Ausbildungsinadäquate Beschäftigung der Absolventen des Bildungssystems: Berichterstattung zu Struktur und Entwicklung unterwertiger Beschäftigung in West- und Ostdeutschland [1 ed.] 9783428489794, 9783428089796

Die Studie untersucht erstmals für Gesamtdeutschland und alle beruflichen Qualifikationsniveaus das erst seit kurzem the

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Ausbildungsinadäquate Beschäftigung der Absolventen des Bildungssystems: Berichterstattung zu Struktur und Entwicklung unterwertiger Beschäftigung in West- und Ostdeutschland [1 ed.]
 9783428489794, 9783428089796

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FELIX BÜCHEL / GERNOT WEISSHUHN

Ausbildungsinadäquate Beschäftigung der Absolventen des Bildungssystems

Volkswirtschaftliche Schriften Begründet von Prof. Dr. Dr. h. c. J. Broermann t

Heft 471

Ausbildungsinadäquate Beschäftigung der Absolventen des Bildungssystems Berichterstattung zu Struktur und Entwicklung unterwertiger Beschäftigung in West- und Ostdeutschland

Von Felix Büchel Gernot Weißhuhn

Duncker & Humblot · Berlin

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Büchel, Felix: Ausbildungsinadäquate Beschäftigung der Absolventen des Bildungssystems : Berichterstattung zu Struktur und Entwicklung unterwertiger Beschäftigung in West- und Ostdeutschland / von Felix Büchel; Gemot Weisshuhn. Berlin : Duncker und Humblot, 1997 (Volkswirtschaftliche Schriften; H. 471) ISBN 3-428-08979-0 NE:GT

Alle Rechte vorbehalten © 1997 Duncker & Humb10t GmbH, Berlin Fotoprint: Wemer Hi1debrand, Berlin Printed in Germany ISSN 0505-9372 ISBN 3-428-08979-0 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706 9

Zusatz gemäß den Auftragsbedingungen des BMBF "Die dieser Veröffentlichung zugrunde liegenden Arbeiten wurden im Auftrag des Bundesministeriums rur Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie durchgeführt. Die von den Verfassern vertretenen Auffassungen macht sich das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie nicht generell zu eigen. Es übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Angaben sowie die Beachtung privater Rechte Dritter."

Inhaltsverzeichnis A. Ausgangspunkte und Problemstellung .................................................................

15

B.

19

C.

Bisherige Ansätze zur Erfassung unterwertiger Beschäftigung ........................... I.

Theoretische Aspekte...............................................................................

19

11.

Empirische Analysen ...............................................................................

20

Untersuchungsansatz............................................................................................

22

I.

Datenbasis .......... ........................ .................................................... ..........

22

II.

Operationalisierung der Ausbildungsadliquanz der Beschäftigung .........

24

111. Auswertungsverfahren .............................................................................

26

D. Empirische Befunde zur ausbildungsinadliquaten Beschäftigung anhand des Sozio-ökonomischen Panels.................................................................................

29

I.

Ergebnisse filr die alten Länder 1984 - 1993................................... ........

29

1.

Struktur und Entwicklung der Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Geschlecht (West) 29

2.

Struktur und Entwicklung der Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Alter (West) .......

31

Struktur und Entwicklung der Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Beschäftigungssegment (West) ............................................................................

32

Bruttoeinkommen nach formaler Qualifikation. Geschlecht und Ausbildungsadliquanz der Beschäftigung (West) .................

32

BestimmungsgrUnde des individuellen Risikos einer inadäquaten Beschäftigung (West) ............................................................

34

EinkommensefTekte von unterwertiger Beschäftigung (West) ....

36

3.

4.

5.

6.

Inhaltsverzeichnis

8

11. Ergebnisse rur die neuen Länder 1991 - 1993 ................. .................... ....

38

1.

Struktur und Entwicklung der Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Geschlecht (Ost)

39

2.

Struktur und Entwicklung der Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Alter (Ost) .........

39

3.

Struktur und Entwicklung der Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Beschäftigungssegment (Ost) .....................................................................

40

4.

Bruttoeinkommen nach formaler Qualifikation, Geschlecht und Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung (Ost) ...................

41

5.

BestimmungsgrUnde des individuellen Risikos einer inadäquaten Beschäftigung (Ost) ...............................................................

43

6.

EinkommensefIekte von unterwertiger Beschäftigung (Ost) ......

44

E. Schlußfolgerungen...................................................................................................

47

Zusammenfassung............ ............ ............ ........ .......... ...................... .................. ..........

50

Summary......................................................................................................................

54

Anhang.........................................................................................................................

57

Literaturverzeichnis ..................................................................................................... 123 Stichwortverzeichnis .. ................ .................... ................................ .............................. 127

Tabellenverzeichnis Westdeutschland: deskriptiv Tabelle l-W-84: Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Geschlecht (Westdeutschland. 1984)............................................................. 59 Tabelle l-W-91: Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Geschlecht (Westdeutschland. 1991)............................................................. 61 Tabelle 1-W-93: Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Geschlecht (Westdeutschland. 1993)............................................................. 63 Tabelle 2-W-84: Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Alter (Westdeutschland. 1984) ...................................................................... 65 Tabelle 2-W-91: Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Alter (Westdeutschland. 1991) ...................................................................... 66 Tabelle 2-W-93: Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Alter (Westdeutschland. 1993) ...................................................................... 67 Tabelle 3-W-84: Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Sektoren (Westdeutschland. 1984) ................................................................ 68 Tabelle 3-W-91: Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Sektoren (Westdeutschland. 1991) ................................................................ 69 Tabelle 3-W-93: Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Sektoren (Westdeutschland. 1993) ................................................................ 70 Tabelle 4-W-84: Bruttomonatsverdienste nach Qualifikationsniveau. Geschlecht und Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung (DM. Westdeutschland. 1984) .......... 71 Tabelle 4-W-91: Bruttomonatsverdienste nach Qualifikationsniveau. Geschlecht und Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung (DM. Westdeutschland. 1991) ........... 72

10

Tabellenverzeichnis

Tabelle 4-W-93: Bruttomonatsverdienste nach Qualifikationsniveau. Geschlecht und Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung (DM. Westdeutschland. 1993) ........... 73

Westdeutschland: multivariat Tabelle 5-W-84: Determinanten der Wahrscheinlichkeit. inadäquat beschäftigt zu sein (Westdeutschland. 1984. Logit) ....................................................................

74

Tabelle 5-W-91: Determinanten der Wahrscheinlichkeit. inadäquat beschäftigt zu sein (Westdeutschland. 1991. Logit) ....................................................................

76

Tabelle 5-W-93: Determinanten der Wahrscheinlichkeit. inadäquat beschäftigt zu sein (Westdeutschland. 1993. Logit) ....................................................................

78

Tabelle 6-W-84: Einkommenseffekte durch unterwertige Beschäftigung (Westdeutschland. 1984. OLS) ........ .......... .......................................... ..........................

80

Tabelle 6-W-91: Einkommenseffekte durch unterwertige Beschäftigung (Westdeutschland. 1991. OLS)........ .......... .......... .............. .................. .............. ............

82

Tabelle 6-W-93: Einkommenseffekte durch unterwertige Beschäftigung (Westdeutschland. 1993.0LS) .....................................................................................

84

Westdeutschland: Zusatzdokumentation Tabelle AI-W: Zuordnungs-Schema bezüglich unterwertiger Beschäftigung (Westdeutschland)..........................................................................................................

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Tabelle A2-W-84: Dokumentation der Fallzahlen: Qualif.niveau x Geschlecht x JobAnford.niveau x Beruft. Stellung (Westdeutschland. 1984)................................. 88 Tabelle A2-W-91: Dokumentation der Fallzahlen: Qualif.niveau x Geschlecht x JobAnford.niveau x Beruft. Stellung (Westdeutschland. 1991)................................. 90 Tabelle A2-W-93: Dokumentation der Fallzahlen: Qualif.niveau x Geschlecht x JobAnford.niveau x Beruft. Stellung (Westdeutschland. 1993)................................. 92

Tabellenverzeichnis

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Ostdeutschland: deskriptiv Tabelle 1-0-91: Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Geschlecht (Ostdeutschland. 1991)............................................................... 94 Tabelle 1-0-93: Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Geschlecht (Ostdeutschland. 1993)............................................................... 96 Tabelle 2-0-91: Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Alter (Ostdeutschland. 1991) ........................................................................ 98 Tabelle 2-0-93: Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Alter (Ostdeutschland. 1993) ........................................................................ 99 Tabelle 3-0-91: Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Sektoren (Ostdeutschland. 1991) .................................................................. 100 Tabelle 3-0-93: Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Sektoren (Ostdeutschland. 1993) .................................................................. 101 Tabelle 4-0-91: Bruttomonatsverdienste nach Qualifikationsniveau. Geschlecht und Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung (DM. Ostdeutschland. 1991) .............. 102 Tabelle 4-0-93: Bruttomonatsverdienste nach Qualifikationsniveau. Geschlecht und Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung (DM. Ostdeutschland. 1993) .............. 103

Ostdeutschland: multivariat Tabelle 5-0-91: Determinanten der Wahrscheinlichkeit. inadäquat beschäftigt zu sein (Ostdeutschland. 1991. Logit)....................................................................... 104 Tabelle 5-0-93: Determinanten der Wahrscheinlichkeit. inadäquat beschäftigt zu sein (Ostdeutschland. 1993. Logit)....................................................................... 106 Tabelle 6-0-91: Einkommenseffekte durch unterwertige Beschäftigung (Ostdeutschland. 1991. OLS) .................................................................................................. 108 Tabelle 6-0-93: Einkommenseffekte durch unterwertige Beschäftigung (Ostdeutschland. 1993. OLS) .................................................................................................. 110

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Tabellenverzeichnis

Ostdeutschland: Zusatzdokumentation Tabelle AI-0: Zuordnungs-Schema bezüglich unterwertiger Beschäftigung (Ostdeutschland).......................................................................................................... 112 Tabelle A2-0-91: Dokumentation der Fallzahlen: Qualif.niveau x Geschlecht x JobAnford.niveau x Beruft. Stellung (Ostdeutschland, 1991) ................................... 114 Tabelle A2-0-93: Dokumentation der Fallzahlen: Qualif.niveau x Geschlecht x JobAnford.niveau x Beruft. Stellung (Ostdeutschland, 1993) ................................... 117

Abbildungsverzeichnis Abbildung l-W-84191: Veränderungen der Anteile an unterwertiger Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Geschlecht (Westdeutschland, Veränderung von 1984 auf 1991)...................................................................................................... 120 Abbildung l-W-91/93: Veränderungen der Anteile an unterwertiger Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Geschlecht (Westdeutschland, Veränderung von 1991 auf 1993) ..................................................................................................... 121 Abbildung 1-0-91/93: Veränderungen der Anteile an unterwertiger Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Geschlecht (Ostdeutschland, Veränderung von 1991 auf 1993)...................................................................................................... 122

A. Ausgangspunkte und Problemstellung Die Qualifikationsstruktur des Erwerbspersonenpotentials stellt in ungeteilter Auffassung nicht nur eine wichtige Determinante für wirtschaftliches Wachstum, sondern auch einen zentralen Standortfaktor für die deutsche Volkswirtschaft dar. Eine wichtige Maßzahl für diese Struktur bildet dabei der prozentuale Anteil der Hochschüler an einer Alterskohorte. Dabei nimmt die Bundesrepublik Deutschland im internationalen Vergleich eine Spitzenposition ein (vgl. OECD 1994, S. 130 ff.). Allerdings stellt dies eine vordergründige Sichtweise dar. In schärferer Betrachtung kommt es eher darauf an, inwieweit höhere formale Qualifikationen sich auch als effizienter ("produktiver") im Produktionsprozeß erweisen. Gemessen an üblichen Indikatoren zeigt sich der Hochschulabschluß anderen Qualifikationsniveaus als überlegen: Hochschulabsolventen erzielen deutlich höhere Arbeitseinkommen als Absolventen anderer beruflicher Ausbildungsgänge (vgl. z.B. WeißhuhnlBüchel 1992); sie weisen nach Studienabschluß hohe Übergangsraten in die Erwerbstätigkeit auf (vgl. z.B. WeißhuhnlBüchel 1995), und sie tragen ein weitaus niedrigeres Arbeitslosigkeitsrisiko als Erwerbspersonen mit niedrigerer formaler Qualifikation (vgl. z.B. Tessaring 1995). Vor diesem Hintergrund erscheint die anhaltende Studienneigung rational und auch - prima facie - volkswirtschaftlich sinnvoll. Erst in jüngster Zeit wird in der deutschen Arbeitsmarktforschung und Bildungsökonomie eine mögliche Fehlsteuerung der Versorgung des Arbeitsmarktes mit hochqualifizierten Arbeitskräften thematisiert, obwohl die oben genannten Indikatoren eine solche Entwicklung bislang nicht anzeigen. In Anbetracht sich abzeichnender Angebotsüberhänge von Absolventen mit Hochund Fachochschulabschluß (v gl. die Projektionsergebnisse der BLK-Studie 1995), aber dennoch vergleichsweise niedriger Arbeitslosenquoten (bzw. hoher Erwerbsquoten) stellt sich die Frage der Kompatibilität dieser Befunde. Dabei liegt die Vermutung nahe, daß eine Vielzahl von Akademikern zwar in eine Beschäftigung l einmünden, jedoch - vergleicht man formales Qualifikationsniveau und das Anforderungsniveau des Arbeitsplatzes - unterwertig bzw. ausbil-

I Der besseren Lesbarkeit halber steht der Begriff "Beschäftigung" im folgenden auch für die Erwerbstätigkeit von Selbständigen.

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A. Ausgangspunkte und Problemstellung

dungsinadäquat eingesetzt sind. Neben den "klassischen", in der öffentlichen Diskussion am plakativsten darstellbaren Fällen wie der Sozialpädagogin, die als Erzieherin arbeitet oder dem Soziologen, der sich als Kellner oder Taxifahrer über Wasser hält (starke Qualifikationsverluste), kann dies auch der Betriebswirtschaftier sein, der einen qualifizierten Buchhalter-Job ausübt (leichte/mittlere Qualifikationsverluste). Letztere Situation könnte u.a. dadurch hervorgerufen werden, daß Höherqualifizierte andere Qualifikationsniveaus im Zuge einer Veränderung der Qualifikationsnachfrage der Arbeitgeber systematisch verdrängen (v gl. z.B. WeißhuhnlKönig 1989). Die aufkommende Diskussion der Problematik ausbildungsinadäquater Beschäftigung wird aber auch dadurch gespeist, daß vor dem Hintergrund jährlich weiter ansteigender StudienanjängerzahJen, verlangsamten Wirtschaftswachstums und knapper werdender öffentlicher Finanzen die Absorption von Hoch- und Fachhochschulabsolventen am Arbeitsmarkt zunehmend schwieriger werden dürfte. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die - provokatorische - Frage, ob die vom Arbeitsmarkt nachgefragten Qualifikationen nicht auch mit geringerem Bildungsaufwand bereitgestellt werden könnten. Über das quantitative Ausmaß unterwertiger bzw. bildungsinadäquater Beschäftigung von Hoch- und Fachhochschulabsolventen in der Bundesrepublik Deutschland liegen derzeit nur wenige partialanalytische Informationen vor, und zwischen diesen bestehen auch noch beachtliche Divergenzen. Die Unterschiede in den Ergebnissen sind vor allem durch verschiedenartige Meßkonzepte und Datenbasen bedingt. Die aktuelle bundesdeutsche Diskussion um die berufliche Verwertbarkeit einer Hochschulqualifikation verstellt allerdings den Blick darauf, daß auch Absolventen nicht-akademischer beruflicher Ausbildungsgänge dem Risiko ausgesetzt sind, ihre beispielsweise in einer Lehre erworbenen fachlichen Kenntnisse in der späteren Berufstätigkeit nicht angemessen verwerten zu können. Die weitestgehende Ausblendung dieses Problembereichs in der öffentlichen und arbeitsmarktwissenschaftlichen Diskussion ist nicht zuletzt deswegen unbefriedigend, als die Gruppe der Erwerbstätigen mit einer abgeschlossenen (nicht-akademischen) Berufsausbildung die "natürliche" Rejerenzkategorie bei der Betrachtung der Arbeitsmarktsituation von Fachhoch- und Hochschulabsolventen darstellt. Darüber hinaus stellt dieses Qualifikationsniveau eine rein zahlenmäßig so große Erwerbstätigengruppe dar, daß eine Vernachläßigung bei einer differenzierten Arbeitsmarktbetrachtung nicht vertretbar erscheint. Darüber hinaus sind gerade die von diesem Personenkreis besetzten Arbeitsplätze einem starken technologischen Wandel ausgesetzt, der die Frage aufwirft, ob sich die Struktur der Ausbildungsberufe sowie deren Ausbildungsinhalte den sich fortlaufend und immer schneller verändernden Anforderungen der Arbeitsnachfrage genügend schnell anzupassen in der Lage ist.

