Biographisches Lexikon zur Geschichte der Demographie: Personen des bevölkerungswissenschaftlichen Denkens im deutschsprachigen Raum vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Hrsg. von Harald Michel [1 ed.] 9783428522361, 9783428122363

Die vorliegende Publikation stellt einen biographisch orientierten Beitrag zu einer Disziplingeschichte der Bevölkerungs

188 45 1MB

German Pages 332 Year 2007

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Biographisches Lexikon zur Geschichte der Demographie: Personen des bevölkerungswissenschaftlichen Denkens im deutschsprachigen Raum vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Hrsg. von Harald Michel [1 ed.]
 9783428522361, 9783428122363

Citation preview

RALPH-JÜRGEN LISCHKE

Biographisches Lexikon zur Geschichte der Demographie Herausgegeben von Harald Michel

asdfghjk Duncker & Humblot · Berlin

HARALD MICHEL (Hrsg.)

Biographisches Lexikon zur Geschichte der Demographie

RALPH-JÜRGEN LISCHKE

Biographisches Lexikon zur Geschichte der Demographie Personen des bevölkerungswissenschaftlichen Denkens im deutschsprachigen Raum vom 16. bis zum 20. Jahrhundert

Herausgegeben von Harald Michel

asdfghjk Duncker & Humblot · Berlin

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten # 2007 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fotoprint: Berliner Buchdruckerei Union GmH, Berlin Printed in Germany ISBN 978-3-428-12236-3 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier ∞ entsprechend ISO 9706 *

Internet: http://www.duncker-humblot.de

Vorwort Die vorliegende Publikation stellt einen biographisch orientierten Beitrag zu einer Disziplingeschichte der Bevölkerungswissenschaft in Deutschland dar. Anhand von etwa 450 Biographien von Persönlichkeiten aus dem deutschsprachigen Raum, die das bevölkerungswissenschaftliche Denken und die praktische Umsetzung diesbezüglicher Erkenntnisse in der Gesellschaft maßgeblich geprägt haben, werden die disziplinäre Vielfalt sowie die unterschiedlichen methodischen und theoretischen Konzepte der Bevölkerungswissenschaft in ihrem jeweiligen zeitgeschichtlichen Kontext sichtbar. Dabei kann es nicht Ziel des Lexikons sein, die Geschichte der Bevölkerungswissenschaft im deutschsprachigen Raum von ihren Anfängen bis zur Gegenwart darzustellen. Das bleibt weiterhin ein Desiderat der wissenschaftshistorischen Forschung. Zwar gibt es eine Reihe instruktiver Überblicksdarstellungen zur Geschichte der Bevölkerungswissenschaft, aber eine allgemeine Disziplingeschichte wie auch eine spezielle disziplingenetische Darstellung für den deutschsprachigen Raum stehen noch aus.1 Das Lexikon umfaßt Biographien vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Berücksichtigt wurden dabei neben verstorbenen Persönlichkeiten, nur solche die vor 1915 geboren wurden und deren wissenschaftliche Biographie als im wesentlichen abgeschlossen gelten kann. Die einzelnen Artikel vermitteln neben einer kurzen Vita, vor allem zum wissenschaftlichen Werdegang, einen Überblick zu demographierelevanten Publikationen und der entsprechenden biographischen Literatur über den Autor. Trotz intensiver Recherche konnten nicht für alle Personen relevante biographische Daten, insbesondere Geburts- und Sterbedaten ermittelt werden. Für ___________ 1

Vgl. Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 4. Aufl.; Bd. 2, Jena 1924, S. 633– 825; Mombert, Paul: Bevölkerungslehre, Jena 1929; v. Ungern-Sternberg, R.; Schubnell, Hermann: Grundriß der Bevölkerungswissenschaft (Demographie), Stuttgart 1950; Schmid, Josef: Einführung in die Bevölkerungssoziologie, Reinbek 1976; vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998; Lischke, RalphJürgen; Michel, Harald: Zur Entwicklung der Bevölkerungswissenschaft im deutschsprachigen Raum von den Anfängen bis 1945. In: Statistische Monatsschrift 3, Berlin 2001.

2

Vorwort

diesbezügliche Hinweise sowie Ergänzungen und Korrekturen sind Herausgeber und Autor jederzeit dankbar. Dem Lexikon ist eine Einleitung vorangestellt, die zum besseren Verständnis und zur historischen Einordnung der Persönlichkeiten in die wichtigsten Entwicklungsphasen der Bevölkerungswissenschaft in Deutschland dienen soll, wobei der Schwerpunkt auf der Entwicklung bis 1945 liegt. In der bisherigen Literatur liegen umfassende Biographiensammlungen zur Demographiegeschichte für den deutschsprachigen Raum, insbesondere für den Zeitraum bis 1800, nicht vor. Für neuere Biographien (19./20. Jahrhundert) finden sich umfangreichere Materialsammlungen in dem 1985 erschienenen Dictionary of Demography, wenngleich auch nicht explizit auf den deutschsprachigen Raum bezogen, und in der 1998 von Bernhard vom Brocke vorgelegten Publikation „Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?“ Speziell für Österreich ist 1986 eine Biographiensammlung veröffentlicht worden.2 Im Rahmen des Projektes entwickelten sich zahlreiche Kontakte zu wissenschaftlichen Einrichtungen (Universitäten, Archive) und Statistischen Ämtern sowie einzelnen Persönlichkeiten, die das Anliegen mit Hinweisen, Anregungen und Informationen unterstützten. Ihnen allen sei für die Förderung der vorliegenden Publikation herzlich gedankt. Besonderer Dank gilt dabei folgenden Personen und Institutionen (in alphabetischer Reihenfolge): • • • • • •

Amt für Stadtentwicklung und Statistik Köln Archiv Universität Greifswald Frau Sonja Büchler, Statistikamt Nord (Bibliothek) Bundesamt für Statistik Bern Bundesamt für Statistik Wiesbaden Herrn Dr. Eckhardt, Archiv der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin • Herrn Prof. Heinz Grohmann, Kronberg i. Taunus • Landesarchiv Schleswig-Holstein • Frau Dr. Hildegard Lorenz, Statist. Landesamt Bayern ___________ 2 Helczmanovszki, Heimold/Lebmann, Rosa: Auf dem Gebiete der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher – Eine Biographie und Bibliographie, Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986; vgl. auch: Exner, G./Kytir, J./Pinwinkler, A.: Bevölkerungswissenschaft in Österreich in der Zwischenkriegszeit (1918–1938): Personen, Institutionen, Diskurse, Wien/Köln/Weimar 2004.

Vorwort

• • • • • • • • • • • • • •

3

Herrn Dr. Michael Maaser, Universitätsarchiv Frankfurt/Main Herrn Dr. Andreas Oettel, Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen Sächsisches Staatsarchiv Leipzig Schweizerisches Wirtschaftsarchiv Basel Stadtarchiv Dresden Stadtarchiv Leipzig Stadtarchiv Münster Statistisches Landesamt Berlin (Bibliothek) Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen Herrn Tussing, Statistisches Landesamt Saarland Universität Basel Universität Mainz Universitätsarchiv München Herrn Dr. Wolfgang Weiß, Universität Greifswald

Nicht zuletzt gilt der Dank dem Verlag Duncker & Humblot in Berlin für sein Engagement bei der Veröffentlichung dieser Publikation. Berlin, im Frühjahr 2007

Harald Michel

Einleitung: Zur Entwicklung der Bevo¨lkerungswissenschaft im deutschsprachigen Raum Auch wenn im deutschsprachigen Raum allgemein anerkannt JOHANN PETER SÜSSMILCH (1707–1767) als der eigentliche Begründer einer wissenschaftlichen Bevölkerungslehre gilt, so gibt es doch eine Reihe bedeutsamer Vorläufer des bevölkerungswissenschaftlichen Denkens in Deutschland seit dem 16. Jahrhundert, deren Leistungen im Rahmen einer Disziplingenese berücksichtigt werden sollten. Bis in die Reformationszeit hinein bewegten sich die Anschauungen über die Bevölkerungsfragen ausschließlich im Rahmen der durch die Bibel vorgegebenen christlichen Lehre. Systematisches Wissen über die Bevölkerungsstruktur, statistische Übersichten oder Volkszählungen haben in Deutschland bis einschließlich des Mittelalters praktisch nicht existiert. Erst im 17. Jahrhundert begannen Volk und Bevölkerung ein Objekt der Wissenschaft in ihrer theoretischen Reflexion und der praktischen Politik zu werden, nachdem der Zusammenhang von Wirtschaft und Bevölkerung und seine Bedeutung für Wohlstand und Macht durch die Kameralisten dargestellt wurden. Der absolutistischmerkantilistische Staat hatte die Bevölkerung, den Bürger als Produzenten, Steuerzahler, Verbraucher und Soldaten entdeckt.1 Eine erste Behandlung der Bevölkerungsproblematik im merkantilistischen Sinne im deutschsprachigen Raum ist in den drei sächsischen Münzschriften über den Münzstreit der sächsischen Albertiner und Ernestiner aus dem Jahre 1530 zu finden. Darin sind bereits die merkantilistischen Grundgedanken über die Bevölkerung als Grundlage eines blühenden Staates enthalten, wenn es u. a. heißt: „Denn wo viel Menschen da sind, da findet sich Absatz für die Waren, da kann der Adel aus seiner Viehzucht Gewinn ziehen, die Fische aus seinen Teichen verwerten, Weizen, Korn, Gerste und Hafer zu befriedigendem Preise verkaufen, da bekommt sein Holz, Stroh und Heu rechten Wert. Der Bürger kann sein Bier verschenken, kann sein Tuch, seine Röcke und Schuhe, Hufeisen, Schlösser, Bänder, Sporen, Schwerter, Messer, Gürtel, Beutel, Taschen, Truhen, Kästen, Fässer und Fäßchen an den Mann bringen für gutes Geld. Es können 1

Vgl. Cromm, Jürgen: Familienbildung in Deutschland, Opladen/Wiesbaden 1998.

6

Einleitung

auch Bäcker und Fleischer und alle anderen Handwerker ihr Gewerbe mit größerem Vorteil betreiben, und der Bauer seinen Acker mit mehr Erfolg nutzen. All diesen Segen verdanken wir der Menge der Menschen, welche um des Handels und des Bergbaus willen, in Anbetracht des hier herrschenden Friedens und der guten Münzzustände in diese Lande strömen.“2 Ihren bedeutsamsten Ausdruck fanden die bevölkerungspolitischen Ansichten in dieser Zeit in LUTHERS (1483–1546) Predigten vom Ehestand und ehelichen Leben. Darin plädiert er u. a. für eine frühe Heirat der Geschlechter und äußert sich optimistisch über die Volksvermehrung, indem er betont: „Gott macht Kinder, der wird sie auch wohl ernähren.“3 Daß auch in der damaligen Zeit die Möglichkeit und Gefahr einer Übervölkerung diskutiert wurde, geht aus dem Werk von SEBASTIAN FRANCK VON WÖRD (1499–1542) hervor, der in seiner Germaniae Chronicon (1538) feststellte: „... wo nit Gott den Krieg scheidet, und ein sterbend drein kompt, das wir wider einmal, ... wie die Zigeuner andere Land zu suchen, müssen ausziehen, ... und glaub sicher ..., wollten wir teutschen wol gerathen, und ganz Ungerland, so es uns Gott gebe, mit teutschen Volk besetzen, solts dennoch Teutschland kaum ansehn.“4 Mit der im Reformationszeitalter beginnenden Herausbildung frühmoderner Staaten, der Internationalisierung des Handels durch die weltweite Eroberung von Kolonien und der damit verbundenen allmählichen Veränderung der Wirtschaftsstrukturen kam es zur Ausbildung neuer ökonomischer Denkweisen, die auch erstmals bevölkerungspolitische und theoretische Ansätze enthielten. Die Vertreter dieser neuen, merkantilistischen Denkrichtung vertraten im wesentlichen die Ideen der Populationistik. Kernpunkt dieser Auffassung ist die Annahme, daß die ständige Vermehrung der Bevölkerung eines Landes dessen Macht und Reichtum immer weiter vergrößern. Im deutschsprachigen Raum sind es vor allem die Kameralisten, zu deren frühesten Vertretern MELCHIOR VON OSSE (1506–1557) und GEORG OBRECHT (1547 – 1612) zählen, die in dieser Richtung argumentieren. Letzterer erhebt in seiner Schrift – Fünff unterschiedliche Secreta Politicaie (Straßburg 1619) die Forderung nach einer modernen Bevölkerungsstatistik, wenn er feststellt: „... dass wir alle Jahr, und fast zu jederzeit, gewisse, unfehlbare Nachrichtung haben mögen, wie es mit allen unseren Unterthanen Jungen und Alten, Reichen und Armen, an allen Orthen unserer Obrigkeit und Landen, und also 2

Lotz, W. (Hrsg.): Die Flugschriften über den Münzstreit der sächsischen Albertiner und Ernestiner um 1530, Leipzig 1893, S. 6. 3 Luthers sämtliche Schriften, hrsg. v. Walch, J. G., 10. Bd., Halle 1744. S 742. 4 Franck von Wörd, Sebastian: Germaniae Chronicon, Augsburg 1538, S. 6 (Vorrede).

Einleitung

7

wie es glücksam mit unserer gantzen Policey, und allen derselben Gluderen bewant, und wie sie ... vor ihrem Undergang zu verwahren, und im bestendigen Wesen zu erhalten seyn.“5 Ausgebaut wird dieser Gedanke im Werk von HERMANN CONRING (1606– 1681), dem Begründer der deutschen Universitätsstatistik, der am Beginn der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Bevölkerung und den Bevölkerungsverhältnissen steht. Er betont erstmals die Notwendigkeit der Ermittlung der Volkszahl und der Stärke einzelner Bevölkerungsgruppen und formuliert dies als eine wichtige Aufgabe des Staates. So stellt er in seinem Thesaurus totius orbis quadripartitus (1675) fest: „Es gehört zum Verständnis der Menschen, daß wir ihre Zahl oder ihre Menge kennen; es geht den Staat sehr viel an, ob die Zahl seiner Bürger groß oder klein ist.“6 CONRINGS Vorschläge zur Eheförderung, den Auswanderungsverboten, den steuerlichen Anreizen für Einwanderer oder die Aufforderung zu religiöser Toleranz beinhalten bereits das wesentliche Instrumentarium des merkantilistischen Populationismus. Bevölkerungspolitische Überlegungen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts werden nicht zuletzt durch die demographischen Folgen des Dreißigjährigen Krieges beeinflußt. Dies zeigt sich auch im Werk von VEIT LUDWIG VON SECKENDORFF (1626– 1692). Er formuliert in seinem Fürstenstaat (1656) die Maxime der kameralistischen Politik, die in der Hebung der Volkszahl besteht, und sieht als Maßnahmen zu deren Realisierung u. a. die Förderung des Ehestandes, die Fürsorge und Erziehung elternloser Kinder und die Sicherung einer ausreichenden Ernährung aller Einwohner an. Ähnliche Überlegungen finden sich bei JOHANN JOACHIM BECHER (1635–1682), der in seinem politischen Diskurs über die Bevölkerungszunahme und -abnahme (1668) feststellt: „... je volckreicher also eine Stadt ist, je mächtiger ist sie auch; derohalben leichtlich zu erachten, daß die vornehmste Staats-Regul, oder maxima eine Stadt der Lands seyn soll, Volckreiche Nahrung; ...“7 An anderer Stelle hebt BECHER den Zusammenhang zwischen Bevölkerung und ihren Subsistenzmitteln hervor und führt aus: „... in einer populosen Stadt ist leichter, als in einem deserten Ort sich zu ernehren, in deme ein Mensch von dem anderen lebet, wie hierinnen alle grosse Städte ein Exempel seyend, ... durch solche populirung wird auch jedem ein Mittel gegeben, sich besser zu ernehren, wo dann dieses fundament einmahl hafftet, da laufft weit und breit alle zu, und verstärkt sich die populirung, durch diese die leicht Nahrung, und durch solche der Zulauff der Menschen, hierdurch aber 5

Obrecht, G.: Eine sondere Policey Ordnung, und Constitution, durch welche ein jeder Magistratus vermittels besonderen angestellten Deputaten, jederzeit in seiner Regierung, eine gewisse Nachricht haben mag, Straßburg 1619, S. 189. 6 Conring, Hermann: Thesaurus totius orbis quadripartitus, (1675). 7 Becher, J. J.: Politischer Diskurs, Frankfurt 1688, S. 2.

8

Einleitung

wiederumb die populirung gleichsamb in einem ewigen beständigen Circul, wie solches an London, Pariss, Amsterdam und dergleichen Orten mehr zu sehn, die durch diese Mittel täglich und sichtlich zunehmen“.8 BECHERS Schwager PHILIPP WILHELM VON HORNIGK (1638–1712) legte in seinem Hauptwerk „Österreich über alles, wann es nur will“ (1685) ebenso wie LEIBNIZ (1646–1716), der betonte, daß „die Nahrhaftigkeit eines Landes in menge der leute vornehmlich bestehe“ großen Wert auf eine dichte Bevölkerung.9 Auch J. GEORG LEIB (1670–1727) sieht den Zusammenhang zwischen Unterhaltsmitteln und Bevölkerung, wenn er feststellt, „denn ist im Lande Nahrung und Geld, so folgen die übrigen Professionen und Unterthanen von selbsten“.10 Allen diesen Denkern ist also die wechselseitige Beziehung zwischen Bevölkerung und Produktion bewußt, anders als bei den eigentlichen „Populationisten“, die vor dem Hintergrund eines weit verbreiteten Dekadenzglaubens, der Annahme einer seit dem Altertum sich vollziehenden stetigen Bevölkerungsabnahme, argumentieren. Ein Vertreter dieser Auffassung ist THEODOR LUDWIG LAU (1670–1740), der entschieden für eine dichte Bevölkerung mit dem Grundsatz: „In der Menge des Volcks wurzelt sich die Macht und Reichthum eines Staates“ plädierte.11 Ihm ging es dabei weniger um das Vorhandensein von Unterhaltsmitteln, denn die Bevölkerung wachse „von allein“, als vielmehr um das Schwinden von (militärischer) Macht. Zu seinen bevölkerungspolitischen Vorschlägen zählen u. a. die Einführung der aus dem Orient bekannten Polygamie, und da solches kaum zu realisieren sei, schlägt er zeitiges und öfteres Heiraten, baldige Veränderung des Witwenstandes und als Anreiz hierfür Geld und Privilegien vor. Auch fügt er hinzu, daß ein natürlicher Bevölkerungszuwachs durch Verringerung der Sterblichkeit gefördert werden kann, wodurch die Bekämpfung von Versorgungsengpässen und Epidemien Aufnahme in das kameralistisch-bevölkerungspolitische Instrumentarium findet. Diese Ideen wurden im weiteren Verlauf des 18. Jahrhunderts von deutschen Nationalökonomen fortgeführt. Neben der mehr deskriptiven bevölkerungswissenschaftlichen und -politischen Orientierung des Kameralismus gibt es in Deutschland bis zum Ende des 17. Jahrhunderts kaum Ansätze einer quantitativen, bevölkerungsstatistischen Erfassung demographischer Prozesse, vergleichbar mit der sich in England entwickelnden politischen Arithmetik, die durch GRAUNT (1620–1674) und PETTY 8

Ebd., S. 372. Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1924, S. 747. 10 Ebd., S. 748. 11 Lau, Th. L.: Aufrichtiger Vorschlag: Von glücklicher, vorteilhaftiger, beständiger Einrichtung der Intraden: und Einkunfften: der Souverainen: und ihrer Unterthanen, Franckfurth am Mayn 1719, S. 5. 9

Einleitung

9

(1623–1687) begründet wurde. Ein früher Vertreter dieser bevölkerungsstatistischen Richtung in Deutschland ist der Breslauer Theologe CASPAR NEUMANN (1648–1715). Aus physikotheologischen Überlegungen heraus befaßte er sich mit der Sammlung und dem Vergleich demographischer Daten zu Geburts- und Sterbefällen in seiner Heimatstadt und veröffentlichte 1689 eine Schrift „Reflexiones über Leben und Tod bei denen in Breslau Geborenen und Gestorbenen“, die er an LEIBNIZ übersandte und die zur Grundlage für die von EDMOND HALLEY (1656–1742) 1693 publizierten Sterbetafeln wurde. NEUMANN ist damit als ein wichtiger Vorläufer des bedeutenden Systematikers und eigentlichen Begründers der wissenschaftlichen Bevölkerungsstatistik J. P. SÜSSMILCH (1707–1767) anzusehen. Nicht zuletzt war es ein Schüler NEUMANNS, der Arzt J. CH. KUNDMANN (1684–1751), der als erster in Deutschland die Medizinalstatistik komparativ betrieb, indem er Geburts- und Sterbedaten verschiedener Städte, u. a. auch die Berliner Listen von D. GOHL (1665–1731), verglich. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen, die er in den „Reflexiones über die Krankheits- und TodtenListen mit Medicinischen Anmerckungen“ (1737) zusammenfaßte, wurden von SÜSSMILCH in seinem für die Medizin- und Bevölkerungsstatistik grundlegenden Werk „Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung desselben erwiesen“ (1741) verwendet. Mit dieser Arbeit, die er dem preußischen König FRIEDRICH II. (1712–1786) widmet, steht SÜSSMILCH am Beginn einer wissenschaftlichen Demographie. Er versuchte, im Sinne eines „biometrischen Gottesbeweises“, durch den Nachweis der Konstanz massenstatistischer Merkmale der Bevölkerung als Ausdruck des Willens Gottes dessen Existenz zu beweisen.12 Für ihn stand fest, „daß in der Menge der Einwohner, die ein Land zu fassen und zu ernähren vermögend sei, die Glückseligkeit eines Staates bestehe; daß sie, wenn sie recht gebraucht werden, der Grund der Macht und der Quell des Reichtums seien“.13 SÜSSMILCH stützte seine Aussagen durch von ihm zusammengetragene statistische Erhebungen über Geburten, Heiraten, Tod und die Bevölkerungsstruktur. Seine Methode basiert darauf, die einzelnen Faktoren des Bevölkerungsprozesses, also Geburtlichkeit, Heiratshäufigkeit, Sterblichkeit, Verhältnis der Geschlechter, Sterbeordnung, Kinderzahl, Geburtenüberschuß einzeln zu betrachten, ihre unterschiedlichen Ursachen darzulegen und dann in ihren Beziehungen zu untersuchen.

12 Vgl. Michel, Harald: Der Bevölkerungsgedanke im Zeitalter des Merkantilismus, IFAD-Edition, Historische Reihe, Berlin 1994, S. 20. 13 Ebd., S. 21.

10

Einleitung

Des weiteren differenziert er nach lokalen, sozialen und geographischen Bevölkerungseinheiten und versucht, aus der Unterscheidung zwischen normalen und abweichenden Verläufen Daten für homogene Bedingungen zu gewinnen.14 Aus der Überzeugung, ... „daß die Vorsorge für die Bevölkerung eines Staates eine notwendige Pflicht aller Regenten sei“, leitet er vier Grundregeln zur Steigerung der Volkszahl ab: 1. Beseitigung alles dessen, was die Eheschließung verhindern oder verzögern könnte, 2. Beseitigung aller Hindernisse der ehelichen Fruchtbarkeit, 3. nützliche Vorsorge für die Erhaltung des Lebens der Untertanen, 4. Verhinderung der Untertanen am Auswandern und, wenn nötig, Beförderung der Einwanderung. Damit umreißt er den klassischen Kanon kameralistischer Bevölkerungspolitik. Diese Auffassungen fanden nicht zuletzt ihren Niederschlag in der bevölkerungspolitischen Praxis eines solchen aufgeklärten absolutistischen Monarchen wie FRIEDRICH II. in Preußen. Anders als bei SÜSSMILCH, der noch einen engen Zusammenhang zwischen Gott und Staat sieht, sind die Argumente von J. H. G. VON JUSTI (1717–1771), eines Kameralisten im Dienste FRIEDRICHS II., ausschließlich ökonomisch begründet. „Wenn man das Hauptaugenmerk des echten Cameralisten“, so stellt er fest, „worauf er bei allen Maßregeln und Anstalten zu sehen hat, in ein Wort fassen wollte, so müßte man durchaus: Bevölkerung! Ausrufen“.15 V. JUSTI geht davon aus, daß ein Land nie zu viele Einwohner haben kann und es darauf ankommt die Volksvermehrung nach Möglichkeit zu fördern. Zwar sieht auch er den Zusammenhang zwischen Bevölkerungswachstum und wirtschaftlicher Entwicklung, wenn er schreibt: „Ein blühender Nahrungsstand befördert die Bevölkerung, weil sich die Menschen dahin wenden, wo es leicht ist, durch Arbeitsamkeit die Bequemlichkeiten des Lebens zu gewinnen. Ebenso befördert die Bevölkerung wieder einen blühenden Nahrungsstand. Denn je mehr Menschen bey einander wohnen, desto stärker ist die Consumtion aller Waaren und desto lebhafter die Circulation.“16 Allerdings räumt V. JUSTI in diesem Wechselverhältnis dem Wachstum der Bevölkerung den Vorrang ein. „So wie sich die Bewohner vermehren, so vermehrt sich auch die Bequemlichkeit

14

Vgl. Cromm, Jürgen: Familienbildung in Deutschland, Opladen, Wiesbaden 1998, S. 33. 15 von Justi, J. H. G.: Gesammelte politische und Finanzschriften über wichtige Gegenstände der Staatskunst, Bd. 3, Kopenhagen 1761, S. 379. 16 von Justi, J. H. G.: Grundsätze der Policeywissenschaft, Göttingen 1756, S. 66.

Einleitung

11

aller anderen Einwohner ... Die Bequemlichkeiten des Lebens entstehen gleichsam von sich selbst, blos durch die Vermehrung der Menschen“. Denn: „Mit der Menge des Volks würden auch die Manufacturen und Fabriken zur Nothdurft und Bequemlichkeit des Landes gleichsam von sich selbst entstehen, ... Hieraus veroffenbaret sich genugsam, daß ein sehr bevölkertes Land auch allemal das reichste ist.“17 Seine Vorstellungen zur Beförderung der Bevölkerungszunahme umfassen einerseits Maßnahmen zur Einwanderung und andererseits zur Erhaltung und Vermehrung der einheimischen Bevölkerung. Bei der Vermehrung bringt er das übliche kameralistische Instrumentarium zum Vorschlag: Einschränkung des Zölibats, Veränderung des Erbrechts, Erhöhung der Zahl der Eheschließungen. Bezüglich der Erhaltung der bestehenden Bevölkerung schenkt er als einer der ersten neben SÜSSMILCH dem Problemkreis „Sterblichkeit“ größere Aufmerksamkeit. Seine Ansichten zielen vor allem auf die Verbesserung der gesundheitlichen und hygienischen Situation der Bevölkerung. Zu den von V. JUSTI vorgesehenen Maßnahmen zählen die Einrichtung einer Verwaltungskommission, als einer Art Gesundheitsamt zur Überwachung der hygienischen Verhältnisse im Land, die Anzeigepflicht für Krankheiten, Kanalisierung und Trinkwasserversorgung der Städte sowie Einführung von Lebensmittelkontrollen. Ebenso sieht er den Schutz vor elementaren Katastrophen, wie Überschwemmungen, als wichtig an. Aus diesen Gründen wendet er sich auch gegen Kriege, ... „worinnen so viel Menschen aufgeopfert werden, und die durch ihre unglücklichen Folgen so sehr zur Verwüstung und Entvölkerung des Landes Anlaß geben.“18 Ähnliche Überlegungen hatten in dieser Zeit auch andere preußische ökonomische Denker. Zu ihnen zählen PHILIPPI, DARJES, VON BIELFELD, VON HESS, VON PFEIFFER und HERTZBERG. Sie alle vertraten populationistische Positionen und waren am Ausbau des Systems der Polizei- und Kameralwissenschaften beteiligt. JOHANN ALBRECHT PHILIPPI (1721–1791) ist davon überzeugt, „... daß derjenige Fürst der reichste sey, der die mehresten Unterthanen unumschränkt beherrscht ... Es gehöret also mit zum Wachsthum eines Landes, daß man alle erlaubten Mittel ergreift, einen Staat immer mehr und mehr zu bevölkern“.19 Im gleichen Sinne schreibt DARJES (1714–1791): „Die Bevölkerung eines Staates ist zwar insgemein das letzte. Sie sollte aber billig das erste seyn, wor-

17 Anaxagora von Occident (J. H. G. v. Justi), Physicalische und politische Betrachtungen über die Erzeugung des Menschen und Bevölkerung der Länder, Smirna (Breslau) 1769, S. 79. 18 von Justi, J. H. G.: Grundsätze der Policeywissenschaft, Göttingen 1756, S. 88. 19 Philippi, J. A.: Die wahren Mittel zur Vergrößerung eines Staats, Berlin 1753, S. 21.

12

Einleitung

auf man bey einer vollständigen Polizey zu sehen hat. Sie ist beynahe die Seele von dem Reichtum der Inwohner und des Staats.“20 Ebensowenig wie die meisten seiner Zeitgenossen glaubt er an die Möglichkeit einer „Überbevölkerung“ und entgegnet auf die Furcht, ein Land möchte zu viele Menschen bekommen: „Ich will es beweisen, dass diese Furcht ohne Grund und der Policey sehr nachteilig sey.“21 Nicht anders urteilt V. BIELFELD (1717–1770) in seinem „Lehrbegriff der Staatskunst“: „Um die Gesellschaft wohl zu erhalten, muß die erste Sorgfalt, auf die Vermehrung und Erhaltung der Anzahl ihrer Glieder gehen. Die wahre Stärke eines Staates besteht in der Menge der Einwohner; und die Staatskunst lehret, durch was für ein Mittel man diesen Zweck erlanget. Das erste und natürlichste ist die Aufmunterung zum Heurathen.“22 Die Sorge, daß ein Staat zu volkreich werden könne, ist für ihn „ein niederträchtiger und abgeschmackter Schluß; weil er unmenschlich und unbegründet ist.“.23 Ausführlich hat sich V. PFEIFFER (1718–1787) mit der Bevölkerungsfrage befaßt. Auch für ihn ist klar, ... „der Grund der Macht, der Dauer, und der inneren Glückseligkeit, liegt in der Vermehr- und Erhaltung gesunder, geschickter, fleißiger und gutgesinnter Menschen“, denn „Menschen sind der größte, der wesentlichste Reichthum eines Staates. Ein Reichthum, der ihn innerhalb seiner Grenzen glücklich, und außerhalb derselben furchtbar machen kann.“24 Allerdings sieht V. PFEIFFER das Problem der Überbevölkerung: „Staaten die wenig Handlung treiben, ein undankbares Erdreich besitzen, in vielen Bedürfnissen von dem guten Willen ihrer Nachbarn abhängen, können allerdings übervölkert werden, müssen folglich ihre Bevölkerung mit den Landesprodukten und übrigen Hülfsmitteln, in ein gutes Verhältnis bringen.“25 Dieses treffe aber am wenigsten auf Deutschland zu, das vielmehr einer fortwährenden Entvölkerung ausgesetzt sei. V. PFEIFFER sieht die Ursachen hierfür im Despotismus „böser Regierungen“, ständigen Kriegen, übermäßigen Abgaben, der Verminderung der Zahl der Ehen, dem bestehenden Erbrecht, der Auswanderung nach den Kolonien und verschiedenen Krankheiten. Zur Hebung 20

Darjes: Erste Gründe der Cameralwissenschaften, Jena 1756, S. 409. Ebd., S. 410. 22 Bielfeld: Lehrbegriff der Staatskunst, Breslau, Leipzig 1761, S. 103. 23 Ebd., S. 118. 24 v. Pfeiffer, J. F.: Lehrbegriff sämtlicher oeconomischer und Cameralwissenschaften, II. Band, 2. Teil, Mannheim 1777, S. 1. 25 v. Pfeiffer, J. F.: Grundriß der wahren und falschen Staatskunst, Erster Band, Berlin 1778, S. 117. 21

Einleitung

13

der Volkszahl schlägt er die Einrichtung eines öffentlichen Gesundheitswesens (Hebammen) vor und fordert die Aufhebung der Leibeigenschaft, denn „sie entvölkert die Staaten, weil der zur Freiheit gebohrene Mensch das erste beste Mittel ergreift, diese Ketten abzuschütteln.“26 Wie auch andere Kameralisten seiner Zeit sieht er die negativen Auswirkungen von Kriegen auf das Bevölkerungswachstum und stellt fest: „Der Krieg dieser Menschmörder, raubet fast aus allen Ständen die gesundeste, die stärkste Jugend, und wenn Gott uns für Krieg behütet, so fehlet es doch nicht an Fürsten, welche die Menschen tausendweise nach anderen Welttheilen zur Schlachtbank liefern.“27 Seine Forderung, ... „daß ein Landesherr nicht selten den Krieg vermeiden V.. HESS (1719–1784) nachdrücklich unterkönne“28, wurde auch von LUDWIG V stützt, der in seinem „Versuch über die Mittel zur Bevölkerung“ feststellt: „Der Regent muß den Krieg auf alle mögliche Weise vermeiden, weil das Geschütz, das Schwerdt, die Blösse, der Hunger, der Durst, und die epidemischen Krankheiten öfters in einem Jahre mehr Menschen auftreiben, als in funfzig geboren werden.“29 Einer der letzten bedeutenden Vertreter des Populationismus im 18. Jh. war der in Wien wirkende Volkswirt JOSEPH VON SONNENFELS (1733–1817). Bei ihm steht die Bevölkerungsfrage im Mittelpunkt seiner gesamten Gesellschaftsauffassung. Dabei treten der Machtzweck und der fiskalische Nutzen einer großen Bevölkerung in den Hintergrund. Die Bevölkerung ist vielmehr ... „das Universalmittel, dem die Fähigkeit zugeschrieben wird, durch seine Funktion den Gesamtzweck des Staates überhaupt zu erfüllen“.30 Wie bei keinem anderen Autor seiner Zeit ist sein Hauptanliegen die Vergrößerung der Gesellschaft. Das Bevölkerungsproblem wird somit zum gesellschaftlichen, vor allem volkswirtschaftlichen Prinzip. „Die Vergrößerung der Gesellschaft enthält also alle untergeordneten einzelnen Mittel in sich, welche gesammelt die allgemeine Wohlfahrt befördern ... Es soll also die Vergrößerung der bürgerlichen Gesellschaft durch Beförderung der Bevölkerung zum gemeinschaftlichen Hauptgrundsatze der Staatswissenschaft und der darunter begriffenen Wissenschaften, angenommen werden; und der Prüfsatz jeder Maaßregel, 26

v. Pfeiffer: Lehrbegriff ..., S. 107. v. Pfeiffer: Grundriß ..., S. 9. 28 v. Pfeiffer: Lehrbegriff ..., S. 18. 29 v. Hess, Ludwig: Freymüthige Gedanken über Staatssachen, Hamburg 1775, S. 13. 30 Spitzer, F.: Josef von Sonnenfels als Nationalökonom, Dissertation, Bern 1906, S. 17. 27

14

Einleitung

welche zur Beförderung der gemeinen Wohlfahrt ergriffen wird, heißt: Ist sie der Bevölkerung zuträglich?“31 V. SONNENFELS erkannte die Dialektik von Bevölkerungsentwicklung und wirtschaftlichem Fortschritt, legte allerdings den Schwerpunkt eindeutig auf die Seite der Bevölkerung. Seine Vorschläge zur Bevölkerungsvermehrung halten sich im Rahmen des konventionellen Populationismus, so die Vorschläge, Kriege, wenn möglich zu verhindern, Krankheiten zu bekämpfen, Findelhäuser einzurichten usw.

Auch spricht er sich gegen Landesverweisungen und Todesurteile und für die Beförderung des Ehestandes aus. Zur Erreichung seiner Zwecke fordert V. SONNENFELS die Erfassung der Bevölkerungsverhältnisse. Er vertritt den Standpunkt, daß „Ueberzählungen“ (also Volkszählungen) unerläßlich für die exakte Erfassung der Alters- und Berufsgliederung der Bevölkerung sind. Die durch SÜSSMILCH in Deutschland verbreitete Methode der Erfassung von Daten aus Kirchenregistern und das Anlegen von Tabellen hält er für nicht ausreichend zuverlässig. Die von V. SONNENFELS geforderte Bevölkerungsstatistik war zu seiner Zeit erst am Beginn ihrer Entwicklung. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts begannen Historiker an deutschen Universitäten, die Bevölkerungsstatistik als wichtigste Grundlage der Staatenkunde zu lehren. So kündigte MARTIN SCHMEITZEL (1679–1747) im Wintersemester 1723/24 in Jena erstmals auf einer deutschen Universität ein Collegium politico-statisticum an. Große Beachtung über die Universitäten hinaus fand das 1749 erschienene „Handbuch der europäischen Staatenkunde“ des Göttinger Professors GEORG ACHENWALL (1719–1772). Die Voraussetzungen, um wirklich genaue Kenntnisse von der Bevölkerungszahl, der Zusammensetzung der Bevölkerung und der Produktion zu erlangen, waren aber noch sehr unzureichend. Im wesentlichen stützte man sich bei den Bevölkerungsberechnungen auf die Daten aus den Kirchenbüchern. Einen weiteren Impuls erhielt die Entwicklung der Statistik durch das im Jahr 1776 erschienene Werk von ADAM SMITH (1723–1790) „Über die Natur und die Ursachen des Wohlstandes der Nationen“. Der darin niedergelegte Grundgedanke, daß nur die Arbeit den Reichtum der Nationen schafft, veranlaßte Historiker und Ökonomen, die vorhandenen wirtschaftlichen Kapazitäten und Arbeitskräfte statistisch besser zu erfassen. Ein Anhänger der Lehren von ADAM SMITH, der Gießener Professor A. F. W. CROME (1753–1833), hat sich besondere Verdienste um die Bevölkerungsstatistik in Deutschland erworben.

31 v. Sonnenfels: Grundsätze der Staatspolicey, Handlung und Finanzwirtschaft, München 1801, S. 13–14.

Einleitung

15

In seinem Werk „Über die Größe und Bevölkerung der europäischen Staaten, als der sicherste Maßstab ihrer verhältnismäßigen Kultur, nebst der Entwicklung ihrer Staatskräfte“ (1793) wies er auf die Notwendigkeit der Bevölkerungsstatistik hin: „Man hat in unseren Tagen mit Recht einen großen Wert darauf gelegt, die Größe und Bevölkerung der europäischen Staaten genau zu wissen, um nach diesen beiden wichtigen Datis der Länderkunde nicht allein den Umfang der Staaten und die Masse ihrer Bewohner überhaupt zu übersehen, sondern auch durch die Vergleichung der Volkszahl mit dem Flächenraum, welche diese einnimmt, auf den Bevölkerungszustand eines Staats selbst, schließen, ihn mit der Bevölkerung anderer Länder vergleichen, und endlich die Kultur der Nationen und ihre innere Stärke, die Industrie und den Wohlstand, kurz den ganzen inneren Zustand eines Volks ... richtig danach beurteilen zu können ... Von allen den Ursachen und Triebfedern, wodurch die Ausbildung ganzer Nationen bewirkt und befördert wird, ist unstreitig die steigende, aus dem Schoß einer Nation unmittelbar emporblühende Bevölkerung, die wichtigste“.32 Die hier in Betracht gezogene Epoche bevölkerungswissenschaftlichen Denkens, die weitgehend von populationistischen Vorstellungen geprägt wurde, endete mit der 1798 veröffentlichten Streitschrift des anglikanischen Geistlichen THOMAS ROBERT MALTHUS (1760–1834) „Essay on the Principle of Population“. Er stellte radikal die von SÜSSMILCH und der Mehrzahl der Kameralisten im 18. Jh. vertretene Auffassung, daß eine wachsende Bevölkerung Glück und Wohlstand für den Staat bedeutet, in Frage. Statt dessen postulierte er ein sogenanntes „Bevölkerungsgesetz“, wonach die Bevölkerung sich in geometrischer Progression entwickelt, die Nahrungsmittelmenge jedoch in arithmetischer Reihe. Das dadurch bedingte Wachstum der Bevölkerung über den Nahrungsspielraum hinaus müsse durch Kriege, Seuchen, Hungersnot oder präventive Maßnahmen (sexuelle Enthaltsamkeit) in Grenzen gehalten werden. „An MALTHUS‘ Theorie, ..., hat sich seit dem 19. Jahrhundert eine Auseinandersetzung zwischen Generationen von Statistikern, Nationalökonomen und Bevölkerungswissenschaftlern, Malthusianern, Neo-Malthusianern und Anti-Malthusianern entzündet.“33 Das bevölkerungswissenschaftliche Denken im 19. Jahrhundert war sowohl international als auch in Deutschland weitgehend geprägt durch die Auseinandersetzung mit der von MALTHUS in seinem Werk: „An Essay on the Principle of Population as It Affects the Future Improvement of Society“ (1798, zweite 32 Crome, A. F. W.: Über die Größe und Bevölkerung der europäischen Staaten, als der sicherste Maßstab ihrer verhältnismäßigen Kultur, nebst der Entwicklung ihrer Staatskräfte, Frankfurt/Main, S. 1 f. 33 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 40.

16

Einleitung

überarbeitete Fassung 1803) entwickelten theoretischen Position zur Bevölkerungsentwicklung (Malthusianismus). Dabei lassen sich zwei Grundtendenzen unterscheiden: zum einen der wissenschaftliche Malthusianismus mit vorwiegend wirtschaftstheoretischem Ansatz und andererseits ein praktischer Malthusianismus mit sozialpolitischen und sozialreformerischen Komponenten. Der wissenschaftliche Malthusianismus stützte sich auf die theoretischen Aussagen von MALTHUS, dessen „Bevölkerungsgesetz“ folgende Grundsätze beinhaltet: 1. Das Wachstum der Bevölkerung ist begrenzt durch die Unterhaltsmittel. 2. Die Bevölkerung vermehrt sich beständig, wenn die Subsistenzmittel wachsen, es sei denn, sie wird durch mächtige Hemmnisse daran gehindert. 3. Die allzu starke Tendenz der Bevölkerungsvermehrung über die Unterhaltsmittel hinaus wird durch die Hemmnisse reguliert, die sich in „Enthaltsamkeit“, „Laster“ und „Elend“ gliedern.34 Diese Position fand in Deutschland im 19. Jahrhundert sowohl zahlreiche Anhänger wie auch Kritiker. Zu den Befürwortern der MALTHUSschen Theorie zählten solche bekannten Nationalökonomen wie HEINRICH RAU (1792–1870), GUSTAV RÜMELIN (1815–1889), WILHELM ROSCHER (1817–1894), ALBERT SCHÄFFLE (1831–1903) und ADOLPH WAGNER (1835–1917). Entschiedene Gegner fand diese Auffassung vor allem im Lager der sozialistischen Theoretiker KARL MARX (1818–1883) und FRIEDRICH ENGELS (1820–1895), wobei MARX die Existenz eines allgemeinen Populationsgesetzes leugnete und das Bestehen einer relativen Übervölkerung auf die kapitalistische Produktionsweise zurückführte. Scharfe Ablehnung formulierte auch der Nationalökonom EUGEN DÜHRING (1833–1921), der behauptete, daß die Lehre von MALTHUS „praktisch und theoretisch eine Rückschrittstheorie“ sei.35 Dagegen sieht er im technischen Fortschritt der Menschheit ein nahezu unbegrenztes Mittel zur Behebung des Widerspruchs zwischen Bevölkerungswachstum und Nahrungsmittelangebot. Auch der bedeutende Statistiker ERNST ENGEL (1821–1896) vertrat eine ablehnende Haltung gegenüber der Theorie von Malthus. Der Diskurs zwischen Gegnern und Anhängern findet seinen relativen Abschluß in den Auffassungen von FRANZ OPPENHEIMER (1864–1943), LUJO BRENTANO (1844–1931) und

34 Vgl. Cromm, Jürgen: Bevölkerung – Individuum – Gesellschaft, Opladen 1988, S. 146. 35 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 2, Jena 1924, S. 777.

Einleitung

17

JULIUS WOLF (1862–1937) zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Arzt und Soziologe OPPENHEIMER stellte die Thesen auf: „1. ... daß die Bevölkerung nicht die Tendenz hat, über die Unterhaltsmittel hinauszuwachsen, sondern die Unterhaltsmittel haben die Tendenz, über die Bevölkerung hinauszuwachsen; 2. ... daß mehr Menschen nicht Elend bedeuten, sondern Sicherung größeren Wohlstandes; 3. ... daß das bestehende Elend nicht wie nach MALTHUS naturgesetzlich, sondern aus anderen Gründen erklärbar ist.“36 BRENTANOS „Wohlstandstheorie“ geht davon aus, daß der gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Westeuropa zu verzeichnende Geburtenrückgang auf den sozialen und kulturellen Aufstieg und somit die Zunahme des Wohlstandes zurückzuführen ist. Für Julius Wolf besteht im jeweiligen Kulturzustand einer Bevölkerung der wesentliche Einflußfaktor auf die Fortpflanzung, wobei er zwischen Wohlstand und Kultur scharf trennt. Als wesentliche Merkmale der „Fortschrittstendenz“ der Kultur, welche die Einschränkung der Kinderzahl zur Folge hat, nennt er: „Emanzipation von überkommenden Werten (von Kirche und Sitte; Emanzipation der Frau, Demokratisierung der Gesellschaft); fortschreitender Ordnungssinn; steigende Bildung breiter Bevölkerungsschichten.“37 „Das MALTHUSsche Bevölkerungsgesetz in seiner rein wissenschaftlichen, und d. h. auch unpolitischen Interpretation hatte damit seine Aktualität endgültig verloren und seinen Platz in der Dogmengeschichte der Ökonomie aufgenommen.“38 Von wesentlich länger anhaltender Aktualität war die Entwicklungsrichtung des praktischen Malthusianismus, dessen Ziel vor allem in der Verbreitung von Kenntnissen über die Geburtenbeschränkung bestanden hatte. Ausgehend von England, wo 1877 die „Malthusian League“ in London gegründet wurde, verbreitete sich die nun als Neomalthusianismus gekennzeichnete sozialpolitische Bewegung seit den 80er Jahren des 19. Jh. auch auf dem Kontinent. In nahezu allen europäischen Ländern gab es bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges Vereinigungen zur Durchsetzung der Geburtenkontrolle, deren theoretische Grundlagen weitgehend dem wissenschaftlichen Malthusianismus verpflichtet waren. Gleichzeitig war eine starke Tendenz der Einflußnahme neuer naturwissen-

36

Cromm, a. a. O., S. 152. Ebd., S. 157. 38 Mackensen, Rainer/Thill-Thout, Lydia/Stark, Ulrich (Hrsg.): Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungstheorie in Geschichte und Gegenwart, Frankfurt a. M./New York 1989, S. 174. 37

18

Einleitung

schaftlicher Erkenntnisse, insbesondere aus dem Bereich der Biologie, auf das neomalthusianische Gedankengut zu verzeichnen. Neue theoretische Konzepte wie die Rassentheorie GOBINEAUS (1816–1882), die Eugenik FRANCIS GALTONS (1822–1911) und sozialdarwinistische Auffassungen (SCHALLMEYER, WOLTMANN u. a.) bildeten die Grundlage und Rechtfertigung für die Biologisierung gesellschaftlicher Phänomene und hatten außerordentliche Bedeutung für das bevölkerungswissenschaftliche Denken, lieferten sie doch die Begründung für das Wachstum der jeweiligen nationalen Bevölkerung, für biologischsoziale Selektionsmechanismen und damit für die Höherzüchtung der menschlichen Population. Auf diese Entwicklungen wird an anderer Stelle noch einzugehen sein. Zunächst einmal ist festzustellen, daß gleichzeitig und eng verflochten mit der wissenschaftlich-theoretischen Reflexion des Bevölkerungsproblems im 19. Jh., wie es sich vor allem im Malthusianismus widerspiegelte, die fachwissenschaftliche Etablierung der Bevölkerungswissenschaft mit der Institutionalisierung im Rahmen der Entstehung neuer statistischer Ämter auf Reichs-, Länder- und kommunaler Ebene, neuer Staatswissenschaftlich-statistischer Universitätsseminare, der Gründung staatswissenschaftlicher und statistischer Fachzeitschriften, Amtsblätter und Vereinsorgane sowie nationaler und internationaler Fachgesellschaften begann.39 Hintergrund dieser disziplinären Entwicklungsprozesse, die zur Herausbildung einer bevölkerungswissenschaftlichen Disziplin im Rahmen der Staatswissenschaften und Nationalökonomie mit vielfältigen bevölkerungspolitischen Implikationen sowie zu einer verstärkten Beschäftigung mit der Bevölkerungsstatistik führten, war das starke Anwachsen der Bevölkerung im 19. Jahrhundert. Innerhalb eines Jahrhunderts stieg die Bevölkerung Deutschlands von ca. 23 Mill. (1816) auf knapp 68 Mill. (1915). Dies war nicht zuletzt bedingt durch eine enorme Verbesserung der medizinischen und hygienischen Situation sowie einen steigenden Lebensstandard auf der Basis eines großen Wirtschaftsaufschwungs insbesondere in den Jahren nach der Reichsgründung 1871. Statistische Büros und Ämter waren bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Deutschland und Österreich entstanden (1801 Bayern, 1805 Preußen, 1810 Österreich). Mitte des 19. Jahrhunderts folgte dann die Gründung in einer Reihe weiterer deutscher Bundesstaaten, so daß ein flächendeckendes Netz statistischer Behörden bereits zu diesem Zeitpunkt existierte.40

39 Vgl. vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 41 ff. 40 Vgl. Ebd., S. 42.

Einleitung

19

Eine Vielzahl wirtschafts- und bevölkerungsstatistischer Daten konnte somit durch die amtliche Statistik sowohl in Deutschland als auch darüber hinaus erhoben werden. Von besonderer Bedeutung für die statistische Erfassung der Bevölkerungsbewegung waren Volkszählungen, die methodisch und in ihrer Periodizität unterschiedlich in den einzelnen deutschen Bundesstaaten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durchgeführt wurden (1816 erstmals in Preußen). 1867 fand erstmalig in allen deutschen Staaten gleichzeitig eine Volkszählung statt. Mit der Reichsgründung 1871 wurden dann die „Voraussetzungen für gleiche Vorschriften, Durchführung und Auswertung von Volkszählungen geschaffen.“41 Im Zeitraum von 1875 bis 1910 fanden im Deutschen Reich turnusmäßig alle fünf Jahre Zählungen statt. Danach erfolgte bis 1933 nur noch eine reguläre Volkszählung im Jahre 1925. In dieser wurde neben der ortsanwesenden auch die Wohnbevölkerung festgestellt. Während der NS-Herrschaft fanden 1933 und 1939 Zählungen statt, wobei insbesondere die Volkszählung von 1939 die Instrumentalisierung der Statistik durch den NS-Staat widerspiegelt. Das wird durch die Aufnahme von Fragen nach der „Volkszugehörigkeit“ und nach der „Rassenzugehörigkeit“ dokumentiert. Die Ergebnisse dieser Volkszählung bildeten die Grundlage einer sogenannten „Volkstumskartei“, die Namenlisten von Ausländern und Personen mit fremder Volkszugehörigkeit sowie von Juden und jüdischen Mischlingen enthielt. Entsprechende Angaben wurden ab 1941 den Meldeämtern zur Verfügung gestellt und dienten u. a. der systematischen Verfolgung jüdischer Mitbürger durch das NS-Regime.42 Eine Pionierfunktion für die Grundlegung des methodischen Apparates von Volkszählungen in Deutschland und darüber hinaus für die Lehre und Organisation der Statistik im allgemeinen und speziell der Bevölkerungsstatistik hatte das 1862 von ERNST ENGEL und RICHARD BOECKH (1824–1907) gegründete Statistische Seminar am Kgl. Preußischen Statistischen Bureau in Berlin. ENGEL, der wichtige Impulse für sein Wirken auf statistischem Gebiet durch den Gründer der modernen Sozialstatistik QUETELET (1799–1874) in Brüssel erhielt, legte 1861 mit der Denkschrift „Die Methoden der Volkszählung mit besonderer Berücksichtigung der im preussischen Staat angewandten“ ein für die weiteren Volkszählungen konstitutives Werk vor.

41 Michel, Harald: Volkszählungen in Deutschland. Die Erfassung des Bevölkerungsstandes von 1816 bis 1933. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1985/II, S. 89. 42 Vgl. Wietog, Jutta: Volkszählungen unter dem Nationalsozialismus – Eine Dokumentation zur Bevölkerungsstatistik im Dritten Reich, hrsg. von Wolfram Fischer, (Schriften zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 66) Berlin 2001.

20

Einleitung

BOECKH „ist einer der Begründer der preußischen Bevölkerungs- und Sozialstatistik, Schöpfer der Nationalitätenstatistik und einer Sterblichkeitstafel für Preußen mit Hilfe der ,Boeckhschen Methode‘, die später in allen statistischen Ämtern des Reiches angewendet wurde.“43 Aus dem Statistischen Seminar in Berlin sind solche bedeutenden Bevölkerungsstatistiker wie G. F. KNAPP (1842–1926), L. BRENTANO, E. WÜRZBURGER (1858–1938) und R. R. KUCZYNSKI (1876–1947) hervorgegangen. Zu dieser Zeit gab es noch keine eigenen Lehrstühle für Statistik an den preußischen Hochschulen. Die Statistik war zumeist in staatswissenschaftliche und nationalökonomische Seminare integriert. Rein statistische Seminare entstanden u. a. durch E. LASPEYRES (1834–1913) 1876 in Gießen, TH. INAMA-STERNEGG (1843–1908) 1882 in Wien und G. VON MAYR (1841–1925) 1900 in München. Letzterer wurde 1911 auch Präsident der neugegründeten Deutschen Statistischen Gesellschaft und gab seit 1890 das „Allgemeine Statistische Archiv“ heraus, ein wichtiges Organ im Rahmen einer Vielzahl von staatswissenschaftlichen und statistischen Fachzeitschriften und Amtsblättern, die vor allem nach der Reichsgründung entstanden und den bevölkerungswissenschaftlichen Institutionalisierungsprozeß begleiteten. Zu nennen sind hier u. a. die „Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik“ (1863), das „Statistische Jahrbuch für das Deutsche Reich“ (seit 1880) und das „Archiv für soziale Gesetzgebung und Statistik“ (1888), „in dem, seit 1904 von WERNER SOMBART (1863–1941) und MAX WEBER (1864–1920) als ,Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik‘ fortgeführt, PAUL MOMBERT (1876–1938) von 1909 bis zum Eingehen der Zeitschrift 1933 regelmäßig über Neuerscheinungen zur Bevölkerungslehre und Bevölkerungsstatistik berichtete“.44 Parallel dazu vollzog sich auch die Gründung von nationalen und internationalen Fachgesellschaften und Kongressen, in denen häufig der Diskurs über bevölkerungswissenschaftliche Problemstellungen stattfand. Zu den bedeutendsten in diesem Rahmen zählen u. a. die Internationalen Kongresse für Hygiene und Demographie (seit 1878), für Rassenhygiene (Eugenik) seit 1912 mit deutscher Beteiligung und die Internationalen Kongresse für Bevölkerungswissenschaft (seit 1927).

43 44

vom Brocke, a. a. O., S. 43. Ebd., S. 47.

Einleitung

21

1885 wurde das Internationale Statistische Institut mit Sitz in Rom gegründet, zu dessen Präsident 1931 als bisher einziger Deutscher FRIEDRICH ZAHN (1869–1946) gewählt wurde. Daneben existierte auf nationaler Ebene seit 1879 die Konferenz der deutschen Städtestatistiker, und 1911 erfolgte die Gründung der Deutschen Statistischen Gesellschaft. Eine zentrale Rolle in der amtlichen Statistik nahm das 1879 beim Reichsamt des Inneren angesiedelte „Kaiserliche Statistische Amt“ ein. Hier wurde das für die Reichsstatistik zu liefernde Material geprüft, technisch und wissenschaftlich bearbeitet und Ergebnisse wurden veröffentlicht. Neben Bevölkerungsstatistiken gehörten auch Statistiken der Landwirtschaft, des Gewerbes, des Verkehrs, der gemeinschaftlichen Einnahmen und der Zollverwaltung zu seinem Aufgabengebiet. In der Weimarer Republik wurden die Arbeiten im Statistischen Reichsamt fortgesetzt, wobei es 1920 zur Gründung einer selbständigen Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung (Statistik des Arbeitseinsatzes, der Arbeitslosigkeit und der Arbeitsvermittlung) kam und das Programm des Statistischen Reichsamtes durch Lohn- und Gehaltsstatistiken sowie Geldund Kreditstatistik erweitert wurde. In der Zeit des Nationalsozialismus erfolgte u. a. der Aufbau von Industrieund Agrarstatistiken zur Vorbereitung wehrwirtschaftlicher Planung und im Rahmen der Autarkiebestrebungen des Dritten Reiches. Nicht zuletzt erfuhr, wie bereits erwähnt, die Volkszählung eine Ausweitung in ihren haushalts- und familienstatistischen Daten bezüglich der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik. Ebenso wie die Statistik verfügte auch die Bevölkerungswissenschaft an den deutschen Universitäten im 19. Jahrhundert über keine eigenen Lehrstühle. Es waren vor allem Staatswissenschaftler und Nationalökonomen, die Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungslehre im Rahmen ihrer Fächer vertraten. Bedeutende Gelehrte wie LORENZ VON STEIN (1815–1890), GEORG-FRIEDRICH KNAPP, GEORG VON MAYR, GUSTAV RÜMELIN, LADISLAUS VON BORTKIEWICZ, KARL THEODOR VON INAMA-STERNEGG, ROBERT RENÉ KUCZYNSKI, GUSTAV SCHMOLLER, FRANZ OPPENHEIMER, LUJO BRENTANO, PAUL MOMBERT und JULIUS WOLF trugen mit ihren Werken und Artikeln in Fachzeitschriften und Lexika sowie ihrer Lehrtätigkeit wesentlich zur theoretischen und methodischen Entwicklung der Bevölkerungswissenschaft als integrierter Disziplin bei. Wie bereits angedeutet, kam es im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem Übergang zum Neomalthusianismus zu einem verstärkten Einfluß biologistischer Konzepte und Theorien auf bevölkerungswissenschaftliche Fragestellungen.

22

Einleitung

Neue Erkenntnisse in den Naturwissenschaften bedingten einen Paradigmenwechsel, der „Ärzte, Hygieniker, Biologen, Anthropologen als Bevölkerungsforscher und Bevölkerungspolitiker auf den Plan (rief) und zur Erweiterung des Faches durch medizinisch-biologische Disziplinen, die Eugenik, Sozial- und Rassenhygiene, Genetik, Anthropologie“ (führte).45 Ausgangspunkte dieser Entwicklung waren die theoretischen Konzeptionen DARWINS (1809–1882), GALTONS, GOBINEAUS, die Auffassungen von H. ST. CHAMBERLAIN (1855–1927) und die 1900 erfolgte Wiederentdeckung der MENDELschen Vererbungsregeln. DARWINS Evolutions- und Selektionstheorie, die er 1859 veröffentlichte, geht im Kern davon aus, daß die besser an die Umweltbedingungen angepaßten Individuen (Tierarten) größere Überlebens- und Fortpflanzungschancen und demzufolge einen natürlichen Selektionsvorteil im „Kampf ums Dasein“ besitzen. Er übernimmt dabei ein Prinzip von MALTHUS, der dargelegt hatte, daß die Bevölkerungszunahme in einem geometrischen, die Zunahme der Nahrungsmittel hingegen in einem arithmetischen Verhältnis erfolgt und somit eine natürliche Zuchtwahl, eine Selektion, die im Wettkampf ums Dasein nur die „Tauglichsten“! überleben läßt und diesen die Aussicht auf Fortpflanzung gewährt („survival of the fittest“), wirkt. Darwins Vetter FRANCIS GALTON prägte 1883 den Begriff „Eugenik“ (Erbhygiene) als Bezeichnung für die Wissenschaft von der Verbesserung des Erbgutes. Ziel ist es dabei, unter Anwendung genetischer Erkenntnisse den Fortbestand günstiger Erbanlagen in einer menschlichen Population zu sichern und zu fördern („positive Eugenik“) sowie die Ausbreitung nachteiliger Gene einzuschränken („negative“ oder „präventive Eugenik“). Die Basis für die Eugenik (in Deutschland wurde weitgehend der Begriff „Rassenhygiene“ verwendet) bildeten die Erkenntnisse über den Vererbungsmechanismus, die GREGOR MENDEL (1822–1884) bereits 1865 gewann und die im Jahre 1900 durch die Botaniker C. E. CORRENS (1864–1933), E. TSCHERMAK (1871–1962) und H. DE VRIES (1848–1935) unabhängig voneinander wiederentdeckt wurden. Mitte des 19. Jahrhunderts postulierte AUGUSTE GRAF GOBINEAU die These von der Ungleichheit der Rassen und der Überlegenheit der arischen Rasse. In Deutschland wurde sein Werk popularisiert durch die Übersetzung und Veröffentlichung von LUDWIG SCHEMANN (1852–1938).46

45

vom Brocke, a. a. O., S. 55. Vgl. Gobineau, Auguste Comte de: Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen, Übersetzung von Ludwig Schemann, 4 Bde., Stuttgart 1889 – 1901. 46

Einleitung

23

H. ST. CHAMBERLAIN faßte in seinem vielgelesenen Werk „Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts“ (1899) die Weltgeschichte als Kampf der Rassen auf, vertrat die Auffassung von einem absoluten Gegensatz zwischen jüdischer und germanischer Rasse und verkündete fünf „Grundgesetze“ der Rassenzüchtung. Aus all diesen genannten Quellen leiteten sich die eugenischen, rassen- und sozialhygienischen Vorstellungen im bevölkerungswissenschaftlichen und bevölkerungspolitischen Diskurs um die Jahrhundertwende ab. Als ein Indikator für das Eindringen eugenisch-rassenhygienischen Denkens in die Staats- und Sozialwissenschaften kann das 1900 von FRIEDRICH ALFRED KRUPP (1854–1902) initiierte Preisausschreiben zur Fragestellung: „Was lernen wir aus den Prinzipien der Deszendenztheorie in Beziehung auf die innerpolitische Entwicklung und Gesetzgebung der Staaten?“ angesehen werden. Den 1. Preis gewann 1903 der Arzt und Nationalökonom WILHELM SCHALLMEYER (1857–1919) mit seiner Untersuchung „Vererbung und Auslese im Lebenslauf der Völker“. Weiterhin kam es bereits vor dem ersten Weltkrieg zur Bildung eugenischer Vereinigungen in Deutschland. Im Jahre 1905 gründete GROTJAHN (1869– 1931) in Berlin die „Gesellschaft für Soziale Medizin, Hygiene und Medizinalstatistik“. Er entwarf ein Programm der „Sozialen Hygiene“, das sich zwar teilweise an rassenhygienische Überlegungen anlehnte, insgesamt aber von deren Vertretern abgelehnt wurde. GROTJAHNS Meinung nach sollte eine eugenisch orientierte Gesundheits- und Sozialpolitik des Staates, eine „Gefährdung des ,Volkskörpers‘ durch ,Verkümmerung‘ und ,Entartung‘ des Nachwuchses bei Personen mit minderwertigen Erbanlagen“, verhindern.47 Diesbezüglich war er ein Verfechter von Maßnahmen zur Zwangssterilisierung und Asylierung „Minderwertiger“. Ebenfalls 1905 entstand die „Deutsche Gesellschaft für Rassenhygiene“, deren führende Protagonisten A. PLOETZ (1860–1940), ERNST RÜDIN (1874–1952) und RICHARD THURNWALD (1869– 1954) waren. Ein Jahr zuvor hatten PLOETZ und RÜDIN bereits mit dem „Archiv für Rassen- und Gesellschaftsbiologie einschließlich Rassen- und Gesellschaftshygiene“ (ARGB) eine der einflußreichsten bevölkerungswissenschaftlichen Zeitschriften gegründet. Die Ausrichtung dieser Zeitschrift war zunächst vorwiegend eugenisch, zunehmend wurden aber auch anthropo-soziologische Themen beachtet. „Sowohl die naturwissenschaftliche Anthropologie in Deutschland, die sich in einer Traditionslinie von FISCHER, LENZ, EICKSTEDT zu SCHWIDETZKY 47

vom Brocke, a. a. O., S. 58.

24

Einleitung

bis nach dem Zweiten Weltkrieg hin fortsetzte, wie auch Teile der Soziologie inkorporierten sie – THURNWALD und MÜHLMANN in gemäßigter, KARL VALENTIN MÜLLER in extremer Form.“48 Wichtigstes Organ der Anthroposoziologie in Deutschland war die von LUDWIG WOLTMANN (1871–1907) 1902 begründete „Politisch-Anthropologische Revue“. Die Rassenhygieniker sahen im Unterschied zum Neomalthusianismus und der herrschenden Bevölkerungspolitik, die sich auf die Quantität der Bevölkerung bzw. die Geburten- und Sterberaten konzentrierte, den qualitativen Aspekt der Bevölkerungsfrage als Kernpunkt ihrer Argumentation. Nach ihrer Auffassung führte eine Verminderung der Quantität der Bevölkerung auch zu einer Verschlechterung der Qualität. Ausgangspunkt dieser These „war die inzwischen statistisch offenbarte differenzielle Geburtenrate, das heißt das Absinken der Geburtenzahlen in den höheren sozialen Schichten, das vor dem Hintergrund des sozialbiologischen Denkens, das sozialen Status mit Erbqualität gleichsetzte, als Bedrohung erscheinen mußte“.49 Diese Argumentationslinie gewann im bevölkerungspolitischen Diskurs seit dem Einsetzen des Geburtenrückgangs in Deutschland (seit 1909 Rückgang der absoluten Geborenenzahlen) zunehmende Relevanz. Sie gipfelte in einer von Vertretern der Rassenhygiene (u. a. GROTJAHN) entschieden geforderten staatlich gelenkten Bevölkerungspolitik bis hin zu einer gezielten Aufzuchtplanung. Demgegenüber wandte sich der Bevölkerungswissenschaftler J. WOLF in seiner bereits oben skizzierten Theorie der „Rationalisierung des Sexuallebens“, die er als Ursache des Geburtenrückgangs ansah, aber auf die moralische Entscheidung jedes einzelnen zurückführte, „gegen eine ,rationalistische‘ Geburtenpolitik politischer Instanzen.“50 Zur Förderung pronatalistischer Zielstellungen initiierte er 1915 in Berlin die „Deutsche Gesellschaft für Bevölkerungspolitik“. Ähnliche Organisationen entstanden in dieser Zeit auch in anderen Teilen Deutschlands. Die bevölkerungspolitische Situation im Umfeld des Krieges und seiner Folgen für Deutschland zeigte sich in ihrer wissenschaftlichen Reflexion als Herausforderung auf mehreren Ebenen:

48

Klingmann, Carsten (Hrsg.): Rassenmythos und Sozialwissenschaften in Deutschland, Opladen 1987, S. 158. 49 Voland, Eckart (Hrsg.): Fortpflanzung: Natur und Kultur im Wechselspiel, Frankfurt/Main 1992, S. 32/33. 50 Ebd., S. 33.

Einleitung

25

„l. (um) die der quantitativen Implosion als notwendige Folge des Geburtenrückgangs; 2. (um) die der qualitativen Implosion als Folge der Degeneration durch negative Auslese, die etwa auch durch neomalthusianistische Geburtenbeschränkungsmaßnahmen hervorgerufen würde; und 3. (um) die des rassischen Untergangs, des Verschwindens von Volkstum und nationaler Identität durch das Zusammenwirken von Bevölkerungsrückgang, Degeneration und Überfremdung.“51 Daraus ergaben sich Forderungen nach geburtenfördernden Maßnahmen, rassenhygienischen Maßnahmen und Maßnahmen zur Abwehr unerwünschter Einwanderung, wie sie insbesondere in den 20/30er Jahren erhoben, diskutiert und auch politisch umgesetzt wurden. Gleichzeitig setzte sich der Konstitutions- und Differenzierungsprozeß der Bevölkerungswissenschaft als Disziplin fort, und es erfolgte ihre schrittweise Emanzipierung von der Nationalökonomie. Die Erweiterung des disziplinären Gegenstandsbereiches geschah in drei Richtungen: „1. im Rahmen der klassischen Bevölkerungswissenschaft (Statistik, Nationalökomomie) durch die Wanderungsforschung (Verstädterung, Stadt-LandBeziehungen) bis hin zur Soziographie; 2. das Vordringen der Rassenhygiene/Eugenik – die Mediziner wurden zur stärksten Fraktion der Bevölkerungswissenschaft und 3. die Erforschung des Grenz- und Auslandsdeutschtums, die Volks-, Kulturboden- und Raumforschung und die aus dieser erwachsenden Ansätze zu einer Bevölkerungssoziologie.“52 In der klassischen Bevölkerungswissenschaft bildeten die Statistischen Ämter sowie die innerhalb der Nationalökonomie an den Hochschulen vertretene Statistik/Bevölkerungsstatistik die institutionelle Basis. In zunehmendem Maße wurde auch die Minderheiten- oder Nationalitätenstatistik, deren Hauptvertreter seit den 20er Jahren WILHELM WINKLER (1884–1984) war, in diesen Bereich integriert. WINKLER gründete 1923 das Institut für Statistik der Minderheitenvölker (Deutschtumsstatistik) an der Universität Wien und veröffentlichte umfangreiche Handbücher zur Statistik des Deutschtums und der europäischen Nationalitäten.

51 52

Mackensen u. a., a. a. O., S. 178/179. vom Brocke, a. a. O., S. 67.

26

Einleitung

Bedeutsamen Einfluß auf die disziplinäre Entwicklung der Bevölkerungswissenschaft hatte auch der Statistiker und Nationalökonom PAUL MOMBERT, der auf der Grundlage zahlreicher Studien zur Bevölkerungsbewegung in Deutschland im Jahre 1929 mit seiner „Bevölkerungslehre“ ein Standardwerk der Disziplin veröffentlichte. Ebenso wie BRENTANO sah MOMBERT einen Zusammenhang zwischen Wohlstand und Geburtenrückgang. Er vertrat die These, daß auch innerhalb einzelner sozialer Klassen „bessere wirtschaftliche und soziale Verhältnisse geburtenmindernd wirken“.53 Die Ursachen des Geburtenrückgangs waren für ihn nicht primär wirtschaftlich bedingt, sondern liegen im geistig-seelischen Bereich (steigendes Verantwortungsgefühl für die Kinder, sozialer Ehrgeiz und Bequemlichkeit). Den Arbeiten von R. R. KUCZYNSKI verdanken vor allem die Großstadt- und Wanderungsforschung wichtige Impulse in dieser Zeit. Durch sozialstrukturelle Analysen der deutschen Bevölkerung und Forschungen zur Bevölkerungs- und Wanderungssoziologie, insbesondere von THEODOR GEIGER (1891–1952) und RUDOLF HEBERLE (1896–1991), entwickelte sich die Soziographie als eine neue Spezialdisziplin der angewandten Soziologie. Einflußreich ist auch das Werk des Nationalökonomen WERNER SOMBART, vor allem hinsichtlich der städtischen Siedlungsforschung und der Theorie der Städtebildung. In seinem 1927 erschienenen Band über „Das Wirtschaftsleben im Zeitalter des Hochkapitalismus“ faßt er „die bevölkerungswissenschaftliche Forschung seiner Zeit auf ähnlich enzyklopädische Weise ... wie eine Generation davor in Schmollers ,Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre‘ (zusammen)“.54 Für Sombart ist die menschliche Fortpflanzung kein reiner Naturprozeß, sondern eine „Willensbetätigung der Menschen, die an bestimmte Naturbedingungen gebunden ist“.55 Er versuchte als einer der ersten, eine soziologische Bevölkerungstheorie abzuleiten, um die empirisch-geschichtlichen Bevölkerungsvorgänge besser zu verstehen. In immer stärkerem Maße prägten in der Weimarer Republik rassenhygienische und erbbiologische Themen, deren bevölkerungspolitische Relevanz im Dritten Reich augenscheinlich wurde, den bevölkerungswissenschaftlichen Diskurs.

53 54 55

Cromm, a. a. O., S. 156. vom Brocke, a. a. O., S. 70. Cromm, a. a. O., S. 157.

Einleitung

27

Entscheidenden Einfluß auf diese Entwicklung nahm der von ERWIN BAUR (1875–1933), EUGEN FISCHER (1874–1967) und FRITZ LENZ (1887–1976) 1921 veröffentlichte „Grundriß der menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene“, der bis 1940 fünf Auflagen erlebte. HITLER bezog Aussagen dieses Werkes in seine rassenideologische Schrift „Mein Kampf“ (1925/26) ein. Der Aufschwung, den die rassenhygienische Bewegung in den 20er Jahren erreichte, manifestierte sich auch in der großen Mitgliederzahl der „Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene“ (1931 fast 1100 Mitglieder gegenüber 20 bei der Gründung 1905), die praktisch alle eugenisch orientierten Bevölkerungswissenschaftler zusammenschloß. Nicht zuletzt fand dieser Prozeß seinen Niederschlag in der staatlichen Bevölkerungs- und Gesundheitspolitik und deren institutionellen Einrichtungen. So gehörten dem 1930 gebildeten Reichsausschuß für Bevölkerungsfragen führende Sozial- und Rassenhygieniker an. Mit der Einrichtung des Sachverständigenbeirates für Bevölkerungs- und Rassenpolitik beim Reichsinnenministerium wurde 1933 ein Instrument geschaffen, das die Aufgabe hatte, „alle einschlägigen Gesetzesentwürfe vor der Beschlussfassung auf ihre bevölkerungs- und rassenpolitischen Auswirkungen und auf Fragen der politischen Durchsetzbarkeit hin zu prüfen.“56 Diesem Beirat gehörten u. a. solche bekannten Bevölkerungswissenschaftler und Statistiker an wie F. BURGDÖRFER (1890–1967), A. GÜTT (1891–1949), E. RÜDIN, A. PLOETZ, F. LENZ und H. F. K. GÜNTHER (1891–1968). Letzterer wurde durch sein bereits 1922 veröffentlichtes Buch „Rassenkunde des deutschen Volkes“ zum Wegbereiter der Rassenideologie des Nationalsozialismus. Anfang der 30er Jahre erhielt er einen Lehrstuhl für Rassenfragen und Rassenkunde an der Universität Jena. Im gleichen Zeitraum entstand der Ständige Ausschuß für Fragen der Rassenhygiene und Rassenpflege unter Vorsitz von H. HARMSEN (1899–1989). HARMSEN gehörte ebenso wie F. BURGDÖRFER zu den produktivsten Bevölkerungswissenschaftlern seit den 20er Jahren. Beide spiegeln in ihrem umfangreichen Werk wesentliche Entwicklungslinien ihrer Disziplin von der Bevölkerungsstatistik über die Sozial- und Rassenhygiene, die Erforschung des Grenzund Auslandsdeutschtums bis hin zur Bevölkerungspolitik wider. Einen wichtigen Beitrag zur Theorieentwicklung leistete IPSEN (1899–1984), der in Zusammenarbeit mit seinem Assistenten H. HAUFE (1906–1943) eine Bevölkerungslehre erarbeitete, die „den Grund zu einer historisch-soziologischen Theorie des Bevölkerungsprozesses mit starkem Einfluss auf die mo-

56 Kaupen-Haas, Heidrun (Hrsg.): Der Griff nach der Bevölkerung, Nördlingen 1986, S. 103.

28

Einleitung

derne Sozial- und Bevölkerungsgeschichte und Bevölkerungssoziologie“ bildete.57 Er stützte sich dabei auf empirisch-soziologische Forschungen des dörflichen Volkstums und Grenzlanddeutschtums. Angeregt durch dieses Forschungsprogramm entwickelte ERICH KEYSER (1893–1968) sein Programm einer „Bevölkerungsgeschichte“ als historische Grundlage für „Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungspolitik sowie Rassenbiologie, die sich vorwiegend mit den Vorgängen der Gegenwart beschäftigten ...“58 KEYSER war auch Herausgeber des „Deutschen Städtebuches“, dessen wissenschaftlich fundierte Leistung seine nationalpolitisch-rassistisch gefärbten Arbeiten überdauerte. In seiner Person verkörpert sich gleichsam die widersprüchliche Entwicklung der Bevölkerungswissenschaft im nationalsozialistischen Regime. Eine Vielzahl der bereits genannten Bevölkerungswissenschaftler und Statistiker leisteten in dieser Zeit einerseits wissenschaftlich konstitutive Beiträge zur Disziplinentwicklung. Andererseits reichte das Spektrum der Verflechtung der bevölkerungswissenschaftlichen Disziplin und ihrer maßgeblichen Vertreter in Deutschland mit dem Nationalsozialismus von Kritik und Verweigerungshaltung bis hin zur aktiven Unterstützung der Zielsetzungen des Regimes. Die Instrumentalisierung der Bevölkerungswissenschaft im Dritten Reich beruht nicht zuletzt auf Entwicklungen, die sich mit dem bereits dargelegten wachsenden Einfluß der Rassenhygiene und Eugenik seit dem Beginn des Jahrhunderts abzeichneten und die in Verbindung mit der NS-Ideologie zu einer neuen Dimension des Wissenschaftsmißbrauchs führten. Kennzeichnend für diesen Prozeß waren insbesondere der institutionelle Ausbau von rassenkundlichen, rassen- und erbbiologischen Forschungseinrichtungen und Lehrstühlen sowie die Einrichtung rassenpolitischer Ämter des Staates und der Partei auf Reichs- und Länderebene. Dieser Tendenz entsprechend, verwies EUGEN FISCHER als amtierender Präsident des Internationalen Kongresses für Bevölkerungswissenschaft, der 1935 in Berlin tagte, darauf, daß im Mittelpunkt der Bevölkerungswissenschaft die Erforschung des menschlichen Erbgutes steht. Er plädierte für eine erbbiologisch ausgerichtete Disziplin, die als Hauptproblem die qualitative Seite der Bevölkerungsentwicklung sieht und Mittel und Wege zur Verhinderung krankhafter Erbanlagen bereitstellt. Sein Hinweis darauf, daß erst die Machtübernahme der Nationalsozialisten die Bedeutung der Erblinien in den Mittelpunkt der Bevölkerungspolitik gestellt hat und demzufolge die Sorge des Wissen57 58

vom Brocke, a. a. O., S. 82. Ebd., S. 82.

Einleitung

29

schaftlers nicht nur der Erbgesundheit, sondern auch der Rassenreinheit gilt, macht die verhängnisvolle Verknüpfung wissenschaftlicher Erkenntnisse mit den politischen Zielsetzungen des NS-Regimes deutlich.59 Die politisch-ideologische Instrumentalisierung der Bevölkerungswissenschaft läßt sich noch an einer Vielzahl weiterer Beispiele zeigen. Dazu zählen neben der bereits erwähnten statistischen Erfassung der rassischen Abstammung im Rahmen der Volkszählung 1939 empirische Forschungen, die auf die erbund rassenbiologische Bestandsaufnahme des deutschen Volkes gerichtet waren60 ebenso wie Forschungen zum Grenz- und Auslandsdeutschtum und spezielle Untersuchungen zur Judenfrage.61 Auf das komplexe Beziehungsgeflecht der Bevölkerungswissenschaft im „Dritten Reich“ und die subjektive Rolle ihrer Vertreter kann im Rahmen dieses kurzen Abrisses nicht näher eingegangen werden, zumal trotz einer Reihe von wegweisenden Untersuchungen zu dieser Problematik62 noch erheblicher Forschungsbedarf besteht, um ein differenziertes Bild sowohl der Leistungen als auch der Fehlentwicklungen und schuldhaften Verstrickungen dieser Disziplin im Nationalsozialismus darzustellen. Dies ist um so notwendiger, als die Nachkriegsentwicklung der Bevölkerungswissenschaft, insbesondere im westlichen Teil Deutschlands sowohl durch Kontinuitäten als auch Diskontinuitäten bevölkerungswissenschaftlicher Entwicklungslinien und ihrer bevölkerungspolitischen Implikationen aus den Jahrzehnten davor geprägt wurde. Dies führte bis in die Gegenwart zu teilweise erheblichen Spannungen und ideologiebelasteten Vorwürfen an eine Disziplin, die sich nur durch eine kritische Reflexion ihrer Geschichte von den „Schatten“ in der Vergangenheit befreien und selbstbewußt den Ansprüchen von Gegenwart und Zukunft stellen kann.

59 Vgl. Lenz, Karl: Die Bevölkerungswissenschaft im Dritten Reich (BIB, H. 35), Wiesbaden 1983, S. 65 ff. 60 Vgl. ebd., S. 94. 61 Vgl. u. a. Burgdörfer, F.: Die Juden in Deutschland und in der Welt. In: Forschungen zur Judenfrage, Bd. 3, Hamburg 1938, S. 152–198. 62 Vgl. u. a. Becker, Peter Emil: Zur Geschichte der Rassenhygiene, Wege ins Dritte Reich, Stuttgart 1988. Ders.: Sozialdarwinismus, Rassismus, Antisemitismus und Völkischer Gedanke, Wege ins dritte Reich, Bd. 2, Stuttgart 1990; Aly, Götz/Heim, Susanne: Vordenker der Vernichtung, Frankfurt/Main 2004, Aly, Götz/Roth, Karl-H.: Die restlose Erfassung, Frankfurt/Main 2000; Kaupen-Haas, H. (Hrsg.): Der Griff nach der Bevölkerung, Nördlingen 1986; Mackensen, R. (Hrsg.): Bevölkerungslehre und Bevölkerungspolitik im „Dritten Reich“, Opladen 2004; Segal, Lilli: Die Hohenpriester der Vernichtung, Berlin 1991; Wietog, Jutta: Volkszählungen unter dem Nationalsozialismus – Eine Dokumentation zur Bevölkerungsstatistik im Dritten Reich, hrsg. von Wolfram Fischer, (Schriften zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 66) Berlin 2001.

30

Einleitung

Den Intentionen des Lexikons folgend, kann die Entwicklung der Bevölkerungswissenschaft nach 1945 in den beiden deutschen Staaten nur kurz skizziert werden.63 Entscheidend für den Prozeß der Disziplingenese im Nachkriegsdeutschland waren die unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Bedingungen und personellen Voraussetzungen, unter denen sich sowohl in den Westzonen als auch in der sowjetisch besetzten Ostzone Wissenschaftsstrukturen neu konstituieren bzw. Traditionen fortsetzen konnten. In der Bundesrepublik Deutschland fehlten ebenso wie in der DDR zunächst weitgehend die institutionellen Voraussetzungen für eine disziplinäre Entwicklung der Bevölkerungswissenschaft. Ausnahmen bildete hier lediglich die amtliche Statistik, die in den Statistischen Landesämtern und dem Statistischen Bundesamt Wiesbaden organisiert war. Zu ihren wichtigen Vertretern, die im Rahmen des Lexikons Beachtung finden, gehörten u. a. FLASKÄMPER (1886–1979), FÜRST (1897–1988), GRIESMEIER (1891–1969), HORSTMANN (1909–1986), SCHUBNELL (1910–1996), M. WINGEN (1930–2005), WINKLER und ZOPFY (1907–1984). Oft waren es Privatinitiativen von Fachvertretern, die anfangs die Disziplinentwicklung prägten, die aber teilweise durch ihre rassenideologische Vergangenheit im „Dritten Reich“ nicht unumstritten waren. So erfolgte mit der Gründung der „Deutschen Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft“ und seiner „Deutschen Akademie für Bevölkerungswissenschaft“ an der Universität Hamburg (1952/1953) durch Harmsen eine beachtliche wissenschaftsorganisatorische Leistung beim Wiederaufbau des Faches. Inhaltlich verlagerte sich der Schwerpunkt zur Bevölkerungssoziologie (IPSEN, PFEIL (1901–1975), MACKENROTH (1903–1955), MACKENSEN), zur Bevölkerungsgeschichte (KEYSER, KÖLLMANN (1925–1997)) und durch die Arbeiten von ARTHUR IMHOFF zur historischen Demographie. Dagegen trat der biologisch-anthropologisch-humangenetische Ansatz bis auf wenige Ausnahmen (V. EICKSTEDT (1892–1965), V. VERSCHUER (1896–1969), MÜHLMANN (1909–1988), I. SCHWIDETZKY (1907–1997), KOLLER (1908–1998), die sich um die Zeitschrift „Homo“ gruppierten, fast völlig in den Hintergrund.64 Mit der Errichtung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (1973, Gründungsdirektor: H. SCHUBNELL) erhielt die Disziplinentwicklung neue Impulse sowohl in der wissenschaftlichen Forschung als auch in der praktischen

63 Vgl. dazu: vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998; Demographie in der Bundesrepublik Deutschland, hrsg. von Höhn, Charlotte/ Linke, Wilfried/Mackensen, Rainer, Wiesbaden 1988; Karlsch, Rainer: Demographie in der DDR, hrsg. v. Michel, Harald, IFAD-Edition, Berlin 2005. 64 Vgl. vom Brocke, a. a. O.

Einleitung

31

Umsetzung von Erkenntnissen im Rahmen der Politikberatung auf demographischem Gebiet.65 Hintergrund der Entwicklung, die zur weiteren Institutionalisierung der Bevölkerungswissenschaft führte, waren nicht zuletzt demographische Trends, insbesondere der seit den 60er Jahren sich vollziehende Geburtenrückgang mit allen damit verbundenen gesellschaftspolitischen Implikationen. Andererseits fehlten bis in die 70er Jahre in der Bundesrepublik bevölkerungswissenschaftliche Universitätsinstitute. Es wurden lediglich von Vertretern unterschiedlicher Fachrichtungen (Mediziner, Geographen, Statistiker, Wirtschaftswissenschaftler, Soziologen u. a.) demographische Lehrveranstaltungen angeboten. Erst 1981 erfolgte die Gründung eines bevölkerungswissenschaftlichen Lehrstuhls an der Universität in Bielefeld (H. BIRG) und ebenso in Bamberg (J. SCHMID). In der DDR war die Situation zunächst geprägt durch einen radikalen personellen Bruch an den Hochschulen, infolge der Elitenflucht nach Kriegsende und der Hochschulreform 1945/46. Das führte auch auf dem Gebiet der Bevölkerungswissenschaft dazu, daß eine Beschäftigung mit theoretischen Problemen zunächst weitgehend unterblieb und die Disziplin nur noch eine Randexistenz führte. Im Vordergrund der Beschäftigung mit bevölkerungswissenschaftlichen Fragestellungen standen zunächst praktische Aufgabenfelder, insbesondere im Bereich der Medizin und Statistik (Flüchtlingsintegration, Säuglingssterblichkeit, Bevölkerungsstruktur). Bevölkerungsdaten wurden vor allem für die Wirtschaftsplanung und das Gesundheitswesen benötigt. Darüber hinaus beschäftigten sich auch einzelne Historiker (K. OBERMANN (1905–1987)), Mathematiker (ERNA WEBER (1897–1988), F. BURKHARDT (1888–1973)) und Geographen (K. WITTHAUER (1910–1996), E. WEBER (1926–1997)) mit Aspekten demographischer Forschung. Mitte der 60er Jahre begann ein wissenschaftspolitischer Prozeß, der die Eigenständigkeit der Demographie, die bisher weitgehend als Spezialdisziplin der Bevölkerungsstatistik galt, als Fachdisziplin begründete. Zur Etablierung dieser Disziplin trug auch ihre Institutionalisierung bei, die mit der Einrichtung eines Lehrstuhls an der Hochschule für Ökonomie in Berlin 1969 (K. LUNGWITZ (1922–1982)) begann. Von einer demographischen Lehre und Forschung in der DDR im eigentlichen Sinne kann allerdings erst ab 1972 mit der Gründung des Lehrstuhls für Demographie an der Humboldt-Universität zu Berlin (P. KHALATBARI) gesprochen werden. Hier erfolgte 1973 auch die Gründung des Arbeitskreises Demo65 Vgl. Höhn, Charlotte (Hrsg.); Demographische Trends, Bevölkerungswissenschaft und Politikberatung, Opladen 1998.

32

Einleitung

graphie an der HUB, der als Zentrum für Kooperation, Kommunikation und Meinungsstreit der DDR-Demographen fungierte und in dessen Rahmen 1974– 1990 alle zwei Jahre Internationale Demographische Seminare (IDS) durchgeführt wurden. Hintergrund dieser Entwicklung war die sozialwissenschaftliche Legitimation des von der SED beschlossenen Programms der „Einheit von Wirtschaftsund Sozialpolitik“, das zur Bündelung der Forschungskapazitäten beitrug und Anforderungen sowie Probleme (Geburtenrückgang) bei der Umsetzung der staatlich initiierten Sozialpolitik berücksichtigen sollte. In diesem Sinne erfolgte auch 1974 die Gründung des „Wissenschaftlichen Rates für Fragen der Sozialpolitik und Demographie“, dessen Zielsetzung es war, die Bevölkerungspolitik der SED zu legitimieren und notwendige sozial- und familienpolitische Konzepte dafür auszuarbeiten. Ein weiteres demographisches Forschungszentrum entstand mit dem Bereich „Bevölkerungsentwicklung“ am Institut für Soziologie und Sozialpolitik (ISS) der Akademie der Wissenschaften (W. SPEIGNER (1940–1991)). Das 1978 gebildete ISS hatte die grundlegende Aufgabe, „soziale Grundprozesse der entwickelten sozialistischen Gesellschaft der DDR“ zu analysieren, objektive Gesetzmäßigkeiten sowie ihre Wirkungs- und Entwicklungsbedingungen aufzudecken und daraus abgeleitet wissenschaftlich begründete Unterlagen für die Partei- und Staatsführung, besonders auf sozialpolitischem Gebiet zu erarbeiten. „Das Institut hat auf dem Gebiet der Grundlagenforschung einen Beitrag zur Entwicklung der Theorie und Methodologie der Soziologie zu leisten, in enger Verbindung von Grundlagen und angewandter Forschung sowie durch interdisziplinäre Gemeinschaftsarbeit eine hohe Wirksamkeit für die Leitung und Planung sozialer Prozesse zu sichern und durch hohe theoretische Leistungen die Offensive des Marxismus-Leninismus zur Auseinandersetzung mit der bürgerlichen Ideologie aktiv zu unterstützen.“66 Zum Forschungsprofil gehörten: Sozialpolitik, Soziologie, Sozioökologie, Demographie und Bevölkerungspolitik. Im Zuge der Deutschen Einheit kam es ab 1990 zu einer Neustrukturierung der Wissenschaftslandschaft auch auf dem Gebiet der demographischen Lehre und Forschung, deren weitere Betrachtung nicht Gegenstand der vorliegenden Publikation ist. Berlin, im Frühjahr 2007

66

Karlsch, Rainer, a. a. O., S. 191.

Ralph-Jürgen Lischke Harald Michel

Abel – Abel

33

A Abel, Wilhelm, Agrarhistoriker, 1904 Bütow (Bez. Köslin/Pommern), † 1985 Göttingen

Eine Geschichte der Land- und Ernährungswirtschaft Mitteleuropas seit dem hohen Mittelalter, Hamburg, Berlin 1978

Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Marburg, München und Kiel (Promotion 1929); Habilitation 1935 in Frankfurt/M.; Lehrauftrag für Raumforschung 1937; a. o. Prof. 1941 in Königsberg; seit 1949 als Prof. für Agrarpolitik an der Universität Göttingen tätig; Direktor des Instituts für Agrarwesen und Wirtschaftspolitik 1949-66; o. Prof. für Wirtschafts- und Sozialgeschichte 1964; Direktor des Instituts für Wirtschaftsund Sozialgeschichte der Universität Göttingen 1964-73; 1966 Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. Abel gilt als Spezialist auf den Gebieten der deutschen Agrargeschichte und Agrarpolitik.

Stufen der Ernährung: Eine Historische Skizze (1981) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 4 Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Bd. II, Stuttgart 1984, S. 213 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1983 Wirtschaftliche und soziale Strukturen im säkularen Wandel. Festschrift f. F. W. Abel, 3 Bde. (mit Bibliographie v. D. Saalfeld; Schriftenreihe für ländliche Sozialfragen, H. 70, 1974)

PUBLIKATIONEN Wachstumsschwankungen mitteleuropäischer Völker seit dem Mittelalter. In: Jahrbücher f. Nationalökonomie und Statistik, 142 (1935), S. 670-92 Die Wüstungen des ausgehenden Mittelalters: Ein Beitrag zur Siedlungs- und Agrargeschichte Deutschlands (1943, 2. Aufl. 1955) Die Bevölkerungsentwicklung. München 1950, 19 S. (Schriftenreihe Hochsch. f. polit. Wiss. München, H. 2) Agrarpolitik (1951, 3. Aufl., 1967) Geschichte der deutschen Landwirtschaft vom frühen Mittelalter bis zum 19. Jh. In: Deutsche Agrargeschichte II (1962) Massenarmut und Hungerkrisen im vorindustriellen Deutschland, Göttingen 1972 Massenarmut und Hungerkrisen im vorindustriellen Europa (1974) Agrarkrisen und Agrarkonkonjunktur:

Abel, Wolfgang, Anthropologe u. Rassenbiologe, 1905 Wien, † 1997 Mondsee (Österreich) 1925-1929 Studium der Medizin, Zoologie und Malerei in Wien; seit 1931 Assistent von EUGEN FISCHER am Kaiser-WilhelmInstitut für Anthropologie, menschliche Erblehre u. Eugenik in Berlin (KWI); 1933 Eintritt in die NSDAP in Wien; 1934 Privatdozent f. Rassenbiologie u. menschliche Erblehre; 1935 Mitgl. der SS u. Leiter der Abt. Rassenkunde am Kaiser-WilhelmInsitut; 1940 a. o. Prof. u. 1943 o. Prof. an der Uni Berlin als Nachfolger v. EUGEN FISCHER; 1942-45 Direktor des Instituts für Rassenbiologie (Politische Anthropologie u. Bevölkerungslehre mit Berücksichtigung d. Auslandes); nach 1945 keine Lehrtätigkeit; 1961 Teilnahme am 2. Intern. Kongreß f. Humangenetik in Rom; beteiligt an der Zwangssterilisierung farbiger deutscher Kinder („Rheinlandbastarde“).

34

Abel – Achenwall

PUBLIKATIONEN Bastarde am Rhein. In: Neues Volk. Blätter des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP, 2/1934, S. 4-7 Beitrag u. a. im Handbuch der Erbbiologie des Menschen, Berlin 1938/40 LITERATUR Berlin Document Center / Personalakten Grüttner, Michael: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004, S. 13 Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt/Main 2003 Segal, Lilli: Die Hohenpriester der Vernichtung, Berlin 1991 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 413

Achenwall, Gottfried, Statistiker, Staatswissenschaftler, Historiker und Jurist, 1719 Elbing, † 1772 Göttingen

nien und Schweden. Zu seinen Verdiensten zählt die agitatorische Tätigkeit für die von ihm als „sogenannte“ Statistik bezeichnete „Staatskunde“. PUBLIKATIONEN Vorbereitung zur Staatswissenschaft der heutigen vornehmsten europäischen Reiche und Staaten, Göttingen 1748 Abriß der neuesten Staatswissenschaft der vornehmsten europäischen Reiche und Republiken, Göttingen 1749 (spätere Aufl.: Staatsverfassung der heutigen ... Reiche) Elementa juris nat., Part. 2, Göttingen 1750 Grundsätze der europäischen Geschichte, Göttingen 1754 Staatsklugheit nach ihren ersten Grundsätzen, Göttingen 1761 Anmerkungen über Nordamerika und über dasige Englische Colonien, Frankfurt 1769 LITERATUR

Hauptvertreter der deutschen Universitätsstatistik, Schüler von MARTIN SCHMEITZEL; 1746 Magister in Leipzig; 1746-48 las er an der Universität Marburg Rechtsgeschichte und Statistik; 1748 Berufung als a. o. Prof. nach Göttingen; 1753 o. Prof. für Naturrecht und Politik. Achenwall erH. CONarbeitete in der Nachfolge RINGS eine beschreibende Statistik. Er verwendete erstmals den Begriff „Statistik“ in seiner heutigen Bedeutung. Sein SchüA. L. SCHLÖZER bezeichnete ihn als ler „Vater der Statistik“.

Achilles, G.: Die Bedeutung und Stellung von G. Achenwall in der Nationalökonomie und der Statistik (Berner Dissertation) 1906

In seinen Arbeiten (u. a. „Staatsverfassung der heutigen vornehmsten europäischen Reiche“, 5. Aufl. 1768) systematisierte und analysierte er die Daten über die Bevölkerung und andere „Merkwürdigkeiten“ einer Reihe europäischer Staaten, besonders detailliert für Großbritan-

Geschichte der Staatsbeschreibung, Berlin 1994, S. 399 ff.

Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 1, Leipzig 1875, S. 30 Demographische Enzyklopädie, Moskau 1985 Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 7

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 1, Jena 1923, S. 29 Mohl, R. v.: Geschichte und Literatur der Staatswissensch. 1855-58, I, 332, III, 648

Adelung – Ammon Adelung, Johann Christoph, Aufklärungsphilosoph u. Sprachforscher, 1732 Spantekow (b. Anklam), † 1806 Dresden Adelung verfaßte neben kulturgeschichtlichen Werken auf dem Gebiet der Aufklärung grammatische Schriften, in denen er für die Einheit der Schriftsprache eintrat – als Muster galt ihm die obersächsische Sprache seiner Zeit. In seinem Wörterbuch gab er etymologische und semantische Erklärungen. Adelung vertrat eine skeptische Auffassung bezüglich der im 18. Jh. weit verbreiteten Ansicht, nach der seit der Antike eine rückläufige Bevölkerungsentwicklung zu verzeichnen war (sogenannter „Dekadenzwahn“). Dazu äußerte er sich folgendermaßen: „Ist es möglich, daß sich das menschliche Geschlecht in einem so kurzen Zeitraume, ... bis zu einem solchen Grade hat vermehren können? Ich weiß, daß man mehr als eine Berechnung hat, welche dieses begreiflich machen soll, allein sie sind insgesamt so ausschweifend, und so sehr wider alle Erfahrung, daß sie die Schwierigkeit nur vergrößern, anstatt sie zu beheben.“ (Versuch einer Geschichte der Cultur des menschlichen Geschlechts, Leipzig 1782, S. 47) Adelung wurde 1787 Auswärtiges Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften. PUBLIKATIONEN Versuch eines vollständigen grammat.krit. Wörterbuchs der hochdt. Mundart, 5 Bde., 1774-1786 Versuch einer Geschichte der Cultur des menschlichen Geschlechts, Leipzig 1782

35

Michel, H.: Der Bevölkerungsgedanke im Zeitalter des Merkantilismus, IFADEdition, Berlin 1994, S. 16 Ammon, Otto (Georg), Anthropologe und Soziologe, 1842 Karlsruhe, † 1916 Karlsruhe 1863-69 Bahnbauingenieur in Konstanz; Besitzer und Redakteur der nationalliberalen „Konstanzer Zeitung“; seit 1883 Privatgelehrter; Mitglied der anthropologischen Kommission des Karlsruher Altertumsvereins (1885-1899). Ammon gilt als Begründer der Anthroposoziologie (Sozialanthropologie) in Deutschland. Er versuchte mit Hilfe von langjährigen Reihenuntersuchungen an Jugendlichen in Baden die Überlegenheit der germanischen Rasse (seiner Meinung nach besonders in den höheren Ständen und in den Großstädten vertreten) nachzuweisen und kam zu dem Ergebnis, daß der harte Existenzkampf in den Städten die germanische Rasse immer mehr verdränge und die Gefahr einer allgemeinen Degeneration drohe. Seine Theorien waren schon zu seiner Zeit umstritten. Er war ein Gegner der Sozialdemokratie und ein Verfechter des Darwinismus und der natürlichen Auslese beim Menschen. PUBLIKATIONEN Der Darwinismus gegen die Sozialdemokratie, Hamburg 1891 Die natürliche Auslese beim Menschen, Jena 1893 Die Volksdichte im Großherzogtum Baden, nach der Höhenlage der Wohnorte dargestellt. In: Beitr. z. Stat. d. Grhzt. Baden, N. F., 5. Heft, Karlsruhe 1894

LITERATUR

Die Gesellschaftsordnung und ihre natürlichen Grundlagen, 3 Bde., Jena 18951910

Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 1, Leipzig 1875, S. 80

Zur Anthropologie der Badener, Jena 1899

36

Ammon – Astel

Die Bedeutung des Bauernstandes für den Staat und die Gesellschaft, Berlin 1906

niere in der Nutzung von Stichprobenerhebungen in der Demographie.

LITERATUR

Statistik über Langlebigkeit. In: Allgemeines Statistisches Archiv, 30 (1941/42)

Becker, Peter Emil: Otto Ammon. In: ders.: Sozialdarwinismus, Rassismus, Antisemitismus und völkischer Gedanke. Wege ins Dritte Reich. II., Stuttgart 1990, S. 310-326 (Porträt) Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 1, S. 118 Internationales Soziologenlexikon, Aufl., Bd. I, Stuttgart 1980, S. 819

2.

Lichtsinn, Hilkea: Otto Ammon und die Sozialanthropologie. Med. Diss., Mainz, Frankfurt/Main 1987

PUBLIKATIONEN

Probleme der statistischen Methodenlehre in den Sozialwissenschaften (1954; 1964) Ausgewählte Schriften, hrsg. v. H. Kellerer u. a. (1963, mit Bibliographie) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen) Westport, London 1985, S. 30 Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Bd. 12, Stuttgart, Tübingen/Göttingen 1968, S. 509-512

Neue Deutsche Biographie, Bd. 1, Berlin 1953, S. 255

Tintner, Gerhard. In: Journal of the American Statistical Association, 56 (1961), S. 273-280

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 264, 413

Astel, Karl, Rassenhygieniker, Schweinfurt, † 1945 Jena

Anderson, Oskar Nikolaj (Johann Viktor), Statistiker, 1887 Minsk (Rußland), † 1960 München Leitete 1915 eine der ersten großen Stichprobenerhebungen; 1918 Habilitation in Kiew; Gründungsmitglied der „Econometric Society“ (1930); Direktor des Statistischen Instituts für Wirtschaftsforschung in Sofia, Prof. in Warna; tätig am Institut für Weltwirtschaft der Universität Kiel (1941-1947) und an der Universität München (1947-1956). In seinen mehr als 150 Publikationen untersuchte er den Zusammenhang von statistischen Ursachen und empirischen Daten in der Wirtschaft und Bevölkerung. Er war in den frühen 30er Jahren ein führender Ökonometriker und einer der Pio-

1898

1916-1918 Kriegsdienst; 1919-1925 Medizinstudium in Würzburg und München; 1923 Teilnahme am Hitler-LudendorffPutsch in München, 1925-1933 leitete er die „Sportärztliche Untersuchungs- und Beratungsstelle“ der Universität München, Arbeit als praktischer Arzt und Vererbungsberater; Mitglied der „Münchener Gesellschaft für Rassenhygiene“ (Kontakte zu FRITZ LENZ und ERNST RÜDIN); 1930 Mitglied der NSDAP, seit 1932 als Rassenhygieniker im „Rassen- und Siedlungsamt der SS“ tätig; 1933-1945 Präsident des Thüringischen Landesamtes für Rassenwesen in Weimar; 1934-1945 o. Prof. für „Menschliche Züchtungslehre und Vererbungsforschung“ und Direktor der „Universitätsanstalt für menschliche Erbforschung, Bevölkerungswissenschaft und Rassenpolitik“ an der Universität Jena (Rek-

Astel – Ballod tor 1939-1945); Gauamtsleiter des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP, Gau Thüringen. PUBLIKATIONEN Zur Frage der erbbiologischen Bestandsaufnahme. In: Der Erbarzt 1 (1934), S. 78-90 Rassendämmerung und ihre Meisterung durch Geist und Tat als Schicksalsfrage der Völker. In: Nationalsozialistische Monatshefte 6 (1935), S. 194-215 Erbbiologische Familienkunde. In: Bevölkerungsfragen, München 1936, S. 307313 Züchterische Familienkunde (1937) Die Aufgaben der nationalsozialistischen Hochschule auf rassischer Grundlage. In: Öffentlicher Gesundheitsdienst 20 (1937) (mit ERNA WEBER): Die unterschiedliche Fortpflanzung: Untersuchung über die Fortpflanzung von 14 000 Handwerksmeistern und selbständigen Hand

37

werkern Mittelthüringens; von 12 000 Beamten und Angestellten der thüringischen Staatsverwaltung. München 1939 (Politische Biologie, H. 8 u. 9) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen) Westport, London 1985, S. 46/47 Grüttner, Michael: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004, S. 16 Jensen, Brigitte: Karl Astel – Ein „Kämpfer für deutsche Volksgesundheit“. In: Historische Rassismusforschung. Ideologen – Täter – Opfer, hrsg. von Barbara Danckwortt u. Thorsten Querg. 1994 (Edition Philosophie und Sozialwissenschaften, 30), S. 152-178 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 264, 413 Wer ist’s? Zeitgenossenlexikon, hrsg. v. H. L. Degener, Leipzig 1935, S. 41

B Ballod, Karl, Ökonom, Statistiker und Demograph, 1864 Kokenhusen (Livland), † 1931 Riga Studierte in Tartu zunächst Theologie, später in Jena Geographie; danach Studium der Statistik u. Nationalökonomie in München u. Berlin; verteidigte 1899 an der Berliner Universität seine Doktorarbeit zum Thema: „Lebensdauer der Land-, Stadtbevölkerung und mittlere Lebensdauer in Städten und auf dem Lande“; seit 1905 Prof. an der Berliner Universität; Mitglied des Preußischen Landesamtes für Statistik; organisierte im I. Weltkrieg das System der Lebensmittelrationierung (als Berater des deut-

schen Kriegsministeriums); seit 1919 Prof. an der Universität Riga. Ballod vertritt in seinem Werk „Produktion und Konsum im Sozialstaat“ die These eines evolutionären Übergangs zum Sozialismus und einer gemäßigten Eigentumsverwandlung. Er stützte sich unter Anwendung der Statistik auf die These, daß die objektiven Voraussetzungen für den Sozialismus in Deutschland gegeben seien. In den publizierten bevölkerungstatistischen Arbeiten setzte er sich mit der Frage der Lebensfähigkeit der städtischen und ländlichen Bevölkerung auseinander. In seinen Arbeiten über die Wirtschaft Lettlands erwies er sich als

38

Ballod – Baur

kleinbürgerlicher Kritiker des Kapitalismus. Ballod beschäftigte sich mit demographischen Prognosen und erarbeitete statistische Indexe des Grades der Belastung der arbeitsfähigen Bevölkerung durch die Arbeitsunfähigen und andere. PUBLIKATIONEN (mit L. V. BESSER): Sterblichkeit, Altersgliederung und Lebensdauer der rechtgläubigen Bevölkerung beiderlei Geschlechts in Rußland von 1851-1890. In: Memoiren der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg, VIII. Serie, Teil I (mit den Beilagen: Sterblichkeit, Altersgliederung und Lebensdauer in Frankreich 1882-86, in den Baltischen Provinzen 1880-82, in Preußen und Bayern 1881-90, in England, Belgien und Österreich 1880-90) (1894/95) (mit L. V. BESSER): Die Sterblichkeit der orthodoxen Bevölkerung Rußlands 185190. In: Statistisches Archiv, Jg. V, Tübingen 1895 Die Lebensfähigkeit der städtischen und ländlichen Bevölkerung, Leipzig 1897 Der Zukunftsstaat: Produktion und Konsum im Sozialstaat, Stuttgart 1898 (unter dem Pseudonym „Atlanticus“) Die mittlere Lebensdauer in Stadt und Land, Diss., Berlin 1899 Sterblichkeit und Lebensdauer in Preußen, In: Zeitschrift des kgl. Preußischen Landesamtes (1908) Grundriß der Statistik, enthaltend Bevölkerungs-, Wirtschafts-, Finanz- und Handels-Statistik (1913) Der Zukunftsstaat. Wirtschafttechnisches Ideal und volkswirtschaftliche Wirklichkeit, Berlin 1927 LITERATUR Bulletin de l’ Institut International de Statistiqué, 25 (1932), S. 259-261

Demographische Enzyklopädie, Moskau 1985, S. 28 Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen) Westport, London 1985, S. 62 Internation. Personalbibliographie 18001943, Leipzig 1952, Bd. 1, S. 56 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, 1931 Ökonomenlexikon, hrsg. von Werner Krause, Karl-Heinz Graupner, Rolf Sieber, Berlin 1989, S. 24/25 Zboralski, D.: Zur Geschichte der ökonomischen Lehre und Forschung an der Berliner Universität von 1810 bis 1945, Diss., Berlin 1983

Baur, Erwin, Pflanzenzüchter u. Vererbungsforscher, 1875 Ichenheim (heute Neuwied), † 1933 Müncheberg Studium der Medizin und Botanik in Heidelberg, Freiburg und Kiel; 1910 Prof. für Botanik und Züchtungsforschung an der Universität Berlin; 1911 o. Prof. für Vererbungslehre an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, Direktor des Instituts für Vererbungswissenschaft; 1913 erster Lehrstuhl für Vererbungslehre; gründete 1914 das erste Institut für Vererbungslehre in Berlin-Friedrichshagen; 1914 als Austausch-Prof. in den USA; 1921 Begründer der Deutschen Gesellschaft für Vererbungswissenschaft mit C ARL COR RENS und B ENEDICT G OLDSCHMIDT ; 1927 Gründungsdirektor des KWI für Pflanzenzüchtung und Vererbungsforschung in Müncheberg/Mark. Als bedeutender Züchtungsforscher (bitterstofffreie Lupine, winterresistenter Weizen), versuchte Baur, die M ENDELSCHEN V ERERBUNGS REGELN auf Menschen zu übertragen. Er veröffentlichte 1921 zusammen mit E. F. LENZ das einflußreiche FISCHER und Standardwerk: „Grundriß der menschli-

Baur – Becher chen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene“ (5. Aufl. 1940). PUBLIKATIONEN Einführung in die experimentelle Vererbungslehre. Berlin 1911 (2. Aufl. 1914, w. A. 1919, 1922, 1930) Co-Autor: Grundriß der menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene mit besonderer Berücksichtigung der anthropologischen Systemrassen, 2 Bde., München 1921 (5. Aufl. 1940) Der Untergang der Kulturvölker im Lichte der Biologie, München 1922 Die Bedeutung der natürlichen Zuchtwahl bei Tieren und Pflanzen. In: Schriftenreihe des Reichsausschusses für Volksgesundheitsdienst, Heft 3, Berlin 1933, 11 S. LITERATUR Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. v. Wolfgang Eckart; Christoph Gradmann, München 1995, S. 46 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 1, S. 349 vom Brocke, Bernhard vom: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 264/265 und 413 Bebel, August, Politiker, Sozialdemokrat, 1840 Köln, † 1913 Passugg (Schweiz) Der Drechslermeister Bebel wurde 1865 Vorsitzender des Leipziger Arbeiterbildungsvereins, gründete 1866 mit W. Liebknecht die „Sächsische Volkspartei“, als deren Kandidat er im selben Jahr in den Reichstag des Norddeutschen Bundes gewählt wurde. Er wandte sich dem Marxismus zu und entwickelte sich zu einem scharfen Kritiker von FERDINAND LASSALLE und des von ihm geprägten Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV),

39

1869 gründete er mit W. LIEBKNECHT in Eisenach die „Sozialdemokratische Arbeiterpartei“ (SDAP) und wurde der Führer der dt. Sozialdemokratie, 1875 trug er wesentlich zur Vereinigung von SDAP und ADAV) zur Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) in Gotha bei. Bebel gehörte nach 1871 mit kurzer Unterbrechung dem Deutschen Reichstag an, war 1881-91 zugleich Mitglied des sächsischen Landtags und 1891 maßgeblich an der Ausarbeitung des Erfurter Programms der SPD beteiligt. Unter seiner Führung entwickelte sich die SPD zur Massenpartei. PUBLIKATIONEN Die Frau und der Sozialismus, 25. Aufl., Stuttgart 1895 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 79 Neue Deutsche Biographie, Bd. 1, Berlin 1953, S. 683-685

Becher, Johann Joachim, Arzt, Nationalökonom und Chemiker, Merkantilist, 1635 Speyer, † 1682 London Autodidaktische Studien in fast allen Wissenschaftsgebieten, als Polyhistor e i ner der bedeutendsten deutschen Vertreter des Kameralismus; reiste in jungen Jahren in die verschiedensten Länder, so z. B. nach Schweden, Holland und durch die deutschen Staaten; 1664-66 Leibarzt des Kurfürsten in Mainz, erhielt die Professur für Medizin; 1666-76 Kaiserlicher Rat und Mitglied des Kommerzkollegiums in Wien, entwarf Pläne zu großartigen Manufakturen und für die Errichtung einer österreichisch-indischen Handelsgesellschaft, fiel 1676 in Wien in Ungnade, ging zunächst nach den Niederlanden und dann nach England, wo er in Schottland und Cornwall Bergwerksstudien be-

40

Becher

trieb. Becher bemühte sich darum, die Kameralwissenschaft in ein geschlossenes System zu bringen, wobei er die Wirtschaftspolitik als ein System staatlicher Lenkungen auffaßte. Er entwickelte Ansätze zur Marktformenlehre, setzte sich für Planwirtschaft ein und erwarb sich große Verdienste um die Hebung des Handwerks, der Manufaktur und des Kaufmannswesens. In Bayern, Österreich und der Kurpfalz regte er eine staatliche Reglementierung des Handels und die Einrichtung von Aufkaufstellen und Krediteinrichtungen an.

Mörder den Kopff herab und hencket den Dieb? Allein darum, daß der erste die populosität, der andere die Nahrung der Gemeinde mindert.“ (ebenda, S. 106).

In seinem Hauptwerk „Politischer Discurs“ entwickelte er ein politisches merkantilistisches Programm, das als oberstes volkswirtschaftliches Prinzip die Populierung beinhaltet; denn „je volckreicher also eine Stadt ist, je mächtiger ist sie auch; dero halbe leichtlich zu erachten, daß die vonehmste Staats-Regul, oder maxima einer Stadt oder Landes seyn soll, Volckreiche Nahrung.“ („Politischer Discurs“, Frankfurt 1688, S. 2).

LITERATUR

Seine Populierungsvorschläge beziehen sich auf die Förderung der Einwanderung von außen, vor allem von wohlhabenden Bürgern, da er annahm, daß die natürliche Vermehrung der Bevölkerung nur zu einer Vergrößerung der ärmsten Schichten führen würde („viel Leut in einem Land und keine Nahrung dazu, ist demselben mehr schädlich als nützlich, ...“ ebenda, S. 310). Er war für die Aufnahme unehelich Geborener in Findelhäuser, um über die Verhinderung von Abtreibung und Kindestötung eine Erhöhung der Geburtenzahlen zu erreichen. Den gleichen Effekt erhoffte er sich auch vom Verbot der Heiraten von Partnern extrem ungleichen Alters. Selbst seine kriminalrechtlichen Anschauungen waren vom Prinzip der Populierung durchdrungen, wie folgende Stelle zeigt: „Warum schlägt man einem

PUBLIKATIONEN Politischer Discurs, Von den eigentlichen Ursachen deß Auff- und Abnehmens der Städt, Länder und Republicken, Franckfurt 1668 Moral Discurs, Frankfurt 1669 Närrische Weisheit und weise Narrheit, Franckfurt 1682

Allgemeine deutsche Biographie, Bd. II, Leipzig 1875, S. 201-203 Apfelstedt, H.: Staat und Gesellschaft in Johann Joachim Bechers politischen Discursen, Diss. Gießen 1927 Blaich, Fritz: Die Epoche des Merkantilismus, Wiesbaden 1973, S. 60-64,106/ 107 Bucher: Das Muster eines nützlichen Gelehrten in der Person H. D. Bechers, Nürnberg 1722 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 2, Jena 1924, S. 446/447 Hassinger, H.: Johann Joachim Becher, 1635-1682. Ein Beitrag zur Geschichte des Merkantilismus, Wien 1951 Michel, H.: Der Bevölkerungsgedanke im Zeitalter des Merkantilismus, IFADEdition, Berlin 1994 Ökonomenlexikon, hrsg. v. W. Krause; K. H. Graupner; R. Sieber, Berlin 1989, S. 31/32 Sommer, L.: Die österreichischen Kameralisten in dogmengeschichtlicher Darstellung, Wien 1925 Wichtl, Thomas: Zur Ökonomie des „Volksreichtums“. In: Demographische Informationen 1985

Becher – Becker Zielenziger, Kurt: Die alten deutschen Kameralisten, Jena 1914

Becher, Siegfried, österreichischer Nationalökonom und Statistiker, 1806 Plan (Böhmen), † 1873 Wien Jurastudium in Prag und Wien; seit 1835 Arbeit am Polytechnischen Institut in Wien. Professor für Geschichte und Handelsgeographie; 1848-52 im österreichischen Handelsministerium tätig. Becher ist Verfasser wichtiger Werke zur Bevölkerungsstatistik und zu anderen statistischen Untersuchungen. PUBLIKATIONEN Das österreichische Münzwesen 15241838, 2 Bde. (1838) Statistische Übersicht der Bevölkerung der Österreichischen Monarchie nach den Ergebnissen der Jahre 1834 bis 1840, Stuttgart 1841 Die Bevölkerungsverhältnisse der Österreichischen Monarchie mit einem Anhange der Volkszahl, Geburten, Sterbefälle und Trauungen vom Jahre 1819 bis zum Jahre 1843, Wien 1846 Über Volkswirtschaft (1853) LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, hrsg. durch die Historische Kommission bei der Kgl. Akademie der Wissenschaften. Leipzig 1875, Bd. 2, S. 204

41

Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie und Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 5 Neue Deutsche Biographie, Bd. 1, Berlin 1953, S. 691 Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, hrsg. von der Österr. Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, Bd. 1, S. 60

Becker, Karl, Statistiker und Demograph, 1823 Strohausen, † 1896 Berlin-Charlottenburg Zunächst Berufsoffizier, studierte seit 1851 Staatswissenschaften an den Universitäten Göttingen und Berlin; Begründer und Leiter des Amtes für Statistik des Herzogtums Oldenburg (1855); 1863 Ministerialrat; entwickelte die Grundlagen für die versicherungstechnische Umgestaltung der staatlichen „Witwen-, Waisen- und Leibrentenkassen von 1779“; 1872-1891 Präsident des Reichsamtes für Statistik in Berlin. Während seiner Amtszeit wurden 106 Bände der Statistik des Deutschen Reiches (seit 1873) herausgegeben. Becker war einer der Initiatoren des Internationalen Instituts für Statistik und einer der ersten Mitarbeiter dieses Instituts.

Dictionary of Demographie, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport. London 1985, S. 79

Er systematisierte die Berechnungsmethoden der Sterbewahrscheinlichkeiten, schlug ein Berechnungsprogramm als Grundlage für den richtigen Aufbau von Sterbetafeln vor, insbesondere in Abhängigkeit von Geburtsjahr und Alter, und erarbeitete eine Formel zur Berechnung der Säuglingssterblichkeit, Sterbetafeln für Preußen (1859-64) u. ganz Deutschland (1871/72-1880/81).

Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki:

Becker organisierte die Volkszählungen

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 1, S. 366

42

Becker – Becker

in Deutschland von 1870, 1875, 1880, 1885 sowie die für die damalige Zeit beispielhafte Berufs- und Erwerbstätigenzählung 1882. PUBLIKATIONEN Zur Theorie der Sterbetafeln für ganze Bevölkerungen. In: Statistische Nachrichten über das Großherzogtum Oldenburg, Heft IX, Teil 1, Anhang, Oldenburg 1867 Preußische Sterbetafeln, berechnet auf Grund der Sterblichkeit in den Jahren 1859-1864, auch Vergleich mit fremden Sterbetafeln. In: Zeitschr. des Kgl. Preußischen Statistischen Bureaus, Jg. IX, Berlin 1869, Nr. 4-6 Zur Berechnung von Sterbetafeln an die Bevölkerungsstatistik zu stellende Anforderungen, Berlin 1874 Deutsche Sterbetafel, gegründet auf die Sterblichkeit der Reichsbevölkerung in den 10 Jahren 1871/72 bis 1880/81 nebst Vergleichungen mit anderen Sterbetafeln. In: Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reiches, Jg. 1887, Teil II, Berlin 1887 Stand und Bewegung der Bevölkerung des Deutschen Reiches und fremder Staaten in den Jahren 1841 bis 1886, Berlin 1892 Die Jahresschwankungen in der Häufigkeit verschiedener bevölkerungs- und moralstatistischer Erscheinungen. In: Archiv statistischer Jahrg. II, Tübingen 1892 LITERATUR Demographische Enzyklopädie, Moskau 1985, S. 80 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 1, S. 379 Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 80

Neue Deutsche Biographie Bd. 1, Berlin 1953, S. 720-721

Becker, Moritz, Pädagoge, 1812 Altstadt (Mähren), † 1887 Lienz Becker absolvierte das Gymnasium in Troppau und studierte 1828-1832 Philosophie und Pädagogik an der Wiener Universität. Nach verschiedenen Tätigkeiten als Erzieher wurde er 1840 Hauslehrer beim Fürsten Liechtenstein, war seit 1850 Landesschulrat in Niederösterreich und wurde 1864 zum Lehrer des Kronprinzen RUDOLF und der Erzherzogin GISELA ernannt. Seit 1869 war er Direktor der Familien-Fideikommißbibliothek und Vizepräsident des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich. Becker erwarb sich Verdienste um das Wiener Unterrichtswesen. PUBLIKATIONEN Die Erde und ihre Bewohner, Wien 1854 Österreichische Vaterlandskunde, Wien 1855 Topographie von Niederösterreich. Alphabetische Reihenfolge und Schilderung der Ortschaften. Bd. 1, Wien 1879-1885 Dunkelstein bei Neunkirchen. Eine topographische Studie, Wien 1882 Feldsberg in Niederösterreich. Eine historisch-topographische Studie. In: Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich, N. F., Jg. 20 (1886), Wien 1887 LITERATUR Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut f. Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 6/7

Becker – Beloch Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1850, Bd. 1, 1957, S. 62 Behm, Ernst, Geograph und Statistiker, 1830 Gotha, † 1884 Gotha Studierte in Jena, Berlin und Würzburg Medizin (Promotion 1853); 1856 Mitarbeiter der Geographischen Anstalt von PERTHES in Gotha; gründete 1866 das „Geographische Jahrbuch“ und gab seit 1872 mit HERMANN WAGNER das politisch-geographisch-statistische Quellenwerk „Die Bevölkerung der Erde“ heraus; leitete seit 1878 den statistischen Teil des „Gothaer Hofkalenders“ und seit 1878 auch „Petermanns Mitteilungen“. PUBLIKATIONEN Hrsg. (mit Hermann Wagner): Die Bevölkerung der Erde (1872) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 1, S. 397

43

die italienische Altertumswissenschaft, die er zu internationalem Ansehen brachte. Als Anhänger eines deutschen Nationalstaates sah er in PHILIPP, dem Vollstrekker der griechischen Einheit, den Höhepunkt der griechischen Geschichte. Im I. Weltkrieg lehnte er die italienische Staatsbürgerschaft ab und nahm dafür Internierung und Verlust seiner Professur und seines Hauses in Kauf. Er opponierte mit seiner rigorosen Quellenkritik gegen die Philologen unter den Althistorikern, indem er in bewußter Autoritätsfeindlichkeit den antiken Autoren mißtraute. Beloch versuchte, das Bild des Altertums auf quantitativer Grundlage zu entwickeln, wobei er die Bevölkerungszahl als „Gradmesser für die politische Macht“ verstand. Mit seinen Arbeiten legte er den Grundstein für die Historische Demographie und widerlegte die Behauptung über die Abnahme der Bevölkerung sowie über die unveränderte Bevölkerungszahl im Verlauf der Geschichte der Menschheit. PUBLIKATIONEN

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1924, S. 877

Die Bevölkerung der griechisch-römischen Welt, Leipzig 1886

Beloch, (Karl) Julius, Althistoriker, 1854 Petschkendorf (Schlesien), † 1929 Rom

Zur Bevölkerungsgeschichte des Altertums. In: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik 68, Jena 1897, S. 321343

Akademische Ausbildung in Palermo und Rom (1875 Promotion, 1877 Habilitation); seit 1879 Prof. in Rom – Vertreter einer kritisch-rationalistischen Geschichtsschreibung, die die kollektivistischen Kräfte in der Geschichte betonte; erhielt 1900 den Lehrauftrag für antike Geographie. Seine streng realistisch-rationalistische Griechische Geschichte ist bis heute die ausführlichste deutschsprachige Darstellung der Zeit von den Anfängen der Griechen bis zum Frieden von Naupaktos (217 v. C). Er beherrschte mit seinen Schülern, darunter G. DE SANCTIS,

Die Bevölkerung im Altertum. In: Zeitschrift für Sozialwissenschaften, Bd. 2, Jena 1899, S. 505-515, 600-621 Die Bevölkerung Europas im Mittelalter. In: Zeitschrift für Sozialwissenschaften, Bd. 3, Jena 1900, S. 405-423 Bevölkerungsgeschichte Italiens, 3 Bde., Berlin und Leipzig 1937, 1939 u. 1961 LITERATUR Christ, K.: Von Gibbon zu Rostovtzeff (1989), S. 249-285, 369 f., 382 f.

