Zur Geschichte von Schwetzkau, einer Klosterstadt im Fraunstädter Land 9783412310172, 3412099716, 9783412041755

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Zur Geschichte von Schwetzkau, einer Klosterstadt im Fraunstädter Land
 9783412310172, 3412099716, 9783412041755

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FORSCHUNGEN UND QUELLEN ZUR KIRCHEN- UND

KULTURGESCHICHTE

OSTDEUTSCHLANDS IM A U F T R A G E FÜR

OSTDEUTSCHE

DES

KIRCHEN-

HERAUSGEGEBEN

VON

INSTITUTES UND

KULTURGESCHICHTE

BERNHARD

Band 7

STASIEWSKI

Z U R GESCHICHTE V O N SCHWETZKAU, einer Klosterstadt im Fraustädter Land

JOHANNES SCHULZ

1971 BÖHLAU VERLAG KÖLN

WIEN

Alle Rechte vorbehalten Copyright © 1971 by Böhlau-Verlag, Köln Gesamtherstellung: Wilhelm Carstens O H G , Schneverdingen Printed in Germany ISBN 3 412 09971 6

VORWORT

Die meisten Bewohner Schwetzkaus verließen am Abend des 20. Januar 1945 in einem Treck von 123 Gespannen fluchtartig ihre Heimatstadt und traten auf vereisten Straßen bei einer Kälte von minus 20 Grad in Richtung Jeseritz-Luschwitz den Weg in den Westen an. Über Sagan, Sorau und Cottbus gelangten sie am 6. Februar nach Schöneiche, in die Nähe von Berlin. Dort fielen sie am 18. April 1945 den vorrückenden Truppen der sowjetischen Armee in die Hände. Der Treck löste sich auf, viele blieben in Mitteldeutschland, andere zogen im nächsten Jahre weiter nach Westdeutschland. In der Angst und Not jener Tage und Monate kam wohl keinem der Flüchtlinge zum Bewußtsein, was sie in dem Verlangen, das nackte Leben zu retten, aufgegeben hatten. Erst, als nach mancherlei Irrfahrten, der eine hier, der andere dort eine Bleibe gefunden hatte, und die ärgsten Sorgen um des Lebens Notdurft behoben waren, stiegen Erinnerungen auf an die verlassene Heimat, an die Stadt, die ihre Vorfahren vor fast siebenhundert Jahren angelegt und nach Bränden und Kriegseinwirkungen immer wieder neu aufgebaut hatten, an die geräumige Marien-Wallfahrts-Pfarrkirche, deren Umbau 1750 vollendet wurde, an den weiten, mit alten Linden bestandenen Kirchhof, auf dem die sterblichen Überreste von zwanzig Generationen ruhten, an die große im Laufe der Jahrhunderte zusammengewachsene Familiengemeinschaft, die nun in alle Windrichtungen zersprengt war, und auch an jene, die in der ihnen bald zur Fremde gewordenen Heimat zurückgeblieben waren. Sie hatten ein kostbares Erbe aufgeben müssen. Es regte sich in vielen von ihnen der Wunsch, wenigstens ein Erinnerungsbild an die Geschichte dessen zu erhalten, was sie verloren hatten. Aus diesem Grunde habe ich mich zur Abfassung eines historischen Überblickes meiner Heimatstadt Schwetzkau entschlossen. Ich habe mich bemüht, aus den mir zur Verfügung stehenden Quellen und der erreichbaren Literatur die Entwicklung dieser von der Benediktinerabtei Lubin aus gegründeten Stadt im Fraustädter Land von ihren Anfängen im Zeitalter der deutschen Ostsiedlung über die Zeit der Reformation und Gegenreformation, während des Niedergangs und der Aufteilung Polens bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts unter wechselnder politischer Herrschaft zu beschreiben. Ich stamme selbst aus Schwetzkau, wo ich meine Jugend verlebt habe; deshalb kann ich vieles als Augenzeuge berichten. Da ich meine Gymnasialjahre in Posen verbracht, dort das Priesterseminar besucht und durch meine Tätigkeit als Studienrat im Erzbistum PosenGnesen, seit 1919 im Erzbistum Breslau und von 1930 bis 1945 in der Freien Prälatur Schneidemühl weite Gebiete des deutschen Ostens kennengelernt habe, bin ich mit dem Schicksal der näheren und entfernteren Umgebung der ostdeutschen Kulturlandschaft wohl vertraut. Der Verlust meiner eigenen Bibliothek hat zwar die Verwirklichung des Planes erschwert, meiner Heimatstadt ein literarisches Denkmal zu setzen, aber mit Hilfe der Landesbibliothek Fulda und der Bibliothek des Johann-Gottfried-Herder-Institutes Mar-

VI

VORWORT

bürg habe ich die wichtigsten Quellenwerke und die Fachliteratur eingesehen. Mein Beitrag zur Geschichte von Schwetzkau, einer Klosterstadt im Fraustädter Land, auf dem politischen und religiösen Hintergrund der deutsch-polnischen Symbiose ist in erster Linie für meine vertriebenen Landsleute bestimmt. Ich hoffe jedoch, daß er auch als Beispiel einer Stadtgeschichte im deutsch-polnischen Grenzsaum weitere Interessenten findet. Von der Niederschrift des ersten Entwurfes bis zur endgültigen Form sind mehrere Jahre vergangen, so daß sie nicht, wie ich beabsichtigt hatte, zur Jahrtausendfeier der Christianisierung Polens erscheinen konnte. Anregungen verdanke ich der Heimatforschung, u. a. dem aus Schwetzkau stammenden Lehrer Karl Beissert und dem Posener Domherrn Josef Paech. Für die Durchsicht des Manuskriptes und weiterführende Hinweise danke ich Herrn Studienrat Dr. Joseph Gottschalk, Herrn Professor Dr. Dr. Bernhard Stasiewski und Frau Archivarin Dr. Anneliese Triller. Für die Aufnahme in die Serie „Forschungen und Quellen zur Kirchen- und Kulturgeschichte Ostdeutschlands" bin ich dem Herausgeber und für die drucktechnische Gestaltung dem Böhlau Verlag Köln zu Dank verpflichtet.

Bad Soden, den 15. August 1971 Johannes Schulz

INHALT

Vorwort Abbildungen und Karten Quellen und Literatur Abkürzungen

V X XI XX

Teil I S C H W E T Z K A U U N D DAS F R A U S T Ä D T E R

LAND

IM MITTELALTER Erstes Kapitel: Die Benediktinerabtei Lubin, die Grundherrschaft der Stadt Schwetzkau 1. Die Gründung der Abtei Lubin 2. Die Geschichte der Abtei Lubin bis zur Gründung Schwetzkaus Zweites Kapitel: Die deutsche Besiedlung des Fraustädter Landes und die Gründung Schwetzkaus 1. Polen am Vorabend der deutschen Ansiedlung 2. Die Besiedlung des posen-schlesischen Grenzwaldes 3. Die Gründung Schwetzkaus als Stadt Drittes Kapitel: Die Geschichte der deutschen Siedler unter polnischer Herrschaft . Viertes Kapitel: Das Fraustädter Land im Ausgange des Mittelalters 1. Fraustadt 2. Schwetzkau 3. Die Landgemeinden 4. Die Eingliederung der Pfarreien des Fraustädter Landes in die Diözesanorganisation

1 1 5 13 13 14 20 27 34 34 39 43 46

Teil II S C H W E T Z K A U U N D DAS FRAUSTÄDTER

LAND

ZUR ZEIT DER REFORMATION U N D DER

GEGENREFORMATION

Erstes Kapitel: Die Reformation in Polen 1. Vortridentinische Reformversuche 2. Die Reformation in Polen Zweites Kapitel: Die Reformation im Fraustädter Lande 1. Die Reformation in der Stadt Fraustadt

50 50 53 59 59

VIII

INHALT

2. Die Ausbreitung der Reformation in den Dörfern des Fraustädter Weichbildes 3. Die Reformation in Schwetzkau 4. Die „Reformation" in den Dörfern des Schwetzkauer Weichbildes Drittes Kapitel: Die Tridentinische Reform 1. Die Durchführung der Tridentinischen Reform in Polen 2. Zurückführung des Fraustädter Landes zur katholischen Kirche 3. Zurückführung Schwetzkaus zur katholischen Kirche Viertes Kapitel: Auswirkung der Religionskämpfe in Deutschland auf das an Schlesien grenzende deutsche Siedlungsgebiet in Polen 1. Durchzug schwedisch-dänischer Soldaten durch das Fraustädter Land und ein Überfall auf das Kloster Lubin 2. Einwanderung glaubensbedrängter Protestanten aus Schlesien in die großpolnischen Grenzgebiete 3. Schwetzkau als Zufluchtsort schlesischer Ordensleute 4. Blühendes religiöses Leben in Schwetzkau

65 66 68 70 70 73 81 85 85 87 90 95

Teil III S C H W E T Z K A U U N D DAS F R A U S T Ä D T E R I N DER ZEIT DES N I E D E R G A N G S

LAND

POLENS

Erstes Kapitel: Der schwedisch-polnische Krieg 1. Die Kriegsereignisse 2. Die Kriegsfolgen 3. Heilende Kräfte Zweites Kapitel: Sdilesische Zeugnisse über deutsche Einwanderer aus den polnischen Grenzgebieten 1. Geistliche aus Schwetzkau und dem übrigen deutschsprachigen Teil der Diözese Posen a) Aus Schwetzkau b) Aus dem übrigen deutschsprachigen Teil der Diözese Posen 2. Lehrer a) Aus Schwetzkau b) Aus dem übrigen deutschsprachigen Teil der Diözese Posen 3. Kirchenweser a) Aus Schwetzkau b) Aus dem übrigen deutschsprachigen Teil der Diözese Posen 4. Auswertung Drittes Kapitel: Neues Unglück über Polen 1. Der Nordische Krieg 2. Schwetzkaus Leidensweg durch Pest, Hunger und Krieg 3. In neuen Kriegsnöten Viertes Kapitel: Kirche und kirchliches Leben in Schwetzkau 1. Kirchbau

99 99 101 104 107 108 108 111 112 112 113 113 114 114 115 118 118 119 122 124 124

INHALT

IX

2. Die Kirche und kirchliche Feier 128 3. Personenstandliches nach den Beurkundungen des Pfarrarchivs 131 Fünftes Kapitel: Schwetzkau während der letzten Jahrzehnte der polnischen Adelsrepublik 135

Teil IV SCHWETZKAU UNTER PREUSSISCHER

HERRSCHAFT

Erstes Kapitel: Die Zeit von 1793 bis 1815 1. Schwetzkaus Übergang unter die preußische Herrschaft 2. Schwetzkau während der Warschauer Zwischenregierung von 1806 bis 1815 . Zweites Kapitel: Das Fraustädter Land unter preußischer Herrschaft von 1815 bis 1919 1. Grundlegung der neuen Ordnung 2. Die preußische Kirchen- und Polenpolitik 3. Schwetzkau um 1900

140 140 145 147 147 148 154

Teil V SCHWETZKAU IN DER ZEIT DES WIEDERERSTANDENEN POLNISCHEN

STAATES

Erstes Kapitel: Während und nach dem Ersten Weltkrieg 1. Die politische Neuordnung 2. Die kirchliche Neuordnung Zweites Kapitel: Während des Zweiten Weltkrieges 1. Die Zeit der nationalsozialistischen Vorherrschaft 2. Der sowjetische Einmarsch und die Vertreibung der Deutschen

160 160 164 166 166 169

Personen- und Ortsregister

175

A B B I L D U N G E N U N D KARTEN

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

Süd-Großpolen im 12.-13. Jahrhundert 15 Sigillum Iohannis Archiepiscopi Polonie. 1153 32 Sigillum Wlodizlaws Dei Gracia Dux Polonie. 1234 32 Sigillum Premislonis Dei Gra: Ducis Polonie. 1247 32 Sigillum Bolezlavi Dei Gracia Ducis Polonie. 1252 32 Sigillum Premislonis Secundi Dei Gra. Ducis Polonie Et Cra. 1290 32 Sigillum Capituli Ecclesie Poznanien. 1358 32 Grabdenkmal an der Nordwand der Pfarrkirche (1639) 48 Epitaph für Propst Martin Krause (f 1827) 48 Hochaltar der Marien-Wallfahrts-Pfarrkirche in Schwetzkau 112 Marien-Wallfahrts-Pfarrkirche in Schwetzkau, Grundriß 125 Muttergottes-Gnadenbild, Rosenkranzaltar der Marien-Wallfahrts-Pfarrkirche in Schwetzkau 128 13. Fraustädter Kreis 1834 149 14. Schwetzkau am Anfang des 20. Jahrhunderts 155 15. Stammtafel der Familie Schulz in Rückentasche

Quellennachweis 1. Zeichnung Heinz Hinkel, Johann-Gottfried-Herder-Institut, Marburg 2.-7. Aus: Codex diplomaticus maioris Poloniae, Bd. 4, Posen 1881, Anhang 8.-10. Privatsammlung Johannes Schulz 11. Entwurf Johannes Schulz, Reinzeichnung Helga Prokop 12. Privatsammlung Johannes Schulz 13. und 14. Ausschnitte und Zusammendruck aus Meßtischblättern, Johann-Gottfried-HerderInstitut, Marburg

Q U E L L E N U N D LITERATUR

Quellen Annales Lubinenses, hrsg. von W o j c i e c h K ^ t r z y n s k i , in: M P H , Bd. 5, Lemberg 1888

=

Warschau 1961, S. 8 6 1 - 8 7 3 . Annales Posnanienses. I—II, hrsg. von W o j c i e c h

K?trzynski,

in: M P H , Bd. 5, Lemberg

1888 = Warschau 1961, S. 8 7 4 - 8 8 1 und 8 8 2 - 8 8 4 . Chronik, Königsaaler, vgl. K r o n i k a zbraslavska. Codex diplomaticus Maioris Poloniae. Documenta, et jam typis descripta, et adhuc inedita coraplectens, annum 1400 attingentia. Editus cura Societatis Literariae Poznaniensis. Bd. 1: Comprehendit: Numeros 1 - 6 1 6 . Annos 9 8 4 - 1 2 8 7 , Posen 1877; Bd. 2 : Comprehendit: Numeros 6 1 7 - 1 2 9 2 . Annos 1 2 8 8 - 1 3 4 9 , Posen 1878; Bd. 3 : Comprehendit: Numeros 1 2 9 3 - 2 0 5 3 . Annos 1 3 5 0 - 1 3 9 9 , Posen 1879; Bd. 4 : Comprehendit: Supplementum. Indicem. Sigilla tabulis impressa. Tabulam Maioris Poloniae, Posen 1881; Bd. 5 : Documenta annorum 1 4 0 0 - 1 4 4 4 continens, hrsg. von F r a n c i s z e k

P i e k o s i n s k i , Posen 1908. (Zitiert: C D M P , Bd. 1; Bd. 2;

Bd. 3; Bd. 4 ; Bd. 5). Comenius, Joannes

A r n o s , Vindicatio famae et conscientiae Joannis Comenii a calumniis

Nicolai Arnoldi, Poloni, sanctae theologiae professoris Frankerani, Leyden 1659, hrsg. von F. N e s e m a n n (Beilage zum Programm des Kgl. Gymnasiums zu Lissa), Lissa 1894. (Zitiert: C o m e n i u s , Vindicatio). [ C o m e n i u s , J o a n n e s A r n o s ] , Die Zerstörung Lissas im April 1656, mit geschichtlicher Treue erzählt von Comenius. Aus dem Lateinischen übersetzt von W o l f g a n g

B i c k e r i c h , Lissa

1904. (Zitiert: C o m e n i u s , Zerstörung). Joannis

D l u g o s s i i seu Longini canonici cracoviensis Historiae Polonicae libri X I I . Ad ve-

terrimorum librorum manuscriptorum fidem recensuit, variis lectionibus annotationibusque instruxit I g n a t i u s

Zegota

Pauli,

cura et impensis A l e x a n d r i

Przezdziecki.

Bd. 1: Libri I - I V ; Bd. 2 : Libri V - V I I I (Joannis Dlugosz Senioris Canonici Cracoviensis Opera Omnia, Bd. 1 0 - 1 1 ) , Krakau 1873. (Zitiert: D l u g o s z , Bd. 1; Bd. 2). Galli Chronicon, in: M P H , Bd. 1, Lemberg 1864 = Warschau 1960, S. 3 7 9 - 4 8 4 . Kirchenbücher von Schwetzkau und Umgegend. Kirdienordnung von Fraustadt aus dem J a h r e 1554, in: Jahrbudi für schlesische Kirche und K i r chengeschidite 36 (1957) S. 4 6 - 5 3 . Kozierowski,

Stanislaw

D., Szematyzm historyczny ustrojöw parafjalnych

dzisiejszej

archidiecezji poznanskiej, Posen 1935. (Zitiert: K o z i e r o w s k i , Szematyzm). Kronika Boguchwala i Godyslawa Paska, bearbeitet von W a c l a w

Alexander

Maciejow-

s k i , in: M P H , Bd. 2, Lemberg 1872 = Warschau 1961, S. 4 5 4 - 5 9 8 . K r o n i k a J a n a z Czarnkowa, bearbeitet von J a n

S z l a c h t o w s k i , in: M P H , Bd. 2, Lemberg

1872 = Warschau 1961, S. 6 0 1 - 7 5 6 . Petra Zitavskeho Kronika zbraslavski, i n : Prameny diSjin ceskych, hrsg. von J o s e f

Emier

(Fontes rerum Bohemicarum, Bd. 4), Prag 1884, S. 3 - 3 3 7 . L a u t e r b a c h , S a m u e l F r i e d r i c h , Vita, fama et fata Valerii Herbergen. Das merckwürdige Leben, guter Nach-Ruhm und seliger Abschied des theuren und um die Kirche Gottes hochverdienten Theologi H n . Valerii Herbergers, Leipzig 1708. (Zitiert: L a u t e r b a c h ,

Vita).

L a u t e r b a c h , S a m u e l F r i e d r i c h , Fraustaedtisches Zion. Das ist Historische Erzehlung des-

XII

QUELLEN UND LITERATUR jenigen, was sidi von A n . 1500 biß 1700 im Kirch-Wesen zu Fraustadt in der Cron Pohlen zugetragen. D a b e y so wohl fernerer Bericht v o m Kripplein Christi und den andern Lutherischen Kirchen allhier, als auch die Lebens-Beschreibungen aller Evangelischen Prediger dieses Orts, samt denen Schul-Bedienten, und was inzwischen denck- und merckwürdiges vorgefallen, so daß es f ü r den 2. Theil des ausgegangenen Lebens Valerii Herbergers, welches zugleich umb ein gutes vermehret wird, dienen kan. (Mit Mühe und Fleiß aufgesetzt von Samuel Friedrich Lauterbadi, am Kripplein Christi Prediger), Leipzig 1711. (Zitiert: L a u t e r b a c h , Zion).

Liber beneficiorum dioecesis Posnaniensis anni 1510, hrsg. von J ö z e f N o w a c k i (Societas Litterarum Posnaniensis. Fontes collegii historici, B d . 10), Posen 1950. Liber fraternitatis Lubinensis, hrsg. von F r y d e r y k P a p e e , in: M P H , B d . 5, Lemberg 1888 Warschau 1961, S. 562-584. Liber mortuorum monasterii Lubinensis ordinis sancti Benedicti, hrsg. von W o j c i e c h t r z y n s k i , in: M P H , Bd. 5, Lemberg 1888 = Warschau 1961, S. 585-652.

=

K?-

Memoriale ordinis f r a t r u m Minorum a fr. Ioanne de K o m o r o w o compilatum, hrsg. von X a w e r y L i s k e und A n t o n i L o r k i e w i c z , in: M P H , B d . 5, Lemberg 1888 = Warschau 1961, S. 1 - 4 1 8 . Monumenta Poloniae Historica. B d . 1, hrsg. von A u g u s t B i e l o w s k i , Lemberg 1864 = Warschau 1960; B d . 2, hrsg. von A u g u s t B i e l o w s k i , Lemberg 1872 = Warschau 1961; B d . 5, hrsg. N a k l a d e m Akademii Umiej^tnosci w K r a k o w i e , Lemberg 1888 = Warschau 1961. (Zitiert: M P H , B d . 1; B d . 2 ; Bd. 5). Rocznik archidiecezyj gnieznienskiej i poznanskiej na 1938 rok, Posen 1938. Rocznik kapitulny krakowski, in: M P H , Bd. 2, Lemberg 1872 = Warschau 1961, S. 779-816. Rocznik Lubinski, in: M P H , Bd. 2, Lemberg 1872 = Warschau 1961, S. 774-776. Rocznik Miechowski, in: M P H , B d . 2, Lemberg 1872 = Warschau 1961, S. 880-896. Rocznik Traski, in: M P H , B d . 2, Lemberg 1872 = Warschau 1961, S. 826-861. R u d a w s k i , W a w r z y n i e c J a n , Historiarum Poloniae ab excessu Vladislai I V . ad pacem Olivensem (1648-1660), hrsg. von L . M i z l e r , Warschau-Leipzig 1755. S a w i c k i , J a k u b , Concilia Poloniae. Zrödla i studia krytyczne. B d . 7 : S y n o d y diecezji P o z nanskiej i ich statuty (Studia n a d histori^ p r a w a polskiego, B d . 18 B , Lief. 2), Posen 1952. S c h ö p p e , L o t h a r , K o n k o r d a t e seit 1800. Originaltext und deutsche Ubersetzung der geltenden K o n k o r d a t e (Dokumente, B d . 35), F r a n k f u r t am Main-Berlin 1964. S c h u l z , J o h a n n e s , Familiengeschichte (unveröffentlicht). S p e c h t , S a m u e l , Lissaer T u r m k n o p f - C h r o n i k von 1639, hrsg. und übersetzt von P a u l B e e r (Beilage zum Jahresberichte des K g l . Comenius-Gymnasiums in Lissa über 1911, N r . 235), Lissa 1912. S z c z y g i e l s k i , S t . X . , Tinecia seu historia monasterii, K r a k a u 1668. T h i e t m a r von Merseburg. Chronik. N e u übertragen und erläutert von W e r n e r T r i l l m i c h (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, B d . 9), D a r m s t a d t 1957. Urkunden und Akten zur Geschichte der preußischen Verwaltung in Südpreußen und Neuostpreußen 1793-1806. Bearbeitet von I n g e b u r g C h a r l o t t e B u s s e n i u s , hrsg. von W a l t h e r H u b a t s c h , F r a n k f u r t / M a i n - B o n n 1961. (Zitiert: B u s s e n i u s ) . Visitatio in Almania de tempore domini Roberti abbatis 1418, hrsg. von W o j c i e c h K ^ t r z y n s k i , in: M P H , B d . 5, Lemberg 1888 = Warschau 1961, S. 913-916. Visitationsberichte der Diözese Breslau. Archidiakonat Breslau. Erster Teil. N e b s t Visitationsordnungen, hrsg. von J o s e p h J u n g n i t z (Veröffentlichungen aus dem Fürstbischöflichen D i ö zesan-Archive zu Breslau. Bd. 1), Breslau 1902. (Zitiert: Visitationsberichte, Archidiakonat Breslau). Visitationsberichte der Diözese Breslau. Archidiakonat Glogau. Erster Teil, hrsg. von

Joseph

LITERATUR

XIII

J u n g n i t z (Veröffentlichungen aus dem Fürstbischöflichen Diözesan-Archive zu Breslau, Bd. 3), Breslau 1907. (Zitiert: Visitationsberichte, Archidiakonat Glogau). Visitationsberichte der Diözese Breslau. Archidiakonat Liegnitz. Erster Teil, hrsg. von J o s e p h J u n g n i t z (Veröffentlichungen aus dem Fürstbischöflichen Diözesan-Archive zu Breslau, Bd. 4), Breslau 1908. (Zitiert: Visitationsberichte, Archidiakonat Liegnitz). W i n t e r f e l d , O d w a r t , Die Einwohner der Stadt Schwetzkau 1636-1945, in: Ostdeutsche Familienkunde 10, 3 (1962) S. 33-42. Literatur Administratur, Die Apostolische, Schneidemühl. Ein Buch für das katholische Volk, hrsg. von F r a n z W e s t p f a h l , Schneidemühl 1928. B a r t e n , H e i n r i c h , Die Siedlungen in Südwestposen. Beiträge zur Siedlungsgeographie des Grenzgebietes zwischen Posen und Schlesien (Veröffentlichungen der Schlesischen Gesellschaft für Erdkunde e. V. und des Geographischen Instituts der Universität Breslau, Heft 18), Breslau 1933. B e i s s e r t , K a r l , Schwetzkau. Geschichte einer kleinen Stadt im Osten, Posen 1931. B i c k e r i c h , W o l f g a n g , Lissa im Reichsgau Wartheland (Unsere Heimat. Volkstümliche Schriftenreihe zur Förderung der deutschen Heimatbildung und Familienüberlieferung in den Ostgauen, Heft 13), Leipzig 1940. B e r a n e k , F r a n z J., D a s Judentum in Polen, in: Osteuropa-Handbuch Polen. In Zusammenarbeit mit zahlreichen Fachgelehrten hrsg. von W e r n e r M a r k e r t , K ö l n - G r a z 1959, S. 119-127. B i e n i e k , S t a n i s l a w , Piotr Wlostowic, Breslau 1965. B l a s c h k e , J u l i u s , Geschichte der Stadt Glogau und des Glogauer Landes, Glogau 1913. B r a n d t , G e o r g , Die Pest der Jahre 1707-1713 in der heutigen Provinz Posen nebst gelegentlichen Rückblicken auf frühere Pestepidemieen in dieser Gegend, in: Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen 17 (1902) S. 301-328. B r a u n s t e i n , K a r l , Die Vertreibung im Lichte des Naturrechts, in: Königsteiner Blätter 5 (1959) S. 29-92. C a l v e t , J e a n , Saint Vincent de Paul, Paris 1948. C a r o , J a c o b , Geschichte Polens, Bd. 5, Teil 2, Gotha 1888. C h o w a n s k i , A d a m , Leszno Wielkopolskie i ziemia Leszczynska, Warschau 1952. C o n z e , W e r n e r , Der Weg zur Unabhängigkeit Polens im Ersten Weltkrieg, in: OsteuropaHandbudi Polen. In Zusammenarbeit mit zahlreichen Fachgelehrten hrsg. von W e r n e r M a r k e r t , K ö l n - G r a z 1959, S. 1-11. C z a j k a , W i l l i , Die Wiedereindeutschung Schlesiens. Sonderdruck aus: Der deutsche Ostraum im Unterricht. Ein Handbuch für den Lehrer, bearbeitet von W i l l i C z a j k a , R. F a h l u. a., Breslau 3 1935. (Zitiert: C z a j k a , Wiedereindeutschung). C z a j k a , W i l l i , Der schlesische Landrücken. Eine Landeskunde Nordschlesiens, Teil 1 - 2 , Wiesbaden 2 1964. (Zitiert: C z a j k a , Landrücken). D o r o w , W i l h e l m v o n , Erlebtes aus den Jahren 1810-1820, Bd. 2, Leipzig 1843. D r e y e r , A l f r e d , Überblick über die Wirtschaftsgeschichte der Stadt Posen bis 1793, in: Geschichte der Stadt Posen. Im Auftrage der Historisch-Landeskundlichen Kommission für Posen und das Deutschtum in Polen hrsg. von G o t t h o l d R h o d e , Neuendettelsau 1953, S. 71-80. E n g e l b e r t , K u r t , Die Anfänge der lutherischen Bewegung in Breslau und Schlesien. Teil 5, in: Archiv für schlesische Kirchengeschichte 22 (1964) S. 177-250. F r a n z e l , E m i l , Gesdiichte unserer Zeit 1870-1950, München 1951.

XIV

QUELLEN U N D LITERATUR

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ABKÜRZUNGEN Anm. Bd. Bl. c. CDMP Diss. Ebd. f. ff. geb. hl. Hrsg., hrsg. kgl. Kr. lib. Lief. MPH NSDAP S. s. SA SS u. a. UdSSR

Anmerkung Band Blatt caput Codex diplomaticus Maioris Poloniae Dissertation Ebenda folgende Seite folgende Seiten geborene heilige, heiliger Herausgeber, herausgegeben königlich Kreis über Lieferung Monumenta Poloniae Histórica Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Seite siehe Sturmabteilung Schutzstaffel und andere Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken

Teil I SCHWETZKAU U N D DAS FRAUSTÄDTER LAND IM MITTELALTER Erstes Kapitel

DIE

BENEDIKTINERABTEI LUBIN, DIE GRUNDHERRSCHAFT DER STADT S C H W E T Z K A U

1. D i e G r ü n d u n g d e r A b t e i

Lubin

Man kann die Entstehung und Entwicklung der Stadt Schwetzkau nur verstehen, wenn man sich zuerst der Geschichte ihrer Grundherrschaft, der Benediktinerabtei Lubin, zuwendet. Die Gründung dieser Abtei fällt in die Zeit der Restauration Polens, als nach der heidnischen Reaktion während der dreißiger Jahre des 11. Jahrhunderts der Piastenfürst Kazimierz Odnowiciel (1034-1058) den Wiederaufbau und Ausbau des kirchlichen Lebens in die H a n d nahm. Die Heiden hatten sich 1034 gegen die Piasten und die mit diesen verbundene Kirche erhoben. Bischöfe, Priester und Mönche waren erschlagen, Kirchen, die Posener Kathedrale und Klöster zerstört worden. 1 Mit Hilfe des deutschen Kaisers Heinrich III. konnte Kazimierz die Ruhe wiederherstellen, so daß sich Staat und Kirche langsam erholten. Im Geiste des damals herrschenden Staatskirchentums nahm der Fürst den A u f b a u des kirchlichen Lebens selbst in die H a n d . Es fehlten Missions- und Seelsorgszentren und Geistliche. Einst hatten die in der Posener Piastenburg unter ihrem Bischof nach angelsächsischem Brauch in klösterlicher Gemeinschaft lebenden Mönche von hier aus in Polen das Christentum ausgebreitet und die Bekehrten seelsorgerisch betreut 2 , weshalb der Bischof von Posen im frühen Mittelalter auch „episcopus Poloniae" oder „Poloniensis" genannt wurde. 3 Nach der Aufteilung des Landes unter Boleslaw Chrobry in mehrere Bistümer blieb die Bischofskirche zunächst einzige Pfarrkirche 4 und der Bischof der einzige Pfarrer in der Diözese. Aber als die Zahl der Bekehrten zunahm und sich das Arbeitsfeld der Seelsorge erweiterte, reichten die dem Bischof an seinem Sitze zur Verfügung stehenden Geistlichen nicht mehr aus, zumal in dem heidnischen Aufstand viele ermordet worden waren und die Uberlebenden immer mehr f ü r die Diözesanverwaltung in Anspruch ge-

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) N o w a c k i , Kosciol katedralny, S. 45 und 669-671. ) Thietmar von Merseburg, Hb. 6, c. 65, S. 314: „Vungerus Posnaniensis cenobii pastor". 3 ) Galli Chronicon, Üb. 1, c. 30, S. 425. - S c h m i d , S. 174 Anm. 2: „Auf den C h a r a k t e r des Bistums Posen als eines ursprünglichen Missionsbistums scheint die im 12. J a h r h u n d e r t vorkommende Bezeichnung des Bischofs von Posen als episcopus Poloniae hinzuweisen." 4 ) Ebd. S. 182 und 252. 2

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DIE BENEDIKTINERABTEI LUBIN, DIE GRUNDHERRSCHAFT DER STADT SCHWETZKAU

nommen wurden, so daß das Posener Cönobium sich schließlich in ein weltliches Domkapitel umwandelte. 5 Ebenso dringend wie die Berufung einer ausreichenden Zahl von Seelsorgern erwies sich bei der fortschreitenden Ausbreitung des Christentums die Errichtung neuer Seelsorgs- und Missionszentren. In einem an Boleslaw Smialy gerichteten Brief vom 20. April 1075 beklagte Papst Gregor VII. den Mangel einer ausreichenden Anzahl von Diözesen.6 Audi innerhalb der einzelnen Bistümer entstanden in jener Zeit Benediktinerabteien als neue Mittelpunkte für das kirchliche Leben, in der Diözese Krakau Tyniec, in der Diözese Breslau St. Martin, in der Diözese Gnesen Mogilno und in der Posener Diözese Lubin. 7 Wie das Posener Hochstift auf dem Oströw errichtet und mit Grundbesitz aus dem Burgbezirk ausgestattet worden war, so wählte man als Ort für die Anlage des neu zu gründenden Klosters für das Bistum Posen die Nähe einer Kastellanei, nämlich der von Kriewen (Krzywin), und stattete es auch mit Grundbesitz aus diesem Burgbezirk aus.8 Um einer Abhängigkeit von der deutschen Kirche zu entgehen, berief Kazimierz die Benediktiner unter Umgehung des Magdeburger St. Moritzklosters aus dem fernen Westen. Schon während der Regierung Mieszkos I. und Boleslaws Chrobry bestanden Beziehungen Polens zu Westeuropa. Kazimierz' Mutter Richeza war eine Tochter des lothringischen Pfalzgrafen Ezzo (1020-1034) und Schwester des Erzbischofs Hermann II. von Köln. 9 Von Cluny, wo unter dem Abte Odilo (994-1048) sich das monastische Leben zu erneuern begonnen und eine hohe Blüte erreicht hatte, waren unter Anschluß an die Kongregation die lothringischen Klöster, besonders das von Lüttich, reformiert worden und hatten, um der Reform Dauer zu verleihen, die Gewohnheiten von Cluny übernommen. Das durch die Reform zur Blüte gelangte monastische Leben weckte wieder viele neue Berufe und das Verlangen nach Mission. So kam die von Cluny ausgehende Reformbewegung den Restaurationsbestrebungen des Kazimierz auf halbem Wege entgegen. Aus der Benediktinerabtei Brauweiler im Kölner Raum holte sich Kazimierz den Benediktiner Aaron und stellte ihn an die Spitze der Krakauer Diözese, damit er mit Hilfe der Benediktiner von Tyniec das Christentum wiederherstelle und weiterverbreite, während des Fürsten Sohn Boleslaw Smialy Benediktiner aus Lüttich berief, damit sie von Lubin aus die gleiche Aufgabe für die Diözese Posen in Angriff nähmen. 10 Eine Gründungsurkunde für das Kloster Lubin ist nicht vorhanden. Bis Anfang des 12. Jahrhunderts wurden in Polen die Schenkungen mündlich vor Zeugen vorgenommen. 11

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) N o w a c k i , Kosciól katedralny, S. 669-672. - S t a s i e w s k i , Lubin, Sp. 1168. ) N o w a c k i , Kosciól katedralny, S. 48. 7 ) P a e c h (1908) S. 25, 27 und 31. 8 ) S c h m i d , S. 199 f., weist auf den Zusammenhang zwischen dem Ausstattungsgut der Bistümer und ihrer Klöster hin. - N o w a c k i , Kosciól katedralny, S. 670: weil die Lubiner Klostergüter unmittelbar neben den Kapitelsgütern im Dolziger Raum lagen. 9 ) V ö l k e r , S. 46. - W a l t e r , S. 16-17. - N o w a c k i , Kosciól katedralny, S. 45. - U m i n s k i , Bd. 1, S. 366. 10 ) P a e c h (1908) S. 43 ff. ") Ebd. S. 356. 6

DIE GRÜNDUNG DER ABTEI LUBIN

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D i e Überlieferung bezeichnet einmütig als Stifter des Klosters den polnischen Grafen Michal Skarbek aus Gòra bzw. Krzywin aus dem Hause und der Familie Habdank. 1 2 Der Graf, später Kastellan, wurde vom Fürsten ernannt, verwaltete in seinem Namen ein größeres Gebiet (opole, vicinia) und sprach hier Recht. Gòra ist hier Eigenname der auf einem Berge gelegenen aus H o l z erbauten Burg, die Kozierowski in dem Dorfe Czerwonawies vermutet.12® K r z y w i n 1 3 war einst die inmitten des Obrabruches auf einem Hügel gelegene Amtsburg des Kastellans. Der N a m e Skarbek kommt vermutlich von Skarbno her, einem in der gleichen Gegend zwischen Czerwonawies und Górka gelegenen Dorfe. 1 4 Die Herkunft des deutschen Namens Habdank deutet eine Legende. 15 Die des Deutschen unkundigen Nachkommen verstümmelten „Habdank" in „Awdank", doch noch im 15. und 16. Jahrhundert führten Nachkommen den N a m e n Habdank. 1 6 Mitglieder des Geschlechtes waren Besitzer vieler, über den ganzen südlichen Teil des Posener Landes zerstreuten Dörfer, wie Górka Duchowna, Murke, Deutsch Wilke und wahrscheinlich auch Svecechov (Schwetzkau). 17 Das Stammgebiet der Awdank soll die Kastellanei Krzywin einschließlich des Kröbener Siedlungsgebietes umfaßt haben. 18 Michal Skarbek war ein frommer Mann, von Eifer für die Ehre Gottes und die christliche Religion beseelt. 19 Darum entschloß er sich, wohl angeregt durch den Bischof Franko, das in seiner Kastellanei zu gründende Kloster auch mit eigenem Grundbesitz auszustatten. 20

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) Líber mortuorum monasterii Lubinensis, S. 644, ad 28. 10. 1113: „Michaelis Skarbek comitis de Gora, fundatoris monasterii huius, in ecclesia nostra quiescentis." Hierzu bemerkt W. K?trzynski (ebd. Anm.), daß sich in dem ursprünglichen Nekrologium die Worte „Skarbek" und „de Gora" bis 1659 nicht finden, sie sind erst später hinzugefügt. - D l u g o s z , Bd. 1, Hb. 4, annus Domini 1113, S. 502: „Singularis devotionis et zeli in Deum et religionem christianam Comes Michael natione Polonus, de domo et familia Habdank, fundato et dotato de bonis propriis monasterio in Lubyen ordinis Sancti Benedict!, moritur et in eodem monasterio sepelitur. Eodem etiam anno monasterium de firmitate fundatur." - Liber fraternitatis Lubinensis, S. 562. - P a e c h (1908) S. 32-35. - W a r s c h a u e r , Provinz Posen, S. 12. 12a ) K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 198. 13 ) Ebd. S. 182-183: Krzywin nordöstlich vom Dorf Kuszkowo. 14 ) Ebd. S. 183. - Über die Heldentaten eines Skarbek (Scarbimirus) im Jahre 1109 vgl. Kronika Boguchwala, c. 24, S. 504: „Scarbimirus leone animosior animóse sequitur." ls ) Als 1109 der deutsche Kaiser Heinrich V. mit einem Heer bis Glogau vordrang, schickte Boleslaw Krzywousty eine Gesandtschaft mit der Bitte um Frieden zu ihm. Der Kaiser führte die Gesandten in seine Schatzkammer und zeigte ihnen die dortigen Reichtümer mit den Worten: „Hic (thesaurus) Polonos perdomabit." Einer der Gesandten, der Edelmann Skarbek, zog, erzürnt über die anmaßenden Worte, seinen Ring vom Finger und warf ihn mit den Worten zu den Schätzen: „Aurum adiciam auro." Der Kaiser habe ihm in deutscher Sprache „Hab Dank" geantwortet, worauf dieses Wort zum Namen seines Geschlechtes wurde, vgl. P ae ch (1908) S. 32. 10 ) Liber mortuorum monasterii Lubinensis, S. 601: „Stanislaus II de stemmate Habdank obiit 1505 (4 Marca)". - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 183, 234, 405 und 415. - S a p p o k , S. 83. N o w a c k i , Kosciól katedralny, S. 794, weist mehrfach die Awdank als Wohltäter des Posener Domes nach. 17 ) K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 234, 414-415 und 437. 18 ) B a r t e n , S. 37. ,9 ) Siehe oben Anm. 12. 2 °) Siehe oben Anm. 8.

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Fürst Boleslaw Smialy (1058-1079) und Bischof F r a n k o 2 1 wandten sich an ein lothringisches Benediktinerkloster, nämlich St. Jakob in Lüttich, das 1014 gegründet worden war und dessen dritter Abt Stephan I. (1066-1075) die Gewohnheiten von Cluny eingeführt, dadurch das monastische Leben erneuert und das Kloster zu großem Ansehen gebracht hatte. Gern folgte der Konvent dem Rufe. Um 1070 22 wanderten unter der Leitung eines Abtes Mönche, Priester und Brüder, etwa 34 Personen 2 3 , nach dem fernen Osten, um in Polen ein neues Kloster zu besiedeln. Diese Expedition war mit allerlei Hausrat, H a n d werkzeug und landwirtschaftlichen Geräten, den notwendigen liturgischen Gefäßen, Gewändern und Büchern ausgestattet. Sie brachte die Ordensregel mit und die „consuetudines Cluniacenses". Polen war damals von großen Wäldern bedeckt, zum Teil unangebaut, das Gebiet zu beiden Seiten der Obra, das Graf Michal von Göra im Auftrage des Fürsten verwaltete, blieb trotz aller Entwässerungsanlagen bis auf den heutigen Tag ein Bruch, das Obrabruch. Der Graf trat den Mönchen einen Teil seiner Güter ab, darunter den in der N ä h e seiner Stammburg und seines Amtssitzes in einer hügeligen Landschaft an einem fischreichen See gelegenen O r t Lubin, der seinen Namen von Luba, einer zwischen dem See im Süden, einem Sumpf und der Obra im N o r d e n gelegenen Insel haben soll. Diese Stelle bestimmten die Mönche als Bauplatz f ü r Kloster und Kirche. Bis ins 17. Jahrhundert errichtete man in Polen Häuser und selbst Kirchen aus Holz. Auf einem Fundament aus Findlingssteinen erhoben sich die aus roh behauenen, an den Ecken sich überschneidenden Baumstämmen zusammengefügten Wände des Blockhauses, das mit einem von Sparren gehaltenen Strohdach eingedeckt war. So müssen wir uns das Kloster mit seinen Wirtschaftsgebäuden und selbst die Kirche denken. 24 An die Stelle der Holzkirche trat nach kurzer Zeit ein bescheidener Steinbau mit einem 6,60 m breiten Schiff, der wahrscheinlich den Mönchen f ü r ihren Gottesdienst vorbehalten war und auf den Stifter selbst zurückgeht, was der Berichterstatter Dlugosz mit den Worten anzudeuten scheint: „In dem gleichen Jahre - dem Todesjahre des Grafen Michael - wurde das Kloster massiv errichtet." 25 1145 wurde in Lubin ein Altar vom Bischof Konrad und 1180 ein an-

21 ) Uber Bischof Franko vgl. Galli Chronicon, lib. 1, c. 30, S. 425: „Franco Poloniensis episcopus", der nach Gallus dem kinderlosen Wladyslaw I. 1085 den R a t gab, durch eine W a l l f a h r t zu den Reliquien des hl. Ägidius, des Schutzpatrons des Klosters St. Gilles in Belgien, sich Nachkommenschaft zu erflehen. - Liber fraternitatis Lubinensis, S. 575. - Liber mortuorum monasterii Lubinensis, S. 643. - P a e c h (1908) S. 52. - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 198. - S a p p o k , S. 81. 22 ) Vgl. P a e c h (1908) S. 35-37. - Nach Rocznik archidiecezyj gniezniennskiej i poznanskiej na 1938 rok, S. 205, erfolgte die G r ü n d u n g des Klosters Lubin um 1050. - N o w a c k i , Kosciöl katedralny, S. 671, läßt die Möglichkeit einer G r ü n d u n g des Klosters vor 1070 offen. 23 ) P a e c h (1909) S. 26. - P a p e e , in: Liber fraternitatis Lubinensis, S. 568 f.: In dem aus dem 12. J a h r h u n d e r t stammenden Bruderschaftsbuche tragen die zur Klosterfamilie gehörenden Personen zum Teil noch französische N a m e n . 24 ) L u k a s z e w i c z , Bd. 1, S. X X I . - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 198. 25 ) D l u g o s z , Bd. 1, lib. 4, annus Domini 1113, S. 502: „Eodem etiam anno monasterium de firmitate f u n d a t u r " . - Liber fraternitatis Lubinensis, S. 562.

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derer von dem Posener Bischof Arnold zu Ehren des hl. Benedikt konsekriert. 26 Heute sind nur noch spärliche Reste romanischen Stils 27 von dieser ersten Kirche im Westturm und Kirchenschiff erhalten. Etwas später, aber noch in romanischer Zeit, erstand eine zweite, dem hl. Leonhard, dem Patron der Lütticher Bergleute, Gärtner und Fruchthändler, geweihte Kirche. Sie diente dem Pfarrgottesdienste der hier schon in früher Zeit angesiedelten Deutschen. 1358 tritt bereits ein Schulze Johannes von Lubin als Zeuge a u f 2 8 , am 20. März 1414 entscheidet ein Beschluß der Posener Domherren in einem Streite über die vom Abte Mathias an den Pfarrer Nikolaus von Lubin zu entrichtenden Gebühren zu dessen Unterhalt 2 8 a , und Liber beneficiorum Posnaniensis berichtet, daß das Besetzungsrecht der Lubiner Kirche zum hl. Leonhard abwechselnd vom Abt und vom Apostolischen Stuhl ausgeübt werde. 29 Diese Leonhardskirche, ein Musterbau des romanischen Stils, ist bis auf den heutigen Tag erhalten. 30 Die Überlieferung schreibt ihn, wie die Gründung von siebzig anderen Kirchen, darunter einen großen Teil der ältesten Steinbauten Schlesiens, der Wohltätigkeit des Grafen Piotr Wlast, der auch Peter Dunin genannt wird, zu. Er war unter Boleslaw Krzywousty einer der angesehensten Magnaten des polnischen Reiches, fiel aber später in Ungnade, wurde der Augen und Zunge beraubt und starb 1153. 31

2. D i e G e s c h i c h t e

der A b t e i L u b i n bis zur G r ü n d u n g

Schwetzkaus

Sobald die Mönche von Lubin ein Dach über ihrem Kopfe und einen bescheidenen Raum f ü r den Gottesdienst zur Verfügung hatten, nahmen sie das gemeinschaftliche Leben wieder auf, das nach der Regel des hl. Benedikt und den Gewohnheiten von Cluny geordnet wurde. Danach soll die Klostergemeinde das treue Abbild einer wahrhaft christlichen Familie sein, in der der Abt die Stelle des Hausvaters vertritt, die Mönche die gehorsamen Söhne des Abtes und unter einander Brüder sind. Die Gemeinschaft setzte sich zur Zeit der Klostergründung aus Mönchen wallonischer Herkunft zusammen und wurde noch lange Zeit aus dem Mutterkloster St. Jakob in Lüttich ergänzt. D a r u m trug das Leben im Kloster in der ersten Zeit französisches Gepräge, und die Leitung lag in den H ä n d e n eines Mönches wallonischer Herkunft, was auch die in dem Lubiner Totenbuch auftretenden

26 ) Rocznik Lubinski, S. 775: „1145. dedicatum est altare in Lubin sanctae Marie a C o n r a d o episcopo." - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 198. 27 ) K o h t e , Obersicht, S. 46. - P a e c h (1908) S. 36. - M a l k o w s k y , S. 66. - S w i e c h o w s k i , S. 161-190. 28 ) C D M P , Bd. 4, N r . 2066, S. 24. 28 a) C D M P , Bd. 5, N r . 228, S. 219: „Pelcae cantoris, Nicolai de Górka cancellarii, Ioannis de Niepart, Bartholomaei Rinconis et Alberti de Costrin canonicorum Posnaniensium decretum, inter Mathiam abbatem monasterii et Nicolaum praepositum de Lubin, litem dirimens." 29 ) Liber beneficiorum, S. 107: „Lubyn capella. Ecclesia tituli sancti Leonardi, collacio abbatis Lubinensis, etiam Sedis Apostolice de thurno." 30 ) Siehe oben Anm. 27. 31 ) G ö r l i c h , S. 96. - U m i n s k i , Bd. 1, S. 371. - B i e n i e k , passim.

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Namen Lubiner Äbte bestätigen. Die Wahl war frei, und zwar wurde der Abt bis 1373 wie in Frankreich und Spanien auf drei oder fünf Jahre gewählt und konnte wiedergewählt werden. 32 Im Jahre 1172 wurde ein Mönch namens Columba Abt und 1175 im Verlaufe ausgebrochener Streitigkeiten, vermutlich infolge eines Aufruhrs des erstarkten einheimischen Elements, abgesetzt und davongejagt, 1190 wurde zum ersten Male ein Pole zum Abte gewählt. 33 Ob Deutsche der Lubiner Klosterfamilie angehört und die Abtswürde bekleidet haben, läßt sich nicht feststellen. Beim Amtsantritt mußte jeder Abt feierlich versprechen, daß er die Rechte und den Besitz des Klosters schützen, die Gebäude in gutem Stand erhalten, den Brüdern den notwendigen Lebensunterhalt gewähren und selbst ein makelloses Leben führen werde. 34 Die Äbte von Lubin hatten das Recht auf Mitra und Stab. So erscheint auf dem in der Lubiner Kirche erhaltenen Grabstein des 1604 verstorbenen Abtes Stanislaw Kiszewski dessen Bild im Schmucke von Mitra und Hirtenstab. 35 Weil zur Unterstützung des Posener Cönobiums in die Posener Diözese gerufen und vermutlich vor dessen Umwandlung in ein Domkapitel auch von dessen Mitgliedern zum Teil besetzt, trat der Konvent von Lubin in ein brüderliches Verhältnis, eine Confraternitas, zu dem Konvente und späterem Domkapitel von Posen, das das ganze Mittelalter hindurch in Geltung blieb.38 Nach einem Visitationsbericht aus dem Jahr 1418 war der Lubiner Abt Mitglied dieses Domkapitels, hatte dort Vorrang vor den Prälaten, vertrat bei der Bischofsweihe den dritten Bischof und ging bei dem feierlichen Einzug des Neugewählten in die Kathedrale mit der Mitra geschmückt zu dessen Linken, während der Weihbischof zur Rechten ging.37 Auf dieses uralte Recht beriefen sich bei ihrer Installation die Lubiner Äbte Thomas 1469 und Florian 1529.38 So erklärt es sich auch, daß sich unter den Kapellen „in ambitu chori" des Posener Domes eine zu Ehren des hl. Leonhard befand, dessen Verehrung einst die Benediktiner aus Lüttich nach Lubin mitgebracht hatten. 39

32 ) Liber mortuorum monasterii Lubinensis, S. 599: Abt Kieszkowski bemerkt in seinen Anmerkungen zu Antiquitates: „In monasterio Lubinensi cum primitivi abbates non fuerint perpetui saltern ad annum 1373". - P a e c h (1909) S. 22-24. Rocznik Lubinski, S. 775-776: »1171, 1172. Columba abbas Lubiniensis efficitur . . . 1174, 1175. Ioannes abbas Lubinensis efficitur et Columba a fratribus inordinate eicitur". - Liber mortuorum monasterii Lubinensis, S. 600: „(Columba 1172-1175)". - Annales Lubinenses, S. 870: „1172. Columba abbas Lubiniensis efficitur . . . 1175. Iohannes abbas Lubi[ni]ensis efficitur et Columba a fratribus inordinate eicitur". - Vgl. audi W u t t k e , S. 185. - P a e c h (1909) S. 26 stellt Wuttke richtig. - V ö 1 k e r , S. 47. 34 ) P a e c h (1909) S. 24. 35 ) L u k a s i e w i c z , Bd. 2, S. 45. - Visitatio in Almania de tempore domini Roberti abbatis 1418, S. 915: In Polen sind fünf Abteien, unter ihnen die von Lubin, deren Abt „infulatus" ist. P a e c h (1909) S. 24. - N o w a c k i , Kosciól katedralny, S. 669. 36 ) Ebd. S. 669-670. - Siehe auch oben Anm. 8. 37 ) P a e c h (1909) S. 25. 38 ) N o w a c k i , Kosciól katredalny, S. 671. 39 ) CDMP, Bd. 5, Nr. 566, S. 559-560: „Stanislaus episcopus Posnaniensis fundationem et dotationem altaris cuiusdam in capella s. Leonardi in ecclesia cathedrali Posnaniensi ratam esse iubet" (28. 1. 1436); vom gleichen Datum vgl. audi ebd. Nr. 568, S. 561 und Nr. 570, S. 562-563. - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 302.

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Einzelheiten werden aus den ersten Jahrhunderten der Klostergeschichte nur wenige überliefert. Wie in allen Benediktinerfamilien bestimmten Gebet und Arbeit den Rhythmus des Lebens der Klostergemeinde. Bis zum J a h r 1600, in dem Abt Stanislaw Kiszewski das römische Brevier einführte, wurde im Chor der Lubiner Klosterkirche das des hl. Benedikt gebetet. 40 Geistliche und Laien schätzten das fürbittende Gebet der Mönche hoch. Personen, die sich um das Kloster verdient gemacht hatten, pflegte man in die Gebetsbruderschaft des Konvents aufzunehmen. In „Liber fraternitatis" und „Liber mortuorum" finden sich die N a m e n Bischof Frankos, der die Mönche berief, und mehrerer Posener Bischöfe wie Michael (1113-1114), der aus dem Geschlechte der H a b d a n k s stammen soll, Peanus (1146-1152), Stephan (1152-1159), Cherubin (1172-1180) und des Bischofs Domarat (1316-1324) 4 1 . Doch die erste Stelle in diesem Totenbuch nehmen die Namen des Bischofs Balderich, des Begründers des Mutterklosters St. Jakob, und des ersten Abtes dieses Klosters, Olbert, ein und legen damit Zeugnis von der H e r k u n f t der Mönche ab. 42 Z w a r sollten die Mönche nach dem Willen ihres Stifters (Regel 48) von ihrer H ä n d e Arbeit leben, aber diese Forderung konnte von den Brüdern in Lubin nur in beschränktem Umfang erfüllt werden. Denn durch die vielen Schenkungen wurde der klösterliche Besitz so umfangreich, daß ein Eigenbetrieb und bei dem ausgedehnten Streubesitz eine regelmäßige Beaufsichtigung der Landarbeit durch die Mönche nicht möglich waren. Das Kloster war bei der Bearbeitung des Bodens auf Laien angewiesen, das waren Unfreie, Leibeigene (slugi, ascripticii) und Kmeten, die zwar persönlich, aber nicht dinglich frei waren. 4 3 Die Aufgabe der Patres, derentwegen sie in die Diözese gerufen worden waren, bestand in Seelsorge, Mission und Unterricht. Bis ins 12. Jahrhundert war die polnische Kirche Missionskirche. 44 U m 1108 war die Burg von C z a r n k 6 w (Czarnikau), Wielen (Filehne) und Ujscie (Usch) noch in der Gewalt des Heiden Gniewowir. Erst durch die Eroberung dieser drei Burgen durch Boleslaw Krzywousty (1102-1138) konnte hier das Christentum ausgebreitet werden. 4 5 Die Siedlung am Fuße der Burg Starygrod schenkten die polnischen Fürsten den Benediktinern von Lubin ausdrücklich zu dem Zwecke, daß sie unter dem Schutze der Burg das Christentum in dieser Gegend ausbreiteten. 46 Gegen Ende des 11. Jahrhunderts fing man an, auch auf den landesherrlichen Burgen und Amtssitzen der K a stellane einen gottesdienstlichen Raum, das Sanctuarium, einzurichten, das meist von geringem U m f a n g nur Platz f ü r den Altar, den amtierenden Priester und eine Bank f ü r

« ) P a e c h (1909) S. 28. 41 ) Liber fraternitatis Lubinensis, S. 574-575. - Liber mortuorum monasterii Lubinensis, S. 613, 629, 642 und 643. - S a p p o k . S . 82-89 und 113-114. 42 ) P a e c h (1908) S. 39-54. 43 ) P a e c h (1908) S. 393. 44 ) V ö l k e r , S. 43. - S c h m i d , S. 182. 45 ) Kronika Boguchwala c. 23, S. 501-502. - W a r s c h a u e r , Provinz Posen, S. 11. - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 65. 46 ) K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 385: „ . . . osad^ pod grodem z ich nadania Benedyktyni lubinscy, azeby pod oslonq warowni w okolicy szerzyli dirzescijanstwo".

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DIE BENEDIKTINERABTEI L U B I N , D I E G R U N D H E R R S C H A F T DER STADT SCHWETZKAU

einige bedeutende Personen bot. Das Volk, das sich in den sich um das Kastell bildenden Marktflecken angesiedelt hatte, nahm am Gottesdienste, außerhalb stehend, teil. So entstanden an den Kastellen neue kirchliche Mittelpunkte. Wenn es auch auf polnischem Boden wie in den anderen westslawischen Ländern nicht zu einer Burgkirchenverfassung kam, so hat doch die Kastellaneiorganisation im Ausbau des Pfarrsystems Spuren hinterlassen. 47 Das polnische Wort kosciol leitet sich von dem lateinischen Worte castellum ab. 48 Erst der Erzbischof H e n r y k Kietlicz (1199-1219) hat in Polen die Pfarrseelsorge organisiert 4 9 , seit 1210 ist die Reihe der Posener Archidiakonate nachweisbar. 50 D a n n fingen auch Bischöfe und Klöster an, in ihren zahlreichen Dörfern Kirchen zu bauen, die zunächst allgemein und bis ins 18. Jahrhundert zu neunzig Prozent aus H o l z waren. 5 1 Jeder, der ein solches Gotteshaus errichtet und ausgestattet hatte, wurde Patron (kolator) dieser Kirche und besaß das Vorrecht auf eine besondere Bank im Presbyterium, auf ein Familiengrab und das Recht der Verfügung über das freiwerdende Benefizium. Wir gehen darum wohl nicht fehl mit der Annahme, daß die Mönche von Lubin nicht bloß in der näheren Umgebung, sondern auch in den entlegenen Klosterdörfern und darüber hinaus die Seelsorge bis zur Errichtung einer ordentlichen Pfarrei ausgeübt, manche Kirche auf ihrer Grundherrschaft errichtet und das Patronat über sie übernommen haben. 52 In der Klosterschule wurden die Mönche f ü r ihr apostolisches Wirken vorbereitet. Solche Schulen gibt es schon in den ersten Klöstern Polens. Aus der inneren Schule, die für die eigenen Mönche bestimmt war, entwickelte sich bald eine äußere. Eine solche läßt sich aus zeitgenössischen Zeugnissen zwar nicht für Lubin, wohl aber f ü r Tyniec nachweisen. 53 D a um 1200 in Posen bereits eine Domschule bestand, an der Bischof Paul (1211-1242) vorher Lehrer war 5 4 , das Verbot der Landessynoden von t^czyce 1257 und 1258, Deutsche als Lehrer anzustellen, Schulen voraussetzt und 1303 der Posener Bischof Andrzej Zaremba (1297-1316) dem Posener Magistrat gestattete, eine Schule zu errichten, in der die Knaben nach Donatus und Cato unterrichtet wurden, um dann die höhere Schule am Dom zu besuchen 55 , so kann man wohl annehmen, daß auch das alte hoch angesehene Kloster Lubin eine solche besessen hat. Diese Vermutung wird durch einen uns erhaltenen Briefwechsel aus dem 16. Jahrhundert bestätigt: D a das aus der Posener Domschule hervorgegangene Lubranskische Athenäum den an eine höhere Schule zu stellenden Anforderungen in der

" ) S c h m i d , S. 253. 48 ) V ö l k e r , S. 43. 49 ) U m i n s k i , Bd. 1, S. 403. 50 ) N o w a c k i , Archidiecezja poznanska, S. 286. 51 ) t u k a s z e w i c z , Bd. 1, S. X X I . - P a e c h (1908) S. 358. 52 ) P a e c h (1909) S. 36. 53 ) S z c z y g i e l s k i , lib. 1, S. 24. - M a l e c k i , S. 276. - K a r b o w i a k , Bd. 1, S. 3, 8 und 9. - P a e c h (1909) S. 37. 54 ) S a p p o k , S. 99. - N o w a c k i , Archidiecezja poznanska, S. 673. 55 ) L u k a s i e w i c z , Bd. 1, S. 135 Anm. 1: „. . . ad D o n a t u m et Catonem pueros docebit. Quibus perlectis licitum erit pueris, qui voluerint, ad scholam majorem cathedralem, vel alibi frequentare." - S a p p o k , S. 113.

DIE GESCHICHTE DER ABTEI LUBIN BIS ZUR GRÜNDUNG SCHWETZKAUS

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Zeit des Massenabfalls des polnischen Adels nicht mehr gewachsen war, verlangte 1562 der damalige Bischof Andrzej Czarnkowski (1553-1562) vom Lubiner Abt Paul Chojnacki Unterstützung zur Hebung der Schule. In seinem uns erhaltenen Antwortschreiben weigert sich der Abt: In Lubin bestehe „ab antiquo" eine gute Schule, in der arme und eifrige Schüler Kost und Unterricht frei erhielten und die gelehrigeren der Unterweisung der Ordensleute vorbehalten würden. Es sei aber gegen die Hl. Schrift und das Gewissen, diese Schule zugunsten der reichen Adels- und Magnatensöhne zu vernachlässigen. In Lubin bestand also seit alters her und, wie nebenbei erwähnt wird, auch in der Klosterstadt Kriewen (Krzywin) eine äußere Schule.56 Es war offenbar eine höhere Schule, in der auch in den „litteris elegantioribus", in Mathematik, Physik und Philosophie unterrichtet wurde. 5 7 Auch eine Musikschule soll gegen Ende des 16. Jahrhunderts in Lubin bestanden haben, die ein Franzose Lambert leitete. 58 In Rawa, einem zur Lubiner Propstei Jezow gehörenden Dorfe, war zu Beginn des 14. Jahrhunderts bereits eine P f a r r schule, wie aus einer von dem Lehrer der Schule am 16.-22. Mai 1334 ausgestellten Urkunde hervorgeht. 5 9 Zeugnis von dem geistigen Schaffen im Konvent zu Lubin und von der Leistungsfähigkeit der Schule legte auch die dortige durch die Klosterregel vorgeschriebene, mehrere Tausend Bände umfassende Bibliothek ab. 60 Ein großer Teil der Bücher, wie die Klosterchroniken und Jahrbücher, z. B. die Chronik des Priors Thomas (f 1567), die Chronik „Antiquitatum monasterii Lubinensis O . S . B , libri duo" des Priors Bartholomäus Krzywinski (f 1669) sowie „Liber fraternitatis" und „Liber mortuorum", stammen von früheren Schülern der Klosterschule. 60a Das Benediktinerkloster Lubin war so im Mittelalter der religiöse, kulturelle und wirtschaftliche Mittelpunkt des südlichen Posener Landes geworden. In den zahlreichen über dieses Gebiet zerstreuten Ortschaften ihrer Grundherrschaft und noch darüber hinaus übten die Patres die Seelsorge aus, führten in ihren Schulen die Jugend ohne Unterschied der Herkunft in die Wissenschaften ein und bildeten den Weltklerus aus. In ihren Kirchen hielten sie Gottesdienst, den sie an den Festtagen des H e r r n und Mariens, der Patronin des Klosters, unter Mitwirkung der Schüler bei der Liturgie und dem Gesänge besonders

56 ) Vgl. P a e c h (1909) S. 38 Anm. 1: „Sicut ab antiquo patres et fratres Ordinis nostri sub pace et tranquillitate temporum studiosos scholares et pauperes in hoc monasterio ultro Semper reficiebant pieque in studia a d j u v a b a n t , ac viros doctiores pro institutione Religiosorum servabant, sie et nos idipsum in prius feeimus et facturi sumus libenter, quod eos Scholares, quorum hic utique circa scholas nostras Lubinensem et Crivinensem complures Semper ab antiquo habiti sunt et habentur; benigne habitos haud gravatim sustentamus et adjuvamus pro viribus; sed quod ad alendos Magnatum et Nobilium divitum obligari debeamus et pauperes ac egenos negligere, id sane contra divinam scripturam et regulam nostram, immo contra conscientiam nostram facere non tenemur." " ) Ebd. S. 37. 58 ) N i e d e r m e i e r , S. 201. 59 ) C D M P , B d . 2 , N r . 1 1 3 1 , S.461: „. . . per manus Martini rectoris scole Rawensis et scriptoris". 60 ) t u k a s z e w i e z , Bd. 1, S. X L I I . B °a) P a e c h (1909) S. 38-39. - N i e d e r m e i e r , S. 201.

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feierlich gestalteten. Darum strömten an den Hochfesten des Klosters hoch und niedrig in Lubin zusammen und nahmen dabei auch die Gastfreundschaft des Klosters in Anspruch. So verbrachte z. B. Wladyslaw Laskonogi, ein Sohn Mieszkos III. Stary, 1230 mit seinem ganzen Hofstaat das Weihnachtsfest in Lubin, besuchte noch kurz vor seinem Tode am 24. Februar 1231 das Kloster und wurde seinem Wunsche gemäß nach seinem noch im selben Jahre in Schroda erfolgten Tode hier beigesetzt.61 Ebenso feierte Przemyslaw I. 1242 hier das Fest Mariä Geburt. 62 Audi Przemyslaw II. (1279-1296) hielt sich oft im Kloster auf. 63 1 278 rettete Abt Martin den beiden Herzögen Wladyslaw Lokietek und Boleslaw von Masowien unter eigener Lebensgefahr das Leben und bewahrte deren Heer vor einer Niederlage. 64 Der Abt von Lubin war darum persona grata bei Hofe und Hofkaplan. Das Wohlwollen des Fürsten gegen das Kloster, die Dankbarkeit für die gastliche Aufnahme und die dem Fürsten wie dem Volke eigene Frömmigkeit zeigten sich in den reichen Schenkungen von Grund und Boden, in der Befreiung von vielen Lasten des polnischen Rechts und in der Gewährung von Privilegien. 65 Als Beweggründe für die Vermächtnisse werden in den Urkunden die Liebe zu Gott und der allerseligsten Jungfrau, die Sorge um das eigene Seelenheil und das teurer Verstorbener und die Dankbarkeit für die vom Kloster empfangenen Wohltaten angegeben.86 Zahlreiche über den ganzen südlichen Teil Großpolens zerstreute Dörfer waren im Laufe der Jahrhunderte dem Kloster geschenkt worden, aber die Lasten dem Fürsten gegenüber blieben bestehen; diese waren bedeutend. 67 Darum richtete sich das Bestreben der Äbte darauf, von diesen frei zu werden. Die Gunst der Fürsten und die Zeitumstände kamen ihnen hierbei entgegen. In Durchführung der Gregorianischen Reform hatte der Erzbischof von Gnesen Henryk Kietlicz den Kampf gegen den reformfeindlichen Herzog Wladyslaw Laskonogi um die Freiheit der Kirche von der weltlichen Gewalt aufgenommen. Die Kirche galt in den Augen des Fürsten als staatliches Institut, der Klerus als eine besondere Klasse der staatlichen Beamtenschaft, der Landesherr als Eigentümer des Kirchengutes und des Nachlasses der kirchlichen Amtsträger, er vergab die Bistümer, besetzte die Kanonikate, erhob Steuern und richtete den Klerus. 68 Dessen Neffe, Wladyslaw Odonicz, machte seinem Oheim die Herrschaft in Großpolen streitig, befreite die Kirche von allen Lasten und

61 ) Liber mortuorum monasterii Lubinensis, S. 629: „Wladislai Magni Laskonogi ducis Maioris Poloniae, Srodae mortui et in capella ecclesiae nostrae sub organis de industria constructa turaulati" (f 1231). - Vgl. auch t u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 47. - P a e c h (1908) S. 362. 62 ) CDMP, Bd. 1, Nr. 235, S. 197-198: am 9. September 1242. - P a e c h (1908) S. 375. 63 ) P a e c h (1908) S. 383. '*) CDMP, Bd. 1, Nr. 477, S. 417. - P a e c h (1908) S. 381. flä ) P a e c h (1908) S. 357, 368 und 370-372. 66 ) CDMP, Bd. 1, Nr. 205, S. 174 und Bd. 2, Nr. 744, S. 115-116. ") W u t t k e , S. 183. - W a r s c h a u e r , Abriß, S. 9. - W a r s c h a u e r , Epochen, S. 7. - P a e c h (1908) S. 370: Bezeichnungen für die verschiedenen Abgaben und ihre Bedeutungen. 68 ) Vgl. die Schreiben Innozenz' III. an Wladyslaw Laskonogi vom 4. Januar 1207, in: CDMP, Bd. 1, Nr. 42-45, S. 50-53. - W a r s c h a u e r , Abriß, S. 8-10. - W a r s c h a u e r , Epochen, S. 7 V ö l k e r , S. 34. - S a p p o k , S. 68. - S c h m i d , S. 250.

DIE GESCHICHTE DER ABTEI LUBIN BIS ZUR GRÜNDUNG SCHWETZKAUS

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der weltlichen Gerichtsbarkeit, um sich ihre Unterstützung im Kampf gegen jenen zu sichern. Sein Nachfolger Przemyslaw I. bestätigte 1242 in Posen in Gegenwart des Bischofs Bogufal II. (1242-1253) seinem H o f k a p l a n , dem Abte Heclin von Lubin, die dem Kloster von seinen Vorfahren gewährten Freiheiten." Przemyslaw II. übertrug 1296 dem Abte Martin in Anerkennung seiner Verdienste die volle Jurisdiktion über die Klosteruntertanen, auch das Recht, über Kriminalfälle zu urteilen und die Todesstrafe zu verhängen. 70 Die Klosteruntertanen leisteten nun die Dienste, die sie bisher dem Fürsten gegenüber zu tragen hatten, in geringerem U m f a n g dem klösterlichen Grundherrn. Das Kloster wurde durch diese fürstlichen Gnadenakte zu einem der reichsten Grundherren Großpolens. Im Laufe der Jahre gelang es ihm, seinen durch Schenkungen zustande gekommenen Streubesitz durch Tausch, Kauf und Verkauf abzurunden und zu einem Verwaltungsbezirk (opole-vicinia) zu vereinigen. Auf Bitten des Abtes Jakob bestätigte Boleslaw am 22. Februar 1258 unter Aufzählung aller damals zum Kloster gehörenden Orte, unter fünfzig anderen auch Svecechov (Schwetzkau), die Befreiung dieser von allen Lasten. 71 Inzwischen hatten neue Wirkkräfte Einfluß auf die Geschicke Polens und damit auch auf die der Grundherrschaf!: Lubin gewonnen. Um den Boden ihres Grundbesitzes ertragreicher zu gestalten, begannen die polnischen Fürsten und mit deren Erlaubnis auch die Grundherren mit der Ansiedlung deutscher Bauern. So hatten Przemyslaw I. 1257 7 2 und Boleslaw 1262 7 2 a dem Abte Jakob von Lubin gestattet, Deutsche herbeizurufen und auf seiner Grundherrschaft anzusiedeln. Zwei dieser Siedlungen, K r z y w i n und Svecechov (Schwetzkau), wurden als Städte angelegt. 73 Der zunehmende Reichtum der geistlichen Grundherren, deren ausgedehnte Befreiung von den Lasten und die damit zusammenhängende stärkere Belastung des Adels erregten in steigendem Maße dessen Unzufriedenheit und Erbitterung. Die weltlichen Grundherren überfielen die geistlichen Grundherren, beraubten sie und plünderten ihre Güter, so auch die Mönche und das Kloster Lubin. 1244 kam es zu einer Adelsverschwörung gegen den Posener Bischof Bogufal und sein Kapitel. Man wollte das große 1232 von Wladyslaw Odonicz gewährte Privileg zunichte machen. Aber schon im folgenden Jahr bestätigten die beiden fürstlichen Brüder Przemyslaw und Boleslaw auf Bitten des Pose-

•») CDMP, Bd. 1, Nr. 235 und 236, S. 197-199. - P a e c h (1908) S. 375. 70 ) CDMP, Bd. 2, Nr. 744, S. 116: „ . . . omnem iurisdicionem et omne ius quo nos utimur, omnimodamque ac perfectam damus ac conferimus presentibus libertatem . . . " - P a e c h (1908) S. 543-544. 71 ) CDMP, Bd. 1, Nr. 368, S. 327-328. - P a e c h (1908) S. 383. - N o w a c k i , Archidiecezja poznanska, S. 756. 72 ) CDMP, Bd. 1, Nr. 353, S. 314: „ . . . pro . . . preclaris meritis domini Iacobi abbatis de Lubin . . . confirmamus libertatem in villa que Crywin . . . Concessimus autem ob specialem reverentiam predicto claustro ac domino Iacobo eiusdem abbati . . . , ut in villa prefata advocet et locet Theutonicos." Vgl. auch W u t t k e , S. 341. 72 *) CDMP, Bd. 1, Nr. 399, S. 352. 73 ) Aussetzungsurkunden von Sdiwetzkau aus den Jahren 1277 und 1294, in: CDMP, Bd. 1, Nr. 467, S. 408-409 und Bd. 2, Nr. 719, S. 90-91.

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DIE BENEDIKTINERABTEI LUBIN, DIE GRUNDHERRSCHAFT DER STADT SCHWETZKAU

ner Bischofs am Feste des hl. Adalbert im Gnesener Dom alle der Kirche gewährten Freiheiten und sicherten ihr feierlich ihren landesherrlichen Schutz zu. 74 Die gleichen Zusicherungen machten sie in Gegenwart Bogufals auch dem Lubiner Abt und drohten denjenigen Strafen an, die dem Kloster und dessen Bewohnern Schaden antun würden. Ebenso bestätigte Papst Klemens IV. am 1. Juni 1267 den Besitzstand des Klosters und sicherte ihm seinen Schutz zu. 75 Dieser Widerstand des Adels gegen die Bevorzugung der geistlichen Grundherren konnte schließlich nur dadurch gebrochen werden, daß die Fürsten ihm ähnliche Exemtionen verliehen. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts traten sie ihm ein landesherrliches Oberrecht nach dem anderen ab, Abgaben und öffentlich-rechtliche Dienste, schließlich auch die höhere Gerichtsbarkeit und die Polizeigewalt. Diese Vereinigung der Grundherrschaft mit der Gerichtsbarkeit und Polizeigewalt in einer H a n d führte zur vollen Patrimonialherrschaft der geistlichen und weltlichen Grundherren über ihre Hintersassen, die, auch weiterhin entweder dinglich und persönlich oder nur dinglich unfrei, nunmehr ihnen fronten. 7 6 Dieses bereits jetzt hervortretende Bestreben des polnischen Adels, seine Macht auch unter Anwendung von Gewalt auf Kosten der Belange von Staat und Kirche zu erweitern, wurde im weiteren Verlauf der polnischen Geschichte zu einer dieser eigentümlichen Erscheinung, die sich zum Schaden der Allgemeinheit auswirkte und schließlich zum Untergange Polens führte. 7 7 Trotz der großen Macht, die die Grundherren in ihrer H a n d vereinigten, besserte sich die Lage ihrer Untertanen nicht wesentlich. 78 Eine Wendung sollten erst die deutschen Einwanderer bringen.

74 ) Kronika Boguchwata, c. 78, S. 563-564. - Vgl. auch M a c i e j o w s k i , ebd. S. 456, in der E i n f ü h r u n g zu dieser Chronik. 75 ) C D M P , Bd. 1, N r . 426, S. 378: „Clemens IV. suscipit monasterium de Lubin et possessiones eius sub beati Petri et suam protectionem" (1. Juni 1267). - P a e c h (1908) S. 386-387. 76 ) W a r s c h a u e r , Abriß, S. 8. - W a r s c h a u e r , Epochen, S. 8. - P a e c h (1908) S. 393-394. 77 ) S c h m i d , S . 269. 78 ) P a e c h (1908) S. 392.

Zweites Kapitel

DIE DEUTSCHE BESIEDLUNG DES FRAUSTÄDTER UND DIE GRÜNDUNG

LANDES

SCHWETZKAUS

1. P o l e n a m V o r a b e n d d e r d e u t s c h e n

Ansiedlung

Als deutsche Kaiser und Fürsten das Land jenseits der Elbe unterwarfen, deutsche Mönche, Zisterzienser, Prämonstratenser und Ordensritter es zu christianisieren und kultivieren begannen, zeigte es sich, daß die errungenen politischen und religiösen Erfolge auf die Dauer nur gehalten werden konnten, wenn die weiten, spärlich bewohnten Räume von Deutschen und Christen besiedelt wurden. 1 Bei dem zunehmenden Wohlstand und Anwachsen der Bevölkerung fanden sich zahlreiche Söhne von Bauern und Rittern, die sich durch das Erstgeburtsrecht vom Grundbesitz ausgeschlossen sahen und sich ein Betätigungsfeld f ü r ihre überschüssigen Kräfte suchten. D a erging der einladende Ruf der neuen Landesherren und der Mönche an alle Siedlungswilligen in der Heimat. 2 U m 1240 etwa hatten die Siedlerzüge die Oder erreicht. Das war die Zeit, in der die Tataren die Slawen bedrängten, das Land verwüsteten und die Bewohner mordeten, so daß ein großer Bedarf an Menschen entstand. 3 Schon lange vorher waren polnische Fürsten durch ihre deutschen Frauen und Ritter in deren Gefolge mit der westlichen Kultur bekannt geworden, hatten vielfach deutsche Sprache und Hoftracht angenommen, hatten an dem westlichen Vorbilde die Notwendigkeit wirtschaftlicher, sozialer und rechtlicher Reformen in ihrem eigenen Lande erkannt und begannen damit, die sich ihnen bietenden westlichen Aufbaukräfte zur Hebung der Kultur und Verbesserung ihrer Einkünfte einzusetzen. 4 Den Zisterziensern von Altenberg stellten 1143 Herzog Boleslaw K^dzierzawy in der seenreichen Gegend der oberen Welna zur Gründung der Abtei L^kno, die der polnische Graf Zbilut ausstattete, und sein Bruder Mieszko Stary im Sumpfgebiete der Warthe Land zur Gründung des Klosters Lqd zur Verfügung. 5 Es waren öde, von den Polen nicht zur Bebauung genommene Ländereien 6 , ») W a r s c h a u e r , Abriß, S. 11. - S c h m i d t , S. 59. - M a l k o w s k y , S. 13-14. - M a s c h k e , S. 20. - N e u s s , S. 1 6 5 . - G a u s e , S. 55. - Q u i r i n , S. 24. 2 ) K r a n z , S. 81 -100. - N e u s s , S. 165. 3 ) W u t t k e , S. 1 9 0 . - S c h m i d t , S. 57. - M a l k o w s k y , S. 1 9 0 . - V ö l k e r , S. 27. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 51. 4 ) L a u b e r t , Deutsch oder slawisch, S. 24. - L u d a t , S . 16. - S t a s i e w s k i , Beiträge, S. 56-57. 5 ) Kronika Boguchwala, c. 35, S. 526. - CDMP, Bd. 1, Nr. 10, S. 15-16. „Mescho . . . collocat in loco L^d monachos Ordinis Cisterciensis, eisque complures possessiones confert (23. April 1145). - H o c k e n b e c k , S. 293. - W a r s c h a u e r , Epochen, S. 10. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 49. 6 ) CDMP, Bd. 1, Nr. 118, S. 107: Erzbischof Vincentius verleiht den Zehnten am 1. November 1225 . . . „Et quia in hoc deserto nullius viventis memoria habet culturam fuisse, . . . ius decimationis in predicto deserto concedo predictis religiosis Cysterciensis Ordinis". - Vgl. auch M o s b a c h . S . 8. - G o t t s c h a l k , S. 67-106.

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DIE DEUTSCHE BESIEDLUNG U N D DIE GRÜNDUNG SCHWETZKAUS

die diese Mönche im Gegensatz zu den einheimischen Benediktinern selbst, unterstützt von den mitgebrachten bäuerlichen Hilfskräften, bebauten. Sie rodeten den Urwald, trockneten Sümpfe aus, legten Fischteiche an, schufen große Musterbetriebe (Grangien), die sie mit Laienbrüdern bewirtschafteten, und gründeten, als 1208 und 1213 der Generalkonvent das Ausgeben von Boden gegen Zins erlaubte, zahlreiche (62) Dörfer, die sie mit deutschen Bauern besiedelten. Die Fürsten, geistliche und weltliche Grundherren, konnten sich jetzt durch Augenschein von der Überlegenheit dieser Kultur und den Vorteilen ihrer Verpflanzung nach Polen für den Aufbau ihres Landes überzeugen. 7 Von dem tiefen Eindruck dieser Wirksamkeit und den großen Erwartungen für die Zukunft Polens war auch Erzbischof Henryk Kietlicz erfüllt. Geistliche und weltliche Grundherren begannen, mit Erlaubnis des Landesherrn durch Vermittlung der Zisterzienser deutsche Bauern herbeizurufen und auf ihrer Grundherrschaft anzusiedeln. Der von Natur offene Raum der Posener Hochfläche kam hierfür weniger in Frage, weil er schon zeitig von Polen besiedelt worden war 8 , wenn auch hier noch infolge der primitiven Bodenbebauung Einöden und große ungenutzte Wälder um die kleinen slavischen Siedlungen sich befanden. Sie gaben aber auch bereits vorhandenen polnischen Dörfern deutsches Recht mit deutscher Wirtschaftsweise und Zinsleistung auf Grund einer neuen Fluraufteilung.

2. D i e B e s i e d l u n g d e s p o s e n - s c h l e s i s c h e n

Grenzwaldes

An den Grenzen Großpolens, sowohl an der nördlichen gegen Pommern und Preußen wie auch an der südlichen und westlichen gegen Schlesien und die Mark, zog sich eine breite, fast menschenleere Waldzone hin. 9 Der südwestliche, von der Bartsch mit der Orla und den sogenannten Landgräben durchflossene Grenzwald, und zwar dessen westlicher Teil, der später „Fraustädter Ländchen" heißt, ist der Gegenstand vorliegender Darstellung. Hier gab es nur wenige, an einem Bache oder See gelegene, alte slavische Siedlungen, sogenannte Angerdörfer, die aus zwei, sich in der Mitte spindelförmig erweiternden und am Anfang und Ende sich wieder zusammenschließenden Häuserreihen bestanden. 10 Die Nordgrenze des Fraustädter Landes bildete nach dem Steuerregister von 1580 der noch heute bestehende Waldstreifen zwischen Stordinest, Lissa und Reisen. Die Südgrenze fiel mit der der Diözese Posen und der Landesgrenze zusammen. Nach der Bulle des Innozenz II. 1136 verlief sie an der Bartsch bis zu ihrer Einmündung in die Oder und an dieser bis zur Einmündung der Faulen Obra in die Oder. 11 Dieser Urwaldgürtel war Niemandsland, bis er durch Ansiedlung deutscher Kolonisten nutzbar gemacht wurde. Heinrich I.

') S c h m i d t , S. 60-63. - V ö l k e r , S. 48. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 104. 8 ) W a r s c h a u e r , Abriß, S. 1 1 . - W a r s c h a u e r , Epochen, S. 2. - B a r t e n , S. 32. •) S t a s i e w s k i , Beiträge, S. 26 und 103. 10 ) B a r t e n , S. 21. n ) CDMP, Bd. 4, S. 371. - Vgl. auch N o w a c k i , Archidiecezja poznanska, Tasche am Ende des Bandes: Karte I „Diecezja poznanska, c z ^ c Wielkopolska X - X I I wiek".

DIE BESIEDLUNG DES POSEN-SCHLESISCHEN GRENZWALDES

> Owinska

Grenze der Diözese Posen nach der Bulle Innozenz 11.1136

Poznan! (Posen)

wechselnde Landesgrenze

Srenr (Schrimm)

Krzywin 0

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On . Zbarzewcj W Olli I RarnonV

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J Poniec (Punitz)

0 GSra

(Guhrau]

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Abb. 1: Süd-Großpolen im 12.-13. Jahrhundert

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DIE DEUTSCHE BESIEDLUNG UND DIE GRÜNDUNG SCHWETZKAUS

von Schlesien hatte im Raum von Guhrau und Militisch begonnen, durch Klosterstiftungen, Städtegründungen und die Anlage von Dörfern nach deutschem Recht deutsche Siedler in seinen weiten Herrschaftsbereich zu lenken. 12 Die in den Rodungsgebieten entstandenen Siedlungen hatten die Form von Waldhufendörfern, die noch heute in deren Grundriß in Erscheinung tritt. 13 Zu Beginn des 13. Jahrhunderts in einer für Großpolen verhältnismäßig ruhigen Zeit (1205-1217), als in Gnesen Wladyslaw Laskonogi, der jüngste Sohn Mieszkos III., in Posen Wladyslaw Odonicz, ein Enkel Mieszkos III., und in Schlesien Heinrich I. herrschten, schritt Wladyslaw Odonicz in diesem Grenzgebiete ebenfalls zur Siedlungstätigkeit. 14 Auch er wandte sich zu diesem Zwecke wie Boleslaw, Herzog von Schlesien, bei der Gründung von Leubus um 1150 und ein wenig später wie Jaroslaw, Herzog von Oppeln, bei der Gründung des Klosters Kasimir (Kazimierz) an die Zisterzienser von Pforta (Coeli porta) in Thüringen. 15 Feierlich übergab er am 29. Juni 1210 in Boricow gelegentlich einer dort abgehaltenen Synode Winnemar, dem Abte von Pforta, in seinem Verwaltungsbezirk (opole) Priment einen größeren bis an die Grenzen von Glogau reichenden Grundbesitz zur Gründung eines Zisterzienserklosters, und zwar die Dörfer: Domnik, Bukwitz, Mauche, Radomierz mit Gursko, Schieuchen, Siekowo, Kluczewo, Pritschen, Dluzyn und Xienginki im Schrimmer Bezirk mit dem Rechte, die alten Dörfer nach deutschem Rechte umzusetzen, neue Dörfer und ein oder zwei Marktorte im Grenzwalde nach deutschem Recht anzulegen und diese mit Deutschen zu besiedeln. Die deutschen Bauern sollen ebenso wie die ansässigen Polen von dem polnischen Recht und den üblichen Lasten frei sein. Diese Schenkungen wurden durch Unterschrift und Siegel des Erzbischofs Henryk von Gnesen, Bischofs Arnold von Posen, in dessen Diözese das Gelände lag, Heinrichs von Schlesien und dessen Bruder Konrad bezeugt. 16 Das von den Zisterziensern dort angelegte Kloster erhielt den Namen Mariensee (ad

) S t a s i e w s k i , Beiträge, S. 71. ) B a r t e n , S. 31. - C z a j k a , Wiedereindeutschung, S. 12. - C z a j k a , Landrücken, passim. 1 4 ) K r o n i k a Boguchwala, c. 57, S. 5 5 3 : „Siluitque aliquot annis regnum Poloniae, utens tranquillitate pacis p r a e o p t a t a e . " 1 5 ) Q u i r i n , S. 3 2 - 3 3 und 67. " ) C D M P , B d . 1, N r . 66, S. 6 4 - 6 5 : „ W l o d i z l a u s d u x de C a l i s 1210 J u l . 29, in B o r i c o v ; d a t W i n e m a r o abbati de P f o r t a q u a s d a m possessiones in p r o v i n c i a de Przemijt sitas, p r o f u n d a t i o n e ibidem monasterii Ordinis Cisterciensis. . . . in p e r p e t u u m contulimus: locum qui Polonica lingua Virchuie dicitur . . . usque ad confinia et metas G l o g o w i e terminis contiguas, D o m i n i z cum C o l o v , B u c o v i z et aliud B o c u v i z cum R o z w a r o w o , Mochi cum P t o w o , R a d o m i r cum G o r z k o et O z l o n i n o , Z e c o w o cum C l e w o , Pretsino . . . H e c ergo nos in manus venerabilis Winemari abbatis de P o r t a , cui . . . licentiam dedimus novi loci fratribus u n a m vel duas villas forenses, et alias q u o t q u o t voluerint seu potuerint villas Teutonicorum in nemore et in possessione sua Teutonicali iure et ü b e r t ä t e p o n e n d i ; loca omnia et rusticos tarn Teutonicos q u a m Polonos, ab omni iudicio et potestate tarn nostra q u a m nostrorum, et omni iure et ministerio Polonico plenarie absolventes . . . " Es folgen die N a m e n der Zeugen: „Heinricus archiepiscopus Gnezinensis, A r n o l d u s episcopus Poznaniensis . . . et tota sinodus in B o r i c o v celebrata. . . . C u n r a d u s dux, frater eius Heinricus d u x Zlesie . . . D a t u m in B o r i c o v I U I K a l e n d a s Augusti, anno ab Incarnatione D o m i n i M. C C . X . " - B l a s c h k e , S. 4 5 : zwei J a h r e vorher w a r e n f a s t die gleichen Personen bei Heinrich und H e d w i g auf der B u r g G l o g a u bei der T a u f e des jüngsten Sohnes Boleslaus. 12

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DIE BESIEDLUNG DES POSEN-SCHLESISCHEN GRENZWALDES

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lacum S. Mariae) 17 . Ein Teil der Dörfer des Fraustädter Landes verdankt dieser Schenkung seine Entstehung. Sie trugen fast alle deutsche Namen oder in Anlehnung an die bereits vorhandenen slavischen Kleinsiedlungen deutsch-sprachlich veränderte. 18 Die zahlreichen Gründungsurkunden von Siedlungen im Fraustädter Land aus jener Zeit tragen die Unterschriften Przemyslaws I., Boleslaws und seit 1273 auch Przemyslaws II. bis zu dessen Tode 1296. Das hängt mit den ständigen Kämpfen und den in deren Folge wiederholt vollzogenen Teilungen und Gebietsverschiebungen unter den großpolnischen Fürsten zusammen. 19 Der unter den Brüdern Przemyslaw I. und Boleslaw einsetzenden Besiedlung des Fraustädter und Posener Landes war Dauer beschieden.20 Ab 1290 wurde diese von Heinrich III. von Glogau und dessen Söhnen weiter gefördert. Welche der Grundherren in Nacheiferung und mit der Erlaubnis des Landesherrn den in das Fraustädter Land einströmenden deutschen Siedlern Land zur Verfügung gestellt haben, läßt sich urkundlich nur in wenigen Fällen nachweisen. Wohl den ältesten, bis in die vorgeschichtliche Zeit zurückreichenden Grundbesitz hatte in dieser Zeit das Geschlecht der Abdank (Awdancy), dem Murke (Morkowo), von Morek-Morzyslaw Awdank, Wilke (Wilkowo), von Wilk Awdank, Lasswitz (Lasocice), von Lasota Awdank und auch Schwetzkau (Svecechov), das am 22. Februar 1258 zum ersten Male als Eigentum des Klosters Lubin erwähnt wird 2 0 a , gehörten. Die Leszczynski aus dem Geschlechte der Wieniawa mit Stierkopf und Beil im Wappen besaßen das Landgut Leszczno, eine im Haselgebüsch (leszczyna) gelegene Siedlung. Diese, später Leszno genannt, wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts nach deutschem Recht besiedelt.22 Zu dieser Grundherrschaft kamen im Ausgange des Mittelalters Grüne (Gronowo), Lasswitz und Striesewitz (Streswich). Grundherr von Grüne war 1382 Symon Grönowski, der Jadwiga, der Tochter Ludwigs, Treue gelobte.23 Am 22. April 1362 gestattete Kazimierz den Erb") CDMP, Bd. 2, Nr. 1162, S. 490-491, vom 4. Dezember 1336 und CDMP, Bd. 2, Nr. 1164, S.492-493, vom 12. Januar 1337: Schwusen wird demKloster Mariensee geschenkt. - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 431 : lacus s. Mariae. 1B ) S c h m i d t , S. 75-76. - B a r t e n , S. 31-32. 19 ) Kronika Boguchwala, c. 58, S. 553-554. - 1242 übte Przemyslaw I. bereits Hoheitsrechte über das Gebiet von Lubin aus, vgl. CDMP, Bd. 1, Nr. 236, S. 198-199, aber 1248 noch die schlesischen Herzöge Boleslaus und Heinrich über das Gebiet von Fraustadt, vgl. CDMP, Bd. 1, Nr. 275, S. 241. - M o r i t z , Geschichte, S. 208. - S t a s i e w s k i , Beiträge, S. 70-71 und 79. - 1253 ist Fraustadt wieder unter der Herrschaft Konrads von Glogau, vgl. B1 a s c h k e , S. 60. - Die Unterschrift Przemyslaws II. findet sich 1273 (vgl. CDMP, Bd. 1, Nr. 453, S. 398), 1276 (ebd. Nr. 459, S. 402-403), 1277 (ebd. Nr. 464, S. 406; Nr. 467, S. 408-409). - Die Unterschrift des Boleslaw findet sich 1276 (vgl. CDMP, Bd. 1, Nr. 460, S. 403), 1277 (ebd. Nr. 465, S. 406-407; Nr. 466, S. 407), 1278 (ebd. Nr. 476, S. 416; Nr. 477, S. 417-419). 20 ) W a r s c h a u e r , Provinz Posen, S. 19. 20 ») CDMP, Bd. 1, Nr. 368, S. 328. 21 ) K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 182, 190, 234 und 437. 22 ) Samuel S p e c h t s Lissaer Turmknopf-Chronik, S. 15: Nach der Wappensage stammt der Stammvater Perszten von Wieniawa, der im mährischen Bergland einen Auerochsen fing, ihm einen Ring (pierscien - Perszten) durch die Nase zog und ihn vor seinen Landesherrn führte, der ihn dafür mit der Gegend beschenkte. - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 192. 23 ) CDMP, Bd. 3, Nr. 1804, S. 528: 27. November 1382.