A. Ausgangspunkte und Problemstellung

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Die vorliegende Studie setzt sich zum Ziel, das Ausmaß, die Struktur und die Entwicklung der Ausbildungsdäquanz der Beschäftigung von Erwerbstätigen mit Hoch- und Fachhochschulabsch/uß2 und beruflichem Abschluß in West- und Ostdeutschland zu erfassen. Hinsichtlich der umfassenden Betrachtung aller Qualifikationsniveaus und beider deutschen Arbeitsmarktgebiete betritt sie damit neues Gebiet. Die Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung (im folgenden auch kurz: Adäquanz) wird in drei Abstufungen gemessen: Adäquat beschäftigt; inadäquat (unterwertig) beschäftigt mit leichten bis mittleren Qualifikationsverlusten ("Inadäquate Beschäftigung Typ A") sowie inadäquat beschäftigt mit hohen Qualifikationsverlusten ("Inadäquate Beschäftigung Typ B "). Die Entwicklung des Phänomens unterwertiger Beschäftigung in Deutschland wird durch einen Vergleich der Jahre 1984, 1991, 1993 realisiert (Ostdeutschland: 1991,1993). Die Betrachtung der Situation in Ostdeutschland erfolgt unter einer anderen Zielsetzung als die Analyse der westdeutschen Erwerbstätigen: Hier steht weniger die Effizienz des Bildungssystems im Vordergrund als vielmehr die Verwertbarkeit der zu DDR erworbenen beruflichen Qualifikationen in einer sich schnell entfaltenden Marktwirtschaft. Im ersten Komplex der Untersuchung soll die Adäquanz der Beschäftigung, aufgegliedert nach dem Grad des Qualifikationsverlustes, für West- und Ostdeutschland getrennt pro Beobachtungsjahr nach formalem Qualifikationsniveau, Geschlecht, Alter und Beschäftigungssegment (Privatwirtschaft, Öffentlicher Dienst, Selbständige) in ihrer Struktur und Entwicklung dargestellt werden. In einem zweiten Komplex werden die Bruttoverdienste der unterschiedenen Adäquanztypen ermittelt, um die durch Nicht-Nutzung von Qualifikationskomponenten verursachten Einkommensverluste zu quantifizieren; gleichzeitig ergibt sich durch diese Betrachtung die Möglichkeit, einen weiteren "harten" Indikator für die Validität der Kategorisierung der Adäquanz der Beschäftigung sichtbar zu machen. Um Teilzeit- und geringfugig Beschäftigte in die Analyse einbeziehen zu können, werden deren Einkommen über die Einbeziehung der Angaben zur Wochenarbeitszeit auf Monatsäquivalente umgerechnet. In einem dritten Komplex wird das Risiko, unterwertig beschäftigt zu sein, mit multivariaten ökonometrischen Methoden analysiert. Dabei sollen eventuelle Überlagerungen bzw. Häufungen von Risikofaktoren bei einzelnen sozio-ökonomischen Gruppen aufgedeckt werden, die im vorhergehenden Untersuchungsabschnitt bzw. bei den Ergebnisdarstellung in kreuztabellarischer Form nicht sichtbar gemacht werden können. Bei multivariater Betrachtung können diese

2

In Ostdeutschland: Ingenieur-lFachschulabschluß.

2 BüchellWei6huhn

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A. Ausgangspunkte und Problemstellung

Risikofaktoren isoliert, d.h. um eventuelle Scheinkorrelationen bereinigt, benannt werden. Schließlich werden in einem vierten Komplex - ebenfalls mit einer multivariaten Analyse - Unterschiede in den Bruttomonatseinkommen analysiert. Dabei wird der isolierte prozentuale Effekt der verschiedenen Typen unterwertiger Beschäftigung auf das Bruttomonatseinkommen in den einzelnen Berichtsjahren ermittelt. Auch dieser Schritt dient dem Ziel, Scheinkorrelationen zwischen Einkommenshöhe und anderen Merkmalen aufzudecken und den isolierten Einkommenseffekt von unterwertiger Beschäftigung - unabhängig von anderen Merkmalen - zu messen.

B. Bisherige Ansätze zur Erfassung unterwertiger Beschäftigung I. Theoretische Aspekte In der Arbeitsmarkt- und Bildungsforschung wurde das Problem des Einsatzes formal höherqualifizierter Arbeitskräfte auf niedrigeren Arbeitsplatzanforderungsniveaus bereits in der amerikanischen Literatur Ende der 70er Jahre unter den Stichworten "Overeducation" oder "Skill underutilization" behandelt (vgl. Freeman 1976, Rumberger 1981 a, 1981 b). Auslöser dieser Betrachtung war das starke Anschwellen der Zahl von College-Absolventen in diesem Zeitraum und die damit befürchteten Absorptionsprobleme am US-Arbeitsmarkt. Vor diesem Hintergrund ist es naheliegend, Ursachen für das Zustandekommen eines solchen "Mismatches" zu analysieren. Nach der Assigment-Theorie (Tinbergen 1956) ist ein solcher Misrnatch einer komplexen Wirtschaftsstruktur mit heterogenem Arbeitsplatz- und Arbeitskraftangebot immanent. Insbesondere wird dieser dann bedeutsam, wenn sich die Struktur des Arbeitsangebots im Zeitverlauf anders entwickelt als die Struktur des Arbeitsplatzangebots (vgl. CloggIShockey 1984). Mit der angebotsorientierten Sichtweise der Humankapitaltheorie (vgl. Mincer 1974) ist jedoch das Problem unterwertiger Beschäftigung nicht erklärbar, da in einer Situation eines Angebotsüberhanges die Reduktion der Bildungsrendite mittelfristig zu einem Angebotsrückgang führen müßte und damit das Ungleichgewicht nur temporärer Natur wäre. Screening-. Signaling- und Sifting-Hypothesen (Spence 1973, Arrow 1973, Stiglitz 1975, Wolff 1977) unterstellen aus der Sicht der Arbeitskräftenachfrager den Qualifikationsmerkmalen von Arbeitsplatzbewerbern eine Indikatorfunktion für die Einschätzung der individuellen Produktivität der Arbeitsanbieter in Ermangelung anderer Informationen. Offen bleibt jedoch hierbei, ob Bildung tatsächlich nur eine reine Filter- und SignaIfunktion erfüllt oder ob eine produktivitätserhöhende Wirkung besteht und wie diese zustande kommt. Dabei stellt sich die Schwierigkeit, daß Produktivität ein arbeitsplatzbezogenes Konzept darstellt, Qualifikation aber personenbezogen ist. Es erscheint deshalb problematisch, ein Konzept von Qualifikationen und Produktivität zu entwickeln, das nur personen-, nicht aber arbeitsplatzbezogen ist (vgl. Clement 1984); eine Lösung dieses Problems ist jedoch nicht in Sicht.

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B. Bisherige Ansätze zur Erfassung unterwertiger Beschäftigung

In neueren Arbeiten gewinnen Karrieremobilittitstheorien an Bedeutung (Rosen 1972, Sicherrnan/Galor 1990). Ein Mismatch (unterwertiger Einsatz) kann demgemäß zu Beginn der Karriere sinnvoll sein, um in dieser Zeit Humankapital zu erwerben, welches erst auf der nächsten Karrierestufe eingesetzt und damit verwertet werden kann.

ß. Empirische Analysen Vergleicht man die deutsche Diskussion mit der amerikanischen, so schenkt auch die deutsche Arbeitsmarktforschung dem Phänomen der unterwertigen Beschäftigung zunehmend Beachtung. Dabei steht die Frage im Vordergrund, inwieweit die Fach- und Hochschulabsolventen mit ausbildungsadäquaten Arbeitsplätzen versorgt werden können, wobei diese Frage schon einmal in den frühen 70er Jahren unter dem Schlagwort "akademisches Proletariat" thematisiert worden ist. Die heutige Diskussion spielt sich wiederum vor dem Hintergrund des anhaltend stürmischen Andrangs an die Hochschulen sowie der Rekordzahlen bei den Absolventen (vgl. ausführlich bei BüchellHelberger 1995) und der neuerdings begrenzten Einstellungsmöglichkeiten des öffentlichen Sektors, dessen Aufnahmequote bis 1990 zwischen 58% und 48% lag (vgl. WeißhuhnlWahselKönig 1994), ab. Hinter dieser Problematik steht die Frage nach der Effizienz einzelner Teile des Bildungssystems - insbesondere im Hinblick auf die Arbeitsmarktnähe der Ausbildung. Die deutsche Arbeitsmarktforschung steht bezüglich des angesprochenen Themas erst am Beginn; in ersten Publikationen wurde das Problem zunächst allgemein angesprochen und der Versuch einer Quantifizierung unternommen. Die Diskussion beschränkt sich damit im wesentlichen auf den Hochschulbereich. Nach Angaben arbeitgebemaher Kreise liegt der Anteil der nicht ausbildungsadäquat beschäftigten Hochschulabsolventen bereits bei 25% (vgl. Stifterverband rlir die Deutsche Wissenschaft 1993) oder bei 20% (vgl. Institut der deutschen Wirtschaft 1994). Diese Zahlen erscheinen im Lichte anderer Untersuchungen jedoch überhöht (vgl. 10 - 15% bei Berechnungen des IABI Tessaring 1994 b). Für die neuen Bundesländer sind ebenfalls Ergebnisse verfügbar, wobei dort der durchschnittliche Anteil unterwertiger Beschäftigung von Personen mit Hochschulabschluß in der ehemalifen DDR von gut 10% auf knapp 20% im Jahre 1993 anstieg (vgl. Büchel 1995) . 1 Gegenüber der vorliegenden Untersuchung basiert die zitierte Studie auf einem weniger restriktiven Abgrenzungskonzept der unterwertigen Beschäftigung; dies führt dazu, daß in der Pilotstudie Büchel (1995) etwas höhere Anteile ausbildungsinadäquater Beschäftigung berichtet werden als in der vorliegenden Studie.

ll. Empirische Analysen

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Jedoch liegen in Deutschland keine umfangreichen Studien zum Ausmaß der inadäquaten Beschäftigung vor. Vielmehr existiert eine Reihe von sehr allgemein gehaltenen nicht-empirischen Problemaufrissen oder aber sehr spezifisch gehaltenen empirischen Studien. Verfügbar sind z.B. summarische Beiträge von Andresen (1994), Weiß (1994), Block (1994), Schlegel (1994), Arbeiten zur Meßproblematik (Rippe 1988), Einmalbefragungen zur Verwertbarkeit der Kenntnisse aus dem Studium (Stooß 1979), empirische Arbeiten, die das Thema eher partiell streifen (vgl. Minks 1992, MinksIFilaretow 1993, Büchtemannl Schupp/Soloft 1993, Keller/Klein 1994, Teichler 1994, Tessaring 1994a, Hofmann/Vogeler 1995), sowie Publikationen, die unterwertige Beschäftigung bei speziellen Zielgruppen, z. B. Berufsanfangern, analysieren (vgl. für den nichtakademischen Bereich: Büchel 1994, BüchellWeißhuhn 1995; für den akademischen Bereich: BüchellHelberger 1994, BüchellMatiaske 1996). Eine breitere Analyse leistet eine neuere Studie von Plicht!Schober/Schreyer (1994). Allerdings beschränkt sich diese auf dem Mikrozensus basierende Arbeit allein auf den Bereich der Fachhoch- und Hochschulausbildung. Damit bleibt der zablenmäßig deutlich wichtigere Bereich der Erwerbstätigen mit einer beruflichen Ausbildung, insbesondere einer Lehre im Dualen Bereich, ausgeblendet. Unberücksichtigt bleibt ebenfalls die Situation in Ostdeutschland, die bildungspolitisch von großer Bedeutung ist. Der Geschlossenheit der Darstellung abträglich ist zudem die ausbleibende Analyse der Arbeitseinkommen als Adäquanzkriterium. Auch die Frage nach der aktuellen Leistungsfähigkeit der Fachhoch- und Hochschulausbildung wird in dieser Studie nur unbefriedigend geklärt: Die Differenzierung nach Altersgruppen basiert auf einem problematischen Alterskohortenkonzept (für eine methodologische Kritik vgl. ausführlich Büchel 1996). Im Ergebnis muß damit festgehalten werden, daß die Studie von Plicht! Schober/Schreyer den Umfang und die Struktur der unterwertigen Beschäftigung von Hochschulabsolventen in Deutschland aufgrund des teilweise methodologisch problematischen Vorgehens sowie der Ausblendung des Einkommensaspektes weder hinreichend genau, noch - aufgrund der Beschränkung auf westdeutsche Akademiker - für Deutschland umfassend erfaßt; damit bleibendie wichtigen Fragen nach Entwicklung und aktuellem Stand der Ausbildungseffizienz des deutschen Gesamtbildungssystems bislang unbeantwortet.

c. Untersuchungsansatz I. Datenbasis Die vorliegende Untersuchung basiert auf Daten des vorn Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung DIW verwalteten Sozio-ökonomischen Panels (SOEP)l. Dieser für die bundesdeutsche Wohnbevölkerung repräsentative Datensatz enthält vielfältige Längsschniuinformationen auf Haushalts- und Personenebene. Die Ausgangsstichprobe des Jahres 1984 umfaßt knapp 6.000 Haushalte. Jedem Haushaltsvorstand wurde ein Haushaltsfragebogen vorgelegt. Diejenigen Haushaltsmitgliedern, die 16 Jahre und älter waren (mehr als 12.000 Personen), wurden zusätzlich mit einern separaten Personenfragebogen zu Fakten und Meinungen aus verschiedensten Lebensbereichen, hauptsächlich zu den Themen Bildungs- und Arbeitsmarktpartizipation, befragt. Die Haushalte und Personen dieser Stichprobe werden in jährlichen Abständen wiederbefragt. Die Datenbasis wird laufend erweitert um abgespaltene Haushalte, neu in die bestehenden Panel-Haushalte eingezogene Personen sowie diejenigen Haushaltsmitglieder, die im Befragungsjahr siebzehn Jahre alt werden 2 . Im Jahre 1990 wurde der Datensatz um eine Stichprobe für die neuen Bundesländer erweitert. Die Informationen dieser Teilstichprobe werden ebenfalls zur Auswertung herangezogen. Die zur Feststellung der Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung benötigte Teilinforrnation des Jobanforderungs-Niveaus (v gl. Abschnitt C. 11) wurden ungefiltert nur im Startjahr 1984 sowie ab 1991 in den ungeraden Jahren erhoben. In den übrigen Jahren wurde diese Information nur bei Personen, die in der vorhergehenden Filterfrage nach beruflichen Veränderungen einen solchen Wechsel anzeigten, gestellt. Theoretisch kann entsprechend bei Personen, die keine berufliche Veränderung angeben, die Information zum JobanforderungsNiveau des Befragungszeitpunkts aus der Vorjahresbefragung übernommen werden. Intensive Pre-Tests haben jedoch ergeben, daß sich einzelne Inkonsistenzen durch diese Befragungsform ergaben; so scheint insbesondere in Ostdeutschland

1

Genauer: auf der Public-Use-Version (GSOEP).

2

Für Einzelheiten zum Erhebungsdesign vgl. Projektgruppe Panel (1995).

I. Datenbasis

23

den Beschäftigten nicht immer ganz klar zu sein, ob beispielsweise bei einer bloßen Änderung der Rechtsform des Betriebs oder eines Narnenswechsels des Arbeitgebers eine Veränderung der beruflichen Situation im Sinne des Fragebogens vorliegt oder nicht. Es werden deshalb in dieser Untersuchung nur die Befragungsjahre mit einer Vollerhebung der interessierenden Merkmale ausgewertet. Es sind dies die Wellen 1984 (nur West) sowie 1991 und 1993 (West und Ost); die 1995er Welle war zum Zeitpunkt der Berichtsabgabe (Dezember 1995) noch nicht zur Auswertung freigegeben. Für die genannten Jahre werden getrennte Querschnittsauswertungen durchgeführt. Es gehen alle Personen in die Untersuchung ein, die zum Erhebungszeitpunkt über einen in Deutschland erworbenen beruflichen Bildungsabschluß verfügen. Im Ausland erworbene berufliche Fertigkeiten lassen sich kaum mit deutschen Abschlüssen in Beziehung setzen; die entsprechende Fallselektion schließt damit einen Großteil der in Deutschland beschäftigten Ausländer (insbesondere die älteren) aus der Untersuchung aus. Bei der Ergebnisinterpretation (hauptsächlich bei der Betrachtung der hochgerechneten Fallzahlen) ist zudem zu beachten, daß auch Personen deutscher Staatsangehörigkeit ohne abgeschlossene Berufsausbildung in der Untersuchungsgrundgesamtheit nicht vertreten sind. Es werden vollzeit-. teilzeit- und geringfügig beschiiftigte Personen betrachtet. Erwerbstätige Personen ab 65 Jahren werden ausgeschlossen, da das Erwerbsverhalten dieses Personenkreises in der Regel von deutlich anderen Faktoren bestimmt wird als dasjenige der Personen im nicht rentenfahigen Alter. Auszubildende und Praktikanten werden ebenso ausgeschlossen wie Personen, die explizit angeben, in Ausbildung zu sein. Von diesem zusätzlichen Ausschluß ist jedoch nur ein kleiner Personenkreis betroffen, da die betreffenden Personen in der Regel noch über keinen beruflichen Abschluß verfügen. In Ostdeutschland werden diejenigen Personen zusätzlich ausgeschlossen, die nach 1991 einen Bildungsabschluß erzielten. Dies geschieht aus der Überlegung, daß sich die berufliche Qualifikation dieser Personen, deren Ausbildung im wesentlichen durch die ge zielte Vermittlung marktwirtschaftlich verwertbaren Wissens geprägt sein dürfte, stark von derjenigen unterscheiden wird, die durch eine Ausbildung zu DDR-Zeiten erworben wurde; die Zahl dieser Personen im SOEP ist noch zu gering, um eine eigenständige Analysekategorie bilden zu können - aus Homogenitätsüberlegungen wird deshalb auf eine Einbeziehung verzichtet. Schließlich werden in einigen Teilauswertungen Personen mit fehlenden oder unplausiblen Werten in den analysierten Merkmalen zusätzlich ausgeschlossen; außer bei den Einkommensanalysen, die traditionell von relativ hohen Verweigerungsraten betroffen sind, bleiben die Fallzahlverluste jedoch minimal 3 .