44

Beloch – Bernoulli

Demographische Enzyklopädie, Moskau 1985, S. 35 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 1, S. 418 Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 86 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 2, Jena 1924, S. 913 Historikerlexikon, hrsg. von Rüdiger vom Bruch, Rainer A. Müller, München 1991, S. 24/25 Neue Deutsche Biographie, Bd. 2, Berlin 1955, S. 31/32 Weber, Wolfgang. In: Biographisches Lexikon zur Geschichtswissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Frankfurt/M. 1987, S. 34/35

Bergmann, Eugen von, Nationalökonom, 1857 Odessa, † 1919 Riga 1876-81 Studium der politischen Ökonomie in Tübingen; 1881 Promotion zum Dr. oec. pol.; 1885-87 Studium in Moskau, Privatdozent an der Juristischen Fakultät der Universität Kasan; 1890 Privatdozent und 1896 a. o. Prof. für Staatswissenschaften an der Universität Tübingen; seit 1900 Prof. für Nationalökonomie und Handelswissenschaft am Polytechnikum in Riga; 1918 Prof. und Dekan an der Baltischen Technischen Hochschule Riga.

Co-Autor: Bevölkerungspolitik: Auswanderung, Kolonisation. In: Schönbergs Handbuch der Politischen Ökonomie, 2 (1898) LITERATUR Deutsch-baltisches Biographisches Lexikon 1710-1960, Köln, Wien 1970, S. 56 Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), 1985, S. 93/94 Wer ist’s? Zeitgenossenlexikon, hrsg. v. H. L. Degener, Leipzig 1911

Bernoulli, Christoph, schweizer Mathematiker und Statistiker, * 1782 Basel, † 1863 Basel 1795 philosophische, juristische und medizinische Studien in Basel, 1801 Studium der Naturwissenschaften in Göttingen (1803 Dr. phil.), 1806 Gründer des privaten „Philotechnischen Instituts“ in Basel, das er bis 1817 leitete, 1819-1852 Lehrer am Pädagogium und seit 1818 bis 1861 Professor der Naturgeschichte an der Universität Basel. Bernoulli publizierte viel beachtete Handbücher für Mechaniker (1829), zur Dampfmaschinenlehre (1833), zur Technologie (1833-34) und zur industriellen Physik (1834-35). Er analysierte als einer der ersten offizielle Statistiken im frühen 19. Jahrhundert. Seine Methode der Darstellung von Bevölkerungsdaten wurde in fast allen späteren Lehrbüchern angewandt.

PUBLIKATIONEN

PUBLIKATIONEN

Zur Geschichte der Entwicklung deutscher, polnischer und jüdischer Bevölkerung in der Provinz Posen seit 1824. In: Beiträge zur Geschichte der Bevölkerung in Deutschland seit dem Anfange dieses Jahrhunderts, hrsg. v. F. J. Neumann, Bd. 1, Tübingen 1883

Schweizerisches Archiv für Statistik und Nationalökonomie, 2 Bde. (1827-1830) Populationistik oder Bevölkerungswissenschaft, 2 Bde. (1840/41) Einige Worte über anthropologische Statistik, Basel 1842

Bernoulli – Bernoulli Neuere Ergebnisse der Bevölkerungsstatistik, zugleich als Nachtrag zum Handbuch der Populationistik, Ulm 1843 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 95 Nagel, Fritz: Historisches Lexikon der Schweiz (elektronische Publikation HLS), Version vom 28.6.2002

45

LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 2, Leipzig 1875, S. 478-80 Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 95/96 Huber, F.: Daniel Bernoulli als Physiologe und Statistiker, Basel, Stuttgart 1959 Merian: Die Mathematiker Bernoulli, Basel 1860

Bernoulli, Daniel, schweizer Mathematiker, Physiker und Mediziner, 1700 Groningen, † 1782 Basel

Bernoulli, Jakob, schweizer Mathematiker, Physiker u. Theologe, 1654 Basel, † 1705 Basel

Studium der Medizin in Basel, Heidelberg (1718) und Straßburg; wirkte in Petersburg (1725-33) als Prof. der Mathematik an der Akademie der Wissenschaften und in Basel (bis 1750) als Prof. der Anatomie und Botanik, danach für Experimentalphysik; 1746 Auswärtiges Mitglied der Berliner Akademie; 1750 Mitglied der Royal Society.

Studierte Theologie; hielt seit 1683 Privatvorlesungen über Experimentalphysik; 1687-91 Lehrstuhl für Mathematik an der Universität Basel; 1702 Abwesendes Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften.

Bernoulli lieferte wesentliche Beiträge zur Theorie der Differenzialgleichungen, zur Rechenlehre, Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung sowie zur theoretischen Mechanik. Er trug zur Verbesserung der Methode der Konstruktion von Sterbetafeln bei. In seiner 1760 der Pariser Akademie vorgelegten Schrift versuchte er darzustellen, welcher Vorteil einer Bevölkerung aus der konsequenten Durchführung der Pockeninokulation erwuchs. PUBLIKATIONEN Essai d’une Nouvelle Analyse de la Mortalite Causee par la Petite Verole (Histoire de l’Academie Royale des Sciences, Paris 1760, (1766) De Duratione media matrimoniorum ... (Die mittlere Dauer der Ehen für jedes Alter und andere verwandte Fragen), St. Petersburg 1768

Bernoulli legte wichtige Fundamente der Infinitesimalrechnung, wirkte mit Einführung des Integralbegriffs, der Lösung der „Bernoullischen Differentialgleichung“ und der Entwicklung eines Systems der Wahrscheinlichkeitsrechnung (Gesetz der großen Zahlen) mathematisch bahnbrechend. Er verwendete als erster die Bezeichnung „Integral“, die dann LEIBNIZ übernahm, und förderte mit seinem bedeutendsten Werk „Ars conjectandi“ in umfassender Weise die Wahrscheinlichkeitsrechnung. Seine Grabstätte befindet sich im Basler Münster. PUBLIKATIONEN Ars conjectandi, 1713 (Dt., Ostwalds Klassiker der exakten Wissenschaften Nr. 107/108, Leipzig 1899) Opera omnia, 2 Bde., Lausanne 1744 (Nachdr. 1967) Über unendliche Reihen, Leipzig 1909

46

Bernouilli – Besold

LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 2, Leipzig 1875, S. 470-473

nen sozialistischen Ablehnung der Geburtenkontrolle. PUBLIKATIONEN

Biographien bedeutender Mathematiker, hrsg. von W. Arnold; H. Wußing, Berlin 1983, S. 227 ff.

Die sozialpolitische Bedeutung von Raum und Zahl, Neue Zeit, 15 (1897), S. 100107

Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), 1985, S. 96

Die Voraussetzungen des Sozialismus und die Aufgaben der Sozialdemokratie (1899)

Fleckenstein, O. J.: Johann und Jacob Bernoulli, Basel 1949

Woltmanns Beziehungen zur Sozialdemokratie. In: Politisch-Anthropologische Revue 6 (1907/8), S. 45-53

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 2, Jena 1924, S. 518 Hofmann, J. E.: Über Jacob Bernoullis Beiträge zur Infinitesimalrechnung, Genf 1956 Oystein, Ore, In: International Encyclopedia of the Social Sciences, 2, S. 65-68

Bernstein, Eduard, Theoretiker der deutschen Sozialdemokratie, 1850 Berlin, † 1932 Berlin Seit 1866 Bankangestellter; schloß sich 1872 der Sozialdemokratie an; war maßgeblich am Gothaer Programm beteiligt; Sekretär von KARL HÖCHBERG; gründete das Parteiorgan „Der Sozialdemokrat“ in der Schweiz, dessen Leitung er seit 1888 von London aus betrieb; 1899 veröffentlichte er sein Werk „Die Voraussetzungen des Sozialismus und die Aufgaben der Sozialdemokratie“, in dem er Kritik am dialektischen Materialismus von KARL MARX formulierte und revisionistische Auffassungen vertrat; war nach 1902 viele Jahre Reichstagsmitglied. Bernstein sah in der Zunahme und Dichte der Bevölkerung ein Problem für die Demokraten, da dort, wo soziale Verantwortlichkeit auf viele Menschen verteilt ist, der einzelne sich nicht selbst verantwortlich fühlt. In seinen Schriften bezog er keine Stellung im Sinne der allgemei-

LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 1, S. 475 Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 97 Erinnerungen eines Sozialdemokraten (1918) Gay, Peter: The Dilemma of Democratic Socialism: Eduard Bernstein‘s Challenge to Marx, New York 1952 Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Stuttgart 1956-68, Bd. 2, S. 5-7 Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Bd. I, Stuttgart 1980, S. 36

Besold, Christoph, Staats-und Rechtsgelehrter, 1577 Tübingen, † 1638 Ingolstadt 1598 Doktor der Rechte, Advocat beim Hofgericht in Tübingen; 1610 Prof. an der Universität Tübingen, später österreichischer Regimentsrat in Würtemberg und 1636 Prof. des Codex und öffentlichen Rechts in Ingolstadt. Besold vertrat, JACOB BORNITZ, in seinen ähnlich wie Schriften die Auffassung, daß das Wachs-

Besold – Bidermann tum der Familien Grundlage für die Volksvermehrung ist und somit gefördert werden muß. PUBLIKATIONEN Politicorum libri duo, Tübingen 1618 (Sammlung von Dissertationen politischen und staatsrechtlichen Inhalts) Discursus politicus de incrementis imperiorum etc., Straßburg 1623 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 2, Leipzig 1875, S. 556-558 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 2, Jena 1924, S. 602 Jolles, Oskar: Die Ansichten der deutschen nationalökonomischen Schriftsteller des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts über Bevölkerungswesen. In: Jahrbuch für Nationalökonomie, N. F., 13. Bd., 47, Jena 1886 Jugler, Beiträge I, S. 85-125 (Verzeichnis der Schriften) Juristen – Ein biographisches Lexikon, Von der Antike b. zum 20. Jahrhundert, hrsg. vom M. Stolleis, München 2001, S 83/84

Bickel, Wilhelm, Schweizer Statistiker, 1903 Bombay (Indien), † 1977 Zürich Studierte Nationalökonomie an der Universität Zürich (Promotion 1926); wurde 1932 Adjunkt am Statistischen Amt der Stadt Zürich, später Statistiker des Kantons Basel; Habilitation 1940; seit 1946 an der Universität Zürich Prof. für Finanzwissenschaft und praktische Sozialökonomie und Leitung des Statistischen Büros des Kantons Zürich. Bickel war u. a. in internationalen Expertenkommissionen tätig (1956/57 UNO in Ägypten). Er arbeitete auf der Basis statistischer Daten der Schweiz eine demographische Theorie aus.

47

PUBLIKATIONEN Bevölkerungsgeschichte und Bevölkerungspolitik der Schweiz seit dem Ausgang des Mittelalters, Zürich 1947 Zur neueren Entwicklung der Bevölkerungswissenschaft. In: Schweizerische Zeitschrift für Volkswirtschaft und Statistik, 90 (1954) Über die Pest in der Schweiz. In: Studium Generale 9 (1956) Bevölkerungsdynamik und Gesellschaftsstruktur. In: Ebd., 92 (1956), S. 317-328 Zur neueren Entwicklung der ehelichen Fruchtbarkeit und Fruchtbarkeitsunterschiede in der Schweiz. In: Ebd., 94 (1958) Foreign Workers and Economic Growth in Switzerland. In: World Population Conference, Belgrade, 1965, Proceedings (1966-67) L ITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 1, S. 513 Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 102 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1976

Bidermann, Hermann Ignaz, Staatswissenschaftler, Jurist und Statistiker, 1831 Wien, † 1892 Graz Nach Studien u. a. in Graz, Wien und Innsbruck (1853 Dr. jur.) erfolgte 1855 die Habilitation für Staatswissenschaften an der Universität Pest. 1857 war er mit der Durchführung der Volkszählung in Oberungarn betraut und wurde 1858 o. Prof. an der Rechtsakademie in Kaschau sowie 1860 Prof. der Staatswissenschaf-

48

Bidermann – Bielfeld

ten an der Preßburger Rechtsakademie. Es folgte 1861-1871 eine Tätigkeit an der Universität Innsbruck und ab 1871 hielt er u. a. Vorträge über Statistik und zur Verwaltungs- und Verfassungsgeschichte an der Universität Graz. Bidermann war von 1871-1892 korrespondierendes Mitglied der Statistischen Zentralkommission.

stik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut f. Demographie d. Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 8/9

PUBLIKATIONEN

Bielfeld, Jakob Friedrich Freiherr von, politischer Schriftsteller, 1717 Hamburg, † 1770 Altenburg

Die ruthenische Nationalität und ihre Bedeutung für Österreich. In: Donauzeitung, Wien 1863, Nr. 115, 116, 118, 119, 121, 123 Die Italiener im Tirolischen-ProvinzialVerbande, Innsbruck 1874 Die Romanen und ihre Verbreitung in Oesterreich. Ein Beitrag zur Nationalitätenstatistik, Graz 1877 Die Serben-Ansiedlungen in Steiermark und im Warasdiner Grenz-Generalate. In: Mittheilungen des historischen Vereines für Steiermark, Graz 1883, H. 31, S. 3 ff. Die Auswanderung nach Oesterreichischem Recht. In: Österreichisches Centralblatt für die juristische Praxis, Bd. 2, Wien 1884, S. 65 ff. Die Griechisch-Gläubigen und ihr Kirchenwesen in Oesterreich-Ungarn. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 10, Wien 1884, S. 381 ff., 477 ff., 635 f. Die Nationalitäten in Tirol und die wechselnden Schicksale ihrer Verbreitung. In: Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde, Bd. 1, Stuttgart 1886, H. 7 Neuere slavische Siedlungen auf süddeutschem Boden. In: Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde, Bd. 2, Stuttgart 1888, H. 5 LITERATUR Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstati-

Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 1, S. 82

Studium in Leyden seit 1732; folgte 1739 einer Berufung nach Rheinsberg, der Residenz des damaligen Kronprinzen, späteren Königs von Preußen, Friedrich des Großen; 1741 Legationsrat in Berlin; wurde 1747 Kurator sämtlicher preußischer Universitäten und Direktor des Hospitals zu Berlin; 1748 Erhebung in den Freiherrenstand; Ehrenmitglied der preußischen Akademie der Wissenschaften (1744); verließ 1755 Berlin und lebte auf seinen Gütern im Herzogtum Altenburg (1757-63 in Hamburg). Bielfeld ging als strenger Populationist davon aus, daß nicht nur die Anzahl, sondern auch die Qualität der Einwohner die Stärke eines Staates ausmacht. Er teilte im wesentlichen die merkantilistischen Anschauungen seines Herrn (FRIEDRICH II.), z. B. in Geldfragen, in der Bevölkerungspolitik usw., bedeutsame Unterschiede gab es jedoch z. B. zu Fragen der Gewerbepolitik. Ganz im merkantilistischen Sinne stellt er u. a. in seinem „Lehrbegriff der Staatskunst“ fest: „Um die Gesellschaft wohl zu erhalten, muß die größte Sorgfalt auf die Vermehrung und Erhaltung der Anzahl ihrer Glieder gehen. Die wahre Stärke eines Staates besteht in der Menge der Einwohner ...“ (Bielfeld, Lehrbegriff der Staatskunst, Breslau, Leipzig 1761, S. 103)

Bielfeld – Blaschke PUBLIKATIONEN Institutiones politiques, 2 Bde., 1760; Titel der deutschen Ausgabe: Des Freiherrn von Bielfeld Lehrbegriff der Staatskunst, Breslau, Leipzig 1761 (2. Aufl. 1768) LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. II, Leipzig 1875, S. 624 Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 102 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Band 2, Jena 1924, S. 834

49

Vergleichende Darstellung der Grundmacht oder der Staatskräfte aller europäischen Monarchien und Republiken, 2 Abth., Pest und Wien 1823 LITERATUR Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Theil 1, 1856, S. 412 Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik u. Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/ Institut f. Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 10

Hirsching: Hist.-liter. Handbuch, Bd. I, Leipzig 1794 Meusel: Lexikon der von 1750 bis 1800 verstorbenen Schriftsteller, Bd. I, Leipzig 1802 Michel, Harald: Der Bevölkerungsgedanke im Zeitalter des Merkantilismus, IFAD-Edition, Berlin 1994 Roscher, W.: Geschichte der Nationalökonomik in Deutschland, München 1874

Bisinger, Joseph Constant, Statistiker, 1771 Jamnitz (Mähren), † 1825 Wien Studium der Philosophie, der Rechte und der politischen Wissenschaften in Wien. Seit 1798 Professor der Statistik und des Natur-, Staats- und Völkerrechts an der Theresianischen Ritterakademie. PUBLIKATIONEN General-Statistik des österreichischen Kaiserthums. Ein Versuch, 2 Theile, Wien und Triest 1807, 1808 Vergleichende Darstellung der Staatsverfassung der europäischen Monarchien und Republiken zum Gebrauche bey Vorlesungen und zur Selbstbelehrung, Wien 1818

Blaschke, Ernst, Beamter, Statistiker, 1856 Mistek (Mähren), † 1926 Wien Beamter des Allgemeinen Beamtenvereins, Lehrer des Versicherungswesens sowie Privatdozent an der Universität und Technischen Hochschule in Wien. Später Professor an letzterer Einrichtung und Hofrat im Ministerium des Innern (Departement für Privatversicherung). Blaschke war ebenfalls korrespondierendes Mitglied der Statistischen Zentralkommission in Wien. Er förderte durch seine Tätigkeit insbesondere die Entwicklung des Versicherungswesens in Österreich. PUBLIKATIONEN Über den Einfluss von Hypothesen, betreffend die Sterblichkeit innerhalb der Altersgrenzen auf die Bewertung der Prämien und Reserven der Lebensversicherung. In: Oesterreichische Revue, Jg. 10, Wien 1885, Nr. 21, S. 81 f., Nr. 22, S. 85 f. Zur Frage der Sterblichkeitstafeln für deutsche und österreichische Lebensversicherungs-Anstalten. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 16, Wien 1890, S. 436 ff.

50

Blaschke – Bleicher

Über die Construction von Mortalitätstafeln. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 20, Wien 1894, S. 279 ff. Die Beziehungen zwischen den Absterbeordnungen aus den Beobachtungen an der allgemeinen Bevölkerung und an versicherten Personen. In: Mitt. des Österreichisch-ungarischen Verbandes d. Privat-Versicherungs-Anstalten, Bd. 6, Wien (November) 1911 Die Sterblichkeit der Versicherten zu verschiedener Zeit. In: Mitt. d. Österreichisch-ungarischen Verbandes der Privat-Versicherungs-Anstalten, Bd. 8, Wien (Juli) 1913 Die Todesursachen bei österreichischen Versicherten nach fünfjährigen Geschäftsperioden im Zeitraum 1876-1900. In: Mitteilungen des Österreichisch-ungarischen Verbandes der Privat-Versicherungs-Anstalten, Bd. 9, Wien (Mai) 1914 Die Ausgleichung von Absterbeordnungen aus der Bevölkerungsstatistik. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 21, Brünn 1916, S. 728 ff. Die Ausgleichung von Absterbeordnungen aus der Bevölkerungsstatistik. In: Österr. Statistik. Ergebnisse d. Volkszählung vom 31. Dez. 1910 in Öster-reich, Bd. 1, Wien 1917, Heft 4 (Anhang)

Studium der Mathematik und Physik in München und Leipzig, 1887 Promotion; 1890-1906 Direktor des Stat. Amtes der Stadt Frankfurt/M.; 1906 Stadtrat und Stadtkämmerer in Frankfurt/M.; seit 1901 Prof. an der Universität Frankfurt/M., ebenso Vorlesungen an der Akdademie für Sozial- und Handelswissenschaften über Statistik, Versicherungswirtschaft, Kommunal- u. Finanzwissenschaft; Mitglied des Internationalen Statistischen Instituts und des Versicherungsbeirates beim Reichsaufsichtsamt. Bleicher war ein früher Analytiker der internen Migration. Er benutzte Daten der kommunalen Register. PUBLIKATIONEN Statistik I, Allgemeine, physikalische und Bevölkerungsstatistik (Sammlung Göschen) Die Bewegung der Bevölkerung im Jahre 1891, insbesondere Studien über die Wanderungsbewegungen. In: Beiträge zur Statistik der Stadt Frankfurt/Main, N. Folge, Heft 2, Frankfurt/M. 1893 Über die Berechnung von Sterblichkeitsziffern. In: VIII. Konferenz Statistischer Ämter Deutscher Städte (1893)

LITERATUR

Statist. Beschreibung der Stadt Frankfurt am Main, 2 Teile, Frankf. a. Main 18921895

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, 1926, Sp. 142, 1928/29 (Totenliste)

Beiträge zur Statistik der Stadt Frankfurt (1893-1906)

Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut f. Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 11-15

Über die Eigentümlichkeiten der Städtischen Nationalitäts- und Mortalitätsverhältnisse (S.-A. aus den Verhandlungen des internationalen Kongresses für Hygiene und Demographie, Budapest 1897)

Bleicher, Heinrich, Ökonom und Statistiker, 1861 Nürnberg, † 1928 Frankfurt/ Main

Die Bevölkerung des Deutschen Reiches nach örtlicher Verteilung, sozialem Aufbau und allgemeinen Erwerbsverhältnissen. In: Handbuch der Wirtschaftskunde Deutschlands, Bd. 1, Leipzig 1901, S. 241-331

Bleicher – Bluhm Über die Notwendigkeit systematischer Arbeitsteilung auf dem Gebiete der Bevölkerungs-(Sozial-)Statistik (II. Die Säkularzählung von 1900 und die Gemeindestatistik/III. Die periodische Ermittlung des Bevölkerungsstandes). In: Allg. Statist. Archiv, Bd. 6, 1902/1904, S. 44-57; S. 103-119 Über die Notwendigkeit systematischer Arbeitsteilung auf dem Gebiete der Bevölkerungs-(Sozial-)Statistik (Fortsetzung und Schluß). In: Allg. Statist. Archiv, Bd. 7, 1907/1914, S. 109-130

51

hygiene“ Mitherausgeberin des Archivs f. Rassen- und Gesellschaftsbiologie, seit 1919 wiss. Mitarb. am KWI f. Biologie in Berlin, Arbeiten über Alkohol und Vererbung. Bluhm zählt neben A. PLOETZ und E. RÜDIN zu den bekannten Vertretern der Rassenhygiene in Deutschland. PUBLIKATIONEN Eugenik. In: Handwörterbuch der Sexualwissenschaft, hrsg. v. Max Marcuse, Bonn 1923, S. 115-118

Die Bedeutung der Statistik in der Praxis. In: Friedrich Zahn, ed., Die Statistik in Deutschland nach ihrem heutigen Stand (1911)

Die rassenhygienischen Aufgaben des weiblichen Arztes. Berlin 1934

LITERATUR

LITERATUR

Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 112

Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jh., hrsg. v. Wolfgang Eckart; Christopf Gradmann, München 1995, S. 66

Frankfurter Biographie, Bd. 1, Frankfurt/ Main 1994, S. 75 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1926, S. 144

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. W. Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 1, S. 581

Meyer, Maximilian, Die deutsche Städtestatistik in ihren Vertretern, Nürnberg 1938, S. 84

Die Mitglieder der deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1700-1950, Akademie-Verlag, Berlin 1950, S. 183

Wer ist’s? Zeitgenossenlexikon, hrsg. v. H. L. Degener, Leipzig 1928, IX. Ausgabe, S. 139

Just, Günther: Agnes Bluhm und ihr Lebenswerk. In: Die Ärztin 17 (1942), S. 516-26

Bluhm, Agnes, Vererbungsforscherin u. Rassenhygienikerin, 1862 Konstantinopel, † 1943 Sommerfeld (Osthavelland) Zunächst Lehrerin studierte sie 1884 bis 1889 Medizin in Zürich, München u. Wien u. promovierte 1890 an der Univers. in Zürich. Von 1890 bis 1905 private Arztpraxis (Gynäkologie) in Berlin. 1905 Gründungsmitgl. d. „Berliner Gesellschaft f. Rassenhygiene“, der späteren „Deutsche Gesellschaft für Rassen-

Alfred Ploetz zum Gedächtnis. In: Die Ärztin 8 (1940), S. 213-214

Nachtsheim, Hans: Agnes Bluhm. In: Volk und Rasse 17 (1942) Schultz, Bruno K.: Agnes Bluhm +. In: Volk und Rasse 18 (1943), S. 99 Vogt, Annette: Wissenschaftlerinnen in Kaiser-Wilhem-Instituten A-Z, Berlin 1999 (Veröff. aus d. Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft), S. 26, (Porträt) vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 265, 41

52

Blumenbach-Wabruschek – Bobek

Blumenbach-Wabruschek, Wenzel Karl Wolfgang, österreichischer Geograph, 1791 Wien, † 1847 Wien

Institut f. Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 16/17

Gymnasium und juristische Studien in Wien, widmete sich der Geographie, Statistik, Mineralogie und Technologie, 1809 Mitarbeiter und 1813-1815 Sekretär am Kosmographischen Institut unter Leitung LIECHTENSTERNS.

Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 1, 1957, S. 94

Ab 1819 arbeitete er im Technologischen Kabinett, wurde 1829 Bücherzensor und 1835 Kustos.

Studium in München und Innsbruck (Dr. phil. 1926); Habilitation 1935 an der Berliner Universität; seit 1938 arbeitete Bobek als freier Mitarbeiter für Sozialgeographie und Landeskunde im „Arbeitswissenschaftlichen Institut“ der „Deutschen Arbeitsfront“. Gleichzeitig beteiligte er sich mit theoretischen und empirischen Arbeiten auch an der Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung. 1940 einberufen, versah er seinen Wehrdienst bis 1943 als Kriegsverwaltungsrat.

Blumenbach-Wabruschek erwarb sich große Verdienste um die Geographie und Landeskunde Österreichs. PUBLIKATIONEN Neueste Landeskunde des Erzherzogthums Oesterreich unter der Enns, Wien 1816 Neuestes Gemälde der österreichischen Monarchie. In: Allgemeine Erdkunde oder Beschreibung aller Länder, Bd. 13, 14, 28, Wien 1830-1833 Neuestes Gemälde der Länder: Ungarn, Polen, Mähren und Schlesien, welche der österreichischen Monarchie angehören, Wien 1834 Neuestes Gemälde von Österreich, Steiermark, Tirol und Vorarlberg oder Beschreibung der Lage, des Klimas, der Naturprodukte, Landeskultur, merkwürdigsten Städte, Gegenden, Kunstwerke, Ruinen und Denkmäler; dann deren Einwohner, deren Lebensart, Kleidung, handel, Künste, Wissenschaften, Religion und Staatsverfassung, 2. Ausg., Wien 1837 Kurzer geographischer Abriß des österreichischen Kaiserthums, Wien 1840 LITERATUR Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/

Bobek, Hans, österreichischer Geograph, 1903 Klagenfurt, † 1990 Wien

1944 wurde er zur Forschungsstaffel der SS versetzt; 1946 Lehrstuhl für Geographie in Freiburg/Br.; 1949 Professor für Wirtschaftsgeographie an der Hochschule für Welthandel in Wien. Er lehrte 1952-1971 an der Wiener Universität Kulturgeographie und war seit 1962 Präsident der Österreichischen Geographischen Gesellschaft. Bobek unternahm u. a. Forschungsreisen in die Türkei und den Iran und ist Autor verschiedener Werke über Geomorphologie und Sozialgeographie. PUBLIKATIONEN Grundfragen der Stadtgeographie (1927) Das Judentum im osteuropäischen Raum. Betrachtungen zu dem gleichnamigen Werk von P. H. Seraphim. In: Deutsches Archiv für Landes- und Volksforschung 3 (1939), S. 697-706 Stellung und Bedeutung der Sozialgeographie (1948)

Bobek – Boeckh Aufriss einer vergleichenden Sozialgeographie. In: Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft, 92 (1950) Die Hauptstufen der Gesellschafts- und Wirtschaftsentfaltung in geographischer Sicht (1959) Iran. Probleme eines unterentwickelten Landes alter Kultur (1962) (Mitautor): Wien: Bauliche Gestalt und Entwicklung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts (1966) Iran: Probleme eines unterentwickelten Landes (1967) The Hierarchy of Central Places and Their Hinterlands in Austria. In: Miroslav Macka (Hrsg.): Economic Regionalization (1967) Die Theorie der zentralen Orte im Industriezeitalter (1969) Aspekte der Bevölkerungsstruktur (1970/ 71) und ihrer Dynamik. In: Atlas der Republik Österreich (1972) Der Beitrag der Geographie zur Bevölkerungs- und Sozialforschung in Österreich. In: Heimold Helczmanovszki (Hrsg.): Beiträge zur Bevölkerungs- und Sozialgeschichte Österreichs (1973) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 1, S. 592 Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 113 Lexikon der Geographie, Heidelberg, Berlin 2002 Boeckh, Richard, Demograph und Statistiker, 1824 Berlin, † 1907 Berlin Sohn des Altphilologen AUGUST BOECKH (1785-1867); Studium der Rechts- und

53

Staatswissenschaften; 1852-55 und 18611875 am Preußischen Statistischen Bureau, übernahm die „Auswärtige Statistik“ als Spezialfach; zwischenzeitlich für einige Jahre bei der Potsdamer Regierung tätig; Direktor des Statistischen Büros in Berlin (1875-1902); Herausgeber des Berliner „Statistischen Jahrbuches“ bis 1902; Mitglied des Internationalen Statistischen Instituts (seit 1885); 1903 Ehrenmitglied; 1862-1881 Dozent am Statistischen Seminar des preußischen Bureaus; wurde 1881 a. o. Professor an der Universität Berlin und 1895 o. Honorarprofessor. Boeckh gilt als einer der Begründer der preußischen Bevölkerungs- und Sozialstatistik. Er schuf eine Nationalitätenstatistik und veröffentlichte zahlreiche nationalstatistische und politische Studien, die ihn als einen der besten Kenner der Nationalitätenverhältnisse auswiesen. Er veröffentlichte die berühmte „Sterblichkeitstafel für den preußischen Staat“, die nach der später so genannten Boeckhschen Methode aufgestellt ist. Erstmals formulierte er einen Nettokoeffizienten der Bevölkerungsreproduktion, der später von RENÉ KUCZYNSKI weiterentwickelt wurde (Boeckh-Kuczynski-Koeffizient), und schuf eine entsprechende Methodik der Aufstellung dieser Koeffizienten. Ein großer Teil der deutschen und ausländischen Statistiker ging durch seine Schule. Er war der geistige Schöpfer und von 1894-99 Vorsitzender des „Allgemeinen Deutschen Schulvereins zur Erhaltung des Deutschtums im Ausland“. PUBLIKATIONEN Allgemeine Übersicht der Veröffentlichungen aus der administrativen Statistik der verschiedenen Staaten, Berlin 1856 Die geschichtliche Entwicklung der amtlichen Statistik des Preußischen Staates, Berlin 1863

54

Boeckh – Boecler

Die Sterblichkeitsverhältnisse der Kurmark, ein Beitrag für Altersversorgungskassen. In: Arbeiterfragen, Jg. I, Berlin 1863, S. 149-180 Die statistische Bedeutung der Volkssprache als Kennzeichen der Nationalität, Berlin 1866 (bildet die methodische Grundlage aller wiss. Erörterungen über Nationalitätenprobleme) Der Deutschen Volkszahl und Sprachgebiet in den europäischen Staaten, Berlin 1869 Geschichtliches zur Beurkundung des Personenstandes im preußischen Staate. In: Zeitschrift des Kgl. pr. stat. Bureaus, Jg. XII, Berlin 1872 Sterblichkeitstafel für den Preussischen Staat im Umfange von 1865. In: Jahrbuch f. Nat.-Ök., Bd. XXV, Jena 1875 Bevölkerungs-, Gewerbe- und Wohnungsaufnahme v. I./XII. 1875, Berlin 1878 (schuf mit diesem Werk den Typus der modernen Bevölkerungs- und Sozialstatistik) Bewegung der Bevölkerung der Stadt Berlin in den Jahren 1869-1878, Berlin 1884 Nettoreproduktionsziffer, In: Statistisches Jahrbuch der Stadt Berlin 1884, S. 30-34 Die statistische Messung der ehelichen Fruchtbarkeit (Bulletin de l’Institut International de Statistique, 5, Rom 1890 Vorbereitung, Ausführung und Durchführung der Aufnahme (der Bevölkerung von Berlin) vom 1. XII. 1890: Bevölkerungs- und Wohnungsaufnahme vom 1. XII. 1890 in der Stadt Berlin, Heft I, Berlin 1893 Halley als Statistiker. In: Bulletin de l’Institut International de Statistique, Tome VII, Rom 1893

Statistik der Grundstücke, Wohnungen und Haushaltungen in Berlin: Die Bevölkerungs- und Wohnungsaufnahme vom 1. XII. 1890 in der Stadt Berlin, Heft 2, Berlin 1896 Statistik der Ehescheidungen in der Stadt Berlin, Berlin 1897 (brachte Vorgänge, die man bis dahin kaum für wissenschaftlich faßbar hielt, zur exakten Darstellung und Messung) LITERATUR Demographische Enzyklopädie, Moskau 1985, S. 32 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 1, S. 609 Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 114 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1924, S. 125/126 Meyer, Maximilian, Die deutsche Städtestatistik in ihren Vertretern; Nürnberg 1938, S. 61 Neue Deutsche Biographie, Bd. 2, Berlin 1955, S. 367 f. vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 414 Winkler, Wilhelm: Boeckh, Richard. In: Handwörterbuch des Grenz- und Auslandsdeutschtums I. Breslau 1933, S. 485 f.

Boecler, Johann Heinrich, Kameralist, 1611 Cronheim (Bayern), † 1672 Straßburg Sohn eines lutherischen Pastors; studierte in Tübingen und Straßburg; 1637 Prof. der Rhetorik an der Universität Straßburg; folgte 1648 einer Einladung der

Boecler – Boehm Königin Christine an die Universität Uppsala, wurde zum schwedischen Reichs-Historiographen ernannt; kehrte 1652 nach Straßburg als Prof. Historiarum zurück und wirkte hier bis zum Tode. Boecler war Kur-Mainzer-Rat und Kaiserlicher Rat, Lehrer von L. VEIT VON SECKENDORF. Seine Tätigkeit erstreckte sich vor allem auf die Gebiete der Philosophie, klassischen Philologie, der Geschichte und Staatswissenschaften. Auf letzterem Gebiet verdient insbesondere seine Bevölkerungslehre Beachtung. Er verweist in seinen „Institutiones politicae“ auf vier Faktoren, die die Volkszahl beeinflussen und fordert u. a. eine gesetzliche Festlegung des Heiratsalters, Bestrafung von Ehelosigkeit und Ausschweifungen; den Zuzug von außen sieht er begünstigt durch: die Wohlfeilheit des Lebens, Beförderung des Handels, mannigfache Lehranstalten, Glanz des Hofes u. a. Des weiteren führt er aus, daß die Obrigkeit für eine organische Einteilung und Gliederung der Volksmenge sorgen müsse. Boecler verfaßte eine Fülle von Gutachten und politisch-historischen Abhandlungen. Er hatte einen weitgespannten Korrespondenten-Kreis (u. a. CONRING). PUBLIKATIONEN Institutiones politicae, access. dissertationes ad selecta veterum historicorum loca, et libellus memorialis ethicus, Straßburg 1674 Animadversiones in Hippolyti a Lapide dissertationem de ratione status in imperio Romano Germanico, Straßburg 1674 Gesamtwerk: Johannis Henrici Boccleri opera, hrsg. v. J. A. Fabricius, 4 Bde., Straßburg 1712

55

LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 2, Leipzig 1875, S. 792-93 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 2, Jena 1924, S. 990 Historikerlexikon, hrsg. von Rüdiger vom Bruch, Rainer A. Müller, München 1991, S. 31-32 Jöcher, Christian Gottlieb: Allgemeines Gelehrten-Lexikon, Leipzig 1750, Bd. 1 Jolles, Oskar: Die Ansichten der deutschen nationalökonomischen Schriftsteller des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts über Bevölkerungswesen. In: Jahrbuch f. Nationalökonomie, N. F., 13. Bd., 47, Jena 1886 , S. 193-224

Boehm, Hermann Alois, Arzt und Rassenhygieniker, 1884 Fürth, † 1962 1933 wiss. Leiter der Abteilung „für Vererbungslehre und Rassenhygiene“ im Reichsausschuß für Volksgesundheitsdienst; 1934 Professor für Rassenpflege an der Universität Leipzig; 1937 Leiter des erbbiologischen Forschungsinstituts an der 1935 gegründeten „Führerschule der deutschen Ärzteschaft“ in Alt-Rehse; 1938 o. Professor an der Universität Rostock; 1943 o. Professor für Rassenhygiene an der Universität Gießen; ab 1945 Privatpraxis. Er schrieb zur Eugenik und Rassenhygiene und berichtete in der „Bevölkerungspolitischen Umschau“ (Zeitschrift für Ärztliche Fortbildung, 39 (1942) über einen Test der pronatalistischen Politik, in dem Heiratsalter und Geburtenzahl bei Familien untersucht wurden. PUBLIKATIONEN Erbkunde. In: Grundlagen der Erb- und Rassenpflege (1936) Erbgesundheit, Volksgesundheit (1939)

56

Boehm – Bornitz

Bevölkerungspolitische Umschau (Zeitschrift für Ärztliche Fortbildung, 39 (1942) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 115 Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt/Main 2003 Schwager, Matthias: Die Versuche zur Etablierung der Rassenhygiene an der Leipziger Universität während des Nationalsozialismus unter besonderer Berücksichtigung des Lebens und Wirkens von Hermann Alois Boehm. Medizinische Dissertation an der Universität Leipzig 1993, 95 S.

Blühen von Kunst und Wissenschaft sowie günstige Verhältnisse im Ackerbau, Handwerk, Handel und Gewerbe. In seinem, dem Kaiser Ferdinand gewidmeten Werk Tractatus politicus … (1625) stellte er eine Art Enzyklopädie der Privatwirtschaftszweige dar. PUBLIKATIONEN Discursus politicus de prudentia politica comparanda, Wittenberg 1602 De nummis in republica percutiendis et conservandis, Hanau 1608 Partitionum politicarum libri IV, Hanau 1608 De majestate politica et summo imperio ejusque functionibus, Leipzig 1610

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 414

Tractatus politicus de aerario sacro civili, militari, communi et sacratiori etc., Frankfurt 1612

Wer ist’s? Zeitgenossenlexikon, hrsg. v. H. L. Degener, Leipzig 1935, S. 149

Tractatus politicus de rerum sufficienta in republica et civitate procuranda, Frankfurt 1625

Bornitz, Jacob, Jurist und Staatsgelehrter, um 1560 Torgau, † 1625 Schweidnitz (Schlesien) Bornitz wirkte als Jurist u. kaiserlicher Rat in Schweidnitz. Er war einer der ersten Theoretiker der Volks- und Staatswirtschaft in Deutschland. Er lehnte sich in seinen staatstheoretischen Schriften vornehmlich an BODIN an und entwickelte darin u. a. ein System der Finanzwirtschaft. Ganz im merkantilistischen Sinne empfahl er auch die Volksvermehrung durch Belohnungen, Steuerfreiheiten, Privilegien für Familienväter, Strafen für Hagestolze, Benachteiligung der Kinderlosen zu fördern. (Partitionum Politicarum libri IV, Hanau 1608). Eine Zuwanderung von außen wird seiner Meinung nach begünstigt durch: öffentliche Ordnung und Rechtssicherheit, das

LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 3, Leipzig 1876, S. 175/76 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. von Walther Killy, Bd. 2, München 1995, S. 35 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 2, Jena 1924, S. 999 Jolles, Oskar: Die Ansichten der deutschen nationalökonomischen Schriftsteller des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts über Bevölkerungswesen. In: Jahrbuch f. Nationalökonomie, N. F., 13. Bd., 47, Jena 1886 Roscher, Wilhelm: Die deutsche Nationalökonomik an der Grenzscheide des 16. und 17. Jh. (Abh. der kgl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften, Phil.-Hist. Klasse, Bd. 4, Leipzig 1865)

Bornitz – Bortkiewicz Zielenziger, Kurt: Die alten deutschen Kameralisten, Jena 1914

57

Bortkiewicz war Mitglied des International Statistical Institute und der Schwedischen Akademie der Wissenschaften.

Sanitätsoffizier in der Kaiserlichen Marine (1877-1890); Direktor des öffentlichen Gesundheitswesens in Danzig, später Düsseldorf.

Er befaßte sich vor allem mit Problemen der Wahrscheinlichkeitstheorie und bevölkerungsstatistischen und -theoretischen Untersuchungen (Sterbestatistik, Bevölkerungstheorie, Sterbetafeln) und erstellte u. a. Sterbetafeln der männlichen orthodoxen Bevölkerung Europas und Rußlands.

Bornträger schrieb u. a. über Impfung, Desinfektion, Hygiene und Medizinkosten in Deutschland.

Bortkiewicz war zu seiner Zeit einer der bedeutendsten Vertreter der mathematischen Statistik in Deutschland.

PUBLIKATIONEN

PUBLIKATIONEN

Bornträger, Jean (Bernhard), Mediziner, 1851 Gräfendoma (Coburg-Gotha), † 1927 Bad Wildungen

Der Geburtenrückgang in Deutschland, seine Bewertung und Bekämpfung, auf Grund amtlichen und außeramtlichen Materials, Würzburg 1912 LITERATUR Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte 1880-1950, Bd. 1, S. 150, München/Berlin 1962 Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 122 Wer ist Wer?, Berlin 1922

Bortkiewicz, Ladislaus von, Nationalökonom, Statistiker und Demograph, 1868 St. Petersburg, † 1931 Berlin Studium an der Petersburger Universität (Jura und Staatswissenschaften), Statistik in Göttingen (bei LEXIS) UNd Straßburg (bei KNAPP), Wien, Leipzig; 1895 Privatdozent an der Straßburger Universität; ab 1899/1900 Lehrer am Alexanderlyzeum in St. Petersburg, zugleich 1897-1900 Beamter im russischen Verkehrsministerium; ab 1907 bis zum Lebensende Prof. für Staatswissenschaft und Statistik an der Berliner Universität.

Russische Sterbetafeln. In: Allg. Statist. Archiv, Bd. 3, 1893/94, S. 23-65 Lebensdauer. In: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 1. Aufl. 1892 (2. Aufl. 1900, 3. Aufl. 1910, 4. Aufl. 1925) Die mittlere Lebensdauer: Die Methoden ihrer Bestimmung und ihr Verhältnis zur Sterblichkeitsmessung, Jena 1893 Sterblichkeit und Sterbetafeln. In: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 1. Aufl. 1894, Bd. 6, 2. Aufl. 1901, 3. Aufl. 1911, 4. Aufl., Bd. 7, 1926 Das Gesetz der kleinen Zahlen, Leipzig 1898 Das Problem der russischen Sterblichkeit. In: Allg. Statist. Archiv, Bd. 5, 1898/99, S. 175-190 Die Theorie der Bevölkerungs- und Moralstatistik nach Lexis. In: Jahrbuch für Nationalökonomie und Statistik, 82 (1904) Über die Methode der „Standard Population“ (Bulletin of the International Statistical Institute, No. 2, 1904) Die Bevölkerungstheorie. In: Die Entwicklung der deutschen Volkswirtschaftslehre im 19. Jahrhundert (Schmoller Festschrift), Leipzig 1908

58

Bortkiewicz – Brachelli

Die Sterbeziffer und der Frauenüberschuss in der stationären und progressiven Bevölkerung. In: Bulletin of the International Statistical Institute, 19 (1911), Teil 2, S. 63-138 Wie ist das Tempo der Bevölkerungsvermehrung zahlenmäßig zu erfassen. In: Allg. Statist. Archiv, München 10 (1916/ 17) Bevölkerungswesen, Leipzig und Berlin 1919 LITERATUR Braun, Hans: Ladislaus v. Bortkiewicz als Nationalökonom. Rechts- u. Wirtschaftswiss. Diss., Göttingen 1948 Demographische Enzyklopädie, Moskau 1985, S. 43 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 2, S. 39 Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 124 Gumbel, Emil Julius: Internat. Encyclop. of the Social Sciences, 2, 1968, S. 128131 Gumbel, Emil Julius: L. v. Bortkiewicz. In: Deutsches Statist. Zentralblatt 23 (1931), Sp. 31-236 (mit Bibliographie) Handbuch der Sozialwissenschaften, 2 (1959), S. 389-391 Ökonomenlexikon, hrsg. von W. Krause; K.-H. Graupner, R. Sieber, Berlin 1989, S. 63/64

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 265, 415 (Porträt) Winkler, Wilhelm: Ladislaus von Bortkiewicz als Statistiker. In: Schmollers Jb. 55 (1931) II, S. 1025-1033 (mit Verz. der stat. Schriften) Brachelli, Hugo Franz Ritter von, Statistiker und Jurist, 1834 Brünn, † 1892 Wien Studium der Rechts- und Staatswissenschaften ab 1850 in Wien, 1855 Tätigkeit im Statistischen Büro und Beteiligung an Arbeiten des III. Internationalen Statistischen Kongresses in Wien, 1863 o. Professor des Verfassungs- und Verwaltungsrechtes und der Statistik am Polytechnikum in Wien, 1872-1892 o. Mitglied der Statistischen Zentralkommission, 1872 Leiter des statistischen Departements im Handelsministerium, 1877 Präsident der Permanenzkommission für die Handelswerte, 1878/79 Rektor der Technik, Ehrenmitglied der „Royal Society“, Brachelli erwarb sich große Verdienste um die Statistik, insbesondere mit seinen geographisch-statistischen Handbüchern. Ab 1872 redigierte er u. a. die Veröffentlichung „Austria. Achiv für Gesetzgebung und Statistik“. PUBLIKATIONEN Die Staaten Europas in kurzer statistischer Darstellung, Brünn 1853 Tabellarisch-statistische Übersichts-Gemälde sämmtlicher Staaten und Länder der Erde, Brünn 1854

Schumacher, Herrmann: Ladislaus von Bortkiewicz. Gedächtnisrede. In: Allg. Stat. Archiv 21 (1931), S. 573-576

Deutsche Staatenkunde. Ein Handbuch der Statistik des deutschen Bundes und seiner Staaten, mit Einschluss der nichtdeutschen Provinzen Österreichs und Preussens, 2 Bde., Wien 1856, 1857

Schumpeter, J. A.: Ladislaus von Bortkiewicz 1868-1931. In: Ten economists from Marx to Keynes, Oxford 1951

Handbuch der Geographie und Statistik des Kaiserthums Österreich, 7. Aufl., Leipzig 1861

Brachelli – Brackmann Dreissig statistische Tabellen über alle Länder und Staaten der Erde, Leipzig 1862 Das Königreich Preußen und die deutschen Mittel- und Klein-Staaten. In: Handbuch der Geographie und Statistik, Bd. 4, Leipzig 1864 Statistische Skizze der OesterreichischUngarischen Monarchie, 2. Aufl., Leipzig 1871 Statistische Skizze des Deutschen Reiches nebst Luxemburg (u. Liechtenstein), Leipzig 1872 Statistische Skizzen der europäischen und amerikanischen Staaten, Leipzig 1873 Statistische Skizze der Europäischen Staaten, Leipzig 1875 Das deutsche Reich mit seinen Schutzgebieten und das Grossherzogthum Luxemburg, Leipzig 1892 LITERATUR Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut f. Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 18-20 Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 1, 1957, S. 105 Brackmann, Albert, Historiker, Hannover, † 1952 Berlin

1871

1889-1896 Studium der Theologie und Geschichte in Göttingen, Tübingen und Leipzig (1898 Promotion); 1893 Dr. phil., Schüler von PAUL F. KEHR; ab 1905 Extraordinarius in Marburg; 1913 Berufung nach Königsberg, dort Leiter der wirtschaftsgeschichtlichen Abteilung am Institut für ostdeutsche Wirtschaft. Setzte sich für die systematische Aufarbeitung der politischen Geschichte der

59

Nachbarstaaten Deutschlands ein; 1920 o. Professor in Marburg; 1922 Nachfolger von D. SCHÄFER in Berlin; 1925 Ordentliches Mitglied der Berliner Akademie; 1929-1936 Generaldirektor d. Preußischen Staatsarchive in Berlin; baute seit 1929 das Institut für Archivwissenschaften auf; seit 1928 Mitherausgeber der „Historischen Zeitschrift“; 19291945 Professor an der Berliner Universität, Gründer und Leiter der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft (1933-1945); korresp. Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1930) und der Wiener Akademie der Wissenschaften (1939). Brackmann war ein profilierter Vertreter der NS-Historiographie des deutschen Ostens und Mitarbeiter von PAUL FRIDOLIN K EHR bei der „Monumenta Germaniae Historica“. Sein volksgeschichtliches Verständnis führte zum Aufbau einer „Grenzmark und und Volkstumsforschung im Osten“, die den Zusammenhang von deutschem Blut und deutscher Kultur als maßgebend für das Verständnis deutscher Geschichte betrachtete. Er war Mitarbeiter des SS-Ahnenerbes. PUBLIKATIONEN (Hrsg.): Deutschland und Polen. Beiträge zu ihren geschichtlichen Beziehungen, Berlin, München 1933 Krisis und Aufbau in Osteuropa. Ein weltgeschichtliches Bild, Berlin 1939 LITERATUR Brunner, Otto: Albert Brackmanns Arbeiten zur Geschichte der deutschen Ostpolitik. In: Deutsches Archiv für Landesund Volksforschung 5, 1941, S. 199-204 Burleigh, Michael: Albert Brackmann (1871-1952) Ostforscher: The Years of Retirement. In: Journal of Contemporary History 23, 1988, S. 573-588

60

Brackmann – Brentano

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 2, S. 55 Fahlbusch, Michael: Wissenschaft im Dienst der nationalsozialistischen Politik?: Die „Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften“ von 1931-1945, BadenBaden 1999 Grüttner, Michael: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004, S. 27 Neue Deutsche Biographie, Bd. 2, Berlin 1955, S. 504 Weber, Wolfgang: Biographisches Lexikon zur Geschichtswissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Frankfurt a. M., Bern, New York 1984, S. 58/59

Die Sterblichkeit in den grösseren österreichischen Städten und Gemeinden im Quinquennium 1886-1890. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 17, Wien 1891, S. 82 ff. Vergleichende Statistik der wichigsten Todesursachen während der Jahre 18731890 in dem im Reichsrathe vertretenen Königreichen und Ländern. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 19, Wien 1893, S. 388 ff. Die Kindersterblichkeit Wiens in den letzten 25 Jahren (1869-1894). In: Statist. Monatsschrift, Jg. 21, Wien 1895, S. 361 ff. Die Infektionskrankheiten in Oesterreich während des letzten Decenniums 18901899. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 7, Wien 1902, S. 384 ff. LITERATUR

Bratassevic, Eduard, österreichischer Statistiker, 1834 Wien, † 1918 Wien Bratassevic war Beamter in der Direktion der administrativen Statistik und später in der Statistischen Zentralkommission in Wien (1859-1904). Er publizierte zahlreiche Beiträge in der Statistischen Monatsschrift, vor allem zur Mortalitätsund Morbiditätsstatistik. PUBLIKATIONEN Über die Bevölkerungszunahme. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 7, Wien 1881, S. 79 ff. Über die Sterblichkeit in den grossen Städten. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 8, Wien 1882, S. 483 ff. Zur vergleichenden Statistik der wichtigsten Todesursachen während der Jahre 1873-1880. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 9, Wien 1883, S. 453 ff. Die Selbstmorde in Österreich im Decennium 1874-1883. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 11, Wien 1885, S. 492 ff.

Denkschrift der k. k. Statistischen Zentralkommission zur Feier ihres fünfzigjährigen Bestandes, 1913, S. 73, 224 Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 21-25

Brentano, Lujo (Ludwig Josef), Nationalökonom, 1844 Aschaffenburg, † 1931 München Brentano war einer der Hauptvertreter der „Jüngeren Historischen Schule“ der politischen Ökonomie und des „Kathedersozialismus“ in Deutschland, ein Vertreter des Wirtschaftsliberalismus. Besuchte u. a. das Statistische Seminar von ERNST ENGEL in Berlin und begleitete diesen 1868 auf einer Studienreise nach England; habilitierte sich 1871

Brentano – Brepohl an der Universität Berlin und wirkte danach als Prof. für Nationalökonomie, Finanzwissenschaft und Wirtschaftsgeschichte in Breslau (1872-1882) und Straßburg (1882-1888); wurde 1888 als führender Vertreter der Historischen Schule nach Wien berufen; 1889-1891 Prof. in Leipzig und 1891-1914 in München; 1872 Mitbegründer des Vereins für Socialpolitik. Brentano setzte sich in seinen sozialpolitisch orientierten Schriften u. a. für die Gewerkschaftsbewegung und den Freihandel ein. Er vertrat die These, daß der wachsende Wohlstand die unmittelbare Ursache für den Geburtenrückgang in Westeuropa ist (Wohlstandstheorie). PUBLIKATIONEN Die Agrarreform in Preußen, Berlin 1897 Das Freihandelsargument, (1901) Die Malthussche Lehre u. die Bevölkerungsbewegung der letzten Dezennien, München 1909 Elsässer Erinnerungen, Berlin 1917 (4.-6. Aufl. 1919) Die Bevölkerungslehre. In: ders.: Konkrete Grundbedingungen der Volkswirtschaft, Leipzig 1924, S. 196-338 Geschichte der wirtschaftlichen Entwicklung Englands, 3 Bde. (1927-29) Mein Leben im Kampf um die soziale Entwicklung Deutschlands, Jena 1931 LITERATUR Cromm, Jürgen: Bevölkerung – Individuum – Gesellschaft (Theorien und soziale Dimension der Fortpflanzung), Opladen 1988, S. 154 f. Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. W. Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 2, S. 117 Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 138

61

Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, 2, S. 410-411 Neue Deutsche Biographie, Bd. 2, Berlin 1955, S. 596-97 Ökonomenlexikon, hrsg. v. W. Krause; K.-H. Graupner, R. Sieber, Berlin 1989, S. 69-71 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft, Opladen 1998, S. 266, 415 (Porträt)

Brepohl, Wilhelm, Soziologe und Ökonom, 1893 Gelsenkirchen, † 1975 Dortmund Gründete 1935 in Gelsenkirchen die Forschungsstelle für das Volkstum im Ruhrgebiet; 1947 Anschluß an die 1946 gegründete Sozialforschungsstelle an der Universität Münster, Sitz Dortmund; 1947-1966 Abteilungsleiter der Sozialforschungsstelle in Dortmund; 1948 Lehrbeauftragter für Sozialgeschichte und Fragen des Ruhrgebietes; 1957 Prof. an der Universität Münster. Brepohl war Hauptschriftleiter der „Gelsenkirchener Allgemeinen Zeitung“. Er galt als Experte für Migration. PUBLIKATIONEN Nationalsoz. Revolution und Volksgemeinschaft. In: Dt. Vereinigung für Evangelisation und Volksmission. Ponta Grossa (Brasilien) 1933 Volkstum im Industriegebiet. In: Westdt. Zeitschrift f. Volkskunde 32 (1935), S. 36 ff. Volkswissenschaft und Industriebevölkerung. Bericht über die Arbeit der Forschungsstelle für das Volkstum im Ruhrgebiet. In: Archiv f. Bevölkerungswiss. (Volkskunde) und Bevölkerungspolitik 8 (1938), S. 345-361

62

Brepohl – Brüning

Zur Charakteristik der Industriestädte. In: Biologie d. Großstadt, Dresden und Leipzig 1940, S. 31-42 Die Hauptstadt Oslo und Norwegen, bevölkerungskundl. dargestellt. In: Archiv f. Bevölkerungswiss. u. Bevölkerungspolitik 13 (1943), S. 20-37 Der Aufbau des Ruhrvolkes im Zuge der Ost-West-Wanderung. Recklinghausen 1948, 256 S. Der Standort der industriellen Volkskunde. Von der kulturwissenschaftlichen zur soziologischen Methode. In: Soziologische Forschung in unserer Zeit. Ein Sammelwerk Leopold von Wiese zum 75. Geburtstag. Köln 1951, S. 312-319

Neuloh, Otto: W. Brepohl 65 Jahre; Hansjürgen Teuteberg: Veröffentlichungen v. Prof. Dr. W. Brepohl. In: Soziale Welt 9 (1958), S. 193-201 vom Brocke, Bernhard vom: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 266, 415 Broesicke, (Eugen Theodor) Max, Statistiker und Jurist, Borken b. Angerburg (Ostpreußen), † 1914 Broesicke war als Professor im Kgl. Preußischen Statistischen Landesamt Berlin tätig. Sein Spezialgebiet war die Bevölkerungsstatistik. PUBLIKATIONEN

Zur Bevölkerungsgeschichte u. sozialen Umgestaltung des Ruhrgebietes. In: Zeitschrift für Raumforschung 1951

Die Binnenwanderung im preußischen Staate. In: Zeitschrift des Kgl. Preußischen Statistischen Landesamtes, 42 (1902)

Die Methode der Großstadt- und Industrieforschung. In: Raum und Gesellschaft, Bremen-Horn 1952, S. 84-94

Rückblick auf die Entwicklung der Preußischen Bevölkerung von 1875 bis 1900. In: Preußische Statistik, Bd. 188 (1904)

Adjustment of Refugees to their New Environment (1954)

Die preußischen Dänen. In: Ebd., 47 (1907)

Industrievolk im Wandel von der agraren zur industriellen Daseinsform, dargestellt am Ruhrgebiet, Tübingen 1957

Sprachenstatistik. In: Die Statistik in Deutschland nach ihrem heutigen Stand, München und Berlin 1911, Bd. 1, S. 282306

Volkstum und Sozialstruktur als Realität und Objekt. In: Entzifferung. Bevölkerung als Gesellschaft in Raum und Zeit, Göttingen 1967, S. 62-74 LITERATUR

LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies, (William and. Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 141

Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 138/39

Wer ist’s, Zeitgenossenlexikon, hrsg. von A. L. Degener, Leipzig 1912, S. 195

Industrievolk. Zur Soziologie der unterbürgerlichen Schicht. Wilhelm Brepohl zum 75. Geburtstag. In: Soziale Welt (1969)

Brüning, Kurt, Geograph und Regionalplaner, 1897 Magdeburg, † 1961 Hannover

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1954, S. 247 u. Berlin 1970, S. 329/30

Studium in Halle, Marburg und an der Bergakademie in Clausthal; 1919-27 Assistent an der Universität Marburg (Promotion 1920), Clausthal und der TH Han-

Brüning – Budge nover; 1920-33 a. o. Prof. für Geographie und Wirtschaftsgeographie an der TH Braunschweig; seit 1935 in der Nationalen Gesellschaft für geographische Forschung; seit 1937 Direktor des Instituts für Landesplanung und niedersächsische Landeskunde an der Universität Göttingen; 1939 Prof. für Geographie und Landesplanung; 1944/45 Direktor des Instituts für Agrarwesen und Agrarpolitik an der Universität Berlin; 1945-1959 Präsident der Akademie für Raumforschung und Landesplanung in Hannover. Brüning initiierte eine Reihe von Bevölkerungsstudien. PUBLIKATIONEN Raumordnung und Raumordnungsplan (1943) Niedersachsen: Land, Volk, Wirtschaft (1956) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 2, S. 160 Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 146 Brüschweiler, Carl, Schweizer Statistiker, 1878 Romanshorn, † 1956 Studium an der Handelshochschule St. Gallen und der Universität Zürich; Chef des Statist. Amtes der Stadt Zürich; 1931 Direktor des Eidgenössischen Statist. Amtes in Bern; 1935 Berater bei der Volkszählung in der Türkei. Brüschweiler begründete die „Statistischen Jahrbücher der Schweiz“. Er war Mitglied des Internationalen Statistischen Instituts. PUBLIKATIONEN Konfession und Geburtenrückgang. In: Kirche und Leben, 8 (1938)

63

Wir als Viermillionen Volk (1939) Bevölkerungsentwicklung und Strukturwandlungen nach Heimatgruppen in den Kantonen 1850-1941, Bern 1948 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 147 Neue Schweizer Biographie, Basel 1938, S. 75/76 (Porträt)

Budge, Siegfried, Nationalökonom; 1869 Frankfurt/M., † 1941 Hamburg Ab 1887 Studium der Rechtswissenschaft in Heidelberg, Bonn, Berlin und Marburg. Nach 1905 studierte er Nationalökonomie an der Akademie f. Sozialund Handelswissenschaften in Frankfurt/ Main. 1912 erfolgte die Promotion bei Prof. Karl Diehl in Freiburg i. Br. mit einer Arbeit zum Malthusschen Bevölkerungsgesetz; seit 1921 Privatdozent, ab 1926 a. o. Professor f. Volkswirtschaftslehre an der Universität Frankfurt/M., ebenso 1925-27 am Herder-Institut in Marburg tätig. 1933 erfolgte der Entzug der Lehrbefugnis durch die Nationalsozialisten, 1934 Umsiedlung nach Hamburg. Budge unterstützte die Malthussche Bevölkerungstheorie. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof Frankfurt/Main im Familiengrab der Eltern. PUBLIKATIONEN Das Malthusische Bevölkerungsgesetz und die theoretische Nationalökonomie der letzten Jahrzehnte, Karlsruhe 1912 Der Geburtenrückgang (Julius Wolf: Der Geburtenrückgang, 1912). In: Jaffe, Edgar (Hrsg.) Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, 1913, S. 594-613

64

Budge – Bücher

Zum Malthus-Problem: Eine Antikritik In: Jaffe, Edgar (Hrsg.), Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, 37. Bd., 1913, S. 930-941 Der Krieg und das Bevölkerungsproblem (1913) Bevölkerungslehre, Berlin 1925 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 149 Heuer, Renate; Wolf, Siegbert (Hrsg.): Die Juden der Frankfurter Universität, Frankfurt, New York 1997, S. 54/55 Internationale Personalbibliographie 1800-1943, Leipzig 1962, S. 200

PUBLIKATIONEN Zur mittelalterlichen Bevölkerungsstatistik mit besonderer Rücksicht auf Frankfurt/ Main. In: Zs. für die ges. Staatswissenschaften 1881 (I. Allg. Teil), 1882 u. 1885 (II. Spez. Teil) Die Bevölkerung von Frankfurt am Main im XIV. und XV. Jh. Socialstatistische Studien, Tübingen 1886 Die Bevölkerung des Kantons Basel-Stadt am 1. Dezember 1888, Basel 1890 Die Wohnungsenquete in der Stadt Basel. Vom 1.-19. Februar 1889, Basel 1890 Einige Bemerkungen über das Aufnahmeverfahren bei Volkszählungen. In: Stat. Archiv, Jg. 1, Tübingen 1890

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, (1931 und 1935)

Über die Verteilung der beiden Geschlechter auf der Erde. In: Stat. Archiv, Jg. 2, Tübingen 1891-1892

Bücher, Karl, Wirtschaftshistoriker und Soziologe, 1847 Kirberg (bei Limburg/ Lahn), † 1930 Leipzig

Die inneren Wanderungen u. d. Städtewesen in ihrer entwicklungsgeschichtlichen Bedeutung. In: Die Entstehung der Volkswirtschaft (1. Sammlung 1893, 2. Sammlung 1918)

Studium der klassischen Philologie und Geschichte in Bonn und Göttingen; 18721878 Gymnasiallehrer in Dortmund und Frankfurt; 1874 Mitglied des „Vereins für Socialpolitik“; 1878-1880 Wirtschaftsredakteur der „Frankfurter Rundschau“; 1881 Habilitation für Nationalökonomie und Statistik in München; Prof. für Nationalökonomie in Dorpat (1882), dann in München, Basel, Karlsruhe und 18921917 in Leipzig; langjähriger Herausgeber der „Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft“ (1903-1923). Bücher war Vertreter der „Jüngeren Historischen Schule“. Als Gründer des Instituts für Zeitungswissenschaft an der Universität Leipzig war er bekannt durch seine Wirtschaftsstufentheorie: Geschlossene Hauswirtschaft, Stadtwirtschaft und Volkswirtschaft.

Arbeit und Rhythmus (1896) Industrial Evolution (1901) Lebenserinnerungen 1847-90 (1919) LITERATUR Brodnitz, Georg: Karl Bücher. In: Zeitschrift für die ges. Staatswissenschaften, Bd. 90, 1931 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. W. Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 2, S. 195 Dictionary of Demography, Biographies, Westport, London 1985, S. 148 Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Stuttgart 1956-68, Bd. 2, S. 451-452 International Encyclopedia of the Social Sciences, 2, S. 163-165

Bücher – Burgdörfer Internationales Soziologenlexikon, Aufl., Stuttgart 1980, Bd. I, S. 62/63

2.

Neue Deutsche Biographie, Bd. 2, Berlin 1955

Büchner, Oskar, Statistiker und Nationalökonom, 1879 Dresden, † 1943 Berlin Studium der Nationalökonomie und Wirtschaftsgeschichte an den Universitäten München, Straßburg und Berlin (Promotion 1903); 1906 Assistent am Statistischen Amt der Stadt Berlin; 1909-1922 Direktor des Statistischen Amtes Neukölln; seit 1923 Direktor des Statistischen Landesamtes Berlin; 1924-1928 Vorsitzender des Verbandes der deutschen Städtestatistiker, Mitglied der Deutschen Statistischen Gesellschaft, des Internationalen Statistischen Instituts und der Internationalen Vereinigung für Bevölkerungswissenschaft.

65

für Bevölkerungswissenschaft, Berlin, 26. Aug.-1. Sept. 1935, München 1936, S. 216-220 Die wirtschaftlichen, sozialen und Bevölkerungsgrundlagen der Stadt Berlin. In: Berliner kommunale Mitteilungen 8/2 (1936) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 2, S. 198 Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 148 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, (1940/41) Meyer, Maximilian, Die deutsche Städtestatistik in ihren Vertretern; Nürnberg 1938, S. 61/62

Büchner ist Autor zahlreicher Publikationen, u. a. über Trends der Berliner Bevölkerung, Kommunalstatistik (Wohnungen, Tourismus und Eigentumsfragen). Er gab Monatsberichte, Mitteilungen und das Statistische Jahrbuch der Stadt Berlin heraus.

Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft, Bd. 1, Berlin 1930 (Porträt)

PUBLIKATIONEN

1907 Assistent von F. ZAHN im Bayerischen Kgl. Statistischen Bureau; 19121916 Studium der Staatswissenschaften; 1921 Regierungsrat im Statistischen Reichsamt Berlin; 1925 Oberregierungsrat und Generalreferent für die Volks-, Berufs- und Betriebszählung von 1925; 1929-39 Direktor der bevölkerungsstatistischen Abteilung im Statistischen Reichsamt Berlin (Vorbereitung und Leitung der großen Volkszählungen von 1933 und 1939), Reform der deutschen Bevölkerungsstatistik und Ausbau der Landwirtschaftsstatistik; lehrte an den Universitäten in Berlin und München; 1939-45 Direktor des Bayerischen Statistischen Amtes in München, Mitglied

Der Geburtenrückgang in Berlin und seine Folgen. In: Berliner Wirtschaftsberichte 1/26 Bevölkerungsentwicklung und Wohnungsbedarf in Berlin. In: Berliner Wirtschaftsberichte 2/46 Der Einfluß der Wirtschaftskrise auf die Wanderungsbewegung in den deutschen Städten. In: Revue „l´Institut International de statistique“, (1936) Die Gestaltung der Wanderungsbewegung der deutschen Städte während der Weltwirtschaftskrise. In: Bevölkerungsfragen. Bericht des Internationalen Kongresses

Burgdörfer, Friedrich, Statistiker u. Demograph, 1890 Neuhemsbach (Pfalz), † 1967 Schramberg

66

Burgdörfer

des Sachverständigenbeirates für Bevölkerungs- und Rassenpolitik beim Reichsministerium des Inneren; 1945 Entzug der Lehrbefugnis; 1949 Erneuerung d. Lehrauftrages; 1956 Ehrenmitglied der Dt. Akademie für Bevölkerungswissenschaft.

Bevölkerungsentwicklung im Dritten Reich: Tatsachen und Kritik (1935); (1938)

PUBLIKATIONEN

Bevölkerungsentwicklung und Wehrkraft. In: Allg. Statist. Archiv, Bd. 26, 1936/37, S. 129-153

Das Bevölkerungsproblem, seine Erfassung durch Familienstatistik und Familienpolitik, München 1917 Familienstatistik. Ein Beitrag zur Reform der Bevölkerungsstatistik. In: Allgemeines Statistisches Archiv 10 (1917), S. 484-508 Die Entwicklung der deutschen Bevölkerung seit dem Weltkrieg. In: Allgemeines Statististisches Archiv, Bd. 13, 1921/22, S. 1-16 Der Geburtenrückgang und seine Bekämpfung, Berlin 1929 Die Wanderung über die deutschen Reichsgrenzen im letzten Jahrhundert. In: Allg. Statist. Archiv, Bd. 20, 1930, S. 161-196, 383-419, 537-551 Bevölkerungsentwicklung und Steuerreform (1930) Familie und Volk (1930) Die Dynamik der künftigen Bevölkerungsentwicklung im Deutschen Reich. In: Allg. Statist. Archiv, Bd. 22, 1932, S. 161-179 Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungspolitik. In: Allg. Statist. Archiv, Bd. 23, 1933/1934, S. 465-472 Volk ohne Jugend: Geburtenschwund und Überalterung des Deutschen Volkskörpers (1932, 2. Ausg. 1934) Sterben die weißen Völker? Die Zukunft der weißen und farbigen Völker im Lichte der Biologischen Statistik (1934)

Aufbau und Bewegung der Bevölkerung: Ein Führer durch die Deutsche Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungspolitik (1935)

Co-Autor: Grundlagen der Erb- und Rassenpflege (1936) Völker am Abgrund, (1937) Die neue Bevölkerungsentwicklung im gesamteuropäischen Rahmen mit besonderer Berücksichtigung der zahlenmäßig erfassbaren Auswirkungen bevölkerungspolitischer Maßnahmen. In: Congres international de la population, Bd. VII, (1938), S. 165-195 Krieg und Bevölkerungsentwicklung (1940) Land ohne Bauern – Volk ohne Jugend (1940) Co-Autor: Erbkunde, Rassenpflege, Bevölkerungspolitik: Schicksalsfragen des deutschen Volkes (1940) Hrsg.: Die Statistik in Deutschland nach ihrem heutigen Stand (1940) Kinder des Vertrauens: Bevölkerungspolitische Erfolge und Aufgaben im Großdeutschen Reich (1940; 1942) Geburtenschwund, die Kulturkrankheit Europas und ihre Überwindung in Deutschland (1942) Bevölkerungsdynamik und Bevölkerungsbilanz (1951) Weltbevölkerungsatlas (1954) Zur Fruchtbarkeitsmessung. In: Allg. Statist. Archiv, Bd. 41, 1957, S. 149-154 Die Wanderung über die deutschen Reichsgrenzen im letzten Jahrhundert. In:

Burgdörfer – Burkhardt Köllmann/Marschalck (Hrsg.): Bevölkerungsgeschichte, Köln 1972 LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 2, S. 236 Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), 1985, S. 154 Fürst, Gerhard: Friedrich Burgdörfer. In: Allg. Statist. Archiv 51 (1967), S. 527 f. Harmsen, Hans: Friedrich Burgdörfer. In: Archiv f. Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik 9 (1939), S. 69 Horstmann, Kurt: Friedrich Burgdörfer. In: Allg. Statist. Archiv 45 (1961), S. 73 f. Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, (1966) Review of the International Statistical Institute 36 (1968), S. 243-244 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 266, 333-339, 415 (mit Bibliographie)

Burkhardt, Felix, Statistiker, 1888 Herwigsdorf (b. Löbau), † 1973 Leipzig Studium der Mathematik, Statistik und Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten Jena und Leipzig, Habilitation für Mathematik 1922 an der TH Dresden. Dort von 1923-1929 als Privatdozent tätig. Prof. für Statistik an der Universität Leipzig seit 1930, gleichzeitig Direktor der Abteilung für Bevölkerungsstatistik am Statistischen Landesamt Sachsen, leitete zwei Bevölkerungszählungen, Herausgeber des Deutschen Statistischen Zentralblatts bis 1945; Mitherausgeber des Archivs für Mathematische Wirtschafts- und Sozialforschung, der Biometrischen Zeitschrift, Mathematik u. Wirt-

67

schaft und Metrika, 1952 gründete er das Institut für mathematische Statistik an der Universität Leipzig. Er leitete bei der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik eine Arbeitsgruppe zur Bevölkerungsstatistik. Burkhardt ist Autor von über 250 Publikationen u. a. zu Problemen der Standardisierung d. Fruchtbarkeitsmessung, Kindersterblichkeit, Geschlechtsspezifik der Erwachsenensterblichkeit und Heiratsstatistik. Er war Mitglied Internationaler Statistischer Institutionen (Americ. Statist. Assoc., IUSSP). PUBLIKATIONEN Beiträge zur Statistik der vor- und nachgeburtlichen Sterblichkeit. Diss. rer. pol. Frankfurt/M. 1923 (bei FRANZ ZIZEK) Methodische Fragen für die Aufstellung von Sterbetafeln. In: Deutsches Statistisches Zentralblatt (1929) Über den stationären, progressiven und degressiven Zustand von Personengesamtheiten. In: Zeitschrift für die ges. Versicherungswissenschaft (1929) Die Entwicklung des Wendentums im Spiegel der Statistik (1932) Methoden der Sterblichkeitsmessung. In: Die Statistik in Deutschland nach ihrem heutigen Stand. Berlin 1940, Bd. 2, S. 266-278 Statist. Fragen bei der Auswertung von Volkssterbetafeln. In: Festgabe f. K. Samwer. (1941) Über Stand und Wandlungen von bevölkerungs- und versicherungsstatistischen Personengesamtheiten. In: Blätter f. Versicherungsmathematik u. verwandte Gebiete 5 (1941) Über unabhängige Wahrscheinlichkeiten in der Bevölkerungsstatistik. In: Bull. Inst. Internat., Rom 1954

68

Burkhardt – Buzek

Die Standardisierungsmethoden im Dienste der Fruchtbarkeitsmessung. In: Bull. Inst. Internat. Stat. Stockholm 1958 (Mitautor): Die statistischen Forschungsmethoden (1958) Zur Statistik der Säuglingssterblichkeit im Zeitraum 48-56. In: Allg. Stat. Archiv (1959) Dynamische und statistische Relationen in der Mortalitätsstatistik des 1. Lebensjahres. In: Bull. Inst. Internat. Stat. Stockholm 1960 Trends of Mortality by the Aid of Differential Equations with Parameters of Urbanization and Industrialization. In: World Population Conference, Belgrade, 1965, Proceedings (1966-67) The Dynamics of the Reproduction of Manpower. In: Egon Szabady et al., eds. World Views of Population Problems (1968) Betrachtungen zur Binnenwanderung in der DDR. In: Jahrbuch f. Wirtschaftsgeschichte T. 1, Berlin 1974, S. 115-121 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 155 Felix Burckhardt Obituary. In: International Statistical Review, 41 (1973), S. 401-402 Flaskämper, Paul: Felix Burkhardt. In: Allg. Statist. Archiv 47 (1963), S. 79 f. Karlsch, Rainer: Demographie in der DDR, hrsg. v. H. Michel, IFAD Berlin 2005, S. 28ff Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, (1970) Müller, E.; Richter, H.; Tesch, J. (Hrsg.): Werk und Wirken von Felix Burkhardt, Leipzig 2000 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 416

Buzek, Josef, österreichisch-polnischer Statistiker, 1873 Konska Wola (Kreis Teschen), † 1936 Teschen Von 1899 bis 1903 Beamter der Statistischen Zentralkommission. Seit 1904 Professor für Statistik, Verwaltungslehre und österreichisches Verwaltungsrecht an der Universität Lemberg. 1907-1911 Reichstagsabgeordneter, 1918-29 Mitorganisator und Direktor des Hauptstatistischen Amtes von Polen und seit 1928 auch Professor an der polnischen Haupthandelsschule in Warschau. PUBLIKATIONEN Das Auswanderungsproblem und die Regelung des Auswanderungswesens in Österreich. In: Zeitschrift für Volkswirtschaft, Socialpolitik und Verwaltung, Bd. 10, Wien und Leipzig 1901, S. 441 ff., 553 ff. Siedlungsverhältnisse der Bevölkerung Galiziens nach Konfession und Sprache. In: Statistische Mitteilungen über die Verhältnisse Galiziens, hrsg. vom statistischen Büro des galizischen Landesausschusses, Bd. 21, Lemberg 1909, Heft 2 Übersicht über das Wachstum der Bevölkerung in den polnischen Ländern im 19. Jahrhundert. In: Publikationen des ökonomischen Instituts des Obersten Nationalkomitees, Krakau 1915, Heft 1 LITERATUR Denkschrift der k. k. Statistischen Zentralkommission zur Feier ihres fünfzigjährigen Bestandes, 1913, S. 72, 179, 218, 220 Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/ Institut f. Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 26-28

69

Chajes – Chamberlain

C Chajes, Benno, Sozialhygieniker, Danzig, † 1938 Ascona

1880

1898-1903 Medizinstudium in Berlin und Freiburg; 1903 Staatsexamen und Promotion in Freiburg, Assistentenstelle in der Charite (Berlin); 1904-1907 Assistent in der Poliklinik von ALFRED BLASCHKO (Dermatologie); 1907 Hospital St. Louis in Paris; seit 1908 ärztliche Tätigkeit in Berlin u. a. als Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten und Urologie; 1915 Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Gewerbehygiene, ab 1924 Herausgabe des Zentralblattes für Gewerbehygiene und Unfallverhütung (Neue Folge); 19191932 ordentlicher Dozent für Gewerbeund soziale Hygiene an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg; 19321933 außerordentlicher Professor für soziale Hygiene an der Berliner Universität; anschließend Emigration in die Schweiz, nach Ankara/Türkei und Palästina. Dort im Auftrage der Kupat Holim gewerbehygienische „Basiseinschätzung“ von Produktionsbetrieben Palästinas; 1934 Eröffnung einer Privatpraxis in Tel Aviv; Gründung der privaten Krankenversicherung „Shiloah“; 1934/35 Mitbegründer des privaten Krankenhauses „Assutha“, 1935 Gründungsmitglied des Zentralausschusses für Gewerbe- und Sozialhygiene des jüdischen Gewerkschaftsbundes Histraduth. Chajes prägte als Nachfolger GROTJAHNS und Professor für Sozialhygiene in Berlin die Sozial- und die Gewerbehygiene in der Weimarer Republik. 1933 wurde er aus politischen und rassischen Gründen vertrieben. Er gilt als Begründer der Gewerbehygiene in Israel.

PUBLIKATIONEN Kompendium Leipzig 1931

der

sozialen

Hygiene.

LITERATUR 100 Jahre Sozialhygiene, Sozialmedizin und Public Health in Deutschland, hrsg. von Udo Schagen, Sabine Schleiermacher, Institut für Geschichte der Medizin der Charité, Berlin 2005 (CD) Weder, Heinrich: Sozialhygiene und pragmatische Gesundheitspolitik in der Weimarer Republik am Beispiel des Sozial- und Gewerbehygienikers Benno Chajes (1880-1939) (= Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften, 87). Husum 2000

Chamberlain, Houston Stewart, Historiker, Rassentheoretiker und Kulturphilosoph, 1855 Southsea b. Portsmouth, † 1927 Bayreuth Studium der Naturwissenschaften in Genf (1879); 1884-89 philosophisch-literarische Studien in Dresden; 1889 freier Schriftsteller in Wien; seit 1909 wohnhaft in Bayreuth; 1916 deutsche Staatsbürgerschaft. Chamberlain faßte in seinem kulturhistorischen Hauptwerk „Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts“ die Weltgeschichte als Kampf der Rassen auf. Er war strenger Antisemit; sein völkisch-germanisches, antisemitisches Denken beeinflußte u. a. A. Hitler. PUBLIKATIONEN Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts. 2 Bde., 1899, 28. Aufl. München 1942 Rasse und Persönlichkeit (1925)

70

Chamberlain – Cohn

LITERATUR Bosls: Bayerische Biographie, Regensburg 1983, S. 113 Dawson, W. H. In: Dictionary of National Biography, 1922-30 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 2, S. 303

Die ländliche Siedlungsweise im Deutschen Reich und ihre Beziehungen zur Gemeindeorganisation. Stuttgart, Berlin 1937 (Habilitationsschrift, Freiburg 1938) Kommunalwissenschaft und Siedlungsgeographie. In: Jahrbuch f. Kommunalwissenschaft 2, (1937), S. 492-500. Raumtheorie und Raumordnung. In: Archiv f. Wirtschaftsplanung 1, (1941), S. 116-135

Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 185

Das Grundgerüst der Räumlichen Ordnung in Europa: Die Systeme der europäischen Zentralen Orte. (1950)

Vanselow, A.: Das Werk H. S. Chamberlains (1927)

(mit Ipsen, Gunter/Köllmann, Wolfgang/ Mackensen, Rainer): Standort und Wohnort. Ökologische Studien. Köln-Opladen 1957, 341 S., mit Anlagen (Forschungsbericht des Landes NRW, Nr. 365)

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 416

LITERATUR Christaller, Walter, Geograph, 1893 Berneck (heute zu Altensteig, Kr. Calw), † 1969 Königstein Studierte zunächst Philosophie und Volkswirtschaft in Heidelberg und München bei ALFRED WEBER; war dann u. a. Journalist und Mitarbeiter des Hessischen Heimstättenwesens, 1932 Promotion in Erlangen, 1935-1937 wurde Christaller Mitarbeiter am sog. „Atlas des Deutschen Lebensraumes“; arbeitete 1938 als Privatdozent in Freiburg. Während des II. Weltkrieges war er am Forschungsprogramm „Deutscher Osten“ beteiligt; wandte seine Theorie in Form des „Planungsmodells“ beim Umbau Polens für die Festigung des Deutschtums erstmals praktisch an, arbeitete nach dem Krieg als freischaffender Geograph. Christaller ist Begründer der „Theorie der zentralen Orte“. PUBLIKATIONEN Die zentralen Orte in Süddeutschland. (Diss., 1933)

Berry, Brian J. L./Allen Pred: Central Place Studies: A Bibliography of Theory and Applications. Philadelphia 1965. Buchholz, Hans J.: A Bibliography of Christaller‘s most important works. In: Geographische Zeitschrift 56 (1968), S. 85-87 Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 206 Fahlbusch, Michael: Wissenschaft im Dienst der nationalsozialistischen Politik?: Die „Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften“ von 1931-45, BadenBaden 1999, S. 819 (Publikationen) Lexikon der Geographie, Heidelberg, Berlin 2002 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 266, 416 Cohn, Gustav, Nationalökonom, 1840 Marienwerder (Westpreußen), † 1919 Göttingen

Cohn – Conrad Studierte in Berlin und Jena; Mitglied des Statistischen Seminars zu Berlin 1867/68; Habilitation 1869 in Heidelberg, danach drei Jahre am baltischen Polytechnikum in Riga; 1872 Mitbegründer des Vereins für Socialpolitik; 1873 Studienreise nach England; 1875-1884 am Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich; seit 1884 ord. Prof. an der Universität in Göttingen; 1899 Gründung des staatswissenschaftlichen Seminars (gemeinsam mit W. LEXIS). Er vertrat eine gegensätzliche Position zu MALTHUS, indem er argumentierte, daß sich die Arbeiter durch ihre hohen Geburtenraten um die Früchte ihrer Arbeit bringen. PUBLIKATIONEN Volkswirtschaftliche Aufsätze, Stuttgart 1882 System der Nationalökonomie, 3 Bde. 1885-98, (Stuttgart) The Increase of Population in Germany (Economic Journal, 22, 1912) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport London 1985, S. 216 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1924, S. 198 Neue Deutsche Biographie Bd. 3, Berlin 1957, S. 315-316 Cohn, Selig Siegmund, Ökonom, 1907, † n. e. Cohn studierte Rechtswissenschaft und Ökonomie an der Universität Marburg (1927-1933) und verfasste eine Dissertation zum Thema: „Die Theorie des Bevölkerungsoptimums: Ein Beitrag zur dogmengeschichtlichen und dogmenkritischen Behandlung des Bevölkerungsproblems“ (1934).

71

PUBLIKATIONEN Die Theorie des Bevölkerungsoptimums. Ein Beitrag zur dogmengeschichtlichen Behandlung des Bevölkerungsproblems Inaugural-Diss., Philipps-Universität Marburg, Marburg 1934 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), 1985, S. 216 Conrad, Johannes Ernst, Nationalökonom und Statistiker, 1839 Borkau (Westpreußen), † 1915 Halle/S. Studierte seit 1861 zuerst Naturwissenschaften, dann Staatswissenschaften in Berlin und Jena; promovierte 1864 in Jena und hielt sich dann längere Zeit zu Studienzwecken im Ausland auf; habilitierte sich 1868 in Jena für Staatswissenschaften mit einer agrarhistorischen Arbeit; 1870 außerordentlicher Professor; 1872 Ordinarius für Volkswirtschaftslehre an der Universität Halle als Nachfolger von G. VON SCHMOLLER; 1889-1895 Mitglied der Kommission für die Bearbeitung des 2. Entwurfs eines BGB für Deutschland, seit 1870 Mitherausgeber des „Jahrbuches für Nationalökonomie und Statistik“; seit 1877 Herausgeber der „Sammlung nationalökonomischer und statistischer Abhandlungen des Staatswissenschaftlichen Seminars zu Halle“ und des „Handwörterbuches der Staatswissenschaften“ (1895). Conrad war mehrere Jahre praktischer Landwirt, Mitbegründer des Vereins für Socialpolitik und stimmte mit der MALTHUS-Theorie überein. PUBLIKATIONEN Liebigs Ansicht von schöpfung, Jena 1864

der

Bodener-

Die Statistik der Landwirtschaftlichen Produktion (Bd. 10, 1868)

72

Conrad – Conring

Das Rentenprinzip nach Rodbertus’ Vorschlag und seine Bedeutung für die Landwirtschaft (Bd. 14, 1870) Der Einfluß von Lebensstellung und Beruf auf die Mortalitätsverhältnisse in Halle in den Jahren 1855-74. In: Sammlung nationalökonomischer und statistischer Abhandlungen, hrsg. v. J. Conrad, I. 2., Jena 1872 Beitrag zur Untersuchung des Einflusses von Lebensstellung und Beruf auf die Mortalitätsverhältnisse, Jena 1877 Das Universitätsstudium in Deutschland während der letzten 50 Jahre, Jena 1884 Allgemeine Statistik der Deutschen Universitäten. In: Die Deutschen Universitäten, hrsg. v. W. Lexis, 1. Bd., Berlin 1893, S. 114-168 Bevölkerungslehre und Bevölkerungspolitik. In: Grundriß zum Studium der politischen Ökonomie, Teil II: Volkswirtschaftspolitik, Jena 1897 Einige Ergebnisse der deutschen Universitätsstatistik. In: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik (1906), S. 432-493 Lebenserinnerungen (1917) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 2, S. 362 Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), 1985, S. 224 Diehl, Karl: Johannes Conrad. In: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik 105 (1915), S. 743 f. Handwörterbuch der Sozialwissenschaften 2 (1959), S. 536-545 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1924, S. 431

Neue Deutsche Biographie, Band 3, Berlin 1957, S. 335

Conring, Hermann, Polyhistor, Begründer der dt. Rechtsgeschichte und Universitätsstatistik, 1606 Norden (Ostfriesland), † 1681 Helmstedt Sohn einer Pastorenfamilie; studierte in Helmstedt Theologie, Medizin und Jurisprudenz; trat 1631 eine Erzieherstelle im Hause des Braunschweig-Lüneburgischen Kanzlers an und erhielt 1632 eine Professur für Naturphilosophie in Helmstedt; 1637 Professur für Medizin; 1650 Professur für Politik; 1660 Inhaber des Helmstedter Lehrstuhls für Politik und Naturrecht, nach 1661 in Diensten des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel und dänischer Etatsrat, wirkte nebenbei als Leibarzt, Gesandter, Gutachter und Autor in fast allen Disziplinen zeitgenössischer Wissenschaft. Conring hat u. a. die sogenannte Translationstheorie widerlegt, die von MELANCHTHON/SLEIDAN autorisierte Vorstellung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation als unmittelbares NachfolgeGemeinwesen des antiken Römischen Reiches. Er näherte sich in seinen staatswissenschaftlichen Arbeiten nur als Bevölkerungstheoretiker den Anschauungen der Merkantilisten, verwirft Handelsbeschränkungen und Monopole. Als Steuertheoretiker steht er auf dem Standpunkt der gleichen Verteilung der Lasten. Er hielt statistische Vorlesungen, die sich über Bevölkerung, Produktionskräfte, öffentliche Wohlfahrtszwecke und ihre Mittel, Hilfskräfte und Hilfsmittel der staatsrechtlichen Verwaltung der Länder erstreckten (abgedruckt in „Examen rerum publicarum totius orbis“). PUBLIKATIONEN De origine iuris Germanici (1643)

Conring – Conze De Germanorum (1643)

Imperio

Romano,

De finibus Imperii Germanici, (1654) De civili prudentia liber unus, (1662) De aerario, (1663) De re nummaria, (1663) De importandis, (1665) De commerciis, (1666) Thesaurus totius orbis quadripartitus, (1675) Staatenkunde, (1677) De maritimis, (1680) J. W. Goebel (Hrsg.), Ausgabe d. Schriften in 7 Bde., Braunschweig 1730 (über Bevölkerungsfragen insbesondere: Examen rerum publicarum potiorum totius orbis. In: Bd. 4) LITERATUR Allgemeine deutsche Biographie, Bd. IV, Leipzig 1876, S. 446 ff. Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. v. Wolfgang Eckart; Christoph Gradmann, München 1995, S. 98 Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 224 Geschichte der Staatsbeschreibung, Berlin 1994, S. 223 ff. Goldschlag: Beiträge zur politischen und publizistischen Tätigkeit Hermann Conrings, Berlin 1884 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 3, Jena 1924, S. 204 Historiker-Lexikon, hrsg. von Rüdiger vom Bruch, Rainer A. Müller, München 1991, S. 57/58 John, V.: Geschichte der Statistik, Bd. I, Stuttgart 1884, S. 52 ff.

73

Kleinberger, G. u. Schröder, J.: Dt. Juristen aus fünf Jahrhunderten (1983) Neue Deutsche Biographie, Band 3, Berlin 1957, S. 342-343 Stangeland, Ch. E.: Pre-Malthusian Doctrines of Population. In: Studies in History, Economics and Public Law, Columbia University, XXI, 3 (1904), pp. 191-194 Stobbe, O.: Hermann Conring, der Begründer der deutschen Rechtsgeschichte, Berlin 1870 Stolleis, M. (Hrsg.): Hermann Conring, Berlin 1983 Zehrfeld, Reinhold: Herman Conrings (1606-1681) Staatenkunde, ihre Bedeutung für die Geschichte und Statistik unter besonderer Berücksichtigung der Conringschen Bevölkerungslehre, Berlin 1926

Conze, Werner, Historiker, 1910 Neuhaus/Elbe, † 1986 Heidelberg Studierte Geschichte in Marburg, Leipzig und Königsberg; 1934 Promotion bei IPSEN in Königsberg; 1935-39 wissenschaftlicher Assistent an der Universität Königsberg; 1940 Habilitation in Wien; 1944 Prof. an der „Reichsuniversität Posen“ für Agrarund Siedlungsgeschichte sowie Geschichte der völkischen Sozialentwicklung; 1946 Universität Göttingen, o. Prof. für Sozial-, Agrar- und Verfassungsgeschichte; seit 1951 Prof. für Zeitgeschichte an der; Universität Münster; seit 1957 Prof. für neuere Geschichte in Heidelberg und Direktor des Instituts für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte; hielt 1949 erste bevölkerungsgeschichtliche Lehrveranstaltung in der Nachkriegszeit in Göttingen („Übungen über Bevölkerungsfragen“) und vergab bevölkerungsgeschichtliche Dissertationen ( KÖLLMANN, BUCHHOLZ); begrün-

74

Conze – Crome

dete 1957 in Heidelberg den „Arbeitskreis für moderne Sozialgeschichte“ (Schriftenreihe seit 1962 „Industrielle Welt“); 1972-76 Präsident des Verbandes der Historiker Deutschlands. Conze gilt als führender Repräsentant der modernen deutschen Sozialgeschichtsschreibung. PUBLIKATIONEN Agrarverfassung und Bevölkerung in Litauen und Weißrußland (1934) Die deutsche Volksinsel Hirschenhof im gesellschaftlichen Aufbau des baltischen Deutschtums. In: Auslandsdeutsche Volksforschung 1 (1937), S. 152-163 Wilna und der Nordosten Polens. In: Osteuropa 13 (1937/38), S. 657-664 Die weißrussische Frage in Polen. Berlin 1938 (Schulungsbriefe des Bundes Deutscher Osten, hrsg. von Theodor Oberländer, H. 6) Die ländliche Überbevölkerung in Polen. In: Arbeiten des XIV. Internationalen Soziologen-Kongresses in Bucuresti, Abt. B – Das Dorf, I. Bd., Bukarest 1940 Agrarverfassung und Bevölkerung in Litauen und Weißrußland, 1. Teil: Die Hufenverfassung im ehem. Großfürstentum Litauen und Weißrußland. Leipzig 1940 (Habilitationsschrift bei G. Ipsen, Wien 1940) (mit Sommer, Antje): Rasse. In: Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, hrsg. v. Otto Brunner, Werner Conze, Reinhart Kosseleck. Bd. 5, Stuttgart 1984, S. 135-178 LITERATUR Aly, Götz: Rückwärtsgewandte Propheten. Willige Historiker. In: Ders.: Macht – Geist – Wahn. Kontinuitäten deutschen Denkens. Berlin 1997, S. 153-183 (darin:

„Werner Conze und die Judenfrage“, S. 161-169) Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 2, S. 368 Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Bd. II, Stuttgart 1984, S. 151 Kocka, Jürgen: Werner Conze und die Sozialgeschichte in der Bundesrepublik Deutschland. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 36 (1986), S. 595602 Soziale Bewegung und politische Verfassung. Beiträge zur Geschichte der modernen Welt (Werner Conze zum 31.12. 1975 (65. Geburtstag), hrsg. v. Ulrich Engelhardt/Volker Sellin/Horst Stuke, Stuttgart 1976, 913 S. (mit Verz. der Schriften v. W. Conze) vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 266/67, 416/17 Weber, Wolfgang: Biographisches Lexikon zur Geschichtswissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Frankfurt a. M., Bern, New York 1984, S. 92

Crome, August Friedrich Wilhelm, Nationalökonom und Statistiker, 1753 Sengwarden, † 1833 Rödelheim (b. Frankfurt/Main) Studierte 1772-1774 in Halle Theologie; war Lehrer der Geographie und Geschichte am Philanthropin in Dessau und Erzieher des Erbprinzen; 1787-1831 o. Prof. der Statistik und Cameralwissenschaften an der Universität Gießen. Er erwarb sich große Verdienste um die Bevölkerungsstatistik, insbesondere seine Verhältniskarte (Flächeninhalt der Länder im Verhältnis zur Bevölkerung) im

Crome – Czermak

75

Werk v. 1792 begründete seinen Ruf als Statistiker

Die Siedlungslandschaften Nordschlesiens (1937)

PUBLIKATIONEN

Concentracion y Densidad de la Poblacion Humana (1951)

Über die Größe und Bevölkerung der europäischen Staaten, Leipzig 1785 Über die Kulturverhältnisse der europäischen Staaten, Leipzig 1792 Die Staatsverwaltung von Toscana unter Leopold II., Leipzig 1795 Produktenkarte von Europa, Dessau 1782-1804, 4. Aufl., Tübingen 1805 Geographisch-statistische Darstellung der Staatskräfte von den sämtlichen zum deutschen Staatenbunde gehörigen Ländern, 4 Bde., Leipzig 1820-1828 Handbuch der Statistik des Großherzogtums Hessen, Darmstadt 1822 LITERATUR A. F. W. Crome, Selbstbiographie, Stuttgart, 1833 Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 4, Leipzig 1876, S. 606 Handwörterbuch der Staatswissenschaft, Bd. 3, Jena 1924, S. 207 Kirmis, Alfred: A. F. W. Crome, Bern 1908 (Inaug.-Diss.) Neuer Nekrolog der Deutschen, Jg. 11, 1833 Czajka, Willi, Geograph, lau, † 1989

1898 Bres-

1933 Dozent an der Universität Breslau, 1941-45 Prof. u. Direktor d. Instituts f. Volksforschung an der Dt. Univ. Prag, 1948-54 an der Universität Tucuman/Argentinien tätig. Direktor d. Geographischen Instituts an der Universität Göttingen (1955-66).

Lebensformen und Pionierarbeit an der Siedlungsgrenze (1953) Buenos Aires als Weltstadt (1959) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 237 Geographische Zeitschrift 61 (1973), S. 250-67 Internationale Personalbibliographie, hrsg. v. Max Arnim, Franz Hades, 2. Aufl., Stuttgart 1981, Bd. 3, S. 277 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1983, S. 354 Czermak, Hans, österreichischer Mediziner, 1913 Krems/Donau, † 1989 Czermak war seit 1969 an der Wiener Universität tätig als Spezialist für Sozialmedizin und Pädiatrie. PUBLIKATIONEN Co-Autor: Infant Mortality in Austria. In: British Journal of Preventive and social Medicine, 16 (1962) Gesundheitsprobleme der Jugend ... in Österreich (1963) Statistische Grundlagen der Pädiatrie, 5: Säuglingssterblichkeit nach Todesursachen-Hauptübersicht u. 6: Analyse nach Lebensabschnitten. In: Statistik und Pädiatrische Praxis, 6 (1967)

PUBLIKATIONEN

Zum Gesundheitszustand der Kinder im Alter von 5 bis unter 15 Jahren in Österreich. In: Österreichische Ärztezeitung, 23 (1968)

Lebensraum und Reiche der Germanen (1936)

Die gesunde Ohrfeige macht krank (1980)

76

Czermak – Czoernig von Czernhausen

LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 237

Das Land Görz und Gradiska, geographisch-statistisch-historisch dargestellt, 2 Bde., Wien 1873/74

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1983

Die ethnologischen Verhältnisse des österreichischen Küstenlandes nach den richtiggestellten Ergebnissen der Volkszählung vom 31. XII. 1880, Triest 1885

Czoernig von Czernhausen, Karl Freiherr, österreichischer Statistiker, 1804 Tschernhausen (Böhmen), † 1889 Görz

Die deutschen Sprachinseln im Süden des geschlossenen deutschen Sprachgebiets, Klagenfurt 1889

Studierte in Prag und Wien Philosophie und Rechtswissenschaft und trat 1828 in den Staatsdienst in Triest; 1834 Präsidialsekretär in Mailand, begann statistische Untersuchungen über die Lombardei; 1841 als Direktor der administrativen Statistik nach Wien berufen; begann 1845 mit den Veröffentlichungen der österreichischen amtlichen Statistik „Tafeln zur Statistik der österreichischen Monarchie für 1842 fg.“; wurde 1850 Sektionschef im Handelsministerium, bemühte sich um Reorganisation der österreichischen Handelsmarine; 1852 Ernennung zum Freiherrn; leitete 1853-59 die Sektion für Eisenbahnbauten und Eisenbahnbetrieb; erkannte die Bedeutung der Statistik auf dem Gebiet des Eisenbahnwesens; daneben organisierte und leitete er 1852-63 die Zentralkommission zur Erforschung und Erhaltung der alten Baudenkmale Österreichs; 1859 Wirkl. Geheimer Rat; 1863-65 Präsident der von ihm organisierten Statistischen Zentralkommission. Czoernig veröffentlichte eine Reihe staatswissenschaftlich-ethnographischer Schriften und begründete die Schriftenreihe „Mitteilungen aus dem Gebiete der Statistik“ (1851) und das „Statistische Jahrbuch“ (1861).

Aufsätze statistischen und ethnographischen Inhalts finden sich in den amtlichen „Mitteilungen aus dem Gebiet der Statistik“ und in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie der Wissenschaften.

PUBLIKATIONEN Ethnographie der österreichischen Monarchie, 3 Bde., Wien 1855-57

Scherzer, K. v. (Nekrolog); in: Bulletin de l’institut international de statistique, T. IV, 281-86

Statistisches Handbüchlein für die österreichische Monarchie, Wien 1861

Statistische Monatsschrift, Jg. 15, 1889, S. 548 ff. (mit Verzeichnis)

LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 2, S. 420 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London , S. 237/38 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1924, S. 439 Lebmann, Rosa; Helczmanovszki, Heimold: Auf dem Gebiete der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: Eine Biographie und Bibliographie. Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 29-33 Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, hrsg. von der Österr. Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, Bd. 1, S. 164

Czoernig von Czernhausen – Darjes v. Blenck (Nekrolog) in: Zeitschrift des Kgl. Preuß. Statist. Bureaus, Jg. 29, 1889, S. 280-282 Czuber, Emanuel, österreichischer Statistiker und Mathematiker, 1851 Prag, † 1925 Gnigl (b. Salzburg) Studium am Deutschen Polytechnikum in Prag; 1874-78 Lehrer an der Oberrealschule in Prag; Habilitation 1876; 1886 o. Prof. der Mathematik an der Deutschen Technischen Hochschule Brünn; 1891-1919 an der Technischen Hochschule Wien. Czuber befaßte sich vor allem mit Problemen der Wahrscheinlichkeitsrechnung und ihrer Anwendung auf Geodäsie, Versicherungswesen sowie Landwirtschaft und Bevölkerungslehre.

77

PUBLIKATIONEN Die Entwicklung der Wahrscheinlichkeitstheorie und ihre Anwendungen (Jahresbericht der Deutschen Mathematischen Vereinigung 1899) Mathematische Bevölkerungstheorie, Leipzig 1923 LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 2, S. 421 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 238 Neue Deutsche Biographie, Bd. 3, Berlin 1957, S. 463-464

D Danzer, Paul, Beamter, Rassenpolitiker, 1879 München, † n. e.

Stockhorst, Erich: 5000 Köpfe. Wer war was im Dritten Reich?, Kiel 1967

Absolvierte die Offizierslaufbahn; Studium der Nationalökonomie und Geschichte; Beamter im Amt für Rassenpolitik im Dritten Reich; Danzer war Autor verschiedener Werke zur Bevölkerungspolitik.

Wer ist’s? Zeitgenossenlexikon, hrsg. v. H. L. Degener. Jg. 1-10, Leipzig 1928, S. 273

PUBLIKATIONEN

Darjes, Joachim Georg, Beamter, Kameralist, 1714 Güstrow, † 1791 Frankfurt/Oder

Geburtenkrieg, Berlin, München 1937 Der Wille zum Kind. In: Politische Biologie, Heft 6, München 1938 (Mitautor): Das bevölkerungspolitische ABC (3. Aufl., 1940) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 242/43

Wer ist Wer?, Berlin 1935

1735 Privatdozent in Jena; 1744 Prof. der Moral und Politik a. d. Universität Jena; 1763 o. Prof. der Rechte an der Universität Frankfurt/Oder; gründete 1766 auf Veranlassung Friedrich des Großen, die „Frankfurter Gelehrte Gesellschaft zum Nutzen der Künste und der Wissenschaften“. Darjes führte die Kameralwissenschaften zuerst in den Universitäts-

78

Darjes – Delbrück

unterricht ein. Er teilte als Bevölkerungstheoretiker die Ansicht Friedrich des Großen von der Nützlichkeit jeder Volksvermehrung: „Je volkreicher ein Staat, desto stärker kann die Nahrung und der Handel im Staate vermehret werden, ... Folglich ist der größte Theil von dem Reichthum des Staats mit in dem gegründet, wenn der Staat volkreich ist.“ (Darjes, Erste Gründe ..., 1756, S. 410). PUBLIKATIONEN Elementa metaphysices, 2 Bde., (1743/44) Observationes iuris naturalis, socialis et gentium, (1751) Erste Gründe der Cameralwissenschaften, Jena 1756 (2. Aufl. 1768) Discours über Natur- und Völkerrecht, Jena 1762 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. IV, Leipzig 1876, S. 758 Brandenburgisches Biographisches Lexikon, Potsdam 2002 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 4. Aufl., Bd. 3, Jena 1924, S. 209 Hausen, E. R.: Darjes als akademischer Lehrer, (1791) Meusel: Lexikon der verstorbenen teutschen Schriftsteller, Bd. II, Leipzig 1803, S. 279-284 (Verzeichnis seiner Schriften) Michel, H.: Der Bevölkerungsgedanke im Zeitalter des Merkantilismus, IFADEdition, Berlin 1994 Roscher, Wilhelm: Volkswirtschaftliche Ansichten Friedrich d. Gr. (Verhandl. d. k. sächs. Gesellschaft d. Wiss. zu Leipzig, phil.-hist. Klasse, Bd. XVIII), Leipzig 1866

Delannoy, Rene Marco, österreichischer Jurist, 1881 Wien, † 1961 Wien

Delannoy besuchte das Akademische Gymnasium in Wien und studierte ab 1900 Rechtswissenschaft an der Universität Wien (1906 Dr. jur.). Danach war er im Wiener Magistrat tätig. Seine Arbeiten finden sich u. a. in den Stat. Mitteilungen der Stadt Wien, der Statist. Monatsschrift und er war auch Mitarbeiter des „Österreichischen Städtebuches“. PUBLIKATIONEN Die Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910 in Wien. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 17, Brünn 1912, S. 1 ff. Berechnung des Standes der Bevölkerung Wiens. In: Statist. Mitteilungen der Stadt Wien, Jg. 1926, Monatshefte 1-3, S. 30 ff. Selbstmorde und Selbstmordversuche in Wien im Jahre 1926. In: Statist. Mitteilungen der Stadt Wien, Jg. 1927, Sonderheft 3 Eheschließungen in Wien und Eheschließungen von Wienern im Jahre 1927. In: Mitteilungen aus Statistik und Verwaltung der Stadt Wien, Jg. 1928, Monatshefte 1-3, S. 6 ff LITERATUR Denkschrift der k. k. Statistischen Zentralkommission zur Feier ihres fünfzigjährigen Bestandes, (1913), S. 109, 184 Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 34/35 Delbrück, Hans, Historiker, Publizist, Politiker, 1848 Bergen (Rügen), † 1929 Berlin Studium in Greifswald; 1870 engagierter Kriegsteilnehmer; 1873 Dr. phil.; 1874-79

Delbrück – Demian Erzieher des preußischen KronprinzenSohnes Waldemar; seit 1881 an der Berliner Universität tätig; politischer Publizist, Herausgeber der preußischen Jahrbücher 1890-1919; 1896 Prof. für Geschichte an der Berliner Universität. Sein Hauptarbeitsgebiet war die Kriegsgeschichte. Delbrück war bis zum Krieg ein Anhänger der deutschen konstitutionellen Monarchie in preußischer Tradition mit ihrem Dualismus von Beamtentum und Parlament. Er unterstützte als „Vernunftrepublikaner“ die Weimarer Republik, kämpfte gegen Kriegsschuldlüge und Dolchstoßlegende. Als innovativer Militärhistoriker löste er mit seiner These eines säkularen Umschwungs von der „Ermattungsstrategie“ des 18. Jh. (Friedrich der Große) zur „Vernichtungsstrategie“ des 19. Jh. (Napoleon) einen heftigen „Strategiestreit“ aus. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Städtischen Friedhof Halensee-Grunewald in Berlin-Wilmersdorf. PUBLIKATIONEN Geschichte der Kriegskunst, im Rahmen der politischen Geschichte, 4 Bde, Berlin 1900-1920 (weist den Zusammenhang von Staats- und Kriegsverfassung nach, widerlegt in scharfsinniger Quellenkritik die tradierten großen Zahlen antiker Heere und weitere Legenden) Gneisenau-Biographie, 2 Bde., 4. Aufl., (1920) Weltgeschichte, 5 Bde., (1924-28) LITERATUR Deutsche Biographie, Jb. 2, (1932), S. 89-95 Deutsche Biographische Enzyklopädie., hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 2, S. 475 Historiker-Lexikon, hrsg. von Rüdiger vom Bruch, Rainer A. Müller, München 1991, S. 67/68

79

H.-U. Wehler (Hrsg.), Dt. Historiker, Bd. 4, S. 40-52 Neue Deutsche Biographie, Bd. 3, Berlin 1957, S. 577/78 Weber, Wolfgang: Biograph. Lexikon zur Geschichtswiss. in Deutschl., Österr. u. der Schweiz. Frankfurt/M., Bern, New York 1984, S. 103/04

Demian, Johann Andreas, österreichischer Offizier, 1770 Preßburg, † 1845 Demian trat frühzeitig in die österreichische Armee ein, gab 1803 seine Offiziersstelle auf und widmete sich seit 1804 der Sammlung statistischer Materialien der k. k. Militärgrenze. 1808 war er einige Monate als Unterleutnant beim Hofkriegsrat eingesetzt. Danach lebte er abwechselnd am Rhein und in Berlin. PUBLIKATIONEN Darstellung der Oesterreichischen Monarchie nach den neuesten statistischen Beziehungen, 4 Bde., 1804-1807 Statistik der Rheinbundstaaten, 2 Bde., Frankfurt 1812 Historisch-diplomatische Übersicht des Länder- und Volksbestandes der Preußischen Monarchie von den Jahren 17401817, Berlin 1817 Der Preußische Staat nach seinem gegenwärtigen Länder- und Völkerbestande, Berlin 1818 Geographisch-statistische Darstellung der Rheinlande nach dem Bestande vom 1. August 1820, Coblenz 1820 Geographie und Statistik des Großherzogthums Baden, nach neuesten Bestimmungen bis zum Mai 1820, Heidelberg 1820 Statistik des Oesterreichischen Kaiserthums, Leipzig 1820

80

Demian – Dertsch

Handbuch der Geographie und Statistik des Herzogthums Nassau, Wiesbaden 1823 Tabellarische Übersicht der europäischen Staaten überhaupt und des Großherzogthums Hessen insbesondere, Hanau 1825 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 5, Leipzig 1877, S. 47 Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 36/37 Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd.1, 1957, S. 178 Deneffe, Peter Joseph, Statistiker, Volkswirt, 1909 Frankfurt(Main), † n. e. 1935-1938 Assistent am Statist. Seminar der Universität Frankfurt/Main, promovierte 1938 im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften und war von 1938 bis 1949 im Statistischen Amt der Stadt Frankfurt/Main tätig, seit 1945 Amtsleiter; 1949 Abteilungsleiter im Statistischen Bundesamt Wiesbaden; 1951 Regierungsdirektor; 1958 Direktor des Statistischen Landesamtes in Hamburg, 1964 Prof; 1964-74 Senatsdirektor in der Behörde f. Wirtschaft und Verkehr. Deneffe war Lehrbeauftragter f. Statistik an den Universitäten von Frankfurt/M. (1957-59) und Hamburg (ab 1960). Er veröffentlichte Arbeiten zur Bevölkerung und Städtetopographie. PUBLIKATIONEN Tatsächliche, bereinigte und wahre bzw. ideelle Häufigkeitsziffern in der Geburten- und Sterblichkeitsstatistik. In: Deutsches Statistisches Zentralblatt, 29. Jg., (1937)

Die Berechnung über die künftige deutsche Bevölkerungsentwicklung, Greifswald 1938 Die Berechnung über die künftige deutsche Bevölkerungsentwicklung; eine vergleichende Darstellung. In: Frankfurter Wirtschaftswissenschaftliche Studien, Heft 3, (1938) Soziale Topographie der Großstadt. In: Allgemeines Statistisches Archiv 33 (1949) Die Sozialleistungen in der Bundesrepublik Deutschland und in West-Berlin. In: Wirtschaft und Statistik 6 (1954) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 259 Hamburg in Zahlen (Sonderheft: 100 Jahre Statistisches Amt 1866-1966), S. 54-56 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1996, S. 219

Dertsch, Richard, Historiker, Archivar, 1894 Oberbernbach, † 1981 Kaufbeuren Lehramtsstudium für die Fächer Deutsch, Geschichte und Englisch in München; Promotion nach dem 1. Weltkrieg an der Universität München; danach tätig an Archiven in Augsburg und München; 1926-43 am Stadtarchiv Mainz; war Mitglied der Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und gehörte 1949 zu den Gründungsmitgliedern der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft. Dertsch publizierte zur Mainzer, Bamberger und Allgäuer Geschichte. PUBLIKATIONEN Die Besiedlung des östlichbayerischen Mittelschwabens (1925)

Dertsch – Dieterici (Mitautor): Bevölkerungsgeschichte und Bevölkerungsbiologie von Tiefenbach b. Oberstorf. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg, 52 (1936) Zu- und Abwanderungen in der Pflege Oberdorf 1576-1802 (1940) Schwäbische Siedlungsgeschichte (1949) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1995, Bd. 2, S. 494 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 264 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1980

Diehl, Karl, Nationalökonom, 1864 Frankfurt/Main, † 1943 Freiburg/Breisgau Studierte in Berlin, Jena und Halle Rechts- und Staatswissenschaften; 1893 a. o. Prof. in Halle; 1898 o. Prof. in Rostock, 1899 in Königsberg und 1908 in Freiburg i. Br. Diehl äußerte sich wiederholt zu Fragen der Bevölkerung, insbesondere zur MALTHUSSCHEN Lehre in seinem Werk: „Theoretische Nationalökonomie“, wobei er nur den ersten Grundsatz von M ALTHUS, daß die Bevölkerung durch die Menge der Nahrungsmittel begrenzt werde, als allgemeingültig akzeptiert. Er war der Begründer der sog. sozialrechtlichen Richtung der Nationalökonomie, nach der die Wirtschaft als eine vom Recht abhängige Erscheinung aufgefaßt wird. Er verfaßte zahlreiche volkswirtschaftliche Untersuchungen. Diehl war Gründungsdirektor d. „Staats-

81

wissenschaftlichen Seminars“ an der Universität Königsberg (1900). PUBLIKATIONEN Sozialwissenschaftliche Erläuterungen zu David Ricardos Grundgesetzen d. Volkswirtschaft und Besteuerung, 2. Aufl. (1905) Johannes Conrad. In: Jbb. für Nationalökonomen und Statistiker 105 (1915), S. 743 f. Theoretische Nationalökonomie, 4 Bde., 1916-33 (I. Band, Jena 1916, II. Band, Jena 1924) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1995, Bd. 2, S. 516 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1924, S. 802 ff. Personalakten (Berlin Document Center)

Dieterici, Karl Friedrich Wilhelm, Statistiker und Nationalökonom, * 1790 Berlin, † 1859 Berlin Studium in Königsberg und Berlin; seit 1812 im preußischen Staatsdienst; 1820 Hilfsarbeiter im Kultusministerium; 1834 Prof. für Staatswissenschaften an der Berliner Universität; 1844 als Nachfolger Hoffmanns Direktor des Kgl. Preuß. Statistischen Büros; seit 1847 Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften; förderte insbesondere die Verwaltungsstatistik; veröffentlichte seit 1848 die „Mitteilungen des statistischen Büros in Berlin“ (bis zum XII. Bd. 1859/60) und seit 1851 „Tabellen und Nachrichten über den preußischen Staat“ (10 Bde., Bd. 1: u. a. Stat. Tabellen zur Bevölkerung, Bd. 2: Bevölkerungslisten der Geburten, Trauungen, Sterbefälle); hielt

82

Dieterici

in der Berliner Akademie mehrere Vorträge über Bevölkerungsprobleme.

und im preussischen Staate insbesondere. In: Philol.-hist. Abh., S. 321-376 (1855)

PUBLIKATIONEN

Über das Verhältnis der neu geschlossenen Ehen zu der Anzahl der gleichzeitig Lebenden. In: Philol.-hist. Abh., AdW Berlin, S. 559-628 (1856)

Geschichtliche und statist. Übersicht der Universitäten im preußischen Staate, Berlin 1836 Statist. Tabellen des preuß. Staates nach den amtl. Aufnahmen v. 1843 (1845) Statist. Übersicht der Stadt Berlin (1844) Über Auswanderungen und Einwanderungen, Berlin 1847 Die Bevölkerung des preußischen Staates 1846, Berlin 1848 Über die Vertheilung der Bevölkerung nach Geschlecht und Alter im Preussischen Staate. In: Philol.-hist. Abh., S. 2141 (1848) Über die Vertheilung der Bevölkerung nach Geschlecht und Alter in verschiedenen Staaten Europas und in den nordamerikanischen Freistaaten. In: Philol.hist. Abh., S. 71-88 (1848)

Über die Zunahme der Bevölkerung im preussischen Staate in Bezug auf Vertheilung derselben nach Stadt und Land. In: Philol.-hist. Abh., S. 99-164 (1857) Über die Untersuchungen der Statistik in Bezug auf die Geburten. Monatsberichte, S. 170-173 (1857) Über den Begriff der mittleren Lebensdauer und deren Berechnung für den preussischen Staat. In: Philol.-hist. Abh., S. 433-507 (1858) Die Bevölkerung der Erde. In: Petermanns Geographische Mitteilungen Gotha 1859, S. 51-82 Handbuch der Statistik des preußischen Staates, Berlin 1861 LITERATUR

Über den Begriff der Übervölkerung. In: Philol.-hist. Abh., S. 437-458 (1849)

Allg. Deutsche Biographie, Bd. 5, Leipzig 1877, S. 159-163

Die Vermehrung der Bevölkerung von Europa seit Mitte des 17. Jh. In: Philol.hist. Abh., S. 73-115 (1850)

Das Statistische Büro Preußens unter Dieterici (Archiv der polit. Ökonomie, hrsg. von Rau, N. F., Bd. 10, 1853, S. 51-84)

Über die Vermehrung der Bevölkerung im Preuss. Staat n. ihrer Dichtigkeit auf der geogr. Quadratmeile seit 150 bis 200 Jahren. In: Monatsber., S. 117-120 (1850) Über Sterblichkeitsverhältnisse in Europa. In: Philol.-hist. Abh., S. 721-790 (1851) Statist. Beobachtungen über die Todesarten und das Verhältnis derjenigen, welche das höchste Lebensalter erreichen, zu den Culturzuständen eines Landes. In: Philol.-hist. Abh., S. 519-552 (1852) Über die Anzahl der Geburten in den verschiedenen Staaten Europas überhaupt,

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London , S. 268 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 3, Jena 1926, S. 240/41 Hansen, Georg: Das Statistische Büro der preußischen Monarchie unter Hoffmann und Dieterici (Archiv der polit. Ökonomie, hrsg. von Rau, N. F., Bd. 4, 1846, S. 329-390) Neue Deutsche Biographie, Bd. 3, Berlin 1957, S. 673 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 267, 417

Dietzel – Dithmar Dietzel, Heinrich, Nationalökonom, * 1857 Leipzig, † 1935 Bonn 1876-79 Studium der Rechts- und Staatswissenschaft in Heidelberg und Berlin; 1879/80 Referendar in Naumburg; danach Studium in Berlin; 1882/83 agrarische Studien in Italien; 1885 Prof. der Staatswissenschaften in Dorpat; 1887 russischer Staatsrat; seit 1890 Prof. in Bonn; übersiedelte 1917 nach Leipzig; Dietzel war Schüler von ADOLPH WAGNER. Er vertrat die klassische englische Wirtschaftstheorie in Deutschland und war entschiedener Verfechter des Freihandels und der industriestaatlichen Entwicklung.