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herren von Retschke, den Brüdern Andreas und Petrus, ihre Dörfer Retschke, Wulke und Murke aus dem polnischen in das deutsche Recht (prawo sredzkie) umzusetzen. 24 Zu den uralten Familien des Fraustädter Landes gehörten die Dfjbol^ski auf D§bowal?ka (Geyersdorf) 2 5 . Schon seit dem Ende des 13. Jahrhunderts, besonders unter der deutschfreundlichen Herrschaft der schlesischen Herzöge erscheinen hier auch Vertreter des deutschen Großgrundbesitzes. Am 1. Oktober 1273 bevollmächtigte Przemyslaw II. Walter aus Pritschen, dieses Dorf nach deutschem (Magdeburger) Recht zu besiedeln. 26 Zu Beginn des 14. Jahrhunderts ist das in Schlesien verbreitete Geschlecht von Zedlitz im Besitz des Dorfes Swidnica, das es mit Deutschen besiedelte und nach seinem N a m e n benannte. 2 7 Urkundlich bezeugt sind ferner als Vertreter Fraustadts auf dem Glogauer Städtetag am 29. Juni 1310 Stephan von Swenkenvelt 2 8 , Gunther von Biberstein als Zeuge eines Gnadenaktes Heinrichs I I I . in Vrowinstat am 12. Dezember 13 1 0 28a , Remschil von Opaln, H a u p t m a n n zur Frawenstad, und die Landschöppen Klothewig von Sedelitz, Tyzhe Qualak, H a n z e Erkeburg, Niklas Langenau, Stephan von Wilkau, H a n s Empnaw von der Luba und H a n s K a u f m a n als Zeugen des Verkaufes der Vogtei und des Gerichtes von Frawenstad am 1. Dezember 1322 auf Befehl Wladyslaws Lokietek an die Stadt 2 9 , Weweylin und Maran Cedelitz, Guncelin von Triwny und H e r m a n n von Wellersdorf als Stifter einer frommen Schenkung und Johann U n r u als Zeuge am 15. März 132 6 30 , Johann von Goltperch als H e r r von Schwusen und als Käufer dieses Besitzes von der Witwe Ottos von Limpach am 4. Dezember 1336 31 . In dieser Zeit erreichte der Zustrom deutscher Siedler seinen Höhepunkt, erhielten die Orte einen deutschen N a m e n : Fraustadt, Zedlitz, Laube, Wilke-Wilkau, Langenau usw. und das Land einen deutschen Charakter. Mit dem Anbruch der deutschfeindlichen Politik unter Wladyslaw Lokietek und seinen Nachfolgern verschwanden mit den deutschen N a m e n der Ortschaften auch die oben angeführten des Adels aus den öffentlichen U r k u n den. Seit der Eindeutschung Schlesiens galt die Ansetzung deutscher Adliger zu Lehnsrecht

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) CDMP, Bd. 3, Nr. 1474, S. 204: 22. April 1362. ) t u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 303. 2e ) CDMP, Bd. 1, Nr. 453, S. 398, vom 1. Oktober 1273: „ . . . Premisl . . . statum terre nostre cupientes in melius reformare, villam nostram que vulgariter Przyczyn nuncupatur, Waltero, eiusdem ville contulimus iure Theutonico iuxta ius Maydeburgense collocandam . . . Damus etiam eidem duos mansos liberos pro taberna que posita fuit in civitate adiacente" ( = Fraustadt) Slownik geograficzny, Bd. 14, S. 63. - M o r i t z , Geschichte, S. 200. " ) CDMP, Bd. 2, Nr. 1032, S. 365. - Ebd. Nr. 1062, S. 398. - Ebd. Nr. 1084, S. 416. - Ebd. Nr. 1123, S. 450: Cedlitz = Swidnica. 28 ) CDMP, Bd. 2, Nr. 936, S. 281. 28 *) CDMP, Bd. 2, Nr. 939, S. 283. sg ) CDMP, Bd. 2, Nr. 1032, S. 365-366, vom 1. Dezember 1322. Die Urkunde wurde während der Besetzung Fraustadts durch Wladyslaw Lokietek in deutscher Sprache abgefaßt. - M o r i t z , Geschichte, S. 214. 30 ) CDMP, Bd. 2, Nr. 1062, S. 398, vom 15. März 1326. Zeugen in einer Schenkungsurkunde des Herzogs Heinrich von Schlesien sind Pfarrer Jordan von Frovenstadt und Johann Unru. 31 ) CDMP, Bd. 2, Nr. 1162, S. 490. 25

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in Polen als Bedrohung polnischen Volkstums. 32 N u r die Kottwitz, die wahrscheinlich gegen Ende der schlesischen Herrschaft noch vor der Eroberung des Landes durch Kazimierz eingewandert waren, blieben. Sigfrid Kottwitz konnte vor dem Kostener Appellationsgericht 1406 den ihm von Wladyslaw II. strittig gemachten Besitz von Kreutsdi behaupten. 33 In der Folgezeit wurde dieses Geschlecht polnisch, versippte sich mit dem polnischen Adel und nannte sich nach einem der nun polnischen Ortsnamen seiner im Fraustädter Lande erworbenen D ö r f e r : Krzycki (Krzycko), Dluski (Dlugie), Wilkowski (Wilkowo). Im 15. Jahrhundert finden sich noch Grundherren mit deutschen N a m e n in Garthe und Bargen (1432), die Brüder B a k e r und Melcher Rotenburg, in Guhren (1465) Schlichting 3 4 , in Weigmannsdorf Seherr-Thoss 3 5 . N u r ausnahmsweise läßt sich wie bei dem oben erwähnten Walther von Pritschen der N a m e des Siedelherrn feststellen, der f ü r die Siedler Boden bereitgestellt hat. Anders ist es bei dem geistlichen Grundbesitz. Hier ist sowohl dessen Übertragung wie auch Besiedlung durch Deutsche urkundlich nachweisbar, so bei dem den Zisterziensern 1210 übertragenen Besitz von Mariensee bei Priment und dem den Benediktinern von Lubin gehörenden von Schwetzkau und Nicheln, ferner bei den von Heinrich III. 1307 dem fürstlichen Jungfrauenstift der Klarissen in Glogau geschenkten Dörfern Kursdorf und H i n z e n d o r f 3 6 , bei den von dem Gnesener Kantor Sandiwogius dem von ihm gegründeten Kloster Obra geschenkten und mit Erlaubnis Przemyslaws II. 3 7 1 280 nach deutschem Recht besiedelten Dörfern, ebenso wie bei den von dem Posener Wojwoden Benjamin 1278 dem Kloster Fehlen (Wielen) Altkloster vermachten 3 8 . Ende des 14. Jahrhunderts war die Bevölkerung des Fraustädter Landes zum größten Teil deutsch und ist es trotz der in dieser Zeit einsetzenden Polonisierungsbestrebungen geblieben. Während die Zisterzienser selbst durch Vermittlung ihrer in Deutschland gelegenen Klöster deutsche Siedler nach Polen gerufen haben, bediente man sich seit der Mitte des 13. Jahrhunderts hierbei eines Unternehmers, der sowohl mit den staatlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen in Polen vertraut war als auch mit der deutschen Heimat in Verbindung stand. 39 Seine Aufgabe war es, Siedler anzuwerben (advocare), weshalb er nach erfolgter Ansiedlung Vogt (advocatus - vocatus - Vogt - w6jt) genannt wurde, und einem jeden seinen Anteil zuzuweisen (locare), weshalb er „locator" hieß. Mit die-

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) W a r s c h a u e r , Provinz Posen, S. 23. ) CDMP, Bd. 5, Nr. 98, S. 93, vom 25. Juni 1406. - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 182 und 437. - S c h o b e r , Studenten, S. 69, 70, 82 und 84. 34 ) K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 262 und 462. 35 ) t u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 306. 36 ) CDMP, Bd. 2, Nr. 907, S. 254. " ) CDMP, Bd. 1, Nr. 131, S. 118 und Nr. 497, S. 466. - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 258. 38 ) CDMP, Bd. 5, Nr. 173, S. 180, vom 8. März 1411 und Nr. 629, S. 606, vom 21. März 1439. - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 138 (Kaszczor = Altkloster), S. 431 (Wielen = Fehlen), S. 356 (Przem^t = Priment). 39 ) S c h m i d t , S. 93. 33

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DIE DEUTSCHE BESIEDLUNG UND DIE GRÜNDUNG SCHWETZKAUS

sem schloß der Grundherr einen Vertrag (die Handfeste), in dem die Rechte und Pflichten des Unternehmers und die der deutschen Einwanderer festgesetzt wurden. 40 Das deutsche Recht erscheint in den Urkunden bald als Magdeburger, bald als Neumarkter (nach der Stadt Neumarkt in Schlesien) und später als „prawo sredzkie", so genannt nach der Stadt Sroda. 41 Die Gründungsurkunde bildete die rechtliche Grundlage für eine Anwerbung der Siedler, die Anlegung des Ortes und die Ordnung des Gemeinschaftslebens. Etwa 258 deutsche Dorfsiedlungen sind damals zustande gekommen. 42 Die Namen der Gründer haben sich nur in wenigen Fällen urkundlich, aber vielfach in den Ortsnamen der Dörfer erhalten: in Kursdorf (Konradisdorf, 1305), Hinzendorf (Heynemannisdorf, 1307), Röhrsdorf (Rudigeri villa, 1325), Heyersdorf, Ulbersdorf, Weigmannsdorf, Petersdorf. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts ging man dazu über, auch Städte mit deutschen Siedlern zu gründen. Bestimmend für die Anlage einer Stadt war die Rücksicht auf den Verkehr, den Sitz einer Landesbehörde und ihren Charakter als Rechts- und Wirtschaftskörper, dem ein durch die Bannmeile abgegrenzter Lebensraum, das Weichbild, entsprechen mußte. 43 So kam es zur Gründung von 77 Städten in der späteren Provinz Posen, u. a. den Landeshauptstädten Gnesen 1243 und Posen 1253. Das Gründungsjahr Fraustadts dürfte zwischen 1248 und 1273 liegen. 1248 wird Fraustadt (Vschov) zum ersten Male, aber ohne die Bezeichnung „Stadt" (civitas) genannt, 1273 zwar nicht namentlich, aber unmißverständlich und mit dem Zusatz „civitas". 44 Diese Städte waren entweder unmittelbare, königliche, vom Landesherrn gegründete oder mittelbare, von einem adligen oder klösterlichen Grundherrn gegründete. In diesem letzten Falle war zu deren Anlage neben dem Privileg, in dem die Rechte und Pflichten der Bürger festgesetzt wurden, noch ein zweites notwendig, in dem der Landesherr dem Grundherrn die Genehmigung zur Anlage, die Befreiung von der polnischen Gerichtsbarkeit und das deutsche Recht erteilte. 45

3. D i e G r ü n d u n g S c h w e t z k a u s a l s S t a d t Urkundlich wird Svecechov als Zoll- und Gaststätte zusammen mit Radlewo zum ersten Male zusammen mit 50 anderen Dörfern als Eigentum der Abtei Lubin in der von dem Herzog Boleslaw am 22. Februar 1258 in Posen ausgestellten Urkunde erwähnt, in der dieser die dem Kloster von seinem Vater am 26. Dezember 1181 gewährten Privilegien bestätigte. Doch ist diese Urkunde vom 26. Dezember 1181, auf die sich Boleslaw

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) ) 42 ) 43 ) 44 ) 45 ) 41

Q u i r i n , S. 30. - R h o d e, Geschichte Polens, S. 56-57. W u 11 k e, S. 188-192. - S c h m i d t , S. 92-100. - P a e c h (1908) S. 398. L a u b e r t , Deutsch oder slawisch, S. 28. Q u i r i n , S. 34. CDMP, Bd. 1, Nr. 453, S. 398. - S c h o b e r , Fraustadt, S. 736-739. W a r s c h a u e r , Archive, S. XII.

DIE GRÜNDUNG SCHWETZKAUS ALS STADT

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bezieht, offenbar unecht, da zu dieser Zeit weder Wladyslaw Odonicz noch der als Zeuge angeführte Bischof Paul im Amte waren. 4 6 Die Siedlung Svecechov lag an den beiden Ufern eines in südsüdwestlicher Richtung fließenden Baches. In der Mitte sich spindelförmig erweiternd und an den beiden Enden sich zusammenschließend, zogen sich die beiden Häuserzeilen hin, wo die Kmeten und die Leibeigenen wohnten, während der Gutshof am unteren Ende der Siedlung auf der nach Westen ansteigenden Hochfläche lag und von Wall und Graben umgeben war. Das „Hofwal", der „Hofeteich" und die „Hofestraße" erinnerten noch um 1900 daran. Ebenso hat sich die typische Struktur eines Angerdorfes in der sogenannten „Langen Au" bis in die Gegenwart erhalten. Der durchfließende Bach hieß darum „Augraben". E r entspringt etwa 3 km nordnordwestlich in dem Bruch (100 m über dem Meeresspiegel), in dem sich die von den umliegenden Erhebungen (110 m) abfließenden Niederschläge sammeln. Nach Norden schließen versandete, mit dürren Kiefern bestandene Ausläufer einer Endmoräne die Talmulde ab, die, sanfl; abfallend, nach Südsüdosten sich öffnet und die der Bach, von Wiesen umsäumt, durchfließt. Zu seinen beiden Seiten dehnte sich das etwa 7 6 0 0 Morgen große Besitztum des Klosters Lubin aus, das damals überwiegend bewaldet und in den Niederungen versumpft war. Nach dem Verlassen der Siedlung durchfließt der Augraben die in das Baruther Urstromtal abfallende Posener Hochfläche, mündet in den polnischen Landgraben (Wyrycz), um dann zusammen mit der Bartsch (Barycz) in die Oder einzumünden. An der Stelle, an der der Bach Svecechov verläßt, schnitt ihn einst eine von Posen kommende, hier zunächst nach Westen verlaufende Straße, die dann über Fraustadt, Glogau in das Innere Deutschlands führte. Dort befand sich 1258 eine Zollstation. Die Zölle dienten dazu, Handelsund Verkehrsstraßen instandzuhalten. In einer Urkunde aus dem Jahre 1294 wurde von Przemyslaw I I . Lubin das Recht, Zölle zu erheben, bestätigt, gegen Übergriffe geschützt und für den Fall, daß der Fremdenverkehr über einen anderen Ort, etwa über das nördlich gelegene Kreutsch (Critsco) oder das südlich gelegene Striesewitz (Stresvich), den Weg nehme, auch dort ganz Lubin zugesprochen. 48 Abt Jakob, der sich von dem Fürsten Prze-

4 ») C D M P , Bd. 1, N r . 119, S. 1 0 8 - 1 0 9 , v o m 2 6 . Dezember 1181 in Lubin: Wlodislaus dux magnus Polonorum befreit seinen capellanus, den Abt Andreas, von den Lasten. - C D M P , Bd. 1, N r . 368, S. 3 2 7 - 3 2 8 , vom 22. Februar 1258 in Posen: „Boleslaus D u x Polonie Maioris . . . confirmât Privilegium quod dederat monasterio de Lubin: Wlodislaus dux magnus Polonorum 1181 (sic) Dec. 26, in Lubin, nec non et possessionem omnium bonorum eiusdem monasterii". E r bestätigt unter Aufzählung der 51 zu Lubin gehörigen Ortschaften auch „Svecechov cum theloneo et taberna et omni venatione t a m magna quam p a r v a " . 47) P a e c h ( 1 9 0 8 ) S. 391 A n m . : „ C r o m e r : E x teloniis mercium et vectorum pervenit vectigal principi refectis inde prius viis publicis . . . nemo jus habet ullum instituendi et exigendi telonii praeter peculiarem regis indulgentiam." 4 8 ) C D M P , Bd. 2, N r . 7 1 9 , S. 9 0 - 9 1 , v o m J a h r e 1 2 9 4 in Posen: „Premisi secundus dux Polonie . . . roborat Privilegium, quod dederat monasterio de Lubin: Premisi dux Polonie 1242 s. d. in P o z n a n . . . ad instanciam viri providi et honesti, domini Martini abbatis, omnem libertatem et donationem . . . confirmamus . . . H e e sunt ville . . . Lubin . . . Swecechovo cum omni iure Theutonico: ut videlicet in eo nullus nomine nostro, vel etiam alicuius nomine nostri castellani seu nomine alterius cuiusquam potestatis, iudiciariam sibi usurpet auctoritatem, . . . sed in horum et

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DIE DEUTSCHE BESIEDLUNG UND DIE GRÜNDUNG SCHWETZKAUS

m y s l a w I. 1 2 5 7 die Erlaubnis e r w i r k t u n d 1 2 6 2 durch B o l e s l a w , den Bruder des i n z w i schen verstorbenen P r z e m y s i a w , h a t t e erneuern lassen, in der K l o s t e r s t a d t K r i e w e n D e u t sche anzusiedeln 4 e , b e m ü h t e sich u m das gleiche Vorrecht auch für Svecechov. D a der O r t an der H a n d e l s s t r a ß e P o s e n - G l o g a u lag, Z o l l s t a t i o n , v o r ü b e r g e h e n d G r e n z o r t ,

etwa

z w e i M e i l e n v o n der nächsten S t a d t Fraustadt entfernt, v o n D ö r f e r n u m g e b e n w a r u n d d a r u m auch einen für eine S t a d t ausreichenden Lebensraum a u f w i e s , lag es nahe, diese Siedlung als S t a d t a n z u l e g e n . 5 0 D u r c h einen besonderen G n a d e n a k t gestattete H e r z o g P r z e m y s i a w II. a m 1 7 . / 2 2 . M a i 1 2 7 7 in Lubin d e m A b t e J a k o b , S v e c e c h o v u n d R a d l e w o nach deutschem Recht z u besiedeln. D e m Kloster verlieh er die Jurisdiktion über die Stadt, den Bürgern das Bürgerrecht u n d Bürgergericht in allen unter das bürgerliche Gesetz f a l l e n d e n Rechtssachen. N i e m a n d d ü r f e sich in des H e r z o g s , Kastellans o d e r einer andern G e w a l t N a m e n richterliche G e w a l t a n m a ß e n . Selbst d e m K a s t e l l a n solle es nicht gestattet sein, einen Bürger v o r sein richterliches F o r u m z u ziehen, u n d dieser nicht verpflichtet sein, einer e t w a i g e n A u f f o r d e r u n g hierzu z u f o l g e n . Ferner g e w ä h r t e der Fürst der S t a d t das Privileg, einen M a r k t a b z u h a l t e n u n d die üblichen M a r k t a b g a b e n ( t a r g o w e ) für sich einzubehalten. Er befreite ferner die Bürger v o n allen e i n z e l n a u f g e f ü h r t e n Leistungen des polnischen Rechts u n d der Fronarbeit. 5 1 N a c h Warschauer s t a m m t diese U r k u n d e

aliorum iurium perceptione, abbas de Lubin piene gaudeat possessione libertatis. Item eadem civitas cum theloneo ex integro, et si necessitate interveniente, hospitum transitus ad alium quemcunque locum, utpote in Critsco aut in Strezevich, vie Poznaniensis vel cuiuscunque alterius transferatur, theloneum ibidem dicta domus Lubiniensis semper percipiat ex integro . . . Dedimus etiam dicto abbati . . . ut si aliquas villas suas in ius locare voluerint Thewtonicum, ut diete ville eodem iure u t a n t u r quo et ipsorum u t u n t u r civitates [Svecechov et Crivin] prelibate." - Vgl. auch W u 11 k e , S. 209: Die H ä n d l e r waren an die Einhaltung bestimmter Wege gebunden. Es w a r ihnen verboten, die Zollstätten zu umgehen. - C D M P , Bd. 3, N r . 1988, S. 709. - C D M P , Bd. 5, N r . 504, S. 490 und N r . 722, S. 679. - P a e c h (1908) S. 390 und 400. - D r e y e r , S. 72. - Q u i r i n , S. 84. 49 ) C D M P , Bd. 1, N r . 353, S. 314: „Concessimus . . . , ut in villa p r e f a t a advocet et locet Theutonicos, sicut eos advoeaverit et locaverit des concessione nostra . . . " . 50 ) B e i s s e r t , S. 7. 51 ) C D M P , Bd. 1, N r . 467, S. 408: „Prsemizl dux Polonie 1277 Mai. 17-22, in Lubyn; permittit hereditates monasterii de Lubin, dictas Swi^cicchowa et Radlowo, iure Theutonico locare, easque amplissimis privilegiis munit. . . . dominum videlicet Iacobum abbatem nostrum fidelem capellanum, . . . speciali gracia prosequamur . . . Svecediow herediditatem et Radlevo p r e f a t i cenobii meritis predictorum (sie) iure Theutonico locare permisimus et civili, dantes predicto monasterio . . . omnem iuridicionem . . . et civibus ius et iudicium civile quoad causas secundum leges civiles universas. Statuimus eciam in civitate iam dicta f o r u m et nundinas, et forense quod vulgariter targowe dicitur dictis ibidem libere perpetuo p e r f r u e n d a . In qua civitate nullus nomine nostro . . . iudiciariam sibi auctoritatem usurpet. Theloneum siquidem quod ibidem ab antiquo habere noscimur, . . . Et si casu aut necessitate interveniente hospitum transitus ad alium quemcumque locum alterius transferratur, theloneum ibidem abbas dicti claustri percipiat ex integro. . . . civitatem Svecechow et Radlevo . . . ab omnibus prorsus absolvimus perpetuo solucionibus omnium exaccionum, prestacionibus, angariis, preangariis et vexacionibus universis iuris Polonicalis, a moneta scilicet quod dicitur obras, a sep et narsaz scilicet a vacca et bove, a posenne, nestane, podvorove, podymne, a prsevod, a strozha, ssron et pobor, et a ceteris omnibus quocumque nomine censeantur. Absolvimus eciam prescriptos cives ab omnibus prorsus laboribus et a quibuslibet iudiciis castellanorum, iudicum . .

DIE GRÜNDUNG SCHWETZKAUS ALS STADT

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w i e auch die aus d e m Jahre 1294, in der P r z e m y s l a w II. den B e s i t z s t a n d Lubins bestätigte u n d dabei auch S v e c e c h o v als deutsch-rechtliche S t a d t e r w ä h n t e , ihrer Schrift nach aus d e m 14. Jahrhundert. D o c h sei es nicht ausgeschlossen, d a ß sie, keine absichtliche F ä l schung, als Ersatz für das v e r l o r e n g e g a n g e n e O r i g i n a l dienen sollte. 5 2 Echt ist die a m 7. D e z e m b e r 1 3 0 2 in T h a r n o w ausgestellte U r k u n d e , in der Heinrich v o n G l o g a u die v o n P r z e m y s l a w u n d B o l e s l a w L u b i n v e r l i e h e n e n P r i v i l e g i e n bestätigte u n d dabei S v e c e c h o v als S t a d t e r w ä h n t e . 5 3 Wahrscheinlich k e n n e n w i r den N a m e n des U n t e r n e h m e r s , den der A b t beauftragte, Siedler a n z u w e r b e n , u n d mit d e m er d e n o b e n gekennzeichneten V e r t r a g (die H a n d f e s t e ) abschloß. I n e i n e m a m 11. M ä r z 1 3 3 3 e r f o l g t e n schiedsrichterlichen V e r f a h r e n treten der d a m a l i g e V o g t J o h a n n W a r e m u l u n d die W i t w e des verstorbenen Heinrich W a r e m u l auf. D a die V o g t e i erblich w a r , w a r dieser e n t w e d e r selbst der U n t e r n e h m e r oder dessen S o h n . 5 4 D e r schlesische D i a l e k t , das schlesische Brauchtum der B e v ö l k e r u n g s o w i e ihr H e r ü b e r u n d H i n ü b e r w e c h s e l n legen die V e r m u t u n g nahe, d a ß W a r e m u l die Siedler aus d e m schlesischen R a u m geholt hat. Sie w a r e n jedenfalls Deutsche, w i e es g a n z klar aus Lubiner u n d

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) W a r s c h a u e r , Archive, S. 259. ) C D M P , Bd. 2, N r . 860, S. 215-216: „Henricus d u x Slezie etc. 1302 Dec. 7, in T h a r n o w ; privilegia, q u o n d a m a Premislio et Boleslao ducibus Maioris Poloniae, monasterio de Lubin concessa, confirmât, et concessis nova adiicit. . . . nos Henricus . . . easdem libertates, p r o u t in privilegiis per honorabilem virum dominum Martinum abbatem Lubiniensem coram nobis ostensis donatas et confirmatas invenimus . . . ratas, gratas et inviolabiles . . . confirmamus. Adicientes, ut de civitatibus, videlicet Crivin et Swecechow, ac universalis villis, . . . homines . . . coram abbate seu iudicibus per eum delegatis, t a m q u a m coram nobis, in bonis eorum ipsos debet iudicio convenire . . . " Zeugen: Guntherus de Bibrsten, Boguskone de Wisinburk, Theodricus de Sydlicz, Friczkone de Butense. 64 ) C D M P , Bd. 2, N r . 1123, S. 450: „Cunradus dictus Zchyphron advocatus de civitate Schowa 1333 Mart. 11, s. 1.; una cum caeteris iudicibus, ratione advocatiae in oppido Swiçciechowa amicabilem compositionem inter monasterium de Lubin et Iohannem Waremul, advocatum praedicti oppidi, facit. . . . nos Conradus dictus Zchyphron advocatus de civitate Schowa, Nicolaus magister civium eiusdem civitatis, C u n r a d u s Fames, Cunradus de Sedlnicz, Velcellinus Romung, nec non Nicolaus de Stinavia civis ibidem, dominus O t t o plebanus de Sedlnicz, dominus Iacobus plebanus de Swecediow, dominus Iohannes plebanus de Lasocycz ac Nicolaus de Sveczcow, publice fatemur in hiis scriptis, quod cause et altercationes, que vertebantur una ex parte inter venerabilem virum dominum Paulum abbatem nec non totum conventum de Lubyn, altera ex parte Iohannem Waremul advocatum de Swecechow et Margaretam relictam Heynrici Warmul, per arbitros, ab u t r a q u e parte altercancium electos rite et constitutos, viros veridicos, discretos et honestos, more testium, videlicet Ottonem de Svecechow, Opeczconem civem de Svececliow vel fabrum, et C u n r a d u m Pulcrum sutorem de dicta civitate Schowa, amicabiliter sunt sopite et unite. H i n c est, quod nos arbitri iam dicti ordinavimus, fecimus, constituimus atque adiunximus advocatie in sepedicta civitate, silicet Svecechow, duos mansos agri pro alodio, septimum m a n sum ratione locacionis, ubicumque septimus mansus ceciderit ex divisione, quatuor macella carnium, tercium ortum, tercium denarium iudicii, tercium denarium de areis et balneum libere et solute." Es folgen die Siegel des Abtes „Iohannis W a r m u l advocati de Svecechow, civium communitatis de Svecechow, domini Ottonis plebani de Sedlnicz, domini Iacobi plebani de Svecechow, domini Iohannis plebani de Lassocicz, fecimus roborari, sub anno Domini millesimo trecentesimo tricesimo tercio, in vigilia beati Gregorii Pape." - Die 1371 inSchwetzkau ausgestellte U r k u n d e ( C D M P , Bd. 3, N r . 1646, S. 361-362) entspricht wörtlich der vorstehenden mit dem einzigen Unterschiede, d a ß f ü r den N a m e n des Abtes Paulus der des Abtes Albertus steht. 53

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DIE DEUTSCHE BESIEDLUNG U N D DIE GRÜNDUNG SCHWETZKAUS

anderen in jener Zeit ausgestellten Urkunden hervorgeht. 5 5 Sobald die Siedler in Svecechov angekommen waren, ging der Vogt mit ihnen daran, einen geeigneten Platz für die Anlage der Stadt zu finden. Man wählte den südwestlichen Vorsprung eines etwa 10 m höher, parallel zum oberen Augraben (96 m) und westlich von ihm verlaufenden Höhenrückens, weil hier eine Anlage nach dem ostdeutschen Siedlungsschema möglich war und diese auch mehr Schutz bot. D a n n wurde der Marktplatz in der Form eines in der Richtung des Hauptverkehrs, also in westöstlicher, sich erstreckenden Rechtecks (3:2) f ü r die Zusammenkünfte der Gemeinde und zum Abhalten der Märkte abgesteckt, an der Längsseite zu je sechs und an der Schmalseite zu je vier Gehöften. Von den Ecken des Rings gehen rechtwinklig zueinander je zwei Straßen aus. Für den Durchgangsverkehr nach Westen ist nur eine, die Fraustädter, f ü r den nach Osten aber sind zwei, die Bader- und die Hofegasse bestimmt, die aber nicht parallel zueinander verlaufen, sondern so, daß sie an der Stelle sich miteinander vereinigen, wo das alte Osttor gestanden hat. Meurer nennt diesen Typus „das schlesische Doppelstraßensystem" 5 6 . Es wurden so zwei Tore und zwei Sackgassen erspart. Schwetzkau hat diese Grundrißgestaltung mit fünf anderen Städten gemein, deren Straßenanlage ebenfalls durch die Richtung mittelalterlicher Handelsstraßen bestimmt wurde: mit Militsch, Koschmin, Punitz, Herrnstadt und der Altstadt von Fraustadt. 5 6 a Ebenso wie die nach Osten gehende Doppelstraße wurde auch die nach Westen durch ein Torhaus verschlossen, das erst 1805 abgebrochen wurde. Auch die nach N o r d e n und Süden weisenden Torhäuser waren um 1900 noch feststellbar. Nicht in dieses Schema einfügen läßt sich die alte slavische Siedlung, die „Lange Au". Sie ist erst in späterer Zeit durch den Ausbau der östlichen Vorstadt mit der Stadt vereinigt worden. Die andere, in der Gründungsurkunde zusammen mit Svecechov genannte, Lubin gehörende Siedlung, Radlewo, ist verschwunden. Der N a m e scheint sich in dem Flurnamen „Rädel" erhalten zu haben, der ein westlich von Schwetzkau, am Rande des Petersdorfer Waldes gelegenes Gelände bezeichnet. Den Kern und zugleich den ältesten Teil der Stadt bildet der M a r k t (105 m) mit seinen an die Häuserfront anstoßenden Gehöften, die in einer Tiefe von 120 Schritt durch parallel zur M a r k t f r o n t verlaufende Hintergassen abgeschlossen werden. Der noch frei gebliebene, auf dem äußersten, südöstlichen Vorsprunge gelegene Raum wurde von vornherein f ü r Kirche, Pfarre und Schule in Aussicht genommen. Von hier aus als dem Kern der Stadt fällt der Boden nach Osten in der Bader- und Hofegasse auf 97 m, nach Süden in der Lasswitzer Straße auf 100 m und nach Westen in der Fraustädter Straße auf 102 m allmählich ab. Der Raum f ü r die einzelnen Gehöfte wurde gleichmäßig abgesteckt und verlost. Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude wurden aus H o l z errichtet. Auf einem Fundament aus Feldsteinen erhoben sich die aus aufeinander geschichteten Baumstämmen bestehenden, mit Lehm verklebten und mit Brettern verschalten Wände

55 ) CDMP, Bd. 1, Nr. 149, S. 130; Nr. 289, S. 252; Nr. 316, S. 282; Nr. 353, S. 314. - W u t t k e , S. 190-191. - S c h m i d t , S. 93. 56 ) M e u r e r , S. 57. 56a ) B l a s c h k e , S. 59-60: Über den Markt als Kern der Stadt in Schlesien. - B a r t e n , S. 49. - K u h n , Städte, S. 278-337.

DIE GRÜNDUNG SCHWETZKAUS ALS STADT

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des Blockhauses, dessen Stroh- oder Schindeldach von Sparren gehalten wurde. In viereckiger Ordnung gruppierten sich um den Hof das Wohnhaus und die Ställe. D a selbst die Rauchfänge aus Holz waren, wurde die Stadt oft von Feuersbrünsten heimgesucht. Die ganze Stadt wurde mit einem Wall und einem Pfahlzaun (Pärchen) darauf umgeben, der nur durch die vier Torhäuser unterbrochen wurde. Jedem Siedler wurde eine zusammenhängende Hufe (mansus) 5 7 zugemessen. Es waren lange Ackerstreifen, Gewanne, die durch Feldraine voneinander getrennt waren und rechtwinklig auf den alten Striesewitzer, den Murker Weg, das Bruch, den Kreutscher und Lasswitzer Weg stießen. Ebenso wurde auch der Wald vom Abt bzw. vom Verwalter des Klostergutes, dem Lokator und einigen Siedlern begangen, wurden Malsteine gesetzt und Grenzhügel aufgeschüttet. Der „Gemeinen Hütung" wurde das Bruch und ein zu beiden Seiten des Augrabens sich hinziehender Landstreifen zugewiesen. Hier wurden das in der Stadt vorhandene Vieh, Kühe und Schafe, bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts gemeinsam geweidet. 58 Was dem Vogte als Land zugewiesen wurde, ist uns aus dem am 11. März 1333 erfolgten schiedsrichterlichen Urteil bekannt, das einen zwischen dem Abt Paul als Grundherrn und dem damaligen Vogte Johannes Warmul entstandenen Streit schlichtete. Konrad, genannt Zchyphron, Vogt, und Nikolaus, Bürgermeister von Fraustadt, die Fraustädter Bürger Konrad Fames, Konrad aus Zedlitz, Velcellin Romung und Nikolaus aus Steinau, die Pfarrer Otto aus Zedlitz, Jakob aus Schwetzkau und Johannes aus Lasswitz sowie Nikolaus aus Schwetzkau fällten auf Grund der Aussage der von den streitenden Parteien gewählten, glaubwürdigen Augenzeugen: Ottos und des Bürgers und Schmieds Opeczco aus Schwetzkau und des Schusters Konrad Pulcher aus Fraustadt, das Urteil. Dem Vogte wurden als „Allod" zwei Hufen, bei der Vermessung jede siebente Hufe und jeder dritte Garten zugesprochen, ebenso der dritte Pfennig von jedem Gehöft, vier Fleischbänke und die städtische Badeanstalt ohne jede Abgabe an den Grundherrn. 59 Die Siedler zahlten dem Grundherrn einen mäßigen Grundzins, den Vierdung, eine Viertelmark, wovon sie die ersten Jahre befreit waren. In mühseliger Arbeit mußten sie erst die Wildnis in fruchtbaren Adeerboden verwandeln, ehe sie die ersten Früchte ihrer Arbeit erwarten konnten. Dem Kloster als Grundherrn verblieb ein Restgut von etwa 1100 Morgen. Nachdem die Siedler etwas zur Ruhe gekommen waren, gingen sie daran, sich als Gemeinde zu konstituieren. Wie an andern Orten üblich, werden sie ihre Angelegenheiten selbst geregelt haben. Die Bürgerversammlung wählte die vier Ratsherren (consules) und die vier Schöffen (scabini). Alljährlich, am Tage nach dem Feste der hl. Drei Könige, wurde von diesen Behörden, einem Vertreter des Abtes und später auch den Innungsältesten der Bürgermeister (magister civium, protoconsul, proconsul, preconsul) und später, als das Amt des Vogtes seine Erblichkeit verloren hatte und an die Stadt gekommen war, aus

57) gen. 58) 69)

W a r s c h a u e r , Epodien, S. 10: Die deutsche H u f e zu 30 Morgen, die polnische zu 15 MorQ u i r i n , S. 132. B e i s s e r t , S. 3 1 . - Q u i r i n , S. 29. Siehe oben Anm. 54.

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DIE DEUTSCHE BESIEDLUNG UND DIE GRÜNDUNG SCHWETZKAUS

den Schöffen auch der Vogt gewählt. Der R a t mit dem Bürgermeister an der Spitze hatte die Verwaltung, gab Verordnungen, schrieb Steuern aus, verfügte über die öffentlichen Einkünfte. Die Jurisdiktion sollte bei dem Abte als Grundherrn bleiben. Der Vogt und die Schöffen sprachen in privatrechtlichen Angelegenheiten Recht. 60 Die Vollmacht, über Kriminalfälle zu richten und die Todesstrafe zu verhängen, hatte 1296 Przemyslaw II. dem Abte Martin übertragen. 8 1 Dreimal im Jahre erschien der Abt in den einzelnen O r t schaften zum Dreiding, um Kriminalfälle abzuurteilen. D a in den Urkunden von Schwetzkau jede Angabe über das Dreiding fehlt, scheinen die Äbte ihren beiden Klosterstädten die höhere Gerichtsbarkeit eingeräumt zu haben. 62 Schwetzkau hat diese Stadt- und Gerichtsverfassung bis zu seiner Einverleibung in den preußischen Staat bewahrt und hatte bis dahin auch einen Scharfrichter. 63 Die Ratssitzungen und Gerichtsverhandlungen f a n den im Rathause, das ursprünglich auf dem Markte stand, statt. Um dieses herum befanden sich die Verkaufsstände. 6 4 Bei der Absteckung der Stadt hatte man auch den Platz f ü r die Errichtung einer P f a r r kirche und des Pfarrhofes mit in die Planung einbezogen. Sobald die Siedler ein Dach über dem Kopfe hatten, begannen sie auf Anregung und nach dem Plane des tatkräftigen Abtes J a k o b 6 5 mit dem Bau der Kirche. Sie legten die Fundamente, zogen aus roh behauenen Baumstämmen die Wände des Gotteshauses hoch und deckten es mit einem von Sparren gehaltenen Strohdache zu. Die Hauptlast trug der Abt. Er lieferte den Baustoff, stellte aus der Reihe seiner Mönche die Facharbeiter f ü r die Erbauung der Kirche und f ü r die Ausstattung im Innern zur Verfügung. So erklärt es sich wohl auch, daß der Apostel Jakobus der Ältere zum Kirchenpatron erwählt wurde. Er ist es bis auf den heutigen Tag geblieben. Der Abt steuerte auch die P f a r r p f r ü n d e mit zwei H u f e n Acker aus, teilte mit dem Pfarrer zur Hälfte den Zins, der von den Siedlern mit Ausnahme der Vogtei einkam, bis 27 Groschen. Der Abt hatte darum auch das Besetzungsrecht der Pfarrei, die wie selbst die Lubiner Pfarrei mit einem Weltgeistlichen besetzt wurde. 6 6 Nach heimatlichem Brauch und deutschem Recht verpflichteten sich bei der Kirchengründung die Siedler, dem Pfarrer als Entgelt f ü r seine Seelsorgstätigkeit das „Meßkorn" (missalia, annonae missales, meszne) zu entrichten, das sie wohl auch wegen der Ähnlichkeit mit dem dem Grundherrn zu gebenden Zehnten den Körnerzehnten nannten. Für seine Mitwirkung bei den Ordalien und der Leistung des Eides erhielt der Pfarrer den sogenannten Eidpfennig. 6 7

60

) Siehe oben Anm. 51 und 53. - W a r s c h a u e r , Mogilno, S. 183. ) Siehe oben Kapitel I Anm. 70. 62 ) P a e c h (1908) S. 545, über Rechtsmittel zur Entdeckung der Schuldigen. - Ebd. S. 536, über Ausübung der richterlichen Gewalt bei Kriminalverbrechen. - S c h m i d , S. 248. - Q u i r i n , S. 82 und 85. 63 ) B e i s s e r t , S. 31-34. 84 ) C z a j k a , Wiedereindeutschung, S. 13. 65 ) Liber mortuorum monasterii Lubinensis, S. 599. 66 ) C D M P , Bd. 5, N r . 228, S. 219, vom 20. M ä r z 1414. - P a e c h (1908) S. 396 Anm. 2. - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 414. 67 ) S c h m i d , S. 248 und 513. 61

Drittes Kapitel DIE GESCHICHTE DER DEUTSCHEN UNTER POLNISCHER

SIEDLER

HERRSCHAFT

Seit Beginn der deutschen Siedlungstätigkeit und der Gründung deutscher Städte leiteten deutsche Geistliche Pfarreien und predigten von den Kanzeln der Kirchen. Auch das öffentliche Leben außerhalb der Kirche w a r weithin deutsch. Deutsch w a r die Geschäftssprache im Marktverkehr, deutsch die Sprache v o r Gericht und im Rat, selbst in Posen. In deutscher Sprache wurden die Eintragungen in die städtischen Archive vorgenommen. Bogufal, Bischof von Posen ( 1 2 4 2 - 1 2 5 3 ) stellte den Deutschen das Zeugnis aus: „Wer sieht nicht, was f ü r unternehmende und beherzte Männer die Deutschen sind!" 1 Aber in diese Bewunderung mischte sich bald die Furcht, in politische Abhängigkeit von den Deutschen zu kommen und wie in Schlesien der Eindeutschung zu verfallen. Bischof Bogufal schreibt in seiner Chronik: „In der ersten Nacht nach dem Johannistage (1249) hörte ich, Bogufal, Bischof von Posen, obwohl Sünder, einen gewissen Ordensmann zu mir sprechen: In 25 Jahren ist Polen am Ende! Als ich ihn fragte, ob im guten oder schlimmen Sinne, antwortete er mir nicht." 2 Darum fing man von der Mitte des 13. Jahrhunderts an, auf den Nationalsynoden das polnische Volk eindringlich auf die Gefahr einer Germanisierung hinzuweisen und dies bewußt durch Ausschluß deutscher Geistlicher von Unterricht und Seelsorge und durch Förderung der polnischen Sprache in Schule und Kirche abzuwenden. So geschah es auf der Landessynode in L?czyce 1 2 5 7 unter der Leitung von Erzbischof Fulko 3 und noch schärfer und umfassender auf der von 1285 unter dem Erzbischof Jakub Swinka ( 1 2 8 3 - 1 3 1 4 ) 4 . Drei Jahre später richtete dieser, sede vacante apostolica, an die Kronika Boguchwala, c. 89, S. 567. Ebd. S. 567. 3 ) CDMP, Bd. 1, Nr. 361, S. 321-322: „Fulco archiepiscop. Gneznens. 1257 Oct. 14, in Synodo Lanciciensi; . . . Item statuimus, ut omnes ecclesiarum rectores seu plebani, vel quicunque alii sint prelati per universum dyocesin Polonice gentis constituti, pro honore suarum ecclesiarum et ad laudem divinam, cum habeant scolas per licenciam episcoporum statutas, non ponant Theutonicam gentem ad regendum ipsas, nisi sint Polonica lingua, ad auctores exponendos pueris et Latinum Polonice, informati" (ebd. S. 322). 4 ) CDMP, Bd. 1, Nr. 551, S. 510-515: „Jacobus Gneznens. ardiiepiscopus 1285 Jan. 6, in Lanciciensi Synodo; edit Statuta per ecclesiam Poloniae observanda. . . . Statuimus insuper ad conservacionem et promocionem lingwe Polonice: in singulis locis ecclesiarum kathedralium et conventualium, et aliis quibuscunque locis non ponantur rectores scolarium, nisi linguam Polonicam propie sciant, et possint pueris auctores exponere in Polonica lingua (ebd. S. 511). . . . Et quoniam quidam religiosi terrigenas nostros Polonos ad Ordinem recipere frequentius aspernantur alienígenas pocius amplectentes, cum ab indigenis beneficia receperint et recipiunt pro quorum salute monasteria potius sunt fundata, volumus et statuimus, ut ab huiusmodi contemptu per dyocesanum episcopum per subtractionem beneficiorum, ut supra cautum est, arceantur; . . . ut eciam nullus extra nostram provinciam promotus, ad serviendum in nostra provincia vel recipiendum beneficium permittatur, nisi prius per dyocesanum fuerit admissus (ebd. S. 513) . . . Item . . . statuimus . . . ut nullus investiatur aliquo beneficio curam animarum habente, nisi natus in terra et eiusdem terre ydiomate peritus" (ebd. S. 514). - M a s c h k e , S. 24. - S a p p o k , S. 108-109. U m i n s k i , Bd. 1, S. 421-422. 2)

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DIE GESCHICHTE DER DEUTSCHEN SIEDLER UNTER POLNISCHER HERRSCHAFT

Kardinäle eine leidenschaftliche Anklage gegen die Deutschen, daß sie sich weigerten, den Peterspfennig und den Zehnten zu zahlen, Polen in ihre Ordensgenossenschaften aufzunehmen, daß sie die angestammten Gewohnheiten des polnischen Volkes verachteten, die Rechte der Kirche verletzten, die Anordnungen der Oberen und die kirchlichen Strafen mißachteten, zugleich bat er um H i l f e gegen die deutsche „Invasion". 5 Bis zu welchem Grade dieser Nationalismus das polnisch-deutsche Verhältnis von Person zu Person selbst unter den Dienern der Kirche vergiftete, berichtet die Königsaaler Chronik. Der Verfasser, ein deutscher Zisterzienserabt in Böhmen, hat uns von dem Gnesener Erzbischof, der alle Deutschen als H u n d s k ö p f e bezeichnete, folgenden Ausspruch überliefert: „Der Brixener Bischof hätte vorzüglich gepredigt, wenn er nicht ein Hundskopf und ein Deutscher w ä r e . " 6 König Wenzel, den übrigens Jakub Swinka in Gnesen krönte, bemerkte hierzu: „Wer so sprach, zeigt, daß er eine schlimmere Zunge als ein H u n d hat. Die Zunge eines Hundes bringt Heilung, jene Zunge aber verspritzt das Gift der Verleumdung" 6a . Auf kulturellem und sprachlichem Gebiet vermochte der erwachte und immer mehr erstarkende polnische Nationalismus in etwa zweihundert Jahren die deutsche Vorherrschaft in Polen zu brechen, auf dem wirtschaftlichen benötigte Polen noch der deutschen H i l f e und nahm sie auch in Anspruch. Selbst der genannte Erzbischof beauftragte am 10. Mai 1286 den Schulzen Waldemar, sein Gut Polanowo nach deutschem Recht, wie es in Sroda beobachtet werde, wegen der wirtschaftlichen Hebung der Dörfer zu besiedeln. 7 Die Umstellung auf deutsche Wirtschaftsweise ging weiter. Die inneren Kämpfe, von denen Großpolen im 13. Jahrhundert zerrissen wurde, gaben den schlesischen Herzögen Gelegenheit, ihre Herrschaft nach Großpolen hinein auszudehnen. Sie mit Waffengewalt abzuwehren und diesen Kampf durch Gewinnung des polnischen Adels hierfür zu einer nationalen Angelegenheit zu machen, hatte sich Wladyslaw Lokietek, Herzog von Kujawien (Sieradz), zur Lebensaufgabe gemacht. Schon 1278 kämpfte er zusammen mit Boleslaw von Masowien gegen Heinrich von Glogau, der bis nach Lubin vorgedrungen war und bei der Stadt Kriewen ein festes Lager aufgeschlagen hatte. Damals hatte der Abt Martin, der zu den beiden polnischen Fürsten hielt, diese rechtzeitig vor einem Uberfall der Schlesier

5 ) CDMP, Bd. 1, Nr. 616, S. 574-575: „Jacobus archiepiscopi Gneznens. 1285 Jan. 17, apud Lanchiciam; apostolica Sede vacante a Cardinalibus petit, ut provinciae Polonae contra insolentiam militum, colonorum et religiosorum gentis Theutonicae, provinciam praedictam, maxime Silesiam invadentium, succurrant." Neben den erhobenen Vorwürfen werden die Deutschen hier angeklagt, daß sie nicht den Peterspfennig entrichten. - Vgl. auch V ö l k e r , S. 39. - M a s c h k e , S. 28. - S c h m i d , S. 236. - Q u i r i n , S. 106. - S t a s i e w s k i , Beiträge, S. 99 und 109. 6 ) Petra Zitavského kronika zbraslavskà, S. 82: „Cum enim dominus Johannes, Bruxnensis episcopus, in ecclesia Gnysnensi coram rege latino eloquio elegantissime predicasset, idem archiepiscopus regi dixit: iste optime predicasset, si non caninum caput et Theutunicus esset." 6a ) Ebd. S. 82: „Qui protulit talia, peiorem se habere lingwam cane monstravit eo, quod lingwa canum sanitatem adducit, istius vero lingwa mordens venenum malediccionis effundit." 7 ) CDMP, Bd. 1, Nr. 563, S. 525: „Iacobus Gneznensis archiepiscopus 1286 Mai 10, in Gnezna; permittit Valdkoni sculteto de Sokolniki hereditatem suam Polanow iure de Sroda locate: . . . melioracioni nostrarum villarum omnium intendentes, . . . hereditatem nostram vulgariter dictam Polyanino . . . permisimus iure Theutonico locare, eo videlicet quod servatur in Srzoda simile."

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gewarnt und sie vor einer Niederlage bewahrt. 8 So wurde Schwetzkau, das an der schlesischen Grenze und auf dem Wege von Glogau nach Kriewen und weiter nach Posen liegt, schon von seiner Gründung an (1277) Schauplatz eines sich 200 Jahre zwischen den schlesischen und großpolnischen Herzögen hinziehenden Krieges. Przemyslaw II., der 1296 in Rogasen ermordet wurde 9 , hatte zu seinem Nachfolger seinen Neffen Heinrich von Glogau bestimmt, der polnische Adel aber stand zu Wladyslaw Lokietek. Die beiden Thronbewerber einigten sich im Frieden von Kriewen am 12. März 1296 dahin, daß Heinrich die Regierung über das südliche, Wladyslaw über das nördliche Großpolen übernahm. 10 Heinrich versprach in Kosten am 24. Juni 1298 als Herzog des Königreichs Polen, daß er alle der Kirche von Gnesen, Posen und Kujawien gewährten Freiheiten achten werde. 11 Er übte als heres regni Poloniae bis zu seinem Tode 1309 im südlichen Großpolen bis an das Ufer der Netze von Driesen bis Nakel Hoheitsrechte aus. 12 Am 29. Juni 1300 übertrug König Albrecht von Deutschland seinem Schwager Wenzel, König von Böhmen, in Mainz Großpolen als Lehen. 13 In diesem Jahre soll ein adeliger Schulze Heinrich Schwetzkau überfallen und geplündert haben, aber zum Schadenersatz durch Vinzenz, den Abt von Lubin, vor dem Herzog Boleslaw gezwungen worden sein. 14 Am 7. Dezember 1302 bestätigte Heinrich von Glogau den Abt Martin in seinem Besitze unter ausdrücklicher Nennung der beiden Städte Kriewen und Schwetzkau mit allen Freiheiten und Eigengerichtsbarkeit. 15 Hieraus wird ersichtlich, wie unsicher die Herrschaftsverhältnisse in jener Zeit im Fraustädter Land waren. Wladyslaw Lokietek, der sich nach dem Tode Przemyslaws nur drei Jahre als Herzog hatte behaupten können, versuchte nach dem Tode Wenzels (1305), sich wieder Polens zu bemächtigen. Aber überall traten ihm die Deutschen entgegen, im Süden Heinrich von Glogau, im Norden der Deutsche Orden, der Nordpolen und Kujawien in der furchtbarsten Weise verwüstete, und die inzwischen deutsch gewordene Hauptstadt Krakau verschloß ihm die Tore. 16 D a erwachte in ihm das Bewußtsein seiner nationalen Aufgabe. Der Krieg, den er um seine persönliche Herrschaft

) C D M P , Bd. 1, N r . 477, S. 417. - P a e c h (1908) S. 381. ') Rocznik Traski, S. 853. - D 1 u g o s z , Bd. 2, lib. 8, annus Domini 1296, S. 530. 1 0 ) C D M P , Bd. 2, N r . 745, S. 117-118. " ) C D M P , Bd. 2, N r . 787, S. 153-154. 1 2 ) C D M P , Bd. 2, N r . 860, S. 215, v o m 7. Dezember 1302: Bestätigung des Besitzstandes des Klosters Lubin unter Nennung der Städte Kriewen und Schwetzkau. - Ebd. N r . 907, S. 254, vom 8. Februar 1307: Ausstattung des Glogauer Klarissenklosters durch Heinrich I I I . mit den D ö r f e r n K u r s d o r f , K a n d l a u , Rapsen und Heynersdorf. - Ebd. N r . 908, S. 255, vom 30. Juni bis 5. Juli 1307: Bestätigung einer dem Kloster Lubin gemachten Schenkung durch Heinrich III. in Posen. Ebd. N r . 915, S. 259-260, v o m 11. Februar 1308: Bestätigung des Umtausches eines Dorfes der Posener Kirche durch Heinridi I I I . - Ebd. N r . 926, S. 267, v o m 4. September 1309: Zurückerstattung einer an der Cybina gelegenen Mühle durch Heinrich III. - Vgl. auch W u t t k e , S. 198. Liber mortuorum monasterii Lubinensis, S. 636. 1 3 ) C D M P , Bd. 2, N r . 832, S. 191-192, v o m 29. J u n i 1300. 1 4 ) P a e c h (1908) S. 548. 1 5 ) C D M P , Bd. 2, N r . 860, S. 215-216. - Siehe auch oben S. 23 Anm. 53. 1 8 ) Rocznik Traski, S. 8 5 3 . - W a r s c h a u e r , Provinz Posen, S. 28-30. 8

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begonnen hatte, wurde zu einem Befreiungskampfe von den Deutschen. Auch der einheimische Adel, das mächtige Geschlecht der Grzymala, wurde von diesem nationalen Geist erfaßt. Als nach dem Tode Heinrichs von Glogau (1309) seine deutsch erzogenen Söhne zur Herrschaft kamen, deutschen Adelsfamilien, den Kalkreuth, Seydlitz, Kottwitz u. a., das Land verschenkten 17 , erhob sich der großpolnische Adel und rief Wladyslaw, den er vor einem Jahrzehnt aus dem Lande vertrieben hatte, zum Herzog aus. Der A u f stand der Deutschen in Posen und Krakau (1312) wurde niedergeschlagen, es kam zu einer Deutschenverfolgung. 18 Wladyslaw Lokietek wurde als Retter des Vaterlandes gefeiert, 1320 in K r a k a u zum Könige gekrönt und Klein- mit Großpolen zu einem Staatswesen verbunden. 1 9 Vorübergehend konnte auch das Fraustädter Land (1322-1325) mit Großpolen vereinigt werden. Wladyslaws Deutschenhaß zeigte sich in der Bestimmung des von ihm in Brzesc in Kujawien gestifteten Spitals, daß kein Deutscher, weder ein ordinierter noch ein Laie, in Haus oder Kirche aufgenommen werden dürfe. 2 0 Nach dem Tode Heinrichs von Glogau und der Teilung seines Reiches unter seine Söhne griff im Lande eine große Unsicherheit um sich. D a r u m schlössen sich am 29. Juni 1310 in Glogau die Bürger Glogaus, Sagans, Freistadts, Sprottaus, Fraustadts, Steinaus, Lübens, Guhraus zu einem Bunde zusammen, um sich gemeinsam gegen Räuber, Brandstifter und Mädchenentführer zu schützen. Als Vertreter Fraustadts waren der Erbrichter Stephan Swenkenvelt und der Bürgermeister Sigfrid Ramung erschienen. 21 Mit Ausnahme des eben erwähnten großpolnischen Interregnums (1322-1325) blieb das Fraustädter Land nun bei Schlesien, bis es König Kazimierz III. von Polen in einem mehrjährigen Krieg zurückeroberte. Dörfer und Städte gingen damals in Flammen auf, auch Schwetzkau soll dabei mit Kirche und Rathaus abgebrannt sein. 22 1345 wurde das Fraustädter Land endgültig mit Polen vereinigt und der Wojwodschaft Posen eingeordnet. 23 Das ist der Hintergrund, auf dem sich das Leben der ersten Generation der in Schwetzkau angesiedelten Deutschen vollzog: Jahrzehntelange mühselige Rodearbeit, um die Wildnis in fruchtbares Ackerland zu verwandeln, fast ununterbrochene Kriegswirren (1278, 1300, 1322, 1340-1346), in denen sie immer wieder der Früchte ihrer Arbeit beraubt, an Leib und Leben vergewaltigt und ihre Anwesen verbrannt wurden. Dazu kam der sich immer mehr verschärfende nationale Gegensatz. 24

" ) V ö l k e r , S. 60. 1S ) Rocznik kapitulny krakowski, S. 815: „Anno 1312 cives Cracovienses, rabie furoris Germanici perusti . . . domino Wladyzlao . . . tocius regni Polonie . . . deposito Dei timore contradixerunt et Bolezlaum ducem Opoliensem induxerunt." 19 ) Rocznik Traski, S. 854: „Rex W l a d i s l a u s . . . coronatur in Cracovia". - R h o d e , Geschichte Polens, S. 66. 2 °) M a s c h k e , S. 29 und 40. 21 ) CDMP, Bd. 2, Nr. 936, S. 280-281. 22 ) W i n t e r f e l d , S. 33. 23 ) Kronika Jana, S. 628. - CDMP, Bd. 2, Nr. 1241, S. 570. - Annales Posnanienses, S. 883. 24 ) U m i n s k i , Bd. 1, S. 529: Jakub Swinka stand tatkräftig zu den Einigungsbestrebungen Wladyslaws. Hierdurch wurde die polnische Kirche gefestigt und ihre Reinigung von fremden Elementen beschleunigt.

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Nach dem Tode des Kazimierz III. 1370 kam sein Neffe Ludwig, König von Ungarn, zur Regierung, verließ Polen jedoch bald wieder. Um die Zustimmung des Adels zur Thronfolge seiner Tochter Jadwiga zu erhalten, mußte er diesem durch das Privileg von Kaschau 1374 neue Zugeständnisse machen, wodurch die königliche Macht weiter eingeschränkt wurde. 25 Bei den Wirren nach Ludwigs Tod (1382) versuchte Heinrich VII. von Glogau das Fraustädter Land zurückzuerobern, doch wurde der Angriff auf Fraustadt zurückgeschlagen.26 Brennend, raubend und mordend wütete der Feind in dieser und der Lubiner Gegend. Gleichzeitig waren auch Konrad von Öls und Semovit von Masowien in das Posener Land eingefallen und belagerten Kaiisch. Was die Feinde übrigließen, nahm das polnische Heer, das unter der Führung des Generalstarosten Peregrinus de W^gleszino das Land befreien sollte. Außerstande, dem Feinde zu widerstehen, plünderte er, um sich für seine Unkosten schadlos zu halten, die um Kröben und Dölzig gelegenen Dörfer des Bischofs von Posen.27 Furchtbar wurden das Kloster Lubin und die Klosterstädte Kriewen und Schwetzkau mit Feuer und Schwert von Freund und Feind heimgesucht, mehr als einmal wurden die Mönche vertrieben, teilweise ermordet und das Kloster zerstört. Erst gegen Ende des Jahrhunderts wurde es wieder hergestellt und auf Betreiben der polnischen Fürsten von Cluny her neu besiedelt.28 Diese bedrängte Lage seines Grundherrn benutzte der Vogt von Schwetzkau und eignete sich unrechtmäßig zwei Hufen Klosterland an, die zurückzuerstatten ihn 1398 der Posener Offizial Borko zwang. Aus Dankbarkeit nahm das Kloster diesen bei seinem Tode in den „Liber mortuorum Lubinensis" als Wohltäter auf. 29 An den Kriegen Polens mit dem Deutschen Ritterorden waren die Bewohner des Fraustädter Landes nur durch Kriegssteuern und Stellung von Soldaten beteiligt. In dem von Polen für die Kämpfe um die Marienburg Mitte des 15. Jahrhunderts aufgestellten Heer befanden sich auch 50 Fußsoldaten aus Posen, 20 aus Fraustadt, 15 aus Gostyn, je 10 aus Schwetzkau und Storchnest, 8 aus Reisen, 2 aus Krotoschin, 1 aus Same. 30 Noch nicht 50 Jahre nach den furchtbaren Verwüstungen während des Interregnums (1383) fielen Feinde wieder brennend und mordend über das ungeschützte Grenzland und auch die Stadt Schwetzkau her. Dort wurde geplündert und niedergebrannt, Rathaus und Kirche gingen in Flammen auf. Die Einwohner flüchteten in den Gollmitzer Wald, lebten dort zwei Jahre und begannen erst 1447, die Stadt wieder aufzubauen. 31 Da hierbei auch die Urkunden mit der alten Freiheit in Verlust geraten waren, erneuerte der Abt Stephan

25 ) Rocznik Miechowski, S. 8 8 6 . - W a r s c h a u e r , Provinz Posen, S. 35. - S c h m i d , S. 269. R h o d e , Geschichte Polens, S. 97, 108 und 110. 2e ) W u t t k e , S. 296, irrt. - M o r i t z , Geschichte, S. 206. - B l a s e h k e , S. 108. " ) Kronika Jana, c. 94, S. 746. 28 ) Liber mortuorum monasterii Lubinensis, S. 598. - P a e c h (1908) S. 56. 2S ) Liber mortuorum monasterii Lubinensis, S. 641. 30 ) M o r i t z , Geschichte, S. 231. - W a r s c h a u e r , Provinz Posen, S. 41. - B a r t e n , S. 57. R h o d e , Geschichte Polens, S. 98 und 125. 31 ) W i n t e r f e l d , S . 33.

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am 26. Mai 1448 das Privileg des Magdeburger Rechts f ü r die Stadt, eine Abschrift befindet sich in der Fraustädter Grodbücherei. 32 Nach dreißig Jahren überzog 1474 Herzog Johann von Sagan Großpolen mit Krieg, belagerte Fraustadt und verwüstete das Fraustädter Land. Auch Schwetzkau wurde wieder geplündert und niedergebrannt, das Kloster Lubin zerstört, die Klostergüter beraubt, die Mönche vertrieben, so daß sie sich ihren Lebensunterhalt erbetteln mußten. Selbst zu Beginn des 16. Jahrhunderts waren alle Kriegsfolgen noch nicht beseitigt. 33 Der Lubiner Prior Thomas hebt in seinem Berichte über diese Katastrophe die Tugendgröße des Bürgers und Schulzen von Schwetzkau Georg hervor. Obwohl sein Eigentum mit der ganzen Stadt abgebrannt war, sammelte er in Polen, Schlesien, Böhmen, Mähren und Rußland, so daß die Kirche mit Turm aus gebrannten Ziegeln neu errichtet und ihr die Gestalt gegeben werden konnte, die sie zur Zeit des Berichterstatters, des Priors Thomas (f 1567), ja noch zur Zeit des Priors Bartholomäus Crivinius (1669), der diesen Bericht in seine Antiquitates übernahm, besaß. Als dieser Schwetzkauer Bürger starb, trugen die dankbaren Mönche seinen Namen mit dem Todestag zu jährlichem frommen Gedenken in ihr Totenbuch ein. 34 Auch die erst 1414 vom Abt Nikolaus aus gebrannten Ziegeln errichtete Lubiner Klosterkirche war 1474 abgebrannt und wieder aufgebaut worden. Kazimierz IV. stiftete f ü r sie die Glocken. 35 Da am 25. J a nuar 1549 Schwetzkau wieder durch ein Feuer zerstört wurde, weshalb der Stadt vom König die Steuern erlassen wurden, war sie das vierte Mal innerhalb von 150 Jahren (1388, 1445, 1474, 1549) der Zerstörung durch Feuer und Krieg zum O p f e r gefallen. 36 Die deutsche Bevölkerung des Fraustädter Landes hatte seit ihrer Eingliederung in den polnischen Staatsverband (1346) loyal ihre Pflicht gegen diesen erfüllt, in den Kriegen gegen den Deutschen Orden zu den Kriegskosten beigetragen und Soldaten gestellt, in den mit Brand, Plünderung, Raub und Mord erfüllten Schlesischen Kriegen unsägliche O p f e r an H a b und Gut, Leib und Leben gebracht. Polen stand jetzt auf dem Gipfel seiner Macht und seines Ansehens im christlichen Abendlande. 37 Sein Nationalbewußtsein, besonders das des weltlichen und geistlichen Adels, war auf das höchste gestiegen. J a n Ostror6g (f 1501) richtete eine Mahnschrift an den polnischen Reichstag, sich seiner nationalen Aufgabe bewußt zu werden und das polnische Volk gegen fremde, besonders deutsche Einflüsse zu schützen. 38 Man ging dazu über, alles, was deutsche Eigenart in Polen zeigte, zu unterdrücken oder dem polnischen Wesen an-

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) Liber mortuorum monasterii Lubinensis, S. 601 und 610: Abt. Stephan von 1444-1460. W a r s c h a u e r , Archive, S. 258 : Inscriptiones Wschowenses 1554-1559, Bl. 122. 33 ) Liber mortuorum monasterii Lubinensis, S. 598. - Slownik geograficzny, Bd. 5, S. 416 und Bd. 11, S. 687. - M o r i t z , Geschichte, S. 239. 34 ) Liber mortuorum monasterii Lubinensis, S. 640, zum 20. September 1483: „B(enefactoris) Georgii, civis et sculteti Swiçciechowiensis, qui ecclesiam parodiialem ibidem ab hostibus Silesiis una cum oppido exustam, conquisitis, hinc inde eleemosinis, de novo cum turri extruxit." 35 ) Annales Lubinenses, S. 872. 36 ) W a r s c h a u e r , Archive, S. 258: Inscriptiones Wschowenses 1539-1554, Bl. 123. 37 ) R h o d e , Geschichte Polens, S. 78. 38 ) S c h m i d t , S. 281.

Abb. 2:

A b b . 3:

Sigillum Iohannis Archiepiscopi Polonie. 1153

Abb. 4 :

Sigillum W l o d i z l a w s Dei G r a c i a D u x Polonie. 1234

Abb. 5:

Sigillum Premislonis Dei G r a : Ducis Polonie. 1247

Sigillum Bolezlavi Dei G r a c i a Ducis Polonie. 1252

Abb. 6:

Sigillum Premislonis Secundi Dei G r a . Ducis Polonie Et C r a . 1290

Sigillum C Caappiittuullii

Ecclesie P o z n a n i e n . 1358

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zugleichen 39 , von deutscher Seite wurde kaum Widerstand geleistet.40 Nur das Deutschtum an der schlesischen und brandenburgischen Grenze hielt dem Ansturm des polnischen Nationalismus stand. Sonst verfiel die deutsche Bevölkerung der Polonisierung. Bauern, Bürger, Adlige nahmen polnische Namen an und wurden Polen. Die deutsche Sprache verschwand aus den Ratsbüchern, und man ging zur polnischen über, in Kolmar 1551, Reisen 1554, Wongrowitz 1567, Kosten 1565.41 Von den Kanzeln der Kirchen wurde immer seltener deutsch gepredigt.

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) W u t t k e , S. 2 1 5 . - W a r s c h a u e r , Abriß, S. 16. - W a r s c h au e r , Epodien, S. 14. ) W a r s c h a u e r , Provinz Posen, S. 23 und 49. - K u h n , Deutschtum, S. 138. 41 ) W a r s c h a u e r , Archive, S. X X X I . 40

Viertes Kapitel

DAS F R A U S T Ä D T E R LAND IM A U S G A N G E DES

MITTELALTERS

Nicht aufgegangen im polnischen Volkstum ist die deutsche Bevölkerung des Fraustädter Landes. Dieses Gebiet gehörte bis etwa 1233 zu Großpolen, von 1233 bis 1242 (1248) zu Schlesien, von 1242 (1248) bis 1298 zu Großpolen, von 1298 bis 1343 zu Schlesien. In diesem Jahr eroberte Kazimierz III. Fraustadt und zwang den Herzog von Sagan, seinen Ansprüchen auf das Fraustädter Land zu entsagen. 1 Dieses deutsch besiedelte Gebiet ähnelt in seiner Form einer langgezogenen, von Südsüdwesten nach Nordostosten sich erstreckenden Ellipse, in deren Brennpunkten die beiden, etwa zwei deutsche Landmeilen voneinander entfernten Städte Fraustadt und Schwetzkau lagen, von denen jede in einem Umkreis von einer Meile von einem Kranze deutschrechtlicher und von deutschen Bauern besiedelter Dörfer umgeben war. Im Nordostosten fiel die Grenze nach dem Steuerregister von 1580 mit dem noch heute vorhandenen Waldstreifen zwischen Storchnest - Lissa - Reisen zusammen. Im Südwestwesten gegen Schlesien hat sich eine dauernde politische Grenze erst in den Kämpfen des 14. Jahrhunderts herausgebildet und entsprach bis 1919 der Grenze der preußischen Provinz Posen mit Schlesien. 2 Im Nordnordwesten ging das Fraustädter Land in das Zisterzienser-Siedlungsgebiet Priment - Obra über. In der preußischen Zeit umfaßte es den alten Kreis Fraustadt, der in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts in die Kreise Fraustadt und Lissa aufgeteilt wurde.

1. F r a u s t a d t Um die Geschichte von Schwetzkau zu verstehen, muß man zuerst einen Blick auf die ältere und größere Nachbargemeinde Fraustadt werfen. Fraustadt hieß ursprünglich Veschov, Wschowa (von chowac = bergen, also Burg) und nahm unter der Herrschaft der schlesischen Herzöge (1298-1343) zu Ehren Unserer Lieben Frau, der die Pfarrkirche geweiht war und deren Bild das Stadtsiegel trug, den Namen Vrowenstat, Fraustadt, an. Neben der Stadt bestand von Anfang an ein Schloß (castrum), das Sitz eines Kastellans, Starosten war. Von 1345 an erscheint in den königlichen Urkunden wieder der Name Wschowa, in den Stadtbüchern weiter Fraustadt, wie auch hier die Amtssprache deutsch blieb. 3 Die Stadt war Grenz- und Zollstation der Straße, die von Posen über Kosten,

>) Kronika Jana, S. 628. 2 ) B a r t e n , S. 4 1 . - S t a s i e w s k i , Beiträge, S. 1 1 2 und 115. ») CDMP, Bd. 1, Nr. 275, S. 2 4 1 : Veschov um 1248. - CDMP, Bd. 2, Nr. 639, S. 1 9 - 2 0 : Wschowa um 1289. - Ebd. Nr. 663, S. 43: Wschowa um 1290. - Ebd. Nr. 907, S. 2 5 4 : Vrowenstat um 1307. - Ebd. Nr. 939, S. 283; Nr. 1032, S. 365; Nr. 1062, S. 398 und Nr. 1084, S. 4 1 6 : Frauenstadt um 1327. - Ebd. Nr. 1241, S. 570: Wschowa um 1345. - Vgl. auch W u t t k e , S. 2 9 4 : Fraustadt, weil Schutz für Frauen.

FRAUSTADT

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Schwetzkau, Fraustadt nach Glogau führte. Zygmunt I., der von 1499 bis 1506 Herzog von Glogau war und als polnischer König gegen die Handelsprivilegien von Breslau und Frankfurt/Oder kämpfte, sah es gern, wenn seine Kaufleute Glogau als Marktplatz bevorzugten, den Oderübergang in Glogau für den Verkehr nach Deutschland benutzten und darum den Weg von Posen und Kaiisch über Fraustadt und Glogau nahmen. 4 Deshalb blühten in Fraustadt Handel und Gewerbe, die Gilde der Kaufleute und die Innungen der Handwerker, besonders der Tuchmacher und der Leineweber. Fraustadt war eine königliche Stadt, der Kazimierz III. bei der Übernahme in den polnischen Staatsverband die Wahrung der ihr von den schlesischen Herzögen verliehenen Privilegien, besonders die Eigengerichtsbarkeit 5 , zugesichert und durch Verleihung der Zollfreiheit und Schenkung seines Dorfes Pritschen seine Gunst bezeugt hatte. Wladyslaw II. Jagiello vermied es, Fraustadt ausdrücklich den Genuß des Magdeburger Rechts zuzusichern, führte auf dem Lande das polnische Recht unter Einsetzung eingeborner Landrichter ein, bestimmte das Kostener Gericht als Appellationshof und stellte die Edelleute ihren großpolnischen Standesgenossen gleich.6 Als Starosten sind hier urkundlich nachweisbar Remschil von Opaln mit den Landschöppen von Sedelitz, Tyzhe Qualak, Hanze Erkeburg, Niklas Langenau, Stephan von Wilkau, Hans Empnaw von der Luba und Hans Kaufman (1322), Matthias Borek alias Stronczek aus Ossyeczna (1436-1439), Johannes Kotwic von Golna (1444), Heinrich Kottwitz aus Golna (1450), Bischof Andrzej Bninski von Posen (1456), Albert Gorski (1466) 7 , als Landrichter Heinrich aus Sedlnicza (Zedlitz) (1424) und Andreas aus Lasocice (Lasswitz) (1437) 8 . Die Leitung der Stadt lag in den Händen von drei Kollegien: dem Rate, den Schöffen und den Innungsältesten. Ihre Rangordnung, Volkstumszugehörigkeit und Religiosität kennzeichnet ein am 19. Februar 1412 zwischen der Stadt und Johann Czedlicz abgeschlossener Vertrag: „Der Bürgermeister Heinrich Kowfmann, die Ratsherren Andreas Meder, Petrus Scheydemanthil, Buchwalder Stephan pellifex (Kürschner), die Schöffen Johann Grosmann, Nikolaus Hubener, Petrus Kythe, Johann Slager, Johann Reithehanczel, Johann pellifex, Nikolaus Hubener erklären, daß sie mit Zustimmung der vereidigten Innungsältestenmeister, der Fleischer Matthias und Henlin Mewtener, der Bäcker Peter Doringk und Martin Czech, der Schuster Johann Luffin und Peter Vuzwe, der Leinweber Nikolaus Wayner und Mathias Gryneberg, der Schneider Elias Swayder und Cenke, der Zimmerer Lorenz Moreysin und Mathias Cleysmeth 8 Mark Jahreszins ihres Rathauses für 80 Mark Johann Czedlicz verkauft haben. Dieser Zins

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) B l a s c h k e , S. 176. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 181-182. ) CDMP, Bd. 2, Nr. 1122, S. 449. - Ebd. Nr. 1241, S. 570. - Ebd. Nr. 1242, S. 570. - Ebd. Nr. 1247, S. 574. - Ebd. Nr. 1282, S. 614. - S c h m i d t , S. 150 und 196. 6 ) CDMP, Bd. 3, Nr. 1875, S. 601. - CDMP, Bd. 5, Nr. 355, S. 332, vom 12. Juni 1422: „Wladislaus II. rex Poloniae nobiles, terrigenas et incolas terrae Wschoviensis de iure feudali in ius Polonicum transfert." - W a r s c h a u e r , Archive, S. 44. - M o r i t z , Geschichte, S. 222 und 224. ') CDMP, Bd. 2, Nr. 1032, S. 365. - CDMP, Bd. 5, Nr. 528, S. 526. - Ebd. Nr. 587, S. 578. Ebd. Nr. 735, S. 688. - M o r i t z , Geschichte, S. 230. 8 ) CDMP, Bd. 5, Nr. 397, S. 387. - Ebd. Nr. 608, S. 592. 6

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DAS FRAUSTÄDTER LAND IM AUSGANGE DES MITTELALTERS

soll für ein Jahresamt oder auch f ü r die Stiftung eines Altars in einer der Fraustädter Kirchen bestimmt sein. Ihr Patron soll der Edle Bernard Oderwolf und seine Söhne und in Ermangelung dieser der Magistrat sein" 9 . Am 10. November 1418 bestätigte Bischof Andrzej Laskary von Posen den Vertrag mit der Maßgabe, daß der gestiftete Altar in der Pfarrkirche zur Allerseligsten Jungfrau und das Patronatsrecht in der H a n d des Edlen Bernard Oderwolf, des H e r r n von Mierucin, sein soll. Am 9. Juli 1425 gab Wladyslaw II. der Stadt eine Wahlordnung. Die Bürger sollten dem Starosten 12 f ü r die Verwaltung geeignete, dem König treue Männer von gutem Ruf vorschlagen, aus deren Mitte der Starost den Bürgermeister und die übrigen Ratsmitglieder zu bestimmen hatte. 1 0 Die Grundlage jeden Gemeinschaftslebens ist die Gerechtigkeit. D a r u m prangte über dem polnischen Tore der mit Wall und Graben umgebenen Stadt die Inschrift: „Justitia est anima civitatis" und später: „Felix civitas, quae amat Jesum". 1 1 In Fraustadt herschte reges religiöses Leben. Als Patron der Pfarrkirche hatte Kazimierz III. ein steinernes Gotteshaus errichtet, und als dieses 1529 abbrannte, baute es Matthäus Lamprecht (1477-1552), Domherr von Breslau, ein Fraustädter, wieder auf und stattete es mit einer Orgel aus. 12 Neben der Pfarrkirche gab es eine Fronleichnamskirche mit drei Altären, eine Allerheiligenkirche, eine Liebfrauenkirche, die wegen einer in der Nähe befindlichen Ziegelscheune „Ziegelkirchlein" genannt wurde, das Valentinkirchlein, das wegen der nahen Richtstätte auch Köppkirchlein geheißen wurde, je eine Kapelle an den beiden städtischen Spitälern St. Lorenz und St. Georg und an dem den Fleischern und Tuchmachern gehörenden Spital St. Nikolaus vor dem Glogauer Tore. Im ganzen gab es in Fraustadt 33 Altäre, von denen mehrere samt der gottesdienstlichen Ausstattung Stiftungen der Innungen waren. Die aus der Fundation der Altarie besoldeten Altaristen hielten den Gottesdienst f ü r den Stifter, vielfach also f ü r die Angehörigen der Innung. Als Kirchenpatron hatte der König das Präsentationsrecht des Pfarrers. Als Pfarrer sind beglaubigt: Jordanus (1326), Bogislaw de Mlyny (1432), Boleslaw Llynski (1437), Benedictus de Costan (1456), Stanislaus de Gerlin (1472), Cleophas (1487), Matthias de Schmygel (1489), Johann Clunowski (1499), in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts Samuel Cotlitz, Johann Kottwitz (1511-1542), Johann Weschker (f 1550) und Michael Tschepe (f 1552). 13 Neben dem Pfarrer wirkte ein deutscher Prediger, 1522 Eustachius, 1526-1541 Lorenz Fischer, der 1530 ebenso wie der Pfarrer Johann Weschker 1541 zugleich Präzentor an der Kapelle des hl. Kreuzes im Dome zu Glogau war. Während das Recht, den Pfarrer vorzuschlagen, dem König zukam, und darum die Pfarrer nicht immer Deutsche waren, lag das Präsentationsrecht der Altaristen in den H ä n d e n der Altarstifter,

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) CDMP, Bd. 5, Nr. 192, S. 195. - N o w a c k i , Archidiecezja poznariska, S. 443. ) CDMP, Bd. 5, Nr. 416, S. 405. - M o r i t z , Geschichte, S. 222. n ) L a u t e r b a c h , Zion, S. 72. 12 ) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 280. - Slownik geograficzny, Bd. 14, S. 64. - M o r i t z , Geschichte, S. 230. - S c h m i d , S. 530 und 585. 13 ) M o r i t z , Geschichte, S. 230. - M o r i t z , Reformation, Teil 1, S. 6. 10

FRAUSTADT

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meistens in den der Innungen, also der einheimischen Bevölkerung, die auch Deutsche vorschlug. Die fast ausschließliche Zugehörigkeit der Altaristen zum deutschen Volkstum wird durch die von Jakub Sawicki veröffentlichte Handschrift I Q 69 der Breslauer Universitätsbibliothek bestätigt. 14 Die Kapitel 213-230 dieser Handschrift wurden von dem Fraustädter Altaristen Alexius Doringk angefertigt und am 18. März 1508 vollendet. Der Verfasser ist offenbar identisch mit dem Posener Diözesangeistlichen Alexius Dirink, dem nach den Acta consistorii Poznaniensis 1510 fol. 166 v am 23. Mai 1511 die Präsente f ü r den Nikolausaltar der Fleischerbruderschaft zugesprochen wurde. 1 5 Kapitel 230 enthält die Beurkundung zweier Rechtsakte Fraustädter Altaristen. Der erste wurde am Freitag in der Fronleichnamsoktav am 15. Juni 1487 ausgestellt und betrifft die Ablösung eines Hauszinses durch den Fraustädter Altaristen Andreas Weychbroth unter Bezugnahme auf ein Testament des früheren Hausbesitzers, des bereits verstorbenen Altaristen Peter Swendebyr. Der Rückkauf erfolgte vor den Senioren der Altaristen, den „Herren" Michael Buchwelder und Balthizar Czeydler. Als Zeugen der Testamentserrichtung werden erwähnt: die „Herren" Nikolaus, Pfarrer in Przyczyna und Altarist in Wschowa, Ignatius Propst in Kosten, damals Vikar in Wschowa, Laurentius Bederman, damals Altarist und Vikar in Wschowa, und Johann aus Glogau, damals Glöckner in Wschowa. 16 Der zweite in Kapitel 230 beurkundete Rechtsakt stellt die Errichtung eines Testaments des Altaristen an der Fraustädter Pfarrkirche Johann Philippus am 18. Oktober 1513 dar. Der Testator vermachte sein Vermögen der Fraustädter Pfarrkirche zur Nutznießung der Fraustädter Altaristen: liturgische Bücher und Geräte. „Es fällt auf", bemerkt Sawicki, „bis zu welchem Grade das Kollegium der Fraustädter Altaristen deutsch war", er führt folgende N a m e n an: Daycz (Deutsch), Fridrich, Cleyn, Rudel, Tirpicz, Scheling, Vothke, Hamermester. 1 7 Nach den Akten des Posener Konsistoriums verzichtete am 25. Juni 1500 Johann Doryngk auf den Altar der Himmelfahrt Mariens in dem Fraustädter Allerheiligenkirchlein. 18 Es ist offenbar derselbe, der mit dem aus Fraustadt stammenden Domherrn von Breslau und Glogauer Archidiakon Matthäus Lamprecht 1517 einen gotischen Kelch f ü r den Gebrauch der Altaristen in Fraustadt vermacht hat, in dessen Fuß eine lateinische Widmung eingraviert ist, die in deutscher Sprache lautet: „Aus Liebe zur Vaterstadt aus den Mitteln von Matthäus Lampricht, Doktor des kanonischen Rechts, Domherr von Breslau und Archidiakon von Glogau, und Johann Doringk . . . f ü r den Gebrauch der Bruderschaft der Altaristen von Fraustadt 1517" 19.

» ) S a w i c k i , S. 15. ) Ebd. S. 14. ) Ebd. S. 14. 17 ) S a w i c k i , S. 16. - Vgl. auch M o r i t z , Reformation, Teil 1, S. 8 Anm. 3: „Peter Deutsch tritt 1516-1551 als Altarist, Pfarrer von Oberpritschen und Vertreter der Bruderschaft der Altaristen auf." 18 ) S a w i c k i , S. 16 Anm. 31. " ) K o h t e , Kunstdenkmäler, S. 173. 15

le

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DAS FRAUSTÄDTER LAND IM AUSGANGE DES MITTELALTERS

Endlich enthält das Repertorium des Erzbischöflichen Posener Archivs eine Urkunde des Bischofs Andrzej Bninski von Posen vom 8. Mai 1456, welche den Altar des Altaristen Cymerman in Fraustadt betrifft. 20 Dieser ist wahrscheinlich identisch mit dem 1447 in Leipzig studierenden Baccalaureus gleichen Namens aus Fraustadt. 2 1 N u r zwei Jahre nach Vollendung der Handschrift I Q 69 (1508) wurde der Liber beneficiorum dioecesis Posnaniensis 1510 fertiggestellt. In ihm findet sich das Verzeichnis der Fraustädter Altaristen: „Paul Rudel, Johannes de Wratislavia, Georgius Strauvald, Laurentius Bederman, Martinus Wodkye, Mathias Lampricht, Melchior Cravsze, Johannes Buchualder, Peter Daycz, Stanislaus Latalsky, Johannes Gorski (Vicarius in spiritualibus et officialis generalis Posnaniensis - synem kasztelana i starosty wschowskiego Wojciecha), Nicolaus Parisch, Bartolomeus Schyling, Peter Cleyn, Andreas Weychbrot, Mathias Dicke, Mathias de Sb^schyn, Johannes Philipi, Simon Liberandris, Johannes Stayben, Bernardus Paczolt, Stanislaus Slyvyenski, Franciscus Baberer, Michael Lublyn. Ad Corpus Christi extra: Paulus Rudel, Gregorius Kubke, Andreas Vechbrod, Stephan Henrici, Johannes Philippi, Johannes Gorski. Ad beatam Virginem extra: Johannes Buchualder, Andreas Veychbrod." Als „Senior fraternitatis presbyterorum in Wschowa" wird der Pleban von Swidnica (Zedlitz) bezeichnet. 22 Die Zahl der an den Fraustädter Kirchen wirkenden Altaristen war groß, sie bildeten eine eigene „Bruderschaft Unserer Lieben Frau", waren theologisch gebildet und fast alle deutsch, wenn auch die Schreibung ihrer N a m e n und des Ortsnamens polnischen Einfluß verrät. D a ß sich unter den Fraustädter Altaristen vier mit polnischem N a m e n finden, erklärt sich wie bei Johannes Gorski aus dessen Abstammung vom dortigen Starosten und Stifter einer Altarie und vielleicht aus dem Einfluß des Königs als Patron und des Diözesanbischofs auf die Besetzung. Es zeugt f ü r den religiösen Sinn der Fraustädter Bevölkerung, daß sie sich wegen des vorbildlichen Lebens der „Minderen Brüder" zusammen mit Kosten und Posen bei ihrem Bischof Andrzej Bninski um eine Niederlassung dieses Ordens bemühte. Dem Wunsche wurde 1455 stattgegeben und 1456 ein Franziskaner-Observanten-Kloster unter dem Titel des hl. Joseph dort errichtet. 23 Fraustadt war eine deutsche Stadt. Deutsch waren die N a m e n der Bürgermeister, der Stadträte, der Schöffen und Innungsmeister. Großenteils deutsch waren auch die N a m e n der in der vorreformatorischen Zeit vom polnischen König präsentierten Pfarrer, Prediger, Altaristen und anderer in den Urkunden erwähnten Fraustädter Bürger. Um 1420 kamen in Fraustadt folgende Namen vor: Heinrich Kouffmann, Cloze Neydecke, Mathus H e rold, Petir Cleibir, Niklus Scheydimantel, Andris Medder, Niklus Hubener, Hancke Hermann, Niclus Mugkenstadt, Mathus Lodewig, George Bernhard, Michil Schultis,

2

°) ) 22 ) 23 ) 21

M o r i t z , Geschichte, S. 236. S c h o b e r , Studenten, S. 50. Liber beneficiorum, S. 193-195. Memoriale ordinis fratrum Minorum, S. 176. - M o r i t z , Geschichte, S. 236.

