einrichtung gefället- ich sehe dießen Versuch der augsburger kunst Zeitung entgegen, u ich hofe mein Will, werde, eine fortsezung an mich ein senden, welche in meinen kosten Heraus geben werde: Vieleicht giebet Herr Winkelmann, auch was, damit nach u nach ein Volständiger band heraus kommt? ich muß mich sehr wundern, daß ein so Vollkomnes über bleibsel aus den alter Thümern, wie dieße Tempel, den Weisen in der Zeit entgangen ist, ich weiß mich nicht Zu erinnern, et was da Von im Addison, der auf etwas unbemerktes doch sehr begierig war, geleßen Zu Haben; man Hat unrecht, wan man uns Italien, als ein an Nettigkeiten erschöpftes land beschreibet, ein denkendes Auge wird daran immer finden. Ich nehme Theil an dem Glüke das sie durch die Vermehrung ihres Cabinetes er Halten Haben, ich weiß das H. Dietrich ein geist ist; deren es sehr wenige giebet; sie geben mir ein beyspiel: u fragen mich, was der Aberli Von Berne in der Schweiz, u seine Kunst seye: nichts, es seye dan, das wir einigen Schlößerchen u für anfangende Knaben Ver fertigten Landschafften mit denen sich auch herr Herliberger Zu seinen schmierereyen versorget, den Nahmen Kunststücke bey legen wolten; die Frankforter kenne ich gar nicht, Vieleicht ist ihr werth beßer. Noch mehr Theil nehme ich an dem Verlurste der stärke ihres Auges, ich hofe immer noch etwas Römisches Von unßerem freünd Zu sehn, u sie behalten es sich selbst vor, ich Habe bey nahe geseüfzet, ob gleich mein seüfzer

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Brief 61

Voll ehrfurcht, u bewunderung war, wan ich ihre gezauberten Dauw, Mieris ansahe, sie geben mir Hier mehr über ihren Grabstichel Zu denken, als mir der Mahler geben kann; iedoch es ist mir gleich werth, gleich erstaunens würdig; aber wie? wan unter ihren Händen Correge u Raphael Her Vor gehen solten; in Ver Jüngter Schönheit, so würde ich noch mehr, weit mehr Zu denken Haben, weith mehr an meinem Freünd Zu bewundern - ein ieder strich, ein ieder Zug würde dan seele seyn, weil wir sie suchten; der Kupferstecher ist einem übersezer gleich, er muß u solte er noch so glücklich in der Idee seiner Züge sein, er muß sein Uhrbild fühlen, oder er wird kalt, obgleich glänzend werden - O mein freünd solte ich den nicht Von Ihnen Correge oder Raphaele wünschen, Von ihnen - doch ich muß schweigen, ich bin Zu frey. Herr Wieland hat einen König von Preüßen Von mir geschenkt; u er würde es sich; wen es möglich were Zu geschehen, für eine ehre Halten, mit der sach des herren Wille die sache des Geschmakes Zu Ver Thaidigen. melden sie mir, was sie H Usteri Vor Kupferstiche an mich über geben, u ob sie bezahlt, er Hate befehl solches Zu Thun, ist es nicht geschehen, so werde bezahlen, ich Habe die ehre Zu sein Meines herren, u edlen freündes gehorsamster Verehrer u Bewunderer Füeßli Archives Nationales Paris 219 AP. Erstdruck bei Y. Boerlin-Brodbeck, S. 146-147. 11 Mein Sohn] Johann Rudolf Fässli. 17 Winckelmann] In einem Brief an Fiissli vom 10. Juni 1758 hatte Wille Winckelmanns Überlegungen mitgeteilt, ob die Geschichte der Kunst nicht in Zürich herausgegeben werden könnte. Wille fügte unter anderem hinzu: »Ich habe, edler Freund, für gut erachtet, dieses alles aus Herren Winkelmanns Briefe abzuschreiben und dem Inhalte gemäß, hätte ich Lust zu rathen, der Herausgeber dieses Werks zu werden. Niemand ist fähiger ein solches Werk zu besorgen. Sie sind ein Künstler und ein Gelehrter, beydes wird dazu erfordert. Ergreiffen Sie den Weg der Unterschreibung. Ihr Name, des Herrn Winkelmanns Name werden Unterschreiber zuwege bringen. - Sie haben alle Gelegenheit es in vielen Tagebüchern Deutschlands zu verkündigen. Herr von Hagedorns Eifer wird Sie in Sachsen unterstützen (...). Ihr Herr Sohn, welchen ich herzlich grüsse, könnte gewiss die Kupferstiche zu dem Werke unter Ihrer Aufsicht verfertigen ...« Fragmentarisch überliefert in J. C. Füsslis Geschichte von Winckelmanns Briefen, Zürich 1778. Vgl. Y. Boerlin-Brodbeck, S. 146. In einem späteren Brief vom 19. Juli 1758 berichtete Wille von seinen weiteren Vermittlungsversuchen: »Den Tag als ich das Vergnügen kostete, Ihre Zuschrift vom 24. Brachmonat zu lesen, schrieb ich an Herrn Winkelmann. Ich habe ihm gemeldet, daß Sie, edeldenkender Freund, der Herausgeber seines Werkes werden wollten, (...) ich bitte ihn dabey, die Zeichnungen je eher je lieber Ihnen zuzusenden, damit ein Anfang zu etwas möchte gemacht werden. Ich habe ihn versichert, daß ich keinen Menschen in Deutschland kenne, welcher der ganzen Sache so gewachsen wäre als Sie, auch die Sache von allen Seiten betrachtet, weiß ich daß der würdige Freund wird recht froh seyn; er wünschte es, aber er getraute sich nicht, es Ihnen zu sagen. Ich warte nun auf Briefe von ihm etc.« Fragmentarisch überliefert in J. C. Füsslis Geschichte von Winckelmanns Briefen (vgl. oben). Vgl. Y. Boerlin-Brodbeck, S.147. Das Projekt einer Veröffentlichung der Geschichte der Kunst in der Schweiz scheiterte, vgl. Willes Brief an J. C. Füssli vom 6. November 1759. 21 Ebert] Johann Heinrich Eberls (1726-1793) hatte ansehet-

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nend einen längeren Aufenthalt in der Schweiz gemacht (vgl. Eberls'Brief vom 31. Mai 1759 und J. C. Füsslis Breif vom 19. Dezember 1759). 24 Von Mechlen] Christian von Mecheln, vgl. Willes Brief an von Mecheln den Älteren vom 12. Februar 1758. 33 Addison] wahrscheinlich: Joseph Addison, Remarks on several Parts of Italy ..., in the Years 1701, 1702, 1703 ..., London: J. Tonson, 1705 (vgl. auch J. Addison, Richard Steele, etc., The Spectator, London: S. Buckley 1711-1712). 48 Ihre gezauberten D a u w ] La dévideuse, Mère de Douw, von G. Douw gemalt und 1755 von Wille gestochen (Le Blanc Nr. 61, Nagler Nr. 165) oder La Ménagère Hollandoise, von G. Douw gemalt und 1757 von Wille gestochen (Le Blanc Nr. 63, Nagler Nr. 167). 48 Mieris] Tricoteuse Hollandoise, 1756 von Wille gestochen, nach einem Gemälde von F. Mieris ( vgl. Le Blanc Nr. 64, Nagler Nr. 168). 59 Wieland] Der an Wieland geschenkte Kupferstich ist wahrscheinlich das 1757 verfertigte Porträt Frédéric II. Roi de Prusse (Le Blanc Nr. 151, Nagler Nr. 38, vgl. J. C. Füsslis Brief an Wille vom 1. April 1757). 1758 veröffentlichte C M. Wieland eine Ode bei David Geßner in Zürich: Auf das Bildnis des Königs von Preussen, von Herrn Wille, die 1760 und 1767 in der BSW wieder veröffentlicht wurde. Vgl. BoerlinBrodbeck, S. 89.

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Von Johann Caspar Füssli Zürich, 1. Dezember 1758

Mein Herr und Edler Freünd: Herr Heidegger ist schon einige Tage Hier, ich empfing Von ihm die Kupfer, und Zu gleich die Nachricht Von den Verbindlichkeiten die ich ihnen noch nie so sehr wie izt schuldig war; Empfangen sie mein Herr den dank den sie gewöhnt sind Von allen seiten Zu hören, aber genießen sie ihn Nur halb, dann stünde es in meiner Macht, so würden sie Von ihrem Freünde selbst geplaget werden, und ich würde ihnen Mündlich Entzykungen Sagen die mich fern an meinem freünde Reizen, und würden sich ihre empfindungen eben So gegen mich Verhalten, So würde ihr freünd Zu glüklich seyn; aber ist es mir nicht erlaubt es izt zu glauben, es Zu wissen? ich weiß es, ich glaub es, und bin mit meinem geschike auch Hier Zufrieden. Geben Sie mir mein freünd die gewalt Sie Zu Verbinden, änderst will es nicht länger dulden. Herr Winkelman ist ganz Stille: ich habe keinen Brief mehr Von ihm er Halten. Vielleicht hat der Tod des Card. Archinto seine Umstände verändert: ich bin ängstlich um meinen Freünd. Doch ist es möglich daß seine Reyßen sich izt geendet Haben, und daß er eher keine Nachrichten giebet, bis sein Stoff ganz aus gearbeitet Vor ihm liegt, solte er heim Kehren, ich kan nicht sehen was für einen Geist wie seiner ist in einem verderbten Lande Zu Thun wäre, doch die Zeit wird Vieles entdeken, es sind noch mehr örter, (ich denke hier) {Lücke im Original) Ich gehe mit meinen gedanken in die Nacht der deütschen Geister, aber mein auge ist hülfloß; ich finde Nirgens Nur einen Halb erfüllten wünsch, und wie könte es seyn, da meine Zu unehrgeizigen freünde Ridinger und Haide Selbst, mir nicht mehr antworten, um mein Bombardement aus Zu

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weichen; aber geht es nicht So mit dem guten geschmake bey uns? die Natur That alles, aber niemand Half, Hette deütschland nur den Ehrgeiz frankreichs, ich rede hier von dem allgemeinen Nation Charakter, Hete es dießen, So würden wir nicht nur für uns yber Zeügung Von unßerem werthe haben, die weit würd ihn sehen, und die weit ist gerecht. Doch es scheint hier, So bestimmt Zu seyn, damit sich ein Schwächeres genie emporheben könne. Sie melden mir Vom Jungen Brande, daß Sie Seines Vaters Leben Von ihm Ver langet, ich Zweifle aber ob er sie selber wisse, der alte er Zählte mir Sie im Vertrauen, der gute Mann berürte Viel darin, sie gehört kaum in den druck, iedoch wann wir Nur seine Verdienste Konten in das licht sezen, welches sie fordern. Aber Mein Herr ich mache auf sie ansprach: Sie Sind es schuldig den Kenner die Stärke ihrer feder So gut genießen Zu laßen, als ihres Grabeisens. Sie sehen den Schlechten fortgang in unßerm Vatterlande, Nur die Zeit Kan helfen, und die achtung für das Verdienst solte, unbegränzt seyn, so wie es selbst ist, wir haben bis izt genug für die einen gethan, Könnte Man Nicht Zwey Niederländer, Zwey Franzosen, u Italiener finden, die es währt weren, Von ihnen Zu reden, die Kenner sind Verstreüt, wir haben nicht die wenigsten, aber sie sind unwirksam; es ist wahr die meisten Mahler bey uns wißen Nichts Von fremden, aber es fält mir auch bey, soll man für unßere Mahler schreiben, für leüthe die offt Geist Haben, aber ihn abschütteln, oder im Wein u Biere ertränken, wir müßen also für andere Leüthe schreiben, u wer sind die? Gelehrte, oder besser Kenner, u da dieße nicht nur deutsche sind, So gefällt ihnen ein anders Land u andere Geister gleich gut. Ich hofe sie werden mir in der folge ihre gedanken über dießen Vorschlag mitheilen, ich er warte Zu gleich die Preise der Kupfer u bin Meines Herren u Edlen freündes Underthänigster Freünd u diener Zürich 1. Xbre 1758. Füeßli Archives Nationales Paris 219 AP. Erstdruck bei Y. Boerlin-Brodbeck: S. 147-148. 15 Archinto] Nach dem unerwarteten Tod vom Kardinal Alberigo Graf von Archinto am 30.9.1758 (Nuntius am Sächsichen Hof und Protektor Winckelmanns) bot Albani Winckelmann eine Stelle in seinem Haus und in seiner Bibliothek an. 2 4 - 2 5 Ridinger und Haide] Johann Elias Ridinger und Johann Jakob Haid. 32 Vom jungen Brande] Johann Christian Brand. 32 Seines Vaters] Christian Hülfgott Brand.

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An Johann Martin Usteri Paris, 11. Dezember 1758

Hochzuehrender Herr! Sie werden mich mit einem gewissen rechte vor einen sehr nachläßigen freund anzusehen belieben weil Ihr mir schäzbares schreiben so lange unbeantwortet geblieben ist; aber ich werde mich rechtfertigen. Sie hatten die Prospekten der mehresten königlichen Schlößer und Palläste verlanget; aber der Mann dem die Platten gehören, war auf dem lande und blieb lange aus, nachdem er nun wieder gekommen war fehleten abdrucke von verschiedenen Platten, dieses verlängerte wieder die Zeit, und daher habe ich beständig warten müssen, endlich habe ich alles gewählet und gerollet in ein Kästgen geleget welches ich den 9. dieses an H. Kornmann habe überliefern lassen, damit er es Ihnen zusende. Die Anzahl der Kupferstiche beläuft sich auf 87 stücke wegen der ausnahme welche Sie selber gemacht hatten davor habe ich 98 # 10 sols ausgeleget. Einige Zeit vor der Absendung sande mir H. Wächter ein kleines päckchen in welchem Brillen sind, und ließ mich bitten diese zu den Kupfern zu fügen, ich habe sie also in die rolle gesteckt. Belieben Sie deßwegen wehrtgeschäzter freund achtung zu geben wenn die rolle entwickelt wird, damit sie nicht heraus fallen. Ich glaube alßo alles wohl besorget zu haben und bin beständig zu Ihren dinsten. Es liegt ein Abdruck meiner Devideuse unter Ihren Kupfern, dörfte ich Sie wohl bitten diese dem jungen H. Heidegger zu senden: dann diesem bin ich sie schuldig. Ist wohl H. Junker Weiß wieder bey Ihnen angelanget? es verlanget mich sehr es zu wissen: dann er ist mein wehrter freund. Ich bitte Sie diese Herren bey gelegenheit zu grüssen. dem H. Heidegger bin ich eine antwort schuldig welche er bald erhalten soll. Aus der Luxemburgischen gallerie wird nichts gestochen, wohl aber die Seehafen von frankreich. Die Arbeit ist auf unterschreibung angebotten und ich lege Ihnen hier eine gedruckte schrift deßwegen bey in welcher Sie die Bedingungen selber sehen werden, und wenn Sie unterschreiben wollen, so belieben Sie mir balde zu schreiben, dann die zeit gehet zu ende. Das Verzeichniß einiger Kupfer, welches Sie mir verflossenen Sommer gaben, ist Verlohren. Man müste mir daher ein anderes zusenden damit ich bewerkstelligen könnte was sie verlangen und welches mit Vergnügen thun wird der welcher die Ehre hat mit aller Hochacht zu seyn Meines Hochzuehrenden Herrn unterthänigster diener Wille Paris den 11 Xbr 1758.

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Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. 14 Wächter] vielleicht handelt es sich um den zwischen Paris und der Schweiz tätigen Bankier Wächter, von dem im Tagebuch oft die Rede ist (vgl. ζ. B. Journal 1,122). 20 D e videuse] La dévideuse. Mère de Douw, von G. Douw gemalt und 1755 von Wille gestochen (Le Blanc Nr. 61, Nagler Nr. 165). 23 Junker Weiß] nicht identifizierbar. 25 Heidegger] Johann Heinrich Heidegger ( 1738-1823).

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Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 15. Dezember 1758

Monsieur très Cher et très Illustre ami. ce n'est pas faute d'Envie, Si Je ne vous ay pas demandé la vie de Mola et celle de Petitot, rien ne me feroit plus de plaisir, parceque pour les traduire moy meme Je Suis trop Souvent obligé d'avoir recours au dictionnaire et quelquefois Sans fruit, mais Je n'ay Jamais osés demander tant de Choses a la fois; Si par hazard la vie de Joh. Rudolf. Werdmüller, et celle de felix Meyer Se trouvoient aussi traduites ce Seroit une bien bonne Chose, ceux la pressent et doivent Entrer dans mon volume qui paroitra l'année prochaine avec Dunz, Brandmuller, Kupetzki.etc. Je vous prie de prêter a Mr fiquet le Portrait de felix Meyer lorsquil aura fini ceux que Je luy ay demandé. voila, Monsieur et Cherami, bien des peines que Je vous donne, c'est en meme temps une leçon pour vous même, qui vous apprendra le danger qu'il y a de trop Se livrer a des importuns; vous m'avez gâtés des le Commencement, c'est le défaut des bon Cœurs! Tous les Talents que vous me donnez, ne valent pas mes défauts que vous ne Connoissez heureusement pas assés pour me les reprocher, en tout cependant le Cœur ni est Jamais pour Rien; quand on Sait vivre Sans prétentions on a bien fait du Chemin dans la bonne philosophie, aimer Ses bons amis, passer tout au reste des hommes, c'est une pratique que Je tacheray de Suivre toute ma vie, elle ne coûte rien a ma façon de penser. Je me borne a mettre en pratique les bons Exemples que vous me donnez, et des hommes comme vous. vous me Confirmé la bonne Santé de Madame Wille, et de votre famille aimable, c'est une nouvelle qui me fait plaisir, vous Etes mon protecteur auprès d'Eux; voulez vous bien les assurer de mes obéissances Respectueuses, et de ma femme etde mes Enfants, vous y avez une bonne part, pour moy qui vous ay voue pour la vie l'amitié et l'Estime la plus Tendre, Jay l'honneur d'Etre. Monsieur très Cher et très Estimable ami. Votre Très humble et très obéissant Serviteur Descamps l'addresse pour mes Paquets est a Mr de Brou Intendant de Rouen Sur l'Envelope. Rouen ce 15 xbre 1758.

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Archives Nationales Paris 219 AP. 2, 3, 6, 6 - 7 Mola ... Petitot ...Werdmüller ... Felix Meyer] Künstlerviten, die J. C. Füsslis Geschichte und Abbildung der besten Mahler in der Schweitz (2 Bde, Zürich, bei David Geßner, 1755 und 1757) entnommen sind. Zu Wittes Übersetzungen, vgl. folgenden Brief. 8 - 1 0 dans mon volume qui paroitra l'année prochaine] der dritte Band von Jean-Baptiste Descamps' Künstlergeschichte: La vie des peintres flamands, allemands et hollandois, erschien eigentlich 1760.

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An Jean Baptiste Descamps Paris, 30. Dezember 1758

Monsieur et très excellent Ami! Comme les propres occupations de mon Ami Mr Messager ne lui permirent pas de traduire les histoires des Peintres dont vous êtes le plus pressé, ie m'y suis attaché moi même en m'enfermant quelques jours pendant ces fêtes, voicy dont la Vie de Werdmuller et de felix Meyer. Il n'y manque que votre arrangement, votre orthographe et la Tournure simple que vous donné si parfaitement a votre stile historique et qui seul peut plaire. Pour moi ie ne m'étois proposé autre choses que de traduire fidellement et mes Traductions ne sont que des matériaux. Votre habilité Les emploiera pour les Edifices! Je souhaiterois que cella fut bientôt; car il n'y a sûrement personne qui désire avec tant d'ardeur de lire votre troisième vollume que moi. Je n'ay pas encor donné le Portrait de felix Meyer a Mr Fiquet, mais il aura incessament. Vous devez tres chère Ami avoir reçu la vie de 4 Peintres, par Mr de Brou, votre Intendant a qui je les ay envoyé. Je tacheray de vous donner ausi la Vie de Petitot et celle de Molla. Si je ne trouve point d'Amis pour les Traduire, je les traduiray moi même, Je joinderay La vie de Mademoiselle Wasser, qui n'est pas longue. Il est juste que L'on parle du Sexe quand il s'est distingué, ce qui est assez rare, et le mérite par cette raison. Permetté moi icy mon très excellent Ami de vous souhaiter ainsi qu'a Madame et a toute votre chère et aimable famille un heureux Commencement de L'année qui va suivre cellecy, et que sa fin soit semblable a son commencement! Ma femme fait les mêmes vœux pour vous Tous et vous assure ses tres humbles Respects vous avez toutjour daigné m'accorder votre Amitié J'ose vous prier de me la continuer par la suite vous obligeré celui qui tombe de sommeil, étant assurément le Dernier levé de son quartié et qui s'est obstiné de vous dire encor aujourd'hui combien il est flatté de L'honneur d'être plus que personne au monde Monsieur et tres excellent Ami Votre tres humble et très obéissant serviteur Wille Paris ce 30 Décembre 1758.

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Brief 65

Handschrift aus dem Bestand des Oberhessischen Museums Gießen. Signatur: Bg Wi 188. 5 la vie de Werdmuller et de felix Meyer] Die von Wille angefertigten Übersetzungen der Viten F. Meyers und Wertmüllers erschienen im dritten Band von Descamps' Vie des peintres flamands, allemands et hollandais, Paris 1760, S. 9 5 f f . und 307ff.

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An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, (1758)

Erlauben Sie mir Mein Herr Baron noch ein paar wörtchen, da ich bey He. Dietrich, wie ich gestanden, nicht mehr anzuhalten getraue, und da mich doch meine Begierde einige gemählde von diesem künstler zu besizen treibet; so bin ich vielleichte zu kühn wann ich Sie inständlich ersuche einmahl dem He. Dietrich von meinem Verlangen und Vorhaben zusprechen. Vielleicht findet sich ein guter augenblick dazu, und sollte ich zu ein paar ausgearbeiteten Stückchen gereichen, gegen so billige als richtige Bezahlung wie solche ein kunstler thun kan: so habe ich mir vorgenommen Mein He. Baron das erste welches ich nach einem graben werde Ihnen mit vergnügen zu dediciren. Alsdann werde ich sezen Dédié a Monsieur de Hagendorn - und das wort Baron ausLassen, wegen der Ursache welche Sie anzugeben beliebet haben. Mein Leztes stük habe ich an einen meiner hießigen Kernfreunde dediciret. Er ist zwar ein Wechsler; aber er denket edler als ofte die ahrt Leute dencket: denn er ist ein Beförderer der Künste welcher selber artig zeichnet, ia, um sich stärker in Zeichnen zu machen hat er ein ganzes Jahr in meiner Akademie nach dem Leben gezeichnet. Ich sage dieses nur um anzudeuten daß ich mir vorgesezet habe meine Werke nur an Kenner zu widmen; die großen dieser Welt aber, welche das unglük haben von den Künsten keinen geschmak zu fühlen, haben nichts von mir zu gewarten. Ich habe dabey in Ihren Augen, wie ich hoffe, ganz recht. {Auf dem linken Blattrand): Ich habe mich lange besonnen wie es möglich wäre, meine Briefe in Ihre Hände zu bringen ohne daß Sie Unkosten dabey hätten, weil man sie hier nicht befreyen kann. Ich denke also diesen mit der Post auf Basel, von da durch freunde bis Nürnberg zu befreyen lassen. diesen Augenblick hat mein freund He. Heilmann ein Briefchen gebracht welches er sich erkühnet an Sie zu schreiben. Er klaget Ihnen wie Sie bemerken werden sein großes anliegen. Er hat mich gebeten Ihnen noch zu melden daß er vergessen habe zu sezen daß er gerne einen Ochßen und etliche Schafe in die Landschaft haben möchte so ferne He. Dietrich sie zu verfertigen beliebe, dieses macht mich von neuem wieder selber eifrig auch ein paar Landschaften zu besizen; oder vielmehr ich bin so frey Sie mein Herr Baron zu bitten daß wenn Sie von meines freundes seiner bey He. Dietrich ein geneigtes w o r t anlegen a u c h v o n Z w e y stüken in dießer ahrt vor m i c h zu

reden, da ich sie so klein annehmen würde als Sie He Dietrich zu machen

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beliebete: so biethe ich dreyßig dukaten vor beyde. Er dörfte sie so wenig ausarbeiten als er wolle und alte pferde, kühe, Böcke, Esel nur feste und geistreich anbringen mit einem Bauern und bäurin, alles in hellem Thon und die freudige färbe halten wie das gemälde des He. Casanova in welchem in der mitte Wasser durch felßen herfließet aus welchem ein dampf aufsteiget, dieses gemälde ist etwas herliches in allen Theilen. Es kan gegen allen Landschaften stehen welche ich ie gesehen habe. Ich will es augenblicklich ein wenig aufzeichnen so wie ich mich dessen noch besinnen kan, damit Sie sehen welch gemählde ich meine indem ich es hier beylegen will. Ich bitte von grund meines herzen mir zu vergeben daß ich Sie so zu beLästigen getrauet habe; Aber warum haben Sie auch den Ruhm eines unvergleichlichen Mannes? Ich habe alßo von 4 stüken vor mich gesprochen; aber der himmel weis was ich zu hoffen habe! Verlassen Sie mich nicht! Ich habe dieser Tage gehöret He. Dietrich habe eine Schwester in Meißen welche sehr guth Male. Ist wohl diesem alßo? {Auf dem linken Blattrand): da ich sehe daß He. heilmann seine einzige landschaft gerne in die Breite hätte so wünschete ich meine beyden kleinere auch in die Breite es ist mehr Raum sich auszudehnen. Handschrift aus den Beständen der hessischen Landesbibliothek Wiesbaden. Nr. 253. Dieses Brieffragment ist vermutlich im zweiten Semester 1758 entstanden 12 mein Leztes stük] Tricoteuse Hollandoise, 1756 von Wille gestochen, nach einem Gemälde von F. Mieris (vgl. Le Blanc Nr. 64, Νagier Nr. 168). Der Kupferstich wurde dem Pariser Bankier Eberts gewidmet.

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An Johann Conrad Seekatz Paris, 4. Januar 1759

Paris, den 4. Jänner 1759 Hochzuehrender Herr und Freund! Erlauben Sie mir, daß ich Ihnen diesen Titel gebe! Ich liebe alle ächte Künstler, und wen ich liebe, der ist mein Freund. Ich habe heute einen Brief von Ihnen, hochedler Herr, erhalten, welcher aber schon dreiviertel Jahre alt ist. (Belieben Sie mir deßwegen künftig auf der Post zu schreiben, ich habe es am liebsten.) Sie haben die Güte gehabt, ihn den lOten Mai 1758 zu schreiben. Ich habe ihn von Saarbrücken her auf der Post erhalten, er war in einem Briefe von Hrn. Fiedler. Wie sehr bin ich erfreut über Ihr gütiges Angedenken; aber wie lieb wäre es mir gewesen, Ihren Brief eher in Händen zu haben! Ich wußte nicht, was ich denken sollte, weil Sie mich mit keiner Antwort zu beehren beliebten. Wie sagte ich, sollte ich durch meine Aufrichtigkeit etwa die Freundschaft, welche kaum angehet, des Hrn. Seekatz verloren haben? Doch ich glaube es nicht, und so weiter. - Es

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kommt noch ein Umstand hinzu, warum ich gewünscht hätte, Ihre Zuschrift eher zu erhalten. Mein Freund Hr. Ebers muß nun von Hamburg abgegangen seyn, so wie es mich sein Hr. Bruder versichert, und nun weiß ich nicht, wohin ich ihm schreiben soll, denn nirgends wird er auf seiner Rückreise eine bleibende Stätte haben, um ihn zu bitten, daß er Ihnen bey seiner Ankunft in Darmstadt das Gemälde bezahle, welches Sie für mich gütigst werden verfertiget haben. Ich freue mich recht darauf, mein Cabinet darin zu vermehren, welches, seitdem ich die Ehre gehabt habe, an Sie zu schreiben, mit neun sehr schönen Stücken von verschiedenen Meistern zugenommen hat, unter welchen vier Stücke von Hrn. Dietrich aus Dresden ihre Plätze unvergleichlich behaupten. Die andern habe ich hier und in Wien machen lassen. Ich weiß nicht wie es kommt, daß ich noch gar nichts von Hrn. Schütz in Frankfurt habe erhalten können. Wie schön wäre ebenfalls die Gelegenheit mit Hrn. Ebers gewesen, theils es dort zu bezahlen, theils es mir mitzubringen. Ich habe lezthin hier eine Landschaft von Hrn. Hirt aus Frankfurt gesehen, in welcher viel Gutes ist. Sie ist auf Kupfer gemalt, und ist ziemlich groß. Ich möchte wohl wissen, wie viel er sich bezahlen läßt für ein Cabinetstückchen, denn ich habe Lust eines bey ihm zu bestellen. Was sagen Sie, werthester Freund, dazu? Auch wünschte ich zu wissen in welcher Art Gemälde Hr. Trautmann am stärksten ist, damit ich auch etwas von ihm erhalten möchte. Ich bitte Sie sehr, mir ein wenig Nachricht davon zu geben, denn Sie werden ohne Zweifel alle diese Künstler wohl kennen. Ach was für ein herrliches Gemälde habe ich vor drey Tagen hier gesehen. Es stellet das Christkindchen vor, wie es des Nachts von den Hirten im Stalle angebetet wird. Es hat bey zwanzig Figuren von etwa neun Zolle groß. Die Zusammensetzung, die Farbe, die Zeichnung sind ausnehmend, die Ausdrükkung der Stellungen und die Seele, welche auf den Gesichtern herrscht, sind zu bewundern; Schatten und Licht aber sind vollends eine rechte Hexerey. Und von wem glauben Sie wohl, daß dieses kunstreiche Stück sey? Es ist von Hrn. Dietrich aus Dresden. Welch ein Künstler! Nein, ich kenne heute Niemanden, der eine bessere Geschicklichkeit hätte. Als ich es sah, waren die Vornehmsten von unserer königlichen Akademie zugegen. Jeder bewunderte es, und sie gestanden, daß Hr. Dietrich Deutschland viel Ehre mache. Denn wann etwas gut ist, so haben die Franzosen gewiß die Tugend, daß sie es für gut halten und Allem lassen sie gerne Gerechtigkeit widerfahren. Sehen Sie, werthester Freund, so habe ich Ihnen Neuigkeiten erzählet, welche die Kunst angehen. Diese sind einem Künstler immer die liebsten. Die politischen Neuigkeiten wollen wir denen überlassen, welche die Zeit durch Müssiggang verderben und einem forschenden Künstler nur oft zur Last werden. Durch die Kunst allein müssen wir suchen uns hervor zu thun. Habe ich unrecht? Ich habe Ihnen diesen Brief in aller Eile geschrieben. Ich schreibe dießmal dem braven Hrn. Fiedler nicht, weil ich vor einiger Zeit

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schon an ihn geschrieben habe. Machen Sie ihm indessen mein großes Compliment! Es fällt mir was bey: Belieben Sie nur mein Gemälde von Hrn. Ebers bezahlen zu lassen. Er wird es nicht abschlagen; und geben Sie ihm eine Quittung, auf diese gebe ich ihm sein Ausgelegtes gleich wieder. Belieben Sie mir aber zu schreiben, sobald Sie diesen Brief erhalten haben, damit ich erfahre, was Sie mir eigentlich gemacht haben. Ich bitte Sie auch, mir das genaue Maaß im Briefe zu senden, damit ich den vergoldeten Rahmen immer bestellen kann. Sie werden dadurch unendlich verbinden den der die Ehre hat mit vollkommener Hochachtung zu seyn. Meines hochzuehrenden Herrn und Freundes unterthäniger Diener Wille. Kunstblatt, Nr. 68, 24. August 1826, S. 270-271. Zu Willes Bildauftrag an Seekatz, vgl. Willes Brief an Seekatz vom 18. Juli 1757. Seekatz starb im Jahre 1768, ohne das versprochene Gemälde an Wille geschickt zu haben. Wille, der einen Bekannten von Seekatz veranlaßte, die Lebensgeschichte des Verstorbenen für die Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste zu schreiben, berichtete, Seekatz sei davor zurückgeschreckt, für einen so berühmten Künstler zu arbeiten (Journal I, 402-403). 8 den lOten Mai 1758] Dieser Brief ist nicht erhalten. 9 Fiedler] Johann Christian Fiedler (1697-1765) war in Darmstadt, Mainz, Schlangenbad und Zweibrücken als Maler tätig. 26, 29, 34 Schütz ... Hirt ... Trautmann] Vertreter der damaligen Frankfurter Malerschule.

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An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, 26. Januar 1759

Paris den 26. Jenner 1759 Mein Herr Baron Sie haben mich mit einem schreiben vom 24. dec. zu beehren gewürdiget und ich bin frölich daß ich darinnen Ihr beständiges Wohlseyn bemerket habe, an welchem ich den größten Antheil nehme. Ich wünsche es von herzen von beständiger dauer! Auch bin ich von Danckbarkeit gerühret daß Sie sich zuzeiten meiner zu erinnern belieben wollen. Es ist nicht ein freund des He. Eberts welcher die päckchen kupfer bilder mitgenommen hat; es ist He. Eberts selber. Er ist noch in Hamburg, woher er mir noch lezthin schrieb. Er möchte gar zu gern Dreßden sehen und die rollchen selber einzuhändigen die ehre haben, wann es sich nur schicken wolte. gehet es nicht so an: so wird er sie Ihnen endlich senden. Es müssen 2 oder 3 stükchen von den kleinsten dabey seyn, welche Mademoiselle L'Empereur mit geschmack radiret hat und unten stehet ihr Nähme Theresia

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L'Empereur. Ich erinnere dieses nur damit wann Sie ia in dem Tagebuche der Schönen künste davon reden wolten, daß es zur bestimmung gereiche. Mein freund He. Eberts gab mir eine Nachricht aus Copenhagen welche mich sehr freuete. Er schrieb »die drey Hessische Prinzen sind ungemein liebenswürdige junge Herren. Sie, ihr Hofmeister und alles zeichnet und äzet in kupfer. Sie haben mich mit einigen Abdrücken ihrer platten, die artige Landschaften vorstellen, beehret.« Ich glaube daß ich nicht unrecht hätte, wann ich daher wünschete daß Sie Mein Herre Baron, von der Arbeit dieser Prinzen etwas erhalten könten, um im Tagebuche davon meidung zu thun, es könte ein gutes exempel vor andere große Herren werden, auch ein wenig hand an die Künste zu legen. Aber Mein Herr Baron wie sehr verlanget iezt den Herrn Grafen nach dem Gemälde welches ihm He. Dietrich schon verflossenes Jahr verfertiget hat. Dieser Herr war heute bey mir, und bat mich daß ich es an meine Addreße nur solte kommen lassen. Er fraget nicht nach dem preiße, allein H. Dietrich wird großmüthiger bezahlet werden als wenn ein gemachter Preiß vorhanden wäre, dieses weiß ich sicher und genau. Ich habe es heute, da ich He. Dietrich deßwegen schreibe, ihm auch zu verstehen gegeben und ich hoffe er wird meinem rathe folgen: dann ich suche ia alles zu seinem eigenen besten zu machen, und da der He. Graf das Verzeichnis seiner Gemälde bald wird drucken lassen, wovon die Schrift schon fertig lieget, so wäre es mir selber lieb gewesen wann von Hen. Dietrich darinnen meidung geschehen wäre. Nur ich, ich angehender Sammler eines Kabinetes wie ist mir zu rathen noch mehr, (aber doch kleinere stücke als die welche ich schon besize) von He dietrich zu erhalten, es möchten nun kleine Viehstücke oder stücke aus dem halb Ostadischen halb rembrandischen stile seyn, oder kleine landschaften. doch möchte ich gerne einige kleine Stückchen erhalten können von einer ahrt von welcher ich noch nichts habe, und immer Paarweiße. Mein geld wäre dazu bereit. Ich möchte wann meine häufige Arbeit ein wenig bezwungen seyn wird so gerne etwas nach ihm in kupfer machen! Der He. Graf, der He. Abt St Non und He. Heilmann Lassen Sie alle durch mich freundschaftlich grüssen. dieser leztere arbeitet iezt am vierten stücke Vor mein Kabinet welches das nebenbild eines sehr herrlichen stückes wird, welches er mir Verflossenen Sommer verfertiget hat. Etliche mahle bin ich bey He. de Marcenay gewesen, so wie er bey mir, und niemahls haben wir uns angetroffen, ich habe ihm also das aufgetragene noch nicht vermelden können. Wie kommt es doch wohl unter uns geredet, daß ich keine Antwort von He. dietrich erhalte? Sind Sie noch freunde mit einander? Daß Sie mein Herr Baron eine Zeichnung von mir verlangen schmeichelt mir sehr und in dem ersten Briefe Ihnen zu schreiben soll es Vollzogen werden. Ich kann nicht anders als Ihnen sehr danckbar seyn daß Sie sich haben

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bemühen wollen meine schrift an He. Füeßli in die periodische Schrift der Schönen Wissenschaften einzurücken. In dem abdrucke welchen man mir von Berlin sande, stehet man habe sie vor keinem Exemplär der Malergeschichte gesehen. Wie komt es? Da doch alle Bände welche hieher gekommen damit versehen sind. Sie werden dießen Brief von Leipzig aus frey erhalten, keine nähere gelegenheit konnte ausfindig machen der welcher die Ehre hat mit der grösesten hochschäzung zu seyn Meines Herrn Barons unterthänigster diener Wille. (Auf dem linken Blattrand): Ich habe bey unsern nebelichten Wintertagen fast nichts thun können ich hoffe aber mit dem Porträte des H. Contrôleur général nach Rigaud gegen Ostern fertig zu seyn, und alsdann werde ich Sie bitten einen abdruck von mir anzunehmen. Handschrift aus den Beständen der hessischen Landesbibliothek Wiesbaden. Signatur: Nr. 253. 3 meinem schreiben vom 24. dec.] nicht erhalten. 14-15 Teresia L'Empereur] eine Teresio L'Empereur ist nicht nachweibar. Es gab aber eine Kupferstecherin namens Catherine Elise Lempereur (1726-?), welche nach Boucher, Pannini, Teniers, Vernet und Wouvermann stach. 26 den Herrn Grafen] Der Graf Vence hatte dem Dresdener Maler Dietrich ein Gemälde bestellt ( vgl. C. W. E. Dietrichs Brief an Wille vom 29. Juni 1759). 57 meine schrift an He. Füeßli] Willes offener Brief an J. C. Fiissli über die altdeutsche Malerei (vgl. Willes Brief an J. C. Füssli vom 4. Dezember 1756), welche als Einleitung zum zweiten Bd. von J. C. Füsslis Geschichte und Abbildung der besten Mahler in der Schweitz (Zürich 1757) erschienen war, wurde 1758 in die Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste eingerückt (vgl. BSW, 1762, III, 2. Stück, [1. Aufl. 1758], 2. Aufl. 1762, S. 203-214). Vgl. Boerlin-Brodbeck, S. 91). 67 - 6 8 Porträt des H. Contrôleur général] Jean Boullogne, Controlleur général des Finances, nach einem Gemälde von H. Rigaud, 1758 von Wille gestochen ( vgl. Le Blanc Nr. 126, Νagier Nr. II).

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Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 28. Februar 1759

Monsieur très Cher ami et très Illustre Confrere J'ay recû votre Jolie lettre dernièrement, il me tarde beaucoup d'avoir l'honneur de vous aller Embrasser et Madame, Mr LeBas grave d'après moy et il recule tant qu'il peut: J'avois promis a un de mes Elèves de vous le présenter, mais le temps est Si long quii me presse a luy donner l'occasion de vous aller voir en attendant que Je puisse moy même vous le recommander. ce Jeune homme est le fils d'un de mes bons amis, et lui même un Elève etun Enfant que J'ay vu Elever, c'est la douceur même et le Cœur tel qu'il convient pour mériter les attentions de ceux qui le Connoissent. après avoir dessiné longtemps Son amour pour la gravure S'est manifesté par l'occasion qu'il avoit de voir manier le burin dans la manufacture de Mr Son Père; il

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Brief 69

étoit luy même destiné a cet Etat, mais le bon Esprit de Ses Parents luy ont permis d'Etudier et de Suivre un Talent pour lequel il paroissoit appellé par une inclination qui a toujours étés le Soutiens des bons artistes pour pouvoir Suporter avec patience les dégoûts des premiere difficultés, notre Jeune homme est a Paris, il a Etés Chez Mr Le Bas, qui a des bontés pour luy. Mr Cochin aussi ne luy refuse pas Ses avis, mais comme la Gravure a l'Eauforte na Jamais Etés de Son goust, il a Exercé le Burin, instrument difficile dans les mains de tout le monde Exceptés dans les vôtres, et qu'il persiste toujours a Exercer: il a en vue de tous temps de graver le portrait, Mr Le Bas et Mr Cochin le Conseillent de même, et c'est luy faire le plus grand plaisir, on le Conseille de Chercher quelqu'un pour le recommander a Monsieur Wille, il me demande a qui il doit S'addresser en attendant que Je puisse le faire en personne; Je m'hazarde a vous prier par ma lettre de luy permettre d'aller quelquefois luy même vous montrer Sa planche et Ses Epreuves, un mot de votre part luy abrégera bien du Chemin; il n'abusera pas de la permission que vous voudrez bien luy donner, il ne Se présentera que lorsque vous ne Serés point Embarassé. vous voyez bien comme Je m'y prent toujours trop librement, mais vous obligerés un bon Sujet et moy particulièrement, qui désire le moment de vous aller dire que personne ne vous aime et ne vous honnore autant, Monsieur et très Cher amy que votre très humble et très obéissant Serviteur. Descamps mille Respects a Madame wille, et des Embrassades pour la Jolie famille, recevez l'un et l'autre bien des Civilitées de ma femme. Rouen ce 28 février 1759. Archives Nationales Paris 219 AP. Die Empfehlung gilt vermutlich dem im Brief Neveu.

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vom 3.5.1759

erwähnten

jungen

Herrn

An Johann Martin Usteri o. O., o. D. {Paris, Ende Februar-Anfang März 1759)

Hochzuehrender Herr und wehrtgeschäzter freund Ihr Schreiben vom 23. Xbr 1758 mit welchem Sie mich zu beehren beliebet haben, hat mir das beste Vergnügen gemacht. Ich danke von herzen ihres gütigen angedenkens und füge hinzu daß ich zu gleicher Zeit den ersaz des ausgelegten Geldes richtig von H. Kornmann erhalten habe, wie auch die übrigen 18 # für welche ich, nach Ihrem begehren, auf das herauskommende Werk unterschrieben habe; aber ich habe Ihren unterschreibungszettel in händen behalten, damit ich künftigen Herbst die 4 ersten Stücke des Werkes gleich zu mir nehmen kann und von meinem unterschreiben auf 4 folgende

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stüke. Dieses Werk wird sehr schön werden. Ich habe die Arbeit gesehen und bin sehr wohl zufrieden damit, und Sie edler freund thun gewiß recht wohl sich ein solches Werk anzuschaffen. Aber was denken Sie daß ich Ihnen heute erst antworte indem schon zween Monate seit dem empfange Ihres wehrten Briefes Verfloßen sind? Die Einsammlung der verschiedenen kleinen Kupferstiche ist am Verzuge schuld. Es sind alle stücke welche dieses Jahrhundert nicht hat machen sehen, daher sind sie nicht alle mahle so aufzutreiben wie man sie wünschet, nehmlich in guten Abdrücken welche auch dabey reinlich wären; Zwo eigenschaften welche ich durchaus verlange wann ich etwas einkaufe, erstlich weil ich mich so ziemlich darauf verstehe, zweitens weil ich glaube daß es übel gehandelt sey wenn man ein geld für schlechte sachen hingebe. Habe ich unrecht? Ich habe alßo ein wenig Zeit gebrauchet der verschiedenen sachen habhaft zu werden wie ich sie haben wolte, heute bey diesem eine folge, morgen bey jenem eine andere, und dennoch fehlen Les Paysages Maritimes und die sache von Romain de Hooghe zu diesen leztern hat man mir wenig hoffnung gemacht, weil sie sehr rar sind; die erstere will ich wohl mit der Zeit anschaffen. für dieses mahl habe ich nicht länger mehr mit der Absendung der übrigen warten wollen. Es sind alle unvergleichlich schöne Abdrücke wie Sie selber ersehen werden nehmlich: Les Batailles de Le Cler 8 pièces 12# Les Misères de la guerre par Callot en 18 pièces 18# Le Caprice de la Belle en 13 pièces 4# Desseins de quelques (Condites) de Troupes, Canons etc par la B. 12 p. 8# Vary Capricy Military de la Belle en 6 pièces 6# 48 # Alle diese Stükchen habe ich in ein Kästchen wohl vermachet gethan, damit Sie unversehret in Ihre hände gerathen möchten. Dann es wäre schade wann ihnen ein unfall begegnen solte, und ich bin zum Voraus versichert daß Sie Ihr Vergnügen daran haben werden! Und unßer gemeinschaftlicher freund der H. Junker Weis was macht dieser dann? Es wundert mich daß er nicht vor gut befindet, seinem Versprechen gemäße, mich mit der Nachricht zu beehren wie es Ihm auf seiner Reise ergangen ist? ob er meine Briefe mit welchen er sich hat belästigen wollen abgegeben habe und ob er, welches das Vornehmste ist, gesundt vergnüget lebet? Machen Sie ihm edler freund meine empfehlung und kundigen Sie ihm an daß ich ihm mit einem Schreiben heimsuchen werde woferne er mich länger nach dem seinigen schmachten ließe. Ich hätte bald vergessen zu sagen das ich das Kästgen mit den Kupferstichen an H. Kornmann sende und von daher werden Sie es erhalten.

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Brief 70

Behalten Sie mich immer in gutem angedenken! dieses bis Sie der, welcher beständig in allem und allem zu ihren dingen ist, und welcher die Ehre hat mit der besten hochacht zu seyn Meines Hochzuehrenden Herrn und freundes Unterthänigster Diener und freund Wille Ich habe mit H. Heilmann gesprochen wegen Ihres Porträtes. Er sagte es ginge wohl an; aber es würde ihm nicht viel Ehre machen weil er sich doch zu sehr wegen der gleichheit an den zugesendeten köpf binden müsse. Er räthet eher daß Sie sich ein Kabinetstückchen von ihm machen ließen. Ich erwarte auf dieses Ihren entschluß! Belieben Sie doch dem H. Heidegger unserem freunde dieses inliegende Briefgen zuzusenden! das Kästgen mit Ihren Kupferstichen habe ich den 23. dieses Monates bey dem H. Kornmann und Wächter abgeben lassen. Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. 2 Ihr Schreiben vom 23. Xbr 1758] nicht erhalten. 6 - 7 Das herauskommende Werk] Claude Joseph Vernet, Serie der »Ports de France«, gestochen von Charles-Nicolas Cochin. Die Subskriptionsgelder für die Reihe der französischen Häfen von Cochin nach Vernet wurden zwischen 1756 und 1759 gesammelt. 32 La Belle] Stefano della Bella (16101664), in Frankreich Etienne de la Belle genannt, italienischer Maler, Zeichner und Kupferstecher.

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An Johann Martin Usteri Paris, 4. April 1759

Paris den 4. April 1759 Hochzuehrender Herr und wehrtgeschätzter freund Das Geld vor die lezt übersendete kleine Kupferstiche habe ich von H. Kornmann richtig erhalten. Auch sind die versteinerte fische noch zu rechter Zeit angekommen: dann wir leben hier in der fasten und kasteyen uns heftig nach der Sitte dieser Stadt! Diese fische vor welche ich ihnen den innigsten Dank hier abstatte, konnte ich anfänglich am steine nicht finden; endlich aber kam ich zu rechte und merkete genau daß es weder Wallfische noch Delphine waren. Ich fing an zu denken und gerieth auf der stelle in ein solches phisikalisches Nachsinnen daß mir noch der Kopf wehe thut wenn ich daran gedenke. Genug hiervon! ein paar worte von H. Heilmann: ich habe mit diesem Künstler in Ihrem nahmen gesprochen und wehrgeschäzter freund ich habe die Ehre zu melden daß er sich ein Porträt ohne Hände 10 Louisdor bezahlen lässet nehmlich vor gute freunde und Patrioten. Hier läßet er sich mehr bezahlen wovon ich zeuge bin. Er hat mich aber ersuchet Sie zu bitten,

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daß wenn es Ihnen ia so beliebig wäre, die Köpfe welche Sie senden würden, gut gleichen möchten, damit er doch wüste woran er sich zu halten hätte. Die Kabinetstückchen welche H. Heilmann so treflich mahlet werden ihm 10 Louisdor das stück bezahlet, nehmlich von der gattung wie Sie eins bey mir gesehen haben mit einer ganzen figur welches allemahle ein Mädchen ist welches etwas handiret. Er hat mir iezt noch eines verfertiget welches das Nebenbild des ersten vorstellet. Künftige woche wird eins von der nehmlichen Gattung nach Leipzig abgehen welches ein freund mit schmerzen erwartet und welches auch sehr schön ist. Wollen Sie nun eins oder das andere von seiner Arbeit verlangen: so belieben Sie es uns zu melden; ich aber werde nicht alleine H. Heilmann dazu antreiben, sondern ich werde auch sorgen daß er Ihnen etwas recht gutes verfertigen soll damit es dem Künstler und besizer Ehre mache. Ja edler freund ich freue mich von Herzen mit Ihnen über Ihr glück und Ihre zärtliche liebe. Eine liebste wie man sie wünscht ist mehr als königsreiche wehrt. Vielleicht trift Sie dieser brief in einem Taumel von Paradisischen Vergnügen an, ich wolte es wünschen: man genieset nie zu frühe einer lust welche die Menschen erst recht zu Menschen machet. Ein ieder Tag müste Ihnen ein Tag der freude seyn. Umarmen Sie, ich bitte Sie in meinem Nahmen Ihr Engelskindchen machen Sie ihr mein Kompliment und sagen Ihr daß ich ein Pariser freund sey welcher vor alten Zeiten auch die liebe gefühlet hatte; iezt (aber) nur ein Kenner und liebhaber davon wäre (und) daß es ihm ginge wie den armen Juden welche dennoch zu markte gehen ob sie gleich wenig geld im Beutel haben. Mein Kompliment ich bitte Sie sehr an H. Geßner so wie an unsern braven freund den H. Junker Weiß! Ich lese augenblicklich Sammlung einiger prosaischen Schriften von H. Wielandlch habe freude daran. Sein Plan einer Akademie ist im Journal Etranger lezthin erschienen. In gedachtem Werke sind einige Kupferstiche welche ganz gewiß H. Bullinger gemacht hat. Ich kenne seine ahrt aus einigen Landschaften welche geistreich sind. Grüßen Sie mir auch dise geschickten Leute wo es Ihnen beliebet. Ich bin mit größester hochachtung immer und ewig zu den dinsten Meines Hochzuehrender Herrn und freundes Ihr unterthänigster diener Wille. Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. 41 Junker Weiß] vgl. Willes Brief an J. M. Usteri vom 11. Dezemnber 1758.

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Brief 72

Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 3. Mai 1759

Monsieur Très Cher Très Illustre ami et Confrère. Le retour de Mr Neveu me procure le plaisir bien Sensible de m'Entretenir un instant avec vous, Je vous remercie premièrement de toutes les bontés que vous avez pour ce Jeune homme, vous l'avez par vos Conseils et votre amitié tant Encouragé qu'il Espère en travaillant mériter de plus en plus votre bienveillance. J'aspire le moment de vous aller Embrasser et Madame wille, on recule toujours mon départ, il faut convenir qu'il y a des Lutins faits pour oter le plaisir aux autres. J'ay du moins celluy d'Esperer que cela ne tardera pas. mon troisième volume est prêt a imprimer Mr fiquet a des Excuses qui reculent toujours, Je m'y accoutumeray Si cela ne me faisoit pas tort, quoiqu'il en Soit avec votre Secours il Se trouvera dans mon livre tome trois un grand nombre de grands artistes d'allemagne, peu ou point Connus en france, Si ma plume S'exprimoit comme votre Burin, ils auroient étés plus ressemblants heureusement que leurs ouvrages feront En leurs faveur ce que J'aurois du faire. J'ay reçu un paquet d'allemagne que vous avez Eu la bonté de m'envoyer, J'auray l'honneur de vous en parler dans quelques Jours S'il vous tomboit dans la memoire quelques Peintres habiles, en allemagne, ou né d'allemagne et dispersés ailleurs, Surtout des hommes dont vous Connoissés le mérite par vous même, Je vous prie a votre Loisir de m'en faire part, et S'il Se peut de l'endroit ou ils demeurent. Je cherche l'occasion de donner un mot pour faire valoir une Ecole dont on a presque toujours pris a tâche de l'obscurcire par des Epitectes repétées d'auteurs en auteurs, plus par préjugé que par certitude, c'est le Siècle ou on veut Changer de tous Sur tout, nous pouvons le faire en disant la Vérité. comment Se porte notre Cher ami votre fils aimé, est il toujours beau comme l'amour? J'ay bien Envie de faire Connoissance avec le Joli Enfant venu depuis mon voyage, J'espère que l'ainé Sera mon protecteur près du Cadet, Je ne pourray avoir de protection plus Sure. Il y a longtems que Je n'ay appris des nouvelles de Mr Eisen, il Semble que Sa haine contre Mr fiquet est venu par contrecoup contre moy, cela ne diminuera mon Estime pour luy et Ses Talens, J'ay la Consolation de Savoir que Je ne l'ay point mérités ainsi il faut prendre patience, Je Say qu'il Se porte bien et Madame, Je luy pardonne d'Emploier mieux Son temps qu'a m'écrire. comment ce portent ces aimables compatriottes avec les quels J'ay Soupé chez vous, Sans doute que les troubles d'allemagne les ont arrêtés dans votre bonne ville de Paris, peut Etre aurois-je encore le Plaisir de les voir. Bien des Respects Je vous prie a Madame Wille. et des Sentiments très tendre de la plus parfaite amitié, que Je vous ay voués pour toujours.

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Monsieur Très Cher et Très Illustre ami et Confrère. Votre Très humble et très obéissant Serviteur Descamps Rouen ce 3 may 1759. Archives Nationales

Paris 219 AP.

2 M. Neveu] Dieser aus Rouen stammende und von Descamps empfohlene Kupferstecher wird in Willes Tagebuch erwähnt (vgl. Journal I, 123-124). Vgl. auch Descamps' Brief an Wille vom 28. Februar 1759. 10 mon troisième volume] Der dritte Band von Descamps' Vie des peintres flamands, allemands et hollandais erschien 1760 40 cher petit confrère Wille] Willes älterer Sohn Pierre-Alexandre, der bei Greuze in die Lehre ging.

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Von Johann Heinrich Eberls Bern, 31. Mai 1759

Bern ein niedlich Stättgen den 31 May 1759 Allerliebster Wille Edler Freund Ehe und bevor es völlig sechs monate werden daß ich im besitze dero sehr werthesten Schreibens und geschwinder antwort vom 11 Jener bin, so eile ich mich Ihnen diese Kleine Epistel zu Verfertigen damit sie nicht nur nicht gar böse werden, sondern daß sie auch eine vollständige beschreibung meiner reise So wie ich sie Ihnen beym abschied Versprach erhalten, dann nunmehro scheinet meine Wallfarth Zum Ende geKommen zu seyn, und ich werde Ihnen wohl nicht mehr schreiben. Derowegen laßet uns zum Werk schreiten und auf dero Gütigkeit, gedult, und Freundschafft vor diesen brief so wie für seine Brüder und Schwester Sie selbige erzeiget haben festen Staat machen. Ich habe Sie mein bester Freund, vor Weynachten bey verdrießlichem Wetter, aber Köstlichen Mahlzeiten in dem grosen Hamburg Verlaßen, wovon ich Ihnen einen Kleinen und teutsch-aufrichtigen begrif gegeben Habe, Ich blieb noch wohl einen gantzen Monat daselbst, endlich kam die frost welche ich 4 monat lang, bald mit geduld, bald mit ungeduld erwartet, angetahn ich mußte fort, Klugheit Überlegung und Viele Ursachen zwangen mich guten Freunden und wie manchem schönen Mädgen aus Norden selbst von Berlin, Gute nacht Zu sagen, Laßen sie mich über dieses grausames andenken geschwind wegeilen sonst fließen statt dinte Thränen aus meinen äugen in die Erde und diese Zeilen welche mein weiches hertz nicht ohne bewegung lesen Kan würden Ihnen mein Liebster Wille unlesbar werden, ... hieher gehören viele Millionen Seufzer. Von Hamburg aus traf ich wieder die allerliebste Lüneburger heyde an wo man gantze Stunden Lang und breit nichts als Sand und Himmel selten aber einen armen Schäfer siehet, diese Damörtes Mirtille und Coridons vertreiben sich Zeit und Weile mit grobem Strümpfe stricken, sie tantzen und flöthen

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Brief 73

nicht wie Ihre Vorfahren in Arcadia thaten, auch sind es Keine lustige bür30 sehe, sechzig und mehr jähre sind ihnen auf runtzlichen Stirnen geschrieben, Lumpichte Kleyder und ein alter Strick voll Knoten sind ihre Gewand und Blumen gräntze, der hund allein siehet Hier schäfergedichten gleich. Keine Galathe Keine Atalanta noch Doris war weit und breit zu sehn, wer von den Schäfern auf die Schäferinnen schließen mag der tröteste (sie) sich bald, und 35 das that ich. In Bremen traf ich nach zwey tag reise, etliche gute freunde in Sonderheit aber den werthen herrn ν Reifstein an, wie blieben 3 bis 4 tage bey einander und sprachen viel von gemälden, noch mehr aber von Ihnen, unserm gemeinschaftlichen guten Freund und wie prunken oft Ihre und der Jungfeen Schö40 nen-Künste edle gesundheit. Weil man nicht beständig glüklich seyn kan, so muste mich hier eine schwere Krankheit welche Ihro durchlaucht, den herrn Lanfgrafen betraf des glückes berauben Hoch denen selben, dargestellet zu werden, welches mich sehr schmertzete, dann diese begebenheit mir sehr viel Würde genutzet haben. Herr v. Reifstein welcher mit dem jungen Graf Lynar 45 in Künftigem Monath September in Paris seyn wird soll Ihnen viel von unsern Unterredungen mittheilen, Er ist ein sehr liebenswürdiger und Kein pedantisch gelehrter, in völligem Besitze der Wohlgewogenheit und Gunst seiner Landsherren. Von Bremen gieng meine reise über das Häßliche Hannover nach Kassel, so welches an sich selber nicht schön ist wohl aber Viel annehmlichkeiten und Kunst-Stücke besitzet, Sie werden mir Erlauben mein theurer freund daß ich die ordentliche und nöthige Erzehlung davon bis auf eine persöhnliche aufwartung verspahre, denn ich bin nicht fähig Ihnen schriftlich einen deutlichen begrif von der Gallerie, den Gebäuden, dem WinterKasten, und dem 55 noch anzulegenden Bunker-und Lustschlößern zugeben, ich mus in den stunden meines allerbesten humors davon hitzig und feuriger mit Ihnen deswegen sprechen. In weniger als drey tagen ward ich Von Kassel nach frankfurth durch entsetzlich schlechte wege nach manchem mit fluch begleitheten (Ms. unleser60 lieh) geschlept. Daselbst traf ich ohngefehr 6 000 französische junge Herren an, welche aus angeborenen höflichkeit und als gute Nachbarn den herrn Frankfurthern ein schönes Neues Jahr gewunschen haben und weil man Ihnen, insonderheit das schöne geschlecht wohl begegnet, so blieben sie etwas länger als sonst ein 65 gewöhnlicher besuch es erforderte, auch hatten sie viel miteinander zu sprechen. Endlich kam ich nach einer 3 Vierteljähriger Verschwindung wieder nach Straßburg, ich traf meine Liebe Eltern besonders aber die werthe alte Großmama in guter Gesundheit an, ich lebte mit derselben einen gantzen Monat, 70 und auf einmal ehe wir es uns versahen entzog sie uns der himmel, die Letsten

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worte ihres Lebens waren ein Gebeth und die Nachfrage nach meinem Wohlseyn, sie seegnete mich, ihren Lieben heinrich und verschied, sie starb nicht sondern entschlief, so sanft als ein tugendhaftes Leben und reines gewissen es mit sich bringen. Wie sehr mich dieser grausame Zufall schmertzete wie viel tausend thränen er mich gekostet, und wie empfindlich er mir ist und zeit lebens seyn wird, Kann niemand als sie mein lieber herr Wille empfinden. Sie haben ein wohlgebornes Hertz, Sie Kennten ihre Verdienste und Sie Wißen seit 10 Jahren, wie groß meine hochachtung für diese Liebe, würdige und Verehrungswürdige Großmutter war, ich Verliehre durch ihren Hintritt nicht nur eine zarte Mutter sondern die beste meiner Freundin eine göttliche rathgeberin, und einen schetzbaren Beinwechsel, nehmen sie theil an meinem schmertz, und heben sie mir einen Trost auf. Nachdem ich dann noch den betrübten Trost hatte meine Liebe großmutter Zur Erde zu begleithen, und ihr auf lang ade Zu sagen, so wurde mir das Vatterland verhaßt, und ich nahm einige Tage hernach meine reise in die Schweitz vor, selbige fieng bey Basel an, woselbst ich viele freunde und gönner angetrofen, der Vatter von herr v. Mechel war nicht der letste mich zu besuchen, er Konte nicht worte genug finden mir seine Erkänntlichkeit und hochachtung gegen Ihnen und dero wertheste Frau Liebste an den tag zu legen, Selbiger empfiehlet sich und seinen söhn in dero fernerer Gunst. In Basel traf ich einen Mahler nahmens Asperli (ein Bayer) an. dieser bezaubert durch seinen Appellischen Pinsel, Statt Bürger und Bauren Knecht und Mägd ochsen und Esel, Er mahlet alles Historien Landschaften, Portraite, und Vischstück, al fresco & a . Er zeichnet wie der Blitz, aber manchmal erbärmlich, hingegen hat er einfalle und eine gute färbe ein Pferdmäßiges Glück in der gleichheit, nebst Viel Vorurtheil zu seinen Gunsten, jedoch ist es gewis daß was nachher hätte aus ihme werden Können wenn er sich Besser auf die Zeichnung würde geleget haben, Sie sollen was von seiner arbeit sehen. In Schaffhausen sah ich den Rheinfall, sonst weder Kunst noch Kunstliebende. hingegen gieng es besser in Zürch zu. Kaum hatte ich gespeiset, so floh ich zu herrn von Füeßly, bey welchem mein jähriger recommandationsbrief von ihrer werther hand die gewünschte Wirkung that. Er zeigte mir alles was sehnswürdig war, gemälde Gebäude, gärten Versteinerungen, Muschlen, Würme & a & a Wir waren täglich beieinander und redeten Viel Von Ihnen, allein wissen sie daß man ein Wenig böse auf sie ist, sechs Monathe sind verflossen daß sie diesen Lieben mann ohne dero briefe lassen, er erwartet sie jedoch mit Schmertzen, indessen alles Unwillens ohngeachtet grüßet er sie viel mal. In Zürch vernahm ich daß man in einem Tag bey herr Hedlinger dem weltberühmten Müntzstecher seyn Könnte, flux entschloß ich mich und schiffete mich in derselben Stunde noch auf daß grose Mittelländische Zür-

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Brief 73

cher Meer, in angenehmer gesellschaft und mit schönstem Wetter ein. Welch ein entzückendes aussehen? welch reitzende gegende, Meer, bäche, flüße, äkker, Wiesen hügel berge, thäler, Ewiger Schnee, alles stellet sich auf einmal dem Auge dar, wo waren Sie Künstlicher Wille, wie oft würden sie dem schweitzerischen Schiffhaubtmann befehl zum Anckerwerfen gegeben und stundenweis gezeichnet haben; ohne von weitem so künstlich zu seyn wie sie, würde ich es gewagt haben einige Zeichnungen zu machen, allein ich wolte mir nicht ein beständiges gereuen für die Augen mahlen, dann ich bin diesen schönen Gegenden ungemein hold geworden. Noch den nemlichen abend meiner abreise aus dem hochlöblichen Vorort Kamen wir über manchen steilen Berg in Maria Einsiedel an dieser schlechte Ort liegt in einem Elenden land wo nichts wie etwas gras und Tannenbäume hervorkommen, die Kirche die Capelle und das Closter sind von steinen auf italienischen geschmack gebaut, die Kupplen aber theils von teutschen theils von welschen Mahlern verfertiget; einige wenige stuck sind aufmerkens werth, aber überhaupt regieret Kein wunderliche Kunst darinn. Viele Figuren sind schlecht gezeichnet und die optic an vielen verfehlet, alles ist nur um den Pöbel zu blenden Gold blättgen, roth gelb und grünfarb sind verschwenderisch angebracht, ein wahrer Kenner soll meiner erachtung nach Kein sonderbares Vergnügen an diesen Wendungen finden. Von Einsiedel gieng die reise auf strecken Müllers pferden in Vollem trab, bald über felsen bald durch schöne Wiesen thäler nach Schwitz der hauptort dieses Kantons, Kaum sind wir von pferd gestiegen so begaben wir uns zu herrn von hedlinger, welcher uns so freundlich, liebreich und höflich empfing, als wären wir seine älteste freunde, es wurde uns mit gutem wein, Zuckerbrode & a recht niedlich durch ein großäugiges schlank und blondes, milchweißes Schweitzer mädchen aufgewartet, nach vielen fragen und antworten wurde ein sauber Kästgen gebracht, enthaltend in Silber und Gold und Kupfer die völlige Sammlung aller derjenigen Medaillen, Müntzen & a welche seine künstliche Hand jemals gegeben, auch hievon Lieber Wille (Lücke: will) ich Ihnen mündlich sprechen. Nachdem diese Neugier gestillet war fragte ich nach den Zeichnungen, welche in ziemlicher anzahl vorhanden waren, da hab ich mich recht erlustiget, ich war kaum davon wegzubringen, endlich da es bald neun uhr abends war mußten wir Höflichkeithalber und Kinder willen abschied nehmen. Wir empfiengen der junge C. H. Fuesly ein anderer Freund jeder sein Portrait, ich aber noch dazu Zweymal sein contrafeit in Kupferstich eine schöne handzeichnung, und sechs Medaillen, nebst der Versicherung seiner beständigen Freundschaft und damit resiseten wir des andren tages wieder fort, gegen die werthe und liebenswürdige Persohn des H. Hedlingers, voller empfindlicher Dank, und sonderbarer Bewundrung seiner unaussprechlichen Modestie, er glaubet gantz gewis weder zeichnen zu können noch Kunst zu besitzen, Sie wissen das glückliche Gegentheil.

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Der heimweg gieng längst dem angenehmen Zuger See, nach der Stadt iss Zug, woselbst ich köstlichen Burgunder Wein getrunken und artige Mädchen gesehen. Abends trafen wir wieder im hafen von Zürch ohne Sturm und englische Caperey gefürchtet Zu haben glücklich an, einige Tage hernach gieng ich von dar über Baden und Arau nach hiesiger Stadt welche mir treflich wohlgefällt, ich blieb nur 2 Tage um desto ehender in Genf zu seyn, i6o woselbst ich auch nach einer lustigen 3tägigen reise ankam, ich fand daselbst verwandte, freunde und gönner ich sah den unsterblichen aber häßlichen Voltaire, dessen Bild ich mitbringe, viele schöne gemälde bey H. Tronchin, und ungemein gleichende Contrafeyt von dem ehmals langbärtigten H. Liotard, welchen Genf zum anbeten vergöttert, Kein ort Lieber freünd kommt i65 der geselligkeit und der Spatziergänge wegen Paris ähnlicher wie diese heilige Stadt, wovon die gegenden recht entzückend und zum bewundern sind. Ehe Sie sterben müssen Sie hin reissen, ich versichre sie es wird Ihnen nicht gereuen. Da würden sie Landschaften nach ihrem und H. heilmanns geschmack zeigen können, sowie auf dem gantzen Weg nach Lausanne, Yverdun & no Neufchatel, an allen diesen 3 orten hab ich mich einige Tage aufgehalten ehe ich wieder hier eingetrofen bin, nunmehr habe ich 12 tag hier verharret und angenehme bekanntschaft gemacht, ich habe stundenhohe berge bestiegen, Küh und Ziegenmilch von der ersten hand in himmlischen gegenden getrunken, auch manchem Schweitzer Elsly ein hertzaften Kuß gegeben, Sie 175 müssen absolute ein mal Hiedurch reisen. Man siehet zwar hier einige gemälde aber wenig Kostbare und viele die nicht recht kauscher sind. Morgen werde ich von Ihro Ex. H. Baron von Erlach mich Beurlauben, und den Tag darauf nach Basel über Carlsruh nach Straßburg verreisen, woselbsten ich, haben Ihnen diese Zeilen nicht misfallen eine baldige antwort erwarte. 180 Indessen nehme ich die Freyheit Ihnen mein werther freund frey bernerische appollons söhne zu empfehlen Ν 1 ist H. Aberly ein universalmahler der gut werden wird Ν 2 sind H. Zingg ein Kupferstecher der viel geschmack hat Ν 3 der neffe von hiesigem Medailleur nahmens H. Maurikoffer welcher iss groß in pitschir (sie) stechen auf steine ist und größer werden kann. Alle dreye sind Bewundrer des großen Wille und brennen für Verlangen mit Ihnen bekanntwerden zu können, um von Zeit zu Zeit ihres Rathes sich erholen zu dörfen. Gantz Bern (wo in allen häusern dero historische stücke in kostbaren rahmen gläntzen) hat mir den hof gemacht um diese junge Künst- 190 1er in dero wohlgewogenheit zu empfehlen als der sicherste weg sie auf die gute Bahn zu bringen, haben Sie dann freundschaft und gütigkeit für dieselbe. Nun beantworte ich noch geschwind dero fragen in obgedachten Schreiben vom 11 Jenner. 195

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Herr Schütz in Franckfurth hat alle ihre briefe empfangen hat aber wegen viel arbeit vor die Franzosen, noch nichts meisterliches für sie verfertigen können. Ich habe ihme Lust gemacht etwas mitzubringen und uns auf Künftigem Sallon zu besuchen, welches er mir ziemlich versprochen hat, es ist ein artiger Mann ich habe 2 hauptstück von seiner hand wie Saftleven. Der Seekatz hingegen sieht einen handwerksbursch gleich ist aber ein schlechter zeichnungsheld, er versprach mir aber fleiß an ihren jahrmarkt zu wenden. Von H. Fiedler ein an händen und füßen mit podagra gezüchtigter und meistens das Bett hütender hofmahler, haben sie eine alte Beodmuss {sie) blasende Mutter erhalten, selbige ist ein present von diesem Künstler. Gefällt sie Ihnen aber nicht so mögen sie selbige um 6 Louisd'or verhandeln und er verspricht Ihnen ein besser Stück, aber sie müssen ihme zuerst sein Zipperlein verjagen. Auch herrn Brinckmann hab ich entschließend gemacht mit einigen Kostbaren Stücken sowie in der Königlichen Gallerie zu Manheim stehn in nechstkommendem august nach Paris zu kommen, sie sollten mit meinen zwey recruten wohl zufrieden seyn. H. Kreuchauf welcher sie 100000 mal grüßet hat dero rolle von hamburg aus an herrn von Hagedorn meinetwegen gesandt erster Freund ist ein artiger Mensch welchen preußische furcht schon 2 Jahre lang aus Leipzig getrieben, und der im february von seinem eingefallenen haus fast wäre erschlagen worden. Kaßler Braun haben sie die schwere menge bekommen ist sie gut oder nicht. Nunmehro lassen Sie uns noch ein wenig von dero frau Liebeste sprechen. Wie befindet man sich, was liebt Louis-Frederic und sein Bruder. Küssen sie alle diese 3 Persohnen meinetwegen. Vermelden sie meinen Respect an den lieben herr Boucher an H. Heilmann, und viel Grüße an alle gute freunde die sich meiner erinnern. A propos, nunmehro bin ich ein Jahr weg von Ihnen, sollte ich deswegen um manche schöne Zeichnung gekommen seyn welche mir dero gütigkeit während der Zeit, wäre ich um sie gewesen, würde haben zukommen lassen. Sollte ich selbige meiner abwesenheit wegen verlieren daß wäre nicht billig, maßen ich in der Ferne so gut als in der Nähe Ewig, Zeit Lebens beständig und aufrichtig bin und seyn werde dero guter freünd Eberts Archives Nationales Paris 219 AP. Über J. H. Eberts' Reise in die Schweiz, vgl. Journal I, 118 (4. August 1759). 27 Damörtes Mirtille und Coridons] Figuren aus S. Geßners Idyllen. 37 Herrn ν Reifstein] Reifstein wird im Tagebuch als Erzieher des Grafen von Lynar erwähnt (vgl. Journal I, 138). Im September-Oktober 1761 wurde Wille von Reifstein und Lynar besucht (vgl.

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Journal I, 179-180). 102 Füeßly] wahrscheinlich Johann Caspar Füssli. 163 Tronchili] nicht nachweisbar. Vgl. Brief Nr. 213. 183 Aberli] Johann Ludwig Aberli (17231786) ist vom 1. 7. bis zum 7.11.1759 Willes Schüler gewesen (vgl. Schulze Altcappenberg, S.308). Vgl. Journal I, 115. 184 H. Zingg] Adrian Zingg (1734-1816) blieb vom 1.7.1759 bis zum 30.3.1766 als Willes Schüler in Paris (vgl. Schulze Altcappenberg, S. 360). Vgl. Journal I, 115. 185 Maurikoffer] Der Medailleur Johann Melchior Morikoffer (1706-1761). 214 H. Kreuchauf] vgl. Journal I, 115 (7. Juli 1759).

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An Johann Martin Usteri Paris, 16. Juni 1759

Sie wollen, wie ich merke, Mein Herr und edler Freund! Zu meinem Vergnügen das Ihrige beythragen. Ich dancke Ihnen von Herzen deßwegen! Ich soll ein neues Gedicht von dem treflichen H. Wieland von Ihnen erhalten, zu welchen der würdige H. Geßner die Vignette verfertiget hat. Gewiß Sie haben wichtige Geister in Ihrer Vaterstadt. Sie dörfen stolz darauf seyn. Und, ich will Ihnen mein Herr etwas im Vertrauen offenbaren. Deß H. Geßners Tod des Abels, wird iezt hier von einem meiner Bekanden in das französische übersezt. Ich habe ihn dazu angetrieben und meinen Band dazu hergegeben. Die drey ersten Gesänge sind schon fertig, wenigstens bis auf das Ausfeilen. Ich habe dem H. übersezer gerathen an den H. Geßner zu schreiben um die neue auflage dieses Buches zu erhalten, er wird es thun. Die stücke welche H. Heilmann, dieser brave Helvetier, vor Sie zu machen hat sind angefangen und das eine ist schon ziehmlich weit gebracht. Ich hoffe Sie werden Ursache haben damit zufrieden zu seyn. Er giebt sich alle mühe Ihren Beyfall zu erhalten, und er hat recht. Mein freund in leipzig nachdem er H. Heilmanns Arbeit erhalten, hat mir noch vor ein paar Tagen geschrieben wie sehr er damit zufrieden sey. Der Mahler welcher die 4 herrliche Landschaften gemacht hat welche Sie bey mir gesehen haben, heißet H. Dietrich. Er ist hofmahler des Königs von Pohlen und wohnt in Dresden. Die Vorzüge dieses Künstlers, welcher mein freund ist, sind außerordentlich und wie unendlich. Er ist in allem gleich stark. Vorigen Winter kam ein historisches stück hier an, welches die hirten vorstellet wie sie im stalle das Christkindchen anbetten. Dieses enthält alle Theile der Kunst im höchsten grade. Unßere ganze königl. Akademie hat es gesehen und sich verwundert daß ein solcher großer Mann ein Sachse seyn müsse. Man lässet ihm hier alle Gerechtigkeit wiederfahren: dann man ist seines wehrtes überzeuget nachdem man etwa 16 stücke schon in Paris von ihm besizet, und indes ist so zu sagen in einer anderen ahrt. Das erste von welchem ich hier gemeldet habe gehöret unserer Königin. Sie hat es in Ihrem liebsten Kabinete und hält es als ein Kleinod. Aber bey allem diesem muß ich Ihnen gestehen daß es sehr schwer ist etwas von H. Dietrich zu erhalten, wegen seiner sehr überhäuften Arbeit. Ich habe beynahe 3 Jahre auf meine

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stücke gewartet ob er gleich mein freund ist. und es ist noch bey nahe ein Duzend, vor hieher, bey ihm bestellet, wovon aber einige fertig sind. Wann Sie alßo einmal entschlossen sind, ein Paar stücke bey ihm zu bestellen: so belieben Sie es mir erst zu melden. Ich will mein möglichstes erst vor Sie bey Ihm Thun, weil ich in beständigem Briefwechsel mit ihm bin. und hernach belieben Sie auch selber an ihn zu schreiben damit die sache den gehörigen nachdruck bekomme. Ich bin so frey Ihnen als meinem wehrten freunde zu rathen. Dann ich bin gewiß sehr erfreuet daß Sie so vielen Geschmack an den Werken der kunste und des Wizes finden. Verflossenen Winter habe ich ein Paar Landschaften aus Wien erhalten, der junge H. Brandt* hat sie vor mich verfertiget. Sie sind kleiner als die von H. Dietrich, aber auch sehr schön, und so daß ich ein großes stück für einen hisigen Bischof welcher ein großer Kenner ist, habe bestellen müssen. Zu diesem habe ich vor wenig wochen ein Paar niedliche kleine landschaften aus Frankreich erhalten. Es ist aber ein Geschencke womit der H. Baron von Höckel dieser große Kenner beehret hat. Sie sind in der nehmlichen Stadt von H. Schüz gemahlet worden Sehen Sie edler freund wann ich einmahl anfange von der Kunst zu reden: so ist kein aufhören nicht; aber ich hoffe Vergebung! Es ist mir leyd daß ich die Zeit nicht gewußt habe in welcher mein Freund Eberts würklich in Zürich war. sonst hätte ich ihn in aller freyheit zu Ihnen gewiesen. Er schrieb mir aber erst aus Bern einen Brief von 12 Seiten welches die fortsezung seiner Reisebeschreibung war. Er lobet nicht allein die Stadt Zürich und ihre gegenden sondern auch die güte und das höfliche betragen der Einwohner, welches mich selber sehr vergnüget, in dem ich Verschiedene so gute freunde bey Ihnen habe, welche ich Sie bitte von mir alle zu grüßen! Besonders aber meine Empfehlung an Ihre würdige frau Liebste! Ich habe beständig die Ehre zu seyn Meines Herrn und wehrtgeschäzten freundes unterthänigster Diener Wille Paris den 16. Juni 1759 {Am linken Rand): die Rembrandische Kopie: der Burgemeister six soll nicht vergessen werden, ich will ihn, wann H. Heilmann fertig ist, in das Kästgen zu den gemälden legen. * er ist hofmaler des Keyßers Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. Vgl. Journal 1, 114. 3 ein neues Gedicht von dem treflichen Wieland] 1758 veröffentlichte C. M. Wieland eine Ode bei David Geßner in Zürich: Auf das Bildnis des Königs von Preussen, von Herrn Wille, vgl. Boerlin-Brodbeck, S. 89. Vgl. J. C. Füsslis Brief an Wille vom 24. Juni 1758. 6 - 7 Geßners Tod des Abels] Salomon Gessner, La mort d'Abel, poème en cinq chants, traduits de l'allemand de M. Gessner par M. Huber, Paris, Hardy, 1760 (Amster-

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dam, J. H. Schneider, 1764). 4 3 Brandt] Johann Christian Brand. 4 4 - 4 5 für einen hisigen Bischof] Es handelt sich um Nicolas de la Pinte de Livry, Bischof von Callinique. Vgl. Journal I, 120. 48 in der nehmlichen Stadt] d. h. Frankfurt. 53 Eberts] vgl. vorigen Brief vom 31. Mai 1759. 65 der Burgermeister six] Rembrandts Porträt von Jan Six, Ölgemälde, 112 χ 102 cm, 1654, Amsterdam, Six Collectie. Jan Six war ein reicher Mann, Bürgermeister von Amsterdam und enger Freund des Malers. Rembrandt verfertigte eine Portätstudie von Jan Six in Vorbereitung eines Kupferstichs (220 x 175 mm, Feder und Aquarell, 1647, Amsterdam, Six Collectie) und einen Kupferstich, von dem hier wohl die Rede ist: Porträt von Jan Six, 245 x 191 mm, Inschrift: Jan Six AE 29, Unterschrift: Rembrandt f 1647.

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Von Christian Wilhelm Ernst Dietrich Dresden, 29. Juni 1759

Dresden den 29. Juny 1759 Hochedler Herr Wehrthgeschätzter Freindt und Gönner Von Dero höchst wehrsten schreiben von 24 Majo nebst deß von 31 Majo (17)59 habe beide mit Vergnügen Erhalden. Dero letztres habe das Vergnügen hir Zu beandt worden, worin mein wehrster mir die Mahße von des H. Conde de Vensse maße beischücken, welches ich mit vihlen Gusto Verferdigen wihl. wihl geEhrster Monsieur Wille daß ich mit schreiben nebst abschückung nicht ordentlich bin so ist die iezige Zeitt leihder schuldt. wie gerne ich wihl so ungerne wehrde ich durch Vorfallende hinderniße Von meiner arbeidt durch den Krig abgehalden. nur gedult ich habe mir mit Gott vor Genohmen nun vor meine Freinde nach Paris von meiner wöhnigen arbeidt zu condentiren. ich hoffe, und wihl bitten gegen den November wohl mit alle dem ferdig zu sein daß an Dero überschückt sohl Wehrden, worunder des H. Conde de Vense stück mit begriffen ist. ich habe also Dero schreiben nebst Mahßen vor mir. ich wehrde dasienige so Sie mir Geschriben so Genau alß ich Vermögendt sugen zu Erfühllen. Vor die Landtschafft vor den Büschoff wehrde so da mit besorgen alß mein wehrster mir geschriben haben. Wegen Dero 2 stükke auf Kubffer und des herrn Heilmanns habe schon angefangt. des H Vence wirdt auf Kubffer, ich wihl auch daß so der H. Graff de Vensce verlangt, da mit an fangen, ich habe Dero briffe da wihl ich mich darnach richten, ich bitte mir die Güdig Keidt ihrer wahren freindschafft als eines so Wehrden und geschückden Mannes recht besonders Zu conserviren auß, ich habe die Ehre Sie zu mehlden daß ich Eine recht groß Verlangen drage die Blätter des Schuveneck zu sehen nebst des Möns. Pucher seine in rohtt, ich bin in Dero schuldt. ich bitte aber nur noch mit gedult. ich wihl alles so vihl möglich ist Condentiren. Die Landtschaffden von St Non sindt mir sehr angenehm, ich habe in mein vohrigen brief von wegen des Möns. Mariette gedacht daß ich wegen der Landtschafftden des Rembrantts gerne Comblett mir anschaf-

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fen wohlte. ich habe an Gelde schon waß da zu bey mir Resolvirt. ich möchte nur wißen ob dißer rechtschaffner Man mir Wohlde darin behülflich sein, ich bitte doch Sie mein libster Freind bey gelegener Zeitt etwan mit Ihm davon zu sprechen. Wie Vihl stück und die breiße. es vehlt mir das Französische Zu schreiben sonsten hette lengst an Ihm geschrieben, ich hoffe mir noch nach und nach das ganße werk zu schaffen. {Am Rand: dem Möns Gersein Cadalio habe ich von des Rembrants Kubffern - da bei ist Eine bflucht der Mutter Gottes nach Egipten auf die Manier von Elsheimer die möchte ich haben wen ich nur wiße ob Möns. Mariette vor Geldt mir sie Verschaffen wohlde.) wegen des Roosen hier so ein abstamling des alden Francforter ist macht Er verner {Anfragen). Studiert es gans guhtt Er hatt hir vihl nach mir cobpirt - wenn solche beide mehr ihrem Medie obliegen als der Combanie. Wehre es beßer, ich mehlde aufrichtig. Mein groß Combliment an Monsieur Heilman an diesen braffen Man. ach wehr nur in Paris Ein dag wehre und hir wo Gott gebe daß mir gegen den herbst es nicht wieder hir so geht als den Vorigen herbst. /NB es ist Ein stück von mir die Geburdt in Stahl von (hoff) auß von hir an die Dovine nach Paris geschückt Wöhrden. Ver muhttlich hatt Made Moiselle Silvestern die Comision gehabt ob es ist an Kommen, ich habe solches noch vor die verstorbene Königin hir gemacht, ob Sie solches gesehen nun mein werster Monsieur Wihlle es ist itzo meine Einzige sorge nebst dero Freindschafft zu conserviren dasgenige in den Standt zu verferdigen, wie ich schuldig bin um mein Wortt nicht alleine zu Erhalden sondern auch Ehre da fon zu haben, ich embfehle mich Dero güdigen Freindschafft und bin mit allem Vergnügen bereidt mich alle Zeit zu nennen Dero freindt und diener zu verbleiben wie ich bitte von Ew hochedlen ich bin Ergebenster diner Dietrich Archives Nationales Paris 219 AP. Am 18. August 1759 schrieb Wille in seinem Journal: »Le 18. Répondu à M. Dietrich, peintre de la cour de Saxe. Je lui donne avis qu 'il doit recevoir dix estampes, manière de crayon, par M. Hutin le jeune, et un rouleau avec l'œuvre de Jouvenet, M. de Boullongne, de moi, des copies d'après Rembrandt au nombre de dix, et autres. C'est un présent que je lui fais.« (Journal I, 119). 6 - 7 Conde de Vensse] Durch Willes Vermittlung hatte der comte de Vence dem Dresdner Maler Dietrich ein Gemälde bestellt (vgl. Journal I, 113 und Willes Brief an Hagedorn vom 26. Januar 1759). 11 durch den Krig] der Siebenjährige Krieg. 17 Vor die Landtschafft vor den Büschoff] Es handelt sich um die Landschaft für Nicolas de la Pinte de Livry, Bischof von Callinique. Vgl. Journal I, 113. 25 Schuveneck] Vielleicht JeanBaptiste Jouvenet (1644-1717), französischer Maler. 25 Pucher] nicht nachweisbar. 27 Saint-Non] Der Abt Jean Claude Richard de Saint-Non (1727-1791) wurde schon im Briefwechsel zwischen Wille und Hagedorn als ein Freund erwähnt (vgl. Willes Brief an Hagedorn vom 21. Februar 1758 und vom 26. Januar 1759). 39 Wegen des Roosen hier] es handelt sich um den Maler Joseph Roos ( 1726-1805), der in Wien geboren wurde und sich in Dresden niederließ (vgl. Hagedorns Brief an Wille vom 17. De-

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zember 1765). 46 Dovine] d. h. wahrscheinlich die Dauphine von Frankreich, Marie Josepha von Sachsen. 4 6 - 4 7 Made Moiselle Silvertern] Marie Maximilienne de Silvestre (1708-1797): französische Zeichnerin und Malerin, Vorleserin der Prinzessin Marie Josepha von Sachsen, späteren Dauphine von Frankreich.

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Von Helfrich Peter Sturz o. 0., {Juni/Juli 1759)

Ode an Herrn Wille Königlichen Kupferstecher in Paris Mitglied der Königl. Akademie der Malerei zu Paris, und der Kaiserlichen zu Augspurg. Von herrn Sturz Die Kriegs-Posaune tönt, die Grazien entweichen, Erobrer blähen sich, umringt von Sieges-Zeichen, Und dröhn der Welt den Untergang. Nur da, wo Ludwig herrscht, wohnt, mitten in dem Kriege, Die sanfte Wissenschaft; ein freudiger Gesang Verewigt ihres Lieblings Siege. Der Ruf verkündigt sie dem Enkel der Sabinen, Er ließt der Väter Stolz in prächtigen Ruinen; Was Wunder, daß er neidisch hört? Rom lebet wieder auf, Trajan ist auf dem Throne; Die Ruhe seines Volks, sein Zeit-Punkt ist es werth, Daß ihn, o Will, Dein Geist belohne. Wie ringt Cleopatra so rührend mit dem Tode? Ich hasse den Tyrann, der ihr mit Fesseln drohte; Noch spricht ihr Auge Majestät. Das würdigste Verdienst herrscht in den edeln Blicken Des weisen Florentin; und jeder Zug verräth Die Gabe Völker zu beglücken. Und, wenn Du, fern vom Thron, in niedern Hütten wählest, Und einer Bäurin Bild mit Deiner Kunst beseelest, So rührt die Wahrheit der Natur. So konnte nur Virgil den Helden unterrichten; Und denn, mit gleichem Schwung, dem Hirten auf der Flur, Und von dem Landmann göttlich dichten.

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Ermüdet suchst D u dann der Menschheit schönste Freude, Die Freundschaft; und D u fühlst an Deines Damons Seite Empfindungen der goldnen Zeit. Da hörest D u entzückt der Dichtkunst stille Lehren, Sie lohnet Dir dafür einst mit Unsterblichkeit, Und schweigt von Sieg-gewohnten Heeren. Archives Nationales Paris 219 AP. Wille kannte Sturz nicht, bevor er das Gedicht am 10. Juli 1759 erhielt: »Reçu une ode en vers allemands à mon honneur accompagnée d'une lettre fort polie en langue françoise que l'auteur m'a écrite. C'est un jeune homme de Darmstadt nommé M. Stürtz, qui a fait (comme j'ay entendu dire) de bonnes études en plusieurs universités d'Allemagne. Son ode est bien faite et magnifiquement imprimée.« (Journal I, 116). Wille bedankte sich brieflich bei Sturz am 23. August 1759 (Journal I, 119). Zu dieser Ode, vgl. Schulze Altcappenberg, S. 47-48. 11 Ludwig] Ludwig XV. (1710-1774), regierender König von Frankreich. Wille stach zwei Porträts von Ludwig XV: Louis Quinze le Bien Aimé, 1747 von Wille gestochen nach einem Bild von C. Parrocel et J. Chevallier (Le Blanc Nr. 104, Ν agier Nr. 60) und Ludovicus Victor et Pacator, nach einem Bild von J. G. Heilmann, gestochen von Wille und J. B. Le Moyne (Le Blanc Nr. 105, Nagler Nr. 61). 22 Cleopatra] Anspielung auf Willes Stich: La mort de Cleopatra (1754), nach einem Gemälde Netschers, das sich in der Sammlung des Comte de Vence befand (Le Blanc Nr. 5, Nagler Nr. 108). 26 Florentin] Louis Phelypeaux, Comte de Saint-Florentin, Commandeur des Ordres du Roy, 1751 von Wille gestochen nach einem im Jahre 1749 gemalten Bildnis von Louis Tocqué (Le Blanc Nr. 124, Nagler Nr. 79). 30 einer Bäurin] Wille stach viele Genrebilder mit Bäuerinnen. Vgl. Das Weib, welches den Kessel scheuert (1738, Le Blanc Nr. 16, Nagler Nr. 120); Die Wäscherinnen am Flusse (1746, Le Blanc Nr. 20, Nagler Nr. 124); Die zwei Bäuerinnen in einer landschaft sitzend (1749, Le Blanc Nr. 21, Nagler Nr. 125); Die beiden Weiber mit dem Kinde bei dem Heuhaufen ( 1754, Le Blanc Nr. 40, Nagler Nr. 144).

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An Johann Martin Paris, 30. Oktober

Usteri 1759

Hr. Ustery Paris den 30. 8br 1759 Hochzuehrender Herr und wehrtester freund! Endlich habe ich das Vergnügen Ihnen zu melden daß Ihre beyde gemälde welche der geschickte H. Heilmann vor Sie auf Ihr begehren angefangen hatte vollendet sind. Ich hoffe Sie werden damit zufrieden seyn. Das eine stük stellet eine französische köchin vor welche ein Huhn an spiß stecket, neben ihr liegt ein haaße und andere dinge welche zur haußhaltung der küche gehören. Die andere köchin krazet einer karpe die Schuppen ab, ein kessel stehet im kamine auf dem feuer, auf dem boden liegen noch fische und andere sachen welche in eine Magere küche gehören. Ich habe H. Heilmann die zwanzig louis d'or bezahlet wie Sie auß dem inligenden ersehen werden.

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Ich hätte Ihnen edler freund schon längstens geantwortet wann ich nicht von Tag zu Tage auf die Antwort von H. Dietrich gewartet hätte. Diese ist immer außgeblieben, und daher habe ich vor acht tagen aufs neue Ihrent wegen Ihnen geschrieben, und weil ich nicht gewiß weis ob er bey diesen umständen in Dresden geblieben ist: so habe ich den brief an meinen freund nach Leipzig gesandt, welcher immer wissen muß wo er sich aufhält, gedulden Sie sich alßo noch ein paar wochen: dann so bald ich die Antwort habe, so habe ich die Ehre Ihnen auf der stelle zu schreiben. Aber wehrtgeschäzter freund Sie haben die gütigkeit gehabt mir bûcher und sehr schöne bûcher zu verehren, welche ich mit vielem vergnügen gelesen habe. Gewiß Sie haben wackere Leute in Ihrer Stadt! Auch das Gedicht von Ihrem H. bruder ist voller Schönheiten, doch hatte ich gewünschet daß er nicht so ofte den Sinn einer Strofe ohne endung zur andern fort geführet hätte, doch ich kan unrecht mit meinen wünschen haben. Aber womit soll ich Ihre gütigkeit vergelten? Ich bedancke mich indessen so viel man sich bedanken kan, und iede Zeile welche ich in diesen büchern lese bringet einen gedanken des dankes hervor. Morgen früh packe ich Ihre Beyden Gemälde ein und werde sie sogleich an H. Kornmann überlifern damit er sie Ihnen ie eher ie lieber zusende. Belieben Sie mir wehrtester freund zu sagen was Sie von H. Heilmann denken und auch was andere Leute von kenntniß davon urtheilen. künftiges Jahr werden hier einige kupferstiche erscheinen welche nach gemälden des H. Heilmann verfertiget werden. Ich werde den Burgemeister six in das kästgen legen. Er kostet 3 #. es ist einer von den besten abdrücken, und Ihr freund wird damit zu frieden seyn. Auch werde ich ein gedieht hinein legen welches ein Poet in Deutschland auf mich zu machen vor gut befunden hat. Übrigens bin ich beständig zu Ihren dinsten und habe die Ehre aufrichtig und mit hochachtung zu seyn Meines hochzuehrenden Herrn und freundes Unterthänigster diener Wille. Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. 5 Heilmann] Vgl. Journal I, 122. »Le 30. (...) J'ai envoyé deux tableaux à MM. Kornmann et Wächter, banquiers, rue Michel-le-Comte, pour les envoyer à M. Usteri, à Zurich. Il les avait commandé par mon canal à M. Heilmann, qui les a bien faits. Ce sont deux Cuisinières, l'une en gras, l'autre en maigre.« 14 Antwort von H. Dietrich] Wille hatte Usteri vorgeschlagen, als Vermittler für die Bestellung eines Gemäldes an Dietrich zu dienen, vgl. Willes Brief an Usteri vom 16. Juni 1759. 35 Burgermeister six] Kupferstich von Rembrandt. Vgl. Willes Brief an J. M. Usteri vom 16. Juni 1759. 37 ein Gedicht] Vgl. H. P. Sturz' Ode im vorigen Brief.

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Brief 78

An Johann Caspar Füssli Paris, 6. November 1759

Sind Sie böse auf mich geworden? doch ich hoffe es nicht! Ich habe lange des Vergnügens entbehren müssen, Ihnen zu schreiben. Hier ist die Verdrüsslichkeit, und die Ursache davon, länger kann ich es nicht ausstehen, ich muss alles entdeken. Wo ist unser Winkelmann hingekommen? der liebe Himmel weiss es. Den letzten Brief, welchen ich von ihm erhielt, hatte er im Monate November, des verflossenen Jahres in Florenz geschrieben, und den - Julius dieses Jahres erhielt ich ihn erst. Ich erschrak über den Inhalt, er sagte mir mit grosser Betrübnis, dass ihm sein Hof befohlen hätte, sein Werk in Sachsen druken zu lassen, und er wäre zu kleinmüthig darüber geworden, als dass er es Ihnen, edler Freund, selber zu melden getraute. Sein Trost allein wäre, Ihre grossmüthige Art zu denken in der Vorrede seines Werks der Welt zu sagen etc. Wie wenig mir diese Neuigkeit gefiel, ist nicht zu beschreiben. Ich nahm daher den Entschluss, Ihnen, bester Freund, von nichts zu schreiben, bis ich alles würde hintertrieben haben, und ich schrieb sogleich nach Florenz. Ich gab dem Herrn Winkelmann einigen Rath, wie die Sache vielleicht anzugreiffen wäre, um dass er sein Werk bey Ihnen möchte drucken lassen, und stellete ihm vor, dass es mir sehr wehe thun würde, wenn es nicht geschehen sollte, um so viel mehr, weil ich mich mit aller Zuversicht, in diese Sache gemischet hätte. Ich wartete nun auf Antwort, und als 6 Wochen verflossen waren, schrieb ich von neuem, und schikte den Brief nach Rom, dann ich muthmassete, dass er nicht mehr in Florenz seyn würde; aber bis diesen Augenblick, bin ich ohne Antwort. Ich habe sogar Briefe von Herrn Mengs in dieser Zeit erhalten, ohne dass er ein Wörtchen von ihm gemeldet hätte. Ich bin also, wie sie sehen, eher zu beklagen, als dass Sie, edler Freund, auf mich unwillig sein solten. Johann Caspar Füssli, Geschichte von Winckelmanns Briefen, Zürich 1778, S. 18f. Zitiert nach Y. Boerlin-Brodbeck, S. 148. Auch zum Teil in: Winckelmanns Briefe, I, S. 438 (erster Abschnitt weggelassen). Vgl. Journal I, 123. 5 - 6 D e n letzten Brief] Winckelmanns Brief nich erhalten. 16 Winckelmann] In einem Brief an Füssli vom 10. Juni 1758 hatte Wille Winckelmanns Überlegungen mitgeteilt, ob die Geschichte der Kunst nicht in Zürich herausgegeben werden könnte. Davon war noch einmal in J. C. Füsslis Brief an Wille vom 24. Juni 1758 die Rede.

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Von Johann Caspar Füssli Zürich, 19. Dezember 1759

Hochedler Herr und Schäzbarer Freünd Ich Habe Nicht geglaubet daß meine FreündschafTt jenes ansehn Habe, das einem Theüren Freünd um der Vorausgesezten Unbeständigkeit eines An-

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dem eben So angenehmen Mannes willen, bewegen Könnte mir über ein langes Jahr Seine gütigen u geschäzten briefe Zu entziehen; eh ich Herrn Winkelman kannte war schon Manche meiner Stunden durch die Underhaltung mit Willen frohe Vorbeygeflohn, und Herr Wille konnte Ja Nicht für den Eigensin des dresdnischen Hofes, und eben So wenig für das Stillschweigen des herrn Winkelmans. Mit So großem Vergnügen ich auch seine Willfährigkeit mir dies Meysterstük seiner werke wenn es erst Noch Möglich ist, an Zu Vertrauen, an genohmen habe, So sehr Muß ich sie izo bitten iedem Versuch zu Underlaßen der Vielleicht einiges gewicht wieder den befehl Seines Ober Herren Haben Könnte. Aber was denken Sie Von Herrn Winkelmans Freüntschafft? Man Ver sichert Mich das Keine Aüßerlichen Umstände ihn Zu diesem Stillschweigen Nöthigen. ich bin sehr zu beklagen, daß er mich auch als einen so Furchtbaren Mann an sieht. Meine liebe ist so ziemlich geistig, u das Feüer aus dem Goldenen Alter Verdiente Vielleicht etwas mehr als so schnell Zu Vergehn; ich bewundre ihn Mehr als ich aus drüken Kan, die Vortreflichen Stüke die Er in den 5ten Theil der Berl.(iner) Bibliothek gab beweisen Mir die große Seele ihres Verfaßers. Sie Haben die gütigkeit Mir ihre Verwunderung Zu bezeügen daß ich Meinen Sohn Nicht nach Paris sende. Ich Habe Zweyerley Zu sagen, es war immer eine Meiner Haubtabsichten Meinen Sohn Zuerst nach Paryß Zu senden, allein diese veränderte sich als Mein Freünd auf Hörte Mir das Vergnügen Seiner Briefe Zu gönnen; Zweytens Hatte ich auch sehr gute Freünde Zu Wien. Meytens und Troger sind Nammen die das Vaterland lange Verehren wird, der lezte besonders war mir Sehr vertraut; ich Sage Nicht Zu Viel wenn ich ihn mit dem grosen Gran in eine gleiche Reihe Seze; Gran müste ihm weichen: dieße aussieht schiene Mir nicht unbequem, und was den Vorrath Schöner originale für das auge u einem Jungen, Nicht Verwöhnten geschmak an betraf, So war Nicht Zu fürchten eine Schlime wähl Zu Treffen, der erfolg war Über mein Ver Muthen. Es sind ihm Zu Wiene Hofnungen gemachet worden die an keinem anderen Orte Hätten Können gehoffet werden, Und Hier Mein Herr werden sie Mir Vergönnen die angenehmen Empfehlungsschreiben Von ihnen anzunehmen, wo ein Wille Empfielt da wird das furchtsame Verdienst ermuntert; Möchte es Mir aber auch Vergönnt seyn Meine dankbarkeit durch Proben Zu beweisen! Herr Nyscheler Vermehret diesen wünsch, ie Mehr er Mein freünd ist; ich bin ihnen unendlich Ver bunden. Herr Eberts war ein angenehmer Mann, schade daß Er nicht länger bey uns blieb, ihr Schönes geschenk ist Noch Nicht an gelangt; aber wie Ver langt Mich Marigny Zu sehn! Herr Von Mecheln Macht seinem Underrichter Ehre, dieser Junge Künstler Hat Viel auge.

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Brief 79

Mein dank und Meine empfehlung - ich werde die Stüke meinem Sohn mit der ersten gelegenheit Zu Senden ich bin HochZuehrender Herr u Schäzbahrer Freünd dero gehorsamster u Underthanigster dienner Füessli Zürich den 19. Xbris. 1759 Sie würden Mich unendlich Verbinden Theurer Freünd wenn Sie, oder Herr Mechlen, Mir Rübens mit seiner Frau u Kinde, nebst dem Pendente Von Ardells Schwarzer Kunst, verschaffen Könnten, ich Habe Sie bey herr Nyschler gesehn, u Sie außerordentlich nach Meinem geschmak gefunden. Archives Nationales Paris 219 A. Erstdruck bei Y. Boerlin-Brodbeck, S. 148-149. Wille antwortete am 4. Januar 1760 ('Journal I, 127) und am 31. Januar 1760 ^Journal I, 128).

21 Beri. Bibliothek] Es handelt sich um die folgenden fünf Aufsätze Winckelmanns, die 1759 im 5. Teil der BS Werschienen sind: »Erinnerung über die Betrachtung der Werke der Kunst«; »Von der Grazie in Werken der Kunst«; »Beschreibung von dem berühmten Stoßischen Museum in Florenz«; »Beschreibung des Torso im Belvedere zu Rom«; »Anmerkungen über die Baukunst der alten Tempel zu Girgenti in Sicilien«. Vgl. Winckelmanns Briefe, Bd. 1, S. 620, Nr. 271. 24 Meinen Sohn] In einem nicht erhaltenen Teil des vorigen Briefs Willes an J. C. Füssli (6. November 1759) drückte Wille offenbar seine Verwunderung darüber aus, daß Füssli seinen Sohn Johann Rudolf nicht nach Paris schicken wollte, sondern nach Wien. Trotzdem scheint er die erbetenen Empfehlungsschreiben geschickt zu haben. 40 Herr Nyscheler] Felix Nüscheler (1738-1816). 41 Herr Eberts] Der Bankier Johann Heinrich Eberts (vgl. J. C. Füsslis Brief vom 24. Juni 1758, Anni.) 43 Marigny] Abel François Poissons de Vandières, Marquis de Marigny, Conseiller du Roy, 1761 von Wille fertiggestochen nach einem Gemälde von L. Tocqué (Le Blanc Nr. 125, Nagler Nr. 84). Willes Aufnahmestück in die Académie Royale de Peinture et de Sculpture ( 1761 als »Mitglied«), 43-44 Von Mecheln] Willes Basler Schüler Christian von Mecheln.

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An Johann Martin Usteri Paris, 15. Januar 1760

Paris den 15. Jenner 1760 Hochzuehrender Herr und schäzbarer freund! Es ist mir ungemein lieb daß H. Heilmanns Gemälde nach Ihrem Sinne sind, und das Geld ist mir wieder richtig von H. Kornmann eingehändiget worden: ich hätte Ihnen dieses zu sagen eher die Ehre gehabt wann ich nicht beständig auf antwort von H. Dietrich aus Dresden gewartet hätte; aber vor zween Tagen erhielt ich einen Brief von diesem geschickten Manne, in welchem er sich beklaget, daß ich ihn so lange ohne antwort gelassen hätte. Aus diesem konnte ich sehen daß meine Beyden Briefe nicht an ihn gekommen

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waren, ob ich sie gleich nach Leipzig an einen vornehmen Handelsmann gesandt hatte. Der böße Krieg! Ich schrieb ihm deßwegen auf der stelle und weil der Weg über Leipzig meine briefe verunglücket hatte: so lasse ich diesen leztern über Nürnberg und einer ecke durch Böhmen lauffen. Ich habe alßo dem H. Dietrich von neuem Ihr anliegen geschrieben, und so viel und gut vor Sie gesprochen, als ein wahrer freund vor einen andern zu sprechen vermögend ist. Ich glaube daher daß es gut wäre, um fernere weit Läufigkeit zu vermeiden, daß Sie nun selber an ihn schrieben; Belieben Sie aber nur noch etwa 14 Tage zu warten, damit er meinen brief gewiß erst haben möchte, und ihm die Sache nicht fremde vorkäme. Sagen Sie ihm nur deutlich, daß ich Ihnen gesagt hätte, daß Sie vor iedes stück würden 100 gulden geben müssen, nehmlich von gleicher große wie ich 4 stücke Landschaften in meinem kabinete von seiner Hand hätte, und daß Sie solche Summe auch gerne geben wolten, und ich weis Sie werden etwas herrliches erhalten; aber geduld müssen Sie haben: dann er ist, auch dem Kriege zu Truze, beständig mit arbeit überhäufet. Sie dürfen nur alßo an ihn schreiben: Monsieur Dietrich Peintre très célèbre de la Cour de Saxe a Dresde oder auch dieses auf deutsch wenn es Ihnen beliebet; den Brief müssen Sie aber ia nicht französisch abfassen: dann er verstehet es nicht. Sie haben mir, Schäzbarer freund, geschrieben daß Sie sich nach und nach eine Sammlung von kupferstichen machen wollen und verlangen dazu meinen Beystand. Von Herzen gerne! Ich will Ihnen eben so eifrig dienen als vielen andern guten freunden welche aus Deutschland und Dänemark und andern orten her in diesem falle ihre Zuflucht zu mir haben. Schlechte Sachen sollen Sie alßo nicht sammlen: dann sie bleiben immer und ewig schlecht. (Am linken Rand dieses Blattes: heute habe ich Ihnen unvermerkt soviel geschrieben daß ich fast nicht weis wohin ich Ihnen den Wunsch zum neuen Jahre schreiben soll. Leben Sie aber so gesundt und glücklich samt Ihrer frau Liebste als ich es wünsche: so wird alles die Beste richtigkeit von der Welt haben!) Es ist genug daß ich weis was Sie Jährlich an diese Liebhaberey wenden wollen, und dieses soll wie ich hoffe zu Ihrer Zufriedenheit angewendet werden, und mit nächstem will ich eine Probe davon ablegen. Ich werde auch diejenigen stüke einkauffen welche Sie verlanget haben, und unßer freund H. füsli soll Ihnen alles mitbringen. Da Sie mir von Büchern mit schönen Kupferstichen etwas melden: so muß ich glauben daß Sie von kleinen wohlgemachten stücken ein Liebhaber seyn müssen. Ich will Ihnen daher etwas, diesem zu folge, erzählen. Ich habe unter andern ein freund in Deutschland, vor welchen ich ohne einschränckung alles von dergleichen kauffe, was mir nur gefället: dann ich weis und kenne seinen geschmack. Ich kief deßwegen in den lezt verflossenen feyertagen einen ganzen gesammelten Band von dergleichen kupferstichen, um ihn ihm zusenden: dann dergleichen finden sich sehr selten, und der besizer hatte wohl 15 Jahre daran

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Brief 80

gesammlet. gedachter freund hat aber noch keine nachricht davon weil mir die Zeit bißher gefehlet hat es ihn zu schreiben. Dieser Band hat 336 # gekostet und enthält etwa 430 eher mehr als weniger Kupferstiche: alle sind an den vier ecken ziehrlich angeklebet. Auf manchem Blatte 4 oder 5 oder 6 oder 8 stücke, welche in 4to 8to oder auch noch kleiner erscheinen. Es ist kein stück dabey welches man aus Büchern geschnitten hätte, ob sie gleich alle zu büchern sind gemacht worden, nein, es sind von den allerbesten abdrücken, und von denen welche sich die kupferstecher druken lassen ehe sie die Platten liefern, und welche man lange würde vergebens suchen müssen wann man sie haben wolte. Es sind viele schöne stücke darunter von B. Picard wohl über 100 stücke von unßerm berühmten Cochin oder doch nach seinen Zeichnungen über 100 stücke nach Zeichnungen von Eisen, Gravelot, Chedel und andern, kurz es ist eine sehr schöne samlung und es sind viele so rare stücke darunter daß sie auch gar nicht vor geld zu finden sind, auch alle, ausgenommen etwa 5 oder 6, sind so weis und reinlich daß es eine lust ist und es sind kaum 8 oder 10 stücke dabey welche nur mittelmäßig sind. Solte Ihnen alßo edler freund ein gefallen damit geschehen: so belieben Sie es mir zu melden, ich will eben so gerne daß Sie diesen gebundenen band besizen, als oben gedachter freund welcher es noch nicht weis. Solte Ihnen aber kein gefallen damit geschehen: so belieben Sie es mir auf der stelle zu schreiben damit ich die erste gelegenheit ergreiffen kan ihn fort zu senden: dann wer ihn auch bekommet wird es mir dancken, weil er schön und nicht theuer ist. Aber edler freund! Ich habe ein paar gemälde erhalten, und warum dies? Ich weis nicht recht aus der Sache zu kommen. Sind sie hieher zum Verkaufe geschickt: so werden sie keine liebhaber finden. Ich getraue sie, um der Ehre H. Bullingers, nicht einmahl zu zeigen. H. Bullinger hat feuer und geist in seiner arbeit; aber sie kan bey den Niederländern und einigen heutigen deutschen nicht wohl bestehen. Helfen Sie mir doch aus der Sache. Ich habe in Ihren Briefen nach gesehen und gefunden daß Sie mir ein paar gemälde senden wolten, allein von der bestimmung finde ich nichts. Aber um des Himmels willen, sagen Sie dem H. Bullinger nichts von dem was ich so aufrichtig geschrieben habe. Seine stücke können gut über den Thüren stehen, aber bey nahe nicht. - und so muß ich mich abermahl für den anfang eines Heldengedichtes Bedancken! Sie sind doch ein herziger freund! - Ich habe die Ehre ohne ausnahme mit aller hochachtung zu seyn Meines Hochzuehrenden Herrn und schäzbaren freundes unterthänigster diener Wille (Am linken Rand des letzten Blattes): Ich habe lezthin H. füßli besuchet und er war fast wieder ganz und gar gesundt! Handschrift aus den Beständen Vgl. Journal I, 127.

der Zentralbibliothek

Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59.

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7 einen Brief von diesem geschickten Manne] Dieser nicht erhaltene Brief wird im Tagebuch am 3. Januar 1760 erwähnt (vgl. Journal I, 126). 9 - 1 0 meine Beyden Briefe nicht an ihn gekommen waren] Briefe nicht erhalten. 11 Ich schrieb ihm deßwegen auf der Stelle] d. h. am 3. Januar (Brief nicht erhalten). Vgl. Journal I, 126: »Le 3. Répondu à M. Dietrich, peintre de la cour de Saxe, qui se plaint de ne point avoir reçu mes deux dernières réponses en ces temps malheureux de la guerre. J'envoie cette réponse-cy à M. Mertz, négociant à Nuremberg, en le priant de la faire passer par la Bohême, pour qu'elle lui parvienne plus sûrement. Je prie aussi M. Dietrich, d'envoyer mes tableaux à MM. Mertz et Merckel, à Nuremberg. Il y a aussi dans ma lettre une lettre de change de cent florins que M. Resel lui doit payer, en attendant que je sache la totalité de la somme que je dois lui pay er.κ 77 Bullinger] Zu Johann Balthasar Bullinger, vgl. Journal I, 122, 30. Oktober 1759.

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An Johann Martin Usteri Paris, 31. Januar 1760

Hochzuehrender Herr und wehrtester Freund! Herr Fueßlin ist gestern auf einmahl verreiset um wieder zu Ihnen zukehren, das beste war daß er mir es einen Tag vorher verkündiget hatte, welches mir die Zeit an die hand Both, Ihnen durch diesen Freund ein paar rollen Kupferstiche zu senden, welche er auch ganz gerne mitgenommen hat um sie Ihnen unversehret zuzustellen. Ich habe sie mit der grösten Behuthsamkeit selber gerrollet und wohl verwahret. Ich glaube übrigens auch daß Sie mit meinem einkauffe zufrieden seyn werden. Alle stücke sind gewählet. Sie werden 4 stücke dabey finden welche die Ceremonie der Verheurathung der ehemahligen Dauphine vorstellen. Diese stücke kosten heute schon 50 bis 60 # ich habe sie aber um 24 # von ohngefehr gekrieget und deßwegen habe ich sie genommen, hier will ich Ihnen das ganze Verzeichnis hersezen damit Sie alles klar une richtig finden können: 24 # 4 fêtes de Versailles 4 Bourguemaitre Six 12# 1# 4 La belle source Bacchus et Ariandne 3 # Sacrifice au Dieu Pan 3# Pirame et Thisbé 3# 2# La Chaste Susanne 2# Le Chaste Joseph Le Panier misterieux 3# Le Berger récompensé 3# 6# Le Père de famille lisant dans la Bible 72 # 6 familles de Rubens à 12# pièce Une nouvelle pièce angloise d'après Rembrandt: Donnez à 12 # Cesar ce qui appartient à Cesar

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Brief 81

Le roi de Prusse La ménagère La Cléopatre La cuisinière hollandoise Les amusemens d'hiver Le four à Briques Depart pour le Sabat Arrivé au Sabat Halte Espagnole Garde avancée des hulans L'Abrevoir Champetre Vue de Boom La place des halles La place Maubert Entretien de voyage L'Esprit du gain La rencontre des (Ms. unleserlich) 55 Estampes, vues de chateaux et autres

9# 2# 3# 3# 1 # 10 1 # 10 1 # 10 1 # 10 1 # 10 1 # 10 2# 2# 2# 2# 1# 4 1# 4 1# 4 40 # 12 218 # 8 sols. Es sind wehrtester freund Bey Rigauds kupferstichen 3 stücke mehr als seyn solten; allein da sie zu 3 verlangeten gehören, so wolte sie der kupferstecher nicht absondern. Ich gedenke Ihnen künftig sammt andern stüken die Conte de La fontaine zu senden von welchen Sie selber geredet haben. Es ist genug daß ich iezo Ihren geschmack gut {Riß: kenne) und ich werde mich immer darnach genau zu richten wissen. Dann es solte mir nichts liebers von der Welt als so einen wahren freund, wie Sie mir sind, zu befriedigen. Ich werde in kurzem dem H. Bullinger zu schreiben die Ehre haben, ich, der ich dieienige habe mit aller hochacht beständig zu seyn Meines hochzuehrenden Herrn und schäzbaren Freundes Unterthänigster Diener Paris den 31. Januar 1760 Wille Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. 2 Herr Fueßlin] vielleicht Johann Heinrich Füssli (1741-1825). Vgl. Journal I, 128. »Le 28 [janvier 1760]. (...) M. Fuessli jeune, libraire de Zurich, prit congé de moi pour s'en retourner dans sa patrie. Je l'ai chargé d'un rouleau d'estampes en manière noire, pour le remettre à M. Fuessli, peintre, et de deux autres rouleaux pour M. Usteri im Thal-Egg [Johann Martin Usteri]«. 15 Bürgermeister six] Kupferstich von Rembrandt. Vgl. Willes Brief an J. M. Usteri vom 16. Juni 1759. 28 Le roi de Prusse] Wille hat selbst 3 Kupferstiche nach Pesnes Bildnissen von Friedrich dem Großen verfertigt. Vgl. Le Blanc Nr. 151, 152, 153 und Nagler Nr. 38, 39, 40 (vgl J. C. Füsslis Brief vom 1. April 1757). 29 La ménagère] La Ménagère Hollandoise (1757, Le Blanc Nr. 63, Nagler Nr. 167). 30 La cléopatre] La mort de Cleopatra (1754, Le Blanc Nr. 5, Nagler Nr. 108). 31 La cuisinière hollandoise] La cuisinière Hollandoise, nach einem Gemälde

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von G. Metsu aus der Sammlung des Comte de Vence, von Wille gestochen (Le Blanc Nr. 67, Νagier Nr. 171).

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An Johann Martin Usteri Paris, 16. März 1760

Paris den 16. Merz 1760 Hochzuehrender Herr und wehrtester freund! Ich bin sehr zufrieden daß Sie an den Lezthin übersendeten Kupferstichen einiges Vergnügen gehabt haben. Auch ist mir die bezahlung von H. Kornmann wieder eingehändiget worden. Ich bin also fortgefahren mit der Einkauffung um so vielmehr weil Sie mir eine gelegenheit zur absendung angewiesen hatten und weil auch H. Fremin deßwegen zu mir kam. Ich habe daher vorgestern 2 rollen und ein Päcktchen an ihn abgegeben, welche folgendes enthalten: 17 stücke nach Watteau zu 1 # 10s 25 # 10 s 33 nach eben diesem Meister zu 2 # 66 # 22 contes de la fontaine Compette {sic) zu 1 # 10 s 33 # 4 Alter des Menschen von Larmessin zu 2 # 8# 2 Vernetische Stücke 3# 4 Jahreszeiten zu 3 # 121 # Ferner Bücher welche ganz neu herausgekommen sind Poème sur la Peinture par Mr Wattelet 12 # Vie des Philosophes avec leur Portrait en manier de Crayon 9# Les 4 saisons de Thomson avec les figures d'après Mr Eisen 6# 2 fois la Traduction de la mort d'Abel de Mr Gesner par Mr Huber 174 # 10 s. Alßo sind dieses schon 3 Bücher und 3 Schöne Bücher mit guten kupferstichen zu Ihrer Büchersammlung. Das gedieht von der Malerey hat H. Wattelet ein vornehmer reicher Mann gemacht. Die kupferstiche welche sich darin befinden sind von ihm selber raddiret worden. Überhaupt es ist ein prächtiges Werk. Ich habe es nun desto lieber und geschwinder gekauffet weil ich weis daß nur 500 abdrücke in diesem formate sind gemacht worden von welchen H. Wattelet 250 genommen hat und daher wird dieses Werk bald rar werden. Man druket aber iezt an einer kleinern auflage. Das Leben der Philosophen mit ihren Porträten in art der Zeichnungen wird fortgesezet und wann Ihnen der erste Band gefallet: so werde ich auch fortfahren die übrige Bände so wie sie erscheinen werden, einzukaufen. Thomsons 4 Jahres zeiten sind im Deutschen bekandt; sie erscheinen aber im französischen zum ersten mahle und mit so schönen kupferstichen daß die deutsche übersezung deßwegen erröthen müßte wenn es nur möglich wäre. Von der übersezung vom Tode des Abels des würdigen H. Gesners sind zween Bände beygefüget; aber

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Brief 80

ohne Kupferbilder. Ich bitte den einen von mir anzunehmen; den andern aber dem Maler H. Füßli zuzusenden. Es ist billig: dann er ist es welcher mir ihn im deutschen gesandt hatte. Und wollen Sie es wohl glauben würdiger freund daß man schon ein zwote auflage hier von dieser übersezung anfanget da doch kaum die erste erschienen ist. H. Huber, mein freund und der übersezer verbessert und übersiehet sie iezt von neuem. Dieses machet Deutschland und besonders dem unsterblichen H. Gesner die gröste Ehre. Unßere mehresten Tagebücher haben schon von diesem Werke geredet. L'Avant Coureur war der erste, Frerron in seinem Année littéraire der zweyte Der Merkur hat auch diesen Monath ein ganzen ordentlichen Auszug davon gemacht. Ohne Critik ist es nicht abgelauffen; Allein H. Gesner kan gewiß mit den Lobeserhebungen welche alle machen zufrieden seyn, und sie sind so beschaffen daß sie keinem verdächtig scheinen werden, und daß sie den H. Gesner anfeuern werden in der deutschen Poesie noch starke streiche zu wagen. Kurz man ist mit H Gesnern, diesem anmuthigen Maler, hier so zufrieden daß man seine Idyllen übersezet verlanget und deßwegen werden auch diese bald erscheinen; (aber dieses sey unter uns gesagt!) aus diesem allein werden Sie merken daß man den deutschen werken hier gerechtigkeit wieder fahren lasset, wann sie guth sind, und ich bin froh daß ich der einzige bin, welcher schuld an der übersezung ist: dann ich habe dem H Huber dazu gerathen und ihn angetrieben, weil ich zum voraus sehen konte daß es eine gute Wirkung haben würde. H. Huber hat auch sein gutes Lob von unsern Kunstrichtern erhalten. Noch eins: H. Gesner darf nur mit neuen Werken erscheinen, wann er will, sein rühm ist hier befestiget... Grüsen Sie mir, ich bitte sie, diesen Lieben Dichter! ia wann ich ihn haschen könnte: so wolte ich ihn so küssen daß er solte überzeuget werden wie wohl ein Deutscher dem andern will welcher der Nation so viele ehre machet! Edler freund bekümmern Sie sich nicht daß die Seehafen nach H. Vernet noch nicht erschienen sind, sie werden desto besser werden. Ich weis es, ich habe die Arbeit gesehen. Ich werde es gewiß nicht vergessen von neuem vor Sie zu unterschreiben. Ich werde dem H. Bullinger Balde, und so bald es meine geschäfte leyden, schreiben, und ich bin Ihnen Hochzuehrender Herr eben so verbunden, ich bin eben so stark über Ihre art zu denken und zu verfahren gerühret als ob die gemälde in allen Theilen gut geweßen wären, und da sie es nicht sind: so ist es doch Ihre schuld nicht. Wie aber soll ich mich dennoch bedanken? Haben Sie dem H. Dietrich geschrieben, oder haben Sie wohl gar schon antwort von ihm. Dieser Meister ist ein Meister in landschaften! so wie in den andern arten der Mahlerey; ich aber habe die Ehre beständig aufrüchtig und mit aller hochacht zu seyn Meines Hochzuehrenden Herrn und schäzbahren freundes Wille

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(Am Rand des letzten Blattes): Sie haben mir gesaget, wie mir iezt befallet, daß Sie Jährlich nur etwa 300 und 400 # zu Ihrer liebhaberey anwenden wolten, sind die Bücher wohl mitgemeinet? sagen Sie mir wie weit ich in diesem Jahre mit Beyderley fortfahren soll, damit ich nichts Begehe was Ihnen mißfällig wäre. Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. Vgl. Journal /, 132. 7 H. Fremin] oft erwähnter Vermittler in Handelsgeschäften zwischen Wille und J. M. Usteri. 16 Watelet] Claude Henri Watelet, L'Art de peindre, poëme avec des Réflexions sur les différentes parties de la peinture, Guérin et Délateur, Paris 1760 (Illustrationen von Watelet selbst gestochen). 18 Thomson] Les Saisons, poème traduit de l'anglais de Thomson, Paris 1759 (Kupferstiche von C. Baquoy nach C. Eisen). 19 la mort d'Abel] Salomon Gessner, La mort d'Abel, poème en cinq chants, traduits de l'allemand de M. Gessner par M. Huber, Paris, Hardy, 1760 (Amsterdam, J. H. Schneider, 1764). 44 Frérron] Catherine Elie Fréron (1718-1776), französischer Kritiker, Begründer und Herausgeber der Zeitschrift L'Année Littéraire (seit 1754). 44 Der Merkur] Le Mercure de France, Paris 1724-1791. 63 die Seehafen nach H. Vernet] Claude Joseph Vernet, Serie der »Ports de France«, gestochen von Charles-Nicolas Cochin. 67 Bullinger] Über Usteri hatte Wille zwei Landschaften vom Schweizer Maler Johann Balthasar Bullinger bekommen, welche er aber als fehlerhaht zurückwies (vgl. Journal I, 122, 30. Oktober 1759). Vgl. Willes Brief an Usteri vom 15. Januar 1760.

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Georg Friedrich Schmidt Petersburg, 17. März 1760

ce 17 de mars 1760 Monsieur et tres cher ami. Comme je crois que vous recevrez plustôt celle cy que celle que j'ai eu l'honneur de vous écrire dimanche passée par un Courrier de M le Marquis de lhopital je vous donne avis que l'affaire touchant les desseins de M Massé est reglée, on lui paye les 75 Louis d'or qu'il a demandé tant pour les 155 Testes dont M Massé fait mention, que des desseins, ceux qui sont encadrez et les Contre Epreuves dont vous mon cher ami avez envoyé la liste. Si vous avez quelque chose a m'envoyer vous pourrez l'envoyer avec la Caisse des desseins ou par M Bertin ecuyer de Mr le Marquis de lhospital, ainsi vous pourrez varier Comme il vous plaira, mais vous aurez pour agréable de me faire Sçavoir d'abord ce que vous m'envoyez pour être en état de faire non seulement ma déclaration a la Douane mais de Sçavoir en même temps ce qui m'apartient, jespère aussi que vous aurez achété le papier dont je vous ai écrit il y a quelque temps et que vous en ayez été payé, pour ce que vous aurez déboursé pour moi vous aurez la bonté de vous adresser a Ms hillner ou Ms Riderer l'un ou lautre vous remboursera pour mon Comte je mattends a quelque Chose de vos ouvrages et de ceux de M Cochin, il me reste de vous assurer de ma parfaite Estime avec laquelle je serai toute ma vie.

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Brief 83

Mon très cher ami vôtre tres humble et tres obéissant serviteur Schmidt cette lettre Mr Schmidt me l'écrit de Petersbourg Überlieferung: Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete vermutlich erst am 27. Juli 1760 ('Journal /, 140). 5 Marquis de lhopital] französischer Gesandter am russischen Hof. Journal I, 140.

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6 M. Massé] vgl.

An Johann Martin Usteri Paris, 4. Mai 1760

Paris den 4. May 1760 Hochzuehrender Herr und wehrtgeschäzter freund Gewiß ich hätte eher die Ehre haben sollen Ihnen zu antworten; aber da ich einige sachen für meine Leipziger freunde zu sammlen hatte, um durch gelegenheit fortzukommen, welches iezt eine rare sache ist: so habe ich es einige Tage verschieben müssen. Ich bin heute aber im stände zu melden daß ich die 340 # von H. Kornmann ganz richtig erhalten habe, und das ich Ihm vor die übergebliebene 93 # 10 s. wieder gute stücke kauffen werde und sie und sie, wenn ich damit fertig bin dem H. fremin einhändigen. Daß Sie die Werke der großen Meister zu sammlen gedenken ist ganz wohl gethan; allein es kostet mühe und geld, gesezt raphaels werk ist sehr schwehr zusammen zu bringen und ich habe hier in Verkaufungen gesehen daß manches Blat allein nach diesem Meister von Marc Anton gestochen 300 # ist bezahlet worden. Das Werk von Larache ist viel leichter zu haben, ingleichen auch das von Frey. Dazu kommen noch die Werke des Rubens, des Vandiks, des Jordans des Rembrandt und viele andere als Cornelius Vischer, Berghem, Ostade, Van der Meulen, Tenier, Wouwermann Dann sind die kleinere Meister als Callot, S. de la Bella, Le Cler, Wilhelm Baur, Picard, Cochin, welche alle Ihren wehrt haben. Hier aber ist mein rath: Wann man ganz gesammelte Werke volständig um einen Billigen Preiß findet, so soll mann sie kauffen. Und da iedes Werk so gut es ist, auch schlechtes in sich hat: so hat man dann eines mit dem andern auf einmahl; findet man aber die Werke nicht so wie ich sage, nehmlich volständig: so soll man nicht an ganze Werke gedenken, sondern man soll suchen von iedem Meister, er sey von welcher Schule er wolle, das Beste und würdigste zu samlen, dieses heißt nur einzelne Blätter. So machen es einige Meiner bekanden hier. Die Besten Sachen sind nun freylich theuer, gesezt, ohne an den Burgemeister six zu gedenken, welcher 700 # in Berlin ist bezahlet 800 in Amsterdam ebenfals wie hier, so sind andere stücke welche mehr Vergnügen, als das Küchenstück von C. Vischer welches 160 #

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bezahlet wird, der hund von Golzius 100 # die heilige famillie von Edelink nach Raphael 50 # die heilige Familie von Spiere nach dem Corregio 120 # und so weiter. Es ist aber zu bemerken daß dieses von den allerbesten Abdrücken seyn müssen welche nur möglich sind. Von dergleichen ahrt Kupferstiche wie ich Ihnen genandt habe giebt nun viele von verschiedenen Meistern. Viele der hiesigen Liebhaber sammlen auf diese leztere weise: daher kommt es, daß alles was man bey Ihnen siehet, stück vor stück in seiner ahrt, vortreflich ist. Was vormahls neu und wohlfeil war ist heute rar und theuer. so gar mit noch iezt Lebenden Meistern ist es schon so gegangen. Ballechou hat den König von Pohlen gestochen (es sind nun zehn Jahre) man konte ihn um 24 # haben. Heute wird er schon 100 # bezahlet. Dieser nehmliche gab vor ein paar Jahren ein Seestück nach M. Veraet heraus, man konte es sehr schön um 8 # kauffen. Heute kostet ein guter abdruck 36 # dann die platte bringet so keine mehr her vor, sie ist verschlissen. Vor 10 Jahren kostete der Graf von S Florentin welchen ich gemacht habe 12 # iezt kostet ein guter abdruck wenn man ihn antrift 50 # und so ist es mit andern sachen von verschiedenen Meistern welche etwas gutes verfertigen. Es ist alßo gut daß man die guten stüke, welche heraus kommen ganz warm auf der stelle kauffet, sie sind herrlich im abdrucke und nicht so theuer, es sey nun was es wolle. Dann die Kunst hat verschiedene äste welche sich von einem stamme ausbreiten. Alles was gut ist muß ein ächter Liebhaber lieben; er mus aber seine sachen, ie nach ihrer güte und Schönheit in verschiedene Klassen zu theilen suchen: dann unter dem guten selbst findet sich noch das Bessere. Jeder handelt und thut alßo nach seinem gefallen, und dieses rathe ich Ihnen adler freund auch zu thun. um Ihnen hier noch zu zeigen, wie gut es sey das man gute sachen gleich im anfange kaufe, so belieben Sie nur zu merken daß das Buch Poëme sur la peinture par Mr Wattelet welches ich vor Sie gekauffet hatte um 12 # heute schon 24 gilt. Ich habe es gestern so bezahlen müssen um nach Petersburg zu senden, ia es sind keine mehr zu haben. Heute habe ich Ihnen wehrtester Freund viel zu lesen gegeben, werden Sie nur nicht ungedultig darrüber, das bitte ich sehr! Es ist mir Lieb daß Sie dem H. Dietrich geschrieben, wann er Ihnen etwas machet, wie ich hoffe, so werden Sie gewiß Ihr Vergnügen daran haben. Ich habe lezthin einige stüke von ihm erhalten. Gewiß es ist recht wie gehext und gezaubert! keiner Thut es ihm heute in seiner ahrt zu vor. Das Buch Œuvres du Philosophe de sans soucy kenne ich nur dem Nahmen nach. Die Zeitungen sagen es sey verfälschet herausgekommen, so möchte ich es aber wohl haben, ich wolte mir hernach die wahre Auflage anschaffen, um sie gegeneinander zu vergleichen. Meine Empfehlung an Ihre frau liebste. Ich habe die Ehre mit aller hochachtung beständig zu seyn

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Brief 84

Meines hochzuehrenden herrn und freundes unterthänigster Diener Wille Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. Vgl. Journal I, 135. 14 Larache] nicht nachweisbar. 27 Burgemeister Sixt] Kupferstich von Rembrandt. Vgl. Willes Brief an J. M. Usteri vom 16. Juni 1759. 38 Ballechou] Vgl. Brief Nr. 9. 44 Graf von S Florentin] Louis Phelypeaux, Comte de Saint-Florentin, 1751 von Wille gestochen, nach einem im Jahre 1749 gemalten Bildnis von Louis Tocqué (Le Blanc Nr. 124, Nagler Nr. 79). 57 Wattelet] C. H Watelet, L'Art de peindre, poëme avec des Réflexions sur les différentes parties de la peinture, Guérin et Délateur, Paris 1760. 62 Dietrich] Vgl. Willes Brief an J. M. Usteri vom 15. Januar 1760. 66 Œuvres du Philosophe de sans soucy] Friedrich II., Œuvre du philosophe de Sans-Souci (Le Palladion, 1. Aufl. 1749, 2. Aufl. 1750, 3. Aufl. 1752).

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Von Johann Joachim Winckelmann Rom, 14. Juni 1760

Rom, den 14. Jun. 1760 Herr Mengs, der seit einiger Zeit von Neapel zurück ist, trägt mir auf, ihn in Ihr Gedächtniß zurück zu rufen. Er wohnt gegenwärtig in der Villa des Cardinais, wo er den Plafond der Gallerie in Fresco machen wird. Das Mittelfeld wird Apollo mit den neun Musen in Lebensgröße darstellen. Ich wünschete, Sie wären hier, um diesen Künstler an seinen großen Cartons arbeiten zu sehen. Raphael hat nichts hervorgebracht, das dem könnte verglichen werden; und man kann sagen, daß dieser Maler seinen Werken nicht die hohe Vollendung gegeben hat, die Mengs den seinigen gibt. Der Plafond des Herrn Mengs in der Kirche des H. Eusebius, gleichfalls in Fresko, setzet alle, die ihn sehen, in Erstaunen: man hält es für eine Schöpfung der Zauberkunst! Meine Freundschaft mit diesem großen Künstler befestigt sich immer mehr; und unsere Gespräche beziehen sich nur auf die Kunst, allein wir sprechen immer Italienisch zusammen. Ich habe angefangen an einer Italienischen Übersetzung meiner Geschichte der Kunst zu arbeiten, welche der Cardinal auf seine Kosten will drucken klassen. Ich befinde mich wohl, ich bin zufrieden und wünsche, daß Sie eben so glücklich als ich seyn mögen. Dem Briefe, den ich mit dem nächsten Courier an Herrn von Stosch absende, werde ich einen Brief an den edlen Fueßli beyschließen. Ich bin für immer... Winckelmanns Briefe, Bd. 2, Nr. 363. Wille schreibt in seinem Tagebuch am 31. August 1760, er habe gleichzeitig auf Briefe von Mengs und Winckelmann geantwortet ('Journal I, 142). In Willes Tagebuch wird ein Brief Winckelmanns erwähnt, den der dänische Maler Peter Als ihm am 30. 9.1761 überbracht habe ('Journal I, 179 ««(/Winckelmanns Briefe, Bd. 2, Nr. 436). In Winckelmanns Brief an

August 1760

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L. Usteri vom 20.11.1761 befand sich eine Einlage an Wille fWinckelmanns Briefe, Bd. 2, Nr. 455). Wille antwortete vermutlich am 14. Mai 1762 und schrieb, er habe Winckelmanns Schrift über die Architektur dem Journal Etranger überleitet (Journal I, 195). In Winckelmanns Brief an Berg vom 22.3.1763 befand sich eine Einlage an Wille fWinckelmanns Briefe, Bd. 2, Nr. 546). 3 - 4 Villa des Cardinais] Der Kardinal Albani (nach dem unerwarteten Tod vom Kardinal Archinto am 30.9.1758 bot der Kardinal Albani Winckelmann eine Stelle in seinem Haus und in seiner Bibliothek an). 20 Brief an den edlen Fueßli] Johann Caspar Füssli. Der Brief ist nicht erhalten.

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An Johann Martin Usteri Paris, 15. August 1760

Hochzuehrender Herr und wehrtester freund An allen Ihren glücklichen Vorfällen wird kein Mensch mehr antheil nehmen können als ich, und ich sehe es vor eine wahre freundschaft an, daß es Ihnen Beliebet hat, mich von Ihrer freude zu benachrichtigen, welche Sie bey der glücklichen Niederkunft der würdigen Frau Liebste empfunden haben. Ich bin mit Ihnen gerühret! und künftiges Jahr hoffe ich mit Ihnen, aus der nehmlichen Ursache von neuem gerühret zu werden. Der würdige Nähme Usteri wird sich eine gute Dauer zu versprechen haben! was ist erwünschter? Der braven Leute sind nie Zuviel in der Welt! Umarmen Sie doch in meinem angedenken die Herzige frau Liebste und das zahrte Töchterchen ich Bitte Sie! Nun wollen wir edler freund ein paar worte von der Liebhaberey reden. Erstlich habe ich Ihnen einige wenige stücke neue Kupferstiche gekauffet, welche gute sind. Zweitens habe ich das Werk des La Fage auch gekauffet, es bestehet, wan mir recht ist, in etwa 52 Blättern, so wie es Van der Burggen herausgegeben hat. Das Porträt dieses Van der Burggen ist dabey, so wie der französische Diskurs nach der Dedikation. Sie werden wissen daß das Werk aus einer großen anzahl platten bestehet, dann außer den großen Platten sind von den kleinern ofte zwoo Bis 4 auf ein Blatt gedruckt. Es hat 60 # gekostet, ferner Les Impostures innocentes von Β. Picart nach Raphael, Guido, Carl Maratt, le Poussin, Rembrandt etc. in 78 Blättern Completi eine Historische lobrede voran mit dem Porträte des B. Picards, sehr schön eingebunden, kostet 48 # . Ich hätte Ihnen wehrtester freund eher geschrieben; allein da ich diesen Beyden Werken nachging: so wartete ich immer bis ich sie an mich gebracht hätte um Ihnen zugleich davon Nachricht zugeben. Jezt erwarte ich von Ihnen die Ehre einer antwort um zu vernehmen ob ich dieses und andere sachen wieder dem Kaufmann in der Rue St honnoré zur Versendung geben soll, oder ob eine andere gelegenheit da wäre? Melden Sie mir dieses, Sie werden dadurch verbunden den der die Ehre hat mit aller aufrichtigkeit und hochachtung zu seyn.

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Brief 86

Meines Hochzuehrenden Herrn und würdigen freundes unterthänigster Diener Wille Doch es fallet mit Bey daß endlich nächsten Tages die Vernetische Seehafen erscheinen werden, und da kan alles auf einmahl versendet werden wann es Ihnen so gefällig Belieben Sie ia den edlen H. Gesner von mir zu grüßen! Paris den 15. August 1760 Mein edler freund gegenwärtiger Brief war schon versiegelt und solte den Augenblick nach der Post getragen werden als ich das Vergnügen hatte noch einen von Ihnen zu erhalten. Nachdem ich alßo diesen gelesen brach ich meinen wieder auf, um dieses zu meiner Antwort zu fügen; Ich gieng aber erst geschwinde aus um die verlangete Englische stücke einzukauffen, damit ich sie auf der stelle noch an H. Fremin senden möchte, welches dann geschehen und angegangen ist. Die 6 stücke belauffen sich alßo 3 stücke: gebet dem Keyser was des Keyßers ist 36 # 1 Famillie des Rubens 12 # 2 Die Zeit, nach Van Dyk 24 # 72 # Zu diesem die Summe die im Briefe stehet 174 # 10 macht zusammen 246 # 10 sols Ich hatte schon die Vorsicht gehabt zwey exempläre des Todts des Abels zu den übrigen Büchern zu fügen. Es wundert mich daß man diese übersezung in Zürich noch nicht gesehen hat, indem doch mit den Herren Grebel und Bruner 15 bis 16 Exempläre an H. Gesner sind gesendet worden. Es fället mir hier bey daß Sie mir einmahl meldeten, daß das Leben einer Berühmten Dame heraus wäre und daß Sie es mir nicht zusenden getraueten. Dieses war ganz vorsichtig gedacht, und ich Bitte Sie auch mir es ia nicht zu senden. Übrigens bin ich herzwehrter freund immer zu Ihren dinsten wie einem wahren freunde gebühret. Mit der nehmlichen Post welche Ihren heutigen Brief brachte habe ich einen von H. Dietrich erhalten. Er saget mir noch nichts von Ihrem schreiben. Doch genug, er ist noch in Dresden, woher er mir iezt einige gute stüke abgesendet hat. Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. Vgl. Journal I, 141. 15 Van der Burggen] nicht nachweisbar. 52 Todt des Abels] S. Gessner, La mort d'AAbel, poème en cinq chants, traduits de l'allemand de M. Gessner par M. Huber, Paris, Hardy, 1760 (Amsterdam, J. H. Schneider, 1764). 54-55 Grebel und Bruner] Herr Grebel wird als reisender Schweizer in Willes Tagebuch erwähnt, der den jungen Johann Heinrich Füssli nach Paris begleitet (vgl. Journal I, 123, Fußnote 1 [30.08.1759] und I,

September 1760

130). Grebel und Bruner sind beide Zürcher und verabschieden sich am 23.01.1760 Wille (vgl. Journal I, 130).

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229 von

An Johann Martin Usteri Paris, 10. September 1760

Paris den 10. 7ber 1760 Hochzuehrender Herr und edler freund Nach sehr langem warten habe ich gestern Briefe von H. Winckelmann erhalten. Deßwegen lege ich hier einen Empfehlungsbrief vor Ihren H. Bruder mit Bey, welcher an meinen freund in Rom gerichtet ist, und welcher wie ich hoffe ihm etwa dienlich seyn könnte, es ist immer gut daß man, so zu sagen, einen festen Fuß Bey einem würdigen Manne zu fassen weiß wann man in eine fremde Stadt gelanget! {Am Rande: H. Winckelmann wohnet Bey dem Cardinal Albani im hauße) Übrigens habe ich den H. Breitinger eine Rolle einhändigen lassen welche er Ihnen überreichen wird. Sie enthält Jupiter et Calisto 3# Hercul assomant Cacus 6# Sacrifice d'Iphigéni 6# Levé du siège d'Olmutz 2 # défait du Convoy Prussien 2# Ecosseuses de Poix 4 # Père de famille lisant la Bible 6 # four a brique 1 # 10 Œuvre de la Fage 60 # Gazettiere hollandoise 90 # 10 sols Alßo bleibe ich Ihnen wehrtester freund noch 3 # schuldig. Die Gazettiere hollandoise Bitte ich Sie von mir anzunehmen! es ist das leztere stück welches ich gemacht habe, und alßo ganz neu. Es liegt ein zweiter abdruck mit bey, wolten Sie wohl diesen dem edlen H. Fueßli zustellen lassen? Wann ich Ihre wehrte Zuschrift nur 24 stunden eher erhalten hätte: so hätte ich Ihnen auch Les impostures innocentes des Picarts mitgeschiket; aber H. Breitinger war fort. Die gelegenheit wäre gut gewesen; ich getrauete sie nur nicht zu ergreiffen weil ich nicht wüste ob Sie gedachten Band Begehreten. Ich werde mich nun an H. Fremin halten so ferne ich keine andere gelegenheit finde. Endlich hat man auch angefangen die Vernetische Platten zu drucken. Belieben Sie mir doch zu melden ob ich von neuem unterschreiben soll. Bis hieher habe ich Les Amours des Dieux nicht auftreiben können. Sie sind sehr rar und finden sich nur bisweilen in Verkauffungen. Belieben Sie aber versichert zu seyn daß ich Sie endlich auftreiben werde und sie Ihnen zuschicken.

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Brief 87

Haben Sie die Cartons des Raphaels ich könnte sie Ihnen einkaufen. Ich habe dieses in der grösten eile geschrieben sobald ich das Vergnügen hatte Ihren Brief zu eröffnen, und nur damit Ihr H. Bruder den empfehlungsbrief Bald erhalten möchte, und auch weil ich in einer stunde von hier auf das Land gehe, da habe ich 12 Landschaften, noch wohlgehalten, nach der Natur zu zeichen, welche ein Liebhaber Bey mir bestellet hat, der in Deutschland wohnt und welcher schon eine ziemliche Anzahle von mir besizet. Das Wetter ist gut dazu, und wennn ich es länger aufschiebe, so würde vielleichte dieses Jahr nichts draus. In 8 Tagen bin ich wieder zurücke. Ich habe die Ehre mit aller hochachtung und aufrichtigkeit zu seyn Meines hochzuehrender Herrn und würdigen freundes Unterthänigster diener Sölten Sie H. Geßner sehen: so belieben Sie ihn von mir zu grüßen und ihm zu sagen daß H. Huber, der übersezer des Abels, mit Schmerzen auf die Bücher warte welche er von ihm erhalten soll. Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. 4 - 5 vor Ihren H. Bruder] Leonhard Usteri (aus Neuenhof) ist der Bruder von J. M. Usteri aus Zürich (im Thal Egg). 21 Gazettiere hollandoise] La Gazettiere Hollandoise, 1760 von Wille gestochen, nach einem Gemälde von G. Terburg (Joseph de Raousset, Comte de Boulbon gewidmet) (vgl. Le Blanc Nr. 68, Nagler Nr. 172). 28 Les impostures innocentes des Picart] Bernard Picart, Impostures innocentes, ou Recueil d'estampes d'après divers peintres illustres, tels que Rafaël, Le Guide ..., gravées à leur intention, et selon le goût de chacun d'eux, et accompagnées d'un discours sur les préjugés de certains curieux touchant la gravure ... avec son éloge historique et le Catalogue de ses ouvrages, Amsterdam: Veuve de Bernard Picart, 1734. 32 die Vernetische Platten] C. J. Vernet, Serie der »Ports de France«, gestochen von C.-N. Cochin. Vgl. Willes Brief an J. M. Usteri vom 16. März 1760. 4 1 - 4 2 auf das Land] Wille hat zwischen dem 10. und dem 19. September einen Ausflug auf das Land in die Umgebung von Longjumeau gemacht (vgl. Journal I, 142). 51 H. Huber] S. Gessner, La mort d'Abel, poème en cinq chants, traduits de l'allemand de M. Gessner par M. Huber, Paris, Hardy, 1760.

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An Johann Martin Usteri Paris, 15. November 1760

Paris den 15 9ber 1760 Hochzuehrender Herr und wehrtester Freund Von Tag zu Tage hatte ich mir das Vergnügen vorgesezet Ihnen zu antworten. Die verlangete Sachen waren auch in Bereitschaft und ich wartete nur auf die Versendung durch H. Fremin, bey welchem ich deßwegen auch gewesen bin, so wie er etliche mahle zu mir gekommen ist, und vor einigen Tagen sagte er mir daß er künftigen mitwoche einpacken wolle. Ich habe alßo noch die Beyden Bücher wie die zween Kupferstiche welche Sie in seinem Briefe angedeutet hatten zu den übrigen gefüget. Ich hoffe übrigens Sie

November 1760

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werden mit allem sehr wohl zufrieden seyn was die rolle enthält. Die Liebesgeschäfte der Götter sind dabey, ganz herliche abdrucke. Ich hatte mühe sie aufzutreiben. Den ganzen Sommer habe ich sie gesucht und endlich vor wenig Zeit bin ich ihrer habhaft worden. Sie kosten so viel ich mich besinne 6 # mehr als H. Füßli seine; aber ich konte sie anders nicht haben, und ich mochte sie doch nicht entwitschen lassen. Auch werden Sie 3 stücke in schwarzerkunst von Smith nach hemskerk gemacht, dabey finden. Diese gehören zusammen, sie sind so rar, daß sie fast nie können gefunden werden, und ich weiß mich zu besinnen daß ich sie einmahl in einer öffentlichen Verkauffung 80 # habe verkauften sehen, alßo wolte ich die unßrige, welche gar schöne abdrucke sind um viel weniger geld nicht fahren lassen. Mit dem Marienbilde nach Schidon ist es eben so. Nun werde ich edler Freund von Ihnen vernehmen ob ich wohl gethan habe? Ich glaube Sie werden auch mit den Seehafens nach Vernet wohl zufrieden seyn. Wir haben wohl gethan daß wir unterschrieben haben. Viele leute wünschten iezt es gethan zu haben; aber die zeit ist aus, und wer sie haben will muß Sie viel theurer bezahlen. Künftige Woche werden noch zwey stücke nach H. Vernet bey Aliamet erscheinen und zwey bey mir, welche ich aber nicht gemacht habe. Sie haben mich in einem Brief gefraget ob ich wohl iemand wüste der einen guten riß zu einem Garten machen könne? Ja wohl! Daran soll es nicht fehlen; aber sie müsten die gütigkeit haben und einen richtigen geometrischen Plan des Plazes einsenden, alsdann will ich mich genau erkundigen was dieser oder iener geschickte Mann verlanget. Ich hoffe nun daß Sie wieder gesundt und fröhlich vom lande zurücke gekommen seyn! und mit den Ihrigen vergnüget leben! und leben Sie mit denselben beständig vergnüget; vergessen aber nie den der sie Liebet und Hochschäzet, und der die Ehre hat aufrichtig ewig zu seyn Meines Hochzuehrenden Herrn und wehrtesten freundes unterthänigster Diener Wille Ich füge hier ein Blätchen mit unßer ganzen rechnung hinzu, und so wie ich alles nach und nach aufgeschrieben habe. (Am Rande): Ich habe seit Langer Zeit nicht die geringste Nachricht von dem Braven H. füßli erhalten. Grüßen Sie ihn doch ich bitte Sie in meinem Nahmen vielmahl. (Loses Blatt) Verzeichniß dessen was ich seit dem 10 7ber 1760 vor Herrn Usteri eingekauffet habe. den 20 br habe ich dem H. Fremin Les impostures innocentes von Picart eingehändiget 48 # den 11. oct. habe ich die 4 Seehafen nach Vernet eingezogen und von neuem unterschrieben 18 #

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Brief 88

so Ferner habe ich eingekauffet: Vue des Apennins et vue des Alpes a 3 # 6# 3 pieces maniere noir par Smith d'après hemskerk qui sont des plus rares de ce maitre 30 # Une vierge d'après Schidon aussi par Smith et aussi rare 12 # 55 Les amours des Dieux par Smith d'après Le Titian 96 # Salvador Mundi d'après Van Dick 2# Les Cartons d'après Raphael par Dorigni 45 # Livres avec estampes: Mon Odyssé ou Journal de {Ms. unleserlich) 2 # 10 60 Le prix de la beauté {Ms. unleserlich) 4 # 10 In einem Briefe von 14. oct. verlanget Herr Usteri noch folgende Kupferstiche: un Pere de famille d'après Mr Greuze 6# 2 Ecosseuses de Poix à 4 # 8# 65 den 13 nov. verlanget er ferner nach dem Inhalte des Briefes an H. Fremin: 2 Vollumes de la vie de philosophes modernes à 9 # 18 # 1 four à Brique 1 # 10 1 Rencontre des deux Villagoises 1# 4 70 zusammen 298 # 14 sols Auf order des herrn usteri habe ich den 30 7br dreyhundert livers auf dessen rechnung bey H. Kornmann abgeholet 300 # Bey unßerer leztern rechnung vom 5 7br Bin ich H. Usteri drey livers schuldig geblieben 3# 75 zusammen 303 # Davon ziehe man zweyhundert und acht und neunzig livers vierzehen sols ab 298 # 14 sols so bleiben 4 # 6 sols Alßo Bleibe ich H. Usteri dießesmahl vier livers und sechs sols schuldig 80 den 14 nov 1760 Ich hatte vergessen zu sagen daß die folge von dem Buche La vie des Philosophes modernes noch nicht am Tage ist und sie wird erst gegen das Neujahr erscheinen. Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. 11 Liebesgeschäfte der Götter] Kupferstich von J. R. Smith nach Tizian. 46 Les impostures innocentes von Picart] Vgl. vorigen Brief. 47 4 Seehafen von Vernet] Vgl. vorigen Brief. 48 Raphael par Dorigni] Vgl. dazu J. C. Füsslis Brief vom 10. November 1756, Anm.

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März 1761

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Von Jakob Friedemann Graf von Werthern Brüssel, 7. Dezember 1760

Bruxelles le 7 Décembre 1760 Monsieur, J'ai chargé M r de Linant, un de mes amis de Paris, et le porteur de celle cy de Vous remettre des tableaux, et j'étois assez hardi que de lui adjoindre de Vous prier de ma part de présider un peu a leur emballage. Si l'affaire n'est pas deja faite, oserois-je Vous prier de me faire ce plaisir, et d'y ajouter si Vous le trouvez bon, le tableau de bestiaux fait par Londonio, et que je Vous envoyois lors de mon départ pour Londres, par mon domestique le Jeune, afin que Vous eussiez la bonté de m'en dire Votre sentiment à mon retour. Je ne sais ce qui m'a empéché de Vous en parler à ma dernière apparition à Paris, mais ce qui est sur, c'est que je suis très avide de scavoir ce que Vous en pensez, ainsi que du Christ, qui est du Guide et des deux paysages ovales de Tempesta. Ca me flatte toujours encore que Vous m'honorerez bientôt de Vos lettres, et je ne doute pas qu'en bon compatriote Vous ne Vous souveniez encore de la promesse que Vous m'avez faite de me parler un peu sur les meilleures estampes des meilleurs peintres, et graveurs françois tant anciens, que modernes ... sur celui qui dessina et grava le mieux, les vues de Paris, des chateaux royaux, et des principales villes de France ... ainsi que de la somme à laquelle cela pourrait monter. Je Vous répète mes excuses, et je Vous prie de remettre Vos lettres à M r de Linant, mon Correspondant, chez M elle Alexandre, rue de la monnoye. Je Vous supplie d'assurer de mes civilités, M e Wille, et de me croire avec une consideration aussi parfaite, que sincère, Monsieur, Votre très humble, et très obéissant Serviteur Le Comte Friedemann de Werthern Archives Nationales Paris 219 AP. 7 Londonio] Francesco Londonio (1723-1783),

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Maler und Radierer aus Mailand.

An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, 16. März 1761

Mein Herr Baron! Es ist nun eine sehr lange Zeit daß ich nicht das Vergnügen gehabt habe eine Zeile von Ihnen zu Lesen; und wer weiß ob mein Brief welchen der würdige He. Weiße von hier mitnahm an Sie gekommen sey. die unordentliche umstände können gar wohl schuld an allem seyn. Ich hoffe aber dennoch daß Ihnen das gedichte über die Malerey, von He. Wattelet durch den

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Brief 90

He. Weiße sey übersendet worden, und welches ich Ihnen als ein kleines Zeichen meiner hochachtung übersandte mit der bitte es nicht zu verschmähen ... Nun da die gelegenheit sehr gut wäre Ihnen etwas von meiner arbeit zu überschicken, so habe ich zu meinem Verdruße, nichts fertig; aber ich werde Sie niemahls vergessen. Diesen Brief nimmt der gütige Baron von Kessel nach deutschland mit. Gewiß ich kan es nicht beschreiben welch einen Vergnügten Umgang ich mit diesem herrn hier gehabt habe. Seine Wißbegierde ist ohne grenzen, und ich bin versichert daß er mehr hier in einem Weiler gesehen hat als mancher welcher 10 Jahre hier gelebet hätte; aber er hat sich auch keine Mühe gereuen lassen alles merkwürdige in Betracht zu ziehen. Er wird Ihnen Taußend sachen zu erzählen wissen. Wie ofte sagten wir: wann doch der Herr von Hagendorn iezt hier gegenwärtig wäre; aber ich breche davon ab, damit der Herr Kammerherr von Kessel Ihnen nicht sachen erzählen möchte welche ich schon im voraus gemeldet hätte. Erlauben Sie mir mein Herr Baron noch ein paar worte ob ich gleich diesen Brief wie auf der flucht schreiben mus: Ich habe ofte gedacht daß der verstorbene Alex Thiele doch eine menge Zeichnungen muß gemacht haben und ich wäre sehr begierig, durch Ihre gütigkeit zu erfahren ob Sie mir nicht ein paar ächte würdige stücke zu Verrathen wüsten, welche ich gerne bezahlen wolte, gesezt seine art zu zeichnen wäre geistreich und was sonst eine gute Zeichnung bestättiget. Wer solte mich darüber besser berichten können als Sie, da Sie selber nicht allein einer der besten Kenner; sondern auch ein Meister in Landschaften sind! Verflossenen Sommer haben wir den nun Verstorbenen Brinckmann aus Manheim hier gehabt. Er hatte eine gute Anzahle Malereyen, seiner Arbeit mitgebracht; er hat aber nicht ein stück Verkauffen können: dann hier will man etwas mehr als eine erstaunliche Ausarbeitung. Ich selber habe nichts von ihm erhandeln mögen, ob ich ihm gleich sonst alle mögliche höflichkeiten anthat. Durch die ausarbeitung muß der Geist und die Nerfe nicht verschwinden! Wie stehen Sie doch mit Hen. dietrich? sind Sie wieder gute freunde geworden? ich wolte es wünschen! Noch eins: ich hätte gelegenheit ein gemälde von He. Oeser zu kriegen. Was rathen Sie mir gütigst? Soll ich eins kommen lassen? da ich nun schon zweymahle angebrandt geworden bin so fange ich an furchtsam zu werden etwas zu bestellen bey einem Meister dessen Arbeit ich selber nicht gesehen habe. Auch hätte ich gelegenheit an He. Palko zu kommen. Mit He. Brandt dem Sohn ist es mir gelungen und ein stück, welches ziemlich groß, habe ich lezthin erhalten, welches ich Vor einen Vornehmen freund, von ihm habe machen lassen, ist herrlich ausgefallen. Es ist frech ausgearbeitet, das Vieh und die figuren sind gezeichnet, die Zusammensezung ist angenehm und Natürlich, die färbe frisch und silbern, kurz ich

April 1761

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habe n o c h 4 stüke bey ihm bestellet, welches nicht würde geschehen seyn w a n n er wenig verstünde. Ich habe ein paar Zeichnungen von ihm erhalten welche wie berghemisch sind. Ich habe noch hundert sachen zu schreiben; aber ich m u ß meinen Brief endigen, der H. Baron von Kessel gehet ab; ich aber habe die Ehre mit der grösten Hochachtung beständig zu seyn Meines Herrn Barons unterthänigster diener Wille Paris den 16. Merz 1761

Handschrift aus den Beständen der hessischen Landesbibliothek Wiesbaden. Signatur: Nr. 253. Vgl. Journal I, 159. Wille merkt an, er habe keine Nachricht von Hagedorn bekommen, seitdem Dresden von den Preußen beschossen worden war. 6 Wattelet] C. H. Watelet, L'Art de peindre, poëme avec des Réflexions sur les différentes parties de la peinture, Guérin et Délateur, Paris 1760. 31 Verstorbenen Brinckmann] Der Maler Philipp Hieronymus Brinckmann war 1761 gestorben. 44 Mit He. Brandt dem Sohn] Von Johann Christian Brand (1722-1795) aus Wien hatte Wille am 3. Februar 1761 ein Gemälde erhalten, mit dem er sehr zufrieden war ("Journal I, 156, 158). Dieses Gemälde wurde für den Bischof von Callinique bestellt ('Journal/, 127).

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Von Charles-Nicolas Cochin Paris, 16. April 1761

Monsieur er A m y Je viens de Recevoir une Lettre de Mr D e Marigny par laquelle il m e marque qu'il a changé de pensée a Légard de La Lettre qui sera gravée au bas de son portraict et quii désir qu'elle soi conforme a L'écrit que je joins icy je crois quii en est encore temps et que La Lettre n'est pas encore gravée. S'il n'étoit plus temps je vous prie de m e le faire scavoir afin que je le lui dise, je vous embrasse de tout m o n Cœur et suis votre serviteur et amy Cochin le 16 avril 1761

Handschrift aus den Beständen der Fondation Custodia, Sammlung Frits Lugt. Signatur: 1985 A 48. 2 Mr De Marigny] Abel François Poissons de Vandières, Marquis de Marigny, Conseiller du Roy] Directeur et Ordonateur général des Bastiments, jardins, arts et manufactures du Roy, 1761 von Wille gestochen nach einem Gemälde von L. Tocqué (Le Blanc Nr. 125, Nagler Nr. 84). Mit diesem Kupferstich wurde Wille 1761 als Mitglied in die Akademie aufgenommen (nachdem er 1755 als »agréé« aufgenommen wurde). Das Porträt wurde dem Marquis am 15. Juli 1761 gezeigt (vgl. Journal I, 171), welcher einen entscheidenden Einfluß auf das Kunstleben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ausübte. Dieser Bruder der Marquise de Pompadour hatte sich unter anderem in einer mit Soufßot und Cochin unternommenen Reise nach Italien zum Kunstkenner ausgebildet.

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Brief 92

An Johann Martin Usteri Paris, 12. Juni 1761

Paris, 12. Juni 1761 Hochzuehrender Herr und würdigster freund Es ist schon einige Zeit daß wir uns nicht geschrieben haben. Die Schuld ist auf meiner seite, ich weiß es. Aber auch diese Schuld könte ich auf andere Leute schieben wann ich wolte. Dann ich habe so stark arbeiten müssen als ich noch niemahls gethan habe; aber was thut man nicht um seinem vorgesezten zu gefallen, den Herrn Marquis von Marigny als den Generaldirektor der Königlichen Akademie zu befriedigen. Sein Porträt ist nun fertig, künftige Woche wird es gedruckt und ich bin iezt, dem himmel sey danck, ein freyer Mann. Dieses porträt ist das Lezte welches durch meinen Grabstichel die Welt sehen wird. Nun will (Lücke im Text: ich) wenn es des Himmels wille ist, arbeiten was mir gefält und wie es mir bequem ist. Ich bin auch dadurch fähig meinen freunden (unter welchen Sie einen hohen Plaz einhaben) besser zu dienen, welches mir sonderbar tröstlich ist. Auch ist es, edler freund! nun gewiß Zeit daß ich mich von Herzen vor die geräucherte Zunge bedancke! Es war uns etwas neues; aber sie waren herrlich und köstlich. Ich habe die köchin unterrichten müssen wie sie gekochet werden müssen: dann deßwegen war ich ein Deutscher für diesmahl. Kurz unßere Leute haben mir zu Truz so lustig daran gegessen als wann ihre Magen wahre abgründe gewessen wären. Ich habe verflossenen Winter einen Band kupferstiche vor sie gekauffet welchen man die Kupferstiche des königl. Kabinets nennet, forne sind die stücke nach den königlichen gemälden; hinten aber die Statuen und Brustbilder. Er kostet nur 142 # und wann man die heilige familie von Edelinck, die Jünger zu Emaus von Masson, die Sündflut auch von Edelinck und die Sta Cecilia welches die Vier gesuchte stücke dieses Bandes sind, alleine haben will, so kommen sie allemahle über hundert livers zu stehen. Ich glaube sie werden alßo mit diesem einkaufe zufrieden seyn. Diesen Band habe ich dem H. Fremin eingehändiget so wie den dritten Theil der Malergeschichte, welcher 8 # kostet und welcher ganz neu erschienen ist. Ich glaube diese Sachen werden nun indem ich dieses schreibe, mit denen welche Ihnen H. Fremin sendet abgegangen seyn. Bey unßerer vorigen rechnung bin ich Ihnen 21 # 6 sols schuldig geblieben. Ziehen wie alßo diese von den 130 # ab welche ich ausgeleget habe: so bleiben Sie mir iezt 145 # 14 sols schuldig. Es sind auch wieder einige neue kupferstiche erschienen. Melden Sie mir ob ich einkaufen soll.

Juni 1761

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Aber wehrter freund wo ist Ihr reisender Herr Bruder dann izt. Wir haben immer gedacht das Vergnügen zu haben ihn bald hier zu sehen und ihm in allen möglichen fallen von herzen dienstbar zu seyn. Ich hatte vergessen Ihnen zu sagen daß in dem Bande des königl. Kabinetes zween abdrücke liegen eines stüchens {sie) welches ich gemacht und ganz neu herausgegeben habe. Belieben Sie den einen von Ihrem freunde anzunehmlen, und den andern dem H. Fueßli zu übergeben mit dem 3ten Theile der Malergeschichte, Sie werden dadurch unendlich verbünden den der die Ehre hat mit aller Hochachtung beständig zu seyn Meines Hochzuehrenden Herrn und würdigen freundes Unterthänigster diener Wille Paris den 12. Junius 1761 Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. Vgl. Journal I, 170. 7 Marquis de Marigny] vgl. vorigen Brief. Nach diesem Porträt hat Wille seinem Entschluß gemäß in der Tat kein Porträt mehr gestochen. 22 Kupferstiche des königl. Kabinets] Joseph-Antoine Crozat/Pierre-Jean Mariette, Recueil d'estampes d'après les plus beaux tableaux et les plus beaux dessins, qui sont en France dans le cabinet du Roy, dans celui de Mgr le Duc d'Orléans et dans d'autres cabinets, divisé suivant les différentes écoles, avec un abrégé de la vie des peintres et une description historique de chaque tableau, 2 Bde. (Bd. 1 von Crozat/Bd. 2, von Mariette), Imprimerie royale, Paris 17291742. 29 den dritten Teil der Malergeschichte] J.-B. Descamps, La vie des peintres flamands, allemands et hollandois, 4 Bde, Paris, Bd. 3, 1760. 38 Ihr reisender Herr Bruder] Leonhard Usteri (vgl. an J. M. Usteri, 10.09.1760). 42 zween abdrücke (...) eines stüchens] Le Petit Physicien (Der Knabe, welcher Seifenblasen steigen läßt), nach einem Gemälde von G. Netscher aus der Sammlung Damery, 1761 von Wille gestochen (vgl. Le Blanc Nr. 66, Nagler Nr. 170).

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Von Georg Friedrich Schmidt Petersburg, 26. Juni 1761

de S1 Petersbourg ce 26 de juin 1761 Monsieur et très Cher ami, Avec cette lettre vous recevrez une petite Caisse dans laquelle est renfermée la planche du Portrait de son Excellence Monsieur le Comte Esterhasi, le départ de cet seigneur est Cause quii na pu emporter avec lui le nombre d'épreuves qu'il auroit désiré avoir D'ailleurs un ignorant imprimeur a Vienne avoit tellement masacré la planche que j'ai été obligé de la retoucher d'un bout a l'autre avec une peine infinie, son Excellence est donc résolue de la faire imprimer a Paris et m'avoit chargée de cette Comission. je vous prie donc Monsieur et Cher ami de prendre cette peine et de faire tirer 400 Exemplaires par M Beauvais qui est un tres bon imprimer et Cela sur du beau

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Colombier, la Couleur le pappier et les fraix de l'impression vous seront Rembourses par M l'ambassadeur de vienne qui réside a paris, il pourroit se faire qu'on voulut vous faire tirer plus d'épreuves que le nombre Scy dessus specifiez mais vous ny aurez aucun Egard et agirez au piez de la lettre, telle sont les ordres de son Excellence vous les livrerez seulement a Cellui qui vous aura délivré la planche j'ai joint avec, le dessein du calmouque que vous mavez demandé il y a long temp je souhaite qu'il soit de vôtre goût, cest un des calmouques du côté de la Chine et le véritable portrait de Cellui d'après qui je lai dessiné si jamais il vous prend fantasie de le graver il ne seroit pas mal de le faire dans le goût de Vischer et je crois même qu'il se vendra par raport a la nouveauté, j'ai joint encore avec cet dessein une petite Estampe qui fait pendant de mon portrait je l'ai gravée quand au nud dans le goût du maître dont je suis tant amoureux le reste et une imitation du Rembrandt je laisse au Connoisseurs a juger, jusqua tel point j'ai réussi, tout ce que j'en puis dire cest qu'il ressemble extrêmement comme jestime infiniment cette personne, j'ai pris plaisir de la faire passer a la postérité pour lui marquer ma reconnoissance le petit nombre d'epreuves que j'avois tiré et qui ont dabord été enlevées sont Cause que pour le présent je n'en ai pu envoyer avec pour mes amis, jusqua présent je nai point de nouvelle de la Caisse que M Massé ma Expédié, le vaisseau a échoué il a été ensuite remis au flot il est même arivé icy mais point de nouvelles de nos desseins estampes Livres etc. voila la raison pourquoi je n'ai point encore écrit a M Massé, apropos vous Scavez combien j'aime les ouvrages de Corn. Vischer, il y a une estampe de lui qu'on apelle l'homme au Pistolet, sil y a moyen d'en avoir une belle Epreuve je serois charmé d'en faire l'aquisition le prix je ne garderai pas de si près pourvu que l'Epreuve soit belle si vous pouvez entrouver faites moi la plaisir de me l'acheter et de l'envoyer à mon adresse a berlin j'ai deja une fort jolie Collection de cet maître tant bonnes que mauvaises Epreuves, mais il m'en manque encore beaucoup surtout des portraits, si vous trouviez l'occasion de l'augmenter vous me feriez un tres grand Plaisir, nôtre Schleicher vient de graver le Portrait de l'ambassadeur de france. pendant tout un an qu'il l'a eu entre les mains personne n'en a rien vu et tout le monde a crû qu'il sortiroit de sa main un chef d'œuvre, mais la montagne a enfanté une souris, croiriez vous bien que cet petit Monsieur a voulu Cabaler et lutter contre moi? vous verrez jusqu'à quel point il avoit raison quand vous aurez vu son bel ouvrage, il jette la faute sur l'imprimeur comme si ces messieurs seuls pouvoient faire les habiles gens. Cest un fou et un présomtueux. Si vous voyez Ms. Massé présentez lui mes respects desque j'aurai des nouvelles de la Caisse je lui ferai reponse, Ms de St Sauveur vous fait ses compi, faites les miens a Ms. Cochin je n'ose plus me flatter d'avoir de ses nouvelles directement M le Prince duquel vous mavez parlez dans vôtre dernière travaille beaucoup Cest un joli garçon que j'estime beaucoup nous nous voyons souvent il vous fait

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ses compi de même que Ms gillet. M de la grenée s'est jetté dans les portraits pour gagner de l'argent, il vient de faire une résurrection qui a été fort aplaudie, coment gou(vernez) vous mon élève M Chevillett? il a envoyé de ses ouvrages (i?ij9)pere par le Canal de M. le Sueur pour lequel il y avoit (Riß) estampes, que le père na pas fait tenir au dit le Sueur, (en tout temps les greffiers furent des gens dures) adieu mon cher ami. Portez vous bien et croyez moi toujour et sincèrement, Votre tres humble et tres obéissant serviteur et ami Schmidt Mes Respects a Madame vôtre Chère Epouse. Archives Nationales Paris 219 AP. 4 Esterhasi] Kupferstich G. F. Schmidts. Vgl. A. Crayen, Catalogue raisonné de l'œuvre de Georges-Frédéric Schmidt, graveur du roi de Prusse, London 1789, Nr. 78 (vgl. G. F. Schmidts Brief vom 11. März 1762). 41 Schleicher] nicht nachweisbar. 50 M de St Sauveur] nicht identifizierbar. 51 M. le Prince] der Maler und Kupferstecher Jean-Baptiste Leprince (1734-1781) 54 Ms gillet] François Gillet (1709-1791), französischer Bildhauer, der 1758 von Katharina II. als Lehrer an die neugegründete Akademie zu St Petersburg berufen wurde und 1777 nach Paris zurückkehrte.

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Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 28. August 1761

Monsieur et Cher bon ami. Le Carosse qui part d'ici demain Samedy pour votre ville vous porte a votre addresse Six aulnes de velour de Cotton du plus beau, et que vous m'avez payé a Paris; J'ay un peu tardé a vous l'Envoyer, mais comme Les Envois Etoient faits il ne restoit plus que des mauvaises Epreuves, comme vous en donnés des bonnes a vos amis. J'ay attendu qu'il y eut une bonne pièce faite au burin, et imprimée d'un beau noir; Je Souhaite avoir bien réussi a fin d'Etre Souvent Employé de votre part. voila un beau Sallon, J'ay reçu le petit livret, et malgré mon Extrême Envie Je ne peu y aller. J'y verray Mr de Marigny gravé de votre main, le petit Phisicien orne mon Sallon, il y Joue un beau Rôle. Les Tableaux de Mr Greuze y feront l'admiration comme a l'ordinaire, c'est un Peintre qui parle aux artistes, et a l'esprit, et au Jugement; Je l'aime de tout mon Cœur, et Je l'aimeray quand il n'auroit pas autant de Talents, me voila bien d'accord avec mon Cher Petit Confrere wille, Souvenez vous avec qu'elle Chaleur il nous parloit de Son maitre, et avec qu'elle précision il nous répétoit les Leçons de Son Cher maitre, cette Confiance de l'Elève au maitre mérite l'attachement de l'un et de l'autre, Sa Joly figure interresse Encore plus

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quand le Cœur et l'Esprit y répond; faite Je vous prie mes Compliments au Maitre, et Embrassé pour moy l'aimable Elève. Jespère Madame wille en bonne Santé permettéz que Je luy présente mon Respect, J'Embrasse aussi le petit marchand, de plaisir. Je pense que le pendant du petit Phisicien commence a bien avancer car vous ne vous amusé point quand les importuns comme moy ne vous Empêchent point de travailler, le public est trop avide de vos productions pour vous voir tranquille, voila comme va le monde, on Est malheureux quand on est médiocre, et on l'est Encore quand on Est habille parce qu'on ne peut avoir du Repos; n'importe Je ne vous plains point, parce que vous avez du Talent puis que vous Etes Si bien dédommagé par le Succès. Je vous présente et a Madame les obéissances de ma famille et par dessus tout Je vous assure des Sentiments d'Estime, et d'amitié avec les quels J'ay l'honneur d'Etre. Monsieur et Célèbre ami. Votre Très humble et très obéissant Serviteur. Descamps Rouen ce 28 août 1761. Si J'avois lu le Catalogue du Cabinet de l'aimable amateur a qui appartient le petit Phisicien, J'auray pu en parler dans mon quatrième tome, mais malgré mon Envie de le voir, Je l'ay manqué plusieurs fois. Archives Nationales Paris 219 AP. 10 M. de Marigny] Abel François Poissons de Vandières, Marquis de Marigny, 1761 von Wille gestochen nach einem Gemälde von L. Tocqué (Le Blanc Nr. 125, Nagler Nr. 84). 23 le petit phisicien] Le Petit Physicien, nach einem Gemälde von G. Netscher aus der Sammlung Damery, 1761 von Wille gestochen (vgl. Le Blanc Nr. 66, Nagler Nr. 170). 38 mon quatrième tome] J.-B. Descamps, La vie des peintres flamands, allemands et hollandois, 4 Bde, Paris, Bd. 4, 1763.

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An Johann Martin Usteri Paris, 30. September 1761

Hochedler Herr und schäzbarer freund Nun fange ich wieder an Ihnen zu schreiben. Die freude ist aus! Ihr H. Bruder gehet ab. Leyder er gehet ab. Ich verliehre einen würdigen freund an ihm; aber doch er bleibet mein freund! die frohen Stunden welche wir mit einander ofte durchlebet haben sind hin; aber ich werde daß süße Vergnügen haben sie noch Taußendmahle zu überdenken. Ich wünschete gegenwärtig zu seyn wann Sie und die ganze familie ihn umarmen werden. Sie werden ihn aber nicht mehr kennen: dann der knabe ist sehr gewachsen, kennet die große Welt, siehet Listig aus, hat seinen Verstand geschärffet, seinen Wiz ange-

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bauet, seine künste vermehret und ist ein stuzer geworden! Ich habe Ihnen, edler freund, mit fleiß das Porträt meines Lieben freundes gemacht, (welches unvollkommen ist) damit, wann es ihm ia einfallen solte Ihnen diesen Brief als ein fremdling zu überreichen, daß Sie ihn doch gleich erkennen möchten; thun Sie aber ia nicht, (wenn er Ihnen doch den streich solte spielen wollen) als ob sie wüsten wer er wäre, heißen Sie ihn niedersizen und fragen ihn wo er herkäme; doch nein, dieses wird er nicht leugnen können; wer aus frankreich kommt der ist vollkommen, wenigstens vollkommener als andere Leute welche nicht zu Leben wissen. Wenn es so wohl frühling wäre als es Herbst ist: so wolte ich gewiß mit ihm reysen. Dieses solte unsere Verstellung gewiß recht groß und ansehnlich machen: Wir wolten unsere wizige französische Manieren genau verbergen. Es würde uns kosten, gewalt müsten wir uns anthun; allein wir würden auch unter der Kappe was Lachen können: alßo, der eine solte sich bey Ihnen vor einen Schlawacken der andere vor einen Hanacken ausgeben... wie würden Sie erschrecken! Was aber weiter würde vorgefallen seyn diesem Belieben Sie selber ein wenig nachzusinnen! Ich übersende Ihnen ein Geschencke, es ist keine Eßwahre, es ist ein stück Papier auf welchens ich den H. von Marigny habe drucken Lassen, und der Liebe Himmel wolle doch die Schweiz bewahren daß es niemahls dahinkomme daß ihre einwohner kupferstiche essen müssen! Verzeihen Sie meine Possen. Ich mus mich doch mit etwas aufgeweckt machen, indem ich hier starr und steif mit einem wehen fuße sizen mus. Das Podegra habe ich nicht, ob ich es gleich auf eine oder die andere art Billig verdienet hätte - . Ich habe auch noch andere Kupfer vor Sie gekaufet, so wie die Beyden ersten Theile der Mahlergeschichte. Ihr H. Bruder wird Ihnen alles treulich, wie ich hoffe, einhändigen. Tausend empfehlungen an Ihre frau Liebste! Ich habe die Ehre mit der grösesten Hochachtung immer und ewig zu seyn Meines Hochedlen Herrn und schäzbaren freundes unterthänigster Diener Paris den 30 7ber 1761 Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. Vgl. Journal I, 180. 2 - 3 Ihr H. Bruder] Leonhard Usteri. 27 H. von Marigny] vgl. vorigen Brief. 34 Malergeschichte] J.-B. Descamps, La vie des peintres flamands, allemands et hollandois, 4 Bde, Paris, Bd. 1, 1753; Bd. 2, 1754.

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Von Johann Caspar Füssli Zürich, 2. Oktober 1761

Hochgeehrter Herr Mein Freünd wird nicht glauben, daß ich ihn Vergeßen Habe, aber Vielleicht wol daß ich ein wenig Nachläsig gewäßen Sey: dieses Schon Kränkt

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mich Mehr als Zu sehr, ich Muß also, um mich Zu rechtfertigen schreiben So gut ich Kann. Sie wüßen Meine Arbeiten, wie wenig ich mein Eigen bin, und daß ich keinen Augenblik ohne Verlezung meiner Pflicht, Hin dan sezen, und unsers Theuren Geßners Biltnis Mahlen könne, ich schreibe in Ausdrüken und gedanken eines Schweizers, der redet wie er denket; ich hofe sie werden mich als einen solchen be Urtheilen - ich Ver Ehre Sie, und Verspreche hiermit daß diesen Herbst Geßner Mahlen werde, und es dero H. Bruder übergeben und mich so Ver Halten, wie es einem Manne Zu stehet, der ihrer FreüntschafFt werth seyn soll. Mir bleibt nichts mehr übrig, als ihnen mein Edler Freünd, die glüklichste Reyß an Zu wünschen, und um die fortsezung ihres Schäzbahren andenkens Zu Biten, und Mich mit der Unverändertsten Treu und Ergeben Heit Zu Nennen Hochgeehrter Herr dero Gehorsamster u Verbundenster dienner Füeßli Rathschriber bey Haus den 2. 8bris 1761 Archives Nationales Paris 219 AP. Erstdruck bei Y. Boerlin-Brodbeck, S. 149. Vgl. Journal I, 183: Erhalt eines Briefes J. C. Füsslis am 2. Dezember vermerkt. 8 Geßner] J. C. Füssli hatte Wille versprochen, das Bildnis S. Geßners zu malen.

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Von Johann Georg Ziesenis Hannover; 9. Oktober 1761

Hochedelgebohrener Insonders HochgeEhrtester Herr! Da ich die Ehre habe Ew. Hedlgeb. durch dero ohnvergleichliche Werke zu kennen, mein Nahmen auch denen selben nicht gänzlich unbekannt seyn wird; (indem einsten als ich noch an dem Chur-Pfalzisch hof zu Mannheim war die beyden Portraits des Churfürsten und der Churfürstin (desn) von dero Hand gestochen worden) So habe mir hierdurch die freyheit nehmen wollen denenselben zu melden wie daß ich der jezigen Königin von Engelland Maj: kurz vor Höchst dero Abreyße aus Streliz zu mahlen die Gnade gehabt, mit solchem Portrait auch die Ähnlichkeit anbelangend so glücklich gewesen, daß es ohne Ruhm zu melden von jedermann sehr approbirt worden. Weilen nun gedachtes Portrait billig von keiner andern hand als der Ihrigen gestochen zu werden meritirte, es auch zu unser beiderseitigen Ehre gereichen könnte, wann dem Publico ein ähnliches Kupfer mitgetheilet würde, so wollte dafern Ew. Hedlgeb. anjetzo die Zeit hätten, und ich denenselben eine Gefälligkeit damit erweisen könnte, gerne eine Copie entweder ins große oder ins kleine, wie es Ihnen am dienlichsten wäre, zuschicken; mit dem Beding, daß

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wann meine Offerte acceptirt würde Ew. Hedlgeb. mir das Portrait nach dem Gebrauch remittiren, die Transport-Kosten hin und her tragen, und mir bey dem Renvoy einige dutzend Abdrücke gütigst beylegen: in letzterm Fall ich mir dero Meynung und addresse beliebigst erbitte; so werde mir alsdann die Überschickung baldmöglichst angelegen seyn lassen; ich glaube der sicherste Weeg wird über Strasbourg seyn, sollte aber allenfalls Ew. Hedlgeb. eine gelegenere Route wißen, so werden dieselben mich davon gütigst benachrichtigen. Ich sehe nun baldiger Antwort mit Verlangen entgegen, bis dahin aber habe die Ehre mit vollkommener Hochachtung zu verharren Ew Hochedelgebohren Ergebenster Diener F. G. Ziesenis Peintre du cabinet de S. M. R. à Hanovre Hannover d. 9. Oct. 1761 ( Von Willes Hand): La proposition der M. Ziesenis ne me convient nullement Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete schon am 20. Oktober 1761, er wolle keine Porträts mehr stechen, er könne aber jemanden in Paris finden, der das mache (Journal I, 181).

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Von Johann Elias Ridinger Augsburg, 3. November 1761

Hochedler Hochgeschätztester Herr und Freund Mein Lezteres möchte 1760 vom Julio gewesen seyn, so ich zugleich nebst einer kleinen Zeichnung begleitete, worauf ich ohne meidung des Empfangs geblieben bin, ich weis das mein wehrtester Freünd seine Zeit besser anwenden kan, und das dise Ihnen sehr pretieuse seyn mus, doch wäre es mir fremde und ich plagte mich mit gedanken ob ich es in etwas 8 Wochen wider mein wissen und willen versehen hätte, in diser Sorge stünde ich bis zur anckunft Möns. Schrapp welcher mich nicht allein Dero Gewogenheit sonderen auch durch die Übergabe Ihres Vortrefflichen Petit Physicien ihrer dauernden Freundschafft versicherte, beydes Hatt mich gantz neu belebet, und ich bin Ihnen auf ausnehmende weise davor verbunden zugleich bezeugen das ich mich an disem Stücke nicht satt sehen kan. Meine gedancken erheiterten sich noch mehr bey der ankunft des vortrefflichen H. Eberts, da er mich des andenkens und Gewogenheit von meinem theuersten Freunde versicherte, mein vergnügen war ausnehmend als ich disen Edlen Freund sähe; müste ich dessen schönen Caracter entwerffen, so müste ich ohne Schmüncke bezeugen das in einem wohlgebildeten Leib auch eine Edle Seele wohne. So sehnlich ich mir das vergnüegen wünschte

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Denselben Langer zu genießen, so wenig Haben es Dessen Geschaffte erlaubet so ich noch bethaure, Ich bitte Sie indessen Ihme meiner Hochachtung und ergebenheit zu versicheren. Bey Dessen abreise die sehr schnell gewesen bethaurte ich das wegen anderer vorfallenheit ich die Zeit nicht nehmen kunte mit einem Schreiben Ihnen auf zu wahrten. Vor jezo nehme mir die Ehre eine Zeichnung von H. Roos u. von Rothenheimer andere von Roland Rogmann und 2 Löwen nach der natur in Eile entworffen auf zu wahrten ich bitte darmit gedult zu tragen, bey der abreise des Hr v. Eberts Haette ich Sie auch gerne 1. Ex der Reitschuhe mitgesant ich wolte es anstehen lassen bin mit beyligendem auch fertig, nehmen sie es günstig an, und nur als ein Spiel der gedancken, dises paquet wird per Möns Gil. Rosselin Denen Selben franco behändigt werden, ich Habe sie unter dem 24 8bris an ihne versant und bitte das signirte paquet unter Dero adresse und meinem Sigel franco gütigst aufzunehmen, Gedencken Sie meines guthen willens vor mehr als disen gebe ich alles andere nicht an, weil es gegen Dero Stücke in keine gleichheit komt - . Ich Hoffe und Wünsche übrigens das sie nebst ihrem Wehrten ganzen Hause in allem wohlseyn sich befinden dessen Continuation ich von Herzen wünsche, die berichte von der ehemals beschrienen keyserl. accademie deren Mitglied sie wie ich aus der Dedication Le ... Pucellage ersehe, Haben vor dismal ein Ende; und ich würde ihre Fata noch mehr bethauren fais sie nur ihre Stieff brüder nicht mit so schwarzer Seele angesehen hätte, vieleichte Hatt Monsieur Eberts noch mehr davon erfahren. Übrigens werde ich usque ad Mortem mit aller Hochachtung und ergebenheit seyn Meines Hochgeschaztesten Herren und Freundes gantz ergebner diener Johann Elias Ridinger Augspurg die 3 9bris 1761 bemelten Mr Gilles Rosselins adresse ist zu erfragen Chez M. Lonchamps, Géographe rüe St. Jaques à l'enseigne de La place de Victoir à Paris. Archives Nationales Paris 219 AP. Wille schreibt in seinem Tagebuch, daß er am 27. August 1762 (Journal /, 205) dem Kupferstichhändler Rotami einen Brief für Ridinger, wohl die Antwort auf den vorliegenden Brief, anvertraut habe. Johann Elias Ridinger] Von 1759 an amtierte J. E. Ridinger (1698-1767) in der Nachfolge Gottfried Eichlers als evangelischer Direktor der kaiserlichen Akademie in Augsburg. 3 Mein Lezteres] nicht erhalten. 10 Petit Physicien] - Le Petit Physicien, nach einem Gemälde von G. Netscher, 1761 von Wille gestochen (vgl. Le Blanc Nr. 66, Nagler Nr. 170). 25 H Roos] mehrere Möglichkeiten, vgl. Register. 2 5 - 2 6 Rothenheimer] nicht nachweisbar.

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Von Jean Jacques de Boissieu Lyon, 4. November 1761

Monsieur, Monsieur le Conseiller Reiffenstein votre amy, à son Retour de Paris m'à fait L'honneur de m'écrire à sa Campagne, ou j'etois alors, et m'à beaucoup Engagé à me procurer celuy de faire Connoissance avec vous, je n'oublieray jamais ce trait De Son amitié, je serois trop heureux si je pouvois Meriter L'honneur de La votre, et vous Exprimer Le vif Empressement ou je suis De La Reclamer, oui Monsieur, je me feray une gloire et une Loy de suivre vos Lumieres dont je sens tout le prix, Lésperance flatteuse ou je suis que vous voudré bien m'en faire part jointe à la grande Envie que j'ay De les mettre à profit, & un amour passionné pour mon art, me Donnent un grand Courage; Enfin Monsieur j'ay une Confiance infinie En vos Bontés, Monsr. Le Conseillier m'en a beaucoup inspiré, en me faisant L'honneur de me parler de vous avec Les Eloges que meritent vos Talens Eminente, & La Bonté de votre Cœur; je n'ay jamais Eu tant De plaisir qu'en admirant vos Ouvrages, je les admire tous les jours tout y est tres précieux et interessant, Enfin je ne Crois pas qu'on puisse avoir une plus belle Execution, n'y qu'on puisse Dessiner avec autant de Corrections, et De finesse, je joins En cela mes foibles accens à la voix des amateurs Eclairés. j'ay L'honneur De vous Envoyer deux De mes Desseins, & De vous prier de m'en Dire votre sentiment, ils meritent peu votre attention, mais j'espere qu'avec Les Conseils que vous auré La Bonté De me Donner, & L'application au travail ils le mériteront mieux dans La suite. Rien n'à pour moy tant d'attraits que Letude de La peinture et personne n'a peut etre tant d'envie de s'y perfectionner, et n'a Eut plus D'obstacles, ma mere m'avoit Destiné pour le dessein de la fabrique, j'y ay Resté trois ans par obeissance pour elle, Luy Représentant par intervalle que j'avois beau combattre, queje ne pourrois jamais m'y faire, elle a à La fin cédé à mes vives instances, et Depuis Deux ans que j'en suis Dehors elle m'a laissé La Liberté de suivre mon goust, j'ay continuellement Dessiné d'après La Nature n'ayant point de plaisir plus piquant, et ne trouvant d'émulation que dans mon amour pour cet art, et pour guides que quelques bons tableaux que Des particuliers ont Eut la Bonté De me preter; je sens combien un Voyage de paris me serait utile; Mais ma mere ne veut point En entendre parler, je n'ose plus Luy en témoigner mon Envie de Crainte d'avoir moins de Liberté; Enfin, Monsieur, je serois Bien charmé de Luy faire voir que cet art La peut être Lucratif, Comme vous Connoissé les amateurs, je vous prie d'avoir La bonté De me procurer une Vente de mes Desseins, j'aurois L'honneur de vous En Envoyer, - soit Dans Le genre des effets de Lumières, et de paisages vous me feries un plaisir Des plus sensible, et ma Reconnoissance serait sans Egale, je suis

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honteux de vous donner cet Embarras, mais Rien ne pourrait Mieux Engager Ma Mere à faire Des Reflexions En faveur de mon inclination, je vous En auray une obligation inexprimable, et que je n'oublieray jamais, j'ay L'honnneur d'etre avec beaucoup de Respect Monsieur Votre tres humble et tres obéissant Serviteur Jean Jacques De Boissieu Je vous prie d'avoir La bonté de me dire ce que vous Croyé que mes deseins peuvent valoir, cela me feroit une Regle. Mon adresse est chés Made La veuve de Boissieu Rüe Luyzerne près des terreaux à Lyon ce 4e 9bre 1761. Handschrift aus den Beständen der Fondation Custodia, Sammlung Frits Lugt. Signatur: 1980 A 145. Der Brief ist war schon in Archives de l'Art Français. D o c u m e n t s (Bd. 1, 1851/1852 S. 432-434) von A. de Montaiglon publiziert worden. Zum weiteren Verlauf der Beziehungen zwischen Wille und Boissieu s. dessen Brief vom 22.1.1762 und dortige Anmerkungen.

100 An Leonhard Usteri Paris, 18. November 1761 Mein würdigster freund Der Himmel wird es Ihnen vergelten, Sie sind mir ein Lieber Mann! Sie haben gestiefelt und gespornet mir schreiben wollen? Beweiß Ihrer wahren freundschaft. Ich bin so starck dadurch gerühret als ich Ihnen davor verbunden bin. Welch ein glück daß Sie Stiefel und sporen mir an den füßen und nicht an den fingern hatten. Dann sonst hätte ich doch so lange warten müssen bis sie in einer ecke gefangen wären, höben Sie ia diese Stiefel wohl auf, ich hoffe daß ich das Vergnügen haben werde sie Ihnen von neuem an den Beinen zu sehen! oder wo mir dieses nie durch ein wiedriges geschicke solte vergönnet worden: so hören Sie den rath Ihres freundes: hängen Sie die Stiefel auf, wie man Tropheen aufhänget, und in 80 Jahren von hier versammlen Sie Ihre Kinder und Kindeskinder und deuten mit dem finger darauf und sprechen: sehet! das sind die Stiefel der gerechtigkeit, mit diesen, mit diesen habe ich fremde länder durchzogen, nicht die heyden zu bekehren, nicht den Muselmännern zu predigen, auch nicht die Juden zur Buße zu bringen, nein; aber mir freunde, besonders freundinen zu erwerben, o welch ein süßer gedancke! Sehet sie an diese Stiefel, nicht daß ich euch rathen wolte daß ihr sie anzöget meinen fußstapfen zu folgen: dann sie sind nicht mehr mode, sie sind nur desto merkwürdiger und achtbarer, nein; sondern damit sie euch reizen möchten mit stiefeln nach einem wizigern schnitte unter fremde Völker zu gehen (die ausgenommen welche schon da geweßen sind) und Thaten zu

verrichten welche den meinen nahe kommen möchten... hier höre ich auf

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bester freund von den Stiefeln, ich könte Ihnen noch sagen wie Viel beyfall Ihre rede wirken würde, wie hier Zehn stehen und nicken mit den köpfen, zwanzig zischen sich etwas ins ohr und etwa fünf und dreyßig zwingen sich des Lachens zu enthalten: aber was ist zu thun? die Jugend ist schlimm, sie denket nie wie hundertiährige Männer die den wehrt und die würde achtzigjähriger Stiefel besser einsehen! Ich wünsche hier, wann dieses in der bestimmten Zeit vor sich gehet daß ich es in einem Briefe von Ihrer hand lesen möchte: dann man ist immer begierig zu wissen ob die sachen so eintreffen wie man sie sich eingebildet hat. Da ich es wünsche: so werden Sie es doch thun. Versprechen Sie es? ia! guth Ein wort ein wort, ein Mann ein Mann, und wenn alsdann (ich hohle dieses zu unßern Tröste nach) Jünglinge über uns lachen: so wollen wir sie mit grimmigen Gesichtern ansehen; dann das Alter muß auch seine freude haben! den Augenblick kommt H. Huber, welcher vor ein paar Tagen auch einen Brief von Ihnen in frohe hände erhalten hat. Er lässet Sie freundschaftlich grüßen! Als ich diesem freunde sagte daß Sie wieder glücklich im Vaterlande wären wo milch und honig fleust, da hüpften wir voll freude als ob wir toll wären; es ist wahr wir hatten mit wohlbedacht erst etwa zwanzig mahle Ihrer gesundheit getrunken aus gläsern von gutem umfange und deren Sie sich zu erinnern belieben werden! Es ist mir Leyd daß Ihre freude Bey Ihrer ankunft, so groß sie bey allen umarmungen muß geweßen seyn, doch nicht ganz vollkommen geweßen ist, durch den Verlust eines zarten kindes. Haben Sie den H. Hauptmann heß auf Ihrer reise nicht angetroffen? H. Zingg, meine frau, mein Sohn der Maler, mein Sohn der kleine friederich lassen Sie alle von Herzen unendliche mahle grüßen! den H. Grafen von Caylus habe ich nicht angetroffen; die zween andere herren sind noch außer der Stadt. Ich habe selber noch einmahl, troz meinem wehen füße, die flucht aus der Stadt genommen, ich habe in einer andern gegend von frankreich gezeichnet bis es kalt ward und der Winter kam da die kriegesleute auseinander gehen. Weil ich aber nicht gehen konte: so miedete ich mir einen Mann in der Provinz mit einem Schiebekarren auf diesen sezte ich mich, H. Zingg zog mit einem stricke forne daran der Mann schiebte so stark er konnte durch regen und ungewitter hin und auf diese feine weise kam ich wieder heim! die leute aber auf den gassen schrien: Triumph dem königl. Kupferstecher! wie er so hoch und edel einher fahret! Es ist mir Lieb daß Sie mir aus Ihren römischen Briefen etwas gesaget haben Ich bitte Sie sehr meinem freunde ihrem H. Bruder mein Compliment zu sagen! dieser wird mich vielleicht einer antwort würdigen. Behalten Sie mich lieb! mich der ich die Ehre habe beständig zu seyn

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Meines schäzbaren freundes unterthänigster diener Wille Paris den 18 9b 1761 (Von L. Usteris Hand: rep. ce 18. de. 1761) (Am linken Rand der letzten Seite): Mein Brif ist fertig, iezt nehme ich H. Geßners Inkel und Yariko in die Hand, dieses gedieht war mir unbekandt. ich fange an zu lesen und will mir daran was zu guthe Thun! Aus den Beständen des germanischen Nationalmuseums Nürnberg, ABK. Vgl. Journal I, 182. Leonhard Usteri aus Zürich, der Bruder von J. M. Vsteri, war am 16. Juni 1761 aus Italien nach Paris zurückgekehrt und hatte am 17. Juni Wille besucht (vgl. Journal I, S.171). 35 H. Huber] Michael Huber hatte am 2. August 1761 an einem Ausflug Willes mit L. Usteri nach Versailles teilgenommen (vgl. Journal I, 176). 4 5 H. Hauptmann Heß] Rudolf Hess (1731-1800) ist ein Schweizer Hauptmann aus Zürich, der mit Wille befreundet und in Verbindung mit L. Usteri getreten war. Vgl. Journal I, 171, 173, 180. 46 mein Sohn der Maler] Pierre-Alexandre Wille. 5 0 - 5 1 D i e Flucht aus der Stadt] Verschiedene Ausflüge in die Normandie (mit Zingg, vgl. Journal /, 179, am 14. 07.1761), zu den Ruinen der Abtei von Saint Maur (ebd., I, 180, am 5.08. 1761). 70 Geßners Inkel und Yariko] Titel einer Idylle Geßners.

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Von Johann Caspar Fiissli Zürich, 19. November 1761

Theüerster Freünd Einer, Zween, drey, Vier - sehen Sie Hier wirklich den fünften Mann den ich Ihnen empfehle. Her Lindinner Sekretair des Hrn Brigadier vom Regiments Lochman, ist, der Überbringer dieses Briefes und Mein Vetter. Ein Mann der Italien und Frankreich schon gesehen hat, der sich sein Glük selbst gemachet, und dadurch das beste Zeügniß Von seinen fähigkeiten gab. Er hatte ein Sehr großes verlangen, Sie, theüerster Freünd, kennen Zu lehmen, und um seine Muße die Er Zu Paris Haben wird, nüzlich und vergnügt Zu machen, Ihnen Einen Theil Derselben Zu wiedmen - allein ich überlaße es Ihnen wie sie mit ihm Zu rechte kommen, und ob Sie geschmak an ihm finden werden. Haben Sie Briefe Von Unserm Winkelmann? ich erwarte dergleichen, weil es nun nicht die geringsten Zierrathen giebt, so muß die Schlifft bald erscheinen; Herr Winkelmann hat mir wirklich, kurz vor der Abreyse des Hrn Mengs von Rom eine Neue Vorrede, von der Hand des Meysters, darzu übersendet. Herr Lindinner, wird Ihnen, Theürer Freünd, drey große Stüke nach Spranger und Heinz, von Sadeler gestochen, weisen. Der Herr Ritter Hedlinger hatte die Platten mit von Stokholm gebracht; wohin Sie, wie es scheint

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im 30Jährigen Kriege waren geschleppet worden; und mir überschiket, um drüke davon Ziehen Zu laßen, auf diese art des ausgelegten einzukommen, es sind wirklich von jedem Hundert und Fünfzig abgezogen. Die Hundert aber liegen noch, und scheinen Hier in Der Nähe nicht weggebracht werden Zu können; wenn nun ein Theil derselben Zu Paris um Geld oder Tausch abzusezen wäre, und sie sich Der Sache annehmen wollten so würden Sie den Herrn Ritter und mich sehr verbinden. Herr Lindinner wird Ihnen ebenfalls 12 Pfund für einen Neuen Marigny legen, ich Danke Ihnen, Theurer Freünd, für Denjennigen Den mir Herr Ustri brachte, allein ich kan ihnen nicht Verheelen Der Abdruk gefiel mir nicht genug um Ihn neben Florentin Zu sehen, Vielleicht ist Er Verwechselt worden - ich überließ Ihn also einem Freünde, Versorgen sie mich nur mit einem stärkern - was ich über das Stük selbst urtheile ist wenig: Tocqué verdiente nicht daß Wille nach ihm stach, ich ersterbe Theüerster Freünd ihr gehorsamer Diener und treüster Freünd Füessli R. (=Ratschreiber) Zürich 19 Nov. 61 N. S. bald hätten Sie mich einen Undankbahren gescholten; Ich habe alle mahl so viel Gedanken wenn ich Ihnen schreibe daß ich das meiste vergeße ich Danke vor den 3ten Theil von Descamps, Er ist merkwürdig; noch mehr aber vor ihren kleinen vortrefflichen Physiker - Er blendet und ist doch fleischigt, und ich verlange die färbe da nicht Zu sehen wo Ihr beseelender strich und zug ist, Der auch leben in die materie bringt, ich seze noch zum obigen, daß die Kupferplatten selbst verkäuflich sind. Archives Nationales Paris 219 AP. Erstdruck bei Y. Boerlin-Brodbeck, S. 150. Der Brief wurde am 2. Dezember 1761 überbracht ('Journal /, 183). 13 Die Schrift] A. R. Mengs, Gedanken über die Schönheit und über den Geschmak in der Malerey, hrsg. von Johann Caspar Füssli, Zürich, bey Heidegger und Compagnie, 1762. 17 drey große Stüke] Wille antwortete am 20. Januar 1762, daß der Verkauf der drei angebotenen Kupferstiche nicht mehr als 120 Livers einbringen werde (Journal I, 186). 27 Marigny] Abel François Poissons de Vandières, Marquis de Marigny, 1761 von Wille gestochen nach einem Gemälde von Louis Tocqué (Le Blanc Nr. 125, Nagler Nr. 84). 30 Florentin] Louis Phelypeaux, Comte de Saint-Florentin, 1751 von Wille gestochen nach einem im Jahre 1749 gemalten Bildnis von Louis Tocqué (Le Blanc Nr. 124, Nagler Nr. 79). 41 3ten Theil von Descamps] J.-B. Descamps, La vie des peintres flamands, allemands et hollandois, Bd. 3, Paris 1760. 42 Physiker] Le Petit Physicien, nach einem Gemälde von G. Netscher, 1761 von Wille gestochen (vgl. Le Blanc Nr. 66, Nagler Nr. 170).

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Brief 102

Von Christian Wilhelm Ernst Dietrich Dresden, 26. November 1761

dresden den 26 November 1761 Hoch werster Hochgeehrster Lieber Herr und freindt Der mir so angenehmes schreiben nebst des Möns. Mariette franzößis. und deutsch da bey nebst den ganß fordrefïlichen sachen in Rohtt Stein habe mit allem großen Vergnügen Erhalden. Dero beide über sendede Portreitte habe zwart noch nicht, hoffte weil solche dem Vohrgeben nach noch under weges ich wehrde solche von dem Kennel erhalden. Nun wihl ich alles schreiben was ich schuldig bin nach rieht an meinen Hoch wersten Willen Zu melden. Erstlich habe die schönen sachen Erhalden so der Paron Kessel hatt mit genohmmen. Von Dero auß Paris (gott lob) ich Kan nun Keinen Ervohrden, die 2 bladt so von Dero handt sindt das Portreir des Mar de Maringny und das nach Netzscher den rohttstein nebst schwarzer Kreide habe auch Erhalden, nebst der (Borstbinslen) die 7 bladt nach Möns Vanloo. Die Acadeimen (sie) Erfreien mich gar sehr, das Pordreitt im (Proihl) so mit Weiß ist aufgehört, habe nur Herzlich freide drüber. Es ist alles sehr geschückt gemacht, ich gestehe die Metode ist gar Fordrefïlich. in Suma was mir Mein Liber Gönner geschückt ist mir Ein großes Vergnügen, ach wenn nur Fride wehre wie Wohlde ich mir so baldt möglich die fransosiche reise vohr nehmen. Sie alß mein Liber freindt Zu Ersuchen und mit Dero die braffen Männer zu Kennen den geEhrstern alden Herren Mariette Wohlde gerne bersöhnlich Kennen lehrnen und die Herren Virduosen ach mein werster Liber Möns. Wille Wohl dem Menschen der da ist wo Kein Krig ist, gnug Gott gebe baldt fride. nun weider meine schuldt ist mir immer Vor Augen aufgedruckt daran so ich Dero mir überschückden schöhnen sachen ansehe, aber haben Sie geduldt mit mir ich wihl alles bezahlen, ich drachte schon darnach. Sie sohllen haben ich bitte nur nicht daß Sie drucken dörfften das ich gerne auf schub Ver langde. Nein mein werster Freindt ich bitte nur biß ich alles Zu sammen habe, ich versichre daß ich an Dero sache welche Sie von meiner handt haben sohllen und ich Ihnen zu gedacht gewiß drahn sein wehrde. die Zeitt ist mir zu Crütüsch sachen von hier zu senden, ich Kan es nur nicht so Ihnen schreiben woran es ligt ich wehrde Meine Zeitt Ersparhen. hier volgt die andtwordt an Möns. Mariette auf deutsch ich bitte Exbliciren es Ihm. es beKombt gewiß nimandt was von mir befohr ich an Dero nicht geschückt habe. Mein werster liber freindt ich habe bei Dero überschücktdes ein brief von Möns. J. Daullé bekommen ich bedaure nur daß ich nicht Fransösis. Verste und wihl in auch niemandt hier leeßen laßen so muß ich auf gelegen heidt wahrden, ich merke wohl daß dißer herr den Kennel mag mündtlich anbefohlen haben ich habe aber dißen menschen noch nicht bei mir gesehen, wie auch die 2 Blatt so von

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Dero handt ich auch noch nicht bekommen habe, ich Ersehe wohl das Möns. Daullé den Kennel mag Einundtandres mündtlich an mich außzurichten gesagt hatt. Wie aber schon gemeldt so hatt er sich noch nicht laßen seehen. ich habe was vor den H. Mariette an gefangt, das wihl ich im Januario mit Dero was ich Ihnen schücken wihl absenden der Mann hatt mir Eine solche große Freide gemacht mit den Reimbrandts das ich wohlde wünschen ich Könde die haubt blätter nur bekommen, solche sindt hisdorisch und alle die Länge nehmlich Eines ordinären Babbir Bogens groß nebst ein gleine so Quarto ist die Flucht der Mutter Gottes nach Egibten es ist gans auf Elsheimers mannir gemacht nebst den Großen und gleinen Schreibe (ich) meister Kobben Holl ich wolde es Reisonabel Condentiren, aber Guthe drücke und Conservirdt vileicht wen ich weider schreiben wehrde aus des Reimbrandts Cadalogo. Eine specifïïcadion senden an sie daß meine andtwohrdt hatt sich so lange verschoben ist dran schuldt daß ich im Sepdember Bin auf meinen Weinberg gangen der ist 3 Meilen Von Dresten. da bin ich Erstlich nur wieder gekommen, ich bitte mir zu verzeien. nun mein werster lieber Herzenßfreindt bitten Sie mit mir Gott den aller Höchsten daß wir baldt friden haben nur daß alle Menschen ruhe haben, und ich Sie baldt in Paris sbrechen Könde. Adie ich bin alle Zeitt Ihr Freindt

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hier habe ein NB beigelegt - ich bitte Melden Sie mir in Dero schreiben deß Möns. Mariette Adresse oder Aufschrifft 60 und diner Dietrich Handschrift aus dem Bestand der sächsischen Landesbibliothek Dresden. Signatur: Mscr. Dresd. App. 1190, Nr. 32. Wille antwortete am 13. März 1762 (vgl. Journal I, 191-192). 4 Möns. Mariette] Dietrich hatte P.-J. Mariette Bilder von seiner Hand versprochen (vgl. Journal I, 169 [21. Juni 1761] und 191-192). 12 Marigny] vgl. vorigen Brief (Le Blanc Nr. 125, Nagler Nr. 84). 1 2 - 1 3 das nach Netzscher] Le Petit Physicien, nach einem Gemälde von G. Netscher, vgl. vorigen Brief (Le Blanc Nr. 66, Nagler Nr. 170). 45 mit den Reimbrandts] P.-J. Mariette und Wille hatten Dietrich Kupferstiche von Rembrandt zugeschickt (vgl. Journal I, 191-192). 49 Kobben Hol] Vielleicht handelt es sich um folgendes Werk: Rembrandt, Bildnis von Anthonis Coopal, Markgarf von Antwerpen, 1635, Öl, Greenwich (Connecticut), Samm. Neumann de Vegvar, 83x67 cm.

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Brief 103

103 An Johann Martin Usteri Paris, 20. Dezember 1761 Paris den 20 Xbr 1761 Hochgeehrtester Herr und schäzbahrer Freund! Nun bin ich wieder froh und zufrieden daß ich das Vergnügen habe einen Brief von Ihnen zu lesen! O, hätte ich das Vergnügen nur haben können Sie in gesellschaft Ihres H. Bruders, dieses lieben freundes zu überfallen, wie wolten wir aus frohen herzen gelachet haben! mich hätte es nicht wenig sollen gekitzelt haben, aber geduld! und komme ich einmahl, der himmel gebe es, in die Schweiz, so will ich zeichnen daß mir die finger starr sollen stehen bleiben und eher gehe ich nicht wieder weg. In den Gründen will ich wohnen wie eine Rohrdommel, in den Klüften wie eine Eule und in dem alten gemäuer als wie ein Uhu! Das ist all gedacht werden Sie sagen; aber genug hievon. Freuen Sie sich edler freund. Sie werden herrliche und prächtige kupferstiche erhalten! nichts armseliges, nichts elendes muß über Ihre schwelle kommen. Das schöne das gute allein ist würdig bey Ihnen einzukehren. Morgen den 21. dieses will ich zu H. Fremin gehen und fragen wann er diese Sachen Ihnen zu senden annehmen will und ihm sagen daß er etwas plaz im Kasten lasse sie hinein zu legen. Die Kupferstiche sind wohl und mit Bedacht gerollet: dann es wäre ein Jammer und eine Sünde daß ihnen etwas wiederfahren solte. Sie werden alßo erhalten: Estampes gravé par Mr le Comte de Caylus 47 # La Transfiguration d'après Raphael Defende de {Cori) d'après D. de Voltaire 26 # Les deux articles cy desus sont à M. de Neuenhof une Vierge gravé par C.Vischer d'après le Titian. Une pièce d'après Raphael gravé par Soutman 2 pièces d'après Tadeo Zuccaro par Matham 1 pièce en deux feuiles d'après Leonard de Vinci et Rubens 16 # 7 grandes estampes en 15 feuiles gravé d'après Le Brun par Edelink Poilly etc 1 Moise gravé par Nanteuil et Edelinck d'après Champagne 40 # La vie de St Bruno en 22 pieces d'après les fameux tableaux par Le Sueur aux Chartreux de Paris. Elles sont bien reliées, les epreuves en sont magnifiques 15 # Gallerie des peintres de Fontainebleau peint par Martin de Bollogne et Freminet pour le règne de Henry 4 en 13 feuiles reliés 6# 150 # alle diese Kupferstiche sind vortrefliche abdrucke und würdig wohl aufgehoben zu werden, einige davon sehr rar geworden. Ich hoffe Sie werden mich

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loben daß ich Sie auf diese weiße bedacht habe! auch sind sie nicht theuer dann der friedens Theses welcher sich unter obigen 7 stücken befindet kostet allein wann der abdruck wie der unßrige ist 20 # . Es ist mir alßo lieb daß diese gute stücke in Ihre Hände gerathen. In Ihrer rolle ist ein Marquis de Marigny, wolten Sie dieses wohl dem H. Nüschler zustellen lassen. Belieben Sie bißweilen an Ihren freund zu gedenken welcher Sie liebet und die Ehre hat mit aller hochachtung beständig zu seyn Meines hochzuehrenden Herrn und schäzbaren freundes unterthänigster diener Wille Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. Vgl. Journal I, 184. S Ihres H. Bruders] Leonhard Usteri aus Neuenhof. 20 Estampes gravé par Mr le Comte de Caylus] Anne-Claude-Philippe de Tubières, Comte de Caylus, Recueil de peintures antiques trouvées à Rome, imitées fidèlement, pour les couleurs et le trait, d'après les dessins coloriés par Pietro Sante Bartoli et autres dessinateurs, 2 Bde., Paris 17571760 (2. Auflage, 3 Bde., Paris. Didot, 1783-1787). 44 Marigny] vgl. vorigen Brief (Le Blanc Nr. 125, Nagler Nr. 84).