83

wissenschaft und Kameralwissenschaft); Herausgabe der ersten kameralistischen Zeitschrift seit 1729 (Ökonomische Fama ...). Trat gegen monopolistische Erscheinungen auf, die der Geldgier Vorschub leisteten und Reichtum auf Kosten anderer enstehen ließen, schließlich zur Verarmung des Volkes führten und die Bevölkerungszahl, den Lebensnerv des Landes, verminderten. PUBLIKATIONEN Ökonomische Fama von allerhand zu den ökonomischen, Policey- und Cameralwissenschaften gehörigen Büchern ..., 10 Hefte, Frankfurt/O., Leipzig 1729-1744

Theoretische Socialökonomik (1895)

Einleitung in die ökonomischen, Policeyund Cameral-Wissenschaften, Frankfurt/ O., 1731

Der Streit um Malthus’ Lehre. In: Festgabe für Adolph Wagner, Leipzig 1905

Entwurf der preußischen und brandenburgischen Staatswissenschaft, (1734)

Technischer Fortschritt und Freiheit der Wirtschaft (1922)

LITERATUR

LITERATUR

Brandenburgisches Biographisches Lexikon, Potsdam 2002

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 2, S. 542

Gerland; J. C. Dithmar. In: Zt. f. Gesch. u. Lit. d. Staatswiss., Bd. II, (1894)

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1924, S. 491

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 3, Jena 1924, S. 258

Ökonomenlexikon, hrsg. von Werner Krause, Karl-Heinz Graupner, Rolf Sieber, Berlin 1989, S. 108-110

Jöcher, Christian Gottlieb: Allgemeines Gelehrtenlexikon, Fortsetzung Bd. II, Leipzig 1787

PUBLIKATIONEN

Dithmar, Justus Christoph, Vetreter der Kameral- und Handelswissenschaften, * 1677 Rothenburg, † 1737 Frankfurt/Oder Studium in Rothenburg, Marburg und Leiden; übernahm 1727 den von Friedrich Wilhelm I. gestifteten Lehrstuhl für Kameralwissenschaft an der Universität Frankfurt/O.; Verdienste um Systematik der Kameralwissenschaften (Einteilung in drei Fächer: Ökonomie, Polizei-

Leitherer, E.: Geschichte der handelsund absatzwirtschaftlichen Literatur, Köln, Opladen 1961 Ökonomenlexikon, hrsg. v. W. Krause; K.-H. Graupner; R. Sieber, Berlin 1989, S. 110/111 Small: The Cameralists, Chicago 1909 Sundhoff, E.: Dreihundert Jahre Handelswissenschaft, Göttingen 1979 Zielenziger, Kurt: Die alten deutschen Kameralisten, Jena 1914

84

Dittrich – Dohm

Dittrich, Erich, Ökonom, 1904 Leipzig, † 1972 Bonn-Bad Godesberg 1938 Universitätsdozent in Leipzig; Leiter des Institiuts für Mittel- und Südosteuropäische Wirtschaftsforschung und der Hochschularbeitsgemeinschaft für Raumforschung; Mitglied der Akademie für Raumforschung und Landesplanung, der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung, der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Landesforschung und Landesplanung, der Deutschen Soziologischen Gesellschaft sowie Direktor des Instituts für Regionalforschung in Bad Godesberg. PUBLIKATIONEN Probleme der Umsiedlung in Westdeutschland (1951) Stadt-Umland: Eine Aufgabe der Raumpolitik (1954) Grundfragen der Raumordnung (1955) Raumordnung und Leitbild (1962)

im Dienste von König Jerome von Westfalen Gesandter in Dresden; lebte danach auf seinem Gut bei Nordhausen; Gegner der Physiokratie. Seine Schrift „Über die bürgerliche Verbesserung der Juden“ (1781) war die erste bedeutende Arbeit, in der er den populationistischen Standpunkt verließ u. feststellte, daß eine über ihren Unterhalt hinauswachsende Bevölkerung nicht zur Stärkung des Staates, sondern zu seiner Schwächung führt. PUBLIKATIONEN Materialien zur Statistik und neuesten Staatengeschichte, Lemgo 1777-1785 Über die bürgerliche Verbesserung der Juden, Berlin 1781 Über den deutschen Fürstenbund, (1785) Denkwürdigkeiten meiner Zeit von 17781806, 5 Bde., 1814-19 LITERATUR

LITERATUR

Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 5, Leipzig 1877, S. 297-99

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 270

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 273

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1966

Gronau, W.: Dohm nach seinem Wollen und Handeln, Lemgo 1824

Dohm, Christian Conrad Wilhelm von, Diplomat, 1751 Lemgo, † 1820 Pustleben (b. Nordhausen) Studierte in Leipzig Theologie und Rechte; seit 1774 in Göttingen staatsrechtliche und historische Studien; 1776 gründete er mit BOJE die Zeitschrift „Deutsches Museum“; Prof. für Finanzwissenschaft und Statistik am Carolinum in Kassel; seit 1779 im preußischen Staatsdienst als Archivar und Kriegsrat; 1786 Erhebung in den Adelsstand; 1786-96 preußischer Gesandter am Kurhof in Köln; 1797 preußischer Gesandter in Rastatt; 1807-1810

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 3, Jena 1924, S. 258/59 Mauvillon, J.: Physiokratische Briefe an Herrn Professor Dohm, Braunschweig 1780 Neue Deutsche Biographie, Bd. 4, Berlin 1959, S. 42-43 Rapoport, M. W.: Dohm der Gegner der Physiokratie und seine Thesen, Berlin 1908 Reuß, F.-C. W.: Dohms Schrift „Über die bürgerliche Verbesserung der Juden“ und deren Einwirkung auf die gebildeten Stände Deutschlands, Kaiserslautern 1892

Dörries – Dühring Dörries, Hans, Geograph, 1897 Wesermünde-Lehde, † 1945 Dresden 1919-1925 Studium in Göttingen (1925 Promotion), 1926-1933 Assistent am Geographischen Institut der Universität Göttingen, 1934 a. o. und 1936-1945 o. Professor für Geographie an der Universität Münster, seit 1937 Mitglied der NSDAP und 1940-1945 Dozentenbundführer. Seine Arbeiten zur Städtegeographie unterstützten das Interesse an Siedlungs- und Bevölkerungsfragen, zu diesen Themen erarbeitete er auch eine Bibliographie. PUBLIKATIONEN Entstehung und Formbildung der niedersächsischen Stadt: Eine vergleichende Städtegeographie (1929) Siedlungs- und Bevölkerungsgeographie (1908-1938). In: Geographisches Jahrbuch, 55 (1940), S. 3-380 (Bibliographie) LITERATUR Berichte zur deutschen Landeskunde 14 (1955), S. 9-11 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London, S. 275 Grüttner, Michael: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004, S. 40 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1931 und 1935 Dühring, Eugen Karl, Ökonom und Philosoph, 1833 Berlin, † 1921 Nowawes (Potsdam-Babelsberg) Studierte Rechtswissenschaften, Philosophie und Nationalökonomie; Habilitation 1863 an der Berliner Universität für Philosophie; 1863-1877 Privatdozent an der Berliner Universität. Dühring gilt neben E. MACH und R. AVENARIUS als einer der bedeutendsten

85

deutschen Positivisten. Er lehnte Metaphysik und Religion ab und publizierte antisemitische Schriften. F. ENGELS setzte sich kritisch mit seinen philosophischen Auffassungen auseinander (AntiDühring, 1877). Im Gegensatz zu MALTHUS vertrat er die These, daß ein ständiger technischer Fortschritt die Basis für mehr Menschen bildet und eine größere Bevölkerung die Produktivkräfte steigert. Seine Grundidee bestand darin, „daß eine jede ökonomische Verfassungsart eine gewisse Fassungskraft für Bevölkerung mit sich bringe, und daß diese Bevölkerungskapazität nicht erheblich erweitert werden könne, ohne die wirtschaftliche Verfassung selbst in eine neue Form zu überführen“. (Kritische Geschichte ..., 3. Auflage 1879, S. 353/54). Nach seiner Auffassung würde die Auswanderung Überbevölkerungsproblemen vorbeugen. „Dühring hat eine durchaus gesellschaftlich orientierte Bevölkerungslehre aufgestellt.“ (Grundriß der Bevölkerungswissenschaft, S. 220) Seine Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof in Potsdam-Babelsberg. PUBLIKATIONEN Kritische Geschichte der Nationalökonomie und des Sozialismus von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, Berlin 1871 Cursus der Nationalökonomie (1873) Sache, Leben und Feinde (Autobiographie, 1882) Die Judenfrage als Frage der Rassenschädlichkeit für Existenz, Sitte und Kultur der Völker, 4. Aufl., Berlin 1892 LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1995), Bd. 2, S. 634

86

Dühring – Eickstedt

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 283 Neue Deutsche Biographie, Bd. 4, Berlin 1959, S. 157-158 Ungern-Sternberg, R. von; Schubnell, H.: Grundriß der Bevölkerungswissenschaft, Stuttgart 1950, S. 215 ff.

freien Reichsstadt Kempten; ab 1810 Dekan im Dekanat Kempten. Dürr stellte in seiner Schrift (Versuch..., Kempten 1776) unter Berufung auf SÜSSMILCH statist. Vergleiche bei Gestorbenen, Geborenen, Ehen u. Verheirateten f. d. Zeitraum 17001750 im Raum Schwaben/Kempten an. PUBLIKATIONEN Versuch eines kleinen Beitrages zur bestätigten Ordnung Gottes in den Veränderungen des menschlichen Geschlechtes, Kempten 1776

Dürr, Leonard Friedrich, Theologe, * 1743 Leutkirch, † 1813 Kempten Studium in Tübingen und Altdorf bei Nürnberg; evangelischer Prediger in der

LITERATUR Geschichte Kemptens, Kempten 1989

E Eickstedt, Egon Freiherr von, Anthropologe u. Rassenkundler, 1892 Jersitz (Posen), † 1965 Mainz Eickstedt studierte in Berlin und Frankfurt/Main Naturwissenschaften, Medizin und Philosophie. Nach der Promotion (1920) war er 1926-29 Privatdozent in Breslau für Anthropologie und Völkerkunde. 1933 wurde er a. o. Professor der Rassen- und Völkerkunde und 1934 o. Professor und Direktor des Anthropologischen und Ethnographischen Instituts in Breslau. Nach kurzer Tätigkeit an der Universität Leipzig (1945) wurde er 1946 Professor und Institutsdirektor an der Universität Mainz, wo er bis zur Emeritierung (1960) blieb. Eickstedt war der Gründer der Zeitschrift für Rassenkunde (1935-1944) und der Nachfolgzeitschrift Homo (1949f.). Sein Hauptwerk ist: Die Forschung am Menschen, 3 Bde. (1937-63) PUBLIKATIONEN Grundlagen der Rassenpsychologie (1936)

Rassenuntersuchung Deutschlands (Zeitschrift für Rassenkunde, 3, 1936) Rassenkunde und Rassengeschichte der Menschheit (1934, 2. Aufl. 1940) Die Forschung am Menschen, 3 Bde. (1937-63) Hrsg.: Bevölkerungsbiologie der Großstadt, (1941) (Mitautor): Die Menschen Afrikas in: Geographische Rundschau, 6, (1954) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. von Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1996), Bd. 3, S. 58 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 299 Schwidetzky, Ilse: Egon Frhr. von Eickstedt 10.4.1892-20.12.1965. Ergänzungen zur Biographie und Bibliographie. In: Homo 16 (1965), S. 197-200

Eickstedt – Elster Schwidetzky, Ilse: Egon Freiherr von Eickstedt. Begriff und Gestalt des lebendigen Menschen. In: Forscher und Wissenschaftler im heutigen Europa/2/ Erforscher des Lebens. Mediziner, Biologen, Anthropologen, hrsg. von Hans Schwerte u. Wilhelm Spengler. Oldenburg/Hamburg 1955, S. 317-324 Schwidetzky, Ilse: Egon Freiherr von Eickstedt. In: Gestalter unserer Zeit IV. (1954), S. 317-324 Schwidetzky, Ilse: Egon Freiherr von Eickstedt. Wissenschaftliche Arbeiten von Freiherr von Eickstedt. In: Homo 3 (1952), S. 49-56 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 267/68, 365, 417 (Bibliographie) Walter, Hubert: In memoria. Egon Freiherr von Eickstedt. 10.4.1892-20.12.1965. In: Anthropologischer Anzeiger 30 (1967), S. 88-89 Eiselen, Johann Friedrich Gottfried, Nationalökonom, 1785 Rothenburg a. d. S., † 1865 Halle

87

Über die Folgen der Anhäufung von Menschen an einzelnen Punkten in wirtschaftlicher, sittlicher und politischer Hinsicht. In: Zeitschrift für die gesamte Staatswiss., Bd. 1, Tübingen 1843 Der preußische Staat. Darstellung seiner geschichtlichen Entwicklung und seiner gegenwärtigen natürlichen, sozialen und politischen Verhältnisse, Berlin 1862 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 5, Leipzig 1877, S. 764/65 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 3, Jena 1924, S. 543 Elster, Alexander, Jurist, Verlagsdirektor, 1877 Berlin, † 1942 Berlin Studium an den Universitäten in Berlin und Jena; Verlagsdirektor (Walter de Gruyter u. Co.); u. a. Redakteur des „Handwörterbuches der Staatswissenschaften“ und des „Wörterbuches der Volkswirtschaft“ sowie Herausgeber des „Handwörterbuches der Rechtswissenschaft“.

Ausbildung am Friedrichsgymnasium in Berlin; 1805 Studium der Theologie an der Universität Erlangen; 1816 Privatdozent für Staatswissenschaften in Berlin; 1820 Prof. in Breslau; 1828 Ordinarius in Halle a. d. S.; 1862 Vertreter der Universität Halle im preußischen Herrenhaus.

PUBLIKATIONEN

PUBLIKATIONEN

Bevölkerungslehre und Bevölkerungspolitik. In: Handwörterbuch der Sexualwissenschaft, Bonn 1923, S. 41-48

Grundzüge der Staatswissenschaft oder der freien Volkswirtschaft und der sich darauf beziehenden Regierungskunst (1818) Handbuch des Systems der Staatswissenschaften, Breslau 1828 Lehre von der Volkswirtschaft in ihren allgemeinen Bedingungen und in ihrer besonderen Entwicklung (1843)

Soziale Hygiene. In: Wörterbuch der Volkswirtschaft in zwei Bänden, 2. Aufl., 2. Bd., Jena 1906/07, S. 874 f. Zur Abgrenzung des Gebietes der Sozialen Hygiene. In: Soziale Medizin und Hygiene, 4 (1909), S. 343 ff.

Sozialbiologie-Bevölkerungswissenschaft und Gesellschaftshygiene, Berlin, Leipzig 1923 Sexualsoziologie, Bevölkerungslehre, Liebesleben, Familienforschung. In: Handwörterbuch der Sexualwissenschaft, Bonn 1925

88

Elster – Engel

Eugenik und Eubiotik (Sozialbiologie). In: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 3, Jena 1926, S. 891-911

u. (mit LEXIS, CONRAD, A. WEBER): Handwörterbuch der Staatswissenschaften (1890-1929)

Begriff und Wesen der Sozialbiologie und der Sozialhygiene. In: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik 139 (1933), S. 369-382

Bevölkerungswesen. In: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 2. Aufl., 2. Bd., Jena 1899, S. 653-773 (Jena 1891)

LITERATUR Internationaler Biographischer Index - K. G. Saur Verlag Kosch, Wilhelm: Deutsches Literatur-Lexikon, Bd. 4, Bern, München 1972 Wer ist’s?, Berlin 1928, S. 353

Bevölkerungslehre und Bevölkerungspolitik. Ebd., 3. Aufl., 2. Bd. 1909, S. 9261002; 4. Aufl., 1924, S. 735-812 LITERATUR Albrecht, Gerhard: Ludwig Elster +. In: Jbb. für Nationalökonomie und Statistik 143 (1936), S. 256-273

Wer ist’s?, Berlin 1935, S. 356

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. W. Killy, München/New Providence/London/Paris 1995, Bd. 3, S. 98

Elster, Ludwig (Hermann Alexander), Nationalökonom und Statistiker, 1856 Frankfurt/Main, † 1935 Jena

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 303

Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Göttingen, Berlin und Leipzig; 1880 Habilitation in Halle; 1883 Prof. in Königsberg; 1887 Prof. für Nationalökonomie in Breslau; 1916 Honorarprof. in Jena; 1897-1916 Personalreferent für Unterrichtsangelegenheiten im preuß. Kultusministerium als Nachfolger ALTHOFFS, Vortragender Rat im Kultusministerium.

Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, 3, 202-203

Elster hatte entscheidenden Anteil an der Herausgabe des „Handwörterbuches der Staatswissenschaften“ 1890-1897 (4. Aufl. 1923-1929), dessen Artikel zur Bevölkerungslehre und -politik er verfaßte. Er war der Begründer und Herausgeber der „Staatswissenschaftlichen Studien“ (1887-1900), des „Wörterbuches der Volkswirtschaft“ (1899) sowie Mitherausgeber (1891-97) und Herausgeber (191533) der „Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik“. PUBLIKATIONEN (Mitherausgeber): Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik (1891-1933)

Neue Deutsche Biographie, Bd. 4, Berlin 1959, S. 469-470 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 268, 417 Engel, (Christian Lorenz) Ernst, Statistiker, 1821 Dresden, † 1896 Radebeul (bei Dresden) Studium des Berg- und Hüttenfachs an der Bergakademie Freiberg; erhielt durch QUETELET in Brüssel erste Anregungen zur Beschäftigung mit der Statistik; 1850-58 Leiter des Kgl. Sächsischen Statistischen Büros in Dresden; 1860-1882 Direktor des Kgl. Preuß. Statist. Büros (als Nachfolger DIETERICIS) und des 1862 gegründeten und mit diesem vereinigten Statist. Seminars zur Ausbildung von Verwaltungsbeamten; gründete die „Preußische Statistische Zentralkomission“ mit dem Zweck, bei der Durch-

Engel

89

führung statistischer Erhebungen eine Zusammenarbeit der gesamten Staatsverwaltung zu erreichen (1860); 1867-70 nationalliberales Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses.

Die Sterblichkeit und die Lebenserwartung im preußischen Staate und besonders in Berlin 1816 bis 1860. In: Zeitschr. des Kgl. Preuß. Statist. Bureaus, Berlin 1861/62

Engel gehörte zu den großen Organisatoren der amtlichen Statistik in Deutschland und sah in der methodischen Massenbeobachtung die Grundlage der statistischen Arbeit, die das gesamte gesellschaftliche und staatliche Leben umfassen sollte.

Die Volkszählungen, ihre Stellung zur Wissenschaft und ihre Aufgabe in der Geschichte. In: Ebd., Jg. 2, Berlin 1862

Er war Mitglied zahlreicher nationaler und internationaler statistischer Gremien. Nach ihm wurde das sogenannte Engelsche Gesetz benannt, demzufolge bei wachsendem Wohlstand einer Familie die Ausgaben für die Ernährung prozentual sinken. PUBLIKATIONEN Die amtliche Statistik und das statistische Bureau des Königreiches Sachsen. In: Zeitschr. für die gesamten Staatswissenschaften, Tübingen 1853 Die Bedeutung der Bevölkerungsstatistik mit besonderer Beziehung auf die diesjährige Volkszählung und Produktionsund Consumtionsstatistik im Königreich Sachsen. In: Zeitschrift des Kgl. Sächs. Statist. Bureaus, 1. Jg., Dresden 1855 Das Anwachsen der Bevölkerung im preußischen Staate seit 1816. In: Zeitschr. des Kgl. Preuß. Statist. Bureaus, Jg. I, Berlin 1860 Die Methoden der Volkszählung mit besonderer Berücksichtigung der im preußischen Staat angewandten. Eine Denkschrift, März 1861. In: Zeitschrift des Kgl. Preuß. Statist. Bureaus, Nr. 7, Berlin (April 1861) Die Kgl. Preußische Centralkommission für Statistik und ihr Gutachten über die Maßregeln zur Volkszählung im Dezember 1861. In: Zeitschrift des Kgl. Preuß. Statist. Bureaus, Jg. I, Berlin 1861

Die Sterblichkeit in Preußen. In: Masius Rundschau, Bd. XII, Leipzig 1862 Zwölf Aktenstücke, betr. die statist. Aufnahmen im preuß. Staate am Ende des Jahres 1864, insbesondere die Zählung der Civil- und Militärbevölkerung. In: Zeitschrift des Kgl. Preuß. Statist. Bureaus, Jg. IV, Berlin 1864 Die Gesundheit und Sterblichkeit der Kgl. preußischen Armee in dem 18jährigen Zeitraume von 1846 bis 1863. In: Zeitschrift des Kgl. Preuß. Statist. Bureaus, Jg. XVI, Berlin 1865 Die Morbidität und Mortalität in den Strafanstalten der preußischen Monarchie und einiger anderer Länder. In: Zeitschrift des Kgl. Preuß. Statist. Bureaus, Jg. V., Berlin 1865 Die Ergebnisse der Volkszählung und Volksbeschreibung in Preußen am 3. Dezember 1864 und die Bewegung der Bevölkerung in den Jahren 1862-1864. In: Zeitschrift des Kgl. Preuß. Statist. Bureaus, Jg. VI, Berlin 1866 Beiträge zur Kenntnis des physischen Lebens des preußischen Volks. In: Zeitschrift des Kgl. Preuß. Statist. Bureaus, Jg. VII, Berlin 1867 Die Kosten der Volkszählungen, mit besonderer Rücksicht auf die im Dezember 1870 im preußischen Staate bevorstehende Zählung. In: Zeitschrift des Kgl. Preuß. Statist. Bureaus, Jg. X., Berlin 1870 Die Verteilung der Bevölkerung des preußischen Staates auf Alters- und Berufsklassen in graphischer Darstellung.

90

Engel – Engels

In: Zeitschrift des Kgl. Preuß. Statist. Bureaus, Jg. X, Berlin 1870 Die moderne Wohnungsnot, Signatur, Ursachen und Abhilfe, Leipzig 1872 Die Verwaltung des Kgl. Statistischen Bureaus im Jahre 1873, Berlin 1874 Der Einfluß des Gesetzes über die Beurkundung des Personenstandes und die Form der Eheschließung auf die Statistik des Standes und der Bewegung der Bevölkerung im preußischen Staate. In: Zeitschrift des Kgl. Preuß. Statist. Bureaus, Jg. XIII, Berlin 1874 Vorlagen betreffend die Volks- und Gewerbezählung im preuß. Staate am 1. XII. 1875, Berlin 1875 Der Einfluß des Gesetzes vom 6. Februar 1875 auf die Statistik des Standes und der Bewegung der Bevölkerung in Preußen. In: Sammlung der perm. Kommission des intern. statist. Kongresses vorgelegten Abhandlungen, St. Petersburg 1876 Die Statistik der Morbidität, Invalidität und Mortalität, sowie der Unfall- und Invaliditätsversicherung der Erwerbstätigen. In: Zeitschrift des Kgl. Preuß. Statist. Bureaus, Jg. XVI, Berlin 1876 Die Aufgaben des Zählwerks im Deutschen Reiche am Ende des Jahres 1880, Berlin 1879 Der Wert des Menschen. Volkswirtschaftliche Zeitfragen, Berlin 1883 Die Lebenshaltungskosten belgischer Arbeiterfamilien früher und jetzt, (1895) LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Leipzig 1904, Bd. 48, S. 363-369 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 304/305 Feig, Johannes: Ernst Engel. In: Allg. Statist. Archiv 7, 1 (1907), S. 349-359

Földes, Bela: Ernst Engel. Gedenkrede, gehalten am 11. Dezember 1916 in der ungarischen Akademie der Wissenschaften. In: Allg. Statist. Archiv 11 (1918/ 19), S. 229-245 International Encyclopedia of the Social Sciences, 5, 63-64 Neue Deutsche Biographie, Bd. 4, Berlin 1959, S. 500 f. Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 4. Aufl., 3 Bde., Jena 1928, S. 726 Engels, Friedrich, Theoretiker des wissenschaftlichen Sozialismus, 1820 Barmen (Wuppertal), † 1895 London 1834-37 Gymnasium in Elberfeld; 183841 Kaufmannslehre in Bremen; enger Mitarbeiter von KARL MARX seit 1845; gemeinsam entwickelten sie die Theorie des wissenschaftlichen Sozialismus; seit 1850 Textilfabrikant in Manchester; später aktiv in der Internationalen Arbeiterbewegung tätig (Mitglied des Generalrates der IAA seit 1870). Er wandte sich entschieden gegen die Lehre von MALTHUS und bezeichnete sie als eine „infame, niederträchtige Doktrin“. Er sah in dem unendlichen Fortschritt der Wissenschaft einen Garanten für die Ertragssteigerung und damit letztlich für die Ernährung einer wachsenden Bevölkerung. 1881 schrieb er über die Gestaltbarkeit der Bevölkerungsentwicklung an K. KAUTSKY: „Die abstrakte Möglichkeit, daß die Menschenzahl so groß wird, daß ihrer Vermehrung Schranken gesetzt werden müssen, ist ja da. Sollte aber einmal die kommunistische Gesellschaft sich genötigt sehen, die Produktion von Menschen ebenso zu regeln, wie sie die Produktion von Dingen schon geregelt hat, so wird gerade sie und allein

Engels – Engelsmann (sie) es sein, die dies ohne Schwierigkeiten ausführt.“ (Marx/Engels Werke, Bd. 35, Berlin 1967, S. 151) PUBLIKATIONEN Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie, Paris 1844 Die Lage der arbeitenden Klasse in England, (1845) Dialektik der Natur, (1873-83) Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft, (1876-78) Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, (1880) Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates, Zürich 1884 Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie (1888) Marx und Engels über Malthus (hrsg. v. Ronald L. Meek), Berlin 1956 LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1996), Bd. 2, S. 122/23 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 305 Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Stuttgart, Bd. 3, S. 223-227 Philosophenlexikon, Berlin 1982, S. 236250 Ullrich, H.: Friedrich Engels, Eine Biographie, Berlin 1970 Wolfe, Bertram D.: Marxism: One Hundred Years in the Life of a Doctrine, New York 1965 Engelsmann, Robert, Mediziner, Rassenhygieniker, 1885 Leipzig, † n. e. Leiter des Staatlichen Untersuchungsam-

91

tes in Düsseldorf, Kreisarzt in Plön sowie staatlicher Kreisarzt in Kiel. 1937 Habilitation und anschließend Dozent für Hygiene an der Universität Münster (Westfalen), 1936-41 Leiter des kommunalen Gesundheitsamtes in Münster, seit 1941 städt. Obermedizinalrat in Münster, 1943 übernahm er einen Lehrauftrag in Breslau. Neben seinen medizinischen Arbeiten befasste er sich vor allem mit der Abnahme der Fertilität in Deutschland und Europa. Engelsmann war seit 1933 Mitglied der NSDAP, ein konsequenter Verfechter des eugenischen Denkens und hatte bereits in den 20er Jahren zu eugenischrassenhygienischen Themen gearbeitet. PUBLIKATIONEN Selbstmord des Volkes durch gewaltsame Geburtenverminderung: Eine Schicksalsfrage an das Deutsche Volk (1927) Einfluß der Fehlgeburten auf die Bevölkerungszahl (1928) Der Reichsbund der Kinderreichen Deutschlands zum Schutze der Familie e. V. In: Archiv für Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik 2 (1932), S. 107-115 Die Ursachen des Geburtenrückgangs in den Europäischen Staaten und bei Personen europäischer Abstammung (1937 – Habilitationsschrift) Die Bevölkerungspolitische Lage Norwegens nach dem Stand des Jahres 1940 (Archiv für Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik), 14 (1944) LITERATUR Dicke, Jan Nikolas: Eugenik und Rassenhygiene im wissensch. Diskurs der Universität u. des Gesundheitswesens der Stadt Münster 1918-1939, Münster 2001 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 305/06

92

Engelsmann – Esenwein-Rothe

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, (1940/41) Mecking, Sabine: Immer treu – Kommunalbeamte zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik, Essen 2003, S. 182, 192 Englisch-Payne, Karl Ritter von, Statistiker, Jurist, 1881 Krakau, † 1945 Stein a. d. Donau Jurstische Studien an der Universität Krakau (Dr.jur.), 1904-1912 Beamter der Statistischen Zentralkommission in Wien, 1908-1911 Leiter des Seminars für Statistik an der Universität Wien, danach im Ministerium des Innern und Ministerium für soziale Fürsorge u. a. als Ministerialrat tätig, 1918-1921 Mitglied im polnischen Liquidationsamt Wien, 1920 Privatdozent an Krakauer Universität, später Arbeit als Journalist und Lehrer, als Widerstandskämpfer in der NS-Zeit von der SS hingerichtet. Englisch-Payne publizierte Beiträge in der Statist. Monatsschrift und wirkte bei der Herausgabe des Gemeindelexikons von Galizien (bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 31. Dezember 1900) mit. PUBLIKATIONEN Die Rückwirkung der Volkszählung auf die Anwendung und Durchführung der politischen, Finanz- und Justizgesetze. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 14, Brünn 1909, S. 225 ff. Einige neue Zahlen zur Statistik der Deutschösterreicher. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 14, Brünn 1909, S. 325 f. Die überseeische österreichische Wanderung in den Jahren 1908 und 1909 sowie die Einwanderungs- und sonstigen Verhältnisse in den wichtigsten Einwanderungsstaaten. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 15, Brünn 1910, S. 721 ff.

Die Einwanderung nach Südamerika. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 15, Brünn 1910, S. 770 ff. Zu unserer Auswanderungsfrage. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 16, Brünn 1911, S. 89 ff. Die österreichische Auswanderungsstatistik. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 18, Brünn 1913, S. 65 ff. LITERATUR Geschichte und Ergebnisse der zentralen amtlichen Statistik in Österreich 18291979, S. 95 Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 38-40

Esenwein-Rothe, Ingeborg, Bevölkerungswissenschaftlerin, Statistikerin, 1911 Chemnitz, † 2002 Roth Esenwein-Rothe studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Rostock, Berlin, Würzburg und Leipzig (1937 Promotion). Bis 1945 war sie als Referentin bei der IHK Leipzig, beim Landwirtschaftsamt für den Wehrwirtschaftsbereich Salzburg und der Bezirkswirtschaftskammer Chemnitz beschäftigt. Es folgten dann Tätigkeiten u. a. als Lehrkraft an der Technischen Hochschule Chemnitz. 1950-1954 war sie Lehrbeauftragte an der Hochschule für Arbeit, Politik und Wirtschaft in Wilhelmshaven-Rüstersiel. Nach der Habilitation 1954 in Münster für die Fächer Volkswirtschaftspolitik u. Statistik nahm sie eine Dozentenstelle für Statistik an. 1963 übernahm sie den Lehrstuhl Statistik der Wirtschafts-und Sozialwissenschaftlichen Fakultät an der Universität in Nürnberg. Sie galt als führende Vertreterin

Esenwein-Rothe – Eulenburg der Wirtschaftsstatistik im deutschen Sprachraum und förderte die Demographie insbesondere durch ihr international bekanntes Standardwerk zur Einführung in diese Disziplin. PUBLIKATIONEN Droht eine Übervölkerung im Bundesgebiet?, Wilhelmshaven 1956 Wirtschaftsstatistik (1962) (mit Hess, Bernhard; Krug, Walter, Maaß, Siegfried): Analyse und Prognose in der quantitativen Wirtschaftsforschung, Berlin 1971 (mit Ehrlicher, Werner; Jürgensen, Harald): Kompendium der Volkswirtschaftslehre (1975) Bevölkerungsgesetze über den Zusammenhang zwischen Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum (1980) Der World Fertility Survey (Ein weltumspannendes bevölkerungswissenschaftliches Forschungsprojekt), 2 Teile. In: Allgemeines Statistisches Archiv, JG.65, 1981, S. 219-241 Einführung in die Demographie: Bevölkerungsstruktur und Bevölkerungsprozess aus der Sicht der Statistik, Wiesbaden 1982 World Fertility Survey (Ergebnisse und weitere Forschungsaktivitäten). In: Allgemeines Statistisches Archiv, Jg. 71, 1987, S. 145-156 Wilhelm Lexis-Demograph und Nationalökonom (1837-1914), Erlangen 1991

93

Eulenburg, Franz, Nationalökonom und Statistiker, 1867 Berlin, † 1943 Berlin Studium der Nationalökonomie, Geschichte und Philosophie an der Universität Berlin; 1892 Dr. phil. an der Universität Berlin; 1896-98 wiss. Hilfsarbeiter an den Statist. Ämtern Berlin und Breslau; 1899 Privatdozent; 1905 a. o. Prof. an der Universität Leipzig; 1917 o. Prof. an der TH Aachen; 1919 an der Universität Kiel; 1921-35 Prof. für Nationalökonomie an der Handelshochschule Berlin; starb als Jude in Gestapohaft. Eulenburg vertrat die Auffassung, daß MALTHUS in allen wesentlichen Punkten unrecht hat. PUBLIKATIONEN Heidelberg und Pfalz (Zeitschrift für Wirtschaft und Sozialpolitik III, 1895) Städtische Berufs- und Gewerbestatistik (Heidelbergs) im 16. Jh. In: Zeitschr. f. Geschichte d. Oberrheins. N. F., Bd. XI, Karlsruhe 1895 Zur Bevölkerungs- und Vermögensstatistik des XV. Jahrhunderts. In: Zeitschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Jg. III, Weimar 1895 Franz Oppenheimer (Dr.), Das Bevölkerungsgesetz des T. R. Malthus in der neueren Nationalökonomie. In: Deutsche Literaturzeitung, (1901), Nr. 34, S. 2150 ff.

LITERATUR

Die Frequenz der deutschen Universitäten von ihrer Gründung bis zur Gegenwart, Leipzig 1904

BiB-Mitteilungen (Informationen aus d. Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung beim Statistischen Bundesamt) 1/ 2003, S. 21

Der akademische Nachwuchs. Eine Untersuchung über die Lage und die Aufgaben der Extraordinarien und Privatdozenten. (1908)

Schaich, Eberhard: Ingeborg EsenweinRothe 70 Jahre. In: Allgemeines Statist. Archiv, 65 (1981), S. 214-216

Die Statistik in Deutschland. In: Deutsche Literatur-Zeitung 33 (1912), Sp. 1521-48, 1605-11

94

Eulenburg – Euler

LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1996), Bd. 3, S. 191 Handwörterbuch der Sozialwissenschaften 3 (1961), S. 358 f.

auf den Gebieten der Mathematik, Physik und Astronomie den Weltruf der St. Petersburger Akademie. Euler führte als erster den Terminus „stabile Bevölkerung“ ein und berechnete für J. P. SÜSSMILCH eine Tabelle für die Verdopplung der Menschen.

Internationales Soziologenlexikon, Stuttgart 1980, Bd. 1, S. 116

Seine Grabstätte befindet sich auf dem Alten St. Lazarus Friedhof am Alexander Newskij-Kloster in St.Petersburg.

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 268, 418

PUBLIKATIONEN

Zehetner, Heinz: Das wissenschaftliche Lebenswerk Franz Eulenburgs. Diss., Wien 1949

Euler, Leonhard, Schweizer Mathematiker, 1707 Basel, † 1783 St. Petersburg Schüler von JOHANN BERNOULLI; studierte Mathematik, Medizin, Theologie; und orientalische Sprachen an der Universität Basel; Reise und Übersiedlung nach St. Petersburg, wurde mit 20 Jahren zum Professor für Logik und Mathematik an der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften ernannt; 1730 Physikprofessor; 1733 Nachfolger von D. BERNOULLI als Prof. für Mathematik; 1735 Mitarbeiter des geographischen Departments; 1741 Übersiedlung von St. Petersburg nach Berlin; 1744 Direktor der mathematischen Klasse der Berliner Akademie, erste zusammenfassende Darstellung der Variationsrechnung; 1766 erneute Übersiedlung nach St. Petersburg. Euler gilt als Mitbegründer der Strömungslehre. Von fundamentaler Bedeutung sind seine Erkenntnisse über die Analysis des Unendlichen, seine Entwicklungen im Bereich der Variationsund Differenzrechnung sowie der Zahlentheorie und der Differenzialgeometrie. Er begründete mit seinen Arbeiten

Analysis (1748)

des

Unendlichen,

2

Bde.,

Differentialrechnung, (1755) Recherches Generales sur la Mortalite et la Multiplication du Genre Humain (Histoire de l’Academie Royale des Sciences et Belles Lettres), 1760, Berlin 1767, S. 144-164 Integralrechnung, (1768) Vollständige Anleitung der Algebra, (1770) LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 6, Leipzig 1877, S. 422-430 Biographien bedeutender Mathematiker, hrsg. von W. Arnold; H. Wußing, Berlin 1983, S. 247 ff. Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 310 Fueter, R.: Leonhard Euler, Beiheft Nr. 3 zur Zeitschrift „Elemente der Mathematik“, Basel 1948 Lorimer, Frank: The Development of Demography. In: Hauser, Duncan, The Study of Population, Chicago 1959 Sammelband der zu Ehren des 250. Geburtstages Leonhard Eulers der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin vorgelegten Abhandlungen, Berlin 1959

Euler – Feld Spiess, O.: Leonhard Euler, FrauenfeldLeipzig 1929 Winter, E.: Die Deutsch-Russische Begegnung und Leonhard Euler. Beiträge

95

zu den Beziehungen zwischen der deutschen und der russischen Wissenschaft und Kultur im 18. Jh., Berlin 1958

F Fehre, Horst A., Statistiker, † 2000

1908,

Seit 1948 war Fehre Direktor des Statist. Amtes der Stadt Bonn. Gegenstand seiner Arbeiten sind deutsche Städte. PUBLIKATIONEN Entwicklung und Wirkungen einer deutschen Großstadt, bevölkerungsgeographisch gesehen: Dresden, 1834-1933 (1944) Die Gemeindetypen nach der Erwerbstruktur der Wohnbevölkerung. In: Raumforschung und Raumordnung, 19 (1961) Zur Bevölkerungsentwicklung der deutschen Stadtregionen von 1939 bis 1960. In: Ebd. 21 (1963) Zu den Entwicklungstendenzen im Bereiche der Bundeshauptstadt. In: Ebd. 23 (1965) Zerfließen unsere Städte? In: Informationen des Instituts für Raumforschung, 16 (1966) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 322 Directory of Members Scientific Activities, 1981 Orbis Geographicus, 1980/84 Feld, Wilhelm, Statistiker, † n. e.

Feld richtete in seinen Schriften sein besonderes Augenmerk auf die Einflußfaktoren der Geburtenrate und das Wohlergehen von Mutter und Kind. PUBLIKATIONEN Die Mittelstädte Altpreußens in ihrer Bevölkerungsentwicklung zwischen 1858 und 1900: Mit besonderer Berücksichtigung des Verhaltens der beiden Gechlechter und mit Ausblick auf die Methodik und die Ergebnisse der Statistik der Binnenwanderung im Allgemeinen, (1906) Die Kinder der in Fabriken arbeitenden Frauen und ihre Verpflegung, (1906) Zur Geschlechtsgliederung der städtischen und ländlichen Bevölkerung. In: Allgemeines Statistisches Archiv, Bd. 7 (1907/14), S. 203-226 (1. Halbband) Zur Statistik des Geburtenrückgangs. Jahrbuch für Nationalökonomie und Statistik, 2, (1914) Die Züricher Heiraten: Statistische Untersuchungen nebst Internationalen Vergleichen und geschichtlich-methodischen Rückblicken auf die Heiratsstatistik der Stadt Zürich, (1916) Eugen Würzburger. In: Deutsches Statist. Zentralblatt 10 (1918), Sp. 97-112 Internationale Bibliographie der Statistik der Säuglingssterblichkeit, (1920) Neue Strömungen in der Wohlfahrtspflege und Fürsorge, (1922)

1881,

Statistische Unterlagen für Quantitative Bevölkerungspolitik, (1943)

96

Feld – Ficker

Erhebung über Erwerbsarbeit von Müttern. In: Deutscher Verein für Öffentliche und Private Fürsorge, Kleine Schriften, 3, (1963) L ITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 324

Ficker, Gustav Adolf, Österreichischer Statistiker, 1816 Ölmütz, † 1880 Wien Studium an der Universität in Wien, 1835 Dr. phil.; 1842 Dr. jur., Prof. der klassischen Philologie und Geschichte in Laibach, Olmütz und Czernowitz; Direktor der administrativen Statistik im österreichischen Handelsministerium, dessen Leitung er 1864 übernahm; 1870 Ministerialrat im Ministerium für Kultus und Unterricht; 1873 Sektionschef und Präsident der Statistischen Zentralkommission. Als Referent für Gymnasien und Realschulen erwarb er sich Verdienste um das Schulwesen und förderte besonders die Bildungsstatistik und die Gesetzgebung für Volkszählungen. Ficker war Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Ehrenmitglied u. a. der Statistical Society in London und der Societé de statistique in Paris. Durch seine Initiative wurde das „Handbuch der österreichisch-ungarischen Monarchie“ (1867-1877) begründet. Unter seiner unmittelbaren Redaktion kamen die neuen Folgen des bedeutenden „Tafelwerkes“ und die „Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik“ heraus. Großen Anteil hatte er auch an den „Übersichtstafeln zur Statistik der österreichischen Monarchie 1851-1855“. PUBLIKATIONEN Darstellung der Landwirtschaft und Montan-Industrie der Bukowina (1854)

Die Bevölkerung der Österreichischen Monarchie in ihren wichtigsten Momenten statistisch dargestellt, Gotha 1860 Über allgemeine Bevölkerungsstatistik mit besonderer Berücksichtigung auf Österreich. In: Mitteilungen der kaiserlich-königlichen geographischen Gesellschaft, Jg. 4, Wien 1860, Abhandlungen, S. 71 ff. Die Bevölkerung des Königreiches Böhmen in ihren wichtigsten statistischen Verhältnissen, Wien, Olmütz 1864 Skizze einer Geschichte des k. k. Statistischen Bureaus in den Jahren 1829 bis 1866, Wien 1867 Völkerstämme der österreichisch-ungarischen Monarchie, Wien 1869 Vorträge über die Vornahme der Volkszählung in Österreich, Wien 1870 Geschichte, Organisation und Statistik des österreichischen Unterrichtswesens, 2 Bde., Wien 1871 Über die Konstatierung der Nationalitätsund Sprachverhältnisse einer Bevölkerung. In: Sammlung der der permanenten Kommission des internationalen statistischen Kongresses vorgelegten Abhandlungen, St. Petersburg, 1876 LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1995, Bd. 3, S. 288 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 328 Lebmann, Rosa; Helczmanovszki, Heimold: Auf dem Gebiete der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: Eine Biographie und Bibliographie. Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 41-47

Ficker – Fischer Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Wien 1957, Bd. 1, S. 309 Statistische Monatsschrift, Jg. 6, 1880, S. 145 ff. (mit Werksverzeichnis) Fircks, Arthur (Richard Guido Hans Theodor) Freiherr von, Statistiker, Offizier, 1838, † 1900 Fircks war seit 1873 als Statistiker im Preußischen Statistischen Büro tätig. Sein Hauptaugenmerk galt der Analyse der preußischen Bevölkerung. PUBLIKATIONEN Die Volkskraft Deutschlands und Frankreichs. Statistische Skizze, Berlin 1875

97

Über die Ursachen der ungleich starken Zunahme der evangelischen u. römischkatholischen Bevölkerung im preußischen Staate. In: Zeitschrift des Kgl. Preuß. Statist. Bureaus, Jg. XXIX, Berlin 1889 Blinde und Blindenanstalten. Statistisches. In: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. II, Berlin 1891 Geburtenstatistik. In: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. III, Jena 1892 Die Preußische Bevölkerung nach Ihrer Muttersprache und Abstammung. In: Zeitschrift des kgl. Preuß. Statist. Bureaus, Jg. XXXIII, Berlin 1893

Rückblick auf die Bewegung der Bevölkerung im Preußischen Staate während des Zeitraumes vom Jahre 1816 bis zum Jahre 1874. Berlin 1879 (Preußische Statistik 38)

Die Sterblichkeitsverhältnisse der preußischen Bevölkerung. In: Zeitschrift des Kgl. Preuß. Statistist. Bureaus, Jg. XXXVII, Berlin 1897

Absterbeordnung, Mortalität und Sterbealter, Lebenserwartung und durchschnittliche Lebensdauer der männlichen und weiblichen Bevölkerung des preußischen Staates. In: Zeitschrift des Kgl. Preuß. Statist. Bureaus, Jg. XIX, Berlin 1879, (desgl., Jg. XXII, Berlin 1882)

LITERATUR

Bevölkerungslehre und Bevölkerungspolitik, Leipzig 1898 (bibliographischer Anhang zur Bevölkerungswissenschaft) Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 329/30

Die Zeit der Geburten und die Sterblichkeit der Kinder während des ersten Lebensjahres nach den im preußischen Staate während der Jahre 1875-1883 gesammelten Beobachtungen. In: Zeitschrift des Kgl. Preuß. Statist. Bureaus, Jg. XXV, Berlin 1885

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1924, S. 882

Die Verteilung der Bevölkerung nach dem Geschlechte, insbesondere im preußischen Staate. In: Zeitschrift des Kgl. Preuß. Statist. Bureaus, Jg. XXVIII, Berlin 1888

Fischer, Alfons, Arzt, Sozialhygieniker, 1873 Posen, † 1936 Karlsruhe

Die Berufs- und Erwerbstätigkeit der eheschließenden Personen in Ihrem Einflusse auf deren Verheiratbarkeit. In: Zeitschrift des Kgl. Preuß. Statist. Bureaus, Jg. XXIX, Berlin 1889

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 418

Medizinisches Studium in Heidelberg, München, Berlin (Promotion 1897); Assistent am Robert-Koch-Institut in Berlin, am Hygienischen Institut in Danzig, an der Medizinischen Poliklinik Heidelberg und am Senckenberg-Institut in Frankfurt/M.; seit 1902 Arzt in Karlsruhe; förderte als einer der Begründer und

98

Fischer – Fischer

Definitoren der „sozialen Hygiene“ diese neben der physischen Hygiene zur Beseitigung gesellschaftlicher Krankheitsursachen; gründete 1916 die „Badische Gesellschaft für soziale Hygiene“; formulierte 1918 das gesundheitspolitische Programm der DDP; seine Definition wurde bei der Errichtung sozialhygienischer Lehrstühle als eigenständiges Gebiet zugrunde gelegt; war beteiligt an der ersten deutschen Mutterschaftsversicherung; verfaßte im Auftrag des Reichsgesundheitsamtes die als Standardwerk geltende „Geschichte des deutschen Gesundheitswesens“ (1933); 1917-1935 Herausgeber der „Sozialhygienischen Mitteilungen“; erhielt 1935 als „Nichtarier“ Veröffentlichungsverbot. Fischer gilt neben GROTJAHN und GOTTSTEIN als einer der wichtigsten Sozialhygieniker der ersten Generation. PUBLIKATIONEN Grundriß der sozialen Hygiene, Berlin 1913 (2. Aufl. Karlsruhe 1925) Rassenhygiene. In: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 4. Aufl., 6. Bd., Jena 1925, S. 1164-1170 Alfred Grotjahn, der Vater der neuzeitlichen Sozialhyiene als Wissenschaft. In: Sozialhygienische Mitteilungen 15 (1931), S. 111-116 Soziale Hygiene, mit besonderer Berücksichtigung der sozialen Medizin. In: Neue Deutsche Klinik. Hrsg. von G. u. F. Klemperer, X, Berlin 1932, S. 34-138 Geschichte des deutschen Gesundheitswesens, 2 Bde., Berlin 1933 (Nachdruck Hildesheim 1965) Übersicht über die Geschichte der Rassenhygiene in Deutschland. In: Sozialhygienische Mitteilungen 17 (1933), S. 42-54 Die Entwicklung der Eugenik im Deutschen Reich während des 20. Jahrhunderts,

mit besonderer Berücksichtigung der Bestrebungen zur Verhütung erbkranken Nachwuchses. In: Sozialhygienische Mitteilungen 17 (1933), S. 76-87 Grundriß einer Bibliographie der Kulturhygiene. In: Sozialhygienische Mitteilungen 18 (1934), S. 18-72 LITERATUR 100 Jahre Sozialhygiene, Sozialmedizin und Public Health in Deutschland, hrsg. von Udo Schagen, Sabine Schleiermacher, Institut für Geschichte der Medizin der Charité, Berlin 2005 (CD) Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. v. Wolfgang Eckart; Christopf Gradmann, München 1995, S. 133/34 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1996), Bd. 3, S. 311 Neue Deutsche Biographie, Bd. 5, Berlin 1961, S. 177/78 Thomann, Klaus-Dieter: Die Zusammenarbeit der Sozialhygieniker Alfred Grotjahn und Alfons Fischer. In: Medizinhistorisches Journal 14 (1979), S. 251 ff. Thomann, Klaus-Dieter: Alfons Fischer (1873-1936) und die Badische Gesellschaft für soziale Hygiene, Köln 1980 Thomann, Klaus-Dieter: Alfons Fischer (1873-1936). Sozialhygieniker und Gesundheitspolitiker. In: Zur gesellschaftlichen Bedingtheit der Medizin in der Geschichte, hrsg. von D. Tutzke, Jena 1981 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 418 Fischer, Eugen, Arzt und Anthropologe, 1874 Karlsruhe, † 1967 Freiburg im Breisgau

Fischer Studium der Medizin, Volkskunde, Urund Frühgeschichte und Naturwissenschaft in München, Berlin und Freiburg (Promotion 1898 zum Dr. med.); 1900 Habilitation für Anatomie inklusive Anthropologie bei AUGUST WEISMANN; 1904 a. o. Prof. für beide Fächer in Freiburg; 1908 anthropologische Forschungsreise nach Südwestafrika aus Mitteln der Preußischen Akademie der Wissenschaften – daraus resultiert sein Hauptwerk: „Die Rehobother Bastards und das Bastardisierungsproblem beim Menschen“ (1913), in dem er die Gültigkeit der Mendelschen Vererbungsregeln für Rassemerkmale des Menschen nachzuweisen sucht; 1912 a. o. Prof. in Würzburg, danach in Freiburg. Seit 1918 war Fischer o. Prof. der Anatomie und Direktor des Anatomischen Instituts Freiburg; veröffentlichte zusammen mit E. BAUR und F. LENZ 1921 das einflußreiche Werk: „Grundriß der menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene“; 1927-1942 Direktor des Kaiser-Wilhelm-Institut (KWI) für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik und Inhaber des ersten deutschen Lehrstuhls für Anthropologie an der Universität Berlin; 1933 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher „Leopoldina“. Seit 1937 war Fischer Ordentliches Mitglied der Berliner Akademie; 1940 Mitglied der NSDAP; 1942 emeritiert, Mitglied zahlreicher rassenhygienischer Gesellschaften, Vizepräsident der „Internationalen Vereinigung für Bevölkerungswissenschaft“ (IUSIPP) und Präsident ihres „Deutschen Ausschusses“; 1952 Ehrenmitglied der „Deutschen Anthropologischen Gesellschaft“. Er publizierte u. a. im „Archiv für Raum- und Gesellschaftsbiologie“, dem Zentralorgan der „Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene“. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Hauptfriedhof in Freiburg.

99

PUBLIKATIONEN Die Sozialanthropologie und ihre Bedeutung für den Staat, Freiburg/Leipzig 1910 Die Rehobother Bastards und das Bastardisierungsproblem beim Menschen, Jena 1913 (Reprint 1961) Grundriß der menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene, 2 Bde. (1921, 5. Aufl. 1940) – englische Ausgabe 1931: Human Heredity (mit G. Schwalbe): Anthropologie, Berlin 1923 Rasse und Rassenentstehung beim Menschen, Berlin 1927 Versuch einer Genanalyse des Menschen (Zeitschrift für induktive Abstammungsund Vererbungslehre, 54, 1930) Aus der Geschichte der deutschen Gesellschaft f. Rassenhygiene. In: Archiv f. Rassen- und Gesellschaftsbiologie 24 (1930); 1-8 Co-Autor: Das antike Weltjudentum: Tatsachen, Texte, Bilder. In: Forschungen zur Judenfrage 7 (1943) LITERATUR Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. v. Wolfgang Eckart; Christopf Gradmann, München 1995, S. 134 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris (1996), Bd. 3, S. 315 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 330 Gessler, Bernhard: Eugen Fischer (18741967) Leben und Werk des Freiburger Anatomen, Anthropologen und Rassehygienikers bis 1927. In: Tröhler, Ulrich; Leven, Karl-Heinz (Hrsg.): Medizingeschichte im Kontext, Band 4, Frankfurt u. a., 2000

100

Fischer – Flaskämper

Grüttner, Michael: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004, S. 48

Internationale Personalbibliographie, hrsg. v. Max Arnim/Franz Hades, Stuttgart 1981, Bd. 3, S. 412

Lösch, Niels C.: Rasse als Konstrukt. Leben und Werk Eugen Fischers, Frankfurt/ Main 1997

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1954

Segal, Lilli: Die Hohenprister der Vernichtung, Berlin 1991

Fischer-Dückelmann, Anna, Schweizer Medizinerin, 1856 Tagwein (Niederösterrreich), † 1917 Monte Verita (bei Ascona)

Stockhorst, Erich: 5000 Köpfe. Wer war was im 3. Reich. Kiel 1967, S. 461 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998 (Bibliographie S. 359/60), S. 418/419 Fischer, Lorenz, Statistiker, Augsburg, † 1956 Köln

1895

Seit 1946 Direktor des Statistischen Amtes in Köln; seit 1949 Statistiker an der Universität Köln; Fischer war Herausgeber der Statistischen Mitteilungen der Stadt Köln und des Statistischen Jahrbuches der Stadt Köln. Er veröffentlichte Arbeiten zur Städtestatistik Deutschlands, insbesondere vergleichende Untersuchungen zur Zerstörung deutscher Städte und zum Problem der Verkehrstoten. PUBLIKATIONEN Die Rückkehrwilligkeit Evakuierter und ihre statistische Erfassung. Allgemeines Statistisches Archiv, 36 (1952) Zum Problem des Einzugsbereiches einer großen Stadt. Statistische Mitteilungen der Stadt Köln, 6 (1952) Der Vergleich der Zerstörung deutscher Städte als statistisches Problem. Statistische Mitteilungen der Stadt Köln, 7 (1953)

Studium der Medizin in Zürich (1896 Dr. med.), danach Frauenärztin in Dresden. Sie ist Autorin des populären medizinischen Buches: „Die Frau als Hausärztin: Ein ärztliches Nachschlagebuch der Gesundheitspflege und Heilkunde in der Familie ...“ (1901); (1917 die MillionenJubiläumsausgabe). Ebenso schrieb sie über Sexualität und naturheilkundliche Themen. PUBLIKATIONEN Das Geschlechtsleben des Weibes (1900) Die Frau als Hausärztin: Ein ärztliches Nachschlagebuch der Gesundheitspflege und Heilkunde in der Familie mit besonderer Berücksichtigung der Frauen- und Kinderkrankheiten, Geburtshilfe u. Kinderpflege (1901) Der Geburtenrückgang: Ursachen und Bekämpfung vom Standpunkt des Weibes (1914) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1996, Bd. 3, S. 529 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 331

LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London, S. 331

Flaskämper, Paul Johannes, Statistiker, 1886 Leipzig, † 1979 Steinfurt/Borghorst (Westfalen)

Flaskämper – Forel Studium der Biologie, Philosophie und Sozialwissenschaft in Berlin, München, Bonn und Hamburg; 1910 Promotion in München, Schüler von HANS DRIESCH; 1910-22 Privatgelehrter; 1923-25 am Hamburger Statistischen Landesamt; 1925-28 Assistent am Statistischen Seminar der Universität Frankfurt; 1927 Habilitation für Statistik in Frankfurt/M.; 1927-33 Privatdozent; 1934/35 Leiter des Statistischen Amtes der Stadt Frankfurt/M.; 1941-57 o. Prof. an der Universität Frankfurt als Nachfolger von FRANZ ZIZEK und Inhaber eines der drei Lehrstühle für Statistik in Deutschland. Er hielt Vorlesungen u. a. über Theorie und Praxis der Indexzahlen, über bevölkerungsstatistische Fragen und das Problem des Geburtenrückgangs. Flaskämper war Autor zahlreicher Werke zur statistischen Theorie und Methode sowie Bevölkerungsstatistik. Ebenso war er Mitglied der Deutschen Statistischen Gesellschaft. PUBLIKATIONEN Die Hochschulstatistik. In: Schmollers Jb., 56 (1932) Einige Forderungen an die Bevölkerungsstatistik vom Standpunkt der Bevölkerungspolitik. In: Bevölkerungsfragen, München 1936 Mathematische und nichtmathematische Statistik. In: Die Statistik in Deutschland nach ihrem heutigen Stand, Berlin 1940, Bd. 1, S. 34-44 Grundriß der Statistik I: Allgemeine Statistik (1944) Die Bevölkerungsstatistik, Hambg 1962. (Grundriß der Sozialwiss. Statistik, Teil II: Besondere Statistik, Bd. 1). LITERATUR Blind, Adolf: Paul Flaskämper 80 Jahre alt. In: Allg. Statist. Archiv, 50 (1966), S. 210-212; 85 Jahre alt. Ebd., 55 (1971), S. 227 f.

101

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1996, Bd. 3, S. 336 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 333 Grohmann, Heinz: Paul Flaskämper. In: Allg. Statist. Archiv, 63 (1979), S. 401404 Menges, Günter: Paul Flaskämper 90 Jahre. In: Allg. Statist. Archiv, 60 (1976), S. 285 f. Meyer, Maximilian, Die deutsche Städtestatistik in ihren Vertretern; Nürnberg 1938, S. 85/86 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 419 Forel, Auguste, Schweizer Arzt, Psychiater und Entomologe, 1848 La Gracieuse (Kt. Waad), † 1931 Yvorne (Kt. Waad) 1866-71 Studium der Medizin in Zürich und Wien; 1872 Promotion in Zürich, danach Assistent in München; 1877 Privatdozent in München; 1879-98 Direktor der Psychiatrischen Heilanstalt Burghölzli und o. Prof. der Psychiatrie an der Universität Zürich; danach Privatgelehrter. Forel engagierte sich für Sexualreformen, Pazifismus und Gleichstellung der Frau. Er beschäftigte sich u. a. mit dem Problem des Alkoholismus und war einer der bedeutendsten Vertreter der internationalen Abstinenzbewegung. Ebenso war er ein bekannter Insektenforscher. PUBLIKATIONEN Die sexuelle Frage. München 1905 (13. Aufl. 1920)

102

Forel – Francis

Die soziale Welt der Ameisen (5 Bde., 1923) Rückblick auf mein Leben. Zürich 1935 LITERATUR Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. von Wolfgang Eckart; Christopf Gradmann, München 1995, S. 139/140 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1996, Bd. 3, S. 372 Forel, August: Briefe. Correspondance 1864-1927, hrsg. von Hans W. Walser, Bern/Stuttgart 1968 Meier, Rolf: August Forel 1848-1931. Arzt, Naturforscher, Sozialreformer (Katalog einer Ausstellung der Universität Zürich). Zürich 1986 Meier, Rolf: August Forel. Arzt, Naturforscher, Sozialreformer. Bern 1986 Muckermann, Hermann: A. Forel. In: Eugenik, Erblehre, Erbpflege 1 (1931), S. 237-242 Neue Deutsche Biographie, Band 5, Berlin 1961, S. 298-299 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 269, 419 Wettley, Annemarie: August Forel. Ein Arztleben im Zwiespalt seiner Zeit. Salzburg 1953 Zürner, Peter: Von der Hirnanatomie zur Eugenik. Die Suche nach den biologischen Ursachen der Geisteskrankheit. Eine Untersuchung am Beispiel des Werkes von August Forel. Med. Diss., Mainz 1983

Francis, Emerich Klaus, Soziologe, 1906 Gablonz a. d. Neiße, † 1994 München

1924/25 Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Innsbruck, 1926-30 Soziologie, Philosophie und Pädagogik in Prag (1930 Promotion); soziologische und historische Studien in Münster; 1933 Emigration nach Kanada; seit 1947 in den USA, Prof. an der Universität Notre Dame, Indiana/USA (1950-58); 1958 Prof. für Soziologie an der Münchner Universität (gründete das Soziologische Institut) und seit 1967 Prof. an der Innsbrucker Universität; emeritiert 1974. Francis war Mitglied der „Deutschen Gesellschaft für Soziologie“. Er schrieb umfangreich zur Theorie der Ethnien. Zu seinen weiteren Arbeitsgebieten zählten Minderheiten- und Nationalismusforschung sowie Religions-, Agrar- und theoretische Soziologie. PUBLIKATIONEN The Nature of Ethnic Group. In: American Journal of Sociology, 52 (1947) Minority Groups: A Revision of Concepts. In: British Journal of Sociology, 2 (1951) Variables in the Formation of so-called „Minority Groups“. In: American Journal of Sociology, 59 (1954) Einige Grundbegriffe zu einer Theorie der ethnischen Gebilde. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie, 6 (1954) Minderheitsforschung in Amerika. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie, 4 (1957) u. 1-3 (1958) The german Expellees in the Federal Republic of Germany. In: Yearbook of the American Philosophical Society (1958) Ethos und Demos: Soziologische Beispiele zu volkswirtschaftlichen Grundlagen soziologischen Denkens (2. Ausg., 1965) The Ethnic Factor in Nation-Building. In: Social Forces, 46 (1968)

Francis – Frank von Wörd Interethnic Relations: An Essay in Sociological Theory (1976) Darwins Evolutionstheorie und der Sozialdarwinismus. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 2 (1981) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1996, Bd. 3, S. 387 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London, S. 341/42

103

Stellung und setzte sich für den Erhalt von Waisenhäusern und Findelanstalten ein. PUBLIKATIONEN System einer vollständigen medizinischen Polizey, 6 Bd., Mannheim 17791821 Die Behandlung der Krankheiten des Menschen (Latein. Original 1810-1821) LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 7, Leipzig 1878, S. 254-257

2.

Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. von Wolfgang Eckart; Christopf Gradmann, München 1995, S. 142/143

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1983

Breyer, Harald: Johann Peter Frank „Fürst unter den Ärzten Europas“, Leipzig 1983

Frank, Johann Peter, Mediziner, Rodalben (Pfalz), † 1821 Wien

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 342

Internationales Soziologenlexikon, Aufl., Bd. II, Stuttgart 1984, S. 251

1745

Studierte zunächst Philosophie und dann Medizin in Heidelberg und Straßburg (1766 Promotion); war u. a. als Stadtund Landphysikus in Rastatt u. Bruchsal tätig, wo er eine Hebammenlehranstalt einrichtete; 1781 Aufnahme in die Mainzer Akademie der Wissenschaften u. Göttinger Akademie (1784); 1784 Prof. in Göttingen, 1785 in Pavia, Ernennung zum Generaldirektor des Medizinalwesens in der Lombardei, 1795 in Wien, zugleich Direktor des Allg. Krankenhauses; 1804-1807 Prof. an der Universität Wilna; 1807/08 Leibarzt von Zar Alexander in St. Petersburg; ab 1811 Prof. der Inneren Medizin in Wien. Frank gilt allgemein als einer der Begründer der wiss. Hygiene und des öffentlichen Gesundheitwesens. Er forderte u. a. vom Staat einen umfassenden Schutz f. Schwangere u. Kinder. F. nahm gegen den weit verbreiteten Kindesmord

Oehme, Johannes: Pioniere der Kinderheilkunde, Lübeck 1993, S.35 Schmitz, K. E. F.: Die Bedeutung J. P. Franks für die Entwicklung der sozialen Hygiene (1917) Frank von Wörd, Sebastian, Volksschriftsteller, 1499 Donauwörth, † 1542 Basel Ausbildung im Dominikanerkolleg Bethlehem zu Heidelberg; wohnte LUTHERS Disputation in Worms bei u. schloß sich der Reformation an; wurde 1525 evangelischer Prädikant; siedelte sich 1528 in Nürnberg an, da dort jedoch die Zensur zu streng war, begab er sich nach Straßburg; in Straßburg wurde seine „Chronika“ verboten; ging deshalb n. Frankfurt, wo er einzelne Teile seiner verbotenen „Chronika“ drucken ließ; lebte später noch in Eßlingen, Ulm und Basel.

104

Frank von Wörd – Franz

Frank von Wörd schrieb theologische, z. T. auch ketzerische Schriften. Er vertrat die Ansicht von der Existenz einer Überbevölkerung in Deutschland und stellte diesbezüglich fest: „Ich halte ... wo nit Gott den krieg scheidet, und ein sterbend drein kompt, daß wir wider einmal, wie vor etwa durch’s loß oder ander weg außgemustert, wie die Zigeuner andere Land zusuchen, müssen ausziehen, und glaub sicher hundert mal tausend man, sampt iren Weib, Kind und Anhang, wolten wir teutschen wol gerathen, und gantz Ungerland, so es uns Gott gebe, mit teutschen Volk besetzen, solts dennoch Teutschland kaum ansehn.“ (Germaniae Chronicon, 1538, Vorrede, zit. in: O. Jolles, S. 196). PUBLIKATIONEN Von dem greulichen Laster der Trunkenheit, (1528) Klagbrief der armen Dürftigen in England, Übersetzung, Nürnberg 1529 Chronik und Beschreibung der Türkei, (1530) Chronika. Zeitbuch und Geschichtsbibel, darin Gottes und der Welt Lauf ersehen wird, vormal in deutschen Zungen nie gehört noch gelesen, Straßburg 1531 (erste deutsche Universalgeschichte) Weltbuch, Cosmographie wahrhafte Beschreibung aller Teile der Welt, Tübingen 1534 Germaniae Chronicon, (1538)

ler des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts über Bevölkerungswesen. In: Jahrbuch f. Nationalökonomie, N. F., 13. Bd., 47, Jena 1886 Latendorf: Sebastian F.s erste Sprichwörtersammlung, Pösneck 1876 Franz, Günther, Hisoriker, burg, † 1992 Stuttgart

1902 Ham-

1921-1925 Studium der Geschichte, Germanistik und Geographie in Marburg, Göttingen und München, 1925 Dr. phil. (Göttingen), 1927-1929 Assistent am Historischen Seminar der Universität Göttingen, Habilitation 1930 in Marburg, 1935-1937 Prof. in Heidelberg (Mittelalterliche Geschichte), 1937-1941 o. Prof. an Universität Jena, 1941-1944 an der Reichsuniversität in Straßburg, seit 1933 Mitglied der NSDAP und 1943 SSHauptsturmführer. Franz war nach dem Krieg tätig als Schriftsteller u. a. in Marburg, 1946 Gründungsmitglied der Akademie für Raumforschung und Landesplanung in Hannover, Mitarbeiter des Niedersächsischen Amtes für Landesplanung und Statistik; 1957-1970 o. Prof. an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim, 1975 korresp. Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Franz arbeitete auf dem Gebiet der regionalen Demographie und war Mitglied der Deutschen Akademie f. Bevölkerungswissenschaften.

LITERATUR

PUBLIKATIONEN

Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 7, Leipzig 1878, S. 214-219

Der deutsche Bauernkrieg, 1926

Bischof: Sebastian F. und die deutsche Geschichtsschreibung, Tübingen 1857 Hase, Alfred: Sebastian F. von Wörd, der Schwarmgeist, Leipzig 1869 Jolles, Oskar: Die Ansichten der deutschen nationalökonomischen Schriftstel-

Der Dreißigjährige Krieg und das Deutsche Volk: Untersuchungen zur Bevölkerungs- und Agrargeschichte, 1940 (4. Aufl. Stuttgart, New York 1979) Geschichte des Deutschen Bauernstandes, vom Frühen Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert (1970)

Franz – Freudenberg LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 343 Grüttner, Michael: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004, S. 51 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1983 Weber, Wolfgang: Biographisches Lexikon zur Geschichtswissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Frankfurt a. M., Bern, New York 1984, S. 157/58 Freudenberg, Karl, Medizinalstatistiker, 1892 Berlin, † 1966 Berlin Studium der Medizin in Wien u. Prag; Teilnahme am 1. Weltkrieg als Militärarzt; Mathematikstudium in Berlin (Promotion 1926); 1928 Habilitation in Berlin bei Grotjahn über „Fruchtbarkeit und Sterblichkeit in den einzelnen Berliner Verwaltungsbezirken in Beziehung zu deren sozialer Struktur“, anschließend Tätigkeit als Privatdozent für Hygiene und Medizinalstatistik an der Berliner Universität (1928-35); von 1928-1933 Vorstandsmitglied der Deutschen Ärzteversicherung. Nach Entzug der Lehrerlaubnis emigrierte er 1935 in die Niederlande. 1947 erfolgte die Rückkehr nach Deutschland und eine Tätigkeit als medizinal-statistischer Berater der amerikanischen Militärregierung für Hessen bzw. der Medizinalabteilung des Hessischen Innenministeriums, insbesondere zur Ernährungslage der Bevölkerung. 1949-1958 außerordentlicher Professor an der Freien Universität Berlin und 1958-1961 o. Professor für Medizinalstatistik an der Freien Universität Berlin (Direktor des Seminars für Medizinalstatistik).

105

Er beschäftigte sich mit den demographischen Aspekten der Sterblichkeit und der öffentlichen Gesundheitspflege. In den 60er Jahren war Freudenberg Mitglied in der Sozial-Enquete-Kommission der Bundesregierung u. Mitglied d. Deutschen Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft. PUBLIKATIONEN Fruchtbarkeit und Sterblichkeit in den Berliner Bezirken in Beziehung zu deren sozialer Struktur (1929) Die Ursachen des Sterblichkeitsrückganges. In: Allgemeines Statistisches Archiv Jg. 23, (1933/34), S. 217-233 Die Entwicklung der Sterblichkeit. In: Allgemeines Statistisches Archiv, Jg. 33 (1949), S.243-254 Die zweckmäßigen Grenzen der Ausgleichung von Sterbetafeln. In: Allg. Statistisches Archiv, Jg. 35 (1951), S. 322-327 Die Ursachen des Geburtenrückgangs im europäischen Kulturkreis. In: Ergebnisse der gesamten Medizin, Bd. 16, Soziale Einflüsse auf die Säuglingsterblichkeit, Berlin 1956 Die Sterblichkeit nach dem Familienstand in Westdeutschland, 1949 [(Akademie f. Bevölkerungswissenschaft, Ser. A, no. 1 (1957)] Grundriss der Medizinischen Statistik (1962) Siegfried Koller, in: Allgemeines Statistisches Archiv, 46 (1962) LITERATUR 100 Jahre Sozialhygiene, Sozialmedizin und Public Health in Deutschland, hrsg. von Udo Schagen, Sabine Schleiermacher, Institut für Geschichte der Medizin der Charité, Berlin 2005 (CD) Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. von W. Eckart; Christopf Gradmann, München 1995, S. 145

106

Freudenberg – Friedrich II.

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 347 Die Medizinische Welt (1966) 20, 1152 (Nachruf) Ferdinand, Ursula: Systematisierungsversuche d. Geburtenrückgangstheorien um 1930, Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät, Bd. 62, 2003, S. 171-186 Forschung, Praxis, Fortbildung (1966) 23, 873-874 (Nachruf) Jahn, Erwin: Bibliographie Karl Freudenbergs. Bundes-Gesundheitsblatt (1967) 10/4, 49-56 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1966, S. 587

Friedrich II., Preußischer König (seit 1740), 1712 Berlin, † 1786 Potsdam Der Sohn Friedrich Wilhelm I. lebte nach strenger Kindheit 1736-40 in Rheinsberg. 1740 wurde er preuß. König; sicherte in zwei Kriegen (1740-42; 1744-45) gegen Österreich Schlesien für Preußen; errang im Siebenjährigen Krieg (1756-63) die Großmachtstellung Preußens; gewann Westpreußen in der ersten polnischen Teilung (1772). Seine Leistungen für den inneren Ausbau Preußens sind gekennzeichnet durch Förderung v. Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, v. a. durch Meliorationen und Kanalbauten, sowie Kolonisation (Oderbruch) dünn besiedelter Gebiete. Bildung und Justiz (Allgemeines Landrecht für die preußischen Staaten) wurden reformiert. Desweiteren reorganisierte er die Berliner Akademie der Wissenschaften und bot neben Voltaire auch anderen Vertretern der französischen Aufklärung (Maupertius, Lamettrie) eine Stätte der Ausbreitung ihrer Ideen. Friedrichs „Peuplierungspolitik“ kam bereits in seiner frühen Schrift „Antima-

chiavell“, einem für den aufgeklärten Absolutismus exemplar. Werk, z. Ausdruck: „Darüber gibt’s nur eine Meinung, daß die Stärke eines Staates nicht in der Ausdehnung seiner Grenzen, sondern in seiner Bewohnerzahl beruht.“ Daraus schloß er: „... darum liegt es im Interesse eines Herrschers, die Bevölkerungszahl zu heben.“ (zit. in: Mittenzwei, S. 298). Die prakt. Realisierung dieser Auffassung wurde im Projekt der Trockenlegung des Oderbruchs u. durch Ansiedlung v. Kolonisten verwirklicht. Seine bevölkerungspolitischen Maßnahmen umfaßten u. a. :



Förderung der Einwanderung durch Privilegierung (Gelder für Ansiedlung, vor allem im Oderbruch 1747-53),

– Begünstigung der Eheschließung (Witwen sollten nach neun, Witwer nach drei Monaten wieder heiraten dürfen), – Verbot der Diskriminierung von unehelich Schwangeren (Zirkular vom 20.6.1746) Friedrich II. ließ von 1747 an im gesamten Staatsgebiet die statistischen Erhebungen über die Bevölkerungsbewegung nach den Vorschlägen von SÜSSMILCH einheitlich durchführen. PUBLIKATIONEN Antimachiavell (1740/41) Die Werke Friedrich des Großen. In deutscher Übersetzung, hrsg. von Gustav Bertold Volz, Bd. 7, Berlin 1913 Friedrich II. von Preußen. Schriften und Briefe, hrsg. von I. Mittenzwei, Leipzig 1985 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 7, Leipzig 1878, S. 656 Leuschner, Hans: F. der Große. Gütersloh 1986

Friedrich II. – Galasso

107

Mittenzwei, Ingrid.: Friedrich II. von Preußen (1983)

100 Jahre Reichs- u. Bundesstatistik. In: Allg. Stat. Archiv 56 (1972), S. 336-363

Mittenzwei, Ingrid; Herzfeld, Erika: Brandenburg-Preußen 1648-1789 – Das Zeitalter des Absolutismus in Text und Bild, Berlin 1987

Otto Most. In: Allg. Stat. Archiv 56 (1972), S. 155 f.

Schieder, Th.: F. der Große. Frankfurt/ M., Berlin und Wien 1983/1998

Fürst, Gerhard, Statistiker, lin, † 1988 Wiesbaden

Kurt Horstmann 70 Jahre. In: Allg. Stat. Archiv 63 (1979), S. 178-80 LITERATUR

1897 Ber-

Studium der Staatswissenschaften an der Universität Berlin, Dr. rer. pol.; 1923-29 im Statist. Reichsamt Berlin tätig; 193040 Sekretär d. Stat. Ausschusses des Völkerbundes in Genf; 1940-45 leitete er die volkswirtsch. Abt. der IG Farbenindustrie AG in Frankfurt/M.; 1945-47 Direktor des Statist. Landesamtes Hessen; 1948-64 Präsident des Statist. Bundesamtes in Wiesbaden; Wahlleiter bei den Bundestagswahlen 1953, 1957 u. 1961; 1960-72 Vors. der Dt. Statist. Gesellsch., Mitherausgeber des „Allgemeinen Statistischen Archivs“. Fürst war Vizepräsident des Intern. Statist. Instituts. PUBLIKATIONEN Karl Wagner. In: Allg. Statist. Archiv 47 (1963), S. 278-280 Zum 100. Geburtstag v. Friedrich Zahn. In: Allg. Statist. Archiv 33 (1969), S. 1 f.

Bartels, Hildegard: Gerhard Fürst. Mensch und Werk. In: Die Statistik im Dienste der Wirtschaftspolitik. Festschrift für Gerhard Bartels, Hildegard: Gerhard Fürst 80 Jahre. In: Allg. Stat. Archiv 61 (1977), S. 206-208 und Gerhard Fürst 90 Jahre. In: Allg. Stat. Archiv 71 (1987), S. 187-190 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1996, Bd. 3, S. 526 Fürst zu seinem 70. Geburtstag, Göttingen 1967. In: Allg. Stat. Archiv, 51, S. 157-171 Grohmann, Heinz: Gerhard Fürst zum Gedenken. In: Allg. Stat. Archiv 72 (1988), S. 310-313 Rinne, Horst: 100 Jahre Allgemeines Statist. Archiv, Göttingen 1991, S. 27-29 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis? Opladen 1998, S. 419

G Galasso, Peter, österr. Mediziner, Statistiker, 1867 Zara, † (nach 1922)

sondere Arbeiten zur Bewegung der Bevölkerung.

Seit 1897 Beamter der Statistischen Zentralkommission übernahm er ab 1911 Tätigkeiten bei den Volkszählungen, insbe-

Auf Grund seiner italienischen Volkszugehörigkeit wurde er 1918 aus der Statist. Zentralkommission entlassen. 1922 erfolgte seine Übersiedlung nach Italien.

108

Galasso – Gatterer

PUBLIKATIONEN Über die Geburten und Sterbefälle in den größeren österreichischen Städten im Jahre 1909. In: Statistist. Monatsschrift, N. F., Jg. 16, Brünn 1911, S. 121 ff. Der Geburtenrückgang in Österreich. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 18, Brünn 1913, S. 393 ff. Die vorläufigen Ergebnisse der natürlichen Bevölkerungsbewegung Österreichs im Jahre 1913. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 20, Brünn 1915, S. 268 ff. LITERATUR Geschichte und Ergebnisse der zentralen amtlichen Statistik in Österreich 18291979 (Festschrift), (1979), S. 95 Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S.48/49

als Grundlage. Er war der erste Universitätslehrer auf dem Gebiet der Polizei- und Kameralwissenschaften. Mit Hilfe eines solchen Lehrfaches sollte die „schlechte Ökonomie“ der preußischen Landwirtschaft aufgebessert werden, indem insbesondere wirtschafts- u. verwaltungspraktische Fragen in die akademische Ausbildung aufgenommen wurden. Er widmete sich ausführlich der Veranschlagung der Äcker, Wiesen, Weiden und der Viehnutzung und behandelte Einzelfragen d. landwirtschaftlichen Nebengewerbe, der bäuerlichen Dienste und Abgaben. PUBLIKATIONEN Programma publicum Oder Nöthiger Vorbericht von der von Ihro Kgl. Majestät in Preussen auf der Universität Halle fundirten Proffession über die oeconomischen Cameral- u. Policey-Wissenschaften, Halle 1728 Einleitung zu den Oeconomischen, politischen und Cameralwissenschaften, Halle 1729 LITERATUR

Gasser, Simon Peter, Vertreter des Kameralismus, Jurist und Ökonom, 1676 Colberg, † 1745 Halle Studium der Jurisprudenz an der Leipziger Universität (1694) und in Halle (1696); 1700-1704 Hofmeister des Barons von Enden; danach Reisen nach Holland, durch Deutschland, Österreich und Italien; ab 1706 Advokatenpraxis in Halle, Privatlehrer; 1710 Promotion zum Doktor der Rechte, Ernennung zum a. o. Professor der Rechte an der Universität Halle; 1716 Kammerrat in Magdeburg; 1721 Beförderung zum Kriegs- und Domänenrat für die neu eingerichtete Salz- und Bergwerksdeputation und Prof. der Rechte in Halle. Gasser nutzte in seinen Vorlesungen SECKENDORFFS „Deutschen Fürstenstaat“

Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 8, Leipzig 1878, S. 401/402 Grundlinien des ökonomischen Denkens in Deutschland, Berlin 1977 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 4, Jena 1927, S. 597 Ökonomenlexikon, hrsg. v. W. Krause; K.-H. Graupner; R. Sieber, Berlin 1989, S. 172-174 Stieda, W.: Die Nationalökonomie als Universitätswissenschaft, Leipzig 1906 Sundhoff, E.: Dreihundert Jahre Handelswissenschaft, Göttingen 1979 Gatterer, Johann Christoph, Historiker, 1727 Lichtenau (b. Ansbach), † 1799 Göttingen

Gatterer – Geiger

109

Finanzierte sich seine eigene Schulausbildung an den städtischen Lateinschulen, indem er jüngeren Mitschülern Unterricht erteilte; seit 1747 Studium der ev. Theologie, orientalischen Sprachen sowie philosophischen Wissenschaften an der Universität Altdorf; seit 1749 Hofmeister und Privatbibliothekar im Hause seines Lehrers J. HEUMANN; 1751 Magistergrad, 1752 habilitierte er sich als Privatdozent, war aber auch in sicherer Position eines Gymnasiallehrers in Nürnberg; 1756 Prof. der Reichshistorie und Diplomatik am angesehenen Auditorium Aegidianum in Nürnberg; 1759 Vorlesungen über fast alle Gebiete der Geschichte, insbesondere über Universalhistorie und die Historische Enzyclopädie an der Universität Göttingen; 1766 Gründung des „Historischen Instituts“, Herausgeber der Schriftenreihe “Allgemeine historische Bibliothek“ (1767-71, 16 Bde.) und „Historisches Journal“ (1771-82, 16 Bde.).

Historikerlexikon, hrsg. von Rüdiger vom Bruch, Rainer A. Müller, München 1991, S. 103/104

Gatterer war der erste und lange Zeit der einzige Historiker, der regelmäßig eine umfassende Enzyklopädie der historischen Haupt- und Hilfswissenschaften gelesen hat. Er vertritt in seiner Zeit den Dekadenzgedanken, wenn er behauptet: „Durch das lange Leben vor der Sündflut geschah es, daß die Erde selbst damals weit bevölkerter war als je zu einer folgenden Zeit, oder noch jetzo.“ (Handbuch der Universalhistorie, 1761, I. Bd., S. 141).

Geiger legte mit seinem Hauptwerk: „Soziale Schichtung des deutschen Volkes“ (1932) eine sozialstrukturelle Analyse der deutschen Bevölkerung auf der Grundlage amtsstatistischen Materials der von BURGDÖRFER 1925 organisierten Volks- und Berufszählung vor.

PUBLIKATIONEN Handbuch der Universalhistorie nach ihrem gesamten Umfange von Erschaffung der Welt bis zum Ursprunge der meisten heutigen Reiche und Staaten, Göttingen 1761 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 8, Leipzig 1878, S. 410-413

Geiger, Theodor, Soziologe, 1891 München, † 1952 auf d. Überfahrt v. Kanada nach Dänemark Studium der Rechts- und Staatswissenschaft 1910-14 in München und Würzburg; 1918 Promotion; seit 1919 wissenschaftlicher Assistent am staatlichen statistischen Büro München; 1922-29 Dozent und geschäftsführender Leiter der Berliner Arbeiterhochschule; seit 1928 o. Prof. für Soziologie an der TH Braunschweig; 1933 entlassen, Emigration nach Dänemark; 1938 o. Prof. für Soziologie an der Universität Aarhus, wo er das erste soziologische Forschungsinstitut der skandinavischen Länder gründete; 1942 Dozent in Uppsala; 1945 Rückkehr nach Aarhus; 1951/52 Gastprof. in Toronto.

PUBLIKATIONEN Zur Statistik der Unehelichen. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 11, 1918/1919, S. 212-220 Die soziale Schichtung des deutschen Volkes. Soziographischer Versuch auf statistischer Grundlage, Stuttgart 1932 Eugenik. Soziologische Betrachtungen. In: Soziale Praxis 42 (1933), Sp. 35-43 u. 66-70 Soziologische Kritik der eugenischen Bewegung. Veröffentlichungen aus dem Gebiet der Medizinalverwaltung, Bd. 40, Heft 4. Berlin 1933, Heft 353

110

Geiger – Gelinek

Natürliche Auslese, soziale Schichtung und das Problem der Generationen. In: Kölner Vjh. f. Soziol. N. F., 12 (1933/ 34) Erbpflege. Grundlagen. Planung. Grenzen. Stuttgart 1934 Die Klassengesellschaft im Schmelztiegel. (1949)

Durchführung der Volks- und Berufszählung vom 17.05.1939 verantwortlich); 1939 Habilitation an der Universität Gießen u. 1940 Dozent für Bevölkerungswesen an der Universität Wien, gleichzeitig Lehrbeauftragter für Bevölkerungsstatistik d. Hochschule für Welthandel Wien; 1944 in Luxemburg gefallen.

Analyse sozialer Umschichtungen in einer dänischen Mittelstadt. (1951)

PUBLIKATIONEN

LITERATUR

Mitarbeit am Textband der österreichischen Volkszählung 1934, Wien 1935

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1996, Bd. 3, S. 606

Bevölkerungs-Spiegel Österreichs. Lebenswichtige Ergebnisse der Volkszählung 1934, 2. Aufl., Wien 1936

Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Stuttgart/Tübingen/Göttingen, Bd. 6 (1961), S. 598-600

Der Umbruch in der Bevöllkerungsentwicklung im Gebiete der Ostmark, hrsg. v. Statistischen Amt für die Reichsgaue der Ostmark, Wien 1939

Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Bd. I, Stuttgart 1980, S. 138 Theodor Geiger. Soziologe in einer Zeit „zwischen Pathos und Nüchternheit“, hrsg. von S. Bachmann, (1995) vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 270, 419

Gelinek, Oskar Adolf Hugo, Jurist, Statistiker, 1910 Wien, † 1944 Munnshausen (Luxemburg) Der Sohn eines Bankdirektors erwarb 1931 das Diplom an der Hochschule für Welthandel in Wien und promovierte 1933 zum Dr. jur. an der Universität Wien. 1934/35 war er im Bundesamt für Statistsik in leitender Stellung an der Aufarbeitung der Volkszählung 1934 beteiligt; 1936-1938 Assistent am Institut für Wirtschaftswissenschaften in Gießen; seit 1938 Leiter des Referates für Bevölkerungsstatistik im Statistischen Amt für die Reichsgaue der Ostmark (u. a. für die

Die Wirtschaftsbestimmung der Ostmark (Habilitationsschrift), Wien 1940 (u. a. Bevölkerung, Wohnungsnot, Geburtenrückgang, Berufstätige nach Wirtschaftsgruppen) Die Aufgaben der Bevölkerungswissenschaft bei der Lösung des Landfluchtproblems. In: Archiv für Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik, Jg. 10, Leipzig 1940, Heft 4, S. 193 ff. Die Landflucht von der südöstlichen Reichsgrenze. In: Monatsberichte des Wiener Instituts für Wirtschafts- und Konjunkturforschung, Jg. 14, Wien 1940, Nr. 3/4, S. 59 ff. Der Wohnungsbedarf in den Reichsgauen der Ostmark. In: Monatsberichte des Wiener Instituts für Wirtschaftsforschung, Jg. 15, Wien 1941, Nr. 1/2, S. 31 ff. Der Wohnungsbedarf in Wien. In: Monatsberichte des Wiener Instituts für Wirtschaftsforschung, Jg. 15, Wien 1941, Nr. 5/6, S. 100 ff.

Gelinek – Goehlert Das Wirtschaftsgefüge von Wien im Vergleich zu Hamburg und Berlin. In: Monatsberichte des Wiener Instituts für Wirtschaftsforschung, Jg. 15, Wien 1941, Nr. 9/10, S. 172 ff. LITERATUR Handbuch des Reichsgaues Wien 1941, 1944 Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/ Institut f. Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 50/51

Gieseler, Wilhelm, Rassenbiologe und Anthropologe, 1900 Hannover, † 1976 Terracina (Italien) 1925 Privatdozent als Schüler von T H. MOLLISON; 1934 a. o. Prof.; 1938 o. Prof. an der Universität Tübingen; 1934-45 Leiter des Rassenkundlichen (ab 1938 Rassenbiologischen) Universitätsinstituts in Tübingen; 1955-69 Direktor des Instituts für Anthropologie und Humangenetik in Tübingen. Gieseler war Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie. Er gab von 1956-1967 den „Anthropologischen Anzeiger“ heraus. PUBLIKATIONEN Das Anthropologische Institut und das Anthropologisch-Prähistorische Seminar, 2. Aufl., München 1926 Abstammungs- u. Rassenkunde des Menschen (Anthropologie). I. Teil, Oehringen 1936 (Schriften des Deutschen Naturkundevereins e. V., Bd. 56) Lebensbild Theodor Mollisons. In: Archiv für Rassen- und Gesellschaftsbiologie 45 (1939), S. 187-189

111

Die Anthropologie in München 19181948. In: Anthropologischer Anzeiger 27 (1965), S. 258-261 LITERATUR Festband Wilhelm Gieseler zur Vollendung des 65. Lebensjahres am 11. Oktober 1965. Red. von H. Preuschoft, Stuttgart 1965 (Anthropologischer Anzeiger, Jg. 29) Stockhorst, Erich: 5000 Köpfe. Wer war was im 3. Reich, Kiel 1967, S. 155 Universitätsarchiv Tübingen (193/2357 – Personalakte Gieseler; 205/131 – Gieseler Ausschuß) vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 420

Goehlert, Johann Vincenz, Österreichischer Statistiker, 1824 Brandau (Deutschböhmen), † 1899 Wien Studium an der Universität Wien; ab 1845 im Staatsdienst (Kameralhauptbuchhaltung) und ab 1848 Kanzleipraktikant des Generalrechnungsdirektoriums; 1858 Ministerialkonzipist im Ministerium des Innern mit der Herstellung des Hauptwerks über die Ergebnisse der Volkszählung von 1857 (erste wirkliche Volkszählung in Österreich) und mit den Vorbereitungen der Volkszählung 1869 betraut; 1868-70 Stellv. für o. Mitglieder der Statist. Zentralkommission; 1869 Ministerialsekretär; 1870-75 Bibliothekar des Reichsrates; 1871-99 korrespondierendes Mitglied der Zentralkommission; 1876 Regierungsrat und Ruhestand (wegen teilweiser Erblindung). Goehlert gehörte dem von CZOERNIG geleiteten österreichischen Spezialkomitee zur Revision der Volkszählungsvorschriften an. Er leitete die erste Herstellung und Bearbeitung einer Kommunalstatistik Wiens.

112

Goehlert – Götz

PUBLIKATIONEN Die Ergebnisse der in Österreich im vorigen Jahrhundert ausgeführten Volkszählungen im Vergleich mit jenen der neuern Zeit. In: Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien 1854 Die Bevölkerungsverhältnisse Österreichs im vorigen Jahrhundert im Vergleiche mit jenen der neuern Zeit, 1855 Die Karaiten und Mennoniten in Galizien. Wien 1861 Zur Statistik der Zwillinge. In: Oest. Ztschr. f. prakt. Heilkunde, Jg. XIV, Wien 1868 Statistische Untersuchungen über die Ehen. Ein Beitrag zur Populationistik, Wien 1870 Häuser- und Volkszahl sowie Viehstand Österreichs in der Regierungsperiode Kaiser Josefs II. In: Statistische Monatsschrift, 5, 1879 Die Entwicklung der Bevölkerung Europas im neunzehnten Jahrhundert vom statistischen und kulturellen Standpunkte. In: Vierteljahresschrift für Volkswirtschaft, Politik und Kulturgeschichte, Jg. 20, Bd. 1, Berlin 1883, S. 62 ff.

statistik u. Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher. Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 52-56 Statistische Monatsschrift, Nekrolog (mit Werksverzeichnis), N. F., Jg. 4 (1899) S. 593 ff.

Götz, Josef, Bevölkerungsstatistiker, 1910 Ingolstadt, † 1982 Tätig in verschiedenen öffentlichen Ämtern; 1956 bis 1975 Direktor des Stat. Landesamtes Saarland. In dieser Zeit hatte er vor allem Verdienste beim Aufbau eines Krebsregisters. Seine Arbeiten während des Nationalsozialismus beziehen sich insbesondere auf die Statistik von Juden und Ausländern. PUBLIKATIONEN Rasse und Statistik. In: Zeitschrift des Bayerischen Statistischen Landesamtes, 68 (1936) Die amtliche Statistik und die Rassenforschung: Eine internationale statistische Studie. In: Allgemeines Statistisches Archiv 27 (1938), S. 415-422 Die Juden und die jüdischen Mischlinge in Bayern 1939. In: Ebd. 2 (1940)

Die Entwicklung der Bevölkerung in den Ländern der ungarischen Krone seit 100 Jahren. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 12, Wien 1886, S. 329 ff.

Rassenforschung und Statistik. In: Friedrich Burgdörfer (Hrsg.): Die Statistik in Deutschland nach ihrem heutigen Stand, Berlin 1940, Bd. 1, S. 185-191

Die Bevölkerungsverhältnisse des russischen Reiches im Jahre 1885. In: Zeitschrift für wissenschaftliche Geographie, Bd. 7, Weimar 1889, S. 390 ff.

Die Ausländer in Bayern. In: Ebd. 2 (1940)

LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 377 Lebmann, Rosa; Helczmanovszki, Heimold: Auf dem Gebiete der Bevölkerungs-

40 Jahre Saarstatistik. In: Allgemeines Statist. Archiv, Heft 2 (1960), S. 157164 Zahl, Struktur und Nachwuchsbedarf der Ärzte – Ergebnisse der Volks- und Berufszählung 1961 ergänzt auf den Stand von 1967 (v. S. Koller, unter Mitarbeit von Götz u. a.) (1970)

Götz – Goldscheid Die Krebsregister in der Bundesrepublik Deutschland (Götz u. a.). In: Deutsche Medizinische Wochenschrift 98 (1973), S. 2411-2417 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 388 Geschichte und Aufgabe: Statistisches Amt des Saarlandes von 1935 bis 1985, Saarbrücken 1985 (m. Porträt) Wer ist wer?, Berlin 1983 Gohl, Johannes Daniel, Arzt, Mitbegründer der Gesundheitsstatistik, 1665 Berlin, † 1731 Wriezen Studierte und promovierte (1698) in Halle; wurde Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin (1711) und der Leopoldina in Halle; 1711-1721 Aufseher des Gesundbrunnens in Freienwalde, danach Physicus des Ober-Barnimschen Kreises in Wriezen. Seit 1717 Herausgeber der „Acta medicorum Berolinensium“, einer periodischen Zeitschrift; (sie beinhaltete die erste brauchbare, von einem Arzt herrührende, medizinisch-statistische Tabelle). Gohl war Schüler und Anhänger von G. E. STAHL und seiner Lehre vom Animismus. Er beschäftigte sich mit den Seelenstörungen und versuchte, sie wissenschaftlich zu bearbeiten. (Ein Teil seiner Schriften wurde unter dem Namen URSINUS WAHRMUND veröffentlicht.)

113

LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 9, Leipzig 1879, S. 327 Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker, Bd. 2, München/Berlin 1962, S. 789 Graetzer, J.: Daniel Gohl und Christian Kundmann, Zur Geschichte der Medicinal-Statistik, Breslau 1884 Goldscheid, Rudolf, Soziologe, Philosoph und Literat, 1870 Wien, † 1930 Wien Studium der Philosophie und Soziologie in Berlin und Wien; 1907 Gründer und Vorsitzender der Soziologischen Gesellschaft in Wien; führte das Leben eines Privatgelehrten; 1909 Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Ehrenvorsitzender des Dt. Monistenbundes, Gründungsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Bevölkerungspolitik; seit 1922 Mitherausgeber der „Friedens-Warte“; Vertreter des Monismus, lehnte als Nationalökonom die Übertragung der darwinistischen Entwicklungslehre auf Kultur und Gesellschaft ab. Er bezeichnete die Aufdeckung der Gesetze der Vermehrung in der Natur als „naturwissenschaftliches Fundament“ der Bevölkerungslehre. Veröffentlichte unter dem Pseudonym „RUDOLF GOLM“ auch eine Reihe literarischer Werke, in denen er vor allem Liebe und Ehe thematisierte. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof.

PUBLIKATIONEN

PUBLIKATIONEN

Tabelle der erkrankten und verstorbenen Soldaten der Berliner Garnison, (1718)

Der alte Adam und die neue Eva (1895)

Versuch patriotischer Gedanken über den verwirrten kranken Verstand, besonders in der Therapie, Berlin 1729

Verelendungs- oder Meliorisationstheorie, (1906) Entwicklungswerttheorie, Entwicklungsökonomie, Menschenökonomie (1908)

114

Goldscheid – Gottstein

Darwin als Lebenselement unserer modernen Kultur. Wien 1909 Höherentwicklung und Menschenökonomie – Grundlegung der Sozialbiologie 1. Bd., Leipzig 1911 Friedensbewegung und Menschenökonomie. In: Internationale Organisation H. 2/ 3, Berlin, Leipzig 1912 Frauenfrage und Menschenökonomie, Wien, Leipzig 1914 Staatssozialismus und Staatskapitalismus (5. Aufl., 1917) Die generative Revolution. Eine Studie über den Strukturwandel in der Bevölkerungsökonomie. In: Bericht über den Kongreß der Weltliga für Sexualreform in London. (1929) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München, New Providence, London, Paris 1995, Bd. 4, S. 81 Exner, Gudrun; Kytir, Josef; Pinwinkler, Alexander: Bevölkerungswissenschaft in Österreich in der Zwischenkriegszeit (1918-1938): Personen, Institutionen, Diskurse, Wien, Köln, Weimar 2004, S. 117 ff. Fleischhacker, Jochen: Rudolf Goldscheid, Soziologe und Geisteswissenschaftler im 20. Jahrhundert. Eine Porträtsskizze. In: Newsletter. Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich, Nr. 20 (Juni 2000), S. 3-14 Mackensen, Rainer (Hrsg.): Bevölkerungsfragen auf Abwegen der Wissenschaften, Opladen 1998, S. 122 ff. Neue Deutsche Biographie, Bd. 6, Berlin 1964, S. 607 f. Österreichisches Biographisches Lexikon, 1815-1950, Graz, Köln 1959, Bd. 2, S. 25

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 420 Witrisch, Georg: Der „Soziallamarckismus“ Rudolf Goldscheids – Ein milieutheoretischer Denker zwischen humanitärem Engagement und Sozialdarwinismus, Graz 2004 (Diplomarbeit) Gottstein, Adolf, Hygieniker und Biostatistiker, 1857 Breslau, † 1941 Berlin Medizinstudium in Breslau, Straßburg u. Leipzig (Promotion 1881); war danach Assistent am Städtischen Krankenhaus Breslau; ließ sich 1884 als Arzt in Berlin nieder; 1906 Stadtrat für Hygiene; 1911 Stadtmedizinalrat in Charlottenburg u. 1919 Ministerialdirektor im preuß. Ministerium f. Volkswohlfahrt; als Direktor des Preußischen Gesundheitsdienstes (1919-1924) setzte er sich für die soziale Kontrolle von Epidemien ein. Er wurde 1925 Mitgl. der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina; forcierte den staatlichen Gesundheitsschutz; gründete u. a. drei Akademien f. Sozialhygiene (Berlin, Breslau, Düsseldorf 1920) und brachte Hebammen-, Tuberkulose- u. Krüppelfürsorgegesetz auf den Weg. Neben der Sozialhygiene galten seine Forschungen der Bakteriologie, Medizinalstatistik und Epidemiologie. Gottstein wurde 1911 Mitglied des „Institut Internationale de Statistique“; war ab 1920 Mitglied im „Ausschuß für Rassenhygiene und Bevölkerungspolitik“ d. Preuß. Landesgesundheitsrats und von 1922-1933 Mitherausgeber und Schriftleiter der „Klinischen Wochenschrift. Organ der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte“. 1925-1934 war er Hauptschriftleiter der „Zeitschrift für das gesamte Krankenhaus-

Gottstein – Griesmeier wesen“ und wurde 1930 Vorsitzender des „Reichsausschusses f. Bevölkerungsfragen“. Er war ein bedeutender Gesundheitspolitiker Preußens in der Weimarer Republik, der die Etablierung einer gesundheitsfürsorgerischen Gesetzgebung sowie von Strukturen und Ausbildungsstätten für das öffentliche Gesundheitswesen förderte. PUBLIKATIONEN Zur Statistik der Totgeburten seit 200 Jahren. In: Zeitschrift für Soziale Medizin, (1906) Die soziale Hygiene, ihre Methoden, Aufgaben und Ziele. Leipzig 1907 Einführung in das Studium der sozialen Medizin. In: Die Deutsche Klinik. Am Eingange des zwanzigsten Jahrhunderts in akademischen Vorlesungen. XIV. Band (III. Ergänzungsbd.). Hrsg.: Ernst von Leyden, Felix Klemperer. Berlin, Wien 1913, S. 415-592 Bevölkerungslehre, Charlottenburg 1917 Autobiographie. In: Die Medizin der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Leipzig 1925, S. 52-91 (Bild) Das Heilwesen der Gegenwart. Gesundheitslehre und Gesundheitspolitik. Berlin 1925 Gemeinsam mit A. Schlossmann u. L. Teleky (Hrsg.): Handbuch der sozialen Hygiene und Gesundheitsfürsorge. Berlin 1925 (1926, 1927) Die Lehre von den Epidemien, (1929) Epidemiologie, (1937)

115

Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. von Wolfgang Eckart; Christopf Gradmann, München 1995, S. 157/58 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 4, S. 112 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 387 Koppitz, Ulrich; Labisch, Alfons (Hg.): Adolf Gottstein. Erlebnisse u. Erkenntnisse. Autobiographische und biographische Materialien. Berlin, Heidelberg (u. a.) 1999 Neue Deutsche Biographie, Bd. 6, Berlin 1964, S. 688-89 Grävell, Walter, Statistiker, Klotzsche, † n. e.

1891

Seit 1930 im Statist. Reichsamt in Berlin als Direktor tätig (Leiter der Abteilung für Außenhandel und Verkehr); ab 1945 im Stat. Landesamt Rheinland-Pfalz PUBLIKATIONEN Die Säuglingssterblichkeit Preussens in Ihrer Beziehung zu sozialen und ökonomischen Verhältnissen, (1914) Heiratstafeln. In: Deutsches Statistisches Zentralblatt, (1920) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 391 Stockhorst, Erich: 5000 Köpfe. Wer war was im Dritten Reich. Kiel 1967, S. 162

LITERATUR 100 Jahre Sozialhygiene, Sozialmedizin und Public Health in Deutschland, hrsg. von Udo Schagen, Sabine Schleiermacher, Institut für Geschichte der Medizin der Charité, Berlin 2005 (CD)

Griesmeier, Josef, Statistiker, 1891 Wallersdorf, † 1969 Schwieberdingen Promovierte bei F. ZAHN; 1920 Mitarbeit am Bayerischen Statistischen Lan-

116

Griesmeier – Grimm

desamt; ab 1929 Referent, Abteilungsleiter; 1936 Dozent; 1939-45 Direktor des Württembergischen Statistischen Landesamtes Stuttgart; 1941 Prof. an der Universität Tübingen; 1948-57 Dozent für Statistik an der TH Stuttgart; bis 1956 am Statistischen Amt Baden-Württemberg, Ministerialrat für Bevölkerungs- und Kulturstatistik; Mitglied der Deutschen Akademie für Bevölkerungswissenschaften in Hamburg (1952), des Internationalen Statistischen Instituts (1955), der Europäischen Forschungsgruppe für Flüchtlingsfragen. Seine Arbeitsgebiete waren die theoretische und praktische Statistik (insbesondere Bevölkerungsstatistik) und Untersuchungen zur württembergischen Bevölkerung. PUBLIKATIONEN Methode der Bildungsstatistik. In: Allg. Stat. Archiv 16 (1927) F. Zahn als praktischer und wissenschaftlicher Statistiker. In: Allg. Stat. Archiv 19 (1929), S. 76-81 Die Pendelwanderung in Württemberg. In: Württ. Jb. f. Stat. u. Landeskunde (1929) Wanderungsvorgänge, Landflucht und Verstädterung in Württemberg seit der Bauernbefreiung. In: Reichsplanung (1936) Die Heimatvertriebenen in WürttembergBaden und ihre wirtschaftliche Eingliederung. Denkschrift. Stuttgart 1950

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1966 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 420

Grimm, Hans, Mediziner u. Anthropologe, 1910 Zwickau, † 1995 Berlin Studierte in Halle und Kiel Biologie; als Student an der Universität Halle beteiligt am Forschungsbericht „Volkheitskundliche Untersuchungen im deutschen Siedlungsgebiet in der südslawischen Batschka“ (1938), einer Studie über zwei Städte, eine katholisch und eine protestantisch, deren Unterschiede in der Fertilität nicht religiös bedingt sind; 1938 Assistent am Anhropologischen Institut der Universität Breslau, Promotion zum Dr. rer. nat.; Medizinstudium in Breslau (1943 Dr. med.); nach 1945 im öffentlichen Gesundheitswesen in Halle tätig und ab 1951 in Berlin; seit 1952 im Institut für Vor- und Frühgeschichte an der Akademie der Wissenschaften zu Berlin; Facharzt für Sozialhygiene, Prof. und Direktor des Instituts für Anthropologie der Humboldt-Universität zu Berlin (1959); Leiter der Forschungsstelle für anthropologische Untersuchungen am Institut für Vor- und Frühgeschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften.

Die Entwicklung der Wirtschaft und der Bevölkerung in Baden-Württemberg im 19. und 20. Jahrhundert. In: Jbb. f. Stat. und Landeskunde von Baden-Württemberg 1 (1954), S. 121-242

Er war Mitbegründer und Mitherausgeber der „Ärztlichen Jugendkunde“. Forschungs- und Publikationsschwerpunkte waren u. a. die Verbindung der Anthropologie mit der Ur- und Frühgeschichte, insbsondere die ur- und frühgeschichtliche Bevölkerung auf dem Gebiet der DDR.

LITERATUR

PUBLIKATIONEN

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 395

Die Bevölkerungsbewegung in Backo Dobre Poja. In: Zeitschrift für ländliche Wohlfahrtspflege, N. S. 15-25 (1935)

Grimm – Grothe Die Altersschichtung der Sterbefälle in Backo Dobre Poja. In: Ebd. 5 (1936) Jahreszeitliche Schwankungen der Säuglings- und Kleinkindersterblichkeit in einer deutschen Gemeinde der Batschka. In: Archiv für Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik 9, (1939) Bemerkungen zur Statistik der Ehe nach biologischen Gesichtspunkten. In: Ebd. 10, 1940 Zur Verbreitung der vorzeitigen Eheschließung im Südostdeutschtum. In: Ebd. 12 (1942) Rußlanddeutsche und Donaudeutsche als Volksgruppen unterschiedlicher Fruchtbarkeit. In: Deutsches Archiv für landsund Volksforschung 4 (1940) Altern, Lebensdauer, Krankheit und Tod bei vorgeschichtlichen und frühgeschichtlichen Bevölkerungsgruppen. In: Wissenschaftliche Annalen 5 (1956) Grundriß der Konstitutionsbiologie und Anthropometrie (1958) LITERATUR Biograph. Handbuch der SBZ/DDR (1945-1990), hrsg. v. G. Baumgarten, D. Hebig, München, New Providence, London, Paris 1996, Bd. 1, S. 245 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S.395/96 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1970 und 1976 Groß, Walter, Mediziner, Rassenkundler, 1904 Kassel, † 1945 (Selbstmord), 1923-1928 Medizinstudium in Göttingen, Tübingen und München, Promotion 1929, anschl. Assistenzarzt in Braunschweig, seit 1932 hauptamtlich in der Reichsleitung der NSDAP tätig, 19331945 Gründer und Leiter des Rassenpo-

117

litischen Amtes der NSDAP (bis 1935 Aufklärungsamt für Bevölkerungspolitik und Rassenpflege), seit 1935 Lehrbeauftragter an der Berliner Universität (Rassenkunde), 1937-1945 Senator der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, 1938 Professor an der Berliner Universität, 19421945 Leiter des Hauptamtes Wissenschaft in der Dienststelle Rosenberg. Groß wirkte als Herausgeber und Verfasser militant antisemitischer Schriften. PUBLIKATIONEN Rasse und Politik (1934) Rassenpolitische Erziehung, Berlin 1934 Der Weltenumbruch im jüdischen Mythos (1936) Die rassenpolitischen Voraussetzungen zur Lösung der Judenfrage (1943) LITERATUR Grüttner, Michael: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004, S.64/65 Personenlexikon 1933-1945, hrsg. von Hermann Weiß, Frankfurt a. Main 2002, S. 166 Wistrich, Robert: Wer war wer im Dritten Reich, München 1983, S.100

Grothe, Hugo, Geograph, Orientalist und Völkerkundler, 1869 Magdeburg, † 1954 Starnberg (Oberbayern) Studierte Geographie, Orientalistik und Rechtswissenschaften in Leipzig, Berlin, München und Wien; wurde in Rostock zum Dr. jur. promoviert; gründete 1900 die Orientalische Gesellschaft in München; gab seit 1912 das „Orientalische Archiv für Völkerkunde und Kunstgeschichte“ in Leipzig heraus; 1916 Habilitation f. Geographie in Stuttgart; 1916 Gründer des „Instituts für Auslandskunde, Grenz- und Auslanddeutschtum“ in

118

Grothe – Grotjahn

Leipzig, (1927 Angliederung der „Zentralstelle f. Wanderungsforschung“), seit 1938 Institut für Auslandskunde und Deutschtum im Auslande der Deutschen Kulturpolitischen Gesellschaft e. V. Leipzig (gegr. 1914); 1938 Professor. Er war der Herausgeber der Zeitschrift „Deutsche Kultur in der Welt. Unabhängige Zeitschrift für politische und wirtschaftliche Ziele deutscher Arbeit im Inund Ausland“ (1915-44) und des „Archivs für Wanderungswesen und Auslandskunde“ (1927-44) mit Rundschau über Bevölkerungsbewegung und Bevölkerungsstatistik. PUBLIKATIONEN Quellen und Studien zur Kunde des Grenz- und Auslanddeutschtums, hrsg. v. Hugo Grothe, 8 Bde., Leipzig 1925-32 Skizze eines Rückblicks über die Tätigkeit der Deutschen Kulturpolitischen Gesellschaft e. V. und ihres Leiters. In: Staaten, Völker, Kulturen. Beiträge zur Auslandskunde und Deutschtumsforschung. München-Starnberg 1944 Weckrufe der Zeiten (1954), Autobiographie LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, München/New Providence/London/Paris, 1995, Bd. 4, S. 202 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 421

schaft für sociale Medicin, Hygiene und Medicinalstatistik, 1912 Habilitation f. Sozialhygiene u. Übernahme der Leitung der neuerrichteten sozialhygienischen Abteilung der Charite; 1915-1919 Leiter der Abteilung Sozialhygiene des Medizinalamtes der Stadt Berlin; 1920 Deutschlands erster Professor für Sozialhygiene an der Universität Berlin, Aufbau des Instituts für Soziale Hygiene und Demographie, 1921-1924 Mitglied des Reichstages (SPD), Verfechter von Zwangssterilisierung u. Asylierung „Minderwertiger“, 1930 Mitglied d. Reichsausschusses f. Bevölkerungsfragen. Grotjahn gilt als Begründer d. Sozialmedizin; versuchte durch Analyse soziobiologischer Krankheits- und Sterblichkeitsziffern eine Theorie über soziale Pathologie zu entwickeln; trat für die Verbesserung der Arbeits- u. Lebensbedingungen des Proletariats ein (war als „Revolutionsprofessor“ verschrien); wies in zahlreichen Studien nach, daß Tuberkulose und viele andere „Arme-Leute-Krankheiten“ durch ungenügende Ernährung und schlechte Wohnbedingungen verursacht werden. Grothjahn war Verfasser zahlreicher sozialdarwinistisch und radikal eugenisch ausgerichteter Schriften; trat f. eugenisch orientierte betriebl. Sozialpolitik u. zentralisierte Gesundheitsämter ein. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Neuen Friedhof Baumschulenweg im Bezirk Treptow-Köpenick von Berlin. PUBLIKATIONEN

Grotjahn, Alfred, Mediziner, Sozialhygieniker und Eugeniker, 1869 Schladen (Harz), † 1931 Berlin Studium d. Medizin in Greifswald, Kiel, Leipzig u. Berlin (1894 Promotion); 1896 prakt. Arzt in Berlin; 1902-1904 Mitarbeiter der Zeitschrift „Medicinische Reform“; 1905 Mitbegründer der Gesell-

Über Wandlungen in der Volksernährung, (1902) Soziale Pathologie, Berlin 1912 (Gemeinsam mit Ignaz Kaup): Handwörterbuch der sozialen Hygiene (1912) Geburtenrückgang und lung, Berlin 1914, 1921

Geburtenrege-

Grotjahn – Gruber

119

Das Entartungsproblem als Gipfelpunkt der sozialpathologischen Betrachtungsweise (Soziale Pathologie 1) (1915)

gramm der Mehrheitssozialdemokraten von 1922. In: Medizin-Mensch-Gesellschaft, H. 8, Stuttgart 1983

Die quantitative Rationalisierung der menschlichen Fortpflanzung und der Völkertod (Soziale Pathologie 2) (1915)

Roth, Karl Heinz: Alfred Grotjahn (1869-1931) – Integrationsfigur etablierter Sozialmedizin und nationalsozialistischer „Rassenhygiene“. In: Erfassung zur Vernichtung. Von der Sozialhygiene zum „Gesetz über Sterbehilfe“. Hrsg.: Karl Heinz Roth (u. a.), Berlin 1984, S. 30-56

Soziale Hygiene, Geburtenrückgang und das Problem der körperlichen Entartung, (1918) Entwurf zu einem Elternschaftsversicherungsgesetz nebst Begründung. In: Archiv für soziale Hygiene und Demographie 1 (1925), S. 25-31 Die Hygiene der menschlichen Fortpflanzung, Berlin 1926 Erlebtes und Erstrebtes. Erinnerungen eines sozialistischen Arztes, Berlin 1932 (Autobiographie)

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 270, 271; 421/22 Weindling, Paul: Soziale Hygiene: Eugenik und Mediz. Praxis – Der Fall Alfred Grotjahn. In: Krankheit und Ursachen (Jahrbuch f. Kritische Medizin 10, Argument-Sonderband AS 119), Berlin 1984

LITERATUR 100 Jahre Sozialhygiene, Sozialmedizin und Public Health in Deutschland, hrsg. von Udo Schagen, Sabine Schleiermacher, Institut für Geschichte der Medizin der Charité, Berlin 2005 (CD) Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. v. Wolfgang Eckart; Christopf Gradmann, München 1995, S. 163/64 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1996, Bd. 4, S. 203 Hubenstorf, Michael: Alfred Grotjahn. In: Berlinische Lebensbilder. Mediziner (= Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, 60). Hrsg.: Wilhelm Treue, Rolf Winau. Berlin 1987, S. 337-354 Kaspari, Christoph: Alfred Grotjahn (1869-1931) – Leben und Werk, Bonn 1989 (Med. Diss.) Labisch, Alfons: Alfred Grotjahn (18691931) und das gesundheitspolitische Pro-

Gruber, Max Ritter von, Österreichischer Hygieniker und Bakteriologe, 1853 Wien, † 1927 Berchtesgaden Studium der Medizin und Chemie in Wien, München und Leipzig (1876 Promotion); Assistent am Chemischen Institut der Universität Wien; ging 1879 zu PETTENKOFER nach München; 1882 Privatdozent für Hygiene in Wien; 1884 a. o. Prof. für Hygiene in Graz; 1891 o. Prof. und Leiter des Hyg. Instituts in Wien; 1902-23 Prof. der Hygiene und Direktor des Hygiene-Instituts München. Gruber wandte sich ab 1904 der Bevölkerungspolitik bzw. Rassenhygiene zu, deren prominenteste akademische Gallionsfigur er ab 1907 wurde; 1908 geadelt; trat im 1. Weltkrieg mit rassenhygienischen Gesundheitsprogrammen und exzessiven Siedlungsplänen im Osten hervor; 1919 Mitglied der DNVP in Bayern. Er gab das „Handbuch der Hygiene“ (1911 ff.) heraus; Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1924 deren Präsident) sowie der Öster-

120

Gruber – Günther

reich. Akademie der Wissenschaften; 1917 Mitherausgeber (u. a. mit G. V. BELOW, H. ST. CHAMBERLAIN, HEINRICH CLASS) der Monatsschrift „Deutschlands Erneuerung“ und seit 1922 Mitherausgeber des „Archivs für Rassen- und Gesellschaftsbiologie einschließlich Rassenund Gesellschaftshygiene“. Gruber hatte maßgeblichen Anteil an der Entwicklung der modernen Hygiene. Er war an der Sanitätsgesetzgebung Österreichs und Bayerns beteiligt und beschäftigte sich mit Fragen der Jugenderziehung, Schulhygiene, des Alkoholismus, der Prostitution und Städtesanierung. PUBLIKATIONEN Führt die Hygiene zur Entartung der Rasse? In: Münchner Medizinische Wochenschrift 35 (1903), S. 1713-18, 1781-85 Vererbung, Auslese, Hygiene. In: Deutsche Medizinische Wochenschrift 35 (1909), S. 1993-96, 2049-53 (mit Ernst Rüdin): Fortpflanzung, Vererbung, Rassenhygiene. Illustrierter Führer durch die Gruppe Rassenhygiene der Internationalen Hygiene-Ausstellung 1911 in Dresden, 2. Aufl., München 1911 Ursachen und Bekämpfung des Geburtenrückgangs im Deutschen Reich. München 1914 Völkische Außenpolitik. In: Deutschlands Erneuerung 1 (1917), S. 74-87 Rassenhygiene, die wichtigste Aufgabe völkischer Innenpolitik. In: Deutschlands Erneuerung 2 (1918), S. 17-32 Volk und Rasse. In: Süddeutsche Monatshefte 24 (1927), S. 244-248 LITERATUR Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. v. Wolfgang Eckart; Christopf Gradmann, München 1995, S. 164/65

Deutsche Biographische Enzyklopädie, München/New Providence/London/Paris, 1996, Bd. 4, S. 207 Kudlien, Fridolf: Max von Gruber und die frühe Hitlerbewegung. In: Medizinhistor. Journal 17 (1982), S. 373-389 Lenz, Fritz: Max von Gruber: Wer er war und wie er war. In: Süddeutsche Monatshefte 25 (1927-28), S. 116-120 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 422

Günther, Hans Friedrich Karl, Sozialanthropologe u. Rassentheoretiker, 1891 Freiburg i. Br., † 1968 Freiburg i. Br. Studierte Biologie, Anthropologie und Soziologie in Freiburg und Paris; vor 1930 Schriftsteller, Autor rassistischer und antisemitischer Bücher, Veröffentlichungen u. a. mit E. FISCHER; 19301934 Prof. für Sozialanthropologie an der Universität Jena; 1932 Mitglied der NSDAP, seit 1933 Mitglied im Sachverständigenbeirat für Bevölkerungs- und Rassenpolitik des Reichsministers des Inneren, 1935-1939 Universität Berlin; 1935 Direktor der Anstalt für Rassenkunde, Völkerbiologie und ländliche Soziologie; 1939-1945 Universität Freiburg, 1945-1948 Internierungshaft, danach als Schriftsteller tätig, In seiner Rassentheorie zeichnet sich der nordische Typ als Idealtyp ab, im Gegensatz zum jüdischen Typ („niedrige Rassenmischung, der die Verantwortung für Demokratie, Parlamentarismus und Liberalismus zuzuschreiben ist“); er unterstützte damit die Nürnberger Gesetze (nationalsozialistische Rassenideologie). Seine Sorge um die Rassenreinheit unterstrich er mit der Empfehlung an die „Nordischen“, sich einen Ehepartner der gleichen Rasse zu suchen.

Günther – Gürtler PUBLIKATIONEN Rassenkunde (1922)

des

deutschen

Volkes,

121

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1966 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 271/72, S. 422

Rassenkunde Europas, (1926) Rassenkunde d. jüdischen Volkes, (1930) Die Verstädterung, Ihre Gefahren für Volk und Staat vom Standpunkte der Lebensforschung und der Gesellschaftswissenschaft, (1934) Führeradel durch Sippenpflege, (1936) Das Bauerntum als Lebens- und Gemeinschaftsform, (1939) Gattenwahl zu ehelichem Glück und erblicher Ertüchtigung, (1940) Formen und Urgeschichte der Ehe: Die Formen der Ehe, Familie und Verwandtschaft und die Fragen einer Urgeschichte der Ehe, (1940) LITERATUR Der Griff nach der Bevölkerung, hrsg. von Heidrun Kaupen-Haas, Nördlingen 1986

Wistrich, Robert: Wer war wer im Dritten Reich, München 1983, S. 104/5 (Porträt) Gürtler, Alfred, Österreichischer Nationalökonom, Statistiker und Politiker, 1875 Deutsch-Gabel (Böhmen), † 1933 Graz Jurastudium an den Universitäten Prag, Czernowitz und Graz; 1902 Dr. jur.; seit 1907 Privatdozent an der Grazer Universität; 1911 a. o. Prof.; 1919 o. Prof. für österreichisches Finanzrecht und Statistik; Finanzminister 1921/22; 1928-30 erster Präsident des Nationalrates. In seinen Veröffentlichungen behandelte er Probleme des Arbeitsmarktes, Welthandels und andere ökonomische Themen. PUBLIKATIONEN

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1996, Bd. 4, S. 240

Das Problem des Rhythmus des Arbeitsmarktes und die Methode seiner Erfassung und Darstellung, Graz 1906

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 400/401

Arbeitsvermittlung, Arbeitsstatistik und Vermittlungszwang. In: Der Arbeitsnachweis, Jg. 1, Troppau 1907, S. 274 ff.

Grüttner, Michael: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004, S. 66

Die Volkszählungen Maria Theresias und Joseph II., 1753-1790, Innsbruck 1909

Internationales Soziologenlexikon, Aufl., Bd. I, Stuttgart 1980, S. 160

2.

Klingemann, Carsten: Rassenideologie, Nationalismus und Wissenschaft: Hans F. K. Günther im Urteil von Wilhelm Emil Mühlmann. Dokumente aus dem Nachlaß von Wilhelm Emil Mühlmann. In: Jahrbuch f. Sozialgeschichte, Opladen 1991, S. 278-284

Die Anfänge und die geschichtliche Entwicklung der amtlichen Statistik in Österreich. In: Statistische Monatsschrift, N. F., Jg. 21, Brünn 1916, S. 673 ff. Verlorenes Bauernland (1917) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1996, Bd. 4, S. 246

122

Gürtler – Gütt

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 402/403 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1935 Lebmann, Rosa; Helczmanovszki, Heimold: Auf dem Gebiete der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: Eine Biographie und Bibliographie. Institut f. Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 57 Österreichisches Biographisches Lexikon, 1815-1950, Wien 1959, Bd. 2, S. 102-103 Wer ist’s? Zeitgenossenlexikon, hrsg. v. H. L. Degener, Jg. 1-10, Leipzig 1928, S. 547

Gütt, Arthur Julius, Arzt, Verwaltungsbeamter und Rassenpolitiker, 1891 Michelau (Westpreußen), † 1949 Stade Studium in Königsberg und Greifswald (1911-14, 1917/18); 1919-1925 praktischer Arzt; 1932 NSDAP-Beitritt, seit 1933 Direktor der Gesundheitsabteilung im Reichsinnenministerium und 1933-39 Leiter des Reichsausschusses für Volksgesundheitsdienst im Reichsinnenministerium, zeitweise Chef des SS-Amtes für Bevölkerungspolitik und Erbgesundheitspflege beim Stab Himmlers; Präsident der Staatsmedizinischen Akademie Berlin; beteiligt an der Neuordnung des Gesundheitswesens (1934 Schaffung von staatlichen Gesundheitsämtern) und an sämtlichen rasse- und bevölkerungspolitischen Gesetzen bis 1939 (Nürnberger Gesetze 1935); 1945-49 von den Allierten interniert. PUBLIKATIONEN Rassenpolitische Richtlinien f. nationalsozialistische Freiheitsbewegung (1924)

Die Bedeutung von Blut und Boden für das deutsche Volk (1933) Dienst an der Rasse als Aufgabe der Staatspolitik (1934) Aufbau und Aufgaben des Reichsausschusses f. Volksgesundheitsdienst beim Reichs- und Preuß. Ministerium des Innern. Berlin 1935 Co-Autor (mit Rüdin, E.; Ruttke, F.): Zur Verhütung erbkranken Nachwuchses: Gesetz und Erläuterungen (1935) Bevölkerungspolitik als Aufgabe des Staates. In: Bevölkerungsfragen, hrsg. v. H. Harmsen, F. Lohse (1936) Co-Autor (mit Linden, H.; Maßfeller, F.): Blutschutz- und Ehegesundheitsgesetz, München 1936 Gesundheits- und Ehegesetzgebung im Dritten Reich. In: Volk und Rasse Jg. 11 (1936), S. 321-330 Hrsg.: Handbuch der Erbkrankheiten (1940) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1996, Bd. 4, S. 248 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 404/405 Harmsen, Hans: Arthur Gütt. In: Archiv f. Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik 9 (1939), S. 60 Labisch, A., Tennstedt, F.,: Der Weg zum „Gesetz über die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens“ vom 3. Juli 1934, Teil 2, Düsseldorf 1985, S. 423 f. (P) Ploetz, Alfred: Lebensbild Arthur Gütts. In: ARGB Archiv f. Rassen- und Gesellschaftsbiologie 30 (1936), S. 279-283 Ploetz, Alfred/Ernst Rüdin: Ministerialdirektor Dr. Gütt – 5 Jahre Leiter der Abt. Volksgesundheit des Reichs- und

Gütt – Gunzert Preuß. Ministeriums des Innern. In: ARGB Archiv f. Rassen- und Gesellschaftsbiologie 33 (1939), S. 89 Rüdin, Ernst: Die Bedeutung Arthur Gütts für die Erb- und Rassenforschung und deren praktische Auswertung. In: Der öff. Gesundheitsdienst 4 (1939), S. 897-899 Stockhorst, Erich: 5000 Köpfe. Wer war was im 3. Reich, Kiel 1967, 461 S. Stürzbecher, Manfred: Die gesundheitspolitische Konzeption Arthur Gütts im Jahre 1924. In: Berliner Ärztebl. 84 (1971), H. 21, S. 1076/79 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 272, 422/23 Wistrich, Robert: Wer war wer im Dritten Reich, Frankfurt/Main 1987, S. 135

123

LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1996, Bd. 4, S. 255 Neue Deutsche Biographie, Bd. 7, Berlin 1966, S. 307 f. Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Graz, Köln 1959, Bd. 2, S. 106 Stock, R.; Heilinger, R.; Stock, M.: Personalbibliographien österreich. Persönlichkeiten, Graz 1990, Bd. 5, S. 1738 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 423 Zebrowski, Bernhard: Ludwig Gumplowicz. Eine Bio-Bibliographie, Berlin 1926 (Bio-Bibliograph. Beiträge zur Geschichte der Rechts- und Staatswissenschaften, H. 7)

Gumplowicz, Ludwig, Österreichischer Soziologe und Jurist, 1838 Krakau, † 1909 Graz

Gunzert, Rudolf, Soziologe und Statistiker, 1906 Mannheim, † 1981 Frankfurt/M.

Studierte 1857-60 Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft an den Universitäten in Krakau und Wien (1862 Promotion); Tätigkeit als Anwalt; 1869-74 Redakteur und Herausgeber der radikal-demokratischen Zeitschrift: „Das Land“; 1876 Habilitation in Graz; 1893-1908 Prof. für Staatsrecht an der Universität Graz.

Direktor des Statistischen Amtes in Frankfurt/M.; seit 1954 an der Universität Frankfurt sowie Direktor des Instituts für Sozialforschung; Mitglied im Verband Deutscher Städtestatistiker (1956) und der Akademie für Bevölkerungswissenschaft (1963).

Gumplowicz lehrte die Entstehung des Staates aus dem Kampf ethnischer Gruppen („Rassen“) um die Herrschaft. Er gilt als Mitbegründer der deutschen Soziologie. PUBLIKATIONEN Rasse und Staat (1875) Der Rassenkampf (1883) Grundriß der Soziologie (1885)

Gunzert war Autor vieler Werke zur Städtestatistik, zum Wohnungswesen, zur Bevölkerungskonzentration, Binnenwanderung, zu Verkehrsunfällen und Volkszählungsmethoden in Deutschland. PUBLIKATIONEN Frankfurts Wohnungen und ihre Bewohner (1953) Innerstädtische Wanderungen. In: IUSSP, International Population Conference, Vienna 1959, Contributed Papers (1959), S. 631-639

124

Gunzert – Guth

LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 401 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1980, S. 757 Who’s Who in Europe, 1972

Guradze, Hans, Statistiker, lau, † 1930

1875 Bres-

Studium der Mathematik, Naturwissenschaften und Philosophie in Breslau und Freiburg; 1900 Promotion; danach Studium der Nationalökonomie und Statistik in Berlin; 1906-08 Assistent am Statistischen Amt in Königsberg; seit 1908 im Amt für Statistik in Berlin tätig; seit 1919 Dozent an der Verwaltungsakademie Berlin. Seine Veröffentlichungen beinhalten Analysen zur Bevölkerungsentwicklung und Säuglingssterblichkeit. PUBLIKATIONEN Die Bevölkerungsentwicklung nach dem Kriege, Stuttgart 1919 Bevölkerungsbewegung und Bevölkerungsstand. In: Handwörterbuch d. Sexualwissenschaft, Bonn 1923, S. 36-41 Frauenüberschuß in Europa. In: Allgemeines Statistisches Archiv, Bd. 16 (1927), S.437-442

Guth, Hans, schweizer Statistiker und Demograph, 1913 Zürich, † n. e. Studium an der Universität Zürich; seit 1945 im Statistischen Amt des Kanton Zürich, von 1952-1962 Leiter des Stat. Amtes in Basel, tätig an der Universität Basel seit 1957, 1966 Ordinarius für Statistik, Präsident des Verwaltungsrates einer Baseler Bank seit 1967, Vorstandsmitglied der Schweizer Gesellschaft für Statistik und Volkswirtschaft und im Präsidium der Basler Statistisch-Volkswirtschaftlichen Gesellschaft tätig. PUBLIKATIONEN Das Betätigungsfeld der Nationalökonomie im Lichte der Volkszählung 1941. In: Schweizerische Zeitschrift für Volkswirtschaft und Statistik 4/5 (1949) Die Juden in der Schweiz im Spiegel der Bevölkerung (1954) Das Wachstum der Weltbevölkerung (1958) Vom Altersaufbau und den alten Leuten. In: Wirtschaft und Verwaltung 4 (1961) Co-Autor: Die alten Leute im Kanton Basel-Stadt (1963) Sources of Jewish Demographic Statistics in Switzerland. In: Moshe Davis und Max Gottschalk (Hrsg.): La Vie Juive dans l’Europe Contemporaine (1965) Entwicklungstendenzen der Bevölkerung (1970)

LITERATUR

LITERATUR

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 402

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 403

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1926

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1983

Wer ist’s? Zeitgenossenlexikon, hrsg. v. H. L. Degener. Jg. 1-10, Leipzig 1928, S. 551

Who’s Who in Europe, (1983) Who is Who in Switzerland, Genf 1966/ 67, S. 254

Häpke – Hain

125

H Häpke, Rudolf, Wirtschaftshistoriker, 1884 Bremen, † 1930 Marburg

Methode, einer hochentwickelten Komponentenmethode.