SCHWETZKAU

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Mathus Gruneberg, Petir Lamprecht, Junge Federoff, Heynke Sneydir, Petir Preysensteyn, Hannus Döring, Niklus Kittil, Michil Messerschmeid, Beler Lange. 24 Auch reges geistiges Leben herrschte in der Stadt. In Fraustadt wurden deutsche Chroniken geschrieben und der deutsche Meistergesang gepflegt. 25 An der Leipziger Universität waren 14111500 21 Studenten aus Fraustadt (24 aus Posen) und in Krakau von 1400-1500 40 immatrikuliert. 2 6 Im Jahre 1404 erlaubte der König der Stadt einen „magistrum sive rectorem scholae" zu berufen. 2 7 2. S c h w e t z k a u Die Klosterstadt Schwetzkau liegt im östlichen Teil des Fraustädter Landes, zwei gute Meilen von Fraustadt entfernt. Der O r t hieß ursprünglich Svecechov (1258-1302), Sveczkow (1333-1371), Swanczechow (1360, 1510), Swieciechowo (1469, 1480, 1604), Swi§ciechowa um 1650, Swieciechowo und Swi^ciechowa (1795, 1806), daneben in deutscher Schreibung und Aussprache Schweciko (1630), Schwetzke und Schwetzkau (1639), Schwetzkow (1642), Schwetzko (1711), Schwätzkau um 1800. 28 Dank ihrer Lage an der Handelsstraße Glogau-Fraustadt-Kosten-Posen und den innerhalb ihrer Bannmeile liegenden, etwa 20, von deutschen Bauern besiedelten Dörfern hatte sich diese Stadt zu deren Marktort entwickelt, indem sie die in ihrem Weichbilde wohnende Bevölkerung mit den Erzeugnissen des Handwerks versah und umgekehrt deren ländliche Produkte auf ihren Mühlen zu Mehl vermahlte und verbuk oder roh ausführte. Auf dem Markte um das Rathaus standen vier Fleisch-, Brot- und Schuhbänke. Hier wurde Wochenmarkt gehalten. Der wichtigste K a u f t a g war der Sonntag, später, wohl wegen des Verbots der Posener Reformsynode (1420), der Sonnabend. Ein J a h r m a r k t wird schon in der Gründungsurkunde erwähnt. König Kazimierz IV. gewährte am 16. Januar 1469 29 noch zwei weitere Märkte, die am Sonntag vor Pfingsten und Kreuzerhöhung gehalten wurden. Das J a h r marktsgeld zog die Stadt ein, während der Vogt die Pachtgelder von den Bänken am Rathause einheimste. In den Krambuden wurden Gewürz, Salz, Reis, Seife, Kerzen und Heringe feilgeboten. Eine seit Menschengedenken bestehende Überlieferung weiß von vier Jahrmärkten, die immer am Dienstage gehalten wurden. Auch einen Salzmarkt hatte der Lubiner Abt in Schwetzkau eingerichtet. Der Salzverkauf, damals ein Monopol, war der Stadt Fraustadt anscheinend f ü r das ganze Fraustädter Land gestattet worden. D a r u m

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) B e i s s e r t , S. 18. - R h o d e , Geschichte ) S c h m i d t , S. 166-167. 26 ) M o r i t z , Geschichte, S. 236. ") W u 11 k e , S. 296. - F r i e b e , S. 44. 28 ) CDMP, Bd. 1, Nr. 368, S. 328. - Ebd. Ebd. Nr. 860, S. 215. - Ebd. Nr. 1123, S. 450. l i c h , S. 97. 29 ) W u t t k e , S. 452. - W a r s c h a u e r , 1526, Bl. 56.

Polens, S. 99.

25

Nr. 467, S. 408. - CDMP, Bd. 2, Nr. 719, S. 90. - CDMP, Bd. 3, Nr. 1646, S. 361. - Vgl. auch G ö r Archive, S. 258: Inscriptiones Wschowenses 1497-

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DAS FRAUSTÄDTER LAND IM AUSGANGE DES MITTELALTERS

kam es wegen des Salzmarktes zum Streite zwischen den beiden Parteien, der am 3. Juni 1462 in der Weise entschieden wurde, daß dem Abte die Unterhaltung einer Salzniederlage in Schwetzkau untersagt und der Salzvertrieb auf den Markttag, damals Mittwoch, beschränkt wurde. 3 0 Bald nach der Stadtgründung hatten sich auch Handwerker hier niedergelassen: Schmiede, Schlosser, Tischler, Böttcher, Stellmacher, Schneider, Schuster, Lein- und Tuchweber. Jeder erhielt einen Garten zugemessen und durfte eine Kuh auf der Gemeindeweide mithüten lassen. Auch ein Bader fehlte nicht, wie der alte Straßenname bezeugt. Eine Steuerliste aus dem 16. Jahrhundert weist f ü r Schwetzkau 71 gewerbliche Betriebe nach, f ü r das benachbarte 1547 Stadt gewordene Lissa 57, f ü r Fraustadt 435. D a im 15. Jahrhundert Lissa noch Dorf war und weiter östlich von Fraustadt liegt, dürfte in dieser Zeit auch die gewerbliche Betreuung dieser 57 Betriebe von Schwetzkau aus erfolgt sein. Nach jener Steuerliste hatte Schwetzkau 31 H u f e n , Lissa nur 12 und Fraustadt 8 l/s. Schwetzkau war also im Gegensatz zu Fraustadt eine vorwiegend Ackerbau treibende Landstadt. O b die H a n d werker gegen Ende des Mittelalters schon in Innungen zusammengefaßt waren, wie das f ü r das 1412 bezeugte Innungswesen Fraustadts feststeht, läßt sich nicht nachweisen. 31 Auch die uns überlieferte Zahl der von den Posener Städten in den Kriegen gegen den Deutschen Orden zu stellenden Soldaten (Posen 50, Fraustadt 20, Gostyn und Meseritz je 15, Schwetzkau und Storchnest je 10) läßt nur vergleichsweise einen Schluß auf die Bevölkerungsstärke Schwetzkaus zu. 32 Der Bevölkerungsüberschuß war so groß, daß Schwetzkau zusammen mit anderen Städten des Posener Landes die Verluste ausgleichen konnte, die Posen seit dieser Zeit an seiner deutschen Bevölkerung zu erleiden begann. 33 Wie wir sahen, wurde Schwetzkau allerdings seit seiner Gründung ununterbrochen von Krieg und Feuer (1278, 1300, 1322, 1343, 1382, 1445, 1474, 1549) heimgesucht und stand an Wirtschaft und Kultur weit hinter Fraustadt zurück, das durch Wall und Graben vor solchen Katastrophen geschützt war. Ob Schwetzkau damals bereits eine Schule hatte, läßt sich quellenmäßig nicht feststellen. Doch darf man wohl annehmen, daß das Kloster Lubin, das seit seiner Gründung eine Schule besaß, Geistliche wie Lehrer f ü r seine P f a r reien ausgebildet hat. So war 1334 auf dem Klosterdorf R a w a bereits ein Lehrer tätig. 34 Ebensowenig wie das Vorhandensein einer Schule läßt sich das eines Spitals f ü r diese Zeit urkundlich in Schwetzkau nachweisen. Wir können aber f ü r das 15. Jahrhundert ein solches allgemein f ü r alle Städte der Diözese Posen voraussetzen. 35

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) M o r i t z , Geschichte, S. 228. - B e i s s e r t , S. 17 A n m . 20. ) B a r t e n , S. 57-60. 32 ) M o r i t z , Geschichte, S. 231. - W a r s c h a u e r , Provinz Posen, S. 41. - B a r t e n , S. 57. 33 ) S c h m i d t , S. 298. - P a e c h (1908) S. 542: „Als im 16. J a h r h u n d e r t ein Zuzug von D e u t schen nach Posen s t a t t f a n d , w a r das deutsche Element der Klosterstadt Schwetzkau so stark, d a ß es ebenso wie Fraustadt Einwohner an die Landeshauptstadt abgeben konnte." - S t a s i e w s k i , Geschichte, S. 205. 34 ) Siehe oben S. 9. 35 ) L u k a s z e w i c z , Bd. 1, S. L X V . 31

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SCHWETZKAU

Die Erbvogtei Schwetzkaus wurde am 25. Mai 1366 von dem damaligen Vogte Waremul vor dem Lubiner Abt Johannes dem Gnesener Kastellan Vincentius und von diesem sofort seinem Schwiegersohn Nikolaus Cordbok in Gegenwart des Posener Bischofs J a n Doliwa weiterverkauft. 3 6 Die Cordbok (Cordebog, Korzbok) waren aus Schlesien eingewandert und besaßen am Anfang des 15. Jahrhunderts in Großpolen, besonders in dem südwestlichen von Deutschen besiedelten Teile, zahlreiche Güter um Grätz, Wöllstein, Tirschtigel, Bomst und auch im Fraustädter Lande 3 7 . Ein Matthias Cordebog war 14191421 Advokat am Breslauer Konsistorium, wurde Official und Kanoniker am Posener Dom, erbaute in der Kathedrale eine eigene Kapelle (1422) und stiftete in ihr eine eigene Altarie zu Ehren der allerseligsten Jungfrau, deren erster Altarist er selbst wurde (f 1431). Das Patronat und das Besetzungsrecht der Altarie hatte die Familie noch im 16. Jahrhundert. So erklärt es sich wohl, daß ein Schwetzkauer Pfarrer, der „Kanonik sredzki" Augustin, infolge guter Beziehungen zu seinem Erbvogte 1535 die Präsente auf diese Altarie erhielt. 38 Zwei Taten Schwetzkauer Vögte sind der Nachwelt überliefert worden, von denen der eine sich in der herrscherlosen Zeit des Interregnums (1383) zwei H u f e n Klosterland unrechtmäßig aneignete 3 9 , der andere, Georg mit Namen, nach der Zerstörung Schwetzkaus im schlesischen Kriege 1474, obwohl selbst abgebrannt, in Polen, Mähren, Böhmen und Rußland Almosen sammelte und damit die vernichtete Pfarrkirche mit einem Turm aus gebrannten Ziegeln wieder aufbaute. 3 9 1 Nach dem Liber beneficiorum von 1510 war die Kirche dem Allmächtigen Gott und dem hl. Apostel Jakobus geweiht. 39b Der N a m e des Pfarrers wird in diesem lückenhaften Verzeichnis nicht genannt. Das Patronatsund damit das Besetzungsrecht hatte der Lubiner Abt als Grundherr und Patron. 1460 verpflichtete sich der Konvent von Lubin, nur einen dem Könige genehmen Abt zu wählen. Seit Beginn dieses Jahrhunderts wurden die wichtigsten Pfründen, zu denen auch Lubin gehörte, dem polnischen Adel vorbehalten. 4 0 D a r u m waren wie in Fraustadt auch in Schwetzkau die Pfarrer nicht immer Deutsche, zumal zur Zeit der Kämpfe gegen den Deutschen Orden. Zum Beispiel war 1449-1462 Propst in Schwetzkau Iwan aus Popowo Popowieskie. 41 Die Kirche hatte 1510 fünf Altarien. Die erste hatte der Posener Domherr Bodzanta Komornicki inne, der am 3. November 1509 auf sie zugunsten des Warschauer Domherrn Johannes Popielski, verzichtete, die zweite Johannes Gorski (Vicarius in spiritualibus, officialis generalis Posnaniensis, archidiaconus Posnaniensis, Canonicus B.M. V. in summo altari cathedralis et ad Mariam Magdalenam Posnaniae, in Jarocin, Krotoszyn, Gniezno, Sroda, Swi^ciechowa et Wschowa, Plebanus in Radzim, Decanus cathedrae Posnaniensis, 1514-1518, f 1532), die dritte Scheling (Schyling, altarista in Wschowa), die vierte Jacobus Storich, die fünfte Mathias de Zbqszyn. Von diesen Altaristen sind offenbar der erste,

3

«) ) 38 ) 39 ) 37

C D M P , Bd. 3, N r . 1562, S. 2 8 3 . N o w a c k i , Kosci61 katedralny, S. 426 und 435 Ebd. S. 426. Siehe oben S. 31.

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a) Siehe obenS. 32. b) Liber beneficiorum, S. 193. 40 ) V ö 1 k e r , S. 117. 41 ) K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 415.

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DAS FRAUSTÄDTER LAND IM AUSGANGE DES MITTELALTERS

zweite und fünfte Polen, die infolge irgendwelcher Privilegien in den Genuß der Altarien gelangten. Auffallend groß ist die cumulatio beneficiorum bei Johannes Gorski. 42 Daß die seit 1456 in Fraustadt wirkenden Franziskaner auch das religiöse Leben Schwetzkaus gefördert und Ordensberufe geweckt haben, dürfte daraus hervorgehen, daß um 1500 in Posen ein Bernhardinerpater Johannes aus Schwetzkau wirkte, der als hervorragender Prediger in deutscher und polnischer Sprache gerühmt wird. 43 Ein Zeitgenosse des Domherrn Matthias Cordebog 44 war Peter Cordebog, Erbvogt von Schwetzkau. Im Jahr 1418 erteilte ihm der Abt des Klosters Lubin, Nikolaus, die Erlaubnis, fünf Mark jährlicher Zinsen zur Stiftung eines Altars zu Ehren der hl. Helena und Hedwig in der Kirche zu Schwetzkau zu verkaufen. In den polnisch verfaßten Regesten heißt es darüber: „Der oben erwähnte Zins von fünf Mark soll auf vier, zur Vogtei gehörige Hufen eingetragen werden, von denen drei auf Wilke, eine auf Kreutsch zu liegen. Von diesen haben Peter Clausner, Nikolaus Offeman, Hempel Schulthiss, Michael Armknecht, Peter Seydil, Peter Olsleger je eine halbe Hufe, Heinrich Clausener und Peter Schefer je drei Ruten und Clausener mit Sohn eine Hufe. Von einer jeder dieser Hufen soll ein Schock Groschen bezahlt werden. Dieser Zins kann erst durch Nachfolger Peter Cordebogs für 65 Mark (grzywien) abgelöst werden." 4 5 Als Zeugen werden erwähnt: Bischof Andrzej Laskary von Posen, Domherr Johann Furman aus Posen und die Ritter (milites) Nikolaus aus Murke und Johannes Xyansch, der staatliche Notar Michaelis aus Laszothky. Am 16. November 1418 genehmigte Bischof Andrzej diese von dem Priester Johannes aus Schwetzkau vollzogene Errichtung und Vermögensausstattung des Altars zu Ehren der hl. Helena und Hedwig in der St. Jakobuskirche in Schwetzkau: „Die genannte Stiftung vollzog der Geistliche Johannes von Schwetzkau. Zu diesem Zwecke erwarb er den Zins von fünf Mark guter Prager Groschen für 65 Mark von Peter Cordebog. Den Verkauf dieses Zinses, der auf vier Hufen gegen Wilke und Kreutsch liegenden Vogtlandes in Schwetzkau eingetragen wurde, vollzog Peter Cordebog mit Einwilligung des Lubiner Abtes Nikolaus und des Altgostiner Pfarrers Sqdko unter der Bedingung, daß zu seinen Lebzeiten der Zins nicht abgelöst werden darf, sondern nur durch seinen Nachfolger. Das Patronatsrecht besitzen die Söhne des verstorbenen Nikolaus Lekerice: Nikolaus, Johannes und Georg aus Schwetzkau." 46 Zum Schlüsse fügte der Bischof noch hinzu, daß der jeweilige Altarist für die Seelenruhe des Stifters wöchentlich zwei Messen zu lesen habe. Alle in dieser Urkunde erwähnten Schwetzkauer Bürger tragen rein deutsche Namen ohne irgendwelche Polonismen wie in Fraustadt. Dieser Tatbestand berechtigt im Zusammenhang mit dem für Fraustadt bereits erbrachten Nachweis und dem noch zu erbringenden für die Landbevölkerung zu dem Schlüsse, daß im Ausgang des Mittelalters die Bevölkerung Schwetzkaus deutsch war. Angeregt zur Wahl dieser beiden Frauen als Altartitel wurde der Stifter vielleicht durch den in der Glogauer Domkirche befindlichen Altar zu

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) Liber beneficiorum, S. 193. ) S t a s i e w s k i , Geschichte,S. 210. 44 ) Siehe oben S. 41.

) CDMP, Bd. 5, Nr. 277, S. 265. ) CDMP, Bd. 5, Nr. 286, S. 274.

DIE LANDGEMEINDEN

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Ehren der hl. H e d w i g u n d Elisabeth, den am 2. O k t o b e r 1311 Mechthild, die Gemahlin Heinrichs I I I . v o n Glogau, zu ihrem u n d ihres verstorbenen Gemahls Seelenheil gestiftet hatte 4 7 , u n d durch die Erinnerung an die am 22. J u n i 1399 verstorbene, v o m ganzen Volke als seine Wohltäterin verehrte Königin J a d w i g a , die, wie ihr Gemahl Jagiello als Konstantin des Ostens, als eine zweite H e l e n a gefeiert wurde. 4 8

3. D i e

Landgemeinden

I m Mittelalter gab es im Fraustädter L a n d nur zwei Städte: F r a u s t a d t und Schwetzkau. Beide w a r e n in einem Umkreis von etwa einer deutschen Meile von einem K r a n z e deutscher D ö r f e r umgeben. A n der östlich von F r a u s t a d t in südsüdwestlicher Richtung verlaufenden, bereits in Schwetzkau beginnenden, nach dem alten W a l l f a h r t s o r t Hochkirch 4 9 f ü h r e n d e n Straße lagen die D ö r f e r Ulbersdorf, Zedlitz, Kabel, Schwusen. Zedlitz w a r eine alte slavische Siedlung. Swidnica w a r u n t e r den schlesischen H e r z ö g e n im 13. b z w . 14. J a h r h u n d e r t in den Besitz des in Schlesien weit verbreiteten Geschlechtes der von Zedlitz gekommen und h a t t e diesen auch als Ortsbezeichnung in Schlesien v o r k o m m e n d e n N a m e n angenommen. Seit 1444 erscheint in den öffentlichen U r k u n d e n als O r t s n a m e wieder Swidnica, w ä h r e n d von der deutschen Bevölkerung der N a m e Zedlitz weiter gebraucht wurde. 5 0 H a r t an der schlesischen Grenze lag das Dorf Schwusen (Swas, Swos, Swusin, Sworzen) 5 1 , das am 4. Dezember 1336 dem Zisterzienserkloster Mariensee in Fehlen (Wielen) geschenkt wurde, in der vorreformatorischen Zeit aber wieder in Privatbesitz überging. A n der von Fraustadt nach Glogau f ü h r e n d e n östlichen Straße lagen die D ö r f e r Heyersdorf (J^drochowice, Jandrzychvicze, 1510) u n d Gurschen ( G o r c z y n a ) 5 2 , von denen das erste den K o t t w i t z , das zweite den Schlichting gehörte, an der westlichen Straße K u r s d o r f 5 3 , weiter südlich H i n z e n d o r f u n d westlich von Kursdorf Driebitz (Drzewce). An der westwestnördlich von F r a u s t a d t w e g f ü h r e n d e n Straße unmittelbar vor seinen Toren lag das bereits erwähnte

«) B l a s c h k e , S. 81. 4a ) V ö l k e r , S. 76, 88-89. 49 ) Visitationsberichte, Archidiakonat Glogau, S. 31: Hochkirchen. 5 °) Zedlitz: CDMP, Bd. 2, Nr. 1032, S. 365, vom 1. Dezember 1322. - Ebd. Nr. 1062, S. 398, vom 15. März 1326. - Ebd. Nr. 1084, S. 416, vom 31. Oktober 1327. - Ebd. Nr. 1123, S. 450, vom 11. März 1333. - CDMP, Bd. 5, Nr. 113, S. 109, vom 20. August 1407. - Ebd. Nr. 397, S. 387, vom 21. August 1424. - Ebd. Nr. 598, S. 585, vom 20. Mai 1437. - Ebd. Nr. 735, S. 688, vom 25. August 1444. - Vgl. auch Slownik geograficzny, Bd. 11, S. 644-645. - Visitationsberichte, Archidiakonat Glogau, S. 500. - M o r i t z , Reformation, Teil 2, S. 26. - Liber beneficiorum, S. 384. 51 ) Schwusen: CDMP, Bd. 2, Nr. 1162, S. 490, vom 4. Dezember 1336. - Ebd. Nr. 1164, S. 492, vom 12. Januar 1337. - CDMP, Bd. 3, Nr. 1851, S. 579, vom 15. Juni 1386. 52 ) K o z i e r o w s k i , Rycerstwo, S. 91: Gurschen, Guhren, ist um 1465 im Besitz der Schlichting. 53 ) CDMP, Bd. 2, Nr. 907, S. 254, vom 8. Februar 1307: Kursdorf.

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DAS FRAUSTÄDTER LAND IM AUSGANGE DES MITTELALTERS

alte Dorf Pritschen (Pretsino, P r z y c z y n a ) 5 4 , das Kazimierz I I I . 1345 Fraustadt geschenkt hatte. A n die Stelle einer Holzkirche t r a t schon zu Beginn des 15. J a h r h u n d e r t s ein Steinbau, die noch erhaltene „Rote Kirche". Weiter westwestnördlich an dieser Straße lagen das zur H ä l f t e von den Opalinski, zur H ä l f t e von den Seherr-Thoss bewirtschaftete Tillendorf (Tylewice), Lissen (Lysiny) 5 5 , das den Opalinski, u n d Weigmannsdorf

(Wyg-

nanczyce), das dem E r b h e r r n Seherr-Thoss gehörte, u n d noch weiter in dieser Richtung das um 1500 von den Freiherrn von Rechenberg beherrschte Städtchen Schlawa (Siawa). 5 6 A n der nordnordwestlich von F r a u s t a d t w e g f ü h r e n d e n Straße lagen Ilgen (Ylegin) 5 7 mit der Filiale K a l t v o r w e r k (Hetmanice) u n d Weine (1379), nordnordöstlich Röhrsdorf (Rudegeri villa, Ossowasien) 5 8 u n d nordöstlich Geyersdorf ( D ^ b o w a ^ k a ) . G a n z im N o r d e n schon mit überwiegend polnischer Bevölkerung liegen die alten Brenno 5 9 , D o m n i k

60

Zisterzienserdörfer:

, Bukwitz (Bukowiec) 6 1 und Luschwitz (Wloszakowice) 6 2 .

Ebenso wie F r a u s t a d t w a r auch Schwetzkau, die zweite Stadt dieses Ländchens, mit einem K r a n z e deutscher D ö r f e r umgeben. Vier Kilometer östlich von Schwetzkau liegt Lissa (Leszno) 6 3 , wohl bald nach seiner deutschen Besiedlung (1339) zur P f a r r e i erhoben. 1410 w a r hier P f a r r e r Johannes, vor 1468 Andreas, nach ihm vor 1487 Altarist Thomas Wilkowski. Die P f a r r e i w a r mit einer H u f e ausgestattet. G r u n d h e r r e n w a r e n um 1510 die beiden Brüder R a p h a e l u n d Johannes Leszczynski u n d Matthias C r u m n o .

Die

Leszczynskis w a r e n in dieser Zeit auch G r u n d h e r r e n des nördlich von Lissa gelegenen deutschen Dorfes G r ü n e (Grönowo). 6 4 Aus dem J a h r e 1548 h a t sich hier ein deutsches Schöffenbuch erhalten, auf dessen erster Seite wir lesen: „Bistu ein Richter, so richte recht! G o t t ist dein H e r r u n d du Sein Knecht. Richte nicht nach des Ersten Klage, hör' zuvor, was der Andere sage!" 6 4 3 A n einer von Fraustadt nach Lissa f ü h r e n d e n Straße südöstlich von Schwetzkau lag Striesewitz (Stresvich, Strzyzewice). 6 5 U m 1294 w u r d e diese vielfach 54

) Pritschen: CDMP, Bd. 1, Nr. 66, S. 64, vom 29. Juli 1210. - CDMP, Bd. 5, Nr. 143, S. 153, vom 28. Februar 1409. - Ebd. Nr. 348, S. 325, vom 10. Januar 1422. - M o r i t z , Geschichte, S. 2 0 0 . - P f ü t z e n r e i t e r , S. 145. - B a r t e n , S. 31. 55 ) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 306. - Slownik geograficzny, Bd. 5, S. 868. 56 ) Schlawa: CDMP, Bd. 2, Nr. 985, S. 325, vom 12. Mai 1316. - Visitationsberichte, Archidiakonat Glogau, S. 158. - Liber beneficiorum, S. 154. «) Ilgen: CDMP, Bd. 2, Nr. 940, S. 284, von 1311. 5S ) Röhrsdorf: CDMP, Bd. 2, Nr. 1048, S. 378, vom 17. Februar 1325: versus Rudegeri villam. - CDMP, Bd. 5, Nr. 94, S. 89, vom 8. Mai 1406. - Ebd. Nr. 263, S. 258, vom 20. Januar 1417. Ebd. Nr. 598, S. 585, vom 20. Mai 1437. 59 ) Brenno: CDMP, Bd. 5, Nr. 156, S. 164, vom 23. August 1409. - Liber beneficiorum, S. 155. 6 °) Domnik: CDMP, Bd. 1, Nr. 66, S. 64, vom 29. Juli 1210. 61 ) Bukwitz: CDMP, Bd. 1, Nr. 66, S. 64, vom 29. Juli 1210. 62 ) Luschwitz: CDMP, Bd. 5, Nr. 156, S. 164, vom 23. August 1409. - Liber beneficiorum, S. 152. 63 ) Lissa: K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 192. - Liber beneficiorum, S. 156. 64 ) Grüne: CDMP, Bd. 3, Nr. 1804, S. 528, vom 27. November 1382. - S c h m i d t , S. 289. B a r t e n , S. 32—33. — Liber beneficiorum, S. 132—133. 64 *) S c h m i d t , S. 289. 65 ) Striesewitz: CDMP, Bd. 2, Nr. 719, S. 90, vom Jahre 1 2 9 4 . - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 262. — Liber beneficiorum, S. 136.

DIE LANDGEMEINDEN

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von Kaufleuten benutzt, die die Zollstation von Svecechov umgehen wollten. Das Dorf gehörte um 1510 zur Pfarrei Neu-Garthe (Nowe Ogrody). Das 2 km südwestlich von Schwetzkau gelegene Dorf Garthe war 1432 Erbeigentum Szybans Trach und der Brüder Balcer und Melcher Rotenburg aus Bargen, 1444 Johanns Schalendorf und im 16. Jahrhundert der Przybyszewski. Bei seiner Besiedlung nach deutschem Recht wurde es Pfarrei, an der als Pfarrer 1424 Heinrich, 1442 Nikolaus Gracz, 1449 Stanislaus wirkten. Zu dieser gehörte das 2 km westlich gelegene Treben 66 ; im 16. Jahrhundert wurde sie Schwetzkau eingegliedert. 2XU km südlich von Schwetzkau liegt Lasswitz, das von den im 14. Jahrhundert hier angesiedelten Bauern als Reihendorf angelegt worden war. Der alte slavische Name Lasocice wurde früh deutsch in Lasswitz umgebildet. Um 1425 sind in dem benachbarten Striesewitz ein Nikolaus und Peter Lasswitz nachweisbar. An der schon bei der deutschen Besiedlung errichteten Pfarrkirche ist 1333-1371 Johannes als Pfarrer nachweisbar. 1437 belastete der aus Lasswitz stammende Landrichter Andreas die Bauern seines gegen Laube gelegenen Dorfanteils mit zehn Mark jährlicher Abgabe für eine Altarie in Lasswitz. 1514 wurde die Kirche auf Betreiben des damaligen Grundherrn Raphael und Johannes Leszczynski der Lissaer Kirche affiliiert. 67 Das sich Lasswitz nach Süden unmittelbar anschließende Priebisch (Przybyszewo) war Sitz der Przybyszewski und gehörte zur Schwetzkauer Pfarrei. 4 km südsüdwestlich von Schwetzkau liegt Alt- und noch 1 km weiter Neu-Laube (1329 Luba, 1496 Laube, 1528 Laube und Dlugie). 68 Grundherren im Ausgang des Mittelalters waren die Kottwitz, die, polnisch geworden, sich nach dem polnischen Ortsnamen Dluski nannten. Beide Dörfer waren selbständige Pfarreien. 3^2 km westlich von Schwetzkau liegen Petersdorf (Pietrowice) 69 , 2 km weiter Nicheln (Niechlod) 70 und wieder 2 km weiter Bargen (Zbarzewo) 71 und zwischen Petersdorf und Laube Treben (Trzebiny). In Treben und Petersdorf wirtschaftete im 15. Jahrhundert die Familie Kromnow. Petersdorf gehörte zur Pfarrei Gollmitz, Nicheln den Benediktinern in Lubin, die auch die Pfarrkirche im 13./14. Jahrhundert errichteten. In der erwähnten Stiftung aus dem Jahre 1437 in Lasswitz werden Pfarrer Nikolaus aus Nicheln und seine Nachfolger als deren Vollstrecker genannt. Bargen bestand aus zwei Siedlungen, von denen die eine Johann Cothwicz und die andere Kaspar Rotembark gehörte. Die Pfarrkirche entstand im 14. Jahrhundert bei der Besetzung des

66 ) Treben: t u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 299. — K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 262 und 415. Liber beneficiorum, S. 136 und 389. •7) Lasswitz: CDMP, Bd. 2, Nr. 1123, S. 450, vom 11. März 1333. - CDMP, Bd. 5, Nr. 608, S. 592, vom 20. November 1437. — K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 190 und 192. 68 ) Laube: CDMP, Bd. 2, Nr. 1032, S. 365, vom 11. März 1322: Hans Empnaw von der Luba. - CDMP, Bd. 5, Nr. 608, S. 592, vom 20. November 1437. - B a r t e n , S. 33. - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 76. — Liber beneficiorum, S. 318. 69 ) Petersdorf: K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 415. ™) Nicheln: CDMP, Bd. 1, Nr. 368, S. 328, vom 22. Februar 1258. - CDMP, Bd. 5, Nr. 608, S. 592, vom 20. November 1437. — K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 243. 71 ) Bargen: t u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 318. — K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 462. — Liber beneficiorum, S. 156.

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DAS FRAUSTÄDTER LAND IM AUSGANGE DES MITTELALTERS

Dorfes nach Magdeburger Recht. Um 1516 übten hier wie in Röhrsdorf und Murke Dominikaner aus Glogau die Seelsorge aus. Etwa 4 km nordnordwestlich liegt das Kirchdorf Gollmitz (Goianice), 2 km weiter Jeseritz (J^zierzyce), die beide 1510 demselben Herrn Martin Kottwitz gehörten, und jenseits des Gollmitzer Sees Groß- und Klein-Kreutsch (Krzycko). Dieses Dorf, das auch an einem Umgehungsweg der Schwetzkauer Zollstation lag, befand sich bei der Eroberung des Fraustadter Landes (1343) bereits im Besitz der Kottwitz, der 1406 erfolglos von Wladyslaw II. angefochten wurde. Nadi ihrem Kreutscher Besitz nannten sie sich später Krzycki. 72 Bei der Besiedlung von Jeseritz, Gollmitz 73 und Kreutsch nach deutschem Recht entstanden hier im 14. Jahrhundert auch Pfarrkirchen. Eine deutsche Landmeile nördlich von Schwetzkau liegt Murke (Morkowo), 3 km nordnordöstlich Deutsch Wilke (Wilkowo) und 4 km weiter Leipe (Lipno). Am 25. Juni 1400 werden Petrus und Nikolaus aus Murke als Zeugen erwähnt. Am 21. August 1424 fiel die gerichtliche Entscheidung in einem Rechtsstreit zwischen dem Lubiner Abt Albert und Johann aus Murke. 74 Wilke wurde im 13.-14. Jahrhundert als Reihendorf angelegt und kam ebenso wie Murke in die Hände der Kottwitz, die sich nach Wilkowo Wilkowski nannten. Den deutschen Charakter der Wilker Siedler bezeugt ihr erhaltenes Schöffenbuch aus dem Jahre 1576.75 Auch Leipe, im 14. Jahrhundert nach deutschem Recht angelegt, hatte sein eigenes Gotteshaus. 78

4. D i e E i n g l i e d e r u n g d e r P f a r r e i e n des F r a u s t ä d t e r L a n d e s in die D i ö z e s a n o r g a n i s a t i o n Das Fraustädter Land wurde von den Siedlern, die aus ihrer Heimat gewohnt waren, in jedem Dorf eine Pfarrkirche zu haben, mit einem dichten Netz von Pfarrkirchen über72 ) Kreutsch: CDMP, Bd. 1, Nr. 19, S. 25, vom 1. September 1157: Brief Friedrichs I. an Abt Wibaldus von Corvey über Huldigung des Herzogs Bolizlaus „in territorio Crisgove". Ob Crisgov identisch ist mit Critsco = Kreutsch (CDMP, Bd. 2, Nr. 719, S. 91, vom Jahre 1294) ist zweifelhaft. - CDMP, Bd. 3, Nr. 1972, S. 695, vom 11. November 1396: Crzysko. - CDMP, Bd. 5, Nr. 98, S. 93, vom 25. Juni 1406: Rechtsstreit Wladyslaws II. mit Sigfrid Kotwicz aus Kreutsch. — Ebd. Nr. 222, S. 214, vom 4. Juli 1413. — K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 182. — Liber beneficiorum, S. 155. 73 ) Gollmitz: CDMP, Bd. 3, Nr. 2007, S. 727, vom 3.Juli 1399. - CDMP, Bd. 5, Nr. 587, S. 578, vom 13. August 1436. — Liber beneficiorum, S. 155. 74 ) Murke: CDMP, Bd. 3, Nr. 1474, S. 205, vom 22. April 1362: in ius Theutonicum. - CDMP, Bd. 5, Nr. 5, S. 6, vom 25. Juni 1400. - Ebd. Nr. 94, S. 89, vom 8. Mai 1406. - Ebd. Nr. 277, S. 266, vom Jahre 1418. - Ebd. Nr. 397, S. 387, vom 21. August 1424. - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 234. " ) Wilke: CDMP, Bd. 2, Nr. 1032, S. 365: Stephan von Wilkau 1322 Landschöppe. - CDMP, Bd. 3, Nr. 1883, S. 609, vom 15. Oktober 1388: Iarotha und Boguslaus de Wylkowo. - Ebd. Nr. 1993, S. 714, vom 29. September 1398. - Ebd. Nr. 2018, S. 737, vom 19. November 1399. Vgl. auch t u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 289. — B a r t e n , S. 31. — K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 234, 415 und 437. 76 ) Leipe: K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 195. — Liber beneficiorum, S. 335.

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DIE EINGLIEDERUNG DER PFARREIEN I N DIE DIÖZESANORGANISATION

spannt. Der bei weitem größte Teil von ihnen gehörte beim Ausgang des Mittelalters der Diözese Posen an. Erzbischof Henryk Kietlicz (1199-1216) hatte die Pfarrseelsorge organisiert, indem er auf gewohnheitsrechtlicher Grundlage die einzelnen Pfarrsprengel nach den Besitzgrenzen der sich herausgebildeten Grundherrschaften umschrieb und sie den einzelnen Diözesen einordnete. 77 Der Posener Bischof Andrzej Zaremba (1297-1316) teilte die Diözese in drei Archidiakonate ein, so daß um 1300 die Parochialorganisation als abgeschlossen gelten kann. 78 Der Grundherr als Patron hatte das Recht, den Pfarrer zu präsentieren und der Bischof die Pflicht, den Präsentierten, wenn kein kanonisches Hindernis bestand, zu instituieren. 79 Der Patron als Kirchherr überwachte die Erfüllung der seelsorgerischen Aufgaben und Pflichten. Die im Laufe der Zeit entstandenen Veränderungen der Besitzverhältnisse der weltlichen Grundherrschaften brachten es mit sich, daß im 15. Jahrhundert deren Grenzen mit denen der Pfarrsprengel nicht immer mehr zusammenfielen und darum auch das Patronatsrecht wechselte, während bei den geistlichen Grundherrschaften die Bindung mit dem Patronat bestehen blieb.80 Seit 1494 unter der Regierung des Bischofs Uriel Gorka (1479-1498) bemühte man sich um eine Bestandsaufnahme aller Präbenden der Diözese, die unter Bischof Jan Lubranski (1498-1520) 1510 zu Ende geführt und deren Ergebnisse in dem Liber beneficiorum niedergelegt wurden. Hiernach hatte die Diözese Posen 368 Pfarrkirchen, die den drei Archidiakonaten Posen, Grätz und Schrimm zugeteilt waren. Zu dem Archidiakonat Schrimm gehörten die Dekanate: Schrimm, Kosten, Neustadt und Fraustadt, zu dem Dekanat Fraustadt folgende Pfarreien: 81

(deutsch)

Ortsname (polnisch)

1. Altkloster (Antiquum 2. Bargen 3. Brenno

Kaszczor claustrum) Zbarzewo —

Titel der Kirche

Patronat

s. Adalbertus

Ord. Cist. Obra-Priment Rottenburg, Kottwitz Pribislaus Griszynski, 1409 Opalinski, 1409 Griszynski königlich Rotenburg Przybyszewski

Nativitas BMV s. Hedwigis

4. Bukwitz

Bukowiec Górny s. Martinus

5. Fraustadt 6. Garthe

Wschowa Ogrody

s. Maria unbekannt

Filialen

Altarie

— —











— Treben Striesewitz

26 —

" ) S c h m i d , S. 344 und 521. 7S ) S a p p o k , S. 112. — S c h m i d , S. 344. — N o w a c k i , Archidiecezja poznanska, S. 287. 78 ) S c h m i d , S. 817: Der kleinpolnische Vergleich von 1437 legte die Pflichten des Bischofs und Grundherrn fest. — Vgl. auch L u k a s z e w i c z , Bd. 1, S. XCVII. so ) S c h m i d , S. 825. 81 ) Liber beneficiorum, S. 18 und 152-156.

48

DAS FRAUSTÄDTER LAND IM AUSGANGE DES MITTELALTERS

(deutsch)

Ortsname (polnisch)

7. Geyersdorf

Titel der Kirche

Patronat

D?bowal?ka

unbekannt

D?bol?skiOssowski Kottwitz privat

8. 9. 10. 11. 12. 13.

Gollmitz Harbelyn Ilgen Jeseritz Kreutsch Lasswitz

Golanice Charbielin Lgin J^zierzyce Krzycko Lasocice

ss. Petrus, Paulus unbekannt unbekannt s. Michael s. Clemens s. Franciscus

14. 15. 16. 17. 18. 19.

Alt Laube N e u Laube Lissa Lissen Luschwitz Nicheln

Dlugie Stare Dlugie N o w e Leszno Lysiny Wloszakowice Niechlod

s. Martinus unbekannt s. Nicolaus unbekannt ss. Trinitas Omnes Sancti

20. Pritschen 21. Röhrsdorf Rudgeri villa 22. Schlawa 23. Schwetzkau

Przyczyna Ossawasien

s. Georgius M. unbekannt

Slawa Swi^ciechowa

unbekannt s. Jacobus

24. Tillendorf

Tylewice

unbekannt

25. Wilke

Wilkowo

s. Martinus

Zu dem Dekanate Kosten gehörten 1510: 1. Murke Morkowo Omnes Sancti 2. Leipe Lipno —

Filialen



Kottwitz Kottwitz-Krzycki AwdanceLeszczynski Kottwitz-Dluski —

Leszczynski Opalinski Griszynski, 1409 O r d . s. Benedicti Lubin königlich Ossowski (Dol?ga)

S2

Petersdorf —

Kaltvorwerk



— — —











1









Grüne —

Domnik

1 — —













von Rechenberg — Priebisch O r d . s. Benedicti Lubin — Opalinski Seherr-Thoss Kottwitz-Wilkowski i —



5 —



Kottwitz















Z u dem Archipre:¡byterat G u h r a u in der Diözese Breslau gehörten 1580: 1.Driebitz Drzewce — 2. Heyersdorf J^drzychowice — 3. Hinzendorf Heynemanisvilla s. M. Magdalena Klarissenkloster Glogau, gegr. 1307 4. Kabel Kowalewo — 5. Kursdorf 8 2 ) Conradisvilla s. Jacobus Klarissenkloster Glogau 6. Schwusen 83 ) Swas, Sworzen — Schliditing 7. Zedlitz 8 4 ) Swidnica s. Johannes Zedlitz, Evangelista Kottwitz f u n d . 1300, cons. 1310

) Visitationsberichte, Ardiidikonat Glogau, S. 118—119. ) Ebd. S. 115. 84 ) Ebd. S. 114. 83



Altarie

Kandlau



Attendorf Kabel, Olbersdorf

— —

Abb. 8: G r a b d e n k m a l an der N o r d w a n d der P f a r r k i r c h e (1639) zu Seite 96

Abb. 9 : E p i t a p h f ü r P r o p s t M a r t i n Krause (f 1827) zu Seite 145

DIE EINGLIEDERUNG DER PFARREIEN I N DIE DIÖZESANORGANISATION

49

Diese im südlichen Teil des Fraustädter Landes gelegenen Dörfer scheinen infolge der frühzeitig von Heinrich I. von Schlesien von Guhrau aus in den Grenzwald vorgetriebenen deutschen Besiedlung auch von Guhrau seelsorglich betreut und der Breslauer Diözese eingegliedert worden zu sein, noch bevor der nördliche Teil von Posen aus seelsorgerisch erfaßt und der Diözese Posen eingeordnet wurde. Sie blieben auch nach der Eroberung des Gebietes durch Kazimierz bis 1821 bei Breslau. Im 16. Jahrhundert begannen die Bischöfe damit, ungenügend ausgestattete Pfarrkirchen durch Unionen zu lebensfähigen kirchlichen Organismen zusammenzulegen. 85 So wurden Garthe mit Schwetzkau, Jeseritz mit Gollmitz, Geyersdorf mit Röhrsdorf, Neu- mit Alt-Laube, Lasswitz und Striesewitz mit Lissa, Leipe mit Murke, Tillendorf mit Lissen, Attendorf und Schwusen mit Zedlitz vereinigt. Am Ende dieser Entwicklung, etwa seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, „steht die polnische Pfarrorganisation in ihren rechtlichen Grundlagen gefestigt und gesichert da." 86

85

) B l a s c h k e , S. 50. - S c h m i d , S. 824. ) S c h m i d , S. 838.

86

Teil II

SCH WETZ KAU U N D DAS FRAUSTÄDTER L A N D ZUR ZEIT DER R E F O R M A T I O N U N D G E G E N R E F O R M A T I O N

Erstes Kapitel

DIE REFORMATION IN

1. V o r t r i d e n t i n i s c h e

POLEN

Reformversuche

Ein halbes Jahrtausend war vergangen, seit in Polen das Christentum und mit ihm die westliche Kultur Eingang gefunden hatte. Es war dem Lande im Laufe dieses Prozesses gelungen, seine politische und kirchliche Unabhängigkeit vom Ausland und seine nationale Selbständigkeit zu behaupten. Polen war ein christliches Land geworden, ein ebenbürtiges Glied der abendländischen Völkerfamilie. Es hatte sich eine unmittelbar Rom unterstellte Hierarchie herausgebildet, an deren Spitze der Erzbischof von Gnesen stand, der seit dem Konzil von Konstanz den Titel „Primas von Polen" führte. 1 Die Diözesen waren durchorganisiert. Zu den 368 Pfarrkirchen der Diözese Posen kamen z. B. noch 36 Filialkirchen und Hunderte von Spital- und Klosterkirchen. Groß war auch die Zahl der Geistlichkeit, da neben dem schon zahlreichen Ordensklerus an den bedeutenderen Pfarrkirchen mehrere Priester angestellt waren. So gab es in der Diözese Posen 405 Altarien. 2 Die kirchlichen Gebäude waren zu Beginn des 16. Jahrhunderts zu 90 °/o aus Holz. Doch hatten die Bischöfe, die Benediktiner und die Zisterzienser im 15. Jahrhundert begonnen, in ihren grundeigenen Ortschaften Backsteinkirchen zu errichten, auch gab es solche bereits in den königlichen Städten. Dort vergab der König, auf einem Klostergut der Abt bzw. die Äbtissin, auf einem adligen der Grundherr das Benefizium.3 Es gab keine kirchliche Zentrale, die dem Kleriker seine Stelle zuwies, er mußte sich beim Patron um sie bewerben. Da die Präsentation an sich ein Recht auf die Pfründe gab4, konnte die kirchliche Feststellung der kanonischen Tauglichkeit nur die Erfüllung der Mindestforderungen bedeuten. So saßen auf geringdotierten Pfarren vielfach ungebildete Geistliche, während die einträglicheren von dürftig besoldeten Vikaren verwaltet wurden, die eigentlichen Inhaber aber ihre Einkünfte anderswo verzehrten. Es fehlte eine einheitliche Ausbildung der Kleriker. Die Kandidaten besuchten Klosterschulen, wie die aus Sdiwetz-

») ) 3 ) 4 ) 2

V ö l k e r , S. 100. Liber beneficiorum, S. 20. t u k a s z e w i c z , Bd. 1, S. XII, X X I und XLI. S c h m i d , S. 817.

VORTRIDENTINISCHE REFORMVERSUCHE

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kau in Lubin, oder studierten bei einem Geistlichen. 5 Ihre wissenschaftliche und aszetische Vorbereitung war mangelhaft. Von ihren adligen Patronen verachtet, wurden sie von diesen vielfach zu Dienstleistungen herangezogen. So erklärt es sich, daß viele dem von der Kirche f ü r ihren Stand vorgeschriebenen Zölibat nicht gewachsen noch gegen eine Ansteckung durch Irrlehren gefeit waren. Die Begabteren und besser Ausgebildeten waren häufig als Kanzler am königlichen H o f e oder in der Schule tätig. Die Synodalstatuten und Domkapitel klagten über die liederliche Lebensführung: Trinkunsitten, Beteiligung an Tänzen, Würfelspiel, Konkubinat der Geistlichen. 6 Der höhere Klerus kam aus dem Adel. Nach der Konstitution von 1496 mußten die Kanoniker, Präbendare an Kathedralen und Bischöfe adlig sein. Den polnischen Wünschen entsprach Papst Leo X., indem er die adlige Abkunft zur Bedingung für die A u f n a h m e in das Domkapitel machte. 7 Seine Ausbildung erhielt der Posener Domklerus in dem von Bischof Jan Lubranski (1498-1520) aus der Domschule zu einem akademischen Gymnasium mit Griechisch umgebildeten Athenäum, das später Bischof Andrzej Czarnkowski (1553-1562) zu einer Akademie auszubauen und mit berühmten Lehrkräften zu versehen sich bemühte. 8 Dem Posener Domkapitel gehörten zu dieser Zeit 36 Domherren und 10 Prälaten an, wozu noch die Canonici supernumerarii kamen. Einer von ihnen, „Kanonik sredzki" war 1555 der Schwetzkauer Pfarrer Augustin. 9 Posener Dompropst war seit 1564 Jan Kochanowski; der Dichter gleichen Namens gilt als einer der größten polnischen Lyriker. 1 0 Zu den glänzendsten Vertretern des Humanismus in Polen zählte der gebildete Posener Bischof Piotr Tomicki (1520 -1523), der gewandt lateinisch, italienisch und deutsch sprach, und sein Neffe Andrzej Krzycki (1483-1537) aus dem Geschlechte Kottwitz-Krzycki aus Kreutsch bei Schwetzkau. Er studierte in Frankreich und Italien, war Humanist, mit Erasmus von Rotterdam befreundet, Sekretär der Königin Bona und des Königs Z y g m u n t l . und schließlich Erzbischof von Gnesen (1535-1537). Er wird von polnischer Seite zu den geistreichsten Persönlichkeiten seiner Zeit und zu den größten Söhnen des Lissaer Landes gezählt. 11 Die polnischen Könige beeinflußten weitgehend die seit Mitte des 14. Jahrhunderts dem Papste zustehende Ernennung der Bischöfe. 12 D a sie zum königlichen Senate gehörten und zusammen mit den Magnaten die Landespolitik machten, waren bei ihrer Nomination weniger kirchliche als politische Rücksichten maßgebend. Man zahlte hohe Vermittlungs-

5

) ) auch s k i, 7 ) 8 ) a )

V ö l k e r , S. 125. - N e u s s , S. 160. - U m i n s k i , Bd. 2, S. 64-65. S a w i c k i , Bd. 7, S. 23: Diözesansynode unter Bischof A n d r z e j Laskary um 1420. — Vgl. L u k a s z e w z e w i c z , Bd. 1, S. L X X V I I I : Ustawa synodalna Warzawska 1561. - S t a s i e w Geschichte, S. 209. C a r o , Bd. 5, 2, S. 667. - Z i v i e r , S. 7 7 1 . - V ö l k e r , S. 117. W a r s c h a u e r , Abriß, S. 21. — R h o d e , Blüte und Niedergang, S. 51. Siehe o b e n S . 41. 10 ) R h o d e , Blüte und Niedergang, S. 53. — R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. l l . - S t a s i e w s k i , Reformation, S. 35. Z i v i e r , S. 301. - C h o w a n s k i , S . 21-25. 12 ) L u k a s z e w i c z , Bd. 1, S. L X X X I . - V ö l k e r , S. 116. - S a p p o k , S. 69 und 107. R h o d e , Geschichte Polens, S. 240. 6

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gebühren für ein reich dotiertes Bistum.13 Seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts hatte die Freigebigkeit der Fürsten auch den Posener Bischofsstuhl mit Reichtümern überhäuft. Der Bischof besaß Städte, Dörfer, Schlösser mit Vorwerken, Mühlen, Wäldern, Tuch- und Papierfabriken sowie Glashütten, ein Einkommen von 12 000 Gulden. 14 Ein großer Teil der Bischöfe war zwar hoch begabt, sie waren Mäzene von Kunst und Wissenschaft, aber für das religiöse Leben ohne Nutzen. 15 Selbst die einsetzende Abfallbewegung zum Protestantismus und das seit 1545 tagende Konzil von Trient vermochten den polnischen Episkopat nicht aufzurütteln. Die Synodalinstruktion des Krakauer Domkapitels von 1551 entwarf das folgende Bild: „Mit Ausnahme einiger weniger führen die Bischöfe, . . . uneingedenk ihrer hohen Amtspflichten, einen liederlichen Lebenswandel, wobei sie die Späße der an ihren Höfen beliebten Possenreißer lieber hören als das Wort Gottes. Die Ausbreitung der Ketzerei wird als göttliche Strafe für die Sünden der Oberhirten hingenommen." 16 Allerdings fehlte es nicht an Versuchen, die Mißstände zu beseitigen. Seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts waren Reformsynoden eine Dauererscheinung in der Geschichte der Posener Diözese. Ein Bild der sittlich-religiösen Zustände in diesem Bistum sowie der kirchlichen Maßnahmen zur Behebung der Mißstände geben die Statuten der Reformsynode, die Bischof Andrzej Laskary (1414-1426) in Durchführung der vom Konstanzer Konzil beschlossenen Reformen 1420 abhielt. 17 Nach dem letzten Abschnitt der auf dieser Synode getroffenen Bestimmungen war der Rektor einer jeden Kirche verpflichtet, eine amtliche Abschrift dieser Vorschriften im Chore der Kirche zur öffentlichen Einsicht aufzuhängen. Eine solche ist in der von dem Fraustädter Altaristen Alexius Doringk 18 angefertigten Handschrift auf uns gekommen. In ihr werden die zahlreichen Feiertage und Fasttage aufgezählt, die beobachtet werden sollten. An allen Festtagen war zu predigen, an Sonntagen das Gebet des Herrn, der Engel des Herrn, das Glaubensbekenntnis und die zehn Gebote zu erklären und durch langsames Vorbeten einzuprägen. Die Gläubigen wurden angehalten, wenigstens einmal im Jahr ihre Sünden zu beichten und Ostern die hl. Kommunion zu empfangen. Die Geistlichen wurden ermahnt, beim Gottesdienst und der Spendung der hl. Sakramente Chorhemd und Stola zu tragen, die Seelsorger, die Residenzpflicht zu beobachten. Die Eheschließung sollte nach vorangegangenem Aufgebot in der Kirche erfolgen. Als Mindestalter der Brautleute galt das vollendete 14. bzw. 12. Lebensjahr. Den Priestern wurde eine würdige und langsame Feier der hl. Messe ans Herz gelegt. Unter Androhung schwerer Kirchenstrafen wurden die Entheiligung des Sonntags durch Abhalten von Märkten, Wucher, Völlerei, besonders

13 ) Z i v i e r , S. 572. — V ö l k e r , S. 197. - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 13. - U m i n s k i , Bd. 2, S. 60-63. » ) L u k a s z e w i c z , Bd. 1, S. L X X V - L X X X I I . - V ö l k e r , S. 121. 15 ) V ö l k e r , S. 138. - U m i n s k i , Bd. 2, S. 60-63. 16 ) V ö l k e r , S. 198. - S t a s i e w s k i , Geschichte, S. 209. 17 ) S a w i c k i , S. 7 - 3 8 . 18 ) Siehe oben S. 37.

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an hohen Festtagen, Auswüchse des Karnevals (carnisprivium), mancherlei abergläubisches Brauchtum, wie das Todaustreiben am Sonntag Lätare, der sogenannte „Dyngusz" am zweiten Osterfeiertag, der nächtliche Tanz am Johannistage, abergläubische Bräuche in der Weihnachtsnadit und bei Begräbnissen, anzügliche Lieder bei der Primiz junger Priester, den Geistlichen das Konkubinat, der Besuch von Wirtshäusern, das Würfelspiel, Simonie und Bettelei untersagt. 16 Audi die Nachfolger Laskarys bemühten sich auf Diözesansynoden fortlaufend um Reform. Zu der unter Bischof Andrzej Czarnkowski von Posen 1561 abgehaltenen Synode wurde vom Diözesanklerus zur Behebung seiner unzureichenden Besoldung und von Schwierigkeiten in der Seelsorge eine Eingabe (Articuli ex parte cleri totius diocesis in synodo dati) gemacht, die von seinem Eifer und der Sorge um das Wohl der Kirche zeugt. 20 Im Vordergrund aller Reformbestrebungen standen die Wahrnehmung der Standesinteressen, die Verwaltung des kirchlichen Besitzes und der vorschriftsmäßige Vollzug des Kultus. An der religiös-sittlichen Erneuerung der Gläubigen arbeiteten auch die Orden: Dominikaner, Karmeliten und seit dem Ende des 15. Jahrhunderts die Bernhardiner. Das Erscheinen des großen Reformpredigers Johannes Capestrano 1455 in Polen führte zur Gründung von drei Bernhardinerklöstern in Posen, Kosten und Fraustadt. Um 1500 predigte auch ein aus Schwetzkau stammender und wahrscheinlich durch das Wirken der Fraustädter Bernhardiner für den Eintritt in diesen Orden gewonnene Johannes Baptista. 21 Aber alle diese Bemühungen und Einflüsse blieben örtlich und zeitlidi beschränkt und vermochten nicht, Volk, Klerus und Episkopat so zu erneuern, wie es die Beseitigung der vorhandenen Mißstände und die Abwendung des drohenden Abfalls erforderlich gemacht hätte. 2. D i e R e f o r m a t i o n i n P o l e n Die offen zutage liegenden Mißstände der polnischen Kirche und das Unterbleiben einer schon längst fälligen Reform steigerten im Volke, besonders im Adel, die bereits bestehende Erbitterung über Fron, Zehnten und andere Vorrechte des geistlichen Standes und machten die Kirche selbst in ihren berechtigten Ansprüchen bei vielen unglaubwürdig und die Herzen für eine Reformation, wie sie im westlidien Europa im Gange war, empfänglich. Polen stand seit seiner Christianisierung religiösen und kulturellen Einflüssen aus den westlichen Ländern, besonders auch aus Deutschland, offen. Die lernbegierige Jugend begnügte sich nicht mit Krakau, sondern bezog deutsche, schweizerische, französische und italienische Universitäten, studierte lateinische und griechische Klassiker und nahm mit diesen auch die antike, aufs Diesseits gerichtete Lebensauffassung in sich auf. 22 Zur gleidien

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) ) 21 ) 22 ) 20

S a p p o k , S. 132. — S a w i c k i , S. 23. S a w i c k i , S. 66. S t a s i e w s k i , Geschichte, S. 210. W a r s c h a u e r , Abriß, S. 18. - S c h m i d t , S. 305. - V ö l k e r , S. 128 und 136.

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Zeit und vielfach an denselben Schulen, wo jüngere Humanisten die Grundlagen christlicher Weltanschauung in ihren jugendlichen H ö r e r n erschütterten, riefen Reformatoren wie Luther, Melandithon und Calvin zur Reform der Kirche auf. In Wittenberg studierten jährlich 50 bis 60 polnische Studenten. 1554 war hier der spätere Woiwode von Posen, Stanislaus von Görka, Rektor. 2 3 Diese reformatorischen Ideen brachten die Studenten von den Universitäten in die Heimat, Handwerksburschen und Kaufleute erzählten von dem großen Abfall von der Kirche in Deutschland, Luthers Ruf nach Reform f a n d auch im Bistum Posen lauten und begeisterten Widerhall. 2 4 Man sah in Luther zunächst den K ä m p fer f ü r die „christliche Freiheit" von der Herrschaft der Geistlichkeit. Von Brandenburg und Schlesien her drang das Luthertum auch in die angrenzenden, hauptsächlich von Deutschen bewohnten Teile Großpolens ein. Besonders die Städte wie Fraustadt, Meseritz, Schwerin und Birnbaum wurden von ihm ergriffen. Auch einige Adelsfamilien, wie die Ossowski im Fraustädter Land und die Besitzer von Bentschen, die Zbqskis, bekannten sich zu der neuen Lehre. 25 Der in adligen und geistlichen Kreisen verbreitete Humanismus war ein guter Nährboden f ü r ihre Ausbreitung. Seit 1529 wirkte an der bischöflichen Lubranskischen Akademie in Posen der aus Leipzig stammende Humanist Christoph Hegendörfer im Sinne der Reformation, bis er 1535 vom Posener Domkapitel wegen ketzerischer Lehren seines Amtes enthoben wurde. 2 6 Seit 1543 predigte in polnischer Sprache unter großem Zulauf des Volkes an der Posener Pfarrkirche der vom Bischof Sebastian Branicki (1539-1544) berufene Dominikaner Andrzej Samuel Lehrsätze Luthers, ohne dessen N a m e n zu nennen und sich auf die Bekämpfung der katholischen Lehre einzulassen. 27 Starke Beschützer und Förderer entstanden dem Luthertum im Posener Bistum in dem Grafen Andreas Görka und dessen Sohne, dem Woiwoden Lukas Görka. Seit 1530 ließ der erste in seinem Schloß lutherischen Gottesdienst halten, so daß der Gesang in die benachbarte Pfarrkirche hinüberschallte. Unter dem Schutze von Lukas Görka verkündete Jan Seclucyan Luthers Lehre. 28 Nach der Erklärung seines Bischofs Benedykt Izdbienski (1546-1553) ist Posen 1547 größtenteils von Ketzerei infiziert. 29 24 aus Mitteln des Adels in den Städten des Posener Landes errichtete Druckereien verbreiteten protestantische Streit- und Erbauungsschriften und Gesangbücher. Deutsche reformatorische Schriften erschienen schnell auch in Großpolen. 3 0 Ganze Gemeinden traten zum neuen Glauben über. Protestantisch gewordene Grundherren vertrieben den katholisch gebliebenen Pfarrer und

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) M o r i t z , Geschichte, S. 236-237. - V ö l k e r , S. 136. ) Z i v i e r , S. 301. - V ö l k e r , S. 146. 25 ) W a r s c h a u e r , Abriß, S. 19. Ebd. S. 18. - K r a u s e , S. 18. - S c h m i d t , S. 305. - Z i v i e r , S. 302. - V ö l k e r , S. 145. — R o h d e , Geschichte der evangelischen Gemeinden, S. 225. - U m i n s k i , Bd. 2, S 70-72. 27 ) R h o d e , Geschichte der evangelischen Gemeinden, S. 225. 28 ) Ebd. S. 225-226. 29 ) Z i v i e r , S. 467. 30 ) V ö l k e r , S. 146. — S t a s i e w s k i , Reformation, S. 46. 2i

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stellten einen protestantischen Prädikanten an oder ließen den katholischen Priester die Messe und einen neugläubigen Geistlichen die Predigt halten, wie das Lauterbach von Ostrorog und Fraustadt berichtet. 31 Überaus schnell breiteten sich die reformatorischen Bestrebungen in Polen aus. 32 Das Selbstbewußtsein der Neugläubigen stieg, Prozessionen wurden überfallen, Kruzifixe, Heiligenbilder, Hostien wurden profaniert. In Posen schleuderte der Bruder des Bannerträgers Gorecki die hl. Hostie vom Altare. Der polnischen Geistlichkeit fehlte es an Verständnis und Interesse, den Neuerern mit geistigen Waffen entgegenzutreten. Den literarischen Kampf mit ihnen nahm zwar der spätere polnische Primas Andrzej Krzycki auf. Er entwarf in der Satire „Encomia Lutheri" 1524 ein Zerrbild von dem Reformator, das jedoch wenig Glauben fand, da es in Polen genug Wittenberger Studenten gab, die ihn persönlich kennengelernt hatten. 3 3 Man sah in diesen Kreisen im Protestantismus hauptsächlich eine politische Bewegung und bekämpfte ihn, weil man in der Durchführung der Neuerung eine Gefährdung der Standesinteressen und des polnischen Staates erblickte. Mehrfach griffen die Domkapitel an der Stelle ihrer Bischöfe in den Kampf gegen die Protestanten ein. So sandte das Posener Domkapitel 1524 den Archidiakon Jan Görski zum König mit der Bitte um „auxilium contra oppressionem Lutheranorum". 1537 überreichte es seinem Bischof Jan Litewski (1536-1538) eine schriftliche Bestandsaufnahme der in der Diözese noch praktisch geübten katholischen Religion. Viele aus der Schlachta hätten Pfarrhäuser und Kirchen in Besitz genommen, unterhielten an ihnen abgefallene Geistliche und hätten Anabaptisten bei sich verborgen. In vielen Pfarreien stürben die Kinder ungetauft. Zahlreiche Jugendliche aus Großpolen würden in Deutschland in lutherischen Instituten erzogen. 1540 stellte das Kapitel bei Bischof Sebastian Branicki (1539-1544) den Antrag, er solle aus Anlaß des Eindringens des Luthertums in die Kirchengemeinden von Fraustadt und Meseritz Inquisitoren gegen die Häresie einsetzen. 34 Bei dieser H a l t u n g der Bischöfe konnte auch der päpstliche Legat Luigi Lippomano weder im Kronrat noch auf den kirchlichen Synoden ein einheitliches Vorgehen gegen die Neuerungen erreichen, so daß er unverrichteterdinge Polen verließ. 35 An der Spitze des polnischen Staats stand der König. War seine Macht auch eingeschränkt, hing doch viel von seiner persönlichen H a l t u n g ab. Zygmunt I. (1506-1548) suchte die Ausbreitung der Reformation in Polen durch strenge Edikte aufzuhalten. 3 8 Aber er drang nicht auf Durchführung seiner Erlasse, und seine Beamten führten sie nicht aus. „Fulmen contra Lutheranos, sed nil nisi sonitum edidit" 3 7 , bemerkte der Schreiber

31

) ) 33 ) 34 ) 35 ) 36 ) S7 ) 32

L a u t e r b a c h , Zion, S. 92. W a r s c h a u e r , Abriß, S. 20-21. - U m i n s k i , Bd. 2, S. 75. - S c h r a m m , S. 27-55. Z i v i e r , S. 308. - V ö l k e r , S. 147 und 194-195. L u k a s z e w i c z , Bd. 1, S. X V I I - X X . - V ö l k e r , S. 144. U m i n s k i , Bd. 2, S. 83-84. R h o d e , Geschichte Polens, S. 205. M o r i t z , Reformation, Teil 1, S. 10.

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des Fraustädter Grodbuches zu dem an den Starosten Peter G6rski gerichteten Erlaß vom 22. Januar 1525, gegen die Protestanten strafend einzuschreiten. König Zygmunt II. August stand als Kronprinz im Rufe, selbst lutherisch zu sein 38 , und zeigte sich gleichgültig gegenüber religiösen Fragen. Ebenso wie seines Vaters Erlasse blieben auch die seinen meist unausgeführt. 39 Die katholische Kirche hatte im Kampfe um ihren Bestand an ihm keinen Rückhalt, der Protestantismus erreichte unter ihm seine größte Machtstellung und weiteste Verbreitung in Polen. 40 Träger der Reformation innerhalb des polnischen Volkes wurde der Adel. Bestimmend für ihn waren weniger religiöse Fragen als vielmehr sein Streben, das zunächst auf Entmachtung der ihm an Vorrechten und Reichtümern überlegenen höheren Geistlichkeit hinzielte. Er hatte 1484 die Entfernung aller Nichtadligen aus den Prälaturen und sein alleiniges Recht auf Präbenden und Kanonikate der Kathedralen durchgesetzt und war durch die Konstitution von 1496 zum allein herrschenden Stand im Staate geworden. 41 Jetzt versuchte er, sich durch den Übertritt zum Protestantismus von kirchlichen Abgaben und Gerichtsbarkeit zu befreien. Die mächtigen Geschlechter der Görka, Ostror6g, Leszczynski und Radziwill veranstalteten auf ihren Schlössern neugläubige Gottesdienste und beschützten die Anhänger der neuen Lehre. 42 Staatliche Anerkennung verschaffte der Adel seinen Forderungen und dadurch auch der Glaubensneuerung auf dem Reichstage, schon seit den Tagen Jagiellos bestimmte er dort allein, was Rechtens sein sollte. Der aus Bischöfen und Magnaten bestehende Senat hatte nur eine beratende Stimme und konnte die Durchführung der Gesetze nur hinauszögern. Ebenso konnte der König einem vom Adel gestellten Gesetzantrag auf die Dauer seine Zustimmung nicht verweigern. 43 Wegen der politisch-revolutionären Grundsätze der Neuerer sah der Adel in den Anhängern der Reformation seine Führer. So erklärte sich das einmütige Eintreten der Botenkammer für den Protestantismus. 1550 hatte der Reichstag von Petrikau bereits eine protestantische Mehrheit. Der Reichstagsbeschluß von 1562/63 und die Konstitution von 1565 setzten die geistliche Gerichtsbarkeit außer Kraft. 4 4 Nach dem Aussterben der Jagiellonen 1572 erreichte der Adel das Recht der Königswahl, Polen wurde eine Adelsrepublik mit monarchischer Spitze. Die in der Warschauer Konföderation zusammengeschlossene Volksvertretung vereinbarte neben den Pacta conventa am 28. Januar 1573 die Pacta dissidentium, durch die sich die Gesamtheit des Adels und

3 S ) U m i 6 s k i , Bd. 2, S. 77. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 206. »• Z i v i e r , S. 785. 4 °) V ö l k e r , S. 194. 41 ) Ebd. S. 117 und 120. - S c h m i d , S. 725. - U m i n s k i , Bd. 2, S. 66, 42 ) Z i v i e r , S. 567 und 588. - S t a s i e w s k i , Reformation, S. 43. - U m i n s k i , Bd. 2, S. 75. 4 S ) W a r s c h a u e r , Abriß, S. 20. " ) Z i v i e r , S. 588 und 763. - V ö 1 k e r , S. 154. - S t a s i e w s k i , Reformation, S. 22.

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der zu wählende König vor seinem Regierungsantritt verpflichten mußten, niemanden um seines religiösen Bekenntnisses wegen hintanzusetzen oder zu verfolgen. 45 Als Grundherren von Dörfern und Städten reformierten viele zum Protestantismus übergetretene Adelige unter Berufung auf ihr Patronatsrecht die auf ihrem Grund und Boden liegenden katholischen Kirchen und führten sie dem protestantischen Ritus zu. Sie eigneten sich die Ausstattung der Kirchen, ihre Gold- und Silbergefäße an, lehnten die Zahlung des Zehnten ab und zogen die Widmut ein, so daß protestantische Synoden Klage führten, es könnten keine Geistlichen gehalten werden. 46 In den königlichen Städten breitete sich die neue Lehre unter Duldung und Schutz der adligen Starosten aus. Mit der Warschauer Konföderation von 1573 47 hörte die katholische Kirche in Polen auf, die herrschende zu sein. Drei protestantische Sonderkirchen waren dort entstanden: die lutherische, die calvinistische und die Bruderkirche. Eine eigene reformatorische Richtung hat Polen nicht hervorgebracht. Das Luthertum breitete sich besonders in dem hauptsächlich von Deutschen bewohnten, an Brandenburg und Schlesien grenzenden Großpolen und in den größeren Städten im Inneren, besonders in Posen, aus. Den größeren Teil des polnischen Adels zu gewinnen, war den Böhmischen Brüdern vorbehalten. Hussitische Ideen hatten schon seit der Waffenbrüderschaft der Polen und Tschechen im Kampf gegen den Deutschen Orden in Polen Einzug gehalten. 1547 und 1548 waren etwa 1300 von König Ferdinand II. vertriebene Böhmische Brüder 4 8 in Posen angekommen. Es gelang diesen, Mitglieder von iti Polen hoch angesehenen Familien, z. B. den Posener Landrichter Zbqski, zu gewinnen. Sie entfalteten eine rege Lehrtätigkeit, vor allem ihre Schule in Lissa erhielt durch die Wirksamkeit des Arnos Comenius (1592-1670) europäischen Ruf. Wie den ihm national verwandten Böhmischen Brüdern schloß sich der Adel der Lehre Calvins an, dessen Genfer Kirchenverfassung seinen Anschauungen mehr entsprach als das lutherische Staatskirchentum. 49 Der hervorragendste Vertreter des polnischen Calvinismus ist Jan Laski, der Neffe des gleichnamigen Erzbischofs von Gnesen. 1544 aus der katho-

45 ) L a u t e r b a c h , Zion, S. 32. - V ö l k e r , S. 158: der Wortlaut der Eidesformel des Königs lautete: „Tranquilitatem inter dissidentes de religione tuebor, manu tenebo, nec ullo modo vel iurisdictione nostra, vel officiorum nostrorum et statuum, quorum vis authoritate quempiam affici, opprimique causa religionis permittam nec ipse afficiam nec opprimam." — R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 52. - R h o d e , Reformation, S. 489. - U m i n s k i , Bd. 2, S. 167. 48 ) Z i v i e r , S. 738-739. « ) K r a u s e , S. 40-41. - V o l k e r, S. 155. 4S ) W a r s c h a u e r , Abriß, S. 20. - K r a u s e , S. 5 - 8 . - R h o d e , Geschidite der evangelischen Kirche, S. 23, 27 und 29. - S t a s i e w s k i , Reformation, S. 45-52. - U m i n s k i , Bd. 2, S. 81. R h o d e , Geschichte Polens, S. 207-208. 49 ) V ö l k e r , S. 160-161. - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 11 und 35. U m i n s k i , Bd. 2, S. 79.

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lischen Kirche ausgeschlossen, war er als Organisator reformierter Gemeinden erst im Ausland, seit 1556 auch in Polen tätig. 50 Neben diesen drei noch auf der dogmatischen Grundlage der vier ersten Konzilien stehenden Sonderkirchen fand auch in Polen eine die Trinität und die Gottheit Christi leugnende Lehre Verbreitung, deren Mitglieder sich Antitrinitarier oder nach ihrem Gründer Sozinianer, auch „Polnische Brüder", nannten. 5 1 Die Zahl der Sekten wuchs mit der Zahl der Reformatoren, die in Polen Zuflucht fanden. Dort durfte sich jede im Ausland verfemte Glaubensmeinung ungehindert ausbreiten. Polen wurde asylum haereticorum. In einem Hause gab es, wie der päpstliche Legat Luigi Lippomano berichtete, bisweilen Vertreter von mehr als drei Glaubensbekenntnissen. 52 Schon der Vermittlungstheologe Andrzej Frycz Modrzewski (f 1572) hatte sich vergeblich bemüht, Polen in einer N a t i o nalkirche unter der Leitung des Königs zu einigen, die auch Jakub Uchanski noch als Erzbischof von Gnesen (1562-1581) anstrebte. 53 Auch der Versuch Jan Laskis, durch eine Union der kleinpolnischen Calvinisten und der großpolnischen Böhmischen Brüder mit den Lutheranern der katholischen Kirche einen einheitlichen protestantischen Block entgegenzustellen, scheiterte. 54 Die auf der Synode zu Sandomir am 14. April 1570 unter Aufrechterhaltung der unterschiedlichen Bekenntnisse zustande gekommene „brüderliche Vereinigung" (Consensus Sandomirensis, ugoda sandomierska) 55 brach bei dem auf Anregung des Wladyslaw IV. 1645 in Thorn zwischen Lutheranern, Reformierten und Katholiken herbeigeführten Religionsgespräch (colloquium charitativum) wieder auseinander. Die Uneinigkeit ging so weit, daß z. B. in Lissa und wohl auch an anderen Orten der protestantische Grundherr das Reden über Lutherisch und Reformiert in den Gastwirtschaften und die Verbreitung von Schmähschriften verbieten mußte. 5 6 Der Protestantismus verzehrte sich selbst, noch bevor die Gegenreformation einsetzte. 57

50 ) Z i v i e r , S. 468-470. - V ö l k e r , S. 1 6 8 . - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 42. - S t a s i e w s k i , Reformation, S. 48-51. 51 ) Z i v i e r , S. 590. - V ö l k e r , S. 188-190. - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 3 8 . - R h o d e , Reformation, S. 489. 52 ) Z i v i e r , S. 588 und 590. - U m i n s k i , Bd. 2, S. 75. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 245. 53 ) Z i v i e r , S. 732. - S t a s i e w s k i , Reformation, S. 30-35. - U m i n s k i , Bd. 2, S. 88. 54 ) R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 81. — S t a s i e w s k i , Reformation, S. 59. 55 ) Z i v i e r , S. 741. - V ö l k e r , S. 171. - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 40 und 83. — S t a s i e w s k i , Reformation, S. 59. — U m i n s k i , Bd. 2, S. 167. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 209. 56 ) B i c k e r i c h , S. 21. " ) V ö l k e r , S. 217.

Zweites Kapitel DIE REFORMATION

IM FRAUSTÄDTER

1. D i e R e f o r m a t i o n i n d e r S t a d t

LANDE

Fraustadt

Das geistige u n d religiöse Leben im Fraustädter L a n d e w u r d e von Schlesien her bestimmt. Von dort drang die R e f o r m a t i o n in die Stadt Fraustadt ein, und dorther kamen die ersten Prediger der neuen Lehre. 1 I m Fürstentum Glogau begannen bereits 1522 die adligen Grundherren, unter ihnen die K o t t w i t z , die im Fraustädter L a n d großen G r u n d besitz hatten, Prediger der „verbesserten Lehre" in ihren Pfarrkirchen einzusetzen. 2 In dieser Zeit f a n d e n auch in Fraustadt reformatorische Lehren Eingang. Schon 1523 m u ß t e der König gegen das Eindringen der Neuerungen einschreiten. In dem D e k r e t v o m 22. J a n u a r 1525 befahl er dem Starosten Peter Gorski, einem Bruder des Posener Offizials J a n Görski, der auch Altarist in Fraustadt w a r , gegen die Anhänger der neuen Lehre vorzugehen. 1529 zerstörte ein großer B r a n d fast die ganze Stadt, auch die Pfarrkirche und einige Kapellen. Viele Altaristen begaben sich in benachbarte Städte. 3 A m 12. Mai 1540 verbot ebenso erfolglos ein neues E d i k t die Beherbergung von Lutheranern. 4 I m selben J a h r beantragte das Posener Kapitel bei seinem Bischof Sebastian Branicki, d a ß er gegen die Ausbreitung des Luthertums in Fraustadt Inquisitoren „haereticae p r a v i t a t i s " einsetzen solle. 5 Starost w a r seit 1540 Matthias Gorski, der ebenso wie der Bürgermeister M a t t h ä u s Lamprecht, ein N e f f e des oben erwähnten D o m h e r r n , und der S t a d t r a t offen dem Luthertum zuneigten. Als am 30. M a i 1552 durch den T o d des Pfarrers Michael Tschepe sowohl die Pfarrstelle wie auch die des deutschen Predigers frei wurden, weil Tschepe diese selbst verwaltet hatte, w u r d e weder v o m König die Stelle besetzt noch v o m Bischof ein Vertreter zur W a h r n e h m u n g der Seelsorge berufen. D e r Starost u n d der S t a d t r a t aber, denen als den Stiftern zweier Altarien, deren Einkünfte mit Genehmigung des Bischofs J a n Latalski (25. M ä r z 1532) dem U n t e r h a l t des Predigers dienten, auch das Besetzungsrecht dieser Stelle zustand, übertrugen sie sofort Joachim Weisshaupt aus Löwenberg/Schlesien, damit er ihnen das Evangelium nach der Augsburgischen Konfession predige. 6 Schon im folgenden J a h r berief die S t a d t als neuen Prediger M a t t h ä u s Richter, den bisherigen H o f p r e d i g e r an der Johanneskirche in Liegnitz, der wegen Beherrschung der polnischen u n d tschechischen Sprache auch am polnischen H o f e beliebt war. A m 4. M a i 1553 heiratete Richter die Tochter des Stadtschreibers. 7 Auch er m u ß t e

') ) 3 ) 4 ) 5 ) 6 ) ') 2

M o r i t z , Reformation, Teil 1, S.29. - B l a s c h k e , S. 179-180. - E n g e l b e r t , S. 216-237. B l a s c h k e , S. 189. M o r i t z , Reformation, Teil 1, S. 8. Ebd. S. 11. Siehe oben S. 55. M o r i t z , Reformation, Teil 1, S. 12. Ebd. S. 12-13. - Vgl. auch Kirchenordnung von Fraustadt, S. 46—53.

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DIE REFORMATION IM FRAUSTÄDTER LANDE

schon im folgenden Jahr aus seinem Amte entlassen werden. Ihm folgte Andreas Knobloch, der eigentliche Reformator Fraustadts. Der Stadtrat wie Knobloch scheinen sich der Rechtswidrigkeit dieser Berufung bewußt gewesen zu sein. So erklärt sich das von der Stadt bei dessen Bestallung am 10. Dezember 1554 abgegebene Versprechen: „Do sichs aber, wie wir fürsorg haben, begebe, das uns von khöniglidier maiestat oder dem herren bischof ein mandat seiner lehr oder person halben zukhem, crafft welches wihr gedrungen werden möchten, ihm das ampt abzukündigen, so sollen und wollen wir gedachten unseren prediger . . . in sein patriam und gewarsam führen . . . Auf solches alles hat uns gedachter herr Andreas mit handt und mundt gelobt . . . , das er . . . in aller gefahr bey uns stehen . . . , im fall der not seine lehr, predigt und administration vor geistlichen und weltlichen potentaten auf genügsame Versicherung seines leibes und lebens . . . verantworten und beschützen wolle." 8 Im Jahre 1555 nahm der Rat das Kirchenregiment in seine Hand und betrachtete sich hinfort als Herrn der pfarrerlosen Pfarrkirche, der übrigen kirchlichen Gebäude und ihres Inventars. 9 Am 18. Mai 1555 hielt Knobloch zum ersten Mal einen Gottesdienst in deutscher Sprache, bei dem der Starost mit Familie, der Rat und die Bürgerschaft das Abendmahl unter beiden Gestalten empfingen.10 Am Dreifaltigkeitsfest 1556 fand nach der Klosterchronik in der Pfarrkirche die letzte theophorische Prozession statt. 11 Da die Stadt keinen katholischen Priester hatte, hielt der greise Pfarrer von Pritschen, Lukas Arlet, für die Katholiken in der Woche Gottesdienst, weil er sonntags durch den eigenen in seiner Pfarrkirche zurückgehalten wurde. Knoblodi benutzte die Gelegenheit, den Stadtrat zu überreden, „den götzendienst mit dem Meßopfer abzuschaffen" und die 12 Groschen, mit denen die Stadt bisher den Pritschener Pfarrer entlohnt hatte, lieber ihm zu geben. Er werde dafür in der Pfarrkirche täglich Schriftlesung halten. Der Rat ging darauf ein. So wurde 1557 das Meßopfer in der Pfarrkirche abgeschafft.12 In diese Zeit fällt der oben erwähnte konfessionelle Mischgottes-

8 ) M o r i t z , Reformation, Teil 1, S. 32. - Ebd. S. 12-13: Das sich bei der Installation Knoblochs offenbarende Bewußtsein der Rechtswidrigkeit widerlegt die von Hoffmann in seiner Fraustädter Chronik behauptete Berufung des Stadtrats in einer Bittschrift an den König vom Jahre 1570 auf ein ihm von diesem nach dem Tode Tschepes verliehenes Privileg, wonach ihm gestattet wurde, mit Erlaubnis des Posener Bischofs Andrzej Czarnkowski deutsche Prediger, die von der prophetischen und apostolischen Lehre nicht abgewichen sind, zu berufen. Bischof Czarnkowski trat sein Amt erst am 9. Oktober 1553 an, als Weisshaupt Fraustadt bereits verlassen hatte. Ein solches Privileg ist auch unbekannt. Ebenso erweist sich aus dem gleichen Grunde die Behauptung Lauterbachs als irrig, Bischof Benedykt Izdbienski habe sich dieser Veränderung nicht widersetzt, sondern Richter in seinem Amt „konfirmiert". Bischof Izdbienski starb am 18. Januar 1553, bevor Richter sein Amt antrat. 9

) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 279: Matthias G6rski übergab schon 1552 die Pfarrkirche den Lutheranern. - M o r i t z , Reformation, Teil 1, S. 14. 10 ) L a u t e r b a c h , Zion, S. 87. — M o r i t z , Reformation, Teil 1, S. 14. u ) M o r i t z , Reformation, Teil 1, S. 15. 12 ) Ebd. S. 14: Der in lateinischer Sprache protokollarisch vor dem Grodgericht am 21. Oktober 1602 niedergelegte Augenzeugenbericht des damals 78 Jahre alten Schmieds Stanislaus Krause.

DIE REFORMATION I N DER STADT FRAUSTADT

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dienst.13 Der lutherische Prediger M. Valerius Gaunersdörfer predigte mit Erlaubnis der Mönche Weihnachten in der Klosterkirche. 1557, nach fünfjähriger Vakanz, wurde Franz Tischler, ein gebürtiger Fraustädter, als Kommendar an die Pfarrkirche berufen. Er scheint, durch die Stadt gehindert, die Stelle nie angetreten zu haben. 14 Ab 1557 beginnt die Einziehung des kirchlichen Eigentums. Da der damalige Küster Michael Leimchaas sich weigerte, die Schlüssel zur kirchlichen Schatzkammer auszuliefern, ließen die Leiter der Fraustädter Münze, Leopold Gaunersdorf und Kaspar Wende, sie durch den Schmied Gregor Langheupt mit Gewalt öffnen und entnahmen 10 Kelche und 7 Pazifikalien. 18 Bei der Übereignung der kirchlichen Gebäude, so berichtete Stanislaus Krause vor dem Grodgericht, seien einige konsekrierte Hostien in Knoblochs Hände gekommen, die dieser an Lubliner Juden, die gerade zum Septemberjahrmarkt in Fraustadt waren, verkaufte. Der Guardian des Franziskanerklosters, Pater Fabian Orczeszkowski, deckte, obwohl er nicht gut deutsch sprach, in einer Predigt am zweiten Osterfeiertag 1558 vor einer zahlreichen Versammlung, die sich aus Neugier in der Klosterkirche eingefunden hatte, das Verbrechen auf: „Euer Religionsdiener und Verführer frommer Seelen, Andreas Knobloch, sagt, die Mönche seien Tagediebe und Schufte. Ich bin auch ein Mönch, aber kein Tagedieb und Schuft und nicht bloß ein Mönch, sondern auch ein Edelmann und nicht bloß Edelmann, sondern auch ein geweihter Priester; aber dieser euer Verführer da, von allen Ketzern der schlimmste, ist ein Stümper in seinem Fach, von keinem rechtmäßigen Obern zum Predigtamte und zur geistlichen Verrichtung berufen, läuft er ohne Sendung herum. Noch schlimmer aber ist, er hat aus dem Ziborium das verehrungswürdige Sakrament gestohlen und einem Juden für einen Pelz verkauft." 15a Die durch diese Aufdeckung ausgelöste Erbitterung war so groß, daß man Tag und Nacht darauf sann, das Kloster zu vernichten und die Mönche zu vertreiben. 16 Man stiftete einen vom Pater Guardian bestraften und darüber erbosten Klosterknecht Peter Heusler und dessen Vater Valentin für vier polnische Mark an, das Kloster in Brand zu stecken. Es folgten hintereinander

IS

) Siehe oben S. 55. ) L a u t e r b a c h , Zion, S. 91-92. — M o r i t z , Reformation, Teil 1, S. 15. 15 ) M o r i t z , Reformation, Teil 1, S. 17. Die Klosterchronik sagt deutlich, daß die Rechengeräte zur Prägung von Denaren verwandt wurden (ebd. S. 17 Anm. 3). — Vgl. audi Slownik geograficzny, Bd. 14, S. 64: „W r. 1588 bito w niej halerze i dutki a jeszcze pózniej od mincarza Andrzeja Tympfa t. tw. tymfy." — M o r i t z , Geschichte, S. 216. - B l a s c h k e , S. 193-194: In Glogau und Fraustadt nahm das Gold- und Silberschmelzen in dieser Zeit so überhand, daß es der Rat bei Leib- und Lebensstrafe verbieten mußte. — Die silbernen und goldenen Kirdiengefäße scheinen demnach nidit bloß in die städtische Münze gewandert zu sein. 15a ) M o r i t z , Reformation, Teil 1, S. 37: „Vester minister, piarum mentium seductor, Andreas Knobloch dicit, quod monachi sunt nequam et nebulones. Ego sum etiam monachus, atamen non nequam vel nebulo, et non solum sum monadius, sed et nobilis sum et neque nobilis tantum, sed sum quoque praesbyter et sacerdos ordinatus; sed iste vester seductor est omnium haereticorum pessimus, est tantum knapo suae artis et a nullo superiore, cui talia pertinent, ad officium concionandi et spiritualia tractandi vocatus et currit non missus. Et quod adhuc deterius est, furatus est ex ciborio venerabile sacramentum et vendidit Judaeis pro pelliceo, quod non decet." 16 ) Ebd. S. 15 und 36. 14

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DIE REFORMATION IM FRAUSTÄDTER LANDE

drei Brandstiftungen, am 31. August 1558 von Kirche und Kloster, am 21. September 1558 von Scheunen, Ställen und Gesindehaus und am 25. September 1558 von der Brauerei. Das Volk, nach Krause die Häretiker, hinderten und mißhandelten die Patres und die Katholiken, die den Brand löschen wollten. Selbst der königliche Unterhauptmann Clemens Pianowski kam in Lebensgefahr, als er den mit dem Tode bedrohten Stephan Star retten wollte. Auf die feierlich vor dem R a t gegen den von einem Novizen bei der Brandstiftung überraschten Valentin Heusler erhobene Anklage wurde dieser zwar festgenommen, aber wieder entlassen, als er ein Ratsmitglied der Anstiftung zum Brande beschuldigte. 17 Gleich nach dem Brande verließen die Mönche Fraustadt. Damit verloren die noch vorhandenen Katholiken ihre letzte Stütze. Die Angaben des Stanislaus Krause über den Klosterbrand werden durch einen gleichzeitigen Bericht im Ratsbuch bestätigt, aber den Mönchen wird dort vorgeworfen, sie hätten selbst das Feuer angelegt, um die Stadt zu schädigen und einen Grund zum Fortziehen zu haben. 18 Nach der Vertreibung der Franziskaner ging der Stadtrat daran, den ganzen liegenden und beweglichen Besitz der Fraustädter katholischen Kirche samt den laufenden Einnahmen einzuziehen. 1560 legte Michael Leimchaas, der Vater von Martin Lehmhusius, der eben zum Priester geweiht, die Pfarrei Geyersdorf (D^bowalqka) in Verwaltung genommen hatte und später Dekan in Glogau wurde (1588-1611) 1 9 , sein Küsteramt nieder, um zu seinem Sohne zu gehen. Dieser bat seinen Patron, den Erbherrn von Geyersdorf, Balthasar Ossowski, den greisen Brauer Georg und noch einen anderen alten Bürger namens Weschker seinem Vater bei der Übergabe des ihm während seiner 35jährigen Amtszeit anvertrauten Kirchengutes an den Stadtrat als Zeugen zur Seite zu stehen. Doch befahl der R a t diesen beiden Männern unter Drohungen, sich zu entfernen, Balthasar Ossowski wegzuweisen wagte man nicht. Michael Leimchaas übergab 22 kunstvolle, vergoldete Kelche aus Silber samt Patenen und noch zwei von sehr schöner Form mit Patenen in einem verschlossenen Kasten, den die beiden Kirchenväter Johannes K a p und Fabian Feidiner 2 0 öffneten. Auch die kirchlichen Bruderschaften hatten ihre eigenen Kelche, die Tuchmacher 2 oder 3, die Schuster 2, die Fleischer 2, die Schmiede 1. Sie alle wurden verkauft oder eingeschmolzen. 21 Man trieb in der Kirche am Altare allerlei dummes Zeug, Spott mit heiligen Dingen: Kelchen, Kreuzen, Pazifikalien, Kasein. Selbst Ratsherren nahmen Kostbarkeiten an sich oder zerstörten sie mutwillig. 22 Die Ratsherren und Pfarrkirchenväter Michael

17 ) Memoriale ordinis f r a t r u m Minorum, S. 383: „Hoc tempore videlicet 1 die mensis Septembris (1558) in festo s. Egidii conflagravit locus Fraustensis, fratribus horas ante p r a n d i u m cantantibus etc. Remansit tunc intactum sacellum sancte Anne etc. Tandem secundo in die S. Mathei apostoli immissus est ignis in schopam et conflagravit residuum etc." — M o r i t z , Reformation, Teil 1, S. 15-17. 1S ) M o r i t z , Reformation, Teil 1. S. 17. 19 ) K a s t n e r , S. 10-13. 20 ) M o r i t z , Reformation, Teil 1, S. 34-35. 21 ) Ebd. S. 35. 22 ) Ebd. S. 38.