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C. Untersuchungsansatz

ll. Operationalisierung der Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung In dieser Untersuchung soll für die Messung der Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung der insbesondere bei Mikrozensusauswertungen traditionelle, jedoch methodologisch umstrittene Ansatz einer Adäquanzzuordnung anhand eines Abgleichs von Beruf bzw. beruflicher Position und Bildungsniveau nicht verfolgt werden. Eine Alternative stellt die direkte subjektive Einschlitzung der Ausbildungsadäquanz des Tätigkeitsinhalts durch die Beschäftigten selbst dar (genauer: subjektive Einschätzung des Jobanforderungsniveaus; vgl. unten). Im Gegensatz zu den wichtigsten bundesdeutschen personenbezogenen Datensätzen, die im Bereich der Arbeitsmarktforschung eingesetzt werden können (beispielsweise Beschäftigtenstatistik oder Mikrozensus), enthält das SOEP diese Teilinformationen. Die Ausbildungsadäquanz wird dabei nicht direkt erfragt, sondern das Jobanforderungsniveau der ausgeübten Tätigkeit. Auf die Frage "Welche Art von Ausbildung ist für die Tätigkeit, die Sie ausüben, in der Regel erforderlich?" werden verschiedene ordinal interpretierbare Niveaus angegeben, z.B. "Eine abgeschlossene Berufsausbildung". Als höchste Kategorie wird "Ein abgeschlossenes Hochschulstudium,,4 vorgegeben. Über einen Abgleich mit dem formalen beruflichen Qualifikationsniveau bzw. dem erworbenen formalen beruflichen Bildungsabschluß kann die Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung direkt bestimmt werden; die Differenz zwischen formaler Qualifikation und Jobanjorderungsniveau kann sodann - zumindest für Personen gleicher formaler Qualifikation - ordinal, d. h. in verschiedenen Abstufungen mit unterschiedlichen "Qualifikationsverlusten" interpretiert werden. Allerdings haben Pre-Tests im Rahmen der Datenprüfung gezeigt, daß bei der Validierung der so gewonnenen Information zum Maß der Überqualifikation einzelne Unschärfen bei der Kategorisierung sowie einzelne Inkonsistenzen festzustellen sind. Um eine genauere Kategorisierung vornehmen zu können und die erzeugten Kategorien in sich möglichst homogen zu gestalten, wurde die im SOEP besonders detailliert erfragte Information zur beruflichen Stellung der Erwerbstätigen zur Erzeugung des gewünschten Merkmals hinzugezogen. In Verbindung mit den Einkommensverteilungen pro Kategorie sowie der Struktur der ausgeübten Berufe pro Kategorie (dreistelliger ISCO-Code) wurden auch die Zusammenfassungen der Job-Anforderungsniveaus bestimmt. Im Rahmen dieser Validierung zeigte sich beispielsweise, daß die Strukturen für die paarweisen Anfor3 Bei den Einkommensanalysen hat sich gezeigt, daß Personen mit sehr geringer Wochenarbeitszeit stark untypische Stundenlöhne erzielen. Es kann aufgrund der Datenlage nicht geklärt werden, ob die Wochenarbeitszeit oder aber vielmehr die Einkommensangabe unplausibel ist. Diese Personen (mit einer geringen Fallzahl) werden deshalb aus den Einkommensanalysen ausgeschlossen. 4 Vgl. ausführlich linke Spalte derTah. AI-W, AI-O.

11. Operationalisierung der Ausbildungsadäquanz

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derungsniveaus "abgeschlossene Berufsausbildung" und "Besondere Kurse" ebenso ähnlich ausfallen wie diejenigen ftir "Keine besondere Ausbildung" und "Nur eine kurze Einweisung am Arbeitsplatz". Nach ähnlich strukturierten Pre-Tests erfolgte die Aggregation der formalen Qualifikationsniveaus. Zu der allgemein üblichen Kategorie "Abgeschlossene Berufsausbildung" als Sammelkategorie im nicht-akademischen Bereich wurden die Personen mit einer Meisterqualifikation geschlagen; die Zusammenfassung von Fachhoch- und Hochschulabsolventen folgt ebenfalls einer üblichen Aggregationsweise. Für Ostdeutschland zeigte sich ein komplexeres Bild: Die Absolventen von Ingenieur- und Fachschulen lassen sich vor dem Hintergrund der Einkommens- und Tätigkeitsprofile weder eindeutig dem nicht-akademischen noch dem akademischen Bereich zuordnen. Dieser Problematik trug die SOEPAdministration Rechnung, indem ostdeutsche Befragungspersonen nach dem betreffenden Qualifikations- bzw. Anforderungsniveau explizit gefragt wurden. Dies wird auch in dem hier verwendeten Kategorisierungsschema berücksichtigt (vgl. Tab. AI-O im Anhang). Aus Darstellungs- und Fallzahlgründen werden diese Niveaus in den deskriptiven Ergebnisdarstellungen dem Hochschulniveau zugeordnet, zu dem eine größere strukturelle Nähe als zu anderen Qualifikationsniveau festgestellt werden konnte. In den multivariaten Analysen werden jedoch die nicht aggregierten, detaillierten Originalinformationen zum erworbenen Qualifikationsniveau verwendet. Eine weitergehende Oberprüfung der Validitlit der aus den drei genannten Original variablen gewonnenen Information zur Adäquanz der Beschäftigung anhand der Einkommen und der Berufe zeigte jedoch zusätzliche Heterogenitäten innerhalb der neu gebildeten Kategorien. Die Ursache mag darin liegen, daß einzelne Berufe eine starke intraberufliche Varianz im Anforderungsniveau aufweisen (beispielsweise bei "Vertretern"), andererseits zeigten sich Inkonsistenzen, die auf "Bescheidenheit" der Befragungspersonen bei der Antwort zum Anforderungsniveau zurückzuftihren sein dürften. Es wurde deshalb entschieden, eine nicht in die Auswertungen einzubeziehende Kategorie zu bilden, bei der die Adäquanz der Beschäftigung bei einer defensiven bzw. penibel genauen Zuweisungsvorschrift nicht eindeutig festzustellen ist. Diese Kategorie umfaßt in der Regel deutlich weniger als 10% der Befragungspersonen; sie ist zusammen mit den sehr schwach besetzten Kategorien "Unplausible Kombinationen" sowie "Fehlende Teilinformationen" jeweils im Fußbereich der deskriptiven Tabellen 1 bis 4 ausgewiesen. Aufgrund der erwähnten ordinalen Skalierung der (gruppiert recodierten) Angaben zu formaler beruflicher Qualifikation sowie Jobanforderungsniveau ist auch die neu erzeugte Information zur Diskrepanz zwischen diesen Niveaus ordinal interpretierbar. Allerdings ist bei einer solchen weiteren Differenzierung der Kategorisierung aufgrund der bereits hohen Aggregation der Original-

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c. Untersuchungsansatz

variablen sowohl bei der Entwicklung eines Kategorienschemas als auch bei der Ergebnisinterpretation Zurückhaltung geboten. In dieser Untersuchung werden deshalb nur zwei Formen unterwertiger Beschiiftigung unterschieden: "Typ A" ("Leichte oder mittlere Qualifikationsverluste") sowie "Typ B", welcher für hohe Qualifikationsverluste bei der ausgeübten Berufstätigkeit stehen soll. Bei den höheren Qualifikationsniveaus ergeben sich allerdings für Typ B relativ geringe Fallzahlen. Bei den deskriptiven Darstellungen zur Einkommensverteilung (Tab. 4-x) wird diese Kategorie deshalb mit einem "." gekennzeichnet, welcher zu einer zurückhaltenden Interpretation der Ergebnisse motivieren soll. Bei den muItivariaten Einkommensanalysen (Tab. 6-x) werden die beiden Kategorien für die höheren Qualifikationsniveaus zu einer einzigen zusarnmengefaßt, um robustere Ergebnisse zu erzielen. Das gleiche gilt für die Analysen des Risikos, unterwertig beschäftigt zu sein. Hier wird die entsprechende Aggregation für alle Bildungsniveaus vorgenommen (Tab. 5-x). Die Kategorisierungsvorschrijten, die aus den Informationen zu formalem beruflichen Qualifikationsniveau, Job-Anforderungsniveau und beruflicher Stellung den Grad der Adäquanz der Beschäftigung festlegen, sind in den Tab. AlW (Westdeutschland) sowie AI-0 (Ostdeutschland) im Anhang dokumentiert; die für West- und Ostdeutschland unterschiedlichen Zuordnungschemata tragen den unterschiedlichen beruflichen Bildungsabschlüssen in West- und Ostdeutschland Rechnung.

m. Auswertungsverfahren Die Untersuchung erfolgtjür West- und Ostdeutschland getrennt (Abschnitte D.I, D.II). Innerhalb jedes regionalspezifischen Auswertungsschrittes (Abschnitte D.I.1 bis D.I.6 bzw. D.lI.l. bis D.II.6) werden ebenfalls separate Untersuchungen für die verschiedenen Zeitpunkte durchgeführt (Westdeutschland: 1984, 1991, 1993); Ostdeutschland: 1991,1993). Die Abschnitte D.I.l bis D.1.4 bzw. D.lI.l. bis D.II.4 (Tabellen im Anhang: Tab. l-x-y bis 4-x-y; x= W oder 0 für West- oder Ostdeutschland; y = Jahr der Auswertung) enthalten die Interpretation der Ergebnisse des deskriptiven Teils der Untersuchung. Dieser besteht zunächst aus drei dreidimensionalen Kreuztabellen, bei der die Formen unterwertiger Beschiiftigung nach formalem Qualifikationsniveau und jeweils nach Geschlecht, Alter und Wirtschaftsbereich im Sinne einer Strukturanalyse differenziert dargestellt werden (Spaltenprozente); die analoge Berechnung für verschiedene Zeitpunkte ermöglicht eine dynamische Betrachtung der zeitlichen Entwicklung bzw. der eventuellen Veränderungen dieser Strukturen. Jede Tabelle enthält eine Dokumentation zu den ausgeschlossenen Fällen. Sodann werden in Abschnitt D.I.4 bzw. D.II.4 die Ergebnisse der deskriptiven Einkom-

III. Auswertungsverfahren

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mensanalyse interpretiert; ennittelt werden die Einkommensmittelwerte pro Adäquanzkategorie, Bildungsniveau und Geschlecht. Im Tabellenanhang werden für die erste Teilanalyse (Differenzierung nach Geschlecht) zusätzlich in den Abbildungen l-x-y die Veränderungen der Anteile inadäquater Beschäftigung nach Bildungsniveau und Geschlecht grafisch dargestellt; aus Fallzahlgründen wird allerdings nicht nach Grad der Unterwertigkeit unterschieden.

In den darauf folgenden Abschnitten (D.I.5 bzw. D.II.5 bzw. Tab. 5-x-y) werden mit einer Logit-Analyse die Bestimmungsgründe der Wahrscheinlichkeit. eine unterwertige Beschäftigung ausüben zu müssen (= BetroffenheitsrisikoJ, multivariat analysiert. Von Interesse ist die Benennung von Risikofaktoren bei gleichzeitigem Konstanthalten anderer Merkmale. Damit können verdeckte Korrelationen in den deskriptiven Darstellungen identifiziert werden. Im Gegensatz zu einer Regressionsanalyse kann die Höhe des Effekts der einzelnen exogen kontrollierten Merkmale beim Logit-Verfahrens nicht direkt aus den geschätzten Koeffizienten abgelesen werden, ein höherer - signifikanter - Parameter ist jedoch mit einem größeren Effekt verbunden und vice versa. Bei der ModelIierung wurde bewußt eine schmale Variante gewählt; neben den deskriptiv analysierten Merkmalen wurden zusätzlich Nationalität und Arbeitszeit kontrolliert. Darüber hinaus wurden die im deskriptiven Bereich der Auswertung aggregierten Bildungsabschlüsse in der Originalausprägung eingesetzt, um der Heterogenität innerhalb der für die deskriptiven Auswertungen aggregierten beiden Qualifikationsgruppen Rechnung zu tragen. Da eine Logit-Analyse aufgrund des speziellen Maximum-Likelihood-Algorithmus tendenziell instabiler auf geringe Ausprägungskombinationen reagiert als beispielsweise eine Regression, wurden aus Fallzahlgründen bei den höheren Bildungsniveaus die zwei Kategorien unterwertiger Beschäftigung zu einer einzigen zusammengefaßt sowie - pro Bildungsniveau - Männer und Frauen in einer einzelnen Untersuchungsgruppe zusammengefaßt und nur durch einen Geschlechtsdummy identifiziert. Für Ostdeutschland wurde zudem das Modell aufgrund des verschwindend geringen Ausländeranteils in der Oststichprobe des SOEP um die Ausländervariable reduziert. Schließlich werden - ebenfalls multivariat - mit einer semi-logarithmischen Regressionsanalyse die Einkommensdeterminanten mit einem analogen Kovariatensatz untersucht. Dieser Auswertungsschritt soll insbesondere die durch unterwertige Beschäftigung verursachten Einkommensverluste quantifizieren; dies wiederum bei Kontrolle sonstiger Merkmale, um Scheinkorrelationen aufzudecken und damit Fehlinterpretationen zu vermeiden. Die Höhe der geschätzten Koeffizienten kann approximativ als prozentualer mittlerer Einkommenseffekt interpretiert werden. In diesem Auswertungsschritt wurde berücksichtigt, 5

Vgl. Amemiya (1986, S. 268 Cf.).

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c. Untersuchungsansatz

daß Teilzeitarbeit bzw. geringfügige Beschäftigung bei Männem stark unterdurchschnittlich beobachtbar ist, ebenso eine Ausbildung in einer Schule des Gesundheitswesens; Personen mit den entsprechenden Merkmalsausprägungen wurden für diesen Teilschritt ausgeschlossen. Schließlich ist der Anteil der Ausländer mit einem (deutschen) Fachhoch- oder Hochschulabschluß in dem nach Ausschluß der Fälle mit fehlenden Einkommensangaben verbleibenden Untersuchungssarnple so gering, daß Ausländer von dieser Teilauswertung ebenfalls ausgeschlossen werden.

D. Empirische Befunde zur ausbildungsinadäquaten Beschäftigung anhand des Sozio-ökonomischen Panels J. Ergebnisse mr die alten Länder 1984 - 1993 1. Struktur und Entwicklung der Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Geschlecht (West)

In diesem Teil der Untersuchung werden die deskriptiven Befunde zu Ausmaß und Entwicklung der inadäquaten bzw. unterwertigen Beschäftigung in den alten Bundesländern von 1984 - 1993 dargestellt. Die Grundlage dafür bildet die zuvor erläuterte Datenbasis sowie die Operationalisierung der inadäquaten Beschäftigung in Typ A und B (vgl. Kap. C.II). Sofern keine Auffälligkeiten beobachtbar sind, wird aufgrund der zeitlichen Nähe auf die Interpretation der Ergebnisse für das Jahr 1991 verzichtet; die Ergebnisse für die 1991er Auswertung werden jedoch im Tabellenanhang dokumentiert, um einen genauen Vergleich mit den Ergebnissen für Ostdeutschland (Kap. D.II) zu ermöglichen. Vorauszuschicken ist, daß auf der Ebene des Qualifikationsniveaus "abgeschlossene Berufsausbildung" der Anteil der hinsichtlich der Beschäftigungsadäquanz nicht eindeutig zuzuordnenden Fälle rd. 3,6% (1984) und 5,7% (1993) an allen zugeordneten Fällen betrug. Für das Qualifikationsniveau "Hoch- oder Fachhochschulabschluß" betrugen die entsprechenden Anteile 5,6% (1984) und 2,5% (1993). Die Anteile an Fällen mit unplausiblen oder fehlenden Teilinformationen zur Ermittlung der Ausbildungsadäquanz liegen noch deutlich niedriger. Der daraus resultierende Unschärfegrad bei der Adäquanz-I Inadäquanzzuordnung ist daher als gering zu veranschlagen. Die detaillierte Übersicht über die Kategorisierung der Fälle findet sich in den Dokumentationen der Tabellen A2 -W-84, A2-W-91 sowie A2 -W-93. Auf aggregierter Ebene zeigt sich, daß 17,4% (1984) der westdeutschen Erwerbstätigen mit einem Berufs-, Fachhochschul- oder Hochschulabschluß eine berufliche Tätigkeit ausüben, die auch von Personen mit geringerer Qualifikation geleistet werden könnte; der Anteil rur 1993 ist nahezu identisch. Aller-