Studium der Geschichte und Nationalökonomie in Bonn, München und Berlin; 1907 Dr. phil.; 1914 Habilitation in Berlin, danach Privatdozent; 1923 Prof. für Neuere Geschichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte in Marburg. Häpke arbeitete auch zu Problemen der holländischen Wirtschaft.

PUBLIKATIONEN

PUBLIKATIONEN Ernährungsprobleme in der Geschichte. In: Schmollers Jahrbuch, 34, (1921) Die Bevölkerung des Mittelalters und der Neueren Zeit bis Ende des 18. Jahrhunderts in Europa. In: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 2, (1924), S. 670-687 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 420 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 192 Weber, Wolfgang: Biographisches Lexikon zur Geschichtswissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Frankfurt a. M., Bern, New York 1984, S. 197/98 Hage, Friedrich, Mathematiker und Statistiker, 1890 , † 1966 Ab 1920 am Statistischen Reichsamt in Berlin tätig, Regierungsrat, Hage nutzte Statistiken über die eheliche Fruchtbarkeit, um analytische Methoden ähnlich der Kohortenanalyse zu entwickeln. Er verbesserte die Bevölkerungsprognose mit Hilfe der sogenannten biologischen

Die Vorausberechnung der Bevölkerung. In: Deutsches Statistisches Zentralblatt, (1931) Steigende Gebärfreudigkeit. Zu den Vorschlägen Reicherts über die Bestimmung des inneren Wertes der Geburtenziffer. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 27 (1937/38), S. 443-447 Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung unter besonderer Berücksichtigung der Fortplanzungsstatistik. In: Friedrich Burgdörfer, Die Statistik in Deutschland nach ihrem heutigen Stand, (1940) Die unterschiedliche Fruchtbarkeit der Ehejahrgänge im Zeitraum von 1947 bis 1956. In: Wirtschaft und Statistik, 10, (1958), S. 501-506 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 408

Hain, Joseph, Österreichischer Statistiker, 1809 Brunnersdorf b. Kaaden (Böhmen), † 1852 Wien Studium der Philosophie und Mathematik in Wien; danach 20 Jahre im Armeedienst (1828-1848); seit 1849 als Ministerialsekretär und Statistiker in Wien in hervorragender Weise an CZÖRNIGS (Direktor der amtlichen Statistik in Österreich) Tafeln zur Statistik des Kaiserstaats sowie an der Herstellung der großen Ethnographie von Österreich u. an der Herausgabe der „Statistischen

126

Hain – Hanssen

Mitteilungen“ beteiligt. Sein „Handbuch der Statistik des Österreichischen Kaiserstaates“ ist das erste umfassende statistische Werk über Österreich auf wissenschaftlicher Grundlage. PUBLIKATIONEN Handbuch der Statistik des Österreichischen Kaiserstaates, 2 Bde., 1852-53 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig 1879, Bd. 10, S. 391-392 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1996, Bd. 4, S. 337 Dictionary of Demography, Biographies, William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 410 Lebmann, Rosa; Helczmanovszki, Heimold: Auf dem Gebiete der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher. Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 58 Österreichisches Biographisches Lexikon, 1815-1950, Wien 1959, Bd. 2, S. 151

Hansen, Georg Thomas, Statistiker und Historiker, 1852, † 1901 1874 Studium der Philologie in Jena, Militärdienst; 1876 Studium der Geschichte in Berlin (u. a. bei DROYSEN), später in Bonn und München; 1881 Promotion, anschließend Hilfsarbeiter im Kgl. bayr. Allg. Reichsarchiv; 1885 Sekretär im Münchner Kreisarchiv; 1889 Vorstand des Kgl. Kreisarchivs in Neuburg a. d. Donau; ab 1893 wieder in München. Seine „Anti-Stadt“-These ist viel diskutiert worden. In seiner Veröffentlichung

beschreibt er die Migration der Bauern in die Stadt und die damit verbundene Entstehung einer „neuen“ Stadtbevölkerung, die sich aber nach zwei bis drei Generationen zu einem „stagnierenden“ Proletariat entwickelt. PUBLIKATION Die drei Bevölkerungsstufen: Ein Versuch, die Ursachen für das Blühen und Altern der Völker nachzuweisen, (1889, 2. Aufl. 1915) LITERATUR Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog, 8, Berlin 1905, S. 371-373 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 418

Hanssen, Georg, Nationalökonom, Agrarhistoriker, 1809 Hamburg, † 1894 Göttingen Studierte in Heidelberg, Kiel und Göttingen Rechts- und Staatswissenschaften; 1831 Promotion; 1833 Privtdozent für Nationalökonomie und Statistik an der Universität Kiel; 1837 Prof. für Agrargeschichte an Universität Kiel; 1842 Universität Leipzig; 1848 Prof. für Nationalökonomie an der Universität Göttingen; 1860 Universität Berlin; 1862 Ordentliches Mitglied der Berliner Akademie; seit 1869 in Göttingen. Er war Herausgeber des „Archivs für politische Ökonomie“. In seinen Arbeiten widmete er sich besonders dem Gebiet der Wirtschaftsgeschichte. PUBLIKATIONEN Historisch-statistische Darstellung der Insel Fehmarn, Altona 1832 Das Amt Bordesholm im Herzogthum Schleswig, eine statistische Monographie auf historischer Grundlage, Kiel 1842

Hanssen – Harmsen Gutachten über die Verbesserung des Volkszählungswesens im Königreich Hannover, (1850) Die Nationalitäts- und Sprachverhältnisse des Herzogthums Schleswig. In: Zeitschrift f. d. gesamte Staatswissenschaft, Bd. XXXIV, Tübingen 1878 Agrarhistorische Abhandlung, mehrbändig, Leipzig 1880-84 LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1996, Bd. 4, S. 377 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1924, S. 150/51 (Meitzel) Hartkopf, Werner: Die Akademie der Wissenschaften der DDR, Biographischer Index, Berlin 1983 Lebenserinnerungen des Agrarhistorikers und Nationalökonomen, hrsg. von seinem Sohn Hermann Hanssen, Leipzig 1910 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 423 Harmsen, Hans, Arzt und Bevölkerungspolitiker, 1899 Berlin-Charlottenburg, † 1989 Bendestorf (bei Hamburg) 1919-1923 Studium der Medizin in Berlin, Marburg und München; 1924 Approbation; Schüler von A. GROTJAHN (Promotion in Berlin zum Dr. med. über „Die französische Sozialgesetzgebung im Dienste der Bekämpfung des Geburtenrückganges“); 1926 Promotion in Marburg zum Dr. phil.; 1926-38 Leitender Arzt des Gesundheitswesens und Geschäftsführer des „Gesamtverbandes der deutschen evangelischen Heil- und Pflegeanstalten der Inneren Mission in Berlin-Dahlem“; beteiligt an der Durchsetzung der Sterilisationspolitik in den An-

127

stalten der Inneren Mission; ab 1926 Leitung d. Bevölkerungswissenschaftlichen Arbeitskreises d. Deutschen Schutzbundes für das Grenz- und Auslandsdeutschtum, ab 1934 des Volksbundes für das Deutschtum im Ausland; 1931 Gründung des Archivs für Bevölkerungspolitik, Sexualethik und Familienkunde, (ab 1934 Archiv für Bevölkerungswissenschaft u. Bevölkerungspolitik); 1931-1937 Leitung der Fachkonferenz für Eugenik und ab 1933 des Ausschusses für Rassenhygiene und Rassenpflege; 1939 Habilitation u. Mitglied d. Hygiene-Instituts Berlin, Militärarzt im 2. Weltkrieg (Nordafrika); 1945-1967 Aufbau und Leitung der Akademie für Staatsmedizin in Hamburg; 1946-1969 Professor für Hygiene und Vorbeugungsmedizin an der Univer-sität Hamburg und Direktor des Hygienischen Instituts der Stadt Hamburg; 1948 Gründungsmitglied des „Internat. Verbandes f. Familienplanung“; 1952 Gründer der deutschen Unterorganisation Pro Familia. Harmsen war u. a. Herausgeber der Zeitschrift „Städtehygiene“ (1950-1973) und der Schriftenreihe „Zur Entwicklung und Organisation des Gesundheitswesens in der DDR unter Mitberücksichtigung der UdSSR und osteuropäischen Volksdemokratien“ (1955-1978/79); Gründungsmitglied und Präsident der Dt. Gesellschaft f. Bevölkerungswissenschaft; ab 1953 Präsident der Deutschen Akademie für Demographie an der Universität Hamburg (bis 1975). 1963 leitete er den Arbeitsausschuss „Bevölkerung und Familie“ in der Deutschen Zentrale für Volksgesundheitspflege in Frankfurt und war Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates des Bundesministeriums für Familie und Jugend, 1962-1969 Vizepräsident; Präsident der Deutschen Sektion der Forschungsstelle des Weltflüchtlingsproblems (AWR); ab

128

Harmsen

1969 Präsident des Internationalen AWR. Harmsen erhielt 1970 das große Bundesverdienstkreuz. In seinen Veröffentlichungen setzte er die Schwerpunkte auf Geburtenkontrolle, Stadthygiene und Familiensoziologie. In den 20ern, als sich die europ. Demographen um die Überbevölkerung sorgten, schrieb er ein Buch über Geburtenrückgang in Frankreich u. mögliche Auswirkungen auf Deutschland.

Aufbau und Wandlungen des deutschen Volkskörpers. In: F. A. Six (Hrsg.): Handbuch des Großdeutschen Reiches, Berlin 1944, S. 463-479

Sein Buch über Bevölkerungspolitik (1931) befaßt sich nicht nur mit Bevölkerungszahlen, sondern auch mit den Konsequenzen unterschiedlicher Geburtenzahlen verschiedener sozialer Schichten.

Internhygiene und Empfängnisverhütung, (1981)

Harmsen war Anhänger einer bevölkerungspolitischen Katastrophentheorie; vertrat im Rahmen der Diakonie das Konzept einer eugenisch ausgerichteten Wohlfahrtspflege und organisierte die Mitwirkung der Diakonie an dem späteren „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“, das die Zwangssterilisation behinderter Menschen vorsah. Nach dem Krieg betrieb er die Reetablierung der Bevölkerungswissenschaft und -politik in der BRD.

Die Integration Heimatloser Ausländer und Nichtdeutscher Flüchtlinge in Westdeutschland, (1958) Geburtenregelung und Eugenik, (1959) Soziale (1976)

Dienste

für

Spätaussiedler,

Schriftenreihe zur Entwicklung und Organisation des Gesundheitswesens in der DDR unter Mitberücksichtigung der UdSSR und Osteuropäischer Volksdemokratien, Bde. 1-83, (1955-80) Die Aussiedler in der Bundesrepublik Deutschland, Bd. 2: Anpassung, Wandlung, Eingliederung, (1982) Deutsche Spätaussiedler-Erfolge bei ihrer Integration. In: Sabine Rupp; Karl Schwarz (Hrsg.): Beiträge aus der bevölkerungswissenschaftlichen Forschung: Festschrift für Hermann Schubnell, Boppard 1983, S. 545-559

PUBLIKATIONEN

LITERATUR

Bevölkerungsprobleme Frankreichs unter besonderer Berücksichtigung des Geburtenrückgangs als entscheidendem Wirtschaftsfaktor, Berlin 1926

100 Jahre Sozialhygiene, Sozialmedizin und Public Health in Deutschland, hrsg. von Udo Schagen, Sabine Schleiermacher, Institut für Geschichte der Medizin der Charité, Berlin 2005 (CD)

Die Deutsche Bevölkerungsfrage im Europäischen Raum, (1929) Praktische Bevölkerungspolitik: Ein Abriss Ihrer Grundlagen, Ziele, und Aufgaben, Berlin 1931 Bevölkerungspolitik u. Rassenpflege des Nationalsozialismus. In: Archiv f. Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik 3 (1933), S. 3-12 (mit F. Lohse, Hrsg.): Bevölkerungsfragen, München 1936

Arnold, Hermann: Bevölkerungswissenschaft 1952-1995, Vom Niedergang einer politiknahen Disziplin, Landau 1996 Der Griff nach der Bevölkerung, hrsg. v. Heidrun Kaupen-Haas, Nördlingen 1986 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 422 Klee, Ernst: Was sie taten – Was sie wurden, Frankfurt/Main 1986

Harmsen – Hasse Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt/Main 2003, S. 227 Schleiermacher, Sabine: Experte und Lobbyist für Bevölkerungspolitik. Hans Harmsen in Weimarer Republik, Nationalsozialismus und Bundesrepublik. In: Experten und Politik: Wissenschaftliche Politikberatung in geschichtlicher Perspektive. (Hrsg.): Stefan Fisch, Wilfried Rudloff. Berlin 2004, 211-238 Schubnell, Hermann (Hrsg.): Alte und neue Themen der Bevölkerungswissenschaft-Festschrift für Hans Harmsen, Schriftenreihe des BiB, Bd. 10, Wiesbaden 1981 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis ?, Opladen 1998, S. 272/273, 423 Hartke, Wolfgang, Geograph, Bonn, † 1997 München

1908

Hartke studierte zunächst in Berlin Geographie, Geschichte und Germanistik, dann in Genf Geographie, Staats- und Sozialwissenschaften, Psychologie und Romanistik und ab 1928 erneut in Berlin, Tätigkeit beim Internationalen Arbeitsamt in Genf Ende der 20er/Anfang der 30er Jahre, 1932 erfolgte die Promotion, vorübergehend war er als Hilfsassistent in der Abteilung Kolonial- und Überseegeographie in Berlin tätig, 1933 übernahm er als Mitarbeiter des „Atlas des deutschen Lebensraumes“ Untersuchungen über ländliche Neusiedlungen. 1937 wurde er Hilfsassistent bei Behrmann in Frankfurt. 1938 Habilitationsschrift über Pendlerbeziehungen im Rhein-Main-Gebiet; ab 1949 war er Prof. in Frankfurt a. M. und 1952-1973 Professor für Geographie an der TU München. Hartke wurde mit seinen Arbeiten zum Begründer der „Frankfurter Schule“ der deutschen Sozialgeographie. Diese empi-

129

risch ausgerichtete, Indikatoren nutzende Sozialgeographie stellte gruppenspezifische Werthaltungen und daraus resultierende Aktivitäten als entscheidende Ursachen der räumlichen Differenzierung v. Kulturlandschaften heraus. Eine nachhaltige Wirkung hatten die von Hartke in diesem Zusammenhang eingeführten Begriffe Sozialbrache und Aktionsraum. PUBLIKATIONEN Kulturgeographische Wandlungen Nordostfrankreich (1932)

in

Das Arbeits- und Wohnortsgebiet im Rhein-Mainischen Lebensraum (1938) Die soziale Differenzierung der AgrarLandschaft im Rhein-Main-Gebiet (1953) Die Sozialbrache als Phänomen der geographischen Differenzierung der Landschaft (1956) Die Hütekinder im Hohen Vogelsberg. Der geographische Charakter eines Sozialproblems (1956) Gedanken über die Bedeutung von Räumen gleichen sozialgeographischen Verhaltens (1958) LITERATUR Lexikon der Geographie, Berlin, Heidelberg 2002

Hasse, (Traugott) Ernst (Friedrich), Nationalökonom, Statistiker und Publizist, 1846 Leutlitz b. Wurzen, † 1908 Leipzig Studium der Theologie, Rechts- u. Staatswissenschaften in Leipzig; Mitarbeiter am Statistischen Seminar von ERNST ENGEL in Berlin; 1875-1908 Direktor des Statistischen Büros in Leipzig; lehrte seit 1886 Statistik und Kolonialpolitik (seit 1888) an der Universität Leipzig; gründete 1878 den „Leipziger Verein für Handelsgeographie und Colonialpolitik“, der

130

Hasse – Hassel

als Verfechter seiner Meinung auftrat (Bevölkerungsüberschuß in deutschen Siedlungsgebieten wünschenswert); war Vorstandsmitglied der Deutschen Kolonialgesellschaft und Mitbegründer des „Alldeutschen Verbands“ (seit 1893 Vorsitzender); 1893-1903 nationalliberaler Reichstagsabgeordneter; war 1904 erster Vorsitzender des „Verbandes der Deutschen Städtestatistiker“.

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1924, S. 926 Hruschka, Erhard: 125 Jahre Statistisches Amt der Stadt Leipzig – Bedeutende Amtsleiter (1992) Meyer, Maximilian, Die deutsche Städtestatistik in ihren Vertretern, Nünberg 1938, S.113/114 Neue Deutsche Biographie, Bd. 8, Berlin 1969, S. 39-40

PUBLIKATIONEN Über fakultative Sterilität, Berlin 1885 Die Organisation der amtlichen Statistik, Leipzig 1888 Die Intensität großstädtischer Menschenanhäufungen. In: Stat. Archiv, II. Jg., Tübingen 1891/92 Beiträge zur Bevölkerungs- und Wohnungsstatistik von Leipzig: Die Stadt Leipzig in hygienischer Beziehung, Leipzig 1892 Die statistische Erfassung der Deutschen. In: Deutsche Erde I, S. 65-68 (1902) Die Besiedlung des deutschen Volksbodens, München 1905 Deutsche Politik, 2 Bde., 1905-1908 (eine frühe Darlegung des nationalistischen, rassistischen und imperialistischen Deutschlands vor dem I. Weltkrieg) Die Zukunft des deutschen Volkstums, München 1907 LITERATUR

Hassel, Johann Georg Heinrich, Statistiker, Geograph, 1770 Wolfenbüttel, † 1829 Weimar Aufgewachsen in Wolfenbüttel und Helmstadt wurde Hassel Amtsaktuar. Er verfasste zusammen mit KARL BEGE die zweibändige „Geographisch-statistische Beschreibung der Fürstenthümer Wolfenbüttel und Blankenburg (1802/03)“, die wichtigste Landesbeschreibung des Herzogtums in der napoleonischen Zeit. 1809 wurde er Direktor des Statistischen Büros des Kgr. Westfalen. Hier gab er statistische Werke und allg. Landesbeschreibungen heraus. Nach Auflösung des Kgr. Westfalen 1815 war er Privatgelehrter in Weimar. PUBLIKATIONEN Statistischer Umriß der sämmtlichen europäischen Staaten in Hinsicht ihrer Größe, 1. Teil, die statistische Ansicht und Spezialstatistik von Mitteleuropa, 2. H. (1805) Allgemeines Europäisches Staats- und Adreß-Hdb. für das Jahr 1816, 2 Bde. 1816-1818

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1996, Bd. 4, S. 426

Statististischer Umriß der sämmtlichen, europäischen und der vornehmen außereuropäischen Staaten in Hinsicht auf Entwicklung …, 3. H. 1823/24

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 426

LITERATUR Braunschweigisch-Biographisches Lexikon 19./20. Jh., Hannover 1996, S. 250/51

Hassinger – Haufe Hassinger, Hugo, österreichischer Geograph, 1877 Wien, † 1952 Wien Nach seiner Promotion bei PENCK 1902 in Wien ging Hassinger zunächst in den Schuldienst. 1914 erfolgte die Habilitation, danach führte ihn seine akademische Laufbahn nach Basel (1918), Freiburg (1927) und Wien (1931-1950). Hassinger war Mitglied der österreichischen Akademie der Wissenschaften (1931) und Präsident der Geographischen Gesellschaft Wien (1937-1951). Der räumliche Schwerpunkt seiner Arbeiten als Anthropogeograph lag auf Österreich und den Donauländern, er verfasste aber auch wissenschaftstheoretische Beiträge. Sein wichtigstes Werk – „Die geographischen Grundlagen der Geschichte“ (1931) – stellt eine Gegenposition zu der damals herrschenden geodeterministischen Sichtweise innerhalb der Geographie dar. PUBLIKATIONEN Die geographischen Grundlagen der Geschichte (1931) Allgemeine Geographie des Menschen (1938) LITERATUR Lexikon der Geographie, Heidelberg, Berlin 2002 Neue Deutsche Biographie, Bd. 8, Berlin 1969, S. 49-51

Haufe, Helmut, Soziologe, Bevölkerungsgeograph, 1906 Leipzig, † 1943 Ostfront Tätig an der Universität Wien, Assistent von G. IPSEN in Leipzig, Königsberg und Wien; 1936 Habilitation. Sein Schaffen hatte starken Einfluß auf die moderne Sozial- und Bevölkerungsgeschichte und Bevölkerungssoziologie im Zusammenhang mit der Bevölkerungslehre IPSENS.

131

PUBLIKATIONEN Bevölkerung. II. Bevölkerungszahlen.1. Faktoren der Bevölkerung. 2. Die Entwicklung in Stadt und Land. In: Handwörterbuch des Grenz- und Auslandsdeutschtums. 1. Bd., Breslau 1933, S. 463-466 Die nordostdeutsche Bevölkerungsbewegung 1817-1933. In: Archiv für Bevölkerungswissenschaft (Volkskunde) und Bevölkerungspolitik 5 (1935), S. 319-387 Deutsches Volkstum in der Bevölkerungsentwicklung des östlichen Mitteleuropas, Berlin/Stuttgart 1935 Die Bevölkerung Europas: Stadt und Land im 19. und 20. Jahrhundert, Berlin 1936 Die Wandlung der Volksordnung im rumänischen Altreich: Agrarverfassung und Bevölkerungsentwicklung im 19. und 20. Jahrhundert, (1939) Die skandinavische Landbevölkerung im Zeitalter der Industrialisierung In: Archiv für Bevölkerungswissenschaft, 9 (1939), S. 214-216 Methoden der Wanderungsforschung in USA. In: Archiv für Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik 9 (1939), S. 53-56 LITERATUR Archiv für Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik, 1942, S. 390 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 427 Körrer, Karin: Die zwischen 1938 und 1945 verstorbenen Mitglieder des Lehrkörpers an der Universität Wien, Univ.Diss, Wien 1981 Stock, R.; Heilinger, R.; Stock, M.: Personalbibliographien österreichischer Persönlichkeiten, Graz 1990, Bd. 6, S. 1976

132

Haufe – Hazzi

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 423/24 Haushofer, Karl Ernst, Militär, Geograph und Geopolitiker, 1869 München, † 1946 Hartschimmelhof b. Pähl (Oberbayern) Besuch der bayerischen Kriegschule und Kriegsakademie; seit 1899 Generalstabsoffizier und seit 1903 Dozent der Kriegsgeschichte an der Kriegsakademie; 1913 Promotion in München; als Armeeoffizier (bayr. Generalmajor) in Japan stationiert; 1919 promoviert, 1921 Prof. für Geographie an der Universität München; 1924 Gründer und Herausgeber (bis 1944) der „Zeitschrift für Geopolitik“, 1925 Leiter der prakt. Abt.; 1933 o. Prof. (Erdkunde, Geopolitik, Wehrkunde, Ostasienkunde, Japanologie); 1934-37 Präsident der Deutschen Akademie in München und 1938-41 Präsident des Volksbundes für das Deutschtum im Ausland (VDA). Haushofer war Lehrer und Freund von RUDOLF HESS. Er prägte den Begriff „Lebensraum“ und gilt als Begründer der Geopolitik in Deutschland. PUBLIKATIONEN Japan und die Japaner (1923) Geopolitik des Pazifischen Ozeans: Studien über die Wechselbeziehungen zwischen Geographie und Geschichte (1924, 3. Aufl. 1938) Grenzen in ihrer geographischen und politischen Bedeutung, Berlin 1927 Wehr-Geopolitik: Geographische Grundlagen einer Wehrkunde (1932; 5. Aufl. 1941) Der nationalsozialistische Gedanke in der Welt (1933)

LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1996, Bd. 4, S. 450 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 428 Jacobsen, Hans-Adolf: Karl Haushofer – Leben und Werk, 2 Bde., Boppard 1979 Lexikon der Geographie, Heidelberg, Berlin 2002 Matern, Rainer: Karl Haushofer und seine Geopolitik in den Jahren der Weimarer Republik und des Dritten Reiches. Diss., Karlsruhe 1978 Neue Deutsche Biographie, Bd. 8, Berlin 1969, S. 121 f. vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 424 Wistrich, Robert: Wer war wer im Dritten Reich, Frankfurt/Main 1987, S. 148/49 Hazzi, Joseph von, Statistiker und Agrarpolitiker, 1768 Abensberg, † 1845 Elkofen b. Grafing Reformer u. Förderer der bayerischen Landwirtschaft. Ursprünglich Jurastudium, dann 1792 Hofkammer- und Fiskalrat in München. 1799 als Regierungsrat der Generallandesdirektion vergeblich bemüht um den Bau des Main-DonauKanals. Ab 1811 fast ausschließlich Beschäftigung mit der Agrarpolitik. PUBLIKATIONEN Statistische Aufschlüsse über das Herzogthum Baiern, 4 Bde., Nürnberg 1805 LITERATUR

Erdkunde, Geopolitik und Wehrwissenschaften (1934)

Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 4, S. 463

Das Reich: Großdeutsches Werden im Abendland (1943)

Süddeutsche Zeitung, 21.8.2002, S. 33 (Porträt)

Heberle – Hecke Heberle, Rudolf, Soziologe, Lübeck, † 1991 Louisiana (USA)

1896

1915-19 Soldat; anschl. Studium an den Universitäten Göttingen, Königsberg, Freiburg, Marburg und Kiel; 1923 Promotion für Nationalökonomie als Schüler von BERNHARD HARMS; 1923-26 Assistent am Inst. für Ostdeutsche Wirtschaft in Königsberg; 1926-29 Research Fellow der Rockefeller Found. mit Aufenthalten in England, USA; 1929-38 Privatdoz. für Soziol. an der Univ. Kiel; 1938 Emigration in die USA; 1938-63 Prof. für Soziologie an der State University of Louisiana, Baton Rouge. Er entwickelte eine der wenigen allgemeinen Theorien zum Phänomen der Wanderungen, Arbeitsgebiete: Bevölkerungssoziologie, insbesondere Binnenwanderung und internationale Wanderungen.

133

Landbevölkerung u. Nationalsozialismus, Schriftenreihe der Vj.-Hefte f. Zeitgeschichte, (1963) Soziologische Lehr- u. Wanderjahre. In: Kölner Zeitschr. f. Soziologie 28 (1976), S. 197-211 LITERATUR American Men and Women of Science: Social and Behavioral Sciences, 12 th ed. (1973) Cahnman, Werner J.: Heberle, Rudolf. In: Internat. Soziologenlexikon. 2. Aufl., Bd. II, Stuttgart 1984, S. 342 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London S. 430

PUBLIKATIONEN

Fechner, Rudolf: In memoriam Rudolf Heberle (3.7.1896-20.4.1991). In: Kölner Zeitschr. für Soziologe 43 (1991), S. 608610

Über die Mobilität der Bevölkerung in den Vereinigten Staaten (1929)

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1980

Soziologische Theorie der Geburtenbeschränkung. In: Harmsen/F. Lohse: Bevölkerungsfragen, München 1936, S. 276-82

The Contribution of Rudolf Heberle to Sociology. Sonderheft von Sociological Spectrum. New York 1983

Die Untersuchung der Binnenwanderungen in Schweden und die künftige deutsche Wanderungsstatistik. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 26 (1936/1937), S. 339-343 Wirtschaftl. und gesellschaftl. Ursachen d. Geburtenrückganges. In: Archiv f. Bevölkerungswiss. und Bevölkerungspol. 7 (1937), S. 1-33 (mit Meyer, Fritz): Die Großstädte im Strom der Binnenwanderung, Leipzig 1937 Social Movements. An Introduction to Political Sociology, 1951, 1970 (dt.: Hauptprobleme der Politischen Soziologie, (1967)

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S 349/51 Hecke, Wilhelm, Österreichischer Statistiker und Jurist, 1869 Friedland (Deutschböhmen), † 1945 Wien Sohn eines Baudirektors; humanistisches Gymnasium in Reichenberg (Böhmen), danach Jura-Studium an der deutschen Universität in Prag und an der Universität in Leipzig; Promotion zum Dr. jur. in Prag; 1893-1909 tätig beim Wiener Magistrat; ab 1909 Beamter der Statist. Zentralkommission in Wien und tätig am österreichischen Bundesamt für Statistik in Wien (1921-1938); Hofsekretär, Regierungsrat, Hofrat; Leiter der Abt. für

134

Hecke – Heinel

Bevölkerungsstatistik und der Volkszählungen 1910 und 1923. In seinen Veröffentlichungen befaßte er sich mit der Methodik von Volkszählungen, der ethnischen Struktur Österreichs und dem Geburtenrückgang. PUBLIKATIONEN

Die Unehelichen in Österreich. In: Harmsen, Hans und Lohse, Franz: Bevölkerungsfragen, München 1936, S. 338-342 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 431

Die Sterblichkeit an Tuberkulose und Krebs in Wien im Jahre 1904, nach Berufen, (1907)

Exner, Gudrun; Kytir, Josef; Pinwinkler, Alexander: Bevölkerungswissenschaft in Österreich in der Zwischenkriegszeit (1918-1938): Personen, Institutionen, Diskurse, Wien, Köln, Weimar 2004, S. 55 ff.

Die Methode und Technik der Österreichischen Volkszählungen. In: Statistische Monatsschrift, N. S., 17, (1912)

Geschichte und Ergebnisse der zentralen amtlichen Statistik in Österreich 18291979 (Festschrift) (1979)

Volksvermehrung, Binnenwanderung und Umgangssprache in Österreich, (1914)

Lebmann, Rosa; Helczmanovszki, Heimold: Auf dem Gebiete der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher. Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 59-68

Städtische Sozialpolitik: Wien im Vergleiche mit anderen Städten, (1906)

Die Verschiedenheit der Deutschen und Slawischen Volksvermehrung in Österreich, (1916) Bevölkerungspolitische Aufgaben Österreichs. In: Österreichische Rundschau, Bd. 54 (1918), Heft 6, S. 251-259 Wachstum und Berufsgliederung der Bevölkerung, (1919) Gedanken zur Übervölkerungsfrage Österreichs. In: Mitteilungen der Österreichischen Gesellschaft für Bevölkerungspolitik, Heft 2 (1921) Der Geburtenrückgang und seine Folgen, (1923) Fürsorgeforderungen aus der Bevölkerungsverteilung. In: Mitteilungen der Österreichischen Gesellschaft für Bevölkerungspolitik, Heft 3 (1924) Die Bevölkerungsfrage, eine Lebensfrage Österreichs, (1929) Die Unehelichen in Österreich. In: Mitteilungen der Österreichischen Gesellschaft für Bevölkerungspolitik, Heft 9 (1930)

Heinel, Eberhard, Statistiker, Berlin., † n. e.

1900

Tätig am Statistischen Reichsamt in Berlin; arbeitete 1949-1958 im Statistischen Landesamt Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf; Heinel beschäftigte sich mit der Analyse der deutschen Familie während der Phase des Geburtenrückgangs. PUBLIKATIONEN Die Bevölkerungsbewegung im Deutschen Reich in der Kriegs- und Nachkriegszeit, Berlin 1927 Die Deutschen Familien nach der Volkszählung 1933. In: Wirtschaft und Statistik, Special Issue, Nr. 15, 1935 Die familienstatistischen Ermittlungen bei der letzten Volkszählung (1933). In: Archiv für Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik 7, 1937, S. 347-359

Heinel – Hermann

135

Familien- und Haushaltsstatistik. In: Burgdörfer, Friedrich (Hrsg.): Die Statistik in Deutschland nach ihrem heutigen Stand, 2 Bde., Berlin 1940, S. 191-206

Vorstellung des Konsumenten über Gebrauchswert und Nützlichkeit eines Gutes abhängig sei.

LITERATUR

Staatswirthschaftliche Untersuchungen über Vermögen, Wirthschaft, Produktivität der Arbeiten, Kapital, Preis, Gewinn, Einkommen und Verbrauch, München 1832

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 433

Hermann, Friedrich Benedikt Wilhelm von, Ökonom und Statistiker, 1795 Dinkelsbühl, † 1868 München Studierte in Erlangen und Würzburg Mathematik und Kameralwissenschaften; habilitierte sich 1823, war dann Privatdozent an der Universität Erlangen; Prof. für Mathematik am Gymnasium und an der polytechnischen Schule zu Nürnberg; 1827 Prof. für Technologie und Staatswirtschaft an der Universität München; 1835 Mitglied der Bayrischen Akademie der Wissenschaften; 1839 Direktor des Bayrischen Stat. Landesamtes, edierte die „Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern“ (1850-67); 1845 Ministerialrat im Ministerium des Innern; 1850 Vorstand des Statistischen Büros (seit 1839 Mitglied); 1855 zum Bayrischen Staatsrat ernannt. Hermann betätigte sich besonders auf d. Gebiet d. Bevölkerungsstatistik. Sein Hauptwerk „Staatswissenschaftliche Untersuchungen“ (1832 fertiggestellt, nicht vor 1870 veröffentlicht) hatte großen Einfluß auf zeitgenössische Ökonomie und Statistik. Er ging davon aus, daß zwei Triebkräfte das wirtschaftliche Handeln bestimmen: der Eigennutz und der Gemeinsinn und eliminierte die Auffassung der klassischen bürgerlichen politischen Ökonomie, wonach der Wert durch die Quantität menschlicher Arbeit bestimmt ist. Hermann ersetzte die Arbeitswerttheorie durch die These, daß der Wert von der

PUBLIKATIONEN

Abhandlung über den gegenwärtigen Zustand des Münzwesens in Deutschland, Heidelberg 1834 Über die Bewegung der Bevölkerung im Königreiche Bayern (1853) Über die Gliederung der Bevölkerung des Königreichs Bayern (1855) LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 12, Leipzig 1880, S. 170-174 Behrens, F.: Grundriß der Geschichte der politischen Ökonomie, Bd. III, Berlin 1979 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 441 Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Bd. 5, Stuttgart, S. 118-119 Handwörterbuch d. Staatswissenschaften, Bd. 5, Jena 1923, S. 254/55 Helferich, J. v.: Wilhelm von Hermann als nationalökonomischer Schriftsteller. In: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, Tübingen 1878 Krause, W./Rudolph, G.: Grundlinien des ökonomischen Denkens in Deutschland 1848 bis 1945, Berlin 1980 Kuczynski, J.: Die Geschichte der Lage der Arbeiter unter dem Kapitalismus, Bd. 10, Berlin 1960 Ökonomenlexikon, hrsg. v. W. Krause; K.-H. Graupner; R. Sieber, Berlin 1989, S. 208/209

136

Hertz – Hertzberg

Hertz, Friedrich, Österreichischer Soziologe und Historiker, 1878 Wien, † 1964 London Studierte Rechtswissenschaften u. Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Wien, München und London; seit 1906 Sekretär des Hauptverbandes der Industrie Österreichs; 1919 Ministerialrat im Wiener Bundeskanzleramt; 1930 Prof. für politische Ökonomie und Soziologie an der Universität Halle; setzte sich seit 1904 kritisch mit modernen Rassentheorien, insbesondere der Rassentheorie H. ST. CHAMBERLAINS auseinander, bezeichnete die nationalsozialistische Rassenkunde als Scheinwissenschaft und bekämpfte den Rassenforscher H. GÜNTHER; kehrte 1933 nach Wien zurück und emigrierte1938 nach London, wo er als wissenschaftlicher Schriftsteller lebte. Er arbeitete vorwiegend zu Themen über historische Soziologie, Geschichte und Analyse des Nationalbewußtseins. PUBLIKATIONEN Moderne Rassentheorien, Wien 1904 Die Rassentheorie des H. St. Chamberlain. In: Sozialistische Monatshefte 8 (1904), S. 310-315 Antisemitismus und Wissenschaft (1904) „Wissenschaftliche“ Rassenkunde, Berlin 1924 (Rasse als Scheinwissenschaft) Rasse und Kultur. Eine kritische Untersuchung der Rassentheorien, Leipzig 1925 Hans Günther als Rassenforscher, Berlin 1930 Rasse. In: Handwörterbuch der Soziologie, Stuttgart 1931 (Neuausgabe 1959), S. 458-466 Nationalgefühl und Politik (1937) The development of the German public mind, 2 Bde. (1957-62)

LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1996, Bd. 4, S. 651/52 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 425 Hertzberg, Ewald Friedrich Graf von, Preußischer Staatsbeamter, 1725 Lottin (Pommern), † 1795 Berlin 1742 Studium an der Universität Halle (Geschichte, Staatsrecht); seit 1745 im preußischen Dienst; 1750 Legationsrat; 1752 Ehrenmitglied der Berliner Akademie (1786-95 Kurator); entwarf 1756 das berühmte „Memoire varionne“, mit dem Friedrich der Große seinen Einfall in Sachsen rechtfertigte; schloß 1763 den Frieden von Hubertusburg ab, wurde danach Staats- und Kabinettsminister, leitete fast 30 Jahre das Auswärtige Ministerium; nach dem Tod Friedrich des Großen versuchte er die Annäherung an England und Rußland (Allianz 1788) mit dem Ziel eines umfassenden Nordischen Bundes; schied 1791 als Vertreter einer antiösterreichischen Politik nach dem Ausgleich mit Österreich als Kabinettsminister aus. Hertzberg äußerte sich zum Problem der Übervölkerung folgendermaßen: „Man ist itzt fast allgemein darüber einverstanden, daß eine große Bevölkerung eines Staats den Hauptgrund des Glücks und der Macht desselben ausmache, wenn eine weise Regierung dieselbe zu nutzen und den Untertanen Beschäftigung und den nötigen Unterhalt zu verschaffen weiß. Dieses vorausgesetzt, kann in unseren Zeiten kein Staat mehr mit Einwohnern zu sehr überladen sein.“ (zit. in: Mombert, S. 139). Seine Grabstätte befindet sich in der Dorfkirche Britz (Berlin-Neukölln).

Hertzberg – Hess PUBLIKATIONEN Über die erste Bevölkerung der Mark Brandenburg, Berlin 1752 Betrachtungen über die innerliche Stärke der Staaten und ihre verhältnismäßige Macht gegen einander. Aus dem Franz., (Berlin) o. J. (1782) Abhandlung über die Bevölkerung der Staaten überhaupt und besonders des Preußischen, Berlin 1785 LITERATUR Allgemeine deutsche Biographie, Bd. 12, Leipzig 1880, S. 241-44 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 443 Mombert, Paul: Bevölkerungslehre, Jena 1929 Neue Deutsche Biographie, Bd. 8, Berlin 1969, S. 715-717 Neuestes gelehrtes Berlin oder litterarische Nachrichten von jetztlebenden Schriftstellern und Schriftstellerinnen, Berlin 1795, S. 203 ff. Posselt, Ernst Ludwig: Ewald Fr. Graf v. Hertzberg, (1798) Stangeland, Ch. E.: Pre-Malthusian Doctrines of Population. In: Studies in History, Economics and Public Law, Columbia University, XXI, 3 (1904), S. 314/15 Hess, Ludwig von, Merkantilist, Schriftsteller, 1719 Schwedisch-Pommern, † 1784 Berlin Studium in Greifswald (1743) und Leipzig (1744); Aufenthalt in Wismar, Hamburg, Stralsund, dann Altona; 1760 dänischer Justizrat; 1771-82 Schriftsteller in Hamburg, zuletzt in Berlin. In seinem „Versuch über die Mittel zur Bevölkerung“ stellt er fest, daß der Regent den Krieg möglichst vermeiden sollte, ...

137

„weil das Geschütz, das Schwerdt, die Blösse, der Hunger, der Durst, und die epidemischen Krankheiten öfters in einem Jahre mehr Menschen auftreiben, als in funfzig geboren werden.“ (vgl. S. 13) Ausgehend davon, daß die Steigerung der Volkszahl die wichtigste Aufgabe des Staates sei, argumentiert er u. a. für die Abschaffung der Bestrafung unehelicher Geburten: „Aber wenn man sich durch barbarische Gesetze auch wider alle Eindrücke der Menschlichkeit unempfindlich machen kann, so sollte man doch das Interesse des Landes in Erwägung ziehen. Die Anmaßung vieler Kinder für den Staat ist das vornehmste Mittel zur Bevölkerung desselben. Viele Menschen machen die Herrlichkeit eines Fürsten aus, und wenige machen ihn blöde.“ (ebenda, S. 71) PUBLIKATIONEN Verzeichnis seiner Schriften. In: Hamburg. Schriftsteller-Lexicon, Bd. III, S. 222-232 Anmerkungen über den Anti-Machiavell, Wismar 1751 Briefe den gegenwärtigen Zustand von Schweden betreffend, Frankfurt 1756 Staatsschriften, Frankfurt 1772 Freimüthige Gedanken über Staatssachen. Versuch über die Mittel zur Bevölkerung, Hamburg 1775 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 12, Leipzig 1880, S. 277-278 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 443 Fortsetzung u. Ergänzungen zu Christian Gottlieb Jöchers allgemeinen GelehrtenLexico v. Johann Christoph Adelung, 2. Bd. Hildesheim 1960, S. 1971/72

138

Hess – Hettner

Michel, Harald: Der Bevölkerungsgedanke im Zeitalter des Merkantilismus, IFAD-Edition, Berlin 1994 Hesse, Albert (Hermann), Volkswirtschaftler und Statistiker, * 1876 Bleicherode, † 1965 Freiburg im Breisgau Studierte Rechtswissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Philosophie an den Universitäten Halle und Berlin; 1900 Promotion in Halle; 1903 Habilitation an der Philosophischen Fakultät für wirtschaftliche Staatswissenschaften; 1906 Direktor des Statistischen Amtes in Halle; 1908 Prof. an der Universität Königsberg; 1916 Direktor des Instituts für Ostdeutsche Wirtschaft; 1921 Prof. der Wirtschaftswissenschaft a. d. Universität Breslau; leitete bis 1933 das dortige Osteuropa-Institut; 1945 Ministerialdirektor der Landesverwaltung Sachsen-Anhalt; lehrte seit 1947 an der Akademie für Verwaltungswissenschaften in Speyer. Er veröffentlichte Artikel über verschiedene demographische Probleme. Seine Vorlesungen behandelten u. a. allgemeine Statistik, Bevölkerungs- und Wirtschaftsstatistik, Volkswirtschaftslehre. PUBLIKATIONEN Sterblichkeit und Sterblichkeitstafeln. In: Wörterbuch der Volkswirtschaft in zwei Bänden, hrsg. von Ludwig Elster. Jena, 3. Auflage 1911, S. 977-989; 4. Aufl., ebd. S. 1465-1476 Die Bevölkerungsverhältnisse Ostpreußens, Jena 1916 LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1996, Bd. 4, S. 674 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 443

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, (1966) Meyer, Maximilian, Die deutsche Städtestatistik in ihren Vertretern, Nürnberg 1938, S. 91-93 Hettner, Alfred, Geograph, Dresden, † 1941 Heidelberg

1859

Studium der Geographie in Halle, Bonn und Straßburg; 1881 Promotion; 1887 Habilitation in Leipzig; Prof. an den Universitäten in Leipzig (1891-96), Tübingen (1897/98) und Heidelberg (1899-1928); gründete 1895 und gab bis 1935 die „Geographische Zeitschrift“ heraus; hatte vielseitige Forschungsinteressen, u. a. auf dem Gebiet der Geomorphologie, Klimatologie, politischen Geographie und der Anthropogeographie; beschäftigte sich mit dem Deutschtum in anderen Ländern. PUBLIKATIONEN Das europäische Russland, (1905); Bevölkerungsstatistische Grundkarten. In: Geographische Zeitschrift 6 (1900), S. 185-92 Das Deutschtum in Südbrasilien und Südchile, (1903) Grundzüge der Länderkunde, „I Europa“, (1907), (mehrere Auflagen), „II Außereuropäische Erdteile“, (1924), (mehrere Auflagen) Das Deutschtum in den Vereinigten Staaten. In: Geographische Zeitschrift, 19, (1913) Englands Weltherrschaft und der Krieg, (1915) Die Geographie, ihre Geschichte, ihr Wesen und ihre Methoden, (1927) Vergleichende Länderkunde, (1933-35) Allgemeine Geographie der Menschen, 3 Bde., (posthum hrsg. von H. Schmitthenner), Stuttgart 1947-57

Hettner – Hildebrand

139

Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1997, Bd. 5, S. 4/5

materiellen Entwicklung der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien im 19. Jh., Wien 1903

Dickinson, Robert E.: The Makers of Modern Geography, London 1969, S. 112-125

Hickmanns geographisch-statistischer Universal-Atlas, vollständig neu bearbeitet v. Alois Fischer, Wien 1921

LITERATUR

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 443/444 Lexikon der Geographie, Heidelberg, Berlin 2002 Neue Deutsche Biographie, Bd. 9, Berlin 1972, S. 31-32 Hickmann, Anton Leo, Pädagoge und Geograph, 1834 Theresienstadt (Terezin), † 1906 Wien Nach Beendigung des Studiums Habilitation für neuere Sprachen und Volkswirtschaft an der Deutschen Universität in Prag, danach Sekretär der Handelskammer in Eger und fast 30 Jahre als Professor am Gymnasium in Reichenberg (Böhmen) sowie Schulinspektor tätig. Er trat sehr für die Popularisierung der Geographie ein, wobei bei seinen statistischen Arbeiten die bildliche Darstellung im Vordergrund stand. PUBLIKATIONEN Die Bevölkerungszunahme des Königreiches Böhmen während der letzten zweihundert und fünfzig Jahre. In: Jahresbericht über die Communal-Handelsschule in Reichenberg, XXV Studienjahr 1887/ 88, Reichenberg 1888 Geographisch-statistischer Taschen-Atlas von Oesterreich-Ungarn, Wien 1895 Geographisch-statistischer Taschen-Atlas des Deutschen Reichs, 2 Theile, Leipzig und Wien 1896 Sprachen-Atlas, Wien 1899 Historisch-statistische Tafeln aus den wichtigsten Gebieten der geistigen und

LITERATUR Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 69-71 Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 2, S. 312, (1959) Hildebrand, Bruno, Nationalökonom und Statistiker, 1812 Naumburg/Saale, † 1878 Jena Studierte Theologie, Philosophie, Philologie u. Geschichte in Leipzig u. Breslau; promovierte 1836 zum Dr. phil. an der Universität Breslau, ab 1839 a. o. Professor; folgte 1841 einer Berufung nach Marburg auf den Lehrstuhl für Staatswissenschaften; vertrat Marburg in der Frankfurter Nationalversammlung 1848; ging 1851 aus politischen Gründen in die Schweiz; 1851-55 Prof. der Staatswissenschaften an der Universität Zürich; wurde nach Bern berufen und gründete dort das erste statistische Büro der Schweiz (1856); folgte 1861 einer Berufung als Professor der Staatswissenschaften nach Jena, wo er 1864 auch Direktor des auf seine Veranlassung hin errichteten Statistischen Büros Thüringens wurde; ab 1863 gab er die „Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik“ heraus, die unter seiner Leitung zu einer Fachzeitschrift wurden, in der vorrangig Autoren zu Wort kamen, die seine methodologische Grundhaltung teilten (Studien wirtschaftsgeschichtlichen und statisti-

140

Hildebrand – Hirsch

schen Charakters, im Stil der „Historischen Schule“). Hildebrand war einer der Begründer der „Älteren Historischen Schule der bürgerlichen politischen Ökonomie“. Er faßte die politische Ökonomie als empirischbeschreibende Wirtschaftsgeschichte auf und orientierte sich auf die Sammlung empirischen Materials einzelner Völker und die Beschreibung bestehender Zustände. Sein Hauptwerk „Die Nationalökonomie der Gegenwart und Zukunft“ richtet sich gegen sozialistische Auffassungen. Er engagierte sich auch für die Tätigkeit des sozialreformistischen „Kathedersozialismus“ und die Gründung seiner Organisation, des Vereins für Socialpolitik (1872). PUBLIKATIONEN Die Nationalökonomie der Gegenwart und Zukunft, Frankfurt a. M. 1848 Die kurhessische Finanzverwaltung, Kassel 1850 Statistische Mittheilungen über die volkswirtschaftlichen Zustände Kurhessens, Berlin 1853 Die Geschichte der Volkszählung in Bern, die Volkszählungen von 17641856 etc. enthaltend. In: Beiträge zur Statistik des Kantons Bern I, 1, Bern 1860 Die gegenwärtige Aufgabe der Wissenschaft der Nationalökonomie, Jena 1863 Die amtliche Bevölkerungsstatistik im alten Rom. In: Jbb. f. Nat.ök. u. Stat. 6 (1866) Statistik Thüringens, 2 Bde. Jena 18671878 LITERATUR Allgemeine deutsche Biographie, Bd. 12, Leipzig 1880 Behrens, F., Grundriß der Geschichte der politischen Ökonomie, Bd. III, Berlin 1979

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 5, S. 35 Eisermann, G., Die Grundlagen des Historismus in der deutschen Nationalökonomie, Stuttgart 1956 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 5. Aufl., Bd. 5, Jena 1956, S. 119 Krause, W./ Rudolph, G.: Grundlinien des ökonomischen Denkens in Deutschland 1848 bis 1945, Berlin 1980 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 425 Hirsch, Max, Gynäkologe und Sozialhygieniker, 1877 Berlin, † 1948 Birmingham (Großbritannien) Medizinstudium an der Universität Berlin (1901 Promotion); gründete 1914 das „Archiv für Frauenkunde“ (1914-1933); Mitglied des Reichsausschusses für Bevölkerungsfragen; 1933 Entzug der Approbation; 1939 Emigration nach Großbritannien; Hirsch befaßte sich vorwiegend mit sozialhygienischen Fragen. Er entwickelte die soziale Gynäkologie und setzte sich für die gesetzliche Regelung des Arbeitsschutzes der Frau ein. PUBLIKATIONEN Der Geburtenrückgang. In: Archiv für Rasse-und Gesellschaftsbiologie, (191)1 Geburtenrückgang, ein internationales Problem. In: Archiv für Frauenkunde 16 (1930/31), S. 52 ff. (Hrsg.): Handbuch der inneren Sekretion, 3 Bde. (1925-32) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 5, S. 63

Hirsch – Hoffmann Lennig, Robert: Max Hirsch: Sozialgynäkologie und Frauenkunde. Med. Diss., FU Berlin 1977, VII, 131 S., 1 Abb. Neue Deutsche Biographie, Bd. 9, 1972, S. 216 f. vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 425 Höck, Johann Daniel Albrecht, Kameralist, 1763 Gailsdorf (Franken), † 1839 Ansbach Bekleidete nach seinen Studien eine Hofmeisterstelle in Hanau (1783), war dann Regierungssekretär i. Meerholz b. Frankfurt/Main; 1796 o. Prof. für Philosophie und Kameralwissenschaft in Erlangen; danach Polizeidirektor in Schwabach und kgl. bayrischer Regierungsrat in Würzburg. Literarisch war er auf den Gebieten der Landwirtschaft, Industrie, Staatseinrichtungen und der Wirtschaftsstatistik tätig. PUBLIKATIONEN Statistische Übersicht der deutschen Staaten in Ansehung ihrer Größe, Bevölkerung, Produkte, Industrie und Finanzverfassung, Basel 1800 Zusätze und Verbesserungen zu der Statistischen Übersicht der Deutschen Staaten, Basel 1803

141

nisterium, Vermessungsrat, seit 1941 Referent f. Staatsangehörigkeit u. Bevölkerungs(Volksgruppen)fragen im Reichsministerium des Inneren; 1948 zunächst Referent im Stat. Landesamt f. Württemberg-Hohenzollern in Tübingen; 1950 Amt f. Landeskunde in Landshut, später in Remagen; tätig im Bundesamt für Regionalgeographie und Regionalforschung (später Bundesforschungsinstitut f. Regionalgeographie und Regionalplanung) in Bonn 1949-1969; seit 1958 Vors. d. Arbeitskreises Regionalstatistik der Dt. Statist. Ges. in Remagen, Hoffmann war Autor von Arbeiten zur Bevölkerungsstatistik, Nationalität u. Geographie. PUBLIKATIONEN Sittliche Entartung und Geburtenschwund. In: Politische Biologie, Heft 4, München 1938 Die Bevölkerungsstatistik in regionalstatistischer Sicht. In: Allgemeines Statistisches Archiv 39 (1955) LITERATUR Internationale Personalbibliographie, hrsg. v. Max Armin/Franz Hades, (Berichtszeit 1944-59), Stuttgart 1981, Bd. III, S. 667 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 403

LITERATUR

Fahlbusch, Michael: Wissenschaft im Dienst der nationalsozialistischen Politik?: Die „Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften“ von 1931-45, Baden-Baden 1999, u. a. S. 170

Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 12, Leipzig 1880, S. 532

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1954

Hoffmann, Friedrich, Statistiker und Geograph, 1903, † n. e.

Meynen, Emil: Friedrich Hoffmann zum 65. Geburtstag am 30. Oktober 1968. In: Berichte zur deutschen Landeskunde 41 (1968), S. 177-94

Statistische Darstellung der Deutschen Staaten, Amberg 1805

Studium der Rechts- und Volkswirtschaft; 1929 Anstellung im bayerischen Staatsmi-

Orbis Geographicus, 1980/84

142

Hoffmann – Hoffmann-Nowotny

Hoffmann, Johann Gottfried, Statistiker und Nationalökonom, 1765 Breslau, † 1847 Berlin 1784 Studium der Rechte an der Universität Halle, dann in Leipzig (Mathematik, Naturwissenschaft, Länder- und Völkerkunde); 1788 Hauslehrer in Memel; 1801 Prof. für praktische Philosophie und Kameralwissenschaft in Königsberg; 1810 Prof. für Nationalökonomie und Statistik an der Berliner Universität und an der Gründung des Preußischen Stat. Büros in Berlin beteiligt, dessen Direktor er bis 1844 war; 1817 Mitgl. des Staatsrates; 1832 o. Mitgl. der Berliner Akademie der Wissenschaften. PUBLIKATIONEN Übersichten der Bodenfläche und der Bevölkerung des Preussischen Staates, (1818) Beiträge zur Statistik d. preuß. Staates, (1821) Die Wirkungen der asiatischen Cholera im preussischen Staate während des Jahres 1831. Nach den bei dem statistischen Büreau eingangenen Nachrichten. In: Th. 1 Hist.-philol. Abh., S. 31-90, AdW Berlin (1832) Über die Besorgnis, welche die Zunahme der Bevölkerung erregt, Berlin 1835 Einleitung zu neuen Untersuchungen über die wahrscheinliche Dauer des menschlichen Lebens. In: Philos.-hist. Abh., S. 191-203 (1836) Versuche, die wahrscheinliche Dauer des menschlichen Lebens auf verschiedenen Altersstufen zu berechnen. In: Monatsberichte, S. 104-105 (1837) Darstellung der Bevölkerungs-, Geburts-, Ehe- und Sterblichkeits-Verhältnisse, welche im preussischen Staate in den 15 Jahren 1820 bis mit 1834 bestanden: auf den Grund der ämtlich für das statistische Büreau zu Berlin aufgenommenen

Tabellen für siebenzig besondere Abtheilungen des ganzen Staates zusammengetragen, berechnet und mit einem erläuternden Vorworte versehen. Berlin 1841 Zur Judenfrage: Statistische Erörterung über Anzahl und Verteilung der Juden im Preussischen Staate, Berlin 1842 Übersicht d. Geburten, neuen Ehen u. Todesfälle in den Jahren 1816-41, nach den f. die Stadt Berlin aufgenommenen Tabellen, (1843) LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 12, Leipzig 1880, S. 598-604 Böckh, R.: Die geschichtliche Entwicklung d. amtlichen Statistik des preußischen Staates, (1863) Dictionary of Demography, Biographies, (William und Renee Petersen), Westport (Connecticut) London 1985, S. 449 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 5, Jena 1923, S. 274/75 Neue Deutsche Biographie, Bd. 9, Berlin 1972, S. 399-400 Hoffmann-Nowotny, Hans-Joachim, Soziologe und Demograph, 1934 Mühlheim/Ruhr, † 2004 Zumikon (Schweiz) Hoffmann-Nowotny schloß seine Studien als Diplom-Volkswirt an der Universität Köln ab, promovierte 1969 an der Universität Zürich und habilitierte sich dort 1973. 1974 wurde er zum Extraordinarius, 1975 zum Ordinarius ernannt. Von 1983-1997 war er Direktor des Soziologischen Instituts. Seine Forschungsschwerpunkte lagen im Bereich der internationalen Migration und der Minderheiten und betreffen generell die soziokulturellen Determinanten und Konsequenzen der sozio-demographischen Entwicklung. Einen zweiten Forschungsschwerpunkt bildeten Partnerschaft, Ehe und Familie

Hoffmann-Nowotny sowie deren Wandel. Er hat sich insbesondere intensiv mit der Entwicklung einer Allgemeinen Soziologischen Theorie befaßt und veröffentlichte mehr als 200 Publikationen. Hoffmann-Nowotny war von 1982-1988 Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, 1978-1986 Präsident des „Research Committee on Migration“ der International Sociological Association und von 1982-1986 Mitglied des Vorstandes und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft. Seit 1996 war er Präsident der Stiftung für Weltgesellschaft. Ebenso war er Korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Raumforschung und Landesplanung. PUBLIKATIONEN Migration: Ein Beitrag zu einer Soziologischen Erklärung, Stuttgart 1970

143

Zur Bedeutung einer rückläufigen Bevölkerungsentwicklung für Gesellschaft und Familie. In: Konsequenzen des Geburtenrückgangs für ausgewählte Politikbereiche, Schriftenreihe des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesellschaft, Bd. 58, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1978 Sociological, Legal and Political Aspects of the Situation of Immigrants in Switzerland. In: Research in Race and Ethnic Relations, 2 (1980) p. 73-95 A Sociological Approach toward a General Theory of Migration. In: Mary M. Kritz et al. (eds.): Global Trends in Migration, New York 1981, p. 64-83 (Hrsg. mit Karl Otto Hondrich): Ausländer in der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz – Segregation und Integration: Eine vergleichende Untersuchung, Frankfurt, New York 1982

Soziologie des Fremdarbeiterproblems: Eine theoretische und empirische Analyse am Beispiel der Schweiz, Stuttgart 1973

Strukturelle und kulturelle Konsequenzen der weiteren europäischen Bevölkerungsentwicklung. In: Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft , Jg. 8, Boppard 1982, S. 319-346

Sozialstrukturelle Konsequenzen d. Kompensation eines Geburtenrückgangs durch Einwanderung. In: Franz X. Kaufmann (Hrsg.): Bevölkerungsbewegung zwischen Quantität und Qualität, Stuttgart 1975, S.72-81

Migration und sozialer Wandel. In: Schweizerische Akademie der Geisteswissenschaften (Hrsg.): Identität und Wandel im Transitland, Bern 1986, S. 25-35

Law and Fertility in Switzerland. In: Maurice Kirk et al. (eds.): Law and fertility in Europe, Bd. 2 (1976) p. 566598 Sociological and Demographic Aspects of the Changing Status of Migrant Women in Europe. In: Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, Heft 2, Boppard 1977 European Migration after World War II. In: William H. McNeill and Ruth S. Adams, (eds): Human Migration, London 1978, p. 85-105

Weltbevölkerung und Weltmigration. In: Willy Linder (Hrsg.): Das Flüchtlingsproblem – Eine Zeitbombe? Chur 1991, S. 75-99 (Hrsg.): Kinderzahl und Familienpolitik im Drei-Länder-Vergleich, Boppard am Rhein 1992 Familienformen im sozialen Wandel. In: Familie und Abhängigkeit, Lausanne 1995, S. 23-34 Die Integration ethnischer Minoritäten. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 38/1998, Opladen 1998, S. 316-339

144

Hoffmann-Nowotny – Hornigk

LITERATUR

LITERATUR

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 449/450

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. von Walther Killy, München/New Providence /London/Paris 1997, Bd. 5, S. 90

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender (1983)

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 450

Who’s Who in Switzerland, Zürich 1998/ 99, S.204 Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, Jg. 28, H. 2-4 (2004) (darin u. a. Schriftenverzeichnis)

Höffner, Joseph, Katholischer Theologe, 1906 Horhausen (Westerwald), † 1987 Köln Studium der Philosophie, Theologie, Volkswirtschaft und Soziologie an der Universität Freiburg und der Päpstlichen Universität in Rom; Pfarrer in Kail/Mosel und Trier; Prof. für pastorale Theologie und christliche Soziologie an der Universität Münster (1951-62) und Direktor des Instituts für christliche Sozialwissenschaften; Bischof von Münster (1962-1969); seit 1969 Erzbischof von Köln und Kardinal; Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz seit 1976. Er schrieb über Familien- und Sozialpolitik, Abtreibung u. a. Aspekte katholischen Lebens.

International Who’s Who, (1983-84) Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, (1983)

Hornigk, Philipp Wilhelm von, Österr. Nationalökonom, Vetreter des Kameralismus, 1638 Mainz, † 1712 Wien Neben BECHER, dessen Schwager er war, und SCHRÖDER war Hornigk der bedeutendste Vertreter der Nationalökonomie unter Kaiser Leopold I (16581705). 1695 wurde er Geheimrat des Fürstbischofs von Passau.

Soziale Sicherheit und Eigenverantwortung (1953)

Hornigk vertrat die Lehren des Merkantilismus im Sinne COLBERTS, seine Ansichten über die Bevölkerung decken sich im wesentlichen mit denen von BECHER und SECKENDORFF. Er stellt in seinem Hauptwerk „Österreich über alles ...“, neun landesökonom. Hauptregeln auf, deren dritte sich auf die Bevölkerung bezieht: „Dannenhero ist auf Bevölkerung eines Landes, so viel Menschen nur immer sich darinnen ernähren können, als eines wohlgeordneten Staats höchste aber leyder! bei vielen wenig geachtete Angelegenheit zu schauen.“, (zit. in: Jolles, 1886, S. 219). Als Mittel hierzu sieht er wie BECHER vor allem die Förderung der Einwanderung.

Ehe und Familie (1959, 2. Aufl. 1965)

PUBLIKATIONEN

Christliche Gesellschaftslehre (1962, 6. Aufl. 1975)

Österreich über alles, wann es nur will, 1685 (Frankfurt, Leipzig 1753)

Perspektiven zur christlichen Weltverantwortung (1968)

Francopolitae. Wahrer Bericht von dem alten Königreich Austrasien, (1682)

PUBLIKATIONEN Wirtschaftsethik und Monopole im 15. und 16. Jahrhundert (1941)

Hornigk – Hübner Historische Anzeige von denen Privilegiis d. Hochlöblichsten Ertzhauses Österreich, Regensburg 1708 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 13, Leipzig 1881, S. 157

145

rungsfragen in Indonesien (1955/56, 1958), Iran, Brunei (1966), Tokio (1970). Mehr als 100 demographische Publikationen erarbeitete er zu Problemen des Zensus, zur Altersstruktur, zu Bevölkerungprognosen, Arbeitskräften, zur Migration, Haushaltsstatistik und zum Einkommen.

Blaich, Fritz: Die Epoche des Merkantilismus, Wiesbaden 1973, S. 66/67

PUBLIKATIONEN

Branleke, H. J.: Leben und Werk des Kameralisten Ph. W. v. Hornigk, Frankfurt a. M. 1978

Die Familien- und Haushaltsstatistik im Rahmen der Volkszählung 1950. In: Allgemeines Statistisches Archiv, Bd. 34 (1950), S. 114-125

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 5, Jena 1923, S. 281 Jolles, Oskar: Die Ansichten der deutschen nationalökonomischen Schriftsteller des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts über Bevölkerungswesen, in Jahrbuch für Nationalökonomie, N. F., XIII. Bd., 47, Jena 1886, S. 218-220

Horstmann, Kurt, Demograph und Statistiker, 1909 Minden (Westfalen), † 1986 Studium der Geographie und Geschichte; 1933 Promotion über Landschaft und Siedlung in der Umgebung seiner Heimatstadt Minden; seit 1935 Mitarbeiter BURGDÖRFERS im Statistischen Reichsamt, Auswertung der Volkszählung von 1933; Vorbereitung und Durchführung der Volks-, Berufs- und Betriebszählung von 1939; nach 1945 Aufbau einer umfassenden, laufenden Binnenwanderungsstatistik und Einführung der Pendelwanderungsstatistik in die Volks- und Berufszählungen 1950 u. 1961; Aufbau des Mikrozensus auf repräsentativer Basis; beteiligt an d. Auswertung d. Volkszählungen v. 1933-1961; tätig im Stat. Bundesamt (1949-66) u. den Vereinten Nationen (1966-72); Mitgl. d. IUSSP 1950, später Vizepräsident, 1954 Mitgl. des Internat. Stat. Inst.; Berater f. Bevölke-

Schwangerschaft und Eheschließung. In: IUSSP, Intern. Population Conference, Vienna 1959, Contributes Papers (1959) Zwei Hinweise zur Geschichte der Volkszählung. In: Allgemeines Statistisches Archiv, Bd. 44 (1960), S. 313-315 Die Einkommen von Arbeiternehmerhaushalten 1957 in ihrer Differenz nach Haushaltsgröße und Kinderzahl (1961) Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung in Minden-Ravensberg, Lippe und Osnabrück im 1. und 2. Drittel des 19. Jh. In: Akademie für Raumforschung, 30, Hannover 1965 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 458 Fürst, Gerhard: Kurt Horstmann 70 Jahre. In: Allgemeines Statistisches Archiv 63 (1979), S. 178-80 Kürschners deutscher Gelehrten-Kalender, 1983, S. 1003 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 355/56 (ausf. Bibliographie), S. 425/26

Hübner, Otto, Statistiker und Ökonom, * 1818 Leipzig, † 1877 Berlin

146

Hübner – Husum

Ursprünglich Kaufmann, dann Verkehrsbeamter bei der Dampfschiffahrt in Österreich, ab 1849 in Berlin; Gründer u. Direktor der Preussischen Hypothekenversicherungsgesellschaft (1864); Herausgeber des „Jahrbuches für Volkswirtschaft und Statistik“ 1852 bis 1863. Die jährlich erscheinende „Statistische Tafel aller Länder der Erde“, die er seit 1851 herausgab und die nach seinem Tode als „Hübners Weltstatistik“ fortgesetzt worden ist, war bis 1918 ein grundlegendes Nachschlagewerk. PUBLIKATIONEN Statistische Tafeln aller Länder der Erde (seit 1851)

ben von 1893 bis 1904 eine Lehrtätigkeit für Statistik, Verfassungs- und Verwaltungsrecht an der technischen Hochschule in Wien aus. Von 1891-1896 gab er die „Österreichische Zeitschrift für Verwaltung“ heraus. PUBLIKATIONEN Das Recht der Nationalitäten in Oesterreich und das Staatsgrundgesetz über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger, Graz 1880 Ehetrennungen in den katholishen Ländern. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 9, Wien 1883, S. 365 ff.

(Hrsg.): Jahrbuch für Volkswirtschaft u. Statistik (seit 1852)

Die Ehelösungen in Oesterreich in den Jahren 1882 und 1883. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 11, Wien 1885, S. 1 ff.

Die Banken (1854)

LITERATUR

LITERATUR

Archiv für österreichische Geschichte, Bd. 114/1 (mit Biographie)

Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig 1875-1912, Bd. 13, S. 271-272 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London, 1985, S. 464

Hugelmann, Karl Heinrich, österreichischer Jurist und Statistiker, 1844 Kecskemet, † 1930 Wien Besuchte 1853 bis 1862 das Gymnasium in Görz, anschließend folgten juristische Studien an der Universität Graz (1869 Dr. jur.); 1870-1873 Privatdozent für Statistik und Staatskunde an der Universität Graz und Mitglied der staatswissenschaftlichen und rechtshistorischen Prüfungskommission; 1873 Übersiedlung nach Wien und Tätigkeit bis 1886 in der Statistischen Zentralkommission, zuletzt als Vizesekretär. Hugelmann führte 1882/83 die Volksschulstatistik durch und baute eine Fachbibliothek auf. 1886-1918 war er im Reichsgericht tätig und übte dane-

Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie und Bibliographie, Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 72/73

Husum, Hermann Latherus von, Kameralist, 1583, † 1640 In seinem Werk: „De censu, ...“ vertritt Husum eine Bevölkerungslehre, die eine möglichste Größe der Bevölkerung als durchaus wünschenswert empfiehlt. Hervorgehoben werden aus bevölkerungspolitischer Sicht die weitreichende Begünstigung der Einwanderung von außen auf der Grundlage religiöser Toleranz sowie die Betonung der fiskalischen Gesichtspunkte des Bevölkerungswachstums. Bezüglich der Ehe spricht er sich für eine Belohnung des Kinderreichtums und Be-

Husum – Inama-Sternegg strafung der Hagestolze aus, ist aber gegen einen gesetzlichen Heiratszwang.

147

LITERATUR Jolles, Oskar: Die Ansichten der deutschen nationalökonomischen Schriftsteller des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts über Bevölkerungswesen. In: Jahrbuch f. Nationalökonomie, N. F., XIII. Bd., 47, Jena 1886, S. 199

PUBLIKATIONEN De censu, tractatus nomico- politicus, Frankfurt/Main 1618

I Inama-Sternegg, Karl Theodor von, Wirtschaftshistoriker und Statistiker, 1843 Augsburg, † 1908 Innsbruck Studierte seit 1860 Jura, Volkswirtschaftslehre und Staatswissenschaften, Promotion (1865) und Habilitation in München; 1868 a. o. Professor der politischen Wissenschaft an der Universität Innsbruck; 1871 o. Prof. Universität Innsbruck; 1880 als Professor für politische Ökonomie nach Prag berufen; ab 1881 Direktor des Wiener Statistischen Büros und zugleich Professor für Statistik und Verwaltungslehre an der Wiener Universität; leitete seit 1882 das Statistische Seminar, dessen jährliche Berichte in der Statistischen Monatsschrift erschienen; organisierte 1890 zum ersten Mal eine zentrale Bearbeitung der österreichischen Volkszählung mit elektrischen Maschinen; leitete die Volkszählungen von 1880, 1890, und 1900 sowie die 1895 beginnende Migrationszählung. Inama-Sternegg war Herausgeber statistischer Zeitschriften und Handbücher (Österreichisches Statist. Handbuch) sowie seit 1892 Mitherausgeber der „Zeitschrift für Volkswirtschaft, Socialpolitik und Verwaltung“. 1884-1904 Präsident der Statistischen Zentralkommission in Wien; 1899 Präsident des Internationalen Statistischen Instituts; 1900 Korrespondierendes Mitglied der Berliner Akademie; Inama-Sternegg war ein Vertreter

der „Jüngeren Historischen Schule“. Er machte sich um die Reform und den Ausbau der österreichischen Statistik, die Pflege der internationalen statistischen Beziehungen und um den statistischen Hochschulunterricht verdient und wurde zum Wegbereiter für die zentrale Erfassung und Bearbeitung statistischen Materials nach wissenschaftlichen Kriterien. Auf dem Gebiet der Wirtschaftsgeschichte vollbrachte er in der Forschung wertvolle Leistungen. Seine 1879 und 1891 in drei Bänden erschienene Publikation: „Deutsche Wirtschaftsgeschichte“ führte zur Anerkennung der Wirtschaftsgeschichte als eigenständiger Disziplin. PUBLIKATIONEN Deutsche Wirtschaftsgeschichte, 3 Bde., (Bd. I u. II, Leipzig 1879 u. 1891) Die volkswirtschaftlichen Folgen d. dreißigjährigen Krieges. In: Hist. Taschenbuch, hrsg. v. Raumer, Leipzig 1864 Beiträge zur Geschichte der Preise, Innsbruck 1873 Idealismus und Realismus in der Nationalökonomie, Innsbruck 1873 Über die Quellen der deutschen Wirtschaftsgeschichte, Wien 1877 Über die Emanzipation der Frauen, Innsbruck 1869

148

Inama-Sternegg – Ipsen

Die Quellen der historischen Bevölkerungsstatistik (Stat. Monatsschrift XII, 1886) Die Entwicklung der Bevölkerung Europas seit 1000 Jahren (Bericht über den VII. Int. Kongreß für Hygiene und Demographie 1887, H. 25) Bevölkerung des Mittelalters und der neueren Zeit bis Ende des 18. Jh. in Europa. In: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, II. Bd., Artikel „Bevölkerungslehre“, Jena 1891 Die nächste Volkszählung, Wien 1890 Über Generationsdauer und Generationswechsel. In: Kongreß für Demographie. Budapest 1896 Bevölkerung des Mittelalters und der neueren Zeit bis Ende des 18. Jahrhunderts in Europa. In: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 3. Aufl., 2. Bd., Halle 1909, S. 882-898 Bevölkerungslehre. In: Handwörterbuch des Grenz- u. Auslandsdeutschtums, Bd. 1, Breslau 1933, S. 425-63 LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, Band 5, München 1997, S. 255 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London S. 478 Juraschek, Franz von: Inama-Sternegg. In: Bulletin de l’Institut international de statistique 18 (1909-11), S. 639-659 (mit vollst. Bibliographie) Klezl-Norberg, Felix: K. Th. v. InamaSternegg als Statistiker (Zur 100. Wiederkehr seines Geb., 20. Januar 1843). In: Allg. Stat. Archiv 31 (1942/43), S. 342-349 Lebmann, Rosa; Helczmanovszki, Heimold: Auf dem Gebiete der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissen-

schaft tätige Österreicher. Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 79-80 Neue Deutsche Biographie, Bd. 10, Berlin 1974, S. 166-168 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 3. Aufl., Bd. 5, 1910, S. 588-590; 4. Aufl., Bd. 5, 1923, S. 391 Mischler, Ernst: K. Th. v. InamaSternegg, Nekrolog (Jb. f. G. V. Jahrg. XXXIII, 1909, S. 1129-1159 Ökonomenlexikon, hrsg. von Werner Krause, Karl-Heinz Graupner, Rolf Sieber, Berlin 1989, S. 224-226 Srbik, Deutsche Geschichtsblätter, Bd. X, 1909, S. 107-113 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 426

Ipsen, Gunther, Soziologe und Demograph, 1899 Innsbruck, † 1984 Oberursel (Taunus) Studium in Innsbruck und Leipzig; 1922 Promotion, 1925 Habilitation für Soziologie und Philosophie an der Universität Leipzig; 1922/23 Lehrer in der Freien Schulgemeinde Wickersdorf; 1926-33 Universität Leipzig (Inst. f. Kultur- und Universalgeschichte, Institut für Soziologie (Kreis um Hans Freyer); 1933 Prof. der Philosophie und Soziologie in Königsberg; 1939-45 Universität Wien, Mitglied der NSDAP; 1951-61 Abteilungsleiter der Sozialforschungsstelle an der Universität Münster in Dortmund, Prof. an der Universität Münster; 1959 emeritiert. Ipsen legte gemeinsam mit HELMUT HAUFE in seinem methodisch innovativen Werk: „Bevölkerungslehre“ die Grundlage für eine historisch-soziologische

149

Ipsen – Iselin Theorie des Bevölkerungsprozesses mit starkem Einfluß über seine Schüler WERNER CONZE und WOLFGANG KÖLLMANN auf die moderne Sozial- u. Bevölkerungsgeschichte sowie R. MACKENSEN auf die Bevölkerungssoziologie. PUBLIKATIONEN Die Sprachphilosophie der Gegenwart (1930) Bevölkerungslehre, In: Handwörterbuch des Grenz- und Auslandsdeutschtums, Bd. 1, Breslau 1933, S. 425-463

Internationales Soziologenlexikon, Aufl., Bd. 2, 1984, S. 385

2.

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1983 Mackensen, Rainer: Ipsens Bevölkerungslehre. In: Bevölkerungswissenschaft. Die „Bevölkerungslehre“ von Gerhard Mackenroth – 30 Jahre danach, hrsg. von Josef Schmid. Frankfurt 1985, S. 4289 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S.352/53 (Bibliographie), S. 426

Das Landvolk. Ein soziologischer Versuch (1933) Die Bevölkerung der Erde (1939) Bevölkerungsentwicklung u. Arbeitspotential i. d. Tschecho-Slowakei (1945/51) Die Bevölkerung Polens seit dem zweiten Weltkrieg (1953) The Population of Central and Western Germany up to 1955 (1955) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, Band 5, München 1997, S. 258 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 478/79 Ehmer, Josef: Eine „deutsche“ Bevölkerungsgeschichte? Gunther Ipsens historisch-soziologische Bevölkerungstheorie. In: Demographische Informationen, hrsg. vom Institut für Demographie der Österr. Akademie der Wissenschaften (1992/93), S. 60-70 Entzifferung. Bevölkerung als Gesellschaft in Raum und Zeit. Gunther Ipsen gewidmet, hrsg. von Harald Jürgensen, Göttingen 1967 (Anhang: Hans Linde: Biographische Notiz, S. 167; Verzeichnis der wissenschaftlichen Veröffentlichungen von G. Ipsen bis 1963, S. 168-174)

Iselin, Isaak, Historiker, † 1782 Basel

1728 Basel,

Studierte Geschichte und die Rechte; 1754 Mitglied des Rates und 1756 Ratsschreiber in seiner Heimatstadt Basel; gründete 1760 die „Helvetische Gesellschaft“; 1776 Vorlesungen über Nationalökonomie in Basel. Iselin setzte sich durch Wort, Schrift und Tat für die Hebung des Schulwesens, die Umgestaltung der Erziehungsmethoden nach Basedowschen Grundsätzen, für die Pflege des Landbaues, die Besserung der Sitten und gemeinnützige Bestrebungen aller Art ein. Er war befreundet mit D. BERNOULLI und PESTALOZZI. Er versuchte den Nachweis zu erbringen, daß sich die Menschheit allmählich aus dem barbarischen Urzustande zu gesittenen Zuständen emporgehoben hat und daß dieser Entwicklungsgang zur Vollkommenheit führen wird. Als Nationalökonom war er Anhänger der Physiokratischen Lehre und hat durch Herausgabe der Zeitschrift: „Ephemeriden der Menschheit“ (bis 1782) viel für die Verbreitung dieser Lehre getan. Seine Grabstätte befindet sich im Basler Münster.

150

Iselin – Jastrow bungen der Schweiz im 18. Jahrhundert, Basel 1875

PUBLIKATIONEN Der Patriot und Antipatriot, Zürich 1758 Über die Entvölkerung unserer Vaterstadt, Basel 1758

Isenberg, Gerhard, Stadt- und Regionalplaner, 1902 Ulm, † 1982 Bonn

Philosophische und patriotische Träume eines Menschenfreundes, Zürich 1759 Philosophische Mutmaßungen über die Geschichte der Menschheit, 2 Bde., Frankfurt und Leipzig 1764 (erschien anonym) desgleichen, 2. Aufl., unter seinem Namen und unter dem Titel: Über die Geschichte der Menschheit, 2 Bde., Zürich 1768 Über die Notwendigkeit der Prachtgesetze in einem Freistaate, Zürich 1769

Tätig an der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (1931); 1953 Akademie für Raumforschung und Landesplanung; seit 1959 Prof. in Tübingen; tätig am Institut für Stadt- und Regionalplanung Stuttgart (1969-71). Durch Veröffentlichungen zu Planungsprinzipien u. a. trug er zur Entwicklung der Demographie in Deutschland bei. PUBLIKATIONEN Die regionale Statistik im Dienste von Verwaltung und Wirtschaft. In: Die Statistik in Deutschland nach ihrem heutigen Stand, hrsg. v. F. Burgdörfer (1940)

Isaac Iselins pädagogische Schriften, Hrsg: Hugo Göring, Langensalza 1882 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. XXIII, Leipzig 1886, S. 772-776 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 5, Jena 1923, S. 515 Hirzel, Salomon: Denkmal Isaak Iselins, gewidmet von seinem Freunde, Basel 1782 Historikerlexikon, hrsg. von Rüdiger vom Bruch, Rainer A. Müller, München 1991, S. 154 Leu: Helvetisches Lexikon, 26 Teile, Zürich 1747-95, Teil 19 und 26 Miaskowski, A.v.: Isaak Iselin. Ein Beitrag zur Geschichte der volkswirtschaftlichen, sozialen und politischen Bestre-

Zur Frage der Tragfähigkeit von Staatsund Wirtschaftsräumen. In: Raumforschung und Raumordnung, 2 (1948) Existenzgrundlage der Stadt (1964) Bestimmungsgründe für die Wirtschaftskraft von Regionen in der Bundesrepublik Deutschland (1972) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 480/81 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1983

J Jastrow, Ignatz, Historiker und Nationalökonom, 1856 Nakel (Provinz Posen), † 1937 Berlin

Studierte Geschichte, Rechts- und Staatswissenschaften in Breslau und Berlin; 1878 Promotion in Göttingen; gelangte

Jastrow – Jörs durch Studien bei NITZSCHE und RANKE zur Verbindung von Geschichte und Nationalökonomie bzw. Staatswissenschaft; Habilitation 1885 für Geschichte und 1892 für Staatswissenschaft; gab 189597 die Zeitschrift „Soziale Praxis“ heraus; a. o. Prof. für Nationalökonomie an der Universität Berlin (1904); beteiligte sich an der Gründung der Handelshochhochschule Berlin, deren Rektor er von 1906-1909 war; 1920-24 Prof. der Staatswissenschaft an der Berliner Universität – wichtige Veröffentlichungen aus dieser Zeit legten den Grundstein für die moderne Konjunkturberichterstattung. Jastrow gilt als Vorkämpfer des Sozialreformismus in Deutschland. PUBLIKATIONEN Die Volkszahl deutscher Städte zu Ende des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit, Berlin 1886 Das Bürgerliche Gesetzbuch und die bayerischen Reservatrechte. In: Archiv f. öffentl. Recht, Bd. XII, Freiburg i. Br. 1897 (Darin über die bayerischen Reservatrechte in Hinsicht der Ehebeschränkungen) Weltgeschichte (1932)

151

Jörs, Paul, Rechtshistoriker, 1856 Demmin (Pommern), † 1925 Wien Studierte seit 1876 Geschichte u. Rechtswissenschaften in Bonn und Leipzig; 1882 Dr. jur. und Privatdozent für römisches Recht an der Universität Bonn; 1885-88 o. Prof. für römisches und bürgerliches Recht an der Universität Kiel; 1888-96 an der Universität Gießen; 18961905 Prof. an der Universität Breslau; 1905-25 Prof. in Wien. Er arbeitete hauptsächlich auf dem Gebiet der römischen Rechtsgeschichte zu folgenden Themenkreisen: 1. Gesetzgebung der Augusteischen Zeit (u. a. Ehegesetze) 2. Geschichte der römischen Rechtswissenschaft 3. Rechtshistorische Spezialuntersuchungen (u. a. zu Urkundenwesen, zu Mahnund Vollstreckungsverfahren) PUBLIKATIONEN Über das Verhältnis der Lex Julia de Maritandis Ordinibus zur Lex Papia Poppaea (1882)

LITERATUR

Die Ehegesetze des Augustus, Marburg 1896

Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1997, Bd. 5, S. 310

Quellen und System des römischen Rechts (1928)

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 493 Historiker-Lexikon, hrsg. von Rüdiger vom Bruch, Rainer A. Müller, München 1991, S. 157/58 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1910, 3. Aufl., Bd. 5, S. 575 f. Neue Deutsche Biographie, Bd. 10, Berlin 1974, S. 366-367 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 426

LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 5, S. 337 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 499 Neue Deutsche Biographie, Bd. 10, Berlin 1974, S. 464-465 Österreichisches Biographisches Lexikon, Graz, Köln 1965, Bd. 3, S. 121/22

152 Jolles, Oskar, Unternehmer, lin, † 1929 Berlin

Jolles – Juda 1860 Ber-

Studierte Jura in Tübingen und promovierte 1886 in Jena als Volkswirt; jahrelange Tätigkeit bei d. Deutschen Reichsbank und in der Industrie; 1899 Aufsichtsrat und 1919 Direktor der H. Berthold Messinglinienfabrik und Schriftgießerei AG in Berlin. Jolles nahm auf die Entwicklung des deutschen Schriftgießereigewerbes Einfluß. Er war Initiator und Herausgeber der Berthold-Hausdrucke. PUBLIKATIONEN Die Ansichten der deutschen nationalökonomischen Schriftsteller des 16. und 17. Jh. über Bevölkerungswesen. In: Jahrbuch f. Nationalökonomie, N. F.,13. Bd., 47, Jena 1886 Die deutsche Schriftgießerei, eine gewerbliche Bibliographie (1924) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 5, S. 358 Neue Deutsche Biographie, Bd. 10, Berlin 1974, S. 587

Juda, Adele, Medizinerin, Neurologin, 1888 München, † 1949 Innsbruck Studierte zunächst Musik, später Medizin und Psychiatrie; Schülerin und AssiRÜDIN an stentin von KRAEPELIN und der psychiatrischen Universitätsklinik in Basel; ab 1928 dessen Mitarbeiterin an der genealogisch-demographischen Abteilung der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie (KWI) in München; 1929 Promotion in München; nach 1945 Ärztliche Leiterin eines Kinderheimes b. Innsbruck; legte 1928-44 eine „Höchstbegabtensammlung“ über Familien von

etwa 430 berühmten Persönlichkeiten sowie 120 Vergleichsprobanden aus Wissenschaft, Kunst, Politik und Wirtschaft des deutschen Sprachraumes mit Geburtsjahren seit 1650 an (Historisches Archiv des Klinischen Instituts des MaxPlanck-Institutes für Psychiatrie in München). Sie war die Begründerin der Zentralstelle für Familienbiologie in Tirol. PUBLIKATIONEN Die Erbprognose der Schizophrenie. In: Z. f. Neurologie (1928) Zur Erbprognose des Schwachsinns. In: Z. f. Neurologie (1934) Zur Typologie des Schwachsinns. In: Z. f. psych. Hygiene (1935) Befunde an Serien von Hilfsschutzwillingen. In: Z. f. Neurologie (1939, 1940) Befunde über Höchstbegabte. In: Allg. Z. f. Psychiatrie (1940) Über Familienforschung, Familienpflege und nachgehende Fürsorge, Verwahrlosung, Alkoholismus. In: Grenzgebiete d. Medizin (1949); Monatsblatt für soziale Fürsorge (1949) Über die geographisch-stammesmäßige Herkunft von 294 Höchstbegabten des dt. Sprachgebietes. In: Z. f. menschliche Vererbungs- und Konstitutionslehre 29 (1949), S. 325-337 Höchstbegabungen. Ihre Erbverhältnisse sowie ihre Beziehungen zu psychischen Anomalien, München 1953 (posthum) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 5, S. 371 Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Graz/Köln 1965, Bd. 3, S. 141

Juda – Juraschek Vogt, Annette: Wissenschaftlerinnen in Kaiser-Wilhelm-Instituten A-Z. In: Veröffentlichungen aus dem Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin 1999, S. 65 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 426

153

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 5, Jena 1923, S. 534 Heinsohn, Gunnar; Knieper, Rolf; Steiger, Otto: Menschenproduktion. Allgemeine Bevölkerungslehre der Neuzeit, Frankfurt/Main 1979 Vinke, P.: J. S. und die Aufklärung (1987)

Jung-Stilling, Johann Heinrich, Arzt und Schriftsteller, 1740 Dorf Grund (Siegerland), † 1817 Karlsruhe

Juraschek, Franz Ritter von, österreichischer Statistiker, Jurist, Staatsrechtler, 1849 Arad (Rumänien), † 1910 Wien

Schneider und Hauslehrer bis 1770; danach Medizinstudium in Straßburg, lernte dort u. a. GOETHE kennen, der 1777 die Lebensgeschichte „Heinrich Stillings Lebensbeschreibung. Jugend“ veröffentlichte; 1787 Prof. f. Kameralwissenschaften in Kaiserslautern; seit 1803 lehrte er Staatswissenschaft in Heidelberg; 1806 Hofrat in Baden, lebte danach als Schriftsteller in Karlsruhe, Anhänger der Lehren von ADAM SMITH und der LEIBNIZ-WOLFFschen Philosophie.

Jung, Johann Heinrich: Lebensgeschichte, Leipzig 1875 (n. Aufl. 1920)

Studierte in Graz, Breslau u. Göttingen Philosophie und Rechtswissenschaften; nach der Habilitation f. österreichisches u. allg. Staatsrecht lehrte er an der Univ. Graz; 1881 a. o. Prof. des österr. Staatsrechts und der Statistik an der Univ. Czernowitz; 1883 Univ. Innsbruck (1885 o. Prof. für Statistik und allgemeines und österreichisches Staatsrecht); seit 1887 tätig in der Statist. Zentralkommission in Wien; seit 1905 als deren Präsident; 1889 Privatdozent für Statistik an der Universität Wien; 1898 auch für Staatsrecht; seit 1889 auch Dozent für Staatsund Völkerrecht an der Kriegsschule und seit 1905 Leiter des Statistischen Seminars der Wiener Universität; Mitglied d. Internat. Stat. Instituts und der Royal Statistical Society. Seine wissensch. Leistungen lagen v. a. auf d. Gebiet der vgl. Statistik, außerdem widmete er sich hygienisch-medizinischen Fragen der Großstadt, reformierte die Fremdenverkehrsund Kurortestatistik und verbesserte die Unterrichts- und Agrarstatistik.

LITERATUR

PUBLIKATIONEN

Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 14, Leipzig 1881, S. 697

Die Temperaturschwankungen und die Sterblichkeit. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 8, (1882)

Er stellt in seinem staatswissenschaftlichen Standardwerk des 18. Jh. fest: „Die erste Pflicht der Polizey geht auf die Erhaltung und Vermehrung der Bürger selbsten.“ (zit. in: Heinsohn, S. 61) PUBLIKATIONEN Lehrbuch der Staats-Polizey Wissenschaft, Leipzig 1788 Sämtliche Schriften. Vollst. Ausgabe, 8 Bde. (1835-38), Nachdr. (1979)

Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. von Wolfgang Eckart, Christoph Gradmann, München 1995, S. 210

Die unehelichen Geburten in Österreich seit dem Jahre 1830. In: „Stat. Monatsschrift“, Jg. IX, Wien 1883, S. 57 ff.

154

Juraschek – Justi

(Hrsg.): Hübners „Geographisch-statistische Tabellen aller Länder der Erde“. Frankfurt/M. 1906 (1884-1910)

graphie und Bibliographie/Institut für Demographie der Österr. Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 81-86

Übersicht der Wirksamkeit der österreichischen statistischen Zentralkommission seit ihrem Bestande 1863-1887. In: Statistische Monatsschrift, XIV. Jg. (1888)

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 3. Aufl., Jena 1910, S. 741/42

Sterblichkeit in Wien im Jahre 1891. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 19, Wien 1893, S. 249 ff. Zur Statistik der Sterblichkeit der arbeitenden Classen (Oestereich 1890). In: Statist. Monatsschrift, Jg. 19, Wien 1893, S. 403 ff. Die Bevölkerung Bosniens und der Hercegovina nach der Zählung des Jahres 1895. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 4 (1995/96), S. 545-550 Erste Allgemeine Volkszählung in Russland. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 1, Wien 1896, S. 327 f. Zur Bevölkerungs-Statistik und -Politik. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 4, Wien 1899, S. 561 ff. Flächeninhalt und Bevölkerung Europas (m. Karte der Bevölkerungsdichtigkeit). In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 8, Wien 1903, S. 1 ff. Die Entwicklung der Fruchtbarkeit der Völker Europas im 19. Jahrhundert (Referat auf dem XIV. Internationalen Kongreß für Hygiene und Demographie, Berlin 1907), Bd. 3, Berlin 1908, Sektion VIII, Thema 16, S. 1451 ff. LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, S. 387 Lebmann, Rosa: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Bio-

Österreichisches Biographisches Lexikon, Graz, Köln 1965, Bd. 3, S. 154 Stock, R.; Heilinger, R.; Stock, M.: Personalbibliographien österreichischer Persönlichkeiten, Bd. 8, Graz 1993, S. 2717

Justi, Johann Heinrich Gottlieb von (Pseud. Anaxagoras von Occident), Kameralist, * 1717 Brücken, † 1771 Küstrin Studium der Jurisprudenz und Kameralistik in Wittenberg und Jena; ging 1750 an den Hof von Sachsen-Eisenach; 1750 Berufung als Prof. f. Kameralwissenschaften an das Theresianum in Wien (bis 1754); 1755 an der Universität Göttingen Dozent für Staatsökonomie und Naturgeschichte; 1757 Übersiedlung n. Kopenhagen; ging 1762 an den Hof Friedrich II., der ihn als königl. Berghauptmann und Oberaufseher der fiskalischen Bergwerke einsetzte; wurde wegen angeblicher Unterschlagung angeklagt u. auf der Festung Küstrin inhaftiert (1768), wo er 1771 stirbt. Justi war ein Systematiker der kameralistischen Ökonomie im Rahmen der Staatswissenschaft Er geht von dem Grundsatz aus, daß ein Land niemals zuviele Menschen haben kann. Er sieht neben einer umfassenden Steuerreform eine rasche Bevölkerungszunahme als Lösung für den finanzschwachen Staat, neue Geldquellen zu erschließen. Diesbezüglich stellt er fest: „Die Vermehrung der Einwohner vergrößert das Vermögen des Landes, sowohl, weil sie zum Theil Güter mit in das Land bringen, als weil

Justi – Kaestner der Umtrieb des Geldes desto mehr befördert wird.“ (Justi, Staatswirtschaft ..., 1758, S. 160) PUBLIKATIONEN

155

und Bevölkerung der Länder, Smirna, Breslau 1769 Ursachen der Bevölkerung und Entvölkerung von Deutschland in: Neue Wahrheiten, Bd. II, o. J., S. 140

Staatswirtschaft oder systematischen Abhandlung aller ökonomischen u. Cameralwissenschaften, 2 Bde., Leipzig 1755 (2. Aufl. 1758)

Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 14, Leipzig 1881, S. 747

Grundsätze der Policeywissenschaft, Göttingen 1756 (3. Aufl. 1782)

Blaich, Fritz: Die Epoche des Merkantilismus, Wiesbaden 1973, S. 71-74

Der Grundriß einer guten Regierung in fünf Büchern, Frankfurt/Leipzig 1759

Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport (Connecticut) 1985, S. 501

Die Grundfeste der Macht und die Glückseligkeit und Credit eines Staates, Ulm-Frankf./M.-Leipzig 1760 Gesammelte politische und Finanzschriften über wichtige Gegenstände der Staatskunst, Bd. III, Kopenhagen 1761 Abhandlung von den Ehen:Histor. u. jurist. Schriften, II. Bd., Frankfurt u. Leipzig 1761 Physicalische und politische Betrachtungen über die Erzeugung des Menschen

LITERATUR

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 5, Jena 1923, S. 535/36 Michel, Harald: Der Bevölkerungsgedanke im Zeitalter des Merkantilismus, IFAD-Edition, Berlin 1994 Ökonomenlexikon, hrsg. v. W. Krause; K.-H. Graupner; R. Sieber, Berlin 1989, S. 233/34 Wichtl, Thomas: Zur Ökonomie des „Volkreichtums“. In: Demographische Informationen (1985)

K Kaestner, Friedrich, Statistiker, Bayreuth, † 1957 n. e.

1890

1910-14 Studium auf dem Gebiet der Nationalökonomie, Statistik und Rechtswissenschaft an der Universität München; 1917 Promotion; 1917-23 u. a. im Bayerischen Statistischen Landesamt tätig; 1923-25 Referent im Statistischen Reichsamt in Berlin; 1925-38 Direktor des Statistischen Amts der Stadt Altona; anschl. tätig als Senatsrat im Statistischen Landesamt in Hamburg. Kaestner war Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für gemeindliche Statistik, der

Deutschen Statistischen Gesellschaft und Vorsitzender des Ausschusses für Siedlungs- und Wohnungsstatistik. PUBLIKATIONEN Personalbedarf und Kosten der Volks-, Berufs- und Betriebszählung 1933. In: Der Gemeindetag, (1935) Probleme und Begriffe der nächsten Reichswohnungszählung. In: Allgemeines Statistisches Archiv, 26, (1936) Die Berechnung des kommunalen Wohnungsbedarfs (Deutsches Wohnungsarchiv, 1936)

156

Kaestner – Kautsky

Der Wohnungsbedarf (Deutsches Wohnungsarchiv, 1937)

scher Untersuchungen. In: Die Wirtschaftskurve, 9, (1930)

Statistk der Pendelwanderung. In: Friedrich Burgdörfer (Hrsg.): Die Statistik in Deutschland nach ihrem heutigen Stand, Berlin 1940, S. 230-247

Zur Erkenntnis der Bevölkerungsbewegung: Möglichkeiten und Grenzen theoretischer Untersuchungen. In: Die Wirtschaftskurve, 10, (1931)

LITERATUR

LITERATUR

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London, S. 503/504

Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 5, München 1997, S. 403

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1940-41, S. 851 Meyer, Maximilian, Die deutsche Städtestatistik in ihren Vertretern, Nürnberg 1938, S. 55/56 Kahn, Ernst, Bankier, Ökonom, Wirtschaftsfachmann, 1884 Augsburg, † 1959 Jerusalem Besuch der Berliner Handelshochschule; technische und kaufmännische Ausbildung in Deutschland, Großbritannien, USA; 1909-20 Handelsredakteur der „Frankfurter Zeitung“ und seit 1924 Inhaber eines Investitionshauses in Frankfurt; Aufsichtsrat in verschiedenen Wirtschaftsunternehmen; bis 1933 Dozent für Nationalökonomie, Statistik und Wohnungswesen an der Universität Frankfurt; gab seit 1922 das Fachorgan „Die Wirtschaftskurve“ heraus; 1933 Emigration nach Großbritannien; 1934/35 Regierungsberater in den USA; 1935 Übersiedlung nach Palästina. PUBLIKATIONEN Der internationale Geburtenstreik: Umfang, Ursachen, Wirkungen, Gegenmassnahmen?, Frankfurt/Main 1930 Der Geburtenrückgang – ein wirtschaftliches Zukunftsproblem. In: Die Wirtschaftskurve, 9, 1930 Zur Erkenntnis der Bevölkerungsbewegung, Möglichkeit und Grenzen theoreti-

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 504 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1931 Kautsky, Karl, Ökonom, Historiker, Sozialistischer Theoretiker und Politiker, 1854 Prag, † 1938 Amsterdam Studierte von 1874 bis 1878 in Wien Geschichte, Nationalökonomie, Philosophie und Jura; trat 1875 als Student der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs bei, war zunächst überzeugter Darwinianer; wandte sich später dem Marxismus zu und machte sich zunächst in engem Gedankenaustausch mit BEBEL, LIEBKNECHT und BERNSTEIN mit den Zielen der deutschen Sozialdemokratie vertraut; 1882 Mitbegründer der theoretischen Zeitschrift der Sozialdemokratie „Die neue Zeit“ und bis 1917 ihr Chefredakteur; machte sie zur führenden marxistischen Zeitschrift der II. Internationale. Als bedeutender Ökonom, Historiker und Publizist der deutschen Sozialdemokratie und der II. Internationale beschäftigte er sich mit Tendenzen des Bevölkerungswachstums unter den Bedingungen des Sozialismus und der wechselseitigen Abhängigkeit von Bevölkerung und Natur. Seine theoretischen Arbeiten führten ihn zu Beginn des I. Weltkrieges zu einer völligen Abkehr vom Marxismus. Nach

Kautsky – Keiter der Oktoberrevolution wurde er zum erbitterten Gegner der Bolschewiki und setzte sich kritisch mit den Positionen des historischen und dialektischen Materialismus auseinander.

157

risches Werk. Eine bibliographische Übersicht, Gravenhage 1960 Demographische Enzyklopädie, Moskau 1985, S. 182

PUBLIKATIONEN

Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1997, S. 477/78

Der Einfluß der Volksvermehrung auf den Fortschritt den Gesellschaft, Wien 1880

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 512/513

Karl Marx’ ökonomische Lehren, Stuttgart 1887

Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Stuttgart, Bd. 5, S. 603-604

Die Agrarfrage, Stuttgart 1899

Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Bd. 2, Stuttgart 1984, S. 206/07

Bernstein und das sozialdemokratische Programm. Eine Antikritik, Stuttgart 1899 Der Arbeiterschutz, besonders die internationale Arbeiterschutzgesetzgebung u. der Achtstundentag, Nürnberg 1890 Das Erfurter Programm, Stuttgart 1892 Ethik und materialistische Geschichtsauffassung, Stuttgart 1906 Ursprung des Christentums, Stuttgart 1908 Die historische Leistung von Karl Marx, Berlin 1908

Kautsky, B.: Ein Leben für den Sozialismus. Erinnerungen an Karl Kautsky, Hannover 1954 Lenin, W. I.: Die proletarische Revolution u. der Renegat Kautsky, Berlin 1971 Mackensen (Hrsg.): Bevölkerungsfragen auf Abwegen der Wissenschaften, Opladen 1998, S. 122 ff. Mende, H.-J., Karl Kautsky - vom Marxisten zum Opportunisten, Berlin 1985 Ökonomenlexikon, hrsg. von Werner Krause, Karl-Heinz Graupner, Rolf Sieber, Berlin 1989, S. 247-249

Friedrich Engels. Sein Leben, sein Wirken, seine Schriften, Berlin 1908

Philosophenlexikon, Berlin 1986

Der Weg zur Macht, Berlin 1909

Steenson, Gary P.: Karl Kautsky 18541938, Pittsburgh 1978

Vermehrung und Entwicklung in Natur und Gesellschaft, Stuttgart 1910 (3. Aufl. 1921) Vorläufer des modernen Sozialismus, (1913) Die materialistische Geschichtsauffassung, 2 Bde., Berlin 1927 Malthusianismus und Sozialismus. In: W. I. Lenin: Zur Charakteristik der ökonomischen Romantik, Gesammelte Werke, 5. Ausgabe, Bd. 48 LITERATUR Blumenberg, Werner: K. Kautskys litera-

Renner, K.: Karl Kautsky, Berlin 1929

Keiter, Friedrich, Anthropologe, Humangenetiker, 1906 Wien, † 1967 Flugzeugabsturz in Nikosia (Zypern) Studium der Ethnologie und Psychologie in Wien (Dr. phil.) sowie der Medizin in Kiel, Wien und Graz (Dr. med.); 1929 Assistent am Anthropologischen Institut in Kiel; 1933 Habilitation am Zoologischen Institut in Graz; danach Assistent am Rassenbiologischen Institut der Universität Hamburg; 1939 aus rassischen Gründen ausgeschieden; 1941 a. o. Prof.

158

Keiter – Keller

für Anthropologie und Erbbiologie an der Universität Würzburg; nach 1945 gründete er als Privatgelehrter in Hamburg ein gerichtsanthropologisches Laboratorium; seit 1958 wieder außerplanmäßiger Prof. der Anthropologe und Erbbiologie in Würzburg; danach mit Lehrauftrag an der Universität Hamburg. In fast allen seinen Werken setzte er sich mit Rassen und ihren Auswirkungen auf die Kultur, dem Einfluß unterschiedlicher Fertilität auf die Eugenik, Rassenpsychologie u. a. auseinander. Zu seinen weiteren Arbeitsgebieten zählte u. a. die Verbesserung der positiven Vaterschaftsdiagnostik mit biometrischen Methoden; er veröffentlichte zahlreiche Aufsätze zu diesem Thema und zu anthropologischen, ethnologischen und genetischen Fragen. PUBLIKATIONEN Rußlanddeutsche Bauern und ihre Stammesgenossen in Deutschland. Deutsche Rassenkunde, Bd. 12, Jena 1934 Fortpflanzungsunterschiede innerhalb d. Standes und ihre rassenhygienische Bedeutung. In: Hans Harmsen und Franz Lohse, Bevölkerungsfragen, München 1936, S. 582-587 Das „Einzugsgebiet“ der Wiener Oberschicht von 1928. In: Archiv für Bevölkerungswissenschaft (Volkskunde) und Bevölkerungspolitik 6 (1936), S. 153-157 Grundlagen und Hauptaufgaben einer lebensgesetzlichen Kulturlehre (Kulturbiologie). Ebd., S. 316-333 Menschenrassen in Vergangenheit und Gegenwart, 1936 (2. Aufl. 1941) Allgemeine Kulturbiologie, (1938) Rasse und Kultur: Eine Kulturbilanz der Menschenrassen als Weg zur Rassenseelenkunde, 3 Bde., Stuttgart 1938-40 Das Rassenbiologische Institut der Hansi-

schen Universität Hamburg. In: Zeitschrift f. Rassenkunde 9 (1939), S. 274 f. Kurzes Lehrbuch der Rassenbiologie und Rassenhygiene für Mediziner, 1941 (2. Aufl., Stuttgart 1944) Die Menschliche Fortpflanzung: Kulturbiolog.-bevölkerungspolitisches Rüstzeug des Arztes und anderer Treuhänder deutscher Rassenkraft, 1941 (2. Aufl. 1943) Rassenpsychologie: Einführung in die werdende Wissenschaft, Leipzig 1942 Krise und Zukunft der Anthropologie. In: Studium Generale 6 (1953), S. 492-496 Sozialanthropologie. In: Handbuch der Soziologie, hrsg. von Werner Ziegenfuß. Stuttgart 1956, S. 247-289 LITERATUR Bauermeister, Wolfgang: In memoriam: Friedrich Keiter, 26.11.1906-20.4.1967. In: Anthropologischer Anzeiger 30 (1968), S. 317-318 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 515/516 Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Bd. I, Stuttgart 1980, S. 208 und Bd. II, Stuttgart 1984. S. 961/62 Keiter, Friedrich: Rechtfertigung. In: Braune Universität, H. 3, hrsg. von Rolf Seeliger, München 1965, S. 70-72 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1966, S. 1135 Stockhorst, Erich: Fünftausend Köpfe. Wer war was im Dritten Reich. Kiel 1967, S. 229 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 427

Keller, Karl, Ökonom, Statistiker und Historiker, 1881 Breslau, † n. e.

Keller – Keyser 1907 Assistent für Volkswirtschaft in Berlin; 1915 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter im Preußischen Finanzministerium; seit 1919 am Preußischen Statistischen Landesamt in Berlin; 1934 Oberregierungsrat im Statistischen Reichsamt. In seinen Veröffentlichungen befaßte er sich u. a. mit der Überbevölkerung und mit Ausländern in Preußen. PUBLIKATIONEN Bevölkerungslehre, Bevölkerungspolitik, Bevölkerungsstatistik. In: Politisches Handwörterbuch, hrsg. von Paul Herre. 2 Bde. Leipzig 1923, Bd. 1, S. 228-242 Der Geburtenüberschuss des Deutschen Volkes und der Kampf um den Deutschen Volksboden. In: Staat und Volkstum, 1926 Die fremdsprachige Bevölkerung im Freistaate Preußen. In: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamtes, 66 (1926) Zur Statistik der Minderheiten in Deutschland. In: Deutsches Statistisches Zentralblatt, 19 (1927) Bevölkerung und Nahrungsspielraum. In: Allgemeines Statistisches Archiv, Bd. 17, (1927) Bevölkerungsbewegung und Siedlung. In: Bücher des Deutschtums, 5, (1927) Die Fremdsprachige Bevölkerung in den Grenzgebieten des Deutschen Reiches: Sprachenatlas der Grenzgebiete des Deutschen Reiches, 1929. In: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamtes Umfang und Richtung der Wanderungen zwischen den Preussischen Provinzen in den Jahren 1871-1925. In: Ebd. 7 (1931), S. 273-291 Probleme der deutschen Hochschulstatistik. In: Deutsches Statistisches Zentralblatt 26 (1934), Sp. 97-110

159

Zur Frage der Rassenstatistik, In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 24, (1934/ 35), S. 129-142 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 516 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1931 und 1935, S. 658

Keyser, Erich, Bevölkerungs- und Städtehistoriker, 1893 Danzig, † 1968 Marburg Kaufmannssohn aus Danzig; studierte Geschichte, Germanistik und Philosophie in Freiburg i. Br., München, Halle und Berlin; 1918 Promotion; 1920-1945 Staats- und Stadtarchivar in Danzig sowie 1927-1945 Leiter des Staatl. Landesmuseums Danzig; 1931-1945 Prof. an der TH Danzig; bearbeitete seit 1939 das „Deutsche Städtebuch“; nach Kriegsende Vorsitzender der Historischen Kommission für ost-west-preußische Landesforschung; 1950 Mitbegründer des Johann-Gottfried-Herder-Forschungsrates und 1951-59 Direktor des Herder-Instituts in Marburg/Lahn zur Erforschung des Deutschtums und seiner Vertreibung aus Osteuropa. Keyser widmete sich der intensiven Förderung der geschichtlichen Landeskunde sowie deren inhaltlicher Vertiefung auf den Gebieten d. Bevölkerungsgeschichte und der historischen Städteforschung. Er versuchte die methodologische Integration der Landesgeschichte in die allgemeine Geschichtswissenschaft. PUBLIKATIONEN Rassenforschung und Geschichtsforschung. In: Archiv f. Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik 5 (1935), S. 1-8

160

Keyser – Kindermann

Bevölkerungswissenschaft u. Geschichtsforschung. In: Archiv f. Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik 5 (1935), S. 145-161 Bevölkerungsgeschichte Deutschlands, Leipzig 1941 (1938, 3. Aufl. 1943) Die Ausbreitung der Pest in den dt. Städten. In: Veröff. d. Akademie f. Raumforschung u. Landesplanung 28 (1954) Städtegründung und Städtebau in Nordwestdeutschland im Mittelalter (1958) Hrsg: Deutsches Städtebuch: Handbuch städtischer Geschichte (1939-64) Die Pest in Deutschland und ihre Erforschung. In: Problemes de Mortalite. Colloque international tenu a l’Universite de Liege 1965, S. 369-377 LITERATUR Bahr, Ernst. (Hrsg.): Studien zur Geschichte d. Preußenlandes. Festschrift für E. K. zu seinem 70. Geb., Marburg 1963 Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1997, S. 525 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 521 Haase, C., Nachruf E. K. In: Hans. Gesch., Bd. ll, 87/1969, S. 10-12 Historiker-Lexikon, hrsg. von Rüdiger vom Bruch, Rainer A. Müller, München 1991, S. 167/68 Nachlaß. In: Archiv des Johann-Gottfried-Herder-Instituts Marburg Neue Deutsche Biographie, Bd. 11, Berlin 1977, S. 562 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 427

Schambeck (Buda-Kescy) bei Ofen in Ungarn, † 1801 Wien Studierte zunächst Philosophie, später Medizin in Wien, ging dann nach Holland, wo er in die Dienste der Holländisch-Ostindischen Kompanie trat. Arbeitete eine zeitlang in Kapstadt, seine naturhistorischen Interessen führten ihn u. a. nach Ceylon, bevor er 1774 wieder nach Holland zurückkehrte, später übersiedelte er zuerst nach Graz und dann nach Wien. Er verfaßte vor allem geographische Werke und betätigte sich als Herausgeber und Redakteur auch auf dem Gebiet der Kartographie. Unter seiner Leitung wurde ein „Österreichischer Nationalatlas“ herausgegeben, von dem allerdings nur 6 Karten mit statistischen Tabellen erschienen sind. PUBLIKATIONEN Von der Größe, Lage und Bevölkerung unseres Vaterlandes. In: Der Freund des steyermärkischen Volkes, Bd. 2, Grätz 1778, S. 86 ff. Historischer und geographischer Abriß des Herzogthums Steyermark, 3. Aufl., Grätz 1787 Beiträge zur Vaterlandskunde für Innerösterreichs Einwohner, 2 Bde., Grätz 1790 Georgraphisch-statistischer Abriß des Herzogthums Kärnten. In: Beiträge zur Vaterlandskunde für Innerösterreichs Einwohner, Bd. 1, Grätz 1790, S. 98 ff., 338 ff. Tabellen über die Ehen, Geborenen und Verstorbenen in dem Bezirke des Triester Gouvernements, vom Iten November 1788 bis letzten Okt. 1789. In: Beiträge zur Vaterlandskunde für Inner-österreichs Einwohner, Bd. 1, Grätz 1790, S. 352 f. LITERATUR

Kindermann, Joseph Karl, Österreichischer Mediziner, Geograph, * 1744

Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 15 (1882), S. 763 f.

Kindermann – Kißkalt Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 87/88

Kirchhoff, Heinz, Mediziner, Gynäkologe und Geburtshelfer, 1905 Wilhelmshaven, † 1997 Göttingen Privatdozent 1936 in Kiel; 1942 a. o. Prof. in Leipzig; 1943 Chefarzt der Frauenklinik Lübeck; Kirchhoff war v. 1954 bis 1974 Direktor der Frauenklinik der Universität Göttingen. 1964 Mitglied der Dt. Akademie d. Naturforscher „Leopoldina“, 1967/68 Präs. d. Dt. Gesellsch. f. Gynäkologie; Er schrieb mehr als 100 Publikationen u. a. zu Geburt, Kindersterblichkeit u. Berufstätigkeit v. Frauen. PUBLIKATIONEN Bevölkerungspolitik und Geburtenregelung (1965) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 531 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1983 und 1987, S. 2245

Kirsten, Hermann Ernst, Historiker, * 1911 Chemnitz, † 1987 Bonn 1934 Dr. phil. in Leipzig; Dozent in Heidelberg (1940), Halle (1941), Göttingen (1946); Prof. für alte Geschichte an der Univers. Bonn (1949-70); seit 1970 an der Wiener Universität; Mitgl. d. Österreichischen Akademie d. Wissenschaften (1974). PUBLIKATIONEN Bevölkerungs-Ploetz: Raum und Bevöl-

161

kerung in der Weltgeschichte, Teil I: Von der Vorzeit bis zum Mittelalter, Würzburg 1955, (3. Aufl. 1965) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 531/32 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1983

Kißkalt, Karl, Mediziner, Hygieniker, 1875 Würzburg, † 1962 München Nach dem Medizinstudium Assistent am Hygiene-Institut in Würzburg (Promotion 1899); 1903 Habilitation in Gießen; seit 1906 an der Universität Berlin; 1912 Prof. der Hygiene in Königsberg; 1917 an der Universität in Kiel; 1924 an der Universität in Bonn; 1925-50 an der Universität München; seit 1929 Herausgeber der Zeitschrift „Archiv für Hygiene und Bakteriologie“; seit 1933 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher „Leopoldina“. Als Fachmann auf dem Gebiet der Epidemiologie beschäftigte er sich auch mit Fragen der Umwelt- und Sozialhygiene. PUBLIKATIONEN Hungersnöte und Seuchen. In: Zeitschrift f. Hygiene und Infektionskrankheiten 78, Berlin 1914 Einführung in die Medizinalstatistik, 1919 Die Sterblichkeit im 18. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten Nr. 93, Berlin 1921 Die Sterblichkeit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den deutschen Städten. In: Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten, Heft 98 (1922) Theorie und Praxis der medizinischen Forschung (1942)

162

Kißkalt – Klezl von Norberg

Epidemiolog.-statistische Untersuchungen über die Sterblichkeit 1600-1800. In: Archiv für Hygiene und Bakteriologie 137 (1953), 26-42

tist. Monatsschrift, Jg. 5, Wien 1879, S. S. 359 ff.

LITERATUR

Die Volkszählungen in der polnischen Republik, Krakau 1892

Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1997, Bd. 5, S. 559 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 533/34 Große Bayrische Biographische Enzyklopädie, Bd. 2, München 2005, S. 1021 Neue Deutsche Biographie, Bd. 11, Berlin 1977, S. 687

Statistik der Stadt Krakau, Bd. 1-6, Krakau 1887, 1889, 1892, 1894, 1896, 1898

Forschungen nach Volkszählungen in der Republik Polen in den Archiven von Moskau, Petersburg und Wilna. In: Archiwum komisyi historycznej, Bd. 8, Krkau 1898, S. 378 ff. Die Bevölkerung der Erde. In: Czasopismo prawnicze i ekonomiczne, Krakau 1900, H. 3 u. 4, S. 344 ff. LITERATUR

Kleczynski, Joseph, polnisch-österreich. Jurist u. Statistiker, 1841 Ihnatkow b. Jampol (Podolien), † 1900 Zakopane Begann 1858 an der juristisch-politischen Fakultät der Warschauer Universität zu studieren; 1860 verhaftet; 1863 Flucht ins Ausland; Studium an den Universitäten Paris u. Heidelberg (1867 Dr. jur.) danach als Journalist tätig; 1875 Mitarbeiter des Landesstatistischen Amtes in Lemberg; 1880 Habilitation an der Universität Lemberg; 1881 Professor für Statistik u. österreichisches Verwaltungsrecht an der Universität Krakau; seit 1884 Leiter des Statist. Büros der Stadt Krakau; korrespond. Mitgied der Statist. Zentralkommission in Wien (1890) und der Krakauer Akademie der Wissenschaften (1893) sowie Mitglied des Institut International de Statistique (1891). Kleczynski legte mit seiner vielseitigen wissenschaftlichen Arbeit die Grundlage zur Erforschung der bevölkerungsstatistischen Verhältnisse des Königreichs Polen. PUBLIKATIONEN Über die Berechnung der Bevölkerung zwischen den Zählungsperioden. In: Sta-

Denkschrift der k. k. Statistischen Zentralkommission zur Feier ihres fünzigjährigen Bestandes (1913), S. 179, 185, 217 Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 89-91

Klezl von Norberg, Felix Eduard Alois Otto Maria, Freiherr, österr. Jurist und Statistiker, 1885 Wien, † 1972 Wien Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Wien; war von 1908 bis 1950 bzw.1955 bei der Statistischen Zentralkommission (1921-1938 Bundesamt für Statistik, ab 1945 Österreichisches Statistisches Zentralamt) tätig; 1908 Dr. jur.; 1930 Privatdozent für Statistik an der Universität Wien; 1936 Vizepräsident des Stat. Bundesamtes und a. o. Professor; 1948 o.Professor für Statistik an der Universität Wien. Klezl von Norberg leitete im Bundesamt die Arbeits-, Sozial- und Wirtschaftsstatistik.

Klezl von Norberg – Kloss PUBLIKATIONEN Statistisches Handbuch des Königreiches Böhmen. Literaturbericht. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 15, Brünn 1910, S. 70 f. Statistisches Jahbrbuch der Städte Italiens III 1909/1910 Literaturbericht. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 16, Brünn 1911, S. 64 Statistisches Jahrbuch des Herzogtums Bukowina für das Jahr 1908. Literaturbericht. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 17, Brünn 1912, S. 149 f. Der Aufbau der Statistik in der Staatsverwaltung Deutschösterreichs, Wien 1919 Beiträge zur Arbeitsstatistik. Literaurbericht. In: Statist. Monatsschrift, 3. Folge, Wien 1920, S. 198 ff. Die Schweiz und Österreich. Eine wirtschaftspolitische Parallele. (u. a. Bevölkerung, Berufsgliederung). In: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reiche, Jg. 53, München und Leipzig 1929, Heft 1, S. 83 ff. Statistik als Wissenschaft. In: Die Statistik in Deutschland nach ihrem heutigen Stand, Bd. 1, Berlin 1940, S. 10 ff. K. Th. v. Inama-Sternegg als Statistiker (Zur 100. Wiederkehr seines Geburtstages, 20. Januar 1843). In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 31, Jena 1942/43, S. 342 ff. Allgemeine Methodenlehre der Statistik. Ein Lehrbuch für alle wissenschaftlichen Hochschulen, Wien 1946 LITERATUR Geschichte und Ergebnisse der zentralen amtlichen Statistik in Österreich 18291979 (1979) Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und

163

Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 92-95 Wer ist wer in Österreich (1953)

Kloss, Heinz, Völkerkundler, Halle, † 1987 Groß-Gerau

1904

Besuchte das Domgymnasium in Naumburg und studierte an der Universität Halle (1926 Diplomvolkswirt), danach Studium in Innsbruck (Dr. rer. pol.) und 1927-1932 Assistent am Deutschen Auslandinstitut Stuttgart; 1932-1945 Abteilungsleiter sowie 1938 bis 1945 Leiter der Arbeitsstelle für Volksforschung, daneben 1937/38 Mitarb. der Carl Schurz Memorial Foundation in Philadelphia, seit 1948 in der pädagog. Forschung tätig; Abteilungsleiter am Institut f. Auslandsbeziehungen in Stuttgart (1954-59); an d. Univ. Kiel (1959-1971) Direktor d. Forschungszentrum für Nationalitäten u. Sprachen, danach in Mannheim (197177) Direktor d. Institut für Dt. Sprache, Spezialist für Sprachgruppen. Seine Hauptarbeitsgebiete waren Sprachgemeinschaftssoziologie, Nationalitätsrecht, Selbstverwaltungsrecht. PUBLIKATIONEN Fremdsprachige Einwanderung in das französische Sprachgebiet Frankreichs (1934) Volksgruppen in den Vereinigten Staaten, 2 Bde. (1940-42) Statistisches Handbuch der Volksdeutschen in Übersee (1943) Das Nationalitätenrecht der Vereinigten Staaten von Amerika (1963) Atlas der im 19. und frühen 20. Jh. entstandenen deutschen Siedlungen in den USA (1975)

164

Kloss – Knapp

The American Bilingual Tradition (1977)

PUBLIKATIONEN

Co-Autor: Linguistic Composition of the Nations of the World (1974)

Zur Prüfung der Untersuchungen Thünens über Lohn und Zinsfuß im isolierten Staate, Braunschweig 1865

The Languages of the World (1978) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 538 Fahlbusch, Michael: Wissenschaft im Dienst der nationalsozialistischen Politik?: Die „Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften” von 1931-1945, Baden-Baden 1999, S. 446 ff. Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, 1983 u. 1992

Knapp, Georg Friedrich, Nationalökonom, Statistiker und Wirtschaftshistoriker, 1842 Gießen, † 1926 Darmstadt Studium der Physik, Chemie und Nationalökonomie in München, Berlin und Göttingen, Besuch des Statist. Seminars von ERNST ENGEL in Berlin; ab 1867 Direktor d. Statist. Amtes der Stadt Leipzig, Mitwirkung an der Volkszählung 1867; 1869 Berufung zum Prof. für Nationalökonomie u. Statistik an d. Universität Leipzig; 1872 Mitbegründer des Vereins f. Socialpolitik; 1874-1919 o. Prof. an d. Univ. Straßbourg (Agrargeschichte, Geldtheorie); 1893 Korrespondierendes Mitgl. der Berliner Akademie. Knapp ist ein namhafter Vertreter der jüngeren Historischen Schule der bürgerlichen polit. Ökonomie. Er widmete sich besonders methodischen und theoretischen Fragen der Statistik und entwickelte Verfahren und methodische Grundlagen zur Sterblichkeitsermittlung. Seine Arbeit „Über die Ermittlung der Sterblichkeit ...“ war der erste systematische Versuch zur Messung der Sterblichkeit.

Das Verfahren bei der preußischen Volkszählung vom 3. XII. 1864, bearbeitet nach den Berichten der kgl. Regierungen mit Bemerkungen von (Reg.-R.) Boeckh. In: Zeitschr. d. kgl. pr. statist. Bureaus, Jg. VII, Berlin 1867 Über die Ermittlung der Sterblichkeit aus den Aufzeichnungen der Bevölkerungsstatistik, Leipzig 1868 Die Sterblichkeit in Sachsen nach amtlichen Quellen dargestellt, Leipzig 1869 Die neueren Ansichten über Moralstatistik, Jena 1871 Über den Bevölkerungswechsel in Leipzig in den Jahren 1850-1867, Leipzig 1871 Ältere Nachrichten über Leipzigs Bevölkerung 1595-1849 und über den Bevölkerungswechsel in den Jahren 1868-71, Leipzig 1872 Änderungen der Sterblichkeit von 17511870. In: Jahrbuch für Nat.-Ök., Bd. XXII, Jena 1873 Theorie des Bevölkerungswechsels. Abhandlungen zur angewandten Mathematik. Braunschweig 1874 Änderungen der Sterblichkeit von 17511870. In: Jahrbuch für nat.-Ök., Bd. XXII, Jena 1874 Die Anfänge der Bevölkerungsstatistik. In: Jahrbuch für Nationalökonomie und Staatswissenschaft, 20 (1882) Die Bauernbefreiung und der Ursprung der Landarbeiter, 2 Bde., Leipzig 1887 Die Landarbeiter in Knechtschaft und Freiheit, Leipzig 1891 Grundherrschaft und Rittergut, Leipzig 1897

Knapp – Knies Staatliche Theorie des Geldes, Leipzig 1905 Einführung in einige Hauptgebiete der Nationalökonomie, München, Leipzig 1925 Selbstbiographie. In: Heuß-Knapp, E.: Aus der Jugend eines deutschen Gelehrten, Berlin/Leipzig 1927 LITERATUR Behrens, F.: Grundriß der Geschichte der politischen Ökonomie, Bd. III, Berlin 1979 Dehio, Ludwig: Knapp, Georg Friedrich. In: Die Großen Deutschen, Bd. 5. Berlin 1957, S. 399-406 Demographische Enzyklopädie, Moskau 1985, S. 192 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 5, S. 613 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 538/39 Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Stuttgart 1959, Bd. 6, S. 19-21 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1924, S. 1238/1239

165

Knaus, Hermann (Hubert), Österreichischer Mediziner, 1892 St. Veit an der Glan (Kärnten), † 1970 Graz Studierte in Wien und Graz Medizin; 1920 Promotion; Studien in London und Cambridge; tätig an der Universität Graz (1923-30) und der Prager Karlsuniversität (1934-45); nach 1945 Gynäkologe in Graz und 1950-60 Vorstand der Gynäkologisch-Geburtshilflichen Abteilung in Wien-Lainz. Er entwickelte gemeinsam mit OGINO KYUSAKU (in Japan) eine Methode zur genauen Bestimmung des Eisprungs und Verbesserung der Kontrazeption. Er ist Autor von über 185 wissenschaftlichen Arbeiten. PUBLIKATIONEN Die periodische Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit des Weibes. Der Weg zur natürlichen Geburtenregelung (1934) Human Procreation and its natural Regulation (1964) LITERATUR Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. v. Wolfgang Eckart, Christoph Gradmann, München 1995, S. 215

Neue Deutsche Biographie, Bd. 12, Berlin 1980, S. 132 f.