DIE REFORMATION I N DER STADT FRAUSTADT

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Meissner und Gregor Müller eigneten sich die mit herrlichen Initialien geschmückten Gradualien, Antiphonarien und Responsorialien aus Pergament an, rissen Seiten aus ihnen aus und schenkten sie allen, die sie haben wollten. 2 3 Der Ratsherr und derzeitige Kirchenvater Andreas Fritsdi nahm bei der Zerstörung der Altäre die Reliquiarien an sich, schälte die Reliquien aus ihrer silbernen oder goldenen Fassung unter mancherlei Lästerungen heraus und spottete im Kreise seiner Familie: „Sehet und schaut euch diese Knochen an! Sind sie von Menschen oder Tieren?" 24 Die besondere Wut richtete sich gegen Meßopfer und Altarssakrament. 1562 wurden an einem Tage 12 Altäre der Pfarrkirche zerstört. Die Fronleichnamskirche machte man dem Erdboden gleich und errichtete an ihrer Stelle das Schlachthaus und die Fleischbänke. 25 Die zwei Glocken der Marienkirche und die eine aus der Valentinkirche ließ Leopold Gaunersdorf abmontieren, die eiserne Tür dieser Kirche nahmen die damaligen Kirchenväter Johannes K a p und Fabian Feichner, das herrliche Altarbild der Rat. Aus der Valentinkirche machte man eine Abdeckerei, aus der Marien-, Nikolaus- und Lorenzkirche Viehställe. 26 Das ganze Kirchenvermögen, die Einkünfte aus frommen Stiftungen, den Pfarracker und sonstige Einkünfte des Pfarrers eignete sich die Stadt an. 27 Die Reformation hatte in Fraustadt sofort nach dem Tode des letzten katholischen Pfarrers 1552 eingesetzt und war während der Vakanz der Pfarrstelle vollständig durchgeführt worden. Starost und Stadtrat beriefen zusammen mit den Innungsältesten auf Grund des ihnen seit 1532 zustehenden Besetzungsrechtes Lutheraner auf die Predigerstelle, obwohl sie diesen in 50 Jahren fünfzehnmal wegen moralischer Unzulänglichkeit den Dienst aufkündigen mußten. 2 8 Als nach 25 Jahren 1577 wieder ein katholischer Pfarrer ernannt wurde, war die „Reformation" so gefestigt und alles Katholische so gründlich beseitigt, daß der neue Pfarrer weder eine Gemeinde noch ein Gotteshaus, noch die notwendigen liturgischen Geräte und Kleidung, noch f ü r sich ein Einkommen vorfand. König Zygmunt II. August, dem das Besetzungsrecht der Pfarrei zustand, hatte diese zunächst unbesetzt gelassen und der Bischof zu spät, erst nach fünf Jahren, Franz Tischler 2 8 3 zur Wahrnehmung der Seelsorge geschickt. 1564 aber präsentierte der König auf Empfehlung des lutherischen Herzogs Albrecht von Preußen den bereits verheirateten lutherischen Prediger Matthäus Richter 29 , den der Fraustädter Rat 1561 schon zum zweiten Male als Prediger wegen anstößigen Lebenswandels hatte entlassen müssen 30 , als katholischen Pfarrer f ü r Fraustadt und befahl am 28. Mai 1564 dem Posener Bischof Adam Konarski (1562-1574), ihn nach Abnahme des Tridentinischen Glaubensbekenntnisses in sein Amt einzuführen. 3 1 Damit trat der wunderliche Fall ein, daß die Stadt, obwohl

23

) ) 25 ) 26 ) 27 ) 28 ) 24

Ebd. Ebd. Ebd. Ebd. Ebd. Ebd.

S. 38. S. 38: „Videte (!) et aspicite ossa ista, an de hominibus vel de animalibus sunt." 28 S. 35. *) Siehe oben S. 61. 29 S. 37. ) Siehe oben S. 59. - M o r i t z , Reformation, Teil 1, S. 20. 30 S. 37. ) Ebd. S. 20. 31 S. 28. ) Ebd. S. 22-24.

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DIE REFORMATION IM FRAUSTÄDTER LANDE

lutherisch, trotz immer neuer königlicher Mandate und schwerer Geldstrafen sich weigerte, den vom König als dem Kirchenpatron präsentierten Pfarrer, der, lutherisch, zweimal selbst von ihr zum Prediger gewählt worden war, anzunehmen, mit dem König deswegen einen dreizehnjährigen Prozeß führte. Die einander widersprechenden, bald vom Grod-, bald vom Hof- oder Assessorialgericht, bald vom Schiedsgericht gefällten Urteile zeigen, wie wenig sich diese um das kümmerten, was Rechtens war. Ein vom Stadtschreiber ins Ratsbuch eingetragenes Distichon kennzeichnet das Gerichtswesen jener Zeit: Jus faciunt nummi, statuunt decreta ducati; Illis jura favent, qui dare Semper habent. 32 So erklärt es sich teilweise auch, daß die Stadt weder wegen dieser Widersetzlichkeit bestraft noch wegen der bei der gewaltsamen Durchführung der Reformation begangenen Verbrethen zur Rechenschaft gezogen, noch der von ihr eingeführte protestantische Gottesdienst die ganze Zeit weder von der staatlichen noch kirchlichen Behörde angefochten wurde. In dem langen Streit mit Matthäus Richter wurde die Frage des Bekenntnisses kaum gestreift. 33 Daß so ungestört durch Gegenmaßnahmen in Fraustadt die Reformation durchgeführt wurde, ist vor allem dem Eifer und der Energie des Starosten Matthias G6rski und des Bürgermeisters Matthäus Lamprecht, der beiden geistigen Urheber der Fraustädter Reformation, zuzuschreiben. Sie hatten die Altarie gestiftet, die ihnen das Besetzungsrecht der damit verbundenen Predigtstelle einräumte, besetzten diese, als sie 1552 frei wurde, sofort mit einem Lutheraner, kündigten sie jedesmal beim Versagen eines Predigers auf und besetzten sie neu, sie nahmen 1555 das Kirchenregiment der pfarrerlosen Gemeinde in die eigene Hand. Aus der großen Masse der Mitläufer scheuten selbst Ratsmitglieder, Kirchenväter und die Prediger Richter und Knobloch sich nicht, die Umwälzung zu ihrem Vorteil auszunutzen, ohne dabei vor Verbrechen zurückzuschrecken. „Ich hätte nie geglaubt", so äußerte sich der Grundherr Balthasar Ossowski von Geyersdorf 3 4 nach dem Zeugnis von Stanislaus Krause vor dem Grodgericht, „daß die Ratsherren von Fraustadt so große Taugenichtse, Gauner und Kirchenräuber sind, haben sie doch viele Kostbarkeiten von Kelchen und andere Geräte der Kirche aus eigener Machtvollkommenheit ohne Erlaubnis der Behörde weggenommen und eingeschmolzen". 3 5 Die bischöfliche Behörde ernannte erst nach fünfjähriger Verwaisung der Seelsorge Franz Tischler 35 " zum Kommendar der inzwischen lutherisch gewordenen Fraustädter

3 2 ) E b d . S. 2 5 : „Geldstücke machen das Recht, D u k a t e n begründen D e k r e t e ; J e n e begünstigt das Recht nur, die immer zu spenden bereit sind." 3 3 ) M o r i t z , R e f o r m a t i o n , Teil 2, S. 3. 3 4 ) Siehe oben S. 62. 3 5 ) M o r i t z , R e f o r m a t i o n , Teil 1, S. 3 4 : „ N u m q u a m credidissem, q u o d senatores Wschowenses t a m magni nequam nebulones et sacrilegi essent; tot enim ornamenta de calicibus et aliis e ecclesia sua potestate sine superiorum licentia abstulerunt et conflagraverunt." 3 5 a ) Siehe oben S. 61 und 63.

DIE AUSBREITUNG DER REFORMATION I N DEN DÖRFERN

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Kirchengemeinde. Weder aus dem Welt- oder Ordensklerus, sei es aus den Reihen der Fraustädter Franziskaner oder der Benediktiner aus Lubin noch der Zisterzienser aus dem benachbarten Priment fand sich einer, der den Neuerern entgegengetreten wäre, ihre Irrtümer aufgedeckt oder zur Reform der eigenen Kirche aufgerufen hätte. König Zygmunt II. August kam seiner Pflicht als Patron der Fraustädter Kirche erst nach zwölf Jahren nach und präsentierte als katholischen Pfarrer den lutherischen Prediger Matthäus Richter 35b, den protestantische Gemeinden wegen seines Lebenswandels abgesetzt hatten.

2. D i e A u s b r e i t u n g d e r R e f o r m a t i o n in d e n D ö r f e r n des F r a u s t ä d t e r W e i c h b i l d e s Nach dem Tode des Pfarrers Lukas Arlet 3 6 kam die Rote Kirche in Ober-Pritschen in evangelischen Besitz, und die Bewohner der beiden Stadtdörfer Ober- und Niederpritschen wurden lutherisch. In der Mitte dieser Kirche befindet sich der Grabstein des zweiten lutherischen Pastors Valentin Florian (1579-1601) mit einem lateinischen, von ihm selbst verfaßten Nachruf. 37 Nach dem Beispiel der Starostenfamilie G6rski und des Stadtrats trat auch der ganze deutsche (Kottwitz, Kurtzbach = Cordebog, Nostitz, Seherr-Thost, Schliditing) und teilweise auch der polnische Adel (Ossowski) zum Protestantismus über, sie „reformierten" auf Grund ihres Patronatsrechtes die in ihrer Grundherrschaft gelegenen Kirchen und mit ihnen auch ihre Untertanen. 38 So wurden die zahlreichen, den Kottwitz gehörenden Dörfer: Gurschen, Kabel, Heyersdorf, Ulbersdorf und Zedlitz lutherisch. Nach 1560 hatte der greise Balthasar Ossowski, Erbherr von Geyersdorf, seine Pfarrkirche Martin Lehmhusius, dem Sohne des Fraustädter Küsters Michael Leimchaas 39 , anvertraut. Aber schon 1568 lieferten sein Nachfolger Albert Ossowski ( t 1572) und Johann Ossowski, Erbherr von Röhrsdorf (f 1574), ihre Kirchen dem Luthertum aus.40 In Röhrsdorf wirkte vor 1700 als lutherischer Pfarrer Samuel Friedrich Lauterbach, der später als Fraustädter Pfarrer das „Fraustädtische Zion" verfaßte. 41 Weigmannsdorf wurde mit seinem Grundherrn Seherr-Thost, dem auch ein Teil von Tillendorf und Lissen gehörte, lutherisch. Die Pfarrgemeinden Ilgen, Lissen mit der Filiale Tillendorf blieben wie ihr Grundherr Opalinski katholisch.42 Von den sieben zum Archipresbyterat Guhrau gehörenden Pfarreien blieben nur die unter dem Glogauer

35

b) Siehe oben S. 59 und 63. '«) Siehe oben S. 60. 31 ) t u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 286. - P f ü t z e n r e i t e r , S. 145. - S c h o b e r , Studenten, S. 52. 38 ) Slownik geograficzny, Bd. 11, S. 645. — R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirdie, S. 32. S8 ) Siehe oben S. 61 und 62. 40 ) t u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 322. — Slownik geograficzny, Bd. 2, S. 25. — S c h o b e r, Studenten, S. 52, 71 und 75. 41 ) L u k a s z e w i c z , B d . 2, S. 304. 42 ) Ebd. S. 306. - Slownik geograficzny, Bd. 5, S. 868.

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DIE REFORMATION IM FRAUSTÄDTER LANDE

Klarissenstift stehenden Kirchengemeinden Kursdorf, Hinzendorf und das vor der Reformation der Pfarrei Driebitz affiliierte Dorf Guhlau katholisch. Pfarrer von Kursdorf war bei der ersten nachreformatorischen Visitation 1580 Johann Gertidien, dessen Gemeinde in diesem Jahre 500 Kommunikanten hatte, für damals eine hohe Zahl. 4 3 In den Kirchen von Kabel und Heyersdorf wurde durch die Grundherrschaft lutherischer Gottesdienst und in der ersten H ä l f t e des 17. Jahrhunderts durch den neuen Grundherrn Milecki der Gottesdienst der Böhmischen Brüder eingeführt. 4 4 Grundherr von Gurschen und Kabel war um 1613 Abraham von Kottwitz der Ältere, ein Förderer der lutherischen Gemeinde in Fraustadt und Freund ihrer beiden Geistlichen Herberger und Timäus. 45 Auch die Gemeinde Driebitz wurde durch den Übertritt der Grundherrschaft von Nostitz lutherisch. 46 Sie gehörte mit Fraustadt, Schlichtingsheim, Heyersdorf, Ulbersdorf, Röhrsdorf, Lasswitz zu den Gemeinden, deren Kirchen nach der in Schlesien durchgeführten Kirchenreduktion unter Ferdinand II. von den dortigen Protestanten aufgesucht wurden. 4 7 Die Pfarrkirche in Schlawa, die 1510 noch zum Dekanat Fraustadt zählte, kam 1524 durch den Übertritt des Grundherrn von Rechenberg in protestantische Hände. 4 8 In dem ihm verbliebenem Teil von Tillendorf ließ Ernst von Seherr 1583 eine evangelische Kirche bauen. 49

3. D i e R e f o r m a t i o n in

Schwetzkau

Zeitgenössische Zeugnisse über die Einführung der „Reformation" in Schwetzkau, die Art ihrer Durchführung und ihre Dauer liegen nicht vor. Aus den vorhandenen Berichten über die Zurückführung der Bewohner zur katholischen Kirche läßt sich jedoch indirekt auch einiges über eine stattgefundene „Reformation" erkennen. Der Schrimmer Archidiakon Kaspar H a p p bemerkte in seinem Visitationsbericht aus dem Jahre 1610, daß den Schwetzkauern nicht die Unterhaltung eines Kantors zumutbar sei, weil sie eben erst (swiezo) zur Kirche Gottes zurückgekehrt seien. 60 Wie weit das „swiezo" aufzufassen sei, sagte er nicht. Das Lubiner Totenbuch rühmt dem am 14. August 1604 verstorbenen Abt Stanislaw Kiszewski (1588-1604) nach, er habe die ketzerische Stadt Schwetzkau wieder zum katholischen Glauben zurückgeführt, und dem schon vorher verstorbenen Pater Jakobus, Pfarrer von Schwetzkau, er habe von den Einwohnern der Stadt viele

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) Visitationsberichte, Archidiakonat Glogau, S. 21. ) t u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 322. - K r a u s e , S. 14. 45 ) M o r i t z , Reformation, Teil 2, S. 22. 46 ) Visitationsberichte, Archidiakonat Glogau, S. 117. 47 ) Ebd. S. 502. 48 ) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 326. — Visitationsberichte, Archidiakonat Glogau, S. 158. — B l a s c h k e , S. 190. 49 ) M o r i t z , Reformation, Teil 1, S. 33. - P f ü t z e n r e i t e r , S. 147. 50 ) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 298. 44

DIE REFORMATION I N SCHWETZKAU

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zur katholischen Kirche bekehrt. 51 Aus den protokollarisch vor dem Fraustädter Grodgericht niedergelegten Zeugenaussagen geht hervor, daß der 1557 nach Fraustadt berufene Kommendar Franz Tischler 1602 in Schwetzkau Altarist war. 52 In dem Visitationsbericht von 1610 erwähnt Kaspar Happ, daß am 28. Juni 1598 der Posener Weihbischof Jakob Brzeznicki den Hochaltar der Pfarrkirche konsekriert habe. 53 Aus allen diesen Angaben geht hervor, daß die Reformation in Schwetzkau Eingang, aber schon vor dem Jahre 1598 ihr Ende gefunden hat. Dies dürfte in die Zeit fallen, als man in Polen auf Grund des zu Anfang der Regierung des Zygmunt III. (1587-1632) zustande gekommenen Reichsgesetzes mit der Reduktion der in evangelische Hände gekommenen katholischen Kirchen begann. 54 Der Beginn der Schwetzkauer „Reformation" hängt sicher mit der großen, 1552 von Fraustadt ausgehenden und sich über das ganze Fraustädter Land ausbreitenden Abfallbewegung zusammen. Ob diese mit oder ohne Schuld des geistlichen Grundherrn in Schwetzkau um sich gegriffen hat, weiß man nicht. Das Lubiner Totenbudi berichtet, daß die Klosterzucht vor der Amtsübernahme des Abtes Stanislaw Kiszewskis verfallen war und er sie durch mehrere Generalkapitel wiederherstellte. 55 Daß aber von Lubin aus das Luthertum gefördert worden sein soll, wie der Hinweis bei Krause 5 8 und bei Beissert 57 auf einen Bernhard von Lubin als eifrigen Verfechter des Luthertums nahelegen, beruht auf einer Verwechslung des Wortes „Lubin" mit „Lublin". Es war der Arzt Bernhard von Lublin, ein Zeitgenosse Luthers, der unter besonderer Betonung, daß die Hl. Schrift die einzige Richtschnur des christlichen Glaubens sei, das Luthertum verbreitete. 58 Dafür, daß Schwetzkauer eine Zeitlang dem Luthertum anhingen, scheint auch die noch um 1900 in der Stadt lebendige Sage zu spredien, daß Schwetzkauer einmal nach Garthe in die Kirche gegangen sind. Grundherren von Garthe waren in dieser Zeit die von Priebisdi. Ein Junker von Priebisch gehörte zu den Spendern für den Ausbau des Krippleins Christi in Fraustadt (1604) 58a , war also lutherisch und darum auch die Kirche seiner Grundherrschaft in Garthe. Es handelte sich um lutherisch gewordene Schwetzkauer, die die Kirche in Garthe aufsuchten, während die Schwetzkauer Kirche katholisch geblieben war. Wenn Lukaszewicz aus der von Kaspar Happ berichteten Weihe des Hochaltars am 28. Juni 1598 auf eine dieser vorangegangenen Weihe und den Bau einer Kirche aus Zie-

51 ) Liber mortuorum monasterii Lubinensis, S. 631 und 636. - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 415. 62 ) M o r i t z , Reformation, Teil 1, S. 40 und Teil 2, S. 27. 53 ) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 298. - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 415. 54 ) t u k a s z e w i c z , Bd. 1, S. X V I I und Bd. 2, S. 298. - S t a s i e w s k i , Geschichte, S. 211. 55 ) Siehe oben S. 66. 56 ) K r a u s e , S. 18. « ) B e i s s e r t , S. 19. 5S ) R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 10. 58a ) M o r i t z , Reformation, Teil 2, S. 20.

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DIE REFORMATION IM FRAUSTÄDTER LANDE

geln an Stelle einer bis dahin stehenden Holzkirche schließen zu können glaubt, dürfte er sich irren. 59 Die schon um 1480 aus gebrannten Ziegeln errichtete Kirche 80 blieb bis zu dem um 1668 von Pfarrer Bartholomäus Sanner 6°a durchgeführten Erweiterungsbau im wesentlichen unverändert erhalten.

4. D i e „ R e f o r m a t i o n " i n d e n D ö r f e r n des Schwetzkauer Weichbildes Wie in dem westlichen Teile des Fraustädter Landes waren es hier vor allem die Grundherren, die durch Einführung eines „reformierten" Kultus in den Kirchen ihrer Herrschaft auch ihre Untertanen dem Protestantismus zuführten. In Gollmitz herrschten bis Mitte des 17. Jahrhunderts die protestantisch gewordenen Familien der Kottwitz, Kurtzbach von Zawada und Leszczynski. Als lutherischer Pastor ist hier um 1615 David Ursin bezeugt. 61 Der Pfarrei Gollmitz eingegliedert war Petersdorf, dessen Junker Hans Kromme (Kromnow) ebenso wie der aus Priebisch zusammen mit den Kottwitz zu den Förderern des Baues des Krippleins Christi gehören (1604) und darum wohl wie ihre Untertanen lutherisch waren. 62 In Klein Kreutsch, dem Stammsitz der Krzycki, war in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Böhmische Brüdergemeinde. 68 In protestantischen Händen waren die Kirchen von Murke bis 1595 und die von Leipe.64 Den Böhmischen Brüdern schlössen sich die Grundherren von Wilke an, Johann Leszczynski und Stanislaus Wilkowski. An diese Zeit erinnert die Patronatsbank, auf deren einen Seite die Buchstaben „S. W." mit dem Wappen der Kottwitz und auf der anderen die Buchstaben „ J. L." mit dem Wappen der Leszczynski zu sehen sind und in deren Mitte die Aufschrift steht: „Quaerite imprimis regnum Dei et justiciam ejus et haec omnia adiicientur vobis", und darunter: „Verbum Dei manet in aeternum." Diese Bank wurde 1578 angefertigt. 65 Raphael Leszczynski, Grundherr von Lissa, Grüne, Striesewitz und Lasswitz, in der Lubranskischen Schule unter dem Einfluß Christoph Hegendörfers 65a , für den Protestantismus gewonnen, war einer der ersten, die sich von der katholischen Kirche lossagten. Er schloß sich 1550 dem Calvinismus an. 1548 nahm er 900 ausgewiesene Böh-

M ) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 298. - Vgl. auch Liber mortuorum monasterii Lubinensis, S. 599. - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 415. »») Siehe oben S. 32 und 41. 60 *) Siehe unten S. 96 Anm. 33. 61 ) L u k a s z e w i c z , Bd. 2 S. 288. — Slownik geograficzny, Bd. 2, S. 662-663. — K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 101. — S c h o b e r , Studenten, S. 67. 62 ) M o r i t z , Reformation, Teil 2, S. 20 Anm. 1. 63 ) B i c k e r i c h , S. 13. 64 ) K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 195 und 234. 65 ) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 290. — Slownik geograficzny, Bd. 5, S. 177. — K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 437. 65a ) R h o d e , Geschichte der evangelischen Gemeinden, S. 225.

DIE .REFORMATION" I N DEN DÖRFERN DES SCHWETZKAUER WEICHBILDES

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misdie Brüder auf und siedelte sie in Lissa und Lasswitz an. Denen in Lissa übergab er 1550 die katholische Kirche, in deren Händen sie bis 1654 verblieb, denen in Lasswitz baute er eine neue. Da die Lehre Calvins der der Böhmischen Brüder nahesteht, schlössen diese mit den Calvinisten eine Union. Durch diesen Zuzug wurde das nur 5 km von Schwetzkau entfernte Lissa bald wirtschaftlicher Mittelpunkt des östlichen Teiles des Fraustädter Landes, 1554 oder 1557 Stadt und ein Hauptort des Protestantismus, wo protestantische Schriften auch in polnischer Spradie gedruckt wurden. 60 Ebenso das Lasswitz und Schwetzkau benachbarte Laube, der Stammsitz der Dluski, wurde protestantisch.87 So war Schwetzkau rings von protestantischen Orten umgeben. Bemerkenswert ist noch, daß zwar nicht mehr im Fraustädter Lande, aber nur 20 km von Schwetzkau entfernt die Stadt Schmiegel (Smigiel) liegt, deren Grundherrschaft der aus Fünfkirchen eingewanderte Bischof Andreas Dudith 1586 erworben und hier eine Unitarische Gemeinde aus Deutschen und polnischen Edelleuten gegründet hatte, die die Dreipersönlichkeit Gottes leugneten und in Gütergemeinschaft lebten.68

«6) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 291. - W u t t k e , S. 355. - Slownik greograficzny, Bd. 5, S. 92 und 177. - W a r s c h a u e r , Abriß, S. 20. - V ö l k e r , S. 166, 174, 216 und 233. - K o z i e r o w sk i , Szematyzm, S. 192. — B i c k e r i c h , S. 13—14 und 17—18. 67 ) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 301. - K o z i e r o w s k i , Szematymz, S. 76. 68 ) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 248 - K r a u s e , S. 31. - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 69.

Drittes Kapitel

DIE TRIDENTINISCHE

REFORM

1. D i e D u r c h f ü h r u n g d e r T r i d e n t i n i s c h e n R e f o r m i n P o l e n Da in Polen nicht wie in Deutschland der individualistischen Anwendung des protestantischen Schriftprinzips durch eine Kirchenbehörde des fürstlichen Landesbischofs gesteuert wurde, ging hier der Protestantismus unaufhaltsam seiner Selbstzersetzung entgegen. Die Zahl der Sekten wuchs.1 Lutheraner, Calvinisten, Böhmische Brüder, Sozinianer u. a. m. bekämpften einander bisweilen noch heftiger als die Katholiken. 2 Alle Einigungsversuche durch den aus Mantua stammenden Reformator Francesco Stancaro und Jan Laski blieben erfolglos. Da die Angehörigen dieser Sekten unter dem Deckmantel der christlichen Freiheit auch politische, soziale, kommunistische oder anarchistische Ziele verfolgten, drohte die religiöse Spaltung in Polen die an sich schon schwach fundierte staatliche Ordnung zu zerstören. Man strebte darum auch von Staats wegen nach Beseitigung der Spaltung. Die Wiederherstellung der kirchlichen und staatlichen Einheit, des Friedens und die Heilung der in der Kirche eingerissenen Schäden erhoffte man zunächst von einem allgemeinen Konzil. Aber trotz der von Andrzej Frycz Modrzewski herausgegebenen Schrift „Oratio de legatis ad concilium mittendis" (1546) 3 wurde das Trienter Konzil von Polen nicht beschickt. Was man in Polen von einem allgemeinem Konzil erwartete, zeigte der gleiche Verfasser 1552 in der Schrift „De ecclesia". Nicht nur die Lateiner, sondern alle Bekenntnisse müßten auf einem allgemeinen Konzil vertreten sein.3a Audi der weltliche Stand müsse in dem Zahlenverhältnis, in dem er zum geistlichen stehe, zu den Beratungen zugelassen werden. 4 Als man sich im Verlauf des Tridentiner Konzils in diesen Erwartungen getäuscht sah, schlug der Marschall der Botenkammer Mikolaj Sienicki dem Petrikauer Reichstag 1565 vor, der König solle ein freies Nationalkonzil berufen und mit dem göttlichen Statut in der Hand entscheiden, wessen Lehre dem Worte Gottes entspreche.5 Auch der Erzbischof Jakub Uchanski betrachtete als Mittel zur Erreichung einer solchen Einigung die Berufung eines Nationalkonzils 6 , ebenso der erwähnte Andrzej Frycz Modrzewski 1565 in seiner Schrift: „De necessitate conventus habendi ad sedandas religionis controversias." Da verschiedene Landboten den Vorschlag Sienickis, ein Nationalkonzil zu berufen, ablehnten, erklärte der König, er könne ein solches nicht versammeln, weil ihm die Kompetenz als Richter in Religionssachen nicht

») Z i v i e r , S. 590. ) Ebd. S. 741. ') S t a s i e w sk i , Reformation, S. 31. "') V ö l k e r , S. 164. 4 ) 2 ¡ v i e r , S. 732-733. - U m i n s k i , Bd. 2, S. 88-89. 6 ) Z i v i e r , S. 760. ") Ebd. S. 733. 2

DIE DURCHFÜHRUNG DER TRIDENTINISCHEN REFORM IN POLEN

71

von allen zugestanden werde. Die Trienter Beschlüsse w u r d e n nur vom Przemysler Bischof Walenty H e r b u r t , dem einzigen Vertreter Polens auf dem Konzil, unterzeichnet. Stanislaus Hosius, Bischof von Ermland, unterschrieb als päpstlicher Legat und Präsidiumsmitglied. Bei dieser Sachlage stieß die D u r c h f ü h r u n g der Trienter Beschlüsse in Polen auf große Schwierigkeiten. D e r König n a h m z w a r aus den H ä n d e n des päpstlichen N u n t i u s G i o v a n n i Francesco Commendone die Dekrete zur Kenntnis, ihnen aber durch Zustimmung des Petrikauer Reichstages 1565 Gesetzeskraft zu geben, w a r nicht möglich. 1 Bestimmungen, wie das Verbot der A n h ä u f u n g von Benefizien in einer H a n d u n d die Residenzpflicht, stießen in Kreisen der Geistlichkeit auf Widerspruch. Erst auf der Petrikauer Synode von 1577 n a h m der polnische Episkopat in seiner Gesamtheit die Beschlüsse des Konzils von Trient an. D a r u m ging in Polen auch nach dem Tridentinum der A b f a l l noch eine Zeitlang weiter. Für die D u r c h f ü h r u n g der R e f o r m u n d damit auch f ü r die Ü b e r w i n d u n g des siegreich vordringenden Protestantismus fehlte es in Polen an Führern. Einen Umschwung brachte erst Stanislaus Hosius, der seit 1551 Bischof von E r m l a n d war. 8 Er w u r d e in dem allgemeinen Zusammenbruch der polnischen Kirche die unerschütterliche Säule, columna ecclesiae, dem polnischen Klerus ein Mentor. I m A u f t r a g e der Petrikauer Provinzialsynode grenzte er die katholische Lehre scharf gegenüber der Augsburgischen Konfession ab, wies in zahlreichen Schriften Zeitirrtümer über Priesterehe, Laienkelch, freie Schriftforschung u n d P r i m a t zurück, m a h n t e den König zur Festigkeit und b e w a h r t e ihn vor dem Ü b e r t r i t t z u m Protestantismus. 9 1564 berief er die Jesuiten nach dem E r m l a n d , 1570 holte sie Bischof A d a m Konarski (1562-1574) nach Posen, w o sie im Beichtstuhl, auf der Kanzel, durch öffentliche Disputationen u n d Herausgabe theologischer Schriften eine rege Tätigkeit entfalteten. H i e r wirkten J a k o b W u j e k ( 1 5 4 0 1597), der die Bibel ins Polnische übersetzte u n d eine Postille herausgab, u n d Piotr Skarga (1536-1612) 1 0 , Polens bester Kanzelredner. Von noch größerer Bedeutung f ü r die Folgezeit w u r d e ihre Wirksamkeit auf dem Gebiet des Unterrichts u n d der Jugenderziehung. Auf der Grundlage des H u m a n i s m u s u n d der Religion wollten sie die Jugend, besonders die des Adels, f ü r die Gegenwartsaufgaben der N a t i o n u n d der Kirche heranbilden. In der Marianischen Kongregation erzogen sie sich eine K e r n t r u p p e , die entschlossen w a r , ihr Leben nach den Grundsätzen der Religion zu gestalten. A u d i in Schrimm (1616), Deutsch K r o n e (1665), in Bromberg und Meseritz (1697) eröffneten die Jesuiten Schulen. Wegen der glänzenden Erfolge w u r d e n ihre Anstalten auch von Protestanten besucht. Für die im Fraustädter Lande wohnenden Katholiken w u r d e das 1625 in Glogau gegründete Jesuitenkollegium ein religiös-kultureller M i t t e l p u n k t . Eine ähnlich r e f o r -

7

) Ebd. S. 753. - V ö I k e r , S. 202. - S t a s i e w s k i , Reformation, S. 78. ) Y ö 1 k e r , S. 198-199. - U m i n s k i, Bd. 2, S. 82-83. - W e r m t e r , Sp. 490. ) W a r s c h a u e r , Abriß, S. 22. - Z i v i e r , S. 753 und 768. - V ö l k e r , S. 199 - S t a s i e w s k i , Geschichte, S. 212. - R h o d e , Reformation, S. 491—492. - S t a s i e w s k i , Reformation, S. 78-79. 10 ) Z i v i e r , S. 771. - S t a s i e w s k i, Reformation, S. 89-90. 8 9

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DIE TRIDENTINISCHE REFORM

mierende Tätigkeit entfalteten die Oratorianer des hl. Philippus Neri in Glogöwko bei Gostyn, die Benediktiner in Lubin unter dem Abte Stanislaw Kiszewski (1588-1604) und die 1629 nadi Fraustadt zurückgekehrten Bernhardiner. Den Tri dentinischen Weisungen gemäß gründeten Priesterseminare für die Diözese Posen 1564 Bischof Adam Konarski, für Gnesen 1598 Erzbisdiof Stanislaw Karnkowski. Bei der 1564 in Posen abgehaltenen Reformsynode wurden in Artikel 4 Weisungen über die Lebensführung des Klerus, in Artikel 6 über den Wirtshausbesuch, in Artikel 7 über die Reorganisation der Pfarreien und in Artikel 9 über die Predigt herausgegeben.11 Das Schicksal des Protestantismus war mit der Thronbesteigung des Zygmunt III. 1587 besiegelt.12 Er war von Jesuiten erzogen worden und nacheinander mit zwei österreichischen Erzherzoginnen vermählt. 1592 verfügte er die Rückgabe der katholischen, in protestantische Hände gelangten Kirchen in den königlichen Städten an die Katholiken. Ein unter seiner Regierung zustande gekommenes Reichsgesetz bestimmte, daß alles während der Reformation auf irgendeine Weise in fremde Hände gelangtes Kirchengut von den dazu berechtigten geistlichen Behörden wieder in kirchlichen Besitz zurückgeführt werden könne. 13 Frei werdende Senatorensitze vergab er nur an Katholiken und erreichte so, daß im litauischen Senate, in dem 1586 nur zwei, bei seinem Tode 1632 alle katholisch und im polnischen nur zwei Nichtkatholiken waren. Mit dem gleichen religiösen Eifer wie ihr Gatte gab die Königin Konstantia die Kirchen der Starostei Usch-Schneidemühl, die sie als Morgengabe erhalten hatte, wieder dem katholischen Kultus zurück.14 Infolge dieser eingeleiteten Reformen und des königlichen Beispiels erwachte auch das polnische Volk aus seiner religiösen Lethargie. Die Schlachta, die im Kampfe gegen den Klerus und im Streben nach Standesvorteilen sich von der Kirche abgewandt hatte, kehrte zu ihr zurück, als sie diese erlangt hatte und die Träger der Hierarchie ihr Vertrauen einflößten. Das katholische Volk sah in der Abkehr von der konfessionellen Zerrissenheit und Rückkehr zur katholischen Kirche einen Weg zur nationalen Einheit. In weiten Kreisen wurde es zum Glaubenssatz, daß Polentum und römischer Katholizismus untrennbar zusammengehören. Von den polnischen Adelsfamilien traten in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts mindestens zwei Drittel zur katholischen Kirche zurück, selbst die Ostror6g und Leszczynski. Die Konversion der Grundherren hatte gewöhnlich auch die der untertänigen Bürger und Bauern zur Folge. Diese religiöse Hochstimmung ging mancherorts in Fanatismus über. So erhoben sich z. B. in Posen Erwachsene und Jugendliche und zerstörten Bethäuser und Schulen der Andersgläubigen. 16 » ) W a r s c h a u e r , Abriß, S. 22. - V ö 1 k e r , S. 290. - S a w i c k i , S. 70 - R h o d e , Blüte und Niedergang, S. 51-52. - S t a s i e w s k i , Geschichte, S. 215-216. - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 57 - U m i n s k i , Bd. 2, S. 164 und 169-170. 12 ) W e s t p f a h l , S. 27. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 256. 13 ) t u k a s z e w i c z , Bd. 1, S. X V I I . - W a r s c h a u e r , Abriß, S. 23. - V ö l k e r , S. 215. S t a s i e w s k i , Geschichte, S. 216. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 267. » ) W e s t p f a h l , S. 27. 15 ) W a r s c h a u e r , Abriß, S. 21-23. - Z i v i e r , S. 770. - V ö l k e r , S. 218 und 220. R h o d e , Blüte und Niedergang, S. 51.

ZUROCKFÜHRUNG DES FRAUSTÄDTER LANDES ZUR KATHOLISCHEN KIRCHE

2. Z u r ü c k f ü h r u n g d e s F r a u s t ä d t e r zur katholischen Kirche

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Landes

König Stefan Bathory präsentierte 1576 Matthias Grzempski Niemiera de Dolfga als katholischen Pfarrer von Fraustadt. Die lutherisch gewordene Bevölkerung lehnte ihn jedoch ab. Der Stadtrat vermochte zwar nicht, dessen Investitur durch den Posener Bischof tukasz Koscielecki (1577-1597) zu verhindern, verweigerte aber die Auslieferung der Kirche und des kirchlichen Vermögens trotz eines zweiten und dritten Mandats vom 10. Juni und 3. Oktober 1577.16 Audi Zygmunt III. verlangte am 18. Juni 1590 als Grundherr der Stadt und Patron der Kirche die Rückgabe dieser und des kirchlichen Eigentums, aber die Stadt blieb trotz erneuter Aufforderung des Königs am 9. November 1600 bei ihrer Weigerung. Als Vertreter der Kirchengemeinde strengte Pfarrer Grzempski einen vierjährigen Prozeß gegen die Stadt vor dem Grodgericht an, vor dem Stanislaus Krause am 21. Oktober und 28. Dezember 1602 seine Aussagen machte.163 Die Stadt erreichte auf der Grodgerichtssitzung am 21. April und 6. Mai 1603 eine Vertagung der Gerichtsverhandlung und durch die Fürsprache des Starosten vom Bischof Wawrzyniec Goslicki (1601-1607) die Einsetzung einer Kommission zur Schlichtung des Streites. Bei dem von dieser am 13. Oktober 1603 angestellten Verhör der Parteien wurde ein Diener des Starosten von einem Fraustädter Brettschneider erstochen. Nun sandte die Stadt ihren Vogt und den Ältesten der Schuhmacherinnung zum König, um die Pfarrkirche zu behalten, aber ohne Erfolg. Zygmunt befahl am 1. Dezember 1603 deren und allen kirchlichen Eigentums Rückgabe bei einem Vadium (Bürgschaft) von 20 000 Gulden binnen 12 Wochen. Die beglaubigte Abschrift dieses Mandats wurde vom Volke von Rathaus und Pfarrkirche abgerissen.17 Bei der Verhandlung am 9. Februar 1604 verlangte die Stadt, daß die Rechtmäßigkeit des königlichen Befehls zuvor in einem ordentlichen gerichtlichen Verfahren untersucht werde. Am 23. Februar lief die Frist von 12 Wochen ab. Die Stadt verweigerte die Auslieferung der Kirche. Am 5. April suchte sie durch ein Ehrengeschenk von 100 Gulden, den Starosten und durch ihn den Bischof günstig zu stimmen. Der König hatte am 8. August eine Kommission von 11 Mitgliedern zur Ordnung der kirchlichen Angelegenheiten und Untersuchung der Schuld der Stadt am Aufruhr ernannt. Durch den Bischof erreichte die Stadt eine Verschiebung des Vorladetermins (30. September) um zwei Tage, in denen sie sich des Beistandes eines mächtigen protestantischen Mitgliedes der Kommission, des Grafen Andrzej Leszczynski, des Woiwoden von Brzesc in Kujawien, des Vorkämpfers der evangelischen Sache in Großpolen, versicherte.18 Diese Elferkommission setzte ein zu gleichen Teilen aus Katholiken

u ) M o r i t z , Reformation, Teil 2, S. 3-5. »") Siehe oben S. 60 Anm. 12. " ) M o r i t z , Reformation, Teil 2, S. 6 und 10-12. I8 ) Ebd. S. 11-14. - Über Andrzej Leszczynski vgl. Samuel S p e c h t s Chronik, S. 26.

Lissaer Turmknopf-

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DIE TRIDENTINISCHE REFORM

und Protestanten bestehendes Schiedsgericht ein, das die Bürger von der Anklage des Aufruhrs frei, die Kirche aber samt Inventar, kirchlichem Acker, Kapitalien und Grundstücken der katholischen Kirchengemeinde zusprach und der Stadt Religionsfreiheit, die Kirchen in ihren Stadtdörfern und die Präsentation des deutschen, katholischen Predigers zusicherte. Dieser vor dem Schiedsgericht geschlossene Vertrag wurde in das Kommissionsdekret aufgenommen und bestätigt. Die Genehmigung durch den Bischof erfolgte am 14. Oktober. Am 24. Dezember f a n d die Übergabe an die bischöflidie Kommission statt, den Archidiakon Andrzej Rychlicki und den Domherrn J a n Krzycki. Am 30. Dezember 1604 sprach der Bischof der Fraustädter Bürgerschaft seinen D a n k aus und ermahnte sie, die katholische Geistlichkeit unbehelligt zu lassen und den Gottesdienst nicht zu behindern. 19 Als am 9. September 1605 der königliche Sekretär und Domherr Jan Krzycki Pfarrer von Fraustadt geworden war, erhob er sofort Klage beim König, daß jene Kommission ihr Amt schlecht verwaltet habe und die Stadt ihre Verpflichtungen nicht erfülle, worauf der König eine neue Kommission ernannte. D a die Stadt die Einsicht in die Stiftungsurkunden verweigerte, mußten 15 alte Personen vernommen werden. Unter den Zeugenaussagen waren auch die des früheren Fraustädter Kommendars und derzeitigen Schwetzkauer Altaristen Franz Tischler. Die Stadt erkannte die Entscheidung nicht an, hatte aber diesmal nur in den Punkten Glück, die die Kommission an den Bischof zur Bestätigung überwiesen hatte, während der König sie durch Dekret vom 19. Januar 1607 bestätigte. 20 Die f ü r den 24. März 1607 angesetzte Ubergabe der Schule und anderer kirchlicher Gebäude wurde durch einen Überfall von 50 bis 100 Bewaffneten auf den Pfarrer und seine Begleiter verhindert. Diese konnten sich nur durch die Flucht in die Pfarrkirche retten. Auf die hierüber erfolgte Anzeige ernannte der König am 4. März 1608 eine neue Kommission, die das Dekret vom 19. Januar 1607 zur Durchführung bringen und die Schuld an den Unruhen untersuchen sollte. Am 24. Juli 1608 verurteilte diese die Stadt zur Rückerstattung der kirchlichen Äcker, des Friedhofs und der großen Glocke und zur Zahlung von 2000 Gulden. 2 1 Die Lutheraner, denen der Bau einer Ersatzkirche verboten wurde, umgingen das Verbot dadurch, daß sie zwei nebeneinander stehende Bürgerhäuser am Polnischen Tore kauften, die Seitenwände niederrissen und einen einheitlichen Gottesdienstraum herstellten, das Kripplein Christi (Einweihung am 24. Dezember 1604). Auch die 1558 aus Fraustadt vertriebenen Bernhardiner meldeten beim Magistrat dort ihre Ansprüche an. Dieser übergab am 25. Mai 1629 in Gegenwart des Starosten Hieronymus Radomski und einer bischöflichen Kommission den Klostergrund samt den dazu gehörigen Liegenschaften. Mit Unterstützung des umwohnenden Adels, besonders des

" ) M o r i t z , Reformation, Teil 2, S. 11-18. Ebd. S. 25-29. «) Ebd. 29-34.

ZURÜCKFÜHRUNG DES FRAUSTÄDTER LANDES ZUR KATHOLISCHEN KIRCHE

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Mikolaj Tarnowski, des Verwalters der Opalinskischen Güter, erbauten die Bernhardiner bis 1640 das Kloster und die Kirche zu Ehren des hl. Joseph. Das Nonnenkloster des Dritten Ordens des hl. Franziskus, das 1580 in den Besitz der Stadt gekommen war, wurde nicht wiederhergestellt, sondern 1639 formell aufgehoben. Der Apostolische Nuntius in Polen, Marius Philenardus, bestimmte als Exekutoren zur Regelung des Nachlasses der eingegangenen Ordensfamilie neben dem Abte von Obra Mikolaj Dunin und den Posener Domherren Zygmunt Cielecki und Andrzej Swinarski den Schwetzkauer Propst Bartholomäus Senner (Sander) . 21a Rechtsnachfolger der Regelschwestern wurden die nach Fraustadt zurückgekehrten Bernhardiner. Erst nach der Ubergabe der Pfarrkirche und eines Teiles des kirchlichen Eigentums an die bischöfliche Kommission am 24. Dezember 1604 war eine rechtliche und materielle Grundlage für die Ausübung einer ordentlichen Seelsorge gegeben. Die Seelenzahl der katholischen Gemeinde war in der über ein halbes Jahrhundert dauernden Reformation zusammengeschmolzen. Der 1576 ernannte Pfarrer Matthias Grzempski, der bis dahin als Grodschreiber und durch Ausschank von Bier seinen Lebensunterhalt verdient hatte und seit 1598 noch Pfarrer von Strzelce geworden war, konnte 1604 sein Amt antreten, überließ aber die Seelsorge seinem Kommendar Matthias Rogacki. Deutscher Prediger wurde 1604 der Jesuit Michael Horn. 22 Während in der vorreformatorischen Zeit gewöhnlich Deutsche Pfarrer waren, wurden es nun Polen, die, vielfach Domherren, ihre Fraustädter Stellung als Nebenamt ansahen, darum häufig abwesend und zufrieden waren, von der Stadt die ihnen gewährten Einkünfte zu erhalten. Die Seelsorge überließen sie ihren deutschen Kommendaren, denen es erst recht an einem Antriebe fehlte, die Bewohner zu rekatholisieren. 23 Selbst die private Lebensführung Grzempskis entsprach nicht dem, was Sittenreform und Glaubensverkündigung von dem ersten, nach einem halben Jahrhundert des Abfalls in Fraustadt wieder amtierenden katholischen Pfarrer verlangt hätten. 24 In der evangelischen Gemeinde wirkte in dieser Zeit Valerius Herberger 2 4 a seit 1590 als Diakon, von 1598 bis 1627 als Pastor. In den Pestjahren 1599, 1601, 1603 soll er zusammen mit dem Totengräber die Leichen auf den Friedhof gefahren und das von ihm

Siehe unten S. 96 Anm. 33. ) L a u t e r b a c h , Zion, S. 326-336. - M o r i t z , Reformation, Teil 2, S. 18-23 und 36. P f ü t z e n r e i t e r , S. 151. - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 65. 23 ) M o r i t z , Reformation, Teil 2, S. 35-36 und 40. - Ebd. S. 35-36, als P f a r r e r von Fraustadt nach Matthias Grzempski sind urkundlich nachweisbar: Johannes Krzycki, Domherr von Posen (1605-1625), D r . Caspar Santhoff, wahrscheinlich Deutscher, Domherr von Posen (1625-1629), Petrus Mieszkowski, Domherr von Posen (1629-), Albert Grabowski, Domherr von Gnesen, Posen, Warschau und königlicher Sekretär (1641-1649), Opalinski (1659-1661), Sierakowski (1663-1679), Kozynowski (1679-1682), Johannes von Werben Rydzinski, Archidiakon von Schrimm, Domherr von Gnesen und Posen (1695-1697), Kasimir Gurowski, Domherr von Gnesen und Posen (1698-1699). 24 ) Ebd. S. 3 Anm. 4 und 5. S4a ) V g l . L a u t e r b a c h , Vita. 22

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gedichtete Lied „Valet will ich dir geben" gesungen haben. Er war Erbauungsschriftsteller und Kirchenliederdichter sowie Erbauer des Krippleins Christi. 25 Als ihm der Jesuit Michael Horn vier gegen die evangelische Lehre und Luther gerichtete Thesen zuschickte, über die er mit ihm vor einer königlichen Kommission und dem Fraustädter Rat am Johannesfest, dem 27. Dezember 1604, disputieren wollte, antwortete ihm Herberger mit vier anderen, auf die unsittliche Vergangenheit Grzempskis anspielenden Thesen. Eine Disputation aber lehnte er ab. 26 Alle Bemühungen des Jesuiten, in Fraustadt wieder katholisches Leben zu wecken, waren vergeblich. In einer Denkschrift vom 10. Februar 1605 legte er im Grodbuch die Gründe dar, warum es dort mit dem Katholizismus nicht aufwärts gehe. Ein düsteres Bild kirchlichen Lebens tritt uns in den neun Punkten seiner Darstellung entgegen, das durch die in gleicher Zeit im Grodbuch eingetragenen Proteste voll bestätigt wird. Protestantische Aufpasser umgeben die Pfarrkirche; um die Kirchenbesucher abzuschrecken, lachen sie und pfeifen sie aus, speien sie an, beschimpfen und schlagen sie, zertrümmern durch Steinwürfe die Fensterscheiben und das Kirchendach, heften beleidigende Verse an die Kirchentür, stören durch absichtliches Lärmen den Gottesdienst, verunreinigen den Kirchhof und treiben Vieh in die Kirche. Darum wagen nur noch ganz wenige Katholiken, zwei bis vier, die Kirche zu besuchen. Selbst die Stadtdiener beteiligen sich an den Ungehörigkeiten und schlagen katholische Schüler und Kirchenbedienstete. Die städtischen Behörden und Innungen, besonders die Tuchmacher, stiften zu diesem Treiben an und drohen etwaigen Konvertiten mit Boykott und Vertreibung. 27 Ein Beispiel für den H a ß der verhetzten Menschen war das gegen Pater Horn an der Kirchentür angeschlagene Spottlied mit dem Schlußvers: „wir lein undt tuchknappen wollen dich schtraffen undt klappen, dich beschornen undt teufels gebornen." 28 Die lutherischen Prediger stachelten in der Predigt und der täglichen Schriftlesung das Volk gegen die Katholiken auf und suchten es unter Beschwörungen und Drohungen, von dem „Abfall von dem wahren und reinen Worte Gottes" zu bewahren. Die Erbitterung gegen die Katholiken wurde noch durch die hohen Geldabgaben für die Errichtung des lutherischen Bethauses gesteigert, woran man jenen die Schuld gab. 29 Auch unter Grzempkis Nachfolger Jan Krzycki (1605-1625) wurden die Katholiken und der katholische Gottesdienst weiter boykottiert, durch Steinwürfe in die Fenster der Pfarrkirche

25 ) B r a n d t , S. 317-318. - S c h o b e r , Studenten, S. 54. - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 59. 26 ) Über die Furcht protestantischer Prediger vor einer Disputation mit Jesuiten vgl. M i l l e r , S. 52: Calvinistische Prediger in Guhrau erfahren (1629) nach Toresschluß v o n der Ankunft von zwei Jesuiten. Sie lassen sich noch in der Nacht die Tore öffnen (quia metuimus, ne disputare cum Jesuitis adigamur), um die Stadt sofort zu verlassen. - Vgl. auch M o r i t z , Reformation, Teil 2, S. 23 Anm. 5, die A n t w o r t Herbergers: „Tractent scurrilia scurii, sicut fabrilia fabri. Ergo theologi evangelici Wschovenses tractabunt theologica et evangelica". 27 ) M o r i t z , Reformation, Teil 2, S. 42-44. - Vgl. auch ebd. S. 2 3 - 2 5 . 2a ) Ebd. S. 24 und 44. 2 ®) W u t t k e , S. 301. - Slownik geograficzny, Bd. 14, S. 64. - M o r i t z , Reformation, Teil 2, S. 24, 2 8 - 3 0 und 42.

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gestört, die Pfeiler der Kirche durch Gewehrschüsse beschädigt, den Einwohnern vom Magistrate verboten, auswärtige katholische Schüler, die die 1607 von Krzycki errichtete Schule besuchten, in Pension zu nehmen, und ein kirchlicher Bediensteter auf Befehl oder mit Zulassung der Stadtbehörde tödlich verwundet. 30 Michael Horn stellte sich während seiner einjährigen Wirksamkeit in Fraustadt diesem Treiben mit seiner ganzen Persönlichkeit entgegen. Er war der einzige, der es im Verlaufe der Fraustädter Reformation und Gegenreformation ernst mit seinem Amte nahm und sich selbstlos bemühte, in Fraustadt nach den Grundsätzen des Trienter Konzils christliche Lebensauffassung wiederherzustellen, wenn er auch schließlich der Gewalt weichen mußte. Sittengeschichtlich bemerkenswert ist die von Krzycki gegen die Stadt erhobene Klage, daß sie Brandstifter vor der Verbrennung an ein Kreuz heften lasse und dadurch das Kreuz verhöhne. Die Bürger beriefen sich darauf, diese Art Hinrichtung sei in dem benachbarten Schlesien üblich. Sie wurden dazu verurteilt, eine Säule mit dem Bild des Gekreuzigten zu errichten.31 Auffallend gut ist bei diesen konfessionellen Auseinandersetzungen das Verhältnis der Stadt zum Bischof. Als Bischof Andrzej Opalinski (1607-1623) am 20. August 1610 Fraustadt passierte, überreichte ihm die Stadt ein Ehrengeschenk, das mit den Unkosten seiner Aufnahme 110 Mark erforderte. Der Bischof wiederum lud den Rat zu einer in seiner Familie stattfindenden Hochzeit ein, wobei die Stadt eine Kredenz im Werte von 70 polnischen Mark schenkte.32 Als der durch königliches Dekret vom 21. Mai 1625 zum Pfarrer ernannte Posener Domherr Dr. Caspar Santhoff die beiden städtischen Prediger „tamquam violatores pacis publicae" vor das Petrikauer Tribunal lud, erreichte die Stadt, daß die Sache an den Posener Bischof Maciej tubienski (1626-1631) verwiesen wurde, der den „unruhigen Pleban" am 27. April 1629 an einen anderen Ort versetzte. 33 Der von diesem bei seinem Abzüge übergebene Kirchenornat wurde im Beisein des Plebans von Schwetzkau durch zwei von der Obrigkeit Deputierte, Samuel Hortensius und Georg Wiesner, seinem Nachfolger, dem Posener Domherrn Piotr Mieszkowski, ausgeliefert.34 Der Pfarrer von Schwetzkau trat hier (1629) wie auch bei der Regelung des Nachlasses der Regelschwestern (1639)35 als Vertreter des Bischofs auf, er war deshalb wahrscheinlich Dekan. Bischof Maciej tubienski veranlaßte um 1630 den katholischen Pfarrer, in einem gütlichen Übereinkommen mit dem Magistrat auf weitere Restitutionen zur Wiederherstellung der Pfarrkirche zu verzichten 36 , ebenso Bischof Andrzej Szoldrski (1636-1650) den katholischen Pfarrer Grabowski von Fraustadt (1641-1649), seinen 1644 gegen die

M ) hatte «) S2 ) ») 34 ) ") 3I >)

M o r i t z , Reformation, Teil 2, S. 26 und 29-30. - Einen ähnlichen gewaltsamen Charakter die Reformation auch in dem benachbarten Glogau, vgl. B l a s c h k e . S . 203-211. M o r i t z , Reformation, Teil 2, S. 28. Ebd. S. 29 Anm. 8. Ebd. S. 35. - Vgl. auch L a u t e r b a c h , Zion, S. 377-379. L a u t e r b a c h , Zion, S. 3 7 8 . - M o r i t z , Reformation, Teil2, S. 35. Siehe oben S. 75. t u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 280 Anm. 2.

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Errichtung eines lutherischen Gotteshauses in der Neustadt von Fraustadt erhobenen Protest zurückzuziehen mit der Begründung, man solle die Lutheraner unbeirrt in „ihrem exercitio" lassen.37 Die Jurisdiktion des Bischofs über die Protestanten blieb dem Namen nach bestehen, diese beriefen sich sogar auf sie, wenn es für sie von Vorteil war. Als König Zygmunt II. Fraustadt Richter als Pfarrer aufdrängen wollte, bezog sich der Rat in seiner Zurückweisung darauf, daß dieser nicht vom Bischof eingesetzt bzw. 1571 vom „,Ordinarius loci' nicht investiert sei." 37a Der Posener Bischof visitierte die protestantischen Kirchen, 1661 die Oberpritschener, noch 1756 das Kripplein Christi. Von der ersteren berichtet das Oberpritschener Kirchenbuch, „,daß durch sie unser Kirchenund Gottesdienst kein Hindernis gelegt, vielmehr Beförderung getan' worden sei".38 Der Bischof wurde, wenn er nach Fraustadt kam, wohl auch mit allen Ehren empfangen. Im übrigen aber achtete die Bevölkerung seine Gewalt für nichts. So wählte z. B. die Bürgerschaft Ratsherrn und Leiter der Münze Kaspar Wende 39 zum Vogte, obwohl er im Jahre zuvor vom Bischof exkommuniziert worden war. Doch suchten die städtischen Behörden seit Mitte des 17. Jahrhunderts, alle Störungen des konfessionellen Friedens zu verhindern. 1637 beauftragte der Rat den Oberpritschener Pfarrer, die protestantischen Bauern zu freundlichem Verhalten gegen den katholischen Kommendar zu ermahnen, was jedoch jener, wie er selbst berichtete, nur mit innerem Widerstreben tat. 1698 wurde der Oberpritschener Pastor Franz Teschner ermahnt, „er solle ,des elenchi nominalis contra Romano-Catholicos sich gänzlich enthalten, des realis aber in bescheidenen terminis und expressionen gebrauchen tanquam in ecclesia pressa"'. 39a Ebenso sagte der BernhardinerGuardian, der hinfort aus seinen Mönchen den deutschen Prediger der Stadt präsentierte, zu, daß dieser alles Schmähen und Lästern vermeiden werde. 40 Der Versuch, mit den kirchlichen Gebäuden auch die Bewohner zur Kirche zurückzuführen, war fehlgeschlagen. Man fing auf beiden Seiten an, sich in eine nicht mehr zu ändernde Koexistenz zu fügen. Die Katholiken blieben in der Minderheit. Bei der 1636 abgehaltenen Visitation zählte die katholische Kirchengemeinde nur 70 Seelen.41 Das Stadtregiment lag ganz in den Händen der Lutheraner. Fraustadt galt hinfort als protestantische Stadt. 42 Die Kirchenreduktion Fraustadts und der übrigen königlichen Städte um 1604 war der Auftakt zur Zurückführung auch der Kirchen nichtköniglichen Patronats. Aber während in den königlichen Städten die Wiedergutmachung durch eine Verfügung des Königs

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) L a u t e r b a c h , Zion, S. 516-525. - M o r i t z , Reformation, Teil 2, S. 36. ) M o r i t z , Reformation, Teil 1, S. 25. 3B ) Ebd. Teil 2, S. 41. 3 ») Siehe oben'S. 61. 39a ) M o r i t z , Reformation, Teil 2, S. 40. 4 °) Ebd. S. 37. 41 ) Ebd. S. 39. 4Z ) Ebd. S. 41. - Vgl. audi ebd. S. 23: „Von einem Übertritt evangelischer Bürger zum Katholizismus finden wir keine Spur. Vielmehr bezeugt Herberger ausdrücklich, daß .nicht eine einzige Person vom Evangelio abgefallen sei'." 37a

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in die Wege geleitet wurde, blieb sie bei den übrigen Kirchen auf Grund eines zu Beginn der Regierung des Zygmunt I I I . erfolgten Sejmbeschlusses dem Eingreifen des Bischofs überlassen. Im Fraustädter Land, wo der deutsche und großenteils auch der polnische Adel am Protestantismus festhielten, stieß die Durchführung der Reduktion auf den Widerstand der Grundherren und ihrer Untertanen. Überdies mußte endlich die schon längst fällige und auch vom Konzil von Trient dringend geforderte Reform an H a u p t und Gliedern in Angriff genommen werden. Der erste Schritt hierzu sollte die gründliche Visitation der Diözese sein. Sie erfolgte 1610 und wurde im Schrimmer Archidiakonat Kaspar H a p p , dem späteren Propst der Marien-Magdalenen-Kirche in Posen und Weihbischof, übertragen. Nach dem ihm mitgegebenen Richtlinien 4 8 bestand seine Aufgabe darin, den Besitzstand der Pfarreien an kirchlichen Gebäuden mit Inventar, Liegenschaften und beweglichen Vermögenswerten zu umschreiben, die Einhaltung der liturgischen Vorschriften und der f ü r die Diözese vorgeschriebenen Gottesdienstordnung nachzuprüfen, die Lebensführung der Geistlichen und übrigen Kirchendiener zu erforschen, etwaige Ärgernisse zu beseitigen und spätestens vier Monate nach beendeter Visitation einen schriftlichen Rechenschaftsbericht im Konsistorium niederzulegen. Im Fraustädter Stadtdorf Oberpritschen unterlag die Reduktion der Roten Kirche der Verfügung des Königs. Schon im Juli 1604 hatten die Katholiken deren Auslieferung verlangt. Doch gelang es dem Rate, durch ein Geschenk an den Bischof die weitere Verfolgung der Sache abzuwenden. Der Bischof zog den Prozeß an sich, worauf vorläufig nichts entschieden wurde. 4 4 Am 10. Oktober 1637 versuchte der Propst Krzysztof Zegocki von D^bno, auf Grund einer Präsentation des Königs Wladyslaw IV. von der Kirche Besitz zu ergreifen, wurde aber von der Stadt daran gehindert. Durch königliches Dekret vom 28. März 1642 wurde sie ihm endgültig zugesprochen. Auch hier waren hinfort die Pfarrer höhere Geistliche polnischer Nationalität, während die Seelsorge meist von deutschen Kommendaren aus Schlesien besorgt wurde. Die Protestanten bauten sich ein eigenes Bethaus. Allmählich trat eine Entspannung in den gegenseitigen konfessionellen Beziehungen ein. 45 Der Grundherr von Geyersdorf Ossowski kehrte im Jahre der Visitation, 1610, vielleicht von Kaspar H a p p veranlaßt, zur katholischen Kirche zurück und übergab dieser nach Vertreibung des protestantischen Religionsdieners das Gotteshaus. In Ermangelung

43 ) L u k a s i e w i c z , B d . 2, S. 1 1 - 1 4 A n m . 1.: M o d u s D e s c r i b e n d i Ecclesias: Ecclesia. - C i b o rium. - F o n s Baptismalis. - O l e a Sacra. - A l t a r i a . - C a p e l l a e . - S a c r a r i u m . - A p p a r a t u s E c c l e siae. - Libri Ecclesiae. - C a e m e t e r i u m . - Parochus et P r e s b y t e r i . - F a m i l i a Parochi. - P e c o r a Ecclesiae. - C a r b o n a Ecclesiae, seu P r o v i s o r u m . - H o s p i t a l e . - Schola et R e c t o r Scholae. - O r d o D e v o t i o n i s . - V g l . auch L u k a s i e w i c z , B d . 1, S. L X X X V I I I - L X X X I X : „ A r c h i d y a k o n i w i z y t o w a c p o w i n n i co t r z y lata k o s c i o l y parochialne i inne w a r c h i d y a k o n a c i e s w o i m ; w w i z y t a c h tydi majq o p i s a c d o k l a d n i e stan k o s c i o i ó w , s z p i t a l i i s z k ó l ; ich f u n d u s z e , w c h o d z i c w z y c i e p r y w a t n e d u c h o w i e n s t w a . . . w c z t e r y n a j d a l e j miesiqce z l o z y c w a r c h i w u m k o n s y s t o r s k i e m a k t a •wizyty." 44 ) M o r i t z , R e f o r m a t i o n , T e i l 2, S. 25. « ) Ebd. S. 3 7 - 4 0 .

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eines ständigen Pfarrers hielten bisweilen durchreisende Geistliche hier Gottesdienst, damit sich die Leute allmählich an die kirchlichen Zeremonien gewöhnten und in die Gemeinschaft der Gläubigen zurückkehrten. 46 Die übrigen protestantisch gewordenen Grundherren des westlichen Teils des Fraustädter Landes hielten, von den Fraustädter Predigern bestärkt 47 , am Luthertum fest, ebenso auch ihre Gefolgschaft, so daß diese Kirchen, wenn überhaupt, nur auf dem Rechtswege katholisch wurden. Die Kirche von Röhrsdorf, deren Grundherr und Patron auch ein Ossowski war, kam 1699 durch Entscheid des Petrikauer Reichsgerichts am 20. Januar 1700 zum katholischen Glauben zurück und erhielt als Titel den der Tagesheiligen Fabian und Sebastian. 48 Die Kirche in Weigmannsdorf unter der Grundherrschaft Seherr-Thost wurde 1719 durch Bescheid des höchsten Gerichtshofes den Katholiken zugesprochen, brannte jedoch danach ab und wurde nicht wieder aufgebaut. Nur ein hochragendes Kreuz bezeichnet noch heute den Kirchplatz. 49 Die Kirche von Driebitz blieb protestantisch. Durch Übergang der Grundherrschaft von Schlawa von der protestantischen Familie von Rechenberg an die katholische de Fernemondt kam auch die dortige Kirche nach der Mitte des 17. Jahrhunderts in katholische Hände. 50 Von den beiden in den Besitz der Lutheraner und dann der Böhmischen Brüder übergegangenen Kirchen in Kabel und Heyersdorf kam die von Kabel 1740 an die Katholiken zurück, wurde aber nicht benutzt und zerfiel, die von Heyersdorf blieb protestantisch. Hier wirkte 1624 als Pastor der Liederdichter Michael Aschenborn; eine Zeitlang wurde sie von Lutheranern und Reformierten gemeinsam benutzt. 61 Das Gotteshaus in Schwusen wurde von den Schweden zerstört und nie wieder hergestellt. Eine Zurückführung der Kirche von Zedlitz (Swidnica) durch den Fraustädter Pfarrer Jan Krzycki im Juli 1606 wurde durch die Edelfrau Barbara Kottwitz mit Hilfe bewaffneter Bauern verhindert. 62 Doch ging die Grundherrschaft später in katholische Hände über. Als Besitzer von Zedlitz (Swidnica) sind 1687/88 Gasparda Kitschwitza und Tworsinsky beurkundet. Durch Tribunaldekret wurde die Kirche 1631 den Katholiken zugesprochen.63 Pfarrer war hier 1659 der aus Leipe bei Schweukau stammende und in Posen zum Priester geweihte Adam Johannes Stephan. Zum Gottesdienst kamen nur 9-10 Personen. Die lutherischen Parodiianen gingen in eine der umliegenden lutherischen Kirchen und schickten ihre Kinder

« ) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 303. " ) M o r i t z , Reformation, Teil 2, S. 21 und 22. 4e ) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 304. " ) Ebd. S. 306. - P f ü t z e n r e i t e r , S. 147. 6 °) Visitationsberidite, Ardiidiakonat Glogau, S. 117, 158, 412, 420 und 502. - P f ü t z e n r e i t e r , S. 147. 61 ) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 322-326. - K r a u s e , S. 26. - Visitationsberidite, Ardiidiakonat Glogau, S. 114 und 190. - P f ü t z e n r e i t e r , S. 147. - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 59. 52 ) M o r i t z , Reformation, Teil 2, S. 25-26. - Vgl. auch Stownik geograficzny, Bd. 11, S. 645. 58 ) K r a u s e , S. 5 8 . - H o f f m a n n , S. 19: 1634 war in Zedlitz der Amtmann Merkel, der die Jesuiten bei sich aufnahm; darum war die Herrschaft wohl katholisch.

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in die lutherische Schule in Fraustadt. 54 In dem benachbarten, zwar zum Pfarrsprengel aber nicht zur Grundherrschaft gehörenden Ulbersdorf erbaute 1646 Ursula von Temeritz eine protestantische Kirche.65 Um 1693 wurde der katholische Pfarrer von Zedlitz auf dem Wege nach Fraustadt von Protestanten erschlagen und, als die Kirche 1709 endgültig den Katholiken zugesprochen wurde, ebenso der mit dem Dekret aus Petrikau zurückkehrende Pfarrer Sosnicki.56 Trotz der vielfach auf rechtlichem Wege durchgesetzten Reduktionen der Kirchen blieb die Bevölkerung Fraustadts und der um diesen Brennpunkt gelegenen Dörfer protestantisch. Die bloße Einführung des katholischen Kultus in einer Kirche genügte nicht.

3. Z u r ü c k f ü h r u n g S c h w e t z k a u s z u r k a t h o l i s c h e n

Kirche

Grundherr der Stadt Schwetzkau und Patron der Kirche war der Abt von Lubin. Darum war hier weder der Widerstand eines protestantischen Adels noch eines mächtigen, mit allerhand Vorrechten ausgestatteten Stadtrates zu überwinden. Falls die Kirche oder kirchliches Eigentum während der Reformation in Schwetzkau in protestantische Hände gekommen war, hat sicherlich der reformeifrige Abt Stanislaw Kiszewski (1588-1604) bald nach seinem Regierungsantritt von seinem ihm als geistlichen Grundherrn und Kirchenpatron zustehenden, durch Sejmbeschluß zu Beginn der Regierung des Zygmunt III. neu bestätigten Recht der Kirchenreduktion Gebrauch gemacht. Die Quelle weiß nur zu berichten, daß der Abt die von der Häresie angesteckte Stadt Schwetzkau zum katholischen Glauben zurückführte, ob nur administrativ auf Grund seiner Autorität als Grundherr oder auch als Seelsorger wird nicht bekannt. 67 Der bischöfliche Visitator Kaspar Happ spricht in seinem Bericht 1610 nur nebenbei von „swiezo do kosciola Bozego nawroconych ludzi" in Schwetzkau, denen man deshalb nicht zu schwere Opfer zumuten dürfe, und begnügt sich mit der Feststellung des kirchlichen Besitzstandes. Die schöne Pfarrkirche unter dem Titel des hl. Jakobus sei aus Backstein errichtet, habe einen hohen Turm und sei für jene Stadt ausreichend groß. Ihr Patron sei der Abt von Lubin. In Schwetzkau befände sich noch eine zweite, die dem hl. Laurentius geweihte Hospitalskirche, ein Fachwerkbau (w mur pruski wzniesiony), den der Lubiner Abt restauriert und den Polen für den Gottesdienst zur Verfügung gestellt habe. Um von vornherein das Mißverständnis auszuschließen, Schwetzkau sei eine polnische Stadt, fügte Kaspar Happ hinzu, daß die Bevölkerung Schwetzkaus deutscher Herkunft sei.68 Mit den Polen waren offenbar die auf dem Klostergute arbeitenden Dienstleute gemeint. Die Kirche

") ) 56 ) 57 ) 5S )

55

Visitationsberichte, A r c h i d i a k o n a t G l o g a u , S. 19u un-d 5 0 0 - 5 0 2 . S c h o b e r , S t u d e n t e n , S. 84. L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 321. - S l o w n i k g e o g r a f i c z n y , Bd. 11, S. 645. Siehe oben S. 66. t u k a s z e w i c z , B d . 2,S. 298-301.

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war ohne jede Vermögensausstattung und schon 1610 sehr ausbesserungsbedürftig. Sie stürzte ein, wurde 1694 neu errichtet und mit einigen Tausend Zloty ausgesteuert. Das Besetzungsrecht hatte der Schwetzkauer Magistrat. Gegenüber der Laurentiuskirche stand das Spital, ein Holzbau, dessen Gründungsjahr Kaspar H a p p unbekannt war. 1610 wohnten darin 10 Arme. Es war mit einem auf Kreutsch zu gelegenen Acker, zwei Wiesen und einem Garten ausgestattet. Schwetzkau hatte auch eine aus Ziegeln errichtete Schule vis-à-vis der Stadtkirche. Der Magistrat hatte die Unterhaltungspflicht f ü r das Gebäude und den Lehrer, dem er aus der Stadtkasse ein jährliches Gehalt von 60 Zloty zahlte. Doch hatte der Pfarrer das Verfügungsrecht über die Lehrerstelle. Das Wissen des damaligen Lehrers reichte f ü r den Unterricht der Kinder aus. Einen Kantor und Schulhelfer gab es nicht, weil deren Unterhalt den zur Kirche Zurückgekehrten nicht zugemutet werden konnte. Doch gab der Schulleiter auch Gesang und versah den Kirchendienst. Die von der Stadt getragene Elementarschule stand also ganz unter der Aufsicht des Pfarrers und diente kirchlichen Interessen. Der Pfarrer war verpflichtet, zweimal im Jahr seine Schuie zu besichtigen. Ihr oberstes Ziel war die Heranbildung guter Katholiken durch Belehrung und Anleitung zum rechten Verhalten in Schule, Haus, Kirche und öffentlichem Leben. 59 Die Schüler lernten lesen, schreiben, den Katechismus und einige Gebete. Sie wurden zur Teilnahme an den verschiedenen gottesdienstlichen Veranstaltungen, zum liturgischen Gebete (Ministratur), Gesang (Anniversarien) und Anhören der Predigt angeleitet. 60 Die unter dem Bischof Andrzej Szoldrski 1642 stattgefundene Diözesansynode befaßte sich mit deren Reform. D a die Südposener Deutschen nicht allgemein das Polnische beherrschten, war die Unterrichtssprache im Fraustädter Land deutsch. 61 Der kirchliche Charakter der Schule zeigte sich auch darin, daß die Lehrer in Schwetzkau bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts Kirchenbeamte, Küster, Kantor und Organist waren. Uber die Person des Pfarrers und etwaiger Altaristen zur Zeit der Happschen Visitation erfahren wir nichts. Aus den Fraustädter Grodprotokollen wissen wir, daß der frühere Fraustädter Kommendar Franz Tischler 1606 in Schwetzkau Altarist war. 6 2 In Durchführung der von der Posener Diözesansynode 1564 beschlossenen Neuordnung des P f a r r netzes war die bis dahin selbständige Pfarrei Garthe im 16. Jahrhundert der von Schwetzkau einverleibt worden. Grundherren von Garthe waren im 17. Jahrhundert die Przybyszewski mit dem Wappen Grzymala. 6 3 Während der von Abt Stanislaw Kiszewski durchgeführten Reduktion von Schwetzkau war dort Pfarrer der kurz vor dem Abt verstorbene Pater Jakobus, dem das Totenbuch nachrühmt, daß er viele aus Schwetzkau zur katholischen Kirche zurückgeführt habe. 64 Pfarrer war also ein Benediktinerpater,

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) V ö l k e r , S. 287. ) t u k a s z e w i e z , Bd. 1, S. X X I : Schulordnung für Schüler und Rektoren der Diözese Posen. 61 ) B a r t e n , S. 77. 62 ) M o r i t z , Reformation, Teil 1, S. 15. - Ebd. Teil 2, S. 27. 63 ) t u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 300. 64 ) Liber mortuorum monasteri! Lubinensis, S. 631. - Siehe auch oben S. 66. 60

ZURÜCKFÜHRUNG SCHWETZKAUS ZUR KATHOLISCHEN KIRCHE

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nicht ein Weltgeistlicher. Das Grab des Abtes ist erhalten, es befindet sich in der Mauer des Kirchhofes von Lubin. Die Grabplatte zeigt das Brustbild eines Priesters mit Hirtenstab und darunter die Inschrift: Haec brevis exuvias magni capit urna Kiszewski. At virtus late clara per ora v o l a t . . . Vixit Annos X L V I I I . Obit Anno MDCIV. 6 5 D a der Archidiakon Kaspar H a p p in seinem Bericht über die Rückkehr der Pfarrei Schwetzkau zur katholischen Kirche keine Einschränkung machte, müssen wir annehmen, daß auch die beiden zur Pfarrei gehörenden Dörfer Garthe und Priebisch 1610 katholisch waren. In dem benachbarten Laube befand sich zur Zeit der Visitation eine aus Ziegeln erbaute spätgotische Kirche. Sie wurde 1606 durch Frau Strzelecka aus Rqbin wieder zurückgegeben und die Bevölkerung zur katholischen Kirche zurückgeführt. Die Kirche brannte bald darauf ab, wurde aus Backstein neu errichtet und 1648 geweiht. 66 Die Kirche in Gollmitz scheint erst in der zweiten H ä l f t e des 17. Jahrhunderts dem katholischen Kultus wiedergegeben worden zu sein. D a ihr 1670 die Pfarrei Jeseritz einverleibt wurde, muß sie selbst schon vor dieser Zeit katholisch gewesen sein. 67 Die Gemeinden von Kreutsch, Bargen und Nicheln waren katholisch geblieben. 68 Die Kirche von Murke wurde 1595 den Katholiken zurückgegeben. D a ihr 1637 die von Leipe affiliiert wurde, muß diese damals bereits katholisch gewesen sein. 69 Die Wilker Kirche kam 1636 in katholische Hand. 7 0 Der Grundherr von Lissa, Graf Andrzej Leszczynski (f 1606) 71, erbaute wohl unter dem Eindruck der in den Kreisen des polnischen Adels zugunsten der katholischen Kirche sich wandelnden öffentlichen Meinung den wenigen katholischen U n tertanen in Lissa zum Ersatz der ihnen 1550 entzogenen und den Böhmischen Brüdern ausgelieferten Pfarrkirche bei seinem Schlosse eine Kapelle unter dem Titel des hl. Geistes und der hl. Barbara. 7 2 Graf Boguslaw Leszczynski wurde auf das Drängen des katholisch gewordenen Adels und Versprechungen hoher Ehrenstellen 1642 katholisch. Er ließ aber seine U n tertanen in ihrem protestantischen Bekenntnisse und f a n d sich auch nach seiner Ernennung zum Erzschatzmeister des Königreichs nicht bereit, ihre religiöse und politische Freiheit zu verkürzen.Erst auf dieKlage desPosenerBischofsKazimierzCzartoryski(1650-1655) und den Befehl des königlichen Tribunals von 1652 entschloß er sich zur Rüdsgabe der P f a r r kirche, wartete aber damit, bis die zur Union mit den Calvinisten vereinigten Böhmischen

65 ) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 45: „Diese kleine Gruft enthält die Hülle des großen Kiszewski. Der Ruhm seiner Tugend aber verbreitet sich weit von Mund zu Mund . . . Er lebte 48 Jahre und starb 1604." - Vgl. auch K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 199. 6a ) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 300. - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 262. 67 ) t u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 288. - Siownik geograficzny, Bd. 2, S. 662-663. 6S ) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 319. - M o r i t z , Reformation, Teil 2, S. 2 5 . - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 182, 244 und 462. 69 ) K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 195 und 234. 70 ) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 289. 71 ) Siehe oben S. 73 Anm. 18. 72 ) C o m e n i u s , Zerstörung, S. 4 - 5 und 20 Anm. 6.

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DIE TRIDENTINISCHE REFORM

Brüder 1654 eine eigene erbaut hatten, die reformierte Tohanneskirche.73 Eine Rückkehr der Bevölkerung zur katholischen Kirche brachte auch hier die Kirchenreduktion nicht. Die Katholiken blieben eine unbedeutende Minderheit, die Zahl der Protestanten wuchs durch Zuwanderung weiter. 1628 ließen sich noch 1000 böhmische Exulanten, Edelleute, Kaufleute, Ärzte, Handwerker, 50 Geistliche, unter ihnen Johannes Arnos Comenius, hier nieder. Da die alte reformierte Gemeinde deutscher Herkunft war, bildeten die Ankömmlinge eine eigene Gemeinschaft tschechischer Zunge. Als Betsaal diente ihnen das Gymnasium. Da auch die leitenden Senioren der böhmischen Mutterkirche sich niedergelassen hatten, wurde Lissa der Mittelpunkt der in Polen, Ungarn, Mähren zerstreuten brüderlichen Emigranten. Rektor der von Andrzej Leszczynski 1602 gegründeten Schule wurde Arnos Comenius (1628-1656, f 1670). Durch seine naturgemäße Methode verschaffte er ihr europäischen Ruf. Sie wurde für die Protestanten das, was die Jesuitengymnasien, besonders das in Posen, für die Katholiken geworden waren. 74 Auch die Lasswitzer Kirche, die von 1560 bis 1652 in den Händen der Böhmischen Brüder war, wurde wieder katholisch.75 Die Bevölkerung aber blieb in ihrer Überzahl protestantisch und baute sich ein eigenes Bethaus. Es gehörte zu den Grenzkirchen, die im 17. Jahrhundert von den schlesischen Protestanten aufgesucht wurden. Bei dieser Verteilung des konfessionellen Besitzstandes im Fraustädter Lande ist es im wesentlichen bis zur Abwanderung der Deutschen nach dem Ersten und deren völliger Vertreibung nach dem Zweiten Weltkriege geblieben. Zwei Mittelpunkte protestantischen Lebens hatten allen Rekatholisierungsversuchen standgehalten; die alte königliche Handelsstadt Fraustadt im Westen mit einer blühenden lutherischen Gemeinde (Herberger, Lauterbach) und fast allen Pfarreien im Umkreise sowie das wirtschaftlich aufstrebende Lissa im Osten des Fraustädter Landes mit einer großen reformierten Gemeinde und einem reformierten Gymnasium, wozu 1630 noch eine infolge des Restitutionsediktes (6. März 1629) aus Schlesien ausgewanderte lutherische Gemeinde von etwa 4000 Seelen kam. Lag es da nicht nahe, daß die Bevölkerung Schwetzkaus und einiger weniger Dörfer im Umkreis in ihrer Sonderstellung, die sie einerseits dem zahlenmäßig wirtschaftlich und kulturell überlegenen Protestantismus, andererseits dem Volkstum des polnischen Staatsvolkes gegenüber einnahm, entweder unter Aufgabe ihrer angestammten Religion im Protestantismus ihrer deutschen Stammesbrüder oder unter Aufgabe ihres deutschen Volkstums im Polentum des katholischen Staatsvolkes aufgehen werde?

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) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 293. - Slownik geograficzny, Bd. 5, S. 177. - C o m e n i u s , Zerstörung, S. 4-5. - B i c k e r i c h , S. 30. 74 ) B i c k e r i e h , S. 15-17. - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 75. 76 ) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 297. - Slownik geograficzny, Bd. 5, S. 180.

Viertes Kapitel

AUSWIRKUNG DER RELIGIONSKÄMPFE IN D E U T S C H L A N D AUF DAS AN S C H L E S I E N G R E N Z E N D E DEUTSCHE SIEDLUNGSGEBIET IN POLEN 1. D u r c h z u g s c h w e d i s c h - d ä n i s c h e r S o l d a t e n d u r c h d a s F r a u s t ä d t e r L a n d u n d e i n Ü b e r f a l l auf das K l o s t e r L u b i n Auch das an Schlesien grenzende deutsche Siedlungsgebiet, zumal das Fraustädter Land, wurde während des Dreißigjährigen Krieges, wenn auch nur vorübergehend, von feindlichen Truppen heimgesucht. König Zygmunt III. hatte sich mit Kaiser Ferdinand II. gegen König Gustav II. Adolf von Schweden verbündet. So kam es zum schwedisch-polnischen Kriege (1621—1629), der sich vorwiegend im Norden, in Pommerellen (Pomorze), abspielte. Aber auch der Süden blieb nicht ganz verschont. Ernst von Mansfeld, der am 25. April 1626 an der Dessauer Elbbrücke von Tilly besiegt worden war, versuchte, jedoch vergeblich, durch einen Zug durch die kaiserlichen Erblande, Schlesien, Böhmen und Ungarn, Wallenstein von Norddeutschland abzuziehen und den Großfürsten Bethlen Gabor von Siebenbürgen zum Kampfe gegen Österreich zu bewegen. Anfang 1627 fluteten die Truppen raubend und brennend durch Schlesien zurück, aus dem sie Wallenstein hinausdrängte. Der Oberst Wolf Heinrich Baudis erhielt von Mansfeld den Auftrag, dem dänischen Könige zu Hilfe zu eilen. Da er alle von Schlesien nach Norden führenden Straßen besetzt fand, überschritt er die polnische Grenze, um über Kosten in die Mark zu gelangen. Hier setzt der von dem Lubiner Benediktiner Bartholomäus Crivinius verfaßte Augenzeugenbericht ein 1 : Die zahlreiche Reiterschar überfiel auf ihrem Wege die ungeschützten Gutshöfe und Dörfer, Klöster und Kirchen und plünderte sie, während sie größere Ortschaften und Städte aus Furcht vor dem Widerstand der Bewohner verschonte. Am 25. Juli gelangte die Kunde von den heranziehenden Feinden und ihren Greueln nach Posen, wo sich gerade die adligen Gutsherren zu einer Gerichtstagung unter dem Vorsitz des Generalstarosten Czarncovius versammelt hatten. Der Verwalter (arendarius) der Abtei Lubin, Albert Miaskowski, der dabei war, benachrichtigte hiervon sofort den Prior und riet ihm, möglichst schnell den Kirchensdiatz aus dem Kloster zu schaffen. Aber der Prior nahm den Rat nur lachend auf und unterließ es auch, die Armbrustschützen (sagittarios) 2 aus Schwetzkau zur Abwehr eines Uberfalls herbeizurufen.

') N i e d e r m e i e r , S. 200-207. - Vgl. auch Slownik geograficzny, Bd. 5, S. 416. 2 ) Die ostdeutschen Kolonialstädte hatten in jenen unruhigen Zeiten, wie das von Glogau sdion im 15. Jahrhundert nachgewiesen ist, eine Bürgerwehr, die mit der Armbrust den Feind abwehrte bzw. im Dienste ihres Grundherrn angriff. Vgl. z. B. W a r s c h a u e r , Archive, S. 56: „Die Schützengilde [von Fraustadt] befindet sich noch im Besitze ihrer Privilegien, nämlidi des Statuts von 1594, welches 1661 Februar 18 die königliche Genehmigung erhielt." - Ebd. S. 133: „Schützengilde [von Lissa]. Ihre Privilegien sind in dem städtischen Privilegienbuche in Abschrift

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AUSWIRKUNG DER RELIGIONSKÄMPFE

Ganz der Bewirtung seiner Namenstagsgäste hingegeben, er hieß Christopherus, ließ er sogar das Klostertor unbewacht. Selbst als nach Mitternacht vom Pater Pfarrer Stephan die Nachricht eintraf, die Räuber seien schon da, plünderten das Dorf und hätten auch seine Pferde aus dem Stall geholt, forderte nunmehr zwar der Pater Prior den Pater Kustos auf, das Kirchengerät aus dem Kloster in Sicherheit zu bringen, dieser ließ sich aber nicht dazu bewegen, obwohl die Brüder ihn drängten. Er solle, wenn es anders nicht mehr möglich sei, doch die Geräte unter sie verteilen, damit ein jeder sie außerhalb der Klostermauern auf den noch nicht abgeernteten Feldern verberge. Er hielt jedoch den Klosterschatz hinter der verschlossenen Sakristeitür am sichersten. Einer der Patres riß noch einen mit Silberlöffeln gefüllten Kasten an sich und warf ihn in ein Brennesselgestrüpp, wo er ihn, als er nach einigen Stunden von der Flucht zurückkehrte, unversehrt wiederfand. Am frühen Morgen erschienen die Räuber, erbrachen mühelos die Klosterpforte und verteilten sich in die einzelnen Räume des Klosters. Die einen liefen in den Stall, um die Pferde, andere in den Schlafsaal und die Zellen, um Kleidungsstücke und noch wertvollere Gegenstände zu rauben. Noch andere drangen, gierig nach Kirchengerät, durch die Kapelle von den Elftausend Jungfrauen bis zur Sakristei vor. Aber die stark befestigte Tür gebot ihnen Halt. Da griffen sie den Vikar der Pfarrkirche auf, schleiften ihn mit einem Pferde herbei, schleppten ihn ins Kloster und befahlen ihm, aus der Zelle des Priors die Sakristeischlüssel zu holen. Er übergab ihnen einen dort gefundenen Schlüsselbund und entzog sich kluger Weise sofort ihren Blicken. Es waren nicht die Sakristeischlüssel, sondern die verschiedener Klosterwerkstätten. Da sie mit diesen vergeblich die Tür zu öffnen suchten, gebrauchten sie Gewalt. Mit viel Lärm schafften sie einen am Pfahlzaun liegenden Balken herbei und bearbeiteten mit ihm wie mit einem Mauerbrecher durch wuchtige Stöße so lange die Sakristeitür, bis sie aufsprang. Mit Leichtigkeit sprengten sie dahinter die eiserne Tür, drangen ein und rafften gierig zusammen, was sie dort an goldenem und silbernem Kirchengerät, an kostbaren Paramenten und Bargeld der Klosterkasse fanden. Nicht zufrieden damit, raubten sie aus dem Tabernakel der Kirche den Speisekelch, schütteten ihn auf den Altarstufen aus und zertraten das Allerheiligste mit den Füßen. Die Brüder, die sich in den Turm eingeschlossen hatten, sahen von hier aus mit Schmerz, wie die Räuber sich bei ihrer Rückkehr vor der Klosterpforte die Meßgewänder anzogen, wie andere mit kostbaren Vespermänteln die Pferde bekleideten, andere silberne Kreuze, Weihrauchgefäße untereinander verteilten. So vernichtete der Ungehorsam eines einzigen Bruders den in vielen Jahren durch den Fleiß der Äbte und Brüder zusammengebrachten Kirchenschatz in einer Stunde. Sachverständige schätzten den Schaden auf 30 000 Floren. Auch der damals abwesende Pächter erlitt einen

erhalten, besonders S. 363 das Statut von 1627 November 11, dessen königliche Bestätigung von 1687 April 6 in das Kostener Grodbudi eingetragen wurde." - Vgl. auch W a r s c h a u e r , Mogilno, S. 185: Bei einem Konflikte des Abtes Andrzej Wilczynski von Mogilno mit seinem Gutsnachbarn, dem Kastellan von Nakel Jan Grudzynski, stand die Bürgerschaft dem Kloster mit der Waffe in der Hand bei. Es war also die Schwetzkauer Schützengilde, die der damalige Lubiner Prior Christopherus zur Hilfe zu rufen unterließ.

