Die serbokroatischen Dialekte: ihre Struktur und Entwicklung [1] 3112697391

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Die serbokroatischen Dialekte: ihre Struktur und Entwicklung [1]
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PAKLE 1KIČ

Die serbokroatisch en Dialekte Ihre Struktur und Entwicklung

ERSTER BAND

MOUTON & CO

’S-CRAI'EN H AGE

© Mouton u hinter einem labialen Konsonanten erstreckt sich über das Territorium dreier Sprachen. Es umfasst einen beträchtlichen (hauptsächlich südöstlichen) Teil der skr. torl. Dialektgruppe, die westblg. Mundarten in den Landstrichen um K'ustendil, Radomir, Dupnica und Samokov, und eine Reihe nordmazed. Mundarten, einschliesslich derjenigen um Skopje, Stip und Koöani. In den Mundarten der Nordwestgebiete Mazedoniens und in den benachbarten serb. Mundarten in der Umgebung von Prizren hat die 1. Pers. pl. des Personalpronomens die Form mie. In den nördlichen ЛаЈ-Mundarten der skr. Sprache ist der Wandel ä > ä°, öa o.ä. sehr verbreitet (mkPda, mMa Jung [fern.]* u.s.w.), welcher sich auch in den benachbarten steiri­ schen sloven. Mundarten fortsetzt. Im Norden des kroat. £o/-Gebietes (in Bednja) finden wir den Wandel f > ej, der sonst ungewöhnlich ist auf skr. Gebiet. Es gibt aber in der Nähe sloven. Mundarten, die den gleichen Wandel kennen. Ebenso stellt die Area des Wandels n>j (eventuell mit Nasalierung des benachbarten Vokals) in einigen nordkroat. fcqj-Mundarten die Fortsetzung der entsprechenden Area im ostsloven. Gebiet dar. Auch das Pronomen što .wer* finden wir in vielen ostsloven. und kroat.

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ALLGEMEINER TEIL

ko/-Mundarten. Interessant sind bestimmte Dialektismen in den östlich­ sten sloven. Mundarten (Prekomurer u.a.) wie z.B. der Wandel -/ > -o (spao), I > u (čun) und die Endung -oga im Gen.(-Akk.) sg. der adjekti­ visch-pronominalen Deklination. Diese Besonderheiten entsprechen dem Stand in der skr. Schriftsprache, aber ihre Areae auf diesem Gebiet sind nicht im Kontakt mit den sehr ausgedehnten Zonen dieser Erscheinungen auf dem Ло-Gebiet, sondern nur mit einer engen Zone im äussersten Norden des kroat. Araj-Gebietes (hauptsächlich in Medumurje), wo sie ebenfalls erscheinen. Auf ähnliche Weise haben die Mundarten des sloven. Küstengebietes gemeinsame Züge mit den skr. Küstenmundarten, vor allem mit den ća-Mundarten. Über die Isoglossen dieser Art siehe § 30. 12. Es ist eine gewöhnliche Erscheinung, dass die Isoglossen wichtige­ rer Spracheigentümlichkeiten im südsl. Raum mit den Grenzen zwischen den einzelnen südsl. Sprachen nicht übereinstimmen. Das tritt besonders auffällig hervor bei jenen Erscheinungen, die nicht eine einfache Isoglosse haben, sondern wo ein prinzipiell ähnlicher Stand in voneinander getrenn­ ten Gebieten erscheint. Hinsichtlich der Endung der 2. Pers. pl. des Imperativs zeichnen sich deutlich fünf Zonen ab, in welchen die zwei möglichen Typen der analogischen Stilisierung der ursl. Verhältnisse miteinander abwechseln. Im äussersten Westen, in der sloven. Sprache, ist die Endung -ite gebräuchlich, die von Verben mit dem Präsensstamm auf -i- bezw. -je- herrührt (molite .bittet' u.ä. und demnach tresite .schüttelt' u.s.w.). In den kroat. Araj-Mundarten finden wir -ete u.ä., entstanden aus -ite, der alten Endung der Verben mit Präsensstämmen auf -e- bezw. -ne- (tresete > tresete, und deshalb auch molete). In den Sto­ rni ca-Mundarten kommt wieder -ite vor. An diese Zone lehnen sich im Südwesten die Mundarten der torl. Dialektgruppe an und ein grosser Teil der westmazed. Mundarten. Der Rest des torl. und mazed. Sprachgebietes ist überdeckt von der zweiten Area der Endung -ete, welche auch den grössten Teil des big. Gebietes einnimmt. Aber im Südosten Bulgariens finden wir noch einmal -ite. Die Erscheinung des Phonems а hat eine noch kompliziertere Isoglosse. Diesen Vokal gibt es in zwei voneinander getrennten Areae: einerseits in einem grossen Teil der sloven. Mundarten (aber nicht in allen), und andererseits in der Mehrheit der big. Mundarten und, in Anlehnung daran, in den skr. torl. Mundarten und in den mazed. Mundarten im Osten und Süden, zuweilen auch im Norden und äusser­ sten Westen. Zwischen diesen beiden Areae des a befindet sich ein grosses Gebiet, in welchem dieser Laut im Vokalsystem nicht figuriert. Aber zwei solche Gebiete bestehen auch als Inseln inmitten der östlichen Area des a: eins im Zentralteil Westbulgariens (in der Hauptsache im Raum östlich