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 5, S. 616

Ökonomenlexikon, hrsg. von Werner Krause, Karl-Heinz Graupner, Rolf Sieber, Berlin 1989, S. 260/61

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 539

Rudolph, G./Krause, W.: Grundlinien des ökonomischen Denkens in Deutschland 1848 bis 1945, Berlin 1980

Who is Who in Europe, (1966/67)

Schumpeter, Joseph A.: Knapp. In: Ten Great Economists from Marx to Keynes. New York 1951

Knies, Karl (Gustav Adolf), Nationalökonom, 1821 Marburg, † 1898 Heidelberg

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 427/28

Studierte seit 1841 in Marburg Geschichte, Staatswissenschaften, evangel. Theologie und Philologie; 1846 Dr. phil. und

166

Knies – Köllmann

Habilitation an der Marburger Universität für Geschichte und Staatswissenschaften; lehrte ab 1849 an Polytechnischer Schule in Kassel; nach der Revolution von 1848 Emigration in die Schweiz (ab 1852 in Schaffhausen); 1855 Prof. der Kameralwissenschaften an der Universität Freiburg i. Br.; 1865 Prof. der Staatswissenschaften in Heidelberg. Mitbegründer ROSCHER) (neben HILDEBRAND und der älteren historischen Schule der Nationalökonomie. PUBLIKATIONEN Die Statistik als selbständige Wissenschaft, Kassel 1850 Die politische Ökonomie vom Standpunkte der geschichtlichen Methode, Braunschweig 1853 Über den Wohnungsnotstand der unteren Volksschichten und die Bedingungen des Mietpreises. In: Zeitschr. für die ges. Staatswiss., Jg. XV, Tübingen 1859

PUBLIKATIONEN Über die Veränderung menschlichen Wachstums im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts: Ausmaß, Ursache und Folgen für den Einzelnen und für den Staat (1935) Beschleunigter Aufbau erbtüchtiger Familien durch staatliche Nachwuchsversicherung: Vorschlag einer Lösung des Geburtenproblems. In: Archiv für Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik 13 (1943) LITERATUR Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte 1880-1930, München, Berlin 1962, Bd. I, S. 786 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 541 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1954, S. 1207

Geld und Kredit, 3 Bde. (1873-1879) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 5, S. 620/21 Ökonomenlexikon, hrsg. von Werner Krause, Karl-Heinz Graupner, Rolf Sieber, Berlin 1989, S. 261-263 Koch, Ernst Walther, Mediziner, Pathologe, 1880 Dortmund, † 1962 Berlin Ausbildung in Freiburg i. Br. und Berlin; 1907 Promotion in Freiburg; Militärarzt u. a. in Berlin; 1921 Habilitation für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie; Direktor des Pathologischen Instituts im Krankenhaus Westend. Koch war Berater des nationalsozialistischen Systems. Er schlug Maßnahmen zur Verbesserung der Fertilität vor.

Köllmann, Wolfgang, Historiker, Wuppertal, † 1997 Bochum

1925

Studium in Göttingen (Geschichte, Germanistik); 1950 Promotion mit bevölkerungsgeschichtlicher Arbeit bei W. CONZE in Göttingen; 1951-54 Assistent von G. IPSEN an der Sozialforschungsstelle der Universität Münster in Dortmund; 1963 Privatdozent an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Hamburg; 1964 o. Prof. für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte/Demographie an der RuhrUniversität Bochum; Mitherausgeber und -verfasser des „Bevölkerungs-Ploetz“ (1956, 1968). In seinen Arbeiten befaßt er sich im wesentlichen mit der Bevölkerungsdynamik in der Industrialisierungsphase, besonders in Deutschland.

Köllmann – Koller PUBLIKATIONEN Entwicklung der Stadt Barmen von 1808-1870. Phil. Diss. Göttingen 1950 (gedruckt u. d. T. Sozialgeschichte der Stadt Barmen. Tübingen 1960) Binnenwanderung und Bevölkerungsstrukturen der Ruhrgebietsgroßstädte im Jahre 1907. In: Soziale Welt 9 (1958), S. 219-233 Grundzüge der Bevölkerungsgeschichte Deutschlands im 19. und 20. Jh. In: Studium Generale 12 (1959), S. 381-392 Die deutsche Bevölkerung im Industriezeitalter. In: Mitteilungen d. Dt. Gesellschaft f. Bevölkerungswissenschaft 27. Nov. 1962, S. 56-69 Bevölkerung und Raum in neuerer und neuester Zeit. In: Bevölkerungs-Ploetz, Bd. 4, Würzburg 1965 Bevölkerung u. Arbeitskräftepotential in Deutschland 1815-65. In: Jahrbuch 1968, Köln 1968 Entwicklung und Stand demographischer Forschung. In: Bevölkerungsgeschichte, hrsg. von Wolfgang Köllmann und Peter Marschalck. Köln 1972, S. 9-17 Co-Autor (mit Peter Marschalck): German Emigration to the United States. In: Perspectives in American History (18.20. Jh.), 7 (1973), S. 499-554 Bevölkerung in der industriellen Revolution, Göttingen 1974 Bevölkerungsgeschichte 1800-1970. In: Handbuch der deutschen Wirtschaftsund Sozialgeschichte, Bd. 2, Stuttgart 1976, S. 9-50 Die Bevölkerungsentwicklung der Bundesrepublik. In: W. Conze u. M. R. Lepsius (Hrsg.): Sozialgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, Stuttgart 1983, S. 66-114

167

Bevölkerungsgeschichte. In: W. Schieder, V. Sellin (Hrsg.): Sozialgeschichte in Deutschland, Bd. II, Göttingen 1986, S. 9-31 Alters- und Geschlechtsstruktur der Bevölkerung Großbritanniens und der Bundesrepublik Deutschland. In: Beiträge aus der bevölkerungswissenschaftlichen Forschung. Festschrift für Hermann Schubnell, hrsg. von Sabine Rupp, Karl Schwarz. Boppard 1983 (Schriftenreihe des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, Bd. 11) S. 273-280 Bevölkerungsgeschichtliche Forschung i. der Bundesrepublik Deutschland. In: Demographie i. d. Bundesrepublik Deutschland, Wiesbaden 1988, S. 29-36 LITERATUR Bevölkerung, Wirtschaft, Gesellschaft seit der Industrialisierung. Festschrift f. Wolfgang Köllmann zum 65. Geburtstag, hrsg. von Dietmar Petzina und Jürgen Reulecke. Dortmund 1990 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 543 Internationales Soziologenlexikon, Aufl., Bd. II, Stuttgart 1984, S. 432

2.

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender Berlin 1996, S. 737 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 428 Weber, Wolfgang: Biographisches Lexikon zur Geschichtswissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Frankfurt a. M., Bern, New York 1984, S. 312/13 Koller, Albert, Schweizer Statistiker, 1894 Gais (Aargau), † 1957 Bern Studium der Naturwissenschaften an der Universität Zürich; 1928 Promotion; seit

168

Koller – Koller

1929 Tätigkeit im Eidgenössischen Statistischen Amt in Bern, 1946 dessen Direktor; arbeitete als Sekretär und war im Vorstand der „Schweizerischen Gesellschaft für Statistik und Volkswirtschaft“; Mitglied des Internationalen Statistischen Instituts (1947). Schwerpunkte seiner Arbeiten waren u. a. die Migration aus Alpendörfern, Bevölkerungsstatistik und Statistik des Fremdenverkehrs. Im „Handbuch der schweizerischen Volkswirtschaft“ (1939) verfaßte er Artikel über Bevölkerungsstand, -dichte, -bilanz, Gliederung der Bevölkerung nach Erwerb und Beruf, die Volkszählungen sowie Statistik des Fremdenverkehrs. PUBLIKATIONEN Geographische Grundlagen der Entvölkerung in den Alpen (1929, Dissertation) Handbuch der schweizerischen Volkswirtschaft (1939) In: Schweizerische Zeitschrift für Volkswirtschaft und Statistik: Die verheiratete berufstätige Frau in der Schweiz 85 (1949); Entvölkerung und Landflucht 85 (1949); Umschichtungen in der schweizerischen Bevölkerung 92 (1956) LITERATUR Biographisches Lexikon verstorbener Schweizer, Basel 1961, Bd. V, S. 128 (Porträt) Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985 , S. 543 Koller, Siegfried, Medizinalstatistiker, 1908 Stettin, † 1998 Mainz Schüler des Göttinger Biostatistikers FELIX BERNSTEIN; Rockefeller-Stipendiat der Notgemeinschaft in New York bei KARL LANDSTEINER; 1931-40 Vorstand der Statist. Abt. des 1931 gegründeten Kerck-

hoff-Herzforschungs-Instituts in Bad Nauheim, daneben Studium der Medizin in Gießen; 1930 Promotion zum Dr. med., 1933 Privatdozent, 1939 Dozent an d. Univ. Gießen; 1941-45 Leiter des Biostatist. Instituts der Univ. Berlin, beteiligt an erbbiologischen Forschungen, Vorlesungen über statistische Methoden, Bevölkerungsstatistik u. -politik; 1946-52 vom NKWD interniert; 1953-62 Abteilungsleiter für Bevölkerungs- und Kulturstatistik im Statist. Bundesamt Wiesbaden; entwickelte dort den Mikrozensus; 1956 Prof. in Mainz, 1957 Heidelberg; 1963-76 o. Prof., Begründer und Direktor des Instituts für medizinische Statistik und Dokumentation der Universität Mainz; 1968 Ehrenmitglied in der Deutschen Region der Biometrischen Gesellschaft; Mitgliedschaft 1990 wegen NSVergangenheit entzogen. PUBLIKATIONEN (mit Kranz, H. W.): Zur Frage der Erb- u. Umweltbedingtheit beruflicher Fruchtbarkeitsunterschiede. In: H. Harmsen/F. Lohse (Hrsg.): Bevölkerungsfragen, München 1936, S. 576-81 (mit Kranz, H. W.): Die Umweltbedingtheit beruflicher Fruchtbarkeitsunterschiede. In: Archiv f. Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik 8 (1938), S. 84-103 Die Grundformeln der erbbiologischen Bevölkerungstheorie in der Darstellung von W. Scheidt. In: Archiv f. Rassen- u. Gesellschaftsbiologie 32 (1938), S. 205-10 (mit Kranz, H. W.): Die Gemeinschaftsunfähigen, Gießen 1940 Über einige Stichprobenprobleme bei der Vorbereitung des deutschen Mikrozensus. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 38 (1954), S. 9-16 (mit Lothar Herberger): Der Mikrozensus. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 44 (1960), S. 206-254

Koller – Konetzke (mit Hermann Schubnell): Die Internationale Bevölkerungskonferenz vom 11. bis 16. September 1961 in New York. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 45 (1961), S. 405-408 Theorie und Empirie im Makro- und Mikrobereich bei der Erforschung des generativen Verhaltens. In: Beiträge aus der bevölkerungswissenschaftlichen Forschung. Festschrift f. Hermann Schubnell, hrsg. von Sabine Rupp, Karl Schwarz. Boppard 1983 (Schriftenreihe des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschnung, Bd. 11) Risikofaktoren Berlin 1983

der

Schwangerschaft,

50 Jahre medizinische Statistik. Zur Genesis eines neuen Fachgebietes. In: Medizin, Praxis und Wissenschaft. Entwicklungen und Erinnerungen. 40 Jahre Medizinische Fakultät und Klinikum 194686, hrsg. von Gunter Mann u. Franz Dumont, Mainz 1986, S. 187-202 (P) Problemwandel in 6 Jahrzehnten biostatistischen Forschung – Persönliche Erinnerungen. In: Biometrie und Informatik in der Medizin und Biologie 21 (1990), H. 4, S. 232-240 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 543 Lorenz, Rolf J.: Die Arbeiten Siegfried Kollers zur Rassenhygiene in der Zeit von 1933 bis 1945 (Anhang: Lebenslauf S. Kollers). In: Biometrie und Informatik in der Medizin und Biologie 21 (1990), H. 4, S. 198-230 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1992, S. 1902 Segal, Lilli: Die Hohenpriester der Vernichtung, Berlin 1991

169

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 275, 428

Konetzke, Richard, Historiker, 1897 Hangelsberg (b. Fürstenwalde), † 1980 Gemünd (Eifel) Schüler von Friedrich Meinecke; 1944-52 wissenschaftliche Forschungstätigkeit im Archivo General de Indias in Sevilla und an der Duke University in Durhem/USA 1952-54; seit 1955 Privatdoz. und seit 1961 a. o. Prof. und Direktor der Iberischen und Lateinamerikanischen Abteilung des Historischen Seminars an der Universität in Köln, 1964 gründete er mit H. Kellenbenz die Zeitschrift „Jahrbuch für Geschichte von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft Lateinamerikas“. Spezialist f. iberische und lateinamerikanische Geschichte, leistete bahnbrechende Arbeiten insbes. zu sozialgeschichtlichen Aspekten der Kolonialzeit PUBLIKATIONEN Geschichte des spanischen und portugiesischen Volkes, Leipzig 1939 Das spanische Weltreich, Grundlagen und Entstehung, München 1943 La Emigracion de Mujeres Espanolas a America durante la Epoca Colonial. In: Revista Internacional de Sociologia, 3 (1945) El Mestizaje y su importancia en el desarrollo de la poblacion HispanoAmericana durante la Epoca Colonial (1947) La Emigracion Espanola al Rio de la Plata durante el Siglo XVI. In: Miscelanea Americanista, 3 (1952) Entdecker und Eroberer Amerikas. Von Christoph Kolumbus bis Herman Cortes, Frankfurt/am Main 1963

170

Konetzke – Korherr

Süd- und Mittelamerika: Die Indianerkulturen Altamerikas und die spanischportugiesische Kolonialherrschaft, Frankfurt/Main 1965 (Fischers Weltgeschichte) Lateinamerika. Entdeckung, Eroberung, Kolonisation, Gesammelte Aufsätze von R. Konetzke (1983) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 544 Historiker-Lexikon: von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg.von Rüdiger v. Bruch und Rainer A. Müller, München 1991, S. 171/72 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1980, S. 2041/42

wort v. Oswald Spengler, 3. Aufl., 1935, mit Vorwort v. Heinrich Himmler) Regresso delle Nascite, Morte dei popoli (1928, neue Aufl. 1937 mit Vorwort v. Spengler und Mussolini) Die Moralität der bayerischen Bevölkerung. In: Zeitschrift des Bayerischen Statistischen Landesamts 67 (1935), S. 124194 Der Internationale Kongreß für Bevölkerungswissenschaft in Berlin 1935. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 25 (1935/36), S. 337-341 Der Internationale Kongreß für Bevölkerungswissenschaft in Paris 1937. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 27 (1937/38), S. 320-332 Volk und Raum, Würzburg (1938)

Korherr, Richard, Statistiker, gensburg, † n. e.

1903 Re-

Studium der Volkswirtschaft und Rechtswissenschaften in München und Erlangen; 1926 Promotion über „Das Problem des Geburtenrückgangs in Vergangenheit und Gegenwart“; 1928 Tätigkeit im Statistischen Reichsamt auf dem Gebiet der Finanzstatistik; Referent im Bayerischen Statistischen Landesamt und Leiter der Statistik und Bevölkerungspolitik im Amt des Sicherungsbeauftragten in München (1930-35); Direktor des Statistischen Amtes der Stadt Würzburg und Mitarbeiter des Siedlungsbeauftragten Würzburg (1935-40); 1937 Mitglied der NSDAP; seit 1940 Inspekteur für Statistik bei der SS (Himmler direkt unterstellt); 1945/46 kurzzeitige Internierung, später Tätigkeit i. Bundesfinanzministerium; 1961 erfolgte Entlassung nach Bekanntwerden seiner Berichte zur „Endlösung der Judenfrage“. PUBLIKATIONEN Geburtenrückgang: Mahnruf an das Deutsche Volk (2. Aufl., 1927 mit Vor-

Der Untergang der alten Kulturvölker. Eine Statistik in Worten, Vierter Teil: Der völkische Zusammenbruch der einzelnen Kulturvölker, In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 28 (1939) Die Endlösung der europäischen Judenfrage. Statistischer Bericht (1943).(Abdruck in: Serge Klarsfeld (Hrsg.): The Holocaust and the Neo-Nazi Mythomania, New York 1978, S. 163-210) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 548 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1940/41, S. 973 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis ?, Opladen 1998, S. 428 Wietog, Jutta: Volkszählungen unter dem Nationalsozialismus – Eine Dokumentation zur Bevölkerungsstatistik im Dritten Reich, hrsg. von Wolfram Fischer, (Schriften zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 66) Berlin 2001, S. 209-237

Kraus – Krebs Kraus, Christian Jacob, Kameralist, 1753 Osterode (Ostpreuß.), † 1807 Königsberg

171

Unterschiedliche Fortpflanzung im 17. und 18. Jahrhundert. In: Archiv für Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik 10 (1940)

1770 Studium in Königsberg; 1780 Prof. der praktischen Philosophie, später der Sozial- und Kameralwissenschaften in Königsberg; hielt seit 1794 Vorlesungen über Finanzwissenschaft, Polizeiwissenschaft, Handelswissenschaft, Gewerbekunde und Landwirtschaft.

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 555

Kraus vertrat als erster in Deutschland die Lehre von ADAM SMITH.

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1980, S. 2095

LITERATUR

PUBLIKATIONEN Politische Arithmetik (aus dem Englischen von Arthur Young), Königsberg 1779

Krebs, Norbert, Österreichischer Bevölkerungsgeograph, 1876 Leoben (Steiermark), † 1947 Berlin

Vermischte Schriften über staatswirtschaftliche, philosophische und andere wissenschaftliche Gegenstände v. Ch. J. Kraus, hrsg. v. Hans von Auerswald, 8 Bde., 1808-1819

Studierte Geographie und Geschichte in Wien; 1900 Promotion, Gymnasiallehrer in Triest und Wien; 1909 Privatdozent an der Universität Wien; tätig an den Universitäten Würzburg (1917/18); Frankfurt (1918/19); Freiburg (1920-26) und Berlin (1926-1943) als Prof. für Geographie; 1934 Ordentliches Mitglied der Berliner Akademie.

LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 17, Leipzig 1883, S. 66-68 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 5, Jena 1923, S. 943/44 Ökonomenlexikon, hrsg. v. W. Krause; K.-H. Graupner; R. Sieber, Berlin 1989, S. 272 Krausse, Johannes, Archivar und Genealoge, 1909 Dresden, † n. e. Dr. phil. veröffentlichte u. a. genealogische, soziologische und bevölkerungswissenschaftliche Aufsätze im „Archiv für Sippenforschung“ (1938-42) und im „Archiv für Bevölkerungswissenschaften“ (1940), 1948 Schriftführer der Zeitschrift „Genealogie und Heraldik“ in Augsburg. PUBLIKATIONEN Reinhardtsgrimma: Die Geschichte des Bevölkerungsaufbaues eines sächsischen Dorfes (1937)

Er schrieb über die Bevölkerung Deutschlands, Österreichs und anderer Länder und betonte die Beziehungen zwischen den Menschen und ihrer Umgebung. Er war der Herausgeber des „Atlas des deutschen Lebensraumes in Mitteleuropa“ (1937-42). PUBLIKATIONEN Die Ostalpen und das heutige Österreich, 2 Bde. (1913) Die Verbreitung des Menschen auf der Erdoberfläche (Anthropogeographie) (1921) Die geographischen Grundlagen deutschen Volkstums (1923)

des

Länderkunde von Süddeutschland, Bd. 3: Der Südwesten (1931) Die Ostgrenze des deutschen Volkstums im Spiegel der Bevölkerungsverschiebung. In:

172

Krebs – Krose

Deutsches Archiv für Landes- und Volksforschung, 1 (1937) Bevölkerungsverlagerungen in Nord- und Mitteldeutschland. In: Deutsche Geographische Blätter, 42 (1939) Wanderbewegungen als Ursachen von Bevölkerungsverlagerungen in Europa. In: K. H. Dietzel et al. eds. Lebensraumfragen europäischer Völker, Bd. 1 (1941) Der Bereich der deutschen Ausstrahlung im Osten. In: Hermann Aubin et al. eds. Deutsche Ostforschung (1942) Vergleichende Länderkunde (1952) LITERATUR

Studium in München (Dr. der Rechts- und Staatswissenschaften); 1918-22 Handelsredakteur der „München-Augsburger Abendzeitung“, später Leiter des Wirtschaftsteils; 1936 Chefredakteur der „Münchner Zeitung“; nach dem 2. Weltkrieg in der Bevölkerungsabteilung des Bayerischen Statistischen Landesamtes in München als Stellv. Leiter tätig PUBLIKATIONEN Krankheit und Tod nach dem Zusammenbruch und Grundform und Aufbau der Bevölkerung in Bayern. In: Zeitschrift des Bayerischen Statist. Landesamtes, 80 (1948) und 83 (1951)

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 6, S. 89

Evaluation of quality of demographic statistics. In: World Population Conference, Rome 1954, Proceedings (1956/57)

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 555

Biographisches Staatshandbuch, 1963, Bd. 2, S. 710

Hartkopf, Werner: Die Berliner Akademie der Wissenschaften – ihre Mitglieder und Preisträger 1700-1990, Berlin 1992, S. 198 Lexikon der Geographie, Heidelberg, Berlin 2002 Österreichisches Biographisches Lexikon, hrsg. von der Österr. Akademie der Wissenschaften, Wien 1992, Bd. 4, S. 240/41 Stock, R.; Heilinger, R.; Stock, M.: Personalbibliographien österreichischer Persönlichkeiten, Graz 1993, Bd. 10, S. 3376 Waldbaur, H.: Zum Gedenken an Norbert Krebs. In: Forschungen und Fortschritte, Berlin 24, 1948, S. 142-143

Krieger, Konrad, Jurist, Politikwissenschaftler und Journalist, * 1893 Nürnberg, † 1959 Graz

LITERATUR Bern

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, , S. 556

Krose, Hermann Anton, Statistiker und Schriftsteller, 1867 Bremen, † nach 1940 Studium der Rechtswissenschaften, Theologie und Statistik in Heidelberg, Genf, Berlin, Innsbruck und München; Krose ist Autor von zahlreichen Veröffentlichungen zur Religionsstatistik und Selbstmordproblematik. PUBLIKATIONEN Der Einfluß der Konfession auf die Sittlichkeit, nach den Ergebnissen der Statistik (1900) Konfessionsstatistik Deutschlands (1904) Der Selbstmord im 19. Jahrhundert (1906)

Krose – Kuczynski Die Ursachen der Selbstmordhäufigkeit (1906) Katholische Missionsstatistik (1908) Die Konfession in der Statistik der Bevölkerungsbewegung in Deutschland. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 16, (1927), S. 53-71 Der Geburtenrückgang, die Schicksalsfrage des deutschen Volkes, In: Stimmen der Zeit, Januar 1931 Statistik der Religionsgemeinschaften im Deutschen Reich (1937) Der Geburtenrückgang in den Niederlanden. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd.29 (1940), S.280-294 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 556/57 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1931 und 1935 Wer ist’s, Berlin 1928, Bd. 2, S. 876 Krug, Leopold, Nationalökonom und Statistiker, 1770 Halle, † 1843 Gut Mühlenbeck (b. Berlin) Studium der Theologie in Halle; widmete sich später der kameralistischen Laufbahn; 1800 in Berlin als Geh. Registrator in der Geheimen Staatsregistratur im Lehnsdepartement; 1804 begründete er gemeinsam mit Prof. Jakob in Halle das Journal „Annalen der preußischen Staatswirtschaft und Statistik“ (u. a. mit statist. Monographien über Ostfriesland, Ostpreußen, Westpreußen und Paderborn); 1805-1834 Beamter im preußischen statistischen Büro; leitete von 1826-34 die Abteilung für Bevölkerungs- und Industriestatistik PUBLIKATIONEN Topographisch-statistisches Wörterbuch des preußischen Staates, 13 Bde., Halle 1796/1803

173

Abriß der neuesten Statistik des preußischen Staates, Halle (1804) Betrachtungen über den Nationalreichtum des preußischen Staates und über den Wohlstand seiner Bewohner, (1805) Ideen zu einer staatswirtschaftlichen Statistik, Berlin 1807 Die preußische Monarchie, topographisch, statistisch und wirtschaftlich dargestellt. Nach amtlichen Quellen, (1833) LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 17, Leipzig 1883, S. 216-219 Dietze: Krugs Anschauungen über Bevölkerungswesen, Dessau 1921 (Halle, Rechts- und staatswiss. Dissertation) Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. VI, Jena 1925, S. 91/92 Schwartz: Krug als Nationalökonom (Berner Diss.), Frankfurt a. Main 1904 Kuczynski, Robert René, Statistiker und Bevölkerungswissenschaftler, 1876 Berlin, † 1947 London Studium der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften in Freiburg, Straßburg und München 1894-97 bei KNAPP und BRENTANO; danach Volontär am Statistischen Amt Berlin; 1904 Direktor des Statistischen Amtes Elberfeld; 1906-21 Leiter des Statistischen Amtes in Schöneberg (Berlin); 1922-24 Vortragsreisen in Frankreich; 1926-32 Studien in den USA; 1933 Emigration nach London; lehrte seit 1938 Demographie an der London School of Economics and Political Science; erarbeitete dort eine neue Methode der Bevölkerungsstatistik und führte empirische demographische Forschungen durch. Er begann als Verwaltungsstatistiker und schrieb zu Problemen der Geschichte des Lohnes, der deutschen Finanzen, der Nahrungsmittel-

174

Kuczynski

– Kudler

produktion und Arbeitswelt. In seinen Publikationen: „The Births and Deaths“, 2 vols. (1928-31) und „Fertility and Reproduction: Methods of Measuring the Balance of Births and Deaths“ (1932) führte er wichtige Indizes für das Wachstum und die Fruchtbarkeit der Bevölkerung (Nettoreproduktionsrate) ein. Während der letzten Lebensjahre arbeitete er zur Bevölkerung des Britischen Empire.

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 559

PUBLIKATIONEN

Kuczynski, Jürgen: Robert Kuczynski. Ein fortschrittlicher Wissenschaftler in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Berlin 1957 (Werke-Verz.)

Der Zug nach der Stadt. Statistische Studien über Vorgänge der Bevölkerungsbewegung im Deutschen Reiche, Stuttgart 1897 Die Einwanderungspolitik und die Bevölkerungsfrage der Vereinigten Staaten von Amerika, Berlin 1903 (Co-Autor: Dr. Mansfeld): Der Pflichtteil des Reiches – Ein Vorschlag zu praktischer Bevölkerungspolitik, Berlin 1917 Das Existenzminimum und verwandte Fragen, Berlin 1921 The Balance of Births and Deaths, 2 Bde., New York, Washington 1928-31 Fertility and Reproduktion. Methods of Measuring the Balance of Births and Deaths. New York 1932 (Reprint Berlin 1982) (mit A. B. Wolfe) Population. In: Encyclopaedia of the Social Sciences 12, 1934, S. 240-54 The Measurement of Population Growth, Methods and Results, London, New York 1936 A Demographic Survey of the British Colonial Empire, 3 Bde. (1948-53) LITERATUR A Bibliography of the Demographic Studies of Dr. R. R. Kuczynski, in: Population Studies 2 (1948), S. 125-126

Demographische Enzyklopädie, Moskau 1985, S. 216 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 6, S. 138

Neue Deutsche Biographie, Bd. 13, Berlin 1982, Bd. 13, S. 164-165 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 333; 429

Kudler, Josef Ritter von, Nationalökonom und Rechtsgelehrter, 1786 Graz, † 1853 Wien Studium der Rechte und Staatswissenschaften in Wien, 1810 Prof. der Statistik und politischen Wissenschaften am Lyceum in Graz, 1821 Prof. der politischen Wissenschaften an der Universität in Wien, 1848 Abgeordneter des Reichstags und Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, Kudler systematisierte die Arbeiten von SONNENFELS in zwei Richtungen: des Polizeirechts (Erklärung des Strafgesetzes über schwere Polizeiübertretungen) und der Volkswirtschaft (Grundlehren der Volkswirtschaft), behielt aber im wesentlichen dessen „Bevölkerungssatz“ bei: „Wo eine größere Zahl mit der Gütererzeugung beschäftigter Menschen zusammenwirkt, dort kann ... auch nur ein größeres Produkt erwartet werden. Bei einer größeren Bevölkerung des Landes sind die ... Talente, Anlagen und Neigungen mannigfaltiger, die Unterstützung, welche

Kudler – Kundmann

175

jede Classe der Produciernden von den anderen erwartet, leichter und umfassender, die Hoffnung auf Absatz endlich zuverlässiger und größer“. (zit. in Wichtl, 1985, S. 41)

bleme an der American Univ., Washington D. C.; 1947 Bureau of the Census; 1948 Abt. Departement of the Army; 1949-56 Demograph an der Library of Congress Washington.

PUBLIKATIONEN

Der Begriff „Displaced Person“ stammt von ihm.

Statist. Aufsätze über Bevölkerung in der Steiermärkischen Zeitschrift (insbesondere Jg. 1821)

PUBLIKATIONEN

Versuch einer tabellarischen Darstellung des Organismus der österreich. Staatsverwaltung, Wien 1834

Kulischer, Alexander; Kulischer, Eugen: Kriegs-und Wanderzüge – Weltgeschichte als Völkerbewegung, Berlin, Leipzig 1932

Die Grundlehren der Volkswirtschaft, Wien 1846

The Displacement of Population in Europe (London 1943)

LITERATUR :

Jewish Migration , New York 1943

Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 17, S. 292-298, Leipzig 1883

Europe on the Move: War and Population Changes 1917-1947, New York 1948

Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. XV, (1867)

LITERATUR

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 6, Jena 1925, S. 99/100 Lustkandl: Sonnenfels und Kudler, Wien 1891 Wichtl, Thomas: Zur Ökonomie des „Volksreichtums“ (Bevölkerungspolitische Theorien im Österreich des aufgeklärten Absolutismus), (1985) Kulischer, Eugen, Migrationsforscher, Jurist, Demograph, 1881/Kiew, † 1956 Washington D. C. (USA) 1906 Dr. jur. Uni St. Petersburg; 19161918 Privatdozent an Uni St. Petersburg; 1918-1920 Prof. Uni Kiew; 1920 Emigration nach Berlin; 1921-34 Dozent und Prof. am Institut für ausländisches Recht der Uni Berlin; 1934 Emigration nach Frankreich; 1935-40 Mitarbeiter im frz. Bildungsministerium und nationalen Zentrum für wiss. Recherche, Paris; 1941 Emigration nach den USA als Experte für europäische Bevölkerung und Statistik, 1946 Dozent f. europ. Bevölkerungspro-

Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, München, New York, London, Paris 1983, Bd. 1, S. 673 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 559/60 Kundmann, Johann Christian, Arzt und Numismatiker, 1684 Breslau, † 1751 Breslau Besuchte ab 1695 das Magdalenengymnasium in Breslau und war Schüler von CASPAR N EUMANN ; Studium der Medizin und Naturwissenschaft in Frankfurt/Oder und Halle u. a. bei FRIEDRICH HOFFMANN, G EORG E RNST S TAHL ; 1708 Dr. med. in Halle, danach als Arzt in Breslau tätig; 1727 Mitglied der Academia Naturae Curiosorum (Leopoldina). Kundmann betrieb als erster in Deutschland die Medizinalstatistik komparativ, indem er Tabellen verschiedener Städte, u. a. auch die Berliner Listen von D. GOHL , miteinander verglich.

176

Kundmann – Kuttelwascher

Seit 1717 gab er zusammen mit den Breslauer Ärzten K ANOLD und B RUNSCHWITZ die „Sammlung von Natur- und Medizin – sowie auch dazugehöriger Kunst- und Literatur-Geschichten...“ heraus – eine der ältesten medizinischen und naturwissenschaftlichen Zeitschriften Deutschlands. Darin wurden auch Geburts- und Mortalitätsstatistiken veröffentlicht. Die Ergebnisse seiner Berechnungen faßte Kundmann in den „Reflexiones über die Krankheits- und Todten-Listen mit Medizinischen Anmerkungen“ zusammen. Das von Kundmann erarbeitete Material wurde von S ÜSSMILCH in seiner grundlegenden Schrift: „Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben erwiesen“ verwendet. PUBLIKATIONEN Rariora Naturae & Artis ... (Anhang: Reflexiones über die Krankheits- und Todten-Listen mit Medizinischen Anmerkungen) (1737) LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd.17, Leipzig 1883, S. 377 Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte, Bd. 3, Berlin, Wien 1931, S. 632 f.; Grätzer Jonas: Daniel Gohl und Christian Kundmann; Breslau 1889 Grätzer, Jonas: Lebensbilder hervorragender schlesischer Ärzte aus den letzten vier Jahrhunderten, Breslau 1889 Schlesische Lebensbilder, Bd. 3, Breslau 1926, S. 149-154 Zimmermann, H.: Caspar Neumann und die Entstehung der Frühaufklärung, Witten 1969, S. 103-110 Kuttelwascher, Hans (Johann), österreichischer Statistiker, 1883 Hochtann (Böhmen), † 1951 Wien

Besuchte das Gymnasium in Iglau und studierte ab 1904 Rechtswissenschaften an der Universität Wien; (1910 Dr. jur.); anschließend Tätigkeit in der Statistischen Zentralkommission in Wien, insbesondere in der Volkszählungsabteilung; war später im Bundesministerium für Handel und Verkehr beschäftigt (Ministerialrat); trat 1939 in den Ruhestand PUBLIKATIONEN Ein Beitrag zur österreichischen Selbstmordstatistik. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 16, Brünn 1911, S. 65 ff. Die eidgenösssische Volkszählung vom 1. Dezember 1910, Literaturbericht. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 16, Brünn 1911, S. 280 ff. Die Volkszählungen in Österreich. In: Urania, Illustrierte populärwissenschaftliche Wochenschrift, Jg. 4, Wien 1911, Nr. 1 (Jänner) S. 6 ff. Selbstmord und Selbstmordstatistik in Österreich, In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 17, Brünn 1912, S. 267 ff. Die Ergebnisse der Volkszählung in Bosnien und der Herzogewina vom 10. Oktober 1910. In: Statist. Monatsschrift, NF, Jg. 18, Brünn 1913, S. 47 ff. Die leerstehenden Wohnungen in d. österreich. Städten. In: Stat. Monatsschrift, N. F., Jg. 19, Brünn 1914, S. 643 ff. LITERATUR Geschichte und Ergebnisse der zentralen amtlichen Statistik in Österreich 18291979 (1979), S. 95 Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/ Institut f. Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 96/97

Lamprecht – Laspeyres

177

L Lamprecht, Karl Nathanael, Kulturhistoriker, 1856 Jessen (bei Wittenberg), † 1915 Leipzig Studium der Geschichte und Nationalökonomie in Göttingen, Leipzig, München; 1878 Dr. phil.; 1883 Habilitation und Privatdozent an der Universität Bonn; 1890 Prof. in Marburg; 1891 Prof. f. Geschichte in Leipzig; zu seinen bedeutenden wissenschaftsorganisatorischen Leistungen zählen d. Gründung der „Versammlung Deutscher Historiker“ (1894) und des „Kgl. Sächsischen Instituts für Kultur- und Universalgeschichte“ (1909) an der Universität Leipzig. Seine seit 1891 erschienene Dt. Geschichte löste den „Methodenstreit“ in der dt. Geschichtswissenschaft aus.

Providence/London/Paris 1997, Bd. 6, S. 211/12

Seine Grabstätte befindet sich in Schulpforta.

Laspeyres, Etienne, Statistiker und Nationalökonom, 1834 Halle/Saale, † 1913 Gießen

PUBLIKATIONEN Die Fortschritte der Besiedelung und Bevölkerung: Die Besiedelungsepochen, vornehmlich röm. Zeit. Die Zusammensetzung der Bevölkerung. Der Charakter der deutschen Besiedelung vom 5. Jh. bis zum Schluß der Stauferzeit. Präsumtive Bevölkerungsdichtigkeit der ersten Hälfte des Mittelalters. Daten zur Geschichte der Bevölkerung vom 13. bis zum 18. Jh. In: Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter, Bd. 1, Leipzig 1886 (insg. 4 Bde.) Deutsche Geschichte in 16 Bänden, 1891-1901 Ausgewählte Schriften zur Wirtschaftsund Kulturgeschichte und zur Theorie der Geschichtswissenschaften, hrsg. von H. Schönebaum, Aalen 1974 LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New

Historiker-Lexikon, hrsg. von Rüdiger vom Bruch, Rainer A. Müller, München 1991, S. 175 Schorn-Schütte, Luise: Karl Lamprecht – Kulturgeschichtsschreibung zwischen Wissenschaft und Politik, Göttingen 1994 Weber, Wolfgang: Biographisches Lexikon zur Geschichtswissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Frankfurt a. M., Bern, New York 1984, S. 335/36

Studierte Rechts- und Kameralwissenschaften in Tübingen, Berlin, Göttingen, Halle und Heidelberg (1860 Habilitation); Privatdozent in Heidelberg; 1864 o. Prof. in Basel; 1866 in Riga, 1869 in Dorpat; 1873 TH Karlsruhe; 1874-1900 an der Universität Gießen; gründete 1876 das Statistische Seminar. Seine Arbeiten liegen überwiegend auf historisch-statistischem Gebiet. LASPEYRES trat für den Ausbau der amtlichen Statistik und Kooperation von amtlicher Statistik mit wirtschaftswissenschaftlicher Forschung ein. Er entwickelte u. a. die nach ihm benannte Preisindexformel. Laspeyres war Mitglied des Internationalen Statistischen Instituts. PUBLIKATIONEN Wechselbeziehungen zwischen Volksvermehrung und Höhe des Arbeitslohnes, Heidelberg 1860

178

Laspeyres – Lau

Der Einfluß der Wohnungen auf die Sittlichkeit. Eine moralstatistische Studie, Berlin 1869 Das Alter der deutschen Professoren, Berlin 1876 LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 6, S. 258 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1925, Bd. 6, S. 248

Herr Bastiat-Schulze von Delitzsch der ökonomische Julian, oder: Capital und Arbeit, Berlin 1864 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig 1912, Bd. 17, S. 740 Demographische Enzyklopädie, Moskau 1985, S. 217 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 6, S. 258/59 Friederici, H. J.: F. Lassalle. Eine politische Biographie, Berlin 1985

Lassalle, Ferdinand, Sozialist,Philosoph und Politiker, 1825 Breslau, † 1864 Genf Studierte in Berlin und Breslau Philosophie; hatte zeitweise engen Kontakt zu ENGELS und war maßMARX und geblich an der Gründung des Allgemeinen Deutschen ArbeiterLAHeins (1863 – dessen Präsident) beteiligt; propagierte ein „ehernes Einkommensgesetz“ – vertrat die These, daß die Erhöhung des Einkommens dazu führt, daß mehr Ehen geschlossen werden, womit auch die Anzahl der Kinder steigt. Das wiederum führt zur Erhöhung der Anzahl der Arbeiter, so daß das Angebot von Arbeitskräften die Nachfrage übersteigt und es letztendlich zur Senkung des Einkommensniveaus kommt. PUBLIKATIONEN Die Philosophie des Herakleitos (1858) Das System der erworbenen Rechte (1861) Offenes Antwortschreiben an das Centralkomitee zur Berufung eines allgemeinen deutschen Arbeiterkongresses zu Leipzig, Leipzig 1863 (darin „ehernes Lohngesetz“, welches das Malthussche Bevölkerungsgesetz bekämpft)

Internationales Soziologenlexikon, Bd. 1, Stuttgart 1980, S. 233/34 Schlesische Lebensbilder, Bd. 1, Breslau 1922, S. 102-111, Abb. Staatslexikon, hrsg. von d. Görres-Gesellschaft, Bd. 3, Freiburg i. Breisgau 1987, S. 842/843 Uexküll, Gösta von: F. Lassalle in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek 1974 Lau, Theodor Ludwig, Nationalökonom und Jurist, 1670 Königsberg, † 1740 Altona Studierte in Königsberg; ging 1694 nach Halle, 1695 in die Niederlande, 1697 nach England und 1700 nach Frankreich; war daraufhin fürstl. Kurländ. Staatsrat und Kabinettsdirektor; 1725 Promotion (Dr. jur.) in Erfurt; lebte dann bis zu seinem Tode in Hamburg, Lau benutzte als einer der ersten Autoren den Begriff „Nationalökonomie“. Er vertrat „bevölkerungsoptimistische“ Positionen in seinem Hauptwerk „Aufrichtiger Vorschlag ...“ mit dem Grundsatz: „In der Menge des Volcks: wurzelt sich die Macht und Reichthum eines Staates.“ (Lau, Ebda., 1719, S. 5).

Lau – Leibniz

179

PUBLIKATIONEN

PUBLIKATIONEN

Politische Gedanken, wie Souverains mit den Einwohnern ihrer Reiche mächtig und reich seyn können und werden; Entwurf einer wohl regulierten Policey, (1717)

Probe, wie ein Regent Land und Leute verbessern ... könne, Leipzig/Frankfurt 1705

Aufrichtiger Vorschlag: Von glücklicher, vorteilhafftiger, betändiger Einrichtung der Intraden und Einkünfften der Souverainen und ihrer Unterthanen, Frankfurt/Main 1719 LITERATUR Blaich, Fritz: Die Epoche des Merkantilismus, Wiesbaden 1973, S. 70/71 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 6, Jena 1925, S. 255-57 Jöcher, Christian Gottlieb: Allgemeines Gelehrtenlexikon, Leipzig 1750, S. 2293/ 94 Michel, Harald: Der Bevölkerungsgedanke im Zeitalter des Merkantilismus, IFAD-Edition, Berlin 1994 Zielenziger, Kurt: Theodor Ludwig Lau. Ein Beitrag zur deutschen Wirtschaftsgeschichte. In: Jahrbücher f. Nationalökonomie und Statistik 122 (1924)

Leib, Johann Georg, Kameralist, Weimar, † 1727 Leipzig

1670

Besuchte 1687 die Universität Jena, 1691 Leipzig, 1695 Halle; wird 1698 in Halle Lizentiat, promoviert 1699 zum Dr. jur.; wird 1710 Kgl. poln. kurfürstl. Sächs. Rat und Referendar; 1716 Kommerzienrat; lehnt sich in seinen Grundideen an die österreichischen Kameralisten an ( HORNIGK, SCHRÖDER). Er BECHER, befaßte sich insbesondere mit Fragen der Bildungsökonomie und fordert eine „Manufakturakademie“, die der Wirtschaft die erforderlichen Arbeitskräfte zur Verfügung stellen soll.

LITERATUR Blaich, Fritz: Die Epoche des Merkantilismus, Wiesbaden 1973, S. 69/70 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. VI, Jena 1925, S. 326 Michel, Harald: Der Bevölkerungsgedanke im Zeitalter des Merkantilismus, IFADEdition, Berlin 1994, S. 9/10 Leibniz, Gottfried Wilhelm Freiherr von, Philosoph, Mathematiker, politischer Schriftsteller, 1646 Leipzig, † 1716 Hannover Studierte Jura, Philosophie und Naturwissenschaften in Leipzig und Jena; 1667 juristische Promotion in Altdorf bei Nürnberg, trat in kurmainzische Dienste; Aufenthalt in Paris 1672-1676; 1673 Aufnahme in die Royal Society; wurde 1676 Hofbibliothekar in Hannover; Historiograph des Welfenhauses (1685); 1687-90 Reise nach Italien; 1691 Bibliothekar in Wolfenbüttel; gründete die Berliner Akademie der Wissenschaften (1700), Präsident auf Lebenszeit; 171214 Aufenthalt in Wien. Leibniz, der Vater des Dualsystems – entwickelte unabhängig von Sir Isaac Newton die Differential- und Integralrechnung. Leibniz sendete die von CASPAR NEUMANN aus Breslau stammenden Geburts- und Sterbezahlen an die Royal Society, auf deren Basis Edmond Halley eine frühe Version der Sterbetafeln entwickelte. PUBLIKATIONEN Theodizee, 1710, 2 Bde. Neue Versuche über den menschl. Verstand, 1765 (Streitschrift gegen J. Locke)

180

Leibniz – Lenz

Werke (hrsg. von Onno Klopp), 10 Bde., Hannover 1864-84, (1. Reihe: historischpolitische und staatswissenschaftliche Schriften, VI Bd.) Sämtliche Schriften u. Briefe, hrsg. v. d. Preuß. Akademie d. Wiss. u. a. in 6 Reihen (1924 ff., teilweise Nachdruck 1970 ff.) Politische Schriften, hrsg. v. Hans Heinz Holz. 2 Bde., Frankfurt 1966/67 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 18, Leipzig 1883, S. 172-209 Berlinische Lebensbilder, Bd. 3, Wissenschaftspolitik in Berlin, Berlin 1987, S. 1-16 Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport (Connecticut) 1985, S. 593-594 Geschichte der Staatsbeschreibung, Berlin 1994, S. 319 ff. Historikerlexikon, hrsg. von Rüdiger vom Bruch, Rainer A. Müller, München 1991, S. 179-180 Juristen – Ein biographisches Lexikon; Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. v. M. Stolleis, München 2001, S. 384-386 Müller, K. u. G. Krönert: Leben u. Werk v. G. W. Leibniz. Eine Chronik Frankfurt/Main (1969) Philosophenlexikon, Berlin 1982, S. 536542 Lenz, Fritz, Mediziner, Humangenetiker, Rassenhygieniker und Erbbiologe, 1887 Pflugrade (Pommern), † 1976 Göttingen Studierte 1905-1912 Medizin in Berlin, Breslau und war Schüler EUGEN FISCHERS in Freiburg; 1919 Habilitation im Fach Hygiene an der Universität München; veröffentlichte 1921 mit E. FISCHER

und E. BAUR das einflußreiche Standardwerk „Grundriß der menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene“; 1923 a. o. Prof. an der Universität München und Inhaber der ersten Professur für Rassenhygiene in Deutschland; 19331945 Prof. für Hygiene und Erblehre an der Universität Berlin auf dem von A.GROTJAHN begründeten Lehrstuhl für Sozialhygiene, Direktor der Abteilung für Rassenhygiene am KWI für Anthropologie, menschl. Erblehre und Eugenik; 1933 Mitglied des Sachverständigenbeirates für Bevölkerungspolitik und Rassenpolitik; seit 1934 Mitglied der deutschen Akademie der Naturforscher „Leopoldina“; 1937 Mitglied der NSDAP; 1946-55 Prof. für menschliche Erblehre, später Humangenetik in Göttingen. Mit seinen Forschungen schuf er wesentliche Grundlagen für die nationalsozialistische Rassenpolitik (u. a. beteiligt an der Vorbereitung eines Euthanasiegesetzes für Krebskranke; Autor zweier Denkschriften für das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS zur Ostkolonisation). PUBLIKATIONEN Menschliche Auslese und Rassenhygiene (1921), 3. Aufl., München 1931 Über die biologischen Grundlagen der Erziehung (1925) Der Ausgleich der Familienlasten, Berlin, Bonn 1931 Die Frage unterschiedlicher Fortpflanzung. In: Volk und Rasse 11 (1936), S. 495-98 Kinderaufzucht als staatliche Pflicht. In: Volk und Rasse 13 (1938), S. 397-403 LITERATUR Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. v. Wolfgang Eckart, Christoph Gradmann, München 1995, S. 230

Lenz – Lexis Becker, Peter Emil: Zum 70. von Fritz Lenz. In: Dtsch. med. Wschr. 82 (1957), S. 486 ff. ders.: Prof. Dr. med. Fritz Lenz zum 80. Geburtstag. Ebd. 30 (1967), S. 224-225 Becker, Peter Emil: In memoriam Fritz Lenz, 1887-1976. Ebd. 36 (1977), S. 7883 Becker, Peter Emil: Fritz Lenz. Rassenhygiene und Drittes Reich. In: Ders.: Zur Geschichte der Rassenhygiene. Wege ins Dritte Reich. Stuttgart/New York 1988, S. 138-217

181

stitut der Universität Berlin; 1923 Promotion zum Dr. rer. pol. mit der Studie „Sozialismus und Bevölkerungspolitik“; journalistische Tätigkeit u. a. für die „Weltbühne“, „Vossische Zeitung“ (übernahm 1926 Wirtschaftsredaktion); 1933 Emigration nach Paris; während des 2. Weltkrieges Prof. der Wirtschaftswissenschaften in Rio de Janeiro; 1952 Rückkehr nach Frankreich, Arbeit u. a. als Musikjournalist. PUBLIKATIONEN

Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, hrsg. v. Hermann Weiß, S.296

Die Stellung der deutschen Sozialdemokratie zur Bevölkerungsfrage. In: Schmollers Jahrbuch, 46 (1922)

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, S. 323

A History of Sexual Customs (1958, dt. 1956) geschrieben unter dem Pseudonym Morus

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 598

LITERATUR

Grüttner, Michael: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004, S. 108 Rissom, Renate: Fritz Lenz und Rassenhygiene. Husum 1983 (Diss. Mainz 1982)

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 6, S. 365/366 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport London (1985), S. 607

Stockhorst, Erich: Fünftausend Köpfe. Wer war was im Dritten Reich. Kiel 1967, 461 S.

Lexis, Wilhelm, Nationalökonom und Statistiker, 1837 Eschweiler (bei Aachen), † 1914 Göttingen

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 429/30

Studium der Jurisprudenz, Mathematik und Naturwissenschaften in Bonn u. Heidelberg sowie der Volkswirtschaftslehre u. a. in Paris; wurde 1872 a. o. Prof. der Staatswissenschaften in Straßburg; 1874 o. Prof. der Geographie, Ethnographie und Statistik in Dorpat; 1876 der Volkswirtschaftslehre in Freiburg im Breisgau; 1884 Breslau; 1887-1914 Prof. in Göttingen, daneben „auswärtiger Hilfsarbeiter“ F. Althoffs im preußischen Kultusministerium; gründete 1895 das erste Seminar für Versicherungswissenschaft in Deutschland; 1891-1915 Mitherausgeber der

Lewinsohn, Richard, Mediziner und Journalist, 1894 Graudenz (Ostpreußen), † 1968 Madrid Studierte Medizin und Nationalökonomie in München, Göttingen, Jena, Bonn und Berlin; Feldarzt im 1. Weltkrieg; 1919 Dr. med., danach als Arzt und Hygieniker im Sozialreferat der Stadtverwaltung sowie am Hygienein-

182

Lexis – Liechtenstern

Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik und des Handwörterbuches der Staatswissenschaften (1. Aufl., Jena 1890-1897, 6 Bde.). Lexis trat für eine mathematisch orientierte Wirtschaftswissenschaft ein. Das von ihm entwickelte Lexis-Diagramm gehört zum wichtigen Handwerkszeug demographischer Forschung.

Religionsstatistik. In: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. V, Jena 1893 Bevölkerungsstatistik. In: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, I. Erg.Bd., Jena 1895 Abhandlungen zur Theorie der Bevölkerungs- und Moralstatistik, Jena 1903

PUBLIKATIONEN

Die Universitäten im Deutschen Reich, hrsg. von W. Lexis, Berlin 1904

Einleitung in die Theorie der Bevölkerungsstatistik, Straßburg 1875

LITERATUR

Das Geschlechtsverhältnis der Geborenen und die Wahrscheinlichkeitsrechnung. In: Jahrbuch f. Nat.-Oek., Bd. XXVII, Jena 1876 Zur Theorie der Massenerscheinungen in der menschlichen Gesellschaft, Freiburg i. Br. 1877 Über die Theorie der Stabilität statistischer Reihen. In: Jahrbuch f. Nat.-Oek., Bd. XXXII, Jena 1879 La représentation graphique de la mortalité au moyen des points mortuaires. In: Annal. de demogr. int., IV. annee, Paris 1880 Gesamtübersicht der demographischen Elemente. In: Bulletin de l’Institut international de statistique. Tome V., Rom 1890 Geschlechtsverhältnis der Geborenen und Gestorbenen. In: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. III, Jena 1892 Bevölkerungswechsel. In: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 2. Bd., Jena 1890, S. 456 ff.

Bortkiewicz, Ladislaus von: Die Theorie der Bevölkerungs- und Moralstatistik nach Lexis. In: Jbb. f. Nationalök. und Statistik 82 (1904) Demographische Enzyklopädie, Moskau 1985, S. 220 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, S. 367 Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 609 Esenwein-Roth, Ingeborg: Wilhelm Lexis – Demograph und Nationalökonom (1837-1914) Erlangen 1991 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1959, Bd. 6, S. 590 f. Intern. Enc. of the Social Sciences 9 (1968), S. 271-276 Neue Deutsche Biographie, Bd. 14, Berlin 1985, S. 421 f. vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 277, 430

Allgemeine Theorie des Bevölke-rungswechsels. In: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 2. Aufl., Jena 1899, Bd. 2, S. 689-696, (3. Aufl. 1909, S. 913-919)

Liechtenstern, Joseph Marx Freiherr von, Statistiker und Geograph, 1765 Wien, † 1828 Buchholz b. Berlin

Moralstatistik. In: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, IV. Bd., Jena 1892

1785 Jurastudium, dann im Verwaltungsdienst tätig; gründete 1790 in Wien die

Liechtenstern – Linde „Cosmographische Gesellschaft“ (Vorläufer der Österreichischen Geographischen Gesellschaft 1856); 1797 Auflösung der Gesellschaft und Errichtung eines „Cosmographischen Institutes“ in Wien; gab 1800-1804 sein „Archiv für Geographie und Statistik…“ heraus, später „Archiv für Welt-, Erde- und Staatenkunde“ bzw. 1814-1816 Allgemeiner Anzeiger historisch-politischen und statistischen Inhalts genannt; 1815 wurde Liechtenstern Professor an der Universität Wien; verließ Österreich 1819, weil er den von ihm geplanten Aufbau des Statistischen Büros (erst 1829 eingerichtet) nicht übernehmen durfte. Er war ein Wegbereiter einer staatlich gelenkten Statistik. In seinem umfangreichen Werk finden sich zahlreiche Lehrund Handbücher über den österreichischen Kaiserstaat sowie 42 Landkarten.

183

für Geographie und Statistik, ihre Hilfswissenschaften und Literatur, … Bd. 1, Wien 1803, Heft 5, S. 388 ff. Grundlinien einer Encyclopädie der Cosmographie und Statistik, Wien 1811 Grundlinien einer Statistik des österreichischen Kaiserthums nach dessen gegenwärtigen Verhältnissen betrachtet, Wien 1816 Handbuch der neuesten Geographie des Österreichischen Kaiserstaates, 3 Theile, Wien 1817-1818 Statistische Übersicht aller europäischen Staaten nach ihrem neuesten Zustande dargestellt, Wien 1819 Tabelle. Deutschlands Bundesstaaten nach ihrem merkwürdigsten Verhältnisen und gegenwärtigem Zustande dargestellt, Berlin 1825

PUBLIKATIONEN

LITERATUR

Statistische-geographische Beschreibung des Erzherzogthums Oestreich unter der Ens, Wien und Leipzig 1791

Bernleithner, Ernst: Die Entwicklung der österreichischen Länderkunde an der Wende des 18. und 19. Jahrhunderts (Diss.) (1949), S. 132 ff. (Werksverzeichnis)

Skizze einer statistischen Schilderung des österreichischen Staates. In: Rücksicht auf seine … Bevölkerung …, Wien 1800 Über die Größe und Bevölkerung des Erzherzogthums Nieder-Oestreich ob u. unter der Ens. In: Archiv für Geographie und Statistik, ihre Hilfswissenschaften und Litteratur, Bd. 2, Wien 1801, Stück 3, S. 121 ff. Statistische Übersicht des britischen Reichs, in Hinsicht auf seine geographische und physikalische Beschaffenheit, seine Einwohner ... In: Archiv für Geographie und Statistik, ihre Hilfswissenschaften und Litteratur, Bd. 2, Wien 1802, Stück 9, 10, S. 97 ff. Vergleichende Übersicht des Standes der Bevölkerung im Königreich Böhmen im Anfange des 19. Jahrhunderts. In: Archiv

Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/ Institut f. Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 98-105 Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 5 (1972), S. 207

Linde, Hans, Soziologe und Bevölkerungswissenschaftler, 1913 Jessnitz, † 1993 Studium der Sozialwissenschaften in Leipzig und Königsberg; 1937 Promotion bei Hans Freyer in Leipzig; 1936-39 Geschäftsführer der Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung (Rag); 1939-45

184

Linde – List

Wehrdienst und Kriegsgefangenschaft; 1949-56 Referent im Niedersächsischen Amt für Landesplanung und Statistik; 1957-59 Abteilungsleiter in d. Sozialforschungsstelle Dortmund; 1960-62 Prof. für Soziologie und Sozialpädagogik an der Pädagogischen Hochschule in Kellwig/Ruhr: 1962-81 o. Prof. für Soziologie an der Universität Karlsruhe.

Studierte 1797 Theologie, Philosophie u. Philologie in Erlangen und 1800 in Göttingen Geschichte; Promotion (1801) und Tätigkeit als Privatdozent f. Politik, Landwirtschaft und Technologie in Erlangen; 1821 o. Prof. der Staats- und Nationalwirtschaftslehre an der Universität Marburg; zog sich 1833 auf sein Gut Marlofstein zurück.

PUBLIKATIONEN

Lips vertrat liberale Ideen und setzte sich für Gewerbefreiheit ein.

Zur Volkskörperforschung. In: Archiv f. Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik 8 (1938), S. 316-26 Preußischer Landesausbau, Leipzig 1939 Die Bedeutung von Th. R. Malthus für d. Bevölkerungssoziologie. In: Zeitschrift f. die gesamte Staatswissenschaft, 118 (1962) Mackenroths Theorie der generativen Strukturen aus heutiger Sicht – Möglichkeiten ihrer Weiterentwicklung. In: Bundesminister f. Jugend, Familie und Gesundheit: Ursachen des Geburtenrückgangs (1979) Theorie der säkularen Nachwuchsbeschränkung 1800-2000, Frankfurt/M. 1984 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 613 Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Stuttgart 1984, Bd. II, S. 495/96 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1992, S. 2179 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 430 Lips, Michael Alexander, Nationalökonom, 1779 Frauenaurach b. Erlangen, † 1838 Gut Marlofstein

PUBLIKATIONEN Die Staatswirtschaftslehre oder Encyklopädie und Methodologie der Staatswirtschaft, Erlangen 1813 Statistik von Amerika, Frankfurt/Main 1828 Über die Richtung der Zeit nach Amerika (behandelt Auswanderungsfragen), Marburg, Kassel 1829 Deutschlands Nationalökonomie, Gießen 1830 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 18, Leipzig 1883, S. 739-741 Handwörterbuch Staatswissenschaften, Bd. 6, Jena 1925, S. S. 360-361 List, Friedrich Nationalökonom, 1789 Reutlingen; † 1846 Kufstein (Tirol) Zunächst Verwaltungsbeamter am Oberamt in Tübingen, danach Studium der Rechtswissenschaft und 1818 Prof. f. Staatskunde und Staatspraxis an der Universität Tübingen; 1819 Mitbegründer des Deutschen Handels- und Gewerbevereins in Frankfurt/Main; 1822 Flucht in die Schweiz; siedelte 1825 in die USA (Harrisburg) über, als Farmer und Journalist tätig; 1832 Rückkehr nach Deutschland als Konsul der USA in Leipzig; 1837-1840 Aufenthalt in Paris; gründete 1843 das „Zollvereinsblatt“, agitierte für

List – Loeffler den Deutschen Zollverein und den Ausbau des Eisenbahnnetzes zugunsten der deutschen Industrie. List wandte sich gegen pessimistische Grundgedanken der MALTHUSschen Lehre: „Es ist nicht wahr, daß die Bevölkerung in einem größeren Maßstabe zunimmt, als die Produktion der Subsistenzmittel, ... solange noch auf dem Erdball eine Masse von Naturkräften tot liegt, wodurch zehn und vielleicht hundertmal mehr Menschen als jetzt leben, ernährt werden können.“ (zit. in: Mombert, 1929, S. 215). Seiner Auffassung nach steigt die Bevölkerungskapazität eines Landes mit dessen Anstieg der produktiven Kräfte. PUBLIKATIONEN Das nationale System der politischen Ökonomie, Stuttgart 1841 (7. Aufl. Stuttgart 1883) Gewerbe und Bevölkerung. In: Fr. Lists kleinere Schriften, hrsg. v. F. Lenz, (1926) LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 18, Leipzig 1883, S. 761-774 Die Bedeutung F. Lists in Vergangenheit und Gegenwart, hrsg. v. H. Besters (1990) Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 6, Jena 1925, S. 361-364 Mombert, Paul: Bevölkerungslehre, Jena 1929 Ökonomenlexikon, hrsg. v. W. Krause; K.-H. Graupner; R. Sieber, Berlin 1989, S. 309-312 Loeffler, Lothar; Mediziner und Rassenhygieniker, 1901 Erfurt, † 1983 Boll (Kr. Göppingen) 1920-1924 Medizinstudium in Breslau und Tübingen, 1926 Promotion in Tübin-

185

gen, 1927-1929 Assistent am Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik in Berlin, 1931 Habilitation und Privatdozent in Kiel; 1934-42 o. Prof. für Rassenbiologie und Direktor des „Rassenbiologischen Instituts“ der Universität Königsberg; Gauamtsleiter des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP, Gau Ostpreußen; 1942-45 o. Prof. und Direktor des „Instituts für Rassenbiologie und Rassenhygiene“ der Universität Wien; 1951 Mitglied der Ge. sellschaft für Konstitutionsforschung; 1952-76 Mitglied des Niedersächsischen Landesgesundheitsbeirates; 1954 Lehrauftrag für Sozialbiologie an TH Hannover, 1968-1972 Lehrbeauftragter an der Medizinischen Hochschule Hannover, 1957-66 im Arbeitskreis Strahlenbiologie der deutschen Atomkommission; 1957 Mitglied der American Eugenics Association, der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ltr. ihrer Arbeitsgemeinschaft, anthropologisch-erbbiologischer Gutachter; 1960-66 korr. Mitglied des christlichen Instituts für Ehe- und Familienkunde Basel. Loeffler arbeitete zu Fragen der Anthropologie, Genetik und Eugenik. PUBLIKATIONEN Ist die gesetzliche Freigabe der eugenischen Indikation zur Schwangerschaftsunterbrechung rassenhygienisch notwendig? In: Deutsches Ärzteblatt 63 (1933), S. 368-369 Der Auslesegedanke als Forderung in der Medizin. Königsberg 1936 Das Rassenbiologische Institut in Königsberg. In: Archiv für Bevölkerungswissenschaft (Volkskunde) und Bevölkerungspolitik 8 (1938), S. 120-125 Heutige Probleme und Aufgaben der angew. Anthropologie (Kongreßbericht der Dt. Ges. für Anthropologie) (1956)

186

Loeffler – Lösch

Die Mutationsrate beim Versuchstier und beim Menschen. In: Strahlenschutz 17 (1959)

Grundfeste der wahren Staatskunst. In: Kleine Schriften, 2. Theil Franckfurt, Leipzig 1751, S. 472-481

LITERATUR

Entwurf einer Staatskunst, worinnen die natürlichen Mittel entdeckt werden ein Land mächtig, reich und glücklich zu machen, Frankfurt 1751

Grüttner, Michael: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004, S. 111 Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt/Main 2003, S. 376 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1983 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 430 Loen, Johann Michael von, Jurist und Schriftsteller, 1694 Frankfurt/Main, † 1776 Lingen (Emsland) 1711 Studium der Rechtswissenschaft in Marburg; 1713 in Halle (u. a. bei CHRISTIAN THOMASIUS); 1715/16 am Reichskammergericht in Wetzlar, spätere Reisen u. a. nach Berlin, Dresden, Wien, Schweiz, Frankreich, Niederlande; seit 1724 Privatgelehrter und Schriftsteller in Frankfurt/Main; 1752 als Regierungspräsident der Grafschaften Lingen und Tecklenburg in Diensten Friedrich II.; im Siebenjährigen Krieg in französischer Gefangenschaft in Wesel; danach bis 1765 im Amt. Loen vertrat Gedankengut der Aufklärung. Seine Grabstätte befindet sich in der Reformierten Kirche in Lingen. PUBLIKATIONEN Der redliche Mann am Hofe (1740) Gesammelte Schriften (4 Bde., 17491752) Der königliche Hof zu Berlin 1718. In: Kleine Schriften, Erster Theil, Frankfurt, Leipzig 1751

LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 19, Leipzig 1884, S. 86-88 Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache, hrsg. von Walther Killy, Gütersloh, München 1988 Lösch, August, Nationalökonom, Bevölkerungswissenschaftler, 1906 Öhringen (Württemberg), † 1945 Ratzeburg Studium der Nationalökonomie in Freiburg, Kiel und Bonn; 1932 Promotion; Forschungsaufenthalt in den USA; 1936 Privatdozent in Bonn; 1934/35 und 1936/38 Rockefeller-Stipenium in den USA; 1940-1945 wiss. Mitarbeiter am Institut für Weltwirtschaft Kiel. Mit seinem Hauptwerk „Die räumliche Ordnung der Wirtschaft“ gelang ihm eine Pionierleistung auf dem Gebiet der Standortlehre. Seit 1971 wird von der Stadt Heidenheim an der Brenz der „August-Lösch-Preis“ für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Raumordnung vergeben. PUBLIKATIONEN Was ist vom Geburtenrückgang zu halten? Heidenheim 1932 Bevölkerungswellen und Wechsellagen, Jena 1936 Die Vergreisung – wirtschaftlich gesehen. In: Schmollers Jahrbuch, 60 (1936) Die Bedeutung der Bevölkerungsbewegung für das Wirtschaftsleben. In: Congres international de la population, Bd. VII (1938), S. 78-84

Lösch – Lommatzsch Die räumliche Ordnung der Wirtschaft (1940) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 6, S. 446 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 626/27 Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Stuttgart 1959, Bd. 6, S. 643 f. Mackensen, Rainer: August Lösch – ein deutscher Bevölkerungswissenschaftler 1932-1945. – Für Hermann Schubnell. In: Zeitschr. Bevölkerungswissenschaft 16 (1990), S. 415-433 Neue Deutsche Biographie, Bd. 15, Berlin 1987, S. 59-60 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 430

Lommatzsch, Georg, Statistiker † 1932 Dresden

1862,

1890 Eintritt in das Statistische Bureau des Landes Sachsen; 1894 Promotion; 1897 Assessor; 1909 Mitglied im Statistischen Landesamt Sachsen; 1917 Stellvertreter des Direktors EUGEN WÜRZBURGER; bis 1919 faktisch Leiter des Landesamtes, da der Direktor im Ausland (Türkei) weilte, 1924 wurde Lommatzsch Abteilungsleiter der 2. Abteilung (Bevölkerungs- und Kulturstatistik) im Stat. Landesamt Sachsen. Er veröffentlichte vorwiegend bevölkerungsstatistische Arbeiten über die Bewegungsvorgänge in der sächsischen Bevölkerung (Geburten, Sterbefälle, Eheschließungen und -scheidungen) sowie Berufs- und Industriestatistiken.

187

PUBLIKATIONEN Die Bewegung des Bevölkerungsstandes im Königreich Sachsen während der Jahre 1871-1890 und deren hauptsächlichste Ursachen, Dresden 1894 Die Bevölkerung des Königreiches Sachsen nach der Staatsangehörigkeit. In: Zeitschr. d. k. sächs. statist. Bureaus, Jg. XLIII, Dresden 1897 Co-Autor mit G. Wächter: Die Berufsund Gewerbezählung am 14. VI. 1895. In: Zeitschr. d. k. sächs. statist. Bureaus, Jg. XLIII, Dresden 1897 (Diss.) Die Bewegung der Bevölkerung und die Todesursachen in den Jahren 1901-1905 In: Zeitschrift des Sächsischen Stat. Landesamtes (1907), S. 109-178 Die Bewegung der Bevölkerung und die Todesursachen in den Jahren 1906-1910. In: Zeitschrift des Sächsischen Stat. Landesamtes (1912), S. 163-259 Die Bewegung der Bevölkerung und die Todesursachen 1911-1915. In: Zeitschrift d. Sächsischen Stat. Landesamtes (1918/ 1919) S. 1-89 Beiträge zur Statistik der Eheschließungen, Geburten und Sterbefälle in Leipzig, Dresden und Chemnitz während des Jahrfünfts 1911/15. In: Zeitschrift des Sächsischen Stat. Landesamtes (1920/ 21), S. 18-33 Die Bewegung der Bevölkerung und die Todesursachen 1916 bis 1920.In: Zeitschrift des Sächsischen Stat. Landesamtes, (1923), S. 1-58 Die Fortschreibung der sächsischen Bevölkerung vom 6. Dezember 1917 bis 30. November 1923. In: Zeitschrift des Sächsischen Stat. Landesamtes, (1924/ 25), S. 23-28 Die Selbstmordrate im Freistaate Sachsen während der Jahre 1912 bis 1922. In: Zeitschrift des Sächsischen Stat. Landesamtes (1924/25), S. 28-33

188

Lommatzsch – Losch

Die Bevölkerung nach dem Glaubensbekenntnisse vom 16. Juni 1925. In: Zeitschrift des Sächsischen Stat. Landesamtes (1926/27), S. 67-72 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 622 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender (1931) Zeitschrift des Sächsischen Stat. Landesamtes, 78./79.Jg. (1932/33), S. 347/48 (Nachruf) Lorenz, Charlotte, Statistikerin und Volkswirtschaftlerin, 1895 Oschersleben, † 1979 Berlin Studierte neue Sprachen und Volkswirtschaft an der Univ. Berlin; 1919 Promotion, Referentin im Statistischen Reichsamt Berlin; 1927 Privatdozentin; 1937 a. o. Prof. für Volkswirtschaftslehre und Sozialstatistik an der Universität Berlin; 1947 Privatdozentin; 1956-60 Prof. in Göttingen für Volkswirtschaftslehre, Bevölkerungslehre, Bevölkerungs-, Sozialund Hochschulstatistik. PUBLIKATIONEN Zehnjahresstatistik des Hochschulbesuchs und der Abschlußprüfungen (1943/ 44) Bevölkerungsstatistik, Minden 1948 Werdegang und gegenwärtiger Stand des statistischen Hochschulunterrichts unter besonderer Berücksichtigung seines Begründers Gottfried Achenwall. In: Allgemeines Statistisches Archiv 33 (1949), S. 48-70 Forschungslehre der Sozialstatistik, 3 Bde. (1951-64) Entwicklung und Lage der weiblichen Lehrkräfte an den wissenschaftlichen

Hochschulen Deutschlands, hrsg. vom Dt. Akademikerinnenbund. Berlin 1953 Bestand und Strukturwandel des Lehrstandes an den wissenschaftlichen Hochschulen in den verbundenen Dokumentar- und Erhebungsstatistiken. In: Bull. Inst. Intern. de Stat. 34 (1954) Hochschulstatistik. In: Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Stuttgart 1956, Bd. 5, S. 127-37 Bevölkerungslehre. In: Handbuch der Soziologie, Stuttgart 1956, S. 396-483 Die method. Grundlagen der Bevölkerungsstatistik. In: Studium Generale 12 (1959), S. 274-91 LITERATUR Boustedt, Olaf: Prof. Dr. Charlotte Lorenz zum 65. Geburtstag. In: Allg. Stat. Archiv Bd 44 (1960), S. 319-321 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 6, S. 471 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 622 Internationales Soziologenlexikon, Aufl., Bd. II, Stuttgart 1984, S. 507

2.

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1976 Stöwe, Heinz: Charlotte Lorenz zum 75. Geburtstag. In: Allgemeines Statistisches Archiv, Bd. 54 Ebd. 54 (1970), S. 328 f. vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 430 Who is Who in Europe, (1972) Losch, Hermann, Statistiker, * 1863 Murrhardt (Württemberg), † 1935 Stuttgart

Losch – Luca

189

Studium der evangelischen Theologie in Tübingen, später der Nationalökonomie in Berlin; seit 1893 am Württembergischen Statistischen Landesamt tätig; Lehrbeauftragter für Volkswirtschaft und Statistik an der Universität Tübingen, TH Stuttgart und Landwirtschaftlichen Akademie Hohenheim; 1922-30 Präsident des Statist. Landesamtes in Württemberg.

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S.627

Losch gehörte zu den Begründern der regionalen Statistik. Er beschäftigte sich in seinen Arbeiten mit der Problematik des Nationaleinkommens und der Migrationsstatistik

Luca, Ignaz de, Staatsrechtler und Statistiker, 1746, Wien, † 1799 Wien

PUBLIKATIONEN Nationale Produktion und nationale Berufsgliederung, Leipzig 1892 Die Entwicklung der Bevölkerung Württembergs von 1871-1890. In: Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde, Jg. (1894) Die Bewegung der Bevölkerung Württembergs im 19. Jahrhundert und im Jahre 1899. In: Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde, Jg. (1900), H. 2 Wanderungsstatistik. In: Die Statistik in Deutschland nach ihrem heutigen Stand, hrsg. von Friedrich Zahn, 2 Bde., München, Berlin 1911, Bd. 1, S. 471-501 Der männliche Volksersatz im Deutschen Reich und in Frankreich. In: Allgemeines Statistisches Archiv, Bd. 8 (1914), S. 756757 Die Ergebnisse der eidgenössischen Volkszählung vom 1. Dezember 1910. In: Algemeines Statist. Archiv, Bd. 9 (1915), S. 406-411 LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 6, S. 477

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, (1931) Neue Deutsche Biographie, Bd. 15, Berlin 1987, S. 1187

Nach dem Besuch des Jesuitengymnasiums in Wien folgten juristische Studien an der Unversität Wien; 1770 Lehrer der Politik an der Ritterakademie; 1771 o. Professor der politischen Wissenschaften am Lyzeum in Linz; 1777 Aufstellung der akademischen Bibliothek in Linz und 1780 Professor der politischen Wissenschaften in Innsbruck; später Schriftsteller in Wien und Ernennung zum Professor der allgemeinen europäischen und besonderen österreichischen Staatenkunde (1795). Luca erwarb sich große Verdienste auf dem Gebiet der österreichischen Geographie und Statistik. PUBLIKATIONEN Statistisch-topographische Nachricht von der gefürsteten Grafschaft Tirol In: Journal der Literatur und Statistik, Bd. 1, Innsbruck 1782, S. 117 ff. Landeskunde von Oesterreich ob der Enns, Linz 1786 Oesterreichische Staatenkunde im Grundrisse, 3 Bde., Wien 1786-1789 Geographisches Handbuch von dem österreichischen Staate, 6 Bde., Wien 1790-1792 Geographie vom Königreiche Böhmen, von Mähren und Schlesien, Wien 1791 Statistische Übersicht des österreichischen Staates in XXX Tabellen, Wien 1792

190

Luca – Ludewig

Über die Sterblichkeit in Wien, in den Jahren 1786-91. In: Medicinische Chronik, Bd. 1, Wien 1793, Heft 2, S. 102 ff. und Heft 3, S. 104 ff.

Gleichfalls hielt er regierungsseitige Ehegenehmigungen für unbedingt erforderlich.

Historisch-statist. Lesebuch zur Kenntnis des Österreichischen Staates, 2 Teile, Wien 1797-1798

Handbuch der Staatsweisheitslehre oder der Politik, Jena 1811

LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 19, (1884), S. 335 f. Biographisches Lexikon des Kasierthums Oesterreich, Theil 16 (1867), S. 119 ff. Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 106-108 Stock, R.; Heilinger, R.; Stock, M.: Personalbibliographien österreichischer Persönlichkeiten, Graz 1998

Luden, Heinrich, Historiker, 1780 Lorstedt (Provinz Hannover), † 1847 Jena Studium der Theologie in Göttingen; 1806 Prof. an der Philosophischen Fakultät in Jena; 1810 Prof. für Geschichte; 1823-1832 Abgeordneter im weimarischen Landtag. Luden redigierte 18141818 die Zeitschrift für Geschichte und Politik „Nemesis“ sowie die „Deutschen Blätter“ (1815/16) und das „Allgemeine Staatsverfassungs-Archiv“ (3 Bde.). Er forderte im malthusianischen Sinne Regierungsmaßnahmen, um der stets drohenden Übervölkerung zu begegnen, u. a., daß Eltern, die nicht in der Lage sind, ihre Kinder zu ernähren, keine Beihilfen gewährt werden und Personen, die ein uneheliches Kind gezeugt, zur ständigen Ehelosigkeit verurteilt werden.

PUBLIKATIONEN

Allgemeine Geschichte der Völker und Staaten (1. Teil 1814; 2. u. 3 Teil 1821/ 22) Geschichte des teutschen Volkes (1825/ 37, 12 Bde.) Rückblicke in mein Leben, Jena 1847 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Leipzig 1884, S. 370-375, Bd. 19, Franz, Hermann: Die Geschichtsauffassung Ludens, Gotha 1904 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1924, S. 769, Bd. 2, Historikerlexikon, hrsg. v. Rüdiger vom Bruch und Rainer A. Müller, München 1991, S. 189 Marcks, R.: Die Entwicklung nationaler Geschichtsschreibung, Luden und seine Zeit, Frankfurt/M. 1987 (Werksverzeichnis) Neuer Nekrolog der Deutschen, 25. Jahrgang 1847, S. 375 ff. Schäfer, Dietrich: Akademische Festrede, gehalten in der Aula zu Jena am 12. Juni 1880 zur hundertjährigen Gedächtnisfeier Ludens (Preußische Jahrbücher, Bd. 46) Ludewig, Johann Peter von, Historiker, 1668 Honhardt b. Schwäbisch-Hall, † 1743 Halle Studium der Theologie in Tübingen (seit 1688) und Wittenberg; Prof. in Halle (1695 für theoretische Philosohie, 1703 Lehrstuhl für Geschichte, 1705 in der juristischen Fakultät); ab 1704 Brandenbur-

Ludewig – Lungwitz gisch-Preußischer Hofhistoriograph und Archivar; führte umfangreiche Archivstudien in Stettin, Halberstadt und Dessau durch; Universitätskanzler (1721) und Kanzler der Magdeburger Regierung (1741). Ludewig wurde 1719 vom Kaiser nobilitiert. Er vertrat die Grundüberzeugung, daß die Wissenschaften von theologischer Bevormundung befreit werden müßten und förderte so die Tendenz einer „FrühHistorisierung“ der Wissenschaften im 18. Jahrhundert. Wegweisend war seine Einbeziehung von Geographie, Ethnologie und Volkswirtschaft in die Geschichtsschreibung. PUBLIKATIONEN Germania Princeps (1702), Halle 1706 Vollständige Erläuterung der Güldenen Bulle, 2 Bde., Frankfurt/Main 1716/19 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 19, Leipzig 1884, S. 379-81 Historikerlexikon, hrsg. von Rüdiger vom Bruch, Rainer A. Müller, München 1991, S. 189/90 Lueder, August Ferdinand, wirtschaftlicher Schriftsteller, Bielefeld, † 1819 Jena

Staats1760

Studierte in Göttingen; 1786 Prof. für Geschichte am Carolinum in Braunschweig; 1797 braunschweigischer Hofrat; 1810 Prof. der Philosophie in Göttingen; 1817 Prof. in Jena. Lueder gehört GEORG neben CH. J. KRAUS und SARTORIUS zu den ersten, die in Deutschland die Lehren von A. SMITH verbreiteten. Er erwarb sich besondere Verdienste um die Entwicklung der Statistik, trotz kritischer Haltung zu dieser Wissenschaft. Lueder gab 1787/88 das „Historische Portefeuille“ und 1802-1805 ein „Repositorium für die Geschichte, Staatskunde und Politik“ heraus.

191

PUBLIKATIONEN Statistische Beschreibungen der Besitzungen der Holländer in Amerika, I. Teil, Braunschweig 1792 Einleitung in die Staatskunde nebst einer Statistik der vornehmsten europäischen Reiche, I. Teil, Leipzig 1792 Über Nationalindustrie und Staatswirtschaft (nach Adam Smith bearbeitet,) 3 Teile, Berlin 1800-1804 Entwicklung der Veränderung des menschlichen Geschlechts, Braunschweig 1810 Kritische Geschichte der Statistik, Göttingen 1817 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 19, Leipzig 1884, S. 377/378 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 6, Jena 1925, S. 439

Lungwitz, Kurt, Statistiker und Demograph, * 1922 Leipzig., † 1982 1936 Buchhandelslehre, Soldat im 2. Weltkrieg; 1949-1952 Studium an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät d. Universität Leipzig (Diplom); 1953 bis 1957 Dozent für Politische Ökonomie an der Universität Leipzig; 1957 bis 1967 Tätigkeit in der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik, zuletzt als Abteilungsleiter; 1959 Promotion an der Universität Leipzig (Dr. rer. oec.); 1967 bis 1973 am Deutschen Wirtschaftsinstitut (DIW) bzw seit 1971 Institut für Internationale Politik und Wirtschaft (IPW) u. a. als Forschungsgruppenleiter; 1973-1975 erneut als Abteilungsleiter in der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik tätig; 1975-1982 o. Professor für Demographie an der Hochschule für Ökonomie Berlin; 1974-1982 Stellvertreter des Vorsitzenden des wissenschaftli-

192

Lungwitz – Luther

chen Beirates für Fragen der Sozialpolitik u. Demografie bei der Akademie der Wissenschaften der DDR, schrieb über Bevölkerungsentwicklung und Klassenstruktur in der DDR und postulierte ein sozialistisches Bevölkerungsgesetz.

LITERATUR

PUBLIKATIONEN

Speiger, W. u. a. Hrsg.: Bibliographie bevölkerungswissenschaftlicher Literatur 1945-1982, Akademie der Wissenschaften der DDR, Berlin 1984

Über die Klassenstruktur in der DDR. Eine sozialökonomische-statistische Untersuchung, Berlin 1962 On the influence exerted by inland migration on the changes in the age structur of the urban and rural population. In: World Population Conference, Belgrade, 1965. Proceedings. 1966-67 Ökonomische und soziale Probleme der Geburtenentwicklung in der DDR. In: Wirtschaftswissenschaft (1974), Nr. 11 Die Bevölkerungsbewegung in der DDR und der BRD zwischen 1945 und 1970. Eine komparative Untersuchung. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte (1974), H. 1, S. 63 ff. Aufgaben und Probleme der demographischen Forschung bei der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der DDR. In: Wirtschaftswissenschaft (1977), Nr. 6 Sozialpolitik und Bevölkerungsreproduktion. In: Theorie und Praxis der Sozialpolitik der DDR, (1979) Probleme der demographischen Entwicklung bei der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft der DDR (mit G. Winkler, W. Ledenig, E. Strohbach), In: Wirtschaftswissenschaft, 27. Jg., Heft 7, (1979) Probleme der Bevölkerungsreproduktion bei der weiteren Gestaltung der entwikkelten sozialist. Gesellsch. in d. DDR. In: Abhandlungen der Akademie d. Wissenschaften d. DDR: Problem der Demografischen Entwicklung. Berlin (Ost) 1980

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 622 Internationales Soziologenlexikon, Aufl., Stuttgart 1984, S. 522, Bd. II

2.

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 430 Luther, Martin, Theologe und Reformator, 1483 Eisleben, † 1546 Eisleben Studium der Rechtswissenschaften in Erfurt 1501-1505; Eintritt in den Augustinerorden (1505) und Studium der Theologie; 1508-1511 Lehrer der Moralphilosophie an der Universität Erfurt und Wittenberg; 1512 Promotion in Wittenberg, anschließend Prof. der Heiligen Schrift; löste 1517 mit seinem Thesenanschlag in Wittenberg die Reformationsbewegung aus; verteidigte 1521 auf dem Reichstag zu Worms seine Thesen; (1521/22) Übersetzung des Neuen Testaments auf der Wartburg; wurde prägend für die deutsche Literatursprache; hielt bis 1545 in Wittenberg theologische Vorlesungen. Die Ansichten der Reformation über Bevölkerung finden ihren bedeutsamsten Ausdruck in den Predigten Luthers vom Ehestande und vom ehelichen Leben. Darin plädiert er u. a. für eine frühe Verheiratung der Geschlechter. Seine Grabstätte befindet sich in der Schloßkirche in Wittenberg. PUBLIKATIONEN Vom ehelichen Stande, (1522) Sämtliche Werke, hrsg. v. E. L. Enders, 67 Bde. (1826-57 Erlanger Ausgabe)

Luther – Mackenroth LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 19, Leipzig 1884, S. 660-92 Jolles, Oskar: Die Ansichten der deutschen nationalökonomischen Schriftsteller des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts über Bevölkerungswesen. In: Jahrbuch für Nationalökonomie, N. F., 13. Bd., 47, Jena 1886, S. 195 Literaturlexikon. Autoren und Werke

193

deutscher Sprache, hrsg. von Walther Killy, Gütersloh, München 1988 Lohse, B: M. L. Eine Einführung in sein Leben und Werk (1982) Ökonomenlexikon, hrsg. v. W. Krause; K.-H. Graupner; R. Sieber, Berlin 1989, S. 316-319 Rogge, Joachim: Martin Luther – Sein Leben, seine Zeit, seine Wirkungen, Berlin 1982

M Mackenroth, Gerhard, Soziologe und Demograph, 1903 Halle, † 1955 Kiel Studierte Nationalökonomie, Philosophie und Psychologie an der Univ. Halle; 1926 Promotion in Halle und Diplomvolkswirt; Studienaufenthalte 1928-31 in Schweden u. England (Fellow d. Rockefeller Foundation); 1932 Privatdozent für theoretische Nationalökonomie, Sozialpolitik und Statistik in Halle; 1934 a. o. Prof. der Nationalökonomie; 1936 Vorlesungen mit R. HEBERLE über Bevölkerung und Bevölkerungspolitik; 1940 Prof. für wirtschaftliche Staatswissenschaft an der Univers. Kiel; 1942 an der Universität Straßburg; 1945 Gastprof. in Kiel, Direktor des soziologischen Seminars; 1948 wieder Prof. für Soziologie, Sozialwissenschaften u. Statistik in Kiel. Mackenroth war ein führender Vertreter der modernen Bevölkerungswissenschaft in Deutschland. Er verfaßte zahlreiche Aufsätze zur Neuordnung der Weltwirtschaft, ein ökonomisches Manifest zum Marshallplan über die wirtschaftliche Einheit Europas. Seine „Bevölkerungslehre – Theorie, Soziologie und Statistik der Bevölkerung“ (1953) ist die letzte

deutschsprachige enzyklopädische Einführung in das Fach. PUBLIKATIONEN Bevölkerungsprobleme im In- und Ausland. In: Weltwirtschaftliches Archiv 46 (1937 II), S. 19-26 Bevölkerung und Wirtschaft. In: Jahrbuch f. Sozialwissenschaft u. Bibliographie der Sozialwissenschaften. Göttingen, Bd. 1 (1950), H. 1, S. 65-80 Einige soziologische Probleme der Bevölkerungsprognose. In: Abhandlungen des 14. Internat. Soziologenkongreß in Rom 1950, Bd. 2 , Rom 1950, S. 1-19, Bevölkerungswissenschaft ohne Bevölkerungstheorie? In: Weltwirtschaftliches Archiv 66 (1951), S. 49-55 Etat actuel des recherches demographiques en Allemagne. In: Population 2 (1952), S. 283-288, wieder abgedr. In: Zs f. Bevölkerungswissenschaft 11 (1985), S. 277-280 Bevölkerungslehre – Theorie, Soziologie und Statistik der Bevölkerung, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1953 Bevölkerungslehre. In: Soziologie. Ein Lehr- und Handbuch zur modernen Gesellschaftskunde, Düsseldorf, Köln 1954, S. 44-90

194

Mackenroth – Mann

Weltbevölkerung und Weltwirtschaft. In: Zeitschrift f. die gesamte Staatswissenschaft (1955)

Grundriß der Volkswirtschaftslehre, Stuttgart 1863

Die generative Struktur von Bevölkerungen und Sozialschichten. In: Weltwirtschaftliches Archiv 75 (1955), S. 1-17

Bevölkerung. In: Staatswörterbuch, hrsg. von I. L. Bluntschli u. K. Brater (1857-70)

LITERATUR

LITERATUR

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 6, S. 553

Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig 1912, Bd. 20, S. 190

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985 , S. 637 Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Stuttgart 1959, Bd. 7, S. 89-90 Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Stuttgart 1984, Bd. 1, S. 261/62 Neue Deutsche Biographie, Bd. 15, Berlin 1987, S. 620 ff. vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 277/78, 431

Mangoldt, Hans (Karl Emil) von, Nationalökonom, 1824 Dresden, † 1868 Freiburg (Breisgau) Studium der Rechtswissenschaft, ab 1842 in Leipzig, Genf, Tübingen (Doktor der Staatswissenschaften); 1848-50 Leitung des „Dresdner Journal“ und 1852-54 Redaktion der „Weimarer Zeitung“; 1855 Privatdozent für Nationalökonomie an der Universität Göttingen (Habilitation bei G. H ANSSEN ); ab 1858 a.o. Prof.; 1862 o. Prof. der Nationalökonomie in Freiburg i. Br. (Nachfolger von KARL KNIES). PUBLIKATIONEN Die Lehre vom Unternehmergewinn, Leipzig 1855

Volkswirtschaftslehre, Stuttgart 1868

Bialas, K.: Hans v. Mangoldts dogmengeschichtliche Stellung und die deutsche Nationalökonomie im 19. Jh., Diss., München 1953 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 6, S. 588 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1924, S. 578 Neue Deutsche Biographie, Bd. 16, Berlin 1990, S. 30/31 Wagner, Adolph: Gedächtnisrede am 7. V. 1870 in der Aula der Universität, Freiburg i. Br. 1870

Mann, Fritz Karl, Soziologe und Finanzwissenschaftler, 1883 Berlin, † 1979 Washington D. C. Studium der Nationalökonomie, Staatsund Rechtswissenschaften in Freiburg/. Br., München und Berlin; 1906 Promotion in Göttingen zum Dr. jur.; weitere Studien (Sprachen, Geschichte, Philosophie, Nationalökonomie) in London, Paris und Berlin; 1913 Dr. phil.; 1914 Privatdozent für Staatswissenschaften in Kiel; 1920 a. o. Prof. an der Universität Kiel; 1922 o. Prof. und Direktor des Instituts für ostdeutsche Wirtschaft an der Universität Königsberg; 1926 Universität Köln (erster dt. Lehrstuhl für Finanzwissenschaft); gründete 1927 das Institut für

Mann – Marx Internationale Finanzwirtschaft; 1936 Emigration in die USA; 1936-54 Prof. u. Leiter der wirtschaftswiss. Abt. der American University in Washington D. C. Er gilt als Begründer der Finanz- und Steuersoziologie. PUBLIKATIONEN Der Marschall Vauban und die Volkswirtschaftslehre des Absolutismus, München 1914 Ostdeutsche Wirtschaftsforschung (1926) Deutsche Finanzwissenschaft (1929) Deutsche Staatswissenschaft in unserer Zeit (1930)

195

klopädie der natur- und kulturwissenschaftlichen Sexualkunde des Menschen“ (1923) mit Artikeln über Bevölkerungslehre, -politik und Eugenik, der „Zeitschrift für Sexualwissenschaft“ (191432) und „Die Abhandlungen aus dem Gebiet der Sexualforschung“ (1918-39); 1933 Emigration nach Palästina, Arzt für Sexologie in Tel Aviv. PUBLIKATIONEN Gesetzliche Eheverbote für Kranke und Minderwertige. Soziale Medizin und Hygiene. 1907 Wandlungen des Fortpflanzungs-Gedankens und -Willens. Bonn 1918

Finanzheorie und Finanzsoziologie (1959)

Die Ehe, Berlin 1927

LITERATUR

ABC-Führer durch Sexualität und Erotik (1962)

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 6, S. 590

LITERATUR

2.

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 6, S. 611

Lepsius, M. Rainer. In: Soziologie. Mitteilungsblatt der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Heft 2, 1980. (Nachruf)

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S.650

Internationales Soziologenlexikon, Aufl., Stuttgart 1984, Bd. 2, S. 537

Marcuse, Max, Mediziner, Arzt und Sexualforscher, 1877 Berlin, † 1963 Jerusalem Studierte Medizin in Berlin, Freiburg/Br. und in Würzburg; 1901 Promotion; Assistent an den Universitäten Berlin, Bern und Frankfurt; seit 1904 in Berlin Facharzt für Sexualstörungen; Gerichtsachverständiger, im 1. WK Truppenarzt; gehörte neben IWAN BLOCH zu den Begründern der Sexualwissenschaft in Deutschland, war 1913 Gründungs- und Vorstandsmitglied der „Internat. Gesellschaft für Sexualforschung“; Herausgeber „Handwörterbuch d. Sexualwissenschaft. Enzy-

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1931 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 432

Marx, Karl, Philosoph und Ökonom, 1818 Trier, † 1883 London 1836-41 Studium der Rechtswissenschaft, Philosophie und Geschichte in Berlin; 1841 Promotion in Jena ; Aufenthalt in Paris; 1848/49 Redakteur der „Neuen Rheinischen Zeitung“; emigrierte anschließend nach London, wo er bis zu seinem Tode lebte.

196

Marx – Mataja

Neben philosophischen und ökonomischen Studien zur kapitalistischen Gesellschaft seiner Zeit war er auch wesentlich an der Organisation des internationalen Proletariats beteiligt (1864 wurde die Internationale Arbeiterassoziation in London gegründet). Gemeinsam mit FRIEDRICH ENGELS begründete er die Theorie des „wissenschaftlichen Sozialismus“. In seinem Werk wies er u. a. darauf hin, daß „in verschiedenen gesellschaftlichen Produktionsweisen ... verschiedene Gesetze der Vermehrung der Population ...“ existieren (Grundriß der Kritik der Polit. Ökonomie, S. 498) „Mit der durch sie selbst produzierten Akkumulation des Kapitals produziert die Arbeiterbevölkerung also in wachsendem Umfang die Mittel ihrer eigenen Überzähligmachung. Es ist dies ein der kapitalistischen Produktionsweise eigentümliches Populationsgesetz.“ (Kapital, Bd. 1, Marx-Engels Werke, Bd. 23, S. 664). Marx sah in der biologistischen Gesellschaftsauffassung von M ALTHU s, der in der natürlichen Vermehrung der Menschen die Ursache der sozialen Mißstände im Kapitalismus sieht, eine zynische „Apologie des Elends der Arbeiterklasse“. PUBLIKATIONEN

K. Marx/F. Engels: Werke (MEW), 42 Bde., Berlin 1958-1983 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig 1875-1912, Bd. 20, S. 541 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 6, S. 645-48 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), London 1985, S. 655/56 Historikerlexikon, hrsg. von Rüdiger vom Bruch, Rainer A. Müller, München 1991, S. 197/98 Internationales Soziologenlexikon. 2. Aufl., Stuttgart 1980, Bd. 1, S. 271-73 Juristen – Ein biographisches Lexikon, Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. vom M. Stolleis, München 2001, S. 425427 Ökonomenlexikon, hrsg. von Werner Krause, Karl-Heinz Graupner, Rolf Sieber, Berlin 1989, S. 339-349 Petersen, William: Marx versus Malthus: The Men and the Symbols. In: Population Review, 1 (1957), 21-32 Philosophenlexikon, 628-43

Berlin

1982,

S.

Platter: Karl Marx und Malthus. In: Jahrb. f. Nat.-Ök., Bd. XXIX, Jena 1877

Dt. Ideologie 1845/46 (in dt. Sprache: Moskau 1932) Das Kapital, Bd. I, Hamburg 1867, Bd. II (1885), Bd. III (1894) Grundriß der Kritik der Politischen Ökonomie, Berlin 1953 Marx and Engels on Malthus: Selections from the Writings of Marx and Engels Dealing with the Theories of Thomas Robert Malthus, hrsg. von Ronald L. Meek, London 1953; deutsch: Berlin 1956

Mataja, Victor, Österreichischer Statistiker, Nationalökonom und Politiker, 1857 Wien, † 1934 Wien Studium der Rechtswissenschaften in Wien; 1884 Habilitation f. politische Ökonomie; 1892 Prof. in Innsbruck, übernahm Leitung des handelsstatistischen Dienstes im Handelsministerium, 1898 auch des arbeitsstatistischen Amtes; seit 1897 Prof. für politische Ökonomie an

Mataja – May der Wiener Universität; 1908/9, 1911 und 1917 Handelsminister; Präsident der Statistischen Zentralkommission (1914-17, 1920) bzw. des Bundesamtes für Statistik (1921/22), schrieb Werke zur Handels- u. Wirtschaftspolitik. PUBLIKATIONEN Der Unternehmergewinn (1884) Die Statistik der Arbeitseinstellungen. In: Jahrbücher für Nationalökonomie u. Statistik, 3. Folge, Bd. 13 (68), Jena 1897, S. 344 ff. Zur Geschichte der Arbeitsstatistik in Österreich. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 18, Brünn 1913, S. 549 ff. Die Verschiedenheit der deutschen und slawischen Volksvermehrung in Österreich. Von Hecke.Literaturbericht. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 21, Brünn 1916, S. 627 f. Heiratsvermittlung und Heiratsanzeigen München, Leipzig 1920 Bevölkerungspolitik. In: Lehrbuch der Volkswirtschaftspolitik, Wien 1931, S. 722 ff. LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1997, Bd. 6, S. 652 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 659 Lebmann, Rosa; Helczmanovszki, Heimold: Auf dem Gebiete der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher. Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 109-112 Österreichisches Biographisches Lexikon, hrsg. von der Österr. Akademie der Wissenschaften, Wien 1992, Bd. 5, S. 135

197

Mauvillon, Jakob, Ökonom und Militärwissenschaftler, 1743 Leipzig, † 1794 Braunschweig 1760 Ingenieur in der Hannoveraner Armee; 1766 Lehrauftrag am Pädagogikum in Ilfeld; 1771 Lehrer für militärische Ingenieurkunde am Carolinum in Kassel; 1784 Major und Lehrer für Taktik am Carolinum in Braunschweig; seit 1790 Lehrauftrag für Politik; propagierte und verteidigte die physiokratische Theorie in Deutschland, gab 1775 Turgots ökonom. Hauptwerk die „Considerations sur la formation et la distribution des riches-ses“ in Deutsch heraus, stand in enger Verbindung zu Mirabeau, dessen Werk über das friderizianische Preußen er unterstützte. PUBLIKATIONEN Sammlung von Aufsätzen über Gegenstände aus der Staatskunst, Staatswirtschaft und neuesten Staatengeschichte, 2 Bde., Leipzig 1776/77 Physiokratische Briefe an den Herrn Professor Dohm, Braunschweig 1780 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. XX, Leipzig 1884, S. 715 f. Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1926, S. 535 Hoffmann, J.: Jakob Mauvillon, Berlin 1981 Ökonomenlexikon,hrsg.v. W.Krause, K.H. Graupner, R. Sieber, Berlin 1989, S. 351/52

May, Raphael Ernst, Statistiker und Nationalökonom, 1858 Hamburg, † 1930 May war ursprünglich Kaufmann, später Privatgelehrter und Herausgeber von Wochen- und Jahresberichten allgemeinwirtschaftlichen und sozialpolitischen Inhalts.

198

May – Mayr

In seinen Werken befaßt er sich mit der ökonomischen Theorie, dem Marxismus und der Konsumtion. PUBLIKATIONEN Der Überschuß an deutschen Frauen und ihre Heiratsaussichten. In: Schmollers Jahrbuch (1910) Die Zahl der Israeliten auf dem Sinai und die Fruchtbarkeit in Ägypten. In: Zeitschrift für Demographie und Statistik der Juden (1913) Zur Frage des Geburtenrückgangs. In: Schmollers Jahrbuch, 40 (1916) Konfessionelle Militärstatistik (1917)

de herausgab; 1895 Prof. in Straßburg; 1898-1925 Prof. der Statistik, Finanzwirtschaft und Nationalökonomie in München; 1911 wurde unter seinem Vorsitz die „Deutsche Statistische Gesellschaft“ in Dresden gegründet. Mayr war Vizepräsident und Ehrenmitglied des Internationalen Statistischen Instituts. In seinem Werk über die bayerische Bevölkerung nutzte er Zensusdaten der Geburtststädte und gegenwärtigen Wohnorte und erstellte auf dieser Basis eine der ersten Analysen interner Migration. Er leistete einen wichtigen Beitrag für die Erarbeitung der Statistik der Altersstruktur der Bevölkerung.

Mischehen und Ehescheidungen. In: Schmollers Jahrbuch, 53 (1929)

PUBLIKATIONEN

LITERATUR

Die Volkszählung des Kgr. Bayern v. 3.12.1867, 2 Teile. München 1868, 1872

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport London 1985, S. 662

Bericht über die Entwicklung der Statistik in Bayern seit 1867, München 1869

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1931

Statistik der Kindersterblichkeit in Süddeutschland. In: Zeitschr. des k. bayer. statist. Bureaus, Jg. II, München 1870

Wer ist’s? Zeitgenossenlexikon hrsg. v. H. L. Degener. Bd. 2, Leipzig 1928, S. 1019/20

Die amtliche Statistik in Bayern, München 1872 (ergänzt bis 1875)

Wer ist Wer? (1935)

Die bayerische Bevölkerung nach der Gebürtigkeit. München 1876

Mayr, Georg von, Nationalökonom, Statistiker und Politiker , 1841 Würzburg, † 1925 Tutzing

Statistik der Blinden, Taubstummen, Blödsinnigen und Irrsinnigen in Bayern. In: Zeitschr. des k. bayer. statist. Bureaus, Jg. VIII, München 1876, S. 100 ff.

Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in München, 1865 Promotion; 1868 Prof. in München, daselbst 1869-79 Leiter des statist. Büros; 1872 Ministerialrat im Innenministerium; gründete 1869 die „Zeitschrift des bayerischen Statistischen Büros“, in der er – wie in den „Beiträgen zur Statistik des Kgr. Bayern“ seine Arbeiten veröffentlichte; 1879-90 war er Unterstaatssekretär in Straßburg; er gründete 1890 das „Allgemeine Statistische Archiv“, das er bis zu seinem To-

Die Gesetzmäßigkeit im Gesellschaftsleben. Statistische Studien. München 1877 Die Verbreitung der Blindheit, der Taubstummheit, des Blödsinns und des Irrsinns in Bayern, nebst einer allg. internat. Statistik dieser vier Gebrechen. In: Beitr. z. Statist. d. KR. Bayern, Heft XXXV, München 1877 De la mortalité des enfants à Munich. In: Annal. de démogr. int., I. année, Paris 1877

Mayr

199

Statistik der bayerischen Kreisirrenanstalten. In: Zeitschr. des k. bayer. stat. Bureaus, Jg. XI, München 1879

Zur Technik der Ausbeutung berufsstatistischer Angaben. In: Statist. Archiv, Jg. V, Tübingen 1896

Die Einrichtung der Bevölkerungsaufnahme vom 1. Dez. 1890 in den größeren deutschen Staaten. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 1., Tübingen 1890, S. 373-398

Reform der Todesursachen-Statistik in der Schweiz. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 5 (1898/99), S. 479-485

Vorläufige Ergebnisse der neuesten Volkszählungen im Deutschen Reich, Österreich-Ungarn und den Vereinigten Staaten von Amerika. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 1, Tübingen 1890, S. 673-683

Die Reichsfinanzreform (1902)

Bericht über die Statistik der deutschen Binnenwanderungen. In: Schriften des Vereins für Sozialpolitik, 58. Bd., Leipzig 1893 Meine Kritik der preußischen Volkszählungsformulare. In: Allgemeines Stat. Archiv, Bd. 3. Tübingen 1893/94, S. 164182 Über die Ergebnisse der neuesten Volkszählungen in Frankreich und in England. In: Zs. für die gesamte Staatswiss., Jg. XLIX, Tübingen 1893 Statistik und Gesellschaftslehre, Freiburg i. Br. (1. Bd.: Theoretische Statistik 1894 und 2. Bd.: Bevölkerungsstatistik 1897, 2. Aufl. 1922, 3. Bd.: Moralstatistik 1917) Internationale Jahresberichte über die Bevölkerungsbewegung. In: Allgemeines Statist. Archiv, Jg. III-V, Tübingen 1894-96 Theoretische Statistik, Freiburg i. Br. 1895 Selbstmordstatistik (Methode, Ergebnisse d. Statistik). In: Handwörterb. d. Staatswiss., Jena 1895 Die Grenzen des gewöhnlichen schriftlichen Verfahrens bei statistischen Ermittlungen. In: Statist. Archiv, Jg. IV, Tübingen 1895

Begriff und Gliederung der Staatswissenschaften (1901) Die Bevölkerung der Großstädte (1903) Die britisch-indische Bevölkerung nach den Ergebnissen der Volkszählung von 1901. In: Allgemienes Statist. Archiv (1907/14), Bd. 7, S. 2, 65-329 (1.Halbband) Zur Systematik der Bevölkerungsstatistik. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 13 (1921/22), S. 65-97 LITERATUR Demographische Enzyklopädie, Moskau 1985, S. 233 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 14 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 663 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1910, 3. Aufl., 6. Bd., S. 640643 Henninger, Wilhelm: Georg von Mayr zum Gedächtnis. In: Allg. Stat. Archiv 31 (1942/43), S. 335-342 Internationales Soziologenlexikon, Bd. 1, Stuttgart 1980,S. 278 Neue Deutsche Biographie, Bd. 16, Berlin 1990, S. 561-63 Rinne, Horst: 100 Jahre Allgemeines Stat. Archiv (1890-1990), Göttingen 1991, S. 15-18 (Porträt)

200

Mayr – Meiners

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 432 Zahn, Friedrich: Georg v. Mayr, 18411925. In: Allg. Statist. Archiv 15 (1925), S. 1-6

(Hrsg.): Probleme der Ehe- und Sexualberatung, Berlin 1966 (Hrsg.): Arzt und Familienplanung, Berlin 1968 Wunschkinder? Rudolstadt 1969 (Co-Autor): Partnerschaft und Familienplanung, Rostock 1980

Mehlan, Karl-Heinz, Mediziner, Sexualforscher, 1916 Spreewald, † 2003 Rostock, Studium der Medizin in Breslau; 1946 Kreisarzt in der Lausitz; Ausbildung zum Facharzt für Sozialhygiene an der Charite in Berlin, dort 1951 Habilitation mit dem Thema: „Der illegale Abort und seine Komplikationen aus sozialepidemiologischer Sicht“; 1956 Direktor des Instituts für Sozialhygiene an der Universität Rostock, initiierte den Bau der ersten Kondomfabrik der DDR in Gotha, förderte die Einführung hormonaler Kontrazeptiva (Ovosiston) und begründete die Familienplanungsorganisation „Ehe und Familie“; organisierte in Rostock internationale Tagungen u. a. 1960 zum Thema „Abortprobleme und Abortbekämpfung“ , die ihn zum Experten für Geburtenregelung in Osteuropa machten. Er setzte sich für die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs/Fristenregelung ein, die 1972 in der DDR gesetzlich verankert wurde und deren Handhabung auch in der Bundesrepublik übernommen wurde. Seine Arbeit zu Sexualerziehung und Geburtenkontrolle auch im Rahmen der Weltgesundheitsorganisation fand internationale Beachtung. Mehlan war 1956 Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft und seit 1990 Mitglied der Johann-Peter-Süßmilch-Gesellschaft für Demographie. PUBLIKATIONEN Internationale Abortsituation, Abortbekämpfung, Antikonzeption, Leipzig 1961

(Hrsg.): 25 Jahre Lehrstuhl Sozialhygiene Rostock, Rostock 1982 LITERATUR Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Demographie, 3 (2004) Nr. 5 Meiners, Christoph, Historiker; 1747 Warstade (b.Otterndorf), † 1810 Göttingen 1767-1770 Studium in Göttingen; 1772 a. o. Prof. und 1775 o. Prof. für Philosophie an der Universität Göttingen Mit seiner umfangreichen Publikationstätigkeit, insbesondere auf dem Gebiet der Kulturgeschichte, d. h. der Sittengeschichte und vergleichenden Anthropologie, gilt Meiners als Vorläufer einer modernen historischen Anthropologie. Er vertrat teilweise auch rassistisches Gedankengut (Rechtfertigung der Negersklaverei). PUBLIKATIONEN Grundriß der Geschichte der Menschheit, Lemgo 1785 (Nachdruck: Königstein/ Taunus 1981) Geschichte des weiblichen Geschlechts, Hannover 1788-1800 Von den Varietäten und Abarten der Neger. In: Göttinger Hist. Magazin VI, 1790, S. 625-645 Beobachtungen über die Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit, über den vormaligen und gegenwärtigen Zustand der Länder in Asien (1796)

Meiners – Meitzen

201

Über die Verfassung und Verwaltung teutscher Universitäten (1801/02)

Vorläufige Ergebnisse der BevölkerungsBewegung im Jahre 1895. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 1, Wien 1896, S. 566 ff.

LITERATUR

Die Reorganisation der Statistik der Bevölkerungsbewegung. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 2, Wien 1897, S. 178 ff.

Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 21, Leipzig 1885, S. 224 Historikerlexikon, hrsg. von Rüdiger vom Bruch, Rainer A. Müller, München 1991, S. 205/06 Ihle, A.: C. M. und die Völkerkunde, Göttingen 1931 Lotter, F.: C. M. und die Lehre von der unterschiedlichen Wertigkeit der Menschenrassen. In: Geschichtswissenschaft in Göttingen, hrsg. von H. Boockmann und H. Wellenreuther, Göttingen 1987, S. 30-75

Meinzinger, Franz Edler von Meinzingen, Österreichischer Statistiker und Verwaltungsbeamter, 1863 Wien, † 1935 Wien Jurastudium an der Universität Graz (1887 Dr. jur.); 1891-1908 bei der Statistischen Zentralkommission in Wien; Bearbeiter der Volkszählung 1900, wobei erstmals die Arbeitslosenzählung mit der erweiterten Wohnungsaufnahme verbunden wurde; seit 1909 korrespondierendes und 1912 o. Mitglied der Statistischen Zentralkommission in Wien; seit 1917 Sektionschef im Ministerium für soziale Fürsorge (ab 1918 Staatsamt für soziale Verwaltung genannt); 1919 Ruhestand; Verwaltungsrat der Mondial Internationale Filmindustrie AG. PUBLIKATIONEN Über die Berücksichtigung des Berufes bei den Volkszählungen, die auf dem Konskriptionspatent vom Jahre 1804 basieren. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 19 Wien 1893, S. 479 ff.

Die Eheschließungen in Österreich im Jahre 1895. In: Stat.Monatsschrift, N. F., Jg. 2, Wien 1897, S. 525 ff. Die Wanderbewegung auf Grund der Gebürtigkeitsdaten der Volkszählung vom 31.12.1900. In: Statist. Monatsschrift, N. F., 8. Jg., Wien 1903, S. 133 ff. Die Ergebnisse der Berufserhebung bei der Volkszählung vom 31. Dezember 1900. In: Statist. Monatsschrift Jg. 9, Wien 1904, S. 685 ff., 775 ff. LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 673 Lebmann, Rosa; Helczmanovszki, Heimold: Auf dem Gebiete der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher. Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 113-15 Österreichisches Biographisches Lexikon, hrsg. von der Österr. Akademie der Wissenschaften, Wien 1992, Bd. 6, S. 198 Meitzen, August, Statistiker und Wirtschaftshistoriker, 1822 Breslau, † 1910 Berlin Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Breslau, Heidelberg und Tübingen; 1846 im preuß. Staatsdienst; 1865 beauftragte ihn das preuß. Landwirtschaftsministerium mit der Leitung u. Durchführung einer statistischen Untersuchung über d. „Boden und die landwirtschaftlichen Verhältnisse des preuß.

202

Meitzen – Menger

Staates“; 1867-72 Stat. Bureau Berlin; 1872-82 erstes Mitglied des Stat. Reichsamtes Berlin; 1875-1910 Prof. d. Staatswissenschaften an der Universität Berlin.

Harnisch, Hartmut: August Meitzen und seine Bedeutung für die Agrar- und Siedlungsgeschichte. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte (1975/I), S. 97-119

Meitzen führte europaweit Archivforschungen durch und analysierte die Siedlungsgebiete unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen.

Neue Deutsche Biographie, Bd. 16, Berlin 1990, S. 734/35

Er hatte vor allem in methodischer Hinsicht zwei wesentliche Verdienste: Entdeckung d. Flurkarten als Quellen agrarhistorischer Forschung sowie die Typenbildung (von Siedlungsformen) und ihre vergleichende Analyse.

Schlesische Lebensbilder, Bd. 3, Breslau 1926, S. 358-362

Menger, Carl, Österreichischer Ökonom, 1840 Neusandez (Galizien), † 1921 Wien

Die Ausbreitung der Deutschen in Deutschland und ihre Besiedlung der Slawengebiete (1879)

Jurastudium an den Universitäten Wien und Prag; 1867 Promotion in Krakau; Journalist in der Presseabteilung des österreichischen Ministerratspräsidiums; 1873 Prof. in Wien; 1876 Lehrer für politische Ökonomie und Statistik sowie Reisebegleiter des Kronprinzen Rudolf; ab 1879 Lehrstuhlinhaber f. politische Ökonomie an der Rechts- u. Staatswiss. Fakultät d. Uni Wien; 1900 Mitglied des Herrenhauses

Geschichte, Theorie und Technik der Statistik, Berlin 1886

Menger war einer der Begründer der „Grenznutzentheorie“.

Siedlung und Agrarwesen der Westgermanen und Ostgermanen, der Kelten, Römer, Finnen und Slawen, 3 Bde., Berlin 1895

PUBLIKATIONEN

Zu seinen Schülern gehörte u. a. WEBER.

MAX

PUBLIKATIONEN Der Boden und die landwirtschaftlichen Verhältnisse des preußischen Staates, 8 Bde., Berlin (1868-1908)

Wanderungen, Anbau und Agrarrecht der Völker Europas nördlich der Alpen, Berlin 1897

Grundsätze (1871)

der

Volkswirtschaftslehre

Untersuchungen über die Methode der Socialwissenschaften und der Politischen Ökonomie (1883)

LITERATUR

Die Irrtümer des Historismus in der deutschen Nationalökonomie (1884)

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. W. Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 48

Die gesammelten Werke von C. M., hrsg. v. Friedrich A. Hayek, 4 Bde., Tübingen 1968

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 673/674 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1910, S. 644 f. (Werkverzeichnis)

LITERATUR Blaug, Mark (Hrsg.): C. M. 1840-1921, Aldershot/Hants 1992 Boos, Margarete: Die Wissenschaftstheorie C. Mengers, Wien 1986

Menger – Meyer Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. W. Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 62 Ökonomenlexikon, hrsg. von Werner Krause, Karl-Heinz Graupner, Rolf Sieber, Berlin 1989, S. 355-358 Österreichisches Biographisches Lexikon, Wien 1992, Bd. 6, S. 221/22

Metzburg, Johann Nepomuk Freiherr von, österreichischer Jurist und Statistiker, 1780 Dresden, † 1839 Wien Nach Besuch der Ritterakademie und rechtswissenschaftlichen Studien in Wien trat er 1802 in den Staatsdienst ein. Wurde 1804 Gubernialsekretär und 1808 Gubernialrat in Lemberg; 1813 Landeskomissär der Armee unter Fürst Schwarzenberg; 1815 Hofrat und Beisitzer der Zentralorganisierungs-Hofkommission für die italienischen Provinzen in Wien. Von 1828-1839 war er Vizepräsident des Generalrechnungsdirektoriums und 18361839 Präsident der Armeerechnungs-Hofkommission. Beauftragt mit Plänen zur ersten Darstellung einer allgemeinen Verwaltungsstatistik in Österreich, kann Metzburg als Gründer der amtlichen Statistik angesehen werden. PUBLIKATIONEN Versuch einer Darstellung der österreichischen Monarchie in statistischen Tafeln, Wien 1829 ff. Handbuch der österreichischen Statistik vom Jahre 1830. Mit 125 Karten und Tabellen, 2 Bde., Wien 1831 LITERATUR Geschichte und Ergebnisse der zentralen amtlichen Statistik in Österreich 18291979 (1979), S. 20-27, 263 f. (m. Porträt u. Biographie)

203

Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 116/117 Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 6, (1975), S. 251

Meyer, Eduard, Alt-Historiker, Hamburg; † 1930 Berlin

1855

Studium der Orientalistik in Bonn und ab 1872 in Leipzig (Promotion 1875, Habilitation 1879); Prof. für alte Geschichte 1884 in Leipzig, in Breslau 1885, in Halle 1889, in Berlin 1902 bis 1923; 1903 Ordentliches Mitglied der Berliner Akademie; Leiter der Orientalischen Kommission der Berliner Akademie der Wissenschaften seit 1912. Seine grundlegenden universalhistorischen Arbeiten zur Geschichte des alten Orients veröffentlichte er u. a. in den Arbeiten zur antiken Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie zur Geschichte des Juden- und Christentums. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Parkfriedhof Berlin-Lichterfelde. PUBLIKATIONEN Geschichte des Altertums, 5 Bde. (18841902) Die Bevölkerung des Altertums. In: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 2. Aufl., Bd. 2, Jena 1899, S. 674689, ebenso in 3. Aufl., Jena 1909, S. 898-913 Ursprünge und Anfänge des Christentums, 3 Bde. (1921-23, Nachdruck 1962) LITERATUR Berlinische Lebensbilder, Bd. 4, Geisteswissenschaftler, Berlin 1989, S. 269-285

204

Meyer – Meyer

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 100 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1924, S. 913 Historikerlexikon, hrsg. von Rüdiger vom Bruch und Rainer A. Müller, München 1991, S. 208-10 Meyer, Fritz Walter, Ökonom, 1907 Freiburg i. Br, † 1980 Freiburg i. Br. 1938 Habil. an der Universität Freiburg; 1943 Dozent an der Universität in Kiel; seit 1948 o. Prof. für Wirtschaftswissenschaften an d. Universität Bonn und Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung des Universitäts-Instituts für Mittelstandsforschung; Spezialist für Forschungen zur Binnenwanderung in Deutschland. PUBLIKATIONEN Gebürtigkeits- und Meldestatistik. In: Allg. Statist. Archiv 36 (1936/37), S. 50 ff. Probleme und Methoden der Binnenwanderungsforschung. In: Archiv für Bevölkerungswissenschaft (Volkskunde) und Bevölkerungspolitik 6 (1936), S. 212-231 Co-Autor: (mit Rudolf Heberle): Die Großstädte im Strome der Binnenwanderung: Wirtschafts- und bevölkerungswissenschaftliche Untersuchungen über Wanderung und Mobilität in deutschen Städten, Leipzig 1937 German internal migration statistics. In: Research Memorandum on Migration Differentials, hrsg. von Dorothy S. Thomas. (1938) Die Raumordnung in der BRD (1961) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 681

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1970, S. 1960/61 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 432 Meyer, Konrad, Agrarwissenschaftler und Bevölkerungspolitiker, 1901 Salzderhelden (b. Einbeck), † 1973 Salzderhelden 1930 Privatdozent an der Universität Göttingen; 1935-45 Prof. und Direktor des Instituts für Agrarwesen und Agrarpolitik der Universität Berlin; 1935 Begründer und Obmann (bis 1939) der Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung (Rag) und Hrsg. ihrer Zeitschrift „Raumforschung u. Raumordnung“ 1936-44, 1948 ff. mit lfd. Bibliographie bis 1944 über Rassengeschichte, Anthropologie und Rassenkunde, Bevölkerungsentwicklung und -bewegung (Auswanderung, Binnenwanderung, Landflucht), Bevölkerungspolitik, Soziologie und Soziographie; im Rahmen des Forschungsprogrammes „Deutscher Osten“ leitete er die Planungsabteilung des Reichsführers SS; 1939 Ordentliches Mitglied der Berliner Akademie (1946 wegen NS-Vergangenheit gestrichen); seit 1956 an der Akademie für Raumforschung und Landesplanung der TH Hannover tätig. Er analysierte die landwirtschaftliche Ökonomie, einschließlich von Studien über Fremdarbeiter während der NSHerrschaft. PUBLIKATIONEN Raumforschung. In: Raumforschung und Raumordnung 1 (1936), S. 1-5 Co-Autor: Die ländliche Arbeitsverfassung im Westen und Süden des Reiches (1941) Neues Landvolk. In: Landvolk im Werden. Material zum ländlichen Aufbau in den neuen Ostgebieten und zur Gestaltung des dörflichen Lebens (1942)

Meyer – Meyer

205

Nahrungsraum und Übervölkerung. Ein Weltproblem der Gegenwart (1953)

Krebskrankheiten) und zum statistischen Unterricht.

Die Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung 1935-45. In: Raumforschung und Landesplanung im 20. Jahrhundert, Hannover 1971, S. 103-116

PUBLIKATIONEN

LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 681 Grüttner, Michael: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004, S. 119/20 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 432/33 Wer ist’s? Zeitgenossenlexikon, hrsg. v. H. L. Degener. Jg. 1-10, Leipzig 1935, S. 1070

Meyer, Maximilian, Nationalökonom, Statistiker, 1876 Halle, † 1951 Bad Brückenau Studierte Nationalökonomie, Philosophie, öffentliches Recht u. Geschichte in Wittenberg, Leipzig, Berlin, Freiburg i. Br. und München; 1907 Promotion in Halle-Wittenberg; Tätigkeit in Stat. Ämtern München, Halle und im Kaiserlichen Stat. Amt Berlin; seit 1911 Direktor des Stat. Amtes Nürnberg; Vorlesungen im Fach Statistik an der Handelshochschule in Nürnberg (seit 1923 Professor); 192933 Vorsitzender des Verbandes der deutschen Städtestatistiker und Ausschußvorsitzender für Bevölkerungsstatistik in der Arbeitsgemeinschaft für gemeindliche Statistik, Mitglied des Internationalen Statistischen Instituts. Er veröffentlichte u. a. Aufsätze zu Fragen der kommunalen Statistik (Wohnungen, Gewerbe, Arbeitslosigkeit), der medizinischen Statistik (Verbreitung der

Die Verbreitung und Bekämpfung der Krebskrankheiten. In: Die Medizinische Welt, 10. Jg., Nr. 34, 1936 Zur Geschichte des statistischen Unterrichts an den dt. Universitäten im 19. und 20. Jahrhundert. In: Beiträge zur deutschen Statistik, Festgabe für Franz Zizek, Leipzig 1936 Die deutsche Städtestatistik in ihren Vertretern, Nürnberg 1938 LITERATUR Burgschmidt, Paul: Nachruf. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 35 (1951), S. 71-73 Meyer, Maximilian: Die deutsche Städtestatistik in ihren Vertretern, Nürnberg 1938, S. 128-130

Meyer, Robert, österreichischer Jurist und Statistiker, 1855 Wien, † 1914 Wien Studium an der Universität Wien (1877 Dr.jur.), anschließend Tätigkeit in Finanzbehörden; 1884 Eintritt in das Finanzministerium und Privatdozent für Finanzwissenschaft, später auch politische Ökonomie an der Universität Wien; 1885-1893 Professor an der Wiener Handelsakademie und 1890-1900 an der Orientalischen Akademie; 1897 Mitglied des Finanzministeriums bei der Statistischen Zentralkommission; 1901 Professor an der Universität Wien; 1910/11 u. 1913/ 14 Präsident der Statistischen Zentralkommission sowie 1911 Finanzminister. Meyer war beteiligt an der Volkszählung 1910, beschäftigte sich mit Sozialpolitik und Volksbildung und gilt als Schöpfer der modernen Finanzstatistik in Österreich.

206

Meyer – Meynen

PUBLIKATIONEN

PUBLIKATIONEN

Kolonien für Arbeitslose. In: Zeitschrift für Volkswirtschaft, Socialpolitik und Verwaltung, Bd. 3, Wien, Prag, Leipzig 1894, S. 27 0ff.