EINWANDERUNG GLAUBENSBEDRÄNGTER PROTESTANTEN AUS SCHLESIEN

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großen Verlust an Pferden, Kleidungsstücken und Geld. Die Pfarrkirche ließen sie unberührt, da sie wohl alles im Kloster geborgen wähnten. Mit der gleichen Raubsucht fielen sie auch über die Kirche in Dalewo, das Vorwerk N o w y d w 6 r (Neuhof) und andere Dörfer in der Umgegend her, schließlich auch über das Kloster Paradies. Doch der Strafe über den Kirchenraub entgingen sie nicht. Viele, die infolge des schlaflos Tag und Nacht fortgesetzten Rittes oder zu großer Trunkenheit sich nicht mehr auf dem Pferde halten konnten und herabfielen, waren gezwungen, sich in den Wäldern und Feldern auszuschlafen. Stießen dann die Leute des Klosters zufällig auf diese, so schlugen sie sie allenthalben im Schlafe tot und nahmen ihnen ihren Raub ab. In der Gegend von Fehlen (Wielen) erlitten die Räuber sogar eine bedeutende Niederlage. Der Rest entzog sich der Gefahr durch schnelle Flucht und entkam aus Polen in die Mark, so auch ihr Führer Baudissin, der aber im folgenden Jahr 1628 in Preußen gefangen, eingekerkert und beim Friedensschluß 1629 freigelassen wurde. Der Verfasser dieses Berichtes ist Bartholomäus aus der etwa 5 km von Lubin entfernten Klosterstadt Krzywin (Kriewen) stammend, deshalb Krzywinski (Crivinius) genannt. Er legte 1608 in Lubin das Gelübde ab, war beim Überfall auf das Kloster am 25. Juli 1627 unter den Mönchen des Lubiner Konvents und Augenzeuge des von ihm Berichteten. 1630 mußte er vor den Schweden nach Schlesien fliehen. Die Unsicherheit dauerte also trotz des Friedensschlusses an. Von 1642 ab war er selbst Prior, seit 1645 Pfarrer in dem Klosterdorf Dalewo und schließlich Novizenmeister. Er starb 1669. Er verfaßte „Antiquitatum monasterii Lubinensis O.S.B, libri duo", kurz „Antiquitates" genannt. Diese Chronik erzählt die Geschichte des Klosters von der Gründung bis zum Jahre 1630.

2. E i n w a n d e r u n g g l a u b e n s b e d r ä n g t e r P r o t e s t a n t e n S c h l e s i e n in die g r o ß p o l n i s c h e n G r e n z g e b i e t e

aus

Von weittragender Bedeutung f ü r das kulturelle und besonders das religiöse Leben der Bewohner des an Schlesien grenzenden, von Deutschen besiedelten Gebietes in Polen war die Durchführung des Restitutionsediktes von Kaiser Ferdinand II. vom 6. März 1629, der den am 20. August 1609 erlassenen Majestätsbrief, durch den freie Religionsausübung zugesichert worden war, aufhob. Schon am 16. September 1628 gab Graf Georg von Oppersdorf als Landeshauptmann von Glogau im Namen des Kaisers den versammelten Vorstehern und Lehrern der Protestanten und Oberältesten der Zünfte in Gegenw a r t des Stadtrates bekannt, daß die am 15. Januar 1581 den Katholiken entrissene Pfarrkirche auf Grund des Passauer Vertrages (1552) diesen zurückzugeben und der protestantische Gottesdienst in ihr einzustellen sei. Durch das Restitutionsedikt sollte wieder der kirchliche Besitzstand von 1552 gelten. Der infolgedessen in Glogau, Guhrau und anderen niederschlesischen Städten ausgebrochene Aufstand wurde durch das Regiment der Lichtensteiner unter Führung des Grafen Hannibal von Dohna niedergeschlagen. Die Rädelsführer wurden gefangen gesetzt, die Aufständischen entwaffnet und in die Woh-

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AUSWIRKUNG D E R R E L I G I O N S K Ä M P F E

nungen der Protestanten Soldaten gelegt. Um von dieser Einquartierung frei zu werden, versprachen die Bedrängten, zur Kirche zurückzukehren. So wurden viele (6000), die sich unter dem Druck der Dragonaden zum Übertritt gemeldet hatten, durch eifrigen Unterricht und andere religiöse Veranstaltungen (feierliche Gottesdienste, Mysterienspiele, Prozessionen) der Jesuiten und mit Hilfe der aus Polen aus Paradies und Obra herbeigerufenen Zisterzienser wieder katholisch. Ähnlich verfuhr man in Guhrau, Sprottau, Freystadt, Grünberg, Schwiebus und Bolkwitz. 3 Diese Vorgänge und die Durchführung der von Kaiser Ferdinand I I . in den Friedensvertrag 1635 aufgenommenen Resolution, daß den katholischen Fürsten und Ständen des Landes wie auch ihm als Erbherrn der Fürstentümer Glogau, Sagan, Schweidnitz, Jauer, Münsterberg, Breslau die Rückführung der Untertanen zum katholischen Glauben freistehen solle, alle aber, die sich dieser widersetzten, binnen drei Jahren auswandern mußten, hatte zur Folge, daß sich Tausende protestantischer Deutscher aus Schlesien fortzuziehen entschlossen. Als Aufnahmeland bot sich Polen an, dessen König Wladyslaw I V . (1632-1648), obwohl Katholik, im Juli 1635 den Kaiser um Schonung für die Protestanten gebeten hatte. Nun ließ der König zusammen mit den polnischen Magnaten Flugblätter in deutscher Sprache an die Bedrängten verteilen, in denen diese zur Niederlassung in Polen eingeladen wurden. Ihnen wurde die freie Ausübung ihrer Religion zugesichert. Es begann die zweite deutsche Kolonisation. In hellen Haufen zogen ganze Gemeinden mit dem Prediger an der Spitze nach Polen. 4 Ein bevorzugtes Ziel der Auswanderer waren wegen des protestantischen Charakters der Orte und der bereits bestehenden Beziehungen zu Schlesien Fraustadt und Lissa. Schon 1632 hatte Fraustadt 4 0 0 Flüchtlinge aufgenommen, und im folgenden Jahr bildete sich auf starosteilichem Grund und Boden mit Förderung des Starosten Hieronymus

Radomski und Erlaubnis des Königs, aber

unter hartnäckigem Widerstand der Altstadt, eine neue Siedlung, die Neustadt, mit eigener Verwaltung und seit 1646 auch mit eigenem Gotteshaus. 5 Auch in den um Fraustadt gelegenen lutherischen Dörfern ließen sich Flüchtlinge aus Glogau nieder. Hans Georg von Schlichting auf Gurschen gründete 1645 hart an der schlesischen Grenze für die aus Glogau und Guhrau ausgewanderten Glaubensgenossen das Städtchen Schlichtingsheim und erbaute ihnen eine lutherische Kirche. 6 Auch Graf Raphael I V . Leszczynski ( t 1636), der bereits 1628 ca. 1000 Böhmische Brüder in Lissa angesiedelt hatte, nahm 1630 noch an 4 0 0 0 Lutheraner und Calvinisten aus Schlesien (Guhrau) auf. D a die Lutheraner die kirchliche Gemeinschaft mit den „brüderlichen Altlissnern" ablehnten, bauten sie sich vom 3. Mai 1634 bis zum ersten Adventssonntag 1635 ein eigenes Gotteshaus,

>) S c h m i d t , S. 342. - B l a s c h k e , S. 2 0 3 - 2 1 5 und 2 6 0 - 2 6 4 . - K a s t n e r , S. 1 3 - 1 4 . H o f f m a n n , S. 1 4 - 1 6 . - M i 11 e r , S. 4 0 - 4 9 . 4 ) W a r s c h a u e r , Abriß, S. 2 3 - 2 4 . - S c h m i d t , S. 3 1 3 - 3 1 4 . - K u h n , Deutschtum, S. 138. S t a s i e w s k i , Reformation, S. 81. 5 ) W u t t k e , S. 304. - Slownik geograficzny, Bd. 14, S. 64. - M o r i t z , Reformation, Teil 2, S. 36. - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 75. 6) B l a s c h k e , S. 2 8 7 . - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 75.

EINWANDERUNG GLAUBENSBEDRÄNGTER PROTESTANTEN AUS SCHLESIEN

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einen Fachwerkbau, die Kreuzkirche. Daneben unterhielten sie zwei Druckereien. Hier tagten auch zahlreiche lutherische Synoden. Handel und Gewerbe blühten. Lissaer Tuch wurde bis nach Danzig und Krakau, nach Leipzig und Magdeburg ausgeführt. An 70 Windmühlen zählte man damals. 1637 hatte Lissa 15 000 Einwohner, darunter auch zahlreiche Juden. Das 1637-1639 erbaute Rathaus war nach dem Posener das schönste im Lande. In dieser Zeit wurde auch die Stadt mit Wall und Graben umgeben. Vier Tore führten aus ihr hinaus: das Reisener, das Storchnester, das Kostner und Schwetzkauer. Im Rate saßen in gleicher Anzahl Reformierte und Lutheraner. Ebenso waren Gericht, Ehrenämter und Zunftälteste unter die beiden Religionsparteien verteilt. Die Katholiken zählten nicht.7 Südlich von Lissa wurde 1644 von lutherischen Flüchtlingen das Städtchen Zaborowo mit eigener Kirche gegründet. 8 Auch jenseits der Grenzen des Fraustädter Landes ließen sich schlesische Flüchtlinge an Orten mit protestantischen Gemeinden nieder oder gründeten selbst neue Orte. So entstand an der Straße Posen - Lissa - Breslau eine Nebenstadt von Bojanowo (1635) und auf dem vom Grafen Przyjemski bereitgestellten Boden 1638 die schnell aufblühende Stadt Rawitsch. Das Gelände wurde von einem Breslauer Ingenieur regelmäßig abgesteckt und die im Quadrat angelegte Stadt mit Wall und Graben umgeben. Nach 10 Jahren hatte sie bereits 4000 Einwohner. 9 Ebenso erhielt das mehr im Westen gelegene deutsche Siedlungsgebiet protestantischen Zuzug aus Schlesien, so Schmiegel, Wollstein, Bomst, Birnbaum, Czarnikau. Als Zufluchtsort für diese Flüchtlinge gründete Christoph von Unruh 1655 Unruhstadt. 10 Wie der Protestantismus so nahmen auch das Wirtschaftsleben und das Deutschtum in diesen Grenzgebieten durch diese zweite Siedlungsbewegung einen Auftrieb. Das Gewerbe in Fraustadt, Lissa und Rawitsch blühte auf und übertraf bald das der Landeshauptstadt. Die Tuchweberei, Tuchschererei und Färberei erreichten europäischen Ruf. Die im 15. Jahrhundert außerhalb des Fraustädter Landes in Großpolen zurückgedrängte deutsche Sprache kam wieder zur Herrschaft. Die Deutschen blieben größtenteils einsprachig, so daß sie gemahnt wurden, ihre Kinder doch polnisch lernen zu lassen, damit sie später den Polen gegenüber ihre Rechte vertreten könnten. 11 Im Laufe der Zeit vermischten sich die während der zweiten Siedlungsbewegung Eingewanderten mit den deutsch gebliebenen, aber protestantisch gewordenen der ersten Kolonisation. Die Verschiedenheit der Konfession und der Nationalität verhinderte eine eheliche Verbindung mit den katholisch und deutsch gebliebenen Familien. So blieben sie Fremde. 12 Darum können auch

7 ) W u 11 k e , S. 354-357. - W a r s c h a u e r , Abriß, S. 20. - C o m e n i u s , Zerstörung, S. 4-6. - Samuel S p e c h t s Lissaer Turmknopf-Chronik, S. 28. - B a r t e n , S. 75. - B i c k e r i e h , S. 18-20. - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 76. 8 ) Bickerich.S.20. 9 ) B a r t e n , S. 63 und 82. - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 73. 10 ) R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 75. ") W a r s c h a u e r , Archive, S. X X X I I . - B a r t e n , S. 70-82. - K u h n , Deutschtum, S. 138. 12 ) W u t t k e , S . 2 1 6 . - S c h m i d t , S. 340.

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AUSWIRKUNG DER RELIGIONSKÄMPFE

die in Schwetzkau und in den wenigen katholischen Dörfern um Schwetzkau ansässigen Deutschen als Nachkommen der in der ersten Besiedlung Eingewanderten angesehen werden. 13 Die Schweden hatten im Westfälischen Frieden den evangelischen Schlesiern erwirkt, daß sie in den drei Hauptstädten Glogau, Schweidnitz und Jauer außerhalb der Ringmauern Kirchen errichten und außerhalb der Landesgrenze Gottesdienste abhalten durften. So besuchte die schlesische protestantische Grenzbevölkerung die protestantischen Kirchen in Schlichtingsheim, Heyersdorf, Alt-Driebitz, Fraustadt, Weigmannsdorf, Olbersdorf, Röhrsdorf, Lasswitz, Zaborowo, Schiensdorf bei Rawitsdi und Lissa.14

3. S c h w e t z k a u a l s Z u f l u c h t s o r t s c h l e s i s c h e r

Ordensleute

Der gleiche Vorgang, der zu einer Erstarkung des Protestantismus im Fraustädter Lande geführt hatte, sollte der Bevölkerung des katholisch gebliebenen Städtchens Sdiwetzkau eine derartige Kräftigung des religiösen Lebens bringen, daß deren Nachwirkungen noch nach Jahrhunderten spürbar waren. Wenn auch die Jesuiten in Glogau die Dragonaden nicht veranlaßt hatten, waren sie doch bei deren religiösen Auswertung in so hervorragendem Maße beteiligt, daß sie, weil die Protestanten ihnen auch jene zur Last legten, bei einem in den Wechselfällen des Krieges leicht eintretenden politischen Umschwung zugunsten der Protestanten mit Vergeltungsmaßnahmen rechnen mußten. Als darum nach Besetzung Frankfurts a. O. 1631 die Schweden und nach Eroberung Krossens im Mai 1632 auch die Sachsen unter General Arnim (Arnheim) Glogau bedrohten, flohen die Jesuiten nach Glatz und kehrten unter dem Schutze des von Süden vordringenden Wallensteinschen Heeres im Januar 1634 nach Glogau zurück. Doch als sich die Kaiserlichen vor den wieder vorrückenden Sachsen zurückzogen und am 13. Mai 1634 bei Liegnitz geschlagen wurden, mußten sich die Jesuiten abermals vor den Sachsen, die am 6. Juni 1634 Glogau besetzten, in Sicherheit bringen. Sie flohen und mit ihnen viele katholische Bürger, Geistliche und Nonnen nach dem benachbarten damals am Dreißigjährigen Kriege nicht mehr beteiligten Polen. 15 Der Rektor des Glogauer Jesuitenkollegiums, Pater Jeremias Fischer, verließ als letzter das Haus. Er schlug den nördlichen Weg ein, wurde dabei am 23. Mai 1634 16 im Walde von Guhlau unweit der polnischen Grenze von zwei ihm nachsetzenden sächsischen Reitern eingeholt und niedergeschossen. Die Äbtissin des Glogauer Klarissenstiftes zum hl. Kreuz, die vor den Sachsen in ihre Grundherrschaft Kursdorf geflohen war, ließ durch ihre Untergebenen nach der Leiche des Ermordeten suchen. Man fand sie am zweiten

13

) ) 15 ) 16 ) 14

B a r t e n , S. 82. S c h m i d t , S. 367. - V i s i t a t i o n s b e r i c h t e , Archidiakonat Glogau, S. 502. B l a s c h k e , S . 277. - M i 11 e r , S. 25. H o f f m a n n , S. 19.

SCHWETZKAU ALS ZUFLUCHTSORT SCHLESISCHER ORDENSLEUTE

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Tage, brachte sie in die Wohnung des Kursdorfer Pfarrers Waidner und setzte sie in der Gruft der Annakapelle bei, die die Äbtissin für sich selbst hatte bauen lassen. Die über seinem Grabe angebrachte lateinische Inschrift lautet in deutscher Übersetzung: „Der hochwürdige Pater Jeremias Fischer aus Krumlau in Böhmen, Rektor des Glogauer Jesuitenkollegiums, wurde im Alter von 38 Jahren am 23. Mai 1634 eine Meile von hier zwischen Guhlau und Glogau von häretischen Räubern überfallen, beraubt, von einer Kugel durchbohrt und getötet. Er ruht hier in der ihm aus Frömmigkeit und christlicher Nächstenliebe überlassenen Grabstätte der Hochehrwürdigen und frommen Jungfrau Äbtissin Elisabeth Schneider des Klosters der gottgeweihten Jungfrauen des Ordens der hl. Klara zum hl. Kreuz in Glogau. Wenn du, Leser, den Verstorbenen nicht als Märtyrer ansiehst, bete für ihn! Ein wenig später wirst auch du fallen. Darum mache dich auf die letzte Kugel des dir vorherbestimmten Geschickes gefaßt. Du Räuber hast einem friedlichen Wanderer das Leben geraubt und deine Hände, du Gottloser, mit einer entsetzlichen Bluttat befleckt, aber nur den Körper, nicht die Seele getötet. Jener wurde diesem Grab übergeben, sie aber ist in die himmlischen Wohnungen entflohen." 17 Über dem Grab befand sich 1692 bei der Kirchenvisitation durch den Erzpriester Ignatius Lamb (16951700) aus Glogau an der Wand eine Holztafel mit einer bildlichen Darstellung der Mordtat. Am 100. Jahrestage ließ die inzwischen in Fraustadt gegründete Jesuitenkommission ihrem ermordeten Ordensbruder in der Kursdorfer Pfarrkirche einen Denkstein mit folgender Inschrift setzen: „Dem guten, großen, dreifaltigen Gott! Staune Wanderer, ein kostbares Gut hat der Himmel hier geborgen, die sterbliche Hülle der göttlichen Liebe, den Leib des ehrwürdigen Pater Jeremias Fischer, des Rektors des Glogauer Jesuitenkollegs, der am 23. Mai vor hundert Jahren zwischen Guhlau und Glogau für den katholischen Glauben sein Blut vergoß. Seine Seele trug er in die Rolle der lorbeerbekränzten Kämpfer ein, seinen Leib, den eine Kugel mitten durchs Herz durchbohrte, wollte er hier ruhen lassen. Die Jesuitenmission von Fraustadt setzte 1734 diesen Stein als Jubiläumsgabe zum Zeichen ihres Gedenkens. Gehe, Wanderer, wisse, Märtyrer sterben nicht, sondern leben in Seligkeit." 18 Die schon vor dem Rektor Pater Fischer aus Glogau geflohenen fünf Jesuiten und Domherren erreichten glücklich die polnische Grenze und fanden nach einem vorübergehenden Aufenthalt bei dem Schloßverwalter Merkel in Reisen (bis 26. Juli 1634) gastliche Aufnahme bei dem Schwetzkauer Pfarrer Bartholomäus Sander. Man darf wohl annehmen, daß sie, die eben noch in Glogau eine so intensive Seelsorgstätigkeit entfaltet hatten, schon während dieses ersten, vier Monate währenden Aufenthaltes in Schwetzkau an der Erneuerung des religiösen Lebens eifrig arbeiteten. Von hier begaben sie sich auf die Nachricht vom Siege der Kaiserlichen bei Nördlingen (5. November 1634) nach einer

17 18

) Ebd. S. 131. ) Ebd. S. 132: der lateinische Text.

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AUSWIRKUNG DER RELIGIONSKÄMPFE

Verbannung von 14 Monaten am 26. Juli 1635 nach Glogau zurück, nachdem sie das Posener Jesuitenkollegium und das unmittelbar an der Grenze gelegene Zedlitz, wo Merkel inzwischen Amtmann geworden war, besucht hatten. Die ständige Bedrohung durch feindliche Heere während des Dreißigjährigen Krieges führte auch schlesische Ordensfrauen auf ihrer Fludit nach Schwetzkau. Es waren Benediktinerinnen aus dem Benediktiner-Jungfrauenkloster in Liebenthal. Eine dieser Ordensfrauen hat Aufzeichnungen aus dieser Leidenszeit hinterlassen. 19 Schon 1632 wurden Kloster und Kirche von kursächsischen Soldaten gewaltsam erbrochen und beraubt. Als dann 1634 auch eine schwedische Armee unter Generalmajor Stalhansch sich dem Kloster näherte, hielt die Äbtissin Helena Hüserin es nicht für geraten, im Kloster zu bleiben. Die Ordensfrauen flohen und hielten sich an verschiedenen wüsten örtern, Büschen, in Feldern, Wäldern und Scheunen und selbst lange Zeit bis unter die Arme im Wasser stehend verborgen, bis es dem Propst Siegmund Otto gelang, den Konvent nach Prag zu retten. Aber man kehrte zu früh zurück. Die Schweden unter Stalhansch hausten 1639 wieder fürchterlicher denn je in dieser Gegend. Beim Abbruch der Orgel in der Liebenthaler Klosterkirche entdeckte man ein verborgenes Gemach, an dessen Wand geschrieben stand: „A cunctis malis imminentibus eripias nos, Potestas Sanctae Trinitatis! 1639." Es wurde darum beschlossen, lieber das Kloster zu verlassen, als sich den Feinden preiszugeben. Die Äbtissin, die Priorin und Nachfolgerin Sabina Petzold (1644-1659) sowie die anderen (etwa 19) Schwestern flohen in Begleitung des Propstes über Liegnitz, Glogau nach Schwetzkau in Polen, nachdem sie das Kloster dem Amtmann Hartwig Knobelsdorf und dem Schößer des Stiftes Tobias Niering anvertraut hatten. „Wie hoch und sehr sich Ihre Gnaden, die selige Äbtissin, in ihrem Exilio in Schwetzkau, wenn sie von Überfällen und Plünderungen berichtet worden, herzlich gekränkt, bekümmert und geängstigt hat, das werden die lieben anwesenden Kinder wohl erfahren und mit ihrer geliebten geistlichen Mutter auch besonderes Mitleid getragen haben." 1 9 1 Nach einem zweijährigen Aufenthalt im Exil starb am 27. April 1641 die Äbtissin Helena. Ihre Leiche wurde nicht ohne Lebensgefahr nach Glogau gebracht und dort im Jungfrauenstift zum hl. Kreuz beigesetzt. Wie lange die Benediktinerinnen in Schwetzkau blieben, wissen wir nicht. In dieser Zeit erlebte die Stadt zum erstenmal in ihrer Geschichte das Leben von Ordensfrauen, die sonst durch strenge Klausur abgeschlossen, nun durch die Not gezwungen, in ihrer Mitte weilten und in der Pfarrkirche ihr Chorgebet verrichteten. Daß dies nicht ohne Eindruck auf die Frauenwelt blieb, beweisen die Visitationsberichte über das Benediktinerinnenstift Liebenthal. 1669 befanden sich unter der Leitung der Äbtissin Helena Barbara Schubertin aus Löwenthal etwa 20 Schwestern im Kloster, unter ihnen auch zwei aus Schwetzkau: Barbara Wanerin, die 43 Jahre alt, 17 Jahre im Ordensstande und 8 Jahre Sakristanin war, und Dorothea Gross, die 22 Jahre alt und seit

»•) G ö r l i e h , S. 97. 18a ) Ebd. S. 97.

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2 Jahren Ordensfrau war, ferner Hedwig Bernertin aus Same, die 29 Jahre alt, 14 Jahre im Orden und 8 Jahre Kantorin war. Fast noch nach einem Menschenalter traten also Schwetzkauer Mädchen offenbar unter der Nachwirkung des Aufenthaltes der Benediktinerinnen in Schwetzkau in das entfernte Kloster ein.20 Am 4. Mai 1642, dem zweiten Sonntag nadi Ostern, wurde die Festung Glogau von den Schweden unter Feldherr Torstenson eingenommen. Die Pfarrkirche brannte ab. Bei der Plünderung drangen die Feinde auch in das Klarissenkloster ein, wo die Schwestern gerade zum Chorgebet versammelt waren. Sie flohen durch das angrenzende polnische Tor nach ihrem Gute Zarkau und von dort nach Hinzendorf, wo sie sechs Jahre blieben.21 Die Jesuiten waren schon vorher nach Polen geflohen. Sie hatten Stiftungsbriefe, Kelche und Geld vergraben, was aber ein Hausknecht später verriet. 22 Die Pfarrkirche hatte ihre herrliche Riesenmonstranz mit anderen Kostbarkeiten durch den Glöckner Schwanz noch rechtzeitig nach Polen in Sicherheit bringen können. 23 Andreas Metzsch, der seit 1639 Rektor und mit zwei Jesuiten zurückgeblieben war, wurde festgenommen aber bald wieder freigelassen. Die Patres begaben sich nach Schwetzkau, wo ihnen der Pfarrer Bartholomäus Sander die gleiche Gastfreundschaft wie 1634 gewährte. Sie erwiesen sich dadurch dankbar, daß sie ihre gewohnte Seelsorgstätigkeit auf der Kanzel und im Beichtstuhl in Schwetzkau und wohl auch in den katholisch gebliebenen Dörfern der Umgegend wieder aufnahmen. Sie veranstalteten wohl auch Volksmissionen, Exerzitien, kirchliche Feiern, Mysterienspiele und feierliche Prozessionen. Auf Bitten des Bürgermeisters und des Stadtrates eröffneten sie mit Einwilligung des Posener Jesuitenkollegiums ein Gymnasium, in dem sie in sechs Klassen (6. Rudimenta, 5. Principia, 4. Grammatica, 3. Syntaxis, 2. Poesis, 1. Rhetorica) unterrichteten, begabten Jünglingen eine klassische Bildung vermittelten und dadurdi auch zahlreiche Berufe für den Lehrerund Priesterstand weckten. Zehn Jahre wirkten die Jesuiten so in Schwetzkau, stärkten das Glaubensleben, erneuerten die Sitten, hoben das katholische Selbstbewußtsein und stärkten die deutschen Katholiken gegen religiöse und nationale Minderwertigkeitsgefühle, die etwa die Behandlung ihrer Glaubensbrüder in Fraustadt durch ihre evangelischen Landsleute und der wirtschaftliche Aufstieg der benachbarten protestantischen Städte Lissa, Fraustadt und Rawitsch oder auch das durch die wiederhergestellte Einheit geweckte nationale Hochgefühl der Polen in ihnen auslösen konnten. Als der Westfälische Frieden 1650 auch für Glogau wirksam wurde, zogen zwar vom 5. bis 10. August die schwedischen Kriegsvölker ab, und die beiden Patres Johann Holander und Christoph Förch begaben sich zu einer ersten Besichtigung nach Glogau, aber da weder Haus noch Kirche, noch sonst etwas von ihrem Eigentum geblieben war, es auch an der nötigen Ernährung fehlte, war vorläufig an eine Rückkehr nicht zu denken. 1651 siedelte Pater

so

) Visitationsberichte, Archidiakonat Breslau, S. 348 und 736-737. ) B l a s c h k e . S . 282. Ebd. S. 282. - H o f f m a n n , S. 19-20. 23 ) K a s t n e r , S. 26. 21

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AUSWIRKUNG DER RELIGIONSKÄMPFE

Helmberger, der Nachfolger des kurz vorher verstorbenen Pater Rektors Metzsch, mit zwei Patres und einem Laienbruder nach Glogau über, die übrigen folgten 1652. Dieses Exil hatte also volle zehn Jahre gedauert. Bei dem Abschied, den die Stadt Schwetzkau den Jesuiten bereitete, bekannten die Bürger, daß sie es deren Wirksamkeit während ihres Exils verdankten, die von ihren Vätern ererbte Religion behalten zu haben. 24 Das Interesse f ü r die Jesuiten und ihr Wirken blieb auch nach deren Weggang in Schwetzkau erhalten. Die schon bestehenden Beziehungen zu Glogau wurden durch die neu geknüpften Bande noch gefestigt. D a r u m darf man annehmen, daß auch die Bewohner Schwetzkaus von den weithin nach Polen ausstrahlenden kulturellen und religiösen Einflüssen der Glogauer Jesuiten getroffen wurden. Sofort nach dem Abzüge der Schweden begann man in Glogau mit dem Wiederaufbau der Pfarrkirche, 1654 mit dem des Kollegiums und 1698 mit dem der Jesuitenkirche. Wie schon zum ersten Bau dieses Kollegs nach der Berufung der Jesuiten 1626 der damalige Fraustädter Pfarrer D r . Caspar Santhoff, offenbar ein Deutscher, 200 Taler gespendet hatte, so flössen auch jetzt wieder zur Erstellung dieser kirchlichen Bauten erhebliche Almosen aus dem benachbarten Polen. 25 Die Seelsorgs- und Schularbeit nahmen die Jesuiten sofort nach ihrer Rückkehr wieder auf. Großen Wert legten sie auf eine künstlerische Ausgestaltung des Gotteshauses und Gottesdienstes. In Unterricht und Erziehung leisteten sie alles, was man damals auf dem Gebiete leisten konnte. In ihren Unterrichts- und Erziehungsplan hatten sie das Theaterspiel eingebaut. Die Schüler stellten weltliche und geistliche Stoffe im Barockstil dramatisch dar. Sie führten diese Spiele bei weltlichen und kirchlichen Festen auf freien Plätzen, in gemieteten Sälen, auch im Rathaussaale auf. Die Schüler lernten so ein gewandtes, öffentliches Auftreten, eine deutliche Aussprache, einen sinngemäßen Vortrag. Spieler und Zuschauer wurden ästhetisch, sittlich und religiös geformt. Mit noch nie dagewesenem festlichen A u f w ä n d e wurden 1629, dem Jahr der Restauration des Katholizismus in Glogau, Fronleichnam als Fest des Sieges des eucharistischen Heilands und 1630 die Karfreitagsprozession begangen. 26 Erhalten sind ca. acht Fronleichnams- und fünf Passionsspiele. Das Jesuitenkolleg wurde gegen Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts der kirchliche und kulturelle Mittelpunkt des Glogauer Landes, eine Hochburg der Barockkultur und des Katholizismus. Erst nach der Besetzung Schlesiens durch Preußen ging die Schule zurück. Wie weit ihr Einfluß reichte, zeigt das Mitgliederverzeichnis der lateinischen Kongregation, die die früheren Schüler auch nach Abschluß ihrer Studien mit dem Kolleg verband. Das Album der 1629 errichteten Kongregation weist als Ehrenmitglieder Vertreter des kaiserlichen Hauses, Ferdinand II., aus dem Hochadel und der Geistlichkeit auf, aus Polen z. B. Nikolaus Zalecki, Abt von Paradies, Zisterzienser aus Priment, die Gollmitzer P f a r r e r K o n r a d Schenk (f 16. 10. 1669) und

" ) M i 11 e r , S. 27-29. 25 ) H o f f m a n n , S. 16. M ) Ebd. S. 16-17 und 79-88. - M i 11 e r , S. 35-36.

BLÜHENDES RELIGIÖSES LEBEN I N SCHWETZKAU

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Martin Labe (f 12. 4. 1686), den Dominikanerpater Hyazinth Müller aus Posen (f 30. 12. 1755), den Kaplan Anton Schröder aus Reisen ( t 26. 1. 1756), den Kommendar Johann Härtel aus Matzdorf in Polen (f 25. 10. 1755). Rektor der Kongregation war 1685 und 1687 Johannes Karl Zahn. Er stammte aus Schwetzkau und war damals Stadtpfarrer und Dechant von Glogau. 27

4. B l ü h e n d e s r e l i g i ö s e s L e b e n i n S c h w e t z k a u Die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde für das kulturelle und religiöse Leben Schwetzkaus ein Frühling: Abt Stanislaw Kiszewski von Lubin machte von seinem Recht als Grundherr Gebrauch und führte die Bewohner der Stadt zum katholischen Glauben zurück. 271 Der bischöfliche Visitator Archidiakon Kaspar Happ ordnete 1610 bei seiner Visitation 27b den äußeren Verlauf des kirchlichen Lebens, des Schulunterrichts und die ökonomischen Verhältnisse der Kirche neu. Die Jesuiten weckten 1634 und 1642—1652 in der Gemeinde durch religiöse Veranstaltungen und den Gymnasialunterricht geistliches und geistiges Leben.270 Seit dem dritten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts werden uns auch Nachrichten über einen Pfarrer überliefert. 1629 übergab der Pleban von Schwetzkau in Gegenwart zweier Deputierter, des Samuel Hortensius und Georg Wiesner, den beim Weggang Dr. Caspar SanthofTs ihm ausgehändigten Kirchenornat dem Fraustädter Pfarrer Piotr Mieszkowski. 28 1634 war Pfarrer in Schwetzkau Bartholomäus Sander. Er nahm die flüchtigen Jesuiten für vier Monate in sein Haus auf. 20 1639 wurde neben dem Abte von Obra Mikolaj Dunin und den Posener Domherren Zygmunt Cielecki und Andrzej Swinarski der Propst (Praepositus) von Schwetzkau Bartholomäus Senner vom Apostolischen Nuntius Marius Philenardus zum Exekutor des Nachlasses der Fraustädter Regelschwestern, d. h. der Bernhardinerinnen, ernannt. 30 1651 wurde Lukas Tobias Cubeus aus Kaltvorwerk auf den Titel des Schwetzkauer Vikariats geweiht, er war drei Jahre 1651-1654 Kaplan in Schwetzkau. 31 1660 ließ sich Andreas Matthias Matezki auf den Titel seines Onkels Bartholomäus Sanner, des Schwetzkauer Pfarrers, weihen.32 Am 4. Juni 1668 wurde Kaspar Schubert aus Schwetzkau vom Posener Suffraganbischof

27 ) Visitationsberichte, Archidiakonat Glogau, S. 53, 120, 128, 152, 305, 315, 321 und 397. K a s t n e r , S. 16. - H o f f m a n n , S. 59-64. I7a ) Siehe oben S. 66. 27b ) Siehe oben S. 66 und 81. *' c ) Siehe oben S. 94. 28 ) L a u t e r b ac h , Zion, S. 378. - Siehe oben S. 77. 2 ») H o f f m a n n , S. 19. - Siehe oben S. 91 und 93. 30 ) L a u t e r b a c h , Zion, S. 68. - N o w a c k i , Archidiecezja poznanska, S. 778. - Siehe auch oben S. 75. sl ) Visitationsberichte, Archidiakonat Glogau, S. 190 und 510. S2 ) Ebd. S. 112.

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AUSWIRKUNG DER RELIGIONSKÄMPFE

Maciej Marian Kurski auf den Tischtitel des Sander geweiht. 33 Er war Propst, hatte einen Dekanates. Sein Einkommen muß beträchtlich Priester geweiht wurden, und er in einem so konnte.

Fraustädter Kreisdekans Bartholomäus Vikar und war Dekan des Fraustädter gewesen sein, da auf seinen Tischtitel großen Umfang Gastfreundschaft üben

Schon zur Zeit der Wirksamkeit der Jesuiten war Schwetzkau zu einem Mittelpunkt katholischen Lebens für die noch katholisch gebliebenen Dörfer der Umgegend geworden. Lauterbach berichtet 33a zu dem Jahre 1639, daß Schwetzkau Wallfahrtsort war, und Wuttke 3 4 erklärt aus der Tatsache, daß auch Polen hierher wallfahrteten, die Umformung des alten polnischen Stadtnamens „Swieciechov" in „Swi^ciechowa" (Heiligenburg). Die Verehrung der Pilger scheint dem Marienbilde am Rosenkranzaltar gegolten zu haben, wie das Prachtgewand aus getriebenem Silber, mit dem das Gnadenbild überkleidet ist, und die zahlreichen Votivtäfelchen bezeugen, die Körpergliedmaßen und Herzen darstellen. 35 1660 errichtete Propst Bartholomäus Sander eine Rosenkranzbruderschaft, deren Vorsteher zugleich Altarist einer mit dem Rosenkranzaltar verbundenen Altarie war. Gegenüber dem nach Süden gehenden Sakristeifenster befindet sich der Grabstein eines Altaristen dieser Altarie, ein sandsteinernes Postament mit einem schmiedeeisernen Kreuz darüber. Der Sockel zeigt einen Kelch mit Patene und die verwitterte Unterschrift: „Mathias Heinricht septuagenarius de confraternitate Rosarii verus antistes objens . . . expedit orate fratres, natus anno 1676" 3 e . Diese Altarie war als juristische Person im Besitze eines größeren Vermögens, 1793 schuldete ihr die Stadt 250 Taler. Das älteste noch erhaltene Grabdenkmal 3 6 3 Schwetzkaus von 1639 findet sich an der Nordwand der Pfarrkirche neben der Sakristeitür, eine etwa 2 m hohe, rechtwinklig in die Kirchenmauer eingelassene Sandsteinplatte mit Knorpelornamenten und der Inschrift: „D.O.M." [Deo Omnipotenti Maximo], darunter steht das Wappen der Grzymala, zu dessen Rechten folgen die Worte: „D. Lisieckich", zu seiner Linken: „ D . Radowickich, D. Bajerskich". Unter dem Wappen tritt reliefartig ein Bild von zwei vor einem Kruzifix knienden Kindern hervor mit polnischem Text, er lautet in deutscher Übersetzung: „Maciej und Mikolaj Radowicki, zwei Brüder, haben im Alter von dreieinhalb und zweieinhalb Jahren am 11. und 12. Mai 1639 dem Tode ihren Zoll entrichtet und wurden hier in einem Grabe beigesetzt. Ihnen haben die trauernden Eltern Maciej Radowicki aus Klein Radowick, Woiwodschaft und Kreis Kulm, und Sofia Liciecka aus Kiszew in Liebe

3 3 ) E b d . S . 5 0 4 . - H i e r m i t w i r d B a r t h o l o m ä u s S a n d e r 1634 u n d 1668 als P f a r r e r v o n S c h w e t z k a u b e z e u g t . D i e 1 6 3 9 ü b e r l i e f e r t e A b w e i c h u n g des F a m i l i e n n a m e n s S e n n e r b e r u h t wahrscheinlich a u f einem H ö r f e h l e r , e b e n s o die 1 6 6 0 ü b e r l i e f e r t e A b w e i c h u n g S a n n e r . 3 3 ° ) L a u t e r b a c h , Z i o n , z u m J a h r e 1639. 3 4 ) W u t t k e , S. 4 5 2 . 3 5 ) S l o w n i k g e o g r a f i c z n y , B d . 11, S . 6 8 7 . 30) t u k a s z e w i c z , B d . 2, S . 2 9 9 . - B e i s s e r t , S . 35. - K o z i e r o w s k i , S z e m a t y z m , S. 4 2 5 . 3 8 a ) L u k a s z e w i c z . B d . 2, S . 2 9 8 - 2 9 9 .

BLOHENDES RELIGIÖSES LEBEN IN SCHWETZKAU

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zum ewigen Gedächtnis diesen Grabstein gesetzt." 37 Was diese polnische Adelsfamilie nötigte, in der Schwetzkauer Pfarrei, wahrscheinlich bei den Przybyszewski in Priebisch, Aufenthalt zu nehmen, mit denen sie auch das Wappen der Grzymala gemeinsam haben, ist nicht bekannt. 37a Da die Kirche die vielen Wallfahrer nicht fassen konnte, ließ Pfarrer Bartolomäus Sander die nach dem Schlesischen Kriege 1474 durch den Schwetzkauer Vogt Georg aus Almosen erbaute Backsteinkirche durch einen Anbau auf der Südseite erweitern. 38 Damals hat man wohl, um Schwetzkau als eine katholische Stadt zu kennzeichnen, an den Eingängen der drei Hauptstraßen nach Lissa, Fraustadt und Gollmitz Kapellen erbaut. Auch von Schwetzkau wallfahrtete man, so zu den festlichen und religiösen Veranstaltungen der Jesuiten in Glogau und über diese Stadt hinaus auf dem alten Kapellenwege nach Hochkirch 89 , nach Trebnitz zum Grabe der Hl. Hedwig 4 0 und nach Guhrau, um hier den viel besuchten Leidensweg des Herrn zu gehen. In Polen suchte man besonders die Gnadenkirche in Borek auf, wo ein altes Marienbild und eine holzgeschnitzte Pieta Verehrung genossen.41 Schwetzkau galt im Fraustädter Lande und weit darüber hinaus als katholische Stadt und wurde von den Protestanten gemieden. Arnos Comenius berichtet in seiner „Historia revelationum", daß einmal während seines Lissaer Aufenthaltes Christina Poniatowska in ihrem mystischen Zustande in der Richtung auf Schwetzkau gegangen und von ihren Freunden abgehalten worden sei, die „papistische" Stadt zu betreten. 42 Schwetzkau hatte keinen Zuzug ausgewanderter Protestanten weder aus Böhmen noch aus Schlesien erhalten und darum auch nicht an dem gewerblichen Aufschwünge seiner

37 ) E b d . S. 2 9 9 : „Maciej i M i k o l a j R a d o w i c c y d w a j bracia r o d z e n i , p 6 1 c z w a r t a jeden, a drugi p 6 h r z e c i a lat p r z e z y w s z y , smiertelnosci dlug o d d a l i , starszy d n i a 11. m l o d s z y dnia 12. M a j a A . 1 6 3 9 y tu w j e d n y m grobie p o l o z e n i , k t ö r y m z a f o s n i r o d z i c e M a c i e j z m a l y d i R a d o w i s k R a d o wicki z w o j e w ö d z t w a i p o w i a t u chelminskiego y Z o f i a z K i s z e w Liciecka z milosci na w i e c z n ^ pami^tk^ ten n a g r o b e k w y s t a w i l i . " 37a ) E b d . S. 2 9 8 - 2 9 9 . - S c h o b e r , S t u d e n t e n , S. 9 3 : B e z i e h u n g e n der P r z y b y s z e w s k i z u d e m Kulm-Thorner-Raum. 3S ) N a c h d e m Bericht über den W i e d e r a u f b a u der S d v w e t z k a u e r Pfarrkirche durch den Schulzen G e o r g f ä h r t der C h r o n i s t C r i v i n i u s ( B a r t h o l o m ä u s K r z y w i n s k i ) f o r t : „ N o s t r a v e r o aetate p o p u l i f r e q u e n t i a m c o n t i n e r e n o n v a l e n t e m B a r t h o l o m a e u s S a n n e r parochus i b i d e m ac decanus, altera ei versus m e r i d i e m adstructa parte, in a m p l i u s s p a t i u m e d u x i t " , v g l . Liber m o r t u o r u m monasterii Lubinensis, S. 5 9 9 . 39 ) Visitationsberichte, A r c h i d i a k o n a t G l o g a u , S. 3 1 - 3 2 . - K a p s , H e i m a t , S. 45. 40 ) K a p s , H e i m a t , S. 55. 41 ) t u k a s z e w i c z , B d . 2, S. 3 3 5 : D e r C h r o n i s t sagt v o n dieser G n a d e n s t ä t t e : „ U m a r l i z y w o t , chorzy z d r o w i e , utrapieni pociech^ i w r 6 z n y d i p r z y g o d a d i p o m o c w s z e l k ^ t a m z n a j d o w a l i . " 1 6 1 9 ließ der P o s e n e r Bischof A n d r z e j Opaliriski durch seinen Weihbischof K a s p a r H a p p eine U n t e r s u c h u n g des B i l d e s u n d seiner V e r e h r u n g anstellen. 42 ) C o m e n i u s , Z e r s t ö r u n g , S. 8 - 1 0 : die schwärmerischen E r w a r t u n g e n der böhmischen E x u lanten, auch des C o m e n i u s u n d die k r a n k h a f t e n körperlichen Z u s t ä n d e der P o n i a t o w s k a . B e i s s e r t , S. 20. - S c h o b e r , S t u d e n t e n , S. 8 5 : ein ärztliches G u t a c h t e n über Christina P o n i a t o w s k a durch den königlichen Leibarzt D r . M a t t h ä u s Vechner ( f 1 6 3 0 ) .

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AUSWIRKUNG DER RELIGIONSKÄMPFE

Nachbarstädte Fraustadt und Lissa teilgenommen, vielmehr noch teilweise die bisherige gewerbliche Betreuung der umliegenden Dörfer an das schnell aufstrebende Lissa abtreten müssen. N u r die Leinweber, Schuster und Müller scheinen noch über den Bedarf des Städtchens und der nächsten Umgebung hinaus gearbeitet zu haben. Es gab in Schwetzkau eine Weber-, Müller-, Schuhmacher- und Fleischerzunft und die allgemeine Innung, gewöhnlich „Klapperzech" genannt. 43 Erhalten sind die Statuten der Weberinnung in Ausfertigungen aus den Jahren 1621, 1648, 1672, 1740 und 1753, der Schuhmacher von 1640, der Fleischer von 1740, der Müller von 1672 und 1740 und der Allgemeinen Innung von 1612. Die Innungen waren zugleich kirchliche Bruderschaften. Am Tage ihres Patrons und an den Quatembertagen wurde ein besonderer Gottesdienst gehalten, zu welchem sich alle Zunftmeister mit ihrer Familie und Gefolgschaft einfinden mußten, und ebenso f ü r die verstorbenen Mitglieder der Zunft. Nach den Willküren der Weber-, Schusterund Müllerzunft mußte jeder Bewerber nachweisen, daß er wie seine Eltern einer christlichen Ehe entstammte, getauft und römisch-katholisch sei, er mußte den sonntäglichen Gottesdienst besuchen, viermal im Jahr (Ostern, Johanni, Jakobi, Mariä Unbefleckte Empfängnis) beichten und kommunizieren und an der gemeinschaftlichen Fronleichnamsprozession teilnehmen. Während des Hochamtes mußte ein jüngerer Meister mit einem Lichte am Hochaltare knien und es bei der hl. Wandlung erheben, beim Tode eines Meisters ein jeder ihm das letzte Geleit geben, die vier Jüngsten mußten die Leiche tragen. 44 Auch fromme Stiftungen finden sich in den Zunftbüchern vermerkt, so eine vom 10. Januar 1637 über 30 polnische Mark von Thomas Edelmann f ü r die Armen, die nicht im Spital waren, damit ihnen von den jährlich auf St. Martin abgehobenen Zinsen Schuhe angefertigt werden konnten. 4 5 Auch die N a m e n alter Meister sind in großer Zahl in den Zunftbüchern überliefert: 1636: 80, 1660: 16, 1673-1695: 12 und 1703-1769: 41. 46 Sie sind deutsch, was nicht zu verwundern ist, da alle Zunftmitglieder deutscher N a t i o n sein mußten. Aus dieser Zeit (1630) stammt auch das Stadtwappen. Es zeigt Christus, den Schmerzensmann, wie er mit einer Dornenkrone auf dem H a u p t e und einem Palmwedel in der Rechten aus dem Grabe steigt. Es trägt die Umschrift: Sigill: Civitatis: Schwecikoviensis: 1630. In einer Urkunde vom 9. Februar 1667 über einen zwischen Christoph Weiget und Lorenz Weiget vor dem Stadtvogt Krause geschlossenen Vertrage erscheint im Stadtsiegel der Heiland stehend mit ausgestrecktem Arm. Die Umschrift lautet: Sigil: Scabinorum: oppidi: Swieciechow. 47

« ) W a r s c h a u e r , Archive, S. 2 5 8 - 2 5 9 . - B e i s s e r t , S. 5 3 - 5 9 . 44 ) L u k a s z e w i c z , Bd. 1, S. X L I I I - L V I I : B r a c t w o r z e m i e s l n i c z o - k u p e c k i e . - B e i s s e r t , S. 5 8 - 6 1 : A u s z u g aus d e m Statut der S c h w e t z k a u e r Schumacherzunft v o n 1 6 6 1 . « ) B e i s s e r t , S. 60 A n m . 64. 46 ) W i n t e r f e l d . S . 34-35. 47 ) S i e b m a c h e r , S. 1 0 3 T a f e l 135, d e u t e t die W a p p e n f i g u r als d e n hl. Vitus. - S l o w n i k g e o g r a f i c z n y , Bd. 11, S. 6 8 7 . - B e i s s e r t , S. 4.

Teil I I I

S C H W E T Z K A U UND DAS FRAUSTÄDTER L A N D I N DER ZEIT DES N I E D E R G A N G S P O L E N S Erstes Kapitel

DER SCHWEDISCH-POLNISCHE

KRIEG

1. D i e K r i e g s e r e i g n i s s e Nach der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts brach über Polen eine über ein Jahrhundert dauernde Leidenszeit herein. Sie begann mit dem sdiwedisch-polnischen Kriege. 1655 fielen die Schweden von Norden unter König Karl X. Gustav (1654-1660) ins Land ein, der schwache polnische Widerstand wurde gebrochen, der Übergang über die Netze bei Usch im Juli 1655 erzwungen. Im Vertrag von Usch erkannten der Posener Palatin Christian Opalinski und der Kalischer Andrzej Grudzinski mit dem hinter ihnen stehenden Adel den schwedischen König als ihren Herrn an und übergaben ihm ihr Land mit allen königlichen Hoheitsrechten, während der schwedische Marschall im Namen seines Königs sie im ungestörten Besitz ihrer Religion, Gesetze und Gerichte zu lassen versprach. Anhänger des polnischen Königs würden mit Ächtung und Enteignung bestraft. 1 Die Schweden warfen jeden Widerstand im Lande nieder, plünderten Dörfer und Städte, beraubten und verbrannten die Kirchen und marterten die katholischen Geistlichen zu Tode. Am 30. August 1655 fiel Warschau, am 19. Oktober Krakau. Eine allgemeine Flucht nach Schlesien setzte ein. König Jan II. Kazimierz (1648-1668) floh aus der brennenden Stadt und kam halbtot in Glogau an. 2 Schon vor der Schlacht bei Usch war Boguslaw, der Erbherr von Lissa, nach Breslau geflohen und hatte seinen Statthalter Johann von Schlichting3 und die Stadt angewiesen, sich mit der schwedischen Besatzung so gut wie möglich abzufinden. Lissa nahm eine schwedische Besatzung von 3 Fähnlein (150 Mann) auf. Als der Sieg Karl X. Gustavs über Polen sicher schien, ließ Boguslaw Leszczynski durch Comenius eine Lobrede auf ihn verfassen und veröffentlichen. 4 Come-

!) R u d a w s k i , Üb. 5, S. 7. - W a r s c h a u e r , Zeit, S. 86-92. - B i c k e r i c h , S. 32. R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 85. 2 ) W a r s c h a u e r , Provinz Posen, S. 108. - U m i n s k i , Bd. 2, S. 293-294. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 277. 3 ) Über Schlichting vgl. Samuel S p e c h t s Lissaer Turmknopf-Chronik, S. 27. 4 ) Slownik geograficzny, Bd. 5, S. 178. - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 86: Comenius feierte den Schwedenkönig als den von Gott erweckten Helden, der die verfolgte Kirche aus dem Lande der Knechtschaft führen sollte.

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DER SCHWEDISCH-POLNISCHE KRIEG

nius mußte sich deshalb gegen den Vorwurf verteidigen, er habe dadurch die Zerstörung Lissas verursacht. 6 Auf den ersten Widerstand stießen die Schweden in Czenstochau (Cz^stochowa), dem polnischen Marienwallfahrtsort. Die dortige Abwehr der wenigen Mönche bei diesem Nationalheiligtum wirkte wie ein Wunder. Ein grausamer Kleinkrieg gegen die Feinde begann, die sich in den Städten der mit ihnen konspirierenden Protestanten festsetzten. Am 1. April 1656 stellte König J a n II. Kazimierz in Lemberg das ganze Land unter den Schutz Mariens. 6 Die Säuberung Großpolens von den Schweden wurde dem Woiwoden Piotr Opalinski übertragen. 7 Am 27. April erschien ein polnisches Reiterheer vor Lissa, trieb die Schweden unter Verlusten in die Stadt zurück und zündete Windmühlen, Scheunen und eine Ziegelei an. Frauen und Kinder verließen am nächsten Vormittag auf 300 Wagen die Stadt. Es hatte sich das Gerücht verbreitet, daß Schlichting, dessen Auslieferung die Polen verlangten, geflohen sei. Nachmittags forderte eine polnische Abordnung von dem Bürgermeister die Übergabe der Stadt, andernfalls sie mit Feuer und Schwert vernichtet würde. Erregung bemächtigte sich der Bürger, sie warfen ihre Waffen weg und verließen ihre Wachposten, die Schweden schwangen sich auf ihre Pferde und ritten davon, auch die Ratsherren flohen. Nach einer Stunde war die Stadt menschenleer, nur Alte, Kranke und Krüppel waren geblieben. Die einen suchten über Tharlang und Kraschen, die anderen über Priebisch über die Grenze zu entkommen. Die Schweden ritten nach Fraustadt, wobei sie die Kirche in Garthe abbrannten, und mit der Fraustädter Besatzung nach Meseritz. Auf dem Wege dahin stürzten sie den Propst von Bentschen und andere Priester in den dortigen See, und als diese zu schwimmen versuchten, schössen sie so lange auf sie, bis sie untergingen und nannten das den „Lissnischen Prozeß". 8 Ein Haufen geflüchteter Lissaer soll sich damals unter der Führung eines K a u f manns Lukasch plündernd auf Schwetzkau geworfen haben. 9 Am Nachmittag des 28. April übergab Johann Kölichen, der zurückgeblieben war, Lissa den polnischen Adligen, die mit dem vorgefundenen Wein ein Freudengelage veranstalteten. Am Vormittag des 29. April wurde die Stadt geplündert und angezündet. 93 Sie brannte drei Tage, traurig sahen die Geflohenen über dem Heimatort Rauch aufsteigen. In Tschirnau fiel aus den Rauchwolken ein angekohltes Bibelblatt mit dem Text Matth. 6 und Anfang 7, 1-2 vor den Zuschauern nieder und man las: Mit dem Maße, mit dem ihr messet, wird euch zugemessen. 10 Audi Zaborowo ging damals in Flammen auf. 1 1 Was in diesem Kriege, in dem

) C o m e n i u s , Vindicatio, S. 2 6 . - C o r a e n i u s , Zerstörung, S. 13. ) R u d a w s k i , lib. 6, S. 8. - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 85. - S t a s i e w s k i , Reformation, S. 72 und 81. - U m i n s k i , Bd. 2, S. 294. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 278. 7 ) Polska jej dzieje i kultura, S. 98. 8 ) C o m e n i u s , Zerstörung, S. 10-13. - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 262. ») W u 1 1 k e , S. 357. • a ) R h o d e , Geschichte Polens, S. 278. 10 ) C o m e n i u s , Zerstörung, S. 13-18. " ) R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 87. 5 9

DIE KRIEGSFOLGEN

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die religiösen und nationalen Leidenschaften aufs tiefste aufgewühlt wurden, die Bewohner Schwetzkaus, das nur 5 km von Lissa entfernt durch seinen katholischen Glauben den Schweden wie den Lissaern, durch sein Deutschtum den Polen ein Stein des Anstoßes war, zu leiden hatten, darüber läßt sich nichts Sicheres sagen. Trotz des Sieges der Schweden zusammen mit den Brandenburgern in der Schlacht von Warschau (28.-30. Juli 1656) über die Polen wandte sich die Lage zu deren Nachteil. Die Schweden verließen noch 1657 Polen. Unter kaiserlicher und französischer Vermittlung kamen nach dem Tod des Königs Karl X. Gustav die Friedensverhandlungen von Oliva am 3. Mai 1660 zum Abschluß.11» 2. D i e K r i e g s f o l g e n Dieser Krieg hatte Polen große Wunden geschlagen. Aber sie zu heilen gestattete die innere Zerrüttung des Landes nicht, es fehlte eine einheitliche ordnende Autorität. Denn es gab so viele Könige wie Grundherren in Polen. Jeder von ihnen betrachtete sich als Herrn, Gesetzgeber und Richter seiner Untertanen. Am Widerstand des Adels scheiterte die Einlösung des von Jan II. Kazimierz bei der Marienweihe in Lemberg gegebenen Versprechens, nach Eintritt des Friedens das Volk von dessen Bedrückung zu befreien. 12 Die Schlachta betrachtete sich als die ganze Nation und wollte durch ihre 170-200 Landboten im Sejm ihren gesetzgebenden Willen nur einmütig aussprechen. Aber seine Eigeninteressen dem Gemeinwohl zu opfern, vermochte der Einzelne nicht. So wurden durch das Liberum veto eines einzigen Abgeordneten 26 Reichstage 1652-1704 gesprengt.13 Interessengruppen schlössen sich zu Konföderationen zusammen, sie suchten die Entscheidung durch Waffengewalt herbeizuführen. Bürgerkriege waren die Folge. Die Adligen nahmen sich, als der Sold nicht ausgezahlt wurde, das Recht, sich an den königlichen und kirchlichen Gütern schadlos zu halten. Jan II. Kazimierz legte 1668 die Krone nieder. Er bezeichnete das Liberum veto und das Konföderationsrecht 14 als Schaufel zu Polens Grab, und Jan III. Sobieski (1674-1696) erklärte auf dem Reichstag zu Grodno 1688, daß er sich bei dem mangelnden Gemeinsinn des Adels außerstande sehe, die Nation vor dem Untergang zu retten. Bei dieser Lage war jeder Aufbau nur ein Provisorium. Notdürftig wurden die zerstörten Gebäude wiederhergestellt. Mit dem Wiederaufbau Lissas begann man 1658.1S In den Städten waren die Häuser, selbst Rauchfang und Schornstein, größtenteils aus

» • ) R h o d e , Geschichte Polens, S. 281. 12 ) R u d a w s k i , lib. 6, S. 8. - U m i n s k i , Bd. 2, S. 295. 1S ) W a r s c h a u e r , Abriß, S. 25. - W a r s c h a u e r , Epochen, S. 1 5 . - V ö l k e r , S. 206. G a u s e , S. 153. 14 ) R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 87-88. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 283. 15

) B i c k e r i c h , S. 34.

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DER SCHWEDISCH-POLNISCHE KRIEG

Holz, mit Stroh und Schindeln gedeckt. N u r Posen war zur Hälfte massiv, auch in Lissa, Fraustadt und Rawitsch gab es einige massive Häuser. Von den übrigen 45 Posener Städten besaßen 15 zusammen nur 34 massive Häuser. 16 In Schwetzkau war nicht ein einziges massiv, keins mit Dachsteinen, alle mit Schindeln oder Stroh gedeckt.17 Kein Wunder, daß Dörfer und Städte immer wieder von Feuersbrünsten heimgesucht wurden! Die kirchlichen Gebäude, die bis ins 18. Jahrhundert auf den Dörfern zu neun Zehnteln aus Holz hergestellt waren, wurden ebenfalls in diesen Verfall hineingezogen. Von der Regierung des Jan II. Kazimierz bis in die letzten Jahre Augusts III. (f 1763) waren die Gotteshäuser infolge der traurigen Zeitverhältnisse und der Nachlässigkeit der Kirchenpatrone in einem beklagenswerten Zustande. „Hier war die Kirche ohne Dach, dort wieder stürzten ihre Wände ein und wurden vor dem vollständigen Zusammenbruch nur durch Stützen aufrecht gehalten. Bisweilen war das Betreten einer solchen Kirche so lebensgefährlich, daß es verboten werden mußte." 18 Wie fast immer in diesem Jahrhundert folgte auch diesem Kriege die Pest und raffte viele hinweg. Ganze Ortschaften machte sie menschenleer. Auch im Fraustädter Land wütete sie.19 Eine Planung auf weite Sicht schien sich nicht mehr zu lohnen. Man lebte dem Augenblick, Müßiggang und Verschwendungssucht nahmen überhand. Die Innungen, früher Stätten fleißigen Gewerbebetriebs, wurden wie im ganzen Posener Lande so auch in Schwetzkau Zechbruderschaften. Auffallend groß war auch hier die Zahl der Branntweinbrennereien und Schenken.20 „In einem Volke, das so wie das unsrige in allen seinen Ständen zum Müßiggange, zur Verschwendungssucht und in seinem so unerhört gefühlsbestimmten weiblichen Geschlechte zum Mitleid neigt, verlegt sich das jede, auch die leichteste Arbeit scheuende Gesindel in Massen auf die Bettelei und Landstreicherei auf Höfen, in Städten, auf Ablässen und Gnadenorten. Sie täuschen irgendein Gebrechen, eine Krankheit oder Altersschwäche vor und können reicher Gaben von der frommen Leichtgläubigkeit sicher sein. An den Ablaß- und Gnadenstätten in Borek und Gostyn gab es Hunderte von Bettlern, die dorthin aus den entlegensten Gegenden kamen." 21 Da Schwetzkau Wallfahrtsort war und auch von Polen besucht wurde, trat auch hier die Plage in Erscheinung. Dazu kam eine große Rechtsunsicherheit. Da es von der Entscheidung des

M

) W u 11 k e , S. 2 2 3 . - B a r t e n , S. 7 8 - 7 9 . " ) B e i s s e r t , S . 31. 18 ) t u k a s z e w i c z , B d . 1, S. L X V . " ) S l o w n i k g e o g r a f i c z n y , B d . 14, S. 6 4 : „ . . . p o m o r r. 1655 z d z i e s i ^ t k o w a l y l u d n o s c . " W a r s c h a u e r , M o g i l n o , S. 186: D i e S e e l e n z a h l sank v o n 800 auf 2 9 0 . 20 ) W u t t k e , S. 2 2 2 . - B e i s s e r t , S. 32, 3 6 - 3 7 , 5 2 ; 6 1 : E i n t r a g u n g e n in das Zunftbuch der Schuster, w o n a c h die I n n u n g den Zunftbruder bei gegebener G e l e g e n h e i t verurteilte, die übrigen f r e i z u h a l t e n . In S c h w e t z k a u gab es 1 6 9 3 neben einer v o n den B ü r g e r n ausgeübten Brauerei 11 B r a n n t w e i n s d i e n k e n u n d 2 Brennereien. - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 7 6 : k l a g t über Trunksucht, die ü b e r g r o ß e Z a h l deutscher G a s t w i r t e , Schänken, häusliche Brauereien, Brennereien, den Brauch, als S t r a f e eine T o n n e Bier z u m besten z u geben. 21 ) W u t t k e , S. 2 1 6 A n m . 1. - Z i v i e r , S. 7 7 8 .

DIE KRIEGSFOLGEN

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Grundherrn keine Berufung gab, war der Willkür in der Rechtsprechung Tür und Tor geöffnet. Die Untertanen adliger Grundherren waren diesen wehrlos preisgegeben.22 Die allgemeine Bildung erreichte einen schon lange nicht mehr dagewesenen Tiefstand. Im Gefolge hiervon nahm der Aberglaube auch im Fraustädter Land überhand. 1611 fand hier der erste Hexenprozeß statt. 23 Aus dem Jahre 1676 ist ein im Kurzstil abgefaßter Bericht über einen Hexenprozeß im Kirchenbuche von Brenno, einem etwa 20 km nordwestlich von Schwetzkau im Fraustädter Dekanat, aber schon im polnischen Sprachgebiet gelegenen Dorf, erhalten, an dem der Pfarrer nach der damaligen Prozeßordnung mitwirken mußte. 24 „Maryanna, die herrschaftliche Köchin aus Mlodasko wegen Zauberei verbrannt -bene contrita-igne combusta. Jadwiga aus Robitko, eine Hofarme, wegen Zauberei verbrannt, bekannte sich in torturis nicht, aber sehr beschuldigt -igne combusta. Malgorzata Hurniczka, eine Witwe aus Wijewo beschuldigt, daß sie eine Hexe sei, verbrannt. In torturis bekannte sie sich, lauter dummes Zeug daherredend, vor mir als Pfarrer leugnete sie, obwohl gebeten. Eva, eine Dienstmagd aus Wollstein, verbrannt, loquendo: die Frau Bürgermeister weilte auf dem Kahlenberge (na lysej gorze). Sie bekannte wie die vorige auf der Folter, aber leugnete vor mir, dem Pfarrer . . . So hat an einem einzigen Tage, in einer einzigen Pfarre, in einem entvölkerten Lande die Unwissenheit vier unschuldigen Wesen auf einmal das Leben und dem Lande mehrere Hände zur Arbeit geraubt. Dasselbe geschah auch in anderen Pfarreien. In den kleinen Städten verbrannte man vermeintliche Hexen zu Dutzenden auf einmal." 25 Auch in dem benachbarten Bukwitz wurden unter dem Vorsitz des Fahnenträgers von Fraustadt, Stephan Garczynski, und in Gloden Hauland bei Wollstein unter dem Vorsitze des Grafen Kazimierz J6zef Niegolewski 1721 mehrere Frauen, weil sie sich dem Teufel verschrieben und auf dem Hexenberge mit ihm verkehrt hätten, gefoltert und verbrannt. 26 1740 fand in Lissa der letzte Hexenprozeß statt, der jedoch mit Freispruch endete.27 In diesem schwedisch-polnischen Kriege, in dem Polen durch das sog. Wunder von Czenstochau aus seiner Lethargie erweckt und vom Untergange gerettet wurde, ging sein Nationalgefühl jene noch bis heute bestehende Verbindung mit der katholischen Kirche, besonders der Marienverehrung, ein, die ihren bleibenden Ausdruck in der Erklärung Mariens zur Königin von Polen (1. April 1656) und zur Patronin des polnischen Königreiches gefunden hat. 28 Andererseits formte der gleiche Krieg auch das Bild, das der Pole sich von dem Deutschen machte, und bestimmte seine Haltung ihm gegenüber bis auf den heutigen Tag. Wladyslaw IV., der duldsamste Fürst des 17. Jahrhunderts (1632-1648), und dessen Bruder Jan II. Kazimierz hatten um ihres Glaubens willen aus Deutschland

a

) ) 24 ) 2! ) !e ) t7 ) le ) 23

W a r s c h a u e r , Epochen, S. 20. M o r i t z , Reformation, Teil 2, S. 35. S c h m i d , S. 248: Mitwirkung der Geistlichkeit bei den Ordalien. L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 312. G o l d m a n n . S . 76-79. S c h o t t m ü l l e r , S. 6 5 - 6 9 . - B i c k e r i c h , S. 48. Siehe oben S. 100.

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DER SCHWEDISCH-POLNISCHE KRIEG

ausgewanderte Protestanten in ihr Land aufgenommen und ihnen Glaubensfreiheit gewährt. In der Stunde der Gefahr aber ergriffen die Protestanten offen für den Landesfeind, die Schweden, Partei und öffneten ihm in den Städten, in denen sie die Oberhand hatten, die Tore, weil er Protestant und ihnen sympathischer war als Jan II. Kazimierz, der gewesene Jesuit und Muttergottesverehrer. 29 Der Widerwille gegen die Protestanten wuchs, man sah in ihnen einen dem Staat schädlichen Fremdkörper, nannte sie Verräter, verbot 1669 den Übertritt zum Protestantismus, beschloß 1717 die Zerstörung der seit 1674 errichteten protestantischen Gotteshäuser und verweigerte den Protestanten die Teilnahme an gesetzgebenden Körperschaften und öffentlichen Ämtern. 30 Auch das folgende Jahrhundert bestätigte diese Haltung, als die deutschen Protestanten in Polen mit den glaubensverwandten schwedischen und brandenburgischen Herrschern und der Zarin konspirierten und diese durch ihre Klage über Glaubensbedrückung veranlaßten, sich in die inneren Verhältnisse Polens einzumischen und es zu teilen. 31 Da seit der Rückkehr des polnischen Adels zur Kirche fast nur noch Deutsche in Polen Protestanten waren - die wenigen deutschen Katholiken traten kaum hervor —, führte das zu einer Gleichsetzung von deutsch und lutherisch einerseits und von polnisch und katholisch andererseits. 32 So formte sich in der polnischen Seele das Bild von dem Deutschen als Protestanten.

3. H e i l e n d e K r ä f t e In dieser trostlosen Lage, in der sich damals in Polen Volk und Kirche befanden, traten zwei Persönlichkeiten an die Spitze von Staat und Kirche, die sich in gleicher Weise um die sittlich-religiöse Erneuerung des polnischen Volkes bemühten. Die eine war die Königin Maria Gonzaga (fl661), Gemahlin des Wladyslaw IV. und nach dessen Tode auch Gemahlin des Jan II. Kazimierz. Sie gehörte zu den besten der „Dames de la Charité" aus dem Kreise des hl. Vinzenz in Paris. Nun suchte sie auch in Polen dessen Reformwerk heimisch zu machen, indem sie die Missionspriester des Heiligen zur Erziehung des Klerus, Abhalten von Exerzitien und Volksmissionen einführte. Zur Behebung der leiblichen Not berief sie die Barmherzigen Schwestern des hl. Vinzenz nach Polen. 33 An der Spitze der Posener Diözese stand Wojciech Tolibowski (1655—1665), durch Eigenschaften des Charakters, Herzens und Verstandes für das Bischofsamt besonders befähigt. 34 ,In der Pestzeit hatten

!S

) K r a u s e , S . 73-74. ) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 293. - W a r s c h a u e r , Epochen, S. 19. - V ö 1 k e r , S. 241-242. - S t a s i e w s k i , Geschichte, S. 211. - R h o d e , Gesdiichte der evangelischen Kirche, S. 93: Nach dem Frieden von Oliva wurde es üblich, daß sich die Protestanten freie Religionsübung von dem Ortspfarrer erkauften, in Lissa 1671 für 800 Zloty, in Zduny für 300 Zloty, ab 1693 für 400 Zloty. - U m i n s k i . B d . 2, S. 295. 31 ) B i c k e r i c h , S. 38. 32 ) R h o d e , Reformation, S. 493. 33 ) C a 1 v e t , S. 272-276. - U m i n s k i , Bd. 2, S. 158-169. W e s t p f a h l , S. 38 und 40. 30

HEILENDE KRÄFTE

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viele Krankenschwestern und Geistliche im Dienste der Caritas ihr Leben geopfert. 36 Dem drückenden Priestermangel half der Bischof durch die planmäßige Erziehung eines neuen Klerus ab. Ihm verdankt auch das von deutschen Katholiken bewohnte westliche Grenzgebiet der Diözese die Neuordnung der Seelsorge und den Wiederaufbau des religiösen Lebens. 1660 hielt Tolibowski hier Visitation ab. Auf seine Veranlassung hin verpflichteten sich die Protestanten von Lissa, durch deren Schuld die katholische Kirche während des schwedisch-polnischen Krieges abgebrannt war, diese wiederherzustellen. 36 Auch die Rote Kirche in Oberpritschen, die 1642 den Katholiken zurückgegeben worden war, soll er rekonziliiert haben. 37 Es ist anzunehmen, daß er Schwetzkau besucht hat, zumal in das gleiche Jahr die Errichtung der Rosenkranzbruderschaft fällt. 3 8 Wegen des herrschenden Priestermangels konnten mehrere Kirchen des Fraustädter Dekanats nicht mehr besetzt werden, sie wurden benachbarten Pfarrkirdien seelsorglich angegliedert, so 1670 Jeseritz und Nicheln Gollmitz, Lasswitz Lissa und Tillendorf Lissen. 39 Zur Behebung der wirtschaftlichen und moralischen Not wandte die geistliche Behörde ihre Sorge der Armenpflege zu. Aus dieser Zeit (24. Februar 1672) stammen die im Archiv des Posener Konsistoriums noch vorhandenen Diözesanvorschriften für alle Spitäler der Posener Diözese. Durch sie wurde die Lebensführung der Insassen geordnet: die Heiligung der Sonn- und Feiertage durch Gottesdienstbesuch, monatlichen Sakramentenempfang, des Alltags durch Gebet und Arbeit, die Bewirtschaftung des gemeinsamen Lebensunterhalts, das Zusammenleben der Bewohner, die Verwaltung durch Exemtion und Unterstellung des Spitals unter die Jurisdiktion des Ortspfarrers. 4 0 Wie sonst in der Diözese war das Schwetzkauer Spital ein Holzbau, auch der Visitationsbericht von Wolinski bezeugt es 1737 ausdrücklich. Es hatte ein großes, im Winter heizbares Zimmer als gemeinsamen Aufenthalts- und Eßraum und 12 Kammern zum Unterbringen der Sachen und zum Schlafen. 1737 weilten 6 Arme im Spital. Neben der schon von Kaspar Happ festgestellten Ausstattung 41 fand der Visitator 1737 noch einige kleine, vom Ortspfarrer und von Schwetzkauern gestiftete Geldsummen vor. 4 2 Die Unterhaltungspflicht von Spital und Spitalkirche hatte der Magistrat, wie er auch den Geistlichen und die Armenpfleger anstellte. 43 Bei der Übernahme durch Preußen 1793 war das Spital auf 7 Personen fundiert und hatte einige Grundstücke, über die zwei Bürger Anton Meissner und Jakob Raatz disponierten. Der Spittel-Etat von 1801 weist an Einnahmen auf:

) ) S. 35. 37) 38) 39) 4 °) 41) ") 4S) 35 36

C a l v e t , S. 2 7 6 . tukaszewicz,

Bd. 2, S. 2 9 3 . - Slownik geograficzny, Bd. 5, S. 178. -

W e s t p f a h 1, S. 40. Slownik geograficzny, Bd. 11, S. 6 8 7 : „ b r a c t w a : rozancowe (od r. 1 6 6 0 ) " . t u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 2 9 8 . - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 4 1 4 . t u k a s z e w i c z , Bd. 1, S. L V I I I . Siehe oben S. 82. t u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 3 0 1 . E b d . S. 2 9 9 .

Bickerich,

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DER SCHWEDISCH-POLNISCHE KRIEG

5 Rthlr. Eintrittsgeld, 53 Rthlr. für Verpachtung eines Ackers, Gartens und einer Scheune und 8 Rthlr. für Vermietung zweier Stuben, an Ausgaben: 4 Rthlr. für Brotsammeln des Spittelmannes, 22 Rthlr. zur Verteilung unter die 9 Hospitaliten, 24 Rthlr. für Brennholz und 5 Rthlr. für Unterhaltung der Gebäude und Zäune. Noch um 1900 sammelte jeden Sonnabend die Spittelfrau von Haus zu Haus Brot in einem Tragkorbe und Geld in einer verschlossenen Büchse.44

" ) B e i s s e r t . S . 34, 3 8 - 3 9 .

Zweites Kapitel

S C H L E S I S C H E ZEUGNISSE ÜBER D E U T S C H E E I N W A N D E R E R AUS D E N P O L N I S C H E N G R E N Z G E B I E T E N Die Lage des Fraustädter Landes in dem alten Grenzwalde brachte es mit sich, daß es im Laufe der Jahrhunderte, besonders in der Zeit seiner Erschließung, die Besitzer wechselte. Im 13. und 14. Jahrhundert gehörte es vorübergehend zum Herzogtum Glogau, von 1343 ab endgültig zu Polen. Von 1491 bis 1506 stand das Herzogtum Glogau unter polnischer Herrschaft. Kirchlich blieben die Dörfer Driebitz, Hinzendorf, Kursdorf, Heyersdorf, Kabel und Zedlitz auch nach 1343 bis 1821 bei der Breslauer Diözese. Die einst aus Schlesien in Polen eingewanderten Deutschen standen auch in ihrer neuen Heimat in dauernder Verbindung mit ihren Stammesbrüdern jenseits der Grenze. Man wallfahrtete nach Guhrau und Trebnitz, nach Glogau und Hochkirch. Die Bevölkerung wechselte herüber und hinüber, das gilt besonders von Geistlichen und Lehrern. Da sie wie die Südposener Deutschen im allgemeinen das Polnische nicht beherrschten und darum wenig Aussicht hatten, in Großpolen eine Anstellung zu finden, suchten sie diese in den angrenzenden Teilen Schlesiens, besonders in den Archipresbyteraten Glogau und Guhrau. 1 Zum ersteren gehörten 1580 30 Pfarren, zum zweiten zusammen mit den sechs oben erwähnten 19.2 So finden wir 1469 den „magister artium" Petrus Heppner aus Kosten als Pfarrer und Kanonikus in Glogau und Dompropst in Breslau.3 Dr. Matthäus Lamprecht aus Fraustadt (1477-1552) war Domherr in Breslau und Neisse.4 Der Geistliche Martin Lehmhusius, Sohn des Fraustädter Glöckners Leimchaas, wurde nach seiner Wirksamkeit in Geyersdorf und in Rabsen Pfarrer in Glogau (1588-1611) und Dechant am Dom. 5 Ebenso wechselten auch die evangelischen Geistlichen und Lehrer zwischen Polen und Schlesien. Die Lutheraner Fraustadts erhielten fast alle Geistlichen aus Schlesien, wie sie sich überhaupt in kirchlicher Beziehung enger mit Schlesien verbunden fühlten als mit den anderen Gemeinden des Posener Landes. 6 Endlich trieben, wie wir oben sahen 6a , das Restitutionsedikt einerseits und die Strafaktion gegen die in Polen mit den Schweden sympathisierenden Protestanten andererseits die davon Betroffenen über die Grenze ins Nachbarland. Für den katholischen Bereich ermöglichen es die mit peinlicher Genauigkeit angefertigten und von J. Jungnitz veröffentlichten Visitationsberichte der Archipresbyte-

4 ) B a r t e n , S. 75. - Siehe audi oben S. 27 Anm. 3: Synodaldekret des Erzbischofs Fulko von 1257. 2 ) Visitationsberichte, Archidiakonat Glogau, S. 19-21. ») K ä s t n e r , S. 4. 4 ) W u t t k e , S. 2 9 9 . - M o r i t z , Reformation, Teil 1, S. 11. 6 ) M o r i t z , Reformation, Teil 1, S. 34. - K a s t n e r , S. 11. - Siehe auch obenS. 62. «) M o r i t z , Reformation, Teil 1, S. 29. - B a r t e n , S. 75. «*) Siehe oben S. 87und 99.

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SCHLESISCHE ZEUGNISSE OBER DEUTSCHE EINWANDERER

rate Glogau und Guhrau von 1670, 1679 und 1687/88 6 b , alle zu erfassen, die aus Schwetzkau und dem übrigen deutsch besiedelten Grenzgebiet etwa seit dem schwedisdipolnischen Kriege ausgewandert, im Räume Guhrau-Glogau ansässig geworden sind und dort das Amt eines katholischen Geistlichen, Lehrers oder Kirchenwesers bekleideten.

1. G e i s t l i c h e a u s S c h w e t z k a u u n d d e m ü b r i g e n deutschsprachigen Teil der Diözese Posen a) Aus Schwetzkau Zur Zeit der Kirchenvisitationen 1670, 1679, 1687/88 wirkten zwei Söhne des Fleisdiermeisters Georg Zahn und seiner Ehefrau Hedwig geb. Strieglitz aus Schwetzkau im Glogauer Archipresbyterat, Johannes Karl und sein Bruder Ignatius. 1. Johannes Karl Zahn 7 , um 1628 geboren, machte ebenso wie sein Bruder die H u maniora bei den Jesuiten während deren Wirksamkeit in Schwetzkau (1642-1651), studierte dann in Prag 7 Jahre Philosophie und Theologie, erwarb das Bakkalaureat der Theologie und den Lizentiaten beider Rechte, wurde nach seiner Entlassung aus der Posener Diözese am 15. Juni 1661 in Prag zum Priester geweiht, war 2 Jahre Kaplan in Schwiebus, 5 Jahre an der Pfarrkirche in Glogau, wurde 1668 nach der Resignation Christoph Franz Kloses Dechant, am 9. Februar 1671 als Stadtpfarrer installiert und damit gewohnheitsrechtlich auch Dechant des Glogauer Kapitels. Von heiligem Eifer erfüllt, hat er den Wiederaufbau der 1642 von den Schweden zerstörten Pfarrkirche, den bereits sein Vorgänger begonnen hatte, bis zum Schlußstein zu Ende geführt, die hölzerne Kanzel unter einem Kostenaufwand von 300 Imperialen errichten lassen und die herrliche Kanzel in der Domkirche mit 1100 Floren gestiftet, das Pfarrgrundstück auf seine Kosten erweitert und ausgebaut. Als die Jesuiten an die Errichtung einer eigenen Kirche gingen, war er der erste, der dafür 100 Imperialen stiftete. Dank seinem Seeleneifer nahm die Zahl der Katholiken zu. Bei der Visitation von 1687/88 zählte man in der Stadt 300 katholische Bürger, auf dem Lande 40 katholische Besitzer und 1700 Osterkommunionen. Der gleiche kirchliche Geist zeigt sich auch in seinem Testament, das er am 6. August 1692 machte. Darin setzte er je 100 Taler für die Kreuz- und Lorettokapelle aus, 100 Taler für die Lampe in dieser Kapelle, 150 Taler für das Ewige Licht, 300 Taler dafür, daß an allen Marienfesten nach der Vesper die Lauretanische Litanei mit Musik zu halten sei, und 600 Taler, daß an allen Sonntagen in der Dom- und Pfarrkirche je 12 Silbergroschen an Arme auszuteilen seien.8

o") Visitationsberichte, Archidiakonat Glogau, S. 2 4 - 5 8 , 1 0 2 - 1 9 5 , 302-426 und 458-513. ) Siehe oben S. 95. 8 ) Visitationsberichte, Archidiakonat Glogau, S. 51, 120, 128, 152, 305, 315, 321 und 397.B1 a s c h k e , S. 339. - K a s t n e r , S. 16. - H o f f m a n n , S. 47 und 60. - M i 11 e r , S. 35. 7

GEISTLICHE AUS SCHWETZKAU

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2. Sein Bruder Martin Ignatius Zahn studierte ebenfalls in Prag, wurde Magister phil. und cand. theol., nach seiner Entlassung aus der Diözese Posen (29. Januar 1659) am 8. Februar 1660 zum Priester auf den Tischtitel des bischöflichen Alumnats geweiht, war ein Jahr Kaplan in Glogau, 1661-1681 Pfarrer in Kraschen, seit 14. August 1681 Pfarrer in Herrndorf, übernahm die Domkantorei in Glogau, während er seine Pfarre durch einen Kaplan Johann Franz Jordan aus Kursdorf verwalten ließ. Er war Altarist der Brauerkapelle im Glogauer Dom und Patron der Kirche in Zolling. Er starb im Alter von 61 Jahren im April 1694.® 3. Ein Kursusgenosse der beiden Brüder Zahn, ein Schwetzkauer und Zögling des Ferdinandeums in Prag war Johannes Krause, 1660 in Prag geweiht, seit 1664 Pfarrer in Herrndorf, besorgte, wie der Visitator 1679 lobend erwähnte, gut die Kirche, wenn nur mehr Kirchenbesucher da wären, denn das ganze Dorf hänge der Häresie an. 10 Einer jüngeren Generation, aber noch der Zeit als Bartholomäus Sander10* Propst in Schwetzkau war (1629-1668), gehören folgende fünf Geistliche an: 4. Kaspar Schubert aus Schwetzkau, um 1641 geboren, wurde nach Abschluß eines vollen philosophischen und moraltheologisdien Studiums am 4. Juni 1668 vom Posener Suffraganbischof Maciej Marian Kurski (1661-1681) auf den Tischtitel des Fraustädter Kreisdekans Bartholomäus Sander geweiht, war neun Monate Kaplan in Primkenau und vier Jahre in Hochkirch, wurde am 5. Juni 1680 von dem Posener Bischof Stefan Wierzbowski (1663-1687) entlassen und von Friedrich Karl, Landgraf von Hessen, Bischof von Breslau, am 28. Juni 1679 auf die Pfarrstelle von Schabenau berufen und am 25. September eingeführt. Der Visitator bemerkte: Er ist rein deutsch (pure Germanus), was in diesem Zusammenhang nur bedeuten kann, daß er kein Wort polnisch kann, hält den Gottesdienst abwechselnd in Schabenau und jenseits der Bartsch in Wilkau. Er hat Bücher im Überfluß. Der Schulze und die Gemeindeschöffen stellen ihm ein gutes Zeugnis aus.11 5. In Hermsdorf = Hermannsdorf (Archidiakonat Liegnitz) das zum Kloster Leubus gehört, leitete 1679 schon das vierte Jahr die Pfarre Johannes Schepke aus Schwetzaw (Schwetzkau), 34 Jahre alt. 12 6. Den Werdegang des um 1650 in Schwetzkau geborenen Matthäus Franz Stadl beeinflußte bereits sein Landsmann Karl Zahn, Pfarrer von St. Nikolaus in Glogau. Matthäus Franz Stach, nur deutschsprachig (lingua Germanus), wurde nach Vollendung seiner philosophischen und moraltheologischen Studien und seiner Entlassung aus •) Visitationsberichte, Archidiakonat S. 16-18. 10 ) Visitationsberichte, Archidiakonat Siehe oben S. 96 A n m . 33. u ) Visitationsberichte, Archidiakonat 12 ) Visitationsberidite, Archidiakonat

Glogau, S. 111, 187, 313, 316, 424 und 582. - K a s t n e r , Glogau, S. 54 und 151. Glogau, S. 504. Liegnitz, S. 41 und 239.

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SCHLESISCHE ZEUGNISSE OBER DEUTSCHE EINWANDERER

der Diözese Posen in Neiße auf den Titel des Kapitels von Glogau, dessen Dechant seit 1671 Karl Zahn war, von dem Breslauer Weihbischof Karl Franz Neander am 29. Februar 1676 geweiht, war 5 Jahre Mansionar und zwei Jahre Kaplan an der Pfarrkirche St. Nikolaus in Glogau, wurde am 3. Oktober 1680 von Friedrich Karl Landgraf von Hessen, Bischof von Breslau, als Pfarrer von Klade und Nilbau investiert und im folgenden Jahre eingestellt. Der Visitator rühmte ihm seine musterhafte Lebensführung und treue Erfüllung seiner priesterlichen Pflichten nach. 13 7. Martin Ignaz Scholtz aus Schwetzkau, um 1653 geboren, wurde nach abgeschlossenem philosophischen und moraltheologischem Studium in Posen von dem Suffraganbischof Maciej Marian Kurski am 18. Dezember 1677 auf den Tischtitel des Pfarrers von Schwetzkau geweiht, war ein und ein halbes Jahr Kaplan in Primkenau, wurde 1680 als Pfarrer in Herbersdorf eingesetzt, war zweisprachig, führte die Pfarrbücher fehlerhaft, hatte nur wenig Predigtbücher, keine Bibel, ein gutes Leumundszeugnis. 14 8. Johann Bernhard Hoffmann, geboren am 20. August 1664 in Schwetzkau, gestorben 1742 als Pfarrer von Kursdorf, ältester Sohn des Ahnen des Verfassers, Johann Hoffmann, geboren 1640 in Schwetzkau. 15 Nachstehend sind zwei Geistliche, die zwar nicht aus Schwetzkau stammen, aber durch den Pfarrer Bartholomäus Sander mit dieser Stadt verbunden waren, zu nennen: 9. Lukas Tobias Cubeus (Kube) aus Kaltvorwerk, um 1692 geboren, Utraquist, wurde 1651 in Posen nach abgeschlossenem philosophischem und moraltheologischem Studium von dem Gnesener Weihbischof Adrian Grodecki auf den Titel des Schwetzkauer Vikariats geweiht, war drei Jahre unter Bartholomäus Sander Kaplan in Schwetzkau 1 5 1 und ebenso lange Pfarrer in Alt Laube, wurde am 12. August 1658 nach seiner Entlassung aus der Posener Diözese durch den Posener Bisdiof Wojciech Tolibowski auf die Pfarre Kursdorf durch den Offizial und späteren Breslauer Fürstbischof Sebastian Rostock berufen. Kursdorf lag zwar auf polnischem Boden, unterstand aber der Jurisdiktion des Breslauer Bischofs und der Patrimonialherrschaft der Äbtissin des Klarissenklosters von Glogau und war Mutterkirche von Hinzendorf und Guhlau. Die Pfarrkirche zum hl. Jakobus ist ein Ziegelbau und nach dem gleichen Stile wie die Schwetzkauer gebaut. Auch der Friedhof hatte nach der Beschreibung des Visitators von 1687 große Ähnlichkeit mit dem Schwetzkauer, war mit einer schönen Mauer umgeben, mit Linden bestanden und hatte einen dreiteiligen mit einem Ziegelumbau versehenen Eingang. Alle Pfarrkinder waren deutsch, besuchten fleißig die Kirche, beobachteten die Festtage und brachten ihre Kinder zur Taufe. Die Anna-

) Visitationsberidite, Archidiakonat G l o g a u , S. 120 und 394. ) E b d . S. 353. 1 5 ) S c h u l z , Familiengeschichte, N r . 336. 1 6 a ) Siehe oben S. 95.