104 An Leonhard Usteri Paris, 8. Januar 1762 Mein edler Herr und schäzbarer freund Ich habe Ihr anliegen wegen dem diploma in beygefügtem Modelle augenblicklich dem Schriftstecher gezeiget und es nach der besten art gestochen begehret. Wir haben auch den ohngefahren Überschlag gemacht daß die kupferne Platte, das eingraben der Schrift, das Papier zu einem hundert abdrücke und der druckerlohn etwa zusammen auf 50 # kommen werden, etwas mehr oder weniger wird wenig zu bedeuten haben. Ich habe schon die Platte auch bestellet, damit nach einer baldigen antwort kein weiterer aufenthalt seyn möchte - Sie werden wie ich hoffe meine Briefe welche Ihnen andeuten, daß ich das Werk des Van der Meulen dem Hen Fremin übergeben habe, nun erhalten haben. Es lieget in dem einen Bande ein Abdruck der Devideuse, wolten Sie wohl von der güte seyn und diesen, dem Hen Lindiner, Adjutant des Hen General von Lochmann, Zustellen Lassen. Diese woche werde ich das Werk, welches He Mariette vor Sie Zurechte hat machen lassen, in meinen händen haben. Es ist schon seit 8 Tagen beym Buchbinder. Ich werde sogleich davor bezahlen was He Mariette verlangen wird, so wie Sie es mir verflossenen Sommer aufthrugen. Ich habe lust dieses Werk, ehe ich es Hen Fremin übergebe, auf eine sehr gemeine art einzuwikkeln, damit ihm ia nichts wiederfahre.

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Brief 104

An Ihren Verlangeten Kupferstich werde ich auch gedenken sobald es möglich ist. Sie haben recht lieber zu warten als einen schlechten abdruck zu besizen. Überdenken Sie es doch noch einmahl ob das Modell des Diplomas recht und richtig geschrieben sey. Dann wie es ist so wird es nachgemacht. Ich habe Ihnen dieses in Eile geschrieben damit das geschäfte der Schrift keinen langen Verzug leide. Meine Empfelung an den Herrn Bruder ich bitte Meine frau mein Sohn und He Huber lassen alle grüßen. Ich habe die Ehre mit der Vollkommensten hochachtung zu seyn Meines edlen freundes Unterthänigster freund und diener Wille Paris den 8. Jenner 1762. Handschrift aus dem Bestand des Oberhessischen Museums Gießen. Signatur: Bg Wi 166 a.

Am 20. Dezember 1724 hatte Wille den Gebrüdern Vsteri geschrieben, daß Sie Ihre Kupferstiche über Fremin erhalten sollten, f Journal I, 184). 12 Devideuse] La dévideuse. Mère de Douw, von G. Douw gemalt und 1755 von Wille gestochen (Le Blanc Nr. 61, Nagler Nr. 165). 27 an den Herrn Bruder] Johann Martin Vsteri.

105 An Johann Martin Vsteri Paris, 20. Januar 1762 Paris den 20 Jenner 1762 Hochzuehrender Herr und wehrtester freund Ich hoffe Sie werden die Nachricht erhalten haben daß ich Ihnen sehr schöne Sachen gekauffet hätte und daß ich sie Hrn Fremin eingehändiget habe um Sie Ihnen zuzusenden. Heute aber habe ich das Vergnügen Ihnen zu berichten das ich vor Sie, endlich das Werck des Van der Meulen aufgetrieben und gekauffet habe. Mein so schäzbarer freund, Ihr H. Bruder hattte mir noch diese Commission überlassen, und seit seiner Verreisung habe ich es auch zweymahl angetroffen; aber es war entweder in einem schlechten Zustande oder es war nicht vollständig Bis gestern da fand ich was ich wünschete, und so daß es Ihnen Vergnügen und mir ehre machen wird. Es bestehet dieses werk in 3 schön, mit Kalbfell, eingebundenen Bänden, und diese enthalten 144 große und kleinere kupferstiche alßo sehr Completi. Die zwey rareste Stüke sind darin, nehmlich der Zug des französischen hofes über die hiesige Neue Brücke und der Einzug Ludewigs des XIV in Dünkirchen, welches gut zu bemerken ist. Diese 3 Bände kosten nicht mehr als 200 # . Ich habe sie H. Fremin noch nicht eingehändiget, dann ich size iezt des Abends und

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blättere darin, welches mich sehr vergnüget. Dieses giebt Ihnen eine gute Zierde und Vernehmung Ihres Kabinets und so will ich Sie immer edler freund besorgen nichts Elendes oder Verdorbenes soll durch meine Vermittlung hinnen kommen. Die Sachen müssen durch ihre güte beständig ihren wahren wehrt haben. Ich habe nicht getrauet diese 3 Bände dem H. Lindiner, welcher übermorgen von hier gehet, zur mitnähme anzubiethen, es würde ihm zu viel geweßen seyn. An Ihren Herrn Bruder, diesen Liebenswürdigen freund, Taußend Complimente Von (Riß: uns) allen, dieses bitte ich sehr, imgleichen an H. Gessner ce poet tendre et sublime wie ihn die Franzosen nennen. Kommt die neue auflage seiner sämtlichen werke bald heraus? Aber ich wolte wünschen daß sie mit lateinischen Buchstaben gedruckt würde! Wieder Vermuthen ist mein Papier voll. Leben Sie immer vergnüget mit den wehrten Ihrigen und in der Versicherung daß niemand es aufrichtiger wünschet als der welcher die Ehre hat beständig mit aller hochachtung zu seyn Meines hochzuehrenden Herrn und schäzbaren freundes unterthänigster Diener Wille. Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. Vgl. Journal I, 186. 26 Geßner] Salomon Geßner, Œuvres. Salomon Geßners Schriften, 2 Bde., Zürich: Orell, Gessner und Comp., 1762 (Neue Auflagen: 2 Bde., im selben Verlag, 1765; 2 Bde., Wien: J. T. von Trattnern, 1765; 2 Bde., Zürich: Orell, Gessner und Comp., 1767; 4 Bde., Zürich: Orell, Gessner, Füssli und Comp., 1770-1772; 1 Bd., Zürich: Orell, Gessner, Füssli und Comp., 1774-1777).

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Von Jean Jacques de Boissieu Lyon, 22. Januar 1762

Monsieur Je crains que vous n'ayé pas Reçu Les deux desseins que jepris La Liberté De vous Envoyer dans Le commencement de novembre Sur les Conseils que m'en avoit Donné votre amy Monsieur le Conseiller reiffeinstein, il m'inspira beaucoup de Confiance en vos Bontés par les justes Eloges qu'il me faisoit tant de la Supériorité de vos Talens que de votre Empressement à obliger; je n'hésitay point aussitôt de saisir une Occasion Si flatteuse, et si avantageuse pour moy, qui En me procurant L'honneur de votre connoissance, me met à même de sçavoir votre Sentimen Sur mes Ouvrages, je désire d'autant plus suivre vos Conseils que je ne peux mieux m'addresser pour en avoir d'excellens & que j'ay Beaucoup D'envie de les mettres aprofit. j'avois inséré dans le même Rouleau une lettre que j'avois L'honneur de vous Ecrire je donnay Le dit rouleau à La diligence franc de port, je vous prie instamment de vouloir m'en donner quelqu'éclaircissement, ou m'en dire votre Sentiment Si vous

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Brief 106

L'avés Reçu, c'est une obligation que j'auray toute ma vie à Monsr. Le Conseiller Reiffeinstein et ma Reconnoissance pour vos Bontés sera aussi Sans Egale. J'oubliay de vous offrir Les Desseins que je vous ay Envoyé, pour peu qu'ils vous fassent plaisir, j'en auray un bien grand d'apprendre que vous M'avés fait L'honneur De Les accepter, ils n'en valent pas la peine ce sont De foibles commencemens d'un quelqu'un qui aime passionnément L'art de la peinture, et qui a beaucoup d'envie de parvenir; rien ne peut tant me flatter, et m'encourager que d'apprendre que vous voulés bien m'aider de vos lumières; Soyé persuadé que vous N'obligeré pas un ingrat; j'espere un jour vous prouver de vive voix toute la vivacité et La Sincérité de ma reconnoissance et je Souhaite avec beaucoup d'ardeur qu'il vienne auplutot, & j'ay L'honneur D'être avec beaucoup de Respect. Monsieur Votre très humble & très obéissant Serviteur. Jean Jacque De Boissieu mon adresse est chés Made Revilly maison richery riie de la vieille Monnoye. Lyon ce 22e janvier 1762 Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 26. Januar 1762 und forderte J.J. de Boissieu auf, nach Paris zu kommen (Journal I, 186). Im Sommer kam de Boissieu Willes Aufforderung nach und traf am 28. Juli bei Wille ein, der in sein Tagebuch notierte: »Me vient voir M. de Boissieu, de Lyon, arrivé hier à Paris. Il est de bonne famille, et, comme il a un amour prodigieux pour la peinture, il m'avoit écrit plusieurs fois pour avoir de mes conseils. Sa mère a enfin consenti pour le voyage de Paris. Il étoit ravi de me trouver, et moi charmé de voir un jeune homme qui paroît avoir de la confiance en moi« ( Journal I, 201). Wille führte de Boissieu bei Pariser Künstlern ein (Greuze, Vernet, Watelet) und betrachtete ihn als seinen Schüler (vgl. auch Journal I, 472). 2 Les deux desseins] vgl. Jean-Jacques

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de Boissieus

Brief vom 4. November

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Von Joachim Wasserschieben Kopenhagen, 26. Januar 1762

Copenhague 26 Jan. 1762 Monsieur et très cher Ami. Je vous écrirai aujourd'hui. Je me le suis promis, et me tiendrai parole. Je ne m'arrêterai pas aux Remerciements que je Vous dois. Si j'entrois dans ce Détail, Si je Vous disois tout ce que je sens quand j'y pense, je ne finirois point, et je ne vous parlerois d'autre chose. Vous m'avez fait un plaisir infini d'avoir pris les 662 L. chez M rs Papelier et Eberts. Continuez Monsieur de Vous faire payer par eux de tout ce que Vous aurez Occasion de dépenser pour moi. J'y ferai Honneur même sans avis. En attendant pour que vous ne soyez pas tousjours an avances pour moi j'ai

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l'Honneur de joindre ici une Lettre de Change de 417 L. 8 S. sur M r s Tourton et Baur. M. Eberts s'amuse t'il encore a la gravure. Il m'avoit promis des Epreuves de tout ce qu'il feroit. Daignez l'en faire souvenir et lui faire agréer mes Compliments. Je suis charmé que Vous ayez achevé le Portrait de M. de Marigny. Recevez en mon Compliment et tous mes Remerciments des Epreuves que Vous me destinez de ce Morceau, et de Votre petit Physicien. Je tiendrai encore de Vos Bontés les Glätscher, dont je sais que les Estampes sont fort estimées. Si on n'en peut avoir des Epreuves sans Lettres de Renvoy, il faut bien leur passer ce Défaut. Je ne sais ou j'en suis avec la Souscription des Tableaux de Mr. Vernet. J'avois souscrit pour 12 Exemplaires, mais il ne m'en reste qu'onze, le 12me étant pour M. Tocqué. J'ai reçu les quatre premières vues. Si on n'a pas souscrit pour la Continuation je dois recourrir a Votre Amitié et a celle de Mr. Cochin et vous prier de mettre cela en règle, et de faire en sorte que j'aye tousjours mes onze Exemplaires, tant que cette belle Entreprise durera. Il est indifférent de mettre les Reconnoissances sous les mêmes Noms que les précédentes, ou de les prendre toutes sous mon Nom. Quand ces 4 Morceaux seront distribués, alors ce vaudra la Peine de faire un Envoy. Je préfère de recevoir mes Estampes en Portefeuille ou en Caisse. Roulées elles se fatiguent tousjours un peu. Les dernières que Vous avez eu la Bonté de m'envoyer sont arrivées bien conditionnées et bien conditionnées malgré les Dangers qu'elles ont courrû sur les Cotes de Suède, ou le Vaisseau a eu le Malheur d'échouer. Pour éviter toute Confusion je Vous supplie de garder devant Vous les Reconnoissances des Suscriptions, et de les renouveller toutes les fois qu'il sera nécessaire. C'est le seul Moyen de me tirer de toute Inquietude ladessus. Dès le Printems dernier j'ai envoyé a Mr. Schutze les 8 Souscriptions pour les Tableaux du Cabinet du Roi par M. Fessard, mais depuis je n'en ai pas entendû parler. Le Mercure de France a annoncé plusieurs Morceaux de M. Fessard: le Bal de S. Cloud, Le Chant, la Tourterelle, la Nativité, l'Amour désarmé, des Etudes d'après M r s Boucher, Nattier et Natoire etc. Vous voudrez bien les faire prendre chez lui, et les joindre au premier Envoy. Je suis en défaut vis a vis de M. Fessard. Mais en Vérité je n'ai pas le Tems de remplir tous les Devoirs que l'Amitié exige. Puisque je suis une fois sur le Chapitre des Estampes, je vais continuer et vous donner toute suite la Note de celles dont j'ai Conoissance. Je ne devois pas Vous parler de M. Cochin. Vous savez que tout ce qui est de lui m'est precieux. Je trouve qu'il a fait plusieurs Vignettes pour le Mausolée et l'Eloge du Duc de Bourgogne pour l'Extrait du Projet de Paix, l'Epitre Dedicatone des œuvres de Mathenasis, Des Portraits entre autres celui d'une femme qui n'etoit pas encore achevée 1757. L'Allégorie pour le Roi de Suède (dont je Vous demanderai 2 Epreuves.) Ajoutez y s'il vous plait

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La Continuation des fables. Je les ai jusqu'au N° 124. Je vois qu'on les vend séparément et sans Texte; ce qui en cas de besoin, pourra en faciliter l'acquisition Les Estampes, Planches, Vignettes de la belle Edition de Bocace. Je compte que le Libraire en vendra des Epreuves choisies sans Texte; Si non il faut bien se résoudre de donner les 100 L., et de prendre l'un pour avoir l'autre. La Baigneuse surprise. Boucher - Daullé 2 Vues du Levant. Vernet - Aliamet Les Estampes du Virgile d'Annibal Caro de Zocchi. Sans Texte, si Vous les pouvez obtenir. Est ce Notre cher et digne Ami M. Massé qui en a eû la Direction? ou est ce un autre du même Nom. Tout ce qui se grave et qui mérite d'être gardé d'après Nos Peintres et artistes allemands.', Dieterich, Brandt, Schulze etc. J'ignore si M. Eysen a continué les Contes, et si on peut avoir les frontispices et Vignettes: des Saisons de Thompson; du Temple de Gnide du Voyage de Robé; du Paradis perdus; du Traité d'Astrologie chez Chevalier, Rue S. Jacques; etc. Le Dessin en l'Honeur de M. Daviel, de M. Devage, gravé par le Mire Seconde Partie et suivantes, de l'Histoire des Philosophes Modernes. Vous a t'on envoyé quelques Epreuves de Votre Portrait a la tête der Samlung vermischter Schriften? Je vois que M. Magny veut mettre au Jour une Collection de Dessins au Crayon. Le Mercure de France en annonce déjà sept pièces. Je Vous prie de les prendre toutes et 2 Epreuves de celles d'après Cochin, et de les continuer pour moi. M francois dans ses Philosophes modernes dit: qu'en 1740 et 1753 il a déjà produit de ces Dessins, et qu'on en voit les Estampes a la Bibliothèque du Roi. Et qu'en 1757 il en présenta a l'Académie. N'auroit-il pas moyen Monsieur d'avoir des Epreuves de ces 3 années? Ce sont des Pièces authentiques qui apartienent a l'Histoire de cet art. Dans ces Estampes celles de M. Demarteau sont presque toutes numérotées. La Tête de M. Pierre d'après Raphael a le n° 43. Est ce une Collection ou une Suite, et se continue-t-elle? Vous avez eu dernièrement la Bonté de m'envoyer de M r de Marcenay le n° 17. ou le Comencement de l'Orage. Mais il me manque n° 16. ou le Portrait de l'Ami de l'Home. Et un de ses premiers morceaux, avant qu'il y mit des Chiffres, me manque toujours. N'a t'on rien de plus d'après M. Greuze Je n'ai de lui que l'Ecosseuse, l'Aveugle, le Père de famille La belle Source de M. Nattier - paroit être un Portrait. Il me semble même de l'avoir vu au Salon. Sait on de qui il est? Si Mx fiquet a mis au Jour quelque chose de nouveau, je Vous prie de ne pas le négliger. Sa Maintenon est surprenante. Il n'est pas permis de graver come cela.

März 1762

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Continuation de l'Histoire Universelle Sacrée et Profane par le Moine - 2 Exempl. J'en ai le premier vol. et le 2 d jusqu'à la page 111. C o m e je vois qu'il a ombré la genèse, je Vous prie de m'en prendre un Exemplaire a part. Pardon de ce griffonage. Je compte sur Votre Amitié, et sur Votre Indulgence. Vous avez actuellement a Paris le jeune Baron de Bernstorff ami et N e v e u d u Ministre de ce nom. Mais il ne restera pas long tems avec Vous. Je dois finir. Quand Vous verrez M r Massé, Cochin et Gay je vous prie de leur dire de m a part ce que l'amitié la plus tendre et la plus sincère peut faire sentir. U n d Sie werther und liebster freund, leben Sie wohl und vergnügt, u. sey versichert daß ich Zeit lebens seyn werde Ihr gehorsamster diener u. treuer freund Wasserschiebe Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 14. September 1762 (Journal I, 206). 7 - 8 662 L. chez Mrs papalier et Eberts] vgl. Journal I, 178. 16 Marigny] Abel François Poissons de Vandières, Marquis de Marigny, 1761 von Wille gestochen nach einem Gemälde von Louis Tocqué (Le Blanc Nr. 125, Nagler Nr. 84). 18 petit physicien] Le Petit Physicien, nach einem Gemälde von G. Netscher, 1761 von Wille gestochen (vgl. Le Blanc Nr. 66, Nagler Nr. 170). 19 Glätscher] nicht nachweisbar. 21-22 la souscription des Tableaux de Mr. Vernet] Claude Joseph Vernet, Serie der »Ports de France«, gestochen von Charles-Nicolas Cochin. 38 Fessard] Etienne Fessard (1714-1777) hatte vom Marquis de Marigny die Erlaubnis bekommen, als einziger die Gemälde der königlichen Sammlung zu stechen. Das Projekt wurde aufgegeben. Zum Werk von Fessard gehört Le bal masqué nach Poussin (1760), und Le Chant - La Tourterelle nach Lagrenée. 50 Mathenasis] vielleicht Johann Friedrich Matenesius. 55 Bocace] Boccacio, Il Decamerone, 5 Bde., London (Paris) 1757 (mit Zeichnungen von Gravelot, Boucher, Cochin, Eisen, gestochen von Aliamet, Baquoy, Flipart, Lemire, Lempereur u.a.). 61 Virgile] L'Eneide di Virgilio, del commendatore Annibal Caro. Paris 1760 2Bde. Mit 34 Zeichnungen von Zocchi. 67 Thompson] James Thomson, Les saisons. Chamberí et Hérissant. Paris 1759 (mit Zeichnungen von Eisen, gestochen von Baquoy). 67 Paradis Perdus] John Milton, Paradise Lost. London 1749 (illustriert von Hayman). 68 Gnide] Montesquieu, Le tempie de Gnide, Paris 1742 (mit Vignetten von de Sève). 95 Histoire universelle sacrée et profane par Le moine] vielleicht: Le Père Pierre Le Moyne, De l'Histoire, Paris: Billaine, 1670.

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An Johann Martin Usteri Paris, 7. März 1762

Paris den 7 Merz 1762 Hochzuehrender Herr und schäzbarer freund! Ich habe die Ehre Ihnen nachricht zu geben daß ich Ihre mir übersande Schrift habe stechen lassen, und ich lasse iezt augenblicklich 100 Abdrucke, wie Sie befohlen haben auf sehr schönes holländisches Papier drucken. D i e

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kupferplatte, das Schriftstechen, das holländische Papier und der druckerlohn belauffen sich auf 44 #. alßo noch weniger als ich geglaubet hatte. Da nun diese Sache mit dem drucken fast zu ende ist: so kan ich auch dieses alles durch H. Fremin mit dem übrigen was ich ihm, vor Sie eingehändiget habe in den nehmlichen Kasten geleget werden, damit Sie alles auf einmahl erhalten möchten. Auch werde ich ihm noch, außer dem Buche welches mir H. Manette eingehändiget hat, verschiedene Sachen zustellen, welche um gar billige Preiße vor Sie zu kauffen gelegenheit fand, als da ist: Tableaux du Temple de muses de l'abbé Marolles in groß folio 1655 gedruckt. Die kupferstiche sind von Blomaert (am Rande: nach Diepenbecks Zeichnung) und dieses Buch ist mit einem güldenen schnitt in Marokin schön eingebunden. Es kostet nicht mehr als 63 # ob ich es gleich mehr als einmahl 120 bis 140 # habe verkauffen sehen. Zweitens einen Band welcher die Travaux d'Ulysse vorstellet 1633 herausgegeben, er enthält 58 stüke und ist alßo Completi. kostet 18 # Drittens Ludewig den XIV wie er zu fuße bey dem Throne stehet, von Drevet nach Rigaud gestochen so wie auch Ludewig den XV wie er auf dem Throne sizet von Drevet dem Sohne nach Rigaud gestochen. Diese beyde stücke sind von den ersten und besten abdrücken und ieder liebhaber muß sie billig besizen. der gemeine Preiß des erstem ist beständig 72 bis 80 # wann der druck wie der unßere ist, das zweite aber 36 bis 40 # aber ich habe Beyde vor 66 # eingekauffet. Ich habe diese Beyde stücke auf einen stock gerollet, damit sie bequem in des H. Fremins kästen gehen möchten. Zwischen beyde stüke ist das Porträt des H. von Marigny, welches Sie verlanget haben; gerollet. Ich habe in der Akademie dieses Porträt nehmen müssen wo es 6 # kostet; ich hätte aber doch gerne einen Abdruck gesandt so wie ich sie ehedem hatte und welche iezt schon unter den liebhabera 12 # verkauffet werden. Von neuherausgekommen stüken habe ich Ihnen iezt nichts gekauffet ob gleich verschiedene schöne stücke heraus sind, auf dieses will ich Ihre order und befehle erwarten: dann ich wolte nicht gerne etwas thun was Ihnen mißfällig wäre. Sie werden alßo, wann Sie nun alles erhalten werden, etwas rechts zu sehen haben, und es wird Ihrer Sammlung keine schände machen. Wie gerne möchte ich ein paar schöne gemäldchen von Hn Schüzens hand haben, welche von seinen besten originalen wären, aber ich habe diesen winter schon sehr über die schnüre gehauen, welches das geld, welches ich zu meiner liebhaberey jährlich bestimme weggenommen hat. Dann ich bin von den Leuten, die, wann Sie etwas sehen das ihnen gefällt nach dem gelde wenig fragen. Ich erwarte iezt 2 gemälde welche mir von Wien kommen, und 2 aus Italien. Ich will Ihnen sagen was ich davon halte, so bald ich sie besize. Ich hätte schäzbarer freund manche Ursache angeben können, warum ich die lateinische buchstaben den deutschgothischen vorziehe, wann es meine Zeit erlauben wolte; ich habe aber eine, welche immer sehr richtig ist: Wann ich in einem Buche lese welches mit der römischen schrift gedrucket ist: so

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können es meine blöden Augen allemahle eine stunde länger aushalten, als in Büchern welche mit deutschen Schriften gedrucket sind. Alle Schnörkel und scharffe hacken, welche den lächerlichen Ziehrath der deutschen Buchstaben ausmachen, können dieses wirken. Man hat in deutschland aufgehöret Kirchen, Pallaste und andere wichtige gebäude nach dem gothischen schnitte und maaße zu bauen, man hat sich alßo dem griechischen und römischen genähert, nur die Buchstaben unserer rohen Vorfahren haben wir hartnakkicht Beybehalten, als dinge, welche uns zum rühm und zur herrlichkeit bey unsern nachbarn gedeyhen müssen, da wir doch in diesem Verfahren, aber unter uns gesaget, bey ihnen lächerlich sind. Die Engländer und holländer waren müde lächerlich zu seyn. die erstem hörten auf im verflossenen Jahrhundert, die leztern zu anfange des iezigen. die Dänen und Schweden haben nun ein gleiches unternommen ... Die Deutschen aber! ach wir sind handfeste Männer. Es wundert mich daß wir nicht auch die spize hüthe, aufgeschlitzte Wammes, breite hosen schnurbärte und breite Kragen beybehalten haben, damit wir in diesem Theile auch noch originale wären und bin weiter gekommen als ich wolte. Ich bitte Sie um Vergebung und habe die Ehre mit der besten hochachtung beständig zu seyn Meines hochzuehrenden Herrn und schäzbaren freundes unterthänigster diener Wille. (Am Rande): Machen Sie meine Complimente dem würdigen H. Geßner. Sagen Sie ihm daß ein ieder der da fühlet was die edlere forme der dinge sey ihn loben werde daß er seine schäzbare Schriften mit lateinischen Buchstaben drucke. Man solte aber ein gesez machen alle armseelige Schriften mit deutschen Buchstaben zu drucken: so würden sie bald verschwinden. Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. Vgl. Journal I, ¡90. 11 außer dem Buche, welches mir...] vgl. Willes Brief an L. Usteri vom 7. März 1762, Anm. 13 Tableaux du Temple - Michel de Marolies, Tableaux du temple des muses tirez du cabinet de feu Mr Favereau, et gravez en tailles-douces par les meilleurs maistres de son temps pour représenter les vertus et les vices, sur les plus illustres fables de l'antiquité, avec les descriptions, remarques et annotations composées par Mr Michel de Marolles. Paris 1655. 15 Blomaert] entweder Abraham Bloemaert (16.-17. Jhdt), als Maler und Stecher sehr bekannt, oder Frederik Bloemaert, dessen Sohn (nach 1610 in Utrecht geboren), der auch radierte. 15 Diepenbeck] wahrscheinlich Abraham van Diepenbeeck (1596-1675), Zeichner und Maler. 22 Drevet der Sohn] Wahrscheinlich Pierre Imbert Drevet (1697-1739), französischer Kupferstecher, Sohn von Pierre Drevet (1663-1738), der auch Kupferstecher war. 28 Marigny] vgl. vorigen Brief (Le Blanc Nr. 125, Nagler Nr. 84).

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Brief 109

109 An Leonhard Usteri Paris, 7. März 1762 Paris den 7. Merz 1762 Mein edler Herr und schäzbarer freund! Ich schreibe Ihnen Heute flüchtig, freudig, aber wenig. Mein Zweck ist, Ihnen auf der Stelle Zu sagen daß mir He. Mariette augenblicklich das bewuste so schöne buch hat einhändigen lassen, und diesen abendt werde ich ihm sein ausgelegtes geld nehmlich 318 # bringen, die 18 # sind vor die eine bindung welche auch schön ist. Sie können sich rühmen daß Sie an diesem Buche gewiß ein rares stück haben, weil nur 30 Exempläre in der Welt sind. He Fremin hat uns gesagt daß er in 14 Tagen Ihnen alles übersenden würde und ich werde ihm dieses Buch zu rechter Zeit, mit noch andern Sachen Vor Ihren Hen Bruder überantworten. Ich habe die Ehre mit der aller besten hochachtung zu seyn Meines edlen Herrn und schäzbaren freundes unterthänigster diener Wille Handschrift aus dem Bestand des Oberhessischen Museums Gießen. Signatur: Bg Wi 181. Am 7. März 1762 schrieb Wille in seinem Tagebuch: »Répondu à M. Usteri de Neuenhof. Je lui marque que M. Mariette m'a remis le volume (/'Antiquités, peint pour lui. Cet ouvrage lui a été fait présent par M. le comte de Caylus qui n'a fait imprimer que trente exemplaires. La dépense pour peindre et colorier ces estampes est de trois cents livres, et la reliure dix-huit livres, que j'ay payées à M. Mariette de mon argent et qui me sera rendu par M. Usteri.« fJournal I, 191). Gemeint ist hier: Anne-Claude-Philippe de Tubières, Comte de Caylus, Recueil de peintures antiques trouvées à Rome, imitées fidèlement, pour les couleurs et le trait, d'après les dessins coloriés par Pietro Sante Bartoli et autres dessinateurs, 2 Bde., Paris 1757-1760 (2. Auflage, 3 Bde., Paris, Didot, 1783-1787).

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Von Georg Friedrich Schmidt Petersburg, 11. März 1762

de S' Petersbourg ce 11 de mars 1762 Monsieur et très cher ami, Je profite de l'occasion de M. de la grènée qui part demain pour Paris, pour m'informer premièrement de lêtat de vôtre Santé et de celle de vôtre chère famille, en second lieu pour sçavoir si vous avez receu ma lettre dernière avec la planche du Portrait de M le Comte Esterhasy, le tout doit vous avoir été remis de l'ambassadeur de vienne qui reside dans vôtre ville, il y avait dans la Caisse le dessin du Kalmoucke que vous m'avez demandé M la grenée retourne plus vite dans sa patrie qu'il n'avait crû, mais il doit sûrement être content du peu de temps qu'il a resté icy, il a gagné joliment

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pour moi je suis assez Content aussi de l'emplette que j'ai fait je Comte partir au milieu de juillet qui vient pour goûter les fruits de mes travaux. dabord que je serai a berlin je vous enverrai une belle Epreuve du Portrait de l'imperatrice.j'aurais pu le faire par l'occasion présente, mais j'ai mieux aimé d'attendre et cela pour Cause, faites mes Compi a Ms Massé les dessins pour Ms le Comte de Stroganoff sont perdu et les miens aussi j'en suis inconsolable jusquaprésent je ne sçais pas encore par quelle fatalité, je verrai ce soir M Foulon pour en sçavoir quelque chose les petites estampes que mon ami Cochin m'a envoyé me tiennent beaucoup a Cœur je vous avois mon cher ami demandé si par vôtre Canal il y auroit moyen d'avoir des estampes de C. Vischer, y avez vous pensé? j'en voudrois bien augmenter ma Collection, c'est un remède contre l'ennui, faites mes Civilités à Ms Cochin et a Mrs Hillner et Riederer. si vous les voyez ayez la bonté de leur demander sils ont receu les 100 Roubles que je leur ay fait remettre par Ms le Prince avec lequel ils sont en Comerce, ces Mrs me feront plaisir de m'écrire par la premiere occasion, le nommé Tremblin que vous connoissez sans doute s'est pendu le mercredi des Cendres nous avions passé la veille ensemble a celêbrer le mardi gras, cela s'apelle anticiper sur les droits des Anglois qui seuls sont en droit de faire de pareilles folies. M le Prince le Peintre vous fait ses Compi, il Comte bientôt s'en retourner, vous serez enchanté des belles Etudes qu'il a fait dans cet pais cy. Je voudrois bien m'entretenir encore avec vous mais le temps presse il faut queje rende ma lettre dans le moment, adieu cher ami vivez toujours Content et n'oubliez point cellui qui est avec une amitié et une Considération tres particulière. Monsieur votre très humble et tres obéissant serviteur Schmidt Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 28. März 1762 (vgl. Journal I, 192): »Répondu à M. Schmidt de Petersburg. Je l'exhorte à m'envoyer les épreuves du portrait de l'Impératrice de Russie, morte depuis peu, avec et avant la lettre«. 6 Comte Esterhasy] Kupferstich G. F. Schmidts. Vgl. A. Crayen, Catalogue raisonné de l'œuvre de Georges-Frédéric Schmidt, graveur du roi de Prusse, London 1789, Nr. 78 (vgl. G. F. Schmidts Brief vom 26. Juni 1761). Am 12. Mai 1762 vermerkt Wille: »J'ai remis l'impression du portrait de M. le comte d'Esterhasi, gravé par Schmidt, à M. de Pilles, pour être envoyé à Vienne« (vgl. Journal I, 194).

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Brief 111

111 An Christian Wilhelm Ernst Dietrich Paris, 13. März 1762 Paris den 13 Merz 1762 Hochedler Herr und Schäzbarer Freund! Ich bin durch Ihre mir so angenehme Antwort vom 20. feb wieder recht aufgelebet. Sie können es unmöglich glauben wie oft ich an Sie gedacht habe, und wie sehr ich wünschete doch einige Nachricht von Ihrem Wohlbefinden zu erhalten. Endlich ist es zu meinem Vergnügen geschehen, und ich bin um so viel mehr erfreuet deßwegen weil Sie so gütig mir hoffnung machen nun bald neue stücke, von Ihrer kunstreichen hand, zu erhalten. Ich mache mir iezt schon hundert Vorstellungen wie doch alles seyn möchte in der Vorstellung und ich freue mich wie ein Kind auf den heiligen Christ, alles, was die erste kiste betrift, nun bald zu erhalten. Belieben Sie nur das, was Sie in meiner kiste dem He. Mariette senden, zu bezeichnen, oder seinen Nahmen hinten dran zu schreiben, damit wir gleich sehen können was ihm oder mir gehören soll. Auch freuet es mich von herzen daß ich dabey den Compagnon zu dem, welches gestochen wird, erhalten soll: dann dadurch werde ich auch in stand gesezet die zweyte Platte in kupfer zu kriegen damit es ein Paar wird, und wann ich auch einmahl so glücklich seyn werde ein paar gemäldchen Von Ihnen zu erhalten wo alles mit dem grabstichel könte gemacht werden: so wolte ich Sie selber stechen so gut ich es könte und das mit der grösten lust weil es gemälde von der künstlichen hand eines so schäzbaren freundes wären. Ich bin gleich, hochedler Herr, den nehmlichen Tag als ich das Vergnügen hatte Ihren Brief zu erhalten, zu H. Mariette gegangen und habe ihm die nachricht gebracht daß er bald durch etwas gemahletes von Ihnen würde erfreuet werden. Dieses gefiehl ihm überaus wohl und er grüßet Sie freundschaftlich. Ich zeigte ihm auch den kleinen Entwurf welches ungefehr das Kupfer der Grablegung von Rembrandt vorstellet, welches Sie gerne besizen möchten, er kannte es auch gleich, und sagte mir, daß er es Ihnen zu schaffen gedächte aber zu den beyden Koppenol und der flucht nach Egipten macht er mir wenig hoffnung. Ich bin deßwegen den nehmlichen Tag zu einem Manne gegangen, welcher zwar wenig rembrandt hat; aber den großen Koppenol hat er, und zu allem unglük weis er daß das stück rar ist. Ich fragte ihn ob er es mir nicht verkauffen wolle, ich wolte ihm geben was billig sey; aber er wolte gar nicht dran; allein ich will doch diese Sache gar nicht fahren lassen. So viel hat er mir versprochen daß wann er sein stück verkauffen wolle, daß ich der erste seyn solte, ich lebe aber der hoffnung daß ich es doch kriegen werde, es mag gehen wie es will: dann wann ich Ihnen schäzbarer freund mir einige freude machen kan: so werde ich immer flugs und flüchtig drauf aus seyn. Ich habe diesen Winter ein Stückchen an mich

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gebracht, welches von Rembrandt ist, welches hier so rar ist, daß es wenig leute kennen, und um welches man mich so plagte daß ich es verstecken muste: dann ich wolte lieber Ihnen eine kleine freude damit machen, weil es Ihnen wohl auch fehlen möchte. Ich will es in diesen Brief legen. Der Abdruck scheinet mir auch ganz gut zu seyn. Nehmen Sie diesen indessen an, bis ich etwas wichtigers auftreiben werde, das bitte ich Sie sehr! Ich habe Ihnen die Werke der Barmherzigkeit welche Bourdon selber gemacht, auf seite geleget. Auch sammle ich iezt alle stücke welche gut in art des rothsteins heraus sind, und da nun bald 4 neue Seehafen von franckreich nach He. Vernet erscheinen werden: so bin ich gesonnen Ihnen dieses alles auf einmahl zu senden, und ich werde alles rollen und in ein kleines kästchen legen damit auf der wege nichts daran beschädiget werde. Ich habe lezthin eine allzu schöne Zeichnung wieder von Ihnen hier gesehen welche kürzlich aus holland hieher gekommen ist. Wäre sie zu verkaufen gewessen: so hätte ich sie gewiß; aber sie war es leyder nicht. Sie ist auf weißes Papier, und stellet eine landschaft an einem ufer vor. Auf dem wasser sind schiffe und viele leute sind am strande beschäftiget, wobey auch pferde sind. Jenseit des ufers ist ein gemäuer und vierecketer Thurm, alles ist herzlich schön mit einer leichten feder und Tusch sehr geistreich gemacht. Wie pocht mir das herz wann ich so etwas sehen muß und nicht kriegen kan. Wann es möglich ist so lassen Sie mir doch bisweillen noch etwas von Ihren so herrlichen Zeichnungen zukommen. Ich sehe mich nicht satt daran. Dann alles ist lebendig darin! Sagen Sie ia nicht edler freund daß Sie in meiner Schuld wären. Ich sehe täglich in meinem Zimmer an der Wand wie viel ich Ihnen schuldig bin. Ich vergeßne niemahls eine edle That, und stehe deßwegen gewiß in sorgen, lassen Sie sich alßo von H. Resler ia bey Versendung der ersten und zweiten kiste ausbezahlen was da seyn mus. Ich habe ihm auch von neuem wieder deßwegen order gegeben, dann da ich von den gemälden auf welche ich so schmerzlich hoffe und warte nur einige durchaus behalten will, und die andern guten bekandten zu überlassen versprochen habe: so müssen Sie ia bezahlet seyn wie es recht und billig ist. Sind aber ein kleines paar mit halben oder ganzen figuren dabey wie dann Miris oder Netscher machten: so kommen sie nicht von mir und ich fange sie künftigen Sommer an selber zu stechen, andere als Landschaften will ich alle unter meiner aufsieht gut stechen lassen. Senden Sie mir nur so viele gemalte kleine landschäftchen als sie immer können Sie werden dadurch höchstens verbünden den welcher die Ehre hat ohne aufhören beständig zu seyn Meines Hochedlen herrn und schazbaren freundes unterthänigster diener Wille Handschrift aus dem Bestand der sächsischen Landesbibliothek Dresden. Signatur: Mscr. Dresd. App. 1190, Nr. 174. Vgl. Journal I, 191-192.

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1 4 - 1 5 den Compagnon zu dem, welches gestochen wird] Wille hatte das Gemälde von Dietrichs Hand, das er besaß, von A. Zingg in der Schweiz stechen lassen (vgl. Journal /, 172-173, 29. Juni 1761). 29 Koppenol] Vgl. Brief Nr. 102.

112 An Johann Martin Usteri Paris, 29. März 1762 Paris den 29 Merz 1762 Hochzuehrender Herr und schäzbarer freund! Auf den Wechselzettel welchen Sie mir gütig gesendet hatten in Ihrem Briefe vom 17 Merz ist mir das darauf benahmte geld richtig ausbezahlet worden und alles hat seine gute richtigkeit. Alles was Sie zu erhalten haben ist nun in H. Fremins händen und morgen soll es abgehen. Ich habe die Abdrücke der Patente flach zwischen zween Kartendeckel gethan, die gestochene Platte ist auch dabey und alles ist mit Papier umgeben und gebunden, so daß es keinen schaden leyden wird. Den Band der Antiken gemälde so wie des Ovids Verwandlungen habe ich auch selber mit allem fleiße mit doppelten Papieren eingekeidet. Kurz ich habe alles so genau besorget daß es schwer seyn würde es besser einzurichten. Ich habe auch nach Ihren Begehren die 4 erstere Seehafen von franckreich noch dazu gethan. Diese kosten 36 # und ist das einzige geld welches ich iezt von neuem vor Sie auszulegen gelegenheit gehabt habe. Hier fällt mir auf ezinmahl etwas ein: ich glaube daß ich Ihnen in meiner leztern rechnung 20 # zu viel angeschrieben habe, ich mus mich verrechnet haben. Belieben Sie doch in meinem vorigen Briefe nachzusehen, damit ich aus diesem irthume komme, es wird sich gleich finden ob meine Muthmaßung gegründet sey oder nicht. Ich bin übrigens versichert daß Sie, edler freund bey erhaltung aller dießer kunstsachen eine sehr süße freude fühlen werden: dann alles ist in seiner art schön und würdig aufgehoben zu werden. Ich bitte Sie nur sehr mir zu melden wie Sie alles befunden haben und ob ich einiges lob verdiene. So bald ich meine neue gemälde, welche ich erwarte, werde erhalten haben, werde ich Ihnen gleich melden wie sie sind und ob es sich der Mühe belohne daß Sie sich auch etwas bestellen. Ich glaube es gar zu wohl daß ein weitläufiges Bauen vieles kosten müsse; es kommt aber auch wieder eine Zeit wo es geschehen ist und in welcher man seiner Neygung in andern dingen auch ein genüge leisten kan. ich werde immer und mit Vergnügen zu Ihren diensten seyn so viel es mir möglich ist Es thut mir leyd daß Ihre künstler mit Hn Schüzens arbeit nicht zufrieden sind. Dieses verhindert mich aber nicht daß ich nicht ein paar ganz kleine Stückchen welche ich von gedachtem Meister besize in kupfer solte machen lassen. Unser so anmuthige Maler H. Boucher hatte vor iahr und Tag gelegenheit ein paar kleine stükchen von H. Schüz zu sehen welche ihm so wohl

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gefiehlen daß er nicht nachließ bis man sie ihm verkaufet hatte. Was sagen Sie dazu? Das Verfahren dieses weltberühmten Meisters hat es wohl einiges gegengewicht. Es thut mir beständig leyd wann sich die künstler untereinander zu wenig gerechtigkeit wiederfahren lassen. Ich wolte doch wünschen daß Sie etwas von H. Dietrich erhalten könnten. Er ist ohne Widerspruch einer der größten und besten landschaften Maler welche heute in der Welt sind. Was ich hier sage ist leicht zu behaupten und auch unßere hisige künstler und kenner gestehen dieses gerne ohne sich die geringste gewalt anzuthun. Zudem ist keine art der Malerey in welcher H. Dietrich nicht als ein großer Meister gelten kan. Der berühmte hofmaler Pesne in Berlin sagte immer: Dietrich hat 10 Maler im leibe, und Pesne hatte recht. Aber Mengs O!... Die 4 folgende Seehafen von frankreich werden zwischen Ostern und Pfingsten erscheinen 2 werden iezt schon gedruckt, ach sie sind gar zu schön, und gewiß dieses werk verdienet alle achtbarkeit und kan sich auch den beyfall der künftigen liebhaber versprechen. Ich bin künftigen winter so wie iezt und alle Zeit ganz zu Ihren diensten. Befehlen Sie auf alle weiße Ich freue mich auf H. Geßners neue ausgabe ungemein! Meine alte Tante des gerhard Dauws ist noch nicht fertig. Meine Augen haben sich seit einigen wochen wieder ein wenig gebessert. Deßwegen arbeite ich wieder und zwischen ostern und Pfingsten will ich, wie ich muthmaße fertig werden. H. Huber hat mir 4 Bücher eingehändiget welche Ihnen auch zugesendet werden mit den bewusten sachen, ich hatte bald vergessen Ihnen dieses zu sagen; er wird aber unßerm wehrten freunde Ihrem Hen Bruder deßwegen selber schreiben. Es lieget auch ein Werk dabey welches ich Ihrem He Bruder sende und welches ich ihn hier bitte es von mir anzunehmen es hat den Titel: Compte rendu etc machen Sie ihm ich bitte Sie sehr meine freundschaftliche empfehlung ich aber habe die Ehre beständig und mit alle hochachtung zu seyn Meines hochzuehrenden herrn und schäzbaren freundes unterthänigster Diener Wille Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. Vgl. Journal I, 193. 4 Brief vom 17 Merz] nicht erhalten. 9 Band der Antiken gemälde] wahrscheinlich: Comte de Caylus, Recueil de peintures antiques trouvées à Rome, imitées fidèlement, pour les couleurs et le trait, d'après les dessins coloriés par Pietro Sante Bartoli et autres dessinateurs, 2 Bde., Paris 1757-1760 (2. Auflage, 3 Bde., Paris, Didot, 1783-1787). Vgl. Willes Brief an Leonhard Us ter i vom 7. März 1762. 10 Ovid] Les Métamorphoses d'Ovide en latin, traduites en françois, avec des remarques et des explications historiques par M. l'abbé Banier ..., ouvrage enrichi de figures en taille douce gravées par B. Picart et autres habiles maîtres, 2 Bde., Amsterdam: R. und J. Wettstein und G. Smith, 1732. 48 Seehafen] Claude Joseph Vernet, Serie der »Ports de France«, gestochen von Charles-Nicolas Cochin. 53 Geßner] Salomon Geßner, Œuvres. Salomon Geßners

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Schriften, 2 Bde.. Zürich: Orell, Gessner und Comp., 1762 (vgl. Brief Nr. 105). 53-54 Meine alte Tante des gehard Dauws] La tante de G. Dow, nach einem Gemälde von G. Douw, von Wille gestochen (vgl. Le Blanc Nr. 60, Νagier Nr. 164). Das Bild wurde erst im Jahre 1780fertiggestochen und dem Grafen A. J. von Respani gewidmet. Vgl. Willes Brief an Respani, {Mai 1780).

113 Von Christian Friedrich Boëtius Dresden, 2. April 1762 Hoch Edler! HochgeEhrteste und Hochwerthester Herr, Daß Ew Hochedl. wegen erlittenen Verlusts meiner Haabseligkeiten so viel Mitleiden vor mich bezeiget, und mir so gleich durch den Herrn Kennel 60 # güttigst zustellen lassen, mir auch so gar dabey noch etwas mehr zu schencken versprochen, solches erkenne ich und meine arme Frau, mit der verbündlichsten demüthigsten Dankbarkeit, wir wollen Gott bitten, daß er das Ihrige davor reichlich seegnen, es Ihnen niemahls missen lassen, auch Sie und Dero Schätzbare Familie in erwünschten Flor und Gesundheit erhalten, vor allen gleichmäßigen Unglücke und allen andern gefährlichen und schädlichen Zufallen in Gnade bewahren wolle. Er ist betrübt, wer ohne sein Verschulden, (doch vor Gott ist niemand unschuldig), gleichwohl wieder alles Vermuthen, um das Seinige muthwillig gebracht, und durch eine verblendete Sicherheit in solche Umstände fallt, wo durch er seinen Nächsten davon itzt sonderlich ein jeder seinen Theil Noth hat, ernstlich um Rettung anrufen und Bitt-Briefe aussenden muß. Ich hätte gar nicht gemeynet, nach diesen mir begegneten übel und ausgestandenen vielfältigen Bedrängniß, bey der täglich höher steigenden theurung, und da ich wie ein Schatten an der Wand einhergegangen, noch so lange Zu leben, ich bin auch ungerne und recht mit Zittern dran gegangen, das weis Gott, Ew. Hochedl mit so was Zu stören, und so eine gar unangenehme Begebenheit von mir Zu berichten, die noch darzu etwas weitläuftig gerathen. Nunmehro aber bin ich durch Dero liebreichsten Zuschrifft von 6. Martz getröstet, und von den gütigen Portrait, welches mir vor einiger Zeit von Dero hochschätzbaren Person gemacht worden, welche die Ehre haben Ihnen näher zu kennen, völlig überzeuget. Gott erquicke und belohne Sie als meinen Wohlthäter in Zeit und Ewigkeit! Ich wundre mich nicht, daß Möns. Basan nicht wohl zu sprechen auf mich seyn wird, Er hat mir Zwey mal schöne Sachen geschickt, die erste Summa habe durch Möns. Sylvester welcher von hier nach Paris gieng, bis auf eine ledige Kupferplatte richtig bezahlet, den andren Rest von 23 oder 27 Th davon die Rechnung und alles verlohren gegangen, bin ich noch schuldig, die ich doch vor den Kriegs Unruhen längst hätte bezahlen sollen und

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auch gern bezahlen wollen, es ist eine große Höflichkeit das er mich niemahls gemahnet, und auch eine große Unhöflichkeit leiter, von mir, daß ich noch nicht bezahlt habe, die Gelegenheit und Ubermachung des hiesigen Geldes hat mich immer davon abgehalten, und ich gedachte auch selbst immer noch einmahl nach Paris zu kommen, oder von meinen Sachen ihn etwas davor zuzuschicken, bis ich nun durch den unglücklichen Brand und so lang anhaltenden Krieg, ihn zu bezahlen, und vor die schönen mir gesandten Kupfer zu befriedigen, voritzo gar untüchtig gemachet worden, könnte ich aber die Summa nach Gelegenheit erfahren, so wolde ich mich, um ihn in guten Zu erhalten, gerne bemühen, diese Schuld, so bald als mir nur möglich, vor meinen Ende noch abzutragen. Ew. Hochedl! bitte, meine Schreiberey ja nicht übel zu deuten, Sie haben itzo mit einem würcklich armen Abgebrandten zu thun, der von neuen wieder Zu leben anfangt, auch von seinen vielen Werkzeuge nichts weiter errettet hat, als was er in den Schubsäcken hat weg getragen, und itzo nirgends her etwas verschreiben kan, das Kupfer Platte kostet itzo hier 1 Th 8 g. die Kanne Butter 1 Th das Zucker 20 g. Gott wird aber uns auch wohl in etwas wieder raus und aushelfen?, wenn nur erst Friede scheinen möchte. Vor den so wohlmeynenten guten und treuen Rath, danke ich auch hertzlich und unterthänig, und da ich die gütige Erlaubniß habe, den Nahmen Will nicht zu verschweigen, so will ich mir solchen in meiner Noth mit sorgfältiger Behutsamkeit zu nutze zu machen suchen, und zeitlebens mit den verpflichtesten dank erkennen dabey unausgesetzt verharren Ew Hochedlen Meines HochgeEhrtesten und Hochwerthesten Herrn unterthänigst gehorsamster Diener Christian Friedrich Boetius Dreßden 2. Aprili 1762 Archives Nationales Paris 219 AP. Am 7. März 1762 hatte Wille dem Kupferstecher Boetius. welcher ihm die Zerstörung seines Hauses bei der Belagerung von Dresden beschrieben hatte, über den Dresdner Buchhändler Kennet eine Summe von sechzig Pfund zukommen lassen (Journal /, 190).

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Brief 114

Von Christian Wilhelm Ernst Dietrich Dresden, 3. Mai 1762

Dresden den 3 Majo 1762 Hoch Edler Herre wehrt Geschätzder Freindt alle weil Erhalde Dero schreiben von 12 April. Ersehe daß Sie mein brief so der Röhnel. Zum ein schluß gegeben hier Erhalden haben, nur ist mir nicht lib daß ich die 2 Küsten bei der schon Vohr 5 dagen abgeschuckt iedoch an H Merckel und mertz nach Nürrenberg. da solche wieder nach Straßburg spediren sohllen Sache sindt mit J. G. W. Singnirt Embalirt ich wolde aber daß ich solche noch nicht hette abgeschückt - Sie schreiben mir hir im Apendix daß keine Briffe in Kisten sollen gelegt Wehrden es wehre verbohten. das habe ich nicht gewust. ach so ist mir leidt in dem ich ein offenen Brif an Sie da mit rein gelegt habe in die Kleinere Kiste, ich bin nun so sehr besorgt daß Sie Keine Verdrießlichkeidt da fohn haben mögen, der Brif ist nicht versiglet, nun weiß ich nicht waß ich dhun sohl, ich bitte nehmen Sie mir solches nicht übel, darin habe geschriben, daß ich mir hundert und Vunzig Rthl an Münzen von Röhslern gegen Meine Quittung habe geben laßen. hir bey ligt auch die liste waß ein Gebackt ist an Malerein nebst den Wehrdt an guhtem Gelde specificirt. ich bitte mir auß daß waß Sie mir an Kubffer Stükken schücken so ich schon an Sie (benimbt) mit viel dabey den breiß was solche Kosten mit mehlden so wohllen wir gegen Einander abrechen. Dero Stück so allein eingehackt mache Ihnen zu Present wie auch die 2 so ich finde mit Möns. Mariette und Meinen Nahmen und Pettschaft singnirt Möns. Mariette ich bitte es dißen herren zu zu stellen ich Kan iezo ohnmöglich an Ihm schreiben ich wihl es ( Verpbohren) ein andermahle. Will nur wünschen daß ich Ein Wohlgefahllen da mit mache Die rohtt Steinischen Kubffer ausgenommen, die Landtschafften wen aber solche schon da bey von Dero gekaufft mögen da bey bleiben, sonsten Estimire solche nicht aber waß Composition von Figuren oder Academische Figuren nebst Köbffen Fühssen Händen sohl mir lib sein die 7 Stück von S. Purdon es hatt mir vohr dem Jahr Möns. Mariette mit 4 Stück von H. Both über die höhe landtschaffden zu geschückt so sind auch welche die lenge ich habe nur 3 aber sehr Zurißen und über haubt schlecht condionirt wen ich solche noch haben Könde. die Eine abnehmung von Kreitze wo Christus der herr auf der Erden ligt vehldt mir noch. Von Juvenett solche Ihnen von Reimbrandts sachen waß vohr Kommen alß von waß drauß wirdte. das Portreit des großen oder gleinen Coppennoll ich wihl es waß Sie geben wieder zahlen. es fehlt mir Eine Kreizigung in ganßer Bogengroße die lange mit villen figuren

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Wie der eine Vohr Stellung die nehliche große ungefehr die länge aber vohrne mit figuren, denn die mit 2 grohßen Schwibbogen, da in der Mitte wie am Termes ist habe ich den was die berühmdten Mahler selber Rattirt habe zimlich beysammen. es fehlen mir nur Einge Niderlender und Hollender alß die Zeman alias Ρ Nooms Fligers.Wenn noch getragen tritt da waß fohr Kombt ich Embfehle mich Dero Freindschafft verbleibe HochgeEhrder herren Willen aufrichtiger Dietrich {Am Rand): Wegen der Zeignung habe nicht vihl Fohrrahtt doch wehrde mit der andren Kiste mit rein leegen vohr Sie so ich solche ab senden wehrde, weil es iezo nicht anginge. Archives Nationales Paris 219 AP. Wille bemerkte am 23. Juli 1762 in seinem Tagebuch, er habe acht Gemälde von Dietrich erhalten, von denen zwei für Mariette bestimmt seien. An demselben Tage schrieb er seine Antwort an Dietrich: »Je le remercie de m'avoir bien servi. Je lui dis que j'attends les autres avec impatience, surtout son portrait qu'il m'a promis de son propre mouvement; en outre que j'ay acheté pour lui le Grand Coppenol par Rembrandt, les manières de crayon etc.« ('Journal I, 199). 4 Schreiben vom 12. April] nicht erhalten (vgl. Journal I, 194). 16 Münzen von Röhslern] Dieser Röhsler, der anscheinend Bankier in Dresden war, wird im Tagebuch als Resler erwähnt (Journal I, 194, 12. April 1762). 30 S. Purdon] nicht nachweisbar. 44 Fliger] nicht nachweisbar.

115

Von Salomon Geßner Zürich, 4. Mai 1762

Zürich 4. May 1762 Monsieur Die öfteren Versicherungen ihrer mir theüresten freündschaft u Gewogenheit, die sie durch unsre Freinde so oft mir Zusagen die gütigkeit Hatten, giebt mir die Zuversicht an sie in einer Sache Zuschreiben, die einen meiner Mitbürger betrifft, und wegen welcher ich von niemandem in der Welt beßern Rath haben könte als von ihnen. Ein Mensch von 23 Jahren, der die Kupferstecher Kunst in Augsburg schon einige jähre gelernt hat, hat izt eine unüberwindliche Begierde nach Paris Zugehen um daselbst in seiner Kunst sich Zuverbeßern; ich wünschte daß er seine Zeit in Augsburg nicht verderbt und sein Geld fast umsonst aufgeopfert häte, sonder gleich von Anfang dahin gegangen wäre, wo der wahre Siz dieser Kunst ist. Indeß überlaufen mich seine Eltern, die das Zutrauen haben, daß ich ihnen hierinn rathen und beystehen könte täglich, und da ich für meine Pflicht halte, jedem redlichen Mitbürger, wenn in meinen Kräften ist, zu dienen, so wag ichs, mich hierüber an sie Zuwenden. Ich habe von seinen Arbeiten gesehen, und ich gestehe, daß er noch sehr Zurückgeblieben ist, indeß so wie er ist und wie er in Augsburg werden könte würde er bey dieser Kunst sehr wenig Glük machen, wenn er

272

Brief 115

hingegen auch nur etwas mehr als mittelmäßig würde, so könte er doch in seinem Vaterland sein ehrliches Auskommen haben. Nur ist die Frage, ob und wie er in Paris seine Economie ohne seine großen Unkosten, die er nicht vermag, einrichten könte. Jedermann giebt ihm das Zeügniß daß er dienstfertig und von guter Conduite sey; er wünschte vorzüglich bey einem Künstler unterzukommen, und nach seinen Kräften und mit allem Fleiß für ihn Zuarbeiten, aber es wird schwehr seyn einen Zufmden, der einen Menschen, der nur noch Anfänger ist, so Zugebrauchen wißen ohne sich von ihm noch ein beträchtliches bezahlen Zulaßen. Ich ersuche sie die Gewogenheit Zuhaben, mir Zuhanden dieser Leüthe einen Rath Zuertheilen, so bald es ihnen ihre Geschäfte erlauben. Verzeihen sie, daß mein erster Brief, den ich an sie Zuschreiben mir die Ehre gebe, ihnen Zur Last seyn und Mühe verursachen muß. Ich habe immer ein Verlangen gehabt, an sie Zuschreiben, und ihnen Zusagen, daß mir nichts so schäzbar sey, als Zuwißen, daß sie die Gewogenheit haben, mich unter ihre Freünde Zuzehlen. Wer kan demjenigen, der eine Begierde nach wahrer Ehre hat, schäzbarer seyn, als die Gewogenheit eines Mannes den die ganze Vernünftige Welt hochschäzt und bewundert. Erlauben sie mein Her, sie Zuersuchen mir ihre Freündschaft für immer Zuschenken, so lang ich durch wahre Verdienste es würdig bin, einen Wille meinen freünd Zunennen. Bald werd ich Exemplare von der neüen Auflage meiner Werke, für einige Freünde von hier absenden, nehmen sie es als ein geringes Zeichen meiner hochachtung an, wenn unser Freünd Huber ihnen eines derselben in meinem namen übergiebt Ich habe die Ehre mit der größesten hochachtung mich Zunennen Dero Ergebenster diener S. Geßner {Von Willes Hand): Rep. a Mr Salomon Gessner Handschrift aus den Beständen des Goethe-Museums Düsseldorf Signatur: Inv. Nr. 1231 A/1971. Wille antwortete am 18. Mai 1762 in einem anscheinend sehr ehrfurchtsvollen Ton: »Répondu à M. Gessner, fameux auteur allemand et imprimeur-libraire à Zurich. Il m'avoit écrit tant pour faire connoissance avec moi que par rapport à un jeune graveur de sa ville qui a perdu son temps et son argent à Augsbourg et qui désireroit venir à Paris. J'ay donné sur cet article les meilleurs conseils que je pouvois. Le reste de ma réponse n'est que compliments et éloges mérités pour l'auteur du poëme la Mort d'Abel.« (Journal I, 195). Am 4.5.1762 hatte Wille seinen ersten Brief von S. Geßner erhalten. Den Anlaß zur Geßner-Mode in Frankreich gab die Übersetzung des Epos Der Tod Abels (Erstveröffentlichung in der Schweiz 1758) durch Michael Huber, dem zwei Idyllen Geßners vorangestellt wurden (S. Gessner, La mort d'Abel, poème en cinq chants, traduits de l'alleemand de M. Gessner par M. Hüber, Paris, Hardy, 1760). Der geistige Urheber dieser Übersetzung war eigentlich Wille, der Protektor des jungen Übersetzers in Paris (vgl. Willes

Brief

an J.M.

Usteri,

16.3.1759).

Die Publikation

erregte

großes

Aufsehen



was Wille als ein persönliches Verdienst betrachtete. - Ein junger Zürcher Kupferstecher

Juni 1762

273

Namens Pfenniger besuchte Wille mit einem Empfehlungsschreiben Geßners am 1. August 1762. Er übergab die letzte Ausgabe der Schriften Geßners (S. Geßner, Œuvres. Salomon Geßners Schriften, 2 Bde., Zürich: Orell, Gessner und Comp., 1762). Wille kündigte in seiner Antwort die Zusendung seines Kupferstichs La liseuse an ( vgl. Wittes Brief an J. M. Usteri vom 18. Juli 1762).

116 Von Johann Caspar Füssli Zürich, 7. Mai 1762 Zürich den 7. May 1762 Mein Herr und Hochgeschäzter Freünd. ich Habe Die Ehre Ihnen durch Die Herrn Usteri ein Par Exemplare von Der Schrifft des Herrn Mengs Zu übersenden - ich weiß, daß Sie Vergnügen an Den Ungekünstelten wahrheitsvollen Gedanken, und Dem Ausdruke dieses Raphaels finden werden - und ich wünschete imstande gewesen Zu seyn Ihnen Dasselbe früher Zu verschaffen; es Hat auch dazu weder mir noch dem Verleger an gutem Willen, nur an der Möglichkeit gefehlet, leben Sie wohl, und lieben Den der erstirbet Meines Herrn und Hochgeschäzten Freündes eigener etc Füeßli R. Archives Nationales Paris 219 AP. Erstdruck bei Y. Boerlin-Brodbeck, S. 150. Witte bedankte sich am 1. August 1762 für die neueste Schrift des Malers Mengs (Anton Raphael Mengs, Gedanken über die Schönheit und über den Geschmack in der Malerey, Herrn Johann Winkelmann gewidmet von dem Verfasser, herausgegeben von J. C. Füssli, Heidegger, Zürich 1762) und kündigte die Zusendung eines Kupferstichs seiner Leserin (Journal I, 202) an.

117 Von Georg Friedrich Schmidt Petersburg, 25. Juni 1762 Petersburg den 25 Junü 1762 hoch Edler herr und wehrtgeschätzter freundt, Es wundert mich recht daß Euer hochedl. erst die Platte vom Portrait des großen Esterhasi zu anfang dieses Jahres erhalten haben daferne die drucke gut werden muß selber geduldt haben. Sie können gewiß glauben daß der Kalmoucke welchen übersandt nach einem von der Chinesischen grentze gezeichnet, leute welche in hiesigen landen gewesen werden davon zu urtheilen wissen, daß unglück welches den Schiff betroffen auf welchem die Sachen deß H. Baron von Stroganoff gewesen ist leider mehr den allzuwahr, Ms foulon welcher jetzt zu Paris sein muß wird davon ein mehreres erzehlen können, ich bedaure die Sachen welche an mir adreßiret waren, mich freuet hingegen daß

274

Brief 117

h. Cochin wieder an mich gedacht und Eur hoch Edi. für mich einige Stücke eingeliefert, solte der Pistolen man noch aufzutreiben sein, so bitte an mich zu gedencken, Ich gedencke in 14 tagen von hier abzureisen und so bald ich werde in berlin angelanget sein, so werde mein wort wegen eines abdruckes der gott Seel. Kayserin halten und zwar ohne Schrifft wie sie es begehrt haben, von dieser art habe nicht mehr als 8 Stück abgedrucket, sie werden überhaupt sehr rahr werden den es existiren nur 200 Stück und davon habe 50 für mich erhalten sie sind aber schon über die hälffte verkaufft und zwar daß Stück für 20 Roubel 6 bis 8 Stück will Euer hoch Edi. für zwey Louis d'or daß Stück überlaßen und zwar Schöne abdrucke wen dieser preiß anstandig so belieben sie mir es nach Berlin zu melden da den besagte abdrucke also baldt übermachet werden sollen, wie glücklich sind Euer hochedl nicht, es so weit gebracht zu haben, ein Portraitchen in 4to ohne hände und beywesen auszuschlagen für welchen man Ihnen 300 Louis d'or gebothen, dargegen ich armer Teuffei, es mir 5 Jahre lang in Rußlandt sauer werden lassen müssen um etliche fünfzig tausend Livres zu verdienen, waß will man aber thun. man muß mit denjenigen zufrieden sein waß der liebe gott bescheret. Zufriedenheit ist die größte glückseligkeit. diesen Satz werde ich so lange ich lebe zu behaupten wissen, auß diesen gründe bin mit gott fest Entschlossen, den rest meiner übrigen Jahre mit beschäfftigung angenehmer Sachen zuzubringen dem Publico adieu zu sagen und Übrigends dero löbliche Exempel folgen. H. St Sauveur läßt sich vielmahl bedanken für dero erinnerung und erwiedert sein Compliment desgl. H. Gillet und H. le Prince. Dieser letztere gehet morgen von hier nach Moskow um von dar nach Verflißung einiger Wochen seinen weg nach Paris fortzusetzen er besitzet eine Sammlung Schöner Studien welche er alhier verfertiget nebst einen artigen Stückgen geld welches er sich verdienet. Meine Schönste Empfehlung an die Hn Massé und Cochin, grüßen sie auch Ms Chevillette von mir es freuet mich daß er avansiret. Ich habe deß H Losinkoff an Kammer herrn Ivan Ivanowitsch erwähnt und ihm gesaget daß sie diesen jungen Man schon gutes lob beygeleget, welches Ihm lieb gewesen ist. Ich habe die Ehre mit wahrer hochachtung zu sein hochedler freundt Ihr unterthäniger diener und freundt Schmidt Archives Nationales Paris 219 AP. 5 Comte Esterhasy] Kupferstich G. F. Schmidts. Vgl. G. F. Schmidts Brief vom 11. März 1762. 17 Seel. Kayserin] Kupferstich G.F. Schmidts.

Mi 1762

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118 An Johann Martin Usteri Paris, 18. Juli 1762 Mein edler Herr und schäzbarer freund! Ich habe ohne Ihr vorwissen eine kleine -schalkheit begangen welche Sie aber nicht verdrießen wird, wenigstens ist es meine Meinung nicht gewessen. Sie werden es bald erfahren, lassen Sie sich indessen keine graue haare über das geheimniß wachsen! Ich habe eine rolle mit 12 kupferstichen abgegeben welche bald, wie ich hoffe, in Ihren händen seyn wird. Sie sind alle von einer gattung und können zum austheilen dienen. Es ist nicht genung daß man vorgiebt man sey ein freund von diesem oder ienem, man muß es auch durch dieses oder ienes Verfahren beweißen. Ich weiß nicht ob ich dem gemäße meinen Zweck erreichet habe; ist es nicht, so solte es mir Leyd thun und dieses wäre Züchtigung genung vor mich. Belieben Sie Meinen schäzbaren freund Ihren He Bruder von mir indessen zu grüßen bis ich das Vergnügen haben werde ihn auf sein Lezteres schreiben zu antworten. Die 4 neue Seehafen von frankreich sind am Tage und ich habe heute die Ihrigen eingelößet. Ich werde sie wann sie etwas trockener sind aufrollen und so dem Hn Fremin übergeben damit er sie Ihnen etwa gelegentlich zusende. Ich werde zu diesen Seehafen noch 2 kupfer rollen eins vor H. Fueßli das anderne vor H. Geßner Geben Sie alßo diesen braven Männern keines von den 12 stüken welche ich Ihnen gesandt habe. Ich bin ein wenig krank gewessen, wir hatten hier eine art Seuche welche aber doch nicht gefährlich war. Schnupfen husten fieber beysammen ist viel; aber ich bin wieder besser gott, und habe das Vergnügen Ihnen mit ganz leichtem geiste zu schreiben. Leben Sie immer vergnüget und sagen mir wie Ihnen Ihre kleine reise gethan hat. Ich habe die Ehre beständig und aufrichtig mit aller hochachtung zu seyn Meines Hochzuehrenden Herrn und edlen freundes unterthänigster diener Wille Paris den 18. Julius 1762. Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. 15 4 neue Seehafen] C. J. Vernet, Serie der »Ports de France«, gestochen von CharlesNicolas Cochin. 1 9 - 2 0 von den 12 Stüken] In seinem Tagebuch vermerkt Wille, er habe J. M. Usteri 12 Exemplare seiner Liseuse geschickt (Vgl. Journal I, 200, 18. Juli 1762): La Liseuse (die Leserin), gemalt von Gerard Douw, 1761 von Wille gestochen und an J. M. Usteri gewidmet (Le Blanc Nr. 62, Nagler Nr. 166).

276 119

Brief 119

Von Johann Christian Brand Wien, 14. August 1762

Hochedler Herr und schätzbahrer freund Kein mahl wünschte ich etwas sehnlicher als dermahlen Sie zu vergnügen. Ihre mir schätzbahre Zeillen machen mich unruhig, nicht darum daß ich sie erhalten, sondern daß ich Ihre gemählde noch in meinen Händen weiß. Ich bin beschämt, wenn Sie gedäncken, ich hätte es können übel nehmen, daß Sie noch keine abtrücke von Ihren herauß gegebenen Landschafften an mich übersendet. Nein, Sie überhäuffen mich viel mehr mit Ihrer gütte und Ich weiß Sie müssen Böse seyn, Sie haben auch recht. Wollen Sie aber noch ein geneigtes Ohr zu einer Entschuldigung zeügen? jedoch ich finde nichts weiters als nur allein die Wahrheit zu sagen, worüber Sie den selbst daß urtheil feilen werden. Ich habe Ihre Landschafften unter Händen und lasse sie nunmehro nicht auß denen selben, biß ich sie abschicken kann, biß hieher ware ich mit lauter unvermutheten geschäften vor die Hiesige grosse am Hoff, die in sich selbst keinen aufschub litten überhäuft, ich aber, so ich selbe außgelassen, einen nahmhaften Schaden zu ertragen in gefahr, indeme wenn ich diese nicht acceptiret auch meine noch rückständige pretentiones einen vili weitteren anstandt hätten nehmen können. Nun Edler freund! weiß ich mehr als zu wohl und bin überzeigt, daß Sie allezeit mein bestes suchen, und erkennen daß mann auf die dermahlige umstände der Zeit genau acht zu haben nötig hat, der böse Krieg macht alles schwer, und der mensch muß sich immer von denen sich ereignenden Veränderungen regiren lassen, meine Meinung ware niehmahls Ihre Stücke so lang außzusetzen, aber es geschähe wider meinen willen, ich hatte auch noch Tausend andrer dinge vor, und nichts konte zu stände kommen. Nunmehro aber ist dieses vorbey und ich hoffe, daß Sie bey erhaltung dieser gemählde nicht allein Ihre so lang gehabte geduldt gäntzlich vergessen werden, sondern auch, daß diese Bilder Ihren doppelten werth haben sollen, mit einem Worth ich thue alles was mir möglich, und schmeichle mir noch Ihre gewogenheit zu erhalten, worauff ich mich auch gänzlich verlasse werde es Ihnen sodann also gleich als die gemählde verfertiget seynt avisiren. Nunmehro ist es zeit, mich vor die mir überschickte Kupfer Stiche zu bedanken, so wohl vor den lezthin übersanten Marquis de Marigny von Ihrer geschickten Hand, welcher ungemein herrlich ist, als auch vor diese 2. Paar Landschafften von H. Zingg, die ich durch Herrn von Wechtel empfangen, sie synd admirabel außgefallen, alles wünschet sie zu haben, ich darf nicht einmahl sagen, daß ich diese eigen besitze, ich würde sie sonst nicht erhalten können, sie machen dem H. Zingg Ehre, und ich freue mich schon diese jezt unter Händen habende Stücke ebenfahls in Kupffer zu sehen, sie haben

August 1762

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grosse Partien, von figuren, und synd reich, werden also wie ich meine ein guttes ansehen machen. Warum ich noch nicht das glück gemesse Paris zu sehen, können Sie auß meinem gegenwärtigen schreiben leicht errathen, ich wünschte es aber so sehr, als ich auch darnach trachten werde nicht allein von dem orth selbst, als viellmehr von dem Ihren mir geneigten gemüthe und schätzbahren Persohn, so bald es nur möglich zu profitiren und also Persöhnlich zu zeigen, daß ich allezeit bin Meines hochschätzbahrn herrn und freundes Unterthänigster diener Brand Wienn den 14. August 1762 Archives Nationales Paris 219 AP. Im März 1761 hatte Wille dem Maler J. C. Brand zwei Gemälde bestellt (Journal I, 158). Am 18. Juli 1762 trägt Wille in sein Tagebuch ein: »Ecrit à M. Brandt. Je me plains de ce qu 'il ne m'envoye pas encore les tableaux qu 'il a commencés pour moi depuis si longtemps. Je lui dis aussi qu'il doit recevoir des épreuves des Vues d'Autriche et une Liseuse« (Journal I, 200). 33 Marquis de Marigny] Le Blanc Nr. 125, Nagler Nr. 84 (vgl. oben). 3 4 - 35 2. Paar Landschafften von H. Zingg] Am 16. Juli 1762 trägt Wille in sein Tagebuch ein (Journal I, 200): »J'ai fait paroître deux petits paysages que M. Zingg m'a gravés d'après deux petits tableaux peints par M. Schütz à Francfort, qui m'appartiennent. M. Zingg les a dédiés à ce peintre«.

120 An Johann Martin Usteri Paris, 29. August 1762 Hochedler Herr und schäzbarester freund! Es ist mir ein küzeliches Vergnügen daß Sie sich endlich aus meinem Schreiben vom 18. Julius, haben finden können und daß Ihnen meine kleine Schalkheit doch angenehm gewessen ist. Doch ich war dieses wie gewiß, und ohne diese gewißheit würde ich mich sehr gehütet haben so zu verfahren wie ich verfahren bin. Sie haben sehr wohl gethan daß Sie alle abdrücke ausgetheilet haben, sie sind zu ersezen. Ich habe schon zu anfange dieses Monaths Ihre 4 neue Vernetische Seehafen auf einen stock gerollet und mit Wachstuch umgeben dem He Fremin übergeben. Es sind zween Abdrücke der Liseuse in dieser rolle, wolten Sie wohl die gütigkeit haben und einen dem He Geßner den andern dem He Fueßli in meinem Nahmen zustellen lassen so würden Sie mich sehr verbünden; aber in Ihrem Briefe vom 1 August finde ich daß Sie 2 Exemplare haben müssen. Da ich aber nur auf eins unterschrieben hatte: so müssen entweder Sie es vergessen haben mir zu melden, oder ich muß es vergessen haben, in allen Ihren Brifen finde ich nichts davon und in unßern rechnungen, welche ich noch alle habe, finde ich nur ein Exemplar angerechnet. Ich weiß nicht wie das ding zugehet.

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Brief 120

Doch ich habe zu allem glücke mittel gefunden Ihren oder meinen, oder unßern gemeinschaftlichen fehler zu verbessern. Vor ein paar Monaten sagte mir ein bekander (als er sich beklagte daß er des wartens auf die Seehafen müde wäre) daß wann ihm iemand sein geld vor seinen Zettel wiedergeben wolte, so gäbe er ihn weg. Ich sagte ich wolte es thun, dann ich dachte daß ich schon einem freunden einen gefallen damit erweißen würde, und es ist mir lieb, das sich der umstand iezt äußert. Dieses nur wolte ich mir ausbitten daß Sie ein wenig den freund, vor welchen ich habe unterschreiben sollen, fragten ob er Ihnen ie die ersten 12 # bezahlet habe, ist es: so muß ich sie schon rechnung gebracht ob sie gleich in keiner rechnung stehen welche ich alle noch habe, indessen will ich sie anschreiben als ob ich sie nicht verrechnet hätte. Alßo wäre dieses Exemplar, unterschreibung und einlößung: die einlößung von dem welches Ihr eigenes ist Die iezige neue unterschreibung auf die künftigen 4 stücke 2 Exempläre ein gutes Exemplar der 4 Ersten stücke in den ersten und besten abdrücken und da ich Ihnen 20 # schuldig bin so habe nur zu gute

24 # 12 # 24 #

40 # 16 # 116 # Dieses wäre alles was ich bis hieher bey Ihnen zu gute hätte; es ist aber der mühe nicht wehrt es mir zu senden bis es weiter vermehret wäre, und ich bitte geben Sie mir gelegenheit dazu! hier muß ich noch bemerken daß die erstere abdrücke der ersten Seehafen iezt 48 # verkauffet werden. Ich habe alßo mittel gefunden 8 # zu ersparen; aber ich habe 4 mehr geben müssen als sie anfänglich kosteten, man kan freylich um 36 # diese stücke haben, allein die Platten sind sehr verschlissen, und die abdrücke sind ganz blaß, und ich hoffe daher daß man mit meinem Verfahren wird zufrieden seyn, dann ich habe es gut gemeint. Da nun die erstere rolle mit Ihrem Exemplar schon fort war so habe ich gleich nach empfang Ihres briefes eine zwote gemacht in welche ich die 12. verlangte Liseuse auch gethan habe und habe sie H. Fremin zugesandt mit der Bitte sie Ihnen so bald möglich zuzusenden, und wann Ihnen diese 12. Liseuse ausgegangen sind: so belieben Sie es mir zu melden es sind zu Ihren dinsten so viel Sie Ihren freunden auszutheilen haben! So bald Sie Ihre gemälde von H. Dietrich werden erhalten haben: so belieben Sie mir doch eine beschreibung davon zu machen und auch wie sie Ihnen Überhaupt gefallen, und da Sie H. Dietrich schon einige gefälligkeiten gethan haben: so getraue ich Sie zu versichern daß er auch gut gegen Sie seyn wird.

Oktober 1762

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Auch wäre ich nur mit Ihnen auf Ihrer Reise zu Larbruh gewessen und wann werde ich die Schweiz sehen! und Sie alle umarmen! weiter sage ich nichts dann das herz pocht mir zu sehr. Empfehlen Sie mich meinem wehrtesten freunde Ihrem Hn Bruder ich bin ein sündiger Mensch, ich bin ihm noch eine antwort schuldig die Künstler sind doch nachläßige leute! Dieses weiß er: dann er hat mit ihnen gelebet; bald aber werde ich mich beßern! Ich habe die Ehre mit der möglichsten hochachtung beständig zu seyn Meines edlen und schäzbaren freundes unterthänigster diener Wille Paris den 29. August 1762. Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. Vgl. Journal I, 205. 49 Liseuse] vgl. Willes Brief an J. M. Usteri vom 18. Juli 1762.

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Von Jean-Joseph Balechou Avignon, 10. Oktober 1762

Monsieur et cher confrère, Vous êtes bien obligeant de me faire des éloges; je comprends que je ne les dois qu'à votre complaisance, puisque je me reconnois bien loin de les mériter. L'estampe dont vous me demandez une douzaine d'épreuves a été faite d'après un tableau au premier coup, et assez incorrect, ce que je ne dis qu'à vous, qui, plein de connoissance autant que de talent, pouvez mieux que personne apercevoir les défauts pour lesquels je réclame votre indulgence. Telle qu'elle peut être, je vous en ferai parvenir le nombre que vous me demandez; je l'imprime actuellement et les épreuves, à ce qu'il me paraît, sont plus passables que celle que vous avez vue. A l'égard de la Sainte, je la regarde sans ressource, du moins je n'ay pas encore cherché le moyen de redresser le cuivre, qui, se trouvant mince, par une chute sur l'angle du gril de fer qui sert à tamponner, se bossela tellement, qu'il me faudrait bien du soin pour gagner les défauts; joint à l'écorchure qui s'y fit en voulant le retenir lors de sa chute, il se trouva bien maltraité. Ma philosophie, accoutumée des événements désagréables, ne s'en alarme plus, ce que je puis vous dire sur cette estampe. J'ay l'honneur d'être avec la plus parfaite estime, Monsieur et cher confrère, Votre très-humble et très-obéissant serviteur, Balechou d'Avignon, ce 10 octobre 1762

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Brief 121

Wille, Journal I, 208. Wille hatte am 25. September 1762 Balechou einen Brief geschickt, in welchem er seinen Stich Les Baigneuses nach Vernet gelobt und davon 20 Abzüge bestellt hatte (vgl. Journal I, 207).

122 Von Johann Elias Ridinger Augsburg, 7. Dezember 1762 Mein Hochedler Herr und Schäzbarster Freund! Wie angenehm mir dero Theuerstes vom 27 augusti nach so langer Sehnsucht von meinem besten Freunde etwas zu hören und dessen wohl zu vernehmen, müesse gewesen seyn, möchten Sie vieleicht nicht glauben, ich versichere Sie aber es ist mir sehr an meiner Seele gelegen die Sorge, ob ich noch bey Ihnen angeschrieben seye, und O! welch vergnüegte Stunde, da ich so wohl Ihr angenehmstes Schreiben als bewunderungswürdigstes present erhalten; Wie vor dises nicht genügsame Hochachtung Haben kan, so kan ich auch die Ehre nicht hoch genug schäzen welche mir die besondere Güthe Ihrer Schäzbarsten Freundschaft versichert, genug das Sie mich derselben noch würdig Halten, und dises ist die satisfaction vor das so lange silentium wann ich noch unter der Zahl Ihrer Freunde stehe. Dero so geneigtes urtheil von meinen arbeiten, bestimmet mehr die Gewogenheit und Liebe welche dem großen Wille eigen ist als es der wehrt meiner Stücke verdienet, genug wann Sie das wollen vor das vermögen annehmen. Ihre gedancke von dem Feltlager des Heinr. Roos sind voll einsieht und Wahrheit, solte mir von ihme etwas zu gesichte kommen werde es vor Sie nehmen aber dise Vögel sind sehr rahr wie andere guthe Stücke welche schon lange ausgeflogen. Viele Köpfe von Piacetta findet man unter seinem nahmen aber ich glaube nicht das einer von seiner Hand ist, sondern Halte sie vor passable Copien ein par Habe ich diser tagen gesehen die vor original Halte aber sie sind sehr übel conservieri so das ich mir nicht traue sie einzusenden Möns. Rotanzi ist nicht anhero gekommen sondern ich Habe Ihre sache von Nürenberg durch Hr Director Preisler empfangen, ich bethaure aber von Hertzen gehabte maladie Ihrer kostbaren äugen und wünsche das dise und andere beschwerden ferne von Ihnen bleiben möchten. Da Sie melden wie sie noch vieles an mich zu schreiben Hatten müsten aber wegen Kürtze der Zeit abbrechen so glaube ich gerne das wir in unserer Correspondence niemahls fertig würden wie viel vortreffliches bleibet also zu rücke so ich durch Eur Hochedlen profitiren könte eine unterredung und wo es möglich eine Persöhnliche müst meinem Geiste neues Leben geben. Ein par Landschafften von dem Möns. Brand dessen Vatter mein intimer Freund in Regenspurg gewesen, und die wie ich vermuthe in Dero Magazein

Dezember 1762

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zu Haben bitte nur wann sie an Möns. Schropp etwas schicken vor meine bezahlung mit zu senden. Sie sind von Mr Zingg gestochen Sie Haben mir ausnehmend Wohlgefallen. Vor meinen Hr Enckelsohn D. Neuhofer solle nebst seiner ergebenheit Ihnen vorgehabte mühe und Spesen den verbündlichsten danck abstatten er verbleibet zu Dero befehlen machte sich auch vergnüegen solche zu erfüllen dann ich Habe den Index nebst Ihrer vortrefflichen alten richtig erhalten, was vermag nicht ihre virtù bey einem alten Weibe, sie zwingt uns das wir sie mit vergnüegen ansehen, ich bin endlich mit widerholtem danck vor Ihr schönes presente sehr verbunden, unter Versicherung gröster Hochachtung Habe die Ehre unaufhörlich zu seyn Meines hochedlen Herren und Schaezbarsten Freundes unterthanigster freund u diener P. El. Ridinger Augspurg die 7 Xber 1762 Archives Nationales Paris 219 AP. 19 Piacetta] nicht nachweisbar. 23 Rotanzi] Am 27. August 1762 trägt Wille in sein Tagebuch ein: »M. Rotanzi, marchand d'estampes, a pris congé de moi; il s'est chargé d'une lettre que j'ai écrite à M. Ridinger, à Augsbourg, en réponse, comme aussi de la France littéraire pour le médecin« (Journal I, 205). 35 Möns. Schropp] Im Dezember 1764 hat Wille über den Kunstsammler Schropp ein Exemplar seines Kupferstichs Musiciens ambulants an Ridinger überreicht ('Journal I, 272).

123 An Johann Martin Usteri Paris, 28. Dezember 1762 Paris den 28 Xter 1762 Hochzuehrender Herr und schäzbarester freund Ich bin Ihnen Taußend Verbindlichkeiten schuldig! Sie haben mich froh und frölich gemacht. Was soll ich Ihnen weiter sagen als daß Sie das geheimniß haben Ihre freunde auch entfernet zu heilen. Sie haben es an mir gethan. Die Beyden so schöne gemähldchen von H. Schüz, mit welchen Sie mich gütigst beschenket haben, haben gute Wirkung gethan. Als sie ankamen war ich an einem gefährlichen halßwehe in schlechten umständen, und ich hatte schon in 10 Tagen nicht essen können (dergleichen hatte ich nie erfahren) Aber Ihre edle geschenke weckten meinen geist auf und das übel des körpers verschwand. Haben Sie Taußend Dank deßwegen! Ich werde diese schöne Stückchen ewig aufbehalten, und ich erzähle an ieden wer es hören will von wem und wie ich sie besize und wie edel Sie, Schäzbarester freund, zu verfahren gewohnet sind. Hier bedanke ich mich auch von herzen wegen der Mühe welche sie sich gegeben haben mir Ihre gemälde von Hen Dietrich zu beschreiben, ich finde daß sie herrlich seyn müssen. Ich hoffe, wan es gott gefallet, einmal diese stücke zu sehen. Nun sagen Sie mir ob es Sie

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Brief 123

gereuet sie zu haben? Nein gewiß nicht! und was sagen die Künstler in Zürich dazu? Können sie so was machen? Nein! das weiß ich zum voraus. Ich habe seit kurzem auch zwoo feisichte landschaften von meinem freunde He Dietrich erhalten; aber sie sind nicht so reich wie die Ihrigen, in der einem sind 4 geharnischte Soldaten in der ander 3 klippen, alte mit Mooß bewachsene und verstümmelte Bäume sind in einer ieden. Das ist alles; aber der grose Künstler ist überal. Ich bin gesonnen sie in Kupfer machen zu lassen, alsdann sollen Sie sehen was es ungefähr ist... Ich werde diesen frühling selber ein gemälde des He Dietrich in Kupfer zu stechen anfangen. Es hat 7 halbe figuren und ist in den geschmack des A. Ostade, herrlich und schön. Ich werde es deßwegen mit Vergnügen machen! Seit verfloßenen herbst habe ich angefangen Werke von kupferstichen vor Sie zu sammlen. Ich habe mein bestes gethan und ich glaube auch nicht daß Sie mit den Preisen eines ieden Bandes unzufrieden seyn werden. Ich glaube im gegentheil alles noch wohlfeil und dennoch werden diese Werke einen ansehnlichen Zusaz in Ihrem Kabinete ausmachen. Es sind 10 Bände, und der dritte Theil der neuen Philosophen welcher kürzlich erschienen ist. Sie haben die 2 Ersten Theile, alßo muste der iezige auch dazu kommen. Alles aber habe ich H. Fremin eingeliefert und in drey tagen gehet es von hier ab, nehmlich künftigen freytag. Hier sind die stücke mit sammt den preißen: L'œuvre de Lairaise en 110 pièces magnifique 1 vollume 138 # Teatrum Artis pictoriae, de la galerie Imp. très rar car les planches sont perdus. 2 vol. 48 # L'œuvre de Simon Vouet en 141 pieces, beau, 1 vol 70 # Les Tapisseries du Roi, avec les 4 grandes piece rare ajouté à la fin du vollume, dont l'alliance de la france avec la Suisse 1 vol 36 # L'Entré du Prince Ferdinand d'Autriche dans la ville de Gand d'après Rubens, en 43 pieces 1 vol 58 # Theatre des peintures de l'Archiduc d'Autriche sous la conduite de D. Teniers 1 gros vol 40 # Les peintures de Charles le Brun et d'Eustache Le Sueur à l'hotel du Président Lambert manifique 1 vol 74 # Estampes de tempeste en plus de 200 pieces bien reliés en 2 vol 18 # Le 3 ème vollume des Philosophes modernes: les restaurateurs 6# zusammen 488 # Bey unßerer leztern rechnung blieben Sie mir 116 # miteinander 604 # der iezige Band der Neuern Philosophen ist nur zu 6 # weil der künstler die porträte etwas kleiner gemacht hat. Alle oben gedachte Wercke sind mehren-

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teils große Bände und wohl eingebunden bis auf zween Bände welche verdienen von neuem eingebunden zu werden, als da ist das Kabinet des Erzherzogs Leopolds welches David Teniers herausgab aber die Abdrücke dieses Bandes sind gut und ohne daß sie nummerirt sind, welches sehr rar ist und den Liebhabern angenehm seyn muß: dann es ist ein Beweiß daß sie von den ersten abdrucken sind. Die königlichen Tapeten müsten auch eingebunden werden, und es würde gut seyn wegen der 4 großen raren stücken welche erst nach der einbündung hinten an dieses Werk sind gefüget worden. Die übrigen Bände haben dieses gar nicht von nöthen. Larraiße wird Ihnen freude machen und Vouet angenehm seyn. Der Einzug des Prinzes von Österreich in Gent wird von iedem hochgeschäzt: so wie alles was nach Rubens gemacht ist. Von neuen kupferstichen habe ich Ihnen dieses mal nicht gesandt, obgleich einige heraus sind welche es verdienten; ich will nur warten biß Sie es befehlen. Die großen Landschaften nach Poußin habe ich noch nicht nach meinem Sinne kriegen können. Die großen Schlachten des Alexanders, nach Le Brun, von G. Audran gestochen, sind immer theur; wann die Abdrücke, wie billig, herrlich sind. Sie kosten ofte über 300 # Dieses ist ein wenig arg. Wir wollen deßwegen die gelegenheit besser abwarten, unter 200 # aber ist wenig hoffnung überig wann die Drücke schön seyn sollen. Ich habe sie einmahl ganz unvergleichlich um 244 # gekauffet welche ein freund in Koppenhagen verlangete. Ein andermal kriegte ich eben so gute um 230 #. diese kamen nach Sachsen und ich legte an beyden orten ehre ein. F. Audran hat diese stücke auch aber kleiner in kupfer gemacht von welchen die ersten drucke auch gar rar geworden sind, die sind auch sehr schön, und man trift sie bißweilen um 80 oder 100 # an. Es giebt Leute welche diese lieber haben, weil sie zum einfassen viel bequemer sind. Doch möchte ich die abdrucke so wie sie heute von den platten noch gezogen werden nicht geschenket, weil sie schon etlichemale aufgestochen und wieder verschlissen worden sind. Sagen Sie mir edler freund Ihre gedanken über alles, auch wie Ihnen die Werke gefallen welche ich vor Sie zu kauffen gelegenheit gefunden hatte. Sie werden alßo etwas zu blättern erhalten. Was machts? man muß dem geiste auch bißweilen Beschäftigungen geben, der Körper kan billiger weiße nicht alles begehren. Wann Sie H. Dietrichs Kupfer erhalten: so sind Sie glücklicher als ich. Ich habe niehmals mehr als 8 stücke von ihm kriegen können, so gute freunde wir sind und so oft ich ihn auch gebeten habe. Leben beständig gesundt mit den wehrten Ihrigen und behalten Sie den lieb welcher mit dem grösten Vergnügen die Ehre hat unaufhörlich zu seyn Meines hochzuehrenden herrn und schäzbaren freundes unterthänigster Diener Viel glück und Heil zum neuen Jahre! Wille

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Brief 123

{Am Rande): Es sind seit kurzem 4 landschaften hieher gekommen welche H. Schüz in Bern gemalt hat; sie sind aber viel flüchtiger hinweg gemalt als die welche ich von Ihrer gütigkeit besize, welche gewiß wohl ausgearbeitet sind. Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. Vgl. Journal I, 214. An demselben Tage hat Wille auch einen Brief an den Bruder von Johann Martin Usteri abgeschickt. Vgl. folgenden Brief. 6 die beyden (...) gemähldchen von H. Schüz] Christian Georg SchützI. Vgl. Journal I, 213 (28. November 1762): »J'avais dédié ma Liseuse à mon ami Usteri de Zurich; cela l'a tant flatté qu'il m'a envoyé en reconnaissance deux petits tableaux extrêmement jolis, peints l'année passée par M. Schütz, de Francfort.«

124 An Johann Martin Usteri Paris, 29. Januar 1763 Paris den 29. Jenner 1763 Hochgeehrtester Herr und schäzbarer Freund! Ich habe die Ehre Ihnen gleich bey erhaltung Ihres Briefes zu antworten und melde beym anfange daß gestern die 4 neue Seehafen erschienen sind. Ich habe unter andern zwoo unterschreibungen vor Sie und heute werde ich diese beyden Exempläre abhohlen. Nun weiß ich mich zu erinnern daß Sie eine dritte gerne haben wolten und daß es zu späte damit war. Sagen Sie mir alßo iezo ob ich ein Exemplar kauffen soll? welches 36 # kostet vor erste weil man iezt gute abdrucke haben kan, vors zweite weil es in einer Absendung hingienge. L'Action et le Repos sollen Sie auch Zugleicher Zeit kriegen. Vivares und Wollet haben noch verschiedene schöne lanschaften in kupfer gemacht und so Sie noch verschiedene verlangen so glaube ich sie hier aufzutreiben! Ich will indessen bedacht seyn, da ich nun weiß daß Sie dieser leute arbeit lieben, Ihnen die neuen stücke, wann sie allemahle erscheinen einzukauflfen, so wie H Strange seine künftige Arbeiten, dieser ist noch hier. Wir haben ihn letzthin in der königlichen Akademie aufgenommen; er wird aber bald nach England gehen. Seit den Contes de la Fontaine welche sie haben (geben Sie acht daß Sie nicht die Copien haben) ist nichts merkwürdiges erschienen, die Tragedien des Cornells ausgenommen, außer verschiedener gedichte als: Zelis au bain mit hübschen Kupfern welches Sie aber auch wie ich glaube haben müssen. Dann sind Barneveit, le Comte de Cominge und andere dergleichen gedichte am Tage alle mit artigen kupfern und es werden noch dergleichen heraus kommen. Es ist auch ein kleines gedichte am Tage: Lettre de Cain a Mehala. Dieses hat nur einen kupferstich. alle diese stücke kosten iedes nicht über einen Thaler, einige drunter; Zelis au Bain kostet allein, wan mir recht ist 5 # . M a n arbeitet iezt an einer neuen und vermehrten

Auflage der Erzählungen des H. von Marmontel wozu allen artige kupfer-

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stiche kommen von welchen schon verschiedene fertig sind die ich selber gesehen habe. Zu diesem allem wird an einer Auflage der Tragödien des Racines gearbeitet in welche kupferstiche kommen so wie sie im Corneil sind der zu Genf ist gedrucket worden. Ich habe auch daß Manuscript eines gedichtes gesehen die 5 sinne betitelt welches gegen künftigen Sommer gedurkt (sie) wird. Es kommen 6 kupfer und 6 Vigneten hinein. Mein Sohn hat schon ein paar Zeichnungen dazu gemacht welche iezt in kupfer gebracht werden. Das wäre ohngefähr alles was ich von dergleichen weiß. Es ist doch noch ein Werk seit ein paar Tage heraus unter dem Titel: Monumens érigés en france a la gloire de Louis XV précédé d'un Tableau du progrès des Arts et des sciences sous ce Regne, von Mr Patte Architecte etc. Ich habe es aber noch nicht gesehen. Man sagt mir daß man es 48 # verkaufe. Wie 2 recht gute Porträte von Rigaud bezahlet werden das ist schwer zu sagen. Das Ansehen der Arbeit dieses Mannes ist nach seinem Tode weiter nicht gestiegen. Ich habe ein gutes Kniestück einmahl 300 # verkauffen sehen, ein anders 270 # und noch eins 500 # was ist alßo daraus zu schließen? daß es auf gelegenheit und Liebhaber ankomme. Ich habe selber einmahl vor einen guten freund einen Weibskopf, es war aber nur ein köpf vor 80 # gekauft und einen Mannskopf zu einer andern Zeit um 50 #. Man kan alßo unmöglich dabey die Preise recht bestimmen, es ist wie man ankommt. Ihre Herrn Vettern von welchen Sie melden daß sie in Paris seyn sollen, hatte nicht das geringste vernommen. Belieben Sie alßo zu eilen mir zu antworten, damit ich erfahre wo sie wohnen, in so ferne der eine Ihre kupferstiche mitnehmen soll. Ihren Herrn Bruder senden Sie mir nur dreiste zu. Ich werde ihn von herzen umarmen und in seinen beyden Herren Brüder, welche meine wehrten freunde sind, auch von allen Kräften lieben und ihm mit lust dienen wo es nur möglich ist. Ich hoffe Sie werden sich auf meine Worte verlassen. Sie wissen daß ich Ihr Freund bin wie Sie der meinige sind! Ich habe in meiner leztern Antwort den H. Zingg sehr gebethen das er Sie ia in meinem Nahmen besuchen möchte. Er ist ein braver Mann, nehmen Sie ihn wohl auf. Ich habe ihm aufgetragen daß er mir die Schweizerducaten von verschiedenem Schlage der verschiedenen Gebiethe sammlen möchte. Aus einigen Kantonen sind sie vielleicht nicht wohl zu haben. Helfen Sie ihm in dieser Sache wo es möglich ist. Meine große Empfehlung an Ihren H. Bruder. Ich bin beständig von herzen zu Ihren dinsten und habe die Ehre mit der besten hochacht zu seyn Meines hochgeehrtesten herrn und werthen freundes unterthänigster Diener Wille (Am Rande): H Le Bas hat keine Le Lorrain mehr in Arbeit. Es sind noch verschiedene kupfer nach H. Vernet neuerlich heraus welche gut sind. Soll ich sie auch vor Sie kauffen indem iezt die abdrucke noch schön sind. Wartet

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Brief 124

man zu lange so lauft man gefahr sie schlecht zu haben oder man muß die ersten drucke dreyfach bezahlen. Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. 4 Seehafen] C. J. Vernet, Serie der »Ports de France«, gestochen von C.-N. Cochin. 11 Wollet] nicht nachweisbar. 17 Contes de la Fontaine] Verschiedene Ausgaben der Contes de la Fontaine waren damals erschienen. La Fontaine, Contes et nouvelles en vers de La Fontaine, 2 Bde., Amsterdam (Paris, Barraud et David jeune), 1745 (mit Kupferstichen von Chedel, Fessart und Ravenet, nach Zeichnungen von Cochin). Neue vermehrte Ausgabe 1755, 1772; La Fontaine, Contes et nouvelles en vers, par M. de la Fontaine, 2 Bde., Amsterdam (Paris, Barbon), 1762 (mit Kupferstichen nach Choffard und Eisen). 19 Die Tragedien des Cornells - Théâtre de P. Corneille, avec des commentaires (par Voltaire), 12 Bde., Genève: Cramer 1764. Stiche von Baquoy, Flipart, Lemire usw. nach Zeichnungen von Gravelot. 26 H. von Marmontel] Jean François Marmontel, Contes moraux; suivi d'une apologie du théâtre, 2 Bde., La Haye 1761; Meslin, 3 Bde., Paris 1765 (mit Kupferstichen von Gravelot).

125 An Johann Martin Usteri Paris, 17. März 1763 Paris den 17 Merz 1763 Hochzuehrender Herr und schäzbarester freund! Ich hätte schon lange her das Vergnügen haben sollen Ihnen auf Ihr geehrtes Schreiben vom 12 Jenner zu antworten; aber ich bin seit der Zeit mit einer Sammlung von etwa 3 000 Kupferstichen sehr beschäftiget gewessen welche ich vor einen guten freund im Vaterlande habe machen müssen. Bey 1000 stücke waren mir nahmhaft vorgeschrieben. Diese hielten am härtesten aufzutreiben, und alle sind es nicht, die übrigen waren meinen gutdünken überlassen. Ich hatte dadurch den köpf so voll Titel der stücke und Ziffern und Zahlen, daß es mir unmöglich war alle andere Briefe meiner schäzbaren freunde zu beantworten; Nun aber ist diese Sammlung fort, ich bin wieder mein eigen und Sie würdigster freund sind der erste an den ich aus Neigung schreibe, so wie an Ihren Herrn Bruder. Nachdem ich das leztere geld welches Sie mir gesendet von Hen Kormann hatte hoffen lassen habe ich die 12 # auch an den Jungen Hen Pfenniger bezahlt welche ihm seine Eltern geschickt hatten; ich weiß aber nicht wie viel er in der kunst zunimmt weil er mir nichts gezeiget hat. Vielleicht hat er noch nicht erfahren daß ich meinen rath einem ieden der es mir verlanget mit dem besten willen und aller Offenherzigkeit mittheile... Und nun werden doch die Bände mit den kupferstichen bey Ihnen angekommen seyn. Sagen Sie mir wann sie durchblättert sind ob ich abermahls Ihren geschmack getroffen habe? meine absieht ist es gewiß gewessen. Die großen Batailles d'Alexandre habe ich noch nicht nach meinem Sinne finden können. Ich habe schon ein paar Exempläre gesehen: aber es fehlete

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immer an iedem etwas, entweder waren sie beflecket oder hatten riße, und so müssen sie vor einen ächten Liebhaber nicht seyn. Ich will alßo, weil Sie mir doch Zeit dazu lassen wollen, die Zeit und gelegenheit abwarten, damit ich diese Sache auch recht und gut machen möge. Ich habe Hen Fremin aber, welcher nun längstens bey Ihnen seyn mus folgende stücke nach Poußin mitgegeben: une suite de 4 paysages 4# Les 4 Saisons 6# 4 paysages dédié a Louis XIV 12 # 4 dédié au Duc de Bourgogne 12 # nouvelles Estampes: Les Baigneuses de Balachou d'après Mr Vernet Le Prix des Villageoises d'après Claude le Lorrain Le Mont Vesuve et son pendant

12 # 9# 4# 59 #

Es sind noch 6 Poußinische stücke in der rolle wie Sie werden gesehen haben; aber ich habe sie vor nichts angerechnet. Es sind elende abdrücke, ich wolte Ihnen nur damit zeigen wie sehr diese Platten sind verschlissen worden. Ich habe noch ein werk bey mir liegen welches ich vor Sie gekauffet hatte und welches nun ziemlich rar geworden ist. Es ist: Les hommes illustres qui ont paru en france - par Perrault. Eines ieden Porträt ist bey seiner geschichte. Ich sande es hin, damit Hen Fremin noch mitnehme; aber er war den Tag zuvor schon fort. Ich lasse es alßo biß zu einer andern gelegenheit. Ich habe endlich einen neuen Kupferstich wieder an Tag gegeben mit dem Titel: Jeune Joueur d'instrument. Ich habe ihn an Hen von Merz, Handelsmann in Nürnberg dediciret: dann er ist mein sehr guter freund. Da sehen Sie daß ich nur meine Werke meinen liebsten freunden zueigne und wann die künftigen Liebhaber meine Arbeit aufhöben solten: so höben Sie meiner freunde Nahmen mit dem meinigen auf Den Kupferstich von Ballechou werden Sie etwas theuer finden; allein augenblicklich gelten solche schöne abdrücke wie der Ihrige ist schon 18 #. Es ist ein großes Blat nach Rubens und stellet eine Baurenhochzeit vor. Das gemälde gehöret dem Könige, es hänget iezt wieder im Luxemburg. Es sind nun 700 abdrücke gemacht worden, und die Platte ist im königlichen Kabinete. Dieses wird auch rar werden. Fessard hat es gegraben. Sammlen Sie dann auch noch gemälde? Ich habe mir lezthin eine Landschaft angeschaffet welche herrlich und ganz unvergleichlich ist. Sie ist von dem berühmten Van Goyen welcher im verflossenen Jahrhundert den Niederlanden Ehre gemacht hat. Man kan nichts natürlichers sehen als dieses stück theils in der Vorstellung theils in der in der Farbe ... Auch habe ich mir ein artiges Kabinetstück-

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Brief 125

chen von Hen Krauße, eines deutschen welcher iezt hier ist, machen lassen. Es stellet 3 figuren vor welche dürftig sind. Mein Papier ist all ich habe daher Ehre mit aller möglichen hochachtung beständig zu seyn Meines Hochzuehrenden Herrn und schäzbaren freundes unterthänigster Diener Wille. (Am linken Rand): Belieben Sie dem würdigen Hr. Geßner meine vielfältige Empfehlung zu melden! Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. Vgl. Journal I, 219. 13 an Ihren Herrn Bruder] vgl folgenden Brief an Leonhard Usteri. 49 Jeune Joueur d'instrument] Kupferstich von Wille, 1763 nach einem Gemälde von Schlaken gestochen, G. N. de Merz gewidmet (Le Blanc Nr. 57, Nagler Nr. 161).

126 An Leonhard Usteri Paris, 18. März 1763 An Hen Usteri vom Neuenhofe Mein schäzbarster freund! Nur die zween Kupferstiche von Le Mire gemacht werden Sie erhalten haben; aber das stück nach dem Corrège ist so leichte nicht zu kriegen. Ich will Ihnen einige Ursachen deßwegen angeben: dieses stük ist fast nie alleine zu finden weil noch zwey andere dazu gehören obgleich von ungleicher große, doch ebenfals nach gedachtem Maler. Der kupferstecher Dulhange hat sie alle drey gemacht. Dulhange hatte sie so gemacht wie die gemälde sind, nehmlich frey und reizend zur geilheit. Kurz nachdem er die stücke an Tag gegeben hatte stach ihn das gewißen und er machte alsdenn leichte gewänder über die verdächtige örter und verkief die Platten einem Kunsthändler. Dieser ließ sie alßo druken zum Verkaufen. Das gewissen aber hörte dennoch nicht auf den Hen dulhange weiter zu plagen (dann er ward älter) und er brachte es endlich dahin daß sie der Kupferhänder zerschneiden und auspoliren ließ um etwas anders darauf graben zu lassen, daher kommt es nun daß diese 3 stücke sehr rar geworden sind, und diese begebenheit hat sie so berühmt gemacht daß sie ieder Liebhaber besizen will. Von der ersten art, nehmlich ohne die gedachten gewänder habe ich sie diesen verflossenen Winter 68 # verkauften sehen; mit den Gewändern aber, als die zwoote gattung, sind sie immer wohlfeiler. Alßo sehen Schäzbarester freund wie es sich mit diesen stücken verhält, und ich werde gewiß so unvorsichtig nicht seyn sie vor Sie einzukauffen. Bis ich nun von Ihnen Befehl dazu habe. Ich habe sie in meinen ersten hiesigen Jahren selber gehabt; ich habe sie aber damahls auch wieder verschleudert als eine sache die ich beständig um meine 9 # wieder

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kriegen könnte. Es gereuet mich iezt! So gehet es mit der Liebhaberey in Kupferstichen, Büchern etc. Der Schifbruch von Ballechou (nehmlich die ersten abdrücke) kosten schon bey 60 # das stück. Mein von mir gestochener graf von St florentin bis 72 # wann das wort Ministre fehlet: Dann mit gedachtem worte ist er nun die hälfte wohlfeiler. Ich hatte vergessen Ihrem Hen Bruder in seinem Briefe zu sagen das ich verflossene woche 4 Abdrücke dieses Porträtes auf einmahl vor 6 Louisdor gekauffet habe. Es war ein guter fund. Ich rannte so voll freude damit nach hauße als ob ich eine Provinz erobert hätte. Die Abdrücke sind so herrlich daß sie schöner nicht seyn könen, von den aller ersten, ohne das wort Ministre. Es kommt alßo das stük nur auf 36 # und wann ich wüste daß Ihr He Bruder einen abdruck haben wolte: so wolte ich Ihm einen aufhöben. Dann sie werden bald wieder verschwinden; ich habe sie aber noch keiner Seele gezeiget. Nun das heist von kupferstichen geredet! He Huber, unßer freund, ist auf dem Sprunge Professor der deutschen Sprache in der königlichen Kriegesschule zu werden. Es sind vortheile aber auch Schwierigkeiten dabey. Ich habe erst vorgestern He Winckelmanns Sendschreiben über die Herkulanischen Alterthümer erhalten, wer es mir aber aus Deutschland gesandt hat ist mir unbekandt. Es wird sich wohl zeigen. Wann dieser Brief zu ende ist werde ich wieder darinnen lesen. Es scheinet was herrliches zu seyn. Die abhandlung über die Malerey des Hen von hagedorn ist nun auch in meinen Händen. Dieses Buch ist so schlecht und unverständlich nicht geschrieben als man Ihnen gesaget hat. Ich lese mit viel Vergnügen darin und finde manche sachen wohl gedacht, und mancher Liebhaber der Künste soll diesem guten Kenner der Künste es dank wissen daß er es hat schreiben wollen. Lezthin hat man die Statue zu pferde des Königes aufgerichtet, wie sie schon aus den Zeitungen werden ersehen haben. Jeder saget seine Meinung darüber, der eine Tadelt dieses und ienes, ein anderer Lobet das dieses und ienes, Beyde streiten heftig ein dritter machet sie Beyde irre, ein Vierter nimt sie alle in Verhaft und so weiter. Das Werk aber ist vortreflich, es machet seinen Meister unsterblich und der Nation Ehre. Ich liebe sehr solche herrliche denkmäler in großen Städten. Sie zeigen den Wohlstand eines Volkes an und verrathen seinen guten geschmack. Es wird iezt von neuem heftig an der übersezung des Meßias gearbeitet, und Leßings fabeln werden mit nächstem in französischem erscheinen. Ein französischer Autor ist damit beschäftiget und die sache soll gar gut gehen. Ich habe die Ehre mit möglichster hochachtung beständig zu seyn Meines Hochzuehrenden Herrn und schäzbaren freundes unterthänigster diener Wille Paris den 18. Merz 1763 {Von einer anderen Hand): reçu 27 reps 1. Aprili

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Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms Ζ II 392. Vgl. Journal I, 219. 28 St florentin] Louis Phelypeaux, Comte de Saint-Florentin, 1751 von Wille gestochen nach einem im Jahre 1749 gemalten Bildnis von Louis Tocqué (Le Blanc Nr. 124, Nagler Nr. 79). 41 Winckelmann] J. J. Winckelmann, Sendschreiben von den Herkulanischen Entdeckungen, Walther, Dresden 1762. 46 Hagedorn] Christian Ludwig von Hagedorn, Betrachtungen über die Mahlerey, 2 Theile, Leipzig 1762. 58 Übersezung des Meßias] F. G. Klopstock, Le Messie, poème en dix chants, traduit de l'allemand de M. Klopstock [par d'AnteImy, Junker et un anonyme], Vincent, Paris 1769. (F. G. Klopstock, Der Meshias, erste, fragmentarische Ausgabe, Halle 1749; in einem Band, Halle 1751; in zwei Bänden, Halle 1755). 59 Lessing] G. E. Lessing, Fables et dissertations sur la nature de la fable, traduites de l'allemand de M. Gotthold Ephraim Lessing par M. d'Antelmy [suivi du texte allemand des fables en prose de Lessing], Paris: Vincent, Pankouke, 1764.

127 Von Emmanuel Matthias Diemar London, 23. März 1763 Monsieur Par ou Commencer, ou quoi dois je dire après un Si long Silence; & je préhende peut-être avec Raison que vous Soyéz fâchée Contre moi! Je le mérité par ma Néglicence je l'avoue. Mais Si Vous l'êtes, ai Causse; Come vous avéz dit a plusieurs de Mes amys, que jai n'avéz point prit Congée de vous Monsieur; je vous prie de réfléchir, et vous trouvérer que je mérit indulgence. Quoi que vous vous Souvenez plus; je peut Cependant vous assurer Sur mon honeur que jai eu L'honeur de vous dire adieu, demoins cela étoite mon idée que jai rempli dans ma dernier visite que jai eu l'honeur de vous faire; vous étiée Seul Monsieur, & en m'en allant je vous Souhaitoit, de même Madame Votre Epouse quoi qu elle n'étoit point présente & vôtre Chère famille une Bonne Santée. Jai apris avec un Sensible Plaisir, par des Lettres de quelque amys, Le Rétablissement de Santée des Mrs Vos Fils & je Souhaite de tout mon Cœur Continuation. Ma Santée & mes affaires vont asséz bien Dieu Soit Louée. Come jai envoyée quelque Estamps anglais à Mr Mecheln, jai prit La Libertée de envoyer à Madame vôtre Epoussée, les Portrais de Roy & Reine d'angleter, fait par Mr Frey, que Mr Mecheln vous remettra, je vous prie très humblement Monsieur, de vouloir bien les lui présenter de ma part avec mes très humble Respect. Si je pouvoit Monsieur vous être de quel que utilitée d'ici; je vous assure je me feroi un Vrai Plaisir de remplir exactement vos ordres; Come un de mes amy va aller à Paris après Paques, ce serai une Bone Occasion, à vous apporter ce que vous désireroit. Soit en Estamps Englais ou autres Choses, vous pouvoit être assurée Monsieur, qu'il vous Rémettra tout fidellement. Je ne Sçais Monsieur, quoi vous dire au Sujet de la Paix, que L'engletere à fait avec La France; quel differance Dieu Sçais, avec celle de mon Roy & La Reine d'Hongrie: quelle joy quelle Cri d'allégresse vont remplir les airs Bran-

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debourgs & Prusse! que Nôtre Nation est heureuse, quoi que nee Sujets, d'avoir un Roy Si Vaillant & bon Suivant Les Circumstance pour Rendre Son Peuple Les Plus heureux de la Terre. Je ne peut Concevoir Ce que la Libertée anglaise avance au petit peuple, ils ont beaux dire & faire Se vanter d'être Libre, Le Roy & les Ministère les font Toujours voir qu ils ont née que pour obéir. Je ne peut vous donner Monsieur, un Meilleur Idée du petit peuple anglais Contre le Mistère ensemble; que Comme quel que Doges qui aboyent Contre un Bœuf, dont ils redoutent Ses Corne pointu. Le jour que Lon à anoncé au peuple au Coup de Canon, que les Préliminaire étoit Signé de part & d'autres, tout fois que l'on attendoit le bruit de Coup, tout fois les peuples damnet les Ministere, & leurs yeux. Sangs, fois, Poulmons, Cœurs, ames, jambes & tout les Membre; à chaque Coup on attendoit dans la Rue: God dame him his heart, Blood, & Levre, God dame him in Eternitee! Par la ils enveullent que à un Seul, dont ils Croyent qu'il à reçu de Largent de la France, puis qu il les a Si fortement favorisée; on a fait 50 Méchands Estamps Contre lui, de tout indignité, dont je doute fort des que lon Lui inpute, il à Manque plusieurs fois d'etre Tuée dans la Rue par le petit peuple; ils ont Cassez Les Glaces de Son Carosse, jéttée lui mêm avec la Bouee; quel différence de lui, avec Mr Pitte. L'un on Voudrois détruire, & L'autre ils élèvent chus qu au Ciel: ils en font plus de cas que de leur Roy! le jour d'un feste dans la Ville que Mylord Maire donnoit le Roy étoit aussi; les Peuple Crient plus alentour de Carosse de Mr Pitte, que au celle du Roy. Beaucoup, ou un grand Nombre du Peuple vouloit ôter les Chevaux de son Carosse, & le Trainer en place des Chevaux, pour marquer leur Contentemen amour, & Soumission qu'ils ont pour lui; il les pria instament d'en vouloir rien faire, et les air retentissoit de Cri qui marquait leurs Satisfaction, par trois fois répéttée Horée ... Horée ... Horée ... les Plus grand Nombre de ce peuple étoit de Matelots. On a proclamé La Paix aujourdhui, un partie du peuple est Content & Lautre murmure terriblement mais ce Sans aucun effet puis que tout est dissidée. Monsieur de la Lande accadémissien de L'académie de Paris est venu ici. il y à ici point de Nouvelle. Si Non que les anglais Cherche les Moyen pour payer les dettes de la Nation. & Se prépare à un grand Comerce. Avant de finir, je vous prie Monsieur, que Si je vous peut être de quel que utilitée ici, de me Comandre Suivant vôtre Plaisir & me Croire tout ma Vie avec l'attachement le plus fordt, & la Reconnoissance La plus vive de tout les amitié, donc vous m'avez honorer, demêm Madame votre Epouse & vôtre Père famille, que j'ambrasse de tout mon Cœur, et Suis Monsieur Votre Tres humble & Obéisant Serviteur Diemar London ce 23 Mars 1763

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Se j'ose vous prie de assurer mes Respects à Monsieur & Madame Chevillet. Archives Nationales Paris 219 AP. Diemar besuchte Wille itt Paris im November 1769 ('Journal I, 418-419). 25 Paix] Ende des Siebenjährigen Krieges. 46 Pitt] Der sehr beliebte englische Politiker William Pitt (1708-1778).

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Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 29. März 1763

Monsieur et tres cher ami j'ai eu l'honneur de vous écrire deux lettres, une du 25 de juin de l'année passée que je crois qui vous a été remise par M le Prince en cas qu'il soit de retour de Moscou, l'autre étoit du 4 décembre passé incluse dans une lettre de M Rode, mais jusqu'à présent je n'ai eu réponse a aucune dans ma dernière je vous priois de me faire quelques emplettes en papier, Planches etc., dont j'ai un grand besoin car depuis mon départ pour la Russie mon Magasin est tout vide j'ai en outre écrit en Auvergne pour du papier mais qui narivera que vers l'automne prochain, mon petit œuvre de rembrandt reste la sans pouvoir l'imprimer, en outre j'ai deux portraits a genoux dont les traits sont déjà fait et je n'ai point de planche jugez mon cher ami dans quel chien d'embarras je me trouve! pour l'amour de Dieu, cher ami faites moi l'amitié de me faire expédier le plus tôt que faire se pourra les articles spécifiées dans ma dernière lettre ou javois mis une pour Ms Riederer pour qu'il vous remboursât ce que vous seriez obligé de dépenser, dans peu un de mes amis enverrai une Caisse a Paris ou je mettrai un rouleau pour vous je vous ai choisi une belle Epreuve sans lettre de mon Impératrice comme vous l'avez désiré j'ai fait une Couple de morceaux d'après Rembrandt qui vous plairont, j'en ai vu une de Daullé intitulé le persan qui n'est pas grande Chose, il faut dessiner avec un peu plus de liberté qu'il ne fait pour travailler d'après cet auteur. J'ai vu aussi un Portrait de mon Elève M Chevillette qui n'est pas mal, l'on a voulu m'assurer qu'il s'est marié a paris, mandez moi donc ce qu'il en est, et s'il a fait Fortune, nous avons aprésent la paix dieu soit Loüé mais nous nous resentirons encore quelque temps des calamitez que tire la guerre après soi. le Roi arrive cette semaine dans sa Résidence tout le monde est affairé pour lui faire une réception qui réponde a la joie que nous avons de recevoir cet monarque après une absence de six années, qui auroit jamais cru que cet prince se tireroit si glorieusement d'affaire après avoir été comme accablé d'ennemis, j'ai Composé une Médaille ou l'on voit le buste de cet auguste Roi avec l'inscription autour Fridericus Maximus germanorum Liberator, et sur le revers la liberté assise sur un trophée d'armes foulant au pieds le joug que les ennemis vouloient imposer a nôtre patrie, avec ces mots, Libertas

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Augusti, je me propose de graver cette Médaille a L'eau forte a mes heures de Loisir aprésent mon Cher ami dites moi a quoi vous vous occupez? Coment va vôtre veüe Ms. de St Sauveur ma dit qu'elle comence a s'afoiblir j'en suis tres fâché, n'est ce pas que vous vous êtes trop servi des Lunettes de verre Concavé, je m'en sers aussi, mais seulement quand je dessine ou peins d'après nature et ce n'est que pour voir l'objet, car l'ouvrage je le fais sans le secours des verres, ma veüe dieu merci est encore si bonne quelle êtoit il y a 30 ans. M Cochin a qui je vous prie de faire mes Compliments ne me réponds plus du tout je ne Sçais, Si c'est fierté, paresse, ou trop d'occupation, qui l'en empêche, quoi qu'il en soit, il faut prendre ses amis tels qu'ils sont et se régler sur leur Conduite. Notre Teucher est toujours a Petersbourg ou il attend le retour de la Cour pour voir s'il pourra encore acrocher le payement du portrait de L'empereur deffunt. cet ouvrage est horrible et sii a un tant soit peu de bon sens il ne remuera plus cette Corde car dès qu'un prince a eu le sort de Pierre III je ne Conseillerois pas a qui que ce soit, d'en Conserver l'Image a moins qu'il ne veuille tâter du Knout, et faire un petit voyage pour habiter parmi les Martres et les ours, vous m'avez envoyé la Mère de G. Dau je vous envoie Celle de Rembrandt, faites mes Compi a Madame vôtre Epouse, et a M Massé que je respecte infiniment, la poste part ainsi je finis en vous assurant que je serai toute ma vie Monsieur et Cher ami Votre tres humble et très obéissant serviteur Schmidt de Berlin ce 29 de mars 1763. Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete vermutlich am 2. Juni 1763 f Journal I, 224). 2 - 3 du 25 de juin de l'année passée] vgl. G. F. Schmidts Brief vom 25. Juni 1762. 4 du 4 decembre] nicht erhalten. 24-25 le roi] Friedrich II. von Preußen. 48 Pierre III] Peter III. (1728-1762) wollte sich von Katharina (II.) scheiden lassen, um seine Geliebte Elisabeth Voronzov zu heiraten, als er gestürzt und ermordet wurde. Seine Frau wurde seine Nachfolgerin auf dem Thron. 50 Mère de G. Dau] La dévideuse. Mère de Douw, von G. Douw gemalt und 1755 von Wille gestochen. Le Blanc Nr. 61, Νagier Nr. 165.

129 An Johann Martin Usteri Paris, 4. April 1763 Paris den 4. April 1763 Hochzuehrender Herr und schäzbarer freund! Endlich haben mir Ihre Herren Vettern die Ehre erwießen mich zu besuchen und da sie nun einen Kasten von hier nach Hauße senden: so ergreife ich diese gelegenheit mit der grösren begierde, oder besser zu sagen ich habe sie

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Brief 129

ergriffen dann vorgestern habe ich ihnen eine starke rolle Kupferstiche und ein Päckchen Bücher einhändigen lassen weil sie im begriffe sind den kästen zu packen in den diese Beyde artikel kommen sollen. Ich will gleich hieher sezen was ich vor Sie eingekauffet und ausgeleget habe damit alles klar und 10 richtig sey: 2 exemplaires de la 3ème souscription de Ports de France 24 # avoir acheté les memes estampes en 4 pièces 36 # Les Pecheurs napolitains 3# Les commerçans Turcs 2# Grande Tempete gravé par Flipart 6# un Paysage également sans titres gravé par Cathelin 4# 4 # 10 Souscrit également sans titres gravé par Cathelin Souscrit de nouveau pour 2 Exemplaire des Ports de france; mais seullement pour 2 pieces, cella fait la moittié moins que cidevant comme aussi le prix de souscription 12# 88 # 10 Le Repos L'Action Mr Voltaire La fontaine La jeune Corinthienne La vertuese Athénienne

2 2 3 3 3 3

# # # # # #

Paysages Angloises d'après Gaspre gravé par Wollet Smit of Chichester gr. Peake N° 7 et 8 N° 21 22 et 24 Vivares Ces 7 pieces à 4 # fait

28 #

d'après Patel n° 23 d'après C. le Lorrain gr par Masson d'après P. de Cortone d'après le Bologneuse d'après C. le Lorrain par Goupy ces 5 sont à 5 # fait

25 #

d'après Smit gravé par Wollet 1762 1. ditto 1763 à 8 # 10s

17#

Niobé par Wollet a 12 # Phaeton par Wollet a 12 #

24 #

April

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1763

Livres Les Contes de Mr de Marmontel avec Estampes Catalogue du cabinet du chevalier de la Roque par Gersaint Catalogue du cabinet de M de Lorangere par Gersaint Catalogue de celui du Vicomte de fonspertuis par Gersaint

30 # 5# 4# 5 # 10 s 157 # 1 0 s

Pieces qui ont parru depuis peu de jours: Retour sur soi même La Paresseuse Le donneur de Serenade

des autres parts Total

2# 3# 3# 8# 157 # 88 # 253 #

8

8 10 10 8 sols

Diese 253 # 8 sols zu den 63 # vom 22 8bre 1764 machen zusammen 316 # 8 sols. Ich habe dieses nur angemerket damit wir in guter Ordnung beständig bleiben. In den Englischen Landschhaften habe ich die besten gewählet, und allemahl wann nun wieder gute stücke erscheinen werden, so werde ich darauf acht geben und sie einkauffen. Einige von denen welche Sie iezt erhalten werden sind numerirt. Das will aber nicht sagen daß sie deßwegen von gleicher große und Würde wären. Viel kleinere stücke habe ich alßo weggelassen und habe, wie ich gesaget, nur die grösten und besten gewählet. Auch habe ich genau darauf gemerket damit Sie kein stück erhalten möchten welches sie schon besizen und daher hatten Sie wohl gethan mir das Verzeichniß derer zu senden welche sie schon haben. Von H. Strange ist noch nichts heraus seit seiner rückkunft aus Welschland Nun ist er wieder in England. Ich werde alßo wann etwas von ihm erscheinet (welches wohl bald seyn wird) allemahl, wie Sie verlanget haben, 2 Exempläre vor Sie einkauffen so wie von H. Ficquets Porträtchen. Von diesem wird in wenig Tagen das Porträt des Cornell erscheinen. Es ist etwas größer als die vorigen und mit einem unbeschreiblichen fleiße gemacht; auch hat er über ein Jahr daran gearbeitet. Es soll 4 # verkauftet werden wie ich heute vernommen habe. Haben Sie dann auch das prächtige Porträt der verstorbenen Keyßerin von Rußland gesehen welches H. Schmidt in Petersbourg gemacht hat. Es sind einige sehr wenige hieher kommen das stük kostet 3 Louisdor und Schmidt in Berlin hat mir gemeldet das er keines unter 10 Dukaten gebe. Da wir von Dukaten reden: so danke ich Ihnen sehr daß Sie so gütig mir einige Schweizer Dukaten gesammlet haben, und da mein Freund H. Zingg bey Ihnen bald zu sprechen wird: so belieben Sie sie ihm nur mitzugeben und ziehen mir den Beytrag von unßerer heutigen

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Brief 129

rechnung ab. Belieben Sie meinem freunde Ihrem He Bruder meine Empfehlung zu machen. So wie an He Geßner welchem ich eine schriftliche Danksagung vor seine artige Landschaften verspreche. Wir erwarten Ihren Jüngsten Hen Bruder mit ungeduldt. Wir sehen ihn schon als einen wehrten freund unßeres haußes an. Die Neygung zu den künsten soll ihm auch in meiner gesellschaft nicht vergehen. O wie liebe ich Junge leute die solche Seelen besizen. Leben Sie wohl und vergnüget dieses wünschet Ihnen der welcher die Ehre hat beständig zu seyn Meines Hochzuehrenden Herrn und wehrtesten freundes unterthänigster Diener Wille. Handschrift

aus den Beständen der Zentralbibliothek

Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59.

130 An einen unbekannten Adressaten Paris, 8. April 1763 (Entwurf) Paris le 8. Avril 1763 Monsieur Je voudrais être en état de satisfaire vos désirs et ceux de votre Ami de Genève; j'en aurais un vrai plaisir mais ma vue fort délabré ne me permette plus de travailler pour qui que ce soit: et si ie m'occuppe encore quelques fois, c'est pour n'être pas oisif et toute afait inutil dans le monde J'ay L'honneur d'être avec la plus grande considération Monsieur Votre très humble et très obéisant serviteur Wille Archives Nationales Paris 219 AP. Der Empfänger des Briefs, der Wille offenbar eine Auftragsarbeit ermitteln.

geben wollte, ist nicht zu

131 Von Christian Wilhelm Ernst Dietrich Dresden, 9. April 1763 Dresden d. 9. Apr. 1763 Hochedler Herr Hochgeehrter Herr Wille Dero werthes schreiben habe wohl Erhalden da ich Erfarhen daß die Kistel beide sindt wohl an Kommen nur daß an dem Kleinen Ein wönig schahde geschehen. Die Großen 2 Landtschaffden aber nicht recht Vor dordigen Gu-

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sto sindt. so ist es mir leid, doch sehr lib daß ich es weiß nun über laße es Ihnen wie Sie es machen wohllen, ich nehme solche wieder, schücke Ein bahr andre dißen herbst, ich bitte mir auf richtig zu schreiben wie Sie es halden wohllen, der Companion ist wohl bald ferdig zum Violinisten, alleine es Passirt mir da bei ein gleine Vadalitet den ich habe ohn Verzug ein Cabinet Vor den Graffn Brühl müßen vohr nehmen, daß ist eine ganß andre arbeidt. ich hoffe wo es möglich ist auf Johane daß ich es da wihl gleich wieder Vor nehmen und an Dero senden ich bitte nur um Gottes wihlen Gedult. der leidige Krig hatt mir Vihl Unglück Ver uhr sagt wie auch Große Verseimniß. Man Kan sich fast Kaum wieder im frieden richten, daß auf der Einen landtschafft von den 2 Stücken ist heist daß Schloß Scharffenberg. wo under die Elbe vohr bei fliest es ist solches von Spahr wo mein Wein berg ligt. Von Abendt gegen Morgen genohmmen. daß andre ist auch nicht weidt dar fohn. Von Einem dorff so Schlachßendorf gegen Dresten zu der aussigt auf von Abendt gegen Morgen, ich bitte haben Sie nur dies mahl Geduldt daß ich nicht so gezo schücken Kan. den auf füngsten gehe ich auf mein Wein berg. da nehme ich vohr Sie Vohr da sindt Dero sachen die Ersten, ich sorge wie ich Kan dar fohr Aprobo mit meinem Portreit, es freien sich Vihle hier, solches von Dero geschückder handt zu haben, ich hette sohllen vihl Ehre schreiben, aber leider Vihl Verdrißliche sachen die fon Krig sindt her Kommen habe ich Erstlich mir auf die Seide schaffen müßen diß hatt mich auch Von meiner arbeidt vihl ab gehalden nun friede ist ich hoffe besser ich Verharre mit viler Hochachdung Euer Hochedlen dreuer freindt Dietrich an Monsieur Mariette mein Combliment ich habe deßen Güdigkeidt nicht Vergeßen Archives Nationales Paris 219 AP. 4 Kistel] Am 23. Juli 1762 hatte Wille eine ganze Kiste mit Gemälden Dietrichs erhalten. Vielleicht ist diese Kiste hier gemeint ( vgl. Dietrichs Brief an Wille vom 3. Mai 1762). Am 11. September 1763 schrieb Wille an Dietrich, er sei dabei, die Musiciens ambulants zu stechen (Le Blanc Nr. 52, Nagler Nr. 156) und erwarte mit großer Ungeduld das Pendant (Journal I, 229).

132 An Johann Martin Usteri Paris, 20. April 1763 Hochzuehrender Herr und edler freund Herr Lindener Adjudant des Hen Generals von Lochmann nahm unvermuthet den augenblick abschied bey mir. die gelegenheit nach Zürich schien

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Brief 132

mir gut zu seyn; ich hatte aber keine andere Zeit übrig als nur geschwinde eine rolle vor Sie zu machen. Die enthält: Die 4 leztere Seehafen von frankreich 36 # fete flamande d'après Rubens 12 # M r le Comte de St Florentin magnifique epreuve 36 # 1 Portrait de la fontaine 2# 3 Verlangete Joueur d'Instrument 9# 96 # Es sind noch 4 stücke vom Joueur d'Instrument dabey eins vor Sie welches ich Sie bitte anzunehmen! eins vor Ihren Hen Bruder, eins vor Hen Geßner, eins vor Hen Lindener. Belieben Sie solche alßo auszutheilen. Ich darf heute Ihren ganzen leztern Brief nicht beantworten sonst gehet die Post fort, und da He von Lochmann schon aufgesessen und so geschwinde wie die Post gehet: so wolte ich doch daß diese nachricht zu gleicher Zeit ankäme. He Lindener wird in Strasburg bleiben; der H. General aber wird Ihnen die Rolle überbringen. Vor eine neue oder dritte unterschreibung auf die künftige Seehafens ist es schon lange zu späte. Es sind schon zween Monathe daß ich noch 4 haben wolte aber vergebens. Man nimmt nicht mehr als 1000 wann die voll sind: so ist alles vergebens. Es thut mir leid; aber was ist zu thun? Die Werke die in England heraußgekommen sind sind schön, der sei. He Heilmann hatte sich das von Palmira angeschaft. Es kam ihm 5 louisdor was es aber heute gilt weiß ich augenblicklich nicht ein andermahl beantworte ich mehr. Belieben Sie mir nur zu sagen ob die rolle wie ich wünsche gut angekommen sey. ob sie gleich keine Porträte sammlen: so habe ich doch das neue Porträt des La Fontaine beygeleget in dem Sie den Voltäre schon haben. Es wird eine folge von etwa 12 der besten französischen dichter werden, alle von Fiquet gestochen. Das alte Buch mit den Porträten von Perrault hat 22 # gekostet. Ich habe die Ehre mit der besten Hochacht beständig zu seyn Meines hochzuehrenden herrn und freundes unterthänigster Diener Wille Paris den 20 April 1763 Meine Komplimente an meine guten freunde! Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. Vgl. Journal I, 221. 8 Comte de St Florentin] Louis Phelypeaux, Comte de Saint-Florentin, 1751 von Wille gestochen nach einem im Jahre 1749 gemalten Bildnis yon Louis Tocqué (Le Blanc Nr. 124, Nagler Nr. 79). 10 Joueur d'instrument] Jeune Joueur d'instrument, nach einem Gemälde von Schlaken, 1763 von Wille gestochen, G. N. de Merz gewidmet (Le Blanc Nr. 57, Nagler Nr. 161).

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133 Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 2. Mai 1763 de Berlin ce 2 de May 1763 Monsieur et cher ami. voila a la fin une occasion pour vous envoyer les 3 Impératrices que vous mavez demandé, une sans la lettre pour vôtre portefeuille et une pareille pour mon ami Cochin Jy ai joint 3 Comtes de Rasoumofsky 3 mères de rembrandt et 3 d'un nouveau rembrandt dont vous garderez une de chaque, et donnerez une a Ms Cochin, et une a Ms Riederer. j'aurois voulu envoyer une Imperatrice a ce dernier mais les Epreuves en deviennent Extrêmement rares. Cest pourquoi vous ne lui en parlerez point, les 3 que vous mavez demandé vous pourrez les vendre tout ce que vous voudrez, car pour moi je n'en cède point aprésent a moins de 10 Ducats d'or, et on me les donne avec plaisir, les 6 Louis vous les remettrez a Ms. Riederer pour mon Comte. J'aurois été charmé d'avoir pu vous envoyer en même temps les 6 Exemplaires de mon petit œuvre mais la place a manqué et j'ai été trop heureux que Ms. Strahlborn qui est le porteur de cette lettre ait voulu se charger du Rouleau qu'il vous remettra en même temps cet un de mes bons ami que j'ai connu et fréquenté a S' Petersbourg il aime les estampes et les paye fort bien Je vous prie donc de vouloir bien lui rendre toute sortes d'offices qui dépendront de vous, il est un des Considerables Négociant de S1 Petersbourg, c'est pourquoi je l'ai recomandé a Ms Riederer. dès que je trouverai l'occasion de vous envoyer le petit œuvre je ne la manquerai point pour vous épargner les frais j'attends dans 4 ou 5 jours la Caisse que vous m'avez fait le plaisir de me faire Expédier par Ms. Riederer et nous verrons si le Cuivre est bon le temps ne me permet pas de vous en dire davantage pour le présent cest pourquoi je ne vous je ne vous dirai autre chose que je suis toujours avec Considération Monsieur et Cher ami Votre très humble et très obéissant serviteur Schmidt Archives Nationales Paris 219 AP. Am 2. Mai 1763 vermerkt Wille: »Répondu à M. Schmidt, graveur du roi de Prusse« (vgl. Journal I, 224).

134 Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, den 28. Mai 1763 Monsieur et tre cher ami, Je vous donne avis que la Caisse avec les deux rames nom de Jesus avec tout ce quelle contenoit mais bien parvenüe, je ne vous remercie pas seulement des

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Brief 134

peines que vous avez eu de me l'expédier mais aussi des Estampes que vous y aviez joint, vôtre portrait de Ms. de Marigni vous fait honneur, il est gravé avec une franchise étonnante, cependant l'on trouve que vôtre estampe feroit plus d'effet, si vous eussiez Sacrifié certaines partie pour le bien général du tout, pour moi je crois que ce n'est point vôtre faute les habiles peintres ne sont pas tous des Rigauds, qui entendoit la conduite d'une Estampe a la perfection de la est venu que la pluspart de ses Estampes font plus d'effet que les tableaux, vôtre Liseuse, et le joueur du Brumpot, sont charmans et je vous en félicite de tout mon Cœur vous en devez avoir grand débit par l'empressement que tout le monde en a. J'ai délivré a Mr. Rode l'estampe que vous lui aviez destiné, et je vous remercie a part de celle que vous mavez procurez de nôtre bon ami Ms. Cochin, il y en a parmi qui sont étonnants pour l'esprit, et le génie de la Composition, et j'avoue sincèrement que tous ceux qui se sont adonnés au même genre, n'aprouvent pas nôtre Chevalier aussi son œuvre sera t il un jour furieusement recherché par bien des raisons, et ceux qui ont la facilité de le Completter feront fort bien de nen pas manquer l'occasion, comme léloignement ne me permet pas d'avoir l'œil sur tout ce qui sort de la main de nôtre illustre ami, j'ai recours a vous, espérant que vous voulez bien y veiller pour amitié pour moi. Il est parti d'icy depuis 3 semaines un de mes amis de Petersbourg nommé Strahlborn, il passera dans deux mois par paris je lui ai donné une lettre d'adresse pour vous avec un rouleau d'estampes qu'il vous remettra de ma part vous y trouverez deux épreuves sans lettres une pour vous et lautre pour Ms. Cochin avec 3 autres que vous m'avez demandez, comme aussi quelques rembrands que vous distribuerez selon les noms qui sont au bas. la place a manqué a Ms. Strahlborn sans celaje vous aurais envoyé les 6 Exemplaires de mon petit œuvre il faudra donc atendre une bonne occasion qui peut être se trouveras bientôt car a tous ceux qui partent pour Paris je ne m'y fie pas il m'est arrivé comme a M elle Dangeville qui ayant été prié par son amant de lui acorder seulement quelque petite faveur répondoit: non! Monsieur J'y ay deja été atrapé; j'ai a vous prevenir encore, que Ms. Strahlborn achètera des estampes, je lui ai dit que je ne pouvois le mieux adresser qu'a vous, ainsi faites les lui bien payer, les gens de petersbourg sont acoutumés a cela, et lui il le peut faire sans faire du tort a sa bourse. J'espère que les Cuivres que vous m'avez envoyées seront bonnes je ne les ai pas encore essayées. Si pourtant vous trouvez que vos Chaudronniers en ayent du bien bon ayez la bonté de m'en faire faire encore deux de la grandeur du Mignard, 2 de la grandeur du Comte d'Evreux, deux comme Pesne, et deux in grand in 4 t0 Comme mon Rousseau, mais la Chose ne presse pas extrêmement, c'est seulement en cas que vous trouviez d'excellent Cuivre vous Sçavez que le Catalogue de rembrandt et de Rubens que vous m'aviez une fois envoyé a péri par mer, est ce qu'il n'aurait pas moyen d'en avoir

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Mai 1763

d'autres, je dis que les premiers ont péri parce que l'on a voulu nous le persuader, il est certain que tous les marchandises ont été retirez du vaisseau qui n'a fait qu'échoüer et j'ai déjà vu des preuves que la Caisse de Ms le Comte de Stroganoff ou mes effects étoient aussi a été sauvée je crois même quelle n'est jamais sortie d'amsterdam. j'ai de si bons chiens en Campagne que j'espère découvrir le gite du lièvre, adieu Monsieur et Cher ami portez vous bien et Content en présentant mes Civilitez a Madame vôtre Epouse je vous prie d'être persuadé qu'il ny a personne qui soit avec plus de sentiments d'estime et de Considération que Monsieur et très Cher Ami Votre très humble et très obéissant serviteur Schmidt de Berlin ce 28 de May 1763. Mes Compi a Ms. Cochin et tous nos amis. Archives Nationales

Paris 219 AP.

Am 11. März 1763 vermerkt Wille in seinem Tagebuch: »Répondu à M. Schmidt à Berlin. Je lui donne avis que ses deux rames de N o m Jésus, ses trois planches et les estampes que M. Cochin et moi lui faisons présent, sont entre les mains de M. Riderer, pour lui être envoyées. Je lui demande six exemplaires de son petit œuvre et trois Impératrice de Russie« f Journal I, 218-219). S Marigny] Marquis de Marigny, 1761 von Wille gestochen, Le Blanc Nr. 125, Nagler Nr. 84. 11 Liseuse - La Liseuse, 1761 von Wille gestochen, Le Blanc Nr. 62, Nagler Nr. 166. 11 Le joueur de Brumpot] 1763 von Wille gestochen, Jeune Joueur d'instrument, Le Blanc Nr. 57, Nagler Nr. 161. 13 Rode] Christian Bernhard Rode.

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Von Gottfried Winckler Leipzig, 30. Mai 1763

Leipzig den 30 May 1763 Mein geliebtester Freund Da ich mich, auf mein lezteres vom 15. April noch ohne Antwort befinde, so kann nicht unterlassen mit gegenwärtigem nur bey Ihnen anzufragen, ob Sie mein werthester Freünd meinen Brieff gar nicht erhalten haben, oder ob etwan, welches doch gar nicht wünschen wolte - Sie sich nicht wohl befänden; ich weis nicht seitdem wieder in Leipzig bin, befinde mich immer nicht recht wohl, und Kann nicht andrs glauben, als daß die hiesige Lyfft mir nicht zuträglich sey. Ich beantwortete in meinem lezteren Schreiben vom 15. April dero angenehme Zuschrifft vom 3. April (in einigen Tagen haben den 3. Juny) also sind 2 Monath wieder verflossen ohne eine Zeile von Ihnen erhalten zu haben Dies kömmt mir zulange vor, und macht mich unruhig ob ich etwan Ihnen mit etwas beleidiget hätte, welches aber kaum glauben kann, zum wenigsten, bin in meinem gewissen gantz unschuldig, ich ersuchte Ihnen theüerster Freund auch, mir baldigst die erkaufften Sachen zu überschicken,

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Brief 135

welches hiermit nochmahls gethann haben will, so vil schöne Sachen ich in der that habe, so will doch immer noch etwas neues sehen, und dieses ist die Bewegungs grand warum ich Ihnen darum schon ersucht habe, und noch ersuche, auch nochmahls ersuchet haben will. Ich schrieb Ihnen auch das sich mein Gemählden Cabinett stark vermehrt hätte, und wolte nur ohngefähr die Stüke wissen welche Ihnen zulezt berichtet hätte, nun wieder da fortzufahren, es hat sich auch stark vermehrt, und aus Holland habe erst vor ein paar Wochen Nachricht erhalten, das aus der berühmten Gallerie vom Cardinall Valentinois die den 10. May in Amsterdam verkaufft worden. Eine Kreützigung Christi von P. P. Rubens erhalten habe, die Bolswert gestochen hat, und man gemeiniglich nennt Le Christ au Coup des poings, man hat es vor das schönste Stück gehalten, das in Holland ist, und gratulirt mir besonders deswegen, auserdem Eine Heilige Familie von Titian, Fr. Baroche, welches alles ich Ihnen wenn Sie erhalten werden ausführlicher melden will. Ich ersuche dahero, nur ergebenst, wenn Sie ja noch nicht an mich geschrieben haben, es doch bey ansieht dieses zu thun, um Ihren schmachtenden Freünd wieder zu erquiquen, wo nicht so werde Ihnen exequiren, und alle 8 Tage einen Brief schreiben, voller beschwerungen, die Sie werden, als ein billiger Mann, vor gericht sprechen, doch wer weis ob nicht schon, ein Brief Heüte von ihnen noch ankörnt. In der angenehmen Erwartung will mich beruhigen, auch in der gütigen Wohlgewogenheit bestens empfehlen, und mit der aufrichtigsten Ergebenheit zeitlebens verharre; Theüerster Freund; dero ergebener Freünd Diener und Knecht Gottfried Winkler Mein Liebster, Hr Kreuchauf, Hr Richter, Hr Weisse, und alle Freünde empfehlen sich Ihnen; an die theüerste Familie ergeht meine ganze Empfehlung. Adieu Einlage bitte abgehen zu lassen Archives Nationales Paris 219 AP. Am 22. August 1763 schickte Wille eine Kiste mit Kupferstichen, Gemälden und Büchern an G. Winckler ('Journal /, 227). 28 Fr. Baroche] Federico Barocci/Baroccio, gen. Florida Urbino (1528-1612), italienischer Maler.

136 An Johann Martin Usteri Paris, 24. Juli 1763 Paris den 24. Julius 1763 Hochzuehrender Herr und schäzbarer freund Es ist mir gewiß sehr lieb das Sie mit den Sachen welche Ihnen Herr General Lochmann überbracht hat zufrieden gewessen sind. Jezo aber habe ich

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das vergnügen Ihnen zu melden daß ich endlich so glücklich gewessen bin die großen Schlachten des Alexanders, nach Lebrun von G. Audran gegraben, aufgetrieben habe. Diese folge bestehet in 15 stücken, die abdrücke sind von den besten, nehmlich von dem berühmten Kupferdrucker Goyton dessen nahmen so drauf gepickt stehet: Goyton und so muß man sie haben wann sie gut seyn sollen dieser Drucker lebte unter Ludewig dem XIV. Sie werden wissen daß in diesem wercke immer zwey oder 3 stück ein stück ausmachen. Lassen Sie sie aber nicht zusammen leimen. Alle Liebhaber höben sie so auf wie sie sind. Auch habe ich die Schacht und den Thriumphe des Constantins von eben diesen Meistern wohlfeil erkauffet. Dies werk ist eine natürliche folge so zu sagen, der Schlachten des Alexanders und bestehet in 7 stückern. Alles ist im besten zustande und wird Ihnen hoffentlich gefallen. Dann wann ich anders vermuthet hätte: so würde ich sie nicht genommen haben. Ich habe daraus eine rolle gemacht und noch einige wenige stücke der besten neu herausgekommenen hinzugefüget so wie den Voltaire welchen Sie verlanget haben. hier sind die Preise der Stücke 236 # Les Battailes d'Alexandre La Battaile et le triomphe de Constantin 30 # Voltaire 3# Le geste Napolitain d'après M r Greuze 6# Les graces au Bain d'après Vanloo 4# Le matin 4 # 16 Le midy d'après M r Vernet 283 # 1 6 s Ich glaube das ich diese rolle bis Straßburg Postfrey kriegen werde. Wenigstens hat mir der Prediger der hißigen Schwedischen Kapelle versprochen sie mit Zunehmen und künftigen Mittwoche gehet er von hier ab. Sie haben mich noch wegen verschiedener Meister gefraget: das Werck des Ste de la Bella ist über 1000 stücke die schönsten und raresten welche am mehresten gesuchet werden sind: Le Pont neuf. Le reposoir. Le St Prospere. Les différentes morts a cheval. Le Parnasse. Un joueur de guittare. Le Titre des œuvres de Scaron. L'Entre de l'Ambassadeur de Pologne a Rome en plusieurs pieces. Le Jeu des fables. Le Jeu des Rois de france. Le jeu de la Géographie und andere mehr die mir iezt nicht beyfallen; aber die ich genant habe sind von den Vornehmsten und besten und werden alle so ziehmlich bezahlt. Das Werk des Le Clerc gehet über 2000 stücke, die schönsten sind La Passion de Jesus Christ en 36 pieces. La Multiplication des Pains. Le Parvulus. le Catafalque du Roi de Suede. Le Labyrinthe de Versailles en 40 pieces. Le Concile. L'Apotéose d'Isis. L'Education de Madame de Bourgogne. L'Histoire de Lorraine en plus de 30 pieces. Les Battailles d'Alexandre en 6 pieces avec le titre. Le Siege de Möns Le May des Goblins. La Pierre du Louvre piece des plus Capital de meme que le May. L'arc de Triomphe.

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Brief 136

L'Entré d'Alexandre dans Babilone, et l'Academie des Sciences qui fait ordinairement son pendant, belles pieces et des meilleurs de ce maître und andere mehr. Le Triomphe de Cesar d'après André Mantegna habe ich nur einmahl verkauffen sehen ich weis mich aber nicht mehr zu erinnern wie es sich damit verhält. Ich will es aber doch erfahren, des F. de Poilly sein Werk ist nicht leicht zu sammlen, weil es nur aus einzelnen stücken bestehet aber es ist schön Theils weil es nach seiner arth gut gestochen ist und Theil weil die stücke nach den besten der Italiener und franzosen sind, als Raphael, Guido etc. He Vernet wird gar wohl bezahlet. Lezthin hat He Massé zwey stücke von etwa 1 1/2 fuß hoch und 2 breit von ihm machen lassen und er hat mir selber gesaget daß er ihm 50 Louisdors vor beyde gegeben habe. He Greuze aber ist noch theuerer. Wann er einen Kopf ganz ohne hand malet so last er sich 30 Louisdors bezahlen seine Vorstellungen aus dem gemeinen leben genommen aber sind etwas herrliches. Er hat iezt ein Stückchen fertig gemacht das nur ein frauenzimmer in weißer Atlaßenen kleidung vorstellete, welche saß und weinete daß ihr der Spiegel auf dem Boden in stücken zerfallen war. Die figur war etwa 15 Zolle hoch und es ward ihm so bald es fertig war 100 Louisdors bezahlt. Er macht iezt einen alten krancken Haußvater den die ganze familie bedient, es sind 11 figuren. Es ist noch nicht ganz fertig und man hat ihm schon 5000 # gebothen er will aber 6000 # haben, und er wird sie gewiß kriegen. Casanova macht gute feldschlachten. Krause Kabinet stücke in Vorstellungen aus dem gemeinen leben welche artig sind. Lauterburg, welcher Iezt in der Akademie angenommen ward malt Landschaften in Berghems oder Hen Dietrichs arht welche schön sind. Machen Sie meine Empfehlung an Ihren Hen Bruder und andere gute freunde! Ich habe die Ehre beständig zu seyn Meines hochzuehrenden Herrn und edlen freundes unterthänigster Diener Wille Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. 8 Goyton] nicht nachweisbar. 33 Ste de la Bella] der Maler, Zeichner und Kupferstecher Stefano della Bella (in Frankreich auch Etienne de la Belle) (1610-1664).

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Von François Vivares London, 12. September 1763

Londres le 12 Septem r 1763 Monsieur et Amy Jeme Me fiate que la présente vous trouvera & a Madamme votre Epouse en parfaite Santé. Monsieur Joullain Nôtre bon Ami ma fait Lhonneur de me doner de vos Nouvelle, de votre part, je vous Suis tres Obligé, et de toutes les

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Sivilités que jai reçue de vous je me ferais toujour un vrai honneur de Conserver votre bien-vailliance autans quii Cera dans mon pouvoir. Celle Si et pour vous Doner avis que jai mi pour vous 2. Cuivres et 4. Douz e de Burin, Suivant vos Ordres, dans une Caisse que Madamme Chereaux doit Recevoir dans 10. ou 12 jours, jai pris tous les Soins possible, pour que vous En Soye Content Si le Cuivre et bon et les Burins Comme je laispère, et que vous aye Occasion pour Dautre Comande moi, je Suis avotre Service. Dautans que jenvoye Quelque fois des Marchandisse a Paris Jai besoin aussi des Meilleures Estampes de france et Surtout de vos Ouvrages que Ion Estime isi avec beaucoup de Raison. Monsieur je vous prie de vouloir Maitre apar pour Moi 4. douz e de Belle inpressions de votre Grande planche que vous mavez fait Lhonneur de me faire voir, et 3 douz e de Ceus que vous aurez de finie pour Ce tems la, je veû dire 3 douz e de Chaque quant vous Métré quelque Nouvelle piache aujour, je me propose de recevoir des Marchandisse de Paris a la fin de Février prochain jaispère que vous auré fini La grande planche, Car je Serai Charmé dan avoir un des premier, M r Joullain vous payera et prandra pour moi aussi des Estampes de Votre fond. Selon ce que jaurai Besoin, des Quelle je lui envoyerai une liste, il vous plaira Rabatre la Somme pour les Cuivre et des Burins Comme Si joint, jai l'honneur Détre avec toute Lestime posible Monsieur Votre très Humble & très Obeysant Serviteur François Vivares Septem1 le 12-1763 Livré a M r Wille, par Vivares 2. Cuivre pesant 8 # 5 onses a 1£ ~ 2s ~ 2d laquelle somme fait 25 # - 6 s - d 4. douz e de Burins a 4. Chelins la douz e fait la somme 17 # - 12 s 42 # - 18 s Si mais petis Services vous Sont utile, voici mon Adresse M r Vivares Prints Shop at the Golden Head in New port Street, near Long-Acre London Archives Nationales Paris 219 AP. Wille bedankte sich für die Sendung am 18. November 1763 ( Journal I, 236).

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Brief 138

138 An Johann Martin Usteri Paris, 23. September 1763 Hochzuehrender Herr und schäzbarster freund Den Wechsel welchen Sie mir gütigst in Ihrem Briefe vom 20 August gesandt, und sich auf 283 # 16 sols belief habe ich gleich vom He Kornmann bezahlt gekriegt und ich dancke von herzen dafür. Ich bin aber so streng Sie an zween kleine ältere artikel zu erinnern welche Sie werden vergessen haben. Der erste ist bey mir den 15. februar aufgeschrieben. Es waren die landschaften von Poussin und andere und He Fremin hat sie Ihnen überbracht. Er beläuft sich auf 59 #. Der zweite sind die kupferstiche welche Ihnen der He General von Lochmann mitgebracht hat und welche ich den 20. April aufgezeichnet habe Dieser ist 96 # Zusammen 155 # . Ich bitte Sie um Verzeihung daß ich Ihnen dieses so melde aber Sie werden es doch nicht übel von Ihrem freunde aufnehmen. Es kan aber stehen bleiben biß etwas mehreres dazu gekommen ist. Sie haben mich gefraget wie He Casanova seine gemälde verkauffe? unter 25 Louisdor das paar ist nichts zu hoffen, das weiß ich genau. Ich habe aber würklich ein paar stücke von diesem Meister bey mir welche nach Deutschland bestimmet sind, ohngefehr 2 1/2 fuß breit und 1 1/2 fuß höh (ich sage ungefehr weil ich augenblicklich meinen Maaßstab nicht finden kan) und wann Sie diese haben wollen: so kan ich Ihnen noch oben drauf 7 louisdor ersparen: dann ich habe ihm nur 18 Louisdor gegeben weil ich ihm sagte daß sie vor mich selber seyn solten und unter künstlern müste man gelinde verfahren. Er verbott mir aber sehr es niemandem zu sagen, auch weiß es kein Mensch und ich bitte Sie sehr es auch nicht zu gestehen dann um diesen Preiß werde ich weiter nichts von ihm bekommen, und ich muß so etwas erdenken ihm zu sagen wann er erfähret daß ich sie nicht mehr habe. Diese stücke sind auch in vergoldeten oder glatten rahmen welche er mir oben drein lassen muste. Ich hatte immer vernachlässiget nach Deutschland von diesem stücke nachricht zu geben und nun schicket es sich, daß es Ihnen vielleicht lieb ist: dann der freunde, welcher mich deßwegen ersuchet hatte, bin lange solche Verbindlichkeiten nicht schuldig als Ihnen wehrtester freund. Deßwegen belieben sie mir balde wieder zu schreiben, auch mir zu sagen ob ich sie alsdann in einen Verschlag thun und auf den Postwagen über Strasburg an Sie senden soll, oder wie Sie es haben wollen. Das eine stück stellet ein lager vor. Forne bey den Zelten sizt ein Weib mit einem Kinde, neben ihr ligt ein Husar und andere stehen umher, neben stehen einige beladene Pferde und ein Husar sizet zu pferde so wie noch ein reuter. Etwas weiter sizen noch kriegesknechte und wo die Zelter in die entfernung gehen da sind noch andere kriger. Das zweite stellet eine Schlacht zwischen Husaren und reutern vor. Forne lincker hand lieget ein kirißreuter mit seinem weisen Pferde welche gestürzet sind.

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rechter hand im Vorgrunde ist ein Kanonenfeuer, in der Mitte aber gehet es heftig zu, alles ist in zorn und bewegung. Diese stücke sind brav und sehr feurig gemacht, so wie es diese art Mahlerey erfodert. Sie sind gut gezeichnet und kräftig und warm in der färbe. Kurz es sind wohlgemachte stücke und kein iezt lebender wird es Casanova zuvor thun. Daß zu dem Bocace noch neue stücke sollen verfertiget worden seyn, das glauben Sie nicht. Die Unternehmer dieses Werkes haben ia schulden wegen die Stadt verlassen. Vielleicht aber haben Sie von den Contes de la fontaine gehöret welches ein ganz anderes Werck ist, und recht schön. Ich habe es etliche mahle verschicket; ich weiß nicht recht mehr ob ich es 84 # oder 88 # livers bezahlt habe. Ich werde zusehen die holzschnitte der fabeln des fontaine zu kriegen, auch die andern sachen. Aber desseins zu offen sind keine heraus das weis ich wohl. Ich habe mir bißher alle mühe gegeben eine dritte unterschreibung bey iemand aufzutreiben, aber vergebens. Was wollen doch die abgekürzten worte sagen? welche zu Verziehrung auf Porcellan dinnen können: so ersuche ich sie mir vor den Wehrt C eines NR71 anzuschaffen. Ich kann es wahrhaftig nicht errathen! aber ich habe die Ehre mit möglichster hochachtung beständig zu seyn Meines hochzuehrenden herrn und schazbaren freundes unterthänigster freund und diener Wille Paris den 23 7br 1763 (Am linken Rand): Meinem edlen freunde Ihrem Herrn Bruder Taußend Komplimente! ich hätte ihm gar gerne schreiben wollen aber 100 geschäfte verhindern mich beständig, doch nun kommen leyder die langen Abende. Man hat mich lezthin versichert daß die Stadt Zürich auch ducaten schlage welches ich nie gehöret hatte, und da ich eine kleine ducaten Sammlung angefangen habe: so ersuche ich Sie sehr einen vor mich zuwählen welcher aber gar im geringsten nicht verschlissen wäre: dann es kommt mir auf das schöne reine gepräge mehr als auf die Materie an. Sie würden mir schäzbarer freund einen gefallen thun und mir den wehrt dann abziehen. Sie dörften ihn nur in einen Brief unter das Siegel thun, dann so habe ich verschiedene nach und nach aus deutschland gekriegt. Noch gestern kriegte ich so einen sächsischen Vicariatsducaten von 1741 welcher mich sehr freuet dann diese sind rar. Auf der einen seite sizet der heutige König mit dem Degen in der hand zu Pferde, auf der andern stehet der leer keyßerliche Thron Handschrift

aus den Beständen

der Zentralbibliothek

Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59.

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Brief 138

139 An Johann Martin Usteri Paris, 7. November 1763 Paris den 7. 9ber 1763 Hochgeehrtester Herr und wehrtester freund Das prächtige Werk welches H. Crozat in zween Bänden heraus gegeben hatte, war unbeschreiblich rar geworden weil er nur 600 Exempläre hatte drucken lassen, und seitdem war es nie wieder gedrucket worden, ia wenig Leute wüsten wo so gar die Platte hingekommen waren. He Basan nur hat sie endlich an sich gebracht und leget sie von neuem auf. Es sind die Original Platten und in unvergleichlichem Zustande. Er hat nur einige Platten von neuem müssen stechen lassen welche aber nicht die gemälde sondern nur Vorstellungen einiger Zeichnungen sind, weil die ersten Platten, die von Holz waren, gespalten oder sonst verdorben waren; iezt sind diese aber auf Kupfer nach der neuen arth die Zeichnungen vorzustellen. Dieses ist die einzige Veränderung welche dabey vorgegangen ist. aber es ist nichts bey allem gesparet und es ist dieses werk der mühe wehrt das man es besize. Die heilige familie des Raphaels welche sich darin befindet ist nicht von Edelink sondern vom berühmten Frey gestochen. Dieses Werk wird künftige woche erscheinen. Die zween Theile kosten uneingebunden wann sie auf großes papier sind, 192 #. sind sie aber auf kleiner Papier so kosten sie 160 #. H. Basan hatte sie verflossenen Sommer der Welt wohlfeiler angebothen, aber er hat es durch eine gedruckte nachricht wiederruffen und die Preise sind wie ich iezt gemeldet habe. Wann Sie es nun haben wollen: so belieben Sie es mir bald zu melden damit ich ein gutes Exemplar im anfange der erscheinung wählen kan, belieben Sie mir auch zu sagen ob ich es einbünden lassen soll, oder ob Sie sie in Blättern nur haben und bey Ihnen wollen einbünden lassen. Das Werk welches das Cabinet des H. d'Aguilles vorstellet ist nicht so schön gestochen als obiges; aber es ist doch mehrentheils nach sehr herrlichen gemälden. Auf großes Papier kostet es 90 # auf kleineres 72 # alles aber uneingebunden. Die beyden Bände des H. Basans Werck sind ein allerley nach verschiedenen guten Meistern und es ist eben daher sehr zeitvertreiblich und anmuthig weil die stücke sehr verschieden sind; es ist aber doch zu haben und kan in einen kupfercabinete seinen plaz behaupten. Es kostet ieder Band 100 # uneingebunden. - diese beyden lezten sind am Tage und ich habe sie schon etliche mahle an gute freunde verschicken müssen welche kupferkabinete haben und welche iezt auf den Crozat warten. Belieben Sie auf dieses alles Ihre befehle zu ertheilen. Es wird sie mit gröstem vergnügen verrichten der welcher die Ehre hat mit aller hochachtung zu seyn

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Meines hochzuehrenden Herrn und schäzbaren freundes unterthänigster Diener Wille Ich bitte meine vielfältige Empfehlung an den Hen Bruder und andere gute freunde! Die Ducaten der 13 Cantone, von iedem einen, möchte ich gar gerne haben; aber sie müsten, so alt sie auch wären, doch ohne den geringsten schaden und wie ganz neu seyn, weil die welche ich schon besize alle so sind. Daher wird es wohl nicht möglich seyn daß ich sie alle auf einmahl kriegen kan. Belieben sie mir nur alßo zu senden das, was iezt aufzutreiben ist, und so, nach und nach wie sie sich finden von der güte wie ich sie wünschete. und belieben mir allemahle zu melden was ieder kostet damit ich es in rechnung bringe. Gewiss es wäre mir recht lieb sie alle mit der Zeit zu kriegen: dann es scheinet mir was rares zu seyn weil ich gar nicht einmahl wüste daß daß {sie) ieder Kanton dergleichen geschlagen hätte. Einen Genfer werde ich aber durch einen hißigen freund kriegen. Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59.

Vgl. Journal /, 236. 140 An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, 10. November 1763 Mein Herr Baron! Ich hoffe Sie werden mein Verfahren nicht mißbilligen welches in der kühnheit bestehet Ihnen zween meiner wehrten freunde zu empfehlen welche die Ehre haben werden Ihnen dieses zu überreichen nehmlich He. Strahlborn und He. Bacherach aus Petersburg. He. Strahlborn so wie sein würdiger reisegefährte sind Liebhaber der Künste, und da Sie mein Herr Baron nicht allein ein schönes Kabinet besizen, sondern auch ein Vergnügen an Männern haben welche einigen geschmack besizen: so hoffe ich daß Sie Ihnen den Zutrit nicht abschlagen werden. Sie werden mich durch Ihre gütigkeit gegen meine freunde höchstens verbündlich machen und ich werde es betrachten als ob es mir selber wiederfahren wäre! Ich habe die Ehre gehabt Ihnen vor einiger Zeit zu antworten So wie dem Herrn Baron von Kessel welchen ich über Leipzig eine rolle kupferstiche zugesandt habe, in welcher ein paar stüke wären welche Sie auch nun werden erhalten haben. Ich habe die Ehre mit der grösten Hochachtung beständig zu seyn Meines Herrn Barons unterthänigster diener Wille Paris den 10 9ber 1763

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Brief 140

Handschrift aus den Beständen der hessischen Landesbibliothek Wiesbaden. Signatur: Nr. 253. Vgl. Journal I, 236. Der Kaufmann Bacherach hatte sich auf Willes Empfehlung von Greuze porträtieren lassen. Am 16. März 1763 hatte Christian Ludwig von Hagedorn Wille folgende Zeilen über einen unbekannten Vermittler zugeschickt (Archives Nationales Paris 219 AP): Von Christian Ludwig von Hagedorn o. 0., 16. März 1763 »En écrivant à Paris, je vous prie, Monsieur, de faire mille amitiés de ma part à M. Wille à qui je dois une réponse, pendant qu'il paroit qu'il n'ait point reçu ma lettre par laquelle je l'avertissais qu'il trouveroit un exemplaires des Poésies de mon frère chez le Sr. Cavelier, Libraire. M. Wille cherchant des desseins de M. Thiele, en trouvera plus facilement par la voie de M. Dieterich, qui a fait la taxe des tableaux d'estampes que feu M. Thiele a laissés que par la mienne. La veuve Thiele étant fort difficile et assez singulière, de sorte que je n'aurois qu'à déclarer mon choix, pour la déterminer à mettre les morceaux choisis à part, s'imaginant peut-être que ce seroient des pièces à conserver ou à mettre à un plus haut prix. Je prie M. Wille de choisir de bonnes Epreuves et dignes de son burin, lorsqu'il vous envoyera les Estampes qui lui manquent: et il apprendra par la voie de notre ami Weisse, ce que c'est que l'ami de l'homme et l'amateur pour lequel je m'intéresse. Je lui dirai en attendant que M. Hiller est tout au moins pour moi, ce que M. Eberts à Paris est à son égard. C'est à dire le meilleur ami de Hagedorn ce 16 mars 1763» Deutsche Zusammenfassung: Schulde einen Brief, aber ein anderer Brief Hagedorns an Wille sei offenbar verloren gegangen. Ein Exemplar der Gedichte Friedrich Hagedorns für Wille befinde sich beim Buchhändler Cavelier. Die von Wille gewünschten Zeichnungen Thieles könne dieser am bestem über Dietrich erhalten. Über Weisse, Hiller, Eberts.

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Von Christian Wilhelm Ernst Dietrich Dresden, 18. Dezember 1763

Hochedler Wehrdt Geschätzder Herr Wille Glaube daß Ew. Hochedlen die durch hn Wincklern spetirte 2 Küsten wohl Wehrden Erhalden haben. Nur hir ist Eine neue Nohtt undt hatt der Höchste Gott Saxen in Großen schrecken gesetzt da unßer hofinung fohlle Curfürst den 17 die nacht ist verschühten. ich bin selbst Altrirt. Der Herr Ober Küchen Meister Parohn von Cässel ist das rolgen so Sie an Ihm gesandt richtig Eingehändigt wohrden. Er hatte Eine Große freide. Liß mich zu sich bitten gab mir daß so sehr schöne Blatt von Sie nach Schalken, ich bitte nur wie ich es Contentiren wehrde. der Herr P. von Cässel ist iezo so ocubirt daß Er mich gebehten ich sohlde seiner Gedenken an seinen Liben herren Wille, und ob Er das Geldt oder an ferneres zahlen solde, an mich oder wo hin. die iezige große Consternation machte Ihm vihl zu dhun. es ist so geschwindt geschehen, ich Kan mich selber noch nicht besinnen, die hoffnung ist auß so hette Wehrden sohllen, doch lebt Gott noch ich bitte sie M e i n e r S c h w a g h e i t zu vergeben sie ist n a c h d e m A s p e c k t hier ein gericht,

die Verändtrung ist groß, iezo sindt gleich die 2 främden auß Paris bei mir

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bekommen 1 rohle mit 6 Bladt von Möns. Zinck Bei Dero nach mir gearbeideden gemählde so das Erste ist so ich nach Paris an Dero gesandt habe, ich habe Eine große Freide drüber. Es ist ein sehr geschückter Mensch, ich Wohlde gerne noch mehr hier schreiben aber es würde zu lange, es wehre an Einen genuch. Vohr mich in mein Cabinet Sie überschütten mich mit Dero güdig Keidt. den H. Strahlborn so mir die rohlle mit den 6 Blatt nebst brif über nebst deßen Combanion habe wihllens selber morgen auf die Gallerie zu führen. Wen solche noch nicht wegen des Kurfürstens Tohtt versigeldt ist. Wen nur nicht der Tohdes Fahl geschehen wehre, so wehre alles guhtt. ich wihl gerne denen herren dinen da solche Dero beKande sindt als wan Sie zu gegen wehren, ich Embfehle mich Dero gewogen heidt bestens Verharre mit Viler achdung Ew. Hochedlen dreuer Diner Dietrich Dresten den 18 Xber 1763 Handschrift aus dem Bestand der sächsischen Landesbibliothek Dresden. Signatur: Mscr. Dresd. App. 1190, Nr. 33. Wille, der am 8. und 14. Januar 1764 lang erhoffte Arbeiten Dietrichs erhalten hatte (Journal I, 245), schrieb an Dietrich am 27. Januar 1764 und bestellte noch andere Gemälde für das Geld, das der Freiherr von Kessel ihm nach Paris zukommen lassen wollte. 9 Blatt (...) nach Schalken] Jeune Joueur d'instrument, nach einem Gemälde von Schlaken, 1763 von Wille gestochen, G. N. de Merz gewidmet (Le Blanc Nr. 57, Nagler Nr. 161 ).

142 An Johann Martin Usteri Paris, 20. Dezember 1763 Hochgeehrtester Herr und schäzbarer freund Die alte Edition des Crozatisches Werckes ist heut zu Tage sehr rar geworden. Ich habe sie wohl 10 mahl seit 10 Jahren kauffen müssen; aber immer theuerer. Die Lezte welche ich vor 2 Jahren kief habe ich beynahe 450 # bezahlet. Die Hl familie von Edelink gestochen, befindet sich in einem andern Werke welches man Le Cabinet du Roi nennet, und welches aus etwa 40 schönen und herrlichen stücken bestehet, und auch bisweillen sich zu kauffen findet. Alle stücke darin sind nach Italiänischen großen Meister welche der König besizet. frey sein stück ist nur eine Copie nach Edelinks seinem, und es ist nie als das beste stück im Cozatischen werke angesehen worden in welchen alle übrige stücke Originale sind. Mich deucht ich hätte Ihnen schon gemeldet daß die Holzschnitte aus den La fontaineschen fabeln nicht Leicht zu kriegen wären, daß man sie mir aber versprochen hätte in den ersten Tagen des nächsten Jahres. Vielleicht ist es weil keine abdrücke gemacht sind. Solte ich sie aber auch alsdann nicht

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Brief 142

bekommen: so wolte ich Ihnen die Kopien davon senden, welche ein sehr geschickter Künster (sie), nicht in holz aber in Kupfer gemacht hat. und welche so schön sind, daß ich sie den holzschnitten weit vorziehe. Belieben Sie mir auf der stelle zu antworten so bald Sie dieses gelesen haben damit ich alsdann Ihnen diese und andere, gleich durch den Postwagen sende, weil ich iezt hier gar keine gelegenheit nach Zürich sehe, ich mache mir das gröste Vergnügen daraus alles nach Ihrem Wohlgefallen zu verrichten. Ich bin Ihnen auch sehr verbunden daß Sie das gute Vertrauen zu mir haben und mir das Vorhaben Ihrer gesellschaft zu entdecken. Gewiß wann ich nicht, aus guten Ursachen, das Porträtstechen seit verschiedenen Jahren niedergelegt hätte, so würde ich mir das gröste Vergnügen machen unseres unsterblichen Hen Hedlinger Porträt in Kupfer zu machen; aber so müssen wir unßere Zuflucht zu andern nehmen. Daullé welcher sonst die besten Porträte nachmachte, ist diesen frühling gestorben. Tardieu ist mit arbeit so überhäuffet daß er nichts annimmt, indem er den König zu fuße in der Arbeit hat, welcher mir war angetragen worden. Es bleibet uns alßo H Chevillet übrig, welcher überdem in meinem hauße wohnet; aber er bittet sich aus erst das gemälde zu sehen ehe er seinen rechten Preiß bestimmen könne: dann es kommt viellmehr auf die Arbeit, als auf die große an indem es seyn könnte daß er sich 1200 # oder 1000 # oder nur 900 # davor bezahlen ließe, nehmlich ein stück in 4 t0 wie mein ehemaliger könig von preußen, welchen ich vor etwa 16 Jahren gemacht habe. Dabey ist es ihm aber unmöglich das stück vor 5 oder 6 Monaten von hier anzufangen. Ein Tittelblat mit figuren von der nehmlichen große verlanget aber ein ieder mit dem ich geredet habe, erst zu sehen: dann das sind hier die künstler schon gewohnet daß sie nichts fodern biß sie erst gesehen haben. Wer will sie es verdünken, sie haben mehr zu thun als sie thun können, und wer von einem guten künstler etwas haben der muß ihm gewiß noch ziehmlich schmeicheln. Aber einen jungen künstler um ein 6 monate arbeit willen aus Paris zu bringen das ist eine ganz vergebliche sache: dann der noch nicht viel verstehet, will nicht aus Paris, weil er noch mehr lernen will (dergleichen wäre auch zum Vorhaben Ihrer gesellschaft untauglich) Die aber wirklich etwas verstehen lachen nur über den Vorschlag: dann sagen sie: wir haben ia nicht von nöthen einen schritt vor die Thüre um der besten arbeit willen zu thun, man bringt sie uns ia ins hauß. Ich habe diese antwort, welche ich zum voraus wüste, von verschiedenen hören müssen. Sie werden nun schäzbarester freund am besten überlegen können was bey der Sache zu thun ist. Kann ich aber sonst in diesem geschäfte dienlich seyn so belieben Sie zu befehlen. Wollen Sie alles hier verfertigen lassen: so müssen Sie einen künstler haben der die Arbeit vertheile, der iedem anvertrauete, mir das, was er fähig wäre wohl zu machen, der die Aufsicht so hätte, daß er iedem seine arbeit corigiren könne, bis sie gut und recht wäre etc. Wann aber die Zeichnungen der Münzen nicht wohl und

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herrlich gezeichnet wären: so wäre die Last noch größer. Ich habe Ihnen alles sehr weitläuffig geschrieben wie Sie sehen damit Sie es genau überdenken könnten. Ich habe die Ehre beständig mit der besten Hochacht zu seyn Meines schäzbaresten freundes unterthänigster Diener Wille (unleserliche

Daten)

Paris den 2 0 X b e r 1763 Ich habe die Ehre Ihnen Vieles Gute zum neuen Jahre zu wünschen so wie Ihren wehrten angehörigen! ingleichen Ihrem herrn Bruder meinem wehrtesten freunde! Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. Vgl. Journal I, 243. Wille antwortete auf die Anfrage J. M. Usteris, ob er für eine Ausgabe der Hedlinger-Medaillen ein Porträt des Schweizer Medailleurs stechen wollte, ablehnend, empfahl aber für diese Arbeit seinen Schwager, den Stecher Juste Chevillet ( 1719-1790). In der Folge, vom Frühling bis zum Sommer 1764, wird der von Wille an den Stecher Noël Le Mire vermittelte Auftrag von Stichen nach einer Hedlinger-Medaille (auf den König von Preußen) ausgeführt und abgewickelt. Ein Hedlinger-Porträt Chevillets wird nicht mehr erwähnt und scheint auch nicht zustande gekommen zu sein. Hingegen finden sich im Katalog der le Mire-Stiche bei Portalis/Ber aldi (II, S. 630, Nr. 21) ein Frédéric II, roi de Prusse, profil dans une médaille. Vgl. dazu Boerlin-Brodbeck, S. 150-151. 6 Le cabinet du Roy] Joseph Antoine Crozat/Pierre-Jean Mariette, Recueil d'estampes d'après les plus beaux tableaux et les plus beaux dessins, qui sont en France dans le cabinet du Roy, dans celui de Mgr le Duc d'Orléans et dans d'autres cabinets, divisé suivant les différentes écoles, avec un abrégé de la vie des peintres et une description historique de chaque tableau, 2 Bde. (Bd. 1 von Crozat/Bd. 2, von Mariette), Imprimerie royale, Paris 1729-1742. 13 La Fontaine fabeln] vgl. Willes Brief an J. M. Usteri vom 29. Januar 1763, Anm. 29 Tardieu ] Jacques-Nicolas Tardieu (1716-1791), Kupferstecher in Paris oder Pierre-François Tardieu ( 1711-1771), Kupferstecher. 36 mein ehemaliger könig von Preußen] wohl Charles Frédéric, Roy de Prusse, Electeur de Brandebourg, né à Berlin le 24 Janvier 1712, nach einem Gemälde von Antoine Pesne, 1757 von Wille gestochen (vgl. Le Blanc Nr. 153, Νagier Nr. 40). Es ist das einzige in 4 to-Porträt Friedrichs II. von Willes Hand.

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Von Johann Joachim Winckelmann Rom, 28. Januar 1764

Erst vorgestern hatte ich das Vergnügen, Herrn Weirotter hier zu sehen, der mir Ihr theures und werthes Geschenk einhändigte, welches mir u m so angenehmer war, da ich schon längst etwas von Ihren unvergleichlichen Werken zu besitzen wünschte. Allein ich kann Ihnen nur Ertzt für G o l d geben; ζ. B. meine Geschichte der Kunst, welche Sie durch Herrn Fueßli erhalten werden, und w o Sie Ihren N a m e n an einer würdigeren Stelle finden, als ehemals, nämlich a m Ende der Vorrede. Ihre drey bewunderaswerthen Blätter, die alles übertreffen, was ich bis zu diesem Augenblicke gesehen, haben nothwendig in

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Brief 143

mir den Wunsch erweckt, alle Ihre andern Werke zu besitzen. Ich werde sie über meinem Schreibtische aufhängen, um sie als die Schöpfungen des Genius meines Freundes beständig vor Augen zu haben. Herr Weirotter hat mir zu gleicher Zeit ein Geschenk mit eigenen Arbeiten gemacht, die ich zu den besten in der Art rechne. Obwohl er in dem ersten Monate seines Aufenthalts in Rom keinen großen Werth auf meine Freundschaft zu legen geschienen hat, vielleicht nach dem Beyspiel der jungen Franzosen, so habe ich ihm gleichwohl bey verschiedenen Gelegenheiten nützlich seyn und ihm meinen guten Willen und meine Achtung beweisen können, wie ich es schon außerhalb der Stadt auf den Landhäusern meines Herrn gethan. Dieser junge Künstler wird seinem Vaterlande Ehre machen. Itzo habe ich meinen Aufenthalt für immer in Rom befestiget, und der Himmel hat mir mehr als das Nothwendige gewährt, sodaß ich für immer Sachsen und mein Vaterland vergeßen kann; das Verlangen, dieses Land wiederzusehen, ist mir sogar seit dem Tode des seligen Chur-Fürsten gänzlich vergangen. Ich bin nun endlich ganz frei von allen Verpflichtungen gegen den Hof. In der Mitte des vergangenen May bin ich zum Präsidenten der Alterthümer des Pabstes ernannt worden, und S. H. hat es gefallen, sich auf dem Lande, wo ich mich damals aufgehalten, einen Abschnitt aus meinem großen Italienischen Werke vorlesen zu laßen. Herr Mengs, der seinen Entschluß, den er gefaßt, nach England zu gehen, aufgegeben zu haben scheint, arbeitet auf einmal an zwey Plafonds, von denen der kleinere in der Kammer der Königin-Mutter die Aurora vorstellet, aber in einer Art, von der ich nichts sagen kann. Der große Plafond in dem Audienz-Saale wird die Apotheose des Hercules in sechzig Figuren in Lebensgröße vorstellen zusammen mit einigen andern Gegenständen. Er braucht nicht mehr an England zu gedenken, denn er schreibet, daß der König, der sehr gütig gegen ihn ist, ihm versprochen, daß er ihm, nach Beendigung dieser Arbeit, freystellen wird, mit Beybehaltung eines Theiles seiner Pension nach Rom zurück zu gehen, um daselbst für Seine Majestät zu arbeiten. Er hoffet, diese Plafonds binnen einem Jahre zu vollenden, und seine Rückkehr scheinet ihm so gewiß, daß er seine Frau schon hat abreisen laßen. Sie ist bereits vor zwey Monaten in Rom angelangt. In dem ersten Briefe, welchen ich an ihn geschrieben, beklagte ich mich über sein Stillschweigen gegen Sie; wenn er Ihr Geschenk nicht erhalten hat, wird er sehr unruhig darüber seyn. Ich werde Ihnen darüber seine Antwort mittheilen. Ich weiß nicht, ob Sie das kleine Werk gesehen haben, das ich dem Hrn. von Berg gewidmet; es handelt von der Fähigkeit der Empfindung des Schönen in der Kunst und von dem Unterrichte in derselben. Wenn Sie Gelegenheit haben, den Hrn. Grafen Caylus und den Hrn. Abbé Barthélémy zu sehen, so ersuche ich Sie, dieselben von mir zu grüßen: vor

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allen vergeßen Sie nicht, Frau Wille und Ihren Herrn Sohn, den ich künftig einmal in Rom zu sehen hoffe, tausendmal von mir zu grüßen. Winckelmanns Briefe, Bd. 3, Nr. 629. Das Empfehlungsschreiben Willes für Weirotter war gleichzeitig die Antwort auf einen Brief Winckelmanns (Journal I, 232). Am 18. Oktober 1763 vermerkt Wille, er habe dem Maler Weirotter drei Kupferstiche für Winckelmann anvertraut ( vgl. Journal I, 233). Wille antwortete am 18. April 1764 mit einem Brief den er Schlabrendorff anvertraute (Journal I, 253). 5 Geschichte der Kunst] J. J. Winckelmann, Geschichte der Kunst des Alterthums, Dresden 1764. 45 das kleine Werk] J. J. Winckelmann, Abhandlung von der Fähigkeit der Empfindung des Schönen in der Kunst, Dresden 1763.

144 An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, 8. Februar 1764 Paris den 8ten Febr. 1764 Mein Herr Baron und Generaldirector! Nun sind meine oftmaligen Wünsche erfüllet! Ich danke Ihnen von Herzen für die schriftliche Nachricht, mit welcher Sie mich beehret haben! Wem konnte die Generaldirection der Künste und Academie in Sachsen besser anvertrauet werden als Ihnen? und sollten meine Glückwünsche etwas bedeuten: so mache ich sie Ihnen von ganzer Seele als ein Mann, der an dieser Begebenheit den besten Antheil zu nehmen weiß. Diese Wahl machet mir die Weisheit des höchstsei. Churfürsten merkwürdig und der Durchl. Churfürstin schätzbar. Wer würde Ihnen an der Einsicht, an dem gehörigen Eifer und an der Redlichkeit geglichen haben? Eigenschaften, welche bey einem solchen Amte unentbehrlich sind. Welche Ehre und Vortheile müssen dadurch dem Lande Sachsen zu theil werden! Ihre schätzbare Zuschrift läßt mich den ganzen Plan merken, welchen Sie zum Wohl Ihres Staates gemacht haben. Leute von armseliger Einsicht können allein behaupten, daß die Künste nur zur Anmuth und dem Zeitvertreibe da wären. Wir kennen Nationen, bey denen dieses kein Mensch fast mehr zu behaupten sich gelüstet. Machen Sie, mein Herr Baron, daß man in Sachsen, durch Unterstützung Ihres Hofes, diesen Nationen gleiche! Wer wohl säet, pfleget und pflanzet, der darf sich eine gute Ärnte versprechen. Sie erweisen mir, mein Herr Baron, viele Ehre, daß Sie mir eine Professorstelle in meiner Kunst in Sachsen anbieten. Ich erkenne es mit aller Dankbarkeit; aber einem Manne, der Weib und Kinder, eine schon längst errichtete Haushaltung und beständige Geschäfte an einem gewohnten Orte hat, dem kann es keine leichte und gleichgültige Sache seyn, sich zu versetzen. Mit Hrn. Zingg aber hat es eine ganz andere Bewandtniß. Ich habe ihn auf Ihre Befehle gesprochen. Er williget ein nach Sachsen zu gehen; aber erst

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Brief 144

um 2 Jahren. Seine angefangene Arbeiten müssen erst hier fertig seyn; zudem will er hier erst noch ein Paar Stücke machen, in welchen er zu zeigen gedenket, was er wirklich fähig sey zu thun. Herr Zingg ist ein Schweizer und denket männlich. Hier sind ohngefähr die Bedingungen, die er mir gesaget hat. Er verlanget eine jährliche Pension von 3 000 Livres; seine völlige Freiheit zu arbeiten, was ihm wohlgefalle, oder wann der Hof etwas verfertigen ließe, daß es ihm bezahlt werde, auch daß nichts von ihm verlangt würde, wofür er sich nicht ausgäbe; freie Wohnung; die Schüler, welche man ihm anvertrauen würde, haben nichts von ihm zu gewarten als den getreuesten Unterricht, wenn es dazu kommen sollte, daß ihm alles Versprechen vom Hofe bekräftiget würde u.s.w. Künftigen Sommer werden ein paar Landschaften von ihm erscheinen, welche nach seinen eigenen Zeichnungen sind; aus diesen wird man sehen, was er von sich selber fähig ist; denn alle junge Künstler, welche in meine Bekanntschaft gerathen, leite ich zur Natur, da müssen sie zeichnen, oder sie sind meine Freunde nicht, weil sie keine Künstler seyn wollen. Herr Weirotter ist ein Tiroler, ein biegsamer Geist. Er ist eigentlich ein Maler, der aber, als er hierher kam, nichts nach der Natur studirt hatte; ich führte ihn deswegen auf das Feld und predigte ihm viel vor, wie er die Natur betrachten müsse. Kein Mensch hat je geschwindere Begriffe gezeiget. Er ist so fertig im Zeichnen geworden, daß seine Zeichnungen weit leichter als seine Gemälde aussehen. Die ersten Stückchen, welche er radiret hat, hat er in meinem Hause radiret. Er ist diesen Herbst nach Rom gereiset. Er hatte aber die Vorsicht, ehe er dahin gieng, sich einen kleinen Verlag von Platten zu machen, auf welchen meine Adresse stehet, damit, weil er dort nur mahlen und zeichnen will, ich ihm, wenn es drauf ankommt, von dem gelösten Gelde senden kann, wiewohl er vor etwa 2000 Livres bestellte Arbeit in Italien zu machen hat. Vor seiner Abreise hat er mir noch zwey Stückchen auf Kupfer gemahlt, welche, wie in den mehresten seiner radirten Stücke, Baracken und Fischerhütten an breiten Flüssen vorstellen. Also kann ich von diesem nichts melden, ob er nach Sachsen gehen wolle, wegen seiner Abwesenheit. Briefe über die Kunst von und an Christian Ludwig von Hagedorn, hrsg. von T. Baden, Leipzig 1797, S. 346-349. Hagedorn wurde am 2. März 1764 zum Generaldirektor der Akademie ernannt. Vgl. Journal I, 247: »II [C. L. von Hagedorn] me propose de me rendre à Dresde avec une pension et le grade de professeur. Il insiste fortement là-dessus. Il m'a aussi chargé de proposer à Mm. Zingg et Weirotter de m'accompagner et chacun auroit une pension moitié moins forte que la mienne. Mais M. Weirotter est à Rome et M. Zingg m'a dit ses conditions, que j'ay écrites à M. de Hagedorn.«

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Von Gottfried Winckler Leipzig, 10. Februar 1764

Leipzig den 10. Februar 1764 Hochgeehrtester Herr, und schätzbarster Freünd; Ich finde vor mir zwey höchst schätzbare Schreiben von Ihnen zu beantworten, als von 10. et 28 9ber a. p. im ersten recommandiren Sie mir zwey Werthe Freunde, die Hn Strahlborn, und Bacharach von St Petersburg, mit diesen Freunden habe eine genaue Freundschafft errichtet, und ich danke Ihnen recht vilmahls, vor die gütige Procuration dero Bekanntschafft, Erstere zumahl war mein Mann, indem er mehr gesetztes hat als der leztere. Ich bedaure das Ihnen nicht genugsam Höfflichkeiten erwiesen hat, als es wohl gewünscht hätte; Sie hatten zuvil Bekanndschafft alhier, und dahero wenn sie täglich zweymahl engagirt, wir haben unsers gemeinschaftlichen Freunds Wohlseyn des Hn J. G. Wille Gesundheit in grosen Gläser, mit einem Vivat begleitet getrunken, und wir wünschen Ihnen, aus dem redlichsten Hertzen recht sehr vil gutes, das versichere ich Sie. Mit meinem Cabinett waren sie beyde vollkommen zufrieden, und sie sagten soviel gutes davon, das einige Tage gantz aufgeblasen davon war, wie der Frosch in der Fabel, doch es hat sich seitdem wieder gegeben, und ich habe mich, von meiner Schwachheit wieder erholt. Ich werde nun auch Ihnen meinen ohnmaßgeblichen Eindruck von denen gesandten Zeichnungen eröfnen, überhaupt aber nur sagen, sie sind sehr schön, und mir höchst angenehm gewesen. Doch wolte nur vorläufig erinnern, von Academischen und (Contes) Zeichnungen, von einzeln Personen nichts zu samlen - Vor mich, ich habe eine grose Menge derselbigen, und daselbst nicht zeichne, so habe zum borgen an junge Mahler genugsam davon. Aber Historische und Landschafften, die bitte noch zu Sammlen, doch auch nur, was wohlfeil ist, weil doch gewis kein Particulier in Sachsen, eine so grose Sammlung hat. Es ist mir lieb, daß Sie noch mit denen 4. Gemählden gewartet haben, ich hoffe dem Descamp 4ten Theil dadurch mit zu bekommen, ingleichen die Bücher, so mir lezthin ausbat, und noch einige Bücher und Kupferstiche, die hier im Verzeichnis mit folgen, ich habe sie in einem guten Journal gefunden so alhier heraus kömt, und Bibliothec der schönen Wissenschaten heißt, Hr Weiße arbeitet daran, wie auch der gelehrte Hr von Hagedorn, dem wir auch alle Kunst Articul darinn zu danken haben; wenn Sie nun diese Sachen werden gütigst vor mich besorgt haben, so schikken Sie mir die Küste schleunig ab, damit meine Sehnsucht (die mit einer schwangeren Frau Sehnsucht kann verglichen werden) gestillt wird. Hr Eberts hat alles richtig besorgt, und unser Rechnung trift richtig ein, wegen des Versehens, haben Sie nicht Ursache sich zu bedanken, es wäre eine strafbahre Handlung von mir, einem Freunde, seine Rechte nicht anzuzeigen, zumahlen da er, zu seinem Schaden war, dieses schwartze Verbrechen, werde

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Brief 145

mir einmahls vorzuwerfen haben. Es wäre mir freylich vorzüglicher, wenn die Zeichnungen bekommen könte, die herr Winckler radirt hat, doch von Ihnen ist mir alles wert. Ich zweifle nicht, daß uns H.Weirotter nach der Italienischen Reise wird vil schönes liefern. Wegen Hr Dietrig seinem Kasten, so zweifle gar nicht, daß er schon längstens in dero Händen seyn werde, wie schon am 29. 9ber Ihnen das absenden berichtet habe, und hoffe das alles wird recht gut überkommen seyn. Mit Hr Dr. Volckmann mag es wohl richtig seyn, daß er in Sachsen bleiben wird, er hat das Fieber in Drestden sonsten wäre er schon alhier wieder, Hr Kreuchhauf, und Hr Richter empfehlen sich bestens, sie sind gott sey dank gesund, die Ursache meines langen Stillschweigens ist aber eine Unpäßlichkeit seit 4. Wochen, die doch aber beynahe völlig vorüber ist, sonsten hätte auch gewis solange nicht unterlassen an Ihnen zu schreiben. Hier folget nun ein kleiner (Auszug) von denen mir angenehmsten Zeichnungen, die Landschafft van der Hagen ist ohnvergleichlich, und gefällt mir sehr wohl. Chaperon et Person sind gut, doch etwas wild, A. Boel, auserordentlich fleisig und schön die Landschafft von Le Clerc und J. Sylvestre sehr schön, und sauber. Die gemahlte Landschaft von Patel excellent, und charmante Figuren dabey die von F. Boucher historisch excellent, und meisterhaft. Cazes charmant, Mettay au Crayon Rouge charmant, Dominiquino sehr meisterhaft, der von Rillement, charmant und mir besonders angenehm. der le Moyne von großer Forçe und Schönheit. Capital ingl. die 5. Bouchardon. Capital Frago gefällt mir gar nicht, Mettay en plusieurs couleurs , excellent und Capital. Reselle, sehr niedlich, und nach meinem Gout, Odazi, sehr brav, ob ihm gleich nicht (kenne), was es vor ein Landsmann ist. Das Portrait von Du Moutier sehr brav und meisterhaft. Montagne recht sehr schön. Parrocel voller Feuer, doch vor mich zu wenig darauf. Carache Capital und schön gezeichnet. Poussin Meyts sehr schön und Capital. Le Clerc. Les Armes de Colbert sehr fleisig und schön. N. Coypel Excellent und gantz Capital. Corneille sehr brav, Moucheron sehr fleisig und excellent. P. de Saer sehr gut und meisterhaft gezeichnet, Dumont le Romain, gantz excellent und so schön, als man nur eine Zeichnung sehen kann extra Capital die andern Pièçen von ihm alle sehr schön und voller Feuer, die de Gheyn sind alle brav gezeichnet. C. Vanloo. Academie, sehr schön und brav gezeichnet. Das Plafond von P. Veronese ist sehr mignon, und schön, die Sindmeyer, in ihrer Art sehr schön und recht fleisig. der lebende Paroçel ist sehr wild, Drevet sehr fleisig und schön, doch merkt man etwas ängstliches dabey. Desfriches ist mir allzeit seine Sachen, sehr brav, und nach meinem gout, sie haben gesezet Négociant, ist er denn ein Kaufmann, das möchte ich gern wissen. Ringli das Gesicht Ezechiels, mit dieser Zeichnung gehet es wunderlich vor ein Jahre schickten Sie mir die nehmliche Zeichnung auch, und ist ein kleiner Unterschied in Figuren, im Vordergrund und erster ist nicht Couleurt, sonsten ist alles einerley der nähme steht auf beyden auch, und beyde sind gut gezeich-

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net. Eben so geht es auch mit der Landschafft von H. Boll, die nehmliche habe vor einigen Jahren aus Holland bekommen, doch ist mir da die Pariser lieber, die de la Rüe descente de croix ist excellent, und gantz Capital, gefällt mir sehr. Hierbey folget nun der Auszug aus dem Buche, darinn nun noch allerhand gefunden habe, so mir noch fehlt, doch überlasse alles dero Einsicht, ob es wohl werth ist zu sammeln, besonders die Contes de la Fontaine in Fol, die Contes du Bocace, en Français und die Cérémonies et coutumes religieuses von Β Picart, da vermuthlich sehr abgenutzt seyen die Platten; die neueste Edition von Dargenville will doch auch nehmen, und alle andern verschriebenen Bücher, die Kupfer möchte auch gerne haben, und besonders die lezten Sachen so in Crayons manière herauskommen, es wird also eine ziemliche Küste wieder voll werden, und ich bitte sie nun bald abzuschicken, wenn sie das schreiben bekommen haben, aber wenn es Ihnen vil Mühe macht, so schicken sie mir es freundschafftlich ab, man muß seinen freünden nicht zu beschwerlich fallen. Wegen des kostbahren Gemähides von G. (Lairesse) bin würklich sehr unschlüsig, so gern als ein Besitzer dieses Schatzes wär, so finde doch auch, das es sehr theüer ist, und man ein Dutzend grose Gemähide davor haben könte; ich kann mich also nicht dazu entschließen und bitte mir dero ohnmaßgebliche gedanken darüber aus. Doch da Hr Winckelmann als ein so großer Kenner der Kunst, es so hoch anpreist, und Sie mir gewis garantiren, das es daß nehmliche Stück ist, so er in dem Buche, der Nachahmung der Griechischen Werke in der Mahlerey und Bildhauerey Pag: 76-80 erwähnt, und sie es vor nicht zu Theüer halten so versuchen Sie ihr Heyl, und erkauffen wir es, ich will lieber mit den andern Kunst Sachen etwas piano gehen, damit nicht auf einmahl meiner Liebhaberey Casse angreiffe. Es könnte mit einem aparten Verschlag, auch in die Küste kommen, diesen Brief fing schon d. 1. Febr. anzuschreiben, alsdann aber hatte seit 4. Wochen eine so heftige Colica daß erst heut Gott sey dank wieder beßer geworden bin; nunmehro aber muß schließen, und mich Ihnen bestens empfehlen, nochmahlen aber ergebenst ersuchen, die viele bemühungen die Ihnen mache nicht übel zu nehmen, sondern nur frey zu befehlen womit Ihnen im Gegentheil dienen kann, ich werde mir allzeit das gröste Vergnügen daraus machen, um Ihnen zeigen zu können, mit was vor Hochachtung und Ergebenheit ich bin und allzeit verbleiben werde; dero gantz ergebenster Diener und teurer Freund Gottfried Winckler Meine Liebste und mein Sohn empfehlen sich Ihnen unbekannterweise vilmahls adieu

Archives Nationales Paris 219 AP. Am 10. November 1763 hatte Wille einen Empfehlungsbrief für Zingg an Winckler (Journal /, 236) geschrieben. In seinem Brief vom 30. November 1764 f Journal I, 239) meldete

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Brief 145

er, er habe Geld von Wincklers Konto bei Eberls abgehoben, er wolle aber die erwünschten Gemälde und Kupferstiche erst nach Veröffentlichung vom vierten Band der Malergeschichte Descamps' schicken. 31 Weiße] Ab 1758 führte C.F. Weiße die 1757 von Nicolai, Mendelssohn und Lessing gegründete Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste (vgl. dazu Schulze Altcappenberg, S. 51). 41 Winckler] vielleicht der Kupferstecher aus Augsburg Benedikt Winkler (1727-1797) oder Johann Christoph Winkler (1701-1770), Kupferstecher in Augsburg 53 Van der Hagen] vielleicht der Landschaftsmaler Joris van der Hagen (um 1615-1669). 54 Chaperon et Person] Nicolas Chapron/Chaperon (16171656), französischer Radierer und Maler; Nikolaus Person (1710 gest.), Kupferstecher und Verleger in Mainz. 54 A. Boel] Vielleicht Abraham Bol (1580-?), holländischer Maler. 55 J. Sylvestre] Jacques-Augustin de Silvestre (1719-1809), Maler und Zeichner in Paris. 59 Rillement] nicht nachweisbar. 61 Frago] vielleicht Honoré Fragonard (1732-1806). 62 Odazi] Malerfamilie aus Rom: Giovanni Odazzi (Odasi/Odazi) (1663-1731); Antonio Odazzi (1673-1707); Nicola Odazzi (1673-1750); Pietro Odazzi ( 1659-1727). 64 D u Moutier] vielleicht der Porträtmaler Charles Dumonstier/Dumoustier/Dumoutier (1782 gest.). 64 Montagne] vielleicht Bartolomeo Montagna (14501523) oder Benedetto Montagna (1481-1558). 68 Corneille] wahrscheinlich Cornelius Vischer (1619-1662). 68 P. de Saer] nicht nachweisbar. 69 D u m o n t le Romain] Jacques Dumont (genannt Le Romain), französischer Historienmaler (17011781). 73 Sindmeyer] nicht nachweisbar. 82 H. Boll] Hans Bol (1534-?), Miniaturmaler und Kupferstecher. 9 6 - 9 7 G. Lairesse] Wahrscheinlich Gérard de Lairesse (16401711). 103 Nachahmung der Griechischen Werke] J. J. Winckelmann, Gedanken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Malerey und Bildhauerkunst, Zweyte vermehrte Auflage, Dresden und Leipzig 1756 (erste Auflage 1755).

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An Johann Martin Usteri Paris, 10. März 1764

Hochzuehrender Herr und rechter freund! Das Porträt des berühmten Hen Hedlingers so wie die Zeichnungen der beyden denckmünzen sind lange ausgeblieben; aber endlich angekommen. Ich habe He Chevillet gleich ersuchet es zu machen und um Preiß und Zeit gefraget. Er verlanget 800 # und will es zu ende dieses Jahres fertig Liffern; er hält sich aber 25 Abdrücke vor sich aus, und begehret, nach dem gebrauche dieses Landes, die hälfte besagter Summe voraus, wan es fertig ist aber erst die andere hälfte. Das Kind das unten am gemälde sizt muß weg. solche sachen Taugen nichts, sie thun dem Porträte welches die hauptsache ist, nur schaden. Die Eule kan Bleiben wann Sie es vor gut befinden. Ich werde die genaueste Aufschrift bey diesem Porträte thragen Theils weil Sie mein wehrtester freund sind, Theils weil es einen Künstler vorstellet für welchen ich die gröseste Hochacht hege und Theils weil He Chevillet mir sehr willig folget. Was die zwoo Münzen anbelanget: so habe ich selbige auch einem sehr geschickten Kupferstecher schon übergeben. Er wolte vor die 4 seiten durchaus 120 # haben, doch endlich hat er meinet wegen die Sache um 96 # eingegangen, welche ich ihm versprochen ghabe, und in etwa 6 wochen sollen diese fertig seyn. Ich will alsdann Laut Ihres Begehrens 500 abdrücke ziehen

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April 1764

Lassen auf schönes Papier und Sie Ihnen zusenden. Soll aber die Platte zum fernem drucke hier bleiben so belieben Sie es mir zu melden. Dann ich denke daß doch alle Platten welche dieses Werck angehen hier gedruckt werden sollen, weil man hier beßer druket wird als irgend an einem orte. Schreiben Sie mir nur beständig alles genau damit bey diesem geschäfte kein fehler begangen werde, wovon ich selber kein Liebhaber bin, und welches ich meinerseits auch so viel verhindern werde als mir möglich ist. Das Porträt hat 3 # 12 fuhrlohn gekostet welches zum alten geschrieben habe so wie 9 # Vor den nachstiche der Lafontainischen Holzschnitte zu welchen ich noch andere Blumen gefüget hatte, welche Sie längstens gerollet, von He Fremin müssen erhalten haben, an welchen ich sie hatte abgeben lassen. Wann Sie ferner dergleichen Blumen oder andere kleinigkeiten von nöthen haben, so belieben Sie zu befehlen, ich merke iezt wo sie dienen sollen. Ich habe schon verschiedenemahle all mögliche arten Ziehraten, auch mit kleinen figuren nach Sachsen senden müssen, welche auf der Porcellanfabric zu Meissen dienen müssen. Ich habe iezt einen Crozat, nehmlich eine alte Ediction im handel; ich bin aber noch nicht zurechte damit, so bald ich sie werde erkauffet haben, werde ich sie Ihnen senden. Ich bin beständig zu Ihren diensten und habe die Ehre mit aller hochachtung beständig zu seyn Meines Hochzuehrenden Herrn und schäzbaren freundes unterthänigster Diener Wille Paris den 10 Merz 1764 Handschrift aus den Beständen Vgl. Journal I, 249.

der Zentralbibliothek

Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59.

147 An Johann Martin Vsteri o. O., o. D. (Paris, den 15. April 1764) Hochzuehrender Herr und wehrtester freund Hier sind die beiden Münzen welche H. Le Mire gestochen hat. Auch ist hier seine Quittung von 96 # welche ich ihm bezehlet habe. Ich eile mich Ihnen diese Arbeit zu senden damit sie sehen ob es so wehrt ist, wenigstens haben wir uns nach Ihrer Vorschrift gerichtet, die Platte ist die große Ihres Maaßes, und die Münzen sind genau dahin gesezet wo die kreiße darauf waren. Ich kan aber diese Platte nicht drucken Lassen bis eines gehoben ist welches ein Irrthum scheinet. In einem Ihrer Briefe stehet ich soll 500 drucke ziehen lassen, im andern stehet es sollen 200 auf holl. Papier seyn? welches von beyden ist recht? und muß es durchaus holländisch Papier seyn welches mehr als das doppelte theurer ist als unser gemeines französisches druckpa-

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Brief 147

pier, doch wie sie es haben wollen. Es ist wahr auf eine solche große Platte können 4 bis 6 Münzen kommen, wie es sich schicken will wegen ihrer große; aber der Preiß der Arbeit wird sich auf die Arbeit und nicht auf die große der Platte beziehen. Dann eine Münze sey etwas größer oder kleiner es wird wohl im Preise keinen unterschied machen weil es immer die nehmliche Mühe kostet; doch wird das Handelt mit dem Künstler erlaubet seyn. Nur muß man ihn nicht dadurch verdrießlich machen, sonst kommt nichts heraus. Schreiben Sie mir übrigens alles genau damit Sie keine Verdrießlichkeit haben von welcher ich auch im geringsten kein Liebhaber, und so wird es mit andern ehrlichen leuten auch beschlossen seyn. Wann die Platte gedrucket und ich Ihnen die Abdrücke senden werde alsdann werde ich Ihnen die verlangten sachen mitsenden. Ein andermahl mehr. Ich habe die Ehre mit aller hochacht zu seyn Meines hochzuehrenden Herrn und wehrtesten freundes unterthänigster diener Wille Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur Ms. V 309. Zu Datierung, vgl. Journal I, 252 (15. April 1764): »Le 15. Répondu à M. Usteri. envoye dans la lettre les deux médailles gravées avec les dessins du roi de Prusse quittance de M. Le Mire, de quatre-vingt-seize Livres, pour ce travail, ce que j'ai

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59. Je lui et la payé«.

Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 29. April 1764

Monsieur cher bon ami et triple Confrère. vous trouveré au Carosse rue pavée une petite Caisse avec le Tableau de Verkolie dont Je vous avois parlé, J'espère que cela deviendra une Estampe très piquante du moins cela m'a paru très propre a Cela, c'est a vous a décider, Si vous le trouvez bien vous pouvez en disposer a votre aise pendant Six mois, c'est un maitre peu connu a Paris, il y a de lui des Estampes en manière noire qui ne vous ont Sûrement point Echapés. vous trouveré Sa vie au Tome quatrième de mon livre, ce tableau appartient a M r Marie notre ancien maire de ville, et Son fils va Se promener a Paris pendant quelques Semaines avec un Conseiller au Parlement Son Parent, ils Sont tous deux amateurs de vos ouvrages, et mes amis, ils auront l'honneur de vous aller voir, pour vous d'abord et pour les Tableaux de M r Diederyc, et les Beaux ouvrages de notre ami M r Greuze, Surtout votre Portrait. La Caisse arrivera lundy a midy a Paris, vous pouvez la faire prendre, le tableau est Sûrement arrangé, dessus est un morceau de crayon noir d'Espagne pour notre bon ami l'Espion de M r le Senne, et qui cherche Chez les R. P. Chartreux a apprendre a bien faire comme cet habille maitre, quand vous aurez vu le tableau faite

April/Mai

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moi le plaisir de me mander si c'est votre affaire, on attend avec Impatience votre belle Estampe d'après M r dideric, J'ay dit ici que c'est une assemblée de petit maîtres du Vieux tems. Je Suis arrivé ici dans la meillieure Santé, J'ai trouvé toute ma famille bien portante, le lendemain les Elèves de mon attelier au nombre de trente Sont venus me faire un Compliment asséz bien fait par un d'Eux qui a de l'Esprit et bien fait des Etudes, Sa vivacité lui a fait manqué de Parole, Je lui ay dit Comme henry quatre, reprenez haleine, les normands manquent Souvent de Parole, mais Je ne manqueré pas la mienne qui Sera de vous Etre utile autant que Je le pourrai. Je reviens aux remerciements que Je vous dois et a Madame Wille a qui Je présente mes très humble respects, J'ai toujours recû les memes marques d'amitié, aussi personne ne vous aime, et ne vous honnore autant que moy, et parce que vous valez pour vos talens et bien autant parce que vous valez par le Cœur etc. J'embrasse de bon Cœur notre ami et notre Confrère M r votre fils ainé, ainsi que M r le Chevalier houzard Constructeur de lanternes magiques. Je vous prie de faire mes Compliments a M r et a Mde Chevillet. recevez pour vous et pour Madame les Compliments de ma famille, accordé moy l'un et l'autre toujours un peu de part dans votre amitié et Soyez assurez du retour Sincère de ma part et de l'amitié, et de la reconnoissance avec la qu'elle J'ay l'honneur d'Etre. Monsieur et digne ami. votre Très humble et très obéissant Serviteur Descamps bien des Compliments Je vous prie a M r et a Madme Greuze Rouen ce 29 avril 1764. Archives Nationales Paris 219 AP. 3 Verkolie] Am 11. Mai 1764 schrieb Wille an Descamps, das Gemälde von Verkolie sei nicht schön genug, um gestochen zu werden (Journal I, 255). 8 Tome quatrième de mon livre] Jean-Baptiste Descamps, La vie des peintres flamands, allemands et hollandois, avec des portraits gravés en taille douce, Bd. 4, Paris 1763. 13 Greuze] Wittes Porträt durch Jean-Baptiste Greuze, 1763, Oel, Paris: Musée Jacquemart-André. 19 Estampe d'après Mr dideric] Les musiciens ambulants (Die wandernden Musikanten), nach einem Gemälde von C. W.E. Dietrich, 1764 von Wille gestochen, dem Kurfürsten Friedrich August von Sachsen gewidmet (Le Blanc Nr. 52, Ν agier Nr. 156).

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Von Peter Als o. O., o. D. {April/Mai

1764)

M r Wille P.S. Autant qu'il va mal avec moi ici, autant il va bien pour notre Ami Winkelman à Rome. Sans avoir fait le moindre suplication on lui a fait

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Brief 149

President des antiquitets de Rome en place du feu Abate Venuti. Da hat ehr wie ehr selber schreibt 160 Scudi ohne arbeit. Weiter hat ehr expectantz auf das Secretariat in Vaticano so ihm 192 eintragen wird, und en attendant hat ehr eine außerordentliche Pension bekomen bis vacance wird, von 50 Scudi des Jahres welche ehr nach dehm auch behalten wird. Ferner sagt ehr, komt mir die aufsieht über das jetzt gebaute Museum antiquitete profanarum in der Vatican zu, alwo ich auch 10 Scudi des Monats bekomen wird: Ich nenne nicht, sagt ehr, die übrigen Vortheile als freie wohnung, den freien gebrauch einer grossen Bibliotheque etc: Hier habe ich alles, sagt unseren lieben Winkelman ohne arbeit anderwärts soll man sich zu Tote arbeiten; dieses ist ein Land der Menschlichkeit. Il me prie en autre de vous saluer et tous les amis de lui. Il y a environ 8 jours que cette lettre de lui m'est venu de Rome datée du 22 du May. S'il ne va pas pour moi come je le veut, je pense d'aller a Londres au Printems qui vient s'il ne Si ofre point quelques autres bonne ocasion. Ce que je preten obtenir ici c'est la pension du feu Tuscher qui etoit de Milles Ecus Dannois par ans et ouvrage paié, cette Place a été vacante depuis sa mort c'est à cette heure plus de 8 ou 10 ans. Si je puis avoir cela ailleurs je l'acepterai pour si peu d'années qu'on veut, mais il falloit alors me paier le voiage, aussi bien que le retour. Il y a ici un Peintre d'Emaille et de Mignature nomé Brecheisen qui étoit fait peintre de la Cour aussi, ou il a reste en cette qualité 5 ou 6 ans, il a eu 300 Ecus par ans; mais à cette heure il a pris sa demission et veut s'en aller pareeque il ne peut pas vivre de cette pension et on ne sait rien faire par lui. Ce Msr Brecheisen, m'a salué de la part de Msr Ditrich avec qui il est en corespondance. Msr. Ditrich m'a fait souvent saluer et je vai lui écrire dans peu, aussitôt que je saurai quel sera mon sort ici. Adieu. Monsr. Mengs n'est pas content en Espagne on croit qu'il fera demande de venir en Angleterre, Sa femme a été malade à mourir, et il ne se porte pas bien non plus ce qui est peut être la cause pourquoi qu'il n'est pas content de Madrid. C'est Winkelman qui m'écrit cela. Msr. Schmidt est deja retourné de Petersbourg à Berlin, il vend le Portrait qu'il a gravé du feu Imperatrice Elisabet 5 (spe) Ducats la pièce, et les autres qu'il a fait, a 1 Ducat la pièce. (Von Willes Hand): de AT Als peintre a Copenhague

Archives Nationales

Paris 219 AP.