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D. Empirische Befunde

dings zeigen sich nach erfolgter Disaggregation nach Qualifikationsniveau und Geschlecht deutliche Heterogenitliten bezüglich des Risikos einer unterwertigen Beschäftigung für die verschiedenen Teilgruppen der Erwerbspopulation. Für Erwerbstätige mit abgeschlossener Berufsausbildung beträgt der Anteil unterwertiger Beschäftigung bei den Männern 1984 14,4% (Typ A und Typ B) und sinkt um 0,6 Prozentpunkte bis 1993 (vgl. Tabelle l-W-84, l-W-91. l-W-93 sowie Abb. l-W-84/91. Abb. l-W-91/93). Bei den Frauen liegt der Anteil an unterwertig Beschäftigten deutlich höher: Er beläuft sich auf 25,2% (1984) und sinkt um 1,8 Prozentpunkte bis 1993. Rundjede vierte Frau mit abgeschlossener Berufsausbildung ist somit unterhalb ihres Qualifikationsniveaus eingesetzt. Insgesamt beträgt der Anteil unterwertiger Beschliftigung bei Erwerbstätigen mit abgeschlossener Berufsausbildung 1984 18.4% und 1993 17.9%, d.h. fast ein Fünftel. Bei den Erwerbstätigen mit Fachhoch- oder Hochschulabschluß (im folgenden in Kurzform als Personen mit HS-IFHS-Abschluß oder Akademiker) sind bei den Männern 1984 9,9% unterwertig beschäftigt; dieser Anteil sinkt bis 1993 leicht um 0,8 Prozentpunkte. Sie sind damit deutlich seltener als Männer mit geringerer beruflicher Qualifikation unterwertig beschäftigt. Bei den Frauen beläuft sich der Anteil auf 17,9% und steigt bis 1993 untypisch stark um 7,7 Prozentpunkte auf 25,6% an. Akademikerinnen zeigen somit - bezüglich des hier untersuchten Aspekts - im Gegensatz zu den Männern mit gleichem Bildungsniveau kein Privileg gegenüber tieferen Bildungsniveaus: Rund jede vierte Frau mit einem Studienabschluß arbeitet auf einem Arbeitsplatz, der auch mit einer Person geringerer Qualifikation besetzt werden könnte. Insgesamt beträgt der Anteil unterwertig beschäftigter Akademiker 1984 12.1% und 1993 13.8%. Dieses Ergebnis liegt in der Nähe der Obergrenze der lAB-Studie (17% für 1991). Damit zeigt sich ein Trend der Zunahme inadliquater Beschäftigung bei Erwerbstätigen mit Fachhoch- oder Hochschulabschluß, der aber vor allem die weiblichen Erwerbstätigen mit diesem Abschluß betrifft (v gl. die plakative Darstellung in Abb. l-W-84/91. l-W-91/93). Ein Vergleich der Strukturen für beide unterschiedenen Qualifikationsniveaus zeigt nicht nur ein höheres Risko unterwertiger Beschäftigung für Männer mit abgeschlossener Berufsausbildung gegenüber männlichen Akademikern, eine unterschiedliche Entwicklungstendenz und eine dramatische ansteigende Tendenz bei weiblichen Hochschulabsolventen gegenüber einer leichten Verbesserung der Situation flir Frauen niedriger Qualifikation. Ein interessantes Ergebnis ergibt sich auch bei der qualifikationsspezifischen Struktur der unterwertigen Beschäftigung (relative Anteile von Typ A zu Typ B): Während bei geringer Qualifizierten unterwertige Beschäftigung meist mit hohen Qualifikationsverlusten ausgeübt wird, sind unterwertig beschäftigte Akademiker - entgegen einer

I. Ergebnisse rur die alten Länder 1984 - 1993

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in der Öffentlichkeit verbreiteten Auffassung - selten auf Arbeitsplätzen mit minimalem Anforderungsniveau eingesetzt.

2. Struktur und Entwicklung der Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Alter (West) In diesem Abschnitt der Untersuchung werden die altersspezifischen Adäquanzanteile und deren Entwicklung dargestellt (vgl. Tab. 2-W-84, 2-W-9J, 2- W-93). Dabei interessiert insbesondere die Situation in der Altersklasse der bis unter 30-Jährigen, da sich hier vornehmlich Arbeitsmarkteinmündungsprobleme der Absolventen des Bildungssystems und damit das Ausmaß an arbeitsmarktbezogener Relevanz der im Ausbildungssystem vermittelten Qualifikationen beobachten lassen. Auf der Ebene "mit abgeschlossener Berufsausbildung" zeigen sich in den jüngeren Altersgruppen relativ niedrigere Anteile inadiiquater Beschiiftigung (12,6% bei den unter 30-Jährigen). In den darüber liegenden Altersgruppen steigen die Anteile markant an (bis auf rund 23% für 45 - 64-Jährige; 1991, 1993). Dieses Phänomen dürfte sich u.a. daraus erklären, daß die Absolventen der betrieblichen Berufsausbildung wegen deren Praxisorientierung und der damit verbundenen aktuellen Ausrichtung der Bildungsinhalte an die Anforderungen der Betriebe am Anfang ihres Berufslebens weniger Adäquanzprobleme haben, später aber im Zuge des raschen technologischen Wandels mit dessen Auswirkungen auf die Arbeitsanforderungen und -inhalte die erworbenen fachlichen Qualifikationen veralten und dadurch Verdrängungen hin zu inadäquaten Arbeitsplätzen stattfinden. Es sind im Zeitverlauf 1984 - 1993 keine auffälligen Veränderungen dieser Struktur beobachtbar. Auf der FHS-IHS-Ebene zeigt sich ein deutlich anderes Bild. Hier trägt die jüngste Altersgruppe das mit Abstand größte Risiko einer unterwertigen Beschäftigung; gleichzeitig steigt dieser Anteil von 1984: (17,1 %) bis 1993 auf fast 20% an. Von dieser Verschlechterung ist auch die Gruppe der 30 bis unter 45-Jährigen betroffen, deren stark privilegierte Position (1984: weniger als 10% unterwertig Beschäftigte) eingebüßt wird. Dies dürfte ein erster deutlicher Indikator für zunehmende Probleme der FHS-IHS-Absolventen bei der Einmündung auf einen ausbildungsadäquaten Arbeitsplatz und der Konsolidierung dieser Position im Zuge der ersten Karrierejahre sein (v gl. zum Alterseffekt auch die Interpretation der multivariaten Risikoanalysen in Kap. 0.1.5, 0.11.5 sowie die spezifische Analyse von Büchel 1996).

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D. Empirische Befunde

3. Struktur und Entwicklung der Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Beschäftigungssegment (West) In diesem Teil der Studie wird untersucht, inwieweit sich die Struktur und die Entwicklung der Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung in den großen Segmenten "Privatwinschaft", "Offentlicher Dienst", und "Selbstlindigkeit" unterscheidet (vgl. Tabellen 3-W-84, 3-W-91. 3-W-93). Auf aggregiener Ebene lassen sich hinsichtlich der Qualifikationsverluste der Erwerbstätigen beachtliche Unterschiede zwischen den Segmenten beobachten. Im öffentlichen Dienst liegt der Anteil inadäquat Beschäftigter unter 10% (aber auch nicht bei 0%, wie oft fälschlich angenommen). Dagegen gibt mehr als ein Vienel aller Selbstlindigen an, ihre Arbeit könnte auch von einer Person mit einem niedrigeren Qualifikationsniveau ausgeübt werden; zwischen diesen beiden Extremen liegt die Privatwirtschaft mit knapp 20% inadäquat Beschäftigten. Im Aggregat ergeben sich kaum Veränderungen im Zeitverlauf; die Angaben treffen sowohl für 1984 als auch für 1993 zu. Bei Erwerbstlitigen mit abgeschlossener Berufsausbildung sind 1984 in der Privatwirtschaft 18,6% unterwertig beschäftigt. Im öffentlichen Dienst sind es gut 11 %, bei den Selbständigen deutlich mehr (27,4%). Diese Anteile sind 1993 nahezu unverändert. Personen mit HS-IFHS-Abschluß werden im öffentlichen Dienst kaum unterwenig eingesetzt (rund 5%), und wenn, dann nahezu ausschließlich mit leichten bis mittleren Qualifikationsverlusten; dieser geringe Anteil erklärt sich aus der strengen Zuordnung von Ausbildungsabschlüssen und Laufbahngruppen insbesondere bei Höherqualifizierten. Auffallend ist der hohe Anteil an unterwenig arbeitenden Selbstlindigen mit HS-IFHS-Abschluß: Knapp ein Drittel dieser Personen verfügt über eine formale Qualifikation, die nicht umgesetzt werden kann. Es kann vermutet werden, daß gering qualifizierte Selbständigkeit für viele Akademiker eine Alternative zu offener Arbeitslosigkeit darstellt. In der Privatwinschaft waren 1984 14,2% der Akademiker unterwertig beschäftigt; dieser Anteil steigt bis 1993 leicht an auf 16,5%.

4. Bruttoeinkommen nach formaler Qualifikation, Geschlecht und Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung (West) Zur Identifizierung des Phänomens unterwertiger Beschäftigung sowie zur Validierung der vorgenommenen Kategorisierung werden als nächstes Einkommensunterschiede zwischen den verschiedenen Adäquanzformen der Beschäftigung betrachtet. Hierzu werden die Mittelwerte der nominalen Bruttomonats-

I. Ergebnisse für die alten Länder 1984 - 1993

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verdienste (Einkommensangaben umgerechnet auf Vollzeitäquivalente) für die verschiedenen Adäquanzniveaus ermittelt (vgl. Tabellen 4- W-84. 4- W-91. 4- W93).

Auf der Ebene "mit abgeschlossener Berufsausbildung" zeigt sich folgendes Bild: Bei den Mlinnern belief sich der durchschnittliche Monatsverdienst im Jahre 1984 in ausbildungsadäquaten Beschäftigungen auf 3 107 DM, bei inadäquater Beschäftigung Typ A auf 2 680 DM und bei Typ B auf 2 579 DM. (1993: adäquat beschäftigte Männer: 4495 DM, Typ A: 3 833 DM, Typ B: 3649 DM) Bei den Frauen werden in adäquater Beschäftigung 2 362 DM verdient, bei inadäquater Beschäftigung des Typs A 2027 DM; bei Typ B 1 950 DM. (1993: adäquat beschäftigte Frauen: 3 726 DM, Typ A: 3 025 DM, Typ B: 2754 DM) Allgemein läßt sich feststellen, daß der größte Einkommensverlust zwischen den Bereichen "adäquater Beschäftigung" und "inadäquater Beschäftigung" realisiert wird; die Frage nach dem Ausmaß der Qualifikationsverluste (Differenz zwischen Typ A und B) spielt eine untergeordnete Rolle. Vergleicht man noch die Verdienstrelationen zwecks Ausschluß von Nominallohnsteigerungseffekten von "adäquater Beschäftigung" zu "unterwertiger Beschäftigung Typ B" (starke Qualifikationsverluste), so beträgt der Einkommensvorsprung bei den adäquat beschäftigten Männem 1984 rd. 25% (1993: rd. 23%), bei den Frauen rd. 21 % (1993: rd. 35%). Auffällig ist die Tendenz, daß die Einkommen von stark unterwertig beschäftigten Frauen im Zeitverlauf immer stärker von denjenigen abweichen. die bei ausbildungsadäquater Beschäftigung erzielt werden. Dieser Befund unterstreicht die quantitative Bedeutung des Phänomens der unterwertigen Beschäftigung auf der Ebene "abgeschlossene Berufsausbildung" auch im Bereich der Verdiensterzielung. Dabei ist hier bereits darauf hinzuweisen, daß die ermittelten deutlichen Verdienstdifferenzen auch durch weitere Einflußgrößen wie Alter, Art der Berufstätigkeit, Beschäftigung in Hochlohn- bzw. Niedriglohnbranchen und -regionen bedingt sein könnten. Dieses Problem wird jedoch in der multivariaten Analyse der Verdienstdifferenzen in einem späteren Abschnitt behandelt, indem dort der isolierte Einfluß der AdäquanzlInadäquanz der Beschäftigung unter Kontrolle anderer Merkmale auf die Verdienste sichtbar gemacht werden kann. Auf der Qualifikationsebene "FHS-/HS-Abschluß" zeigt sich folgende Verdienstsituation: Männer erzielen in adäquater Beschäftigung 1984 4 959 DM, in unterwertiger Beschäftigung vom Typ A 3 464 DM; vom Typ B 1 872 DM (für letzteren liegen jedoch nur geringe Fallzahlen vor, so daß die Interpretation zurückhaltend erfolgen muß). Für das Jahr 1993 belaufen sich die Verdienste auf 7 338 DM (adäquat), 5 692 DM (Typ A) und 3 121 DM (Typ B, ebenfalls geringe Fallzahl). 3 Büchei/Wei8huhn

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D. Empirische Befunde

Bei den Frauen mit FHS-IHS-Abschluß erzielen im Jahre 1984 adäquat Beschäftigte 3975 DM, inadäquat Beschäftigte in Typ A 2 600 DM und in Typ B 2034 DM (mit geringer Fallzahl). Für das Jahr 1993 betragen die Verdienste im monatlichen Durchschnitt 6 817 DM (adäquat), 4595 DM (inadäquat Typ A), 2 048 DM (inadäquat Typ B, mit geringer Fallzahl). Bildet man hier die Verdienstrelationen "adäquate Beschäftigung" zu "unterwertiger Beschäftigung Typ A" (die Relation zu Typ B hat wegen der Fallzahlproblematik wenig Aussagekraft), so beträgt der entsprechende Vorsprung der ausbildungsadäquat beschäftigten Männer mit HS-IFHS-Abschluß im Jahr 1984 rd. 43% (1993: rd. 29%). Bei den Frauen beläuft sich der Verdienstvorsprung adäquater Beschäftigung gegenüber den unterwertigen Beschäftigten des Typs A im Jahr 1984 auf 53% (1993: 48%). Insgesamt zeigt sich, daß die Einkommensverluste von unterwertig Beschäftigten mit Fachhoch- oder Hochschulabschluß gegenüber jenen in adäquater Beschäftigung deutlich höher ausfallen als bei Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung; dies gilt nicht nur absolut, sondern auch relativ und ist vor dem Hintergrund, daß die Relation für die erste Gruppe von adäquater Beschäftigung zu Typ A anstelle von Typ B ermittelt wurde, bemerkenswert. Besonders augenfallig ist der bei unterwertiger Beschäftigung hinzunehmende Verlust an Bildungsrendite auf das Humankapital bei überqualifizierten Frauen mit HS-/ FHS-Abschluß.

5. Bestimmungsgründe des individuellen Risikos einer inadäquaten Beschäftigung (West) In den beiden folgenden Kapiteln der Untersuchung wird die deskriptive Analyse des Ausmaßes, der Struktur und der Entwicklung unterwertiger Beschäftigung um eine Ursachen- bzw. Wirkungsanalyse ergänzt. Es sollen die Faktoren herausgearbeitet werden, die das Risiko. nur eine unterwertige Beschlijtigung ausüben zu können, hauptsächlich bestimmen. Aus fallzahl- und modell technischen Gründen und der besseren Interpretierbarkeit wegen werden die beiden Niveaus der inadäquaten Beschäftigung zusammengefaßt. Aus individueller Sicht geht es um eine jalnein-Zustandfrage (inadäquat/adäquat), auf der Ebene der Beschäftigten insgesamt um das Zustandekommen der Anteilsquote "inadäquat beschäftigt", die im deskriptiven Analyseteil dargestellt worden istl . Mit Hilfe leistungsfähiger Verfahren der Regressionsanalyse (Logit-Modelle) I Es ist allerdings zu beachten, daß der in den Tab. 5-W-x ausgewiesene Mittelwert der abhängigen Variablen nicht exakt dem in den Tab. l-W-x ausgewiesenen Anteil unterwertiger Beschäftigung entspriCht, da ersterer gewichtet, letzterer jedoch ungewichtet ennillelt wird.