13 14

GEISTLICHE AUS SCHWETZKAU

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kapeile 16 bestand noch. Bei der Visitation von 1670 war Kapellenpriester Thomas Eichmann, 1679 Matthias Arndel aus Hinzendorf und 1687 Johann Franz Strauchmann. Um 1580 war Pfarrer Gertidien und hatte 500 Osterkommunikanten. 17 10. Der Neffe des Schwetzkauer Pfarrers Bartholomäus Sander, Andreas Matthias Matezki, wurde 1633 geboren, studierte in Breslau Casus und in Posen Philosophie, wurde Soldat im schwedisch-polnischen Krieg, nach seinem Ausscheiden aus dem Soldatenstand durch den Päpstlichen Legaten in Warschau von der Irregularität befreit, auf den Tischtitel seines Onkels von dem Posener Bischof Wojciech Tolibowski 1660 geweiht, war nach seiner Entlassung aus der Posener Diözese 3V2 Jahre Kaplan in Guhrau, Vikar in Großglogau, 1661 in Neumarkt, Kommendar in Schlaupitz, bemühte sich aber vergeblich bei seinem protestantischen Kirchenpatron um die Präsente, die dieser aus Gewissensgründen verweigerte. Bei der Visitation 1687 waltete er bereits seines Amtes als Pfarrer in Groß Osten. 18 b) Aus dem übrigen deutschsprachigen Teil der Diözese Posen Diesen 10 aus Schwetzkau kommenden Geistlichen, die in der Breslauer Diözese wirkten, stehen nur neun Priester aus dem ganzen übrigen deutschsprachigen Teil der Diözese gegenüber. 1. Aus Kursdorf zwei: Johann Franz Jordan 1 9 und Johann Franz Strauchmann. 193 2. Aus Hinzendorf zwei: Johann Matthäus Arnoldt, der um 1651 geboren, nur deutschsprachig, am 25. Januar 1675 vom Suffraganbischof Maciej Marian Kurski geweiht, 4 Jahre Kaplan in Kursdorf, 7 Jahre in Hohenkirch und seit 1687 Pfarrer in Jakobskirch war 2 0 , Matthias Arndel 21 , der 1677 in Posen geweiht und 1679 Kaplan in Kursdorf war. 2 2 3. Aus Biesen zwei: Martin Kasimir Masche, der 1644 auf den Titel des Biesener Abtes zum Priester geweiht, 1655-1679 Pfarrer in Ochelhermsdorf war 2 3 , und Martin Schmidt, der um 1644 geboren, Philosophie, zwei Jahre spekulative und zwei Jahre Moraltheologie studierte, polnisch und deutsch spradi, am 2. Juni 1671 von Suffraganbischof Maciej Marian Kurski zum Priester geweiht, Kaplan in Guhrau, Kommendar in Köben, Pfarrer in Schabenau und seit 1679 Pfarrer in Ochelhermsdorf war. 24

") ) 18 ) 18 )

Siehe o b e n S. 91. Visitationsberichte, A r d i i d i a k o n a t G l o g a u , E b d . S. 112. Siehe o b e n S. 109 Ziffer 2. Siehe o b e n Ziffer 9. 20 ) Visitationsberichte, A r d i i d i a k o n a t G l o g a u , 21 ) Siehe o b e n Ziffer 9. 22 ) Visitationsberichte, A r c h i d i a k o n a t G l o g a u , 23 ) E b d . S. 83, 241 u n d 5 1 5 . - V o n 1610 w a r aus F r a u s t a d t , der in W i t t e n b e r g studiert hatte. 24 ) Ebd. S. 172, 193 u n d 5 3 0 . 17

S. 21, 118, 190 u n d 5 1 0 .

S. 3 2 8 . S. 191. dort der lutherische P f a r r e r B a r t h o l o m ä u s M ö l l e r

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SCHLESISCHE ZEUGNISSE OBER DEUTSCHE EINWANDERER

4. Aus Grätz zwei: Kaspar Lachhammer, der um 1620 geboren, 1653 von dem Breslauer Weihbischof Johann Balthasar Liesch investiert, 1653-1674 Pfarrer in Kotlau war 2 5 , und Kaspar Andreas Lachhammer, der nach Vollendung seines philosophischen und zweijährigen theologischen Studiums und seiner Entlassung aus der Posener Diözese 1668 von dem Breslauer Fürstbischof Sebastian Rostock geweiht, 6 Jahre Kaplan in Freystadt, seit 1674 Pfarrer in Kotlau war. Die Pfarrkinder dort waren polnisch sprechende Deutsche (Polono-Germani), denen er an den höheren Feiertagen auch polnisch predigte. Die mit den Katholiken zusammen wohnenden Lutheraner besuchten den Gottesdienst entweder in Glogau oder in Driebitz und Weigmannsdorf in Polen. 26 5. Aus Leipe bei Schwetzkau einer: Adam Johannes Stephan 2 7 , um 1628 geboren, nach Vollendung seiner philosophischen und theologischen Studien in Posen vom Suffraganbischof Jan Branecki 1652 auf den Titel eines Vikars von Altkloster geweiht, ein Jahr hier Vikar, 8 Jahre Kommendar in Fraustadt, 1661 von Bischof Wojciech Tolibowski aus der Diözese Posen entlassen, dann Pfarrer von Zedlitz. 28

2. L e h r e r a) Aus Schwetzkau Fast ebenso groß wie die Zahl der aus Schwetzkau kommenden und in Schlesien wirkenden Geistlichen im Verhältnis zu der aus dem ganzen übrigen deutschen Sprachgebiet der Diözese Posen stammenden ist auch die Zahl der Lehrer. 1. Andreas Groß, um 1640 geboren, seit 1681 Leiter der Volksschule in Kraschen. 29 2. Johannes Groß, um 1640 geboren, seit 1662 im Kirchendienst, Deutscher, Leiter der Elementarschule in Jakobskirch unter dem Pfarrer Johann Matthäus Arnoldt aus Hinzendorf. 3 0 1669 befand sich im Liebenthaler Benediktinerinnenkloster die aus Schwetzkau stammende Dorothea Groß, geboren um 1647, wohl eine jüngere Schwester. 31 3. Michael Frömichen, abgeschlossenes Philosophiestudium, seit 1677 an der Nikolaischule in Glogau, hatte dort 100 Scholaren. 32 4. Kaspar Kadoch, um 1644 geboren, seit 1673 Leiter der Volksschule in Seitsdi,

) ) *') 28) ») 3 °) 31) S2) l5 M

E b d . S. 36 und 157. E b d . S. 3 6 , 1 5 7 und 404. Siehe oben S. 80. Visitationsberichte, Archidiakonat G l o g a u , S. 114, 190 und 501. E b d . S. 494. E b d . S. 3 2 8 - 3 2 9 . - Siehe auch oben S. 111 Ziffer 2. Siehe o b e n ' S . 92. Visitationsberichte, Archidiakonat G l o g a u , S. 323.

Abb. 10: Hochaltar der Marien-Wallfahrts-Pfarrkirche in Schwetzkau zu Seite 129

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KIRCHENWESER

vom Abt von Leubus angestellt, deutsch (Germanus), erfahrener Orgelspieler, ein guter Mensch.38 5. Melchior Rudolph Kaduch, seit 1684 Leiter der Volksschule in Schmarsen (Archipresbyterat Schwiebus).34 6. Kaspar Zeller, seit 1682 Leiter der Volksschule in Priebus (Ardiipresbyterat Sagan). 35 b) Aus dem übrigen deutschsprachigen Teil der Diözese Posen Diesen sechs aus Schwetzkau stammenden Lehrern stehen elf aus dem übrigen deutschsprachigen Teil der Diözese gegenüber. Aus Lissa drei: Nikolaus Kochmann, geboren 1625, seit 1660 Leiter der Volksschule in Kursdorf 3 6 ; Paul Rosenbunt, geboren um 1643, deutscher Muttersprache, abgeschlossenes Logikstudium, seit 1674 Leiter der Volksschule in Gramschütz (Archipresbyterat Glogau),Organist 3 7 ; Jakob Schäffer, geboren 1634, seit 1656 Leiter der Volksschule in Köben. 38 Aus Geyersdorf: Tobias Grun, geboren um 1655, Leiter der Volksschule in Schweinitz. 39 Aus Tillendorf: Christoph Knorr, geboren um 1655, seit 1680 Lehrer in Tham (Gr. Logisch).40 Aus Hinzendorf: Kaspar Grünwaldt, geboren um 1640, seit 1685 Rektor in Hinzendorf. 41 Aus Reisen: Georg Fleischer, geboren um 1647, seit 1665 an der Schule in Schabenau. 42 Aus Kosten zwei: David Lincke, geboren um 1640, an der Schule in Rinnersdorf (Schwiebus)43 und Melchior Sdioltz, geboren um 1640, seit 1675 an der Schule in Queissen (Glogau). 44 Aus Biesen: Johannes Schmidt, geboren 1647, seit 1680 Lehrer in Skampe (Schwiebus).45 Aus Bomst: Matthias Breuer, seit 1686 Leiter der Volksschule in Rentschen (Schwiebus).46 3. K i r c h e n w e s e r Zu den kirchlichen Personen, die der bischöfliche Visitator zu überwachen hatte, gehörten auch die Kirchenweser bzw. Kirchenweiser, Kirchenväter (vitrici) oder auch Kirchenvermögensverwalter (provisores ecclesiae) genannt, aus dem Laienstande, die von der Ge3S

) ) 35 ) 36 ) 37 ) 34

Ebd. Ebd. Ebd. Ebd. Ebd.

S. S. S. S. S.

491. 637. 688. 511. 337.

38

) ») 40 ) «) 42 ) 3

Ebd. Ebd. Ebd. Ebd. Ebd.

S. S. S. S. S.

498. 535. 365. 513. 505.

«) 44 ) 45 ) «)

Ebd. Ebd. Ebd. Ebd.

S. S. S. S.

658. 348. 644. 645.

114

SCHLESISCHE ZEUGNISSE OBER DEUTSCHE EINWANDERER

meinde gewählt, in ihrem Auftrage f ü r die Erhaltung der Kirchengebäude, der Schule und des Küsterhauses, f ü r die Beschaffung und Erhaltung der Paramente, die Deckung der laufenden Ausgaben, f ü r Meßwein, Leuchtwerk usw. zu sorgen hatten. Die Mittel hierfür wurden durch Sammlungen in der Kirche aufgebracht, die die Kirchenweser vornahmen. Sie verwahrten auch den einen der beiden Schlüssel zum Kirchenschatz, den zweiten hatte der Pfarrer. 4 7 Da durch die 1629 in Schlesien durchgeführte Kirchenreduktion die Kirchen zwar den Katholiken zurückgegeben wurden, die Gemeinden aber vielfach zum kleineren oder größeren Teil protestantisch blieben, kam es, daß die unterhaltungspflichtige Gemeinde auch Nichtkatholiken mit diesem Amt betraute. Unter den Kirchenwesern finden sich auch Auswanderer aus Polen, die in mehreren Fällen neben dem Kirchenamt auch das eines Gemeindeschöffen (scabinus) oder Schulzen verwalteten. D a nicht anzunehmen ist, daß man ihnen die Ämter anvertraut hätte, wenn sie die einzigen Abkömmlinge gewesen wären, sind sie offenbar Vertreter größerer Auswanderergruppen. a) Aus Schwetzkau Nach dem Visitationsbericht von 1687/88 wurden mit einem kirchlichen Amte sieben Vertreter aus Schwetzkau betraut, die katholisch sind: 1. Kaspar Görger, 67 Jahre, 26 Jahre Glöckner an der Kirche in Freistadt. 4 8 2. Georg Kretschmer, 53 Jahre alt, 6 Jahre Kirchenweser in Brunzelwaldau, Schulze. 49 3. Kaspar Kretschmer, 10 Jahre Kirchenweser an der Nikolaikirdie in Glogau. 50 4. Martin Leffel, 49 Jahre alt, Kirchenweser in Windisch Borau (Freistadt). 51 5. Martin Lincke, 53 Jahre alt, 5 Jahre Kirchenweser in Wartenberg (Grünberg). 6 2 6. Bartholomäus Meisner, 55 Jahre alt, 10 Jahre Kirdienweser in Polkwitz, „Senator". 5 3 7. Georg Wunderlich, 50 Jahre alt, 8 Jahre Kirchenweser am Knappenkirchel, Guhrau. 54 b) Aus dem übrigen deutschsprachigen polnischen Grenzlande Diesen sieben aus Schwetzkau stammenden Kirchenwesern stehen zwanzig aus dem übrigen deutschsprachigen polnischen Grenzlande gegenüber. Aus Fraustadt: Christoph Richter, 38 Jahre alt, Kirdienweser in Zolling, lutherisch. 55 Aus Hinzendorf drei: Lorenz Schwengler, 59 Jahre alt, 4 Jahre Kirchenweser in Zedlitz, katholisch 5 6 ; Johann Kintzel, 57 Jahre alt, seit 18 Jahren Kirchenweser in

") ) 4 ») 6 °) 51 ) 48

S c h m i d , S. 8 0 2 - 8 0 9 . Visitationsberichte, A r c h i d i a k o n a t G l o g a u , S. 5 79. Ebd. S. 5 99 . E b d . S. 3 2 1 . E b d . S. 62 0 .

52

) ) 54 ) w) S6 ) 53

Ebd. Ebd. Ebd. Ebd. Ebd.

S. S. S. S. S.

552. 359. 475. 583. 501.

115

AUSWERTUNG

Gramschütz (Glogau), katholisch 57 ; Martin Hentsch, 50 Jahre alt, seit 6 Jahren Kirchenweser in Klopschen, katholisch 58. Aus Großkreutsch: Georg Denert, 50 Jahre alt, seit 19 Jahren Vitricus in Katlau, katholisch.59 Aus Altlaube zwei: Georg Höhn, 59 Jahre alt, 32 Jahre Kirchenweser in Hohenkirch, katholisch 60 , und Matthäus Libelt, 48 Jahre alt, 13 Jahre Kirchenweser in Heinzendorf, katholisch 61. Aus Deutsch Wilke: Martin Schlaff, 70 Jahre alt, 15 Jahre Kirchenweser in Gläsersdorf, katholisch 62. Aus Leipe: Georg Wolf, 66 Jahre alt, 4 Jahre Kirchenweser in Parchau, protestantisch.63 Aus Lissa drei: Georg Aue, 53 Jahre alt, 9 Jahre Kirchenweser an der Fronleichnamskirche in Guhrau, katholisch 64 ; Sebastian Getner, 36 Jahre alt, 1 Jahr Kirchenweser in Katschkau, protestantisch 65 ; Nikolaus Scholtz, 56 Jahre alt, 10 Jahre Kirchenweser in Mönchskirchel bei Guhrau, protestantisch ®6. Aus Grüne zwei: Andreas Herbrig, 45 Jahre alt, 10 Jahre Kirchenweser in Guhrau, protestantisch 67 , und Georg Reimann, 48 Jahre alt, Kirchenweser in Metschlau (Sprottau), lutherisch 68 . Aus Priment zwei: Johann Neumann, über 50 Jahre alt, 23 Jahre Kirchenweser in Libenzig, protestantisch 60 , und Johann Tschacher, 48 Jahre alt, 3 Jahre Kirchenweser in Strunz, protestantisch 70. Aus Reden: Peter Krock, 60 Jahre alt, 15 Jahre Kirchenweser in Gläsersdorf, katholisch.71 Aus Pusch: Balthasar Peschel, 40 Jahre alt, 10 Jahre Kirchenweser in Strunz, protestantisch.72 Aus Kosten: Georg Abar, 52 Jahre alt, 8 Jahre Kirchenweser in Knappenkirchel in Guhrau, katholisch.73 Aus Grätz: Johann Grindler, 38 Jahre alt, Kirchenweser in Neusaltz bei Freystadt, katholisch.74 4. A u s w e r t u n g Dieser Überblick über die in der Diözese Breslau in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts beschäftigten, aus der deutschen katholischen Grenzbevölkerung Großpolens

67

) ) 69 ) 6 °) 61 ) «) S8

Ebd. S. 335. Ebd. S. 367. Ebd. S. 405. Ebd. S. 304. Ebd. S. 355. Ebd. S. 350.

63

) ) 65 ) 66 ) «') 68 )

64

Ebd. S. 356. Ebd. S. 473. Ebd. S. 483. Ebd. S. 476. Ebd. S. 476. Ebd. S. 450.

°9) 70 ) ») 72 ) 7S ) ")

Ebd. S. 407. Ebd. S. 417. Ebd. S. 350. Ebd. S. 417. Ebd. S. 474. Ebd. S. 623.

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SCHLESISCHE ZEUGNISSE OBER DEUTSCHE EINWANDERER

hervorgegangenen Geistlichen und Lehrer läßt in etwa auf das religiöse Leben schließen, das in jenen Orten herrschte, aus denen diese Personen stammten. Es wird in den Visitationsberichten kein einziger aus Lissa oder Fraustadt gebürtiger katholischer Geistlicher erwähnt, obwohl diese Orte deutsch und um ein Vielfaches größer als Schwetzkau waren. Aber sie waren überwiegend protestantisch und die Verwaltung in protestantischen Händen. Wenn auch diese Städte eine katholische Gemeinde aufwiesen, so wurde doch das ganze öffentliche Leben vom Protestantismus bestimmt. Aus Schwetzkau kamen 8 bzw. 10 Geistliche, während die übrige deutsche katholische Grenzbevölkerung nur 9 stellte, und zwar die Pfarrei Kursdorf 4, die Klosterstädte Biesen und Grätz (Paradies) 7 5 je 2 und Leipe 1. Hiernach hatten sich in der sonst lutherischen Umgebung katholische Enklaven mit regem kirchlichen Leben erhalten. Wie aus dem dargelegten Werdegang der Geistlichen hervorgeht, begannen und vollendeten einige ihre Studien in Posen, vielfach wurden sie vom SufFraganbischof Maciej Marian Kurski geweiht und taten eine Zeitlang dort Dienst, so daß anzunehmen ist, daß die Zahl der durch die Breslauer Visitationsberichte erfaßten Geistlichen nicht vollständig ist. Hoch ist auch die Verhältniszahl der aus Schwetzkau stammenden Lehrer (6:11). Der Lehrerberuf war damals mehr als heute hinsichtlich seines Werdeganges, seiner Anstellung, Berufsarbeit und seines Berufsideals religiös bestimmt. So zeugt die Zahl der Lehrerberufe für den religiösen Sinn der Bevölkerung, aus der die Lehrer hervorgingen. Während das Hinüberwechseln der Geistlichen und Lehrer aus Polen nach Schlesien wohl in Anstellungs- und Fortkommensschwierigkeiten in der polnischen Diözese Posen seinen Grund hatte, dürfte für die große Zahl der Kirchenweser aus Posen und der hinter diesen stehenden Bevölkerungsgruppen vor allem die wirtschaftliche N o t für die Auswanderung nach Schlesien bestimmend gewesen sein. 76 So erklärt sich die hohe Verhältniszahl der aus Schwetzkau (7:20) und aus Lissa (5:20) Stammenden, beide Städte waren im schwedisch-polnischen Krieg heimgesucht worden. Das mit Wall und Graben umgebene und darum nur wenig davon betroffene Fraustadt 7 7 weist nur einen Kirchenweser auf. Die Konfession der Kirchenweser gibt die der hinter ihnen stehenden Bevölkerungsgruppen wieder und damit auch ein Bild der konfessionellen Zusammensetzung der Herkunftsortschaft. Alle 7 aus Schwetzkau stammenden Kirchenweser sind wie dieser Ort katholisch, erhalten durchweg eine gute Note für ihren Kirchendienst vom Visitator und verwalten teilweise auch das Ehrenamt eines Schöffen und in einem Fall auch das eines Schulzen in der Gemeinde. Die Konfessionsangabe der übrigen entspricht ebenfalls der konfessionellen Zusammensetzung des Herkunftsortes: die aus Laube, Wilke, Kreutsch und Kosten sind wie diese Orte katholisch, der aus Fraustadt protestantisch, unter den aus Lissa stammenden sind 4 protestantisch und 1 katholisch.

' 5 ) E b d . S. 102. 7 B ) B a r t e n , S . 7 8 : Manche F a m i l i e w a n d e r t e in der Zeit der N o t aus der G e g e n d nach Schlesien aus. ") Wuttke,S.220.

AUSWERTUNG

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Suchen wir nach einer Erklärung des außerordentlich regen religiösen Lebens in Schwetzkau, wie es die Breslauer Visitationsberichte voraussetzen, gehen wir wohl nicht fehl, wenn wir es als das Ergebnis einer intensiven kirchlichen Reform ansehen, die dieser Stadt nach der Wiederherstellung der katholischen Religion durch den Abt von Lubin Stanislaw Kiszewski und der Posener Visitation 1610 vor allen anderen Orten mit deutscher katholischer Bevölkerung durch die Glogauer Jesuiten zuteil wurde. Der von 1634 bis 1668 als Pfarrer von Schwetzkau bezeugte Bartholomäus Sander hatte dann die ausgestreute Saat weiter gepflegt.

Drittes Kapitel NEUES U N G L Ü C K ÜBER POLEN 1. D e r N o r d i s c h e K r i e g Noch waren die Wunden, die der schwedisch-polnische Krieg (1655-1660) dem Fraustädter Lande geschlagen hatte, nicht vernarbt, da brach in Polen ein neuer Schwedenkrieg aus, der noch größeres Elend über diese Gegend bringen sollte, weil sich die kriegerischen Operationen vorwiegend in ihr abspielten. König August II. von Polen (16971733) hatte sich 1699 mit Zar Peter I. von Rußland und König Friedrich IV. von Dänemark verbündet, um Schweden Livland und Estland zu entreißen. Aber mit unerwarteter Schnelligkeit warf der damals erst 17jährige König von Schweden Karl X I I . Dänemark nieder, besiegte das russische Heer und wandte sich gegen Polen. 1702 zog er siegreich in Warschau ein und setzte beim polnischen Reichsrat die Absetzung Augusts II. durch, in dem ein großer Teil des Adels einen Feind seiner republikanischen Freiheiten sah. Darauf wählte der Reichstag den von Karl XII. vorgeschlagenen Posener Woiwoden Stanislaw Leszczynski zum König, der jedoch bald (1704) aus Warschau vertrieben, auf seinem Schloß in Reisen residierte. 1 In dessen Nähe in Rawitsch schlug Karl X I I . von November 1704 bis Juli 1705 sein Hauptquartier auf und brachte seine Truppen zwischen Krotoschin und Fraustadt, also auch in Schwetzkau, unter. Am letzten Sonntag des Kirchenjahres 1704 kam es bei Fraustadt zum Kampfe zwischen den Schweden und den Russen, die Peter I. August II. zur Hilfe geschickt hatte und die geschlagen wurden. Im September 1705 konnte Karl XII. nach einem neuen Sieg über die Sachsen Stanislaw nach Warschau zurückführen, ihn krönen und mit Polen Frieden schließen. Während des folgenden Winters 1705-1706 stand der schwedische General Rhenskjöld mit 12 300 Mann zwischen Wronke und Kosten an der Warthe, stieß Ende Januar über Schmiegel, Storchnest und Punitz nach Süden vor und rückte am 9. Februar 1706 in Schwetzkau ein. Um einem feindlichen Angriff auszuweichen, wandte sich der General gegen das 19 000 Mann starke sächsische Heer des Generals von der Schulenburg. In der Nacht vom 12./13. Februar lag fast das ganze schwedische Fußvolk und ein Teil der Reiterei in Schwetzkau. Schulenburg stellte seine Truppen auf der nach Schwetzkau zu liegenden Ebene zwischen Röhrsdorf und Geyersdorf auf. Die Schweden warfen das doppelt so starke russisch-sächsische Heer in einer Stunde über den Haufen. An die blutige Schlacht 13 bei Fraustadt erinnert eine Denktafel in dem Kruge von Neugrätz mit der Inschrift:

') R h o d e , Geschichte Polens, S. 2 9 4 - 2 9 6 . Ia ) L a u t e r b a c h , Zion, S. 757. - W a r s c h a u e r , Abriß, S. 26. - B 1 a s c h k e , S. 3 2 5 - 3 2 8 . B e i s s e r t , S. 2 4 - 2 7 , befragte den schwedischen Kriegsminister, der ihm am 20. März 1928 verschiedene Einzelheiten über diese Schlacht und ihre Auswirkungen auf Schwetzkau mitteilte.

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SCHWETZKAUS LEIDENSWEG DURCH PEST, HUNGER UND KRIEG

Den SaMstag Vor FastNaCcht H a b t gaeste stets In aCcht. Jahr und Tag ist hie zu sehen, Als die große Schlacht geschehen, D a auf diesen Stubendielen Durch das Schwerdt bis 80 fielen.lb Noch zu wiederholten Malen berührten im Verlaufe dieses Winterfeldzuges schwedische Truppen Schwetzkau und dann noch einmal im September 1706 auf dem Zuge nach Sachsen, dem Stammland Augusts II. Im Frieden von Altranstädt am 24. September 1706 verzichtete der König auf Polen. Unterdessen drangen Russen in Großpolen ein, um es wegen seiner Parteinahme f ü r Stanislaw Leszczynski zu strafen. Am schlimmsten trieben sie es im südwestlichen Teile, wo Leszczynski seine Güter hatte. Der russische Oberst Schultz, der in Lissa Schusterlehrling gewesen und seinem Meister wegen einer Züchtigung davongelaufen war, hauste wie ein Barbar mit Feuer und Schwert. Am 16. Juli 1707 ließ er Rawitsch, dann das gräfliche Schloß in Reisen anzünden und durch Agaref Lissa brandschatzen. Am 29. Juli 1707 fiel er selbst über die unglückliche Stadt her. Die Einwohner wurden ausgeraubt, niedergemetzelt und die mit Schindeln gedeckten Häuser durch brennende Pechkugeln und Pechkränze angezündet. Nach vier Stunden war Lissa ein rauchender Schutthaufen. 2 Ähnlich wurden von den Soldaten auch die Ortschaften der U m gegend und das nur 5 km entfernte Schwetzkau heimgesucht. Als im September dieses Jahres König Karl X I I . seinen Zug nach Rußland antrat, kamen abermals schwedische Truppen durch Schwetzkau. Am 9. Juli 1709 wurde er bei Poltawa von den Russen vollständig geschlagen. Er floh in die Türkei, die er gegen Rußland hetzte. Im Dezember 1714 kehrte er in einem Gewaltritt, bei Tag zu Pferde und in der Nacht im Postwagen, zurück, um Stralsund zu verteidigen, das er aufgeben mußte. Mit seinem schwindenden Kriegsglück brach auch die Herrschaft seines Schützlings Stanislaw Leszczynski in Polen zusammen. 21

2. S c h w e t z k a u s L e i d e n s w e g d u r c h P e s t , H u n g e r u n d

Krieg

Die Lage der Leszczynskisdien Güter im Ostteil des Fraustädter Landes brachte es mit sich, daß dieses sowohl von den Schweden als auch von den Russen und Sachsen zur Operationsbasis gemacht und die Umgebung von Lissa, also auch Schwetzkau, von fortgesetzten Einquartierungen, zwangsmäßigen Ablieferungen von Lebensmitteln, Erhebung von Kriegssteuern, Beraubungen und Vergewaltigungen durch verwilderte Soldaten ganz belb ) B l a s c h k e , S. 328 u n d A n m . : „ D i e lateinischen Buchstaben ergeben ihrem Ziffern-werte nach z u s a m m e n g e s t e l l t die Jahreszahl M D C C V I ( 1 7 0 6 ) . ° 2 ) L u k a s z e w i c z , B d . 2, S. 2 9 3 . - W u t t k e , S. 3 5 8 . - W a r s c h a u e r , A b r i ß , S. 26. B i c k e r i c h , S . 4 2 - 4 3 . - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 99. 2a ) R o h d e , Geschichte P o l e n s , S. 2 9 6 .

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NEUES UNGLÜCK OBER POLEN

sonders heimgesucht wurde. Schwetzkau war eine offene Stadt und wehrlos den Kriegsvölkern preisgegeben. 3 Doch scheint sie vor dem Niederbrennen wie die Nachbarstadt Lissa bewahrt geblieben zu sein. Als die große Leidenszeit begann, stand den Bewohnern Schwetzkaus noch ihr alter Pfarrer Bartholomäus Sander zur Seite, der sie durch die Einführung der Rosenkranzbruderschaft (1660) für den weiteren Leidensweg der Führung und dem Schutze Jesu und Mariä anvertraute. Mitten in der neuen Kriegszeit erhielten die Schwetzkauer 1708 in dem bisherigen Fraustädter Kommendar Matthäus Damian Schmidt 4 , „einem wahrhaft apostolischen Mann", wie ihn die Grabinschrift rühmt, und einem großen Marienverehrer, eine wirksame Hilfe. Der Krieg bereitete den Boden für die große Pestepidemie. Es war die echte orientalische Beulenpest, der schwarze Tod, die im Sommer 1707 in Posen auftrat und in der Folge hier und da in den Städten Großpolens um sich griff, bis sie 1709 zum zweiten Male mit furchtbarer Gewalt in Posen ausbrach. Völlige Kopflosigkeit bemächtigte sich der Bevölkerung, auch der Behörden. Wer konnte, floh. Handel und Verkehr stockten, Markt und Straßen waren wie ausgestorben. Die Kirchen waren leer, es gab keine ordentliche Bestattung der Toten mehr, sie wurden irgendwo verscharrt. 5 Am 8. Juni 1709 trat der erste Pestfall in Fraustadt ein. Die schwedische Besatzung verließ sofort die Stadt. Sechs starben im gleichen Monat, im Juli waren es 26, im August 112, im September 420. Noch blieben die Behörden und sorgten für einen Pestarzt, Totengräber, Arznei, Verteilung von Lebensmitteln und Verproviantierung, verboten unnötige Zusammenkünfte, evakuierten die von der Seuche Befallenen. Auch die Geistlichen blieben und spendeten die Sterbesakramente. Propst der katholischen Gemeinde war seit 1699 der Posener Domherr Karl Poninski, der die Pfarre durch einen deutschen Kommendar verwaltete, Leiter der lutherischen Gemeinde seit 1700 Samuel Friedrich Lauterbach, der Verfasser der „Fraustädter Pestchronik'' (1710). Als aber im Oktober 756 starben, ergriff auch hier Schrecken und Furcht die Bevölkerung. Jeder war nur noch darauf bedacht, sidi nicht anzustecken. Rücksichtslos wurden die Pestverdächtigen in die Pesthütten vor der Stadt geschafft, was bei der vorgeschrittenen Jahreszeit den sicheren Tod bedeutete. D a es bald an Totengräbern fehlte, beerdigte man selbst in Höfen und Gärten. Im November gab es noch 586, im Dezember 307, im Januar 147, vom 1. bis 7. Februar noch 17 und vom 8. Februar ab keinen Sterbefall mehr. Der Gesamtverlust betrug 2917 Menschen, ein Drittel der Bevölkerung. 6

) B i c k e r i c h , S. 42. ) M o r i t z , R e f o r m a t i o n , Teil 2, S. 3 5 - 3 6 A n m . 1 1 : M a t t h ä u s D a m i a n S c h m i d t ist 1673 geb o r e n , w a r bei seiner B e r u f u n g nach S c h w e t z k a u 35 J a h r e alt. 6) R h o d e , B l ü t e u n d N i e d e r g a n g , S . 6 2 : „ D i e A n g a b e , d a ß in P o s e n 9 0 0 0 P e r s o n e n an ihr [ d e r P e s t ] g e s t o r b e n seien, ist z w e i f e l l o s s t a r k ü b e r t r i e b e n , aber f o l g e n d e S c h i l d e r u n g einer zeitgenössischen H a n d s c h r i f t d ü r f t e w o h l z u t r e f f e n : , . . . alle K i r c h e n u n d L ä d e n w a r e n geschlossen, aller H a n d e l u n d V e r k e h r h a t t e a u f g e h ö r t , S t r a ß e n u n d g a n z e H ä u s e r s t a n d e n l e e r ; w o h i n m a n blickte, ü b e r a l l sah m a n L e i c h e n . ' " - M e t z , S . 2 6 9 . 6) W u t t k e , S. 3 0 6 . - S l o w n i k g e o g r a f i c z n y , B d . 14, S . 6 4 : „ W r. 1709 p o m o r us'miercil 2 9 1 7 m k . " - W a r s c h a u e r , A b r i ß , S. 2 7 . - B r a n d t , S . 3 0 2 - 3 0 8 . - W o t s c h k e , S . 161. s

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SCHWETZKAUS LEIDENSWEG D U R C H PEST, HUNGER U N D KRIEG

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In Lissa brach die Pest am 24. Juli 1709 im Judenviertel aus, am 25. mußten die Juden die Stadt verlassen. Viele christliche Mitbürger folgten ihnen. Sie hausten in Hütten bei Striesewitz, die Stadt wurde von jedem Verkehr abgesperrt. Die Zahl der Todesfälle nahm zunächst allmählich zu, in der zweiten Augusthälfte starben täglich 20, im September täglich bis 40, im Oktober bis 50. Dann ging die Zahl zurück, im November auf 20 täglich, im Dezember auf 10 und darunter, und im Januar 1710 starben nur noch wenige. Zweimal in der Woche brachten die Schlesier Lebensmittel bis an die Grenze nach Tharlang, wo die Lissaer sie abholten. Hunderte näherten sich täglich aus den Pesthütten den äußersten Wachen bis auf Rufweite und baten um Brot. Tausende kamen durch Hunger um. Die Leichen wurden vielfach gar nicht oder nur oberflächlich beerdigt und Leichenteile von Hunden und Schweinen auf Feldern und Gassen herumgeschleppt. 7000 Bewohner sollen in Lissa umgekommen sein.6a In diesem Jahr wurde weder geerntet noch gesät. Das Vieh verkam in den Ställen. So folgte auf die Pest eine gräßliche Hungersnot, die noch viele hinwegraffte. Im Sommer 1710 erlosch die Pest im Fraustädter Land. 7 Ins einzelne gehende Aufzeichnungen über den Verlauf der Seuche wie in Fraustadt und Lissa sind uns aus Schwetzkau nicht überliefert, wohl aber ein Denkmal, das kostbarer ist als irgendwelche Berichte, weil es von dem frommen Sinn unserer Vorfahren Zeugnis ablegt. Zum Dank für ihre Errettung schmückten die Überlebenden das große Marienbild über dem Hochaltar mit einem Prachtgewand aus getriebenem Silber. Wie damals das kostbare für die Herstellung notwendige Material zusammengebracht wurde, erhellt aus dem Rechenschaftsbericht des Posener Goldschmieds Michael Meissner von 1699, dem die Herstellung eines solchen silbernen Kleides für das Gnadenbild in Samter übertragen worden war. Die Gläubigen opferten dafür silberne und goldene Ringe, Armbänder, Gürtel und Kettchen, Medaillen, Rosenkränze, kleine und große Kreuze und Votivtäfelchen. 8 So suchten auch die Schwetzkauer alle Kostbarkeiten zusammen, die sie vor den plündernden Soldaten gerettet hatten, um auf diese Weise ihren Dank zu beweisen. Ein silbernes, an dem Bild befestigtes Gedenktäfelchen erinnert an die Heimsuchung und den Dank. Die in schwungvollen Distichen, vielleicht von Pfarrer Matthäus Damian Schmidt verfaßte Inschrift lautet: „Pestiferum multis vitam nece Sidus ademit, Pluribus ast vitam Coelica Stella dedit. Hac Te ornant, quos protexisti, Cyclade, Virgo. Suscipe devote Vota dicata Tibi! Tolle famem pestemque leva quoque bella repelle! Da imperturbata, Virgo quiete frui!" Anno 1710 die 1. Novembris, Ubi pestis bis mille et bis centum homines tumulavit. 9 6

") R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 99. ) W u 11 k e , S. 358. - B r a n d t , S. 318-322. - C o m e n i u s , Zerstörung, S. 4. - B i c k e r i c h , S. 44. 7

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NEUES UNGLÜCK ÜBER POLEN

Auf den Inhalt dieses Gelöbnisses weist eine in Schwetzkau von Mund zu Mund weitergegebene Überlieferung hin. Einige der Gesundgebliebenen hätten in ihrer Not eine Wallfahrt nach Borek 10 unternommen, um durch Mariens Fürsprache von Gott die Zurückziehung der Pest zu erbitten. Die Boreker hätten jedodi die Wallfahrer als pestverdächtig nicht in die Stadt gelassen. Da habe das Gnadenbild die Kirche verlassen und sei den Schwetzkauern vor der Stadt erschienen. Daraufhin hätten die Boreker sie abgeholt und sie feierlich mit dem Gnadenbild in die Kirche geleitet. Von diesem Tage an sei weder von den Wallfahrern noch von den Daheimgebliebenen jemand mehr an der Pest gestorben. Die Schwetzkauer hätten das Gelübde gemacht, so lange zu diesem Gnadenbilde zu wallfahren, als noch ein Zaunpfahl von Schwetzkau stehe. Seitdem wallfahrteten sie Jahr für Jahr nach Borek und wurden dort feierlich eingeholt. 11

3. I n n e u e n K r i e g s n ö t e n Kaum war Ruhe von äußeren Kriegsnöten eingetreten, brach in Polen ein blutiger Bürgerkrieg aus. Der Adel schloß sich gegen König August II. in der Konföderation von Tarnogrod zusammen (1715-1717). Um sich dagegen zu behaupten, besetzte der König die Städte Posen, Schrimm, Lissa und Fraustadt mit seinen sächsischen Truppen. Es gelang den Konföderierten, diese Besatzung 1716 aus Fraustadt zu vertreiben. Die Bürger wurden für ihre königstreue Haltung bestraft. Im Verlauf des Jahres kam es zu weiteren Kämpfen um Lissa und Storchnest. So wurde auch Schwetzkau wieder von den kämpfenden und plündernden Truppen heimgesucht. Auch diesmal wurden die Sachsen geschlagen und am 24. Juli 1717 Posen erobert. Im Frieden von Warschau 1718 wurde zwar August II. als König von Polen anerkannt, mußte aber seine sächsischen Truppen aus Polen zurückziehen und auf das königliche Vorrecht als oberster Kriegsherr verzichten. Die polnischen Truppen leisteten ihren Treueid hinfort dem Hetman als Vertreter des Adels. Der gänzliche Verfall der Wehrkraft war die Folge. Um sich halten zu können,

8 ) t u k a s z e w i c z , Bd. 1, S. X X X I I I Anm. 1. - Vgl. auch R h o d e , Blüte und Niedergang, S. 53. ") B e i s s e r t , S. 28-29. Die Übersetzung lautet:

„Ein pestbringendes Gestirn hat vielen das Leben durch den Tod geraubt, Aber mehr sind's, denen das Leben ein himmlisches Gestirn geschenkt. Mit diesem Prachtgewand schmücken Dich, die D u beschützt hast, o J u n g f r a u . N i m m an, was in Verehrung wir Dir gelobt! Beseitige den Hunger, nimm f o r t die Pest, verjage die Kriege! Laß, o J u n g f r a u , uns ungetrübter Ruhe erfreuen!" Am 1. N o v e m b e r 1710, als die Pest 2200 Menschen ins G r a b gebracht hatte. Auch 10 ) n ) fahrt

hier ist die Zahl übertrieben, siehe oben S. 120 Anm. 5. Siehe oben S. 97. L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 330. - B 1 a s c h k e , S. 315, berichtet Ähnliches über die Wallnach Hochkirch. - B e i s s e r t , S. 29.

IN NEUEN KRIEGSNÖTEN

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kaufte sich August II. die H i l f e Rußlands durch verhängnisvolle politische Zugeständnisse. Seit 1717 blieb das Land von russischen Truppen besetzt. 112 Es zeugt f ü r den religiösen Sinn der Bewohner Schwetzkaus, daß in der Atempause nach dem Warschauer Frieden 1719 durch Propst Matthäus Damian Schmidt die Skapulier-Bruderschaft eingeführt wurde. Hieran erinnert bis heute ein vom Arme des Marienbildes am Rosenkranzaltar herabhängendes Skapulier. Seitdem w a r das Skapulierfest der größte Ablaßtag des Jahres, zu dem von nah und fern, auch aus den polnisch sprechenden Orten gewallfahrtet wurde. 1 2 1722 errichteten die Schwetzkauer auf dem Markte eine überlebensgroße Muttergottesfigur. Der Sockel trug die Aufschrift „Puteus aquarum viventium" (Brunnen des lebendigen Wassers). Die Legende berichtet mit einem Anachronismus, daß der schwedische K o m m a n d a n t während des Nordischen Krieges an der Beschießung Schwetzkaus durch das wiederholte Erscheinen einer weißen Frauengestalt gehindert worden sei und beim Einzüge in die Stadt deren Bild in der Muttergottesfigur auf dem Markte wiedererkannt habe. D a r u m habe er dann die Stadt schonend behandelt. 1 3 Auch im polnischen Erbfolgekrieg (1733-1735) hatten wieder die deutsch besiedelten Gegenden im Südwesten des Posener Landes zu leiden, weil die Bevölkerung hier mehr zu König August II. hielt und dessen Gegenkandidat Stanislaw Leszczynski in diesen Gegenden seine großen Güter hatte. 14 Polen hörte auf, eine politische Macht zu sein, die Landesgrenzen standen jedem äußeren Feinde offen. Während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) schalteten Preußen und Russen im Lande, wie es ihnen gefiel. Die Russen durchzogen dieses neutrale Gebiet, um in Preußen einzufallen, und errichteten Getreidespeicher. Die Preußen wiederum drangen in Polen ein, um diese zu zerstören. Im Februar 1759 verfolgte ein preußisches Streifkorps die Russen über die polnische Grenze, nahm Quartier in Lissa, hob auf Befehl König Friedrichs II. in Reisen den Fürsten aus und brachte ihn mit seinem Hofstaat nach Glogau, wo er einige Jahre in H a f t gehalten wurde. Am 29. Juni 1761 fiel General von Ziethen bei Driebitz in das Fraustädter Land ein, zog über Oberpritschen, Röhrsdorf, Bargen nach Deutsch-Jeseritz, wo er ein Lager aufschlug, um dann in der Richtung Schmiegel, Kosten diese Gegend wieder zu verlassen. Noch im Winter 1762/63 versorgte Friedrich II. sein Heer von hier aus mit Getreide. Bei solchen Requisitionen bezahlten die Russen gar nichts, die Preußen mit unterwertigem Gelde. Polen machte aber keinen Versuch, die Untertanen von dieser Plage zu befreien. Die Geschichte der südwestlichen Städte des Posener Landes im 18. Jahrhundert war ein einziger Leidensweg. 15

"") R h o d e , Geschichte Polens, S. 298. 12 ) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 299. 13 ) B e i s s e r t , S. 25. 14 ) " W a r s c h a u e r , Abriß, S. 26-27. - B a r t e n , S. 78. ") W u t t k e , S. 359. - S c h w a n z , S. 245-294. - Slownik geograficzny, Bd. 14, S. 64. W a r s c h a u e r , Abriß, S. 28. - W a r s c h a u e r , Epochen, S. 25. - W a r s c h a u e r , Provinz Posen, S. 140. - B i c k e r i c h , S. 50. - R h o d e , Blüte und Niedergang, S. 58.

Viertes K a p i t e l

KIRCHE UND KIRCHLICHES

LEBEN IN

SCHWETZKAU

1. K i r c h b a u Hundert Jahre waren vergangen, seitdem Pfarrer Bartholomäus Sander die um 1474 erbaute spätgotische Kirche durch einen Anbau auf der Südseite hatte erweitern lassen, weil sie die Gläubigen nicht mehr fassen konnte, die an den hohen Marienfesten hierher wallfahrteten. 1 Die Einführung der Rosenkranzbruderschaft 1 6 6 0 l a und endlich die Gründung der Skapulierbruderschaft mit der jährlichen Feier des Skapulierfestes l b führten in immer größerer Zahl Wallfahrer aus Polen und dem angrenzenden Schlesien in die Schwetzkauer Marienkirche, so daß sie sich trotz der Erweiterung als zu klein erwies. So entschloß sich 1730 die katholische Pfarrgemeinde wohl auf Anregung ihres Pfarrers zu einem Erweiterungsumbau. lc Pfarrer war damals noch derselbe, der seit 1708 seine Gemeinde durch die schweren Heimsuchungen von Pest und Krieg geleitet hatte. Doch war es Pfarrer Matthäus Damian Schmidt nicht mehr beschieden, das begonnene Werk zu vollenden, er starb am 29. September 1736. Aus Dankbarkeit setzte ihm die Pfarrgemeinde am Sockel des linken Strebepfeilers des alten spätgotischen Turmes, der in dem Umbau mit einbezogen wurde, vor dem Eingangstor in die Kirche über seinem Grabe ein Denkmal. Aus einer etwa 2 m hohen Sandsteinplatte tritt reliefartig das Bild eines vor einem Kruzifix knienden, mit Chorhemd und Stola bekleideten Priesters hervor. Darunter befindet sich folgende Aufschrift: „D. O. M. P. M. (Deo Omnipotenti Maximo. Piae memoriae.) Sta viator et lege, hic jacet Mattheus Damianus Schmidt hujus Ecclesiae per annos 28 rector et erector, Decanus Foraneus Vschovensis natus Anno 1673 vir vere apostolicus cui similem Swi^ciechovia optare magis, quam habere poterit, optimas ejus dotes et merita tacebo, sed lapis hic de pariete clamabit. Fabricam non finivit, nec fuit auctor operis imperfecti. Morae impatiens coelum ferre diutius talem virum non potuit, quin coronarit. Obiit Anno 1736 29. Septembris Aetatis Anno 6 4 . " 2

») Siehe oben S. 9 7 . Siehe oben S. 9 6 und 123. l b ) Siehe oben S. 1 2 3 . l c ) L u k a s z e w i c z , B d . 2, S. 2 9 8 . - K o z i e r o w s k i , S z e m a t y z m , S. 4 1 5 . 2) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 2 9 9 . Die Übersetzung l a u t e t : „ D e m allmächtigen großen G o t t zur E h r e , z u m f r o m m e n Gedächtnis. Stehe still, W a n d e r e r und lies! H i e r liegt M a t t h ä u s D a m i a n Schmidt, 2 8 J a h r e Leiter dieser Kirche und ihr E r b a u e r , D e k a n des D e k a n a t e s F r a u s t a d t , geboren im J a h r e 1 6 7 3 , ein wahrhaft apostolischer M a n n , wie Schwetzkau sich einen ähnlichen w i r d mehr wünschen als haben können. U b e r seine vorzüglichen Geistesgaben und Verdienste will ich schweigen, aber der Stein hier an der M a u e r w i r d sie verkünden. D e n Kirchbau hat er z w a r nicht vollendet, aber U r h e b e r eines unvollendeten Werkes ist er nicht gewesen. Ungeduldig über den V e r zug Vermochte der H i m m e l es nicht länger zu ertragen, einen solchen M a n n nicht zu krönen. E r starb am 2 9 . September 1 7 3 6 im 6 4 . J a h r e seines Lebens."

KIRCHBAU

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KIRCHE UND KIRCHLICHES LEBEN I N SCHWETZKAU

Matthäus Damian Schmidt folgte als Pfarrer von Schwetzkau Matthäus Grygier 3 und als Dekan des Fraustädter Dekanates der Pfarrer von Kreutsch Georg Fiebig, der 1767 als Achtzigjähriger starb, nach dessen Tode Matthias Fengler, Pfarrer von Gollmitz 4 (f 1790). Der Bischof von Posen Stanislaw Hozjusz (1733-1738) suchte die durch Beendigung des polnischen Erbfolgekrieges eingetretene Ruhe zu nutzen und dem weiteren Verfall der Kirchen seiner Diözese wirksam zu begegnen. Um ein klares Bild über den augenblicklichen Zustand zu bekommen, ordnete er eine allgemeine Kirchenvisitation an 5 , die im Fraustädter Dekanat der Geistliche Wolinski durchführte (1737). Während dieser stürzte in Schwetzkau die aus Holz erbaute Spitalkirche ein.6 Vom 7. bis 9. Juli 1738 fand in der Posener Kathedrale eine Diözesansynode statt, auf der auch über die Wiederherstellung der verfallenen Kirchen Beschluß gefaßt wurde. 7 Der Schmerz über die Verwahrlosung der Gotteshäuser wurde ausgedrückt: „Wir sind zwar noch nicht so weit, die Gotteshäuser Höhlen zu nennen. Aber nicht ohne Empörung finden wir an vielen Orten unserer Diözese Heiligtümer, die nicht bloß ohne jeden Schmuck im Innern sind, sondern sich in einem immer drohender werdenden Zustande des Zusammenbruches befinden, der so weit geht, daß man in ihnen nicht mehr Gottesdienst halten kann, ohne sein Leben zu gefährden. Darum rufen wir die Göttliche Majestät in heißem Gebete an, sie möge die Herzen der Kirchenpatrone und Parochianen durch den hl. Geist anregen, daß sie das, was einst ihre Vorfahren zur Ehre Gottes, zum Heile der Menschen und zum Nutzen ihrer Seelen errichtet haben, nicht in Trümmer sinken lassen." 8 Aber selbst die Kirche, in der dieses beschlossen wurde, der Posener Dom, der schon seit den Tagen des Bischofs Benedykt Izdbienski (1546-1553) im Verfalle war, blieb in seinem baufälligen Zustande, so daß er wegen Einsturzgefahr unter dem Bischof Teodor Kazimierz Czartorycki (1736-1768) von 1755 bis 1762 geschlossen werden mußte. 9 Unter der Leitung des Propstes Matthäus Grygier wurde der Erweiterungsbau der Kirche fortgesetzt. Die bei den hierbei vorgenommenen Erdarbeiten ans Tageslicht gekommenen Totengebeine wurden 1746, vier Jahre vor Vollendung der Kirche, auf der Südseite des Gotteshauses feierlich beigesetzt. Daran erinnert eine Steinsäule, ein Obe-

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) K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 415. ) L u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 288 und 319. 5 ) Ebd. Bd. 1, S. X X V I I I . - S a w i c k i , S. 118-126. 6 ) £ u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 300. ') S a w i c k i , S. 122, Synode 1738, c. X X V I I I : De ecclesiis desolatis illarumque restauratione. 8 ) t u k a s z e w i c z , Bd. 1, S. X X V I I I : „Dalecy jestesmy - m6wi - od n a z y w a n i a domöw Bozych jaskiniami. Poniewaz atoli nie bez oburzenia z n a j d u j e m y swi^tynie w wielu miejscach dyecezyi naszej nie tylko pozbawione wewn^trznych ozd6b, ale nawet w skutek zaniedbania n a p r a w y coraz bardziej zagrzaj^ce upadkiem, tak dalece, ze nabozenstwa w nich bez widocznego narazenia si? na niebezpieczenstwo zycia, odprawiac nie mozna, przeto blagac nalezy Majestat Boski gor^cemi modtami, aby serca kolatoröw i parochian natchnq Dudiem sw. aby oni temu, co poboznosc ich p r z o d k o w na czqsc Boskq, zbawienie ludzkie i pomoc dusz wzniesli niedozwolili przez niedbalstwo obracaö si? w pustki." 9 ) S t as i e w s k i , Geschichte, S. 216. - N o w a c k i , Kosciöl katedralny, S. 144-147. 4

KIRCHBAU

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lisk von etwa 3 m Höhe mit folgender Inschrift: „D.O.M.P.M. [Deo Omnipotenti Maximo. Piae memoriae.] Anno Domini 1746. Den 22. September ist durch Bewilligung eines hochwürdigsten Consistorii feierlich gehalten worden die Beerdigung der Toten, in alter vor langer Zeit auf diesem Orte begraben, zu dessem ewigem Gedächtnis von einem den armen Seelen höchst zugethanen frommen Christen diese steinerne saul gesetzt und aufgerichtet worden. Du, der Du solches liesest, gehe säufzen und sage: Verleihe Ihnen, o G O T T , die ewige ruhe und daß immerwährende licht laß Ihnen leuchten." 10 In demselben Jahr starb der Promotor der Rosenkranzbruderschaft Matthias Heinricht, dessen einfaches Grabmal 1 1 sich unmittelbar neben diesem Obelisken befindet. 1750 wurde der Umbau der Kirche vollendet. Bei der Überwachung der Bauarbeiten, der Verwaltung der kirchlichen Gebäude, Paramente und des Vermögens standen dem Propst zwei Kirchenweser l l a , auch Ökonomen genannt, zur Seite. Ökonom war damals Michael Scholtz. Er hatte die für kirchliche Dienste von den Gläubigen geopferten Gaben einzuziehen, zu verbuchen und darüber jährlich dem Pfarrer Rechnung abzulegen. Ein solches, von Michael Scholtz angefertigtes Einnahmeverzeichnis, befindet sich im Besitz des Verfassers. Das stark beschädigte Titelblatt trägt die Aufschrift: „Laudetur Jesus Christus. Amen . . . vestrum perceptarum ecclesiae parochialis Swieciechoviensis. Anno Domini 1751 die 23mo mensis Octobris sub Adm. Revndo. Matthaeo Grygier eiusdem ecclesiae parochialis Swieciechoviensis praeposito et famatis Michaele Scholtz et Gabriele oeconomis pro nunc scriptus. A. M. D. G. B. M. V . " u b Auf dem folgenden Blatt hat in deutscher Schrift und Sprache Michael Scholtz Eintragungen über die kirchlichen Einnahmen für Läuten, Bereitstellen kirchlicher Gegenstände, wie Kreuz, Fahne, Statuen, Fackeln zur kirchlichen Beerdigung, sowie von Mänteln für die Leichenträger vorgenommen. Die aufgeführten Namen von Schwetzkauern sind deutsch: Heinricht, Ignatz Schöpe, Agnes Gleissin, Agnes Klupschin, Ignatz Bernart, Matthäus Lampricht, Andreas Kühn, Georg Kirchner, Johann Gumbricht. Unter den verbuchten Einnahmeposten trägt einer von 1,8 Mark den Vermerk, daß die Summe von den ausgezahlten Glocken abgehandelt wurde. 1751 war also hiernach der Umbau der Kirche bis auf den Turm einschließlich vollendet. Unter den verzeichneten Einnahmen findet sich in lateinischer Sprache der Prüfungsvermerk des Pfarrers, der die Richtigkeit bestätigt: „Anno 1752 d. 14. Martii recepi calculationem . . . quam . . . approbavi et subscripsi eodem die ut supra. M. Grygier, Praep. Swieciech." Am 22. Juni 1754 weihte, wie die Inschrift auf der großen über der Sakristei ange-

1 0 ) B e i s s e r t , S. 71. " ) Siehe oben S. 96. lla) S a w i c k i , S. 123, S y n o d e 1738, c. X X X V I I : D e vitricis seu o e c o n o m i s . - Siehe auch oben S. 1 1 3 - 1 1 4 . l l b ) D i e Ü b e r s e t z u n g l a u t e t : „ G e l o b t sei J e s u s C h r i s t u s . A m e n . . . Verzeichnis der Einnahmen der P f a r r k i r c h e v o n S c h w e t z k a u . A m 2 3 . O k t o b e r 1751 unter d e m H o c h w ü r d i g e n H e r r n M a t t h ä u s G r y g i e r u n d den e h r b a r e n Ö k o n o m e n Michael u n d G a b r i e l S c h o l t z f ü r j e t z t z u s a m m e n g e s t e l l t . Z u r g r ö ß e r e n E h r e G o t t e s u n d der seligen J u n g f r a u M a r i a . "

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KIRCHE U N D KIRCHLICHES LEBEN IN SCHWETZKAU

brachten Gedenktafel in goldenen Lettern auf grünem Grunde bezeugt, der Posener Suffraganbischof Jözef Kierski (1736-1768) die Kirche ein 12 , während der Kreuzweg, wie die gegenüber hängende Tafel berichtet, bereits 1753 errichtet wurde. Am 3. Juni 1780 schlug der Blitz in den Turm der Pfarrkirche ein. Wie weit dem Feuer, das auf die Kirche übergriff, deren Innenausstattung zum Opfer fiel, läßt sich nicht feststellen. Audi die Stadt mit ihren fast nur aus Holz bestehenden Häusern und die Spitalkirche brannten ab. 13 Die Kirchenbücher wurden ebenfalls vernichtet. Durch Sammlungen unterstützt, baute die Gemeinde unter den Pröpsten Matthäus Grygier und dessen Nachfolger Martin Krause die Kirche wieder auf. 14 Auf den aus dem 15. Jahrhundert erhaltenen gotischen Backsteinbau des Turmes setzte man einen barocken Aufbau aus Holz, eine rot leuchtende Kuppel mit offener Laterne, den „Durchsichten", und darüber einen von hölzernen Pfeilern getragenen, zierlichen Helm, so daß der ganze Turm eine Höhe von 70 m erreicht. Der Glockenstuhl birgt fünf Glocken. Die größte unter ihnen, die sogenannte Feuerglocke von 80 cm Durchmesser, trägt die Aufschrift: „Durch Feuer bin ich geflosen 1780. Adam Huldt hat mich gegosen in Posen." Von dem gleichen Adam Huldt stammen noch zwei andere 1772 gegossene Glocken. Eine über den Schallöchern angebrachte Uhr kündete die Zeit. Audi die Hospitalkirche wurde wieder aufgebaut, 1839 jedoch endgültig abgerissen. Eine Statue des hl. Laurentius bezeichnet seitdem den Ort, wo sie gestanden hat. Mit diesem Brande ging die anderthalb Jahrhunderte dauernde Leidenszeit zu Ende, das alte Lied „Vor Pest, Hunger und Krieg, verschone uns, o Herr" hielt die Erinnerung daran wach.

2. D i e K i r c h e u n d k i r c h l i c h e F e i e r Das nach dem großen Brande 1780 wiederhergestellte und bis auf den heutigen Tag erhaltene Schwetzkauer Gotteshaus ist geostet und dreischiffig. Die lichte Weite des Mittelschiffes im Innern ist 16,70 m; es hat ein Spiegelgewölbe, das an seinen beiden Längsseiten im Abstände von je 16,70 m von mächtigen, etwa 3 m im Durchmesser und 10 m hohen Pfeilern getragen wird und in je drei großen Rundbogen sich zu den beiden Seitenschiffen und in je einem gleich großen Rundbogen zum Chore und zur Orgelbühne öffnet. Aus seiner Mitte hängt ein Rokoko-Glaskronleuchter herab. Der etwa 20 cm höher gelegene, quadratische Chorraum trägt auf vier Pfeilern an seinen Ecken eine Hängekuppel, die sich in einem Rundbogen von derselben Breite wie die erwähnten in eine Altarnische öffnet, deren Wand den Mantel eines halbierten Zylinders und deren Gewölbe eine halbe Kalotte bildet.

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) t u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 298. - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 415. ) Slownik geograficzny, Bd. 11, S. 687. - Auch in Lissa brannte 1790 die katholische Kirdie ab, vgl. t u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 293. 14 ) K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 415. 13

Abb. 12: Muttergottes-Gnadenbild, Rosenkranzaltar der Marien-Wallfahrts-Pfarrkirche in Schwetzkau

DIE KIRCHE UND KIRCHLICHE FEIER

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Unmittelbar vor der Apsis erhebt sich der barocke Hochaltar mit einem zylinderförmigen Drehtabernakel, in den drei konkave Nischen so eingelassen sind, daß beim Drehen immer nur eine sichtbar wird. In der bei geschlossenem Tabernakel sichtbaren befindet sich ein kunstvoll aus Elfenbein geschnitzter Kruzifixus, in dem andren das Ziborium und in dem dritten die Monstranz bei einer Aussetzung. Auf beiden Seiten des Tabernakels befanden sich zwei aus H o l z geschnitzte, in Anbetung versunkene Engelsfiguren und über ihm ein hölzerner Pelikan, der mit seinem Blute seine Jungen nährt, welcher später aus Unverständnis durch ein zweites Kreuz und schließlich durch eine Marienfigur ersetzt wurde. Etwa 2 m hinter dem Hochaltar erhebt sich in der Apsis des Chorraums eine barodce Hochwand, die etwa in der H ö h e von 3 m über dem Boden das aufziehbare Bild des Kirchenpatrons, des hl. Jakobus des Älteren, und dahinter das Muttergottesbild 1 5 trägt. Dieses Bild wird auf beiden Seiten von je zwei Säulen mit korinthischen Kapitellen flankiert, zwischen denen auf der linken Seite die lebensgroßen hölzernen Figuren des hl. Joseph mit dem Jesuskind auf dem Arm und des hl. Petrus und auf der rechten die des hl. Paulus und des Apostels Johannes stehen. Über dem Architrav sieht man musizierende Engel, in der Mitte über dem Altarbilde die von einem Strahlenglanz umgebene, den hl. Geist darstellende Taube und darüber dicht unter dem Gewölbe die H ä n d e segnend ausbreitend Gott den Vater. Vor jedem der drei Pfeiler, die zu beiden Seiten das Spiegelgewölbe des Mittelschiffes tragen, erhebt sich bis zu den Kämpfern je ein barocker Seitenaltar. Die Rundbogen an den Längsseiten des Mittelschiffes setzen sich als Tonnengewölbe bis an die großen Fenster der Kirche fort und überragen die nur bis an die Kämpfer der Pfeiler reichenden drei Joche langen Seitenschiffe. Unter jenen Fenstern erheben sich an der nördlichen und südlichen Längsseite der beiden Seitenschiffe je drei 4 bis 5 m breite bis unter die Fenster reichende Altäre. Die Kirche hat also 13 Altäre, den Hochaltar und 12 Nebenaltäre. Diese sind aus H o l z geschnitzt und barock. Das Bildwerk eines jeden bringt, wie es dieser Baustil liebt, eine einheitliche Idee zum Ausdruck, der Hochaltar die in der Erlösung und in deren Vergegenwärtigung auf dem Altare sich offenbarende Liebe des dreifaltigen Gottes, der Seitenaltar neben dem Beichtstuhl am Ende des linken Seitenschiffes die der Buße (Maria Magdalena) und neben dem Beichtstuhl am Ende des rechten Seitenschiffes die des Sündenbekenntnisses (Johannes Nepomuk). Hieran schließen sich links der Rosenkranzaltar, dessen mit einem silbernen Prachtgewand bekleidetes Gnadenbild 15 kleine Medaillons mit Darstellungen der einzelnen Rosenkranzgeheimnisse umgeben 1 6 , rechts der Altar des hl. Rochus, des Patrons der Pestkranken, dann weiter links der Laurentius- und Dreifaltigkeits- und rechts der Kreuz- und Barbara-Altar, endlich links der Altar der hl. Familie Joachim,

" ) Siehe oben S. 121. «) Siehe oben S. 96.

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KIRCHE U N D KIRCHLICHES LEBEN I N SCHWETZKAU

Anna und Maria und der Dominikus- und rechts der Himmelfahrts- und AntoniusAltar. An den ersten rechten Pfeiler des Mittelschiffes ist die holzgeschnitzte Kanzel angebaut. Auf der obersten Stufe des in einer Stufenpyramide ansteigenden Schalldeckels steht die Figur des lehrenden Christus, auf einer unteren Stufe sitzen ringsherum Moses und die Propheten, auf einer um den Grund des Kanzelbechers außen herumlaufenden, halbrund profilierten Holzleiste die vier Evangelisten. Die Orgelempore mit der barocken Orgelfront erstreckt sich über die ganze Westwand der Kirche. An kirchlichen Geräten besaß die Kirche um die letzte Jahrhundertwende zwei silberne Monstranzen: eine 87 cm hohe, im Stile der Spätrenaissance und eine barocke in Sonnenform, die 64 cm hoch, vergoldet ist und aus dem Übergang des 17. zum 18. Jahrhundert stammt, einen Speisekelch aus vergoldetem Silber mit Filigran überzogen und mit Edelsteinen besetzt, der 49 cm hoch ist und 1716 geschenkt wurde, drei Pazifikale in Kreuzgestalt, eins aus der Zeit der Renaissance, das zweite von 1736 mit vier Brustbildern am Fuße, ein drittes aus Messing aus der zweiten H ä l f t e des 17. Jahrhunderts, ferner ein barockes Rauchfaß mit Schiffchen aus Silber, eine Silberschüssel aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, vier Paar Messingleuchter aus dem 17. und 18. Jahrhundert, davon ein Paar mit dem Zeichen der Tuchmacher und ein kleineres Paar von 1687. 17 Der Gottesdienst wurde bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts von Kirchengesang begleitet. Deshalb waren an jeder Kirche ein Kantor und einige Jünglinge angestellt, die während der hl. Messe sangen. Die Orgel kam im 16. Jahrhundert, und zwar nur in den bedeutenderen Kirchen, wie in Fraustadt 1 8 , auf, auch im 17. Jahrhundert war sie noch selten. 19 In Schwetzkau läßt sich ein Organist erst im Kämmereietat von 1804 nachweisen, wo f ü r ihn ein Gehalt von 36 Thlr. und 20 Sgr., f ü r den Kantor 20 Thlr. und 26 Sgr. und f ü r den Chorsänger 1 Thlr. ausgesetzt sind. 20 Spuren der Anwendung von Instrumentalmusik (Geigen, Blasinstrumente) während des Gottesdienstes finden sich in der Diözese Posen im 17. Jahrhundert. In Auswertung des dritten Kapitels „De praedicatione verbi divini" der Synode von 1738 gab ein Jahr danach 1739 Bischof Teodor Kazimierz Czartorycki eine Pastoralanweisung 2 1 heraus, in der es u. a. heißt: „Wir empfehlen allen D o r f - und Stadtpfarrern, an allen Feiertagen 1. und 2. Klasse dem Verständnis des Volkes angepaßte Predigten zu halten . . ., an allen übrigen Feier- und Sonntagen aber nach Verlesung des Evangeliums und einer klaren und kurzen Auslegung des Inhalts an Stelle der Predigt dem Volke die christliche Lehre nach dem römischen Katechismus auseinanderzusetzen." 22 Deutsche Predigtwerke 2 3 aus der Barockzeit bezeugen, daß in der Schwetzkauer Kirche in deutscher Sprache gepredigt wurde.

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) ) I9 ) 2 °) 21 ) 22 ) 2S ) Ie

K o h t e , Kunstdenkmäler, S. 230. - K o z i e r o w s k i , Szematyzm, S. 415. Siehe oben S. 36. L u k a s z e w i c z , Bd. 1, S. X X X V I . B e i s s e r t , S . 37-38. L u k a s z e w i c z , Bd. 1, S. X C V I I - C I X . Ebd. S. C V I - C V I I . Verfasser erinnert sich, daß sich zu seiner Jugendzeit um 1900 auf dem Kirchenboden derar-

PERSONENSTANDLICHES NACH DEN BEURKUNDUNGEN DES PFARRARCHIVS

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3. P e r s o n e n s t a n d l i c h e s n a c h d e n B e u r k u n d u n g e n des P f a r r a r c h i v s Bis zur Einverleibung des Posener Landes in den preußischen Staat wurden die Eintragungen in die Kirchenbücher in lateinischer Sprache abgefaßt. Die folgenden hier erwähnten Taufen fallen in die Zeit vor 1780, also vor dem großen Brande, in dem die Kirchenbücher vernichtet wurden Die Eintragungen in das danach neu angelegte Taufbuch 24 sind offenbar auf Grund der Zeugenaussagen der noch lebenden Paten und des Spenders der Taufe, des Vikars Valentin Schedet, erfolgt. Hiernach wurden getauft am 25. Juni 1766 Josef, der Sohn des Müllers Josef Maysner und seiner Ehefrau Katharina vor den Paten Balthasar Späth und Anna Rosina, der Ehefrau des Fleischers Georg Bernert, beide aus Schwetzkau 25 , am 19. Juli 1768 Jakob, der Sohn des Brenners Bernhard Deutsch und seiner Ehefrau Magdalena, vor den Schwetzkauer Bürgern, dem Maurer Johann Georg Girkowicz und Magdalena, der Ehefrau des Müllers Johann Waygt als Paten 2 6 und am 11. November 1774 Andreas, der Sohn des Züchnermeisters Andreas Hübner und seiner Ehefrau Theresia vor den Schwetzkauer Bürgern, dem Pfarrkantor Josef Zeydler und Hedwig, der Ehefrau des Wenzel Ladek als Paten. 27 Aus der Zeit nach dem Brande stammen folgende personenstandliche Beurkundungen: Am 25. Juni 1781 segnete der Propst der Hospitalkirche Anton Frytsch nach vorausgegangenem Aufgebot an drei aufeinander folgenden Sonntagen während des Hochamts die Ehe des Landwirts Andreas Krug und der Jungfrau Theresia Scholtz ein in Gegenwart der als Trauzeugen geladenen Schwetzkauer Bürger, des Landwirts Benjamin Menzel und des Müllers Laurentius Weigt. In dem sonst mit außerordentlicher Sorgfalt beurkundeten Ehevertrag sagt der Hospitalspfarrer nichts von einer ihm vom Stadtpfarrer übertragenen Bevollmächtigung, auch nichts über den Ort, wo die Trauung nach den vor Jahres-

tige P r e d i g t w e r k e b e f a n d e n . Er besitzt u. a. das T i t e l b l a t t eines dort g e f u n d e n e n W e r k e s : „ D r i t t e r Teil der e x t r a o r d i n a r i i m i t sittlicher Lehr auf absonderliche S o l e m n i t ä t e n , Fest u n d A n d a c h t e n eingerichtete L o b - u n d E h r e n p r e d i g t e n . A u t h o r e S e b a s t i a n o T e x t o r O . S. B. A n n o 1705 A u g s p u r g . I m Verlag G e o r g Schlüters." 24 ) V g l . Kirchenbücher v o n Schwetzka.u u n d U m g e g e n d , d e n e n die p e r s o n e n s t a n d l i c h e n N a c h richten in den f o l g e n d e n A n m e r k u n g e n 2 5 - 3 4 e n t n o m m e n sind. 25 ) S w i e c i e c h o w a e , die 25. Junii annc D o m i n i 1 7 6 6 a V a l e n t i n o Schedet, v i c a r i o S w i e c i e c h o w e n s i , baptisatus est puer, natus e x J o s e p h o M a y s n e r et A n n a C a t h a r i n a m o l i t o r i b u s , cui n o m e n Josephus est a p p o s i t u m . P a t r i n i f u e r u n t B a l t h a s a r S p ä t h et A n n a R o s i n a , G e o r g i i Bernert l a n i o n i s u x o r , cives S w i e c i e c h o w . 26 ) A n n o D o m i n i 1768 die 19. Julii S w i e c i e c h o w a e b a p t i s a v i t V a l e n t i n u s S c h e d e t , vicarius S w i e c i e c h o w e n s i s , p u e r u m n a t u m ex B e r n a d o Deutsch, destillatore cremati, et M a g d a l e n a , cui n o m e n J a c o b u s i m p o s i t u m est. Partrini f u e r u n t J o a n n e s G e o r g i u s G i r k o w i c z murarius et M a g d a lena, J o a n n i s W a y g t m o l i t o r i s u x o r , cives S w i e c i e c h o w e n s e s . 27 ) D i e 11. N o v e m b r i s 1 7 7 4 S w i e c i e c h o w a e A . P . V a l e n t i n u s Schedet, vicarius S w i e c i e c h o w e n s i s b a p t i s a v i t i n f a n t e m n a t u m e x A n d r e a H ü b n e r et Theresia, l i n i t e x t o r i b u s coniugibus, cui i m p o s i t u m est n o m e n A n d r e a s . P a t r i n i erant Josephus Z e y d l e r , c a n t o r parochialis, et H e d w i g i s , V e n c e s l a i Ladek uxor, cives Swieciechow.

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KIRCHE U N D KIRCHLICHES LEBEN I N SCHWETZKAU

frist abgebrannten P f a r r - u n d Spitalkirchen s t a t t f a n d . 2 8 N a c h d e m Liber b a p t i s t a t o r u m taufte a m 26. Februar 1 7 8 2 F r a n z S l a w s k i , Pfarrer v o n Kreutsch, nach eingeholter Erlaubnis den an demselben T a g e d e n Eheleuten M a t t h i a s Slaps (Schiabs) u n d Barbara geborenen S o h n u n d gab i h m den N a m e n M a t t h i a s in G e g e n w a r t der T a u f p a t e n , des stellvertretenden Bürgermeisters M a t t h i a s M a y s n e r u n d Theresia, der E h e f r a u des M a u r e r meisters Johannes G i r k o w i c z aus S c h w e t z k a u . 2 9 A m 27. September 1 7 8 3 t a u f t e der Franziskaner Justinus Fischer aus d e m Fraustädter K o n v e n t in seinem A m t als V i k a r den an demselben T a g e den rechtmäßigen Eheleuten A u g u s t i n Scholtz, Leiter der Pfarrschule, u n d seiner E h e f r a u J o h a n n a geborenen S o h n u n d g a b i h m den N a m e n Michael Ladislaus vor den T a u f p a t e n Josef Z e y d l e r , Stadtschreiber, u n d Theresia, der Frau des Bürgermeisters M a t t h i a s M a y s n e r . 3 0 A m 28. A p r i l 1 7 8 9 t a u f t e A n t o n Scholtz, P r o m o t o r des hl. R o s e n k r a n z e s in der S c h w e t z k a u e r Pfarrkirche, die a m 27. des M o n a t s d e m Ratsherrn J a k o b R a a t z u n d seiner E h e f r a u K a t h a r i n a geborene Tochter u n d g a b ihr den N a m e n A n n a R o s i n a v o r den T a u f z e u g e n , d e m N o t a r Josef Z e y d l e r u n d A n n a R o s i n a , der Frau des Ratsherrn M a t t h i a s M a y s n e r . 3 1 A m 25. M a i 1 7 8 9 t a u f t e der Franziskaner aus d e m K o n v e n t v o n Fraustadt X a v e r Schgraffer als K o o p e r a t o r u n d Vicarius substitutus die a m 24. des M o n a t s d e n Eheleuten A n d r e a s K r u g u n d Theresia geborene Tochter u n d gab ihr den N a m e n A n n a Barbara v o r d e n Paten, d e m L a n d w i r t Josef Schöpe u n d der W i t w e

28 ) Swieciechowae anno Domini 1781 die 25. mensis Junii ego Antonius Frytsch, ecclesiae hospitalis Swieciechowensis tituli s. Laurentii martyris praepositus, praemissis intra missarum solemnia tribus denuntiationibus per tres dominicas continuas, et quidem dominica sanctissimae Trinitatis, secunda dominica p. P. et tertia dominica p. P. nulloque impedimento canonico detecto nominatos Andream Krug, adolescentem agricolam, et Theresiam Scholtz, virginem neosponsos Swieciechowenses, habito eorum mutuo consensu expresso, libero ac voluntario per verba de praesenti in facie ecclesiae formalis benedixi matrimonium inter illos praesentibus testibus ad actum hunc specialiter invitatis famatis Benjamin Menzel, agricola, et Laurentio Weigt, molitore, civibus Swieciechowensibus. 29 ) Swieciechowae anno Domini 1782 die 26. mensis Februarii ego Franciscus Slawski, parochus Krzyzcensis, habita licentia baptizavi die eodem filium ex Matthia Slaps et Barbara de gente H o f f m a n n , legitimi tori conjugibus, lanionibus, civibus Swieciechowensibus, cui impositum est nomen Matthias. Patrini fuerunt Matthias Maysner viceproconsul et Theresia, Joannis Girkowicz magistri murarii coniux, cives Swieciechowenses. 30 ) Swieciechowae anno Domini 1783, die 27. mensis Septembris ego Justinus Fischer Ordinis S. Francisci Conventus Wschoviensis, de licentia superiorum vicarii officium gerens baptizavi die eodem natum filium ex Augustino Scholtz et Joanna, legitimi tori coniugibus, directoribus scholae parodiialis . . . cui imposita, sunt bina nomina Michael Ladislaus. Patrini fuerunt spectabilis Josephus Zeydler, notarius civitatis, et Theresia Matthiae Maysner proconsulis uxor civitatis Swieciechowensis. 31 ) Swieciechowae anno Domini 1789, die 28. Aprilis ego Antonius Scholtz in ecclesia parochiali Swieciechowensi promotor s. Rosarii, de licentia loci praepositi baptizavi die 27. huius n a t a m filiam ex Jacobo R a a t z et Catharina, legitimi tori coniugibus, consulibus, civibus Swieciechowensibus, cui impositum est nomen A n n a Rosina. Patrini f u e r u n t Josephus Zeydler, notarius et arendator, et Anna Rosina Meissnerin, Matthiae Meissner consulis coniux, Cives Swieciechow.

PERSONENSTANDLICHES NACH DEN BEURKUNDUNGEN DES PFARRARCHIVS

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Barbara Rösler. 32 Da der Promotor Anton Scholtz am 28. April 1789 die Taufe noch mit Erlaubnis des Pfarrers, der Franziskaner Xaver Schgraffer aber am 25. Mai 1789 als Kooperator und Vicarius substitutus vollzog, kann man annehmen, daß der Pfarrer Matthäus Grygier in der Zeit vom 28. April bis 24. Mai 1789 gestorben ist. Sein Nachfolger wurde Martin Krause. Bis 1793, dem Jahr der Einverleibung Schwetzkaus in den preußischen Staat, seien noch folgende zwei kirchliche Handlungen erwähnt: Am 8. Februar 1791 traute der Kuratus Anton Hampel nach erfolgtem Aufgebot während des Hochamts an drei aufeinander folgenden Sonntagen mit Bevollmächtigung des Propstes den Jungmann Josef Meissner, Sohn des Schwetzkauer Bürg.ers Josef Meissner, und Barbara, Tochter des verstorbenen Georg Heinze, vor dem Bürgermeister Matthias Maysner und dem Fleischer Josef Walszewski als Trauzeugen 33 , und am 22. Oktober 1792 der Vikar Xaver Schgraffer den Jungmann Christian Zeike und die Jungfrau Barbara Langner vor Anton Meissner, Ignatz Meer u. a. als Trauzeugen. 34 Diese hier nach den Schwetzkauer Kirchenbüchern wiedergegebenen personenstandlichen Nachrichten aus der Zeit vor 1793, also der vorpreußischen Epoche, gewähren interessante Einblicke in die Herkunft, die religiösen, völkischen und sozialen Verhältnisse der am kirchlichen Akte Beteiligten. Obwohl das nur 5 km entfernte Lissa mit seinen noch näher gelegenen Dörfern Grüne, Striesewitz und Lasswitz, ebenso wie die Kreisstadt Fraustadt mit Umgebung protestantisch waren, waren alle in den Urkunden erwähnten Personen katholisch. Eine Mischehe gab es unter den Schwetzkauern nicht. Sie nahmen es mit der Erfüllung ihrer kirchlichen Pflichten ernst, ließen ihre Kinder noch am Tage der Geburt oder am darauffolgenden taufen und gaben ihnen den Namen eines Heiligen. Bei der Eintragung wird immer deren eheliche Geburt hervorgehoben. Sie waren Landwirte oder Handwerker, wie Züchnsrmeister, Fleischer, Müller, verwalteten kirchliche und städtische Ämter, wie das eines Sakristans, Lehrers, Ratsherrn, Bürgermeisters, Hospitalvorstehers. Da der hier gemachte Auszug aus den Schwetzkauer Kirchenbüchern keinen Sonderfall darstellt, so gilt ähnliches auch für die übrige Bevölkerung der Stadt.

S2 ) Swiecicchowae anno D o m i n i 1789 die 25 Maji ego X a v e r i u s Schgraffer Ordinis min. regularis observantiae conventus Wschowensis cooperator et substitutus vicarius baptizavi die 24. huius natam filiam ex Andrea Krug et Theresia, legitimi tori conjugibus Swieciechowensibus, cui impositum est nomen A n n a Barbara. Patrini fuerunt Josephus Schöpe, agricola, et Barbara Röslerin, defuncti Joannis Rösler agricolae derelitta conjux Swieciechowensis. 33 ) S w i e c i e c h o w a e 1791 die 8. Februarii ego Antonius H a m p e l , curatus, ex consensu loci praepositi conjunxi matrimonialiter praemissis tribus diebus dominicis denuntiationibus inter missarum solemnia nullo detecto impedimento canonico honestum Josephum Meissner, iuvenem, Josephi Meissner, civis Swieciechowensis filium, et honestam Barbaram, pie defuncti Georgii H e i n z e derelictam filiam, praesentibus testibus honestis Matthia Meissner proconsule et Josepho Walczewski lanione et aliis. M ) Swieciechowae anno 1792 mense Octobris die 22. ego Xaverius Schgraffer vicarius copulavi praemissis bannis tribus diebus dominicis successive nullo detecto impedimento canonico honestum juvenem Christianum Zeike et pudicam Barbaram Langnerim virginem neosponsos. Testes fuerunt honesti Antonius Meissner et Ignatius Meer et alii.

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KIRCHE UND KIRCHLICHES LEBEN IN SCHWETZKAU

Sie war katholisch und auch deutsdi, wie die Namen der bei den oben erwähnten kirchlichen Handlungen auftretenden Schwetzkauern beweisen. In deutscher Sprache wurde ihnen, wie wir gesehen, das Wort Gottes verkündigt, deutsch waren die Aufschriften auf dem Obelisken über dem Massengrabe des Jahres 1746 und auf den Glocken von 1772 und 1780. In deutscher Sprache wurden 1751 von dem Ökonom die Einnahmen in das Kirchenbuch eingetragen. Scheint auch der in dieser Zeit hier amtierende Propst Matthäus Grygier seinem Namen nach Pole gewesen zu sein, so ließ er doch seinen Parochianen volles Recht auf ihre Muttersprache zukommen. Die von ihm mit der Seelsorge betrauten Geistlichen waren Deutsche, Valentin Schedet 1766—1774, Bonaventura Dreher 1781, Justinus Fischer 1783, der Promotor Anton Scholtz 1789, Xaver Schgraffer 1789-1792, Anton Hampel 1791 und der Hospitalpropst Anton Frytsch 1781. Ebenso war der Schulleiter Augustin Scholtz ein Deutscher. Die zu Comenius Lebzeiten als „papistisch" verschriene Stadt 3 4 a bewahrte ihren katholischen Charakter auch in den folgenden Jahrhunderten. Hier ließen sich bei der zweiten deutschen Siedlungswelle keine Protestanten aus Schlesien und Böhmen nieder. Dieser sich jahrhundertelang gleichbleibenden religiösen und völkischen Grundhaltung entspricht eine durch Familie und Heimat eng untereinander verbundene Bevölkerung. In den angeführten Tauf- und Eheeintragungen 35 finden sich die Urkunden von acht Ehepaaren. 36 Von diesen stammen bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges und zur Neueingliederung Schwetzkaus in den wiedererstandenen polnischen Staat drei Generationen 37 ab. Sie wurden alle in Schwetzkau geboren und brachten hier ihr Leben zu. Das gleiche läßt sich, ganz abgesehen von der der landbautreibenden Bevölkerung eigenen Seßhaftigkeit, auch urkundlich von den meisten Schwetzkauern dieser Zeit nachweisen. Wenn auch nicht alle, die hier geboren wurden, blieben, weil die Heimat sie nicht zu ernähren vermochte, so doch in der Regel die, welche den väterlichen Besitz erbten. Das gilt besonders von der Zeit vor dem 18. Jahrhundert, da damals die Schwetzkauer Bevölkerung noch mehr als im 19. Jahrhundert konfessionell und völkisch von der Umwelt abgeschlossen war, so daß der Schluß berechtigt ist, daß die Schwetzkauer bis um 1900 aus der Zeit der mittelalterlichen Kolonisation stammen. 38

S4a

) ) 36 ) 37 ) 38 ) 35

Siehe oben S. 97. Siehe oben S. 131-133. Vgl. die S t a m m t a f e l in Rückentasche. Ebd. N r . 1-15. B a r t e n , S. 70 u n d 74.

Fünftes Kapitel

SCHWETZKAU WÄHREND DER LETZTEN JAHRZEHNTE DER P O L N I S C H E N ADELSREPUBLIK In Polen war bereits von dem Jesuiten Piotr Skarga (1536—1612)1 in seinen berühmten Sejmreden, von König Jan II. Kazimierz bei der Niederlegung der Krone am 16. September 1668 und von König Jan III. Sobieski auf dem Reichstag zu Grodno 1688 auf die durch die Übermacht des Adels bedingten Mißstände hingewiesen und der Untergang der Republik vorausgesagt worden. Trotz wirtschaftlicher Prosperität unter den Sachsenkönigen wurde das Land immer von neuem schwer erschüttert durch die sich gegenseitig bekämpfenden, sich mit fremden Mächten verbündenden Adelskonföderationen. Polen wurde dadurch wehrlos fremden Mächten als Operationsbasis für deren Kriegsführung ausgeliefert. Der Adel hemmte durch sein Liberum veto die Gesetzgebung und damit eine einheitliche Ordnung der innenpolitischen Verhältnisse und legte durch die Verhinderung der Konstituierung eines obersten Tribunals die Rechtsprechung lahm. 2 Rechtlos waren die Bewohner der königlichen Städte dem Starosten, die der übrigen Städte und Dörfer ihrem Grundherrn preisgegeben.3 Etwas günstiger war die Lage derer, die unter dem Krummstab lebten. Schwetzkau war eine Klosterstadt, ihr Herr der Abt von Lubin. Die Bürger übten unter seiner Jurisdiktion ihr Bürgerrecht wie ehemals nach dem Magdeburger Recht aus. Sie wählten alljährlich den Magistrat, den der Abt bestätigte. Seine Mitglieder waren wie die Bevölkerung deutsch.4 Nach dem städtischen Haushaltsplan betrugen die Ausgaben für Gehälter der städtischen Beamten, Geistlichen und Lehrer, Zinsen, Bauten und Reparaturen, grundherrschaftliche Abgaben, Bezahlung der Schulden 2291 Rthlr. Sie wurden gedeckt durch Acker-, Bruch-, Herde-, Schaf- und Kuhzins, durch das Gewerks-, Kram-, Jahrmarkts- und Kopfgeld (Juden). 5 In dem Verhältnis der Klosterstadt zu ihrem geistlichen Grundherrn war inzwischen ein Wandel eingetreten. Seit dem 17. Jahrhundert hatte Lubin neben dem von den Mönchen gewählten Abt (abbas claustralis) einen Abbas commendatarius. 6 Auf Betreiben der polnischen Bischöfe und des Adels hatte 1737 der Apostolische Stuhl dem Könige zugestanden, die Kommenden der 13 reichsten Abteien, zu denen auch Lubin gehörte, zu vergeben, und dieser verlieh sie mit zwei Dritteln des Pfründeneinkommens einem Angehörigen des Adels 7 , während dem Klosterabt mit dem Konvent nur ein Drittel verblieb. Durch könig-

») V ö l k e r , S. 220-221. 2 ) W a r s c h a u e r , Epochen, S. 21-25. - W a r s c h a u e r , Provinz Posen, S. 134-135. G a u s e , S. 153. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 292. - Siehe auch oben S. 101. 3 ) W a r s c h a u e r , Abriß, S. 27. 4 ) B e i s s e r t , S. 31 und 75. - W ? s i c k i , Opisy, Teil 1, S. 488. 5 ) B e i s s e r t , S. 37. 6 ) Liber mortuorum monasterii Lubinensis, S. 602. - N o w a c k i , Kolciöl katedralny, S. 631. 7 ) V ö l k e r , S. 283.

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liehe Ernennung waren zu dieser Zeit Kommendaräbte von Lubin Theodorus Czartoryski bis 1740, Alexander Miaskowski bis 1752, Michael Lipski bis 1780 und Casimirus Lipski bis 1797.8 Diese hatten die Jurisdiktion über die Städte und Dörfer des Klosters, gegen sie wurden damals vielfach Klagen laut. So verklagte die Bürgerschaft von Mogilno, einer Klosterstadt wie Schwetzkau, ihren Abt Malowiecki, daß er ungerechte Lasten auferlege, die Ratswahl hindere, ihnen Grundstücke entfremde und die Bürger körperlich züchtigen lasse. Der Abt stritt der Stadt das Recht ab, ihn vor das Assessorialgericht zu ziehen, ließ Ratsherren, Schöffen und Stadtsdireiber einsperren und mit Ruten peitschen.9 Auch in Schwetzkau scheint es zu ähnlichen Eingriffen gekommen zu sein. Der Kriegsund Steuerrat von Hirschfeld berichtete am 30. Juni 1794 an König Friedrich Wilhelm II., daß der Abt Kazimierz Lipski Grundstücke eingezogen und das Subsidium charitativum, das er selbst zu bezahlen habe, der Stadt auferlegt habe, und am 24. Februar 1798 begründeten die Bürger ihr Immediatgesuch bei König Friedrich Wilhelm III. damit, daß der Abt Grundstücke der Bürger eingezogen und die grundherrlichen Abgaben willkürlich erhöht habe.10 Der polnische Adel hatte durch ein sich selbst erteiltes Steuerprivileg die ganze Steuerlast auf die Untertanen abgewälzt. 11 Audi die hohe Geistlichkeit, die sich Ende des 17. Jahrhunderts bereit erklärt hatte, zur Bestreitung des Staatshaushalts durch ein „Subsidium charitativum" beizusteuern, verteilte auch diese Abgabe auf die Untertanen. 12 In den letzten Jahren unter polnischer Herrschaft hat Schwetzkau folgende Abgaben 13 entrichtet: an die Kron-Polen

Rauchfanggeld Schlachtzins Zapfenzins der 10. Groschen jährlich vom Vermögen der Bürger

136 358 255 51

Rthlr. Rthlr. Rthlr. Rthlr.

800 Rthlr. an die Grundherrschaft: von Lubin

8

) ») «) u ) 12 ) 13 )

Grundzins Viehsteuer Getreidesteuer von den Gewerken Subsidium charitativum

Liber mortuorum monasterii Lubinensis, S. 602. W a r s c h a u e r , Mogilno, S. 186. B e i s s e r t , S . 35-36. L a u b e r t , Deutsch oder slawisch, S. 52. G r ü t z m a c h e r , S. 1 1 . - R h o d e , Geschichte Polens, S. 241. B e i s s e r t , S. 34.