Die künstliche Beschränkung der Kinderzahl als sittliche Pflicht, deren Beziehung zur preußischen Bevölkerungspolitik und die Ziele malthusianischer Propaganda in Deutschland, 3. Aufl., Neuwied 1880 (1884, 5. Aufl. 1897)

Die nächste Volkszählung. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 15, Brünn 1910, S. 661 ff. Das 50-jährige Jubiläum der k. k. Statistischen Zentralkommission. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 18, Brünn 1913, S. 877 ff. Das Handbuch der Österreichischen Statistik vom Jahre 1830; die damaligen und die heutigen Aufgaben der Statistik In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 19, Brünn 1914, S. 6 ff. Die statistische Methode als selbständige Wissenschaft. Literaturbericht. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 19, Brünn 1914, S. 249 ff. LITERATUR Geschichte und Ergebnisse der zentralen amtlichen Statistik in Österreich 18291979 (1979), S. 87 (Porträt), 93-95, 273 f. (Biographie) Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik u. Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/ Institut f. Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 118-120 Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 5 (1972), S. 442

Meyerhof, Arnold (Ps. Hans Ferdy), Mediziner Lebensdaten unbekannt, veröffentlichte im letzten Drittel des 19. Jh. und zu Beginn des 20. Jh. Schriften, in denen er neomalthusianische Positionen vertrat.

Der Malthusianismus in sittlicher Beziehung, Berlin u. Neuwied 1885 Die Mittel zur Verhütung der Konzeption nebst einem Versuch zur kritischen Entscheidung eines streitigen Punktes der Konzeptionstheorie: Gynäkolog. Studie für praktische Ärzte und Geburtshelfer, Berlin 1887 ( 7. Aufl. 1899) Sittliche Selbstbeschränkung: Behagliche Zeitbetrachtung eines Malthusianers über die begriffliche Wandlung des „Moral Restraint“ in dem Jahrhundert 1803-1903 und die Ausbreitung des Neo-Malthusianismus (1904) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London, 1985, S. 681/82 James A. Field, Essays on Population and other Papers, Port Washington, N. Y. 1931

Meynen, Emil, Geograph und Kartograph, 1902 Köln, † 1994 Bonn Studium in Köln, Leipzig, Innsbruck und Berlin; Promotion ( Köln 1926) ; Mitarbeiter der „Stiftung für deutsche Volksund Kulturbodenforschung“ in Leipzig. 1929 bis 1933 hielt er sich zu Forschungszwecken in den USA auf, 1935 habilitierte er sich an der Universität in Köln; 1941 Leiter der Abteilung für Landeskunde im Reichsamt für Landesaufnahme in Berlin; gründete die Zeitschrift „Berichte zur deutschen Landeskunde“; entwickelte und organisierte seit Ende der

Meynen – Michels 30er Jahre zahlreiche, auch in den Bereich der Politikberatung hineinreichende Forschungsprogramme; tätig an den Universitäten Berlin und Köln; 1956 Direktor der Bundesanstalt für Landeskunde und Leiter des Instituts für Regionalstudien (1959-70); Vorsitzender der Kommission für Internationale geographische Terminologie der Internationalen Geographischen Union (1968-80), Sekretär seit 1980; Herausgeber „Orbis Geographicus“, Meynen schrieb einige Arbeiten über deutsche Emigranten in der „Neuen Welt“ PUBLIKATIONEN Die deutschen Pioniere Pennsylvaniens. In: Westmark: Beilage völk. Wissenschaft, 12 (1935) Das Deutschtum in Nordamerika. In: Gauss, P. (Hrsg.): Das Buch vom dt. Volkstum. Wesen – Lebensraum – Schicksal, Leipzig 1935, S. 232-39 Bibliographie des Deutschtums der kolonialzeitlichen Einwanderung in Nordamerika, insbesondere der Pennsylvaniadeutschen und ihrer Nachkommen, 16831933 (1937), hrsg. v. Deutsches Archiv für Landes- und Volksforschung, Leipzig, Jg. 1 (1937) - 7 (1944) (Hrsg.): Die deutschen Siedlungen in der Sowjetunion, Berlin 1941 (Hrsg.): Das Deutschtum in Slawonien und Syrmien. Landes- und Volkskunde. Einleitung, Leipzig 1942 Die Tradition des Amtes für Landeskunde und des Zentralausschusses für deutsche Landeskunde. Ein Rückblick auf die Zentralkommission für wissenschaftliche Landeskunde von Deutschland 18821941. In: Berichte zur deutschen Landeskunde 5 (1948), S. 2-34 (mit Ruthardt Oehme/Hrsg.): F. Metz. Land und Leute. Gesammelte Beiträge

207

zur deutschen Landes- und Volksforschung: Festschrift zum 70. Geburtstag, Stuttgart 1961 Die Bevölkerungsdichte der Bundesrepublik Deutschland nach Naturräumen (1967) (mit Gerhard Richter): Der Zentralausschuß für deutsche Landeskunde. Ein Bericht über die Jahre 1941-82. In: Berichte zur deutschen Landeskunde 56 (1982), S.63-87 LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 117 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 682 Fahlbusch, Michael: Wissenschaft im Dienst der nationalsoz. Politik?: Die „Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften“ v. 1931-45, Baden-Baden 1999, S. 133 ff., 848/49 (Publikationen) Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1983, S. 117 Lexikon der Geographie, Heidelberg, Berlin 2002 Michels, Robert, Soziologe, Köln, † 1936 Rom

1876

Studierte seit 1896 Geschichte und Nationalökonomie in Paris, München, Leipzig und Halle; 1900 Promotion an der Universität Halle; tätig an den Universitäten Turin (1907-14), Prof. der Nationalökonomie in Basel (1914 - 25) und Perugia (seit 1926); 1913 Annahme der italienischen Staatsbürgerschaft; trat 1922 der Partei MUSSOLINIS bei. Insbesondere bekannt ist er durch sein „eisernes Gesetz der Oligarchie“ in seinem Werk „Politische Parteien“ (1911);

208

Michels – Mischler

im gleichen Jahr erschien: „Grenzen der Geschlechtsmoral“, worin er die Frauenarbeit und Sexualmoral untersucht. In anderen Schriften werden spezielle Fragestellungen der Bevölkerungsentwicklung, der Soziologie des Parteiwesens und der soziologischen Elitetheorie untersucht. PUBLIKATIONEN Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie (1911, Neudruck 1970) Grenzen der Geschlechtsmoral (1911) Sittlichkeit in Ziffern (1928) Il Problema delle Popolazione, in: Annali della Facolta di Giurisprudenza del l’Universita, Perugia (1927, 1930) Su alcune Cause ed Aspetti della Mobilita delle Popolazioni nell’Interno delle Metropoli Moderne, in: Rivista di Politica Economica (1935) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 126/27 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, 1985, S. 683/84 International Encyclopedia of the Social Sciences, 10, 265-272 Internationales Soziologenlexikon, Aufl., Stuttgart 1984, Bd. 1, S. 287

2.

versität Czernowitz, Gründung des Statistischen Landesamtes des Herzogtums Bukowina und 1890 dessen Direktor; 1891 Berufung an die Deutsche Universität in Prag (Vorlesungen über Statistik, Finanzrecht und Sozialpolitik); 1893 Professor in Graz und von 1893 bis 1911 Leiter des von ihm gegründeten Statistischen Landesamtes für die Steiermark; 1911 und 1912 war er Präsident der Statistischen Zentralkommission, fungierte als Sekretär beim IV. Internationalen Demographischen Kongreß und wirkte u. a. bei der Auswertung der Volkszählung von 1910 verdienstvoll mit. Unter seiner Leitung erschienen 24 Hefte der „Statistischen Mittheilungen über Steiermark“ (1896-1911) und die „Mittheilungen des Statistischen Landesamtes des Herzogthums Bukowina“ (Czernowitz 1892 ff.) PUBLIKATIONEN Neuere Schriften zur Bevölkerungslehre Literaturbericht. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 12, Wien 1886, S. 523 ff. Oesterreichisches Städtebuch. Statistische Berichte der grösseren österreichischen Städte aus Anlass des IV. internationalen demographischen Kongresses, Wien 1887 Bevölkerungsgeschichte (2 Diagramme). In: Meyers Konversationslexikon, 4. Aufl., Bd. 18, Leipzig und Wien 1891, S. 106 ff. Die Organisierung der Landesstatistik in der Bukowina. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 17, Wien 1891, S. 16 ff.

Mischler, Ernst, Jurist und Statistiker, 1857 Prag, † 1912 Wien

Das Armenwesen in Steiermark. In: Statist. Mittheilungen über Steiermark, Graz 1896, Heft 1

Jurastudium an der Prager Universität (1881 Dr Jur.), anschließend Beamter der Statistischen Zentralkommission in Wien; 1884 Habilitation für Statistik in Prag; 1888 a. o. Professor an der Uni-

Wörterbuch der Volkswirtschaft in zwei Bänden, hrsg. von Ludwig Elster, Jena 1898 (Artikel u. a.: Altersgliederung der Bevölkerung; Bevölkerung, Geburten, Geschlechtsverhältnis in der Bevölke-

Mischler – Möser rung, Sterblicheit und Sterblichkeitstafeln) Grundzüge einer allgemeinen staatlichen Arbeitsvermittlung für Oesterreich. In: Archiv für soziale Gesetzgebung und Statistik, Bd. 15, Berlin 1900, S. 281 ff. Die Berufsgliederung der Bevölkerung. In: Der Arbeitsnachweis, Jg. 1 , Troppau 1907, S. 79 f f., 132 LITERATUR Geschichte und Ergebnisse der zentralen amtlichen Statistik in Österreich 18291979, (1979), S. 90 f. (Porträt), 274 ff. (Biographie) Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 4. Aufl., Bd. 6, (1925), S. 592 f. Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 121-126 Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 6 (1975), S. 315 f.

Möser, Justus, Nationalökonom und Rechtshistoriker, 1720 Osnabrück, † 1794 Osnabrück Studium der Rechtswissenschaft, Philosophie und Geschichte in Jena und Göttingen; 1742 Sekretär der Ritterschaft im Fürstbistum Osnabrück; 1744 Advokat; 1755 Syndikus der Ritterschaft; 1762 Justitiar am Kammergericht; nahm seit 1766 in der Wochenzeitschrift „Osnabrücker Intelligenzblätter“ Einfluß auf die öffentliche Meinung; 1768-1783 Geheimer Referendar, Justizrat und Leiter der Verwaltung. Nach ROSCHER ist Möser der Vater der historischen Rechtsschule und größter deutscher Nationalökonom des 18. Jahrhunderts.

209

Er nahm in seinen „Patriotischen Phantasien“ Kerngedanken von MALTHUS vorweg und formulierte im Sinne des romantischen Ideals: „Allein die Bevölkerung will es wahrlich nicht ausmachen. Wir ziehen Bettler und Diebe damit an; das ist alles ... In Ostfriesland werden mehr Kälber geboren als Kinder, und sie stehen sich wohl dabei.“ (zit. in: Momber, Bevölkerungslehre, 1929, S. 153). Dahinter stand die Auffassung, daß das Bevölkerungswachstum getragen sein muß durch die wirtschaftlichen Möglichkeiten eines Landes. Seine Grabstätte befindet sich in der Marienkirche von Osnabrück. PUBLIKATIONEN Osnabrückische Geschichte. Berlin 1768 (Erweiterte Ausgabe 1780) Patriotische Phantasien. (Gesammelte Aufsätze), 4 Teile, Berlin 1774-86 Klagen eines Edelmanns im Stifte Osnabrück, (1858) Werke, ausgew. v. G. Stecher, Berlin 1922 (m. Porträt) Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe, 14 Bde., hrsg. von der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Berlin 1943 ff. LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie 22, Leipzig 1885, S. 385 Deutsche Historiker, hrsg. von Hans-Ulrich Wehler, Bd. 9, Göttingen 1982, S. 23-41 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 6, Jena 1925, S. 651 Juristen – Ein biographisches Lexikon, Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. vom M. Stolleis, München 2001, S. 445-447

210

Möser – Mollison

Klassen, Peter: Justus Möser, Frankfurt/ Main 1936 Geschichte der Staatsbeschreibung, Berlin 1994, S. 473 ff.

Staatsrecht, Völkerrrecht und Politik, 3 Bde. (1860-69) (Bd. 3: „Über die Arbeiterfrage“ u. „Die völkerrechtliche Lehre vom Asyl“)

Schröder, J: J. M. als Jurist (1986)

Das deutsche Reichsstaatsrecht (1873) Politische Schriften, hrsg. v. K. von Beyme (1966)

Mohl, Robert von, Staatsrechtslehrer und Politiker, 1799 Stuttgart, † 1875 Berlin Bedeutender Vertreter des süddeutschen Liberalismus, Wegbereiter des modernen Rechtsstaates; Prof. der Staatswissenschaften in Tübingen (1824-46) und Heidelberg (1847-61); Mitgl. d. Nationalversammlung (1848/49), Reichsjustizminister d. Frankfurter Nationalversammlung (1848/49); Mitgl. des Reichstags d. Bismarckzeit (1874/75); 1871 Präs. d. Oberrechnungskammer in Karslruhe. Mohl war Anhänger von MALTHUS. Er vertrat die Position, daß die Ehe erst ab einem bestimmten Alter erlaubt und für Männer, die nicht in der Lage sind, eine Familie zu unterhalten, verboten werden müsse. Seit 1844 war er Mitherausgeber der „Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft“.

LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 22, Leipzig 1885, S. 745 f. Angermann, E.: R. von Mohl (1962) Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 698/99 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 4. Aufl., Bd. 6, Jena 1925, S. 614-15 Juristen – Ein biographisches Lexikon. Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. vom M. Stolleis, München 2001, S. 447/448 Schulze, H. R. v. M. Erinnerungsblatt (1886) vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 433

PUBLIKATIONEN Die Polizei-Wissenschaft nach den Grundsätzen d. Rechtsstaates. Tübingen, 3 Bde. 1832-34 (2. Aufl. 1844/45, 3. Aufl. 1866) Bevölkerung. In: Staatslexikon (1835) Über Auswanderung. In: Zs. für die gesamte Staatswissenschaft (1847) Die Geschichte und Literatur der Staatswissenschaften in Monographien, 3 Bde. Erlangen 1855-58 Geschichte und Literatur der Bevölkerungslehre. In: Die Geschichte und Literatur der Staatswissenschaften, 3. Bd., Erlangen 1858, S. 411-51 Enzyklopädie der Staatswissenschaften (1859, 2. Ausg. 1881)

Mollison, Theodor, Anthropologe, 1874 Stuttgart, † 1952 München Studium der Medizin in Freiburg, 1898 Promotion); 1904 Forschungsreise nach Dt.- Ostafrika; 1911/12 Leiter der anthropologischen Abteilung des Zoologisch-Ethnographischen Museums des Zwingers in Dresden; 1912-1918 Kustos der Anthropologischen Sammlung am Anatomischen Institut in Heidelberg; 1916 a. o. Prof., 1918 o. Prof. der Anthropologie; 1921-26 o. Prof. in Breslau; seit 1926 Prof. und Direktor des Anthropologischen Instituts/Bayerisch Anthropologische Staatssammlungen der Universität München; 1925-52 Mitherausgeber

Mollison – Mombert des 1924 begründeten „Anthropologischen Anzeigers“ (mit Bibliographie: Bevölkerungswissenschaft und Sozialanthropologie); 1926-43 Mitherausgeber der Zeitschrift: „Volk und Rasse“; 1933 Mitglied der Dt. Akademie der Naturforscher „Leopoldina“. In seinen Arbeiten befaßt er sich vor allem mit „anthropologischen Meßmethoden“ und der „Stammesgeschichte des Menschen“.

211

Kramp, Peter: In memoriam Theodor Mollison (1874-1952). In: Zs. f. Morphologie und Anthropologie 45 (1953), S. 416-432 (mit Verzeichnis sämtlicher Arbeiten Mollisons und der unter seiner Leitung angefertigten Dissertationen) Neue Deutsche Biographie, Bd. 18, Berlin 1997, S. 46 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 279, 433

PUBLIKATIONEN Fischer, Eugen/Mollison,Theodor et al. (Hrsg.): Anthropologie. In: Die Kultur der Gegenwart Teil III, Abt. V. Leipzig, Berlin 1923 Serodiagnostik als Methode der Tiersystematik und Anthropologie (1923) Rassenkunde und Rassenhygiene. In: Rassenhygiene im völkischen Staat, München 1934, S. 34-48 Das Anthropologische Institut der Universität München. In: Zs. f. Rassenkunde und ihre Nachbargebiete 9 (1939), S. 275-277 LITERATUR Breitinger, Emil: Nachruf auf Theodor Mollison. In: Homo 3 (1952), S. 96 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 192 Gieseler, Wilhelm: Lebensbild Theodor Mollisons. In: Archiv f. Rassen- u. Gesellschaftsbiologie 45 (1939), S. 187-189 Heberer, Gerhard: Schwalbe-KlatschMollison. Die Abstammung des Menschen. In: Forscher und Wissenschaftler im heutigen Europa. (2) Erforscher des Lebens. Mediziner, Biologen, Anthropologen, hrsg. von Hans Schwerte und Wilhelm Spengler. Oldenburg/Hamburg 1955, S. 296-307

Mombert, Paul, Nationalökonom und Demograph, 1876 Karlsruhe, † 1938 Stuttgart Studierte Nationalökonomie in Heidelberg, Leipzig, Berlin und München; 1902 Promotion bei L. BRENTANO in München; 1906 Habilitation für Volks- und Finanzwirtschaft, Statistik in Freiburg i. Br.; 1911 Prof. der Nationalökonomie an der Universität Freiburg i. Br.; 1922-33 o. Prof. in Gießen; 1933 als Jude entlassen, 1934 zwangspensioniert, 1938 inhaftiert. Im Mittelpunkt seines Schaffens standen bevölkerungswissenschaftliche Arbeiten, insbesondere zu Fragen des Einflusses der Bevölkerung auf Arbeitsmarkt, Nationaleinkommen und Lebensstandard. In seiner Habilitationsschrift: „Studien zur Bevölkerungsbewegung in Deutschland“ (1907) setzte er sich mit JULIUS WOLFS Theorie von der „Rationalisierung des Sexuallebens“ auseinander und unterstützte BRENTANOS „Wohlstandstheorie“ als Erklärung des seit der Gründerkrise 1873 beobachteten Geburtenrückgangs durch die Konkurrenz der Genüsse. Seine „Bevölkerungslehre“ (1929) war das deutsche Standardwerk bis zu MACKENROTHS Buch 1953. PUBLIKATIONEN Studien zur Bevölkerungsbewegung in

212

Mombert – Mommsen

Deutschland in den letzten Jahrzehntenmit besonderer Berücksichtigung der ehelichen Fruchtbarkeit. In: Die Sterblichkeit. Die Eheschließungen. Die Geburten. Der Geburtenüberschuß. Die Bevölkerungslehre von R. Malthus, Karlsruhe 1907, S. 1-280 Ausgewählte Lesestücke zum Studium der politischen Ökonomie, 6. Bd., Bevölkerungslehre, Karlsruhe 1912 Die Gefahr einer Überbevölkerung in Deutschland, Tübingen 1919 Bevölkerungspolitik nach dem Kriege, Tübingen 1926 Bevölkerungslehre, Jena 1929 Tendenzen in der deutschen Bevölkerungsentwicklung und ihr Einfluß auf den Arbeitsmarkt, Köln 1930 Die Anschauungen des 17. und 18 Jh. über die Abnahme der Bevölkerung. In: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Bd. 135, Berlin 1931 Bevölkerungsentwicklung und Wirtschaftsgestaltung – Zur Frage der Abnahme des Volkswachstums, Leipzig 1932 Der innerstaatliche Bevölkerungsausgleich. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 23 (1933/34), S. 373-397 Die Anschauungen über das Bevölkerungswachstum unter dem Einfluß geistiger Wandlungen. In: Archiv für Rechtsund Sozialphilosophie 29 (1935/36), S. 53-63 Die Entwicklung der Bevölkerung Europas seit der Mitte des 17. Jh. In: Zeitschrift für Nationalökonomie, Wien, Bd. VII (1936), S. 532-545 LITERATUR Demographische Enzyklopädie, Moskau 1985, S. 233 Deutsche Biographische Enzyklopädie,

hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 195 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 701 Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Stuttgart 1961, Bd. 7, S. 418-420 Kroll, Joachim: Zwischen Prozenten, Pult und Politik. – Bevölkerungswissenschaft im ersten Drittel dieses Jahrhunderts. In: Zeitschrift f. Bevölkerungswissenschaft 15 (1989), S. 163-173 Neue Deutsche Biographie, Bd. 18, Berlin 1997, S. 23/24 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 433

Mommsen, Theodor, Historiker, 1817 Garding (Schleswig), † 1903 Charlottenburg (Berlin) 1838-43 Jura-Studium in Kiel; 1844-47 Italienreise (Grundlage für „Corpus Inscriptionum Latinarum“ CIL); 1848 Redakteur der Schleswig-holsteinischen Zeitung, Prof. für Rechtswissenschaft an der Universität Leipzig; 1852 Prof. für römisches Recht an der Universität Zürich; 1854 an der Universität Breslau; 1858 Prof. für alte Geschichte an der Universität Berlin; Ord. Mitglied der Berliner Akademie (1858) Leitung der Herausgabe des CIL; 1873-1882 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses; 1874/75 Rektor der Universität Berlin; 1874/95 Sekretär der Philosophischhistorischen Klasse; 1902 Nobelpreis für Literatur; Begründer der wissenschaftlichen Epigraphik. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Evangelischen Friedhof der Dreifaltigkeitsgemeinde in Berlin-Kreuzberg.

Mommsen – Most

213

PUBLIKATIONEN

LITERATUR

Römische Geschichte (1852/54)

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 713/14

Römisches Staatsrecht, 3 Bde., Leipzig (1871-88), 2. Aufl., Bd. II, Leipzig 1876 Gesammelte Schriften, 8 Bde., Berlin 1905-13 LITERATUR Berlinische Lebensbilder, Bd. 4, Geisteswissenschaftler, Berlin 1989, S. 175-194 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 196/97 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1924, S. 913 Heuß, A.: T. M. als Geschichtsschreiber. In: N. Hammerstein (Hrsg.), Dt. Geschichtswiss. um 1900, Stuttgart 1989, S. 37-95 Historikerlexikon, hrsg. von Rüdiger vom Bruch und Rainer A. Müller, München 1991, S. 215-217 Wickert, Lothar: T. M., 4 Bde., 1959/80 Zangemeister, K.; Jacobs, E.: T. M. als Schriftsteller, ein Verzeichnis seiner Schriften, Berlin 1905

Moser, Ludwig Ferdinand, Physiker 1805 Berlin, † 1880 Königsberg (Preußen) 1832 o. Prof. der Physik in Königsberg; 1843 Korrespondierendes Mitglied der Berliner Akademie. Moser bezog sich in seinem Werk: „Die Gesetze der Lebensdauer ...“ auf EULERS Untersuchung der Bevölkerung. PUBLIKATIONEN Die Gesetze der Lebensdauer nebst Untersuchungen über Dauer, Fruchtbarkeit der Ehen und Tödlichkeit der Krankheiten (1839)

Hartkopf, Werner: Die Berliner Akademie der Wissenschaften 1700-1990. Ihre Mitglieder und Preisträger, Berlin 1992, S. 250 Lorimer, Frank The development of Demography. In: Hauser and Duncan: The Study of Population, S. 124-179 Most, Otto, Statistiker und Wirtschaftspolitiker, 1881 Makranstädt (b. Leipzig), † 1971 Duisburg Studium der Staatswissenschaften in Halle und Prag; 1903 Promotion bei JOHANNES CONRAD in Halle; 1905-07 Direktor des Statistischen Amtes in Posen, 1907-11 in Düsseldorf; 1910 Habilitation in Bonn; 1916-20 Bürgermeister in Sterkrade; 1920-44 Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer in Duisburg-Ruhrort; 1919-20 Mitglied der Deutschen Nationalversammlung; 1921-28 Mitglied des Reichstages (Deutsche Volkspartei); 1929 Prof. an der Universität Münster (Lehrauftrag für Verkehrswissenschaft, Statistik und Bevölkerungslehre); 1947 Prof. an der Universität Mainz; 1949-61 Präsident des Zentralvereins für Deutsche Binnenschiffahrt PUBLIKATIONEN Rückläufige Geburtlichkeit und Säuglingssterblichkeit in Neu-Südwales. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 7 (1907/ 14), S. 164-202/1. Halbband Bevölkerungswissenschaft. Eine Einführung in die Bevölkerungsprobleme der Gegenwart. Berlin/Leipzig 1913 (2. Aufl. 1927) Das Bevölkerungsproblem und die deutsche Wirtschaft, Berlin 1928

214

Most – Muckermann

Die deutsche Zukunft im Spiegel der Zahl. In: Kölnische Zeitung 1931, Nr. 102 Bevölkerungspolitik, Leipzig 1936 (2. Aufl. 1938) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 231/32 Meyer, Maximilian, Die deutsche Städtestatistik in ihren Vertretern, Nürnberg 1938,S. 91-93 Neue Deutsche Biographie, Bd. 18, Berlin 1997, S. 219/20 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 433

dakteur der Zeitschrift: „Humanismus und Technik“. Er befürwortete Anfang der 30er Jahre die Sterilisation „Minderwertiger“. PUBLIKATIONEN Biologische Grundlagen der Bevölkerungsfrage. In: M. Fassbender (Hrsg.), Des deutschen Volkes Wille zum Leben, Freiburg 1917 Die Erblichkeitsforschung und die Wiedergeburt von Familie und Volk (1919, 4. Aufl. 1925) Rassenforschung und Volk der Zukunft: Ein Beitrag zur Einführung in die Frage vom biologischen Werden der Menschheit (1928; 1932) Differenzierte Fortpflanzung. In: Archiv f. Rassen- und Gesellschaftsbiologie 24 (1930?), S. 269-290

Muckermann, Hermann, Anthropologe, Eugeniker, * 1877 Bückeburg (Schaumburg Lippe), † 1962 Berlin

Volkstum, Staat und Nation eugenisch gesehen (2. Aufl. 1933)

1896-1926 Mitglied des Jesuitenordens; Studium der Theologie, Philosophie und Naturwissenschaften in den Niederlanden, Promotion in den USA; 1909 Priesterweihe; fand um 1910 durch A. PLOETZ den Weg zur Eugenik, hielt jährlich 100 Vorträge im In- und Ausland; Schriftleiter und Herausgeber der Zeitschrift „Das kommende Geschlecht“ (1921-33); 1927-33 Prof. und Leiter der Abteilung Eugenik im KWI für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik in Berlin, das auf seine Anregung zurückging; 1933 Ausscheiden aus dem Preußischen Gesundheitsrat; 1937 Redeund Ausreiseverbot, Verbot seiner Bücher; 1948 o. Prof. für Sozialethik und angewandte Anthropologie an der TH Berlin; 1949 Leiter des Instituts für angewandte Anthropologie; 1950 Prof. an der FU Berlin; 1954 wiss. Mitarbeiter der Max-Planck-Gesellschaft; 1956-1962 Re-

Grundriß der Rassenkunde (1934)

Eugenik (1934)

Der Sinn der Ehe, biologisch, ethisch, übernatürlich (1938, 3. Aufl. 1952) Die Familie im Lichte der Lebensgesetze (1946, 2. Aufl. 1952) Anthropologie und Humanismus (1950) Aus meinem Leben. Lebenslauf, Archiv d. TU Berlin LITERATUR Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 6, Herzberg 1993 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 238/39 Dictionary of Demgraphy, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 716

Muckermann – Müller

215

Ebert, Hans: Hermann Muckermann. Profil eines Theologen, Widerstandskämpfers und Hochschullehrers d. Technischen Universität Berlin. In: Humanismus und Technik 20 (1976), S. 29-40

instituts für Völkerkunde; 1960-70 Prof. für Soziologie und Ethnologie u. Begründer des einzigen Instituts für Soziol. u. Ethnol. in Deutschl. an der Univ. Heidelberg.

Gottlieb, Theodor: Eugenik, Papst und Muckermann. In: Deutschlands Erneuerung, München 16 (1932), S. 165-68, 466-471

Sein Interesse galt insbesondere der vergleichenden Kultursoziologie außereuropäischer Völker.

Grosch-Obenauer, Dagmar: Hermann Muckermann und die Eugenik. Med. Diss., Mainz 1986, 96 S.

Rassen- und Völkerkunde. Lebensprobl. der Rassen, Gesellschaften und Völker, Braunschweig 1936

Klee, Ernst: Was sie taten – Was sie wurden (Ärzte, Juristen u.a. Beteiligte am Kranken- oder Judenmord), Frankfurt/ Main 1986, S. 147 ff.

Die Völker der Erde, Berlin 1944

Neue Deutsche Biographie, Bd. 18, Berlin 1997, S. 257-258

PUBLIKATIONEN

Geschichte der Anthropologie, Bonn 1948 (2. Aufl. Frankfurt/M. 1968) Bibliographie 1928-1964, hrsg. v. H. Reimann und K. Kiefer, Wiesbaden 1964

Wundrig, Gertrud: Hermann Muckermann. In: Niedersächsische Lebensbilder. Bd. 7, Hildesheim 1971, S. 158-166

Die Bevölkerungsexplosion und die Zukunft der Familie. In: Georg Schwägler, Soziologie der Familie, Ursprung und Entwicklg., Tübingen 1970

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 280, 433

Bibliographie 1965-1984, hrsg. v. H. Reimann, Augsburg 1984

Mühlmann, Wilhelm Emil, Ethnologe, Soziologe und Kulturanthropologe, 1904 Düsseldorf, † 1988 Wiesbaden Studium der Vererbungslehre und Rassenbiologie bei EUGEN FISCHER in Freiburg i. Br., der Völkerkunde bei THURNWALD u. a. in Berlin u. Hamburg; 1932 Habilitation in Berlin; 1931-33 Redakteur der Zeitschrift für Völkerpsychologie und Soziologie: Mitarbeiter und Leiter ethnographischer Sammlungen in Berlin, Hamburg und Breslau; 1938 Habilitation in Berlin; 1939-45 Universitäts-Dozent für Völkerpsychologie und Ethnologie in Berlin; 1950 Prof. für Soziologie und Völkerpsychologie an der Universität Mainz und 1957 eben dort Prof. für Ethnologie und Soziologie sowie Direktor des Universitäts-

LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. W. Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 243 Dokumente aus dem Nachlaß v. W. E. Mühlmann. In: Jahrb. f. Sozialgeschichte, Opladen 1991, S. 278-84 Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Stuttgart 1984, Bd. 2, S. 594-97 Klingemann, Carsten: Rassenideologie, Nationalismus u. Wissenschaft: Hans F. K. Günther im Urteil v. W. E. Mühlmann. vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 280/81, 366-68, 433/34 Müller, Adam Heinrich, Nationalökonom, Staats- und Gesellschaftstheoretiker, Publizist, 1779 Berlin, † 1829 Wien

216

Müller – Müller

Studium der Theologie in Berlin und 1798-1801 der Diplomatie in Göttingen; 1802 Tätigkeit an Preußischer Kriegsund Domänenkammer; 1805 Übertritt zum Katholizismus in Wien; 1806-1809 Vorlesungen als Privatgelehrter und Hofrat in Dresden; 1815-1827 österreichischer Generalkonsul in Leipzig; 1826 nobilitiert. Müller war Gegner der politischen Ökonomie von A. SMITH. Er propagierte den Aufbau einer organischen Einheit von Staat und Wirtschaft und versuchte, die Einheit der Staatswissenschaft aus den Lehren von THOMAS V. AQUINO herzuleiten. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof in Maria Enzersdorf. PUBLIKATIONEN Die Elemente der Staatskunst, 3 Bde., Berlin 1809 Die Theorie der Staatshaushaltung und ihre Fortschritte in Deutschland und England seit Adam Smith, 2 Bde., Wien 1812 Von der Notwendigkeit einer theologischen Grundlage der gesamten Staatswissenschaften, Leipzig 1819 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 22, Leipzig 1885, S. 501 ff. Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 6, Jena 1925, S. 651-54 Ökonomenlexikon, hrsg. von W.Krause, K.-H. Graupner, R.Sieber, Berlin 1989, S. 374-376

Müller, Heinrich Joseph, Jurist und Regierungsbeamter, 1896 Pasing (bei München), † 1945 Potsdam Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Würzburg; 1920 Promotion, Arbeit in der Reichsfinanzverwaltung;

seit 1921 Mitglied der NSDAP; 1933 Reichskommissar in Hessen, später Präsident der Preußischen Oberrechnungskammer und des Rechnungshofes des Deutschen Reiches in Potsdam; Berater im Sachverständigenbeirat für Bevölkerungs- und Rassenpolitik im Innenministerium und der Reichsleitung (NSDAP). PUBLIKATIONEN Beamtentum (1931)

und

Nationalsozialismus

Die bevölkerungspolitische Lage des Bauerntums. Leipzig 1938 (Beiheft zum Archiv f. Bevölkerungswiss.) Bauerntum am Rande der Großstadt: Bevölkerungsbiologie der Dörfer Hainholz, Bahrenwald und List, Hannover 1940 Heiratsalter und Kinderzahl. In: Archiv f. Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik 10 (1940), S. 233-39 Zum völkernatürlichen Wachstum: Zur Methodik der Bevölkerungspolitik. In: Deutsche Biologie, 11 (1942) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 264 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport London , 1985, S. 719

Müller, Johannes, Statistiker, 1889 Königsberg (Ostpreußen), † 1946 Weimar 1908-12 Studium der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften in Halle; 1911 Promotion; 1912 Volontär beim Statistischen Amt der Stadt Halle; 1921 Direktor des Statistischen Landesamtes von Thüringen; 1923 Habilitation in Jena mit

Müller – Müller der Arbeit „Einfluß des Krieges auf die Bevölkerungsbewegung in Thüringen“; seit 1923 Lehrauftrag für Statistik (a. o. Prof. 1929); 1946 Selbstmord in sowjetischer Untersuchungshaft. Müller war u. a. stellvertr. Vorsitzender der Deutschen Statistischen Gesellschaft. PUBLIKATIONEN Stand der Leistungen der französischen Städtestatistik. In: Jahrbücher für Nationalökonomie, 1913. Der Geburtenrückgang, Jena 1924 Probleme der Bevölkerungsdichteberechnung. In: Allgemeines Statist. Archiv, 1928 Grundriss der Deutschen Statistik. Bd. 3: Bevölkerungsstatistik. Jena 1926 Deutsche Kulturstatistik Jena 1928 Die eheliche Fruchtbarkeit in den deutschen Großstädten. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 19 (1929), S. 165-173 Aus- und Einwanderung. In: Wörterbuch der Volkswirtschaft in zwei Bänden, 4. Aufl., Jena 1931-33, Bd. 1, S. 222-229 Zur Frage des Einflusses des Religionsbekenntnisses und der Stammeszugehörigkeit auf die Geburtenhäufigkeit. In: Allgemeines Statistisches Archiv, Bd. 22 (1932), S. 333-342 Wie wird die Bevölkerungsdichte richtig berechnet? In: Deutsches Stat. Zentralblatt, (1935) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 270/71 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 719 Meyer, Maximilian, Die deutsche Städtestatistik in ihren Vertretern, Nürnberg 1938, S. 93/94

217

Müller, Karl Valentin, Soziologe und Demograph, 1896 Bodenbach (Böhmen), † 1963 Nürnberg Studierte Germanistik, Staatswissenschaften, Geschichte, Soziologie und Sozialanthropologie an der Universität Leipzig; Promotion 1922; Schüler von A. GROTJAHN; 1927-39 Referent für Soziales Bildungswesen im Sächsischen Ministerium für Volksbildung; 1936 Habilitation für Soziologie und Bevölkerungswissenschaft an der Universität Leipzig (u. a. bei FREYER): 1938 TH Dresden; 1941-45 o. Prof. für Sozialanthropologie an der Deutschen Universität Prag; 1946 Gründung des Instituts für Begabtenforschung bzw. 1949 für empirische Soziologie in Hannover; 1952 Lehrauftrag für Soziologie und Sozialanthropologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Bamberg; 1955 Prof. an der Universität Erlangen-Nürnberg und Leiter der Institute für Soziologie und Sozialanthropologie und für empirische Soziologie; Generalsekretär des Institut International de Sociologie (1954-58); gehörte dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaften an. Müller widmete sich der Begabtenforschung, Arbeiter- und Angestelltensoziologie und der Volkstumsforschung sowie Problemen der Heimatvertriebenen. Er war ein Vertreter der Aufartungstheorie des Proletariats und der Rassenkampftheorie. PUBLIKATIONEN Arbeiterbewegung und Bevölkerungsfrage, Jena 1927 Der Aufstieg des Arbeiters durch Rasse und Meisterschaft, München 1935 Soziale Schichtung und biologische Auslese. In: H. Harmsen/F. Lohse (Hrsg.): Bevölkerungsfragen, München 1936, S. 542-45

Müller – Nachtsheim

218

Siebungsvorgänge bei der Bildung von Großstadtbevölkerungen. In: Archiv für Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik 12 (1942), S. 1-26

Who’s Who in Germany, (1964)

Raumordnung,

Müller-Lyer, Franz, Carl, Psychiator und Soziologe, * 1857 Baden-Baden, † 1916 München

Begabung und soziale Schichtung in der hochindustrialisierten Gesellschaft, Köln, Opladen 1956

Studium der Medizin in Straßburg, Bonn und Leipzig; 1881-83 Assistent an der Psychiatrischen Klinik in Straßburg; auch in Berlin, Wien, Paris und London.

Raumforschung (1950)

und

LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 274

Psychiatrische und soziologische Studien, seit 1888 als Privatgelehrter in München tätig.

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport), London 1985, S. 719

Die Familie, München 1912

Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Stuttgart 1984, Bd. 1, S. 302/03 Klages, Helmut: Karl Valentin Müller. In: Soziale Welt 14 (1963), S. 189 f. Müller, Lieselotte; Rauch, Hans-Georg: Karl Valentin Müller-Bibliogr., Nürnberg 1961

PUBLIKATIONEN

Die Entwicklungsstufen der Menschheit – eine systematische Soziologie in Überblicken und Einzeldarstellungen, Bd. 6: Die Zähmung der Nornen, München 1923 (erster Teil: Soziologie der Zuchtwahl, zweiter Teil: Soziologie des Bevölkerungswesens) LITERATUR

Specht, K. G.: Nekrolog Karl Valentin Müller 26.3.1896-3.8.1963. In: Kölner Zs. f. Soz. 15 (1963), S. 781-783

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 289)

„Studium sociale“. Festschrift Karl Valentin Müller. Köln 1963

Internationales Soziologenlexikon. 2. Aufl., Stuttgart 1980, Bd. 1, S. 303/04

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 281, 434

Neue Deutsche Biographie, Bd. 18, Berlin 1997, S. 503/04

N Nachtsheim, Hans, Biologe, Genetiker, 1890 Koblenz, † 1979 Boppard/Rhein Studierte Zoologie u. vergleichende Anatomie in Bonn u. München (1913 Promotion); 1919 Doz. f. Zoologie an d. Univ. München; 1921 an der Universität Ber-

lin; 1923 Prof., Abt.-Vorsteher am Inst. f. Vererbungsforschg. d. Landw. Hochschule Berlin; 1926/27 Forschungsaufenthalt in den USA; 1941 Abt.-Ltr. am Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik

Nachtsheim – Nell-Breuning in Berlin; 1946 Direktor des Instituts für Genetik an der Humboldt-Universität zu Berlin; 1949 Direktor des Instituts für Genetik an der Freien Universität Berlin; 1953 Direktor des Max-Planck-Instituts für vergleichende Erbbiologie u. -pathologie; 1955 Bundesverdienstkreuz; 1958 Mitglied des Bundesgesundheitsrates. Zahlreiche Veröffentlichungen liegen vor zur Genetik (spez. Haustiere), allgemeinen Erbbiologie und Eugenik. Er war (auch nach 1945) Verfechter der eugenischen Sterilisation. PUBLIKATIONEN

219

LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 327/28 Grüneberg, Hans; Ulrich, W.: Moderne Biologie. Festschrift zum 60. Geburtstag von Hans Nachtsheim. Berlin 1950, 287 S Neue Deutsche Biographie, Bd. 18, Berlin 1997, S. 684/85/86 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 281, 434

Agnes Bluhm. In: Volk und Rasse 17 (1942) Ein halbes Jahrhundert Genetik. Akadem. Festrede z. Immatrikulationsfeier am 2. Juni 1951. FU Berlin 1951, 17 S. Für u. wider die Sterilisierung aus eugenischen Indikationen. Stuttg. 1952, 64 S. Der Mißbrauch der Genetik durch den totalitären Staat. In: Kontakt 3, H. 7 (Berlin 1953), S. 12 f. Die Genetik in Deutschland. Eine wissenschaftsgeschichtliche Betrachtung. In: Deutsche Universitätszeitung 10 (1955), S. 9-13 Die Genetik in Deutschland. In: Aus der deutschen Forschung der letzten Dezennien. Festschr. für Ernst Telschow. Stuttgart 1956, S. 199-207 Die qualitative Bevölkerungsbewegung: Erbgesundheitspflege – Notwendigkeiten und Möglichkeiten einer Planung. In: Universitätstage 1965. Wissenschaft und Planung. Berlin 1965 Übervölkerung und Erbgutdegeneration; Gefahren für die zukünftige Menschheit aus der Sicht des Erbbiologen. In: Soziale Arbeit 17 (1968), S. 3-16 Geburtenkontrolle. Ihre internationale Notwendigkeit, ihre Wege. In: Die Berliner Ärztekammer H. 4 (1968), S. 1-16

Nell-Breuning, Oswald von, Theologe und Sozialwissenschaftler, 1890 Trier, † 1991 Frankfurt/Main Studium der Theologie in Innsbruck; 1911 Eintritt in den Jesuitenorden; Prof. für Sozialethik am St. Georg Kollegium für Philosophie und Theologie in Frankfurt/M. (1928-1956); seit 1948 Lehrauftrag für Wirtschafts- und Gesellschaftsethik an der Universität Frankfurt /M.; 1948-65 Mitglied des wissenschaftlichen Beirates beim Bundeswirtschaftsministerium. Nell-Breuning war ein Vertreter der modernen katholischen Soziallehre. Er untersuchte u. a. demographische Aspekte der sozialen Sicherheit und schlug die Verbesserung der sozialen Situation von kinderreichen Familien durch Unterstützungszahlungen vor. PUBLIKATIONEN Wirtschaft und Gesellschaft, 3 Bde. Freiburg 1956-60 Aktuelle Fragen der Gesellschaftspolitik, Köln 1970 Soziallehre der Kirche (1977) Gastarbeiter, Fremdarbeiter oder Wanderarbeiter? In: Stimmen der Zeit, H. 12, Jg. 105, S. 817-827 (1980)

220

Nell-Breuning – Neumann

LITERATUR

Kölner Statistische Nachrichten (1996)

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 362

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1931, S. 2072/73 und 1935

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 737 Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Stuttgart 1984, Bd. 2, S. 614 -16 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1983 Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft, 2 Bde., Berlin 1930, S. 1310 Neuhaus, Georg, Statistiker, 1870 Rössel (Ostpreußen), † 1947 Bonn Studium der Rechtswissenschaft und Nationalökonomie in Bonn, Breslau und Berlin; 1898 Promotion in Berlin, anschl. Tätigkeit in Berliner Stadtverwaltung; 1904-07 im Preuß. Stat. Landesamt tätig; 1907-12 Direktor des Stat. Amtes der Stadt Königsberg/Pr.; 1912-27 Direktor des Stat. Amtes Köln; Dozent an der Universität Bonn. Neuhaus hielt u. a. Vorlesungen über Statistik an der Handelshochschule in Königsberg und später an der Universität Bonn. PUBLIKATIONEN Die berufliche und soziale Gliederung des deutschen Volkes (1911) Die Bewegung der Bevölkerung im Zeitalter des modernen Kapitalismus. In: Grundriss der Sozialökonomie, 9, Tübingen 1926, S. 460-505 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 739 Internationale Personalbiographie 18001943, Stuttgart 1952, Bd. 2, S. 234

Meyer, Maximilian, Die deutsche Städtestatistik in ihren Vertretern, Nürnberg 1938, S. 107 Wirtschaftswissenschaftliche Hochschullehrer (1938), S. 651 f. Neumann, Caspar, Theologe, Statistiker, 1648 Breslau, † 1715 Breslau Vertreter der Frühaufklärung und Wegbereiter der Bevölkerungsstatistik in Deutschland; zunächst Apothekerlehrling; studierte 1667-73 in Jena u. a. bei E. WEIGEL Philosophie und Mathematik sowie Theologie bei MUSÄUS und GERHARD; 1670 Magister für Politik, Rhetorik und Homiletik an der Universität Jena; später Hofprediger in Altenburg; seit 1678 in Breslau Diakon; ab 1689 Pastor an der MariaMagdalenen-Kirche und seit 1692 der St. Elisabeth-Kirche, zugleich Inspektor der Schulen und Kirchen in Breslau sowie Prof. für Theologie an den beiden städtischen Gymnasien; Verfasser des ersten schlesischen Kirchengesangbuches; 1706 auf Vorschlag von LEIBNIZ, Wahl zum abwesenden Mitglied der Berliner Akademie. Neumann befaßte sich ganz im Sinne der Physikotheologie mit bevölkerungsstatistischen Arbeiten, indem er die in den Kirchenbüchern seiner Heimat niedergelegten Nachrichten über Geburts- und Sterbefälle sammelte und verglich. 1689 übersandte er seine „Reflexiones ...“ an LEIBNIZ. Diese Untersuchungen bildeten eine wesentliche Grundlage für die von EDMOND HALLEY 1693 publizierten Sterbetafeln. PUBLIKATIONEN Reflexiones über Leben und Tod bei denen in Breslau Geborenen und Gestorbenen, Breslau 1689

Neumann – Neumann LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 23, Leipzig 1886, S. 532-535 Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. v. Wolfgang Eckart, Christoph Gradmann, München 1995, S. 264

221

In seinen Arbeiten befaßte er sich mit Steuerpolitik, ökonomischer Theorie und Untersuchungen zur Bevölkerungsstatistik. PUBLIKATIONEN Die progressive Einkommenssteuer (1874)

Dictionary of Demography, Biographies, (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 739

Die Gestaltung der mittleren Lebensdauer in Preußen seit 1816 in ihren Beziehungen zu dem gleichzeitigen Wachstum des allgemeinen Wohlstandes der Bevölkerung, Königsberg 1865

Grätzer, Jonas: Edmund Halley und Caspar Neumann – Ein Beitrag zur Geschichte der Bevölkerungsstatistik, Breslau 1883

Sterblichkeit ehelicher und unehelicher Kinder, insbesondere innerhalb der jüdischen Bevölkerung in Baden. In: Jahrb. f. Ges. u. Verw., N. F., Jg. I, Leipzig 1877

Guhrauer, Gotthold Eduard: Leben und Verdienste Caspar Neumann. Nebst einem ungedruckten Briefwechsel mit Leibniz. In: Schlesische Provinzialblätter N. F. 2 (1863)

Zur Statistik der Juden in Preußen von 1816 bis 1880, 2. Beitrag aus d. amtlichen Veröffentlichungen, Berlin 1884

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 6, Jena 1925, S. 744 Jöcher, Christian Gottlieb: Allgemeines Gelehrtenlexikon, Leipzig 1750, S. 881/882 Lischke, R.-J.: Caspar Neumann (16481715) – Ein Beitrag zur Geschichte der Sterbetafeln, IFAD-Edition, Berlin 1998 Schubert, B: Kaspar Neumann 16481715. Ein Zeit- und Lebensbild, Elberfeld 1903 Zimmermann, H.: C. Neumann und die Entstehung der Frühaufklärung, Witten 1969 Neumann, Friedrich Julius von, Nationalökonom und Statistiker, 1835 Königsberg (Preußen), † 1910 Freiburg i. Br. Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Königsberg und Leipzig; 1864 Regierungsassessor; 1865 Privatdozent für Nationalökonomie in Königsberg; 1871 o. Prof. der Volkswirtschaftslehre in Basel; 1873 in Freiburg i. Br.; 1876-1908 an der Universität Tübingen.

(Mitarb.u. Hrsg.): Beiträge zur Geschichte der Bevölkerung in Deutschland seit dem Anfange dieses Jahrhunderts, 5 Bde. Tübingen 1883-1894 LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 383 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London, 1985, S. 739 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 281, 434 Neumann, Leopold Freiherr von, österreichischer Jurist und Statistiker, 1811 Zaleszcyki (Galizien), † 1888 BozenGries Jurastudium an den Universitäten in Lemberg und Wien (1836 Dr. jur.), trat in die Hofkammerprokuratur in Wien ein und war zunächst Supplent für Naturrecht und Statistik an der Theresianischen Ritterakademie; 1840 erfolgte Ernennung zum

222

Neumann – Neundörfer

Professor des Völkerrechtes und der diplomatischen Staatengeschichte an der Ritterakademie; 1847 begann er mit Vorlesungen an der Universität in Wien und wurde 1849 Professor der diplomatischen Staatengeschichte und des Völkerrechtes; 1856/57 Dekan der juridischen Fakultät und 1865 Professor für Statistik sowie 1867/68 Rektor der Universität Wien. PUBLIKATIONEN Theorie der Statistik. In: Statistisch-administrative Vorträge, Wien 1867, S. 1 ff. Die Bevölkerung Oesterreich’s Ethnographische und confessionelle Verhältnisse. In: Statistisch-administrative Vorträge, Wien 1867, S. 53 ff. Theorie der Statistik. In: Mittheilungen aus dem Gebiet der Statistik, Jg. 16, Wien 1869, Heft 1 LITERATUR Geschichte und Ergebnisse der zentralen amtlichen Statistik in Österreich 18291979 (1979), S. 46 f. Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 127/128 Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 7 (1958), S. 94 Neumann-Spallart, Franz Xaver von, Österreichischer Nationalökonom und Statistiker, 1837 Wien, † 1888 Wien Studierte in Wien Rechts- und Staatswissenschaft; 1861 Promotion; 1864 als Nachfolger von ADOLPH WAGNER Prof. der Nationalökonomie an der Wiener Handelsakademie; 1871 a. o. Prof. an der Wiener Universität; 1872 o. Prof. der Volkswirtschaftslehre und Statistik an

der k. u. k. Hochschule für Bodenkultur: 1884 Prof. für Statistik an der Universität Wien. Er war Anhänger der Freihandelspartei und Mitbegründer des Vereins für volkswirtschaftlichen Fortschritt. Auf dem Gebiet der Sozialphysiologie war er ein Schüler QUETELETS. 1871 Mitglied der k. u. k. statistischen Zentralkommission. Er gehörte zu den Begründern des Internationalen Statistischen Instituts (Paris 1887). PUBLIKATIONEN Die Zivilisation und der wirtschaftliche Fortschritt, Wien 1869 Volkswirtschaftslehre mit besonderer Anwendung auf Heerwesen und Militärverwaltung, Wien 1873 Übersichten über Produktion, Verkehr und Handel in der Weltwirtschaft, seit 1880 (fortgesetzt von JURASCHEK) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 388 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1925, Bd. 6, S. 745 Österreichisches Biographisches Lexikon, hrsg. von der Österr. Akademie der Wissenschaften, Wien 1992, Bd. 7, S. 98 Neundörfer, Ludwig, Soziologe, Mainz, † 1975 Frankfurt/Main

1901

Dozent für Kunstgeschichte; 1927-32 Referent im Hess. Kultusministerium; 1933 Landesplaner für Baden; 1937 Leiter der Arbeitsstelle „Bestandsplan“; seit 1940 an der Frankfurter Universität; 1943 Gründer und Direktor des Soziographischen Instituts in Frankfurt/M.: seit 1961 Prof. der Erziehungswissenschaften in Frankfurt/Main.

Neundörfer – Nicolai Er konzentrierte sich nach 1945 vor allem auf Probleme des Wiederaufbaus der Städte, der Integration von Auslandsdeutschen und der Reorganisation der sozialen Dienste. PUBLIKATIONEN Die Auswirkung der Flüchtlingsfrage auf die westdeutsche Sozialstruktur. In: Zeitschrift für Raumforschung (1950) Die soziale und wirtschaftliche Auswirkung des Flüchtlingssiedlungsgesetzes: 100 000 Heimatvertriebene finden Haus und Feld, 2 Bd. (1953) Soziale Analyse der Binnenwanderung. In: Beiträge zur Entwicklung der Deutschen Fürsorge, 11 (1955) Die Familie in der soziographischen Aussage. In: Fürsorge und Sozialreform (1955) Grundprobleme der Auswanderung und Einwanderung in katholischer Sicht. In: Social Kompas, 3 (1955) Die Sozialreform. Gelöste und ungelöste Probleme (1957) Die Angestellten (1961) Die Klein- und Mittelstädte in der modernen Gesellschaft (1966) Co-Autor: Die Prozesse des Alterns der europäischen Bevölkerung: Soziale und ökonomische Folgen (1972) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 391 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S.739/40 Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Stuttgart 1984, Bd. 2, S. 617/18 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1970, S. 2113

223

Nicolai, Georg (Friedrich), Mediziner, 1874 Berlin; † 1964 Santiago de Chile Studium der Medizin und Naturwissenschaften in Königsberg, Berlin, Paris, Heidelberg sowie Zoologie und Chemie in Leipzig (1901 Promotion); Habilitation 1907: 1908-14 Prof. an der Charité; veröffentlichte 1910 ein grundlegendes Lehrbuch über das Elektrokardiogramm; während des 1. Weltkrieges Kriegsarzt an der Ostfront; in seinem Antikriegsbuch „Die Biologie des Krieges“ übte er Kritik am Sozialdarwinismus; ging nach Entzug der venia legendi (wegen Fahnenflucht) 1920 nach Südamerika (Argentinien, Chile), wo er in spanischer Sprache über Bevölkerungsprobleme und Eugenik publizierte; lehrte als Prof. der Soziologie an der Universität Rosario (Argentinien). PUBLIKATIONEN Die Biologie des Krieges, Zürich 1917 ( 2. Aufl. 1919, 4. Aufl. 1985) Mortalidad infantil y natalidad (Kindersterblichkeit und Geburtenziffer) (1934) La Eugenesia como gloriosa culminacion de la medicina (Die Eugenik als Gipfel der Medizin), Buenos Aires 1957, 286 S. El problema de la superpoblacion en general y en la prehistoria humana. In: Institut international de sociologie: Memoire du XIXe congrès international de sociologie, Vol. III, Mexico, D. F. 1961, S. 257-285, 286-316 LITERATUR Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. v. Wolfgang Eckart, Christoph Gradmann, München 1995, S. 265 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 399/400

224

Nicolai – Obermann

Neue Deutsche Biographie, Bd. 19, Berlin 1998, S. 203 f. vom Brocke, Bernhard: Wissenschaft versus Militarismus: Nicolai, Einstein und die „Biologie des Krieges“. In: Annali dell Instituto storico italogermanico in Trento X.1984, Bologna 1985, S. 405-508

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 281, 434/35 Zuelzer, Wolf: Der Fall Nicolai. Frankfurt a. M. 1981 (Porträt)

O Oberländer, Theodor, Ökonom und Politiker, * 1905 Meiningen, † 1998 Bonn Studierte in München, Hamburg und Berlin Agrarwissenschaften (Dr. agr. 1929); dann in Berlin und Königsberg Nationalökonomie (1930 Promotion), im Anschluß folgten zahlreiche Auslandsreisen; tätig an den Universitäten Königsberg (1937), Greifswald (1937-40) und Prag (1940-45); 1933 Direktor des Instituts für Osteuropäische Wirtschaft in Königsberg; 1934 Prof. an der TH Danzig; 1934-37 Landesleiter der Vereinigung für die Deutschen im Ausland (VDA) in Ostpreußen, Leiter des Bundes Deutscher Osten; 1953-65 Mitglied des Bundestages; 1953-60 Bundesminister für Heimatvertriebene und Flüchtlinge. PUBLIKATIONEN Die Landflucht in Deutschland (1933) Die agrarische Übervölkerung Polens (1935) Die Eingliederung der heimatvertriebenen Landwirte in die westdeutsche Landwirtschaft (1952) Die Überwindung der deutschen Not (1954) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 753

Fahlbusch, Michael: Wissenschaft im Dienst der nationalsozialistischen Politik?: Die „Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften“ von 1931-45, BadenBaden 1999 International Year Book and Statesmen’s Who’s Who, 1982 Neue Deutsche Biographie, Bd. 19, Berlin 1999, S. 392-94 Stockhorst, Erich: Fünftausend Köpfe. Wer war was im Dritten Reich. Kiel 1967, S. 310/11 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis ?, Opladen 1998, S. 435 Obermann, Karl, Bevölkerungshistoriker, Journalist, 1905 Köln, † 1987 Berlin Tätig als Journalist (1928); Studium seit 1936 in Paris und Berlin; 1941-46 Emigration in die USA; 1950 Dr. phil., 1952 Habilitation (Pädagogische Hochschule Potsdam); 1953-70 Prof. an der Humboldt-Universität zu Berlin, Lehrstuhl für Geschichte; tätig am Institut für Deutsche Geschichte der AdW der DDR (Direktor 1956-60); Mitglied der „International Commission of Historical Demography“. Er beschäftigte sich insbesondere mit Binnenwanderung und Urbanisation im 19. Jh.

Obermann – Obrecht PUBLIKATIONEN Die deutschen Arbeiter in der Revolution von 1848, Berlin 1950 Deutschland von 1815 bis 1849, Berlin 1861 Quelques données statistique sur les états de la confédération Germanique dans la première moitié du XIXe siècle. In: Annales de démographie historique (1966) Populationen Movements in Germany in the Nineteenth Century. In: IUSSP: International Population Conference London 1969. T. IV. Liege 1971, S. 24202426 Die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland im 19. Jahrhundert. In: HistorischDemographische Mitteilungen, Budapest, 1 (1971) Du role et du caractère des migrations internes vers Berlin de 1815 à 1975. In: Annales de démographie historique (1971) Die Arbeitermigrationen in Deutschland im Prozeß der Industrialisierung und der Entstehung der Arbeiterklasse 18151967. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1 (1972) Die deutsche Bevölkerungsstatistik u. die Bevölkerungsstruktur des Deutschen Bundes in den Jahren um 1815. In: W. Köllmann u. a. Hrsg., Bevölkerungsgeschichte, Köln 1972, S. 190-219 Die deutsche Auswanderung nach den Vereinigten Staaten von Amerika im 19. Jahrhundert, ihre Ursachen und Auswirkungen (1830-1870). In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 2, Berlin 1975 Zur Genesis der bürgerlichen Klasse in Deutschland. In: Jahrbuch f. Geschichte 16 (1977) Die Berliner Bevölkerung im Frühjahr 1848. In: Jahrbuch des Märkischen Museums (1979)

225

Zur Sozialstruktur der Landbevölkerung im Königreich Hannover an Hand v. Statistiken u. Wählerverzeichnissen 1848. In: Historisch-Demographische Mitteilungen, Budapest 1981 LITERATUR Biographisches Handbuch der SBZ/DDR 1945-1990, München 1997, S.610/11 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S.753/54 IUSSP, Directory of Members Scientific Activities, 1981 Karlsch, Rainer: Demographie in der DDR, hrsg. v. H. Michel, IFAD Berlin 2005 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1966, S. 1761 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 435 Weber, Wolfgang: Biographisches Lexikon zur Geschichtswissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Frankfurt a. M., Bern, New York 1984, S. 420 Wer war Wer in der DDR – Ein biographisches Handbuch, Frankfurt/M. 1995, S. 547 Zeitschr. f. Geschichtswiss. 10 (1962) (Bibliogr.) Obrecht, Georg von, Jurist, Kameralist, 1547 Straßburg, † 1612, Straßburg Studierte 1565-1570 in Tübingen; 15701572 in Frankreich; 1574 Promotion in Basel; 1575 Prof. der Rechte an der Universität Straßburg bis zu seinem Lebensende, zugleich seit 1577 Canonicus am Thomasstift; 1589 Propst des Thomaskapitels; 1595 Rektor der Universität; 1598 städtischer Advokat und Konsulent;

226

Obrecht – Oettingen

1604 erblich geadelt, 1609 Verleihung der Pfalzgrafenwürde. Obrecht verfaßte zahlreiche Abhandlungen über Gegenstände des Zivilrechts, der römischen Rechtsgeschichte und des Lehnsrechts sowie mehrere Gutachten und Disputationen staatswissenschaftlichen Inhalts – insbesondere sein posthum erschienenes Werk: „Fünf unterschiedliche Secreta Politica“ (1619, erst 1644 im Buchhandel). Darin äußert er u. a. den Vorschlag, genaue Geburts-, Mündel-, Jünglingsund Männerklassen, Heirats-, Fremden-, Umzugs- und Sterberegister anzulegen. PUBLIKATIONEN Fünf unterschiedliche Secreta Politica, Straßburg 1619 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 24, Leipzig 1887, S. 114 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 6, Jena 1925, S. 754/55 Michel, Harald: Der Bevölkerungsgedanke im Zeitalter des Merkantilismus, IFAD-Edition, Berlin 1994, S. 4-5 Neue Deutsche Biographie, Bd. 19, Berlin 1999, S. 40/45 Zielenziger, Kurt: Die alten deutschen Kameralisten. In: Beiträge zur Nationalökonomie, Jena 1914, S. 176 f. Oeter, Ferdinand, Mediziner und Ökonom, 1903 Rettgenstedt b. Halle, † 2001 Studium Steuerrecht und Volkswirtschaft, später Medizin; 1929 Promotion in Kiel; 1933-39 Landarzt in Thüringen: 1939 Wehrdienst und Kriegsgefangenschaft; praktischer Arzt bis 1975; Mitherausgeber (seit 1949) und bis 1966 Hauptschriftleiter beim „Deutschen Ärzteblatt“. Oeter leistete grundlegende Arbeiten zur Familiensoziologie und Familienpolitik. Er vertrat eine pronatalistische Familienpolitik.

PUBLIKATIONEN Il Principio della Famiglia e il Nuovo Ordine Sociale (1952) Familienpolitik (1954) Der Ausgleich der Familienlasten. In: Schmollers Jahrbuch, 78 (1958) Die Bedeutung des Familienhaushalts für die Volkswirtschaft und die Problematik der Erwerbstätigkeit der Frau, Wien 1960 Hrsg.: Familie im Umbruch (1960) Die Familie als soziale Funktionseinheit u. die soziologischen und politischen Aspekte einer gesellschaftlichen Reintegration der Familie. In: Oeter, Hrsg.: Familie und Gesellschaft (1966) Eindrucksvolle Analysen – unzulängliche Konsequenzen, Anmerkungen zum Dritten Familienbericht. In: Die Krankenversicherung, H. 3, Jg. 32 (1980), S. 69-79 Der ethische Imperativ im Lebenswerk Hans Harmsens. In: Alte und neue Themen der Bevölkerungswissenschaft, Boppard 1981, S. 11-16 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 756 Der Griff nach der Bevölkerung, hrsg. von Heidrun Kaupen-Haas, Nördlingen 1986

Oettingen, Alexander von, Theologe und Familienstatistiker, 1827 Rittergut Wissust (Livland), † 1905 Dorpat Studium der Theologie und Philosophie in Dorpat; 1854 Privatdozent für Theologie in Dorpat; 1857-90 o. Prof. an der theologischen Fakultät in Dorpat. Oettingen war Hauptvertreter der philosophischen Richtung der Moralstatistik, die durch statistische Messungen die in

Oettingen – Olberg den menschlichen Handlungen sich offenbarenden sittlichen Kräfte darlegen will. PUBLIKATIONEN Die Moralstatistik und die christliche Sittenlehre. Versuch einer Sozialethik auf empirischer Grundlage, 2 Bde., Erlangen 1868-73 (2. Aufl. 1874; 3. Aufl. 1882) Obligatorische und fakultative Civilehe nach dem Ergebnisse der Moralstatistik, Leipzig 1881 Über akuten und chronischen Selbstmord, Dorpat 1881 Zur Theorie und Praxis des Heiratens. In: Sozialpolit. Rundschau, Jg. I, Leipzig 1891 LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 475 Dictionary of Demography, Biographies William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 773 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1925, Bd. 6, S. 759 John Victor: Geschichte der Statistik, Bd. I, Stuttgart 1884 Platter, J.: Oettingens Ausgleichstendenz. In Statistische Monatsschrift, Jg. IX, Wien 1883, S. 83 ff. Olberg, Oda, sozialdemokratische Journalistin, 1872 Bremerhaven, † 1955 Buenos Aires Olberg erlernte zunächst den Beruf einer Krankenschwester und belegte nebenbei an der Universität Leipzig Vorlesungen in Medizin und Philosophie; ging 1896 nach Italien, wo sie heiratete und als Journalistin tätig war. Sie arbeitete u. a. für d. Berliner Zeitschrift „Vorwärts“ u.

227

die Wiener „Arbeiterzeitung“. Nach der Machtergreifung der Faschisten 1922 in Italien politisch verfolgt, zog sie 1928 nach Wien und emigrierte 1934 nach Argentinien. Olberg versuchte mit ihren rassenhygienischen Schriften eugenische Ideen in den Kreisen der sozialdemokratischen Arbeiter zu verbreiten. Obwohl sie pronatalistisch orientiert war, trat sie doch für die Freigabe des Schwangerschaftsabbbruches ein. PUBLIKATIONEN Über die Lage der Konfektionsarbeiterinnen (1896) Frauenbewegung und Rassenhygiene. In: Arbeiter-Zeitung Nr. 298 vom 30. Oktober 1910 Die Stellung der sozialistischen Partei zur Geburtenbeschränkung. In: Der lebendige Marxismus-Festgabe zum 70. Geburtstag von Karl Kautsky, Jena 1924 Die Entartung in ihrer Kulturbedingtheit, Bemerkungen und Anregungen, München 1926 Individualhygiene und Rassenhygiene bei den Mediceern. In: Der Kampf, Jg. 1912 (Dezember 1926), S. 548-554 Nationalsozialismus, Wien, Leipzig 1932 LITERATUR Exner, Gudrun; Kytir, Josef; Pinwinkler, Alexander: Bevölkerungswissenschaft in Österreich in der Zwischenkriegszeit (1918-1938): Personen, Institutionen, Diskurse, Wien, Köln, Weimar 2004, S. 144 ff. Kautsky, Louise: Oda Olberg-60 Jahre. In: Arbeiter-Zeitung Nr. 273 vom 2. Oktober 1932 Korotin, Ilse: Oda Olberg-Lerda (18721955). In: Mitteilungen des Instituts für Wissenschaft und Kunst, Nr. 3 (1995)

228

Oldenberg – Oppenheimer

Oldenberg, Karl, Ökonom, lin, † 1936 Göttingen

1864 Ber-

Studierte Theologie, Geschichte, Philologie, Nationalökonomie und Jura in Berlin und Tübingen; 1888 Dr. phil. in Berlin; 1891 Habilitation für Staatswissenschaften; tätig an den Universitäten in Marburg (1897-1902), Greifswald (1902-14) und Göttingen (1914-29); 1888-97 Assistent von GUSTAV SCHMOLLER bei der Herausgabe von „Schmollers Jahrbuch“. Er schrieb u. a. Artikel über Fruchtbarkeit und Bevölkerungspolitik in Deutschland und entwickelte eine Urbanisierungstheorie. PUBLIKATIONEN Über den Rückgang der Geburten- und Sterbeziffer. In: Archiv f. Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 32/33 (1911) Über den Rückgang der Geburten- und Sterbeziffer im Deutschen Reich. In: Verhandlungen der 40. Plenarversammlung des Dt. Landwirtschaftsrates (1912) Geburtenrückgang und Aufwuchsziffer. In: Schmollers Jahrbuch, 40 (1916) Neue Wege der Bevölkerungspolitik. In: Schmollers Jahrbuch, 41 (1917) Der Geburtenrückgang und seine treibenden Kräfte. In: Deutschlands Erneuerung 2 (1918), S. 264-279

Oppenheimer, Franz, Mediziner und Sozialtheoretiker, 1864 Berlin, † 1943 Los Angeles Studium der Medizin (1885 Dr. med.); 1886-96 prakt. Arzt in Berlin: Studium der Nationalökonomie bei G. SCHMOLLER; 1908 Dr. phil. (Ökonomie) an der Universität Kiel; 1909 Habilitation und Privatdozent für Ökonomie an der Universität Berlin; 1919-29 o. Prof. für wirtschaftliche Staatswissenschaft und Soziologie an der Universität Frankfurt/M. (Lehrer von LUDWIG EHRHARD); 1938 Emigration in die USA. Er sah im technischen Fortschritt eine wirksame Methode der von MALTHUS beschworenen Gefahr der Überbevölkerung zu begegnen. PUBLIKATIONEN Das Bevölkerungsgesetz des T. R. Malthus und der neueren Nationalökonomie. Berlin 1900 Une Nouvelle Loi de la Population. In: Revue d’ Économie Politique, 17 (1903) Zum Malthus-Problem. In: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, 35. Bd., 1912 Die Judenstatistik des Preußischen Kriegsministeriums (1922) Weltprobleme der Bevölk., Leipzig 1929

LITERATUR

Autobiographie. In: Die Volkswirtschaftslehre der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 2. Leipzig 1929, S. 69-116 (mit Werkverz. u. Portät)

Biographisches Staatshandbuch, (1963)

LITERATUR

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. W. Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 485

Böttger, Christian: Wege zur Gemeinschaft. Der Sozialreformer F. Oppenheimer 1864-1943), In: Berlinische Monatsschrift, H 9. /1997) S. 64-69

Die wirtschaftliche Staatswissenschaft (1928)

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 763 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1931

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 500

Oppenheimer – Paasche Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 767 Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Stuttgart 1964, Bd. 8, S. 102-104 Internat. Encyclopedia. of the Social Sciences 11 (1968), S. 295-296 Internationales Soziologenlexikon, Bd.1, Stuttgart 1980, S. 314-16 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 282, 435 Osse, Melchior von, Kameralist, 1506 Ossa (bei Geithain), † 1557 Frauenfels (bei Altenburg) Studium in Leipzig, 1534 Dr. jur.; tätig im Dienste der sächsischen Fürsten (bis 1542 bei Herzog Georg, dann als Rat bei dem Ernestiner Johann Friedrich und 1548 bei Kurfürst Moritz von Sachsen); 1550 auf dem Reichstag zu Augsburg, wo er zum Kaiserlichen Rat ernannt wurde; nach 1553 Rat bei Kurfürst August. Osse steht am Beginn des merkantilistischen Denkens in Deutschland. Mit seinem „Testament“ verfaßt er eine der ersten kameralistischen Schriften, in der er auf die Einrichtung von Kammerkollegien hinweist. Im Sinne der sächsischen Münzschriften (um 1530), die die

229

merkantilistischen Grundgedanken über die Bevölkerung zum Ausdruck bringen, stellt er fest: „Denn wo gute Müntz ist, da ist viel Handels, wo viel Händel und Leute seyn, da hat man den Vertreib aller Früchte und Waare, und geniessen des also nicht allein die Hausswirthe und Händeler, sondern alle Handwercksleute, und kommen dadurch die Lande ingemein, in Besserung und Aufnehmen“. (Zit. in: ZIELENZIGER, 1914, S. 167) PUBLIKATIONEN Testament gegen Hertzog Augusto/ Churfürsten zu Sachsen, 1556 (erstmals 1717 von Christian Thomasius herausgegeben) Schriften Dr. Melchior von Osse, hrsg. v. O. A. Hecker, Leipzig 1922 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 24, Leipzig 1887, S. 496 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 6, Jena 1925, S. 777/78 Ökonomenlexikon, hrsg. v. W. Krause; K.-H. Graupner; R. Sieber, Berlin 1989, S. 399/400 Zielenziger, Kurt: Die alten deutschen Kameralisten. In: Beiträge zur Geschichte der Nationalökonomie, Jena 1914, S. 156175

P Paasche, Hermann, Nationalökonom, 1851 Burg (b. Magdeburg), † 1925 Detroit Studierte seit 1872 Agrarwissenschaft in Halle: Promotion 1875 und Habilitation 1877 für Nationalökonomie; 1879 Ordinarius für Nationalökonomie in Rostock: 1884 Marburg: 1897-1906 an der TH Charlottenburg; seit 1881 Mitglied des Reichstages, 1903 dessen zweiter Vize-

präsident. Nach ihm wurde der PaascheIndex benannt, eine Formel der Preisindexberechnung. PUBLIKATIONEN Die städtische Bevölkerung früherer Jahrhunderte, aus dem Ratsarchiv der Stadt Rostock. In: Jahrbuch f. nat.-Ök., N. F., Bd. V., Jena 1882

230

Paasche – Pesch

Wandlungen in der modernen Volkswirtschaft Marburg 1890 LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1998, Bd. 7, S. 544 Neue Deutsche Biographie, Bd. 19, Berlin 1999, S. 734/35 Penck, Albrecht, Geograph, 1858 Reudnitz (bei Leipzig), † 1945 Prag Studierte in Leipzig Naturwissenschaften und Geologie, 1878 promoviert; 1884 Mitglied der „Leopoldina“; Prof. der physikalischen Geographie in Wien (1885-1905) und Berlin (1906-1927); seit 1906 OM der Akademie der Wissenschaften zu Berlin; Direktor des Museums für Meereskunde (1906-1921); gab u. a. die „Geographischen Abhandlungen“ (1886), die „Bibliothek geographischer Handbücher“ (seit 1908) und die „Bibliothek länderkundlicher Handbücher“ (seit 1913) heraus. 1923 Mitbegründer der „Deutschen Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung“.

Das Hauptproblem der physischen Geographie. In: Zs. f. Geopolitik 2 (1925), S. 330-348 Deutscher Volks- und Kulturboden. In: Loesch, Karl Christian von (Hrsg.): Volk unter Völkern, Breslau, S. 62-73 Völkerbewegungen und Völkerwanderungen. In: Forschungen und Fortschritt (August 1936) Die Tragfähigkeit der Erde. In: Dietzel, Heinrich u. a. Hrsg.: Lebensraumfragen europäischer Völker (1941) LITERATUR Beckinsale, Robert P.: Albrecht Penck. In: Dictionary of Scientific Biography, 10, 1974, S. 501-506 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, Bd. 7, München 1998, S. 594 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S.792 Lexikon der Geographie, Heidelberg, Berlin 2002

Er untersuchte als Geomorphologe die Bevölkerung in ihrer Beziehung zu den natürlichen Ressourcen und betrieb geologische Forschungen zur Geschichte des Eiszeitalters.

Schulz, Heinrich: Albrecht Penck (18581945). In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität Berlin. Math.Nat. Reihe 36, 1987, S. 226-229

Penck unterstützte Bestrebungen des deutschen Kolonialismus.

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 282

PUBLIKATIONEN Das Deutsche Reich, Morphologie der Erdoberfläche, 2 Bde. (1887, 1894)) Die Alpen im Eiszeitalter, 3 Bde. (19011906) Klima, Boden und Mensch. In: Jahrbücher für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft, 31 (1907) Die Hauptprobleme der physischen Anthropogeographie. In: Zeitschrift für Geophysik I (1924)

Pesch, Heinrich, Nationalökonom, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, 1854 Köln, † 1926 Valkenburg (Niederlande) Studierte seit 1872 in Bonn Theologie, Philosophie und Volkswirtschaft; 1876 Jesuit; studierte danach in den Niederlanden und in Großbritannien; 1888 Priester, tätig im Mainzer Priesterseminar; 1901-03 volkswirtschaftliche Studien bei G. SCHMOLLER in Berlin.

Pesch – Pfeiffer Pesch begründete die solidaristische Gesellschaftsauffassung und entwickelte die katholische Sozialwissenschaft weiter. Er lehnte das „Malthussche Bevölkerungsgesetz“ ab und stellte Leitsätze über die Bevölkerungsentwicklung auf. Sein Hauptgrundsatz lautete: „Erhöhung der Qualifizierung des Volkes in der rechten Weise, verbunden mit guter Sozial- und Wirtschaftspolitik – das ist im wesentlichen die beste Bevölkerungspolitik.“

231

allem durch seine chemisch-experimentellen Analysen der städtischen Lebensbedingungen und ihrem Einfluß auf die Gesundheit des Menschen. Er legte damit den Grundstein für das Fach Hygiene. PUBLIKATIONEN Untersuchungen und Beobachtungen über die Verbreitung der Cholera (1855) Boden und Grundwasser in ihren Beziehungen zu Cholera und Typhus (1869)

PUBLIKATIONEN

Beziehungen der Luft zu Kleidung, Wohnung und Boden (1872)

Liberalismus, Sozialismus und christliche Gesellschaftsordnung, 2 Bde. (1896)

Über den Wert der Gesundheit für eine Stadt (1873)

Lehrbuch der Nationalökonomie, 5 Bde., Freiburg i. Br. 1905-1924

Cholera: How to prevent and resist it (1875, dt. Original 1873)

Allgemeine Volkswirtschaftslehre (1923)

(mit Hugo W. Ziemssen): Handbuch der Hygiene des Menschen. Leipzig 1882

LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1998, Bd. 7, S. 607 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1924, S. 803

LITERATUR Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. v. Wolfgang Eckart, Christoph Gradmann, München 1995, S. 281/282

Pettenkofer, Max von, Mediziner und Chemiker, 1818 Lichtenheim (bei Neuburg/Donau), † 1901 München

Breyer, Harald: M. v. P., Leipzig 1980

1843 Apotheker, medizinische Promotion; Labortätigkeit in Würzburg und Gießen (J. V. LIEBIG); 1847 Prof. d. Chemie in München; langjähriger Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Mitglied der „Leopoldina“ (1859); 1865 erster deutscher Lehrstuhlinhaber für Hygiene, Gründer und Leiter des Instituts für Hygiene (1879); gründete 1883 das „Archiv für Hygiene“ (heute: International Journal of Hygiene and Environmental Medicine); seit 1898 AM der Akademie der Wissenschaften zu Berlin.

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 799

Pettenkofer war Pionier in der Förderung der öffentlichen Gesundheitspflege, vor

Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1998, Bd. 7, S. 624/25

Dictionary of Scientific Bd. 10, (1981), S. 556-563

Biography,

Neustätter, Otto: Max Pettenkofer, Wien 1925 Pfeiffer, Johann Friedrich von, Kameralist, 1718 Berlin, † 1787 Mainz Stammte aus einer schweizerischen Familie; trat frühzeitig in preußische Militärdienste und nahm an der Schlacht von Mollwitz (1741) teil, wurde Kriegskommissar,

232

Pfeiffer – Pfeil

Kriegs- und Domänenrat, verließ später den preußischen Staatsdienst; ab 1768 literarische Arbeiten; ging 1769 nach Hanau, später nach Offenbach; 1784 Prof. der Kameralwissenschaften an der Universität Mainz, beschäftigte sich mit praktischer Landwirtschaft, Manufakturangelegenheiten und chemischen Versuchen (Gewinnung von Steinkohlenteer).

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 6, Jena 1925, S. 862-63

Er äußerte sich zu Bevölkerungsfragen u. a. in seinem „Lehrbegriff ... “ und sieht als Mittel zur Hebung der Bevölkerung die Einrichtung eines öffentlichen Gesundheitswesens (Hebammen), die Aufhebung der Leibeigenschaft sowie eine Minderung der Abgaben und Gestattung der Gewissensfreiheit. Auch beurteilt er die Auswirkungen von Kriegen kritisch und erkennt das Problem der Überbevölkerung.

Napp-Zinn: Johann Friedrich v. Pfeiffer und die Kameralwissenschaften an der Universität Mainz, Kölner Diss. 1921

PUBLIKATIONEN Lehrbegriff sämtlicher oeconomischer und Cameral-Wissenschaften, 4 Bde., Mannheim-Stuttgart 1770-1778 Vermischte Verbesserungsvorschläge und freie Gedanken über verschiedene den Nahrungszustand, die Bevölkerung und Staatswirtschaft der Teutschen betreffende Gegenstände, 2 Bde., (1777/78) Grundriß der wahren u. falschen Staatskunst, 2 Bde., Berlin 1778/79 Berichtigungen berühmter Staats-, Finanz-, Polizei- usw. und ökonomischer Schriften dieses Jahrhunderts, Frankfurt a. M. 1784 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 25, Leipzig 1887, S. 641 Brandenburgisches Biographisches Lexikon, Potsdam 2002 Damianoff: Die volkswirtschaftlichen Anschauungen Johannes Friedrich von Pfeiffers, Erlanger Diss. 1908

Jöcher, Christian Gottlieb: Allgemeines Gelehrtenlexikon, Leipzig 1750, S. 2198 -2199 Michel, Harald: Der Bevölkerungsgedanke im Zeitalter des Merkantilismus, IFAD-Edition, Berlin 1994, S. 25

Ress, Franz Michael: Geschichte der Kokereitechnik, Essen 1957, S. 190

Pfeil, Elisabeth, Familien- und Stadtsoziologin, 1901 Berlin, † 1975 Dießen (Ammersee) Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie in Marburg und Berlin; 1928 wiss. Ass. bei ALBERT BRACKMANN in Berlin; 1934-44 (mit VOWINKEL) Schriftleiterin des „Archivs für Bevölkerungswissenschaft“; 1941 im Bayerischen Statist. Landesamt; 1941-45 wissenschaftl. Referentin am Institut für Bevölkerungswissenschaft in München; 1952 Mitarbeiterin der Sozialforschungsstelle Dortmund; 1955-68 wissenschaftl. Referentin für Soziologie an der Akademie für Gemeinwirtschaft, später Hochschule für Wirtschaft und Politik Hamburg, 1964 Prof.; Mitglied des Präsidiums der Deutschen Akademie für Bevölkerungswissenschaft. Sie arbeitete zu Problemen der Flüchtlinge, der Großstadtforschung und Familiensoziologie (Determinanten der Fruchtbarkeit). PUBLIKATIONEN Die deutschen Maßnahmen zur Hebung der Geburtenzahl. In: Genus 2 (1937)

Pfeil – Philippovich v. Philippsberg Die Fruchtbarkeit der jungen Ehen in Deutschland. In: Archiv f. Bevölkerungswiss. u. Bevölkerungspolitik 11 (1941), S. 186-93 Der Flüchtling: Gestalt einer Zeitenwende (1948) Fünf Jahre später: Die Eingliederung der Vertriebenen in Bayern (1951) Großstadtforschung (1950, rev. 1972) Die Berufstätigkeit von Müttern: Eine empirisch-soziologische Erhebung an 900 Müttern aus vollständigen Familien (1961) Die Familie im Gefüge der Großstadt (1965) Die Frau im Beruf, Familie und Haushalt. In: Familie und Gesellschaft (1966)

233

der deutschen und französischen Nation in den Residenzien zu Berlin“ und zum Stadtpräsidenten ernannt. Ausgehend von dem Grundsatz, „daß derjenige Fürst der reichste sey, der die mehresten Unterthanen unumschränkt beherrscht ...“ (Die wahren Mittel ..., S. 21), sah er in der Beförderung der Heiraten das sicherste Mittel zum Bevölkerungswachstum. Aus demselben Grund trat er für Glaubensfreiheit ein: „Wer sein Land an Unterthanen schwächen will, der verbiete einige Religionen, und wer sein Land bevölkern will, der dulde alle.“ (ebenda, S. 60) PUBLIKATIONEN Die wahren Mittel zur Vergrößerung eines Staats, Berlin 1753

Role Expectations When Entering Marriage. In: Journal of Marriage and the Family, 30 (1968)

Der vergrößerte Staat, Frankfurt 1759, S. 43 (neue Ausgabe 1771)

Die 23jährigen (1968)

Briefe über verschiedene Gegenstände der Staatswirtschaft, 2 Teile, Berlin 1772

Großstadtforschung: Entwicklung und gegenwärtiger Stand (1972) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1998, Bd. 7, S. 643 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 800 Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Stuttgart 1984, Bd. 2, S. 659/60 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1970 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 354/55, 435/36 Philippi, Johann Albrecht, Jurist, Kameralist, 1721 Berlin, † 1791 Berlin Geheimer Kriegsrat im Polizeipräsidium von Berlin; 1771 zum „Polizeidirektor

LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 26, S. 76 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 6, Jena 1925, S. 864 Michel, Harald: Der Bevölkerungsgedanke im Zeitalter des Merkantilismus, IFAD-Edition, Berlin 1994, S. 23-24 Philippovich v. Philippsberg, Eugen, Österreichischer Nationalökonom und Politiker, 1858 Wien, † 1917 Wien Jurastudium in Graz u. Wien (1882 Dr. Jur.), 1884 Habil. in Wien für politische Ökon., 1885 a. o. Prof. an der Univ. Freiburg i. Br.; 1893-1917 o. Prof. an der Wiener Universität für politische Ökonomie und Finanzwissenschaft (1905/06 Rektor), kurzzeitig Abgeordneter im niederösterreichischen Landtag und seit

234

Philippovich v. Philippsberg – Pillwein

1907 Mitglied im Herrenhaus; 1904 Korr. Mitgl. d. Wiener Akad. der Wiss.; Mitherausgeber der „Zeitschrift für Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung“ (1903-16) und des „Journal of Political Economy“ (1906-11). Philippovich ist vor allem durch sein Werk „Grundriß der Politischen Ökonomie“ bekannt. 2 Bde. (1893, 18. Aufl. 1926). Seine Veröffentlichungen auf bevölkerungswiss. Gebiet beziehen sich hauptsächl. auf internat. Migrationsprozesse, Beruf und Einkommen. SCHUMPETER bezeichnete ihn als einen der größten Lehrer seiner Zeit. PUBLIKATIONEN Auswanderung. In: Handwörterb. d. Staatswiss., 1.-3. Aufl. (Bd. 1, 1890, S. 1000-1044; Bd. 2, 1899, S. 61-110, Bd. 2 1909, S. 259-302) On Emigration from the European Point of View. In: Quarterly Journal of Economics, 5 (1891) (Hrsg.): Auswanderung und Auswanderungspolitik in Deutschland (Schriften des Vereins f. Socialpolitik, 52). Leipzig 1892 Die staatlich unterstützte Auswanderung im Großherzogtum Baden. In: Archiv f. soziale Gesetzgebung und Statistik, 5 (1892) Die Vereinigten Staaten und die europäische Auswanderung. In: Ebd., 6 (1893) Wiener Wohnungsverhältnisse. In: Ebd., 7 (1894) Das Einkommen nach d. Beruf und nach d. Stellung im Berufe in Österr. In: Zs. für Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung, Bd. 15, Wien und Leipzig 1906 Die Regelung der Einkommensverteilung durch die Wirtschaftspolitik. In: Ebd. 16 (1907)

Das Wesen der volkswirtsch. Produktivität und die Möglichkeit ihrer Messung. In: Verhandlungen des Vereins f. Sozialpol. in Wien 1909 (1910) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 7, S. 658 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 800/801 Encyclopedia of the Social Sciences, 12, S. 116 Handwörterbuch d. Sozialwissenschaften, Bd. 8, Stuttgart 1964, S. 294 f. Handwörterbuch d. Staatswissenschaften, Bd. 6, Jena 1925, S. 864/65 Lebmann, R.; Helczmanovszki, H.: Auf dem Gebiete d. Bevölkerungsstatist. u. Bevölkerungswiss. tätige Österreicher: Eine Biogr. und Bibliogr. Institut für Demographie der Österr. Akad. d. Wiss., Wien 1986, S. 129-31 (m. Werkverz.) Neue Österreichische Biographie 18151918, Bd. 3 (1916), S.53 ff.

Pillwein, Benedict, Publizist, Redakteur 1779 Obersulz, † 1847 Linz 1792-1801 Latein- und Philosophie-Studium in Salzburg, anschließend Besuch des Pädagogischen Kollegiums; 1806 Übernahme der Redaktion der Salzburger Staatszeitung; ab 1810 unter bayrischer Regierung als Ingrossist und Offizial tätig, setzte er diese Arbeit auch unter der österreichischen Regierung ab 1816 fort. 1817 Übersiedlung nach Neumarkt und Arbeit als Adjunkt beim Salzburger Pflegegericht Neumarkt; 1818 zerstört ein Großfeuer seine umfangreiche Bibliothek (2000 Bde.). Er arbeitet ab 1822 als In-

Pillwein – Ploetz grossist und Rechnungsoffizial in der Staatsbuchhaltung in Linz. PUBLIKATIONEN Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns und des Herzogthums Salzburg, 5 Theile, Linz 1827-1839 Die landesfürstliche Stadt Braunau im Innkreis. Geographisch-statistisch und historisch beschrieben. In: Oesterreichisches Archiv für Geschichte, Erdbeschreibung, Statenkunde, Kunst und Literatur, Jg. 2, Wien 1832, Nr. 19, S. 74 ff., Nr. 20, S. 77 ff, Nr. 21, S. 82 Statistische Übersicht der evangelischen Gemeinden von der Augsburger Confession in Öberösterreich von 1826. In: Oesterreichisches Archiv für Geschichte, Erdbeschreibung, Statenkunde, Kunst u. Literatur, Jg. 3, Wien 1833, Nr. 91, S. 364

235

Ploetz, Alfred Julius, Arzt und Eugeniker, 1860 Swinemünde, † 1940 Herrsching (Ammersee) Studium der Volkswirtschaft und Medizin in Breslau, Basel und Bern; 1890 Dr. med. in Zürich; längerer Aufenthalt in den USA (Gemeinde utopischer Kommunisten/Ikarier); 1895 Rückkehr n. Deutschland; 1904 Mitbegründer des „Archiv für Rassen und Gesellschaftsbiologie“; 1905 Gründer der „Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene“; tätig als Schriftsteller und Privatgelehrter; 1933 Mitglied des Beirates für Bevölkerungs- und Rassenpolitik, NSDAP-Mitglied: 1936 von A. HITLER zum Prof. ernannt. Ploetz ist der Begründer der von ihm so bezeichneten „Rassenhygiene“. Er stellte experimentelle Untersuchungen über die Änderung der Erbmasse an. PUBLIKATIONEN

Kurzer Wegweiser durch den TraunKreis nach seinem jetzigen Bestande in geschichtlicher, geographischer und statistischer Beziehung mit besonderer Rücksicht auf das kaiserl. Salzkammergut, Linz 1838

Die Tüchtigkeit unserer Rasse und der Schutz der Schwachen: Ein Versuch über Rassenhygiene und ihr Verhältnis zu den humanen Idealen, besonders zum Sozialismus (Grundlinien einer Rassen-Hygiene, Theil I). Berlin 1895

Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns und des Herzogthums Salzburg. Mit einem Register, topographischen und genealogischen Lexikon, nebst einer Kreiskarte, Neue Ausgabe, Linz 1843

Sozialpolitik und Rassenhygiene in ihrem prinzipiellen Verhältnis. In: Archiv f. soziale Gesetzgebung und Statistik 17 (1902)

LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 26 (1888), S. 137 f. Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 132-134

Die Begriffe Rasse und Gesellschaft und die davon abgeleiteten Disziplinen. In: Archiv für Rassen- und Gesellschaftsbiologie 1 (1904), S. 2-26 Ableitung einer Gesellschaftshygiene und ihrer Beziehung zur Ethik. In: Archiv für Rassen- und Gesellschaftsbiologie 3 (1906), S. 253-259 Gesellschaften mit rassenhygienischen Zwecken. In: Archiv für Rassen- u. Gesellschaftsbiologie 6 (1909), S. 27781, 577/78; 10(1913), S. 403-407

236

Ploetz

Die Begriffe Rasse und Gesellschaft und einige damit zusammenhängende Probleme. In: Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages vom 19.-22. Oktober 1910 in Frankfurt. Tübingen (1911), S. 111-36 Ziele und Aufgaben der Rassenhygiene. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für öffentliche Gesundheitspflege 43 (1911), S. 164-192 Neo-Malthusianism and Race Hygiene. In: International Eugenics Congress, London 1912/ 13

Lebensbild Arthur Gütts. In: Archiv f. Rassen- u. Gesellschaftsbiologie 30 (1936), S. 279-283 Lebensbild von Prof. Dr. Philateletes Kuhn. Archiv f. Rassen- u. Gesellschaftsbiologie 32 (1938), S. 90-93 LITERATUR Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. v. Wolfgang Eckart; Christoph Gradmann, München 1995, S. 288/89

Sozialanthropologie. In: Die Kultur der Gegenwart. Teil 3, Abt. 5. Leipzig u. Berlin 1923

Becker, Peter Emil: Alfred Ploetz. Missionar der Rassenhygiene. In: Ders.: Zur Geschichte der Rassenhygiene. Wege ins Dritte Reich. Stuttgart/New York 1988, S. 58-136 (Lit.)

(mit Max v. Gruber u. Fritz Lenz): Die Rassenfrage. In: Süddeutsche Monatshefte 24 (1927), S. 244-318

Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte 1880-1930, Bd. 2, München, Berlin 1962, S.1227

Bisherige private und staatliche Förderung der Rassehygiene und Eugenik und ihre nächste Weiterentwicklung. In: Verhh. des V. Internat. Kongresses f. Vererbungswissenschaft Berlin 1927. In: Zs. f. induktive Abstammungs- und Vererbungslehre, Supplementband (1928)

Bluhm, Agnes: Alfred Ploetz zum Gedächtnis. In: Die Ärztin 8 (1940), S. 213214

Die Begriffe Rasse und Gesellschaft, die davon abgeleiteten Disziplinen und damit zusammenhängenden allgemeinen Probleme. In: Archiv f. Rassen- u. Gesellschaftsbiologie 28 (1934), S. 415-38 Julius Friedrich Lehmann 70 Jahre. In: Archiv f. Rassen- u. Gesellschaftsbiologie 28 (1934), S. I-IV Rassenhygiene und Anthropologie. In: Arthur Julius Gütt u. a. (Hrsg.): Rassenpflege und Volksgesundheit (1935) Rassenhygiene und Krieg. In: Bevölkerungsfragen, München 1936, S. 615-620 Lebensbild Eugen Fischers. In: Archiv f. Rassen- u. Gesellschaftsbiologie 30 (1936), S. 85-87

Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1998, Bd. 8, S. 4/5 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 810 Doeleke, Werner: Alfred Ploetz (18601940), Sozialdarwinist u. Gesellschaftsbiologe. Med. Diss. Frankfurt a. M. 1975, 141 S., 5 Abb. Lenz, Fritz: Alfred Ploetz zum 70. Geburtstag am 22. August 1930. In: Archiv f. Rassen- u. Gesellschaftsbiologie 24 (1930), S. VII-XV Muckermann, Hermann: Alfred Ploetz und sein Werk. In: Eugenik – Erblehre – Erbpflege 1 (1931), S. 261-265 Pfeil, Elisabeth: Erinnerung an Alfred Ploetz. In: Archiv f. Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik 10 (1940), S. 67 f.

Ploetz – Prinzing

237

Reichel, Heinrich: Alfred Ploetz und die rassenhygienische Bewegung der Gegenwart. In: Wiener klinische Wochenschrift 44 (1931), S. 284-287

Die öffentliche Gesundheitspflege in Oesterreich seit dem Jahre 1848. In: Statist. Monatsschrift, N. F. Jg. 3, Wien 1898, S. 369 ff.

Rüdin, Ernst: Alfred Ploetz zum Gedächtnis. In: Archiv f. Rassen- u. Gesellschaftsbiologie 34 (1940), S. 1-4

Die Säuglingssterblichkeit in Österreich. In. Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 8, Wien 1903, S. 651 ff.

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 282, 436

Die weibliche Bevölkerung in Österreich und deren Fruchtbarkeitszffer. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 10, Wien 1905, S. 499 ff.

Weindling, Paul Julian: Darwinism and Socil Darwinism in Imperial Germany: The Contribution of the Cell Biologist. Stuttgart/New York 1991 Presl, Friedrich, Mediziner, † 1906 Jicin (Böhmen)

1842 Prag,

Medizinstudium u. Promotion an der Uni Prag, danach Gemeindearzt in Manetin (Böhmen), 1876 trat er als Bezirksarzt in d. Staatsdienst ein und kam 1882 in das Sanitätsdepartement des Ministeriums d. Innern. 1896 wurde er Oberbezirksarzt u. Dozent der Somatologie u. Schulgesundheitspflege in Jicin. Presl war ein Vorkämpfer d. Antialkoholbewegung. PUBLIKATIONEN Die Todesursachen in Oesterreich während des Decenniums 1873-1882. (Bericht Presl’s auf dem VI. Internationalen Congress für Hygiene und Demographie zu Wien 1887, Arbeiten der demographischen Section, Heft 30) Die Reform der Leichenschau und der Mortalitätsstatistik in Oesterreich. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 14, Wien 1888, S. 253 ff. Die Todtgeburten in Oesterreich, während des Decenniums 1876-1885. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 15, Wien 1889, S. 117 ff. Der Mortalitäts-Coefficient als Salubritätsziffer. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 17, Wien 1891, S. 634 ff.

LITERATUR Denkschrift der k. k. Statistischen Zentralkommission zur Feier ihres fünfzigjährigen Bestandes (1913), S. 217 Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 135/136

Prinzing, Friedrich, Arzt, Medizinstatistiker, 1859 Ulm, †1938 Ulm Studierte in Tübingen, München, später Berlin, Wien; Promotion 1883; seit 1885 in Ulm Arzt; daneben 1895-1929 als Bahnarzt tätig; 1932 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher „Leopoldina“. Prinzing wandte sich der medizinischen Statistik zu. Seine Erkenntnis, daß Tätigkeit auf diesem Gebiet nur bei gleichzeitiger Beherrschung der Nationalökonomie und der Sozialwissenschaften möglich sei, führte ihn zu grundlegenden Arbeiten zu sozialen Problemen und deren Zusammenhang mit der Sterblichkeit. Er war Mitherausgeber des Deutschen Statistischen Zentralblattes, Mitglied und Ehrenmitglied deutscher und internationaler statistischer Gesellschaften.

238

Prinzing

Als Autodidakt „Führer auf dem Gebiet der medizinischen Statistik“ (E. Abderhalden) untersuchte er das Bevölkerungsproblem vom biologischen, historischen und soziologischen Standpunkt aus und formulierte den Leitsatz: „Das Wachstum einer Bevölkerung wird durch ihre Lebenskraft und Intelligenz bedingt.“ (Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1924, S. 804) PUBLIKATIONEN Trunksucht und Selbstmord und deren gegenseitige Beziehungen, Leipzig 1895 Die Sterblichkeit der Ledigen und der Verheirateten nebst Sterbetafeln derselben, berechnet für Bayern. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 5 (1898/99), S. 237-262 Die Entwicklung der Kindersterblichkeit in den europäischen Staaten. In: Jahrbücher f. Nationalökonomie und Statistik, 72 (1899) Die uneheliche Fruchtbarkeit in Deutschland. In: Zeitschrift für Sozialwissenschaft, 5 (1902) Die Kindersterblichkeit in Österreich. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 6 (1902/ 04), S.199-239 (1. Halbband) Das Bevölkerungsgesetz. In: Allgemeines Stat. Archiv, VI. Bd., 2. Halbbd. (1904) Handbuch der medizinischen Statistik, Jena 1906 (2. Aufl. 1930/31) Die Ursachen der Totgeburten. In: Allgemeines Statistisches Archiv, 7 (1907) Studien zur Bevölkerungsbewegung in Deutschland. In: Zeitschrift f. Statistik, X. Jg. (1907) Die Kindersterblichkeit in Stadt und Land in Württemberg In: Medicinisches Correspondenz-Blatt des württembergischen ärztlichen Landesvereins, 77. Band, Nr. 29, Stuttgart 1907

Die Sterblichkeit in der bürgerlichen Bevölkerung in Deutschland seit den Zeiten der Karolinger. In: Saluti senectis, hrsg. A. v. Lindheim, Leipzig, Wien 1909 Die Statistik der Gebrechen. In: Die Statistik in Deutschland nach ihrem heutigen Stand, Bevölkerungsstatistik, München, Berlin 1911, Bd. 1, S. 387-405 Stadt und Land; Sterbetafeln. In: Handwörterbuch der sozialen Hygiene, Bd. 2, Leipzig 1912, S. 494-512, 530-535 Epidemics Resulting from Wars, Oxford 1916 Die zukünftige Aufgabe der Gesundheitsstatistik. In: Sozialhygiene, Abh. von Fischer, Nr. 1, Karlsruhe 1920 Die Methoden der medizinischen Statistik (Handbuch d. biol. Arbeitsmethoden, Abt. 5. T. 2. 1.), Berlin, Wien 1928 Zur Geburtenstatistik der Vereinigten Staaten von Amerika. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 17 (1928), S.163-172 LITERATUR Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. v. Wolfgang Eckart; Christoph Gradmann, München 1995, S. 290 Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte 1880-1930, 2. Bd. München, Berlin 1962, S. 1249/50 Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1998, Bd. 8, S. 73 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 825 Flory, O.: Dr. med. Friedrich Prinzing. Zum 75. Geburtstag des hochverdienten Medizinalstatistikers. In: Deutsches Stat. Zentralblatt 26 (1934), Sp. 5 f. Pohlen, Kurt: Friedrich Prinzing +. In: Ebd. 30 (1938), Sp. 1-4

Prinzing – Quante Tutzke, Dietrich: Die Bedeutung Friedrich Prinzings für die medizinische Statistik. In: Medizinhistorisches Journal 2, 1967, S. 13-35 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 282, 436

239

De Officio Hominis et Civis juxta Legem Naturalem Libri II. Lund 1673 Einleitung zu der Historie der vornehmsten Reiche und Staaten, so iztiger Zeit in Europa sich befinden. Frankfurt a. M. 1682 (17 Ausgaben von 1682-1783) LITERATUR

Pufendorf, Samuel von, Jurist und Historiker, 1632 Dorf Chemnitz (Sachsen), † 1694 Berlin Bedeutender Repräsentant der deutschen Naturrechtslehre; studierte zunächst in Leipzig Theologie, wandte sich danach rechtlichen und politischen Studien zu; 1656-58 Studium in Jena u. a. bei ERHARD WEIGEL; 1661 Lehrstuhl für Völkerrecht und Philologie in Heidelberg bis 1668 (erster deutscher Lehrstuhl für Naturrecht); 1670 Berufung an die Universität Lund; 1677 Kgl. Hofhistoriograph in Stockholm; 1688 Übersiedlung nach Berlin als Hofhistoriograph des Großen Kurfürsten. Pufendorf hält einen obrigkeitsstaatlichen Heiratszwang für berechtigt, sofern es sich um taugliche und wohlhabende Eheleute handelt. Bezüglich der Aus- und Einwanderung vertritt er, entsprechend seinem naturrechtlichen Standpunkt, die Auffassung von einer völligen Freizügigkeit (vgl. Jolles, 1886, S. 207/208). Seine Grabstätte befindet sich in der Nikolaikirche in Berlin-Mitte. PUBLIKATIONEN De jure naturae et gentium, libri VIII, Lund 1672

Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 26, Leipzig 1888, S. 701 Brandenburgisches Biographisches Lexikon, Potsdam 2002 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 827 Geschichte der Staatsbeschreibung, Berlin 1994, S. 307 ff. Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 6, Jena 1925, S. 1145/46 Jolles, Oskar: Die Ansichten der deutschen nationalökonomischen Schriftsteller des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts über Bevölkerungswesen. In: Jahrbuch f. Nationalökonomie, N. F., 13. Bd., 47, Jena 1886 Juristen – Ein biographisches Lexikon, Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. vom M. Stolleis, München 2001, S. 520/ 521 Stangeland, Ch. E.: Pre-Malthusian Doctrines of Population. In: Studies in History, Economics and Public Law, Columbia University, XXI, 3 (1904), S. 187-190

Q Quante, Peter, Ökonom und Sozialstatistiker, 1893 Hamburg, †1975 Kiel

Tätig im Statistischen Reichsamt (192345) und am Kieler Institut für Weltwirt-

240

Quante – Rahts

schaft an der Universität Kiel (1950-55); publizierte u. a. zu Problemen der LandStadt-Migration, Berufsstatistik, des Familienunterhalts und sozialen Sicherheit. PUBLIKATIONEN Die Flucht aus der Landwirtschaft (1933) Das Einkommensteuergesetz vom 16. Oktober 1934 und die familienpolitischen Forderungen. In: Archiv f. Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik 5 (1935), S. 35-42) Die Bevölkerungsentwicklung der preußischen Ostprovinzen im 19. u. 20. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Ostforschung 8 (1959), S. 481-499 Lehrbuch der praktischen Statistik: Bevölkerungs-, Wirtschafts-, Sozialstatistik (1961)

Seit 1922 an der Universität Bonn (Ibero-Amerikanisches Institut), der Technischen Universität Berlin und seit 1949 als Prof. an der FU Berlin tätig. Seine Hauptinteressengebiete waren Spanien u. Lateinamerika. PUBLIKATIONEN Der Strukturwandel der Bevölkerung von Ecuador, 1535-1935. In: Ibero-Amerikanisches Archiv, 14 (1940) Die Bevölkerungsentwicklung von Europäisch-Guayana: Eine anthropogeographische Untersuchung. In: Die Erde, Nr. 3-4 (1951/52) Densidad de Poblacion y Tipos de Poblamiento de Distintas Regiones Espanolas. In: Estudios Geograficos, 13 (1952)

LITERATUR

LITERATUR

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 831

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 831

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1970, S. 1976 und 2329

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1954, S. 1831

Quelle, Otto, Geograph, 1879 Nordhausen (Harz), † 1959 Berlin

Wer ist’s? Zeitgenossenlexikon hrsg. v. H. L. Degener. Leipzig 1928, Bd. 2, S. 1222

R Rahts, Johannes, Statistiker und Astronom, 1854 Königsberg (Preußen), † 1933 Berlin Studierte Mathematik, Physik und Astronomie; tätig am Königsberger Observatorium seit 1878; 1885 Dr. phil. in Königsberg; 1886 Habilitation für Astronomie und Physik; tätig im Statist. Bureau von Berlin und Charlottenburg (1903-07 Direktor); 1906-1916 Professor an der Handelshochschule (hielt Vorlesungen über

Statistik); 1907-22 Mitglied des Statistischen Reichsamtes Berlin. Er entwickelte zusammen mit K. BECKER neue Methoden der Erstellung von periodischen Sterbetafeln auf der Basis von Sterbedaten in Deutschland im Zeitraum 18901920. Raths erstellte Ehescheidungstabellen für Berlin (1895/96) und schlug eine Formel zur Berechnung der Säuglingssterblichkeit vor. Er war seit 1907 Mitglied des Internationalen Statistischen Instituts.

Raths – Ratzel PUBLIKATIONEN Die Zahl der Geisteskranken in den Heilu. Pflegeanstalten des Deutschen Reichs, verglichen mit den Ergebnissen der letzten Volkszählungen, Berlin 1889 Ergebnisse der amtlichen Pockensterbeund Pockenerkrankungsstatistik im Deutschen Reiche von 1888, Berlin 1890 Sterbetafeln. In: Die Statistik in Deutschland nach ihrem heutigen Stand, (Hrsg. F. Zahn): München, Berlin 1911, S. 456470 Die Ermittlung der Säuglingssterblichkeit zu Kriegszeiten. In: Deutsches Statistisches Zentralblatt, 8 (1916) Methodisches zur Frage der Menschenvermehrung. In: Allgemeines Statistisches Archiv, Bd.19, (1929), S. 484-490 LITERATUR Demographische Enzyklopädie, Moskau 1985, S. 364 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S.836 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, 1931 u. 1935 Landsberg, O.: Johannes Rahts (18541933). In: Bulletin de l’Institut international de statistique, t. 26, 1-ere livr., La Haye, 1936 Meyer, Maximilian, Die deutsche Städtestatistik in ihren Vertretern, Nürnberg 1938, S. 65/66 Poggendorffs biographisch-literarisches Handwörterbuch, Berlin 1938, Bd. VI, 1923-1931, S. 2108 Ratzel, Friedrich, Geograph und Journalist, 1844 Karlsruhe, † 1904 Ammerland (Starnberger See) Zunächst Apothekerlehre, danach Studium der Naturwiss. (Zoologie) in Karlsruhe,

241

Heidelberg, Jena u. Berlin; 1868 Promotion, danach Reisekorrespond.; 1875 Habilitation für Geographie in München; 1876-1885 Prof. an der TH München; 1883 Mitglied der „Leopoldina“; 18861904 an der Universität Leipzig, Ratzel ist der Begründer der Anthropogeographie, die sich als Bevölkerungsgeographie seit Ende der 60er Jahre zu einer anerkannten Teildisziplin der Geographie des Menschen entwickelt hat. DICKINSON (1969) bezeichnet ihn als „the greatest single contributor to the development of the geography of man“. Er gehörte zusammen mit LAMPRECHT, dem Vorgeschichtler GUSTAV KOSSINA und dem Hanse-Historiker D. SCHÄFER zu den führenden Kulturwissenschaftlern im Kaiserreich. Durch seine überaus umfangreiche Publikationstätigkeit (veröffentlichte rund 1200 Bücher, Aufsätze und sonstige Beiträge) und seine Anziehungskraft als Hochschullehrer war er d. erfolgreichste Hochschulgeograph seiner Zeit und hat das Profil seines Faches im In- und Ausland wie kein anderer bestimmt. PUBLIKATIONEN Die chinesische Auswanderung. Ein Beitrag zur Kultur u. Handelsgeogr. München 1875 (Habil.) Die Erde und das Leben, 2 Bde. (1901/02 Anthropogeographie. T. I: Grundzüge der Anwendung der Erdkunde auf die Geschichte. Stuttgart 1882, repr. 1975; T. II: Die geogr. Verbreitung des Menschen. 1891, 2. Aufl. 1899, 4. Aufl. 1921/22) Grundzüge der Völkerkunde. 3 Bde. 1885-88, 2. Aufl. 1895; englisch: The History of Mankind. 1896-98 Politische Geographie. (1897), rev. Ausg. (1923) Einige Aufgaben einer polit. Ethnographie. In: Zs. f. Socialwissenschaft 3, (1900), 1, S. 1-16

Ratzel – Rau

242

Der Lebensraum. Eine Biogeogr. Studie. (1901), repr. (1966) Das Alter u. die Allgemeinheit der Nationalitätenbewegungen. In: Türmer-Jahrb. 3, (1904), S. 43-77 Nationalitäten und Rassen. In: Ebda., S. 43-77 LITERATUR Beck, Hanno: Große Geographen – Pioniere – Außenseiter – Gelehrte, Berlin 1982, S. 164 ff. Buttmann, Guenter: Friedrich Ratzel – Leben und Werk eines dt. Geographen 1844-1904, Stuttgart 1977 Demograph. 1985, S. 364

Enzyklopädie,

Moskau

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, Bd. 8, München 1998, S. 153/54 Dickinson, Robert E.: The Makers of Modern Geography, London 1969 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 843/44 Dictionary of Scientific Biography 11, 1975, S. 308-310

Wanklyn, Harriet G.: Friedrich Ratzel. A Biographical Memoir and Bibliography. Cambridge 1961

Rau, Karl Heinrich, Nationalökonom, 1792 Erlangen, † 1870 Heidelberg Bedeutender Vertreter der ökonomischen Lehre und Systematiker der politischen Ökonomie; Studium in Erlangen; seit 1822 an der Heidelberger Universität; Hrsg. des „Archiv der Politischen Ökonomie und Polizeiwissenschaft“ (183453) Rau war zeitweise ein früher Befürworter von MALTHUS’ Hauptthesen. Mit dem „Lehrbuch der politischen Ökonomie“ verfaßte er ein Standardwerk des ökonomischen Denkens in Deutschland im 19. Jahrhundert. PUBLIKATIONEN Über die Ursachen der Armuth, 1820 Th. R. Malthus/J. B. Say: Über die Ursachen der jetzigen Handelsstockungen, Hamburg 1821 Bevölkerung. In: Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste, 9 (1822)

Fahlbusch, Michael: Wissenschaft im Dienst der nationalsozialistischen Politik?: Die „Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften“ von 1931-1945, BadenBaden 1999, u. a. S. 321-324

Über die Kameralwissenschaft, Heidelberg 1823

Haushofer, K.: Friedr. Ratzel 1844-1904. In: Die Großen Deutschen. Bd. 4, Berlin 1936, S. 200-14 (P)

Grundsätze der Volkswirtschaftspolitik (1826)

Internationales Soziologenlexikon, Aufl., Stuttgart 1984, Bd. 1, 346/47

2.

Lehrbuch der politischen Ökonomie, 3 Bde., Heidelberg 1826-32

Grundsätze der Volkswirtschaftslehre, 4. Aufl., Heidelberg, Leipzig 1841 LITERATUR

Lexikon der Geographie, Heidelberg, Berlin 2002

Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 27, Leipzig 1888, S. 380

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 283, 436

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 844

Rau – Rauchberg Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Bd. 8, S. 683 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 6, Jena 1925, S. 1171/72 Ökonomenlexikon, hrsg. v. W. Krause; K.-H. Graupner; R. Sieber, Berlin 1989, S. 447-49

Rauchberg, Heinrich, Österreichischer Statistiker und Jurist, 1860 Wien, † 1938 Prag Studierte 1878-82 Rechtswissenschaften in Wien; 1883 promoviert; 1884 Hofsekretär der Statistischen Zentralkommission; 1891 Habilitation für Statistik in Wien u. Prof. der Statistik, Verwaltungslehre und des Verwaltungsrechts an der deutschen Universität in Prag (18961930): leitete 1890 die Volkszählung, bei der erstmals elektrische Zählmaschinen nach dem „System Hollerith-Schäffler“ verwendet wurden. Er schrieb kenntnisreich über nationale Minderheiten in der Tschechoslowakei. PUBLIKATIONEN Die österreichischen Staatsangehörigen im Deutschen Reiche unter besonderer Berücksichtigung der Österreicher im preußischen Staate auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung im Deutschen Reiche v. 1. XII. 1885 dargestellt, Wien 1889 Amerikanische Ehestatistik. In: Stat. Monatsschrift XVI. Jg., Wien 1889

243

Die Bestimmungen über die Volkszählung in der österreichisch-ungarischen Monarchie. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 1 (1890), S. 725-756 Dichtigkeit, natürliche Zunahme u. Wanderbewegung d. Bevölkerung Österreichs in der Periode 1881-1890. In: Stat. Monatsschr., Jg. XVIII, Wien 1892 Die Berufsverhältnisse der Bevölkerung Wiens. In: Stat. Monatsschrift, Jg. XIX, Wien 1893 Die Häufigkeit der Eheschließungen und der Geburten im Lichte der Volkszählung. In: Stat. Monatsschr., Jg. XIX, Wien 1893 Der Zug nach der Stadt. In: Stat. Monatsschrift, Jg. XX, Wien 1893 Die Hauptergebnisse der österreichischen Berufsstatistik. In: Stat. Monatsschrift, Jg. XX, Wien 1894 Innere Wanderungen in Österreich. In: Stat. Archiv, Jg. III, Tübingen 1894 Die Bevölkerung Österreichs – ein detaillierter Kommentar zur Volkszählung von 1890, Wien 1895 Bevölkerungsstatistik der neueren Zeit. In: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1890, Bd. 2, S. 427 ff. (ebenso: 1899, S. 653-659 u. 1909, S. 876-882) Die elektrische Zählmaschine und ihre Anwendung, insbesondere bei der österreichischen Volkszählung. In: Statist. Archiv, II. Jg., 1. Halbbd., Tübingen 1891

Altersgliederung der Bevölkerung. In: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 1, Jena 1890 (ebenso in 3. Aufl., Jena 1909, S. 422 ff.)

Organisation und Technik der Statistik der Bevölkerungsbewegung. In: Handwörterbuch d. Staatswissenschaften, Bd. 2, 2. Aufl., Jena 1899, S. 696-703 (ebenso in 3. Aufl. 1909, S. 919-926)

Der Stand und die neuesten Fortschritte der Technik auf dem Gebiete der Bevölkerungsstatistik. In: Stat. Archiv, I. Jg., Tübingen 1890

Die Berufs- und Gewerbezählung im Deutschen Reich von 1895 In: Archiv für soziale Gesetzgebung und Statistik, Bd. 15, Berlin 1900, S. 123 ff.

244

Rauchberg – Reche

Das Zahlenverhältnis der Deutschen und Tschechen in Böhmen In: Deutschen Arbeit, Jg. 2, München, Prag 1902, Heft 1, S. 1 ff.

Österreichische Bürgerkunde Wien 1911

Südsee-Expedition: 1911 Abteilungsvorsteher am Museum für Völkerkunde in Hamburg; 1918 Prof., 1919 Habilitation für Anthropologie und Ethnologie an der Universität Hamburg; 1924 o. Prof. an der Universität Wien; 1925 erster Vorsitzender der neu gegründeten Wiener Gesellschaft für Rassenpflege, 1927 Lehrstuhl für Anthropologie und Ethnologie an der Universität Leipzig.

Die nationale Bevölkerungsbilanz Böhmens. In: Deutsche Erde, Bd. 10, Gotha 1911, S. 40 ff.

Reche war Herausgeber anthropologischer Zeitschriften u. a.: „Zeitschrift für Rassenphysiologie“, „Volk und Rasse“.

Die Reform des Minderheitenschutzes. In: Zeitschrift für Völkerrecht, Bd. 15, Breslau 1930 (Ergänzungsheft)

Er war im Beirat und Fachvertreter für Rassenkunde der Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft. Als Rassen-Experte schrieb er Gutachten über rassische Studien von einzelnen Minderheiten wie den Wenden.

Der nationale Besitzstand in Böhmen, 3 Bde., Leipzig 1905 Die Bedeutung der Deutschen in Österreich (1908)

LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1998, Bd. 8, S. 159 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 844 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1931 und 1935 Lebmann, Rosa; Helczmanovszki, Heimold: Auf dem Gebiete der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: Eine Biographie und Bibliographie. Institut für Demographie der Österr. Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 137-43 Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, hrsg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1983, Bd. 8, S. 437/38

PUBLIKATIONEN Zur Ethnographie des abflußlosen Gebietes Deutsch-Ostafrika (1914) Die Bedeutung der Rassenpflege für die Zukunft unseres Volkes, Veröffentlichung der Wiener Gesellschaft f. Rassenpflege, Heft 1, Wien 1925 Zur Geschichte des biologischen Abstammungsnachweises in Deutschland. In: Volk und Rasse 13 (1938) 369-375 Leitsätze zur bevölkerungspolitischen Sicherung des deutschen Ostens, 24. September 1939 (Denkschrift) Fragen des Nord- und Westraumes, 23. September 1940 (Denkschrift) LITERATUR

Reche, Otto, Anthropologe und Ethnologe, 1879 Glatz, † 1966 Großhausdorf (b. Hamburg)

Burleigh, Michael: Germany turns Eastwards. A Study of Ostforschung in the Third Reich, Cambridge 1988

Studierte Naturwissenschaften, Geographie, Anthropologie und Ethnologie in Jena, Breslau und Berlin; 1904 Promotion in Breslau; 1908/09 Teilnahme an einer

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 8, S. 172

Reche – Reichel Fahlbusch, Michael: Wissenschaft im Dienst der nationalsozialistischen Politik? Die „Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften“ von 1931-1945, BadenBaden 1999 Segal, Lilli: Die Hohenpriester der Vernichtung, Berlin 1991

Reden, Friedrich Wilhelm Otto Ludwig Freiherr von, Beamter, Jurist, Ökonom und Schriftsteller, 1804 Gut Wendlinghausen (b. Lemgo), † 1857 Wien Studierte Rechte u. Kameralwissenschaften in Göttingen; 1823 Promotion; hannoverscher Amtsassessor (1824); Mitgl. der Ständeversammlung (1832); 1841 Direktor der Berlin-Stettiner Eisenbahngesellschaft; 1844 Regierungsrat im preußischen Ministerium des Äußern; 1845 preußischer Regierungskommissar bei der Gewerbeausstellung in Wien; seit 1846 Schriftleiter der Zeitschrift des Vereins f. deutsche Statististik, veröffentlichte statistische Arbeiten; seit 1849 freier Schriftsteller in Frankfurt a. M., später in Wien. PUBLIKATIONEN Vergleichende Kultur-Statistik der Gebiets- und Bevölkerungsverhältnisse der Groß-Staaten Europas, Berlin 1848 Gewerbs- und Verkehrsstatistik des Königreiches Preussen, 3 Bde. (1853) Deutschland und das übrige Europa. Ein Handbuch der Boden-, Bevölkerungs-, Erwerbs- und Verkehrsstatistik; des Staatshaushalts und der Streitmacht. In vergleichender Darstellung. Wiesbaden 1854, XVII, 1120 S. LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie., Bd. 27, Leipzig 1888, S. 513-15 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, B. 8, S. 176

245

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 6 Jena 1925, S. 1207

Reichel, Heinrich, Rassenhygieniker, 1876 Wels, † 1943 Wels Studium der Medizin in Leipzig, danach Hilfsarzt am Wiener Franz-Josefs-Spital, MAX VON GRUBER, u. a. Schüler von später Assistent am Wiener Hygienischen Institut, 1914 a. o. Professor für Hygiene an der Universität Wien, Mitglied der Wiener Gesellschaft für Rassenpflege, 1928 der International Federation of Eugenic Organizations (IFEO). Reichel war u. a. freundschaftlich mit dem deutschen Rassenhygieniker A. PLOETZ verbunden, 1933 o. Professor für Hygiene an der Universität Graz, gründete am dortigen Hygienischen Institut eine bevölkerungspolitische Arbeitsgemeinschaft. PUBLIKATIONEN Die Hauptaufgaben der Rassenhygiene in der Gegenwart, Wien 1922 Grundlagen der Vererbungswissenschaft und Eugenik, Wien 1930 Welches sind heute die dringlichsten Forderungen der Rassenhygiene? In: Wiener klinische Wochenschrift, Jg. 47 (1934), Nr. 23, Die Stellung der Rassenhygiene zur Hygiene und Medizin. In: Wiener klinische Wochenschrift, Jg. 48 (1935), Nr.1 Gesunder Nachwuchs. In: Wiener klinische Wochenschrift, Jg. 48 (1935), Nr. 27 LITERATUR Exner, Gudrun; Kytir, Josef; Pinwinkler, Alexander: Bevölkerungswissenschaft in Österreich in der Zwischenkriegszeit (1918-1938): Personen, Institutionen, Diskurse, Wien, Köln, Weimar 2004, S. 133 ff.

246

Reichel – Riehl

Ploetz, Alfred: Lebensbild von Dr. Heinrich Reichel. In: Archiv für Rassen-und Gesellschaftsbiologie, Bd. 30 (1936), Heft 6, S. 520-525

Wohin steuert Frankreich? In: Reichsgesundheitsblatt, 14 (1939) Erb- und Rassenpflege (1940) LITERATUR

Reiter, Hans, Mediziner, Hygieniker, Bakteriologe und Eugeniker, 1881 Reudnitz bei Leipzig, † 1969 Kassel Studium der Medizin in Leipzig, Tübingen u. Breslau; Promotion 1906; 1909 Assistent an Universitäts-Poliklinik für Lungenleiden in Berlin; 1913 Habilitation für Hygiene und Bakteriologie und Privatdozent an der Universität Königsberg, während des ersten Weltkrieges als Arzt tätig; 1919 Abteilungsleiter am Hygienischen Institut der Universität Rostock, seit 1923 tätig am Kaiser-WilhelmInstitut f. experimentelle Therapie in Berlin-Dahlem. 1926-1933 war er Leiter des Landesgesundheitsamtes in Schwerin, seit 1928 Prof. in Rostock; 1931 Mitglied der NSDAP, seit 1933 Präsident des Reichsgesundheitsamtes in Berlin; seit 1934 Prof. für Hygiene an Uni Berlin; 1935 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher „Leopoldina“, Vorstandsmitglied der Reichszentrale f. Gesundheitsführung im Reichsinnenministerium, Präsident d. Reichsgesundheitsrates sowie Vors. mehrerer ärztlicher Vereinigungen; 1945-47 Internierungshaft; 1949-52 Arzt in Kassel. Reiter beschäftigte sich mit Sozial-, Arbeits- und Rassenhygiene. PUBLIKATIONEN Bevölkerungswissenschaft als Hygiene. In: Bevölkerungsfragen. Bericht des Internation. Kongresses f. Bevölkerungswissenschaft, Berlin 1935, S. 854-861 Das Reichsgesundheitsamt 1933-39. 6 Jahre nationalsozialistischer Führung. Berlin 1939, 374 S.

Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte 1880-1930, Bd. 2, München, Berlin, S. 1284 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 8, S. 233/34 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 849/50 Dinnies von der Ostensacken und von Rhein, H. J.: Hans Reiter, Hygieniker u. Eugeniker. Med. Diss., Mainz (n. 1986) Grüttner, Michael: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004, S. 138 Stockhorst, Erich: Fünftausend Köpfe. Wer war was im Dritten Reich. Kiel 1967, S. 347 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1940 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 283, 436

Riehl, Wilhelm Heinrich von, Kulturhistoriker, Journalist und Publizist, 1823 Biebrich/Rhein, † 1897 München Studium der Theologie, Kultur- u. Kunstgeschichte in Marburg, Tübingen, Gießen und Bonn; 1846-53 Journalist; 1854 Prof. der Staats- und Kameralwissenschaften an der Universität München; leitete seit 1857 die „Bavaria“, eine ethnographisch-geographische Schilderung Bayerns in fünf Bänden; 1859 o. Prof. f. Kulturgeschichte und Statistik in München; 1861 Mitglied der Bayerischen

Riehl – Ritter Akademie der Wissenschaften; 1870 Redakteur des von RAUMER begründeten Historischen Taschenbuches; 1885 Direktor des bayerischen Nationalmuseums. Riehl ist der Begründer der Volkskunde in Deutschland. Er sah bereits Mitte des 19. Jh. die „natürlichen Bahnen des Handels und der Industrie“ durch die die „Dörfer ruinierenden“ ... „künstlichen Städte“ gefährdet. Seine Werke wurden 1935 von IPSEN neu herausgegeben.