I. Ergebnisse für die alten Länder 1984 - 1993

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können nunmehr die Hauptfaktoren des Risikos, unterwertig beschäftigt zu sein, herausgearbeitet werden. Die Analyse wird getrennt für die formalen Qualifikationsniveaus "mit abgeschlossener Berufsausbildung" und Fachhoch- oder Hochschulabschluß" vorgenommen; Männer und Frauen werden pro Qualifikationsniveau "gepoolt" betrachtet, um den direkten Effekt für das Geschlecht quantifizieren zu können. Die Ergebnisse sind in den Tabellen 5-W-84. 5-W-91 sowie 5- W-93 ausgewiesen. Der Einsatz von Erwerbstätigen mit abgeschlossener Berufsausbildung auf einem ausbildungsinadäquaten Arbeitsplatz wird nun von einzelnen Faktoren separiert unter "Konstanthalten" der übrigen betrachteten Einflußfaktoren erklärt. Die Ergebnisse zeigen zunächst, daß das lnadäquanzrisiko bei Frauen höher ausfällt. bei Ausländern höher, im öffentlichen Dienst niedriger, sowie bei Selbständigen und Teilzeit- oder geringfügig Beschäftigten wiederum höher. Teilzeitoder geringfügig beschäftigte Frauen, gar ausländische, sind somit einem erheblichen kumulativen Risiko ausgesetzt. keinen adäquaten Arbeitsplatz zu finden. Das Vorliegen einer Berufsfachschul- oder Beamtenausbildung senkt das Risiko. Interessant ist ferner, daß mit steigendem Alter (siehe auch deskriptiver Befund) das Risiko inadäquater Beschäftigung steigt. Dieser Einfluß ist im letzten Berichtsjahr am stärksten ausgeprägt; d.h. ältere Beschäftigte der mittleren Qualifikationsebene sind in den Zeiten der sich beschleunigenden technologischen Entwicklung und des damit immer schneller veraltenden Fachwissens verstärkt der Konkurrenz der Jüngeren um einen adäquaten Arbeitsplatz ausgesetzt. Bei den Beschäftigten mit FHS-/HS-Abschluß ist das Risiko der unterwertigen Beschäftigung bei den Frauen markant höher als für Männer. Eine Beschäftigung im öffentlichen Dienst senkt das Risiko. Der Abschluß an einer Fachhochschule steigert erheblich das Risiko einer unterwertigen Beschäftigung gegenüber Universitätsabsolventen; jedoch nimmt der Einfluß bis zum Jahre 1993 ab. Dieses bemerkenswerte Ergebnis belegt, daß der Vorsprung der Hochschulausbildung gegenüber der Fachhochschulausbildung zumindest bezüglich des hier untersuchten Erfolgsindikators deutlich schwindet. Eingangs war die verbreitete Hypothese erwähnt worden, daß jüngere Akademiker in zunehmendem Maße mit Adäquanzproblemen konfrontiert werden. Es zeigt sich jedoch. daß der Einfluß der Altersvariable auf die Zuordnung zu einem ausbildungsangemessenen Arbeitsplatz in keinem der untersuchten Jahre signifikant ausfällt. Dies bedeutet, daß bei allen Beschäftigten mit FHS-/HS-Abschluß das Alter kein signifikanter Faktor in bezug auf die Arbeitsplatzadäquanz darstellt. wenn man den Einfluß des Alters isoliert bzw. separiert von den übrigen genannten Einflußfaktoren abschätzt. Der nichtsignifikante Alterseffekt, der deutlich mit den deskriptiven Ergebnissen kontrastiert, deutet nicht zuletzt vor

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D. Empirische Befunde

dem Hintergrund der sich von 1984 bis 1993 verschiebenden deskriptiven Alters-/Adäquanzstruktur auf gewichtige Kohorteneffekte hin. Der geringere Anteil an älteren Höherqualifizierten auf unterwertigen Arbeitsplätzen ist nicht in erster Linie auf einen isolierten Alterseffekt und damit auf eine bessere Allokation von Qualifikation und Jobanforderung als Folge von Karriereprozessen zuruckzuführen, sondern auf die Tatsache, daß bei den älteren Jahrgängen die Risikogruppen "Frauen" und "Fachhochschulabsolventen" (derzeit noch) unterrepräsentiert sind: Der Zustrom von Frauen in höhere Ausbildungsgänge war in den davorliegenden Jahrzehnten vergleichsweise niedrig. Dieses Ergebnis mag als Beispiel für die Notwendigkeit von multivariaten Analysen dienen, die in ihrer Leistungsfähigkeit hinsichtlich einer ursachenbezogenen Interpretation deutlich über die Möglichkeiten von Kreuztabellen hinausgehen (vgl. bezüglich dieses Kohorteneffekts ausführlich Büchel 1996).

6. EinkommensetTekte von unterwertiger Beschäftigung (West) Untersucht wird der isolierte Einfluß einzelner Faktoren auf die Einkommen der Beschäftigten mittels einer Regressionsanalyse auf die (logarithmierten) monatlichen Bruttoeinkommen, die wiederum zuvor auf monatliche Äquivalenzeinkommen umgerechnet wurden, um Teilzeit- und geringfügig Beschäftigte einbeziehen zu können (vgl. Tabellen 6-W-84, 6-W-91, 6-W-93). Einkommen von Selbständige sind von der Analyse ausgeschlossen, da sie sich methodologisch bedingt nicht unmittelbar mit denen abhängig Beschäftigter vergleichen lassen. Männliche Teilzeitbeschäftigte werden aus Fallzahlgrunden ausgeschlossen, das gleiche gilt für Ausländer mit einem (deutschen) HS- oder FHSAbschluß. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Teilschritt der isolierte Einkommenseffekt von unterwertiger Beschäftigung; die Einflüsse der übrigen einbezogenen Einflußvariablen sind der Arbeitsmarktforschung bereits bekannt und werden hier nur summarisch diskutiert. Die Analyse wird getrennt für die Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung sowie mit FHS-IHS-Abschluß sowie jeweils separat für Männer und Frauen durchgeführt. Auf der Ebene "abgeschlossene Berufsausbildung" ergibt sich für die kontrollierenden Variablen zunächst das bekannt Bild: Ausländer (nur bei Männern) und Beschäftigte im öffentlichen Dienst erzielen tiefere Einkommen, mit höherem Alter werden (im oberen Bereich abgeschwächt) höhere Einkommen erzielt, (weibliche) Teilzeitbeschäftigte verdienen weniger. Berufsfachschulabsolventen (nur männliche), Fachschulabsolventen und (männliche) Personen mit einer Beamtenausbildung (nur 1984; 1991 in Höhe und Signifikanz bereits deutlich

I. Ergebnisse für die alten Länder 1984 - 1993

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abgeschwächt; 1993 nicht mehr signifikant) erzielen höhere Einkommen als die Vergleichsgruppe der Beschäftigten mit einem Lehrabschluß. Bezüglich des isolierten Effekts der unterwertigen Beschäftigung zeigt sich bei den Männern, daß eine inadäquate Beschäftigung vom Typ A (leichte/ mittlere Qualifikationsverluste) zu einem Verdienstverlust gegenüber adäquat Beschäftigten von rd. 11 %2 (1984) führt. Dieser Verlust vergrößert sich im Zeitverlauf (1993: rd. 13%). Inadäquat Beschäftigte vom Typ B (hohe Qualifikationsverluste) verlieren gar rd. 17% (1984); die Höhe dieses Verlustes bleibt über die Zeit weitgehend unverändert. Bei den Frauen mit abgeschlossener Berufsausbildung beträgt der Einkommensverlust von adäquater Beschäftigung auf inadäquate Beschäftigung Typ A im Jahr 1984 rd. 15%; dieser Wert schwächt sich bis 1993 auf rd. 13% ab. Anders die Entwicklung bei unterwertiger Beschäftigung Typ B: Der Einkommensabstand beträgt 1984 19% und steigt bis 1993 auf 25% an. Dieses Ergebnis bestätigt somit die deskriptiven Resultate des Kap. D.1.4. Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß der Einsatz von Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung auf unterwertigen Arbeitsplätzen zu deutlichen Verdiensteinbußen führt; in besonderem Maße gilt dies für Frauen. Besonders bedenklich erscheint, daß sich die bemerkenswerten relativen Einkommensverluste für Frauen mit hohen Qualifikationsverlusten im Zeitverlauf weiter erhöhen.

Bei der Einkommensbetrachtung des Qualifikationsniveaus "FHS-/HSAbschluß" zeigen sich für die kontrollierten Einjlußfaktoren zunächst ebenfalls die bekannten Effekte: Im öffentlichen Dienst werden niedrigere Einkommen erzielt als in der Privatwirtschaft, der positive Alterseffekt ist insbesondere bei Männem stark ausgeprägt, und Fachhochschulabsolventen erzielen niedrigere Einkommen als Hochschulabsolventen. Bemerkenswert ist das Resultat, daß (weibliche) Teilzeitbeschäftigte - bei Kontrolle der Adäquanzstruktur des Teilzeit-Jobs - keine signifikant tieferen (Stunden-) Einkommen erzielen als Vollzeitbeschäftigte. Bei den männlichen Hochschulabsolventen führt unterwertige Beschäftigung (hier aus Fallzahlgründen Typ A und B zusammengefaßt) gegenüber dem Vergleichsniveau der adäquaten Beschäftigung im Jahre 1984 zu einem Verdienst-

2 Diese Ergebnisse zeigen den isolierten mitlleren Effekt einer inadäquater BeSChäftigung auf den Verdienst an, gleichgültig inwieweit andere Faktoren den Verdienst positiv (z.B. das Alter) oder negativ (z.B. die Zugehörigkeit zum öffentlichen Dienst) beeinflussen. Die Möglichkeit der Prozentangaben des Einflusses ergibt sich aus dem gewählten Regressionsansatz; die Prozentangaben sind jedoch nur Näherungswerte. Die exakte mathematische Umrechnung der Koeffizienten der Regression in Prozentwerte weicht jedoch in der Regel nur geringfügig ab.

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D. Empirische Befunde

verlust von rd. 26% (1993: rd. 22%); auch diese Werte belegen den isolierten Effekt bei Kontrolle der übrigen einbezogenen Merkmale. Bei den Frauen liegt der Verlust deutlich höher: Er beträgt im Jahre 1984 rd. 39% und knapp 10 Jahre später (1993) sogar rd. 46%. Falls hochqualifizierte Frauen keinen ausbildungsadäquaten Arbeitsplatz finden, müssen sie somit nicht nur Verluste in der Qualität der Tätigkeitsinhalte hinnehmen und eine Schwächung der Karriereoption hinnehmen, sondern müssen darüber hinaus empfindliche Einkommensverluste akzeptieren, die sich in jüngster Zeit stark erhöhten. Im Zusammenhang mit den hohen Anteilen an unterwertiger Beschäftigung für diese Personengruppe, die ebenfalls stark ansteigen (vgl. Kap. D.I.l) ergibt sich zumindest für diese bildungspolitisch wichtige Gruppe ein alarmierendes Bild.

11. Ergebnisse rur die neuen Länder 1991 - 1993 Die in Kap. D.1.1 bis D.I.6 durchgeführten Untersuchungsschritte werden auch für die neuen Bundesländer realisiert. Die aus dieser Analyse gewonnenen Ergebnisse sind deshalb von besonderem Interesse, weil sich damit feststellen läßt, inwieweit die in der ehemaligen DDR erworbenen formalen Qualifikationen im Zuge des Transjormationsprozesses in den marktwirtschaftlich orientierten Arbeitsmarkt integriert werden konnten bzw. inwieweit die unter planwirtschaftlichen Bedingungen erworbenen beruflichen Fertigkeiten für eine marktwirtschaftliche Verwertung geeignet sind - soweit man dies anhand des noch relativ kurzen Beobachtungszeitraumes (1991 - 1993) bereits feststellen kann. Bei der Betrachtung der Situation in den neuen Bundesländern entfallt evidenterweise das Beobachtungsjahr 1984; die Untersuchung beschränkt sich auf die Jahre 1991 und 1993. Darüber hinaus wird der in der ehemaligen DDR unbekannte Fachhochschulabschluß in den deskriptiven Darstellungen ersetzt durch "Ingenieur-lFachschulausbildung". Obwohl für letzteren Abschluß - relativ zum westlichen Fachhochschulabschluß - eine qualitativ größere Distanz zum Niveau "Hochschulabschluß" festgestellt werden kann, erscheint (zumindest für die deskriptiven aggregierten Betrachtungen) eine Zusammenfassung mit dem Hochschulniveau vertretbar (zur Begründung vgl. ausführlicher Kap. C).

TI. Ergebnisse für die neuen Länder 1991 - 1993

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1. Struktur und Entwicklung der Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Geschlecht (Ost)

Die Untersuchung beginnt erneut mit der Darstellung von Ausmaß, Struktur und Entwicklung inadäquater Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Geschlecht (vgl. Tabellen 1-0-91 und 1-0-93). Beim Qualifikationsniveau "abgeschlossene Berufsausbildung" beträgt 1991 der Anteil der inadäquaten Beschäftigung bei den Männem 13,6%; dieser Wert erhöht sich im Zuge der marktwirtschaftlichen Entfaltung innerhalb kurzer Zeit auf 16,6% (1993). Bei den Frauen beliefen sich die entsprechenden Anteilswerte auf 26%; dieser Wert verändert sich kaum bis 1993.3 Die Beschäftigungsqualität von Erwerbstätigen mit 1ngenieur-/Fachschuloder Hochschulabschluß zeigt für Männer ein ähnliches Bild wie für die geringeren Qualifikationsniveaus: 1991 waren 15,5% inadäquat beschäftigt; dieser Wert bleibt bis 1993 weitgehend unverändert. Bei den Frauen allerdings ergeben sich deutlich höhere Anteilswerte unterwertiger Beschäftigung: Waren im Jahr 1991 bereits 22,8% der höher qualifizierten Frauen unterwertig eingesetzt, so steigt dieser Anteil in kurzer Zeit auf 36,6% (!, vgl. auch die Darstellung in Abb. 1-0-91/93). Dies bedeutet eine dramatische Verschlechterung der beruflichen Situation höher qualifizierter Frauen in Ostdeutschland, die durch die Arbeitslosenquote - als bisher zentraler Indikator für die Qualität der qualifikationsspezifische Arbeitsmarktpositionierung - in ihrem ganzen Ausmaß kaum hinreichend quantifiziert wurde. Im Vergleich mit Westdeutschland zeigt sich, daß der Anteil an unterwertiger Beschäftigung in den neuen Ländern insbesondere bei den höheren Qualifikationen (und dort wiederum bei den Frauen) deutlich höher ausfallt.

2. Struktur und Entwicklung der Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Alter (Ost) In diesem Teil der Untersuchung wird der Frage nachgegangen, inwieweit sich Adäquanzprobleme eher bei jüngeren Beschäftigten stellen als bei älteren (vgl. Tabellen 2-0-91 und 2-0-93). 3 Diese Werte liegen etwas niedriger als bei Büchel (1995). Der Grund ist eine veränderte Altersabgrenzung und eine etwas zurückhaltendere Bewertung von inadäquater Beschäftigung durch die hier neu eingeführte Kategorie in "nicht zuzuordnen" bei nicht eindeutiger Situation. Demgegenüber entsprechen die Werte für die Personengruppen mit höheren Bildungsniveaus annäherend der Vorlaufstudie.

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D. Empirische Befunde

Auf der Ebene des Qualifikationsniveaus "mit abgeschlossener Berufsausbildung" zeigt sich, daß im Jahr 1991 18,8% der Erwerbstätigen unter 30 Jahre ausbildungs inadäquat beschäftigt waren. Die iilteste Gruppe weist leicht höhere Anteile auf; es ergibt sich somit eine Korrespondenz zur Situation in Westdeutschland. Von 1991 auf 1993 verschlechtert sich die Situation für die jüngere und die mittlere Altersgruppe, wenn auch nur leicht. Bei ostdeutschen Erwerbstätigen mit Ingenieur-/Fach- oder Hochschulabschluß zeigen 1991 für die mittlere Altersgruppe die größten Probleme, die höheren DDR-Qualifikationen in einer freien Marktwirtschaft zu verwerten. Demgegenüber waren in Westdeutschland zu diesem Zeitpunkt keine altersspezifischen Unterschiede in dieser Qualifikationsgruppe zu beobachten. Im Jahr 1991 waren in der Altersgruppe unter 30 Jahren 17,7% der Erwerbstätigen ausbildungsinadäquat beschäftigt. Bis zum Jahr 1993 stieg dieser Anteil sehr stark an auf 35,3%. Bei den darüber liegenden Altersgruppen (30 - 44 J., 45 - 64 J.) (1991: 21,4%, 17,5%) ist ebenfalls ein Anstieg festzustellen, der sich jedoch mit zunehmendem Alter abschwächt.

3. Struktur und Entwicklung der Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Beschäftigungssegment (Ost) Die Untersuchung der drei ostdeutschen Wirtschaftssegmente "Privatwirtschaft", "Öffentlicher Dienst" und "Selbständigkeit" ist insofern von Interesse, als auch hier ein einschneidender Umbruch in der alten Wirtschaftsstruktur der DDR, in der es u.a. nur einen äußerst schwach ausgeprägten Selbständigenbereich gab, stattgefunden hat. Die Ergebnisse finden sich in den Tabellen 3-0-91.3-0-93. Für Erwerbstätige mit abgeschlossener Berufsausbildung zeigt sich folgendes Bild. In der Privatwirtschaft waren 1991 16,6% inadäquat beschäftigt. Damit ergeben sich ähnliche Werte wie. für Westdeutschland. Im öffentlichen Sektor liegt die Adäquanzquote mit 25,8% (1991) deutlich darüber; es ergibt sich gegenüber Westdeutschland mit seinen typisch hohen Adäquanzquoten im öffentlichen Dienst ein entgegengesetztes Bild. Dieser Befund dürfte vor allem damit erklärt werden, daß die alten Qualifikationsprofile aus der DDR-Zeit im öffentlichen Sektor mit den anschließend veränderten Anforderungen nicht im Einklang stehen. Bei den Selbstlindigen mit abgeschlossener Berufsausbildung zeigt sich eine im Niveau relativ niedrige Inadäquanzquote (15,4% im Jahre 1991). Während die Anteile an unterwertiger Beschäftigung in der Privatwirtschaft von 1991 auf 1993 leicht ansteigen, verbessert sich die Situation für die Selbständigen beachtlich; damit zeigen sich deutliche Unterschiede in den

11. Ergebnisse für die neuen Länder 1991 - 1993

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Anforderungs-/Qualifikationsprofilen von west- und ostdeutschen Selbständigen mit geringer beruflicher Qualifikation. Bei den Erwerbstätigen mit Ingenieur-/Fach- oder Hochschulabschluß zeigt sich ein anderes Bild. Der Anteil an unterwertig Beschäftigten in der Privatwirtschaft liegt mit 22,1% (1991 sehr hoch und verschlechtert sich weiter bis 1993 (27,6%). Dies liegt vornehmlich daran, daß die alten Ausbildungsinhalte mit den veränderten Arbeitsanforderungen an höher- und hochqualifizierten Arbeitsplätzen nicht ausreichend korrespondieren. Im öffentlichen Sektor liegt der Anteil inadäquater Erwerbstätigkeit im Jahre 1991 bei 13,7%, d.h. zwar deutlich unter demjenigen für die geringeren Bildungsniveaus, aber auch wesentlich höher als in Westdeutschland. Dieser Anteil erhöht sich massiv bis zum Jahr 1993 (26,5%). Es zeigt sich die Wirksamkeit der individuellen positionsbezogenen Übernahmeprüfungen der öffentlichen Bediensteten in Ostdeutschland, die allerdings Hochqualifizierte, die für ihre bisherige Position als untauglich erkannt wurde, in der Regel im öffentlichen Dienst - auf einer nun unterwertigen Position - beläßt. Selbständige mit höherer Qualifikation sind 1991 ähnlich oft überqualifiziert wie in Westdeutschland (33,0%). Allerdings verschlechtert sich dieser bereits sehr hohe Wert auf 1993 im Gegensatz zu Westdeutschland weiter auf 36,2%.