8 Sgr.

8 Sgr.

93 Rthlr. 12 Sgr. 9 Rthlr. 18 Sgr. 42 Rthlr. 115 Rthlr. 16 Sgr. 242 Rthlr. 3 Sgr. 7 Pfg. 502 Rthlr. 7 Pfg.

WAHREND DER LETZTEN JAHRZEHNTE DER POLNISCHEN ADELSREPUBLIK

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Dazu kam noch der „Zehnt", der an den Pfarrherrn gezahlt wurde. Für das Gemeinwohl geschah kaum etwas. Die Straßen waren so schlecht, daß ganze Provinzen Hunger litten, während die Nachbarprovinzen Überfluß hatten, weil wegen der schlechten Wegverhältnisse die Lebensmittel nicht fortgeschafft werden konnten. Handel, Gewerbe und Ackerbau gingen zurück. In Schwetzkau gab es 1792/93 einen Tuchmacher, 31 Leineweber, 20 Müller, 15 Schuster, 12 Fleischer, 4 Schneider, 3 Tischler, je einen Handschuhmacher, H u f - und Waffenschmied, Kürschner, Maurer und Stellmacher. 14 Durch die ununterbrochenen Kriege, Feuersbrünste und Seuchen waren die Bewohner verarmt und die Stadt verschuldet. 1793 betrugen die Schulden 14 722 Rthlr. Gläubiger waren der Abt und Konvent von Lubin, die Rosenkranzaltarie in Schwetzkau mit 250 Rthlr. u. a. 1 5 Noch größer waren die Schulden anderer, besonders der adligen Städte, z. B. Fraustadts 46 189 Rthlr., Rawitschs 250 000 Rthlr. Die jährlichen Abgaben an den Grundherrn betrugen in Lissa 22 313 Rthlr., in dem kleinen Zaborowo 1052 Rthlr., in Rawitsch 12 186 Rthlr. Außerdem hafteten die Städte für die Schulden ihrer Grundherren, diese waren hoch. 1792 betrugen die Einnahmen Schwetzkaus 2587 Rthlr. 16 Auch in den unteren Schichten der Bevölkerung schwand die alte Einfachheit und Sparsamkeit. Verschwendungs-, Prunk- und Genußsucht traten an deren Stelle. Schwetzkau, 1792/93 eine Stadt von 1199 Einwohnern, hatte seit 1639 ein eigenes Brauhaus. Die Braukommune, die aus etwa 50 Bürgern bestand, braute „im Reihebrauen" durch einen Braumeister und 6 Brauknechte im Jahre 1792 180 Tonnen Bier zu je 72 Garnec. Dazu kamen noch 5 Branntweinschenken und 14 Brennereien. 17 Aus Lissa erfahren wir Näheres über den damaligen Kleiderluxus. Schon der Chronist der großen Pest 1708/09 sah in dieser eine Strafe Gottes für die Prachtliebe seiner Bewohner. 1738 erließ der Grundherr Graf Sulkowski Kleidervorschriften, ähnlich wie in der gleichen Zeit kaiserliche Patente und Magistratsverordnungen in Schlesien gegen Kleiderluxus einschritten. 1804 fiel an den Einwohnern Lissas der große H a n g zur Kleiderpracht, zum Luxus, Vergnügen und zur häuslichen Bequemlichkeit auf. 1 8 Aus dem konfessionsgemischten Fraustadt hören wir von einer Zunahme der konfessionellen Spannung. Fraustadt war auch im 18. Jahrhundert eine lutherische Stadt. Leiter der lutherischen Gemeinde war Samuel Friedrich Lauterbach, Verfasser des „Fraustädtischen Zion", 1691-1700 Pastor in Röhrsdorf, seit 1700 Diakon und seit 1709 Pastor in Fraustadt, seit 1727 Generalsenior des Augsburgischen Bekenntnisses in Polen. Er starb 1728. Die katholische Gemeinde war eine Minderheit, ihr Propst seit 1699 der Posener Domherr Karol Poninski, seit 1721 Dompropst und seit 1725 Weihbischof, gestorben 1727. Er gründete 1724 eine später zur Residenz erhobene Jesuitenmission, die zunächst aus zwei Personen, den Patres Prochaska und

) ") 16) 17) 18)

14

E b d . S. 32. Ebd. S. 35. Ebd. S. 3 4 . - B a r t e n , S. 78. B e i s s e r t , S. 32-33 und 36-37. - Siehe auch oben S. 102. W u t t k e , S. 358-360. - S 1 o w n i k geograficzny, Bd. 5, S. 179. - B 1 a s c h k e , S. 251.

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Schulte, bestand. Sie eröffneten 1724 eine Lateinschule 19 und übernahmen die Pfarrseelsorge. Die konfessionellen Spannungen verschärften sich, als sie in ihren Predigten die Alleingültigkeit des katholischen Glaubens zu betonen anfingen. 20 Es kam 1725 zu einem Mordanschlag auf den Propst Poninski. Um der Bestrafung zu entgehen, übernahm die Stadt die Kosten für die Restauration der 1685 durch eine Feuersbrunst zerstörten Pfarrkirche.21 Unter dem Einfluß der Aufklärung wurden die Ausnahmebestimmungen über die Juden gelockert. Diese bildeten in den Städten Südwestposens im 18. Jahrhundert 17°/o der Bevölkerung. In Lissa mit 7200 Einwohnern wohnten 3082 Juden, die dort eine große Synagoge besaßen. In dieser Stadt lag das Stadtregiment zu gleichen Teilen in den Händen der Lutheraner und Reformierten, die Katholiken bildeten eine unbedeutende Minderheit. In dem katholischen Schwetzkau, einer Klosterstadt, in der bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts keine Juden gewohnt hatten (Privilegium de non tolerandis Judaeis), gab es 1792 105 (9 °/o der Bevölkerung) und 5 Lutheraner, im ganzen 1199 Einwohner. 22 Durch sein Eintreten für die Dissidenten und das Liberum veto des Adels hatte Rußland unter Kaiserin Katharina II. willkommene Vorwände für machtpolitisches Eingreifen in Polen gefunden und genutzt. Der vierjährige Bürgerkrieg zwischen den Angehörigen der gegen die russische Vorherrschaft gerichteten Konföderation von Bar (1768) 23 und der russenhörigen Partei unter König Stanislaw August Poniatowski endete mit der ersten Teilung Polens vom 17. Februar/5. August 1772, die Rußland und Österreich ausgedehnte Randgebiete, Preußen Westpreußen und den Netzedistrikt einbrachte.24 Die Besitzergreifung vollzog sich ohne Widerstand, aber in dem noch umfangreichen polnischen Restgebiet wuchs der Wunsch nach tiefgreifenden Reformen. Der 1788 von den „Patrioten" einberufene konstituierende Reichstag gab dem polnischen Volk am 3. Mai 1791 eine neue Verfassung. 25 Das Wahlkönigtum wurde abgeschafft, Liberum veto und Konföderationen verboten, dem König die vollziehende, dem Reichstag die gesetzgebende Gewalt zugesprochen, den Bürgern Zugang zu den übergeordneten Stellen in Heer, Gericht und geistlichem Stande geöffnet und Wahl in den Reichstag gewährt. Die Neuordnung der bürgerlichen und bäuerlichen Verhältnisse, Neugestaltung des Erziehungswesens und des Steuersystems wurden in Angriff genommen.26 Die Nutznießer der alten Wirtschaft schlössen sich, um ihre Vorrechte wiederherzustellen und die Konstitution zu Fall zu bringen, unter Rußlands Schutz am 14. Mai 1792 zur Konföderation von

10

) F r i e b e , S. 4 1 - 4 2 . - P f ü t z e n r e i t e r , S. 147. °) W u 11 k e , S. 307. - M o r i t z , Reformation, Teil 2, S. 41. 21 ) t u k a s z e w i c z , Bd. 2, S. 280. 22 ) W u t t k e , S. 452. - B e i s s e r t , S. 32. - B a r t e n , S. 79-80. - B i c k e r i c h , S. 4 0 - 4 1 . 23 ) R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 117. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 309-310. 24 ) G a n s e , S. 174. - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 119. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 312-313. 25 ) R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 120. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 320. 26 ) W u t t k e , S. 2 2 4 , - R h o d e , Geschichte Polens, S. 315-318. 2

W Ä H R E N D DER LETZTEN JAHRZEHNTE DER POLNISCHEN ADELSREPUBLIK

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Targowica zusammen. Katharina II. ließ russische Truppen einrücken, König Friedrich Wilhelm II. preußische. Am 23. Januar 1793 kam es zur zweiten Teilung Polens, die Rußland weitere Ostgebiete des Landes, Preußen außer Danzig und Thorn die Palatinate Posen, Gnesen, Kaiisch, Sieradz und R a w a verschaffte. Vom selbständigen Polen verblieb nur noch ein Rest mit 4,4 Millionen Einwohnern übrig. 27 Am 7. Mai 1793 ließ sich der preußische König in Posen huldigen. 28 Damit wurde das Posener und in ihm auch das Fraustädter Land ein Teil der preußischen Monarchie. Während die erste polnische Teilung von der liberalen Aufklärung hingenommen worden war, rief die zweite und erst recht die dritte Teilung, durch die ein ganzer Staat ausgetilgt wurde, einen Sturm sittlicher Entrüstung hervor. Als die Russen 1794 in Polen einmarschierten, brach ein Aufstand aus. Führer des Freiheitskampfes wurde Tadeusz Kosciuszko. Nach anfänglichen Erfolgen unterlagen die Aufständischen schließlich der russischen Übermacht. Am 3. Januar/24. Oktober 1795 wurde Polen unter Rußland, Preußen und Österreich gänzlich aufgeteilt und seiner staatlichen Selbständigkeit damit für mehr als 100 Jahre ein Ende gesetzt. 29

27 )

R h o d e , Geschichte Polens, S. 3 2 1 - 3 2 3 . W a r s c h a u e r , Abriß, S. 31. - B i c k e r i c h , S. 55. 29 ) R h o d e , Geschichte Polens, S. 3 2 3 - 3 2 7 . 2S )

Teil IV

SCHWETZKAU UNTER PREUSSISCHER HERRSCHAFT Erstes Kapitel D I E Z E I T V O N 1 793 BIS 1815

1. S c h w e t z k a u s Ü b e r g a n g u n t e r d i e p r e u ß i s c h e H e r r s c h a f t Als das im Palatinat Posen gelegene Fraustädter Land 1793 unter die preußische Herrschaft gekommen war, ließ die Berliner Regierung sofort durch die Fraustädter Domänenkammer eine Bestandsaufnahme auch der Stadt Schwetzkau, Indaganda genannt, vornehmen. Sie wurde durch den Kriegs- und Steuerrat von Hirschfeld 1793 in 83 Nummern durchgeführt und gibt in ihrer Ausführlichkeit und Zuverlässigkeit ein getreues Bild des Zustandes der Stadt bei ihrer Einverleibung in den preußischen Staat. Die Stadt 1 stand unter der Grundherrschaft des Klosters Lubin, war offen, weder mit Mauern noch mit Toren versehen. Das damals noch stehende Torhaus an der Fraustädter Straße war bereits so verfallen, daß es nicht erwähnt wurde. Die Stadt besaß die Ausdehnung, die sie bereits im 17. Jahrhundert erreichte und auch niemals überschritt. Die drei Kapellen an den Ausgängen der Hauptstraßen bezeichneten ihr Ende. Auch ihre Anlage, die durch das alte ostdeutsche Stadtschema sowie durch die von Westen nach Osten verlaufende Handelsstraße und die diese in nord-südlicher Richtung kreuzende Landstraße Kreutsch - Lasswitz bestimmt wurde, hatte sich nicht geändert. Im übrigen spiegelt das in der Indaganda wiedergegebene Stadtbild den wirtschaftlichen Tiefstand Polens wieder. Die Straßen waren nur zum Teil gepflastert und das Pflaster so schlecht, daß schon mancher Wagen darauf zerbrochen war. Die Wohnhäuser kehrten sich, so weit sie Landwirten gehörten, mit der Giebelseite der Straße zu, um Platz für die Einfahrt zu lassen, sie waren weder massiv gebaut noch mit Dachsteinen versehen. Von den 104 in der Stadt und den 105 in der Vorstadt gelegenen Häusern waren 99 mit Schindeln, die übrigen mit Stroh gedeckt. Selbst die Schornsteine waren meist aus Holz. Die aus Anlaß einer Repartition für die Einrichtung einer Schule aufgestellte Bürgerliste aus dem Jahre 1803 zählt 226 Haushaltungsvorsteher, von denen 20 Einlieger waren. Das ergibt 206 Wohnhäuser, zu denen noch je ein Schuhmacher- und Fleischerhaus und der herrschaftliche Gasthof kamen, was zusammen ebenfalls die Gesamtzahl von 209 Häusern ergibt,

') Slownik geograficzny, Bd. 11, S. 687. - B e i s s e r t , S. 31-34. - B i c k e r i e h , S. 54. W q s i c k i , Opisy, Teil 1, S. 488.

SCHWETZKAUS OBERGANG UNTER DIE PREUSSISCHE HERRSCHAFT

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dabei ist es bis 1929 geblieben.2 Als öffentliche Gebäude werden in der Indaganda nur das Spritz- und Brauhaus genannt. Das Rathaus und die Schule, die 1780 abbrannten, waren noch nicht wieder aufgebaut. Wegen der großen Feuersgefahr befanden sich 79 Scheunen in besonderen Scheunenvierteln außerhalb, nur 10 innerhalb der Stadt. Diese und die 20 Windmühlen blieben noch während des ganzen 19. Jahrhunderts das Wahrzeichen Schwetzkaus.3 Dem Magistrat wurde sofort von der Berliner Regierung aufgegeben, binnen zehn Jahren die Stroh- durch Ziegeldächer zu ersetzen, das Straßenpflaster zu verbessern und zu ergänzen, das Gasthaus, das so baufällig war, daß die Magistratssitzungen und die Gerichtstage in ihm nicht mehr abgehalten werden konnten, wiederherzustellen. Da aber in der weitesten Umgebung weder Ziegel noch Kalk zu bekommen waren, blieb alles beim alten, bis diese Voraussetzungen vorhanden waren und die Brände die Bewohner zwangen, die Stadt und diesmal massiv aufzubauen. 4 Die Zahl der Einwohner Schwetzkaus stieg unter der preußischen Herrschaft allmählich an. 1803 hatte die Stadt 1313 (1793: 1199) Einwohner. 5 Bezeichnend für die Abgeschlossenheit Schwetzkaus von der weiteren Umgebung ist die häufige Wiederkehr desselben Namens in der Bürgerliste von 1803.6 Der Name Schultz kommt zwölfmal, Weltz sieben-, Meissner, Mentzel, Weigt, Schöpe, Langner sechs-, Schiabs fünfmal vor. Die eingesessene Bevölkerung war beim Ausscheiden aus der polnischen Herrschaft deutsch und katholisch, die Nachkommen der im 13. Jahrhundert eingewanderten deutschen Siedler.7 Auch die unmittelbar um Schwetzkau herum liegenden Dörfer waren deutsch und mit Ausnahme der zur Grundherrschaft Lissa gehörenden Orte Grüne, Striesewitz und Lasswitz und der zum westlichen Teil des Fraustädter Landes gehörenden auch katholisch.8 Auffallend ist die Abnahme der Juden in Schwetzkau unter der preußischen Herrschaft. 1803 gab es nur noch acht, 1823 zwei Juden (1793: 105). Wie in der polnischen Zeit jeder Jude ein Kopfgeld, so mußte in der preußischen jeder männliche vom 14. bis 60. Lebensjahre ein Rekrutengeld von 10 Gulden zahlen. Wer nicht ein ehrliches Gewerbe nachweisen konnte, wurde des Landes verwiesen, die übrigen wurden als Schutzjuden unter mancherlei Einschränkungen geduldet, ein Zuzug neuer Juden bis 1833 verboten. 9 Die ursprünglich aus 31 Hufen (557V2 Ruthen) bestehende Stadtflur war im Laufe der

') W u t t k e , S. 452. - B e i s s e r t , S. 45. - W i n t e r f e l d , S. 37-40: „Die Bürger und Einlieger, die vom 1. 9. 1803 ab eine Schulsteuer zahlen mußten"; sie sind in dieser Liste namentlich aufgeführt. 3 ) Stownik geograficzny, Bd. 11, S. 687. - B e i s s e r t , S. 31, 33 und 62. - B i c k e r i c h , Lissa, S. 54. 4 ) B e i s s e r t , S. 35 und 40: Brief von Hirschfelds an den König vom 30. Juni 1794. 8 ) Ebd. S. 45-47. - Nach W u 11 k e , S. 452, hatte 1800 Schwetzkau 1264 Einwohner. •) W i n t e r f e l d , S. 37-40. ') B e i s s e r t , S. 4 7 . - B a r t e n , S. 69. 8 ) L a u b e r t , Deutsch oder slawisch, S. 61. - B a r t e n , S. 69-70 und 80. ») W u t t k e , S . 4 5 2 . - B e i s s e r t , S . 44.

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DIE ZEIT VON 1793 BIS 1815

Jahrhunderte in 42 größere Wirtschaften, die 5 bis 13 Metzen schütteten, und 49 kleinere, die nur 3 bis 4 Metzen Roggen schütteten, aufgeteilt worden. 1793 gab es also 49 + 42 = 91 landwirtschaftliche Betriebe, denen auch die angegebene Zahl der Scheunen 93 entsprach. So blieb es bis 1900.10 Der Viehbestand betrug 1793: 91 Pferde, 60 Ochsen, 250 Kühe, 525 Schafe, 3 Schweine. Die wohlhabendsten Bürger waren Anton Meissner, Josef Meissner und Josef Schöpe, die 13 bzw. 12 bzw. 10 Metzen Roggen schütteten. Die Landwirtschaft ging auch in der preußischen Zeit zunächst schlecht. Das Land brachte nicht viel ein, die Getreidepreise waren niedrig, die Steuern hoch, die Schuldenlast stieg. Erst nach Jahrzehnten wurde es besser. Es wurde ausreichender gedüngt, die Ackergeräte wurden verbessert. Die Sense löste die Sichel, die Maschine den Flegel ab. Es wurde mehr Vieh gehalten. Eine Wirtschaft von 50 Morgen hatte 6 Kühe und 2 Pferde. 11 Einen gleichen Aufstieg zeigte auch das Gewerbe. 1849 gab es bei 1500 Einwohnern 8 Schenken (1793 bei 1199: 11), 22 Müller und Mühlen (1793: 20), 63 Weber (1793: 31), 5 Schneider (1793: 4), 1 Seiler (1793: 0), 24 Schuhmacher (1793: 15), 1 Sattler (1793: 0), 4 Schmiede (1793: 1), 1 Nagelschmied (1793: 0), 6 Tischler (1793: 3), 6 Stellmacher (1793: 1), 2 Büttner (1793: 0), 6 Fleischer (1793: 12), 3 ölschläger (1793: 3), 9 Bäcker (1793: 10). Dem privaten Brauen und Brennen machte die preußische Regierung ein Ende. Fortan durfte beides nur als Gewerbe betrieben werden. Das Brauhaus brannte 1876 ab und wurde nicht mehr aufgebaut, nur das Braugässel und die Braupumpe erinnerten noch daran. Die werterzeugenden Gewerbe nahmen demnach in der preußischen Zeit zu, die unproduktiven ab. Wegen der Nähe von Lissa wurden weiterhin keine Wochenmärkte gehalten, und blieben die Jahrmärkte unbedeutend. 12 Mit der Übernahme Schwetzkaus in den preußischen Staatsverband verlor die Lubiner Abtei ihre grundherrschaftlichen Rechte bei der Wahl und Bestätigung der Magistratsbeamten, an der Rechtspflege und der Verwaltung der Stadt. Diese wurde in allen ihren öffentlichen Verhältnissen unmittelbar der Staatsregierung unterstellt und büßte die bis dahin aus dem Mittelalter herübergerettete Mitwirkung an der Verwaltung und Rechtsprechung ein. Das Rats- und Schöffenkollegium wurde aufgelöst, das Amt des Vogtes ging ein.13 Der Polizeibürgermeister, der die Zivilverwaltung und die polizeiliche Aufsicht hatte, und der Justizbürgermeister, dem das Gerichtswesen unterstand, wurden durch die Staatsregierung ohne jede Mitwirkung der Bürgerschaft ernannt. Polizeibürgermeister wurde Georg Alexander Karstein, wie sein Name verrät, kein in Schwetzkau Eingesessener. Sein Gehalt betrug 150 Rthlr. Der Justizbürgermeister, ein Jurist, hatte

9a

) Siehe oben S. 141. ) B e i s s e r t . S . 3 1 . - W i n t e r f e l d , S. 37-40. u ) B e i s s e r t , S. 39. - Nach W u t t k e , S. 452, waren 1810 in Schwetzkau 126 Leinweberstühle (Drillidifertigung) im Gange. 12 ) B e i s s e r t , S. 52 und 75. 13 ) W a r s c h a u e r , Mogilno, S. 189. - B u s s e n i u s , S . 366. 10

SCHWETZKAUS ÜBERGANG UNTER DIE PREUSSISCHE HERRSCHAFT

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mehrere kleine Städte zu betreuen, wo er nacheinander Gerichtstage abhielt. Er bekam dafür je 50 Rthlr. Da das 1780 abgebrannte Rathaus noch nicht wieder aufgebaut, die Sessionsstube in dem verfallenen gutsherrlichen Gasthaus nicht mehr brauchbar war, mußten die Schwetzkauer in den Nachbarstädten, z. B. Altkloster, Storchnest, Wielichowo, zum Gerichtstermin erscheinen.14 Die südpreußischen Beamten standen in keinem guten Rufe. Bürokratismus und Korruption wurden ihnen nachgesagt.15 Schon der erste Polizeibürgermeister Karstein und der Justizbürgermeister östreich wurden wegen passiver Bestechung durch einen Juden Klosch, Unterschlagung und Verletzung der Amtspflicht noch vor 1806 in einen Prozeß verwickelt.16 Die Übernahme in den preußischen Staat brachte keine Steuererleichterung. Die Lasten und Dienste, die die Bürgerschaft bisher ihrer geistlichen Grundherrschaft und der Krone Polen zu erweisen hatte, leistete sie nun nach dem „status quo" der königlichen Domäne und der preußischen Regierung. Die Frondienste und Leistungen in Naturalien wurden in Geld abgelöst. Für 17 Scheffel Hafer zahlte die Stadt 16 Rthlr. 17 Es wurde ihr freigestellt, in einem Prozeß gegen den Domänenfiskus über ihr etwa zu Unrecht vom geistlichen Grundherrn auferlegte Lasten Klage zu führen. Am 24. Februar 1798 überreichten zwei Schwetzkauer Stadtväter, Anton Wirwann und Andreas Marker, König Friedrich Wilhelm III. ein Immediatgesuch, in dem sie um Milderung der Abgaben baten, weil Abt Kazimierz Lipski die grundherrlichen Abgaben willkürlich erhöht habe. 18 Die Rauchfangsteuer wurde hinaufgesetzt. Häuser im Werte von 20-30 Talern mußten außer der Grundsteuer jährlich 1 bis IV2 Taler Rauchfanggeld erlegen, während sie früher nur 6 Groschen gezahlt hatten. 19 Anstatt wie bisher den zehnten Grosdien vom Vermögen mußten sie jetzt 24 °/o entrichten.20 Neu eingeführt wurde die Verbrauchssteuer (Akzise). Außerdem mußten die Bürger die Zinsen von 5 °/o für die hohe Schuldenlast von 14722 Talern aufbringen und auf das Drängen der Regierung diese noch amortisieren. Alle Einsprüche des Steuerrats von Hirschfeld in Berlin, daß die Schwetzkauer hierzu gar nicht imstande seien, ihr Acker schlecht, der Professionsbetrieb wegen der Nähe Lissas und Fraustadts kümmerlich sei, sie sich ihren Lebensunterhalt gegen Tagelohn und Stellung von Fuhrwerk in den benachbarten Städten erwerben müßten und in der größten Dürftigkeit lebten, halfen nichts.21 Die Erlangung der politischen Macht benutzte die preußische Regierung auch dazu,

") 15 ) 16 ) 17 ) le ) 19 ) 2 °) 21 )

B e i s s e r t , S. 38 und 41. D o r o w . B d . 2, S. 11-20. - W u 11 k e , S. 226 und 228. B e i s s e r t , S. 41. W a r s c h a u e r , Mogilno, S. 189. G r ü t z m a c h e r , S. 29. - B e i s s e r t , S. 36. W u 11 k e , S. 227. - B u s s e n i u s , S . 205. B e i s s e r t , S. 39. - B u s s e n i u s , S. 224. B e i s s e r t , S. 39.

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DIE ZEIT VON 1793 BIS 1815

Privateigentum der Untertanen in großem Umfange einzuziehen. 22 Auch das in der Schwetzkauer Feldflur gelegene 1100 Morgen große Klostergut wurde enteignet, zunächst in eine königliche Domäne umgewandelt und am 14. Januar 1797 zu einem Schleuderpreise dem Geh. Kabinettsrat von Beyer, einem Günstlinge des Königs, überlassen.23 Wahrscheinlich wurde in dieser Zeit der Gutshof von der Hofegasse an das Ende der Lasswitzer Straße verlegt und wegen seiner Lage in der „Au" Reichenau genannt. Das Gut ging später an einen Lange, Tilgner f 1865, Stober f 1876, Schwarz, Stephan und Welz, einen Schwetzkauer, über. Der letzte noch vom polnischen König ernannte Kommendatarabt Kazimierz von Lipski wurde am 12. Juni 1797 grausam ermordet. 24 Am 15. Juni 1816 verbot die preußische Regierung dem Kloster Lubin die Neuaufnahme von Novizen. 25 1 8 34 starb der letzte Klosterabt Beda Ostaszewski 26 , 1835 wurden Archiv und Bibliothek beschlagnahmt, die Bücher und wertvolle Handschriften in alle Welt zerstreut, die Kirche ihrer kostbaren Gewänder und Geräte beraubt, 1836 die Abteikasse genommen, 1845 die aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammende Kirche des hl. Leonhard der evangelischen Kirchengemeinde überlassen und 1846/47 die Klostergebäude gesprengt.27 So wurde dem einst so segensreichen Wirken der um 1070 gegründeten Benediktinerabtei, die sich auch in hervorragendem Maße an der mittelalterlichen Besiedlung beteiligt hatte und der Schwetzkau seine Entstehung verdankte, ein Ende gesetzt.28 Es ist nicht zu verwundern, daß eine solche Behandlung eines annektierten Landes trotz einiger Verbesserungen tiefe Abneigung gegen das bürokratisch-absolutistische System nicht bloß bei den Polen erzeugte.29 Die Unterhaltung der Schule und Besoldung der Lehrer war in der polnischen Zeit Sache der Stadt, der Schulbesuch freiwillig. Nur etwa 65 von den rund 200 schulpflichtigen Kindern besuchten 1803 die Schule. Der Lehrer wurde durch ein von den Eltern der Schüler aufgebrachtes Schulgeld von 83 Rthlr. unterhalten. Als Lehrer wirkte Augustin Scholtz 30 , der in Lubin vorgebildet und zugleich auch Küster an der Pfarrkirche war. Bei dem großen Brande 1780 wurde das Schulgebäude vernichtet, und der Unterricht mußte in privaten Häusern fortgesetzt werden. Die Zahl der Analphabeten in Schwetzkau war groß. Von den 81 zu dem Schultermin 1803 erschienenen Hausvätern konnten 37 nicht ihren Namen schreiben.31 Noch schlimmer sah es in dem übrigen Fraustädter Lande aus. Wer den Wunsch hatte, daß seine Kinder schreiben und lesen lernten, schickte sie zu einem Handwerksmeister, der nebenbei gegen ein geringes Entgelt Schule hielt und sich

") M ) S4 ) ") 26 ) *7) I8 ) ») so ) 31 )

W u 11 k e , S. 228. - W 3 s i c k i , Ziemie, S. 185. W u t t k e , S. 228 und 452. - B e i s s e r t , S. 65. Liber mortuorum monasterii Lubinensis, S. 602. P a e c h (1909), S. 35. Liber mortuorum monasterii Lubinensis, S. 602. P a e c h (1909), S. 39. W a r s c h a u e r , M o g i l n o , S. 198. W u t t k e , S. 229. Siehe oben S. 132 und 134. B e i s s e r t . S . 72. - W i n t e r f e l d , S. 37-40.

SCHWETZKAU WÄHREND DER WARSCHAUER ZWISCHENREGIERUNG VON 1806 BIS 1815

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Schulhalter nannte. Darum ging die preußische Regierung sofort daran, die Schulverhältnisse zu reorganisieren. Es wurde die allgemeine Schulpflicht eingeführt und am 22. April 1804 in dem eingezogenen Reformatenkloster in der Posener Vorstadt Schrodka eine eigene Lehrerbildungsanstalt eingerichtet.32 Damit in Schwetzkau alle Kinder mit Unterricht betreut werden konnten, wurde dort ein zweiter Lehrer angestellt und für beide auf dem Schultermin 15. Februar 1803 eine jährliche durch Repartition aufzubringende Besoldung von 187 Rthlr. und 26 Scheffeln Roggen festgesetzt, schließlich diese Summe auf den Einspruch der Bevölkerung hin auf 143 Rthlr. erniedrigt. Der bisherige Schulleiter Augustin Scholtz wurde zwar übernommen, aber als zweiter Lehrer mit seinem Gehalt (83 Rthlr.) weiter beschäftigt. Erster Lehrer wurde Ignatz George aus Braunau in Schlesien. Er hatte das Glogauer Gymnasium besucht, wurde auf Befehl des Kriegsund Steuerrats von Hirschfeld von den Lehrern der Reisener Reformatenschule geprüft und für fähig befunden, als erster Lehrer an irgendeiner Stadtsdiule angestellt zu werden. Er erhielt 103 Rthlr. Nach 1815 waren in Schwetzkau Lehrer Ignatz Mehr, der noch im Hauptberuf Schneider und in der Lubiner Klosterschule ausgebildet war, und Johann Pfennig, der seine Ausbildung bereits im Posener Lehrerseminar erhalten hatte. 33 In dieser Zeit wirkten drei Geistliche in Schwetzkau. Propst und Dekan war Martin Krause. Sein Andenken bewahrt eine an der nördlichen Außenwand der Kirche links vom Eingange eingelassene Sandsteinplatte mit der Inschrift: „S.D.G." [Soli Deo gloria (Gott allein die Ehre).] Hier unter diesem Stein verwesen die Gebeine des Hoch würdigen Herrn Martin Krause, Weiland Propst der Parochialkirche Sdiwetzkau, von dem Jahr 1790 an Dekan des Fraustädter und Schmiegler Kreises, geboren Anno 1742 den 2. Juli, gestorben Anno 1827 den 26. April. 34 Leser denke an deinen Tod! Bete für mich und fürchte Gott!" Hospitalpropst war 1804-1810 Gallasch.35 1 8 39 soll die Spital- oder Lorenzkirche abgebrochen worden sein. Eine Laurentiusstatue erinnert noch an den Platz, auf dem sie stand. Der Pfarrer wurde durch einen Kaplan unterstützt. Die Eintragungen in die Kirchenbücher, die bisher lateinisch vorgenommen wurden, erfolgten nun in deutscher Sprache.

2. S c h w e t z k a u w ä h r e n d d e r W a r s c h a u e r v o n 1 806 bis 1815

Zwischenregierung

Nach der Aufteilung ihres Landes erhofften die Polen die Wiederherstellung ihres Staates zuerst von den französischen Revolutionsheeren, dann von Napoleon. Massenhaft gingen polnische Freiwillige aus dem preußischen Heere zum französischen über, eine eigene polnische Legion unter dem General D^browski wurde gebildet. Als nach der

S2

) Vgl. K o l b e - J o h n . ) B e i s s e r t , S. 73. Ebd. S. 71. 35 ) Ebd. S. 38. ss

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DIE ZEIT VON 1793 BIS 1815

preußischen Niederlage der Doppelschlacht bei Jena und bei Auerstedt am 14. O k t o ber 1806 französische Truppen in Südpreußen einrückten und General D^browski am 6. November 1806 an der Spitze des polnischen Hilfskorps, von der Bevölkerung jubelnd begrüßt, in Posen einzog, erhoben sich die Polen in den 1793 und 1795 annektierten Gebieten und verjagten die preußischen Beamten. 36 Am 20. November 1806 erging aus dem französischen Hauptquartier in Fraustadt von dem Prinzen Jerome an die umliegenden Städte Schwetzkau, Reisen, Punitz, Bojanowo, Guhrau u. a. der Befehl, 120 000 Rationen H a f e r und 80 Zentner Mehl zu liefern und bis Mittag den 21. November Abgesandte nach Lissa zur Entgegennahme weiterer Anordnungen zu schicken.37 Am 27. November 1806 erschien Napoleon in Posen und wurde von den polnischen Großen feierlich begrüßt. Am 22. Februar 1807 wurde die Geistlichkeit aufgefordert, am 1. März 1807 einen Dankgottesdienst abzuhalten. 3 8 Am 7. Juli 1807 wurde der Friede in Tilsit geschlossen und am 22. Juli das Herzogtum Warschau entgegen polnischen Hoffnungen als französische Schutzmacht errichtet, dem Könige Friedrich August von Sachsen unterstellt und dem Lande im Code Napoleon eine Verfassung gegeben. Am 23. Februar 1809 wurde die Verwaltung nach französischem Vorbilde eingerichtet. Posen wurde die H a u p t s t a d t eines Departements mit einem Präfekten an der Spitze. Der Landesherr ernannte den Bürgermeister, der zusammen mit den vom Präfekten bestimmten Ratsherren nach M a ß gabe des Präfekten die Stadt regierte. Auf die Durchführung der Verwaltung gewann der polnische Adel großen Einfluß. 39 Vom 1. Januar 1812 an wurde Polnisch die Amtssprache bei Gericht und in der Verwaltung, sogar in ganz deutschen Städten, wie Lissa. 40 Die Eintragungen in den Schwetzkauer Kirchenbüchern sind jedoch auch in dieser Zeit deutsch. Im Mai 1812 kamen französische Truppen auf ihrem Zuge nach R u ß l a n d durch Schwetzkau. Wieder wurden Vieh, Pferde, Futter- und Lebensmittel requiriert. 41 Am 31. Mai zog Napoleon durch Posen und Lissa. 42 Auf seiner Flucht kam er auf einem Schlitten fahrend am 12. Dezember 1812 wieder durch Lissa. Ein Steintisch in einem Wäldchen bei Grüne bewahrt als Napoleonstisch noch die Erinnerung daran. Zwei Monate hindurch folgte ihm auf diesem Wege seine geschlagene Armee. Am 13. Dezember 1813 erschien die Vorhut des russischen Heeres unter Woronzew. Die russische Besatzungsmacht suchte das Letzte aus der Bevölkerung herauszuholen. Mit Sehnsucht erwartete diese den Frieden, Ruhe und Ordnung. Polen wurde es zum Verhängnis, daß es in dem nun beginnenden Kampfe an Napoleon festhielt. So wurde es auf dem Wiener Kongreß wieder unter die drei Siegermächte aufgeteilt.

36 ) W u 11 k e , S. 228. - W a r s c h a u e r , Abriß, S. 32. - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 132. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 328-330. 37 ) B e i s s e r t , S. 50. 38 ) Ebd. S. 5 1 . - B i c k e r i c h , S. 58-60. 39 ) L a u b e r t , Deutsch oder slawisch, S. 65. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 333. 40 ) B i c k e r i e h , S. 60. 41 ) B e i s s e r t , S. 5 1 . - B i c k e r i c h , S. 62. 42 ) B i c k e r i c h , S. 62.

Zweites Kapitel

DAS FRAUSTÄDTER LAND U N T E R P R E U S S I S C H E R H E R R S C H A F T V O N 1815 BIS 1919 1. G r u n d l e g u n g d e r n e u e n

Ordnung

Preußen erhielt das durch die Grenzen der späteren Provinz Posen umschriebene Gebiet, das wegen der Sonderstellung, die es unter den preußischen Provinzen einnahm, im Besitznahmepatent vom 15. Mai 1815 mit dem N a m e n „Großherzogtum Posen" bezeichnet wurde. Der preußische König Friedrich Wilhelm III., der sich auf Grund der Artikel 3 und 5 der Wiener Kongreßakte verpflichtet hatte, seinen polnischen Untertanen zur Wahrung ihrer Nationalität angemessene Privilegien zu gewähren, versprach am 15. August 1815 in einer feierlichen Proklamation der fast ganz katholischen, überwiegend polnischen Bevölkerung des neu gegründeten Großherzogtums Freiheit der Religionsausübung, als Entgelt für die von ihm eingezogenen Kirchengüter ausreichende Besoldung der Geistlichen, den Gebrauch der polnischen neben der deutschen Sprache in allen öffentlichen Verhandlungen und nach Maßgabe der Fähigkeit Zutritt zu allen öffentlichen Ämtern. 1 Statthalter wurde Fürst Anton Radziwill, Oberpräsident Josef von Zerboni di Sposetti. In den Kreisen regierten die Rittergutsbesitzer, meist polnische Adlige, die den Landratsposten besetzten. 2 Die Amtssprache in Verwaltung und Gericht war deutsch und polnisch. Bei der Übernahme in den preußischen Staatsverband 1815 legten die bisherigen Bürgermeister und Ratsherren ihre Ämter nieder. Die Regierung bestellte hinfort den Bürgermeister und auf Vorschlag des Landrats die Ratsherren. Die Mitwirkung der Bürger bei der Magistratswahl wurde ausgeschlossen. 1853 erlangte die Bürgerschaft durch Einführung der revidierten Städteordnung das Recht der Selbstbestimmung in kommunalen Angelegenheiten. Sie wählte die 9 Stadtverordneten auf drei Jahre, von denen jährlich ein Drittel ausschied und neu gewählt wurde. Diese versahen ihr A m t unentgeltlich und wählten den Magistrat und den besoldeten Bürgermeister auf zwölf Jahre, der zugleich die Polizei verwaltete. 3 Das Rechts- und Gerichtswesen wurde 1816 durch das allgemeine Landrecht geordnet, die staatliche Rechtspflege durch das Amts- und Landgericht und den königlichen Gerichtshof ausgeübt, die Vertretung der Stadt auf dem Kreistage durch Kreisordnung 1828 geregelt. 4

') W u t t k e , S. 231. - W a r s c h a u e r , Abriß, S. 32. - L a u b e r t , Deutsch oder slawisch, S. 77. - B u s s e n i u s , S. 268: Der Bericht Finckensteins vom 12. Oktober 1798 gibt die A u f f a s sung der preußischen Regierung über die Sprachenfrage wieder: „Niemals habe die preußische Regierung daran gedacht, die polnische Sprache auszurotten. Aber sie wünscht, daß die Polen immer mehr aufhören, Polen zu sein, und immer mehr echte Preußen werden." 2 ) W u 11 k e , S. 233. - B i c k e r i c h , S. 64. 3 ) W u t t k e , S. 2 3 4 - 2 3 5 . - W a r s c h a u e r , Mogilno, S. 197. 4 ) W u t t k e , S. 233.

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DAS FRAUSTÄDTER LAND UNTER PREUSSISCHER HERRSCHAFT VON 1815 BIS 1919

Wirtschaftlich ging es nur langsam aufwärts. Noch standen an den schlecht gepflasterten Straßen die alten Häuser mit ihren aus aufeinandergeschichteten halbrohen Baumstämmen bestehenden, mit Lehm verklebten und mit Brettern verschalten und ihren mit Stroh oder Schindeln gedeckten Dächern. 5 Den durch den Wiener Kongreß festgelegten Ostgrenzen Preußens paßte der Vatikan auch die Diözesangrenzen an. Durch die Bulle „De salute animarum" vom 16. Juli 1821 wurde das Bistum Posen zum Erzbistum erhoben und mit diesem die erzbischöfliche Kirche von Gnesen in Personalunion vereinigt. Der bisherige Bischof von Posen Tymoteusz Gorzenski wurde nach Resignation des Gnesener Erzbischofs Ignacy Raczynski, Erzbischof von Gnesen und Posen (1821—1825). In beiden Diözesen blieben daneben ein Hilfsbischof, Generalvikar, Domkapitel sowie Priesterseminar, und zwar wurden in dem Posener Philosophie und alle Disziplinen der theoretischen Theologie und im Gnesener Pastoral, Homiletik und Katechetik gelehrt. Bischöfliches Priesterseminar in Posen war von 1780 bis 1896 die alte Lubranskische Akademie. Durch die Zirkumskriptionsbulle wurden die Pfarreien Kursdorf, Hinzendorf und Zedlitz, die bis dahin der Breslauer Diözese angehört hatten, mit der Posener vereinigt. 6 Die schon unter König Friedrich Wilhelm II. begonnene Säkularisation des kirchlichen Besitzes wurde von König Friedrich Wilhelm I I I . auch nach 1815 fortgesetzt. Durch Kabinettsordre vom 9. August 1816 wurden alle Klöster, die sich nicht der Krankenpflege widmeten, durch Verbot von Neuaufnahmen aufgehoben und zur Einrichtung von Schulen, Seminaren, Kasernen und Irrenanstalten bestimmt. 7

2. D i e p r e u ß i s c h e K i r c h e n - u n d

Polenpolitik

Die preußische Regierung sah in dem katholischen Bekenntnis und der polnischen Nationalität der überwiegenden Anzahl der Bewohner des Großherzogtums Posen einen Faktor der Unruhe und der Unsicherheit f ü r das Bestehen Preußens. Darum besetzte man die hohen Beamtenstellen im Posenschen zunächst vorzugsweise, später ausschließlich mit preußischen Protestanten aus den alten Provinzen und begünstigte deren Einheirat in polnische Familien. Gleichzeitig wurde durch Kabinettsordre bestimmt, daß alle Kinder in der Religion des Vaters zu erziehen seien und die Pfarrer diese Ehen auch bei Verweigerung der Kautelen einsegnen müßten. Das führte zum Mischehenstreit mit der Katholischen Kirche, was 1839 zur Verhaftung des Erzbischofs Marcin Dunin (1831-1842) und Bestrafung vieler Geistlicher führte und große Empörung hervorrief, bis die Bestimmungen nach dem Regierungsantritt König Friedrich Wilhelms IV. (Juni 1840) ge-

5

) Ebd. S. 2 3 1 . - B e i s s e r t , S . 67. ) K l i t s c h e , S. 4 1 - 4 3 . - V ö l k e r , S. 310. - S t a s i e w s k i , Geschichte, S. 217. 7 ) W u t t k e , S. 236. - W a r s c h a u e r , Mogilno, S. 198. - V ö l k e r , S. 310. - S t a s i e w s k i , Geschichte, S. 211 und 2 1 7 . - B u s s e n i u s , S . 417. 6

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150

DAS FRAUSTÄDTER LAND UNTER PREUSSISCHER HERRSCHAFT VON 1815 BIS 1919

mildert wurden. 7 * Die preußische Verfassung, die am 31. Januar 1850 in Kraft trat, anerkannte die Selbständigkeit der Religionsgesellschaften. Die Volksschulen waren konfessionell und unterstanden der Aufsicht des Ortspfarrers. Sechs Jahrzehnte lag die 1780 abgebrannte Schule in Schwetzkau in Trümmern. In dieser Zeit wurden die jüngeren Jahrgänge in einem Hause am Ende des Herrengässels von dem seminaristisch vorgebildeten Lehrer Pfennig, die älteren in dem in der Hofegasse hinter der Weißschen Gastwirtschaft gelegenem Hause von dem alten Kantor Mehr unterrichtet. Erst 1844 konnte das neue auf dem Platze des alten vor der Kirche gelegenen Schulhaus seiner Bestimmung übergeben werden. Pfarrer war damals Jarosz (1834-1852). Am 14. und 15. Mai 1850 weilten er und Propst Weigt aus Bukwitz in ihrer Eigenschaft als Schulinspektoren zu einem Instruktionsbesuch im Lehrerseminar in Paradies. 8 Ungeduldig wartete der durch die Teilung Polens tief in seinem nationalen Selbstbewußtsein getroffene polnische Adel auf die Gewährung der dem polnischen Volke feierlich zugesicherten Autonomie. Inzwischen war es der preußischen Regierung gelungen, das vom polnischen Nationalismus noch nicht erfaßte Bauerntum durch die gegen den Widerstand des polnischen Adels 1823 in Posen durchgeführte Agrarreform, Ablösung der bäuerlichen Lasten, Bauernbefreiung, wenn auch nur auf kurze Zeit, f ü r sich zu gewinnen. 9 Als sich im Juli 1830 das polnische Volk in Warschau gegen die russische Regierung erhob, versagte der polnische Bauer im Posener Lande der Schlachta seine Gefolgschaft. Wie Kaiser Nikolaus I. hielt sich König Friedrich Wilhelm I I I . an die durch die Wiener Schlußakte übernommene Verpflichtung nicht mehr gebunden, enthob Fürst Anton Radziwill seines Amtes und machte Posen zu einer preußischen Provinz und damit zu einem untrennbaren Teile des preußischen Staates. Eduard Flottwell (1830-1841) setzte er zum Oberpräsidenten ein. 10 Von nun ab durften alle Ämter nur noch die deutsche Sprache gebrauchen, es wurde in den Stadtschulen in deutscher Sprache unterrichtet. Durch die Einführung der Gewerbefreiheit hatte sich ein zunächst auch regierungstreuer polnischer H a n d w e r k e r - und Kaufmannsstand zu einem gewissen Wohlstand emporgearbeitet. Angeregt durch die Ideen der Romantik begann sich die junge Intelligenz dieses Mittelstandes auf die polnische Geschichte zu besinnen und die polnische Sprache zu studieren. 11 Bezeichnend f ü r diese Rückbesinnung des polnischen Volkes auf seine religiösen und nationalen Grundlagen und die polenfreundliche Gesinnung in deutschen Kreisen ist die Aufstellung der Bronzegruppe der beiden ersten christlichen Herrscher Polens des Mieszko und Boleslaw Chrobry 1841 in der goldenen Kapelle des Posener Domes. Die Figuren waren von dem deutschen Künstler Christian Rauch geschaffen und auch unter

7a

) V ö l k e r , S. 3 1 1 . - S t a s i e w s k i , Geschichte, S. 219. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 379. ) W a r m i n s k i , S. 1 2 . - B e i s s e r t , S. 73. 9 ) L a u b e r t , Deutsch oder slawisch, S. 78-80. - K r a n z , S. 330. - G a u s e , S. 209. 10 ) V ö l k e r , S. 309. - B i c k e r i c h , S. 64. - G a u s e , S. 211. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 350, 354 und 378. " ) M a r k e r t , S. X X V I . 8

DIE PREUSSISCHE KIRCHEN- UND POLENPOLITIK

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Deutschen finanziert worden. 1 2 An die Stelle der aus den Kleinstädten abwandernden Juden traten polnische Ärzte, Rechtsanwälte, Genossenschaftsleiter. 13 Die Revolution von 1848 erzeugte in Posen einen Aufstand national-polnischen Charakters. Erzbischof Leon Przyluski (1845-1865) forderte vom König die Wiederherstellung der nationalen Rechte der Polen. 14 Friedrich Wilhelm IV. gestand den Polen die „Reorganisation" in Heer und Verwaltung zu. Aber in den deutschen Kreisen der Provinz Posen und auch im Fraustädter Land erhob sich hiergegen Opposition, lieber wollte man sich Schlesien und dem Deutschen Bunde anschließen, als unter einer polnischen Regierung leben. In Lissa und Fraustadt duldete man keine Träger der rot-weißen Kokarde, des Abzeichens der Anhänger der polnischen Bewegung, und vertrieb deren Abgesandte. 15 Die „Reorganisation" zerschlug sich am Widerstand der Deutschen. Weder die Teilung der Provinz nach der Nationalität ihrer Bevölkerung noch die Vereinigung mit dem Deutschen Bunde wurde verwirklicht. Die polnisch-deutsche Symbiose blieb noch bestehen, bis ihr nach 100 Jahren durch Vertreibung der Deutschen ein Ende bereitet wurde. Zum endgültigen Bruch mit dem Polentum kam es unter dem Ministerpräsidenten O t t o von Bismarck (1862-1890) durch seinen gleichzeitigen, unglücklich miteinander verkoppelten Kampf gegen die katholische Kirche und das erstarkende Polentum. In beiden Fällen ging es Bismarck um Durchsetzung der staatlichen Vorherrschaft zu Gunsten eines preußischen Einheitsstaates. Das rief den Widerstand der deutschen Katholiken und der Polen hervor, die sich auch als Nation getroffen fühlten. Bismarck erklärte: „Der Beginn des Kulturkampfes war f ü r mich überwiegend bestimmt durch seine polnische Seite." 16 Eine der ersten Maßnahmen war die Aufhebung der katholischen Abteilung im Kultusministerium 1872. Durch die Kulturkampfgesetzgebung wurde die Wirksamkeit der katholischen Kirche in Preußen eingeschränkt, durch die „Maigesetze" 1873 kamen Bischöfe, Priester und Ordensleute in Konflikt mit den Strafgesetzen und wurden verhaftet, so auch der Erzbischof von Gnesen-Posen Mieczyslaw H a l k a Ledochowski und der Schwetzkauer Dekan Wiesner. Der Erzbischof wurde nach Verbüßung einer zweijährigen Gefängnisstrafe in Ostrowo am 15. April 1874 von der preußischen Regierung abgesetzt. 17 Die

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) W a r s c h a u e r , Kulturarbeit, S. 217. ) L a u b e r t , Deutsch oder slawisch, S. 80 - K r a n z , S. 330. 14 ) W u t t k e , S. 238-239. - V ö l k e r , S. 311. - G a u s e , S. 216. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 380-382. 15 ) W u t t k e , S. 242-244. - Slownik geograficzny, Bd. 5, S. 180: [Leszno] „ . . . tego dowody zlozylo w czasach wewn^trznych rozruchow, jako to r. 1848, kiedy niemieccy mieszczanie z zaci^tosci^ walczyli przeciw objawom ludnosci polskiej." - Ebd. Bd. 14, S. 64: „W r. 1848 m. W[schowa] przeciwne bylo reorganizacyi i bralo udzial w ruchu giermanizacyjnym." - B i c k e r i e h , S. 65. 16 ) V ö l k e r , S. 311. 17 ) Ebd. S. 311-312. - K r a n z , S. 336-355. - S t a s i e w s k i , Geschichte, S. 219. - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 163-165. - U m i n s k i , Bd. 2, S. 487. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 420-421. - Auch zwei Schwetzkauer, die beiden Brüder Franz und Martin Hübner, Patres aus dem Philippinerkloster Glogowko bei Gostyn, gingen in die Verbannung. 13

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DAS FRAUSTÄDTER LAND UNTER PREUSSISCHER HERRSCHAFT VON 1815 BIS 1919

Ordensleute wurden ausgewiesen, die beiden Priesterseminare geschlossen. Die Gesetze über die amtliche Beurkundung des Personenstandes und die Vermögensverwaltung in der katholischen Kirche durch Bildung von Kirchenvorständen und einer Gemeindevertretung wurden, weil mit der katholischen Auffassung nicht unvereinbar, angenommen. Darum erfolgten die Eintragungen in die Schwetzkauer Kirchenbücher seit 1874 nidit mehr in deutscher, sondern in lateinischer Sprache. Erzbischof Julius Dinder (18861890) mühte sich vergeblich um Durchsetzung seiner bischöflichen Autorität bei den Polen und einen Ausgleich. Seine Grabschrift im Posener Dom gedenkt seiner als des „Pastor fidelis, caritatis aemulus". 18 Ihm folgte Florian Oksza Stablewski (1890-1906). Das 1889 wieder eröffnete Priesterseminar erhielt ein neues Gebäude, während die alte Lubranskische Akademie 1897 Knabenkonvikt der Diözese wurde. Priestergenerationen haben in der Zeit nach dem Kulturkampf die von Deutschen wie Polen in gleicher Weise verehrten Dr. Jedzink als Regens und Moralprofessor, Dr. Ignaz Warminski als Dogmatikprofessor und Dr. Albert Steuer als Philosophieprofessor zu Lehrern gehabt. Um der polnischen Bewegung Herr zu werden, suchte Bismarck das Polentum einzuschränken und das Deutschtum zu fördern. So wurde auch in den von polnischen Kindern besuchten Schulen 1873 die deutsche Sprache in den profanen Fächern allgemein, seit 1906 auch für Religion und Kirchengesang eingeführt, was zum Wreschener Schulstreik führte. Seit 1876 war Deutsch die alleinige amtliche Gesdiäftssprache, seit 1908 auch für die Versammlungen der polnischen Vereine vorgeschrieben.19 Auf Grund des Ansiedlungsgesetzes vom 20. März 1908 wurden etwa 130 000, fast durchweg protestantische Deutsche in den Provinzen Posen und Westpreußen angesiedelt. So entstand bei Schwetzkau neben dem rein deutschen katholischen Deutsch-Wilke eine rein evangelische Siedlung Wolfskirch. Durch die sowohl den Bauern- wie in den Städten den Mittelstand fördernden Maßnahmen der preußischen Regierung war auf dem Lande ein selbständiger und rationell seinen Boden bewirtschaftender polnischer Bauern- und in der Stadt ein sich seines Leistungsvermögens bewußt gewordener polnischer Handwerker- und Kaufmannsstand herangewachsen. Diese Kreise waren zum nationalen Bewußtsein erwacht und infolge der deutschen antipolnischen Ostmarkenpolitik aus ihrer anfänglich regierungstreuen Haltung zum Widerstand und schließlich zum Gegenangriff übergegangen. Unter der Losung „Sw6j do swojego" (Jeder zu seinem) stellte man den antipolnischen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Organisationen, Vereinen, Banken und Geschäften nun antideutsche gegenüber. Führer in diesem Kampfe waren polnische Geistliche, an ihrer Spitze Prälat Wawrzyniak (1848-1910) und nach ihm Prälat Adamski. So entstanden 1861 Towarzystwo pozyczkowe (Kreditverein) und Centraine towarzystwo rolnicze (Landwirtschaftlicher Zentralverein), die den Verkauf polnischen Bodens an

18 ) N o w a c k i , Archidiecezja poznanska, S. 119-120. S t a s i e w s k i , Geschichte, S. 220. 19 ) G a u s e , S. 239. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 424.

Vgl. auch V ö l k e r ,

S. 312.

-

DIE PREUSSISCHE KIRCHEN- UND POLENPOLITIK

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Deutsche, und 1886 Bank Ziemski, die den Verkauf polnisdien Großgrundbesitzes an die Ansiedlungskommission verhindern sollten. Bank Zwiqzku Spolek Zarobkowych (Zentralbank der polnisdien Genossenschaften) 1886 förderte auf dem Kreditwege den Bodenerwerb der Polen und polnischer Betriebe, seit 1897 immer mehr auch den aus deutscher Hand. 20 Fast in jeder Stadt mit polnischer Bevölkerung befand sich eine Bank ludowy (Volksbank), die vielfach von polnischen Geistlichen verwaltet wurde. Der zweisprachige Pole zeigte sich in diesem Wirtschaftskampfe dem Deutschen, der nur deutsch konnte und auf seinem nationalen Besitzstand ausruhend den eigentlichen Kampf der Regierung überließ, überlegen.21 Das Solidaritätsgefühl schweißte alle Schichten der polnischen Bevölkerung zu einem selbständigen Wirtschaftskörper zusammen. 22 In der Zeit von 18701895 nahm in der Provinz Posen das deutsche Element trotz Ansiedlung ab und das polnische um 30 o/o zu. Orte wie Storchnest, die bis 1867 noch eine deutsche Mehrheit hatten, verloren diese.23 Durch den von der preußischen Regierung gleichzeitig geführten Kampf gegen Polentum und katholische Kirche kamen die deutschen Katholiken in eine schwierige Lage. Während noch 1863 das Zentrum die preußische Regierung im Kampfe gegen die polnischen Insurgenten unterstützt hatte, weil es kein Recht auf Revolution gebe, vertraten die deutschen Katholikentage 1891/92, 1893, 1899 und 1900 die Forderung nach polnischer Unterrichtssprache in allen Klassen der Volksschule unter Berufung auf das Recht der Muttersprache. 24 Noch schwieriger war die Lage der deutschen Katholiken in der Provinz Posen. Sie bildeten hier nur eine untergeordnete Minderheit zwischen der konservativ-evangelischen höheren Beamtenschaft, dem ebenso exklusiv konservativ-evangelischen Ostmarkenverein, die beide offiziell beanspruchten, die deutschen Belange allein zu vertreten, und dem Polentum, das gleicherweise für sich die Vertretung der katholischen Belange in Anspruch nahm. 25 Waren dann noch polnische Geistliche, die seit 1860 die politische Führung der Polen hatten, Seelsorger auch der deutschen Katholiken, war deren Polonisierung gewöhnlich die Folge. So erklärt es sich, daß die seit 1719 bei Posen angesiedelten katholischen deutschen Bamberger, die unter der polnischen Herrschaft und noch darüber hinaus bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts ihr Deutschtum bewahrten und noch 1867 gegen die Einstellung von Lehrern, die nicht recht deutsch sprachen, protestierten, 24 Jahre später gegen einen deutschen Religionsunterricht Einspruch erhoben,

so ) La u b e r t , Deutsch oder slawisch, S. 126. - R h o d e , Posen, S. 126. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 422. 21 ) L a u b e r t , Deutsch oder slawisch, S. 90. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 427. ia ) S w a r t , S. 147-149. » ) B i c k e r i c h , S. 67. ,4 ) S t a s i e w s k i , Geschichte, S. 220. " ) L a u b e r t , Posen, S. 100. - S w a r t , S. 148. - K r a f t , S. 177. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 427.

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weil sie polnisch seien. Sie waren also während Bismarcks Kampf gegen das Polentum etwa von 1867 bis 1892 polnisch geworden. 28 Von diesem Schicksale sind zwar die Schwetzkauer bewahrt geblieben. Aber wie sehr auch in dieser Stadt, die unter der polnischen Herrschaft 1277-1793 jede polnische Unterwanderung abgewehrt hatte, die Liebe zum angestammten Volkstum im Schwinden begriffen war, geht daraus hervor, daß von 1900 ab, also von der Zeit, als die gekräftigte polnische Wirtschaft dazu überging, durch Ankauf von Wirtschaften in den bis dahin rein deutsch gebliebenen Besitzstand einzudringen, bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges trotz aller Warnungen des Ortspfarrers 20 Wirtschaften in polnische Hände übergingen.27 3. S c h w e t z k a u u m 1 9 0 0 Um 1900 hatte Schwetzkau rund hundert Jahre unter preußischer Herrschaft zugebracht. Die Stadt hatte die Grenzen, die sie bereits im 17. Jahrhundert erreichte, kaum überschritten. Noch immer bezeichneten die drei Kapellen an den Ausgängen der drei Hauptstraßen das Ende der Stadt. Aber an die Stelle der einst aus Lehm und Fachwerk errichteten, mit Stroh und Schindeln gedeckten Häuser waren massiv gebaute mit Ziegeldächern getreten. Durch das Feuer vom 12. April 1861 waren das am Murker und Wilker Wege gelegene Scheunenviertel und die Lissaer Gasse, durch die Feuersbrunst am Rosenkranzfest 1863 die Kreutscher Gasse bis auf das in dieser Vorstadt stehende Holzkreuz und durch den am 16. August 1876 bei großer Hitze entstandenen, mit unheimlicher Schnelligkeit um sich greifenden Brand die Bader-, Kirch-, Laßwitzer und Fraustädter Gasse sowie drei Häuserreihen des Marktes, im ganzen 156 Gebäude, zerstört worden. 27a An Brandschadengeld wurden nur 120 000 Mark gezahlt, an Geldern aus Kollekten und der Provinzialhilfskasse 31 000 Mark verteilt. 40 Jahre lang bis 1916 zahlten die Abgebrannten die vorgeschossene Summe an die Brandkasse zurück. Von den 20 auf den Zugangsstraßen zur Stadt stehenden Windmühlen überdauerten 16 die großen Stürme der Jahre 1872 und 1875, durch die sie umgeworfen wurden. Unter Entbehrungen und mühseliger Arbeit hatten sich die Schwetzkauer in den hundert Jahren preußischer Herrschaft zu einem bescheidenen Wohlstand emporgearbeitet. Die drei Kriege, die Preußen in dieser Zeit führte, spielten sich fern der Heimat außerhalb der Grenzen ab. Das Andenken an die fünf dabei gefallenen Schwetzkauer hielt eine Ehrentafel in der Kirche wach. Die Erinnerung an die ehemalige geistliche Grundherrschaft war geschwunden. Es gab zwar noch eine Hofegasse, aber den wenigsten Schwetzkauern war der geschichtliche Anlaß dieser Benennung bewußt. Ebensowenig war der Allgemeinheit

26 ) V ö l k e r , S. 3 1 0 . - M e t z , S. 269-276. " ) B e i s s e r t , S. 76. 2 '*) W i n t e r f e l d , S. 34.

Abb. 14: Schwetzkau am A n f a n g des 20. Jahrhunderts

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bekannt, daß das Rittergut Reichenau den Nachlaß des Lubiner Klostergutes umfaßte. Auch die alte Vogtei, das spätere Stadtgut, war in privaten Besitz übergegangen. Bei der im Anfange der achtziger Jahre erfolgten Aufteilung des Kreises Fraustadt kam Schwetzkau zu Lissa. Die katholische Religion gab der Stadt und dem Leben der Bewohner noch immer das Gepräge. Der etwa 70 m hohe Turm der Pfarrkirche beherrschte die Stadt und ihr Weichbild. Die 1730—1751 gebaute, 1754 geweihte und nach dem Brande 1780 wiederhergestellte Pfarrkirche mit ihrem schönen barocken Hochaltar und den 12 barocken Seitenaltären hatte das letzte Jahrhundert, ohne Schaden zu nehmen, überstanden. 28 Unter der Amtszeit des Dekans und Pfarrers August Wiesner wurden sowohl das Kircheninnere wie auch der Helm des Kirchturmes erneuert. Noch immer dehnte sich um das Gotteshaus der weiträumige, mit alten Linden bestandene und mit einer Mauer umfaßte alte Kirchhof aus, auf dem seit Jahrhunderten die Schwetzkauer ihre Toten begruben. Zu ihm führte von der Stadt ein großer mit einem Umbau versehener Toreingang mit zwei Seiteneingängen. Noch standen auf dem Markte die 1722 zum Danke für Gottes Schutz in Krieg und Pest errichtete überlebensgroße Marienfigur, an der Straßenkreuzung Schwetzkau - Grüne und Striesewitz - Murke das Johannes-von-Nepomuk-Denkmal und auf den Feldwegkreuzungen Feldkreuze. Zur Pfarrei gehörten außer Schwetzkau das Vorwerk Wiese (M^czyn), Garthe, Priebisch, Treben, Wolfsvorwerk und Wolfs-Treben. 29 Neue Menschen wohnten in den Häusern, aber die Geistesrichtung, die Geschlechter, selbst die Namen waren dieselben geblieben. Völkisch wie religiös war die Bevölkerung wie einst einheitlich ausgerichtet. Sie war deutsch und bis auf etwa 70 Protestanten und eine jüdische Familie, die ein kleines Manufakturwarengeschäft betrieb, bei 1657 Einwohnern katholisch. Wie das Stadtbild prägte die Religion auch das private und öffentliche Leben. Das Kirchenjahr mit seinen Sonn- und Festtagen, seinen Fast- und Abstinenztagen, seinen Ablässen und Wallfahrten bestimmte den Rhythmus des mit Sorge und Arbeit erfüllten Lebens der Bewohner. Es verlief noch in den gleichen von Religion und Sitte geprägten Gewohnheiten wie vor Jahrhunderten. 30 In den frühen Morgenstunden des Advents eilte, wer immer nur abkommen konnte, in die Roratemesse. Kleine Stearinkerzen, die sich die Beter selbst mitbrachten, erleuchteten spärlich die dunkle Kirche. Volksgesang gab es nicht. Unter Orgelbegleitung sang der Kantor, unterstützt von den Sängern auf der Orgelbühne. Mit dem „Ecce Dominus veniet et omnes sancti cum eo" schloß die Andacht. Der hl. Abend wurde festlich begangen. Eigenartig war die feste Reihenfolge bestimmter Gerichte, die sich herausgebildet hatte: eine dicke, gewürzte Milchsuppe, Karpfen in brauner Tunke und kalte Mohn-

28 ) Slownik geograficzny, Bd. 11, S. 687. Der Rosenkranz- und Laurentiusaltar waren noch mit Altarien (ohne Altaristen) verbunden. - Siehe auch oben S. 129. 29 ) Slownik geograficzny, Bd. 11, S. 687: „Parfochia] licz^c^ 2100 dusz, skladajq: M^czyn, Ogrody, Przbyszewo, Swi?ciechowa, Trzebiny i Wilczy f o l w a r k czyli Wilcze Trzebiny." 30 ) Der Verfasser kann aus eigener Erinnerung viele der folgenden Einzelheiten bestätigen.

SCHWETZKAU UM 1900

157

klöße. Nach einem besonderen Gebet wurde das Essen unter einem harzig duftenden, mit Äpfeln, Nüssen und Zuckerwaren geschmückten Christbaum, einem Kiefernbäumchen, eingenommen. Das Hochamt an Sonn- und Feiertagen wurde mit Orgelspiel, Instrumentalmusik, Geigen, Flöten, Hörnern und Pauken oder mehrstimmigem Gesang gefeiert. Weihnachten durfte das „Transeamus usque ad Bethlehem" nicht fehlen. Streng wurde die vierzigtägige Fastenzeit gehalten, selbst sonntags wurde kein Fleisch genossen. Am Sonntag „Laetare", dem sogenannten „Sommersonntage", zogen nach altem, in Schlesien verbreiteten Brauch Kinder mit einem mit bunten Bändern geschmückten Kiefernbäumchen von Tür zu Tür. Der geschichtliche Anlaß war im Laufe der Jahrhunderte in Vergessenheit geraten, aber nicht vergessen wurden die Eier und Brezeln, die man bei dieser Gelegenheit erhielt. Um sie zu bekommen, sang man ein Lied in schlesischer Mundart. 31 Vom Gloria des Gründonnerstags ab schwiegen die Glocken. Durch eine von Jungen gefahrene, klappernde Radwer, die „Schnurr", wurden die Gläubigen zum Gottesdienste gerufen. Den ganzen Raum des Presbyteriums nahm das hl. Grab ein. Ein großer Torbogen mit zwei durch Vorhänge geschlossene Seiteneingänge nach Art antiker Triumphbögen bildete die Fassade, die das Presbyterium vom Hauptschiffe abschloß. Gekrönt wurde der Torbogen von einer Nachbildung der ehernen Schlange. Das hl. Grab wurde in den langen Abendgottesdiensten am Karfreitage und in der Nacht zum Ostersonntage

31

)

1. S u m m e r - , S u m m e r g a k e l , Ich hätt gern a G a k e l , Ich hätt garn ees, ch'garn z w i e , Ich k o n n ni l a n g hi stein, Ich m u ß a H ä u s e l w e t t e r g e i h n . 2. R a u s e n raut, R a u s e n raut B l i e h n u f m Stengel. D r H e r r is schein, dr H e r r is schein, D ' F r o ist w i e a E n g e l ! G a b es G o t t , gab es G o t t , Dossr'a langes Laben h o t t . 3. Frau W i r t i n steht w o h l hinter der Tür, Sie h a t 'ne schöne Schürze für, Schürze m i t d e m B a n d e , sie ist die Schönst' im L a n d e . G a b es G o t t , d a ß se a l a n g e s L a b e n h o t t . 4. D e r H e r r hat' n e h o h e M ü t z e a u f , H a t se v o l l D u k a t e n sitzen, Er w i r d sich w o h l b e d e n k e n , W i r d mer w o h l en schenken. Gab's G o t t , doss'r a langes L a b e n h o t t ! I m g a n z e n Kreise w a r das Frühlingssingen m i t alten deutschen R e i m e n gebräuchlich. - V g l . auch C h o w a n s k i , S. 2 3 : Z a b o r o w i e c (8 k m v o n L u s c h w i t z ) : „ O d n i e p a m i ? n t n y c h c z a s o w z w y c z a j u palenia smiercich i c h o d z e n i a z n o w e l o t k i e m . " Es f o l g t eine ausführliche Beschreibung des S o m mersingens, g a n z ähnlich w i e in S c h w e t z k a u , u n d d a n n seine D e u t u n g .

158

DAS FRAUSTÄDTER LAND UNTER PREUSSISCHER HERRSCHAFT VON 1815 BIS 1919

durch brennende Wachslampen erleuchtet, die am hl. Grabe angebracht waren. Ein dreimaliger Umgang um die Kirche unter dem Gesang des Liedes „Christus ist erstanden" leitete die Auferstehungsfeier ein. An den Bittagen zogen die Prozessionen bis zu den vor der Stadt gelegenen Kapellen, am Fronleichnamstage die theophorische unter Gesang und Blasmusik auf den Markt. Mit dem Anbruch des Sommers fanden die großen Wallfahrten nach Guhrau, Hochkirch, Trebnitz zum Grabe der hl. Hedwig, Reisen, Borek und G6rka Duchowna statt. Umgekehrt wallfahrtete man zum Skapulier-, Patronats- und Rosenkranzfest zur Schwetzkauer Kirche. Da zum Skapulierablaß auch Polen aus der weiteren Umgebung hierher kamen, wurde an diesem einzigen Tage im Jahr zum Frühamt polnisch gepredigt. Pfarrer in Schwetzkau und Dekan des Fraustädter Dekanats war August Wiesner (1851-1901). In seiner Sorge um die Kranken in der Gemeinde und die Betreuung der vorschulpflichtigen Kinder berief er die Grauen Schwestern der hl. Elisabeth und schenkte ihnen das große auf dem Markte gegenüber der Marienfigur gelegene Grundstück, damit sie einen Kindergarten einrichteten und die Kranken pflegten. Die aufkommende Industrie und die Nähe Lissas brachten es mit sich, daß Handel und Gewerbe in Schwetzkau zurückgingen. Um 1900 gab es dort 15 Müller mit 15 Mühlen, 10 Weber, 3 Schneider, 10 Schuster, 3 Sattler, 3 Schmiede, 3 Tischler, 4 Stellmacher, 2 Büttner, 5 Zimmerer, aber 20 Maurer, die ihre Arbeitsstätte in Lissa hatten und dorthin täglich zu Fuß gingen, 1 Dachdecker, 2 ölschläger, 7 Schenker, 7 Bäcker, 3 Fleischer. Eingegangen war das Kürschner-, Tuchmacher-, Schlosser-, Mühlbauer- und Töpfergewerbe.31 Die Innungen waren aus dem öffentlichen und kirchlichen Leben verschwunden. Es bestand nur noch die Leineweberzunft, die alljährlich zur Fastnacht mit ihrer Lade und einem großen, zinnernen, mit bunten Bändern geschmückten Pokal ihren Umzug hielt. Auch eine Schützengilde gab es, wohl die Nachfolgerin der Armbrustbürgerwehr. 32 Mit dem Polizeidiener und dem die Scheibe tragenden Ansager an der Spitze zog sie am Dreifaltigkeitssonntage unter Blasmusik vom Rathaus zum Schützenplatz, wo sich viel fahrendes Volk eingefunden und seine Verkaufsbuden, Karussell, Schaukel, Schießstände u. a. aufgeschlagen hatte. Den ersten Schuß gab der Bürgermeister in Vertretung des Königs ab, weshalb das Schützenfest auch Königsschießen genannt wurde. Am Abend des zweiten Tages wurde der Schützenkönig, mit der silbernen Medaille geschmückt, heimgeleitet und ihm die Scheibe als Siegeszeichen übergeben. Die an Stelle der 1780 abgebrannten 1844 errichtete Volksschule war vierklassig. Die untere und obere Klasse wiesen zwei Abteilungen auf. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wirkten dort als Lehrer Josef Deutsch, Wagner, Kahl und Piefke, nach ihnen Johannes Deutsch, Oskar Hellmich und Hieronymus Gluschke fast zwei Menschenalter sowie die Lehrerin Ebenau. In gemeinsamer Arbeit gaben Kirche, Elternhaus und Schule christliche Kultur und Ordnung durch Belehrung, Zucht und eigenes Beispiel weiter. Es ist erstaun-

32

) Siehe oben S. 85 Anm. 2.

SCHWETZKAU UM 1900

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lieh, wie viele junge Leute sich aus dem kleinen Städtchen im 19. Jahrhundert zum Lehrer- und geistlichen Beruf entschlossen: Etwa 40 wurden Lehrer und 20 Geistliche. Ganz spurlos waren die letzten hundert Jahre an Schwetzkau nicht vorübergegangen. Die konfessionellen und nationalen Schranken, die die Einwohner Jahrhunderte hindurch in der polnischen Zeit trotz anders gearteter Umwelt rein deutsch und katholisch erhalten hatten, begannen sich unter der preußischen Herrschaft zu lockern. Die Zahl der Protestanten stieg von 5 im Jahre 1793 auf 50 bis 70. Die Liebe zur heimatlichen von den Vätern ererbten, aber mit harter Arbeit und niedrigem Lebensstandard verbundenen Scholle vermochte nicht mehr, den Lockungen der Großstadt mit höherer und bequemerer Lebenshaltung und dem günstigen Kaufangebot des wirtschaftlich und völkisch erstarkten, aber bedürfnisloseren Polentums zu widerstehen. 1910 waren bereits von 1525 Einwohnern 203 Polen und 1928 von 209 Häusern 36 in Händen von Polen. 33

33

) Slownik geograficzny, Bd. 11, S. 687: Um 1892 226 Häuser, 414 Familien, 1657 Einwohner, 1577 katholisch, 77 protestantisch, 3 jüdisch. Die Behauptung, die Bevölkerung sei überwiegend polnisch, ist unzutreffend. - B e i s s e r t , S. 75: Amtliche Tabellen über die Einwohner Schwetzkaus, Konfession, Religion, Beruf und Nationalität aus den Jahren 1793, 1849, 1876, 1900, 1928.

Teil V

S C H W E T Z K A U I N DER ZEIT DES W I E D E R E R S T A N D E N E N P O L N I S C H E N STAATES Erstes Kapitel

WÄHREND UND NACH DEM ERSTEN

1. D i e p o l i t i s c h e

WELTKRIEG

Neuordnung

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges im August 1914 brachte den auf polnischer Seite lang ersehnten „allgemeinen Krieg", der die Erfüllung der nationalen Hoffnungen näher rückte.1 Der Posener Weihbischof Eduard Likowski, der 1914/15 Erzbischof von GnesenPosen wurde, ermahnte in einem besonderen Hirtenschreiben seine Diözesanen, ihre Pflichten gegen die weltliche Obrigkeit zu erfüllen. Die Polen folgten ihrer Einberufung zum Kriegsdienst und kämpften auf deutscher, österreichisdier und russischer Seite teils aus Loyalität, teils aus Überzeugung. Als sich im Herbst 1918 der Zusammenbruch der drei bei der Teilung Polens beteiligten Mächte abzeichnete, begann das polnisdie Nationalkomitee in Paris Vorbereitungen zu treffen, um bei Kriegsausgang die Verwaltung in die Hände zu nehmen. 2 In Frankreich wurde mit amerikanisdier Unterstützung eine polnische Armee unter General Haller aufgestellt. 3 Als die deutschen Truppen im Spätherbst 1918 von der Ostfront zurückfluteten und in Berlin die Republik ausgerufen, Arbeiter- und Soldatenräte gegründet wurden, wandelten sich diese in den überwiegend von Polen bewohnten Teilen der Provinz Posen zwangsläufig in national-polnische Volksräte um. Der im November ausgerufene „Oberste Polnische Volksrat" (Naczelna Rada Ludowa) tagte vom 3. bis 6. Dezember als Teilgebietslandtag, in dem Prälat Stanislaw Adamski und Wojciech Korfanty tonangebend waren. 4 Der am 27. Dezember in Posen ausgebrochene polnisdie Aufstand wollte noch vor dem Friedensschluß vollendete Tatsachen schaffen und alle je zu Polen gehörigen Gebiete in Besitz nehmen. Am 1. Januar 1919 hatten die Aufständischen im Norden die Netze erreicht, sie beherrschten bald die ganze Provinz. Die deutschen Soldaten wurden ent-

') Über die Entwicklung der Unabhängigkeit Polens während des Ersten Weltkrieges vgl. G a n s e , S. 257-277. - M a r k e r t , S. X X V I I I - X X I X . - C o n z e , S. 1-11. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 436—452. *) C o n z e , S . 9 . - R h o d e , Geschichte Polens, S. 450-452. s ) R h o d e , Geschichte Polens, S. 450. 4 ) K r a f t , S. 169-170. - R o o s , Polen zwischen den Weltkriegen, S. 20. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 460.

DIE POLITISCHE NEUORDNUNG

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waffnet, die deutschen Behörden und Beamten überall abgesetzt und durch Polen ersetzt bzw. wurde ihnen ein polnischer Beirat übergeordnet, ohne dessen Gegenzeichnung sie keine Verfügung erlassen durften. Die Häuser der Deutschen wurden vielfach nachts nach Waffen und Munition durchsucht und führende als Polenfeinde bekannte Persönlichkeiten festgenommen und in das Konzentrationslager Szczypiorno oder auf das Kernwerk nach Posen gebracht. 5 Jözef Pilsudski, der am 14. November 1918 tatsächlich und formell die Macht in Polen übernommen hatte, unterstützte die Aufständischen durch Waffenlieferungen und Entsendung von Offizieren. 6 Nur langsam, etwa vom 6. Januar 1919, setzte im Posener Land ein deutscher Widerstand gegen die polnischen Aufständischen ein. In den einzelnen Orten der deutschen Grenzkreise bildeten sich Heimwehren, die zusammen mit dem inzwischen aufgestellten Grenzschutz und der staatlicherseits ins Leben gerufenen Reichswehr die Angriffe der Polen abwehrten. Auch die eben aus dem Kriege zurückgekehrten Schwetzkauer schlössen sich unter Führung des Stadtgutsbesitzers Oswald zu einer Heimwehrkompanie zusammen und verteidigten unterstützt von einer Reichswehrkompanie die Heimat. Bis Januar 1919 hatten die Polen das Fraustädter Land von Norden und Osten her bis zur Linie Gollmitz, Jeseritz, Kreutsch, Murke besetzt, während der Grenzschutz noch Lissa, Schwetzkau, Wilke, Petersdorf, Nicheln und Bargen hielt. Nach Abschluß des Waffenstillstandes am 7. Februar 1919 wurden weitere Kampfhandlungen von der Entente untersagt; die damals gezogene Demarkationslinie sollte durch die Pariser Friedenskonferenz vom 18. Januar bis 28. Juni 1919 sanktioniert werden. 7 Der Versailler Vertrag vom 28. Juni 1919 brachte für Deutschland große Einbußen. Ohne Volksabstimmung wurden von Deutschland abgetrennt und fielen an Polen 1. die Provinz Posen mit Ausnahme eines kleinen Streifens im Westen mit Fraustadt, Schwerin, Schönlanke und Schneidemühl, 2. die Provinz Westpreußen mit Ausnahme einiger Kreise, 3. Teile der ostpreußischen Kreise Neidenburg und Osterode mit der Stadt Soldau, 4. kleinere Teile Pommerns und Niederschlesiens. 8 Für Südostpreußen, vier westpreußische Kreise und fast ganz Oberschlesien wurden Volksabstimmungen vorbereitet, die im Juli 1920 und März 1921 durchgeführt wurden. Die Botschafterkonferenz teilte im August 1920 fünf westpreußische, drei ostpreußische Dörfer und im Oktober 1921 den Hauptteil des oberschlesischen Industriegebietes Polen zu. 9

6 ) V g l . Augenzeugenberichte, in: O s t l a n d - K u l t u r 1 1 - 1 2 ( 1 9 2 9 - 1 9 3 0 ) . - V g l . außerdem W i e l i c z k a . - K r a f t , S. 1 7 0 - 1 7 7 . 6 ) R o o s , Polen zwischen den Weltkriegen, S. 19-20. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 458. 7) L a u b e r t , Deutsch oder slawisch, S. 119. - B e i s s e r t , S. 76. - R h o d e , Staatliche Entwicklung, S. 120. 8 ) L a u b e r t , Deutsch oder slawisch, S. 121. - R h o d e , Staatliche Entwicklung, S. 1 2 0 - 1 2 1 . R o o s , Polen zwischen den Weltkriegen, S. 2 0 - 2 2 . - R h o d e , Geschichte Polens, S. 462. 9 ) F r a n z e 1, S. 347. - G a u s e , S. 2 6 2 - 2 6 5 . - K a p s , T r a g ö d i e , S. 3 3 - 3 5 . - R h o d e , Staatliche Entwicklung, S. 1 2 2 - 1 2 5 und 1 5 3 - 1 5 5 . - R o o s , Polen zwischen den Weltkriegen, S. 2 0 - 2 2 und 2 6 - 2 8 . - R h o d e , Geschichte Polens, S. 4 6 2 - 4 6 4 , 4 7 3 - 4 7 4 und 4 7 7 - 4 7 8 .

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WÄHREND UND NACH DEM ERSTEN WELTKRIEG

Auch Schwetzkau mit den deutschen Dörfern in der Umgebung wurde ebenso wie Lissa ohne Volksabstimmung Polen zugesprochen, während der westliche Teil des Fraustädter Landes bei Deutschland blieb. Am 10. Januar 1920 trat der Vertrag von Versailles in Kraft. Am 17. Januar wurde auf Grund von dessen Bestimmungen Sdiwetzkau den Polen übergeben. „Das war ein schwerer Abschied auf dem Marktplatze, als wir von der attaschierten Reichswehrkompanie im dunklen Morgengrauen Abschied nahmen und somit auch von Deutschland. Vaterländische Weisen wurden von der Musikkapelle im gedämpften Tone gespielt. Der Führer der Reichswehr redete. Alles schluchzte, und dann zog die Truppe mit dem Preußenliede die Laßwitzer Straße nach der neuen Grenze ab. Wir andern verkrochen uns in die Häuser, und als die Polen vorsichtig einrückten, fanden sie nur verhängte Fenster vor." 1 0 Während von den Polen die in Versailles erreichte Grenze nur als ein Minimum der geschichtlichen Gerechtigkeit empfunden wurde 1 1 , war man in Deutschland allgemein davon überzeugt, daß man in der Zuteilung deutschen Gebietes an Polen, besonders des ganzen ohne Abstimmung abgetrennten Korridors und Oberschlesiens, über den 13. Wilsonschen Punkt, der „alle Gebiete mit unzweifelhaft polnischer Bevölkerung" 12 für die Errichtung eines polnischen Staates am 8. Januar 1918 gefordert hatte, hinausgegangen sei und Deutschland Unrecht getan habe. 13 So schufen die Alliierten einen neuen Gegensatz zwischen Deutschen und Polen. Selbst Lloyd George erklärte: „Der Vorschlag der polnischen Kommission, daß wir 2 100 000 Deutsche der Autorität eines Volkes mit einer anderen Religion unterstellen sollen, eines Volkes, das im Laufe der Geschichte niemals gezeigt hat, daß es sich zu regieren versteht, dieser Vorschlag würde uns früher oder später zu einem neuen Kriege im Osten Europas führen" 1 4 . Auf der Pariser Friedenskonferenz hatten die Vertreter Polens die Einbeziehung einer starken deutschen Minderheit in den polnischen Staatsverband durchgesetzt. Zum Schutze der deutschen Bevölkerung vor allzu rascher gewaltsamer Assimilation verpflichtete sich Polen auf der gleichen Konferenz am 28. Juni 1919 im Minderheitenschutzvertrag 15 , den nationalen Minderheiten die gleichen Rechte wie den Angehörigen des Staatsvolkes, volle Freiheit im Gebrauch der Sprache und in der Ausübung der Religion und staatliche Elementarschulen mit Unterricht in der Muttersprache zu gewähren. Die Einhaltung dieser Verpflichtungen wurde unter den Schutz des Völkerbundes gestellt. Wie Polen diese Verpflichtung zu erfüllen gedachte, verkündete vier Monate später Stanislaw Grabski, der spätere Kultusminister, auf einer Delegiertentagung in Posen programma-

10

) Bericht des H e r r n O s w a l d , v g l . B e i s s e r t , S. 76. « ) G i e r t y c h , S. 19. 12 ) R h o d e , Geschichte P o l e n s , S. 4 5 1 . 13 ) K a p s , T r a g ö d i e , S. 35 A n m . 66. - R o t h , S. 53. - K r a u s , S. 2 3 - 2 4 . » ) G a u s e , S. 2 6 3 - 2 6 4 . 15 ) R h o d e , Staatliche E n t w i c k l u n g , S. 126. - R o o s , P o l e n z w i s c h e n den W e l t k r i e g e n , S. 22. R h o d e , Geschichte P o l e n s , S. 4 8 2 .

DIE POLITISCHE N E U O R D N U N G

163

tisch: „Wir wollen unsere Beziehungen auf die Liebe stützen, aber es gibt eine andere Liebe für die Landsleute und eine andere für die Fremden. Ihr Prozentsatz bei uns ist entschieden zu hoch. Posen kann uns einen Weg weisen, in welcher Weise der Prozentsatz von 14 oder sogar 20 v. H . auf IV2 v. H . gebracht werden kann. Das fremde Element wird sich umsehen müssen, ob es sich anderswo besser befindet. Das polnische Land ausschließlich für die Polen!" 16 Planmäßig führte Polen diese so angekündigte Verdrängungspolitik auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiete durch. Die Behörden der Wojewodschaften Posen und Pommerellen suchten der deutschen Bevölkerung die Grundlage zu nehmen durch Entziehung von Konzessionen, Verweigerung der Grundstücksauflassung nach dem Tode des Vaters, Steuerausnahmegesetze, Fortsetzung des schon unter der preußischen Regierung begonnenen Boykotts deutscher Kaufleute und Gewerbetreibenden und nach Beschluß der Agrarreform auch mit Enteignung des Grundbesitzes. Die Abwanderung von über 600000 Deutschen aus Posen-Pommerellen von 1919 bis 1929 war die Folge. Auf Grund des Liquidationsgesetzes gingen 500 000 ha deutschen Landbesitzes bis 1926 in polnische Hand über. 9000 deutsche Ansiedler wurden enteignet. Unter Zurücklassung von Vieh und Maschinen mußten sie eiligst Haus und Hof verlassen.17 Unter ihnen waren auch Katholiken. So hatte z. B. von Haza-Radlitz, um sein Hauptgut Lewitz zu halten, ungefähr 2000 Morgen an die preußische Ansiedlungskommission in Posen unter der Bedingung verkauft, daß nur Katholiken angesiedelt würden. Es waren Oldenburger, die hier eine neue Heimat fanden, bis auch dieses Gebiet zu Polen geschlagen wurde. Von Haza-Radlitz wurde mit sechs anderen Deutschen auf dem Kernwerk in Posen erschlagen. Das deutsche Schulwesen erfuhr von 1919 bis 1930 im Posener Land eine ständige Verringerung. 18 1926/27 existierten in Posen-Pommerellen noch 254 staatlich anerkannte deutsche Volksschulen und 160 an polnische Schulen angegliederte deutsche Klassen; 1937/38 betrug ihre Zahl nur noch 60 bis 92. Schon 1930 besuchten 45 °/o aller deutschen Kinder polnische Schulen. Die deutschen Gymnasien gingen von 14 im Jahre 1921 auf vier im Jahre 1932 zurück. Den bis 1929 in Posen-Pommerellen gegründeten 117 deutschen Privatschulen wurden derartige Schwierigkeiten bereitet, daß ihre Zahl seit 1932 rapide sank. Durch das Wirken des 1919/21 entstandenen „Verbandes zum Schutze der Westmarken" wurde das deutsch-polnische Verhältnis zunehmend gespannter. 19 Der „Deutschtumsbund zur Wahrung der Minderheitsrechte" mit dem Sitz in Bromberg 20

18

) R h o d e , Staatliche Entwicklung, S. 126. ) F r a n z e l , S. 348-349. - K r a f t , S. 174-178. - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 202-204. - R h o d e , Staatliche Entwicklung, S. 126-127. - R o o s , Polen zwischen den Weltkriegen, S. 38. 18 ) R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 203. - R o o s , Polen zwischen den Weltkriegen, S. 38. - K u h n , Deutschtum, S. 147-148. " ) K u h n , Deutschtum, S. 143-144. 2 °) Ebd. S. 146. 17

164

WÄHREND UND NACH DEM ERSTEN WELTKRIEG

und der „Hauptverein der deutschen Bauernvereine" wurden 1923 aufgelöst. 21 Am 13. September 1934 kündigte die polnische Regierung den Minderheitenschutzvertrag. 22 Etwa die Hälfte des landwirtschaftlichen, drei Viertel des städtischen Besitzes und vier Fünftel der kulturellen Anstalten gingen den Deutschen verloren. 23 In Posen-Pommerellen schrumpfte die Zahl der Deutschen von 1 150 000 im Jahre 1918 auf 500 000 im Jahre 1921 und auf 335 000 im Jahre 1939.24 In Posen war der deutsche Bevölkerungsanteil von 65 467 Personen (41,78 °/o) im Jahre 1910 auf 9392 Personen (5,54 °/o) im Jahre 1921 und auf 6387 Personen (2,59 °/o) im Jahre 1931 gesunken.25 Dem kulturellen Leben der deutschen Katholiken wurden die Grundlagen entzogen. Die Franziskanerkirche, die von 1833 bis 1918 den Mittelpunkt ihrer Gemeinde gebildet hatte, wurde von polnischen Franziskanern übernommen; es durfte in ihr aber weiter deutsch gepredigt werden. Ihre Personalpfarrei verlor die Selbständigkeit. 26 Der „Verband der deutschen Katholiken" ging ein, sein Protektor, der Posener Domherr Joseph Klinke, starb, seine Mitglieder schieden durch Abzug oder Ausweisung aus. In Lissa hielt sich noch ein deutsches Privatgymnasium, deutsche Volksschulen blieben in Lasswitz, Lissa 27 , Reisen und Sdiwetzkau bestehen. Die Polonisierung im Gebiet von Posen und Schwetzkau machte unter diesen Umständen weitere Fortschritte.