Der Brief entstand vermutlich Ende April, Anfang Mai 1764. Am 21. April 1764 schreibt Wille, er habe einen Brief von Als erhalten (Journal I, 253). Es ist der erste Hinweis auf P. Als nach dessen Weggang von Paris im Oktober 1762. 4 Winckelmann] Im Juni 1763 schrieb Winckelmann an den Dresdner Verleger Walther: »Der Pomp unter meinem Namen ist folgendergestalt zu ändern: Präsident der Althertümer in Rom, und scrittore der Vaticanischen Bibliothec.« (Winckelmanns Briefe, Bd. 2, S. 324). 31 Mengs] A. R. Mengs hielt sich zwischen 1761 und 1768 in Spanien auf.

Juni 1764

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150 Von Ludwig Friedrich Wilhelm Freiherrn von Schlabrendorff Marseille, 31. Mai 1764 Marseille le 31 Mai 1764 Monsieur, Je ne saurais quitter la France sans Vous exprimer ma reconoissance pour les bontés que Vous avez eu pour moi à Paris et le regret que j'ai de me voir privé pour toujours peut-être ou du moins pour bien du tems de Votre agréable comerce. Lorsqu'un grand artiste joint à de rares talents les qualités du cœur, la politesse, l'urbanité des mœurs, on doit deja préférer sa compagnie à toute autre; que n'est ce lorsqu'il nous témoigne encore de l'amitié! J'ose me flatter, Monsieur, davoir quelque part à la Vôtre, et je Vous assurerais certainement que j'en conois tout le prix, si les amitiés avoient des prix. Mais come elles tienent le premier rang parmi les choses qui constituent notre félicité, je les crois aussi inestimables que cette félicité même. Quant à moi, je ne serai jamais plus heureux que lorsque je pourrai Vous prouver toute l'étendue et la sincérité de l'attachement avec lequel j'ai l'honeur d'être, Monsieur Votre très humble et très obéissant serviteur Schlabrendorff P. S. M. Balechou m'a chargé Monsieur, de Vous faire ses complimens. Je n'ai eu qu'à Vous nommer pour en être tres bien reçu et il m'a promis de Vous envoyer pour moi et toutes les nouvelles pièces qu'il donnera encore, et des epreuves retouchées de ses anciennes tempetes de Vernet devenues si rares. J'ose Vous suplier, Monsieur, de Vouloir bien approuver cet arrangement. M. de Kloeber et moi, nous prions Mesdames Wille et Huber d'agréer l'assurance de nos devoirs et M rs Huber, Demachy et Bitaubé celle de la plus parfaite estime et affection amicale. Archives Nationales Paris 219 AP. Im April 1764 hatte Wille dem Freiherrn von Schlabrendorff, der über Paris nach reiste, einen Empfehlungsbrief an Winckelmann gegeben ( Journal I, 252).

Italien

151 An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, 11. Juni 1764 Paris den 11 Junius 1764 Mein Herr Generaldirektor! Nachdem ich die genädigste Erlaubniß durch Ihre emsige Vermittelung von Seiner kuhrfürstlichen Durchlaucht erhalten hatte derselben meine Arbeit zuzueignen, so habe ich alles mit Lust und Eyfer vollzogen was dieses geschäfte angehet. Meine Platte schwizet nun unter der Presse. Kein abdruck

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Brief 151

ist noch in keines Menschen hände. Es ist billig daß die ersten die in der Welt erscheinen Seiner kuhrfürstlichen Durchlaucht überreichet werden. Ich habe daher einen Abdruck in eine verguldete Rahme unter ein Spiegelglas gesezet, welcher vor Seine kuhrfürstliche Durchlaucht ist. Bey diesem eingefasseten stücke Liegen noch 12 Abdrucke welche an Ihre Königliche Hoheit die kuhrfürstin frau Mutter und kurfürstliche familie von seiner kuhrfürstlichen Durchlaucht nach genädigem Belieben auszutheilen sind. Ferner sind dabey 4 Abdrücke vor Sie Mein Herr Generaldirektor welche ich Sie sehr bitte anzunehmen! Dann sind 4 stücke vor den Herrn hofmaler Dietrich dabey. 1 stück vor den Herrn Oberküchenmeister von Kessel 1 Stück vor den Hn direktor Hutin 1 stück vor Hen Lipert, welcher das kurfürstliche Wappen gezeichnet hatte. Und 1 vor Hn Krubsasius. Die Nahmen derer für welche sie gehören stehen außer auf den 12 erstem, auf allen stücken unten angeschrieben. Alle zusammen aber liegen in einem Blätterbande mit Seidenpapier durchleget, damit, weil die Drukung noch was frisch ist, keine beschädiget werde. Ich habe dieses alles in einem kästen wohl verwahren Lassen, und Sie werden den Kasten durch Hen Winkler von Leipzig aus erhalten. Es war mir so bequeme ihn über Leipzig zu schicken, weil ich ihn auf diese weise auf meine Unkosten fortkriegen kan. dann es wäre ein unverzeihbares Verbrechen, nach meiner art zu denken, wann Sie noch bey aller Mühe, welche Sie dabey haben werden, Unkosten drauf haben solten. Aber Mein Herr Generaldirektor ich bitte Sie sehr, nachdem Sie nun meine Arbeit Seiner kuhrfürstlichen Durchlaucht werden überreichet haben und aller Mühe dieses geschäftes überhoben sind, mir gütigst zu melden welchen eindruck es gemacht habe. Ich besize eitelkeit genung um zu wünschen daß es wohl aufgenommen worden wäre! aber Ihre eigene Meinung über meine Arbeit solte mich ungemein erfreuen. Ich habe 18 monathe an diesem werke zugebracht Zeit genung fehler zu begehen! was mich aber aufrecht gehalten, was mir geschmeichelt hat, ist daß ich es als ein deutscher nach einem deutschen Mahler gemacht und noch dazu die Erlaubniß hatte es einem deutschen fürsten zu wiedmen dessen hohe Vorfahren von alters her geschmak an den künsten gefunden und die künstler mächtig beschüzet haben, und ich schäze mich glücklich daß ich vielleicht der erste bin welcher ein stück an seine kuhrfürstliche durchlaucht dediciret hat. Welchen merkwürdigen Nahmen kan sich dieser hoffnungsvolle fürst durch beschüzung der Künste bey dieser und der künftigen Welt nicht machen! Wie sehr bin ich ofte gerühret wann ich in der Geschichte Lese was dieser oder iener fürst vor die künste That, der nicht mehr Lebet; aber beständig in dem angedenken der Menschen Lebet! und kommet es nicht auf das Wollen eines fürsten an auf eine so erhabene weise ewig zu leben? Weil ich noch im Zweiffei bin ob es erlaubet sey wegen meiner Zueigenung selber an seine kuhrfürstliche Durchlaucht zu schreiben: so habe ich es nicht gethan; aber ich bitte Sie Mein Herr Generaldirektor

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meiner Unwissenheit, in diesem falle, zu hülffe zu kommen und alles so zu schlichten wie es am besten und schicklichsten ist. Dann ich wolte nicht gerne eines fehlers beschuldiget werden. Es Thut mir Leyd daß ich nicht einen abdruck vor den guten Hn Boecius beygeleget habe, welcher so viel in dem bößen kriege verlohren hat. Ich habe es ganz vergessen, aber bey erster gelegenheit soll er gewiß einen haben. Ich hoffe daß Sie mein Schreiben vom 24. April werden erhalten haben. Dieser Tage brachte mir ein Junger Sächsischer koch einen angenehmen brief von Ihnen und herrn Baron von Kessel, den brief an den he Rolland zu Amiens, welchen ich nicht kenne, habe ich auf die post gethan weil andere gelegenheiten fehlten, He Marcenay soll seine heute haben. Belieben Sie mir doch zu melden ob die rede von allem was ich iemals gemacht habe oder nur von den stücken sey welche ich selber seit einigen Jahren herausgegeben? das erstere ist schwer, das lezetere viel leichter nur zum unglück sind von manchen die ersten und schönen abdrücke schon rar, welche man doch dur(ch)aus zu Ihrem Vorhaben haben muß. Erstes Tages werde ich mit fleiß auf das königl. kupferkabinet gehen um nur genau zu sehen wie alles eingerichtet ist; aber überhaupt ist es gebräuchlich hier daß man bey ganzen Werken die kupfer einbünde die welche groß genung sind und den rand haben werden schlechterdings in den Band gebunden, im Bande muß sich aber so viel weißes starkes Papier noch finden als nöthig ist die kleinern drauf zu bringen, welche nur an den ecken nachdem ein Theil des randes abgeschnitten, mit kleister angeheftet werden, ie eines, zwey oder 3 bis vier auf ein Blat wie es sich schicken will, aber kein stück muß im geringsten nicht verlezet werden. Ich wolte Ihnen von herzen He Weirotter schaffen; aber er ist so nachläßig daß er mir noch nicht aus Italien geschrieben hat. Ich weiß nur von andern daß er meine Empfehlungsbriefe abgegeben hat. an diese müste ich schreiben, weil ich nicht weiß ob er in rom geblieben oder anderwerts gegangen ist: dann er wolte an keinem orte lange bleiben, dieses war sein Vorsaz. ich werde mir dieses aber angelegen seyn lassen dann er machet sich das gröste Vergnügen Ihnen auf alle art zu gefallen der welcher die Ehre hat mit der grasten Hochachtung zu seyn Meines Hern Generaldirektors unterthänigster diener Wille Handschrift aus den Beständen des Staatsarchivs Dresden. Vgl. Journal I, 258. 4 Seiner kuhrfürstlichen Durchlaucht] Les musiciens ambulants (1764, Le Blanc Nr. 52, Νagier Nr. 156) hatte Wille dem Kurfürsten Friedrich August von Sachsen gewidmet. 17 Hutin] Charles François Hutin (1715-1776), Bildhauer, Maler und Radierer. 1748 begab sich C. F. Hutin mit seinem Bruder Pierre Hutin (1763 gest.) nach Dresden in die Dienste des Kurfürsten Friedrich August II. (König August III. von Polen), wo er bis zu seinem Tod blieb. Er nahm an dem von C. H. von Heinecken geleiteten Dresdner Galeriewerk teil: Recueil d'estampes d'après les plus célèbres tableaux de la Galerie Royale

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Brief 151

de Dresde, 2 Bde., Dresden 1753-1757. 1762 wurde er zum Direktor der alten Dresdner Malerakademie ernannt. 5 4 - 5 5 Mein Schreiben vom 24. April] Vgl. Journal 1, 254. Brief nicht erhalten.

152 Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 16. Juni 1764 Monsieur et très cher ami, Est il possible que vous ayez été si longtemps a répondre sur plusieurs lettres que je vous ai écrites? pas même sur celle que Ms. Strahlborn vous a remis avec le rouleau d'estampes que vous m'aviez demandé, d'où vient donc un Si long Silence? auriez vous été malade ou quelque autre chose vous aurait elle empêché de me mander quelques lignes? j'espère pourtant que vous vous portez bien, et que vous m'aimez toujours un peu. Je vous avois demandé quelques planches, auriez vous a présent de bon Cuivre chez vous? en ce cas vous m'obligeriez beaucoup si vous vouliez me faire l'amitié de m'envoyer ceux que j'ai pris la liberté de vous demander car j'aime a en avoir toujours de réserve, coment vont vos yeux travaillez vous toujours? Si vous avez quelque nouveautez ne m'oubliez pas, non plus sur ceux que Ms. Cochin peut avoir produit,, pour moi je me donne un peu plus de relâche a présent, je n'entreprends de l'ouvrage qu'autant je puis faire comodément pour mieux vaquer a des occupations qui sont de mon goût, pour cet Effet je viens d'acheter un bien de campagne a un demi mille d'icy, ou je comte m'amuser les belles saisons a dessiner et graver a l'eau forte et a me divertir avec ma famille, mais ne vous imaginez pas que j'aye fait l'aquisition d'un village entier, point du tout! ce n'est qu'une Chaumière plus propre en dedans qu'au dehors ou je loge comodément avec mes gens, et le peu de bétail dont j'ai besoin, un jardin spacieux qui me fournit au delà de ce que j'ai besoin dans la ville, ce qu'il y a de plus agréable c'est le château de Schönhausen qui est a une portée de Canon du vilage, ou la reine passe tout l'été ce qui rend notre vilage extrêmement agréable et qui ressemble a un tableaux de vatteaux. faitez moi l'amitié de me mander si l'on vous a proposé un portrait d'ici? on est venu pour me sonder, mais connoissant la qualité de la peinture, je m'en suis défait adroitement, sil y avoit moyen d'avoir encore un Catalogue de Rembrandt et de l'œuvre de Rubens et Corneille Vischer vous mobligeriez Extrêmement. Je regretterai toujours ceux que j'ai perdu par mer avec quantité d ' a u t r e s c h o s e s q u i se t r o u v o i e n t avec. Je v o u s p r i e d e p r é s e n t e r

mes

Respects a Ms. Massé et a Madame votre Epouse et de me Croire toujours

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Juni 1764

Monsieur et cher ami votre tres humble et tres obéissant serviteur Schmidt de Berlin ce 16 de juin 1764 je vous prie de remettre l'incluse a Ms. Riederer. Archives Nationales

Paris 219 AP.

153 An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, 24. Juni 1764 Paris den 24 Junius 1764 Herr Generaldirektor! Diesen augenblick erhalte Ihre geneigte Zuschrift von 9. Junius und ich Schreibe gleich in aller eile ihrem gütigen anrathen gemäße, einen Brief an Seine kuhrfürstliche Durchlaucht, wovon mir He Weiße nichts gemeldet hat, damit mein Brief noch mit dem Kasten ankommen möge, wovon ich die Ehre hatte Ihnen in einem Schreiben von 11. dieses meidung zu Thun. Dann der Kasten muß nun schon in der hälfte weges zwischen Straßburg und Leipzig seyn. Ich habe den brief in französischer Sprache abgefasset und in wenig worte gesezet. Wie begierig bin ich nun nur zu erfahren welchen eindruck dieses ganze geschäfte an Ihrem Hofe machen werde. Gewiß was ich gethan habe, das habe ich mit einem Eifer gethan welchen ich noch niemahls kannte. Der Patriote steckt im Herzen! Wann es meine geschäfte mir ein wenig erlaubet hätten: so hätte ich die reise bey diesen Umständen, selber nach Sachsen gethan. Welch ein feuriges Vergnügen würde ich gefühlet haben wann ich alle Anordnungen welche unter Ihrer Oberdirektion sind veranstaltet worden, betrachtet hätte! Wie Löblich denket der kuhrsachsische hof daß alles was die gegenstände die künste betrift gemeinnüzig gemacht ist! Sie werden Künstler ziehen, das ist gewiß. Wann auf Sachsen nur einer recht geräth, so darf sich niemand beklagen. Wie Herzlich froh bin ich daß der würdige Herr Baron von Kessel wie noch andere Herren von Stande schon Mitglieder der Kuhrsächsischen Akademie geworden sind! O meinen Liebwürdigsten Herrn Baron von Kessel wie wolte ich ihn küssen wann ich ihn solte zu packen kriegen! ich denke Tausendmahle an ihn und ich werde ihm balde schreiben, welches ich ihm auf eine Zuschrift schuldig bin. Belieben Sie mir auch unter uns zu sagen was He Dietrich zu meinem stücke möchte gesagt haben. Mein voriges Schreiben ist mit den hof-Briefen nach Sachsen fort. Dieses soll geschwinde durch die Post fort und damit sie nichts darunter leyden: so lasse ich ihn an meinen freund He Winckler gehen, so wie es mit dem Kasten geschehen ist. Wann mir bey diesem im aufmachen kein Schaden geschieht an der Rahme und dem Spiegelglase. Welche mühe mache ich Ihnen nicht;

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Brief 153

aber dergleichen fält nicht ofte vor! Ich weiß auch daß Sie es mir vergeben werden und daß Sie mich lieb haben. Ich werde künftig mehr beantworten. Bleibt mein Brief heute hier: so muß er noch 3 Tage bleiben wegen der Post. Ich habe die Ehre mit möglichster Hochachtung Zeit lebens zu seyn Meines Herrn generaldirektors unterthänigster Diener Wille Handschrift aus den Beständen Vgl. Journal I, 260.

des Staatsarchivs

Dresden.

154 An den Kurfürsten von Sachsen Paris, 24. Juni 1764 Monseigneur, Qu'il est agréable pour un artiste qui, pendant le cours de sa vie, n'a presque senti d'autre ambition que de mettre quelque perfection dans ses travaux, lorsqu'il a le bonheur d'obtenir l'approbation de ses contemporains! mais qu'il est honorable pour lui, qu'il se sent touché, lorsqu'un prince illustre par sa naissance et respectable par ses vertus consent d'agréer ses productions! Votre Altesse Electorale s'en est déclarée. Je sens très vivement mon bonheur. Elle a daigné très gracieusement m'accorder la permission de lui dédier un ouvrage queje désirerois plus parfait encore, quoique j'aye fait tout ce qui dépendoit de moi pour le rendre digne de lui être présenté. Que ne puis-je avoir, pour l'effectuer, la satisfaction de me présenter moi-même devant Votre Altesse Electorale! Mais, monseigneur, comme le sort me retient dans une contrée éloignée, M. de Hagedorn, directeur général de vos académies des arts, a bien voulu s'en charger. Heureux, si je pouvois apprendre que Votre Altesse Electorale aurait gracieusement approuvé ma façon d'agir. Je suis avec le plus profond respect, Monseigneur De Votre Altesse Electorale, Le très, etc. Journal I, 260. Wille hat diesen Brief auf Veranlassung von C. L. von Hagedorn geschrieben. Dem Kurfürsten Friedrich August von Sachsen hatte er seinen Kupferstich nach Dietrichs Musiciens Ambulants (1764, Le Blanc Nr. 52, Nagler Nr. 156) gewidmet. Der Kurfürst antwortete eigenhändig (Journal I, 264, 24. August 1764) und ernannte Wille zum Mitglied der Dresdner Akademie. Er schenkte dem Künstler eine Tabakdose und zwei Bände des von C. H. von Heinecken begründeten Dresdner Galeriewerks ^Recueil d'estampes d'après les plus célèbres tableaux de la Galerie Royale de Dresde, 2 Bde., Dresden 1753-1757). Wille erhielt die Geschenke erst im Oktober 1765 ("Journal I, 301, Tabakdose) und im März 1766 (Journal I, 314, Bände) durch Vermittlung von General von Fontenay und bedankte sich in seinem Brief vom 4. März 1766 (vgl. unten).

Juni

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155 Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 26. Juni 1764 Monsieur et très Cher Confrère, J'ay reçû avec admiration et reconnaissance la belle Estampe d'après M r Dytrich dont vous m'avez bien voulu faire présent, c'est l'Ecueil des artistes pour l'imiter, et en même tems un Exemple pour prouver qu'on peut faire comme cela, mais aussi, qui ose y aspirer! tous nos amateurs courent a l'Envy pour s'en procurer la Jouissance, et c'est a qui aura le premier le plaisir de voir et de posséder; plut a Dieu que vous fussiez condamné par la providence a donner pendant cinquante années, tous les ans une Estampe a votre Choix et a votre gout; bien Entendu que vous Restiez toujours en bonne Santé, et tout ce qui vous est Cher; Je Suis un peu formaliste dans mes Conditions, et cela n'en est pas plus mal, nous autres normands nous faisons des procès pour un point de plus, ou de moins, ainsi prenez vos mesures car Je ne vous passerai pas un mal de teste, Je veux une Santé complète ou toute Condition cesse. Il faut me faire un plaisir ou vous m'Exposéz a me faire gronder; c'est de m'Envoyer par le premier Carosse, une Epreuve avant la lettre, et une avec la lettre de votre dernière Estampe; une autre Epreuve avant la lettre, et une avec la lettre du petit Joueur du Rommelpot, tous quatres pour M r l'abbé Grimaldy, et mettez Son nom dessus de votre main, il vous payera le tout a Son voyage prochain, il me la recommande et il arrive cette Semaine de la Campagne, Je vous En prie en grace. M r Massé ma fait la grace de m'apprendre ce quii vient de faire en faveur des veuves etdes Enfants des Infortunés académiciens; ce digne Citoyen, Si Estimable par Ses Talens, et par Ses mœurs, vient d'Enchérir Sur tout ce que l'on a fait pour le bien de l'académie; il n'est occupé que des m'oyens propres a Soulager les malheureux, il donne la marche par Sa générosité, c'est prouver que cela Se peut, et que cela Se doit. Je Scai que vous êtes Son ami, lors que vous le voyez Souvenez vous de moy, et assuré lui de toute ma vénération pour Ses vertus etc. Comment Se porte Madame Wille et nos chers amis mon Confrère et Le Capitaine housard, l'un et l'autre fait des progres, J'assure de mon Respect, Madame, et J'Embrasse les Chers fils, pour vous Je vous assure toujours des Sentiments tendres d'Estime etde l'attachement inviolable avec le quel Je Suis. Monsieur et tres Estimable Confrère, votre Très humble et très obéissant Serviteur Descamps mille Compliments Je vous prie a M r et a Mde Chevillet, et a M r et M de Greuze. M r Jacques graveur et M(archan)d d'Estampes a Rouen dont Je vous avois parlé, vous remercie des bontés que vous avez Eu de lui donner des

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Brief 155

Epreuves aussitôt qu'il les a fait demander, c'est un bon et honnête homme que Je vous prie de procurer ce qu'il vous priera de lui donner il mérite votre amitié. Rouen ce 26 Juin 1764. J'ay reçu le petit tableau en bon Etat, Je pourrai peut Etre découvrir quelque Chose de plus convenable dans mon voyage. Je voudray que mon fils pour qui vous avez bien des bontés, voulut penser a lui et S'appliquer de façon a Se mettre en Etat de peindre pour m'Envoyer Sous votre bon plaisir une Copie d'après votre portrait de M r Greuze, Je logerai mon ami en bonne Compagnie et Je l'aurai devant mes yeux. Je vous prie de ne lui passer aucune négligence. Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 1. Juli 1764 (Journal I, 261). 2 - 1 6 La belle Estampe d'après M r Dytrich/votre dernière estampe] Les Musiciens Ambulants (1764, Le Blanc Nr. 52, Ν agier Nr. 156). 17 petit Joueur du Rommelpot] Le jeune joueur d'instrument (1763, Le Blanc Nr. 57, Nagler Nr. 161). 2 9 - 3 0 le Capitaine housard] Willes jüngerer Sohn Frédéric. 44 le petit tableau] Vermutlich das Bild von Verkolie, das Wille zurückgeschickt hatte (vgl. Jean Baptiste Descamps' Brief an Wille vom 29. April 1764). 48 Votre portrait de M r Greuze] Willes Porträt durch Jean-Baptiste Greuze, 1763, Oel, Paris: Musée Jacquemart-André.

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An Johann Martin Usteri Paris, 19. Juli 1764

Hochzuehrender Herr und wehrtester freund Endlich habe ich das Vergnügen Ihnen zu schreiben. Sie solten nicht glauben wie böße ich verschiedenenmahlen über den Drucker gewessen bin weil er nicht besser mit dem abdrucken eilete; aber so gehet es, gute arbeiter sind mit arbeit überhäuffet, die schlechten können wir nicht gebrauchen. Es ist wahr die drucke sind schon seit 10 Tage fertig; aber ich that damahls einen fall rücklings an den köpf so daß ich mir verschiedene mahle mußte zur ader lassen um den bößen folgen vorzubeugen. Dieses zwang mich an weiter nichts zu gedenken als nur meinem übel abzuhelffen, nun gehet es besser und mein erstes geschäfte ist Ihre sachen fortzuschaffen und diesen nachmittag sollen sie in Hen Fremins hände seyn, nehmlich ein packt welcher die 500 abdrücke ausmachet, zu diesem ist der 4te und lezte Band der Mahlerleben des Descamps gefüget. Eine Rolle mit den kupfern welche Sie verlanget hatten ist auch dabey, so wie in dem Packte Zierathen mit kindern und figuren. Die Platte ist hier geblieben so wie Sie gewolt haben. Ich will Ihnen hierher sezen wie wir miteinander stehen, damit, weil es kleine artikel sind, kein

irthum entstehe, als:

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den 15. feb 1763 59 # den 20. April 1763 96 # den 27. Jenner 1764 10 # im feb fracht des He Hedlingers Porträt bezahlt 3 # 12 den 14. April 1764 bezahlt an Hen Le Mire 96 # Dieses mahl als den 19. Julius druckerlohn und Papier der 500 abdrücke zusammen 21 # 10 Der 4te und leztere Band der Leben der Mahler 8# 8 Theilchen Zierathen und figuren zu 12 sols das Theilchen 8 # 16 fener was Sie in einem vorigen Briefe verlanget hatten: La Fontaine (Fiquet) 3# Rousseau, ist ganz neu (Fiquet) 3# La Devideuse 3# La Tricoteuse 3# Joueur d'instrument 3# La Ménagère 2# Gazetière 3# Cléopatre 3# Musiciens Ambulans 10 # Zusammen 334 # 18 sols Auf diese art ist alles richtig und es ersparet Ihnen vielleicht die Mühe in meinen Briefen nachzusuchen gesezt Sie hätten es nicht in Ihr Buch geschrieben. Ich habe das Crozatische Werk verfehlet, nehmlich die erste Auflage. Ein anderer war hingegangen und hatte mehr gebothen als ich und es entführet; ich will aber doch wohl zu einem andern gelangen: dann ich forsche täglich nach. Ich habe nach Ihrer anmerkung auf der Medaille die Jahrzahl geändert und auch selber H. Hedlingers Nahmen an eine unter des Königs Arm gestochen (wie Sie auf den drucken wohl sehen werden) ob ich gleich kein Schriftstecher bin. Die Ulte ausgabe der Vernetischen Seehafen wird erst gegen Herbst geschehen. Ich habe 2 unterschreibungen vor Sie unter händen. Ich weiß wohl Sie wollen noch eine dritte haben aber es wär zu späte als Sie mir es meldeten. Es sind verschiedene andere Kupfer heraus als Le Silence, Les Bacchantes endormis und andere, das erste nach Greuze kostet 6 #, das 22te nach Boucher 4 # und s. w. weil ich aber nicht wüste ob Ihnen mit diesen und andern gedienet wäre: so habe ich sie nicht eingekauft; es kan aber geschehen wann es Ihnen gefället. Sie sind glücklich das Sie beständig gemälde von H. Dietrich kriegen können. Dieses Jahr wird wenig von ihm zu erhalten seyn: dann er mahlet ein ganzes kabinet iezt Vor den König von Preußen welches ihn sehr beschäftiget. Ich habe die Ehre beständig mit aller Hochachtung zu seyn

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Meines Hochzuehrenden Herrn und edlen freundes unterthänigster Diener Wille Paris den 19. Julius 1764

Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. Vgl. Journal 1, 262. Diesem Brief war folgende Quittung beigefügt: »J'ay receu de Monsieur Wille la somme de quatre vingt seize livres pour la planche des quatre médailles représentant Le Roy de Prusse a Paris le 14 avril 1764 Le Mire«. 6 Die Drucke] Durch Willes Vermittlung hatte J. M. Usteri das Porträt des Schweizer Medailleurs liedlinger in Frankreich stechen lassen ( vgl. Willes Brief an Johann Martin Usteri, vom 20. Dezember 1763, Anm., und vom 10. März 1764). 13 Descamps] vgl. Jean Baptiste Descamps' Brief an Wille vom 29. April 1764. 30 La dévideuse] (1755, Le Blanc Nr. 61, Nagler Nr. 165). 31 La tricoteuse] Tricoteuse Hollandoise, (1756, Le Blanc Nr. 64, Nagler Nr. 168). 32 Joueur d'instrument] Jeune Joueur d'instrument (Le Blanc Nr. 57, Nagler Nr. 161). 33 La ménagère] La Ménagère Hollandoise (1757, Le Blanc Nr. 63, Nagler Nr. 167). 34 Gazetière] La Gazettiere Hollandoise (1760, Le Blanc Nr. 68, Nagler Nr. 172). 35 Cléopatre] La mort de Cleopatra (1754, Le Blanc Nr. 5, Nagler Nr. 108). 36 Musiciens ambulane] Les musiciens ambulants (1764, Le Blanc Nr. 52, Nagler Nr. 156). 41 das Crozatische Werk] JA. Crozat/P.-J Mariette, Recueil d'estampes d'après les plus beaux tableaux et les plus beaux dessins, qui sont en France dans le cabinet du Roy .... 2 Bde., Imprimerie royale, Paris 1729-1742 (vgl. Brief Nr. 142).

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Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 14. August 1764

de Berlin ce 14 d'août 1764 Monsieur et eher ami, J'ai eu l'honneur de vous écrire du 16 de juin sans avoir le moindre mot de réponse de même que de Ms. Riederer quoique j'en attends avec impatience. Je ne puis me persuader que vôtre amitié pour moi soit refroidie, mais d'où vient que depuis 18 mois je ne reçois plus de lettre de vous? il y a peu de temps que vous avez écrit a Ms. Meil. et vous oubliez que vous avez un ancien ami dans la même ville qui vous estime et qui est en peine de ce que vous ne songez plus a lui, marqué moi donc ce qui en est la cause, et faites moi la grace de m'envoyer, ce que je vous avois prié dans mes précédentes lettres de m'acheter. l'on ma dit que vous avez gravez une nouvelle pièce qui vous fait honneur, je vous prie de me l'envoyer avec, dans peu j'aurais achevé le portrait d'un de nos ministres d'état daprès Pesne, je vous l'enverrai par une bonne occasion avec deux autres pièces que j'ai fait, mes Civilitez a Madame vôtre Epouse sans oublier l'ami Cochin, que fait mon Elève Ms Chevillette travaille t'il beaucoup? son Père vient de mourir c'étoit un fort honette homme qui est regretté dans sa Colonie pour son entendement dans les

August

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Affaires. Je vous embrasse de tout mon Cœur et suis avec toute l'amitié possible. Monsieur et Cher ami vôtre tres humble et tres obéissant serviteur Schmidt

Archives Nationales Paris 219 AP. Am 10. November 1764 vermerkt Wille in seinem Tagebuch, er habe auf mehrere Briefe von G. F. Schmidt auf einmal geantwortet ( vgl. Journal I, 271).

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Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 24. August 1764

Monsieur Très Cher Confrere et bon ami. J'ay attendu inutillement pour trouver une occasion pour vous Envoyer les deux double Exemplaires des Statuts et lettres Patentes de l'académie de Rouen. J'en Suis encore comme au premier Jour; Il Suffit que l'on demande une occasion pour qu'elle n'arrive point; vous avez deux Exemplaires de nos anciens Statuts et deux des nouveaux, ces derniers ont étés demandés pour la Suppression des honnoraires académiciens, et pour l'interprétation de quelques articles des premiers. Je Souhaite qu'ils puissent Servir a l'objet pour les quels vous les avez demandés, ils ne vous coûtent rien, c'est coihme vous voyez marchandise a bas prix, mais J'en ay fait mon affaire; cela doit vous encourager a me donner des commissions, et vous me feréz grand plaisir. Je compte partir vers le Commencement de Septembre (Si rien ne me retarde) pour faire mes observations afin de finir mon voyage Pittoresque; je verroi Si le hazard ne me Servira pas pour vous procurer quelques tableaux ou quelques desseins, les derniers ont Etés furieusement gravés. J'assure de mon Respect Madame wille, et J'embrasse nos deux bons amis rs M vos fils. Je Suis, Monsieur et très Cher Confrère et bon ami. Votre très humble et très obéissant Serviteur Descamps bien des Compliments a M r et M d e Greuze et a M r et M d e Chevillet. J'espère que vous ne m'oublieré pas auprès de M r Macé. Rouen ce 24 août 1764. au moment que J'allais vous Envoyer par le Carosse un de mes Elèves qui va faire un voyage de Paris veut bien Se charger de vous remettre ce paquet.

Archives Nationales

Paris 219 AP.

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Brief 159

Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 4. September 1764

Monsieur, bon ami et très Cher Confrere. Je félicite l'academie de Dresde de vous avoir pour un de Ses membres et Je vous félicite d'Etre un Philosophe assez Sage pour vous occuper de moi, et de lire mes lettres étant en correspondance directe avec un Prince assez grand pour Se faire un mérite de vous Ecrire lui même; Je le respectois comme un Souverain, mais Je l'Estime comme un Sage, voilà mon bon ami un préambule, pour dire en deux mots que tout ce qui vous arrive d'agréable me touche vivement, et que je m'apperçois que vous m'aimez puis que vous m'en faite part. Je vous remercie bien Sincèrement de ce que vous vous Entretenés quelque fois de moi avec M r Macé, ce célébré artiste; ce citoyen respectable a donc Joui Encore un moment de Son bienfait a l'académie, Celui de M r de Julienne appartient en partie a M r Macé parce qu'il en a donné l'Exemple, parce qu'il en a inspiré l'idée, et parce qu'il a fait Sentir qu'il est d'obligation d'Etre généreux quand on le peut, assuréz bien M r . Mace de mon Respect pour lui Je vous en prie. Eh bien mon bon ami. qui pourra rester Sans Suivre ces bons Exemples, comment les riches pourront ils Se Soustraire a payer ce tribut qu'ils doivent a leur Place? qu'ils s'en raportent a moi - on a des gens plus Sages, Je leur prouverai qu'il faut peu pour Se faire Estimer dans un Cœur, et que Je regarde pour peu pour ceux qui ont beaucoup, une Somme qui Sera distribuée Sous leurs yeux, Soit aux indigens, ou a leurs confrères a qui ils doivent un tribut pour leur Exactitude a quitter leurs propres affaires, pour veiller a celle d'une Compagnie. Je me dispose a partir pour voir de près toutes les beautés que la fiandre et le Brabant conservent, J'aurois bienduplaisir Si Je puis y trouver quelque Chose digne de votre gout, et de votre Collection; a tout cela J'ai recours a la providence qui veille pour les artistes, qui achètent avec une bourse très Etroite, c'est adire plus par gout que par Caprice; ce Pays Stérile depuis longtemps Exposé aux incursions des Brocanteurs, ne laisse a peine que très peu a glaner, il ne faut cependant pas désesperer, J'y ay rencontré de bonne Choses a un prix ou nous pouvons risquer notre pecûne, et comme mon interrêt est de ne pas vous ruiner Je retournerai ma pièce trois fois avant de la laisser glisser. assuré bien de mon Respect Madame wille Je vous prie, et moqué vous des usages, et ne faite pas de querelle parceque Madame me fait l'honneur dem'Embrasser, Si Elle leve le pied pour venir amoi, Je cours audevant d'Elle, et voila comme Je ferai toujours. J'Embrasse vivement nos bons amis M r s vos Enfants, il y a cent a parier qu'ils Seront toujours aimables, et bien habiles, et c'est le Souhait a tous.

September 1764

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donné moy toujours les occasions de vous féliciter, vos plaisirs peuvent augmenter ma Satisfaction, mais nullement l'amitié que Jevous ay voué, et les Sentiments de laplus parfaite Estime avec tout Cela, J'ay l'honneur d'Etre Monsieur, bonami et Cher Compatriotte. votre très humble et très obéissant Serviteur Descamps bien des Compliments a M r et M de Chevillet pense t'il a moi? Rouen ce 4. 7bres 1764. Archives Nationales Paris 219 AP. 4 un Prince assez grand] vgl. Willes Brief an den Kurfürsten von Sachsen, vom 24. Juni 1764, Anm.

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Von Christoph Martin Wieland Biberach, 29. September 1764

A Biberach, ce 29. Septembre 1764 Je ne sai pas Monsieur, si Vous Vous rappellerés encor le nom d'un homme qui a eu l'honneur il y a plusieurs années de Vous marquer par l'entremise de M r . Fueslin de Zuric son admiration et son estime par quelques vers allemands composés à l'occasion du Portrait du Roi de Prusse, l'une de ces chefd'œuvres de Votre art, qui éterniseront également Votre nom et la gloire de notre Siecle. Je prends la liberté de Vous en faire souvenir en recourant à Votre humanité, dans une occasion ou Vous pouriés rendre service à plusieurs honnêtes-gens sans qu'il Vous en coûte plus que quelques mots de reponse. Il y a un certain M r Wieland, Orfevre, ou ce que nous appelions proprement Goldarbeiter; et à ce qu'on dit, Jouaïller de Votre Cour, établi à Paris depuis longtems, et qui à ce qu'on a appris par des personnes qui l'ont connû, vivoit encor il y a deux ou trois années. Ce M r . Wieland, qui malgré son nom n'est pas de ma famille, a içi plusieurs proches parens, qu'il paroit avoir oublié entièrement, et qui en sont affligés. Ce sont de tres honnetesgens, qui ne lui demandent rien, mais qui voudraient scavoir Votre tres humble et tres obéissant Serviteur Wieland Directeur de la Chancellerie de la Ville Imperiale de Biberach en Siiabe Wielands Briefwechsel, hrsg. von H. W. Seiffert, Berlin: Akademie-Verlag, 1975, Bd. 3, S. 303. Wille antwortete am 18. Oktober, der Goldschmied Wieland sei immer noch am Leben und wohne in Paris an der Place Dauphine. 4 - 5 Vers allemands] 1758 veröffentlichte C. M. Wieland eine Ode bei David Geßner in Zürich: Auf das Bildnis des Königs von Preussen, von Herrn Wille, die 1760 und 1767 in der BSW wieder veröffentlicht wurde. Vgl. Boerlin-Brodbeck, S. 89.

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Brief 161

Von Johann Joachim Winckelmann Rom, 10. Oktober 1764

Rom, den 10. Oct. 1764 Vor einigen Tagen ist Herr von Schlabbrendorf mit seinem Reisegefährten hier eingetroffen und hat mir Ihren sehr schätzbaren Brief mit zwey bewundernswürdigen Kupferstichen überbracht. Sie sind ein Mengs in Ihrer Kunst, und es wird schwer seyn, den einen oder den andern von Ihnen beyden in seinem Talente zu übertreffen. Ich werde diese Stücke mit denen, die ich schon habe, über meinen Schreibtisch aufhängen, um das Bildniß eines Freundes herum, dem ich, so wie Herrn Fueßli, mehr Dank schuldig bin, als allen übrigen Menschen, damit ich diese kostbaren Werke immer vor Augen habe. Die beyden Reisenden, die Sie an mich gewiesen haben, sollen die Wirkung Ihres Briefes erfahren, ohne welchen ich, trotz aller ihrer Verdienste, Ihnen schwerlich meine Zeit gewidmet haben würde, weil die Erfahrung mich belehret hat, wie wenig Menschen es gibt, die ein solches Opfer verdienen. Herr von Berg hat mir nicht ein einziges mal seit dem Empfang des Werkes, welches ich ihm zugeeignet habe, geschrieben; so daß ich noch nicht weiß, wie er den Beweis meiner Freundschaft aufgenommen hat. Ich wünschte sehnlichst, von Ihnen etwas über meine Geschichte der Kunst zu vernehmen. Wenn Sie dieses Werk noch nicht durch den Buchhändler erhalten haben, so weiß ich kein anderes Mittel, es Ihnen zu verschaffen, als es von unseren Freunden in der Schweiz zu erbitten. Ich habe Ihnen den letzten Brief mit der gleichen Gelegenheit, wie heute, nämlich in dem Paket des Nuntius, geschickt, und Sie gebethen, daß Sie denjenigen, der damit beschäftigt ist, meinen ersten Brief über die Herculanischen Entdeckungen zu übersetzen, veranlaßen, mit dieser Arbeit inne zu halten, bis ich ihm Verbeßerungen und Zusätze für diese Schrift, so wie einen zweyten Brief zusenden werde, den ich über diese Entdeckungen so eben bekannt machen will, damit er ihn zu gleicher Zeit geben kann; das ist um so nothwendiger, weil ich meine, daß derselbe noch merkwürdiger ist, als der erste. Ich empfehle Ihnen diese Angelegenheit nochmals und bitte Sie, mir mit zwey Zeilen zu antworten. Meine Empfehlung an Frau Wille und an Ihren Herrn Sohn, dem ich gerne einmal zu versichern wünsche, wie sehr ich seinen würdigen Vater achte. Ich bin für immer ... Winckelmanns Briefe, Bd. 3, Nr. Band Nr. 678. Am 25. Oktober 1764 antwortete Wille, man könne an der (unter Mitwirkung von P.J. Mariette besorgten) französischen Fassung der Lettre sur les découvertes d'Herculanum nichts mehr ändern. Gleichzeitig bedankte er sich für die Zusendung der Geschichte der Kunst im Altertum ('Journal I, 269). 2 Schlabbrendorf] Am 18. April 1764 hatte Wille dem Freiherr von Schlabrendorff einen Brief für Winckelmann anvertraut ( Journal I, 253). 1 4 - 1 5 Empfang meines Werkes] J.J. Winckelmann, Geschichte der Kunst des Alterthums, Dresden 1764. 2 3 - 2 4 Brief

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über die Herculanischen Entdeckungen] J. J. Winckelmann, Lettre de l'abbé Winckelmann sur les découvertes d'Herculanum, traduite de l'allemand avec l'original dans le même volume, Dresde 1764 [von P.J. Mariette übersetzt].

162 An Johann Martin Usteri Paris, 22. Oktober 1764 Hochgeehrter Herr und wehrter freund! Paris den 22 Octber 1764 Die Verzögerung meiner Antwort auf Ihren vorleztern Brief hatte ihren Grund in der Antwort des H. Fremin welchen ich fragen ließ ob er die bewusten Sachen nicht abgesandt hätte, und weil er damahls versicherte daß Sie alles müsten erhalten haben, er aber wegen vieler geschäfte nicht auf der stelle geschrieben hätte: so Blieb ich alßo ganz ruhig. Ich habe aber hier die Ehre Ihnen Nachricht zu geben daß ich heute H. Fremin zwoo rollen habe einhändigen lassen, welche er zum Beypacken auch versprochen hat. Die Catalogues de gersaint sind so leichte nicht aufzutreiben und ich bitte mir dazu etwas zeit aus. Ich will alles thun was möglich ist diese Catalogues sind eine rechte Lehrschule vor einen Liebhaber und daher sind sie auch so rar geworden, hier sind die Kupferstiche welche Sie erhalten werden: une suite de 36 Estampes dessinée en Russie et gravée par Le Prince représentent plusieurs usages et modes de ce pays avec une petite description au bas de chaque planche 8# Les 2 vues d'Autriche (par M r Zingg) 4# Les 2 pieces d'après Vernet (par M r Zingg) 4# Les 2 Vues du Mein (par M r Zingg) 2# Les Bergères (par M r Zingg) 3# Les Musiciens Ambulans 10 # *Une grande et belle Estampe d'après C. Lorrain 10 # * autre grande et belle estampe d'après le même 10 # *une grande et belle piece d'après N. Poussin 6# Vue des Alpes et vues de l'Apenin 6# 63 # Die drey mit * bezeichneten stücke sind schön. Sie sind in England gestochen worden. Es sind noch viel mehr dergleichen stücke nach verschiedenen Meistern heraus welche gut sind; aber ich habe mehrere nicht kauffen wollen, weil ich Ihren willen nicht genung deßwegen weiß. Doch die drey obige sind von den Besten, und ungefehr auch von der Größe dessen welches H. Le bas hier gemacht hat und das Sie schon haben. Ich weiß nicht ob ich Ihnen gesaget habe daß ich nach Ihrem Wechsel auch das das Leztere Geld gehoben habe, welches Sie mir schuldig waren und nun habe ich weiter nichts bey Ihnen

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Brief 162

stehen als die heutige 63 livres, welche ich aufgeschrieben habe, so wie ich das alte ausgestrichen habe. Belieben Sie mir doch, so bald des H. Wiland Erzählungen heraus sind gleich ein Exemplar zu senden, und was es kostet aufzuschreiben. Vielleicht könnten noch ein paar übersezet werden in die Essays sur la Poésie allemande des H. Huber, welches fast alles bis zum Druck in 4 Bänden fertig lieget. Der arme H. Huber aber ward bald 3 wochen an der rothenruhr sterbekrank; er ist nun wieder viel besser und der größten gefahr entgangen welches ieden freuet der ihn kennet Ich habe die Ehre mit aller hochachtung beständig zu seyn Meines Hochzuehrenden Herrn und freundes unterthänigster Diener Wille Das Werk des Crozat welches ich im handel hatte ist mir entgangen; ich will aber sehen ob nicht diesen Winter etwas vorfällt. Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. Vgl. Journal I, 269. 22 Musiciens Ambulane] Les musiciens ambulants (1764, Le Blanc Nr. 52, Νagier Nr. 156). 3 7 - 3 8 des Herrn Wiland Erzählungen] Christoph Martin Wieland, Poetische Schriften des Herrn Wieland, Zürich: Orell, Geßner und Comp., 1. Auflage, 1 Bd., 1762 (die Erzählungen enthaltend), 3., verbesserte Auflage, 3 Bde., 1770 (die Erzählungen sind im ersten Bd.). 40 Huber] Michael Huber, Choix de poésies allemandes, 4 Bde., Humblot, Paris 1766.

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Von Christian Wilhelm Ernst Dietrich Meißen 13/16. November 1764

Meißen den 13 9ber 1764 HochgeEhrter Herr Insonders wehrdtgeschätzder herr Die Von Dero mir Zugesendede schäzbahre Zeihlen nebst den schönen Kubffern durch Möns Omühtz sindt mir richtig zu handen Kommen worühber ich Eine große freide gehabt ich habe auch den Möns Assié Kennen lernen, solches scheindt Ein braffer geschückder Man zu sein und daß Sie so Vihl Amidie da bei Er Zeigt haben wirdt von Sie Hoch Gerümbt ich bin nur bedacht wie ich bey Dero daß wenige Kan Zu werge bringen, den Compainon der LandtschafFt wo Von ich den Probe druck habe Zu machen, ich wihl wo mir möglich ist wieder Vor Dero auf die Ahrtt Von Einerley dinte alß Braun in Braun oder die gleigen waß man in den Kubffer Stichen Abbliciren Kan. nur gebe Gott längere dage. ich bin iezo gar sehr dißen Sommer wegen gewißer Sachen der fabrique von der Mahlerei abgehalden wohrden. der November und December ist schlecht am dage. aber ich weiß wohl daß mein wehrter Freindt dencken wirdt ia wie kom ich da zu ich habe schon

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so lange diß verlangt und habe den Probe Druck geschückt. so Vergehtt mir die Zeit in Zwüschen und ich Komme nicht zu meinem Zweck So Wehrden Mein Vühlgeschätzder Herr Will Von mir denken, ach ich Wohlde daß ich mich nimer Mehr in die Meißner Fabrickßsache hette Ein gelassen, ich finde gar Vihl daß Verbesßert Kan Wehrden; aber da ist es Eben, daß ich meine Mahlerey ganß da bey habe iezo mußen auf die seide setzen, nun ist es hier Ein Groß Considerabel Werck. ich fange auch in der Mahlerey an Vihl anders zu Verfahren, es gehörtt aber Zeitt Es Gehörtt da Zu mein Eigner fleiß: dißes hatt mich Zeitt hero ganß abgehalden, daß ich es mit meiner Mahlerey habe vihl mißen lassen anstehen, ich hoffe aber so gott wihl mit anfank komdes Jahres mich schon Et waß Mehr Zeit da bey zu gewinnen um besonders aber Meines wehrsten freindes Bühlig groß und rechtes Begehren besser zu condentiren, den ich habe so Vihl Von Dero freindschafft daß ich mich recht schäme mich wie ich gerne Wohlde bey Dero recht danckbahr Zu zeigen aber alle Mein drachden Gehtt da hin nun Mehro Mein drachden in Wahrheidt Zu Erfühllen. nun wohl ich bitte under deßen, ob bey Dero Gelegenheidt es möglich ob dero Selbigen Könden. Ein Guhtt Exemblahr Von der Luxenburgischen Gallerie von Rubens, die von Diversen Meiders gestochen. nehmlich Von Erster Etidion mir Verschaffen Könden, es muß aber von die alden druckß sein. Wie auch Ein recht Guhtt Exemblar Von den Lavage, ich wihl es gerne bezahlen, so Sie Gelegenheidt haben es wo auf zu dreiben, so ich an Dero Künfdige Zeitt Von Mahlerein senden wehrde wihl ich auch durch Zeignung an Möns. Marietten Meine Schuldt Vohr die mir über machden Kubffer mit bei leegen, dem ich Mein recht Ergebenstes Combliment Vermehlden laße. Wehr mir was gefählig dhut daß Vergeße ich nicht. Er hatt mir recht schöne sachen überschückt ich wihl auch danck bahr sein, ich Embfehle mich in Dero Gewogenheidt und Verbleibe alstätt Ew Hoch Edel Gebohrner dreuer diner und freindt Dietrich Meißen den 16. November 1764. Archives Nationales Paris Wille antwortete Anfang m'envoyer de ses desseins, du Luxembourg, qu'il m'a

219 AP. Februar 1765: »Je l'exhorte toujours à peindre pour moi, à et que j'espérois avoir pour lui l'œuvre de la Fage et la galerie demandés«. ('Journal I, 280)

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Brief 164

Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 24. November 1764

de Berlin ce 24 de 9br 1764 Monsieur et très Cher ami. Quand même je n'aurois pas receu avant hier de vos nouvelles, j'avois résolu de vous Ecrire, parceque véritablement j'étois un peu fâché, effectivement de ne pas recevoir de vos nouvelles sur plusieurs lettres depuis 18 mois cela n'étoit pas Chrétien, et on n'oublie pas tellement un ancien ami qui conserve autant d'estime pour vous que je fais, enfin vôtre lettre a fait cesser toutes mes alarmes et je ne Conserve plus la moindre rancune Ms. Strahlborn m'avoit raconté le désastre arrivé au rouleau d'Estampes, c'étoit son marouffle de Camarade qui en a été Cause, mais par un bonheur singulier les impératrices avaient été respectées, j'ai eu un Cas semblable a mon retour de Russie, en partant de Hambourg j'avois roulé mes impératrices de même, par le cahotement du Carosse elles avoit donné Contre la serrure du Coffre par bonheur j'avois mis en dehors quelques premières épreuves qui les ont garanti d'accident, tout ce queje regrette, étoit une belle Epreuve du Roy de Pologne gravé par Balechou dont la tête a eu un grand trou, je suis fâché de la mort de Balechou, j'estimois son talent, et aurois voulu pouvoir estimer sa personne. Si cela dure encore, les graveurs de Portrait deviendront rare, il manquent de personnes (comme vous dites bien) qui s'y apliquent sérieusement. J'ai beaucoup ri de la (follie) de Moise et les prophètes, vous avez bien fait de refuser ce portrait, car entre nous, le tableau peint par Falbe est si mauvais, et si durement peint qu'il n'y a que du ridicule a y gagner, on m'avoit fait sonder sous main par un prêtre il y a 4 mois, et depuis on n'en parle plus. Comme je suis dans une grande disette de planches, jugez Mon très cher ami quel plaisir ma fait la nouvelle, que vous avez remis a Ms. Riederer 4 planches, je suis sur le point de Conclure le marché pour le Portrait d'une dame de Condition encore en vie, qui sera un peu pressé, tous mes planches sont usées, je n'aurois sçu de quel bois faire flèche. Si vous manquez de bon Cuivre chez vous, nous sommes encore plus mal. Celui que nous avons icy a peine est il bon pour en faire des Chaudrons, j'ai noté les 67 # 16 sols, le reste de 76 # 4 s vous les garderez jus qu'a ce que je ferai venir encore quelque Chose, il me reste a vous remercier de tout mon Cœur de vos bontez et des peines que vous prenez pour me rendre service, je n'ai point oublié les 4 Exemplaires de mon petit œuvre a l'eau forte, j'aurois les volontiers donné a Ms Esperandié mais a peine a t il pû se charger du petit rouleau faute de place, comme j'aime a vous épargner les frais du voyage j'attendrai une bonne occasion pour Cela. J'attends vôtre Musicien Ambulant avec impatience, mais vous ne me parlez point d'un morceau que vous avez gravé d'après Didrich de Dresden. Si vous ne m'en envoyez une bonne Epreuve je porterai plainte Contre vous par devant le parlement, Si vous voyiez avec quel soin je Conserve vos ouv-

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rages dans mon portefeuille, vous ne manqueriez point de menvoyer jusqu'au plus petites pièces. J'ai fini un portrait d'après Ms Pesne qui représente un de nos ministre d'état grand amateur d'estampes et de Ceux qui les font, je vous en mettrai une bo(nne) Epreuve apart, peutêtre cet hiver j'augmenterai mon petit (Tintenfleck: trésor) d'une Couple de pièces, vous me demandez mon cher et digne ami, ce que j'aurois pensé Si vous fûssiez devenu mon voisin? vous me Connoissez, et Sçavez que je ne suis pas de mauvais Conseil. Celui que je me sui donné a moi même il y a 20 ans, je vous le donne a présent, nous ne rajeunissons point, le talent diminue avec l'âge, et il est bien doux d'avoir un morceaux de pain assuré, et Combien la belle gallerie de Dresden offre t'elle d'occasion a un habile artiste de s'occuper agréablement, les bords de l'Elbe valent bien celle de la Seine, je pourrais bien vous alléguer des (Tintenfleck : raisons) beaucoup plus forte a vous déterminer, Si je voulusse les Confier sur le papier, mais vous avez de l'esprit, vous pénétrez bien mes Sentiments, un vieux Routier comme moi en sait trop long, pour ne pas sçavoir a quoi peut aboutir un trop long séjour dans le pais que vous habitez. J'ai fait remettre a Ms. Rode vôtre lettre, et dirai a Ms. Meil de vous tenir parole. Je vous suis obligé de vôtre attention de me procurer des ouvrages de nôtre digne ami Ms Cochin faites lui bien des Compi, de ma part de même qu'a Madame vôtre Epouse et soyez assuré quii ny a personne qui vous aime plus véritablement que. Mon très cher ami vôtre très humble et tres obéissant serviteur Schmidt (Auf dem linken Rand): Ms. Falbe qui a passé ce matin chez moi m'a dit que Ms. Meil vous avoit envoyé quelque chose il y a environ 15 jours. Archives Nationales Paris 219 AP. Wille hatte am 10. November 1764 an G. F. Schmidt geschrieben und die Zusendung von vier Kupferplatten und vom Kupferstich Les Musiciens ambulants angekündigt ^Journal /, 271). 16 Balechou] Zu J. J. Balechous Werk und Leben, vgl. Georg Friedrich Schmidts Brief an Wille vom 27. August 1749, Anm. 34 Esperandié] Am 10. September 1764 hatte Wille zwei Stiche G. F. Schmidts von Herrn Esperendieu (sie) aus Berlin bekommen ( Journal /, 265). 57 M. Rode] Christian Bernhard Rode.

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Von Ludwig Friedrich Wilhelm Freiherrn von Schlabrendorff Rom, 17. Februar 1765

Rome le 17 Février 1765 Monsieur, Avant de quitter la France je Vous ai doné de mes nouvelles et il n'est pas moins juste que je Vous instruise des derniers pas que je ferai en Italie, pais,

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Brief 165

que j'ai presque entièrement parcouru et que je suis sur le point de quitter avec regret, quoi que ce soit pour retourner chez mes amis et parents. Je devrois aussi Vous instruire sans doute des pas que j'y ai déjà fait, dans quelle vue je les ai fait et de quelle utilité ils m'ont été dans un païs ou tous peuvent être d'une utilité fort grande en tout sens, sous tant et de si divers points de vue. Mais la honte même d'être en ce cas obligé d'avoir de la honte, est précisément ce qui me retient vis à vis de Vous et qui pour tout autre ne me retiendroit pas peut-être. Coment, Monsieur, ne rougiroit on pas devant celui dont tous les entretiens doivent être si instructifs, la conversation si profitable pour peu qu'on ait de sens, comment ne rougiroit on pas de lui avouer qu'on en a tiré peu de profit et qu'on ne s'en est pas du tout ressenti lorsqu'on en a eu le plus besoin. Je me bornerai donc à Vous dire sur cet article que j'ai importuné tous les artistes, visité tous les atteliers, comme le François; qu'il n'a pas tenu à moi que je n'aye fait dessiner une infinité d'antiques comme l'Anglais; que j'ai été trop occupé des objets d'une curiosité plus vaine, pour étudier en silence, comme l'Espagnol, les mœurs, le gouvernement, la police; et que je ne me suis point conformé à l'usage des Allemands qui portent leur album chez tous les Sçavants. J'ai en partie réparé ce dernier défaut, par les soins que je prends de bien conserver le moindre petit billet que j'ai reçu de quelques personages illustres dans la République des lettres et des beaux arts, car j'estime qu'un seul mot de leur main vaut davantage que d'être reçu Arcadien et à beaucoup d'autres Accadémies. Vous concevez bien, Monsieur, que les billets que je tiens de Vous ne sont pas les moins soigneusement conservés, car outre le prix qu'ils ont comme venant de la part d'un des plus grands Artistes, ils ont encore par devers eux l'amitié que Vous daignez m'accorder et que je Vous rends parfaitement. Je suis avec la considération la plus distinguée, Monsieur, Votre très humble et très obéissant serviteur Louis de Schlabrendorff P.S. Je prie M rs Wille et Huber d'agréer l'assurance de mes devoirs et M rs Huber, Demachy, Grimm celle de mon attachement sincère et inaltérable. J'ai chargé M. le Bn de Hopfgarten de remettre à M r Weirotter à Florence ou ce dernier devo it passer pour aller à Paris le paquet de M r Huber pour M. de Wattelet. M r Winckelmann, Vous écrit, je crois, lui-même aujourd'hui, et je ne saurais Vous exprimer combien je suis pénétré des bontés qu'il a eues pour moi en faveur de Votre bonne recommandation. Archives Nationales Paris 219 AP L. F. Freiherr von Schlabrendorff war im April 1764 aus Paris nach Italien (Journal I, 253). 4 0 Winckelmann vous écrit] Brief nicht erhalten.

abgereist

März 1765

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166 An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, den 22. März 1765 Paris den 22. Merz 1765 Mein Herr Generaldirektor! Morgen, den 23. dieses Monats, gehet ein kästchen mit der Straßburger Landkutsche von hier ab welches alle kupferstiche des Vernetischen Werkes enthält, nehmlich die welche im Dresdener kabinete fehlten. Dieses ist also bis auf diesen augenblick vollständig; und wann ich fortfahren soll zu sammlen was künftig nach diesem geschikten Maler erscheinen wird: so werde ich allemahl einen Abdurk, von den ersten, zu diesem ende auf seite legen. Wie übel hat es mir gegangen die drey stücke von Ballechou um den billigen Preiß zu erhalten wie in beyliegender Rechnung angedeutet ist. Der Sturm und die Stille sind freylich von den ersten abdrucken nicht; aber sie sind gut und von dieser gattung habe ich das stück bis 48 # verkauffen sehen. Die badente Mädchen aber sind von den besten und ersten Abdrücken. Vor einiger Zeit ersuche ich daß in einer öffentlichen Verkaufung ein erster abdruck des sturmes sey, ich gieng hin; allein er ward 120 # verkauffet so wie das Porträt des grafen von St Florentin 80 # verkauffet ward. Beyde waren aber unvergleichliche erste abdrücke. Ebenfals befindet sich das was an meinem wercke fehlet in dem kästchen bis auf 9 stücke welche aller angewanden mühe ungeachtet nicht zu finden waren. Ich gedachte die Sache zu zwingen indem ich alle große und kleine Buden der Bilderhändler durchwandert habe. Doch schäze ich mich glücklich daß ich stücke gefunden habe welche ich nicht vermuthete; aber mein Herr Generaldirektor Sie werden sich wundern daß so gar Le Petit Phisicien fehlet indem ich doch die Platte selber habe, aber solche abdrücke wie diese Platte heute drucket können in keiner guten Sammlung geduldet werden, und keine andere habe ich in meinem Vermögen nicht. Es gehet mir beständig so wann ich eine neue Platte gemacht habe. Liebhaber und Kaufleute nehmen mir die abdrücke so hintereinander weg wie sie der drucker abziehet und manche sind noch böße wann andere die ersten genommen haben. Daher ist es auch eins Theils gekommen daß ich mein eigenes Werk nicht habe (bis auf etwa 15 stücke welche hinter glas gefasset sind) andern Theils muß ich mich über meine Jugentliche arbeit ein wenig ärgern wann ich sie ansehe: dann ich bin nicht von der Gattung Leute welche so gar bis in ihre fehler verliebet sind, ich habe also nach vielen meiner stücke ehedem so wenig gefraget daß ich sie der Mühe sie auzuhöben gar nicht achtete, welches mir doch iezo Leyd thut indem von manchem Liebhaber mein Werck heut zu tage so mühsam gesamlet wird. Ich habe mein Herr generaldirektor zween neue Kupferstiche in die rolle gethan welche H. Chevillet vor mich gemacht hat. Ich bitte Sie sehr solche anzunehmen. Sie sind beyde nach G. Terburg. Auch ist ein Abdruck der

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Brief 166

Musiciens Ambulans vor Herrn Boecius dabey welchem ich verflossenen Sommer, aus Vergessenheit, keinen gesandt habe. Ich hoffe Sie werden meine Leztere Briefe erhalten haben in welchen ich den Plan unßerer Akademischen Versammlungen entworffen hatte. Ich habe auch weiter nichts hinzuzusezen als daß der Lehnstuhl auf welchem der Generaldirektor sizet, eben so wie der, auf welchem der Professor sizet der den Monath zu walten hat. Alle die übrigen, recktors Professores und Ehrenmitglieder sizen auf kleinern Lehnstühlen; welches aber die zugesellten Professores nicht haben. Ich habe dieses aus Vorsicht hierher geschrieben weil ich muthmasse daß ich es im Plane nicht genau genung müsse angegeben haben. Übrigens ist alles richtig. Dieser Tage bin ich im königlichen Bilderkabinete mit fleiß gewessen um zu sehen wie die Bände eingerichtet sind. Alle Werke welche aus gleichgroßen Blättern bestehen sind so eingebunden. Mit den Werken aber die bald aus großen mitlern und kleinen stücken bestehen, als gesezt mit dem Rembrandischen hat man anders verfahren. Man hat so viel weiß papier binden lassen als ohngefehr nothwendig war dieses ganze Werk zu fassen. Das Papier ist etwas größer genommen als das gröste kupfer des werkes, damit nur eins von dieser gattung, als zum gleichniße die Abnehmung vom kreuze, auf ein blat geheftet werde. Der Rand der Kupferstiche ist deswegen weggeschnitten, doch ist so viel davon gelassen als nothwendig ist es an den 4 ecken mit kleister auf das blat zu heften damit der kleister nicht unter das gestochene dringe. Kleine Stückchen sind aufgeklebet wie sie sich nach ihrer große schikken wollen als 2 oder 4 oder wohl 8 auf ein Blat. Doch allemahl nur an den 4 ecken, damit wann man ia ein stücke versezen wolte es ohne Schwierigkeit geschehen könne. In den mehresten bänden ist etwas Papier forne und hinten übrig, damit wann sich noch ein stück von oder nach dem Meister unvermuthet finden solte man es zusezen können. Das Papier aller Bände ist weiß, stark und schön. Ich hätte bald vergessen zu sagen daß mir H. von Marcenay sein Werk eingehändigt habe, welches auch im kästchen ist, so wie sein Verzeichniß zweymahl beygeleget ist. Von H. Ficquet aber habe ich nur 3 stücke dißmahl eingeleget. Sein Werk ist nicht leicht zu sammlen ob es gleich nicht weitläuftig ist indem er verschiedenes vor Bücher gemacht hat. Ich werde aber nach allen trachten. In wenig wochen wird das Porträt des Cornell von ihm erscheinen. Er hat 15 monathe daran gearbeit und ohne Vergrößerungsglas ist die arbeit fast nicht zu sehen. Bey allem diesem wäre er zu beklagen wann er nicht verflossenen Winter etwa 12 000 # geerbet hätte. H. Weirotter ist wieder hier. Das ist ein wunderbarer köpf, bald will er weiß, bald schwarz. H. Huber dieser edle wüirdige Mann empfiehlet sich Ihnen auf das beste. Ich bin so kühn meine ganze Hochachtung an den Herrn

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Baron von Kessel hierher zu sezen. Ich hoffe auch daß er zween Briefe hintereinander von mir erhalten habe. Belieben Sie es doch nicht ungütig zu nehmen daß ich ein briefchen an H. Dietrich mit eingeleget habe. Ich habe die Ehre mit möglichster Hochachtung zeit lebens zu seyn Meines Herrn Generaldirektors unterthänigster Diener (Am Rande\ Ich muß gestehen daß mich nun sehr verlanget nach dem Werke welches mir seine kuhrfürstliche Durchlaucht gütigst zugedacht haben. Man ist allermahl mit vielem rechte stolz wann man an andere die denkzeichen großer fürsten aufzuweißen hat.) Handschrift aus dem Bestand der sächsischen Landesbibliothek Dresden. Signatur: Mscr. Dresd. App. 1190, Nr. 175. Vgl. Journal I, 283-284. 9 Ballechou] Zu J. J. Balechou, vgl. Brief Nr. 164. 10 in beyliegender Rechnung] nicht erhalten. 15-16 das Porträt des grafen von St Florentin] Louis Phelypeaux, Comte de Saint-Florentin, nach einem Bildnis von Louis Tocqué (1751, Le Blanc Nr. 124, Νagier Nr. 79) 2 2 - 2 3 Le Petit Phisicien] Le Petit Physicien, nach einem Gemälde von G. Netscher (1761, Le Blanc Nr. 66, Nagler Nr. 170). 40 Musiciens Ambulans vor Herrn Boecius] Les musiciens ambulants ( 1764, Le Blanc Nr. 52, Nagler Nr. 156). Zu Boetius, vgl. Brief Nr. 113. 51 im königlichen Bilderkabinete] Seine Besichtigung der Gemäldegalerie im »Château du Luxembourg« in Paris beschreibt Wille im Tagebuch (Journal I, 283, 13. März 1765). 78 Weirotter] Der österreichische Maler und Kupferstecher Franz Edmund Weirotter (1730-1771) machte zwei Aufenthalte in Paris (1759 bis zum 18. 10. 1763; vom 18.10.1764 bis zum 22.4.1767) und stand in engem Kontakt mit Wille. 81-82 zween Briefe hintereinander [an den Baron von Kessel]] nicht erhalten. 83-84 ein briefchen an H. Dietrich] nicht erhalten. 89 seine kuhrfürstliche Durchlaucht] Es handelt sich um die Geschenke des Kurfürsten von Sachsen als Dank für die Musiciens ambulants, die ihm gewidmet wurden ( vgl. Willes Brief vom 24. Juni 1764, Anm. und folgenden Brief).

167 An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, 22. Juni 1765 Paris den 22. Junius 1765 Mein Herr Generaldirektor! Wie sehr bin ich vergnüget daß die übersendeten kupferstiche nach Ihrem beyfalle gewessen sind und ich bin Ihnen den besten dank schuldig daß Sie mich so schleunig durch Herrn Winckler haben bezahlen lassen. Ich habe diesem schon vor einigen Tagen die quittung über die empfangene 567 # 16 sols zugeschicket und hier lege ich die quittung des Hen von Marcenay mit bey. diese Sache hat alßo ihre ganze richtigkeit. Ich werde indessen einhalten kupferstiche einzukauffen bis Sie es wieder befehlen werden: dann ich verrichte gerne alles nach Ihrem beyfalle und gutheißen!

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Brief 167

Ich bin Ihnen Mein Herr Generaldirektor indessen zum Voraus von herzen verbunden für die Abdrucke welche Sie mir gütigst zugedacht und abgegeben haben! Ich werde daraus den Zustand der kupferstecherey in Dreßden sehen. Ein Kupferstecher kann von einem Drucker weiter nichts verlangen als daß er ihm gute Abdrucke mache. Die Haltung der Arbeit aber gehet den drucker nichts an. Meine Drucker sollen mir nur auf dem Papier Liefern was auf meiner Platte ist. Sie sollen überall gleich abwischen: dann daß der Drucker bald hie bald da auf einer Platte mehr oder weniger wischen soll das ist die schlimste maxime von der Welt. Ich habe kupferstecher, besonders deutsche, klagen hören, wann man ihnen vorwirft daß ihre Kupfer so blaß sind, daß sie weder Pariser Drucker noch Pariser Schwarz zu ihren dinsten hätten aber das beste Schwarz das wir hier haben kommt aus Deutschland. Es hat seit undenklichen Jahren den Vorzug in Paris. Nun kommt es auf des Kupferstechers Platte an. Ist diese auf den höchsten lichtem zu viel überarbeitet und in den tiefesten Schatten nicht genung (wie ich ofte wahrgenommen habe) so wird der beste Drucker auf der Welt keinen glänzenden abdruck davon ziehen. Es ist durchaus nothwendig daß man an die höchsten lichter behutsam schmeichelhaft und dann gar nicht berühre; die Tiefsten schatten aber angreiffe, ia gar das kupfer völlig wegbohre. Dieser äußerste gegensaz des hellen und dunkeln ertheilet der Arbeit Leben kraft und glänz an dieses gedenken wenige, oder wenige wissen es: dann sie haben keine sichere regel festgesezet. daher wollen sie und wollen nicht weil sie im Zweiffei wanken. Dieses ist genung kalte und zaghafte stüke hervorzubringen. Aber warum rede ich von dergleichen einem so ächten Kenner als sie sind? ein gewisser Eifer hat mich unversehens dazu verleitet... Ich habe in meiner Jugend die ersten Englischen Kupferstecher hieher kommen sehen; Heute streitet man schon in Landen in Verschiedenen arten mit uns, besonders in Landschaften. Was haben indessen die Deutschen in Augsburg und Nürnberg gethan. Sie haben copirt und nach geleyert daß es eine schände vor deutschland ist und woher? Der Krämergeist hat die stelle eingenommen wo der genius der künste herschen solte. Welch ein anblick von unßere und die künftige zeit, doch die künftige Zeit wird wenig davon erfahren, welches noch ein Trost ist. Sie wird keine Vergleichungen zwischen den Arbeiten der Völker anstellen können weil nur das gute aufgehoben wird indem das schlime verschwindet. O Mein Herr Generaldirektor wie glücklich ist Sachsen daß es an Ihnen einen unerbitlichen feind des bößen geschmackes und des unedlen Schlendrians hat, daß Ihre erhabene Absichten von einem erleuchteten und einsichtsvollen hofe unterstüzet werden, daß die großen an diesem hofe herz genung haben den Adel der Künste zu fühlen und ihren Vortheil in betracht zu ziehen, daß Sie als wahre Patrioten zu denken wissen, weil sie wissen, daß Sie an dem Ruhme und der Ehre die, in dießem fache Sachsen verherlichen werden, ihren Antheil haben ...

Juni

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He Zingg ist aus der Schweiz noch nicht zurücke gekommen. Ich habe auch seit den verflossenen fasten keine briefe von Ihm. Ich weiß nicht was dieses bedeuten soll. He Weirotter ist ein wanckender Geist, bald will er bald will er nicht. Ich kriege ihn wenig zu sehen seitdem er in dem Hauße des Hn Wattelet lebet in welchem ich keinen Umgang habe. Ich errinnere ihn allemahle an die stelle die er in Sachsen haben solte wann er mir zuspricht. Ich habe mich erbotten dem Herrn Generaldirektor seine gedancken zu schreiben weil er selber weder lesen noch schreiben kann. Aber es ist weder ia noch nein aus ihm zu ziehen. Woher kommt es doch daß die deutschen künstler, welche sich in fremden landen befinden, nicht zurüke verlangen, besonders wann sie etwas verstehen? Die kleine Vignette die la fosse nach mir vor vielen Jahren gestochen hat gehöret zu dem Porträte des Erzbischofs von Narbonne dessen Wappen sie vorstellet und beyde sind zu dessen Leichenpredigt gebrauchet worden. An das Blat des H. Abt S. Non nach meiner Zeichnung habe ich gar nicht gedacht. Er hat dieses ding so gewirret radirt als ob es ein landschaft sey indem die Zeichnung nur sehr leicht mit einigen federstrichen gemacht und indianischer Dinte schnell gewaschen war. Ich muß auch die beyden Landschaften noch hinzufügen die Weirotter nach mir radiret hat. Der Junge Mahler He. Schenau, den wir hier haben, ist aus Zittau gebürtig. Er hat einen sehr erfindsamen Geist in Vorstellungen, die aus dem gemeinen leben genommen werden; aber ich habe oft meine last mit ihm gehabt ihn an die Natur zu bringen. Man kann einige köpfe so wie hände und dergleichen auswendig. Man verlässet sich darauf und aus diesem entstehet Manier aber er muß arbeiten damit er leben kann. Er ist noch iung und hat gute Sitten. In einem Briefe von 25. Merz mit welchem Sie mich beehret haben finde ich diese worte »aber hier würde er mit dem Modell nicht zurecht kommen, welches Sie an der sonst artigen nach dem veränderten geschmack gemahlten Tobacksdose von Porcellain in gold gefast, welche sie auf herrn B. v. K. und meine wenige Veranlassung zu den schon abgeschickten 2 Galleriebänden, durch andere gelegenheit, vielleicht durch Mad. Huet erhalten werden, auch wohl werden wahrnehmen müssen.« - Es ist nun schon sehr lange daß Mad. Huet wieder hier ist. Sie hat mir auch den zweiten Tag ihrer ankunft selber gesaget daß sie gedachte dose mit gebracht hätte; sie hätte aber order gehabt sie dem H. General von Fontenay einzuhändigen, welches auch schon geschehen wäre. Sie hätte auch Bände mit Kupfer gesehen, welche vor mich bestimmet gewessen wären; welche sie aber nicht hätte mitnehmen können und der Herr Baron von forell hätte ihr darauf geantwortet daß er sie dann gleich auf eine andere Art versenden wolle. Seit dieser Zeit habe ich nun nichts weiter erfahren von diesen beyden Artikeln. Es ist eine Notwendigkeit daß ich ein wenig nachforsche. Hätte ich nicht schon längst die Großmuth Seiner Kuhrstlichen Durchlaucht meinen freunden erzählet und sogar gesa-

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Brief 167

get womit er mich begnadiget hätte: so würde ich ewig davon schweigen; so aber ist mir daran gelegen daß man mich nicht vor einen Mann ansiehet der dinge saget welche er nicht beweisen kan und welche man nicht von mir gewohnt ist. Ich schäme mich fast dieses geschrieben zu haben; allein ich hoffe Sie werden es gütigst vergeben dem der die Ehre hat mit möglichster Hochachtung beständig zu seyn. Meines Herrn Generaldirektors unterthänigster Diener Wille. Handschrift aus den Beständen des Staatsarchivs Dresden. Abgedruckt und kommentiert in: Monatshefte für Kunstwissenschaft, IX. Jahrgang, Heft 8, August 1916, Verlag Klinkhardt & Biermann, Leipzig, S. 291-293. 64 La fosse] vielleicht Jean Baptiste Delafosse (1721-1775), französischer Kupferstecher, der besonders Vignetten stach. 67 S. Non] Der Abt Jean Claude Richard de Saint-Non (1727-1791). 78 Brief von 25. Merz] Brief nicht erhalten. 81, 82 Tobacksdose/ 2 Galleriebänden] Es handelt sich um die Geschenke des Kurfürsten von Sachsen als Dank für die Musiciens ambulants, die ihm gewidmet wurden (vgl. Willes Brief vom 24. Juni 1764, Anm.).

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Von Johann Ludwig Aberli o. O., o. D. {Bern, August 1764 - Juli 1765)

Mein herr und wertester freünd Herr Zingg der sich einige Zeit bey mir aufgehalten, ist nun nach St Gallen verreist, alwo er sich so woll als in Zürich noch ein wenig verweilen wird. Durch Ihn habe von Ihnen einen Kupferstich erhalten: ungemein angenehm war mir dieses Zeichen Ihres gütigen Angedenkens. Ich bin unglüklich daß mich die Entlegenheit hindert, von Ihrer freündschaft den nutzen zu ziehen, den so mancher Künstler empfunden, und von dem herrn Zinggs progressen eine so merkliche probe abgeben. Hier habe ich weder Exempel noch aufmunterung, und muß meine beste Zeit mit Portrait mahlen zubringen, und dennoch aller hindernisse ungeachtet, kan ich die landschaften nicht aufgeben, und alle Zeit die ich (entübrigen) kan wende zum Studium hierin an. Herrn Zinggs Gegenwart und Zuspruch hat mich von neuem angefeuert, und so bald ich kan, nehme ich die freiheit Ihnen einen Versuch vorzulegen, wobey ich trachten werde die fehler auszuweichen die haubtsächlich an der Mülle, die Ihnen hr Zingg von mir gelihen, sind getadlet worden, Es reüt mich daß ich damahls nicht das original anstatt der Copie schickte, denn obwohl darin mehr Härte und Zerstreüung des Lichts ist, so hat es doch ungleich mehr Wahrheit und ist auf dem Platz selbst nach der natur ausgearbeitet. Herr Zingg hat mir viel geredt, mich von dem gar fleißig mahlen abzumahnen, ich bin aber nicht überredet daß der fleiß an sich ein fehler

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seye: oder ist es denn also? allein verzeihen Sie mir geschwind, und gönnen Sie mir ferner Ihre Schätzbahre freündschaft, als Ihrem Ergebensten freund und diener J. L. Aberli

Archives Nationales Paris 219 AP. Adrian Zingg, der seine erste Ausbildung unter anderen bei J. L. Aberli in Bern erhalten hatte und anschließend nach Paris zu Wille gegangen war, war vom 23.8.1764 bis zum 8. 7.1765 in die Schweiz zurückgekehrt. Dieser undatierte Brief kann möglicherweise aus dieser Zeit stammen (obwohl sich keine Spuren davon im Tagebuch befinden).

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Von Joachim Wasserschieben Kopenhagen, 27. August 1765

A Copenhague ce 27 Août 1765 Monsieur et Très cher Ami Je sais que je Vous dois encore la réponse a la Lettre pleine d'Amitié dont vous m'avez honorée le 28 avril; Mais je ne l'entreprendrai pas aujourd'hui; Et celle ci ne sera que pour vous accuser la Réception de tout ce que vous avez eu la Bonté de m'envoyer, et de vous remercier mille et mille fois de tous vos Soins et de toutes vos Peines. Le Portefeuille est arrivé bien conditionné, et m'a fait un Plaisir infini. M r Preisler, content de son Papier, et enchanté de votre Souvenir et de vos Musiciens, me charge de vous en faire ses très hbles (=humbles) Remerciements. Il se porte assez bien cet Eté, et comencera j'espère incessament la gravure de la Nature Equestre du Roi par M. Saly en deux feuilles. Il a fait les Portraits des Rois de Danemarc de la Maison d'Oldenbourg. Mais il n'a pas tousjours eû de bons originaux. Ils entreront dans un Essai Historique que M r Schlegel va Publier. M r . Mandelberg va faire un Plafond pour le Chateau. Mais je vous parlerai de lui une autre fois. Vous connoissez M r Sturtz. Il est actuellement avec Nous. M r le Baron de Bernstorff se l'est attaché. J'écris aujourd'hui a M r Schulze pour le prier de procurer a M r Schlegel et Preisler 5 Rames du Grand Aigle, et de vous prévenir de cet Envoy en cas que vous eussiez quelque chose a y ajouter. Je trouve qu'il me manque le petit Polisson de M. Greuze. Et Γ Amour menaçant de M. Vanloo par Mechel. Avec quel plaisir ne verrai je pas les Estampes faites d'après les Ouvrages de Monsr. Votre fils. Je vous en fais mon Compliment, Cher Ami, et partage avec Vous toute votre Joye.

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Brief 169

Une autresfois je reprendrai Votre Lettre, et y repondrai Point par Point. Je suis avec une Considération infinie, et une Amitié vraie et sincère Monsieur et Cher Ami Votre très humble et très obéissant Serviteur Wasserschiebe Peut on avoir l'Estampe de la statue de Rheims? Je suppose qu'elle est belle et bien gravée. J'ai celle de Rennes. Celle de Bordeaux me manque. Archives Nationales Paris 219 AP. 10 Musiciens] Les musiciens ambulants (1764, Le Blanc Nr. 52, Nagler Nr. 156). 12 Saly] Der Bildhauer Jacques-François-Joseph Saly (1717-1776). Vgl. Brief Nr. 21, Anm. 15 Schlegel] Johann Heinrich Schlegel, Geschichte der Könige von Dänemark aus dem Oldenburgischen Stamme. Mit ihren Bildnissen, 2 Bde., Leipzig 17691777.

170 An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, 11. September 1765 Paris den Ilten Sept. 1765 Dem Himmel sey es gedankt, nun ist Friede! und unser Briefwechsel, welcher mir so angenehm war, wird wieder in gute Ordnung kommen. Wie viel Verbindlichkeiten bin ich Ihnen nicht schuldig! Ihre Betrachtungen über die Malerey, welche Sie mir gütigst verehret haben, sind ein Werk, welches ich mit Nutzen und Vergnügen lese. Es ist voller Weisheit und Einsicht, und die Künstler sollen Ihnen ewigen Dank wissen, daß Sie sich die Mühe haben geben wollen, Ihr tiefes Nachsinnen zu ihrem Behufe gemein zu machen; (aber leider, ich habe Künstler gesehen, welche kaum lesen können) ich bin insbesondere sehr gerührt, daß Sie meiner und meiner Arbeit gütigst haben gedenken wollen. In diesem Werke wird man in künftigen Zeiten finden, daß einmal ein WH le lebte, der ein Deutscher war, der aber in fremden Landen ein neues Vaterland suchen mußte, wo er sich auch alle Mühe gab, seinem Alten Ehre zu machen. Es ist wahr, ich habe meinen Freund Heilmann verloren. Ich bin auch längstens willens gewesen, sein Leben zu beschreiben; ich habe auch Materialien dazu; aber einige sind mir verworfen worden, und alles Suchen ungeachtet habe ich sie unter meinen vielen Papieren noch nicht finden können. Aber ich lasse meinen Vorsatz nicht gerne fahren. Haben Sie das Leben des Lukas Cranach gesehen, welches Hr. Reimer, Königl. Preußischer Rath in Ostfriesland, verflossenes Jahr geschrieben hat. Dieser schickte es mir mit einem Schreiben zu. Ich bewog daher Hrn. Huber für das Journal Etranger einen Auszug zu machen; der Vorsteher des Journals übergab aber den Auszug dem Hrn. Mariette. Dieser strich aus nach

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Wohlgefallen. Zuletzt aber behauptete er die nun verschimmelte Meinung, als wäre es den Deutschen nicht gegeben den Grazien zu opfern; es wäre kein Wunder, sie lebten unter einem betrübten Himmel, wo die Sonne keinen zarten Einfluß wirken könne u. s. w. und so ist es in einem der letzten Bände dieses Werks gedruckt worden. Was sagen Sie dazu? Ich habe die Ehre mit aller möglichen Hochachtung zu seyn &c. Briefe über die Kunst von und an Christian Ludwig von Hagedorn, hrsg. von T. Baden, Leipzig 1797, S. 345-346. 15 Heilmann] Johann Kaspar Heilmann (1718-1760). 19 Hagedorn] Christian Ludwig von Hagedorn, Betrachtungen über die Mahlerey, 2 Theile, Leipzig 1762. 23 Journal Etranger] Der Abbé Arnauld war der Herausgeber des Journal Etranger (vgl. dazu Brief Nr. 35).

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Von Blaise Nicolas Lesueur Berlin, 21. September 1765

Monsieur L'acueil que vous faites a notre M r Hackert m'est si sensible que je profite bien vite de La présente occassion pour vous en remercier & vous prier de lui continuer vos bienveillances & amitiés; ce n'est pas de ce Jour que je connois L'amour que vous avés pour nos arts, puisque Vous les Cultivés vous même avec un Sucés reconnu de tout le monde & des Amateurs, Et récompensé du glorieux titre de membre de L'académie que Vos heureux talents Vous ont mérités. Je vous félicite & prend part aux honneurs qu'il vous procurent. feu mon Pere ma toujours entretenu de Vous Monsieur comme d'un vrai ami dont toutes la satisfaction étoit de voir chacun prospéré dans son genres, les soins que Vous prenés de notre chevillet. L'amitié que vous avés témoignés a nos M r s Rhode gualtieri & Reclam en son des preuves convaiquantes. revenons au nouvel arrivé vous obligerai infiniment sa famille (que je me fais honneur de Connoitre) de L'aide de vos lumières dont un Etranger come lui a besoin pour marcher sans s'égarer dans le L'abyrinte ou il est engagé a présent... Nouveau pais nouvel mœurs, nouveau Langage II est heureux d'avoir acquis l'honneur de votre connoissance comme Compatriote vous L'aideré J'en suis certain & je me flatte qu'il en sera digne Etant tel que je l'ai Connu a Berlin c'est a dire docile & L'aborieux. Je prends la liberté ici de saluer toute votre cher famille vous souhaitant une santé parfaite puissiés vous avoir un fils qui fasse revivre son digne pere un Jour. Mes très humble respect a M r Cochin, Vien, Halle etc. Si vous me trouvés utile a quelque chose ici faites moi l'honneur de m'employer je serai toujours prest a reconnoitre les services que vous rendrai a notre nouveau Débarqué permettés moi Monsieur de vous assuré d'ime par-

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Brief 171

faite Estime & considération me faisant gloire d'Estre avec tout les honnetes gens Monsieur Votre tres humble Et tres obéissant serviteur B. N. Lesueur a berlin ce 21 7 bre 1765 P. S. Je n'ai rien a vous mandés de nouveau de notre ami M r Schmidt nous nous voions rarement. Il est très occupé ainsi que moi nous navons pas le tems de nous voir ainsi des autres connoissances Archives Nationales Paris 219 AP. Biaise Nicolas Lesueur] Biaise Nicolas Le Sueur (1716-1783), Schüler von J. B. van Loo, Sohn von Nicolas Le Sueur. Mit Amédée van Loo ging 1748 Β. Ν. Le Sueur nach Berlin, wo er 1751 als Lehrer an der Académie angestellt wurde, deren Dirktorat er bis zu seinem Tode innehatte. 1765 gab er ein Zeichenbuch heraus: Principes de dessin (mit Stichen von D. Berger d. J.). 2 Hackert] Jakob Philipp Hackert (1737-1807) hat sich bei Wille ausgebildet. Er kam am 19. 8.1765 bei Wille an und blieb bei ihm bis zu seiner Abreise nach Italien im August 1768. 9 feu mon père] Nicolas Le Sueur. 12 Rhode] Christian Bernhard Rode. 12 Gualtieri] wahrscheinlich Paul Charl. Gualtieri, Zeichner, in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts tätig. 23 Halle] Die Familie Hallé ist eine weitverzweigte, aus Rouen stammende Künstlerfamilie. Vielleicht handelt es sich hier um das bedeutendste Mitglied der Familie, den Maler Noël Hallé (1711-1781).

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Vom Abbé Luchiny Prag, 21. September 1765

Monsieur Vous serez surpris Monsieur de vous voir parvenir une lettre de la part d'une personne dont vous ignorez parfaitement l'existence. Ce n'est pas ainsi de la vôtre Monsieur, que la célébrité que vous vous êtes acquise dans l'Europe a depuis long-tems annoncée à tous ceux qui connoissent le prix et la beauté de la gravûre; que vous avez portée aussi loin que personne. Votre nom est parvenu jusqu'à nous, mais vos chefs-d'œuvre sont peu connu dans un pays où il y a peu d'appréciateurs de vôtre talent, et ou les Sciences et les arts sont encore dans l'enfance et dans une espèce de langueur. C'est autant pour les y faire connoître que pour me procurer le plaisir d'en posséder un petit nombre que je prends la liberté de vous écrire Monsieur directement, et de vous prier de vouloir bien confier vingt-quatre, ou trente de vos plus belles Estampes à un certain Monsieur Marc Avocat en Parlement, qui à l'occasion qui se rendra d'Epernay sa patrie à Paris viendra lui même les chercher, ou les fera chercher par un de ses correspondans qui sera chargé de vous en donner le prix. J'ai vû autrefois avec plaisir et surprise deux estampes représentant

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une tempête et un calme, que je crois être l'ouvrage de votre burin. Si elles ne le sont pas, elles sont du moins dignes de l'être, et vous m'obligerez infiniment Monsieur de chercher à les mettre du nombre. J'ai quelques unes de vos estampes à une tête que j'ai ramassées par ci par là. Je souhaite beaucoup que celles que vous aurez la complaisance de m'envoyer, soyent grouppées ou à plusieurs têtes, comme histoires, fables, paysages etc. aux quelles vous pourrez ajouter vôtre Cléopatre, si je ne me trompe, ou vôtre Lucrèce qui me manque. On m'a enfin assuré Monsieur que votre honnêteté égale vos talens, et que par conséquent il n'est pas nécessaire ni de vous recommender la discrétion dans le prix, ni le choix de tout ce que vous pouvez fournir de plus beau. Nous n'avons rien dans ce pays-ci qui manque à l'abondance, à la richesse et aux lumières du vôtre. Que si vous trouvez pourtant Monsieur qu'il y a quelque exception à y faire, et que vous connoissiez qu'il y a quelque production qui puisse vous convenir, j'ose vous offrir Monsieur bien sincèrement mes services, charmé de pouvoir vous prouver en quelque façon la vénération inviolable et sincère avec la quelle j'ai l'honneur d'être Monsieur P. S. Je viens d'apprendre dans ce moment, qu'on vient de mettre au jour à Paris une Estampe représentant la famille infortunée du malheureux et innocent Calas. J'ose vous prier Monsieur de vouloir avoir la bonté de m'en envoyer deux exemplaires. Prague ce 21 de Sept bre 1765 Votre tres humble et tres obéissant Serviteur l'abbé Luchiny Gouverneur des jeunes Princes de Fürstenberg Archives Nationales Paris 219 AP. 23 Cléopatre] La mort de Cleopatra, 1754 von Wille gestochen, nach einem Gemälde Netschers (Le Blanc Nr. 5, Ν agier Nr. 108). 23 Lucrèce] Wille hat eigentlich keine Lucretia gestochen Vielleicht handelt es sich um einen Fehler des Abtes Luchiny.

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Von Adam Friedrich Oeser Leipzig, 18. Oktober 1765

Die unvermuthete freude, welche Sie mir mit der schönen Zeichnung gemacht haben, und die noch mit aller ihrer Schönheit den Vorzug hat, sie selbst aus den Händen eines liebenswürdigen Willen zu erlangen, dieses sage ich, ist mir bey aller Gründlichkeit und Schönheit der höchste Reitz. Ich statte Ihnen für dieses mir so schätzbare Andenken den Verbindlichsten Danck ab. Wie glücklich wäre ich, Ihnen meine Erkänntlichkeit durch einige Blätter von meiner Arbeit zu zeigen, ich habe wohl einige Entwürfe versucht, wan ich aber gedenke an Sie etwas zu senden, so finde ich sie alle nicht so ausgesucht und von fehlem gereinigt daß sie gefallen können, um Ihnen diese Wahrheit

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Brief 170

zu zeigen, so will ich einen solchen Entwurf übersenden, mit der Bitte, daß ich diesen Gedanken noch einmal überschicken darf, weil ich versuchen will ob noch etwas daraus zu bringen ist, ich habe mir vorgenommen die reitzenden Züge eines Geßners zu entwerfen, und selbige nach dem Leben zu stellen, und sollte mir das Gutachten eines Einsichtvollen Freundes dabey zu statten kommen, so würde ich mit viel größerem Muthe diese Beschäftigung unternehmen. Unser gemeinschaftlicher freund der liebenswürdige Herr Winckler, braucht zwey paar Pfeiler Leichter, es ist der Raum von den (sie) Spiegel bis zu Ende des Pfeilers 5. Zoll. In Frankreich ist solche Medall und Vergüldete arbeit am besten zu bekommen, sollten sich welche in form eines Zweiges mit Blumen gezieret, worauf zwey Tillen zu Lichtern sich befinden so glaubte ich, sie würden zu dem Spiegel Rähmen paßen, und ich bin überzeugt daß Sie Liebster Freund diese kleine Comission gern und aufs beste besorgen werden, was thutt man nicht einem Winckler zu gefallen. Ich bin mit der ersinnlichsten Hochachtung Aedelster Freund dero bereitwilligster Johannfriedrich Oeser Leipzig den 18 oetbr 1765 Archives Nationales Paris 219 AP. Wille hatte am 22. Juli 1765 seinen Freund Winckler in Leipzig gebeten, A. F. Oeser, dem Direktor der dortigen Zeichenakademie, eine seiner Zeichnungen zu übergeben (Journal /, 293). Auf Oesers Dankschreiben antwortete er vermutlich erst am 14. Mai 1766 (Journal I, 321).

174 An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, 18. Oktober 1765 Den 18ten October 1765 Ich komme augenblicklich, mein Herr Generaldirector, von einem Bekannten, bey dem ich ein Paar Landschaften in Wasserfarben gesehen habe, welche er, wie er mir saget, von Herrn le Leu bekommen hätte. Ein junger Mahler, Namens Herr Wagner, soll sie gemacht haben. Wie froh und vergnügt ich über diese Entdeckung war, ist mir schwer zu beschreiben. Wieder ein Schüler von der sächsischen Schule, der unendlich weit gehen kann, sagte ich bey mir selber; und gleich entschloß ich mich, das Meinige zu seiner Aufmunterung beizutragen, nämlich an ihn zu schreiben, und mir 6 Stücke in Wasserfarben, 2 Stücke in Oel (wo er anders in Oel mahlet), und 2 Zeichnungen, die nur Zeichnungen sind, zu bestellen, welche ich ihm, wo es ihm ein

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Vergnügen ist, daß ich so verfahre, auch gerne bezahlen will. Ich weiß kein ander Mittel, junge Künstler in Hitze zu bringen, wo sie anders ein Gefühl haben, welches, wie ich hoffe, dem Herrn Wagner nicht fehlet. In seiner Arbeit, die ich gesehen habe, lieget viel Gutes in allen Theilen am Tage. Mein Herz ist voller Freundschaft gegen einen solchen Künstler, besonders da er noch jung ist, und schon so viel gethan hat, und noch so viele Hoffnung zeiget. Aus eben diesen Stücken muß ich muthmaßen, daß er entweder bey Herrn Dietrich wirklich gewesen, oder doch nach ihm Studiret habe. Er konnte sich kein besseres Muster wählen. Daneben habe ich ihn in meinem Briefe angetrieben, sich an die wahre Wegweiserin, die Natur, zu halten. Ich habe ihn an etwas erinnert, und glaube nicht unrecht zu haben, nämlich, daß er die Landleute, die er in seinen Landschaften anzubringen hat, nicht aus fremden Ländern herhohle; man müsse beständig, in diesem Falle, einem Gemähide gleich ansehen können, wo es zu Hause gehöre, und ich glaube, daß Sie selber diese Gedanken, mein Herr Generaldirektor, nicht mißbilligen werden. Die Klagen, die ein Landschaftmahler anführen könnte, daß die Trachten der Landleute an dem Orte, wo er sich aufhalte, Trachten wären, die sich nicht recht zur Kunst biegen ließen, sind ungerechte Klagen. Ein geschickter Mahler, der die Natur beständig verfolget, hat allemal Weisheit genug, einer jeden Sache in der Vorstellung einen Reiz zu geben, den ein geringerer nicht an ihr zu finden glaubet. Man überlege es recht, so wird man finden, daß in Ansehung der bäurischen Trachten die Mahler in den Niederlanden sehr übel dran waren. Eine gerade runde Kappe, ein Wamms, das nur bis an die Hüften ging, Hosen und Strümpfe mehrentheils an einander, war die ganze Tracht, die Ostade bey den gemeinen Leuten fand, und alles war noch dazu über den Körper so angespannt, als ob es eine zwote Haut des Menschen wäre; doch Ostade wußte diese Natur in der Vorstellung durch Wahrheit und die größte Einfalt reizend zu machen. Teniers hatte die nämliche Natur; er verband aber mit der Wahrheit den feinsten Geist, und überwand so alle Schwierigkeiten. Berghem hatte die nämliche Natur; aber er opferte dem Geschmacke manches in der Bildung der Trachten auf, die nichts in Ansehung des Reizes dabey verlohr, als daß er etwas abgewichen war. Sollte dem zufolge ein Mahler in Sachsen schlimmer daran seyn? ich glaube es nicht. Und sollte Herr Wagner dieses noch nicht zum Endzwecke gehabt haben: so wollte ich, daß er die Probe an meinen bestellten Stücken machte. Ich habe ihn ebenfalls in meinem Briefe gebeten, daß er mir die beiden Landschaften in Oel lieber ins Helle und Anmuthige mahle, als ins Dunkle und folglich Traurige. Ich bin so frey, und lege das Briefchen an diesen liebsten jungen Mahler zum Einschlüsse bey, weil ich nicht habe erfahren können, in welcher Stadt in Sachsen er sich aufhält, und welches Ihnen, als dem Oberhaupte der Künstler, nicht unbekannt seyn kann; ich hoffe, Sie werden es mir um so lieber vergeben, da es Ihnen selber nicht unangenehm seyn wird,

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Brief 170

wennn ich trachte, gute Künstler von unserer sächsischen Schule in diesem Lande bekannt zu machen. Briefe über die Kunst von und an Christian Ludwig von Hagedorn, hrsg. von T. Baden, Leipzig 1797, S. 349-351. 4 Le leu] nicht nachweisbar. 5 Wagner] nicht identifizierbar.

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Von Christian Ludwig von Hagedorn Dresden, 17. Dezember 1765

Dresden den 17. Dec 1765 Mein werthester Herr Wille Ihren angenehmsten Brief vom 26. 8ber habe ich erst vor vier Tagen erhalten. Dergleichen Verspätung macht mir viel Sorge, zumahl wegen meines letzten Briefes vom 9 Dec an H. Zingg, dem ich unter GesandtschaftsPaquet an H von Fontenay nach Wunsch geschrieben, die eigenhändig vom H Administrator unterschriebene höchste Resolution in Originalis mit beigelegt, daß er also, wie Sie ihm unbeschwert sofort melden werden, sein dortiges Quartier sicher aufgeben kann am 14. Januarii, inmaßen er auch hier im AcademieHause ein Quartier vorfindet. Sobald ich die Verspätung ihres Briefes gemerkt, habe ich noch ein Avis-Billet an H. Zingg durch H. Winkler laufen lassen, den ich ersuchen lasse, das in der höchsten Resolution ausgedrükte beträchtl. Reisegeld vor der Abreise des H. Zingg, mit dessen gehöriger Benachrichtigung, in Paris zahlbar anzuordnen. Dieserwegen freuen Sie Sich mit mir, daß unsre Academie durch den rechtschaffenen Herrn Zingg einen Zuwachs erhält, der auch, wenn die nöthigen Anordnungen getroffen werden, in dem (Vertrieb) der Kupferstiche, worüber G. F. M. Dyck schon ein Catalogum, der täglich zunimmt, drucken lassen, einen Einfluß erhält. Wir haben freylich keinen Wille in Sachsen, allein vielleicht schicken wir ihnen einmahl einen hier gut zugestutzten Scholaren. Stenzel, eines Kaufmanns Sohn schlägt bey Canale, Speck eines Kaufmanns Sohn bey Zucchi und Schultze eines Gürtlers Sohn bey Camerata gut ein: vor allen dingen auch ein Bildhauerey Anfänger Arnold, die Menge hofnungsvolle Jugend für Landschafften und Stich, Dömer, Klundt, Schönberg, und Böhme, welcher letzterer von H. Prof. Roos zugezogen wird (denn H. Roos ist nicht in Ansehung seines Talents im Thiermahlen sondern weil er academische Art will Ästellen) lassen, Professor worden, wie er es gesucht). Ich wundere mich nur, daß da ich in meinem Lettre à un amateur die deutsche Abkunft unsers in Wien gebohrnen, niemahl in Italien gewesnen Roos so deutlich erklärt, ihn auch in meinem deutschen Buche angeführt, ferner in meinem Briefe, dieses alles noch Zweifel überlasse. Von seinem alten Vater, dem Frankfurter Heinrich Roos und dessen Bruder Theodor steht ja im Sandrart, der hat mit dem

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Poeten Salvator Rosa so wenig Gemeinschaft, als Luca Giordano mit Jacob Jordans. Heinrich Roos hatte zwei Söhne, welche Landgraf Carl in Cassel (.Interlinearzusatz: und Paris Rom) reisen und studiren ließ, Philippen und Sohn Melchiorn. Ersterer blieb aus, heyrathete Ziacinto Brandi seine Tochter setzte sich nach Tivoli, und man nannte ihn Rosa di Tivoli, der hatte wieder zween Söhne Josepho Roos einen guten aber etwas grauen Mahler, der in Neapel blieb, und den der Vater warnte, er möchte nicht so viel Weis brauchen, der andere Sohn hieß oder heißt Gaetano Roos und lebt noch in Wien, wo man ihn freylich mitunter Rosa heißt, allein sein Sohn, unser 1726 in Wien gebohrener, dort bey der Academie aufgezogener, niemahls in Italien gewesener Roos bleibt ein Deutscher, und bewundere ich nur die niderträchtige Bemühung derer die den deutschen ihre Künstler streitig zu machen suchten. Daß unser Roos sich aber zuweilen (Rosa) geschrieben gehört zur (Fledermaus) Politique. Er spricht so gut deutsch wie ein anderer Wiener, sie sehen es auch aus dem Schreiben, ist übrigens ein rechtschaffener braver Mann, grosser Freund von Zingg wie vielmehr noch von dem Freunde der deutschen Künstler, dem lieben H. Wille. Auch wundere ich mich daß Sie vom jungen Wagner, dessen ich doch in meinen Briefen gedacht nichts wissen. Sölten auch Briefe verlohren gehen. Der junge Wagner ist ein 20jähriger doppelter Neffe von unserem Dietrich, dessen Eltern sind bey der fabrique zu Meissen, da nun die Mutter W so gut mahlt, daß Sie, lieber H. Wille noch sicher bey ihr Landschftsstücke bestellen, aber nur erinnern müssen, daß es nicht Copyn nach Dietrich seyn dürften, so hat der junge Wagner schon die ditrichirte Manier aus dem haus mitgebracht, niemahls aber bey dietrichen gelernt, der sich vielmehr anfänglich vor ihm heimlich (mag gehalten) haben. Dem sey wie ihm wolle, den Krieg über ist dieser junge Wagner mit den Meißner jungen Leuten, oft nach Dresden gekommen, und da die kgl Gallerie nicht offen war hat er nach (mein Rebenbergen) und sonst studirt, abgezeichnet und sonst, hat izto, wo er gewißer maßen Unterlehrer Dienste verrichten hilft, da er bey einem Unterlehrer selber wohnt, schon 200 rh Pension, ist aber etwas zurückhaltend, schleichend und tuckmäuserisch, anstat auf meine ihm gleich zu geschehene Übersendung ihres Briefes zu mir zu kommen und sich mit mir über den Beyfall den ihm Gott zuwendet, zu freuen, ist er noch nicht gekommen, ich kann ihnen also nichts antworten. Ungeachtet ich ihm die Pension erhielt, habe ich selbst kein Original-Gemählde von ihm, nichts als eine Copy nach Everdingen, die er auf der Gallerie für Roosa genau copiren sollte, und da sie nicht dem Original (bünglich) folgte, Roosa nicht recht und mir (zur Aufgabe an kam, als Räthsel) doch in mein Cabinet zu kommen, recht war. Die besten Sachen zog H. Hutin für seinen Freund des Heinecken geschworenen Bewunderer Leleu, an sich. Ich habe also nichts von Wagner als etliche Zeichnungen, und da ich keine einzige unbezahlt verlange, ihm für die ersten Zeichnungen, die aber von keinem

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Brief 175

Werte sind, das Doppelte dessen was er verlangt bezahlt. Gestern schickte ich endlich zu ihm, und ließ ihn fragen, ob er sich nicht zeigen würde (Bestellen wollte ich nicht um die (Gänge seines Herzens abzulauern)) so hieß es er wolte sich am donnerstage das ist über morgen zeigen, da ist vormittags der (ordenti) Tag wo ich die Künstler besonders aber die Scholaren spreche, und gewiß anzutreffen bin, ist aber (iezo) kein Gesuch gewesen. So wird aber ein Unterlehrer, der arm aus (Bautzen) kam, nun auch 200 rt Gehalt hat, in dergleichen Bosheit gestärkt, ich lobe aber beyde in (meinen schriftl. Notizen an die Herrschaft) alle beyde, weil mein Amt keine Passionen hat. H Zingg habe ich gebeten Sie zu ersuchen von den Zeichnungen zu Stoffen die bey Beagle und Mad. Gallo zu finden sind laut der Anzeige in der Jombert de la Hiberderie Dessinateur et Etofes p. 86. mit andren Kupfern zu seiner Zeit noch etwas schicken möchten. Den lezten Brief worin ich sie ersuche, auf die 13. und 14. Meerstücke des Vernet zu pränumerieren, werden sie doch wohl erhalten haben oder noch bey der Gesandtschaft anfordern. Wir hoffen am 5. Merz keine schlechte GemähldeAusstellung zu haben. H Canaletto dem man unter vorletzter Regierung nicht sagen durfte, daß seine Luft zu grell blau war, muß es ietzt von mir hören. Erst that es weh, aber ietzt mahlt er viel weicher und der Natur angemessen. Ein Prospect der Stadt über die Brücke ist unverbesserlich und eben so schön die Ruine der Kreuzkirche mit umliegenden Häusern. Die Bücher wegen dortiger Gemäldeausstellung habe zwar noch nicht erhalten, doch nehme ich Sie mit ergebenstem Danke in meinem Büchervorrath an, zumahl da ich nicht ein Blatt noch ein Buch aus der Churfürstl. in meiner Stube dulde oder leihe. Allein ich muß bitten eben vor die zum (cf.) Kupfercabinet gehörige Bibliothek mir eben diese Bücher zu den Herrschaftl. Kupfer auch einmahl besonders zu legen und in Rechnung zu bringen, denn es sind bey dem Kupfercabinet alle dergl. Bücher. Meine 6 Nummern radirte Blätter sind auch Spielwerk, und ich bin endlich der Selbsterkenntniß eben so fähig, als die Herren Pariser. Ich weis aber nicht warum sie sich anstellen, da ja, wie Hr Kessel und andre im Königl. Cupfercabinet in Paris in Carton d'Amateurs et personnes illustres qui ont dessinés, der duc d'Orléans, Mme de Pompadour, C. de Caylus, Marquis de (Brisac) (wo mir recht) und andre Liebhaber, auch namentlich H von Watelet seine radirte Blätter befindlich sind, auch H. von Kessel meine damahls dem H. l'Epicier geschickten Blätter im besagten Carton vorgefunden, daher ich auch bitte von den 25 Exemplaren ein paar (Dinter) dem H. Jolly zu behändigen, auch für H. Zingg, zu weise, nicht daß ich mir einbildete mit Carle du Jardin und Waterlo aufwarten zu können, sondern weil ich glaube, ein Künstler habe Vergnügen mit einem (Vorsteher) der Künste, der selbst übet, in Verbindung zu stehen, weil dieser doch ein bischen weis, wie einem Künstler zu Muthe ist. Ein kleiner Enthusiasmus ward mir eben gestört, als ich (was ich zwar nicht hette thun sollen) beyliegende Mittags-Stunde N. 7

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entwarf, hernach eilte ich mit Ungedult, und der Weg im Vorgrund litt. Vielleicht liegt auch am Kupferdrucker. Das wichtigste zuletzt: Wir wundern uns sehr H.von Kessel und ich, daß Sie die beyden an Sie nach der von mir dem H. Oberhofmeister von Forell gegebenen Addresse noch nicht erhalten. H. von Kessel hat mit H. von Forell gesprochen. Dieser sagt er habe den Pack dem Banquier Ohlenschlager nach Frankfurt, und dieser solches an den Banquier Dieterich nach Straßburg eschickt. H. von Forell hat vom Banquier Dieterich Nachricht, daß es schon lange in Paris seyn müsse, an H. von Fontenay adressiert. Ob, um es diesem für Sie zu behändigen, H. Dietrich in Straßburg das Pack einer gewissen Mad. Huet erst zugefertigt, werden Sie erstlich bey H. Gesandten von Fontenay oder der Mad. Huet zuversichtlich erfragen und mir melden können; zugleich aber durch ihre Straßburger Correspondents mit H. Dieterich in Straßburg nicht nur reden lassen, sondern selbst an H. Dieterich Banquier schreiben, und dieser muß für den Pack stehen, und wissen, oder anzeigen, wann er ihn in Paris adressirt habe. Ich erwarte bald Antwort und bin Ihr wahrer ergebenster Freund und Diener Hagedorn.

Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete Ende April 1766: »Je cherche à excuser auprès de lui [C. L. von Hagedorn] le retard du départ de M. Zingg. Je lui expose la cause et en dis la raison. Je le remercie des jolies estampes paysages qu'il m'a envoyées par M. Ferber, et qui sont gravées par lui-même avec beaucoup d'esprit. Je lui dis aussi mon sentiment sur la manière dont on devroit conduire les élèves à Dresde.« (Journal I, 317). 20 Stenzel] nicht identifizierbar. 21 Canale] Giuseppe Canale (1725-1802), ein Schiller Freys, wurde 1751 als Professor der Kupfstechkunst an die Dresdner Akadamie berufen. 21 speck] Friedrich August Speck (1747-?), Schüler der Dresdner Akademie, der vor allem bei dem Kupferstecher Lorenzo Zucchi studierte. 21 Zucchi] Der Kupferstecher Lorenzo Zucchi (1704-1779), Sohn des Andrea, ging 1726 mit seinem Vater nach Dresden, wo er 1738 zum Hofkupferstecher wurde und 1764 zum Professor der Kupfstechkunst an der Dresdner Akademie wurde. 22 Schultze] vielleicht handelt es sich um den Kupferstecher Christian Gottfried Schultze (1749-1819). Er war Schüler von Hutin und Camerata an der Dresdner Akademie, blieb zwischen 1772 und 1782 bei Wille in Paris und wurde 1783 Hofkupferstecher in Dresden. 22 Camerata] Giuseppe Camerata II (17181803), Kupferstecher und Miniaturmaler (1751 als erster Hofkupferstecher nach Dresden berufen). 23 Arnold] als junger Bildhauer in Dresden nicht identifizierbar. 24 Stich / Dömer /Klundt /Schönberg /Böhme] nicht identifizierbar. 25 Prof. Roos] der Landschafts- und Tiermaler Joseph Roos (1726-1805), der damals in Dresden tätig war, bevor er 1772 als Direktor der kaiserlichen Gemäldegalerie nach Wien berufen wurde. 28 Lettre à un amateur] C. L. von Hagedorn, Lettre à un amateur de la peinture, Dresden 1755. 29 Theodor Roos] Theodor (Dietrich) Roos (1638-1698 ?), Bildnis, Historien-, Tier- und Genremaler, Bruder des Johann Heinrich Roos. 32 Sandrart] Joachim von Sandrart, Teutsche Academie der Edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste, Nürnberg 1675 (hrsg. von Arthur Rudolf Peltzer, München 1925). 38 Josepho Roos] Philipp Peter Roos (Rosa di Tivoli, 1655-1706), hatte zwei Söhne: Jakob Roos (eigentlich: Jak. Jos. Nik. J. Hyacinth Joh., 1682-1707), der in Neapel tätig war, und Cajetan Roos (16901770).

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Brief 176

Von Johann Georg Wagner Dresden, 17. Dezember 1765

Hochedelgebohrener Hochgeehrtester Herr Die Ehre, der Sie mich, durch Dero Werthe Zuschrifft gewürdigt, hat in mir ein besonder Vergnügen erweckt, da ich besonders aus selbigen ersehen, daß ich so glücklich bin von Ihnen durch meine Arbeit gekant zu seyn; vor Deroselben gütigen Beyfall, und besonders vor Dero mir so gütig ertheilten Lehren, dancke Ihnen gantz gehorsamst, ich schätze mich dieserwegen glücklich, und werde mich beeyffern, selbige jederzeit zu beobachten mich dadurch nach allen Kräften, um Dero Hohen Beyfall verdient zu machen; Die verlangten Zeichnungen, nebst Mahlereyen, in Wasser und in Oel, werde die Ehre haben, so gut als mir es möglich zu verfertigen, und selbige nach Dero Anweisung, wohlverwaret zu überschicken; Anbey habe die Ehre Ihnen zu melden, daß ich des Herrn Hofmahler Dietrichs seiner Schwester Sohn bin, und nach seiner Arbeit studieret habe, jetzt bin ich in Dresden, auf der Academie mehreres in der Mahlerey zu erlernen, bis ich die Ehre haben werde, Ihnen in Paris meine Aufwartung zu machen, und Ihnen, der Sie mir schön längst, durch Dero erworbnen ungemeinen Ruhm, bekant gewesen, alsdann pörsönlich kennen zu lernen, welches ich, im nächstkommenden, oder doch gewiß, so es Gott gefällig, dem darauf folgenden Sommer zu geschehen hoffe; Indes gönnen Sie, Dero Güte, und Gewogenheit, dem der die Ehre hat, mit größter Hochachtung zu seyn Ew Hochedeln unterthanister Diener Johann George Wagner Dresden den 17. December 1765 P.S. meine Attresse ist M r Wagner engagé à l'academie des Arts Electoral à Dresde auf der großen Fischern Gasse im Schäffermeyers Hause. Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 8. Januar 1766 nungen und zwei Ölgemälde.

('Journal I,

310) und bestellte

zwei zusätzliche

Zeich-

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Von Joseph Roos Dresden, 17. Dezember 1765

Hochedler gebohrner herr Durch unssern allerwerthesten H. Generali Directeur ν. Hagedorn vernehme ich, wie das dieselben verlangen trugen, von meiner Wenichkeit ein barr Cabinet stüke zu haben, kann also versichern das disses mir ein wahrhaftes vergnügen verursachet, werde dahero nicht ermanglen Sie zu bedienen ich habe schon längstens mir Dero so angenehme freyndtschafft gewunschen, und consolire mich nicht wenig disse nunmehro zu erwerben, welches niemandten als obernanten H. Generali Directeur zu danken habe: übrigens dürffen E. hochEdle Wegen des Preisses keinen gedanken machen, weillen ich denen grosten antheil nehme einen so würdigen Künstler zu bedienen, anbelanget meines herkommen so ist solches von deütscher Nation, nemlich Heinrich Roos wahr mein urVatter und dessen Sohn ist Philipp gewessen so gemeinlich Rosa de Tivoli genannt wirdt, weil er aida seine Studia führte, und in Rom gestorben ist, wie Möns. Descamps in dem leben der Mahler berichtet, von dissem stamet ab mein Vatter Gaetano so ein Sohn ist auch noch am leben, sich in Wiene seith etlich 40 Jahren aida (sesshafft) befindet, und ich aida a 1726 gebohren bin, ist also der nahmen Roos oder Rosa Einerley, denn die Itagliener sprechen ihme nicht änderst aus, und ich selbsten setze solchen auf meine Mahlereyen, wenn ich diesse nahero Itaglien schücke, dahero körnet es, das das Word Rosa mich vor einen der Nation haldtet ich thue disses aber, um eben diesse meine halben Landes leuthe nicht zu confondiren weillen es ihnen bewußt ist das ich davon abstame, auch ist es mir in andern landen so geschehen, kann auch davon kommen weillen ich der Itaglienischen Sprach kündiger bin, als Meiner Mutter sprach, ich könte eine und andere anectoten meiner Famiglia anführen, muss aber wegen Kürze der zeit dieselben verschieben, bis ich bey andren gelegenheiten das vergnügen haben werde, vor Jezo Ersuche nur mir zu berichten auf was weiss ich die gemählde übersenden kann, welche bey längerer Tage so gleich unterhandt nehmen werde, der ich mit vollkommenster hochachtung verharr Eu hoch Edlen gebohrner Ergebenster Freund uu Diener Joseph Roos Dresden am 17 Decbr 1765.

Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 1. Januar 1766 (Journal I, 309). 14 Descamps] Jean-Baptiste Descamps, La vie des peintres flamands, allemands et hollandois, avec des portraits gravés en taille douce, 4 Bde, Paris 1753-1763.

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Brief 178

Von Franz Wilhelm Kreuchauff Leipzig, 13. Januar 1766

Leipzig den 13 Jenner 1766 Schätzbarster Freund Als ich von Dresden zurückkam sagte Winckler: Er hätte mir ein Neujahrsgeschenck zu machen. Es war Ihr Schreiben. Ein wahres geschenk für mich! Sie verzeichnen mir darinn die an mich abgesandten Kupfer, wofür ich Ihnen verbunden bin und an unsern Freund dagegen Pfund 53 entrichte. Ich freue mich auf den Bischof von basel und H.Wolf; weil ich dadurch Ihr werck vermehre. Noch bin ich der Besizer meiner Sammlung, ungeachtet ich meine Absicht noch auszuführen dencke; doch will ich mich nicht damit übereilen. Ich kam eben nach Dresden da man das Haus unter das Dach brachte, welches Ihro Königl. Höh. der Academie gewidmet haben; der Plaz und die Lage sind unverbesserlich. Die hiesige hat bereits im Schloß ihren Einzug gehalten. Unter den verschiedenen Werken der Kunst, die zur Aufsezung auf den 5ten Merz gefertiget sind, gefallen mir die Ruinen der Creuzkirche von Canaletti u eine Zeichnung des Casanova vorzüglich, die Churfürstliche Galerie ist mit einer schönen feuersbrunst von Vernet, einer herrlichen madonna mit dem schlafenden Kinde von Guido und einem vortreflichen Portrait der Mingatti von Mengs bereichert worden. Wir hatten Hoffnung den H. Winckelman wieder bey uns zu sehen, aber ein paar hundert Thaler, die ihm einer unsrer gekrönten nachbarn vielleicht aus Mißgunst mehr bath, verdrängen in ihm das Andenken der hier genossenen Wohlthaten; ob gleich sein neuer Schutzgott die demüthigende Erklärung hinzufügte: Es wäre Geld genug für einen Deutschen. Aber wir sehen doch daß die Ausländer unsere verdiente Landesleute besser zu schäzen wissen. H. W. bleibt in Rom, weil ihm der Pabst ein Canonicat ertheilt, das jährlich 1500 Scudi einbringt. Wir werden das Vergnügen haben unsern Mengs auf eine Zeitlang bey uns zusehen. Er will das Altarblate für die Hofkirche selbst nach Dresden bringen u es auf der Stelle retouchiren u zugleich das Gedächtnis seines verdienten Vaters durch ein Denkmal verewigen. Ich habe mir vorgenommen einen Catalog über die vortreffliche Sammlung unsres Freundes Winckler ans Licht zu stellen, u hoffe dadurch den Liebhabern der Malerey keinen geringen Gefallen zu erzeigen. Ich werde das von Ihnen en Medaillon gezeichnete Portrait des besizers, durch H. Bausen, einen angehenden Künstler, der sehr viel verspricht, stechen lassen, u es dem Werke vorsezen; welches, da es nur eine Anzeige u keine beurtheilung des Cabinetts werden soll, mehr Fleiß als Gelehrsamkeit verrathen wird. Ich ersuche Sie, mir, wo möglich, durch H. Zingg, auf dessen Ankunft ich mich freue, die hierbey verzeichneten Kupfer nach Boucher zu überschicken, u mir den Werth wie gewöhnlich in Rechnung zu bringen. Sie sind einem

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Freund bestimmt, der mich sehr darum plagt; u ich plage sie wieder darum, ich, der ich ewig seyn werde Ihr aufrichtiger Freund und (dienster) diener Kreuchauff Was ist es für ein Meister nach dem Sie itzt stechen? Ich wünschte nichts mehr als wieder einmahl ein historisches Blatt im geschmack der Cleopatra von Ihnen zu sehen! Auf den vorgeschlagenen Quinkard aus Wincklers Cabinet erwiedern Sie mir nichts. Wenn Sie mir Ihre Meinung von der Beschaffenheit des Gemäldes, das Sie verlangen, genau eröffnen wollten, will ich versuchen noch etwas besseres zu wählen. Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete vermutlich am 14. Mai 1766 auf Kreuchauff s Brief ( Journal I, 321). 27 Altarblate für die Hofkirche] Die Himmelfahrt Mariä, das Hauptaltarblatt für die Dresdner Hofkirche, das A. R Mengs erst während seines Aufenthalts in Spanien ( 17611769) zu Ende malte. 30 Catalog] Kreuchaufs historische Erklärungen der Gemälde, welche Herr Gottfried Winkler in Leipzig gesammlet, Leipzig 1768. 4 6 Cleopatra] La mort de Cleopatra, 1754 von Wille gestochen, nach einem Gemälde Netschers (Le Blanc Nr. 5, Nagler Nr. 108). 47 Quinkard] vielleicht Jan Maurits Quinkhard (1688-1772), Bildnismaler oder sein Sohn Julius Quinkhard (1736-1776), holländischer Maler und Radierer.

179 An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, 25. Januar 1766 Paris, den 25ten Jenner 1766 Ich habe, damit ich es ja nicht vergesse, vorgestern das Verzeichniß der Churfürstl. Gallerie erhalten, für welches ich von Herzen alle Dankbarkeit abstatte. (Hrn. von Marcenay werde ich das seinige zustellen) Mit welcher Begierde ich es durchlesen habe ist nicht leicht zu sagen. Ich sah so jung und munter aus, als hätte ich nur 20 Jahre, wann ich unter andern hin und her Stücke von G. Dau, Miris, Netscher und dergleichen Meister antraf. Welch einen Schatz enthält diese Gallerie! und wie ich in der Vorrede finde, ist doch noch nicht alles bezeichnet, indem ein Verzeichniß der Niederländischen Schule versprochen wird. Hier gehet mir ein Wunsch durch den Kopf: ich möchte nur noch sehen was die Sächsische Schule für einen Schwung oder Charakter gewinnen wird. Vieles, dieses weiß ich wohl, wird auf die heutigen größten Meister ankommen, die sie schon besitzen. Die Jünglinge gewöhnen sich an die Muster, die sie vor Augen haben, so viel sich auch mancher, der Geist hat, zwinget, etwas abzuweichen. Ich freue mich ungemein, daß Sie mir gütigst verschiedene Namen junger hoffnungsvoller Leute haben nennen wollen. Sie belieben mir zu melden, daß sich viele zu Vieh und Landschaften finden, welches sehr gut und herrlich ist; aber es wäre, wie mich deucht, auch

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Brief 179

gut, daß sich einige in Gesellschaftsstücken übten. Von der erhabenen Historie sage ich nichts: denn mit dieser muß es in Sachsen nothwendiger Weise ergehen, wie es in Holland ergangen ist. Doch müssen die auch dazu angehalten werden, welche einen erhabenen Trieb dazu fühlen. Eine Schule ist nur dann eine rechte Schule, wenn sie Künstler von allen Gattungen aufzuweisen hat. Eins unterstehe ich mich noch zu erinnern; aber ich bitte auch zum voraus um Vergebung, weil ich weiß, daß es mein Beruf nicht ist, einen Rathgeber vorzustellen. Doch hier ist meine Erinnerung: Man wehre sich nur so viel möglich ist, damit die sogenannte schwarze Kunst keine Wurzel in Sachsen fasse. Es wäre eine herrliche Sache, wenn sich deutsche Künstler selbst in Vignetten einer größeren Sorgfalt befleißigten. Es würde auch dieses der Nation bey den Ausländern Ehre erwerben. Aber die Bücher selber, welche solchergestalt geziert würden, müßten nicht mit deutschen, sondern lateinischen Buchstaben gedruckt werden: dann die deutschen Buchstaben, man mache es wie man wolle, sind den Ausländern ein Greuel in den Augen und sollten nicht mit schönen Kupfern, sondern nur mit Holzschnitten vergesellschaftet seyn. Mich deucht unter andern, sollten sich die unsterblichen Amazonenlieder unseres mahlenden Weise unvergleichlich mit guten Vignetten ausnehmen. Aber es müßte sich in Leipzig auch ein Buchdrucker finden, der Geschmack hätte, (welcher vielen fehlet) und dem seine eigene Ehre lieb genug wäre eine solche Auflage mit bester Einsicht zu besorgen. Nichts scheinet mir leichter zu seyn! Sollte es dann nicht einmal Zeit seyn, daß man Gedichte, welche Meisterstücken sind, auch als Meisterstücken erscheinen ließ. Nichts müßte ersparet werden auch in keinem Theile. Die Vortheile dürfen dabey gewiß nicht fehlen. Wer Haber säet, wird nur Haber ärnten; wer aber Waizen säet, soll und wird Waizen ärnten. Ich bin oft ganz Böse, wenn ich an manches Wesen gedenke, welches man an manchem Orte so niedrig und schläfrig treibet, welches doch auf eine edele und glänzende Art, ohne mehr Bemühung könnte bewerkstelliget werden. Sie, würdigster Freund, sollten und könnten gewiß den Leuten Feuer in die Seele jagen! Probiren Sie es doch. Man wird Sie gewiß anhören. Briefe über die Kunst von und an Christian Ludwig von Hagedorn, hrsg. von T. Baden, Leipzig 1797, S. 352-354. Vgl. Journal I, 311 Wille antwortete gleichzeitig auf zwei Briefe Hagedorns. Die Briefe wurden von dem Gesandtschaftssekretär Rivière nach Dresden befördert. 3 2 - 3 3 lateinische Buchstaben] Über Wittes Abneigung gegen »deutschgotische Buchstaben«, vgl. Schulze Altcappenberg, S. 55-56. Zu diesem Thema, vgl. Willes Brief an Geßner vom 5.2.1769.

März

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1766

180 An den Kurfürsten von Sachsen Paris, 4. März 1766 Monseigneur, Un des événements les plus heureux de ma vie étoit la réception de la réponse que Votre Altesse Electorale a daigné faire à la lettre que j'avois pris la permission de lui adresser. Qu'il est flatteur pour l'âme sensible d'un artiste, lorsque ses faibles travaux ont le bonheur d'être approuvés par un prince qui trouve sa véritable gloire dans le plaisir d'accorder sa protection aux arts en général; qui en établit une académie dans sa capitale; qui veut être seul son chef, son protecteur; qui désire que la nation qui a le bonheur d'être gouvernée par lui soit encore plus illustre par les sciences et les arts, et dont plusieurs productions attirent déjà les regards de l'Europe! Que Votre Altesse Electorale est véritablement grande à mes yeux! Sa lettre seule étoit pour moi une faveur, une grâce distinguée, mais elle ajoute des présents considérables. Ils m'ont été remis depuis peu de jours par M. le général de Fontenay. Rien de plus superbe que ces monuments constants de la générosité et munificence de Votre Altesse Electorale envers un artiste qui en conservera la mémoire aussi longtemps que sa vie avec autant de sensibilité que de gratitude. Je suis avec le plus profond respect, Monseigneur, de Votre Altesse Electorale, le très-humble et très-obéissant serviteur, Wille. Willes Journal I, 314. 12 Présens] Vgl. Willes 24. Juni 1764.

Brief an den Kurfürsten

Friedrich

August

von Sachsen

vom

181 An Johann Martin Usteri Paris, 24. März 1766 Paris den 24 Merz 1766 Hochedler Herr und wehrtgeschäzter freund Es ist mir lieb daß alles was ich Ihnen durch Ihren Herrn Bruder gesendet habe Ihren Beyfall hat: Ich habe ihm in gegenwärtigem briefe geantwortet und gebe ihm Nachricht daß heute durch H. Fremin die verlangten Kupferstiche abgegangen sind. Es sind 3 neue stücke dabey wann Sie diese werden gesehen haben alsdenn melden Sie mir nur ob Sie solche auch haben wollen. Habe ich Ihnen dann nicht die zwey stücke von Strange gesendet die er hier gemacht hat? Es werden bald wieder ein paar von ihm erscheinen, diese sollen Sie dann auch erhalten.

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Brief 181

Ein gemälde wie die Offrande a Venus lasset sich H. Vien 1200 # bezahlen, welches ich genau weiß und welches freylich auch schon geld ist. He. Wielands Erzählungen habe ich nicht erhalten. Ihres He Bruder bediente hat sich nicht sehen lassen. Ich bin Ihnen aber dennoch vor Ihr gutes angedenken verbunden. Der junge H. Fuesli hat mir einige mahle zugesprochen. Er scheinet mir etwas Luftig zu seyn und suchet dennoch die Engländer nachzuahmen. Er ist nur wenig Tage mit seinem Lord in Paris geblieben Gleich nach ostern Lasse ich meine neue Platte drucken welche mich viele und lange Arbeit gekostet hat; aber es ist geschehen und ich sinne nun auf eine neue. Doch weiß ich nicht ob ich gleich wieder eine solche weitläufige arbeit unternehmen werde. Kommt Zeit, kommt rath! Behalten Sie mich lieb und leben versichert daß ich beständig die Ehre haben werde mit aller hochachtung zu seyn Meines Hochedlen Herrn und schärbaren freundes unterthänigster diener Wille Ich habe 86 # 12 den bethrag der kupferstiche welche ich iezt ihrem He Bruder sende, auf Ihre rechnung geschrieben. Habe ich wohl gethan? Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. 3 Ihren Herrn Bruder] Leonhard Usteri aus Neuenhof. 13 Wielands Erzählungen] Christoph Martin Wieland, Poetische Schriften des Herrn Wieland, Zürich: Orell, Gessner und Comp., 1. Auflage, 1 Bd., 1762 (die Erzählungen enthaltend), 3., verbesserte Auflage, 3 Bde., 1770 (die Erzählungen sind im ersten Bd.). Vgl. Willes Brief an J. M. Usteri vom 22. Oktober 1764. 16 Der junge H. Fuesli] Johann Heinrich Füssli (17411825). 19 Meine neue Platte] L'instruction paternelle (Die väterliche Ermahnung), nach einem Gemälde von Terburg (Gerard ter Borch), 1765 von Wille gestochen, der Kaiserin Maria Theresia von Österreich gewidmet (Le Blanc Nr. 55, Ν agier Nr. 159).

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Von Antoine Louis Romanet Basel, 25. April 1766

De Bàie le 25 avril 1766 Monsieur La reconnoissance que j'aurai toute ma vie de l'honneur que vous me faite par vos témoignages d'amitiée, m'invite sans cesse a m'informer de vos nouvelles et particulièrement de l'Etat de votre santé, attendu qu'il y a bien long temp que je n'ai pas eu l'avantage d'en recevoir par aucune voie, joint a ce que l'absence de M r de Mechel qui est parti subitement pour l'Italie ou il passera vraysemblablement une partie de l'été, ne me permet pas d'espérer d'avoir Sitôt Cette satisfaction. Je vous Suplie donc Monsieur, Ainsi que ma chère Cousine, de m'honnorer d'un mot de votre main par lequel je puisse

April 1766

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apprendre avec un Sensible plaisir la Continuation parfaitte de vos Santés. Quand a moi Dieu merci je me suis toujours bien portés, je ne Scai d'autre nouvelle Si ce n'est un grand accident qui est arrivé la même Semaine que M r de Mechel est parti de Bâle: il est tombé de dessus le mont St Gottard Situé au passage de l'Italie une masse de neige Si énorme pour la grosseur, quelle a étoufé Sous son poid treze cheveaux, et trois hommes. Il est heureux pour M r de Mechel, que le mauvais temp l'ait obligé de rester quelques jours a Zurich, sans quoi il eut couru beaucoup de risque étant obligé de passer par le même chemin, nous avons reçu des nouvelles qu'il est heureusement arrivé a Milan, d'où il est reparti pour Rome. J'ai apprit avec un sensible plaisir que M r de Mechel vous avoit fait voir quelque morceau de mes ouvrages, quoi que je soit tres perssuadés de leurs médiocrité dans le talent. Je me trouverois Cependant tres flatté, et tres encouragé si nos foibles efforts pouvoit me mériter quelqu'un de vos Conseils, joint a la faveur de ceux que votre bonté m'a accordés autrefois, et que je ne cesse de pratiquer autand que mon peu de Capaçité me le permet. Je vous Suplie monsieur d'être sensible a la priere que je vous en fait ainsi qu'au profond Respect avec le quel j'ai l'honneur d'être Monsieur Votre très humble et très obéissant Serviteur et Cousin Romanet Je présente mes Civilités a Messieurs vos fils Madame de Mechel vous présente Ses respects et vous prie de lui envoyer le plutôt possible 18 vue d'Autriche et 18 du pendant de même que 18 vue du main et 18 du pendant avec une note des prix. Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 15. Mai 1766 (vgl. Journal I, 321). Antoine Louis Romanet (17427-1810) war ein Schüler Willes (vgl. Schulze Altcappenberg, S. 345). 1764 verließ er Paris, um mit Christian von Mechel nach Basel zu gehen und für dessen Verlag zu arbeiten. Während dieser Zeit blieb Wille mit ihm in Kontakt. Ab April 1767 notierte Wille in seinem Tagebuch, daß sein Schüler Romanet aus Basel zurück sei.

183 An Anton Wenzel von Kaunitz Rietberg Paris, (27. April 1766) {.Entwurf) Monseigneur La lettre remplie de bonté dont Votre Altesse a bien voullu m'honnorer contient des Eloges bien flatteur sur ma façon de penser. Ils m'inspireront une nouvelle ardeur a être utile le voyant approuvé par un Prince aussi éclairé que l'est Votre Altesse qui connoit par son propre Cœur le Cœur de L'homme

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Brief 183

vertueux auquel ie voudrais resembler. D'après cette vérité et ce désir ie devois faire ce que j'ay fait en faveur du Sr Schmutzer pour le rendre plus digne de mériter par ses Talens Les Bontés de Sa Souveraine et celles de Votre Altesse qui en véritable appréciateur de son sçavoir voijra, sans doute, avec plaisir qu'il puisse être L'objet d'une Emulation utile et louable dans la Résidence Impériale, d'autant plus qu'il n'a acquis ses talens qu'en suite de ses Bienfaits et de sa protection. Mais Monseigneur que ie suis sensiblement Touché de votre Bienveillance envers moi! Par ou l'ay ie mérité? J'ay constament pensé que par L'Eloignement de mon ancien Patrie et la Place que la Providence a Trouvé bon de m'assigner dans ce monde ie devois être inconnu a Sa Majesté L'Impératrice Douairière. Votre Altesse a daigné m'apprendre le contraire. D'où me vient cet Avantage Précieux? C'est votre Altesse seul qui en est la Cause, c'est uniquement a Elle que ien dois les obligations infinis Pénétré de gratitude envers Votre Altesse et rempli d'un Respect sans bornes pour cette grande Princesse ie saisis, quoi qu'avec Timidité, L'occasion que Votre Bonté m'a indiqué. L'Evénement le plus heureux de ma vie, et queje n'osois ambitionner, est presque accompli et Le sera au suprême degré, si Votre Altesse daigne m'accorder la Grace d'achever son propre Ouvrage en faisant parvenir aux Yeux de Sa majesté Impériale et Royale non seulement mon dernier Travail; mais de le lui faire agréer Tout foible qu'il est; Il passera, J'en suis sur, a la postérité par la Décoration du Nom respectable de cette grande et vertueuse Princesse. Il est de mon devoir d'informer Votre Altesse que S. A. M g r Le Prince de Staremberg m'a accorder plusieurs Audiences le plus gracieusement du Monde, me faisant remettre les Armes et les Titres de Sa Majesté en me donnant des Conseils que j'ay suivis avec d'autant plus de Plaisir qu'ils étoient conformes a ceux de Votre Altesse. J'ay arrangé le Tout en conséquence en faisant partir la Caisse qui contient outre les Estampes en feuilles La Bordure avec l'Estampe sous glace consacrés a Sa Majesté Impériale accompagné d'une seconde Bordure portant la même Estampe que J'ose offrir a Votre Altesse. Par quels moyens L'Artiste peut il exprimer les sentiments de son Ame s'il est né sensible et reconnoissant, Lorsqu'un Prince illustre lui fait sentir son Estime et les Charmes de sa Bienveillance si ce n'est pas L'offre de ses foibles Travaux. Je m'estimerois le plus heureux des Artistes si mon action pouvoit être approuvé par Votre Altesse et si il pouvois avoir le Bonheur de mériter en continuation sa Protection inestimable Je suis avec un profond Respect Wille Handschrift aus den Beständen Signatur: 7130 c.

der Fondation

Custodia,

Paris, Sammlung

Frits

Lugt.

Mai 1766

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Wille hat am 14. März 1766 einen Brief vom Fürsten von Kaunitz-Rietberg erhalten, der ihm die Möglichkeit eröffnete, seinen letzten Kupferstich L'instruction paternelle (Le Blanc Nr. 55, Ν agier Nr. 159) nach G. ter Borch der Kaiserin Maria Theresia von Österreich zu widmen ('Journal 1, 316). Zu seiner Antwort vom 27. April 1766 notierte Wille in seinem Tagebuch: »Mon estampe a pour titre: Instruction paternelle. J'ay mis une belle épreuve dans une bordure ornée et dorée de plusieurs ors, l'estampe est sous glace; celle-cy est pour l'Impératrice. Une seconde bordure, mais moins riche, avec la même estampe, est destinée pour S. A. Un portefeuille vert et doré contient vingt-quatre épreuves pour l'Impératrice et six pour le Prince, avec quelques autres pour diverses personnes. Le tout a été mis en caisse, qui est partie le 26 de ce mois au matin, par le coche de Strasbourg, à l'adresse de M. Eberts, qui doit l'envoyer à Vienne, au prince de Kaunitz directement« (Journal I, 320). 7 Schmutzer] Der Fürst von Kaunitz-Rietberg hatte die kaiserliche Pension für Jakob Matthias Schmutzer während dessen Ausbildungszeit in Paris besorgt. Wille setzte sich wiederholt bei dem österreichischen Hochadeligen um eine Erhöhung der Pension seines Schülers ein. Schmuzer war nach seiner Ausbildungszeit bei Wille 1766 als Direktor an die neugegründete Wiener Kupferstich- und Zeichenakademie berufen worden. Über die Wiener Akademie, vgl. Schulze Altcappenberg, S. 76ff.

184 An Adam Friedrich Oeser Paris, 14. Mai 1766 Paris den 14. May 1766 Edelster freund! Sie haben mich zu ende des Verflossenen Jahres mit einem Schreiben beehret welches mir Vieles Vergnügen machte und mir auf manche weiße schmeichelhaft seyn muste. Seit der Zeit haben Sie das geheimniß gefunden mich Ihnen so Verbündlich zu machen als es einem fühlenden gemüthe gegeben ist. Sie werden nicht lange rathen wohin ich ziehle. die wohlgedachte Zeichnung welche ich nun Von Ihrer Hand besize muß ieden Kenner reizen und ihm das Verlangen eingeben, in diesem umstände, an meiner stelle zu seyn. Haben Sie edler freund Taußend dank dagegen! Sie behauptet ihren Plaz und ist eine Zierde in meinem Blätterbande, wie Sie dadurch behauptet haben daß niemand würdiger sey die unterrichte in einer angehenden Akademie zugeben. O wie Viel gutes kan aus Ihrem Eifer den Ursprung erhalten! und Ihr beyspiel...? Beyspiele sind fast die Beste Lehren für die künstleriugend, welche wizig genung ist mit begierde darauf zu merken. Wie sehr freuet es mich daß Sie mein freund seyn wollen und wie sehr daß meine Leipziger freunde die Ihrigen sind und daß diese so muthig als Vergnüget den Künsten beystehen. Schäzbarster freund! He Winckler, den wir alle lieben wird die gütigkeit haben und Ihnen in meinem Nahmen einen Kupferstich übergeben welcher meine iüngste Arbeit ist. Ich habe den Vortheil gehabt dieses stück an I. M. die keyserinkönigin zu dediciren. Ich sage dieses nur weil ich weiß das Sie als unterthan dieser großen Prinzesin gebohren sind. Nehmen Sie es an und

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Brief 184

sehen über die fehler weg dieses bitte ich! Ich habe lezthin den ersten Band der neuen Bibliothek unseres freundes He. Weise erhalten. Vor dieser fand ich einen kleinen radirten kupferstich welcher so voller Weißheit war daß ich ausrief ein fühlender Oeßer allein ist vermögend solchen Geist anzubringen. Ich hatte keine Ruhe ich wolte meiner Sache gewiß seyn. Ich That eine frage deßwegen an einen einsichtsvollen freund in Leipzig u n d . . . Wehrtester freund ich hatte wohl gerathen. Möchten doch die deutschen guten Bücher mit dergleichen Kupferstichen Versehen, mit Lateinischen Buchstaben auf gutes papier gedruckt erscheinen! Wie elend gehet es noch mehrtheils damit zu! Ich habe ofte Kupferstiche in neuen deutschen Büchern gesehen, die, wann sie aus Sieberien gekommen wären dieses lob gewiß erhalten hätten: seht was doch die Wilden in Eiß und Schnee nicht machen! Wer soll es nun die franzosen und Engländer Verdenken wann sie über dergleichen lachen oder wann ihnen doch wenigstens davor eckelt? Leben Sie wohl und Versichert daß ich beständig die Ehre haben werde mit aller Hochachtung zu seyn Meines schäzbaresten freundes Wille Handschrift aus den Beständen der Universitätsbibliothek Leipzig. Mit diesem Brief antwortete Wille auf Oesers Brief vom 18. Oktober 1765 (vgl. oben). Vgl. Journal /, 321. 21 meine jüngste Arbeit] L'instruction paternelle (Die väterliche Ermahnung), nach einem Gemälde von Terburg (Gerard ter Borch), 1765 von Wille gestochen, der Kaiserin Maria Theresia von Österreich gewidmet (Le Blanc Nr. 55, Nagler Nr. 159). 2 4 - 2 5 den ersten Band der neuen Bibliothek] vermutlich die N e u e Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste, 72 Bde., Leipzig 1765-1806 (vgl. dazu Schulze Altcappenberg, S. 51). 31 mit lateinischen Buchstaben] vgl. zu diesem Thema Willes Brief an Christian Ludwig von Hagedorn vom 25. Januar 1766, Anm.

185 An Johann Martin Usteri Paris, 19. Juli 1766 Paris, den 19 Julius 1766 Hochzuehrender Herr und schäzbarster freund Heute habe ich He Schuldheis eine kleine rolle eingehändiget welche, was Sie begehret haben und noch einige wenige neue Kupferstiche enthält. Ich will sie hier aufsezen: Instruction paternelle 10 # Golfe près de Naples 2# 8 Port près de Naples 2# 8 Le Portrait de M r Dietricy ou Dietrich 3# Le Portrait du fameux Carl Vanloo 1# 4

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Juli 1766

La fameuse Pleureuse d'après M r Greuze Le petit Napolitain une fille avec un Capucin Le Maréchal de Saxe par M r de Marcenay

4# 1# 4 1# 4 2# 8 27 # 16 s Das ganze Werk des H von Marcenay wird überhaupt nicht über etlich und siebenzig livers nicht kommen und sie müssen schon verschiedene stücke von ihm besizen. Wann Sie nun das übrige haben wollen so belieben Sie mir die Titel derer zu senden die Sie wirklich haben damit Sie keines doppelt kriegen möchten welches unnöthig wäre. He Strange ist seit ein paar monathen in London. Wann er wiederkommt, welches gegen herbst sein soll, alsdann sollen Sie auch haben was Ihnen von ihm fehlet. He Le Prince hat bisher seine russen nicht vermehret weil er sehr viel zu mahlen hat. Es ist mir Ley daß H. Schultheis schon fort gehet Er ist gewiß ein sehr artiger Mensch der mir wohl gefällt und den ich gewiß liebe. Nun wird wohl Ihr He Bruder schon manches in Italien gesehen haben in gesellschaft meines ehemaligen Schülers H von Mechel. Ich dencke immer sie werden gar gute Sachen aus diesem Lande mit bringen wie es auch billig seyn muß besonders für Leute die wirklich kenntniß und guten geschmack haben. Die beyden Seehafen sollen, wie es heißet, gegen künftiges spätiahr erst erscheinen. Alßo müssen wir uns bis dahin, Leyder, gedulden. Leben Sie wohl schäzbarster freund und behalten mich Lieb so ich der Sie liebet der die Ehre hat bestandig mit aller hochachtung zu seyn Meines hochzuehrenden Herrn und wehrtesten Freundes unterthänigster Diener Wille Die Leztern Briefe welche ich von H. Zingg erhalten habe sind aus St Gallen und meiner rechnung nach muß er nun in Dreßden oder doch nicht weit davon seyn. Ich habe einen vorläufigen Brief seinetwegen an den He Generaldirektor geschrieben um sein langes ausbleiben zurechtfertigen welches ihm gut seyn wird. Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Vgl. Journal I, 324. 3 Schuldheis] Im Tagebuch wird dieser »Schultheis« erwähnt (Journal I, 321).

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Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. als »junger Reisender

aus

Zürich«

Von Christian Wilhelm Ernst Dietrich Auf seinem Weinberg, 27. Juli 1766

Vihl GeEhrster Hochwehrdt Geschätzder Herr und Freindt Ach Wie Eine so große Freide haben Sie mir gemacht nun ist Möns Zinck an Kommen ich habe das Portreit von mir gesehen, so mit Dero aufsieht und

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Brief 186

under Dero Direction Von Einem so geschückt man ist verferdiget worden. Es gefahltt mir alles recht wohl ist vohl Kommen nach meinem sinn und Gusto. Es ist mir Eine grose Ehre, ich bin sehr in Dero schultt, doch ich wihl mich raus helffen. dieses zeigt und adestirt daß wir gude Freinde sindt, ich Kan sagen ich bin sehr Erfreidt. Meine Frau ist dariber ausnehmendt Vergnigt. - nun habe ich Dero Portreitt noch nicht, auch nicht gesehen selbige hatt mich Ersugt daß ich mich Er Kundigen sohl sie wihl es haben, wan es vohr Geldt zu bekommen ist. und in ihr Zimmer nehmen Einander hängen. - nun habe die Ehre Dero Briffe zu beandtwohrden, der Erste ist von 22 April, darin stehn die 12 Stück von Meinen Portreitt. solches habe Erhalden. ich wehrde da fohn Vor Dero Ein bahr Stück machen, um Dero un Kosten zu Erstatten, ich bin unschätzbahrer Herr und Freindt unEndlich Verbunden, die underschrifft ist recht und ist alles unfergleichlich. Wegen des (bewußten gleinen Bescheuchen) währe es Guhtt wen ich es bekommen kan doch daß es Sie meinen wehrsten Freindte nicht gar zu große Mühe macht. Wihl es so gar gerne wieder Erstatten waß Sie da fohr geben, den H. Zinck habe noch nicht die Ehre gehabt Zu sbrechen, weihl wie ich auff meinen Berg bin gangen selbiger noch nicht an kommen wahrtt in dresten, der H Schmutzer ist auch Ein sehr geschückder Man. Es gefähltt mir dießes braven Mannes arbeidt gar sehr wohl. Sie gedencken wen Sie nur noch Ein mahl solden bei unß sein - ia ich wünschde es recht herzlich gerne Sie zu sehen Vieleicht geschüht es noch, wegen der Luxenburger Gallerie und den La Fagen wirdt sich es wohl geben, ich gestehe es gerne schaffde ich mir diße Bei den Werck an. doch Geduldt, nun Komme ich an den andren Brif. dißer ist von 8 Julius, hir Ersuche ich wegen deß Möns. Gärttners der 400 Livers Dero güdig Keitt haben es gegen seine Quittung außgezahlt wo vohr ich un Endtlich Verbunden bin, ich dancke Vohr die Vühle Güdig Keitt die Sie gegen meine Person dragen, unEndtlich. Waß wegen übermachen des Geldes an Dero wieder, so wihl wohl die Cotidion annehmen, und da fohr Dero Verlangen Genige dhun. ich bin zwahrt da bei sehr bedenklich weihlen ich Dero Vohr das Verfehrdigde Portreitt Selber Geldt über machen sohlde. wegen der gehabten unKosten, und ich Erinre mich aller meiner Schuldt. alleine alle Dero schreiben gehen dahin daß mein wehrster beständig nur waß von meiner arbeidt Verlangen, so wehrde vohr die un Kosten Meines Portreitts mit meiner arbeitt condentiren. Vohr die 400 livers wehrde in gleigen dafohr bedacht sein auch Ein Bahr Stück nach Dero Gusto zu verferdigen. nur wihl bitten Von dato bis Ostern so Gott wihl noch Vohr Ostern an Dero abzusenden. Es ist mir nur Leidt daß es Meinem wehrsten Freindt wirt wegen der Zeitt zu lange Wehrden aber ich weiß mir nur Ehrer nicht zu helffen. ich wehrde da die Zeignung mit senden, es ist Ein Einbacken, iezo hoffe mehr Zeitt zu gewinnen, da ich von der fabrique weg bin. ich habe noch angefangne arbeitt under handen da wehrde diesen herbst ferdig. alß dan sohl Dero gemehlde gleich

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dran Kommen, den ich nichts da bei vohr nehmen wihl. ich bitte behalden Sie mich Etwaß lib und mein werster Freindt dafohr wehrde alle Zeitt drachden Beständig Zu sein meineß Wehrtgeschätzden Herren Willens dreüer aufrichtiger Diner Dietrich auf meinem Weinberg den 27 July 1766 Archives Nationales Paris 219 AP. 3 das Portreit von mir] Wille hatte C. W. E. Dietrichs Porträt durch seinen Schüler J. M. Schmuzer stechen lassen: Christian Guillaume Ernest Dietricy, nach einem Selbstporträt von C. W.E. Dietrich, 1765 vonJ.M. Schmutzer gestochen (vgl. Schulze Altcappenberg, Nr. 190, S. 349). Vgl. auch Willes Antwort auf Dietrichs Brief vom 17. November 1766: »Répondu à mon ami, M. Dietricy (première lettre que j'ay écrite depuis ma maladie). Je lui marque mon contentement sur le plaisir que lui a fait son portrait que j'ay fait graver par mon élève, M. Schmuzer. Je le fais aussi souvenir des promesses qu'il m'a faites de me faire quelques tableaux« ( Journal I, 335). 9 Dero Portreitt] Willes Porträt durch JeanBaptiste Greuze, 1763, Oel, Paris: Musée Jacquemart-André.

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Von Adrian Zingg Dresden, 11. August 1766

Dresden Ilten augstm 1766 Mein Liebster und werthester Freünd Sind Sie schon böße auf mich geworden, oder haben Sie sich an meinen Platz stellen können und gedenken, daß ich durch hinternüße und Ursachen mein erstes schreiben von Hier auß verschlafen habe schon vor 14 Tagen, werden Sie von H. Dietrich und Roos einen Brief erhalten haben, und derowegen meiner hiesigen ankunfft versichert geweßen seyn, wan ich Ihnen in den ersten Tagen meiner hiesigen ankunfft geschrieben hätte, so hätte mein Brief Ihnen vili betrüben gemachet, und Sie hätten darinn eine Verwirrung gesehen, so wie ich den hiesigen orth gefunden: betrübt wäre ich geweßen, und auf daß empfindlichste gestöhrt da ich hier ein gefahren und auf daß allererschröklichste überbleibsei von denen Schönsten häusern gesehen die durch den lezten Krieg verderbt worden. Da gedachte wan es nur dem Himmel gefallen würde daß ich widerum weg reißen könnte, ich wolte meinem Schicksahl sehr danken, verwirrt bedünkte mich hier alles, und ich verwirrte mich selbsten in dem mir vollkommen unbekannten orth, um die villen Visiten, die ich zu machen hatte auf daß alles in einer gewüßen Ordnung geschehe, einer sagte mir daß ich mich disem nicht vili glauben und anvertrauen solle, und ein anderer sagte mir daß ich jenem nicht trauen solle, bey allem finde ich den hisigen orth sehr Theüer, und mir gefihle es gar nicht, ich

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Brief 187

gedenkte beständig bey Ihnen Zu seyn, oder bey meinen Lieben hinterlassenen in der Schweitz, nun gedenken Sie waß ich Ihnen geschrieben hätte, nun sind meine gedanken ein wenig ruhiger, und es ist auch Zeith daß ich Ihnen eine kleine Zeichnung gebe von meinem bis daherigen Thun und lassen und will den anfang von St. Gallen machen, allwo ich meine augenblike alle freüdig und vergnügt zu gebracht, bis auf den abschied welcher mir dan auch der allerschmerzhafteste war, den ersten des vergangenen Monaths Reißete ich frühe von St Gallen weg zu Pferdt; und es Regnete auf das aller heftigste, den 3ten Mittags war ich in augspurg, und mein erster besuch war H. Kilian, er hatte aber jemand bey sich denen er alle seine Steine und Scherben häußer gezeiget, auch LöwenZähne Elefanten-Schwäntze, Versteinerungen, Versilberungen, und Vergoldungen, den Glockmann von Albrecht Dürer, und türkische Pfeiler, alte Spieße und Kartenhäuser, optische lustige Figuren und von anticen Thränen Töpfe, (Trumlen) und Pfeifen, und Porcelan, todtes gerippe, und geharnischte Männer, Termometer und Parometer, ganze Schachtlen voll Miniaturen und Emalien-Mahlereien ganze Schränke voll gips figuren, ganze Wände voll Hangende gemähl, wohl bey 7 000 stück die Theils ligen, theils über ein ander, auf und aneinander stehen, doch genug ich werde Ihnen doch nicht mahlen weder die Seltenheiten noch die Ordnung oder unordnung genug beschreiben können, in diesem Zimmer hatte er mich empfangen, und ist darbey mit seinem Liebhaber beschäftigt geweßen, die villen Seltenheiten Ihm zu weißen, und erläuterung zu geben, theils in deutscher Lateinischer oder griechischer Sprache, ich hatte Ihm Ihren Brief übergeben, so fragte er mich mit wem er die Ehre habe zu reden, er erschrak wie ich ihm sagte mit einem Kupferstecher, ich aber sagte daß ich vielleicht schon die Ehre habe dem Namen nach oder durch meine arbeithen bey ihm bekant zu seyn, ich nenne mich Zingg, alleinig er sagte mir daß er weder von meinem Namen gehört habe noch von meinen arbeithen gesehen, zum Theil hatte ich mich und zum Theil Ihn beklagt, ich sagte daß ich nach Mittag den H. Ridinger besuchen wolle, welcher denn nun ganz ein andrer Mann gewesen, endtlich war H. Kilian auch gekommen und hatte mir nachgehend ville höflichkeit erzeigt {auf dem linken Rand: er ist sonsten ein gantz artiger mann, wohl gewachsen, schwarz braun und hatte die aller größten äugen Brauen in gantz Deutschland) H. Riedinger hatte mir etwaß in mein Stamm-Buch gezeichnet mich freüet es besonders wohl, sonsten hatte mein Stamm-Buch in augspurg niemand gesehen als H. Ridinger, den Haid und Nilson hatte ich auch besucht, und was merkwürdig in augspurg besehen, den 7ten war ich von augspurg abgereiset, und den 9ten in Nürnberg angekommen, ich war im Gasthofe abgestiegen, und hernach hatte den H. Wirsing besucht, er glaubte nicht daß es möglich seyn solle daß ich in dem Gasthofe bleiben solle, sondern ich solte bey Ihm Logiren, wie er Sie den auch sehr gebetten habe mich zu engagieren, alleinig da ich den schon in dem gasthofe abgestigen war, so

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wolte nicht mehr wegzihen, indem nur ein par Tage mich dorten aufzuhalten gedenkte, ich mußte auch einige mahl bey ihm Speißen, und er erzeigte mir sehr ville freüntschafft ich wünschte sehr daß ich es dem gutten man verdanken könte, seine frau er und ich giengten auch mit einandern Spazieren und wir hatten daß Zeüghauß besehen wan Sie Ihm Schreiben, so haben Sie die gütte es ihm zu melden daß ich Ihnen seine mir erzeigte freündschaft angerühmt und danken Ihm auch meinentwegen, den guten alten Director Preißler hatte auch gesprochen. Nüremberg ist in einem sehr starken Verfahl in Ansehung der Künstler, von dem ältesten Dietzsch hatte nun auch etwaß in meinem Stammbuche, ich hatte Ihm davor gegeben von meinem letzten Blatte abtruke, von Nüremberg Reißete ich den 12ten ab und kam den 17ten Morgens früh mit Extra Post an, auf der gantzen Reiße war mir nicht daß mindeste vertrießliche begegnet, als was daß Reisen sonsten vor beschwerden mit sich bringet, aber nihmahlen hätte ich geglaubt daß es so beschwerlich seye in deütschland zu Reißen, man wird so gerüttelt und geschüttelt daß die gerippe alle entzwey brechen möchten und die Seele zum Leibe hinaußfahren, die Landstraßen sind aller orthen sehr Schlecht, und die Post wägen sind unbedekt man ist wind und regen, frei gestellet, und sind nur natürliche Wagen die weder in Riemen noch in Keten hangen nun wie gemeldt ich war hier angekommen, und steigte in einem Gasthof ab, auch hatte den nemlichen morgen den Herrn von Hagedorn besucht, welcher mich sehr freündschafftlich empfangen, und sich meiner ankunfft gefreüt, auch hatte er mir und auch niemand andern verweiße gegeben meiner so langen Verzögerung, er laßet mich durch seinen bedienten auch hinführen in daß neüe noch nicht fertige bekannte Accademi hauß und da erschreke ich wie ich in mein mir bestirnte Zimmer gekommen, sie sind ganz unter der Erden eben, und gewölbet, auch feucht, und endlich beredete er mich daß ich doch mein Coffre hatte hinschlepen laßen, um ein Kleid herauß zu nehmen, auf daß ich doch der hohen herrschaft könte Presendirt werden, welches dan nun den 20ten geschah durch den H. von Hagedorn, die Churfürstin ist sehr freündtlich und güttig nachdem Sie gesagt Sie freüe sich meiner ankunfft und mich kennen zu lernen so habe ich Ihro die Hand geküßt, glauben sie mir sicher mein Liebster freünd daß ich bey aller der gehabten Genade mich mehr beklagt als daß ich stolz geworden bin, es Laßet mühe daß sich ein Schweizer Herz darzu gewohne, etliche Tage hernach war ich berufen nach Hofe um der Churfürstin meine arbeith zu weißen, welche Ihro wohl gefallen, Sie Rühmet es sehr an, und führet mich ganz alleinig in eines von Ihren Zimmern welches von oben biß unten ausgezihert ist mit lauter Kupferstichen, wobey auch meine Zwey erst gemachten Vernets waren, ich freüte mich dessen, und sagte zu Ihro ob ich dürfe Ihro meine übrigen Arbeithen zu weißen, darauf sagte Sie daß Sie selbige wochen gar ville geschaffte habe, Sie wohle es mir wüssen lassen, Sie war sehr gnädig und ich freüete mich sehr daß königliche Persoh-

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Brief 187

nen so Liebreich seyn können, ich hatte auch Ihro ein par abtrucke dorten gelaßen, hernach war ich auch zu dem Churfürsten und hatte ihme meine arbeithen gewißen auch er war bey dieser gelegenheit sehr güttig und sagte er wohle nun meine arbeithen mit freüden und mit muse und Zeith betrachten, aber sie solten nicht glauben was an einem solchen Hofe vor Leüthe beständig stehen zur bedienung und wie vili sich durch aller gattung List und Schmeichel(eiungen) wohlen beliebt machen, und niederträchtig genug sind daß Sie den Kammerdienern und den Kammer mägden schmeicheln, wan Sie wohlen eine genade erlangen von den hohen herrschaften, solches aber wird von mir in Ewigkeit niemahlen geschehen, ich werde Ihmer zu Stoltz seyn und keine Niederträchtigkeit begehen, aber wenige von der hisigen accademi können so Ruhig seyn als ich, wan ville hier nicht eine Besoldung hätten von waß wolten sie leben, und einer sucht den andern zu verkleinern, und Ihm heimlich Schaden zu thun, ich werde so vili wie möglich achtung geben auf daß ich in kein gewasche komme und Lieber in der Stille leben, der Vertruß ist bey mir auch gar nicht groß daß meine Wohnung in dem accademi hauße mir nicht gefallen, ich werde anstatt deßen jährlich etwaß an gelt bekommen und dann kann ich wohnen wo ich will, ich hatte all meine Sachen aus dem Zimmer genommen und ganz frey gesagt daß ich meine gesundheit nicht aufopfern wohle in so feuchten Zimmern, 8 Tage war ich hier im Gasthofe geblieben, allwo es nun hier sehr theür ist, alles ist hier überhaubt Theür und Theürer als in Paris, um aber von dem GasthofF loßzuwerden, so hatte mir garnierte Zimmer gelehnet, des Monaths vor 36 # französisch Gelt, und ich werde es noch gerne bezahlen, wan nur die Zimmer noch brauchbahr würden. alleinig ich hatte die Mittags Sonne und die Morgens Sonne, die fenster sind zu klein, und die zimmer zu nidrig. H von Hagedorn Pressirt mich daß ich meinen Eigenen Hausrath kaufen solle, und besonders an denen verkauffungen, wovon ich kein großer Libhaber bin, ich möchte mein haus geräthe gern daß es sich wohl zusamen Schickte, mit der Zeit wirdt Rath kommen, wan ich aber gewußt hätte, daß es so wäre so hätte ich mir villes von Paris mitgenommen, und getrachtet daß mir jemand würde gelt darzu lehnen, den in Paris arbeithet man die Sachen von beßerem gout, und vast alles wohl feiler, die Lebens mittel sind hier in einem noch zimlich gutten Preiß, die weine aber sind theüer und schlecht, auch fürchte ich daß ich daß Bier nicht vertragen könne, es machet mich traurig und müde, sonsten gehet es mit meiner gesundheit zimlich gutt, auf meiner ganzen Reiße hatte ich mich z. B. wohl befunden sondern nur Hier befinde ich mich etwas müde und ich weiß selbsten nicht nicht (sie) so munter wie ich vermuthet, aller orthen hatte Ihre Briefe bestellet, und Ihre Kupferstiche, H. Dietrich war 8 Tage vor meiner ankunfft auf seinen Weinberg gereißet, ich hoffe dieser Tage zu Ihm hinauß zu Reitten, auf daß ich auch die gegenden besehen kan, und ob etwaß zum Zeichnen vorhanden seyn möchte, nahe um die statt herum finde wenig

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vortheilhafftes, ich gedenke etwan in 14 Tagen gegen Königstein zu Reißen, und um mir ein kleinen Vorrath auf den winther zu machen, vor das Auge sind sehr angenehme Gegenden, und sehr fruchtbahr ist dieß ganze land, man kan sagen daß ganze land ist gutt und wunderschön, und die stätte iso werden den lezten Krieg am längsten empfinden besonders Dreßden, ohne der zwey haubt Kirchen ligen annoch etwan 400 häuser in Ruinen, schon 300 sind wiederum aufgebaut, es ist sich würklich zu verwundern und in einigen Jahren muß nun alles beßer gehen, die accis die hier sehr stark sind werden vermuthlich auch gelindert werden, der hisige Stad hatt in allem eine gute iss Ordnung alle Pensionen werden richtig und alle Monathe bezahlt auch ist mir meine ganze Besoldung richtig bezahlt worden, den ersten Monath von meiner besoldung hatte ich müßen in die Armen Cassa geben, diesen Monath werde ich nun Kanzlei gelt und Stempfei gelt bezahlen müßen welches etwan auf 16 Thaler kommt, hernach kommt die Kopf Steüer und so wirdt von i6o meiner besoldung alzeitlich etwas weggehen, die Coffre und Kisten so von Paris abgeschicket hatte Richtig empfangen, ich sage Ihnen vilfältigen dank, daß sie die Mühe genommen und es dem H. Eberts sogutt anbefohlen, alles ist mir volkommen unbeschädigt zugekommen. Die frachtunkösten sind mich auf 8 1/2 Louis d'Or gekommen, nun muß Ihnen noch ein Wort von i65 der Galleri melden, welche gewüß sehenswürdig ist und eine ungeheüre Summe Geld darauf gewendet ist alleinig so vili Landschaften als ich nur vermuthet sind nicht da, doch werde ganz gewüß ville Jahre zu arbeithen haben, auf der Galleri sind danach auch ville stüke die mir von Mittelgattunger art sind, daß churfürstliche Cabinet ist weith ausgesuchter, durch gehend und no stüke von Reiner Schönheit, ich hatte auch die Sammlung von den anticen Statuen gesehen, welche sehr zahlreich ist, alleinig die stüke stehen ganz auf dem Boden, und zu Eng beisammen, man hat den Platz nicht änderst, sie stehen in die Bavillions in dem großen churfürstlichen garten, welcher der König in Preüßen auch hat so Schändlich zu richten lassen, gantze haubt 175 alleen von Raren großen Bäumen sind nider gehauen worden und ville 100 kostbahre statuen sind zerschlagen worden welches nun ein ewiger Schaden ist der Krieg ist auch die Ursach und Verderbung der gutten Sitten von dem gemeinen Pöbel geweßen welcher seitdem Lästiger und betriegerischer geworden ist, und sich wie ich förchte auf Kinder und Kindes Kindern vort- lso pflanzen wirdt, nun wirdt es vor dieses wohl genug seyn von Dreßden, nur noch dieses H. v. Hagedorn empfiehlt sich Ihnen, und entschuldiget sich daß er Ihnen auf Ihre Briefe nicht geantworthet, sein so Blödes gesicht und überhäufte geschäfte sind Schuld daran, ich habe gehofft Ihnen zu schreiben mit der gelegenheit des herrn Rivier, ich bin aber des Briefs gewüsser durch die iss Post, und lauff auch geschwinder, herr Rivier wirdt morgens von hier abreißen, und gestern hatte von herrn v. Hagedorn vernommen, daß herr Huber bald von Paris abreißen werde und zwahren den 20ten diß Monaths ich will

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Brief 187

doch hoffen es werde sich noch ein wenig Länger verziehen, und er werde den 190 hier eingeschloßenen Brief noch erhalten. Ich hätte Ihm noch gern einigen Rath gegeben, gott gebe ihm glük und gutte gesundheit, er hat ein wichtiges unternehmen und eine beschwerliche Reiße auch ist er nicht der Mann den man nicht leicht wirdt betriegen können, und die frau Huber kann zum Unglück kein Teütsch. Wir Leben sonsten, auch Sie mit ihrem geschätzten 195 haus, ich will hoffen gesund, an denen übrigen Glüks umstände zweifle ich nicht, waß haben Sie schönes in der arbeith und was haben Sie vor angenehmen bericht von Wien bekommen, wie dauert mich nicht daß mir daß Schicksahl nicht vergönnt allzeitlich persönlich mit Ihnen zu sprechen, und mit Ihnen zu leben, kein Tag vergeht wo ich nicht mit Ihnen Reden möchte Ihnen 200 verschiedenes sagen, und besonders meine Abendstunde bey Ihnen und in Ihrem werthesten hauße zu bringen, ich bin hier noch so fremd als wie in den ersten Tagen, und ich gedenke auch sorgfältig zu seyn mit wem ich bekanntschafft mache. H. graff der Portr. mahler der ist meine hiesige gesellschafft. Täglich sprechen wir einander, und sind einandern von herzen gutte, den bin 205 ich glüklich wan ich von Ihnen rede, ich bedaure nur daß ich Ihr Portrait nicht mit mir genommen habe, laßen Sie es mir doch durch den gutten h. Baader mahlen unter Ihrer aufsieht, h. Baader wird es mir schon billich machen, und ich werde dann das Portrait Lebenslang vor meinen Augen Liebhaben, sagen Sie ja darzu und trachten daß ich es bald bekomme, ich 210 hoffe daß h. Baader daß Portrait so M r Greuze Ihnen gemacht ganz gutt copiren werde, und wan es ja möglich wäre daß H. Greuze nur daß gesicht ein wenig retouchire, so wärs mir Lieb, wer weiß ob ich h. Greuze hier nicht auch noch dienen könte, wan sich die umstände an dem hofe würden ein wenig gebeßert haben, in allweg melden Sie ihm meine empfehlung, Schrei215 ben Sie mir doch bald und auch so lang und klein als wie ich Ihnen schrieb ich nehme wahren antheil an Ihren freüd und leid, und ich wünsche sehr zu wüßen wie es Ihnen und ihrem werthen hauße gehet, waß hatte man auch von meiner lezten arbeith gesaget, und sind sie mit dem verkauf zu frieden, ich werde Ihnen ein ander mahl schreiben, waß ich hier in der arbeith genom220 men, was macht auch h. Schmuzer in Wien Sie werden doch ganz gewüß Briefe von Ihm erhalten haben, und mein Bruder kommt er offt zu Ihnen, lassen Sie ihm fehrner hin daß glük daß er zu Ihnen kommen darf den kein hauße kann ihm angenehmer seyn als das Ihrige und kein Umgang so glüklich als der Ihrige, empfehlen Sie mich dero frau Liebsten zu lOOOsend mah225 len und ihren herrn Söhnen, und seyen versichert daß mir alle erzeigte freündschaft beständig neü in meinem Geist bleiben werde, Leben Sie nun recht glüklich mein Liebster herr und freünd und laßen mich Ihrer freündschafft fehrner empfohlen seyn. ich küsse Sie mit aufrichtigstem herzen und verbleibe Lebens lang Ihro aufrichtigster freünd und diener 230 A. Zingg

August

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haben Sie die gütte meine empfehlung zu vermelden h. Chevillet und frau, h. Gaillard, Lempereur, Basan, Demarseau Le Mire, Mayreau, Cherau, Choffard, Joullain, Coindet, h. Peters und frau, und jedem der die gütte hat mir nach zu fragen, h. de Longueil auch, haben Sie wohl dieses Jahr nach ihren Blättern wan Sie ihren Ferber sehen, so haben sie die gütte Ihm meine empfehlung zu melden. Ich möchte doch gern wißen ob er noch lange in Paris bleiben werde und ob er von dorten den geraden weg nach Dreßden nehmen werde. Hier ist es der mahlen nicht möglich guttes Kupfer zu haben, man hatt hier kein Schwedisch Kupfer ich werde trachten müßen daß ich es von Pariß od. London haben kann, mit allem waß nur ein Kupferstecher nothwendig ist man hier nicht versehen. Archives Nationales Paris 219 AP. Adrian Zingg (1734-1816) blieb vom 1. 7.1759 bis zum 30.3.1766 als Willes Schüler in Paris (vgl. Schulze Altcappenberg, S. 360). Ende März 1766 wurde er als Professor an die neu gegründete Akademie von C. L. von Hagedorn nach Dresden berufen (gleichzeitig mit Schmutzer, der an die Wiener Akademie berufen wurde) und verabschiedete er sich also von Wille. Wille antwortete vermutlich erst am 13. Februar 1766 ^Journal /, 344). Eine jetzt nicht mehr erhaltene Handschrift Adrian Zinggs vom 2. November 1761 (aus Zweibrücken) wurde von W. E. Kellner beschrieben (vgl. Kellner, S. 183-184): »Gute Ankunft. Krankheit seiner Frau. Freundliche Aufnahme beim Herzog, der ihn im Winter nach Paris mitnehmen will. Bevorstehende Reise mit dem Herzog nach Frankfurt, dort Besuch bei Schütz. Betragen und Studium Georg Friedrich Mayers. Besuch bei Samhammer; Grüße von ihm. Versprechen, eines seiner Bilder zu schicken. P. S. : Grüße an Weirotter, Zenck, Schenau und Schwillet.« 205 Ihr Portrait] Willes Porträt durch Jean-Baptiste Greuze, vgl. vorigen Brief. pereur] vielleicht der Kupferstecher Jean Baptiste Denis Lempereur (um 1740-?) Simon Lempereur (1728-1807). 232 Mayreau] nicht identifizierbar.

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232 Lemoder Louis

Von Maria Dorothea Wagner Meißen, 14. August 1766

Mein Herr Wie vortheilhaftig haben Sie in Ihren an mich abgelassenen unschäzbaren Schreiben von meinem sehr schlechten Gemähide geurtheilet, und wie glücklich würde ich seyn, wenn ich diese Ehre von einen so grosen Manne, den ganz Teutschland wegen seiner würdigen Verdienste mit der größten Hochachtung verehret, wirklich verdiente! Aber nein, ich sage es Ihnen aufrichtig, ich verdiene sie nicht; und dennoch wünschte ich daß Sie diese Aufrichtigkeit bewegen mögte, Ihren Ausspruch nicht wieder zurückzunehmen, so sehr gefalle ich mir bey Ihrem Lobe. Dieses ist eine Eitelkeit über die ich bey andern spotten würde, und mir vergebe ich sie sehr gerne, weil Sie mich darzu verleitet haben und weil ich weiß, daß ich bey dem Lobspruch von Hundert

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Brief 188

andren Personen sehr gleichgültig geblieben seyn würde. Ich dancke Ihnen also, mein Herr, für Ihre gütige Meynung, und besonders für das schöne Präsent, mit einer edlen Empfindung, zu der man allein fähig ist, wenn man von Ihnen gelobet und beschenket worden. Möchten Sie doch gütigst erlauben, meine Dankbarkeit mit etwas noch wenigen von meiner geringen Arbeit zu erwidern welches so bald als möglich erfolgen soll. Sie haben in eben diesen Ihrem Briefe gewünschet, noch einige Stückchen die Sie bey meinem Sohn bestellet zu erhalten. Ich habe an ihn geschrieben, und zur antwort bekommen, daß er sie bereits angefangen, und nur noch ein wenig Zeit und Geduld sich darzu gehorsamst erbitten wolte. Niemand schreibt er, solte ihm die Ehre rauben, Ihnen damit aufzuwarten, vielmehr würde er sich äuserst beflisen, sich um diese Ehre bestens verdient zu machen. Ich empfehle mich in Dero unschazbaren Güte und Gewogenheit, und ich setze noch hinzu die unendliche Ehrerbietung, womit ich unausgesezt bin Mein Herr Ihre ganz gehorsamste Dienerin Maria d. Wagnerin Meissen den 14. Aug. 1766 (Von Willes Hand): J'ay répondu a Madame Wagner sur le Champs. Cette lettre qu 'elle m'a écrit est charmante Archives Nationales Paris 219 AP. Am 11. Juni 1766 erhielt Wille vier Gemälde von Maria Dorothea Wagner ^Journal I, 321-322). Er schrieb schon am 20. Juni 1766 ('Journal I, 322) einen lobenden Brief und schickte ihr am 16. Juli 1766 ('Journal I, 324) ein Stück seidenes Tuch als Geschenk. Er antwortete auf ihren Brief am 17. Dezember 1766 ('Journal I, 339).

189 An Adam Friedrich Oeser Paris, 25. August 1766 Paris den 25. August 1766 Mein Herr und schäzbarester freund Ich habe mich Ihres begehrens zu erinnern gewußt. Sie werden den geschundenen des Bouchardon erhalten, die gelegenheit schien mir bequeme und ich ergrif sie um Ihnen diese nothwendige figur zu senden. Sie werden solche von Meißen her erhalten: dann dahin gehet sie erst. Wie gehet das zu? Hier ist die geschichte davon in wenig worten. Ich habe dem He Baron von Fletscher als er vor einiger Zeit hier war eine gute anzahl gibsfiguren einkauffen helfen, diese musten in einen großen kästen, welcher zur See fort ist und durch die Elbe nach Meißen herauf kommt, in diesem kästen ist auch gedachte figur, welche ich Sie bitte als ein kleines geschenke von mir anzunehmen! Der He Baron hat mir auf meine Bitte, sehr versprochen daß er Sorge

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tragen würde sie Ihnen flugs zustellen zu lassen so bald sie angekommen wäre. Ich zweiffeie auch nicht daß er es thun werde: dann wir sind hier sehr gute freunde geworden und er ist auch würdig daß man ihn lieb habe. Der He Graf von Moltke und He von Helfried welche Sie so wohl kennen und sich Ihrer mit freude erinnern, sind seit ihrer Ankunft in meinem Hauße als wie zu hauße. Bald speißen sie bey mir bald ich bey Ihnen, bald gehn wir in die Komedie bald ... doch so viel es auch meine geschäfte erlauben da diese Herren einen guten Ansaz von Liebe zu den Künsten haben: (dann ohne dieses gelten Leute sie seyen wer sie seyen eben nicht viel bey mir) so predige ich beständig und suche ihnen diese liebe noch anmuthiger und fester einzuschärffen. Habe ich nicht recht? Gewiß Sie werden schazbarester freund meiner Meynung seyn. Mancher großer Herr wäre ein freund der künste geworden wann er nur zu rechter Zeit leute um sich gehabt hätte von einiger Kenntniß der künste; aber wie mancher hat das unglück daß er nur, an statt Künstler und Kenner, Gliedermänner und Stockfische, in ansehung auf die kunst, um sich herum hat. dat sy Gatt geklagt! sagte ein alter Herzog von Pommern als ihm seine leute nicht gehorchen wolten. Nun genung. Behalten Sie mich lieb Grüßen meine gute freunde in Leipzig und leben versichert daß ich beständig die Ehre habe mit Hochacht zu seyn Meines Herrn und würdigen freundes unterthänigster diener Wille Handschrift aus den Beständen der Universitätsbibliothek Leipzig. Vgl. Journal I, 329. 7 - 8 Baron von Fletscher] Der Freiherr von Fletscher hatte Wille zum ersten Mal am 11. Juni 1766 besucht und ihm zwei Gemälde der Frau Wagner aus Meißen überbracht (Journal I, 321). 16 Graf von Moltke] Mit dem Grafen von Moltke und dessen Begleiter hat Wille unter anderen Grenze besucht. Er führte sie durch mehrere Pariser Gemäldesammlungen.

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Von Johann Thomas Richter Leipzig, 27. Oktober 1766

Hochedelgebohrener Herr Insonders hochgeehrtester Herr Herr Huber ist zwar glücklich hier angekommen, hat mir aber die Platte von des verh Vaters Portrait noch nicht abgegeben, weil er sogleich nach Dreßden verreiset ist, seine Angelegenheiten völlig in Ordnung zu bringen, sich denen Ministris zu zeigen und verschiedene Aufträge auszurichten, nach seiner Zurückkunft werde ich solche hoffentlich erhalten. Hingegen habe vor einigen Tagen das Küstel mit denen 100 Abdrücken und denen neuen Kupfern nach Ihrer Nota richtig bekommen und werde ich deren Betrag an

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279 # 17 s. Herrn Wincklern bezahlen. Von Boydels Werk fehlt mir noch die 3te Lage, u. sie würden mich besonders verpflichten, wenn sie mir solche gelegentlich mit senden wollten. La Fleuriste von M r de Marcenay haben sie mir schon vormahls gesandt gehabt, und jetzo wieder, also habe ich dieses Blatt doppelt. Die in denen mit erhaltenen 2. Bänden befindlichen verschiedenen zur Kunst gehörige Werke und Catalogues von Gersaint habe ich bereits alle miteinander, ich ersuche also von dergleichen Büchern, so schon vor einiger Zeit herauskommen sind, weiter keine zu senden als diese, so auf den Ihnen übermachten Verzeichnis sich befinden, denn da ich schon eine ansehnliche Sammlung von dergleichen Büchern habe, so würde ich allzu viele Doubletten erhalten, wenn Sie nur mehrere alte nach dero dabey habenden guten Absicht sendeten, ich bitte vorzüglich um alle große und kleine Pieçen so jedesmahl neu herauskommen, und wundere mich daß Sie mir folgende noch nicht Übermacht haben, als: 1/ Cochin Essai sur la vie de ΜΓ Deshayes. 2/ Description des tableaux exposés au Louvre. 3/Dictionnaire Pittoresque et historique, ou Description d'Architecture, Peinture, Sculpture, Gravure, par M r Hubert 2. voll. 12°. 4/La Théologie des Peintres, Sculpteurs, Graveurs et Dessinateurs par M r l'Abbé Mery 5/Traité des Couleurs pour la peinture en Email et sur la Porcellaine, Ouvrage posthume de M r d'Ariclais de Mortamy. 6/La vie de Charles Vanloo, und wer weiß was noch erschienen so mir unbekannt ist. Wenn es also nicht zu spät ist, so ersuche mir diese angezeigte Werke nebst der Histoire de Constantin nach Rubens in 12 Blättern mit denen an H. Winklern zu sendenden Sachen zu übermachen, und deren betrag anzuzeigen, den ich ihn sogleich bezahlen will, wäre diese Küste aber schon fort, so erwartte ich angezeigtes, und was während der Zeit noch mehr von neuen Sachen herausgekommen seyn mögte, nebst der schon gebethenen 3ten Lage von Boydels Werk mit dem nächsten Transport. Auf die versprochene neue Auflage des Verzeichnisses von Rubens Werken, und auf das Verzeichnis der besten Kupferstiche so jeder berühmte alte und neuere Kupferstecher der Welt geliefert, freue ich mich nebst allen Kunst Liebhabern. Daß sie hinführo mir auch die besten Englischen Kupferstiche gütigst besorgen wollen erkenne mit verbundenstem Dank und da sie sich hingegen mit denen englischen Kunst-Büchern aus denen angezeigten Ursachen nicht abgeben wollen, so habe gute Gelegenheit solche durch unsern gemeinschaftlichen Freund H.Weiß zu erlangen. Es hätte Ihnen frey gestanden noch mehrere Abdrücke von des Seel. Vaters Portrait zu behalten, und es ist uns allerseits besonders lieb daß es sowohl als die Vignettes Dero Beyfalls gewürdiget worden, wir schätzen keinen höher als diesen, und ich habe dero gegründeten Anmerkungen wegen der Matrix des Kupfers nicht nur Herrn Bernigroth sondern andern Künstlern zur Belehrung mittgetheilt, und ich zweifle nicht sie werden sich diesen Unterricht desjenigen, so sie vor ihren grösten Lehrer erkennen, künftig zur Nachahmung dienen lassen. Es hat

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unsern Bernigroth vor einigen Zeiten ein Schlagfluß getroffen, ich glaube also fast nicht daß er viel mehr in der Welt fertigen werde, Herr Bause in Halle wird ein braver Künstler werden, wir wünschten ihn anhero zu bekommen, es wird aber schwer halten, weil er ein Brandenburgischer Unterthan ist. Leben Sie wohl schätzbarster Freund, alle dero hiesige Freunde und Verehrer empfehlen sich Ihnen nebst mir zu geneigten Andenken, ich aber verharre mit der vollkommensten Hochachtung Euer Hochedelst. gantz ergebenster Diener Johann Thomas Richter Leipzig, den 27. 8bre 1766 Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 4. Dezember 1766 (Journal I. 357). 23 Cochin] Charles-Nicolas Cochin, Lettres sur la vie de Jean-Baptiste Deshayes, Paris 1765. 27 Méry] Abbé Joseph Méry de la Canorgue, La Théologie des Peintres, Sculpteurs, Graveurs et Dessinateurs.... Paris: H.-C. de Hansy le Jeune, 1765. 28 Mr d'Ariclais] Das Werk von d'Ariclais de Mortamy (Traité des couleurs pour la peinture en émail et sur la porcellaine) ist in der Bibliothèque Nationale in Paris nicht nachweisbar. 29 La vie de Charles Vanloo] Michel-François Dandré-Barbon, Vie de Carie Vanloo, Paris: Desaint 1765. Es handelt sich um den Maler Carle (Charles André) Van Loo/Vanloo (1705-1765).

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Von Michael Huber Leipzig, 29. Oktober 1766

Leipzig ce 29 octobre 1766 Mon cher ami Vous avez dû être un peu surpris de voir s'écouler un temps considérable sans recevoir de mes nouvelles; vous aviez pourtant le plus grand tord du monde si vous croyiez que l'absence eut déjà refroidi en moi les sentimens d'amitié que j'ai toujours eus pour vous et pour les vôtres; ce qui m'a empêché de vous écrire jusqu'ici c'étoit une multitude d'affaires qui ne me donnoient pas un instant de repos. Quoiqu'on nous ait beaucoup effrayés sur les mauvais chemins, qui en effet sont détestables depuis francfort jusqu'à Eisenach, nous sommes cependant arrivés à Leipzig sans le moindre accident, après avoir été en tout vingt quatre jours en route. En arrivant ici nous avons trouvé la ville un peu tumultueuse à cause de la foire, et tout d'une cherté excessive; pour deux jours et demi que nous avons passés à l'auberge, faute d'avoir pû trouver un logement, il nous en a coûté près de neuf Rixdels. Ce début n'étoit pas capable de me prévenir favorablement pour l'avenir; je commençois d'ailleurs à craindre pour ma pension, ayant appris que M. le Comte d'Einsiedel, qui me vouloit tant de bien, venoit d'être disgracié pour avoir montré un zèle trop patriotique; mais toutes mes craintes sont éva-

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nouies depuis que j'ai été faire un tour à Dresde et ma pension est établie sur un pied solide, du reste j'ai trouvé dans M . Weisse et dans M . Geliert des amis tels queje me les étois représentés, plein de zèle et d'ardeur. Il faut queje vous dise aussi un mot du local de ce pays-ci. Leipzig est situé au milieu d'une plaine, où de quelque côté que vous portiez la vue vous ne voyez pas la moindre élévation de terrain jusqu'à l'horizon. La ville est partout entourée de beaux jardins, qui, au Printems doivent faire un très bel effet; mais la situation trop uniforme de cette contrée, fait que ce n'est pas là une des plus belles natures. Dresde est bien plus avantageusement situé. Quand on y arrive par Meissen, l'on aperçoit des deux côtés de superbes montagnes; celles d'à-droite sont revêtues d'arbres de toute espèce, et celles d'à-gauche de vignes très fertiles. L'Elbe qui coule au milieu de la vallée, qui d'abord fort étroite, s'élargit toujours à mesure qu'on approche de la ville, ne contribue pas peu à l'ornement de ce canton. En entrant dans la ville j'ai été frappé de la beauté de plusieurs bâtiments. Une grande masse de pierres, sans goût et sans simétrie s'est offerte à mes yeux; j'ai demandé ce que c'étoit: c'est le palais de l'électeur m'a-t-on répondu... j'ai commencé par me rendre chez M . de Hagedorn qui a été charmé de me voir et qui m'a beaucoup demandé de vos nouvelles. De là j'ai été voir M. Zingg qui m'a reçu à bras ouvert; il a voulu que je logeasse chez lui, et pendant mon séjour de Dresde il m'a été très-utile. Nous avons fait ensemble plusieurs visites chès les Ministres et chès les Grands; il étoit présent lorsque j'ai baisé la main à l'électeur et à l'administrateur. Il peut vous dire que je n'ai guère brillé dans ces belles représentations, et que même j'avois l'air assez sot. J'ai mieux réussi chès M. le Baron de Kessel et chez M . le Comte de Werther, où j'ai été invité à Diner avec M . Zingg. Comme vous les connoissez tous les deux, je suis dispensé de faire leur éloge, je me suis chargé de vous faire leurs complimens et de vous dire que nous avons bû à votre santé. Vous penséz bien que je n'ai pas manqué de voir la gallerie de tableaux de Dresde; il me suffit de vous dire qu'il est impossible de s'en former une juste idée d'après les descriptions, que pour en juger il faut la voir. Quant à l'académie, elle n'est pas encore au point de la perfection et il paroit y régner bien peu d'harmonie; outre la jalousie qui nait entre les artistes d'un même genre, il y a encore celle qui s'élève entre les nations; les Italiens, les françois et les allemands, suivant leur caractère national, se haïssent tous cordialement, et cherchent mutuelement à se nuire. M . de Hagedorn m'a conté avec douleur combien tout cela lui donnoit de peines et de chagrin. Mais c'est assez vous parler de Dresde. - Depuis queje suis de retour à Leipzig j'ai toujours eu des occupations qui ne m'ont pas laissé un instant à moi. j'ai déjà commencé à donner des leçons; je vois que je ne manquerai pas d'exercices et queje pourrai m'en tirer... Je ne puis rien vous dire des productions ingénieuses qui ont parues en Allemagne, car depuis que j'y suis je n'ai rien lu. Je compte pourtant vous envoyer quelque chose par M. Schwarz, à

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qui j'adresse un ballot de livres. Je viens de recevoir mes caisses en assez b o n ordre, et j'ai déjà fait remettre à M. Richter la planche dont vous m'aviez chargé. Croyeriez-vous q u e j e n'ai pas encore eu le tems de lui faire visite, ni à M. Winkler n o n plus, quoique je ne demeure pas plus loin d'eux que de chezvous aux Augustins. Faites mille amitiés pour m o i à m a chère commère, à m o n cher compère, à m o n ami frédéric, et faites bien mes complimens à tous ceux qui se souviennent encore de moi. Pour vous m o n cher ami, je vous prie de ne point m'oublier et de m'écrire le plutôt, car je languis déjà après votre réponse. Soyez persuadé d'ailleurs que les sentimens d'amitié que j'ai conçus pour vous depuis si longtems, dureront autant que m a vie. Votre affectionné serviteur et ami Huber Professeur de langue française à Leipzig. In der Petersgasse, im Weinstoke Archives Nationales Paris 219 AP. Im Sommer 1766 beschieß der Übersetzer und Kupferstecherenzyklopädist Michael Huber, der sich seit den fünziger Jahren des 18. Jahrhunderts in Paris aufhielt und ein enger Vertrauter Willes war, aus beruflichen Gründen nach Leipzig zurückzukehren, wo ihm eine Stelle als Lektor für französische Sprache an der Universität angeboten wurde ( Journal /, 331). Von Wille beauftragt oder angeregt übersetzte er seit seinem Pariser Aufenthalt deutsche Literatur ins Französische, namentlich Geßner und Winckelmann. Von Leipzig aus schickte er ihm regelmäßig die neuesten deutschen Veröffentlichnugen, besonders im Rahmen der Leipziger Ostermesse (vgl. dazu Schulze Altcappenberg, S. 48). Hubers literarische Vermittlungstätigkeit wird von Goethe erwähnt: »Huber, Kupferstichsammler und wohlgeübter Kenner, hatte noch außerdem das dankbar anerkannte Verdienst, daß er den Wert der deutschen Literatur auch den Franzosen bekannt zu machen gedachte.« (J.W. Goethe, Dichtung und Wahrheit, II, 8. Buch, hrsg. von E. Trunz, S. 314-315). Zu Michael Huber, vgl. Michel Espagne, Der Übersetzer Michael Huber (1727-1804). Von der literarischen Idylle zu Winckelmanns Griechentum, in: M. Espagne und W. Greiling, Frankreichfreunde, Mittler des französisch-deutschen Kulturtransfers (1750-1850), Leipzig: Leipziger Universitätsverlag, 1997, S. 85-106. Wille antwortete am 29. November 1766 ('Journal I, 337). Zu Dresden, vgl. Justi, Bd. I, S. 236-246 (»Prachtbauten der Residenz«), Der Anfang der Dresdner Gallerie fällt in die Zeit Augusts II. Alle Gemälde der Kunstkammer und Schlösser wurden 1722 vereinigt. Bis zum Siebenjährigen Krieg wurden dann Gemälde aus ganz Europa aufgekauft. Corregio, Veronese und die italienische Malerei überhaupt bildeten den Kern der Sammlung. Die Dresdner Akademie wurde 1763 in der Folge des Siebenjährigen Krieges gegründet und hatte Christian Ludwig von Hagedorn als ersten Generaldirektor. 37 M. Zingg] Λ. Zingg war gerade am Anfang des Sommers 1766 in Dresden angekommen ( vgl. Zinggs Brief an Wille vom 11. August 1766).

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Von Georg Friedrich Berlin, 4. November

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de Berlin ce 4 de 9br 1766 Monsieur &très cher ami, N e croyez pas de vous avoir oublié pour avoir tant tardé a répondre a vôtre dernière lettre, la raison est que j'ai toujours attendu une bonne occasion

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pour vous envoyer les Estampes que vous me mandez, mais la voicy trouvée, vous les recevrez par M rs Thellusson & Necker avec la planche du Portrait de feu Ms. Splittgerber, que vous aviez refusé de graver. Je vous dirai donc que jai été forcé de me défaire de mon infidelle imprimeur que j'avois instruit et dont je me suis servi pendant 20 ans, il ny a personne icy dont je puis me servir pour imprimer mes ouvrages, jai donc recours a vous mon cher ami et je vous prie tres instamment de me faire la grace de vouloir bien en faire tirer 600 Exemplaires sur du beau grand Aigle, vôtre imprimeur me parroit un habile homme & quand au prix je passerai par cellui qu'il vous demandera pour vu qu'il me tire des belles Epreuves bien nourries, et quand tout sera fait vous m'obligerez beaucoup de choisir 130 des premières et plus belles épreuves de les marquer a part et de mettre ensuite le reste par Centaines a proportion quelles sont tirées, mettre le tout avec la planche dans une Caisse forte, bien emballé, entre les mains des sus dits Messieurs Thellusson & Necker, qui auront soin de la faire partir pour Berlin, j'ai remis de l'argent a Ms Riederer a qui j'ai donné ordre de vous payer vos débourses, vous êtes le maître de vous faire tirer une demi douzaine pour vous et une pour Ms Cochin Comme aussi une pour Ms Riederer mais sous cette condition qu'il n'en paroitra pas une seule avant que je ne vous aye donné avis. Car M rs les héritiers ne veulent absolument qu'il en paraisse avant que tout ne soit distribué, c'est a quoi je me suis engagé solemnellement. Vous recevrez 12 Exemplaires de mon petit œuvre a l'eau forte Comme il y a queques pieces de nouveau je vous passe l'exemplaire a 12 Livres ce qui fait en tout 144 Livres que vous remettrez entre les mains de Ms. Riederer pour mon Comte, il y a deux pièces ou j'ai ajouté un troisième. Je ne me souviens pas sil y a encore quelques unes dont vous n'avez point encore des Epreuves, car j'ai égaré vôtre dernière lettre au reste vous n'avez qu'a me le faire sçavoir et vous serez Contentez. Ms. Rode vous envoit aussi un Exemplaire des testes qu'il a gravé d'après Schlüter, il vous fait bien des Compi, il y a quelques uns de mes eau fortes qui sont deja un peu usées mais je vous les envoye telles que la planche les fournit, j'ai apris que vous avez mis au jour une nouvelle pièce ne manquez pas de la joindre dans la Caisse avec quelques morceaux de nôtre ami Cochin que vous marqué d'avoir déjà acroché pour moi, ce sera aussi une belle occasion de m'envoyer 3 planches de Cuivre dont deux de la grandeur de mon Mignart et la troisième d'un pied 4 1/2 pouce de hauteur, sur un pied 3 1/2 pouce de large pieds de france. d'un bon Cuivre bien battu et de la force des dernieres planches que vous avez eu la bonté de m'envoyer dont le Cuivre est bien usé, jai eu le printemps passé une grande affliction, mon fils unique âgé de 18 ans et demi plain d'Espérence a été emporté de cet monde par la maudite petite vérole, c'étoit un grand beau garçon plein d'esprit et d'étude et qui seroit devenu un grand Coloriste le Cœur me saigne quand j'y pense, me voila sans héritier de mon sang et sans

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Esperance d'en avoir. Je prie dieu, mon cher ami qu'il vous preserve de pareil malheur et que vous puissiez avoir le plaisir de voir vôtre cher fils marcher sur vos traces, le mien est fini, M r Falconnet a passé par icy il y a 5 semaines il doit être arrivé a S1 Petersbourg ça me parroit un bien honêt homme qui a de l'Esprit et qui mérite la fortune qu'il fait, nous avons bû a vôtre santé et Celle de tous nos amis a paris. Ion ma dit que M r de la Tour a été en hollande est il revenu? fait il toujours de belles choses? je vous prie de lui faire bien mes Compi et a M r Massé et a tous nos bons amis sur tout pardonnez la liberté que j'ai pris de vous charger de la Comission de faire imprimer ma planche, vous devez juger du plaisir que vous me faites par l'embarras ou un graveur se trouve qui manque d'un bon imprimeur, aussi je me flatte que vous ne me ferez pas seulement ce plaisir mais aussi de Croire qu'il ny a personne qui soit avec une Considération et une amitié plus Constante que Monsieur & cher ami vôtre tres humble et tres obéissant serviteur Schmidt Archives Nationales Paris 219 AP. 7 Splittgerber] Wille schickte das von Schmidt gestochene und in Paris gedruckte Porträt von Splitgerber am 16. Mai 1764 nach Berlin f Journal /, 352). 32 Ms. Rode] Christian Bernhard Rode. 33 Schlutter] - vielleicht der Bildhauer und Architekt Andreas Schlüter (um 1660-1714) oder der Bildnismaler Johann Georg Schlutter (Mitte des 18. Jahrhunderts). 36 U n e nouvelle pièce] L'instruction paternelle (Die väterliche Ermahnung), nach einem Gemälde von Terburg (Gerard ter Borch), 1765 von Wille gestochen, der Kaiserin Maria Theresia von Österreich gewidmet (Le Blanc Nr. 55, Ν agier Nr. 159).

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Von Johann Jakob Wagner Meißen, 6. Januar 1767

Meissen den 6. January anno 1767 Insonders HochgeEhrster Herr Ich habe Dero angenehmes Schreiben richtig erhalten, und bedaurere von Hertzen daß das Küstgen so lange ist unterwegens geweßen, und daß Sie so viel fracht haben geben müssen. Ich habe daß gelt von H. Röslers bey über Lieferung des Zettels so gleich erhalten; H. Rosier wünscht daß er möchte alles gelt waß er an Ihnen zu bezahlen hätte in Dresden könte aus Zahlen, er läst seine Empf. an Ihnen vermelten. Kommenten Monat wollte er an Ihnen schreiben. Mein wehrtester Herr und Freunt melten mir wegen der stüken aus dem antern Buch, Sie stehen Ihnen zu diensten so viel als Sie daraus verlangen, und wen Sie auch Bläter aus dem Buch aus schneiten so hat es nichts zu bedeyten, mange stücken lassen sich schwer abmachen. Ich will Ihnen ein Vorschlag thun ich habe einen Porcellain Krug den hat mein H. Schwager Dietrich gemahlt in Purber er ist nach Wouwermanschen Gu. Wen nun mein werhtgeschätzter Herr und Freund belibung darzu hätten so wolte

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Ich Ihnen schicken, ich verlange nur etliche abdrucke von Dero werthen Handt vorziglich daß Kintgen daß Blasen Bläst. Ich habe schon 6 stück von Dero handt als Jean Baptiste Masse, Jean de Boullongne, Marquis de Marigny, Carolus Walliae. Comte de saint Florentin, Cardinalis Columna. Von Historischen habe ich gar nichts von Ihnen, ich bin ein großer Liebhaber der Krig hat mich um sehr vielle schöne Sachen gebracht über 200 Bladt Rembrante, und um Schöne Nieterläntsche mahlereyen bin ich gekommen. Meine Frau läßt sich Ihnen Schönsten Empfehl und auf den Somer will Sie ihr versprechen halten Ihnen mit ein Baar stückgen auf zu warden. Ich hoffe daß Sie daß bekommen haben was mein Sohn vor etliche Woche an Ihnen geschickt hat. Ich Empfehle mich und verbleibe Meines Insonders HochgeEhrten Herrn gantz ergebenster Diener Johann Jacob Wagners den Krug will ich in einer Porcellain Küste an Ihnen senden wen Ihnen belieblig ist aber an eine antere Madam daß es nicht so viel wird kosten wie mir H. Humitsch meltet doch komt es auf Ihnen an wen es so gefällig ist Archives Nationales Paris 219 AP. 5 H. Rosier] Am 19. Dezember 1766 hatte Wille den Dresdner Bankier P. Resler mit der Zahlung einer Geldsumme an J.J. Wagner beauftragt. ('Journal /, 339). In seiner Antwort vom 12. Februar 1767 auf Wagners Empfangsbestätigung erklärte sich Wille mit dem Austausch einer Münze gegen einen Kupferstich einverstanden ('Journal I, 344). 17 daß Kingen daß Blasen Bläst] Es handelt sich entweder um: Le Petit Physicien (Der Knabe, welcher Seifenblasen steigen läßt), nach einem Gemälde von G. Netscher, ( 1761, Le Blanc Nr. 66, Ν agier Nr. 170); oder (wahrscheinlicher) um: L'Observateur distrait (Ein Knabe, der Seifenblasen macht), nach einem Gemälde von F. Mieris, (1766, Le Blanc Nr. 65, Nagler Nr. 169). 18 Jean Baptiste Masse] Jean-Baptiste Massé, nach einem Gemälde von L. Tocqué (1755, Le Blanc Nr. 130, Nagler Nr. 71). 18 Jean de Boullongne] Jean Boullogne, Controlleur général des Finances, nach einem Gemälde von H. Rigaud (1758, Le Blanc Nr. 126, Nagler Nr. 11). 1 8 - 1 9 Marquis de Marigny] Abel François Poissons de Vandières, Marquis de Marigny, nach einem Gemälde von Louis Tocqué (1761, Le Blanc Nr. 125, Nagler Nr. 84). 19 Carolus Walliae] Carolus, Walliae Princeps, nach einem Gemälde von Louis Tocqué (1748, Le Blanc Nr. 148, Nagler Nr. 13). 19 Comte de saint Florentin] Louis Phelypeaux, Comte de Saint-Florentin, nach einem Bildnis von Louis Tocqué (1751, Le Blanc Nr. 124, Nagler Nr. 79). 19 Cardinalis Columna] Prosper de Sciarra, Cardinal Colonna, nach einem Gemälde von Pompejus Battoni (1754, Le Blanc Nr. 158, Nagler Nr. 29). 23 Meine Frau] Maria Dorothea Wagner ( vgl. Brief vom 14. August 1766).

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Von Johann Friedrich Schmidt Hamburg, 13. Februar 1767

Hamburg den 13ten februar 1767 Hochzuverehrender Herr und Freund Ihre geehrteste Zuschrift vom lten dieses, ist mir ein neuer Beweiß, wie sehr Sie bemühet sind Ihre Landsleute und Ihre freunde insbesondere zu

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verpflichten! Erwarten Sie keine Complimente von mir: die Empfindung allein, ist fähig den wahren werth eines Wille zu schätzen. Ich habe ihre Zuschrift denen Herrn Entrepreneurs des Theaters, Bubber, Loeweneck unverzüglich mitgetheilet, und Einklage an Herrn Clairval, enthält Vorschläge für die erforderl. Schauspieler zur Operette; (Ms. unleserlich) ein behutsames Versprechen von thätiger Erkenntlichkeit. Ich bin so dreiste diesen Brief zur besten und besonders schleunigen Beförderung unter Ihrem Couvert abgehen zu lassen, so wie denn auch, wenn es He. Clairval gefallig ist, die Antwort unter meiner Adresse abgehen kann. Dieses ist kürzlich der fernere Inhalt der Einlage. Man verlangt 4 Personen, eine Sängerinn und 3 Sänger, deren eigentl. Rolle man ganz genau bestimmt; wegen ihrer Talente verläßt man sich auf herrn Clerval. Man erbiethet sich, sie für 1 Jahr zu engagieren; und wenn das Publicum Mühe und Kosten belohnet, solche 6 Monathe vor verlauf ihres Contractes, aufs neue zu engagieren. Jedoch muß man es nothwendig He. Clairval überlassen Vorschläge wegen des Gehalts und der Reise Kosten zu thun, welche mit dem rückgehenden Courier; und im falle solche annehmlich wären, durch unverzügl. Disposition bey einem Banquier zu Paris für die Reise-Kosten, erwiedert werden sollen. Sie sehen verehrter freund, daß man nicht im stände ist mehr zu thun. Ich will zu näherer Beförderung dieser Unterhandlung schnell die disposition derer Entrepreneurs entdecken. Man bestimmt für die Personen insgesammt 12 000 L. jährl. Gehalt und die Reise Kosten besonders; und He. Clairval für seine Mühe, eine goldene dose; oder 100 Ecus de 6 (Ms. unleserlich) Haben Sie doch die Gewogenheit He. Clerval den ersten Artikel unter der Hand bekannt zu machen; damit er nicht, nach Gewohnheit derer He. Franzosen, uns die Unterhandlung zu sauer mache, oder Schauspieler ohne Talente hergebe. Ich kenne die Entrepreneurs, sie sind Leute, die eben so viel Geschmack als Oeconomie haben und prüffend urtheilen werden, ob seine Vorschläge billig und chanteurs zu einer recht guten Operette fähig sind. Wegen des andern Artikels, erwarte ich Ihr Gutachten. Ist das Geschenck für die Mühe des He. Clerval nicht zureichend; so wird man nicht um eine größere Erkenntlichkeit chicanieren; er wird aber so billig seyn und tüchtige Süjets und mäßige Besoldungen vorschlagen und das mit nächstem Courier, weil die Sache pressiret. Nach Ihrem gütigen Versprechen, erwarte ich jetzt die Vollziehung meiner ferneren Bitten. Ich werde in künftigen Briefen fortfahren, Ihnen die schönsten und seltensten Ducaten zu überschicken und dabey an Versendung die nöthige Behutsamkeit bedürfen, welche bey meinem Comptoir, aus Versehen unterlassen worden. Wie soll ich aber die große Mühe und Kosten, die ich Ihnen ietzt durch die Entrepreneurs des Theaters verursache, wieder ersetzen? Haben Sie doch die Gewogenheit und lassen He. Clerval bitten, daß er gute Leute verschaffe und

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billig fordere; und entdecken Sie, Sie mein freund, den ich aufs zärtlichste verehre und liebe! mir mit zuversichtl. Vertrauen, ob man nicht von Hamburg aus, Ihnen eine angenehme Gefälligkeit leisten könne, die einen Wille nicht belohnt; aber thätige Erkenntlichkeit zeiget, wenn er seinen Landsleuten und freunden zum Besten, sich dem wichtigsten für die Kenner des Schönen so schäzbaren Geschäften entziehet und dienstgefällig ist. Nehmen Sie diese Bitte mit der Empfindung auf, mit welcher ich solche Ihnen vortrage. Sie kennen meine Ehrerbietung, meine Liebe für Sie; der geringste Antrag der die Sie beunruhigen könnte, würde mich selbst beleidigen Ich bin in Erwartung baldmöglichster Antwort Ihr ganz ergebenst Bewußter Diener Schmidt Archives Nationales Paris 219 AP. 8 Clairval] Am 25. Februar 1767 besuchte Wille den Hofschauspieler Clairval und unterhielt sich mit ihm über die Wünsche des Hamburger Schauspielhauses. Einen Tag später erhielt er Clairvals schriftliche Beobachtungen, die er mit einem Begleitbrief gleich nach Hamburg weiter schickte (Journal I, 345).

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Von Jakob Matthias Schmutzer Wien, 10. März 1767

Kay. Köny. freye Hof Akademie der Kupferstecher Kunst in Winn Nach deme Wür mehrmahlen so freü seind, unserem Würdigsten Mithglied, Herrn Wille des Köny. Von franck. Kupferstecher, auf zutragen, daß hier bey liegente Verzeichnungs Decret Herrn Caspar Schwaben Kupferstecher ausfolgen zu lassen; Wie dann Herr Wille kraft unserer fertigung berechtiget ist Herrn Schwaben hierinfahls zuerinern, damit Er seine reise nacher Winn so bait alß möglich beschleinigen solte. Anbey Ersuchen wir Sie uns eine antword zu ertheillen, ob der Herr Profesor Weirotter daß Decret sambt dem bey geschlosenen Wechsel Von Ihnen Empfangen hat, denn benannter H Profesor selbst noch keine antword am H. Director eingeschicket hat, welche einbeträchtig wir Von herrn Schwaben nicht zu hofen werden haben, in diesem Verhofen Wir Von Ihnen bait ein stück zur zirde der K. K. Akademie. Wie im übrigen Seine May dem Selben mit Gnaden gewogen sind Jacob Schmutzer Director gegeben Von der K. K. freyen Hof Akademie in Wien den 10. Merz 1767 ich kisse meinen Vatter Will vielle 1000000 Mahl Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 6. April 1767 (Journal I,

348).

März 1767

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8 Schmutzer/Weirotter] Jakob Matthias Schmutzer (1733-1811) war vom 23.2.1762 bis zum 30. 3. 1766 Willes Schüler gewesen. 1766 wurde er als Direktor der neu gegründeten Kupferstich- und Zeichnungsakademie nach Wien berufen. Wille stand nunmehr in ständigem Briefwechsel mit ihm über Fragen der Akademieführung in Wien. Über die große Attraktivität der Akademie Schmutzers, vgl. Schulze Altcappenberg, S. 77. Die Schülerzahl der Akademie nahm derartig zu, daß Schmutzer einen weiteren Wille-Schüler, F. E. Weirotter, als Hilfsprofessor berufen konnte. Nach Weirotters Tod im Jahre 1771 wurde J. C. Brand als dessen Nachfolger gewählt. In Willes Pariser Nachlaß (Archives Nationales Paris 219 AP, »notes autographes«) findet sich der Entwurf zu einer Kurzbiographie Weirotters: »Mr. Weirotter né a Inspruck en tirol en 1735 de Mr Antoine Weirotter hébéniste. Il perdit ses parens a L'âge de 7 ans. Il y avoit un Peintre nommé Huber d'histoire et d'architecture dans le faubourg (Ms. unleserlich) de St Jean de cette Ville qui étoit en même temps marchand de vin. Cest chez ce peintre qu'il commença d'abord a broyer des Couleurs et a relever les quilles dans le jardin de ceux qui en Jouèrent, il y resta deux ans. Ce peintre mourut et il resta encor un an avec son fils en Copiant des Tableaux quoique ce dernier ne fut simplement que Cabaretier. après cela la Ville observant ses Talens naisant le mit en qualité d'orphelin chez un autre Peintre nommé Joseph Schmuzer aussi peintre d'histoire auquel elle paya sa pension, ou il resta encor un an faissant toutes sortes d'ouvrages sans être bien utile a L'Etude. Enfin il désira voir Vienne pour pouvoir étudier plus qu'a Inspruck. Il si rendit et entra chez un marchand de Tableaux nommé fuchseder, chez qui il resta 2 ans. Ce marchand possédoit des Tableaux Exellens dont il en profita. C'est alors qu'il vit pour la première fois 2 Tableaux de Brandt le Père fameux peintre de Paysage de cette même Ville qui lui furent tant de plaisir qu'il se décida pour le paysage, d'abord il eut le logement, la nouriture, et un demi florin par semaine salaire qu'il lui augmenta a proportion quii lui étoit utile par son avansement. de sort qu'il eut a fin 2 florin par semaine et travailla dans le dernier Tems a tant par pièce. Vers ces tems son marchand fut un Voyage a Ratisbonne pour son commerce et l'y L'amena. Il y resta a Ratisbonne 11 ans et travailla pour un Curieux nommé Wülfel fammeux marchand de vin de cette ville et pour divers autres Curieux et amateurs marchands. Son marchand le quitta en lui laissant de Louvrage et revint le trouver et il aller ensemble. Il quitta Ratisbonne passa avec son marchand de par augsbourg nuremberg Bamberg Wirzbourg fulde hanau et franckfort. il y fut connoissance Schüz bon Peintre de paysages. Il y resta peu et se rendit a mayence. la il eut la Connoissance avec Mr le Comte d'Els Doyen de la Cathédrale. Il y demeura 8 mois. Il y fut d'abord plusieurs paysages pour lui et entre autre 2 que ci seigneur fut présent au Baron de Kesselstadt Chanoine de la même Ville très bon Connoisseur et amateur qui possédoit un beau Cabinet. Ces Deux Tableaux firent montré a L'Electeur qui en fut content et demanda 2 aussi pour être placée dans la partie du Pallais que ce prince avoit fait batir. Ces Tableaux furent montrés lorsque le Chapitre étoit assemblé avec L'Electeur et approuvés si bien qu'on lui commanda 10 sus de porte pour cette même partie du Palais. Il fut ces Pièces: mais la Guerre commença et quoique quii devoit encore faire 10 autres Tableaux, les Traveaux cessèrent généralement et tout les Artistes et Travailleurs de cet entreprise se dispersèrent. Mr le Comte d'Els son protecteur lui donne de la part de L'Ellecteur une patente de sa bonne conduite et lui remit des lettres de recommendation pour le Comte de Werthern premier Chabellan de l'Electeur de Trêve, Connoisseur et amateur qui possédoit un Cabinet un très belle Collection d'Estampes, arrivé a Coblenz Ce seingneur le reçut fort bien lui fut faire deux Tableaux et le présenta avec cet ouvrage a L'Electeur qui lui demanda 2 autres, cet ouvrage fini il pardit pour Collogne et y travailla un ans pour diverse personne il y vit la Battaile de Crevelt accompagné du Capitaine Lincghaussen pour lequel il avoit beaucoup travaillé: mais comme L'armée françoise vient loger a Collogne et la Cherté étoit exesive il resolut dont de partir (avant cette Battaile il avoit vu la fameux Gallerie de Dusseldorf) il retourna a Mayance mais il ne î>> arretta pas. il alla trouver le Baron de Gali a flertheim pour lequel il travailla 6 mois et fut même encore 2 pièces pour son protecteur le Comte d'Els. de la il alla a Manheim ou Mr Brinckmann Inspecteur et Peintre le reçut bien et lui montra Les Tableaux de L'Electeur Palatin, a Manheim il prit la

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resolution, d'autant plus que la guerre continuoit en Allemagne, de voir la France. Il passa par Metz et arriva a Paris au commencement de septembre 175 ...«

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Von Karoline Louise Markgräfin von Baden-Durlach Karlsruhe, 23. März 1767

Monsieur Je viens de recevoir votre lettre obligeante, Monsieur, et en Suis pénétrée de reconoissance. Je vous fais mille excuses de ce que l'assignation ci jointe fut oubliée l'autre jour: je l'ai fait mettre a 7/M livres puisqu'il vaut mieux que que vous ayés trop que trop peu. Je vous tiendrai toujours compte Monsieur, des Soins et peines que je vous occasionne, que j'obtienne les Tabi, ou que je ne les obtienne pas, persuadée qu'il ny aura jamais de votre faute. La Russie et l'Angleterre Sont de terribles concurrents, mais il faut espérer que nous n'aurons pas les mêmes gouts. Du reste nous ne nous piquerons pas d'honneur, je suis entre de bonnes mains, qui sont les vôtres Monsieur, mon Teniers, en fait preuve, qui est bien le plus fin et le plus fini queje connoisse; je ne le regarde jamais Sans vous en addresser des remercimens en idée. Permetéz que je vous les renouvêlle ici, ainsi que l'Estime distinguée avec laquelle je Suis Monsieur votre très affectionée La Margrave de Bâde Durlac à Carlsruh le 23. Mars 1767 Archives Nationales Paris 219 AP. Am 23. März 1767 hatte Wille die Markgräfin von Baden-Durlach darauf aufmerksam gemacht, daß sie ihn mit Ankäufen beauftragt hatte, ohne ihm ihren Bankier zu nennen (Journal I, 346).