4. Bruttoeinkommen nach formaler Qualifikation, Geschlecht und Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung (Ost) Im letzten Abschnitt der Darstellung deskriptiver Indikatoren zur Erfassung der Beschäftigungsqualität und deren zeitlicher Entwicklung wird wiederum die Einkommenserzielung (Bruttomonatsverdienste) betrachtet. Erwartungsgemäß liegt das Verdienstniveau in den neuen Ländern vor allem im Jahre 1991 deutlich unter dem westdeutschen Niveau (vgl. Tabellen 4-0-91,4-0-93). Männer mit abgeschlossener Berufsausbildung verdienten in Ostdeutschland mit adäquater Beschäftigung im Jahre 1991 durchschnittlich monatlich 1645 DM. Mit inadäquater Beschäftigung Typ A wurden 1463 DM, mit unterwertiger Beschäftigung vom Typ B mit 1407 DM nur geringfügig weniger erzielt. Im Jahr 1993 lagen die Verdienste bereits deutlich höher (2536 DM rlir adäquate Beschäftigung, 2191 DM bzw. 2123 DM für inadäquate Beschäftigung Typ A bzw. B). Die Verdienstrelationen zwischen adäquater Beschäftigung und inadäquater Beschäftigung Typ B blieben weitgehend stabil (in beiden Jahren Einkommensverluste von knapp 20%). Bei den Frauen lagen die vergleichbaren Verdienste im Jahr 1991 bei 1347 DM für adäquate Beschäftigung, 1174 DM für inadäquate Beschäftigung vom

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D. Empirische Befunde

Typ Asowie 1106 DM für Typ B. Im Jahr 1993 lagen die entsprechenden Mittelwerte bei 2209 DM (adäquate Beschäftigung) sowie 1765 DM bzw. 1873 DM für unterwertige Beschäftigung vom Typ A bzw. B. Der etwas höhere Einkommensmittelwert für Tätigkeiten mit dem geringsten Anforderungsniveau könnte mit der Herausbildung unqualifizierter Jobs auf niedrigstem Qualifikationsniveau in neuen Betrieben erklärt werden, die etwas besser bezahlt werden als Tätigkeiten der zweitniedrigsten Anforderungsstufe, bei denen zwar eine längere Einarbeitung im Betrieb erforderlich ist, die jedoch noch in den alten Betrieben mit geringerer Gesamtproduktivität und niedrigerem Lohnniveau geleistet werden. Die relativen Einknmmensdifferenzen liegen für Frauen in beiden Beobachtungsjahren wie bei den Männern bei rund 20%. Männer mit Ingenieur-/Fachschul- oder Hochschulabschluß erzielten 1991 in Ostdeutschland mit adäquater Beschäftigung durchschnittlich 2224 DM, in inadäquater Beschäftigung Typ A 1785 DM sowie bei Typ B (bei jedoch geringen Fallzahlen) 1701 DM. Im Jahre 1993 betrugen die entsprechenden Verdienste der Männer bereits 3781 (adäquate Beschäftigung) brutto monatlich und lagen in inadäquater Beschäftigung bei 2867 DM (Typ A) bzw. bei 2178 DM (Typ B, mit geringen Fallzahlen). Hier ergeben sich relativ zu den niedrigeren Qualifikationsniveaus nicht nur absolut, sondern auch relativ deutlich größere Einkommensunterschiede von adäquater zu inadäquater Beschäftigung: rund 25% (1991) bzw. gar 32% für 1993, und dies noch nicht einmal gemessen von "adäquat" zu "Typ B", sondern zu "Typ A" (wegen der geringen Fallzahlen bei Typ B). Weibliche Beschäftigte mit Ingenieur-/Fachschul- oder Hochschulabschluß erzielten 1991 in adäquater Beschäftigung 1838 DM brutto monatlich im Durchschnitt; unterwertige Beschäftigung vom Typ A wurde im Mittel mit 1595 DM entlohnt, unterwertige Beschäftigung Typ B mit 1170 DM (bei geringen Fallzahlen). Im Jahre 1993 verdienten Frauen mit Ingenieur-lFachschul- oder Hochschulabschluß in adäquater Beschäftigung bereits annähernd doppelt soviel (3537 DM monatlich brutto im Durchschnitt). Unterwertige Beschäftigung vom Typ A wurde mit durchschnittlich 2530 DM entlohnt, bei Typ B wurden im Mittel 1938 DM erzielt (bei geringen Fallzahlen). Auffällig ist, daß sich die Relation von Verdiensten in unterwertiger Beschäftigung (Typ A) bezogen auf den ausbildungsadäquaten Verdienst bei höherqualifizierten ostdeutschen Frauen zwischen 1991 bis 1993 massiv verschlechtert (von rd. 15% aufrd. 40%).

11. Ergebnisse für die neuen Länder 1991 - 1993

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s. Bestimmungsgründe des individuellen Risikos einer inadäquaten Beschäftigung (Ost)

Auch für die neuen Länder wird untersucht, welche Faktoren die Wahrscheinlichkeit, statt einer ausbildungsadäquaten eine unterwertige Beschäftigung ausüben zu müssen, hauptsächlich bestimmen (vgl. Tabellen 5-0-91, 5-093). Auf der Ebene der abgeschlossenen Berufsausbildung ist das Risiko unterwertiger Beschäftigung bei Frauen im Vergleich zu Männem nur 1991 signifikant höher; der Effekt schwächt sich 1993 ab und liegt unter den üblichen Signifikanzniveaus. Im Gegensatz zu den Ergebnissen für die alten Bundesländer übt beim untersuchten Qualifikationsniveau das Alter weder 1991 noch 1993 einen wesentlichen Einfluß auf das betrachtete Risiko aus. Ebenfalls lassen sich Unterschiede zwischen West und Ost bei der Beschäftigungsstruktur des öffentlichen Dienstes feststellen: Im öffentlichen Dienst Ostdeutschlands ist unterwertige Beschäftigung öfter zu beobachten als in der Privatwirtschaft; dies gilt auch noch für das Jahr 1993 (zur Interpretation vgl. diejenige zu den korrespondierenden deskriptiven Ergebnissen in Kap. D.l1.3). Eine Analogie zu den westdeutschen Ergebnissen zeigt sich jedoch bei den Teilzeit- oder geringfügig Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung: Sie tragen sowohl in West- als auch in Ostdeutschland ein markant höheres Risiko, eine ausbildungsinadäquate Tätigkeit ausüben zu müssen. Das Vorliegen eines Meisterabschlusses senkt demgegenüber das Risiko inadäquater Beschäftigung. Bei den Beschäftigten mit Ingenieur/Fachschul- oder Hochschulabschluß ist wiederum bei den Frauen ein höheres Inadäquanzrisiko festzustellen. Die Unterschiede sind in beiden Beobachtungsjahren (1991, 1993) signifikant und etwa gleich stark; allerdings fällt der Effekt des Geschlechts in Ostdeutschland deutlich geringer aus als in Westdeutschland. Interessant ist der im Gegensatz zu den tieferen Bildungsniveaus andersartige Effekt für den öffentlichen Dienst: Für Höherqualifizierte ergibt sich die erwartete geringere Inadäquanzquote in beiden Beobachtungsjahren; offensichtlich greifen die Lautbahnkriterien im höheren Dienst und die für qualifiziertere Tätigkeiten schärferen individuellen Überprüfungskriterien hinsichtlich persönlicher und fachlicher Eignung besser als auf unteren Qualifikationsniveaus. Das ermittelte Ergebnis entspricht auch den Gegebenheiten in Westdeutschland, wenn auch der Effekt in Ostdeutschland deutlich schwächer ausgeprägt ist. Im Jahre 1991 hatten ältere ostdeutsche Beschäftigte mit höherer Qualifikation kein signifkant geringeres Risiko einer unterwertigen Beschäftigung als jüngere. Im Zuge der sich entwickelnden Marktwirtschaft und der damit verbundenen Ausdifferenzierung gelingt es den älteren Höherqualifizierten, ihren "natürlichen" Anspruch auf qualifiziertere Jobs durchzusetzen. Ähnlich interpretiert werden dürfte die Beobachtung, daß

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D. Empirische Befunde

sich /ngenieur-/Fachschulabsolventen gegenüber Hochschulabsolventen noch 1991 keinem signifikant höheren Risiko einer unterwertigen Beschäftigung ausgesetzt sahen; bereits 1993 fallen sie in ihren Arbeitsmarktchancenjedoch schon deutlich zurück und sind nun signifikant häufiger auf einem Arbeitsplatz zu beobachten, der vom Anforderungsniveau nicht ihrem Ausbildung entspricht.

6. Einkommenseffekte von unterwertiger Beschäftigung (Ost) Auf der gleichen methodischen Grundlage wie für die alten Bundesländer wird der isolierte mittlere Effekt einer unterwertigen Beschäftigung (relativ zu einer ausbildungsadäquaten Beschäftigung) auf die Verdienste berechnet. Die Ergebnisse sind in den Tabellen 6-0-9/ und 6-0-93 ausgewiesen. Ostdeutsche Männer mit abgeschlossener Berufsausbildung erzielten 1991 in unterwertiger Beschäftigung des Typs A (leichte/mittlere Qualifikationsverluste) rd. 9% niedrigere Einkommen als Beschäftigte mit ähnlichen soziodemographischen Merkmalen auf ausbildungsadäquaten Arbeitsplätzen; allerdings läßt sich der Effekt nur auf schwachem Signifikanzniveau feststellen. Beim Typ B (hohe Qualifkationsverluste) ließ sich für 1991 überhaupt kein signifikanter Einfluß nachweisen. Allgemein läßt sich festhalten, daß kurz nach der Wiedervereinigung in Ostdeutschland noch eine sehr untypische Einflußstruktur auf die erzielten Einkommen beobachtbar ist; so ist zwar die erwartete Alters-/ Einkommensabhiingigkeit ebenfalls festzustellen, aber noch nicht einmal dieser klassische Zusammenhang ist signifikant. Diese fehlende Ausdifferenzierung der Einkommensstruktur läßt sich noch auf alte, nicht leistungsbezogene Entlohnungsstrukturen zurückfuhren bzw. auf die Tatsache, daß in den damals schon neu gegründeten Betrieben mit höchster Produktivität und entsprechend hoher Entlohnung leistungsfahige junge Beschäftigte überproportional vertreten waren. Zusätzlich nivellierend wirkt die Tatsache, daß die Struktur der beruflichen Bildungsabschlüsse bzw. die wirtschaftliche Leistungsfahigkeit der beruflich ausgebildeten Personen zu DDR-Zeiten noch heterogener ausfiel als in Westdeutschland, da fehlende Berufsabschlüsse kaum zu beobachten sind, mithin auch sehr leistungsschwache Erwerbspersonen nicht zuletzt aus ideologischen Gründen mit einem Bildungsabschluß ausgestattet wurden. Im Jahr /993 dagegen ist bereits eine deutliche Ausdifferenzierung feststellbar: Es läßt sich der typische Alterseffekt beobachten (zumindest in der nichtquadrierten Teilkomponenten), und unterwertige Beschäftigung ist - vermittelt über die damit geringere Produktivität - mit einem signifikanten Lohnabschlag verbunden (rd. 11 % bei Typ A, 12,5% bei Typ B). Bei weiblichen Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung ist dagegen schon /99/ eine Ausdifferenzierung feststellbar. Hintergrund für dieses

11. Ergebnisse für die neuen Länder 1991 - 1993

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geschlechtsspezifisch auff'allige Ergebnis dürfte die Tatsache sein, daß Arbeitsplätze für Frauen nach der Wiedervereinigung als erstes zur Disposition standen; die hier beobachtete Struktur der verbleibenden, nicht von Kurzarbeit betroffenen Arbeitsplätze ist damit stärker marktwirtschaftlich geprägt als die der von Männern besetzten Arbeitsplätze. Bemerkenswert ist allenfalls, daß Meisterinnen gegenüber niedrigeren Qualifikationsniveaus keinen signifikanten Einkommensvorsprung aufweisen. Unterwertige Beschiiftigung vom Typ A fUhrt zu einem Einkommensrückgang von rd. 10%, vorn Typ B zu einern von rd. 16%. Im Jahr 1993 sind die Einkommensdeterminanten noch deutlicher ausgeprägt und zeigen bezüglich des Alterseffektes schon ein klassisches Bild. Bemerkenswert ist allenfalls wiederum der erwartete, aber ausbleibende signifikant positive Einkommenseffekt fUr einen Meisterabschluß sowie, daß Teilzeit-/ geringfügig Beschiiftigte keine signifikant tieferen (Stunden-) Einkommen erzielen; ferner die Tasache, daß im öffentlichen Dienst untypischerweise höhere Verdienste erzielt werden als in der Privatwirtschaft: Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, daß in Ostdeutschland nach wie vor in einzelnen Branchen sehr geringe Löhne für unqualifizierte Frauenarbeit bezahlt werden. Gegenüber 1991 steigen die Einkommensverluste für unterwertige Beschiiftigung insbesondere fUr Typ A massiv an (nun: rd. 21,5% Verlust); bei Typ B sind es rd. 17%4. Bei männlichen Arbeitnehmern mit Ingenieur-/Fach- oder Hochschulabschluß zeigt sich bereits für 1991 eine ausdifferenzierte Einkommensstruktur mit den erwarteten Einkommensdeterminanten. Eine unterwertige Beschiiftigung (aus Fallzahlgründen Typ A und B zusarnrnengefaßt) führt gegenüber ausbildungsadäquater Beschäftigung - bei Konstanthalten der übrigen kontrollierten Einflußfaktoren - zu einem beachtlichen mittleren Einkommensverlust von rd. 26%; im Jahr 1993 erhöht sich dieser Wert gar aufrd. 29%. Bei ostdeutschen Frauen mit Ingenieur-/Fach- oder Hochschulabschluß fallt zunächst auf, daß Teilzeit-/geringfügig Beschiiftigte mit höherer Qualifikation wie in Westdeutschland - keine signifikanten Abschläge auf das (Stunden-) Einkommen hinnehmen müssen. Auffällig ist ebenfalls, daß - wie bei den niedrigeren Qualifikationsniveaus - 1993 im öffentlichen Dienst höhere Einkommen erzielt werden als in der Privatwirtschaft. Im Jahr 1991 fUhrt eine unterwertige Beschäftigung zu einern Einkommensverlust von rd. 17%. Doch schon zwei Jahre später, im Jahr 1993, verdienen in Ostdeutschland unterwertig beschäftigte Frauen der höheren Qualifikationsniveaus rd. 29% weniger als adäquat Beschäftigte. Hier zeigt sich wieder die Analogie zu Westdeutschland, nämlich eine massive Verschlechterung der Situation hochqualifizierter Frauen: Diese

4 Zur Interpretation des untypischen Musters eines höheren Einkommensverlustes für unterwertige Beschäftigung Typ A als filr Typ B vgl. die Interpretation des analogen deskriptiven Befundes in Kap. D.II.4.

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D. Empirische Befunde

Gruppe trägt nicht nur das größte Risiko. nach Beendigung der Ausbildung keinen ausbildungsadäquaten Ausbildungsplatz zu erhalten. sondern sie muß auch. sofern das Risiko manifest wird. die höchsten Einkommensverluste tragen.