DIB SKK. UlALtKlUlAÄJiE

Westlich der Linie ------------ *zg‘,*zd' >* (oder £) • J (in der Mehrheit der Beispiele)

„ „

oooeoooooo ждмжкхкжжд «w’vmvmwwww .......--- -

Že > re im Präsens more .kann* werden quantitative Gegensätze bei den Vokalen bewahrt s und b sind zusammengefallen •/' ist nitht identisch mit *sk', *si' der Reflex von / ist nicht breiter als e Skizze l1

von Sofija, mit einer Ausbuchtung ins Rhodopengebirge in Südbulgarien) und das andere in Westmazedonien. Ein ähnliches Bild, nur noch komplizierter, geben auch die Isoglossen der Ausbreitung des r- im Gebiet jeder der vier südsl. Sprachen gibt es Mundarten, in denen dieser Laut vorkommt, aber es gibt auch solche, die ihn nicht kennen. 13. Noch typischer für die Verhältnisse im südsl. Sprachraum sind jene Isoglossen, welche dieses Gebiet in zwei grosse Areae teilen, meistens in eine westliche oder nordwestliche und eine östliche oder südöstliche, und zwar ohne Rücksicht auf die Grenzen zwischen den einzelnen südsl.

1 Diese Skizze stellt die Verhältnisse nur schematisch dar, ohne Absicht zur Ge­ nauigkeit der Details. In gewissen Fällen wurden der Übersichtlichkeit halber die Mundarten der Neusiedler vernachlässigt und die Linie wurde durchgezogen nach dem Mundartenstand der Alteingesessenen.

ALLGEMEINER TEIL Sprachen. Die allgemeine Richtung dieser Isoglossen ist in der Haupt­ sache parallel, so dass ihre Aufeinanderfolge eine Abstufung der mund­ artlichen Unterschiede darstellt. Die Verbreitungsgrenzen einiger phone­ tischer Besonderheiten zeigen dies auf unzweideutige Weise (Skizze 1). Ein ähnliches Bild zeigen auch die morphologischen Isoglossen (Skizze 2). Man könnte noch viele solcher Isoglossen beibringen. Es gibt ihrer weit mehr, als man gewöhnlich glaubt. Besonders muss hervorgehoben werden - denn man verliert das leicht aus dem Gesichtskreis - dass die Zweiteilung der skr. Mundarten im Hinblick auf ein konkretes Merkmal oft nur ein Ausschnitt ist aus der weiteren südsl. Situation.

Weuliehd« Linie-----------wird der Dual bewahrt

Skizze 2

DIE SKR. DIALEKTOLOGIE

14. Es gibt eine Reihe von Erscheinungen oder Erscheinungskom­ plexen, in welchen sich eine gewisse Stufenfolge zeigt, die sich zwischen den äussersten Punkten des südsl. Sprachgebietes erstreckt, welche gewissermassen seine linguistischen Pole vorstellen. Im äussersten West-Nordwesten, in der sloven. Sprache und den nördlichsten ća-Mundarten, unterscheidet man in der Regel Zirkumflex C) und metatonischen Akut ('), aber ausserdem sind unzweideutige Spuren bewahrt einer Unterscheidung zwischen dem alten kurzen steigen­ den und dem alten kurzen fallenden Akzent. Der kurze steigende dehnt sich im Sloven. zu ', der kurze fallende geht auf die folgende Silbe über in Form von ", während in den nördlichen cn-Mundarten der erste in Ver­ bindung mit Sonanten ' ergibt, der zweite ". Hierin stimmen mit den nördlichen ča-Mundarten auch gewisse west- und nordslavonische Mundarten überein (vgl. § 26). Dieser Zone der maximalen Bewahrung von Überresten der alten Tonverlaufsgegensätze folgt eine zweite, in der von den alten Akzenten noch drei bewahrt sind (", * und ’), aber es gibt keine Spuren eines Unterschiedes zwischen den beiden ehemaligen kurzen Akzenten: sowohl der eine wie der andere ergaben bei Dehnung vor Sonanten ". Dies ist der Fall in den südöstlichen ^-Mundarten und den südöstlichen slavonischen Mundarten. Noch weiter nach Osten und Südosten, in den meisten štok. Dialekten, verschwand auch der Unter­ schied zwischen * und ". Schliesslich in der torlak. Dialektzone und in der mazed. und big. Sprache ist der Gegensatz zwischen kurzen und langen Silben liquidiert, also auch zwischen " und ", Adjektive vom Typ mlad kommen im Westen mit einem Akzentwechsel in den unbestimmten Formen vor; dieser Akzentwechsel entspricht dem ursl. Stand: čak. mläd, mlädä, mlädo ,jung‘, sloven. mläd, mläda, mladö, štok. in der Posavina, in Dubrovnik u.s.w. mläd, mläda, mlädo (vgl. russisch mälod, molodä, mölodo). In den zentralen und östlichen štoMundarten ist der Unterschied zwischen den Formen des Femininums und Neutrums beseitigt: mläd, mläda, mlädo. So ist der Stand prinzipiell auch in der torl. Dialektgruppe. Die big. (und mazed.) Mundarten gehen noch einen Schritt weiter und sind bestrebt, überhaupt jeden Akzentwechsel zu beseitigen, so dass dort das Verhältnis mläd, mläda, mlädo am gewöhn­ lichsten ist. In diesen beiden Sprachen gibt es in der Regel auch keine Akzentunterschiede zwischen den bestimmten und unbestimmten Formen. In der sloven. Sprache, aber auch in den meisten skr. kaj- und čaMundarten gibt es nur eine Präteritalzeit,1 die Fortsetzung des ursl. sog.