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Von Martin Elias und Johann Jakob Ridinger Augsburg, 12. April 1767

Hochedler, Allertheuerster Herr und Gönner, Ich schreibe an Sie in einem sehr betrübten Zustandte, ich weiß wie viele Achtung Sie für den Teuschen aufrichtigen Ridinger dessen Sohn ich bin getragen Haben, der ist nun Todt, ein Stock-Fluß Hat den lOten dieses Monats Aprili in überfallen, und zwar so schnell als kaum zu vermuthen. Er gieng des Abends noch aus besuchte 2 seiner recht guten freunde den Möns Guglielmi und Möns. Dieterich, zwey fremde Mahler allhier, kam wohl zu Hauß gieng mit uns Zum Abend-Tisch und legte sich gut zu Bette,

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als nicht so bald Er wieder aufstundte, über Eng u Bang seyn klagte, so bald sich wieder Legte und den Augenblick kein Leben mehr mercken ließ, wie viel tausend Thränen uns dieses kostet, welche Wermuth es mir machet, kan ich Ihnen kaum ausdrücken, doch verbindet mich Dero schäzbahre Gunst und Geneigtheit so Selbige für meinen herrn Vatter getragen, es Ihnen so bald zu überschreiben, ich wünsche daß dieselben für so traurig sonderbahr schnellen Schmerzen als Dero Gemahlin und Theureste Dessentenz in Gnaden biß auf spahteste Zeiten von Gott möchte behütet werden, ich kan nicht mehreres in Eile melden, als daß ich mit all ersinnlicher Hochachtung verharre, und mich in Dero Mitleiden aufzurichten suche, der mir sondere Ehre machen werde, mich nennen zu dürffen Hochedler Hochgeneigter Gönner Dero ergebenen Diener Martin Elias u Johan Jacob Ridinger Augspurg 1767 den 12. Aprili PS Melden Sie Möns Gil. Roselin unsrem Freunde diese Nachricht gleichfals, Sie werden uns gar sehr damit obligieren. Er aber als der Ihn gekant Hat, wohl sehr betrüben. Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete schon am 20. April 1767 und schrieb in seinem Tagebuch, daß ihm die Nachricht von Johann Elias Ridingers Tod sehr Leid gethan habe (Journal 1, 351). 8 Guglielmi] vielleicht der Maler Gregorio Guglielmi (1714-1773), der in Rom, Dresden (um 1753), Wien und St Petersburg tätig war, und sich um 1768-1770 in Augsburg befand.

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Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 25. April 1767

Monsieur & très cher ami, Jai toujours attendu que vous m'honoreriez d'une réponse a ma lettre du 4 9br de l'année passée par laquelle je vous donne avis de la planche de Ms. Splittgerber que je souhaitois d'avoir imprimée par vôtre Imprimeur Comme aussi de 12 Exemplaires de mon petit œuvre a l'eau forte qui y étoient jointes mais jusqu'icy je n'ai point eu l'honneur de vos nouvelles ny de Ms Riederer a qui javois envoyé une assignation de 400 livres sur M r s Thellusson & Comp comme je ne doute point que tout ce qui vous concerne ne vous soit parvenu je souhaite fort que vous me fissiez l'amitié de me faire sçavoir si vous aviez eu la bonté de me faire cet plaisir. Mme vanloo qui est partie d'icy il y a 15 jours pour marier M elle sa fille a paris s'est chargée de vous remettre les 3 morceaux qui vous manquent a mon petit œuvre J'y ai joint un 4 m e que je viens de finir d'après gover Flinck. J'ai actuellement une pièce d'après Rembrandt entre les

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mains qui représente Jesus Christ guérissant la fille de Jairus. Le tableau est un des plus piquant qu'on puisse voir, et jespère que l'estampe aura quelque aprobation des Connoisseurs. Jy pousserai l'effet jusqu'ou la gravure peut aller, et dabord que je trouverai l'ocasion je vous enverrai 12 Exemplaires pour Completter Ceux que je vous ai envoyé par Ms. Thelusson, et le 13me sera pour vous mon cher ami pour l'ajouter a vôtre Collection Je grave aussi d'après nôtre vanloo d'icy le Portrait de S. A. R. le Prince Henry Frère du Roy qui s'est fait tant Estimer par son Humanité dans la dernière guerre et par sa bonne Conduite qui lui a mérité le juste titre de général sans faute, voila toutes mes occupations d'aprésent outre quand j'ai quelque loisir de reste je m'occupe a la peinture que j'ai toujours Extrêmement aimé dans quelque temps d'icy. Je vous enverrai de mon barbouillage pour en avoir vôtre Sentiment et Celui de mes amis, faites je vous prie mes Compi a nôtre ami Ms. Cochin et prie le de ma part qu'il m'envoye de ses ouvrages, vous maviez marque que vous aviez deja plusieurs morceaux de lui pour moi. et noubliez point mon cher ami d'y joindre ce que vous avez gravé depuis votre Musicien Ambulant, je souhaiterois avoir aussi le portrait de Ms. Ditrich qui a été fait sous vôtre Conduite. Si je ne me trompe ce M s Schmutzer et le même qui a autrefois gravé quelque pièces d'après Rubens a vienne il a fait bien des progreè au Burin, que fait donc Mon ancien Eleve, l'illustre auteur de M elle sa sœur? travaille t il toujours, faites lui mes Compi. M s Dupuis s'est donc aussi mis dans le portrait j'ai une estampe de lui que Ms l'Envoyé de Russie ma donné, et qui représente le portrait de M s de Betskoy que j'ai connu a Petersbourg il est diablement maigrement gravé, il faut que nôtre ami l'ait Ebauché en Carême, dont vous sçavez qu'il est grand observateur. Conseillez lui qu'il trempe ses burins dans de la bonne graisse du Bœuf, c'est un secret que tout le monde ne sçait pas. au reste portez vous toujours bien et soyez persuadé que je serai toute ma vie avec une affection tres particulière Monsieur et très cher ami votre tres humble et tres obéissant serviteur et ami Schmidt de Berlin ce 25 d'avrill 1767 Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete wahrscheinlich am 16. Mai 1767 ^Journal I, 352). 2 - 3 ma lettre du 4 9br de l'année passée] Vgl. G. F. Schmidts Brief an Wille vom 4.9. 1766. 30 Musicien Ambulant] Les musiciens ambulants, nach einem Gemälde von C. W. E. Dietrich, 1764 von Wille gestochen (Le Blanc Nr. 52, Nagler Nr. 156). 33 M o n ancien Eleve] Juste Chevillet (1719-1790).

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Von Michael Huber o. O., o. D. {vermutlich vor Mai 1767)

Mon très cher ami, Je me suis vu dans le cas de vous demander des excuses au sujet de ma négligeance à vous écrire; bientôt il faudra que je vous en demande de ma trop grande exactitude à vous faire reproche. M. Ferber en passant à Leipzig ne s'y est arrêté qu'un jour; je ne l'ai pas vu, parce que quand il vint au logis je n'y étois pas. Où éties-vous donc, me dirés-vous? Au concert, mon cher ami. Oui, voila la vie queje mène à Leipzig, Concerts, Comédies, promenades etc. Pour en revenir à notre ami M. Ferber, ma femme a été bien charmée de voir une personne qu'elle avoit connue à Paris; vous pouvés bien croire qu'elle lui a fait mille questions sur nos amis qu'il venoit de quitter. Nous avons été bien fâché d'apprendre l'embarras de notre chère commère, et l'incommodité de notre bon ami frédéric; nous espérons que de ce moment-ci tout va le mieux du monde, et que le Printems naissant a dissipé cette opiniâtre cocluche. Vous ailes bien dire que je suis absolument incorrigible par ce que je vais vous marquer: vous vous rappellés sans doute que je vous ai parlé d'un certain Schwarz, Autrichien que j'ai introduit dans plusieurs maisons de Paris, et qui ne me parle que de reconnoissance. Cet homme lorsque je partis de Paris m'a donné une commission de livres pour Francfort, où un marchand de Heilbrun doit répondre du montant de ces livres, mais ce marchand étant parti quelques jours avant mon arrivée et n'ayant laissé que son frère qui ne s'est pas soucié de se mêler de cette affaire, la commission n'a pas eu lieu. Tout cela aurait pû fort bien rester là, mais immédiatement après mon retour de Dresde, j'ai eu la sotise de faire faire cet envoi de livres par le Libraire Reuch et de me rendre garant du montant; l'expédition faite j'écrivis à Heilbrun au marchand en question, mais point de nouvelles; j'écrivis à Schwarz, qui m'a marqué qu'il m'enverrait incessamment l'argent du montant, mais au lieu d'argent il ne fit que m'assommer par ses lettres. Enfin lassé de tout cela je viens de lui écrire, par l'ordinaire passé, ce qu'on appelle de la bonne encre, et je viens de lui marquer de vous remettre cet argent. La somme se monte à 164 écus d'Allemagne, et vous aurés la bonté de la recevoir et de me l'envoyer par M.Winkler; s'il ne vous donnoit pas tout à la fois vous prendrés toujours ce qu'il vous donnera, le tout est de nous débarrasser de cela. En outre il doit vous remettre encore dix-neufs francs, que je vous prie de garder pour quelque bonne occasion: c'est de l'argent que ma femme ne sait pas, et nous pourrons l'employer à quelque bonne estampe ou à quelque bon petit livre. On ne vous a rien remi de la part de M. Watelet ni de M. Coindet pour me l'envoyer? Depuis mon départ de Paris je n'ai presque point eu de nouvelles de la République des lettres; j'espère voir ici à la foire prochaine les nouveautés qui ont parues depuis mon absence. Alors je serai aussi à

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l'affût des nouveautés littéraires allemandes, pour tacher de rencontrer quelque gibier de votre goût. Depuis quelques semaines il paroit ici un gros ouvrage qui a pour titre: Neues Stats-Gebäude. In drey Büchern gros in 4°. L'auteur est M. de Lilienfeld, gentilhomme Livonien, et Conseiller intime de Légation de l'Impératrice de Russie. C'est un homme qui a quitté son pays pour venir accompagner son fils à l'Université de Leipzig; en voyant tous ces Etres écrivains de notre docte ville, la contagion l'a gagné, et voila la naissance de ce nouveau système de Politique. L'auteur et d'ailleurs un très brave homme; M.Weisse et moi nous souppons très souvent chez lui, et quoique nous buvions largement ses bons vins nous ne le flattons pas; mais il y en a d'autres, des Doctes d'ici, dont la conscience à cet égard n'est pas si nette que la nôtre. Son ouvrage est donc divisé en trois livres: Dans le premier il prouve que la guerre n'est pas bonne: dans le second que la paix est bonne, et que pour la rendre perpétuelle il faut établir une chambre de paix qui reconnoitra toutes les contestations qui s'éleveront entre les Princes. Vous sentés bien que cet établissement est bien facile: les Princes n'ont rien autre chose à faire que de se dépouiller de leurs passions, et de ne songer uniquement qu'au bien-être de leurs sujets; on sait qu'ils ne demandent pas mieux. Le troisième livre ne s'occupe que de l'institution d'un ordre de chevalerie; avec cela nous formerions des corps d'armée que nous emploirions à faire la guerre aux Turcs et aux autres mécréans. J'oubliois de vous dire que le siège de notre chambre de paix sera en Allemagne dans une des villes éclésiastiques, et que la langue qu'on y parlera sera la françoise: ce dernier article surtout me fait grand plaisir, cela me donnera encore des pratiques. Mais en voila assès la-dessus. Dites, je vous prie bien des choses à tous mes amis; mais surtout embrassés bien pour moi ma chère commère, mon cher compère, mon ami frédéric. Je m'étois proposois, il y a longtems d'écrire à M r de Longueil, à plusieurs autres; dites leur qu'ils ne perdront rien pour attendre. Adieu je suis pour la vie, votre ami et serviteur Huber ( Von der Hand Françoise Hubers): Vous voyés bien monsieur que mon mari est incorrigible, j'ai fait ce que j'ai pu pour l'empêcher de s'embourber avec ce Schwarts il la fait et a présent il est obligés de convenir que j'avois raison, ce qui me fâche le plus c'est qu'il vous en reviendra de l'embarras, mais ilfaut faire quelque chose pour ses amis, je vous prie de présenter pour moi mille amitiés a madame Ville et de lui faire de tendre reproches de ma part de ce que depuis 6 mois je η 'ai reçu que 4 lignes d'elle. Je vous avoue franchement que cela m'a fait de la peine lorsque j'ai ouvert votre lettre de ni rien trouver de madame Ville quoique la maladie du cher frédéric soit une chose a laquelle je prenne beaucoup de part je sai très bien qu'un petit moment peut se trouver pour ses amis. Quoiqu 'il en soit je η 'ay point de rancune car je vous aime trop, je vous embrasse tous de toute l'affection de mon cœur. Votre amie pour la vie F Huber

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point de nouvelle de madame Chevillet a qui j'ai aussi écrit la poste presse adieu monsieur

Archives Nationales Paris 219 AP. Am 1. Mai 1767 schrieb Wille an M. Huber, daß Schwarz ihm achtzehn Louisdor zahlt habe, die er durch Winckler überschicke ('Journal I, 351). 43 Lilienfeld] Jakob Heinrich von Lilienfeld, Neues Staatsgebäude, 3 Bde, Leipzig

ange1767.

200 An Johann Martin Usteri Paris, 4. Mai 1767 Paris den 4. May 1767 Hochzuehrender Herr und schäzbarer freund! Wie gerne hätte ich auf Ihre Zuschrift vom 1. hornung gleich geantwortet wann es meine gesundheit erlaubet hätte! Krank und recht krank bin ich diesen Winter gewessen! Der ursprung war ein haisweh, und da ich nichts gebrauchen wolte, weil ich meiner guten Natur zu viel traue, so muste man mir endlich zweymahl des Tages zur ader lassen sonst wäre es mit dem armen Wille ausgewessen. Kaum war ich wieder hergestellt, so höhlte ich mir, weil ich noch nicht arbeiten wolte, ein augenweh in der Comedie ab. Dieses dauerte auch, wieder meinen willen und Wohlgefallen, eine gute Zeit. Nun aber bin ich wieder, dem himmel sey dank, ganz in Ordnung und seit 14 Tage habe ich wieder gearbeitet und eine kleine Platte fertig gemacht welche ich durch gedachte übel hatte liegen lassen müssen. Nun wollen wir ein wenig von Kupferstichen reden: Von Ficquet müssen Sie den Corneille haben: dann mich deucht ich hätte Ihnen denselben verfloßenes Jahr gesandt! seit dem ist Descartes von ihm erschienen. Vom M r de Marcenay muß Ihnen fehlen: La Bouquetière, le Maréchal de Saxe, (Vielleicht Le Chancelier de L'hopiital,) L'Electrice de Saxe, Le Comte d'Argenson, Le Roi de Pollogne d'aujourd'hui. Diese 3 leztere verkaufet er etwas theurer dann er hat die Platten nicht. Seit kurzem hat er gemacht: le Coucher du Soleil nach Vandick. Belieben Sie mir über diese stücke genau Nachricht zu geben; melden Sie mir ob Sie dieses oder eines stück davon haben oder nicht haben. Die 2 lezten Seehafen werden erst in ein paar Monathen erscheinen wie man mir heute noch gesaget hat. Nach He Greuze ist endlich und nach 3 Jahre Arbeit der große kupferstich erschienen, nehmlich Le Paralitique servi par ses Enfans. Seit einem Monath, daß er am Tage ist, sind 1500 abdrücke verkaufet worden und es kostet 16 #. Das berühmte gemälde wonach es gegraben ist, besizet die Rusische keyßerin und an diese ist auch der Kupferstich dediciret. Diese keyßerin hat verfloße-

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nen herbst He Greuze alle seine Zeichnungen und Studien um 10 000 # abgekaufet. Ich habe, als Ihr He Bruder in Paris war eine Zeichnung von den beyden die er H. Greuze abkief, in kupfer machen lassen. Nachgehends aber ließ ich von H. Greuze noch eine machen, damit der erste Kupferstich ein Nebenbild kriege. Beyde Platten sind nun fertig und wann es Ihrem He Bruder gefallig ist: so will ich ihm meine Zeichnung zukommen lassen, dann es wäre doch schade daß sie getrennet blieben. Wolte er sie nun haben: so müßte man mir das Maaß oder die große des Papiers senden auf welches die seinige geklebet ist damit ich sie eben so groß einfassen ließe, eingleichen die leistenbreite der rahme damit alles überein stimme. Man ist iezt im begriffe das berühmte Cabinet de Mr de Julienne zu verkauffen. Alles wird so hoch getriben daß man erschrecken muß. Der König von Preußen, die Russische keyßerin, die Engländer, holländer, trozen sich, so wie die hisigen reichen liebhaber alle gegen einander. Taußend leute sind alle Tage gegenwärtig. Die Schweizer sind mit den Hellebarden ausgerüstet damit alles in Ordnung zugehe und der Tumult vermieden werde. Ich habe mir 2 gemälde in dieser VerkaufTung gekaufet. Das eine ist von Gottfried Schalcken, das andere von Adrian Brauer. Beyde sind nicht groß; aber von den schönsten und reichesten welche iehmahls diese berühmte Meister verfertiget haben und beyde kosten mich über 5000 #. Sie sollen, wann mich gott gesundt erhält, beyde nach und nach im kupferstiche sehen. Belieben Sie Ihre Herren Gebrüder von mir Taußendmahle zu grüßen. Ich hätte gerne geschrieben aber ich muß nur das unentbehrliche iezt meinen freunden schreiben meine Krankheit hat mich in meiner Correspondenz sehr zurücke geworffen und 100 briefe habe ich noch zu beantworten. Leben Sie wohl gesundt und vergnüget dieses wünscht von herzen der welcher die Ehre hat mit aller hochachtung beständig zu seyn Meines hochzuehrenden Herrn und edlen freundes unterthänigster Diener Wille (Am Rande): Sie thun meinem Sohn viel Ehre daß Sie an ihn gedacht haben. Er ist fleisig und macht gute schritte. Er ist iezt gewaltig, beschäftiget sich ein Mineralienkabinet zu sammlen, könnten Sie etwas mit steinen beytragen so würde es mich und ihn sehr vergnügen! Melden Sie mir doch auf welche art oder gelegenheit ich Ihnen nachgehens Ihre Kupferstiche übersenden soll? und was Ihnen ferner einfällt und ob Sie die besten von andern Meistern verlangen.

Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. 12 eine kleine Platte] L'Observateur distrait, nach einem Gemälde von F. Mieris, (1766, Le Blanc Nr. 65, Ν agier Nr. 169). 33 Ihr Herr Bruder] Leonhard Usteri aus Neuenhof,

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der sich 1761 in Paris aufgehalten hatte. 42 Cabinet de Mr de Julienne] vgl. Journal /, 347, Fußnote 1. Pierre Rémy, Catalogue raisonné des tableaux, estampes, ..., après le décès de M. de Julienne ..., Paris 1767. 4 8 - 4 9 Gottfried Schalken/Adrian Brauer] das von Wille erworbene Gemälde Schalkens heißt Le concert de famille. Wille hat es 1769 gestochen (Le Blanc Nr. 54, Nagler Nr. 158). Das andere Gemälde von Adrian Brauer scheint eine holländische Dorfszene dargestellt zu haben.

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Von Joachim Wasserschieben Bernstor f f , 15. Mai 1767

a Bernstorffee 15 May 1767 Monsieur et très cher Ami Comme autres fois Vous avez agrée quelques unes de Nos Médailles je Vous prie de recevoir avec la même Amitié, celles que je prends la liberté de Vous présenter. Il y en a deux sur la Mort du feu Roi, une sur le Mariage de la Princesse Royale de Suède et une 4 me sur le Mariage du Roi. Je comptois y joindre les deux dernières sur le Sacre du Roi et de la Reine, mais comme je ne les aurai que dans quelques Jours d'ici, je les réserve pour la première Occasion qui se présentera. Je suis avec l'Amitié la plus vraie, et l'Estime la plus parfaite Monsieur et Très cher Ami Votre très humble et tres obéissant Serviteur Wasserschiebe Au premier Jour j'aurai l'Honneur de Vous parler Estampes etc etc etc Archives Nationales Paris 219 AP. Wille erwähnte den Empfang am 7. Juni 1767 ('Journal I, 354).

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Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 2. Juni 1767

Monsieur et tres cher ami, Jai bien des remerciements a vous faire de la bonté que vous avez eu de m'avoir fait imprimer ma planche, c'est une Epine que vous mavez tiré du dos, nous attendions avec impatience la Caisse, mais la voila en Chemin Dieu mercy, et j'ai encore plus de joye, que vous soyez rétabli de vôtre Indisposition, avec ces sortes d'indisposition, il ny a pas a badiner, Conservez longtemps vôtre santé, cela nous donnera encore occasion de voir souvent de vos bons ouvrages, j'attends avec bien du plaisir les morceaux que vous menvoyez, les autres Epreuves seront rendus a leurs adresses. Jai donné ordre a Ms. Riederer de vous payer 63 livres 11 sols qui vous reviennent, ainsi cher ami nous voila quitte, faites moi sçavoir si pour Com-

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Brief 202

pletter vos 12 Exemplaires de mon petit œuvre, vous voulez queje vous mette a part 12 belles Epreuves de mon nouveau Rembrandt? dès que je pourrai trouver occasion je vous les enverrai avec un Exemplaire pour Completter le vôtre avec les autres pièces qui vous manquent, les 3 planches que vous m'assurez être si bonnes, me font grand plaisir car je suis a sec. Je sçavais deja que les tableaux de la vente de Ms de Julienne se vendent a un prix Exorbitant, il en viennent deux pour ce pais cy qui sont bien cher, mais que faire, quand on veut avoir du bon il faut le payer, les amateurs augmentent de jour en jour, et par malheur il s'en trouvent qui ayent la bourse tellement garnie, qu'il n'est pas possible que les artistes y puissent mordre, je viens aussi faire l'aquisition d'une belle Esquisse de Rubens, qui a servi pour un plafond et qui représente l'Arcange qui chasse le diable. Je me souviens de vous avoir prié dans ma lettre du 4 9br de l'an passé de faire tirer du portrait de Splittgerber 630 Epreuves au lieu de 600 moins cinq, je ne sçais coment je m'arrangerai avec les héritiers car les 30 en sus étoient destiné pour moi, il faut que vous l'ayez oubliez, adieu tres cher ami soyez persuadé qu'il n'y a personne qui vous aime avec plus de Cordialité que Monsieur et cher ami Vôtre tres humble et tres obéissant serviteur Schmidt de Berlin ce 2 de juin 1767 Mes Compi a Ms. Cochin c'est un méchant dont on ne peut plus rien avoir Archives Nationales

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Paris 219 AP.

Von Jakob Matthias Wien, 7. Juni 1767

Schmutzer

Mein Teuerster Vatter, und bester freünd, Keinen augenblick solte Ihnen Verhellet werden, die Neüigkeit, an welcher Sie gewiß antheil nehmen; die milte Landes Mutter hat uns Gott wieder geben, Sie ist Vollständig gesund, und so wie alles Hoffet, wird Sie uns zur Regentin bleiben bis in daß späteste Menschen alter, Wie Wunderbahrlich hat uns der Allmächtige erhöret; der ganzen schwären krankheit über, name Sie keine andere Medicin, als von Kauer gerste, gesodenes Waß mit etwaß zidronener Honig und Sallider Vermisch; Ach Hören Sie nur, Wie uns alle der Tag geEngstiget, da man der frauen daß Hl. Abentmahl gereichet, und alle augenblick den Schröckhaften Todt erwartede, gewiß ist es, daß in langer zeit nicht mehr, unsre Stadt so traurig sein kann, wie Sie wahr, Alle unterdanen zitterden, auf den Antrit der Regirung unseres Glorwürdigsten Kaysers, denn wie uns den Gott Mars im kopfsetzten, betrachten Sie nun wie die Künste,

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und Wissenschaften gebebet haben; Aber Nein, es wahre ein Vorurtheil welches strafmäßig ist dann dem Tag welcher der gefährlichste in der Krankheit wahre, Seiner May. der Kay. Könygin, hat unser Herr ein merckmahle für die Künste gestift, Eine geraumer Zeit Vor der Kranckheit, gäbe ich dem StadtRath eine bittschrift über, in welcher ich Vorstellte, daß weillen ich in Kay. Diensten stünde, Seine May. mir die steiren (= Steuern) nachsehen mechten (Wann jemand eine Pension bekumbt, so ist daß erste Quartal abgezogen und vom zweyden werden wieder zehen Prozent abgezogen) in dem ich noch keine Arbeyten verfertiget, folglichen um mein hauß zuerhalten in neüe schulten gerathen miste, dieses käme also dem Kayser zuhanden um zu begnaden oder abzuschlagen; Aber ohne aller Menschen Vermutten Dänckt dieser so wohl milde als grose Regent Gnädig für die Künste; Seine Kaiserlichen May geruheten Gnädigst, mir eine zulag Von All Jährlichen 500 f. mehr anzuschafen; und auß Eugener bewegung schenckten mir Dieselben 100 kremitzer Ducaten, da mit ich sorgen loß leben kann bis mein Quartal fählig ist. Nun däncken Sie mein VerEhrungs Würdiger Vatter, wie Vüll Großen Danck ich meiner Vatterstadt Schultig bin, und wie Vülle Verantwordung ich mir zuzihen könte, wänn ich nicht yhmer fort Danckbahr leben wirde, zumahlen nun mein gehalt fest gesetzet ist, und ich hier über mein Versicherungs Decret habe, so neme mir die gehorsambste freyheit, Ihnen zu melten, was ich all Jährlichem fickse, sambt Wohnung bekome, zwey-Dausent zwey hundert fünfzig Gülten. Da ich nun weiß daß Ihr Herz alzeit gerecht gegen mich gehandelt, denn die Gütte mit welcher Sie mich jedzeit überhäufet haben, mir dankbahr zu sein befileht, so bitte ich Sie gehorsambst, mir nur noch eine kleine zeit zu borgen, biß ich mich in etwas erhöhet habe, ich werde gewiß danckbahr sein, dann dieses alles habe ich Ihrem aufrichtigen Rath und Vorsorg zu däncken. Ganz weitläufig will ich Ihnen wisent machen, wie es der zeit über ergangen ist, und mit was für drancksall Seine May. der Kayser beleget wahren, zu erst fühlen Seine K. Hoch. Erzherzogin Christinä Vermög harter geburt in Todteß Krankheit, etwelche Täge hernach die Kayserin und zwey täge darauf die Kayserin Könygin. Bey der Ersten Wahre alle Hofnung Versagt, die zweyde starb gar, die trite ein tag gutt, denn ander alle gesundheit zweifelhaft, wiesen Sie wohl, daß Seine May der Kayser über Acht täge fast nichts geschlafen hat, doch jeder unterthan, zeigte seine schultigkeit inbringstig, und man wiederholte zwölf Täge daß ofene gebett; und jetzo auch daß ofene danckfeste. gleich nach dem selben Tag da die K. Könygin auß der gefahr wahre, ist auf Dero Kosten und befehl, das brod um ein merckliches gröser worden, auch hat mit endes Juny die Verbachtung mit der haubt-Maut ein ende. Aber jetzo ist es auch erlaubt zu fragen wie, Sie sich sambt dero angehörigen befinden, ich bin dem Himel seye Danck gesund, meine arbeyt betrefent, gehet es sehr langsam, dann die Akademie nimbt mir fast alle zeit des Tages, H. Weirotter befind sich wohl und Emp-

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fehlet sich in Dero Wohlgewogenheit, für die gutten abdrücke des H. Dietrig stadte ich den schuldigsten danck ab, ich hätte für selbe, die betzahlung gleich gemacht, H. Weirotter sagte mir aber daß Er sie schon betzahlet hat. Indesen leben Sie O Groser freünd recht wohl, und seind versichert daß ich lebens lang in Gröster Hochachtung verbleibe, Meines Aller liebsten Vatter und freynd sein gehorsamster Diener Schmutzer Winn den 7. Juny 1767 {Am linken Rand): Seine May. die Käyserin sind ziemlich bladermasent geworden. Vermög der städuden bitte noch mahlen: Ma cher Mers jesuié très Contan, jé en Pencion appreseng de du ma vies, du les annés 5625 Livres, àtanté encore, en pene, joré vous anvoiés de du les sortes du veinn de Hongries, Ma famm amprasés vôtres Main, Comm moi et anfinimen jes uiés vôtres tres humle serviter Schmutzer quant vous permeter jé fets ma Complimen à Mesieur vôtres cherz fïses. et jé amprasé Monsieur friderice Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 23. August 1767 (Journal I, 356) und verlangte die Medaille, an die Genesung der Kaiserin erinnern sollte.

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Von Georg Friedrich Berlin, 28. Juli 1767

welche

Schmidt

de Berlin ce 28 juillet 1767 Monsieur et très cher ami, Nous avons receu la Caisse avec les Estampes et les planches en fort bon Etat et j'ai été fort Content des Epreuves dont je vous remercie derechef les Cuivres me paroissent très bon et sont d'une épaisseur Comme je les aime, surtout je vous remercie des deux morceaux que vous avez gravés ils vous font honneur et me plaisent extrêmement par la beauté de vôtre burin, Ceux qui étoient destiné pour Mrs Rode & Nicolai leurs ont été remis, ainsi c'est d'eux que vous recevrez les remerciement, Ms. Riederer doit vous avoir remboursé le restant de vôtre Comte selon les ordres que je lui ai donné si vous le voyez faites lui mes Compi et dites lui qu'il me fasse l'honneur de me répondre et qu'il maccuse les deux remisses que je lui ai fait par Mrs. Thellusson & Necker. Quoique j'attendois de vous mon cher ami une réponse ausujet des douze Rembrands que je devois vous envoyer jai néanmoins voulu profiter d'une bonne occasion pour vous les faire parvenir, ne sachant point q u a n d j ' a u r o i s p u le faire sans cela, ainsi vous les recevrez p a r le fils de

Ms. Vanloo qui est parti dicy le 16 de ce mois jy ai ajouté un troisième

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pour Completter votre Collection avec les autres morceaux que vous me marquez qui vous manquent, je souhaite que le Rembrandt soit de vôtre goût tout ce que je puis vous dire c'est que je nai pas encore gravé un morceaux a l'eau forte dont le débit ait été plus rapide, je vous le passe a 40 sols qui font la somme de 24 que vous remettrez a vôtre Comodité a Ms. Riederer pour mon Comte. Jai oublié de mettre deux avec pour Ms. Riederer et Ms. Cochin, mais je les garderai pour les envoyer par une autre occasion, je sui pourtant fort fâchez quon ne puisse plus rien avoir de Ms. Cochin, tachez pourtant mon cher Ami d'en acrocher quand même les pièces ne seroient gravé par lui, c'est toujours la Composition dont je pourrai m'amuuser, aprèsent vous pourrez délivrer a Ms. Riederer si vous ne l'avez déjà fait. Adieu mon cher ami Conservez moi toujours vôtre amitié et soyez persuadé que je suis san réserve Mon très cher ami Votre tres humble et tres obéissant serviteur Schmidt Mes respects a Madame vôtre Epouse Archives Nationales Paris 219 AP. 8 Rode] Christian Bernhard Rode.

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Von Michael Huber o. O., o. D. {vermutlich Juli 1767)

Mon très-cher ami J'aurois bien dû vous faire réponse un peu plutôt pour vous remercier de la peine que vous vous êtes donnée dans l'affaire de M. Schwarz; mais vous connoissez ma paresse à écrire et je connois votre indulgeance pour vos amis. M. Winkler m'a payé sur le champ les 18 Louis en question qui ont produit 112 écus d'Allemagne; cet argent est venu fort à propos, et je l'ai mené grand train pendant la foire. Depuis ce tems-là onques je n'ai entendu parler dudit Möns. Schwarz; et je crois, Dieu me pardonne, que pour en avoir raison il faut lui parler un peu des grosses dents. Pour moi je mène ici toujours le même train de vie; je donne tous les jours que Dieu fit mes huit leçons et je me moque de tout le reste. Assurément ce genre de vie n'a rien d'agréable en lui-même; mais il me le devient presque par mes disciples qui sont tous des jeunes gens de condition et qui sont tout à fait honnêtes et polis. Je vous assure que je me plais beaucoup avec ces jeunes gens, et de leur côté ils ne sont jamais plus contens que quand je suis de leur partis de plaisir, où il n'arrive jamais le moindre désordre. Quoiqu'ils soyent dans l'âge des passions, ils font rarement des sottises, et quand par hazard cela arrive à

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quelqu'un, on le fuit, et il est obligé pour être du bon ton d'avoir des mœurs. L'Impératrice de Russie a envoyé ici au commencement de cette année une douzaine de jeunes seigneurs Russes sous la conduite d'un Major en qualité de Gouverneur pour achever leurs études à notre université; mais je vous assure que ces douze Russes nous donnent plus de peine que tous les autres Etudians d'ici. Ils ont pris en grippe leur gouverneur, à qui ils donnent les épitètes les plus odieuses et qui je crois en mérite quelques unes; dernièrement ils ont été tous en corps dans sa chambre, se sont jetté sur lui, et l'un d'eux ayant tiré l'épée, l'auroit percé, si l'on ne fût pas accouru au secours du pauvre Major. Après ce bel exploit ils ont été tous aux arrêts, chacun un soldat à sa porte, et ils sont restés dans cet étât près d'un mois; enfin l'ambassadeur Russe qui est à Dresde, est arrivé ici avant-hier pour les mettre en liberté et pour faire leur paix avec leur gouverneur; mais c'est une vraie paix politique. Jusqu'à ce dernier éclat j'avois donné des leçons de langue françoise à ces Messieurs; mais de peur de me trouver compromis dans leurs querelles, je m'en suis retiré adroitement. En général Messieurs les Russes ne paraissent pas avoir une trop haute idée de la sagacité de nous autres Allemands; mais ils en ont une d'autant plus haute de la leur, et ils semblent pleinement persuadés qu'ils sont, sinon supérieurs, du moins égaux à toutes les autres nations. Cependant pour moi je n'ai pas encore vû un seul Russe qui annonçât du génie; ils sont généralement capables d'imitation, mais d'invention nullement. Mais laissons là les Moscovites pour parler d'autre chose. A la foire dernière nous avons eu ici plusieurs de nos beaux esprits, M. Rabener de Dresde, M. Nicolai de Berlin et M. Zacharie de Brunswic; je les ai vus fort souvent et je me suis beaucoup amusé avec eux. A l'exception du Phaedon de Mosés et de la pièce de Mina de Barnhelm de Lessing, il n'a rien paru qui mérite quelque attention. Je ne sais pas si vous aurés lû cette dernière pièce, où il y a bien du bon; je me suis muni d'un exemplaire pour vous, je n'attens qu'une pauvre petite occasion pour vous l'envoyer. Pour le Laocoon, ce n'est pas pour me vanter, mais c'est moi qui vous l'a envoyé. Vous ne m'avés pas encore dit ce que vous en pensiés: s'il faut queje vous dise ce que j'en pense, j'y trouve de très bonnes choses par-ci par-là, mais je ne vois pas qu'il ait avancé d'un pouce par son ouvrage nos connoissances; il semble qu'il ne l'ait composé que pour étaler son érudition, et pour faire voir au public qu'il discerne mieux l'antique en ne le voyant pas que Winkelmann en le voyant. Ce grand mépris qu'il affecte pour les françois et notamment pour Voltaire, fait autant de tort à son esprit qu'à son cœur. Vous savés sans doute qu'il est aujourd'hui Directeur du théâtre de Hambourg, place qui lui vaut je crois huit cens écus; il fait un journal sous le titre de Dramaturgie de Hambourg, dans lequel, pour augmenter la somme du plaisir de ses spectateurs, il dénigre horriblement toutes les pièces qu'on représente sur son théâtre; mais celles contre lesquelles il se déchaîne le plus sont la Zaïre et

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la Semiramis de Voltaire; la dessus il dit les plus grandes pauvretés et il trouve que pour admirer de pareilles pièces il faut être aussi imbecille que les françois. Et il suffit que Lessing avance une chose pour que tout l'essaim de nos écrivailleurs la répète; il y a un certain Klotz à Halle, ce Klotz fait un journal dans lequel il attaque Voltaire, Marmontel, et generalement tous ceux qui font encore honneur à la littérature françoise. Pour moi je ne vois pas que ce procédé soit capable de nous faire faire de grands progrès dans les lettres; ce moyen, loin de donner de l'émulation, ne donne que de la présomption à nos jeunes écrivains qui se croyent tous fort supérieurs à un Voltaire. En effet les bons ouvrages deviennent de jour en jour plus rares; Leipzig, toujours si fécond en beaux Esprits, n'a plus que son Geliert qui n'écrit plus, son Weisse qui enrichit tous les jours notre théâtre, et son Clodius, jeune Professeur qui donne beaucoup d'espérance. Je n'ai pas augmenté ici mes connoissances; les gens que je vois toujours avec plaisir sont les trois personnes que je viens de nommer, les deux ministres réformés M rs Dumas et Zolikofer, M rs Volkmann et Oeser. Je vois aussi quelquefois M. Bause; comment trouvés vous le Portrait qu'il vient de faire de vous? Il me semble qu'il a fort bien réussi. Enfin au commencement de septembre je compte aller faire un tour à mon pays; ma mère m'y attend, et vous pouvés bien croire qu'après une absence de 22 ans, nous avons une grande impatience de nous revoir; j'irai aussi à Munich, où l'on doit me faire des propositions, mais je doute à présent que je les accepte, car au fond je ne suis pas mal ici. Adieu, mon cher ami, faites mille complimens à nos amis de Paris, et soyés surtout bien persuadé que vous en avés un à Leipzig qui vous est bien sincèrement attaché; et qui se dit pour la vie votre serviteur Huber Je voudrais bien avoir les pièces nouvelles de Dorât, sa déclamation, sa nouvelle héroïde, son Pierre le Grand, et les odes de Sabatier Quand j'aurai les pièces d'histoire naturelle que M. Richter m'a promises pour mon cher compère, je les ferai partir à votre adresse et je vous marquerez comme je m'y suis pris par le conseil de M. Oeser.

Archives Nationales Paris 219 AP. Zur Datierung: Die Übersendung des Geldes von Schwarz erfolgte im Mai 1767 (vgl. Anm. zu Hubers Brief an Wille o. O., o. D. (vermutlich vor Mai 1767), Nr. 196). Hubers Brief an Wille vom 1. 9. 1767 bildet den Terminus ante quem. Die Art und Weise, wie Huber von seiner geplanten Reise nach Bayern spricht, legt ein Abfassungsdatum im Juli nahe. 41 Zacharie] der Schriftsteller Gotthilf Traugott Zachariä (7-1777). 4 3 Mosés] Moses Mendelssohn, Phädon oder über die Unsterblichkeit der Seele in drey Gesprächen, Berlin und Stettin 1767. 43 Mina de Barnhelm] Zur Ostermesse 1767 war Minna von Barnhelm in Buchausgabe erschienen und wurde meistens positiv angenommen: G. E. Lessing, Minna von Barnhelm, in: G. E. Lessing, Lustspiele, 2 Bde., Berlin: C. F. Voss. 1767, Bd. 2, S. 25Ì-442. 4 6 - 4 7 le Laocoon] G. E. Lessing, Laokoon: oder über die Grenzen der Mahlerey und Poesie, Berlin: C. F. Voss, 1766. 59 Zaire (...) de

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Voltaire] Voltaire, Zayre, tragédie. Représentée à Paris aux mois d'aoust, novembre et décembre 1732, Rouen: Jore père et fils, 1733; auch in: Œuvres de M. de Voltaire, Nouvelle édition revue, corrigée et augmentée par l'auteur, 2 Bde., Amsterdam: Etienne Ledet, 1733 Bd. 1. 6 0 Semiramis de Voltaire] Voltaire, La tragédie de Sémiramis par M, de Voltaire et quelques autres pièces de littérature du même auteur qui n'ont point encore paru; Paris: P. G. Le Mercier und (...) Michel Lambert, 1749; auch in: Œuvres de M. de Voltaire, Nouvelle édition revue, corrigée et considérablement augmentée par l'auteur, 9 Bde., Dresde: George Conrad Walter, 1748-1750, Bd. 9. 63 un certain Klotz à Halle] Christian Adolf Κ. Klotz (1738-1771), Gelehrter, Universitätsprofessor in Göttingen und Halle, der eine kritisch-literarische Zeitschrift zunächst in Göttingen und dann in Halle herausgab: Acta litteraria (Bd. I-VII, Altenburg, 1764-1772). 86 Dorat/déclamation] Claude Joseph Dorât, La Déclamation théâtrale, poëme didactique en trois chants, Paris: Impr. de S. Jorry, 1766. 87 Dorat/Héroïde] C.J. Dorât, Lettres en vers et œuvres mêlées de M. D * * * [C.J. Dorât], ci-devant mousquetaire, recueillies par lui-même. Bd. 1; Œuvres mêlées en vers et en prose de M. D * * * [C.J. Dorât] (die Héroïdes enthaltend), Bd. 2, Paris: S. Jorry, 1767; auch in: Collection d'héroïdes et pièces fugitives de Dorât, Colardeau, Pezay, Blin de Saint-More et autres, 3. Bde., Frankfurt und Leipzig, 1769, Bd. 1. 87 Dorat/Pierre le Grand] C. J. Dorât, Amilka o u Pierre le Grand, tragédie, Paris: S. Jorry, 1767. 87 Sabatier] André-Hyacinthe Sabotier, Odes nouvelles et autres poésies, Paris: S. Joly, 1766.

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Von Jakob Matthias Schmutzer Wien, 25. August 1767

Werthester Herr, und Bester Vätter, Heinde waren Ihro May. die Kay. Königin in der Akademie daß Erste mahl nach langer betrachtung der eingeschickten stücke von denen auswertigen Künstlern Würde mir der befehl auf getragen, Ihnen zu ersuchen, auf daß geschwindeste Von denen kupfern welche ich benehnen werde, Von jedem 6 stücke zu schücken. /Le Paralitique servi par ses enfans./ Instruction paternelle/ Daß Tryte ist von Herrn Jardinier gestochen nach Herrn (Cris), Er hat den Abdruck ohne schrift überschickt, folglichen weis ich den Nahmen nicht, davon aber wohlen Seine Majestädt auch 6 stücke, es stellet Vor ein Mettel wie ich es hier entwerfe (hier kleine Skizze von Schmutzer). Bedinnen Sie aber Seine May. also gleich ich bitte gehorsambst, dann ich mache mir eine Grose gnäde darauß Ihnen in Dero Nahmen es aufgetragen zu haben, die Attres machen Sie auf die Rohle an die Gnädige fraue fraue Gebohrne Von Guttenberg. Erste Kamerdienerin Von Ihro May der Kay. Königin. (Die abdrücke setzen Sie um den Liebhaber Preiß und schücken mir den brief ein, ich werde also gleich daß gelt übermachen). Von Neüigkeiten kann ich nichts melten, denn alles ist schon beschrieben in dem Brief welcher Ihnen mit dem Courir wird überbracht werden, wo ich Ihnen das Metallie überschücke Von der genesung Ihro May. Erhalten Sie mich in dero Gnade als einem Seines werthgeschätzten H. Vattern Trey gehorsambster diener und Sohn Schmutzer

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Wienn den 25ten August 1767. Weillen es eine Kaiserliche geschäfte ist, bin ich berrichtiget daß Akademie Sigili zu brauchen Jé vous ambrasé Madame Wille et Mesieur le filse. Comm en tres Humbl serviteur. Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 18. September f Journal /, 360J. 6 - 7 Cris] vielleicht L. Crii(s), ein Plakettenkünstler, der um 1770 in Oberitalien tätig war. 7 Instruction paternelle] Kupferstich Willes (1765, Le Blanc Nr. 55, Νagier Nr. 159). Vgl. oben.

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Von Michael Huber Leipzig, 1. September 1767

Leipzig le 1 7bre 1767 Mon très cher ami, Vous devés déjà avoir reçu une lettre d'avis de francfort, touchant une petite caisse de minéraux à votre adresse, et qui cependant n'est pas pour vous, mais pour mon petit compère. Je vous assure que si je n'ai pas fait plus de diligence dans cette affaire, ce n'a pas été de ma faute; je m'informois à tout le monde s'il n'y avo it point de collection de minéraux à vendre; j'en ai trouvé plusieurs, mais celle qui étoit encore à meilleur marché m'a été fait quatre cens écus; je ne pouvois pas comprendre que les pierres fussent aussi chères, et j'étois bien fâché de ne pouvoir pas servir mon cher compère, lorsque je m'adressais à M. Oeser, mon ami et le votre, qui me dit que dans toute la ville il n'y avoit que M. Richter qui put faire mon affaire, qu'il avoit un cabinet très-complet et une grande quantité de morceaux doubles; mais, ajouta-t-il, si vous voulés qu'il fasse les choses de bonne grace, il faut que vous lui donniés aussi quelque chose, soit un dessein, soit une estampe qu'il n'ait pas, et c'est ce que j'ai fait, je lui ai porté les deux desseins de mon compère et je lui ai dit de quoi il étoit question. Il faut avouer qu'après cela il s'y est prêté de tout son cœur. Vous trouverés au dessus de la caisse Mina de Barnhelm de Lessing dont je vous ai déjà parlé, et les œuvres de feu M. Giesecke, Poète qui a de la douceur et du sentiment. Vous verrés que je me suis trompé en plusieurs endroits de mes traductions au sujet de ce Poète, ne sachant pas qu'il fut auteur de plusieurs morceaux que j'ai donnés à d'autres. La foire prochaine nous donnera sans doute quelques nouveautés littéraires, dont je ne manquerai pas de vous faire part en tems et lieu. A présent je suis à la veille de partir pour mon pays; je me fais une grande fête de revoir ma pauvre mère queje n'ai pas vue depuis 23 ans, de voir enfin les endroits où j'ai passé ma première jeunesse et que dans cet intervale de tems j'ai si souvent vus en songe. Vous vous imaginés

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bien qu'en même tems j'irai aussi faire un tour à Munich, où je me propose de voir tout ce qu'il y a à voir; mais par les raisons queje vous ai déjà dites, je ne crois pas accepter les propositions qu'on m'a déjà faites et qu'on me fera peut-être encore. Et vous, mon cher ami, que faites vous maintenant? J'apprens par la renommée que vos avés mis votre petite planche au jour et cela toujours avec le même succès. Je voudrais bien vous en féliciter de bouche, mais il ne faut pas que j'y pense trop, autrement je toucherais bien vite dans le tragique. Dites mille choses pour moi à ma chère commère, je ne vous parle pas de ma femme n'ayant pas pu lui laisser la place ici pour vous écrire un mot, je lui permets de prendre un petit carré et de le remplir de ses pensées; mais je ne sais pas ce qu'elle y mettra, car quand elle écrira je serai parti. Je suis pour jamais votre Huber Archives Nationales Paris 219 AP. In seiner Antwort vom 13. 9. 1767 bat Wille Huber, in München für ihn einige Silbermedaillen nach der Art Schekas zu kaufen und sich zu erkundigen, was aus den an Hartmann überschickten Stichen geworden sei ('Journal I, 360). 19 Mina de Barnhelm] G. E. Lessing, Minna von Barnhelm, in: G. E. Lessing, Lustspiele, 2 Bde., Berlin: C. F. Voss, 1767, Bd. 2, S. 253^42. Vgl. Brief Nr. 205. 20 Giesecke] der Dichter Nicolaus Dietrich Giseke (1724-1765). N. C. Giseke, Poetische Werke, hrsg. von K. Ch. Gärtner, Braunschweig 1767. 25 partir pour mon pays] Michael Huber stammte aus Frontenhausen in Bayern. 33 votre petite planche] L'Observateur distrait, nach einem Gemälde von F. Mieris, (1766, Le Blanc Nr. 65, Nagler Nr. 169).

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Von Johann Caspar Füssli Zürich, 5. Oktober 1767

Mein Theürester Freünd. Wenn die Rechte der Freündschaft, weder Scheine noch Briefschaften bedürfen, wenn ein etlich Jähriges geständnis genug Sein mag, es undisputirlich Zu machen - So wird daß Recht, So ich auf Sie Habe, außer Gefahr seyn. Eine 8 Jährige Amtsverwaltung ist zu Ende, ich bin wieder Zu meiner bestimmung Zurükgekehrt - und Habe das Mühesame Hedlingersche Werk Vollendet, izo arbeite an dem dritten Theile der Schweizer Mahler und gedenke die Schuld, meinem Vatterland ab Zu führen. die geschichte und abbildung des verstorbenen Herrn Heilmanns würde eine besondere Zierde meines Buches außmachen. Er war ihr Freünd: nichts kann Natürlicher Seyn, als Sie darum Zu biten. der Ruhm des verstorbenen, die liebe die ein vortrefflicher Wille zur Kunst geschworen, wird mir die erwünschte Gelegenheit geben ofendlich an Zu preißen Ich werde ewig seyn

November

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Theuerster Freünd ganz der Ihrige Füessli Zürich den 5 8brs 1767 Archives Nationales Paris 219 AP. Erstdruck bei Y. Boerlin-Brodbeck, S. 151. 5 Eine 8 Jährige Amtsverwaltung] J. C. Füssli war 1757 ( vgl. J. C. Füsslis Brief an Wille vom 1.4.1757) zum Ratschreiber der Stadt Zürich ernannt worden. 6 - 7 das Hedlingersche Werk] Später veröffentlichte J. C. Füssli ein Katalog der Hedlinger-Medaillen: J. C. Füssli, D e s Ritters Johann Carl Hedlingers Medaillen-Werk. Mit Illustrationen von Johann Elias Haid, Augsburg, bei Johann Jacob Haid und Sohn, 1781. 7 an den dritten Theile der Schweizer Mahler] J. C. Füssli, Johann Caspar Füsslins Geschichte der besten Künstler in der Schweitz, 2. Auflage, 5 Bde., Zürich 1769-1779 (Bd. III, 1770, bei Orell, Geßner, Füssli und Comp.). 9 Heilmann] Wille schickte eine Lebensbeschreibung des Malers Heilmann ( zwölf Seiten Manuskript) am 6. Dezember 1767, damit Füeßli sie in den dritten Band seiner Geschichte einrückte ('Journal I, 366).

209 An Johann Martin Usteri Paris, 8. November 1767 Paris den 8 9ber 1767 Hochzuehrender Herr und schäzbarster freund Da die leztere Seehafen schon seit dem Verfloßenen September erschienen sind, so habe ich bisher nach einer gelegenheit getrachtet Ihnen solche zuzusenden, aber umsonst. Ich entschloß mich alßo da doch die Unkosten eben so groß seyn werden, sie auf den Postwagen zu geben, welches gestern geschehen ist. Ich habe sie an unßern freund He Ebers in Straßburg gesandt und wird Ihnen solche auf meine Nachricht zuschicken. Da Sie mir schäzbarester freund zu melden beliebet hatten daß Sie bey He Mechel das neueste vom Kupfer alles genommen hätten: so habe ich nur das allerneueste hinzugefüget. Daß heißt doch nur das was gut ist. Es ist auch noch zu bemerken daß ich nur 2 unterschreibungszettel auf die Seehafen vor Sie hatte und weil ich weiß daß Sie doch ein drittes Exemplar haben müssen, so war kein ander Mittel als ich muste eines kauffen. Ich will die rechnung gleich hersezen und auch was ich ehedem vor Sie angeleget hatte damit wir in keinen Irthum gerathen möchten: N° 13 et 14 Deux fois les Ports de france par souscription 12# 1 Exemplaire des mêmes ports que j'ay achetés 18 # Lincus veut assassiner Triptoleme 6# Le charme de la musique 3# 2# 8 Le Maréchal de Turrenne ( Mr de Marcenay) 4# Le comte de Berghe (Mr de Marcenay) Charle V. dit le Sage (Mr de Marcenay) (2) # 08 Ester devant Asuerus (Mr Strange) 9#

412 Abraham renvoyant Hagar (Mr Strange) The offspring of (loud) (Mr Strange) Cupid Sleeping (Mr Strange) La Paix du Ménage (destiné pour Mr votre frère) La bonne éducation (destiné pour Mr votre frère) L'observateur distrait que ie vous prie d'accepter de moi le 17 9bre 1765 Envoyé la caisse de Mr votre frère à Strasbourg Le 24 Mars 1766 Envoyés des Estampes de Raphael a Mr votre frère par Mr fremin Le 19 juillet 1766 un Roulleau d'estampes envoyé par Mr Schultheis total

Brief 209

9# 6# 6#

21 # 1 7 86 # 1 2 27 # 1 6 2 1 4 # 1 sol

Ich bitte Sie alßo sehr Ihrem Herrn Bruder beyde benahnte Kupfer einzuhändigen. Eins wird er wohl gleich erkennen; das andere aber nicht, und ist dieser würdige freund nun nach seinem Vergnügen, welches nicht anders seyn kan, verheurathet? Empfehlen Sie mich, ich bitte Sie, Ihren beyden liebenswürdigen herrn gebrüdern auf das beste, und Leben versichert das ich Sie alle Liebe und schäze, daß ich beständig zu Ihren dinsten bin und daß ich die Ehre habe mit der besten Hochachtung beständig zu seyn Meines Hochzuehrenden Herrn und schäzbarsten freundes unterthänigster Diener Wille Ich werde augenblicklich Ihrer rolle wegen nach Straßburg schreiben Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. 12 Seehafen] C.J. Vernet, Serie der »Ports de France«, gestochen von C.-N. Cochin. 30 L'Obeservateur distrait] L'Observateur distrait, nach einem Gemälde von F. Mieris, (1766, Le Blanc Nr. 65, Nagler Nr. 169).

210 An den Herausgeber der Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste (Christian Felix Weiße) o. 0., o. D. (1767) »Es hat, schreibt er, in Deutschland, lange an Akademien und Aufmunterung gefehlt. Beyderley sind nun in Sachsen. Die geringste Klage würde ungerecht seyn. Es ist keine Ausrede mehr. Die Sache muß gehen. Nun können junge Leute Künstler werden. Der Künstler macht den Liebhaber, und nicht der Liebhaber den Künstler. Wo die größten Künstler sind, da sind auch die größten Liebhaber entstanden, und wären vielleicht nicht entstanden, wo sie die guten Werke der Künstler nicht gesehen und dann gefühlet hätten.

Wer suchet dasjenige, von dessen Daseyn er keine Ideen hat? Ist nur einer ein

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Liebhaber von guten Werken geworden, so ist er nicht weit entfernet, ein Kenner zu seyn: denn er fängt an zu überlegen, warum das Werk dieses oder jenes Künstlers gut oder nicht gut sey? er geht mit dem fertigen Kenner und Künstler um, und liest unterrichtende Bücher, ruft in seinen Gedanken die Natur neben das Vorgestellte oder das Vorgestellte neben die Natur, und macht seine Vergleichung, und fühlet eine heimliche Freude: denn er kennet sich besser, als vorm Jahre. Wie vorteilhaft ist es nun, wenn dergleichen Kenner des Schönen und Wahren in einer Stadt und in einem Lande leben! Sie können den Arbeiter und mechanischen Künstler bessern oder ihm doch rathen. Gesetzt: ein Goldschmidt hat einem einsichtsvollen Kenner ein Gesätze gemacht, und bringt es ihm nun fertig hin: der Kenner aber zeiget ihm bescheiden, daß die ganze Form plump, die Zierrathen schwer und gezwungen wären, und warum? weil es ihm an der Zeichnung fehle. Sollte ein solcher Goldschmidt nicht in sich gehen? Sollte er nicht den Entschluß fassen, gesetzt es sey mit ihm zu spät, wenigstens seine Söhne in die Akademie zu senden, damit sie in dieser, als in der Quelle aller bildenden Künste, die Erfahrung, und den Geschmack erlangen, der ihm selber fehlet, u. s. w. So hängt ungefähr alles zusammen. Man weiß, welchen Vortheil die Staaten ziehen, die dieses vor langen Zeiten eingesehen. Welche Summen ziehen wir nicht in dieser Stadt (Paris) aus allen europäischen Ländern, und mit wie viel weit weniger Kosten könnte man dieses zu Hause haben, wenn man eben diese Summen gleich auf Errichtung solcher Kunstschulen wenden, und sich die guten Künstler selbst anziehen wollte? Wie armselig und gothisch denken also diejenigen, welche glauben, daß alle Künstlerakademien entbehrlich wären, und zum bloßen Spielwerk gehörten, weil sie nur Leute bildeten, deren Arbeiten ohne Nothwendigkeit, überflüßig, dem Zeitvertreibe, die Tändeley und die Verschwendung gewidmet wären. Kurzsichtige Menschen, die das wahre Interesse eines Staats schlecht verstehen!« NBSW, Bd. 4, erstes Stück, Leipzig 1767, S. 341-343. C. F. Weiße, der seit 1758 die (Neue) Bibliothek der schönen Wissenschaften herausgab, besuchte Wille im Winter 1759-1760. Auf diesen Kontakt datiert Willes ständige Mitarbeit an der Zeitschrift zurück. Der Pariser Deutsche belieferte auch die Pallas mit Mitteilungen über Neuerscheinungen aus dem Bereich der Kunstkritik. Vgl. Schulze Altcappenberg, S. 51-53.

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Von Michael Huber Leipzig, 1. Januar 1768

Leipzig le 1er janvier 1768 Mon très cher ami Vous croyés sans doute queje suis mort de la maladie que j'ai eue sur la fin de l'automne ou que j'ai péri dans mon voyage de Bavière, et, au fond, j'aime

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encore mieux que vous me croyés trépassé que de croire mon cœur changé à votre égard. Mais je vis encore et je vous aime toujours de même; ce qui m'a empêché pendant si longtems de vous écrire ce sont mes occupations journalières et ma paresse ordinaire. A mon retour de Bavière j'ai trouvé votre lettre du 13 7bre, et j'y ai vu qu'à mon exemple, vous et votre maison vous donniés furieusement dans les voyages. Cependant les vôtres ne sont que des promenades en comparaison des miens. Vous vous attendés sans doute queje vous en dise un petit mot. Je suis parti de Leipzig au commencement de septembre sur un chariot de poste qui marche jour et nuit, laissant mes amis, et surtout ma femme fort inquiets sur ma santé; je passai par Altenbourg, ville assès belle, et de la dépendance de Saxe-Gotha, j'arrivai à Zwikkau, où commencent les montagnes de la Saxe et où l'on voit sur la gauche celles de Boèhme; de là traversant Reichenbach et Plauen par des chemins affreux pratiqués dans des gorges et des montagnes, j'arrivai à Hof, première ville de Bayreuth où je passai une partie du jour et la nuit. Le lendemain je partis dans une callèche légère, et passant par Moenchberg, d'où l'on voit le fameux Grindelberg, la plus haute montagne de ces Cantons du sein de laquelle sortent cinq grandes rivières, et par Berneck, situé dans les gorges de hautes montagnes, au sommet desquelles on voit trois chateaux ruinés excelens à dessiner, j'arrivai de bonne heure à Bayreuth, ville fort jolie par sa situation au bord d'un grand lac, et par le grand nombre de beaux batimens. Le chateau marggravial est en face d'une grande place, et il n'offre rien de remarquable, étant extrêmement bas. Au milieu de là-dite place est la statue équestre en cuivre jaune du Marggraf, entourée de quatre statues plus petites qui par leurs figures et par les monstres qui leur servent de monture représentent les quatre parties du monde; pour moi, toute la composition m'en a paru fort pauvre. Derrière ce palais est un très beau jardin, mais qui n'étant plus entretenu commence à avoir un air sauvage; j'y ai trouvé une belle et vaste volière qu'avoit fait construire la feue Marggrave, Princesse de beaucoup de goût, et je n'y ai vu que des champignons et des rats, sans y voir un pauvre petit oiseau. Le Margraf réside, une partie de l'année, à un chateau de campagne; là, enfermé dans ses appartemens, il boit, mange et dort, sans prendre de part ni de goût à rien; le seul exercice qu'il fait, c'est de regarder par les fenêtres la chasse de l'oiseau, et il y prendroit même du plaisir, si cela n'étoit pas trop pénible; tandis que son voisin, le Margraf d'Anspach ne sauroit rester un instant en repos; dès la pointe du jour il monte à cheval, se met à la poursuite des fauves, et n'a point de cesse qu'il n'en ait mis quelques unes à mort. L'Eté dernier il a poursuivi deux cerfs jusque dans les fossés de Nuremberg où il a manqué de se casser le cou. Ces deux Princes qui contrastent si bien ensemble n'ont point d'héritier, et le roi de Prusse a déjà à leur Cour des Commissaires, pour veiller à ses intérêts. Mais comme j'ai encore bien du chemin à faire, il faut queje me hâte davan-

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tage si je veux arriver. Je vous dirai donc en peu de mots que passant par Amberg, Ratisbonne et Freising, j'arrivai le sixième jour à Munich. En général je n'ai pas lieu de m'applaudir de mon voyage à la Cour; d'abord M. de Wolter qui me pressoit depuis longtems d'y aller et qui devoit me faire payer mon voyage, étoit absent, et les autres personnes que j'avois envie de voir n'étoient pas non plus en ville. J'y ai trouvé le pauvre Hartmann qui a essuyé mille persécutions de ceux-même qui l'avoient fait revenir de Paris, et qui est au désespoir de la démarche qu'il a faite. Nous avons vu ensemble M. Schiga, qui, abstraction faite à son talent, me paroit un homme assés mince; la raison qu'il allègue de ne vous avoir pas répondu, est qu'il a reçu bien d'autres lettres auquelles il faudrait qu'il fit aussi réponse: je n'ai pas fait votre commission auprès de lui n'ayant pas encore reçu votre lettre. M. Pfeffel n'est arrivé à la ville que le jour que j'en suis parti; je l'ai été voir encore avant mon départ et nous avons causé une bonne heure ensemble; vous pouvés bien croire qu'il a été question de vous dans notre conversation. Du reste j'ai vu à Munich tout ce qu'il y a de curieux, excepté le trésor qui est sous la direction d'un certain Baron de Thiereck, vrai cheval de carosse; ayant été chès lui, conduit par le secrétaire de M. le Comte de Heinsheim, je le priai de me le montrer; il me fit réponse qu'il falloit y aller le dimanche, je lui objectois que ce jour-là j'étois obligé de partir, à cela il me dit fort ingénieusement, que je n'avois qu'à partir le lundi! Je ne vous dis rien de plus de cette ville, ne vous en ayant déjà que trop dit dans l'immense description que vous trouvés ci-jointe, et que j'ai fait exprès pour vous et pour M. Watelet. Je partis de Munich, nullement tenté de m'y établir, et descendant le long de l'Isar, j'allai coucher à Landshut, ancienne résidence d'une branche des Ducs de Bavière. J'en partis le lendemain avec la poste extraordinaire, et, traversant une forêt de sapins, toute herrissée de rochers et de précipices, j'arrivai enfin dans une vallée charmante, arrosée de la petite rivière de Vils, et c'est là que j'ai vu dans le lointain le clocher de Frontenhausen, lieu de ma naissance, dont j'étois absent depuis 23 ans et que dans ce long intervale j'avois vu mille fois en songe. Je fis mon entrée à Frontenhausen vers les onze heures au moment qu'on sortoit de la grand-messe, c'étoit une fête; je traversai la place au son du cor de mon postillon, et j'avois beau examiner le monde je ne reconnoissois personne, comme je n'ai été reconnu de personne. Je descendis chès ma mère, à qui la joie de me revoir ota d'abord le sentiment; cette pauvre maman ayant ensuite repris ses sens me fit tant de caresses que nous pleurions tous deux de joie. Aussitôt le bruit de mon arrivée se répandit partout; mille voix firent retentir ces mots: Herr Michel Huber ist da! Les Nayades de la Vils sortant de leurs grottes profondes, accoururent sur les rives et répétèrent aux collines d'alentour: Herr Michel Huber ist da! Les huit jours que j'ai passés chès-moi ont été les jours les plus délicieux de ma vie. La noblesse des environ, tout le monde s'efforçoit de me faire des honnêtetés, et j'ai vu

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que j'étois vraiment aimé ainsi que ma mère. A mon retour j'eus des tems affreux, je versai, je restai embourbé, et avec tout cela j'arrivai sain et sauf à Leipzig. Après une absence de près d'un mois je n'ai pas été fâché de revoir ma femme, elle ne m'a témoigné non plus aucun regret de me revoir. J'y ai trouvé la cour qui étoit venue à la foire; j'ai été présenté à M g r l'Electeur, à M e l'Electrice qui m'a dit les choses les plus gracieuses et qui m'a invité de l'aller voir souvent. M. Zingg a passé la foire avec nous; il vous l'aura sûrement déjà écrit et il vous aura mandé que nous avons souvent parlé de vous et que nous nous sommes rappellés avec plaisir les tems que nous avons passés tous ensemble. Vous avés sans doute reçu depuis longtems une lettre de M. Bause, ainsi que votre portrait; vous verrés par là que ce que vous pensés de lui n'est pas, et il me paroit au contraire plein d'estime et de vénération pour vous. Il vient de faire le portrait de Geliert, qui est très ressemblant et qui d'ailleurs me paroit fort bien fait. J'ai appris que M. l'Empereur avoit gravé le portrait de M. Watelet; s'il est à vendre je vous prierois de me l'acheter, ainsi que celui de M. Greuze, et de les faire remettre à M. Humblot qui va incessamment faire un envoi à Leipzig. Je n'ai toujours point de nouvelles de M. Schwarz, je n'en sais point du tout la raison; la manière que j'ai agi avec lui mériteroit de sa part plus d'égards, et je ne m'attendois pas que m'étant donné beaucoup de peine pour lui faire plaisir, il me ferait attendre si longtems après un argent qu'il m'a fallu tirer de ma poche. Il demeure, si je ne me trompe, rue Mazarine, aux trois raisins; si vous vouliés avoir la complaisance d'envoyer chès lui pour lui mettre en mémoire cette affaire-là, vous m'obligeriés infiniment. Vous devés avoir reçu depuis longtems les minéraux que j'ai envoyé pour mon cher compère. J'aurois encore mille choses à vous écrire, mais il ne me reste qu'autant de place qu'il m'en faut pour vous souhaiter, à vous, à Madame Wille, à mon Compère, à mon ami Frédéric une bonne et heureuse année, et pour vous prier de faire mille complimens à tous mes amis de Paris; je suis pour toujours, mon très cher ami, votre très humble et très obéissant serviteur Huber ( Von der Hand Françoise Hubers auf der zweiten Seite): mon mari ayant écrit un volume cette fois cy et ne m'ayant pas laissé de place je me propose de le faire une autre fois mais il ne m'empêchera pas de vous assurer que je fais mille vœux pour toute votre maison dans ce commencement d'année. Archives Nationales Paris 219 AP. 8 - 9 votre lettre du 13 7bre] Am 13.9.1767 hatte Wille einen (nicht erhaltenen) Brief an Huber in Leipzig geschrieben (vgl. Journal I, 360): »Répondu à M. Huber, à Leipzig, qui doit faire un voyage en Bavière. Je le prie, lorsqu'il sera à Munich, d'acheter pour moi quelques médailles d'argent, de la façon de M. Scheka, et de s'informer ce que sont devenues les estampes que j'ay confiées à M. Hartmann.« 50 M. de Wolter] nicht nachweisbar. 52, 55 Hartmann/Schiga] Münchner Juwelier, der sich in Paris aufgehalten hatte und dort in Verbindung mit Wille getreten war (vgl. Journal I, 299, 24. August 1765):

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»M. Hartmann, jouaillier de Munich, prit congé de moi pour s'en retourner dans sa patrie. Je l'ai chargé d'un grand rouleau d'estampes qu'il doit remettre à M. Eberts, à Strasbourg, pour être envoyé par celui-cy à M. Strecker, à Bouxwiller. Je lui ay fait présent aussi de trois estampes de moi et lui ay donné un petit rouleau d'estampes pour qu'il les remette à M. Scheke /auch Schiga/Schega/Scheka genannt/, habile graveur de médailles, à Munich, avec une lettre à celui-cy, dans laquelle je lui demande la médaille de M. Desmarets, peintre, qu'il a gravée depuis peu, comme aussi trois pièces que je désirerais avoir en argent.« 68-69 l'immense description que vous trouvés ci-jointe] Hubers Beschreibung der Stadt München ist verschollen. 105 M. Schwarz] Vgl. Journal I, 351 ( 1. Mai 1767). Ein Herr Schwarz wird erwähnt, der anscheinend Bankier ist. 113 mon cher compère] Willes älterer Sohn, Pierre-Alexandre.

212 An Johann Martin Usteri Paris, 12. Januar 1768 Paris den 12 Jenner 1768 Hochzuehrender Herr und wehrtester freund Ich habe die Ehre Ihnen zu berichten daß heute Ihr Wechselbrief 214 # von H. Fremin ist bezahlet worden, wogegen ich Ihnen viele dankbarkeit schuldig bin. Kan ich Ihnen ferner mit etwas dienlich seyn: so belieben Sie es mir zu melden. Ich werde es mit allem Vergnügen zu bewerkstelligen suchen dieses belieben Sie versichert zu seyn. O, wehrtester freund Sie sind es nicht allein die im Schnee vergraben geschlafen haben. Wie haben hier im Schnee gezittert und gebebet welches uns das schlafen fast verwehrete. Es fehlte nicht ein ganzer grad so wäre die kälte wie 1709 gewessen. Verschiedene arme leute sind auf dem felde in den Straßen und kammern erfroren, die Seine hat vor unßerm hauße 21 zolle Eis. Doch seit vorgestern Abend tauet es langsam auf. Dieses sind die Neuigkeiten aus Paris welche iede Seele genau erfahren hat. Ich bin Ihnen, edler freund, gewiß verbunden wegen Ihrer gütigen Einladung in die liebe Schweiz und ich verspreche mir beständig das Vergnügen nachzufühlen, Sie, wie meine dortige übrige freunde in Ihrem lande zu umarmen; aber wann? das weiß der liebe Himmel. Wann ich mir meine weitläufige Arbeit, welche mich schon Zeit und mühe gekostet hat, aus den händen fertig hätte: o so wolte ich wohl diese erwünschte zeit bestimmen und wann es geschieht, das heist wann ich die freude haben werde bey Ihnen zu seyn: so wolte ich wohl gern ein wenig durch die Schweiz nach Italien durchbrechen. Was sagen Sie dazu? Die Schweiz wegen der Wunder der Natur, Italien wegen der Wunder der kunst, beyde Brüder schweben mir beständig im Sinne; aber ich müste doch mein Vorhaben vollziehen ehe ich zu alt und verdrüßlich werde. Ehe die jähre kommen da wir sagen werden sie gefallen uns nicht. Ich muthmaße (Riß) doch daß (Riß) noch etwas Zeit übrig sey ehe ich ganz dahin ge {Riß} (unleserlich) Sie, ich bitte, indessen Madame Usteri (Riß) Ihre Herren gebrüder mein wahren freunde, in der (Riß) Nahmen Ihres

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Pariser freundes der die Ehre hat (Riß) aller aufrichtigkeiten und Hochachtung beständig zu (Riß) Meines Hochzuehrenden Herrn und freundes unterthänigster Diener Wille Handschrift aus den Beständen Vgl. Journal I, 369.

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der Zentralbibliothek

Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59.

Von Ludwig Friedrich Wilhelm Freiherrn von Schlabrendorff Berlin, 27. Januar 1768

Berlin le 27. Janv. 1768 Monsieur, Suis-je déjà effacé de Votre mémoire? Le terns et l'absence, ces puissants destructeurs, m'auroient-ils deja détruit au fond de Vôtre ame? Je Vous fais tort, je connois la beauté de Vôtre âme, comment oserois-je douter de la constance de Vos sentimens? Je Vous aime et Vous admire toujours de loin, come je Vous aimois et Vous admirois de près; mais je ne parviens que rarement à admirer Vos ouvrages; Ce sont des pièces d'or et nous n'avons que de la monnoye. Je Vous suplie donc, Monsieur, de m'envoyer toutes les gravures que Vous avez donées au public depuis mon départ de Paris et deux feuilles de chacune. Vous m'obligerez encore si Vous voulez bien y ajouter ce qui a paru de plus beau à Votre gout, entre autres de M r Tronchin d'après des Peintres Italiens, puis deux feuilles de ce qui suit. Io) Paralytique servi p. ses enfants d'après Greuse 2°) les Environs de Constantinople p. Lebas d'après (Godinar) 3°) Port de Gènes p. Aliamet 4°) Portrait de J. J. Rousseau p. Danzel 5°) Portr. de Clairon p. Le Mire une feuille seulement de ce qui suit Io) Quatre Vues de Londres par Rooker d'après Sandby 2°) The Lors of y Vinegard paying his Labourer p. Pefker (man. noire) d'après Rembrand 5°) Paysages de (Gemer) 4°) (Pour peu que ces desseins soyent bons) Livre de desseins pour les sculpteurs, Orfèvres etc. chez Chereau rue S1 Jacques. Les morceaux de Vernet Balechou et le Pont neuf de Paris que Vous m'avez promis de me faire avoir malgré leur rareté, me tiennent toujours à cœur. Parmi les pièces que Vous aurez la bonté d'ajouter de Vôtre propre choix, je Vous suplie d'avoir égard à mon gout décidé pour les beaux Païsages. Come je possède déjà beaucoup de pièces d'après M r Boucher, Vous me ferez plaisir de n'en point ajouter cette fois-ci à moins qu'elle ne se distinguent extrêmement par leur beauté. M r De Machy Chimiste Apothicaire, me fera un envoi de livres dans un mois d'ici peut-etre, et je le prierai de Vous en avertir, pour que Vous puissiez y ajouter notre petite collection de gravures. Pour des lettres, M r Mettra, Banquier, me les fera parvenir sûrement.

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J'aurai soin, Monsieur, que le remboursement se fasse avec toute l'exactitude et célérité possible. Il ne me reste, mon cher Monsieur, qu'à Vous demander des nouvelles de Vôtre situation présente, de Madame Wille, de Vôtre famille de vos amis. J'ai été vivement affecté d'apprendre que M r Vôtre fils suis Vos traces avec succès. Je m'intéresse bien sincèrement à Votre félicité et personne ne peut se dire avec plus d'estime et de vérité, Monsieur, Votre très humble et tr. ob. serviteur Schlabrendorff Mr de Kloeber est cons. de Guerre à Breslau depuis deux ans Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 2. März 1768 ('Journal I, 373). 12 Tronchiti] nicht nachweisbar. Vgl. Brief Nr. 73. 14 Godinar] nicht nachweisbar. 15 Danzel] Kupferstecherfamilie: die Brüder Eustache Danzel (1735-1775), Jacques-Claude D. (1737-1809), Jérôme D. (gest. 1810) oder Théophile D. Möglicherweise auch P. A. Danzel (um 1760 in Paris tätig). 18 Petker/Pefker/Petkerf] nicht nachweisbar. 18 Gerner] nicht nachweisbar.

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Von Joachim Wasserschieben Kopenhagen, 6. Februar 1768

Copenhague 6 Fevr. 1768 Monsieur et Très Cher Ami J'aurois pû faire plus tot Réponse a Votre Lettre du 20 Dbr., que j'ai reçû il y a 15 Jours avec Joye et Plaisir, si j'avois voulû laisser la moindre Incertitude dans une Affaire qui Vous regarde, et qui par là m'intéresse infiniment. Pour être sur de mon fait j'ai fait parvenir au Roi l'Idée que Vous avez de Lui dédier l'Ouvrage auquel Vous travaillez. Sa Mté l'agrée et m'ordonne de Vous dire, qu'Elle le recevra avec plaisir. L'Affaire est dont en règle. Quand Vous aurez mis Votre planche en état de paroitre Vous pouvez, si Vous le jugez a propos, et si Vous n'aimez pas mieux Vous adresser a Mr. le Baron de Gleichen, m'envoyer ce que Vous destinez au Roi, et j'aurai Soin du reste. Si Vous l'achevez l'Eté prochain, Vous pourrez dans ce dernier cas le faire partir par Mer, avec ce que Vous voulez bien ramasser pour moi. En Eté la Navigation est plus sure que ne l'est le Transport par Terre, où le frottement perpétuel des Voitures, auquel les Estampes sont exposées, et qui endomage facilement les choses le mieux soignées; et puisque je jase une fois avec Vous sur ce sujet, je pense que Vous ferez bien, de faire monter une Epreuve pour le Roi, mais sans Couronne et sans Armes sur le cadre, et d'y ajouter une 20 ne

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d'Epreuves en feuilles pour la Distribution. Pour l'Inscription elle doit être des plus simples. Je n'y mettrais, que Christiano VII m o Danorum Regi offert et consecrat Joan. Georgius Wille 1768. Je vous enverrai incessament les Armes. Je n'en ai pas actuellement d'assez bien gravées pour etre copiées. Au reste je vous rends mille Graces Cher Ami des Soins que Vous Vous êtes donnés pour l'Envoy de mes Estampes. Elles sont arrivées sans être endomagées, le meme Jour que Votre Lettre. J'avoue qu'elles m'ont fait un très grand plaisir. Votre petit distrait est charmant, et Vous faites des Elèves qui Vous font honneur. Les Morceaux a plusieurs Crayons sont curieux. Je vous en demande la Continuation et séparément de la Collection de M. Demarteau a laquelle ils apartiennent. Je ne vous dirai rien de plus aujourd'hui. Je ne Comptois pas même Vous en tant dire. Vous devez tenir actuellement l'énorme paquet d'Ecritures dont le Secrétaire d'Ambassade d'Espagne s'est chargé. Je Vous en demande pardon. Dans quelques Semaines d'ici je Vous remettrai des fonds pour cette année. En attendant portez Vous bien, menagez vos Yeux, car, quand Vous serez aveugle Vous ne verrez plus rien, ni meme Vos propres beaux Ouvrages, et conservez une Amitié qui sera tousjours chère a celui qui est pour la Vie Monsieur Votre très humble et tres obéissant Serviteur Wasserschiebe Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete schon am 20. März 1768: »Ich bedanke mich, daß er mir die Einwilligung des Königes zuwege gebracht hat, und sage ihm, daß ich allen Fleiß an meine Arbeit wenden werde, damit sie des Königes Anblick würdig werde.« ('Journal I, 373, auf deutsch im Original). 3 réponse à Votre lettre du 20 Dbr.] Dieser Brief wird im Tagebuch erwähnt ('Journal I, 368, 21. Dezember 1767), ist aber nicht erhalten. 6 - 7 Lui dédier l'Ouvrage auquel vous travaillez] Le concert de famille, nach einem Gemälde von G. Schalken, 1769 von Wille fertiggestochen, dem dänischen König Christian VII. gewidmet (Le Blanc Nr. 54, Nagler Nr. 158). Wille hatte dieses Gemälde im Jahre 1767 erworben ( vgl. seinen Brief an J. M. Usteri, 4. Mai 1767). 26 Votre petit distrait] L'Observateur distrait, nach einem Gemälde von F. Mieris, (1766, Le Blanc Nr. 65, Nagler Nr. 169).

215 An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, 20. April 1768 Den 20sten April 1768 Es ist höchst nothwendig, daß Hr. Zingg nach Sachsen gehet. Wenn ich Ihre eigene und des Hrn. Dietrichs radirte Stücke ausnehme, so siehet es im Kupferstechen noch etwas kalt in Sachsen aus. Eine feine Ausarbeitung ist ein herrliches Wesen; allein es mus nicht auf Unkosten der Zeichnung, des Geschmacks und einer gewissen Heftigkeit geschehen. Ich bin vielleicht ein

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wenig zu aufrichtig; allein, es stehet mir nicht an, da zu schmeicheln, wo keine Schmeicheley statt finden soll. Ich wollte wünschen, daß man den Hrn. Zingg das Vorrecht ließe, sich seine Schüler zu wählen, die ihm selber anstünden. Er würde sie wohl zu leiten wissen. Mehr die Reißfeder als den Grabstichel in der Faust. Die Radirnadel muß das letzte seyn. Mehr nach der Natur als nach Zeichnungen kopiren; mehr den Golzius als andere im Anfange nachstechen. Wer gut radiren will, soll erst stark im Zeichnen seyn, und dann soll er selber gehen. Es ist durchaus verlohrne Zeit, wenn junge Leute Kleinigkeiten im Radiren kopiren. Es wäre besser, daß sie statt dessen nur zeichneten; es hält nicht so lange auf, und es bleibet mehr im Gedächtnisse zurück. Können sie dieses, so ist ihnen jenes leicht. Die Jahre gehen vorbey, die wahre Harmonie des Spieles bleibt unbegriffen, ungefühlt, warum? man hat nur geleiert, und wer weiß nicht was ein elender Leiermann zu bedeuten hat. Nun gehet der brave Hr. Zingg aus Paris und betrübet dadurch seine Freunde nicht wenig, so wie er sie gewiß auch ungerne verlässet. Es wird mir sauer diesen Brief zu schreiben, weil ich weiß, daß er Träger und Überbringer derselben seyn muß. Niemals kennet man den wahren Werth eines Freundes besser, als wenn man siehet, daß man ihn verliehren muß. Doch ein Gedanke tröstet mich, weil ich weiß und versichert bin, daß er in Dresden nicht allein wohl versorgt, sondern auch edle Freunde wieder finden werde, und wann ich an das Gute gedenke, welches er dort durch That und Exempel stiften kann: so kommt mir diese Begebenheit noch etwas erträglich vor. Noch ein Paar Männer in seiner Art sollten mit vereinten Kräften in Dresden Wunder thun; aber wo sind die übrigen jetzt zu haben? sie müssen also mit allem Ernste und Fleiße gezogen werden, welches gar wohl eine Möglichkeit ist. Aus verschiedenen Proben junger Leute, welche ich nun gesehen habe, kann ich, so schwach sie noch sind, doch schließen, daß aus einigen etwas Gutes werden würde, wann sie nicht verwahrloset würden. Ich glaube, man müsse auch keinen jungen Menschen mit einer Art Sklaverey erniedrigen. Eine gewisse Freiheit erhöhet den Geist, macht muthig zum Unternehmen und halzstarrig in der Kunst an die äussersten Grenzen zu dringen. Dieses gründet sich auf die Erfahrung, und dem zugolge sollte einem jungen Menschen immer erlaubet seyn den Meister zu verlassen, der ihm nicht gefällt und einen andern zu wählen; auch ist es manchem vortheilhaft, daß er verschiedene Schulen durchwandert. Die freieren Engländer haben dieses den freien Franzosen abgesehen und haben wohl gefahren. Ich weiß wohl, daß der Ordnung halber Vieles so oder nicht so seyn soll; allein was ist dem Staate daran gelegen, wie ihm seine Künstler auch gezogen werden, wann sie nur zu einer achtbaren Größe gelangen und tugendhaft sind. Mancher hat durchaus einen Meister vonnöthen, wann er einem andern wenig helfen würde. Zu dieser letzten Gattung gehöre ich selber, weil ich niemals keinen gehabt

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habe und mir auch in meiner Jugend keinen wünschte: denn ich wollte selber denken, und große Leute waren mit Reiz genug, noch manche Mitternacht bey der Lampe zu wachen, wenn andere Anfänger die Hälfte ihres Lebens verschließen. Was machte es mir damals? und wer sah es, wenn ich auch oft bey meinem Studiren des Abends nur Brod und Wasser zu verzehren hatte. Herrlich und junkermäßig gekleidet zu seyn, war meine Lust, und ein Künstler zu werden mein ganzer Zwek. Einen gesunden Körper, der so flink und biegsam, als mein Geist munter und lebhaft war, hatte ich von Natur, und dürfte mich deswegen nicht bekümmern. Das einzige, was mich manchesmal verdroß, war mein kurzes Gesicht; welches ich durch so vieles Arbeiten und Bücherlesen gewiß nicht verbessert habe. Sollte ich noch einmal auf die Welt kommen, so - ja so würde es mir dennoch gehen, wie dem Polyhistor in den bremischen Beiträgen. Briefe über die Kunst von und an Christian Ludwig von Hagedorn, hrsg. von T. Baden, Leipzig 1797, S. 354-357. 2 Zingg] Zu A. Zinggs Berufung nach Dresden, vgl. Adrian Zinggs Brief an Wille vom 11. August 1766, Anm. (vgl. auch Brief an Christian Ludwig von Hagedorn, 8. Februar 1764; Von Christian Ludwig von Hagedorn, 17. Dezember 1765).

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Von Michael Huber Leipzig, 25. Mai 1768

Leipzig le 25 mai 1768 Mon très cher ami, C'est sans doute pour me punir de vous avoir écrit une lettre si horriblement longue que vous ne voulés pas me faire réponse, je tacherai de m'en corriger par la suite; pour cette fois-ci je ne vous promets encore rien, car j'ai bien des choses à vous dire, j'attendois depuis longtems de vos nouvelles, et j'étois même fort en peine de vous et des vôtres, lorsque dernièrement je vis Mr Bause qui me dit que vous veniés de lui écrire et que vous me faisiés dire que vous n'aviés pas encore pû terminer une certaine affaire: c'est apparament l'affaire de Mr Schwarz! Eh bien!, qu'a de commun Mr Schwarz avec notre amitié? Je serois bien fâché que vous vous donnassiés trop de peine pour cela; s'il a envie de me payer il me payera. J'ai fait sans me vanter, bien des bêtises en ma vie, sans compter celles que je pourrai encore faire; mais il n'y en a point dont j'ai tant de regret que celle de m'être si fort avancé avec cet homme-là. Mais n'en parlons plus. Je vous suis bien obligé de votre belle gravure; elle est bien digne de vous et elle mérite le succès de vos autres planches. Je vous suis aussi fort obligé d'Eugénie et de l'honnête criminel. Quant à cette dernière pièce vous la recevés avec cette lettre habillée à l'allemande. La traduction est d'un de mes amis d'ici, d'un nommé Scheuchler,

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gouverneur de M de Schoenberg, dînant tous deux à notre table, et la préface qui est à la fin de tout cet attirail de préfaces est de moi; je l'ai fagotée sur une lettre de mon ami Fenouillot, et elle parle du succès que la pièce a eu à Paris. Pour ici cette pièce a fait la plus grande sensation, soit dans l'original soit dans la copie; elle a été jouée le 13 et le 16 de ce mois sur notre théâtre et elle a été extrêmement applaudie. Le vieux Koch, le Directeur de la troupe d'ici, m'avoit chargé de la distribution des rôles dont tous les acteurs et toutes les actrices se sont fort bien acquitté. Mes liaisons sont toujours les mêmes; je vois de tems en tems Mr Geliert et Mr Weisse, un peu plus souvent Mr Oeser qui et un excellent homme, et fort rarement Mr Winkler. Nos assemblées régulières chés Mr Richter vous sont connues. Pour Mr Bause, c'est un homme fort doux, et d'une santé fort délicate; je ne crois pas qu'il ait de plus grand plaisir que celui de pouvoir déterrer une estampe de vous pour completter votre œuvre. Mais brisons-là de peur de devenir encore trop long. Mille amitiés pour moi à ma chère commere, à mon cher compère, à notre ami Frederic. Je remercie mon cher compère de son beau dessin, mais je suis fâché contre lui de ne m'avoir pas écrit. Vous voyés sans doute quelque fois Mr Messager, Mr de Marcenai, Mr de Longueil, enfin tous nos amis, faites leur mille compliments de ma part. Je ne vous dis rien de ma femme, elle veut vous dire un mot elle-même. Pour moi je suis pour toute ma vie votre ami et serviteur Huber PS Nous venons de prendre un nouveau logement que nous payons 225 Rixdals et qui nous a fait faire déjà bien des dépenses. Nous l'avons loué pour trois ans et nous espérons nous en dédomager en prenant des pensionnaires. C'est In der Peterstrasse im Hauckischen

Hause

(Von der Hand Françoise Hubers): Monsieur Une occasion que nous venons de trouver dans ce moment d'un de nos voisins qui part pour Lion, et cela dans une demie heure, me laisse si peu de tems que je n'ai que ce qu'il me faut pour vous prier avec mon mari de nous donner de vos nouvelles et vous faire ressouvenir qu'il y a huit mois que nous n'en avons reçue comme nous comptons beaucoup sur votre amitié je ne puis me persuader qu'elle se soit affoiblie par l'absence ainsi je vous prie en grace de nous rassurer la dessus je n'en prie plus Madame Wille car il me parait qu'elle est inexorable, je l'assure de mes civilités j'embrasse mon cher compère le cher frédéric pour vous Monsieur si vous le permettés je vous embrasserai aussi pourvu que vous me promettiés de nous écrire je suis en attendant ce plaisir votre servante F. Huber a m r m e Chevillet

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Brief 216

Archives Nationales Paris 219 ΑΡ. Hubers Brief kreuzte sich offenbar mit einem Brief Marie-Mouise Willes an Françoise Huber, den Wille in seinem Tagebuch unter dem 5. Mai 1768 erwähnt, und der durch Crusius übermittelt werden sollte ( Journal I, 375). Wie außerdem aus Hubers folgendem Brief hervorgeht, blieb Hubers Brief vom 25.5.1768 einige Wochen liegen und wurde erst im Juni durch Montigny überbracht. 1 5 - 1 6 Votre belle gravure] Vermutlich L'observateur distrait (1766, Le Blanc Nr. 65, Νagier Nr. 169), den Wille Anfang Mai auch Riedinger, Kilian und Eberts schickte ('Journal /, 375). 17 Eugénie] Pierre Augustin Caron de Beaumarchais, Eugénie, drame en cinq actes en prose, enrichi de figures en taille douce, avec un essai sur le drame sérieux, Paris: Merlin 1767. Das Theaterstück wurde am 19.1.1767 in der Comédie Française aufgeführt. 17 L'honnête criminel] Charles Georges Fenouillot de Falbaire de Quingey, L'honnête criminel, drame en cinq actes en vers, erste Auflage, Amsterdam und Paris: Merlin, 1767; zweite, verbesserte Auflage: C. G. Fenouillot, L'honnête criminel, ou l'AAmour filial, drame en cinq actes en vers, Amsterdam und Paris: Merlin, 1768. Eine deutsche Übersetzung dieses Theaterstücks läßt sich nicht nachweisen.

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Von Michael Huber Paris, 22. Juni 1768

Leipzig ce 22 juin 1768 Mon très-cher ami; Si jamais vous entendiés dire par des gens mal intentionés que je suis négligent à écrire à mes amis, vous êtes en état de les confondre; car à peine ai-je reçu votre dernière lettre, que je vous y fais réponse. Mais vous, m'avésvous fait assés languir après une lettre? Cela n'est pas bien, au moins, et par rancune je ne vous aurois pas encore écrit sans une occasion qui s'est présentée tout d'un coup; Mr Benel et Mr Steinhauer, deux négociants d'ici partant pour Paris, m'ont demandé si je n'avois point de commission à leur donner, et je profite de leurs offres pour vous envoyer différentes choses. Vous recevrés d'abord une nouvelle édition des Poésies de Rohle ainsi que la belle nuit du même auteur, et je ne doute pas qu'à la lecture de ces ouvrages vous ne soyiez extrêmement édifié; et puis la nouvelle édition d'Uz qui, a ce qu'il me semble, fait beaucoup d'honneur à la typographe de Leipzig, et surtout au gout de Mr Oeser et de Mr Geyser. Vous remarquerés en général une différence sensible dans les ornements des livres qui paroissent ici; vous ne voyés plus dans ces ornements de ces Schnörkels, de ces diableries, dont les Bernigeroth faisoient un si bel usage pour faire honnir notre gout chés les étrangers. Je suis charmé de pouvoir vous envoyer une bonne épreuve de votre portrait; Mr Bause n'en a plus, et moi j'en avois justement deux. Vous recevrés presque en même tems de ceci, par Mr de Montigny, un exemplaire de la traduction de l'honnête criminel, avec une lettre dans laquelle je vous parle de cette pièce. Vous auriés dû l'avoir il y a longtems; mais j'ai manqué d'une heure la personne qui devoit porter le paquet en france et le mettre à la poste. A propos, l'édition d'Uz, telle que je vous l'envoie ici, n'est

Juni 1768

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pas compiette; toutes les vignettes n'étant pas encore gravées, il y manque encore cinq feuilles, que j'aurai soin de vous envoyer en tems et lieu. J'ai reçu une lettre de Mr Schwarz en même tems que j'ai reçu la vôtre. Mais tenés, quand vous me battriés comme un chien, je ne pourois rien vous écrire que vous pussiés montrer à cet homme-là. Il me marque qu'il m'a écrit deux lettres, l'une par la poste, l'autre par un de ses amis qui a passé par Leipzig au mois d'8bre de l'année passée et qui, ayant sû que j'étois en Bavière, a reporté la lettre à Paris. Ce sont là deux mensonges; premièrement les lettres ne se perdent point, secondement j'étois de retour de mon voyage le 3 d'8bre, et d'ailleurs ma femme y étoit, ainsi cet ami pouvoit lui remettre la lettre en question. Il me parle encore de la perte qu'il fait ; mais cette perte n'a nulle relation avec les livres que je lui ai envoyés, puisqu'il avoit déjà donné les vingt louis à Kaufmann avant mon départ de Paris. Cela se réduit donc qu'il comptoit me payer les livres avec cet argent; dans ce cas-là, il n'avoit qu'à ne pas les recevoir et me les renvoyer. Je vous suis bien obligé de la peine que vous vous êtes donné pour cela; bientôt je ne vous en parlerai plus, car il m'écrit qu'il veut me payer soit en argent soit en livres, et pour finir plutôt je prendrai tout ce qu'il jugera à propos. Du reste je ne doute pas qu'il ne fasse bien ses affaires à Paris; avec cette façon de penser il peut aller loin. Mais parlons d'autre chose à présent. Je ne sais si je ne vous ai pas déjà marqué dans l'autre lettre que Lessing étoit ici à la foire de Pâques, ainsi que Nicolai de Berlin; ce sont de fort bons garçons, et j'ai disputé avec eux comme un diable; car il faut que vous sachiés que depuis que je suis ici, je suis devenu grand partisan des françois, et que ces Messieurs en sont de grands détracteurs. En effet je suis quelque fois indigné des jugements que j'entens porter sur cette nation, et sur les écrivains françois les plus respectables; Lessing, Gerstenberg et quelques autres bonnes têtes ont commencé l'attaque, voila aussitôt tous nos juges littéraires qui se mettent à les contrefaire, et aujourdhui le moindre grimaud se croit supérieur aux françois. J'oubliois de vous dire que Schwarz m'écrit qu'on avoit traduit les sympathies de Wieland et que je n'étois pas trop bien traité dans la préface; marqués moi ce qui en est sans craindre de me faire de la peine; je suis devenu fort indiférent sur le sort de mes ouvrages, et si le nouveau traducteur croit avancer ses affaires en disant du mal de moi, je suis très à son service. Faites mille amitiés pour moi à ma chère commère, à mon ami Frédéric. Pour mon compère je ne l'aime plus, il m'a bien envoyé un beau dessin, mais il ne m'a pas écrit. Faites aussi bien mes complimens à notre ami Mr Baader. Comment se trouve-t-il de sa chûte? En vérité ces accidents-là n'arrivent qu'à lui. Je brise-là pour laisser une petite place à ma femme, et je suis pour jamais votre Huber ( Von der Hand Françoise Hubers): Comme j'ai fort peu de place je ne dois l'employer qu'a remercier madame Wille de son affectueuse lettre qui m'a

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Brief 217

fait le plus grand plaisir et que j'ai reçue des mains de l'élégant Mr Crusius. Je remets a un autre tems une longue réponse étant trop pressée pour ce moment-cy en attendant j'embrasse de tout mon cœur m r m e et m r Wille l'ainé a qui j'ai bien des choses a dire et frédéric. Je fais aussi mille complimens a m r et m e chevillet m r et m e braconnier gaillard et autres pour vous monsieur soyés persuadés que personne ne se souviens (sic) de vous avec plus de plaisir que V T H S Huber {Von der Hand Michael Hubers): vous voudriés bien avoir la bonté de faire remettre la lettre ci-jointe à mon compère, Mr de Longueil; c'est la première que je lui écris, et c'est ainsi que par la (Ms. unleserlich) Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete auf diesen Brief vermutlich erst am 16. September 1768. Er notierte in seinem Tagebuch Hubers neue Anschrift (Journal I, 382). 11 Poésies de Rohle] nicht nachweisbar. 1 1 - 1 2 La belle nuit de Rohle] nicht nachweisbar. 13 Uz] Johann Peter Uz, Lyrische und andere Gedichte, Neue (...) Auflage, Anspach und Leipzig, bey J. C. Posch, 1767; oder wahrscheinlicher: J. P. Uz, Sämtliche poetische Werke, 2 Bde., Leipzig, in der Dyckischen Buchhandlung, 1768. 20 Votre portrait] 1767 hatte Johann Friedrich Bause (1738-1814) Willes Porträt nach einer Zeichnung von Matthäus Halm aus dem Jahre 1766 gestochen (vgl. Boerlin-Brodbeck, S. 158), die selbst auf Willes Porträt von Greuze fußte (M. Halm war zwischen 1760 und 1770 Willes Schüler gewesen, blieb aber weitgehend unbekannt. Anfang Oktober 1770 wird er an die Königliche Militärschule als Zeichenlehrer berufen). 22 honnête criminel] Vgl. vorigen Brief. 55 les sympathies de M. Wieland] C. M. Wieland, Sympathien, in: Sammlungen einiger prosaischen Schriften, Zürich: Orell, 1758 (Theil I). In seiner vierbändigen Anthologie Choix de poésies allemandes, Paris (Humblot) und Leipzig 1766, hatte Huber schon einige Gedichte Wielands übersetzt, unter denen sich einige Auszüge aus den Sympathien befanden (vgl. Bd. 2). Viele Werke Wielands (Agathon, D o n Sylvio von Rosalva, usw.) wurden in dieser Periode ins Französische übersetzt. Wir haben keine Spuren einer Übersetzung der Sympathien gefunden. 67 affectueuse lettre] Der im Tagebuch erwähnte Brief Marie-Louise Willes vom 5. Mai (Journal I, 375).

218 An Christian von Mechel Paris, 31. Juli 1768 Paris, 31. juillet 1768 Vous avez sans doute été non moins attérré que moi par l'irréparable malheur arrivé à l'illustre Winckelmann. Je venais d'apprendre seulement par des lettres de Vienne quels honneurs on lui avait rendus dans cette ville et voilà que peu après je reçois d'autres lettres m'annonçant l'horrible assassinat. Quel événement fatal! Que de bonnes et grandes choses cet homme éminent n'aurait-il pas fondées à Vienne où il comptait se fixer définitivement le printemps prochain. - Quelles merveilleuses découvertes n'a-t-il pas faites en traversant le Tyrol, où il a retrouvé les carrières d'où les anciens Romains tiraient leur porphyre - on avait cherché en vain depuis longtemps ces carrières en Egypte, en Grèce et dans d'autres contrées encore ... Je m'arrête.

August 1768

All

Cette pensée m'est trop pénible, d'autant plus que j'entretenais depuis longues années une correspondance amicale avec lui. J'ai l'intention d'écrire à Vienne pour proposer qu'on élève un monument au grand et infortuné Winckelmann, sans cela il pourrait bien arriver que d'ici à quelques années on ne sache plus où repose sa dépouille mortelle ... PS. J'ai encore appris avant-hier par une lettre de Vienne que l'un de mes amis s'est donné toutes ses peines possibles pour mettre en sûreté tous les manuscrits laissés par Winckelmann. C'est un grand bonheur pour le monde savant et cela fait beaucoup d'honneur au zèle de mon ami. Winckelmanns Briefe, Bd. 4, Nr. 176, S. 304-305. Winckelmanns Tod registriert Wille im Juli 1768 in seinem Tagebuch (Journal I, 377378).

219 An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, 16. August 1768 Den löten Äugst 1768 Wie lieb ist es mir, daß ich wieder ein wenig Freiheit fühle, mich mit denen zu unterhalten, welche ich hochschätze und liebe. Ich bin gewohnt von meinen Beschützern und Freunden zu glauben, daß sie beständig das beste von mir muthmaßen. Diesem zufolge bin ich eine geraume Zeit stille gewesen, indem mich meine Arbeit, welche ich vor mehr als 18 Monate anfing, so an meinen Grabstichel schmiedete, daß ich nicht Meister einer andern Beschäftigung werden konnte. Nun ist meine Platte ganz mit Arbeit bedeckt; aber auch nun kommt es auf das Fertigmachen an. Doch ich hoffe gegen künftiges Frühjahr Ihnen diese langwierige Frucht, wie sie auch reifen sollte, vorzulegen und mir Ihre Meinung darüber auszubitten. Ich bin Ihnen, mein Hr. Generaldirektor, unendlich verbunden, daß Sie mir gütigst eine kleine Beschreibung der letztern Gemähideaussetzung zu machen beliebet haben. Ich kann nicht anders als gerührt werden über das Aufkommen der Künste in Sachsen! Ich habe seither mit Verlangen auf den Theil der Bibliothek gewartet, welcher davon eine weitläuftige Nachricht wird gegeben haben. Ich fühle immer Einbildungskraft genug, mir nach einer klaren Beschreibung die Sache vorzustellen, als ob ich sie wirklich gesehen hätte. In diesem Fache hat selber der Irrthum seine Anmuth: denn dem Irrthume ist man so doch ausgesetzt; aber was schadet es? - Ich habe immer gedacht, daß wir bald von Hr. Zingg eine Arbeit, als seine erste, die in Sachsen ihren Ursprung habe, sehen würden. Ich muthmaße freilich, daß er sein Möglichstes thun werde, um der Welt zu zeigen, daß ein Künstler sich gleich seyn könne, wo er auch sey. Ich habe ebenfalls ein ungemeines

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Brief 219

Vergnügen, daß Sie an Hr. Graf einen großen Portraitmahler besitzen. Hr. Bause hat mir letzthin ein kleines Portraitchen gesandt, welches er nach Hr. Graf gegraben hat, aus welchem ich sehen kann, daß seine Köpfe voller Weisheit seyn müssen, welche sich auf einer festen Zeichnung und sichern Anwendung der Farbe gründet. Ich überdenke dieses alles und mehreres mit Lust, weil ich muthmaaße, daß große Portraitmahler heutzutage eine rare Sache in Deutschland seyn müssen. Ein Mahler, welcher sich anfänglich der Historie gewidmet, und unaufhörlich auf alle Weise den Grund dazu gelegt hat, kann ein trefflicher Portraitmahler werden. Unter den heutigen ist Reinolds in England ein Beweis. Ich habe noch keine seiner Gemähide gesehen; aber wie vieles läßt sich aus den Kupfern schließen, welche in schwarzer Kunst ausgehen. Die Stellungen dieses Meisters sind fast alle neu, ob sie gleich der simpeln Natur abgeborgt sind; allein die Kunst ist, die Natur auf der That zu ertappen. Nur ein genauer Beobachter kann sich diese Kunst geläufig machen. Ich glaube, daß Hr. Graf dieser Beobachtung sehr fähig sey. Ich muß diesen Künstler lieben, ob ich gleich die Ehre nicht habe ihn zu kennen, nur weil er nicht allein ein sehr geschickter Mann, sondern auch im Umgange liebenswürdig seyn soll. Briefe über die Kunst von und an Christian Ludwig von Hagedorn, hrsg. von T. Baden, Leipzig 1797, S. 357-359. Vgl. Journal I, 380. 8 meine Platte] Wille war dabei, Le concert de famille (nach einem Gemälde von G. Schalken) fertig zu stechen (1769, Le Blanc Nr. 54, Ν agier Nr. 158). Vgl. Journal I, 373.

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Von Michael Huber Leipzig, 17. September 1768

Leipzig ce 17 7bre 1768 Mon très cher ami, A peine Mr Steinhauer vous a-t-il quitté que voilà déjà un autre Leipzigois qui frappe à votre porte. C'est Mr le Docteur Plattner, fils du célébré Plattner et beaufrère de notre ami Mr Weisse; comme c'est un homme de mérite, et qu'il est très au fait de notre littérature, vous serés charmé de faire connoissance avec lui. Ecoutés, je veux que vous me sachiés gré et des gens que je vous adresse et de ceux que je ne vous adresse pas; bien des personnes, allant d'ici à Paris, m'ont demandé des lettres pour vous, mais voyant que ce n'étoient pas de nos gens, je me suis bien gardé de leur en donner. Mr Steinhauer est de retour en notre ville depuis quelques jours; je ne l'ai encore vu qu'un moment dans la rue, et je n'ai eu le tems que de lui demander de vos nouvelles, de celles de ma chère commère, de mon cher compère, de mon ami frédéric; j'ai été bien fâché d'apprendre que le mal d'yeux de mon pauvre

September 1768

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compère lui étoit encore revenu; j'ai appris en même tems ses nouveaux succès, car Mr Steinhauer m'a dit qu'on venoit de graver deux morceaux très intéressant d'après deux de ses desseins, et il m'a promis de me les montrer l'un de ces jours. Je crois vous avoir marqué déjà, qu'à l'instigation des dévots de notre université, gens pleins de lumières et de vues sublimes, on avoit défendu à notre Koch de jouer plus de deux fois la comédie par semaine, et qu'on lui avoit assigné exprès le mercredi et le samedi, jours où les Etudiants vont à la promenade et où les marchands ont leur expédition à faire. Ce pauvre Diable qui depuis quarante quatre ans joue la comédie et qui comptoit passer le reste de ses jours à Leipzig sous la foi d'un privilège, se voit contraint de quitter le pays pour avoir de quoi subsister; il vient de s'engager pour Weimar où il se propose d'aller avec sa troupe après la foire. Depuis qu'on ne joue plus la comédie, les Etudiants font le Diable à quatre pour se délasser; je ne vous parlerai pas de leurs guerres avec les archers et les soldats du magistrat; ma femme compte écrire demain, dimanche à M e Wille et traiter un peu au long ce grave sujet. Pour votre ami, il voit tout cela sans en être affecté, et il n'est plus si frondeur que vous l'avés vu, car aujourd'hui il croit comme Mr Pangloss, que tout ce qu'on fait est bien fait. Vous n'avés sûrement pas vu un ouvrage de Mr Heinecken sur les graveurs et sur la gravure, et vous n'y avés rien perdu. L'auteur voudrait être méchant, mais il n'en a pas l'esprit; tout ce qu'il dit contre Mr de Hagedorn est de la dernière pauvreté, et il lui reproche entre autre de dessiner le paysage, ce qu'il désaprouve au souverain degré. Vous savés que Basan, dans son dictionnaire des graveurs, à l'article de Hagedorn, dit que cet amateur a gravé entre autre une suite de paysages d'après Mr Versinck. Mr Heinecken qui connoit Mr Basan et qui sait qu'il a une profonde connoissance de la langue allemande, avance qu'il a mis cet article exprès pour se moquer de Mr de Hagedorn. Si cela étoit, ce serait, ma foi, une plaisanterie bien ingénieuse! Mais sur cela j'aime encore mieux croire l'auteur du Dictionnaire ignorant, qu'aussi mauvais plaisant. Je vous envoye ici un petit poème de Wieland, que j'ai lu avec grand plaisir, avec les feuilles d'Utz qui vous manquent; si Mr Plattner n'étoit parti qu'après la foire l'envoi aurait été plus considérable. Présentement vous faites sans doute vos courses automnales; pour moi, cet Eté je n'ai été que deux fois en campagne, une fois à Laustaedt pour dinner avec Gleim qui y prenoit les bains; et une autre fois à Tschorta, chès le Docteur Volkmann, qui a la plus jolie terre du monde, et qui y passe l'été avec sa femme, qui est aimable au possible. Adieu, mon cher ami, faites mille amitiés pour moi à tous ceux qui se souviennent encore de moi en bien. Je suis pour jamais votre très dévoué serviteur Huber

Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete vermutlich am 18. März 1769 ('Journal I, 401-402).

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Brief 220

33 Heinecken] Karl Heinrich von Heinecken, Nachrichten von Künstlern und KunstSachen, 2 Teile, Leipzig und Wien 1768-1769. Der Verfasser war der eigentliche Gründer des Dresdner Kupferstichkabinetts und hatte schon vor Christian Ludwig von Hagedorn einen Akademieplan entworfen. 37 Basan] François Basan, Dictionnaire des graveurs, 3 Bde., Paris 1767. Zu Basan und Hagedorn, vgl. auch folgenden Brief, Anm. 39 Versink] nicht nachweisbar.

221 An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, 5. Oktober 1768 Paris den 5. 8ber 1768 Mein Herr Generaldirektor! Ich habe vor kurzem die Ehre gehabt Ihnen einen Brief zu schreiben. Er ist als Beschluß an den Herrn Baron von Kessel abgegangen und dem Hof {Ms. unleserlich) mitgegeben worden. Seit diesem habe ich das Vergnügen gehabt einen von Ihnen zu erhalten mit einem zweiten an Hn Schenau welchen ich gleich bestellet habe und dieser ist bestimmt mit dessen Anwort zu lauffen. Ich habe von diesem liebenswürdigen Künstler vernommen daß er nach Sachsen nun mit einer Besoldung beruffen sey, welches er Ihnen, Mein Herr Generaldirektor als dem eifrigsten beförderer der Kunstler gewiß zu verdanken hat, welches er auch niehmals vergessen oder außer äugen sezen wird, indem er alles hat was ein wohlgesittetes und edeldenkendes Herz haben soll, und wann ich ia einen fehler an ihm finde so ist es sein allzu Vielles arbeiten. Es scheinet mir daß ihn zweyerley dazu gebracht haben. Erstlich weil man ihm vor diesem wenig geld vor viele arbeit gab und zweitens seine außerordentliche begierde etwas rechts in der Welt zu werden und dieses dauret beständig fort ob er gleich iezt gar gut bezahlet wird und mit arbeit überhäuffet ist: dann da er um geld verdienet, so ist er auch im stände alles genau und fleißig nach der Natur zu machen und die Modelle zu bezahlen. Ich selber, da ich ihm ehedem manches gemälde an Mann gebracht habe, fand daß es nun Zeit wäre daß er etwas vor mein Kabinet mache. Er hat mir alßo verflossenen Sommer ein stück auf Kupfer gemahlet welches mir in zwo figuren bestehet und welches das herrlichste Stückchen ist welches er ie gemacht hat. Nun malt er mir das Nebenbild. Gewiß wann diese Gemälde wie er sie heute macht, vor hundert Jahren ein Niederländer gemacht hätte: so würden sie gewiß heute mit schwerem gelde bezahlet werden. Es ist Sachsen Glük zu wünschen daß er von seinen Kindern ist und daß es ihn wieder besizen soll. Er hat mir gesaget daß er sich noch einige Zeit ausbitten würde um noch stärker zu werden und um seine Arbeiten zu vollenden. Diese Zeit hoffe ich selber daß Sie ihm erlaubet und gegönnet werden, weil der endzweck das aller Beste ist. Er bedauret iezt daß so manche kupferstiche nach seinen damals Mittelmäßigen gemälden wären gemacht worden, allein was war zu Thun? er muste leben, und wer nahm sich seiner an?

Oktober

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Dem Hen Abt St Non habe ich in undenklicher Zeit nicht zu sehen bekommen. Ich weiß auch iezt nicht wie es anzugreiffen sey dessen Werk zu kriegen: dann er hat, wie ieder versichert, seine Platten seinem Kammerdiener geschenket und dieser will geld vor die abdrücke haben. Mit He Wattelet aber habe ich nie keinen Umgang gehabt. Ich kenne ihn nur von ansehen indem er bisweillen in die Versammlung unßerer Akademie kommt. Bey He. Neufforge bin ich gestern gewessen um alles genau wegen seines Werkes auszufragen. Dieses Werk, welches das vollständigste seiner Art seyn wird, ist ein sehr brauchbares Werk. Es bestehet iezt in 97 heften, iedes heft hat 6 Blätter, alles von gleicher Größe. Es werden noch 3 hefte dazu kommen damit es 100 hefte oder 600blätter ausmache und ist dabey vollständig und geendet. Jedes heft kostet 1 # alßo das ganze Werk 100 #. Ich werde sorge Thragen mein ganzes Werk, so weit es zu bringen, zu sammlen; aber ich bin gezwungen mir wohl den ganzen kommenden Winter dazu auszubitten. Ich bin seit langer Zeit so arm mit abdrücken meiner eigenen arbeit daß ich wohl heute keine 6 stücke liefern könnte. Verflossenen Sommer hatte ich es vor den H. grafen von osten zu sammlen und einige zeit vorher vor den He grafen von Schulenburg, dadurch habe ich alles bey allen Kaufleuten geplündert, so daß iezt nichts mehr da ist. Ich hoffe aber diesen Winter so weit damit zu kommen als möglich ist, das heist das mehreste aufzutreiben alles in guten Abdrücken: dann sonst ist es der mühe nicht wehrt. Ich weiß mich noch zu besinnen daß ich das vergnügen gehabt habe den Herrn von Schönberg zu sehen; aber ich weiß nicht ob ich die Ehre gehabt habe ihn zu sprechen. Ich habe die Ehre mit der möglichsten Hochachtung beständig zu seyn Mein Herrn Generaldirektors unterthänigster diener Wille

Handschrift aus den Beständen des Staatsarchivs Dresden. Vgl. Journal I, 382. Der sächsische Hof hatte Schenau eine Pension von 1 600 Pfund angeboten. In Willes Nachlaß befindet sich ein Brief Hagedorns an einen unbekannten Adressaten, dessen Inhalt aber zum größten Teil an Wille gerichtet war ( Überlieferung: Archives Nationales Paris 219 AP): »Von Christian Ludwig von Hagedorn o. O., o.D. Je Vous prie, Monsieur, de faire bien mes excuses à notre Ami Wille, à cet aimable Artiste, gui ne peut m'affliger que par le délai que demande Mr. Schoenau, et qu'il paroit approuver. Tout bien considéré un délai de dix-huit mois η 'est pas proposable à la Cour, et après avoir de mon côté surmonté tous les obstacles pour parvenir à attirer dans notre service un Artiste que j'estime, il me semble un peu dur d'en faire naître d'autres sans trop de raison, puisqu'un Peintre peut également bien Travailler pour les absens (terminer la pièce que m'a faite Natoire, et Mr. Dietrich sous mes yeux pour Mr Wille, sans parler de celles que j'ai fait faire à Vienne) que pour les présens. Dans ma lettre de {vocation) pour Mr Schoenau, j'ai été obligé d'observer la coutume, cela n'empêchera pas les effets de ma bonne volonté.

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Brief 221

Mr. Basan dans son dictionnaire (m 'ôte) d'une main ce qu 'il me donne de l'autre et suppose que mes Essais (gestrichenes Wort) à l'eau forte ont été puisés d'après d'autres Maîtres. J'en attendrais la preuve, si l'Objet le méritoit. Il me semble que l'originalité doit {percer) par la negligence même qu'on peut (reprocher) à mon (faire et au) maniment de (l'aiguille). C'est à vous, Monsieur, à désabuser M. Wille étant le témoin de mes petits (Impromptus), et je {plaindrais bien) les graveurs qui seraient obligés de les rendre par (Ms. unleserlich: Tintenfleck) bien de la besogne. Souvenez vous, Monsieur (Ms. unleserlich: Tintenfleck) de dessins.« Dieser Brief Hagedorns wurde wahrscheinlich im Jahre 1768 geschrieben, d. h. als Schenau zum ersten Mal nach Dresden berufen wurde (vgl. Journal I, 383). Schenau verabschiedete sich erst am 11. 3. 1770 von Wille, um nach Dresden zu gehen (vgl. Altcappenberg, S. 346). 4 0 Neufforge] Jean François de Neufforge hatte den Plan einer königlichen Bibliothek unter folgendem Titel entworfen: »Bibliothèque royale sous la forme d'un temple ou rotonde projettée et gravée par Jean-François de Neufforge, auteur d'un corps d'architecture sacrée et civile, composé de plus de neuf cents planches in-folio; ouvrage commencé en 1755 avec l'approbation de l'Académie royale d'architecture et terminé en 1782.«

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Von Johann Caspar Fiissli Zürich, 14. Dezember 1768

Mein theürester Freünd! Durch den Baumeister H. Ritter von Bern, habe ich die Kupferstiche, wovon Sie mir Nachricht gegeben, erhalten - Es sind dieselben nach meinem Wunsch ausgefallen. Ich danke Ihnen verbindlichts vor Ihre bemühung. Wie es scheint so sind die ersten Druke vom Bernard selten, - doch ich bin mit diesem zufrieden. Endlich bin ich mit der neüen und durchaus vermehrten Ausgabe, meiner Schweizerischen Künstler Geschichte beynahe am Ende, - könftige Ostern G. G. wird der erste Band auf gutem Papier, und schönem Druk erscheinen. Wie sehr werde ich eillen, Ihnen wertehster Freünd solches zu zeigen, und das Urtheil eines so grossen und erlauchten Künstlers mir in der Folge nuzbar machen. Finden Sie meine Kräfte und Einsichten schwach, - so bite mehr auf meine redlichen und guten Absichten ein gönstiges Auge zu werfen. Vor etlichen Tagen habe ich in gewisse Erfahrung gebracht, das der Mahler Jean Grimoux ein Schweizer, aus dem Canton Freyburg gewessen, man theilte mir unvollkommen mahlerische Nachrichten mit, die alle in dem Geschmack eines Brouwers sind, - seine Zeitgenossen schweigen - und das gemähld so ich von ihm gesehen, und sein eigen Bildnis ist, redet die Sprache eines grossen Mahlers, - Ich bitte Sie geehrtester Freünd, sagen Sie mir, kann man in Paris von diesem Mann nichts in Erfahrung bringen, wenn er gelebt, und was sein mahlerischer Character gewässen. Man sagte mir auch das der geschickte Lauterburg (von Willes Hand: Er ist von Strassburg) ein Schweizer seye. Sein Vater ein Miniatur Mahler solle aus dem Canton Basel gebürtig gewessen seyn. Diese zwey Männer die der Kunst Ehre machen, würden ohne Nachlässigkeit nicht üebergehen seyn. - Da ich

Dezember 1768

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aber einen Geschichtsschreiber vorstelle, so ist natürlich, das ich ohne Nachrichten nichts als einen Roman vorbringen würde. - Meine Freünde verlangen mein Bildnis an der Spitze meines Buchs - Ich habe ihnen dieses abgeschlagen - Wie kann ich aber dem gütigen Befehl des Herren Kardinals von Roth ausweichen, Ihro Eminenz verlangen es in einem sehr gnädigen Schreiben, welches mit einem kostbaren Schreibzeüg von Silber und zweyen goldenen Medailen von dero Bildnis begleitet war - es fragt sich also, was in Paris ein solch kleines Bildnis kosten möchte, in der Grösse wie die Kupfer von Odieuvre sind, - allein von einem Mann von Kunst und Geschmak, Ich habe noch höflichst bitten wollen, mich zu berichten, ob man nachgesetzte Kupferstiche in guten Abdrüken, und in was vor Preis haben könte. Den Betrag würde ich sogleich übermachen, und Sie alsdenn ersuchen mir dieselben so bald als immer möglich durch H. v. Mechel zu üebermachen. Simeon im Tempel - Boulogne pinx. - Drevet sc. die Abnehmung vom Creüz - da Volterra pinx - Dorigni sc. M. Magdalena - Le Brun pinx - Edelinck sc Brisacier - Mignard pinx - Masson sc. de la Tour d'Auvergne - idem pinx - idem sc. Dupuis, Königl. Mahler, idem pinx - idem sc. Ich kenne kein anders Vergnügen als die Kunst - Ich bin in einem Winkel der Schweiz eingeschlossen, - Was kan ich also anders thun, als meine Freünde bitten mir zu diesem Vergnügen behilflich zu seyn. - Dass Zutrauen gegen Sie rechtfertiget in etwas meine Freyheit - Wie gern wolte ich Ihnen nüzlich seyn, und Ihre Güte vergelten, da ich aber hiezu keine Krefte habe - so will ich wenigstens bis an meinen Tod mit unausgesetzter Hochachtung und wahrer Freündschaft verharen Theürester Freünd dero gehorsamste Dienner Füessli Zürich den 14. Xbris 1768 ( Von Willes Hand: Repondu le 3 [30] Dec 1768) Basel, Privatbesitz. Auktionskatalog 46, Dobiaschofsky, Bern 19.-21. Oktober 1977, Kat. Nr. 845. Abgedruckt in Y. Boerlin-Brodbeck, S. 151-152. Wille antwortete am 30. Dezember 1768, über Grimoux wisse er wenig, Chevillet könne für 15 Louis Füeßlis Porträt machen (Journal I, 394). 2 Ritter] Über die Vermittlung von Erasmus Ritter, vgl. Journal I, 386 (2. November 1768). 5 Bernard] vielleicht handelt es sich um Louis Bernard, Paris, 17./18. Jahrhundert. 7 vermehrte Ausgabe] vgl. 2J. C. Füssli. 22 Lauterburg] Philippe Jacques Loutherbourg II, 1740-1812. 23 Sein Vater] Philipp Jakob Loutherbourg I, um 16981768. 40 da Volterra] wahrscheinlich Daniele Ricciarelli, genannt Daniele da Volterra (1509-1566), italienischer Maler und Bildhauer.

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Brief 223

Von Salomon Geßner Zürich, 17. Januar 1769

Wohlster Hochzuverehrender Her u Freund Es ist sehr lange, seit ich Gelegenheit gehabt habe, mein Andenken bey ihnen Zuerneüern; und doch ist mir alles Daran gelegen, bey ihnen nicht Vergeßen Zuseyn, und jede Gelegenheit ist mir sehr schäzbar, die mir Anlas giebt, mich ihrer Freündschaft von neuen, Zuempfehlen. Her Füeßlin giebt mir Hierzu Gelegenheit. Er weiß, daß ich ehedem die Ehre hatte Briefe und Versicherungen ihrer Freündschaft Zuerhalten. Und wendet sich an mich, Ihnen seine Angelegenheit Zuempfehlen. Dieser her Füßlin ist der Verfaßer des Künstler-Lexicon. Er hat schon viele Jahre mit unermüdeten Fleiß u großem Aufwand alles angewandt, sein Werk nüzlich und wichtig Zumachen, und hat sehr viele fehler in der Künstler-Geschichte berichtiget, doch, sie kennen das Werk und seinen Werth. Er wünscht, demselben noch immer mehr Richtigkeit und Vollständigkeit Zugeben, besonders jezt, da er eine französische Ausgabe davon Zu besorgen im Sinne hat; ich soll sie darum auf Das Angelegenste Biten, Die Beyträge an Hern Mariette mit ihrer Empfehlung Zubegleiten. Er weiß es, wie sehr nüzlich und wichtig ihm der Beystand dieses hern seyn muß, Her Füßlin ist ein mann, bey dem alles wohl versorgt ist und dem man mit Sicherheit alles anvertrauen Darf. Und ich darf darum mit Zuversicht Ihnen u hern Mariette Bürge für alles seyn, was ihm Zu seiner guten Absicht hirher gesandt wird. Ich kenne ihren Edlen Eifer, für alles was nüzlich und gut ist, und ich weiß, daß sie für ein Werk nicht gleichgültig seyn könen, das die Künste geradezu angeht; Ich wag es darum ohne Bedenken, meine Bite mit hern Füßlins seiner Zuvereinen, und Sie und hern Mariette um ihren Beystand in einem so nüzlichen Unternehmen auf das angelegenste zu besuchen. Sie würden mich ausnehmend verpflichten, wenn ich ihr Urtheil von einigen Versuchen, Die Dermahlen von meiner hand in Paris sind, wißen könte; Her Zingg hat an hern Coindet bey Mrs Thellusson, Necker et Comp., einige meiner Zeichnungen zugesandt, und her Watelet besizt ein Exemplar von einigen meinen Landschaften Die ich geezt habe. Haben sie die Gewogenheit, mich von neuem mit ihrer Freündschaft zubeEhren; so lang ich lebe werd ich mit der Vollkommensten hochachtung seyn Dero Ergebenster gehorsamster Diener S. Geßner Zürich d. 17. Jenner 1769

Februar 1769

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Prof. Dr. Martin Bircher. Wille antwortete am 5. Februar 1769 auf Geßners Brief (vgl. Journal I, 398). Über Willes Beziehung zu Geßner, vgl. Schulze Altcappenberg, S. 48-49 und Salomon Geßners Brief an Wille vom 4. Mai 1762, Anm. 9 - 1 0 Füßlin/Künstlerlexicon] Johann Rudolf Füssli, Allgemeines Künstler-Lexicon, Zürich 1763. 1.-3. Suppl. 1767-1777; neue Ausgabe, überarbeitet von Johann Heinrich Füssli (Obmann), in verschiedenen Supplementen, 1779-1824.

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Von Johann Caspar Füssli {Zürich, Anfang 1769)

Ich habe Sie, in meinem lezten, um den Preis einicher Kupferstiche gefraget. Sie Sind mir alle aüßert La Magdeleine vom Edelink nach Le Brun - und La Tour d'Auvergne vom Masson nach Mignard aus einer Verlaßenschaft Zu Händen kommen. Sollten diese Beyden in gutten drucken Zu Haben Seyn, So bin ich Käuffer. Aber Theuerster Fretind, die Russische Kaiserin vom Schmid, Habe ich noch niemals gesehen, ist es Schön, kan man dies Blat Haben, und was ist der Preis. Archives Nationales Paris 219 AP. Erstdruck bei Y. Boerlin-Brodbeck, S. 152. Der Brief, der sich auf den Brief Füeßlis an Wille vom 14. Dezember 1768 zu beziehen scheint, ist wahrscheinlich im Frühjahr 1769 entstanden. Vgl. Y. Boerlin-Brodbeck, S.152. Nach dem Manuskript ist es zu vermuten, daß der vorliegende Brief eigentlich nur eine Art Post Scriptum zu dem Brief Nr. 241 ist ( von J. C. Füssli, (Zürich, 1669)).

225 An Salomon Geßner Paris, 5. Februar 1769 Mein Herr und schäzbarester freund Sie haben das beste recht von der Welt mir Zubefehlen und beehren mich auf alle weiße damit. Ihr angedenken ist mir ein sicheres zeichen Ihrer freundschaft deren ich wünschete beständig würdig Zu seyn. Geben Sie mir ofte den Anlaß und die gelegenheit dazu! wie wohl will ich dem He fueßli daß er den stof dazu gegeben hat. Ich habe dieses unermüdeten Mannes künstlerlexikon vor ein paar Jahren gesehen und auch durchblättert. Ich wünschete damals der deutschen Nation glück daß sie ein Werk in dieser Art besize welches mir vollständiger schien als alle welche ich in andern Sprachen gesehen hatte. Daß es nun He fueßli in die französische Sprache übersezen will ist Löblich und kan vortheilhaft seyn. Zudem ist es augenblicklich Mode in frankreich die deutschen Schriften Zuübersezen welches vor 24 Jahren noch würde lächerlich gewessen seyn. Ich bewundere He Fueßli nicht wenig daß er mit so vielem ernste darauf dringe sein Werk von fehlem Zureinigen und vollständiger Zumachen. Dieses trieb mich an dessen Brief He Mariette selber hin-

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Brief 225

Zubringen und mich mit ihm davon Zu unterreden. Ich redete auch sehr lange mit ihm von dem ganzen unternehmen. Es würde unnöthig werden alles Zu wiederhohlen indem er mir versprach alles genau auZusezen. Dieser würdige Mann hat wort gehalten: gestern abend kam er Zu mir und brachte mir gegenwärtige Antwort. Ich glaube faste daß sie He fueßli dienlich seyn werde um so viel mehr da er ihm neue Auflagen Italiänischer Werke, von gleicher Materie, bekandt macht. Sie sehen alßo schäzbarester freund, daß ich He Mariette mit Vieler Hize muß bewogen haben so gleich einen langen und auslegenden Brief Zuschreiben und hätte ich mehr bey der Sache Thun können: so würde es gewiß geschehen seyn. Ich habe die Zeichnungen Ihrer geschickten hand noch nicht gesehen obgleich He Coindet mein freund ist so hat er mir sie doch nie gewiesen so will ich doch dieses Schreiben nicht aufschieben: denn es möchten sich noch manche Tage verschieben ehe ich zu ihm käme. Ich werde daher ein andermal die Ehre haben und Ihnen mit Vergnügen sagen daß ich sie betrachtet hatte. He Mariette und ich haben mit vieler Lust, schäzbarester freund, von Ihnen gesprochen. Er schäzet Sie hoch wegen Ihrer herrlichen Schriften welche ihm durch die Übersezung bekandt sind und ehret Sie sehr wegen Ihrer geäzeten Landschaften die er besizet. Er empfiehlet sich Ihnen und wäre begierig die ganz neue Landschaften, welche Sie geezet haben, zusehen: dann dieser große Liebhaber ist bey einem ziehmlichen Alter noch immer munter und auf geweckt wo die rede von werken der Künste vorfallet. Man spricht in dieser Stadt daß Sie anstalten gemacht hätten eine neue Auflage Ihrer sammtlichen Werke aus lust zu geben wo der deutsche Text auf der einen Seite wäre und die französische übersezung auf der andern. Ist es wahr: so scheinet mir der Einfall ganz unvergleichlich; aber um des Himmels willen lassen Sie ia das deutsche nicht mit deutschgothischen Buchstaben drucken. Doch Sie haben ZuViel geschmack als daß ich deßwegen in sorge seyn sollte! Ich weiß nicht ob Sie ein gedrucktes historisches Verzeichniß gesehen haben welches voriges Jahr in Leipzig ist gedrucket worden und das gemälde Kabinet Hen Wincklers betrift. Ist es nicht schön in seiner art? und ich bin es der Verhütet hat es mit deutschen Buchstaben Zudrucken. Mein prächtiges Exemplär das ich besize gefält den franzosen so gar sehr welche nicht einmal unßere Sprache verstehen. Sie verdern sich und sagen ofte. On commence a faire bien de choses en Allemagne avec beaucoup de gout... Leben Sie wohl schäzbarester freund! geben Sie der Welt noch Vieles zu lesen und zu sehen welches Ihren treflichen Geist zum Urheber habe sie wird es Ihnen danken; ich aber als Ihr freund und bewunderer habe die Ehre mit der besten Hochachtung beständig Zu seyn Mein Herrn und würdigsten Freundes unterthänigster diener Wille

März

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Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms V 522 a. III 139. Erstdruck im Paul Leemann van Eick, Salomon Geßners Beziehungen zu Zeitgenossen. Mit 28 ungedruckten Briefen an S. Geßner, in: Zürcher Taschenbuch auf sas Jahr 1931, S. 186-188. Vgl. Journal I, 398. 5 H e fueßli] Johann Rudolf Füssli, Allgemeines Künstler-Lexicon, Zürich: Heidegger, 1763. 1.-3. Suppl. 1767-1777. Vgl. S. Geßners Brief an Wille vom 17. Januar 1769. J. R. Füsslis Lexikon wurde nicht ins Französische übersetzt. 32 Ihrer herrlichen Schriften/Übersetzung] Salomon Geßners Schriften waren damals vielfach übersetzt worden. So z. B.: S. Gessner, La mort d'Abel, poème en cinq chants, von M. Huber übersetzt, Paris, Hardy, 1760; Idylles et poèmes champêtres, von M. Huber übersetzt, Lyon 1762; Daphnis et le Premier navigateur, von M. Huber übersetzt, Paris 1764. 44 - 4 6 gedrucktes historisches Verzeichniß/das gemälde Kabinet Hen Wincklers] F. W. Kreuchauf, Kreuchaufs historische Erklaerungen der Gemaeide, welche Herr Gottfried Winkler in Leipzig gesammlet, Leipzig 1768. 41 mit deutschen Buchstaben] Wille setzte sich für die Einführung der Aufklärung in die deutsche Typographie ein. Vgl. Willes Brief an Christian Ludwig von Hagedorn vom 25. Januar 1766, Anm.

226 An Christian von Meckel Paris, 15. März 1769 Paris den 15. Merz 1769 Mein Lieber Herr von Mechel! Ich habe Ihre beyden briefe von welchen Sie reden richtig erhalten. Solte es aber billig gewessen seyn Ihnen einen Briefe Unkosten zu machen? indem ich weiter nichts zu sagen hatte als daß mir der Schwerdfeger gesaget habe Ihr degen wäre schon in den Händen des kirchenschweizers, eine sache die sich durch die Übersendung des degens wohl wird gezeiget haben. Ich habe Ihre beyden Zettel an He Choffard und M d e Daulé, welche in Ihrem briefe vom 10. Merz waren, gleich hintragen lassen. M d e Daulé hat gleich darauf die verlangete Landschaften hergegeben. Hen Choffard ließ ich sagen er könne entweder mir oder Hen Basan Ihre begehrte Kupfer zustellen. Mein bedienter traf ihn nicht an; ließ aber den Zettel seiner frau. Heute nun habe ich alles was Sie von mir verlanget zu He Basan, sammt den Landschaften der M d e Daulé, bringen lassen. He Basan wolte alles zubereiten um schleunigst fortzusenden; aber mein bedienter sagte ihm er müsse doch auf Hen Choffard noch warten welches er auch versprach. Ich habe 3 neue Platten an Tag gegeben, zwo unter dem Titel Ruines Romaines nach He Dietrich, und weil ich sehe daß sie hier wohl aufgenommen worden und schön sind: so habe ich von ieder 24 abdrucke beygeleget so wie von ieder einen abdruck vor Ihren gierigen Zahn. Die dritte Platte hat den Titel Goûté rustique und von dieser sind nur 12 dabey dieses ist das Nebenbild zum Goûté flamand. Ein gewisser nahmens Schwab fing sie an und als er das geld davor alle gezogen hatte ließ er die Arbeit unausgemacht und zog über Land in seinem braunen Mantel gehüllet. Dieser iämmerliche Bruder

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Brief 226

25 hatte Nägel an den fingern (welche er seit seiner Taufe nicht gewaschen hatte) wie Adlersklauen und grüne Zähne im Munde. Dann er aß die kupferspäne wie speck und den speck wie die kupferspäne. Dieses beweiset daß er er kein Jude aber doch karg und sparsam war. faulen käs aß er so gerne wie Honigseim. Er hatte beständig einen guten stinkenden Vorrath in seinen 30 stiffeln welche an der Wand hingen. Einsmals hatte er vergessen den Käß aus den stiffeln zu nehmen als er ausgehen wolte und sie anzog. Ich sah ihn kommen, ich wüste nicht was es Zubedeuten hatte daß ihm so viele hunde nachlieffen und daß alle Menschen von ihm auf allen Seiten die flucht wegnahmen. Endlich als er näher kam stieg der süß-säuerliche geruch bis an 35 mein fenster herauf. Ich rannte geschwinde und riegelte die Thüren zu und ließ ihn fein außen stehen und klingeln und pochen. Er ging weiter; den geruch aber konnten wir in 14 Tagen zeit aus der Treppe verbannen! O welch eine menge Essig hat es gekostet! Nun an unßere rechnung 40 18 Phisiciens 27 # 18 Ménagères 27 # 18 Joueur d'Instrument 40 # 10 s 12 Musiciens Ambul 90 # 9 Dévideuse 20 # 5 s 45 8 Liseuse 18 # 7 Tricoteuse 15 # 1 5 s 8 Cuisinières 18 # 5 Gazetière 11 # 5 s 9 Cléopatre 20 # 5 s so 12 1 er vue du Mein 12 II e vue du Mein 18 # 6 Bergères 13 # 1 0 s 18 Pêcheurs Corses 18 Jeune Blanchisseuse 64 # 16 s 55 12 Mères contente 12 Mères mécontente 37 # 16 s 6 l è r e Vue d'Autriche 6 IIe vue d'Autriche 18 # 18 s 6 Pêches heureuse 60 6 Ecueil dangereux 18 # 18 s er 24 1 Ruine Romaine a 36 sols 24 II ème Ruine Romaine 86 # 8 s 12 Goûté rustique 18 # 1 rem 1 Seconde Ruine Romaine 00 65 zusammen 564 # 6 s dieses habe ich zum alten geschrieben

März

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(Am Rande unleserlicher Text) Wie kan ich wohl etwas fur meinen Zahn wünschen was ich (Riß) habe. Blindlings mag nicht gerne kauen. Will (Riß) der Eigenthümer das Stück auf meine Unkosten her {Riß) von billigem Preise reden: so könnte ich wohl mit (Riß) werden und es wäre ein gerüchte vor meinen Zahn (Riß) es mir aber nicht an: so gehet es auf des Eigenthümers (Riß) Unkosten wieder zurücke. Betrachten Sie aber das gemäl (Riß) erst noch einmal genau* und finden Sie daß es Helle, das heißt nicht schwarz geworden ist. Ist die Oberfläche des gemahlten nicht durch unverständiges auspuzen verdorben und stump gerieben? Ist nichts daran geflicket und gemahlet? Ist das Brett weder gesprungen noch krumm? Ist es hübsch mit Vieh und Menschen bevölkert Kurz ist es als ob es von der Staffeley käme so sende man es nur getrost. Indessen will ich meine Zähne wezen! Man dürfte nur von einem Schreiner eine glatte hölzerne rahme machen lassen welche wohl tief eingefalset wäre damit weder die gemalte Seite noch der rücken des gemaldes im kästchen anliege** Bey Bretternen gemälden muß man behutsam seyn. Es könnte durch unßeres freundes He Eberts hände mit der Landkutsche gehen. Ich empfehle mich der wehrten frau Liebste und bin beständig von herzen Ihr gehorsamer diener Wille *(Am Rande unleserlicher Text-Riß) ** auch müste das Kästgen stark seyn damit es im Wagen von stärkern Kasten nicht zusammen gedrückt werde. Ich habe einmahl ein betrübtes exempel gesehen. Handschrift aus den Beständen der städtischen Sammlungen Wetzlar. 17 Ruines romaines] Diese römischen Ruinen wurden 1768 von Nicolas Delaunay gestochen und von Wille dem Maler Dietrich gewidmet (Journal I, 402). 4 0 - 4 9 18 Phisiciens . . . 9 Cleopatre] Die hier aufgezählten Stiche sind von Willes Hand und wurden schon mehrmals in den vorigen Anmerkungen erwähnt.

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Von Michael Huber Leipzig, 24. März 1769

Leipzig ce 24 mars 1769 Mon très-cher ami, Avant d'entrer en matière, faites, s'il vous plait civilité à ce mien ami qui vous présente cette lettre de ma part, car quand vous aurés bien fait connoissance avec lui je suis sûr que vous lui ferés amitié. C'est M. Gervinus, qui a été ici avec Mr de Hardenberg, fils du Général de ce nom, et qui est un homme plein de connoissances dans les beaux arts et dans les belles lettres. Comme nous avons été très liés pendant son séjour en notre ville, il pourra, pour peu que vous en soyés curieux, vous rendre un compte fort exact de ma conduite

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Brief 227

et de celle des miens; il vous dira, s'il veut être de bonne foi, que je suis toujours le même, et que, quoiqu'à présent j'aie quarante ans bien passés, je ne suis guère plus sage que lorsque nous nous voyions. Je laisse là les intérêts de mon ami pour vous parler des miens. Savés-vous qu'il y a bien longtems que vous ne m'avés écrit et que, sans vouloir compter avec vous, vous me devés encore réponse à la lettre que vous a remise de ma part le docteur Plattner. Depuis le mois de septembre de l'année dernière je n'ai pas reçu une ligne de vous, et vous savés pourtant que je suis très-friand de vos lettres. Ce qui vous est arrivé dans la rue Mazarine, à la recherche de notre ami Schwarz m'a frappé d'étonnement; il faut savoir que ces choses extraordinaires n'arrivent guère qu'à vous. A propos de ce Schwarz, nous avons toujours bien de la peine à être d'accord; je voudrois être payé, il voudroit éluder le payement, voilà au fond tout notre différent; je viens de lui écrire par la voie de Mr Humblot, de me payer en livres, de m'envoyer la nouvelle édition de Voltaire ou quelqu'autre livre de cette valeur; je ne veux plus lui écrire directement, parce quand je lui demande quelque chose, il feint de n'avoir pas reçu la lettre; il m'a marqué dernièrement qu'il alloit se faire recevoir libraire; je doute qu'il réussisse dans le commerce; il faut pourtant une certaine franchise dans les procédés, et lui, il met de la finesse partout. Mais parlons d'autres choses. Koch est de retour en notre ville; il est enchanté de Weimar, où il a été extrêmement goûté; la Duchesse, la Cour et la ville à l'envi lui ont fait à lui et à toute la troupe le plus grand accueil. Pendant la foire il jouera tous les jours, mais pour le reste du tems il n'a la permission que de jouer deux fois par semaines; on se flatte de remettre les choses comme elles étoient auparavant. Notre cher Electeur et la jeune Electrice viendront ici à la foire prochaine; la foire finie nous leur prêterons foi et hommage. On vient de me dire que l'Electrice douairière ne viendra pas, ce qui me fache beaucoup, car j'ai toujours beaucoup d'attachement à la vieille cour. A cette foire nous n'aurons pas beaucoup de nouveautés littéraires, mais nous aurons une nouvelle édition de Geliert, avec les desseins de M. Oeser; dans le tems je me ferai un plaisir de vous l'envoyer, avec quelques autres vieilles nouveautés. Pour le présent recevés ma traduction de Wilhelmine. C'est un ouvrage rare, vous pourrés vous vanter d'être le seul dans tout Paris qui possédés un exempaire. Vous et mes autres amis vous recevrés incessamment les lettres de Geliert et de Rabener, lettres dont la meilleure partie n'aura encore paru que dans ma traduction. Mon ami Gervinus vous donnera au reste tous les éclaircissemens sur l'empire littéraire de notre Allemagne; il vous dira comment il s'y est élevé trois tyrans qui bouleversent tout, savoir Kloz de Halle, Lessing de Hambourg, Herder de Riga, et que ceux-ci ont formé d'autres petits tyranaux qui augmentent encore le désordre. A présent je vais vous parler de choses qui m'intéressent davantage; comment se porte M e Wille, ma chère commère, M. Wille, mon petit compère et mon ami frédéric? Tous fort

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bien, à ce que j'espère. Du moins il en est ainsi de nous. Ma femme {vous fait à) tous bien des amitiés; elle a écrit naguères à M e Wille une longue et ample lettre, (à laquelle) elle n'a pas reçu de réponse, ce qui la fache fort. Mon petit se porte comme un charme, il parle allemand et françois, et il est drôle comme un caffre Faites bien nos amitiés à tous nos amis et amies, à M r et M e Chevillet, à M r et M e Braconier, à M., M e et M lle Gaillard, à M r de Marcenai, Messager, et à tous ceux qui ne m'ont pas oublié, surtout notre ami M. Baader. Je suis pour jamais votre ami et serviteur Huber. (Auf dem linken Rand): Ayés la bonté de faire remettre à M. Humblot ce petit chiffon de papier (Von der Hand Françoise Hubers): Je n'ai de place que ce qu'il m'en faut monsieur pour vous renouveller mes assurances d'amitié et a votre famille, particulièrement à madame Wille que je vous prie de faire ressouvenir un peu fort qu 'elle me néglige beaucoup je ne reçois aucunes lettres qui m'instruisent de vos santés, madame chevillet ne m'écrit pas non plus je ne sai a qui m'adresser, je m'adresse donc a vous et s'il faut gronder, mais vous n'écrivés pas non plus ainsi ne grondés personne et écrivés nous F Huber Archives Nationales Paris 219 AP. 16 Plattner] Plattner hatte Wille im März 1769 besucht (Journal I, 401, 402). 20 Schwarz] Zu Hubers Vorwürfen gegen Schwarz, vgl. Michael Hubers Brief an Wille vom 1. Januar 1768, Anm. 23-24 La nouvelle édition de Voltaire] Vielleicht: Voltaire, Pièces nouvelles de Monsieur de Voltaire, Amsterdam: Petit, 1769. 39 ma traduction de Wilhelmine] Moritz August von Thämmel, Wilhelmine, poème héroï-comique, übersetzt von M. Huber, Leipzig 1769. 41 nouvelle édition de Geliert avec les dessins de Oeser] Christian Fürchtegott Geliert, Sämtliche Schriften, 8 Bde., Bern: B.L. Waithard, 1767-1775 : oder: C.F. Geliert, Sammlung der sämmtlichen Schriften, Neue Auflage, 4 Bde., Wien: J. T. von Trattnern, 1769. 4 3 - 4 4 les lettres de Geliert et de Rabener] Wahrscheinlich: C. F. Geliert, Briefe, in: C. F. Geliert, Sämtliche Schriften, 8 Bde., Bern: B.L. Waithard, 1767-1775, Bd.l, oder: C.F. Geliert, Sammlung der sämmtlichen Schriften, Neue Auflage, 4 Bde., Wien: J. T. von Trattnern, 1769, Bd. 4. 45 dans ma traduction] Anspielung auf Hubers vierbändige Anthologie Choix de poésies allemandes, Paris (Humblot) und Leipzig 1766, in der eine Reihe von Briefen Gellerts und Rabeners übersetzt sind.

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Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 28. März 1769

de Berlin ce 28 de Mars 1769 Monsieur et très cher ami, Pour répondre a vos deux derniere lettres je vous dirai cher ami que j'ai receu la Quittance des 334 livres 10 sols, que vous avez payé pour mon Comte

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Brief 228

a Möns. Riederer et vous suis tres obligé du bon payement, votre Ms. Joullain a voulu jouer un tour de Marchand qui ne lui a pas reüssi. je suis bien aise que vous soyez un peu Content de mon Philosophe et vous aurois envoyé avec plaisir une Couple d'epreves sans lettre mais je n'en ai point, encore moins du reste de mes petites pièces j'en ai été si peu Curieux que jai brulé tout ce qui en existoit pour n'être point embarrassé d'un tas de paperasses, mais pour ce qui regarde l'avenir j'aurois soin de vous en mettre quelques Epreuves a part. depuis quinze jours la présentation au temple d'après Ms. Dietrich est achevée et lui a été dédié comme vous le verrez, je vous dirai que dans le temps que je vous en parlais dans ma lettre, j'avois déjà le tableau a la maison je souhaite que vous en soyez Content je vous envoie donc 6 douzaines de belles Epreuves et 3 apart, dont une pour vôtre portefeuille une pour mon ami Cochin et une pour mon bon ami Ms Riederer vous serez surtout content des 6 Epreuves sans lettre que j'ai tiré avec tout le soin possible, comme vous les avez commendées avant que la planche a été Commencée je vous les passe au même prix que les autres, ainsi faites en vos choux gras, outre je vous envoye tout ce que vous avez demandé et vous l'ai Expédié pour Strasbourg a l'adresse de Ms. Eberts. j'aurois beaucoup souhaité d'en charger Ms. Vanloo qui est parti d'icy il y a 15 jours, mais outre que ce dernier n'a mené qu'un petit Coffre avec lui, le paquet dailleurs étoit trop grand pour l'en charger, vous trouverez aussi une Epreuve de la fille d'après gover flinck qui n'est pas totalement achevé et une Epreuve d'un vieillard dont Rembrandt nous avoit laissé un fragment et qui a été achevé par quelqu'un que je ne connois point, queje vous prie de mettre dans vôtre Collection il n'en existe que 50 Epreuves a ce qu'on m'a assuré, sils se trouvent des amateurs ils pourront l'avoir pour 10 livres (cest bien de l'argent) mais on est Convenu quils payeront cette badinerie sils veulent l'avoir. il existe deux superbes tableaux dans la Collection de Ms. le Comte de Kamcke qui représentent une belle Juive et un vieillard avec grande barbe, la première a deja été assé mal gravée en manière noire par Preisler de Nuremberg et dont on se vante en dannemark de posséder l'original mais celui qu'a Ms. le Comte de Kamcke est incontestablement de l'auteur Hollandois. de même que son pendant si le professeur n'est pas trop difficile a me le prêter. Je me propose de les graver cet Eté, cela pouroit d'autant mieux se faire que Ms. le Comte va faire un voyage qui le tiendra absent jusqu'au mois de november il passera par paris et pourrait bien vous aller voir, il est fort Riche et Curieux ensemble, ainsi je ne doute point qu'il ne fasse quelque Emplette soit en tableaux ou Estampes qu'il aime beaucoup, voicy la liste de l'emplette que je vous envoye sçavoir Livres 144 72 Présentations au temple a 40 sols 24 filles de foire a 10 s 48

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24 Philosophes a 20 s 24 24 têtes nouvelles d'après Rembrandt a 10 s 12 6 Epreuves de la presentation au temple sans lettres 12 pour les Frais de la Caisse et port jusqu'à Duderstadt 6 total Livres 246 La quelle somme mon cher ami vous pourrez payer a vôtre Comodité a M Riederer qui m'en tiendra Comte, j'ai oublié de vous parler de la nouvelle tête de Rembrandt que vous recevrez avec la petite Caisse je l'avois déjà gravée autre fois d'après une belle copie que Ms. Pesne avoit fait d'après cet auteur avec quelque changement, n'ayan pas vû l'original pour lors, mais qui m'étant depuis peu tombe entre les mains, je l'ai gravé derechef, cet a vous cher ami de juger lequel a été mieux réüssi, je vous embrasse en faisant bien des Compi a Madame Wille et suis avec beaucoup d'Estime et de Considération Monsieur & très cher ami, votre très humble et tres obéissant serviteur Schmidt die adreße von H Rode ist in der Klosterstraße gegen über den Herrn hofRath Troschel (Am linken Rand): Je ne sçais pourquoi je ne reçois plus rien des ouvrages de Ms. Cochin est ce qu'il ne grave plus rien? ou ne songe til plus a moi faites lui bien des Compi. Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 9.5.1769 auf G. F. Schmidts Brief (Journal /, 406). 3 Vos deux dernières lettres] Im Tagebuch werden in dieser Periode zwei Briefe Willes an Schmidt erwähnt (15.11.1768, Journal I, 388; 4.2.1769, ebd., 397), welche nicht erhalten sind. 12 Présentation au temple] A. Crayen, Catalogue raisonné de l'œuvre de GeorgesFrédéric Schmidt, graveur du roi de Prusse, London 1789, Nr. 167. 2 2 - 2 3 Ms. Vanloo] 1769 kehrte Amédée Van Loo (1719-1795), der 1748 an den Hof Friedrichs des Großen in Potsdam berufen wurde, nach Paris zurück. 1770 wurde er zum Professor an der Académie Royale ernannt.

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Von Johann Martin Preisler Kopenhagen, 8. April 1769

Liebwerthester freund Wann Sie mir nun recht bös sind, so haben Sie nur halb Unrecht. Heut vor 8 Tagen einen Brief von mir empfangen, und nun schon wieder. Einen Brief der keinen Sous, noch viel weniger so viel Geld werth ist! Schreiben Sie alles das auf meine Rechnung, haben Sie Gedult mit mir, ich will Ihnen alles

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Brief 229

bezahlen; und merken Sie doch nur ein bisgen auf, Sie werden finden daß mehr (Kund) dahinter steckt, als man glauben solte. Wegen meiner grösten Angelegenheit die ich vor iezo habe, nehml. recht gute Abtrucke von meiner verfertigten Statua equestris zu bekommen, so hab ich Ihnen in meinem lezten Schreiben gemeld, daß wann die druckerschwärz u das Nußöhl zu den erbetenen Papier könte gepackt werden, so würde ich Sie auch darum ersuchen. Es fiel mir nachgehends ein: würde dir dein bester freund Will nicht die Liebe und freundschaft erzeigen und die färbe in Paris zubereiten und reiben lassen, so, daß nur gleich damit kan eingeschwärzt u getruckt werden? Was deucht Ihnen von dem Einfall? Ist er nicht richtig? Ist er nicht gründlich und nüzlich. Ich meyne vor mich; denn Sie sollen weiter nichts davon tragen, als daß ich auch dadurch werde vor Augen stellen, daß Sie mein bester freund sind. Mir kommt vor, daß sich dieses ohne allen Einwurf sehr wohl bewerkstelligen läst; Nur ist die frage, wie viel man zu 2000 Abtruck {am linken Rand: Die Abtrücke bestehn jeder aus Zwey Blat u werden zusammengesezt; die statue equestre auf einer besondern Platte und der Pfeil des Piedestal auf Einer. Beide Platten möchten der Gröse nach einen ganzen Bogen von Grand Aigle ausmachen), färbe benöthig seyn möchte und ob man von dergleichen Art immer noch nachgeschickt bekommen könnte? Ob sich eine grose Quantität conserviren läst, und was dergleichen mehr ist. Das Geld soll auf der Stelle, zum Voraus oder wie sie es belieben werden, so gleich erfolgen; Ich bitte mir nur eine geneigte baldige Nachricht von Ihnen aus, und hoffe auf drey Briefe zugleich Antwort zu erhalten. Es ist freyl. viele Arbeit die ich Ihnen aufbürde; Aber, wenn Sie mich nur den zehnten Theil noch so lieb haben, wie ich vor alten Zeiten mich rühmen könnte; so kan ich ganz sicher Rechnung darauf machen. Daß ich Sie just mit allen diesen Commissionen belade, und Ihre Liebe zu mir dadurch auf die Probe stellen will, scheint nicht zum besten angebracht zu seyn; allein, wie könte ich besser versichert seyn hierinnen zu reüssiren und nicht angeführt zu werden, als durch Sie, der es redlich meynt, der die Sachen tägl vor Augen und die Trukkerey bey sich hat. Darum bitte ich Sie noch einmal, verdenken Sie es mir doch ja nicht, und haben Sie Mitleid mit mir. Geben Sie mir Tausend andrer Gelegenheiten, Ihnen meine Gegendienste zu leisten. Sie werden mich allezeit dazu bereit finden. Ihrer Frau Gemahlin und herrn Söhne, bitte mich zu empfehlen. Von meiner frau u Kinder, die diesen Winter alle drey die Blattern glücklich überstanden haben, wie auch von unserm freund Sturz, habe ich recht schön zu grüssen. Die herrn Jardin und Wideweldt halten sich nicht mehr in Paris auf, ich erwarthe also Mr de Bosse sein Tractätgen mit dem bewusten Papier. Ihr H. Sohn ist so gütig und sucht mir ein paar Buch Papier aus, so wie man auf der Academie gebraucht; ich verstehe von dem weisen. Leben Sie wohl und werden dabey alt. Hiermit schlüsse ich und verharre

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Ihr alter aufrichtiger freund und diener J. M. Preisler Copenhagen d. 8ten April 1769. Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 4. Mai 1769 (Journal I, 405): »Répondu sur deux lettres de M. Preisler, graveur du roi de Danemark, à Copenhague. Je lui dis que j'ay fait des commissions en papier, etc., pour imprimer la statue équestre du feu roy de Danemark, à Copenhague, qu'il a gravée. Je lui mande que le tout a été remis à MM. Tourton et Baur, comme il l'a désiré, et qu'ils m'ont remboursé.« 9 Statue équestre] Diese Reiterstatue vom dänischen König Friedrich V. hatte J. M. Preisler nach einer Zeichnung von J. F. Saly gestochen (vgl. Journal I, 405). 45 M. de Bosse] Abraham Bosse, De la manière de graver à l'eau forte et au burin et de la gravure en manière noire, avec la façon de construire les presses modernes et d'imprimer en tailledouce, nouvelle édition revue, corrigée et augmentée du double et enrichie de dix-neuf planches en taille douce, Paris: C. A. Jombert, 1745.

230 An Christian von Meckel Paris, 4. Mai 1769 Paris den 4 May 1769 Mein liebster Herr von Mechel Ich habe die beyde gemälde von welchen die rede war, nur einen Augenblick angesehen und dem Kirchenschweizer He Meyer gleich wieder zugestellet. Vor gemälde vom Höllenbrügel giebt man heutiges tages nichts mehr in Paris, und wann Sie einmahl wieder auf Paris kommen und mich mit Ihrem besuche beehren alsdann will ich Ihnen in meinem eigenen Kabinete zeigen wie schöne ächte Bergheme aussehen müssen. Es ist mir leyd; aber warum haben Sie nicht meine vorige beschreibung in betracht gezogen. Ich habe das Buch von He. Nüschler erhalten. Sein angedenken freuet mich. Ich habe auf Ihr Verlangen zu He Basan gethan: 25 Golfe de Naples 45 # 25 son pendant 45 # 18 l e r e Ruine Romaine 32 # 8 e 18 II Ruine 32 # 8 Total 154 # 1 6 dieses habe ich zu den vorigen Artikeln geschrieben. Nach vielem nachsuchen 3 le Golfe de Naples gefunden, nun fehlet das Nebenbild. Haben muß ich es das ist gewiß, und zwar auch 3 aber geduldt ich muß noch suchen. Von meinen übrigen verlangten blättern habe ich noch keine kriegen können. Es ist wahr ich habe eine menge fille de faire und nebenbild a 50 sols und alles hier vollgestopfet erhalten aber daß ich Dietricy unter seyn Porträt gesezet hinge von diesem Mahler selber ab. Er hat es so haben wollen weil

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Brief 230

er all seine gemälde so bezeichnet. Ist es alßo meine Schuld! Ich habe es nicht aus meinem Kopfe gethan. Sie haben recht daß Sie des seel. Winckelmanns Porträt so einrichten daß es Zu seinen Werken kan gebunden werden, diese große ist gut und zudem es kommt ia nicht auf die größe sondern die güte an. Wir empfehlen uns Ihnen allen. Ich aber habe die Ehre zu seyn Ihr gehorsamer Diener Wille Handschrift aus den Beständen der des städtische Sammlungen Wetzlar. Vgl. Journal I, 441. 10 Herr Nüschler] Felix Nüscheler (1738-1816). 14 Ruines romaines] Vgl. Willes Brief an C. von Mechel, 15. März 1769. 28 des seel. Winckelmanns Portrait] Im Tagebuch erwähnt Wille ein von C. von Mechel gestochenes Porträt Winckelmanns ('Journal I, 383, 12. Oktober 1768). Wahrscheinlich handelt es sich um das Porträt (ohne Angabe des Stechers), wo Winckelmann in Halbfigur, nach links gedreht und mit einem Buch in der rechten Hand dargestellt ist. Im unteren Teil des Stiches kann man folgende Worte lesen: »Gravé d'après le dessin de Salesa, fait sur le tableau d'Antoine Raphael Mengs, qui est dans le cabinet de Monsieur le Chevalier d'Azara, ministre plénipotentiaire du roi d'Espaagne à Rome«.

231 An Christian von Mechel Paris, 1. Juli 1769 Paris den 1. Julius 1769 Mein liebster Herr von Mechel Ich habe gestern, zufolge Ihrer anweißung, Tausentzwanzig livers und 4 sols bey He. Riederer empfangen weßwegen ich Ihnen danke, alßo ist unßere rechnung geschlossen und geendiget. Erlauben Sie mir hier Zusagen daß es mir wehe thut daß Sie meine wohlmeinende und aufrichtige erinnerung, in ansehung des Porträtes, welches Sie iezt machen, nicht von der rechten seite her haben überdenken wollen. Ich wolte Sie dadurch vor einer allzu langwierigen Arbeit warnen welche die Erscheinung zuweit von der unglücklichen begebenheit Winckelmanns entfernet hätte und folglich die begierde der Käufer schon in etwa erkältet haben könnte. Ich zweifele nicht daß Sie diese Anmerkung nicht schon auch in Ihren Schuliahren solten gehöret geliebet und gehasset haben, für der guten ausübung soll mir nun folglich nicht bange seyn. Es ist übrigens ganz wahr daß ich mir selber übel will weil ich mir bisher so fälschlich geschmeichelt hatte noch ein altes recht zu haben Ihnen von herzen und ohne Versüßung meine meinung zu sagen, eben so wahr ist es daß Ihr brief zu hader und Zanck einen hinlänglichen Stof enthalten möchte wofür ich Sie aber zu warnen wünschte weil weder Ihnen noch mir der geringste Vortheil dadurch zuwachsen könnte und weil ich von alters her ein ziemlicher feind davon bin.

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Es ist mir gewiß sehr leyd daß ich die Nachricht vernehmen muß daß Ihr He. Bruder krank geworden ist; doch hoffe was ich wünsche nehmlich daß er, indem ich dieses schreibe, schon außer gefahr und ganz besser seyn werde. Gedachter kupferstich verkauffet sich 50 sols in Berlin, dieses wird Ihnen H. Poullain auch berichtigen können: dann er hat selber kommen lassen. Ich habe seine rechnung gesehen weil er order hatte das geld an mich auszubezahlen. Ich habe die Ehre beständig zu seyn mit vergnügen und Hochachtung. Meines lieben Herrn von Mechel unterthänigster und gehorsamster diener Wille. Handschrift aus den Beständen des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg. 6 - 7 in ansehung des Porträtes] Winckelmanns Porträt. Vgl. vorigen Brief.

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Von Pierre Alexandre Wille Sens, 2. August 1769

Sens, le 2 aoust 1769 Mon très-cher père, Je vous prie de ne pas croire que j'ay pris en mal les crayons que vous m'avés envoyé; au contraire, j'ay été extrêmement sensible a votre attention; mais je vous ay marqué qu'ils ne me seraient peut-être pas d'une grande utilité pour que vous ne vous attendiés pas a voir une cantité de dessins prodigieuse. Vous scavez que je n'aime pas mantir; c'est pourquoy je vous rend un compte fidelle et exactte de toute ma conduite. Ici, le tablau que je suis après a faire ne s'avance pas mal; j'ai finie hier de peindre les 3 tetes et les manches de chemises qui sont dedans, et je compte l'avoir finit pour la SaintLouis, qui est, à ce que je pense, le terme de mon excursion hor la maison paternelle, que j'ai grande envie de revoir. Monseigneur va un peu mieux présentement, et espere vous envoyer insessament une boete de fer blanc pour que vous ayez (dit-il) la bonté de mettre votre nouvelle estampe, voulant par la etre des premier pour avoir des premieres epreuves. J'ai trouvé singulier à M. Buldet de m'appeler Philippe; il me paraît que ce monsieur-là voudrait, à quelque prix que ce fut, me faire renier mon patron, chose que je ferait pas, m'en dut il coûter gros; la place qu'il occupe dans le ciel est trop interessante pour moy, et je ne veux certenement pas m'en faire une enemie. Si bien des suplians auprès des grands avoient la politique de se faire bien venir du portier, ils ne seraient peut etre pas si longtems a obtenir ce qu'ils demandent. J'ai profité de l'avis que vous m'aves donné de ne pas moisir dans la maison. Hier, sur les six heures du soir, je suis sorti avec Halm, qui a pris un fusil sur son epaule, disant a monseigneur qu'il se ressouviendrait encore tres bien de son premier metier, qui etoit de chasser. Sur cette assurence, il le laisse partir

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et je l'accompagne; nous allons sur le territoire de Sainte-Colombe, et nous nous enfonçons dans un endroit marecageux. Comme mon pied ne me permet pas de chasser ainsi, je me suis assis sur l'herbe, ou j'ai même dessiné un sole. Je perd bientôt Halm de vu; il s'étoit éloigné de moy pour trouver du gibier. J'entendois a tout moment pif, paf, pan, et je lui criois de toute ma force: A tu quelque chose? J'entendois une voix lamentable qui me repondoit rien, et moy de continuer de dessiner; enfin, lorceque mon arbre fut finit, je me levay et je l'alois trouver dans l'instant ou il etoit a viser un corbeau perché sur un arbre, mais aussi le coup tiré, l'oiseau part en le regardant insolament; moy je le guayois beaucoup, en lui disant que sans poudre ni plomb j'en ferois plus que lui. Je n'eus pas plutôt dit ces parolles, que je me retourne et vois deriere moy, par terre, un canard sauvage, qui a la vérité etoit tout jeune, et qui, a ce queje pense, etoit éloigné de sa mère; je me courbe et le ramasse en le montrant au pretendu chasseur, qui, enragé de voir ma bonne fortunne, dit: Parbleu, je ne m'en iray pas sans raporter quelque chose au logis. Il dit, et aussitôt il se met a chercher dans les près la grenouille la plus grosse qu'il put trouver, et l'attacha avec son couteau a un arbre pour lui tirer un coup de fusil a son aise. Le coup part et la grenouille est encore dans son meme état: aucunne trace de plomb. La colère alors s'empare de ses sens: il remet finalement son fusil sur son epaule et, moy, mon canard en vie dans la main, nous reprenons le chemin de la maison: j'ai donne mon oiseau a la mere Loyson, qui en a fait present a une feme du peys, et une poule s'est charge de l'elever en l'adoptant pour son fils. Si j'avois été plus près de Paris, je l'aurois aporté a Frederic, a qui je souhaitte une bonne santé et que j'embrasse de tout mon cœur, ainsi qu'a ma chere mere, que j'embrasse pareillement. Il eut été plus decent de placer ma chere mere avant mon frere, mais je la prie extrêmement de ne pas m'en savoir mauvais gré, car elle peut etre persuadé que si elle est placé a la fin de ma lettre, elle l'est au commencement de mon cœur. Mes respects, s'il vous plait a ma tente Chevilet, M. Chevilette, madame Bracognier, M. Messager, de Marcenay, Daudet et Baader. Je leur souhaite a tous une parfaitte santé, ainsi qu'a vous, mon cher pere. Je vous embrasse de tout mon cœur, et suis sincerement votre tres humble, et tres obéissant, et tres soumis fils, P. A. Wille Mes complimens, s'il vous plaît, a Josephe et a Marie, et leur souhaitte bon courage dans le demenagement, chose que l'on ne peut pas faire sans une bonne santé. Halm vous presente ses respects; il a fini d'ebaucher toutte sa tapisserie et grave maintenant le plancher a l'imitation du votre. Journal I, S. IX-X. Am 26. Juni 1769 war ÌVilles ältester Sohn, Pierre Alexandre, mit Willes Schäler Matthäus Halm nach Sens gereist, um Nicolas de la Pinte de Livry, Bischof von Callinique,

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zu besuchen (Journal I, 409). Am 11. August 1769 vermerkt Wille, sein Sohn sei aus Sens zurückgekommen (ebd., 413). 12 Monseigneur] Nicolas de la Pinte de Livry, Bischof von Callinique. 14 votre nouvelle estampe] Le concert de famille, nach einem Gemälde von G. Schalken, (1769, Le Blanc Nr. 54, Nagler Nr. 158). Am 6. August 1769 (Journal I, 413) schickte Wille ein Exemplar dieses Kupferstichs dem Bischof zu.

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Von Michael Huber Leipzig, 3. August 1769

Leipzig ce 3 d'août 1769 Mon très cher ami J'attendois avec impatience le retour du D. Plattner, ne doutant nullement qu'il ne m'apportât une lettre de mon ami M. Wille. Il arrive enfin, il me dit qu'il a des lettres pour moi, que ne les ayant pas encore déballé, il me les apporteroit le lendemain; plusieurs jours passent sans que j'en ai reçu des nouvelles, j'envoie chés lui pour lui demander mes lettres, il me fait dire qu'il s'est trompé, qu'il n'en a pas pour moi. Le maudit Docteur qu'il m'a fait enrager! J'étois encore tout couroucé, lorsque trois semaines après il vint chés-moi m'apporter votre lettre; et je lui ai pardonné sur le champs, car comme vous savés, je suis bon. M. Junker l'avoit aussi chargé de me remettre la traduction du Messie; je ne la tiens que depuis trois jours, tant il est exact à s'acquitter de ses commissions. Il faut pourtant pardonner toutes ces négligences à ce pauvre Docteur, car il est amoureux que c'est une pitié; c'est une demoiselle de Gera qui a fait tous ces ravages dans son pauvre petit cœur, et enfin pour se tirer de peine, il prend le parti de l'épouser, c'est ce qu'il fera immédiatemnt après la St Michel. On dit que la persone a du bien et de la figure. Je me suis un peu étendu la dessus, pour vous faire voir, que, quoique Leipzig ne puisse pas entrer en comparaison avec Paris, il arrive pourtant des choses bien extraordinaires. Vous avés traité le précis de l'histoire de votre plume d'une manière supérieure, mais il faut vous en tenir là et laisser traiter à fond ce sujet interressant pour l'humanité par les Doctes de nos universités. Vous vous plaignés du déluge des traductions allemandes, et il me semble que vos plaintes sont bien fondées. Sur cet article je n'ai pas la conscience nette et je crains bien que ce ne soit mon exemple qui ait répandu la contagion. Parmi les traductions que vous me cités, vous ne me parlés pas de l'Allemagne délivrée Quelle association l'Arminius de Schoenaich et le Messie de Klopstock! Pour moi je me regarde aujourd'hui comme un traducteur réformé; il est vrai pourtant que j'ai encore traduit Wilhelmine sans trop savoir pourquoi; c'est un ouvrage qui ne me fera sans doute jamais beaucoup d'honneur, et qui je vous jure me fait encore moins de profit. Mon libraire l'a envoyé à Paris avec l'habillement françois que je lui ai donné; je me doute bien qu'on lui trouvera l'air un peu trop étranger. J'ai remis un exemplaire pour vous à

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un certain M. Gervinus gouverneur d'un M. de Hardenberg de Hannovre qui tous deux ont été mes convives; il devoit passer quelque tems à Paris, et m'ayant demandé une lettre pour vous, je la lui ai donnée, ainsi que l'exemplaire en question; mais comme j'apprens aujourd'hui qu'il est à Göttingue, et qu'il n'a pas été à Paris, je voudrais savoir s'il vous a fait parvenir le petit paquet. A Pâque prochains je compte donner un choix des lettres de Geliert et de Rabener; il y en aura plusieurs qui n'ont pas encore été imprimées. M. Humblot vous aura remis sans doute la troisième partie du Messie et l'histoire d'Osnabruck par Moeser; ce dernier ouvrage m'a paru renfermer des choses bien vues sur l'origine de nos constitutions, et l'auteur me paroit homme à laisser bien loin derriere lui le peuple rampant de la plupart de nos historiens. Est ce que cet ouvrage ne seroit pas bon à être rendu en françois? Du moins il me le semble, et d'ailleurs j'ai beau me casser la tête pour trouver quelque chose qu'on put habiller à la françoise... Je vous envoie le catalogue de la foire et je vous l'enverrai toujours afin que si vous y trouviés quelque chose qui put vous faire plaisir, vous me le marquiés, vous serés servi presto. Je vous suis fort obligé de Chinki et surtout des deux Ruines Romaines que j'ai trouvé charmantes. Depuis que je suis dans ce pays-ci j'ai un peu augmenté ma collection d'estampes. Les marchands Italiens qui viennent ici en foire sont des gens bien dangereux pour les faibles comme moi, demandés le un peu à ma femme. J'ai un cabinet d'estampes encadrées qui fait l'admiration d'un chacun et qui a déjà été contagieux pour quelques jeunes gens. J'ai vu dernièrement dans le Mercure que M. de Marcenai avoit gravé le Général Paoli. Je serois charmé d'avoir ce portrait; je n'ose pas vous dire à vous autres françois que je suis grand partisan de ce Général, et ses disgraces n'ont rien diminué de mon estime. Si vos envoyés quelque chose à M. Richter je vous prie donc de mettre pour moi: 2 Paoli, 2 Turenes, 1 Descarte, et ce qui aura paru depuis de Fiquet; les doubles sont pour un ami, et le reste pour parer mon cabinet; vous me marquerés si vous plait votre déboursé que je vous ferai remettre par M. Humblot. Il me tarde bien de voir bientôt quelque chose de vous, je pense que ce sera bientôt, et du reste on sait ce qu'on doit attendre de votre burin. Je ne sais si vous avés reçu les nouvelles pièces de notre bon Bause, comme le Persan et notre cher Electeur; pour moi je trouve qu'il s'est bien perfectionné depuis quelque tems, et vous, notre Maître, qu'en dites-vous? Nous avons ici Mr Graaf depuis quelques semaines, et depuis qu'il y est, il a déjà fait d'excellents portraits, entre autres ceux de nos amis Weisse et Oeser; nous sommes souvent ensemble, c'est un artiste qui réunit à ses talens toutes les qualités du cœur, et qui delà a toute mon amitié. Nous attendons encore Mr Zingg, il vient d'écrire à ma femme qu'il passera quelques semaines chés nous; vous pouvés bien croire que nos parlerons souvent de vous avec attendrissement et que nous nous rappellerons avec bien du plaisir ces moments que nous avons passé ensemble, ces moments

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où nous étions si gais. Quel tems fait-il chés vous? Chés-nous il ne fait que venter, tonner, grêler et pleuvoir; tout cela a tellement augmenté nos petites rivières qu'elles se sont échappées de leurs lits et qu'elles ont inondé nos prairies à plusieurs lieues à la ronde. Ainsi je n'ai pas été beaucoup en campagne cette année; une fois chés une dame fort spirituelle, M e de Berlepsch, une autre fois chés le Docteur Volkmann; celui-ci demeure à présent tout-àfait à la campagne, à une terre charmante située à deux milles d'ici; il vient de perdre ses deux enfans; sa femme qui est un petit ange m'en paroit inconsolable; Le Docteur traduit actuellement les voyages d'Italie de Richard et de la Lande, il voudroit savoir au sujet de ce dernier si c'est le La Lande l'astronome, faites-moi le plaisir de nous le marquer. Lui et tous vos amis d'ici dont le nombre n'est pas petit, vous font mille compliments. Ma femme et moi nous vous embrassons bien tendrement, ainsi que notre chère commère, notre cher compère et Mr Frédéric; nous prenons bien part aux chagrins de M e Wille, elle devrait les épancher dans le sein de sa commère, elle tacherait de la consoler. Notre petit Deutschfranzos fait toujours des conquêtes, il commence déjà à me persécuter de le mener à Paris pour voir M r et M e Wille, je ne sais si je pourrais toujours lui résister. Faites bien nos amitiés à M r et Madame Chevillet, à M M e et M lle Gaillard, M rs Messager, de Marcenai, de Longueil, Baader et à tous ceux qui nous ont pas encore oublié, et soyés bien persuadé, très cher ami, que je serai pour toute la vie votre très humble serviteur et ami Huber Archives Nationales Paris 219 AP. 3 Plattner] Vgl. Michael Hubers Brief vom 24. März 1769, Anm. 10 Votre lettre] nicht erhalten. 12 Traduction du Messie] F. G. Klopstock, Le Messie, poème en dix chants, traduit de l'allemand de M. Klopstock [par d'Antelmy, Junker et un anonyme], Paris: Vincent, 1769. (F. G. Klopstock, Der Messias, erste, fragmentarische Ausgabe, Halle 1749; in einem Band, Halle 1751; in zwei Bänden, Halle 1755). Wille hatte zwei Exemplare des ersten Teiles des Messias von Klopstock bekommen. Eines dieser Exemplare mag Wille an den Abbé Arnauld, den Herausgeber des Journal Etranger, weitergegeben haben, denn ab 1760 erschienen dort die ersten Auszüge der Gesänge in französischer Sprache (vgl. Schulze Altcappenberg, S. 45, Fußnote 155). 26-27 L'Allemagne délivrée] Christoph Otto Freiherr von Schönaich, Hermann, oder das befreyte Deutschland, ein Heldengedicht, mit einer Vorrede ans Licht gestellt von Herrn Joh. Chr. Gottscheden, Leipzig: B. C. Breitkopf, 1751 (neue Auflage: 1753). In französischer Übersetzung: Christoph Otto Freiherr von Schönaich, Arminius, ou la Germanie délivrée, poème héroïque ..., avec une préface historique et critique du professeur Gottsched... et deux letttres de M. de Voltaire, traduit sur la troisième édition allemande par M. E* [MarcAntoine Eidous ?], Paris: Veuve David, 1769. 29 Wilhelmine] Moritz August von Thiimmel, Wilhelmine, poème héroï-comique, übersetzt von M. Huber, Leipzig 1769. 39-40 choix de lettres de Geliert et de Rabener] M. Huber veröffentlichte tatsächlich einen Teil von Gellerts Briefwechsel, aber später: Christian Fürchtegott Geliert, Lettres familières, von M. Huber übersetzt, Leipzig 1777. 42 histoire d'Osnabrück] Justus Moeser, Osnabrücks Geschichte mit Urkunden, 2 Teile, Osnabrück 1768. 50 Chinki] nicht nachweisbar. 56-57 Général Paoli] Pascal Paoli war der Anführer eines Korsikanischen Auf-

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stands gegen Genua, bis die Insel 1768 an Frankreich abgetreten wurde. Paoli mußte fliehen, kehrte aber in der Revolutionszeit erneut nach Korsika zurück. 84 de la Lande] Jérôme Le François de La Lande, Voyage d'un François en Italie fait dans les années 1765-1766, contenant l'histoire et les anecdotes les plus singulières de l'Italie et sa description, les moeurs, les usages, le gouvernement, le commerce, la littérature, les arts, l'histoire naturelle et les antiquités, 8 Bde, Venise et Paris, Desaint, 1769. 84 Richard] Abbé Jérôme Richard, Description historique et critique de l'Italie, ou Nouveaux mémoires sur l'Etat actuel de son gouvernement, des sciences, des arts ..., 6 Bde., Dijon/ Paris: Lambert, 1766. 84-85 Le Docteur traduit actuellement...] Es handelt sich vielmehr um eine Bearbeitung der Reisebeschreibungen von de La Lande und Richard: Johann Jakob Volkmann, Historisch-kritische Nachrichten von Italien, 3 Bde., Leipzig, Caspar Fritsch, 1770-1771.

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Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 26. August 1769

Monsieur et eher ami, un voyage que jai fait en Silésie a été cause queje n'ai receu vôtre lettre fort tard outre les chaleurs qu'il a fait qui ont retardé l'impression de ce que vous demandé, mais la semaine prochaine je my mettrai et vous recevrez incessament ce que vous désirez, pour l'Œuvre Complet que vous voulez avoir je ne suis plus en état de vous le fournir, de l'impératrice il ny en a plus ainsi que quantité d'autres morceaux, le dernier œuvre a été envoyé au Roy de pologne encore y a t il manqué plusieurs pièces qui depuis longtemps je nai pu fournir, mais pour le reste vous le recevrez avec l'envoy que je vous ferai. Je suis charmé de voir vôtre nouvelle piece d'après Schalken, tachez de m'envoyer le Portrait de Ditrich avec, et qui a été gravé sous vôtre Direction par Schmuzer, si je m'en souvien bien, n'y a t il pas moyen d'acrocher quelques pièces de Ms. Cochin? Je vous avois annoncé la visite de Ms. le Comte de Kamcke ne l'attendez pas, il est parti pour l'autre monde de Bath en angleterre dont je suis très fâché. Ms. Vanloo nous a quitté aussi pour vivre a Paris je souhaite qu'il ne se repente point davoir quitté en même temps une Pension de 7000 Livres, on veut nous persuader qu'il a trouvé une occasion qui le dédomage de cette perte, je le souhaite pour lui, je sçais pourtant que les pensions ne pleuvent pas a Paris pour des personnes qui tout le temps de leurs vie se sont attaché a leurs patrie, moins encore pour ceux qui ont été 21 ans absent faites moi le plaisir de me mander ce qui en est et en quoi subsiste son nouvel Etablissement, adieu portez vous bien et croyez moi très sincèrement Monsieur & cher ami votre très humble et très obéissant serviteur Schmidt de Berlin ce 26 d'août 1769 ( Von Willes Hand): Répondu

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Archives Nationales Paris 219 ΑΡ. S l'Œuvre complet que vous voulez avoir] Am 13. August 1769 schreibt Wille in seinem Tagebuch: »Le 13. Ecrit à mon ami Schmidt, à Berlin. Je lui demande son œuvre complet, portraits et sujets« ("Journal /, 415). Dieser Brief ist nicht erhalten. Das gesamte Werk G. F. Schmidts enthält, so Crayens Katalog, 86 Stücke. 10 vôtre nouvelle pièce d'après Schalken] Le concert de famille (1769, Le Blanc Nr. 54, Nagler Nr. 158). 15 Ms. Vanloo nous a quitté aussi pour vivre à Paris] Amédée Van Loo, vgl. Brief Nr. 228.

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Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 30. September 1769

Monsieur & très cher ami. A la fin je vous ai expédié la petite Caisse contenant les Estampes que vous m'avez demandé a l'exception du Philosophe dont je n'ai pu mettre que 34 au Lieu de 50 que vous demandez n'ayant plus d'imprimé cela nous auroit encore retardé je n'ai pas mis non plus le Prince Henry parce que cetoit risquer cette Estampe et m'auroit dérangé toute l'économie de ma Caisse voicy ce qu'elle Contient. Livres sol 96 Presentations au Temple a 40 s 192 50 de la fille de jaire a 40 s 100 34 Philosophes a 20 s 34 2 Petits Œuvres Complet a 19 livres 38 1 Epreuve a part de mon portrait 15 Livres sol 3 petites testes d'Enfant a 5 s 15 pour la Caisse et Port jusqu'à Duderstadt 6 10 Total Livres 372 Joint a Cela le dernier Comte 246 il me revient Livres 618 que vous payerez a votre Comodité a Ms. Riederer qui m'en tiendra Comte, je vous demade Mille pardon Monsieur et Cher ami de vous avoir tant fait attendre mais cela ne pas ma faute, au printems prochain il paroitra 4 pièces a la fois, la belle Juive d'après Rembrand, et son pendant; la première et déjà faite jusquà quelque chose de près, ils sont de la Collection de m le Comte de Kamcke. Puis le pendant du Philosophe d'après Livens, et la 4me est une tête d'après Pesne. et represente le fameux jouailler Dinglinger de Dresden cette derniere est une des belles Têtes que jamais Pesne ait faite, Je vous écris cela afin que vous preniez vos précautions en cas que l'une ou l'autre pièce vous Convienne pour avoir des premières Epreuves que je serai bien aise de vous les procurer plus tôt qu'a un autre, j'attends avec plaisir l'Epreuve de vôtre nouvelle piece, il y a longtemps quon n'a rien vû de vous. Serois ce a Cause de

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Brief 235

vos yeux dont on ma dit que vous étiez toujours incomodé les miens Dieu mercy sont toujours aussi bons qu'ils ont jamais été, Adieu Monsieur et Cher ami portez vous bien et soyez persuadé qu'il ny a personne qui soit avec plus d'Estime et de Considération Monsieur & très cher amy de Berlin ce 30 de 7br 1769 Vôtre tres humble et tres obéissant serviteur Schmidt Mes respects a Madame Wille ainsi que Ms. Cochin que je félicite de sa Nouvelle Dignité ( Von Willes Hand): Répondu et payé ma dete chez Mr Riderer Archives Nationales

Paris 219 AP.

23 la belle juive d'après Rembrand et son pendant] Das Gegenstück zu dem hier erwähnten Gemälde von Rembrandt heißt La Présentation au temple nach einem Gemälde von Dietrich.

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Von Joachim Wasserschieben Bernstorff, 7. Oktober 1769

Bernstorff 7 8br.l769 Très Cher Ami Me voila enfin tiré de l'Inquiétude mortelle ou j'étois au sujet de Votre Caisse. Je viens de recevoir dans ce Moment la Nouvelle, qu'on l'a fait aller de Hambourg a Lubecq, d'où l'on me l'expédiera incessament. Je ne comprends encore rien a ce retard, qui m'a désolé: Peu de Jours après La réception de Votre Lettre, dont en passant et par Avance, je Vous fais des Remerciements bien tendres, Mr. Eberts me mande, qu'il a expédié la Caisse le 29 Juil pour franckfort a Mr. Aubin; lequel l'Ordinaire après m'accuse sa Réception et son Expédition pour Hambourg le 5 d'Août. Jusques là tout allait a merveille; Mais 15 jours, trois Semaines se passaient, sans en entendre parler. J'écris a Mrs. Rönckendorff et Compe a Hambourg, auxquels Mr. Aubin me dit avoir adressé la Caisse. Point de Réponse. Je les prie de nouveau le 19 de 7br de me tranquiliser la dessus, de me dire, ce qu'ils en savent, et si ils l'ont reçu de me la faire tenir par le Chariot de Poste, son Contenû étant pour le Roi. Malgré cela ils me laissent encore 15 Jours dans l'Inquiétude, et ne me répondent que le 3 d'Octbr., pour me dire, qu'ils l'ont fait passer par Lubecq. Après demain Lundi j'irai en Ville pour voir, si cette bienheureuse éternelle Caisse y est arrivée ou quand je dois l'attendre. Pourvû que je la tienne une fois, je Vous en rendrai bon compte. Je vous assure qu'elle m'a bien impatienté. Dix fois j'ai voulû Vous en écrire; Mais toute Réflexion faite, Nous avons décidé, Notre Ami Sturz et moi, qu'il valoit mieux Vous

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laisser pester un peu, que de Vous affliger et de partager avec Vous Notre Incertitude et Notre Inquiétude. Aujourd'hui je finis en Vous renouvellement les Assurances sincères de l'Amitié et de l'Estime infinie, avec lesquelles je suis pour jamais, Très Cher Ami Votre très humble et tres obéissant Serviteur Wasserschiebe J'ai donné au S r Bradt, Pensionaire Architecte-Graveur de Notre Académie, une petite Médaille, pour Vous la presenter de ma part. C'est une Antique que j'ai eû de Tunis. Peutêtre Mrs les Antiquaires ne la jugeront ils pas indigne de Votre Médailler. (Am unteren Rand der zweiten Seite): Répondu a Mr. le Conseiller de Conférence de Wasserschiebe Archives Nationales Paris 219 AP. 3 - 4 Votre caisse] Am 14. Juli 1769 vermerkt Wille in seinem Tagebuch, er habe J. Wasserschleben eine Kiste zugeschickt, in der sich mehrere Exemplare des dem dänischen König Christian VII. gewidmeten Kupferstichs Le concert de famille (1769, Le Blanc Nr. 54, Νagier Nr. 158) befanden. Vgl. Journal I, 411. 31 médaille] Wille bestätigt am 6. Oktober 1769 den Empfang dieser Medaille (Journal I, 416).

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Von Johann Caspar Füssli Zürich, 10. Oktober 1769

Von Johann Caspar Füeßli Zürich, Mein Theurester Freünd! Sie Haben mir edler Freünd! schon so viele Proben der bewährtesten Freündschaft gegeben, daß ich mich Voll Vertrauen auch diesmalen mit einer Sache, die mir unendlich am Herzen lieget an Sie wenden darf. Ich glaube an ihre Großmuth und Tugend: Darum fodre ich oft Viel: und ich glaube an mich selbst; darum erwart ich mit Ungedult künftige Zeiten, wo ich Ihnen meinen Dank aufs Thätlichste bezeügen kann. Herr Füeßli von Zürich, ein weitläuftiger Verwandter von mir, und mein ehemaliger Freünd, ist wegen Schulden aus seinem Vaterland entwiechen, und Hält sich gegenwärtig im Hôtel d'Anjou ihrer Stadt auf. Um das nachfolgende darauf Zu bauen ist es nöthig, daß ich Ihnen mit wenig Worten, aber als ein ehrlicher Mann, und als ihr Freünd den Charakter dieses Menschen schildere. Er ist ein Mann Von ungefehr 30 Jahren, der in deßen den ganzen Leichtsinn weit früherer Jahre besizet, und den dieser Leichtsinn, wie ich von seinen näheren Verwandten höre, und aus seinen Briefen merke, bis mitten in sein

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Unglük begleitet. Mit sehr großen Geistesfahigkeiten versehen, mit sehr vielen Kenntnißen ausgeschmükt, und, was noch mehr ist, mit einem Herzen, das sich bis dahin beynahe immer gut, aber auch immer flatterhaft geäußert Hat, ist er im Stand sein Glük und das Glük derer wieder herzustellen, welche er in Schaden und Verdruß gestürzet hat, wenn nur er selbst und nachher edle Freünde es wollen. Seine einzige aber für ihn Tödliche Leidenschaft, das Spiel, Hat ihn in einen Schuldenlast Von mehr als 24 000 Livers gestürzt, und ihn oft auf solche Abwege verleitet, daß er für Augenblike sogar den Charakter eines ehrlichen Mannes abgelegt Hat. Großer Verlust beym Spiel Hat ihn nicht klüger, sondern nur rasender in seiner Leidenschaft gemacht. Paris wo er Sie, edler Freünd! wie ich ehemals Von ihm gehört, auf seiner ersten Reise in Frankreich Vor ungefehr 10 Jahren, auch gekannt, und ihren Umgang genoßen Hat, war der erste Schauplaz seiner Thorheiten. Iz ist er wieder in dieser für ein unverwahrtes herz allzu liebenswürdigen Stadt, und will an eben dem Ort, wo er die Blüthen seiner Tugend Verlohren, dieselbe, und sein Glük wieder zurükrufen. Zwar durch ein von ihm erdachtes Project, welches in der That von ferne Vortheilhaft scheinet; bey dem aber alles darauf ankommt, Theils ob einsichtsvolle Freünde in der Nähe es auch so finden. Theils ob er dabey reine Absichten bezweke, und nicht Vielmehr seine Verwandte und Freünde in Zürich nur aufs neue Hinder licht Zu führen, und ihnen einen Beystand ab Zu loken suche, der in diesem Fall weit entfernt ihn auf den guten Weg zu bringen, ihm Vielmehr neüe Mittel in die Hände liefern würde ein leichtsinniges leben fort Zu führen, und sein und unser Unglük auf das höchste Zu bringen. Dieser Projekt besteht kurz darinn: daß er in bescheidener Entfernung das Zu Paris werden könnte, was mein seel. Winkelmann in Rom worden ist, ein licht für die Frömden, - Ein Führer der Kunstliebenden Jugend. Er hat den glüklichen Erfolg dieses Projekt in seinem lezten Briefe in der That, sich selbst und uns so wahrscheinlich gemacht, daß es sich wohl der Mühe lohnt Sie im Nahmen unsrer Freündschaft um Ihre Gedanken Hierüber zu bitten, und, wenn Sie den Vorschlag gut fänden, allenfalls auch auf munthren Vielvermögenden Beystand, wenn der Mensch mit der Zeit un Zweideutige Proben geben würde, daß er solchen Verdiente. Glauben Sie also - denn das ist das Resultat aller derer Fragen, die ich in dieser absieht an Sie Thun könnte, daß es für herrn Füssli, falls er Talente und guten Willen genug Hat etwas von dieser art Zu unternehmen, ein nüzlicher Beruf werden könnte, sich auf das Studium eines parisischen Cicerone, im edleren Sinne dieses Wortes Zu legen? - Und würden Sie ihm allenfalls erlauben, sie einmal Zu besuchen, und Ihnen denjenigen Vorschlag im détail Vor Zu legen, den ich Ihnen um der nöthigen Kürze willen nur ganz roh eröfnet Habe.

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Ich weiß es edler Freünd! daß Wohlthun und Nüzen ihr Geschäft ist: ich weiß daß Sie das deutsche Vaterland und ihre Mitbürger lieben. - Ich kenne aber nicht nur die Rechte, sondern auch die Pflichten der Freündschaft: und wenn ich Sie von einer Seite ersuche dem unglüklichen Menschen mit ihrem klugen Rath bey Zu stehen, so warne ich sie von der andern, da ich der Gründlichkeit seiner Beßerung noch selber nicht völlig gewiß bin, aus drücklich den geringsten Beystand mit Geld u.s.w. Zu leisten. Vielmehr würde es seinen höchstbetrübten hinterlaßenen eine ungemein wichtige Nachricht seyn, wenn sie, da man weißt, daß Hr Füessli eine beträchtliche Summe mit sich genommen, erfahren könnte, wie er dieses Geld gebrauche: ob er sich still und bescheiden aufführe; und ob Zu Vermuthen sey, daß es ihm bereits wieder an Geld gebreche: und in diesem lezteren Fall, ob er sich nicht durch eben den von ihm vorgeschlagenen Weg izo schon das nöthige Brodt verschaffen könnte? Auch Vermuthe, es werde einem Mann Von Ihrer Bekanntschaft ein leichtes seyn, der gleichen Bericht, unter der Hand, und ohne daß Hr Füessli das geringste hie von merkte ein Zu Zeühen. Die Verbindlichkeit, in die Sie, edler Freünd! durch eine solche dienstleistung alle die seinigen, und mich besonders sehen werden, ist, ich weiß es, noch der geringste Lohn, den sie sich von dieser, so wie Von jeder andern guten Handlung ihres Lebens verspreche. Meine Verbindlichkeit und meinen Dank werden Sie in deßen noch um ein großes Vermehren, wenn Sie mich mit derjenigen Geschwindigkeit mit einer Antwort erfreüen wollen, die, wie Sie leicht einsehen; die Wichtigkeit der Sache erfodert, die Sie aber auf einer andern Seite an keinen noch wichtigeren Geschäften Hindert. Inlage bitte gütigst durch jemand bestellen Zu laßen, das Vermuthlich große Porto wird Von herrn Füeßli ordentlich entrichtet werden. Ich werde Nächstens meine Geschichte der Schweizer Mahler in drey Bänden an sie übersenden. Zween sind allbereits fertig, und der dritte unter der Preße, ein Werk das mich viele Mühe gekostet, und eben des wegen auch seine Fehler bey billichen lesern einicher maaßen entschuldigen wird. Ihre einzige gute aufnahm soll mir statt Tausend andern seyn. Ich Empfehle mich höflichst, und Bin beständig Theürerster Freünd dero gehorsamster diener Füessli Zürich den 10 8ber 1769 in Eile Archives Nationales Paris 219 AP. Erstdruck bei Y. Boerlin-Brodbeck, S. 152-153. 10 Herr Füeßli von Zürich, ein weitläufiger Verwandter von mir] Hans Rudolf Fiissli. Am 2. Februar 1770 meldete Wille, daß Hans Rudolf Füssli, ein junger Verwandter von Johann Caspar Füssli, wahnsinnig geworden sei und in die Anstalt Charenton habe eingeliefert werden müssen (Journal I, 423). Der Buchdrucker Hans Rudolf Füssli (am 10. Januar 1738 in Zürich geboren) wurde 1771 von seiner Frau geschieden, weil er das Geld des Haushalts unvernünftig ausgegeben und verspielt hatte. Er saß dann im Zuchthaus

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von Pforzheim (Y. Boerlin Brodbeck, S. 153). Maler] vgl. 2J. C. Fiissli.

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86 meine Geschichte der Schweizer

Von Joachim Wasserschieben o. O., 21. Oktober 1769

21 d'Oct. 1769 Très cher Ami. Votre Caisse est arrivée; on vient de m'en avertir. Elle sera ouverte avec toutes les précautions que Vous avez indiquées; et je l'aurai, j'espère, encore aujourd'hui. Enfin je jouirai donc d'un plaisir si longtems, et si impatiemment attendû. Comme La Cour rentrera en Ville le 28; je ne porterai rien a la Campagne. J'attendrai le retour du Roi, pour Lui faire présenter cet Ouvrage dans toute sa beauté. Je me réjouis d'avance de son Succès. Adieu, Aimez tousjours celui qui est sans réserve Votre très humble et très obéissant Serviteur et fidèle Ami Wasserschiebe Archives Nationales Paris 219 AP. Am 8. November 1769 schrieb Wille an Wasserschieben, wie er sich auf den glücklichen Empfang der Kiste in Kopenhagen freue ('Journal I, 420).

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Von Joachim Wasserschieben Kopenhagen, 21. November 1769

Copenhague 21 9br 1769 Très Cher Ami Je viens de voir Mr. Schumacher, Secrétaire du Cabinet et des Commandements du Roi. Mais avant tout, il faut queje vous dise, qu'ayant été obligé de garder la Chambre depuis plusieurs Semaines, Mr. Schumacher s'est chargé de mettre devant le Roi le beau Morceau que Vous Lui présentez. Ce Matin je suis sortis pour la première fois, et uniquement pour en avoir des Nouvelles. J'ai donc appris; Qu'il s'en est acquitté Lundi passé; Que le Roi l'a reçû avec un vrai plaisir, qu'il L'a examiné long tems, et, ce qui s'en suit naturellement, l'a admiré. Sa Mté. lui a ordonné de me charger, de Vous faire connoitre tout cela, et pour Preuve de l'Estime distinguée qu'elle en fait, de Vous faire tenir de Sa part... Mais je Vous dirai tout cela d'une Manière convenable, ainsi que la Chose l'exige, aussitôt que j'aurai entre mes mains ce que le Roi Vous destine. Aujourd'hui je ne veux que Vous prévenir, Cher Ami, que Votre Tableau, car Votre Estampe l'est, a été reçû du Roi tout au mieux. Demain on en

présentera aux Reines et a la Princesse; Cinq Epreuves seront mises a la

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Bibliothèque du Roi et du reste le Roi lui même en fera la Distribution. Je n'ai joint a l'Estampe encadrée que 20 Epreuves. Vous en saurez la Raison une autre fois; et je Vous en rendrai bon compte. C'est tout ce que peut Vous en dire aujourd'hui Votre fidèle Serviteur et très fidèle Ami Wasserschiebe J'ouvre la Lettre; pour y ajouter deux Mots a la hâte. Si Vous disposez d'une Epreuve avant les Lettres, de Votre Concert et de Vos derniers Morceaux Royaux, je Vous supplie que ce soit en ma faveur. Je vous en aurai une Obligation infinie Je n'ai pû avoir aucune Epreuve des Vernets dédiés au Roi pendant Son Séjour a Paris. On en avoit encore un couple; Mais elles paroissoient sortir du Herculaneum. J'espere que Vous obtiendrez encore de premieres Epreuves de ceux de Duret. J'ai crû ne pas devoir tarder de Vous en prévenir. Adieu. Archives Nationales Paris 219 AP. Seinen Stich Le concert de famille hatte Wille dem dänischen König Christian VII. gewidmet (Le Blanc Nr. 54, Νagier Nr. 158).

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Von Joachim Wasserschieben Kopenhagen, 9. Dezember 1769

Copenhague ce 9 de Xbr. 1769 Je prends La Plume, mon Très cher Ami, pour Vous dire, qu'on vient de me remettre, pour Vous être envoyé de la part du Roi, deux Médailles d'Or, dont l'une est cette grande Médaille, que Notre Ami Massé eut du feu Roi, et l'autre celle que Notre Académie a fait frapper pour le retour du Roi de ses Voyages. Vous êtes le premier a qui le Roi les donne. Si Vous voulez que je Vous les envois par Le Courier ordinaire, tachez, s'il vous plait, d'obtenir de Mr. le Marquis de Marigny la Permission de les recevoir sous Son Enveloppe; Ainsi qu'en pareille Occasion, il le permit a feu Mr. Massé. Sans cette franchise de Port, je Vous préviens, que Vous ne les aurez pas par la Poste, si même Vous l'exigiez de moi, et que j'attendrai une Occasion pour Vous la faire parvenir. Je ne veux pas qu'il Vous en coûte. A ces Médailles Le Roi a ordonné d'ajouter: Les Coquilles de Mr. Regenfus, 2 Vol. in fol. Et la flora Danica de Mr. Oeder. Ils sont chez le relieur, et Vous les recevrez au Printems prochain. J'ai crû, que Vous ne serez pas fâché d'être traité, non seulement en Artiste, mais encore en Amateur lettré des Arts, et que l'un et l'autre de ces Ouvrages pourra Vous faire plaisir. Celui de Mr. Regenfus est certainement ce que Nous avons de plus parfait en ce Genre. L'Entreprise a été faite aux frais du feu Roi, qui ensuite en a fait présent au Graveur.

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Ne prenez tout ceci que pour un Avis préliminaire qu'un Ami Vous donne. Je Vous en parlerai plus solemnellement, quand je Vous en écrirai par Ordre du Roi. Je finis en Vous remerciant de la Lettre dont Vous m'avez honoré le 8 9b. et en Vous assurant de la constante Amitié avec laquelle je suis Votre très humble et tres obéissant Serviteur Wasserschiebe {Am unteren Rand der zweiten Seite): Répondu le 1er fevrier 1770 J. G. Wille Archives Nationales Paris 219 AP. 3 Medaillen] Am 1. Februar 1770 antwortete Wille, die Goldmedaillen können ihm tatsächlich über den Grafen von Saint Florentin zugeschickt werden ('Journal I, 422). Am 24. Juli 1770 erhielt er das Geschenk des dänischen Königs (ebd., 448). 14 Regenfus] Franz Michael Regenfuss, Auserlesene Schnecken, Muscheln und andere Schaalthiere ..., 1. Bd., Kopenhagen 1758. 14 Oeder] Georg Christian von Oeder, Flora Danica, Bd. 1-3, Kopenhagen, Möller, 1766ff.

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Von Johann Caspar Füssli o. 0., o. D. (Zürich, 1769)

Hochedler Herr Schäzbarer Freünd! Mit der Vollkommensten Hochachtung, und wahrem Freündschaftlichen Herzen, überreiche ich Ihnen Vortreflicher Wille, meine Bemühungen um die Kunst und das Vaterland. - Möchten Sie Verehrenswürdiger Freünd, einichen Geschmak an dieser Arbeit finden, möchten Sie mich Zu rechte weisen, wo ich gefehlet Habe - wie wollte ich Ihre erinnerungen als eine Vergeltung meiner Mühe und Arbeit ansehen. Ich war äußerst beflissen mich als Geschichtsschreiber Zu Zeigen, ich Habe weder Freünde noch Feinde im Auge gehabt, ich Habe das Verdienst gelobt, wo ich es gefunden - Mein Schweizerisches Herz ist keiner Schmeichelei fáhig, ich bin Zu stolz anders Zu denken als ich Handle und Schreibe, Habe ich geirret, so sind doch meine absichten rein. Wie Vielen Verdrießlichkeiten ist ein Autor in meiner Vaterstadt aus gesezt - gewinnsüchtige und überhineilende Verleger - leüte die mit der Nadel und ärzen schlecht um Zu gehen wissen, noch schlechteres Papier und Drucker, alles ist höchst Elend! Wahrhaftig, es gehöret So viel liebe für die Kunst, wie ich habe (denn niemand kan mehr Haben) alle diese Schwierigkeiten mit Gedult Zu überstehen. Was für Mühselligkeit ist es, alle Kupfer, die man an Freünde giebt, mit dem pinsel aus Zu beßern, wie Sie finden werden, das ich Habe Thun müßen. - da ich also nichts Beßeres Habe dankbar Zu seyn, als mus ich Sie sehr bitten, diese unvollkommene Arbeit als eine wahre

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Versicherung meiner hochachtung an Zu nehmen, mit welcher ich Ewig Seyn werde. Hochedler Herr Theürester Freünd dero gehorsamster Dienner Füessli Archives Nationales Paris 219 AP. Erstdruck bei Y. Boerlin-Brodbeck, S. 153. Der Brief ist undatiert, stammt aber wahrscheinlich aus dem Jahre 1769, denn J. C. Füssli meldet hierin das Erscheinen der ersten Bände der Geschichte der besten Künstler in der Schweitz, Zürich, Bd. I und II, 1769, bei Orell, Geßner und Comp, (zweite Aufage). Nach dem Manuskript ist es zu vermuten, daß der Brief Nr. 224 ( von J. C. Füssli, Anfang 1669), den wir getrennt gedruckt haben, eigentlich nur eine Art Post Scriptum zu dem vorliegenden Brief ist.

242 An Joachim Wasserschieben Paris, 1. Februar 1770 {Entwurf) Esquisce d'une lettre. Mr de Wassersiebe Conseiller de Conférence du Roi de Dannemark et mon ancien Ami a Coppenhague Paris le 1. fevrier 1770 Monsieur J'ay peiné bien cruellement en me voyant obligé de retarder ma réponse si long tems quoique jamais ie n'euse une envie pareille a en expédier plus promtement tant pour vous marquer combien ie me sens touché de la munificense et des bontés de s. Majesté envers moi que s'avoir L'honneur de vous remercier des soins que vous avez bien voullu prendre a L'occasion de votre ancien Ami et dont ie reconnois si bien le prix que ie ne l'oublieré jamais de ma vie. Il m'est bien honnorable qu'un grand Roi a »daigné« non seulement recevoir mon ouvrage avec indulgence et bonté mais aussi de me récompenser si magnifiquement quel époque remarquable dans le cours de ma vie! J'en suis tout a fait pénétré. Je vous prie Monsieur de m'instruire de quelle manière ie dois remercier Sa Majesté. Les événements sont singuliers. J'avois constament désiré cette grande et belle Médaille représentant tous les Rois de la maison d'Oldenbourg n'eut elle été qu'en Plomb, a présent ie dois non seulement la posséder en or mais aussi une seconde du même métal représentant le portrait du monarque qui me fait la Grace de me L'accorder. Si L'usage ne fut pas passé de porter les portraits du Souverain (comme nous le voyons encor aux portraits des Anciens Artistes) ie porterai certainement celui de Sa majesté. Les vollumes dont aussi Sa Majesté a bien voullu me gratifier me feront d'autant plus de plaisir que je ne les ai jamais vu et ie ne connois que leur

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Brief 242

existence. Je les placerai a côté de ces beaux vollumes que S. A. E. de Saxe eut la bonté de me faire remettre il y a quelques Annés. Je reviens a nos chères Médailles. J'ay trouivé dans la voye que vous eut la bonté de m'indiquer plusieurs dificultées et J'en ay cherché et trouvé une autre en parlant a Mr de Livry premier Commis de Mr Le Comte de St Florentin qui m'a honnoré depuis nombre d'années d'une Amitié véritable. Il me promit d'en parler au Ministère pour qu'il permit que ces médailles lui fussent adressées, hier il m'écrivit de Versailles »Je viens de prier mon Ministre d'agréer qu'on lui adresse deux médailles d'or que vous désirerez tirer du Dannemark et il le trouve bon. Il m'a observé que la voye la plus sure seroit d'en charger la bas quelques Courier envoyé à notre Cour et qu'il y auroit peu être a craindre qu'autrement elles ne fussent escamotées dans la route, au reste il suffit qu'il approuve qu'elles lui soient adressées.« Aujourd'hui Mr de Livry me vient voir et nous parlâmes encor de cette expédition. Il me répond qu'elles seroient en surté de cette manière en france; mais qu'on ne pouvoit répondre ny de ce qui se passerait en Allemagne et que la chose méritoit bien une parfaite attention. Ainsi Monsieur si vous jugez cette voye ou même la voye de la poste sufisante ie vous prierez d'avoir la bonté de faire la première enveloppe A Monsieur de Livry premier Commis de S. E. Mgr. le Comte de S. florentin Ministre et Secrétaire s'Etat a Versailles et sur la Seconde de L'exteriere L'adresse du Ministre même, qui aussi tot qu'il aura oté la sienne verra celle de Mr de livry, lui remettera le tout et ie L'aurai sur le Champ. Au reste si quelques Seigneur honnet et obligeant partant par hazard de votre Cour pour Paris voullut bien s'en charger cela ferait aussi un très bon moyen, au reste ie laisse tout faire a votre prudence et anciene amitié pour moi. C'est de tout cela qu'est dérivé le retard de ma réponse. Au reste arive ce pourrait arrivés ie fera mon possible pour remplir honnêtement ma Carrier. Si ie n'ay pas fait beaucoup mieux ça n'a pas été faute des soins que ie me suis donné sans relâche et qui cependant ne m'ont coûtés presque aucune peine. Mon grand plaisir cependant est celui de savoir qu'il y a de personne dans ce monde qui ont de L'Amitié pour moi... J. G. Wille Handschrift aus den Beständen der Fondation Custodia, Sammlung Frits Lugt. Signatur: 7130 a. Vgl. Journal I. 422. 18 Medaille] vgl. Wasserschiebens Brief vom 9. Dezember 1769. 24 Les vollumes] vgl. ebd.

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243 An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, 9. März 1770 Paris den 9. Merz 1770 Mein Herr Generaldirektor Am 15. des verflossenen Monats hatte ich die Ehre an Sie zu schreiben; ich bath mir eine baldige Antwort aus wegen der Abreise des Liebenswürdigen Herr Schenau; aber nun sehe ich keine Hoffnung mehr indem er heute abend schon da schlafen wird wo sein fuhrwerk herberget und in der frühe wird er Paris verlassen. Der gütige Himmel wolle ihn auf seiner reise beschützen! Ich sage es aus aufrichtigem Herzen daß ich ihn liebe und beständig lieben werde als ob er mein eigener Sohn wäre und seine Abreise thut mir weher als mir ie die Abreise eines freundes gethan hat. Wie kan es anders seyn? über 12 Jahre habe ich ihn gekandt und erst, so zu sagen, als ein kind gekandt. Seine große begierde etwas rechts zu erlernen, sein anhaltender fleiß, auch allen widrigen dasigen umständen zum Troze, seine redlichkeit und edle art zu denken konte ihn kräftig empfehlen bey allen die einiges gefühl bey sich spürten, kurz er war recht wie nach meinem Sinne gemacht. Ich weiß gewiß Mein Herr Generaldirektor daß er sich bey Ihnen durch seinen gelinden und liebenswürdigen Charakter eben so wie durch seine angenehme kunst empfehlen wird und daß selber seine Churfürstliche Durchlaucht ein Vergnügen haben werden ein solches Landeskind in der Hauptstadt zu wissen, die schöne stücke welche ich von ihm in meinem Kabinette besize, sind mir dem allem zu folge doppelt lieb. Sie sollen nach und nach der Welt in Kupfer gezeiget werden und so daß es meinem lieben Schenau ehre mache. Er hat manche stücke für hießige Leute in Sachsen fertig zu machen. Noch ein Jahr hätte er hier zubringen sollen! doch ich hoffe daß alles zu seinem glücke und zur ehre des Vaterlandes gehen werde, welchem man zutrauen muß daß es bey guthen Verdiensten warm und aufmerksam sey. und so wird es an dankbarkeit auf keiner seite fehlen. Ich habe diesem freunde Mein Werk, welches Sie für Herrn von Schönberg verlanget alßo eingehändiget und seitdem Sie es bestellet hatten unaufhörlich dran gesammlet und doch fehlen noch verschiedene stücke welche ich ebenfals auf beyliegendes Verzeichniß geschrieben habe. Alles was Sie erhalten werden ist in den schönsten abdrücken. Nur der König, Mareschall von Sachsen und Pretendent sind es nicht. Ich habe sie bey keinem kaufmanne als erste abdrücke finden können; doch gehen sie so noch wohl an. Von beyden Abdrücken des Grafen von St Florentin habe ich den wohlfeilem dazu geleget weil er wirklich doch sehr schön ist und die Sammlung gewiß nicht verstellen kan. Alles bestehet aus 64 stücken wan ich die 12 stüke der Reitter und lanzeknechte zähle, welche ebenfals allererste Abdrücke sind.