E. Schlußfolgerungen Die in der vorliegenden Studie ennittelten Größenordnungen ausbildungsinadäquater bzw. unterwertiger Beschäftigung belegen ein Strukturproblem des Bildungssystems, welches in seiner Dimension in Deutschland bislang nicht hinreichend erkannt wurde. Das für Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung mit höherem Alter steigende Risiko, eine unterwertige Beschäftigung ausüben zu müssen, kann als Hinweis auf ein schnell veraltendes berufliches Wissen in diesem mittleren Qualifikationssegment interpretiert werden. Dieser sowohl in West- als auch in Ostdeutschland beobachtbare Effekt kann zudem überlagert werden durch eine schnelle Veriinderung der Berufsbilder bzw. der damit einhergehenden Verringerung der Qualifikationsanforderungen für einzelne Berufstätigkeiten. Es stellt sich die Frage in diesem Zusammenhang nach der Reaktionsfiihigkeit der beruflichen Ausbildungsordnungen auf die veränderte Nachfrage nach Qualifikationen am Arbeitsmarkt. Zugleich zeigt sich die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Weiterbildung auch der älteren Erwerbstätigen. Der - deskriptiv ebenfalls in West- und Ostdeutschland beobachtbare gegenläufige Alterseffekt (d.h., jüngere Beschäftigte sind häufiger ausbildungsinadäquat eingesetzt) für Erwerbstiitige mit höheren beruflichen Qualifikationen ist in Ostdeutschland mit marktwirtschaftlich bedingten Ausdifferenzierungsprozessen zu erklären, die Hochqualifizierten mit längerer Berufserfahrung eine anspruchsvollere Position zuweisen als Berufsanfangern. In Westdeutschland dagegen deuten der nichtsignifikante Alterseffekt bei den multivariaten Auswertungen, der deutlich mit den deskriptiven Ergebnissen kontrastiert, sowie die sich von 1984 bis 1993 verschiebende deskriptive Alters-I Adäquanzstruktur auf gewichtige Kohorteneffekte hin: Der geringere Anteil an älteren Höherqualifizierten auf unterwertigen Arbeitsplätzen ist nicht in erster Linie auf einen isolierten Alterseffekt und damit auf eine bessere Allokation von Qualifikation und Jobanforderung als Folge von Karriereprozessen zurückzuführen, sondern auf die Tatsache, daß bei den älteren Jahrgängen verschiedene Risikogruppen wie "Frauen" und "Fachhochschulabsolventen" (derzeit noch) unterrepräsentiert sind (vgl. hierzu ausführlich Büchel 1996). Die sehr geringe Quote an ausbildungsinadäquater Beschäftigung im öffentlichen Dienst, insbesondere bei den höheren Qualifikationsniveaus, belegt die Lei-

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E. Schlußfolgerungen

stungsfähigkeit der Personalselektionskriterien der öffentlichen Hand. Eine Angleichung an westdeutsche Standards ist jedoch in Ostdeutschland insbesondere bei den niedrigeren Qualifikationsniveaus noch nicht abgeschlossen. Der sehr hohe Anteil unterwertiger Beschäftigung bei Selbständigen dagegen deutet darauf hin, daß - insbesondere für Höherqualifizierte - die Selbständigkeit sowohl in West- als auch in Ostdeutschland häufig eine Alternative zu einem Arbeitslosenstatus darstellt.

Die unabhängig von Qualifikationsniveau, Arbeitsmarktregion und Beobachtungsjahr durchweg ungünstigere Situation für Frauen als für Männer wirft die Frage nach einer geeigneten Förderstrategie auf. Es gibt Hinweise darauf, daß eine solche bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt im Bildungssystem, d.h. nicht erst am Arbeitsmarkt, erfolgen sollte: Hauptursache für die beobachteten geschlechtsspezifischen Diskrepanzen ist vermutlich nicht eine "klassische" Diskriminierung der weiblichen Erwerbstätigen am Arbeitsmarkt, sondern vielmehr die Tatsache, daß Frauen sich überdurchschnittlich oft für Ausbildungsberufe bzw. Studienfachrichtungen entscheiden, bei denen am Arbeitsmarkt nur eine unterdurchschnittliche Nachfrage vorliegt (vgl. hierzu ausführlicher BüchellMatiaske 1996). Die Einkommensanalysen, die für alle untersuchten Personengruppen durchweg zum Teil hohe Abschläge für unterwertige Beschäftigung gegenüber ausbildungsadäquater Erwerbstätigkeit nachweisen, belegen eindrucksvoll die massiven volkswirtschaftlichen Verluste, die durch einen ineffizienten Einsatz von beruflichen Qualifikationen am Arbeitsmarkt entstehen. Zudem können die ermittelten Einkommensunterschiede als Indiz für die Validität des für dieser Studie eigens entwickelten Kategorisierungsschemas für die Indizierung unterwertiger Beschäftigung gelten. Aus methodologischer Sicht zeigt das Gesamtergebnis dieser Studie, daß der traditionelle Indikator für die Leistungsfahigkeit einzelner beruflicher Qualifikationsniveaus, die qualifikations spezifische Arbeitslosenquote, die Effizienz der beruflichen Bildung systematisch unterschätzt: Entscheidend - zumindest für eine Effizienzbetrachtung des Bildungssystems - ist nicht nur, ob jemand nach seiner beruflichen Ausbildung einen (wie auch immer gearteten) Job findet, sondern auch, ob der von ihm besetzte Arbeitsplatz die zuvor mit meist hohen individuellen, betriebs- und volkswirtschaftlichen Kosten bezahlte berufliche Ausbildung tatsächlich erfordert. Das Ergebnis dieser Studie läßt aber auch vorliegende aktuelle Qualifikationsbedarfsprojektionen in einem anderen Licht erscheinen. Solche Vorausschätzungen mußten sich bisher mangels Daten über die ausbildungsadäquate Nachfrage auf den Bedarf an formalen Qualifikationen beziehen. In Anbetracht

E. Schlußfolgerungen

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der hier gewonnenen Ergebnisse dürften diese Bedarfsschätzungen jedoch systematisch überhöht sein. Die notwendige Differenzierung nach ausbildungsadäquater oder -inadäquater Beschäftigung stellt die empirische Arbeitsmarktforschung vor gewichtige Datenprobleme, da die am meisten genutzten Datensätze wie Mikrozensus oder Beschäftigtenstatistik eine solche Unterscheidung nicht oder kaum möglich machen. Allerdings gibt es erste bildungs- und arbeitsmarktbezogene Analysen, die diese Problematik auch bei nicht einschlägigen Untersuchungsinteressen bereits berücksichtigen (vgl. z.B. Büchel/Weißhuhn 1995, WeißhuhnlBüchel 1995, BüchellHelberger 1995). Die in dieser Studie ausgewertete Datenbasis stellt Informationen zu unterwertiger Beschäftigung in Zweijahresabstlinden in einwandfreier Qualität zur Verfügung. Nicht zuletzt die einer noch immer starken Dynamik unterworfene Entwicklung am ostdeutschen Arbeitsmarkt sowie die sich sowohl in West- als auch Ostdeutschland dramatisch verschlechternde Arbeitsmarktsituation von hochqualifizierten Frauen würden es nahelegen, die weitere Entwicklung der Strukturen unterwertiger Beschiljtigung in Deutschland kontinuierlich weiterzuverfolgen.

4 BüchellWeißhuhn

Zusammenfassung Die Studie untersucht erstmals für Gesamtdeutschland und alle beruflichen Qualifikationsniveaus das erst seit kurzem in der Bildungs- und Arbeitsmarktforschung thematisierte Phänomen ausbildungsinadäquater ("unterwertiger") Beschäftigung. Sie basiert auf repräsentativen Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP). Betrachtet werden Vollzeit-, Teilzeit- und geringfügig Beschäftigte mit einem in Deutschland erworbenen beruflichen oder Fachhoch- (in Ostdeutschland: Ingenieur-lFachschul-) bzw. Hochschul-Abschluß. Das eigens entwickelte Kategorienschema vergleicht die formale berufliche Qualifikation der Erwerbstätigen mit dem Anforderungsniveau derer Arbeitsplätze; es berücksichtigt die berufliche Stellung und wird validiert durch Berufsbildanalysen pro Einzelkategorie. Die Studie unterscheidet zwischen adäquater Beschäftigung, unterwertiger Beschäftigung Typ A (leichte bis mittlere Qualifikationsverluste) und unterwertiger Beschäftigung Typ B (hohe Qualifikationsverluste). Neben Ausmaß und Struktur der unterwertigen Beschäftigung wird auch deren Entwicklung betrachtet; hierzu werden Querschnittsauswertungen der Jahre 1984 (nur Westdeutschland), 1991 sowie 1993 miteinander verglichen. Die ermittelten Strukturen werden über Gewichtungsfaktoren auf den deutschen Gesamtarbeitsmarkt hochgerechnet. Für Westdeutschland bleiben als wichtigste empirische Ergebnisse festzuhalten: Knapp ein Fünftel aller westdeutschen Erwerbstätigen, die über eine formale berufliche Qualifikation verfügen, ist unterwertig beschäftigt. Dieser Anteil bleibt über die letzten 10 Jahre ziemlich stabil. Allerdings bestehen große gruppenspezifische Unterschiede hinsichtlich des Risikos einer unterwertigen Beschäftigung: Erwerbstätige mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung sind deutlich häufiger unterwertig beschäftigt als Personen mit einem Fachhoch- oder Hochschulabschluß (17,9% I 13,8; 1993). Frauen sind in beiden genannten Bildungsniveaus überdurchschnittlich oft ausbildungsinadäquat eingesetzt (23,7%, 25,6%; 1993). Für hochqualifizierte Frauen ist eine starke Verschlechterung über die letzten 10 Jahre hinweg zu beobachten; es ist dies der einzige auffällige Trend.

Zusammenfassung

51

Sind Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung unterwertig beschäftigt, so meist mit starken Qualifikationsverlusten. Demgegenüber werden Personen mit Fachhoch- oder Hochschulabschluß - falls unterwertig - in der Regel auf Arbeitsplätzen beschäftigt, bei denen nur leichte bis mittlere Qualifikationsverluste entstehen. Eine Fachschulausbildung reduziert gegenüber Lehrabsolventen die Wahrscheinlichkeit, nur einen ausbildungs inadäquaten Arbeitsplatz zu erhalten. Fachhochschulabsolventen tragen relativ zu Personen mit einem Hochschulabschluß ein signifikant höheres Risiko, eine unterwertige Tätigkeit akzeptieren zu müssen. Mit höherem Alter steigt bei Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung das Risiko einer unterwertigen Beschäftigung (12,5% bei bis zu 30-Jährigen, 23,5% bei 45 - 65-Jährigen; 1993). Bei Fachhoch- und Hochschulabsolventen ist zwar in höheren Altersgruppen ein geringerer Anteil an unterwertiger Beschäftigung zu beobachten(19,9% bei bis zu 30-Jährigen, 8,5% bei 45 - 65Jährigen; 1993); dies ist jedoch nicht auf einen reinen Alters- bzw. Karriereverlaufseffekt zurückzuführen, sondern darauf, daß bei älteren Hochqualifizierten kohortenbedingt die Risikogruppen "Frauen" und "Fachhochschulabsolventen" (noch) stark unterrepräsentiert sind. Im öffentlichen Dienst finden sich (insbesondere bei den höheren Qualifikationsniveaus: hier unter 5%; 1993) nur wenig inadäquat Beschäftigte. Selbständige dagegen - und hier wiederum insbesondere diejenigen mit Fachhoch- oder Hochschulabschluß - geben sehr häufig an, ihre Tätigkeit könnte auch von Personen mit einer geringeren beruflichen Qualifikation ausgeübt werden (28,0%; 1993); hier sind Substitutionseffekte mit dem Arbeitslosenbestand zu vermuten. Die Einkommensbetrachtung ergibt massive Einkommensverluste für unterwertig Beschäftigte gegenüber ausbildungsadäquat eingesetzten Arbeitskräften. Bei unterwertig Beschäftigten spielt der Grad der Unterwertigkeit bei den Einkommensabschlägen jedoch eine untergeordnete Rolle. Für Ostdeutschland ergibt sich gegenüber Westdeutschland eine völlig andere Fragestellung. Von Interesse ist hier, inwieweit zu DDR-Zeiten erworbene berufliche formale Qualifikationen in einer sich entfaltenden Marktwirtschaft verwertet werden können; Personen mit einem nach 1991 erworbenen Abschluß wurden entsprechend aus diesem Untersuchungsschritt ausgeschlossen. Die für die Arbeitsmarktsituation in Ostdeutschland ermittelten Ergebnisse sind somit nicht undifferenziert mit denjenigen für Westdeutschland vergleichbar, sondern belegen zuallererst die Probleme der Verwertung von Humankapital, die sich bei der Umgestaltung einer Planwirtschaft hin zu einer freien Marktwirtschaft ergeben.

52

Zusammenfassung

Die Niveaubetrachtung zeigt trotz der stark unterschiedlichen Beobachtungssituationen ein ähnliches Bild wie für Westdeutschland. Auch in Ostdeutschland war 1991 knapp ein Fünftel der Erwerbstätigen unterwertig eingesetzt; im Gegensatz zur weitgehend stabilen Gesamtsituation in Westdeutschland steigt jedoch der Anteil unterwertiger Beschäftigung in Ostdeutschland innert kurzer Zeit stark an und erreicht 1993 knapp 25%. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, daß aus Homogenitätsüberlegungen Erwerbstätige mit einern nach 1991 erworbenen und damit eher "marktfähigen" Berufs- oder Fachhoch-lHochschulabschluß aus der Betrachtung ausgeschlossen wurden; eine Einbeziehung dieser zwar anteilsmäßig noch geringen, aber stetig anwachsenden Gruppe würde das Gesamtbild in Ostdeutschland positiver erscheinen lassen. Qualifikations- und geschlechtsspezifische Unterschiede in der Adäquanzstruktur zeigen ein verblüffend ähnliches Bild zu Westdeutschland. Allerdings sind insbesondere bei den höheren Qualifikationsniveaus deutlich höhere Anteile an unterwertiger Beschäftigung zu beobachten als in Westdeutschland (27,9%; 1993). Auch in Ostdeutschland ist im Zeitverlauf eine massive Verschlechterung der Situation für hochqualifizierte Frauen festzustellen (unterwertig beschäftigte Frauen mit Ingenieur-lFachschul- oder Hochschulabschluß: 36,6%; 1993). Auch hinsichtlich des Alterseffekts zeigt sich eine zu Westdeutschland ähnliche Struktur; allerdings wiederum - insbesondere bei den jüngeren und den höheren Qualifikationsniveaus - auf deutlich ungünstigerem Niveau als für Westdeutschland. In einzelnen Kategorien lassen sich beunruhigende Entwicklungen beobachten: In Ostdeutschland ist bereits mehr als jede dritte junge Günger als 30 Jahre) erwerbstätige Person mit einer höheren beruflichen Qualifikation auf einern Arbeitsplatz, der auch von einer geringer qualifizierten Arbeitskraft besetzt werden könnte - Tendenz stark steigend. Die Betrachtung der Wirtschaftsbereiche ergibt für Ostdeutschland - insbesondere bei den niedrigeren Qualifikationsniveaus - deutliche Abweichungen zur Situation in Westdeutschland: Der Anteil an unterwertig Beschäftigten im öffentlichen Dienst ist untypisch hoch (bei Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung: 27,8%; 1993); bei der teilweisen Übernahme der Personalbestände von der alten DDR-Verwaltung konnten offensichtlich die strengeren Selektionskriterien des westdeutschen öffentlichen Dienstes nicht durchgehend angewendet werden. Der Anteil der ausbildungsinadäquat erwerbstätigen Selbständigen ist dagegen bemerkenswert niedrig (für das erwähnte Qualifikationsniveau: 10,8%; 1993). Bei der Einkornrnensbetrachtung zeigt sich dagegen wieder das erwartete Bild: Auch in Ostdeutschland müssen unterwertig Beschäftigte zum Teil massive Lohnabschläge gegenüber Erwerbstätigen auf ausbildungsadäquaten

Zusammenfassung

53

Arbeitsplatzen akzeptieren, und auch hier sind es die hochqualifizierten Frauen, die nicht nur das höchste Inadäquanzrisiko tragen, sondern im Falle einer unterwertigen Beschäftigung auch die höchsten relativen Einkommenseinbußen hinnehmen müssen.

Summary Skill Underutilization Among Graduates of the Educational System Report on the structure and development of skill underutilization in West and East Germany The study investigates the phenomenon of skill underutilization, a topic which has recently come under scrutiny in the fields of educational and labor market research. Based on representative data from the German Socio-Econornic Panel (GSOEP), the study for the first time covers all of Germany as well as all formal skill levels. Full-time, part-time and marginal part-time workers are exarnined who acquired their vocational training, secondary technical training (= "Fachhochschule"; in East Germany: engineering I specialized technical certificate, = "Ingenieur-lFachschule") or university degree in Germany. The categorization scheme developed especially for this study compares how the formal skills of the employed persons fit with the required skill level of their job; it takes into account the occupational position and is validated by an analysis of the occupational image for each individual category. The study distinguishes between adequate employment, skill underutilization type A (slight to medium loss in qualification) and skill underutilization type B (high loss in qualification). In addition to the extent and structure of the skill underutilization, its development is also exarnined; to this end cross-sectional evaluations for the years 1984 (West Germany only), 1991 and 1993 are compared with one another. The investigative structures are projected through weighting factors for the labor market in all of Germany. For West Germany, the most significant empirical results are: Nearly one fifth of all employed persons in West Germany, who possess formal skills, experience underutilization of their skills. This proportion has remained rather stable over the last 10 years. However, great group-specific differences exist with regard to the risk of skill underutilization: Workers who have completed vocational training are distinctly more often mismatched with their job than persons with secondary technical training or a university degree (17.9% versus 13.8%; 1993). Women in both ofthe educationallevels above are rnismatched at above average frequency with jobs not adequate for their training (23.7%, 25.6%; 1993). For highly qualified women, a drastic worsening has been observed over the past 10 years; this is the single conspicuous trend.

Summary

55

If persons with a vocational training certificate are overeducated, then it is usually with a great loss in qualification. In contrast, persons with secondary technical training or university degree - if overeducated - as a rule are employed in jobs in which only slight or medium skill underutilization exists.