G.

PUBLIKATIONEN Die Naturgeschichte des Volkes als Grundlage einer deutschen Socialpolitik, 4 Bde., Stuttgart 1853-1869, Bd. 1: Land und Leute; Bd. 2: Die bürgerliche Gesellschaft; Bd. 3: Die Familie; Bd. 4: Wanderbuch, 1869 (unter dem Titel: Die Naturgeschichte des deutschen Volkes. Zusammengefaßt und hrsg. von Gunther Ipsen. Leipzig 1935, 407 S.); Die Pfälzer. Ein rheinisches Volksbild, Stuttgart 1857 Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreiches Bayern, 5 Bde., München 1860-68 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie., Bd. 53, Leipzig 1912, S. 362 Biogr. Jb. u. deutscher Nekrolog, Bd. III, 1900, S. 400-414 Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1998, Bd. 8, S. 299 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 858 Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Bd. 9, Stuttgart 1959, S. 20-21 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 7, Jena 1920, S. 102

247

Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Stuttgart 1984, Bd. 1, S. 351/52 Metz, Friedrich: Wilhelm Heinrich Riehl 1823-1897. In: Die Großen Deutschen. 4. Bd., Berlin 1936, S. 7-23 (P) vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 283, 436 Ritter, Robert, Mediziner, Psychiater, 1901 Aachen, † 1951 Oberursel (Taunus) 1916-1918 Besuch der Kadettenanstalt in Berlin-Lichterfelde, 1921-1929 Studium der Pädagogik, Psychologie, Philosophie und Medizin, 1927 Dr. phil. in München, 1930 Dr. med. in Heidelberg, 1932-1934 Assistenzarzt und bis 1937 Oberarzt an der Uni-Nervenklinik in Tübingen, 1936 med. Habil. und Leiter der „Abt. für Erbund Rassenpflege“ der „Rassenhygienischen und Erbbiologischen Forschungsstelle am Reichsgesundheitsamt“ zur Erforschung und Erfassung der gesamten asozialen und kriminellen nicht seßhaften Bevölkerung Deutschlands mit dem Ziel einer „vorbeugenden Verbrechensbekämpfung“ in Berlin-Lichterfelde; 1940 Lehrbeauftragter für Kriminalbiologie an der Uni Berlin und seit 1942 gleichzeitig Leiter des Kriminalbiolog. Instituts im Reichskriminalpolizeiamt; 1943 Direktor beim Reichsgesundheitsamt; 1944 Univers. Tübingen; 1947 Stadtarzt in Frankfurt a. M. Als „Zigeunerforscher“ war er auch Gutachter bei der Zwangssterilisierung von Zigeunern. Seine Forschungen an Zigeunern lieferten die datenmäßige Grundlage und „wissenschaftliche“ Rechtfertigung für den Völkermord an Sinti und Roma. Er verfaßte Arbeiten über asoziale Jugendliche und Zigeunermischlinge. PUBLIKATIONEN Erbbiologische Untersuchungen innerhalb eines Züchtungskreises von Zigeu-

248

Ritter – Rodbertus

nermischlingen und „asozialen Psychopathen“. In: Bevölkerungsfragen, München 1936, S. 713-718 Ein Menschenschlag. Erbärztliche und erbgeschichtliche Untersuchungen über die – durch zehn Geschlechterfolgen Erforschten – Nachkommen von „Vagabunden, Gaunern und Räubern“. (1937)

Segal, Lilli: Die Hohenpriester der Vernichtung, Berlin 1991 Stockhorst, Erich: Fünftausend Köpfe. Wer war was im Dritten Reich. Kiel 1967, S. 347 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 436/37

Zigeuner und Landfahrer. In: Der nichtseßhafte Mensch. München 1938, S. 71-88 Zur Frage der Rassenbiologie und Rassenpsychologie der Zigeuner in Deutschland. In: Reichsgesundheitsbl. 13 (1938), S. 425 f. Mitteleuropäische Zigeuner: Ein Volksstamm oder eine Mischlingspopulation? In: International Population Congress Paris 1937, Contributed Papers. 1938 Die Zigeunerfrage und das Zigeunerbastardproblem. In: Fortschritte der Erbpathologie, Rassenhygiene u. ihre Grenzgebiete 3 (Leipzig 1939), S. 1-20 Die Bestandsaufnahme der Zigeuner und Zigeunermischlinge in Deutschland. In: Öffentlicher Gesundheitsdienst 6 (1941) LITERATUR Der Griff nach der Bevölkerung, hrsg. von Heidrun Kaupen-Haas, Nördlingen 1986 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 860 Grüttner, Michael: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004, S. 138

Rodbertus, Johann Karl, Nationalökonom, Politiker und Wirtschaftshistoriker, 1805 Greifswald, † 1875 Jagetzow (b. Demmin) Studium der Rechte in Berlin und Göttingen 1823-26; kurzzeitig Beamter in Oppeln; seit 1834 Rittergutsbesitzer: vertrat 1848 linksliberale Positionen als Mitglied der preußischen Nationalversammlung. Seine ökonomischen Auffassungen waren geprägt von staatssozialistischen Ideen, wobei er gleichzeitig den von MARX theoretisch begründeten Klassenkampf ablehnte. PUBLIKATIONEN Zur Beleuchtung der sozialen Frage, Berlin 1875 Gesammelte Werke und Briefe, hrsg. von Thilo Ramm, 6 Bde., Osnabrück 1971/72 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, hrsg. durch die Historische Kommission bei der Kgl. Akademie der Wissenschaften, Leipzig 1912, Bd. 28, S. 740-763 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 8, S. 342/43

Hohmann, Joachim S.: Robert Ritter und die Erben der Kriminalbiologie. „Zigeunerforschung“ im Nationalsozialismus u. in Westdeutschland im Zeichen des Rassismus. Frankfurt a. M. 1991, 625 S.

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1926, Bd. 7, S. 103-10

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, (1940)

Phan-huy, Hilde: Die Theorien von R. und Marx. Ein Vergleich, Zürich 1976

Rodenwaldt Rodenwaldt, Ernst, Hygieniker und Tropenmediziner, 1878 Berlin, † 1965 Ruhpolding Nach einer Ausbildung an der KaiserWilhelm-Akademie in Berlin (1903, Dr. med.), der Tätigkeit am Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten in Hamburg, war er 1909-1912 Militärarzt in der deutschen Kolonie Togo und während des ersten Weltkrieges beratender Hygieniker der Türkischen Armee. 1919 erfolgte die Habilitation für Hygiene in Heidelberg und von 1921-1934 war Rodenwaldt im niederländischen kolonialen Gesundheitsdienst in Indonesien tätig, In dieser Zeit wurde er als Vertreter Holländisch Ostindiens im „Ausschuß zum Studium der Rassenmischungen beim Menschen“ der „Internationalen Vereinigung rassenhygienischer Organisationen“ eingesetzt und beschäftigte sich mit kolonialer Rassenhygiene und dem „Mischlingsproblem“, das er in seinem eugenischen Hauptwerk „Die Mestizen auf Kisar“, der erbbiologischen Untersuchung einer Mischlingspopulation, darlegte. Ab 1934 war er Professor für Hygiene in Kiel und 1935-45 in Heidelberg, wo er auch Vorlesungen zur Rassenhygiene hielt. 1940 übernahm er die Leitung des Tropenmedizinischen Instituts der militärärztlichen Akademie. Mit seiner Auffassung von der Minderwertigkeit des „Rassenmischlings“ und der Reinhaltung besonders des deutschen Blutes unterstützte er die Rassenideologie im NSStaat. 1945 auf amerikanischen Befehl entlassen, war er nach Abschluß des Entnazifizierungsprozesses 1948-50 wieder Professor am Hygienischen Institut in Heidelberg. Nach seiner Emeritierung gründete er 1952 die Geomedizinische Forschungsstelle an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.

249

Rodenwaldt gilt als einer der Begründer der Geomedizin, die den Zusammenhang zwischen den Krankheiten und den geographischen Bedingungen untersucht. Er leistete wichtige Arbeiten über Tropenkrankheiten (Malaria), zur Epidemiologie (Welt-Seuchenatlas, 1952-61) und Bakteriologie. PUBLIKATIONEN Die Mestizen von Kisar, 2 Bde., Batavia 1927 Wie bewahrt der Deutsche die Reinheit seines Blutes in Ländern mit farbiger Bevölkerung. In: Der Auslandsdeutsche 19 (1936), S. 523-628 Das Rassenmischlingsproblem. In: Beiheft zum Reichs-Gesundheitsblatt Nr.52, (1938), S. 70-73 Rassenbiologische Probleme in Kolonialländern. In: Deutsche medizinische Wochenschrift 65 (1939), S. 1029-1032 Allgemeine Rassenbiologie des Menschen. In: Handbuch der Erbbiologie des Menschen, Berlin 1940, S. 645-678 Geomedizin. In: Fiat Review of German Science 1939-1946, Hygiene, Part I, Wiesbaden 1948, S .65-73 (Mitherausgeber): Welt-Seuchenatlas (1952-61) Ein Tropenarzt erzählt sein Leben, Stuttgart 1957 LITERATUR Ärztelexikon, hrsg. von Wolfgang U. Eckart und Christoph Gradmann, München 1995, S. 305/306 Eckart, Wolfgang U.: Generalarzt Ernst Rodenwaldt. In: Hitlers militärische Elite, hrsg. von Gerd R. Ueberschär, Darmstadt, 1998, S. 210-222 Jusatz, Helmut: Ernst Rodenwaldt (18781965) als Begründer der geomedizinischen Forschung. In: Heidelberger Jahrbücher 14 (1970), S. 23-25

250

Röpke – Rohrer

Röpke, Wilhelm, Nationalökonom, 1899 Schwarmstedt (bei Hannover), † 1966 Coligny (Schweiz) Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Göttingen,Tübingen und Marburg u. a. bei WALTER TROELTSCH 1922 Promotion in Marburg; 1924 Prof. in Jena; 1926/27 Gastprof. in den USA; tätig als Prof. der Nationalökonomie an den Universitäten von Marburg (1929-33), Emigration nach Istanbul (1933-37) und Genf (1937-66). Röpke war ein wichtiger Repräsentant des neoliberalen Denkens. Er faßte die Bevölkerung als einen Faktor ökonomischer Veränderung auf. PUBLIKATIONEN Sozialökonomische Betrachtungen über den abnehmenden Bevölkerungszuwachs. In: Der Economist, 78 (1930) Versuch einer Neufassung des quantitativen Bevölkerungsproblems. In: Festschrift für Oskar Engländer zur Feier des 60. Geburtstages (1936) Die Gesellschaftskrisis der Gegenwart (1942) Barriers to Immigration. In: Edgar M. Hoover (Hrsg.) Twentieth Century Economic Thouhgt (1950) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 8, S. 356 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 869 Hagemann, Harald; Krohn, Claus-Dieter: Die Emigration deutschsprachiger Wirtschaftswissenschaftler nach 1933, Stuttgart 1992 Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Stuttgart 1980, Bd. 1, S. 354/55

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, (1966) Peukert, Helge: Das sozialökonomische Werk W. R.’s, 2 Teile., Frankfurt/Main 1992

Rohrer, Joseph, Statistiker, * 1769 Wien, † 1828 Wien Studien in Innsbruck, danach Eintritt in den österreichischen Staatsdienst als Buchhaltungs-Beamter. Später im Polizeidienst tätig und 1800 Polizeikommissär in Lemberg. 1806 Aufnahme eines Lehramtes als Professor der „Politischen Wissenschaften u. d. Statistik“ am Lyzeum (1816 zur Universität erhoben) in Lemberg. PUBLIKATIONEN Über die Tiroler. Ein Beitrag zur Österreichischen Völkerkunde, Wien 1796 Versuch über die Bewohner der Österreichischen Monarchie. In: Archiv für Geographie und Statistik, ihre Hülfswissenschaften und Literatur, mit vorzüglicher Rücksicht auf die österreichischen Staaten, Bd. 1, Wien 1803, Heft 1, S. 1 ff. Über die armenischen Bewohner der österreichischen Monarchie. In: Archiv f. Geographie und Statistik, ihre Hülfs-wissenschaften u. Literatur, mit vorzüglicher Rücksicht auf die österreichischen Staaten, Bd. 2, Wien 1803, Heft 7, S. 1 ff. Versuch über die jüdischen Bewohner der österreichischen Monarchie. In: Archiv für Geographie und Statistik, ihre Hülfswissenschaften und Literatur, mit vorzüglicher Rücksicht auf die österreichischen Staaten, Bd. 2, Wien 1803, Heft 8, S. 97 ff. Versuch über die deutschen Bewohner der österreichischen Monarchie, 2 Theile, Wien 1804 Über Bevölkerung u. Belohnungen in Beziehung auf d. erbländische Industrie. In:

Rohrer – Rom Archiv für Geographie und Statistik, ihre Hülfswissenschaften und Literatur, mit vorzüglicher Rücksicht auf die österreichischen Staaten, Bd. 1, Wien 1804, Heft 5, S. 385 ff. Statistik des österreichischen Kaiserthums, Bd. 1, Wien 1827 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 29, (1889), S. 64 ff. Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Theil 26 (1874), S. 284 ff. Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 144/145

Roller, Otto Konrad, Archivar und Historiker, 1871 Archangelsk (Rußland), † 1936 Durlach Studium in Marburg; arbeitete ab 1898 beim Badischen Generallandesarchiv und war von 1904 bis 1936 Beamter am Großherzoglich Badischen Münzkabinett. Roller ist Autor von Werken zur Genealogie der Herrscherhäuser (Baden) und der Geschichte der Stadtbevölkerung (Durlach). Er untersuchte als einer der ersten u. a. in einer kleinen bayerischen Stadt des 18. Jh. das Heiratsalter, indem er Tauf- und Heiratsurkunden verglich. PUBLIKATIONEN Die Einwohnerschaft der Stadt Durlach im 18. Jahrhundert in ihren wirtschaftlichen und kulturgeschichtlichen Verhältnissen, dargestellt aus ihren Stammtafeln, Karlsruhe 1907 Kinderehen im ausgehenden deutschen Mittelalter. In: Sozialhygienische Mitteilungen (1925)

251

LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 867 Hajnal, John: European Marriage Patterns in Perspective. In: Glass and Eversley, Population in History (1965) Internat. Personalbibliographie, Bd. IV, Stuttgart 1984, S. 1408 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, 1931 und 1935 Wer ist’s? Zeitgenossenlexikon hrsg. v. H. L. Degener, Bd. 2, Leipzig 1928, , S. 1289 Rom, Adalbert, Statistiker, schee (Krain), † 1938 Wien

1868 Gott-

Rom war ab 1898 Beamter der Statistischen Zentralkommission (1921-1938, Bundesamt für Statistik) in Wien. PUBLIKATIONEN Aufnahmen in den Staatsverband der im Reichsrate vetretenen Königreiche und Länder und Entlassung aus demselben in den Jahren 1901-1905. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 12, Brünn 1907, S. 69 ff. Der Bildungsgrad der Bevölkerung in den österreichischen Alpen- und Karstländern nach den Ergebnissen der letzten vier Volkszählungen 1880-1910. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 18, Brünn 1913, S. 769 ff. Der Bildungsgrad der Bevölkerung Österreichs und seine Entwicklung seit 1880, mit besonderer Berücksichtigung der Sudeten- und Karpathenländer. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 19, Brünn 1914, S. 589 ff. Die gerichtlich Geschiedenen in Deutschösterreich nach der Volkszählung Ende 1910. In: Statist. Monatsschrift, 3. Folge, Jg. 1, Wien 1919, S. 169 ff.

252

Rom – Rosenfeld

LITERATUR Geschichte und Ergebnisse der zentralen amtlichen Statistik in Österreich 18291979 (1979), S. 95 Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 146

Roscher, Wilhelm (Georg Friedrich), Nationalökonom, 1817 Hannover, † 1894 Leipzig Studium der Geschichte u. Philosophie in Göttingen und Berlin; Mitbegründer d. „Älteren Historischen Schule“; 1840 Habilitation für Geschichte und Staatswissenschaften in Göttingen, dort 1844 o. Prof. für Nationalökonomie; ging 1848 als Prof. nach Leipzig. Roscher untersuchte in vielen Arbeiten die Bevölkerung u. a. den Unterschied zwischen wachsender Bevölkerung und wenig entwickelter Ökonomie. Er betonte die unterschiedlichen Auswirkungen auf die Bevölkerung in den verschiedenen Stadien des ökonomischen Wachstums. PUBLIKATIONEN Grundriß zu Vorlesungen über die Staatswirtschaft nach geschichtlicher Methode, 1843 Zur Geschichte der englischen Volkswirtschaftslehre, Leipzig 1851 Bevölkerung (Theorie der Bevölkerung, Geschichte der Bevölkerung, Bevölkerungspolitik). In: Ders.: System der Volkswirtschaft. 1. Bd.: Die Grundlagen der Nationalökonomie. Stuttgart u. Tübingen 1854, S. 434-511, 3. Aufl. 1858, S. 466-558, 8. Aufl. 1913

Kolonien, Kolonialpolitik und Auswanderung (2. Aufl., 1856) Geschichte der National-Ökonomik in Deutschland, München 1874 System der Volkswirtschaft, 5 Bde. 1854-1894 (12. Aufl., Stuttgart 1875) LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie. Bd. 53, Leipzig 1912, S. 486 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. W. Killy, Bd. 8, München/New Providence/London/Paris 1998, S. 385/86 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 870 Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Bd. 9, Stuttgart 1959, S. 41-43 Historikerlexikon, hrsg. von Rüdiger vom Bruch und Rainer A. Müller, München 1991, S. 261 International Encyklopedia of the Social Sciences, 13, S. 558-60 Ökonomenlexikon, hrsg. von W. Krause, K.-H. Graupner, R. Sieber, Berlin 1989, S. 467-69

Rosenfeld, Siegfried, österreich. Medizinstatistiker, 1863 Proßnitz (Mähren), † 1933 Wien Rosenfeld war im Bundesministerium für soziale Verwaltung (Vorstand der Abteilung für Gesundheitsstatistik im Volksgesundheitsamt) tätig. Er schrieb zahlreiche Artikel in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in der „Statistischen Monatschrift“. PUBLIKATIONEN Der Selbstmord im k. k. österreichischen Heere. Eine statist. Studie. In: Deutsche Worte, Jg. 13, Wien 1893, S. 449 ff.

Rosenfeld – Rosmanith Berufliche Morbiditäts- und Mortalitätsstatistik (1910) Die Kindersterblichkeit in Österreich und ihr Verhältnis zur Säuglingssterblichkeit (1916) Die Geburtenhäufigkeit in Wien. In: Statist. Monatsschrift, N. F., Jg. 21, Brünn 1916, S. 158 ff. Die Wirkung des Krieges auf die Sterblichkeit in Wien (1920) Observations on the Epidemiological Reports Published by the Health Section of the League of Nations, Geneva 1924 Geburtenhäufigkeit und Säuglingssterblichkeit in Wien. In: Stat. Mitteilungen der Stadt Wien, Jg. 1925, Wien, S. 66 f. Tuberculosis Statistics: Summary of the Report Adressed to the Health Committee of the League of Nations, April 1925, Chambery 1926 Ursachen und Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit in Österreich. In: Mitteilungen des Volksgesundheitsamtes im Bundesministerium für soziale Verwaltung, Wien 1930 (Sonderbeilage) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 871 Lebmann, Rosa; Helczmanovszki, Heimold: Auf dem Gebiete d. Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: Eine Biographie und Bibliographie. Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 147-50

Rosmanith, Gustav, Statistiker, Wien, † 1938 Prag

1865

1892 Promotion (Dr. phil.) an der Universität Wien; 1907 Privatdozent; seit 1919 o. Professor für Versicherungsma-

253

thematik und mathematische Statistik an der Deutschen Technischen Hochschule in Prag, außerdem Leiter der Zentralstelle zur Herstellung einer österreichischen Sterbetafel. Rosmanith war zudem Präsident des Deutschen Vereines für Versicherungswesen in der Tschechoslowakischen Republik. PUBLIKATIONEN Aufstellung der verschiedenen Gesamtheiten von Lebenden und Toten, sowie der Sterbewahrscheinlichkeiten der versicherten Leben. In: Mitteilungen d. Österreichisch-ungarischen Verbandes d. Privat-Versicherungs-Anstalten, N. F., Bd. 1, Wien 1905, Heft 2, S. 81 ff. Sterblichkeitstafeln für Versicherungen auf aufgeschobene Renten. In: Reports, Memoirs and Proceedings of the Fifth International Actuarial Congress, Berlin 1906 Zur Ausgleichung von Sterbetafeln. Die verschiedenen Methoden der Anwendung der Gompertz-Makehamschen Formel. In: Reports, Memoirs and Proceedings of the Fifth International Actuarial Congress, Berlin 1906 Eine Statistik der Todesursachen der österreichischen Versicherten. In: Mitteilungen des Österreichisch-ungarischen Verbandes der Privat-Versicherungs-Anstalten, N. F., Bd. 4, Wien 1909, Heft 3 u. 4, S. 146 ff. Zur Methodik der Sterblichkeitsmessung. In: Mitteilungen des Österreichisch-ungarischen Verbandes der Privat-Versicherungs-Anstalten, N. F., Bd. 4, Wien 1909 ; Heft 3 u. 4, S. 192 ff. Zwei Kapitel aus der mathematischen Statistik. I. Sterbensintensität und -wahrscheinlichkeit. II. Der Wendepunkt in der Absterbeordnung. In: Versicherungswissenschaftliche Mitteilungen des Deutschen Vereines für Versicherungswesen

254

Rosmanith – Rüdiger

in der Tschechoslowakischen Republik, Prag 1922, Heft 1, S. 32 ff.

Frage, des Einflusses der Religion auf die Fruchtbarkeit und die Selbstmorde.

Invaliditäts- und Sterblichkeitsstatistik d. Versicherten des Pensionsinstitutes der csl. Zuckerindustrie in Prag. In: Versicherungswissenschaftliche Mitteilungen des Deutschen Vereines für Versicherungswesen in d. Tschechoslowakischen Republik, Prag 1927, Heft 5, S. 20 ff.

PUBLIKATIONEN Bevölkerungs- u. Gewerbestatistik Münchens im 17. Jahrhundert (1902) Der Selbstmord in den Städten. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 6 (1902/ 04), S. 263-281 (2.Halbband)

Zum versicherungstechnischen Aufbau des neuen Pensionsversicherungsgesetzes in der Tschechoslowakei vom 21. Februar 1929. In: Versicherungswissenschaftliche Mitteilungen des Deutschen Vereines für Versicherungswesen in der Tschechoslowakischen Republik, Prag 1930, Heft 6, S. 3 ff.

Der Selbstmord als sozialstatistische Erscheinung (1905)

LITERATUR

Aus der Jugendzeit. Erinnerungen eines Bambergers (1925)

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender (1926 ff.) Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 151-153

Der Selbstmord in den deutschen Städten (1912) Geburtenrückgang und Konfession, Köln 1913 Beiträge zur Moralstatistik (1913)

Bibliographie des Selbstmords (1927) Der Wille zum Kinde bei den Kulturvölkern der Erde. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 30 (1941/42), S. 169-193 LITERATUR: Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1998, Bd. 8, S. 407

Wer ist’s?, hrsg. v. H. Degener (1935)

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 875

Rost, Hans, Kultur- und Politikhistoriker, Redakteur, 1877 Bamberg, † 1970 Westheim (b. Augsburg)

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1931 u. 1935

Studierte an den Universitäten Würzburg, Leipzig und München Geschichte, Geographie und Staatswissenschaften; leitete 1902-1904 die Wohnungsenquete der Stadt Augsburg; 1906-33 Chefredakteur der wissenschaftlichen Beilage der „Augsburger Postzeitung“. Rost verfaßte zahlreiche kulturhistorische und soziologische Schriften u. a. zu Problemen der Beziehungen von Katholiken und Protestanten, der jüdischen

Rüdiger, Johann Christian Christoph, Kameralist, 1751 Burg, 1822 † Halle Kgl. preußischer Kammer- und Thalsekretär (Assessor des Salzamtes) zu Halle; wurde 1791 o. Prof. an der Universität, hielt dort auch kameralistische Vorlesungen. Rüdiger hob in seinen Schriften die Verdienste von JUSTI und SONNENFELS hervor. Er bezeichnete die Kameralwissen-

Rüdiger – Rüdin schaft als „... den Inbegriff aller Wahrheiten von den Mitteln, alle Anstalten des Staates zu dessen gemeinem und der einzelnen Mitglieder besonderem Wohl und Besten einzurichten und anzuwenden“. (Handwörterbuch der Staatswissenschaften, S. 131) PUBLIKATIONEN Über die systematische Theorie der Kameralwissenschaften, Halle 1778 Grundriß des wahren Physiokratismus und preußischen Kameralwesens, Halle 1781 Grundriß einer Geschichte der menschlichen Sprache zu ihrer Kenntnis nach allen Mund- u. Schriftarten, 1. Teil, Leipzig 1782 Briefe an Geschäftsmänner über den kleinen Dienst. 1. Über den Geschäftsstil an Herrn von Sonnenfels, Halle 1791 Anfangsgründe der allgemeinen Staatslehre mit einem kurzen Lehrbegriff der ökonomischen Polizei, Halle 1795 Lehrbegriff des Vernunftsrechts und der Gesetzgebung, Halle 1798 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 29, Leipzig 1889, S. 468 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 7, Jena 1926, S. 131/32 Rüdin, Ernst, Schweizer Psychiater, Rassenhygieniker, 1874 St. Gallen; † 1952 München Studium der Medizin (Psychiatrie) in Genf, Neapel, Dublin, Heidelberg, Berlin und Zürich; 1901 Dr. med.; Rüdin gründete mit seinem Schwager A. PLOETZ 1905 die „Deutsche Gesellschaft für Rassenhygiene“; wurde Mitherausgeber des „Archivs für Rassen- und Gesellschaftsbiologie“ (ab 1907); 1909 Privatdozent; 1915 Prof. in München; 1917

255

Leiter d. genealogisch-demographischen Abteilung der Deutschen Forschungsanstalt (DFA) für Psychiatrie; 1925 o. Prof. in Basel; 1928 Direktor der DFA/KWI für Psychiatrie München; 1932 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher „Leopoldina“; 1933 o. Prof. und Vorsitzender des Sachverständigenbeirats für Rassen- und Bevölkerungspolitik; Tätigkeit im Erbgesundheitsobergericht; 1932-36 Vors. der Internat. Federation of Eugenic Organisations, Mitglied des Advisory Boards der Eugenical News; 1936-45 auch Direktor des Instituts für Rassenhygiene an der Universität München. Rüdin trat für die Sterilisation Erbgeschädigter ein und war an der Vorbereitung und Durchführung der Zwangssterilisation farbiger dt. Kinder beteiligt. Er verfaßte zusammen mit GÜTT und RUTTKE 1933 das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“, das Zwangssterilisationen vorsah. PUBLIKATIONEN (mit Max von Gruber): Fortpflanzung, Vererbung, Rassenhygiene. Illustrierter Führer durch die Gruppe Rassenhygiene der Internationalen Hygiene-Ausstellung 1911 in Dresden. 2. Aufl., München 1911 Psychiatrische Indikation zur Sterilisierung. In: Das kommende Geschlecht, Bd. 5, H. 3, Berlin 1930 Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses vom 14. Juli 1933. Kommentar bearbeitet von Arthur Gütt, Ernst Rüdin und Falk Ruttke, München 1934 Das deutsche Sterilisationsgesetz (Medizinischer Kommentar). In: Rüdin u .a. (Hrsg.), Erblehre und Rassenhygiene im völkischen Staat (1934) Aufgaben und Ziele der Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene. In: Volk und Rasse 9, (1934), S. 132-138

256

Rüdin – Rümelin

Über rassenhygienische Forschung. In: Gütt u. a. (Hrsg.), Rassenpflege und Volksgesundheit (1935) Die Beziehungen zwischen Erbvorhersage und Bevölkerungspolitik. In: H. Harmsen u. F. Lohse (Hrsg.), Bevölkerungsfragen (1936), S. 655-659 Strömungen in Art und Umfang der Sterilisationspraxis. In: Archiv f. Rassen und Gesellschaftsbiologie 31 (1937), S. 367-371 20 Jahre menschliche Erbforschung an der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie, Kaiser-Wilhelm-Institut. In: Archiv f. Rassen und Gesellschaftsbiologie 32 (1938), S. 193-204 Der uns aufgezwungene Krieg und die Rassenhygiene. In: Archiv für Rassen- u. Gesellschaftsbiologie 33 (1939), S. 443-445 Die Bedeutung Arthur Gütts für die Erbund Rassenforschung und deren praktische Auswertung. In: Der öffentliche Gesundheitsdienst 4 (1939), S. 897-899 Alfred Ploetz zum Gedächtnis. In: Archiv für Rassen- und Gesellschaftsbiologie 34 (1940), S. 1-4 LITERATUR Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. v. Wolfgang Eckart, Christoph Gradmann, München 1995, S. 312/313 Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte 1880-1930, Bd. 2, München, Berlin 1962, S. 1346

Schulz, Bruno: Ernst Rüdin. Geb. 19. April 1874, gest. 22. Oktobert 1952. In: Archiv für Psychiatrie und Zeitschrift für Neurologie 190 (1953), S. 187-195 Segal, Lilli: Die Hohenpriester der Vernichtung, Berlin 1991 Thums, Karl: Ernst Rüdin zum 65. Geburtstag. In: Zeitschrift für die gesamte Naturwissenschaft. Heft 4 (Juli 1939), S. 122-126 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 283, 437 Weber, Matthias M.: Ernst Rüdin. Eine kritische Biographie. Berlin/Heidelberg/ New York 1993 Wistrich, Robert: Wer war wer im Dritten Reich, Frankfurt/Main 1987, S. 298/99

Rümelin, Gustav von, Statistiker und Politiker, 1815 Ravensburg (Württemberg), † 1889 Tübingen Studierte 1832-36 in Tübingen Theologie; 1845 Rektor der Lateinschule zu Nürtingen; 1849 Prof. am Gymnasium zu Heilbronn; 1856 Staatsrat und Departementschef des württembergischen Kirchen- und Schulwesens; 1861 Direktor des statistisch-topographischen Bureaus, des späteren Statist. Landesamtes in Stuttgart; 1867 Dozent für Statistik und Philosophie an der Universität Tübingen (1870 deren Kanzler).

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 878/79

Rümelin war strenger Malthusianer. Er betrachtete die Statistik als methodologische Hilfswissenschaft für alle Wissenschaften vom Menschen und forderte eine Trennung der Statistik von Länder-, Völker- und Staatenkunde.

Harmsen, Hans: Ernst Rüdin. In: Archiv für Bevölkerungswissenschaft u. Bevölkerungspolitik 9 (1939), S. 216

Er war der Herausgeber der „Württembergischen Jahrbücher für Statistik und Landeskunde“.

Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 8, München 1998, S. 447

Rümelin – Rutschka

257

Zur Übervölkerungsfrage (1878/1881). In: ders.: Reden und Aufsätze. N. F., Freiburg i. Br./Tübingen 1881, S. 568-624

Sohn eines Beamten; 1926-31 im Bundesministerium für soziale Verwaltung tätig und 1931-58 im Bundesamt für Statistik Wien (ab 1945 Österreichisches Statistisches Zentralamt); 1951 Leiter der ersten Volkszählung nach dem 2. Weltkrieg; 1958-69 Direktor des Statist. Amtes der Stadt Wien, Vorsitzender des Fachausschusses für Statistik des Österr. Städtebundes; war als erster Österreicher Vizepräsident der „Internationalen Vereinigung der Städtestatistiker“ im „Internationalen Statistischen Institut“.

Die Bevölkerungsstatistik des Königreichs Württemberg, Stuttgart 1884

Er untersuchte die Bevölkerung Österreichs, Niederösterreichs und Wiens.

Die Stellung der Sozialisten zur Malthusschen Bevölkerungslehre, Göttingen 1886

PUBLIKATIONEN

PUBLIKATIONEN Über die Malthusschen Lehren. In: Reden und Aufsätze, Tübingen 1875 Die Bevölkerungslehre. In: Handbuch der Politischen Ökonomie, hrsg. von Gustav Schönberg. 1. Bd., Tübingen 1882, S. 1203-1244; 3. Aufl. 1890, S. 723-783; 4. Aufl. 1896, S. 829-878

LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie. Bd. 53, Leipzig 1907, S. 597 Blenk: Nekrolog Rümelins. In. Zeitschrift des Kgl. preuß. stat. Bureaus, Jg. XXIX, Berlin 1889 Demographische Enzyklopädie, Moskau 1985, S. 384 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. W. Killy, Bd. 8, München/New Providence/London/Paris 1998, S. 453 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 880/81 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1926, 4. Aufl., Bd. 7, S. 132 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 437

Die Bevölkerungsbewegung in Niederösterreich seit dem Jahre 1891, In: Der Niederösterreichische Arbeiter, Wien 1951, Heft 2 Die Berufsstruktur Niederösterreichs. In: Der Niederösterreichische Arbeiter, Wien 1952, Heft 4 (mit G. Otruba): Die Herkunft der Wiener Bevölkerung in den letzten hundertfünfzig Jahren In: Jahrbuch des Vereines für Geschichte der Stadt Wien, Bd. 13, Wien 1957, S. 227 ff. Die Fruchtbarkeit der Wiener Bevölkerung. In: Mitteilungen aus Statistik und Verwaltung der Stadt Wien, Jg. 1959 (Sonderheft 2) Classification of Towns according to their social and economic Structure. In: Internat. Statistical Institute, Population and vital statistics of large towns (1966) Co-Autor: Die Frau in Österreich, Wien 1967 LITERATUR

Rutschka, Ludwig Siegfried, Österreichischer Statistiker, 1904 Wien, † 1970 Wien

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 883

258

Rutschka – Saller

Geschichte und Ergebnisse der zentralen amtlichen Statistik in Österreich 18291979 (1979), S. 134, 146, 157, 162, 173, 180, 187 f. IUSSP, Directory of Members scientific activities, (1969) Lebmann, Rosa; Helczmanovszki, Heimold: Auf dem Gebiete der Bevölke-

rungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: Eine Biographie und Bibliographie. Institut für Demographie d. Österreichischen Akademie d. Wissenschaften, Wien 1986, S. 154155 Who’s Who in Europe, (1972)

S Saller, Karl Felix, Mediziner, Anthropologe, 1902 Kempten, † 1969 München Studium der Naturwissenschaften an der Universität in München; Schüler EUGEN FISCHERS; 1928 Privatdozent f. Anthropologie in Kiel; 1929-35 Assistent am Anatomischen Institut in Göttingen (Entzug der venia legendi wegen Kritik an der NS-Rassenideologie); 1936 praktischer Arzt in Badenweiler: 1945 Ärztl. Direktor d. Robert-Bosch-Krankenhauses in Stuttgart; 1948 o. Prof. der Anthropologie und Humangenetik an der Universität München, Direktor der Anthropol. Staatssammlungen. Saller arbeitete zu Fragen der Konstitutionsbiologie u. anthropologisch-medizinischer Grenzgebiete. Er war Herausgeber der Reihen „Medizin der Synthese“ und „Volksmedizin“. PUBLIKATIONEN Die Entstehung der „nordischen Rasse“. In: Zs. f. Anatomie und Entwicklungsgeschichte 83 (1927), S. 411-590 (Kieler med. Diss. 1926) Leitfaden der Anthropologie. 1930 (2. Aufl. Stuttgart 1964)

Berlin

Die Bedeutung der Rasse im Leben des Volkes. In: Eugenik, H. 2 (Berlin 1931), S. 1-9

Einführung in die menschliche Erblichkeitslehre und Eugenik. Berlin 1932 Über Intelligenzunterschiede der Rassen Deutschlands. In: Eugenik 2 (1932), 220225 Der Weg der deutschen Rasse. Ein Abriß dt. Rassenkunde. Leipzig 1933 (2. Aufl. 1934) Stand und Aufgaben der Eugenik. In: klin. Wschr. 12 (1933), S. 1041-1044 Eugenische Erziehung. Leipzig 1933 Die Biologie des deutschen Volkskörpers. Köln 1934 Grundlagen der Anthropologie. Stuttgart 1949 Art- und Rassenlehre des Menschen. Stuttgart 1949 Lehrbuch der Anthropologie, 4 Bde., 3. Aufl., Stuttgart 1957-66 Das Menschenbild der naturwissenschaftlichen Anthropologie. München 1958 Die Rassenlehre des Nationalsozialismus in Wissenschaft und Propaganda. Darmstadt 1961 Anthropologie und Humangenetik an den Universitäten. In: Deutsche Universitätszeitung 16, 8 (1961), S. 19-21 Rassengeschichte des Menschen. Stuttgart 1969

Saller – Sartorius von Waltershausen Der Rassenmord u. Heldenwahn des Nationalsozialismus. In: Unmenschl. Medizin, Bd. 1, Warschau 1969, S. 74- 193

259

PUBLIKATIONEN Das nördliche Mittelamerika (1897)

LITERATUR

Über Gebirgsbau und Boden des südlichen Mittelamerika (1899)

Anthropologie und Humangenetik. Festschrift zum 65. Geburtstag von Karl Saller, Stuttgart 1968, 195 S.

Die Bevölkerung Mittelamerikas. In: Schriften der wissenschaftlichen Gesellschaft in Straßburg, 22 (1914)

Buschhüter, Heinrich: Karl Felix Saller. In: Ders. Personalbibliographien von Professoren und Dozenten der Anatomie und Pathologie an der Medizinischen Fakultät der Universität München im ungefähren Zeitraum von 1945-1968. Med. Diss. Erlangen 1971, S. 107-146

Karte der mittleren jährlichen Bevölkerungszunahme der Erde (1923)

Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1998, Bd. 8, S. 501 Glowatzki, Georg: Karl Saller zum 65. Geburtstag. In: Medizinische Klinik 62 (1967), S. 1368 vom Brocke, Bernhard, Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 437 Wer ist’s? Berlin 1935, S. 1355/56 Ziegelmayer, Gerfried/Friedrich Schwarzfischer: Karl Saller, 1902-1969. In: Anthropologischer Anzeiger 32 (1970), S. 287-288

Sapper, Karl Theodor, Geograph, 1866 Wittislingen, b. Dillingen (Bayern), † 1945 Garmisch-Partenkirchen Studium der Geographie und Naturwissenschaften in München (Promotion 1888); Forschungsreisen nach Lateinamerika; 1900 Habilitation für Erd- und Völkerkunde in Leipzig; tätig als Prof. für Geographie an den Universitäten in Tübingen (seit 1902), Straßbourg 1910-18 und in Würzburg seit 1919, gründete das Institut für Amerikaforschung; 1917 Mitglied der Deutschen Akademie für Naturforscher „Leopoldina“. Er war Spezialist für Amerika und den Südpazifik.

Die Zahl und Volksdichte der indianischen Bevölkerung in Amerika. In: Twenty first International Congress of Americanists, Proceedings (1924) Allgemeine Wirtschafts- und Verkehrsgeographie (1925; 2. Aufl. 1930) Das Aussterben der Naturvölker (1929) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. W. Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 8, S. 518 Dickinson, Robert E.: The Makers of Modern Geography, London 1969, S. 146/47 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 898/99 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1931 Lexikon der Geographie, Berlin, Heidelberg 2002 Termer, Franz: Karl Theodor Sapper 1866-1945 – Leben und Wirken eines deutschen Geographen und Geologen, Leipzig 1966 (Porträt u. Bibliographie)

Sartorius von Waltershausen, August Freiherr, Nationalökonom und Wirtschaftshistoriker, 1852 Göttingen, † 1938 Studium der Rechts- und Staatswissenschaften; 1880 Habilitation für Nationalökonomie in Göttingen; 1885 Ordinarius

260

Sartorius v. Waltershausen – Sartorius v. Waltershausen

in Zürich; 1888-1918 Prof. d. Nationalökonomie u. Finanzwissenschaften an d. Uni Straßburg; Mitherausg. des „Handwörterbuches der Staatswissenschaften“. Sartorius beschäftigte sich vornehmlich mit Themen zur internationalen Migration und zu ethnischen Minderheiten. PUBLIKATIONEN Die Chinesen in den Vereinigten Staaten. In: Zeitschrift f. die gesamte Staatswissenschaft (1883) Deutschland und die Handelspolitik der Vereinigten Staaten (1898) Die Germanisierung der Rätoromanen in der Schweiz (1900) Zwischenstaatliche Wanderungen und die Ungleichheit der Menschenrassen. In: Zs. f. Socialwissenschaft 12 (1909), S. 379-392; 520-531 Aus- und Einwanderung und die Lehre von der gesellschaftlichen Auslese. Ebd., S. 637-656 Die Wanderung ins Ausland als nationales Problem. In: Zeitschrift f. Sozialwissenschaft N. F., 1 (1910), S. 133-147 Die Vereinigten Staaten als heutiges und künftiges Einwanderungsland. In: Finanz- u. volkswiss. Zeitfragen (1921) Auswanderung. In: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1924, 4. Aufl., Bd. 2, S. 60-115 Die Einwanderungsgesetze in den Vereinigten Staaten von Amerika. In: Allgemeines Statistisches Archiv, Bd. 17 (1928), S. 247-257 Geburtenrückgang und Weltwirtschaft. In: Der internationale Kapitalismus und die Krise, Stuttgart 1932

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 900/901 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1931 u. 1935 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 438 Who is Who among Living Authors of Older Nations, 1, (1931-32)

Sartorius von Waltershausen, Georg Freiherr, Nationalökonom und Historiker, 1765 Kassel, † 1828 Göttingen Studierte Theologie und Geschichte; seit 1786 an der Göttinger Bibliothek tätig; 1792 Privatdozent; 1797 a. o. und 1802 o. Prof. in der philosophischen Fakultät Göttingen; 1814 als Nachfolger SCHLÖZERs Prof. der Politik; Teilnehmer des Wiener Kongresses; 1815-1817 Mitglied der hannoverschen Ständeversammlung; seit 1827 Freiherr von Waltershausen. Sartorius trat entschieden für die Lehren von ADAM SMITH ein. PUBLIKATIONEN Grundriß der Politik, Göttingen 1793 Handbuch d. Staatswirtschaft nach Adam Smith, Berlin 1796 Geschichte des hanseatischen Bundes, 3 Bde. (1802-1808) Von den Elementen des reichtums, Göttingen 1806

National-

LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 30, Leipzig 1890, S. 390

LITERATUR

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 7, Jena 1926, S. 156

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. W. Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 8, S. 521

Ökonomenlexikon, hrsg. v. W. Krause; K.-H. Graupner; R. Sieber, Berlin 1989, S. 482/83

Schade – Schäffle Schade, Heinrich, Anthropologe u. Humangenetiker, 1907 Kiel, † 1989 Studium der Medizin; 1935 Assistent am Institut für Erbbiologie und Rassenhygiene Frankfurt/M.; seit 1939 (Habil.) an der Univ. Frankfurt/M; 1942 KWI für Anthropologie in Berlin; Kriegsgefangenschaft; seit 1952 in Münster als Mitarbeiter bei V. VERSCHUER; 1954 Prof. f. Humangenetik; seit 1965 bis zur Emeritierung in Düsseldorf. Er war an der Zwangssterilisierung farbiger deutscher Kinder beteiligt. Als langjähriger Mitarbeiter von V. VERSCHUER arbeitete er auf dem Gebiet der Zwillingsforschung und beschäftigte sich mit bevölkerungsbiologischen Untersuchungen. PUBLIKATIONEN Ergebnisse einer Bevölkerungsuntersuchung in der Schwalm (1951) Völkerflut und Völkerschwund: bevölkerungswissenschaftliche Erkenntnisse und Mahnungen (1974) LITERATUR Der Griff nach der Bevölkerung, hrsg. von Heidrun Kaupen-Haas, Nördlingen 1986 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 908 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender Berlin 1961, S. 1744 und Berlin 1983 Schäffle, Albert, Nationalökonom und Soziologe, 1831 Nürtingen (Württemberg), † 1903 Stuttgart Theologiestudium in Tübingen; Privatlehrer und 1850-55 in der Redaktion des „Schwäbischen Merkur“ in Stuttgart tätig; 1856 Promotion; 1860 o. Prof. für Staatswissenschaften an der Universität Tübingen; 1868-70 Prof. in Wien; 1872-

261

1903 Privatgelehrter in Stuttgart; 18921903 Herausgeber der „Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft“. Schäffle vertrat sozialdarwinistische Anschauungen, insbesondere in seinem Hauptwerk „Bau und Leben des sozialen Körpers“ und erweist sich darin als entschiedener Vertreter der MALTHUSschen Grundpositionen. Er hatte zum Ende des 19. Jh. großen Einfluß auf die deutschen Soziologen. PUBLIKATIONEN Die Nationalökonomie oder allgemeine Wirtschaftslehre, Leipzig 1861 Das gesellschaftliche System der menschlichen Wirtschaft (1867) Kapitalismus und Socialismus, Tübingen 1870 Bau und Leben des sozialen Körpers, 4 Teile, Tübingen 1875-1878 Die Quintessenz des Socialismus, Tübingen 1870 Deutsche Kern- und Zeitfragen. N. F., Berlin 1895 (darin: Einige neuzeitliche Bevölkerungsschiebungen) Aus meinem Leben, 2 Bde., Berlin 1905 LITERATUR Biographisches Jahrbuch und Dt. Nekrolog, Berlin 1905, 8, S. 106-117 H. Cunow: Herr Dr. Albert Schäffle als Soziologe. In: Die Neue Zeit (1890/91), Bd. 2, Nr. 42-44 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. W. Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 8, S. 552 Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Stuttgart 1980, Bd. 1, S. 373/74 Ökonomenlexikon, hrsg. von Werner Krause, Karl-Heinz Graupner, Rolf Sieber, Berlin 1989, S. 486/87 Mehring, Franz: Albert Schäffle. In: Die Neue Zeit, Stuttgart 1903/04, Bd. 1, Nr. 14

262

Schaller – Schallmayer

Schaller, Jaroslaus a Sancto Josepho, Theologe, Pädagoge, 1738 Konopischt (Böhmen), † 1809

Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 156/157

Besuch des Gymnasiums in Benos (Böhmen), 1753 Eintritt in den Orden der Frommen Schulen, 1761 Beendigung der theologischen Studien, Tätigkeit an Mittelschulen in Nikolsburg, Prag (1762/63) und Kosmanos (1764/65), 1766-1771 Erzieher der Söhne des Grafen Anton Franz Nostitz-Rieneck, 1771-1774 Lehramt der Dichtkunst und Redekunst an höheren Gymnasialklassen in Nikolsburg, 1774 Direktor d. Seminars d. Gymnasialschule in Weißwasser (Schlesien),1775-1809 Erzieher der gräflichen Familie Nostitz.

Schallmayer, Wilhelm, Mediziner und Rassenhygieniker, 1857 Mindelheim, † 1919 Krailing (b. Starnberg)

Schaller war Mitglied der „GelehrtenGesellschaft“ in Jena u. Ehrenmitglied d. Gesellschaften naturforschender Freunde in Berlin und Halle. Er befaßte sich vor allem mit topographischen Studien. PUBLIKATIONEN Topographie des Königreichs Böhmen, 16 Theile, Prag 1785-1791 Topographisches Lexikon des Königreichs Böhmen, Prag 1791 Beschreibung der königlichen Haupt-und Residenzstadt Prag samt allen darinn befindlichen sehenswürdigen Merkwürdigkeiten, 4 Bde., Prag 1794-1797 Kurzgefaßte Beschreibung der königlichen Haupt-Residenz Prag, Prag 1798 Neu verfertigtes Catastrum des Königreichs Böhmen, Prag 1802 LITERATUR Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Theil 29 (1875), S. 96 ff. Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der

Studium der Philosophie und Psychologie bei W. WUNDT in Leipzig, der Nationalökonomie und Soziologie bei ALBERT SCHÄFFLE; ADOLF WAGNER und beeindruckt von H. SPENCERS Werk wechselte er zur Medizin, Promotion in München; Reisen als Schiffsarzt nach Brasilien und Ostasien; 1887 prakt. Arzt in Kaufbeuren und nach weiterer Ausbildung als Facharzt für Harn- und Geschlechtskrankheiten in Düsseldorf: seit 1897 Privatgelehrter in München Schallmayer konzentrierte sich auf erbbiologische und rassenhygienische Studien. Mit seinem 1903 von der KRUPP-Stiftung prämierten Hauptwerk „Vererbung und Auslese im Lebenslauf der Völker“ (1920 in 4. Auflage mit dem Untertitel „Grundriß der Gesellschaftsbiologie und der Lehre vom Rassendienst“) wurde der A. PLOETZ und FRITZ LENZ eng verbundene Schallmayer zu einem d. ersten Vorkämpfer der Eugenik und führenden Vertreter des Sozialdarwinismus. Er gilt als Wegbereiter der NS-Rassenhygiene. PUBLIKATIONEN Über die drohende körperliche Entartung der Kulturmenschheit und die Verstaatlichung des ärztlichen Standes. Berlin, Neuwied 1891 (2. Aufl. Jena 1912) Vererbung und Auslese im Lebenslauf der Völker, Jena 1903 Zum Einbruch der Naturwissenschaften in das Gebiet der Geisteswissenschaften. In: Archiv für Rassen- und Ges.-Biologie 1 (1904), S. 586-597 Beiträge zu einer Nationalbiologie. Jena 1905

Schallmayer – Scheel Eugenik. Lebenshaltung und Auslese. In: Zs. für Socialwissenschaft 11 (1908), S. 267-277, 336-348, 458-489

263

vom Brocke, Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 284, 438

Generative Ethik. In: Archiv f. Rassenu. Gesellschaftsbiologie 4 (1909), S. 199-231

Weiss, Sheila Faith: Race Hygiene and National Efficiency: The Eugenics of Wilhelm Schallmayer. Berkeley/London: Univ. of Calif. Press 1987.

Sozialistische Entwicklungs- u. Bevölkerungslehre. In: Zeitschrift für Socialwissenschaft N. F., 2 (1911), S. 511-530

Scharlau, Kurt, Kulturgeograph, 1906 Marburg/Lahn, † 1964 Marburg/Lahn

Einführung in die Rassenhygiene. Ein Beitrag zur Therapie der nationalbiologischen Kriegsschäden. In: Ergebnisse d. Hygiene, Bakteriologie, Immunitätsforschung und experimentellen Therapie, hrsg. von W. Weichardt. 2 (1917), S. 433-532 Bevölkerungspolitische Kriegsliteratur. In: Zeitschrift f. Politik 10 (1917), S. 441-468 Vererbung und Auslese. Grundriß der Gesellschaftsbiologie und der Lehre vom Rassendienst, Jena 1918 LITERATUR Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. v. Wolfgang Eckart, Christoph Gradmann, München 1995, S. 317/318 Becker, Peter Emil: Wilhelm Schallmayer – Die Begründung der Rassenhygiene. In: Ders.: Zur Geschichte der Rassenhygiene. Wege ins Dritte Reich. Stuttgart, New York 1988, S. 1-55 (Lit.) Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. W. Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 8, S. 562 Klingemann, Carsten (Hrsg.): Rassenmythos und Sozialwissenschaften in Deutschland, Opladen 1987 Lenz, Fritz: Nachruf auf W. Schallmayer. In: MünchMedWschr. 66 (1919), S. 1294-96

Seit 1938 an der Universität Marburg; Mitglied der Deutschen Akademie für Demographie in Hamburg und der Akademie für Regionalforschung und Landesplanung in Hannover seit 1953. PUBLIKATIONEN (Hrsg.): Der Hessische Raum 1938-45 Bevölkerungswachstum und Nahrungsspielraum: Geschichte, Methoden und Probleme der Tragfähigkeitsuntersuchungen (1953) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 908. Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1966, S. 2105

Scheel, Hans von, Staatswissenschaftler, Statistiker, Wirtschaftswissenschaftler, 1839 Potsdam, † 1901 Berlin Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Halle/S.; 1867/68 Privatdozent der Staatswissenschaften an der Universität Halle; 1868-71 Dozent an der landwirtschaftlichen Akademie Proskau; 1871 o. Prof. der Staatswissenschaften an der Universität Bern; 1877 im Statist. Amt des Deutschen Reiches, dessen Direktor seit 1891, verantwortlich für die Schaffung der Zeitschriften: „Monatliche Nachweise über den Auswärtigen Handel des Zollgebietes“ und „Vierteljah-

264

Scheel – Scheidt

resschriften zur Statistik des Deutschen Reichs“ (beide seit 1892). Er veröffentlichte in der „Statistik des deutschen Reiches“ zahlreiche Arbeiten in Form v. Einleitungen zu Tabellenwerken zur Bevölkerungsstatistik, Kriminalstatistik, Krankenversicherungsstatistik u. a. PUBLIKATIONEN Zur Technik der Volkszählungen. In: Jahrb. f. Nat. Oek., Bd. XII, Jena 1869 Die Theorie der sozialen Frage, Jena 1871 Die Altersklassen der Bevölkerung Deutschlands. In: Jahrbuch f. nat. Oek., Bd. XXXI., Jena 1878 Die Bevölkerung des Deutschen Reiches nach dem Berufe. In: Jahrbuch f. Nat.Oek., N. F., XII. Bd., Jena 1886 Die Berufsstatistik von Oesterreich und Ungarn. In: Jahrbuch f. Nat.-Oek., III. F, IX. Bd., Jena 1892 Die deutsche Volkswirtschaft am Schlusse des 19. Jahrhunderts, Berlin 1900 LITERATUR Biograph. Jb. u. dt. Nekrolog, Bd.VI, 1904 Blenck: Nekrolog. In: Z. d. Kgl. Preuß. Statist. Bureaus, 1903 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 8, S. 581 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1926, Bd. 7, S. 199/200 Kollmann: Hans v. Scheel. In: Jb. Nat. Bd. LXXVIII, 1902 Nekrolog. In: Vierteljahreshefte zur Statistik d. Deutschen Reichs, 1901, H. 4 (enthält u. a. vollständ. Verzeichnis seiner Schriften) Zahn, Friedrich: Nekrolog. In: Allgem. statist. Archiv, Bd. 7 (1907/14), S. 384387 (1. Halbbd.)

Scheidt, Karl Walter, Anthropologe, 1895 Weiler, † 1976 Lindenberg (Allgäu) Studium der Anthropologie und Rassenbiologie; 1923 Habil. an der Universität München; 1924-1933 Kustos und Vorst. der Anthropologischen Abt. des Museums f. Völkerkunde in Hamburg; 1933 o. Prof. für Rassen- und Kulturbiologie in Hamburg und 1933-45 Direktor des Rassenbiologischen Instituts bzw. bis 1965 des Anthropologischen Instituts der Universität in Hamburg, u. a. in der Schriftleitung von „Volk und Rasse“ ab 2 (1927) tätig; seit 1934 Leiter der Rassenkundlichen Erhebung des Dt. Volkes. Er war ein Vertreter der genetischen Richtung der Anthropologie und Fachmann für rassenbiologische Lehrerfortbildung. Scheidt trat bereits in den 20er Jahren für eine Verbindung von Populationsgenetik, Bevölkerungsgeschichte und Genealogie ein. PUBLIKATIONEN Einführung in die naturwissenschaftliche Familienkunde (Familienanthropologie). München 1923 Rassenforschung. Eine Einführung in rassenkundliche Methoden. (1927) Rassenunterschiede des Blutes. (1927) Erbbiologische und bevölkerungsbiologische Aufgaben der Familienforschung. In: Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete 5 (1928), S. 289-315 Volkstumkundliche Forschungen in deutschen Landgemeinden. In: Archiv für Rassen- und Gesellschaftsbiologie 21, H. 2 (1929), S. 129-191 Kulturbiologie. Jena 1930 Rassenbiologie und Kulturpolitik. 3 Bde. Leipzig 1931-33, (2. Aufl. 1934) Bevölkerungsbiologie der Elbinsel Fin-

Scheidt – Scheler kenwerder vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart. Jena 1932 Ein bevölkerungsbiologisches Reichsarchiv. Anregungen und Fragen für Verwaltungsbeamte. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 22 (1932), S. 561-568 Die Lebensgeschichte eines Volkes. Einführung in die rassenbiologische u. kulturbiologische Forschung (Lebensgesetze des Volkstums, H. 1), Hamburg 1934 Kulturbiologie und Rassenpsychologie. In: Archiv für Bevölkerungswissenschaft (Volkskunde) und Bevölkerungspolitik 5 (1935), S. 8-20 Aus dem Rassenbiologischen Institut der Universität Hamburg. In: Archiv für Bevölkerungswissenschaft (Volkskunde) und Bevölkerungspolitik 5 (1935), S. 196-198 Die europäischen Rassen, ihre Zuchträume und ihre Kulturleistungen. In: Zs. f. Rassenkunde 10 (1939), S. 358-366 Dreißig Jahre Anthropologisches Institut der Univ. Hamburg 1924-1954. In: Anthropologisches Institut Hamburg 1954, S. 3-45 Der Mensch-Naturgeschichte seines Verhaltens (1966) LITERATUR Der Griff nach der Bevölkerung, hrsg. v. Heidrun Kaupen-Haas, Nördlingen 1986 Koller, Siegfried: Die Grundformeln der erbbiologischen Bevölkerungstheorie in der Darstellung von Walter Scheidt. In: Archiv für Rassen- und Gesellschaftsbiologie 32 (1938), S. 205-210 Vogl, A.: In memoriam. Walter Scheidt 1895-1976. In: Anthropol. Anz. 37 (1979), S. 59 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 284, 438

265

Weiss, Volkmar; Münchow, Katja: Bestandsverzeichnis der Abt. Deutsche Zentralstelle für Genealogie im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig, Teil IV: Ortsfamilienbücher mit Standort Leipzig, Neustadt/Aisch 1998, S. 84 ff.

Scheler, Max, Philosoph und Soziologe, 1874 München, † 1928 Frankfurt/ Main Studierte Medizin, Philosophie und Psychologie in München und Berlin; 1901 Promotion in Jena, Privatdozent in Jena, 1907 in München; seit 1910 Schriftsteller in Berlin; 1919 o. Prof. für Philosophie an der Universität Köln und Direktor des Instituts für Sozialwissenschaften. Er vertrat die Auffassung, wonach weltanschauliche Momente wesentliche Mitbestimmungsgründe der faktischen Bevölkerungsbewegung nach Quantität u. Qualität sind. PUBLIKATIONEN Versuche zu einer Soziologie des Wissens, Köln 1924 Schriften zur Soziologie und Weltanschauungslehre (1923/24) Gesammelte Werke Bd. 6, 2. Aufl. Bern/ München 1963 Bevölkerungsprobleme als Weltanschauungsfragen. In: Schriften zur Soziologie und Weltanschauungslehre, Bern, München 1963, S. 290-324 Die Stellung des Menschen im Kosmos, 7. Aufl., Bern 1966 LITERATUR Cromm, Jürgen: Bevölkerung – Individuum – Gesellschaft, Opladen 1988, S. 158 ff. Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. von Walther Killy, München/New

Scheler – Schieder

266

Providence/London/Paris 1998, Bd. 8, S. 591/92 Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Stuttgart 1980, Bd. 1, S. 374/75 Philosophenlexikon, 816-819

Berlin

1982,

S.

Gobineau in Frankreich und Deutschland. Ein Rückblick auf ein halbes Jahrhundert. In: Deutschlands Erneuerung 16 (1932), S. 585-93 Die Rassenfragen im Schrifttum der Neuzeit, München 1931 LITERATUR

Schemann, Ludwig, Historiker, Bibliothekar und Schriftsteller, * 1852 Köln, † 1938 Freiburg i. Br. Studium der klass. Philologie in Heidelberg, Berlin u. Bonn; 1876-91 Bibliothekar in Göttingen; gründete 1894 die GOBINEAU-Vereinigung, der er bis 1920 vorstand; übersetzte 1898-1901 Werke des Grafen GOBINEAU, den er in Bayreuth kennenlernte und schrieb 1913-16 ebenfalls dessen Biographie. Er war ein Schüler TREITSCHKES und wandte sich gegen das Eindringen des Judentums, die Verstädterung und die Frauenemanzipation. PUBLIKATIONEN Gobineau, Auguste Comte de: Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen. Übers. von Ludwig Schemann, 4 Bde., Stuttgart 1898-1901. (3. Aufl. 1907, 5. Aufl. 1940) Gobineaus Rassenwerk. Aktenstücke und Betrachtungen zur Geschichte und Kritik des Essai sur l’inegalité des races humaines. Stuttgart 1910 Gobineau. Eine Biographie. 2 Bde. Straßburg 1913, 1916 25 Jahre Gobineau-Vereinigung. Straßburg 1914 Lebensfahrten eines Deutschen. Leipzig 1925 Die Rasse in den Geisteswissenschaften. Studien zur Geschichte des Rassengedankens, 3 Bde., München 1928-31

Appun, Günter: Ludwig Schemann, dem unermüdlichen Vorkämpfer des Deutschtums zum 85. Geburtstage. In: Rasse 4 (1937), S. 391-94 Becker, Peter Emil: Ludwig Schemann. In: Ders: Sozialdarwinismus, Rassismus, Antisemitismus und Völkischer Gedanke. Wege ins Dritte Reich. II. Stuttgart 1990, S. 102-123 (P) Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1998, Bd. 8, S. 599 Friedrich, Fritz: Ludwig Schemanns Lebenswerk. In: Vergangenheit und Gegenwart 28 (1938), S. 315-321 Hahne, F.: L. Schemann z. 16. Oktober 1932. In: Deutschlands Erneuerung 16 (1932), S. 593-96 Nagel-Birlinger, D.: Schemann und Gobineau. Ein Beitrag zur Geschichte von Rasssismus u. Sozialdarwinismus. Med. Diss. Freiburg 1979 Nemitz, Kurt: Antisemitismus in der Wissenschaftspolitik der Weimarer Republik. „Der Fall Ludwig Schemann“. In: Jahrb. d. Inst. f. dt. Gesch. 12 (1983), S. 377-406 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 284, 438

Schieder, Theodor, Historiker, Oettingen (Bayern), † 1984 Köln

1908

Seit 1926 Studium der Geschichte, Germanistik u. Geographie an d. Universität München; 1933 Promotion; seit 1934 in Königsberg tätig; 1937 NSDAP-Mitglied.

Schieder – Schiff Leitete seit 1935 die „Landesstelle für Nachkriegsgeschichte“ im Rahmen der Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft; 1939 Habilitation; 1942 Prof. in Königsberg; nach dem Krieg Prof. an der Universität Köln; leitete die „Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost- und Mitteleuropa“ (5 Bde., 1953-61); 1957 Schriftleitung der „Historischen Zeitschrift“; 1964 Präsident der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. PUBLIKATIONEN Das Deutsche Kaiserreich als Nationalstaat, Köln 1961 Geschichte als Wissenschaft (1965) Hrsg.: Handbuch der Europäischen Geschichte (7 Bde., 1968-82) Staatensystem als Vormacht der Welt 1848-1918, Berlin 1977 LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 8, S. 624/25 Historikerlexikon, hrsg. von Rüdiger vom Bruch und Rainer A. Müller, München 1991, S. 274/75

Schiff, Walter, Österr. Jurist und Statistiker, 1866 Wien, † 1950 Wien Ab 1884 Jurastudium an der Universität Wien (1889 Dr. jur.); seit 1894 Tätigkeit in der Statist. Zentralkommission in Wien, ebenso war er im Handelsministerium tätig und leitete dort das Arbeitsstatist. Amt, das 1919 von der Zentralkommission übernommen wurde. Schiff, der zum Vizepräsidenten der Statistist. Zentralkommission ernannt wurde, leitete die Abteilungen für Wirtschaftsstatistik und Arbeitsstatistik. Als Universi-

267

tätsprofessor vertrat er die Fächer politische Ökonomie und Statistik und war auch Dozent der Hochschule für Bodenkultur im Fachgebiet Verwaltungs- und Rechtslehre sowie Volkswirtschaftslehre. PUBLIKATIONEN Bericht über die Thätigkeit des statistischen Seminars 1896/97. In: Statististische Monatsschrift, N. F., Jg.2, Wien 1897, S. 833 ff. Der sozialpolitische Ausbau der nächsten Volkszählung. In: Zeitschrift für Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung, Bd. 18, Wien und Leipzig 1909, S. 483 ff. Die österreichische Sozialpolitik in den Jahren 1912-1914. In: Zeitschrift für Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung, Bd. 23, Wien 1914, S. 571 ff. Die österreichische Erhebung über Wirtschaftsrechnungen und Lebensverhältnisse in Wiener Arbeiterfamilien, Methode und Ergebnisse. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 10, München, Berlin, Leipzig 1917, S. 509 ff. Die amtliche Statistik und die neuen Erfordernisse der Zeit. In: Statist. Monatsschrift, 3. Folge, Jg. 1, Wien 1919, S. 111 ff. Konfession und Gebürtigkeit der Wiener Bevölkerung. In: Statist. Mitteilungen d. Stadt Wien, Jg. 1925, Monatshefte 2 u 3, S. 64 f. Staatsangehörigkeit und sprachliche Zugehörigkeit der Wiener Bevölkerung. In: Statist. Mitteilungen der Stadt Wien, Jg. 1925, Monatsheft 4, S. 103 ff. Die natürliche Bewegung der Bevölkerung der Bundeshauptstadt Wien in den Jahren 1909-1925. In: Statist. Mitteilungen der Stadt Wien, Jg. 1926, Sonderheft 4 LITERATUR Geschichte und Ergebnisse der zentalen amtlichen Statistik in Österreich 18291979 (1979), S. 67, u. a. S.

268

Schiff – Schimmer

Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 158-161 Statist. Vierteljahresheft, Bd. 3, (1950), Heft 2, S. 97 f.

Schimmer, Gustav Adolf, Österreichischer Statistiker und Demograph, 1828 Wien, † 1902 Wien Sohn eines Schriftstellers (Topographen); Gymnasium, philosophische Studien und Jura-Studium in Wien; seit 1849 tätig im neu organisierten österr. Statist. Büro, bekam von CZOERNIG die Abteilung für Bevölkerung zugewiesen; gehörte dem österr. Spezialkomitee zur Revision der Volkszählungsvorschriften an (1853 Revident); 1864 Hofkonzipist, 1870 Hofsekretär (Abt. für Bevölkerung und Unterricht); 1865 Protokollführer d. Statist. Zentralkommission und seit 1865 Herausgeber der „Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik“. Schimmer veröffentlichte zahlreiche Arbeiten, insbesondere in der Stat. Monatsschrift, über Heiraten, Geburten, Todesfälle, verschiedene örtliche Bevölkerungen, unterschiedliche Krankheiten, Bildungsstatistik, Emigration, Lebendgeborene und Bevölkerungsdichte. PUBLIKATIONEN

Die Bevölkerung von Wien und seiner Umgebung nach dem Berufe und der Beschäftigung, Wien 1874 Bevölkerungs-Statistik von Breslau 1876. In: Statist.Monatsschrift. Jg. 3, Wien 1877, S. 332 ff. Gedanken über die Durchführung der nächsten Volkszählung. In: Statist. Monatsschrift, Jg. IV, Wien 1878 Die Juden in Österreich nach der Zählung vom 31. XII. 1880, Wien 1881 Die engültigen Ergebnisse der Volkszählung vom 31.Dezember 1880 und die einheimische Bevölkerung in Oesterreich. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 7, Wien 1881, S. 563 ff. Die Bevölkerung Oesterreichs nach Alter und Civilstand. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 8, Wien 1882, S. 282 ff. Die Auswanderung aus Oesterreich im Jahre 1885. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 13, Wien 1887, S. 132 ff. Die Ergebnisse der Bevölkerungsbewegung in Nieder-Österreich, Tirol und Vorarlberg im Jahre 1895 nach der Höhenlage der Wohnorte. In: Statist. Monatsschr., Jg. XIII, Wien 1887 LITERATUR Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 29, S. 335-338 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 909

Statistik des Österreichischen-Ungarischen Kaiserstaates, Wien 1872

Lebmann, Rosa; Helczmanovszki, Heimold: Auf dem Gebiete der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher. Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 162-170

Statistik des Judentums in Österreich, Wien 1873

Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, hrsg. von der Österr. Akade-

Bevölkerung und Viehstand der im Reichsrathe vertretenen Länder nach Zählung vom 31. Dezember 1869, 6 Bde. (1871/72)

Schimmer – Schlettwein

269

mie der Wissenschaften, Wien 1994, Bd. 10, S. 140/41

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1926

Schippel, Max, Nationalökonom, Publizist und Politiker, 1859 Chemnitz, † 1928 Dresden

Schleiermacher, Daniel Friedrich, Protestantischer Theologe, 1768 Breslau, † 1834 Berlin

Studium der Volkswirtschaft und Staatswissenschaften in Leipzig, Berlin und Basel; 1886 Mitglied der SPD, Redakteurstätigkeit (1890 bis 1893 am theoretischen Organ der Sozialdemokratie „Die neue Zeit“, 1894/95 „Der Sozialdemokrat“); 1890-1895 Reichstagsabgeordneter; leitete seit 1911 die sozialpolitische Abteilung bei der Generalkommission der Gewerkschaften; übernahm 1919 Führung der sächsischen Landesstelle für Gemeinwirtschaft in Dresden; 1923-1928 Prof. der Staatswissenschaften an der Technischen Universität in Dresden.

Studium der Philosophie, Theologie und alten Sprachen in Halle (1787-89); zunächst Hauslehrer u. Hilfsprediger; 1796 Prediger an der Berliner Charité; 1802 Hofprediger in Stolp; 1804 Prof. d. Theologie u. Universitätsprediger in Halle; 1807 Vortragstätigkeit in Berlin; 1809 Prof. f. Theologie u. Philosophie in Berlin; 1811 Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften; 1814 Sekretär ihrer Philosophischen Klasse; 1815/16 Rektor der Berliner Universität, Mitbegründer dieser Einrichtung; Übersetzer der Schriften PLATONS. Seine Grabstätte befindet sich auf d. ev. Friedhof d. Dreifaltigkeitsgemeinde in Berlin-Kreuzberg.

Schippel vertrat in seinem Buch „Das moderne Elend und die moderne Übervölkerung“ (1888) die Auffassung, daß der Sozialismus in der Lage ist, das Problem der Übervölkerung zu lösen. PUBLIKATIONEN Das moderne Elend und die moderne Übervölkerung. Zur Erkenntis unserer sozialen Entwicklung, Stuttgart 1888

PUBLIKATIONEN Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern (1799) Übersetzungswerk der Platonischen Dialoge, 6 Bände, Berlin 1804-28 Über die Auswanderungsverbote. In: Philos. Abh., S. 25-44 (1816/17)

Grundzüge der Handelspolitik (1902)

Sämtliche Werke, 31 Bde. (1834-1864)

England und wir – Kriegsbetrachtungen eines Sozialisten (1917)

LITERATUR

LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 8, S. 647 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 909 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1924, S. 300

Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 31, Leipzig 1890, S. 422 Kantzenbach, F. W.: F. D. E. Schleiermacher, Reinbek bei Hamburg 1999 (8. Aufl.) Schlesische Lebensbilder, Bd. 1, Breslau 1922, S. 253-63

Schlettwein, Johann August, Ökonom und Verwaltungspraktiker, 1731 Weimar, † 1802 Dahlen (Mecklenburg)

270

Schlettwein – Schlözer

Hauptvertreter des deutschen Physiokratismus, seit 1749 Studium der Rechtsund Kameralwissenschaften an der Universität Jena; 1763-1773 Kammer- und Polizeirat im Dienste des Markgrafen Carl Friedrich von Baden: 1765 Mitglied der Karlsruher ökonom. Gesellschaft; n. physiokratischen Experimenten in Baden ging er 1773 nach Wien; 1776 Prof. für ökonomische Fragen in Basel; 1777-1785 Prof. der Politik-, Kameral- und Finanzwissenschaften an der ökonomischen Fakultät der Universität Gießen. PUBLIKATIONEN Grundfeste der Staaten oder die politische Ökonomie, Gießen, Marburg 1779 Gutachten, ... über die Aufnahme neuer Unterthanen zur Beförderung der Population und Landeskultur. Neues Archiv für die Menschen und Bürger, Bd. 2, (1785) LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 31, Leipzig 1890, S. 467 Braunreuther, K.: Über die Bedeutung der physiokratischen Bewegung in Deutschland in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In: Studien zur Geschichte der politischen Ökonomie und der Soziologie, Berlin 1978 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 7, Jena 1926, S. 230/31 Ökonomenlexikon, hrsg. v. W. Krause; K.-H. Graupner; R. Sieber, Berlin 1989, S. 488/89 C. Schlettwein: J. A. Schlettwein – ein deutscher Physiokrat, 1731-1802. Verzeichnis seiner Schriften, Basel 1981

Studium der Theologie und Orientalistik, später Jurisprudenz, Staatswissenschaften in Wittenberg und Göttingen (1755-59); 1761-65 Stellen als Haus- u. Schullehrer sowie Privatsekretär in Stockholm, Uppsala, Lübeck und St. Petersburg; 1765 ord. Mitgl. der Petersburger Akademie u. Prof. für russische Geschichte; 1769 o. Prof. der Göttinger Philosophischen Fakultät; 1787 Prof. für Politik; 1803 von Zar Alexander I. in den erblichen Adelsstand erhoben. Schlözer hielt u. a. nach dem Tode ACHENWALLS (1772) regelmäßig StatistikVorlesungen. Er arbeitete und hielt Vorlesungen auf den Gebieten der Universalgeschichte, der europäischen Staatengeschichte, insbesondere der russischen, trat vor allem als Geschichtstheoretiker und -didaktiker und aufklärerischer Publizist sowie als Herausgeber historisch-politischer Zeitschriften hervor. Schlözer beschrieb den Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Bevölkerung, indem er u. a. ausführte: „Für Brot und Menschen muß immer gesorgt werden, und zwar von einer guten Regierung. Brot macht immer Menschen, aber nicht umgekehrt.“ (zit. in: Mombert, 1929, S. 153) PUBLIKATIONEN Von der Unschädlichkeit der Pocken in Rußland und von Rußlands Bevölkerung überhaupt, Göttingen, Gotha 1768 Vorstellung d. Universalhistorie, 2 Bde., Göttingen 1772 Briefwechsel meist statistischen Inhalts, (1774/1775) Briefwechsel meist historischen und politischen Inhalts, (1776-1782)

Schlözer, August Ludwig von, Historiker, 1735 Gaggstatt (Kirchberg an der Jagst), † 1809 Göttingen

Staatsanzeigen, (1782/1793) Staatsgelahrtheit, 2 Bde., Göttingen 1793/ 1804

Schlözer – Schmeitzel Neueste Staatsanzeigen, 6 Bde., Hamburg 1797-1800 Theorie der Statistik, Heft 1, Göttingen 1804 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 31, Leipzig 1890, S. 567-600

271

Statistik zu Königsberg 1924-30 Die Bedeutung der amtlichen Statistik für die Öffentlichkeit (1925) Die Bevölkerungsverluste Ostpreußens durch Abwanderung (1926) LITERATUR

Fürst, L.: A. L. v. Sch., ein deutscher Aufklärer im 18. Jh., Heidelberg 1928

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 909

Geschichte der Staatsbeschreibung, Berlin 1994, S. 497 ff.

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1931, S. 2574 und 1935

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 7, Jena 1926, S. 248/49

Meyer, Maximilian, Die deutsche Städtestatistik in ihren Vertretern, Nürnberg 1938, S. 114/115

Historikerlexikon, hrsg. von Rüdiger vom Bruch, Rainer A. Müller, München 1991, S. 277/78 Mombert, Paul: Bevölkerungslehre, Jena 1929 Schlözer, Chr. v.: A. L. v. Sch.s öffentliches und Privatleben, 2 Bde., Leipzig 1828 Warlich, B.: A. L. v. Sch. zwischen Reform und Revolution, Diss. Erlangen 1972

Schmahl, Erich, Statistiker und Politökonom, 1888 Berlin, † n. e. Studium der japanischen Sprache, danach Rechts- und Staatswissenschaften in Berlin und Halle (Promotion 1920); Direktor des Statistischen Amtes in Königsberg (1922-30), Vorlesungen über Wirtschafts- und Sozialstatistik in Königsberg von 1930 bis 1945 Direktor des Statistischen Amtes in Leipzig.

Schmalfuss, Hannes, Ökonom, Pronatalist, 1893, † n. e. PUBLIKATIONEN (Co-Autor): Das Bevölkerungspolitische ABC, München 1940 Vom Glück der Wiege (1943) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 909 Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, Berlin 1943

Schmeitzel, Martin, Historiker und Statistiker, 1679 Kronstadt (Siebenbürgen), † 1747 Halle

PUBLIKATIONEN

Studium der Geschichte und des Staatsrechts in Jena, Wittenberg, Greifswald und Halle; 1714 Privatdozent in Jena; 1721 a. o. Prof. der Philosophie, Geographie und Geschichte; 1731 o. Prof. für Staatsrecht und Geschichte in Halle.

(Hrsg.): Statistik und Wirtschaft, Vierteljahreshefte des Amtes für Wirtschaft und

Schmeitzel leitete die zweite Epoche der deutschen Universitätsstatistik ein, in-

Autor von Werken über die Bevölkerung und Wirtschaft in Ostpreußen.

272

Schmeitzel – Schmidt

dem er 1723/24 erstmals auf einer deutschen Universität ein Collegium politicostatisticum in Jena ankündigte. PUBLIKATIONEN Versuch zu einer Historie der Gelahrtheit, Jena 1728 Einleitung zur Staatswissenschaft überhaupt und zur Kenntnis der vornehmsten Staaten von Europa insonderheit, Halle 1732 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 31, Leipzig 1890, S. 633/34 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 7, Jena 1926, S. 250 Jöcher, Christian Gottlieb: Allgemeines Gelehrtenlexikon, Leipzig 1750, S. 284/ 85

Schmidt, Wilhelm, Theologe und Ethnologe, 1868 Hörde (heute Dortmund), † 1954 Freiburg (Schweiz) Nach der Priesterweihe (1892) Studium der orientalischen Sprachen, Theologie und Philosophie, Ethnologie und Linguistik in Berlin und Wien; Prof. am Missionsseminar bei Wien; gründete 1906 die internationale Zeitschrift für Völker- und Sprachenkunde „Anthropos“, deren Hrsg. er 1906-22 und 193749 war; 1921 Privatdozent für Ethnologie und Sprachen an der Universität Wien; 1924 Direktor des Forschungsinstituts im Vatikan; 1925-38 Prof. in Wien; 1931 Direktor des Anthroposophischen Instituts bei Wien; hielt Vorlesungen in Europa (u. a. Oxford), USA (Berkeley, Chicago) und Asien (Japan, China, Philippinen); 1938 Lehrverbot, Übersiedlung in die Schweiz; seit 1942 Prof. der Ethnologie an der Universität Freiburg (Schweiz); 1946-48 Gastprof. in Wien.

Schmidt war der Gründer der Wiener Schule der Ethnologie. Er nahm in seinen Schriften wiederholt Stellung gegen den nationalsozialistischen Rassengedanken und ist einer der bedeutendsten Vertreter der Kulturkreislehre. PUBLIKATIONEN Der Ursprung der Gottesidee, 12 Bde. (1912-55) Rasse und Volk. Eine Untersuchung zur Bestimmung ihrer Grenzen und zur Erfassung ihrer Beziehungen. München 1927 Handbuch der vergleichenden Religionsgeschichte (1930) Rasse und Volk. Ihre allgemeine Bedeutung, ihre Geltung im deutschen Raum. Salzburg/Leipzig 1935, 251 S. Handbuch der Methode der kulturhistorischen Ethnologie. Münster 1937 Das Eigentum auf den älteren Stufen der Menschheit (2 Bde., 1937-40) Rassen und Völker in Vorgeschichte und Geschichte des Abendlandes. 3 Bde. Luzern 1946-49 LITERATUR Bornemann, Fritz: Verzeichnis der Schriften von Pater Wilhelm Schmidt S.V.D. (1869-1954). In: Anthropos 49 (1954) Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 9, S. 20/21 Henninger Joseph: P. Wilhelm Schmidt S.V.D. 1868-1954. Eine biographische Skizze. Freiburg (Schweiz) 1956 Koppers, Wilhelm: Professor Pater Wilhelm Schmidt +. In: Mitt. d. Anthropologischen Ges. Wien 83 (1954), S. 87-96 Schebesta, Paul: Pater Wilhelm Schmidt: 1868-1954. In: Man 54 (1954), S. 89 f.

Schmidt – Schmoller vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 284, 438

Schmoller, Gustav von, Nationalökonom und Historiker, 1838 Heilbronn, † 1917 Bad Harzburg Studierte in Tübingen Kameralwissenschaften, 1861 Promotion; 1864 o. Prof. für Staatswissensch. in Halle; 1872 Prof. in Straßburg; gab ab 1881 das „Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich“ (Schmollers Jahrbuch) heraus; 18821913 Prof. f. Nationalök. in Berlin; 1884 Mitglied des Preußischen Staatsrates; seit 1887 OM der deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin und Historiograph für brandenburgische Geschichte; 1897/98 Rektor der Berliner Universität; seit 1899 Vertreter der Universität im Preußischen Herrenhaus; 1890-1917 VorVorsitzender des 1872 gegründeten Vereins für Socialpolitik. Schmoller begründete gemeinsam mit A. WAGNER und L. BRENTANO die „Jüngere Historische Schule der Nationalökonomie“ der sogenannten Kathedersozialisten. In seinem „Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre“ (2 Bde. 1900/1904) wird der damalige Stand der Bevölkerungswissenschaft bilanziert und das Eindringen sozialhygienischer und rassenhygienischer Auffassungen in die Staats- und Sozialwissenschaften dokumentiert. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Friedhof der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Gemeinde in Berlin-Charlottenburg. PUBLIKATIONEN Zur Geschichte d. nationalökon. Ansichten in Deutschland während der Reformationsperiode. In: Z. f. d. ges. Staatswissensch., Bd. XVI, Tübingen 1860

273

Resultate der Bevölkerungs- und Moralstatistik. In: Sammlung gemeinverständlicher wiss. Vorträge, hrsg. von Rudolf Virchow und Franz von Holtzendorff. 1871 Die preußische Kolonisation des 17. u. 18. Jh. In: Zur inneren Kolonisation in Deutschland (Schriften des Vereins f. Sozialpolitik, Bd. XXXII.) Leipzig 1886 Studien über die wirtschaftliche Politik Friedrich des Großen und Preußens überhaupt von 1680 bis 1786, Artikel XI. In: Jahrbuch f. Ges. u. Verw., Jg. XI, Leipzig 1887 Die statistische Methode und die Enqueten. In: Die Volkswirtschaft, die Volkswirtschaftslehre und ihre Methode, Leipzig 1893 Die Rassen und die Völker. – Die Bevölkerung, ihre natürliche Gliederung und Bewegung (Die Bevölkerungslehre). In: Ders.: Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre. 2 Teile. Leipzig 1900, 1904. (2. Aufl. 1919) Die wirtschaftliche und allgemeine Entwicklung der Menschheit und der einzelnen Völker. Aufsteigen, Blüte und Verfall derselben. Ebd. 2. Teil, 1904, S. 652678; 2. Aufl. 1919, 2. Teil, S. 746-775 LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1998, Bd. 9, S. 39/40 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 911 Handwörterbuch der Sozialwissenschaften 9 (1956), S. 135-137 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1926, 4. Aufl., Bd. 6, S. 251253 Hintze, Otto: Gedächtnisrede auf Gustav v. Schmoller. In: Abh. Akad. d. Wiss. Berlin. 1918, 16 S.

274

Schmoller – Schnabel

Hintze, Otto: Gustav Schmoller. Ein Gedenkblatt. In: Forschungen f. Brandenburgische und Preußische Geschichte 31 (1919), S. 375-399

Die materiellen Anforderungen der Familie für die heranwachsende Generation, In: Jb. f. Sozialwissensch., Bd. 30, H. 3 (1979)

Internat. Encyclopedia of the Social Sciences 14, 1968, S. 60-63

LITERATUR:

2.

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 911

Ökonomenlexikon, hrsg. von Werner Krause, Karl-Heinz Graupner, Rolf Sieber, Berlin 1989, S. 493-96

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1983, S. 3746

Internationales Soziologenlexikon, Aufl., Stuttgart 1980, Bd. 1, S. 378

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 284/85, 438/39 vom Bruch, Rüdiger: Gustav Schmoller In: Berlinische Lebensbilder, Bd. 3, Berlin 1987, S.175-193

Schmucker, Helga, Wirtschaftswissenschaftlerin, Statistikerin, 1901 Gut Semershof (Livland), † 1990 München Tätig an den Universitäten München (1957-63) und Gießen (1964-69) und im wiss. Beirat des Bundesministeriums für Familien und Jugendfragen. Sie beschäftigte sich mit Themen zum Familieneinkommen, zur Konsumtion u. Bevölkerungsstruktur. PUBLIKATIONEN Der Lebenszyklus in Erwerbstätigkeit, Einkommensbildung und Einkommensverwendung. In: Allgemeines Statistisches Archiv 40 (1956) Einfluß der Kinderzahl auf das Lebensniveau. In: Allg. Statist. Archiv 43 (1959) Das Kind als Kostenfaktor. In: Ferdinand Oeter (Hrsg.): Familie und Gesellschaft (1966) Co-Autor: Die ökonomische Lage der Familie in der Bundesrepublik Deutschland, Stuttgart 1961

Schweitzer, R. v.: Leitbilder f. Familie und Familienpolitik. Festgabe für Helga Schmucker, Berlin 1981

Schnabel, Franz, Historiker, Mannheim, † 1966 München

1887

Promotion bei H. Onken; 1911-1922 Gymnasiallehrer; 1920 Habilitation; 1922 Historischer Lehrstuhl an der TH Karlsruhe; 1924-1927 Leiter des badischen Generallandarchivs; 1936 Untersagung der akademischen Lehrtätigkeit aus politischen Gründen; 1947 Landesdirektor des nordbadischen Kultus-und Unterrichtswesens, ab 1962 Lehrtätigkeit an der Universität München, Schnabel wurde 1947 KM der Berliner Akademie und war 1951-1959 Präsident der Historischen Kommission bei der Bayrischen Akademie d. Wissenschaften, Seine wegweisende Darstellung der deutschen Geschichte im 19. Jahrhundert bezieht innovativ die Entwicklung von Naturwissenschaften, Technik u. Religionsgeschichte ein. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Hauptfriedhof in Mannheim. PUBLIKATIONEN Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert, 4 Bde. (1929-1937) Deutschlands geschichtliche Quellen und Darstellungen der Neuzeit (1931)

Schnabel – Schnapper-Arndt Der Buchhandel und der geistige Aufstieg der abendländischen Völker (1951 LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, Bd. 9, München 1998, S. 42/43 Deutsche Historiker, Bd. 9, Göttingen 1982, S. 81-101 Franz Schnabel – Zu Leben und Werk (1887-1966), hrsg. von der Historischen Kommission der Bayrischen Akademie der Wissenschaften, München 1988 Historikerlexikon, hrsg. v. Rüdiger vom Bruch u. Rainer A. Müller, München 1991, S. 280-82

Schnabel, Georg Norbert, Statistiker, 1791 Weseritz (Böhmen), † 1857 Prag

275

General-Statistik d. europ. Staaten mit vorzügl. Berücksichtigung des Kaiserthums Oesterreich. Nebst zwey großen Übersichts-Karten (Religion, Bevölkerung), 2 Theile, Prag 1829 (3. Aufl. Wien 1841) Tafeln zur Statistik von Böhmen, Prag 1848 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 32, (1891), S. 73 ff. Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 171/172

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Pilsen folgten philosophische und juristische Studien an den Universitäten in Prag und Wien (1816 Dr. jur.) Von 1817 bis 1835 o. Professor der österreichischen und europäischen Statistik an der Universität Wien, dann Ernennung zum Professor für Natur-, Staats- und Völkerrecht sowie Kriminalrecht. 1850 u. 1855 Dekan der juristischen Fakultät sowie 1853 Rektor der Universität Prag.

Schnapper-Arndt, Gottlieb, Nationalökonom und Statistiker, 1846 Frankfurt/Main, † 1904 Halberstadt

PUBLIKATIONEN

Er entwickelte Interesse bezüglich der Methoden der Sozialforschung und der Historiographie. Besonders widmete er sich der Privatwirtschaftsstatistik.

Die europäische Staatenwelt, 2 Theile, Prag 1819 Geographisch-statistisches Tableau der europäischen Staaten, Prag 1826 Statistische Darstellung von Böhmen, Prag 1826 Über Raum- und Bevölkerungs- Verhältnisse der österr. Länder, Prag 1826 Geographisch-statistisches Tableau der Staaten und Länder aller Welttheile, Prag 1827

1877 Volontär im preußischen Statist. Bureau in Berlin, danach Studien in Straßburg, Tübingen u. Wien (1882 Promotion); nach längeren Reisen ab 1897 in Frankfurt/M.; 1901 Dozent für Statistik an der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften in Frankfurt/M.

PUBLIKATIONEN Fünf Dorfgemeinden auf dem Hohen Taunus (1883) Zur Methodologie sozialer Enqueten (1888) Zur Theorie und Geschichte der Privatwirtschaftsstatistik (1903) Sozialstatistik: Vorlesungen über Bevöl-

276

Schnapper-Arndt – Schöpflin

kerungslehre, Wirtschafts- und Moralstatistik (Leipzig 1908, 1912) Studien zur Geschichte der Lebenshaltung in Frankfurt a.M. während des 17. und 18. Jahrhunderts. Aus dem Nachlaß herausgegeben und bearbeitet von Karl Bräuer, 2 Bde., Frankfurt/M. 1915

LITERATUR Biographisches Lexikon verstorbener Schweizer, VII. Bd., Basel 1975, S. 131 (Porträt) Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 913

LITERATUR Brentano, Lujo: Dr. Gottlieb SchnapperArndt. In: Süddeutsche Monatshefte, Jg. 3, 1906, Bd. II Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 9, S. 45 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 911/12 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1926, Bd. 7, S. 253/54 Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, (1904)

Schnyder, Werner, Schweizer Archivar, 1899 Zürich, † 1974 Sursee

Schöpflin, Johann Daniel, 1694 Sulzburg (Baden-Durlach), † 1771 Straßburg Seit 1720 Prof. der Geschichte und Rhetorik an der Universität Straßburg; Studien in Basel und Straßburg sowie ausgedehnte Forschungsreisen durch mehrere europäische Länder (1726-28); baute in den 50er Jahren in privater Initiative eine Schule für künftige Diplomaten auf: hatte 1763 entscheidenden Anteil an der Gründung einer kurpfälzischen Akademie in Mannheim, die sich u. a. der Förderung der Landesgeschichte widmete. Schöpflin stützte sich in seinen historiographischen Arbeiten vor allem auf eine „mathematisch-demonstrative“ Methode (quellenmäßig-analytische Darstellung).

Studium der Geschichte an der Universität Zürich; tätig im Staatsarchiv (wiss. Assistent von 1937-64) und der Zentralbibliothek des Kantons Zürich. Er ist Autor von Werken zu Züricher Familien, zur Wirtschaftsgeschichte und zum Handel u. a.

Sein Lebenswerk gründet sich auf die Sammlung und kritische Sichtung der archäologischen, archivalischen und literarischen Quellen zur elsässischen Geschichte.

PUBLIKATIONEN

Alsatia illustrata, Colmar 1751/61

Die Bevölkerung der Stadt und Landschaft Zürich vom 14. bis 17. Jh.: Eine methodologische Studie, Zürich 1925 (Diss.)

Alsatio diplomatica, Mannheim 1772/75

Geschichte der Familie Rahn von Zürich (1951) Handel und Verkehr über die Bündner Pässe vom Mittelalter (1973)

PUBLIKATIONEN

LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 32, Leipzig 1891, S. 359 P. Fuchs: Palatinus illustratus, Mannheim 1963 Historikerlexikon, hrsg. v. Rüdiger vom

Schöpflin – Schröder Bruch; Rainer A. Müller, München 1991, S. 282

Schott, Sigmund, Statistiker, Leipzig, † 1953 Heidelberg

277

Genealogie im Sächs. Staatsarchiv Leipzig, T. IV: Ortsfamilienbücher mit Standort Leipzig, Neustadt/Aisch 1998, S. 81

1868

Studierte in München und Leipzig; 1890 Dr. phil.; 1890-92 Assistent am Statistischen Amt der Stadt Leipzig; 1892-97 Regierungsassessor im Oldenburgischen Statististischen Büro; Direktor des Statististischen Amtes in Mannheim (18971934) und seit 1907 Prof. in Heidelberg sowie Studiendirektor an der Handelshochschule in Mannheim (1908-1933), hielt dort Vorlesungen über Bevölkerungsstatistik, Theorie und Geschichte der Statistik; seit 1905 Mitglied des Internationalen Statistischen Instituts.

Schröder, Wilhelm, Freiherr von, Österreichischer Kameralist, 1640 Königsberg (bei Coburg), † 1688 Eperies (Ungarn) 1659 Studium der Rechte in Jena; wurde Mitglied der Royal Society in London und war zusammen mit PETTY in der Kommission für Handelswissenschaft tätig; kehrte 1663 nach Deutschland zurück; hielt sich danach wiederholt in London auf; übernahm 1674 als Nachfolger von BECHER die Leitung des Manufakturhauses in Wien.

Statistik (1913, 3. Aufl. 1923)

Schröder orientierte auf eine Förderung des Manufaktursystems und entwickelte neue Grundlinien der Finanz- und Wirtschaftspolitik. Er bekämpfte das Zunftmonopol auch aus bevölkerungspolitischen Gründen: „... dieweil die meisten Handwerker, ihren närrischen Handwerksbräuchen nach, keine verheyrathete Gesellen fördern; also wird die multiplication der Menschen im Lande, ..., gehindert, da hergegen XX Familien mehr zur defension des Landes so viel Kinder zeugen, welche mit so viel Händen heut oder morgen dem gemeinen Wesen zustatten kommen können ...“ (zit. in: Jolles, 1886, S. 212)

LITERATUR

PUBLIKATIONEN

Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1998, Bd. 9, S. 122

Fürstliche Schatz- und Rentkammer, Leipzig 1686 (8. Aufl. 1752)

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 914/15

LITERATUR

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, (1931 und 1935)

Blaich, Fritz: Die Epoche des Merkantilismus, Wiesbaden 1973, S. 67-69

Weiss, Volkmar; Münchow, Katja: Bestandsverzeichnis d. Abt. Dt. Zentralst. f.

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 7, Jena 1926, S. 255-57

PUBLIKATIONEN Das Wachstum der Großstädte seit 1871. Im Statist. Jahrbuch deutscher Städte, Jahrgang 1903, 1904 Die Citybildung in den deutschen Großstädten seit 1871, ebd., Jg. 1907 Die großstädtischen Agglomerationen des Deutschen Reiches 1871-1910, Breslau 1912 Das Stichprobenverfahren in der Städtestatistik, Mannheim 1917 (Beiträge zur Statistik der Stadt Mannheim 34)

Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 32, Leipzig 1891, S. 530

278

Schröder – Schubnell

Jolles, Oskar: Die Ansichten der deutschen nationalökonomischen Schriftsteller des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts über Bevölkerungswesen, in Jahrbuch f. Nationalökonomie, N. F., XIII. Bd., 47, Jena 1886 , S. 212 Ökonomenlexikon, hrsg. von Werner Krause, Karl-Heinz Graupner, Rolf Sieber, Berlin 1989, S. 499/500 Zielenziger, Kurt: Die alten deutschen Kameralisten, Jena 1914

Schubnell, Hermann, Nationalökonom, Demograph und Statistiker, 1910 Freiburg i. Br., † 1996 1933-37 Studium der Nationalökonomie an d. Uni Freiburg; 1941 Promotion üb. Kinderreichtum bei Bauern und Arbeitern; 1942-45 Studium der Soziologie, Psychologie u. Philosophie; 1946 Leiter der Abt. Bevölkerung und Kultur am Statist. Landesamt Baden; 1951-63 Lehrauftrag für Bevölkerungslehre und -statistik an der Uni Freiburg; seit 1956 am Statist. Bundesamt in Wiesbaden (196375 Leiter d. Abteilung Bevölkerungsstatistik) u. a. beteiligt an der Durchführung der Volkszählungen 1961 und 1970; Prof. f. Bevölkerungswissenschaft an der Uni Mainz (1975) u. der Uni Gießen (1981); Gründungsmitglied d. Dt. Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft u. d. Deutschen Akademie f. Bevölkerungswissenschaft (1952/53); 1954 Mitgl. der IUSSP und 1963 des Internationalen Statist. Instituts; 1985-89 Vertreter der Bundesrepulik Deutschland in der Bevölkerungskommission der UN in New York. Er veröffentlichte mehr als 100 Artikel und Bücher zu Bevölkerungsfragen. PUBLIKATIONEN (mit R. VON UNGERN-STERNBERG): Grundriss der Bevölkerungswissenschaft, Stuttgart 1950

Bevölkerungsprobleme in neuer Sicht. In: Allgemeines Statist. Achiv, Bd. 36 (1952), S. 82-86 Der Beitrag der Bevölkerungsstatistik zur Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Bevölkerung und Wirtschaft. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 39 (1955), S. 281-304 Die Entwicklung der Demographie in Deutschland, ihr gegenwärtiger Stand und ihre Aufgaben. In: Studium Generale (1959) S. 255-273 Aufgaben und Probleme der Demographie. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 44 (1960), S. 165-173 Die Bevölkerungsprobleme in Afrika. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 47 (1963), S. 70-78 Der Trend der Bevölkerungsentwicklung in Deutschland, Hamburg 1964 Erste europäische Bevölkerungskonferenz. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 51 (1967), S. 139-151 Die Aufgaben der Bevölkerungsstatistik bei der Beobachtung gesellschaftlicher Prozesse. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 51 (1967), S. 227-243 Probleme der Weltbevölkerung. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 52 (1968), S. 27-43 Internationale Bevölkerungskonf. 1969 in London. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 54 (1970), S. 216-225 Asiatische Bevölkerungsprobleme. Bericht über die Zweite Asiatische Bevölkerungskonferenz. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 57 (1973), S. 219-227 Der Geburtenrückgang in der Bundesrepublik Deutschland, Bonn-Bad Godesberg 1973. Weltbevölkerungskonferenz vom 19. bis 30. August 1974 in Bukarest. In: Allge-

Schubnell – Schwabe

279

meines Statist. Archiv, Bd. 58 (1974), S. 314-318.

Schwabe, Hermann, Jurist, Statistiker, 1830 Buttstädt, † 1874 Berlin

Gesetzgebung und Fruchtbarkeit, Wiesbaden 1975

Juristische und staatswissenschaftliche Ausbildung; zunächst als Geometer tätig; kam 1858 an des Kgl. Statistische Bureau zu Berlin, zunächst als Bibliothkar beschäftigt, erarbeitete er einen Plan über eine Statistik von Berlin; 1865 Leiter des Berliner Statistischen Bureaus; veröffentlichte 1867 das erste Statistische Jahrbuch des Bureaus.

Hrsg.: Alte und Neue Themen der Bevölkerungswissenschaft: Festschrift f. Hans Harmsen (1981) Der demographische und sozial-ökonomische Strukturwandel in der Volksrepublik China. In: Hauswirtschaft und Wissenschaft, H. 5, Jg. 30, (1982) S. 240250 LITERATUR Beiträge aus der Bevölkerungswissenschaftlichen Forschung. Festschrift Hermann Schubnell, hrsg. v. Sabine Rupp, Karl Schwarz. Boppard 1983 (Schriftenreihe des Bundesinstituts f. Bevölkerungsforschung, Bd. 11) Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 915 Festgabe f. Hermann Schubnell (zum 80. Geburtstag). Boppard/Rhein 1990 (Zeitschrift f. Bevölkerungswissenschaft 16 (1990), H. 3/4 Höhn, Charlotte: Zum 80. Geburtstag von Hermann Schubnell. In: Allg. Statist. Archiv 74 (1990), S. 386-388

Schwabe erkannte 1868 die Gesetzmäßigkeit im Verhältnis der Mietausgaben zum Einkommen (Schwabesches Gesetz). Er wirkte 1867 und 1871 an den Volkszählungen mit. PUBLIKATIONEN Über die Quellen für das Wachsthum der großen Städte im preußischen Staate. In: Berliner Stadt- und Gemeinde-Kalender und Städtisches Jahrbuch, Berlin 1867 Das Verhältnis von Miethe und Einkommen in Berlin. In: Berliner Stadt- und Gemeinde-Kalender u. Städtisches Jahrbuch, Berlin 1868, S. 264 ff. Betrachtungen über die Volksseele von Berlin. In: Städtisches Jahrbuch für Volkswirtschaft u. Statistik, Berlin 1870 Über Inhalt und Methode einer Berliner Schulstatistik, 4. Jg. 1871

Höhn, Charlotte: Laudatio für Hermann Schubnell anläßlich seines 80. Geburtstages. In: Zs. f. Bevölkerungswissenschaft 16 (1990), S. 315-318; 319-326 (Verz. wiss. Veröff. in d. Jahren 1941-1990)

Die Zu- und Wegzüge, (Stat. Jahrbuch 1872)

Höhn, Charlotte: Hermann Schubnell (1910-1996). In: Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft 21 (1996), S. 219-220

Volkszählungsbericht v. 1867 und 1871

Szameitat, Klaus: H. Schubnell 70 Jahre. In: Allg. Stat. Archiv 64 (1980), S. 329-333 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, u. a., S. 439

Eine Abhandlung über das Nomadentum der Berliner Bevölkerung, (1874)

LITERATUR Böckh, Richard: Nachruf auf Hermann Schwabe. In: Berliner Städtisches Jahrbuch für Volkswirtschaft und Statistik, 2. Jhg., 1875, S. IX ff. Elsner, Eckart: Dr. Hermann Schwabe – Zum 100. Todestag des ersten Direktors

280

Schwabe – Schweickhardt von Sickingen

des Statistischen Bureaus der Stadt Berlin. In: Berliner Statistik 1974, H. 9

lungsforschung. Archäologie-GeschichteGeographie 7 (1989), S. 217-232

Meyer, Maximilian: Die deutsche Städtestatistik in ihren Vertretern, Nürnberg 1938, S. 60/61

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1983, S. 3903

100 Jahre Berliner Statistik, Festschrift zum hundertjährigen Bestehen des Berliner Statist. Amtes, Berlin 1962 (Porträt)

Schwarz, Gabriele, Geographin, 1914 Charlottenbrunn (Schlesien), † 1988 Freiburg i. Br. Promotion 1940 in Breslau; Habilitation und Ernennung zur Privatdozentin an der TH Hannover 1949; seit 1956 an der Uni Freiburg/Br., 1967 Prof. f. Geographie, 1977 Pensionierung PUBLIKATIONEN Die Entwicklung der geographischen Wissenschaft seit dem 18. Jh. (1948) Regionale Stadttypen im niedersächsischen Raum zwischen Weser und Elbe (1952) Dichtezentren der Menschheit (1953) Allgemeine Siedlungsgeographie (1959, 3. Ausg. 1966, 4. Aufl. in 2 Bänden 1989) Co-Autor: Die ländlichen Siedlungsformen in Mitteleuropa (2. Aufl. 1969) LITERATUR

Schweickhardt von Sickingen, Franz Xaver Joseph, Geograph, Schriftsteller, 1794 Wien, † 1858 Reindorf (Wien) Nach Absolvierung des Obergymnasiums war er zunächst Zögling der Akademie der bildenden Künste im Fach Architektur, studierte nebenbei Mathematik und betrieb philosophische Studien. Danach war er kurze Zeit im Armeedienst tätig (bis 1818) und unternahm anschließend ausgedehnte Reisen (Österreich Deutschland, Rußland). Er befaßte sich mit Geographie und österreichischer Geschichte und gilt als einer der bedeutendsten Topographen Niederösterreichs. PUBLIKATIONEN Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens, …, 34 Bde., Wien 1831-41 Darstellung der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien, 3 Abth., Wien 1832 (Abth. 3. u. a. Zahl der Häuser und Einwohner) Österreichisches Museum, enthalten die geschichtliche und topographisch-pitoreske Darstellung aller k. k. österreichischen Staaten, Wien 1833-1839

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 917

Das Herzogthum Salzburg, historisch-topographisch-statistisch bearbeitet. In: Österreichisches Museum, Abth. 2, Wien 1839

Kreisel, W., W. D. Sick, J. Stadelbauer (Hrsg.): Siedlungsgeographische Studien. Festschrift für Gabriele Schwarz, Berlin, New York 1979

Schilderungen des Merkwürdigen aus allen Theilen des Erdballs, 6 Bde., Wien o. J. (auch Anzahl der Häuser u. Bewohner)

Kreisel, W.: Gabriele Schwarz (19141988). Ihre Bedeutung für die genetische Siedlungsgeogr. Mitteleuropas. In: Sied-

LITERATUR Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Theil 31 (1876), S. 348 ff.

Schweickhardt von Sickingen – Seckendorff Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 173/174 Schwidetzky-Roesing, Ilse, Sozialanthropologin und Bevölkerungsbiologin, 1907 Lissa (Posen), † 1997 Mainz Studium der Biologie, Physik, Mathematik, Geographie u. Geschichte in Leipzig u. Breslau; Assistentin von EICKSTEDT am Anthropologischen Institut der Uni Breslau; 1937 Habilitation; 1939 Dozentin; 1941-44 Schriftleiterin u. Mitherausgeberin der „Zeitschrift für Rassenkunde“ (seit 1949 „Homo“, Zeitschrift f. die ges. Forschung am Menschen); 1945/46 Dozentin am Anthropolog. Institut d. Uni Leipzig; 1949 Prof. in Mainz; 1960 Dir. des Anthropologischen Instituts; 1961-78 o. Prof. für Anthropologie (als Nachfolgerin von EICKSTEDT) in Mainz. Zahlreiche Veröffentlichungen: zur Rassenkunde und Bevölkerungsbiologie. PUBLIKATIONEN Eine neue Rassenwandkarte der Welt. In: Zeitschrift für Rassenkunde, 8 (1938)

281

LITERATUR Bevölkerungsbiologie. Beiträge z. Struktur und Dynamik menschlicher Populationen. Widmungsband zum 65. Geburtstag Ilse Schwidetzkys, hrsg. von Wolfram Bernhard u. A. Kandler. Stuttgart 1973 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 919 Internationales Soziologenlexikon, Stuttgart 1984, 2. Aufl., Bd. II, S. 771 Mühlmann, Wilhelm E.: Ilse Schwidetzky zum 65. Geburtstag. In: Homo 23 (1972), S. 288/299; 300-305 (Bibliographie) vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, u. a. S. 439/40 Walter, Hubert: Ilse Schwidetzky zum 65. Geburtstag. In: Anthrop. Anz. 34 (1973), S. 86/87 Wer ist wer? Das deutsche Who’s Who, Berlin 1996/97, S. 1344

Seckendorff, Veit Ludwig von, Kameralist, 1626 Herzogenaurach, † 1692 Halle

Grundlage der Rassensystematik (1974)

1642-1646 Studium der Rechte, Geschichte, Philosophie in Straßburg; trat in den Dienst Herzog Ernst des Frommen von Sachsen-Gotha-Altenburg; war Custos der herzoglichen Bibliothek zu Gotha; 1651 Hof- und Justitienrat, 1656 Geheimer Hofund Kammerrat sowie Hofrichter in Jena; 1664 Kanzler und Geheimrat im Dienste des Herzogs Moritz von Sachsen-Zeitz, lebte seit 1681 auf Gut Meuselwitz bei Altenburg; 1691 Berufung nach Berlin und im gleichen Jahr Gründungskanzler der neu zu begründenden Universität Halle.

Demographie in anthropologischen und humangenetischen Zeitschriften. In: Homo, 31 (1980)

Er formulierte in seinem „Fürstenstaat“ die Maxime der kameralistischen Politik: „Endlich das Auffnehmen und die Wohl-

Der Männerwall der Städte. In: Homo, 2 (1950), 168-187 Grundzüge der Völkerbiologie (1950) Das Problem des Völkertodes: Eine Studie zur historischen Bevölkerungsbiologie (1954) Hauptprobleme der Anthropologie. Bevölkerungsbiologie und Evolution des Menschen, Freiburg/Br. 1971,

282

Seckendorff – Sedlaczek

fahrt, gründen sich zwar für nemlich in denen zwey vorhergehenden den Gaben Gottes (Friede und Gerechtigkeit – d. A.), erweisen sich aber auch absonderlich in guter Nahrung und Vermehrung der Leute, und ihres Vermögens, Handels und Wandels.“ (Seckendorff, Ebda, 1670, S. 193-194). Als Maßnahmen einer praktischen Bevölkerungspolitik, die auf die Vermehrung der Bevölkerung ausgerichtet ist, sieht er die Erhaltung und Förderung des Ehestandes, Sorge für Hebammen, Versorgung der Waisen, Anstellung von Ärzten und Maßnahmen der öffentlichen Hygiene sowie Sicherung einer ausreichenden Ernährung aller Einwohner. PUBLIKATIONEN Teutscher Fürstenstaat, Hanau 1654 (4. Aufl. 1670, 5. Aufl. 1678) Additiones oder Zugaben und Erleuterungen zum Teutschen Fürsten-Staat, Frankfurt, Gotha 1665 Christenstaat, Leipzig 1685 Teutsche Reden, Leipzig 1686 Commentarius historicus et apologeticus de lutheranismo, sive de Reformatione religionis ductu D. Martini Lutheri ... Frankfurt u. Leipzig 1688 (dt. Übersetzung: Herrn V. Ludwigs von Seckendorf ausführliche Historie des Lutherthums ... (durch E. Frick). Leipzig 1714 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 33, Leipzig 1891, S. 519 Banholzer, Hildegard: Veit Ludwig von Seckendorff als Kameralist (Diss.), Innsbruck 1964 Blaich, Fritz: Die Epoche des Merkantilismus, Wiesbaden 1973, S. 64/65 Focke, W.: Die Lehrmeinungen der Ka-

meralisten über den Handel 1650-1750, Erlangen 1928 Geschichte der Staatsbeschreibung, Berlin 1994, S .295 ff. Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. VII., Jena 1926, S. 298-300 Jöcher, Christian Gottlieb: Allgemeines Gelehrtenlexikon, Leipzig 1750, S. 464/ 65 Juristen – Ein biographisches Lexikon, Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. v. M. Stolleis, München 2001, S. 573/574 Michel, Harald: Der Bevölkerungsgedanke im Zeitalter des Merkantilismus, IFADEdition, Berlin 1994, S. 6/7 Nasemann, O.: Veit Ludwig von Seckendorf. In: Preußische Jahrbücher, Bd. 12, Berlin 1863, S. 257 Nielsen, A.: Die Entstehung der deutschen Kameralwissenschaft im 17. Jh., Jena 1911 Ökonomenlexikon, hrsg. v. W. Krause; K.-H. Graupner; R. Sieber, Berlin 1989, S. 508-10 Roscher, Wilhelm: Zwei sächsische Staatswirte im 16. u. 17. Jh.: M. von Ossa und Veit L. von Seckendorf. In: Archiv für sächs. Geschichte, Bd. 1, Leipzig 1863 Thiele: Zur Charakteristik des teutschen Fürstenstaates von V. L. v. Seckendorff, Duisburg 1853 Zielenziger, Kurt: Die alten deutschen Kameralisten, Jena 1914

Sedlaczek, Stephan, Jurist, Statistiker, 1844 Wien, † 1922 Wien Dr. jur., wurde 1888 korrespondierendes Mitglied der Statistischen Zentralkommission in Wien und Vorstand des statistischen Departements des Wiener Magi-

Sedlaczek – Seibt strats. Ebenso war er Mitarbeiter des „Statist. Jahrbuches“ der Stadt Wien (1883ff.) und des „Oesterreichischen Städtebuches“ (1887 ff.). PUBLIKATIONEN Die Selbstmorde in Wien in den Jahren 1854-1878. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 5, Wien 1879, S. 393 ff., 441 ff. Die k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien. Ergebnisse der Volkszählung vom 31. December 1880, Teil 2: Demographische Ergebnisse, Wien 1885 (Mitteilungen des statistischen Departements des Wiener Magistrats). Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien für das Jahr 1883 ff., Wien 1885 (Mitteilungen des Statistischen Departements des Wiener Magistrats) Wien. Statistischer Bericht über die wichtigsten demographischen Verhältnisse. In: Oesterreichisches Städtebuch, Wien 1887 ff. Die definitiven Ergebnisse der Volkszählung vom 31. December 1890 in der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien. In: Statist. Monatsschrift, Jg. 17, Wien 1891, S. 271 ff. LITERATUR Denkschrift der k. k. Statistischen Zentralkommission zur Feier ihres fünfzigjährigen Bestandes (1913), S. 184,217 Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 175/176

Seeck, Otto, Althistoriker, † 1921 Münster

1850 Riga,

Studierte zunächst Chemie in Dorpat;

283

wechselte dann zur Geschichte u. wurde 1872 bei THEODOR MOMMSEN in Berlin promoviert; nach Studienreisen durch Italien, Frankreich u. Griechenland Habilitation 1877 in Berlin; 1881 Prof. in Greifswald; 1907 Lehrstuhl für Alte Geschichte in Münster. Er war bahnbrechender Forscher auf dem Gebiet der Spätantike. Seine „Geschichte des Untergangs der antiken Welt“ war positivistisch-darwinistisch ausgerichtet. PUBLIKATIONEN Die Statistik in der alten Geschichte. In: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, III. Folge, 13. Bd., Jena 1897 Geschichte des Untergangs der antiken Welt. 6 Bde. Stuttgart 1895-1920, 2.-4. Aufl. 1921-23. (Nachdruck 1966) LITERATUR Arndt, Heinz: Die biologischen Anschauungen des Historikers Otto Seeck in seinem Werk „Geschichte des Untergangs der antiken Welt“, Uni.-Diss., Berlin 1945 Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1998, Bd. 9, S. 256 Rebenich, Stefan: Otto Seeck und die Notwendigkeit Alte Geschichte zu lehren, In: W. M. Calder (Hrsg.): Wilamowitz in Greifswald, Hildesheim 2000

Seibt, Gustav, Soziologe, Statistiker und Nationalökonom, 1873 Meseritz, † n. e. Seibt war an der Universität München tätig und Autor zahlreicher Schriften zu Bevölkerungsfragen. PUBLIKATIONEN Das Deutsche Reich in gesundheitlicher und demographischer Beziehung (1907) Statistik (1908) Die Aushungerung Englands: Eine volkswirtschaftliche Untersuchung (1917)

284

Seibt – Seutemann

LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 922 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin, 1931, u. 1935 Sozialwiss. Hochschullehrer (1929) S. 246 f.

Die Politik der Grundbesitzverteilung in den großen Reichen (1912) Rücksiedlung von Auslandsdeutschen. In: Vereinigung für exakte Wirtschaftsforschung (Sammlung Deutsch-Russischer Kolonisten in Kurland) (1915) Ansiedlungsverhältnis und Siedlungsmöglichkeiten in den besetzten Gebieten des Ostens. In: Der Panther, 4 (1916) Agrarkrisen und Agrarzölle (1925)

Sering, Max, Nationalökonom, Agrarökonom, 1857 Barby/Elbe, † 1939 Berlin Studierte Jura in Straßburg und Leipzig; 1879 Verwaltungsdienst im Elsaß: 1885 Prof. in Bonn, ab 1889 in Berlin tätig u. a. im Verein für Socialpolitik sowie in der „Gesellschaft für innere Kolonisation“; 1897-1925 Lehrstuhl f. Staatswiss. an d. landwirtsch. Hochschule in Berlin; seit 1914 OM der deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin; beeinflußte entscheidend das Reichssiedlungsgesetz von 1919; gründete 1922 das Dt. Forschungsinstitut für Agrar- und Siedlungswesen; nach 1933 bezog er entschieden Stellung gegen das Reichshofgesetz. Sering publizierte vor allem über Landwirtschaft, Siedlungsräume u. Migration. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Kirchhof der St. Annen-Gemeinde in Berlin-Dahlem. PUBLIKATIONEN Die innere Kolonisation im östlichen Deutschland, Leipzig 1893 Die deutsche Einwanderung in die landwirtschaftlichen Distrikte Nordamerikas. In: Verhandlungen des Deutschen Kolonialkongresses, Berlin 1905 (1906) Grundbesitzverteilung und Abwanderung vom Lande. In: Verhandlungen des Kgl. Landes-Ökonomie-Kollegiums (1910)

Agrarverfassung der deutschen Auslandssiedlungen in Osteuropa (1939) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1998, Bd. 9, S. 291 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 927 Die Mitglieder der deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1700-1950, Akademie-Verlag, Berlin 1950, S. 37 Handwörterbuch der Sozialwiss., Stuttgart 1956, Bd. 9, S. 227-229

Seutemann, Karl, Statistiker, Hannover, † 1958 Hannover

1871

Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Berlin, Göttingen und Tübingen (Promotion); 1900-04 Assistent im Statist. Amt Dresden, leitete Statist. Ämter in Barmen und Linden; seit 1910 Direktor des Statist. Amtes Hannover (bis 1937). Seutemann war u. a. jahrelang Vorsitzender des Verbandes der deutschen Städtestatistiker. Er faßte das MALTHUSsche Gesetz als ein statistisches Gesetz auf: „Das Bevölkerungswachstum entspricht der höchstmöglichen, den bisherigen Wohlstand schonenden volkswirtschaftlichen Entfaltung“. (zit. in: Niedersächs. Lebensbilder, 4 (1960), S. 289)

Seutemann – Sombart In seinen Arbeiten berührte er die vielfältigen Aspekte der deutschen Bevölkerung, z. B. Kindersterblichkeit, Wohnen, Beruf. PUBLIKATIONEN Kindersterblichkeit sozialer Bevölkerungsgruppen, insbesondere im Preussischen Staate und seinen Provinzen. In: Friedrich Julius Neumann (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte der Bevölkerung in Deutschland seit dem Anfang dieses Jahrhunderts, Bd. 5 (1894) (Diss.) Eine theoretische Begründung der Berufs- und Gewerbezählungen. In: Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft, 26 (1902) Die deutsche Wohnungsstatistik, ihr gegenwärtiger Stand und ihre Bedeutung für die Wohnungsreform (1902) Die Aufnahme-, Aufbereitungs- und Tabellierungstechnik. In: Friedrich Zahn (Hrsg.): Die Statistik in Deutschland nach ihrem heutigen Stand (1911) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 928/29 Meyer, Maximilian, Die deutsche Städtestatistik in ihren Vertretern, Nürnberg 1938, S. 100/101 Niedersächsische Lebensbilder, 4 (1960), S. 285-294 (Porträt) Statist. Jahrbuch deutscher Gemeinden 44 (1956), S. 500-02

Sombart, Werner Friedrich Wilhelm Carl, Nationalökonom, Soziologe u. Historiker, 1863 Ermsleben (b. Aschersleben), † 1941 Berlin Studierte Jura in Pisa und Berlin sowie Staats- und Wirtschaftswissenschaften,

285

Geschichte und Philosophie in Berlin und Bonn; 1889 Dr. phil. bei G. SCHMOLLER ; 1890 a. o. Prof. und Dir. des Staatswissenschaftlich-Statistischen Seminars der Universität Breslau; 1906 Prof. an der Handelshochschule Berlin; 1917-31 o. Prof. und Dir. des StaatswissenschaftlichStatistischen Seminars der Universität Berlin; seit 1933 OM an der Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Sombart faßte in seinem Hauptwerk: „Der moderne Kapitalismus“ im dritten Band „Das Wirtschaftsleben im Zeitalter des Hochkapitalismus“ (1927) die bevölkerungswissenschaftliche Forschung seiner Zeit enzyklopädisch zusammen. Er formulierte als einer der ersten eine „soziologische Theorie der Bevölkerung“ und untersuchte die Bedeutung des Bevölkerungswachstums in Europa für die Entstehung des Kapitalismus. Er forderte eine wirklichkeitsnahe, historisch-soziologische Nationalökonomie. Anfangs war er Anhänger, später Gegner des Marxismus und zugleich Kritiker des Liberalismus. Er gab ab 1904 u. a. mit MAX WEBER das Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik heraus. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Städtischen Waldfriedhof in Berlin-Dahlem. PUBLIKATIONEN Zur Typologie der Bevölkerungstheorien; Die freie Überschußbevölkerung (Die Bevölkerungsvermehrung); Die Anpassung der Bevölkerung an die Bedürfnisse des Kapitalismus (Die Entstehung des aktuellen Proletariats). In: Der moderne Kapitalismus. Historisch-systematische Darstellung des gesamteurop. Wirtschaftslebens von seinen Anfängen bis zur Gegenwart. 3 Bde., in 6. Aufl. München und Leipzig 1916, 1927; (3. Bd.; Das Wirtschaftsleben im Zeitalter des Hochkapitalismus. 1927, S. 304-321, 322-469)

286

Sombart – Sonnenfels

Vom Menschen. Versuch einer geisteswissenschaftlichen Anthropologie. Berlin 1938. XXIII, 463 S. (gegen „vertierende Tendenz des Darwinismus“) LITERATUR Backhaus, Jürgen G. (Hrsg.): Werner Sombart (1863-1941): Klassiker d. Sozialwissenschaft. Eine kritische Bestandsaufnahme. Marburg 2000 Demographische Enzyklopädie, Moskau 1985, S. 143 Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1998, Bd. 9, S. 367/68 Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Stuttgart 1980, Bd. 1, S. 398 Lebensbilder großer Ökonomen, Köln, Berlin 1965 Lenger, Friedrich: Werner Sombart, 1863-1941. Eine Biographie. München 1994 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 440

Sonnenfels, Joseph Freiherr von, Jurist, Kameralist, 1733 Nikolsburg (Mähren), † 1817 Wien Vertreter eines reformierten Merkantilismus, verband die Gesellschaftstheorie der Aufklärung mit dem Kameralismus zu einer „Staatswirtschaftslehre“; Gymnasialstudien in Nikolsburg und Wien bis 1746; seit 1749 Soldat: ab 1754 Fortsetzung der Ausbildung mit dem Studium der Rechtswissenschaften und des Hebräischen in Wien; nach einer Tätigkeit in einer Advokatenkanzlei ab 1763 Prof. für Polizei- und Kameralwissenschaften an der Wiener Universität, hielt staatswissenschaftliche Vorlesungen am Theresianum u. der savoyischen Ritterakademie; 1769 Sekretär und 1811 Präsident der Akademie der bildenden Künste.