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Brief 243

Ich habe dem He. Schenau einen schönen abdruck meines Concert de famille mitgegeben welchen ich Sie bitte zu den übrigen hinzulegen welche Sie schon von mir haben. Ich hätte ebenfals einen Abdruk d e m würdigen Herrn Baron von Kessel senden wollen, aber ich habe ihn hier behalten (und niemand soll ihn von mir kriegen) bis ich erfahre w o er sich aufhält. Ich vermuthe es müsse in Schlesien seyn. Ich wünschete wohl den N a h m e n des Orts zu wissen. Ich bitte mir Ihre fortdaurende gewogenheit aus und habe habe die Ehre mit möglichster Hochachtung zu seyn Meines Herrn Generaldirektors unterthänigster diener Wille. Handschrift aus den Beständen der hessischen Landesbibliothek Wiesbaden. Signatur: Nr. 253. 5 Herr Schenau] Johann Eleazar Schenau (1737-1806) war vom 28.11.1756 bis zum 11. 3. 1770 Willes Schüler gewesen. 1770 berief C. L. von Hagedorn den jungen Sachsen an die Dresdner Akademie. 1774 wurde Schenau zum Profesor, 1776 zum Direktor der sächsischen Akademie ernannt. Schenau und Wille blieben immer in Kontakt miteinander. 31 beyliegendes Verzichniß] nicht erhalten. Den größten Teil seines Gesamtwerks verkaufte Wille an Schönberg für 467 Pfund. Vgl. Journal /, 427. 32 der König] wahrscheinlich einer der zwei Kupferstiche Willes, die den französischen König Ludwig XV. darstellen. Vgl. Louis Quinze le Bien Aimé, 1747 von Wille gestochen nach einem Bild von C. Parrocel et J. Chevallier (Le Blanc Nr. 104, Nagler Nr. 60) und Ludovicus Victor et Pacator, nach einem Bild von J. G. Heilmann, gestochen von Wille und J. B. Le Moyne (Le Blanc Nr. 105, Nagler Nr. 61). 3 2 - 3 3 Mareschall von Sachsen] Bildnis von Maurice de Saxe, Duc de Curlande et de Semigallie, Maréchal de France, von H. Rigaud gemalt und 1745 von Wille gestochen (Le Blanc Nr. 121, Nagler Nr. 72). 33 Prétendent] Louis, Dauphin de France, nach einem Gemälde von Klein, gestochen von Wille (Le Blanc Nr. 106, Nagler Nr. 62). 35 Graf von St Florentin] Louis Phelypeaux, Comte de Saint-Florentin, 1751 von Wille gestochen, nach einem Bildnis von Louis Tocqué (Le Blanc Nr. 124, Nagler Nr. 79). 3 7 - 3 8 Reitter und Lanzeknechte] Folge von 12 radierten Blättern unter dem Titel: Reuter und Lanzenknechte (vgl. Le Blanc Nr. 74-85, Nagler Nr. 185-196). 39-40 Concert de famille] Le concert de famille (1769, Le Blanc Nr. 54, Nagler Nr. 158).

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Von Christoph Wilhelm Freiherrn Dresden, 20. März 1770

von Kessel

und

Zeutsch

Dresden den 20. Mertz 1770 Mein allerwerthester herr Wille S o ist denn auch der Ruf, daß ich den h o f f verlaßen und mich zur Ruhe begeben, auch bis zu Ihnen nach Paris gekommen, wie ich solches aus ihrem Schreiben, welches sie an den H. von Hagedorn ohnlängst ergehen laßen, des mehrern ersehen habe. N e i n mein bester Freünd, o b ich mir wohl sehr wünsche, meine letzten Jahre in der Stille zuzubringen, so hat es mir doch zur Zeit

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noch nicht so gut werden wollen, und ich würde ihnen gewiß sogleich Nachricht davon gegeben haben. Ich ersuche Sie dem nach hierdurch mir die Fortsetzung ihrer Freundschaft fernerhin zu gönnen, und fortzufahren mir jährlich einige der besten und neuesten Kupferstiche, gelegentlich zu übermachen. Wir wollen uns aber künftig hin dahin einschränken, daß jeder Envoi nur 50 bis 60 livres betragen möge, und alles Mittelmäßige weg bleibe, damit ich nur den Fortgang der Kunst sehen könne und zwar im vollkommensten. Was sie also vor mich gesamlet haben, werde durch eine gute Gelegenheit erwarten, und da unser neuer Minister in Paris, der Graff von Werthern, mein guter Freund ist: so bitte nur manchmahl bey ihm nachfragen zu laßen, wenn sich etwa eine Gelegenheit etwas nach Deutschland zu schicken zutragen solte. Vor dieses mahl aber bitte mir noch über dasjenige was sie vor mich gesamlet haben zu übersenden: Von Bonnet 1/ Ein paar Blätter von der Kayserin von Rusland in Medaillenform. 2/ deßelben letztres Blatt in Pastel-Art, eine frau vorstellend. Von Marcenay La pucelle d'Orleans zweymahl Le General Paoli 3 mahl Von Queverdo. Vües de Delices, et du chateau de Ferney Von le prince La nourice et Compagnion maniere lavis Von Francois Franciscus Quesnay 1767 gestorben, es zeigt die unterschiedenen Arten des Kupferstechens an. Drey exemplaire Dieses alles bitte mir mein lieber H. Wille so bald möglich zuschicken, und ich werde unvergeßen seyn, ihnen dafür die Bezahlung richtig zu kommen zu machen, wie ich denn hoffe, daß ihnen vor die letztern Kupferstiche, 12 species Ducaten, welche den 2. Mertz 1769 nebst einem Briefe durchs Cabinet an unsern damahligen Gesandten den general Fontenay Übermacht, richtig eingehändiget worden. Ich habe ihnen ein paar Blätter von der hier von mir angelegten Menagerie bestimmt, welche mit Gelegenheit folgen sollen. Ich grüße ihre werthe Familie, und bin einmahl allezeit ihr gantz ergebenster Kessel N'oubliés pas la Continuation des Métamorphoses d'Ovide, j'ai reçu la seconde partie. (Von Hagedorns Hand): dem H Wille empfiehlt sich ein guter freund und meldet, daß die letzte Ausstellung, besonders was die Schelme betrifft, Sr kurfürstlichen Majestät), überaus Wohlgefallen und auf des Freundes Vortrag die vorjährige Ausstellung betreffend, so habe verschiedene Aufmunterun-

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Brief 244

gen Unterthänigst vorgeschlagen, (welche) sowohl für hiesige als die Leipz. Academie, gnädigst bewilligt wurden v. Hagedorn Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 29. Juni 1770 auf Kessels Brief ^Journal I, 445). 3 de hoff verlaßen] Über Kessels Umzug, vgl. Journal I, 427-428. 22 Bonnet] wahrscheinlich der französische Kupferstecher Louis Martin Bonnet (1743-1793), der kurze Zeit in St. Petersburg tätig war. 28 Queverdo] der französische Kupferstecher François Marie Isidore Quéverdo (1748-1797). 3 6 - 37 12 species Ducaten] Am 16. März 1769 bekam Wille 12 Dukaten von Kessel ('Journal I, 401). 43 Métamorphoses d'Ovide] vielleicht: Ovide, Les Métamorphoses d'Ovide en latin et en françois, de la traduction de M. l'abbé Banier, 4 Bde., Paris: Hochereau, 1767; oder: Ovide, Nouvelle traduction des Métamorphoses d'Ovide, par M. Fontanelle, 2 Bde., Paris: Panckoucke, 1767; oder: Ovide, Métamorphoses d'Ovide. Traduction nouvelle... par Fontanelle, 2 Bde., Paris: Nyon le jeune, 1770.

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Von Joachim Wasserschieben Kopenhagen, 7. April 1770

A Copenhague ce 7. d'Avril 1770 Monsieur et Cher Ami Vos Médailles sont en chemin. C'est Mr de la Calmette, fils du Ministre des Etats Généraux prés le Roi, parti d'ici il y a 4 Jours, qui s'en est chargé jusqu'à la Haye. Il y remettra le Paquet a Mr de la Pottrie, qui l'enverra a Mr. Schutze, des Mains duquel Vous le recevrez. Sur ce que Vous m'avez fait l'Honneur de me dire le 1 févr. j'aurois pû adresser ce Paquet a Mr. de Livry, mais il me sembloit, qu'on Vous faisoit un peu trop valoir un aussi petite Grace; Et il n'y a rien que je déteste tant que ces Difficultés. Les Livres, qu'on Vous destine encore, iront par Mer, aussitôt que l'Occasion s'en presentera; Et si d'ici a ce tems la, je puis arracher a Mr. Als, a ce cher, mais éternel Als, le Portrait de M. le Comte de Bernstorff, je le mettrai dans la meme Caisse. Il ne me parait pas nécessaire que Vous fassiez des Remerciments au Roi. Ils ont le Sort de ne pas être lus. Mais si vous voulez m'en écrire une Lettre ostensible, je la ferai passer aux Mains du Roi. Vous pouvez y faire entrer tout ce qui Vous regarde personnellement, Vos Travaux présents, Vos Desseins pour l'avenir etc. Ce tour donnera a la Lettre un certain Air de franchise, qu'un Compliment étudié, et adressé immédiatement, ne sauroit jamais avoir. Les Médailles sont accompagnées d'une horrible Multitude d'Ecritures. Ne Vous en effrayez pas Monsieur. C'est le Résultat de mes Amusements pendant deux Hivers. Prenez en autant pour les parcourrir. En Eté je suis Jardinier. Je cultive moi même un très grand Terrein, ou j'ai fleurs, Arbris-

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seaux, Bosquets, fruits de toutes Espèces etc. En Hiver j'oublie le Jardin, et je m'amuse aux Estampes. Vous aures des Notes, des Demandes, des Réflexions, des Questions ¡ment § u r y 0 t r e Œuvre, qui comme de droit, tient la premiere place dans ma Collection. 2 do Sur celui de Monsr. Cochin et de Monsr. de Marcenay 3 me Sur ce qui me manque des Ouvrages de différents Graveurs françois. Le Catalogue de M r . Basan y a donné Occasion. Je suis fâché contre M r . Basan. Il s'est trop haté de se faire imprimer. Je ne lui fais pas un Crime d'avoir fair graver Mr. de Hagedorn d'après Mr. Versuch. Mais il me paroit impardonable a un Artiste, qui vit a Paris, qui parle des Maîtres de son Art de ne jamais savoir quand ils y sont morts; de ne pas s'etre donné la Peine de demander a ceux qui vivent autour de lui, pas même a ceux qui travaillent sous ses yeux aux Métamorphoses, comment ils se nomment. Cependant je suis bien aise qu'il l'ait publié. Il lui sera facile, avec un peu de Soin et d'Attention, d'achever ce Canevas qui, quel qu'il soit, m'a donné connoissance de plusieurs Estampes que j'ignorois. 4. Sur les Ouvrages des Amateurs françois. Je vous supplie Cher Ami, de prendre cette Collection un peu a Cœur, et de la pousser aussi loin qu'il sera possible. Le Paquet vous dira le reste. Je joins ici bien des Compliments pour Mr. Baur et une Lettre de Change de 1252 # 4 s, faisant 300 Ecus de Notre Argent. Je Vous demande pardon d'avoir tardé si long tems a acquitter mes Dettes. Je sais bien que le surplus, de ce que je Vous dois, ne suffit pas pour l'Acquisition de tout ce que j'ai noté; mais aussi je ne demande pas le tout a la fois. Ich insbesondere muß mich nach meiner Decke strecken. Adieu Cher Ami! Conservez moi Votre Amitié, et soyez persuadé de la Sincérité des Sentiments avec lesquels je suis a jamais Monsieur et Cher Ami Votre très humble et très obéissant Serviteur Wasserschiebe Souvenez Vous, Cher Ami, de ne pas laisser partir Monsr. Votre fils sans avoir tiré de Lui tout ce qu'il s'est amusé de graver, ou de faire graver; Sans y oublier: la petite Mort aux Rats etc. Il m'a promis de m'envoyer tout. C'est Votre fils. Il tiendra sa parole. M. Preisler a gravé Luther d'après Lucas Cranach. Vous l'aurez avec une Ode sur Luther par M. Cramer. Ap. Si quelqu'un de Vos Amis a formé l'Œuvre de Mr. Cochin, et s'il veut m'en Communiquer le Catalogue, j'y trouverois peutêtre des Pièces qui me manquent; Peutêtre aussi pourrais je lui en indiquer qu'il n'a pas. Si de celles ci j'en avois par hazard des Doubles, je me ferais un plaisir de les lui offrir. (Am unteren Rande der ersten Seite): Répondu en Avril comme aussi en Juin 1771

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Brief 245

Archives Nationales Paris 219 ΑΡ. Von den Geschenken des dänischen Königs berichtete Wille am 18. Juli 1770 (Journal I, 448-449). Er fühlte sich offensichtlich sehr geehrt. 7 le 1 févr.] Vgl. Brief Nr. 242. 32 Basan] Angespielt wird hier entweder auf: François Basan, Dictionnaire des graveurs, 3 Bde., Paris 1767 (vgl. Brief Nr. 220 und 221) oder auf: F. Basan, Catalogue De Desseins et Estampes des plus Grands Maîtres, Paris 1768. 34 Mr Versuch] nicht identifizierbar. 60 Cramer] Luther. Eine Ode, v. J. A. Cramer, hrsg. v. Johann Martin Preisler, Kopenhagen 1770.

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Von Johann Caspar von Lippert München, 9. Mai 1770

Werthgeschäzter Freund! Wie freüdig bin ich, daß Sie sich wohl befunden, und noch mein guter freund sind! Fahren Sie fort, mir ihre freundschaft, ihre mir wertheste Freundschaft, noch ferners zu widmen, ich versichere Sie, daß ich die Pflichten derselben auf keine Art verlezen, sondern mich jederzeit, jedoch ohne Eigenruhm zu melden, so betragen werde, daß es dieselben nimmermehr gereüen dürfte, mich in die Zahl ihrer Freunde aufzunehmen. - So angenehm mir die Nachricht war, daß Ihnen der bewußt wohlgemeynte Vorschlag überhaupt nicht mißfallen habe; eben so sehr vergnügte mich der Inhalt ihres allerliebsten Schreibens, wodurch ich in den Stand gesezt wurde, ihre edle Denkensart noch näher kennen zu lernen. Ihre Einwendungen, die Sie gegen gedachten Vorschlag machen, sind zwar nicht allerdings ungegründet, sie sind aber jedoch nicht so erheblich, daß sie nicht durch Gegengründe sollen entkräftet werden mögen. Sie glauben, die Welt würde Ihnen die Ausführung derselben für eine Eitelkeit auslegen, wenn sie erfahren sollte, daß es mit ihrem Vorwissen geschehen sey. Wohl! Wie wird sie aber dieses erfahren? Sie selbst werden es derselben nicht entdecken, und ich betheüre hiermit bey Gott, und auf meine Ehre, daß ich hievon bisher keinem einzigen Menschen waß gemeldet habe, noch in Zukunft melden werde. Es fällt also diese in sich selbst nicht ungegründete ängstlichkeit, wenn Sie mir änderst trauen wollen, gänzlich hinweg. Gesezt aber, daß ich so schlecht handeln konnte, und jenes Geheimniß verrathen sollte; so würde jener Vorwurf in der That selbst doch nicht viel zu bedeüten haben, weil man denselben (welches doch von gut denkenden Leüten nicht geschiehet) vielen Tausend Menschen machen müsse, die ihre Portraits malen, oder wohl gar dieselben, wie es die Gelehrten gar oft zu thun pflegen, in Kupfer graben, und ihren Werken versezen lassen. Wie viel schöne Portraits gelehrter Leüte sind nicht von H. Haubracken alleinig gestochen, und hinnach mit ihren Schriften bekant gemacht worden? Ich betrachte öfters das Portrait des H. Professor Drakkenborchs welches dieser seiner kostbahren Ausgabe Titi Livii vorsezen ließ. Sie werden etwa erinnern, daß diese Veranstaltung durch die Verleger gesch-

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ehe: allein es ist mir gar zu gewiß, daß dieses aus eigener Bewegniß derselben sehr selten, gemeiniglich hingegen auf directes oder indirectes Verlangen der Authoren selbst geschehe: ja, waß noch mehr ist, einige Authoren haben ihre Portraits jenen Werken, die sie selbst verlegten, vorausgesezet. Zur Probe dessen will aus sehr vielen Beispielen nur das einzige von dem H. Joachim Sandrart anführen, der seine deutsche Maler- und Bildhauer Akademie mit seinem von zween berühmten Meistern gemachtes Portrait gezürret hat. Haben nun so viele ehrliche Leüte jenen bittren Vorwurf nicht zu ertragen gehabt, und ist es dem Themistocles erlaubt, warum nicht auch dem Epaminondas? Ein jeder kann, wie ihr freund die Worte hinzusezen lassen: Sibi, Arti, Amicis. Das Beyspiel des h. de Marées, das Sie nebst andern als eine weitere Einwendung beybringen, ist dem Vorschlag nicht nur nicht entgegen, sondern es bestärkt vielmehr denselben, weil dessen Portrait von zween Meistern mit seinem guten Wissen verfertiget worden ist, ohne daß ihm deswegen ein Vorwurf gemacht wurde. Wenn es Ihnen, meiner Absicht gemäß, gefallig seyn sollte, die nämlichen Wege einzuschlagen; so wird mehr gedachter Vorschlag ganz leicht auszuführen seyn. Ich erwarte daher hierüber ihre weitere Erklärimg, und eröfne zum Voraus, daß ich in der Execution eine solche Art mit ihrem Vorwissen wählen werde, die ihnen nimmermehr nachtheilig seyn kann, und Sie gewiß wegnehmen werden. Es kommt also lediglich auf Sie an, ob Sie im Ernste gesünt, eröhterten Vorschlag ausführen zu lassen. In casum casus werde ich mich schon nähern äußern, wie in Sachen zu Werke solle gegangen werden. - An jener Gnade, die Ihnen von des Königs in Dannemarkt Majestät in voler Maß zugeflossen ist, nehme ich einen wahren Antheil, und mache Ihnen hierzu mein aufrichtiges Complimente. Giebt es wohl noch mehrer dergleichen generöße Fürsten in der besten Welt? So viel ich weiß, sunt rari nantes in gurgite vasto. Dänzer, Commoedianten, Tonkünstler, Jäger, Kabinetskrücher etc werden reichlich bezahlt, andere wackre Leüte hingegen, die dem Staate nüzlich und nothwendig sind, läßt man öfters darben, und halb verhungern. Dergleichen Fürsten, die so verfahren, kann man, ohne einen großen Geist zu haben, voraus den Spruch verkündigen: computrescent sicut ea quae dilexerunt. - Ich kann Sie gar nicht verdenken, daß Sie wegen überhäuften Geschäften an der Augsburgischen Kunstzeitung keinen Antheil nehmen wollen, und bin es zufrieden, daß Sie wenigstens einen Vorschlag gegeben haben, wodurch geholfen werden mag: nur wollte ich Sie gezimmend ersucht haben, mir zu eröfnen, welches Tagebuch das bessere, und bey waß für einem Verleger es in Pariß zu haben sey. - Die H. de Marées, Schega und Dorner empfehlen sich hinwider ganz ergebenst. Jener hat jüngsthin von Senerissimo die Ordre erhalten, sich gefaßt zu machen, die hier durchreisende Madame Dauphine malen zu können. Höchstdieselben fanden aber keine Zeit zum süzen. H. de Marées machte sich indessen diese Gelegenheit zu Nuze, faßte sie wohl in das Gesicht, gieng nach

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Brief 246

Hause, und fing zu malen an. Ein Gleiches that H. Schega. Beede Künstler waren in ihren Unternehmungen so glicklich, daß, so zu reden, ein jedes Kind jenen holden Gegenstand kennt, den sie abgebildet haben. Ich möchte doch wissen, waß die H. Franzhoßen von jenem aus puren Ideen unvergleichlich schön gemalten Bilde sagen würden, wenn es nach Frankreich kommen sollte? Es ist fürwahr eine Seltenheit, eine Persohn in Abwesenheit malen, und dennoch wohl treffen. Bey mir ist es noch eine Frage ob sie ein Anderer, dem sie süzet besser treffen und malen wird? Es mag sich wohl fügen, daß jenes Portrait, welches H. Schega modelliert hat, auf höchsten Befehl in Stahl geschnitten werde. Wenn ich es dahin bringen kann, werde ich gewiß keine Mühe spahren, es zu Thun. In dieser Absicht habe ich bereits einen Gedanken entworfen, und ihm gegeben. Hier ist er: die hauptseite soll das Portrait mit der Überschrift vorstellen M. Antonia Achidux Austriae Ludovici Franciae Delphini Sponsa. Die Gegenseite die Stadt München mit dem Isarfluß, der sie beströmet: mit der Überschrift: Monachium exultans. Im Abschnitt sollen die Worte gesezt werden: ob adventum Augusta die XXVI Aprilis MDCCLXX. Kommt dieser Vorschlag zu Stande; so sollen Sie der erste seyn, dem ich eine Medaille schicken werde. - die bewußte Medaillen-Suite ist noch nicht fertig. - Ihr Porträtgen wird bald nachfolgen, weil meine Copie auch bald fertig ist. Leben Sie werthgeschäzter freund! wohl, und nehmen Sie von mir die ungeheuchelte Versicherung an, daß ich mit wahrer Hochachtung in saecula saeculorum bin Ihr aufrichtiger freund und diener JC in Eile! M. de 9. May 1770 ( Von Willes Hand): répondu a mr Lippert

Archives Nationales Paris 219 AP. Lippert hatte Wille vorgeschlagen, eine Münze mit seinem Porträt von dem Kupferstecher Schega anfertigen zu lassen. Der vorliegende Brief ist eine Antwort auf Willes erste Ablehnung vom 29. April 1770. Wille hatte sich außerdem noch geweigert, Korrespondenzartikel der Augsburger Kunstzeitung für Paris zu schreiben f Journal I, 433). 28 H. Haubracken] nicht nachweisbar. 2 9 - 3 0 Professor Drackenborch] T. Livii, Historiarum libri qui supersunt omnes, exrecensione Arn. Drakenborchii, 3 Bde. in 8°, Lipsiae, e libraria Veidmanii et Reichii, 1769. 3 6 - 3 7 Joachim Sandrart] Joachim von Sandrart, Teutsche Academie der Edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste, Nürnberg 1675 (hrsg. von Arthur Rudolf Peltzer, München 1925). 54 Gnade] vgl. Joachim Wasserschiebens Brief vom 9. Dezember 1769. 71 Madame Dauphine] Marie Josèphe de Saxe (1731-1767) war die Tochter des sächsischen Kurfürsten August III. Als zweite Frau des Sohnes von Ludwig XV. hatte sie S Kinder (unter denen Louis XVI., Louis XVIII. und Karl X.).

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247 An Christian von Meckel Paris, 10. Juni 1770 Paris den 10 Junius 1770 Schäzbarer herr von mechel Von He Picault ist keine rede mehr. He Hacquin* welcher ein Deutscher ist, hat iezt den rühm die gemälde vom holz abzunehmen und auf Leinwand zu bringen. Er arbeitet vor den könig und iezt macht er alle gemälde des Herzoges von Orleans, welche es von nöthen haben zurechte. Ich hatte mühe seine wohnung auszufragen durch dieses gingen einige Tage weg. Er will von Ihrem gemälde es auf Leinwand fleißig überzuthragen 12 Louisdors haben. Vielleicht könne er, wie er sagte, noch etwas nachlassen wann er die Arbeit gemacht habe aber ohngesehen nicht. Hier ist seine adreße M. Hacquin rue Tirechape a droite en entrant par la rue Bethisy. er nimmt iezt ein gemälde des Herzoges von Orleans ab, welches 12 fuß hoch ist wofür er 2 000 # erhält. Sein deutscher nahmen ist Hacken; da er aber nicht französisch schreiben kan so haben die franzosen Hacquin daraus zu machen, für gut befunden und unter diesem letztern nahmen ist er auch nur bekandt. Ein Paar worte wegen des Baseler Papier. Es ist mir Leyd das ich Ihnen diese mühe machen muß. Ich hätte freylich sonst einen freund damit belästigen können, da Sie aber die Sache als künstler besser einsehen so muß ich Sie doch darum bitten nehmlich ein rieß wie grand Aigle und eins wie Collombier um den genauesten Preiß der möglich ist: dann wann ich nicht wohlfeiler dazu kommen soll als ich es hier haben könnte: so wäre es, wie Sie selber schließen werden, der mühe gar nicht wehrt daß ich mich bey dem kommen lassen aufhielte. Haben Sie alßo die gütigkeit und senden es A Mr Garnout, Marchand de Soyes, Passage de L'ancien grand Cerf, rue Saint Denis und melden ihm nur daß es vor mich sey. Ich verfahre so, weil M. Garnout Marchand Mercier zugleich ist und ihm, dem zufolge, erlaubet ist alle wahren kommen zulassen welche er will und so richtig und ungehindert gehen wird. Den Preiß des Papiers belieben Sie mir nur zu melden damit die Sache in unßere rechnung komme. Man hat angefangen einen alten Weiberkopf, von meiner Arbeit zu drukken. Zu 3 # und 2 # 5 s alles abgezogen. Wie viele verlangen Sie? wann ich es weiß: so will ich die anzahl Hen Meyer einhändigen lassen. Umarmen Sie Ihre frau liebste in meinem Nahmen ich bitte Sie und bin mit volkommener Hochachtung beständig Meines wehrtgeschäzten Herrn von Mechel unterthänigster Diener Wille

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Brief 247

Sie werden wohl von der großen menge Leute gehöret haben welche das leben bey dem hießigen feuerwerke eingebüßet haben. Uns allen ist Gott lob nichts wiederfahren. *Fr. X. de Burtin nennt in seinem Traité des connoissances nécessaires à tout amateur de tableaux Ρ1423 zwey Bilder von Tizian und Raphael, welche Hacquin auf Leinwand übergetragen hat. Handschrift aus den Beständen der städtischen Sammlungen Wetzlar. Vgl. Journal I, 441. 3 Picault] berühmter Künstler aus dem 18. Jahrhundert, der sich darauf spezialisiert hatte, Bilder auf eine neue Leinwand aufzuziehen. Vgl. Journal I, 441. 30 einen alten Weiberkopf] La Bonne Femme de Normandie, nach einer Zeichnung von P. A. Wille, 1770 von J. G. Wille gestochen, Jean Valentin Meyer gewidmet (Le Blanc Nr. 71, Nagler Nr. 175). 32 Hen Meyer] Wahrscheinlich Jean Valentin Meyer, der Freund Willes, dem die Bonne Femme de Normandie gewidmet ist (vgl. Journal 1, 441). 41 Burtin] François Xavier Burtin, Traité théorique et pratique des connaissances qui sont nécessaires à tout amateur de tableaux., 2 Bde. (spätere Auflage: chez l'auteur, Bruxelles 1808).

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Von Johann Ludwig Aberli Bern, 15. Juni 1770

Monsieur et très-cher ami, Le porteur de ceci, M. Weber, qui a commencé chez moi ses études pour la peinture, se proposant de les continuer à Paris, m'a si souvent entendu parler de vous, monsieur, qu'il souhaite fort d'avoir l'honneur de vous faire sa révérence. Permettez que je vous l'ose recommander. Je ne connois point de jeune homme à qui l'on pourrait rendre un meilleur témoignage, soit pour les mœurs, soit pour son extrême attachement au travail et à l'étude. S'il aura quelquefois le bonheur de jouir de vos bons conseils, je suis sûr que cela lui profitera d'une manière très-sensible. Je vous prie de faire agréer mes respects à madame Wille. J'ai l'honneur d'être très-parfaitement Monsieur et très-cher ami, Votre très-humble et très-obéissant serviteur F.-J. Aberli Berne, ce 15 juin 1770. Wille, Journal /, 442. Der Brief ist F. J. Aberli gezeichnet. Johann Ludwig Aberli war vom 1.7. bis zum 7.11.1759 Willes Schüler gewesen. 2 M. Weber] John Webber (1751-1793) blieb vom 25. 7.1770 bis Ende 1774 bei Wille in Paris. Er hatte zunächst bei J. L. Aberli in Bern gearbeitet. Ende 1774 ging Webber nach London, wo er 1776 in die Royal Academy aufgenommen wurde und für die dritte Weltreise des Capitain Cook als Zeichner angeheuert wurde. Wille war auf die späteren Erfolge Webbers stolz und notierte am Rand des Briefes: »Ce M. Webber a resté du temps à Paris, et m'a beaucoup fréquenté. C'est le même qui, par la suite, a fait le tour du monde avec le capitaine Cook. Il était présent lorsque ce navigateur fut assassiné par les sauvages de l'iste de Sandwick« (vgl. auch Schulze-Altcappenberg, S. 35If).

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Von Johann Kaspar Mörikofer Bern, 24. Juni 1770

Monsieur très honoré et très Cher Patron! C'est bien tard assurément que je Viens Vous rendre Graces du beau Cadeau que Vous m'envoyâtes par Monsieur Ritter, dont j'etois doublement charmé tant par la piece excellente et incomparable dont Vous avez bien Voulu enrichir ma petite Collection d'Estampes; que et Surtout que Je sais convaincu par cette preuve, que je ne suis pas effaçé de Votre precieux Souvenir puisque Vous continuez Vos bontez envers moi malgré une Absence de neuf ans; Que je Voudrois, mon cher Patron Vous temoigner ma Reconoissance par quelques Chose de plus Essentiel que des Paroles! Ouvrez moi je Vous en Conjure, quelque Voye pour m'acquitter de mon Obligation; Le Porteur de cette Lettre est un bon Ami que je prens la Liberté de Vous recomander dans Vos bonnes Graces, il est Peintre Elève de Monsieur Aberli, d'une conduite irreprochable, il a beaucoup de Genie et il est d'une assiduité infatigable, de Sorte que j'ai tout lieu d'ésperer qu'il sera digne de Votre Protection; Coment se porte Madame Wille? Se souvient elle encore de ce bon Garçon Morikofer? je n'ose pas m'en flatter cependant, come elle avoit beaucoup de Bonté envers moi pendant mon Séjour a Paris, je suis tenté de croire qu'elle ne m'aura pas tout a fait oublié. Je Vous supplie mon cher Patron, de lui presenter mes Salutations Respectueuses; Agréez les Vous meme de celui qui a l'honeur d'etre avec l'Estime la plus parfaite et la plus distinguée Monsieur très honore et très cher Patron Votre très humble et très obéis' Serviteur Morikofer Berne ce 24 Juin 1770 Archives Nationales Paris 219 AP. Am 20. Juni 1770 hatte Wille seinem Freund Mörikofer den Kupferstich La Bonne femme de Normandie (Le Blanc Nr. 71, Nagler Nr. 175) zugeschickt (Journal /, 443). Er erhielt Mörikofers Dankschreiben am 25. Juli 1770 ( Journal /, 449).

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Von F. J. Van den Velden Amsterdam, 19. Juli 1770

Amsterdam den 19. July 1770 Mein Herr und sehr schätzbarer Freund Es sind nun Zwey Jahren da ich das letste mahl die Ehre hatte bey Ihnen zu seyn, und seitdem hab ich nichts mehr von Ihnen vernommen, die Schuld davon mag vielleicht mehr von meiner Seit seyn, als von der Ihrigen und

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Brief 250

davor bitte ich sie um Vergebung, und versichre Sie, Mein Theuerster Freund, daß ich darum nicht weniger an Sie gedacht habe, und ich hoffe daß Sie mir auch noch manchmahl ein freundschafftliches Andenken schenken wollen. Ich halte es vor meine Schuldigkeit Ihnen zu berichten, daß den 22. folgenden Monaths August hier eine öffentliche Auskaufung seyn wird von einer unvergleichlich schönen Sammlung Gemählden und Schildereyen deren vornehmsten Italiän. Franz. Niederländ. Holländ und deutschen Meisters welche einer meiner guten Freunden an sich gekaufft hat, und wovon ich die meiste Haupt-Stücke gesehen habe. Sie können davon einen Catalogus finden bey Möns. Remmi in Paris, im fall Ihnen noch keiner zu Gesicht gekommen ist. Ich werde mich nicht aufhalten Ihnen zu erzählen, was vorzüglich schönes in dieser Sammlung ist, da würde viel Zeit zu gehören, und aus dem Catalogus werden Sie besser können belehrt werden, alles was ich Ihnen nur hauptsächlich sagen will, bestehet darinnen um Ihnen meine Dienste nochmahlen anzubieten, wenn Sie mich gebrauchen wollen, um vor Sie ein und andere Stücke zu kauffen. Wann es eine Kleinigkeit ist, so diene ich Ihnen gern als ein Freund ohne Eigennutz, weil ich ohnehin noch Ihr Schuldner bin, wäre es aber daß Sie auf viel Stücke Reflection machten dann weiß ich daß Sie mir gern eine Provision Gestehen werden, ich will von Ihnen nicht mehr als 2% haben, davor glaub ich nicht daß jemand hier Sie bedienen wird. Es sind in dieser Sammlung zwar keine Metzu, Mieris, G. Steen, aber einige sehr schöne Netscher und ein G. Douw, und sehr viel andere kostbare Stück. Ein Gemälde von Snyders und Rubens N. 145 ist was nebst vielen andern eine vorzügliche Aufmerksamkeit verdient. Da sind auch viele sehr gute Italiäner, und weil man hier nicht viel in diesem geschmack ist, so hafte ich davor daß jemand der Speculieren wollte schandewohlfeil an kostbare Stücke kommen könnte. Da sind Köpfe von Guido Reni, vor welchen man auf die Knie fallen mögte. Sehe viele Teniers, aber nicht alle sind sich gleich, es sind darunter von seiner besten Arbeit, aber auch viel mittelmäsiges. Enfin sehen Sie was Ihnen mögte anstehen, und wann Sie mir Befehle auftragen wollen, dann brauch ich nicht Ihnen mit vielen Worten zu sagen, wie sehr ich auf Ihren Nutzen werde wachsam seyn, ich schmeichle mir daß Sie mich kennen. Haben Sie der Zeit wieder etwas ans Licht gegeben? Ich bin wahrlich recht verlangend wieder einmahl etwas von Ihnen zu vernehmen. Wie leben Sie, wie befinden Sie sich mit Ihrer Familie? Ist Ihr Herr Sohn wieder vollkommen herstellt, von dem Ungemach, welches Er damahls an seinen Augen hatte, ich wünsche es von Hertzen ... A propos, wissen Sie wohl, Mein Freund, was ich vor ein Stückgen ausgeführt habe? rathen Sie einmahl? - »was wird das seyn, Sie haben sich vielleicht verheurathet?« - Ja warhafftig, Sie haben es gleich auf den ersten

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Schlag gerathen. Ich hab in letst verwichnem Monath february diesen großen Schritt gewagt, und hab mir ein kleines Holländisch Mädgen zum Weib genommen, ich sag ein holländisches Mädgen, weil meine frau hier gebohren ist, aber sie ist eigentlich von Englischer Abkunfft, Ihr Vater ist ein geseßener ziemlich wohlhabender Kaufmann, genannt Turner, der an Ihrer Auferziehung nichts erspahrt hat, sie versteht die englische und französische Sprach, spiehlt ein wenig auf dem Flügel, singt ziemlich schön, sieht nicht ganz übel aus, und was von allem das Vorzüglichste ist, sie hat ein gutes Gemüth, Sie können aus allem diesem abnehmen ob ich mich glücklich schätze, und weil ich weiß, daß Sie mir vor diesem gut waren, so zweifle ich auch nicht, Sie werden an meinem Glück einen freundschafftlichen Antheil gelieben zu nehmen, denn ohngeachtet Sie unter einer Nation so lange wohnen, welcher man die Veränderlichkeit vielleicht nicht ohne Ursach zuschreibt, so behalten Sie doch allezeit Ihr unveränderlich aufrichtiges Herz, um welches ich Sie so hoch schätze und verehre. Ich habe Aussichten, ehe dieses Jahr zu Ende ist, den süßen Nahmen eines Vaters vor das erste mahl tragen zu können, warlich ein großes Vergnügen so ich im Geist voraussehe. Empfehlen Sie mich gehorsamst Ihrer Theuren Helfte, lange noch sehr lange mögen Ihnen vergnügte Tage mit einander beschohren seyn. Ich umarme Sie von Hertzen Mein Theuerster und schatzbahrster freund und halte mir es zur Ehre mich allzeit nennen zu dürfen Ihren gehorsamsten Diener und aufrichtigsten freund F. J. van den Velden Wann Sie mir die Ehre anthun mir zu antworten, dann belieben Sie auf den Brief folgende adresse zu setzen, nehmlich a Messieurs Marcus & van den Velden à Amsterdam das ist die Raggion meiner handlung, unter welcher ich die Briefe am sichersten erhalte. Archives Nationales Paris 219 AP. Im August 1768 hatte F. J. Van den Velden Wille in Paris besucht (Journal /, 379).

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Von Johann Heinrich Schlegel Kopenhagen, 11. August 1770

Kopenhagen den 11 Aug 1770 Hochedler Herr, Die Leutseligkeit und Sorgfalt, mit der Sie meine Bitte aufgenommen und durch ein Schreiben vom 13. May beantwortet haben, ist mir ein neuer Beweis von Ihrem so durchgängig gepriesenen liebenswürdigen und menschenfreundlichen Charakter. Ich hätte nicht gesäumt, Ihnen meine Dankbarkeit

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Brief 251

dafür zu bezeigen und das ausgelegte Gold für die drey Ries Grand Aigle wiederzuerstatten. Aber ich wünsche Ihnen zu gleicher Zeit den richtigen Empfang dieses Papirs melden zu können; und es ist dießmal ganz außerordentlich lange unterwegs gewesen. Denn ich habe es erst in der gegenwertigen Woche in Empfang genommen, da mir der Herr Briasson schon im May die Absendung dieser und andrer Sachen von Paris nach Rouen meldete. Ich bin wegen dieses langen Außenbleibens nicht ohne Besorgniß gewesen, aber nun, Gott sey dank ist alles in Richtigkeit, und ich habe hiermit die Ehre, für die erwiesene ungemeine Sorgfalt gehorsamst zu danken, und das ausgelegte Gold und die inligende Aßignation auf 346 Livres 10 sols dankbarlich wieder zu erstatten. Auf die gütige Aufmunterung des Herrn Legationsraths Schütze, der mich im voraus von Dero freundschaftlichen Beyhülfe versichert, habe ich im Frühjahr ein Päckchen mit den Kupferstichen der 12 Oldenburgischen Könige an ihn abgesendet, worin er das Stück zu 3 Livr. und also die gegenwärtige Seite von 12 Königen zu 36 L. anzubringen gedenkt. Das 13. Portrait, welches Seine itztregir. Maj. vorstellt, wird im künftigen Jahre darzu kommen, da es Herr Prof. Preisler nach einer vortreflichen Original-Malerey des H. Pilo bereits in der Arbeit hat. Ich schmeichle mir, zumal wenn Eur Hochedlen die gütige Empfehlung der Sache unterstützt, daß der Absatz in Paris beträchtlich seyn werde, weil es wohl nirgends in der Welt so viele Kenner und so viele bemittelte Liebhaber der Künste giebt, als da. Auf diesen Fall würde mir der Absatz der Kupferstiche zur Entschädigung wegen des schlechten Absatzes dienen, den das ganze Werk zu Paris gehabt hat. Denn außer einigen Exemplaren, die H. Briasson vorlängst für ein Par liebhaber bestellt hatte, die der deutschen Sprache mächtig sind, ist da nichts verkauft worden. Und drey Exemplare, die der hiesige französische Gesandte Marquis von Blossot, wie er versichert, auf Ordre des Herzogs von Choiseul, für die königliche Bibliotheken in Paris, bey mir bestellte, liegen nun auf Jahr und Tag beym H. Briasson unabgesendet und unbezahlt. Herr Prof. Preisler, der sich mit seiner Familie auf dem lande sehr wohl befindet, empfiehlt sich aufs allerbeste. Er wird, wie er mir gesagt, dero vor einiger Zeit bey ihm eingelaufnes Schreiben nächstens beantworten. Mit den herzlichsten Wünschen für das Wohlergehen eines Mannes, der unsrem deutschen Vaterlande durch seine Kunst sowohl als durch seinen Charakter soviele Ehre macht, und mit der dankgeflißensten Ergebenheit verharre ich meines Hochedlen Herrn gehorsamster diener Johann Heinrich Schlegel.

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Archives Nationales Paris 219 ΑΡ. 7 Grand Aigle] Am 13. Mai 1770 hatte Wille Johann Christian Schlegel die Absendung einer besonderen Papiersorte gemeldet ('Journal I, 435). 11 Briasson] Antoine-Claude Briasson gehörte zu den Verlegern der Encyclopédie. 20-21 Oldenburgische Könige] Johann Heinrich Schlegel, Geschichte der Könige von Dänemark aus dem Oldenburgischen Stamme. Mit ihren Bildnissen, 2 Bde., Leipzig 1769-1777. Die Porträts der Könige von Dänemark hatte J. M. Preisler gestochen. 23 Seine itztregir. Maj.] Der gemeinte dänische König ist Christian VII (1766-1808).

252 Von Andreas Böhm Gießen, 23. August 1770 Hochedelgebohrner Insonders Hochzuehrender Herr Nicht nur bey mir, sondern auch bey allen meinen Freunden, die das Zimmer, welches ich mit ihrer Hochedelgeb. kunstreicher Arbeit ausgeschmücket, niemals verlassen, ohne eine Lobrede auf Dero bewundrungswürdige Geschicklichkeit zu halten, haben dieselbe eine ungemeine Freude erweckt durch die ihrem berühmten Verfertiger völlig gemäße Beyde Kupferstiche, welche dieselbige wiederum mir zu verehren die Gütigkeit gehabt. Je höher ich dero alle andre große Meister weit hinter sich lassende vortreffliche Arbeiten an sich selbst achte, und je schätzbarer diese Tafeln noch über dieses mir dadurch werden, daß sie als Geschenk und als Beweise von der Gewogenheit des großen Künstlers sind, dessen Freundschaft zu genießen eine vorzügliche Ehre ist; desto größer ist die Dankbarkeit, womit ich solche von Eur Hochedelgeb. annehme, und desto sehnlicher ist der Wunsch, diese Dankbarkeit jemals durch einige Verdienste um Eur Hochedelgeb. an den Tag legen zu können, welche ich bisher durch nichts anders auszudrücken fähig gewesen, als durch die Ausbreitung dero Ruhms, eine Bemühung, welche Dero ohnehin allen Kennern zur Genüge Bekannte große Geschicklichkeit sehr überflüssig machet, der Rath des seli. Gellerts an die Dichter, die zu lange singen, welchen Ew. Hochedelgeb., wie Sie zu schertzen belieben, sich wollen gesagt seyn lassen, wenn Sie mit den Jahren merken sollten, daß Ihre Arbeit herannahende Schwäche des Geistes verriethe, wird, wie der Augenschein zeiget, dieselbe noch in langer Zeit nicht angehen und der Himmel wird sich an vielen Kennern und Freunden nicht vergeblich bitten lassen, daß er die Stärke ihres Geistes und die Schärfe des Gesichts sammt der Fertigkeit der Hand bis in die späteste Jahre erhalten wolle. die bonne femme de Normandie hat mir etwas ankündiget, wovor ich großen Dank schuldig bin, nämlich daß E. Hochedelgeb. einen Herrn Sohn haben, der würdig ist, Sie zum Vater zu haben, und der den Liebhabern Gelegenheit giebt der Kunst zu einem neuen Beförderer zu gratulieren. dem Herrn Will habe ich das an ihn eingeschlossene selbst eingehändiget und das Vergnügen gehabt an seiner Freude über Dero Schreiben und Ge-

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Brief 252

schenk ein Augenzeuge zu seyn. Er verdient daß E. Hochedelgeb Achtung vor ihn haben sowohl durch seine gute Aufführung als durch seinen guten Geschmack und Liebe zu den schönen Wissenschaften, wodurch er verräth ein Verwandter von Ihnen zu seyn. Erlauben Sie mir, daß ich bey dem Schluß meines Schreibens mir dero fortdauernde Gewogenheit gehorsamst ausbitte, und die Versicherung anfüge, daß ich mit der grösten Ehrerbietigkeit allstets sye Euer Hochedelgeb gehorsamster Diener Andr. Boehm Gießen den 23t. Aug 1770 ( Von Willes Hand): Répondu à Mr le Professeur Böhm a Glessen. Archives Nationales Paris 219 AP. Am 13. Juli 1770 hatte Wille einen Brief an Böhm geschrieben und ihm die beiden Kupferstiche Concert de famille (1769, Le Blanc Nr. 54, Νagier Nr. 158) und La bonne femme de Normandie (1770, Le Blanc Nr. 71, Nagler Nr. 175) zugeschickt. Gleichzeitig hatte er Kupferstiche und einen Brief für Verwandte in Wetzlar zugeschickt ( Journal /, 446).

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Von Karl Friedrich Willibald Freiherrn Groschlag von Dieburg Mainz, 28. August 1770

à Mayence ce 28. Août 1770 Je suis en vérité bien sensible, Monsieur, au plaisir, que j'ai eu occasion de vous faire par l'envoi de quelques ducats pour votre Cabinet. Si je savois bien positivement, en quel genre vous faites votre Collection, je m'occuperois à y concourrir. Vous ne Sauriez croire, combien de remerciments vous vous êtes attiré de tout le monde de ce païs-ci en reconnoissance de la gravure, que vous avez fait exécuter après le dessein de Mad elle de Stein. Elle est si généralement estimée et aimée, qu'il n'y a personne, qui ne s'intéresse au Succès de Ses talents. Quoique ce dessein ne Soit pas bien parfait, il excite cependant l'émulation de toute notre jeunesse, qui commence à prendre goût aux arts. Je suis infiniment reconnoissant, Monsieur, pour votre femme normande, et je ne le Serai pas moins pour l'estampe, que vous m'annoncés. Votre réputation est trop brillante en Europe, pour que vous Soyez curieux de mon Suffrage; mais peutêtre ne Serez vous pas indifférent aux Sentiments particuliers, que je porte à votre bonne façon de penser, et à l'attachement, que vous conservez pour notre patrie. M r Le Baron de Dalberg et ce petit Krauss, que j'aime de tout mon Cœur, vous diront tout le cas, que je fais de vous. Souvenez-vous, que depuis long tems vous m'avez promis, de venir me voir, je vous y exhorte. Soyez persuadé, Monsieur, queje suis on ne peut pas être plus sincèrement

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Votre très humble et très obéissant Serviteur Groschlag Mad elle La B ne de Stein n'étant pas ici, je lui ai envoyé l'épreuve de la femme Normande, que vous Lui avez destinée. Je vous assure d'avance, Monsieur, qu'Elle sera bien flattée de cette galanterie, et qu'Elle y repondra par un nouveau dessein de Sa façon. Archives Nationales Paris 219 AP. Wille hatte am 13. Juli 1770 an Groschlag geschrieben und sich für das Geschenk von einzelnen Dukaten bedankt. Er hatte einen Kupferstich nach einer Zeichnung des Fräuleins von Stein und ein Exemplar seiner Bonne femme de Normandie mitgeschickt ('Journal /, 447).

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Von Johann Eleazar Schenau Dresden, 30. August 1770

Hochedelgebohner Herr Insonders Hochgeehrtester Herr und Gönner Mein Gott wie unendlich lieb ist mir Dero an mich güttigst erlaßene Brief, er ist ein wahrer Trost, und nichts Schildert mir mehr die Lebhaftige Gewogenheit und Grundfeste Lehren als eben derselbe, so oft ich ihn Lese so scheint es mir als säßen Sie vor meiner Staffeley, und ich hinter Denenselben um mit genauer Aufmerksamkeit Dero Beobachtungen zu faßen. Die feurigen Eindrücke welche Ew. Hochedelgebohren in meine Seele gemacht sind durchdringend, und der verlust des Persöhnlichen daseyns scheint mir desto unerträglicher; überdießes sind meine Augen in üblem Zustande aller mittel ungeachtet habe ich wenig beßerung, habe also noch nichts als Zwey kleine Stück von halben figuren fertig, und ein Drittes eine ganze figur vorstellend zum stände gebracht, habe zwar viele Esquisen und Köpfe vor die mir aufgetragenen 4 Schüler gemacht worunter einer ist welchen ich mir selbst erwehlet. Er ist aus dem nehmlichen Orte wo ich gebohren bin. 14 Jahr alt sehr wohl gebildet, und ist seinem Vater entlaufen um zu mir zu kommen als er von meiner Herkunft gehöret, welche in diesem kleinen Orte viele Verwunderung gemacht; Seyn Vater ist ihm sodann nachgekommen und hat mir ihn gänzlich übergeben, er wohnt bey mir, und vertreibt mir dann und wann die Zeit mit Clavierspielen welches er überaus gut kann, hat auch gleich angefangen Augen und dergleichen zu Zeichnen, und ist jetzo schon im Stande die allerschwersten Köpfe mit vieler Fertigkeit zu zeichnen, habe ihn also dießer Tage an den H. General Directeur praisentirt, welchem ich eine heimliche freude machen wollen, habe auch sehr wahr reußirt, indem er nicht gewußt mit was er seyne freude ausdrücken sollen, verspricht sich auch von dießen Wunder theur die gröste hoffnung und schickt ihn zu allen

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Brief 254

liebhabern mit seynen Zeichnungen, von welchen Er wie billig bewundert wird; bey mir hat man zur Zeit noch nichts bestellt, ich verwundere mich auch nicht, denn niemand hat Geld, und die hiesigen Mahler schencken ihre Arbeit den Liebhabern umsonst und suchen von Auswärts Arbeit zu bekommen, und Dreßden ist bloß gut vor einen Portrait-Mahler. Ferner sind auch viel weniger Sammlungen als in Leipzig, und die besten wünschen ihre Sammlungen zu verkaufen, worunter der H. (amis) Buchhalter Spahn ist, welcher Ew. Hochedelgeb. Sich gehorsamst empfielet und hat willens seine Sammlung nach Paris zu schicken. Er hat 21 Stück von Hern Dietrich, und ist der Besitzer des allerschönsten Stücks welches der Meister selbst derer hält (Auf dem linken Rand·. Es stelet vor eine schlafende Venus mit den Amour und griechische Schäffer und Schäfferinen welche von liebe und Wein entzündet sie aus dem Schlaffe erwecken wollen) hat auch einen großen Netzscher, welchen ich aber vor Mezü halte wie keiner auf der Gallerie ist, den Sie ist sehr schlecht bestelt von dieser Gattung Bilder, der einzige Miris im Wincklerischen Cabinet ist mehr werth als dasjenige was man von Netzscher, Gerhard Deau und Miris hat, hingegen von Chevalier van der Verfft ist eine schöne Anzahl, worunter eines sich überaus wohl vor Dero vortrefflichen Grabstichel schickte, es stellt vor den Abraham wie er die Hagar mit ihrem Sohn Ismail fortschickt. Alles ist vollkommen schön in diesem Bilde und würde den mächtigsten Effekt im Kupfer machen, ferner wäre auch unvergleichlich vor Dieselben ein Bild von Hern Dietrich vorstellend im Stillestand einer Flucht in Egibten, wo er das göttliche und weltliche Licht mit den grösten Reitz angebracht, ich glaube Ew. Hochedlg. könnten die zwey Bilder leicht von der Gallerie herkommen. Wiedrigenfalls wofern Ewhochedelgebn mit einer getreuen Copie gedienet wäre, so wolte ich es mit gröstem Vergnügen auf mich nehmen, und selbige bestmöglichst zu machen, den ich Zweifle sehr, daß die Bilder welche Herr Dietrich hat, zu bekommen seyn, und ferner sich auch nicht vor Dero vorhaben scheiden, indem die figuren nicht über 3 bis 4 Zoll hoch seyn, und sehr angefüllt von figuren seyn, auch haben Sie schon die nehmlichen Sujets, sie stellen vor Petrus wie er die Kranken heilt. Christus unter den Schriftgelehrten in Tempel, eine Flucht in Egipten nachahmung derselben des M de la Live, der verlohrene Sohn, der Vater des Weinbergs, eine geburth Christi, diese Bilder sind zwar schön, jedoch haben sie mir das erstemahl beßer als das Zweytemal gefallen, und ich zweyfele das Sie neben denjenigen stehen können welche Dieselben schon haben. Herr Dietrich klagt sehr das ihm die Arbeit überaus sauer wird. Er ist auf seinen Weinberge alwo er den ganzen Sommer bleibt, der Herr Baron Keßel ist verreist habe also den Kopff noch nicht bekommen, sobald ich ihn aber werde haben, so mache ich eine kleine Reiße nach Meißen, Unterdeßen aber habe ich ihm gesagt daß Dero Platte bald fertig und des H. Daudets unter der Preße wären. Er läßt sich Ewhochedlgeb bestens empfehlen wie

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auch der H. von Hagedorn welcher mein güttiger Patron ist vor welchen ich soll zwey Stück in seyn Cabinet machen, in der Caße bey Hoffe hat jeder Mahler 6 Monath zu fordern nehml: vom Febr. bis jezo. übrigens kan ich mich nicht genugsam ausdrücken vor freüden, über das versprechen von Ew Hochedelgeb. meiner eingedenk zu seyn bey einer anderen Gelegenheit wie sie mir vor meiner Abreiße und in Dero Unvergleichlichen Briefe Wiederholet haben. Dieße Hoffnung macht mir das leben angenehm und macht mir Lust zur Arbeit. Bitte also gehorsamst in Dero geneigten Willfahren zu beharren, und mir hier Gelegenheit an hand geben, meine Dankbarkeit zu zeigen, ich empfehle mich Dero frau liebsten und Herrn Söhne und verbleibe Zeitlebens Ew Hochedlgebohrnen unterthänig Gehorsamster Diener Schenau Dreßden den 30. August 1770 bitte gehorsamst den Einschluß geneigtest einhändigen zu laßen. Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete vermutlich erst am 5. Februar 1771 (Journal I, 467). Zu Schenau, vgl. Willes Brief an C. L. von Hagedorn vom 9. März 1770. 23 H. General Directeur] Christian Ludwig von Hagedorn.

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Von Michael Huber Leipzig, 19. November 1770

Leipzig ce 19 novembre 1770 Mon cher ami, Avant de vous parler de mes petites affaires j'ai à vous recommander bien vivement Mr le baron de Krudener, gentilhomme livonien, qui vous remettra cette lettre; il a fait ses études dans cette ville et il est du petit nombre des excellents sujets à qui j'ai eu l'agrément de donner des leçons de langue françoise. Il va à Madrid en qualité de gentilhomme à l'ambassade de la part de la cour de Russie, et, dans sa promenade de 1200 lieues, il compte s'arrêter quelque tems à Paris. Enfin par l'amitié que vous avés pour moi je ne doute pas que ne fassiés un très bon accueil à M. le Baron, ainsi que Me Wille et Mrs vos fils; vous pourés vous informer à lui de nos vies et mœurs; il vous dira que nous nos portons à merveille, et que Mr Zingg est à présent avec nous depuis cinq semaines. Oui, mon cher ami, Mr Zingg est venu passer ce peu de jours avec nous; vous pouvés bien croire que nous parlons souvent de Paris, et par conséquent de vous et des vôtres; il me charge de vous faire mille amitiés ... jusqu'ici je ne vous ai parlé que très-amicalement; mais à présent je

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me fache. Dites-moi donc, Monsieur, pourquoi ne m'avés vous pas fait réponse à une bien longue lettre que vous a dû remettre Mr Le Roux, marchand d'estampes? Ah, c'est que vous n'êtes pas content de mes nouvelles productions littéraires, et surtout de l'éloge de notre brave Geliert. Eh bien, encore faut-il dire ce qui vous y déplaît, et comment j'aurois dû m'y prendre pour faire mieux. Vous m'avés fait gronder comme un chien par Mrs Richter et Greuchhof de ce que je ne vous écrivois pas, et aujourd'hui l'on diroit que vous m'avés tout à fait oublié, et je me tairois? Non ferai-je. Il faut absolument que vous me fassiés réponse. Ma femme vous fait mille compliments ainsi qu'à notre chère commère et à notre compère. Cela s'entend que je leur fais aussi les miens. Je suis, malgré ma colère, pour toute ma vie Votre très humble serviteur et ami Huber Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete vermutlich erst am 6. Februar 1771 ('Journal I, 468). 4 Krudener] vgl. Journal I, 463, 468. 23 Greuchhof] F. W. Kreuchauff.

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Von de la Pinte de Livry Versailles, 16. Februar 1771

V lles 16 fév. 1771 Je vous rends mille graces, Monsieur, de la bonne note que vous m'avez envoyée sur le portrait du Roi de Pologne, mais vous n'êtes pas quitte de moi; et voici bien d'autres questions auxquelles je vous prie de répondre. Je trouve ici la Galerie du Roi de Pologne, belles épreuves, le portrait comme le votre, reliure en velin. On en veut 400 L. Je trouve cela cher. Ce marchand qui s'étoit fait annoncer il y a un an ne demandait que 350 L. 2° Combien vaut la Ste Genevieve de Balechou belle épreuve. On m'a assuré qu'elle valoit 6 Louis au moins. 3° La voûte de la Chapelle de Sceaux en 5 planches, par Gerard Audran, belle épreuve. 4° les plus beaux Monuments de Rome ancienne dessin par Barbaut en 128 planches. *1 vol grand in fol. broché Je l'ai marchandé, il y a du temps chez Tillard qui me la fit 66 L. 5° 23 grands morceaux de Vandermeulen dont entr'autres la passage du Rhin et le Pont neuf, Belles épreuves en un vol. in folio maroquin rouge. Vous me ferez grand plaisir de me marquer les prix de tous ces articles et ce que vous les estimez. Vous savez combien j'ai l'honneur d'être, Monsieur votre très humble et très obéisst Serviteur DeLivry *Je sais qu'il a depuis donné Rome moderne

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Archives Nationales Paris 219 ΑΡ. 3 portrait du roi de Pologne] Am 12. Januar 1771 hatte Wille de Livry über die verschiedenen Abdrucke des Königs von Polen von Balechou informiert. Zu diesem Stich, vgl. Brief Nr. 9. 12 Barbaut] Les plus beaux Monumens de la Rome ancienne, ou Recueil des plus beaux morceaux de l'antiquité romaine qui existent encore, dessinés par M. Barbault, et gravés en 128 planches avec leur explication, Bouchard et Gravier, Rome 1761.

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Voti Georg Friedrich Schmidt Berlin, 10. April 1771

Monsieur & très cher ami A la fin j'ai le plaisir de vous envoyer vôtre Caisse que vous recevrez par Ms Eberts de Strasburg, elle contient ce qui suit Livres 78 St Pierre pendant du petit philosophe a 20 sols 78 54 de la juive fiancée a 40 sols 108 54 de son pere qui conte sa dot a 40 sols 108 54 de Dinglinger a 10 sols 27 24 des Enfants de f. Flamand a 10 sols 12 24 des deux polichinelles a 10 sols 12 50 lot et ses deux filles a 40 sols 100 3 Petits Œuvres complet a 28 Livres 84 6 Juives fiancées sans lettres à 40 sols 12 6 Lot et ses filles sans lettres à 40 sols 12 pour la caisse emballage et port jusqu'à Duderstadt 7 total Livres 570 Vous trouverez en outre une Epreuve de chaque nouvelle pièce pour vous, et pour Ms: Riederer une Juive, son Pere, et Lot et ses filles que vous aurez la bonté de lui remettre de ma part tout ces Epreuves sont marquées en bas. vous trouverez en outre pour vous, plusieurs épreuves tant a l'eau forte et non avancées, c'est tout ce que j'ai trouvés dans mes porte feuilles, comme ces sortes de choses se brûlent ou se déchirent a mesure qu'elles me servent et que d'ailleurs je ne suis pas trop bien aise qu'on voye de quelle manière je gribouille ces pièce, je vous prie de ne pas trop le montrer a certaines gens, et de les garder pour vous, puisque vous y trouvez de la curiosités, jai a la fin receu le 3 Epreuves de la vieille normande dont jai remis une a Ms Rode et lautre a Ms Nicolai ce dernier ma remis un bel Exemplaire sur papier d'hollande de la description de Berlin et Potsdam il voulait le faire brocher il m'auroit incomode dans la Caisse ainsi vous le trouverez en blanc en haut de la Caisse, j'ai voulu le payer mais m s Nicolai ma fait dire puis que c'étoit pour vous qu'il étoit bien aise de trouver locasion de vous faire ce petit cadeau, ainsi cet avous de l'en remercier, j'ai été bien aise de voir quelque chose de Ms Pierre Alexandre cette pièce est gravée avec beaucoup de fermeté et ne dément pas

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ce que vous avez gravé de Meilleur. Je vous en remercie de bon cœur: n'oublié pas d'aller chez Ms le Duc de la Roche Foucauld, lui porter les nouveautés il m'en a fort prié, pour Ms le Prince il m'a fort l'air d'être enterré avec son secret de 20 000 francs je l'appelle le secret a 2 sols et crois l'avoir trouvé quand on fréquente les chimistes on n'est pas loin de découvrir ces sortes de choses, mais cependant tachez toujours de m'avoir une couple des pièces. On m'a beaucoup vanté sa sinagogue je voudrais bien l'avoir mais belle Epreuves, sans cela je ne m'en soucie pas. faites moi aussi le plaisir de me trouver deux Estampes de feu Ms Duchange L'une est le repas du Pharisien d'après Jouvenel et l'autre de la gallerie de Rubens qui représente L'Apotheose de Henry le grand roy de France, mais belles et premières Epreuves je ne regarde point au prix pourvu qu'elles soyent parfaites. Möns. Estienne Libraire doit me faire un envoy de Livres, a qui vous pourrez remettre le tout pour être emballé avec. Je prendrai aussi la liberté d'assigner le dit Mr Estienne sur vous pour Tachât des Livres ce qui restera vous pourrez a vôtre comodité le remettre à Ms. Riederer. nous avons apris la mort de Ms Micheli Vanloo, mandez moi qui a eu sa place a l'academie des protégés, adieu cher ami, aimez moi toujours et soyez persuadé qu'il n'y a personne qui fait avec plus d'Estime et de Considération que Monsieur et cher ami vôtre très humble et très obéissant serviteur Schmidt Mes respects à Madame Wille De Berlin ce 10 d'avrill 1771 Je vous prie mon cher amy de remettre l'Incluse d'abord à Ms Estienne Libraire. Handschrift aus den Beständen der Fondation Custodia, Sammlung Frits Lugt. Signatur: 1972 (ohne Inventarnummer). Wille hatte Schmidt am 31. Januar 1771 um den Kupferstich Loth und seine Töchter gebeten ^Journal I, 467). Seine Bonne femme de Normandie (1770, Le Blanc Nr. 71, Nagler Nr. 175) hatte er schon am 23. Dezember 1770 nach Berlin geschickt (Journal /, 463-464). 50 Micheli Vanloo] Louis Michel Van Loo (1707-1771), Mitglied der Académie Royale. 1736 wurde er als Hofmaler nach Spanien von Philipps V. berufen und kehrte 1753 nach Paris zurück, wo er seit 1765 (als Nachfolger von Caries Van Loo) Direktor des »Ecole des élèves protégés« war.

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Von Ferdinand Kobell Mannheim, 10. Juli 1771

Mannheim den lOten July 1771 Hochgeehertester Herr werthgeschätztester freund Kaum hoffe ich von Ihnen verzeyhung zu erhalten mein werthester freünd über mein 5 monathliches stillschweigen auf dero angenehmsten und liebsten Brief. Doch großmüthigen Männern, als wie Sie seynd, seinen fehler gestehen, und um Vergebung bitten - hat fast noch niehmal fehlgeschlagen ich erwarte also auch von Dero großmüthiger freündschafft diese güte laßen Sie mir solche um so ehender angedeyhen, als ich nicht gänzlich ohne entschuldigung gefehlt habe - ich bin mit meinen gemählden - zeichnen - und sonderlich dem mir über alles angenehmen radiren so beschäfftiget, daß ich öffters darüber meine frau vergeßen würde, wenn selbige nicht so vorsichtig wäre - mittelst ihrer Darstellung mich ihres wesens zu erinnern ich hoffe immer eine neüe portion von radirten blatten zu übersenden, und damit wolte ich an ihnen schreiben - allein Mannheim hat so viele Widerwärtigkeiten gegen das Kupferätzen daß man fast nicht mit einigen blatten zu uns kommen kann - Kein gutes Scheid-Waßer - Keine Blatten - Keine wenigstens nur erträgliche Druckerey zu haben, und doch ein werk von 66 blatten radiren zu wollen, dazu gehöret Herz - doch bin ich dem Himmell sey es gedankt bis auf 6 neue große blatten, und 3 so zu retouchiren seyend damit fertig, ich hoffe also in Kurtzer Zeit mit einem werke zu erscheinen, das wenigstens meinen willen in der Kunst an den Tag legen wird - und sehen Sie mit dieser Hoffnung vergienge ein Monath umb den andern - und auf solche arth unterließ ich meine Schuldigkeit, da aber jezo der junge Herr HoffGerichts-Rath von Stengel - ein söhn unseres geheimbden Rathes - und Directeur der academie der wißenschafften eines verdienstvollen Mannes und eifrigen Beschützers der Künste, welcher nach Paris gehet, so habe nicht ermanglen sollen - an Ihnen mein werthester freünd hiermit meine Schuldigkeit zu bezeügen - und mich für dero schäzbahrsten brief, als auch die schöhnen Kupfer nach einem göttlichen Dietrich auf das gehorsamste zu bedenken. ich wünschte nur an Ihnen wieder ein so angenehmes präsent übersenden zu können, der von Ihnen nach der Zeichnung dero Herrn Sohnes gestochene alte frauen Kopf ist ohnvergleichlich - und werth von allen Künstlern bewundert zu werden - welche feste im Umriß - welche reinheit im ausführen - und welcher Schmelz in der färbe, das heist man gemahlet! Was sie mir gütigst wegen denen zweyen übersendeten ez-druck nach 2 mahlereyen aus unserem churfürstlichen Cabinet angemerket, werde mit der genauesten achtung beobachten, denn der rath eines so großen Mannes als Sie mein werthester Herr muß jedem zum geseze dienen. Sie müßen würk-

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lieh ganz wünsch für die Voll Kommenheit unseres teütschlands seyn - umb jedes geringen anfängers werke, wie das meinige zum Beweiß - mit so gütigen äugen zu betrachten, allein da sie unser Vatterland voll Kommen wünschen so müßen Sie warlich nicht den Künstlichen theil der Kupferstecher-Kunst meynen - denn wer will solche vollKommene werke - als Wille - Schmid und Bause - um die ersteren Scholaren - ein Zing, und Dante in denen landschafften dieselbe gebracht haben! Gewiß Keine Nation hat eingläntzenderes Jahr-hundert aufzuweisen als das jetzige Teütschland mit ihrem mehreren prinzen macht. Ich wünsche immer dem armseligen Augspurg den Untergang wenigstens allen denen Insecten der Kupferstecherey darinnen selbst dem Directore Nilson, mit sambt seinen Dardanellen so er neülig wider angezeiget - nicht ausgenommen - das elende Zeüg so da ausgehecket wird - heilige, die den Himmel schänden - und Weltbürger, die der ganzen Erd schand bringen entstehen aus diesem elenden Orth - und da ist noch ein verwünschter Kerl herr Herz oder einstens sich so getitulter Herr von Herzberger - der sich gar unterstehet eine gelehrte Kunst-Zeitung in Teütschland herauszugeben - wo Er alles sogar blasbälgemacher wann sie nur in Augspurg seyend anzeiget und der unverschämbt genug ist, in dem nemblichen blatt, eine arbeit eines unsterblichen Willes, mit einer von den erbärmlichen dardanellen und Kriegs-schiffstechereyen seiner accademie directore Nilson - anzuzeigen man mögte rasend werden - wenn mann solches Zeüg lesen, und noch gelobt höhren muß. nur schade, daß in einem solchen Orth ein Ridinger - und Rugendas gelebet haben, gewiß so lang nicht ein so großer Mann, wie Sie mein freünd, sich seinem Vatterland aufopfert, und wider in den Schoß seiner mutter zurück. Kehret, umb junge Künstler mit exempel, und gütigem Rath an die hand zu gehen, und sich an die spiz der Kunst stellet, so lang Kann und wird unmöglich in Teütschland die Kunst für denen Affen Künstlern aufkommen, und wahre früchte bringen. der H. Müller ist wieder in Zweybrücken an dem Herzoglichen Hoffe - ich habe Ihm dero Kopf gesendet, er macht seine schuldigste danksagung - und wir möchten mit einigen andern sachen aufwarten, es ist schohn 2 Jahr wo er dem H. von fontenet einige Zeichnung nach der natur für Sie mit nach Paris gegeben - ob solche nun an Ihnen gelanget seyend - oder nicht, werden sie am besten wißen. der junge Herr von Stengel so diesen brief mitbringet, ist nicht allein ein sehr großer liebhaber - sondern zeignet auch sehr schöhn - er hat einige blättger nach denen ruinen des heydelberger schloßes radiret, welche wahrlich sehr schöhn seyend - sein H. Vatter vermag alles bey dem Churfürsten und dieser hat H. Marcenay seine goldene médaillé für sein werk Übermacht. Sie machen ja noch ohnsterbliche werke, mein werthester freünd - solten nicht eines unserm besten fürsten, dem einzigen wahren beschützer der Kün-

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ste in Teütschland gewidmet seyn? - der Vatter dieses Herrn würde sehr stolz seyn, wie ich glaube, solches unserm fürsten zu wißen zu machen. Wir haben in teütschland einen Künstler gehabt, so in seinem Stiel - wie die antique Statuen im Historischen ist; es ist der unsterbliche Roos von frankfurth - ich bin ganz entzükt dieses Mannes göttliches gefühle in seinem gethiere zu bewundern, wir haben in Mannheim 4 ausnehmend schöne stük ich will alle schaaf - Ochsen - geißen etc: daraus mit dem größten fleiß in einem bequemen format gruppen weiß abzeichnen, und in scheidwaßer ätzen! ich habe schon einige Zeichnungen fertig, was meynen sie davon. Solte es nicht möglich seyn, daß Sie mir mein bester freünd zu denen eau fortes des Dietrichs und Dujardins bey dero großen beKanntschafft verhelfen Konten - ich wolte dagegen Zeichnungen - oder mahlereyen von mir vertauschen. machen Sie mein gehorsamstes Compliment an dero geehrteste Madame Herrn Söhne - Herrn Chevillet und seine liebenswürdige frau. würdigen Sie mich ferner dero gütigsten wohlwollens - ich werde mir alle mühe geben dasselbe zeitlebens zu verdienen - und ihnen zu zeuchen daß ich es für ein wahres glük schäze, wenn ich mich zeitlebens nenne dero gehorsamsten diener Ferd. Kobell Archives Nationales Paris 219 AP. F. Kobell trat 1768 als »pensionnaire« in Willes Pariser Zeichenschule ein und kehrte zu einem unbekannten Datum nach Mannheim zurück. Im Februar 1771 hatte Wille einzelne Kupferstiche an Kobell geschickt und den Maler gebeten, ein exemplar der Bonne femme de Normandie dem Mannheimer Tiermaler Müller zu überreichen f Journal I, 468). Am 26. August 1771 versprach er in einem Brief an Kobell die baldige Zusendung von 72 Kupferstichen Dietrichs (Journal I, 485). 33 alte frauen Kopf] La Bonne femme de Normandie (1770, Le Blanc Nr. 71, Nagler Nr. 175). 51 Nilson] J. E. Nilson war zwischen 1769 und 1786 Direktor der Stadtakademie Augsburg. 85 es ist der unsterbliche Roos] Johann Heinrich Roos (16311685). Vgl. Brief von G. M. Kraus an Wille vom 10. Mai 1773.

259 An Adam Fürst Czartoryski Paris, 22. August 1771 {Entwurf) Monseigneur La Réponse que Votre Altesse a daigné me faire m'a sensiblement touché et rempli de gratitude puisq'elle n'a pas désapprouvé ma proposition, et qu'elle m'a fait la Grace d'accepter la Dédicace de ma nouvelle Estampes! Cette Estampe est achevée, elle est ornée du nom, des Armes et des Titres de Votre Altesse; elle est sous sa protection. Le public L'aplaudira. Je m'en glorifi singulièrement!

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Brief 259

C'est aujourd'hui Monseigneur q'une Caisse a été remise à M s r s Grand et Labhart pour la faire parvenir avec sûreté auprès de Votre Altesse. Elle contient L'Estampe sous Glace en Bordure sculptée et dorée, de même q'un Portefeuil avec 24 Epreuves en blanc de la même Planche. Que ie serois tranquil si quelques Jours ie pouvois être instruit qu'elle fut arrivée heureusement a sa destination, heureux si ma façon d'agir pouvoit être agréable a Votre Altesse et que mes foibles Talens puissent L'amusser quelques moments; objets qui m'ont occupés infiniment et de grand Cœur! J'aurai un soin particulier du S r Wroczinski. Ce devoir m'est d'autant plus cher qu'il procède des Désirs de Votre Altesse. Je tacherai de L'éveiler en employant l'Art pour seconder la Nature. Il le mérit, sans défauts essenciels il est très bon Enfant Je suis avec un très profond respect Monseig. de J. G. Wille Pour S. A. MSr le Prince Czartorinski Archives Nationales Paris 219 AP. Vgl. Journal I, 485. Wille widmete dem Fürsten Czartoryski seinen Kupferstich Les offres réciproques (Das innere einer holländischen Bauernstube mit einer Familie, für welche die Mutter Kuchen bäckt) nach einem Gemälde von Dietrich (1771 gestochen, Le Blanc Nr. 53, Nagler Nr. 157). 16 Wroczinski] Der sonst unbekannte Kupferstecher Wroczinski, der vom Fürsten Czartoryski finanziell unterstützt wurde, trat 1770 in Willes Atelier ein (vgl. Journal I, 451).

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Von Johann Heinrich Schlegel Kopenhagen, 5. Oktober 1771

Kopenhagen den 5 Oct. 1771 Hochedelgebohrner Hochgeehrtester Herr Die Güte, die Sie mir auf eine so verbindliche Weise im vorigen Jahre erwiesen und Ihr eignes Anerbieten zu ferneren angenehmen dienstleistungen, ermuntert mich, Sie wieder mit einer kleinen Bitte zu beschweren. Sie kennen meine Geschichte des Oldenburgischen Stammes, die mit den Portraiten unsers gemeinschaftlichen Freunds des würdigen Herrn Prof. Preisler verbunden ist. Ich machte auf den Absatz dieses mir sehr kostbar fallenden Werks auch in Frankreich einige Rechnung, weil man sich itzt da, mehr als sonst, um die deutsche Sprache bekümmerte. Allein es ist fast nichts daselbst abgesetzt worden, ja es sind mir vielmehr dahin gesandte und selbst bestellte Exemplare mit schweren Kosten zurückgeschickt worden. Ich hoffte mich dafür, durch den Verkauf der bloßen Portraits, ohne Text, schadlos zu halten, weil man wohl in keinem Lande mehr als in Frankreich, gute Kupferstiche

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schätzt und sammelt. Denn ich habe alle solche Mittel nöthig, da ich für die ganzen Kosten des Verlags stehe, und dem Herrn Prof. Preisler eine namhafte Summe auszahle. Hierzu kam daß der dänische Herr Legationsrath Schütz sich von freyen Stücken erbot, den Absatz der Kupferstiche im Preis zu besezen, und mich versicherte, daß es sehr leicht seyn würde, 50 Exemplare daselbst unterzubringen. Ich habe daher schon im Frühjahr 1770 50 Ex. von den 12 vorigen Königen des Oldenburgischen Stammes an den H. Legationsrath geschickt, und dazu im vorrig. Frühjahr 1771 eben soviele Stücke von den 13 Portrait gefügt, nehmlich von des itzt regierenden Königs seinem, als welches erst in diesem Frühjahr fertig geworden. Vielmehr meldet mir Herr Briasson vom 19 May 1771, daß das Paket bey ihm annoch uneröfnet liege, und vom Herrn Legationsrath Schütz gar nicht abgefodert worden sey. Denselben müßen wohl ganz unvermeidliche Hinderniße, und vielleicht öftere Reisen nach (Fontainebleau) von Erfüllung seines so freywilligen Versprechens abhalten. Ich sehe indeßen, daß mir Eur Hochedelgebohren Beystand in diesem Geschäfte unumgänglich nöthig ist, so gern ich denselben diese Bemühung ersparte. Meine Meynung ist nicht, Sie mit dem eigentlichen Verkaufe zu bebürden, ich weiß, daß Ihre Zeit viel zu kostbar ist, sondern daß ein zuverläßiger Kupferstichhändler unter dero Aufsicht und für billige Gebühr diese Commission übernähme. Dabey würde mir es freylich sehr zu statten kommen, wenn dieselben dero eignes Ansehen gelegentlich unter Dero Bekanntschaft gebrauchen wollten, diese Portraite zu empfehlen und ihnen Käufer zu verschaffen. Mich deucht, daß für alle Empfehlungen Gründe zusammen kommen. Die ganze Suite von einem ansehnlichen regierenden Hause und darin das Portrait eines jungen Königs, der selbst in Paris gewesen ist, und sich da so ungewöhnlichen Beyfall erworben hat, der (Preisslersche) Stich, und die, wie mir scheint, wohlgerathnen Abdrücke. Herr Schütze vergaß daß das Stück für 2 Livres zu verkaufen war, welches für die Suite der 13 Könige 29 Livres austragen würde. Ich überlaße (Ihrem) eignen Ermeßen den Preis nach der Pariser Gewohnheit, und nach billigkeit zu bestimmen, und will mich gern mit weniger begnügen. Dürfte ich gehorsamst bitten, daß Sie diese Commission gütigst und unverzüglich besorgen laßen wollten. Der herannahende Winter ist wohl die günstigste Zeit zum Absätze, und ich wollte gern das daraus gelöste Geld anwenden, um eine Schuld bey dem Herrn Briasson abzutragen, der mir das Papier übersandt hat, welches zum Druck des II. Theils der Geschichte gebraucht werden soll. Ich habe vorlängst dem Herrn Briasson davon geschrieben, daß ich diese Bitte an Sie thun würde, er wird Ihnen also gern die bey ihm annoch ligenden Kupferstiche verabfolgen und Herr Legationsrath Schütze würde auch gern zufrieden seyn, daß Sie diese Mühe an seiner statt übernehmen, da ich nur durch die Erfahrung finde, daß er so wenige Gelegenheit darzu hat.

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Brief 260

Verzeihen Sie meiner vielleicht allzu dreisten Bitte. Ich weis mir in dieser Pariser Angelegenheit, die so auf dem bisherigen Wege nicht fort will, anders nicht zu helfen, als durch die Freundschaft eines redlichen und gütigen Deutschen. Ich bin mit der größten Hochachtung Eur Hochedelgebohren gehorsamster Diener Johann Heinrich Schlegel P.S. darf ich mir die Freyheit nehmen als ein geringes Merkmahl meiner Erkenntlichkeit ein Exemplar meiner Geschichte des Oldenburgischen Stammes denselben anzutragen? Sie werden sie wohl noch nicht haben. Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete schon am 20. Oktober 1771 ('Journal I, 491 ), weder er selbst noch Schütz seien für den schlechten Verkauf der Oldenburgischen Könige verantwortlich, welche vom Buchhändler Combe in der Zeitung L'Avant-Coureur angezeigt worden sei ( vgl. J. H Schlegels Brief vom 11. August 1770, Anm.J.

261 An Charlotte Louise Gräfin von Bentinck Paris, 15. Oktober 1771 {.Entwurf) (Auf dem oberen Blattrand): réponse a M e la Comtesse de Bentink née Comtesse d'Altembourg a hamburg Madame! Vous daignez m'écrire en faveur de Mr. Weisbrodt et votre Lettre vous a trahi singulièrement. Lorsqu'une Personne de votre Vertu et de votre naissance fait des prières ou elle n'auroit qu'a commander; lorsqu'elle est aussi modeste qu'au desus de ce qui L'environne; Lorsqu'elle étend ses bienfaits jusqu'aux Enfants de ceux qui L'ont servie, elle fait voir, sans y songer, son grand cœur et sa belle Ame a découverte. Sa sensibilité devient sensible a ceux même qui n'ont de ce don qu'une petite portion en partage. Que ie me félicite Madame de vous être connu par quelque peu de Talens; mais j'en suis fière de L'être par a port a ma qualité d'homme. Dans le premier j'agis selon ma volonté, s'il est posible, et presque par a port a moi; la seconde devient mon devoir, heureux si ie m'étudi a les remplire de mon mieux. J'ose vous assurer Madame que Mr. Weisbrodt mérite par sa sagesse, son Amour pour son Talent et son asiduité au travail la continuation de votre protection et de vos bienfaits, ie lui rend ce témoignage avec plaisir. Après cela j'ay L'honneur Madame de vous promettre et de protester que le peu que ie pourrais sçavoir par mes reflections nombreuses et par une expérience assé longue est absolument a son service. Il n'est pas nécessaire que ie le fasse souvenir a ses obligations, a la gratitude dont il doit être éternellement rempli

pour son illustre Bienfaitrice, ie pense qu'il a de sa nature d'excellents senti-

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ments; mais ie pense aussi Madame que votre cœur serait satisfait et votre but rempli s'il devenoit un Artiste célèbre. Je me sens singulièrement flatté de ce que vous avez bien voullu Madame jetter les yeux sur moi pour conduire ce digne Jeune homme dans la Carrière des Arts. Puissent les fruits qui en résulteront vous être agréables et mériter votre approbation! Je suis avec beaucoup de Respect de Madame la Comtesse Le très humble et très obéissant serviteur Wille Paris le 15 octobre 1771 Archives Nationales Paris 219 AP. Vgl. Journal I, 490. Der Wille-Schüler Carl Wilhelm Weisbrod traf 1767 mit einem Stipendium der Gräfin Bentinck in Paris ein. Er ging 1780 zur Gräfin Bentinck nach Hamburg zurück.

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Von Karl Friedrich Willibald Freiherrn Groschlag von Dieburg Mainz, 8. (Januar) 1772

à Mayence ce 8. de l'an 1772 J'ai reçu, Monsieur, les offres réciproques, et j'en suis enchanté. Il me semble, que Vous y avés developé toute une nouvelle manière; je Vous en fais mille Complimens et mille remercimens. C'est bien beau à Vous de rester si attaché à Dieterich; Vous augmentés vôtre réputation en perpétuant celle de Vôtre Ami. Certainement, Monsieur, j'accepterai avec la plus vive reconnoissance la dédication de l'estampe, que Vous m'annoncés et je la regarderai comme un gage de vos Sentimens pour moi; ce serait m'offenser, que d'en douter. Cet ouvrage fera honneur à mon nom; tandis que le public en fera ses délices. Je sens un intérêt nationnal à chaque fois que je vois le Succès de Vôtre burin, et j'en suis toujours tout fier. Je Vous envoie ici le dessein de mes armes et mes titres. Vous en retrancherés ce, qui Vous paraîtra de trop et Vous en ferés ce que Vous jugerés apropos. Le petit Kraus passera une bonne partie de l'hyver avec moi. Il ne fait que de revenir de la Suisse. J'aime tout autant son Cœur et ses mœurs, que ses talents. C'est bien de Vôtre faute, Monsieur, si jusqu'ici de n'ai pas augmenté vôtre Collection de ducats; Vous m'avez absolument laissé ignorer ceux, qui Vous manquent, et que Vous désirés. Je Vous en envoie quelques uns que Vous trouverés sous le Cachet de l'enveloppe. N'oubliés pas, Monsieur, le voyage dans vôtre patrie, on n'y est pas injuste à votre égard; et tous les gens de gout Vous prouveront l'estime, que Vous inspirés et avec laquelle je suis particulièrement

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Brief 262

Monsieur, vôtre très humble et très obéissant Serviteur Groschlag ( Von Willes Hand): J'ay répondu a Monsieur le Baron de Groschlag le 20. Avril en lui donnant avis du départ de L'Estampes que ce premier Ministre m'avoit permis de lui dédier. Archives Nationales Paris 219 AP. 2 Les offres réciproques] nach einem Gemälde von Dietrich, 1771 von Wille gestochen (Le Blanc Nr. 53, Nagler Nr. 157). 7 - 8 la dédication de l'estampe] La petite écolière, nach einem Gemälde von Schenau, 1771 von Wille gestochen, K. F. W. Freiherrn Groschlag von Dieburg gewidmet (Le Blanc Nr. 69, Nagler Nr. 173). Vgl. Journal /, 495. Den Kupferstich mit Widmung schickte Wille am 20. April 1772 dem Freiherrn Groschlag zu (Journal I, 508).

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Von Johann Eleazar Schenau Dresden, 26. Januar 1772

Dresde ce 26 janvier 1772 Hoch Edelgebohrner Herr Hochgeehrtester Gönner Mein Gott welch Meister Stück haben Sie wieder der Welt geliefert, es ist nicht möglich Ihnen die freüde zu beschreiben welche ich über das Geschenk habe, ich habe ihn neben mir unter Glaß hangen und ist vor mich und die ich um mich habe, eine Wahre Schule der aufgeklärtesten Kunst, verzeihen Sie mir mein Edler Gönner daß ich nicht längst geschrieben, Glauben Sie meinen bekenntnüß daß es mehr unglückl. Krankheits-Umstände als Nachläßigkeit ist, daß entsetzliche Elend des Gantzen Landes die rückstände aller Besoldungen, verzögern freylich meine gesundheit, jedoch Gott sey Danck meine Augen sind nunmehr um vieles beßer ich kann Arbeiten, und durch dieses wird mir das kümmerlichste leben leichter, ich habe auch etliche Bilder zu machen, vor hier und Auswärts, habe auch unter händen und nunmehro zwar fertiges Bild, von 10 Haupt, und 7 hinterfiguren, es stellt vor die Geneßung der verwittibten Churfürstin, wie sie der Churfürst und Chirfürstin, die Prinzeßin Elisabeth nebst den Herzog von Chur Lande und ihre und ihre übrigen Prinzen und Prinzeßin umringen, und ihr zur Genesung gratuliren, und um die Geschichte deutlicher zu so habe ich ein Allegorisches Bild auf einer staffeley stehend angebracht, in der Hauptfigur habe ich gesucht Krankheit, und freude auszudrücken, ich bin glücklich geweßen Sie alle ähnlich zu machen, vornehmlich aber habe ich mich bemühet einer jeden Person ihren Temperament Caracter zu schildern, und den Bilde nicht ein Porträtmäßiges ansehn zu geben, sondern einen Familien oder Conversations Stücke, die hintere Grupe stelt vor die Cavallire und Hoff Dames welche ihr in ihrer Krankheit am liebsten geweßen dieses Stück hat das Glück zu gefallen,

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und wird angesehen für das was es würklich nicht ist, die verwittwete Churfürstin ließ mich dießer Tage, rufen, und sagte mir daß Sie nichts mehreres auf der Welt wünschte als das Bild von Ihnen mein Hoch Edelgeb. Gönner gestochen zu haben, Befahl mir auch gleich an Sie zu schreiben, um vor ihrer Abreise nach München antwort zu haben, verschiedene Cavalier sagten daß Sie keine Portraits mehr stechen wolten, allein alles war vergebens, sie gab zur antwort daß Sie sich keinesweges wundere wenn ein so großer Künstler keine steifen Portraiter machen wolte, dieses wären Portraiter ohne es zu scheinen es seyen Famillien Stück welches interesire irgen der verschiedenen Stoffe, der verschiedenen alter und der guten würckung welche es in Kupfer machen würde schmeichelte sich auch daß Sie vielleicht etwas mehr für sie, als für ander thun würden, ferner befahl Sie mir Ihnen aufzutragen es für die gnädige fr Mutter, oder für Ew Hochedelgeb. eigenen verlag zu proponiren, wofern Ihnen lezteres lieber seyn wolle Sie sich etliche Dancke ausgebethen haben, und durch ein ansehnliches praesent ihnen Zu dancken, verschiedene Cavallier offerirten sich diese Commission über sich zu nehmen, also woferne Ihnen dieser auftrag nicht angenehm ist, werden sie mehr als mit einen zu kämpfen haben, mein Gott wie wünsche ich daß es geschehen möchte, nein kein größeres Glück könnte mir nicht wiederfahren, ich zittere, u fürchte der Netzscher aus den Cabinet von den H. Buchhalter Spahn war schon nach Rußland nebst verschiedenen andern Bildern, als ich H. Hochedbeb. schreiben erhielt, alles wird hier zu Geld gemacht, dießer liebhaber hat noch mehr aber von der lezten art, geschichte vom leiden Christi und Josephs in Egipten, die schlaffende Venus von welcher ich Ew. Hoched. geschrieben ist zwar schön, doch hat zwey Punckte welche anstösig seyn. 1. ist es nur eine Copie nach Pousin in einem abgeänderten Collorit, daß Original ist auf hiesiger Gallerie (auf dem oberen Rand: und von Boetius schon gestochen), die Bilder welche H. Dietrich noch hat, will er niemanden verkauffen, er hat Sie für seine frau gemahlt das schönste ist eine flucht in Egipten, in den geschmack derjenigen des H. De La Live, ich halte davor Sie haben die besten Sachen die dieser Künstler verfertiget hat, in Zeichnungen soll er einen sehr großen vorrath haben, herr Zingg ist zu einer glücklichen Stunde gekommen, dieser hat Sie gesehen, und mir von der Schönheit nicht genug (Lobes) machen können, der Herr von Hagendorn mein Gnädiger Gönner läßt sich Ew. Hochedgb. empfehlen und wird ehenstens antworten, Zingg sticht Zeichnungen nach sich selbst Dietrichen, und Geßnern. Graf ist verheiratet mit einer Tochter von Prof Sulzer von Berlin, die frey Mauer Loge sendet eine Collecte um die vom Hunger noch nicht verschmachteten Zu retten und eine Beysteuer bis zur künftigen Ernte zu verschaffen, der Hunger und rareté des Brodts war selbst in Dresden so groß das ich viele Tage habe müßen ohne seyn, zu allen Glück war ich kranck, ob man es gleich in Paris zu meinen verdruße nicht glaubt, den so lange ich lebe, hat kein funesteres Schicksal über mich regieret,

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Brief 263

als seit dem ich von Paris weg bin, darf ich bitten mein gehorsamsten Empfehl an ihre frau liebste und herrn Söhne, auch an Monsieur Daudet Mr u Md. Chevillet und übrigen freunde welche mich Sie geneigtest Empfehlen wollen, und bitte ganz gehorsamst um Antwort, den die Churfürstin Mutter, ist voller ungeduld damit ich ihr den Brief selbst leßen laßen kann, nur vergeßen Sie denjenigen nicht der Ihnen schon so vieles zu dancken hat, und zeitlebens ist Ew. Hochedelgb unterthänigst gehorsamster Diener Schenau Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 23. April 1772 und lehnte J. E. Schenaus Angebot ab, das Bild der Genesung der sächsischen Kurfürstin zu stechen ('Journal 1, 500-501). Sachsen kannte im Jahre 1772 eine schwere Hungersnot. 4 Welch ein Meister Stück] Les offres réciproques (1771, Le Blanc Nr. 53, Nagler Nr. 157). 50 von welcher ich ew. Hoched. geschrieben] Vgl. Brief Schenaus an Wille vom 30. August 1770.

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Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 24. März 1772

Monsieur & Cher ami, Il y a près d'un an, queje vous écrivis en vous envoyant le petite caisse avec les estampes que vous maviez demandé, sans que vous m'ayez daigné faire un mot de Réponse, d'où vient ce silence êtes vous Malade ou mort? personne n'a eu de vos nouvelles, et Ms. Nicolai que je rencontrois l'autre jour me dit, qu'il n'en avoit pas non plus, tout ce qu'il sçavait, c'est que vous aviez mis une nouvelle Estampe au jour qui paroitroit a la foire de Leipzig, quoiqu'il en soit, il faut attendre que vous soyez réveillé de votre Létargie, en attendant je vous dirai mon cher ami que je viens de mettre au jour 3 testes, deux d'après Rembrandt et une d'après govert flinck. une des Rembrandt est son propre Portrait que j'ai déterré a Moscou et dont la peinture originale m'appartient, l'autre et la teste dun jeune homme, que Ms. Falbe avait gravé autrefois, et dont il a fait grand cas jusqu'à en faire mention dans le premier volume d'un Livre (von Künstlern und Kunstsachen) mit dem ausdruck. diese Piece finge sich an rar zu machen. Je vous assure queje m'en suis toujours moqué, et aye soutenu hautement que cette teste ressembloit plus a J. Ms. Falbe qu'a Rembrandt, et jai eu Raison, car ayant découvert une bonne Copie que Ms. Reclam a fait a florence d'après l'original je n'ai pas hésité de la régraver pour faire voir a ce Ms. combien il s'est lourdement trompé, vous en jugerez quand vous la verrez, au reste je vous suis bien obligé de ce que vous avez payé a Ms. Etienne les Livres que je lui avois demandé, comme aussi des 3 pièces de Ms. le prince sans sçavoir ce qu'ils content, je croyais aussi de trouver dans la Caisse les deux Estampes de feû Ms. Duchange mais je crois,

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ou que vous ne les ayez pas trouvé come je les souhaitois, ou que vous n'ayez pas pû les placer dans la Caisse, un petit mot d'écrit auroit éclairci tout cela, faites moi le plaisir de rendre l'incluse a Ms. de la Tour, et dites lui de ma part que si un petit mot de réponse l'incomoderoit trop, queje le prie de vous faire une reponse de bouche et que vous aurez la bonté de me mander de sa part. Je suis avec beaucoup d'estime et de Considération, Monsieur et cher ami, vôtre très humble et tres obéissant serviteur Schmidt de Berlin ce 24 de mars 1772 bien des Compi a M m e votre Epouse, j'ai perdu la mienne depuis le 1 er de May de l'année passée, après avoir vécu près de 25 ans dans une union peu Comune, dieu vous Conserve longtems la vôtre, et tout ce qui vous apartient. ( Von Willes Hand): Repondu ce 8. Avril 1772 et payé ma dette Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 11. April 1772 ('Journal I, 505). 12 Falbe] Johann Martin Falbe ist im Gesamtverzeichnis des deutschen Schriftums nicht nachweibar.

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Von Adam Fürst Czartoryski o. O. (März 1772)

J'ai reçu, monsieur, il y a environ huit jours, avec reconnoissance et avec un plaisir extrême, les exemplaires de l'estampe que vous avez bien voulu me dédier; j'ai senti et le prix de l'ouvrage et la préférence que vous m'avez accordée; je vous prie de croire que j'en conserverai toujours le souvenir. Je suis, monsieur, votre très-humble et très-obéissant serviteur. A. Czartoryski Je vous recommande l'élève; je luy recommande d'apprendre à écrire. Archives Nationales Paris 219 AP. Willes Journal /, 503. Zu dem dem Fürsten Czartoryski gewidmeten Kupferstich Les offres réciproques, vgl. Willes Brief vom 22. August 1771. Wille antwortete am 2. April 1772 und bedankte sich für das Geschenk einer goldenen Dose. 7 l'élève] Wroczinski. Vgl. Brief Nr. 259.

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Von Pierre Savart Paris, 10. Mai 1772

Je reconnais avoir reçu de la part de Monseigneur L'Evêque de Callinique par les mains de Mr Wille la somme de Deux cent cinquante livres étant le premier payement des huit cent livres qui m'ont étés accordés pour la Gra-

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Brief 266

vure du Portrait de Monseigneur que je dois exécuter d'après Le Tableau de feu Mr Toqué dans la Grandeur de Mr de fenlon Archevêque de Cambrai, fait a Paris le 10. May 1772. Savart Archives Nationales Paris 219 AP. Am 20. April ('Journal I, 508), 10. Oktober (ebd., S. 527) und 2. November 1772 (ebd., S. 529) berichtete Wille von seinen Verhandlungen mit Savart und erklärte, wie er dessen Stich überarbeitet habe.

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Von Karl Friedrich Willibald Freiherrn Groschlag von Dieburg Mainz, 27. Mai 1772

A Mayence ce 27 de May 1772 J'ai enfin reçû, Monsieur, à mon retour de la Campagne la charmante Estampe, que Vous m'avez dediée. Je ne me souviens pas, qu'une chose m'ait fait plus de plaisir. Je suis également flatté et de l'honneur, que Vous m'avez fait et du Sentiment, que Vous m'avez témoigné. Vous êtez un homme habile et un homme aimable. Les lettres, que Vous écrivez quelquefois à Kraus, et qu'il me fait voir, m'enchantent. Elles sont remplies de cette franchise et de cette gaieté nationale, qui peignent vôtre Caractère. Ditez moi donc, Monsieur, de quelle façon je dois Vous marquer ma reconnoissance. Je ne puis point à mon tour Vous dédier de mes ouvrages, ils sont rarement utiles et jamais amusants. La différence de vos occupations aux miennes est celle du plaisir à l'ennui. Sans le gout, queje trouve aux arts, et à ceux, qui les cultivent, le métier, que je fais, serait encore plus triste. Vous nous rendez l'esprit, qu'une aplication sérieuse nous ravit. Vanité de dédicace à part, je Vous fait mon Compliment sur cette nouvelle production de Votre burin. Je pense, qu'elle ne diminuera pas la réputation, que Vous Vous êtez acquise. J'en fais parade auprès de tous nos amateurs. Kraus Vous dira le reste; mais il ne Vous fera jamais assez connoitre les Sentimens de l'estime sincère, avec lesquels je suis très parfaitement, Monsieur, vôtre très humble et très obéissant Serviteur Groschlag Archives Nationales Paris 219 AP. Wille hatte den Kupferstich La petite écolière (1771, Le Blanc Nr. 69, Nagler Nr. 173), den er dem Freiherrn Groschlag gewidmet hatte, im April 1772 nach Mainz geschickt. ('Journal I, 508). Vgl. Brief Nr. 262. Er antwortete am 18. August 1772 (ebd., S. 517).

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Von Johann Caspar Füssli Zürich, 12. Juli 1772

Zürich, den 12. Heumonat 1772

Hochedler Herr und Theuerster Freünd

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Dero sehr angenehmes ward mir durch Hern von Meyß richtig behändigt, ich nehme es als eine Probe ihrer schäzbaren Freündschaft an, die mir jedesmal heilig und Theuer Sein wird - ich bin ihnen Zu gleich von Herzen dankbar für die Übersanten Kupferstiche, besonders für das Bildniß eines Mannes der eine Zierde der Welt ist, und den mir die Vorsehung Zum Freünd geschenket hat. daß Sie, meine schwache bemühungen in beschreibung der Geschichte der besten Künstler meines Vaterlands ihres beyfalls gewürdigt, ist mir höchst Rühmlich. - der Beyfall meines Willes ist das Ende alles wiedersprechens. Sie sagen Petitot wäre nicht in meiner Neuen Ausgabe. Wie, mangelt er ihnen, So Haben Sie den ersten Theil Zerstümelt empfangen, in diesem Fall würde ich bey der ersten gelegen Heit ein anders Exemplar übersenden. Das raisonierende Verzeichniß Habe für meine Freünde ohne Titel und unvollkommen geschrieben, Ich lag krank, und der gewinnsüchtige Verleger eilte Zum Truck; und taufte meine Schrift mit dem Namen den sie jezo trägt eine Neue Auflage soll geliebter Gott viele wo nicht alle Fehler beßern. Umbach, Hainzelmann, und Weyrotter sollen noch gebracht werden. Schnauzer auch, ob ich gleich wohl wünschte, das Bildnis des geschikten herrn dietrichs wäre nach Rigaud oder Tocqué gestochen worden. Ich arbeite izo an dem Vierten Theil meiner Künstler Geschieht, und ich hofe es werde derselbe meinem Vaterland Ehre machen - es kommen Welsche Schweizer vor, leute von großen Talenten, Mahler, Bildhauer und Baukünstler - Ich hatte schon alle hofnung aufgegeben diese Nachrichten Zu bekommen, weil alle meine Mühe bis dahin umsonst war. - ein Ungefehr machte mich Hierin glücklich - Vor einem Jahre kam ein geschikter Historien Mahler der ein Welscher Schweizer war, von dem Pfälzischen Hof, um nach Haus Zu reisen, er hies Pozzi, dieser kannte mein buch; er besuchte mich, er beklagte meine Nachläßigkeit in absieht auf seine Landesleute, ich sagte ihm mein Unvermögen und die Vergeblichen Versuche die ich des wegen angewandt. - dieser liebens würdige Junge Künstler wurde ganz Feuer, er gab sich mit dem glüklichsten erfolg viele Mühe, reiste von Ort zu Ort, und sammelte Nachrichten und Bildniße, und Sezte mich in stand das Publikum da mit Zu beschenken. - noch erwarte einiche Nachrichten Von Rom, Venedig und London, um dieses Werk beschließen Zu können. Sie haben Theurester Freünd den Zweyten Theil meines Buchs mit einer Vorrede in Form eines Briefs bereichert - . Kenner wißen diese schrift Zu schäzen, So oft ich diese Vortrefliche Abhandlung lese, so oft erinnere ich mich, was ich ihnen schuldig seye. Darf ich es wagen dero herrn Sohn auf Zu fordern, dem Exempel seines herrn Vaters Zu folgen, und meinen vierten Theil mit einer Vorrede über die Kunst Zu beehren. Ein Junger Mann von aus nehmenden Talenten, der den großen Wille Zum Vater Hat, machet mich wünschen und hofen, das er meiner bitte entsprechen werde.

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Ich soll ihnen schäzbarer Freünd von einer wunderbahren entdekung, die ich gemachet Nachricht geben. - ein 30Jähriger Ver Heiratheter Bauer, aus einem entlegenen dorff unseres Cantons kam vor einem halben Jahr Zu uns, und brachte Zwey kleine Nachtstüke mit öelfarbe auf Holz gemahlt, sich seine Frau und Kind vorstellend, ich betrachtete diese arbeit, ich fand die Niedere Natur vortreflich ausgedrükt, Schatten und Licht gut ausgetheilt, und den Pinsel fließend und Zart. - ich fragte ihn wer diese Arbeit gemacht und wo er sie bekommen. Ich selbsten bin der Meister da von, sagte der ganz Troken, und ich komme Zu eüch mehreren Unterricht Zu erlangen, und Zu bitten mir meine Arbeit ab Zu Kauffen, und Arbeit Zu verschaffen. - ich fragte ferner wie er ein Mahler geworden, wo er gelernt habe. - Nirgens Habe ich gelernt, mein Fleiß und die Natur betrachten, ist mein lehrmeister, antwortete Er - ich entlehnte bey hern Ustery die Zwey Gemähide, die Heilmann gemacht, ich gab sie ihm Zum Muster, ich Unterredete mich mit ihm dar über, und wollte ihn da durch auf die Probe sezen, wie weit sein forsehendes Aug in die geheimniße der Kunst ein Zu dringen vermögend wäre. - Ich war sehr aufmerksam, wie dieser Bauer, bey nach machung dieser Gemähide Zu Werk gehen würde, weil es mir unmöglich schien, das er die Schönheit dieser Urbilder erreichen würde - Aber wie angenehm wurde ich überraschet, da er mir Zwoo Kopien in dem völligen Geschmak und eigensten Pinsel Zügen der Originale darbot. - Eine Arbeit die Jedem geübten Künstler Ehre machen, und wo Zu ein genauer beobachter erfordert würde, um sie von den Urbildern Zu unterschiden. Nach dem dieser Versuch so glükliche Folgen gehabt, wollte ich eine Probe machen, ob er die Heilmannische Farbe und Pinselzüge nach Kupferstichen in seinen Arbeiten an Zu bringen ver mögend wäre - ich gab ihm ein Kupferstich nach Coypel, und er lieferte ein kleines Gemähide, das mich an seiner Urtheilskraft und Einsicht Völlig über Zeügte. Nach diesen abgelegten Proben Hielt ich es für gefährlich ihm mehr Kopieren Zu laßen - weil ich meine Absicht erreicht Zu Haben glaubte, ihm einen Begriff von der behandlung des Pinsels in Absicht des Fleisches und der drapperie bey gebracht Zu haben. Ich muste befürchten viele Nachahmungen möchten ihn Zu einem Manirten Mahler machen, ich führte ihn also wieder Zu der Natur, und gab ihm Zu Regel Niemahlen da von ab Zu gehen. Jedoch alle mal die schöne Seite der selben Zu wählen, und nach Zu bilden, Wie genau er meinen Rath befolget, Zeigte er in Zwey kleinen Gemählden, die nach Seiner Er findung die würklichste Natur vorstellen, das eine ist ein Bauren Weib die mit der Nadel arbeitet, ein kleiner Knabe mit gelben haaren und Nakten Beinen sizet auf dem Tisch, und spielet mit einer doken - das Zweyte ist ein Junges Bauren Mägden welches mit seiner Mutter an einem Fenster sizend, sich gleichfalls mit der Nadel beschäftigt. Ich ließ ihn einiche

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Versuche in Bildnißen nach der Natur machen, besonders Sein eigenes, führte sie so geschikt aus, als immer ein geübter Bildniß Mahler. dieses ist die läge meines Künstlers, bis Zu dem Zeitpunkt, da ich dieses schreibe, mein Theürer Freünd wird einsehen, was dieses Genie noch Zu leisten vermögend sey, noch mehr aber was er leisten würde, wenn es seinen 90 Aufenthalt an einem Ort Hätte, wo er sich mit den Werken großer Mahler bekannt machen könnte, und durch den Umgang mit Künstlern und Gelehrten seinen Verstand und seine Einsichten Zu erweitern und seinen Geschmak Zu bilden gelegen Heit Hätte. Er lauben Sie, noch ein Wort von den Künstlern, die in meinem Verzeich- 95 niß mangeln. - Bause ist ein geschikter Mann, nur wollte ich wünschen das er sich Zu erst im Zeichnen fester gesezt Hätte, Ehe er den Grabstichel Zu Seinem Hauptvorwurff gemacht. - der stich einzeln, machet es nicht aus. Wenn aber Zeichnung dem schönen stich entspricht, wie bey einem Wille, dann ist der große Künstler da. 100 Was wird die Kupferstecher Akademie in Wien ausrichten, bis jezo noch wenig - H Director Schmuzer, H. Professor Brand und andre mit ihren Schülern haben auf Kosten des Hofes eine Reise gemacht, um Landschaften Zu Zeichnen; mich verlangt eine Probe Zu sehen, die ich nächstens erwarte. Von Kobel und übrigen die Sie mir genandt, weiß ich wenig oder gar 105 nichts - ich bin von der Vorsehung in einem Winkel der Schweiz verbannt; und seiet dem ich Ridinger verlohren, finde ich keinen deütschen Freünd der sich um die Kunst bekümmert. Wenig Eifer, keine Talente, nichts als arbeit um Brod ist izo der herrschende Geschmak, die Vortreflichen Van der Werff sind in Augspurg nach den Urbildern geschahen worden, ungeachtet herr 110 Boydell in London billige bedingniße vorgeschlagen Hat. Ich Habe mir viele Mühe gegeben deutsche Künstler Zu beschreiben; allein Nachrichten aus deütschland sind so wenig möglich als aus Grönland. - Was könnte für unser Vaterland schmeichelhafteres seyn, als eine Beschreibung von Wille und Schmid, O Gott schenke mir vor meinem Tode noch So viel 115 vergnügen. Wie kommt es Theürester Freünd, das wir unserem gemeinschaftlichen Freünd dem würdigen Winkelmann noch kein gedächtnis gestiftet. - wäre es nicht unsere Pflicht, wenigstens sein Bildniß gemeinschaftlich machen Zu lassen, unser Beyder Namen bey Zu sezen, um die Welt Zu über Zeügen, daß 120 das gedächtniß dieses Freündes, bey uns unsterblich seye - meine Vaterstadt besizet ein schön gemahltes Bildnis von Winkelmann, Ich nehme abschied von Ihnen und über gebe Sie der gütigen Vorsehung, die Sie mit möglicher Glükseligkeit begleite. Ich bin ewig Hochedler und Theuerster Freünd 125 dero gehorsamster dienner Füessli

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Archives Nationales Paris 219 AP. Erstdruck bei Y. Boerlin-Brodbeck, S. 154-155. Am 23. Mai 1772 hatte Wille dem nach Zürich reisenden Meiss sein eigenes Porträt nebst zwei eigenen Kupferstichen für Füeßli anvertraut (Journal I, 511). 6 Bildniß eines Mannes] Es handelt sich entweder um das 1766 von Johann Friedrich Bause (1738-1814) gestochene Porträt Willes (nach dem 1763 von J.B. Greuze in Öl gemalten Bildnis; vgl. Brief Nr. 217, Anm. und Boerlin-Brodbeck, S. 158) oder, wahrscheinlicher, um das Bildnis Willes, das P. C. Ingouf nach einer Zeichnung von P. A. Wille 1771 stach (vgl. Journal I, 514). 9 - 1 0 Geschichte der besten Künstler] Am 12. Mai 1772 (Journal /, 510) hatte sich Wille für das Exemplar der neuen Ausgabe der Geschichte der besten Künstler in der Schweitz bedankt, hatte aber auch auf einige Mängel hingewiesen. 15 Das raisonierende Verzeichniß] J. C. Füssli, Raisonierendes Verzeichniß der vornehmsten Kupferstecher und ihrer Werke. Zum Gebrauche der Sammler und Liebhaber, Zürich bei Orell, Geßner, Füssli und Comp., 1771. 2 0 - 2 1 das Bildnis des geschikten herrn dietrichs] Wille hatte C. W. E. Dietrichs Porträt durch seinen Schüler J. M. Schmuzer stechen lassen: Christian Guillaume Ernest Dietricy, nach einem Selbstporträt von C. WE. Dietrich, 1765 von J. M. Schmutzer gestochen (vgl. Schulze Altcappenberg, Nr. 190, S. 349). Vgl. Brief Nr. 186. 46 ein 30Jähriger Ver Heiratheter Bauer] Füsslis künstlerisch begabter Bauer ist Johannes Kölla (1740-1778). 102 Professor Brand] Johann Christian Brand (1722-1795). 107 Ridinger] Johann Elias Ridinger. 122 Bildnis von Winkelmann] Angelica Kauffmann, Bildnis J. J. Winckelmanns, Zürich, Kunsthaus.

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Von Michael Huber Leipzig, 5. September 1772

Leipzig le 5 septembre 1772 Monsieur et eher ami Je n'ai garde de chercher la petite lettre qui m'a été remise de votre part par le Baron de Krudener pour en savoir la date; elle ne feroit que me rendre encore plus odieux à moi-même d'avoir été si longtems pour vous écrire. Je vous avouerai que je voulais un peu me venger de vous par quelque tems de silence, de ce que vous répondiez si brièvement à mes longues lettres; mais je vous jure que ce n'est pas de dessein prémédité que j'ai poussé la vengence si loin. La seule chose que je crains dans tout ceci, c'est que vous ne soyez pas fâché contre moi; car dans ce cas-là, ce sera signe que je vous suis devenu indifférent, que vous ne m'aimez plus. Pour moi, si vous m'aviez joué le même tour je clabauderois, je serois furieux contre vous. Ce qu'il y a de vilain dans mon fait, c'est queje ne vous ai pas encore remercié de trois gravures que j'ai reçues de vous; dabord votre portrait d'après mon brave compère, puis la bonne femme de Normandie d'après le même, et enfin les offres réciproques d'après Dietrich; ces deux derniers morceaux n'auront pas manqué de vous attirer des éloges qui vous flattent plus que les miens. Votre burin est bien capable de désespérer les graveurs présents et futurs. Aussi ces morceaux ornent ma collection de gravures encadrées, collection qui fait voir d'abord queje ne suis plus un Ostrogoth. Vous voulez savoir si j'ai été pendant tout ce temps-là les mains dans les poches? Non, mon cher ami, j'ai travaillé come un

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forçat. Vous savez apparemment déjà que j'ai traduit les nouvelles Idylles de Gessner, et que cette mienne traduction paraîtra pompeusement avec les gravures de l'auteur et les deux nouveaux Contes de Diderot. Vous savez tout cela par les journaux; mais ce que vous ne savez peut-être pas c'est que j'ai traduit en outre un gros ouvrage de M. Basedow, sur l'éducation, ouvrage qui m'a donné beaucoup de peine, et que je suis plus impatient de vous envoyer que vous de le voir; je ne veux pas vous prévenir sur ce nouveau traité sans savoir impartialement votre jugement sur tout le plan. Il n'est pas que vous n'ayez lu quelques détails sur la misère qui a régné et qui règne même encore en Saxe, surtout dans les montagnes; nous en avons vu, même ici, quelques échantillons, et le récit que font les gens des calamités qui désolent la Lusace et l'Erzgebirg, font frissonner l'humanité. On compte qu'il est mort depuis la récolte de l'année passée jusqu'à présent au de là de cent mille âmes, et cela de faim et de misère. La moisson de cette année ayant été excellente, et le bled étant déjà beaucoup diminué, l'on se flatte de voir naître des jours plus heureux. En général la Saxe se trouve dans une situation critique; toute la machine politique semble arrêtée, rien ne se paye, il m'est dû, à moi qui vous parle, onze mois de pension. Mais laissons cela: il n'est pas plaisant de parler de ces choses là. Notre ami, M. Bause, vous parle sans doute des productions de l'art, il me dispense par conséquent de vous en parler. Nous avons ici Mr Graff depuis quelques moi; dans cet intervalle il a fait des portraits qui lui font un honneur infini. Je vous dirai que je suis enthousiasmé de ce Graff et que je désirerais que vous vissiez un couple de ses portraits pour en avoir votre jugement, car j'aime extrêmement sa manière de peindre. Nous sommes fort liés avec lui, ainsi qu'avec sa femme qui et la fille aînée de M Sulzer de Berlin. Ces pauvres gens viennent d'apprendre des nouvelles bien tristes, c'est que leur père est à toute extrémité; ils s'attendent à recevoir par la première poste les nouvelles de sa mort. M. Sulzer, ayant passé par notre ville il y a quelque tems, m'a fait connoître en lui un savant solide et un Philosophe respectable, je le regretterai beaucoup. Vous savez sans doute la mort de M. Toussaint; il laisse une femme avec plusieurs enfants et peu de bien; il s'étoit fait aimé et il est regreté. Quant à nous, nous nous portons fort bien, ainsi soit de vous et de votre maison. Dites à ma commère qu'au moment que j'écris ceci, son filleul est inoculé, que c'est aujourd'hui le sixième jour et que nous comptons que la petite vérole paraîtra dans deux fois vingt-quatre heures: je lui fais dire cela parce que je n'imagine pas qu'elle prend encore quelque intérêt à ce qui nous regarde, quoique les apparences ne soient pas pour elles, ayant gardé un silence obstiné à l'égard de ma femme qui en est bien plus fâchée que je ne vous le dis. Je pense bien que ma lettre ne vous trouvera pas à Paris; car elle arrivera justement dans le tems où vous faites vos excursions pittoresques. Dans un couple de jours je compte aussi faire un tour à la campagne du côté de Zerbst chez un certain

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baron de Kalisch, grand amateur d'estampes et un de mes bons amis; je voudrais bien que vous pussiez être de la partie, vous trouveriez un hôte selon votre cœur et d'excellentes situations à dessiner le long de l'Elbe. Enfin applaudissez-vous, ou faites-vous des reproches, mon goût pour les estampes s'est converti en passion; j'ai aujourd'hui une collection de plus de deux mille pièces, si bien que je me trouve assez riche en cela pour donner cet hiver un cours dans lequel je me propose de donner aux jeunes gens une idée générale des arts, surtout de l'histoire de la peinture et de la Gravure, et cela au moyen des estampes. Pour cela j'ai mis à contribution tous les Ecrivains françois et allemands qui ont traité ces matières. Je suis persuadé que cette entreprise vous fait rire et que vous n'en avez pas trop bonne opinion. N'importe, j'en veux passer mon envie. Dites-moi si les estampes anciennes sont toujours aussi chères à Paris? Pour mon cours il me manque quelques morceaux, surtout de l'école romaine. Faites bien mes compliments à tous nos amis; à Mr et Me Chevillet, à Mr et Me Gaillard, ainsi qu'à ma commère qui sans doute est mariée à notre compere Longueil et dites à Mrs de Marcenay, Rivière et Messager, en leur faisant mille amitiés, de ne pas se dégoûter de moi, et que je leur écrirai incessamment. Nos plus tendres amitiés à toute votre maison, et dites en confidence à ma commère que quoique ma femme soit bien piquée contre elle il sera facile de l'appaiser pour peu qu'elle veuille lui écrire une lettre un peu amicale. Comme il me reste encore un peu de place je devrais bien vous dire un mot de notre littérature; je ne sais si je vois les objets de trop près, mais je ne suis pas content des productions récentes de nos beaux esprits; Lessing, dans sa tragédie d'Emilie Galoti me semble uniquement occupé à imiter les défauts de Shackespear; Wieland, depuis Musarion, me paraît sans cesse se répéter et abuser étrangement de sa facilité à écrire. Le seul ouvrage que j'aye lu avec plaisir depuis longtems, et dans lequel j'ai trouvé de l'invention, c'est l'Usong de M. de Haller; l'Auteur m'avoit proposé de le traduire en françois, mais je me suis trouvé obligé de le refuser, étant trop chargé de besogne. Adieu, je suis pour jamais votre serviteur et ami Huber Brief aus den Beständen der Bibliothèque Nationale, Paris, Signatur: N. a.fr. 14898. Fol. 172-173. Wille antwortete am 29. September 1772 auf Hubers Brief ('Journal I, 525). 3 votre portrait] vgl. vorigen Brief. 15 Bonne femme de Normandie] 1770, von Wille gestochen (Le Blanc Nr. 71, Nagler Nr. 175). 15 Les offres réciproques] 1771 von Wille gestochen (Le Blanc Nr. 53, Nagler Nr. 157). 23 Gessner] Contes moraux et nouvelles idylles de D . [Diderot] et Salomon Gessner, hrsg. von J. H. Meister [von Michael Huber übersetzt], Zürich: bei dem Verfasser, 1773. 26 Basedow] Johann Bernhard Basedow, Nouvelle méthode d'éducation, übersetzt von M. Huber, Frankfurt: Fritsch, 1772. 47 Sulzer] J.G. Sulzer (1720-1779). 52 Toussaint] nicht identifizierbar. 87 Lessing] G E. Lessing, Trauerspiele: Miss Sara Sampson, Philotas, Emilia Galotti, Berlin: C. F. Voss 1772. 88 Wieland] C. M. Wieland, Musarion, oder die Philosophie der Grazien. Ein Gedicht in drei Büchern, Leipzig: Weidmanns Erben und Reich, 1768 91 Haller] Albrecht von Haller, U s o n g , eine morgenländische Geschichte, Bern 1771.

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Von Balthasar Anton Dunker Basel, 19. September 1772

Bâle du 19 Sept 1772 Monsieur Je viens de recevoir les charmantes estampes, que Vous avez eu la bonté de m'envoyer, j'en suis doublement flaté, et de leur mérite, et de ce qu'elles me viennent de vous, je crains seulement qu'en voulant vous témoigner ma reconnoissance par des effets, ma faiblesse ne Vous la fasse trouver au-dessous de ce qu'elle est en effet. Je ne vous fais point d'excuses de ce queje n'ai pas encore écrit, j'ai eu mes raisons, et je sçais que quand Vous les sçaurez, vous ne pourrez pas désapprouver ce retard de mon devoir, que je ne cesserai jamais de remplir avec joye envers un artiste que je regarde come mon père et mon bienfaiteur, au reste Monsieur vous aurez dans peu un plus ample détail sur des choses qui pourraient vous interresser, puisque vous avez toujours eu la bonté de prendre quelque part a ce qui me regarde. Pour parler d'autre chose je voudrais déjà avoir exécuté les dessins que j'ai en tête de faire, et pour lesquels j'ai les matériaux nécessaires (car a cause de la grande étendue des vües il n'est guère possible de les finir sur plaçe même), mais vous savez, Monsieur, qu'ici mon tems ne m'appartient pas, et qu'il faut queje sois sobre dans l'usage que j'en fais pour moi. La singularité de celui queje vous envoye, et auquel, certes, je ne bornerai pas ma reconoissance, me fait espérer qu'il ne vous déplaira pas; ce n'est pas le seul Morceau singulier qu'il y ait aux environs d'ici, j'ai été dans trois ou quatre endroits qui fourniraient bien chacun une douzaine de dessins des plus curieux, et dont, à cause du peu de tems, je n'ai pu saisir que la moindre partie, et l'approche de l'hiver fait finir mes exploits en fait de dessiner. Je vous prie Monsieur de faire mes très humbles respects a Madame vôtre épouse, aussi bien qu'a Monsieur vôtre fils, a l'amitié duquel je ne cesserai jamais de prétendre Votre très humble B. A. Dunker

Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 16. Oktober 1772 (Journal I, 528). 1772 verabschiedete sich B. A. Dunker von Wille, um mit C. G. Guttenberg und J. F. Rousseau im Verlag Christian von Mechels in der Schweiz zu arbeiten. Er war vom 19.8.1765 bis zum 5.6.1772 Willes Schüler in Paris gewesen. Während des Aufenthalts bei Mechel erhielt Dunker ständig weitere Aufträge von Wille. Trotz der vielen Enttäuschungen, die er bei Mechel erlebte, zog es Dunker jedoch vor, in der Schweiz zu verbleiben, wo er zahlreiche Illustrations- und Reproduktionsaufträge erhielt (vgl. Schulze Altcappenberg, S. 315).

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Von Karl Gottlieb Guttenberg Basel, 11. Oktober 1772

Monsieur! Que M r Rousseau a si promtement déniché d'ici, que M r Dunker et moi ne Vous ont pas encore écrite, tout cela doivent vous être des Egnime, je m'en vais voir, s'il est possible de Vous les expliquer, de ma part je Vous prie de ne pas croire que ça soit par ingratitude comment Vous eussier agi, outre la protection que Vous m'avez acordez, comme un Père envers moi, et l'honeur qui me revient de votre connoissance, m'est si cher, que je l'Estime pour le plus grand bonheur dont je jouirai de ma vie: le deux belles Estampe que Vous avez eu la bontez de m'envoyer sont une nouvelle preuve de Votre générosité, fier de ça je les montrai aux autre graveur ici, voyez disoit je, voila écrit de sa propre Main, et ils me regardèrent avec autant de vénération, comme les Dévots regardent un chiffon qui a été frottez a une S1 Relique. de M r de M: je ne peut pas Vous donner une idé plus juste, qu'en le comparant a un enrolleur Prussien dans l'Empire, qui ne se fait point de scrupule pour engager un home, de le créer sur le champ Officier, mais une fois le pauvre Diable au régiment, il porte le Mousquet. Quand au talent de M r de M: c'est une chose inconcevable, depuis 10 ans qu'il est établie, qu'il n'a pas encore pu venir a bout de s'aranger, depuis que je suis ici, il n'a opérez que 3. heure et demi, et on a déjà changer son établi et chaise deux fois, je croyez que cela finirait, mais le plus anciens qui sont depuis 4 ans dans la maison, m'ont dit que c'étoit toujours tout même. Moi je suis déjà sur la 4 è m e place, pour travailler, et 3 ème endroit ou je couche, enfin a force d'arangement cela devient confussion. au commancement j'ai cru qu'il étoit de mon devoir,* en ami de faire sentir que ça n'alloit pas bien, je choissisait un exemple incontestable, en disant, monsieur Wille a aussi du monde chez Lui, il a un commerce, une corespondance très importante, et il ne laisse pas pour ça de produire encore des merveilles, on sentit la pillule, on me fit un couple de jour la mine, et a la fin quand je voulait sçavoir la raison, on me disoit queje ne connoissoit pas les affaire, j'ai répondu qu'on ne devoit pas m'en vouloir pour ça, qu'un Artiste qui ne doit avoir rien de plus interressant que son talent, et a plaintre, quand il est ocupez d'autre chose, j'ai vu mon tord, et j'ai promis de n'en plus rien dire, je m'en trouve bien, il est cependant dur de voir, quand on a la manche d'un marteau a faire, qu'on délibère 2 jours comme on la pourrait faire d'une nouvelle façon, et a la fin on finit de la faire comme a l'ordinaire. Monsieur Pigage Architecte et directeur des Bâtiments de l'Electeur Palatin, a été ici une vintaine des jours, du tems que M r Rousseau a été ici, j'ai lié conversation avec Lui a table, car allieur il n'étoit pas possible de Lui parler, tant qu'il étoit observez, et il nous a dit ouvertement que l'Œuvre de la gallerie de Dusseldorf est pour

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Lui, et M r de Me. nous a pris apart et nous disoit que cela ne le regarda pas et qu'il ne faisoit que fournir le Dessein, tout et secret, et Mistère, tout se contredit on ne sçait pas que croire. je voudrais que Vous eussiez vu la Parade avec Rousseau, toutefois quand il demanda a M r de M: a Paris, pouvez vous avoir un tableau d'un tel Maitre! la réponse étoit sans hessitez mon Dieu oui, comme on le Désire, celui la ariva quoique prevenu, croyant du moins de trouver quelques un, mais quand il a vu les mauvais dessein qui sont dessinez pour la petite Gallerie, il secoua la tête et disoit qu'il n'étoit pas venu pour ça allors on Lui montra le cabinet, mais M r Rousseau disoit tout net que tout ça étoit de drogue et pas fait pour être gravé, M r d. M. qui ne vouloit pas encore rompre promettoit d'en faire venir, et Lui parla de ça en présance de M r Pigage de M r Dunker et moi Rousseau ne le prennoit pas pour argent content, Lui répondoit, Möns, ce ne pas ce que Vous m'avez promis a Paris, ainsi je ne peu pas conter sur ce que Vous me prometter ici non plus, M r d M. trouva ça fort etrange, dressa un écrit qu'il fit signer a Rousseau, et celui la sortit de la Maison, comme d'une caverne de voleurs, M r de M: me montra l'Ecrit en triomphe, mais je Lui fit apercevoir qu'il étoit plutôt contre Lui, que pour sa justification, et qu'on ne signoit une pareille chose que de force ou de crainte, le lendemain a 8 heure je fut dans l'Hôtellerie de Rousseau avec l'Ecrit dans la Poche pour le détruire, mais il étoit déjà parti, jusque a présent nous n'avons pas encore vu arrivé des Tableau de Dusseldorf. Vous me demandez sans doute ce que ce que son Cabinet, en effect il n'y a pas un tableau qui pourrait dignement entrer dans le votre, excepter un Henri Roos qu'il a dit davoir fait l'aquisition**, et qui me parroit pour sa composition et fraîcheur du premier ordre, les autre la pluspart ou sont équivoque ou ont soufert du Tems. sur tout le Lauterbourg qui font pourtant le plus bel ornement 8. tête de femme en Pastel, qu'il dit de Boucher. Sont des Pont Notre Dame, cepandant du bon genre! 4. de Schutz dont deux fort beau, dans le genre de Ruisdal. a l'Egard des grands tonneaux de vin, ce fort aisé a concevoir Son Père en fait le commerce. Möns. Halban ou Rousseau peuvent vous faire une description de deux Maison et du jardineaux. je me souviens encore qu'il vous a dit hardiment quii avoit un espèce d'Académie cher Lui. c'est n'est pas vrai, on y a pas songez seulement, le commerce me paroit bien établie, mais je ne peu rien vous dire de positif la desu, tous ce que je sçais, ce qu'on emploie beaucoup de toile ciré, pour faire des envoy, dans la pièce ou nous couchons nous somme 4. un aprantif de Manheim, celui qui fait les eaux forte***, d'Augsbourg. et qui se soûle quelque foi, M r Dunker et moi. [je vous demande Pardon je ne me suis pas aperçu que la feuille étoit déchiré]. Vous Savez Monsieur le plaisir, même la nécessitez qu'il y a, quand on a envie de réfléchir sur quelque chose, d'être seul, aussi c'étoit ce qui me faisoit le plus de peine, je le disoit a M r de M. et pour nous contenter il nous fit faire un enclos de la

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hauteur d'un Paravent, et ce que cela empêche d'être distrait a chaque instant? pour les amusement je cours le dimanche les Montagnes, et je passe mon tems assez agréable, a table nous rions quelque fois, car je ne me gêne pas tant que les autre, ils ont fait des grands Yeux, quand ils ont vu que j'ose parler tout haut, quelque jour on me metrai bas mon caquet, c'est l'Hiver qui me fait peur a présent, mais je tacherai de m'enuyer aussi bien qu'il est possible, et M r Dunker aussi mal qu'il est possible, permetter moi Monsieur que je me donne l'honneur de parler un mot a Madame. Madame! je me souvien très bien d'avoir promis de Vous donner quelque nouvelles de Madame de M. je m'aperçoi que c'est n'est pas une chose si aisez, car les Demes ici sont si impenetrable qu'il est difficile de dire quelque chose de positif, voila cependant ce queje sçais et ce que j'ai vu, Elle n'est pas grande, point d'emponpoint, une couleur fraîche, des yeux noir perce et languisant, poin de vivatz ni gayeté, sa Coiff et chosure sans choix, sa démarche nonchalante, occupé du ménage toute la journé, je la voi dans la cuisine dans le Comtoir dans la Cave, colle quelquefois des Estampes, est utile enfin dans bien des endroit, fréquante personne, et n'est fréquanter de personne non plus; parle peu et posément, mais aussi a t il de l'Esprit des qu'Elle dit? pour ça il ne me convient brin d'en juger, j'avoit d'abord imaginer un autre moyens, je liait conversation sur bien des sujets avec elle, croyant qu'Elle en tirarait une conséquance, ou qu'elle donnerait son jugement, ou une decision, je vous aurait fait part, et ça aurait été a votre sagacitez de développer ce qu'il en est, mais rien, il n'est pas possible de lui arracher la moindre chose, j'enrage d'une impénétrabilitez comme ça, je ne désespère pourtant pas encore tout a fait, et conte quand j'aurai l'honeur de Vous revoir, de pouvoir Vous dire davandage, je Vous prie d'assurer me respect a Madame et Monsieur Chevillet, et de conserver l'honneur de Votre protection a Votre très humble et très obéissant Serviteur, C. Guttenberg Monsieur il est arrivé une autre charge cette Semaine, l'Imprimeur que ce 1 er Ministre Mieg a enrôliez a Paris, est arrivé lundi, il est parti Garçon de Paris, et chemin faisant il s'est Mariez, crainde a ce qu'il disoit de s'enuer dans ce Paris. Vous pourriez peut être croire qu'on s'enuye beaucoup ici, point du tout les habitans ont assez d'amusements, mais come les chef de la Maison n'y participent pas nous n'avons point de part non plus, un exemple seulement peut sufire, tous les fête quelconque sont suprimez et on ne se réjouit pour ainsi dire que du Tems des vandenge, toutz les Monde dans la Maison parla depuis long tems que nous aurons aussi quelque divertissement, point du tout, avanthier Mr de M. nous invita pour aujourdhui dimanche dans la vigne de son Père, on ne vandange pas le Dimanche, et on s'est aperçu que c'étoit seulement pour s'épargner, la demi journé du lundi, et sans avoir se

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donner le mot, personne y va. quelle différance d'aller avec Vous a chamblan a Cassio, de profiter de vos Leçon! ce Tems reviendra, en attantant je reste avec le plus profond Respect Monsieur Votre très humble et très obéissant Serviteur C. G. Guttenberg. Garçon Graveur cher M: de Mechel a Bazle P. S. je devrait copier cette lettre et la mettre en meillieur ordre mais come personne ne la verra, et que Vous ne Vous donnerai pas la peine de me repondre non plus, je préfère de vous l'envoyer tel quelle est que de différer davantage, car je ne sçais si de long tems je trouverai des moments si favorable, j'aurai l'honeur de Vous écrire plus fréquament par la voy de M r de Mechel Bazle ce 11 d'Octbr 1772 * c'est en cette quallité qu'on ma dit a Paris qu'on m'emène, vous verrai a la fin de ma lettre ce que je suis. ** Mon Rousseau ne l'a pas vu *** des Médailles Archives Nationales Paris 219 AP. Guttenberg reiste im Juni 1772 nach Basel ('Journal I, 514 ) und traf wieder im September 1773 bei Wille in Paris ein (Journal /, 558). 2 Rousseau] Gemeint ist Jean François Rousseau (geboren um 1750), ein Schüler Willes. Vgl. Schulze Altcappenberg, S. 346: »Am 5.6.1772 gingen Dunker, Guttenberg und Rousseau mit Mechel nach Basel, um dort für dessen Verlag das Düsseldorfer Galeriewerk und andere Aufträge zu fertigen. Am 12.8.1772 kehrte Rousseau vollkommen unzufrieden zu seinem Lehrer nach Paris zurück. - er war nach Wille nur 24 Stunden bei Mechel« 13 M. de M.] Christian von Mechel (1737-1817). 70 Halban] nicht identifizierbar.

272 An Christian von Mechel Paris, 16. Oktober 1772 Paris den 16 8ber 1772 Edler Herr von Mechel Der Kasten mit dem Gemälde, der kupferplatte und einer Zeichnung von He. Dunker ist verflossenen Sonntag bey mir angekommen. Sie haben mir einen wahren Dinst gethan, den ich nicht vergessen werde, mit der Platte, indem mir die Materie gar gut zuscheinet. Ich habe alle Proben damit gemacht und siehe alle ziehlen auf den endzweck meiner Absicht. Ich dancke Ihnen alßo für Ihre obwaltung und mühe so viel und heftig man danken kan. Dieße platte soll 8 Pfunde wiegen. Belieben Sie es aufzuschreiben damit der

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io wehrt, wie der Vorigen, bey unßerer rechnung abgezogen werde so wie fracht und Unkosten von England bis Basel. Dießes war alßo gut; aber das gemälde des Breughels gehet morgen wieder von hier, an Sie, durch die Hände Hen Eberts über Straßburg ab. Ich hatte Sie in meinem antwortsschreiben; als Sie mir das gemälde anprießen, unter anís dem gebeten wohl nachzusehen ob nichts daran verwaschen wäre? Sehen Sie es aber recht wann es wieder in Ihren Händen ist. der Zweyte Plan und alle übrige fernungen sind ganz weg und so daß man kaum etwas erkennen kan. kurz ich habe mir ein gesez gemacht nichts zu haben, so wohlfeil es wäre, das mit fehlem behaftet, Siech und krank wäre. Lassen Sie nun dießes Stück, ins 20 Himmels nahmen, nur nach Deutschland gehen, damit es an den ort komme wohin es doch erst bestimmet war. Meine neugier ist gestillet und ich danke Ihnen dennoch wegen Ihrer guten Meinung! Ich habe in besagten Kasten, auf den boden den brief gethan den Ihnen der iunge Kupferstecher geschrieben und den Sie mir gesendet hatten. Ich habe keinen gebrauch, um Ihres eigenen 25 Vortheils willen, damit machen wollen. Ich bin hier, ich sehe und höre manches und wünschete daher eher daß alle begebenheiten, alle geschichtchen in Vergessenheit fallen möchten als daß man immer darum wühle und sie von neuem aufrühre. Ich habe mein Verfahren um Ihrent willen, genau überdacht. Sie haben ia indessen bey der leztem begebenheit Thriumphs genung: 30 Einer biethet sich an und Sie schlagen ihn ab. die Briefe aber habe ich treulich bestellet. Ich habe den He. Meyer, nachdem er es in Ihrem Nahmen begehret hatte, vor kurzem eingehändiget: nehmlich den 6 8ber 25 Images de la beauté 56 # 5 s 35 25 Leçon de Botanique 56 # 5 s 25 Maîtresse décole 56 # 5 s 25 Petite Ecoliere 56 # 5 s in allem 225 # diese summe habe ich zu Ihrer rechnung in mein Buch geschrieben. Ich weiß 40 nicht ob ich Ihnen geschrieben habe seitdem Sie mir den baseler goldgülden, gegen den Pälzer dukaten, gesendet haben, dießes Stückchen ist mir sehr lieb um so viel mehr da es das erste ist welches ich gesehen habe. Vergessen Sie aber dennoch nicht mir eine dukate des bischofs von basel aufzutreiben ich sende Ihnen gleich ein Holländer dagegen und danke noch vielmals deßwe45 gen so wie ich Ihnen für die ganz artige Ezdrücke Herrn Dunker danke, legen Sie mir doch alle beyseyte welche er machen solte, weil es eine artige Liebhaberey ist. Niemand ist besser Ihr Mann zu dießer Unternehmung als He. dunker lassen Sie dießes niemals aus den Augen noch dem sinne. Ich werde ihm selber schreiben damit er standhaft bleibe und sich nicht gelüsten lasse so dem Exempel anderer nachzuahmen welches nichts bedeuten soll. Sie haben mir in einem Ihrer briefe gesaget daß ich Ihnen nicht auf alles geantwortet

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habe. Ich habe es gefunden. Ich soll Ihnen aufrichtig sagen was ich von He. freudebergs öhlmalerey halte, aber wie kan ich dießes? Ich habe für einigen Jahren einmal ein untermaltes stück v o n ihm gesehen aber nie etwas fertiges. Aus dießem können Sie schließen o b es mir möglich sey Sie genau zubenachrichtigen und einen Ausspruch zu thun? Sie u n d Ihre frau Liebste sind v o n meinem ganzen hauße von Herzen umarmet und gegrüßet ich aber habe die Ehre beständig mit aller Hochacht zu seyn. Meines wehrten Herrn von Mechel unterthanigster diener Wille Einen grüß an unßere freunde die Herren dunker und guttenberg. Handschrift aus dem Bestand des Oberhessischen Museums Gießen. Signatur: Bg Wi 191. Wille merkte in seinem Tagebuch am 16. Oktober 1772 an: »Ecrit a M. de Mechel. Je lui dis que le tableau de Breughel de velours, qu'il m'a envoyé, est trop ruiné pour moi, et je lui donne avis que je le fais retourner à Bale, à M. Eberts. Je le remercie pour les soins qu 'il a pris en me faisant venir un cuivre qui me paroît parfait et que je destine pour la gravure de mon Abraham et Agar (Agar présentée à Abraham par Sara, nach einem Gemälde von Dietrich, 1775 von Wille gestochen, Le Blanc Nr. 1, Nagler Nr. 103). Je lui dis que ledit tableau partira demain 17de ce mois, dans la même caisse, par le coche de Strasbourg.« (Journal I, 528). 34 Images de la beauté] Unter Mitwirkung Willes gestochen (Nagler Nr. 182) 35 Leçon de Botanique] Von J. Chevillet gestochen, nach einem Gemälde von Schenau (Nagler Nr. 181). 36 Maîtresse d'école] La Maîtresse d'école (Eine Frau vor einem Buch auf dem Tisch), 1772 von J.G. Wille gestochen, nach einem Gemälde von P.A. Wille, dem Freiherrn von Dalberg gewidmet (Le Blanc Nr. 70, Nagler Nr. 174). 37 Petite écolière] La petite écolière, nach einem Gemälde von Schenau, 1771 von Wille gestochen, K. F. W. Freiherrn Groschlag von Dieburg gewidmet (Le Blanc Nr. 69, Nagler Nr. 173).

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Von Pierre Savart Paris, 23. November

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J'ay reçu de la part de Monseigneur L'Evêque de Callinique par les Mains de Mr Wille le second payement de la Gravure de son Portrait qui est aussi de D e u x cent cinquante livres fait a Paris le 23. 9bre 1772. Savart Archives Nationales Paris 219 AP. Vgl. Brief Nr. 266 (10. Mai 1772).

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274 An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, 29. November 1772 Paris den 29sten Nov. 1772 Schon lange habe ich das Vergnügen entbehren müssen, Ihnen meine beständige Hochachtung, die ich Ihnen schuldig bin, zu erneuern. Ich verwundere mich beständig, wenn ich überdenke, wie schnell die Zeit vergehet, wie wenig man verrichtet hat, nicht einmal die Hälfte von dem, was man am liebsten verrichtet. Verflossenen Sommer war ich sehr beschäftiget, und doch nur mit Kleinigkeiten; doch sie waren angefangen und deswegen mußten sie vollendet werden. Hr. Schenau wird die Ehre haben Ihnen solche in meinem Namen zu übergeben. Dieses Geschäfte war zu Ende des Augusts vollendet, und schnell ging ich, von verschiedenen Freunden begleitet, aufs Land, wo wir nur lachen, zeichnen, kurz, wo wir des Lebens, als Künstler zu geniessen wissen. Endlich trieb mich die böse Witterung wieder heim; aber ich befand mich nicht wohl, und doch wollte ich es nicht gestehen und keine Mittel gebrauchen, bis ich mich nicht mehr schleppen konnte und krank seyn mußte. Ich merke die Ursache wohl, ich will beständig, noch immer so schnell wie in der Jugend, tausenderley verrichten, und vergesse den Körper, der schon Jahre mir den Dienst versagt. Ich überrede mich freilich, daß es nicht wahr sey, und dieses ist doch ein Fehler, den ich wider mich begehe; aber ich bin nun wieder des Übels los, und werde sehen, in wie weit ich Wort halte mich zu bessern. Nur der Zeitverlust mißfallt mir am mehresten, indem ich seit drey Monathen nichts verrichtet habe. Der Kopf arbeitet freilich; aber vergebens, weil ohne die Hand nichts zur Wirklichkeit kommen kann. Ich bitte Sie sehr, mein Herr Generaldirektor, um Vergebung wegen dieser Beschreibung. Sie ist finster; ich liebe dergleichen wenig; nur das Heitere gefällt mir und rühret mich, so wenig es auch zu bedeuten hätte. Des Übels ungeachtet bin ich beständig voller Begierde, mein Kabinett zu vermehren. Einen frischen D. Teniers mit 20 Figuren, einen A. Ostade mit zwo halben und eine herrliche Landschaft von Ruisdael gemalet, habe ich dieses Jahr hineingebracht, so wie eine schöne Flucht nach Egypten von Hrn. Dietrich, welche aus einer hiesigen großen Verkaufung kommt. Aber viel mehr Zeichnungen habe ich zu sammlen Gelegenheit gehabt, unter welchen eine große vom unsterblichen Rubens, mit 21 Figuren die obere Stelle behauptet. Ich hatte immer Hofnung aus Dresden einige Stücke in Wasserfarbe von der Hand des zu frühe gestorbenen Wagners zu erhalten; ich merke, meine Hofnung selber wird zu Wasser, wo dieser Ausdruck erlaubet ist. Meine Freunde in ihren Briefen sind immer Freunde; wollten sie aber die Thätigkeit dazu fügen, so wäre es eine Lust. Wie kommt es doch, daß Hr. Zingg nichts an Tag giebt, indem ich ihn hier als einen fleissigen Arbeiter gekannt habe? Überhaupt ist Hr. Bause der ein-

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zige Kupferstecher, welchen man heute hier in Sachsen weiß. Woran sollte dieses liegen? Ist keine Aufmunterung mehr? und wo auch keine wäre, da muntert sich ein feuriger Geist und eine starke Seele selber auf; und wie? doch gewiß, wo Sie, mein Herr Generaldirektor, gegenwärtig sind, da ist Aufmunterung! Wer kennet sich besser, wer fühlet besser, wie Sie? aus diesem leite ich ab, was ich zu sagen mich getrauet habe, und was ich versichert bin. Es hat mich ungemein gefreuet etwas von Herrn Rooß zu sehen. Seine Art zu zeichnen ist voller Geist und lebhaft. Schade, daß sich das Bleyweis auf der Karte im Brief ein wenig verschmutzt hat. Bleyweis ist eine herrliche Materie zum zeichnen; aber nur deswegen zu vermeiden, weil sie sich nicht wohl befestigen lässet und weil ein Theil ihrer Kraft mit der Zeit vom Papiere verfliehet. Ich habe dieses aus eigener Erfahrung, und gebrauche, so sehr ich auch das Bleyweis liebe, fast keines mehr. Die Feder, der Pinsel mit Bister, oder Indische Dinte, oder schwarze Kreide oder Rothstein, alles auf weis Papier, sind mein Gebrauch geworden. Briefe über die Kunst von und an Christian Ludwig von Hagedorn, hrsg. von T. Baden, Leipzig 1797, S. 359-361. 27 D. Teniers] Zum Erwerben des Teniers-Gemäldes, vgl. Journal I, 499 (17. Februar 1772). Dieses Gemälde wurde später von J. P. Lebas unter dem Titel Guinguette flamande gestochen. 27 einen A. Ostade] Das Gemälde von Adrian Ostade hat Wille während der Auktion der Sammlung vom Marquis de Choiseul erworben ('Journal I, 506, 9. April 1772). 28 Ruisdael] Am 2. Dezember 1772 trägt Wille in sein Tagebuch ein, er habe eine Landschaft von Ruisdael erworben (Journal I, 532-533). Wahrscheinlich handelt es sich um das Gemälde von Salomon Ruisdael, das sich unter Nr. 14 in Willes Katalog befand: F. Basan, Catalogue des Tableaux, Dessins, ..., qui composent le Cabinet de M. W. [J. G. Wille], 6. 12. 1784, Paris 1784. 29 Dietrich - Die Ruhe auf der Flucht nach Ägypten von C. W. E. Dietrich hat Wille anläßlich der Auktion der Sammlung vom Marquis de Choiseul erworben (Journal I, 504-506, 8. April 1772) und danach gestochen (Le Blanc Nr. 2, Nagler Nr. 104). 46 Herr Rooß] Joseph Roos (1726-1805), Professor an der Dresdner Akademie.

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Von Christian Ludwig von Hagedorn Dresden, 23. Januar 1773

Dresden, am 23 Januar 1773 Ich will Ihnen, mein werthester Herr Wille, liber gleich auf Ihren angenehmsten Brief vom 29 Xbr antworten, und Sie alle herzliche Wünsche für die Gesundheit und das lange Leben eines für uns Deutsche so ruhmvollen Künstlers selbst Austheilen lassen, als Sie mit Entschuldigungen über mein Stillschweigen aufhalten. Mein schwaches Gesicht und meine Geschäfte sind bekannt. Vor allem aber fürchtete ich mich die Sayte zu berühren, dazu Sie mir izt Anlaß geben. H. Zingg ist allerdings fleißig; daß er aber nichts bekannt macht, (ich nehme die Gemälde-Ausstellung aus) ist mir selber ein

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Brief 275

Räthsel, wenn ich mich nicht mit seinem Misvergnügen über den Kupferdrucker Poland, der aus Paris gekommen, will abspeisen lassen. (Am Rande: Wie macht es aber H Bause, der noch dazu, mit unseren Kupferdruckern hier in Dresden zufrieden (sei), der andere hiesige Kupferdrucker Protz, hätte sich nicht so gebessert wenn es der Wetteifer nicht gethan hätte) Er soll ihm zu großen Blättern nicht erfahren genug seyn; die Abdrucke sind zu ungleich in der Würkung und gleichwohl hat H. Zingg mehr kleine Blätter, Landschaften nach Dietrichs und Gessners Zeichnungen (denen die Localfarbe wie bey dem Gemälde eben kein außerordentlichen Studiums brauchen,) als große geliefert. Sein größter Hang war an eigener Nachzeichnung hiesiger Gegenden, von welchen er aber, meines wissens nichts gestochen. Er nahm sich vor einen großen Claude Lorrain ((folgendes) den anderen Claude, den Ruisdael und einen Schwanfeld zusammen) zu stechen. Vor Claude hat er auch Heinrich Roos, aber es kam nur ders. Ruisdael zu Stande, her nach ein Jan Bott. Aber Ruisdael ward vor ein paar Jahren und der Jan Bott das folgende Jahr ausgestellt. Das sind die einzigen grossen Blätter. Den Baumschlag hätte ich gerne die Art, wo mit er Dieterichs Bergères oder des van der Neer bearbeitet hatte, gewünscht. Den Ausschlag selbst werden Sie aus meiner hier und wieder in der Beschreibung der Gemälde Ausstellung von 1769 und 1770. Jahr im XIII b. 1. u 2. St. und eben iezt aus der Presse kommenden lten Stück des XIV'. Bands der neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften beurtheilen können, und auch nunmehr selbst, ob es an meinen Aufmunterungen fehle, vor Ihn, mir allemahl gültges Urtheil ziehen können. Von den kleinen dietrichischen Zeichnungs halte ich sie allerdings zur Erholung sehr artig; allein ein mahlerisches Studium im Einzelnen ist nicht ein mahlerisches Ganzes kein volständiges Gemälde. In jener Studie lasse ich mir es gefallen, wenn ungeachtet das vorgestellte Hauptlicht mir am (Stutzfuß) des Vor oder Mittelgrundes anschlägt und eine spätere Tages Stunde andeutet (Skizze am Rande), die im ganzen Stücke (opp[on]irt) oben ein solches starkes ungemildertes Licht meinem Auge entgegen auf die am Horizont herrschenden berge und Gebäude schlage, wiewohl ich weiß, daß die Sonne da wohl ein paar Stunden früher gewesen seyn mag, aber izt nur ein Streiflicht geben, oder vom Mahler oder Kupferstecher gemäßigt werden muß. Zingg erwarte ich diese Mäßigung in einem vollständig ausgeführten Gemälde. Dieser praktische Umgang des Kupferstechers mit den Gemälden hinterläßt freylich alsdann im Kupferwerke nach wohl be(wahrten) Gemälden ein mehreres zur Befriedigung unseres Auges und unseres Verstandes, welcher leztere einmal weiß, daß das Licht das itzo an meine rechte Hand antrift nicht in gleicher Stärke an meines Nachbars Haus gegenüber (anzubringen) stehe. Ich liebe auch nicht den manirirten Baumschlag, der in der Zeichnung nach der Natur die Arbeit fördert, aber im Kupferstich mich zu sehr an des seel. Ridingers fünffingerichten Blätterwurf erinnert, so ich diesem Künstler bescheidentlich

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nicht (vorhielt), und den er auch in seinem Löwenstück nach Rubens im Galleriewerk (erinnerte). Eine niedliche Kupferplate zur Zeit aber noch keinen Abdruck habe ich von h. Zingg, eine Waldung nach einem Agricola gestochen. Er sagt aber, es sey noch vil darinn zu arbeiten. Er wohnt im Academie Hause zwar 4 Treppen hoch (und hat herrliche) Aussicht; den die anderen Stockwerke sind theils zu den öffentl. Anstalten, theils von älteren Mitgliedern schon eingenommen, iezt aber hat H. Schönau, nachdem Roos nach Wien gegangen dessen Quartier 3 Treppen hoch. Das ist doch schon eine Aufmunterung! H. Bause hat 200 rh Zulagen bekommen, Klengel (nächstes Jahr) eine Gratification von 50 rh andre von 25 und die meisten von 16rh 16 Groschen. Warum aber keine Medaillen? Haben wir denn einen Medailleur, der figuren auf der Rückseite so liefern könnte, das sie der Anstalt Ehre machten? Ein bischen bin ich zwar von der (Ketzerey) in einem Stück des (bekannt. 2440ten Jahres angesteckt) Allein jenes ist die Hauptursache. Hinzu kommt, daß die besten Köpfe arm sind, können sich also mit 16 1/3 rh gutes Geld die Anlage zu einem Kleide machen: hingegen ist die Medaille zwar eine immer vorzügliche, in der Wirkung aber mindere Aufmunterung, denn die Gratificationen sind ja von eben dieser Bestimmung. Die Partheylichkeit der Lehrer lasse sich auch nicht meiden, aber allem wird abgeholfen, wenn der Grad der Noth und nicht die Medaille gemißbraucht werden kann, im fall der Lehrling sich nicht höher schwänge. Denn Armuth unterdrückt und macher denkt bei Medaillen wie Mr Sorbiere von Pabst Clemens IX. On envoie des manchettes à un homme qui n'a point de chemise. Klengeln will ich ihre gütige Hofnung eröffnen. Er ist sich selbst in der Arbeit nicht immer völlig gleich, aber doch auch nicht so ungleich als Roos {Am Rand: der nach Wien gegangen. Klengel wenn er will, kann ihn doppelt ersetzen) sich selbst war, und da ist es übel empfehlen. Ihre Ge(sänge) gegen Klengel kann H Schenau am besten besorgen Es ist jung und ich liebe ihn. Die jungen Lehrlinge sind zu sehr gewohnt an mir den Vorgesetzten zu sehen, und meine freundlichste Begegnung, wenn sie nicht alle Erwartungen der Habsucht und Nothdurft erfüllt, ist nicht so wirksam, als die Bestellung eines solchen Mannes als Schönau. Habe ich doch Stölzeln, der mir im Vertrauen gesagt, iezt schon lieber als Canale ist, und Schulze, der gar zu gerne nach Paris ginge, gesagt, sie sollten ihre Kupferstiche nach Leipzig an H. Winkler für Sie, lieber Herr Wille schicken. Sie versprechen es: allein ich sehe, der Erfolg ist schläfrig. Allein (sollten) Sie nicht die liebsten kleinen Kupfer(chen) (ich wußte es nur vom fleißigen Radiren) die Geyser (der von der Unterlehrer-Stelle abgegangen, und den ich durch des Khrfst. Gnade bey seiner besoldung erhalten habe) gestochen, z. B. Wielands bildniß vor dem Musenalmanach 1773 Leipzig (gestochen) haben?. Die Baukunst zeigt ihren Nutzen an den meisten iezt so einfach schönen und nicht übel verzierten (reinen) neuen Gebäuden. Einer unserer geschicktesten jungen

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Brief 275

Architekten, Kammsetzer, der piranesische Einfälle aber nur ohne Haltung im Radiren hatte, hat man nach Warschau berufen. Ich wünschte immer Herr Dietrich sollte ihnen von den vier Stücken, die Klengel als er noch bey Dietrich war im Jahr 1771 ausgestellt, zukommen lassen. Denn Bestellen ist so gar un(mö)glich. In der letzten Ausstellung hatte Klengel ein Morgensonnenschein auf der {Ms. unleserlich) in einer großen Landschaft angebracht die der Hausmarschall hat. H. Boetius hat die Klengelische radirte Landschaft, die Platten an sich gebracht; aber der un(anstelligste) bedachtsam langsame, sonst grundgute Mann zögert mit der bekanntmachung und ich habe ihm oft gesagt, er sollte ihnen Blätter schicken. Ein Billetch. von ihrer Hand an ihn würde alles erleichtern und anfeuern Es ist, wenige Dietrische Lieblingsfiguren ausgenommen, das meiste origineler als manche ältere Landschaft. H. Basan bitte ich zu bedeuten, daß (unter allen) eine radirten Kleinigkeiten alles von meiner eigenen Erfindung ist, und so viel Ehre er mir anthut, Arbeit nach andren Gemälden in meine radirte Blätter zu (muthmaßen), so ist es doch ungegründet. Ihr letztes angenehmstes Blatt so ich aus Ihrer Güte erhalten, und H. Schenau meinen Dank aufzutragen, war der Compagnon zur Dietrichs Musiciens ambulans. Hn Schenau (Tableau) ward am 5. Merz ausgestellt. Dieser hat mir an Ihnen weiter nichts gegeben. Er sagt mir Sie hätten ein Blatt nach Ihm, Schoenau, gestochen. Vielleicht haben sie eine Rolle an H von Kessel geschickt, der iezt auf seinen Gütern im (Schloße Raake) (im Fürstenthum d. Ortes) in Schlesien ist, und, wenn ihn die Geschwulst nicht abhält, vielleicht den Winter herkommt. Er ist nun der (Gastwirthschaft) entronnen und lebt freylich lieber auf den Gütern. Allenfalls können Sie mir nun einen Brief an ihn schicken. Ich umarme Sie, allerliebster Herr Wille in Gedanken. Gott erfreue Sie in dem berauschenden Frühling, und wollte Gott ich genöße einmahl (eine Woche) mit Ihnen die Landschaft*. Empfehlen sie mich doch ja dem Abbé St Nom den ich noch einen Dank schuldig bin. Allein wenn ich alle Schuldigkeit in Briefen beobachtete, so käme ich vom Schreibtisch nicht weg. Ich bin von Herzen mein werthester herr Wille Ihr ganz ergebenster Diener Hagedorn (Am Rande): *und ihre neuen (Ankauf) zu sehen Archives Nationales Paris 219 AP. Wille hatte am 29.12.1772 einen Brief an Hagedorn geschickt ( vgl. Nr. 273): »Je conte à M. de Hagedorn mon indisposition et mon rétablissement, et qu 'il recevra, par M. Schenau, mes deux dernières estampes. Je lui conte ce que je fais et ce que je ne fais pas. Je lui parle de M. de Kessel, qui me doit et qui a quitté la cour de Dresde, comme aussi que M. Klengel doit travailler pour moi, et qui est protégé par M. de Hagedorn.« ^Journal /, 536) 11 Poland] nicht nachweisbar. 94 Kammsetzer] eigentlich Jan Baptist Kamsetzer (1753-1795): Architekt, Zeichner und Kupferstecher, der die Kunstakademie in Dresden besuchte.

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276 An den Freiherrn von Thiimmel Paris, 5. Mai 1773 Hochwohlgebohrner Herr Baron! Ich bin Ihnen gewiß dank über dank und alle erkenntlichkeit schuldig! Wie sehr haben Sie mich zu erfreuen gewußt. Die 12 goldstückchen sind in meinen Händen und was zu bemerken ist nur ein einziges davon hatte ich schon in meiner Sammlung, die übrigen waren mir fast alle unbekandt; aber desto lieber weil sie mir eine gute lücke ergänzet haben. Nun bin ich stolz, ich habe es Ursache, nicht nur allein weil rare stücke unter der Anzahl sind, sondern weil ich sie alle von Ihrer gütigen großmuth erhalten habe. Ihr Verfahren Hochwohlgebohrner Herr Baron sey mir ein ewiges angedenken! Schon vor einigen Tagen habe ich ein kleines kästchen an He Eberts nach Straßburg abgesandt welches ich ihn bitten werde Ihnen zuzusenden. Es enthält meine Arbeit mit Ihrem Nahmen geziehret wie Sie mir gütigst erlaubet hatten. Erstlich einen Abdruck unter glas in einer vergüldeten Rahme, dann einen Blätterband mit 24 Abdrücken, welche Sie nach belieben wohl auszutheilen werden wissen. Dieße ganze begebenheit ist eine von den begebenheiten meines Lebens welche mir das beste Vergnügen gemacht hat und es wird sie ofte mit frohen gemüthe überdenken der welcher die Ehre hat mit wahrer erkenntlichkeit und Hochachtung zu seyn Meines Hochwohlgebohrnen Herrn Barons unterthänigster Diener Wille Paris den 5. May 1773. Handschrift aus dem Bestand der Veste Coburg. Signatur: V. 1091. 1 Vgl. Journal I, 548. Wille hatte dem Freiherrn von Thämmel seinen Kupferstich Les bons amis gewidmet (Journal I, 544, 10. März 1773): Les bons Amis (Zwei rauchende Bauern am Tische), von Adrian Ostade gemalt, 1773 von Wille gestochen, (Le Blanc Nr. 56, Νagier Nr. 160).

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Von Georg Melchior Kraus Frankfurt, 10. Mai 1773

Geehrtester Herr, werthester Gönner! Nun kome ich aus dem Westerwalder Gebirg hierher zurück, alwo ich mich 6 Wochen bey der liebenswürdigen fräulein von Stein aufgehalten habe! Dieße fräulein gab mir einen Auftrag an Ihnen, welchen Sie mir hundertmahl wiederholt und befohlen hat, und den ich Ihnen auch vor allen andern dingen sagen muß! Fräulein von Stein bittet Ihnen sehr um Verzeihung, daß Sie Ihnen Ihren gütigen Brief nicht beantwortet hatte, vielerley Vorfälle verhin-

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derte Sie an diesem, Sie schämmet sich für Ihnen und sich selbst, und glaubt nun sey es zu spat Ihnen zu schreiben, alles mögliche freundschaftliche läßt diese Schöne Ihnen versichern! daß Sie Ihnen Hochschätzt, kan ich Ihnen betheuern. Künfftigen Monat Juny wird sich dieselbe, mit einem sächsischen Cavalier Graff von Werther verheurathen, und mit diesem Ihren zukünftigen Gemahl nach Sachsen reißen, und aida Ihren Wohnplatz beziehen. Sie mein Herr sollen an der zukünftigen frau Gräffin von Werthern eine freundin haben, auf die Sie stoltz seyn dörffen. Zu Anfang des künfftigen Monats reiße ich wieder nach Nassau dem Verbindungsfest beyzuwohnen, und vielleicht werde ich auch bald eine Reiße nach Sachsen thun. Auch da, und überall werde ich mir den Ducaten Handel angelegen seyn lassen, um Ihnen so viel mir nur möglich von Ihren doppleten zu verschachern, und daß werde ich alle zeit mit gröstem Vergnügen thun. O wie sehr freue ich mich daß Sie mein kleines Gemäldchen so gütig auf genohmen, und wie glücklich bin ich, daß Sie mir so viele Beweiße Ihrer freundschafft geben. Zeichnungen von Heinrich Roos habe ich hier noch keine besonders schöne angetroffen, leider sind unsere hiesige Liebhabers, aus Mangel der Kenntnis, noch keine freunde von Zeichnungen zu samlen geweßen! Nun aber fangen diese doch auch an deren zu samlen. Ich werde mir noch Mühe geben ein paar schöne Zeichnungen von gedachtem H. Roos vor Ihnen zu erhäschen. Von dem mir angetragen 40Jährigen wohl bemagten deutschen Maler wißte ich gar keinen Gebrauch zu machen! Sind seine Knochen und fäusten so stark als sein Magen! So wäre er vielleicht in einer Hiesigen Roth nagelischen fabrique, bey einem lOOOpfündigen Farbenstein, oder bey einer 1500 Schuhlangen Tapete zu benutzen. Herr Beker von Speyer welcher vor 8 tägen mit einem schweren Coffre voll Müntz, die er auf hiesiger Messe gegen sein Waare erobert hat, nach seinem Heimath zurückgereißet empfiehlet sich ihnen mit aller Ergebenheit, desgleichen Herr Paterborn! Dieser gute Mann aber ist nicht so glücklich wie erster, denn seine Waare will gar nicht abgehen, er ist gantz böß auf die Malerey, weil ihm diese so wenig bevortheilet. nun will er alte Bilder flicken, und heilen, der Himel wolle denen Patienten gnädig seyn, die er in seine Cur bekomt. Schenken Sie Edler freund, mir ferner Ihre Gewogenheit, und seyn versichert daß ich nie nachlaße mit aller Ehrfurcht zu seyn Ihr ergebenster diener G. M. Krause Frankfurt 10. May 1773. (Auf dem linken Rand}: Mes très obéïssans respects à Madame Wille et Messieurs Vos fils

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Archives Nationales Paris 219 AP. Am 23. Februar 1773 hatte Wille G. M. Kraus darum gebeten, Zeichnungen von Heinrich Roos (d.h. von Johann Heinrich Roos, 1631-1685) in Frankfurt zu suchen (J.H. Roos hatte sich 1657 in Frankfurt niedergelassen und war am Hof von Karl Ludwig V. von der Pfalz tätig gewesen). Er bedankte sich außerdem für die Zusendung eines kleinen Gemäldes von ihm (Journal I, 542). 34 Beker von Speier] nicht identifizierbar. 37 Paterborn] vielleicht Johann Volkmar Paderborn (1726-1776), Frankfurter Maler.

278 An Christian von Meckel Paris, 6. Juni 1773 Paris den 6. Junius 1773 Mein wehrter Herr von Mechel Ich habe Ihrem Wechsel Zufolge auf Mr. Doucet, von dem selben, den bethrag von 1515 # richtig ausbezahlet erhalten. Ich hätte Ihnen dießes schon seit 8 Tagen sagen sollen; allein ich habe meine feyertage nicht, wie ofte, froh und fröhlich Zugebracht. Arzeneyen mußten mich erquicken und wer weiß nicht wie erquicklich arzeneyen sind? Seit 3 Jahren hatte ich von keinem Husten das geringste erfahren und dießes muste ich rechtschaffen einbüßen; doch es ist vorbey: dann ich bin schon einmal wieder aus gewessen. Hier ist nun die rechnung die Sie verlanget haben mit den Tagen angemerket als die Waare abgegeben worden: 21 Juin 1771 18 # 18 3 octobre 261 # 11 Décembre 187 # 10 22 Janier 1772 187 # 10 en May lorsque vous etiezaParis 760 # 1 6 octobre 225 # 29 Avril 45 # ce sont 6 Musiciens Amb. 1797 # 19 s 1797# 19 Somme Receu

1515 # 282 # 19 s

me restent de votre part sur ce compte Von gedachten 282 # werden Sie gütigst abziehen was meine kleine schulden sind als: Englisch Kupfer, unterschreibung auf He. Geßners Idyllen u. s. w. Belieben Sie aber Zumerken daß ich die leztverlangte Kupferstiche nicht in die heutige rechnung gebracht habe weil ich, als ich sie He Meyer einhändigen ließ, schon Ihren Wechsel in Händen hatte. Es waren folgende stücke:

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Brief 278

le 13 May - 3 Instruction Pat 6 Concert de fam. 9 Musiciens Amb. 2. offres Reciproques

22 # 10 s 54 # 67 # 10 s 15 # 159 # dieße habe ich alßo als den Anfang einer neuen Rechnung eingeschrieben Ich werde in wenig Tagen Von hier meinen Ostade heraus geben, die hälfte ist abgedruckt, der Titel ist Bons Amis, der preis für den kaufmann ist 3 statt 4 # net. der Journalist ohne der Sache gewiß zu seyn hatte meines Schülers He. Müllers köpfe, nach meinem Sohne, angezeiget als wären sie bey mir Zu haben, weil sie nach meinen Sohne sind, freylich hätte He Müller meine adreße auf seine Platten gerne gewolt; allein dergleichen, will ich nicht weil ich durchaus keine Zeit habe so was abzuwarten, solches ist gut für Leute welche Kaufleute vom Handwerke sind. Habe ich wohl nun recht? Ich habe die Zeichnung seiner Zeit durch Hen Hummel erhalten und bin Ihnen sehr verbunden für dieße gütige Vorsorge! übrigens habe ich es schon vor einiger Zeit an He. Dunker, welchen ich hier wie He. Guttenberg freundschafftlich grüße, gemeldet da ich augenblicklich meiner frau sagte daß ich das Vergnügen hätte Ihnen iezt Zuschreiben: so hat sie mich von neuem gebetten was ich schon etliche male vergessen hätte; aber nun was? Sie läset Sie bitten ihr einen oder zween krüge kirschenwasser, etwa durch gelegenheit, an uns, oder anders zusenden weil das ihre aus ist und sie ofte von nöthen hätte Bey verschiedenen Vorfällen. Thun Sie dießes ich bitte Sie weil es doch nirgens besser als zu baßel Zu haben ist, und belieben mir ebenfalls den wehrt bey obiger summe abzuziehen welches ganz bequeme ist. Ich hatte Vergessen Zu melden daß bald eine Scene der Italiänischen Komedie des Tom Jones, nach meinem Sohne gegraben, bey mir erscheinen wird. Leben Sie, mit der edlen frau gemahlin, welche wir die Ehre zu grüßen haben, in beständiger freude wohllust und Wonne! dießes wünschet Ihnen von Herzen der welcher die Ehre hat mit Hochacht und freundschaft Beständig Zu seyn Ihr unterthänigster diener Wille He geßners Idyllen sind längst am Tage ich bitte mir gelegenheitlich mein Exemplar zuzusenden. He. Geßner hatte mir verflossenen Winter geschrieben sein Vorhaben Zu empfehlen und siehe ich habe ihm noch 7 leute gefunden welche ohne mich nicht daran dachten. Ich hatte die unterschreibungen in händen und ließ als Exempläre hier waren abhohlen und iedem austheilen und siehe nun obendrauf habe ich selber keines.

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Handschrift aus dem Bestand des Oberhessischen Museums Gießen. Signatur: Bg Wi 195. Ende Mai 1773 erwähnte Wille eine schwere Erkältung ('Journal I, 549). Am 22. Mai schrieb er, daß er ein Gemälde seines Sohnes Petite joueuse de guitare dem Kupferstecher Müller für seinen eigenen Verlag anvertraut habe. 27 Unterschreibung auf Geßners Idyllen] vielleicht handelt es sich um folgende Ausgabe: Salomon Geßner, Œuvres. Salomon Geßners Schriften, Neue Auflage, 4 Bde., Zürich: Orell, Geßner, Füssli und Comp., 1770-1772; oder: in 1 Bd., Zürich: Orell, Geßner, Füssli und Comp., 1774-1777. 32 Instruction Pat] L'instruction paternelle (1765, Le Blanc Nr. 55, Nagler Nr. 159). 33 Concert de fam.] Le concert de famille (1769, Le Blanc Nr. 54, Nagler Nr. 158). 3 4 Musiciens Amb.] Les musiciens ambulants (1764, Le Blanc Nr. 52, Nagler Nr. 156). 35 offres Réciproques] Les offres réciproques ( 1771, Le Blanc Nr. 53, Nagler Nr. 157). 38 Meinen Ostade] Les bons Amis, von Adrian Ostade gemalt, 1773 von Wille gestochen, (Le Blanc Nr. 56, Nagler Nr. 160). 59 Tom Jones] Henry Fielding, The History of Tom Jones, a foundling, London: A. Millar, 1749.

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Von dem Freiherrn von Thümmel Coburg, 6. Juni 1773

Mein bester Wille Schon seit Länger als 14 Tagen ist Ihr gütiges und schätzbares Geschenk hier angekommen aber erst heute habe ich es bewundren können da ich vom Lande zurückkomme wo ich mich den ganzen vorigen Monath aufhielt; Wie soll ich Ihnen für die freude dancken die mir Ihr reitzendes Blatt verursacht. Ich sehe es mit einem doppelten innigen Vergnügen an. Einmal weil es die Arbeit eines Wille und hernach weil es ein redendes Zeugniß seiner freundschafft für mich ist; Warum muß ich doch bey der Liebe zu den schönen Künsten und bey meinem empfindlichen herzen von einem Mann entfernt seyn der beydes zu schätzen und durch seinen belehrenden Umgang zu belohnen weis! Ihre Bons amis sind in diesem Stücke viel glücklicher - sie sind zwar aus einer niedern Classe, sie scheinen auch eben nicht für die schönen Wissenschaften eingenommen zu seyn, aber ihre Zufriedenheit ist desto sichtbarer und ihre Treuherzigkeit ist beneydenswerth mit der sie bey einander sitzen und es fühlen daß sie freunde sind. Durch die Exemplare deren Austheilung sie meinem Gutachten überlassen, haben Sie mir ein vergnügen mehr, verschafft. Es giebt mir Gelegenheit meinen meisten Freunden ein willkomnes Geschenck zu machen, denn niemand soll eins erhalten von dem ich nicht gewiß weis, daß er Sie und mich liebet. Ihre Ducaten-Samlung, mein werthester Freund habe ich zwar zeither nicht aus der Acht gelassen, aber, unser 2. Weymarischen Ducaten, habe ich nichts weiter aufgetrieben können das der Mühe verlohnte. So bald ich ein Dutzend wieder beysammen habe werde ich sie durch den nähmlichen sichern Weg abschicken den die ersteren gegangen sind. Nun! leben Sie wohl mein werthester Freund! Genüßen Sie einer beständigen Gesundheit behalten

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Sie immer einige Achtung und Güte für mich und seyn Sie versichert daß ich dagegen mit wahrer Aufrichtigkeit bin Ihr gehorsamer und ergebenster Diener Μ. v. Thümmel Coburg d. 6. Juni 1773 {Von Willes Hand): Répondu a Mr le Baron de Thümmel. Handschrift aus dem Bestand der Forschungsbibliothek Gotha - Schloß Friedenstein. Signatur: Chart A 1918 c Bl. 532-533. Vgl. Willes Brief an Thümmel vom 5. Mai 1773. Wille hatte dem Freiherrn von Thümmel seinen Kupferstich Les bons amis gewidmet (1773, Le Blanc Nr. 56, Ν agier Nr. 160).

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Von Johann Valentin Meyer Hamburg, 19. Juli 1773

Herrn Wille in Paris Hamburg den 19ten July 1773 Geehrtester und gütiger Freünd! Auf diese lezte Benennung muß ich heute ganz besondern Anspruch machen. Vom 28ten Merz bis heute sind beinahe 4 Monate und so lange ist es, daß ich einen Brief von Ihnen besize, ohne ihn beantwortet zu haben. Entschuldigungen? Ja! Geschäfte, Lust-Reise, Somer-Zerstreuungen - Aber keiner derselben bedienen. Ich bin nachlässig gewesen, doch nur im Schreiben nicht in der Freundschaft, und ich kan mit Wahrheit sagen, was mir der h. v. Hagedorn schrieb, daß meine freunde sich über die kosten beklagen würden, wenn alle Gedanken an sie so viel Briefe wären. - Ich freue mich, daß unser hamburgisches Rauchfleisch doch noch zuweilen in Paris wilkomen ist. Unsere Gesandten (entre nous) brachten dergleichen auch dahin. Aber sie wüsten nicht zu bleiben. Die Stelle die Sie mir von dank dafür schreiben habe ich kaum gelesen, weil es keinen verdient. Aber was soll ich mit Ihnen anfangen, liebster herr Wille! Nun finde ich in der längst empfangenen Rolle wider eine Handzeichnung von Boullogne, die ihre Güte mir nicht in Rechnung bringt. Ich will Ihnen einen Vorschlag thun, den ich sie anzunehmen bitte. Sie haben und finden bisweilen eine gute Zeichnung von lebenden oder verstorbenen Meistern. Mir gehen zuweilen dukaten ein, die mir gefallen, und die ich doch zurücklege. Ich sende Ihnen was ich so finde, und Sie schiken mir zurük, was Sie etwa schon haben. Und giebt einer denn etwa etwas m e h r als der andre, ei nun: so ist das unter freunden ja keine hals Sache. Ich weis doch wohl, daß ich nicht zu kurz komme, (der Kaufman sticht doch

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immer hervor) genug! wir wollen uns dergl. dinge, die doch gröstentheils einen eingebildeten Werth haben, nicht berechnen, hiebei mache ich den Anfang! In der Anlage sind 4 Stüke N° 1, ein Duc. von Friedr V sehr gut geprägt: N°2, ein solcher in der Minderjährigkeit des herzogs Carl friedr. von holstein geschlagen N° 3 der neue dänsche ducat, der gewis rar werden wird und N°4 ein artiger frei maurer dukat. Ich wolte daß ich so ein Verzeichnis, von dem was sie schon besizen, hätte, wenn auch nur das merkwürdigste benant wäre, damit ich ihnen nichts doppelt schike. - Ich bemerke auch eben, daß Sie das Meklenb. 2 Thaler Stück gern hätten, daher füge ich es noch bei. Diese sieht man auch schon nicht mehr - In Zeichnungen habe ich neulich 2 von Gesner bekommen, die vortreflich sind. Schmuzer denkt auch noch immer an mich, und arbeitet nun an einer allegorischen Zeichnung auf die Geburt meines sohnes, so wie er mir eine auf meine Heirath geschikt hat. Dergleichen Personalia sind sehr angenehm. Ich weis nicht, womit ich mich bei dem Manne so in Gunst gesezt habe. Auch Zingg ist wachsam für mich, und aus Italien werde ich ebenfals versehen werden. Es ist ein junger Portrait-Mahler, der auf Kosten einiger Liebhaber reiset, dahin, und der auch seiner Zeit zu Ihnen kommen soll. Er heißt Jens Juel, und bringt schon soviel Geschicklichkeit mit, daß unsre Kenner ihn für groß halten. Er hat He. Lienau und Madame auch meine Frau gemahlt, und das leztere besonders ist den andern ein Dorn im Auge. Der fall der Engel von ihrem herrn Sohn zeiget sehr deutlich, wie viel er die Anatomie studirt hat. Ich habe diese Zeichnung vielen meiner freunde gezeigt, und sie sind alle mit mir eins, ihm darüber Glük zu wünschen. Überhaupt höre ich soviel von der Geschicklichkeit dieses jungen Künstlers, daß es mir fast leid ist, daß er nicht den Grabstichel seines Vaters ergreift. Doch entschuldige ich ihn, wenn ich denke, daß er damit nicht hervorstechen würde, wie er sich in seinem fache zu thun bemüht. Glück zu! Le Gateau des Rois ist drolligt, nur bedaure ich den armen Le Mire, der das Opfer eines unschuldigen Einfalls geworden ist. Alle Kupferstiche sind schön, die Sie mir gesandt haben, nur gefält mir eins besser als das andre, zum Exempel Ceresus Grand Prêtre besser als Les plaisirs des satyres. Das Portrait der Mad. du Barry hätte ich gern gehabt, das zum Gegenbilde des Portraits von Louis XV von Lemire dient. Meine Schuld werde ich allernächstens berichtigen. Ich verzeihe mir es nicht, daß Sie solange für mich im Vorschus sind. Leben Sie recht wohl! empfehlen mich Ihre lieben frau und seyn von den Gesinnungen versichert, womit wir die Ehre haben zu seyn dero ergebenster diener Johan Valentin Meyer

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Brief 280

Comme j'ai été obligé de retirer cette letre de la poste, parce qu'on a refusé de la prendre à cause qu'elle contenait de la monoye, je n'ai pu la faire partir qu'aujourd'hui 22 juillet, en l'enveloppant autrement. Archives Nationales Paris 219 AP. Die von Johann Valentin Meyer geschickten (Journal I, 553).

Münzen

erhielt

Wille am 1. August

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281 An Adam Fürst Czartoryski Paris, 2. August 1773 (Entwurf) Monseigneur! Les Vollumes d'Antiquitets que Votre Altesse a bien voullu me faire parvenir sont un Présent considérable, superbe et unique dans leur genre. Je ne me lase point a les parcourir le Cœur rempli de Gratitude envers le grand et genereux Prince, Protecteur des Talens de qui Je les tiens. Recevez Monseigneur mes Remerciements avec bonté, cette bontée si naturele a Votre Altesse. Heureux si par ma conduit il m'étoit posible d'en mériter la Continuation! Je suis avec le plus profond Res. Möns de Votre A. Remerciement au Prince Czartoriski Archives Nationales Paris 219 AP. Vgl. Journal /, 553-554. Vgl. Brief Nr. 259, 265. Schon am 23. März 1773 hatte Wille die aus London geschickten Bände der Antiquités étrusques erhalten und sich über den Empfang sehr gefreut (Journal I, 545): Pierre-François Hugues, dit d'Hancarville, Antiquités étrusques, grecques et romaines, tirées du cabinet de M. Hamilton, envoyé extraordinaire et plénipotentiaire de Sa majesté Britannique en cour de Naples, 4 Bde., Neapel 1766-1767.

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Von Balthasar Anton Dunker Bern, 12. August 1773

Bern le 12 d'Août 1773 Monsieur! Me voilà donc encore dans la Suisse et même plus enfoncé qu'auparavant, j'ai quitté Basle parceque je ne m'y plaisois point du tout et que j'oi trouvé que ce n'est pas la peine pour une vie aussi courte que la nôtre d'aller se morfondre dans cet endroit qui nous déplaît en tout. Je crois même avoir quelques raisons de me plaindre de M de M: mais je les ensevelis dans un éternel silence, parce que j'aime beaucoup la paix a moins qu'il ne me force lui même a rompre le silence, j'ai foit pendant mon séjour chez lui bien plus que mon devoir, et je suis en état de le prouver. Je n'avois point avec lui

August

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d'engagement pour un temps fixe, il m'étoit donc bien permis de chercher un sort meilleur que celui qui m'étoit tombé en partage a Basle, tout cela pourtant n'a pas empêché que je n'aye reçu de lui une lettre remplie d'hauteur et d'arrogance: Je ne suis pas étoné que mon départ lui fasse de la peine, car il avoit besoin de moi, mais qu'il croit me ramener par des propos insolens cela m'étonne fort. Peut être vouloit il m'intimider, mais il peut voir par la réponse que je lui ai faite s'il y a réussi; mon dessin étoit d'aller tout de suitte à Paris après avoir passé seulement quelques jours a Berne, mais il ne m'a pas été possible de me refuser aux instances que mes amis d'ici m'ont fait pour me retenir encore quelque temps ici, j'ai aidé Mr Aberli dans la gravure de ses vues coloriées, j'en ai même fait une toutte entière, qui lui fait un singulier plaisir, c'étoit bien la moindre chose que je pouvois faire âprès touttes les honettetés que j'avois reçues de lui, au reste tout le monde veut avoir de mes dessins et de ma gravure, de sorte que si je voulois rester ici j'en aurais pour toutte la vie, mais malgré cela je me propose de retourner à Paris, quand j'aurai achevé quelques bagatelles de gravures que je ne pouvois refuser de faire parceque c'étoient des personnes de considération; j'ai été obligé aussi par la même raison de vendre quelques dessins de ceux que j'avois faits d'après nature et dont je n'aime pas beaucoup a me défaire, mais j'ai eu la précaution d'en faire des copies fort fidelles, de sorte que vous verrez ces sites a Paris. Je voudrais Monsieur que vous puissiez faire avec moi le voyage des Glacières que je me propose, c'est aprésent la bonne saison pour cela, et, que de dessins a faire! et quel pays pour un paysagiste! Je serais peutetre déjà parti si je n'étois pas tellement enrhumé du cerveau et de la poitrine, que j'ai besoin de tout mon courage pour ne pas me coucher, je vous entretiendrais même encore de bien des choses si je n'avais pas la tete aussi pesante, mais pour le présent je me bornerai a vous prier de m'écrire bientôt et d'adresser la lettre a Mr Aberli, Mes très humbles respects a Mad. Wille à Mess, vos fils et a nos autres amis. J'espère pouvoir bientôt vous dire de bouche combien je suis Monsieur Vôtre tres humble et tres obéissant serv. Β A Dunker ( Von Willes Hand): Répondu a Mr. Dunker

Archives Nationales Paris 219 AP. Wille schrieb an Dunker am 16. August und am 16. Oktober 1773 ("Journal I, 554, 560). 7 M . d e M.] Christian von Meckel. Zu den Beschwerden über die Haltung C. von Meckels gegenüber Willes Schülern, vgl. den Brief Karl Gottlieb Guttenbergs vom 11. Oktober 1772.

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Brief 283

283 An den Freiherrn von Thiimmel Paris, 26. August 1773 Hochwohlgeborner Herr Ihre Zuschrift, mit welcher Sie mich am 6. Julius zu beehren beliebet haben, muste mir das beste Vergnügen von der Welt machen. Sie haben nicht allein mein verfahren billigen wollen, sondern Sie sagen daß es Ihnen gefällig gewessen wäre. Nach dießem habe ich getrachtet, es war meine ganze Absicht. Solte ich nicht froh und fröhlich seyn daß ich sie erhalten habe? überhaupt die Ausdrücke Ihres briefes machen mich munter und stolz. Niemand soll Abdrücke erhalten die nicht Sie und mich lieben. Was könnte zährtlicher seyn, was möchte mir mehr Ehre machen? So muß ich erst Ihr gütiges, Ihr fühlendes Herz und Ihre edeldenkende Seele von ferne bewundern. O warum haben Sie Paris so geschwinde verlassen? Ich allein habe dabey verlohren. Gewiß, Hochwohlgebohrner Herr, solte ich einmal eine reiße nach deutschland thun so würde ich, umwehge oder nicht, voller begierde Ihnen meine Aufwartung zu machen suchen. Das vergnügen welches ich mir dabey verspräche würde mir unschäzbar seyn! Es würde mir einige Jahre iünger machen könnte dieße Absicht nur in wenig Jahren erreichet werden! Man verschimmelt und modert in den großen Städten. Es gehn iahre weg und man hat nicht einmal gesehen wie das Korn auf dem felde stehet, wie es reifet und geärndet wird. Ich habe gestern, ich weiß nicht durch welche Vermittelung ein paar neue Schriften aus deutschland erhalten. Auf einer stehet geschrieben: Von seinem freunde Weiße, dann es ist ein neuer Theil seiner Bibliothek; aber in der andern stehet: - von dessen diener dem Verfasser, dieße hat den Titel: das leben und die Meinungen des herrn Magister Sebaldus Nothanker. Ich zerbreche mir den Kopf um ausfindig zu machen wer wohl der Autor sey. In der Vorrede stehet daß es eine fortsezung der bekannten Wilhelmine sey. Ich habe schon begierig hin und her in dießem buche geblättert und ich verspreche mir Vergnügen im durchlesen welches in kurzem geschehen soll: dann übermorgen gehe ich ein wenig aufs land, da sollen meine Bücher mit, da will ich mir eigen seyn. Beym Ausgange werffe ich alle sorge weg und ernsthafte geschäfte sind vergessen; aber aber beym wiederkommen doch an dießes muß nicht gedacht werden, es kommt von selber, ieder Tag wird seine Plage haben und manche Plage ist nur eine weil man sie dafür hält. Behalten Sie nur immer ein wenig gewogenheit für mich, für den, dem sie so schäzbar seyn wird, da er ihren wehrt wohl einsiehet, für den welcher mit unendlicher Hochachtung die haben wird zu seyn Meines Hochwohlgebohrnen herrn Barons ganz unterthänigster Diener Wille

Paris den 26. August 1773

Oktober 1773

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Es ist mir nicht erlaubet ein wort von Ihrem gütigen Versprechen zu sagen, weil ich erröthen muß Handschrift aus dem Bestand der Veste Coburg. Signatur: V. 1091. 2. Vgl. Journal I, 554. 22 Weiße] Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste, hrsg. v. F. Nicolai und M. Mendelssohn, Leipzig 1757-1765, später Neue Bibliothek röm. schönen Wissenschaften und der freyen Künste, hrsg. v. C. F. Weiße, Leipzig 17651806. 24 Nothanker] Christoph Friedrich Nicolai, Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Nebst zuverlässiger Nachricht von einigen nahen Verwandten desselben, 3 Bde., Berlin und Stettin 1773-1776 (vgl. Willes Brief an C.F. Nicolai vom 21. August 1774). 26 Wilhelmine] Moritz August von Thümmel, Wilhelmine, o. O. 1764. Übersetzung von M. Huber, Wilhelmine, poème héroï-comique, Leipzig 1769. Mit Zeichnungen von Oeser, gestochen von Stock, Geyser u. a.

284 Von Samuel Hieronymus Grimm London, 22. Oktober 1773 London den 22ten octobris 1773 Wohledler, Hochgeehrtester Herr Es hat sehr wenig gefehlt, daß ich Ihnen geschrieben hätte, alle die Kupferstiche, die He. Rodes und seine freünde in Paris gekauft, seyen verlohren gegangen. Sie fiengen die Sache unrecht an und nahmen die Kupferstiche in separaten Blättern mit nach Brusselle, wo sie tausend Untersuchungen und Chicane auf dem wege unterworfen waren. Durch Geld und Credit kriegten sie solche wieder, hatten aber die Unvorsichtigkeit, sie zurücke nach Calais, anstatt sogleich nach London zu senden wordurch neüe Verdrieslichkeiten erfolgten, bis sie endlich lezte wochen einen Theil derselben und ihres geräths erhielten, welchem der Überrest bald nachfolgen soll. Unter den angelangten befand sich Ihr Geschenk an mich, für welches ich Ihnen höchstens danke, und es als ein schätzbahres angedenken sorgfältig aufheben werde. Die Erinnerung der freündschaftlichen Aufmunterung, mit welcher Sie mich in Paris beehret, wird niemahls bey mir erlöschen. Es wird Ihnen vielleicht seltsam vorkommen zu hören, daß He. Rodes einer von den Leüthen seye, die man Quäcker nennt. Sein Vater war ein Quäcker, und starb als sein Sohn noch ein Kind war, er hinterließ ihn der Aufsicht der Verwandten, die alle Quäcker sind. Der junge Herr hat zwar keine Absicht die Religion seiner Väter Zu verlassen, ist aber von der fanatischen Strenge und Simplicität der gemeinen Quäcker weit entfernt. Der ältlichte herr, der mit war, ist sein Informator, ein nonconformistischer Geistlicher, ein würdiger und gelehrter Mann, bey dem er logiert und in die Kost geht. Der jüngste von allen, He. Bickering ist eines reichen Kaufmanns Sohn, und lebte lange mit He. Rodes unter dem gleichen Informator. Wann dieser junge mann (He. Rodes) zur Majorennität kömmt, wird ihm sein väterliches Erbgut jähr-

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Brief 284

lieh zwischen 3 und 4000 Guineen eintragen, woraus er aber 2 jüngere Geschwister zu besorgen hat. Die Verwandten haben ihm schon ein artiges junges frauenzimmer, gleichfahls eine Quäckerin, zur Frau bestimmt, welche Erbin von einem noch größern Reichthum als er selbst, und an seine Güter anstoßend ist. Ich danke Ihnen sehr für den antheil, den Sie an meinem Wohlergehen nehmen. Ein Mensch der weder Reichthum noch Patronen hat, und sich mit seiner Industrie durch die Welt helfen muß, kann heüt zu tage kaum für mehr als seinen täglichen Unterhalt hoffen, und auch dieser ist schwer auf eine honette art zu gewinnen, sonderlich in großen Haubtstädten, wo unterstützte Prahler und Schmeichler immer dem modesten mérité ungestraft auf den Hals treten. Das Publicum überhaubt läßt mir ziemlich gerechtigkeit widerfahren, da aber alle meine Bekanntschaften aus Leüthen von dem mitleren Range bestehen, die es nicht Vermögen, einem Künstler viele aufmunterung zu geben, so geht es doch immer laboríos und mühsam zu. Diese Leüthe von der mittelclasse sind gleichwohl die einzigen, welche mit ihren eigenen Augen sehen, und mit ihrem eigenen Verstände urtheilen können, die höheren sind durch lauter modische Vorurtheile geleitet, was nicht aus Italien kömmt kann in ihren äugen unmöglich etwas taugen. Dissipation und frivolität haben alle ihre Seelen kräfte entnervt, und machen sie zum Raube der Tableauhändler und jedes schmeichlerischen Grossprechers. Ich habe gegenwertig 2 capitale colorierte Zeichnungen zum überliefern fertig, die mich den ganzen Sommer occupierten, ich fürchte aber sehr, daß ich aller anscheinenden Authorität ungeacht, mit welcher mir die entwerfung derselben nach der Natur facilitiert und anbefohlen worden, dennoch angeführt sey, und meine Zeit und arbeit umsonst verschwendet habe. Die erste dieser Zeichnungen enthält die Ceremonie des grünen Donnerstags, wenn inwendig, bey dem eingange der königlichen Kapelle zu Whitehall so viel arme paare gespiesen werden, als der König Jahre alt ist. Sie sitzen an 2 langen Tischen, an einem die Männer an dem andern die Weiber, essen aber nicht, sondern packen die Speisen, die ihnen kalt und Zum theil ungekocht dargebracht werden in mitgebrachte Körbe ein. Die 2te Zeichnung enthält was nachmittags inwendig in der Chapelle vorgeht, wo der Altar, Sitze, etc sind, und besteht in austheilung von Schuhen, Strümpfen, tuch, Leinwant und gelt, jeder actus wird mit Gebätt und Music abgesezt. Jede dieser Zeichnungen hat über 160 figuren, worunter viele Gleichheiten sind, die Architectur der Capelle ist auch mühsam genug. Alle Künstler, die dieses Werk bisher gesehen haben beehrten es mit ihrem beyfall und bewundrung; da ich aber ursach habe Zu zweifeln, daß ich für dieses Werk nach Verdiensten werde belohnt werden, so ist es fast unzweifelbahr, daß die Kosten es in Kupfer zu stechen, die erwartung der interessanten Zu weit übersteigen werden.

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He. Zoffany hat sich lange in Florenz aufgehalten, wo er Copien von der Galerie gemacht, und ist nun in Rom. Er soll sich also wohl befinden. Der jüngere He. Hackert ist seit einem Jahr auch hier, seine Landschaften und Viehstücke sind vortreflich, und er hat eine Menge wunderschöner Etudes von Italien aufzuweisen. Er ward in Rom mit angesehenen reichen Engländern bekannt, von denen einer ihn mit allen Händen voll Arbeit herbrachte. Die Aufmunterung die er hat, sonderlich im Pferd- und Hundemahlen, könnte nicht größer seyn, zugleich aber befindet er sich gesundheit halber in solchen umständen, daß er nicht nur wenig arbeiten kann, sondern allem ansehen nach nicht ein Jahr länger leben wird. He. Loutherbourg hat hier vieles zu thun, und ist für 5 Jahre für das Theater in Drurylane engagiert, wo er für (Livres) 500 Jährlichen Gehalts nur Zeichnungen zu neuen Decorationen macht. Sein Ruhm ist groß, es scheint aber, als wenn er sich in den Jahrbüchern der Gallanterie so wohl als in denen von der Kunst verewigen wollte, und hat ohnlängst in einer lächerlich tragischen Intrigue sich sehr bloß gegeben. Nebst meinem Respect an dero werthestes Haus empfehle mich in Dero fernere freündschaft, und verharre mit der grösten Hochachtung Dero gehorsamst ergebenster Diener S. He. Grimm at Mrs Sledges Henriette Street, Coventgarden Ist Freüdeberger noch in Paris, und wie geht es ihm? Es sind nun über 4 Jahre, daß ich nichts von ihm höre. Archives Nationales Paris 219 AP. Der Schweizer Grimm hatte sich im Februar 1768 in London niedergelassen, nachdem er ein paar Jahre in Paris verbracht hatte (vgl. Journal I, 372). 4 He. Rodes] Ein englischer Kunstliebhaber namens Rodes wird am 15. Juli 1773 im Tagebuch erwähnt ('Journal I, 553). Dieser Rodes besuchte Wille im Sommer 1773 und brachte ihm Briefe von S. H. Grimm. 71 Der jüngere Hackert] wahrscheinlich Johann Gottlieb Hackert (1744-1773), der jüngere Bruder von J. P. Hackert, der zwischen 1766 und 1768 in Paris verweilte. Nach einem Aufenthalt in Italien ging er 1772 nach England und stellte 1773 noch kurz vor seinem Tod in der Royal Academy aus.

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Von Michael Huber Leipzig, 1. Januar 1774

Leipzig ce 1 Janvier 1774. Pour le coup, mon cher ami, vous seréz grondé à votre tour d'avoir été si longtems à me donner de vos nouvelles. Vous savés que vos lettre sont du nombre des choses qui me mettent du baume dans le sang par les sentiments agréables qu'elles réveillent en moi, et cependant vous en êtes chiche, vous ne

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Brief 285

m'en faites tenir que de siècle en siècle. Convenez du moins que ça n'est pas bien fait, et votre faute vous sera pardonnée, comme, en pareil cas, vous m'avez pardonné mainte fois la mienne. Après cette courte préface, je reviens à votre dernière lettre, qui commence par des lamentations piteuses sur la perte d'un paquet qui n'est pas perdu, et je vais y répondre comme il faut: vous allez voir! D'abord je n'ai pas besoin de m'étendre sur le premier article, puisque le paquet en question s'est retrouvé, à ce que me dit l'ami Bause. J'ai été un peu piqué de ce que vous regrettez tout dans cet éternel paquet, excepté ce qui vient de moi, c'est à dire un livre de ma façon: mais je ne me suis pas arrêté à cette idée, au contraire, après avoir fait taire l'amour propre qui m'étourdit quelquefois les oreilles aussi bien qu'à un autre, j'ai trouvé moi-même que c'étoit la chose la moins regretable au monde. C'est un ouvrage que je n'ai pas fait avec amour, il y paroit bien, n'est-ce pas? j'espère que vous serez plus content de mon Hagedorn, et que vous remarquerez, par la manière que je l'aurai rendu, que j'ai fait quelques progrès dans la connoissance des arts. Vous verrez: je n'exige pas que vous m'en croyiez sur ma parole, vous ayant déjà trompé sur ce chapitre après m'être trompé moimême. Comme je ne veux pas me presser, ma traduction ne paroîtra qu'à la St. Michel, peut-être même qu'à Pâques de l'année prochaine... je ne conçois pas d'où vous avez pu savoir ma correspondance honnête avec notre ami, Mr le D. Busching? Vous ne l'auriez pas su de moi. Je suis persuadé même que si je vous en avois demandé avis, vous auriez cherché à m'en dissuader. N'est-ce pas une preuve, mon ami, que je ne suis pas encore tout-à-fait corrompu, puisque je me cache de vous quand je veux faire des sotises? A la première occasion, je veux vous envoyer tout le sac du procès: l'attaque, la défense et la capitulation. Dans l'affaire de Manstein, le Docteur me dit que je suis un voleur, moi je lui dis, respect son caractère, qu'il est un menteur: voilà le précis de la contestation. Je lui ai porté malheur à ce pauvre Biisching: depuis ma lettre tout le monde lui tombe sur le corps, entre autres le Professeur Schlötzer de Goettingue, qui est un compère qui a les reins plus forts que moi. Il n'est pas aimé à Berlin: vous ne sauriez croire le plaisir que ma lettre y a fait et les complimens que j'en ai reçus. L'orgueil, l'orgueil, voilà ce qui a perdu Lucifer, voilà ce qui a perdu le Docteur Faust, voilà ce qui perdra le Docteur Biisching... Mr Zingg, après quelque trois semaines de séjour avec nous, est retourné à son Dresde, comme vous l'avez deviné. Il a plusieurs planches de finies, tant grandes que petites, mais il ne veut pas encore les donner au public, quelques représentations que nous lui ayons pu faire là-dessus. Il faut l'entendre lui-même, pour ne lui pas donner tout-à-fait tort: une de ses principales raisons est qu'à Dresde ils ont un Imprimeur si mauvais qu'il lui gâteroit ses planches, s'il les lui laissoit imprimer. Au demeurant je ne veux pas le disculper entièrement: vous savez qu'il a ses idées comme un autre et que ce qu'il a une fois dans la tête il ne l'a

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pas ailleurs. Quelque tort qu'il ait il n'a jamais celui de ne pas aimer ses amis: là-dessus il est intact. Et pour ce qui est de la probité et de la franchise, je défie les treize cantons ensemble de me montrer un individu qui en ait plus que lui... C'est assez mal fait à moi de ne vous avoir pas encore accusé la réception des deux estampes dont vous m'avez gratifié. Votre Ostade m'a fait d'autant plus de plaisir, que j'ai vu que votre tête et votre main, qui y ont opéré de concert, sont toujours également vigoureuses. Je vous en fais mon remerciement. Je suis bien sensible au souvenir de mon compère, et je le remercie de son présent: j'ai été charmé de la composition bien entendue de ce morceau qui m'a rappellé la scène d'où il est tiré. ... j'ai une vilaine nouvelle à vous apprendre; mais vous la savez peut-être déjà? Quoiqu'il en soit je vais vous la dire. Nous avons perdu notre Thomas Richter: il est mort il y a environ trois semaines. Son frere, Frédéric Richter, est légataire universel; outre une terre et le fonds du commerce, il se trouve possesseur du joli cabinet de tableau, de l'immense collection d'estampes; des desseins et des livres. Mais plaignez-le: ce sont là des trésors enfouis pour lui. Privé de goût et de sentiment pour les arts, il ne jouira de rien. Tout son plaisir se borne à entendre force sermens, bons et mauvais, et à tenir registre des textes sur lesquels on prêche dans cette ville. Nous avons perdu par la mort de Thomas: tous les hivers nous nous assemblions une fois par semaine chez lui pour nous entretenir sur les arts. C'étoit un homme sans délicatesse mais plein d'équité et de probité. Il ignoroit d'ailleurs ce que c'étoit que le sentiment des arts; mais il avoit des connoissances historiques assez étendues des arts. Je l'ai vu six jours avant sa mort; il me dit alors qu'il avoit reçu des livres de vous, qu'il vouloit me les montrer tel jour, et tel jour il n'étoit plus. D'ailleurs il ne donnoit rien. Vous ne sauriez croire combien je lui ai fait la cour pour tirer de lui les doublets de ses estampes; je lui ai fait présent de quelques morceaux de la Live et de Watelet, sans que cela m'ait servi de rien. Enfin, mon ami, si je faisois pour la fortune ce que je suis capable de faire pour des estampes, je serais mieux que je ne suis ... Comme j'écris ceci ce premier jour de l'an, il faudrait queje fusse bien de mon pays pour ne pas vous souhaiter à tous une bonne et heureuse année. Je vous souhaite, à vous, ma chère commère, une santé plus parfaite, plus ferme que par le passé, et par conséquent des jours plus heureux. A vous, mon compère, et à vous, Mr Frédéric, je vous souhaite tout ce que vous pouvez désirer, et tout ce qui est bon: des succès sans fin dans les arts. Tout ce que je vous dis là à vous tous, a également lieu pour ma femme et mon fils. Vous nous excuserez, si nous nous acquittons de ce devoir annuel par écrit, nous voudrions bien le faire en personne. Je suis bien aise de vous dire cela, afin que vous ne croyiez pas que je fais cela pour ménager une couple d'orange: en vérité ce n'est pas cela... Faites bien mes compliments à tous nos amis de là-bas: à Mr et Me Chevillet; à Mr Me et Mlle Gaillard, à Mrs de Marcenay, de Longueil, Messager, Rivière etc etc. Je

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Brief 285

dois réponse à quelques uns de ces Messieurs; dites-leur que je leur écrirai incessamment. Mr Chevillet et Mr de Marcenay seront les premiers expédiés; je n'attens qu'une occasion pour cela. Adieu, mon ami, je ne vous recommande pas de m'aimer cette année comme vous avez fait les années passées; je juge de vous par moi-même: je n'ai pas besoin qu'on me recommande cela. Je suis pour toujours votre Huber Vous voudrez bien faire tenir cette petite note à Mr Humblot, libraire rue St Jacques Archives Nationales Paris 219 AP. Dem Brief vom 1.1.1774 war ein Empfehlungsbrief Hubers für Dulfus vorausgegangen, den dieser am 24.11.1773 zusammen mit einem zweiten Brief an Wille überbrachte ( Journal I, 562). Wille antwortete in einem nicht erhaltenen Brief vom 22. August 1774 auf mehrere Schreiben Hubers. Er bedankte sich für die Überbringung mehrerer Bände der Allgemeinen deutschen Bibliothek von C. F. Nicolai, beschwerte sich indessen darüber, daß er die N B S W von Weiße nur noch sehr unregelmäßig erhalte f Journal I, 576). 9 votre dernière lettre] Vom 5. Dezember 1773 (nicht erhalten). Wille vermeldete Huber, daß er die zwei angekündigten Bilder Wagners nicht erhalten hatte, und bat um genauere Angaben (Journal I, 562 f.). 19 m o n Hagedorn] Christian Ludwig von Hagedorn, Réflexions sur la peinture, übersetzt von M. Huber, Leipzig: Fritsch 1775. 26 Mr. le D. Busching] Mit diesem Herrn Busching war M. Huber in Leipzig vor Gericht gezogen. 35 le Professeur Schlötzer] August Ludwig Schlözer (1735-1809), Geschichtsprofessor in Göttingen.

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Von Christian Felix Weiße Leipzig, 8. Mai 1774

Mein verehrungswürdigster Freund, Eben höre ich, daß ein junger Medicus von hier H. D. Ludwig morgen nach Paris gehen wird: ich will ihm also nur die letzten Stücke von meiner und der Berliner Bibliothek mitgeben: das ganz lezte erhalte ich erst zu meinem Verdrusse morgen aus der Presse. Wie sehr werde ich mich freuen, wenn mir der Überbringer dieses die erwünschtesten Nachrichten von Ihnen und Ihrer geliebten Familie mit zurückbringt. Ich lebe noch stille und zufrieden fort: bey alle dem merke ich doch immer, daß ich nicht jünger werde. Daß wir unsern guten Thomas Richter im vorigen Jahre verloren, werden sie längst wissen. Reiche Leute, die die Kunst nur lieben, wenn sie auch keine großen Kenner sind, sind doch immer ein Verlust für dieselbe. Nichts dauert mich mehr als die schöne Lieblichkeit von Kunstbüchern, die er in allen Sprachen gesammelt hatte. Seine Zeichnungs- Kupferstich- und Gemäldesammlungen waren auch beträchtlich und dieses alles ist nun in eines Bruders Händen, der weder Verstand noch guten Willen, es zu nützen oder andre nützen zu lassen besitzt. Unser guter Hagedorn ist, wo noch nicht ganz blind, doch wenigstens

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nur um ein Haar davon entfernt: ein trauriger Zustand für einen so thätigen und geschäftigen Mann. Mein lieber Nachbar Hr Huber lebt nebst seiner Gattin und Sohn vergnügt und glücklich: wir kommen niemals zusammen, ohne uns an unsern theuersten Pariser Freund zu erinnern. Leben Sie ferner so wohl, als es Ihnen nur die zärtlichste Freundschaft wünschen kann. Grüßen sie den rechtschaffenen Hn Demarcenay und bleiben Sie mein Freund. Ich bin ewig der Ihrige Weiße Leipzig den 8. May 1774 Archives Nationales Paris 219 AP. 3 von meiner [Bibliothek]] NBSW, hrsg. von C. F. Weiße. 4 und der Berliner Bibliothek] Allgemeine deutsche Bibliothek, hrsg. von C.F. Nicolai, Berlin, 1765ff.

287 Von Friedrich Melchior Baron von Grimm Paris, 12. Juli o. J. {1774) Le Prince héréditaire va aujourd'hui au catafalque. C'est demain Vendredi à une heur après midi qu'il Sera chez lui, et qu'il Sera fort aise de voir Monsieur Wille à qui M. Grimm fait mille complimens. Il aura l'honneur d'aller le prendre chez lui à midi et demi pour le mener à l'hôtel du Prince, Si cela lui convient Ce Jeudi 12 Juin Archives Nationales Paris 219 AP. Zu Datierung: dieser Brief wurde wahrscheinlich am 12. Juli 1774 geschrieben, da auf den am 10. Mai 1774 erfolgten Tod des französischen Königs Ludwig XV. angespielt wird f Journal I, 570).

288 An Christian von Mechel Paris, 18. Juli 1774 Paris den 18. Julius 1774 Mein liebster Herr von Mechel Heute heute habe ich Hn Meyer hinbringen lassen was Sie in Ihrem geehrten vom 10. dießes Monates begehret haben als: 2 bergères 4 # 10 s 2 Bain de Diane 4#10s 2 Santé portée 2 Santé rendue 4 #10 2 Cahiers lansquenets 4 # 10 s *22 # 10 25 Sœur de la bonne femme 1 Abdruck ohne schrift für Sie

56 # 5 s

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Brief 288

Jeune Blanchiseuse Pêcheurs corses Charme de la musique Goûté flamand Goûté rustique

10# 16s 12 # 12 s 4 # 10 3# 3# 9 0 # 3s *22 # 10 Total 112 # 1 3 s Dieße Summe habe ich aufgeschrieben welche, zu dem gerechnet was Sie mir schuldig etwa 1324 # ausmachen wird. Dann Verflossenes Jahr sind Sie mir, nach der Bezahlung Ihres wechseis 282 # 19 s schuldig geblieben, übrigens lassen Sie sich nichts anfechten, wann Sie mich nur in künftigem October bezahlen lassen so ist schon alles gut: dann da habe ich erst geld nöthig. Wir wünschen von ganzem herzen daß madame von Mechel in einer anmuthigen Gegend, in Balsamischer luft beym Spawasser Trinken wieder zu Ihrer völligen gesundheit gelangen möge! O was ist edler als gesundt leben! Ich sage dießes weil Madam Wille selber bald ein wenig gesundt und bald wieder krank ist. Doch was ist zu thun? Vielles will seinen gang haben wie es ihn hat. Von manchen Neuigkeiten die Sie mir geschrieben haben war ich nicht recht unterrichtet. Die 5 000 # haben mir gar herzlich wohl gefallen und von He Dunker habe ich seit verfloßenem herbste nicht die geringste Nachricht. Ich habe nur, wie mich deucht, gehöret daß er nach Italien gehen wolle. Es ist schwer die Menschen zu regieren. Nur ein Duzend im Zaume zu halten kostet mühe, wie Viel mühe muß es nun kosten ein duzend Millionen zu regiren; aber da wird ein wenig anders zu werke gegangen. Es ist mir lieb daß Sie mir die äzdrücke von He Dunker doch beiseite geleget haben. Ich weiß iezt selber nicht ob ich 2 oder 4 schon besize weil mir die Zeit fehlet nachzusehen. Kürzlich ist mein ältester Sohn in der königlichen Akademie aufgenommen worden. Ein kniestück, in Lebensgröße eines Zimmermanns von der Schweizergarde, mit seiner großen Axt auf dem arme; Ein anderer Mannskopf in lebensgroße und dann ein stück, welches das Hauptstück war, mit 7 ganzen figuren, mittelmäßiger große, waren die gemälde welche ausgestellt waren. Dießes lezetere stellet die wiederkehre zu Tugend vor und befindet sich in einem der besten Cabinete dießer Stadt. Er hatte noch dazu 10 Zeichnungen von mancherley art ausgesezet und alles gieng, gott lob, ganz gut von statten. Seit dießem, wie schon vorher, sind ihm manche gemälde bestellet worden; aber er hat einen künstlerkopf. Noch keines ist angefangen: dann er hat einen großen Baurentanz im sinne an welchem er Täglich arbeitet und welcher in Vielen figuren bestehet. Er gedenket ihn dießes Jahr noch zu ende

August 1774

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zu kriegen. So habe ich alßo selber einen Maler erzogen ohne ihn in die Schule eines Malers zu senden um Malen zu lernen Ich und meine ganze familie grüßen Sie und die Ihrigen von bestem Herzen mit der besten freundschaft, aber ich habe noch dazu die Ehre beständig zu seyn Meines besten Herrn von Mechel gehorsamer diener Wille Handschrift aus den Beständen der städtischen Sammlungen Wetzlar. 7 Santé portée] Kupferstich nach einem Gemälde von G. Terburg, von J. Chevillet unterzeichnet, aber, so Nagler, unter Willes Mitwirkung ausgeführt ( vgl. Nagler, Nr. 179). 8 Santé rendue] Kupferstich nach einem Gemälde von G. Terburg, von J. Chevillet unterzeichnet, aber, so Nagler, unter Willes Mitwirkung ausgeführt (vgl. Nagler, Nr. 180). 9 Cahiers de Lanquenets] Folge von 12 radierten Blättern mit Reitern und Landsknechten, unter dem Titel: Reuter und Lanzenknechte, dem Hern. Wasserschiebe (...) gewidmet von seinem Freunde und Diener Will. Ersonnen von C. Parrocel (vgl. Le Blanc Nr. 74-85, Nagler Nr. 185-196). 11 Sœur de la bonne femme] Sœur de la bonne femme de Normandie (Büste einer Bäuerin mit der Tulpe in der Hand), nach einer Zeichnung von P. A. Wille, 1774 von J. G. Wille gestochen, dem Architekten de Besse gewidmet (Le Blanc Nr. 72, Nagler Nr. 176). 34 Dunker] Der letzte Brief, den Wille von Β. A. Dunker erhalten hatte, war auf den 12. August 1773 datiert. 42 mein ältester Sohn in der königlichen Akademie] Pierre Alexandre Wille wurde am 25. Juni 1774 in die königliche Akademie aufgenommen (vgl. Journal I, 573).

289 An Christoph Friedrich Nicolai Paris, 21. August 1774 Hochedler Herr Ich erhielt ein Buch. Vom Autor stand geschrieben, nun welcher? Ich Las indessen den Sebaldus Nothanker mit dem grosten Vergnügen, meine freunde lasen ihn wie ich: wie riethen und riethen, die mehresten stimmen, meine mitgerechnet, gaben Sie als Verfasser an; endlich briefe aus deutschland machten es gewiß. Solte meine stimme Hochedler Herr bey Ihnen etwas gelten: so mache ich Ihnen mein Kompliment über dieße sinnreiche Arbeit die vielleicht eine folge haben wird - wurde doch meine Muthmaßung zur Wirklichkeit! Seitdem haben Sie mich weiter bedenken wollen (Es ist eine freude in gutem angedenken bey einem würdigen manne zu stehen). Eine ganze folge Bände der deutschen allgemeinen Bibliothek habe ich wieder durch Ihre gütigkeit in händen. Dießes Tagebuch, eines der besten, machet mir nüzlich manche stunde kürzer oft stolz oft niedergeschlagen wegen der deutschen Ehre. Es saget ohne Scheu was ein Autor gilt der sich der Welt weißet und das ist recht! Bey alle dem wünschete ich sehr ein wenig aus meiner schuld zu kommen, dankbar und erkenntlich seyn ist eine billigkeit.