1 Hierbei ist das Plusquamperfekt, das nur eine untergeordnete Funktion hat, aus der Betrachtung ausgeschaltet.

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ALLGEMEINER TEIL

Perfekts (nur ausnahmsweise kommt in einzelnen čak. und sloven. Mundarten das Imperfekt vor). So ist der Stand auch in einigen štoMundarten im Westen (Dubrovnik, Istrien). Sonst haben die Ло-Mundarten in den Gebieten westlich der Neretva und nördlich der Save (und auch in vielen Teilen Bosniens und Serbiens) gewöhnlich äusser dem Perfekt noch den Aorist, aber nicht auch das Imperfekt (also insgesamt zwei Formen). Dabei ist in den nördlichsten und westlichsten Gebieten der Gebrauch des Aorists reduziert, was sich auch spiegelt im Gebrauch der Formen der 3. Pers, an Stelle der verloren gegangenen eigenen Formen für die 1. Pers. In den Ao-Mundarten weiter östlich ist auch die dritte Präteritalzeit, das Imperfekt, üblich. So ist die Situation auch in der torlakischen Dialektzone und den nordwestlichen big. und mazed. Mundarten. Aber in den zentralen und südöstlichen Teilen dieser beiden Sprachgebiete ist das System der Vergangenheitszeiten noch reicher. Das /-Partizip wird auch von dem Imperfektstamm gebildet, so dass es zwei Perfekte gibt, eines mit dem Partizip vom Aoriststamm und ein zweites mit dem Partizip vom Imperfektstamm. In der slovenischen Sprache, aber auch in der kroat. /caj-Dialektzone, ist die Unterscheidung eigener Formen des Infinitivs und des Supinums üblich. Im ča- und Ao-Gebiet gibt es diese Unterscheidung nicht, und dieselbe Form, die in der Wissenschaft regelmässig als Infinitiv bezeichnet wird, dient für beide Zwecke. Aber in diesen Gegenden breitet sich auf Kosten des Infinitivs die Konstruktion da + Präsens immer mehr aus. In den westlicheren Mundarten ist dieser Prozess weniger fortgeschritten, in den östlicheren mehr. In den torl. Mundarten schliesslich, und auch in der big. und mazed. Sprache ist der Infinitiv (-Supinum) verschwunden oder auf spärliche Reste zusammengeschrumpft. Die sloven., die kaj-, die nordwestlichen ča- und die nordwestlichen Ao-Mundarten kennen in der Regel sechs verschiedene Formen beim Plural der Substantivdeklination (wenn man die Akzentunterschiede zwischen dem Nom. und Vok. PI. vernachlässigt, die beim kleineren Teil der Substantive in gewissen Mundarten vorhanden sind). Das ist im Prinzip identisch mit dem ererbten urslav. Stand. In einigen südöstlichen co-Mundarten indessen sind die Formen des Dativs und des Instrumen­ tals immer gleich, während in einigen nordöstlichen Ao-Mundarten (nördliches und mittleres Banat) der Instrumental gleich dem Lokativ ist, so dass sich die Zahl der Plural-Formen auf fünf verringert. In der folgen­ den Zone, welche einen grossen Teil der Ao-Mundarten umfasst, aber auch eine Reihe südöstlicher