Sonnenfels war einflußreichster Vertreter der „Populationistik“ und stellte in seinem „Bevölkerungssatz“ fest: „Wir nehmen daher die Vergrößerung der bürgerlichen Gesellschaft, durch Beförderung der Bevölkerung zum gemeinschaftlichen Hauptgrundsatz der Staatswissenschaft, und der darunter begriffenen Wissenschaften“ (Grundsätze, ..., S. 23) PUBLIKATIONEN Vom Zusammenflusse (1764) Grundsätze der Staatspolizey, Handlung und Finanzwissenschaft, 2 Teile, Wien 1763-1767 (2. Aufl. München 1801) LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 34, Leipzig 1892, S. 628 Blaich, Fritz: Die Epoche des Merkantilismus, Wiesbaden 1973, S. 74-76 Cromm, Jürgen: Familienbildung in Deutschland, Opladen Wiesbaden 1998, S. 38/39 Handwörterbuch der Sozialwissenschaften 9 (1956) Handwörterbuch der Staatswissenschaft, Bd. 7, Jena 1926, S. 507-509 Juristen – Ein biographisches Lexikon, Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. vom M. Stolleis, München 2001, S. 592594 Michel, Harald: Der Bevölkerungsgedanke im Zeitalter des Merkantilismus, IFAD-Edition, Berlin 1994, S. 26/27 Mueller, Wilibald: Josef von Sonnenfels, Wien 1882 (m. Porträt) Ökonomenlexikon, hrsg. v. W. Krause; K.-H. Graupner; R. Sieber, Berlin 1989, S. 531-532 Osterloh, Karl-Heinz: J. v. Sonnenfels und die österreichische Reformbewegung im

Sonnenfels – Speigner Zeitalter des Absolutismus, Lübeck, Hamburg 1970 Simonson, F.: J. v. Sonnenfels und seine Grundsätze der Polizei, Berlin u. Leipzig 1884 Spitzer, F.: J. v. Sonnenfels als Nationalökonom, Diss., Bern 1906 Wichtl, Thomas: Zur Ökonomie des „Volksreichtums“ (Bevölkerungspolitische Theorien im Österreich des aufgeklärten Absolutismus). In: Demographische Informationen, Wien 1985, S. 36-42

Speigner, Wulfram, Soziologe und Demograph, 1940 Wernigerode, † 1991 Berlin Berufsausbildung als Elektriker; Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität Rostock; 1966 Promotion; 1968 Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften in Berlin; 1972 Habilitation; 1982 Prof. an der Akademie der Wissenschaften Berlin; seit 1978 am „Institut für Soziologie und Sozialpolitik“ der Akademie Leiter des „Bereichs für bevölkerungssoziologische Forschung“ bis 1991. PUBLIKATIONEN Bevölkerungspolitik und Bevölkerungsentwicklung seit 1976 in der DDR. In: Khalatbari, Parviz (Hrsg.): Bevölkerungstheorie und Bevölkerungspolitik. Akademie-Verlag Berlin 1981, S. 181-191. (Beiträge zur Demographie; 5 ) (mit Dagmar Meyer): Zum Reproduktionsverhalten verschiedener sozialer Gruppen in der DDR 1978. In: Jahrbuch für Soziologie und Sozialpolitik, Berlin 1981, S. 158-179 Vom kapitalistischen zum sozialistischen Typ der Bevölkerungsreproduktion. In: Wirtschaftswisenschaft, Berlin 30 (1982) 10, S. 1471-1490

287

Demographische und bevölkerungssoziologische Forschungen in der DDR. In: Demographie Seminar 1983, AdW Bibliographie. Bevölkerungswissensch. Literatur 1945-1982. Deutsche Demokratische Republik, hrsg. von Wulfram Speigner, Akademie der Wissenschaften der DDR. Institut für Soziologie u. Sozialpolitik. Berlin (Ost) 1984, 511 S. Theoretische Ausgangsposition der Einflußnahme auf die Veränderung des Reproduktionstyps der Bevölkerung. In: Jahrbuchfür Soziologie und Sozialpoltik, Berlin 1984, S. 110-114 Die Bevölkerungsreproduktion – Bestandteil des gesellsch. Reproduktionsprozesses. In: Jahrbuch für Soziologie und Sozialpolitik, Berlin 1985, S. 233-256 Bevölkerungsreproduktion – sozialer Prozeß und Gegenstand soziologischer Arbeit. In: Jahrbuch für Soziologie und Sozialpolitik, Berlin 1987, S. 177-191 Beiträge zur Demographie, hrsg. von Parviz Khalatbari. HU Berlin, Bd. 10, Kind u. Gesellschaft. Autorenkoll. unter Ltg. v. Wulfram Speigner, Berlin 1987 (mit Gunnar Winkler): Pronatalistische Sozialpolitik in der DDR. In: H. Birg/R. Mackensen (Hrsg.), Demographische Wirkungen politischen Handelns, Frankfurt/ Main, 1990, S. 213-229 Konsequenzen aus der Neubewertung der marxistischen Ideologie und Praxis für die Demographie (zur Theorie des Übergangs). In: Beitr. z. Demogr.: zur Entw. d. Demographie in der DDR, Berlin 1992 LITERATUR Khalatbari, Parviz: Nachruf zum Ableben der Stellv. Vorsitzenden der Gesellschaft für Demographie Prof. Dr. sc. Wulfram Speigner. In: Demographie. Mitt. der Gesellschaft für Demographie. Berlin 3 (1992), S. 1-2

288

Speigner – Springer

Linke, Wilfried: Professor Dr. Wulfram Speigner (1940-1991). In: Z. f. Bevölkerungswissenschaft 17 (1991), S. 489 f. vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 286,440

Sperling, Hans, Statistiker, † 1987

1905,

Studium der Rechts- und Staatswissenschaften; 1930 Promotion; 1951-70 tätig im Statistischen Reichsamt Berlin und im Bundesamt für Statistik Wiesbaden; zuletzt Leiter der Arbeitsgruppe „Soziale Schichtung, Berufe“. Sperling. schrieb u. a. Artikel zu Problemen der Berufsklassifizierung, Familienstruktur u. Erwerbsstatistik. PUBLIKATIONEN Die Ernährung in Physiologie Volkswirtschaft (1955)

und

Zur Theorie und Methode der Berufsklassifizierung. In: Schmollers Jahrbuch f. Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft Jg. 81, H. 6 (1961) S. 65-80 Die deutschen Luftkriegsverluste im zweiten Weltkrieg. In: Wirtschaft und Statistik, 1962, S. 139-41 Vorausschätzung nach Berufen: Ein Modellversuch. In: Allgemeines Statistisches Archiv 50 (1966) Einfluß der Altersstruktur auf die berufliche Situation. In: Deutsche Akademie für Bevölkerungswissenschaft: Bedingungen und Auswirkungen einer sich ändernden Altersstruktur (1969) 400 Jahre soziodemographische Entwicklung einer Familie. In: Jahrbuch für Sozialwissenschaft 24 (1973) Geschichte einer Familie als mikrodemographischer Essay. In: Alte und

neue Themen der Bevölkerungswissenschaft, BiB 1981, S. 83-86 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 963 IUSSP, Directory of Members’ Scientific Activities, (1969)

Spittler, Ludwig Timotheus Freiherr von, Historiker und Staatsmann, 1752 Stuttgart, † 1810 Stuttgart 1771-1775 theologische Studien in Tübingen; 1778 o. Prof. in Göttingen, Vorlesungen über Kirchen- und Dogmengeschichte; wandte sich später der politischen Geschichte zu, zusammen mit MEINERS Herausgeber des „Historischen Magazins“ (1792-94); 1797 Eintritt in württembergischen Staatsdienst. PUBLIKATIONEN Entwurf der Geschichte der Europäischen Staaten, (1796) LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 35, Leipzig 1893, S. 212 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 7, Jena 1926, S. 724 Historikerlexikon, hrsg. von Rüdiger vom Bruch, Rainer A. Müller, München 1991, S. 294/95

Springer, Johann, Österr. Statistiker und Jurist, 1789 Reichenau (Böhmen), † 1869 Wien Absolvierte von 1807 bis 1815 philosophische und juristische Studien an der Universität in Prag; 1816 Übersiedlung nach Wien und zunächst Tätigkeit als Erzieher; 1821 Dr. jur. und 1823 Ernennung zum Professor der politischen Wis-

Springer – Stein senschaften und der Statistik am Lyzeum in Graz (1824/25 Rektor); ab 1826 Professor für Statistik an der Universität Wien; 1849 Mitglied der Akademie der Wissenschaften; seit 1850 Präsident der staatsrechtlich-administrativen Abteilung; seit 1853 der allgemeinen Abteilung der Staatsprüfungskommission; mehrfach Dekan und Rektor der rechtlich-staatswissenschaftlichen Fakultät.

289

Geschichte und Ergebnisse der zentralen amtlichen Statistik in Österreich 18291979 (1979), S. 46 f. Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 177-179

PUBLIKATIONEN Rezensionen über bedeutende statistische Werke (Zizius, Holzgethan, Schnabel, Colbay, Schlieben). In: Zeitschrift für österreichische Rechtsgelehrsamkeit und politische Gesetzkunde, Bd. 3, Jg.1828, 1829, 1832-1835 Rangordnung d. österr. Länder nach ihrer Größe, Volksmenge u. Anzahl d. Wohnplätze. In: Oesterr. Archiv für Geschichte, Erdbeschreibung, Staatenkunde, Kunst u. Literatur, Jg. 1, Wien 1831, Nr. 18, S. 72 Länderbestand und Volksmenge der österreichischen Monarchie im J. 1792. In: Oesterr. Archiv für Geschichte, Erdbeschreibung, Staatenkunde, Kunst und Literatur, Jg. 1, Wien 1831, Nr. 154, S. 609 f. Verzeichnisse der juridischen, politischen und statistischen Literatur Österreichs von 1825 bis 1839. In: Zeitschrift für österr. Rechtsgelehrsamkeit und politische Gesetzkunde, Bd. 3, Jg. 18351840, Wien

Stein, Lorenz von, Staatsrechtler, Nationalökonom und Soziologe, 1815 Borby (Eckernförde), † 1890 Weidlingen (Wien) Studium in Kiel und Jena; 1840 Promotion (Dr. jur.); 1845 Habilitation in Kiel, tätig als Prof. der Staatswissenschaften an den Universitäten in Kiel (1846-52) und als Prof. der Nationalökonomie in Wien (1854-85). In seinem „System der Staatswissenschaften“ formuliert er u. a., bezogen auf die MALTHUSsche Lehre: „Das Bevölkerungsgesetz entsteht, indem das vorhandene Maß der natürlichen Lebensbedingungen das Maß der Verwirklichung des Gesetzes der persönlichen Fortpflanzung bestimmt.“ PUBLIKATIONEN System der Statistik, der Populationistik und Volkswirtschaftslehre, Stuttgart und Tübingen 1852

Statistik des österreichischen Kaiserstaates, 2 Bde., Wien 1840

System der Staatswissenschaften (2 Bde., 1852-56)

Tafeln zur Statistik der österreichischen Monarchie für das Jahr 1842, Wien 1846

Handbuch der Verwaltungslehre, 8 Bde. (1865-84)

Literaturbericht. In: Jahrbücher der Literatur, Bd. 118, Wien 1847 (Das Land und die Bewohner, S. 92 ff.)

LITERATUR

LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 54 (Nachträge) (1908), S. 421 ff.

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1998, Bd. 9, S. 480 Dictionary of Demography, Biographies

Stein – Storch

290

(William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 971/72. International Encyclopedia of Social Sciences 15, 1968, S. 257-59 Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Stuttgart 1980, Bd. 1, S. 112/13 Juristen – Ein biographisches Lexikon. Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. v. M. Stolleis, München 2001, S. 601/602 Schmid, Carlo: Lorenz von Stein 18151890. In: Die Grossen Deutschen. Bd. 5. Berlin 1957, S. 318-330 (P)

Stille, Gustav, † 1920

Mediziner,

1845,

Stille war Vizepräsident der Malthusian Legue. Er ist Autor von Werken über medizinische Sachverhalte, Ernährung u. Bevölkerungsprobleme. PUBLIKATIONEN Die Bevölkerungsfrage in ihrer Beziehung zu den sozialen Verhältnissen vom medizinischen Standpunkt betrachtet (2. Ausg., Neuwied 1879)

Studierte seit 1896 Nationalökonomie, Germanistik und Philosophie in Berlin und Glasgow; 1901 Promotion in Bern; gründete 1905 in Berlin den „Bund für Mutterschutz und Sexualreform“ und dessen Organ „Die neue Generation“ (1908-32, 1905-07 u. d. T. „Mutterschutz“); forderte die gesellschaftliche Anerkennung der Mutterschaft, diese aber dem Selbstbestimmungsrecht der Frauen zu überlassen, wozu Sexualaufklärung, freier Zugriff auf Verhütungsmittel und Abschaffung des Abtreibungsparagraphen 218 gehören müsse; vertrat radikal pazifist. Positionen; 1919 Gründungsmitglied des „Bundes der Kriegsdienstgegner“ u. 1921 Mitbegründerin d. „Internationale der Kriegsdienstgegner“, später in führenden Positionen der „Deutschen Friedensgesellschaft“; 1933 Emigration in die Schweiz, dann nach Schweden und später (1940) in die USA. PUBLIKATION Staatlicher Gebärzwang oder Rassenhygiene? In: Die Neue Generation 10 (1914), S. 134-149 Liebe (1922)

Der Neo-Malthusianismus, das Heilmittel des Pauperismus, Neuwied 1880

Erotik und Altruismus (1924)

Die Bevölkerungsfrage in alter und neuer Zeit, Neuwied 1889

Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1998, Bd. 9, S. 541

Der Kampf gegen das Judentum (1891, 8. Aufl. 1912)

Wickert, C.: H. S. Frauenrechtlerin, Sexualreformerin und Pazifistin. Eine Biographie (1991)

Deutschlands Ernährung im Kriege (1914)

LITERATUR

LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 976

Stöcker, Helene, Frauenrechtlerin, Publizistin, 1869 Elberfeld (Wuppertal), † 1943 New York

Storch, Heinrich von, Nationalökonom, 1766 Riga, † 1835 St. Petersburg Studierte in Heidelberg und Jena; 1789 Lehrer im Kadettenhaus zu St. Petersburg; 1790 Attaché beim Ministerium des Auswärtigen; 1796 akademischer Lehrer, unterrichtete u. a. den späteren Kaiser Nikolaus in der politischen Öko-

Storch – Straka nomie; starb 1835 zu St. Petersburg als Wirklicher Geheimer Rat und Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften. Storch versuchte, die Nationalökonomie durch eine Theorie der Zivilisation zu vervollständigen. PUBLIKATIONEN Statistische Übersicht der Statthalterschaften des russischen Reiches nach ihren merkwürdigsten Kulturverhältnissen, Riga 1795 Historisch-statistisches Gemälde des russischen Reiches, 9 Bde., Riga 1797-1803 Handbuch der Nationalwirtschaftslehre, 3 Bde., Hamburg 1819-20 (dt. v. K. H. Rau) Cours d’economie politique (1823) LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 36, Leipzig 1893 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 7, Jena 1926, S. 1143/44

Straka, Manfred, österreichischer Demograph und Kartograph, 1911 Przemysl (Galizien), † 1990 Studierte Geographie u. Geschichte an den Universitäten von Graz u. Marburg; 1934 Promotion; seit 1940 an der Grazer Universität: zeitweilig Leiter des Südostdt. Instituts; von 1967 bis zur Emeritierung im Büro für Regionalgeschichte in der Steiermark tätig. In den meisten seiner Werke befaßt er sich mit der Bevölkerung der Steiermark. Er verfaßte zahlreiche Artikel in der Zeitschrift des Historischen Vereins für die Steiermark. Straka gab in einer bevölkerungsstatistischen Aufnahme einen Überblick der siedlungs- und verkehrsgeographischen

291

Verteilung von Deutschen und Slowenen in der Untersteiermark. Als Mitarbeiter der Alpenländischen Forschungsgemeinschaft (AFG) befaßte er sich neben bevölkerungsstatistischen Auswertungen auch mit einem „völkischen Grundbuch“, welches die sozioökonomischen Daten v. Deutschen u. Slowenen in den Städten Marburg/Drau, Pettau, Cilli, fünf Gemeinden des Übermurgebietes, im Gottscheer Ländchen und im Grenzbezirk um St. Egydi beinhaltete. PUBLIKATIONEN Die Bevölkerungsentwicklung im Raume von Groß-Graz. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Steiermark 48 (1957) Die Seelenzählung des Jahres 1754 in der Steiermark. In: ebd. 51 (1960) Die Bevölkerungsentwicklung der Steiermark von 1528 bis 1782 auf Grund der Kommunikantenzählungen. In: ebd. 52 (1961) Die Pfarrenzählung des Jahres 1782 in der Steiermark (1961) Deutsche in aller Welt: Siedlungsräume, Volkszahlen, Kartenbilder, Geschichtsund Gedenktage (1961) Die volkliche Gliederung Südslawiens (1970) Hrsg: Handbuch der europäischen Volksgruppen (1970) Die steirische Bevölkerung. In: Steiermark: Land, Leute, Leistung (1971) Verwaltungsgrenzen und Bevölkerungsentwicklung in der Steiermark 17701850 (1978) Völker und Sprachen Europas unter besonderer Berücksichtigung der Volksgruppen (1979) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies

292

Straka – Süßmilch

(William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 982

zeigen von gelehrten Sachen und auf derselben Verlangen entworfen, Berlin 1758

Fahlbusch, Michael: Wissenschaft im Dienst der nationalsozialistischen Politik?: Die „Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften“ von 1931-1945, BadenBaden 1999

Essai dans lequel on se propose de determiner le nombre des habitans de Londres et de Paris. 1759, S. 453-463 (Abh. d. Berliner Akademie)

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1983, S. 14

Von der Geschwindigkeit der Vermehrung und von der Zeit der Verdopplung. In: Blätter der Deutschen Gesellschaft für Versicherungsmathematik, (1967), S. 200-227

Süßmilch, Johann Peter, Theologe, Statistiker und Bevölkerungswissenschaftler, 1707 Berlin, † 1767 Berlin

Die königliche Residenz Berlin und die Mark Brandenburg im 18. Jahrhundert – Schriften und Briefe, hrsg. v. J. Wilke, Berlin 1994

Studierte in Halle (1727) und Jena Rechte, dann Medizin und Theologie; nahm 1741 als Feldprediger am schlesischen Feldzug (Schlacht bei Mollwitz) teil; erhielt danach eine Pfarrstelle in Etzien westlich v. Berlin; 1742 wurde er Probst von Cölln an der Spree sowie Pastor und Konsistorialrat an der St. Petri-Kirche in Berlin; 1745 OM der Akademie, förderte die Einrichtung u. Führung der Geburts-, Heirats- und Sterberegister. Süßmilch gilt als Schöpfer der ersten wissenschaftlich begründeten Bevölkerungstheorie und bedeutender Vorläufer der medizinischen und mathematischen Statistik. PUBLIKATIONEN Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung erwiesen, Berlin 1741 (Reprint Göttingen 1988) Der königlichen Residenz Berlin schnelles Wachstum und Erbauung. In zweyen Abhandlungen erwiesen, Berlin 1752 Gedanken von den epidemischen Krankheiten und dem großen Sterben des 1757sten Jahres, in einem Sendschreiben an die Verfasser der Göttingischen An-

LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 37, Leipzig 1894, S. 188 Birg, Herwig (Hrsg.): Ursprünge der Demographie in Deutschland: Leben und Werk Johann Peter Süßmilchs (17071767), Frankfurt/M.; New York 1986 Birg, Herwig: Johann Peter Süßmilch und Thomas Robert Malthus – Marksteine der bevölkerungswissenschaftlichen Theorieentwicklung. In: Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungstheorie in Geschichte und Gegenwart, hrsg. von Rainer Mackensen u. a., Frankfurt/Main 1989, S. 53-76 Brandenburgisches Biographisches Lexikon, Potsdam 2002 Bürger, Klaus: Johann Peter Süßmilch, Wiss. Zeitschrift (PH „Karl Liebknecht“, Potsdam), Jg. 23/1979, Heft 3 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 990 Doehring, Heinrich: Die gelehrten Theologen Deutschlands im 18. u. 19. Jh., Bd. IV, Neustadt an d. Orla 1835 Elsner, Eckart: Ausgewähltes über Süßmilch und Berlin. In: Bevölkerungsent-

Süßmilch – Thudichum

293

Geschichte der Staatsbeschreibung, Berlin 1994, S. 389 ff.

wicklung und Bevölkerungstheorie in Geschichte und Gegenwart, hrsg. von Rainer Mackensen u. a. Frankfurt/Main 1989, S. 77-92

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 7, Jena 1926, S. 1172/73

Foerster, Johann Christoph: Nachricht von dem Leben und Verdiensten des Herrn Johann Peter Süssmilch, Berlin 1768 (Reprint Göttingen 1988)

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 286, 440

T Tandler, Julius, Mediziner und Gesundheitspolitiker, * 1869 Iglau, † 1936 Moskau

teilungen der Österreichischen Gesellschaft für Bevölkerungspolitik, Heft 5 (1927)

Medizinstudium an der Universität Wien (1895 Promotion); 1910 Professor für Anatomie an der Universität Wien; 1914 bis 1917 Dekan der Medizinischen Fakultät; Eintritt in die sozialdemokr. Partei; 1919 Unterstaatssekretär für Volksgesundheit sowie Mitglied des Wiener Gemeinderates; von 1920 bis 1934 als Gesundheitsstadtrat in Wien sozialreformerisch tätig und für den Ausbau des Wiener Gesundheits- und Fürsorgesystems verantwortlich; 1934 aus politischen Gründen emigriert. Tandler war 1917 maßgeblich an der Gründung der Österreichischen Gesellschaft für Bevölkerungspolitik beteiligt u. verfasste wissenschaftliche Aufsätze zur Bevölkerungspolitik.

Exner, Gudrun; Kytir, Josef; Pinwinkler, Alexander: Bevölkerungswissenschaft in Österreich in der Zwischenkriegszeit (1918-1938): Personen, Institutionen, Diskurse, Wien, Köln, Weimar 2004, S. 34 ff.

PUBLIKATIONEN Krieg und Bevölkerung. In: Wiener Klinische Wochenschrift 29 (1916), Nr. 15 Probleme der Bevölkerungspolitik in Österreich. In Mitteilungen der Österreichischen Gesellschaft für Bevölkerungspolitik, Heft 1 (1918) Ehe und Bevölkerungspolitik, Wien, Leipzig 1924 Qualitative Bevölkerungspolitik. In: Mit-

LITERATUR

Neue österreichische Biographie ab 1815, Bd. 22, Wien, München 1987, S. 72-78 Sablik, Karl: Julius Tandler-Mediziner und Sozialreformer, eine Biographie, Wien 1983

Thudichum, Friedrich, Jurist, 1831 Büdingen (Hessen), † 1913 Wildbad Studierte Rechtwissenschaften in Gießen, danach im hess. Justiz- und Verwaltungsdienst tätig; 1858 Habilitation für deutsche Rechtsgeschichte; Prof. des Staats- und Kirchenrechts in Tübingen (1862-1901). Thudichum arbeitete vor allem zur Rechtsgeschichte. Er veröffentlichte nach DAVID GLASS (1953, S. 52) „die gründlichste zeitgenössische Studie“ über den Versuch, das Bevölkerungswachstum durch Heiratsrestriktionen zu stoppen,

294

Thudichum – Thünen

aus der Sicht eines Gegners solcher Restriktionen.

det sich auf dem Dorffriedhof in Belitz (Mecklenburg-Vorpommern).

PUBLIKATIONEN

PUBLIKATIONEN

Die Gau- und Markverfassung in Deutschland (1860)

Der isolierte Staat in Beziehung auf Landwirtschaft und Nationalökonomie, 3 Bde. (1826-63)

Über unzulässige Beschränkungen des Rechts der Verehelichung, Tübingen 1866 Deutsches Kirchenrecht des 19. Jh., 2 Bde. (1877/78) Geschichte des deutschen Privatrechts (1895) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1999, Bd. 10, S. 24 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1022 Glass, David V.: Malthus and the Limitation of Population Growth. In: Introduction to Malthus, New York 1953

Thünen, Johann Heinrich von, Agrarökonom, * 1783 Gut Canarienhausen (heute zu Wangerland, Kr. Friesland), † 1850 Gut Tellow (heute zu Warnkenhagen, Kr. Teterow) Einer der bedeutendsten deutschen Wirtschaftstheoretiker u. Agrarwissenschaftler des 19. Jh.; trat nach Abschluß seiner landwirtschaftlichen Lehre 1802 in die landwirtschaftliche Lehranstalt in GroßFlottbeck bei Hamburg ein; 1803/04 ökonomische Studien in Göttingen; danach Gutsbesitzertätigkeit in Mecklenburg, entwickelte Tellow zu einem Mustergut; nahm an agrarpolitischer, organisatorischer und landwirtschaftswissenschaftlicher Arbeit im „Mecklenburgisch Patriotischen Verein“ führend teil; 1830 Ehrendoktor der Philosophie an der Universität Rostock. Seine Grabstätte befin-

LITERATUR Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg, Oldenburg 1992, S. 749-751 (mit Abb.) Braeuer, W.: Der Mathematiker-Ökonom. Zur Erinnerung an Johann Heinrich von Thünen. In: Kyklos 4, fasc. 2/3 (1950), 150-171 Braeuer, W.: Johann Heinrich von Thünen. Ausgewählte Texte, Meisenheim a. Glan 1951 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1022/1023 Hamburg, U.: Die methodolog. Grundlagen des „isolirten Staates“ von Johann Heinrich von Thünen, Diss., Königsberg 1934 Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Stuttgart, Bd. 10, S. 386-392 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 8, Jena 1928, S. 251-57 Helferich, Johann von: Johann Heinrich von Thünen und sein Gesetz über die Theilung des Produkts unter die Arbeiter und Kapitalisten. In: Z. für die gesamte Staatswissenschaft 8 (1852), S. 393-433 International Encyclopedia of Social Sciences, Bd. 16, p. 17-20 Recktenwald, H. C.; P. A. Samuelson: Thünen – ein Klassiker in unserer Zeit (1987) Viereck, Gunther: Johann Heinrich von Thünen – Ein Klassiker der Nationalökonomie im Spiegel der Forschung, Hamburg 2006

Thurnwald

295

Thurnwald, Richard, Österreichischer Anthropologe, Ethnologe und Soziologe, 1869 Wien, † 1954 Berlin

Die menschliche Gesellschaft in ihren ethno-soziologischen Grundlagen, 5 Bde. (1931-35)

Studium der Rechtswissenschaften in Wien; Verwaltungsbeamter in Bosnien, danach Studium der Orientalistik und Völkerkunde in Berlin; 1901 Assistent am Berliner Völkerkundemuseum, Forschungsreisen nach Neuguinea: 1905 Mitbegründer der „Gesellschaft für Rassenhygiene und Mitherausgeber des Archivs für Rassen- und Gesellschaftsbiologie“; 1919 Habilitation für Ethnologie und Völkerpsychologie in Halle; 1923 Privatdozent und 1924 a. o. Prof. in Berlin; 1932 Mitglied der Deutschen Akademie f. Naturforscher „Leopoldina“; Gründer u. Hrsg. der „Zeitschrift für Völkerpsychologie und Soziologie“ (1925-34); 1935 Prof. für Ethnologie und Völkerpsychologie an der Universität Berlin; 1946-50 Ordentliches Mitglied der Berliner Akademie.

Werden, Wandel und Gestaltung von Familie, Verwandschaft und Bünden im Lichte der Völkerforschung (1932; 1935)

Thurnwald gilt als Begründer der deutschen Ethnosoziologie. PUBLIKATIONEN Stadt und Land im Lebensprozeß der Rasse (1904) Benaro Society: Social Organization and Kinship System of a Tribe in the Interior of New Guinea (1916)

Economics in primitive Communities (1932; 1962) Black and White in East Africa: The Fabric of a New Civilization - A Study of social Contact and Adaption of Life in East Africa (1935) Rassenwandel im Lichte der Völkerforschung: Der soziologische und kulturelle Hintergrund der Verschiebung und des Zusammenlebens von Rassen. In: Zeitschrift für Rassenkunde, 7 (1938) (Hrsg.): Lehrbuch der Völkerkunde (1939) Koloniale Gestaltung, Methoden und Probleme überseeischer Ausdehnung (1939) Der Mensch geringer Naturbeherrschung: Sein Aufstieg zwischen Vernunft und Wahn (1950) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1999, Bd. 10, S. 33 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S.1023

Psychologie des primitiven Menschen (1922)

International Encyclopedia of the Social Sciences 16, 1968, S. 20-22

Rasse, Rassenfrage, Rassenhygiene, Rassenkampf. In: Politisches Handwörterbuch, 2. Bd., Leipzig 1923, S. 403-409

Internationales Soziologenlexikon, Aufl. Stuttgart 1980, Bd. 1, S. 438 f.

Zur Kritik der Gesellschaftsbiologie. In: Archiv für Sozialwissenschaft 1923 Die Eingeborenen Australiens und der Südseeinseln (1927) Die neue Jugend (1927)

2.

Pfeil, Elisabeth: Zum 70. Geburtstag von Richard Thurnwald. In: Archiv f. Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik 9 (1939), S. 375 f. vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 286, 440

296

Tönnies – Ungern-Sternberg

Tönnies, Ferdinand, Soziologe und Philosoph, 1855 Riep/Oldenswort (b. Eiderstedt), † 1936 Kiel Studium der Geschichte und Philologie; 1877 Promotion an der Universität Tübingen, danach Aufenthalt in England; 1881 Habilitation in Kiel; 1891 Professor; 1909 a. o. Prof. der Staatswissenschaften u. Mitbegründer der „Deutschen Gesellschaft für Soziologie“ (1922/23 deren Präsident); 1913-16 o. Prof. an der Universität Kiel; seit 1920 Lehrauftrag für Soziologie; Tönnies zählt neben MAX WEBER und G. SIMMEL zu den Wegbereitern der Soziologie in Deutschland. PUBLIKATIONEN Gemeinschaft und Gesellschaft, Leipzig 1887, (2. Aufl. 1935)

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 286 Troeltsch, Ernst, Theologe, Philosoph, Religionssoziologe, * 1865 Haunstetten (b. Augsburg), † 1923 Berlin Studium d. Theologie in Erlangen, Berlin u. Göttingen (1891 Promotion); o. Prof. der systematischen Theologie an der Universität Heidelberg (1894-1915) u. Universität Berlin (1915-23); analysierte in seinem Hauptwerk „Die Soziallehre der christl. Kirche“ (1912) die Beziehung zwischen religiösen Normen und sozialen Verhalten, 1923 OM der Berliner Akademie.

Die Entw. der sozialen Frage (1907)

Seine Grabstätte befindet sich auf dem Invalidenfriedhof in Berlin.

Soziologische Studien und Kritiken, 3 Bde. (1925-39)

PUBLIKATIONEN

Statistik und Soziographie. In: Allg. Stat. Archiv 18 (1929), S. 546 ff.

Die Soziallehren der historischen Kirchen und Gruppen (1912)

Einführung in die Soziologie (1931)

LITERATUR

LITERATUR

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, Bd. 10, München 1999, S.91-93

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. W. Killy, München/New Providence/London/Paris 1999, Bd. 10, S. 56 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1032 International Encyclopedia of the Social Sciences 16, 1968, S. 98-103 Mitzman, Arthur: Tönnies and German Society, 1877-1914. In: Journal of the History of Ideas 32 (1971), S. 507-524

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1036 Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Stuttgart 1956, Bd. 10, S. 408-410 International Encyclopedia of the Social Sciences, 16, 151-155 Internationales Soziologenlexikon, Aufl., Stuttgart 1980, Bd. 1, S. 449

2.

U Ungern-Sternberg, Roderich von, Statistiker und Demograph, 1885 Riga, † 1965 Freiburg i. Br.

Studium der Geschichte, Jura, Philosophie und Volkswirtschaft in Freiburg, Grenoble und Berlin, 1908 Dr. phil. in

Ungern-Sternberg – Unshelm Berlin; 1909 juristisches Staatsexamen; anschließend im Staatsdienst in Kiew und St. Petersburg tätig; seit 1917 in Berlin, Referent am Preuß. Statist. Landesamt und im Reichsamt für Ein- und Auswanderung; Leiter der Wirtschaftsabteilung der AEG; Referent am Dt. Institut für Wirtschaftsforschung; seit 1945 tätig am Statist. Landesamt in Freiburg i. Br., danach im Wirtschaftsministerium. Seine Schrift: „The Causes of the Decline in the Birthrate within the European Sphere of Civilization“ (1931) gewann den ersten Preis der Eugenic Research Association in Cold Spring Harbor, Long Island (N. Y.) und erschien 1932 in deutscher Sprache. Er stellte in zahlreichen statistisch-demographischen Publikationen in den Jahren 1936-42 die Bevölkerungsentwicklungen praktisch aller europäischer Länder dar.

297

Bevölkerungsdichte eines Landes? How to Improve Information on the Population Density of a Country? In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 48 (1964), S. 250-251 LITERATUR Deutsch-baltisches Biographisches Lexikon 1710-1960, Köln 1970, S. 827 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1044/45 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1965 Schubnell, H.: Roderich von UngernSternberg. In: Allg. Statist. Archiv 49 (1965), S. 285 f. vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 347, 441

PUBLIKATIONEN Die Ursachen des Geburtenrückgangs im europäischen Kulturkreis, Berlin 1932

Unshelm, Erich, Politikwissenschaftler, 1890 Bremen, † 1959 Bremen

Die Ursachen der Steigerung der Selbstmordhäufigkeit in den letzten 100 Jahren (1935)

Studium der Rechts- und Staatswissenschaften; nach dem Krieg Mitglied des Stadtrates Dortmund und des Westfäl. Provinzrates, Geschäftsführer wirtschaftlicher Verbände.

Die Ursachen des Geburtenrückgangs im westeuropäischen Kulturkreis während des 19. und 20. Jahrhunderts. In: Archiv für Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik 8 (1938), S. 1-19 (mit Hermann Schubnell): Grundriß der Bevölkerungswissenschaft, Stuttgart 1950 Bevölkerungsstand, natürliche und räumliche Bevölkerungsbewegung in Schweden. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 36 (1952), S. 86-90 Warum steigt die Sexualproportion in Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegsjahren? In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 40 (1956), S. 241-50, 255 Wie verbessert man die Angabe über die

Unshelm schrieb Arbeiten zur Geschichte, Bevölkerungspolitik sowie u. a. über die sozialistische Bevölkerungstheorie. PUBLIKATIONEN Geburtenbeschränkung und Sozialismus: Versuch einer Dogmengeschichte der sozialistischen Bevölkerungslehre (1924) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1045 Wer ist wer? Das deutsche Who’s Who. Berlin 1958, S. 1303

298

Verschuer – Viebahn

V Verschuer, Otmar, Freiherr von, Mediziner, Rassenhygieniker, 1896 Richelsdorfer Hütte (Kreis Rotenburg/Fulda), † 1969 Münster Soldat im 1. Weltkrieg; 1919-1922 Studium der Medizin in Marburg, Hamburg, Freiburg/Br. und München, (1923 Promotion); 1923-1927 Assistenzarzt an der medizinischen Poliklinik Tübingen (1927 Habilitation); 1927-35 Leiter der Abteilung Erbforschung am KWI für Anthropologie in Berlin; 1933 a. o. Prof. für menschliche Erblehre und Rassenhygiene in Berlin; 1934 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher „Leopoldina“; 1935 o. Prof. in Frankfurt/M., Direktor des Universitätsinstituts für Erbbiologie und Rassenhygiene; 1940 Mitglied der NSDAP; 1942 Direktor des KWI für Anthropologie, menschliche Erbblehre und Eugenik als Nachfolger von EUGEN FISCHER – Leiter der Poliklinik für Erb-und Rassenpflege, Rassen-, Erbgesundheits- und Sterilisierungsgutachter; Verfasser einer Denkschrift zur Erfassung der Juden; seit 1943 o. Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin; 1951 o. Prof. in Münster; Gründer und Leiter des Inst. für Humangenetik der Univ. seit 1952 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, seit 1959 korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. PUBLIKATIONEN Das Qualitätsproblem in der Bevölkerungspolitik. In: Med. Welt. 1931. Nr. 26 Erbpathologie, Dresden, Leipzig 1934 Erbbiologie als Unterlage der Bevölkerungspolitik. In: H. Harmsen/F. Lohse (Hrsg.): Bevölkerungsfragen, München 1936, S. 612-14

Leitfaden der Rassenhygiene, Leipzig 1941 Bevölkerungsforschung des Universitätsinstituts f. Erbbiologie u. Rassenhygiene zu Frankfurt/M. In: Archiv f. Bevölkerungswiss. u. Bevölkerungspol. 12 (1942), S. 108 ff. Eugenik, Witten 1966 LITERATUR Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. v. Wolfgang Eckart, Christoph Gradmann, München 1995, S. 361 Der Griff nach der Bevölkerung, hrsg. von Heidrun Kaupen-Haas, Nördlingen 1986 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. W. Killy, München/New Providence/London/Paris 1999, Bd. 10, S. 197/98 Grüttner, Michael: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004, S. 177 Segal, Lilli: Die Hohenpriester der Vernichtung, Berlin 1991 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 287, 362-64, 441 (Bibliographie)

Viebahn, Georg von, Statistiker, Soest (Westfalen), † 1871 Oppeln

1802

Studium der Rechtswissenschaft in Heidelberg und Berlin; 1832 Regierungsrat in Düsseldorf; 1837 im preußischen Finanzministerium in Berlin; 1839 Dirigent der Finanzabteilung bei der Regierung zu Arnsberg; 1842 Geh. Finanzrat in d. Gewerbeabteilung des Finanzministeriums;

Viebahn – Vöchting Hauptvertreter des Zollvereins bei der ersten Industrieausstellung in London 1851 („Amtlicher Bericht“, 3 Bde., 1852/53); vertrat 1855 in Paris bei der zweiten Weltausstellung Preußen u. a. norddeutsche Staaten und veröffentlichte auch über diese Ausstellung einen „Amtlichen Bericht“ (Berlin 1856); redigierte 185058 das „Preußische Handelsarchiv“; 1858 als Regierungspräsident nach Oppeln berufen, leitete er die Herausgabe einer Statistik Oberschlesiens. PUBLIKATIONEN Statistik und Topographie des Regierungsbezirks Düsseldorf, 2 Bde., Düsseldorf 1836 Statistik des zollvereinten und nördlichen Deutschlands, 3 Bde., Berlin 1858-1868 LITERATUR Meyers Konversations-Lexikon, 4. Aufl., Bd. 16, (1888/90), S. 187

Virchow, Rudolf, Mediziner, 1821 Schivelbein (Pommern), † 1902 Berlin Studium der Medizin an der Berliner Militärärztlichen Akademie (Promotion); Tätigkeit an der Berliner Charité; 1847 Habilitation; 1849 Prof. an der Universität Würzburg; 1856 Prof. in Berlin u. Direktor des Pathologischen Instituts, Begründer der Zellularpathologie, Förderer d. Hygiene (Kanalisation u. a.); Mitbegründer (1870) und mehrfach Präsident der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte; 1873 OM der Akademie der Wissenschaften zu Berlin; Mitgl. der Deutschen Fortschrittspartei; u. a. im Preuß. Abgeordnetenhaus und Deutschen Reichstag (1880-93) tätig. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Kirchhof der St. Matthäus-Gemeinde in Berlin-Schöneberg.

299

PUBLIKATIONEN Mitteilungen über die in Oberschlesien herrschende Typhus-Epidemie, Berlin 1848 Gesammelte Abhandlungen aus dem Gebiete der öffentlichen Medizin und Seuchenlehre, 2 Bde., Berlin 1879 Beiträge zur physischen Anthropologie der Deutschen besonders der Friesen (1876) LITERATUR Andree, Christian: Rudolf Virchow als Prähistoriker, 3 Bde., Köln, Wien 19761986 Ärztelexikon: Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. v. Wolfgang Eckart, Christoph Gradmann, München 1995, S. 365/66 Bauer, A.: Rudolf Virchow, der politische Arzt, Berlin 1982 Berlinische Lebensbilder, Bd. 2, Mediziner, Berlin 1987, S. 175-190 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1999, Bd. 10, S. 213/14 Rudolf Virchow – Auswahlbibliographie, Berlin 1983 (Schriftenreihe der Universitätsbibliothek Berlin, Nr. 42) Schwalbe, Julius: phie, Berlin 1901

Virchow-Bibliogra-

Vasold, Manfred: Rudolf Virchow, Stuttgart 1988

Vöchting, Friedrich, Schweizer Ökonom und Wirtschaftshistoriker, 1884 Basel, † 1969 Basel Seit 1931 an der Universität Basel tätig; In den meisten seiner Arbeiten beschäftigte er sich mit der Binnenwanderung in Italien und der Landreform und deren Einfluß auf die Besiedlung.

300

Vöchting – Wagemann

PUBLIKATIONEN Die Urbarmachung der römischen Campagna (1935) Italienische Binnensiedlung. In: Jahrbücher f. Nationalökonomie und Statistik, 4 (1937) Die Binnenkolonisation in Italien (1940) Italienische Siedlung in Libyen. In: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, 151 (1940) Die italienische Südfrage (1951) Die italienische Bodenreform. In: J. D. Laurenstein u. a. (Hrsg.): Siedlung und innere Kolonisation im europäischen Raum (1957)

Das Überschußproblem in der italienischen Landwirtschaft und in dem europäischen Gemeinschaftsmarkt. In: Jahrbücher f. Nationalökonomie und Statistik, 17 (1959) Die heutige italienische Aus- und Binnenwanderung. In: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, 116 (1961) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S.1074. F. V. zum 80. Geburtstag. In: Jahrbuch für Nationalökonomie und Statistik 119 (1964) Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1970, S. 3124

w Waentig, Heinrich, Nationalökonom, Politiker, 1870 Zwickau, † 1943 Baden-Baden Studium der Rechts- und Staatswissenschaften 1888-93 an den Universitäten München, Berlin und Leipzig; Habilitation für Nationalökonomie 1895 an der Universität Marburg; 1897 a. o. Prof.; 1899 o. Prof. für Staatswissenschaften in Greifswald, (1902 Münster, 1904 Halle, 1909 Tokio, 1913 Halle); 1920 im Preuß. Landtag; Oberpräsident d. Provinz Sachsen; 1930 preuß. Innenminister, Mitglied des Vereins für Socialpolitik. Er gab seit 1903 die „Sammlung sozialwissenschaftlicher Meister“ heraus und nahm darin zu Bevölkerungsproblemen im Sinne der MALTHUSschen Auffassung Stellung. PUBLIKATIONEN Gewerbliche Mittelstandspolitik der dt. Gesellschaft (1898)

Die wirtschaftliche Bedeutung der Großstädte (1903) Sammlung sozialwissenschaftlicher Meister, VI. Band, Jena 1905 (u. a. Malthus, V-IX) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1999, Bd. 10, S. 272 Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft: Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild, 2 Bde., Berlin 1931 (2 Bde.)

Wagemann, Ernst, Nationalökonom und Statistiker, 1884 Chanarcillo (Chile), † 1956 Bonn-Bad Godesberg

Wagemann – Wagner Studierte 1903-07 Staatswissenschaften in Göttingen, Berlin und Heidelberg; 1908-10 Dozent am Kolonialinstitut in Hamburg; Privatdozent und a. o. Prof. an der Berliner Universität (1914-33); 192333 Präsident des Statistischen Reichsamtes Berlin u. Reichswahlleiter; Gründer und Leiter des Instituts für Konjunkturforschung in Berlin (1925-45); 1949-53 Prof. an der Universität Chile, Santiago de Chile. Wagemann arbeitete als Konjunkturforscher und Wirtschaftsstatistiker zu Problemen der „Demodynamik“, des Prozesses der Bevölkerungsbewegung in ihrer Relation zu sozialen und kulturellen Veränderungen. PUBLIKATIONEN Konjunkturlehre (1928) Struktur und Rhythmus der Weltwirtschaft (1931) Wirtschaftspolitische Strategie, von den obersten Grundsätzen wirtschaftlicher Staatskunst (1943)

301

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 442

Wagner, Adolph, Nationalökonom, 1835 Erlangen, † 1917 Berlin Studium in Heidelberg u. Göttingen (1857 Promotion), 1858 Prof. der Nationalökonomie an der Handelsakademie in Wien; 1864 Prof. in Dorpat; 1868 o. Prof. in Freiburg/Br.; 1870 Prof. der Staatswissenschaften an der Universität Berlin, Hauptvertreter des „Kathedersozialismus“ und Mitbegründer des Vereins für Sozialpolitik; 1882-85 Abgeordneter der Konservativen im preußischen Abgeordnetenhaus. Er beurteilte MALTHUS’ Theorie als unangreifbar, zog aber im Gegensatz zu MALTHUS die Schlußfolgerung, daß der Staat intervenieren solle, um das Bevölkerungswachstum zu begrenzen. PUBLIKATIONEN

Menschenzahl und Völkerschicksal. Eine Lehre von den optimalen Dimensionen gesellschaftlicher Gebilde, Hamburg 1948

Die Gesetzmäßigkeit in den scheinbar willkürlichen menschlichen Handlungen vom Standpunkte der Statistik, Hamburg 1864

German colonization in Espirito Santo (portugiesisch). In: Boletim Geografico, 6 (1948-49)

Statistik. In: Staatswörterbuch v. J. C. Bluntschli und K. Brater, Bd. X, Stuttgart 1866

LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, Bd. 10, München 1999, S. 273/74

Lehrbuch der politischen Ökonomie v. K. H. Rau. Vollständig neu bearbeitet von A. Wagner u. E. Nasse, 9. Aufl., Leipzig und Heidelberg 1876

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S.1081

Volksvermehrung und Auswanderung. In: Allgemeine Zeitung, Jg. 1880, Nr. 160, 162, 163-65, 168 und 170, Augsburg

Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Stuttgart 1965, Bd. 12, S. 683/684

Bevölkerung und Volkswirtschaft. Leipzig 1892 (Grundlegung der politischen Ökonomie, Buch IV)

Ökonomenlexikon hrsg. von Werner Krause, Karl-Heinz Graupner, Rolf Sieber, Berlin 1989, S. 596-598

Grundlagen der politischen Ökonomie, 3. Aufl., I. Teil: Grundlagen der Volkswirt-

302

Wagner – Wander

schaft (darin Bevölkerungslehre), Leipzig 1893 Sozialismus, Sozialdemokratie, Katheder- und Staatssozialismus (1895) LITERATUR

LITERATUR

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1999, Bd. 10, S. 277 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1082 Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, 11, 470-472. International Encyclopedia of the Social Sciences, 16, 429-432 Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Stuttgart 1980, Bd. 1, S. 475/76 Ökonomenlexikon, hrsg. von Werner Krause, Karl-Heinz Graupner, Rolf Sieber, Berlin 1989, S. 598-600

Wagner, Karl, Statistiker, chen, † 1963 München

In seinen Arbeiten befaßte er sich u. a. mit Fragen des Wohnungsbedarfs, der Wohnverhältnisse, Berufsstatistik, Haushaltungsstatistik und landwirtschaftlichen Betriebsstatistik.

1893 Mün-

Studium der Philologie und Nationalökonomie in München; Promotion bei FRIEDRICH ZAHN; begann 1922 im Statist. Reichsamt (Abt. Bevölkerungsstatistik); betreute die Wohnungszählung von 1927 und wirkte als Generalreferent für die Volks-, Berufs- und Betriebszählung von 1933; 1937 zwangspensioniert; 1946 als Präsident (Nachfolger von F. ZAHN), verantwortlich für den Neuaufbau des Bayerischen Statistischen Landesamtes; 1948 Neugründer der Deutschen Statistichen Gesellschaft, deren 1. Vorsitzender er wurde (bis 1960); ab 1949 Herausgeber des „Allgemeinen Statistischen Archivs“; leitete von 1949-55 das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in München.

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1082 Fürst, Gerhard: Karl Wagner. In: Allg. Stat. Archiv 47 (1963), S. 278-280 Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Stuttgart 1959, Bd. 2, S. 576 Rinne, Horst: 100 Jahre Allgemeines Statistisches Archiv (1890-1990), Göttingen 1991, S. 21-23 (Porträt) vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 442 Who is Who in Germany, (1960)

Wander, Hilde, Wirtschaftswissenschaftlerin und Demographin, 1915 Kiel, † 1997 Kiel Studium der Volkswirtschaft an den Univ. Kiel u. Frankfurt/M.; 1949 Habil. in Kiel; 1944-1980 am Institut für Weltwirtschaft der Universität Kiel tätig, danach bis 1992/93 Lehrbeauftragte f. Bevölkerungswiss. der Univ. Kiel; Tätigkeit als bevölkerungswiss. Beraterin vor allem in der Dritten Welt in d. 50/60er Jahren; war bis 1983 im Vorstand d. „Europäischen Studienzentrums f. Bevölkerungswiss. (ECPS)“ u. förderte dessen Arbeit wesentlich. Sie war lange Jahre im Vorstand der „Deutschen Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft“ tätig u. Kuratoriumsmitglied des „Bundesinstituts f. Bevölkerungswissenschaft“. In ihrer wiss. Arbeit analysierte sie be-

Wander – Wappäus sonders die Beziehungen zwischen Wirtschaft und Bevölkerung in Deutschland und Staaten der Dritten Welt. PUBLIKATIONEN Co-Autor: Das deutsche Flüchtlingsproblem: Neue Unterlagen zur Beurteilung der Bevölkerungsstruktur und der regionalen Lastenverteilung (1948) Die Wachstumstendenzen des westdeutschen Arbeitspotentials 1925 bis 1955. In: Weltwirtschaftliches Archiv 76 (1956) Die Beziehungen zwischen Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung. Dargestellt am Beispiel Indonesiens (1965) Bevölkerungsprobleme im Wirtschaftsaufbau kleiner Länder: Das Beispiel Jordaniens (1969) Volkswirtsch. Konsequenzen der Geburtenrückgangs in Westeuropa. In: H. Harmsen, H. Schubnell (Hrsg.): Ausmaß – Ursachen – Bedeut. des Geburtenrückgangs in der Bundesrep. Dt. (1974) Ist Nullwachstum ein realistisches Konzept zur Lösung des Weltbevölkerungsproblems? – Is Zero Growth a Realistic Concept for the Solution of the World Population Problem? In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 58, (1974), S. 176-197 Bevölkerungswachstum und Konsumstruktur in Entwicklungsländern (1977) Die Folgen des Geburtenrückgangs für Wirtschaft und Beschäftigungssystem. In: Schrumpfende Bevölkerung, wachsende Probleme? Ursachen, Folgen, Strategien, hrsg. von Warnfried Dettling, München, Wien 1978 Ursachen des Geburtenrückgangs in ökonomischer Sicht, Kiel 1980 (Hrsg): Bedingungen und Möglichkeiten der Integrierung bevölkerungspolitischer Programme in die nationale und internationale Entwicklungspolitik (1980)

303

Geburtenrückgang und Arbeitslosigkeit – Gibt es einen Zusammenhang? In: Alte u. neue Themen der Bevölkerungswiss. Festschrift f. Hans Harmsen, hrsg. von Hermann Schubnell. Boppard 1981, S. 45-64 Der Aufwand f. d. junge und alte Generation in d. Bundesrep. Dt. Versuch einer vergleichenden Bewertung. In: Beiträge aus der bevölkerungswiss. Forschung. Festschr. f. H. Schubnell, hrsg. von S. Rupp, Karl Schwarz, Boppard 1983, S. 347-55 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S.1085/86 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 442 Wappäus, Johann Eduard, Geograph und Statistiker, 1812 Hamburg, † 1879 Göttingen 1831 Studium der Naturwissenschaften und Geographie in Göttingen und Berlin; 1836 Promotion in Göttingen; 1838 Habilitation für Geographie; 1845 a. o. und 1854 o. Prof. der Geographie und Statistik an der Universität Göttingen; Teilnahme an den internationalen statistischen Kongressen in Paris (1853), Wien (1857), London (1860) und Berlin (1863) als Vertreter der hannoverschen Regierung; seine „Allgemeine Bevölkerungsstatistik“ (1859/61) war bis ins 20. Jh. Quelle und Hauptgrundlage aller Arbeiten zur Bevölkerungstheorie. PUBLIKATIONEN Unternehmungen über die geographischen Entdeckungen der Portugiesen unter Heinrich dem Seefahrer (1. Teil 1842) Deutsche Auswanderungen und Kolonisation (1846-48, 2 Teile)

304

Wappäus – Weber

(Hrsg.): Handbuch der Geographie und Statistik. 10 Bde. 1847-1871 Allgemeine Bevölkerungsstatistik, 2 Bde., Leipzig 1859, 1861 Über den Begriff und die statistische Bedeutung der mittleren Lebensdauer. Göttingen 1860 Einleitung in das Studium der Statistik, hrsg. v. O. Gandil, Leipzig 1881 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie. Bd. 41, Leipzig 1896, S. 162-165 Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1999, Bd. 10, S. 332 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1086/87 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 4. Aufl., Jena 1928, Bd. 8, S. 887 f. Pannes Biographisches Lexikon, Reudnitz bei Leipzig 1886, S. 403 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 288, 442

Weber, Alfred, Nationalökonom, Soziologe und Kulturphilosoph, 1868 Erfurt, † 1958 Heidelberg MAX WEBER; Studium der Bruder von Rechts- und Staatswissenschaften in Bonn, Berlin und Tübingen; 1899 Habilitation in Berlin, danach Privatdozent für Nationalökonomie; tätig an den Universitäten in Berlin, Prag und seit 1907 Professor für Nationalökonomie in Heidelberg; während der NS-Zeit zwangsemeritiert; nahm 1945 Lehrtätigkeit an der Universität Heidelberg wieder auf; legte die Basis für eine moderne Lokaltheorie (industrielle Standortlehre); seine soziologischen und kulturphilosophischen Arbeiten in der Humangeographie beinhalten wichtige

Aussagen zu Fragen der Handlungstheorie, der sozialen Evolution, der Bildungsgeographie und des sozialen Wandels sowie der Entwicklung einer Zivilisation. PUBLIKATIONEN Über den Standort der Industrien, 1. Teil: Reine Theorie des Standorts, Tübingen 1909 Industrielle Standortlehre (1914) Ideen zur Staats- und Kultursoziologie, Karlsruhe 1927 Kulturgeschichte als Kultursoziologie, Leiden 1935. Der dritte oder der vierte Mensch. Vom Sinn des geschichtlichen Daseins, München 1953 Schriften und Aufsätze 1897-1955, hrsg. v. Josef Kepeszczuk, München 1956 (Bibliographie) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1999, Bd. 10, S. 349 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1089 Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Stuttgart 1956, Bd. 11, S. 554-556 International Encyclopedia of the Social Sciences,16, S. 491-493 Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Stuttgart 1980, Bd. 1, S. 483/84 Philosophenlexikon, 917-920

Berlin

1982,

S.

Weber, Egon, Bevölkerungsgeograph, 1926, † 1997 Als Soldat in amerikanischer Kriegsgefangenschaft, studierte er anschließend Geographie in Greifswald und wurde 1952 wissenschaftlicher Assistent am

Weber – Weber Geographischen Institut der Universität Greifswald. 1960 habilitierte er sich mit einer Arbeit über die Methoden bevölkerungsgeographischer Untersuchungen sowie der Bevölkerungsdichte und -verteilung im Raum Rostock von 1933 bis 1958. Er wechselte 1963 an die Universität in Jena und blieb dort bis 1968. Danach war er als Professor für politische und ökonomische Geographie am Geographischen Institut der Universität Greifswald bis 1991 tätig. Weber gilt als Begründer der Bevölkerungsgeographie in der DDR, der auch international anerkannt war. So wurde er mehrfach zum ordentlichen Mitglied der Kommission Bevölkerungsgeographie d. Internationalen Geographischen Union gewählt und konnte 1987 das Symposium „Population Geography“ dieser Organisation in Greifswald ausrichten. PUBLIKATIONEN

305

(mit Benthien, Bruno): Einführung in die Bevölkerungs- und Siedlungsgeographie, Gotha, Leipzig, 1976 (3. Aufl. 1986) Grundzüge der Migration in den Nordbezirken der DDR von 1969 bis 1976. In: Driebe, B. (Hrsg.): Räumliche Bevölkerungsbewegung in den sozialistischen Ländern, Berlin 1980 (Beiträge zur Demographie, Bd. 4) Greifswalder bevölkerungsgeographische Arbeiten. Ergebnisse, Probleme, Verhalten. In: Wiss. Zeitschrift der Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Math.-nat. Reihe, Greifswald 30 (1981) 1, S. 25-31. Bevölkerungsgeographische Auswirkungen der Sozialpolitik in der Sowjetunion. Univ. Greifswald 1991. LITERATUR Karlsch, Rainer: Demographie in der DDR, hrsg. v. H. Michel, IFAD Berlin 2005, S. 73-81

Ländliches Besitzgefüge und Bevölkerung. Ein Beitrag zur Bevölkerungsgeographie Mecklenburgs. In: Petermanns Geographische Mitteilungen, 106. Jg. Gotha, Leipzig 1962, Heft 4

Prof. Dr. sc. nat. Egon Weber 60 Jahre. In: Unsere Universität (Ernst-MoritzArndt Universität Greifswald), Nr. 11, (12. Juni 1986), S. 2

Entwicklungs-, Bewegungs- und Strukturtypen. Zu einigen Problemen der Bevölkerungsentwicklung in der DDR von 1939 bis 1965. In: Petermanns Geographische Mitteilungen, 113. Jg., Gotha, Leipzig 1969, Heft 3, S. 201-219

Weber, Erna, Mathematikerin und Statistikerin, 1897 Berlin, † 1988 Berlin

Gegenstand, Stellung und Aufgaben der Bevölkerungsgeographie. In: Wiss. Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Math.-Naturwiss. Reihe, Jg. 19 (1970), Heft 5-6, S. 781 Entwicklung und regionale Differenzierung der Fruchtbarkeit in der DDR seit Mitte der 60er Jahre unter besonderer Berücksichtigung des Nordgebietes. In: Petermanns Geographische Mitteilungen, 117. Jg., Gotha, Leipzig, 1973, Heft 2, S. 139-145

Besuch des Lyzeums in Charlottenburg, anschließend Lehre am Tierphysiologischen Institut der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin, 1920 bis 1925 Studium der Mathematik, Physik und Philosophie an der Berliner Universität. (1925 Promotion bei Max von Laue) 1931 bis 1935 Tätigkeit im Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie und menschliche Erblehre in Berlin-Dahlem bei VERSCHUER in der Abteilung für Zwillingsforschung. Danach kurzzeitig im Verlag Julius Springer beschäftigt und seit 1937 an der Uni Jena bei KARL ASTEL als Assistentin tätig. 1940 Lehrauftrag für biologische Statistik an der mathema-

306

Weber – Weber

tisch-naturwissenschaftl. Fakultät (Habilitation 1945/ erneut 1960)), Entlassung aus dem Universitätsdienst nach 1945, Industrietätigkeiten bis 1952, danach Dozentin und 1954 Professorin am Institut für angewandte Mathematik in Jena, war 1957-62 an der Humboldt-Universität zu Berlin und anschließend Leiterin der Abteilung Wahrscheinlichkeitsrechung u. Mathematische Statistik am Institut f. Angewandte Mathematik und Statistik der AdW der DDR. Sie galt als Spezialistin für medizinische und landwirtschaftl. Statistik und leistete einen wichtigen Beitrag zur Bevölkerungsgeographie in der DDR. PUBLIKATIONEN Variations- und Erblichkeitsstatistik (1935) Das Heiratsalter der Frau und die eheliche Fruchtbarkeit. In: Archiv f. Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik 9 (1939), S. 135-143 (mit Karl Astel): Die unterschiedliche Fortpflanzung: Untersuchung über die Fortpflanzung von 14000 Handwerksmeistern und selbständigen Handwerkern Mittelthüringens u. v. 12000 Beamten und Angestellten der Thüringer Staatsverwaltung. In: Politische Biologie 8 München 1939 u. 9 München 1939 Die Kinderzahl der 29 000 politischen Leiter des Gaues Thüringen der NSDAP, Berlin 1943 Grundriß der biologischen Statistik für Naturwissenschaftler und Mediziner, Jena 1948 (5. Ausg., 1964) Entwicklung und Struktur der Bevölkerung im östlichen Bezirk Rostock 1933 bis 1958. Eine ökonomisch-geographische Untersuchung (Habilschrift), Greifswald 1960 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1090

Karlsch, Rainer: Demographie in der DDR, hrsg. v. H. Michel, IFAD Berlin 2005, S. 45-51 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1970, S. 3189 Vogt, Annette: Wissenschaftlerinnen in Kaiser-Wilhelm-Instituten A-Z. In: Veröff. aus dem Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin 1999, S. 157 (Bild)

Weber, Max, Soziologe und Wirtschaftshistoriker, Sozialwissenschaftler, 1864 Erfurt, † 1920 München Der ältere Bruder von ALFRED WEBER studierte Rechtswissenschaften, Geschichte, Nationalökonomie und Philosophie in Heidelberg, Göttingen und Berlin; 1889 Promotion; Professor für Handelsrecht in Berlin (1893); ab 1893 o. Prof. für Nationalökonomie in Freiburg/ Br.: 1897-1903 Prof. in Heidelberg als Nachfolger von K. KNIES; Mitglied des Vereins für Socialpolitik; 1903 Mitherausgeber des „Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik“; aus gesundheitlichen Gründen Unterbrechung der Lehrtätigkeit bis 1918 (Wien) und 1919/20 Prof. für Soziologie in München (Nachfolger von L. BRENTANO). Weber gilt als Mitbegründer der Soziologie in Deutschland, trug mit seinen begrifflich-theoretischen und sozialhistorischen Analysen wesentlich zur Professionalisierung des Faches bei. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Bergfriedhof in Heidelberg. PUBLIKATIONEN Die Verhältnisse der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland (1892) Entwicklungstendenzen in der Lage der ostelbischen Landarbeiter. In: Archiv für

Weber – Weinberg

307

soziale Gesetzgebung u. Statistik, Bd. 7 (1894), S. 1-41

stik, mathematische Ökonomie und Finanzen.

Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus In: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, Bd. 20 (1905), S. 1-54; Bd. 21 (1905), S. 1-110

Sein spezielles Arbeitsgebiet war die Sterblichkeit in der Schweiz; er erstellte für den Zeitraum 1931-1953 Sterblichkeitstabellen.

Gesammelte Aufsätze zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, hrsg. von Marianne Weber (1924)

Ebenso veröffentlichte er Bevölkerungsprognosen.

M. W. Gesamtausgabe, hrsg. v. H. Baier, R. Lepsius, W. Mommsen u. a., Tübingen 1984 ff.

Schweiz: Volkssterbetafeln 1941/50 und 1948/53

PUBLIKATIONEN

LITERATUR

Stand und Entwicklung der Sterblichkeit in der Schweiz (1951)

Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1999, Bd. 10, S. 358

Ausscheide- und Überlebensordnung nach dem Zivilstand (1953)

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1090

Die statistischen Grundlagen der Bevölkerungsprognose. In: Schweizer. Zeitschrift für Volkswirtschaft und Statistik, 92 (1956)

Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Stuttgart 1980, Bd. 1, S. 485-93 Juristen – Ein biographisches Lexikon, Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, hrsg. vom M. Stolleis, München 2001, S. 664-667 Kaesler, Dirk: Max Weber. Eine Einführung in Leben, Werk und Wirkung. (3. aktualisierte Auflage) Frankfurt am Main 2003 Ökonomenlexikon, hrsg. von Werner Krause, Karl-Heinz Graupner, Rolf Sieber, Berlin 1989, S. 606-610 Philosophenlexikon, 920-922

Berlin

1982,

S.

Wegmüller, Walter, Schweizer Statistiker, 1910 Murten, † 1979 Bern Studium an den Universitäten in Bern, Zü rich und Paris; 1943-55 am schweiz. Statistischen Bundesamt, Abteilungsleiter für Mathematik; seit 1949 an der Universität Bern; 1955 o. Prof. für Stati-

LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1091. Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1970, S. 3204 Who’s Who in Switzerland 1966/67, Genf 1966, S. 658

Weinberg, Wilhelm Robert, Mediziner, Humangenetiker, 1862 Stuttgart, † 1937 Tübingen Studium der Medizin in Tübingen, München, Berlin, Wien (Dr. med. 1886); Assistenzarzt am Spital zum Heiligen Geist Frankfurt/Main; 1889 praktischer Arzt in Stuttgart; 1891 Armenarzt; 1905-26 Vertrauensarzt der württembergischen Eisenbahn-Betriebskrankenkasse; 1894 Kassenarzt; 1911 Sanitätsrat. Weinberg arbeitete mit teilweise neuen Verfahren auf den Gebieten der Bevölke-

308

Weinberg – Weinhold

rungsstatistik, Medizin- und Vererbungsstatistik; er untersuchte Mehrfachgeburten und war einer der Begründer der menschlichen Vererbungslehre. Er entdeckte die als „Hardy-WeinbergGesetz“ bekannte Populationsformel für Vererbungsprozesse beim Menschen. PUBLIKATIONEN Sterblichkeit, Lebensdauer und Todesursachen der württembergischen Ärzte von 1810 bis 1895 und der Ärzte überhaupt. In: Württ. Jahrbuch, Jg. 1896, Stuttgart Die württembergischen Familienregister und ihre Bedeutung als Quelle wissenschaftlicher Untersuchungen. In: Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde (1907), S. 174-198 Über den Nachweis der Vererbung beim Menschen. In: Jahresh. Ver. Vaterl. Naturk. Württ. 64 (1908), S. 368-82 Über Vererbungsgesetze beim Menschen. In: Zeitschrift für induktive ... und Vererbungslehre 1 (1909), S. 377-392, 440-460, und 2, S. 276-330 Vererbung. In: Handwörterbuch der sozialen Hygiene (2 Bde.), Leipzig 1912, Bd. 2, S. 710-727 Methoden und Technik der Statistik mit besonderer Berücksichtigung der Sozialbiologie. In: Handbuch der sozialen Hygiene und Gesundheitsfürsorge (6 Bde.), Berlin 1925-27, Bd. 1, Grundlagen und Methoden, S. 71-148

Stern, C.: Wilhelm Weinberg. Zur hundertjährigen Wiederkehr seines Geburtstages. In: Zeitschrift für menschliche Vererbungs- und Konstitutionslehre 36 (1962), S. 374-382 Süss, Jochen/Früh, Dorothee: Wilhelm Weinberg, M. D. (1862-1937). The Man behind the „Hardy-Weinberg-Equibrium“. In: Genetic Counselling 1 (1991), S. 279-285 Weiss, Volkmar; Münchow, Katja: Bestandsverzeichnis der Abt. Deutsche Zentralstelle für Genealogie im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig, Teil IV: Ortsfamilienbücher mit Standort Leipzig, Neustadt/Aisch 1998, S. 80 ff.

Weinhold, Carl August, Arzt, Meißen, † 1829 Halle

1782

1796 Collegium medico-chirurgicum zu Dresden; danach im Militärhospital in Prag; 1798 Militärchirurgicus in einem sächsischen Regiment; 1805 Doktor der Medizin; 1814 Prof. für Arzneimittellehre in Dresden; 1817 kgl.-preuß. Leibarzt und Hofrath sowie o. Prof. der Medizin und Chirurgie; Direktor der chirurgischen und ophthalmologischen Klinik in Halle bis zu seinem Tod 1829. Weinhold war einer der extremsten Vertreter d. Antinatalismus. Er verlangte u. a. Keuschheitsgürtel f. unverheiratete Männer (Infibulation) und schlug vor, jedes Jahr eine bestimmte Anzahl von Kindern aus den unteren Klassen zu kastrieren. PUBLIKATIONEN

LITERATUR Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte 1880-1930, Bd. 2, München, Berlin 1962, S. 1658 Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1999, Bd. 10, S. 394 Geschichte der Biologie, Jena 1985, S. 750

Von der Übervölkerung in Mittel-Europa und deren Folgen auf die Staaten und ihre Zivilisation, Halle 1827 Von der überwiegenden Reproduktion des Menschenkapitals gegen das Betriebskapital und die Arbeit, in den civilisiertesten europ. Ländern, nebst einigen medicinalpolizeilichen Vorschlägen zur

Weinhold – Wingen Herstellung des Gleichgewichts zwischen Wohlstand und Armuth (1828) Über die Population und die Industrie, Leipzig 1828 Über das menschliche Elend, welches durch den Mißbrauch der Zeugung herbeigeführt wird, Leipzig 1828 Das Gleichgewicht der Bevölkerung als Grundlage der Wohlfahrt der Gesellschaft und der Familien, Leipzig 1829 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 41, Leipzig 1896, S. 504 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1092 Glass, D. V.: Introduction to Malthus, New York 1953, S. 39-40 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 2, Jena 1924, S. 769 ff.

Westergaard, Harald, Dänischer Statistiker und Ökonom, 1853 Kopenhagen, † 1936 Kopenhagen War 1886-1924 an der Kopenhagener Universität tätig, Gründer des Statistischen Labors (1896). Westergaard analysierte in seinem Hauptwerk: „Die Lehre von der Mortalität ...“ die unterschiedliche Sterblichkeit der sozialen Klassen und Schichten und entwickelte die Methode der Interpolation weiter; er verknüpfte in seinen Arbeiten die Wahrscheinlichkeitstheorie mit der angewandten Statistik. PUBLIKATIONEN Sterbetafeln auf Grundlage individualer Beobachtungen. In: Jahrb. für Nat.-Ök., Bd. XXXIII, Jena 1879 Die Lehre von der Mortalität und Morbidität, 2 Teile, Jena 1881/82

309

Die Sterblichkeit in den verschiedenen Gesellschaftsklassen der Landbevölkerung Dänemarks. In: Ehrenzweig, Assek-J., Jg. VIII, Teil II, Wien 1887 Die Grundzüge der Theorie der Statistik, Jena 1890 Zur Statistik der Mehrgeburten. In: Allgmeines Statist. Archiv, Jg. 2, Tübingen 1891/92, S. 509-516 Die Gliederung der Bevölkerung nach Gesellschaftsklassen. In: Allgemeines Stat. Archiv, Jg. IV, Tübingen 1895 Über den Einfluß der Vererbung auf die Sterblichkeit. In: Ehrenzweig, Assek-J., Jg. 1895, 1. T. T l., Wien 1895 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, Connecticut/London 1985, S. 1094/95 International Encyclopedia of the Social Sciences, 16, pp. 528/29

Wingen, Max, Statistiker, Familienforscher , 1930 Bonn, † 2005 Stuttgart Wingen studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (Promotion 1956) und wurde nach einer langjährigen Tätigkeit im Bundesfamilienministerium, in der er an der Erstellung der ersten Familienberichte in Deutschland beteiligt war, 1980 Präsident des Statistischen Landesamtes in Baden-Württemberg. Dieses Amt bekleidete er bis 1991. Er war Professor für Bevölkerungswissenschaft u. Familienpolitik an d. Universitäten in Bochum und Konstanz. In seine Amtszeit fielen für die Statistik so wichtige Ereignisse wie die Volkszählung 1987 und die Verabschiedung des Landesstatistikgesetzes. Unter seiner Leitung wurde mit großem Engagement die Familienforschung Baden-Württemberg im Statistischen Landesamt aufgebaut.

Wingen – Winkelblech

310

Nach 1991 bis zu seiner Pensionierung war Wingen als Ministerialdirektor im Bundesministerium für Jugend u. Familie tätig, wo er eine pronatalistische Familienpolitik unterstützte. Ebenso war er Mitgl. des Internation. Statist. Instituts. Er leistete mit zahlreichen Publikationen wichtige Beiträge für die Familienforschung und -politik in der Bundesrepulik Deutschland. PUBLIKATIONEN Familienpolitik, Ziele, Wege, Wirkungen (1965) Grundfragen der Bevölkerungspolitik, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz. 1975 (Sozioökonomie 9) Bevölkerungsentwicklung als politisches Problem. Paderborn 1980 Überblick über die gegenwärtige Bevölkerungsentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland und Perspektiven für die Zukunft – Survey on the present development of the population of the FRG and perspectives for the future. In: Allgemeines Statistisches Archiv, Bd. 70 (1986), S. 1-27 Drei Generationen-Solidarität in einer alternden Gesellschaft. In: Demographie in der Bundesrepublik Deutschland, hrsg. von Ch. Höhn, W. Linke, R. Mackensen, Wiesbaden 1988, S.197-205

LITERATUR Familienwissenschaftliche und familienpolitische Signale, Festschrift zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. Max Wingen, hrsg. v. Habich, André; Jans, Bernhard; Stutzer, Erich (2000)

Wingen, Oskar, Beamter, † n. e.

1889 Lennep,

Vortragender Legationsrat im Auswärtigen Amt Berlin, Leiter der Reichsstelle für Außenhandel in Berlin PUBLIKATIONEN Die Bevölkerungstheorien der letzten Jahre. Ein Beitrag zum Problem des Geburtenrückganges. Stuttgart/Berlin 1915 (Dissertation bei LUJO BRENTANO) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S.1102 Stockhorst, Erich: 5000 Köpfe. Wer war was im 3. Reich. Kiel 1967, S. 443 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 442 Wer ist’s? Zeitgenossenlexikon, hrsg. v. H. L. Degener. Leipzig 1935, Bd. 2, S. 1739

Familie – ein vergessener Leistungsträger? (1994) 40 Jahre Familienpolitik in Deutschland Momentaufnahmen und Entwicklungslinien (1994) Familienpolitische Denkanstöße, sieben Abhandlungen (Dezember 2001) Bevölkerungsbewusste FamilienpolitikGrundlagen, Möglichkeiten und Grenzen, Wien 2003 Die Geburtenkrise (2004)

ist

überwindbar

Winkelblech, Karl Georg (Ps. Karl Marlo), Nationalökonom, 1810 Ensheim b. Mainz, † 1865 Kassel Studium der Chemie, Philosophie u. Medizin in Gießen; 1835 Privatdozent in Marburg; 1837 a. o. Prof u. 1839 o. Prof. der höheren Gewerbeschule in Kassel; widmete sich n. einer Skandinavienreise 1843 dem Studium der Nationalökonomie; 1848 Mitglied des Kurhessischen Landtages; erster dt. Sozialtheoretiker.

Winkelblech – Winkler Winkelblech geht in seinem „System der Weltökonomie“ davon aus, daß jeder Mensch ein Recht auf Arbeit und auf den vollen Ersatz seiner Arbeit hat. Als Bevölkerungstheoretiker geht er über Malthus hinaus: „Niemand soll heiraten, der nicht volljährig ist und ein vom Staate zu bestimmendes Ehekapital nachweisen kann.“ PUBLIKATIONEN Untersuchungen über die Organisation der Arbeit oder System der Weltökonomie, Kassel 1850-1859 (2. Aufl., 4 Bde., Tübingen 1884-86) LITERATUR Biermann, Karl: Georg Winkelblech (Karl Marlo), 2 Bde., Leipzig 1909 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, Bd. 10, München 1999, S. 527 Grabski: Marlo als Sozialtheoretiker, Bern 1899 Handwörterbuch schaften, S. 1050

der

Staatswissen-

Rümelin Gustav v.: Die Stellung der Sozialisten zur Malthusschen Bevölkerungslehre, Göttingen 1886 Winkler, Wilhelm, Statistiker und Demograph, 1884 Prag, † 1984 Wien Studium der Rechtswissenschaften an der Deutschen Univ. in Prag; seit 1909 im Statist. Landesbüro v. Böhmen; 1919 Leiter der heeresstatist. Abt. im österr. Staatsamt f. Heereswesen in Wien; 1921 Habil. f. Statistik an der Univ. Wien; 1920-29 Tätigkeit im Bundesamt für Statistik; 1923 Privatdozent und Gründer des Instituts für Statistik der Minderheiten an der Universität Wien; 1925 Leiter der bevölkerungsstatistischen Abteilung des österreichischen Bundesamtes für Statistik; 1929 a. o. Prof. der Rechts- und

311

Staatswissenschaft an der Univ. Wien; 1938 Zwangspensionierung und Entlassung aus dem Bundesamt; 1947-56 o. Prof. für Statistik, Demographie und Ökonometrie an der Universität Wien; Mitglied des Internat. Statistischen Instituts (1926), der IUSSP und der Dt. Akademie für Bevölkerungswiss., Organisator d. Internationalen Bevölkerungskongresses 1959 in Wien; verantwortlich für die Gründung eines Instituts für Demographie an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und für zahlreiche Fortschritte in der Entwicklung der Statistik in Österreich. Er schrieb in Enzyklopädien (Handbuch der Statistik, Handwörterbuch der Sozialwissenschaften) und in Fachzeitschriften wie Metrika, Statistische Vierteljahresschrift (von ihm gegründet) sowie dem Bulletin der IUSSP zahlreiche Artikel zum Bevölkerungswachstum, zur Fertilität, Bevölkerungspolitik, Mortalität u. zu statist. Methoden d. Volkszählung. Insbesondere seine Untersuchungen zu ethnischen Minderheiten in ÖsterreichUngarn sind beachtenswert. Er war der Gründer und Präsident der Österreichischen Statistischen Gesellschaft. PUBLIKATIONEN Bevölkerungswesen. In: Handwörterbuch der Staatswissensch., Bd. 2, Jena 1924 Statistisches Handbuch des gesamten Deutschtums, Berlin 1927 Statistisches Handbuch der europäischen Minderheiten (1931) Grundriß der Statistik, Berlin 1933 Bevölkerungsstatistisches über die Slowakei. In: Aus Österreichs Grenzraum. Sonderdrucke aus dem Geographischen Jahresbericht aus Österreich des Geographischen Instituts der Universität Wien Bd. XVIII, Wien 1936

312

Winkler – Winter

Grundfragen der Ökonometrie (1951) und Demometrie (1969) LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. W. Killy, München/New Providence/London/Paris 1999, Bd. 10, S. 533 Dictionary of Demography, Biographies (William and. Renee Petersen),Westport, London 1985, S. 1103/1104. Exner, Gudrun; Kytir, Josef; Pinwinkler, Alexander: Bevölkerungswissenschaft in Österreich in der Zwischenkriegszeit (1918-1938): Personen, Institutionen, Diskurse, Wien, Köln, Weimar 2004 Lebmann, Rosa; H. Helczmanovszki: Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: eine Biographie u. Bibliographie/Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 180-197 Pinwinckler, Alexander: Wilhelm Winkler (1884-1984) – eine Biographie. Zur Geschichte der Statistik und Demographie in Österreich und Deutschland, Berlin 2003 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 288, 345/46, 442

Winter, Kurt, Mediziner, Sozialhygieniker, 1910 Glehn (b. Neuss), † 1987 Berlin 1930-1933 Medizinstudium in München, Bonn und Berlin; 1936 Promotion (als Emigrant) in der Schweiz; 1940-1946 Exil in Schweden, (Tätigkeit als Sozialarzt in Stockholm); 1947-1948 Leiter des Landesgesundheitsamtes Brandenburg bei der Landesregierung Potsdam; 1948 Vizepräsident der Deutschen Zentralverwaltung für das Gesundheitswesen; 19501956 wissenschaftlicher Assistent, Oberarzt und Dozent am Institut für Sozial-

hygiene d. Humboldt-Universität zu Berlin; Habil. 1951 in Berlin, Prof. f. Sozialhygiene u. Direktor des Hygiene-Instituts der HUB (1956-75); Rektor der Akademie für ärztl. Fortbildung (1967-1979); 1949-1981 Hrsg. und Chefredakteur der „Zeitschrift f. ärztliche Fortbildung“; 1962-1969 Vizepräsident des Rates f. Planung u. Koordinierung der medizin. Wissenschaften beim Min. f. Gesundheitswesen; 1968 stellv. Vorsitzender der Gesellschaft f. Sozialhygiene; 1975-1980 Mitglied des europäischen Regionalbüros der World Health Organization (WHO). Winter ist Autor einer Vielzahl von Arbeiten zur Soziologie und Geschichte der Medizin, Hygiene sowie medizinischen Demographie Seine Grabstätte befindet sich auf dem Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde PUBLIKATIONEN Probleme der Säuglingssterblichkeit. In: Zahnärztl. Fortbildung, Jena 44 (1950) 3/ 4, S. 95-105 Gemeinsam mit Alfred Beyer (Hrsg.): Lehrbuch der Sozialhygiene. Berlin 1953; 2. überarb. Aufl. 1959; 5. verb. Aufl. 1970 Die Bedeutung der Herz-Kreislauf-Erkrankungen für Sterblichkeit, Arbeitsunfähigkeit und Invalidität (1962) Co-Autor: gesundheitliche Entwicklung von Jugendlichen in der DDR: Eine medizinisch-soziologische Studie (1962) Herausgeber: Medizin und Soziologie (1965) Säuglingssterblichkeit: Eine Anleitung zu ihrer Bekämpfung aus internationaler Sicht (1966) Einige besondere Aspekte von Morbidität und gesundheitlicher Betreuung in der DDR. In: Soziologie und Wirklichkeit, (1966)

Winter – Wirminghaus Soziologische und demographische Probleme in Medizin u. Gesundheitswesen. In: Mikrokosmos-Makrokosmos, Bd. 1, Berlin 1966, S. 109-144 Die Bedeutung der demographischen Entwicklung in der DDR für den Gesundheitsschutz. In: Zs. f. die gesamte Hygiene und ihre Grenzgebiete, 13. Jg., Heft 9, (1967) Arzt und Gesellschaft (1970) Soziologie für Mediziner. Hrsg.: Kurt Winter. Berlin 1973; 3. überarb. u. erw. Aufl. 1976 Das Gesundheitswesen in der Deutschen Demokratischen Republik: Eine Bilanz zum 25. Jahrestag der Staatsgründung (1974) LITERATUR 100 Jahre Sozialhygiene, Sozialmedizin und Public Health in Deutschland, hrsg. von Udo Schagen, Sabine Schleiermacher, Institut für Geschichte der Medizin der Charité, Berlin 2005 (CD) Bibliographie. Bevölkerungswissenschaftliche Literatur 1945-1982. Deutsche Demokratische Republik, hrsg. von Wulfram Speigner, Akademie der Wissenschaften der DDR. Institut f. Soziologie u. Sozialpolitik. Berlin (Ost) 1984, S. 511 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Provi-dence/London/Paris 1999, Bd. 10, S. 533 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1104/05 Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Stuttgart 1984, Bd. 2, S. 929/30 Karlsch, Rainer: Demographie in der DDR, hrsg. v. H. Michel, IFAD Berlin 2005 Wer war wer in der DDR? – Ein biogra-

313

phisches Lexikon, hrsg. v. MüllerEnbergs, H.; Wiegohls, J.; Hoffmann, D., Bonn 2000, S. 921/22

Wirminghaus, Alexander, Nationalökonom, 1863 Schwelm, † 1938 Köln Studierte Staatswissenschaften, ältere deutsche Literatur u. Philosophie in Halle-Wittenberg, 1885 Promotion bei JOHANNES CONRAD, anschließend kurzzeitige Tätigkeit beim Kgl. Sächsischen Statist. Büro in Dresden u. im Statist. Büro Oldenburg (1885-1892), übernahm 1892 als Kammersyndikus die Geschäftsführung der Handelskammer in Köln (bis 1916), lehrte seit 1901 an der Handelshochschule Köln und richtete 1904 ein Statist. Seminar ein, seit 1921 war er Prof. an der Uni Köln und hielt Vorlesungen in Agrar-, Gewerbepolitik, Handels- und Verkehrspolitik sowie Statistik. PUBLIKATIONEN Zwei spanische Merkantilisten (G. DE UZTRIZ und B. ULLO) – Ein Beitrag zur Geschichte der Nationlökonomie (Sammlung nationalökonomischer und statistischer Abhandlungen des staatswissenschaftlichen Seminars) Halle/Saale, Bd. 4, Heft 2, Jena 1886 Stadt und Land unter dem Einfluß der Binnenwanderungen. In: Jahrbuch für Nat.-Oek., III. F., IX. Bd., Jena 1897 Volkszählungen. In: Wörterbuch der Volkswirtschaft in zwei Bänden, 1. Aufl., 1898, 2. Bd., S. 830-833, ebenso in 2. Aufl. 1906/07, 3. Aufl. 1911, S. 1240-1244, 4. Aufl. 1931-33, S. 12601264 LITERATUR Internationale Personalbibliographie, Bd. 2, Stuttgart 1952, S. 793 Soenius, Ulrich: Rheinische und westfälische Handelskammersekretäre u. -syn-

314

Wirminghaus – Witt

dici vom 18. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, Münster 1994 (RheinischWestfälische Wirtschaftsbiographien, Bd. 15), S. 336-356 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 128 Wer ist’s? Zeitgenossenlexikon hrsg. v. H. L. Degener., Leipzig, Berlin 1935, S. 1743, Jg. 1-10

Wirth, Max, Publizist, Nationalökonom, 1822 Breslau, † 1900 Wien 1839-43 rechts- und staatswissenschaftliche Studien in Heidelberg; 1852-62 publizistische Tätigkeit in Dortmund, Wiesbaden, Frankfurt/M.; leitete 1865-73 das eidgenössische statistische Bureau in Bern; trat 1874 in die Redaktion der „Neuen Freien Presse“ in Wien ein. PUBLIKATIONEN Geschichte der Handelskrisen, Frankfurt/ M. 1858 Die Deutsche Nationaleinheit in ihrer volkswirtschaftlichen, geistigen und politischen Entwicklung an der Geschichte beleuchtet, Frankfurt/M. 1859 Grundzüge der Nationalökonomie, 4 Bde., Köln 1855-73 Allgemeine Beschreibung und Statistik der Schweiz, 3 Bde., Zürich 1870-75 Hrsg.: Schweizerische Statistik (u. a. Bd. XI. Eidgenössische Volkszählung am 1. XII. 1870, Bd. I), Bern 1872 LITERATUR Biographisches Staatshandbuch, Bd. 2, Bern 1963, S. 1191 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. Walther Killy, München/New Providence/London/Paris 1999, Bd. 10, S. 539

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1928, S. 1050 f. (ausführl. Bibliographie)

Witt, Werner, Geograph und Kartograph, 1906 Hohendrosedow † 1999 Kiel Tätig an der Universität Greifswald (1931-36); u. in der Stettiner Verwaltung 1936-45 sowie der regionalen Planungsbehörde für Schleswig-Holstein (19481968); Mitherausgeber des „Deutschen Planungsatlas“. PUBLIKATIONEN Die Volksdichte in Nord-, Mittel- und Westdeutschland (1931) Stadtlandschaft, Stadtregion, Regionalplanung: Kritische Bemerkungen zur Bedeutung regionaler Begriffe. In: Raum und Bevölkerung 14 (1960) Entwicklungstendenzen und Landesplanungsprobleme in Dänemark. In: Raum und Bevölkerung 26 (1968) Thematische Kartographie – Methoden und Probleme, Tendenzen und Aufgaben. 2. Aufl., Jaenecke, Hannover 1970. (Veröffentlichungen der Akademie für Raumforschung und Landesplanung: Abhandlungen; Bd. 49) Bevölkerungskartographie. (Veröffentlichungen der Akademie für Raumforschung und Landesplanung. Abhandlungen, Band 63), Hannover 1971 LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S.1106 Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft, 118, (1976), S. 142-45 Porada, Haik Thomas: Zwischen Pommern und Schleswig-Holstein – Zum Ge-

Witt – Witthauer

315

denken an den Geographen, Kartographen, Raumordner und Landesplaner Ministerialrat a. D. Dr. phil. Dr.-Ing. E. H. Werner Witt (1906-1999) In: Baltische Studien – Pommersche Jahrbücher für Landesgeschichte. Neue Folge, Band 86/ 2000, S. 148-156. (Bibliographie)

Geogr. Mitt., Gotha, Leipzig 103 (1959) 4, S. 289-296

Witthauer, Kurt, Geograph und Statistiker, 1910 Gotha, † 1996

Weltbevölkerungs-Prognose 2000. Glanz und Elend der Vorausberechnung. In: Geographische Berichte 49, 4 (1968), S. 200-276

Studium der Fächer Geographie, Mathematik und Physik in Halle und Jena; 1932 Promotion an der Universität Jena, 1936 Amtsleiter des Arbeitsamtes Suhl, 1942 Regierungsrat, 1944 Wehrmachtseinsatz und amerikanische Kriegsgefangenschaft, nach Kriegsende in Gotha Redakteurstätigkeit; seit 1955 Redakteur der Zeitschrift „Petermanns Geographische Mitteilungen“ in der Gothaer Geographischen Anstalt (seit Oktober 1955 VEB Hermann Haack), arbeitete vor allem in der Statistikabteilung auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik; 1956-59 an der Universität Jena und seit 1959 an der TU Dresden sowie am Gothaer Geographischen und Kartographischen Institut tätig; Herausgeber von „Petermanns Geographischen Mitteilungen“ (Gotha). Seine soliden Nachschlagewerke zur Entwicklung der Weltbevölkerung, ihrer Verteilung und Wachstumsdynamik wurden zu Standardwerken in der DDR und machten ihn auch international bekannt. PUBLIKATIONEN Weltbevölkerungszunahme der Erde 1920-1953, nach Regionen und Ländern. In: Petermanns Geographische Mitteilungen, Gotha/Leipzig 1955/3, S. 225-228

Erde, Menschheit, Staaten (1961) 100 Jahre Gothaer Bevölkerungszahlen: von 1,35 zu 3,4 Milliarden Menschen – Bevölkerungszahlen 1966. In: Petermanns geogr. Mitt., Gotha, Leipzig 110 (1966) 2, S. 137-143

Verteilung und Dynamik der Erdbevölkerung Gotha, Leipzig 1969 (Petermanns Geographische Mitteilg., Ergänzungsheft 272) Bevölkerungszahlen im Wandel, Gotha 1971 Vor 100 Jahren erste Gothaer „Bevölkerung der Erde“. In: Petermanns geogr. Mitt., Gotha, Leipzig 116 (1972) 2, S. 145-152 Die politische Gliederung der Erde (1974) Gegenwärtige Tendenzen weltweiter Bevölkerungsdynamik. In: Fragen der Bevölkerungsgeographie, Potsdam 1975, S. 145-153 LITERATUR Bibliographie. Bevölkerungswissenschaftliche Literatur 1945-1982. Dt. Demokrat. Republik, hrsg. v. Wulfram Speigner, Akademie der Wissensch. der DDR. Institut f. Sozialpolitik. Berlin (Ost) 1984, S. 511 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1106

Die Bevölkerung der Erde: Verteilung und Dynamik Gotha 1958 (Petermanns Geograph. Mitteil., Ergänzungsheft 265)

Karlsch, Rainer: Demographie in der DDR, hrsg. v. H. Michel, IFAD Berlin 2005, S. 41-44

Zur geographischen Differenzierung der Bevölkerungsdynamik. In: Petermanns

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1970, S. 3321

316

Witthauer – Wolf

Nachruf. In: Petermanns Geographische Mitteilungen, Jg. 140, H. 4, Gotha 1996

Ein neuer Versuch zur „Rettung“ des Malthus. In: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, III. Folge. 45 Bd., 1913, S. 227-232

Wolf, Julius, Nationalökoom, Brün, † 1937 Berlin

Soziale und nationale Seite des Bevölkerungsproblems. In: Zeitschrift für Socialwissenschaft, N. F., IV: 1913 (a), S. 821-831

1862

Studium d. Rechts- u. Staatswiss. in Wien, München u. Tübingen; 1885 Habil. f. Nationalökonomie in Zürich; 1889 Prof. in Zürich, Breslau (1897-1912) und von 1913 bis 1923 an der Technischen Universität Berlin; Begründer und Herausgeber der „Zeitschrift für Sozialwissenschaft“ 1898-1908 sowie Initiator der 1914 gegründeten „Deutschen Gesellschaft für Bevölkerungspolitik“. Als einer der ersten nutzte er empirische Daten bei der Analyse der Beziehungen zwischen sozialem Status und Fruchtbarkeit und entwickelte die Theorie von der „Rationalisierung des Sexuallebens“ als Ursache des Geburtenrückgangs entgegen den Auffassungen von L. BRENTANOS und P. MOMBERTS Wohlstandstheorie und F. OPPENHEIMERS Versuch, das „Malthusgespenst“ mit Hilfe des technischen Fortschritts zu bannen. In der „Internationalen Gesellschaft für Sexualforschung“ übernahm er für kurze Zeit den Vorsitz. PUBLIKATIONEN Die Wohnungsfrage als Gegenstand der Sozialpolitik, Jena 1896 Ein neuer Gegner des Malthus. In: Zeitschrift für Socialwissenschaft, IV. Jg. 1901, S. 256-289

Das Zweikindersystem im Anmarsch und der Feldzug dagegen, Berlin 1913 Das Bevölkerungsproblem. In: Ad. Wagner u. a. (Hrsg.): Deutschland unter Kaiser Wilhelm II., 2. Bd., Berlin 1914, S. 415-423 Ziel und Wege der Bevölkerungspolitik. In: Krieg und Volksvermehrung. Sonderheft „Das neue Deutschland“ 4 (1916), Nr. 17/22, S. 157/63 Der Streit über die Ursachen des Geburtenrückgangs. In: Weltwirtschaftliches Archiv, 8. Bd., 1916, S. 382-393 Nahrungsspielraum und Menschenzahl – Ein Blick in die Zukunft, Stuttgart 1917 Die Bevölkerungspolitik der Gegenwart, 1918 Geburtenrückgang und Sexualmoral. In: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft, 51. Jg., 1927, S. 93-102 Die neue Sexualmoral und das Geburtenproblem unserer Tage, Jena 1928 Bevölkerungsfrage. In: A. Vierkandt, (Hrsg.): Handwörterbuch der Soziologie, Stuttgart 1931, Neuausgabe 1959, S. 52-66

Nationalökonomie als exakte Wissenschaft (1908)

Differenzialgeburtenziffern bei den verschiedenen Gesellschaftsklassen. In: Proceedings of the International Congress for Studies on Population, Rome 1931, hrsg. v. Corrado Gini, Bd. 9, Rom 1933

Der Geburtenrückgang: Die Rationalisierung des Sexuallebens in unserer Zeit, Jena 1912

Differenzialgeburtenziffer bei den verschiedenen Konfessionen. In: Ebd., Rom 1933

Une nouvelle loi de la population; Revue d’economie politique 16 (1902)

317

Wolf – Wolff LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1999, Bd. 10, S. 567 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1108 Kürschners Dt. Gelehrtenkalender, Berlin 1931 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 289, 443

Wolff, Christian Freiherr von, Philosoph, 1679 Breslau, † 1754 Halle Vertreter der Aufklärungsphilosophie; schuf deutsche philosophische Terminologie; Studium zunächst der Theologie (Schüler von CASPAR NEUMANN in Breslau), dann Mathematik und Naturwissenschaften, ab 1699 in Jena; habilitierte sich 1703 in Leipzig; 1707 Prof. für Mathematik und Naturkunde in Halle; 1711 abw. Mitglied der Berliner Akademie; mußte auf Anordnung FRIEDRICH WILHELM I. Preußen verlassen (1713-40) und lehrte bis 1740 in Marburg; durch FRIEDRICH II. 1740 nach Halle zurückberufen, umfassende Publikationstätigkeit. Wolff stellte über den Zusammenhang v. Bevölkerungsmasse und Subsistenzmitteln zu ihrem Unterhalt fest: „Man habe dafür zu sorgen, daß Volk genug in einem gemeinen Wesen und auch in einem Staate sey, nicht zu viel und nicht zu wenig. Nehmlich es sind ihrer zu viel, wenn sie nicht im Lande ihren nötigen Unterhalt finden können; hingegen zu wenig, wenn man noch mehreren Unterhalt verschaffen könnte, oder auch die Untertanen zu schwach sind, der Macht auswärtiger Feinde genugsam zu widerstehen. Und also hat man in Bevölkerung des Staates nicht allein darauf zu sehen, daß man die Anzahl der Untertanen mehret,

sondern man muß auch darauf bedacht sein, ob durch gute Anstalten allen nöthiger Unterhalt kann verschafft werden.“ (Mombert, 1925, S. 140). Ebenso äußert er sich zu Motiven der Fortpflanzung: „Daß die Erzeugung der Kinder dem Gesetze der Natur gemäß. Weil die Kinder durch den Beyschlaff erzeuget werden, die Natur aber damit eine empfindliche Lust verknüpffet, wodurch so wohl Mann als Weib zum Beyschlaffe gereitzet werden, über dieses sich auch bey einem vernünftigen Menschen eine natürliche Neigung befindet sein Geschlecht fortzupflanzen, ...“ (Cromm, 1998, S. 138). PUBLIKATIONEN Vernünftige Gedanken von dem gesellschaftlichen Leben der Menschen zu Beförderung der Glückseligkeit des menschlichen Geschlechts, Halle 1721 (6. Aufl. 1747) Theologia naturalis ..., 2 Bde., Frankfurt 1736/37 Philosophia practica universalis ..., 2 Bde., Frankfurt 1738/39 LITERATUR Cromm, Jürgen: Familienbildung in Deutschland, Opladen/Wiesbaden 1998 Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 8, Jena 1928, S. 1078/79 Juristen – Ein biographisches Lexikon, Von der Antike bis zum 20. Jh., hrsg. v. M. Stolleis, München 2001, S. 675/676 Mombert, Paul: Bevölkerungslehre, Jena 1929 Mühlpfordt, G.: Christian Wolff, ein Enzyklopädist der deutschen Aufklärung. In: Jahrbuch der deutsch-slawischen Beziehungen, Bd. 1, Halle 1956, S. 66-102 Philosophenlexikon, 947-954

Berlin

1982,

S.

318

Wolff – Wolff

Wolff, Georg, Medizinalstatistiker, 1886 Sangerhausen, † 1952 Washington

In: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, 145 (1937)

1906-1911 Studium der Medizin in Berlin; 1914-1918 Truppenarzt; 1919-1923 Mitarbeiter im Hygienischen Institut des Hauptgesundheitsamtes der Stadt Berlin; Stadtschularzt und 1927-1933 Abteilungsdirektor am Hauptgesundheitsamt in Berlin; 1930 Habilitation für Soziale Hygiene bei ALFRED GROTJAHN; 1933 Berufsverbot aus „rassischen“ Gründen; 1937 Emigration in die USA, Lehre und Forschung an der John Hopkins-Universität in Baltimore; 1941 Mitarbeiter der Division of Public Health Methods am National Institute of Health des United Public Health Service in Washington; 1943 Mitarbeiter der CarnegieInstitution of Washington, Genetic Research Unit in Cold Spring Harbor, Long Island/N. Y.; ab 1944 Mitarbeiter des U. S. Children’s Bureau, Division of Statistic Research, später „Research Fellow“ am US-Arbeitsministerium.

Co-Autor: Tod und Todesursachen unter den Berliner Juden (1937)

Er schrieb über verschiedene Krankheiten, z. B. Tuberkulose und Krebs, den Einfluß des Krieges auf Gesundheit und Sterblichkeit und die biologische Zukunft der deutschen Juden.

Labisch, Alfons; Tennstedt, Florian: Der Weg zum „Gesetz über die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens“ vom 3. Juli 1934. Düsseldorf 1985, S. 514 f.

PUBLIKATIONEN Der Gang der Tuberkulosesterblichkeit u. die Industrialisierung Europas: Eine stat.-sozialhygien. Untersuchung (1926) Zur Standardisierung der Sterblichkeitsmessung nach dem Kriege. In: Archiv für soziale Hygiene, 4 (1928) Kriegsunterernährung und Größenwachstum. In: Klinische Wochenschrift, 39 (1930) Die biologische Zukunft der deutschen Juden. In: Jüdische Wohlfahrtspflege u. Sozialpolitik, 4 (1933) Lebenserwartung und Sterblichkeit im Deutschen Reich vor u. nach d. Kriege.

Tuberculosis and Civilization, 2 parts, Human Biology, 10 (1938) Cancer and Race with Special Reference to the Jews. In: American Journal of Hygiene, 29 (1939) Childhood Mortality from Accidents by Age, Race, and Sex and by Type of Accident (1945) LITERATUR 100 Jahre Sozialhygiene, Sozialmedizin und Public Health in Deutschland, hrsg. von Udo Schagen, Sabine Schleiermacher, Institut für Geschichte der Medizin der Charité, Berlin 2005 (CD) Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1109/10

Wolff, Hellmut, Statistiker, Wirtschaftswissenschaftler, 1876 Frankfurt/Oder, † 1961 Halle/Saale Studium der Nationalökonomie und Statistik in Berlin, Kiew, Moskau, St. Petersburg, Freiburg/Br. (1902 Promotion), 1905 Mitarbeiter am Stat. Amt in München, 1906-1908 am Statist. Amt in Zürich; 1909 Habilitation in Halle für Wirtschaftswissenschaften u. Statistik; 19081933 Direktor des Stat. Amtes in Halle, seit 1913 an der Uni Halle; 1933-1945 Direktor des Seminars für Verkehrswesen der Universität Halle-Wittenberg. In seinen Arbeiten beschäftigte er sich u. a. speziell mit der Arbeitslosenstatistik, der

Wolff – Wülker Bildung, den ökonomischen Aktivitäten, Verkehrsunfällen u. dem Transport. PUBLIKATIONEN

319

Die anthropologische Geschichts- und Gesellschaftstheorie. In: Politisch-anthropologische Revue 4 (1905/06)

Statistik

Die Germanen und die Renaissance in Italien, Leipzig 1905

Volk und Raum: Gedanken zur Bevölkerungspolitik (1936)

Die Germanen in Frankreich, Leipzig 1906

LITERATUR

LITERATUR

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. W. Killy, München/New Providence/London/Paris 1999, Bd. 10, S. 573

Becker, Peter Emil: Ludwig Woltmann. In: Ders.: Sozialdarwinismus, Rassismus, Antisemitismus und Völkischer Gedanke. Wege ins Dritte Reich II. Stuttgart 1990, S. 328-378 (Porträt)

Lehrbuch (1926)

der

theoretischen

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1110 Internationale Personalbibliographie, Bd. V, Stuttgart 1987, S. 420 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, (1954) u. (1961)

Woltmann, Ludwig, Mediziner, Anthropologe, 1871 Solingen, 1907 Sestri Levante (Italien) Studium der Medizin in Marburg, Bonn, Freiburg und Berlin, Promotion in Freiburg; Tätigkeit als Augenarzt in Barmen; 1898 Anstaltsarzt u. Lehrer für Hygiene u. Anthropologie in Haubinda, anschließend Orientreise u. danach publizistische Tätigkeit als Privatgelehrter in Leipzig; gründete 1901 die „Politisch-anthropologische Revue“ als Organ der Anthroposoziologie in Deutschland. Er untersuchte die Auswirkung der Rassenverhältnisse in der Geschichte. PUBLIKATIONEN System des moralischen Bewußtseins mit besonderer Darlegung des Verhältnisses der kritischen Philosophie zu Darwinismus und Sozialismus, Düsseldorf 1898 Die biologischen Grundlagen der Soziologie. In: Politisch-anthropologische Revue 3 (1904/5)

Hammer, Wolfhard: Leben und Werk des Arztes und Sozialanthropologen Ludwig Woltmann. Med. Diss., Mainz 1979 Klingemann, Carsten (Hrsg.): Rassenmythos und Sozialwissenschaften in Deutschland, Opladen 1987, S. 134 ff. Richter, Raoul: Ludwig Woltmann. Die Persönlichkeit und ihr Werk. In: Politisch-Anthropologische Revue 6 (1907-08) vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 289, 443

Wülker, Gabriele. Geographin und Soziologin, 1911 Frankfurt/Oder, † 2001 Bonn Studium in Berlin 1931-33 und 1935-37; Promotion 1939 an der Universität Berlin; 1957-59 Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie und Jugend; als Prof. tätig an der Ruhr-Universität Bochum (1970-78); Vorsitzende des Nationalen Komitees von UNICEF; Spezialistin für Entwicklungsregionen in Afrika und Asien. PUBLIKATIONEN (mit Werner Möhring): Europa und die deutschen Flüchtlinge (1952)

320

Wülker – Würzburger

Probleme der soziologischen Einordnung fremder ethnischer Gruppen in die deutsche Bundesrepublik, Köln 1953 In Asien und Afrika: Soziale und soziologische Wandlungen (1962) Togo: Tradition und Entwicklung (1966) Effects of Social and Family Patterns on the Population increase in Togo (West Africa). In: World Population Conference, Belgrade 1965, Proceedings (1966-67) Strukturprobleme asiatischer und afrikanischer Entwicklungsländer. In: Die internationale Politik (1972) Das größte Volk der Erde. Bevölkerungspolitik und Bevölkerungsentwicklung der VR China (1972) Population Tribune, Bukarest, 18.-30. August 1974. In: Ernst W. Buchholz und Hilde Wander (Hrsg.): Bevölkerungswissenschaft – Bevölkerungspolitik (1975) Bevölkerungsprobleme der Dritten Welt. In: Pol. Vierteljahresschrift, H. 3 (1975) Demographische Aspekte der Agrarprobleme. In: H. Wander (Hrsg.): Bevölkerungspolitische Programme und Entwicklungspolitik, (1980)

1879 Promotion; besuchte das StatistiR. sche Seminar von E. ENGEL und BOECKH und wirkte 1880 am Statist. Amt Berlin; ab 1881 in Statistischen Ämtern in Paris und Rom; wurde 1885 Generalsekretär des Deutschen Kolonialvereins in Berlin; 1886 im Statistischen Reichsamt; 1890 Statist. Amt in Dresden (1894 bis 1923 Direktor), zugleich 190223 Präsident des Sächsischen Statist. Landesamtes; 1919-1927 o. Prof. an der Universität Leipzig; 1909-1930 Mitbegründer und Herausgeber des „Deutschen Statistischen Zentralblattes“, gab auch die „Mitteilungen des Statistischen Amtes der Stadt Dresden“ heraus; gründete 1911 die „Deutsche Statistische Gesellschaft“. Er war ein Spezialist in der Klassifikation von Sprachen und nationalen Gruppen und schrieb viele Artikel über den Rückgang der Fruchtbarkeit in Deutschland. PUBLIKATIONEN Über die Vergleichbarkeit kriminalistischer Daten. In: Jahrbuch für Nationalökonomie und Statistik (1889)

LITERATUR

Zur Frage der Genauigkeit der Volkszählungen. In: Jahrbuch für Nat.-oek., III. F., XI. Bd., Jena 1896

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1115/16

Die Bearbeitung der Bevölkerungsbewegung im Deutschen Reich. In: Allg. Statist. Archiv, 7 (1909)

Internationales Soziologenlexikon, 2. Aufl., Stuttgart 1984, Bd. 2, S. 938/39

Der Geburtenrückgang und seine Statistik. In: Schmollers Jahrbücher (1914)

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1983

Die Deutsche Statistische Gesellschaft. In: Allgemein. Statist. Archiv 8 (1914), S. 339/43

Orbis Geographicus, (1980/84) 1858

Statistics in Germany. In: American Statistical Association, Memorial Volume (1915)

Studium der Germanistik und Romanistik in München, Berlin und Heidelberg;

Über den Begriff von der Statistik des Auslandsdeutschtums. In: Die Panther, 7 (1916)

Würzburger, Eugen, Statistiker, Bayreuth, † 1938 Leipzig

Würzburger – Zahn Minderheitenstatistik. In: Deutsches Statist. Zentralblatt 18 (1926), Sp. 133-140 Ein- und Auswanderungsstatistik. In: Archiv f. Wanderungswesen, 1 (1928) Problem der Geschlechtsverhältnisse bei den Geburten. In: Deutsches Statist. Zentralblatt, 11/12 (1929) Der statistische Unterricht und das Engelsche statistische Seminar in Berlin 1862-1883. In: Deutsches Statist. Zentralblatt 22 (1930), Sp. 33-40, 65-70 Ursachen des neueren Geburtenrückgangs. In: Schmollers Jahrbücher 55 (1931) I, S. 109-117; auch in: Jahrbuch der jüdischen Literarischen Gesellschaft 21 (1931), S. 109 ff. Grenzen der Folgerungen aus der Geburtenstatistik. Schlußwort. In: Schmollers Jahrbücher 55 (1931) II, S. 707-718 LITERATUR Deutsche Biographische Enzyklopädie, München 1999, Bd. 10, S. 594 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1116/17 Feld, Wilhelm: Eugen Würzburger. In: Deutsches Statist. Zentralblatt 10 (1918), Sp. 97-112 Meerwarth, Rudolf: Eugen Würzburger zum 70. Geburtstag In: Deutsches Stat. Zentralblatt 20 (1928), Sp. 129-136. Meerwarth, Rudolf: Eugen Würzburger als Hauptherausgeber des Deutschen Statist. Zentralblatts. In: Ebd. 25 (1933), Sp. 225-228

321

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 289, 443

Wyler, Julius, Schweizer Statistiker und Demograph, 1891 Basel, † 1959 Studium an den Universitäten in Basel, Leipzig, Bonn und Paris; arbeitete im Statist. Bundesbüro in Bern (1915-1941) und als Privatdozent an der Berner Universität (1922-1941), danach an der New School for Social Research in New York. Er verfaßte verschiedene Aufsätze in der „Zeitschrift für schweizerische Statistik und Volkswirtschaft“ u. a. zur Bevölkerungsbewegung. PUBLIKATIONEN Die Demographie der Ausländer in der Schweiz. In: Zeitschrift für schweizerische Statistik und Volkswirtschaft, Bde. 1919 (S. 255-284) und 1920 (S. 1-26, 189-214 und 365-404) Die schweizerische Bevölkerung unter dem Einfluß des Weltkrieges (1922) Die Überbevölkerungsprobleme der Schweiz (1923) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1117. Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1935 Neue Schweizer Biographie, Basel 1938, S. 587

Z Zahn, Friedrich (Wilhelm Karl Theodor), Statistiker, 1869 Wunsiedel, † 1946 Immenstadt

Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in München und Leipzig; 1890 Promotion; 1896-1906 Mitarbeiter des

322

Zahn

Statistischen Reichsamtes in Berlin; 1902 a. o. Prof. der Sozial- und Wirtschaftsstatistik in Berlin; 1907-1939 Leiter des Bayerischen Statistischen Landesamtes als Nachfolger von GEORG V. MAYR in München; 1913 Prof. für Statistik und Sozialpolitik an der Universität München; 1925-43 Vorsitzender der Deutschen Statistischen Gesellschaft; 1901 Mitglied, 1927 Vizepräsident, 1931 Präsident und 1936 Ehrenpräsident (als bisher einziger Deutscher) des Internationalen Statistischen Instituts. Er leistete bahnbrechende Arbeiten – insbesondere auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik (Volkszählungen), Wirtschafts- und Sozialstatistik. PUBLIKATIONEN Die Bevölkerung des Deutschen Reiches im 19. Jahrhundert. In: Vierteljahreshefte zur Statistik des Reichs 11, 1902, S. 161226 Die Volkszählung 1900 und die Großstadtfrage. In: Conrads Jahrbücher f. Nationalökonomie und Statistik, 3. Folge, Bd. XXVI., (1903) (Hrsg.): Die Statistik in Deutschland nach ihrem heutigen Stand, 2 Bde. München u. Berlin 1911 Geburtenrückgang in Deutschland. In: Handbuch der Politik, 2. Aufl., Berlin u. Leipzig 1914 Deutsche Volkswirtschaft und Bevölkerungspolitik. In: Die Erhaltung und Mehrung der deutschen Volkskraft. München 1918

Internationaler Kongreß für Bevölkerungsforschung. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 21, (1931), S. 412 Internationaler Kongreß für Bevölkerungswissenschaft in Berlin 1935. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 24 (1934/35), S. 474 Das Bevölkerungsproblem u. die volkswirtschaftliche Kapitalbildung. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 25 (1935/36), S. 129-143 Fortbildung der deutschen Bevölkerungsstatistik durch erbbiologische Bestandsaufnahme. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 27 (1937/38), S. 180-195 LITERATUR Burgdörfer, Friedrich/Wilhelm Henninger: Friedrich Zahn zum 70. Geburtstag. In: Deutsches Statist. Zentralblatt 31 (1939), Sp. 1-12 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. W. Killy, München/New Providence/London/Paris 1999, Bd. 10, S. 614 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S.1133/34 Die Statistik in Deutschland nach ihrem heutigen Stand. Ehrengabe für Friedrich Zahn, hrsg. von Friedrich Burgdörfer. 2 Bde., Berlin 1940 Fürst, Gerhard: Zum 100. Geburtstag von Friedrich Zahn. In: Allg. Statist. Archiv 33 (1969), S. 1 f.

Familie und Familienpolitik. Berlin 1918

Griesmeier, Josef: F. Zahn als praktischer und wissenschaftlicher Statistiker. In: Allg. Statist. Archiv 19 (1929), S. 76-81

Die deutsche Familie und der Wiederaufbau unseres Volkes. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 16 (1927), S. 1-25

Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Stuttgart/Tübingen/Göttingen 195668, Bd. 12, S. 405-407

Internationale Wanderungsstatistik. In: Allgemeines Statist. Archi, Bd. 19 (1929), S. 581-587

Henninger, W.: Friedrich Zahn zum Gedächtnis. In: Allg. Statist. Archiv 33 (1949), S. 3-6

Zahn – Zimmermann

323

Rinne, Horst: 100 Jahre Allgemeines Statistisches Archiv (1890-1990), Göttingen 1991, S. 19-21

Zimmermann war Direktor des Statistischen Landesamtes in Braunschweig (1887-1909).

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 289, 443

Er schrieb Bücher über Finanzen, Industrie, Steuern sowie Artikel in den „Beiträgen zur Statistik des Landes Braunschweig“ über Bevölkerung und Wirtschaft, u. a. eine der bedeutendsten Studien zur Bevölkerungsentwicklung in Braunschweig im 19. Jahrhundert.

Zeuner, Gustav Anton, Mathematiker, Ingenieur, 1828 Chemnitz, † 1907 Dresden Studierte Berg- und Hüttenwesen an der Bergakademie Freiberg/Sa; 1853 Promotion in Leipzig; 1855-70 Prof. d. Mechanik u. Maschinenlehre am Eidgen. Polytechnikum in Zürich (seit 1865 Direktor); 1871-75 Direktor der Bergakademie Freiberg/Sa.; Prof. u. Direktor an der TH Dresden seit 1873; 1885 OM der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften. Zeuner ist Autor von Werken zur Mechanik und Thermodynamik sowie der mathemat. Statistik, welche er auf d. Grundlage der Analyse der Sterbetafelkonstruktion von F. KNAPP ausarbeitete. PUBLIKATIONEN Abhandlungen zur mathematischen Statistik, Leipzig 1869 Neue Sterblichkeitstafeln für die Gesamtbevölkerung des Königreiches Sachsen. In: Zeitschrift des kgl. Sächsischen Statistischen Büreaus, Jg. XI, Dresden 1894

PUBLIKATIONEN Die katholische Bevölkerung im Herzogtum Braunschweig. In: Statist. Archiv, IV. Jg., Tübingen 1895-96 Die Ergebnisse der Berufs- und Gewerbezählung vom 14.VI.1895 im Herzogtum Braunschweig, Abt. 1: Beitr. zur Statistik des Herzogtums Braunschweig, Heft XIII, Braunschweig 1896 Einflüsse des Lebensraumes auf die Gestaltung der Bevölkerungsverhältnisse im Herzogtum Braunschweig. In: Jahrb. f. Ges. u. Verw., N. F., Jg. XXI, Leipzig 1897 Das Internationale Statistische Institut und seine bisherigen Leistungen. In: Deutsches Statistisches Zentralblatt 1 (1909), Sp. 161-170

LITERATUR

Die Versammlungen der Vertreter der amtlichen Statistik des Reichs und der Bundesstaaten. In: Deutsches Statist. Zentralblatt 2 (1910), Sp. 1-6, 33-42

Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. W. Killy, München/New Providence/London/Paris 1999, Bd. 10, S. 649

Das Internationale Statistische Institut im letzten Jahrzehnt. In: Allgemeines Statist. Archiv 7, 2 (1914), S. 155-178

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1138

LITERATUR

Zimmermann, Friedrich Wilhelm Rudolph, Statistiker, * 1851 Vorsfelde, † 1928

vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 289, 443

Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1140

324

Zimmermann – Zollinger

Wer ist’s? Zeitgenossenlexikon, hrsg. v. H. L. Degener. Leipzig 1928, Bd. 2, S. 1753

sekretär; 1909 Habilitation f. Statis-tik; 1913 Mitgl. d. Intern. Statist. Instituts; 1916 Prof. d. Statistik in Frankfurt/M.

Zahn, Friedrich: Zimmermann, Friedrich Wilhelm Rudolph (1851-1928). In: Bulletin de l’Institut International de Statistique 23 (1928), S. 354-355

PUBLIKATIONEN

Zincke, Georg Heinrich, Kameralist, 1692 Altenrode (b. Naumburg), † 1768 Helmstedt Studierte in Jena, Erfurt u. Halle Theologie und Rechtswissenschaft; Dozent der Rechte und 1720 Fiskal der Kriegs- u. Domänenkammer, Salz- u. Bergwerksdeputation in Halle; 1731 Hofrat in Weimar; 1740-45 in Leipzig; 1745 Prof. u. Kurator des Colleg. Carolinum Helmstädt. Zincke gab u. a. BECHERS „Politischer Diskurs von den Ursachen der Auf- und Abnahme der Städte ...“ heraus (Leipzig 1754, Register 1759). PUBLIKATIONEN Grundriß einer Einleitung in die Kameralwissenschaften, 2 Bde., Leipzig 1742

Grundriß der Statistik (1921) Gleichartigkeit, Homogenmität u. Gleichwertigkeit in d. Statistik. In: Allgemeines Statist. Archiv 18 (1928/29), S. 293-420 LITERATUR Beiträge zur deutschen Statistik. Festgabe für Franz Zizek, hrsg. v. Paul Flaskämper und Adolf Blind, Leipzig 1936 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. W. Killy, München/New Providence/London/Paris 1999, Bd. 10, S. 681/82 Flaskämper, Paul: Franz Zizek zum 60. Geburtstag. In: Allgemeines Statist. Archiv, Bd. 25 (1935/36), S. 477

Zollinger, Richard W., Schweizer Statistiker, 1913, † n. e. Zollinger war im Bundesamt für Statistik in Bern tätig.

Anfangsgründe der Kameralwissenschaften, 2 Bde., Leipzig 1755

PUBLIKATIONEN

LITERATUR

Die Geburten nach Monaten in der Schweiz, 1901-1940 (1945)

Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 45, Leipzig 1900, S. 313

Ein Jahrhundert Schweizerischer Wirtschaftsentwicklung (1964)

Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 8, Jena 1928, S. 1129/30

Zur Bevölkerungs- und Gesellschaftsstruktur. In: Schweizerische Zs. für Volkswirtschaft und Statistik 100 (1964)

Zizek, Franz, Österr. Statistiker und Jurist, 1876 Graz, † 1938 Frankfurt/Main

The Economic Position of Young Couples. In: Arthur Campbell (Hrsg.): Social, Economic and Health Aspects of Low Fertility (1980)

Studierte Rechts- u. Staatswissenschaften in Graz; 1898 Dr. jur., Rechtsanwalt in Wien; Tätigkeit bei d. Stat. Zentralkommission u. seit 1903 im österr. Handelsministerium; arbeitete vorwiegend im Arbeitsstatist. Amt, wurde Ministerial-Vize-

LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1142

Zollinger – Zumpt IUSSP, Directory of Members Scientific Activities, (1981)

Zopfy, Franz Richard, Statistiker und Volkswirt, 1907 Nürnberg,, † 1984 1946 Eintritt in das Stat. Landesamt Bayerns als wiss. Mitarbeiter bei der Volksund Berufszählung; 1952 Leiter des Referats Stand und Gliederung der Bevölkerung, Volkszählung; 1959 Leiter der Abteilung II: „Bevölkerungs- u. Kulturstatistik“; 1968 Vorbereitung der Volksund Kulturzählung (1970); 1968 Vizepräsident des Bayerischen Statistischen Landesamts, Mitgl. d. Deutschen Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft. Er nutzte die Statistik Bayerns zur Untersuchung von Berufs- und sozialen Klassen. Er veröffentlichte zahlreiche Aufsätze in der Monatsschrift „Bayern in Zahlen“.

325

Die Erwerbstätigkeit der Bevölkerung Bayerns 1961. In: Bayern in Zahlen, 8 (1962) Der Altersaufbau der Bevölkerung. In: Bayern in Zahlen, 3 (1964) Die Veränderung in den Einwohnerzahlen der Kreise Bayerns zwischen 1950 und 1964. In: Bayern in Zahlen, 5 (1965) Die konfession. Gliederung der Bevölk. Bayerns. In: Bayern in Zahlen, 6 (1965) Die Abwanderung aus dem Zonenrandgebiet. In: Bayern in Zahlen, 6 (1971) Der Bildungsstand der Bevölkerung Bayerns. In: Bayern in Zahlen, 4 (1972) LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1142 IUSSP, Directory of Memers Scientific Activities, (1969)

PUBLIKATIONEN Die berufliche und soziale Gliederung der Bevölkerung Bayerns, 1946. In: Zeitschrift des Bayerischen Statist. Landesamtes 80 (1948) Die Bevölkerung Bayerns nach Wirtschaftsabteilungen und Wirtschaftsgruppen. In: Bayern in Zahlen, 5 (1948) Frauenerwerbstätigkeit in Bayern. In: Zeitschrift des Bayerischen Stat. Landesamts (1953) Die Einwohnerzahl in der Gesetzgebung. In: Bayern in Zahlen, 2 (1955) Die statistische Erfassung des Berufs und der sozialen Stellung für ökonomische und soziologische Untersuchungen. In: Allgemeines Statistisches Archiv 39 (1955) Haushalts- und Familienstatistik: Sonderauswertung des Mikrocensus 1957. In: Zeitschrift des Bayerischen Statistischen Landesamtes 91 (1959)

Zumpt, Karl Gottlob, Philologe, Berlin, † 1849 Karlsbad

1792

Studium in Heidelberg und Berlin; 1812 Lehrer am Friedrich Werderschen Gymnasium in Berlin; 1821 Prof. am Joachimsthalschen Gymnasiums in Berlin; 1826 Prof. d. Geschichte an d. Kriegsschule u. 1827 a. o. Prof.; 1836 o. Prof. f. röm. Literatur an der Berliner Uni, erwarb sich große Verdienste bei der Verbesserung des latein. Sprachunterrichts; wurde 1835 OM der Berliner Akademie. PUBLIKATIONEN Über den Stand der Bevölkerung und Volksvermehrung im Altertum. In: Philol.-hist. Abh., AdW Berlin, 1840, S. 1-92 LITERATUR Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 45, Leipzig 1900, S. 481-483

326

Zwick – Zwiedineck-Südenhorst

Zwick, Albert, Statistiker und Ökonom, * 1890 Waldfischbach (Pfalz), † 1958 Ludwigshafen Studium der Volkswirtschaft und Rechtswissenschaft in München u. Heidelberg (Promotion 1914); Direktor der Stat. Ämter in Köln und Ludwigshafen (19191939); Direktor des Stat. Landesamtes von Rheinland-Pfalz in Mainz (1947-56); Zwick veröffentlichte viele Arbeiten zur Statistik verschiedener Städte und 1934 einen Artikel zur Unterstützung der Wissenschaft der Rassen und Familien durch die Statistik. Des weiteren hielt er Vorlesungen an der Universität Köln u. a. über Volks-, Berufs- und Betriebszählungen. Er war Vorstandsmitglied im Verband der deutschen Städtestatistiker. PUBLIKATIONEN Die Statistik der zugezogenen Erwerbslosen in Köln, 1928 u. 1930 Die Deutschen in Amerika (1931) Akademisches Studium und Bevölkerungsentwicklung (1932)

Studierte seit 1889 Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft u. Finanzwissenschaft in Graz, Heidelberg u. Leipzig; 1895 Promotion (Dr. jur.) in Graz; nach Abschluß des Jurastudiums im österreichischen Finanzdienst; 1901 in Wien habilitiert, lehrte seit 1902 an der TH Karlsruhe (1912/13 Rektor), seit 1920 an der Universität Breslau; 1921-38 Lehrstuhl f. Nationalökonomie, Finanzwissenschaft, Statistik und Versicherungswissenschaft an der Universität München (Nachfolger von MAX WEBER); nach 1945 Lehrtätigkeit an d. Universität München; Mitherausgeber d. „Jahrbücher f. Natinalökonomie und Statistik“ (Jena 19341942) und der „Zeitschrift für Nationalökonomie“ (Wien 1954-1956); Mitglied der Bayrischen, Österreichischen und Ungarischen Akademie der Wissenschaften; Ehrenmitglied der Deutschen Statistischen Gesellschaft, des Internationalen Statistischen Instituts, der Royal Statistical Society und des Vereins für Socialpolitik. PUBLIKATIONEN

Die berufliche und soziale Gliederung der Bevölkerung der Stadt Köln (1933)

Über Gebürtigkeit und Wanderungen in Baden, Tübingen 1905, S. 47 ff.

Die Statistik im Dienste der Rassen- und Familienkunde (1934)

Sozialpolitik, Leipzig, Berlin 1911

LITERATUR Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 1954, S. 2687 Meyer, Maximilian, Die deutsche Städtestatistik in ihren Vertretern, Nürnberg 1938, S. 107-109

Zwiedineck-Südenhorst, Otto von, Österreichischer Nationalökonom und Statistiker, 1871 Graz, † 1957 Graz

Zur Statistik der Siedlung und der Bevölkerungsbewegung in den Alpenländern. In: Zs. d. Dt. u. Österr. Alpenvereins, Bd. 45, Wien 1914, S. 82 ff. Ziele und Wege einer aufbauenden Bevölkerungspolitik. In: Volk und Reich der Deutschen. 1. Bd., Berlin 1929, S. 293-338 Zur Biologie der Ostmarkbevölkerung. In: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Bd. 152, Jena 1940, S. 153 ff. Psychologie und Biologie in der Ausdeutung der Geburtenstatistik. In: Jahrbuch für Nationalökonomie und Statistik 154 (1941)

Zwiedineck-Südenhorst Menschenzahl und -schicksal: Prolegomena zur Theorie eines Gesetzes abnehmender Wirtschaftsfreiheit. In: Zs. f. Nat.ök., 14 (1954) LITERATUR Bosls Bayerische Biographie, Regensburg 1983, S. 884 Deutsche Biographische Enzyklopädie, hrsg. v. W. Killy, München/New Providence/London/Paris 1999, Bd. 10, S. 708 Dictionary of Demography, Biographies (William and Renee Petersen), Westport, London 1985, S. 1144/45. Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Jena 1965, S. 500-03

327

Lebmann, R.; Helczmanovszki, H.: Auf dem Gebiete der Bevölkerungsstatistik u. Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher: Eine Biographie und Bibliographie/Institut für Demographie der Österr. Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, S. 198-204 Mahr, Werner: Otto v. Zwiedineck-Südenhorst zum 80. Geb. In: Allgemeines Statistisches Archiv 35 (1951), S. 65-69 Staatslexikon, Freiburg 1989, Bd. V, S. 1188-92 vom Brocke, Bernhard: Bevölkerungswissenschaft Quo vadis?, Opladen 1998, S. 289, 443 Wer ist’s? Berlin 1928, S. 1762