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Brief 289

Wäre ich doch im stände es nach meinem wünsche zu seyn! gelegenheit von hier nach Berlin sind selten; ich habe alßo eine nach Hamburg ergriffen. He Vincent Lienau, ansehnlicher Handelsmann dießer Stadt und mein freund, ist gebetten Ihnen eine rolle, dießen brief dabey, ohne kosten zuzusenden. Die rolle hat eine gewiße einrichtigtung: so bald Sie 5 blätter abgenommen haben alsdann stehet die addrese unseres freundes Hn Bernhard Rode da, und wolten Sie ihm wohl gütigst nun die rolle zuschicken. Er weiß schon was er damit machen soll. Belieben Sie alßo dießmal V(orlieb)zunehmen mit dießer Wenigkeit, es ist meine Arbeit seit (einigen) iahren. die Abdrücke sind von den ersten und besten welche (ich) in Ihrem angedenken beyseite legte als die Platten ganz (Ms. unleserlich) waren. So soll es auch immer geschehen Einem manne (von) Ihrem wehrte gehöret das beste. Behalten Sie mich lieb und Leben versichert daß niemand stolzer auf Ihre freundschaft ist als der welcher die Ehre hat mit der besten Hochachtung beständig zu seyn Meines Hochedlen Herrn unterthängster Diener Wille Paris den 21 August 1774 Handschrift aus dem Bestand der Staatsbibliothek (Preußischer Kulturbesitz, Berlin). Signatur: Nachl. Nicolai, Bd. 83. Wille hatte am 22. August 1774 in seinem Tagebuch vermerkt: »Ecrit à M. Frédéric Nicolai, célèbre auteur et libraire, à Berlin. Je le remercie d'abord des livres qu'il m'a envoyés en présent et je lui annonce qu'ayant une occasion d'envoyer une caisse à Hambourg, à M. V. Lienau, j'en ay profité pour mettre dans la caisse un rouleau d'estampes au nombre de cinq, dont la Soeur de la bonne femme de Normandie est la dernière, et que M. Lienau est chargé de lui envoyer avec cette lettre ledit rouleau que je le prie d'accepter, et d'envoyer les autres à M. Rode, peintre du roy de Prusse, lequel est déjà chargé de remettre les cinq restant à M. Schmidt.« ('Journal I, 576). 3 Sebaldus Nothanker] C. Friedrich Nicolai, Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Nebst zuverlässiger Nachricht von einigen nahen Verwandten desselben, 3 Bde., Berlin und Stettin 1773-1776 ( vgl. Willes Brief an den Freiherrn von Thümmel vom 26. August 1773). 11 Bände der deutschen allgemeinen Bibliothek] Allgemeine deutsche Bibliothek, hrsg. von C. F. Nicolai, Berlin, 1765ff.

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Von Christoph Friedrich Nicolai Berlin, 25. September 1774

Berlin den 25 Sept. 1774 Hochedelgebohrenen Besonders Hochzuehrender Herr Ja! Ich bin der Verfasser des kleinen Romans, oder vielmehr des kleinen U n d i n g e s , d a s I h n e n n i c h t g ä n z l i c h m i ß f a l l e n hat. E i n e n R o m a n k a n n ich es

nicht nennen, weil es nur zufällig entstand, und der Plan, der erst zu einem

Oktober 1774

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andern Zwecke dienen sollte, mehr darauf gieng, einige nützliche Gedanken unter die Leute zu bringen, als das menschliche Leben zu schildern. Ich wollte freilich bey dieser Gelegenheit versuchen, ob mir auch dieses nicht mißlingen möchte, und ob ich auch das, was ich in der Welt bemerkt habe, leidlich erzählen könnte. Ihr und anderer Kenner Beyfall ermuntert mich sehr, künftig, wenn es nur meine Muße erlauben will, etwas Vollkommneres zu liefern. Gegenwärtiges Werkchen ist zu 3 theilen angelegt, weil mir aber meine Handlungsgeschäfte nur wenig Muße verstatten, so kann ich noch nicht gewiß sagen, ob der 2te Theil in der Ostermesse 1775 erscheinen wird. Eben so angenehm ist es mir, daß Ihnen die A. d. Bibl. nicht ganz mißfällt. Ich schickte sie Ihnen aus wahrer Ehrfurcht gegen den Mann, der in der Hauptstadt Galliens ein Deutscher bleibt. Sie belohnen mich dafür, durch die Übersendung Ihrer Werke zu stark. Ich erwarte die Rolle, die ich durch den Hrn Lienau in Hamburg erhalten soll, mit Verlangen. Ihre Werke sind die Zierde meiner kleinen Sammlung, die ich nur auf deutsche Meister eingeschränkt habe. Ich versichere Sie, daß es mir sehr schmeichelhaft ist, daß Ihnen meine geringen Bemühungen zum besten der Wissenschaft nicht mißfallen. Ich kann ihnen nur meine wenige Nebenstunden widmen. Sie weihen ihre Kunst, Ihr leben, und die Nachwelt wird erst Ihren Ruhm würdig erheben Ich bin mit der vollkommensten Hochachtung Euer Hochedelgebohrner ergebenster Diener Friedrich Nicolai Hr Frisch trägt mir auf, ihn Ihn Ihrem Andenken zu empfehlen. Er tut in dem neuen Schloß bey Potsdam verschiedene Deckenstücke, und hat als Hofmaler Jahres Gehalt, ohne seine Arbeit die ihm bezahlt wird. Archives nationales Paris 219 AP. Vgl. vorigen Brief. 15 Der 2te Theil] Gemeint ist der zweite Band von Nicolais Werk Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker, der tatsächlich 1775 erschien.

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Von Johann Melchior Edler von Birckenstock Wien, 3. Oktober 1774

à Vienne ce 3. d'Octob. 1774. Monsieur, En qualité de Compatriote et d'ancienne Connoissance de l'année 1766 et 1767, je Vous envoye cy-joïnts quelques Echantillons de petits Tableaux en papier decoupé, qu'un de mes Amis, qui Se trouve à present ici, exécute tout d'un Trait, Sans faire aucun Dessein et uniquement d'après Ses propres idées avec une adresse et promptitude Surprenante, desorte que je crois, qu'il n'y a

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Brief 291

que le fameux Mr. Hubert à Genève, qui pourrait s'aviser à lui disputer le Rang quant à ce Talent. Mon ami est aussi habile à decouper des Portraits parfaitements ressemblants avec la plus grande expression, pour peu qu'il ait eû occasion de Saisir le profil et la phisionomie. Ce qui rend dans mes yeux particulièrement estimables les Sujets d'animaux, de Paysages et de figures, c'est le Caractère, qu'on rémarque plus ou moins, mais partout dans Ses Ouvrages. Je Vous prie Monsieur, de faire voir ces Echantillons, dont j'envoie un nombre presque égal mais de différentes inventions à Mr. de Peters, aux Amateurs et Amatrices de Semblables Talents, et de vouloir bien me communiquer ce qu'on en juge à Paris, et particulièrement Votre propre Sentiment, Si Vous croyez, qu'il y a de quoy faire quelque fortune à Paris, si l'on pourra raisonnablement Se promettre, qu'on récherchera ces Sortes de Pieces, et à quel prix à peu près les Amateurs les mettraient à proportion de l'Ouvrage, l'artiste étant capable d'en faire encore de plus finis et délicats, ce qui ne lui coûte que plus de tems et d'application. Au cas, qu'on ne fut pas curieux de ceux, que je Vous envoye., Vous aurés la bonté Monsieur de les rémettre à Mr. de Blumendorf à l'hotel de l'Ambassadeur de Notre Cour, qui me les renverrra par la Voye du Courrier, et Vous Serés le maitre, d'en choisir et garder un Couple pour Vous, si Vous les trouvés dignes de Votre attention. J'ai vû avec plaisir et admiré les superbes Pièces, que nous devons Monsieur à Votre incomparable Burin, et que Vous avés publiées, depuis que j'ai quitté Paris. J'espère, que Vous continuerés à Vous bien porter et à honorer de tems en tems de Votre Souvenir Vos anciens Amis et Serviteurs. Je serai toujours tres flatté, d'y trouver une place, et très empressé à Vous marquer à toute occasion la Considération particulière et le vrai Dévouement, avec lequel j'ai l'honneur d'être Monsieur Votre très humble et très obéissant Serviteur J M de Birckenstock Conseiller actuel de Leurs MMjtés Voici mon Adresse: Imp: R:A: à la régence d'Autriche. S: demeurant au Kohlmarkt No: 1179. 3 ten Stock. Je Vous prie de me faire Savoir, à quel prix Se vend à Paris une bien bonne Epreuve de l'Estampe: Le Combat de quatre Cavaliers d'après Leon, da Vinci, gravée par G. Edelinck. Archives Nationales Paris 219 AP. Am 10. Dezember 1774 antwortete Wille eher entmutigend: »II [Birckenstock] m'avoit envoyé des coupures faites par un de ses amis, croyant que de tels ouvrages se placeraient avantageusement à Paris, et que même il pensoit que si ce découpeur faisoit le voyage icy il pourroit y gagner pas mal d'argent. Je lui insinue le contraire de tout cela, et lui dis que le tout a été remis, selon ses ordres, à M. de Blumendorf.« ('Journal I, 583). ancienne connaissance de l'année 1766 et 1767] im Tagebuch nicht nachweisbar.

November 1774

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292 An Johann Martin Usteri Paris, 12. November 1774 Paris den 12 Bber 1774 Hochzuehrender Herr, alter edler und würdiger freund! Sie haben von mir eine Zuschrift auszustehen, es ist Ihre eigene Schuld. Warum sind Sie so verbündlich, so gütig, so emsig Ihrem freunde zu dienen? Sieben verschiedene Schweizermünzen, die Sie gesammlet hatten, habe ich durch Ihre Vermittlung erhalten und dem Überbringer dagegen den wehrt von 67 # 4 s, wie geschrieben stand, eingehändiget. Gewiß bester freund! Ihr verfahren hat mir Vieles vergnügen gemacht. Ich bin Ihnen dank, unendlichen dank deßwegen schuldig und wünsche daß Sie mir durch befehle dahin brächten es wieder wett zu machen. Was hat doch wohl der Ber zu bedeuten der auf dem St Gallischen dukaten stehet? er stehet ia als ob er sich in den Waffen übe, oder spaß oder sonst gaukeleyen für einem heiligen manne mache der ihm eine Vergeltung anzubiethen scheinet. Ich habe deßwegen schon gegrübelt, aber umsonst, ich kan mit der geschichte nicht fertig werden. Sie mag artig seyn, vermuthlich aus der gothischen weit. Doch genung, dieße stücke haben nur eine gute Vermehrung auf einmal gemacht; aber nun fehlet mir noch: Apenzel, Schwiz, Zug, freyburg, Soleure und Glaris. O wann ich dieße noch hätte: so wolte ich pochen können, stolz und froh seyn. Solte Ihnen Schäzbarster freund, bisweillen so was vorkommen: so belieben Sie an Ihren Pariser freund zu gedenken. Nicht wahr? Sie werden es thun. Was machen dann Ihre Herren Gebrüder die lieben wackere Männer? Ofte, sehr oft gedenke ich an Sie alle - Belieben Sie Ihnen meine beste Empfehlung anzubiethen ich bitte Sie. Meine frau begehet eine gleiche Bitte so wie meine Söhne, von welchen der ältere Verfloßenen Sommer Mitglied der königlichen Akademie und maier des Königes geworden ist, welches mir bey meinen, beynahe alten Tagen, Vergnügen machet - Ist dann Ihr junger He Vetter, den wir hier hatten, nun wieder in seine Vaterstadt zurück? Er schien mir ein gar gutes Kind zu seyn. Noch eins: He Bodmer soll die geschichte Ihrer Stadt geschrieben haben. Wie gerne möchte ich die lesen. Es soll nur ein kleiner Band seyn. gehet nun einmal ein Landsmann hieher: so bitte ich Sie, ihn damit zu belästigen, damit ich meine Neugier stille und damit ich Ihnen, außer dem bezahlen, von neuem verbündlich werde - und He Salomon Geßner! O biethen Sie dießem Manne meine Hochachtung an, dießem dichter der der deutschen Dichtkunst so viel ehre machet. Hier heißet er der deutsche Theokrit und das ist aller Ehren wehrt. Ich hätte noch hundert sachen zu sagen und zu fragen; doch nur dießes: Behalten Sie mich lieb, mich, der ich die Ehre habe beständig mit der besten Hochachtung zu seyn Meines Hochzuehrenden Herrn und edlen freundes unterthänigster diener Wille

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Brief 292

Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. Vgl. Journal I, 583. 2 4 - 2 5 Mitglied der königlichen Akademie] Vgl. Brief Nr. 288. 26 Ihr junger H e Vetter] Der Verwandte von J. M. Usteri, auch Usteri genannt, kam am 20. April 1774 bei Wille an (Journal I, 569), verabschiedete sich aber schon am 7. Juni von ihm (Journal I, 572), um nach England zu fahren. 28 Bodmer] Johann Jacob Bodmer, Geschichte der Stadt Zürich, Zürich 1774.

293 Johann Andreas Silbermann Straßburg, 10. April 1775 Hochedler hochgeehrtester herr Ich habe durch unsern ehrlichen Freund herrn Kamm nicht allein dero werthestes Schreiben, sondern auch die überschückten Rahren Römischen Münzen wohl erhalten, welche mir eine rechte Freude verursachet, weilen ich damit ein paar Lücken in meinem Römischen Münz Kabineitel habe ausfüllen können. Ich bin Ihnen recht sehr verbunden vor dero gütige Sorgfalt, wovor ich bey Ihnen schon lange meine dancksagung abgelegt hätte, wann wegen den verlangten ducaten ehender Bericht hätte einziehen können, allein da nichts davon habe erfahren können, so ist ohnfehlbar daraus zu schließen, daß außer Straßburg keine Reichs Stadt im Elsas jemals dergleichen gemüntzet haben. Von Gold Gulden finde in H. Professor Schöpflins Alsatia illustrata T. 11 daß ehedem in Colmar geschlagen worden, aber so wohl da als hier keinen bekommen können. In Ermanglung nun der elsassischen dukaten so habe hier abdrücke Bey gelegt von Zwey ungarischen die ich besitze, wovon die eine Georg Ragoczy II. Fürst von Siebenbürgen gemüntzet hat, welche wie man mich versichern wollen, ziemlich rahr seyn soll, ich bilde mir aber ein, nur deswegen wann sie einer just haben will und sucht. Sind nun diese dukaten Ew hochedlen anständig, so bitte eines zu melden, alsdann werde trachten eine Gelegenheit ausfindig zu machen Ihnen solche überschücken zu können. Von einer ganz besondren Münzliebhaberey welche gegen der Ihrigen und der meinen sehr unterschieden ist, sähe vor 4 Wochen in Offenburg Zwey Stücke, wohin aus dem Schloß zu Rastatt eine Menge Kostbarkeiten gebracht wurden, welche in Offenburg den andern Monat verkauft werden sollen, von gemalten Stucken stellet das eine einen großen Silbern Becher vor, worein 16 Sächsische Dukaten, 39 thaler nebst 4 Medallien eingelödet sind, das andere ist eine ablange Goldene Schaale, darinnen 35 Stück goldene Münzen von den ersten Römischen Kaysern eingelödet sind. Sind Ew hoch-

edl Caurieuse von mehrerem, oder der ganzen Sammlung dieser Kostbarkei-

April 1775

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ten nachricht zu haben, so belieben Sie Sich in Paris a l'auteur d'affiche wegen dahin geschückten Cathalogos zu erkundigen. Schließlich versichre, daß ich es vor eine besondere Ehre halte, mit einem so weltberühmten Künstler in bekantschafft zu kommen. Ich wünsche nur sehnlich auch das Vergnügen zu haben Sie von Person kennen zu lernen, in dieser so sehnlichen hoffnung habe die Ehre mich dero fernren Freundschafft empfehlend mit aller hochachtung zu seyn Ew hochedlen ganz Ergebenster diener Johann Andreas Silbermann Straßburg den 10. April 1775 P. S. herr Kamm empfiehlet sich Ihnen zum schönsten Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 15. April 1775 ('Journal II, 10). 12 Schöpflin] Johann Daniel Schöpflin, Alsatia illustrata, Celtica, Romana et Francisa, 11 Bde., Colmar 1752-1762.

294 An Johann Wilhelm Meil Paris, 29. April 1775 Paris den 29. April 1775 Schäzbarer freund! Ihre radirte, wohl ersonnene und schön gemachte Blätter habe ich schon Verflossenes Jahr durch den würdigen He Voitus erhalten. Ich danke Ihnen wegen Ihres gütigen angedenkens und wegen dem Vergnügen das Sie mir gemacht haben, das ich empfinde so oft ich dieße Arbeit betrachte, die Ihnen immer ehre machen wird. Ich hätte Ihnen gerne etwas von der meinigen dagegen gesandt; aber eine große Platte hat mich schon lange aufgehalten; doch zu ende dieses Sommers hoffe ich sie fertig zu haben. Nur meine Beyden leztern kleinigkeiten wird Ihnen He Voitus mitbringen so wie ein paar kleine Landschaften welche ich nach Wagners Wasserfarbegemäldchen von gleicher große habe machen Lassen, dieser iung Verstorbene Maler, ein Schwesterkind des großen dietrichs, muß doch wohl in Berlin Bekandt seyn. Man hat mir sogar gesaget daß Von seinen gemäldchen in Berlin wären; ist es, und es solten sich ein paar zum Verkaufe finden: so bin ich der Mann dazu. Sie müsten aber ächt, im besten Zustande und inderesant seyn. Belieben Sie dieses bey gelegenheit nicht zu Vergessen und wo sich was fände mir nachricht davon zugeben. Sie würden mich sehr Verbindlich machen. Mich deucht es hatte mir iemand gesaget daß Sie 12 Kupferstiche zu einem Kalender in Hockardische art gemacht hätten. Ist dem so? Ich forsche beständig nach was die künstler, meine Landesleute, im Vaterlande machen und

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Brief 294

wünsche immer daß sie sich die beste Ehre machen möchten; aber Sie haben einen Mann, einen großen Mann Verlohren! Schmidt meinen freund habe ich beweinet. In unßerer Jugend reiseten wir miteinander aus Deutschland nach Paris. Wir waren beständige freunde so lange er hier blieb und sind es durch beständigen Briefwechsel geblieben nachdem er frankreich Verlassen - Wer wird ihn, in seiner art, in Berlin ersezen? Er ist weg und man wird es merken. Belieben Sie die Herren Rode und Nicolai von mir zu grüßen. Ich liebe dieße würdige Männer. Sie machen beyde dem Vaterlande Ehre, ieder auf seine Weiße. He Baron Von Knebel lässet Sie grüßen. Er besuchet mich fast alle Tage und mit Ihm der Herzog von Sachsen-Weimar und der Prinz Konstantin, dessen Hofmeister er ist. Er ist ein liebenswürdiger Mann und rühmet sich Ihrer freundschaft. Ich habe die Ehre beständig mit der besten Hochachtung zu seyn Meines schäzbaren freundes underthänigster diener Wille Handschrift aus den Beständen der Nationalgalerie in Berlin, Signatur: Inv. Nr. 3114. 8 eine große Platte] Agar présentée à Abraham par Sara, nach einem Gemälde von Dietrich, 1775 von Wille gestochen, Le Blanc Nr. 1, Nagler Nr. 103. 11 Wagner] Johann Georg Wagner war 1767 gestorben. 23 Schmidt] Georg Friedrich Schmidt starb 1775. 31 Knebel] Vgl. Journal II, 12. Der Herzog Carl August von Sachsen-Weimar besuchte Wille am 28. und am 30. April 1775 in Begleitung des Freiherrn von Knebel und der Herrn von Stein. Beim zweiten Besuch wurde Ossian in deutscher Fassung vorgelesen.

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Von Haumont Châlons, 4. Mai 1775

Châlons ce 4 mai 1775 Enfin, Monsieur, voicy de ma prose: Je Suis même bien honteux d'avoir été aussi Longtems sans vous donner Signe de vie, mais je respire, et m'ocupe Souvent de tous ceux qui m'aiment. Ma grande consolation, est celle des ames du purgatoire, je fais icy ma pénitence, en atendant le paradis. Je compte y rentrer au plus tard au Commencement de juillet, et Vous êtes un des bienheureux que j'y reverrai avec le plus de plaisir, ainsi que madame Wille et vos chers enfans. On a fait en ce pays cy une trouvaille de 77 pieces d'or des règnes de charles VI, VII, Louis XI, et charles VIII. il y a parmi des Saluts tels qu'henri V roy d'angleterre en fit fraper en france, quelques anciennes monoyes d'Italie de ces tems là et une pièce de Bretagne très belle. La Justice de l'évêque s'en est emparée, on ne sait encore à qui viendra ce petit trésor en tout ou partie: on

Mai 1775

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prétend seulement qu'il y en aura untiers pour celui qui l'a trouvé, untiers pour le propriétaire du terrain et untiers pour l'évêque de Chalons comme Seigneur on dit que tout sera porté au Change du Roy et que le montant en sera remis à qui il apartiendra. Enfin, Monsieur et cher ami, j'y aurai pied, ou aile, ou je ne pourai; et en ce cas ce Sera pour vous car une seule pièce me tente parmi. Quand je n'aurois rien de la trouvaille, vous pouvés compter en avoir à mon arrivée au moins une couple, quand même je ne trouverois rien d'icy à ce temps. J'espère que vous agrérés une paire de pots de moutarde; que vous remettra ma filleulle, qui m'a grondé plusieurs fois de mon Indolence à remplir mes engagemens. elle a d'autant plus de raison que nous avons icy 2 ocasions au moins par semaine pour envoyer quelque chose à paris. Si vous aviés quelques minutes à nous donner vous nous fériés part au moins de vôtre santé, de celle de la chère maman et du cher fils qui se tüe pour me faire un dessein, dites Lui cependant de ménager sa Santé et assurés le de l'envie que j'ai de Le voir à la Salle du Controlle, ou j'espère dire de lui tout le mal que j'en penserai. J'ai été malade pendant quelques Jours en ce pays cy mais je me porte à merveille depuis la Semaine dernière. Surtout d'avoir reçu des nouvelles de gens qui ne m'ont pas oublié et qui me font espérer une place à mon Retour. Peutêtre même pourai je conserver une petite pension sur ma place icy qui Sera faite en mon absence par un homme fort instruit en ce petit genre de travail. Je ne vais nulle part et je m'ennuye tout à mon aise, quoique j'aye aporté des médailles à ranger, des livres à Lire, d'autres de latin et d'italien pour étudier, enfin je ne puis me déterminer à rien faire sinon beaucoup écrire à ceux avec lesquels il y a une Corespondance a établir, à ranger et déranger des milliers de Ran (Riß) de papier pour m'exercer; C'est dommage que mon Emploi ne soit pas à Paris avec un millier d'écus d'apoint. Je suis le maître dans mes magasins et mes opérations n'exigent pas plus de Capacité que je n'en ai, au moyen de quoi c'est ce qu'il me faudroit. Enfin le Roi des Souhaits est, dit on, mort à l'hôpital, au moyen de quoi je n'en fais plus que de ceux aisés à faire réussir, et celui qui m'intéresse le plus est d'être à portée de vous embrasser ainsi que Madame Wille à qui j'offre mon respectueux atachement. au moyen de quoi j'irai d'icy a deux mois vous renouveller les Sentimens de la plus parfaite considération, et si j'ose le dire de l'amitié la plus sincère avec lesquels, Je serai toute ma vie Monsieur et cher ami Votre très humble et très obéissant serviteur Haumont {Nachträglich geschrieben): Je n'ai pas le tems d'aller cacheter ma Lettre à mon magazin ou je trouverois de la Cire, Heureusement queje trouve un pain à cacheter a terre Sans quoi ma bavarderie seroit en évidence. Vous voudrés bien dire bien des choses obligeantes à M. Wille qui j'espère viendra diner au

542

Brief

295

gîte en juillet prochain. Ne m'oublies pas aussi auprès de M Weisbrod et Bader. Je prie ce dernier de faire ma Cour à Mr Le marquis de Brunoy pour le portrait de son père, et M Weisbrod de ne pas m'oublier pour une ou deux eaux fortes de Lui qui me feront le plus grand plaisir. Archives Zu Willes

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Nationales

Paris 219

Verhandlungen

AP.

mit dem Pariser

Münzensammler

Haumont,

vgl. Journal II, 29.

Von Johann Andreas Silbermann Strasburg, 5. Mai 1775

Hochedler hochgeehrtester herr Es macht mir eine rechte freude, daß nach denen Abdrücken die hier Überschückten 2 Ducaten Ihnen zu ihrer Sammlung dienen können. Ich war willens da ich keine Gelegenheit erfahren konnte Ihnen dieselben mit der Landkutsche zu überschücken, da ich aber befunden, daß Sie dieselben durch die Post wohlfeyler, geschwinder und richtiger erhalten können, so habe dieselbe zum Transport erwählet. Es ist mir dieser Tägen eine französische ducate vom König Franciscus I. gewiesen worden, wovon man eine rarität machen will, die aber ziemlich bescheiden ist, und sonst eben so schlecht aussieht, als beykommender abdruck ist. Herrn Kamm habe vorgelesen was Sie an ihn gemeldet haben. Er sagte: Es macht ihme eine herzliche Freude daß Sie ihn lieb haben, jedoch bietet er sich aus daß ihme deswegen kein Ohr möchte abgeschnitten werden; denn in diesem Fall müste er immer einen Schein aufweisen; daß er mit Ehren um ein Ohr gekommen ist. Wie jene Weibs Person deren ich in meinem noch unter der Presse liegenden Buch, pagina 174 errinnert habe. So Bald dieses Buch die Preße verlassen wird, so werde die Ehre haben damit auf zu warten. Schließlich verharre mit besonderer hochachtung Ew hochedl Ergebenster diener Johann Andreas Silbermann Straßburg den 5. May 1775. Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 28. Mai 1775 und bedankte sich für die beiden zugeschickten Dukaten (Journal II, 16). 13 K a m m ] vielleicht Johann Daniel Kamm (1722 - nach 1790), Medailleur in Straßburg oder sein Sohn Jean (1747-?), der 1767-1769 die Ecole des Beaux-Arts in Paris besuchte. 1 7 - 1 8 in m e i n e m unter der Presse liegendem Buch] Johann Andreas (JeanAndré) Silbermann, Hrsg., Local-Geschichte der Stadt Straßburg, Straßburg: J. Lorenz, 1775.

Mai ¡775

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Von Christian Bernhard Rode Berlin, 8. Mai 1775

Wohlgebohrner Herr! Werthester freund Dero geehrtes Schreiben von 26ten Mertz habe erhalten, und daraus ersehen, daß Ihnen der Tod des Herrn Schmidt sehr nahe gegangen, und daß Sie als ein rechter wahrer freund von Ihnen gewesen, beweiset Ihre Betrübniß die Sie über diese Nachricht gehabt, wann der Herr Schmidt eben diese Gesinnung und Güte gegen Ihnen gehabt, so haben Sie gewiß einen freund verlohren, und daß ist gewiß das er als ein großer Künstler wird berühmt bleiben, den Auftrag wegen seinen Lebenslauf in der Leipziger Bibliothek der schönen Wissenschaften, mit einzurücken, haben hier an einen guten freund des Herr Weiße besorgt. Wie Sie mir aufgetragen habe ich zwölf Abdrücke von der letzten Platte, so der Herr Schmidt verfertiget, eingekaufft. es ist eine Alte frau mit einem Buche auf dem Tisch, nach ein kleines Gemähide von Rembrandt, aus den Cabinet des H. Gluner Es hat sich eine Platte gefunden welche der H. Schmidt auf den Doctor Lüberkühn gemacht, und nachdem nur 12 Abdrücke gemacht worden solte verdorben haben, es ist ein Abdruck von 3 Luisd'or verkaufft worden, die Erben lassen häufig Abdrücke machen und verkauffen sie zu 2 Livres das Blat, ich habe 6 Abdrücke vor Ihnen wann Sie dieselben verlangen solten nur sind die Abdrücke nicht so gut als diejenigen welche so theuer gewesen, die Abdrücke von der Alten frau der letzten Platte so ich von Ihnen gekaufft sind von seinen Abdrücken die er selber versorgt, die meisten sind mit seinem Stempel bezeichnet, welche er noch mahl so hoch verkaufft als der Ordinaire Preiß. ich habe Sie aber von den Erben das Blat zu 2 Livres erhalten, sie lassen auch von den andern Platten abdrücken, welche sie häufig verkauffen, die meist schlecht abgedruckt werden, u etliche Platten darunter, scheinen die sehr abgedruckt seyn, es hält hier überhaupt schwer das man gute Abdrücke bekomt, deswegen werden Sie mir gütigst verzeihen, das ich Ihnen so schlechte Abdrücke von meiner Arbeit gesand, ich bath aber in meinem Schreiben das Sie diejenigen verwerffen möchten die sie nicht vor gut finden, ich wolte nur nicht ungehorsam sein was Sie mir aufgetragen. Ich hoffe das ich gutes Pappier erhalten werde u auch gute drucke, und so balde sich eine Gelegenheit ereignet die Blätter des Herrn Schmidts nebst dem was ich nur gemacht, und gute drucke von denjenigen so ich Ihn zuerst Übersand haben, um die schlechten zu verwerffen. Wann ich nicht so kühn bin, so will ich von allen meinen radirten Sachen was jemahls gemacht übersenden und sich darunter aussuchen was sie Ihrer Samlung vor gut finden, beyzulegen und die sie verwerffen nebst den schlechten Abdrücken verbrennen. Wegen denen hinterlassen gemählden des Herrn Schmidts kann Ihnen melden das Einge der guten Stücken, unter der hand

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gantz stille um ein billigen Preiß verkaufft worden, worunter etliche Diederichs waren, so ist auch mit ander Kunstsachen gegangen. Mit denen Zeichnungen und Kupfern so er von andern Künstlern gesammlet könte es auch so gehen. Von denen Zeichnungen so ich gesehen scheinent daß das beste zu seyn was er in Paris gesammlet, die Abdrücke von Rubens u Rembrand so er sehr stark gesammelet, sein nicht alle mahl schöne Abdrücke, wie mir H. Meil sagt der sie gesehen, er laßt sich empfehlen, u hofft das Sie einige kleine Kupfer von ihm nebst einen Brief durch einen Reisenden werden erhalten haben, und ich bitte meine Gehorsamste Empfehlung an Dero frau Gemahlin wie auch an dero werthen Herrn Sohn zu machen, meine frau Empfehlet sich Ihnen gleichfals, u ich bin mit aller hochachtung u ergebenheit Meines Wohlgebohrnen Herrn u werthesten freunde gehorsamster diener B. Rode Berlin den 8ten May 1775 Wann ich Ihnen die Kupfer senden werde, will ich ein gedrucktes Verzeichniß von des Herr Schmidt hinterlassenen Kunstsachen mit bey legen. ( Von Willes Hand): répondu le 28 may Archives Nationales Paris 219 ΑΡ. Wille antwortete am 28. Mai 1775 auf Rodes Brief ('Journal II, 16). 3 Dero geehrtes Schreiben von 26ten Mertz] Brief nicht erhalten (vgl. Journal II, 9).

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Von Michael Huber Leipzig, 15. Mai 1775

Vous m'avez épargnez quelques bons Groschen, je vous rend bien la pareille, je vous ménage quelques bons francs en vous faisant tenir cette lettre et ce livre par Mr de Grimm. Vous allez dire, mon bon ami, queje ne fais tout cela que par singerie; eh bien, qu'est ce que cela fait! je sais bien queje ne suis pas original, mais je me pique d'imiter de bons modèles. Je remets à un autre tems à vous faire une réponse détaillée à votre dernière lettre qui nous a mis le baume dans le sang à votre commère et à moi. Vous étiez curieux de savoir ce que je faisois; voilà de quoi satisfaire votre curiosité, je vous envoie le premier tome des Réflexions sur la Peinture. Vous souvient-il que vous m'avez écrit, il y a quatre ans, que Jombert vouloit prendre un certain nombre d'exemplaires? Voici aujourd'hui ce que Fritsch mon Libraire propose: il s'oblige, si Mr. Jombert ou quelque autre libraire veut prendre p o u r son compte cent exemplaires ou un plus grand nombre encore, de lui payer les deux volumes à

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raison de cent sols. Vous pouvez montrer ce premier tome; le second qui paroîtra au commencement d'août sera à peu près de la même grosseur. Si vous pouvez négocier cette grande affaire, vous aurez le plaisir d'avoir obligé votre ami qui s'intéresse pour la chose en général et pour le Libraire en particulier. Vous connoissez l'original; vous savez qu'il n'est pas de la plus grande clarté. J'aurois souvent donné bien des choses pour pouvoir vous consulter. - Enfin, mon ami, je vous présente mon ouvrage tel qu'il est. Je crois avoir assez bien réussi dans quelques endroits, sans disconvenir pourtant qu'il n'y ait d'autres endroits qui sont restés barbouillés. Quand tout sera fini, je ferai tenir des exemplaires à nos amis. J'aurois encore bien des choses à vous dire; mais la personne qui porte le paquet à Gotha me presse et m'oblige de finir. Mille choses de moi et des miens à vous et aux vôtres. Je suis pour toujours votre ami et serviteur Huber Leipzig ce 15 mai 1775 Archives Nationales Paris 219 AP. 8 - 9 premier tome des réflexions sur la peinture] Christian Ludwig von Hagedorn, Réflexions sur la peinture, 2 Bde., übersetzt von M. Huber, Leipzig: Fritsch 1775.

299 An Christian von Mechel Paris, 28. Mai 1775 Paris den 28. May 1775 Geehrtester Herr von Mechel Die mir durch einen Wechsel zugesandte 775 # 12 s. auf Jean Richard sind mir richtig ausbezahlt worden weßwegen ich Ihnen danke. Ich habe es Ihnen nicht gleich angekündiget weil sie mir gemeldet hatten daß Sie an einer Hauptrechnung arbeiteten; dieße ist nun gekommen. Ich habe alles mit einer runzelichten Stime bey saurem schweiße durchgangen und alles richtig befunden bis auf einen Artikel welches der erste seyn muß, nehmlich vom 21. Juin 1771. Es steht auf meinem Buche premier article de ce que Mr de Mechel me doit: 6 Pêches heureuse 6 Ecueil Dangereux 18 # 18 s. Ich weiß daß ich Ihnen schon einmal davon gesaget habe. Nach Ihrer und meiner rechnung Bis auf heute Bleiben Sie mir 546 # 1 s schuldig. Fügen wir die gedachte 18 # 18 s hinzu welche Sie vergessen haben: so bleiben Sie mir augenblicklich 564 # 19 s schuldig. Dießes habe ich geschrieben weil es eine Wahrheit ist. übrigens bitte ich Sie sehr daß wir nicht 3 bis 4 Jahre warten ohne zu rechnen. Mir wird gelb und grün für den äugen wo ich so viel auf einmal Ziffern soll. Alle Jahre auseinander ist das beste weil man leichter und

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ohne irthum davon kommt, das werden Sie selber begreiffen ohne daß man Sie lästert und schilt. Ich werde Ihnen wie Sie begehret haben 50 der besten Abdrücke meiner neuen Platte senden; aber ich fürchte daß es vor Ende des kommenden August nicht seyn werde. Das ist mir eine entsezliche Arbeit. Drithalb Jahre! das ist zu lange, die Haare stehn mir zu berge wo ich daran gedenke. Doch standhaft muß ein Germanier seyn! Ich habe ein paar neue kleine kupfer dieße woche herausgegeben: Danse rustique nach dem Sammetbreughel und Port franc nach Van der Ulft. Sie sind ganz artig und bevölkert von eben der große und dem Preise wie die Vues des environs de Meissen. Wann und wie viele Sie davon wollen belieben Sie zu melden. Ich werde nicht mehr auf H. Wielands Merkur unterschreiben weil ich ihn hier haben kan. Ich bin Ihnen daher wegen Ihrer Mühe die Sie gehabt sehr dankbar. Mich deucht es kommen mir aber noch einige Theile zu wegen der leztern unterschreibung. Die beste Empfehlung meines ganzen Haußes an Sie alle insgesammt wobey ich die Ehre habe mit der besten Hochachtung beständig zu seyn Meines Besten Herrn von Mechel Unterthänigster Diener Wille. Handschrift aus den Beständen der British Library. Signatur: Additional MS 43688, f . 192. 20 meiner neuen Platte] Agar présentée à Abraham par Sara, nach einem Gemälde von Dietrich, 1775 von Wille gestochen. Le Blanc Nr. 1, Nagler Nr. 103. 24, 25, 2 6 - 2 7 Danse rustique/Port franc/Vues des environs de Meissen] diese Kupferstiche sind weder bei Le Blanc noch bei Nagler zu finden. 28 Wielands Merkur] Der teutsche Merkur, hrsg. von Christoph Martin Wieland, Weimar 1773-1810.

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Von Johann Christian Brand Wien, 4. Juni 1775

Wienn den 4. Juni 1775 Hochedler Herr und Schätzbahrer freund! Zehn Jahre, wie mir Teuchtet, seynt vorüber, und was vor ein Schicksal unterbrach eine mir so werthe und angenehme Corespontens? Erwarteten Sie ein schreiben von mir, oder ich von Ihnen? Was soll diese frage? - ein mann scheut keine Wahrheit. Zeichnungen, die ich Ihnen immer versprach und nieh zu Ende Brachte, synt die Schuld des aufschubs von Zeit zu Zeit, bis sich entlich die feder selbst schämte, ihr vergehen zu entschuldigen. Schätzbahrer freünd! ich will nichts entschuldigen, sondern so sie mir noch erlauben, diesen nahmen zu gebrauchen (Ich werde es doch immer sagen, daß Sie es seynt) so sagen Sie mir selbst, daß ich Sie zwar Beleidiget, Sie es aber

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vergessen können, und wollen, und mir hirmit zugleich Ihre corespontens wider auffs neue eröffnen, wodurch ich auch ersehen kann ob Sie noch der nemliche Liebhaber von Zeichnungen nach der Nathur, zu seyn, nicht aufzuheren beschlossen haben: und als dan einer neuen Zusage glauben zumessen können? Diese sich ereignende gelegenheit des Überbringers hat mich so Treuste gemacht, nicht allein meiner feder, sondern auch ein neues werck, (den sogenannten Ruff von Wienri) Ihnen vor äugen zu legen, und damit aufzuwarthen. Ihr guttachten hierüber zu verbitten, und so es Beyfall, oder vielleicht gar aufnähme finden könte: Ihres Beystandts hierinn mir noch zu schmeichlen zu derffen (Es werden 36. Blätter je 12. zu 12. auf 3 mahlen, und müssen bis ende dieses Jahrs verfertiget seyn) Ich hatte eine Praenumeration darauff: von einem souveren d'or vor die gantze suite, nemblich 36 Blättern, die erste folge von 12. blättern wirdt hier öffentlich verkauft vor 6 f. da mir aber vorkomt, das es der Liebhaber eher um den Praenumerations Preiß, als höhre abnehmen würde, so wäre meine meinung, außwerths es dabey bewenden zu lassen. Entsagen Sie mir nicht Ihren Rath hierüber! vergeben, und schencken mir Ihre freundschafft wider, der ich, zwar unterbrochen, aber nie vergessen habe, und nunmehr und unaufhörlich mit aller hochachtung und vollkommenster freundschafft verharre Meines Hochedlen Herrn und Schätzbahrsten freundes Unterthänigster diener Jo Chr Brand kammer Mahler Rath u. Professor der Bildenden künste. Archives Nationales Paris 219 AP. Am 18. Juli 1762 hatte Wille einen Brief an Brand geschrieben, in dem er sich beklagte, dessen schon lange versprochene Gemälde noch nicht erhalten zu haben (Journal I, 200). Am 29. Dezember 1762 schickte er einen weiteren Mahnungsbrief (Journal I, 215). Wille antwortete am 24. Juli 1775 auf Brands vorliegenden Brief (Journal II, 23).

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Von Michael Huber Leipzig, 25. August 1775

Leipzig ce 25 août 1775 Mon cher ami Je vous ai écrit si fort à la hâte la dernière fois, que je ne vous ai pas dit la moitié de ce que j'ai sur le cœur. Vous n'en serez pas quitte pour si peu; je veux causer avec vous aujourd'hui tant que les quatre pages pourront s'étendre. Je suppose que vous avez reçu de Mr de Grimm mon livre et la lettre en question, que je crois un peu courte et que vous ne croyez peut-être telle. Dans cette supposition j'abandonne ma lettre pour revenir à ce mien livre. Qu'en dites-vous mon ami? Je présume que vous n'en êtes pas autrement

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édifié, sans quoi vous m'en auriez déjà écrit un mot pour m'en dire votre sentiment. Que cela ne vous retienne pas! Je ne suis pas de ces écrivains gâtés par le public; je suis assez aguerri la dessus, de sorte que je peux entendre la censure de mon travail, sans que cela prenne trop sur ma sensibilité. J'ai continué l'impression du second volume qui est presque fini, tout comme si vous étiez content du premier; je me suis fait illusion là-dessus, et je me suis dit que vous approuviez mon travail pour me donner du courage et m'empêcher de succomber à la difficulté de mon entreprise. En général si je suis aujourd'hui un Ecrivain un peu trop fécond, vous avez bien quelque reproche à vous faire; vous souvient-il encore combien vous m'avez tourmenté pour me faire donner quelque chose au public? Eh bien, à présent empêchez-moi d'écrire si vous pouvez. Il n'est pas croyable les peines que je me suis données pour rendre mon Hagedorn intelligible; si j'ai raté quelques endroits, je crois avoir assez bien réussi dans d'autres, du moins c'est là ce que l'amour propre cherche à m'insinuer. J'espère que si par votre éloquence vous pouvez faire quelque chose auprès de Chombert ou de quelque autre Libraire pour mon Fritsch, vous m'en donnerez avis - Vous n'aurez pas fini la lecture de ce livre que vous en recevrez un autre; car il faut que vous sachiez, que de la foire de St. Michel à celle de Pâques j'ai deux ouvrages de commande. Vous voudriez savoir ce que c'est? Vous le saurez une autre fois.- Vous avez eu chez-vous ce Printems les Princes de Weimar, dont on dit beaucoup de bien; et moi j'ai été voir les fêtes de la Pentecôte le Prince régnant de Dessau, dont vous avez sans doute entendu parler. Vous connoissez son affabilité, son amour pour les arts; mais vous ne connoissez peut-être pas on humanité, son désir de rendre ses sujets heureux, ni le succès avec lequel il les rend réellement heureux. Aussi est-il adoré des hommes de tous les états. J'ai été à Woerlitz, château situé à trois petites lieu de Dessau dans une contrée riante pas loin de l'Elbe; l'édifice est construit dans le meilleur style et décoré dans le meilleur goût. Le Prince m'a conduit partout lui-même et m'a montré ses tableaux qui sont en petit nombre, mais bien choisis et bien placés. J'y ai trouvé deux grands Hackerts qui m'ont fait plaisir et dont le Prince fait cas. Ce qu'il y a de mieux, c'est un Dominiquin, un Rubens et un Eckhart. La Princesse n'est pas moins affable que le Prince; tous deux inspirent d'abord la confiance. La liberté qui y règne est charmante; là il n'y a pas d'étiquette; à table le Prince verse à boire et la Princesse accommode la salade. Enfin je me suis bien promis d'y retourner et d'y passer quelques jours de plus. - A propos de Mr Hackert, j'ai reçu dernièrement une lettre de Rome où il paraît fort content et où il a beaucoup d'ouvrage. Il me marque qu'il y a beaucoup d'artistes allemands qui se distinguent aujourd'hui dans cette ancienne Capitale de l'univers. - Nous attendons aujourd'hui de Berlin M. Sulzer et sa fille, Madame Graff; Mr Sulzer ne passera qu'un jour à Leipzig, de là va franchir les monts et passer l'hiver à Nice pour tâcher de raccommoder sa pauvre poitrine qui est fort mal

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équippée. Madame Graff attendra ici son mari qui compte passer quelque tems avec nous. Tout cela logera chez nous. Nous comptons bien aussi, votre commère et moi, que vous ne prendrez pas d'autre logis que le nôtre, quand vous viendrez faire un tour dans ce pays-ci. Je vous assure que nous ne nous peignons rien plus vivement, plus agréablement que le plaisir de vous revoir, ainsi que ce qui vous appartient. Cela nous tient toujours fortement au cœur. Savez vous que l'endroit de votre lettre où vous ne faites que toucher cette corde, a attendri ma femme jusqu'aux larmes? Et moi qui vous parle, moi qui suis d'ailleurs ferme comme un roc, je l'ai bien été. Nous sommes surtout bien charmés du bon souvenir de notre chère commère; et en faveur de l'intérêt qu'elle prend à ce qui nous touche, elle lui pardone de ne lui pas faire réponse. - J'ai quelques projets en tête entre nous; quand mon Hagedorn sera fini, je compte m'en servir pour bombarder quelques un de mes anciens Protecteurs, entre autre Mr Turgot. Je ne réussirai peut-être pas, mais l'idée seule me fait trop de plaisir, pour la quitter légèrement. On veut de moi partout, excepté où je voudrois être. Je suis appellé à Munich, où l'on m'offre jusqu'à mille florins d'appointement; mais je n'en ai pas envie, il me semble que mes chers compatriotes, pris dans la totalité, appartiennent encore trop aux siècles passés. Je temporise là depuis déjà plus d'un an. Ici la Cour vient de me faire aussi une faveur; elle me donne un logement dans la maison que l'Electeur occupe quand il vient à Leipzig, et l'assurance d'une pension à ma femme, en cas d'accident. Eh bien, mon ami, si vous voulez de moi, je quitterai tous ces avantages pour des avantages moins considérables. - Je viens d'écrire à mon ami Humblot pour lui demander quelques livres; ce seroit une belle occasion de m'envoyer la sœur de la bonne femme de Normandie, que vous ne m'avez pas envoyée et votre Abraham, s'il est fini; vous savez combien j'aime tout ce qui me vient de vous. Voudriez vous me faire une petite commission? l'hiver prochain je compte recommencer le cours des Beauxarts, et pour cet effet, il me manque encore bien des choses. J'ai vu un livre de Mr l'Abbé de St Non, gravé dans sa manière d'après les plus fameux morceaux, entre autre d'après les tableaux antiques d'Herculanum. Ne pouroit-on pas avoir le dernier article séparément, parce que tout le recueil seroit trop cher pour moi Je voudrois donc: (1) Les antiques de l'Abbé de St. Non (2) (C'est pour un ami) l'ouvrage d'André Bordon sur le costume. Vous remettriez cela, avec la note, à Mr Humblot. - Il ne me reste pas assez de place pour spécifier tous ceux à qui je voudrois que vous fissiez nos amitiés; après avoir dit ce qui convient à notre commère, à notre compère, à Mr Frédéric, je remets à votre sagacité la distribution des amitiés et des compliments. Quant à mon amitié, vous savez, sans que je vous le dise, à quoi vous en tenir, et que je ne pourai jamais cesser d'être votre serviteur et ami Huber. Archives Nationales Paris 219 AP.

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6 mon livre] C.L. von Hagedorn, Réflexions sur la peinture, 2 Bde., übersetzt von M. Huber, Leipzig: Fritsch 1775. Vgl. Brief Nr. 298. 2 6 - 2 7 la dernière fois] Brief vom 1. Mai 1775. Wille antwortete am 15. November 1775: »Répondu à M. Huber, à Leipzig, en lui envoyant un écrit de MM. Cellot et Jombert fils, par rapport à son livre Considérations sur la peinture, qu'il a traduit de l'allemand de M. de Hagedorn; et je le remercie de l'exemplaire de deux volumes qu'il m'a envoyé en présent.« (^Journal II, 3031). 28 j'ai deux ouvrages en commande] wahrscheinlich: Christian Fürchtegott Geliert, Instruction d'un père à son fils en l'envoyant à l'Université, übersetzt von Michael Huber, in: Grammaire triglotte, ou Nouvelle méthode pour faciliter l'intelligence des langues françoise, latine et allemande, Mayence 1777; und C F. Geliert, Lettres familières (...) avec l'éloge de l'auteur et la Lettre d'un père à son fils, übersetzt von Michael Huber, Neue Auflage, Leipzig 1777. 31 Le Prince régnant de Dessau] Der regierende Fürst Leopold Friedrich Franz von Dessau (1740-1817) war 1765 von Winckelmann in Rom geführt worden. 40 Hackert] Nach einem dreijährigen Aufenthalt in Paris (1765-1768), wo er Willes Schüler war, reiste Jakob Philipp Hackert (1737-1807) nach Rom. 1786 siedelte er nach Neapel über und wurde Hofmaler des Königs Ferdinand IV. 49 Sulzer] 1775 unternahm Johann Georg Sulzer (1720-1779) eine Reise von Berlin nach Nizza, um sich von seiner Lungenkrankheit zu erholen. 76 sœur de la bonne femme de Normandie] Sœur de la bonne femme de Normandie (Büste einer Bäuerin mit der Tulpe in der Hand), nach einer Zeichnung von P. A. Wille, 1774 von J. G. Wille gestochen, dem Architekten de Besse gewidmet (Le Blanc Nr. 72, Ν agier Nr. 176). Il votre Abraham] Agar présentée à Abraham par Sara, nach einem Gemälde von Dietrich, 1775 von Wille gestochen, Le Blanc Nr. 1, Nagler Nr. 103. 81 Abbé de St. Non] Unter dem Titel Antiques ist kein Buch von Jean Claude Richard de Saint-Non, abbé de Poultières, nachzuweisen. Man findet aber: Jean Claude Richard de Saint-Non, abbé de Poultières, Voyage pittoresque et description des royaumes de Naples et de Sicile, 4 Bde., Paris: Impr. de Clousier, 17811786. 85 l'ouvrage d'André Bordon sur le costume] nicht nachweisbar.

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Von Georg Friedrich Dittmer {mit Beilage von H. H. Regensburg, 25. September 1775

Hartlaub)

Hochedelgebohrner hochzuverehrender Herr! So wie ich in ergebener Antwort Ew. Hochedelgebohren sehr schätzbaren Zuschrift vom 3ten dieses, H. Krauße in Frankfurth als auch unserm gemeinschaftlichen Freunde herrn Revisions Rath von Lippert in München, vielen Dank schuldig bin, vor die besondere Ehre mich mit Ew. Hochedelgebohren in Bekantschaft zu bringen kan nichts das Verlangen übertrefen, mit welchem ich erfüllet bin denselben, und auch der vortheilhaften Schilderung würdig zu werden, die gedachter Herr von Lippert von mir gemacht hat. Ich bin mehr Liebhaber und Verehrer als Kenner der Künste, wobey mein Lieblingsfach die Kupferstiche sind, welche vorzüglich von Euer Hochedelgebohren, sodann Herrn Strange in London, Preißler in Kopenhagen und dem ohnlängst in Berlin verstorbenen Herrn Schmidt verfertiget worden sind. Der bekante Kunsthändler Mr Ardaria hat mir bishero gute Abdrücke der Ihrigen geliefert, wovon die abgewichenes Jahr nach dem Abdruk der 19. Platte herausgekommene Sœur de la bonne Femme de Normandie das Letzte Blatt ist, und

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ich sehe denn was etwa seitdeme von Dero Kunsthand gemacht worden begierig entgegen. Euer Hochedelgebohren empfangen nebst meiner verbindlichsten Danksagung die gesanten Catalogues davor anbey den verlegten Geldbetrag mit 31 L. 10 s. möchte ich doch im Stande seyn die mir hierunter erzeigte besondere Gefälligkeit mit angenehmen Gegendiensten erwiedern zu können. Schon vorlängst hat mir Herr v. Lippert, die Habhaftwerdung Geitsl. fürstl. und Reichstädtischer Dukaten vor Ew Hochedelgebohren aufgetragen, und ich werde deshalb meine Verwendung verdoppeln um hierunter nur einigermaßen meine dienstergebenheit zu bethätigen. die letztgesanten Catalogues haben nicht vor mich selbst, sondern vor einen der grösesten Kenner und Kupferstich Sammler dahier meinen guten Freund Consulent und Assessor Herrn Hartlaub gehört, welchem ich bey dieser Angelegenheit aufgetragen sich um die gedachte Dukatenhabhaftwerdung mit mir zu bewerben. Was sich derselbe hiebey von Freyheit genommen Euer Hochedelgebohren mit mehrmaligen Commissionen zu beschwehren, belieben Sie aus anliegendem Original Erlaß an mich zu ersehen, durch deren gütige Wilfahr Dieselben diesen meinen Freund samt mir ausnehmend verpflichten werden. GeldBetrag, werde ich aldort anweisen, so bald Sie die Güte haben werden mir zu melden, in wie viel solcher besteht. In anhoffend geneigter Wilfahr, empfehle ich mich zu Freundschaftlicher Gewogenheit, und erharre mit volkomenster Hochachtung Euer Hochedelgebohren ganz ergebenster diener Georg Friedr Dittmer Regensburg am 25 Septbr 1775 {Von H. H. Hartlaubs Hand): PM jmo _ Der berühmte herr Mariette ist allschon abgewichenen Jahrs in Pariß verstorben und hat eine der beträchtlichsten Sammlungen von Kupferstichen hinterlassen, wovon herr Basan ein raisonnirendes Verzeichnüs verfaßt und wie unter der Hand zu vernehmen zum Druck befördert hat. Man bittet höflichst solches ungesäumt durch den gewöhnlichen Postwagen oder Diligence von Paris nach Regensburg an S. T. herrn hof Cammerrath Dittmer gehen zu lassen. Falls nur ein Theil hievon erst gedruckt, so erbittet man sich auch selbigen und seiner Zeit den Rest oder übrige Theile nachzusenden. 2 do - Man wünschet diesorts folgende pièces oder ein und andere derselben zu bekommen. Catalogue universel et raisonné de toutes les estampes francoises. Par M. Denos à Paris 1770 8™

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Catalogue raisonné du cabinet de M de Fonspertuis par Mr Gersaint Paris 1747 12mo Catalogue d'un très excellent cabinet d'estampes et desseins qui seront vendus par Pierre Gosse à La Haye 1746 8™ R. Hequet Catalogue de l'œuvre de François de Poilly Jean Vischer et Philipp Wouwermann Paris 1752. Catalogue de Mr Gerard Hoel Amsterdam 2 vol. 1762 Catalogues des Livres d'Estampes et des figures en taille douce par Abbé de Marolles Paris 1666 8V0 desgl. 1672 in 12mo Nb. Wenn dieses Buch war und darinnen die ganze Königliche Sammlung beschrieben, so mögte man gern Zuvor hierüber eine Auskunft mit beygeseztem Preiß des Buchs erwarten. 3 tl0 - Bey Möns Odieuvre in Paris ist ein Werk anno 1755 herausgekommen unter dem Titel: L'Europe illustre contenant l'histoire des Souverains, par Mr Dreux du Radier, en 6 Tomes in 4 t0 Dieses Werk enthält in sich mehr als 600 in Kupfer gestochene kleine Portraits, davon insgesamt Monsieur Odieuvre die Platten besizen solle. Unter dieser großen Anzahl Portraits sind 23 Blätter von dem sehr berühmten herrn Wille in Paris und 19 Blätter von dem ebenfalls fürtrefflichem herrn Schmidt in Berlin gestochen. Diese 42 Stücke wünschet man gar sehr gegen die Bezahlung theilhaft zu werden, herr Odieuvre wird diese 42 Blätter zur Geffälligkeit einzeln und nach Möglichkeit in guten Abdrücken abgeben, Zumalen derselbe ja die Platten besizete. Man ist dießorts sehr begierig auf deren habhaftwerdung dieser 42 Blätter oder allenfalls nur ein und anderer derselben 4 t0 - Wäre die Frage ob vor des herrn Wille in Kupfer gestochenen aelteren Portraits nichts zu bekommen seye. Man erbittet sich hierüber eine Verzeichnis und den preis hievon. In der vor ungefehr 3 bis 4 Jahren zum Vorschein gekommenen augspurgischen Kunstzeitung ist ein ganz ansehnliches Verzeichnis von solchen aelteren Willeischer Portraiten angemerkt Sobald immer möglich wird um die Besorgung und Auskunft gebethen. P. P. Wenn ich wüste, daß es dem in der Kunst eben so vortreflichem als nach dem ganzen Gemüths Charakter überaus schätzbarem herrn Wille nicht zur Beschwehrlichkeit würde, so hätte ich als ein unbekannter Liebhaber und Verehrer der Künste wegen gütigster Besorgung der eingesandten Catalogues diesem so edelgesinnten und freundschaftlich denkenden Manne selbst meine schriftliche Danksagung gemacht. Indessen bitte gehorsamst, dieses mit in meinem Nahmen beyzufügen und herrn Wille vollständigst zu versichern, daß, weilen ich vernehme, daß derselbe ein großer Freund und Sammler von Reichsstädtischen und Bischöflichen Dukaten ist, ich gewiß nicht erman-

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geln werde, bey denen mir vorkommenden verschiedenen Gelegenheiten alle Aufmerksamkeit zu machen und mich ehestens würksam zu bezeigen. Zugleich aber auch nehme mir die Freyheit, mit anzumerken, daß anstatt des erwarteten Catalogue universel raisonné de toutes les estampes françoises, 100 par Mr Denos, die Bibliographie parisienne de Denos en 6 tomes, welche bey nahe nichts oder gar wenig von Kupferstichen in sich enthält, eingesendet worden. Sodann wollte recht angelegentlich ersuchen, herrn Wille zur Gefälligkeit dahin zu vermögen, mir eine Auskunft zu ertheilen, ob es nicht möglich wäre, sammtliche von herrn Wille sowohl als von dem ohnlängst in ios Berlin verstorbenen berühmten herrn Georg Friedrich Schmidt gestochene und in einem unter dem Titel L'Europe illustre contenant l'histoire abregée des souverains, des Princes etc im Jahr 1755 bey herrn Odieuvre in Paris herausgekommenen Werk enthaltene Portraits, davon 23 von herrn Wille und 19 von herrn Schmidt Arbeit sind, nach billigen Preyßen zu verschaffen, no Ich sollte nicht glauben daß es einen Anstand haben würde, diese kleinen Blätter, soviel thunlich in guten Abdrücken einzeln zu erhalten, da der Verleger Mr Odieuvre selbst die Platten besizet. Vielleicht hat herr Wille auch die Gefälligkeit, mit zu melden, ob nicht von dessen in vorigen Jahren gestochenen Portraits (denn die neuere Blätter besize ich schon) etwas zu überkom- 115 men seye. Nun sollte ich wohl mit weiterem Bitten zurückhalten. Allein der eingesannte Catalogue raisonné de Mr Mariette, wovon der Verkauf der treflichen Kupferstiche gegen das Ende dieses Jahres geschehen soll, reizet mich, noch eine Bitte beyzufügen, daß, wenn vielleicht bey einer Auction oder sonstigem Verkauf von nachstehenden Numern ein oder das andere 120 um den beygerückten Preiß in Französischen Livres gerechnet, oder womöglich darunter, erstanden werden könnte, solche für mich zu erkaufen und einzusenden. Ich habe zur näheren Belehrung jedesmalen die paginas, die Numern und die anfangs Worte jeder Numer, wie sie im catalogue selbsten stehen, angesezet. Besonders wäre mir an Numero 761 pag. 311 von denen 125 alten Blattern des Israel van Mechelen vieles gelegen, hier folget das Verzeichnis, alles nach Livres Catalogue de Mr Mariette pag. 246 N°165 Vingt uns piec par Mantegna N° 166 Cinquante-cinq pieces très anciennes par Corn. Ver-meyer pag. 252 N° 207 Les mêmes en petit, Badalochi pag. 258 N° 244 Deux brochures in folio en cartons contenant 32 estampes pag. 262 N° 265 Dix neuf sujets à l'eau forte

32 L. 130 60 L. 24 L. 60 L. 135 40 L.

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Brief 302

pag 263 N° 275 Elie auquel un ange apporte etc 279 Sennacherib épouvanté 280 Daniel dans la fosse aux lions pag. 266 N° 315 Saint François Xavier 317 Le martyre de Sainte Catherine pag. 278 N°422 Neuf sujets du livre espagnole pag. 279 N° 434 autre composition de J. Christ pag. 283 N° 479 Six pieces, l'amour couchée 480 Quinze sujets divers pag 287 N° 516 Dix-huit tetes et sujets etc 5 517 La résurrection de Lazare etc pag. 289 N° 533 Le lit nuptial NB Sollten es 2 Exemplare seyn 529 La sainte Famille pag. 290 N°544 Deux sujets champetres 546 Le tombeau de Marius 547 Les portraits des Boelen 553 Quatre Portraits de G. Ryse 554 andr. Deonyhzoon pag. 291 N c 556 Les deux portraits rares 557 La vieille tete 561 Les portraits de Pauro pag 311 N° 701 Un vol in folio relié contenant diverses estampes des commencemens de la gravure 702 Un vol in fol. 110 morceaux pag 313 N° 705 Œuvre de L. de Leyden pag. 317 N° 717 Deux vol. in fol. de l'œuvre de Hollar (250 pieces) pag. 319 N° 724 L'œuvre de Dietericy

8 L. 9 L. 12 L. 12 L. 12 L. 24 L. 50 L. 36 L. 40 L. 18 L. 15 L. 9 L. 18 L. 6 L. 12 15 15 12 6

L. L. L. L. L.

15 L. 6 L. 5 L.

200 L. 60 L. 200 L. 300 L. 150 L.

November

1775

555

pag. 336 N° 840 Les grandes batailles 80 pag. 345 N° 921 L'œuvre de Masson 200 pag. 407 24 N° 1403 L'entrée triomphante pag. 411 N° 1440 Seize volumes reliés 20 pag. 412 N°1447 anecdotes sur la peinture en Angleterre, nach billigem Preiß H. H. Hartlaub Rechtsconsulent und Assessor.

L. L. L. L.

Archives Nationales Paris 219 AP. Dem Brief Dittmers wurde Hartlaubs Liste beigefügt. 45 Mariette] Pierre-Jean Mariette ist im Jahre 1774 gestorben. Anläßlich seines Todes wurden seine Sammlungen verkauft. Vgl. den Auktionskatalog: F. Basan, Catalogue raisonné des différents objets de curiosités dans les sciences et dans les a r t s . . . , 15.11.1775, Paris 1775. Am 27. März 1776 antwortete Wille, er habe bei dem Verkauf der Kunstsammlung von P. J. Mariette die erwünschten Gegenstände nicht zu dem festgesetzten Preis erwerben können ('Journal II, 40). 7 0 L'Europe illustre] Jean François Dreux du Radier, L'Europe illustre, contenant l'histoire abrégée des souverains..., 6 Bde., Paris: Odieuvre, 1755-1765. Für L'Europe Illustre hatte Wille mehrere Stücke gestochen. Vgl Le Blanc Nr.129 ('Nicolas de Largillièrej und 103 ("Ludwig VI. von Frankreich,), Nagler Nr. 51, 59. 163 G. Ryse] nicht identifizierbar. 176 Hollar] Wenzel Hollar (16071677), Zeichner und Radierer.

303

Von Herménégilde de Joursanvault Bearne, 16. November 1775

Beaune le 16 9bre 1775 Je ne peux, mon respectable ami, ny ne veux vous rien dire conservez vous; votre vie n'est pas a vous Seul, elle appartient a vos amis et comme je me flatte d'y prendre plus de part qu'un autre je vous Supplie, au nom de l'amitié, d'agréer la proposition que je Suis chargé par mon Père de vous faire. la campagne offre Souvent des objets de dissipations que l'on ne trouve point dans le bruyant des villes. Si vous ne craignez pas une Solitude, un hermitage entouré de Bois venez au commencement du printems habiter le chateau dont je porte le nom, je vais très rarement à la Campagne mais pour y être avec vous j'y passerais des mois. Amenez y quelques uns de vos amis, présentés par vous ils Sont Surs d'y être vus avec le plus grand plaisir, vous y trouverez, mon ami, de bons et francs bourguignons empressés a vous témoigner tout ce que vous Savez inspirer et tout ce qu'ils ressentent. Si vous me refusez, mon ami, je ne vous en saurai point mauvais gré parce que je Suis trop convaincu de votre amitié pour moi pour croire que vous

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Brief 303

employassiez des excuses frivoles pour vous dispenser de ce voyage, alors dittes moi que vous ne pouvez pas venir et je ferai mon possible pour aller vous voir, en attendant je me ferai précéder par cette certaine feuillette que vous Savez. Je vous quitte, mon ami, parce qu'un amateur de bon vin me marque de lui en envoyer; comme cete danrée fait partie de mon revenu, que j'ai besoin de ce revenu pour vivre je vais me dépêcher de le faire partir, quand je Serai à Paris il faudra que je vous tourmente pour que vous me trouviez en allemagne, a Paris ou ailleurs des débouchés pour les placer annuellement, cela me serait très avantageux et on Serait plus assuré, qu'auprès des marchands d'avoir des excellens vins. adieu je vous quitte toujours a regret et je voudrais vous convaincre de la considération et de l'attachement avec lesquels je Suis pour la vie votre très humble Serviteur et très Sincère ami H. Joursanvault mes respects à Madame Wille {Am unteren Rande der ersten Seite): Delalande de l'académie des Sciences, au Collège royal, fait mille complimens, et mille excuses a M. Wille d'avoir décacheté Sa lettre, mais elle n'avoit point d'adresse, et il n'y avoit rien dans la Sienne qui put lui indiquer pour qui elle étoit, il craignoit de faire retarder quelque affaire pressée en attendant huit jours pour avoir réponse de m. de joursanvaux. Archives Nationales Paris 219 AP. Am 12. Mai 1776 erzählt Wille in seinem Tagebuch ('Journal II, 44) von einer Privatakademie, die der Baron von Joursanvault in seinem Hause im Burgund gegründet habe. In den Anmerkungen der Tagebuchausgabe (ebd., S. 44-47) werden zwei spätere Briefe von Joursanvault vom 15. Oktober 1780 überliefert (vgl. unten). Wille hat anscheinend Joursanvaults Einladung vom 16. November 1775 abgelehnt.

304

Von Helfrich Peter Sturz Oldenburg, 26. November 1775

Oldenb. Le 26 nov 1775 Je vous ai bien des obligations mon cher pays, pour les soins que vous avés mis a ma comission, qui est faite on ne peut avec plus de succès, Vos morceaux surtout et ceux de votre fils me sont infiniment chers, je vous en fais mes plus sincères remercimens. Il parait que vôtre Burin se rajeunit, tant il est (net) et vray et rigoureux, vous ferés desésperer vos Imitateurs dont le nombre augmente sans que l'art en gagne. J'aimerois que vous donniés un traité sur la gravure, les traités ne font pas les maîtres, comme les regles ne font pas les poètes, mais elles excitent les gens a talens a mieux faire, elles

Leur apprennent a raisonner sur leur art, et vous avés un faire, une maniere

November 1775

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de prendre, une tractation sur les quels il y a des eclaircissemens a donner, cependant mécrivés que quand vous ne voudrés plus graver, Les Chef d'œuvres prechent mieux la postérité. Les tetes dans la fête du moissonneur sont bien étudiées d'après nature, il y a des details si vrays, des caractères si naïvement prononcés, un ensemble si peu recherché, des grouppes que la nature ramasse, que cest come la campagne dans une chambre obscure, et que j'en fais ma fete a moi. J'en felicite bien Monsieur votre fils. Ma femme presente ses actions de graces a Madame Wille, pour les bonnets ils sont fort bien et très jolis. J'ai ramassé quelques pieces d'or pour vous, et j'espere de vous en trouver une poignée mais je vous en ferai passer la liste et le poids et le prix que l'on m'a promis depuis quelque tems, et que je recevrai en peu de jours. Vous me dirés ce que vous désirés, et nous solderons notre compte. Je ne prends que ce qui est supérieurement conservé. Si vous ete en Relation avec Mr. Strange qui est a ce qu'on me dit a Paris, je vous prie de me rappeller a son souvenir, cest mon ancien et digne ami, et je lui écrirais si je savais son addresse. Toutes fois j'aimerais avoir ce qu'il a fait depuis l'année 1769 Charles 1 er y compris que je n'ay point, Vous pourriés rabattre le montant sur la somme que je destine pour l'année prochaine. Lorsquune recette sure pour finer le pastel vous tombe entre les mains mon cher ami, vous me fériés un sensible plaisir de me le procurer. J'ay rencontré par hazard dans ce pays cy, un excellent Terbourg d'un fini precieux, grande figure feminine tournant Le Dos en satin blanc comme de Coutume, et un homme qui lui parle, Compagnon né pour l'Instruction paternelle s'il y a quelque amateur chez vous qui veut l'acquérir je pourrais Le lui procurer, Le possesseur en peut garantir l'originalité mais il en demande cent Louis cest a dire vieux Louis. Il y a de même un Olden Barneveldt de Van Dyk quelque part dans une maison, dont la valeur est ignoré Si vous lisés Le mercure allemand, je vous prie d'honorer de quelque attention, une suite de Lettres qui vont y paraître et qui sont de votre serviteur très humble, sur la Phisiognomique ou l'art pretendu de lire les ames dans les visages, que l'on veut enseigner par de mauvaises estampes, et de bien plus mauvais raisonnemens. Mon frère est sur le point a ce qu'il mécrit d'entrer dans quelque Collège en Saxe comme Conseiller. Il en sera ennuyé comme moi, il ne faut pas finir par les petites villes quand on a commencé par les grandes, je suis aussi bien traité qu'on puisse l'etre, mais je suis excedé de ma situation. Je vous embrasse mon cher pays et tous ceux qui vous appartiennent, avec toute la tendresse de lamitié H. P. Sturz

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Brief 304

Archives Nationales Paris 219 ΑΡ. Wille antwortete Ende Dezember 1775: »Répondu à M. Stürz, conseiller d'Etat de S. A. S. Monseigneur le Prince évêque de Lübeck, duc de Holstein, et mon ancien ami. Je l'exhorte à ne pas m'envoyer les monnoies qu'il ramasse pour moi par la poste, les frais étant trop considérables; quelque occasion par Brème ou Amsterdam pourroit mieux convenir. Je le prie de m'envoyer seulement un croquis du tableau dont il m'a parlé, pour voir la tournure ou la faire voir à un amateur.« ('Journal II, 32). 4 votre fils] P. A. Wille hatte ein Bauernfest gemalt und gestochen. 40 Le mercure allemand] Der teutsche Merkur, hrsg. von Christoph Martin Wieland, Weimar 1773-1810.

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Von Januarius Zieh Koblenz, 21. Dezember 1775

Hochgebohrner Herr Sehr hochwertgeschezter freund! Mein Edler freund. Sie werden mir Vergeben, das ich mit dem Empfang schreiben, der Pastelfahrben so lange ausbleibe. Die uhrsache ist, weillen ich nach Mainheim muste, und von da mich resolvierte meine hinderlassene freunde in basel wider ein mahl zu besuechen. Herr von Mechel lasset ihnen sein Compliment machen, ich habe mich erfreuet über seine einrichtung, die er in seinem geschaffte machet, er stelt villmehr einen Kauffman vor, als ein Künstler, er graviert nicht. Die grosse correspontenz machet dem Ehrlichen man Ville geschefften, das er öffters nicht weiß, woh ihm der Kopff stehe, er hatte bey 18 Persohnen einen solchen last wünsche mir nicht, den ich lebe in meinem Beruff lieber Ruhiger, die Pastel färben seind gutt, und dancke meinem liebsten freund Vor ihre bemühung. wünschte ihnen meine gehen dienste dargehen zeigen zu können, und bedaure das diselben wegen der Zahlung mit H. Wolff so Vertrisslichkeit gehabt haben, ich graduliere meinem hertzliebsten freunde, zu Beförtherung und glück ihres herrn Sohn, ich wünschte das ich von seiner geschücklichkeit was sehen könte. ich suche auch verschidene blatter, welche dieselben herausgegeben haben und spey ist glaublich das letzte von Dietrich gewessen, alwo Sie ein Meisterstück im grabstichel gezeigt haben, ich habe disses stück mit Viller Bewundruung angesehn. Zu wünschen wehre, das dietrich seine viguren besser gezeichnet wehren, der Churfirst alhier hat ein gantzes cabinet von ihm, welches bestehet bei 40 stück, in landschafften seind 4 stück, die ohn Verbesserlich seind. Euer Hoch Edi habe die gewohenheit sich zu erkundigen ob ich geheurath seyn, welches schon im 12 jähr ist ich habe 3 söhne und eine tochter, meine frau empfehlet sich ihnen und der frau gemahlin. und wünschte sich meine liebste freunde persönlich zu können. ich habe auch meinen Edlen freund um gutten rath fragen sollen, ich bin willens 6 aus gearbeithe kleine gemelte stechen zu lassen, um weithere bekantschafft, und etwas dabey zu gewinnen, also mechte ich wissen wie ich

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Ende 1775

mich in der sache zu verhalten habe, meine meinung wehre, das Eur hoche. mit einem gutten Kupfferstecher sprechen mechte, was er bey leiffig von einer Platte nehme, die von 22 Zoll hoch, breith 15 Zoll, sie seindt mit 3 oder 4 viguren nebst neben sachen companiert, auch wie Vil gutte abtrücke geliefert kennten, ich habe wirklich ein ausgesuchete Pastores stück, welche Ρ denos geschaffet, ich habe von grenée 2 grosse Kupfferblatte gesehen welche Conversatio stück sind, ich habe aber den Nahmen vom Kupfferstecher nicht in obacht genohmen. glaublich wird ihnen derselbe bekant sein, disser stände mir schon an. beliben dieselbe mit ihm zu sprechen, indessen erwarthe eine gefühlige antworth, und hab die Ehre mich auch unterthenig zu empfehlen, der ich mit aller hochachtung harre Euer hoche. untertheniger diener P. S. an dero frau gemahlin und He söhn mein compliment Archives Nationales Paris 219 Wille antwortete am 4. Januar Coblents. Je lui dis que je ne graver six planches d'après ses 32-33).

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AP. 1776: »Répondu à M. Zick, peintre de l'électeur de Trêves, crois pas qu'il puisse réussir icy avec l'entreprise de faire tableaux, à moins qu'il ne soit icy lui-même.« (Journal II,

Von Balthasar Anton Dunker {Bern), {Ende 1775)

Monsieur! Malgré le tems qui s'est écoulé depuis la dernière lettre que j'eus l'honneur de Vous écrire, je Vous prie de croire, que je suis incapable d'oublier un ami et bienfaiteur tel que Vous l'avez toujours été pour moi, une multitude d'embarras et d'affaires, m'ont empêché pour un moment de vous témoigner mon attachement, mais Vous pouvez Monsieur me permettre de renouveler une correspondance qui fera les délices d'une vie un peu plus calme que je n'ai pu la mener jusqu'à présent, et j'espère en votre bonté que vous ne me refuserés pas cette consolation. Je suis marié depuis environ 5 mois, ma femme est justement telle qu'il me la faut pour mon caractère, et je n'aurois pas pu Mieux rencontrer, elle est de fort bonne famille mais sans bien, je lui parle souvent de Vous, et de ce queje vous dois du côté du talent; quelque fois je lui fais un récit succint de nos excursions pittoresques ou je reçus de si bons préceptes a dessiner d'après nature, qui m'ont été si salutaires dans ce pais. Mes occupations ici embrassent différens genres, je fais des vignettes queje dessine, et grave, beaucoup de dessins de paysages et figures, et a présent je viens de finir deux planches qui représentent des chutes d'eau dessinées d'après nature par moi même, ils sont traités dans le même genre que ceux que j'ai

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Brief 306

20 fait pour Mr. Aberli et j'en ai deja beaucoup d'exemplaires de commandés, mais il est fort difficile de trouver des gens içi qui puissent les Colorier d'après mes modeles, cependant je comence d'en venir a bout, j'en vends aussi que j'ai lavés en entier, mais je ne puis les donner au même prix que les autres. Si je vois que cela réussit, je donnerai ensuite des vues d'une grande étendue et des 25 Glacières, Mr le Comte de Brassai en a un exemplaire qu'il a pris pour le faire voir a Paris, mais le pendant n'étoit pas encore achevé, il l'est a présent, et dans quelque jours je commencerai a les vendre. Je prendrai alors la liberté de Vous envoyer quelques exemplaires ou je joindrai quelques dessins, s'il m'est possible, car j'en ai encore a faire qui me sont commendés depuis des années. 30 Un Cabinet de dessins en tout genre et d'une grandeur immense m'a empêché de faire les dessins que j'avois promis, mais comme il est fini a présent, je pourrais procéder à autre chose. J'ai appris avec beaucoup de satisfaction que Mr. Votre fils a été reçu a l'académie, cela étoit bien du a ses talens, que font Messieurs Guttenberg, Basan et Daudet. Je vous prie, Monsieur, de présenter 35 mes Respects a toute votre famille, et serai toujours Votre très humble et très obéissant Serviteur Dunker Mon adresse est a present à la Kesler-Gass chez les Demoiselles König a 40 Berne. Comme je ne sçais pas l'adresse de Mr. Weisbrodt, je Vous prie Mr. de lui doner la lettre çi-jointe si vous le voyez J'aurois presque oublié de vous parler de Monsieur Aberli et c'est un si brave homme queje ne me le pardonnerais jamais, il parle souvent de vous et 45 ne souhaite rien tant que de vous voir ici, nous sommes presque tous les soirs ensemble, lui Mr Freudeberg et moi, tantôt chez lui tantôt chez nous (car je demeure dans la même maison que Mr. Freudeberg). C'est alors qu'en nous reposant des fatigues de la journée, et à l'abri d'une foule d'amateurs qui nous accablent d'ouvrages, nous jouissons de la douceur d'une conversation so ou l'amitié préside; Mr Aberli fait de charmants paysages à présent, la plupart des dernier voyage que nous avons fait ensemble, il est surchargé d'ouvrages de même que Mr. Freudeberg, qui fait des charmants dessins aussi qui représentent des sujets de conversation analogues aux usages et habillements de ce Pays, il en fait actuellement 2 qu'il vous destine, il les aurait fait déjà 55 plutôt, mais comme il est extrêmement occupé ici, il fait come moi, il vous prie d'un peu d'indulgence. Lui et Mr Aberli vous présentent leurs très humbles respects, et je vous prie de faire les miens à Mad Wille et a Messieurs vos fils Ρ S je vous prie de dire a Mr. Guttenberg si vous le voyez de m'envoyer son 60 adresse car il y a des personnes* ici qui la demandent et qui pour cela m'im-

Januar 1776

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portunent tous les jours car ils veulent lui écrire, je vous prierai aussi de lui dire qu'il peut faire ce qu'il m'a demandé c'est a dire d'occuper ma chambre jusques a mon arrivée pourvu qu'il me la cède a mon arrivée, si j'avais eu le temps je lui aurais écrit en réponse de sa lettre, mais jusques a présent il m'a été impossible et dieu sait quand j'en trouverai le moment, tant j'ai d'ouvrages qui me pressent. *c'est une vieille fille qui veut avoir des nouvelles d'un sien frère. (Von Willes Hand): Répondu le 6. jan. 1776 Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 6. Januar 1776 und bat Dunker, ihm kolorierte Zeichnungen für hundert Livers zuzuschicken (Journal II, 33). 33 Votre fils a été reçu à l'académie] Pierre Alexandre Wille wurde am 25. Juni 1774 in die königliche Akademie aufgenommen (vgl. Journal I, 573).

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Von Balthasar Anton Dunker Bern, 13. Januar 1776

Monsieur et très-cher ami, J'ai reçu votre lettre du 6 de ce mois, qui m'a fait un plaisir inexprimable. Ainsi donc vous ne m'avez point oublié; je ne suis point effacé de la mémoire de mes anciens amis; je suis même quelquefois le sujet de leur entretien: en voilà assez pour me faire revivre, pour faire circuler mon sang avec plus de rapidité. Toute la nature, couverte maintenant de neige et de glace, me paraît un objet fort gai, et je tomberai volontiers dans le défaut de notre poète Jacobi, qui dans un voyage d'hyver ne voyait que des roses et des rosenzwanzigiährige-magden, où en effet il n'y croît que du verglas. J'avois déjà commencé une lettre pleine de lamentations sur votre silence et sur la négligence idéale de M. de la Flotte, que je soupçonnois injustement d'avoir perdu ma lettre; mais je la supprime, elle ne peut plus avoir lieu, et, de mon injustice commise envers M. de la Flotte, j'en demande sincèrement pardon à M. Ott. Un des articles contenus dans votre lettre a été exécuté d'abord, est d'avoir embrassé ma femme de votre part, en lui recommandant bien de se figurer que ce n'est pas moi qui l'embrasse pour le présent, mais un ancien ami à qui j'ai beaucoup d'obligations, et qui ajoute encore à ses bontés de vouloir bien s'intéresser à notre commun bonheur; et, là-dessus, elle m'a prié de vous bien assurer de ses respects, ainsi qu'à madame Wille, et de vous bien remercier de la bonté que vous avez de penser à elle. Si d'ailleurs, monsieur, nous venons un jour à Paris, il faudra qu'elle vous rende votre salut, et vous passerez par là, quoi que vous en fassiez, je vous assure. La pauvre femme est encore dans l'affliction; elle ne peut oublier notre fille, qui est morte il y a quelque temps,

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Brief 307

25 quoique je fasse de mon mieux pour la consoler: car je suis de l'avis de ce philosophe qui pleurait les enfants quand ils arrivoient dans cette vallée de misère, et qui se réjouissoit quand ils la quittoient. Enfin Hin ist hin und todt ist todt, spahre die vergebne noth, dit le célèbre Goethe dans une de ses admirables productions; et, malgré la peine que cela m'a donnée au commen30 cement, j'ai pris mon parti là-dessus. Vous ne scavés point, monsieur et très-cher ami, comment me faire parvenir de vos ouvrages, et moi je suis assez heureux pour avoir trouvé une occasion, au moyen de laquelle je puis recevoir vos chefs-d'œuvre et vous faire parvenir de mes humbles productions. M. Offenhäussler, qui partira 35 dans peu pour Paris pour y faire ses emplettes, m'a offert de se charger de cette commission, et voilà la meilleure occasion du monde toute trouvée. Venons à présent aux desseins que vous m'avez commandés. Je vous promets de les faire et pour le prix que vous avez marqué, et pour la grandeur approchant; car, pour le dernier article, ma mémoire se trouve un peu en « défaut. Il est vrai cependant que, quant au prix de mes desseins, je ne fais ici la paire de cette grandeur à moins de trois louis, et que des desseins deux fois plus grands m'ont été payés jusqu'à huit louis la paire; mais je ne veux point traiter rigoureusement messieurs les Parisiens; ils savent du moins distinguer ce qu'il y a de bon dans un ouvrage et en faire du cas; cela mérite 45 des égards, et je ne veux pas leur en manquer. D'ailleurs je ne puis m'empêcher de regarder Paris comme ma seconde patrie, y étant venu si jeune; mais ce qui l'emporte sur toutes les autres raisons, c'est que c'est vous qui m'avez commandé ces desseins. A propos, est-ce que M. Lempereur fils est toujours dans l'intention de vouloir deux desseins qui soient d'après des endso roits dont les noms puissent être cités, et voudroit-il les graver? Cela me ferait plaisir. Ou faisons mieux: vous connoissez, Monsieur, tous les bons graveurs de paysage à Paris; eh bien, quand vos occupations vous le permettront, faites-moi le plaisir de vous informer si quelqu'un d'eux voudrait de moi deux desseins pour les graver; et en ce cas je lui ferai deux desseins d'une 55 bonne grandeur d'estampes, mais en hauteur, car les études que je destine pour cela ne peuvent aller en largeur, à cause de la proximité des horribles glacières; je les ferai pour un prix d'artiste, et dans le fini qui est nécessaire pour faire une estampe précieuse d'après; mais en voilà assez quant aux desseins 60

Je me trouverais assez bien dans ce pays si le guignon qui me poursuit partout n'étoit cause qu'il faut que j'achète un droit de bourgeoisie dans une des petites villes de ce canton, chose qui ne me coûtera pas moins de cinquante louis, et pour lesquels cinquante louis je n'aurai pourtant que la liberté de rester ici. Vous avouerez, monsieur, qu'il faut faire bien des desseins 65 pour dormer cinquante louis et pour vivre en même temps: aussi la dureté de cette condition me fait encore balancer sur ce que je dois faire; mais, comme

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vous dites: Kommt Zeit, kommt Rath, et voilà comme je pense aussi; et de plus il est sûr qu'il y a encore d'autres villes dans le monde que Berne, où quelquefois on vous donne de l'argent pour seulement y rester, comme cela est arrivé à MM. Schmuzer, Zingg, Weirotter, et à tant d'autres, au lieu qu'ici 70 il faut encore payer pour seulement pouvoir y rester tranquillement. Il est vrai pourtant que si jamais je deviens citoyen de quelque ville ici, je serai inséré dans le catalogue des vies des peintres et graveurs suisses; de plus ma triste figure sera au commencement de mon histoire, entourée de toutes les espèces de feuilles possibles; cela n'est pas à mépriser, mais cela vaut-il ein- 75 quante louis? Vous allez peut-être me dire que je suis devenu un babillard décidé, mais je ne sçais qu'y faire; j'ai encore des choses pour remplir cette page et l'autre, ainsi armez-vous de patience, s'il vous plaît. Ne m'oubliez pas, je vous prie, pour une épreuve de votre Abraham. Quelle estampe cela doit être! Je connois so le tableau, je me souviens de son effet, et la seule chose dont je ne me vanterai jamais moi-même, c'est d'avoir la faculté de voir en quoi vos ouvrages sont si supérieurs aux autres et pourquoi ils le sont, et d'en pouvoir pour ainsi dire en analyser le mérite; de là vient qu'une de vos estampes m'occupe plus en la regardant qu'un volume d'autres estampes. 85 J'ai lu, il y a peu de temps, une espèce de fragment d'une lettre insérée dans l'extrait des journaux, que l'on suppose être tirée du portefeuille d'un artiste. L'on veut que cela donne une idée de l'état de la gravure de nos jours, mais cela en donne une assez singulière, du moins par rapport aux artistes vivants, et quelquefois par rapport aux arts mêmes. Par exemple tout homme qui 90 dessine bien gravera bien à l'eau-forte: argument faux. J'ai connu, j'en connois encore, des artistes qui dessinent très-bien, et qui, non pas pour peu qu'ils s'y soient appliqués, mais pour beaucoup, restent toujours très inférieurs dans leurs eaux-fortes à leurs tableaux et desseins. Il faudrait, je crois, dire que tout homme qui grave bien à l'eau-forte dessine bien aussi, et non 95 pas que tout homme qui dessine bien grave bien à l'eau-forte. De ceux qui autrefois ont bien gravé à l'eau-forte, Callot est cité seul pour le petit, et, de nos jours, il semble que M. Cochin seul soit connu pour ce genre. S'il avoit nommé tous les artistes qui, de nos jours, gravent bien dans ce genre à Paris, il aurait eu grand tort, sans doute, d'oublier M. Cochin; mais oublier tous les 100 autres et nommer M. Cochin seul, cela est injuste aussi, surtout par rapport à ceux qui ont bien gravé à l'eau forte en petit sans l'imiter; car on pourrait dire que tous les imitateurs de M. Cochin sont compris sous son nom, comme qui dirait Cochinianer. Pour le paysage, c'est MM. Lebas et Aliamet; où sont donc les autres? Enfin la place et l'ennui que cela pourrait vous causer ne 105 me permettent pas de relever toutes les choses qui me choquent dans ce fragment. Que diriez-vous si en voulant faire l'énumération des grands capitaines de l'antiquité, je disois »l'artiste Hannibal,« et »Hannibal, si célèbre

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Brief 307

pour savoir bien disposer son armée?« Ne voilà-t-il pas un style bien nerveux? Voilà Hannibal bien caractérisé! Eh bien: »M. Wille, si célèbre par sa coupe brillante« est la même chose. C'est caractériser foiblement la beauté de vos ouvrages que de nommer une de vos perfections et de laisser dehors toutes les autres qui sont aussi essentielles. Je vous demande bien pardon de cette longue digression, mais je l'avois sur le cœur. Un homme de ma connoissance ici a six tableaux qu'il voudrait que quelqu'un achetât à Paris, et m'a prié d'en faire mention quand je vous écrirois. Ainsi, voici la copie de la note qu'il m'a donnée: deux tableaux de Dirck Maès, élève de Berghem, représentant des marchés de chevaux, environ de trois pieds de large sur deux pieds et demi de haut; deux Henri Roos, de Francfort, environ trois pieds de large sur vingt à vingt-deux pouces de hauteur; deux A. Ykens, fruits et enfants, deux pieds et demi de large sur deux pieds de hauteur: six tableaux précieux. Il m'a prié d'insérer ceci dans ma lettre et d'ajouter que le prix des six tableaux est trois cents louis; de plus il prétend que je dois vous marquer par écrit les beautés de ces tableaux et les décrire; car il croit qu'on les achètera sur ma parole, ce que je ne crois pas, moi. Enfin, je veux vous dire ce que j'en pense, afin qu'il n'ait rien à me reprocher. Les deux Dirck Maès me paraissent d'une fort riche et belle composition, bien conservés, les chevaux dessinés dans la dernière perfection, d'une belle touche et bien coloriés et variés à l'infini; les fonds nobles, riches, d'un beau ton, et d'une touche extrêmement spirituelle. Enfin je crois que les deux Dirck Maès pourraient figurer dans quel cabinet du monde que ce soit. Pour les Ykens, il faut rendre justice aux enfants dont la chair est coloriée dans la dernière perfection; ces mêmes enfants sont occupés d'attacher des guirlandes de fruits et de fleurs à des vases et à des colonnes; les fruits sont d'un grand précieux; de jolis perroquets veulent les happer, et de petits animaux domestiques ornent ou enrichissent le devant: le fond consiste en architecture, qui est d'une grande beauté. Pour les Roos, l'un me paraît fort beau, mais l'autre inférieur et comme pas bien achevé. Voilà, monsieur et très-cher ami, ce que j'en pense, mais je peux me tromper. Pour le prix je ne peux absolument rien dire, car, si je voulois vous marquer ce que j'en pense, je mentirais; or je n'en pense absolument rien. Voudriez-vous avoir la bonté de marquer quelque chose dans votre réponse que je puisse lire à ce monsieur? car, sans cela, il ne manquerait pas de me quereller pour cas d'oubli. Pour les Hackaert, je doute fort d'en trouver, vous les aurez, cela est sûr. M. Aberli sort peu, et depuis que j'ai reçu votre lettre, il m'a été impossible de l'aller voir; mais, la première fois que j'irai le voir, je lui porterai votre salut. M. Mörikofer est beaucoup mon ami; je suis aussi fort dans les bonnes grâces de M. Handmann; il aime mes ouvrages et veut que je lui fasse deux desseins. Cependant il désirerait un peu plus de contre-fort sur le devant, ainsi que dans les ouvrages de M. Freudenberg; mais depuis qu'il a composé du style

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de grain exprès pour nous, il ne doute pas que nous puissions atteindre un jour la chaleur de Schütz. Il est ennemi juré des beaux gris, et, quand nous lui en montrons dans Téniers ou dans d'autres grands peintres, il soutient que cela est brun et qu'une lacération de la rétine dans nos yeux peut être la cause de cette illusion. Pardonnez-moi ce badinage sur un homme d'ailleurs estimable. Quant à M. Ritter qui d'ailleurs joint à du talent d'aimables qualités, il n'est pourtant pas sur son foyer à Berne, ce qu'il est à Paris; cela est indubitable, mais cela arrive souvent aux Bernois. Il est temps, monsieur de finir cette longue lettre et de vous demander pardon de l'avoir faite si longue; mais, avant de la finir, je vous prierai de témoigner à M. votre fils la part que je prends à tout ce qui lui arrive d'heureux; mais son talent et ses qualités aimables méritoient d'être récompensés. Je me flatte d'occuper toujours une petite place dans son souvenir; faites-lui bien mes compliments, non pas compliments de cérémonie, mais les assurances de l'amitié la plus parfaite et de l'estime la plus inaltérable. Je voudrais que ma femme eût le bonheur et l'avantage de connoître madame Wille; elle m'a prié de joindre ses respects aux miens pour les lui présenter, je vous prie, monsieur de vous en charger. Assurez MM. Weisbrodt et Guttenberg que je pense souvent à eux et que je les aime toujours comme des frères. J'ai l'honneur, monsieur et très-cher ami, d'être votre très-humble et trèsobéissant serviteur. Dunker. Journal II, 35-39. In seiner Antwort vom 18. Mai 1776 ging Wille auf Dunkers Angebot ein, ihm Zeichnungen zu machen ( Journal II, 36). 1 votre lettre du 6 de ce mois] Brief vom 6. Januar 1776 nicht erhalten. 70 Schmuzer, Zingg, Weirotter] J. M. Schmuzer und F. E. Weirotter lebten in Wien, A. Zingg in Dresden. 73 catalogue des vies des peintres et graveurs suisses] J. C. Füssli, Raisonierendes Verzeichniß der vornehmsten Kupferstecher und ihrer Werke, Zürich 1771; oder 2J. C. Füssli. 80 Abraham] Agar présentée à Abraham par Sara, nach einem Gemälde von Dietrich, 1775 von Wille gestochen, Le Blanc Nr. 1, Nagler Nr. 103. 117-118 Dirck Maès] Dirk (Théodore) Maes/Maas (1659-1717), holländischer Maler und Radierer. 121 A. Ykens] wahrscheinlich der Blumen- und Stillebenmaler Frans Ykens (1601-1693).

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Von Joachim Wasserschieben Kopenhagen, 20. Januar 1776

Copenhague le 20 Jan. 1776 Monsieur et bon Ami. J'ai eû le plaisir de voir par Votre Corrspondance avec Mr. Preisler, que la bonne Humeur, ce bien si précieux et si salutaire a l'Homme, sur tout a l'Homme studieux, ne Vous abandonne pas. Je sais par une heureuse Expé-

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Brief 308

rience, que rien n'est plus désirable, ni plus utile dans toutes les Circonstances de la Vie, qu'une pareille Disposition. Dieu veuille nous la conserver, a l'un et a l'autre, encore 40 ans, voir même 50, sans jamais conoitre que dans d'autres, la vilaine Humeur de Hibou. Ainsi soit il. Vous voulez donc bien Monsieur me continuer Vos Soins, et enrichir ma Collection d'Estampes des Nouveautés qui ont parû chez Vous ces dernières Années. Je Vous en remercie de bien bon cœur, et vais en profiter. Mr. Simon de Brosseronde, Secretaire d'Ambassade Chargé des Affaires de France, étant parti d'ici à la fin du Mois de Décembre, et s'étant offert de se charger de quelques Paquets pour Paris, je lui en ai donné un pour Vous, qui contient la Note des Estampes qui me manquent, et qui ont été annoncées par les Mercures depuis 1770. Que l'Epaisseur du paquet, et la Multitude des Articles, ne Vous effrayent point! Je ne Vous demande pas tout. Je sens trop, que les 400 L., dont je joins ici la Lettre de Change, ne suffiront pas a l'Achat de tout ce que j'ai notté, et je laisse a Votre Choix de prendre ce que Vous jugerez convenir. Tout ce que je Vous prie est, de donner la préférance aux Ouvrages de Mrs Wille, Père et fils, et de Notre Ami Cochin, que j'embrasse de tout mon Cœur. Ensuite viendra ce qu'on a gravé d'après Vernet, Boucher, Vanloo, Vien, Greuze etc. Selon Votre bon plaisir. J'ai rangé les Estampes sous les Noms des Graveurs. Et pour Vous épargner la peine d'en copier la liste, il n'y a rien d'écrit au dos des feuillets, pour que Vous puissiez couper les Articles et les envoyer aux endroits ou ils se débitent. Si en même tems Vous voulez avoir la bonté de faire prendre chez les Graveurs et Marchands d'Estampes, les Catalogues qu'ils ont fait imprimer, je Vous en serais fort obligé. Si le Cabinet du Roi avoit eû relié la Continuation de la flora Danica, je l'aurois envoyé par la même Occasion. Je lui en ai fait la demande; mais Vous ne l'aurez que quand le XII me Cahier sera achevé. Le XI me vient de paraître, et le 12me est déjà fort avancé. Ces 12 Cahiers formeront 4 Volumes. AVue de Païs l'Ouvrage entier sera de 7 Volumes. Le 2d Volume du Choix des Coquillages de Regenfus n'est pas prêt encore. Cet homme est la Paresse même. Le Roi fait tous les fraix de l'Ouvrage, malgré cela il n'avance point. Mais come on a mis un homme fort expéditif a ses Trousses, peutêtre l'aurons nous l'Eté prochain. D'abord qu'il paraîtra, j'aurai soin de Votre Exemplaire. Je regrette beaucoup Notre Ami Schmidt. La mort de sa femme et de son fils, a accéléré la sienne. Cette perte l'avoit fortement affecté. Il laisse a ses Héritiers prés de 80/m Ecus, dont il avoit placé 24/m dans les fonds de l'Angleterre. Ses Ouvrages sont aujourd'hui a un très haut prix. Le Portrait dee l'Impératrice Elisabeth, qu'il a gravé a Petersbourg d'après Mr. Tocqué, a été vendu a 55 Ecus.

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Le Grand Pere Preisler me charge de Ses Compliments pour Vous. Nous comptons, lui et moi, pouvoir Vous donner incessament le meme Titre respectable. Il est fort content de son fils, qui paroit avoir des Dispositions heureuses pour la Gravure. Il est après a graver pour moi deux Desseins de M. Cochin, mais dont je ne ferai tirer que peu d'Epreuves. Que diriez Vous, si l'Hiver prochain Vous me voyiez arriver a Paris? Me recevriez Vous avec cette Amitié alaquelle je suis si accoutumée? Je brûle d'envie de passer encore un couple de Mois avec Vous. La Chose n'est pas facile, mais elle n'est pas impossible. Je n'ai pas besoin de recommander Mr. Clemens a Vos bontés. Tout Artiste y a droit, et y peut compter. J'ai appris avec bien du plaisir, les Succès brillants de Mr. Votre fils. Je Vous en fais mon Compliment. Adieu. Portez vous bien, et aimez toujours Votre tres humble et très obéissant Serviteur et Ami Wasserschiebe Archives Nationales Paris 219 AP. 31 flora danica] Georg Christian von Oeder, Flora Danica, Bd. 1-3, Kopenhagen, Möller, 1766ff. 36 Regenfus] Franz Michael Regenfuss, Auserlesene Schnecken, Muscheln und andere Schaalthiere ..., l.Bd., Kopenhagen 1758. Vgl. dazu Wasserschiebens Brief an Wille vom 21. November 1769.

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Von Johann Andreas Silbermann Straßburg, 6. April 1776

hochedler hochgeehrtester herr Ich hoffe Sie werden diesen Brief aus der hand unsers gelehrten herrn Bibliotekars heren Oberlin, der einer meiner Werthesten und Besten Freunden ist, empfangen. Ich bin versichert, daß durch die Bekantschafft dieses würdigen Manns der ein Kenner und Verehrer der Künsten und Wissenschaften ist, Sie ihn ebenfals in Dero Freundschafft aufnehmen werden. Wie froh wäre ich gewesen, wann ich Ihn auf seiner Reyße biß Zu Ihnen hätte begleiten können, dann dadurch würde meine Sehnsucht Sie von Person kennen zu lernen, vergnüget worden seyn. Wann dero Portrait in öhlfarb welches ich den vorigen Sommer in der fürstlichen Abtey St Blasien auf dem Schwarzwald, alle Tage zu sehen die gelegenheit gehabt, Ihnen gleichet, so kann ich Sie mir ganz lebhafft vorstellen. Samlen Sie auch noch Ducaten in ihr Münz-Kabinet? Vor einiger Zeit ist mir eine unter die hand gekommen, worauf sich der vorige König von Preußen Fried. Wilhelm 1721 im haarzopf hat schlagen laßen, wovon sie den Namen Schwanz-ducaten erhalten haben, darauf ließ der König solche

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Brief 309

wieder einwechslen, er hat aber mehrere erhalten als er hat prägen laßen. Sie werden sehr rahr gehalten. Wann ich weiß daß Ihnen eine solche anständig wäre, so werde mich deswegen erkundigen. Unser Freund herr Kamm befindet sich recht wohl, und grüßet Sie herzlich. Da sein blöd gesicht ihm zu mahlen nimmer erlaubet, so hat er sich zum Author geschrieben, und würklich wan seinem Buch gallimatisches Allerley die zweyte Auflage heraus gegeben. Vielleicht besucht er diesen Sommer seinen (Neuve) herrn Wille in Paris. Inzwischen hoffe und wünsche daß ich bey der Zurückkunfft heren Oberlins erfahren möge, daß Sie Sich recht wohl und gesund befinden, ich empfehle mich Ihrer fortdaurenten Freundschafft, und verharre mit allerhochachtung Ew hochedel Meines hochgeehrtesten heren Ergebenster diener Johann Andreas Silbermann Straßburg den 6. April 1776. Archives Nationales Paris 219 AP. Wille hatte am 2. April 1776 einen Brief an Silbermann geschickt, in dem er sich für dessen Buch über die Beschreibung der Stadt Straßburg bedankte (Johann Andreas Silbermann, Localgeschichte der Stadt Straßburg. Mit 16 Plänen v. Weis gestochen, Straßburg 1775). Er ließ ihm gleichzeitig den Kupferstrich Agar présentée à Abraham (1775, Le Blanc Nr. 1, Ν agier Nr. 103) über den Freund Eberts zukommen ( Journal II, 42). 4 Oberlin] Der elsäßische Philologe und Bibliothekar der Stadt Straßburg J. J. Oberlin wird in Willes Tagebuch nicht erwähnt. 10 dero Portrait in öhlfarb] Entweder JeanBaptiste Greuze, Jean-Georges Wille, 1763, Öl, Paris: Musée Jacquemart-André; oder Jean-Gaspard Heilmann, Jean-Georges Wille, 1756, Öl, Mülhausen, Musée des beauxarts, Galerie-Kat. Mülhausen, 1907, Nr. 36. 21 Herr Kamm] Johann Daniel Kamm (1722 - nach 1790), Medailleur in Straßburg oder sein Sohn Jean (1747-?), der 17671769 die Ecole des Beaux-Arts in Paris besuchte. Vgl. Brief Nr. 298.

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Von Johann Andreas Silbermann Straßburg 8. April 1776

hochedler hochgeehrtester herr Vor etlichen Tagen habe an Sie ein Schreiben einem von mir überaus werthgeschätzten Freund eingehändigt, es ist derselbe herr Oberlin, unser gelehrte Bibliotekar, welcher eine Reyße durch Provence nach Paris thun wird. Es ist dieser herr hager und nicht gros von Person, aber desto größer in gelehrsamkeit und besonders in Alterthümren, wovon er sich in Schrifften der gelehrten Welt schon gezeiget hat. Ich bin versichert Ew hochEdl würdigen ihn Ihrer Freundschafft, dann Sie werden ihn als einen Edeldenkenden

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deutschen finden. Er ist ein Verehrer der Künste und Wißenschafften, und daher wird er dero bekantschafft nach ihrem werth schätzen. Nun habe heute von heren Eberts ein von Ihnen verfertigtes vortrefliches Kupferstich erhalten, welches durch seine Schönheit so gleich bey dem ersten Blick seinen Meister zu erkennen gibt. Vor dieses schöne Präsent danke schönstens, mein buch kann Ihnen gewis kein so große Freude gemacht haben, als mir dieses schöne stück verursachet hat. Zwey Stunden hernach habe auch dero geehrtes Schreiben mit freüden empfangen. Ich habe in gemeldem Schreiben eine beschreibung einer so genandten Schwantz-ducate gemacht, worauf sich der verstorbene preüsische König Fried. Wilhelm im Jahr 1721 im haarzopf hat prägen laßen. diese ducaten sind sehr rahr, weilen der König solche selbsten wider ein wechslen laßen, als er gehört hatte, daß man denselben den Namen Schwantz-ducaten gegeben hatte. Sölten Sie keine haben, und es wäre Ihnen mit einer gedienet, so würde trachten wans möglich ist, eine zu erhalten. Mann hat mir 2 alte doppelte ducaten gewiesen, wovon hier in eil verfertigte abdrücke folgen. Die eine hat beiderseits die zwey Sächsische Churfürsten Johann, und Johann Georg, über jedem ist die Jahreszahl 1530, den 25. Juni als der Tag an welchem die Augspurgische Landesesion, wozu sie sich bekanten, ist übergeben worden. Die andere hat das Bildnüs Frid. Wilh. A. Br. Stetin. Pom. Dux. Auf dem Revers ist eine Stadt worüber ein geflügelter Löwe und Adler ein Zepter halten, mit der Überschrifft Fortior his signis. Unten ist die Jahr Zahl 1677 den 27 December. Der besitzer verlangt 46 Pf. davor. Weil er gar rahr damit thut. So würden Sie Ihnen nicht entgehen, wann Sie anders lust dazu hätten. Nebst anwünschung Beständiger gesundheit habe die Ehre mit vorzüglicher hochachtung allezeit zu seyn Ew hochedlen Meines hochgeehrtesten heren gehorsamster diener Johann Andreas Silbermann Straßburg den 8. April 1776 Archives Nationales Paris 219 AP. 1 2 - 1 3 vortrefliches Kupferstich] Agar présentée à Abraham (1775, Le Blanc Nr. 1, Ν agier Nr. 103). 15 mein Buch] Vgl. vorigen Brief.

311 An Christian von Meckel Paris, 14. Juli 1776 Paris den 14 Julius 1776 Wehrtester Herr von Mechel Sie Thun wohl Ihre Verwunderung zu bezeugen daß Sie keine antworte von mir haben indem Sie mir eine schuldig sind - kurzum ich danke Ihnen vor die

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Brief 311

besorgung des briefes von München welcher genug war einmal an mich zu gedenken an mich der ich augenblicklich gehe wunderwerke zu sehen. Mein nächster Nachbar, ein Schneider voller weißheit machet nach dem unterrichte eines weiseren Mannes kleider von Pantoffelholz* für die Wassertretter. Er selber ist ein wassertretter von der besten gattung. Lezthin machte er, mit besagter kleidung gepanzert, eine herrliche Probe, so herrlich daß die schiffer eilen musten ihn mit Haken ans Land zu ziehen. Heute aber wird er zwischen der neuen und königlichen Brücke mit seinen Söhnen und 25 Mann wie gesagt gekleidet erscheinen, da werden die Leute gehen und stehen (im Wasser das versteht sich) fechten, Tanzen, auf dem seile wie einige sagen, sich zur Tafel sezen, Lermen, schwärmen, poltern und alles thun was man bey halben Verstände oft auf dichtem Boden nicht thut. Das beste was mir bey allem gefällt ist eine mächtige Kappe die zur kleidung gehöret. Es ist eine Vorrathskammer Schreibezeug mit allem was dazu gehöret als Tafel und Polster, Butter, käße, westphälische Schinken, Schuwachs, Haar und Boortkamm, stiffel und sporn und bier und wein, obst und gemüse von allen arten als kartoffeln, Sauerkraut, rüben haber und Heu, alles dißes kan in die kappe gepacket und bequem verwahret werden und zu noch größerer bequemlichkeit kan gewehr pulver und bleib oben drauf gepacket werden damit alles gut von statten gehe gesezt eine Armee solcher Männer wolte gerades weges ohne umstände und bekümmerniß nach Amerika wandern wo doch auch was zu verdienen wäre es seyen nun Schläge oder geld oder aussaz. Ich freue mich recht dießes alles in einer Viertelstunde von hier zu sehen ob es gleich im kleinen ist: dann was sind acht und zwanzig mann gegen vierzigtaußend die so reißen und wandern könnten? Wehrtester Herr von Mechel wolten Sie nicht eine solche nüzliche kleidung? Der Rhein fließet bey Ihrem hauße vorbey. Wie flüchtig und schnelle könnten Sie darauf ohne zu stolpern, gen Mannheim, Düsseldorf, koppenhagen und Kamschatka kommen! überlegen Sie meinen gedanken: dann ich bin fertig damit. In 8 höchstens 14 Tagen erscheinet mein repos de la vierge von mir nach Dietrich. Die Platte hat nur die große der Bons Amis. Ebenfalls zwey kleine Landschaften nach Weirotter, die wohl gemacht sind: Village de Picardie und hameau de Picardie. Wollen Sie von dergleichen es ließe sich auch in oben gedachte Kappe bringen. Kein Nebenbild zu Agar aber ein ander großes stük fange ich bald an und bin, nach dem ich Sie gebetten habe die frau gemahlin unßerer hochacht Zu versichern mit allezeit unveränderlicher Ihr unterthänigster diener Wille •dieße wasserkleider heißet man Scaphandres in dießem orte wo wir bisweilen gute Griechen sind Handschrift

aus den Beständen

der städtischen

Sammlungen

Wetzlar.

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35 Repos de la vierge] Die Ruhe auf der Flucht nach Ägypten von C. W. E. Dietrich, 1776 von Wille gestochen, dem Bischof von Callinique gewidmet (Le Blanc Nr. 2, Nagler Nr. 104). 36 Bons amis] Les bons Amis, von Adrian Ostade gemalt, 1773 von Wille gestochen, (Le Blanc Nr. 56, Nagler Nr. 160).

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Von Ferdinand Kobell Mannheim, 18. Juli 1776

Mannheim den 18ten July 1776 Bester geehertester freünd! Überbringer dieses sind 2 meiner guten freünden der eine dicke runde, so Ihnen den brief geben wird ist mein alter lieber freünd, und gevatter Herr Hofkupferstecher Verhelst, der schon so viele Jahre verlangen und Hoffnung trägt - Ihnen mein lieber edler freünd persönlich Kennen zu lernen! ich tröstete Ihn immer mit dem edlen stolz, den ich allzeit fühle, wenn ich mich Ihren freünd, und Sie den meinen nennen Kann, daß ich Ihm gewißlich eine recomandation mitgeben wolle, die Ihm vortheilhafft, Ehrend, und schmeichlend seyn solle - Erzeügen Sie mir also die liebe, und nehmen Sie Ihn gut auf - Seyen Sie Ihm auch mit Ihrem vielvermögenden rath in seiner Kunst behülflich, so wird es Ihme hier zeitlich und dort ewig wohl gehen, sein höfliches betragen und erkäntliches Herze wird machen, daß es Ihnen nicht gereüen wird, ich hoffe der wird nie Mann für die Weiber seyn! - der andere dünne magere, so ein kleines Billet Ihnen von mir überreichen wird, ist der Hofbaumeister Schlucht - ein Eleve von dem Oberbau-Director, von welchem ich Ihnen in meinem lezten brief gemeldet, und ferner schreiben werde. - Der Hr Schlucht ist ein geschulter Mann, der nebst seiner gründlichen Wißenschafft, wie ein großer Mann vortrefflich perspectivisch zeichnet - so daß seine Zeichnungen jeder samlung Ehre machen werden. Er wird einige in Paris verfertigen - und mit einer Ihnen ein andenken machen. - ich empfehle Ihnen denselben - es ist immer ein Klingendes lob - sagen zu Können - von dem großen Wille hab ich freündschafft, und umbgang genoßen! - und Ich wie stolz binn ich (ernst) mit Ihren vortrefflichen briefen! - H. Verhelst bringt Ihnen die Zeichnung von Lucas Kilian mit - die 3 gestochnen Portraits von Edeelinck habe ich auch, aber ich weiß nicht ob Sie solche noch nicht haben ich weiß auch noch 3 große vortrefflich gestochnen Portraits - den landgrafen von Heßen und 2 seiner Gemahlinnen - ebenfals von Kilian - was sind solche wohl werth - man will für das buch worinnen solche sind 3 grose Thaler. schreiben Sie mir doch darüber, sonderlich über meinen lezten b r i e f und wegen einer Zeichnung - die 4te ist nicht ganz fertig geworden, aber nächstens kombt sie in einen brief, da ich die gelegenheit so bald nicht mehr habe, so sende ich auch das beschriebene Gold - wann Sie es schon haben, so geben Sie es aus, und nehmen Sie es mir an meiner Schuld ab. Wo

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Brief 312

nicht so freiiet es mich sehr - mit der Zeit will schohn noch sachen auftreiben. - wie Kömt Herr Devigneux dazu meine tableaux die ich gegen Tausch gemahlt, dem Publico im Colisée auszustellen - wann ich etwas dahin senden werde, so soll es eine andere Maas haben - unser lieber Kruthoffer wird Ihnen darüber sprechen, und ich erwarte Ihren rath mit Verlangen - Devigneux, der hier ein wenig mit gewißen leüthen verwand ist - lest durch die seinige (aussprengen) Er seye Emissaire du Roy pour les Tableaux geworden - habe alles verkaufft, und sein glück seye gemacht - wie gehet aber die Exposition im Colisée dazu - bey Gott wann mann alles aus der Hand verkaufen kan so braucht mann keine expositionen. - schreiben Sie mir doch darüber - es bleibt unter uns - nur einen guten freünd von mir mögte ich gern warnen, die große von dem bild des Miris ist 15 Zoll 10 1/2 Zoll franz. maaß (Es folgt eine kleine Skizze) 10 1/4 Zoll sagen Sie dem Herrn Verhelst nichts davon daß sie im Sinn haben es zu stechen - wenn der Hr von Pigage nach Paris kömt zo kann der alles machen, und ich will Ihnen weiteres dar über schreiben. leben, Sie recht wohl mein liebster bester freünd, empfehlen Sie mich der Madame Wille - Herrn und Mad. Chevillet dero Herrn Söhnen - monsieur Panizeau, und Kruthoffer und Hr Kimmle. bleiben Sie immer mein freünd und seyen Sie meiner beständigen Hochachtung freündschafft und ergebenheit versichert. Ihr ergebenster Fer Kobell Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 25. September 1776 und schickte sein Porträt in einem Kupferstich von Müller nach Greuze (Journal II, 59). 5 Verhelst] der Kupferstecher Gilles oder Egid Verhelst (1733-1818). Verhelst überreichte den Brief Anfang August 1776 ^Journal II, 53). 16 Schlucht] nicht nachweisbar 37 Colisée] »Colisée« hieß eine vom traditionellen Salon unabhängige Pariser Gemäldeausstellung.

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Von Nicolas Guibal Stuttgart, 20. September 1776

Monsieur J'ai Eté tres flatté de la lettre que vous maves fait Lhonneur de Mécrire Et dont vous avés chargé M r Müller; Recevés mes Remercimens Sil vous plait, pour tout Ce que vous avés fait pour lui, Vous avés Couronné du plus brillant Succès, les S o i n s quils S'est d o n n é , Et il ne falloit p a s moins, q u ' u n G r a n d

homme comme vous pour lui faire faire des progrès aussi Rapides que Ceux

September 1776

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qu'il a fait En si peu de tems: il faut qu'il pense maintenant a Sa fortune, En fixant Solidement Son Etat; C'est a quoi il travaille Présentement, Et je Suis Persuadé que S. H. S. ne lui laissera Rien désirer de ce coté la; pour moi qui l'aime Comme mon propre fils, je noublie Rien de tout ce qui peut lui Etre utile. Il ma dit; Monsieur: que vous verriés volontiers quelque Chose de ma main; Si Jétois Sur M r que vous voulussiés Accepter un dessein Je me ferais un Vrai plaisir de vous Envoier quelque chose. Oserois-je vous prier de me donner des Nouvelles de M r Hauteruë, qui a demeuré Près de chez vous a Limage S1 Claude, Et qui avoit souvent L'honneur de vous voir; il y a Si long tems que je n'en ait point Reçu de nouvelles que je ne Sais pas si il Existe Encor. J'ai lhonneur d'Etre avec les Sentimens que vous mérités Monsieur Votre très humble Et très obéissant Serviteur N. Guibal Stuttgart ce 20. X b r e 1776 Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 29. Oktober 1776 (Journal II, 61). 1 Nicolas Guibal] Der Lothringer Nicolas Guibal, der schon 1755 zum Hofmaler in Stuttgart ernannt worden war, hatte sich um die Jahrhundertmitte an der französischen Akademie in Rom aufgehalten. 3 Mr Müller] Johann Gotthard Müller (1747-1830) ist vom 5.3.1769 bis zum 29.10.1776 Willes Schüler gewesen. Müller wurde unter Willes Obhut in die Académie Royale aufgenommen. Mit Empfehlungsschreiben an F. Kobell und an N. Guibal entließ Wille seinen Schüler im Oktober 1776, der eine Stelle als Leiter der Stecherklasse an der Hohen Carlsschule in Stuttgart antrat (Schulze Altcappenberg, S. 339).

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Vom Abbé du Contant de la Molette Paris, 10. Dezember 1776

C'est avec La plus grande exactitude, monsieur, et le plus grand empressement que je vous fais parvenir un savant ouvrage que m'a fait lhonneur de m'addresser l'université de Glessen avec qui je suis en correspondance. Vous verrez que cest l'ouvrage de M r Boehm professeur de mathématique il à pour objet les fortifications. J'ai l'honneur d'être avec respect Monsieur votre très humble et très obéissant Serviteur L'abbé Du Contant de la Molette Vicaire général de Vienne paris missions étrangères rue du bacq 10 X b r e 1776

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Archives Nationales Paris 219 ΑΡ. 4 Boehm] Α. Böhm, Gründliche Anleitung zur Kriegsbaukunst, Frankfurt: 1776.

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Brönner

Von Nicolas de la Pinte de Livry Sens, 11. Januar 1777

A Sens ce 11 Janvier 1777 Je suis très reconnoissant, Monsieur, des vœux que vous faites pour moi. je vous prie de recevoir ceux que je fais pour vous et pour vôtre famille. Que Dieu vous accompagne et tout vous prospérera S'il vous afflige actuellement par un mal a l'œil, ce ne sera que pour un tems. il vous dédommagera d'ailleurs. je l'espère et je le souhaitte. cheniie vieillesse qui ne va jamais sans quelques satellites moins ou plus cruels qui précèdent le Char de La mort tiré par les apotiquaires les chirurgiens et les médecins: char armé de faux, et qui allant ab hoc et ab hac comme la tête de ces Mrs Chevaux, renverse occit, écrase de toutes parts grands, petits, bons, mauvais, Vieux et jeunes indistinctement. nous ne voions encore l'un et lautre que l'avant garde, ne somme nous pas encore heureux que le corps d'armée, le char enfin ou plustot Mrs Chevaux aient pris le mors aux dents, et l'aient entraîné enlevé d'autre part. Souffrons avec patiences les blessures des avantcoureurs: mais gare Le Char, dans mes maux qui sont extrêmes depuis un mois, je me regarde heureux de n'être pas fol comme vous autres curieux et connoisseurs. Les sadlers étoient bons il y a dix ans: ils ne valent plus rien le petit orfèvre étoit rare; il étoit cher: on a retrouvé la planche, il ne vaut plus que 30 s. Mais les anciennes Epreuves devraient toujours avoir leur prix et valoir mieux que celles de la planche retrouvée; non: 30 s. Le Bossuet coûte des 1 ères épreuves 3 et 4 Louis; qu'on retrouve la planche! a un écu tant qu'on en voudra. Le St florentin avant le mot ministre valoit 3 Louis il y a six mois, il faut de plus aujourdhui de la marge sinon 36 L. il n'en reste peutêtre pas cent avec de la marge, qu'importe! une avec le mot Ministre et de la marge vaut mieux. Soit: mais je dis a 24 s. les Crânes des curieux. C'est bien cher et qui en voudrait: en mon particulier je ne donnerais pas une Obole de tous ces Crânes là. que de fols! rendons graces a Dieu! S'il n'y en avoit pas tant, la Sagesse Serait de nulle valeur, elle est déjà bien en discrédit. Le monde n'en va pas mieux et en ira plus mal. on n'aura rien a Se reprocher; chacun aura Sa bosse: l'homme droit et bien fait sera ridicule, et a dire le vrai cela sera plaisant, j'en ris d'avance, j'en pleurerais si je n'avois mon état a déplorer dabord. pour vous, choisissez, je vous laisse le maitre. Riez ou pleurez suivant que le cœur vous en dira. Ad Rem. Le Sadeler a 24 s. est ce trop! donnez le en ce cas pour rien. Si on n'en veut pas encore, jettez le au feu:

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Le St florentin 36 L. cest bien peu: nous en rougirons l'un et l'autre, vous comme Auteur: moi comme perdant, qu'importe! donnez le. Le Petit orfèvre, mettez le dans la premiere lettre que vous m'écrirez et tout sera dit a cet égard. A l'égard de la Passion que je vous ay demandée. Vous trouvez le format trop grand et incommode, n'y pensons plus. Mais sans tant de difficultés, vous souvenez vous d'une petite Estampe de M Cochin ou il y a un prêtre qui dit la messe et du monde qui l'entend. Si par hazard vous pouviez me trouver Cinq autres petits sujets de dévotion entre autres un Christ en croix, assez jolis ou du même ou des différens maîtres peu m'importe. Il faudroit que ces sujets fussent différens par exemple un crucifiement une Cène etc. Je ne demande pas même qu'ils soient du même format mais a peu près, quand je les aurois je les ferois tous encadrer d'un même format, pour une Semaine Sainte ou je veux les placer. Cela me coûtera moins et remplira toujours mon objet qui est de faire un livre curieux et qui sente l'amateur, qu'en pensez vous? comme je ne suis pas pressé cet Eté ou ce printems vous pourriez en vous promenant sur les quays me trouver mon affaire. C'est la petitte Estamps de M Cochin qui m'a donné l'idée de faire un petit livre d'église precieux et qui ne soit pas bien cher pour mon usage. La marge n'en augmentera pas le prix car je m'en soucie peu et elle me devient inutile suivant mon projet. Mes complimens je vous prie a Me Will a qui je souhaitte bien de la satisfaction, je salue Mrs vos fils, je pardonne a l'ainé de n'avoir pas pensé a mes cadres, il a assez a penser chez lui. une chère femme l'occupe et son état de grossesse l'inquiète. Le tems l'aguerira, et la joye comme dit J. C. succédera a la tristesse. Vous partagerez Monsieur cette joye. avec quel plaisir embrasserez vous ce petit fils. Le moment approche. Soignez et guerissez promtement vôtre œil: vous n'aurez pas trop de deux bons yeux pour le contempler, vous tressaillez davance. j'en suis fort aise: pour moi je souffre de maux inouis. Dieu soit béni, il n'y a qu'heur et malheur dans ce monde. A propos vous m'avez promis un dessein pour joindre a ceux que j'ay donnés a ... Vous m'entendez je me contenterez de ce que vous voudrez me donner. Un croqui une Académie un paysage tout m'est bon. je ne m'y suis pas pris assez tôt. qu'importe il y en a déjà une quinzaine de différens maîtres, je compte sur vous mais M Vôtre Fils m'inquiète. Archives Nationales Paris 219 AP. 2 1 - 2 2 St Florentin] Louis Phelypeaux, Comte de Saint-Florentin, 1751 von Wille gestochen, nach einem im Jahre 1749 gemalten Bildnis von Louis Tocqué (Le Blanc Nr. 124, Ν agier Nr. 79).

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Brief 316

316 {An David Alphonse Baron de Sandoz-Rollin?) Paris, 26. Januar 1777 {Entwurf) Monsieur Je reconnois L'excellence de votre Coeur par la lettre que vous avez bien voullu écrire a mon fils qui me la remit il y a peu de Jours. Votre inquiétude par a port a moi ne devoit pas avoir d'autre effet que de me toucher sensiblement. Comment auroit-il-été j'euse été indisposé contre vous Monsieur après toutes les marques d'Amitié que j'ay reçus de vous? et même aurai ie Tardé a répondre a votre lettres obligeante du 12 de novembre passé sans un accident qui m'arria au même tems? Voicy le fait: Passant le Pont neuf sur le matin pour voir de L'autre côté une Collection de Tableaux venus de Province et dont on désiroit sçavoir mon sentiment, ie fus envelloppé d'un Ouragan si épouvantable que toutes les personnes, que le hazard y faisait passer comme moi, étoient obligées de s'accrocher les unes aux autres de crainte d'être renversées. C'est en ce moment qu'un coup de Vent, entremêlé de pluie, me donna dans les yeux avec tant de fureur que ie sentis sur le champ un mal cuisant à L'oeil gauche qui augmenta le Lendemain et dont ie ne suis pas encor quitte quoique j'ay du mieux depuis que ie ne me sers que de L'eau fraîche, ayant abandonné vingt espèces de sansue et de funications. En vérité la Collection de Tableaux, cause innocente de mon mal, que j'allai voir par complaisance ne valut pas la peine; Elle étoit généralement mauvaise. Quelle Patience pour un homme qui n'en a pas de reste! Votre charmante lettre me fut dont lue par ma femme. Elle fut fort flatté de votre demande et de votre réponse dont l'une et l'autre étoient de la vérité la plus Compiette, faites moi dont Monsieur la grace de m'envoyer ce vin en question et de la récolte de vos vignes de L'année passée. Je L'accepterai non seulement avec la vive reconnoissance, mais aussi ie tacherai de satisfaire, pour ce qui est au prix, selon vos propres désirs et que J'espère sçavoir de vous même! J'avais presque oublié de vous instruire Monsieur que J'ay fait mettre hier a la Dilligence un petit rouleau a votre adresse, contenant une petite Estampe, que J'ay mis au Jour L'Automne passé. J'ose vous offrir une Epreuve avant la lettre (celle cy pouroit vous servir a faire présent a quelque devot personnage) J'en ai ajouté mon Portrait, gravé d'une très bonne manière par M. Müller, mon ancien Elève, par reconnoissance pour son maître. Il y a aussi une petite Tête, desiné il y a plusieurs années, par mon fils et qui étoit parmi mes papiers depuis ce tems. quelques coins de maison de village, croqués par moi, ne valient pas la peine que j'en fasse mention; mais ils y sont pas moins dans le rouleau et ie vous demande pardon de n'avoir pu y mettre, pour le moment, quelque chose de plus digne de vous. Permettez Monsieur encore un mot. Il y a une quinzaine de Jours que le tonnellier me vient dire qu'une des Tonneaux menaçoit absolument ruine.

Mai 1777

577

J'ordonnai dont de mettre ce vin en Bouteille sans attendre le mois de mai, après que mon marchand de vin L'eut clarifié. J'en ai bu un peu, malgré qu'il m'étoit défendu et je l'ai trouvé d'une très bonne qualité! Pour la pièce qui reste ie le ferai, selon L'instruction que vous m'avez bien voulu donner, mettre en bouteille au mois de Mars prochain. Je suis chargé de la part de mon fils de vous présenter ses Respects mais pour moi, a qui vous les avez défendu sur le papier, ie les conserve dans mon Coeur en vous offrant mon attachement sincère et en vous assurant que personne ne sçaurait L'être avec plus de Joye et de sensibilité que celui qui a L'honneur d'être de Monsieur le Baron le Très humble et très obéissant serviteur Wille Paris ce 26 Janvier 1777 Handschrift aus den Beständen der Fondation Custodia, Sammlung Frits Lugt. Signatur: 1984 A 155. 28-29 une petite Estampe, que J'ay mis au Jour L'Automne passé] wahrscheinlich Die Ruhe auf der Flucht nach Ägypten von C. IV. E. Dietrich, 1776 von Wille gestochen, dem Bischof von Callinique gewidmet (Le Blanc Nr. 2, Nagler Nr. 104). 31 mon Portrait, gravé (...) par M. Müller] Zu Johann Gotthard Müller, vgl. Brief Nr. 313. J. G. Müller, Johann Georg Wille, Kupferstich nach einem Gemälde von Greuze, 1776 (vgl. BoerlinBrodbeck, S. 158).

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Von Johann Caspar von Lippert München, 2. Mai 1777

Werthgeschäzter Freund! Voller Unruhe wage ich es heüte nochmal, an Sie zu schreiben, und mich zu erkundigen, wie Sie leben, und waß doch die Ursache Ihres ungewöhnlichen langen Stihlschweigens seyn mag. drey Male hintereinander habe ich Ihnen geschrieben, und hierauf nicht eine einzige Antwort erhalten. Ich weis es wirklich nicht, waß ich denken soll! Ich habe Ihnen in meinen Briefen eine Nachricht gegeben, daß ich zu Ihrer Dukaten-Sammlung einige Beyträge von Dukaten einiger Kurfürsten, und Reichsstädte liefern könne, und in dieser Absicht Ihnen eine Beschreibung derselben überschickt. Mit Einem eben dieser Briefe habe ich auch ein rundes Schächtelchen mit übersandt, worinnen jene Dukaten eingeschlossen waren, deren Betrag Sie mir vor einiger zum Auswechßeln, und zum Voraus überschickt haben. Ich bitte Sie daher angelegenst, mich in Bälde zu belehren, woran ich bin. Daß H. de Marees am 3. Weinmonats des lezt verflossenen Jahres verstorben, und mir von ihm zu einem Andenken seine schönste Malerey, die eine büssende Magdalena vorstellt, und vortreflich gemalt ist, vermacht worden sey, wird Ihnen noch aus

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Brief 317

Einem erwähnt meiner Briefe erinnerlich seyn. H. Schega steht wirklich am Rande, ehestens gänzlich zu erblinden. Sein Augenlicht ist so schwach, daß er die Stuffen an einer Treppe nicht mehr sehen kann, sondern nur fühlen muß. Ich bedaure dieses harte Schicksal unsers gemeinschaftlichen freündes vom ganzen Herzen, und bin mit wahrer, und unveränderlicher Hochachtung Ihr aufrichtig ergebenster Diener von Lippert München am 2. May 1777.

Archives Nationales Paris 219 AP. 13 de Marees] Der Porträtmaler Georges de Marées (Desmarées)

318

An Christoph Friedrich Paris, 10. Mai 1777

starb im Jahre 1776.

Nicolai

Hochedler Herr und freund Dießen Brief wird Herr Rosenstiel die Ehre haben Ihnen anzubiethen so wie eine kleine rolle meiner Arbeit welche Ihnen fehlet Agar présentée a Abraham und repos de la Vierge beyde nach Dietrich. Mein Porträt, treflich von Müller gegraben, der mein Schüler war, habe ich dazu gefüget. Nehmen Sie dieße dinge an als kleine Zeichen meiner dankbarkeit die ich Ihnen schuldig bin. Schuldig für den lezten Theil Ihres Originalen Nothankers der mir und andern Taußend Vergnügen macht; schuldig für die feine Kritik der Leyden des jungen Werthers, die Volkslieder, die fortsetzung der deutschen Bibliothek wovon ich wirklich des 29ten Bandes 2tes stück erhalten habe. Wie gerne blättere ich in dießem werke! Es unterrichtet mich was in Deutschland in manchen arten die besten, die guten, die mittelmäßigen und schlechten köpfe vermögen, ohne dießes trefliche Tagebuch wie wenig würde ich davon wissen! übrigens empfehle ich Ihnen Hn Rosenstiehl. Er ist Sekretär bey dem hießigen Sächsischen gesanden gewessen und wird in Berlin seine Hütte aufschlagen. Er weiß manches in den schönen Wissenschaften und kennet persönlich viele Leute wovon heute die rede ist. In Ihrer rolle ist ein repos de la Vierge so dießem (freund) gehöret, belieben Sie ihm solchen zu geben das bittet der welcher die Ehre hat mit Vergnügen und Hochachtung zu seyn Meines Hochedlen Herrn und freundes unterthänigster Diener Wille Paris den 10. May 1777.

Juni 1777

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Handschrift aus dem Bestand der Staatsbibliothek (Preußischer Kulturbesitz, Berlin). Signatur: Nachl. Nicolai, Bd. 83. 3 Agar] Agar présentée à Abraham (1775, Le Blanc Nr. 1, Nagler Nr. 103). 4 repos de la Vierge] Die Ruhe auf der Flucht nach Ägypten, 1776 von Wille gestochen (nach einem Gemälde von C. W.E. Dietrich), dem Bischof von Callinique gewidmet (Le Blanc Nr. 2, Nagler Nr. 104). 4 Mein Porträt] J. G. Müller, Johann Georg Wille, Kupferstich nach einem Gemälde von Greuze, 1776. 7 Nothanker] C. Friedrich Nicolai, Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker, 3 Bde., Berlin und Stettin 17731776. 8 - 9 feine Kritik der Leyden des jungen Werthers] Vgl. C. Friedrich Nicolai, Freuden des jungen Werthers, Berlin 1775. 9 die Volkslieder] Vgl. C. Friedrich Nicolai, Eyn/Feyner kleyner/Almanach/Vol schonerr echterr/liblicherr Volckslieder, verlegt von C.F. Nicolai, 2 Bde., Berlin 1777. 9 - 1 0 deutsche Bibliothek] Allgemeine deutsche Bibliothek, hrsg. von C.F. Nicolai, Berlin, 1765ff.

319

Von Michael Huber Leipzig, 7. Juni 1777

C'est plus fort que moi, mon cher ami, je ne peux pas laisser partir Mr Girard qui a passé une couple d'années à Leipzig sans vous donner une petite souvenance de moi. Par cette occasion je vous envoie le réchauffé d'un ouvrage, dont vous avez été plus que médiocrement content dans sa primeur. Je ne vous demande point grace pour mon Eloge de Geliert, quoique je l'aye retravaillé de nouveau; mais je me flatte que vous serez plus content des nouvelles lettres que j'ai ajoutées aux anciennes, et que vous ne dédaignerez pas le petit présent de votre pauvre ami. Bien des remerciements pour votre dernière planche, que vous m'avez fait passer par notre ami Bause; je suis bien aise d'apprendre par là que vous êtes toujours ferme et vigoureux, car d'aillleurs vous ne m'écrivez plus guère. Les premières demandes que j'ai faites aux Rose, aux Meyer qui viennent de vous quitter: Point de lettre de M. Wille? point de lettre. - Pour Dieu, mon ami, marquez-moi si vous avez reçu le paquet d'exemplaires de ma traduction de Hagedorn. Comme je l'avois adressé à Mr Turgot dans le tems de sa disgrace, j'en suis un peu en peine. J'attens ici Mr de Grimm; je compte vous écrire par lui une lettre de bonne taille et vous adresser un paquet qui vous mettra au fait de mon entreprise actuelle. Vous voudrez bien remettre les deux paquets à leurs adresses. Si vous êtes curieux de lire la lettre que j'écris à Mr Pigalle, il ne tient qu'à vous; vous n'avez qu'à oter l'enveloppe et la remettre après. J'eespère que vous vous portez bien tous; pour nous nous avons été bien étrillé cet hiver, surtout votre commère qui a eu une chienne de colique qui l'a mise bien près de la mort. Mille amitiés à tout le monde. Vous en aurez davantage une autre fois. Je suis pour toujours votre Huber Leipzig ce 7 juin 1777

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Brief 319

Archives Nationales Paris 219 ΑΡ. 5 Eloge de Geliert] C.F. Geliert, Lettres familières (...) avec l'éloge de l'auteur et la Lettre d ' u n père à son fils, übersetzt von Michael Huber, Neue Auflage, Leipzig 1777. Einige Briefe Gellerts und Rabeners hatte Huber schon in seiner vierbändigen Anthologie Choix de poésies allemandes, Paris (Humblot) und Leipzig 1766, übersetzt. 14 ma traduction de Hagedorn] C. L. von Hagedorn, Réflexions sur la peinture, übersetzt von M. Huber, Leipzig: Fritsch 1775.

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Von Bogislav Friedrich Karl Graf von Dönhoff London, 27. Juni 1777

à Londres le 27 Juin 1777 Mon cher Wille, Vous me permettrez de Vous dire par écrit ce que je Vous ai dit souvent de bouche, c'est que je Vous aime beaucoup et que Vôtre amitié m'a toujours été bien sensible, je Vous en demande une preuve en Vous chargeant de cette lettre, elle est pour Kimly, qui doit aller en Hollande je la lui avais promis et l'avait entièrement oublié jusqu'à cet instant, elle pourra lui être utile s'il n'est parti sans laisser son adresse, faites lui mes compliments, dites lui queje m'intéresse beaucoup à lui et à son talent, et que si mon ami n'est pas à Amsterdam il lui envoye mon billet avec son adresse à la campagne où il serait sûrement. J'aimerais à pouvoir lui être utile dans un pays où il verra des chef d'œuvres qui sont dans le genre qu'il aime; qu'il ne néglige pas Anvers comme une ville remplie de belles choses, dans les églises et cabinets aussi. Pardon si je Vous ai chargé de cette lettre, j'ai cru que c'était le plus sur moyen de la faire parvenir à M r Kimly. Que fait Votre œil? j'en suis très inquiet, tant come Vôtre ami, que comme amateur, et je Vous prie de m'en dire un petit mot si Vous avez le temps de me répondre: je demeure ici chez un très habile oculiste, un allemand Mr Rosenberg, N° 42 Bury Street St. James il me fait passer une tache d'un œil avec beaucoup de soin et peu de peine c'est au moyen d'une poudre si Vous croyez en avoir besoin dites m'en un mot - ne négligez pas une chose aussi impórtente que l'œil d'un grand artiste, et si ce n'est pour Vous que ce soit pour les autres. Je vois beaucoup Dtr. Forster, c'est un excellent homme et un cœur chaud pour nôtre chère patrie - je vis hier chez lui M r Raspe je crois que Vous en aurez entendu parler - il est zélé aussi pour l'allemagne, mais il ne peut lui faire honneur que par l'esprit et non le cœur; c'est domage car il est savant et auroit pu faire de bonnes choses pour sa patrie. Dites moi ce que fait Vôtre Cléopatre et quand Vous croiez nous la donner; il faut m'en garder une bonne épreuve et je Vous direz où il faudra la remettre: dites moi aussi ce que Vous comptez commencer après cela - Vous savez qu'il faut que je sache tout ce qui regarde mes amis, et même des choses moins intéressantes que celle là. Que font nos jeunes artistes

Oktober 1777

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allemand à Paris, se distingue t ils? Mes compliments à Mr Weisbrodt, qui m'a donné de ces productions qui m'ont fait un plaisir infini, c'est un bien habile artiste et un garçon bien doué, que j'ai été fâché de ne connoitre qu'au moment de mon départ. Vous devez savoir que ce pays est enchanteur, et donc ne pas douter qu'il plaise à quelqu'un qui aime la belle campagne autant que moi - les paysages y sont charmants et les parcs embellissent encore infiniment un pays que la nature a déjà tant favorisé; c'est ici qu'un peintre de paysage devroit se former, et c'est peut-être le pays qui en a le moins, ou du moins les plus mauvais - et qui pis est, c'est qu'il y a des paysagistes très mauvais et fort vanté ici donc ils n'ont plus l'ambition de se perfectionner. Il est surprenant que des gens qui ont puissé le bon gout en Italie et qui aiment tant Claude Lorain encouragent d'aussi médiocres talents que ceux de leur paysagistes et même peintres en générale - leurs expositions sont des plus mauvaises - et Reinhold même est souvent bien mauvais; la angelica se perd en devenant trop gracieuse - il y a un jeune Petens qui promet beaucoup. Je Vous quitte mon cher Wille, après Vous avoir fait les compliments de Mr Doehne, et en Vous priant de présenter les miens à Mme Wille. Je suis avec l'amitié que Vous me connoissez pour Vous et les Sentiments de la plus parfaite considération Votre très humble Serviteur Bogislav Comte de Dönhoff en hate Mon adresse chez Mr Rosenberg, je reste encore trois mois ici. aujourd'hui l'on a pendu un docteur en theologie, nommé Dodd, pour de faux billets; cela a pensé faire une émeute, le peuple étoit inombrable. Archives Nationales Paris 219 AR Wille hatte den Grafen Dönhoff während dessen Rückreise aus Italien im April 1775 kennengelernt (Journal II, 11). 28 Cléopatre] La mort de Cleopatra, 1754 von Wille gestochen, nach einem Gemälde Netschers (Le Blanc Nr. 5, Nagler Nr. 108). 46 Reinhold] Sir Joshua Reynolds (1723-1792). 47 la angelica] Angelica Kauffmann (1741-1807). 48 Petens] nicht nachweisbar. 50 Doehme] nicht nachweisbar.

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Von Johann Reinhold Forster London, 1. Oktober 1777

Monsieur Vous m'avez donné tant des marques de Votre bonté, que je ne crains pas de Vous remettre celle-ci avec mes très humbles remercimens, par mon Fils, & de Vous prier de lui permettre de tems en tems Vous faire sa révérence;

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Brief 321

j'espère que Vous ne manquerez pas de l'assister de Vos avis. Je suis avec tous les sentimens de reconnoissance de cœur & d'ame Monsieur Votre très humble & très obéissant Serviteur J. R. Forster Londres ce 1 er d'Oct. 1777 Archives Nationales Paris 219 AP. Johann Reinhold Forster hatte Wille im September 1776 besucht und ihm von den auf seiner Reise um die Welt begegneten Sehenswürdigkeiten erzählt (Journal II, 58). 3 Mon fils] Johann Georg Adam Forster (1754-1794).

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Von Christoph Friedrich Nicolai Berlin, 20. Oktober 1777

Berlin den 20 Octobr 1777 Mein sehr werther Herr und Freund! Herr Rosenstiel hat mir Ihren Brief von 10 May den 30 Aug. bey seiner Ankunfft in berlin übergeben. Ich arbeite seit einiger Zeit an einer ganz umgearbeiteten Auflage der Beschreibung von Berlin, die vermuthl. in Jahresfrist fertig seyn wird. Ich hoffe in derselben auch beträchtlige Beyträge zur Kunstgeschichte zu liefern, und habe Hundert (unbekannte) Künstler, und (die) alle für ihre Zeit (brav) waren aus Acten des König. Archivs und aus andern Nachrichten der Vergeßenheit entrißen. Aber die dazu nöthige Lectur hat mir die Augen dermaßen verderbt, daß ich selten eine Stunde hinter einander leßen oder schreiben kann, und fast alles, auch diesen Brief dictiren muß. Indem ich für die Kunstgeschichte gearbeitet habe, muß ich um die Augen zu schonen dem Vergnügen an der Kunst fast entsagen. Indeßen kann ich immer noch genug sehen um Ihre vortref. Kunstwerke zu bewundern, die eine große Zierde meiner kleinen Sammlungen sind, und durch Ihre darunter befindl. Handschrifft, welche bezeuget, das ich sie von Ihnen selbst bekommen, meinen Kindern nach, ein Zeichen der Freundschafft deren Sie mich gewürdiget haben, seyn sollen! Ins besondere hat mir Ihre Bildniß das Müller so vortref. gegraben hat, ein über aus großes Vergnügen gemacht. Ich gestehe Ihnen daß ich ein kleiner Phisiognomist bin, und in dieser jetzt in Deutschland zur Mode gewordenen Wissenschafft schon längst wie ich glaube nicht unrichtige Bemerkungen gemacht habe. Ich weis sehr wohl die Unsicherheit gemahlter Bilder und daß es überhaupt nicht allein auf das Gesicht ankommt. Doch kan ich mir es ohnmöglich versagen die Bilder solcher Männer die ich liebe und verehre, mit Aufmerksamkeit zu betrachten, und aus Ihnen mir ein Ideal des ganzen Mannes zu machen. Wie sehr ist nicht mein Ideal von Ihnen, vortreflicher Mann! deßen Bild ich in der ersten Zeichnung

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Oktober 1777

vermischter Schrifften stechen ließ nur wie ein Nebel sah, durch Müllers Gemähide gestiegen, Ich hänge es nächstens in meinen Studier-Zimmer auf, daß mit nichts als mit den Bildnisen der großen deutschen Gelehrten und Künstler gezieret ist. Es ist mir ungemein angenehm, daß Ihnen die deutsche Bibliothek Vergnügen macht. Es sind deren 32 Bände heraus, welcher Lienau, wohl mit erster Gelegenheit übermachen wird. Von den Volks Liedern sollte der 2te u letzte Theil schon heraus seyn, meine oben gedachten Beschäfftigungen aber haben mir noch nicht erlaubt daran zu denken. Gegen Ostern wird er wohl erscheinen. Nehmen Sie noch von mir die Versicherung meiner grösten Hochachtung gegen Ihre Verdienste an. Ich verharre stets Ihr gehorsamster Diener Fr. Nicolai (Beigefügter

gedruckter

Zettel):

P.S. Ich bin genöthigt fast alles zu diktiren, um, bey meiner vielen Arbeit und sehr weitläuftigen Korrespondenz, meine Augen zu schonen und Zeit zu sparen. Ich kann nicht, so wie ich wünschte, die Persohnen dazu auswählen, sondern ich muß solche nehmen, die ich beständig bei der Hand haben kann, und die verschwiegen sind. Ich kann daher selten einen so vollkommen accuraten Schreiber haben, wie ich ihn gern hätte. Ich bitte also gehorsamst, demselben die kleinen Fehler wider Orthographie, Interpunktion u.d. gl., mir selbst aber gütigst zu verzeihen, daß ich nicht eigenhändig schreiben kann. Ich würde es gewiß sehr gern thun, wenn es mir nicht, durch die Lage in welcher ich bin, oft unmöglich würde. Fr. Nicolai

Deutsches Buch- und Schriftmuseum. Ehemalige Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig; Buchhändlerische Archivalien. Signatur: Bö Arch 123/21. 3 Brief von 10 May] Vgl. Brief Nr. 318. 5 Beschreibung von Berlin] C.F. Nicolai, Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam, aller daselbst befindlichen Merkwürdigkeiten und der umliegenden Gegend, Berlin: C. F. Nicolai, 1769. Eine neue umgearbeitete Auflage erschien bei C. F. Nicolai 1779 in Berlin (französische Übersetzung: Descriptions des villes de Berlin et de Potsdam..., Berlin: C.F. Nicolai, 1769). 18 Ihre Bildniß] J. G. Müller, Johann Georg Wille, Kupferstich nach einem Gemälde von Greuze, 1776. 34 Volks Liedern] C.F. Nicolai, Eyn/Feyner kleyner/Almanach/Vol schonerr echterr/liblicherr Volckslieder, 2 Bde., verlegt von C. F. Nicolai, Berlin 1777.

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Brief 323

Von Alexander Joseph Comte de Respani Mecheln, 3. Dezember 1777

Monsieur Je profite de L'occasion de Mr. Tardieu, pour me retracer dans votre Souvenir et vous envoïer une petite médaille d'or de Clément 10, queje vous prie d'accepter, non comme quelque chose de bien rare, mais comme un témoignage assuré du désir que j'ai de Saisir toutes Les occasions de vous en procurer des meilleures et plus rare dans La Suite. Vous ne Sauriez Vous imaginer avec combien d'ardeur j'aspire après votre Estampe d'après Battoni. Si dans Six Semaines elle étoit prête Mr Tardieu pourrait me La rapporter avec Lui. Comme je fais conscience d'interrompre des momens aussi précieux que Les Vôtres, je me borne a vous convaincre de La parfaite Considération, du Respect et de La Vénération düe au Génie et aux talens avec Lesquels je fais Gloire d'être Monsieur Votre très humble et très obéissant Serviteur Le Comte De Respani Malines ce 3 xbre 1777 Archives Nationales Paris 219 AP. Zur Datierung: Beim Lesen des Manuskripts könnte man zwischen 1776 und 1777 zögern. Die Erwähnung des Stichs nach Battoni ( vgl. unten) führt uns aber dazu, uns für das Jahr 1777 zu entscheiden. 2 M. Tardieu] vielleicht Jacques-Nicolas Tardieu ( 1716-1791), Kupferstecher. 7 - 8 votre estampe d'après Battoni] La mort de Marc Antoine (Der Tod des Marcus Antonius), nach einem Gemälde des Pompeo Battoni, 1778 von Wille gestochen, dem Großherzog Paul Petrowitz von Rußland gewidmet (Le Blanc Nr. 4, Ν agier Nr. 107).

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Von Jakob Matthias Schmutzer Wien, 4. Dezember 1777

Wien den 4. December 1777 Hoch zu Verehrenter Herr Vatter. Nun ist es auf diese arth wie Sie anbefohlen, mit der Rohle Kupferstich guttgegangen, in Hinkunft werde ich es alzeit, wänn die Rohlen nicht zu Groß sind so machen; Ich erwarde Ihrem Befehl gemäs also die gewändliche Rechnung für seine K. Hoch, und werde alles machen wie Sie befehlen werden; Ich habe dem Brief von H. de la Biancherie erhalten, und sein Vorhaben ganz Erhaben gefunden, was künsten angehet, diesem Theill will ich ganz bereith über mich nehmen, und so offt was von Kupferstichen erscheinet das

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verdinnet bekänt zu werden, will ich Ihnen einen Abdrück behändigen; Nun frage ich mich an ob auch Von Gemälden Bildhauern, und Bau Künstlern, was solt gemeldet werden, für welches ich ohne friend oder freündschaft für jeden Künstler der Ehre verdienet, bereithwilligst, die Anzeige machen will; die Gelehrten, und die Musich betrefent, so solte mir H. de la Biancherie, an hier benante Herrn, für jeden ein schreiben senden, alß in dem Gelährten fach, an H. Rath ν Riedel, H. Archivärius ν Darschiäncky, H. v. Wächtler, und H. Hofrath ν ρ Spillman; In der Musich, an H. v. Kluck und H. v. Äspelmayer Dann solt die sache von Wien aus guttgehen, Ich und H. Marek, bitten Sie, diesen H. von jeden einen abdruck zu behändigen; Ich habe mich aber hierinfahls bey Ihnen um was anzufragen, nach dem dieser Herr Sekreteur, von verschiedenen Sprachen Nöthig hatt, so ist hier ein Mann, der mit der Litterätur gutt bekand ist, und führet mir so wohl alß andre die Coresponttens, in der Teischen, französischen, Läteinisch und Englischen Sprache, bey einem solchen Männe Glaube ich währen drey persohnen erspahret, Währe die Besoldung Resonäbel und das Brod für alzeit, so könte es sein, das sich dieser Herr entschliesete, selbes anzunehmen; worüber ich die nachricht erwarte; und H. v. Biancherie bitte mir teisch zuschreiben zu lassen; H. Bader, habe ich in meinem letzten Schreiben recht zugesetz, daß Er sich, ohne von mir einen finger zeich zu haben, mit der Zahlung an Sie gewendet hatt, ich dancke dafür das Sie Ihme abgewiesen haben; Ich habe, so wie ich glaube, mir schon ein mahl die freyheit genohmen, Ihnen von meiner unterhandenhabenter Arbeyth eine meidung zu machen, nun wiederholte ich es noch einmahl. Es stehlet vor dem Ulisses wie Er der äntromack Ihr Kind Raubet, daß Orginäll ist von S. Κ . H. Prinzen Albert von Sachsen Teschen getzeichnet, es ist zwahr eine Arbeith, welche mich nicht sonders belohnen wird, doch Hoffe ich durch Ihre Gütte, dennoch etwas zuverkaufen, Lebe ich, so gehet es nach Vollendung dieses Stücks, mit vollem feüer wieder über einen Rübens. Gar unbekänd kann es Ihnen nicht sein, daß da Österreicher grobe Leithe sind, Nun bin ich von da aus gebührtig, unterstehen Sie sich nicht einen Ducaden in die Rechnung zu bringen, sonst heret es auf, Ihnen freüde zumachen, ich schicke gewiß keinen mehr, aber so ich Rähre bekomme, sollte die Zwöhlf und mehr im Gewichte betragen, für diese nyhme ich die Zahlung an. Η. v. Zofäny ist schon über ein Jahr nicht Hierorths, aber H. Chevallier und Rosslin ist vor einem Monath hier ankomen, es gesehen Ihme grose Ehren, aber zum mahlen hat sich noch njemand angetragen, mir komt vor die Grosen scheichen den Orden, den er träckt; Η ν. Rosslin Empfehlet sich Ihnen ganz, und zukünftiges frühe Jahr wird Er seine Reisse nach Paris antretten; Wollen Sie mir für Ihn ein schreiben senden, und mich Selben

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Brief 324

empfehlen, so werde ich recht verbunden sein; H. Würth ist noch nicht ankommen. Seine May. haben Sich in der Puckäwinä huldigen lassen, und zu dem Cordon ziehen, wird alle Veranstaldung gemacht, man spricht, daß wür ohne Schwerdstreich Serwinn wieder bekommen werden. Ich Empfehle mich alljhren angehörigen, und binn in aller Hochachtung Meines Geschätzten H. Vattern sein diener und Sohn Schmuzer Archives Nationales Paris 219 AP. 8 H. de la Biancherie] nicht identifizierbar. 3 7 - 3 8 Prinz Albert von Sachsen] Albert Kasimir, Herzog von Sachsen Teschen (Sohn des Königs August III. von Polen, gestorben 1822 in Wien) ist der Gründer der Kupferstichsammlung »Albertina«. Seine Zeichnung nach dem Gemälde Calabresses Ulysse enlevant le fils d'Andromaque wurde 1778 von Schmutzer gestochen.

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Von Michael Huber Leipzig, 12. Dezember 1777

Leipzig ce 12 Xbre 1777 Ecoutez, mon cher ami, vous vous endurcissez furieusement dans le péché de paresse - Ce n'est pas cela. Maintenant je veux vous recommander un de mes amis, et vous le recommander de la bonne manière. Celui qui vous remet cette lettre est M. le Conseiller Born, fils de feu M. Born, Bourguemaître de Leipzig. C'est un jeune homme de beaucoup de mérite, qui ne peut appeller marâtre ni la nature ni la fortune. Il compte s'arrêter quelque tems à Paris avec son compagnon de voyage M. Rogler: mon amitié vous tiendra compte de toutes les honnêtetés que vous lui ferez. Si vous avez encore quelque faible pour moi, vous le questionnerez sur ce qui me concerne, moi et les miens; il vous mettra au fait de tout, car il connoît fort bien ma maison. - Pour revenir donc à ce qui fait le commencement de ma lettre, je trouve, mon cher ami, que vous me négligez un peu trop. M Pigalle a été plus honnête que vous; il m'a non seulement écrit une fort bonne lettre, mais il me remercie encore de mon présent, et m'en fait un de son monument, gravé par MM Cochin et Dupuis. Je sais bien ce qui vous tient, vous ne voulez pas me faire de compliments sur mon Geliert, vous trouvez cela trop bête, mais je vous en dispense. Apprenez que cela a été goûté ici, et que mon souverain m'en a fait marquer son approbation. - M. de Grimm vous aura remis ma lettre, le système figuré et le premier chapitre de mon Winckelmann. J'y travaille toujours avec amour, et je nourris mon ardeur de l'espérance que vous réussirez à négocier avantageusement pour moi cette denrée. A mesure que j'avance, le travail me devient plus facile, et je pense que vous serez déjà plus content de mon second chapitre. - Adieu - ma maison souhaite bien la bonne année à la vôtre. Ma

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April 1778

femme parle depuis quelque tems d'écrire à sa commère: elle le fera l'un de ces jours, aujourd'hui le tems lui a manqué. Aimez-moi toujours, mais prenez aussi la peine de me le dire de tems en tems, sinon je cesserai aussi d'être votre Huber Vous vous rappeliez bien encore l'ami Sturz? Il sort de ma chambre, et, lui ayant dit que j'allois vous écrire, il me charge de quantité de belles choses pour vous. N'oubliez pas non plus de me rappeller dans le souvenir de mes anciens amis, que je n'ai pas besoin de vous nombrer ici. Archives Nationales Paris 219 AP. 17 Geliert] Christian Fürchtegott Geliert, Lettres familières, von M. Huber übersetzt, Leipzig 1777. 20 Winckelmann] J. J. Winckelmann, Histoire de l'art de l'Antiquité, von M. Huber übersetzt, 3 Bde., Leipzig: Breitkopf 1781 (wieder abgedruckt unter dem Titel: Histoire de l'art chez les anciens, von M. Huber übersetzt, neue Auflage, 3 Bde., Paris: Barrois aîné, 1789).

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Von Jakob Matthias Wien, 2. April 1778

Schmutzer

Wien den 2ten April 1778 Hoch zu Verehrender Herr Vatter; O neüe auf lebung für mich der ich heünte durch ein schreiben von Paris Vernohmen das Sie sich wohl befunden; Ich verhelle nichts weillen, es mit freüde gesagt wird; das der welchen man Todt gezeicht, und es nichts ist, erst recht lang lebet; und diese Betrüebte rede gänge tzeit Vierzehn Tagen rings herum, Nun geseegnete Täge für Sie. jetzo läßt sich folgern das uns der Himmel Ihre Persohn, gebet noch recht lange schencken wird; welches ich vor allen von Grund der Seele wünsche. In betref des Verstorbenen H. Gasteis ist noch nichts entschieden, weillen das Gericht die Inventur noch nicht vor genohmen hatt; sind Sie unbesorgt, es ist nichts Verlohren; Herr v. Mechel ist hier ankommen; er hat ohne der Vorhin erhaltenen erlaubnis, Seiner Mäy. dem Kay. Eine Landschaft nach Laudenburger Dediciert; ich bin recht begierig, ob, oder was er Vor ein Geschenke, bekommen wird. Es freüet mich nicht wenig, daß ich einmahl mit einem so recht schafenen politischen Mann bekant worden binn; So oft ich schon von denen Streichen, welche er mir gespillet angefangen habe, wird er recht freündlich, aber keine antword habe ich noch nicht erhalten, als das ich mit Ihme zurück reisen solt, da wohlen wir dausent Schöne sachen bewundern und so weither; jetzo habe ich doch ein mahl die Düsseldorfer Gälerie gesehen; das gröste Stück ist nicht Octave große aber sehr neth und fein gearbejthet; die Corectur des meisters woraus man ihn kännt ist im beygedruckten Dext zu fünden;

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auch hat er noch eine menge auch so kleine Kupferstich bey Ihnen, den Toden Tanz von Holbein vorstehlent worunter neun noch Etz abdruck sind; von Arbeythen rethet er streng welches Ihnen gar nicht entlich siehet, doch ziehet er die Kunst allen Handlungs Vortheilen Vor. Vüelleicht macht Er unsere Gällerie auf, welches mir gar angenehm Währe, was weither vorgehen wird, will ich Ihnen berichten. Die Absendung der Abdrücke an Seine König. Höh. Herzog Albert gehen noch weiterhin, nur solten Sie zu der Adreese schreiben, daß die Rohle dem Abbé Pfosterschmit in Königlichem Schloß zu Prespurg zu behändigen ist; seine Könyg. Höh werden in Vüer tägen zur Armee abgehen, wänn Seine Mäy. der Käyser gehen, ist njemand bekänd, seine Feld Fägäsche ist vor 8 tägen von hier sehr Zahlreich abgegangen; Alle Täge Märschiren hier die Schönsten Regimenter durch und jetzo komen auch die von der Tirckischen Genz angeruckter, Schöne aber sehr fürchterliche Leithe, jeder 1400 Mann haben Eine Companie Scharfschitzen, und Ardelleristen, Vor Zwey Tägen sind die Ullanen durch getzogen, jeder Mann hat eine Lanze an den fuss fest gemacht, und die Beide hände zum Schüssen und hauen frey; am Ende der Lanzen, ist ein kleiner Standärt, die Pferde Scheih zu machen {auf der Seite Zeichnung eines Reiters)', die lanze ist im Dritten Theil von Stahl. Die Recrutten aushebung ist gar leidentlich, dann es darfen nur 40 Haus Einen Mann stehlen, und ist er nicht schon gewachsen so wird er gar nicht angenohmen, und das durch das ganze Land, freywillig werden Jäger, Stabs Trogoner und Stabs Infanderisten angeworben, in Tirohl aber nichts als die Auserlesensten Scharf Schützen, noch haben wür keine leithe Nöthig, weillen die Laudorische Armee, Zweymahl Hundert Dausent man Starck ist, dann seind des Käysers, Erzherzog Maxmilliän, und Franz Albert ihre Coren, noch wo jeden sein Corr, auf 17 000 Mann zu stehen kommt, und jetzo kommen die Seckler aus Süebenbürgen dazu; Ich bitte Sie beyliegente Priefe zu behändigen, und habe die Ehre in aller Hochachtung zu sein, Dero ganz Ergebener diener und Sohn Schmutzer Wänn Sie mir schreiben so sagen Sie daß Sie die Schuld von Gastel nicht auf Drey oder Zwey Termin sondern auf ein mahl begehren. Archives Nationales Paris 219 AP. 14 Laudenburger] nicht identifizierbar. 21 Düsseldorfer Galerie] Die Düsseldorfer Galerie wird von Georg Forster in den Ansichten vom Niederrhein (Kap. VI-VII-VIII) ausführlich beschrieben.

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Von Alexander Joseph Comte de Respani Mecheln, 2. Mai 1778

Monsieur Je profite avec bien du plaisir de L'occasion de Madame Tardieu, pour vous témoigner ma reconnoissance pour La magnifique épreuve de Votre Agar, accompagnée de Votre Lettre obligeante, par Laquelle vous voulez bien élever La petite médaille, que j'ai pris La Liberté de vous envoïer audessus de ses mérites; C'est une bagatelle que je vous ai prié d'accepter faute d'avoir quelque chose de mieux a vous présenter, partant toujours du même principe, je joins ici deux médailles d'argent, Lesquelles (en cas que vous ne Les aïez pas encore) vous feront plaisir, car ce sont des chefs d'oeuvres dans Leur genre. Toutes Les deux Sont gravées, et frappées en Hollande L'une a L'occasion de L'expulsion des Jésuites et L'autre pour notre jubilé de S' Rombaut a Malines L'an 1775 j'ai ici encore quatre ou cinq cent empreintes de médailles dont La moitié en plâtre contient une Suite des Empereurs Romains, depuis Jules Cesar jusqu'à présent et L'autre moitié en composition fort dure partie de Souffre et d'Antimoine, parmi Lesquelles il y a plusieurs empreintes d'antiques et d'onyx. Si vous n'en êtes pas fourni et que vous aiez Le moindre désir de Les posséder, je vous prie de me Le marquer et je profiterai de La première occasion pour vous les envoïer. ce n'est qu'une bagatelle mais cela pourrait quelque fois faire plaisir a un amateur. J'ai compté Les estampes qui composent votre œuvre particulier, et je crois Les avoir toutes, je brûle d'ardeur de posséder votre vingt deuxième que j'ai vue commencée; Si elle est finie pour Le départ de Madame Tardieu je vous prie de vouloir bien Lui donner Les deux épreuves que vous me destinez; mais je ne sais en vérité comment Vous prouver ma reconnoissance. Je vous demande votre amitié et je me ferai toujours gloire de faire tout mon possible pour La mériter, c'est pourquoi je vous prie de ne plus mettre au bas de L'estampe de La part de son très humble Serviteur, mais bien de La part de Son ami, car L'expression dont vous vous êtes Servi m'a confusionné, au Lieu que celle que je prends La Liberté de vous prescrire, Lorsqu'elle paroitra derière La glace écrite de votre main, me pénétrera de joie et de sensibilité chaque fois que j'aurai Le plaisir de La contempler. Si je peux vous être de quelqu'utilité je vous prie de ne pas m'épargner et vous pouvez être persuadé que tout autre soin cédera toujours a celui qu'exigera, L'affaire dont vous voudrez me charger, entretems daignez recevoir Les assurances de L'amitié La plus parfaite et de La Considération La plus distinguée avec Lesquelles j'ai L'honneur d'être Monsieur et très Cher ami Votre tres humble et tres obéissant Serviteur et fidel ami Le Comte de Respani

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rue de notre Dame a Malines Je ne perdrai jamais de vue L'occasion d'acquérir des médailles pour vous Les offrir, je voudrais Seulement en posséder qui fussent dignes de vous être présentées et qui pourraient vous faire plaisir. Malines ce 2 May 1778 Archives Nationales Paris 219 AP. 3 - 4 Votre Agar] Agar présentée à Abraham (1775,

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Le Blanc Nr. 1, Nagler Nr.

103).

Von Balthasar Anton Dunker Bern, 30. Mai 1778

Berne ce 30 Mai 1778 Monsieur et cher Ami, J'ai reçu la lettre que Vous m'avés fait l'amitié de m'écrire au sujet de Mr. l'abbé de st. Non, presqu'en même temps que la sienne. Je suis charmé du souvenir de mes bons amis de Paris, et vois dans cette occasion l'effet de leur Amitié, principalement de la vôtre, dont je ne perdrai jamais le Souvenir. La proposition de Mr. l'Abbé est certainement très attrayante et d'autant plus flateuse pour moi, qu'il veut bien avoir la confiance dans mes faibles talens de me charger d'un ouvrage qui certainement sous sa direction ne peut viser qu'à du supérieur dans ce genre. Je suis persuadé, Monsieur et cher ami que vous ne doutés pas un moment de la grande satisfaction que me procurerait un séjour fixe a Paris; vivre au sein des beaux arts avec ses véritablesamis est certainement une chose pour un artiste, dont il n'estimera jamais mieux l'excellence a sa juste valeur, qu'en étant privé de tout ces avantages la, aussi ne croyés pas, que je balancerai un seul moment sur le parti que j'aurais a prendre si les circonstances me laissoient aussi libres, que peut être mes amis de Paris peuvent se l'imaginer. Mais malheureusement il n'en est pas ainsi. Par mon long séjour dans ce pays et l'établissement que j'y ai formé, je suis pour ainsi dire si fort enraciné, que ma retransplantation à Paris souffrira bien des difficultés, si elle vient a s'exécuter. Car malgré que j'ai représenté aux personnes ici pour lesquelles je suis chargé de travailler, qu'en prenant mes ouvrages avec moi a Paris, je serais mieux à même de les exécuter avec célérité et de m'y faire aider qu'ici, ils ont témoigné beaucoup d'éloignement pour cet arrangement, d'un autre côté on m'a fait envisager, que si une fois je venois a quitter ce pays, et qu'il me prît ensuite envie d'y revenir, on ne manquerait certainement pas de m'y voir de mauvais œil. Une autre considération encore est que pour m'établir a Paris je serais obligé de vendre ici mes meubles et tout ce que j'ai ici n'étant

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pas transportable qu'a grands frais, pour vendre ici a la hâte je serois obligé peut-être de donner les choses la moitié de ce qu'ils m'ont coûté ici, et de la resulteroit que me remettant en ménage a Paris, je me trouverois obligé de faire des frais nouveaux. Ma feme ne serait pas fâchée de voir Paris, dont comme vous pouvez penser, je n'auroi pas manqué de lui parlé duëment, mais nous avons un enfant fort petit encore, et en transplantant ce petit demi helvetien sur une terre étrangère, il faudrait encore se charger d'une nourrice d'ici, nouvel embarras! Je ne Vous expose, Monsieur et cher Ami, qu'une partie des difficultés et obstacles que je ne manquerais pas de rencontrer si je me déterminois d'aller à Paris. Mais en supposant que je puisse, en me retournant bien, sortir de ce Cas à mon avantage, croyés Vous que la chose serait aussi avantageuse pour moi qu'elle le parait au premier abord? En convenant toujours qu'elle le serait au suprème degré si je n'étois pas marié, il se peut bien que l'étant elle serait peu avantageuse a ma fortune. Permettés que je m'explique plus clairement: Si mon dessein étoit de me borner à faire des Eaux-fortes toutte ma vie, je ne ferais peuêtre pas mal d'en voir devant moi une quantité si considérable, qu'il ne fut pas a craindre que la source en tarirat si tôt; Mais l'expérience, Monsieur et très cher ami, m'a appris que ce n'est nullement le chemin de la fortune ni d'un établissement solide, et je crois que sur ce point Vous serés d'accord avec moi. Je ne connois que 3 Moyens de prospérer en gravure, la l r e est de se faire un fonds de planches la 2e d'entreprendre des suites de planches, d'en faire une partie soi-même et de se faire aider dans l'autre, et le 3 eme d'avoir quelque chose de fixe par la Direction d'un ouvrage quelconque, qui ne demanderait pas tout nottre temps, et permettrait de gagner encore en travaillant soi-même. Mais je crois que la proposition de Mr l'Abbé de St. Non n'a rien de comun avec tous ces arrangements la, et se bornera simplement a me faire faire des Eaux-fortes dont l'exécution sera d'autant plus longue, qu'il faudra les faire avec toute l'étude et toute la Réflexion possibles. Vous sçavés Monsieur et ami que seul à Paris j'ai eu assés de peine à me tirer d'affaire, que serait ce si j'y êtois avec femme et enfant! Enfin le résultat de tout cela est, que si je pouvais compter sur une espèce de fortune sure a Paris je tacherai a m'arranger de façon a pouvoir y aller. Si par Ex. quelque Prince ou riche particulier voulait faire graver son cabinet en entier, s'il vouloit me charger de toutte la direction à condition que j'en fisse les eaux-fortes moi-même, et me fournir les fonds pour l'exécution ce serait une chose que je ne balancerais pas d'accepter. Peut être que si Mr de St. Non vouloit s'expliquer plus clairement sur les arrangements qu'il pourrait prendre avec moi et coment et sur quel pied il voudrait m'employer, et les avantages qu'il croirait pouvoir m'accorder, je serois par la mis en état de donner une réponse décidée a une proposition qui ne peut que me flater infiniment. Je vous prie, Monsieur et cher ami, de

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contribuer, autant qu'il vous sera possible, pour que Mr. l'abbé de St Non me détaille cela un peu plus clairement. Je vous demande mille pardons de vous avoir importuné de cette affaire dans un exposé assés long. Mais vôtre indulgence et vôtre amitié pour moi parleront a ce que j'espère en ma faveur la dessus. Mr Freudeberger m'a remis Votre beau morceau du Repos de la Vierge d'après Ditrich, et cette estampe reproduit chaque jour en moi des nouveaux sentiments d'admiration et de gratitude. Depuis longtems je n'ai presqu'été occupé que de vignettes et de dessins et dans peu je ferai un nouvel envoi a Mr. de la Borde de petites viles suisses. N'avés vous rien appris si le morceau que l'on grave d'après mon grand dessin, que j'ai fait chez Mr. le General Pfyffer avance? Je joins ici quelques épreuves du mausolée de Mr. de Haller et l'ode de ma façon, l'eau forte cijointe d'après le dessin de Freudeberger sera bientôt terminée aussi, n'allez pas juger les sentiments de mon cœur d'après la faiblesse de ces offres. Mille respects a toute votre famille. J'ai l'honneur d'être come toujours Monsieur et cher Ami Votre très humble et tres obéissant serv. et ami B. A. Dunker {Von Willes Hand): Répondu à Mr Dunker Archives Nationales Paris 219 AP. 7 Mr. l'Abbé] Abbé Jean Claude Richard de Saint-Non (1727-1791). 76 Repos de la Vierge] Le Repos de la Vierge ( O i e Ruhe auf der Flucht nach Ä g y p t e n ) 1776 von Wille gestochen (nach einem Gemälde von C. W.E. Dietrich), dem Bischof von Callinique gewidmet (Le Blanc Nr. 2, Ν agier Nr. 104).

329 An Christoph Friedrich Nicolai Paris, 21. Juli, o. J. (1778) Paris den 21. Julius Hochedler Herr und schäzbarer freund! Ofte und ofte gedencke ich an Sie und allemale mit dankbarer Seele. Sie erhalten in mir die liebe zur deutschen litteratur! durch Ihre geschenke, die ich begierig durchlese, erfahre ich was deutsche große und kleine Leute machen. Wie soll ich dießes wett machen? ich, dessen art der Arbeit so lange währet und nicht durch große Schnelligkeit gebildet wird. So erhalten Sie langsam etwas von mir. ofte fehlt mir gelegenheit meine Wenigkeiten frisch in Ihre Hände zu kriegen; heute aber sende ich Ihnen mit Vergnügen la Mort de Marc Antoine, einen ersten Abdruck der ich für Sie edler freund aufgehoben hätte. Nehmen Sie ihn gütigst an! Sie werden sich vielleicht wundern,

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wo Sie dießes stücke noch nicht gesehen haben, daß es so heftig Breit gearbeitet ist; aber dazu verleiten mich meine begriffe die ich von der Verschiedenheit der Maler und ihren gemälden habe. Dazu immer aus einem Thone Leyern ist armut. die Verschiedenheit wecket mich, ob ich gleich nie ganz einschlafe. Haben Sie nicht selber Ihre verschiedene Werke, welche desto reizender sind, in verschiedene art geschrieben? Ein geist, aber wie man will, auf verschiedenen graden angewandt, hat mir immer heilsam (erschienen. Bey Ihrem Abdrucke sind noch zween (unleserlicher Blattrand) Wolten Sie wohl diese an unßere freunde die herrn (unleserlicher Blattrand) und Chodiowski bestellen lassen! Herr Schröder, der berümhte Schauspieler, den Sie zum freunde haben, wird Ihnen, wo er über Berlin gehet, die rolle einhändigen wo nicht doch aus Hamburg mit gelegenheit senden Dießer würdige Mann ist hier alle Tage mit mir umgegangen. Ich liebe ihn weil er Deutschland Ehre macht. Schade daß ich, der ich ein liebhaber des schauspiels bin seine spiele nicht sehen kan. Ich habe ihm meine (unleserlicher Blattrand) deßwegen in sein Stammbuch geschrieben wo ich Ihren Namen mit Vergnügen fand. Leben Sie wohl und erinnern sich bisweilen eines Mannes der Sie liebet, sch(ätzt) und ehret, der nie aufhören wird mit vergnügen (zu seyn) Meines edlen Herrn und schäzbaren freundes unterthänigster Diener Wille Ich habe mich bisweilen in der Poeterey geübet. Belieben Sie mir edler freund zu sagen, gerade weg zu sagen, ob dieße Verse die ich Hn Schröder in sein Stammbuch gemacht habe etwas Taugen! Ist es O Schröder mir, entfernt vom Vaterlande, Im Hirtenkleide dich, im prächtigen gewande das Helden schmückt zu sehn, durch das geschick misgönnt So muß ihm doch geweckt vom drängenden gedanken, Von deinem rühm voll, iezt meine Seele danken daß sie die deine hier (die glüet, flammet, brennt Wann Deutschlands Kenner dich erstaunt und stolz umgeben) Beym ersten kuße, hand in hand, So Menschenfreundlich warm im bürgerlichen leben Zu meinem Tröste fand.

Handschrift aus dem Bestand der Staatsbibliothek (Preußischer Kulturbesitz, Berlin). Signatur: Nachl. Nicolai. Bd. 83. Zur Datierung: Dieser Brief wurde wahrscheinlich 1778 geschrieben, d.h. als Wille den erwähnten Kupferstich La Mort de Marc Antoine verfertigte. Im Tagebuch finden sich keine Spuren davon, denn wir besitzen keine Notizen für die Periode 1777-1783 (vgl. Journal II, 64).

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Brief 329

9 - 1 0 La Mort de Marc Antoine] nach einem Gemälde des Pompeo Battoni, 1778 von Wille gestochen, dem Großherzog Paul Petrowitz von Rußland gewidmet (Le Blanc Nr. 4, Nagler Nr. 107).

330 Von Alexander Joseph Comte de Respani Mecheln, 7. Oktober 1778 Monsieur très Cher et incomparable ami Je Serais Le plus ingrat de tous Les hommes, Si je ne Saisissois avec ardeur L'occasion de Monsieur Tardieu, pour tacher de vous exprimer ma parfaite reconnoissance, pour Les deux Superbes Epreuves de La magnifique estampe que Vous venez de finir et que Vous avez La générosité de m'envoïer. La dérouler, L'admirer et en être Stupéfait a tomber a La renverse, sont trois mouvemens qui Se Sont Suivis de Si près, qu'ils Sembloient Se entre heurter et qui Se Sont fait sentir en moins de temps, qu'il ne m'en faut pour vous en faire Le détail, qu'elles têtes gracieuses, je n'ai pu assez admirer L'art de Vos croisés Sur La chair dont je n'ai encore pas vu d'exemple, que cela est Savant, vu de prés et que cette chair est belle, naturelle et potelée, Lorsqu'on La voit a une certaine distance, je vois plus que jamais que vous êtes créateur d'un nouveau genre qui rendra Votre nom immortel. Vos draperies ont toujours été plus que belles et jamais artiste n'en a approché, Votre Cléopatre et Votre Correction paternelle en Sont des monuments authentiques, voici mon Sentiment. je Vous Le fais connoitre de bonne foi puisque Vous me le demandez, et vous pouvez être persuadé que Le flatterie n'y entre pour rien, je ne Suis pas flatteur je hais ceux qui Le Sont, d'ailleurs vous avez trop de mérite réel et Votre génie est trop solide pour qu'on ose Seulement Soupçonner qu'un expedient Si Lache puisse réussir Vis a Vis de Vous. Je suis charmé que ces deux petites bagatelles de médailles vous aient fait plaisir, je Suis fâchez de n'en pas avoir pour le présent, mais je ne désespère pas de trouver quelques monnoies frappées Sur quelques événemens des Païsbas. vous pouvez etre persuadé queje ferai tous mes efforts pour cela et queje ne manquerai pas de Vous les faire tenir aussi-tot. je charge Mr. Tardieu d'une petite boëte avec quelques empreintes d'antiques pour vous Les faire voir et pour que vous me fassiez Savoir les aiant vues, Si celles que jai encore pourraient vous faire plaisir et en ce cas je en manquerai pas de vous Les faire parvenir, je vous prie seulement de me le dire Sans facon. Vous badinez bien inhumainement, quand vous me dites que vous êtes dans mes dettes, car c'est moi qui en Suis chargé vis a vis de vous et je ne sais jamais comment je pourrai m'en acquitter en attendant je me contenterai de Vous dire que Vous avez gravé dans mon cœur un monument éternel de reconnoissance, qui ne s'effacera jamais et auquel je ne puis penser Sans être attendri, c'est un cadeau bien foible mais je ne crains pas de L'offrir a un

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homme sensible auquel j'ose ajouter L'amitié La plus inaltérable, L'attachement Le plus inviolable, une vénération parfaite pour votre mérite personnel et toute L'admiration que votre talent peut inspirer, avec Lesquels j'ai L'honneur d'Etre Monsieur très Cher et incomparable ami Votre très humble et très obéissant Serviteur et ami très attaché Le Comte De Respani Malines ce 7 8bre 1778 j'espère que M r · Votre fils Se porte mieux, je Vous prie de Lui faire mes Complimens. je vais écrire un mot a L'ainé qu'il recevra par La même occasion. pardonnez moi d'avoir attendu Si Longtems pour vous témoigner ma reconnoissance, je ne fais que revenir d'un voiage que j'ai fait en Hollande, ou j'ai été un mois et ou j'ai vu bien de belles choses. Archives Nationales Paris 219 AP. 4 La magnifique estampe] La Mort de Marc Antoine, vgl. vorigen Brief. 14 Cléopatre] La mort de Cleopatra (1754, Le Blanc Nr. 5, Ν agier Nr. 108). 15 Correction paternelle] L'instruction paternelle (1765, Le Blanc Nr. 55, Ν agier Nr. 159).

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Von A. de Golowkin o. O., o. D. (1778)

Dimanche Je viens de recevoir dans ce moment une lettre de Msgr. le Grand Duc de Russie qui me charge de vous dire en propre terme que l'Estampe que vous lui avez dédié lui a fait le plus grand plaisir et que je dois vous en témoigner sa grande satisfaction, il me dit en même tems qu'il est enchanté des envoys des Estampes et que les (Mr. unleserlich) ont été prévenus; d'un autre coté ja sais qu'il a chargé le Prince Boriatinsky le Ministre ici de s'informer quelle seront la manière dont il pouroit reconoitre le mieux et a votre contentement le plaisir que vous lui avez fait et l'attention que vous avez eu de lui dédier votre belle Gravure, et c'est sur ce dernier point que je voudrais que nous causassions tout naturellement ensemble. Auriez vous quelque Estampe paraissant depuis peu et pas trop grande a lui envoyer? un courrier doit partir apres-demain pour Petersbourg nous pourions l'en charger, on a anoncé une Estampe nommée - la Mer prudente et une autre les préjugés de l'Enfance, dont on dit du bien, cela pourait il faire notre affaire? j'enverrai demain matin savoir votre réponse vers les midi. On m'a offert les gravures enluminées de gardes françoises et de tous les Regiment suisses françois, j'en ai deux cahiers que je veux garder et je prendrai la suite, sauriez vous quel en est le prix, et voudriez vous me le dire. Avez

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vous souscrit pour les ports de Mer de Vernet? Je vous salue de tout mon coeur. A de Golowkin Archives Nationales Paris 219 AP. 3 - 4 L'Estampe que vous lui avez dédié] Wille hatte dem Großherzog Paul Petrowitz von Rußland seinen neuklassizistischen Kupferstich La Mort de Marc Antoine nach P. Battoni gewidmet (1778, Le Blanc Nr. 4, Nagler Nr. 107). 20 les ports de Mer] Claude Joseph Vernet, Serie der »Ports de France«, gestochen von Charles-Nicolas Cochin.

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Von Alexander Joseph Comte de Respani Mecheln, 8. April 1779

Monsieur Je profite encore une fois de L'occasion de Mons r Tardieu, pour Vous envoïer quelques empreintes de Médailles antiques et modernes, espérant que celles cy Vous parviendront en meilleur état, car je Suis bien Fâché de L'accident qui est arrivé a celles, que je Vous ai envoiées. m r Tardieu m'a assuré que ces bagatelles Vous auroient fait plaisir car Sans cela, je n'aurois jamais osé Vous Les présenter, je ne perds pas de vue L'espérance de Vous en procurer, d'argent ou de cuivre frappés Sur Les principaux événemens de ce païs-ci, mais mes recherches chez presque tous Les orfèvres et revendeurs d'Anvers ont été infructueuses jusqu'à présent. C'est chez ces gens qu'il faut s'addresser, ou des personnes obérées s'adressent pour Les vendre, car des curieux il n'y a rien a obtenir, on m'a fait espérer que quand on auroit quelque chose en ce genre on Le garderoit pour moi. Je vous envoie aussi un exemplaire de La première partie du Graphomètre universel, de Mr Eckhardt de Lahaïe, L'auteur est un très habile méchanicien et mon ami intime, Son frère a Logé chez moi avec Son épouse, qui dessine très joliment et qui est curieuse et connoisseuse en estampes. Comme elle ne pouvoit Se Lasser d'admirer Les vôtres, j'ai pensé que L'épreuve après La Lettre, que Vous m'aviez donné de La mort de Marc Antoine, n'auroit pas été déplacée entre Ses mains, Si bien que je Lui en ai fait Le Cadeau, mais a condition qu'on Vous donnât un exemplaire du Graphomètre. j'espère que ce petit commerce que j'ai fait avec Les dons de votre générosité ne Vous déplairoit pas. J'ai été vivement touché de La perte que Vous avez fait, de Mr votre fils Le Second, qui étoit un jeune homme d'une Si grande espérance, je sais tout ce qu'une pareille Secousse, peut dans L'ame tendre et Sensible d'un père, mais comme vous êtes philosophe et chrétiens, je Suis Sur que Vous avez par ces deux titres, des ressources, que peu d'hommes de ce Siècle ont, et qui Valent mieux que tout ce que je pourrois Vous dire de consolant a cet sujet. Soyez cependant persuadé que j'y ai pris La part La plus Sensible.

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je voudrais être assez heureux pour vous donner des preuves de mon amitié et de ma reconnoissance pour toutes Vos bontés pour moi. Vous m'avez Laissé espérer que nous aurions une fois Le bonheur de dans notre pais, pour Dieu tenez moi parole et je tacherai de Vous convaincre de La parfaite estime, de L'attachement Sincère et de La Considération La plus distinguée avec Lesquels j'ai L'honneur d'être, Monsieur Votre très humble et très obéissant Serviteur Le Comte De Respani P.S. d'abord que La Seconde partie du Graphomètre paroitra, Mr. Eckardt me L'enverra pour Vous, c'est réellement un homme a talent qui enchanté des vôtres, désire ardemment votre connoissance et votre amitié et Si vous allez une fois en hollande Vous serez charmé de Le connoitre, car Vous trouverez un ami en Lui. Malines ce 8 Avril 1779 Archives Nationales Paris 219 AP. 15 Eckhardt] A. G. Eckhardt, Beschryving van een algemeenen graphometer.... 's Gravenhage 1778. Französische Übersetzung: A. G. Eckhardt, Description d'un graphomètre universel..., Lahaye [Den Haag]: J. H. Munnikhuizen, 1778. 24 La perte que Vous avez fait] Willes jüngerer Sohn, Louis Frédéric, war 1779 gestorben.

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Von Johann Joseph Zoffany London, 13. Juli 1779

Hochgeehrtester her und Freündt Dero hochschatzbahres habe zu recht erhalten und bin ihnen höchstens obligirt vor dero gütige mühwaltung wegen des Klidermanns. daß aus gelegte werde mith he Bach denen selben über schicken welger zu ende dises wird in Paris ein treffen er hadt die opera componirt vor das francosische Theatre vor disen Sommer er ist ein Deüscher und werd dero Freündtschafft, und ser Renomirtte in der Musicalischen Weldt, mon cher amie ich fille die Gröste Freüde und Gradulire ihnen, und dero H Sohn zu dero Vereinigung und wünsche von hertzen eine unverstörte Vätterlig und unverenderte Sohnlige libe und welges mich hoffen läset ist daß er selbst Vatter war und weiß was vülungs Krafft ist, he Kraffts gütiges anerbiten werde denen benanten Künstlern zu wissen thun un bin versigert Sie werden sich es eine Ehre schetzen von einer solgen handt ver Ewiget zu werten, meine Frau empfehlet sich bestens zu Madame Ville und wünschte Madame hir zu sehen und ihr ein wenig andre Lufft zu schaffen und daß englische Clima zu probiren, es ist ja so nahe Probiren sie es unser haus ist zu dero befehl. Nota bene es sind keine

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Brief 333

Complimente, unser Fette Freindt he Batter bitte meine besten Respekte zu Vermelten wie auch an alle die hehrn die bey ihnen zu sehen und ob möglich werde disen Somer die Ehre haben mich persönlich zu bedanken vor dero gütte und atención underlassen aber Empfehle mich in dero werteste Freündschafft bittend meine besseren Empfehl an dero werteste Famill und verbleiben Mon tres cher ami votre tres obéissant serviteur et amy J. de Zofiany London le 13 Jun 1779 PS ich habe geschriben nach Calais um zu wissen mit was schiffe es der Klidermann war abgeschifft und es von der Docuna zu Fodern. ( Von Willes Hand): répondu a mr Zoffany Archives Nationales

Paris 219 AP.

334 An Herménégilde de Joursanvault Paris, 7. August 1779 Vous voullie donc Monsieur le Baron me faire L'honneur d'accepter la dédicace de mon Sappeur a Moustache épouvantable! J'en suis très sensible; mais plus sensible encore de ces mots de votre Lettre: »oui, mon ami, je suis flatté de la Dédicace que vous voulez bien me faire. Les Titres ne font rien a la chose et celui que j'ambitionne le plus étant celui de votre ami, c'est le seul que ie désire« Cependant il est nécessaire que L'Inscription soit composée d'une manière nette, juste et convenable. Composons la, ou essayons de le faire: Dédié (ou simplement si la place me gêne) a Monsieur le baron de Joursanvault Chevaux-Léger de la garde du Roi (ou de Sa Majesté) par son Ami et très humble Serviteur Wille. Il n'y a rien de si simple et votre vollonté sera accomplie. Malgré cela s'il y a quelques choses a ajouter, j'ose vous prier de le faire et vous seré suivi ponctuellement; mais ie vous prie Mon aimable Monsieur le Baron de m'honnorer dans la minute de votre réponse; non seulement ma planche est fini; mais aussi vos Armes sont gravées et actuellement ie fais imprimer quelques Epreuves avant la Lettre qui seront faite ce soir ou demain, de cette manière ie n'attend plus que L'Instruction de votre part par a port a L'Inscription que ie ferai graver tout aussitôt que vous me L'aurai fait parvenir. Après cette opération, L'Impression générale ira promtement et L'Estampes sera au coche pour vous être presentai avant la fin de ce mois. Je me presse un peu; car depuis deux ans ie ne suis pas sorti de Paris, et j'ay besoin de prendre un peu L'aire de la Campagne. J'espère aller cette

fois cy a Montfort L'Amauri avec une demi douzaine d'amis tous Artistes, et

August 1779

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si L'endroit, comme on me l'assure, est intéressant, il y aura quelques Dessins de faits. Encor une fois faites moi la grace de me répondre aussitôt possible vous obligeres infiniment celui qui est véritablement avec un Cœur sincère et reconnoissant De Monsieur Le Baron le Très humble Très obéissant serviteur et Ami Wille Paris ce 7 aoust 1779 Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Campe-Sammlung 17. 1 - 2 la dédicace de mon Sappeur a Moustache] Sapeur des Gardes Suisses, von J. G. Wille gezeichnet und gestochen, dem Freiherrn H. de Joursanvault gewidmet (1779, Le Blanc Nr. 86, Nagler Nr. 197).

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Von Carl August von Sachsen- Weimar Weimar, 13. August 1779

Weimar d. 13. Aug. 1779 Das Kupfer so Sie mir durch Herrn Krausen die Güte gehabt haben zu schicken habe ich mit vieler, u wahrer Freude richtig erhalten. Empfangen Sie meinen lebhaftesten Danck dafür. Es hat mich an die vergnügten Stunden erinnert so ich bey Ihnen zu gebracht habe, welche wircklich die sind so mir meinen aufenthalt in Franckreich am liebsten machen; Sie werden mir unvergeßlich stets bleiben, und komme ich einmahl wieder über den Ossian, so bringt er mir mit vieler rührung die erinnerung wieder, daß ich ihn in Ihrer Werckstatt, u in Ihrer Gesellschaft gelesen habe. Ich hoffe Sie haben mich, in meinen Gesinnungen gegen Sie genug kennen lernen, um sich selbst sagen zu können wie sehr mir die nachricht ihres Verlusts geschmertz habe; gebe Ihnen das Schicksal fürs künftige so viel glück u Vergnügen als Sie es verdienen. Laßen Sie mir wißen was Sie machen, u wie Sie leben, u seyn Sie versichert von der wahren Hochachtung u freundschaft, welche ich Ihnen auf beständig gewidmet habe, leben Sie wohl Carl August Her. P. S. Eine gute kunstnachricht welche mich betrift, muß ich Ihnen doch geben. Wir haben (von ohngefahr) hier auf der Bibliotheq eine gantz vollständige Samlung von A. Dürers gefunden so wohl von Holtz, Kupfer, Silber u Eisenstichen; u zwar Lauter Originals. Es fehlen sehr wenige, u hier u da ist die Sammlung volständiger als in einem von den gedruckten Catalogis daß gantze Œuvre angegeben ist. So ein gefundener Schatz macht große Freude. ( Von Willes Hand): Repondu en la même langue a S. A. le Duc regnant de Saxe-Weimar le 11 9bre, il n'y avait pas moyen plutôt a cause de mon absence de Paris)

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Brief 335

Handschrift aus den Beständen des Staatsarchivs Weimar. Signatur: A 445 a. 7 Ossian] Anspielung auf den Besuch, den der Herzog von Sachsen-Weimar Wille am 28. und am 30. April 1775 in Paris abstattete ^Journal II, 12), bei welcher Gelegenheit Ossian in deutscher Fassung vorgelesen wurde. Vgl. Brief Nr. 294. 11 Nachricht ihres Verlusts] Willes jüngerer Sohn, Louis Frédéric, war 1779 gestorben.

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Von J. G. von Ferber Dresden, 28. August 1779

Dresde le 28. Août 1779 Monsieur, Un Allemand assez peu connu hors de la Saxe sa Patrie, et qui surtout ne peut vous l'être, Monsieur, écrit à un de ses plus célèbres compatriotes pour lui demander un service, sans aucun titre, que celui de la confiance inspirée par le patriotisme. Le Sieur. Schulz, pensionnaire de l'Electeur mon maître vous rendra compte d'un ouvrage, dont je l'ai prié. Il s'agit de graver le portrait d'un paysan très savant et infiniment estimable, domicilié près de Dresde. Le portrait est peint par Graff et je crois que vous en serez content. J'ai cru donner plus de célébrité au peintre, et à celui qui fait le sujet du tableau en faisant exécuter cet ouvrage à Paris, par un graveur national. J'ai pensé, que l'application soignée du Sieur. Schulz pourrait répondre à ces vues, surtout si elle était conduite par de bons conseils, et j'ai osé me flatter que vous ne lui refuseriez pas les vôtres. Tout le monde honore en vous, Monsieur, un des premiers artistes du siècle; mais ceux, qui ont eu l'avantage de vous connaître personnellement, à cet hommage, en ajoutent un autre non moins intéressant, celui que l'on doit à l'honnêteté et à la noblesse de votre façon de penser. Je n'ai entendu là dessus qu'une voix, et c'est elle qui m'a confirmé dans le dessein de recourir à vous. Souffrez qu'en quelque moment de loisir le Sr. Schulz vous présente son ouvrage à mesure qu'il avancera, et éclairez le de vos directions. Il ne pourra manquer de réussir s'il est guidé par la connaissance profonde de l'art, qu'on admire en celui des Artistes qui conduit le burin avec l'assurance la plus hardie et la plus infaillible. Je serais trop heureux, Monsieur, si je trouvais quelque occasion de vous être utile et de vous prouver que si je suis un peu indiscret pour un inconnu, je sais au moins reconnaître tout le prix du service que j'ose vous demander, et rendre au mérite supérieur le tribut de la considération infinie qui lui est due, et avec laquelle j'ai l'honneur d'être Monsieur votre très humble et tres obéissant serviteur J. G. de Ferber

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Archives Nationales Paris 219 AP. 6 Schulz] Es handelt sich vermutlich um Christian Friedrich Schulze, dessen Ankunft Wille am 2.11.1773 in seinem Tagebuch vermerkt hatte (Journal I, 561).

337 Von Salomon Geßner Zürich, 25. September 1779 Zürich den 25 7br 1779 Mein edler Herr Ich wolte ihnen nicht schreiben, ohne Zugleich sagen Zukönen daß ich den Brief und die Zeichnung von ihrem Freund in Orleans erhalten habe, alein ich warte umsonst, denn bisher ist nichts dergleichen bey mir eingelangt. Vor ein paar tagen waren Herr Albero und Bucholtz bey mir, und fragten aus Auftrag von ihnen, ob ich die Zeichnung erhalten hätte. Wie könt ichs nun länger verschieben, theürester Herr! Ihnen für die neue Versicherung ihrer Freündschaft, die sie mir in ihrem Brief geben Zu danken, denn ihre Freündschaft Zubesitzen ist mein stolz und meine Aufmunterung. Nichts macht mir lebhafteres Vergnügen, als wenn ich Nachrichten von ihnen höre, oder ein neües Blatt von ihrer Hand sehe. Glüklicher Mann, noch immer setzen sie die Kenner durch ihre Arbeiten in Erstaunen, und zugleich haben sie das Glük, der Kunst einen Sohn erzogen Zuhaben, auf den sie so wie Deütschland stolz seyn dörfen! Sehr leid würde es mir seyn, wenn sich der Brief und die Zeichnung ihres Freündes verloren Hätten. Gerade, da ich diß schreibe, bringt man mir ein Kistgen das von bern komt, auf mein Zimmer. Wie gewiß ists die Zeichnung; ich öffne es schnell, aber betrogen, Es ist nicht das, sonder ein Gemähide, das mir von jemand anderem kömt. Ich mein Theürester Herr! beschäftige mich mit immer lebhafterem Eifer mit der Kunst, und wieder ihr, und den Studien nach der Natur alle meine übrigen Stunden. Vier Gemähide von meiner lezten Arbeit sind jezt in Paris in dem Cabinette des Herrn Girardon de Marigny. Wie glüklich würd ich seyn, wenn ich einst ihre Meinung davon wißen könte. Erlauben sie, mir die fortsetzung ihrer mir ewig schäzbaren freündschaft auszubeiten, so lang ich lebe, werd ich mit der vollkomensten Hochachtung seyn Mein edler Herr Ihr unterthänigster gehorsamster Diener S. Geßner Handschrift aus den Beständen des Literaturarchivs Marbach. 4 Brief und Zeichnung von ihrem Freund in Orleans] Es handelt sich um den Brief und die Zeichnung, die Aignan Thomas Desfriches, Kaufmann und Kunstdilettant in Orléans, Geßner zugeschickt hatte. Vgl. Brief von Desfriches an Wille vom 8. Februar 1780, Nr. 338.

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Brief S38

338 Von Michael Huber o. O., o. D. {Januar 1778 - Ende 1779) Mon cher ami, A peine M. de Born est-il de retour ici, et a-t-il eu le tems de me conter le quart de son voyage court et bon que voilà deux gentilshommes saxons de mes amis qui se mettent en campagne pour vous aller trouver et qui me demandent une lettre pour la présenter. Ce sont Mrs les Barons de Friese et de Minckwitz: le premier, neveux de Mrs les Comtes de Werthern que bien connoissez a été mon convive de table pendant tout le tems qu'il a été à Leipzig, et le second plein d'amitié pour moi a beaucoup fréquenté ma maison. Demandez leur si je ments, et interrogez-les sur ma conduite, vous verrez qu'ils ne vous laisseront rien à désirer la dessus. - je vous avoue que votre long silence m'a fâché, mais vous avez parlé, et aussitôt je me suis défâché, c'est que je suis bon. Vous n'avez pas réussi dans votre négociation de mon manuscript de Winkelmann? Eh bien, patience! Y a-t-il tant à se lamenter la dessus. Je suis mortifié que vous vous soyez donné tant de peines; j'ignorois l'arrêt foudroyant contre les Libraires, si je l'avois su je ne vous aurois pas fatigué de cette desagréable commission. Enfin cette petite disgrace, loin de me décourager, augmente encore mon ardeur. Winckelmann paraîtra en françois, j'y ai mis mon honneur: je trouve ici un libraire de mes amis qui veut s'en charger, M. Crusius le frère de l'habile homme de ce nom que vous avez vu à Paris. J'y ferai quelques changements; mon Winkelmann sera en trois volumes in-4°. Du premier volume de l'original qui et d'une grosseur démesurée, j'en ferai deux: le premier contiendra, avec les préfaces, la vie de l'auteur, les trois chapitres, de l'origine de l'Art, de l'Art des Egyptiens et des Etrusques: le second renfermera l'Art des Grecs et des Romains: le troisième traitera de la partie historique de l'Art et contiendra le second de l'original. Mais je crois, le bon Dieu me pardonne, que je vous ai déjà marqué tout cet arrangement: vous voyez par cette répétition queje commence aussi à devenir vieux. Les autres changements que j'y ferai sont relatifs aux embellissement typographiques: j'y ferai faire, aidé de mon ami Oeser, des gravures plus analogues aux différents styles des différentes nations. - Pour le présent je ne peux vous rien marquer de satisfaisant touchant votre amour pour les médailles. Rogler m'a dit que le Becker en question ne sera ici qu'à la foire, et qu'alors nous verrions. J'aurai l'œil à tout cela, laissez moi faire. J'ai été tenté de vous envoyer une jolie médaille de la valeur de deux ducats, frappée à Vienne à l'occasion du partage de la Pologne et représentant les portraits de l'Impératrice et de l'Empereur régnant. Je ne l'ai pas fait, parce que je sais que vous avez encore plus de liaison à Vienne que moi, et que selon toutes les apparences vous en êtes déjà pourvu; si cela n'étoit pas, vous n'avez qu'à dire, ma médaille vole dans votre médailler. Je l'ai reçue en présent de M. le Baron

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de Knebel, Ministre de la Cour de Vienne à celle de Dresde, et en cas que nous fassions affaire ensemble, j'espère que vous voudrez bien en faire de même. - Je suis charmé que vous ayez goûté M. de Born; c'est un homme que j'aime beaucoup, et j'ai cela de commun avec tous ceux qui le connoissent. Depuis son retour il est fort occupé; il est venu diner une fois avec nous à la maison, et je me suis trouvé deux fois à souper avec lui en compagnie. Voilà tout ce que je l'ai vu: il n'a eu le tems encore que de me conter les honnêtetés que vous lui avez faites, et la joie qu'il a d'avoir fait votre connoissance. Il compte épouser vers la Pentecôte; j'espère qu'il fera un joli ménage, sa prétendue étant une très-bonne personne. Bien des remerciements de l'estampe d'après M. Schenau! Je me réjouis déjà de voir celle que vous me promettez de votre façon pour l'été prochain. M. de Born nous avoit appris la mort de cette pauvre Madame Chevillet: vous pensez bien que nous y avons été bien sensibles, et que ma femme lui a donné bien des larmes. Faites bien nos compliments à M. Chevillet et dites lui combien nous prenons de part à sa perte. Je ne veux pas m'apesantir sur cet objet, de peur d'exciter des sensations désagréables. De la résignation, et du reste arrivera ce qui poura! - Pour passer tout de suite à un autre sujet, parlons de mon illustre compatriote, M. Bader. Il ne se chagrine de rien, lui; c'est qu'il est philosophe sans le savoir. Je ne fais pas réponse pour cette fois à sa charmante épitre: vous m'excuserez comme vos pourez et vous lui direz qu'il ne perdra rien pour attendre. Je me recommande à lui et à sa patrone, sainte Walburge. - Ma femme et mon fils vous font leurs plus tendres amitiés, ainsi qu'à toute votre famille. Mon fils travaille à force, et je peux dire, sans trop d'aveuglement paternel, qu'il a de l'aptitude pour l'étude. Il s'applique au droit public de l'Europe, pour pouvoir occuper quelque jour une place dans les affaires. Je suis fâché de l'indisposition de notre chère commère; la vôtre n'a pas été non plus trop bien cet hiver, mais le printems revient et elle renaît. Les dispositions belliqueuses dans nos environs sont immenses, et nous sommes entourés de cinq cents mille enragés qui sont prêts à s'égorger. Nous avons des preuves que Berlin nous veut encore plus de bien que Vienne; d'ailleurs nous avons ici les protestations des deux cours que nous pourons garder la neutralité! A Halle qui est à notre porte il y a déjà un corps considérable, et le dix, à ce qu'on nous dit, tout s'ébranlera. Enfin, mon cher ami, ce sera le combat du lion et du tigre, nos vœux sont pour le lion. Si la partie s'engage, et qu'il n'y ait plus sûreté à Leipzig je sais bien ce que je ferai. Adieu, mon cher ami, aimez-moi toujours. Huber Je ne vous dis rien de notre ami, M. de Born, il vous écrit lui-même. Archives Nationales Paris 219 AP. 6 Minckwitz] Vgl. Brief Nr. 340. Da Minckwitz am Ende des Jahres 1779 nach Leipzig zurückgekommen war, wie aus seinem Brief vom 2. März 1780 erhellt, wurde dieser Brief

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Brief 338

zwischen Anfang 1778 und Ende 1779 von Huber geschrieben. 1 2 - 1 3 , 29 m o n manuscrit de Winckelmann/Oeser] Die erste französische Übersetzung von Winckelmanns Geschichte der Kunst des Altertums erschien 1766 im Pariser Verlag Saillant: J. J. Winckelmann, Histoire de l'art de l'Antiquité, übersetzt von G. Sellius und J.-R. Robinet de Chateaugiron, 2 Bde., Paris 1766 (diese Übersetzung warf Winckelmann als unzulänglich und fehlerhaft zurück). Die Veröffentlichung von Hubers neuer Übersetzung stieß offenbar auf rechtliche Schwierigkeiten in Paris, wie sich aus Hubers Formulierung (»l'arrêt foudroyant contre les Libraires«) ergibt. Hubers Ausgabe erschien schließlich 1781 in drei Bänden bei Breitkopf: J. J. Winckelmann, Histoire de l'art de l'Antiquité, von M. Huber übersetzt, mit Stichen nach Oeser, 3 Bde., Leipzig 1781. 5 0 l'estampe d'après Schenau] wahrscheinlich La petite écolière, nach einem Gemälde von Schenau, 1771 von Wille gestochen, K. F. W. Freiherrn Groschlag von Dieburg gewidmet (Le Blanc Nr. 69, Nagler Nr. 173). 63 M o n fils travaille à force] Zur Biographie von Ludwig Ferdinand Huber, vgl. Sabine Dorothea Jordan, Ludwig Ferdinand Huber, Stuttgart: Akademischer Verlag Dieter Heinz, 1978; vgl. auch: Geneviève Roche, Übersetzen am laufenden Band: zum Beispiel Ludwig Ferdinand Huber & Co, in: H. J. Lüsebrink, Hrsg., Kulturtransfer im Epochenumbruch, Frankreich-Deutschland, 1770 bis 1815, 2 Bde, Leipzig 1997, Bd. 1., S. 331-359.

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Von Aignan Thomas Desfriches Orléans, 8. Februar 1780

Orleans ce 8 fév. 1780 Jay Laissé Passer Monsieur et ancien amy ces Jours consacrés au Renouvellement de protestation d'amitié Sans me joindre a Vos amis. Mais mes vœux pour votre Santé et Celle de Madame n'en sont pas moins Sincères vous n'en pouvez doubter pas plus que Moy De Vostre amitié: ce qui me fache est que nous ne puissions pas nous voir plus fréquemment vous Devriez bien Cette annnée me venir voir Elle feront bien si (Ms. unleserlich) pour Moy il y a longtemps que Vous me le promettez nous irions Dessiner les Jolis moulins du Loiret enfein nous vous festerions de nostre Mieux. Jay des Lits, a vous donner a la Ville et a la Campagne, donnez Moy la Satisfaction de Me Répondre Sur Cet article Dittes Moy aussi Si vous avez apris des nouvelles Du Dessein que vous avez bien voulu faire passer a M. Gesner. vous L'avez Confié aquelqun que Vous Connoissiez Et Dont vous Scavez La demeure ne pouriez vous pas Luy Ecrire de Vous Donner Des informations De Ce quest Devenu Une petitte Boette Contenant Un Dessein Et Une Lettre Pour Mr Gesner ce n'est pas un objet qui puisse S'égarer facillement il Laura Remisse par luy Meme ou Confié a quelques Amis. Je Désirerois bien Scavoir le sort de Cet Envoy. Si quelque porteur ce lest aproprié Cest du vol de Lés Confience qui ne se pardonne pas et dont Ion est bien aize Destre instruit. Enfein Mon très Cher Si ce nest pas trop abuzer de vos Bontées Je vous Prieroi avec instance D'aprofondir le fait si Je le pourois Je le ferois pour vous En Eviter La peine Si Cependant Cela prend Trop Sur vostre temps Je ny penseray plus. Quoy que je Deteste Depareilles infïdelitées Si tant Est que

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le Dessein et la lettre n'a pas Esté Remis ne pouriez vous pas pas (sic) En Ecrire a Mr Gesner Et luy Raconter Le fait Et les Moyens que vous avez Employé affin que il prenne aussi Des informations. Nous Scaurions Du Moins ce que il pensera de mon procédé Et Si il En paroist flatté, Cela se pouroit Réparer. En voilla assez. Montres Cher Sur Cet article Dittes Moy Si vous allez toujours aux ventes Lon Dit que il sy Donne des objets abien bon Marché et que il sy fait Bien des friponneries cestoit Une Revolution bien Singulier que ce prix Excessif ou lon a porté la Curiosité car cette Manie Sest Estendile Sur touttes sortes D'objets: ceux qui ont vendu Comme Mr Lempereur ont Esté Bien prévoyans. vous voyez tout Cela En philosophe Et vous nachetez que de l'Excelent et quand vous le possédez cest pour toujours. Je pense bien de mesme cependant quelque fois des chosses faittes avec goust me tentent plus que de beau finy Les Ruisdael Vangoyen Wynants ont des atraits plus amaportee par la Modicité Deleur valleur peutêtre auront (Ms. unleserlich) Cela apris Particulièrement Sur les Wynants. venez voir Ceux que je possède. Je vous le Repette vous ferez Un heureux. présentez Mes Respectueux hommages a Madame Et Milles assurances D'amitié delà part de Mon Epouze Je vous diray que Mon Gendre qui Estoit Ingenieur En chef des ponts Et Chaussées de la Touraine vient Destre nommé Inspecteur général Des ponts Et chaussées du Royaume cela les forcera de Rezider aparis adieu Mon Cher amy Je vous Embrasse bien tendrement Et suis Pour La Vie vostre Serviteur Et amy Desfriches Milles Compliments à Mr ... J'oublie toujours Son nom vous scavez que cest ce peintre almand qui parle si bien francois. Archives Nationales Paris 219 AP. Vgl. Brief S. Geßners an Wille vom 25. September 1779, Nr. 336.

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Von Friedrich August Wilhelm von Minckwitz Altenburg, 2. März 1780

Altenburg ce 2 Mars 1780 Monsieur, J'aurois bientôt mérité d'être mis au nombre de ceux de vos compatriotes qui vous ont manqué de parole touchant l'envoi des médailles. Mais n'étant revenu chez moi que vers la fin de l'année passée, et puis manquant d'une occasion favorable, j'ai été jusqu'à présent dans l'impossibilité, de vous protester, Monsieur, combien je suis sensible aux bontés que vous avez eu pour moi pendant mon séjour a Paris, et combien je m'estime heureux d'avoir eu

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Brief 340

l'avantage de fréquenter un homme d'un mérite aussi décidé. Les deux beaux desseins queje suis si fier de tenir de votre main, sont a présent et mon plaisir, et mon étude, car encouragé par votre conseil, j'ai commencé peu de tems après mon retour a prendre des leçons dans le dessein, et je me suis décidé pour le paysage. J'ai même entrepris de copier le plus grand de vos desseins que j'aime préférablement, mais avec peu de succès toujours; j'en donne la cause aussi bien a mon peu d'adresse, qu'aux crayons que je n'ai pas pu trouver, d'aussi diverses couleurs que les vôtres. Si je n'étois pas éloigné cent trente milles de Paris, j'hasarderois un jour de vous faire voir quelque chose de mon grifonage, peut-être seriez vous porté a m'encourager par quelque autre modèle de votre main. Je souhaite beaucoup que les écus que j'ai l'honneur de vous envoyer, et qui sont aussi curieux, que j'ai pu les rencontrer, méritassent une place dans vôtre cabinet, et ne vous fassent point de doublettes; aussi je ne crois pas avoir satisfait a ma promesse par ceux-ci, car dès que je pourrai attraper quelque pièce digne d'attention, j'aurai le plaisir de vous la faire tenir. J'envie beaucoup Mr. le Baron de Beust, que j'ai l'honneur de vous recommander comme un homme fort aimable, et instruit, et grand amateur des arts, qui vous demandera la permission de vous venir voir quelque fois, comme j'en ai joui du tems que j'étois a Paris. Mais en attendant l'heureux jour qui pourrait me ramener a Paris, il faut que je me contente de vous assurer par écrit, de l'estime parfaite, et de l'attachement inviolable, avec lequel j'ai l'honneur d'être Monsieur Votre très humble et très obéissant Serviteur De Minckwitz Archives Nationales

Paris 219 AP

341 An Anna Amalia von Sachsen Weimar Paris, 9. April 1780 Madame Je fus instruit par Mr. Kraus mon ancien Ami, que Votre Altesse Sérénissime avoit achetés a Leipzig quelques Desseins de ma façon, événement très honnorable pour moi mais ie me suis permis de soubsonner ces Desseins un peu faites a la Légère, et dans un tems ou ie n'attachois nulle prétention au productions de ce Genre; et comme ie crois avoir fait depuis ce tems quelques choses de mieux dans mes petits Voyages pittoresques, entreprises exprès pour cet effet J'ose offrir a Votre Altesse Sérénissime deux Desseins de L'année passée en la supliant de voulloir bien les mettre a la suite de leurs Ainés,

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peut être vauderont ils mieux quoique Cadets de familles: J'ose même me permettre quelques mots sur leur naissance: L'un représente les Restes de L'ancien chateau de Montfort L'Amaury, situé a 7 lieux d'icy, audela de Versailles, sur une hauteur près de la pauvre Ville de ce nom. Il appartenoit aux anciens Comtes de Montfort, Grands Guerriers et connus par L'histoire. Je l'ai dessiné a la plume de Rosseau et lavé de Bistre. Je devois le finir un peu plus; mais les Vents, la Poussière et ensuite la pluye m'obligèrent a ne faire que ce que J'en ai fait. Son pendant, Dessein fini, également au Roseau, mais colorié, est fait sur la même route a 18 Lieux de Paris. C'est une partie du Chateau de Dreux, du côté de la Ville et du Midy. Henry IV L'asiégea deux fois. Au premier siège il délabra a coup de canons la porte visible dans mon Dessein et brûla le pont qui défendoit circulairement en pente, appuyé sur une muraille qui subsiste en partie; mais a l'approche de L'Armée du Duc de Mayenne qui lui étoit supérieure, il fut obligé de lever le Siège. Les Ligueurs, possesseurs de la forteresse, murèrent cette porte comme inutile faute de Pont; Cependant Henry L'asiégea une seconde fois et L'emporta d'assaut, après une perte bien considérable des siens en 1593. J'ose avouer a Votre Altesse Sérénissime que, Lorsque ie dessine de tels endroits remarquables, par des Evénements aussi Curieux, ie me sens aussi échaufé comme si j'avois une vingtaine d'Années de moins. Cependant mon Voyage ne fut nullement heureux. Les vents et les pluyes furent mes Ennemis déclarés. Enfin après 12 Jours d'un tems aussi misérable, ie partis avec mes Compagnons de Voyage, pour regagner mes foyers et n'ayant pas fait la moitié de ce que ie m'étai proposé de faire. Je sens icy parfaitement Madame qu'il est de mon devoir de prier avec insistance Votre Altesse Sérénissime de vouloir bien me pardonner la longueur de la Description que J'ay osé lui faire de L'origine de mes Desseins, sachant que d'ordinaire il est fort indifférent qu'un Dessein représente ce (qu'il) voudra pourvu qu'il soit bon. Que ie m'estimerois heureux si les Desseins que J'ose offrir à Votre Altesse Sérénissime puissent avoir quelque peu de mérit a ses yeux, et lui plaire quelques moments et qu'Elle y trouve quelque chose de plus que la fidélité des sites! Je suis avec le plus profond Respect Madame de Votre Altesse Sérénissime le très humble et très obéissant Serviteur Wille Paris le 9 Avril 1780 Handschrift aus den Beständen des Staatsarchivs Weimar. Signatur: Hausarchiv A XVIII Nr. 109. 3 Dessins] Château de Montfort Lamaury (Schulze Altcappenberg, Nr. 257, S. 305) und vermutlich Schloßruine mit Reiter- und Bauernstaffage (ebd., Nr. 258). Beide Stücke, 1779 entstanden, befinden sich heute im Schloßmuseum in Weimar. Zu Willes Ruhm in Weimar, vgl. Schulze Altcappenberg, S. 142.