Compared to apprenticeship training, specialized technical training (= "Fachschule" degree) reduces the probability of only obtaining a rnismatched job. Secondary technical college graduates run a significantly higher risk of having to accept mismatched employment than do university graduates. At an older age, the risk of medium skill underutilization increases for persons who have completed vocational training (12.5% of those under age 30, 23.5% of those age 45 - 65; 1993). For secondary technical college and university graduates, a smaller proportion of medium skill underutilization is observed in older age groups (19.9% of those under age 30, 8.5% of those age 45 - 65; 1993); this, however, cannot be attributed to a pure age or career development effect, but rather to the fact that in older groups of highly qualified persons, according to the cohort, the risk groups "women" and "secondary technical college graduates" are (still) greatly underrepresented. In civil service, only few persons are inadequately employed (particularly at the higher qualification levels: here under 5%; 1993). Self-employed persons, in contrast, - here again in particular those with a secondary technical college or university degree - very frequently respond that their work could also be performed by persons with lesser formal skills (28.0%; 1993); here we suspect substitution effects with the pool of unemployed. An examination of earnings shows massive los ses in income for the overeducated compared to workers whose formal skills fit their job. Among the overeducated, the degree of their overeducation, however, plays a subordinate role in their reduction of income loss. For East Germany a completely different line of questioning arises as compared to West Germany. Here it is of interest in how far formal skills acquired during the time of the GDR could be utilized in a burgeoning market economy; persons with a qualification acquired after 1991 were accordingly excluded from this step of the investigation. As such, the investigative results for the labor market situation in East Germany are not undifferentiatedly comparable with those for West Germany, but rather verify first and foremost the problems in utilizing the human capital which result from the change of a planned economy to that of a free market economy. The exarnination level shows a similar picture as that in West Germany despite the vastly differing observation situations. In East Germany too, nearly one fifth of workers were overeducated for their jobs in 1991; in contrast to the lar-

56

Summary

gely stable overall situation in West Germany, the proportion of skill underutilization in East Gennany increases dramatically within a short period of time and reaches nearly' 25% in 1993. It must, however, be taken into account that because of considerations of homogeneity workers who acquired their vocational training, secondary technical college or university degree after 1991 and consequently possessed more "marketable" skills were excluded from examination; inclusion of tbis proportionately small but ever growing group would make the overall picture in East Gennany appear more positive. Skill and sex specific differences in the adequacy structure show an astonishingly similar picture to that of West Germany. Although, at the higher qualification levels in particular, perceptibly higher proportions of skill underutilization are observed than is seen in West Germany (27%; 1993). Additionally in East Gennany, a massive worsening of the situation for highly qualified women can be ascertained over the course of time (overeducated women with an engineering/specialized technical or university degree: 36.6%; 1993). Also with regard to the age effect, a similar structure to that of West Germany appears; though - particularly for younger people and higher qualification levels - at a noticeably less favorable level than that of West Gennany. In individual categories disturbing developrnents can be observed: In East Germany more than every third young worker (younger than 30) with high fonnal skills is already working at a job that could be perfonned by a less qualified worker trend rising dramatically. Examination of the economic fields shows marked deviations in East Germany from the situation in West Gennany, especially at the lower qualification levels: The proportion of overeducated workers in civil service is untypically high (among persons who completed vocational training: 27.8%; 1993); with the partial takeover of pools of personnel from the fonner GOR administration, the rigorous selection criteria of the West Gennan civil service could not be implemented across the board. On the other hand, the proportion of self-employed persons whose skills mismatch their job is remarkably low (for the said qualification level: 10.8%; 1993). Upon examination of earnings, the expected picture appears once again: In East Gennany, too, overeducated workers have to accept at times massive cuts in pay as compared to workers whose skills match their job, and here as weIl it is the highly qualified women who not only ron the highest risk of inadequacy but also have to take the highest relative loss in income in the event of skill underotilization. (Translation: Suzanne S. Albrecht, Berlin)

Anhang Dokumentation der Ergebnisse

Tabelle I-W-84

1

m. HS- 0

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m. IDIJ ./FS- 00. HS-Abschluß

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beschAftigt

beschAftigt

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1241 5.01

1271 6 . 71

2511 5.71

114113.51

162118.11

276115.91

2381 7.11

289110 . 41

5271 8 . 6

(insg.)

I

251011001

364119.31

188511001

580113.21

439511001

171 2.01

84311001

421 4.71

89211001

591 3.41

173511001

2341 7.01

335411001

405114.61

277711001

639110.4

61301100

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2171 8.61

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m. &bqesch1- Berufsausbildung

Qualifikationsniveau:

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~~~---I ",,1...1"J.,I J.J

(- in 1,000 Erwerbstätigen-)

Tabelle 1-0-91: Ausblldungsadäquanz der Beschäftigung nach Qualifikationsniveau und Geschlecht (Ostdeutschland, 1991)

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DI. Ing. /FS- od. HS-Abschluß

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Gewicbtete Hllufigkeilen. Ungewicbtete Gesamtfallzabl: n = 1.573 Quelle: Eigene Auswertung des SozicH!konomiscben Panels (Gutacbten BUcbeVWeißhubn 1996 far BMBF. Bonn).

Nur ostdeutscbe Erwerbstltige mit einer vor 1992 abgeschlossenen Berufsausbildung. jUnger als 65 Jabre. Ohne Praktikanten, Pers. in Aus- oder Fortbildung. und Personen mit feblenden Ang. zu Qualif.niveau. Jol>-Anford.niveau oder Sektor. Ohne Pers. mit unplausiblen oder nicbt eindeutig kategorisierbaren Komb. von Qualif.niveau. Jol>-Anfonl.niveau und berun. Stellung (vgl. Scbema Tab. Al-O).

Inadllquate Bescbäftigung Typ A: leicbte/mittlere Qualifikationsverluste. Inadllquate Bescbäftigung Typ B: bobe QualifIkationsverluste.

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-- --

(- in 1.000 Erwerbstltigen -)

Tabelle 3-0-93

Ausbildungsadäquanz der Beschärtigung nacb Qualifikationsniveau und Sektoren (Ostdeutschland, 1993)

Er

o

--

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6-

Tabelle 4-0-91

M.

Ing./PS- od. HS-Abschluß

I

I

I

Inad!lquate Bescblftigung Typ A: leicbte/mittlere QualifIkationsverluste. Inad!lquate Bescblftigung Typ B: hobe Qualiftkationsverluste. Nur ostdeutscbe abbängig Bescblftigte mit einer vor 1992 abgescblossenen BerufsausbildungjUnger als 65 Jabre. Obne Praktikanten, Pers. in Aus- oder Fortbildung, Pers. mit einer Wocbenarh.zeit von weniger als 5 Std., und Penionen mit feblenden Angaben zu Qualifikationsniveau, Job-Anforderungsniveau oder Einkommen. Obne Pers. mit unplausiblen oder nicbt eindeutig kategorisierbaren Komb. von Qualif.niveau, Job-Anfonl.niveau und beruft. Stellung (vgl. Scbema Tab. AI-O). Alle Einkommensangaben wurden auf Vollzeitlquivalente (40 Wochenarb.std.) umgerechnet. Gewicbtete Mittelwerte. Ungewicbtete Gesamtfallzahl: n = 1.879. Quelle: Eigene Auswertung des Sozio-ökonomiscben Panels (Gutacbten BUcbeVWeißbubn 1996 fUr BMBF, Bonn).

.: Geringe Fallzahlen.

ausbildungsadäquat beschäftigt 1645 1347 2224 1838 --------------------------------+----------------+----------------+----------------+---------------inadäquat beschäftigt (Typ A) 1 14631 11741 17851 1595 - - - - - - -- - - - -- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - +- - - - - - - - - - - - - - - - +- - - - - - - - - - - - - - - - + - - - - - - - - - - - - - - - -+ - - - - - - - - - - - - - - -inadäquat beschäftigt (Typ B) 1 14071 11061 • 17011 • 1170 --------------------------------+----------------+---- - -----------+----------------+---------------(insg.) 1 16161 12891 21621 1770

AuabildungsadAquanz der Beachlftigung :

(Mittelwerte) 1 (Mittelwerte) 1 (Mittelwerte) 1 (Mittelwerte) -- - -----------------------------+----------------+----------------+----- - ----------+---- - -----------

I

............................................. -+ ............ ... ..................... ... ...... -+ ................................................ + ............................................. ...

Mlnner 1 Prauen 1 Mlnner 1 Prauen ----------------+----------------+------------- - --+---------------Verdienst: Verdienst : 1 Verdienst : Verdienst:

---------------------------------+---------------------------------

---------------------------------+--------------------------------Geschlecht: 1 Geschlecht:

mit abgeschl . Berufsausbildung

Qualifikationsniveau:

Bruttomonatsverdienste nach Quallfikadonsnlveau, Geschlecht und Ausblldungsadäquanz der Beschäftigung (DM, Ostdeutschland, 1991 • ohne Selbständige·)

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Tabelle 4-0-93

I

I

I

I

Inadlquale Bescblftigung Typ A: leicbte/mittlere QualifIkationsverluste. InadlqUaie Bescblftigung Typ B: hobe QualifIkationsverlUSIe. Nur ostdeutscbe abblngig Bescbäftigle mit einer vor 1992 abgescblossenen Berufsausbildung, jUnger als 65 Jabre. Obne Praktikanlen, Pm. in Aus- oder Fortbildung, Pm. mit einer Wocbenarb.zeit von weniger als 5 Std., und Penonen mit fehlenden Angaben zu Qualifikationsniveau, Job-Anforderungsniveau oder Einkommen. Obne Pm. mit unplausiblen oder nicbt eindeutig kalegorisierbaren Komb. von Qualif.niveau, Job-Anford.niveauund beruft. Stellung (vgl. Scbema Tab. AI-0). AUe Einkommensangaben wurden auf Vollzeitllquivalenle (40 Wocbenarb.std.) umgerecbnet. GewichteIe Mittelwene. Ungewicblete Gesamtfallzahl: n = 1.374. Quelle: Eigene Auswertung des Sozio-ökonomiscben Panels (GutacbIen BUcbeVWeißbubn 1996 tur BMBF, Bonn).

.: Geringe Fallzahlen.

inadAquat beachAftigt (Typ B) I 21231 18731 • 21781 • 1938 --------------------------------+----------------+----------------+----------------+---------------(insg.) I 24691 21151 36231 3131

--------------------------------+----------------+----------------+----------------+----------------

ausbildungsadllquat beschäftigt 2536 2209 3781 3537 --------------------------------+----------------+----------------+----------------+---------------inAdäquat beschäftigt (Typ A) I 21911 17651 28671 2530

AUsbildungsadllquanz der Besch&ftig\U1Q:

mi t &bqeschl. Berufsausbildung m. Ing ./FS- od. HS-Abschluß - -- - - - - - - --------- - ---- - - --------+ ------- - - - - ----- -- - - -- ----------Geschlecht: I Geschlecht: ---------------------------------+--------------------------------Mlnner I Frauen I Manner I Frauen ----------------+----------------+----------------+---------------Verdienst: I Verdienst: I Verdienst: I Verdienst: ----------------+----------------+----------------+---------------(Mittelwerte) I (Mittelwerte) I (Mittelwerte) I (Mittelwerte) --------------------------------+----------------+----------------+ - ---------------+----------------

Qualifikationsniveau:

BruttomonatsverdIenste nach Qualinkationsnlveau, Geschlecht und Ausblldungsadäquanz der Beschäftigung (DM, Ostdeutschland, 1993 - ohne Selbständlge-)

§

f

Mit abgeschl. Berufsausbildung

= = 1411 -690.1 0,192

-1.493** -0.469** 0.004 0.368* 0.219 0 . 656** -0.913**

Koeff.

(

.

)

(0.269) (0.148) (0.006) (0.149) (0.299) (0.202) (0.319)

(Std-A.)

Mit Ing . /PS- od. HS-Abschluß

1:

Signifikanzniveau8: **: p< 0.01, *: p < 0.05, +: p< 0.1.

Prauen, in Privatwirtschaft beschlftigt, vollzeitbeschlftigt, Pers. mit abgeschl. Berufsausbildung: Lehrabschluß, Pers. mit Ing ./FS- od. HS-Abschluß: HS-Abschluß.

Reterenzkategor1e:

(0.228)

0.331

)

(0.515) (0.236) (0.011) (0.225) (0.363) (0.391)

-0.165 -0.633** -0.009 -0.519" 0.564 0 . 088

(

(Std-A.)

Koeff.

616 -300,5 0,205

Abhlngige Variable: Wahrscheinlichkeit, ausbildungsinadaquat beschlftigt zu sein (Typ A oder B) : (sonst: = 0).

Pallzahl (unq_ichtet): n Log-Likelihood: Mittelw"rt der abh. Var.

(KOM tante) Manner Alter (Jahre) Öffentlicher Dienst Selbstandige T"ilzeit-/GeringfUg. Beschllftig. Abschluß: - Meister - Ing ./PS-Abschluß

Kovariate

Tab. 5-0-91

Determinanten der WahrschelnUchkelt, Inadäquat beschäftigt zu sein (Ostdeutschland, 1991, LogIt)

!

> :I

i

Variablen-Dokumentation:

0 . 097 0.108

0.562 37.978 0 . 261 0.064

(Mittelw. )

0.617

0.063

0.070

0.485 40.981 0.442

(Mittelw . )

Quelle: Eigene Auswertung des SozilHlkonomiscben Panels (Gutacbten BOcbeVWeiSbubn 1996 fOr BMBF, Bonn).

Nur osldeul9cbe abblngig Bescblftigte mit einer vor 1992 abgescblossenen Berufsausbildung,jOnger als 65 J. Obne Praktikanten, Pers. in Aus- oder Fortbildung, Pers. mit einer Wocbenarb.zeit von weniger als 5 Ski., und Personen mit feblenden Angaben zu Qualifikationsniveau, Job-Anforderungsniveau oder Einkommen. Obne Pers. mit unplausiblen oder nicbt eindeutig kategorisierbaren Komb. von Qualif.niveau, Job-Anfonl.-niveau und beruft. Stellung (vgl. Scbema Tab. AI-O).

Inadlquate Beschäftigung Typ A: leicbte/minlere Qualifikationsverluste. Inadlquate Bescbäftigung Typ B: bobe QualifIkationsverluste.

(Ungewichtete Mittelwerte) .

Marmer Alter (Jahre) Öffentlicher Dienst Selbstlndige Tellzeit-/Geringfüg. Beschllftig . Abschluß: - Meister - Ing. /FS-Abschluß

§

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g-

1061 -517.3 0,205

.

)

.

)

1:

512 -285,8 0,287

Signifikanzniveaus: •• : p < 0.01, *: p< 0.05, +: p < 0.1.

Prauen, in Privatwirtschaft beschaftigt, vollzaitbesch&ftigt, Pers. mit abgaschI. Berufsausbildung: I.ehrabschluß, Pers. mit Ing ./FS- od. HS-Abschluß: HS-Abschluß.

Referenzkategorie:

(

(0.574) (0.236) (0.012) (0.225) (0.331) (0.345)

(Std-A.)

0.623** (0.235)

0.126 -0.689** -0.025* -0.527* 0.502 0.259

(0.341) (0.168) (0.008) (0.166) (0.375) (0.250) (0 . 370)

-1.586·· -0.220 0.004 0.482** -0.368 0.831·· -0.865* (

Keeff.

(Std-A.)

Koeff.

Mit Ing./FS- od. HS-Abschluß

Abh&ngige Variahle: Wahrschainlichkeit, ausbildungsinadaquat besch&ftigt zu sein (Typ A oder B) : (sonst: = 0).

Fallzahl (ungawiehtat): n = Log-I.ikalihood: Mittelwert dar ahh. Var. =

(Konstante) Mlnner Alter (Jahra) Öffantlichar Dianst S81bstlndige Tailzait-/Geringfüg. Besch&ftig. Abschluß: - Meister - Ing ./FS-Abschluß

Kovariat.

Mit abgeschl. Berufsausbildung

Tab. 5-0-93 Determinanten der Wahrscheinlichkeit, Inadäquat beschäntgt zu sein (Ostdeutschland, 1993, Logtt)

~

=~

~

Variablan-Dokwnentation:

0.580 38.537 0.289 0 . 079 0.085 0 . 100

(Mittelw. )

0.641

0 . 438 41. 383 0.488 0.104 0.086

(Mittelw. )

Quelle: Eigene Auswertung des SozilHlkonomiscben Panels (Gutacbten B\lchel/Weißbubn 1996 ß1r BMBF. Bonn).

Nur ostdeutscbe abbllngig Bescblftigte mit einer vor 1992 abgescblossenen Berufsausbildung. jUnger als 65 J. Obne Praktikanten. Pers. in Aus- oder Fortbildung. Pers. mit einer Wocbenarb.zeit von weniger als 5 Std .• und Personen mit feblenden Angaben zu Qualifikationsniveau. Job-Anforderungsniveau oder Einkommen. Obne Pers. mit unplausiblen oder nicbt eindeutig kategorisierbaren Komb. von Qualif.niveau. Job-Anford.-niveau und beruß. Stellung (vgl. Scbema Tab. AI-O).

Inadäquate Bescbäftigung Typ A: leichte/mittlere Qualifikationsverluste. Inadllquate Bescbäftigung Typ B: bobe Qualirlkationsverluste.

(Ungewichtete Mittelwerte) .

Männer Alter (Jahre) Öffentlicher Dienst Selbständige Tei1zeit-/Geringfüg. Beschäftig. Abschluß: - Meister - Ing. /FS-Abschluß

S

-

~

> = ::r I»

687 .05 7,353

557 .13 7.142

(Std-A.)

263 .19 7.636

(0.406) (0.018) (0.021) (0.040) () . (.) -0.131*· (0.038) () . (.) -0 . 256** (0.053)

6.728** 0.046* -0.047* -0.237**

Keef!.

Männer

Slgnifikanzniveau8: •• : p