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Brief 342

342 An Salomon Geßner Paris, 11. April 1780 Paris den 11 April 1780 Mein edler Herr! So viel freude mir die Ehre Ihres Briefes machte, so bekümmert mußte ich seyn über den wahrscheinlichen Verlust des briefes und der Zeichnung* von meinem freunde He Desfriches in Orleans. Nachforschen war mein Vorsaz, ich wolte auf die spuren des kästgens kommen das beyde enthielt: aber wie? es war schwer He Zollicoffer, dem ich es zum Versenden anvertrauet hatte, zu finden, er war ausgezogen - endlich entdeckte ich wo er wohnte. Er wunderte sich; versprach eifrig sich deßwegen Zubemühen aber ich blieb immer ohne Nachricht. Endlich, da ich wegen unpäßlichkeit nicht selber zu ihm gehen konnte, schrieb ich ihm; er versprach Antwort und schickte sie mir einige Tage hernach. Hier ist sie: »Je suis au désespoir Monsieur de L'accident arrivé au Caisson pour Mr Gessner a Zurich que vous m'avier remis au mois de May de l'année dernière. J'en avois chargé dans ce tems Monsieur le Baron de Grand Cour ayant sa maison aux Boulevards Montmartre entre la rue Montmartre et celle de Saint Fiacre. Comme il se trouve icy actuellement ie lui ai fait lire votre Billet, il me charge Monsieur de vous assurer qu'étant parti d'icy au Commencement de Juin de L'année dernière, il avoit en passant par Payerne a deux Lieux de sa Baronie, y fait remettre votre Caisson au Carosse de Berne sous L'adresse de Mr Gessner a Zurich qui y étoit très bien mise de ma main, ainsi qu'il etoit incompréansible (y ayant une messagerie reglée de Berne a Zurich une fois par semaine) ou ce caisson peut avoir resté. C'est la Monsieur tout ce que puis avoir L'honneur de vous dire a cet égard, bien mortiffié etc«, das ende waren komplimente wie man gewohnt ist. dieße erklärung Edler Herr, deucht mich könne doch Zu etwas helffen. Der Baron hat zeit und ort genannt wann und wo er das kästgen abgegeben habe; es ist an Ihre adresse, dem zu folge könnten Sie es dort nachdrücklich verlangen, indem alles was auf öffentliche fuhrwerke gegeben wird auch eingeschrieben seyn muß und die Direktors, die eine sache zur Versendung annehmen, müssen die nicht gut davor stehen? Ich sinne und kan mich nicht besinnen das mir ie, wann ich mich in Versendungen mit eifer gemischet habe, so was wiederfahren wäre - He Desfriches, mein freund, hat mir um gleicher Ursache willen schon verschiedene briefe geschrieben; ich habe ihm ebenfalls dieße woche eine abschrift des He Zollicoffer Zugesandt und ihm gemeldet daß ich die Ehre haben würde Ihnen augenblicklich die nehmliche quelle Zu entdecken, weil wir doch keine bessere finden würden. Edler Mann! Sie können nicht glauben wie sehr ich Sie liebe und wie hoch ich Sie schäze! wie viel ehre haben Sie sich nicht durch Ihre werke, die werke Ihres geistes gemacht die so verschieden sind und dann wie viel Ehre haben

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Sie nicht der Deutschen Sprache und unßerer ganzen Nation dadurch auf ewig gemacht! Bald wird hier eine Auflage in 4 t0 Ihrer Werke erscheinen. Sie soll prächtig werden: iede Idille bekommt einen Kupferstich u. s. w. der Unternehmer der Ausgabe, wie der Zeichnungen ist ein Maler, den ich aber nur dem Namen nach kenne; der aber als königlicher Preißegewinner in Italien gewessen ist. Man saget gutes von seiner kunst und lobet sein unternehmen. Erlauben Sie mir Zu bekennen wie stolz ich auf Ihre freundschaft bin und hinzu zu fügen daß alle wir deutsche in Paris nie aufhören werden es auf Ihren Namen zu seyn! Ich hoffe, sobald es mir geschäfte und gesundheit erlauben, Ihre gemälde bey Herrn Girardot zu sehen, mit begier und Vortheil zu sehen. Es ist ein neues fach in dem ich noch nicht das Vergnügen habe Sie Zu kennen und doch so gerne kennen möchte. Ewig werde ich die Ehre haben mit der besten Hochachtung und wahrer freundschaft Zu seyn Meines edlen Herrn unterthänigster diener Wille *ein Brief ν Desfriches vom 7 April 1779 Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 522 a. III 139. Erstdruck in: Paul Leemann van Eick (vgl. Brief Nr. 225), S. 188-190. Mit diesem Brief antwortet Wille auf Geßners Brief vom 25. September 1779 (Nr. 336), in welchem dieser von dem wahrscheinlichen Verlust des Briefes und der Zeichnung von A. T. Desfriches berichtete. 7 Zolicoffer] Hans Georg Zollikofer (1726-1800), Goldchmied in St. Gallen. 41 eine Auflage in 4to Ihrer Werke] wahrscheinlich: S. Geßner, Œuvres, 3 Bde., Paris: Veuve Hérissant, Barrois l'aîné, o.D., [1786-1793], in-fol. (enthält: Idylles, Mort d'Abel, Daphnis, von M. Huber übersetzt; Nouvelles idylles, von J. H. Meister übersetzt: Pastorales, vom Abbé Bruté de Loirelle übersetzt). 49 Girardot] Vier Gemälde Geßners wurden im Gemädekabinett des Herrn Girardon de Marigny ausgestellt (vgl. Geßners Brief vom 25. September 1779).

343 An Alexandre Joseph Comte de Respani {Paris, Mai 1780) {.Entwurf) Je dois paroitre un homme très négligent a vos yeux; mais si vos bontées pour moi, sur lesquelles j'ay toujours compté avec la plus grande confiance subsistent encor, espère que vous voudrier non seulement me pardonner une faute apparente mais m'accorder une faveur que j'ose vous demander avec insistance. Il y a près d'un An que j'ay commencé la gravure d'une petite planche représentante, non une agréable fille, mais une vieille femme dont le tableau qui est dans mon cabinet est peint par le célèbre Gérard Daw. Dès le commencement de mon travail Möns, ie m'étois proposé d'obtenir la permission de vous le Dédier. L'ambition de prouver aux Amateurs que ie pos-

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Brief 343

sède les bonnes graces d'un aimable Seigneur déscendant de L'Immortel Rubens ne me quitte pas et ie pense qu'ils ne me désapprouveront pas. J'ose dont vous prier Monsieur de m'accorder ma demande et si vous daignez le faire de me faire la Grace de m'envoyer vos Armes et vos titres le plus clairement et exactement possible car il ne manque a mon ouvrage quelque foible qu'il puisse être que ces parties, la planche étant absolument fait et finie et L'auroit été bien plus tot si ie n'avois pas été très incommodé L'hiver passé. J'aurois du commencer ma lettre pour vous remercier du présent que vous avés bien voullu m'envoyer par Mr. Tardieu mais espère que vous ne dédaignerer pas entièrement la Gratitude de mon cœur quoique un peu tard. Je trouve que vous avez divinement bien fait d'avoir donné la Mort de Me Anton a Mde Eckhard. Il faut obliger le sexe par tout les moyens possible, c'est dans L'ordre, aureste ie suis prêt a le restituer aussitôt que voudrier bien le désirer! Que ie désirerois fortement faire le voyage exprès, et vous présenter mes devoirs dans votre heureuse patrie; mais ie deviens comme tout le monde de jour en jour plus âgé; cela cependant ne m'empêchera jamais d'être avec un profond respect de Mr le Comte Archives Nationales Paris 219 AP. 7 Dauw] La tante de G. Dow, nach einem Gemälde von G. Douw, von Wille gestochen und dem Grafen A. J. von Respani gewidmet (1780, vgl. Le Blanc Nr. 60, Nagler Nr. 164). Der Stich wurde schon 1762 begonnen, wie aus Willes Brief an J. M. Usteri vom 29. März 1762 erhellt (vgl. oben). 2 0 - 2 1 Mort de Me Antoine] Respani hatte den Eckhards ein Exemplar von Willes Stich La Mort de Marc Antoine (1778, Le Blanc Nr. 4, Nagler Nr. 107) geschenkt (vgl. Respanis Brief vom 8. April 1779).

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Von Alexander Joseph Comte de Respani Mecheln, 1. Juni 1780

Monsieur Je profite de L'occasion de Monsieur van Spaendonck, (qui veut bien se charger de vous remettre cette Lettre) pour vous exprimer combien, je Suis Sensible a votre Souvenir et combien je Suis flatté du témoignage public, que vous voulez bien me donner de votre amitié, dont vous n'avez jamais cessé de me fournir des preuves, depuis L'heureux moment, auquel j'ai eu L'honneur de faire votre connoissance. je considérerai toujours cette marque de votre bonté comme un excès auquel votre amitié pour moi veut bien Se porter car comment puisje nommer autrement L'attention qu'un homme comme vous, dont chaque morceau est un chef-d'œuvre, veut bien avoir de chercher dans une province éloignée, un individu qui Le mérite Si peu que moi, pour Lui dédier une de Ses productions, enfin je ne finirais pas Si je devois vous dire tout ce que je pense sur votre mérite et Sur mon indignité, c'est pourquoi je

Mai 1780

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vais me mettre en devoir de Vous satisfaire Sur ce que vous avez La bonté de me demander a ce sujet. je joins ici mes armes que mon ami Monsieur Herreyns, a bien voulu prendre La peine de dessiner pour vous être envoiées. Voicy mon nom et mes titres. »Alexandre Joseph Comte de Respani, Seigneur de Vremdyck, un des quatre commissaires pour La direction de L'académie Royale de dessein et d'Architecture établie a Malines«. Le titre dont je me fais Le plus de gloire, est celui d'être votre ami, je vous prie donc de ne pas L'oublier Sur votre ouvrage, car ce mot a un Sens Si propre et Si déterminé, qu'il n'admet pas de Synonime, c'est pourquoi toute autre expression ne manqueroit Sûrement pas d'altérer en quelque façon, dans une ame délicate Le plaisir que vous me faites éprouver et dont je Sens Si bien La jouissance. Monsieur Van Spaendonck aura aussi La bonté de vous remettre une médaille frappée pour L'accadèmie Impériale et Royale des Sciences de Bruxelles et qu'elle distribue a chacun de Ses membres a chaque Séance. Je L'ai obtenue d'un de mes amis, qui est de cette compagnie, je Suis toujours a La chasse, pour Vous procurer celles, qui ont été frappées Sur Les différens événemens de ce pais, j'ai donné commission pour cela dans plusieurs villes, et quoique je n'aie encore pu rien acquérir, je ne désespère cependant pas de pouvoir vous en procurer avec Le tems. Je Suis charmé que vous approuviez Le cadeau je j'ai fait a Madame Eckhardt; vous Sentez bien que c'est Le Marc-Antoine avec La Lettre que je Lui ai donné, car celui avant La Lettre, n'est pour personne et je ne L'abandonnerai qu'avec La vie. nous attendons tous Les jours La Seconde partie du Graphomètre, que je ne manquerai pas de vous envoïer dabord que je L'aurai reçue. un désir bien ardent, qui me reste a voir accompli, est de Vous posséder dans ma patrie, que Vous appelez heureuse il est vrai que c'est un bon pais pour La vie animale, mais du coté du génie et de L'esprit nous sommes encore reculés de bien des modes, enfin elle ne sera jamais plus heureuse pour moi, que quand j'aurai Le bonheur de Vous y voir, pour tacher de m'acquitter de La reconnoissance que je Vous dois et pour Vous convaincre des Sentimens d'amitié, d'estime et de Vénération avec Lesquels j'ai L'honneur d'être, Monsieur et très Cher ami Votre très humble et très obéissant Serviteur et ami Sincère et Dévoué Le Comte De Respani Malines ce 1. Juin 1780 Archives Nationales Paris 219 AP. 16 Herreyns] vielleicht Wilhelm Jacob Herreyns pen. 3 6 - 3 7 Madame Eckhardt] vgl. vorigen Brief.

(1743-1827), Maler in Antwer4 0 Graphomètre] A. G. Eckhardt,

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Brief 343

Beschryving van een algemeenen graphometer ..., 's Gravenhage 1778. Französische Übersetzung: A. G. Eckhardt, Description d'un graphomètre universel..., Lahaye [Den Haag]: J. H. Munnikhuizen, 1778.

345 Von Alexander Joseph Comte de Respani Mecheln, 26. Juni 1780 Monsieur L'empressement avec Lequel j'avois Saisi L'occasion de Monsieur Van Spaendonck, pour vous témoigner combien j'étois Sensible a L'honneur que Vous voulez bien me faire, a été cause que je n'avois point apperçu une petite faute, qui S'étoit glissé dans Le dessein de mes armes, que je Vous ai envoié par Lui. c'est en parlant avec Mr. herreyns, que j'en ai été convaincu, il est assurément un des premiers dessinateurs de L'Europe, mais une petite règle du Blason, qui Lui étoit échappée dans ce moment, a fait ensorte qu'en Voulant corriger L'original, il a commis cette petite inexactitude. C'est pourquoi je prens a présent La Liberté de Vous envoïer, un dessein exact tel qu'il doit être pour qu'au cas que cela Soit encore possible, vous puissiez Le faire imiter. Si vous y trouvez La moindre difficulté Le mal n'est pas fort grand, je n'ai pu vous L'envoier plus tot, parce que mon ami Monsieur herreyns a été absent et comme je L'attendois de jour en jour j'ai toujours pensé, que je n'aurois pas du attendre Si Longtems. vous en verrez La différence dans Les couronnes et dans Le Casque et Le Vol qui Surmonte Le tout. Je vous demande mille pardons de Vous donner tant de peines, mais je me Serois toujours reproché, de Vous envoïer quoiqu'innocemment, quelque chose qui n'auroit pas été de La dernière exactitude, et cela dans un moment, ou Vous me donnez Les preuves Les plus éclatantes de Vos bontés pour moi, J'espère donc que vous voudres bien m'excuser et S'il Vous étoit possible de m'écrire Seulement deux mots pour me dire que vous n'êtes point fâché a moi, je Serois beaucoup plus tranquille, j'espère que Monsieur Van Spaendonck Vous aura remis ma Lettre a Laquelle je me réfère pour ne point Vous ennuïer, par La répétition des Sentimens que La Votre m'a inspiré. Soyez persuadé que je ne désire que trouver Le moment de Vous convaincre, queje Suis prêt a tout entreprendre pour Vous donner des preuves de mon amitié, de mon attachement, et de La parfaite considération avec Lesquels j'ai L'honneur d'être, Monsieur et très Cher ami Votre très humble et très obéissant Serviteur et ami Sincère et devoüé Le Comte de Respani Malines ce 26. juin 1780 excusez mon griffon et mes ratures je Suis prêt de partir pour Anvers, comme je Viens dans Le moment de recevoir Le dessein que je vous envoie, je n'ai pas voulu tarder une minute pour cela.

Juli 1780

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(Von Willes Hand): J'en ai répondu a Mr. le Comte le 1. Juillet. Je l'assure quoique les Armes qu'il m'avoit envoyés étant déjà gravés, que ie les ferois effacer pour substiuer sur la planche celles qu 'il m'avoit envoyées en dernier lieu Archives Nationales Paris 219 AP. 5 Mes armes] Das Wappen für die Widmung der La tante de G. Dow (1780, vgl. Le Blanc Nr. 60, Ν agier Nr. 164). Vgl vorigen Brief.

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Von Joseph Roos Wien, 26. Juli 1780

Wohl Edler gebohrner hochgeehrtester herr Die abriss des h. Barthélémy königl französischer Legations Secraiteur alhier, welcher sein Vatterland besuchet und sich einige monath in Paris aufhalten wird, verschaffet mir die angenehme gelegenheit Ew wohledl mit gegenwärtigen Zeillen meinen Respet abzustatten, hoffend daß sich dieselben in erwünschtem Wohlergehen befinden werden, welches von obigem meinem freynd, und ihnen baldigst zu vernehmen wünsche, weil das gesunde leben meiner werthen freynden mir den grösten Theil meines vergnügen verschafft und ausmachet. Anbey nehme mir die freyheit selbe zu avertiren das, wann h. Chevallier Gluk wieder nach Paris kommet, wie er mir selbst saget, ich ihme einige stüke Zeichnungen von meiner hand mit geben werde diese Ew wohl Edi zu übergeben, und ich bitte zum vorauss mir nach dero Betrachtung ihre güttige Meynung und Rath zu geben, weil ich auf ansuchen reisender Künstler und liebhaber so betriben werde, das ich willens bin Ein ganzes werk herauszugeben. Von allen diesen Zeichnungen welche nach der Natur in verschiedenen orthen verfertiget. Diese aber von welchen die rede ist habe ich ins fleissige, und mit Pistre und andren Tuschfarben. So wie Ew wohl Edi sehen werden abgezeichnet damit diese in Kupferstich könten ausgegeben werden, aber alle zeit mit diesem vorbehält das ich nicht Eher zu werke gehen werde bevor ich nicht dero Werthachtung und Rath erhalte. Schlüsslich habe annoch zu bitten da selbe mein kühnes unternehmen mit gütte übersehen wollen, der ich mit großer hochschätzung und ergebenheit verharr Eur Wohledlergerbohraer Meines hochgeehrten freund unterthanigst gehorsamster Diener Joseph d. Rosa Wienn den 26. Jully 1780 Archives Nationales Paris 219 AP.

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Brief 347

Von Alexander Joseph Comte de Respani Mecheln, 7, August 1780

Monsieur Une absence que j'ai faite justement dans Le tems que Votre Lettre gracieuse est arrivée chez moi, a été cause, que je n'ai reçu que dans ce moment La boete avec Les estampes que vous avez La bonté de m'envoïer, elle est restée pendant tout ce tems, au Bureau de Bruxelles, ou on n'a pas voulu La Lacher, au moins queje ne donnasse une déclaration et c'est ce queje me suis empressé de faire d'abord a mon retour. Je ne saurois Vous exprimer Monsieur, Les Sentimens dont votre bonté et votre générosité m'ont pénétré, en vérité je suis confus au delà de L'expression et ma délicatesse allarmée me reproche Sans cesse que je n'en Suis pas digne. C'étoït déjà bien plus que je ne mérite de me donner un témoignage public de votre amitié, en disant a tout L'univers, queje Suis Votre ami et que vous êtes Le mien. Soiez persuadé du prix infini que j'attache a un titre Si glorieux pour moi et que je voudrais de bien bon cœur consacrer une bonne partie de mes jours, pour vous en témoigner ma reconnoissance. je Suis né Sensible, mon cœur est capable d'amitié et j'adore autant que j'admire Le génie et le vrai talent, jugez donc vous même tout ce que vous êtes capable de m'inspirer; j'ai trouvée votre estampe Supérieurement belle et j'ai été enchanté de La beauté de La gravure et de L'expression. Je ne Saurai jamais me pardonner La peine que vous avez eüe de graver deux fois mes armes, c'est un reproche queje me fais Sans cesse et je vous prie encore une fois de vouloir bien m'excuser. J'ai été bien mortifié d'apprendre que vous étiez incommodé d'une fluxion Sur les ieux, j'espère que vous en avez été délivré promptement. Vous vous moquez en vérité de moi, quand Vous me demandez pardon du peu de convenance de Votre Lettre, je vous assure qu'il n'est pas possible d'en écrire une plus obligeante, plus pleine d'amitié et plus cordiale, que celle dont vous m'aviez bien voulu honnorer. Je ne cesserai jamais de Vous répéter que je ne Serai content que quand j'aurai Le bonheur de vous recevoir une fois dans ma patrie, pour Dieu accordez moi cette satisfaction, vous serez chez moi comme chez vous et vous verrez que ma reconnoissance part exactement de mon cœur, car je tacherai de vous La prouver naturellement et Sans gêne, en attendant cet heureux moment, je vous prie de me conserver votre amitié que je tacherai toujours de mériter par tout L'attachement, L'estime et La Vénération, avec lesquels J'ai L'honneur d'être, Monsieur Votre très humble et tres obéissant Serviteur et ami Le Comte De Respani Malines ce 7. Août 1780

September 1780

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Archives Nationales Paris 219 AP. Vgl. Respanis Briefe vom 1. und vom 26. Juni 1780.

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Von Michael Huber Leipzig, 20. September 1780

Leipzig ce 20 7bre 1780 Monsieur mon ami, En recevant votre lettre du 29 juin je me faisois une vraie fête de vous quereller un peu sur votre négligence à me faire réponse à je ne sais combien de lettres; et puis point du tout, voilà que j'ai laissé passer le temps de vous écrire et que je me trouve dans le cas, ce qui n'est pas rare, de vous demander excuse moi-même de mon retardement, si vous saviez mon cher ami, combien je suis harcelé à droite et à gauche depuis la st. jean, je vous inspirerois plus de pitié que de courroux. Aussi j'avance fièrement ma besogne, et à présent que je vous parle la moitié de mon Winkelmann est imprimé. Je mets enjeu toutes les facultés de mon esprit pour que cela soit bien. Aussi j'espère que vous en serez content, et que vous en aurez encore de l'honneur, comme cela est juste, puisque vous êtes le seul de mes amis de Paris qui avez mis de la chaleur à me rendre service. Il faut du courage pour mener cette entreprise à une bonne fin, et vous êtes l'homme pour m'en inspirer. Toute l'impression sera finie au nouvel ans; peut-être les gravures m'arrêteront un peu plus longtems. J'ai pour imprimeur un des premiers artistes dans ce genre, c'est M. Breitkopf qui est mon ami et qui m'en a donné des preuves en faisant fondre exprès des caractères pour mon ouvrage. - Mais il ne s'agit pas de cela. Vous voulez savoir ce que je pense des tableaux dont mon ami M. Crayen vous aura fait une éloquente description. Qu'il vous suffise de savoir que, malgré la langue dorée de notre ami, pas un de ces tableaux ne mérite d'entrer dans votre cabinet. Avant de vous avoir écrit il avoit voulu les vendre à Winkler, qui a mieux aimé dire qu'ils n'étoient pas mauvais que de les acheter. D'après ce fait vous voyez bien que vous ne les auriez pas eu s'ils avoient été précieux; car c'est une justice qu'il faut rendre au Winkler, c'est que quand il trouve quelque chose de bon, il ne manque pas de le garder pour lui. Quoiqu'il en soit, bien loin de croire ces tableaux de Dietrich, je ne les crois pas même de ses bons Elèves comme de Klengel; en effet ils tiennent plus de Thiele que de Dietrich par la couleur qui est des plus noires. Les pièces qui représentent un local déterminé, comme die Festung Königstein etc sont les plus médiocres. Je sens bien que ce que je vous dis là est bien peu consolant, mais que faire! La chose me paroît ainsi, et j'ai toujours fait profession de parler tout haut avec vous. - Je suppose que vous avez vu M. le Baron de Schlaberndorf, frere du Comte de Schlaberndorf, que nous avons connu jadis, et fort désireux de faire votre connoissance. Je lui ai donné une lettre qui a dû vous mettre au

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Brief 348

fait de bien des choses que vous paraissez ignorer dans votre épitre du 29 juin. A l'égard du catalogue des tableaux de Wallmoden et Schwalbe de notre Oeser, il paraît que vous n'avez pas lu le commencement de la lettre à M. de Hagedorn; vous auriez vu qu'Oeser le père en est l'Auteur et qu'il l'a fait pendant la derniere guerre qu'il a été à Hambourg et à Hannovre. M.Crayen, qui a été chez moi il y a une couple de jours, m'a dit qu'il y a avoit quelque chose en route pour lui, et qu'il y avoit une pièce de votre façon qui m'étoit destinée. Pour le coup, mon cher ami, vos présens sont plus fréquens que mes remerciemens. Je ne vous ai pas encore remercié duement pour les morceaux que vous m'avez fait passer dernièrement, tant de vous que de mon cher Compère et de M. Maffart. Faites que mon Winckelmann prenne bien à Paris, et j'irai vous remercier de vive voix de toutes vos honnêtetés. Oui, mon cher ami, soit dit entre nous, afin qu'on ne se moque pas de moi, je me berce de la douce espérance qu'à la faveur de mon Winkelmann je pourai faire un tour de quelques mois à Paris. Ce projet est des plus vagues, j'en conviens; mais il me fait grand plaisir, et cela suffit pour m'y arrêter avec complaisance. - Je vous ai marqué dans le tems qu'il n'y avoit rien à faire avec votre Müller, et à le voir passer dans la rue il n'est pas près de raccommoder ses affaires. Cet homme a des idées; il doit cent quarante écus à un marchand d'ici; il fut le trouver dernièrement et lui dit que s'il vouloit lui prêter encore cent soixante écus, cela ferait justement trois cents. Mais comme notre Müller n'est ni Comte ni Marquis, la chose resta sur l'ancien pied. Notre cher M. Chevillet a donc encore une fois franchi le pas? Je prie ma chère commère de n'être pas fâché contre lui; il est si bonne personne qu'il ne peut l'avoir fait que dans de bonnes intentions. Je suis charmé de voir que son épouse va lui donner un Héritier; je suis persuadé que cela l'amusera prodigieusement. Vous faites très bien de profiter de la belle saison et de la passer à la Campagne chez vos amis et vos parents. J'en ferais bien autant si M. Breitkopf me le permettoit. Je viens de lui demander un congé de quatre jours pour aller les passer à Dessau et à Woerlitz où il y a une fête assez semblable à celle de Salencis. Le Prince m'y a invité lui-même; et j'y vais en compagnie de deux Anglois fort aimables, dont l'un surtout, nommé Fergusson, est très intéressant, attendu qu'il a été vous voir il y a trois ans. - Ne m'oubliez pas auprès de mes amis, et faites nos tendres amitiés à notre chère commère et à notre cher compère. Je suis toujours pour la vie votre serviteur et ami Huber Archives Nationales Paris 219 AP. 3 lettre du 29 juin] nicht erhalten. 10 la moitié de mon Winkelmann est imprimé] J. J. Winckelmann, Histoire de l'art de l'Antiquité, von M. Huber übersetzt, 3 Bde., Leipzig: Breitkopf 1781. 35 Comte de Schlaberndorf] L.F. IV Freiherr von Schlabrendorf hatte Wille im Herbst 1763 in Paris besucht (vgl. Journal I, 235, 237, 239). 38 Wallmoden] nicht identifizierbar. 38 Schwalbe] nicht identifizierbar. 47 mon cher Compère] Pierre Alexandre Wille.

Oktober 1780

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349 Von Herménégilde de Joursanvault Bearne, 15. Oktober 1780 Comme un second Eudamidas, mon respectable ami, je vous nomme exécuteur testamentaire, et vous donne des charges sans profit. Avant la fin de ce mois, vous recevrez deux de mes amis, enfants adoptifs tous deux de Bourgogne, tous deux peintres, tous deux élèves de l'Académie de Dijon. Voilà bien des parités, et malheureusement il n'y en a point dans le talent. J'oubliois de dire que tous deux sont honnêtes et probes; mais l'un, celui que j'ai le plus aidé, très-laborieux, très-désireux d'apprendre, très-ambitieux de talent, a un génie froid; l'autre, au contraire, a reçu de la nature ce feu, ce génie qui fait saisir avec rapidité une grande facilité dans l'exécution, une adresse peu commune. Voilà; je crois, leur talent défini; mais ils ont besoin de faire de sérieuses études, et l'Académie de Paris est le lieu que sous vos auspices, mon ami, ils comptent le plus habiter. Les y faire admettre, les recevoir chez vous quelquefois, vous croyez peutêtre que c'est tout ce que je vous demande? Eh bien, non, ce n'en est qu'une mince partie! Je vous ai dit que c'étoient mes enfants adoptifs, je vous ai dit vrai; je les aime très sincèrement et presque également: l'un se nomme Naigeon; l'autre, Prudhon. Voici maintenant ce que je vous supplierai de faire, si vous m'aimez assez pour vous en charger: vous permettrez à ces élèves d'avoir l'honneur de vous porter une lettre de moi; vous leur ferez essayer leur talent, en leur demandant de dessiner d'idée un sujet quelconque, vous verrez s'ils sont assez avancés pour travailler à l'Académie, et vous me direz à qui je dois écrire pour solliciter la grâce de dessiner d'après nature, afin d'aller à l'Académie. Ils iront de temps en temps, monsieur, vous porter leurs études, afin que vous ayez la bonté de juger de leurs progrès et de leur dire votre avis sur leurs défauts. Je suis garant de leur docilité et de leur reconnoissance. M. Naigeon, sage et froid, logera chez une tante à lui, qui le surveilleroit s'il en avoit besoin; M. Prudhon, né avec un caractère moins fort, se livrant avec facilité à l'amitié, sans défiance de ceux qu'il aime, peut tomber dans le précipice le plus affreux, et des sociétés qu'il se fera à Paris dépend le bonheur ou le malheur de savie. Son goût dominant est l'ambition de sortir de la foule des peintres médiocres; il travaille avec ardeur, mais il faut que quelqu'un lui dise de travailler. Si quelque sujet médiocre s'empare de son esprit, ce qui est très-facile, il gagnera son coeur avec aisance, et M. Prudhon l'ouvre à la débauche avec moins de plaisir qu'au travail, mais avec autant de docilité. Il est incapable de dérèglement par lui-même; mais s'il y est conduit, il peut y être entraîné, et cette idée me feroit frémir, si je n'osois me flatter que, par amour pour le bien, par amitié pour moi, par pitié pour cet enfant déjà marié depuis trois ans, vous daignerez vous l'attacher, lui permettre de vous parler

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Brief 349

avec confiance, de vous consulter, et de ne rien faire sans votre aveu et votre avis. Je lui ai montré vos lettres, je lui ai laissé voir la vénération que vous m'avez inspirée; son coeur a été attendri; il vous a nommé son père, il vous respecte et vous aime déjà comme tel. Choisissez-lui ses sociétés, et souffrez que la vôtre et celle de M. votre fils soient des plus habituelles. Convenez qu'il faut compter aussi fort que je fais sur votre bonté et votre indulgence pour vous prier d'une chose aussi délicate; mais c'est moins ici l'artiste célèbre que j'invoque que le très-parfait honnête homme, que l'homme humain et voulant le bien. Que de titres, mon respectable ami, pour m'enorgueillir de l'amitié que vous m'acordez! Joursanvault Beaune, le 15 octobre 1780 Wille, Journal II,

44-46.

17 Naigeon] Jean-Claude Naigeon (1753-1832). 1823), der ein berühmter Maler werden sollte.

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17 Prudhon] Pierre Prudhon

(1758-

Von Herménégilde de Joursanvault Beaune, 15. Oktober 1780

Envoyer à Paris deux peintres et peut-être un sculpteur, c'est jeter de l'eau dans la mer; il n'en est pas moins vrai, monsieur et respectable ami, que j'ose vous demander vos bontés pour MM. Naigeon, Prudhon et Ramey. Ce jeune artiste, victime de la subordination, de l'injustice, vient de perdre le prix de Rome, pour lequel il a concouru à Dijon, et, ne pouvant plus habiter un pays où l'espoir de quatre années de pension à Rome le retenoit, il va chercher à paraître moins médiocre à Paris qu'il n'a paru à notre professeur de Dijon. Je suis sûr qu'il sera goûté; il le mérite par son caractère, ses vertus et son talent; vous en avez un léger échantillon dans le buste en plâtre que j'ai eu l'honneur de vous envoyer. L'éloge que je fais de M. Ramey n'est point emprunté de l'honnêteté; il est vrai et bien senti. Voici son histoire: au concours pour Rome de l'année 1776 son bas-relief, plus suave, mieux composé que celui de ses deux concurrents, ne fut jugé meilleur que de quelques personnes: le plus grand nombre fut pour M. Renaud, et il en eut le prix. La distance d'un de ces morceaux à l'autre étoit si peu considérable que l'on a pu crier à l'injustice. Cette année, deux élèves ont concouru, et on leur a associé un troisième, uniquement pour faire nombre; il est arrivé des malheurs à la figure de M. Ramey, dispute entre les concurrents, et on a ordonné un nouveau concours. Les figures finies, et celle de M. Ramey surtout, parfaite autant qu'une figure peut l'être en province, on a vu se réaliser la fable de l'Huître et les Plaideurs; ni l'un ni l'autre des concurrents n'a eu le prix, et on l'a adjugé sans rime ni raison à ce troisième, que l'on a pris comme supplé-

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Mai 1781

ment. Quatre personnes, séduites par le professeur, qui lui-même l'avoit été, ont eu à peine donné leurs voix, que deux s'en sont repenties, et ont avoué qu'elles n'avoient pas voulu contre-carrer le professeur. Voilà, cher ami, le sujet du départ de M. Ramey, départ qui fait d'autant plus de tort à l'Académie, que cet artiste est reconnu pour être le meilleur de notre petite province. Vous connoissez les deux autres, et j'ose vous les recommander tous trois; mettez-moi à même, mon ami, de prendre ma revanche du soin que je vous donne et de vous témoigner d'une manière sensible la vénération et l'attachement avec lesquels je suis, Monsieur Joursanvault 15 octobre 1780 Wille, Journal II, 46^7 Dieser Brief wurde offensichtlich dem dritten Claude Ramey (1754-1838), den Joursanvault geon auf eine Stufe stellen wollte.

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Empfohlenen offensichtlich

mitgegeben, dem Bildhauer nicht mit Prudhon und Nai-

Von Michael Huber Leipzig, 11. Mai 1781

Leipzig, ce 11 mai 1781. Monsieur et eher ami, Voici un enfant de Leipzig qui vous remet ce paquet et que je recommande à votre protection. C'est un jeune homme qui va chercher fortune à Paris et qui se propose d'enseigner le pur Allemand-saxon à vos Parisiens. Les Professeurs sous lesquels il a étudié parlent avec éloge de son application et de ses progrès dans les humanités. Si vous avez des Ecoliers à lui donner, vous l'obligerez beaucoup, et moi aussi; je crois qu'il ne sera pas difficile et qu'il prendra tout ce qui se présentera. Le voilà au courant de la rivière; il faut qu'il s'évertue lui-même pour se sauver. Je souhaite que les commencemens de son séjour à Paris soient moins durs pour lui qu'ils ne l'ont été pour moi! Après vous avoir parlé des intérêts des autres, je reviens aux miens. Il me semble, mon cher ami, qu'il y a bien longtems que vous ne m'avez pas donné de vos nouvelles. Est-ce ma faute? Est-ce la vôtre? Je n'en sais ma foi rien. Tout ce que je peux vous dire, est que nous avons été dans de cruelles inquiétudes cet hiver à votre sujet. Une de nos têtes légères de ce pays-ci a marqué au Comte de Schoenbourg-Waldenbourg que vous étiez mort, sauf votre respect. Quoique nous n'ayons pas cru cette nouvelle et que nous sommes convaincus que ces sortes de bruits sont des signes de longue vie, nous n'avons été rassûrés entièrement que par Me la Comtesse de Vicedome, la

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Brief 351

mère de M. de Schoenfeld. Il faut que vous sachiez que M. le Comte et Madame la Comtesse de Vicedome ont mille bontés pour moi et pour votre commère, et que je suis dans leur maison, tant en ville qu'à la campagne, comme j'étois chez-vous. J'attens un mot de réponse à cette lettre pour mon entière satisfaction. - Après la Pentecôte prochaine je compte faire partir mon Winkelmann pour Paris: il lui faut encore quelques petits ornemens, auxquels M. Zingg travaille encore, et quand il sera tout a fait ajusté, il aura l'honneur de se présenter à vous en toute humilité. Je ne doute pas que vous ne le receviez bien par amitié pour son pere adoptif. Je vous préviens de ne pas m'envoyer l'argent qui me revient encore là-dessus: je vous prierai, quand vous aurez reçu les exemplaires, d'en remettre l'argent à M. Humblot à qui je dois depuis longtems. - Je vous écris au milieu de la foire: c'est un tems de dissipation pour moi, et je vois des Etrangers de tous les coins du monde. - M. Nicolai m'a remis ces jours passés une nouvelle collection de lettres de Winkelmann. Comme j'en ai trouvé de très-piquantes, je vous les envoie pour votre présent de foire et je souhaite qu'elles vous amusent. Vous verrez d'abord qu'elles sont adressées à M. de Stosch-Muzell. - J'arrive dans ce moment et je vois que ma femme a rempli l'autre page, ou elle est entrée dans mes sentimens. Il ne me reste plus qu'à vous dire que je serai toujours de corps et d'ame votre Huber {Von der Hand Françoise Hubers): Monsieur Mon mari vient de sortir après m'avoir fait lire cette lettre. Ayant remarqué que ce côté resteroit blanc, je n'ai pu résister au plaisir de vous dire un mot pour me rapeller à votre souvenir et à celui de Madame Wille à qui j'aurois de grands reproches à faire mais comme je connois son cœur, je suis persuadée qu'elle m'aime toujours aussi je me tairai sur ce qu'elle m'a toujours négligée, et je vous prierai monsieur de l'assurer de toute mon amitié et du plaisir que j'aurois à vous revoir tous les deux. Mon mari qui me fait quelque fois des contes, me disoit ces jours passés que nous ferions peut-être cet autonne un petit voyage à Paris, et il parloit de cette partie comme nous parlions chés vous d'aller faire un tour au nouveau boulevart. Nous nous sommes amusés un moment de cette idée car il est toujours le même et il fait son bonheur de voir l'avenir tel qu'il le souhaite. D'après cela vous pouvés croire qu'il a de grandes espérances sur le succès de Winkelman, cet ouvrage lui a coûté beaucoup de peine et de tems, maintenant il lui coûte beaucoup d'argent dieu veuille que la vente aille comme il s'en flatte, je ne suis pas sans inquiettude sur cet article, mais j'ai été très flattée des amis qu'il a trouvé ici qui lui ont offert de l'argent pour son entreprise mon fils vous assure de ses très humbles respects, ainsi que moi-même, il est grand comme son père, il est étudiant, et on le trouve très instruit, mais jai

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un grand grief contre lui, c'est qu'il aime mieux l'allemand que le françois il vous donnera des preuves dans peu qu'il la cultivé avec succès. mille amitiés à monsieur votre fils. Je suis de tout mon cœur votre t. h. s. F. Huber

Archives Nationales Paris 219 AP. 26 mon Winkelmann] Vgl. Hubers Brief vom 20. September 1780, Nr. 347. 34, 35 Nicolaï/Winkelmann] Wahrscheinlich: Johann Winkelmanns Briefe an einen seiner vertrautesten Freunde [W. von Stosch] in den Jahren 1756 bis 1768, nebst einem Anhange von Briefen an verschiedene andere Personen, Berlin und Stettin: C. F. Nicolai, 1781.

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Von Christian August Clodius Leipzig, Mai 1781

Wohlgebohrner Herr, Sehr werther Gönner und Freund, Der Name Mengs und Wille erfüllen Italien, Spanien und Frankreich. Der Tod hat uns Mengs geraubt; Sie, lieber Wille, machen noch Deutschland bey allen Völkern, wo Geist und Kunst bewundert wird, Ehre. Dies ist ein Beruf für mich, da ich eifersüchtig auf den Ruhm deutscher Verdienste bin, Sie zu verehren und zu lieben. Nehmen Sie als einen Beweis dieser feurigen Hochschätzung die Versicherung meiner Freundschaft und diese Sammlung meiner neuen vermischten Schriften. Hagedorn, Uz, Weiße und Rammler haben mich ermuntert; es würde mir schmeichelhaft seyn, wenn sie auch unsers Wille Beyfall erhielten, besonders da sich ein Theil derselben mit Kunst und Alterthümern beschäftigt. Daß ich in dem Gedichte an den Herrn von Schöpping und in andern Abhandlungen Ihren Namen mit Ehrfurcht genannt und Ihnen für Ihr schönes Geschenk öffentlich gedankt habe, werden Sie meiner Offenherzigkeit verzeihen. - Nun eine ernste Bitte an den Menschenfreund Wille. Der Verfaßer des Briefs an Voltaire der Rußische Graf und Kammerherr Schuwalow, der in Paris ist, hat mir vor kurzem aufs verbindlichste geschrieben. Ich halte es für meine Pflicht, Ihm als einen Kenner der schönen Litteratur meine Werke zu übersenden, und ich ersuche Sie, theuerster Freund, ihm die beygelegten Schriften mit der Versicherung meiner Ehrfurcht durch sichere Hand überreichen zu laßen. Es versteht sich, daß Sie ihn nicht mit einem andern Schuwalow verwechseln, der, wenn ich nicht irre, als Gesandter nach Paris und zurückgegangen ist. Auf allen Fall können Sie von d'Alembert und andern Akademisten, die ich meiner Ehrfurcht versichere, die genauste Nachricht bekommen: Sollte indes der Graf durch einen andern Weg zurück nach Petersburg gegangen seyn, so ersuche ich Sie, entweder durch

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Brief 352

sichere gelegenheit das Paquet ihm nach oder mir mit der Post zurückzusenden. Noch eins, theuerster Freund, und mit vollem Vertrauen eines Deutschen gegen einen Deutschen. Der Eigennuz war nie die Triebfeder meiner Schriften; indes, da einmal meine Freunde mich zum Selbstverlag meiner Werke ermuntert haben, so will ich den Plan auch ausführen. Da mich der Buchhandel natürlich nicht unterstüzt, so muß ich durch meine Freunde den Verkauf des Werks befördern. Um das Werk in Paris bekannt zu machen; übersende ich Ihnen drey Exemplare auf Spekulation, um sie vielleicht in einigen Häusern unterzubringen, wo man die deutsche Litteratur liebt. Sollten Sie mehrere freunde finden, oder das Werk durch einen Gelehrten in öffentlichen Blättern bekannt machen, desto beßer für den Autor, von dem Sie augenblickliche Übersendung erwarten können. So viel, mein theurer Wille von diesem unschuldigen Geschäfte, das Ihnen aber auf keine Art zur Last werden soll. Wenn mein Wunsch erfüllt wird, so breche ich einmal durch und fliehe nach Paris; und was könnte ich aus dieser königlichen Stadt schöneres zurückbringen als die Bekanntschaft der vortreflichen Männer, die ich aus der Ferne vernehme, und die Freundschaft eines Künstlers, deßen Herz so groß ist als sein Genie. Mein liebes Weib, das Sie aus meinen Schriften kennen lernen, und mein Sohn, der ihrem kleinen Physiker ähnlich sieht bewundern Ihre Kunst und grüßen Sie von Herzen. Daß ich in der Schlacht bey Chios und in mehreren Gedichten ganz Engländer bin, wird mir ieder Kenner der Kunst verzeihn; die Politik des Dichters ist, sich in den Enthusiasmus ieder Nation zu setzen, in deren Seele er denkt. Leben Sie wohl, theuerster Freund und verehrungswürdiger Mann; gönnen Sie mir bald eine geneigte Antwort und ermuntern Sie auch meinen Schenau und Geyser durch Ihr (Los). Ew Wohlgevohren ergenbenster Diener u Freund Christian August Clodius Leipzig dem May 1781 Wegen dringender Geschäfte nicht mit eigner Hand, aber ganz mit eigenem und freundschaftlichen Herzen. Den Überbringer einen würdigen jungen Mann, deßen Muts nach Paris zu gehn, ohne reich zu seyn, ich billige, empfehle ich dem Schutz und der Freundschaft aller freunde der Wißbegierde u Litteratur. Sollte mein Brief an den Rußischen Grafen von Schuwalow später ankommen, so vertritt die Vorrede des vierten Bandes und das ihm geweyhte gedieht

Juli 1781

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im 4. Band p. 234 die Stelle eines Privatbriefs. - Versichern Sie ihn meiner Ehrfurcht. Ich bleibe Ihr Clodius. ( Von Willes Hand): Répondu a Mr Clodius professeur a Leipzig Archives Nationales Paris 219 AP. 3 Mengs] A. R. Mengs war 1779 gestorben. 8 - 9 Sammlung meiner neuen vermischten Schriften] vielleicht: Christian August Clodius, Harmonides, dissertatio de necessitudine litterarum et philosophiae ..., Lipsiae, ex officina Loeperia, 1779. 16-17 Der Verfaßer des Briefs an Voltaire] Comte André Pétrovitch Chouvalov, A Voltaire. Ode, Amsterdam 1779. 48 Ihrem kleinen Physiker] Le Petit Physicien, nach einem Gemälde von G. Netscher, 1761 von Wille gestochen (vgl. Le Blanc Nr. 66, Νagier Nr. 170).

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Von Charlotte Louise Gräfin von Bentinck Hamburg, 6. Juli 1781

Je suis plus fière Monsieur, du souvenir obligent dun homme aussi illustre que vous, que je ne le serais de celuy de Touts les souverains qui Courent le monde aujourdhuy. Je veux vous en marquer moy mesme toute ma Gratitude. Je ne m'en fie pas mesme a nostre cher M r Weisbroodt; luy pour qui ma Confience et mon amitié sont sans bornes; pour vous exprimer le degré d'Estime que vous m'inspires. Vous le Chérisses en Père, et jay pour luy des Entrailles maternelles depuis quii existe. Si nous Eussions tenu un Enfent Ensemble sur les fonds baptismeaux je serais vostre Comère. Mais cette bricolle cy ne formerait Elle pas Entre nous, une aliance presque aussi intéressante et aussi Sacrée? Sa première et digne mère, a qui Seule jay cédé jusques ici ses droits sur son affection; est dans un estât bien douloureux et bien critique. Elle na de consolation que dans les soins infinis de ce bon fils. Pendent quii se partage entre nous, Monsieur, vous êtes un Aiment qui lattire continuellement vers la france, je l'en estime tout en estent tentée den estre un peu jalouse. Souvener vous Equitablement que jay die älteste Briefe; et laises nous jouir dans notre age avencé d'un bien que vous possèderes apparament longtemps après nous d'eux. Vous vous pleignes de vos yeux, Monsieurs, ces yeux si utiles et si prétieux aux amis des arts et a l'honneur du siècle. Je veux donc devenir utille a mon Tour en Contribuant a les Conserver. Je vous envoyeray en peu de semaines une Eau dont je me sers de mère en fille depuis trois générations et par le secours de la quelle ma g d Mère, a 84. et ma Mère a 94 ans, Ecrivoient sans lunettes. Hastes vous de marquer a M r Weisbroodt si vos yeux saccomodent mieux de ce qui rafraîchit ou de ce qui fortifie? Cest ce que je dois scavoir préalablement.

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Brief 353

Faites acepter Sil vous plaît mes meilleurs Compliments a Madame Vostre Epouse. M r Weisbrodt ma parlé d'elle avec trop d'Eloge pour ne pas ambitionner aussi une petite place dans l'honneur de son souvenir. Elle remarquera quii ne ma Echapé dans Tout mon billet qu'un seul mot d'Allemand, pour ne pas perdre Sa bienvoeuillance. Jay hazardé de vous Ecrire Sans Cérémonie. Vous me parroissés bien au dessus de ce qui ne convient qu'au demi mérite, et la Sincérité des sentiments valent mieux que lusage et les Etiquetes. Ils vous seront Consacrés Tout le reste de ma vie. Hamburg le 6 juillet 1781 C sse de Bentinck née C sse d'Aldenburg P.S. Il me reste une Grace a vous demander cest de vouloir bien me mettre un peu a mon avantage dans les papiers de L'aimable Monsieur Aumont, a titre d'humble adoratrice de l'antiquité qui laye choisie pour mon Apotre et mon guide, avec une docilité, dont il sera content, et quii mérite si bien par letendue de ces Connoissances et sa Complaisance a mon Egard. Archives Nationales Paris 219 AP. 4 Mr. Weisbroodt] Carl Wilhelm Weibrod (1743 - ca 1806) blieb dank einem Stipendium seiner Gönnerin C. L. Gräfin von Bentinck vom 18.10.1767 bis 1780 in Willes Zeichenschule. 1780 ging er nach Hamburg zur Gräfin zurück, die ihn mit der Reproduktion von antiken Münzen aus ihrer Sammlung beschäftigte (vgl. Schulze Altcappenberg, S. 357). 39 Aumont] nicht nachweisbar.

354 An Anna Amalia von Sachsen- Weimar Paris, 6. August 1781 Madame Dès le tems que Votre Altesse Sérénissime m'eut fait la Grace d'accepter, avec une Bonté extrême, les Dessins que j'osois lui envoyer, j'avois commencé la Gravure d'une Planche d'une grandeur raisonable et de ces Tems, suposé que mon Travail put en quelques sorte réussir, j'euse L'Idée secrète de soliciter auprès de Votre Altesse une Grace nouvelle, celle de m'accorder la Permission de lui dédier mon Estampe, comme a une Princesse qui possède des Connoissances rares et supérieures, qui est des plus indulgente et qui a été Mère. Le Tableau qui m'a servi est de mon fils, Peintre du Roi, et le sujet est des plus simples et pris dans la Nature. C'est une Mère agréable, assise et pressant Son Enfant contre son sein; L'Enfant, dans sa Joye innocente carresse de ses deux petites mains le Visage de sa mère. Je serais Madame dans une bien plus grande Joye si Votre Altesse ne voullut pas m'afïliger par un Refus; mais qu'Elle voullut bien ordonner que ses Armes, pour mettre au bas de la Planche, me fussent envoyés, de même que ses Noms et Titres écrit très

August 1781

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lisiblement. Je pense par a port au premier objet qu'un Cachet d'une certaine Grandeur et bien exprimé, seroit excellent; ou bien que mon Ami Mr. Kraus, qui est complaisant, vouderoit les dessiner le plus exactement possible. Je suis avec le plus profond Respect Madame De Votre Altesse Sérénissime Le très humble et très obéissant Serviteur Wille Paris le 6 Aoust 1781 Handschrift aus den Beständen des Staatsarchivs Weimar. Signatur: Hausarchiv A XVIII Nr. 109. Vgl. Wittes Brief an die Herzogin vom 9. April 1780. 7 dédier mon estampe] Les délices maternelles (Eine Frau im Sessel mit dem Kinde), nach einem Gemälde von P. A. Wille, 1781 von J. G. Wille gestochen, der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar gewidmet (Le Blanc Nr. 58, Ν agier Nr. 162).

355

Von Johann Martin Preisler Kopenhagen, 18. August 1781

Copenhagen den 18ten August 1781 Daß ich den Tag erleben solte, mein bester, liebster freund, Ihnen meinen Sohn persöhnlich zu empfehlen, hätte ich mir kaum träumen lassen. Ich habe es der gütigen Vorsehung meines Gottes zu dancken; Und wie freue ich mich an Sie zu empfehlen, von dem er auf alle Weiße profitieren und angewiesen werden kan! Gleiche Freude u gleichen Antheil nimmt auch meine liebe frau daran, die sich Ihnen ganz besonders empfiehlt. Eltern sind deswegen nicht wenig glücklich zu schäzen, die einen Will in der frembte haben, an welche sie ihren Sohn empfehlen können. Ach! Bezeigen Sie sich an ihm, als mein so theurer alter freund; Würdigen Sie ihn von Ihren grosen Einsichten in seine Kunst, und zeigen auch ihm die grosen Vortheile, die nur Sie besizen und die Sie sonst an so vielen andern bewiesen haben. Und da in einer so langen Reihe von Jahren, Ihnen Paris ganz bekant seyn muß, O! so lehren Sie ihm auch bey aller Gelegenheit, wie er seine Aufführung einzurichten hat, um sich jederman recht gefällig zu machen (NB soweit als christlich ist) Verzeihen Sie diese Parenthese, sie flos mir so schnell aus der feder, weil ich meinen Sohn vor allen dingen, die so wohlthätige Religion allezeit empfohlen habe, und aus eigener Erfahrung weis, daß, um andern gefällig zu seyn, man in grobe fehler und Laster fallen kan. Und nun weiter: lehren Sie ihm auch, wie er als guter Haushalter auf die beste Weiße Logis, Kost und alles andere anzuschaffen und zu nehmen hat; Denn ich muß Ihnen nur gestehen, daß ich es bey meinem hiesigen u so langen Aufenthalt, nicht so weit gebracht habe, daß ich meinem Sohn weitern Zuschuß thun könte, als er zu verzehren hat. Und wie

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Brief 355

sehr werden nicht frembte aller Orten beschuppt, wenn sie nicht selbst Bescheid wissen. Es ist vieles, worum ich Sie, mein theurester freund, bitte u ersuche; da Sie ihm aber doch, wie ich mir schmeichele, freyen Zutritt in Ihr Haus verstatten werden, so könnte ohnmasgeblich bey jeder Gelegenheit so gütige Erinnerung gegeben werden. - Wir Eltern wünschen indessen von ganzen Herzen, daß er sich durch seine eigene gute Aufführung am besten empfehlen, und sich Ihrer Liebe u Wohlwollen, je länger je würdiger machen möchte. Mein Sohn wird die Ehre haben, Ihnen mein Allerliebster, zwey Blatt von meinen lezten Arbeiten zu überreichen; Ich sehe gar wohl ein, daß sie nicht so sind, wie ich sie vielleicht vor 20 oder mehr Jahren würde gemacht haben; indessen dancke ich Gott, daß ich noch so viel zuwege bringen kan. Könnte man nur Liebhaber ausfindig machen, daß man nicht so ganz umsonst arbeiten muß. Mit Kunsthändlern mag ich nichts mehr zu schaffen haben. Sie nehmen greuliche P. C. oder man bekömt zulezt weder Geld noch Abtruck wieder zurück, wie ich leider zu meinem Schaden, mehr als zu viel habe erfahren müssen; Und nun inskünftige: point d'argent, point de suisse. - Zu den Zwey ermeiden Abtrucken, habe ich auch einen Wasserschieben mitbeygelegt, im fall, daß Sie von unserm gemeinschaftlichen freund, nicht schon vor langer Zeit davon erhalten haben. Was ich Ihnen sonst berichten könte, können Sie von meinem Sohn mündlich erfahren; Ich will Sie also mit meinem Schreiben nicht länger aufhalten, und wiederhohle nur meine obige Bitte: sich meines Sohnes bestens anzunehmen, und ihn Ihres Schuzes u Ihrer huid zu würdigen. Ich umarme Sie, und nebst mein u meiner Frau empfehl an Ihre Frau Gemahlin u Ihren Sohn, bin ich ewig Der Ihrige J. M. Preisler Archives Nationales Paris 219 AP. 2 - 3 Mein Sohn] Johann Georg Preisler, der Sohn Johann Martin Preislers, hat sich zwischen 1781 und 1788 in Paris aufgehalten und ist Willes Schüler gewesen. J. G. Preisler wird zum ersten Mal 1783 in Willes Tagebuch erwähnt (vgl. Journal II, 71).

356 An eine unbekannte Großadelige aus Paris, 13. September 1781

Mitteldeutschland

Madame! Après la mort du respectable Comte de Golowkin, dont ie regreterai longtems la perte, Mr le Comte son fils, parti d'icy le 2 de ce mois, a bien voullu se charger d'un Rouleau d'Estampes qu'il m'a promis de remettre a Mr de Buri a Glessen Ce rouleau contient, entre autre, celles que Votre Altesse a daigné me demander par sa note du 2 du mois de may passé et qui sont du prix, au

September

1781

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Total, de 41 livres. J'ay déjà écrit a Mr de Buri, le priant de joindre cette petite somme a celle qui me revient de sa part, de la remettre compiette, a une personne que ie lui indique, peu riche et peu éloigné de Glessen, a laquelle j'en fais Cadeau. Au reste Madame ie me permet L'honneur d'assurer Votre Altesse que les Epreuves qu'elle recevra sont des premières imprimées, parfaites, très difficiles a découvrir et des plus chères lorsqu'on les rencontre par hazard, chez les Marchands. Je ne dis pas cecy pour les mettre a un plus haut prix, ie n'agis que par zèle, ne désirant que le plaisir de contribuer, s'il est possible, a fortifier L'amour que Monsieur le Comte Votre fils, sent pour les Beaux Arts et me préparer par la une part dans son Amitié. J'ay vue et je pense sans cesse qu'il n'y a rien de si admirable, de soi digne de Respect et d'amour, qu'un homme de naissance instruit et rempli de différentes Connoissances. un Esprit cultivé sera aimable, le Bénéfice de cette qualité sera pour lui comme pour ceux qui L'entourent et le fréquentent, et selon les occasions diverses, il aura des agréments et des plaisirs que L'Esprit de L'ignorant n'a pas la faculté de soupsonner et qui, souvent, faute de culture se trouve a L'égal de L'homme sauvage, dont les qualités dominantes sont L'orgueil, la présomption et la Dureté. Aussi sera il d'autant plus détesté qu'il devoit ou pouvoit, en avoir d'autres. Que Votre Altesse me parroit heureuse! Je vois par les lettres qu'Elle a daigné m'écrire, la Grandeur de son Ame, la justesse de son Esprit et la bonté de son Cœur, le Résultat de L'ensemble doit être parfaite! C'est icy Madame que j'ose suplier votre Altesse d'accepter un des Deux Dessins qu'Elle a désirés de ma main. L'un est mon Portrait au Crayon rouge, L'autre un paysage colorié avec figures. Ces deux Dessins sont encadrés en Bordures dorées et dans une Boëte a L'adresse de Msrs holzmann a Francfort, auxquels ie dois écrire en conséquence. C'est Mr. Henaut Secretair du Duc de Saxe-Gotha qui s'en est chargé avec promesse de les remettre luimême a vos Agents, qu'il m'a dit, être de sa connoissance. Je ne désire dont actuellement rien de plus, sinon que mon faible travail et mon offre ne puissent pas entièrement déplaire a Votre Altesse Je suis avec le plus profond respect Madame de votre Altesse Le très humble et très obéissant serviteur Wille Paris le 13 7bre 1781. Handschrift aus dem Bestand der städtischen Sammlungen Wetzlar. Vielleicht handelt es sich um einen Brief an Karoline Luise Markgräfin von Baden-Durlach. 31 - 3 2 m o n Portrait au crayon rouge] Vielleicht handelt sich um das Porträt von Matthäus Halm aus dem Jahre 1766: Johann Georg Wille, Rötelzeichnung, Tondo, 1766. Berlin,

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Brief 356

Kupferstichkabinett. Galerie-Kat., Berlin 1921, Nr. 9389 (dort irrtümlich als Bildnis des Sohnes, P. A. Wille, angegeben). Kopie nach dem Gemälde von Grenze. 1767 stach Johann Friedrich Bause (1738-1814) dieses Porträt (vgl. Boerlin-Brodbeck, S. 158). 3 2 Paysage colorié avec figures] Mehrere Möglichkeiten. Vgl. Schulze Altcappenberg, S. 298ff.

357 Von Salomon Geßner Zürich, 18. Oktober 1781 Zürich d. 18 8br. 1781 Ich wag es, mein Herr und geschäztester Freünd! Ihnen den, der die Ehre Hat, ihnen Diese Zeilen Zuübergeben, Zu empfehlen. Ich weiß, wie großmüthig sie jedes Talent aufmuntern, und daß bereits mancher Künstler seine Ehre und sein Glük ihrem Rath und ihrem Einfluß Zu danken hat. Solt ich mir bedenken machen, ihnen einen jungen Mann Zuempfehlen, der wahre Talente Hat und den der Eifer für die Kunst alein nach Paris Treibt. Es ist Mr Steiner von Winterthur. Er hat seit einigen Jahren mit dem größesten Eifer nach der Natur gezeichnet; die Proben, die er ihnen vorweisen wird, Zeigen, daß er viel Gefühl und natürlichen Geschmak Hat. Er fühlte, wie sehr man Zurük gebunden ist, an einem Orth, wo man weder Unterricht noch aufmunterung Hat, und da er sich jezt ganz der Kupferstecher Kunst, im Fache der Landschaften wiedmen will, so Hat er sich entschloßen, sein möglichstes darfür Zu thun, und entschloße sich, nach Paris Zugehen, wo in seinem Fache so große Künstler sind. Ich hoffe an ihm einen Künstler Zuerleben, der die seltenen Schönheiten seines Vaterlandes Zunutzen weiß; Zingg, der sich auswärts aufhält, ist für Das verlohren. Könen diesen jungen Mann seine Talente und sein Eifer für Die Kunst empfehlen, so Werdens gewiß seine gute Denkarth und seine Sitten eben so sehr thun. Werden sie noch ein gutes Wort für ihn ihrem Herrn Sohn sagen, den ich meiner vollkomensten Hochachtung versichere, so werden sie mich unendlich verpflichten. Unser Freund, Herr Desfriches Hat nun bald wieder Ursache auf mich unzufrieden zuseyn, indem ich ihm wieder Zu lange Antwort schuldig bin; wenn er wüßte wie wenig mir Zeit Zu Corespondenzen übrig ist, so würd er mirs gewiß gerne verzeihen. Ich hab ihm eine Zeichnung von meiner Hand Zugesandt, mit der er nicht unzufrieden Zuseyn schien. Haben sie die Gewogenheit, mich immer mit ihrer Freündschaft Zubeehren, die ich über alles hochschätze; so lang ich lebe, werd ich der ergebensten Hochachtung seyn Mein herr Ihr unterthänigster Gehorsamster Diener S. Geßner Handschrift aus dem Bestand des Oberhessischen Museums Gießen. Signatur: Bg Wi 193. 8 Steiner] Johann Conrad Steiner blieb 1781-1782 in Paris (vgl. Schulze Altcappenberg, S. 350).

November 1781

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Von Alexander Joseph Comte de Respani Mecheln, 3. November 1781

Monsieur et très Cher ami Je Suis en vérité confus des expressions dont vous voulez bien vous Servir a mon égard, dans Le tems que je Suis moi même coupable de La plus indigne négligence au Votre, il est Vrai que j'ai toujours attendu L'occasion d'un de mes amis qui devoit aller a Paris pour vous donner de mes nouvelles, ce voïage a manqué; j'attendois depuis quelque tems L'ami Sauvage, ce charmant patriotte que j'aime aussi autant que j'admire Son talent; il arrive enfin chargé d'une Lettre de votre part, Si cordiale, Si touchante et Si gracieuse, qu'enfin elle achève de me combler de confusion, et cela dans Le tems que je Soupirois après Son arrivée pour Lui en donner une pour vous, dans Laquelle j'aurois taché de vous conjurer de me pardonner tous mes torts. Vous ne Sauriez croire, combien je Suis mortifié, de ce que vos yeux ne Vous ont pas permis de L'accompagner, vous auriez allongé ma vie de dix ans, car je ne Saurais trouver d'expression pour vous donner une idée de La Satisfaction et du contentement que j'aurois de Vous posséder, vous auriez vu par vous même, combien je Suis Sensible a L'honneur que Vous avez bien voulu me faire de me donner un témoignage Authentique et public de Votre amitié, et Le regret que j'ai de ce que ma Situation, ne me permet pas, de Vous témoigner La reconnoissance qu'un Si grand bienfait mérite, car ce Sentiment est un ver rongeur pour moi qui me tourmente infiniment enfin mon cher ami procurez moi Le bonheur de Vous recevoir chez moi, j'ose vous assurer que vous y serez Sans gêne demandez a notre ami Sauvage Si je ne dis pas vrai, j'ai chargé cet ami commun de quelques médailles frappées a L'occasion des Evénemens récens arrivés dans ce pais, j'en ai ajouté une frappée en 1736 en Angleterre de La même facon queje n'avois pas encore vue je Vous supplie de vouloir bien accepter cette bagatelle et je Vous promets toutes celles qu'on frappera dans ce païs-cy. j'ai été aussi enchanté de faire La Connoissance de M r . David, qui outre Son talent Supérieur me paroit un bien bon et bien aimable garçon et je crois que nous avons fait bonne connoissance ensemble, pour notre cher Sauvage vous le connoissez aussi bien que moi et vous ne Sauriez croire combien il vous aime et combien il est enchanté de votre amitié, je vous assure que cela me fait bien plaisir, persuadé comme je Le Suis que vous devez extrêmement bien vous convenir tous deux, outre Son talent c'est bien Le meilleur caractère et L'homme Le plus Sincère, Le plus gai, Le plus discret et Le plus bienfaisant, ces Messieurs Sont partis ce matin pour Anvers a mon grand regret et ce qui me fait Le plus de peine, c'est queje ne Serai pas ici quand ils repasseront, parceque je dois partir demain pour ma Campagne, où j'ai un ouvrage qui demande ma présence pour quelques jours. j'ai été bien fâché qu'il m'a été impossible de faire un voïage a Paris cette année, pour épancher mon ame dans La Votre, comme je ne Sais pas quand je

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Brief 358

pourrai avoir ce bonheur, venez de grace me voir ici, je vous recevrai de grand cœur et je tacherai en toute occasion de vous donner des preuves de L'amitié parfaite et de la Vénération avec Lesquelles j'ai L'honneur d'être, Monsieur et très Cher ami votre très humble et tres obéissant Serviteur et ami Le Comte De Respani Malines ce 3 9bre 1781 Archives Nationales

Paris 219 AP.

359 An Anna Amalia von Sachsen- Weimar Paris, 12. Dezember 1781 Votre Altesse a bien voullu, d'après ma suplication respectueuse, m'accorder la Permission de lui dédier une de mes Productions nouvelles. Cette Grace m'étoit des plus précieuse et ie me suis efforcé de parroitre, par mon Travail, devant Elle de la Manière la plus décente et le plus respectueusement possible. J'ay taché Madame d'agir, par a port aux Armes et aux Titres selon les gracieux Désirs de Votre Altesse, et c'est a Mr. Kraus que j'ay adressé L'Estampes dont ils sont le seul et véritable ornement. Une épreuve est en Bordure et 24 sont en Portefeuille. Daignez Madame recevoir ce petit Tribut avec Bontés et juger avec Indulgence de mon faible Talent, enfin, que pour ma consolation, L'Exemple de Votre Altesse serve de règle aux Connoisseurs actuel et que la Postérité instruit puisse agir de même a L'égard de ma Mémoire. Je suis avec le plus profond Respect Madame de votre Altesse Sérénissime Le très humble et très obéissant Serviteur Paris le 12 Décembre 1781 Handschrift aus den Beständen des Staatsarchivs Weimar. Signatur: Hausarchiv Nr. 109. Vgl. Willes Brief an die Herzogin vom 6. August 1781, Nr. 353.

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A

XVIII

Von Christiane Louise Gräfin von Solms-Laubach Laubach, 9. April 1782

Monsieur, Quoique Vous ne serez guere empressé de voir le faible essai de peinture dont j'ai fait mention dans ma précédente, je serai pourtant bien en peine, si

Mai 1782

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par le retardement de mes promesses, j'aurois pu Vous donner une mauvaise opinion de ma façon de penser et des sentiments qui sont due à Vos bontées. Je Vous épargnerais Monsieur la relation de mes empêchements à qui mon cœur n'a point de part et j'ai l'honneur de Vous présenter c'y joint mon portrait que j'ai fait d'après une peinture de mon maître. Vous me pardonneres l'offrande d'une copie, quand je Vous dis que j'aime trop le vrai, pour pouvoir embellir mes traits, et de l'autre coté ma petite vanité me donne toujours des craintes. Je me rendre encore plus laide que je suis, et notre sexe est sur ce point fort difficile. Je me sers donc de ce moyen, pour ne pas faire un sacrifice à double sens. Je me flatte de Votre indulgence Monsieur que Vous pardonneres aux deffauts de cette peinture, en envisagent que ce n'est que depuis dix huit mois queje viens d'apprendre le dessin. Je reconnois toute l'étendue de ma témérité de présenter a un si grand et célèbre artiste un echantillion de mon savoir faire qui est toute indigne de paroitre devant Vos yeux. Ne me refusez pas Votre critique Monsieur, elle servira à me coriger, et de cultiver de plus en plus une science qui à milles agrements tant pour le cœur que pour l'esprit, mais qui ne m'a donné jusqu'ici qu'un mécontentement (conforme) d'avec mes minces talents. Quel doit être Votre bonheur et satisfaction! Vous, dont l'art réunit tant des graces et des perfections, ah! jouissez en encore bien longtems, d'avec une santé innalterable. ce sont les vœux sincères de celle qui fait gloire de se nomer Monsieur, Votre très humble Servante. Chrétienne Comtesse de Solms Laubach le 9. Avril 1782 (Von Willes Hand)·. Répondu le 20 May 1782 a Madame la Comtesse de Solms-Laubach Archives Nationales Paris 219 AP.

361 An einen unbekannten Adressaten (Herménégilde de Joursanvault) Paris, 25. Mai 1782 Je dois Monsieur et noble Ami vous contredire en commençant cette lettre et j'en suis fâché: le Payement de votre Rente! mais - votre Amitié seule me sera la rente que j'ambitionne et me sera la plus estimable du monde! après cette déclaration permettez moi d'ajouter que ie ne crois pas être en défaut. Je vous ai répondu exactement sur votre deraiere que vous me fîtes L'honneur de m'écrire L'année passée. Daprès cela, étant sans aucune nouvelle de votre part, ie vous soupçonnois en Voyage et d'après ce soupçon i'en ai gardés chez moi deux Epreuves, dont une avant la lettre, qui vous sont destinées, d'une Estampe que j'ay fait parroitre a la fin de L'hiver passé: elle seroient deja

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Brief 361

entre vos mains si la navigation de la Seine n'étoit pas interrompue en ce joli Printems. Ces Epreuves sont roullées pour le départ et ie vous prie Monsieur de les accepter comme fruit de ma Vigne, n'ayant malheureusement point dautres et plus dignes a vous offrir. Je sais que mon fils, a la louable manière des Artistes, est un peu négligent; cependant il connoit ses torts, en est fâché, mais ose pas moins vous présenter ses Respects. Je compte, puisque vous vouliez que j'agis a ma vollonté, detacher du Tonneau que ie tiens de vos faveurs, une trentaine de bouteilles, ie suis père, en sa faveur, et boire le reste a votre santé avec un cœur rempli de reconnoissance et de remerciement. J'espère Monsieur, comme ie le souhaite, que votre Rhume, mal de tête et fièvre soient en ce moment très éloignés de vous: j'en ai eu ma part cet hiver et par desus le tout très mal aux yeux, mal impatiantant dont le Bon Dieu vous préserve! Je suis avec un dévouement sans bornes Monsieur et noble Ami Votre très humble et très obéissant Serviteur Wille Paris le 25 may 1782. Handschrift aus dem Bestand des Oberhessischen Museums Gießen. Signatur: Bg Wi 166 b. Der Adressat ist wahrscheinlich der Freiherr Herménégilde de Joursanvault, der Wille öfters Burgunderwein zukommen ließ. 2 Rente] Anspielung auf die im Tagebuch erwähnte »convention« (Journal II, 49), jedes Jahr eine Weinsendung gegen Abzüge der von Wille hergestellten Stiche auszutauschen. 9 Estampe/hiver passé] Es handelt sich um den Stich Les délices maternelles, nach einem Gemälde von P. A. Wille, 1781 von J. G. Wille gestochen, der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar gewidmet (Le Blanc Nr. 58, Nagler Nr. 162).

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Von Balthasar Anton Dunker Bern, 18. Juni 1782

Berne ce 18 Juin 1782 Monsieur et ami! C'est à Vôtre amitié, c'est a Vôtre bon cœur qu'il faut que j'aye recours, pour obtenir le pardon de mon long silence; si je Voulois m'excuser la dessus je ne manquerois peut être pas de bonnes raisons mais de les alléguer toutes dans ma lettre, cela l'aggrandiroit trop, et Vous ennuyerois peut être; Si je pouvois avoir une fois le bonheur de Vous entretenir de bouche, souhoit que je forme tous les jours, cela allègeroit bien mon cœur, que j'ai assés plein. Que sçait-on ce qui peut arriver! Il est vroi que je n'y vois pas beaucoup d'espérance jusqu'à présent, mais il faut toujours espérer. Je comence a me déplaire ici souverainement, ce que je ne vous cache pas, je n'étois déjà pas trop content du temps que Mr. l'Abbé de St Non me faisait les propositions

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que Vous Sçavés, mais ces propositions ne paraissaient pas me promettre a Paris un sort assés stable, et les dessins d'après lesquels je devois graver me déploisoient beaucoup; Je préférerais de beaucoup de graver d'après des Tableaux dans une grandeur moyenne, et quant a la gravure je crois que c'est la mon véritable genre. J'en ai gravé 6 petits pour l'Italie que je prendrai la liberté de vous envoyer avec autre chose. Mais ils sont indignement imprimés ici et massacrés avec la cuisson, nous n'avons personne qui sache imprimer à la main, pour des dessins coloriés j'en fais peu actuellement, mais je peins beaucoup a gouache, parce que c'est un genre qu'on aime içi, à cause que cela fait Tableau. J'en ai fait une grande, que j'enverrai peut être a Paris, car c'est la plus considérable que j'ai faite. Mais que dirés Vous, Monsieur et Ami, si je vous charge d'une commission pour une chose qui me tient fort a cœur, peut être trouverés vous, que je suis trop hardi de Vous en prier, mais en qui voulez Vous que j'aye plus de Confiance, et voila mon Excuse. Voici le fait. Je souhaiterais que vous me fissiez l'amitié de vous informer si son Excellence M r le Comte de Bruce est encore à Paris, ce qui vous serait aisé à apprendre de M r Rilliet et Comp. Banquiers Rue Montmartre. Au cas qu'il y fut encore, oiserois-je Vous prier de lui parler En personne? Je dois lui envoyer des Dessins pour l'Imperatrice et je voudrais sçavoir s'il est encore tems de les envoyer à son adresse à Paris qu'il m'a envoyée. Il est vrai qu'il y a long temps que j'aurais du faire cela, mais Vous sentés qu'on ne trouve pas toujours le moment de faire ce que l'on voudrait quand on a femme et 2 enfans, qui veulent vivre, d'ailleurs j'ai été très malade dans l'intervalle et n'ai pas eu le courage de travailler a quelque chose de Capital. Mais actuellement je pourrais Lui envoyer quelque chose. La Raison pour laquelle je Vous Oi prié de Lui parler en personne est, que la chose me tient extrêmement à cœur, que je sais que si Vous parlés pour moi, cela fera du poids, et que quelques Paroles placés à propos de Votre part ne gâteront pas mon affaire auprès de son Excellence, qui m'a fait dire qu'elle s'intéressoit beaucoup pour moi; Je Vous prie de me faire sçavoir par le premier Courier, s'il est possible, le Résultat de Vos recherches; soit qu'il est encore à Paris, ou parti pour la Russie. J'irai peut être dans un ou deux ans dans ce pais qui, comme Vous sçavez, a la Reputation d'être un peu froid, muni d'une bonne pellisse, y passer le reste de mes jours a graver ou a dessiner ou a faire l'un et l'autre, je voudrais qu'il fut possible pour moi de passer cet intervalle a Paris au milieu de mes amis - je me fiate d'en avoir la encore et de pouvoir Vous mettre a la tête. Ici j'en ai fort peu - peutêtre point - car on m'en donne des preuves fort souvent. Je crois queje me suis attiré une Affaire de jalousie des autres artistes parceque je donne dans presque tous les genres, et quand j'y réussis, on pourrait dire de moi que j'ai le malheur d'y réussir. Mais ceci reste entre nous. Est ce ma faute, si je suis d'un Caractère entreprenant et qui ne peut se contenter de ce qu'il sçait, mais tâche d'apprendre ce

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Brief 362

qu'il ne sait pas? D'ailleurs pourrais je subsister dans un païs ou les amateurs sont si clairsemés, si je n'avois pas plusieurs cordes a mon arc? Ainsi c'est pour ainsi dire la Nécessité qui m'y force. J'ai même fait de nécessité vertu, je me suis mis a écrire aussi, et me voilà devenu auteur. Je Vous enverrai mon Livre dès qu'il sera imprimé et désire ardement qu'il ait votre approbation, l'impression des vignettes le retarde encore, d'ailleurs c'est une petite bagatelle, qui ne vaut pas la peine qu'on en parle. Excusés la longueur de ma lettre, qui Vous ennuie peutêtre, ce serait bien autre chose si je pouvois encore avoir le bonheur de Vous entretenir de bouche, car je ne tarirais pas. Mr. Schultze m'a écrit la lettre du monde la plus obligeante dernièrement, et je tacherai d'y répondre aussi bien que je pourrai. Son amitié me flatte beaucoup. Je voudrais parler a Mr. Weissbrodt aussi, j'aurai beaucoup de Choses a Lui dire; Il s'est toujours montré mon ami véritable, et me l'a prouvé quelque fois dans l'Occasion, ce queje n'oublierai jamais. Vous sentés bien, Monsieur que, si je parle d'amis je ne veux point omettre M r . Guttemberg. Enfin, Monsieur, vous connoisés les amis que j'ai à paris, je Vous prie de les saluer tous cordialement de ma part, aussi bien ceux qui m'ont oublié, que ceux qui se souviennent encore de moi, car aux premiers cela rafraîchira la mémoire. Je suis avec la plus grande Estime Monsieur et Ami, Votre Tres humble et tres obéissant Serviteur B. A. Dunker Archives Nationales Paris 219 12 Abbé de St N o n ] Der Abt Kupferstecher Β. Α. Dunker Sammlungen) zu stechen, was vom 30. Mai 1778). 58 me Waithard und Gaudard, Bd. 1

AP. Jean Claude Richard de Saint-Non hatte anscheinend dem vorgeschlagen, Zeichnungen (wahrscheinlich von seinen aber Dunker abgelehnt hatte (vgl. Dunkers Brief an Wille voilà devenu auteur] Β. A. Dunker, Schriften, Bern: bei 1782, Bd. 2 1785.

363 An Anna Amalia von Sachsen- Weimar Paris, 22. September 1782 Madame La lettre que Votre Altesse a daigné m'écrire en date du 11 juin dernier a été remise entre les mains de ma femme par M. Loder, pendant mon absence. Il m'est bien diffidi et presque impossible Madame d'exprimer combien ie fus pénétré et sensible de son contenu et même autant que des cent pièces d'or, lesquelles, objet considérable et digne de la Munificence de Votre Altesse, et de ma gratitude éternelle, seront employées en Curiosités, dont le souvenir me

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sera cher et délicieux le reste de ma vie; mais la lettre de Votre Altesse, monument honorable pour moi, restera et sera précieusement conservée dans ma famille en y perpétuant le souvenir qu'une Grande Princesse, douée de connaissances parfaites et exquises dans les Arts, et Protectrice éclairée de L'Artiste, a bien voullu recevoir et approuver une de mes foibles productions. Cette lettre gracieuse et si remplie de bontées, fera société de plusieurs, qui doivent avoir la même destinée. Il est consolant Madame pour un Artiste qui n'a cherché toute sa vie qu'a faire le moins mal possible, lorsqu'il pense que ceux qui resteront après lui, seront en état de soutenir et faire revivre sa mémoire par des Témoignages aussi respectables et aussi gracieux. Je suis avec le plus profond Respect Madame de Votre Altesse sérénissime Le très humble et très obéissant serviteur Wille Paris le 22 septembre 1782. Handschrift aus den Beständen des Staatsarchivs Weimar. Signatur: Hausarchiv A XVIII Nr. 109. In den Pariser Archives nationales wird ein Entwurf zu diesem Brief aufbewahrt. Wille hat am oberen Blattrand angemerkt: »Esquise ou pensée de la lettre en réponse a celle que Son Altesse Madame la Duchesse Douairière de Saxe Weimar m'écrivit lorsqu'elle avoit reçu les Délices maternelles, Estampes qu'elle m'avoit permis de lui dédier.« Um sich für den Stich Les délices maternelles zu bedanken (Le Blanc Nr. 58, Nagler Nr. 162), den ihr Wille gewidmet hatte, hatte die Herzogin Anna Amalia von Sachsen- Weimar Wille Goldmünzen geschenkt.

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Von Michael Huber Leipzig, 11. November 1782

Leipzig ce 11 9bre 1782 Cela n'est pas bien fait à vous, mon cher ami, d'être si longtems à me donner de vos nouvelles. Le contenu de la lettre ci-jointe vous dira la raison pourquoi je viens encore vous importuner avec mes affaires. Je dirai ici avec françois I. Tout est perdu hormis l'honneur! Mon ami Valadier que bien vous connoissez me marque que votre honnête voisin et mon féal ami M. Barrois, prépare une contrefaçon in-8° de mon Winkelmann. Vous comprenez bien que s'il mène cette aventure à une bonne fin, il me coupe le cou tout net. Il s'agit donc d'aviser comment on pouroit parer ce coup, ou s'il n'est pas à parer, quel parti on pouroit tirer des circonstances. Comme Nyon et Barois sont tous deux vos voisins, vous me rendriez un vrai service d'ami, si vous pouviez les voir et les sonder un peu pour savoir ce qu'ils ont dans l'ame. Du

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reste M. Valadier m'annonce la chose fort vaguement, sans m'en donner aucun détail; de sorte qu'il me reste encore quelque doute sur le fait, si bien donc qu'il faut commencer par constater le fait avant de passer outre. Toute la particularité qu'il me marque est que la contrefaçon sera in 8° et qu'elle aura deux estampes de plus que l'original. Ainsi, mon cher ami, avant d'agir vous voudrez bien vous mettre au fait de la vérité et ne rendre qu'après la lettre à M. Nyon, qui ne paroît pas trop épouser mes intérêts. C'étoit à celui-ci à me mettre au fait de tout; je l'avois tant prié de me donner des nouvelles de mon livre. Si la chose est vraie, vous m'avouerez que cela n'arrive qu'à moi; vous savez d'ailleurs que j'ai fait offrir à Paris mon manuscrit aux libraires qui l'ont refusé constamment. Les fripons m'attendoient là! Vous voyez que je ne suis pas heureux dans mes entreprises. - Mais j'ai peut-être tort de crier si fort: car dans tout celaje n'en suis que pour mes peines et pour mon argent. C'est toujours en Angleterre queje fais toujours le mieux mes affaires; mon ouvrage y est très-goûté, à en juger par le compte qu'en ont rendu tous les journalistes, et par un assez bon débit que j'y ai trouvé. Mais j'ai appris aussi depuis peu qu'on s'est avisé à Londres de préparer une traduction angloise de ma traduction françoise, ce qui ralentit considérablement la vente de mon livre. Cette entreprise, qui est plus honorable que profitable, ne me flatte que médiocrement, attendu que dans les circonstances actuelles, je suis plus Marchand qu'Auteur. Mais c'est assez et trop vous entretenir d'une affaire qui n'intéresse que moi. - D'après un comité secret entre ma femme et moi, il a été résolu que je vous confierai un secret, mais il faut que ce secret reste entre nous, d'autant plus que l'événement paroit encore éloigné. Je sais que vous faites des affaires avec M. Crayen. Or il y a ici des gens qui craignent un dérangement dans son négoce, et cette crainte est fondée sur ce qu'on croit appercevoir que ses dépenses excèdent ses revenus. Il a équipage, un logement et un état à l'avenant. Que cet avertissement vous serve de gouverne, comme nous disons nous autres Marchand! Du reste je suis fort lié avec M. Crayen, mais dans la balance de l'amitié vous l'emportez trop sur lui, pour ne pas vous donner cet avis, qui d'ailleurs n'est fondé, jusqu'ici, que sur des bruits vagues. Il m'a remis la foire passée votre dernière estampe, gravée d'après mon cher Compère. Je vous en fais bien mes remerciemens et je me réjouis sur la continuation de votre vigueur. Vous avez reçu sans doute dans le tems, par M. le Baron de Grimm, les deux ouvrages de mon fils? Dans ce moment-ci nous empaquetons le second volume des Conversations d'Emilie, que vous recevrez par la même occasion. Il se flatte toujours que vous nous direz votre jugement sur ses premiers essais; le drôle n'est pas dégoûté, il ambitionne votre suffrage. - Je vous ai marqué la kirielle de mes maladies; je ne me suis pas mal rétabli l'été, et je crois avoir fait quelque provision de santé pour l'hiver. En effet au moment où je vous écris ceci, celava assez bien, à quelques

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rhumatismes, quelques Catarres près. Il en est de même de ma femme. Elle vous salue, ainsi que sa chère commère. Ne nous oubliez pas auprès de M. votre fils. Je suis pour toujours votre ami Huber Archives Nationales Paris 219 AP. 6 Mon féal ami M. Barrois] Eine zweite Auflage der Übersetzung Michael Hubers (J.J. Winckelmann, Histoire de l'art de l'Antiquité, 3 Bde., Leipzig: Breitkopf 1781) erschien tatsächlich bei Barrois, aber später: Histoire de l'art chez les anciens, von M. Huber übersetzt, neue Auflage, 3 Bde., Paris: Barrois aîné, 1789. 45 votre dernière estampe] Les Délices maternelles, nach einem Gemälde von P. Α. Wille ( 1781, Le Blanc Nr. 58, Nagler Nr. 162). 48 deux ouvrages de mon fils] Zu Ludwig Ferdinand Huber, vgl. Sabine Dorothea Jordan, Ludwig Ferdinand Huber, Stuttgart: Akademischer Verlag Dieter Heinz, 1978. 49 Conversations d'Emilie] Aemiliens Unterredungen mit ihrer Mutter, 2 Bde., Leipzig: Crusius, 1782. Übersetzung von M,,e d'Epinay (Louise Florence Pétronille Tardieu d'Eschevelles): Les conversations d'Emilie, Leipzig: Crusius, 1774.

365 Voti P. C. van Leyden Seigneur de Vlaardinge Ley den, Dezember 1782 P. C. van Leyden Seigneur de Vlaardinge Leyden, Dezember 1782. Monsieur Comme je viens d'apprendre par M r (Raye de Brouheleawaard) d'Utrecht, que M r Romswinkel n'a pas executé la Commission dont ils s'estoit Chargé de ma part, Sçavoir de vous prier de m'envoyer quelques Pièces de votre Ouvrage; des Gravures tirés d'une Note des premieres Epreuves que vous lui aviez remis; je prend la liberté de m'adresser directement a vous Monsieur, pour vous demander qu'en cas que vous eussiez encore les mesmes Epreuves marquées sur votre Note, laquelle la ci-jointe est un Extrait, de vouloir les faire parvenir par la voye ordinaire, de mesmes que les Trois Estampes, Epreuves avant la Lettre et les Armes, que j'y ai ajouté, ayant appris que vous les aves envoyé à Monsieur Raye. Comme j'ay toujours fait Collection de ce qui a paru de votre ouvrage en Hollande, et que je possède un Cabinet d'Estampes, dont il fait partie, je me flatte que par l'Envoy sus mentionné vous ne refuseres pas de l'Embellir. Pour ce qui regarde les payements, je vous prie de me marquer a quel contoire a Amsterdam, elle doit se faire, ou de tirer sur moi la Valeur d'Argent de France réduit en Argent d'Hollande, j'espère cependant que M r de Romswinkel se sera souvenu de la Commission de vous remettre de ma part un Catalogue du Suplément de Rembrant formé sur ma Collection, croyant que comme Amateur de l'Art de Gravure cela pourrait peut être vous amuser un instant. Je suis avec beaucoup de considération Monsieur Votre tres humble et affectionné Serviteur P. C. ν Leyden

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Leyden (le 18), du Decemb. 1782 P. S. Mon Adresse P. C. Van Leyden, Seigneur de Vlaardinge a Leyden Extraict d'une Note d'Estampes de M r Wille, Graveur du Roi 2 La Gazetierre Hollandoise d'après Ter Burg Avant la Lettre et les Armes, j'en ai fait quelques chose dans cette planche, depuis que cette Epreuve a été tiré 3 La Ménagère Hollandoise d'après G. Douw 1757 Avant Lettre, Dont il y a un peu de Retouché, surtout dans la Bordure, qui me parait trop Clair 4 Le Petit Phisicien, d'après G. Netscher 1763 avant la Lettre et les Armes 9 L'Observateur distrait, d'après le Vieux Mieris 1766 avant les Armes, l'effet n'y est pas encor complettement, sur toute la bordure plus travaillé 12 Les Bons Amis d'après Adrien van Ostade avant les Armes et la Lettre 13 Repos de la Vierge, d'après Dietricy moins avancé, et avant les Armes 14 Reuter et Landsknechte. Douze Pièces, in quarto, a l'Eau forte gravée en 1753. Avec la Lettre, mais Rare, parce que la Dédicace est en Langue Allemande, dont il n'y a tiré que 24 Exemplaires parce qu'on a noté en Langue Françoise après Portraits Le Marquis de Marigni avant qu'il n'ait été complettement terminé avant les Armes, et avant le Fourreau de l'Epée qui a été ajouté, cette Epreuve est mesme avec l'inscription sur le plan de l'Ecole Militaire qu'il tient a la main et qui a été suprimé 4 Jean Martin Preisler, graveur fait 1743

£. 30

£. 24 £. 30

£. 24 £. 20 £. 15

£. 24

£.36 £. 6 209

faisant ensemble les deux Conte neuf Livres Argent de France ajoutées s'il vous plait Les Délices Maternelles 13 Premières Epreuves avant la Lettre, et les Armes La Tante de Douw 13 Premières Epreuves avant la Lettre, et les Armes Le philosophe du Temps passées 13 Premières Epreuves avant la Lettre, et les Armes

20 6 6 241 #

( Von Willes Hand: Le Sapeur des Gardes feuille rare - rien)

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Archives Nationales Paris 219 AP. 31 La Gazettiere Hollandoise] (1760, Le Blanc Nr. 68, Nagler Nr. 172). Vgl. oben. 34 La Ménagère Hollandoise] (1757, Le Blanc Nr. 63, Nagler Nr. 167). Vgl. oben. 37 Le Petit Phisicien] (eigentlich 1761, Le Blanc Nr. 66, Nagler Nr. 170). Vgl. oben. 39 L'Observateur distrait] (1766, Le Blanc Nr. 65, Nagler Nr. 169). Vgl. oben. 42 Les bons amis] (1773, Le Blanc Nr. 56, Nagler Nr. 160). Vgl. oben. 44 Repos de la vierge] (1776, Le Blanc Nr. 2, Nagler Nr. 104). Vgl. oben. 46 Reuter et Landsknechte] - (Le Blanc Nr. 74-85, Nagler Nr. 185-196). Vgl. oben. 51 Marquis de Marigni] (1761, Le Blanc Nr. 125, Nagler Nr. 84). Vgl. oben. 55 Jean Martin Preisler] Jean Martin Preisler, Graveur, von J.G. Wille gezeichnet und gestochen (1743, Le Blanc Nr. 168, Nagler Nr. 86). 59 Les Délices maternelles] (1781, Le Blanc Nr. 58, Nagler Nr. 162). Vgl. oben. 61 La tante de Douw] (1780, Le Blanc Nr. 60, Nagler Nr. 164). Vgl. oben. 63 Le philosophe du Temps passées] Le philosophe du Temps passé (Bärtige Büste im Pelzrock), nach einer Zeichnung von P. A. Wille, von J. G. Wille gestochen, D. A. de Sandoz-Rollin gewidmet (1782, Le Blanc Nr. 73, Nagler Nr. 177). 66 Sapeur des Gardes - Sapeur des Gardes Suisses, von J. G. Wille gezeichnet und gestochen, dem Freiherrn H. de Joursanvault gewidmet (1779, Le Blanc Nr. 86, Nagler Nr. 197).

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Von Charlotte Louise Gräfin von Bentinck Hamburg, 20. Januar 1783

Monsieur Vous venes encore de me faire un Cadeau charmant, et je ne Sçais en Vérité comment faire pour m'aquiter de tent d'attentions, et dagréables surprises dont Vous me prévenes a touts moments. Vostre Philosophes du temps passé Tourne pour le présent ches moy, la teste a tous les gens de gout et aux Apreciateurs des talends supérieurs; vous avez trouvé a force dart, Monsieur, le rare secret de rendre la Viellesse aimable, aux yeux mesme de la fière beauté. Une de nos jolies femmes a donné un baisé bien tendre a la délicieuse barbe de nostre Sage; qui sachent parfaittement son métier, n'a pas cligné Seulement; a sa grande humiliation. Opperes vous de pareils miracles en france, Monsieur? ou le beau Sexe de vostre patrie, gagneratil une marche aux amis des Arts mesme, dans les heureux climats que vous luy avez préférés? ce quii y a encore de bien sur ces que pardessus ses mérites intrinsèques, vostre don a Encore eu parfaittement Celuy de l'apropos, car jamais peut estre on n'a Eu plus de besoin d'une teste philosophique que dans ce moment; ou la mort Cruelle semble avoir de nouveau aiguisé sa féaux meurtriere, pour désoler les ames sensibles. Nostre Société, et ma maison en particulier, viennent d'éprouver des privations et des pertes vraiment douloureuses; et cest avec un interrest bien sincère a Vos paines, Monsieur, que j'ay apris de M r Weisbroodt que vous aves subi vous mesme des catastrophes amères. Ailes vous nous donner la paix; ou serace de la Jamaïque que le brave comte d'Estain en Envoira les Conditions a londres. Javoue que jaurois meilleure opignon de la durée de celle la, que du replatrage qu'on lenterne tent a fabriquer aujourd'huy. Vous devries bien en attendents Monsieur employer vostre

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prétieux loisir, a nous régaler de la belle Teste du héros du Siècle, et si Alexandre na du estre peint que par Apelles, il me semble que Washington ne doit être rendu que par vous. J'assure Madame votre digne Epouse de Toute l'Estime que l'on ma inspirée pour Elle; et je ne mourray enrepos comme Tout ce qui m'entoure; que lorsque je vous auray bien prouvé la Considération distinguée, et la vive Gratitude avec lequels jay l'honneur destre Monsieur Vostre tres humble et tres obéissante Servante C sse de Bentinck née C sse d'Aldenburg Hamburg le 20. Jan. 1783. Archives Nationales Paris 219 AP. 4 Philosophes du Temps passé] Le philosophe du Temps passé, nach einer Zeichnung von P. Α. Wille, von J. G. Wille gestochen, D. A. de Sandoz-Rollin gewidmet (1782, Le Blanc Nr. 73, Νagier Nr. 177). 20 Weisbroodt] Vgl. Brief Nr. 353.

367 An Pierre Michel Hennin Paris, 11. März 1783 Monsieur Selon vos désirs ie viens d'avoir une Entrevue avec Mr. Bervic pour lui communiquer les Propositions dont vous m'aviez fait L'honneur de me charger par a port a la Gravure de Portrait de Monsieur le Comte de Vergenes, et d'après ma promesse, conforme a mon devoir, ie vous exposerai Monsieur le résultat de cette entrevue. Mr. Bervic m'assure qu'il a encor, et par engagement, queques ouvrages entre les mains, qui ne pouroient être finis que vers L'Automne prochain, et qu'alors étant en Liberté, qu'il commenceroit avec plaisir ce grand ouvrage, le feroit de suite et sans aucune interruption; mais ajouta-il pour ce qui concerne le prix de la gravure, comme ie suis Garçon et n'ayant point de fond de planches a moi, ie dois préférer une somme de quinze Mille Livres et rendre la Planche faite et parfaite aux Personnes qui l'auroient commandées; que le Tableau lui étoit parfaitement connu, qu'il étoit beau, richement composé, mais avec des détails immenses ce qui lui emporteroit un tems considérable pour le bien faire et aussi bien qu'il lui seroit possible - J'approuve Monsieur cette intention, elle me parroit louable et ie L'exhorterai moi même avec chaleur de ne la jamais perdre de vue en gravant une Planche de cette importance; car L'idée que le Portrait d'un aussi digne Seigneur, d'un aussi Grand Ministre puisse passer, par une excellente Gravure a la Postérité, après avoir fait les délices des Connoisseurs nos Contemporains, me flatte singulièrement et autant que le contraire me

feroit de peine. Vous voyez Monsieur par ces petits détails et par mes Sen-

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timens, qui sont vrais, que j'ay fait comme ie devois, La Commission dont vous avez bien voulu me charger avec le plus grand plaisir, étant jaloux de vous être util a quelque chose et de vous faire appercevoir que ie suis sincèrement avec Tout le Respect possible Monsieur Votre très humble et très obéissant serviteur Wille Paris le 11 Mars 1783 Aus den Beständen des Institut de France. Signatur: Papiers Hennin, Bd. 62, Ms. 1281, Fol. 63. 2 Mr. Bervic] Charles-Clément Bervic (1756-1822) war vom 24.9.1770 bis nach 1779 Willes Schüler (vgl dazu Schulze Altcappenberg, S. 310).

368 An eine unbekannte weibliche Hoheit Paris, 15. März 1783 Madame Un mal d'yeux désolant, quoique sans aucunne inflamation, m'empêche de répondre dignement et selon me devoirs aux lettres obligeantes que Votre Altesse a daigné m'écrire et de la remercier des diverses Monnois d'argent qu'Elle a bien voullu me faire parvenir - Ces monnois me seront toutjour très précieuses par bien des Considérations et feront de plus un ornement excellent dans ma Collection. En outre Madame ie désirois prévenir Votre Altesse que ïay fait partir depuis peu un Rouleau contenant une Couples d'Estampes de moi, et la prier de vouloir bien les accepter, comme aussi d'ordonner que le restant sur le rouleau, a L'adresse de Mr le Professeur Böhm a Giessen, lui fut envoyé. Ce rouleau, accompagné d'un petit paquet, contenant deux Catalogues. (Les seuls que j'avois entre les mains et ne voulant pas manquer L'occasion qui se presentoit). ie les ai adressés a Msrs les freres Holzmann a francfort auxquels ie donne avis en ce moment de Leur destination. J'espere que Votre Altesse, par L'humanité qui lui est particulière, me pardonnera la mauvaise écriture de cette Lettre. Le blanc seul du papier m'est insuportable; mais cela ne m'empêchera d'être glorieux de pouvoir ajouter que ie suis avec le plus profond Respect Madame de Votre Altesse Le très humble et très obéissant Serviteur Wille Paris le 15 mars 1783.

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Handschrift aus dem Bestand des Oberhessischen Museums Gießen. Signatur: Bg Wi 196. Die unbekannte Adressatin mag vielleicht Karoline Luise Markgräfin von Baden-Durlach sein, vgl. Brief Nr. 356 (13. September 1781).

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Von Pierre Alexandre Wille Paris, 8. August 1783

Ce 8 août 1783 Mon cher Père J'ai L'Honneur de vous présenter mes très humbles Respects ainsi qu'a ma chère Mère, je vous Souhaite une parffaitte Santé à tous Les deux et vous prévient queje ne pourrai pas venir ce matin attendu queje nettoye et dispose mon Cabinet pour mon exposition de demain, je n'ai pu Rien faire hier ne pouvent Remuer mes grandes Bordures tout Seul, et je suis obligé de faire plusieurs Courses cet après-Midy entre-autres chez Monsieur Beauvarlet à qui j'ai promis de L'avertir La veille de mon exhibition. S'il vous étoit possible (Sans que cela vous gêne) de M'envoyer après votre diné Le Maréchal-des Logis cela me ferait grand plaisir; je ne sais Si Le Sieur Jauffrel a fini les Bordures de vos desseins, et je vous prierai de me pretter Seullement pour demain Le chevalet neuf Sur Lequel je peins chez vous. J'aurai L'Honneur de vous voir ce Soir vous embrasser et vous Réitérer Les assurances du Respect et du Sincère attachement avec Lequel j'ai L'Honneur dêtre Mon cher père Votre très humble et très obéisssant Serviteur P.A. Wille fils P. S.: Faitte moy dire S'il vous plait des nouvelles de votre dent. Archives Nationales Paris 219 AP. 9 exhibition] Es handelt sich wahrscheinlich um die jährliche Ausstellung der Akademiemitglieder im Louvre (vgl. Journal II, S.66). Im Juli 1783 hatte P. A. Wille 6 Gemälde ausgestellt ('Les étrennes de Julie, Le déjeuner, Le banquet, Les délices maternelles, Cléopâtre, Tête de vieillard).

370 An den Stadtbibliothekar Ameilhon Paris, {August 1783) {Entwurf) a Mr Ameilhon Bibliothécaire de la Bibliothèque de la Ville & rue des Prêtres St Paul vis a vis la rue des Jardins Par sa lettre du 1 de ce mois Mgr L'Evêque de Callinique me prie de vous remettre une collection de Ducats et petites Médailles modernes que j'ay entre Les mains; mais comme il voudrait q'un espèce de catalogue en fut

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formé il serait nécessaire de nous voir tant pour L'ecrire que pour vous mettre en possession de la dite Collection qui doit selon toutes les apparences être déposée dans la Bibliothèque dont vous êtes le Chef. d'après cela Monsieur j'ose vous prier de me faire la grace de me marquer le jour et ou notre entrevue pouroit se faire par a port a cet arrengement il 10 vous aurait une obligation infinie celui qui a l'honneur (Riß) avec respect

Archives Nationales Paris 219 AP. Vgl. Journal II, 67, 69. Nicolas de la Pinte de Livry, Bischof von Callinique, kaufte Wille dessen Münzensammlung für 2400 Livres ab und stiftete sie der Pariser Stadtbibliothek. Die Modalitäten der Abmachung gehen aus der Quittung Ameilhons (s. folgende Nummer) und den Kommentaren Willes im Tagebuch hervor.

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Von Ameilhon Paris, 8. September 1783

Je reconnois avoir reçu de Monsieur de Wille Graveur du Roi et de l'Académie Royale de Peinture, cent quatre-vingt quatre pièces en or, mentionnées dans le présent catalogue, qu'il m'a remis de la part de Mgr l'Eveque de Callinique qui en fait présent à la Bibliothèque de la Ville. A Paris, ce 8 Septembre mil-sept-cent-quatre-vingt-trois. Ameilhon Bibl. de la ville de s Paris.

Archives Nationales Paris 219 AP. Nach der Übergabe der Sammlung schrieb Wille am 9.9.1783 an den Bischof: »Je lui dis que tout est arrangé et que M. Ameilhon est en possession, selon qu'il me l'avoit ordonné, des monnoies d'or que celui-cy doit déposer dans la bibliothèque de la ville de Paris, que j'allois m'occuper actuellement de procurer les plus grandes pièces des souverains ou monarques de l'Europe, que monseigneur désire avoir pour la même destination. Monseigneur m'a contremandé quelque temps après de lui faire cette dernière acquisition« ('Journal II, 67). Zu der Transaktion gehört die Abschrift einer Quittung von Wille an den Bischof von Callinique (Archives Nationales Paris 219 AP): »Monseigneur L'Evêque de Callinique a qui j'ay vendu mes monnaies et petites médailles d'or pour les faire présent a la Bibliothèque de la Ville m'ayant demandé quittance par sa lettre du 24 septembre dernier, ie la lui ai donnée en ces termes: Je sousigné reconnois avoir reçu de Monseigneur L'Evêque de Callinique La somme de Deuxmille quatre Cent livres pour Cent quatre vingt quatre monnois et médailles en or. Lesquelles monnois et médailles d'or ont étés remis par moi, et selon les ordres exprès de mon dit Seigneur Evêque a Mr Ameilhon Bibliothécaire de la Ville contre quittance que celui cy ma délivrée en conséquence. Fait a Paris le 21 septembre mille sept cent quatre vingt trois - Wille graveur du Roi«. Vgl. ebenfalls Journal II, 69 (Eintrag vom 21. 9. 1783). 3 présent catalogue] Die Quittung befindet sich am Schluß des Verzeichnisses der Münzen.

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Brief 372

372 An einen unbekannten Adressaten {Christian Gottfried Schulze) Paris, 9. September 1783 Paris den 9. 7ber 1783 Mein Liebenswürdiger freund! Sie haben mich verflossenen frühling mit einem briefe beehret; aber wo er hingekommen ist das weiß der Liebe Himmel. Es war um die Zeit da ich krank und das erste mal in Paris sehr krank war. Alles hat seinen Anfang, nicht wahr? Allein ich bedanke mich ins künftige für dergleichen Unheil das ich so wenig gewohnt bin und bey meiner Ehre ganz verabscheue. Nun sehen Sie wehrter freund die wichtige Ursache weßwegen Ihre Zuschrift ohne Antwort geblieben ist - Ihren zweiten brief vom 13ten Julius habe ich, meiner rechnung nach etwas späte erhalten da ich sehe daß er über Versailles gekommen ist. Doch er hat mich gefreuet indem ich aus dem innhalte schließe daß Sie mich Lieben und noch nicht vergessen haben. Sie sagen mir daß Sie mir für kupferstiche etlich und vierzig Livers schuldig wären welches wahr ist; aber auch Ihre redlichkeit beweißet. Sie haben mir ebenfalls berichtet daß Ihnen die Liebenswürdige Mlle Pastre das geld für die kupferstiche, die Sie gütigst mitgenommen, angebothen habe, und daß Sie nicht gewust ob Sie es hätten annehmen sollen. Ja freylich können Sie es nehmen. Es macht wo ich nicht irre 138 # aus. Ein kleiner Wechsel bey Hn. Gregori in Dresden ist bald genommen und das geld kommt in meine hände ohne Umschweife. So bald He Huber, mein Nachbar, die abdrücke meiner Delices Maternelles verlangen wird, so soll er sie für Sie haben; wenigstens einen mit dem Schriftsfehler über dem a. aber Sie sagen ia nicht in Ihrem briefe ob es 2 oder 3 abdrücke seyn sollen. Wie geht es dann mit der Gallerie arbeit? Wird sie angefangen und fortgesezet werden, und wer giebt die kosten her? Es freuet mich das Sie bey dem Hn Grafen in gutem ansehen sind, und ich mache Ihnen mein aufrichtiges Kompliment deßwegen! der berühmte Kupferstecher Ryland in London, ist wegen seiner schelmerey, von der Sie werden gehört haben, für kurzen dort gehenckt worden. Ich habe ihn wohl gekandt, aber damals dachte ich nicht daß er iemals so böße streiche begehen würde, indem er reich und in guten umständen war. Unßer Sallon ist offen und gewis sehr angefüllt. Das gedränge ist so entsetzlich daß es unmöglich wird alles zu sehen wo mann nicht zwischen 8 und 9 des morgens gehet. Ich habe ihn alßo kaum gesehen, ob ich gleich zwey male in unßerer Akademischen Versammlung war. gewiß es ist ein glück im durchgehen wo man nicht einen fezen von seinem rocke in der Menge der leute lässet.

Oktober 1783

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He Weisbrodt, der liebe Mann, von dem ich alle monate briefe erhalte, ist iezt in Holland; wird aber erst künftiges frühjahr hieher kommen. Mich verlanget recht nach ihm. dann er ist gewiß mein freund. Sie haben mir ia nicht gesagt ob Sie dreßden verändert gefunden hätten, und was sonst neues, besonders in den Künsten da vorgehet? Es sey ein andermal nicht wahr? He Huber hat mir in Ihrem nahmen einen Abdruck von Ihrem Ländlichen Sterneseher gegeben, für welchen ich Ihnen danke. Dieß bild macht Ihnen Ehre, so wie dem Vaterlande der Mann den Sie gebildet haben. Belieben die Herren Klengel Schönau und Zingg von mir zu grüßen, ob Sie mich gleich alle vergessen haben. Ich vermuthe daß es ihnen so gefällt! Meine frau, mein Sohn, He Baader und andere empfehlen sich Ihnen aufs beste. Sie sagen mir daß ich sie antreiben soll nicht allzu verliebt zu seyn; welches ich aber nicht will, weil ich weiß daß das feuer, ehe ein halbiahrhundert weg ist, wohl legen wird. Leben Sie wohl und Lustig; aber vergessen Sie nie den zu lieben der Sie aufrichtig liebet und schäzet und das vergnügen hat beständig zu seyn Meines wehrten freundes unterthänigster diener Wille (Auf dem linken Blattrand): Ich habe nachläßig und Lüderlich geschrieben; aber wohl zehnmale hat man mich davon gejaget. Es ist nicht möglich in Paris ein Stündchen für sich zu haben. In dreßden, wie ich muthmaße gehet es wohl friedsamer zu. Brief aus den Beständen der Nationalbibliothek Wien. Signatur: Autogr. 9/9 - 1. Der Brief wurde mit Sicherheit an den ehemaligen Wille-Schüler C. G. Schulze nach Dresden geschickt, der am 15. November 1783 antwortete (vgl. unten). Wille erwähnt diesen Brief in seinem Tagebuch (Journal II, 67-68). Zu C. G. Schulze, vgl. Schulze Altcappenberg, S. 350. 21-22 Délices maternelles] Les Délices maternelles, nach einem Gemälde von P. Α. Wille (1781, Le Blanc Nr. 58, Nagler Nr. 162). 25 Gallerie arbeit] Das Dresdner Galleriewerk. 29 Ryland] Der Londoner Kupferstecher William Wynne Ryland (1732-1783) wurde 1783 wegen Wechselfälschung hingerichtet. 33 Unser Sallon] Der »Salon« der Académie Royale war Ende August 1783 eröffnet worden (vgl. Journal II, 66-67).

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Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 24. Oktober 1783

Monsieur, bon ami et triple Confrère. un de mes amis, brave homme quoique Normand, est cependant Cause que Je n'ay pas Eu l'honneur d'aller vous remercier et Mde Wille des marques d'amitié dont vous m'avez Comblés l'un et l'autre au Lieu de rester deux

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Brief 373

Jours de plus, un Courier lui a fait faire diligence, Sa voiture est venu me prendre et nous avons courûs la poste quoique bien Servis Je ne Suis arrivé qu'a deux heures de nuit, mais en bonne Santé avec le Seul regret de vous avoir quités. Je profite de l'occasion de Mr quiserey M d de tableaux pour vous faire remettre un paquet qui renferme deux Exemplaires complets de ma vie des Peintres et le voyage pittoresque dont un pour Mr Baader, un pour Mr Guibal que Je vous prie de faire remettre avec mes Compliments a ces Mrs qui ont payé d'avance, vous trouveré pour vous deux de mes discours Sur les Ecoles gratuites qui ma paru vous faire plaisir et que Je Suis fort aise de vous faire passer. Si a vos moments de loisir vous pouvez découvrir les mémoires Sur la vie, la naissance et la mort des célébrés allemands, J'aurai le Courage de faire un volume de Supplement a ma vie des Peintres, J'ay déjà quelques flamands et quelques hollandes qui peuvent y figurer, qui Surtout ne Seront pas fâchez de ce trouver en bonne Compagnie et de revivre après leur mort; l'allemagne vous aura avec moi Encore une nouvelle obligation. Je vous prie de dire a Mr votre fils que J'ay déjà parlé de lui a notre Secrétaire, et que Je le proposerai le 12 de 9bre que Je lui marquerai comment il doit Ecrire, faites lui mes Compliments et a M d e Sa Chère Epouse, assurez Je vous prie M d e wille de mon Respect, et recevez les assurances de la tendre amitié et toute la Consideration avec laquelle J'ay l'honneur d'Etre. Monsieur et bon ami. votre Très humble et très obéissant Serviteur Descamps Rouen ce 24 8bre 1783. Archives Nationales Paris 219 AP. Descamps weilte vom 29.9.1783 bis zum 16.10.1783 in Paris (vgl. Journal II, 7 0 / und 73). 1 0 - 1 1 ma vie des peintres] J. Β. Descamps, La vie des peintres flamands, allemands et hollandois, 4 Bde., Paris: C. A. Jombert, 1753-1763. 11 le voyage pittoresque] J. B. Descamps, Voyage pittoresque de la France et du Brabant, avec des questions relatives aux arts et quelques gravures, Paris: Desaint, 1769.

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Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 1. November 1783

Monsieur Cher Confrère et bon ami. Rendez-moi Je vous prie un Grand Service assez pressant, ce Serait d'Envoyer Chez Mr Banau Medecin rue de Savoye, auprès de Chez vous, et lui demander une livre d'Ecorce d'orme pyramidal, telle quii madonné lors que Jay Etés le Consulter, et lui payer 12 L. pour une livre d'Ecorce. Et d'Envoyer le tout bien Enveloppé a mon addresse, et faire porter chez Mr Gamier

November 1783

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Dardier rue quinquenpois pour donner a Mr Gosselin qui part Jeudy matin de Paris pour arriver a Rouen. Je vous ferai remettre vos débourses, mais d'avance Je vous demande des peines que je vous donne, mais comme c'est un remède Je n'ose me Confier aupremier venu; L'heure me presse, mon Respect Je vous prie a Madame Wille. J'ay l'honneur d'Etre avec la plus Sincère Estime et la plus tendre amitié Monsieur Cher Confrère et bon ami. votre Très humble et très obéissant Serviteur Descamps J'aurai l'honneur d'Ecrire Sous peu a Mr. votre fils. Rouen ce 1. 9bre 1783. Archives Nationales Paris 219 AP. Wille notierte am 5. November 1783: »Répondu à deux lettres de M. Descamps. Par la première, je lui mande que les deux exemplaires de sa Vie des peintres qu'il m'avoit adressés avoient été remis, l'un à M. Baader, l'autre à M. Guibal, selon qu'il m'en avoit prié; par la seconde il m'avoit demandé une livre d'écorce d'orme pyramidal, que j'ay achetée et envoyée aux adresse qu'il m'avoit indiquées« (Journal II, 74). Unter dem 19.11.1783 heißt es weiter: »Répondu à M. Descamps à Rouen. Je lui dis que les deux livres d'orme pyramidal qu'il m'avoit demandées étoient à la diligence de Rouen en ce moment: que M. Legillon m'étoit venu voir pour m'apporter les douze livres que j'avois déboursées, mais lui ayent fait voir vingt-quatre livres de plus par sa nouvelle commission dont il va satisfaire. Je lui dis aussi que mon fils étoit bien content qu'il l'avoit proposé à l'Académie de Rouen pour en être membre. Lesdites trente-six livres m'ont été rendues par M. Legillon, de la part de M. Descamps« (Journal II, 74f.).

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Von Christian Gottfried Schuhe Dresden, 15. November 1783

Dresden am 25 November 1783 Höchstschäzbarster und verehrungswürdigster freund und Gönner! Wie sehr ich mich freute als ich Ihr liebes Schreiben erhielt kann ich Ihnen nicht genug sagen; denn solche Empfindungen laßen sich mehr fühlen als ausdrücken, wenn es die feder thun soll; aber an der besonderen Bewegung des Herzens, das auf die gefühlvolle Seele wirkt, läßt sich gar leicht wahrnehmen wie sehr freude und Schmerz uns rühren können - Der lezte fall war heftig bey mir, und laßen Sie mich es Ihnen gerne gestehen, daß mich die Nachricht von Ihrer Kranckheit Thränen gekostet; Geständnis das ich Ihnen gern und mit eben dem Gefühl ablege, als ich empfinde wie sehr ich Ihnen dieses Opfer schuldig bin, und daß es das kleinste ist das ich Ihnen für alle die Gefälligkeiten, guten Lehren wodurch ich nun auf dem vollkommnen Wege meines Glücks bin und für die grose freundschaft die sie mir immer erzeigt haben, bringen kann, und darf ich bitten, so sein sie so güttig auch noch

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Brief 375

is abwesent gegen mich damit fortzufahren - O ja ich hoffe es von ihrem edelmüthigen und menschenfreundlichen Herzen, ich gebe ihnen aber auch die Versicherung dafür, daß der Danck gegen Sie Edler freund, verlöschen soll. Herzlich gerne wünschte ich Ihnen recht öfters zu schreiben und eben so herzlich und noch weit herzlicher wünschte ich auch öfters wieder Nachricht 20 von Ihnen zu erhalten; allein ich weis wie sehr Sie immer mit Geschäften belegt sind und da muß nun unsereiner Geduld haben. Jezo fieng mein Geist, daß ich keine Antwort von Ihnen bekam, schon an unruhig zu werden, ich machte mir durch das Nachdenken ob ich Sie wohl gar beleidiget haben möcht, unruhige Nächte, und gleich wohl konnte sich mein Herze mit wel25 chem ich sehr strenge verfuhr, von nichts überzeugen und so kam endlich in dieser Bekümmerniß Ihr Brief an und alles fieng an zu schweigen was zu zweifeln anfieng, ob es auch in der That so sei, daß sie mich gänzlich so mit Ihrer freundschaft beehrten als ich mich es wohl in Wahrheit schmeicheln konnte. 30

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Tausend leute fragen mich immer, was macht der vortrefliche Herr Wille? Haben Sie lange keine Nachrichten von Ihm erhalten? Und ebenso eifrig man mich immer gefragt eben so empfindungsvoll hat auch ein jeder Antheil an der Nachricht, an der so verdrießlichen Nachricht genommen, und besonders haben sich H. Zingg und Schenau dabei ausgezeichnet. Unendliche Empfehlungen und freundschaftsgrüße haben Sie mir an Sie und an ihre liebe Gemalin und Herrn Sohn aufzutragen. Daß auch mein gnädigster Churfürst als ich ihm vorgestellt wurd mich nach Ihnen gefragt haben Sie aus meinem ersten brief gehört. Es war mir um so viel angenehmer, da andere herren vom Hofe zugegen waren. Von den Kunstartikel habe ich Ihnen schon in meinem vorhergehenden Briefe gesprochen. H. Schenau ist mit zu viel Geschäften überhäuft und niemand kauft hier viel Gemälde. Wenn etwann Portraits sind das geth nun auch und da ist H. Graf der viel zuthun hat und sehr gut macht. Von H Casanova habe ich so lange als ich hier bin noch nichts zusehen bekommen. Auch auf der Ausstellung war nichts von ihm. Er hat dies Jahr die Direction gehabt und da heißt es geth nebst seinen Vorlesungen über die Kunst die Zeit weg, aber das kann man doch nicht ausstellen? Da weis ich eben nicht zu antworten. H. Klengel wird hier ganz verkannt. Er macht jezo sehr schöne Sachen aber alles geth aus Dreßden, was ich nicht etwann für mich wenn es seine Bestellungen zulaßen, zurückbehalte, und ich besize schon schone Gemälde und Zeichnungen von ihm. Kunstsachen izt anzuschaffen, ist nun mein ganzes Vergnügen und fünfe überhaupt besize ich schon seit ich zurück bin. Kürzlich habe ich zwei schöne Hauswerke gekauft und 2 dietrichsche Köpfe von seiner guten Zeit habe ich auch wieder in Handel. 5 schöne Olgemählde von Wagner habe ich nun auch. Es sind wenig so von ihm bekannt. Das Geld von Mlle Pastre habe ich noch nicht erhalten,

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November 1783

ich werde aber nicht mangeln es Ihnen gleich nach Ihrer Vorschrift zu schikken so bald ich es werde erhalten haben und auch das meinige sollen Sie mit bekommen. Daß die Engländer Ryland gehenkt haben, darüber haben sich die Kunstliebhaber sehr geärgert, wenn es nur kein Kupferstecher gewesen wäre; aber warum muß der Kerl auch ein Schurke werden? H. Weisbrod kommt wohl gar nicht wieder nach Paris? Mit meinen Glücksumständen bin ich jezo da mir Verbeßerung versprochen worden ist, zufrieden. Ich habe gegen 3 000 Pfund und 6 Klaff von Holz jährlich gewiß nebst einer sehr schönen Wohnung. H. Huber habe ich umständlicher davon geschrieben, er wird unterdeßen so gut sein und Ihnen davon berichten. Meine Ergebenheit und Respekt bitte ich an dero frau gemalin. Viele Empfehle an Ihren Herrn Sohn, H. Baader und die sich meiner zu erinnern belieben. Leben Sie gesund und glücklich und erlauben Sie mir mich nennen zu dürfen Dero ganz ergebenster freund und Diener Schul tze (Auf dem linken Rand): P.S. Ihre Briefe könnte ich ja wohl durch den H. Gesandten von Schönfeld bekommen. Meine Wohnung ist nun in der Academie, ganz eine vortreffliche Aussicht und gelaß genug vor jezo. Ich habe 5 Zimmer wovon das kleinste ist als das wo ich öfter bei Ihnen zunächst gegeßen habe, die andren größer. Archives Nationales Paris 219 AP. Vgl. Willes Brief an C. G. Schulze vom 9. September

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1783.

Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 26. November 1783

Monsieur, mon Cher Confrère et Cher bon ami. Je n'ay recû que hier mes petits fagots, heureusement que J'en avois Encore pour faire bouillir la marmite, Sans quoi il aurait falu la faire Chauffer au brouillard, tout cela na pas retardé mes Sentiments de reconnaissance tout au plus ma lettre parcequ'elle vat moins vite que mon Cœur. ce n'est pas tout, mon Cher bon ami. Mr de Couronne, mon ami Lieutenant Général Criminel et Secrétaire de notre académie, voudrait aussi tâter de ces petits fagots; Je vous prie d'En Envoier prendre une livre dans le Chantier de Mr Banau, de l'Envoyer a la diligence a cette addresse. a Mr de Couronne Lieutenant General Criminel au Bailiage et Secrétaire perpétuël de l'académie Royale des Sciences etc. de Rouen rue St Nicolas, a Rouen, c'est lui qui annoncera dans huit Jours a Mr votre fils mon Confrere

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Brief 376

de Paris qu'il le Sera aussi de Rouen, car Selon notre usage, après avoir étez deux fois proposé, il fut par le premier Scrutin unanime hier admis a Ecrire, Sa lettre que Je présenterai mercredy prochain (et que Jay dans mes mains) alors il Sera admis avec acclamation; mais avant J'aurai l'honneur de lui Ecrire comme aux autres amis pour leur dire ce qui restera a faire. au premier moment Je vous ferai remettre les 12 L. pour les petits fagotins de Mr Banau. Je commence a Craindre que l'Envie ne vous prenne d'aller demeurer vers la barriere blanche afin de vous Eloigner de Mr Banau et de vous Sauver de mes importunités; Je Scais bien que vous Etes accoutumé a obliger, mais a la fin on Se Lasse: vous avez heureusement du Courage: d'ailleurs Si vous connoissiez la petite créature pour qui Je vous donne tant de peine, Je Suis Sur que vous feriez planter une forest d'orme piramidal pour la guérir Entièrement puis qu'elle est déjà presque Guerie. vous voyez que Je fais tout ce que Je peus pour m'Excuser auprès de vous et de ne pas vous Lasser. J'ay appris que notre bon ami Mr Guibal a été Incommodé. Je lui Ecrirai aussi cette Semaine, il est a notre académie de Rouen au même point que Mr votre fils et les autres amis proposez. Je Suis fort aise que Mr Legillon a Eu l'honneur de vous voir, c'est un bon et honnete flamand qui S'y prend bien pour bien faire en faisant tout d'après nature, c'est un bon gentil homme qui aime mieux les arts que les autres frivolités, il peut Encore Etudier aux frais de Sa bourse, ce qui n'est pas peu de Chose dans ce (Tintenfleck) ici comme dans tous les autres. Je crois vous Entendre dire, Jamais michel morin n'a plus parlé fagots, il nous Ennuie avec ces Peintres flamands et. il veut Epuiser la boutique de Mr Bannau et cela en perdant notre tems et avancer notre argent et pardessus tout il cherche a nous Ennuier avec Ses longues lettres, qu'il nous laisse en paix, c'est un grand malheur d'Etre aimé par ces Diables de bavards de Province. La, la mon cher ami, La Bonne et Tendre Madame Wille que J'assure de mon Respect désire autant que moi votre bonne Santé et Scait qu'il faut quelques fois nous distraire de vos Etudes de vos travaux, et qu'une longue lettre peut provoquer le Sommeil, ce que Boileau ne trouvait qu'aux Sermons de l'abbé Cottin. J'ay l'honneur d'Etre avec la plus Sincère amitié et la plus parfaite Considération. Monsieur mon Cher Confrère et Cher bon ami. votre très humble et très obéissant Serviteur Descamps mes Compliments Je vous prie a Mr Baader. Rouen ce 26 9bre 1783 Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 2. Dezember 1783

('Journal

II, 76).

Dezember 1783

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Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 8. Dezember 1783

Monsieur et Cher bon ami. voici douze francs que vous avez Eu la bonté de payer pour une livre de bois d'orme Piramidal pour notre ami Mr de Couronne, mais il ma chargé de mille remerciments. mais mon Cher bon ami ce n'est pas tout. La personne vous remettra Encore deux Louis pour Encore quatre livres de ce même bois de la forest de Mr Banau de me l'Envoyer a mon addresse par nos diligences, en les faisant Séparer par paquets d'une Livre, c'est pour deux personnes qui ont Consultés Mr Banau, ma petite fille et un ami. vous Conviendrez que Si Je n'avois pas d'autre bois pour faire ma Soupe que Je n'en mangerais Jamais Car les petits fagots Sont bien Chers. voila notre Cher ami Mr wille votre fils unanimement reçu a notre académie de Rouen, Mr de Couronne lui annoncera au nom de l'académie, a Son tour il lui addressera Sa lettre de remerciement a la Compagnie et nous Seront tous Contents. J'avais Effectivement Eue une querelle avec Mr votre fils qui finissait Ses lettres avec le mot, Respect, comme un petit Capucin qui Ecrit au reverend Pere Gardien; nous autres bonnes Gens nous aimons mieux que ce peuple Barbu, qui n'aime que la devote qui les Entretient de Caffé, Sucre, Liqueurs, et beau mouchoirs, au Surplus moi qui Suis au monde quelque Semaines, avant lui J'ay cru que Je pouvois Lui remontrer que Je méritois Son amitié, puis que Je l'aimois depuis long tems; puis que c'est Encore moi qui L'ay présenté a L'académie de Rouen, ou II a etez reçu pour Ses talents, mais II na tenu qu'a moi de mentir et dire un peu de mal, cela auroit au moins retardé Sa réception; Je n'en ay rien fait, parceque J'espère qu'il ni aura plus de Respect a La fin des Lettres. Nous Savons ici la marche de vos voyageurs aériens, il y avoit a craindre que La queue de la nouvelle Commète ne brûla leurs perruques, Enfin c'est un Evénement dans ce Siècle qui immortalise, celui qui en est l'inventeur, et ceux qui ont Eu l'audace de planer dans des régions inconnues, Je crains Seulement, que par la Suite quelques uns n'aillent en fuiant leurs créanciers, Se fourer dans quelques planètes ou les huissiers ni les recors ne peuvent les atteindre. recevez mes Excuses des peines que Je vous donne, Je n'aurai pas trop de Confiance dans d'autres personnes. permettez que J'assure Madame Wille de mon Respect et Soyez bien assuré des Sentiments de la plus tendre amitié et la parfaite Estime avec la quelle J'ay l'honneur d'Etre.

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Brief 377

Monsieur Cher Confrère et bon ami. votre Très humble et très obéissant Serviteur Descamps. mes Compliments Jevous prie a Mr Bader. Rouen ce 8 Xbre 1783. {Am unteren Rand der ersten Seite): répondu ce 31 Xbre Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 31. Dezember 1783 ('Journal II, 81). 27 voyageurs aériens] Aufstieg von Charles und Robert mit einem Wasserstoff-Ballon am 2. Dezember 1783 vom Tuileries-Garten aus (vgl. die Beschreibung im Journal II, 76ff.).

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Von Ignaz Klauber Augsburg, 27. März 1784

Hochzuehrender Herr Theuerster Gönner Daß auf Dero schäzbare Schreiben nicht eher geantwortet und den verbündlichsten Danck (wegen gemachter Retouchen welche mir den besten Nuzen verschaffen) noch nicht abgestattet, war die Hofnung Ihnen schon längst den Tag meiner Abreiß bestimmen zu können, allein die durch das außerordentliche Schneewasser verursachte so heufige unglucksfalle, wie Sie schon das mehr aus denen Zeitung werden gelesen haben, beßonders aber wegen denen weckgerissen Brücken, und schlechte Weg waren die Schuld daran. Ich will dahero anjezo den lebhaftesten Danck schuldig nach gehollet haben, und mit rührendem Vergnüg vermelden, daß heute der Tag bestimmt ist meine Reiß unter dem Schuze des Höchsten dahin anzutretten, um wiederum nach Dero güttigem Verspruch nüzliche Unterstützung und getreue Vorsorge sowohl von Ihnen als Dero wertheste Frau Gemahlin zu erhalten So schwer es ansonsten meine geliebte Frau Mutter, Onckel und Geschwistrige ankommt mich fern von ihnen zu, so wird ihre Empfindung da durch gelindert, da sie überzeiget sind daß ich selbst in dem vätterlichen Hause, nicht besser versorgt seyn seyn könnte, diese alle nebst mir empfehlen sich Ihnen und ihrer theuersten Gattin auf das nachtrücklichste. Nun bleibet mir nichts übrig als die selbe zu bitten Dero Werthesten Herr Sohn, und alle Freunde und bekannte von Paris meine aufrichtigste Empfehlung zu melten. Es wird mir nichts angenehmer seyn, als wann ich Sie nebst ihrer ganzen Familie in bestem Wohlseyn antrefen werde. Was schließlichen wegen mangel der Zeit zu schreiben unterlassen muß, werde mit desto größerem Vergnügen mündlich Erzählen, in solcher angenehmen Hoffnung bin ich mit lebhafftester Hochachtung Ihr

März 1783

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gehorsamster Diener Ignat. Klauber Augspurg 27. Merz 1784 Archives Nationales Paris 219 AP. I. Klauber, der seine Familie in Augsburg besucht hatte, war schon am 8. April 1784 in Paris zurück (Journal II, 86). Zu Klauber, der zwischen 1781 und 1791 Willes Schüler gewesen ist, vgl. Schulze Altcappenberg, S. 333.

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Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 19. Mai 1784

Monsieur bon et très Célèbre ami. J'ay reçu par Mr Parisseau les Burins etc. que vous avez Eu la bonté de m'Envoyer il ne manquait qu'un peu de votre Secret pour les manier car on peut Etre habile a bien des marches au dessous du degré que vous avez Si glorieusement franchi. Je connoissai quelques Eaufortes de Mr Parisseau d'après Son maitre Mr Deshais un de mes premiers Elèves; mais il est votre ami et artiste c'est bien assez pour que Je le recois avec le plus grand plaisir et que J'espère Le voir Souvent chez Mr Son frère homme de mérite; mais comme il restera ici quelques tems, J'ay pris le parti de vous Envoyer par la diligence un Exemplaire de mes livres et tout ce que J'ay de doubles de mes portraits tout cela ma Etez Enlevé par des amis et Je n'ay rien de Complet, mes volumes des peintres pour vous Sont a 28 les quatre et 32 #. brochés au particulier Le voyage pittoresque a 4 #. et 5 #. pour d'autres ainsi en tout 32 # 0 s. 0 pour burins et pointes que Je doits 10 #. 12 s. 0 21 #. 8 s. 0 vous restez mon débiteur de 21 #. 8 s. 0 nous trouverons bien cette Somme J'ay pris la liberté d'ajouter a votre paquet de livres un petit paquet de pierre noire d'Espagne que Mr Ribard lui Envoit en Echange de desseins de Mr Legillon qui ira le prendre chez vous. Je vous prie de m'obtenir La vie de Mr Dieteric et Si cela Se peut Son Portrait, et de quelques autres artistes d'allemagne. J'ay vu ici deux Joly tableaux d'un Mr Mayer attaché a ce qu'on m'a dit au Duc de deux Ponts, on ma aussi dit qu'il est mort a Paris et Enterré a Cotté de J. J. Rousseau, Je Serai fort aise d'avoir Sa vie, Je crois que vous l'avez connu J'ay même le Soupçon d'avoir Soupé chez vous avec lui. Je vous prie d'assurer Madame Wille de mon Respect et d'assurer mon double Confrere Mr votre fils de mes Compliments Je vous Souhaite une Excellente Sante et vous assure de la plus tendre amitié etlaplus parfaite consideration;

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Brief 378

Monsieur bon et très Célébré ami. votre très humble et très obéissant Serviteur Descamps Rouen 19 may 1784 a la hâte. Archives Nationales Paris 219 AP. Wille hatte seinem Freund Descamps die Werkzeuge am 15. Mai 1784 zugeschickt und gleichzeitig ein Exemplar der Vie des peintres verlangt (Journal II, 89). 7 Mr Deshais] Jean-Baptiste Henri Deshayes (1729-1765), der aus Rouen stammte und der Lehrer von Philippe Louis Parizeau gewesen war. 1 2 - 1 4 volumes des peintres/voyage pittoresque] vgl. Descamps' Brief an Wille vom 24. Oktober 1783. 21 La vie de Mr Dieteric] In Karl Heinrich von Heineckens Nachrichten von Künstlern und Kunst-Sachen (2 Teile, Leipzig und Wien 1768-1769, S. 127) konnte man eine Beschreibung des Lebens von C. W. E. Dietrich lesen, sowie in Johann Rudolf Füsslis Allgemeines Künstler-Lexicon, Zürich 1763 (neue Ausgabe, überarbeitet von Johann Heinrich Fiissli - Obmann -, in verschiedenen Supplementen, 1779-1824). 23 Mr Mayer] nicht identifizierbar.

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Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 29. Mai 1784

Monsieur et très Célèbre ami et très Cher Confrère. voici deux frères mes bons Elèves entre autre L'ainé bon dessinateur qui Se destine a l'architecture, il a remporté ici le premier d'après nature et le premier prix de Composition en architecture, c'est l'Etat auquel il Se destine, il a Iii et commenté les autteurs anciens, il compte partir cette année pour Rome. Son frere Se Destine pour la gravure et c'est pour lui que vous avez Envoyés des burins, ils désirent de vous en remercier, il S'exercera quelque tems a Rouen a manier le burin, a faire des lignes et des Courbes, vous feriez un beau miracle Si vous pouviez lui donner une petite partie de votre magie. Son Chemin Seroit fait, ce Sont au surplus bons Enfants laborieux, qui m'ont demandé de vous aller remercier et de vous admirer, mais Surtout de vous assurer des Sentiments d'Estime, d'amitié et de Considération avec les quels J'ay l'honneur d'Etre. Monsieur, très Célèbre ami et Cher Confrère.votre Très humble et très obéissant Serviteur Descamps. Mon Respect Je vous prie a Madame Wille, mes Compliments a mon Cher Confre Mr votre fils et Mr Baader. Rouen ce 29 may 1784. Archives Nationales Paris 219 AP. 2 deux frères] Die Brüder Carpentier verließen Paris am 4. Juli wieder. Der trug einen Brief von Wille an Descamps ('Journal II, 93).

Kupferstecher

Juni

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1784

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Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 20. Juni 1784

Monsieur Cher bon ami et Confrère Célèbre. Je Suis fort aise que vous ayez trouvé quelque petits portraits que vous n'aviez pas et Suis fâché de n'en avoir pas Eu d'avantage, quand au prix que vous y mettez J'aurai voulu avoir mieux c'aurait étéz un petit a Compte des belles Estampes dont vous m'avez Souvent fait présent, vous voyez mon cher ami que quoique en normandie Je Scais dire la vérité. Mr Verrier Md de tableaux rue de la Croix des petit Champs a du vous remettre un peu de pierre d'Espagne Je la Crois un peu dure Sur les bords parceque Elle est prise a l'Entrée de la mine. Elle est toujours fixe et bonne, nous en attendons d'autrès et allors vous en aurez et Mr votre fils une provision et au même prix parceque notre commerce est Loyal et Je vous le passe au prix coûtant c'est a dire en petit présent, Si par hazard vous avez la dessus quelque Scrupule vis a vis de l'ami de qui Je la tiens c'est Mr Ribard le fils amateur de Desseins a qui vous pourriez Envoyer un de vos paysages vous ne pourriez lui faire un plus grand plaisir, il en a de Mr Cochin, de Perignon, de Mr défrichés, il a tout votre oeuvre en Gravures et il est ami de Mr Berwic, cependant vous n'etes Engagé a rien car celle que vous avez est a moi. J'ay Eu le plaisir de voir Mr Pariseau mais trop peu pour moi parcequ'il a trop peu restez ici, Je connoissois Ses talents pour la gravure mais il ma fait présent des belle Choses dans la maniere de Le Prince tant d'après Deshais, Mr le Barbier, de la Rue et d'après Ses desseins composés par lui. il étoit parti lorsque J'ay reçu votre lettre. a présent mon Cher bon ami que vous avez dans vos mains 21 # 8 s. a moi, J'en Suis tout glorieux Sans avoir voulu en parler a Mr Pariseau pour ne pas donner atteinte avotre credit bien assuré J'ay Eu un peu de malice car Si vous voulez me rendre un Service bientôt Je Serai votre débiteur, voici le fait; Le mois passé J'ay Ecrit a Mr Jombert le fils Le Jeune Libraire rue Dauphine, comme Je le connois, Je lui avois demandé Six Exemplaires en 8V0 de la maniere de Graver a l'Eau forte et au burin par A. Bosse augmenté par Mr Cochin, ouvrage imprimé en 1758, chez Mr Jombert Père, Je l'ay acheté chez lui 6 # relié, au lieu de Six Exemplaires il ne m'en a Envoyé qu'un Je vous prie d'en faire demander cinq Encore et les lui payer ainsi qu'un qu'il m'avoit Envoyé qui fera Six. vous voyez que c'est moi qui va devenir votre débiteur, Sil vous donne les cinq Exemplaires faites moi le plaisir de me les faire passer par notre diligence a mon addresse, ce Sera a moi alors de vous faire passer ce que Je vous dois. assurez Je vous prie Mde Wille de mon Respect, mes Compliments, a notre Jeune Confrère, il recevra Sous peu Son Diplome déjà Signé Jespère qu'il sera Scellé la Semaine prochaine, Je vous prie de lui dire de penser a faire quelque

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Brief 381

Chose pour Envoyer a l'académie Mr Gois vient d'Envoyer le buste qu'il a fait de Jouvenet et Mr Moreau Son Estampe du Sacre de Louis XVI. Sous verre avec bordure dorrée. ne m'oublie pas Je vous prie pour que Je puisse Célébrer vos artistes allemands. J'ay l'honneur d'Etre avec amitié, Estime etune parfaite Considération Monsieur Cher bon ami et Confrère Célèbre, votre très humble et très obéissant Serviteur Descamps mes Compliments a Mr Baader. Rouen ce 20. Juin 1784. {Am unteren Rand der ersten Seite): Répondu le 3 Juillet Archives Nationales Paris 219 AP. Die verlangten Bächer wurden von dem Kupferstecher Carpentier bei dessen Rückreise nach Rouen an Wille überbracht ^Journal II, 93). 29 A. Bosse] Abraham Bosse, De la manière de graver à l'eau forte et au burin et de la gravure en manière noire, avec la façon de construire les presses modernes et d'imprimer en taille-douce, nouvelle édition revue, corrigée et augmentée du double et enrichie de dixneuf planches en taille douce, Paris: C. A. Jombert, 1745. 3 7 - 3 8 Notre jeune confrère] Ende 1783 wurde P.A. Wille durch Descamps' Vermittlung in die Kunstakademie von Rouen aufgenommen (vgl. Decamps' Brief an J. G. Wille vom 8. Dezember 1783).

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Von Aignan Thomas Desfriches Orléans, 12. Juli 1784

a Orleans Ce 12 Juillet 1784 Monsieur Très Cher et ancien Ami! Je Reçois de vos Nouvelles avec d'autant Plus de Plaisir que Elles me mettent a portée de Vous Estre bon a quelque Chosse vos deux demy Carts de Vinaigre blanc Partieront demain Par Roustier Seur à 3 # de Voyture par demy Cart qui sont du prix de 11 Chaque 22 - Puis que vous Estes si Pressé De vous acquiter quand vous Passerez par la Riie des Lombards Entrez dans la boutique de M Pluvinet site à la Couppe d'or demandez luy quitance de Cette Petitte Somme quii Portera de Mon Compte et ce sera Chosse Soldée. Puis que Je Suis des annees Entierres Sans Causser avec vous Mon très Cher il fault que je profitte de l'occasion Je Suis tout Enchanté de l'exécution que Je Suis après a faire d'une Espèce d'Inspiration qui mest veniie aparament Par le Dieu des arts voilla 30 années que Jay acheté ma Maison, mon Cabinet Mal Eclairé Et trop petit ne donnoient que Un faux jour a mes Tableaux, il fault bien se Contenter de Ce que L'on à au Commencement de May Jay pensé que au dessus de Mon apartement a Coucher Javois Un grenier impratiquable Parceque le toit tomboit a la hauteur de 2 pieds de Sa lucarne mais avoit Lespace de 21 Pieds de long Sur 18 de large Jay conceu le

Juli 1784

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projet de Men servir pour y faire Un Cabinet Mais la Dépense Meffrayoit Je lay Dissipée En imaginant de faire le toit sur les principes de Philibert Delorme Jay fait au plancher debout des Cintres de 18 Ρ de large 4 pieds Delevation le Bois Et la Main d'œuvre ne Me Reviennent pas a 300 #. qui En bois de Charpente m'aura Comté 1 200 #. Jay fait Plafonner Et Me Suis procuré Un Cabinet de 18 ρ de large 21 pieds de long et 16 de haulteur Duparquet au milieu Du plafond la Corniche est a 12 pieds deLévation Jauray 3 Costées Pour mes tableaux le 4me est occupé par 3 Croisées a grands Carreaux portant 6 ρ 1/2 de longueur Sur 5 pieds 1/2 de hault audessous Jauray Encore place pour y Loger Des tableaux qui seront bien Eclairés parceque la voûte ayant 8 pieds Sur 4 D'Elévation de la haulteur de Mon Plafond Jay fait vitrer en grand Carreaux toutte Cette Partie exposée au Midy qui donne Sur Le Plafond Un Jour qui Se Réfléchit Sur toutte la pièce il y fait plus Clair que dans la Rüe jen Suis au Parquet Et ala décoration intérieure la Corniche les Baguettes qui encadreront la tenture de toelle Verte, le lambris dapuy tout sera En papier Peint a ornements. Mais Mon très Cher la vie est Exposée a des Traversses Le 16 Juin la fièvre Ma pris a Midy mon Médecin Consulté a ordonné que a la fin de laccès Lon me Mit au bain Une heure, la fièvre avec frisson assez violent a Continué Jusque au 26 pour ne la nourir Je nay pris que 3 légers Bouillons gras Par Jour Bu Beaucoup de limonde de la ptissanne au Chiendent Je prennois 4 a 5 Lavements quelque jour il Est Etonant les evacuations que Jay Eues cela Est Incroyable, enfin le 8 de Ce Mois quelques Ressentiments de fièvre que Javois Sans frissons ayant disparu je me Suis Purgé avec Un paquet De Sel De Seignette qui ma netoyé toutte la partie Den hault Du Coffre Dimanche 11 Jay pris la mesme purgation qui ma fait des merveillles aujourdhuy 12. Jay la permission après ma souppe de prendre Un œuf a la Mouillette et Du pain et Des Confitures. Croiriez vous que lon puisse Estre 28 Jours Sans Manger Malgré Cela Se bien tenir Sur Ses Jambes faire Ses affaires de Cabinet n'avoir essuié ny Mal de Teste ny Destomac enfin navoir Eu dautre léger Tourment que la fièvre voilla mon Estât Présent Je prend Beaucoup de Soulagement Et Contentement a vous Ecrire vous devez vous Limaginer. il fault pourtant avant de vous quitter Et pour Remplir Lespace de Cette feuille que Je vous (Riß) une bonne fortune que Jay Eüe Un de Mes intimes amis avoit dans la Capelle de Son Chasteau quii venoit Dachepter 7 tableaux en haulteur des 7 Sacrements Traittés Suivant la Coustume du temps ou ils ont estés peints a Bologne ces tableaux me Surprirent par Leur Beauté {Interlinearzusatz: ils ont 4 pieds 5 Pouces de hault sur 3 pieds de largeur les testes portent 5 pouces) Je les dessinai En Croquis ils Estoient en très mauvais Estât Jay Eu le Malheur de perdre mon amy et son heritierre Me les a vendus lan passé Je les ay fait Remettre Sur toelle par Roeger qui Estoit a Orléans Et gardé, Sans Scavoir de qui ils Etoient Mais ils causaient mon admiration

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Brief 382

Defacon que Je ne pouvois Rester Un Jour Sans les voir cet hiver Un de mes amis Dans Un paquet Destampes quii a achepté a Paris En Achepte les gravures a lEau forte au bas Lon lit: Giuseppo Crespi detto Spagnoletto Bolognese Pinxit. Si voulez Scavoir Cequestoit Crespi cherchez Sa vie dans la Vie des Peintres de Mr Desalliers D'Argenville Elle y est tres Détaillée venez voir ces Merveilles et vous En Serez Etonné. Je nauray donc Mon très Cher jamais le plaisir de Vous posséder Chez Moy nous avançons en age Et nous Reculons d autant plus mes Espérances il vous Seroit Si facil d'emprunter ou louer une Chaise de poste a deux venir avec Madame Wille (Interlinearzusatz: a qui je vous prie de presenter mes Respects et amitiés de mon Epouse) il ne fault que 12 a 13 heures pour se transporter Madame Desfriches et Moy Seront enchantées de vous Recevoir et Renouveller nos Sentiments Dattachement qui dureront autant que la vie De vostre humble serviteur Et amy Monsieur Mon tres Cher et ancien amy Desfriches Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete am 22. Juli 1784 f Journal II, 96). Er bestätigte den Empfang von Weinessig und versprach, den kranken Freund zu besuchen. Im August 1785 reiste aber Desfriches selbst nach Paris (Journal II, 123). 2 0 - 2 1 sur les principes de Philibert Delorme] Philibert Delorme wurde gegen Anfang des 16. Jahrhunderts in Lyon geboren. Er zeichnete den Tuileriepalast und veröffentlichte 1561 seine Nouvelles inventions pour bien bâtir à petits frais. 65 D'Argenville] Antoine Joseph Dezallier d'Argenville, Abrégé de la vie des plus fameux peintres par M*** de l'Académie des sciences de Montpellier, 3 Bde in 4, Paris: De Bure l'aîné, 1745-1752.

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Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 15. Juli 1784

Monsieur et très Célèbre Confrère et ami. J'ay reçu le beau présent dont vous venez de me gratifier et dont Je vous fais mon Sincère remerciment, J'admire toujours la fermeté et l'intelligence de votre burin qui fait le désespoir de ceux qui Se destinent a ce talent; mes deux Elèves plein de reconnoissance de l'accueil distingué que vous leur avez fait, Se Sont Expliqués ainsi et de l'Encouragement que vous leur avez donné; L'ainé des deux frères partira vers le mois de Septembre pour Rome a Ses frais continuer Ses Etudes en architecture, en attendant il continue a dessiner Le modèle a L'académie, ou Mr Cochin La fait Entrer. au deffaut de L'adresse de Mr votre fils notre Confrère qui ma fait l'honneur de m'Ecrire pour me demander S'il faloit remercier L'académie pour lui avoir Envoyer Son Diplome, Je vous prie de Lui dire que cela n'est pas nécessaire, que Je Le prie de me faire le plaisir de m'Envoyer une pinte du meilleur vernis blanc a tableau, par le Carosse de notre ville, et la faire bien

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Emballer dans une petite Caisse et de ajouter Le montant au 20 # 12 s que Je vous doits pour que Je vous fasse passer une lettre de Change Endossée de toute ma reconnaissance bien plus que La valeur de l'argent. Je reviens a votre Scieur de votre pierre noire, il aura présumé quelle n'étoit pas digne de vous, Je vous l'avois prédit, mais Je n'en avois pas d'autres, avant peu vous en aurez de Mr Ribard en attendant la grande provision, J'en ferai Scier, car la Scie de votre ami me paroit plus propre a Scier le petit Rocher de Gibraltar qu'un morceau de pierre noire est former des crayons pour dessiner, et notre ami Ribard curieux de desseins Seroit homme a faire miner les Carrières d'Espagne pour en fournir a Ses amis. Je n'oublie pas de vous faire des Excuses et de vous remercier des peines que vous vous Etes donné pour les livres Sur la gravure par Bosse etc. et aussi pour avoir rapellé au Souvenir de Mr votre fils a Songer au présent qu'il destine de Ses ouvrages a l'académie de Rouen, Mr Gois vient d'Envoyer le Buste Jouvenet qu'il a modelé Exprès. Je vous prie de lui faire mes Compliments et a Sa Chère Epouse. Permettez que J'assure Madame Wille de mon Respect, qu'elle Jouisse comme vous d'une bien bonne Santé, et de tous les agréments de La vie que vous méritez Si bien, afin que Je puisse longtems vous répéter les Sentiments d'Estime d'amitié et de Considération avec les quels J'ay l'honneur d'Etre. Monsieur très Célèbre ami et Confrère. Votre très humble et très obéissant Serviteur Descamps mes Compliments Je vous prie a Mr Baader Rouen ce 15 Juillet 1784. Archives Nationales Paris 219 AP. 2 beau présent] Am 4. Juli 1784 hatte Wille seine vier letzten Stiche (mit Büchern) an Descamps geschickt (Journal II, 93). 4 - 5 mes deux élèves] die Gebrüder Carpentier (vgl. Brief Nr. 380). 14 vernis blanc] Am 29. Juli 1784 schickte Wille den erwünschten Malerfirnis an Descamps (Journal II, 96). Bosse] Vgl. Brief Nr. 381.

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Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 8. November 1784

Monsieur Cher bon ami et Confrère Illustre. un Démon familier ma caché Jusqu'à présent votre Lettre qui ma Empêché de m'acquiter de Ce que Je vous doits et a Mr votre fils depuis Si longtems, J'ay deux fois renversé tout mon Cabinet Sans trouver cette lettre Chérie, Lorsque avant hier en vuidant le portefeuil que Je porte Sur moi, en sorte

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Brief 384

que cent fois elle a passé par la mains de votre Serviteur, a qui Je vous prie de pardonner Son Etourderie. vous avez Eu la bonté de payer a Mr Jombert le Jeune pour 6 vols de l'art de Graver A. bosse a 7 # 42 # 0 s. 0 pour le vernis payé par Mr votre fils 7 # 0 s. 0 L. 49 0 s. 0 vous me deviez 21 # 8 s. 0 21 # 8 s. 0 Je doits 27 # 12 s. 0 Je viens de remettre a Mr Verrier les 27 # 12 s. pour m'acquitter avec reconnoissance et milles Excuses d'avoir Etez un Etourdi et avoir tant tardé, c'est ce même Mr Verrier qui vous avoit porté des crayons noir d'Espagne que J'avois faits Scier devant moi, de peur que vous le fassiez Encore réduire en poudre par quelque Scieur de pierre d'arcueil. Enfin J'avois mis dans la boette de la poudre de la Sciure pour Conserver les crayons et cette poudre fine avoit poudré les Chemises et les habits dans la Malle de Mr Verrier. J'assure Madame de mon Respect, et mes Compliments a Mr votre fils notre Confrère. J'ay l'honneur avec autant d'amitié que de Considération. Monsieur Cher bon ami et Confrère Illustre, votre très humble et très obéissant Serviteur Descamps Rouen ce 8 9bre 1784. Archives Nationales Paris 219 AP.

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Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 20. Januar 1785

Monsieur et très Célèbre ami et Confrere. J'ay l'honneur de vous addresser un de mes amis Mr Jacobs de la Croniere, amateur qui chérit et possède vos ouvrages; il ma marqué le plus grand désir de vous voir et de vous connoitre, c'est un homme d'Esprit aimable arrière petit fils d'un vice amiral, qui a l'âge de 16 ans est venu a Paris député par les habitans de l'Isle de Noirmoutier, plaider devant le Roi contre les fermiers généraux et par l'Esprit et le Courage, il a obtenu la liberté pour tout l'Isle et le Roi l'a nommé Capitaine Général des Chasses; vous voyez mon Cher ami que ce brave Citoyen mérite vos bontez quant ce ne Serait que pour avoir déniché de Son Isle les fermiers Généraux. J'Espère que vous êtes débarrassé et content de votre vente, point de Chagrin de ce qui aura Eté bien vendu avec l'argent on Se procure autre Chose et c'est Jouissance nouvelle; au Surplus on me marque que la vente a Eté bien. Jouissez m o n b o n ami ainsi que M a d a m e Wille, M r votre fils M d e S o n

Epouse d'une bonne Santé pendant cette année et une trentaine d'autres,

Februar 1785

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quitte a faire un nouveau bail après et aimé moi tous, et me croyez avec une Sincère Estime et une parfaite Considération, avec tout Cela J'ay l'honneur d'Etre. Monsieur très Célèbre ami et Confrère, votre très humble et très obéissant Serviteur Descamps Rouen ce 20. Janvier 1785: Archives Nationales Paris 219 AP.

386 An David Alphonse Baron de Sandoz-Rollin Paris, 28. Februar 1785 {.Entwurf) (Auf dem unteren Seitenrand)·, a Monsieur le Baron de Sandoz-Raullin, Ministre Plénipotentiaire de S. M. Le Roi de Prusse. Madrid esquisse Monsieur! Vous me faites L'honneur de m'écrire de Valence le 10 de novembre, et nous voila au 28 de fevrier et ma réponse est encore a faire! ne suis-ie pas des plus négligent? Vous devez être fâché contre moi; mais j'espère Monsieur que vous le seray moins quand ie vous aurai exposées pour ma justification quelques raisons valables et vrais: une partie du mois 8br et presque tout le mois de novembre, ie me suis occuppé a faire arranger, nettoyer et vernir mes Tableaux; mon fils m'a prêté son secours, et cela de bonne grace, de plus ie fus coler les desseins de mes Portefeuilles qui ne L'étoient pas encor. Cette opération faite Mr Basan et moi nous composâmes le catalogue du tout et le rendîmes a l'Imprimerie. Je pense que vous concevez déjà quel pouvoit être le but et le résulat de tout cela. Héla! Monsieur me voila sans Tableaux et sans dessins! j'excepte ceux qui sont encadrés dans mon cabinet. Il est de prudence de ne pas devenir mélancolique tout a fait entre quatre murs déparnies de cette nouriture variée, souvent restaurante, tout jour bonne ou délicieuse pour L'esprit et le Cœur. Enfin ma Vente s'est faite au mois de Décembre passé, publiquement, à L'hôtel de Bouillon. Le Roi a fait acheté un excellent Adrien Braur le reste des objets a été dispersé çà et là dans paris, dans les Provinces et même dans les Pays étrangers. Voila le train de ce bas monde. Je me suis donné, nombre d'années des peines incroyables pour rassembler, selon mes moyens, ce qui pouvoit faire me plaisir queje possédi-ois avec joye, et dans une seule semaine le tout a disparu pour jamais. J'en ai encore du chagrin; mais ie garnis actuellement les places vides et tristes, qui me sont restés avec des Estampes de bonne Encre et de dessins bien fait, de ce nombre est celui que ie possède de votre Amitié! il me sera cher a ce titre et agréable parce qu'il est fait en

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Brief 386

Maître - Après tout ce tracas ie me suis mis a graver. L'eau forte le Paysages de la planche que dois avoir L'honneur dedier, pour votre protection, a S. A. R. et ce travail m'a fait très mal aux yeux. Le vernis noir et les jours courts et nébuleux en étoient la cause. Il n'y a que depuis peu que j'en suis assé quitte pour pouvoir suporter la blancheur du papier a lettre - Comme j'ay toujours été sûr et certain Monsieur que vous preniez part a ce qui pouvoit me faire plaisir, j'aurai celui de vous annoncer que S. Α. I. la Grande Duchesse de Russie m'a fait remettre il y a 3 semaines une Médaille d'or magnifique et de la plus grande espèce. D'un côté est le Buste de L'Impératrice et au revers la Statue équestre de Pierre le Grand posé sur le Rocher qui a fait tant de bruit dans le monde. Cette médaille et celles que ie tiens de la Munificence du Roi de Danemark, seront a la tête de ma collection qui a été augmentée cet hiver par plus de 40 en argent très belles dont plusieurs très rares qui me sont venues d'Allemagne - Après tout il est tems que ie finis de parler de moi, il est temps Monsieur de vous remercier de ce que vous avez bien voullu songer a moi en m'honorant d'une lettre, quoique vous étiez encore en route: cette lettre ma causé la plus grande joye. Elle m'est une preuve que votre Amitié, qui nous sera toujours chère, est très sûre et très constante; de plus elle est écrite d'une manière admirable. Vous dessinez en écrivant, les Contrées, que vous avez parcourues comme d'après Nature et vous peignez leurs habitans en Artiste! Peu de Lettrés, quoique même de profession et écrivant d'ailleur a merveille possèdent ce rare talent. C'est un sentiment qui a sa force a part et son tact particulier et personne ne scauroit les mettre en valeur complettement si la Nature n'a pas fait pour lui les premiers frais* - J'étois au désespoir a mon retour de la Campagne lorsqu'on m'apprit que vous étiez venu chez nous avec Mr de Vigneul. J'aurois été bien charmé de vous embrasser une fois avant votre départ. Ca sera s'il plait au ciel a votre retour. Votre Successeur me venu voir depuis; mais ie n'ai pas encore été chez lui, n'ayant pas mis le pied dehors depuis 3 mois. Mon Elève Bervic, agréé L'Eté passé à l'Académie a été très bien récompensé par l'Electeur Palatin a qui il avoit dédié sa grande Estampe. Il a reçu de ce Prince un magnifique Tabatière d'or avec deux Médailles très belles de la même matière. J'en suis très aise; car c'est un brave et habil garçon, aussi doit-il graver le Roi en pied de la grandeur du Portrait de Louis XIV gravé par Drevet. Il a de plus obtenu un logement aux Galeries du Louvre. Cet Eté cy on doit jetter en bas les maisons sur nos Ponts; cela rendra notre quartier encor plus agréable ou du moins plus salubre. - Mme Wille a été sensiblement flattée de votre souvenir. Elle s'est assé bien soutenue pendant cet hiver et se recommande ainsi que notre fils dans votre Amitié en vous présentant leurs Considérations et Respects! - Pour moi j'ose vous prier de m'aimer toujours un peu et d'être

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persuader que personne au monde n'en sera plus touché que celui qui est avec un véritable respect Monsieur Votre très humble et très obéissant serviteur Wille Paris le 28 février 1786 *(Auf dem linken Blattrand>: personne ne les employera complettement si la nature n'a pas fait les premiers frais Handschrift aus den Beständen der Fondation Custodia, Sammlung Frits Lugt. Signatur: 1972 A 848. Willes Antwort auf den Brief von Sandoz-Rollin wurde erst am 4. März abgeschickt ( Journal II, 114). 13 Basan/catalogue] Vgl. F. Basan, Catalogue des Tableaux, Dessins, ..., qui composent le Cabinet de M. W. [J. G. Wille], 6.12.1784, Paris 1784. Wille hatte seine Gemälde- und Kupferstichsammlung am 6. Dezember 1784 verkauft (vgl. Journal II, 107). Das war für ihn ein schwieriger Schritt gewesen. Wille beschreibt die dabei empfundenen Gefühle auch in seinem Tagebuch: »Le 5 [décembre 1784]. Je me rendis de grand matin à l'hôtel Bullion, pour y voir pour la dernière fois mes tableaux et mes desseins. Le tout y étoit distribué contre les murs avec beaucoup de goût et d'intelligence, et faisoit un effet merveilleux. J'avoue que cette vue me causa quelque peine: je désirais presque que le tout fût encore chez moi, ou du moins une partie, c'est-à-dire les pièces tant en peinture qu'en desseins que j'avois estimées et chéries le plus: mais enfin il n'y avoit pas à reculer. Lorsque l'affluence des curieux, amateurs et artistes, commença à faire foule, je décampai seul.« ( Journal II, 108). Zu dem Bestand und Marktwert der Wille-Sammlung vgl Schulze Altcappenberg, S. 88, insbesondere Anmerkung 396. Dietrich war mit nicht weniger als 22 Stücken vertreten. 30-37 je me suis mis à graver/médaille d'or] Les soins maternels (Eine am Tische sitzende Frau, welche ihrer kleinen Tochter das Band auf dem Hute zurecht richtet), nach einem Gemälde von P. A. Wille, 1784 von J. G. Wille gestochen, der russischen Großherzogin Maria Fedorowna gewidmet (Le Blanc Nr. 59, Νagier Nr. 163). Um sich für die Widmung zu bedanken, schenkte die Großherzogin Wille Goldmedaillen (Journal II, 112).

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Brief 387

Von Charlotte Louise Gräfin von Bentinck Hamburg, 4. April 1785

Monsieur Nostre mutuel ami M r Weisbrodt, vous aura annoncé la poste passée l'arrivee des belles et Gigantesques planches, qui nous Sont très heureusement arrivées, graces a vos soins et a vos bontés; et il vous aura assuré en mesme Temps, combien vostre obligente et honneste délicatesse pour luy, la vivement touchée, et luy a fait cent fois plus de plaisir que touts les Cuivres du monde. Il a voulu luy mesme se charger de vous en remercier vendredi passé; et comme je souffrais beaucoup de mal de teste, je luy ay laisse de bon Cœur le plaisir de vous Exprimer luy mesme ses sentiments. J'espère, Monsieur, que le Ciel vous traite a Paris avec un peu plus d'égard que nous. En vérité cet hivert cy exerce des Rigueurs dont on n'a guerre d'exemple. Nous avons eu 5. jours et nuits, consécutives, jusqua ce matin; qu'il n'a cessé de Neiger, comme au mois de Dec. A mon age on trouve la plaisanterie outrement froide. J'en suis abimée, mais voila précisément le radieux Apollon qui vient me sourire, a mes fenêtres, je ne sais Sil est plus beau que le charmant morceau dont vous m'aves regalée, Monsieur, mais je sçais bien que quoi qu'a demi pétrifiée déjà, ces douces influences en me vivifient, ne m'ont pas fait autant de plaisir que vostre agréable cadeau. Nous l'avons fait admirer M r Weisbrodt et moy, a ceux de nostre ville qui en sont dignes; et il va orner mon Cabinet a cote de son beau pendent; don de vostre main, l'année passée; et qui met dans un doute de préférance a donner, casi incomode. La Délicatess et la fermeté de ces Traits uniques, fait l'admiration de Touts les Connoysseurs, et M r Weisbrod sépanouit quand il entend répéter, quii ny a qu'un seul M r Wille sur la Terre. He bien Monsieur, ailes vous nous envoyer la paix des bords de la Seine? Mais une bonne paix, Juste, ferme, solide; car nous nen voulons point d'autre s. v. p., et quand vos cabinets et vos bureaux travaillent, ils doivent viser au parfait, a vostre imitation. Jassure, Madame, vostre Epouse de l'estime la plus distinguée, et jay Lhonneur destre Monsieur Vostre très humble et très obéissante Servante C. D. de Bentinck nee C sse d'Aldenburg Hamburg le 4. Avril. 1785.

Archives Nationales Paris 219 AP. Am 19. Februar 1785 hatte Wille riesige Kupferplatten an die Gräfin von Bentinck nach Hamburg geschickt. Sie wollte mit diesem Geschenk den Kupferstecher Weisbrod überraschen und aufhalten, der gern nach Paris zurückgekommen wäre. Wille schrieb in sein Tagebuch, mit den vier Platten könnte Weisbrod ein volles Jahrzehnt beschäftigt sein (Journal II, 113).

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388 An den Chevalier Heredia Paris, 30. Mai 1785 (.Entwurf) Monsieur J'ay reçu des Lettres de Mr le Baron de Sandoz Rollin Ministre Plénipotentiaire du Roi de Prusse a la Cour de Madrid et mon ancien Ami, il me demande un dessin de moi, et comme il est bon Dessinateur lui même, du Papier a dessiner. Dans sa lettre il s'exprime ainsi: »J'ai un souvenir qui me fait peine et que ie ne veux point passer sous silence; c'est celui de ne pas posséder aucuns Dessins de votre main, la Distance qui nous sépare n'est pas un motif de me le refuser et vous pouvez la remettre, ainsi que le Papier, a Monsieur le Chevalier Heredia logé chez Monsieur le Comte d'Aranda qui me L'enverra par le Courrier d'Espagne.« D'après cela j'ay composé le paquet en forme de rouleau, cy present, et contenant ce que Mr le Baron de Sandoz m'a demandé. Il vous auroit Monsieur, de même que moi, les plus grandes obligations si vous pouviez le lui faire parvenir incessament. Je suis avec Respect de Monsieur Le Chevalier Le très humble et très obéissant Serviteur Wille Graveur du Roi sur le quay des Augustins Paris le 30 May 1785 Handschrift aus den Beständen der Fondation Custodia, Sammlung Frits Lugt. Signatur: 7130 b. Vgl. Journal II, 121: »Le 4. [juin 1785]. Répondu à M. le baron de Sandoz-Rollin, ministre plénipotentiaire du roi de Prusse, à la cour de Madrid. Par sa lettre du 11 avril passé, il m'avoit demandé un dessein de ma main, comme aussi du papier à dessiner pour son usage. Je devois, comme je le fais, remettre le tout à M. le chevalier Heredia, chez M. le comte d'Arenda, pour lui être envoyé par le courrier d'Espagne. Je lui ay mis, au lieu d'un dessein, deux enclavés dans le papier à dessiner, que j'ay roulé sur un bâton pour être mieux conservé. Je donne donc avis à M. de Sandoz que j'ay fait sa commission, et je lui marque aussi la réception de M. Klauber à l'Académie. Je lui parle des arts et de la sensibilité de ma femme, et de notre fils, de son souvenir. Je lui fais la description de plusieurs tableaux de celui-cy, comme il l'avoit désiré.«

389 Von Pierre Nicolas André-Murville o. O., 4. September 1785 (Vermerk Willes: Lettre de Mr de Murville) Je Sais, Monsieur, que plusieurs personnes Ont voulu vous faire accroire que je faisais peu de cas de vos charmans ouvrages, et que J'étais Presque votre ennemi: Je sais même que cela vous a refroidi pour moi: Je n'ai plus retrouvé en Vous cette même bienveillance dont vous m'honoriez II y a cinq ans: Je n'ai pourtant été coupable envers Vous que d'une franchise dont peu

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Brief 389

de mes confrères sont capables: c'est à vous même que J'ai dit ma Façon de penser Sur un Seul de Vos ouvrages: et Vous devez Savoir par Monsieur de Fontanes combien Je fais Mes délices de tous Les autres. Quoi qu'il en soit, Monsieur; J'ai cru, pour détruire toutes les Mauvaises Impressions que vous pouviez avoir contre moi, devoir Vous dédier Ma Comédie de Melcour et Verseuil. Et vous donner ce témoignage public de Mon Estime, Je dis plus de Mon amitié pour vous. Je ne vous en ai pas demandé la permission, Parce que Vous me l'eussiez peut être refusée La Modestie: Croyez moi, Monsieur, la démarche que Je fais auprès de Vous est honnête: C'est dans le Moment ou la perte presque entière de Ma fortune, et par conséquent les embarras qui en résultent auraient pu me mettre du Levain dans l'âme, et m'aigrir le Caractère, Que Je me Rappelle que Je vous ai aimé autrefois Et que Je dois vous aimer encore: Je serai riche de Votre amitié, Si vous me faites L'honneur de me La Rendre, et L'on peut tout braver, lorsque L'on S'entoure des douces Illusions des Beaux arts, Et que l'éternité nous console des peines de la Vie. Vous ne pouvez pas m'empêcher de Jouir de Vos ouvrages Mais Votre amitié ne dépend que de vous, et Je vous la demande: J'en ai besoin pour être heureux, Et Je Sais que vous aimez à en faire. J'ai L'honneur d'être avec tous Les sentimens Dont vous m'avez pénétré Monsieur Votre très humble et très obéissant Serviteur André de Murville Ce 4 Septembre 1785 Rue Neuve des Bons enfans Numéro 2 Archives Nationales Paris 219 AP. 11 Ma Comédie] P. N. André-Muville, Melcour et Verseuil, comédie en 1 acte et en vers représentée pour la première fois par les Comédiens français ordinaires du roi, le 8 août 1785, Paris: Prault, 1785.

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Von David Alphonse baron de Sandoz-Rollin Madrid, 3. Januar 1787

Madrid le 3 Janvier 1787 Monsieur! Viendrai je encore à temps pour vous dire que Möns. Le Duc de la Vauguion a bien voulu se charger de quelques nouvelles estampes des artistes de Madrid? Je l'espère, et je le desire: Vous trouverés dans le rouleau qui les renferme celle de Carmona dont je vous ai parlé en dernier lieu. L'année 1786 a passé et a emporté une belle portion de mon existence, elle a emporté de plus une promesse que j'ai oublié de réaliser; il faut la remplir dans l'année 1787. C'étoit de remettre à M r Daudet une bonne épreuve de

Oktober 1787

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L'Estampe du Combat de Taureau pour Möns. Le Comte Minuzzi; C'est un Artiste éclairé, et c'est encore un homme doué de cette sensibilité qui mène à l'amitié et au bonheur. Remplissés donc mes engagements dès que la ditte estampe paroitra. Mais qu'ai je à faire de parler de cette estampe? Sera t elle jamais finie? Je n'en sais rien; je vous ai demandé des nouvelles de son Sort, et vous ne m'avés rien répondu. J'attends néanmoins une de vos lettres; vous êtes un homme d'ordre, d'exactitude, et d'amitié. Deux gros pinceaux me manquent pour dessinéer; ce sont de lespèce ou la plume est liée au baton. Veuillés donc vous charger Monsieur de me les procurer, et de les remettre à Möns. Le Duc de La Vauguion; Comme Son Séjour à Paris est annoncé pour Six Semaines, il faudra hater vos recherches, et cette commission: Je m'acquitterai de mon coté de vos déboursés à cet égard, en vous envoiant par une occasion une boîte de crayons noirs. Tout sera ainsi compensé. Que vous dirai je de plus? Rien, ou bien peu de chose; Ma santé est entièrement rétablie depuis le retour des frimats, et de la neige: Il en est tombé en Espagne une telle abondance, que des vieillards de 70 ans ne se rappellent pas d'en avoir vu autant. Mes souhaits sont de vous savoir en Santé! en paix, et en contentement, et de recevoir enfin de vos nouvelles. Satisfaites mes désirs, et mon amitié, et croiés moi avec les Sentiments d'une Considération distinguée. Monsieur Votre très humble, et très obéissant Serviteur de Sandoz Rollin Mes Compliments à Monsr Wille votre Fils. ( Von Willes Hand): Reçue le 16 janvier Archives Nationales Paris 219 AP. Wille antwortete erst am 22. März 1787 (Journal II, 137) auf Sandoz-Rollins Brief. Sandoz-Rollin hatte seine Zeichnung durch Pariseau stechen lassen. 6 Carmona] Emmanuel Salvador Carmona (1748-1807), spanischer Zeichner und Kupferstecher. Die Stiche Carmenas erhielt Wille erst am 22. März 1787. Er fand sie schlecht (vgl. Journal II, 138).

391 An Christoph Friedrich Nicolai Paris, 14. Oktober 1787 Paris den 14. 8ber 1787 Hochedler Herr und schäzbarster freund! Überbringer dießes ist He Preisler welcher sechs iahre mein Schüler geweßen, dießes iahr aber wegen seiner ausnehmenden kunst ein Mittglied unßer

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Brief 391

königlichen Akademie geworden ist und nun nach koppenhagen zurücke gehet (Sein He Vater, dießer berühmte würdige Mann war hier, wie der seel. Schmidt mein jugendlicher freund und kammerad) - Ihrem schreiben zufolge, mit welchem Sie mich vom 1. May dießes jahres beehret haben wird Ihnen mein gegenwärtiger Mittbruder die angemerkten fehlenden stücke meines werkes zustellen n° 23 24 und 27. Ich bitte Sie dieße so wie künftige, als Zeichen meiner großen Hochachtung gegen Sie, anzunehmen und He Preisler wohl aufzunehmen: dann es ist ein würdiger Mann! Ich habe, edler freund, in verschiedenen Tagebüchern, so wie durch eine erbärmliche elende Satyre, in Wien zu hauße, ersehen und gelesen daß Sie eine reisebeschreibung an Tag gegeben hätten; aber nie habe wieder den ersten Band noch folgende bände davon erhalten. Alle müssen alßo noch bey He Lienau liegen, vielleicht aus fehler von guter gelegenheit. Ihr gedachtes Werk habe ich oft zu lesen gewünschet weil ich weiß daß Sie ein aufmerksamer Beobachter sind, der in die gründe der gegenstände dringet und sich nicht scheuet zu sagen was ihn gut oder böße, stark oder schwach, erlogen oder Wahrheit dünket, welches dann manchen, die im finstern tappen, ein licht anzündet eine sache zu beleuchten und zu betrachten, welches manche dann lieben, viele aber verabscheuen. Ich wünsche Ihnen gute gesundheit und dabey, daß Sie lieb behalten möchten den der die Ehre beständig mit der besten Hochachtung zu seyn Meines edlen Herrn und würdigen Freundes Unterthänigster diener Wille Handschrift aus dem Bestand der städtischen Sammlungen Wetzlar. Vgl. Journal II, 156 (Liste der Empfehlungsschreiben für J. G. Preisler, unter anderem an C. F. Nicolai) 3 Preisler] Johann Georg Preisler war zwischen 1781 und 1787 Willes Schüler gewesen. Mit dem Stich Dédale et Icare nach J. Vien wurde er am 24.8.1787 in die Académie Royale aufgenommen (vgl. Schulze Altcappenberg, S. 342 und Journal II, 155 - 20. Oktober 1787). Sein Vater, Johann Martin Preisler, hatte zwischen 1739 und 1744 Willes Akademie besucht. 15 reisebeschreibung] C. Friedrich Nicolai, Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahre 1781, nebst Bemerkungen über Gelehrsamkeit, Industrie, Religion und Sitten, 12 Bde., Berlin/Stettin 1783-1795.

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Von Charles-Nicolas Cochin Paris, 13. November 1788

Monsieur et ami j'ay retrouvé un double de ce que j'avois remis a mon procureur lorsque j'ay Invoqué mon droit de committimus aux Requêtes du Palais, vous le trouverés cy derrierre.

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Juni 1790

Vous y verrés que vous avés ce même droit, étant du nombre des huit conseillers qui y sont spécifiés, les adjoints a professeur ne sont point du nombre des trente, les adjoints a Recteur semblent n'en être pas non plus, cependant on peut leur appliquer cet Excédent, des deux qui Rempliront les Principales Places de laditte Académie. J'ay mis cecy par écrit afin de le Laisser chés vous Si je n'avois pas le plaisir de vous y trouver. J'ay l'honneur d'être avec la plus parfaite estime et Le plus Sincère attachement Monsieur et ami Votre très humble et très obéissant Serviteur. Cochin ce 13. novembre 1788 Archives Nationales Paris 219 AP. 3 Droit de committimus] Vom König gewährtes Recht auf Sondergerichtsbarkeit. Im 1788 waren mehrere Rechtsstreitigkeiten um Urheberrechte und angebliche Plagiate unter den französischen Künstlern ausgebrochen. Wille wurde zusammen mit Lempereur zum Schiedsrichter ernannt (vgl. J o u r n a l / / , 192 und 194 f.).

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Von Ambrosone Paris, 4. März 1790

Monsieur Vous auroit la Bonté de remetre au porteur en present 1 mort de Marc antoine (2 Portrait du roy de Prusse) pour le Compte de votre serviteur p. Ambrosone Paris, ce 4 mars 1790 Aus Willes Rechnungsbuch.

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Archives de la Seine. Paris. Signatur: DQ 10 821.

Von Jean Louis Anselin Paris, 17. Juni 1790

Monsieur je suis désespéré de ne m'être pas trouvé chez moi hier, si cest vous même qui m'avez fait lhonneur d'y venir; je profiterais avec grand plaisir de cette occasion de me présenter chez vous, en vous portant moi même les 2 épreuves du siège de Calais que vous demandez, si un rendez vous indispensable ne me retenait chez moi ce matin.

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Brief 394

La bonne m'a dit que vous désiriez voir un tableau, je vous prie instament de ne pas vous rebuter, mais comme je ne suis pas heureux, je crains trop de ne pas m'i trouver quand vous vous donnerez la peine d'y venir (quoi que je sorte rarement) ce serait me rendre service que de me faire dire présentement par la fille, quelle jour vous pourez me sacrifier un de vos précieux moment. Je vous prie dêtre persuadé du Respect et de l'admiration pour vos talents avec lesquels j'ai lhonneur dêtre Monsieur Votre très humble, et très obéissant serviteur Anselin Citoyen de Calais, gravr. rue du théâtre français paris 17 juin 1790 Archives Nationales Paris 219 AP.

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Von Johann Gotthard Müller Stuttgart, 7. November 1790

Mein verehrungswehrter herr Landsmann hochgeschäzter Freund, Überbringer dieses, Herr Lieutenant Seiz aus Coblenz wünschte Ihre persönliche BekantschafFt zu machen. Ich nehme um so weniger Anstand, Ihm dies Empfehlungsschreiben mit zu geben, da ich überzeugt bin, daß Sie einen jeden wakeren Landsmann gut aufnehmen, und Ihm gelegenheitlich gern dienste erweisen. Mr Seiz kommt nach Paris um die Architektur zu studiren, vielleicht können Sie ihme gute Bekantschafften verschaffen. Besonders aber wird es Ihm, wie jedem Deutschen, ein fest seyn, seinen so berühmten Landsmann herrn Wille in Paris persönlich kennen zu lernen. Schon im vorigen Jahr hoffte ich vergebens, Sie in Paris embrassiren zu können. Meine Platte vom König habe ich längst beiseite gelegt. Der Himmel weiß, wann ich solche übergeben darf. Wanns glüklich geht, so geschieht es künfftiges Jahr. Seit 15 Monaten haben Sie viel neues in Paris gesehen und erfahren. Hätte wohl manchmal auch dabei seyn mögen; wolte mir schon das air eines braven Grenadiers zu geben gesucht haben. Im gründe aber wäre es doch besser, wann wir ruhig mit unsero Grabsticheln, als mit Mußketen handiren dürften. Ihre große Platte wird vermutlich jezo auch geendigt seyn. Bin begierig, dies Meisterstück zu sehen. Was ich jezo arbeite, wird H. Klauber Ihnen schon gesagt haben. Unter flinten, Bajonetten und Pul verdampf muß ich herumarbeiten. Eine entsezliche Arbeit! Vor einiger

Dezember 1790

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Zeit bekam ich ein Blatt von Ihrem freund Preisler gestochen, Ihnen dedicirt, mit dem Titel L'heureuse rencontre. Vergeblich suche ich den gedanken Preislers zu errathen. Möchten Sie mir nicht aus dem Traume helfen? Eine kurze Antwort von Ihnen, schäzbarster freund würde mich in meinem kalten Stuttgard sehr erfreuen Ich bin indessen mit wahrer Verehrung und freundschafft Ihr ergebenster J. G. Müller Stuttgard 7. nov. 1790 Archives Nationales Paris 219 AP. Wille erhielt den Brief und lernte den Lieutenant Seiz, der Architektur studieren wollte, am 26. Dezember 1790 kennen. (Journal II, 286). 19 Ihre große Platte] Le Maréchal des Logis, oder Louis Gillet (wie er im Walde ein Mädchen aus den Händen zweier Straßenräuber befreit), nach einem Gemälde von Pierre Alexandre Wille, 1790 von J. G. Wille gestochen, dem König Friedrich Wilhelm II. von Preußen gewidmet (Le Blanc Nr. 14, Νagier Nr. 118).

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Von Tessari Augsburg, 3. Dezember 1790

Augsburg le 3 Xbre 1790 Monsieur A Cause de les revolution de Liege et Pays Bas qui ont extrêmement empeché le comerce - M r s Jean Tessaro et Comp, se trouvent obligé de vous avertir; qu'ils ne pouvent pas fair ses payements dans ce moment; come il serais de son désir; et offre à payez en trois annes; comme vous voirai de sa Lettre originale; Et Comme nous connoissons ces Messieurs pour Personnes honnetes; nous vous faisons de nos chef une proposition - savoir Votre avoir de susdites se montent à L 204. 3 deduction à faire 10. 3 L 194. On vous a payez en recevant le Marchandise C'est à vous payez

96L 98. -

Voilà un Effet de la dite Somme payable fin Mars 1792 fix; que si vous trouvé bon de L'accepter; ayez la bonté de m'en donner Le reçu pour sold des tout comptes de ces Messieurs - ayant l'honneur d'etre avec la plus parfaite Estime Monsieur vos tré humble et ob. Tessari & Comp. Mr et Mad Tessari fait ses compliments à Mrs Wille, Klauber et Huber.

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Brief 396

Der Brief war zwischen den Seiten von Willes Rechnungsbuch (Archives de la Seine. Signatur: DQ 10 821) aufbewahrt. In dem Rechnungsbuch findet sich folgende Angabe: »J'en ai donné en conséquence une quittance pour solde jusqu'à aujourd'hui 14 Xbre 1790. Le susdit Billet fait par Mr Tesori et Comp, a la place de Mr Tesare a été acquité et payé a son échéance par Mr Ambrosonne et Comp, dont j'en ai quittencé.«

397 An einen unbekannten Adressaten o. O, o. D. {Paris, 1790) {.Entwurf) On m'a dit que le Citoyen Pajou Sculpteur d'un mérit très éminant bon Patriot et Excellent homme était actuellement dans votre ville - Si cela est ainsi et que vous le connoissais ie vous prie de lui faire mes Compliments. Il me semble soit dit entre nous qu'une Couronne, que le (lieu) distribue de tems s en tems aux meilleurs artistes pourait lui être décernée. Cet honneur m'a été fait il y a un mois sans en être instruit (auf dem linken Blattrand: et sans queje fus instruit de ce qui s'étoit passé dans cette grande Assemblée) la couronne et la médaille me furent apportée et le discours publiquement prononcés sur mon talent sur mon patriotisme me fut lu: J'en fus étonné et pénétré de ce io qu'on avoit songé à un homme qui doit chercher la retraite et n'est glorieux que d'être un honnet homme Portez vous toujours bien Citoyen cher Ami et acceptez salut et fraternité de Wille. Handschrift aus den Beständen der Fondation Custodia, Sammlung Frits. Signatur: Lugt 7130 d. Zur Datierung: Der Bildhauer Augustin Pajou (1730-1818) wird in Willes Tagebuch vor allem im Jahr 1790 erwähnt, unter anderem im Zusammenhang mit dem Echo, das die französische Revolution innerhalb der Akademie gefunden hatte. So kann man vermuten, daß dieser Brief in dieser Periode geschrieben wurde. Nähere Angaben über den Adressaten konnten nicht ausfindig gemacht werden.

398 An den Grafen von Herzberg Paris, 9. Mai 1791 (Entwurf) Monsieur, Je sens avec une reconnoissance parfaite que Votre Excellence a bien voulu me favoriser en mettant d'après mes prières, sous les yeux du roy l'ouvrage que Sa Majesté m'avoit très gracieusement permis de lui dédier, puisqu'elle a 5 eu la bonté de me gratifier d'une médaille d'or. D'après ce résultat il est de mon devoir de prier de nouveau Votre Excellence de vouloir bien faire connoître au monarque ma sensibilité, ma gratitude et mes très-humbles remercîments. Cette médaille sera en bonne compagnie: je la mettrai à la suite des

Mai 1791

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superbes bijoux et médailles d'or magnifiques que je possède de la part de plusieurs princes et souverains, comme des marques de leur munificence à mon égard, et cette brillante collection, je la montre peut-être par un peu de vanité aux amateurs et connoisseurs de choses remarquables, riches et belles. Indépendamment de tout cela, je me permets de supplier Votre Excellence de recevoir des remercîments fondés sur d'autres motifs. La patente qu'elle m'a fait remettre, et qui me constitue membre de l'Académie royale des beaux-arts de Berlin, ne pouvoit que me faire un plaisir infini et d'autant plus, que c'est la septième Académie qui m'a fait l'honneur de m'admettre sans aucune sollicitation préalable de ma part. Cette patente étoit accompagnée d'une médaille d'argent uniquement destinée par Votre Excellence aux personnes les plus intelligentes, soit dans l'éducation, soit par rapport au produit net des vers à soie. Heureux si d'après une telle destination je pouvois l'avoir méritée! Cependant, en qualité d'ardent amateur, je connoissois l'existence de cette médaille, je la désirais et même j'avois prié quelques amis en Allemagne de me la procurer, fût-ce au triple de sa valeur, pour avoir le plaisir de la mettre dans ma collection curieuse et bien choisie de monnoies et médailles d'or et d'argent, tant antiques que gothiques ou modernes, que ma fortune m'a heureusement et successivement permis de rassembler et dont les dernières pièces à peu près que j'ay trouvé moyen d'y mettre sont les médailles d'argent sur la mort du grand Frédéric, et quelques-unes sur l'aavénement au trône de son digne successeur. Je sais que Votre Excellence fait cas d'une franchise sincère et véritable; mais me pardonnera-t-elle la longueur excessive de cette lettre? Je suis avec le plus profond respect, Monsieur le comte De Votre Excellence, Le très-humble, etc., J.-G. Wille Paris, le 9 may 1791. Dieser Briefentwurf befindet sich zwischen den Seiten des Tagebuchs im Kupferstichkabinett der Bibliothèque Nationale (Signatur: 8 Y b 3 408 Rés.). Er ist mit dem Tagebuch nach einer knappen Inhaltsangabe, welche Wille unter dem 9. Mai 1791 notiert hatte, publiziert worden (II, 299-301). Am 12. November 1790 schrieb Wille in sein Tagebuch, er habe Exemplare seines dem preußischen König gewidmeten Kupferstichs Le Maréchal des logis nach Berlin geschickt (1790, Le Blanc Nr. 14, Νagier Nr. 118): »Je fis faire par M. Jeaufret une superbe bordure sculptée et dorée, pour y mettre ladite estampe couverte d'une glace. De plus j'ay fait faire une seconde bordure, égale à la première, mais un peu moins riche en sculpture: celle-ci est destinée pour M. le comte de Herzberg, auquel je ferai l'envoy directement, et c'est aujourd'huy que j'ay fait encaisser ces bordures avec le plus grand soin, de même qu'un portefeuille vert et proprement fait, contenant douze belles épreuves de cette estampe destinées pour le monarque et six pour M. le comte de Herzberg, son premier ministre. J'ay ajouté deux estampes de la même planche, l'une pour mon ancien ami M. B. Rode,

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Brief 398

peintre du roy, et l'autre pour le littérateur et célèbre imprimeur M. Nicolai.« (Journal II, 275-276). Einen Begleitbrief an Herzberg schrieb Wille am 17. November 1790 (Journal II, 279). Er erfuhr erst am 8. Februar 1791, daß die Stiche in Berlin angekommen waren. Eine goldene Münze vom preußischen König, einen Brief von Herzberg mit einer silbernen Münze und den Bescheid seiner Aufnahme in die Berliner Akademie erhielt er im April 1791 (Journal II, 296). 17 c'est la septième académie] Zu Willes Akademiepatenten, vgl. Boerlin-Brodbeck, S. 158. Wille war Mitglied folgender Akademien: 1. Académie Royale de Peinture et de Sculpture (»agréé« 1755, »membre« 1761 ); 2. Académie des sciences, belles-lettres et arts von Rouen, 1756; 3. Kaiserlich Franciscische Akademie der freien Künste und Wissenschaften zu Augsburg, Ehrenpatent 1. Mai 1756; 4. Akademie der bildenden Künste, Wien, 1758; 5. Kunstakademie, Dresden, 1764 (?); 6. Kunstakademie, Kopenhagen, 1770; 7. Kunstakademie, Berlin, 28.01.1791.

399 An Abraham Fontanel Paris, 20. August 1793 Paris le 20 Aoust 1793. 2 de de la liberté Citoyen! J'en ai retiré de la poste les Assignâtes que vous m'avez envoyés dont l'un de quatre cent et l'autre de deux cent livres, ensemble 600 #. le premier est valable, le second n'a plus de cours dans le commerce ordinaire; cependant ie Tacherai de m'en défaire s'il y a moyens - Nos fêtes civiques ont un peu retardé la Commission que vous m'aviez donnée; mais en ce moment ie fais porter à la Diligence une boite en toile cirée, contenant toutes les Estampes que vous avez desirées. D'après votre calcul, qui étoit juste, et votre dête soldée, il vous revenoit la somme de 81 # auquelles il faut ajouter la remise de 6 # de chaque exemplaire des 4 suites mise au jour par les Amis des Arts, ce qui fait 24 # reste pour vous un total de 105 # mais comme vous avez désiré que cette somme fut remplie par L'Estampe du Maréchal-des-logis j'en ai donc mise dans le rouleau 6. épreuves qui, de 18 # pièce, prix marchand, font la somme de 108 # d'après cela il me reviendrait 3 # mais ie ne les exigerai pas. Les Epreuves que j'en ai choisies sont parfaites et absolument des premières; car ie désire que soyez très content. J'en ai ajoutés, quoique vous ne l'ayez pas demandé, 2. Epreuves excellentes et avant la lettre pour lesquelles, s'il y a moyens ie vous prie de m'envoyer quelques bouteilles de Vin du pays et ie serais complettement satisfait, comme toute est parfaitement soldé jusquà ce jour entre nous. J'avois oublié de vous dire la marche qu'ont adoptée les Amis des Arts dans la vente de leurs Collections, la voicy: lorsqu'on ne prend que 2.Exemplaires ils les font payer 33 # prendons 4. 30 # comme la quittance cy joint le prouve, achetons 6. suites, il ne prenent que 27 # J'en ai vu ce règlement moi même par écrit dans le local de leurs Assemblées.

undatiert

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J'en ai écrit cette lettre pendant que mon Domestique portoit la boîte en question, au bureau de la Diligence, et voila qu'il revient, m'assurent qu'elle nà pas été acceptée, et qu'en ce moment tout envoy vers vos contrés étoit suspendu jusqu à nouvelle ordre. Je dois donc garder chez moi, la dite boîte jusqu'au moment que la communication sera parfaitement libre, et alors ie ne manquerai pas de la faire partir tout aussitôt. Je suis fâché que cela soit ainsi; mais certainement la prudence le commande, et la prudence est toujours louable. Je suis avec la Considération la plus parfaite Cher Citoyen Votre serviteur et Concitoyen Wille Handschrift, die sich früher in den Beständen der preußischen Staatsbibliothek Berlin befand, jetzt aber im Besitz der Uniwersytet Jagiellonski in Krakau ist. Abraham Fontanel war Maler und Kupferstichhändler in Mende, als er zum ersten Male am 23. Dezember 1771 Kupferstiche von Wille kaufen wollte. Wille wunderte sich sehr, Kunstkenner im Gevaudan zu finden (vgl. Journal I, 496). 14-15 L'estampe du Maréchal des Logis] Le Maréchal des Logis, oder Louis Gillet (wie er im Walde ein Mädchen aus den Händen zweier Straßenräuber befreit), nach einem Gemälde von Pierre Alexandre Wille, 1790 von J. G. Wille gestochen, dem König Friedrich Wilhelm IL von Preußen gewidmet (Le Blanc Nr. 14, Νagier Nr. 118).

Undatierte Briefe

400 An einen unbekannten Adressaten (Paris),, o. D. {.Entwurf) Monsieur Je prend la liberté de vous faire souvenir a une chose peut être échapé a votre mémoire; peut-être ausi se lui présente-elle de nouveau actuellement, vous savez que les gens d'arts heurte aux portes fermées souvent (comme si étant insensés ou fous cella vint au même) bien plus matinals que les financiers, et quoi moins opulant q'eux; mais quelquefois bien plus riche en bonne et mauvais hummeur, en bonne hummeur, qant ils ont faite une ouvrage pour quelque gallant homme, qui payant argent contant comme vous m'alles faire auiourdhui s'il vous plait, en mauvais hummeur q'ant un autre homme d'art ou non, profane leurs ouvrages terminés, et cepandant peu util sur une ouvrage qui ne mérit peut être pas une partie de sa ruine au moment de sa venû

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Brief 400

au monde, un telle affront m'étant arivé pour la première fois de ma vie, et depuis quellque iours que le connois, ie suis un peu de mauvais hummeur; mais comme ie vous ay toutiour aiméz, aimez moi de même! guerisez un peu celui qui a L'honneur d'être plus que personne Monsieur Votre très humble et très obéisant Serviteur Wille Archives Nationales

Paris 219 AP.

401 An Johann Friedrich Bäer o. O., o. D. {Entwurf) Gelobter Mann! in knittelreimen Bitt ich dich ohne mich zu säumen, Und ohne daß ichs heut aufschieb, Leih mir ein Buch, glaub was ich sage! Nur auf ein Duzend vierzehn Tage das Geliert uns fein löblich schrieb. Ich will davon den Titul schreiben, du möchtest es sonst lassen bleiben: die schwedsche GräfTin wirds genand; ich werde dir es wieder schiken, so guth man es hat lassen drüken Wenn du es mir Vorher gesand. Ich wolte dich mit fleiß auch loben; Allein ich bleib es überhoben Weil es dein Wandel für mich thut. Was neues wolt ich dabey schreiben, damit die Zeit dir zu vertreiben Jedoch ich weis nichts Wohlgemuth. Noch eins: was mag dann der Verrichten der fein ohn Argelist zu dichten gar ebenrecht in frankreich kam. Sein Lied hat halb fein fehlgeschlagen die frau hat keinen (Ms. unleserlich) gethragen doch eine trug sie Lobesam

undatiert

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Ich hab, ich wolt es dir noch melden, du wirst mich darum doch nicht schelten Von Geliert die Translation; Ich hab sie nicht es ist erlogen! Mich hat fürwahr herr Grimm bewogen Dem hab ich sie geleihet schon

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Nun Lob und dank in lust und Ehren die müssen dir Brav Zugehören, das wünschet nicht der böße Will; der freye wünscht es dir von herzen, der an der hand dießmahl die schmerzen Vom schreiben fühlt, drum hält et still.

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Archives Nationales Paris 219 AP. 6 Geliert] Christian Fürchtegott Geliert, Leben der schwedischen Gräfin von G***, 2. Auflage, Leipzig: J. Wendler, 1750.

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Von Johann Friedrich Bäer o. 0., o. D.

Geprießene Freund ich darf nicht säumen in deinem edlen Trieb Zum einen dir eifersüchtig nachzugehen Und hab ich gleich noch nichts im magen So läßt mein außgeschwenckter Kragen dich doch ein Dutzend Verse sehn Fürs erste Komt ein guter morgen samt einem Wunsch daß ohne sorgen du möchst von deinem Weib aufstehn daß Sie dir immer lieber werde und sie mit freundlicher gebehrde dich nie vergebens möge flehn Fürs Zweyte Hör ich deine bitte Thu Zu dem Bücher Schrank Sechs schritte Und nehme Gellerts büchlein Her Dis schick ich dir nebst wünsch und hoffen daß es nach deinem Sinn getroffen Erlang ich dis so fragts mich sehr

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Brief 402

Indessen sey deß himmels seegen bey dir auf allen deinen wegen Sey froh die länge und die quer Und glaube daß ich ewig bleibe So wie ich mich anjetzo schreibe Dein stets ergebner diener Baer Diß briefelein Hab ich geschrieben Zwey und ein Halbe Stund nach Sieben und Zwar am Zehnt und fünften tag Im monath wo die Kelten schwitzen Wer dieses nicht glaubt der frag Archives Nationales

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Paris 219 AP.

Von Charles Etienne Gaucher {Paris), o. D.

Monsieur, Daignés agréer més très humbles remerciemens, en attendant que j'aye l'honneur de men acquitter moy même, Sur le superbe cadeau que je viens de recevoir, Je ny suis pas moins sensible quà la manière obligeante avec laquelle vous m'envoyes cette belle Estampe, et si quelque chose pouvait en augmenter le mérite a mes yeux ce serait la modestie du célèbre auteur qui la produite; c'est la seule chose au monde pour laquelle vous ayez besoin d'indulgence parce que le mérite supérieur doit se rendre justice a luy même. Que mes éloges, que mes uffrages ne sont-ils d'un plus grand poid? Avec quel empressement je les joindrais, ceux du Public, des artistes et des amateurs. Ce n'est que la crainte d'abuser de votre complaisance qui est cause que je me suis renfermé dans la simple notice que je vous ay demandé sur Mr Schmidt. Si vous souhaities m'ajouter quelque renseignement. Suer ses voyages, sur les honneurs qu'il aurait reçus, Sur quelques anecdotes particulières, je serais très flatté d'en faire usage, et son article serait plus interressant. Si vous étiés libre ce soir, a la fin du jour, j'aurais l'honneur de vous voir a ce sujet, en vous passant la petite Estampe que j'y ay Gravé d'après Mr Cochin, mais non pas en revanche, car j'aurais l'air d'un fripon qui voudrait troquer du plomb contre de l'or. J'ay l'honneur d'etre avec ma Respectueuse Reconnoissance Monsieur Votre très humble et très obéissant serviteur Gaucher

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Handschrift aus den Beständen der Fondation Custodia, Sammlung Frits Lugt. Signatur: 1985 A 123. Dieser Brief wurde wahrscheinlich nach dem Tod G.F. Schmidts (am 25. Januar 1775) geschrieben.

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Von Adolf Friedrich Harper Stuttgart, o. D.

Hochzuehrender Herr und Freünd Studgarte Wie angenehm ist es mir nicht gewesen nach so langer Zeit mich endlich widerum einmahl mit Ihren geehrten Zeilen beglücket zu sehen, so wohl selbige als auch der von Paris wiederum zu rück gekommene Mr Bourgois versichern mich von Ihrem Wohlbefinden, wie sehr verlanget mich nach dem Vergnügen Ihnen wider zu sehen, und Ihrem mich noch stets in Gedanken ligenden Angenehmen Umgang wider zu nutzen, solte ich noch vor dem baldt zu wünschenden Frieden Stutgardt verlassen, so ist es gewiss, daß ich nirgendt andres als nach Paris zu gehen gedenke, die Gelegenheit dorten etwas verdinen zu können würde mich das Vergnügen verschaffen Ihre Freündschafft desto länger zu geniesen, Auser denen schon gemeldeten 14 Landeschafften habe ich dieser Tagen noch einen accordt gemachet um eine kleine deke oder Platfond nebst 7 kleine See-Stücken zu mahlen, sie bestehet aus Architectur mit Lufft und Vögel, auf der Architectur sind ebenfals Vögel welche aus den Fabeln Esopi gezogen sindt vor dieses bekomme ich 300 gulden und vor die schon benante 14 landschaften 350 f. man würde hier besser bezahlet sein, wenn der Architect Mr Largepiere welcher ein Franzose, nicht um sich bey dem herzog belibt zu machen, uns an unseren Forderungen so viel abzöge, allein bey gegenwerthigen unruhigen Zeiten mit welchen unser Vaterland bedränget wird, muß man noch zu frieden sein diesen Verdienst gefunden zu haben. Mr Bourgois hat allen hiesigen Künstlern die Freüde gemacht die Ihm von Ihnen verehrte 2 Kupfer zu zeigen die Cleopatra, war uns schon hir bekant in dem ich solche von Rom mit hieher gebracht hatte Allein die hasplerin hat so sehr auch jedermann vorhero von den schönen stich der Cleopatra eingenommen war noch viel mehr Verwunderung erweket, wie sehr freüet es mich, wen ich höre der Herr Will sey daß haupt aller geschickten Kupferstecher und wie angenehm muß es allen Ehrlibenden Deütschen sein Ihnen als Ihren Landsmann zu verehren ich freüe mich bey meiner Zurükkunfft in Berlin dieses schöne Kupfer nebst denen andern so sie mich verehret als daß schönste unter meinen Kupfern vorzeügen zu können. Ich wolte wünschen, daß Er hochEdlen Ihr Glück in Deutschland so wie in Franckreich gefunden hätten, wie viel mehr würden Sie nicht zu dem Wachsthum der Künste in Ihrem Vaterlande beitragen

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Brief 404

können, hätte die Augspurger Academie noch einige solche Räthe als Ew hochedlen., so bin ich versicheret, daß ihr Endzweck sich berühmt zu machen weit leichter und geschwinderen Fortgang haben würde, ich habe daß glück gehabt durch dem herrn Reifstein der Augspurger Academie vorgeschlagen und von derselben aufgenommen zu werden in einigen wochen hoffe ich die Zeit zu haben, ein stück zu meiner Aufnahme vor der Academie anzufangen, ich habe mich fest vorgenommen als den auch zu gleich daß Versprochene Stück vor. Ew. hoche. zu vollenden, und bitte dieselbe ergebenst um Vergebung daß ich bies hieher meiner übereilten Arbeit halber solches habe verschieben müßen, es sind keine bloße Worte, wen ich Ihnen versichere, daß unter allen Freünden so ich libe und Verehre, ich nimanden mehr den Ihnen mit ergebenster hochachtung verbunden zu sein wünsche und dahero bitte ich Ihnen von mich zu glauben, daß ich in diesem Augenblik erröthe wen ich mich vorstelle, daß Ew. hochedlen glauben wolten ich hätte aus Nachläßigkeit die Erfüllung meines so langen Versprechens Verabsäumt. Sie haben die Gewogenheit gehabt mich durch Mr Bourgois eine probe schwartzer Kreide zu übersenden, ich behalte mich vor solche recht zu versuchen so baldt die Witterung mich erlauben wird in daß Feldt zu zihen, ich habe aus Rom einen guten Vorrath Kreide mitgebracht und bey ersterer Gelegenheit werde ich Ew. hochedlen davon meine probe senden, villeicht würde Ihnen solche ebenfals angenehm sein und alsdan könte ich Ihnen von der selbigen gegen der Ihrigen austauschen ich habe an H. Roden nach Berlin geschrieben daß er eine Scitze zu einem Platfond machen solte um solche dem herzog zu zeigen ich wolte wünschen diesen alten Freünd hir bey mich zu sehen, um so viel mehr da ich mich hoffnung machen könte Ihnen mit selbigem in Paris zu besuchen. Ich bin mit der Ergebensten hochachtung Dero verbundenster Diener Harper (Auf dem linken Rand): Meine gehorsamste Empfehlung an Dero Frau liebste und H Heilmann. So wohl der H Mengs als H Winkelmann haben mich letztens geklaget daß sie so lange der Ehre Ihrer Zuschrifft beraubet gewesen. (Post scriptum): Mr Guiball welcher hir als erster hoff Mahler in diensten stehet und Ihnen vielleicht noch bekant sein wirdt Empfehlet sich Ihnen gehorsamst, er hat mich zugleich ersuchet Ew. hochedlen zu bitten mir doch bey gelegenheit nachricht zu geben ob die Ruinen de Balbec ou Tedmor noch nicht heraus gekommen, er hat auch selbige prenumeriret. Sie werden mich und Ihm dadurch verbinden. Archives Nationales Paris 219 AP. Zur Datierung: A. F. Harper hat wahrscheinlich diesen Brief bei seiner Rückkehr aus Italien geschrieben, d. h. ungefähr 1757. Zu Adolf Friedrich Harper, vgl. Brief Nr. 9. 18 Largepierre] nicht nachweisbar. 2 4 Cleopatra] La mort de Cleopatra, 1754 von Wille gestochen, nach einem Gemälde Netschers (Le Blanc Nr. 5, Nagler Nr. 108). 25 Die

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Hasplerin] La dévideuse, 1755 von Wille gestochen, nach einem Gemälde von G. Douw (Le Blanc Nr. 61, Nagler Nr. 165).

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Von Georg Melchior Kraus o. O., o. D.

Verehrungswürdiger Herr und freund! Noch immer bin ich der herum Irrende? den gantzen Sommer wurde ich von einem Rittergute zum andern herum gekugelt - meine färben und Pinsels wälzten sich imer mit, und wo ich stille hielte, ward die Stafeley aufgestelt und gemalt. - Nun bin ich wieder seit 8 Tägen in meiner lieben Vatterstadt. Ich kome, Ihnen jetzo meine Entschuldigung zu machen, daß ich seit letzter hiesiger Messe Ihnen noch einen großen dank schuldig geblieben, für die mir durch Herrn Crayer übersendte 2 scharmante Kupferstiche - Abermahls ein Beweiß Ihres gütigen Wohlwollens? diese beyde Stüke, und alles was von Ihnen komt, ist mir so lieb, daß ich es wie das gröste Heiligthum verwahre und verschließe. Nehmen Sie, schätzbahrer Herr, ein dank dagegen an, der von Herz und Seele komt. Sie wissen doch daß Herr von Groschlag vom Mayntzer Hoff ab ist, und nun auf seinen Güthern lebet. Ich besuchte nemlich diesen redlichen Herrn, lebte ein gantzen Monat bey ihm in Dieburg, fand ihn vergnügter und ruhiger als jemals. Er hat eine scharmante liebe Gemahlin, wird nun auch bald vatter werden, und ist vollkommen vergnügt und glüklich. Herr von Groschlag läßt Ihnen, durch mich, alle freundschaft versichern! Er suchte unter seinen Goldstüken in Dieburg die Ihnen versprochene französche Ducat, fand sie aber nicht, unter seinen Sachen in Mayntz wird selbige sich finden, und dann sollen Sie sie bekommen. Ich bekam kürtzlich, von einem Regenspurger freund, den Auftrag mich in Paris nach denen, auf beykommender Notte stehende, Kupferstiche zu erkundigen; dürfte ich mich diesfals wohl an Ihnen wenden! Wolten und könten dieselben diese Comission übernehmen, und hiervon Herrn Hof Camerrath Dittmer in Regenspurg - der ein großer Liebhaber von Kupferstichen ist oder eine Nachricht ertheilen! Sölten Sie aber dieses nicht thun können, so bitte ergebenst, es einem bekanten ehrlichen Mann zu übergeben, und mir durch solchen, gefälligst antworten zu lassen. Künftigen Monat September wandere ich wieder nach Weimar, zu dem guten Herzog, den Sie auch kennen, und zu meinem freund Wieland. In dortigem Lande habe ich noch verschiedene Arbeiten fertig zu machen, die ich vorriges Jahr angefangen. Diesen Augenblick bekomme noch einen Auftrag, Paris betrefend: und damit wende mich auch an Ihnen; Verzeihen Sie meine freyheit? Ein guter freund von mir, der im Grund ein ehrlicher wakerer Mann ist! Will hier einen Kunst Handel anfangen- weilen wir hier noch

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Brief 405

keinen Kaufmann haben, der mit Kupferstiche, Music uns Kunstsachen handelt - . Nun soll ich fragen, ob in Paris jemand sich finden würden, der, zum Anfang, diesem Mann eine Parthie Kupferstiche - in Comission - hierher anvertrauen wolte! Gienge die Sache gut, so würde dieser alsdann alle Waare die er kommen ließe auf seine Rechnung nehmen. Mein freund ist ein ehrlicher Mann dem man etwas borgen und antrauen könte, auch ist er ein Liebhaber der kunst, und zeichnet selbsten so viel als ihm sein Handel und Wandel erlaubet. Ich glaube daß man hier, besonders von neuen Sachen, schon etwas absezen möchte und das wäre mir sehr lieb, weilen es eine Aufmuntherung für unsere Liebhaber seyn würde. Ich bitte noch mahls um Verzeihung daß Ihnen mit so vielen Aufträge belästige, der ich nebst ergebenster Empfehlung an Madame Wille, et Messieurs vos fils - die Ehre habe zu seyn deroselben gehorsamst ergebener diener G. M. Kraus Archives Nationales Paris 219 AP. 1775 wurde G. M. Kraus nach Weimar berufen, wo er im engsten Goethe-Kreis verkehrte. Dieser Brief ist wahrscheinlich vorher geschrieben worden, vielleicht im Frühling 1772. 5 in meiner lieben Vatterstadt] Frankfurt am Main.

406 An Meil o. O, o. D. Ich habe von ohngefehr erfahren daß He Meil so gütig gewessen mir etwas von seiner Arbeit zu senden welches aber nicht an mich gekommen sondern in Holland verlohren gegangen ist. Ich bin ihm nicht desto weniger dankbar dagegen und sende demselben eine Cleopatra von den ersten und nun sehr raren abdrücken, ich bitte ihn dieselbe anzunehmen von seinem freunde und diener Wille Handschrift aus dem Bestand der Veste Coburg. Signatur: V 1091. 3. Dieser lose Zettel war möglicherweise in einen Brief an den Freiherrn von Thiimmel eingeschlossen worden. Von Meils verlorenen Kupferstichen finden sich keine Spuren im Tagebuch. 4 Cleopatra] La mort de Cleopatra, 1754 von Wille gestochen, nach einem Gemälde Netschers (Le Blanc Nr. 5, Ν agier Nr. 108).

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Von Röhde o. O., 31. August o. J.

le 31. août Monsieur, En rentrant hier au soir fort tard j'ai trouvé Votre obligeant billet. Que je serais heureux si je pouvais Vous donner des nouvelles consolantes de L'état du pauvre Comte de Golowkin! Au Gonflement prodigieux qui affecte tout le bas du corps & les extrémités, il s'est joint une toux sanguinolente & violente, qui prive le malade de tout soutien, arrête & gêne la Respiration, & lui cause des douleurs affreuses. Il dépérit à vue d'oeil, et je crains hélas! avec trop de raison, que ses souffrances cruelles ne finiront qu'avec sa vie. Appétit, sommeil, gaieté et malheureusement l'espoir l'ont abandonné. Je vois, Monsieur, que Vous partagez sincèrement notre affliction, et que Vous regretterez la perte d'un homme aussi Respectable. J'aurai, je m'en flatte, l'occasion de Vous dire de bouche, que je suis avec les sentimens les plus distingués & vrais, Monsieur Votre tres hble & Ob. Sr. Röhde P. S. Mille amitiés du Comte Gloye et de sa Soeur! Excusés mon Griffonage. Sensibles à Votre honêteté nous sommes dans le Cas de renvoyer le plaisir de souper avec Vous à un tems plus calme, ou du moin plus sûr. Archives Nationales Paris 219 AP. Kellner (S. 172) vermutet, daß dieser Brief 1785 geschrieben

wurde.

408 An Johann Martin Usteri o. O., o. D. Deux Voll.: La vie des Peintres à 8 # le vol. Paysannes au Bord d'une Rivière Riboteuse hollandaise Cain et Abel La Promenade des Rampars de Paris Tableaux des portraits à la Mode jere y u e Levant 2e Vue du Levant Le repos L'Action

16 2-10 2 -

2-10 222 -

8

2 -

8

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Brief 407

Tancrede Rubens et sa famille Moise sur les eaux d'après vandyk par Ardell L'enlevement de l'Europe Les forges de Vulcain Sacrifice d'iphigenie Hrecule assomant Cacus Mr de Marigny Le Petit Phisicien un Paysage à l'encre de Chine un autre au Bistre 5. Estampes anciennes a 2 # Le Petit Phisicien La Gazettière h.

218943 668224241023+#156. 16

Handschrift aus den Beständen der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: Ms. V 309. 59. Diese Liste befindet sich als loses Blatt in dem Nachlaß Usteris, wurde aber mit Sicherheit einem Brief Willes an Usteri beigefügt. 1 La vie des Peintres] Vgl. Descamps, im folgenden Brief 18 Mr de Marigny] Abel François Poissons de Vandières, Marquis de Marigny, 1761 von Wille gestochen nach einem Gemälde von Louis Tocqué (Le Blanc Nr. 125, Nagler Nr. 84). 19 le Petit Phisicien] Le Petit Physicien, nach einem Gemälde von G. Netscher, 1761 von Wille gestochen (Le Blanc Nr. 66, Nagler Nr. 170). 24 Gazettiere h.] La Gazettiere Hollandoise, 1760 von Wille gestochen, nach einem Gemälde von G. Terburg (Le Blanc Nr. 68, Nagler Nr. 172).

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Von Joachim Wasserschieben o. O., o. D.

Pendant mon Séjour a Paris Mr. Didot a bien voulû me donner a part et sans mes Souscriptions, les Cartes et les Estampes apartenantes a l'Histoire des Voïages. J'ai les Estampes des 9 premiers Volumes in 4 t0 ; de même que au 2°. Volume près, de l'Edition en 12. Et les Cartes pour les 7 premiers Volumes. N'auroit il pas moïen d'en obtenir la Continuation? J'y renoncerais avec peine, puisque plusieurs de ces Estampes apartiennent a la Collection des Cochins et des Chedels; et les Cartes me formeraient a la fin une petite Suite géographique si non du Globe entier du moins des Cotes des 3 Parties du Monde. Mr. Didot n'en a jamais voulû recevoir aucun Paiement, quoique je le lui aïe offert souvent. Je serais charmé s'il vouloit vendre ce qu'il me faut pour completter cette Collection. Dans l'Edition en 12 les Estampes du second volume in quarto me manquent, M. Didot n'en aiant pas fait tirer

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séparément. Comme c'est M. Chedel qui a gravé les in 12 peutêtre les trouverait on chez lui. Je les lui paierais volontiers. Aiant besoin de beaucoup de Cartons pour arranger plus facilement mes Estampes, je ne serais pas fâché d'en recevoir aussi souvent que l'Occasion s'en présente, pour y placer depuis les plus petites Vignettes in 12 jusqu'à Vos florentins. Le Mercure de france fait mention de plusieurs Estampes, que je ne serais pas fâché d'avoir, pourvû qu'elles répondent a l'Idée que ce Journal en donne. Le Portrait de Grand Val par Lancret, gravé par M. le Bas. Celui de Rembrant et de Teintoret, par de Marcenay. Le Portrait de la favart, en Ninette; frontispice de cette Comédie Temple a l'Honneur de Venus. - par M. Patte£ L'Arc de Triomphe de M Servandoni - par le même La Place de Louis XV, par le même. Je Vous en demande 2 Epreuves Le pendant du Philosophe en Méditation de Rembrant par Surugue auquel je Vous prie d'ajouter le Catalogue de M. Surugue Quelle est cette Suite d'Estampes d'après Boucher par Duflos contre lesquelles M. Boucher proteste dans le Mercure du mois de Mars? La Vie et les Portraits des Peintres flamands, Allemands et Hollandais. N'est ce pas Mr. Eysen qui en a eû la Direction. Si l'Ouvrage est bon, je prends la Liberté de Vous le demander. Je viens de lire dans un Catalogue de Berlin: Contes de la fontaine sur les Dessins de le Clerc, Lancret etc, et n'en ai jamais entendû parler. D'autres Mercures parlent de plusieurs Tenniers etc. Mais je n'ai pas le tems de les extraire. Je ne puis Vous dire combien je suis honteux de ne pas Vous envoïer par M. de Wedelfriis les Médailles dont je Vous ai parlé dans mes précédentes, surtout celle queje destinois a Mr. Eysen. Il n'y a pas eû moïen d'en avoir; on n'en a plus de frappées, et malgré la Promesse d'en faire frapper exprès pour moi, je n'ai pû encore y parvenir. J'espère trouver cet Eté occasion a Vous en faire passer. Je comptois Vous envoïer, et à M. Cochin, la petite Médaille que l'Académie de Peinture a fait faire pour son Prix. C'est M. Saly qui l'a dessiné. M. L'Arbien l'a gravé, mais on en est si peu content qu'il faut qu'il recommence. Je Vous ferai tenir d'abord qu'elle sera achevée. Je compte que M. de Klinggratt aura incessament Occasion de faire un Envoi de Livres. Si Vous voulez y joindre quelque chose, Vous en serez bien le Maitre, pourvû que mes Estampes n'en souffrent point, denn ich bin (vollenkommen) Ihrer Meynung; der schönste Abdruck wann davon etwas zerrissen oder verdorben ist, gefallt mir nicht mehr (Lücke im Ms.) a eux et pour me les sacrifier. Vous verrez Mon Cher Monsieur si mon Idée pourra s'exécuter, et si Vous croïez le pouvoir tenter. Je ne compte entrer qu'a Pacques

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Brief 409

55 prochain dans ma nouvelle Demeure, et si même je ne recevois mes Tableaux que quelques Mois après, je ne laisserois pas en attendant de m'arranger toujours la dessus pour les Bordures. Come on se flatte de ce qu'on souhaite, j'ai l'Honneur de joindre ici a bon compte la Mesure de tous ces Tableaux. Vous en ferez tel Usage que Vous jugerez a propos. 60 Je finirai ici ma Lettre, et j'emploierai le tems qui me reste jusqu'au Départ de la Poste, a former une petite Liste de Morceaux dont il est question dans le Mercure de France. Adieu. Portez Vous bien; Soïez heureux, Soïez content, et resouvenez Vous quelques fois que Vous avez en Dannemarc un Homme, un Ami, qui sera toute sa vie avec autant d'Amitié que d'Estime 65 Monsieur et tres cher Ami Votre très humble et très obéissant Serviteur Wasserschiebe A l'arrivée des Bagages de Monsr. le Comte de Wedelfriis Mr Schreiber Vous remettra Monsieur 70 une petite Caisse de Thé le Mercure jusqu'au Mois d'Avril incl. Psalmen von H. Cramer Mallets Introduction a l'Hist. de Dannemarc le Traducteur. C'est un Ouvrage Hebdomadaire de M. Roger. Secrétaire de 75 Mr. le Baron de Bernstorff. Seneca von der gnade fundation eines Erziehungs Hauses fundation der Mahler Academie. In dänischer Sprache le Catalogue de mes Estampes so Vous vo'íez bien Monsieur par les Brochures que je Vous envoie, que je Vous traite en Ami du Dannemarc. Mr. Lorrain est il assez de Vos Amis, pour que Vous puissiez lui demander en Confidence: S'il seroit disposé a venir a Copenhague? Il y a long tems que j'ai le dessin de l'attirer ici. Nous n'avons point d'Ouvrage distingué en Peinture 85 a lui donner; aussi mon Idee ne seroit elle que de le proposer pour Peintre d'Histoire et Professeur de Notre Académie. Mais il s'agit de savoir préalablement: Si cela lui convient? Et quelles seroient Ses Demande? Mon Projet seroit: Qu'il s'engageat a demeurer avec Nous 9 ou 10 ans, au bout desquels il lui seroit libre, s'il ne se plaisoit plus avec Nous, de s'en retourner en france; 90 Qu'on lui païeroit ses Ouvrages a part; Que le Roi lui donneroit le Logement, et une Pension annuelle de 500 Ecus de Notre argent, ce qui feroit quelque chose au delà de 2200£. Conditions qui lui seroient continuées même après les 9 ou 10 ans, tant qu'il voudrait rester ici. Si Vous croïez pouvoir Vous en ouvrir la dessus a M. Lorrain, je Vous prie 95 de lui faire bien des Compliments de ma part, et de l'engager de tenir la

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Proposition secrette et de n'en parler a qui que ce puisse être. C e n'est nullement une affaire arrêtée; et je ne répondrai pas de sa réussite. Je le proposerai d'abord queje saurai ce qu'il en pense, et tout ce queje puis lui promettre est, de faire de mon mieux et de ne rien négliger pour lui prouver les Sentiments distingués que j'ai pour lui. Qu'il accepte ou qu'il refuse, faites en sorte 100 Monsieur qu'il n'en transpire rien. Archives Nationales Paris 219 AP (Bruchstück). 2 - 3 l'Histoire des Voïages] Histoire générale des voyages, ou Nouvelle Collection de toutes les relations de voyage par mer et par terre qui ont été publiées jusqu'à présent dans les différentes langues..., Bde. 1-15, hrsg. vom Abbé Antoine François Prévost; Bd. 16, hrsg. von E. M. Chompré; Continuation de l'histoire des voyages ou Collection Nouvelle, hrsg. von A. Deleyre, A. G. Meusnier de Querion und J. P. Rousselot de Surgy, (insgesamt) 20 Bde., Paris: Didot 1746 - an X [1802] (auch in 80 Bänden, Paris: Didot, 1746-1789). Vgl. auch Histoire générale des voyages..., 86 Bde., Dresden 17471768. 23 la favart] Madame Favart (1727-1772), Sängerin, Frau von Charles-Simon Favart (1710-1792), dem Direktor der komischen Oper in Paris seit 1757. 34 La vie et les portraits des peintres flamands ...] Vgl. Jean-Baptiste Descamps, La vie des peintres flamands, allemands et hollandois, avec des portraits gravés en taille douce, 4 Bde, Paris 1753-1763. 72 Contes de Lafontaine] Die Amsterdamer Ausgabe der Contes de Lafontaine (1732) wird mit zwei Kupferstichen nach Le Clerc illustriert. 73 Psalmen von Cramer] es handelt sich wahrscheinlich um Johann Andreas Cramers Übersetzung der Psalmen. Vgl. auch Johann Andreas Cramer, Sämmtliche Gedichte, 3 Bde., Carlsruhe: C. G. Schmieder, 1783-1784. 74 Mallet] Paul Henri Mallet, Histoire de Dannemarc, 6 Bde., Lyon: Duplain, 1766. le Traducteur] Le Traducteur, ou traduction de diverses feuilles choisies tirées des papiers périodiques anglois, par Roger, secrétaire du baron de Bernsdorf, 4 Bde., Copenhague: héritiers de Berling, 1753-1757. Mr. Lorrain] nicht identifizierbar.

IV.

1

Deutsche Zusammenfassung der in französischer Sprache verfaßten Briefe

Von Johann Martin Preisler1 Kopenhagen, 17. September 1746

Bedankt sich für Willes Brief vom 6. August 1746. Begegnung mit Hofmann, der über seinen Aufenthalt in Paris berichtete. Die Paketsendung mit den Stichen scheint verloren gegangen zu sein. Wartet auf das von Wille gestochene Porträt nach Tocqué. Hat das Porträt des gerade verstorbenen Königs von Dänemark, Christians VI., nach seiner eigenen Zeichung fast fertiggestochen. Über die anstehenden Begräbnisfeierlichkeiten. Persönliches Wohlergehen. Antwort auf die Frage Willes nach der korrekten Übersetzung des Schiffnamens »Nettelblat«. Grüße von Winslow und an Zest. Bittet tun Grabstichel aus Paris, die Wille einem Paket Hillners und Riederers beilegen solle.

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Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 1. November 1746

Entschuldigung für verzögerte Antwort. Dank für übersandte Arbeiten. Bittet um weitere Abzüge des Maréchal de Saxe. Hat eine vermögende und liebreizende Frau geheiratet. Den von Wille in seinem Brief empfohlenen Bildhauer Falconet hat er dem Baron Knobeisdorff weiterempfohlen, der eine Stelle beim König verschaffen wolle. Dank an den Juwelier Girost für den übersandten Silberdegen. Emfpehlungen an de la Tour, Parrocel, Massé, Wasserschieben, Cochin. Bittet um Nachricht über Dupuis. Will eigene Arbeiten über Surugue nach Paris schicken. Bittet um Abzüge von Stichen Cochins. Grüße an Coustou. 1

Die mit einem Sternchen * versehenen Zusammenfassungen wurden Kellners Regesten (W. E. Kellner, Neues aus dem schriftlichen Nachlaß des Jean Georges Wille, in: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins, Doppelband 49-50, Gießen 1965, S. 144-184) entnommen.

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Deutsche Zusammenfassung

der französischen

Briefe

Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 17. Dezember 1746

Dank für letzten Brief und Glückwünsche zur Heirat. Wünsche für weitere Laufbahn Willes. Kann noch keine Nachricht über die Bemühungen Knobeldorffs für Falconet beim König übermitteln. Will sich für die Einstellung Falconets einsetzen. Hat ein Porträt des Königs nach Pesne übersandt. Einlage für Didot, der zwei Abzüge des Porträts schicken solle.

5

Von Johann Martin Preisler Kopenhagen, 4. Februar 1747

Dank für übersandte Stiche, deren Titel oft mit dem dargestellten Gegenstand in komischem Gegensatz stehe. Parrocels Porträt sei hervorragend wiedergegeben, bei den anderen sei die Vorlage von schlechterer Qualität. Dank für die Grabstichel. Preisler schätzt besonders die von Fournier und wolle Willes Ratschläge zu ihrer Benutzung befolgen. Er habe sie noch nicht ausprobiert, rate aber dem Fabrikanten, sie weder zu schmal noch zu breit zu verfertigen. Hat noch keine Nachricht von Wasserschieben über das Porträt des Cardinais d'Auvergne, warte auf einzufügende Inschrift, bittet Wille um Intervention. Fragt sich und Wille, wie Balchou in den Besitz eines Probeabzugs gekommen sei. Preisverhandlungen zu diesem Porträt, für das Preisler 2 000 Livres verlangt. Möchte Wille ein Exemplar seines Porträts des dänischen Königs schicken. Über Schmidt, Frage wann Wille und er selbst ihm nachreisen würden. Über Willes Reise zu den Eltern, die 1 500 Livres gekostet habe. Über Eskimos aus Groenland, die er habe zeichnen wollen, die aber an den Blattern gestorben seien.

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Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 19. April 1747

Dank für Brief vom 23.2. und angekündigte Stiche, der er für die geplante Karte von Berlin gut brauchen könne. Kein Bedauern über Mißgeschick Daullés, dessen Arbeit ursprünglich von Schmidt hätte ausgeführt werden sollen. Fehlschlag der Bemühungen um eine Anstellung Falconets in Berlin, der auf Einwirkung des Comte de Rottenbourg zugunsten von F. G. B. Adam zurückzuführen sei. Verwechslung mit dem jüngeren Bruder von Adam. Schmidt vermutet Intrigen eines gewissen Petit in Paris. Er ist nicht geadelt worden, wie Wille annehme. Bitte um Übersendung von zwölf Dutzend Grabsticheln. Erwartet die Bücherkiste von Didot, der allerdings die letzte Edition von Boileau mit den Stichen von Cochin beizulegen vergessen habe. Hat Brief von Parrocel erhalten, gleichfalls Stiche von Surugue. Gerüchte

Brief 13

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über Carle Van Loos Übersiedlung nach Berlin. Grüße an Freunde, werde von der Leipziger Messe aus an Cochin schreiben. 9

Von Georg Friedrich Schmidt Dresden, 27. August 1749

Entschuldigung für verspätete Antwort. Harper und Rode haben keine Nachricht von Wille überbracht. Dank für Übersendung der Porträtstiche des Königs und des Thronprätendenten. Hat einen von Balechou angefertigten gelungenen Porträtstich des Königs von Polen nach Rigaut gesehen. Daullé mag mit Recht darauf eifersüchtig sein. Kehre nach Berlin zurück und schicke von dort die für den sächsischen Hof gemachten Arbeiten. Ist mit seinen deutschen Verhältnissen zufrieden, da er in Frankreich keine rechte Karriere hätte machen können. Bestellt bei Wille Bücher und Arbeitsmaterial aus Paris. 10

Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 27. März 1751

Dank für Brief vom 8. März. Freude über das wiedergefundene freundschaftliche Einvernehmen. Will die verlangten Bücher sowie das Arbeitsmaterial (darunter den Spezialstahl zur Anfertigung von Sticheln) besorgen und eventuell durch Van Loo nach Paris schicken. Büchersendung an Wille durch Didot. Bestellte Kupferplatten. Grüße an Frau Wille und Freunde. 11

An Jean Baptiste Massé Paris, 7. Oktober 1751

Quittung über 450 Livres für im Zusammenhang mit der »Gallerie« gemachte Arbeiten an Platten. 13

Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 29. April 1752

Dank für Brief vom letzten Juni. Empfehlung für zwei junge Künstler (J. H. Rode und F. Reclam), die leider etwas verwöhnt seien. Überbringen zwei Gedichtbände von Hagedorn. Möchte die Stiche des Hauses Brandenburg nicht beilegen, aus Sorge wegen Intrigen Daguets. Werde sie auf anderem Weg zusammen mit seinem eigenen Aquaforte-Porträtstich und anderen Arbeiten schicken. Der von Wille verlangte schwarze Stift aus Westfalen ist nicht mehr zu besorgen. Harper und Ch. Β. Rode gingen demnächst nach Italien, aber fraglich ob es ihnen gut tue. Bitte um französische Sellerie-

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Deutsche Zusammenfassung der französischen Briefe

und Salatsamen. Cochin solle Nachricht geben und seine neuesten Arbeiten schicken. 14

Von Joachim Wasserschieben Friedensburg, 29. Mai 1752*

Lebenszeichen. Arbeiten Preislers. Sorge um Schiffstransport seiner Sammlung. Empfehlung an Eisen. Unterhaltung mit Parrocel. Vermerk Willes: »Wille a répondu à Mr. Wasserschiebe.«

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Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 5. Dezember 1752

Dank für letzten Brief. Lob des durch Brecheisen übersandten Porträtstichs des Grafen von St. Florentin, den er Pesne und Van Loo gezeigt habe. Arbeitet an einem Porträt von Pesne. Brief von Cochin, der für Hainauts Histoire de France gestochen hat. Bitte um Cochins und Willes neueste Arbeiten. Bitte um Sellerie- und Salatsamen, die über d'Arget zu schicken seien. Über Hallers kraftvolle Gedichte, der großes Aufsehen erregen würde, wenn er Franzose wäre. Zitiert ein Gedicht Hallers. Will das Buch schicken, zusammen mit der Berliner Ausgabe des Siècle de Louis XIV von Voltaire. Habe Porträtstiche von Salinbeni und Graf Algarotti angefertigt. Akademie-Neubau nach dem Brand in Berlin. Voltaire. Ist geehrt, daß ihn Hagedorn in den Gedichten erwähnt habe. Adresse in Neuköln. 17

Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 10. Mai 1753

Dank für durch Post geschickte Gemüsesamen. Wartet auf angekündigte Stiche. Die verlangten Rembrandts sind schwer aufzutreiben. Er selbst besitzt davon ungefähr nur zwölf. Ostade und die anderen von Wille angeforderten Meister seien in Deutschland selten. Empfehlung des Überbringers, eines langjährigen Schülers von Schmidt. Übermacht Porträts von Schmidt und Pesne, weitere Exemplare für Freunde, darunter eines für Davet. Bittet um Nachrichten von Teicher. Rode und Harper in Rom. 21

Von Joachim Wasserschieben Kopenhagen, 30. Dezember 1755*

Erfolgreiche Verwendung für Willes Schüler Hennigsen beim Großmarschall an Hand der von Wille brieflich gegebenen Nachrichten, die v. Moltke erhalten hat. Beiliegendes Billett für Hennigsen. Künftige königliche Unter-

Brief 33

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Stützung. Hennigsen sollte nach der Büste des Königs im Besitz des Comte de Gisors einen Stich machen. Ankunft der Gemälde. Dank an Massé. Zufriedenheit des Freiherrn von Bernstorff. Zahlung anbei. Abdruck einer Medaille König Nikolaus I. von Paraguay im Besitz des Comte de Caylus. Wasserschiebens Büste. Neujahrswünsche. Willes Brief vom 2. Dezember 1755. P. S.: Über Willes letzte Sendung. Geschenk Klopstocks an Wille. Erwerbswünsche. Vermerk Willes: »Répondu à Mr. Wasserschiebe.« 29

Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 23. Juli 1756

Übersendet die zwei ersten Bände seines Werkes La vie des peintres flamands, allemands et hollandois und bittet zwei weitere Exemplare an die Augsburger Akademie weiterzuleiten. Wünscht Mitgliederliste der dortigen Akademie, wenn er selbst aufgenommen wird. Hat die zwei Stiche an Le Cat übergeben; das angekündigte Exemplar der Dévideuse nicht erhalten. Möchte ein kleines deutsches Buch über das Leben der Maler für kurze Zeit ausleihen. Grüße an Frau und Schwester, auch von seiner Frau. 32

Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 26. August 1756

Dank für die Vermittlung Willes bei der Aufnahme Descamps in die Augsburger Akademie. Revanchiert sich, indem er Wille für die Königliche Akademie in Rouen vorgeschlagen hat, aufgrund des Porträts von Massé und der Kleopatra nach Netscher. Entscheidende Sitzung am 17. November, für die Wille seine Arbeiten einzureichen habe. Dank für die Übersendung des ersten Bands von Füsslis Geschichte und Abbildung der besten Mahler in der Schweitz Lob von Hagedorns Lettre à un amateur. Schwierigkeiten mit den Vertretern der Wissenschaften in der Akademie. Hat Willes Porträt des Maréchal de Saxe erworben. Ist ein Bewunderer Dietrichs. Empfehlungen an Madame Wille und Willes Schwester, auch von seiner Frau.

33

Von Anton Raphael Mengs Rom, 1. September 1756

Dank für den Druck einer Beschreibung von Mengs' Pastellen. Meldung, daß Mengs in die Augsburger Akademie aufgenommen wurde. Winckelmann sei mit Studien zur antiken Kleidung beschäftigt. Er habe eine Beschreibung von fünf der schönsten antiken Statuen in Vorbereitung. Mengs und Winckelmann verbringen viel Zeit in den schönsten Gesprächen über die Antike. Mengs möchte keine Biographie von Tempesta im Auftrag der Augsburger

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Deutsche Zusammenfassung der französischen Briefe

Akademie schreiben. Gruß an Pierre und an Silvestre. Natoires Gemälde in der französischen Kirche in Rom seien grob mißlungen.

37

Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 1. November 1756

Hat die Liste der auswärtigen Mitglieder der Augsburger Akademie erhalten. Kleinere Differenzen mit Le Cat, Wille soll dessen Aufnahme in die Augsburger Akademie nicht betreiben. Willes geplante Aufnahme in die Akademie von Rouen. Dank dafür, daß er Füsslis Geschichte noch einige Zeit behalten darf. Bittet, zwei Exemplare davon für ihn zu kaufen. Empfehlungen an Frau und Schwester Willes, von ihm und seiner Frau.

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Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 27. März 1758

Dank für die vor drei Monaten erfolgte Übersendung der Lebensgeschichte Rugendas'. Brochant aus Paris, der zur Zeit in Rouen weile, besitze zwei Bilder dieses Malers und habe sie für ihn von seinem Vater aus Paris kommen lassen: ein Truppenzahlmeister, der den Sold austeile, und eine Stadtbelagerung. Mal- und Farbtechnik. Schickt amerikanischen Likör. Gedenkt am 9. oder 6. April nach Flandern abzureisen. Empfehlungen an Frau und Schwester.

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An Jean Baptiste Descamps Paris, 29. März 1758

Glaubte Descamps bis zum Empfang von dessen Brief vom 27. März auf einer Reise nach Flandern. Freut sich über Descamps' Wertschätzung des Malers Rugendas. Berichtigt ein Detail in der an Descamps überschickten Darstellung Rugendas'. Hat das Porträt Friedrichs II. von Preußen gestochen. Den zweiten Band von Füssli erhalten mit einigen Künstlerbiographien die Descamps interessieren. Füssli habe leider auch Nicht-Künstler in sein Werk aufgenommen. Will für Descamps alsbald die Vita von Kupezki fertigstellen. Lob von Kupezkis unabhängigem Geist. Dank für Sendung des Likörs. Descamps soll von seiner Reise einige schöne flämische Zeichnungen mitbringen. Empfehlungen von Frau, Sohn und Schwester, auch an Frau Descamps.

Brief 69

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Von de la Pinte de Livry Versailles, 29. April 1758

Erhebliche Kosten für die Naturalisierung auf dem üblichen Weg. Schlägt ein billigeres Verfahren vor. 60

Von De la Pinte de Livry Versailles, 25. Mai 1758

Übersendet Naturalisierungsurkunde. Wille habe sie im Auftrag von Roux zu dem Rechnungsanwalt Blandin zu bringen und einen Besuch beim ersten Vorsitzenden der Rechnungskammer zu machen, mit einem Empfehlungsbrief des Grafen von St. Florentin. Rat, einige Stiche mitzubringen. 64

Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 15. Dezember 1758

Hätte gerne französische Fassungen der Viten von Mola und Petitot, da er selber schlecht übersetze. Dazu die Notizen über Wertmüller und Felix Meyer, die er für den nächsten Band seines Werkes brauche, der auch Darstellungen von Dunz, Brandmüller, Kupezki enhalten werde. Wille solle das Portrait von Felix Meyer an Fiquet ausleihen, wenn dieser mit seinen Arbeiten für Descamps fertig sei. Empfehlungen an die ganze Familie, auch von seiner Frau und von seinen Kindern. Die Sendungen an ihn sind an den Intendanten de Brou zu adressieren. 65

An Jean Baptiste Descamps Paris, 30. Dezember 1758

Hat die von Descamps angeforderten Biographien Wertmüllers und Felix Meyers selbst übersetzt, da Messager zur Zeit nicht zur Verfügung stehe. Keine literarische Übersetzung, sondern buchstabengetreues Rohmaterial. Hat vier Viten über Brou an Descamps abgeschickt. Will Übersetzungen der Viten Molas und Petitots besorgen, dazu die Vita von Mlle Wasser. Neujahrswünsche an die ganze Familie. 69

Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 28. Februar 1759

Dank für Brief. Empfehlung für einen seiner Schüler, den Sohn eines Freundes, der sich im Stechen weiterbilden und Willes Ratschläge einholen wolle. Habe bisher auch bei Lebas und Cochin gelernt. Grüße an Frau und Schwester.

696 72

Deutsche Zusammenfassung der französischen Briefe

Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 3. Mai 1759

Dank für die Betreuung des inzwischen nach Rouen zurückgekehrten Neveu. Kündigt seinen Besuch an. Manuskript zum dritten Band seiner Vie des peintres ist fertig. Wünscht weitere Hinweise Willes, um die in Frankreich verkannte deutsche Schule bekannt zu machen. Erkundigt sich nach Eisen. Nachfrage nach deutschen Tischgenossen Willes. Empfehlungen an Frau Wille. 83

Georg Friedrich Schmidt Petersburg, 17. März 1760

Der Verkauf der Zeichnungen von Massé an den Marquis de L'Hôpital sei geregelt. Man biete ihm 75 Louisd'or für die Zeichnungen. Die Sendung erfolge durch Bertin, Stallmeister des Marquis. Erinnerung an das verlangte Zeichenpapier. Bezahlung durch Hillner oder Riederer. Wartet auf Abzüge Willes und Cochins. 89

Von Jakob Friedemann Graf von Werthern Brüssel, 7. Dezember 1760

Beauftragt Herrn von Linant, Wille Bilder zu überreichen, die dieser an Werthern abschicken soll, und ein von Werthern früher überlassenes Bild dazuzupacken (Tierbilder von Londonio). Bittet um Urteil über Christusbild von Guido und zwei Landschaften von Tempesta. Wünscht Preisauskünfte über Stiche. Antwort soll über de Linant erfolgen. 91

Von Charles Nicolas Cochin Paris, 16. April 1761

Berichtigung der Anleitungen zum Text am Porträt des Marquis von Marigny·

93

Von Georg Friedrich Schmidt Petersburg, 26. Juni 1761

Schickt Kiste mit der Platte des Porträts des Grafen Esterhazy. Konnte nicht genügend Abzüge herstellen und bittet um Druck von 400 Abzügen durch Beauvais in Paris. Kosten werden durch den Wiener Gesandten in Paris ersetzt. Schickt ebenfalls die verlangte Zeichnung eines Kalmücken, die Wille für einen Stich nach der Art Vischers benutzen könne. Legt eigenen Stich bei, ein Pendant zu seinem Porträt in der Art Rembrandts. Die Kiste mit Massés

Brief 107

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Zeichnungen sei möglicherweise bei einem Schiffbruch verloren gegangen. Wünscht einen Abzug von Cornelius Vischers Homme au pistolet. Schleicher hat den französischen Gesandten in Petersburg schlecht porträtiert. Grüße von Saint-Sauveur. Empfehlungen an Cochin, Nachrichten über Leprince und Gillet, über Arbeitens de la Grenées. Frage nach Chevillet, der durch Lesueur Bilder geschickt habe. Empfehlungen an Frau Wille.

94

Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 28. August 1761

Schickt Stoffe und Abzug eines Stichs. Willes Porträt des Marquis von Marigny. Le petit physicien ziere seinen Salon. Verehrung für Greuze und dessen pädagogische Fähigkeiten. Wartet auf das Pendant zu Le petit physicien. Willes Erfolge. Empfehlungen seiner Familie an die Familie Wille. Bedauern darüber, daß er den Katalog des Sammlers, dem der Petit physicien gehöre, nicht für seinen vierten Band einsehen kann.

99

Von Jean Jacques de Boissieu Lyon, 4. November 1761

Schreibt auf Empfehlung Reiffensteins und wünscht Willes Bekanntschaft. Schickt zwei Zeichnungen zur Begutachtung. Anfrage, ob sich Zeichnungen gegebenenfalls verkaufen ließen.

106 Von Jean Jacques de Boissieu Lyon, 22. Januar 1762 Anfrage, ob Sendung vom 4. November eingetroffen sei, da keine Antwort erfolgte. Bitte um Urteil über die Zeichnungen.

107 Von Joachim Wasserschieben Kopenhagen, 26. Januar 1762* Zahlung an Wille durch Papelier & Eberts; weitere Anweisung auf Touston & Baur anbei. Grüße an Eberts. Dank für Willes Porträt v. Marigny und für den Petit physicien. Erwartung der »Glätscher« von Zingg. Subskription auf Bilder von Vernet; Verpackung der Sendungen. Subskription auf »Tableaux du cabinet du roi« von Fessard, vermittelt durch Schultze. Fessards Arbeiten. Erwerbswünsche. Anwesenheit des Freiherrn von Bernstorff (Neffen des Ministers) in Paris. Grüße an Massé, Cochin, Gay.

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Deutsche Zusammenfassung

der französischen

Briefe

Von Georg Friedrich Schmidt Petersburg, 11. März 1762

Besorgung des Briefs durch de la Grenée. Frage, ob Wille letzten Brief mit Platte des Esterhazy-Porträts und Kalmückenzeichnung erhalten hat. Will selbst Mitte Juli abreisen und seinen Porträtstich der Zarin von Berlin aus schicken. Grüße an Massé, dessen Zeichnungen für den Grafen Stroganov verloren seien. Bitte um Stiche Cochins und Vischers für seine Sammlung. Grüße an Cochin, Hillner und Riederer. Frage, ob die letzteren die durch Leprince übermachten 100 Rubel erhalten haben. Tremblin habe am Aschermittwoch Selbstmord verübt. Grüße von Leprince, der in Rußland wertvolle Studien gemacht habe und bald zurückkehren werde. 121

Von Jean-Joseph Balechou Avignon, 10. Oktober 1762

Dank für lobendes Urteil und Bestellung. Stellt gerade die verlangten Abzüge her. Die Kupferplatte eines anderen Stichs sei beschädigt. 127 Von Emmanuel Matthias London, 23. März 1763

Diemar

Entschuldigt sich für langes Schweigen. Fürchtet, Wille sei verärgert, weil er sich nicht förmlich bei ihm verabschiedet habe, erinnert an die Umstände seines letzten Besuchs bei Wille. Habe einige englische Stiche an Mecheln geschickt, darunter auch die Porträts des englischen Königspaars von Frey, die für Madame Wille bestimmt seien. Bietet Wille seine Vermittlungsdienste für Besorgungen in London an. Freude über den europäischen Friedensschluß, Genugtuung über Qualitäten Friedrichs II. von Preußen. Das englische Volk sei nicht so frei, wie man behaupte. Der Minister sei verhaßt, Pitt werde dagegen geliebt, mehr als der König. Heute sei der Friede proklamiert worden, das Volks sei teils zufrieden, teils verärgert. Über den Besuch Lalandes in London. Empfehlungen an Herrn und Frau Chevillet. 128

Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 29. März 1763

Keine Antwort auf Briefe vom 25. Juni (durch Leprince) und 4. Dezember 1762 (durch Rode) erhalten. Braucht dringend Papier und Platten besorgt, könne seine Stiche nach Rembrandt nicht drucken. Bezahlung erfolge über Riederer. Kündigt Übersendung seines Porträts der Zarin sowie einiger Stiche nach R e m b r a n d t an. Über Arbeiten Daullés u n d Chevillets. Ende des

Siebenjährigen Krieges, Schmidt hat eine Medaille Friedrichs II. entworfen.

Brief 137

699

Frage nach Willes Wohlergehen, insbesondere Augenleiden, das wohl auf übermäßige Benutzung von Augengläsern zurückzuführen sei. Empfehlungen an Cochin. Über Arbeiten Teuchers. Grüße an Frau Wille und an Massé. 130 An einen unbekannten Adressaten Paris, den 8. April 1763 {Entwurf) Bedauern darüber, daß er wegen seiner Augenschwäche dem Wunsch des Empfangers und seines Genfer Freundes nicht nachkommen kann. Er führe keine Auftragsarbeiten mehr aus. 133

Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 2. Mai 1763

Überschickt die drei verlangten Exemplare seines Porträts der Zarin, dazu ein Exemplar ohne Beschriftung für Wille und ein gleiches für Cochin; außerdem jeweils 3 Porträts des Grafen Rasumowski, der Mutter Rembrandts und eines neuen Stichs nach Rembrandt für Wille, Cochin und Riederer. Die drei Porträts der Zarin könne Wille zu beliebigem Preis verkaufen, er selbst verlange gewöhnlich 10 Dukaten. Empfehlung des Überbringers, des Kaufmanns Strahlborn aus Petersburg. Schicke sein neuestes Werk bei nächster Gelegenheit. Warte auf Willes Sendung mit Arbeitsmaterial. 134

Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, den 28. Mai 1763

Dank für Kiste mit Material sowie beigelegte Stiche. Lob des Porträts Marignys, der Liseuse und des »Joueur du Brumpot« (d.h. des Jeune Joueur d'instrument). Hat Exemplare für Rode weitergegeben. Ebenfalls Dank für Arbeiten Cochins, die er hochschätzt. Ankündigung der Sendung durch Strahlborn. Erbittet weitere Kupferplatten. Transportprobleme: die Kiste des Grafen Stroganoff sei mit den früher von Wille an ihn nach Rußland geschickten Büchern und Stichen angeblich auf See verloren gegangen. Hoffnung, den Inhalt wiederzufinden. Grüße an Frau Wille. 137

Von François Vivares London, 12. September 1763

Joullain habe Neuigkeiten überbracht. Überschicke eine Kiste mit zwei dutzend Kupferplatten, vier dutzend Grabstichen, via Frau Chereaux. Bietet sich für weitere Besorgungen an, bittet im Gegenzug um jeweils drei bis vier dutzend Abzüge von Willes neuen Arbeiten, besonders von dem großen Stich, den er bei ihm gesehen habe. Joullain würde bezahlen, die Kosten für

700

Deutsche Zusammenfassung

der französischen

Briefe

die Platten und Grabstichel (42 Pfund 18 Shilling) sollten damit verrechnet werden.

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Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 29. April 1764

Schickt ein Bild Verkolies aus dem Besitz des früheren Bürgermeister von Rouen, Marie. Dieses Bild könne Wille stechen lassen. Empfehlung für den Sohn Maries und dessen Verwandten, die Willes Sammlung zu sehen wünschten, besonders die Bilder Dietrichs und Greuzes, darunter das Wille-Porträt. Eine Zeichnung für einen Bekannten ist der Bildsendung beigelegt. Wartet auf Willes Stich nach Dietrich. Begrüßungszeremonie seiner Schüler bei seiner Rückkunft. Empfehlungen an Herrn und Frau Chevillet sowie an Herrn und Frau Greuze. Grüße von Haus zu Haus.

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Von Peter Als o. O., o. D. {April - Mai 1764)

Gute Nachrichten von Winckelmann: er sei zum Präsidenten der AntikenSammlung gewählt worden, was ihm ein Gehalt von 160 Scudi einbringe, dazu weitere Stellen in Aussicht, eine Pension von 50 Scudi, Aufsicht über das profane Antiken-Museum des Vatikan usw. Er bittet ihn in seinem letzten Brief vom 22. Mai, Wille und alle Freunde zu grüßen. Als sebst gedenkt im nächsten Frühjahr nach London zu gehen, wenn er in Kopenhagen nicht weiterkomme. Er möchte in Dänemark die Stelle des verstorbenen Tuscher bekommen, für 1000 Dänische Taler und ein Werk pro Jahr und würde zu entsprechenden Konditionen auch woanders hingehen, selbst für einen kürzeren Zeitraum. Mengs sei, Winckelmann zufolge, in Spanien nicht zufrieden und gehe vielleicht auch nach London. Schmidt sei aus Petersburg in Berlin zurück, verkaufe das Porträt der Kaiserin Elisabeth zu 5 Dukaten das Stück, die anderen Stiche zu 1 Dukaten.

150 Von Ludwig Friedrich Wilhelm Freiherrn von Schlabrendorff Marseille, 31. Mai 1764* Dank für liebenswürdige Hilfe in Paris. P. S.: Grüße von Balechou, der Sendung neuer Arbeiten zugesagt hat. Grüße, auch von Klöber, an Demachy, Bitaubé und an das Ehepaar Huber.

Brief 158

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Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 16. Juni 1764

Beunruhigung über Willes Schweigen. Bitte um Kupferplatten und neue Arbeiten, insbesondere von Cochin. Hat Landhaus in der Nähe von Schloß Schönhausen erworben. Dorf gleiche einer Landschaft Watteaus. Wünscht Kataloge der Werke Rembrandts, Rubens' und C. Vischers. Empfehlungen an Frau Wille und Massé. Einlage für Riederer. 154 An den Kurfürsten von Sachsen Paris, 24. Juni 1764 Wille bedankt sich dafür, daß der Kurfürst Friedrich August von Sachsen die Widmung des Stichs Les musiciens ambulants nach einem Gemälde von Dietrich akzeptiert hat und kündigt die Überreichung durch Ch. L. von Hagedorn an. 155

Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 26. Juni 1764

Bewunderndes Lob auf Les Musiciens ambulants nach Dietrich. Bitte um jeweils zwei Exemplare von Willes letzter und vorletzter Arbeit für den Abbé Grimaldi mit handschriftlicher Widmung. Wohltätigkeitsveranstaltungen des Herrn Massé. Grüße an Frau und Söhne, Empfehlungen an Herrn und Frau Chevillet, an Herrn und Frau Greuze. Dank und Empfehlungen des Kupferstichhändlers Jacques aus Rouen. Hat Bild zurückerhalten, will etwas Passenderes suchen. Descamps jr. soll eine Kopie des Wille-Porträts von Greuze anfertigen. 157

Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 14. August 1764

Keine Antwort auf Brief vom 16. Juni, dagegen habe Wille an Meil in Berlin geschrieben. Bitte um Abzüge der neuen Arbeiten Willes. Hat Porträt eines Berliner Ministers nach Pesne vollendet. Empfehlungen an Frau Wille und Cochin. Nachfrage nach seinem Schüler Chevillet, dessen Vater in Berlin gestorben sei. 158

Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 24. August 1764

Schickt je zwei Exemplare der alten und der neuen Statuten der Akademie von Rouen. Bereitet Reise für September vor, auf der er auch Bilder und

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Deutsche Zusammenfassung der französischen Briefe

Zeichnungen für Wille zu finden gedenkt. Grüße an Frau Wille und die Söhne, an die Ehepaare Chevillet und Greuze, Empfehlungen an Massé. Läßt das Paket von einem seiner Schüler überstellen.

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Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 4. September 1764

Glückwünsche zur Aufnahme in die Dresdner Kunstakademie. Massé habe Beispiel für Wohltätigkeit gegen die Armen gegeben, dem de Julienne gefolgt sei. Bereitet Reise nach Flandern und Brabant vor. Will auch für Wille dort einkaufen. Grüße an Frau und Kinder, Empfehlungen an Ehepaar Chevillet.

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Von Christoph Martin Wieland Biberach, 29. September 1764

Knüpft an frühere, durch Füssli angestellte Verbindung an und fragt im Namen einiger Biberacher Bürger, ob ein gewisser früher in Paris als »Jouailler de la Cour« ansässiger Goldschmied namens Wieland noch am Leben sei, da er seine Biberacher Familie seit zwei oder drei Jahren ohne Nachricht gelassen habe.

164

Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 24. November 1764

Dank für Brief. Unglück mit der durch Strahlborn übermachten Rolle. Tod Balechous. Mangel an guten Porträtstechern. Dank für angekündigte Kupferplatten. Will vier Exemplare seines Aquaforte-Stichs bei nächster Gelegenheit schicken. Erwartet Willes Musiciens ambulants und Stich nach Dietrich. Hat das Porträt eines Ministers nach Pesne gestochen. Rät zur Rückkehr nach Deutschland. Hat Brief an Rode überbracht. Empfehlungen an Cochin und Frau Wille. P. S.: Falbe zufolge sei eine Sendung Meils an Wille vor zwei Wochen abgegangen.

165

Von Ludwig Friedrich Wilhelm Freiherrn von Schlabrendorff Rom, 17. Februar 1765*

Beendet Italienreise, um zu den Eltern zurückzukehren. P. S.: Grüße an Demachy, Grimm und an das Ehepaar Huber. Freiherr von Hopfgarten wird Weirotter in Florenz ein Paket von Huber für Watelet geben. Dank besonders

für die Empfehlung an Winckelmann, der gleichzeitig schreibt.

Brief 182

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169 Von Joachim Wasserschieben Kopenhagen, 27. August 1765* Dank für Brief vom 28. April und für Sendung. Dank Preislers für Papier; dessen Stich der Reiterstatue des Königs von Saly; seine Königsporträts des Hauses Oldenburg für ein Werk Schlegels. Malerei Mandelbergs für das Schloß. Besuch Sturz' in Kopenhagen. Schultze soll Papier »Grand Aigle« für Schlegel und Preisler besorgen; Bitte um zwei Stiche von Mechels nach Greuze und Van Loo. P. S.: Stiche nach Statuen in Reims, Rennes, Bordeaux. 171 Von Blaise Nicolas Lesueur Berlin, 21. September 1765 Dank für freundliche Aufnahme Hackerts. Verdienste Willes um die Betreuung von Chevillet, Rode, Gualteri, Reclam. Grüße an die Familie, Emfpehlungen an Cochin, Vien, Halle. Möchte Wille gefällig sein. P. S. Sieht Schmidt nur selten. 172 Vom Abbé Luchiny Prag, 21. September 1765 Bittet um eine Auswahl von 24 bis 30 von Willes Stichen, die er über Monsieur Marc aus Epernay, Advokat am Parlament, bezahlen und nach Prag kommen lassen will. Darunter besonders zwei, von denen einer einen Sturm und der andere eine Windstille darstelle, sowie Historien, Fabeln und Landschaften, Kleopatra und Lucretia, die ihm bislang fehlten. Über Rückständigkeit Böhmens in Kunstsachen. Bietet seine Dienste an. 180 An den Kurfürsten von Sachsen Paris, 4. März 1766 Dankschreiben für die im Anschluß an die Widmung des Stichs Les musiciens ambulants vom Kurfürsten Friedrich August von Sachsen an Wille übersandten und durch Fontenay übergebenen Geschenke. 182 Von Antoine Louis Romanet Basel, 25. April 1766 Bitte um Nachricht über Wohlergehen. Starke Schneefälle am Gotthard in der Woche der Abfahrt Mechels nach Italien zwangen diesen, die Abreise nach Italien eine Zeitlang zu verschieben. Inzwischen ist er auf dem Weg zwischen Mailand und Rom. Bitte um künstlerische Ratschläge hinsichtlich der von Mechel an Wille übermachten Arbeiten Romanets. Grüße an die

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Deutsche Zusammenfassung der französischen Briefe

Söhne Willes. Frau von Mechel bestellt gegen Rechnung Ansichten Oesterreichs sowie Ansichten des Mains.

183 An Anton Wenzel von Kaunitz Rietberg Paris, (27. April 1766} (.Entwurf) Dank für Protektion und Vermittlung in der Angelegenheit der Widmung des Stichs L'instruction paternelle an die Kaiserin Maria Theresia von Österreich, der Wille durch Kaunitz bekannt geworden sei. Anfrage, ob die Kaiserin die Widmung annimmt. Kontakte mit dem Fürsten von Staremberg. Das in Gold gerahmte und verglaste Exemplar des Stichs ist für Maria Theresia bestimmt, das zweite gerahmte für Kaunitz.

191

Von Michael Huber Leipzig, 29. Oktober 1766

Vierundzwanzigtägige Reise von Paris nach Leipzig. Bekanntschaft mit Geliert und Weiße. Vorübergehende Ungnade Graf Einsiedels bei Hof. Über Leipzig, Dresden und sächsische Landschaft. In Dresden Bekanntschaft mit Hagedorn, von Kessel, Graf Werther, Vorsprache beim Kurfürsten, Zingg dient als Cicerone. Bildergalerie und Akademie. Hat in Leipzig seinen Unterricht aufgenommen. Will über Schwarz Bücher an Wille schicken. Hat Auftrag an Richter erledigt, aber bisher weder Richter noch Winkler besuchen können. Grüße an Familie.

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Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 4. November 1766

Überschickt durch Thellusson & Necker die verlangten Stiche nebst der Platte zum Porträt des verstorbenen Herrn Splittgerber, das Wille seinerzeit nicht habe stechen wollen. Wille soll es in Paris drucken und 600 Abzüge herstellen lassen, danach alles durch Thellusson & Necker zurückschicken. Riedinger komme für die Unkosten auf. Wille könne 12 Abzüge für sich und Cochin behalten. Überschicke 12 Exemplare seiner letzten Radierung, desgleichen schicke Rode seine nach Schlüter gestochenen Bilder. Bittet um Willes letzten Stich sowie Arbeiten Cochins. Wille soll drei Kupferplatten besorgen. Tod des achtzehnjährigen Sohns. Besuch Falconets. Nachfrage nach La Tour. Empfehlungen an diesen sowie an Massé.

Brief 202

705

196 Von Karoline Louise Markgräfin von Baden-Durlach Karlsruhe, 23. März 1767 Bedankt sich für Willes Brief, hat ihm 7 000 Livres anweisen lassen. Ist sicher, daß Wille sich bei der anstehenden Versteigerung für sie einsetzen will, fürchtet indessen die Konkurrenz Rußlands und Englands. Ist dankbar für den Teniers, den sie durch Willes Vermittlung erwerben konnte. 198 Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 25. April 1767* Noch keine Antwort auf Brief vom 4. November 1766. Sendung durch Madame Van Loo. Arbeit an einem Kupferstich nach Rembrandt. Sendung von Stichen durch Thellusson. Seine Malerei. Grüße an Cochin. Bitte um seine letzten Werke. Bitte um das unter Willes Anleitung gestochene Porträt Dietrichs. Über Schmutzer. Porträts Dupuis'. 199 Von Michael Huber o. O., o. D {vermutlich vor Mai 1767) Hat Ferber bei dessen Durchreise verpaßt, der aber Hubers Frau angetroffen und Nachrichten über Wille gebracht hat. Mißglückte Bücherkommission von Schwarz, Bitte, die Auslagen bei Schwarz eintzutreiben und durch Winkler zu überschicken. Frage, ob Watelet und Coindet nichts für ihn hinterlegt hätten. Habe praktisch keine Neuigkeiten aus Paris. Hofft auf Leipziger Messe, wo er für Wille nach deutschen literarischen Neuigkeiten Ausschau halten will. Über Das neue Staats-Gebäude von von Lilienfeld. Umgang mit Weiße und Lilienfeld. Französisch sei offizielle Sprache des baldigen Friedenskongresses in Deutschland. Nachschrift von Françoise Huber: Möchte einen Brief von Frau Wille. Grüße an Frau Chevillet. 201

Von Joachim Wasserschieben Bernstorff, 15. Mai 1767*

Übersendet genannte Medaillen. 202

Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 2. Juni 1767*

Dank für Besorgung des erbetenen Drucks. Anweisung an Riederer. Dank für angekündigte Lieferung von Kupferplatten. Sendung von Stich nach Rembrandt angekündigt. Verkauf der Sammlung de Jullienne. Erwerb einer Rubensskizze. P. S.: Grüße an Cochin.

706 204

Deutsche Zusammenfassung der französischen Briefe

Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 28. Juli 1767*

Sendung gut angekommen; Dank für beigefügte Stiche Willes; Exemplare für Rode und Nicolai sind übermittelt. Sendung von Stichen durch den Sohn Van Loo. 205

Von Michael Huber o. O., o. D. {vermutlich Juli 1767)

Dank für Besorgung der Geldangelegenheit Schwarz. Gibt täglich acht Unterrichtsstunden. Nimmt am gesellschaftlichen Leben seiner Schüler und Studenten teil. Zwischenfall mit russischen Studenten von hohem Adel. Während der Messe Verkehr mit Rabener, Nicolai, Zacharias. Bedeutendste Neuerscheinungen: Mendelssohns Phädon und Lessings Minna von Barnhelm. Hat ein Exemplar der Minna für Wille besorgt. Über Laokoon, den er Wille schon übersandt. Ist gegen Lessings Franzosenfeindlichkeit und Herabsetzung Winckelmanns. Lessings Wirken als Theaterdirektor in Hamburg und die Hamburgische Dramaturgie. Dessen Kritik des französischen Theaters, die Klotz in Halle nachmacht. Franzosenkritik macht junge deutsche Schriftsteller überheblich. Leipziger literarisches Leben: Geliert, Weiße, Clodius. Umgang mit den reformierten Geistlichen Dumas und Zolikofer, mit Volkmann und Oeser, sowie mit Bause. Plant für folgenden September Reise in die bayerische Heimat. Bittet um Nachrichten über die neuesten Stücke von Dorat und über Sabatiers Oden. Will die von Richter versprochenen Mineralien an Willes Sohn Pierre-Alexandre schicken. 207

Von Michael Huber Leipzig, 1. September 1767

Hat Kiste mit Mineralien von Richter für P.-A. Wille geschickt, Vermittlung Oesers, dazu gepackt ein Exemplar der Minna von Barnhelm für Wille sowie die Werke Gieseckes. Geplanter Besuch bei der Mutter und in München. Grüße an Frau Wille. 211

Von Michael Huber Leipzig, 1. Januar 1768

Hat Willes Brief vom 13. 9. erst nach seiner Rückkehr aus Bayern vorgefunden. Reise nach Bayern über Altenburg, Zwickau, Reichenbach, Plauen, Hof. Dann über Bayreuth (Beschreibung von Stadt und Hof) und Regensburg nach München. Dort keine sehr gastliche Aufnahme, Verkehr mit Hartmann, Schiga, Pfeffel. Einwöchiger Besuch bei der Mutter in Frontenhausen, die er

Brief 216

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nach 23 Jahren zum erstenmal wiedersieht. Rückkehr nach Leipzig, zur Herbstmesse, wo er dem kurfürstlichen Paar vorgestellt wird. Umgang mit Zingg. Wille wird Brief von Bause und dessen Porträtstich Willes erhalten haben. Bause hat nunmehr auch Geliert porträtiert. Bitte, das von L'Empereeur angefertigte Porträt Watelets zu besorgen, sowie das Porträt von Greuze und ihm durch Humblot zu schicken. Wille soll versuchen, das von Schwarz ausstehende Geld einzutreiben. Frage, ob Mineralien eingetroffen. Grüße an Frau und Kinder. P. S. von Françoise Huber mit Neujahrswünschen.

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Von Ludwig Friedrich Wilhelm Freiherrn von Schlabrendorff Berlin, 27. Januar 1768*

Bitte um neue Stiche Willes sowie andere nach Willes Wahl (Liste), ferner um ein Musterbuch für Bildhauer und Goldschmiede; Sendung im nächsten Paket des Apothekers Demachy. Briefe übermittelt Bankier Mettra. Zusicherung prompter Zahlung. P. S.: Von Klöber ist seit zwei Jahren Kriegsrat in Breslau.

214 Von Joachim Wasserschieben Kopenhagen, 6. Februar 1768* Dank für Brief vom 20. Dezember 1767, der am 22. Januar 1768 angekommen. König wird Widmung annehmen; Einzelheiten. Dank für Sendung. Paket an Wille durch den spanischen Gesandschaftssekretär.

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Von Michael Huber Leipzig, 25. Mai 1768

Hat auf letzten Brief keine Antwort erhalten, doch Nachrichten über Bause. Wille solle sich in der Sache Schwarz keine Mühe machen. Dank für Übersendung des Stichs und der Bücher Eugénie und L'honnête criminel. Sein Freund Scheuchler hat das letztere Stück übersetzt und es ist am 13. und 16. Mai unter Hubers Anleitung in Leipzig aufgeführt worden. Verkehr mit Geliert, Weiße, Oeser, Winkler, Richter, Bause. Grüße an Familie, Empfehlungen an Messager, de Marcenay, de Longueil und alle Bekannten. Hat neue Wohnung bezogen. P. S. Françoise Hubers: Warte seit acht Monaten auf Brief. Grüße an Frau und Kinder sowie Familie Chevillet.

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Deutsche Zusammenfassung der französischen Briefe

Von Michael Huber Paris, 22. Juni 1768

Überschickt durch Benel und Steinhauer eine neue Ausgabe der Gedichte von Rohle sowie dessen »Schöne Nacht«, dazu die neue Ausgabe der Gedichte von Uz (noch ohne Vignetten). Fortschritte der Buchdruckerkunst in Leipzig. Übersendet einen guten Abdruck des von Bause gestochenen Porträts Willes. Die Übermittlung seines letzten Briefs nebst des Exemplars der Übersetzung des Honnête criminel hat sich verzögert und wird nunmehr durch Montigny vorgenommen. Rückerstattung der Bücherkosten durch Schwarz immer noch nicht geregelt. Hat auf der letzten Messe Lessing und Nicolai getroffen und sich mit Lessing über die Einschätzung der französischen Literatur gestritten. Anfrage, ob im Vorwort der neuen Übersetzung von Wielands Sympathien tatsächlich schlecht von seiner eigenen Übersetzung gesprochen werde. Grüße an Familie und Baader. Einlage für de Longueil. R S. Françoise Hubers: Dank für durch Crusius überbrachten Brief Frau Willes, Grüße an Söhne, an Ehepaare Chevillet, Braconnier und Gaillard. 218 An Christian von Mechel Paris, 31. Juli 1768 Über Winckelmanns Ermordung und den Verlust, den die Menschheit dadurch erlitten. Will nach Wien schreiben über die Errichtung eines Grabmals. Hat über einen Freund erfahren, daß die Manuskripte Winckelmanns in Sicherheit gebracht worden seien. 220

Von Michael Huber Leipzig, 17. September 1768

Empfehlungsbrief für Plattner, Schwager Weißes. Steinhauer ist aus Paris zurück, erzählt von P. A. Willes Erfolgen. Weggang Kochs und seiner Truppe nach Weimar. Über Heineckens »Nachrichten über Künstler« und dessen Kritik Hagedorns. Basans Dictionnaire. Überschickt ein Gedicht Wielands und die fehlenden Druckbogen von Uz. Hat Ausflüge nach Laustädt zu Gleim und nach Tschorta zu Volkmann unternommen. 227

Von Michael Huber Leipzig, 24. März 1769

Empfehlungsbrief für Gervinus, der mit Hardenberg in Leipzig war. Bittet um Antwort auf früheren Brief. Geldangelegenheit Schwarz. Will nötigenfalls in Form von Büchern bezahlt werden. Koch ist aus Weimar zurück, wo

Brief 233

709

er viel Erfolg hatte. Auf der Frühjahrsmesse werde eine neue Ausgabe der Werke Gellerts mit Zeichnungen Oesers erwartet. Überschickt seine Übersetzung der Wilhelmine sowie die Briefe Gellerts und Rabeners. Über Klotz, Lessing und Herder. Grüße an die Familie sowie an die Familien Chevillet, Braconnier, Gaillard, an von Marcenay, Messager und Baader. P. S. von Françoise Huber, die um Nachrichten bittet.

228

Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 28. März 1769*

Philosophe von Schmidt. Abschluß der Présentation au temple nach Dietrich; Übersendung von Abdrucken, auch für Cochin und Riederer, durch Eberts via Straßburg. Andere Stiche Schmidts; zwei neue Vorhaben nach Bildern der Sammlung Graf Kamcke (eine schöne Jüdin und ein Greis mit Bart); Kamckes bevorstehende Reise nach Paris. Abrechnung: Zahlung durch Riederer. Stich nach Rembrandt an Hand Kopie von Pesne. P. S.: Arbeiten Cochins? Anschrift Rodes.

232

Von Pierre Alexandre Wille Sens, 2. August 1769

Dank für Übersendung der Bleistifte. Stellt ein Bild bis 25. August fertig. Nachrichten über ihren Gastgeber, den Bischof de Callinique, sowie humoristischer Bericht über einen Jagdausflug mit Halm. Grüße an den Bruder Frédéric, die Mutter, Herrn und Frau Chevillet, Frau Braconnier, die Herren Messager, de Marcenay, Daudet und Baader. Empfehlungen von Halm.

233

Von Michael Huber Leipzig, 3. August 1769

Dank für durch Plattner überbrachten Brief. Zahlreiche Übersetzungen aus dem Deutschen ins Französische. Arminius von Schönaich, Messias von Klopstock. Hat selbst noch kürzliche Wilhelmine übersetzt und durch Gervinus an Wille geschickt. Möchte zu Ostern eine Auswahl der Briefe Gellerts und Rabeners erscheinen lassen. Hat durch Humblot dritten Teil des Messias und Mosers Geschichte Osnabrücks geschickt. Frage, ob Moser nicht übersetzenswert. Dank für Sendung von Stichen, darunter Römische Ruinen. Seine eigene Sammlung. Bittet um zwei Exemplare von Marcenays Porträt des Generals Paoli, zwei Porträts Turennes, ein Porträt Descartes sowie um neuere Arbeiten von Fiquet. Graff ist zu Besuch und hat Weiße und Oeser porträtiert. Erwartet Zingg. Besuch bei Frau von Berlepsch sowie bei Volkmann, der Richards und Lalandes Italienreise übersetze. Grüße an Familie.

710

Deutsche Zusammenfassung der französischen Briefe

Über Sohn Ludwig Theodor. Grüße an Familien Chevillet und Gaillard, an Messager, Marcenay, Longueil und Baader.

234

Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 26. August 1769*

Erledigung von Willes Wünschen verzögert durch Reise nach Schlesien und andere Umstände. Willes Arbeit nach Schalken; Bitte um Porträtstich Dietrichs, den Schmutzer unter Willes Aufsicht gefertigt. Arbeiten Cochins? Reise des Grafen Kamcke nach Bath statt nach Paris. Wegzug Van Loos nach Paris. Vermerk Willes: »Répondu«.

235

Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 30. September 1769*

Abgang der bestellten Stiche (186 Stücke von 6 Stichen); Betrag laut Aufstellung zahlbar an Riederer. Demnächst erscheinende Stiche. Willes Augenleiden. P. S.: Grüße an Cochin. Vermerk Willes: »Répondu et payé ma déte chez Mr. Riderer.«

236

Von Joachim Wasserschieben Bernstorff, 7. Oktober 1769*

Große Verzögerung einer Sendung. P.S.: Überreichung einer Medaille aus Tunis durch Brandt. Vermerk Willes: »Répondu a Mr le Conseiller de Conference Wasserschiebe.«

238

Von Joachim Wasserschieben o. O., 21. Oktober 1769*

Ankunft der Sendung; Rückkehr des Hofes am 28. Oktober 1769. Vermerk Willes: »Répondu le 8. 9bre.«

239

Von Joachim Wasserschieben Kopenhagen, 21. November 1769*

Unterredung mit dem königlichen Kabinettssekretär Schumacher: Wohlwollen des Königs. Geschenk. P. S.: Erwerbswünsche.

Brief 249

240

711

Von Joachim Wasserschieben Kopenhagen, 9. Dezember 1769*

König schenkt Wille zwei Goldmedaillen und einige Bücher. Dank für Brief vom 8. November 1769. Vermerk Willes: »Répondu le 1. Fevrier 1770. J.G. Wille.«

242 An Joachim Wasserschieben Paris, 1. Februar 1770 {Entwurf) Dank für Wasserschiebens Vermittlerdienste in der Widmungsangelegenheit. Freude über die angekündigten Medaillen und Bücher. Überstellungsprobleme, Vorschlag, der dänische Hof solle die Medaillen an die Regierung in Versailles schicken.

245 Von Joachim Wasserschieben Kopenhagen, 7. April 1770* Absendung der Medaillen. Willes Brief vom 1. Februar 1770; Sendung an de Livry. Sendung eines Porträts des Grafen Bernstorff mit Büchern durch Als. Dankschreiben an den König. Wasserschiebens Liebhabereien: Gärtnerei, Stiche; Fragen wegen Cochin, de Marcenay, Basan, von Hagedorn, Versuch. Wechsel auf Bankier Baur. R S.: Bitte um Stiche nach Pierre Alexandre Wille. Lutherstich Preislers nach Cranach. Katalog Cochin.

248

Von Johann Ludwig Aberli Bern, 15. Juni 1770

Empfehlung für den Zeichner und Radierer Johann Wäber (John Webber), dessen sich Wille annehmen sollte. Will die bestellten Zeichnungen ausführen.

249

Von Johann Kaspar Mörikofer Bern, 24. Juni 1770

Bedankt sich für das Geschenk, eine Arbeit Willes, die ihm durch Ritter zugeschickt wurde. Ist Wille dafür dankbar, daß er sein Andenken an den Schüler bewahrt, obwohl schon neun Jahre seit seiner Lehrzeit in Paris vergangen sind. Möchte sich Wille erkenntlich zeigen. Überbringer des Briefes ist ein Schüler Aberlis, den er Willes Schutz empfehle. Grüße an Frau Wille, die sich seinerzeit ihm gegenüber voller Güte erwiesen habe.

712 253

Deutsche Zusammenfassung der französischen Briefe

Von Karl Friedrich Willibald Freiherrn Groschlag von Dieburg Mainz, 28. August 1770

Gibt seiner Freude darüber Ausdruck, daß er Wille einige Goldstücke für sein Kabinett schicken konnte. Über den Erfolg seines Stichs nach der Zeichnung von Frau von Stein, vor allem bei den jungen Leuten, die es ihm nachtun möchten. Dank für die Übersendung der Bonne femme de Normandie. Dalberg und Kraus könnten ihm von der Verehrung mündlich berichten, die er für Wille empfinde. Er habe Frau von Stein das für sie bestimmte Exemplar der Bonne femme de Normandie zukommen lassen, sie werde sich sicher mit einer neuen Zeichnung revanchieren. 255

Von Michael Huber Leipzig, 19. November 1770

Empfehlung für Baron Krüdener, der nach Madrid geht. Zinggs Besuch in Leipzig. Hat noch keine Antwort auf durch Leroux überbrachten Brief erhalten, keine Reaktion auf seine neusten Werke, insbesondere auf sein Lob Gellerts. Thomas Richter, Kreuchauff. 256

Von de la Pinte de Livry Versailles, 16. Februar 1771

Dank für Notiz über das Porträt des Königs von Polen. Bittet um Preisschätzungen einiger Stiche, die ihm angeboten werden: Galerie du Roi de Pologne, St. Geneviève von Balechou, das Gewölbe der Kapelle von Sceaux von Audran, die schönsten Monumente des alten Roms nach Barbaut, Stücke von Vandermeulen. 257

Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 10. April 1771*

Überschickt Kiste mit eigenen Stichen durch Eberts, für Wille und einige Stücke für Riederer, dazu einige Eau-forte-Abzüge. Hat drei Abzüge der Bonne femme de Normandie erhalten und einen an Rode, den zweiten an Nicolai weitergegeben. Nicolai hat als Gegengeschenk eine Beschreibung Berlins und Potsdams auf Holland-Papier beigelegt. Dank für Stich P.-A. Willes. Besorgungen an Rochefoucauld. Über die Herstellungstechnik von Leprince, von dem er auch einige Stücke zu besitzen wünscht. Bittet um zwei Stiche von Duchange nach Jouvenel und Rubens. Übersendung durch den Buchhändler Estienne, der ihm eine Bücherkiste zu schicken habe. Begleichung der respektiven Rechnungen über Riederer.

Estienne. Empfehlungen an Frau Wille.

Einlagebrief

an

Brief 265

713

259 An Adam Fürst Czartoryski Paris, 22. August 1771 (Entwurf) Dank für die Genehmigung, dem Fürsten Czartoryski den Kupferstich Les offres réciproques zu widmen. Dieser Kupferstich sei jetzt vollendet. Heute habe Wille eine Kiste mit verschiedenen Exemplaren über Herrn Grand und Labhart abgeschickt und wünsche, von der Ankunft des Pakets benachrichtigt zu werden. Des vom Fürsten beschützten Kupferstechers Wroczinski werde er sich annehmen.

261 An Charlotte Louise Gräfin von Bentinck Paris, 15. Oktober 1771 {Entwurf)* Lob von Weisbrod, der Wille empfohlen wurde.

262

Von Karl Friedrich Willibald Freiherrn Groschlag von Dieburg Mainz, 8. {Januar) 1772

Bedankt sich für die Offres réciproques und freut sich darüber, daß Wille weiterhin Dietrich treu bleibe. Akzeptiere dankbar Willes Vorschlag, ihm den Stich La petite écolière zu widmen, und übersendet die notwendigen Angaben und das Wappen. Kraus sei aus der Schweiz zurück und bleibe den Winter über in Mainz. Hofft auf Willes Besuch. Auf dem Brief notiert Wille, daß er am 20. April geantwortet und den Dieburg gewidmeten Stich überschickt habe.

264

Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 24. März 1772*

Ausgebliebene Antwort Willes; auch Nicolai ohne Nachricht. Schmidts neue Stiche nach Rembrandt (darunter eine Vorlage, die schon von J. M. Falbe gestochen worden war; Bemerkungen darüber; Schmidt benutzte Kopie Reclams) und Govert Flinck. Dank für Besorgungen. Beilage für de la Tour. R S.: Schmidts Frau am 1. Mai 1771 gestorben. Vermerk Willes: »Répondu le 8 Avril 1772 et payé ma dette.«

265

Von Adam Fürst Czartoryski o. O. (März 1772)

Den Kupferstich Les offres réciproques habe der Fürst seit einigen Tagen erhalten. Er bedanke sich sehr dafür. Er empfehle Wille den Schüler Wroczinski.

714 266

Deutsche Zusammenfassung der französischen Briefe

Von Pierre Savart Paris, 10. Mai 1772

Quittung über durch Vermittlung von Wille erhaltene Anzahlung von 250 Livres für den Porträtstich des Bischofs von Callinique nach dem Gemälde von Tocqué. Gesamtpreis 800 Livres.

267

Von Karl Friedrich Willibald Freiherrn Groschlag von Dieburg Mainz, 27. Mai 1772

Bedankt sich für den Widmungsstich, der genau seinen Geschmack getroffen habe. Willes Briefe an Kraus atmeten genau den freien nationalen Geist, der Willes Charakter auszeichne. Möchte ihm eines seiner eigenen Werke widmen, wenn sie nicht so langweilig wären. Alle Kunstliebhaber bewundern Willes Technik und Kunst.

269

Von Michael Huber Leipzig, 5. September 1772

Entschuldigung für langes Schweigen, bedankt sich für Übersendung dreier Stiche (Porträt Willes, La bonne femme de Normandie nach demselben, sowie Les offres réciproques nach Dietrich). Hat Geßners neue Idyllen übersetzt, dazu Basedows neue Erziehungsmethode und ist gespannt auf Willes Urteil. Bericht über die Hungersnot im Erzgebirge und der Lausitz. Sachsen ist in Zahlungsschwierigkeiten und schulde ihm elf Monate Pension. Seit einigen Monaten ist Graff mit seiner Frau hier, eine geborene Sulzer. Sulzer liegt in Berlin im Sterben. Tod Toussaints. Familiennachrichten. Gedenkt in einiger Zeit zu Baron Kaiisch aufs Land zu ziehen. Grüße an Familien Chevillet und Gaillard, Marcenay, Rivière und Messager. Kritik an Lessing, dessen Emilia Galotti Shakespeares Fehler nachmache, und an Wieland, der sich wiederhole. Lob von Hallers Usong, der ihm eine Übersetzung ins Französische angetragen habe.

270

Von Balthasar Anton Dunker Basel, 19. September 1772

Dank für schöne Kupferstiche. Dunker entschuldigt sich, nicht früher geantwortet zu haben. Er möchte die Zeichnungen, die er sich vorgenommen hatte, schon abgeschlossen haben. Leider sei er nicht Herr seiner Zeit. Er schickt eine Zeichnung, die vom Anblick der Landschaft um Basel angeregt wurde.

Brief 285

271

715

Von Karl Gottlieb Guttenberg Basel, 11. Oktober 1772

Dank für Protektion in Paris und für Übersendung eines Stichs. Beschreibung von Christian von Mechel, dessen unkonzentrierter Arbeitsweise und undurchsichtigem Geschäftsgebaren. Pigage und Rousseau. Rousseaus Abreise. Warten auf Gemälde aus Düsseldorf. Mechels Sammlung: ein H. Roos, Boucher, zwei Schütz. Mechel habe keine Akademie, aber das Geschäft scheine solide. Sonntags Ausflüge in die Berge. Beschreibung von Frau von Mechel für Frau Wille. 273

Von Pierre Savart Paris, 23. November 1772

Quittung über zweite Zahlung von 250 Livres für Porträtstich des Bischofs von Callinique. 281 An Adam Fürst Czartoryski Paris, 2. August 1773 {Entwurf) Wille bedankt sich für die Bände (vgl. Anm. zum Brief Nr. 281), die ihm der Fürst Czartoryski als Gegenleistung für den Kupferstich Les offres réciproques geschenkt hat. 282

Von Balthasar Anton Dunker Bern, 12. August 1773

Dunker ist von Basel, wo er unter der Tyrannei seines Brotherren zu leiden hatte, nach Bern umgezogen. Er wollte ursprünglich seine Reise nach Paris fortsetzen, wurde aber von Aberli aufgehalten, der seine Hilfe bei der Herstellung farbiger Stiche brauchte. So viele Aufträge er auch in Bern bekommt, er möchte doch wirklich nach Paris gehen. Er hat vor, einen Ausflug zu den Gletschern zu unternehmen, um die Landschaft zu zeichnen. Eine Erkältung hat ihn vorläufig daran gehindert, seinen Plan zu verwirklichen. 285

Von Michael Huber Leipzig, 1. Januar 1774

Die verloren geglaubte Paketsendung sei Bause zufolge bei Wille eingetroffen. Hatte eine nicht weiter bezeichnete eigene Übersetzung beigelegt, dazu seine Übersetzung von Hagedorns Betrachtungen über die Mahlerey, die erst später erscheine. Über Auseinandersetzung mit A. Büsching, in die sich auch Schlözer eingeschaltet hat. Zingg hat seine letzten Platten noch nicht drucken

716

Deutsche Zusammenfassung der französischen Briefe

lassen, wegen Bedenken gegen den Dresdner Drucker. Dank für zwei Stiche, einen nach Ostade und einen nach P. A. Wille. Tod Thomas Richters. Erfolglose Versuche, Doubletten aus Richters Sammlung einzutauschen, gegen Stiche Watelets und La Lives. Neujahrswünsche an Familie, Empfehlungen an Chevillets, Gaillard, Marcenay, Longueil, Messager, Rivière. Einlage für Humblot.

287

Von Friedrich Melchior Baron von Grimm Paris, 12. Juli o. J. {1774)

Der Erbprinz gehe heute zum Katafalk und möchte Wille am folgenden Tag empfangen. Grimm werde Wille zu Hause abholen.

291

Von Johann Melchior Edler von Birckenstock Wien, 3. Oktober 1774

Übersendet Scherenschnitte eines unbekannten österreichischen Künstlers und rühmt dessen Geschicklichkeit. Fragt, ob solche Werke in Paris verkäuflich seien. Falls die Exemplare nicht gefallen würden, soll Wille sie Herrn von Blumendorff übergeben. P. S.: Preis von Le combat de cavaliers von G. Edelinck nach Leonardo.

295

Von Haumont Châlons, 4. Mai 1775

Kündigt Rückkehr nach Paris für Juli an. Münzfund von 77 Goldstücken aus dem 16. Jahrhundert. Frage, wem er zugeteilt werde. Möchte für Wille ein Stück erwerben. Übersendet zwei Töpfe Senf. Seine Arbeit füllt ihn nicht aus. Wünsche für Wohlergehen der Familie. Grüße an Weisbrod und Baader. Empfehlungen an den Marquis von Brunoy.

298

Von Michael Huber Leipzig, 15. Mai 1775

Läßt Brief und den ersten Band der Übersetzung von Hagedorns Betrachtungen durch Grimm überbringen. Sein Buchhändler Fritsch möchte das Werk mit dem im August erscheinenden zweiten Band über einen Pariser Buchhändler, ζ. B. Jombert, vertreiben lassen.

Brief 306

301

717

Von Michael Huber Leipzig, 25. August 1775

Wünscht Willes Urteil über seine Übersetzung Hagedorns. Zweiter Band wird gerade fertiggestellt. Frage nach Abmachungen über möglichen Vertrieb in Paris. Bereitet anderes Buch vor. Besuch bei dem Herzog Leopold Friedrich von Anhalt-Dessau in Wörlitz, der zwei Gemälde von Hackert, einen Dominiquin, einen Rubens und einen Eckhart besitzt. Hat Brief von Hackert aus Rom erhalten. Erwartet Besuch Sulzers aus Berlin und von dessen Tochter Frau Graff, auf dem Weg nach Nizza. Wünscht Wiedersehen mit Wille. Turgot. Hat Angebot einer Anstellung in München. Wünscht neue Stiche Willes, sowie Bücher von St. Non und A. Bordon. Grüße an Frau und Kinder sowie an Freunde. 303

Von Herménégilde de Joursanvault Bearne, 16. November 1775

Einladung auf sein Schloß in Burgund mit Freunden Willes für nächstes Frühjahr. Bitte um Adressen in Deutschland zum Verkauf seines Weins. Nachschrift Delalandes: Entschuldigung für die Öffnung des nicht adressierten Briefes an Joursanvault. 304

Von Helfrich Peter Sturz Oldenburg, 26. November 1775

Sturz bedankt sich für die erhaltenen Kupferstiche (von Willes Hand und von dessen Sohn, Pierre Alexandre). Er wünscht, daß Wille einen Aufsatz über die Kupferstecherei schreibt. Er habe einige Münzen für ihn gesammelt. Grüße an Strange. Hinweis auf Sturz' Aufsätze über die »Physiognomik« im Deutschen Merkur. Klagen über das Leben in kleineren Provinzstädten. 306

Von Balthasar Anton Dunker {Bern), {Ende 1775)

Dunker hat Wille und seine Wohltaten nicht vergessen und möche die Korrespondenz wieder aufnehmen. Er hat geheiratet und erzählt seiner Frau, die aus guter Famile stammt aber kein Vermögen besitzt, von den Ausflügen, die Wille mit seinen Schülern unternahm und allem was er in künstlerischer Hinsicht dem Meister schuldig ist. Dunker macht Vignetten und Landschaften, die anschließend koloriert werden. Der Graf von Brassai in Paris besitzt ein Muster seiner Gletscherlandschaften. Dunker mußte ein ganzes Kabinet zeichnen und konnte lange nichts anderes tun. Er gratuliert Wille zur Aufnahme seines Sohnes in die Akademie. Erwähnung von Gut-

718

Deutsche Zusammenfassung

der französischen

Briefe

tenberg, Basan und Daudet. P. S.: Brief an Weisbrod eingeschlossen. Freudeberg und Dunker besuchen sehr oft Aberli und führen mit ihm freundschaftliche Gespräche. Aberli hat Landschaften gezeichnet und Freudeberg zeichnet gern Volkstrachten. Bitte um Guttenbergs Adresse. Er kann Dunkers Zimmer vorläufig bewohnen.

307

Von Balthasar Anton Dunker Bern, 13. Januar 1776

Dank für Brief vom 6.1. Empfehlungen seiner jungen Frau an den Hausstand Wille. Tod seiner Tochter. Wird Wille eigene Arbeiten durch Offenhäussler überschicken. Anfrage, ob Wille in Paris, zwei seiner Landschaftszeichnungen stechen lassen könne. Zögert von der Wahl, das Bürgerrecht in einer Stadt des Kantons Bern für 50 Louisdor zu kaufen. Wünscht einen Abzug von Willes Abraham. Besprechung eines Presseauszugs über den Unterschied in der Verfertigung von Zeichnungen und Stichen und über die gegenwärtige Situation in den schönen Künsten. Ein Bekannter bietet sechs Bilder zum Verkauf an, zwei von Dirk Maes, zwei von Heinrich Roos, zwei von A. Ykens. Hackerts Arbeiten seien schwer zu beschaffen. Verkehr mit Aberli, Mörikofer, Handmann. Empfehlungen an P. A. Wille, Weisbrod, Guttenberg, Frau Wille.

308

Von Joachim Wasserschieben Kopenhagen, 20. Januar 1776*

Willes Briefe an Preisler. Erwerbswünsche. Sendung durch Gesandtschaftssekretär Simon de Brosseronde. Bitte um alle erscheinenden Kataloge. Die Fortsetzung der vom König an Wille verschenkten Bücher. Tod Schmidts; sein Nachlaß. Grüße von Preisler; dessen Stiche nach Cochin. Plan einer Parisreise im Winter. Empfehlung für Clemens.

313

Von Nicolas Guibal Stuttgart, 20. September 1776

Bedankt sich für Willes Brief und für die Hilfe, die Wille dem Maler J. G. Müller geleistet hat. Er erbietet sich, Wille ein Gemälde zu verfertigen, und möchte Nachrichten von Hauterue bekommen.

Brief 320

719

314 Von du Contant de la Molette Paris, 10. Dezember 1776 Übersendung eines von der Universität Gießen übermachten Werkes des Mathematikers Böhm über Befestigungsanlagen.

315

Von Nicolas de la Pinte de Livry Sens, 11. Januar 1777

Erwiderung der Neujahrswünsche. Willes Augenleiden. Angaben und Kommentare der derzeitigen Preise für Kupferstiche. Verkaufs- und Kaufaufträge. Möchte sich ein Wochenbuch mit sieben Frömmigkeitsbildern zusammenstellen. Empfehlungen an Frau Wille, Grüße an P.-A. Wille. Erinnert an Versprechen betreffs einer Zeichnung.

316 {An David Alphonse Baron de Sandoz-Rollin?) Paris, 26. Januar 1777 Über seinen Unfall auf dem Pont Neuf und daran anschließendes Augenleiden. Nimmt das Angebot der Weinsendung gerne an. Übersendet einen Stich sowie sein Porträt nach Greuze. Grüße von seinem Sohn.

319

Von Michael Huber Leipzig, 7. Juni 1777

Überschickt seine Neuausgabe der Briefe Gellerts nebst seinem durch Girard. Dank für durch Bause übermittelten Stich. Roos, Meyer. Anfrage, ob an Turgot adressiertes Bücherpaket mit Übersetzungen Hagedorns erhalten. Will durch Grimm neuen Brief und Paket übermitteln. Einlage für Pigalle. Krankheit F. Hubers. Grüße an Familie.

320

Von Bogislav Friedrich Karl Graf von Dönhoff London, 27. Juni 1777

Freundschaftsbeteuerungen. Empfehlung für Kimly, der über Antwerpen nach Paris kommt. Möchte Nachrichten von Willes Augenleiden haben. Er treffe oft Forster und Raspe. Gruß an Weisbrod und Dank für dessen Gabe. Über Landschaftsmalerei in England. Kritik an Reynolds. Grüße von Doehme. P. S.: Hinrichtung des Fälschers Dr. theol. Dodd.

720 321

Deutsche Zusammenfassung der französischen Briefe

Von Johann Reinhold Forster London, 1. Oktober 1777

Dankt für die erwiesene Güte. Bittet, seinen Sohn, Johann Georg Adam Forster, gelegentlich zu empfangen. 323

Von Alexander Joseph Comte de Respani Mecheln, 3. Dezember 1777

Tardieu überbringt eine Medaille mit dem Kopf des Papstes Klemens X. Vielleicht kann Tardieu den Kupferstich von Wille nach einem Gemälde von Battoni auf dem Rückweg mitnehmen. 325

Von Michael Huber Leipzig, 12. Dezember 1777

Empfehlung für Born und dessen Freund Rogler. Bittet um Nachricht. Erfolg seiner Neuausgabe Gellerts. Pigalle hat geantwortet. Grimm wird den Beginn der Arbeit über Winckelmann überbracht haben. Grüße von Haus zu Haus. Empfehlungen von Sturz. 327

Von Alexander Joseph Comte de Respani Mecheln, 2. Mai 1778

Dank für Willes Kupferstich Agar. Zusendung zweier Silbermedaillen aus den Niederlanden. Eine erinnert an die Vertreibung der Jesuiten, die andere an das Jubiläum des heiligen Rombaut in Mecheln. Respani erklärt sich bereit, Wille den Gipsabdruck einzelner Medaillen zu schicken. Er besitzt die ganze Reihe von Willes Kupferstichen bis auf den 22., den er über Frau Tardieu erhalten möchte. Auf den geschickten Exemplaren soll die Formel »von Ihrem untertänigsten Diener« durch die Formel »von Ihrem Freund« abgelöst werden. 328

Von Balthasar Anton Dunker Bern, 30. Mai 1778

Dank für das Angebot des Abbé de Saint-Non, der Dunker einen Auftrag erteilen wollte. Leider hat Dunker jetzt Wurzeln in der Schweiz geschlagen. So erfreulich die Aussicht auf das Leben in Paris auch sein mag, er hat jetzt Frau und Kind und kann nicht mehr so leicht nach Paris übersiedeln wie früher. Vorausgesetzt, er würde sich zum Umzug entscheiden, wäre ihm diese Niederlassung so vorteilhaft? Der Kupferstecher kann sich nicht dadurch

bereichern, daß er sein Leben lang radiert. Es ist günstiger, sich bei der

Brief 332

721

Anfertigung einer Reihe von Kupferstichen sich von einem anderen Künstler helfen zu lassen oder mit der Leitung eines Werkes beauftragt zu werden und sich Zeit für zusätzliche Arbeiten zu bewahren. Welches ist das genaue Angebot des Abbé de Saint Non? Geht es darum, daß er sein gesamtes Kabinett von Dunker stechen lassen möchte? Dunker hat Willes Kupferstiche nach Dietrich (Die Ruhe der heiligen Jungfrau) sehr bewundert. Bald werden über Borde schweizerische Landschaften geschickt. Einige Abdrücke des Grabmals von Haller werden beigefügt. Bald soll eine Radierung nach der Zeichnung von Freudeberger abgeschlossen werden.

330

Von Alexander Joseph Comte de Respani Mecheln, 7. Oktober 1778

Dank für die schönen Abdrücke, die Respanis Bewunderung hervorrufen. Sowohl die Haut wie die Falten der Gewänder seien erstaunlich gut gelungen. Tardieu überbringt einige Abdrücke antiker Medaillen. Respani sei gegenüber Wille zur größten Dankbarkeit verpflichtet. Wünsche schneller Besserung an Willes Sohn. Respani sei erst von einer Reise durch Holland zurückgekommen.

331 A. de Golowkin o. O., o. D. (1778) Der Großherzog von Rußland bedanke sich herzlich für den ihm gewidmeten Stich, La mort de Marc Antoine. Er habe den Fürsten Boriatinsky beauftragt, herauszufinden, wie er sich Wille dankbar zeigen könnte. Möchte sich mit Wille darüber verständigen. Fragt Wille, ob er dem Großfürsten nicht einen kürzlich erschienenen Stich übersenden wolle, etwa La Mer prudente oder Les préjugés de l'Enfance. Erkundigt sich nach dem Preis der Fortsetzung der französischen Schweizer Garden, deren erste Serien er schon besitze. Fragt, ob Wille die Seehafen von Vernet subskribiert habe. 332

Von Alexander Joseph Comte de Respani Mecheln, 8. April 1779

Tardieu überbringt Abdrücke antiker und moderner Medaillen, die hoffentlich unbeschädigt eintreffen werden. Respani sucht für Wille Münzen, die man anläßlich historischer Ereignisse seines Landes geschlagen hätte. Er schickt den ersten Teil des Graphomètre universel seines Freundes A. G. Eckhardt. Dessen Frau macht schöne Zeichnungen. Respani schenkte ihr deshalb ein Exemplar von Willes Kupferstich La mort de Marc Antoine. Der Tod von Willes zweitem Sohn hat bei Respanis tiefes Mitgefühl erweckt.

722

Deutsche Zusammenfassung der französischen Briefe

334 An Herménégilde de Joursanvault Paris, 7. August 1779 Dank dafür, daß de Joursanvault die Widmung des Stichs Sapeurs des gardes suisses akzeptiert. Vorschlag für die Beschriftung. Das Wappen sei bereits gestochen. Ankündigung von Probeabzügen. Wolle alsbald mit einem halben Dutzend Künstlerfreunden in die Gegend von Montfort l'Amaury ziehen, um nach der Landschaft zu zeichnen.

336

Von J. G. von Ferber Dresden, 28. August 1779

Bitte, C. G. Schulze in Paris zu beraten, den er beauftragt habe, das Porträt eines Bauern nach einem Gemälde von Graff zu stechen.

338

Von Michael Huber o. O., o. D. {.Januar 1778 - Ende 1779)

Rückkehr Borns. Empfehlung für von Friese und von Minckwitz. Dank für (vergebliche) Bemühung um Hubers Winckelmann-Manuskript, das dieser Autor nunmehr in Leipzig bei Crusius in drei Bänden will erscheinen lassen. Oeser will bei den Illustrationen behilflich sein. Bemühungen, Medaillen für Wille zu beschaffen, u. a. durch Knebel. Dank für Stich nach Schenau. Tod Frau Chevillets. Empfehlung an Baader und Frau. Jurastudium des Sohnes Ludwig Ferdinand Huber. Grüße an Familie. Drohender Krieg. Born werde selbst schreiben.

339

Von Aignan Thomas Desfriches Orléans, 8. Februar 1780

Nachträgliche Neujahrswünsche. Einladung in die Gegend von Orléans zum Zeichnen nach der Natur. Nachfrage nach einer von Wille vermittelten Sendung (Brief und Zeichnung) an Geßner, von der keine Nachricht. Bemerkungen zur Markt- und Preisentwicklung für Kunstwerke. Interessiert sich besonders für Niederländer (Ruisdael, Vangoyen, Wynants), besitzt Wynants. Empfehlungen an Frau Wille, auch von seiner Frau. Schwiegersohn ist zum Inspecteur général des Ponts et Chaussées ernannt worden. Grüße an einen unbekannten deutschen Maler, der gut französisch spricht.

Brief 345

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Von Friedrich August Wilhelm von Minckwitz Altenburg, 2. März 1780

Dank für Betreuung in Paris, hat nach Rückkehr Zeichenstunden genommen. Schickt Münzen für Willes Sammlung. Empfiehlt Baron von Beust.

341 An Anna Amalia von Sachsen Weimar Paris, 9. April 1780 Ist geschmeichelt durch den Ankauf einiger seiner älteren Zeichnungen. Übermacht zwei neuere Landschaftszeichnungen, eine Darstellung der Burg von Montfort l'Amaury und eine der Festung von Dreux. Liefert historische Kommentare zu den Blättern und den Umständen ihrer Entstehung auf einer Exkursion.

343 An Alexandre Joseph Comte de Respani (Paris, Mai 1780) (Entwurf) Wille, der seinen nächsten Kupferstich La tante de Gérard Douw Respani widmen möchte, bittet um genaue Beschreibung seines Wappens. Dank für das von Tardieu überbrachte Geschenk. Wille billigt die Gabe des MarcAnton an Frau von Eckhard. Wenn er nicht so alt wäre, würde er sich freuen, Respani in seiner Heimat zu besuchen.

344

Von Alexander Joseph Comte de Respani Mecheln, 1. Juni 1780

Brief von Herrn Spaendonck überbracht. Respani bedankt sich für die Widmung des Kupferstichs nach Douw. Sein Wappen ist von seinem Freund Herreyns gezeichnet worden. Angabe der genauen Titel Respanis. Schönster Titel sei aber, Willes Freund zu sein. Spaendonck überbringt eine Medaille der Wissenschaftsakademie zu Brüssel. Respani wartet auf den zweiten Teil des Graphomètre von Eckhardt. Wiederholung des Wunsches, Wille in Mecheln empfangen zu dürfen.

345

Von Alexander Joseph Comte de Respani Mecheln, 26. Juni 1780

Die von Herreyns angefertigte Zeichnung des Wappens Respanis sei in einzelnen Punkten nicht ganz richtig. Die neue Fassung ist nun die richtige. Respani hofft, daß Wille in der Widmung des Kupferstichs La tante de Gérard Douw auf diese Korrektur Rücksicht nehmen kann. Er bittet Wille um

724

Deutsche Zusammenfassung der französischen Briefe

Bestätigung, daß diese Korrektur ihm nicht übelgenommen wird. Von Willes Hand: das Wappen ist von der geänderten Fassung ersetzt worden.

347

Von Alexander Joseph Comte de Respani Mecheln, 7. August 1780

Respani hat den ihm gewidmeten Kupferstich erhalten und freut sich außerordentlich, öffentlich als Willes Freund bezeichnet zu werden. Er hofft, daß Willes Augenleiden bald vorbeigeht. Wiederholter Wunsch einer Begegnung in Mecheln.

348

Von Michael Huber Leipzig, 20. September 1780

Dank für Brief vom 29.6. Die Übersetzung von Winckelmanns Geschichte der Kunst des Altertums bei Breitkopf sei zur Hälfte gedruckt. Die von Crayen angebotenen Bilder seien nicht erste Wahl. Winkler habe sie nicht gekauft. Sie stammen weder von Dietrich noch von Klengel und sind eher in der Art Thieles gemalt. Schlabrendorff müsse nun in Paris sein. Über Oesers Katalog der Gemälde von Wallmoden und Schwalbe. Dank für Stiche sowie für Arbeiten P.-A. Willes und Maffarts. Bitte, für die WinckelmannÜbersetzung in Paris zu wirken. Müller und seine Schulden bei einem Leipziger Kunsthändler. Wiederverheiratung Chevillets. Einladung des Herzogs von Anhalt-Dessau nach Wörlitz. Werde die Reise zusammen mit zwei Engländern machen, darunter Ferguson, der Wille kenne. Grüße an Familie und Freunde.

349

Von Herménégilde de Joursanvault Beaune, 15. Oktober 1780

Empfehlung für zwei Protégés, die Maler Naigeon und Prudhon, die unter Willes Aufsicht die Kunstakademie besuchen sollen. Bitte, sich auch menschlich ihrer anzunehmen, besonders Prudhons.

350

Von Herménégilde de Joursanvault Beaune, 15. Oktober 1780

Zusätzliche Empfehlung für den Bidlhauer Ramey, der ebenfalls nach Paris gehen will. Umstände seines doppelten Mißerfolgs beim Prix de Rome, wo er

ungerecht zurückgesetzt worden sei. Bitte, sich seiner anzunehmen.

Brief 356

351

725

Von Michael Huber Leipzig, 11. Mai 1781

Empfehlung des ungenannten Überbringers aus Leipzig, der sich als Deutschlehrer in Paris niederlassen will. Falsche Nachricht an den Grafen Schönburg-Waldenburg von Willes Tod. Gräfin Vitzdom dementiert. Winckelmann-Übersetzung (Geschichte der Kunst des Altertums) mit Stichen Zinggs soll zu Pfingsten fertig werden. Solle Geld an Humblot bezahlen. Nicolai brachte neue Ausgabe von Briefen Winckelmanns an Stosch-Muzell. Zusatz F. Hubers: Spielt mit Gedanken an Parisreise. Hubers WinckelmannProjekt. Sohn Ludwig Ferdinand. Grüße an P.-A. Wille.

353

Von Charlotte Louise Gräfin von Bentinck Hamburg, 6. Juli 1781*

Dank für ein Geschenk. Gemeinsame Sorge für Weisbrod. Willes Augenleiden.

354 An Anna Amalia von Sachsen- Weimar Paris, 6. August 1781 Nachdem Anna Amalia die übersandten Zeichnungen gnädig aufgenommen habe, frage er an, ob er ihr den Stich widmen dürfe, den er gerade nach einem Gemälde seines Sohns anfertige (Les délices maternelles). Bittet hierzu um Übersendung des Wappens und der offiziellen Titel.

356 An eine unbekannte Großadelige aus Mitteldeutschland Paris, 13. September 1781 Hat der Empfängerin durch den Grafen Golowkin vor zwei Monaten an die Adresse von Herrn de Buri in Gießen eine Rolle mit Stichen zugehen lassen, zum Preis von 41 Livres. Betrachtung über die Bedeutung künstlerischer Kennerschaft und Bildung bei hochgestellten Personen. Bitte, zwei goldgerahmte Zeichnungen von ihm anzunehmen, die er in einer Kiste an den Buchhändler Holzmann in Frankfurt schicke, von wo aus der Sekretär des Herzogs von Sachsen-Gotha sie den Leuten der Empfängerin zustellen werde. Die Zeichnungen sind einerseits ein Rötelporträt von ihm selbst, andererseits eine kolorierte Landschaft mit Figuren.

726 358

Deutsche Zusammenfassung der französischen Briefe

Von Alexander Joseph Comte de Respani Mecheln, 3. November 1781

Entschuldigt sich für längeres Schweigen. Wenn Sauvage einen Brief von Wille bringe, finde er selbst nie Zeit, ihm gleich eine Antwort mitzugeben. Bedauert, daß Wille nicht habe mitkommen können und hofft auf baldigen Besuch. Schickt Wille einige neuere Medaillen sowie eine englische aus dem Jahre 1736. Hat Davids Bekanntschaft gemacht, der mit Sauvage zusammen heute nach Antwerpen abgereist sei. Er selbst begebe sich morgen auf seinen Landsitz. Bedauert, daß er dieses Jahr nicht nach Paris kommen konnte. 359 An Anna Amalia von Sachsen- Weimar Paris, 12. Dezember 1781 Übersendet den Anna Amalia gewidmeten und mit deren Insignien versehenen Stich Les délices maternelles an Kraus in 24 losen Blättern und einem gerahmten Exemplar. 360

Von Christiane Louise Gräfin von Solms-Laubach Laubach, 9. April 1782

Übersendet eine selbst angefertigte Kopie ihres von ihrem Zeichenlehrer angefertigten Porträts und bittet Wille um nachsichtige Kritik. Wille notiert, daß er am 20. Mai 1782 geantwortet hat. 361 An einen unbekannten Adressaten {Herménégilde de Joursanvault) Paris, 25. Mai 1782 Wille hat keinen Anspruch auf Rente (in Form von Wein), sondern nur auf Freundschaft. Hat Abzüge seines letzten Werks zurückgehalten, da er Empfänger auf Reisen vermutete. Schickt die Stiche ab. Möchte von dem erhaltenen Faß Wein einige Flaschen für P.-A. Wille abzweigen. Wünsche für Gesundheit. 362

Von Balthasar Anton Dunker Bern, 18. Juni 1782

Dunker entschuldigt sich für das lange Schweigen. Er gefällt sich in Bern überhaupt nicht. Er hat zwar das Angebot des Abbé de Saint-Non damals nicht angenommen, aber die Zeichnungen, nach denen er Kupferstiche machen sollte, waren nicht nach seinem Geschmack. Er macht lieber Kupferstiche nach mittelgroßen Gemälden. Ein Gemälde von ihm wird bald nach Paris geschickt. Dunker bittet Wille, nach dem Comte de Bruce zu fragen.

Brief 365

727

Kann man ihm noch Zeichnungen für die russische Kaiserin an seine Pariser Adresse zukommen lassen? Wenn Wille direkt mit dem Comte de Bruce spricht, werden die Werke Dunkers mit mehr Wohlwollen in Empfang genommen. Dunker denkt in einem oder zwei Jahren nach Rußland zu gehen. Er möchte aber vorher seine Pariser Freunde besuchen. Die Berner Künstler beneiden Dunker, weil er sich in allen Gattungen versucht, was die geringe Zahl von Kunstkennern von ihm auch verlangt. Grüße an Schultze, Weisbrod, Guttenberg und an die anderen Freunde.

363 An Anna Amalia von Sachsen- Weimar Paris, 22. September 1782 Dankt für Brief vom 11. Juni und Übersendung des Geldgeschenks von 100 Goldstücken. Hymne auf die aufgeklärte Fürstin und Freundin der Künste.

364

Von Michael Huber Leipzig, 11. November 1782

Valadier zufolge plant der Buchhändler Barrois in Paris einen Nachdruck von Hubers Winckelmann-Übersetzung der Geschichte der Kunst im Oktavformat. Bitte, bei Barrois und Nyon zu sondieren. Guter Absatz des Werkes in England, wo indessen eine englische Übersetzung geplant werde. Warnung von Geschäften mit Crayen, der in Schwierigkeiten gerate. Habe durch von Grimm L. F. Hubers Erstlingswerke überschickt. Packe jetzt zweiten Band der Conversations d'Emilie bei. Gesundheitsprobleme. Grüße an Frau und Sohn.

365 Von P. C. van Leyden Seigneur de Viaardinge Ley den, Dezember 1782 Habe erfahren, daß Herr von Romswinkel seinen Autrag bei Wille nicht ausgeführt und die entsprechenden Werke nicht besorgt habe. Bittet deshalb direkt um Zusendung einiger Stücke gemäß beiliegender Liste sowie jeweils ein Exemplar der drei Stiche, die Wille an Raye geschickt habe, die Bezahlung solle über ein Comptoir in Amsterdam erfolgen. Hofft, daß Romswinkel Wille den Supplement-Katalog seiner Rembrandt-Sammlung an Wille übergeben habe.

728 366

Deutsche Zusammenfassung der französischen Briefe

Von Charlotte Louise Gräfin von Bentinck Hamburg, 20. Januar 1783*

Dank für ein Geschenk. Über Willes Philosophe du temps passé. Beileid zu einem ungenannten Trauerfall. Die Friedensbedingungen, die der Comte d'Estaing aus Jamaica nach London geschickt hat. Wille sollte ein Bildnis Washingtons stechen.

367 An Pierre Michel Hennin Paris, 11. März 1783 Unterredung mit Bervic über den Porträtstich des Grafen von Vergenes. Bervic verlange 15 000 Livres, Wille wäre über einen (durch seine Vermittlung zustande gekommenen) Abschluß glücklich.

368 An eine unbekannte weibliche Hoheit Paris, 15. März 1783 Kann wegen seines Augenleidens nur schlecht schreiben. Bedankt sich für die Silbermünzen, die gut in seine Sammlung passen. Hat eine Rolle mit eigenen Stichen geschickt, einen Teil davon bittet er an Prof. Böhm in Gießen weiterzuleiten. Die Sendung erfolge über Holzmann in Frankfurt, ein kleines Paket mit zwei Katalogen sei beigefügt.

369

Von Pierre Alexandre Wille Paris, 8. August 1783

Kann wegen der Vorbereitungen zur morgigen Ausstellung seiner Bilder diesen Morgen nicht kommen. Muß am Nachmittag zu Beauvarlet. Bittet um ein Exemplar des Maréchal des logis und um eine Staffelei. Kündigt seinen Besuch für den Abend an.

370 An den Stadtbibliothekar Ameilhon Paris, {Ende August 1783) {Entwurf) Kündigt Überlassung einer Sammlung von Münzen und Goldstücken an die Bibliothèque de la Ville durch den Bischof von Callinique an. Notwendikgeit der Erstellung eines Katalogs. Bitte um Termin für ein Treffen zur Überreichung der Stücke.

Brief 376

729

371 Von Ameilhon Paris, 8. September 1783 Quittung über eine Schenkung des Bischofs von Callinique an die Bibliothek der Stadt Paris betreffend 184 Goldmünzen und -medaillen.

373 Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 24. Oktober 1783 Überstürzte Abreise aus Paris wegen eines eiligen Freundes, Dank für Gastfreundschaft. Überschickt durch Quesnay zwei Exemplare seiner Vie des peintres, für Baader und Guibal. Für Wille zwei Discours sur les écoles gratuites. Erwägt Supplementband seiner Vie des peintres, Wille soll Material über deutsche Künstler beschaffen. Betreibt Aufnahme P. A. Willes an die Akademie von Rouen. Grüße an dessen Familie und Frau Wille.

374 Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 1. November 1783 Bitte, bei dem Arzt Banau umgehend ein Pfund »Ecorce d'orme pyramidal« (Ulmenrinde) zu besorgen und Gosselin Donnerstag nach Rouen mitzugeben. Grüße an Frau Wille.

375 Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 26. November 1783 Dank für Übersendung der Rinde, die am 25. eingetroffen. Bitte um weiteres Pfund für de Couronne. Aufnahme P. A. Willes in die Akademie von Rouen gestern im Prinzip beschlossen. Entschuldigung für Bemühungen bei der Besorgung der Arznei. Lobende Erwähnung Legillons, der sich weiter im Zeichnen fortbilde. Empfehlungen an Frau Wille, an Baader.

376

Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 8. Dezember 1783

Schickt 12 Livres für Auslagen. Bittet um weitere vier Pfund Ulmenrinde für seine Tochter und einen Freund. P.-A. Wille endgültig in die Akademie von Rouen aufgenommen. Freundlicher Tadel, daß dieser seine Briefe mit »Respekt« und nicht mit »Freundschaft« unterzeichnet. Über Ballonaufstieg von Charles und Robert. Grüße an Frau Wille und an Baader.

730 379

Deutsche Zusammenfassung

der französischen

Briefe

Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 19. Mai 1784

Dank für durch Pariseau zugestellte Stichel. Will sich um Pariseau kümmern. Schickt jeweils ein Exemplar seiner Bücher ( Vie des peintres und Voyage pittoresque zum Vorzugspreis von 32 Livres). Dazu schwarzen Stein aus Spanien von Ribard für Legillon. Bitte um biographische Notizen über Dietrich und andere deutsche Künstler, u. a. einen gewissen Mayer, der in Paris verstorben sein soll. Emfpehlungen an Frau und Sohn. 380

Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 29. Mai 1784

Empfehlungsbrief für zwei seiner Schüler, die Brüder Carpentier, der eine wolle Architekt, der andere Stecher werden. Empfehlungen an Frau und Sohn, an Baader. 381

Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 20. Juni 1784

Hat eine Reihe von Porträts überschickt. Läßt durch Kunsthändler Verrier über Ribard jr. besorgten Stein aus Spanien zukommen. Wille könne sich bei diesem durch eine kleine Landschaftszeichnung bedanken. Ribard besitze schon Landschaften von Cochin, Perignon, Desfriches und Willes gesamtes Stichwerk. Über Pariseau, der abgereist ist. Bitte, bei Buchhändler Jombert fünf Exemplare von La manière de graver à l'eau-forte et au burin (1758) von A. Bosse, erweiterte Ausgabe von Cochin, zu besorgen. P.-A. Wille soll eine Arbeit an die Akademie schicken. Goi und Moreau haben Arbeiten eingesandt. Bitte um Material über deutsche Künstler. Empfehlungen an Baader. 382

Von Aignan Thomas Desfriches Orléans, 12. Juli 1784

Schickt gewünschten Essig. Hat seinen Speicher zu einem Bilderkabinett umgebaut. Details über kürzliche Krankheit und Heilung. Hat Bilder und Stiche gekauft, einen nach Crespi dette Spagnoletto. Einladung nach Orléans mit Frau Wille. Empfehlungen von seiner Frau. 383

Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 15. Juli 1784

Dank für durch die Brüder Carpentier überbrachten Stich Willes. Über die

Brüder Carpentier. Der ältere geht bald nach Rom. P.-A. Wille habe kein

Brief 387

731

offizielles Dankesschreiben an die Akademie für die Übersendung des Diploms zu richten. Bitte, Firnis zu besorgen. Ribard wird weiteren schwarzen Stein beschaffen, er selbst will ihn zu Zeichenstiften zuschneiden lassen. Dank für die Besorgung der Bücher von A. Bosse über den Kupferstich. P.A. Wille solle eines seiner Werke der Akademie von Rouen widmen. Gois hat seine Büste Jouvenets bereits eingesandt. Empfehlungen an Frau Wille und Baader.

384 Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 8. November 1784 Hatte Willes Brief verlegt. Abrechnung. Bezahlt seine Schulden über Verrier. Empfehlungen an Sohn und Frau.

385

Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 20. Januar 1785

Empfehlung für Jacobs de la Cronière, Kunstliebhaber und Deputierten der Insel Noirmoutiers. Hofft, daß der Verkauf von Willes Sammlung gut vonstatten ging. Gute Wünsche für Frau Wille, P.-A. Wille und dessen Frau.

386 An David Alphonse Baron de Sandoz-Rollin Paris, 28. Februar 1785 (Entwurf) Bericht über den Verkauf seiner Gemälde- und Zeichensammlung im Dezember 1785. Arbeit an dem Stich, den er Friedrich Wilhelm II. widmen will. Hat von der russischen Großherzogin vor kurzem eine goldene Medaille erhalten, seine Medaillensammlung wurde in den letzten Monaten um mehr als 40 Silberstücke angereichert. Bervic hat dem Pfälzischen Kurfürsten einen großen Stich zugeeignet und dafür kostbare Geschenke erhalten. Er soll den König stechen und hat eine Wohnung im Louvre zugewiesen bekommen. Empfehlungen von Frau und Sohn.

387 Von Charlotte Louise Gräfin von Bentinck Hamburg, 4. April 1785* Dank für die Besorgung von Kupferplatten. Härte des Winters: fünftägiger Schneefall. Dank für ein Geschenk.

732

Deutsche Zusammenfassung der französischen Briefe

388 An den Chevalier Heredia Paris, 30. Mai 1785 Bitte, einer Aufforderung des Barons von Sandoz-Rollin gemäß diesem durch die Vermittlung Heredias eine Zeichnung Willes sowie Zeichenpapier nach Madrid zukommen zu lassen. 389

Von Pierre Nicolas André-Murville Paris, 4. September 1785

Hat früher eines von Willes Werken kritisiert. Widmet ihm, um ihre Differenz zu beenden, seine letzte Komödie Melcour et Verseuil. 390

Von David Alphonse baron de Sandoz-Rollin Madrid, 3. Januar 1787

Übersendet durch den Herzog Vauguion eine Rolle mit spanischen Stichen, darunter die von Carmona, von der er schon gesprochen habe. Bittet Wille, via Daudet einen Abzug des Stierkampfs für den Grafen Minuzzi zu besorgen, sobald dieser Stich fertig geworden sei. Wille soll ihm außerdem zwei Pinsel beschaffen, die Vauguion auf der Rückkehr mitbringen möchte. Schickt Wille als Ausgleich dafür eine Schachtel mit schwarzen Zeichenstiften. Grüße an Willes Sohn Pierre-Alexandre. Wille notiert, daß er den Brief am 16. Januar erhalten hat. 392

Von Charles Nicolas Cochin Paris, 13. November 1788

Überschickt Wille Abschrift eines Reglements, das ihm sowie auch Wille und den wichtigsten Akademiemitgliedern das Recht des »committimus« einräumt. 393

Von Ambrosone Paris, 4. März 1790

Solle dem Überbringer ein Exemplar des Tods von Marc Antonius und zwei Porträts des Königs von Preußen übergeben. 394 Von Jean Louis Anselin Paris, 17. Juni 1790 Sei untröstlich, Willes Besuch gestern verfehlt zu haben. Kann leider die zwei verlangten Exemplare der Belagerung von Calais heute nicht überbringen.

Brief 399

733

Da Wille indessen auch ein Bild bei ihm ansehen möchte, soll er ihm Tag und Stunde seines Besuchs ankündigen. 396

Von Tessari Augsburg, 3. Dezember 1790

Auf Ende März 1792 ausgestellter Wechsel über 98 Livres zur Begleichung einer Schuld von Jean Tessaro, die durch die Revolution in den Niederlanden in Zahlungsschwierigkeiten gekommen sei (die Rechnung folgt). Grüße an P.A. Wille, Klauber und L.F. Huber. 397 An einen unbekannten Adressaten o. O, o. D. {Paris, 1790) (.Entwurf) Frage, ob der Bildhauer Pajou im Wohnort des Empfängers anwesend sei. Vorschlag, ihn mit einer Krone und Medaille für seine Verdienste auszuzeichnen. 398 An den Grafen von Herzberg Paris, 9. Mai 1791 (.Entwurf) Dank für die Vermittlerrrolle Herzbergs bei der Widmung von Willes Stich »Le Maréchal des Logis« an den König Friedrich Wilhelm II. sowie für die Aufnahme in die Berliner Akademie. Wünscht eine zuweilen mit der Ernennungsurkunde verbundene Silbermedaille für seine Sammlung zu besitzen. 399

Von Abraham Fontanel Montpellier, 20. August 1793

Übersendet für die überschickten Assignaten und die ihm zustehende Summe sechs Abzüge des Maréchal des logis, dazu zwei weitere unbeschriftete, für die er um einige Flaschen Wein als Gegengeschenk bittet. Über die Verkaufsbedingungen der Gesellschaft »Les Amis des Art«. Die Sendung der Stiche muß bis auf weiteres wegen Kommunikationsschwierigkeiten unterbleiben.

734

Deutsche Zusammenfassung

der französischen

Briefe

Undatierte Briefe 400 An einen unbekannten Adressaten (Paris), o. D. (Entwurf) Humorige Bitte um Bezahlung einer geleisteten, vor wenigen Tagen abgelieferten Arbeit. 403

Von Charles Etienne Gaucher (Paris), o. D.

Dank für überschickten Stich. Bitte um biographische Notizen über Schmidt für einen Artikel. Möchte Wille einen kleinen Stich nach Cochin überreichen. 407

VonRöhde o. O., 31. August o. J.

Schwere Krankheit des Grafen Golowkin. P. S.: Das vorgesehene Abendessen mit Wille auf ruhigere Zeit verschieben. 409

Von Joachim Wasserschieben o. O., O.D.*

Erwerbswünsche. Medaillen für Eysen, Cochin und Wille, Geschenke im Gepäck des Grafen von Wedelfriis. Anfrage, ob Lorrain nach Kopenhagen kommen wolle; Vorschläge und Bedingungen.

Y. 1746

1747

1748 1749 1751 1752

1753

1755

1756

Chronologisches Verzeichnis der Briefe 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42.

Von Johann Martin Preisler Von Georg Friedrich Schmidt An Georg Friedrich Schmidt Von Georg Friedrich Schmidt Von Johann Martin Preisler Von Johann Elias Ridinger Von Georg Friedrich Schmidt Von Johann Elias Ridinger Von Georg Friedrich Schmidt Von Georg Friedrich Schmidt An Jean Baptiste Massé Von Martin van Meytens Von Georg Friedrich Schmidt Von Joachim Wasserschieben Von Georg Friedrich Schmidt Von Johann Georg Finck Von Georg Friedrich Schmidt Von Georg Friedrich Schmidt An Christian Wilhelm Ernst Dietrich An Christian Ludwig von Hagedorn Von Joachim Wasserschieben Von Johann Joachim Winckelmann An Christian Ludwig von Hagedorn Von Friedrich Casimir Carl Freiherr von Creutz Von Adolf Friedrich Harper Von Johann Caspar Füssli Von Johann Caspar Füssli An den Herausgeber der Pallas Von Jean Baptiste Descamps Von Johann Joachim Winckelmann Von Friedrich August Krubsacius Von Jean Baptiste Descamps Von Anton Raphael Mengs Von Johann Joachim Winckelmann Von Johann Caspar Füssli An Johann Joachim Winckelmann Von Jean Baptiste Descamps Von Johann Caspar Füssli An Johann Caspar Füssli An Christian Ludwig von Hagedorn An den Herausgeber der Pallas Von dem Herausgeber der Pallas

Kopenhagen, 17. September 1746 Berlin, 1. November 1746 Paris, 15. November 1746 (Entwurf) Berlin, 17. Dezember 1746 Kopenhagen, 4. Februar 1747 Augsburg, 12. Februar 1747 Berlin, 19. April 1747 Augsburg, 29. Juni 1748 Dresden, 27. August 1749 Berlin, 27. März 1751 Paris, 7. Oktober 1751 Wien, 26. Februar 1752 Berlin, 29. April 1752 Friedensburg, 29. Mai 1752 Berlin, 5. Dezember 1752 Kassel, 1. Januar 1753 Berlin, 10. Mai 1753 Berlin, 1. Dezember 1753 Paris, 26. Februar 1755 Paris, 21. Oktober 1755 Kopenhagen, 30. Dezember 1755 Rom, 27. Januar 1756 Paris, 2. März 1756 Homburg von der Höhe, 20. März 1756 Rom, 14. April 1756 Zürich, 23. April 1756 Zürich, 22. Mai 1756 Paris, 3. Juni 1756 Rouen, 23. Juni 1756 Rom, 18. August 1756 Dresden, 20. August 1756 Rouen, 26. August 1756 Rom, 1. September 1756 Rom, 15. September 1756 Zürich, 22. September 1756 Paris, 20. Oktober 1756 Rouen, 1. November 1756 Zürich, 10. November 1756 Paris, 4. Dezember 1756 Paris, 18. Dezember 1756 Paris, 1756 Augsburg, 1756

736

43. 44. 1757 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 1758 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 1759 67. 68. 69. 70. 71. 72. 73. 74. 75. 76. 77. 78. 79. 1760 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 1761 90. 91. 92. 93. 94.

Chronologisches Verzeichnis der Briefe

An den Herausgeber der Pallas An den Herausgeber der Pallas Von Anton Raphael Mengs Von Johann Joachim Winckelmann Von Johann Caspar Füssli An Johann Conrad Seekatz Von Johann Joachim Winckelmann An Christian Ludwig von Hagedorn Von Johann Joachim Winckelmann An von Mechel den Älteren An Christian Ludwig von Hagedorn Von Jean Baptiste Descamps An Jean Baptiste Descamps Von Johann Caspar Füssli Von Johann Joachim Winckelmann Von de la Pinte de Livry Von Johann Caspar Füssli Von De la Pinte de Livry Von Johann Caspar Füssli Von Johann Caspar Füssli An Johann Martin Usteri Von Jean Baptiste Descamps An Jean Baptiste Descamps An Christian Ludwig von Hagedorn An Johann Conrad Seekatz An Christian Ludwig von Hagedorn Von Jean Baptiste Descamps An Johann Martin Usteri

Paris, 1756 Paris, 1756 Rom, 12. Januar 1757 Rom, 12. Januar 1757 Zürich, 1. April 1757 Paris, 18. Juli 1757 Rom, Mitte August 1757 Paris, 18. Oktober 1757 Rom, 1. Hälfte Dezember 1757 Paris, 12. Februar 1758 Paris, 21. Februar 1758 Rouen, 27. März 1758 Paris, 29. März 1758 Zürich 12. April 1758 Neapel, (nach Mitte April 1758) Versailles, 29. April 1758 Zürich, 3. Mai 1758 Versailles, 25. Mai 1758 Zürich, 24. Juni 1758 Zürich, 1. Dezember 1758 Paris, 11. Dezember 1758 Rouen, den 15. Dezember 1758 Paris, 30. Dezember 1758 Paris, (1758). Paris, 4. Januar 1759 Paris, 26. Januar 1759 Rouen, 28. Februar 1759 o. O., o. D. (Paris, Ende Februar Anfang März 1759) An Johann Martin Usteri Paris, 4. April 1759 Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 3. Mai 1759 Bern, 31. Mai 1759 Von Johann Heinrich Eberts An Johann Martin Usteri Paris, 16. Juni 1759 Von Christian Wilhelm Ernst Dietrich Dresden, 29. Juni 1759 Von Helfrich Peter Sturz o. O., (Juni/Juli 1759) An Johann Martin Usteri Paris, 30. Oktober 1759 An Johann Caspar Füssli Paris, 6. November 1759 Von Johann Caspar Füssli Zürich, 19. Dezember 1759 An Johann Martin Usteri Paris, 15. Januar 1760 An Johann Martin Usteri Paris, 31. Januar 1760 An Johann Martin Usteri Paris, 16. März 1760 Georg Friedrich Schmidt Petersburg, 17. März 1760 An Johann Martin Usteri Paris, 4. Mai 1760 Von Johann Joachim Winckelmann Rom, 14. Juni 1760 An Johann Martin Usteri Paris, 15. August 1760 An Johann Martin Usteri Paris, 10. September 1760 An Johann Martin Usteri Paris, 15. November 1760 Von Jakob Friedemann Graf Brüssel, 7. Dezember 1760 von Werthern An Christian Ludwig von Hagedorn Paris, 16. März 1761 Von Charles-Nicolas Cochin Paris, 16. April 1761 An Johann Martin Usteri Paris, 12. Juni 1761 Von Georg Friedrich Schmidt Petersburg, 26. Juni 1761 Von Jean Baptiste Descamps Rouen, 28. August 1761

Chronologisches Verzeichnis der Briefe

95. 96. 97. 98. 99. 100. 101. 102. 103. 1762 104. 105. 106. 107. 108. 109. 110. 111. 112. 113. 114. 115. 116. 117. 118. 119. 120. 121. 122. 123. 1763 124. 125. 126. 127. 128. 129. 130. 131. 132. 133. 134. 135. 136. 137. 138. 139. 140. 141. 142. 1764 143. 144. 145. 146. 147.

An Johann Martin Usteri Von Johann Caspar Füssli Von Johann Georg Ziesenis Von Johann Elias Ridinger Von Jean Jacques de Boissieu An Leonhard Usteri Von Johann Caspar Füssli Von Christian Wilhelm Ernst Dietrich An Johann Martin Usteri An Leonhard Usteri An Johann Martin Usteri Von Jean Jacques de Boissieu Von Joachim Wasserschieben An Johann Martin Usteri An Leonhard Usteri Von Georg Friedrich Schmidt An Christian Wilhelm Ernst Dietrich An Johann Martin Usteri Von Christian Friedrich Boëtius Von Christian Wilhelm Ernst Dietrich Von Salomon Geßner Von Johann Caspar Füssli Von Georg Friedrich Schmidt An Johann Martin Usteri Von Johann Christian Brand An Johann Martin Usteri Von Jean-Joseph Balechou Von Johann Elias Ridinger An Johann Martin Usteri An Johann Martin Usteri An Johann Martin Usteri An Leonhard Usteri Von Emmanuel Matthias Diemar Von Georg Friedrich Schmidt An Johann Martin Usteri An einen unbekannten Adressaten Von Christian Wilhelm Ernst Dietrich An Johann Martin Usteri Von Georg Friedrich Schmidt Von Georg Friedrich Schmidt Von Gottfried Winckler An Johann Martin Usteri Von François Vivares An Johann Martin Usteri An Johann Martin Usteri An Christian Ludwig von Hagedorn Von Christian Wilhelm Emst Dietrich An Johann Martin Usteri Von Johann Joachim Winckelmann An Christian Ludwig von Hagedorn Von Gottfried Winckler An Johann Martin Usteri An Johann Martin Usteri

737

Paris, 30. September 1761 Zürich, 2. Oktober 1761 Hannover, 9. Oktober 1761 Augsburg, 3. November 1761 Lyon, 4. November 1761 Paris, 18. November 1761 Zürich, 19. November 1761 Dresden, 26. November 1761 Paris, 20. Dezember 1761 Paris, 8. Januar 1762 Paris, 20. Januar 1762 Lyon, 22. Januar 1762 Kopenhagen, 26. Januar 1762 Paris, 7. März 1762 Paris, 7. März 1762 Petersburg, 11. März 1762 Paris, 13. März 1762 Paris, 29. März 1762 Dresden, 2. April 1762 Dresden, 3. Mai 1762 Zürich, 4. Mai 1762 Zürich, 7. Mai 1762 Petersburg, 25. Juni 1762 Paris, 18. Juli 1762 Wien, 14. August 1762 Paris, 29. August 1762 Avignon, 10. Oktober 1762 Augsburg, 7. Dezember 1762 Paris, 28. Dezember 1762 Paris, 29. Januar 1763 Paris, 17. März 1763 Paris, 18. März 1763 London, 23. März 1763 Berlin, 29. März 1763 Paris, 4. April 1763 Paris, den 8. April 1763 (Entwurf) Dresden, 9. April 1763 Paris, 20. April 1763 Berlin, 2. Mai 1763 Berlin, den 28. Mai 1763 Leipzig, 30. Mai 1763 Paris, 24. Juli 1763 London, 12. September 1763 Paris, 23. September 1763 Paris, 7. November 1763 Paris, 10. November 1763 Dresden, 18. Dezember 1763 Paris, 20. Dezember 1763 Rom, 28. Januar 1764 Paris, 8. Februar 1764 Leipzig, 10. Februar 1764 Paris, 10. März 1764 o. O., o. D. (Paris, den 15. April) 1764)

738

Chronologisches Verzeichnis der Briefe

148. Von Jean Baptiste Descamps 149. Von Peter Als 150. Von Ludwig Friedrich Wilhelm Freiherrn von SchlabrendorfF 151. An Christian Ludwig von Hagedorn 152. Von Georg Friedrich Schmidt 153. An Christian Ludwig von Hagedorn 154. An den Kurfürsten von Sachsen 155. Von Jean Baptiste Descamps 156. An Johann Martin Usteri 157. Von Georg Friedrich Schmidt 158. Von Jean Baptiste Descamps 159. Von Jean Baptiste Descamps 160. Von Christoph Martin Wieland 161. Von Johann Joachim Winckelmann 162. An Johann Martin Usteri 163. Von Christian Wilhelm Ernst Dietrich 164. Von Georg Friedrich Schmidt 1765 165. Von Ludwig Friedrich Wilhelm Freiherrn von Schlabrendorff 166. An Christian Ludwig von Hagedorn 167. An Christian Ludwig von Hagedorn 168. Von Johann Ludwig Aberli 169. 170. 171. 172. 173. 174. 175. 176. 177. 1766 178. 179. 180. 181. 182. 183. 184. 185. 186. 187. 188. 189. 190. 191. 192. 1767 193. 194. 195. 196.

Von Joachim Wasserschieben An Christian Ludwig von Hagedorn Von Blaise Nicolas Lesueur Von Abbé Luchiny Von Adam Friedrich Oeser An Christian Ludwig von Hagedorn Von Christian Ludwig von Hagedorn Von Johann Georg Wagner Von Joseph Roos Von Franz Wilhelm Kreuchauff An Christian Ludwig von Hagedorn An den Kurfürsten von Sachsen An Johann Martin Usteri von Antoine Louis Romanet An Anton Wenzel von Kaunitz Rietberg An Adam Friedrich Oeser An Johann Martin Usteri Von Christian Wilhelm Ernst Dietrich Von Adrian Zingg Von Maria Dorothea Wagner An Adam Friedrich Oeser Von Johann Thomas Richter Von Michael Huber Von Georg Friedrich Schmidt Von Johann Jakob Wagner Von Johann Friedrich Schmidt Von Jakob Matthias Schmutzer Von Karoline Louise Markgräfin von Baden-Durlach

Rouen, 29. April 1764 o. D. o. O (April-Mai 1764) Marseille, 31. Mai 1764 Paris, 11. Juni 1764 Berlin, 16. Juni 1764 Paris, 24. Juni 1764 Paris, 24. Juni 1764 Rouen, 26. Juni 1764 Paris, 19. Juli 1764 Berlin, 14. August 1764 Rouen, 24. August 1764 Rouen, 4. September 1764 Biberach, 29. September 1764 Rom, 10. Oktober 1764 Paris, 22. Oktober 1764 Meißen 13/16. November 1764 Berlin, 24. November 1764 Rom, 17. Februar 1765 Paris, 22. März 1765. Paris, 22. Juni 1765 O.O., o. D. (Bern, August 1764 Juli 1765) Kopenhagen, 27. August 1765 Paris, 11. September 1765 Berlin, 21. September 1765 Prag, 21. September 1765 Leipzig, 18. Oktober 1765 Paris, 18. Oktober 1765 Dresden, 17. Dezember 1765 Dresden, 17. Dezember 1765 Dresden, 17. Dezember 1765 Leipzig, 13. Januar 1766 Paris, 25. Januar 1766 Paris, 4. März 1766 Paris, 24. März 1766 Basel, 25. April 1766 Paris, (27. April 1766). (Entwurf) Paris, 14. Mai 1766 Paris, 19. Juli 1766 Auf seinem Weinberg, 27. Juli 1766 Dresden 11. August 1766 Meißen, 14. August 1766 Paris, 25. August 1766 Leipzig, 27. Oktober 1766 Leipzig, 29. Oktober 1766 Berlin, 4. November 1766 Meißen, 6. Januar 1767 Hamburg, 13. Februar 1767 Wien, 10. März 1767 Karlsruhe, 23. März 1767

739

Chronologisches Verzeichnis der Briefe

197. Von Martin Elias und Johann Jakob Ridinger 198. Von Georg Friedrich Schmidt 199. Von Michael Huber 200. 201. 202. 203. 204. 205. 206. 207. 208. 209. 210.

1768 211. 212. 213. 214. 215. 216. 217. 218. 219. 220. 221. 222. 1769 223. 224. 225. 226. 227. 228. 229. 230. 231. 232. 233. 234. 235. 236. 237. 238. 239. 240. 241. 1770 242. 243.

Augsburg, 12. April 1767 Berlin, 25. April 1767 o. O., o. D. (vermutlich vor Mai 1767) Paris, 4. Mai 1767 Bernstorff, 15. Mai 1767 Berlin, 2. Juni 1767 Wien 7. Juni 1767 Berlin, 28. Juli 1767 o. O., o. D. (vermutlich Juli 1767) Wien, 25. August 1767 Leipzig, 1. September 1767 Zürich, 5. Oktober 1767 Paris, 8. November 1767 o. O., o. D. (1767)

An Johann Martin Usteri Von Joachim Wasserschieben Von Georg Friedrich Schmidt Von Jakob Matthias Schmutzer Von Georg Friedrich Schmidt Von Michael Huber Von Jakob Matthias Schmutzer Von Michael Huber Von Johann Caspar Füssli An Johann Martin Usteri An den Herausgeber der Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste (Christian Felix Weiße) Von Michael Huber Leipzig, 1. Januar 1768 An Johann Martin Usteri Paris, 12. Januar 1768 Von Ludwig Friedrich Wilhelm Berlin, 27. Januar 1768 Freiherrn von Schlabrendorff Von Joachim Wasserschieben Kopenhagen, 6. Februar 1768 Paris, 20. April 1768 An Christian Ludwig von Hagedorn Leipzig, 25. Mai 1768 Von Michael Huber Paris, 22. Juni 1768 Von Michael Huber Paris, 31. Juli 1768 An Christian von Mechel Paris, 16. August 1768 An Christian Ludwig von Hagedorn Leipzig, 17. September 1768 Von Michel Huber Paris, 5. Oktober 1768 An Christian Ludwig von Hagedorn Zürich, 14. Dezember 1768 Von Johann Caspar Füssli Zürich, 17. Januar 1769 Von Salomon Geßner (Zürich, Anfang 1769) Von Johann Caspar Füssli Paris, 5. Februar 1769 An Salomon Geßner Paris, 15. März 1769 An Christian von Mechel Leipzig, 24. März 1769 Von Michael Huber Berlin, 28. März 1769 Von Georg Friedrich Schmidt Kopenhagen, 8. April 1769 Von Johann Martin Preisler Paris, 4. Mai 1769 An Christian von Mechel Paris, 1. Juli 1769 An Christian von Mechel Sens, 2. August 1769 Von Pierre Alexandre Wille Leipzig, 3. August 1769 Von Michael Huber Berlin, 26. August 1769 Von Georg Friedrich Schmidt Berlin, 30. September 1769 Von Georg Friedrich Schmidt Bernstorff, 7. Oktober 1769 Von Joachim Wasserschieben Zürich, 10. Oktober 1769 Von Johann Caspar Füssli O.O., 21. Oktober 1769 Von Joachim Wasserschieben Kopenhagen, 21. November 1769 Von Joachim Wasserschieben Kopenhagen, 9. Dezember 1769 Von Joachim Wasserschieben o. O., o. D. (Zürich, 1769) Von Johann Caspar Füssli Paris, 1. Februar 1770 (Entwurf) An Joachim Wasserschieben Paris, 9. März 1770 An Christian Ludwig von Hagedorn

740

1771

1772

1773

1774

Chronologisches Verzeichnis der Briefe

244. Von Christoph Wilhelm Freiherrn von Kessel und Zeutsch 245. Von Joachim Wasserschieben 246. Von Johann Caspar von Lippert 247. An Christian von Mechel 248. Von Johann Ludwig Aberli 249. Von Johann Kaspar Mörikofer 250. Von F. J. Van den Velden 251. Von Johann Heinrich Schlegel 252. Von Andreas Böhm 253. Von Karl Friedrich Willibald Freiherrn Groschlag von Dieburg 254. Von Johann Eleazar Schenau 255. Von Michael Huber 256. Von de la Pinte de Livry 257. Von Georg Friedrich Schmidt 258. Von Ferdinand Kobell 259. An Adam Fürst Czartoryski 260. Von Johann Heinrich Schlegel 261. An Charlotte Louise Gräfin von Bentinck 262. Von Karl Friedrich Willibald Freiherrn Groschlag von Dieburg 263. Von Johann Eleazar Schenau 264. Von Georg Friedrich Schmidt 265. Von Adam Fürst Czartoryski 266. Von Pierre Savart 267. Von Karl Friedrich Willibald Freiherrn Groschlag von Dieburg 268. Von Johann Caspar Füssli 269. Von Michael Huber 270. Von Balthasar Anton Dunker 271. Von Karl Gottlieb Guttenberg 272. An Christian von Mechel 273. Von Pierre Savart 274. An Christian Ludwig von Hagedorn 275. Von Christian Ludwig von Hagedorn 276. An den Freiherrn von Thümmel 277. Von Georg Melchior Kraus 278. An Christian von Mechel 279. Von dem Freiherrn von Thümmel 280. Von Johann Valentin Meyer 281. An Adam Fürst Czartoryski 282. Von Balthasar Anton Dunker 283. An den Freiherrn von Thümmel 284. Von Samuel Hieronymus Grimm 285. Von Michael Huber 286. Von Christian Felix Weiße 287. Von Friedrich Melchior Baron von Grimm 288. An Christian von Mechel 289. An Christoph Friedrich Nicolai 290. Von Christoph Friedrich Nicolai

Dresden, 20. März 1770 Kopenhagen, 7. April 1770 München, 9. Mai 1770 Paris, 10. Juni 1770 Bern, 15. Juni 1770 Bern, 24. Juni 1770 Amsterdam, 19. Juli 1770 Kopenhagen, 11. August 1770 Gießen, 23. August 1770 Mainz, 28. August 1770 Dresden, 30. August 1770 Leipzig, 19. November 1770 Versailles, 16. Februar 1771 Berlin, 10. April 1771 Mannheim, 10. Juli 1771 Paris, 22. August 1771 (Entwurf) Kopenhagen, 5. Oktober 1771 Paris, 15. Oktober 1771 (Entwurf) Mainz, 8. (Januar) 1772 Dresden, 26. Januar 1772 Berlin, 24. März 1772 o. O. (März 1772) Paris, 10. Mai 1772 Mainz, 27. Mai 1772 Zürich, 12. Juli 1772 Leipzig, 5. September 1772 Basel, 19. September 1772 Basel, 11. Oktober 1772 Paris, 16. Oktober 1772 Paris, 23. November 1772 Paris, 29. November 1772 Dresden, 23. Januar 1773 Paris, 5. Mai 1773 Frankfurt, 10. Mai 1773 Paris, 6. Juni 1773 Coburg, 6. Juni 1773 Hamburg, 19. Juli 1773 Paris, 2. August 1773 (Entwurf) Bern, 12. August 1773 Paris, 26. August 1773 London, 22. Oktober 1773 Leipzig, 1. Januar 1774 Leipzig, 8. Mai 1774 Paris, 12. Juli o. J. (1774) Paris, 18. Juli 1774 Paris, 21. August 1774 Berlin, 25. September 1774

741

Chronologisches Verzeichnis der Briefe

1775

1776

1777

1778

1779

291. Von Johann Melchior Edler von Birckenstock 292. An Johann Martin Usteri 293. Johann Andreas Silbermann 294. An Johann Wilhelm Meil 295. Von Haumont 296. Von Johann Andreas Silbermann 297. Von Christian Bernhard Rode 298. Von Michael Huber 299. An Christian von Mechel 300. Von Johann Christian Brand 301. Von Michael Huber 302. Von Georg Friedrich Dittmer (mit Beilage von H. H. Hartlaub) 303. Von Herménégilde de Joursanvault 304. Von Helfrich Peter Sturz 305. Von Januarius Zick 306. Von Balthasar Anton Dunker 307. Von Balthasar Anton Dunker 308. Von Joachim Wasserschieben 309. Von Johann Andreas Silbermann 310. Von Johann Andreas Silbermann 311. An Christian von Mechel 312. Von Ferdinand Kobell 313. Von Nicolas Guibal 314. Von du Contant de la Molette 315. Von Nicolas de la Pinte de Livry 316. (An David Alphonse Baron de Sandoz-Rollin?) 317. Von Johann Caspar von Lippert 318. An Christoph Friedrich Nicolai 319. Von Michael Huber 320. Von Bogislav Friedrich Karl Graf von Dönhoff 321. Von Johann Reinhold Forster 322. Von Christoph Friedrich Nicolai 323. Von Alexander Joseph Comte de Respani 324. Von Jakob Matthias Schmutzer 325. Von Michael Huber 326. Von Jakob Matthias Schmutzer 327. Von Alexander Joseph Comte de Respani 328. Von Balthasar Anton Dunker 329. An Christoph Friedrich Nicolai 330. Von Alexander Joseph Comte de Respani 331. Von A. de Golowkin 332. Von Alexander Joseph Comte de Respani 333. Von Johann Joseph Zoffany 334. An Herménégilde de Joursanvault 335. Von Carl August von Sachsen-Weimar 336. Von J. G. von Ferber

Wien, 3. Oktober 1774 Paris, 12. November 1774 Straßburg, 10. April 1775 Paris, 29. April 1775 Châlons, 4. Mai 1775 Strasburg, 5. Mai 1775 Berlin, 8. Mai 1775 Leipzig, 15. Mai 1775 Paris, 28. Mai 1775 Wien, 4. Juni 1775 Leipzig, 25. August 1775 Regensburg, 25. September 1775 Beaune, 16. November 1775 Oldenburg, 26. November 1775 Koblenz, 21. Dezember 1775 (Bern), (Ende 1775) Bern, 13. Januar 1776 Kopenhagen, 20. Januar 1776 Straßburg, 6. April 1776 Straßburg 8. April 1776 Paris, 14. Juli 1776 Mannheim, 18. Juli 1776 Stuttgart, 20. September 1776 Paris, 10. Dezember 1776 Sens, 11. Januar 1777 Paris, 26. Januar 1777 (Entwurf) München, 2. Mai 1777 Paris, 10. Mai 1777 Leipzig, 7. Juni 1777 London, 27. Juni 1777 London, 1. Oktober 1777 Berlin, 20. Oktober 1777 Mecheln, 3. Dezember 1777 Wien, 4. Dezember 1777 Leipzig, 12. Dezember 1777 Wien, 2. April 1778 Mecheln, 2. Mai 1778 Bern, 30. Mai 1778 Paris, 21. Juli, o. J., (1778) Mecheln, 7. Oktober 1778 o. O., o.D. (1778) Mecheln, 8. April 1779 London, 13. Juli 1779 Paris, 7. August 1779 Weimar, 13. August 1779 Dresden, 28. August 1779

742

Chronologisches Verzeichnis der Briefe

337. Von Salomon Geßner 338. Von Michael Huber 1780 339. Von Aignan Thomas Desfriches 340. Von Friedrich August Wilhelm von Minckwitz 341. An Anna Amalia von Sachsen Weimar 342. An Salomon Geßner 343. An Alexandre Joseph Comte de Respani 344. Von Alexander Joseph Comte de Respani 345. Von Alexander Joseph Comte de Respani 346. Von Joseph Roos 347. Von Alexander Joseph Comte de Respani 348. Von Michael Huber 349. Von Herménégilde de Joursanvault 350. Von Herménégilde de Joursanvault 1781 351. Von Michael Huber 352. Von Christian August Clodius 353. Von Charlotte Louise Gräfin von Bentinck 354. An Anna Amalia von Sachsen-Weimar 355. Von Johann Martin Preisler 356. An eine unbekannte Großadelige aus Mitteldeutschland 357. Von Salomon Geßner 358. Von Alexander Joseph Comte de Respani 359. An Anna Amalia von Sachsen-Weimar 1782 360. Von Christiane Louise Gräfin von Solms-Laubach 361. An einen unbekannten Adressaten (Herménégilde de Joursanvault) 362. Von Balthasar Anton Dunker 363. An Anna Amalia von Sachsen-Weimar 364. Von Michael Huber 365. Von P. C. van Leyden Seigneur de Viaardinge 1783 366. Von Charlotte Louise Gräfin von Bentinck 367. An Pierre Michel Hennin 368. An eine unbekannte weibliche Hoheit 369. Von Pierre Alexandre Wille 370. An den Stadtbibliothekar Ameilhon 371. Von Ameilhon 372. An einen unbekannten Adressaten (Christian Gottfried Schulze) 373. Von Jean Baptiste Descamps

Zürich, 25. September 1779 o. O., o. D. (Januar 1778 Ende 1779) Orléans, 8. Februar 1780 Altenburg, 2. März 1780 Paris, 9. April 1780 Paris, 11. April 1780 (Paris, Mai 1780) (Entwurf) Mecheln, 1. Juni 1780 Mecheln, 26. Juni 1780 Wien, 26. Juli 1780 Mecheln, 7. August 1780 Leipzig, 20. September 1780 Beaune, 15. Oktober 1780 Beaune, 15. Oktober 1780 Leipzig, 11. Mai 1781 Leipzig, Mai 1781 Hamburg, 6. Juli 1781 Paris, 6. August 1781 Kopenhagen, 18. August 1781 Paris, 13. September 1781 Zürich, 18. Oktober 1781 Mecheln, 3. November 1781 Paris, 12. Dezember 1781 Laubach, 9. April 1782 Paris, 25. Mai 1782 Bern, 18. Juni 1782 Paris, 22. September 1782 Leipzig, 11. November 1782 Leyden, Dezember 1782 Hamburg, 20. Januar 1783 Paris, 11. März 1783 Paris, 15. März 1783 Paris, 8. August 1783 Paris, (Ende August 1783) (Entwurf) Paris, 8. September 1783 Paris, 9. September 1783 Rouen, 24. Oktober 1783

374. Von J e a n Baptiste D e s c a m p s

R o u e n , 1. N o v e m b e r 1783

375. Von Jean Baptiste Descamps

Rouen, 26. November 1783

743

Chronologisches Verzeichnis der Briefe

376. 377. 1784 378. 379. 380. 381. 382. 383. 384. 1785 385. 386.

1793 399.

Von Jean Baptiste Descamps Von Christian Gottfried Schulze Von Ignaz Klauber Von Jean Baptiste Descamps Von Jean Baptiste Descamps Von Jean Baptiste Descamps Von Aignan Thomas Desfriches Von Jean Baptiste Descamps Von Jean Baptiste Descamps Von Jean Baptiste Descamps An David Alphonse Baron de Sandoz-Rollin Von Charlotte Louise Gräfin von Bentinck An Chevalier Heredia Von Pierre Nicolas André-Murville Von David Alphonse baron de Sandoz-Rollin An Christoph Friedrich Nicolai Von Charles-Nicolas Cochin Von Ambrosone Von Jean Louis Anselin Von Johann Gotthard Müller Von Tessari An einen unbekannten Adressaten An den Grafen von Herzberg (Entwurf) An Abraham Fontanel

Undatierte 400. 401. 402. 403. 404. 405. 406. 407. 408. 409.

Briefe An einen unbekannten Adressaten An Johann Friedrich Bäer Von Johann Friedrich Bäer Von Charles Etienne Gaucher Von Adolf Friedrich Harper Von Georg Melchior Kraus An Johann Wilhelm Meil Von Röhde An Johann Martin Usteri Von Joachim Wasserschieben

387. 388. 389. 1787 390. 391. 1788 392. 1790 393. 394. 395. 396. 397. 1791 398.

Rouen, 8. Dezember 1783 Dresden, 15. November 1783 Augsburg, 27. März 1784 Rouen, 19. Mai 1784 Rouen, 29. Mai 1784 Rouen, 20. Juni 1784 Orléans, 12. Juli 1784 Rouen, 15. Juli 1784 Rouen, 8. November 1784 Rouen, 20. Januar 1785 Paris, 28. Februar 1785 (Entwurf) Hamburg, 4. April 1785 Paris, 30. Mai 1785 (Entwurf) Paris, 4. September 1785 Madrid, 3. Januar 1787 Paris, 14. Oktober 1787 Paris, 13. November 1788 Paris, 4. März 1790 Paris, 17. Juni 1790 Stuttgart, 7. November 1790 Augsburg, 3. Dezember 1790 o. O, o. D. (Paris, 1790) (Entwurf) Paris, 9. Mai 1791 Paris, 20. August 1793

(Paris), o. D. (Entwurf) o. O., o. D. (Entwurf) o. O., o. D. (Paris), o. D. Stuttgart, o. D. o. O., o. D. o. O., o. D. o. O., 31. August o. J. o. O., o. D. o. O., o. D.

VI.

Namenregister

Das Namenregister enthält die im Haupttext der Briefe erscheinenden Namen (mit Ausnahme der Briefschreiber und der Briefadressaten) Aberli/Aberly, Johann Ludwig (17231786): Maler und Radierer 183, 205, 473, 523, 560, 564 Adam, Lambert (1700-1759), Nicolas Sébastien (1705-1778), François Gaspard Balthasar (1710-1761): französische Bildhauer 74 Addison, Joseph (1672-1719): Schriftsteller 183 Agricola, Christoph Ludwig (1667-1719): Landschaftsmaler 60, 112, 140, 513 Albero 601 Albert, Prinz von Sachsen-Teschen (1738-1822): Sohn des Königs Augusts II. von Sachsen-Polen 585, 588 Alembert, Jean Le Rond d' (1717-1783): Schriftsteller 621 Algarotti, Francesco (1712-1764): Kunstliebhaber, Kunstkritiker und Radierer 88 Aliamet, Jacques (1726-1788): Radierer und Kupferstecher 231, 258, 418, 563 Als, Peter (1726-1776): Maler 466 Ameilhon: Pariser Bibliothekar 642, 643 Äppelmayer/Äsppelmayer 585 Aranda, Comte d' 665 Arbien: vgl. L'Arbien Archinto, Kardinal Alberigo Graf von (1698-1758): Nuntius am sächsischen Hof 165, 185 Ardaria: Kunsthändler 550 Ardell, James Mc (1710-1765): Mezzotintostecher 216, 684 Argens, Jean Baptiste de Boyer Marquis d' (1704-1771): Kunstschriftsteller 155 Argenville, Antoine Joseph Dezallier d': Kunstschriftsteller und Kunstsammler 319, 658 Ariclais de Mortamy: Schriftsteller

384

Arlaud, Jacques Antoine (1668-1743): Maler aus der Schweiz 176 Arnold: Bildhauer 358 Asperli: Schweizer Maler 203 Assié 340 Aubin 454 Audran, Gérard (1640-1703): französischer Radierer und Kupferstecher 127, 161, 181, 283, 303, 482 Aumont, vgl. Haumont Aurbach/Auerbach, Johann Gottfried (1697-1753): Maler 126 Baader/Bader, Johann Michael (um 1730— 1792): Maler und Radierer 380, 425, 441, 448, 451, 542, 585, 603, 645-646, 649, 651, 652, 655-656, 659 Bach, Johann Christian (1735-1782): Komponist 597 Bacherach/Bacharach: Kaufmann aus Sankt Petersburg 309, 317 Badalocchio/Badalocchi, Sisto (15811647): Italienischer Maler und Radierer 553 Balechou/Ballechou/Balchou, Jean Joseph (1719-1764): Französischer Kupferstecher 70-71, 78, 173, 225, 287, 325, 342, 345, 418, 482 Banau/Bannau, Jean Baptiste: Pariser Arzt 646-647, 649-651 Bansa: am Main etablierte Kaufleute 172 Barbaut/Barbault, Jean (1705-1766): Maler und Kupferstecher 482 Barneveit, Jean van Olden (1549-1619): Holländischer Staatsmann 557 Barocci/Baroccio/Baroche, Federico (gen. Fiori da Urbino) (1528-1612): Italienischer Maler 302

746

Barrois, Jacques Marie (1704-1759): Pariser Buchhändler 635-636 Barthélémy, Jean Jacques (1716-1795): Antiquar und Literat 314 Barthélémy, Marquis François de (1750— 1830): Diplomat 613 Basan, Pierre François (1723-1797): Kupferstecher und Kupferstichverleger 268, 308, 381, 429, 437, 442, 445, 467, 514, 551, 560, 661 Batoni/Battoni/Batton, Pompeo (17081787): Maler 584 Batter 598 Baur, (Tourton & Baur): Pariser Bankier 72, 257 Baur, Johann Wilhelm (1600-1640): Miniaturmaler und Radierer 224, 467 Bause, Johann Friedrich (1738-1814): Kupferstecher 364, 385, 407, 416, 422-424, 428, 486, 499, 501, 510, 512513, 528, 579 Beagle 360 Beauvais: Pariser Kupferstichverleger 237 Beauvarlet, Jacques Firmin (1731-1797): Kupferstecher 642 Beker/Becker 516, 602 Benel: Leipziger Kaufmann 424 Bentinck, Charlotte Luise, Gräfin von (1715-1806): Kunstliebhaberin aus Hamburg 490 Berghem/Berchem, Claes (1620-1683): Holländischer Maler 224, 304, 357, 445, 564 Berlepsch, Frau von 451 Bern, Ritter von: Baumeister 431 Bernard, Louis (17.-18. Jahrhundert): Kupferstecher 431 Bernigeroth/Bernigroth, Johann Martin (1713-1767): Kupferstecher in Leipzig 384-385, 424 Bernstoff, Herr von: Dänischer Sammler, Kammerherr beim dänischen König 98-99, 259, 351, 466, 686 Bervic/Berwic, Charles Clément (17561822): Schüler von Wille 640, 655, 662-663 Beust, Freiherr von 606 Bickering: Englischer Kaufmann 525 Bitaubé, Paul Jérémie (1732-1808): Übersetzer 325 Bläch, Johann Heinrich (1701-?): Maler aus Müllhausen 111 Blanchrie de la 584-585

Namenregister

Blandin 182 Bloemaert/Blomaert: Maler- und Radiererfamilie 260 Blossot, Marquis von: Französischer Botschafter in Kopenhagen 476 Blumendorf, Th. de: Kaufmann oder Bankier 536 Boccaccio/Boccace, Giovanni/Jean (13 Π Ι 375): Italienischer Schriftsteller 307, 319 Bodmer, Johann Jakob (1698-1783): Zürcher Schriftsteller 126, 133, 159160, 537 Boel, Abraham (1580-?): Holländischer Maler 318 Boetius/Boecius, Christian Friedrich (1706-1782): Kupferstecher 493, 514 Böhm/Boehm, Andreas (1720-1790): Professor der Mathematik und Philosophie in Gießen 358, 573, 641 Boileau, Nicolas (1636-1711): Französischer Dichter 650 Bolswert, Boëtius (geb. etwa 1580): Kupferstecher 302 Bonnet, Louis Martin (1743-1793): Französischer Kupferstecher 465 Boriantsky: Russischer Botschafter in Paris 595 Born: Sohn des Bürgermeisters von Leipzig 586, 602-603 Bosse, Abraham (1602-1676): Kupferstecher und Kunstschriftsteller 659 Both, Jean und André (um 1610 geboren): Holländische Maler und Kupferstecher 270, 512 Bouchardon, Edme (1698-1762): Französischer Bildhauer 382 Boucher, François (1703-1770): Maler 206, 257-258, 266, 318, 333, 364, 418, 505, 566, 685 Boullogne, Louis Vater (1609-1674) und Sohn (1654-1733): Maler 433 Bourdon/Purdon, Sébastien (1616-1671): Maler 265, 270 Bourgois 679-680 Boydell/Boydell, John (1719 od.17301804): Englischer Radierer und Verleger 384, 499 Braconnier/Bracognier: Willes Schwägerin 426,441,448 Brand/Brandt Christian Hülfgott (16951756) und Johann Christian (1722— 1795): Maler und Kupferstecher 112, 126, 186, 280, 499

Namenregister

Brandenberg, Johann (1661-1729): Schweizer Maler 175 Branmüller, Gregor (1661-1691): Maler aus Basel 175, 188 Brassai Graf von 560 Brauer/Brauver: vgl. Brouwer Brecheisen 87, 324 Breitinger, Johann Jakob (1701-1776): Schriftsteller aus Zürich 126,133, 159-160, 229 Breitkopf, Johann Gottlob Emmanuel ( 1719-1794): Drucker in Leipzig 615616 Breughel: Maler (vgl. auch Sammetbreughel) 508 Briasson, Antoine-Claude: Verleger 476, 489 Bridgewater: Englischer Herzog 157 Brinckmann/Brinkmann, Philipp Hieronymus (1709-1761): Maler und Radierer 112,173,206,234 Brosseronde, Simon de: Französischer Botschaftssekretär in Kopenhagen 566 Brouwer/Brauer/Brauver, Adrian (16061638): Niederländischer Maler 431— 432, 661 Bruce, Graf von: Schottischer Adeliger 633 Brühl, Graf Hans Moriz von (16931755): Kunstliebhaber 106 Brühl, Heinrich von (1700-1763): Premierminister Kursachsens 297 Bruner 228 Bubber: Verwalter des Hamburger Theaters 391 Buchholtz 601 Buldet: Pariser Kunsthändler 447 Bullinger, Johann Balthasar (1713-1793): Maler und Kupferstecher 199, 218, 220, 222 Bünau, Heinrich von (1697-1762): Minister und Bibliothekbesitzer in Sachsen 100 Burggen van der 227 Buri de: Konsistorialrat in Gießen 626627 Burtin, François Xavier: Kunstschriftsteller 472 Büsching 528 Cadalio 210 Callinique, Bischof von: vgl. Livry

747

Callot, Jacques (1592-1635): Radierer in Nancy 197, 224, 563 Camerata, Giuseppe II (1718-1803): Kupferstecher und Miniaturmaler 358 Canale, Giuseppe (1725-1802): Kupferstecher 358, 513 Canaletto/Canaletti (Bernardo Bellotto) (1720-1780): Landschaftsmaler und Radierer 360, 364 Carmona, Emmanuel Salvador (17481807): Spanischer Zeichner und Kupferstecher 666 Carracci/Carrache/Carache, Annibale (1560-1609): Maler und Kupferstecher 108, 112, 318 Casanova, Giovanni Battista (1730— 1795): Maler und Zeichner 173, 191, 304, 306-307, 364, 648 Cathelin, Louis Jacques (1738-1804): Französischer Kupferstecher 294 Cavellier: Pariser Buchhändler 173 Caylus, Anne Claude Philippe de Tubières, Comte de (1692-1765): Archäologe 99, 128, 169, 247, 252, 314, 360 Cazes, Pierre Jacques (1676-1754): Französischer Maler 318 Champagne/Champaigne, Philippe de (1602-1674): Flämischer Maler 252 Chaperon/Chapron, Nicolas (1617-1656): Französischer Radierer und Maler 318 Chedels/Chedel, Pierre Quentin (17051763): Radierer, Kupferstecher und Zeichner 218, 684-685 Chereau/Cherau, Jacques (1688-1776): Französischer Kupferstecher 161,381, 418 Chevallier/Chevalier, Jean (1725-1790): Französischer Portraitmaler 585 Chevillet/Chevillette/Chevilet, usw., Justus/Juste (1729-1790 od.1802): Kupferstecher 93, 239, 274, 292, 312, 320, 323, 331, 334-335, 337, 345, 353, 381, 399, 426, 441, 448, 451, 487, 494, 502, 506, 529-530, 572, 603, 616 Chinki 450 Chodiowski 593 Choffard, Pierre Philippe (1730-1809): Zeichner und Kupferstecher 381, 437 Choiseul, Etienne François duc de (17191785) 476 Chombert: vgl. Jombert Clairval/Clerval (Guignard, Jean Baptiste) (1737-1795): Schauspieler 391

748

Clemens, Johann Frederik (1749-1831): Dänischer Kupferstecher 567 Clodius, Christian August (1738-1784): Professor der Logik 407 Cochin, Charles Nicolas (der Ältere) (1688-1754): Kupferstecher, und Charles Nicolas (der Jüngere) (17151790): Kupferstecher, Sohn des Vorigen 66, 75, 84, 87, 121, 196, 218, 223-224, 238, 257-259, 263, 274, 293, 299-301, 328, 334, 343, 353, 384, 388, 396, 402, 405, 442-443, 452, 454, 467, 563, 566567, 575, 586, 655-656, 659, 678, 684685 Coindet: Kunstliebhaber 381, 397, 434, 436 Colbert, Jean Baptiste (1619-1683): Französischer Minister 152 Columna, Kardinal 390 Corneille/Corneil, Pierre (1606-1684): Französischer Dichter 284-285, 295, 399 Correggio/Corrège(le), Antonio Allegri (1494-1534): Maler 184, 288 Cottin, Abt 650 Coustou, Guillaume (1716-1777): Bildhauer 66 Coypel/Coypel, Charles Antoine (16941752): Maler und Kupferstecher 161, 181, 318, 498 Cramer, Johann Andreas (1723-1788): Dichter 464, 686 Cranach, Lucas (1472-1553): Maler 352, 467 Crayen/Crayer, August: Kunstliebhaber und Kaufmann in Leipzig 681 Crespi, Giuseppe Maria (1665-1747): Italienischer Maler und Radierer 658 Cris/Criis L.: Plakettenkünstler, der um 1770 in Oberitalien tätig war 408 Croismare/Croixmare/Croimare, Marc Antoine Nicolas Marquis de (16941772): Kunstkenner 104, 113 Cronière, Jacobs de la: Kunstliebhaber 660 Crozat, Joseph Antoine (1696-1740): Kunstsammler 308, 321, 340 Crusius, Gottlieb Leberecht (1730-1804): Kupferstecher und Verleger 426, 602 Czartoryski, Adam Casimir Fürst (17311823): Polnischer General 488

Namenregister

Da Volterra, Daniele Ricciarelli, genannt Daniele da Volterra (1509-1566): Italienischer Maler und Bildhauer 433 Dalberg, Wolfgang Heribert Freiherr von (1749-1806): Minister in Mannheim 478 Dante (Durante Alghieri, genannt Dante 1265-1321): Italienischer Dichter 486 Danzel, Kupferstecherfamilie aus dem 18. Jahrhundert, unter anderen: Eustache Danzel (1735-1775), JacquesClaude D. (1737-1809), Jérôme D. (gest. 1810) oder Théophile D. Oder noch P. A. Danzel (um 1760 in Paris tätig) 418 Darschiëncky: Wiener Archivar 585 Daudet, Robert (1737-1824): Französischer Kupferstecher 448, 480, 494, 560, 666 Daullé/Daullée/Daulé, Jean (1703-1763): Französischer Kupferstecher 71, 7475, 78, 250-251, 258, 292, 312, 437 Dauphine/Dovine, Marie Josèphe de Saxe/Maria Joseph von Sachsen (17311767): Tochter des sächsischen Kurfürsten August III. und Mutter des Königs Ludwig XVI 210, 469 Dauw/Dau: vgl. Douw David, Jacques Louis (1748-1825): Maler 629 Daviel 258 Delafosse: vgl. La Fosse Delorme: Archtektenfamilie 657 Demachy, Jacques François (1728-1803): Chemist und Übersetzer 325, 344, 418 Demarseau/Demarteau, Gilles (17221776): Kupferstecher 258, 381, 420 Denos 551, 553, 559 Descamps d. Α., Jean Baptiste (17011791): Maler und Kunstschriftsteller 125, 133, 140, 142, 363, 647 Descartes, René (1596-1650): Philosoph 399, 450 Desfriches/Defriches, Aignan Thomas (1715-1800): Zeichner und Kaufmann 608-609, 628, 655, 658 Deshais/Deshayes 384, 653, 655 Desmarées/Desmarets/Desmarez 90-91, 132 Devage 258 Devigneux 572 Diderot, Denis (1713-1784): Französischer Schrifsteller 501

Namenregister

Didot: Buchhändlerfamilie 65, 69, 75, 78, 80-81, 684 Diepenbeeck/Diepenbeck, Abraham van (1596-1675): Zeichner und Maler 260 Dieterich: Bankier in Straßburg 389, 500, 510, 512, 539 Dietrich/Diederyc/Dietrici/Dietricy usw., Christian Wilhelm Ernst (1712-1774): Maler und Radierer 96-97, 104-105, 112, 118, 121, 140-141, 171-173, 183, 190-192, 194, 207-208, 213, 216-217, 222, 225, 228, 258, 267, 278, 281-283, 304, 318, 326, 329, 331, 333, 347, 357, 359, 361-362, 372, 375, 394, 404, 420, 437, 442, 445, 480, 485, 487, 491, 493, 497, 512, 514, 554, 558, 570, 578, 615, 638, 654 Dietsch/Dietzsch, Johann Israel (16811754): Mitglied einer Maler-, Zeichnerund Radiererfamilie 377 Dinglinger, Johann Melchior (1664-, 1731): Hofschmied in Dresden 453, 483 Dittmer, Georg Friedrich: Bankier in Regensburg 551, 681 Dodd: Englischer Geldfälscher 581 Doehne: Sächsischer Architekt 581 Domenichino (il)/Dominiquin (le), Donenico Zampieri, genannt, (15811641): Italienischer Maler 318, 548 Dorat, Claude Joseph (1734-1780): Französischer Dichter 407 Dorigny/Dorigni, Louis (1654-1742) und Nicolas (1658-1746): Maler und Radierer 127, 133, 161, 232, 433 Dorner, Johann Jakob (1741-1813): Maler und Radierer 469 Doucet 517 Douw/Daux/Dau usw., Gerhard (16131675): Holländischer Genre- und Bildnismaler 163, 181, 184, 267, 293, 365, 474, 480, 609, 638 Dovine: vgl. Dauphine Drackenborch 468 Dreux du Radier, Jean François (1714— 1780): Advokat und Literat 552 Drevet, Pierre/Petrus (1663-1738) und Pierre Imbert (1697-1739), Sohn des Vorigen: Französische Kupferstecherfamilie 109, 160-161, 181, 260, 318, 433, 662-663 Du Moutier/Dumonstier/Dumoustier/ Dumoutier, Charles (1782 gest.): Portraitmaler 318

749

Duchange, Gaspard (1662-1757): Kupferstecher in Paris 484, 494 Duchêne: Verleger 148 Düllos, Claude (1678-1747): Kupferstecher 685 Dujardin 360, 487 Dulhange 288 Dumas: Pfarrer in Sachsen 407 Dunker/Duncker, Balthasar Anton (1746-1807): Maler und Radierer 504-509, 518, 523, 532, 592 Dunz: Familie schweizerischer Künstler 188 Dupra, Giorgio Domenico (1689-1770): Italienischer Bildnismaler 109, 112 Dupuis, Charles (1685-1742): Kupferstecher 586 Dürer, Albrecht (1471-1528): Deutscher Maler 376, 599 Duret, Pierre Jacques (geboren 1729): Pariser Kupferstecher 459 Dyck 109 Eberts/Ebers, Johann Heinrich (1726— 1793): Bankier in Paris, Direktor der kaiserlichen Post in Straßburg und dilettierender Kupferstecher 162, 172, 183, 192-193, 208, 215, 243-244, 256257, 317, 379, 411, 439, 442, 454, 508, 515, 569 Eckhardt: Niederländischer Mechaniker 548, 596-597, 610-611 Edelinck/Edeelinck, Gérard (1640-1707): Kupferstecher 225, 236, 252, 308, 311, 433, 435, 536, 571 Ehrenstrahl/Klöcker David, genannt Kloker von Ehrenstrahl (1629-1698): Deutsch-schwedischer Maler und Zeichner 140 Einsiedel, Friedrich Hildebrand Graf von (1750-1828) 204 Eisen/Eysen, Charles (1720-1778): Zeichner, Radierer und Maler 86, 174, 200, 218, 221, 258, 685 Elsheimer, Adam (1578-1610): Maler und Radierer 210, 251 Engelbrecht: Künstler 70 Esperandié: Reisender 342 Esterhasi, Graf von 237, 273 Estienne/Etienne: Buchhändler 484, 494 Everdingen 359

750

Falbe, Joachim Martin (1709-1782): Bildnismaler und Radierer 342-343, 494 Falconnet/Falconet, Etienne Maurice (1716-1791): Französischer Bildhauer 69, 74, 389 Favart, Madame (1727-1772): Sängerin 685 Fénelon/Fenlon, François de Salignac de La Mothe (1651-1715): Erzbischof von Cambrai 496 Fenouillot 423 Ferber, J. G. von: Sächsischer Gesandschaftssekretär 381, 397 Fergusson: In Sachsen reisender Engländer 616 Fessard, Etienne (1714-1774 od. 1777): Kupferstecher 257, 287 Ficquet/Fiquet, Etienne (1731-1794): Kupferstecher 295, 346, 399, 450 Fiedler, Johann Christian (1697-1765): Maler 191-192, 206 Finck, Johann Georg (1721-1757): Baumeister und Kupferstecher 118 Fingerlin: Augsburger Handelsmann 72 Firmian, Karl Joseph Graf von (17161782): Deutscher Gesandter in Neapel und in der Lombardei 178 Fletscher, Baron von: Direktor der sächsischen Porzellanmanufaktur 382 Fliegers/Fligers 271 Flinck, Gover/Govaert (1616-1660): Maler 395, 442, 494 Flipart, Jean Jacques (1728-1782): Kupferstecher 294 Flotte de la 561 Fonspertuis, Vicomte de 295, 552 Fontanes, de 666 Fontenay, General Caspar François de: Sächsischer Gesandter in Paris 367, 465 Fontenet: Künstlerfamilie aus dem 17. Jahrhundert 486 Forell, Joseph von (1701-1786): sächsischer Kabinettsminister 349, 361 Forster, Johann Reinhold (1729-1798): Naturforscher 580 Foulon 263, 273 Fournier, Daniel (1710-1766): Englischer Zeichner und Kupferstecher 70 Franz I. (1494—1547): König von Frankreich zwischen 1515 und 1547, 136

Namenregister

Frémin 221, 224, 228-232, 236, 252-254, 260, 262, 266, 275, 277-278, 282, 287, 306, 321, 332, 339, 367, 412, 417 Fréron, Elie Catherine (1719-1776): Französischer Kritiker 104, 222 Freudeberg/Freudenberger, Sigmund (1745-1801): Maler und Radierer 509, 527, 560, 564, 592 Frey/Freyen, Jakob (1681-1752): Schweizer Kupferstecher 109, 112, 127, 133, 176, 224, 308, 311 Friese, Freiherr von 602 Frisch, Johann Christoph (1738-1815): Berliner Maler 535 Fritsch 544, 548 Fundt: Straßburger Magister 173 Füssli/Fuessli/Fuessly usw., Heinrich derÄ. (1720-1802): Landschaftsmaler, Heinrich der Jüngste (1755-1829): Landschaftsmaler, Kupferstecher und Kunsthändler, Johann Caspar (17061782): Schriftsteller und Zeichner, Johann Heinrich (1741-1825): Schriftsteller 140, 142, 176, 195, 203204, 219, 226, 337, 368, 275, 277, 313, 338, 434-435, 4 5 5 ^ 5 7 Gaillard, René (gest. 1790): Pariser Kupferstecher und Radierer 381, 426, 441, 451, 502, 529 Garner: Jesuitenpater 88 Garnier-Dardier 647 Garnout: Pariser Kaufmann 471 Gärttner 374 Gaspre, Gaspard Dughet, genannt le Guaspre (1613-1675): Französischer Maler 294 Gastel 587-588 Gellée, Claude, genannt Claude Lorrain (1600-1682): Landschaftsmaler 285, 287, 294, 339, 512, 581, 686 Geliert, Christian Fürchtegott (17151769): Deutscher Dichter 386, 407, 416, 423, 440, 450, 482, 579, 586, 676677 Gerner 418 Gersaint, Edme François (7-1750): Französischer Antiquar 295, 339, 384, 552 Gerstenberg, Henri Guillaume de (1737— 1823): Dichter 425 Gervinus: Kunstkenner 439-440, 450 Gessner, Salomon (1730-1788): Schweizer Dichter 199, 221-222, 228, 230, 242, 248, 255, 261, 267, 275, 277, 296, 298,

751

Namenregister

356, 493, 501, 512, 517-518, 521, 537, 604-605, 608 Geyser, Christian Gottlieb (1742-1803): Kupferstecher und Miniaturmaler 424, 622 Giesecke/Giseke, Nicolaus Dietrich (1724-1765): Dichter 409 Gillet 239, 274 Giordano, Luca (1632-1705): Maler 359 Girard 579 Girardot 609 Girost: Pariser Goldschmied 66 Gisors, Graf von (1732-1758): Sohn des Marschall von Belle-Isle 98 Glätscher 257 Gleichen, Charles Henri Baron de (17351807): Dänischer Botschafter in Frankreich 419 Gleim, Johann Wilhelm Ludwig (17191803): Dichter 429 Gloye, Graf von 683 Gluck/Kluck, Christoph Willibald von (1714-1787): österreichischer Komponist 585, 613 Gluner 543 Godinar 418 Goethe, Johann Wolfgang (1749-1832): Schriftsteller 562 Gois, Etienne Pierre Adrien (1731-1823): Zeichner und Radierer 656, 659 Golowkin, A. de 626, 683 Golzius/Goltzius/Golzius, Hendrick (1558-1616): Holländischer Kupferstecher 225, 421 Gosse, Pierre: Buchhändler in Den Haag 552 Gosselin 647 Goupy, Joseph (gest. vor 1782): Radierer in London 294 Goyton: Kupferdrucker 303 Göz/Götz, Gottfried Bernhard (17081774): Kaiserlicher Hofmaler und Stecher in Augsburg 130 Graff/Graf, Anton (1736-1813): Bildnismaler, Miniaturist und Radierer 380, 428, 450, 501, 548-549, 600, 648 Gran, Daniel (1694-1757): Österreichischer Maler 112,126,215 Grand Cour, Baron von 608 Grand: Bankier 488 Gravelot, Hubert François (1699-1773): Maler und Zeichner Grebel 228

218

Gregori, Ferdinando (1743-1804): Italienischer Schüler von Wille 644 Grenée de la/Lagrenée, Louis Jean François (1725-1805): Maler und Radierer 559 Greuchhof: vgl. Kreuchauff Greuze, Jean Baptiste (1725-1805): Maler 232, 239, 258, 303-304, 322-323, 331333, 335, 351, 373, 380, 399^100, 416, 566 Grimaldy, Abbé: Vikar des Erzbischofs von Rouen 331 Grimm, Friedrich Melchior Baron von (1723-1807): Schriftsteller 344, 544, 547, 579, 586, 636, 677 Grimoux, Jean (um 1680-1740): Maler aus der Schweiz 431-432 Groschlag von Dieburg, Karl Friedrich Willibald Freiherr (7-1799): Minister in Mainz 492, 681 Gualtieri, Paul C. (2. Hälfte des 18. Jahrhunderts): Zeichner 353 Guglielmi, Gregorio (1714-1773): Maler 394 Guibal/Guiball, Nicolas (1725-1784): Maler in Stuttgart 646, 650, 680 Guido/Le Guide: vgl. Reni Guttenberg, Carl Gottlieb (1743-1790): Kupferstecher 408, 509, 518, 560, 565, 634 Hackert/Hackaert, Jakob Philipp (17371807): Maler und Schüler Willes, Johann Gottlieb (1744-1773): Maler, Bruder von J. P. Hackert 353, 527, 548, 564 Hacquin/Hacken (gest. 1783): Maler 471-472 Hagedorn, Friedrich von (1708-1754): Dichter 464, 467, 621 Hagedorn/Hagendorn, Christian Ludwig von (1712-1780): Kunsttheoretiker, Generaldirektor der Dresdner Kunstakademie 83, 89, 103, 118, 120, 124, 164, 170, 206, 317, 330, 363, 377379, 386, 429, 481, 493, 520, 528, 530, 548-549, 579, 616 Hagen, van der, Joris (um 1615-1669): Landschaftsmaler 318 Haid/Haide, Johann Jakob (1704-1767): Maler und Stecher 131, 185, 376 Hainaut: Schriftsteller 87 Halban 505

752

Halder: Bekannter Ridingers in Augsburg, Bankier 72 Haller, Albrecht von (1708-1777): Dichter 87-88, 502, 592 Halm, Matthäus (2. Hälfte des 18. Jahrhunderts): Deutscher Zeichner 447448 Hamilton, Johann Georg von (16721737) und Philipp Ferdinand von (1664-1750): Tier- und Stillebenmaler 126 Händl 112, 126 Handmann, Emmanuel (1718-1781): Maler und Radierer in Bern 90, 564 Hardenberg, Baron von: Amtmann des Deutschritterordens 439, 450 Harper, Adolf Friedrich (1725-1806): Maler 77-78, 84, 92, 100-101 Hartlaub: Consulent und Assessor in Regensburg 551, 555 Hartmann: Münchner Juwelier, Freund Willes 415 Haubracken 468 Haumont/Aumont: Pariser Münzensammler 624 Hauterue, David Antoine Artur: Schüler von A. R. Mengs 573 Hedlinger, Johann Karl (1691-1771): Schweizer Medailleur 110,112,126, 132-133, 160, 203-204, 248, 312, 410 Heidegger 181, 185, 187, 198 Heilmann, Johann Kaspar/Gaspard (1718-1760): Aus Müllhausen stammender Porträt- und Landschaftsmaler 90-91,95, 111, 126, 132, 141, 160, 168, 171-172, 183, 190-191, 194, 198-199, 205-210, 212-213, 216, 298, 352, 410, 498, 680 Heinecken, Karl Heinrich von (17071791): Kunstschriftsteller und Dilettant, Vorsteher des Dresdner Kupferstichkabinetts 429 Heinicke, Johann Christian (18. Jahrhundert): Maler in Berlin 172 Heinrich VIII. (1491-1547): König von England zwischen 1509 und 1547, 136 Heinsheim, Graf von: Bayrischer Graf 415 Heinz 248 Heinzelmann/Hainzelmann, Elias (16401693) oder Johann (1641-1693): Maler 497

Hellfried 383

Namenregister

Hemskerk/Hemskerck, Marten van (1498-1574): Maler und Kupferstecher 231-232 Henaut: Sekretär des Herzogs von Sachsen-Gotha 627 Hennigsen/Henningsen, Isaak (gest. 1759): Maler und Kupferstecher 9798 Hequet/Hecquet, Robert (1693-1775): Kupferstecher und Stichverleger 552 Herder, Johann Gottfried (1744-1803): Deutscher Schriftsteller 440 Heredia: Spanier in Paris 665 Herliberger, David (1697-1777): Kunsthändler und Kupferstecher in Zürich 183 Herreyns, Wilhelm Jacob (1743-1827): Maler in Antwerpen 611-612 Herz/Herzberger, Johann Daniel (1720— 1793): Zeichner, Kupferstecher und Verleger. Direktor der Augsburger Akademie 130-131, 486 Hess, Rudolf (1731-1800): Schweizer Hauptmann 247 Hiere: Maler aus Bayreuth 167 Hillner: Pariser Bankier aus Nürnberg 64, 78, 80, 223, 263 Hirt, Friedrich Wilhelm (1721-1772): Maler und Gemälderestaurator aus Frankfurt 192 Hoel, Gérard 552 Hofmann 63 Holbein, d. J. Hans (1498-1543): Deutscher Maler und Zeichner 136, 138, 588 Hollar, Wenzel (1607-1677): Zeichner und Radierer 554 Holzmann 627, 641 Homer 128, 149 Hooghe, Romain de (1645-1708): Maler und Radierer 197 Huber, Jean Rodolf (1668-1748): Schweizer Maler 176 Huber, Michael (1727-1804?): Übersetzer in Leipzig 221-222, 230, 247, 254, 267, 272, 289, 325, 340, 344, 346, 352, 379380, 383, 531, 644-645, 649, 671 Hubert, François (1744-1809): Kupferstecher 384, 536 Huet 349, 361 Humblot: Buchhändler 416, 440, 450, 530, 549, 620 Humitsch: Künstler der sächsischen Porzellanmanufaktur 390

Namenregister

Hummel 518 Hutin, Charles François (1715-1776): Bildhauer, Maler und Radierer 326, 359 Ingram, John: (1721-?): Englischer Zeichner und Kupferstecher 64 Jacobi, Friedrich Heinrich (1743-1819): Dichter und Philosoph 561 Jacques: Kunsthändler und Kupferstecher in Rouen 331 Jardin, Nicolas Henri (1728-1802): Architekt 444 Jardinier, Claude Donat (1726 - ca. 1769): Kupferstecher in Paris 408 Jeauffret/Jeauffrel: Gehilfe von Wille 642 Jolly 360 Jombert/Chombert: Pariser Buchhändler 78, 143, 544, 548, 655-656, 660 Jordaens/Jordans/Jordan, Jacob I (15931678): Maler 224, 359 Joullain, François (1697-1778): Kupferstecher, Maler, Stichverleger und Kunsthändler in Paris 70-71, 109, 304-305, 381, 442 Joursanvault, Herménégilde de (17481792): Kunstliebhaber in Beaune 598 Jouvenel, Jean ( 1644-1717): Maler 484 Jouvenet/Juvenett 270, 659 Juel, Jens (1745-1802): Maler in Kopenhagen 521 Julienne, Jean de (1686-1766): Kunstsammler, Freund von Watteau 400, 402 Julius II. (1443-1513): Pabst von 1503 bis 1513 135 Julius Romanus: vgl. Romano Giulio Junker, Georg Adam (1720-1805): Deutschlehrer und Übersetzer 449 Kaiisch Baron de: Kunstliebhaber 502 Kamcke Comte de 442, 452-453 Kamm, Johann Daniel (1722 - nach 1790): Medailleur in Straßburg 538539, 542, 568 Kammsetzer, Jan Baptist (1753-1795): Architekt, Zeichner und Kupferstecher 514 Kaufmann 425 Keller Johann Heinrich II (1692-1765): Maler aus Basel 126, 132, 176 Kennel: Maler und Kunsthändler 250251, 268

753

Kessel und Zeutsch/Cässel, Christoph Wilhelm Freiherr von (1705-1773): Kursächsischer Geheimer Rat 234235, 250, 309-310, 326-327, 329, 360361, 386, 430, 464, 480, 514 Kilian: Augsburger Verleger- und Kupferstecherfamilie 127, 376, 571 Kimmle/Kimly Franz Peter Joseph (17481813): Bildnis- und Genremaler 572, 580 Klauber Ignaz Sebastian (1753-1817): Kupferstecher 670-671 Klengel Johann Christian (1751-1824): Landschaftsmaler und Radierer 513514, 615, 645, 648-649 Klidermann 597-598 Kloeber und Hellschaborn, Karl Ludwig von (1738-1795): Schriftsteller und Historiker 325, 419 Klotz/Kloz, Christian Adolf K. (17381771): Philologe und Literat 407, 440 Knebel Freiherr von: Wiener Gesandter in Sachsen 540, 603 Knobeisdorff, Georg Wenceslaus (1697— 1753): Architekt und Maler 66, 69, 74 Kobell, Ferdinand (1740-1799): Maler 499 Koch: Theaterdirektor in Leipzig 423, 429, 440 Konstantin: Sohn des Herzogs von Sachsen-Weimar 540 Kornmann/Kormann: Bankier in Paris in Verbindung mit der Schweiz 187, 196— 198, 213, 216, 221, 224, 232, 286, 306 Krafft/Kraft, David von (1655-1724): Maler 140, 597 Kraus/Krause/Krauße, Georg Melchior (1737-1806): Maler und Radierer 304, 478, 491, 496, 550, 599, 606, 625, 630 Kreuchauff/Greuchhof, Franz Wilhelm (1727-1803): Schriftsteller in Leipzig 318, 365, 482 Krubsacius/Krubsasius, Friedrich August (1718-1790): Hofbaumeister in Dresden 326 Krudener, Baron de: Russischer Gesandter in Madrid 481, 500 Kruthoffer: Sekretär des Fürsten von Hessen Rheinfels 572 Kupezki/Kupezky/Kupetzki, Johann (1667-1740): Genre- und Historienmaler 109, 111-112, 176, 181-188

754 L'arbien, Magnus Gustav (1716-1760): Medailleur 685 L'empereur: Kupferstecherfamilie im 18. Jahrhundert in Paris 194,416 La Borde, de: Kunstliebhaber 592 La Calmette, Herr von: Sohn eines Diplomaten am dänischen Hofe 466 La Fage, Raymond (1656-1690): Kupferstecher 108, 227, 229 La Fontaine, Jean de (1621-1695): Dichter 220, 298, La Fosse/Delafosse, Jean Baptiste (17211775): Französischer Kupferstecher 349 La Lande de/Lalande de, Joseph-Jérôme Le François/Le Français de (17321807): Wissenschaftler und Schriftsteller 291, 451, 456 La Live, Ange Laurent de La Live de Jully (1725-1779): Sammler und Kunstdilettant 480, 493, 529 La Pinte de Livry, Nicolas de: Bischof von Callinique 495, 509, 642, 643 La Rochefoucauld, Louis Alexandre Duc de (1743-1792): Schriftsteller La Rue, de, Louis Félix (1731-1765) und Philibert Benoît (gest. 1780): Zeichner und Kupferstecher 319 La Tour/Latour, Maurice Quentin de (1704-1788): Pastellmaler 66, 389, 495 Labhart: Bankier 488 Lagrenée, de: vgl. Grenée, de la Lairesse/Lairaise/Larraiße, Gérard de (1640-1711): Maler und Kunsttheoretiker 282, 283, 319 Lancret/Lankret, Nicolas (1690-1745): Französischer Maler 57, 108, 685 Larache 224 Largepiere: Architekt in Stuttgart 679 Largillière Nicolas de (1656-1746): Portraitist der Pariser Gesellschaft 109 Larmessin: Kupferstecher- und Verlegerfamilie in Paris 221 Laudenburger 587 Laurent 64 Lauterburg: vgl. Loutherburg Lautier 172 Le Barbier (1738-1826): Maler 655 Le Brun, Charles (1619-1690): Maler 151, 153, 161, 180, 252, 282-283, 433, 435 Le Cat/Le Cot, Claude Nicolas: Mitglied

Namenregister

Le Clerc/Le Cler: Malerfamilie des 18. Jahrhunderts 224, 303, 318 Le Mire, Noël (1724-1801): Kupferstecher 288, 321, 333, 381, 418, 521 Le Moyne/Lemoine, Jacques Antoine Marie (1751-1824): Maler und Zeichner 318 Le Prince/Leprince, Jean Baptiste (1734— 1781): Maler und Kupferstecher 283, 263, 274, 292, 339, 373, 465, 484, 494, 655 Le Senne 322 Le Sueur/Lesueur, Eustache (1617-1655): Maler 180, 239, 252, 282 Le Veau, Jean Jacques André (17291786): Kupferstecher 116 Lebas/Le Bas, Jacques Philippe ( 1707— 1783): Kupferstecher 73, 120, 126, 196, 285, 339, 418, 563, 685 Légillon, Jean François (1739-1797): Landschafts- und Tiermaler 650, 653, 654 Leleu/Le Leu 356 Lemke/Lempke, Johann Philipp (16311711): Maler und Radierer 140 Lempereur: Kupferstecherfamilie 172, 381, 562, 605 Leo X. (1745-1521): Papst von 1513 bis 1521, 135 Leonardo da Vinci (1452-1519): Maler 136, 252, 536 Lépicié/L'épisier, Nicolas Bernard (1735— 1784): Maler 76, 161 Leprince: vgl. Le Prince Leroux/Le Roux: Kunsthändler 482 Lessing, Gotthold Ephraim (1729-1781): Dichter 289, 406-407, 409, 425, 440, 502 Leyden, Lucas Hugensz van (1494-1533): Maler, Kupferstecher und Zeichner 554 Lhopital/LhospitaL: vgl. Hôpital Liebert 72 Lienau, Vincent: Hamburger Kaufmann 521, 534-535, 583, 668 Lindinner/Lindener: Sekretair des General von Lochman 248, 253, 255, 297298 Liotard/Liottard, Jean Etienne (17021789): Pastell- und Emailmaler aus Genf 126, 132, 160, 205 Lippert/Lipert, Johann Caspar von

der A k a d e m i e von R o u e n , Schriftsteller

(1724-1800): K o m m e r z i e n r a t in

115, 120-121, 129

München

470, 550-551

Namenregister

Livens, A. Jean (1607-1650): Niederländischer Maler 453 Livry, Monsieur de: Sekretär des Grafen von Saint-Florentin 462, 466 Lochmann, Ulrich von (1700-1774): General 253, 297-298, 306 Loder 634 Loeweneck: Verwalter des Hamburger Theaters 391 Lonchamps 244 Londonio, Francesco (1723-1783): Maler und Radierer aus Mailand 233 Longueil, Joseph de (1730-1792): Kupferstecher 381, 398, 423, 426, 451, 502, 529 Lorrain, Claude: vgl. Gellée Losinkoff: Russischer Maler 274 Loutherbourg/Lauterburg Philipp, Jakob I (1698-1768) und Philippe Jacques II (1740-1812): Maler 304, 342, 432, 527 Lüberkühn 543 Ludwig: Arzt 530 Luther, Martin (1483-1546): Reformator 467 Machy de: vgl. Demachy Maes/Maas Dirk, Théodore (1659-1717): Holländischer Maler und Radierer 564 Mafiart 616 Magny, Louis Eugène (1736-1768): Maler 258 Maillet du Boullay: Sekretär der Akademie von Rouen 120 Mandelberg, Johan Eduard (1730-1786): Maler 351 Mantegna, André (1431-1506): Maler und Kupferstecher 304, 553 Maratt/Maratti, Carlo (1625-1713): Maler 227 Marc Anton (83-30 v. J.-C): Römischer General, Gegenstand eines Kupferstichs von Wille 224, 592, 596, 610, 611, 669 Marcenay de Ghuy, Antoine de (17241811): Maler, Bildhauer und Kupferstecherdilettant 327, 346-347, 365, 373, 384, 399, 411, 423, 441, 448, 450-451, 465, 467,486, 502, 529-531, 685 Marek Quirin (1753-1811): Zeichner und Kupferstecher aus Wien 585

755

Marées/De Marées/Des Marées/Desmarées, Georges de (1697-1776): Porträtmaler 469, 577 Marie: Bürgermeister von Rouen 322 Mariette, Pierre-Jean (1694-1774): Kunstsammler, Kupferstecher und Schriftsteller 97, 103, 209-210, 250251, 253, 260, 262, 264, 270, 297, 341, 352, 434—436, 551, 553 Marigny, Abel François Poisson, marquis de (1727-1781): Generaldirektor der königlichen Staatsgebäude, Gegenstand eines Kupferstichs von Wille 249, 390, 459, 601, 638, 684 Marmontel, Jean-François (1723-1799): Schriftsteller 407 Marolles Michel de: Geistlicher und Kunstschriftsteller des 17. Jahrhunderts 260, 552 Massé/Massée, Jean Baptiste (16871767): Miniaturist, Historienmaler und Kupferstecher 66, 81-82, 98, 115-119, 151-152, 159, 223, 238, 258-259, 263, 274, 293, 304, 328, 331, 389-390, 459 Masson, Antoine (1636-1700): Kupferstecher 236, 294, 433, 435, 555 Matham, Adriaen (1599-1660): Kupferstecher und Maler 252 Mayer 653 Mayreau 381 Mechel, Christian von (1737-1817): Kupferstecher, Stichverleger und Kunsthändler 216, 290, 351, 368-369, 373, 411, 433, 445, 471, 504-507, 522, 531-533, 545-546, 558, 569-570, 587 Mechelen, Israel van 553 Meil, Johann Wilhelm (1733-1805): Maler und Kupferstecher in Berlin 334, 343, 544, 682 Mendelssohn, Moses (1729-1786): Philosoph 406 Mengs, Anton Raphael (1728-1779): Maler und Schriftsteller 101, 104, 107, 112-114, 123, 128, 140, 157, 164-165, 167, 169-170, 226, 248, 267, 273, 324, 338, 364, 621, 680 Merckel und Merz von: Handelsmann in Nürnberg 270 Méry, Abbé 384 Messager 423, 441, 448, 451, 502, 529 Metsu/Metzu/Mezü, Gabriel (16291667): Holländischer Maler 115, 474, 480

756

Mettay Pierre Joseph (1728-1759): Historien- und Marinemaler 318 Mettra: Bankier 418 Meulen van der: vgl. Meulen Meulen, Adam Frans van der (16321690): Schlachten-, Genre- und Landschaftsmaler 224, 253-254 Meyer 111, 142, 188-189, 445, 471, 508, 517, 531, 579, 653 Meyß 497 Meytens, Martin van (1695-1770): Bildnismaler 112,126,215 Mieris/Miris Frans van (1635-1688): Niederländischer Maler 163, 184, 265, 365, 474, 480, 572, 638 Mignard, Pierre (1612-1695): Maler 143, 300, 388, 433, 435 Minckwitz, Baron de 602 Minuzzi, Comte 667 Moeser, Justus (1720-1794): Publizist und Geschichtsschreiber 450 Mola, Pier Francesco (1612-1666): Maler und Radierer 175, 188 Molière 143 Moltke, Comte de: Sohn eines dänischen Ministers 97, 383 Montagne 318 Montigny de: Pariser Zeichner und Kupferstecher aus dem 18. Jahrhundert 424 Moreau le Jeune, Jean Michel (17411814): Kupferstecher 656 Morell: Künstler aus der Schweiz 176 Morikofifer/Maurikoffer/Mörikoffer, Johann Melchior (1706-1761): Medailleur, Münzgraveur 205, 473, 564 Moucheron/Muscheron: Familie holländischer Landschaftsmaler 96, 318, Moyreau, Jean (1690-1762): Kupferstecher und Maler 126 Müller, Johann Gotthard (1747-1830): Kupferstecher 486, 518, 572, 576, 578, 582, 583, 616 Nahl, Johann August (1710-1785): Bildhauer- und Malerfamilie 90 Naigeon, Jean-Claude (1753-1832): Maler aus Dijon 617-618 Nanteuil, Robert (1623-1678): Kupferstecher 252 Natoire, Charles-Joseph (1700-1777): Maler und Radierer, Direktor der

Namenregister

französischen Akademie in Rom 123, 257 Nattier, Jean-Marc (1685-1766): Bildnismaler 257 Nechtler 119 Necker, Jacques (1732-1804): Bankier und Staatsmann 388, 404, 434 Netscher, Caspar (1639-1684): Holländischer Maler 96, 109, 119, 141, 160161, 250, 265, 365, 474, 480, 493, 638 Neufforge, Jean-François de (1714-1791): Architekt und Kupferstecher 431 Neuhofer 281 Neveu: Kupferstecherlehrling 200 Nicolai, Christoph Friedrich (17331811): Schriftsteller 404, 406, 425, 483, 494, 540, 620 Nilson, Johannes Esaias (1721-1788): Kupferstecher 376, 486 Nooms: vgl. Zeman Nüscheler/Nyscheler/Nüschler Felix (1738-1816): Zürcher Literat 216, 253, 445 Nyon: Französische Buchbinderfamilie des 17. und 18. Jahrhunderts 635,636 Oberlin, Jérémie Jacques (1735-1806): Elsässischer Philologe 568 Odazi/Odazzi: Malerfamilie aus Rom 318 Odieuvre, Michel (1687-1756): Kunsthändler und Kupferstichverleger 433, 552, 553 Oeder, Georg Christian von: Wissenschaftlicher Schriftsteller 450, 459 Oeser, Adam Friedrich (1717-1799): Maler in Leipzig 112, 407, 409, 423424, 440, 602, 616 Offenhäusler 562 Ohlenschläger 361 Omühtz 340 Ostade, Adriaen van (1610-1684): Genremaler und Radierer 92, 96, 141, 224, 282, 357, 510, 518, 529, 638 Ott: Maler aus Darmstadt, Schüler von Seekatz 561 Oudry, Jean-Baptiste (1686-1755): Maler, Illustrator und Radierer 73 Ovid, Publius Ovidius Naso (43 v. J.-C. 98 η. J.-C.): Dichter 266, 465 Pajou, Augustin (1730-1818): Bildhauer an der Pariser Akademie 672

Namenregister

Palko, Franz Karl (1724-1767): Maler und Radierer 234 Paoli, Pascal (1735-1807): Korsischer Rebelle 450,465 Papelier: Pariser Bankier 256 Parizeau/Parisseau, Philippe-Louis (1740-1801): Maler und Radierer 572, 653, 655 Parrocel/Parocel, Charles (1688-1752): Schlachtenmaler und Radierer 66, 70, 73, 75, 86, 93, 318 Passionei, Domenico (1682-1761): Kardinal 166 Pastre: In der Lausitz lebende Französin 644, 648 Patel, Pierre (gest. 1676): Landschaftsmaler 318 Paterborn, Johann Volkmar (1726-1776): Frankfurter Maler 516 Pausanias (2. Jahrhundert nach Chr.): Griechischer Geograph 149-150 Peake, James (1729-1782): Kupferstecher in London 294 Peduzi: Maler 126 Pefker 418 Perignon, Nicolas (1726-1782): Landschaftsmaler und Radierer 655 Pesne, Antoine (1683-1757): Historienund Bildnismaler 69, 87, 92, 161, 267, 300, 334, 343, 443, 453 Peters/Petens, Johann Anton de (17251795): Maler und Kupferstecher 381, 536, 581 Petit, Gilles-Edme (1694-1760): Zeichner und Kupferstecher 75 Petitot 175, 188-189, 497 Pfeffel, Gottlieb Konrad (1636-1809): Schriftsteller 415 Pfenniger/Pfenninger, Matthias (1739— 1813): Radierer und Zeichner 286 Pfosterschmit, Abbé 588 Pfyffer 592 Piacetta 280 Picard/Picart, Bernard (1673-1640): Miniaturmaler und Radierer 161, 224, 227-228, 231, 319 Picault/Picaut: Handwerker 471 Pierre III (1728-1762): Russischer Kaiser 293 Pierre, Jean-Baptiste-Marie (1713-1789): Maler und Radierer 123, 140 Pietro de Cortone/Pietro da Cortona (1596-1669): Römischer Maler und Architekt 294

757 Pigage, Nicolas (1723-1796): Architekt 504-505, 572 Pigalle Jean-Pierre (1734-1796): Bildhauer 579, 586 Pilo Carl Gustaf (1668-1753): Schwedischer Maler 476 Pitt William (1708-1778): Englischer Staatsmann, Plattner/Platner: Schwager des Dichters Weiße 428, 429, 440, 449 Plutarch (50 n.Chr. - 125 n.Chr.): Griechischer Schriftsteller 150 Pluvinet: Inhaber des Ladens »A la coupe d'or« in Paris 656 Poilly de: Französische Kupferstecher-, Stichhändler und Verlegerfamilie des 17. und 18. Jahrhunderts 161, 252, 552 Poland: Kupferstecher 512 Pottrie Monsieur de la 466 Poullain 447 Poussin, Nicolas (1594-1665): Maler 180, 227, 306, 339, 493 Pozzi, Domenico (1744-1796): Maler 497 Preisler, Johann Georg (1757-1831): Sohn Johann Martin Preislers, Hofkupferstecher in Kopenhagen 667-668 Preisler, Johann Martin (1715-1794): Kupferstecher in Kopenhagen 377, 442, 467, 476, 488-489, 550, 565, 567, 638, 671 Protz: Kupferstecher 512 Prudhon, Pierre (1758-1823): Maler 617-618 Pucher 209 Purdon: vgl. Bourdon Querfurt, August (1696-1761): Maler von Schlachtenbildern 112, 126 Queverdo, François-Marie-Isidore (17481797): Französischer Kupferstecher 465 Quinkard/Quinkhard 365 Quiserey: Kunsthändler auf der Reise zwischen Rouen und Paris 646 Rabener, Gottlieb Wilhelm (1714-1770): Satirischer Schriftsteller 406, 440, 450 Racine, Jean (1639-1699): Schriftsteller 285 Raffael/Raphael (1483-1520): Maler 133, 137, 161, 184, 225-227, 232, 252, 304, 412, 472

758 Ramey, Claude (1754-1838): Bildhauer aus Dijon 618-619 Rammler, Karl Wilhelm (1725-1798): Dichter 621 Raspe 580 Reclam, Friedrich (1734-1774): Maler und Radierer 84, 128, 154, 156, 158, 494 Regenfus, Franz Michael: Wissenschaftlicher Schriftsteller 459, 566 Rehn 123 Reiffenstein, Johann Friedrich (17191793): Maler, Stecher, Kunsthändler 245, 255-256 Reifstein, Herr von: Sekretär des Grafen von Lynar in Straßburg 202, 680 Reimer: Preußischer Rat in Ostfriesland 352 Rembrandt (Rijn Titus Rembrandtsz van) (1641-1668): Niederländischer Maler 209-210, 224, 227, 264-265, 292-293, 299-300, 328, 390, 395, 402, 404-405, 418, 442, 453, 494, 543-544, 637, 685 Remmi: Buchhändler in Paris 474 Renaud: Bildhauer in Dijon 618 Reni, Guido (auf Französisch Le Guide genannt) (1575-1642): Italienischer Maler 474 Reselle: Kunsthändler in Dresden 318 Resler: Bankier in Dresden 265 Respani, Alexander Joseph Comte de: Kondirektor der Akademie zu Mecheln 611 Reuch: Buchhändler 397 Revilly: Wirtin von Jean Jacques de Boissieu 256 Reynolds/Reinolds/Reinhold, Sir Joshua (1723-1792): Maler 428, 581 Ribard 653-655, 659 Ribienus: Autor 76 Ricci: Italienischer Maler 112 Richard 451, 545 Richter, Johann Thomas (1728-1773): Kunstsammler 171, 302, 318, 387, 407, 409, 423, 450, 482, 529-530 Ridinger: Kupferstecherfamilie in Augsburg 109, 112, 131, 181, 185, 376, 486, 499, 512 Riedel von 585 Riederer: Pariser Bankier 78, 263, 292, 299, 329, 334, 342, 388, 395, 401, 404405, 442—443, 446, 453, 483-484

Namenregister

Rigaud, Hyacinthe (1659-1743): Maler 63, 74, 78, 109, 112, 161, 181, 195, 220, 260, 285, 300, 497 Rilliet: Pariser Bankier 633 Ringli/Ringgli, Gotthard (1575-1635): Maler und Radierer 318 Ritter, Erasmus (1726-1805): Architekt in Bern 473, 565 Rivier/Rivière: Gesandtschaftssekretär 379, 502, 529 Rode/Rhode, Christian Bernhard (17251797): Historienmaler und Radierer 77-78, 83-84, 92, 292, 343, 388, 404, 443, 483, 534, 540, 680 Rodes: Englischer Kunstliebhaber 525 Roeger 657 Rogler 586, 602 Rogmann/Roghmann, Roland (1620— 1686): Landschaftsmaler und Radierer 244 Rohle: Dichter 424 Röhnel 270 Rolland: Kunsthändler in Amiens 327 Romano, Giulio (auf französisch Jules Romains genannt) (1492-1546): Maler 137 Romswinkel 637 Rönckendorff: Hamburger Kaufmann 454 Rooker, Michael (1743-1801): Architektur und Landschaftsmaler und Kupferstecher 418 Roos/Rosa/Rose: Malerfamilie (17. und 18. Jahrhundert) 244,280,358-359, 363, 375, 487, 505, 511-513, 516, 564, 579 Rosenberg: Augenarzt in London 580581 Rosenstiel 578, 582 Rösler/Röhsler: Bankier in Dresden 270, 389 Rosselin, Gilles: Geschäftspartner von Ridinger in Paris 244, 395 Rosslin: Französischer Kupferstecher in Wien 385 Rotanzi: Kupferstichsammler 280 Rothenheimer 244 Rottenbourg Comte de: Adliger in Berlin 74 Rousseau, Jean-François (um 1750 geb.): Kupferstecher 504, 505, 507 Rousseau, Jean-Jacques (17121778) 300, 418 Roux 182

Namenregister

Rubens, Pierre-Paul (1577-1640) 96, 137, 224, 228, 252, 282-283, 287, 298, 300, 302, 328, 341, 384, 396, 402, 474, 484, 510, 544, 548, 585, 610, 684 Rugendas, Georg Philipp I (1666-1742): Schlachtenmaler 60, 112, 174-175, 181, 486 Ruisdael, Jacob van (1628-1682): Landschaftsmaler 505, 510, 612, 605 Rusca, Cav. Carlo Francesco (1696— 1769): Bildnismaler 132, 160 Ryhiner/Rysiner, Emmanuel (1704-1790): Kunstliebhaber aus Basel 109,111, 160 Ryland, William Wynne (1732-1783): Londoner Kupferstecher 644, 649 Ryse G. 554 Sabatier, Antoine (1742-1817): Französischer Schriftsteller 407 Sadeler, Jan I (1550-1600): Kupferstecher 248, 574 Saftleven 206 Saint-Florentin, Louis Philypeaux comte de (1705-1777): Französischer Diplomat 87, 182, 211, 225, 249, 289, 298, 345, 390, 462, 463, 574, 575 Saint-Non/Saint-Nom, Abbé Jean Claude Richard de (1727-1791): Schriftsteller und Kunstdilettant 172, 194, 349, 431, 514, 549, 590-592, 632 Saint-Sauveur, Monsieur de 238, Salimbeni: Italienische Malerfamilie 88 Saly, Jacques-François-Joseph (17 Π Ι 776): Bildhauer 98, 351, 685 Sammetbreughel, Jan Bruegel d. À (1568— 1625): Maler 546 Sandby, Paul (1725-1809): Englischer Maler 418 Sandoz-Rollin, David Alphonse Baron de (1740-1809): Preußischer Gesandter in Madrid 661,665 Sandrart (1606-1688), Joachim von: Maler, Radierer und Kunsthistoriker 358, 469 Sarrabat 181 Sauvage, Piat Joseph (1744-1818): Maler 629 Savart, Pierre (1737-?): Kupferstecher in Paris 509 Schalcken, Gottfried (1634-1706): Niederländischer Maler 310, 400, 452 Schega/Schiga, Franz Andreas (17111787): Medailleur 415, 469-470, 578

759

Schenau/Schönau, Johann Eleazar (17341806): Maler und Radierer, Direktor der Dresdner Akademie 349, 430, 463-464, 510, 513-514, 603, 645, 648 Schepping 621 Scheuchler 422 Schidon, Bartolomeo (1570-1615): Maler 231, 232 Schlabrendorff/Schlabbrendorf, Ludwig Friedrich Wilhelm Freiherr (17431803): Oberlandbaudirektor in Schlesien 338, 615-616 Schlegel, Johann Heinrich (1726-1780): Historiker in Kopenhagen 351 Schleicher 238 Schlözer, August Ludwig (1735-1809): Geschichtsprofessor in Göttingen 528 Schlucht: Hofbaumeister 571 Schlutter/Schlüter 388 Schmidt/Schmid, Georg Friedrich (17121775): Kupferstecher und Maler 71, 108, 295, 324, 354, 435, 486, 499, 540, 543-544, 550, 552-553, 566, 678 Schmutzer/Schmuzer, Jakob Matthias (1733-1811): Direktor der Akademie in Wien 370, 374, 380, 396, 404, 452, 497, 499, 521, 563 Schneyer 73 Schoenaich, Christoph Otto Freiherr von: Dichter 449 Schönberg, Herr von 423, 431, 463 Schönfeld: Gesandter in Dresden 620 Schöpflin, Johann Daniel (1694-1774): Elsässischer Historiker 538 Schrapp/Schropp: Augsburger Kupferstichhändler 243, 281 Schröder: Schauspieler 593 Schuldheis/Schultheis 372-373, 412 Schulenburg, Graf von: Kunstsammler 431 Schultze/Schulz, Christian Gottfried (1749-1819): Kupferstecher 351, 358, 513, 600, 634 Schumacher: Kanzleisekretär in Kopenhagen 458 Schuppen, Jacob van (1670-1751): Maler und Porträtist 126 Schütze: Dänischer Legationsrat 466, 476, 489 Schuveneck 209 Schuwalow: Russischer Kammerherr in Paris 621-623

760 Schüz/Schütz, Christian Georg 1(17181791): Maler und Radierer in Frankfurt 505, 565 Schwaben/Schwab, Caspar (geb. 1727): Kupferstecher, Schüler von Wille 392 Schwalbe 616 Schwanfeld 512 Schwarz 386, 397-398, 405, 416, 422, 425, 440 Schwarzenberg, Fürst von: Protektor des Malers Gran 112 Seekatz, Johann Conrad (1719-1768): Maler 162, 191, 216 Seiz: Leutnant aus Koblenz 670 Sellius, Gottfried: Rechtsgelehrter und Übersetzer 173 Servandone, Giovanni Nicolo (1695— 1766): Architekt und Bühnenmaler 685 Seuler, J. G.: Adoptivsohn Ridingers, Kupferstecher 73 Shakespeare, William (1564-1616) 502, Silvestre/Sylvestre/Silvestern: Malerfamilie 123, 210, 268 Simonneau, Philippe (geb. 1685): Kupferstecher 152 Sledge: Londoner Wirtin 527 Smit, Jan (1. Hälfte des 18. Jahrhunderts): Zeichner und Kupferstecher in Amsterdam 181, 294 Smith, Jean Raphaël (1740-1811): Englischer Kupferstecher 231-232 Snyders, Frans (1579-1657): Tier- und Stillebenmaler 474 Solimena, Francesco (1657-1747): Maler und Architekt 112 Sorbiere 513 Soubeyran, Pierre (1709-1775): Zeichner und Kupferstecher 64 Soutman, Pieter Claesz (gest. 1657): Bildnis- und Figurenmaler, Radierer und Verleger 252 Spaendonck, Gerard van (1746-1822): Maler 610-612 Spahn 480, 493 Speck, Friedrich August (geb. 1747 in Dresden): Maler und Kupferstecher 358 Spiere/Spierre, François (1639-1681): Maler und Kupferstecher 225 Spillman von 585 Splittgerber 388, 395, 402 Spranger, Bartholomaeus (1546-1611): Maler und Radierer 248

Namenregister

Steen, G. (1626-1678): Maler 474 Stein, Fräulein von: Spätere Frau des Grafen von Werthern 478, 479, 515 Steinbock: General 175 Steiner, Johann Conrad (1757-1818): Maler aus Winterthur 628 Steinhauer, Wilhelm: Leipziger Kaufmann 424, 428-429 Stengel von: Mannheimer Hofgerichtsrat 485-486 Stenzel: Maler 358 Stettier, Wilhelm (1643-1708): Maler aus der Schweiz 175 Stölzel 513 Stosch-Muzell, Heinrich Wilhelm Muzell, genannt Baron Stosch (1723-1782): Freund Winckelmanns 226, 620 Strahlborn: Kaufmann in Sankt Petersburg 299-300, 309, 311, 317, 328, 342 Strange, Robert (1721-1792): Kupferstecher in London 284, 295, 367, 373, 411-412, 550, 557 Sturz/Sturtz, Helfrich Peter (1736-1779): Schriftsteller und Diplomat 351, 444, 454, 587 Sulzer, Johann Georg (1720-1779): Philosoph und Pädagoge 493, 501, 548 Surugue/Suruge, Louis de (um 1686— 1762): Kupferstecher 66, 75, 78, 160, 685 Tardieu, Jacques-Nicolas (1716-1791): Kupferstecher in Paris 312, 584, 589, 594, 596, 610 Teintoret/Tintoretto, Domenico (15601635): Maler 685 Tempesta, Pieter Mulier (1637-1701): Maler 122, 233 Tenier/Teniers/Tenniers, David II (16101690): Flämischer Maler 164, 224, 282-283, 357, 394, 474, 510, 685 Ter Borch/Terburg/Terbourg, Gerard (geb. 1617): Holländischer Genremaler 345, 557, 638 Tessari: Kaufleute aus Lüttich und Augsburg Tessin, Nicodemus der J., Graf von (1654-1728): Baumeister Teucher/Teicher, Johann Christoph (geb. 1715): Kupferstecher in Paris, dann in Petersburg 92, 293 Thellusson: Bankier 388, 395, 396, 404, 434

Namenregister

Thevenard 78 Thiele, Alexander (1685-1752): Landschaftsmaler und Radierer 172, 234, 615 Thiereck, Baron de 415 Thomson 221 Thümmel, Moritz August von (1738— 1817): Schriftsteller 520 Tillard/Tilliard, Jean Baptiste (17401813): Kupferstecher und Kupferstichverleger in Paris 482 Tizian/Titian (1489-1576): Maler 232, 252, 302, 472 Tocqué/Toqué, Louis (1696-1772): Pariser Bildnismaler 63, 64, 249, 496-497, 566 Tourtton/Tourton/Tourthon: Bankier 72, 257 Toussaint 501 Trautmann, Johann Georg (1713-1769): Maler und Radierer 192 Tremblin/Tramblin, Charles André: Maler in Paris, Wien und Petersburg 263 Trevisani, Francesco (1656-1746): Maler 112 Troger, Paul (1698-1762): Maler und Radierer 112,215 Tronchin 295, 418 Troschel: Hofrat in Berlin 443 Turgot, Anne Robert Jacques (17271781): Französischer Staatsmann 549, 579 Turnèbe/Turnebus, Adrien (1512-1565): Drucker 156 Turner: Englischer Kaufmann in Holland 475 Tuscher, Marcus (1705-1751): Maler und Kupferstecher in Kopenhagen 324 Umbach, Jonas (1624-1693): Maler, Zeichner, Radierer 497 Usteri/Ustery/Ustri, Johann Martin (1738-1790), Leonhard (1741-1789) und Paul (1746-1814): Kunstliebhaber aus der Schweiz 181, 184, 227, 231232, 249, 273, 417, 498 Uz, Johann Peter (1720-1796): Dichter 424, 429, 621 Valadier 635-636 Valentinois Kardinal 302

761 Van Dyck/Vandyck, Anton (1559-1641): Maler und Radierer 224, 228, 399, 557, 684 Vangoyen/Van Goyen, Jan Josephsz (1596-1556): Holländischer Landschaftsmaler und Zeichner 287, 605 Vanloo/Van Loo, Carle: Malerfamilie 80, 87, 250, 303, 351, 372, 384, 395396, 404, 442, 452, 484, 566 Vauguion Duc de la: Spanischer Adeliger in Paris 666, 667 Velden F. J. van den: Kaufmann 475 Vence/Vensse Comte de: Feldmarschall der französischen Armee 103, 141, 172, 209 Verhelst Egid/Gilles (1733-1818), Ignaz (1729-1792): Augsburger Kupferstecher 571-572 Verkolie/Verkolje Jan (1650-1693) und Nicolaas (1673-1746): Maler und Schabkünstler 322 Vermeyer, Jan Cornelisz (1500-1559): Maler 553 Vernet, Joseph (1714-1789): Landschaftsund Marinemaler 418, 566, 596 Verrier: Pariser Kunsthändler 655, 660 Versuch: Maler 467 Vicedome, Comtesse de 619, 620 Vien/Wien, Joseph Marie (1716-1809): Historienmaler und Radierer 353, 368, 566 Vigneul 662 Vischer, Cornelius/Corneille (1619-1662): Kupferstecher und Bildniszeichner 224, 238, 252, 263, 328, 552 Vivares, François (1709-1780): Zeichner und Kupferstecher 284, 294 Voitus: Preussischer Chirurg 539 Volkmann, Johann Jakob (1732-1803): Schriftsteller und Übersetzer in Paris und Leipzig 318, 407, 429, 451 Voltaire, Marie François Arouet, genannt (1694-1778): Schriftsteller 205, 252, 406-407, 440, 621 Vouet, Simon (1590-1649): Pariser Maler 282, 283 Wächter 187, 198 Wächtler, Jacob Emmanuel: Bearbeiter der deutschen Artikel im Journal Etranger 104, 106, 157, 168 Wagner, Johann Jakob (1710-1797): Miniatur-und Porzellanmaler 510, 648

762 Wagner, Maria Dorothea (1719-1792): Malerin in Meißen 382 Wallmoden: Maler 616 Waser/Wasser, Anne (1678-1714): Maler aus der Schweiz 176, 189 Washington, George (1732-1799): Amerikanischer Staatsmann 640 Wasserschieben/Wassersleben, Joachim (1709-1787): Dänischer Konferenzrat 461 Watelet/Wattelet, Claude-Henri (17181786): Kunstdilettant, Schriftsteller und Kunstsammler 143, 172, 397, 415-416, 431, 434, 529 Waterlo, Anthonie (1610-1690): Maler 360 Watteau/Vatteaux, Antoine (1684-1721): Französischer Maler 57, 108, 221 Webber/Weber, John (1751-1793): Schweizer Zeichner 472 Weirotter/Weyrotter, Franz Edmund (1730-1771): Landschaftsmaler, Zeichner und Radierer 313-314, 316, 318, 327, 344, 346, 349, 392, 403-404, 497, 563, 570 Weis Junker 197, 199 Weisbrod/Weisbrodt/Weisbroodt, Carl Wilhelm (1743-1806): Zeichner und Radierer 490, 542, 560, 565, 581, 623624, 634, 639-640, 645, 649, 664 Weisse, Christian Felix (1726-1804): Schrifsteller 366, 372, 384, 386, 398, 407, 423, 428, 450, 524 Werdmüller/Wertmüller, Johann Rudolf (1639-1668): Maler und Modelleur 142, 188-189 Werenfels, Rodolf (1629-1673): Schweizer Maler Werff/Verfft, Chevalier van der 480, 499 Werfft, Adriaen van der (1659-1727) und Pieter (1665-1722): Maler 480, 499 Werner, Joseph II (1637-1710): Maler 142 Werthern/Werther, Jakob Friedemann Graf von (1739-1806): Kursächsischer Gesandter 465, 516, 602 Wideweldt, Jean (geb 1751): Dänischer Bildhauer 444

Namenregister

Wieland, Christoph Martin (1733-1813): Schriftsteller 184, 199, 337, 368, 425, 429, 502, 513, 516, 546, 681 Willmann, Michael Lukas Leopold (1630-1706): Niederländischer Maler und Radierer 140 Winckelmann, Johann Joachim (17171768): Deutscher Schriftsteller 104, 107, 344, 406, 426^27, 446, 446, 456, 499, 586, 602, 615-616, 620, 635, 680 Winckler, Gottfried: Ratsherr und Bankier in Leipzig 326, 358, 384, 387, 397, 405, 423, 436, 480, 513, 615 Winslow 64 Wirsing, Adam Ludwig (1733-1797): Kupferstecher und Verleger 376 Wolff 91, 364, 558 Wollet: Kupferstecher 284, 294 Wolter de 415 Wouwerman, Philips (1619-1668): Maler 126, 224, 389, 552 Wroczinski/Wronsczinsky: Polnischer Maler und Wille-Schüler 488 Wynants/Wijnants, Jan (1630-1684): Landschaftsmaler 605 Ykens, Frans (1601-1693): Blumen- und Stillebenmaler 564 Zachariä, Gotthilf Traugott (7-1777): Gelehrter 406 Zeman/Zeeman (eigentlich Nooms) (1623-1667): Marinemaler und Radierer 271 Zest 64 Zingg/Zinck, Adrian (1734-1816): Zeichner und Kupferstecher 205, 247, 276, 281, 285, 295, 315-316, 339, 349350, 358-360, 364, 373, 376, 380, 386, 416, 420-421, 427, 434, 450, 481, 486, 493, 510, 511-513, 521, 563, 620, 628, 645, 648 Zoffany/Zofany, Johann Joseph (17531810): Maler in London 376,527,585, 598 Zolikofer/Zollicoffer 407, 608 Zuccaro, Taddeo (1529-1566): Italienischer Maler 252 Zucchi, Lorenzo (1704-1779): Kupferstecher 358