2. D i e k i r c h l i c h e

Neuordnung

Durch die neue Grenzziehung fiel nicht nur der ganze Kreis Lissa, sondern darüber hinaus ein breiter, an der Ost- und Nordgrenze des Kreises Fraustadt verlaufender Streifen mit Neu-Laube, Nicheln, Bargen, Deutsch Jeseritz und Brenno an Polen. Politisch wurde dieses Gebiet der Wojewodschaft Posen eingegliedert, kirchlich blieb es bei der Diözese Posen. Neu geordnet wurden die kirchlichen Verhältnisse des polnischen Staates durch das zwischen dem Vatikan und Polen am 10. Februar 1925 geschlossene Konkordat und die Bulle „Vixdum Poloniae" vom 28. Oktober 1925.28 Die Personalunion des Erzbistums Gnesen-Posen blieb bestehen, doch wurde der Gnesen-Posener Kirchenprovinz neben Kulm auch die Diözese Wloclawek zugeordnet. Der Titel „Primas regni Poloniae" wurde sowohl dem Erzbischof von Gnesen-Posen wie auch dem von Warschau zugebilligt. Der Apostolische Stuhl ernannte hinfort die Bischöfe nach Befragung des Staatspräsidenten.

21

) ) 23 ) 24 ) 25 ) 26 ) 27 ) 28 ) 22

K r a f t , S. 198. R h o d e , Staatliche E n t w i c k l u n g , S. 129. L a u b e r t , Deutsch oder slawisch, S. 121. K u h n , D e u t s c h t u m , S. 150. K r a f t , S. 177 u n d 196. S t a s i e w s k i , Geschichte, S. 2 2 3 . B i c k e r i c h , S. 7 9 - 8 0 . S t a s i e w s k i , R ö m i s c h - K a t h o l i s c h e Kirche, S. 104.

DIE KIRCHLICHE NEUORDNUNG

165

Damit erloschen die Rechtskraft der Bulle „De salute animarum" vom 26. Juli 1821 2e , die darin getroffene Vereinbarung über die Ergänzung des Domkapitels, die Bischofswahl und auch die Vorzugsstellung der deutschen katholischen Geistlichkeit bei der Besetzung der Domherrnstellen. Aus dem Polen einverleibten Teile des alten Fraustädter Dekanats wurde das Dekanat Lissa geschaffen mit den Pfarreien: Alt-Laube, Drobnin, Retschke, Gollmitz, Golembitz, Deutsch bzw. Kirchlich Jeseritz, Kankel, Klein Kreutsch, Lissa, Murke, Storchnest, Swierczyn, Schwetzkau, Deutsch bzw. Lissaer Wilke und Bargen. Dem 1915 verstorbenen Erzbischof Eduard Likowski war im gleichen Jahr Edmund Dalbor (1915-1926), seit 17. Dezember 1919 Kardinal, gefolgt. Sein Nachfolger wurde der Salesianerpater und Bischof von Kattowitz August Hlond (1926-1948). Pfarrer von Schwetzkau waren: Stephan Frieske (1901-1934), Stephan Ogrodowski (1934-1936) und Stanislaw Malecki (1936-1939). 30 Der bei Deutschland verbleibende Teil des Fraustädter Landes bildete mit den Restgebieten der Provinzen Posen und Westpreußen die am 21. Juli 1922 errichtete preußische Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen. 31 Kirchlich wurde dieses Gebiet der am 22. November 1920 ins Leben gerufenen Erzbischöflichen Delegatur unterstellt, deren erster Delegat der bisherige Posener Generalvikar Dr. Robert Weimann mit dem Sitze in Tütz wurde. 32 Sie umfaßte die Dekanate Betsche, Bomst, Deutsch Krone, Schneidemühl und Fraustadt. Zum Dekanat Fraustadt gehörten die bei Deutschland verbliebenen Pfarreien Hinzendorf, Kursdorf, Ilgen, Lissen, Röhrsdorf und Zedlitz. Am 3. August 1922 wurde die Jurisdiktion des Erzbischöflichen Delegaten auch auf die bei Preußen verbliebenen, bisher zur Diözese Kulm gehörenden Dekanate Flatow, Lauenburg und Schlochau ausgedehnt. Am 1. Mai 1923 wurde die Erzbischöfliche Delegatur in eine Apostolische Administratur umgewandelt und durch das Konkordat mit der Republik Polen am 10. Februar 1925 endgültig von der Erzdiözese Posen getrennt. Durch das preußische Konkordat vom 14. Juni 1929 erhob der Vatikan die Apostolische Administratur zur Praelatura nullius Schneidemühl und verleibte sie der neu errichteten Kirchenprovinz Breslau ein.33

29

) S c h ö p p e , S . 59-63. ) K l i t s c h e , S. 4 5 - 4 7 . - Rocznik archidiecezyj gnieznienskiej i poznanskiej na 1938 rok, S. 266. - N o w a c k i , Ardiidiecezja poznanska, S. 124-126. 31 ) W a r n k e , S. 10-11. - R h o d e , Staatliche Entwicklung, S. 126-127. 32 ) P e t z e l t , S. 12-14. 3S ) Vgl. M a r s c h a l l und S c h m a u c h , S. 3 3 - 4 0 . 30

Zweites Kapitel

W Ä H R E N D DES ZWEITEN WELTKRIEGES 1. D i e Z e i t d e r n a t i o n a l s o z i a l i s t i s c h e n

Vorherrschaft

Der Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland, seine Machtergreifung und sein totalitäres Regime verschlechterten trotz des am 26. Januar 1934 zwischen Hitler und Pilsudski abgeschlossenen Nichtangriffspaktes das Verhältnis zwischen Deutschland und Polen. 1 Am 3. April 1939 befahl Hitler, Kriegsvorbereitungen für einen Überraschungsangriff auf Polen zu treffen, am 28. April kündigte er den Nichtangriffspakt. In Erwartung des bevorstehenden Krieges kam es in Polen zu antideutschen Ausschreitungen, zur Schließung deutscher Schulen, Auflösung deutscher Vereine, zu Überfällen auf deutschsprachige Staatsbürger, zur Ausweisung und Verhaftung von Deutschen. Viele flohen aus Polen, so daß am 21. August bereits etwa 70 000 in deutschen Lagern untergebracht waren. 2 Am 1. September 1939 drang die deutsche Wehrmacht in Stärke von 54 Divisionen in Polen ein. In langen Marschkolonnen wurden die deutschen Grenzbewohner von polnischen Behörden in das Landesinnere verschleppt, viele verbargen sich in Kellern oder Wäldern. Am 3. September wurden in Bromberg etwa 1000 Deutsche umgebracht, bis Anfang 1940 etwa 7000.3 Um ihr eigenes brutales Vorgehen gegen die Polen zu rechtfertigen, hat die nationalsozialistische Propaganda diese Zahlen vervielfacht. 4 Schon vor dem Einmarsch der deutschen Truppen hatten die Polen in Schwetzkau den Bewohnern das Vieh weggenommen und es auf dem polnischen Gutshof zusammengetrieben. In der Nacht zum 2. September zündete ein polnisches Kommando von fünf Panzern alle Windmühlen, Getreideschober, Scheunen und einige Gehöfte an. Die aufgeschreckten deutschen Bewohner flüchteten über die Grenze nach Fraustadt oder durch das Bruch in die Wälder von Boguschin und Schmidtschen. Andere wurden von den Polen bis nadi Lowicz vor Warschau getrieben. Noch am 3. September durchfuhren polnische Panzer die Stadt. Sie gaben sich zuerst als Deutsche, um dann, als ihnen Blumen zuflogen, mit Feuer zu antworten. Erst als am 5. September deutsche Truppen Herr der Stadt geworden waren, kehrten die Geflüchteten zurück. 5 Nach einem Blitzfeldzug von vier Wochen war die polnische Kriegsmacht vernichtet. Sofort nahmen die Vertreter der nationalsozialistischen Partei, die dem Militär auf dem Fuß folgten, die Zivilverwaltung in die Hand. Die in Polen wie überhaupt in Osteuropa

R o o s , Polen zwischen den Weltkriegen, S. 55 und 63. - R h o d e , Geschichte Polens, S. 492. ) F r a n z e l , S. 387-389. - K r a f t , S. 2 0 0 . - R o t h , S. 61-67. - K u h n , Deutschtum, S. 151. 3 ) G a u s e , S. 281. - R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 236-237. - R h o d e , Staatliche Entwicklung, S. 1 3 4 . - K u h n , Deutschtum, S. 151. 4 ) K u h n , Deutschtum, S. 151-152. - R o o s , Polen in der Besatzungszeit, S. 170. 5 ) Über die parallelen Ereignisse in Lissa vgl. B i c k e r i c h , S . 84-90. 2

DIE ZEIT DER NATIONALSOZIALISTISCHEN VORHERRSCHAFT

167

ergriffenen Maßnahmen wurden von den Rassengedanken Hitlers bestimmt. Der unmittelbar dem Reich unterstellte Warthegau, der aus den Wojewodschaften Posen, Lodz und Pommerellen gebildet und in die Regierungsbezirke Posen, Hohensalza und Kaiisch eingeteilt wurde, sollte der deutschen Herrenrasse, den Rücksiedlern aus den Ländern des Baltikums, Ostgalizien, Wolhynien und Bessarabien zur Verfügung gestellt werden. 6 U m diesen Platz zu machen, wurden durch die SS 1 200 000 Polen und 300 000 Juden in dem kalten Winter 1939-1940 in brutaler Weise in das Generalgouvernement abgeschoben. Eine Armee von Geschäftemachern aus den Reihen der SS, SA und des Parteiführerkorps eignete sich unter dem Titel der Treuhänderschaft das Vermögen der aus ihrem Besitze vertriebenen Polen an. 7 Die verbleibende polnische Bevölkerung wurde von der deutschen streng geschieden, soweit sie arbeitsfähig war, wurde sie durch Zwangsrekrutierung zum Frondienst ins Altreich gebracht und in der Landwirtschaft, Industrie oder in Bergwerken eingesetzt. Die polnischen Zivilarbeiter, durch ein „P" am Ärmel gekennzeichnet, durften nicht an deutschen Gemeindegottesdiensten teilnehmen, jede Einzelseelsorge an ihnen war verboten. 8 Die polnische Oberschicht wurde in Massen hingerichtet. Alle Lemberger Universitätsprofessoren wurden erschossen, die Krakauer am 6. Dezember 1939 ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht. Die größten Blutopfer der rücksichtslos behandelten polnischen Bevölkerung brachten die Juden, die fast alle ermordet wurden; die Schätzungen schwanken zwischen 2,35 und 3 Millionen. 9 Die antichristliche Tendenz der Rassenideologie zeigte sich in der Kirchenpolitik der nationalsozialistischen Besatzungsbehörden. 10 Die Geistlichkeit der Erzdiözese Posen wurde durch vier große Festnahmeaktionen im November 1939, Februar 1940, August 1940 und Oktober 1941 erheblich dezimiert. Von den 681 Welt- und 147 Ordenspriestern kamen 451 ins Gefängnis oder Konzentrationslager, 120 wurden in das Generalgouvernement abgeschoben und 74 erschossen 11 , unter ihnen auch der vorletzte Pfarrer von Schwetzkau und der letzte Stanislaw Malecki, somit waren 645 (78 °/o) des Klerus ausgeschaltet. N u r 34 durften in der Seelsorge für die Polen und 17 für die Deutschen tätig sein bei einer Seelenzahl von fast 1,3 Millionen Katholiken. In ganz Polen kamen während des Zweiten Weltkrieges von 10 017 Geistlichen, die im Jahre 1939 wirkten, 2647 (20 °/o) ums Leben. 12 Von den 441 öffentlichen Kirchen der Erzdiözese Posen waren 1941 nur 30 f ü r die polnisdie und 15 f ü r die deutsche Seelsorge geöffnet, davon in Posen zwei f ü r die polnische, eine f ü r die deutsche, die übrigen 396 Kirchen, auch der Dom, wurden

6 ) R h o d e , Staatliche Entwicklung, S. 136 und 138. - K u h n , Deutschtum, S. 154-156. R o o s , Polen in der Besatzungszeit, S. 174-175. 7 ) F r a n z e l , S. 393-394. - R o o s , Polen in der Besatzungszeit, S. 176. 8 ) K a p s , Tragödie, S. 138 A n m . l l . - G i e r t y c h , S . 21-22. 9 ) B e r a n e k , S . 125. - R o o s , Polen in der Besatzungszeit, S. 183-184. 10 ) S t a s i e w s k i , Kirchenpolitik, S. 46-74. - S t a s i e w s k i , Römisdi-Katholische Kirche, S. 107-108. u ) S t a s i e w s k i , Kirchenpolitik, S. 65. 12 ) U m i n s k i , Bd. 2, S. 552.

168

W A H R E N D DES Z W E I T E N WELTKRIEGES

versiegelt bzw. profanen Zwecken zugeführt, sie dienten als Lagerraum, Reithalle usw. l s Alle polnischen Ordensniederlassungen wurden aufgelöst. Gottesdienst durfte in den für Polen zugelassenen Kirchen an Sonn- und Feiertagen nur von 8 bis 11 Uhr, an Werktagen nur von 8 bis 9 Uhr gehalten und nur von Gemeindemitgliedern besucht werden. 14 Die Seelsorge war auf den Kirchenraum beschränkt, Religionsunterricht in der Schule untersagt, in der Kirche nur einmal wöchentlich von 15 bis 17 Uhr gestattet. Die vier im Warthegau zugelassenen Religionsgemeinschaften, die „Posener evangelische Kirche deutscher Nationalität im Wartheland", die „Litzmannstädter evangelische Kirche deutscher Nationalität im Wartheland", die „Evangelisch-lutherische Kirche deutscher Nationalität im Warthegau-West" und die „Römisch-katholische Kirche deutscher Nationalität im Reichsgau Wartheland", wurden zu Privatvereinen herabgesetzt. 15 Das kirchliche Vermögen wurde eingezogen, Wohlfahrtspflege wurde den Kirchen verboten, alle religiöse Betätigung diffamiert, der Kirchenaustritt propagiert. 16 Wie alle Kirchen, an denen am 1. September 1939 ein polnischer Geistlicher gewirkt hatte, blieb auch die Schwetzkauer geschlossen, bis wieder ein deutscher Pfarrer eingesetzt wurde. Dies war zuerst vertretungsweise der Pfarrer von Laube Georg Kliche ( 1 9 4 0 1942). Die Kirchen in der Umgebung (Bargen, Jeseritz, Kreutsch, Wilke, Murke u. a.) wurden geschlossen und ihrer beweglichen Inneneinrichtung, z. B. der Meßgewänder, Kelche, Kronleuchter u. a., beraubt. Wie an allen anderen Orten des Warthegaues wurden auch in Schwetzkau alle religiösen Wahrzeichen entfernt, in einer Nacht wurden alle Kapellen an den Haupteingängen der Stadt niedergerissen, die Johannes Nepomuk-Figur an der Lissaer Straße, das große Kreuz am Ende der Kreutscher Straße und alle Wegkreuze gestürzt. Im August 1940 wagte sich der nationalsozialistische Amtskommissar an die noch stehengebliebene überlebensgroße Muttergottesfigur auf dem Markte, die die Schwetzkauer 1722 zum Dank für die wunderbare Rettung aus der Kriegsgefahr errichtet hatten. 17 Als die deutschen Katholiken des Städtchens erfuhren, daß der von drei Wachtmeistern begleitete Amtskommissar die Figur durch mehrere Arbeiter niederreißen lassen wollte, versammelten sie sich aufs tiefste empört um diese Statue und suchten den Frevel zu verhindern. Sie wichen auch nicht, als die Polizisten zu schießen drohten. Erst nach herbeigerufener polizeilicher Verstärkung aus den Nachbarstädten Lissa, Reisen und Storchnest konnte der Befehl ausgeführt werden.

" ) S t a s i e w s k i , Kirdienpolitik, S. 65. " ) Ebd. S. 71. " ) Ebd. S. 5 6 - 6 0 . 1 8 ) Ober die Lage der evangelischen Kirche im Reichsgau Wartheland vgl. R h o d e , Geschichte der evangelischen Kirche, S. 2 3 7 - 2 3 9 . " ) Siehe oben S. 123.

DER SOWJETISCHE EINMARSCH U N D DIE VERTREIBUNG DER DEUTSCHEN

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2. D e r s o w j e t i s c h e E i n m a r s c h u n d d i e V e r t r e i b u n g der Deutschen Die nationalsozialistische Ostpolitik, der Blitzfeldzug gegen Polen, die brutale Enteignungs- und Vernichtungspolitik und der im gleidien Geiste geführte, aber gescheiterte Rußlandfeldzug führten zu einer fast zwangsläufig verlaufenden antideutschen Gegenbewegung des slawischen Ostens unter bolschewistischer Führung. Am 22. Juni 1941 begann der deutsche Angriff gegen Rußland, infolge dessen die Sowjetunion auf die Seite der Alliierten trat und auch mit der polnischen Exilregierung am 30. Juli 1941 ein Bündnis abschloß. Als sich seit November 1942 durch die russische Offensive vor Stalingrad die Wende des Zweiten Weltkrieges abzeichnete, erhob am 2. Dezember 1942 der polnische Nationalrat in einem Memorandum an die Vereinigten Staaten und Großbritannien Anspruch auf alles Land ostwärts der Oder und Lausitzer Neiße. Diese polnischen Ansprüche kamen dem Wunsche der Westalliierten nach möglichst weitgehender Aufteilung Deutschlands und dem der Sowjetunion entgegen, das im September 1939 gemäß dem Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt vom 23. August 1939 besetzte Ostpolen zu behalten und dafür Polen auf Kosten Deutschlands zu entschädigen, wobei Stalin gleichzeitig die Absicht verfolgte, Polens Grenzen auf Kosten Deutschlands zu erweitern und so an sich zu binden, daß in Zukunft eine Versöhnung dieser beiden Völker mit einer Frontstellung gegen die Sowjetunion unmöglich werde. Es gelang Stalin auf den Konferenzen zu Teheran vom 28. November bis 1. Dezember 1943 und Jalta vom 4. bis 11. Februar 1945, Roosevelt und Churchill, wenn auch mit gewissen Vorbehalten, für seinen Plan einer zweifachen Annexion und Evakuierung zu gewinnen: Ostpolen sollte bis zur Curzon-Linie Sowjetrußland angegliedert werden und zur Entschädigung Ostdeutschland bis zur Oder-Neisse-Linie erhalten, wobei zunächst offen blieb, ob die Glatzer oder Görlitzer Neisse gemeint war. Die polnische Bevölkerung sollte aus dem an die Sowjetunion anzuschließenden Gebiet evakuiert und in dem an Polen von Deutschland abzutretenden Gebiet angesiedelt werden. 18 Als sich die sowjetische Offensive im Herbst 1944 der deutschen Ostgrenze näherte und die Gefahr eines Einbruchs der Russen in Deutschland drohte, wurden auch in der Umgegend Schwetzkaus Schanzarbeiten ausgeführt. Unter der Leitung eines SS-Stabes mußte die Bevölkerung tiefe Gräben von Wilke über Schwetzkau bis Alt-Laube ausheben. Aber die russischen Panzer überrollten diese Hindernisse. Auf die Kunde von Gewalttaten der vordringenden Truppen der Roten Armee setzte in den letzten Monaten des Jahres 1944 und in den ersten Monaten des Jahres 1945 eine Massenflucht der deutschen Zivilbevölkerung ein.19 Hunderttausende verließen Haus und Hof und versuchten, sich nadi Westen

1S ) R h o d e , Staatliche Entwicklung, S. 139-143. - R o t h , S. 72-75. - R h o d e , Entwicklung Polens, S. 196-220. 19 ) R h o d e , Staatliche Entwicklung, S. 143-145. - K u h n , Deutschtum, S. 156-158.

170

WÄHREND DES ZWEITEN WELTKRIEGES

durchzuschlagen. Soweit es beim Zusammenbruch aller staatlichen Ordnung möglich war, griffen deutsche Behörden helfend und ordnend ein. So erhielten die Schwetzkauer schon am 20. Januar 1945 von dem dort kommandierenden Obersturmführer den Befehl, sich für einige Tage mit Lebensmitteln zu versehen und sich für die Flucht bereit zu halten. Am Nachmittag des gleichen Tages verließen die, welche dieser Aufforderung der NSDAP folgten, in einem Treck von 123 Gespannen die Heimat und erreichten in etwa vier Tagen Berlin. So konnten viele einen Teil ihrer beweglichen Habe, die Landleute in Trecks auf ihren Wagen, die Stadtbevölkerung auf der Eisenbahn, retten. Aber viele Tausende kamen auf der Flucht um. Die mit Flüchtlingen besetzten Züge wurden vielfach beschossen, bald waren die Eisenbahnstrecken unterbrochen. Die Flüchtlingstrecks auf den von endlosen Wagenkolonnen verstopften Straßen wurden von sowjetischen Panzern aufgelöst und zur Umkehr gezwungen. Dörfer und Städte waren von Flüchtlingen überfüllt, für Neuankömmlinge häufig gesperrt. Eisenbahndämme und Straßengräben waren von den Leichen der durch Kälte und Erschöpfung Umgekommenen gesäumt. Abgerissen, verhungert, ausgeplündert, die letzte, armselige Habe mit sich schleppend, langten viele Uberlebende jenseits der Oder und Görlitzer Neiße an. Hier hörte die planmäßige Austreibung der Bevölkerung zwar auf, doch nicht die Bedrückung durch die Russen - Mitteldeutschland wurde von ihnen bis zur Elbe besetzt - , auch nicht die Sorge um des Lebens Notdurft, denn Dörfer und Städte waren von Flüchtlingen überfüllt. Sobald der Vormarsch der Russen nach Westen zum Stillstand gekommen war, verteilten sich diese von den Haupteinfallstraßen in das Innere des Landes. Was irgend weggeschafft werden konnte, wurde geraubt, was nidit mitgenommen werden konnte, vielfach vernichtet. Funkgeräte, Fotoapparate, Schreibmaschinen, Fahrräder, Telefonapparate, Autos, Maschinen mußten abgeliefert werden. Kunstgegenstände und Möbel wurden requiriert, Ringe, Uhren, Schmuck geraubt, Eisenbahnschienen und Fabriken abmontiert. Das Vieh wurde zusammengetrieben, um nach Osten abtransportiert zu werden. Da es an dem nötigen Futter fehlte, kamen viele Tiere um. Alle arbeitsfähigen Männer und Frauen von 17 bis 55 Jahren, mindestens 250 000, wurden zur Aufbauarbeit in Zwangsarbeitslagern der UdSSR geschafft. Etwa die Hälfte von ihnen kam auf dem Transport und unter dem Übermaß der Arbeit bei mangelhafter Verpflegung um. 20 Die katholischen Flüchtlinge traten, sobald sie jenseits der Oder in Pommern, Mecklenburg, Sachsen in einer meist protestantischen Umwelt Zuflucht gefunden hatten und wieder ein Dach über ihrem Kopf hatten, an die Geistlichen mit der Bitte heran, ihnen Gottesdienst zu halten. Trotz Hitze und Kälte, schlechter, aufgeweichter und im Winter verschneiter Wege kamen sie 5, 10 oder 15 km weit zum Gottesdienst und Sakramentenempfang. Menschen, die sich bis dahin nie gesehen hatten, die aus verschiedenen Gegen-

20 ) R h o d e , Staatliche Entwicklung, S. 144-145. - K u h n , Deutschtum, S. 157. - Vgl. audi K a p s , Tragödie, und K a p s , Martyrium.

DER SOWJETISCHE EINMARSCH U N D DIE VERTREIBUNG DER DEUTSCHEN

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den und Verhältnissen stammten, fühlten sich zu einer großen Familie zusammengeschlossen. Am 7. Mai 1945 unterzeichneten die deutschen Bevollmächtigten im Hauptquartier General Eisenhowers in Reims und am 9. Mai im sowjetischen Hauptquartier in Karlshorst bei Berlin die bedingungslose Kapitulation Deutschlands. Da alle Kampfhandlungen aufhörten, zogen die während des Krieges in Deutschland beschäftigten Fremdarbeiter, Polen, Tschechen, Russen, Franzosen und andere, auf beschlagnahmten Wagen heimwärts. Von dieser Bewegung wurden auch ostdeutsche Flüchtlinge mitgerissen. In der Meinung, nach Beendigung des Krieges nach Hause zurückkehren zu können, machten sie sich auf den Weg, ohne zu ahnen, daß ihre endgültige Vertreibung beschlossen und ihre Heimat zum größten Teil von den Polen bereits besetzt war. Viele von ihnen erreichten nicht einmal die Oder-Neiße-Linie. Ihre mit Hausrat, Kleidern und Lebensmitteln beladenen Wagen wurden geplündert, die Pferde requiriert, die Frauen vergewaltigt, die sie verteidigenden Männer erschlagen. Diejenigen, die dennoch bis zur Oder-Neiße-Linie gelangten, stießen auf Elendszüge ausgehungerter, ausgewiesener Menschen, darunter auch auf katholische Geistliche und Ordensfrauen, die auf Hand- und Kinderwagen armselige Gepäckstücke zogen und ihnen dringend rieten, umzukehren. 21 Die polnische Provisorische Regierung, die am 1. Januar 1945 aus dem Polnischen Komitee der Nationalen Befreiung (Lubliner Komitee) entstanden war, errichtete am 14. März in Ausübung der ihr durch die UdSSR übertragenen Gebietshoheit über die deutschen Ostgebiete vier Wojewodschaften in den deutschen Ostprovinzen: Masuren, Obersdilesien, Niederschlesien und Pommern. Der den Tatsachen nicht entsprechende Vorwand, diese Gebiete seien von der deutschen Bevölkerung geräumt, das menschenleere Land müsse bewirtschaftet werden, diente zur Begründung des Einströmens der aus Ostpolen evakuierten polnischen Bevölkerung in diese Wojewodschaften. 22 Am 15. Mai 1945 erklärte der polnische Bischof Stanislaw Adamski von Kattowitz dem stellvertretenden Generalvikar des Kardinal-Fürsterzbischofs Bertram von Breslau als Auffassung polnischer Regierungsstellen, daß es in den von den Polen besetzten Gebieten keine nationalen Minderheiten geben werde: „Je eher die Deutschen aus diesen Gebieten freiwillig nach dem Westen gingen, um so besser für sie." 23 Am 2. Juli 1945 antwortete ein sowjetischer Major mehreren katholischen und evangelischen Geistlichen im Pfarrhaus von Landeshut auf die Frage nach der Durchführung der Beschlüsse von Jalta: „Ja, so will es Generalissimus Stalin! Sagen Sie allen Deutschen, sie sollten lieber jetzt freiwillig ziehen; später würden sie zu Tausenden von den Polen ausgewiesen werden!" 24 Offiziell wurden die ostdeutschen Gebiete am 24. Mai 1945 der Verwaltung polnischer Behörden übergeben, die diese schon seit April 1945 auszuüben begonnen hatten. Stalin

" ) K a p s , Tragödie, S. 130-134. - K u h n , Deutschtum, S. 157-158. R h o d e , Staatliche Entwicklung, S. 141-142. 23 ) K a p s , Tragödie, S. 75. 24 ) Ebd. S. 473.

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WÄHREND DES ZWEITEN WELTKRIEGES

stellte die Westalliierten in der vom 17. Juli bis 2. August 1945 in Potsdam tagenden Konferenz vor vollendete Tatsachen. 25 Auf ihr beantragte er die Unterstellung Ostdeutschlands unter die polnische Verwaltung und die Ausweisung der dort noch verbliebenen deutschen Bevölkerung. Die Vertreter Amerikas und Englands stimmten auf Grund einseitiger und teilweise unwahrer Hinweise dem Artikel I X des Schlußkommuniqu^s über die Potsdamer Dreierkonferenz, durch den die polnische Regierung Ostdeutschland bis zur Oder-Neiße-Linie erhalten, und dem Artikel X I I I zu, durch den die deutsche Bevölkerung aus diesen Gebieten ausgesiedelt werden sollte.26 Trotz Flucht, Verschleppung, Mord und Selbstmord, Hunger und Seuchentod befanden sich noch über 5 Millionen Deutsche jenseits der Oder-Neiße-Linie, als die Polen Anfang März 1945 in diesen Gebieten erschienen.27 Große Anschläge verkündeten, daß die urpolnischen, von den Germanen geraubten Gebiete dem polnischen Staate einverleibt seien. Das „Dekret betreffend die verlassenen und aufgegebenen Vermögen" vom 2. März 1945 erklärte, daß der gesamte Besitz des Deutschen Reiches und deutscher Staatsangehöriger dem polnischen Staate zugefallen sei.28 Die Deutschen wurden enteignet und aus ihrem Grundbesitz meist durch die polnische Miliz ausgewiesen. Diese rekrutierte sich zum Teil aus Zivilarbeitern, die während des Krieges in Deutschland eingesetzt gewesen waren und sich nun für die ihnen zuteil gewordene Behandlung rächten; man nannte sie bezeichnenderweise „polnische SS". Ein deutscher Besitzer nach dem anderen wurde aus seinem Eigentum verdrängt, die Schlüssel mußten den neuen Herren abgeliefert werden. Wehe ihm, wenn bei der darauf folgenden Haussuchung der Verdacht aufkam, es könnte etwas beiseite geschafft worden sein. Er mußte dann dem neuen polnischen Besitzer auf seinem eigenen Hof Frondienste leisten. In den Städten wurden manche deutschen Familien straßenweise unter Zurücklassung ihres Eigentums aus ihrer Wohnung vertrieben. Die zur Einbringung der Ernte und zur Fortführung großer Betriebe notwendigen Arbeiter wurden zurückgehalten, bis sie durch Polen ersetzt werden konnten. Wer keine Arbeit nachweisen konnte, Frauen, Greise, Kinder und Kranke wurden, z. B. in der Pfarrei Schreiberhau im Riesengebirge, Kreis Hirschberg, von berittener polnischer Miliz in den gefürchteten „Adolf-Hitler-Gedächtnismärschen" durch das Land getrieben 28 und über die Grenze abgeschoben.30 Auf Grund eines schon am 31. August 1944 erlassenen Gesetzes über die „Strafzumessung für fasdiistisch-hitlerische Verbrecher" 31 wurden viele Deutsche in Konzentrationslager eingewiesen. Ein derartiges Lager wurde in Grüne bei Schwetzkau

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) R h o d e , Staatliche Entwicklung, S. 142. ) Ebd. S. 142 und 157-158. - K r a u s , S. 31 und 38. - K u h n , Deutschtum, S. 161-162. G i e r t y c h , S. 25-29. " ) R h o d e , Staatliche Entwicklung, S. 145. 28 ) Ebd. S. 148. - K u h n , Deutschtum, S. 159. M ) K a p s , Tragödie, S. 471. 30 ) P i e s, S. 463-466. - R h o d e , Staatliche Entwicklung, S. 145. - Vgl. auch K a p s , Tragödie, S. 91—484: Dokumente zur Sdilesischen Tragödie 1945/46. S1 ) K u h n , Deutschtum, S. 158. 26

DER SOWJETISCHE EINMARSCH U N D DIE VERTREIBUNG DER DEUTSCHEN

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errichtet, in dem sich auch zurückgebliebene Schwetzkauer befanden. Die deutschen Häftlinge wurden zur Aufräumung vom Krieg zerstörter Städte verwandt oder als Arbeitskräfte an polnische Unternehmer und Bauern vermietet. 32 Zehntausende kamen in Lagern durch Hunger, Mißhandlung und Seuchen um. In dieser Lage erschien ihnen die Ausweisung als Rettung. Die ersten Ausweisungen erfolgten im Juni und Juli 1945 aus Danzig und einem 200 km breiten Streifen ostwärts von Oder und Neiße. Etwa 250 000 Deutsche verließen damals in anstrengenden Fußmärschen mit wenig Handgepäck, ständig bedroht, ihre Heimat. 33 Mitte Juli wurde die erste Aussiedlungswelle wegen der Potsdamer Konferenz abgestoppt. Den als Autochthonen anerkannten Deutschen wurde die polnische Staatsangehörigkeit angeboten und von vielen, um Heimat und Besitz zu retten, auch angenommen. Auf der Konferenz in Potsdam hatte Stalin behauptet, daß nur 1 500 000 geblieben seien. Der Alliierte Kontrollrat bezifferte die Zahl auf 3 500 000. Tatsächlich befanden sich im Sommer 1945 noch 5 800 000 Deutsche in den Ostgebieten. Im Herbst, besonders im Oktober und November 1945, setzte eine zweite Verfolgungswelle ein, von der 400 000 Menschen betroffen wurden. Ihr folgte von Februar bis Ende 1946 die dritte, die etwa 2 Millionen umfaßte. Sie wurden zum größten Teil in der britischen Besatzungszone untergebracht. Ein während dieser Ausweisung im harten Winter 1946/47 von Lissa in geschlossenem Viehwagen abgegangener Transport mit alten Leuten, in dem auch Bewohner aus Schwetzkau waren, kam niemals im Westen an, weil wohl alle unterwegs erfroren. 1947 kam es zu einer vierten Vertreibungswelle und 1948/49 zu einer fünften, die 500 000 bzw. 300 000 Personen zum Verlassen Ostdeutschlands zwangen. Die Gesamtzahl der Deutschen, die von dem Strudel der Vertreibung ergriffen wurden, wird auf 12 bis 13 Millionen, die hierbei durch Mord, Selbstmord, Hunger, Epidemien, Lager und Verschleppungen Umgekommenen auf über 2 Millionen geschätzt.34 Millionen Deutsche wurden nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat, aus Haus und Hof, aus ihrer Familien-, Dorf- oder Stadtgemeinschaft herausgerissen. Sie zogen vielfach auf den gleichen Wegen nach dem Westen, auf denen einst ihre Vorfahren hoffnungsfroh auf ihren mit Hausrat und Saatgetreide beladenen Wagen nach dem Ostland getreckt waren. Für die seit dem Mittelalter mit Deutschland eng verbundenen Gebiete jenseits von Oder und Neiße begann unter der Volksrepublik Polen ein neues Kapitel ihrer Geschichte. Was in diesem breiten Grenzsaum zwischen Deutschland und Polen jahrhundertelang gewachsen war, legt Zeugnis von der Prägekraft deutscher Kultur ab. Das Beispiel der deutschen Klosterstadt Schwetzkau im Fraustädter Land gibt Kunde von einer versunkenen Zeit, die fast 800 Jahre währte.

»*) Ebd. S. 159. 33 ) R h o d e , Staatliche Entwicklung, S. 149. - K u h n , Deutschtum, S. 160. 34 ) R h o d e , Staatliche Entwicklung, S. 149-152. - B r a u n s t e i n , S. 29-92. Deutschtum, S. 158-162. - G i e r t y c h , S. 25-30.

Kuhn,

PERSONEN- UND ORTSREGISTER

Das Stichwort Schwetzkau (Schwätzkau, Schweciko, Schwetzke, Schwetzko, Schwetzkow, Svecechov, Sveczkow, Swanczechow, Swieciechowo, Swi^ciechowa, Swieciechowo) ist nicht aufgenommen. Die Zahlen mit * verweisen auf die Anmerkungen der betreffenden Seite. Aaron, Benediktiner aus Brauweiler, Bischof von Krakau 2 Abar, Georg, aus Kosten, Kirchenweser in K n a p penkirchel 115 Abdank s. Awdank Adalbert, hl. 12, 47 Adamski, Stanislaw, Prälat, Bischof von K a t t o witz 152, 160, 171 Agaref, russischer Feldherr 119 Ägidius, hl. 4* Albertus, Benediktinerabt von Lubin 23, 46 Albertus de Costrin, Domherr in Posen 5* Albrecht, deutscher König 29 Albrecht, Herzog von Preußen 63 Alt-Diebritz 90 Altenberg bei Köln, Zisterzienserabtei 13 Altgostin 42 Altkloster (Kaszczor) 19, 47, 1 1 2 , 1 4 3 Alt-Laube (Luba, Dlugie Stare) 18 f., 45, 48 f., 110, 115, 165, 168 f. Altranstädt 119 Andreas, Landrichter in Lasswitz 35, 45 Andreas, Pfarrer von Lissa 44 Andreas, Benediktinerabt von Lubin 2 1 * Anna, hl. 6 2 * , 130 Antonius, hl. 130 Arlet, Lukas, Pfarrer von Ober-Pritschen 60, 65 Armknecht, Michael, Bürger aus Schwetzkau 42 Arndel, Matthias, aus Hinzendorf, Kaplan in Kursdorf 111 Arnim (Arnheim), General 90 Arnold, Bischof von Posen 5, 16 Arnoldt, Johann Matthäus, aus Hinzendorf, Pfarrer von Jakobskirch 111 f. Aschenborn, Michael, lutherischer Pastor von Heyersdorf 80 Attendorf 48 f. Aue, Georg, aus Lissa, Kirchenweser in Guhrau 115 Auerstedt 146 Augraben, Bach in Schwetzkau 21 August II., König von Polen 118 f., 122 f. August I I I . , König von Polen 102 Augustin, Pfarrer von Schwetzkau 41, 51

Awdanice s. Awdank Awdank (Abdank, Awdanice, Habdank), G r a fengeschlecht im Posener Land 3, 7, 17 Awdank, Lasota 17 Awdank, Morzyslaw 17 Awdank, Wilk 17

Baberer, Franciscus, Altarist in Fraustadt 38 Balderich, Bischof von Lüttich 7 Baltikum 167 Barbara, hl. 83, 129 Bargen (Zbarzewo) 19, 45, 47, 83, 123, 161, 164 f., 168 Bartsch (Barycz), Nebenfluß der Oder 14, 21, 109 Baruth 21 Barycz s. Bartsch Bathory, Stefan, König von Polen 73 Baudis, Wolf Heinrich, Oberst 85 Bedermann, Laurentius, Altarist und Vikar in Fraustadt 37 f. Belgien 4 * Benedictus de Costan, Pfarrer von Fraustadt 36 Benedikt, hl. 5 Benjamin, Wojwode von Posen 19 Bentschen 54, 100 Berlin 140 f., 143, 160, 171 Bernart, Ignatz, in Schwetzkau 127 Bernert, Georg, Fleischer in Schwetzkau 131 - Anna Rosina, seine Frau 131 Bernertin, Hedwig, Benediktinerin in Liebenthal 93 Bernhard, George, Bürger in Fraustadt 38 Bernhard von Lublin, Reformator 67 Bertram, Adolf, Kardinal, Erzbischof von Breslau 171 Bessarabien 167 Bethlen Gabor, Fürst von Siebenbürgen 85 Betsche, Stadt bei Meseritz 165 Beyer, von, preußischer Geheimer Kabinettsrat 144 Biberstein, Gunther von, aus Fraustadt 18 Birnbaum/Posen 54, 89

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PERSONEN- U N D ORTSREGISTER

Bismarck, O t t o Fürst von 151 f., 154 Biesen 111, 113, 116 Bninski, Andrzej, Bischof von Posen 35, 38 Böhmen 28, 32, 85, 97, 134 Bogislaw de Mlyny, P f a r r e r von Fraustadt 36 Bogufal II., Bischof von Posen 11 f., 27 Boguschin 166 Boguslaus de W y l k o w o 46* Bojanowo 89, 146 Boleslaw I. Chrobry, Herzog, König von Polen l f . , 11, 17, 20, 22 f., 150 Boleslaw IV. Krzywousty 3*, 5, 7 Boleslaw K^dzierzawy, H e r z o g 13 Boleslaw Smialy, König von Polen 2, 4 Boleslaw, H e r z o g von Masowien 10, 28 f. Bolkwitz 88 Bomst/Posen 41, 89, 113, 165 Bona, Gattin Zygmunts I., Königin von Polen 51 Borek, Wallfahrtsort in Polen 97, 102, 122, 158 Borek, Matthias, alias Stronczek, aus Ossyeczna 35 Boricow 16 Borko, Offizial von Posen 31 Brandenburg, K u r f ü r s t e n t u m 14, 54, 57, 85 Branecki, Jan, Suffraganbischof von Posen 112 Branicki, Sebastian, Bischof von Posen 54 f., 59 Braunau/Schlesien 145 Brauweiler, Benediktinerkloster bei Köln 2 Brenno, Dorf im Fraustädter Land 44, 47, 103, 164 Breslau (Wratislavia), Bistum, Erzbistum 2, 35 f., 41 f., 49, 107, 109-112, 115 ff., 148, 165, 171 - Stadt, Land 38 f., 88, 111 Breuer, Matthias, aus Bomst, Lehrer in Rentschen 113 Brixen 28 Bromberg 71, 166 Brunzelwaldau 114 Brzesc/Kujawien 30, 73 Buchualder, Johannes, Altarist in Fraustadt 38 Buchwalder, Stephan, Ratsherr und Kürschner in Fraustadt 35 Buchwelder, Michael, Altarist in Fraustadt 37 Bukowiec s. Bukwitz Bukwitz (Bukowiec G6rny), Dorf im Fraustädter Land 16, 47, 103, 150

Calvin, Johannes, R e f o r m a t o r 54, 57, 69 Capestrano s. Johannes von Capestrano Cedelitz, M a r a n 18 Cedelitz, Weweylin 18

Cenke, Innungsältester der Schneider in Fraustadt 35 Charbielin s. H a r b e l y n Cherubin, Bischof von Posen 7 Chojnacki, Paul, Benediktinerabt von Lubin 9 Churchill, britischer Staatsmann 169 Cielecki, Zygmunt, Domherr von Posen 75, 95 Clausener, Heinrich, Bürger aus Schwetzkau 42 Clausner, Peter, Bürger aus Schwetzkau 42 Cleibir, Petir, Bürger in Fraustadt 38 Clemens, hl. 48 Cleophas, P f a r r e r von Fraustadt 36 Cleyn, Peter, Altarist in Fraustadt 37 f. Cleysmeth, Matthias, Innungsältester der Zimmerer in Fraustadt 35 Clunowski, Johann, P f a r r e r von Fraustadt 36 Cluny, Benediktinerkloster in Frankreich 2, 4 f., 31 Columba, Benediktiner, Abt von Lubin 6 Comenius, Johannes Arnos, Pädagoge 57, 84, 97, 99 f., 134 Commendone, Giovanni Francesco, Nuntius in Polen 71 Conradisvilla s. Kursdorf Cordbok (Cordebok, Korzbok), schlesisch-polnische Adelsfamilie 41, 65 Cordbok, Nikolaus, Erbvogt von Schwetzkau 41 Cordebog, Matthias, A d v o k a t am Breslauer Konsistorium, Offizial und Domherr von Posen 41 f. Cordebog, Peter, Erbvogt von Schwetzkau 42 Corvey, Kloster in Westfalen 46* Costan s. Benedictus de Costan Costrin s. Albertus de Costrin Cothwicz, Johann, Besitzer von Bargen 45 Cotlitz, Samuel, P f a r r e r von Fraustadt 36 Cravsze, Melchior, Altarist in Fraustadt 38 Crisgov s. Kreutsch Critsco s. Kreutsch Crivinius s. Krzywinski, Bartholomäus Crumno, Matthias, G r u n d h e r r von Lissa 44 Cubeus (Kube), Lukas Tobias, aus Kaltvorwerk, Vikar in Schwetzkau, P f a r r e r von Kursdorf 95, 110 Cymerman, Altarist in Fraustadt 38 Czarnikau (Czarnköw), Stadt in Polen 7, 89 C z a r n k o w s. C z a r n i k a u Czarnkowski, Andrzej, Bischof von Posen 9, 51, 53 Czartorycki, Teodor Kazimierz, Bischof von Posen 126, 130 Czartoryski, Kazimierz, Bischof von Posen 83 Czartoryski, Theodorus, K o m m e n d a r a b t von Lubin 136

PERSONEN- U N D ORTSREGISTER

Czech, Martin, Innungsältester der Bäcker in Fraustadt 35 Czedlicz, Johann, in Fraustadt 35 Czenstochau (Cz^stochowa) 100, 103 Czerwonawies, Dorf bei Krzywin 3 Czeydler, Balthasar, Altarist in Fraustadt 37 Cz^stochowa s. Czenstodiau

Dänemark 118 Dalbor, Edmund, Kardinal, Erzbischof von Gnesen-Posen 165 Danzig 89, 139, 173 Daycz s. Deutsch, Peter D^browski, polnischer General 145 f. Denert, Georg, aus Großkreutsch, Kirchenweser in Katlau 115 Dessau 85 Deutsch, Bernhard, Brenner in Schwetzkau 131 - Magdalena, seine Frau 131 Deutsch, Johannes, Lehrer in Schwetzkau 158 Deutsch, Josef, Lehrer in Schwetzkau 158 Deutsch (Daycz), Peter, Altarist in Fraustadt, Pfarrer von Oberpritschen 37 f. Deutsch-Jeseritz (Kirchlich Jeseritz) 123, 164 f. Deutsch-Krone 71, 165 Deutschland 19, 21, 35, 53 ff., 70, 85, 103, 151, 161 f., 165 f., 169, 171, 173 Deutsch Wilke s. Wilke D^bno s. Zegocki von D^bno, Krzysztof D^bol^ski, Familie im Fraustädter Land 18, 48 D^bowal^ka s. Geyersdorf Dicke, Mathias, Altarist in Fraustadt 38 Dinder, Julius, Erzbischof von Gnesen-Posen 152 Dirink s. Doringk, Alexius Dlugie Nowe s. Neu Laube Dlugie Stare s. Alt-Laube Dlugosz, Jan, Historiker 4 Dluski s. Kottwitz Dluzyn, Dorf im Bezirk Sdirimm 16 Döring, Hannus, Bürger in Fraustadt 39 Doliwa, Jan, Bischof von Posen 41 Dölzig 2*, 31 Dol?ga, Grundbesitzer, Patron von Röhrsdorf 48 Domarat, Bischof von Posen 7 Dominikus, hl. 130 Domnik, Dorf im Fraustädter Land 16, 44 Doringk (Dirink), Alexius, Altarist in Fraustadt 37, 52 Doringk, Peter, Innungsältester der Bäcker in Fraustadt 35 Doryngk, Johann, Altarist in Fraustadt 37 Dreher, Bonaventura, Vikar in Schwetzkau 134

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Driebitz (Drzewce), Dorf im Fraustädter Land 43, 48, 66, 80, 107, 112, 123 Driesen 29 Drobnin 165 Drzewce s. Driebitz Dudith, Andreas, Bischof von Fünfkirchen 69 Dunin, Marcin, Erzbischof von Gnesen-Posen 148 Dunin, Mikolaj, Abt von Obra 75, 95 Dunin, Peter s. Wlast, Piotr Ebenau, Lehrerin in Schwetzkau 158 Edelmann, Thomas, in Schwetzkau 98 Eichmann, Thomas, Kapellenpriester in Kursdorf 111 Eisenhower, General und Staatsmann 171 Elbe 13, 85, 170 Elisabeth, hl. 43, 158 Empnaw von der Luba, Hans, Landschöppe 18, 35 Erasmus von Rotterdam 51 Erkeburg, Hanze, Landschöppe 18, 35 Ermland 71 Estland 118 Europa 162 Eustachius, Deutschprediger in Fraustadt 36 Eva, Dienstmagd aus Wollstein 103 Ezzo, Pfalzgraf von Lothringen 2

Fabian, hl. 80 Farnes, Konrad, Bürger von Fraustadt 25 Federoff, Junge, Bürger in Fraustadt 39 Fehlen (Wielen), Zisterzienserkloster 19, 43 Feichner, Fabian, Kirchenvater in Fraustadt 62 f. Ferdinand II., deutscher Kaiser 57, 66, 85, 88, 94 Fernemondt, de, Grundherren von Schlawa 80 Fiebig, Georg, Pfarrer von Kreutsch und Dekan des Fraustädter Dekanates 126 Filehne (Wielen) 7 Finckenstein, Graf 147* Fischer, Jeremias, Jesuit in Glogau 90 f. Fischer, Justinus, Franziskaner in Fraustadt 132, 134 Fischer, Lorenz, Deutschprediger in Fraustadt 36 Flatow, Dekanat 165 Fleischer, Georg, aus Reisen, Lehrer in Schabenau 113 Florian, Abt der Benediktinerabtei Lubin 6 Florian, Valentin, lutherischer Pfarrer von Ober-Pritschen 65

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PERSONEN- U N D ORTSREGISTER

Flottwell, Eduard, Oberpräsident der Provinz Posen 150 Förch, Christoph, Jesuit in Glogau 93 Frankfurt/Oder 35, 90 Franko, Bischof von Posen 3 f., 7 Frankreich 6, 51, 160 Franziskus von Assisi, hl. 48, 75 Fraustadt (Frausten, Frawenstadt, Vschov, Wschowa) - Dekanat 66, 95 f., 103, 109, 126, 165 - Kreis 34, 145, 156, 164 - Stadt 18, 20 ff., 24 f., 30 ff., 34-44, 47, 52-56, 59-67, 72-82, 84 f., 88, 90f., 93, 95-98, 100, 102 f., 107, 111*, 112, 114, 116, 118, 120ff„ 130, 132, 137, 140, 143, 146, 151, 154, 161, 165, 166* Fraustädter Land 13 f., 17 ff., 29-32, 34, 39, 41, 43, 46, 49 f., 54, 59, 68 f., 71, 73, 79 f., 82, 84 f., 89 f., 97, 103, 107, 118 f., 121, 123, 139 ff., 144, 147, 151, 161 f., 173 Frausten s. Fraustadt Frawenstadt s. Fraustadt Freistadt 30, 114 Freystadt 88, 112, 115 Fridrich, Altarist in Fraustadt 37 Friedrich I., deutscher Kaiser 46* Friedrich II., König von Preußen 123 Friedrich IV., König von Dänemark 118 Friedrich August, König von Sachsen 146 Friedrich Karl von Hessen, Bischof von Breslau 109 f. Friedrich Wilhelm II., König von Preußen 136, 139, 148 Friedrich Wilhelm III., König von Preußen 136, 143, 147 f., 150 Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen 148, 151 Frieske, Stephan, Pfarrer von Schwetzkau 165 Fritsch, Andreas, Ratsherr in Fraustadt 63 Frömichen, Michael, aus Schwetzkau, Lehrer in Glogau 112 Frytsch, Anton, Propst in Schwetzkau 131, 134 Fünfkirchen 69 Fulko, Erzbischof von Gnesen 27, 107* Furman, Johann, Domherr in Posen 42 Gallasch, Hospitalpropst in Schwetzkau 145 Garczynski, Stephan, Fahnenträger von Fraustadt 103 Garthe (Ogrody), Dorf im Fraustädter Land 19, 45, 47, 49, 67, 82 f., 100, 156 Gaunersdörfer, Valerius, lutherischer Prediger 61 Gaunersdorf, Leopold, in Fraustadt 63

Generalgouvernement 167 Genf 57 Georg, hl. 36, 48 Georg, Brauer in Fraustadt 62 Georg, Bürger und Schulze von Schwetzkau 32, 41, 97 George, Ignatz, aus Braunau, Lehrer in Schwetzkau 145 George, Lloyd, englischer Politiker 162 Gerlin s. Stanislaus de Gerlin Gertichen, Johann, Pfarrer von Kursdorf 66, 111 Getner, Sebastian, aus Lissa, Kirchenweser in Katschkau 115 Geyersdorf (D^bowal^ka), Dorf im Fraustädter Land 18, 44, 48 f., 62, 64 f., 79, 113, 118 Girkowicz, Johann Georg, Maurermeister in Schwetzkau 132 - Theresia, seine Frau 132 Gläsersdorf 115 Glatz 90 Gleissin, Agnes, in Schwetzkau 127 Gloden Hauland 103 Glogau - Fürstentum, Herzogtum, Land 16 f., 35, 59, 88, 107 - Stadt 3*, 18 f., 21 f., 29 f., 35 ff., 39, 42 f., 46, 48, 61*, 62, 66, 71, 77*, 85*, 90-94, 97, 99, 107-110, 112, 114, 145 Gluschke, Hieronymus, Lehrer in Schwetzkau 158 Glogowko bei Gostyn 72, 151* Gnesen, Erzbistum 2, 10, 12, 13*, 14, 16, 19 f., 27-30, 41, 47, 50 f., 55, 57 f., 70, 72, 75*, 77, 107*, 110, 148, 151 f., 160, 164 f. - Stadt 20, 28, 41, 139 Gniewowir 7 Görger, Kaspar, aus Schwetzkau, Glöckner in Freistadt 114 Golembitz 165 Gollmitz (Golanice) bei Schwetzkau 31, 45 f., 48 f., 68, 83, 94 f., 97, 105, 161, 165 Gollmitzer See 46 Golna 35 Goltperch, Johann von, Herr von Schwusen 18 Golanice s. Gollmitz Gorczyna s. Gurschen Gorecki, Bannerträger in Posen 55 Gorski, Albert 35 Gorski, Johannes, Generaloffizial von Posen, Altarist in Fraustadt 38, 41 f. Gorzenski, Tymoteusz, Erzbischof von GnesenPosen 148 Gostyn 31, 40, 72, 102, 151* Goslicki, Wawrzyniec, Bischof von Posen 73

PERSONEN- UND ORTSREGISTER G o r a , Burg bei K r z y w i n 3; s. auch Michal von Gora G o r k a Duchowna, Wallfahrtsort 3, 158 G o r k a , Andreas, G r a f 54 G o r k a , Lukas, Woiwode 54 G o r k a , Nicolaus s. Nicolaus de G o r k a G o r k a , Stanislaus, Woiwode von Posen 54 G o r k a , Uriel, Bischof von Posen 47 Gorski, Starostenfamilie 65 Gorski, J a n , Archidiakon und Offizial von Posen 55, 59 Görski, Matthias, Starost von Fraustadt 59, 64 Gorski, Piotr, Starost von Posen 59 Grabowski, Albert, Pfarrer von Fraustadt, Domherr von Gnesen, Posen, Warschau 7 5 * , 77 Grabski, Stanislaw, polnischer Kultusminister 162 G r a c z , Nikolaus, Pfarrer von Garthe 45 Grätz/Posen 41, 47, 112, 115 f. Gramschütz 113 f. Gregor VII., P a p s t 2 Grindler, Johann, aus G r ä t z , Kirchenweser in N e u s a l z 115 Griszynski 47 f. Grodecki, Adrian, Weihbischof von Gnesen 110 G r o d n o 101, 135 Grosmann, Johann, Schöffe in Fraustadt 35 Groß, Andreas, aus Schwetzkau, Lehrer in K r a schen 112 Groß, Dorothea, Benediktinerin in Liebenthal 92, 112 Groß, Johannes, aus Schwetzkau, Lehrer in J a kobskirch 112 Großbritannien 169, 172 Großglogau 111 Großkreutsch 115 G r o ß Logisch 113 G r o ß Osten 111 Großpolen 10 f., 14, 16, 28 ff., 32, 34, 41, 54 f., 73, 100, 107, 115, 119 f. G r o n o w o s. Grüne Gronowski, Symon, Grundherr von Grüne 17 Grudzinski, Andrzej, Palatin von Kaiisch 99 Grünberg 88, 114 G r ü n w a l d t , K a s p a r , Rektor in Hinzendorf 113 Grun, Tobias, aus Geyersdorf, Lehrer in Schweinitz 113 Grüne (Gronowo), D o r f im Fraustädter L a n d 17, 44, 48, 68, 115, 133, 141, 146, 156, 172 Gruneberg (Gryneberg), Mathias (Mathus) 35, 39 Grygier, Matthäus, Propst von Schwetzkau 126, 128, 133 f. Gryneberg s. Gruneberg

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Grzempski, Matthias, Pfarrer von Fraustadt 73, 75 f. G r z y m a l a , polnisches Adelsgeschlecht 30, 82, 96 f. Guhlau 66, 90, 110 Guhrau, S t a d t in Schlesien 16, 30, 48 f., 65, 7 6 * , 8 8 , 9 7 , 107 f., 111, 114 f., 146, 158 Guhren, D o r f im Fraustädter L a n d 19, 4 3 * Gumbricht, Johann, in Schwetzkau 127 Gursko, D o r f im Bezirk Schrimm 16 Gurowski, Kasimir, Domherr von Gnesen-Posen, Pfarrer von Fraustadt 7 5 * Gurschen (Gorczyna), D o r f im Fraustädter L a n d 43, 65 G u s t a v II. A d o l f , K ö n i g von Schweden 85

H a b d a n k s. A w d a n k Härtel, Johann, K o m m e n d a r in M a t z d o r f 95 Haller, polnischer General 160 Hamermester, Altarist in Fraustadt 37 H a m p e l , Anton, Kuratus in Schwetzkau 133 f. H a p p , K a s p a r , Archidiakon in Schrimm, Weihbischof von Posen 66 f., 79, 81 ff., 95, 105 H a r b e l y n (Charbielin) 48 H a u l a n d s. Gloden H a u l a n d H a z a - R a d l i t z , von, Gutsbesitzer 163 Heclin, A b t von Lubin 11 H e d w i g , hl. 42 f., 47, 97, 158 Hegendörfer, Christoph, Humanist 54, 68 Heinrich III., deutscher Kaiser 1 Heinrich V., deutscher Kaiser 3 * Heinrich I., H e r z o g von Schlesien 14, 16, 19 Heinrich III., H e r z o g von G l o g a u 17 ff., 23, 28 ff., 43 Heinrich VII., H e r z o g von G l o g a u 31 Heinrich, adliger Schulze 29 Heinrich, Pfarrer von Garthe 45 Heinrich, aus Zedlitz, Landrichter 35 Heinricht, Familie in Schwetzkau 127 Heinricht, Matthias 96, 127 Heinze, Georg, in Schwetzkau 133 - Barbara, seine Tochter 133 Heinzendorf 115 Helena, hl. 42 f. Hellmich, Oskar, Lehrer in Schwetzkau 158 Helmberger, Jesuit in G l o g a u 94 Henrici, Stephan, Altarist in Fraustadt 38 H e n r y k , Erzbischof von Gnesen 16 Hentsch, Martin, aus H i n z e n d o r f , Kirchenweser in Klopschen 115 Heppner, Petrus, Pfarrer und Kanonikus in Glogau, D o m p r o p s t von Breslau 107 Herberger, Valerius, lutherischer Pfarrer von Fraustadt 66, 75 f., 84

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PERSONEN- UND ORTSREGISTER

Herbersdorf 110 Herbrig, Andreas, aus Grüne, Kirchenweser in Guhrau 115 Herburt, Walenty, Bischof von Przemysl 71 H e r m a n n II., Erzbischof von K ö l n 2 Hermann, Hancke, Bürger von Fraustadt 38 Hermannsdorf s. Hermsdorf Hermsdorf (Hermannsdorf) 109 H e r o l d , Mathus, Bürger von Fraustadt 38 H e r r n d o r f 109 Herrnstadt/Schlesien 24 Hessen s. Friedrich K a r l von Hessen Hetmanice s. K a l t v o r w e r k Heusler, Peter, Klosterknecht in Fraustadt 61 - Valentin, sein Vater 61 f. Heyersdorf (Jandrzychvicze, J^drodiowice, J ^ drzychowice) 20, 43, 48, 65 f., 80, 91, 107 Heynersdorf K r . G r o t k a u 2 9 * Heynemanisvilla (Heynemannisdorf) s. H i n zendorf Hinzendorf (Heynemanisvilla, Heynemannisdorf), D o r f im Glogauer L a n d 19, 43, 66, 93, 107, 110-114, 148, 165 Hirschberg, Kreis 172 Hirschfeld, von, preußischer Kriegs- und Steuerrat 136, 140, 143, 145 Hitler, A d o l f 166 f., 172 H l o n d , August, K a r d i n a l , Erzbischof von Gnesen-Posen 165 Hochkirch 43, 97, 107, 109, 158 Höhn, Georg, aus Altlaube, Kirchenweser in Hohenkirch 115 H o f f m a n n , B a r b a r a , F r a u des Matthias Slaps 132 H o f f mann, Johann, in Sch wetzkau 110 - J o h a n n Bernhard, sein Sohn, Pfarrer von K u r s d o r f 110 Hohenkirch 111, 115 Hohensalza 167 Holander, Johann, Jesuit in G l o g a u 93 H o r n , Michael, Jesuit und Deutschprediger in Fraustadt 75 ff. Hortensius, Samuel, in Fraustadt 77, 95 Hosius, Stanislaus, Bischof von Ermland 71 H o z j u s z , Stanislaw, Bischof von Posen 126 Hubener, Nikolaus, Schöffe in Fraustadt 35, 38 Hübner, Andreas, Züchnermeister in Sdvwetzkau 131 - Andreas, sein Sohn 131 - Theresia, seine Frau 131 Hübner, Franz, Philippiner in G l o g 6 w k o 1 5 1 * - Martin, sein Bruder, Philippiner in G l o g 6 w ko 151* Hüserin, Helena, Äbtissin der Benediktinerinnen von Liebenthal 92

H u l d t , A d a m , Glockengießer in Posen 128 Hurniczka, Malgorzata, Witwe aus Wijewo 103

Iarotha de W y l k o w o 4 6 * Ignatius, Propst in Kosten 37 Ilgen (Lgin, Ylegin), im Fraustädter L a n d 44, 48, 65, 165 Innozenz II., Papst 14 Innozenz III., Papst 10* Italien 51 Iwan, aus P o p o w o Popowieskie, Propst in Schwetzkau 41 Izdbienski, Benedykt, Bischof von Posen 54, 126 J a d w i g a , Tochter K ö n i g L u d w i g s von U n g a r n 17, 31, 43 J a d w i g a , aus R o b i t k o 103 Jagiello s. Wladyslaw I I . J a k o b , Pfarrer von Schwetzkau 25 Jakobskirch 111 f. J a k o b u s , hl., Apostel 26, 41, 48, 81, 110, 129 J a k o b u s , Benediktinerpater, Pfarrer in Schwetzkau 82 J a k o b , Benediktinerabt von Lubin 11, 21 f., 26 J a l t a 169 J a n II. Kazimierz, K ö n i g von Polen 9 9 - 1 0 4 , 1 3 5 J a n I I I . Sobieski, K ö n i g von Polen 101, 135 Jandrzychvicze s. Heyersdorf Jaroschin/Posen 41 J a r o s l a w , H e r z o g von Oppeln 16 J a r o s z , Pfarrer in Schwetzkau 150 J a u e r 88, 90 Jedzink, Regens und Moralprofessor in Posen 152 J e n a 146 Jérôme, Prinz 146 Jeseritz (Jçzierzyce) 46, 48 f., 83, 105, 161, 168 J e z 6 w , D o r f bei Lubin 9 Jçdrochowice s. Heyersdorf Jçdrzychowice s. Heyersdorf Jçzierzyce s. Jeseritz Joachim, hl. 129 Johann, H e r z o g von S a g a n 32 Johann, aus Glogau, Glöckner in Fraustadt 37 Johann, aus Murke 46 J o h a n n Philippus, Altarist in Fraustadt 37 Johannes, Kürschner in Fraustadt 35 Johannes, Pfarrer von Lasswitz 25, 45 Johannes, Pfarrer von Lissa 44 Johannes, Benediktinerabt von Lubin 41 Johannes, Schulze von Lubin 5 Johannes, Priester aus Schwetzkau 42 Johannes Baptista, Bernhardinerpater aus Schwetzkau, in Posen 42, 53

PERSONEN- UND ORTSREGISTER J o h a n n e s v o n C a p e s t r a n o , hl., R e f o r m p r e d i g e r 53 J o h a n n e s Evangelista, hl., 48, 129 J o h a n n e s de N i e p a r t , D o m h e r r in Posen 5* J o h a n n e s de W r a t i s l a v i a , A l t a r i s t in F r a u s t a d t 38 J o r d a n , P f a r r e r v o n F r a u s t a d t 18*, 36 J o r d a n , J o h a n n F r a n z , aus K u r s d o r f , K a p l a n 109, 111 Joseph, hl. 38, 75, 129

K a b e l ( K o w a l e w o ) , D o r f im F r a u s t ä d t e r L a n d 43, 48, 65 f., 80, 107 Kadoch, K a s p a r , aus Schwetzkau, Lehrer in Seitsch 112 f. K a d u d i , Melchior R u d o l p h , aus Schwetzkau, Lehrer in Schmarsen 113 K a h l , Lehrer in Schwetzkau 158 K a h l e n b e r g s. Lysa G ò r a Kaiisch 31, 35, 99, 139, 167 K a l k r e u t h , Adelsfamilie in Schlesien 30 Kaltvorwerk (Hetmanice),im Fraustädter Land 44, 48, 95, 110 K a n d l a u , D o r f bei G l o g a u 29*, 48 K a n k e l 165 K a p , Johannes, K i r c h e n v a t e r in F r a u s t a d t 62 f. K a r l X . G u s t a v , K ö n i g v o n Schweden 99, 101 K a r l X I I . , K ö n i g v o n Schweden 118 f. K a r l s h o r s t bei Berlin 171 K a r n k o w s k i , Stanislaw, Erzbischof v o n Gnesen 72 Karstein, G e o r g A l e x a n d e r , Polizeibürgermeister in Schwetzkau 142 f. Kaschau 31 Kasimir (Kazimierz), Zisterzienserkloster 16 Kaszczor s. Altkloster K a t h a r i n a II., Kaiserin v o n R u ß l a n d 138 f. K a t l a u 115 Katschkau 115 K a t t o w i t z 165, 171 K a u f m a n n , H a n s , Landschöppe 18, 35 K a z i m i e r z s. Kasimir K a z i m i e r z I I I . Wielki (Kasimir der G r o ß e ) , K ö n i g v o n Polen 30 f., 34 ff., 44, 49 K a z i m i e r z IV. (Kasimir IV.), K ö n i g v o n Polen 32, 39 K a z i m i e r z O d n o w i c i e l , P i a s t e n f ü r s t 1 f. Kierski, J ó z e f , Suffraganbisdiof v o n Posen 128 Kietlicz, H e n r y k , Erzbischof v o n Gnesen 10, 14, 47 Kintzel, J o h a n n , aus H i n z e n d o r f , Kirchenweser in G r a m s c h ü t z 115 Kirchlich Jeseritz s. Deutsch-Jeseritz Kirchner, Georg, in Sdì w e t z k a u 127

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Kiszew 96 Kiszewski, Stanislaw, B e n e d i k t i n e r a b t v o n L u bin 6 f., 66 f., 72, 81 ff., 9 5 , 1 1 7 Kitschwitza, G a s p a r d a , Besitzerin v o n Z e d l i t z 80 Kittil, N i k l u s , Bürger in F r a u s t a d t 39 K l a d e 110 Klein Kreutsch 68, 165 Kleinpolen 30, 47* Klein R a d o w i c k K r . K u l m 96 Klemens IV., P a p s t 12 Kliche, Georg, P f a r r e r v o n Laube 168 Klinke, Josef, D o m h e r r in Posen 164 Klopschen 115 Klosch, J u d e in Schwetzkau 143 Klose, C h r i s t o p h F r a n z , Dechant in G l o g a u 108 K l o t h e w i g v o n Sedelitz, Landschöppe 18, 35 K l u c z e w o , D o r f im Bezirk Schrimm 16 Klupschin, Agnes, in Schwetzkau 127 K n a p p e n k i r c h e l 115 K n o b e l s d o r f , H a r t w i g 92 Knobloch, Andreas, R e f o r m a t o r in F r a u s t a d t 60 f., 64 K n o r r , C h r i s t o p h , aus T i l l e n d o r f , Lehrer in T h a m 113 Kochanowski, J a n , D o m h e r r v o n Posen 51 Kochanowski, J a n , polnischer Dichter 51 K o c h m a n n , N i k o l a u s , aus Lissa, Lehrer in K u r s d o r f 113 K ö b e n 111, 113 Köln 2 Kölichen, J o h a n n , in Lissa 100 K o l m a r 33 Komornicki, B o d z a n t a , D o m h e r r v o n Posen, Altarist in Schwetzkau 41 K o n a r s k i , A d a m , Bischof v o n Posen 63, 71 f. K o n r a d , Bischof v o n Posen 4 K o n r a d , B r u d e r des H e r z o g s H e i n r i d i I. v o n Schlesien 16 K o n r a d , H e r z o g v o n Ö l s 31 K o n r a d , aus Zedlitz, Bürger v o n F r a u s t a d t 25 K o n r a d i s d o r f s. K u r s d o r f K o n s t a n t i n , Kaiser 43 K o n s t a n t i a , Königin v o n Polen, G a t t i n des Z y g m u n t I I I . 72 K o n s t a n z 50, 52 K o r f a n t y , Wojciech, polnischer P o l i t i k e r 160 K o r z b o k s. C o r d b o k Koschmin 24 Kosten 29, 33-39, 47 f., 53, 85, 107, 113, 115 f., 118 Koscielecki, Lukasz, Bischof v o n Posen 73 Kosciuszko, T a d e u s z 139 K o t l a u 112

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PERSONEN- U N D ORTSREGISTER

K o t t w i t z (Dluski, Krzycki, Wilkowski), Adelsfamilie im Fraustädter Land 19,30,43,45—48, 51, 59, 65, 68 f. Kottwitz, Abraham von 66 Kottwitz, Barbara von, Edelfrau in Zedlitz 80 Kottwitz, Heinrich, aus Golna 35 Kottwitz, Johann, P f a r r e r von Fraustadt 36 Kottwitz, Martin, Besitzer von Jeseritz und Gollmitz 46 Kottwitz, Sigfrid, Besitzer von Kreutsch 19, 46* Kotwic, Johannes, von Golna 35 K o u f f m a n n (Kowfmann), Heinrich, Bürgermeister von Fraustadt 35, 38 Kowalewo s. Kabel K o w f m a n n s. K o u f f m a n n , Heinrich Kozynowski, P f a r r e r von Fraustadt 75* K r a k a u 2, 29 f., 39, 52 f., 89, 99, 167 Kraschen 100, 109, 112 Krause, Stadtvogt von Schwetzkau 98 Krause, Johannes, aus Schwetzkau, P f a r r e r von H e r r n d o r f 109 Krause, Martin, Propst von Schwetzkau, 125, 128, 133, 145 Krause, Stanislaus, Schmied in Fraustadt 60*, 61 f., 64, 73 Kretschmer, Georg, aus Schwetzkau, Schulze und Kirchenweser in Brunzelwaldau 114 Kretschmer, Kaspar, aus Schwetzkau, Kirchenweser in Glogau 114 Kreutsdi (Crisgov, Critsco, Krzycko), Dorf im Fraustädter Land 19, 21, 25, 42, 46, 48, 51, 82 f., 116, 126, 132, 140, 161, 168 Kriewen (Krzywin) 2 f., 9, 11, 22, 28 f., 31 Krock, Peter, aus Reden, Kirchenweser in Gläsersdorf 115 Kröben 3, 31 Kromme (Kromnow), Hans, Besitzer von Petersdorf 68 Kromnow, adlige Familie 45; s. auch Kromne, Hans Krossen 90 Krotoschin/Posen 31, 41 Krug, Andreas, L a n d w i r t in Schwetzkau 131 f. - Anna Barbara, seine Tochter 132 - Theresia, seine Frau 131 f. Krzycki s. K o t t w i t z Krzycki, Andrzej, Erzbischof von Gnesen 51, 55 Krzycki, Jan, Domherr von Posen, P f a r r e r von Fraustadt 74, 75*, 76 f., 80 Krzycko s. Kreutsch K r z y w i n s. Kriewen Krzywinski (Crivinius), Bartholomäus, Benediktinerprior von Lubin 9, 32, 85, 97* Kube s. Cubeus

Kubke, Gregorius, Altarist in Fraustadt 38 Kühn, Andreas, in Schwetzkau 127 Kujawien, H e r z o g t u m 28 ff., 73 Kulm 96, 165 Kursdorf (Conradisvilla, Konradisdorf), Dorf im Glogauer Land 19 f., 29*, 43, 48, 66, 90 f., 107, 109 ff., 113, 116, 148, 165 Kurski, Maciej Marian, Suffraganbischof von Posen 96, 109 ff., 116 Kurtzbach, adlige Familie im Fraustädter Land 68 Kuszkowo, Dorf im Posener Land 3* Kythe, Petrus, Schöffe in Fraustadt 35

Labe, Martin, P f a r r e r von Gollmitz 95 Lachhammer, Kaspar Andreas, aus Grätz, P f a r rer von Kotlau 112 Ladek, Wenzel, in Schwetzkau 131 — Hedwig, seine Frau 131 Lambert, Franzose, Lehrer an der Klosterschule Lubin 9 Lamprecht, Matthäus, Bürgermeister von Fraustadt 59, 64 Lamprecht, Matthäus, Archidiakon in Glogau, Domherr von Breslau und Neisse 36 f., 107 Lamprecht, Petir, Bürger in Fraustadt 39 Lampricht, Matthäus, in Schwetzkau 127 Lampricht, Matthias, Altarist in Fraustadt 38 Landeshut 171 Lange, Gutsbesitzer in Schwetzkau 144 Lange, Beler, Bürger in Fraustadt 39 Langenau 18 Langenau, Niklas, Landschöppe 18, 35 Langheupt, Gregor, Schmied in Fraustadt 61 Langner, Bürgerfamilie in Schwetzkau 141 Langner, Barbara, Frau des Christian Zeike in Schwetzkau 133 Laskary, Andrzej, Bischof von Posen 36,42,52 f. Lasocice s. Lasswitz Lasswitz (Lasocice), Dorf im Fraustädter L a n d 17, 24 f., 35, 45, 48 f., 66, 68 f., 90, 105, 133, 140 f., 154, 162, 164 Lasswitz, Nikolaus, in Striesewitz 45 Lasswitz, Peter, in Striesewitz 45 Laszothky 42 Latalski, Jan, Bischof von Posen 59 Latalsky, Stanislaus, Altarist in Fraustadt 38 Laube, im Fraustädter Land 69, 83, 116, 168; s. auch Alt-Laube, Neu-Laube Lauenburg 165 Laurentius, hl. 36, 63, 81, 128 f., 145 Lauterbach, Samuel Friedrich, lutherischer P f a r rer von Röhrsdorf, Fraustadt 55, 65, 84, 96, 120, 137

PERSONEN- U N D ORTSREGISTER

Ledochowski, Mieczyslaw H a l k a , Erzbischof von Gnesen-Posen 151 Leffel, Martin, aus Schwetzkau, Kirchenweser in Windisch Borau 114 Lehmhusius, Martin, aus Fraustadt, P f a r r e r in Geyersdorf, Glogau 62, 65, 107 Leimchaas, Michael, Küster in Fraustadt 61 f., 65, 107 Leipe (Lipno) 46, 48 f., 68, 80, 83, 112, 115 f. Leipzig 38 f., 54, 89 Lekerice, Georg, aus Schwetzkau 42 - Johannes, sein Bruder 42 - Nikolaus, sein Vater 42 - Nikolaus, sein Bruder 42 Lemberg 100 f., 167 I.eo X., Papst 51 Leonhard, hl. 5, 144 Leszczno s. Lissa Leszczynski, polnisches Adelsgeschlecht 17, 48, 68, 72 Leszczynski, Andrzej, G r a f , Woiwode von Brzesc 73 Leszczynski, Andrzej, G r a f , Grundherr von Lissa 83 f. Leszczynski, Boguslaw, G r a f , Erbherr von Lissa 83, 99 Leszczynski, Johann, G r u n d h e r r von Wilke 48 Leszczynski, Johannes, G r u n d h e r r von Lissa 44 f. Leszczynski, Raphael, G r u n d h e r r von Lissa 44 f., 68 Leszczynski, Raphael IV., Graf 88 Leszczynski, Stanislaw, Woiwode von Posen; König von Polen 118 f., 123 Leszno s. Lissa Leubus, Zisterzienserkloster 16, 109, 113 Lewitz, G u t im Posener Land 163 Lgin s. Ilgen Libelt, Matthäus, aus Alt-Laube, Kirchenweser in Heinzendorf 115 Libenzig 115 Liberandris, Simon, Altarist in Fraustadt 38 Liciecka, Sofia, aus Kiszew 96 Liebenthal, Benediktinerinnenkloster 92, 112 Liegnitz 59, 90, 92, 109 Liesch, J o h a n n Balthasar, Weihbischof von Breslau 112 Likowski, Eduard, Weihbischof von Posen; Erzbischof von Gnesen-Posen 160, 165 Limpach, O t t o von 18 Lincke, D a v i d , aus Kosten, Lehrer in Rinnersdorf 113 Lincke, Martin, aus Schwetzkau, Kirchenweser in Wartenberg 114 Lipno s. Leipe

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Lippomano, Luigi, päpstlicher Legat 55, 58 Lipski, Kazimierz, K o m m e n d a r a b t von Lubin 136, 144 Lipski, Michael, K o m m e n d a r a b t von Lubin 136 Lissa (Leszczno, Leszno) 14, 17, 34, 40, 44 f., 48 f., 51, 58, 68 f., 83 f., 85*, 88 ff., 93, 9 7 102, 104*, 105, 113, 115 f., 119-123, 133, 137 f., 141 ff., 146, 151, 158, 161 f., 164 f., 168 Lissaer Wilke s. Wilke Lissen (Lysiny) 48 f., 65, 105, 165 Litewski, Jan, Bischof von Posen 55 Livland 118 Llynski, Boleslaw, P f a r r e r von Fraustadt 36 Lodewig, Mathus, Bürger in Fraustadt 38 Löwenberg/Schlesien 59 Löwenthal 92 Lothringen 2 Luba, Insel bei Lubin 4 Luba s. Alt-Laube; s. auch E m p n a w von der Luba, H a n s Lubin, Benediktinerabtei 1 f., 3*, 4-12, 17, 19-24, 28 f., 31 f., 40 ff., 45 f., 48, 51, 65 ff., 72, 81 ff., 85, 95, 117, 135 ff., 140, 144 f., 156 Lublin 67, 171; s. auch Bernhard von Lublin Lublyn, Michael, Altarist in Fraustadt 38 Lubranski, Jan, Bischof von Posen 47, 51 Ludwig, König von U n g a r n 17, 31 Lüben 30 Lüttich 2, 4 - 7 Luffin, Johann, Innungsältester der Schuster in Fraustadt 35 Lukasch, K a u f m a n n in Lissa 100 Luschwitz (WJoszakowice), Dorf im Fraustädter Land 44, 48, 157* Luther, Martin, R e f o r m a t o r 54 f., 67, 76 Laski, Jan, Erzbischof von Gnesen 57 Laski, Jan, polnischer R e f o r m a t o r 57, 70 Lnd, Zisterzienserabtei 13 Lijczyce 8, 27 L^kno, Zisterzienserabtei 13 Lowicz 166 Lodz 167 Lubienski, Maciej, Bischof von Posen 77 Lysa Göra (Kahlenberg) 103 Lysiny s. Lissen

Mähren 32, 84 Magdeburg 2, 89 Mainz 29 Malecki, Stanislaw, P f a r r e r von Schwetzkau 165, 167 Malowiecki, Abt von Mogilno 136 Mansfeld, Ernst von, H e e r f ü h r e r 85 M a n t u a 70

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PERSONEN- UND ORTSREGISTER

Maria, hl. 63, 103, 120 f., 127*, 130 Maria Gonzaga, G a t t i n des Königs Wtadyslaw IV. von Polen 104 Maria Magdalena, hl. 48, 129 Marienburg/Westpreußen 31 Mariensee, Zisterzienserkloster in Fehlen 16 f., 19, 43 Marker, Andreas, Bürger in Schwetzkau 143 Martin, Benediktinerabt von Lubin 10, 26, 28 f. Martinus, hl. 47 f., 98 M a r y a n n a , Köchin aus Mlodasko 103 Masche, Martin Kasimir, aus Biesen, P f a r r e r in Ochelhermsdorf 111 Masowien 10, 31 Masuren 171 Matezki, Andreas Matthias, Vikar in Schwetzkau, P f a r r e r in G r o ß Osten 95, 111 Mathias, Abt von Lubin 5 Mathias de Sbqschin (Zb^szyn), Altarist in Fraustadt und Schwetzkau 38, 41 Matthias de Schmygel, P f a r r e r von Fraustadt 36 Matzdorf 95 Mauche, Dorf im Bezirk Sdirimm 16 Maysner, Josef, Müller in Schwetzkau 131 - Josef, sein Sohn 131 - Katharina, seine Frau 131 Maysner, Matthias, Ratsherr in Schwetzkau 132 - A n n a Rosina, seine Frau 132 Maysner (Meissner), Matthias, Bürgermeister in Schwetzkau 132 f. - Theresia, seine Frau 132 Mqczyn s. Wiese Mechthild, Gattin H e r z o g Heinrichs I I I . von Glogau 43 Mecklenburg 170 Meder, Andreas (Medder, Andris), Ratsherr in Fraustadt 35, 38 Meer, Ignatz, in Schwetzkau 133 Mehr, Ignatz, Lehrer und K a n t o r in Schwetzkau 145, 150 Meisner, Bartholomäus, aus Schwetzkau, K i r chenweser in Polkwitz 114 Meissner, Bürgerfamilie in Schwetzkau 141 Meissner, Anton, Bürger in Schwetzkau 105, 133, 142 Meissner, Josef, Bürger in Schwetzkau 133 - Barbara, seine Frau s. Heinze, Barbara - Josef, sein Sohn 133, 142 Meissner, Matthias s. Maysner, Matthias Meissner, Michael, Ratsherr in Fraustadt 62 f. Meissner, Michael, Goldschmied in Posen 121 Melanchthon, Philipp, R e f o r m a t o r 54 Mentzel, Bürgerfamilie in Schwetzkau 141 Menzel, Benjamin, L a n d w i r t in Schwetzkau 131

Merkel, Schloßverwalter in Reisen, A m t m a n n von Zedlitz 80», 91 f. Meseritz 40, 54 f., 71, 100 Messerschmeid, Michil, Bürger in Fraustadt 39 Metschlau 115 Metzsch, Andreas, Jesuitenrektor in Glogau 93 f. Mewtener, Henlin, Innungsältestenmeister der Fleischer in Fraustadt 35 Mewtener, Matthias, Innungsältestenmeister der Fleischer in Fraustadt 35 Miaskowski, Albert, Verwalter der Abtei Lubin Lubin 136 Miaskowski, Alexander, K o m m e n d a r a b t v o n 85 Michael, hl. 48 Michael, Bischof von Posen 7* Michaelis, staatlicher N o t a r aus Laszothky 42 Micha! von Göra, Graf 4 Mierucin, G u t bei Fraustadt 36 Mieszko I. 2, 150 Mieszko III. Stary, H e r z o g von Polen 10, 13, 16 Mieszkowski, Petrus (Piotr), Domherr von P o sen, P f a r r e r von Fraustadt 75*, 77, 95 Milecki, Grundherr von Kabel und Heyersdorf 66 Militsch/Schlesien 16, 24 Mlodasko 103 Mlyny s. Bogislaw de Mlyny Modrzewski, A n d r z e j Frycz, Politiker und Theologe 58, 70 Möller, Bartholomäus, aus Fraustadt, lutherischer P f a r r e r in Ochelhermsdorf 111* Mönchskirchel bei G u h r a u 115 Mogilno 2, 136 Moreysin, Lorenz, Innungsältester der Zimmerer in Schwetzkau 35 M o r k o w o s. Murke Moses 130 Müller, Gregor, Ratsherr in Fraustadt 63 Müller, H y a z i n t h , Dominikaner in Posen 95 Münsterberg, Fürstentum 88 Mugkenstadt, Niclus, Bürger in Fraustadt 38 Murke (Morkowo), Dorf Kr. Lissa im Fraustädter Land 3, 17f., 25, 42, 46, 4 8 f . , 68, 83, 154, 156, 161, 165, 168; s. auch J o h a n n ; N i kolaus, Ritter; Petrus

N a k e l 29 Napoleon I. 145 f. Neidenburg 161 Neisse, Stadt 107 Neisse, Nebenfluß der Oder 169 f., 173

PERSONEN- U N D ORTSREGISTER

Nepomuk, Johannes, hl. 129, 156, 168 Neri, Philippus, hl. 72 Netze, Nebenfluß der Warthe 29, 99, 160 Netzedistrikt 138 Neu-Garthe (Nowe Ogrody), Dorf im Fraustädter Land 45 Neugrätz 118 Neu-Laube (Dlugie Nowe) 45, 48 f., 164 Neumann, Johann, aus Priment, Kirchenweser in Libenzig 115 Neumarkt/Schlesien 20, 111 Neusalz 115 Neustadt 47 Neydecke, Cloze, Bürger in Fraustadt 38 Nicheln (Niechtód) 19, 45, 48, 83, 105, 161, 164 Nicolaus de Górka, Domherr und Kanzler in Posen 5* Niechlód s. Nidieln Nieder-Pritschen 65 Niederschlesien 171 Niegolewski, Kazimierz Józef, Graf in Gloden Hauland 103 Niepart s. Johannes de Niepart Niering, Tobias, Schößer des Stiftes in Liebenthal 92 Nikolaus, hl. 36, 48, 63 Nikolaus I., Zar von Rußland 150 Nikolaus, Bürgermeister von Fraustadt 25 Nikolaus, Benediktinerabt von Lubin 32, 42 Nikolaus, Pfarrer von Lubin 5 Nikolaus, Ritter in Murke 42, 46 Nikolaus, Pfarrer von Nicheln 45 Nikolaus, Pfarrer von Przyczyna 37 Nikolaus, aus Schwetzkau 25 Nikolaus, aus Steinau, Bürger in Fraustadt 25 Nilbau 110 Nördlingen 91 Nostitz, Adelsgesdiledit, Grundherren Driebitz 65 f. Nowe Ogrody s. Neu-Garthe

von

Oberpritschen, Dorf bei Fraustadt 37% 65, 78 f., 105, 123 Obersdilesien 162, 171 Obra, Fluß 4, 14 Obra/Posen, Zisterzienserkloster 19, 34, 75, 88, 95 Ochelhermsdorf 111 Oder 13, 21, 35, 169 ff., 173 Oderwolf, Bernard, Herr von Mierucin 36 Odilo, Abt von Cluny 2 Öls 31 Österreich 85, 138 f. östreidi, Justizbürgermeister in Schwetzkau 143

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Offeman, Nikolaus, Bürger in Schwetzkau 42 Ogrodowski, Stephan, Pfarrer von Schwetzkau 165 Ogrody s. Garthe Olbersdorf 48, 90 Olbert, Benediktinerabt von St. Jakob in Lüttich 7 Oliva 101, 104* Olsleger, Peter, Bürger in Schwetzkau 42 Opalinski, Besitzer von Lissen, Teilbesitzer von Tillendorf und Bukwitz 44, 47 f., 65, 75 Opalinski, Pfarrer von Fraustadt 75* Opalinski, Andrzej, Bischof von Posen 77, 97* Opalinski, Christian, Palatin von Posen 99 Opalinski, Piotr, Woiwode 100 Opaln s. Oppeln; s. auch Remschil von Opaln Opeczco, Bürger und Schmied in Schwetzkau 25 Oppeln (Opaln) 16, 18 Orczeszkowski, Fabian, Guardian der Franziskaner in Fraustadt 61 Orla, Nebenfluß der Bartsch 14 Ossawasien s. Röhrsdorf Ossowski, adlige Familie im Fraustädter Land 48, 54, 65, 79 f. Ossowski, Albert, Erbherr von Röhrsdorf 65 Ossowski, Balthasar, Erbherr von Geyersdorf 62, 64 f. Ossowski, Johann, Erbherr von Röhrsdorf 65 Ossyeczna 35 Ostaszewski, Beda, Klosterabt von Lubin 144 Osterode 161 Ostgalizien 167 Ostrorög, polnisches Adelsgeschledit 55, 72 Ostrorog, Jan 32 Ostrowo 151 Oströw, Hügel in Posen 2 Oswald, Stadtgutsbesitzer in Schwetzkau 161 Otto, aus Schwetzkau 25 Otto, Pfarrer in Zedlitz 25 Otto, Siegmund, Propst der Benediktinerinnen aus Liebenthal 92

Paczolt, Bernardus, Altarist in Fraustadt 38 Paradies, Zisterzienserkloster 88, 94, 116, 150 Parchau 115 Paris 104, 160 ff. Parisch, Nicolaus, Altarist in Fraustadt 38 Paul, Bischof von Posen 8, 21 Paulus, hl., Apostel 48, 129 Paulus, Benediktinerabt von Lubin 23, 25 Peanus, Bischof von Posen 7 Pelea, Domkantor in Posen 5* Peregrinus de W^gleszino 31 Perszten, adlige polnische Familie 17

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PERSONEN- UND ORTSREGISTER

Peschel, Balthasar, aus Pusch, Kirchenweser in Strunz 115 Peter I., Zar von R u ß l a n d 118 Peter Dunin s. Wlast, Piotr Petersdorf (Pietrowice) 20, 24, 45, 68, 161 Petrikau 70, 77, 80 f. Petrus, hl. 48, 129 Petrus aus Murke 46 Petzold, Sabina, Benediktinerin aus Liebenthal 92 Pfennig, Johann, Lehrer in Schwetzkau 145, 150 Pforta/Thüringen, Zisterzienserabtei 16 Philenardus, Marius, Nuntius in Polen 75, 95 Philipi, Johannes, Altarist in Fraustadt 38 Piefke, Lehrer in Sdiwetzkau 158 Pietrowice s. Petersdorf Pilsudski, J o z e f , polnischer Politiker 161, 166 Polanowo, G u t im Posener L a n d 28 Polen 1 f., 4, 6 * , 8, 12 ff., 19, 27-32, 50, 53, 55, 57 f., 70 f., 75, 84, 88, 90, 92-95, 97, 99, 101, 103 f., 107, 114, 116, 118 f., 122 ff., 135-140, 146, 150, 160-166, 169, 173 Polkwitz 114 P o l t a w a 119 Pommerellen (Pomorze) 85, 163 f., 167 Pommern 170 f. Pomorze s. Pommerellen Poniatowska, Christina 97 Poniatowski s. Stanislaw August Poniatowski Poninski, K a r o l , Propst von Fraustadt, D o m herr und Weihbischof von Posen 120, 137 f. Popielski, Johannes, Domherr von Warschau, Altarist in Schwetzkau 41 P o p o w o Popowieskie 41 Posen - Bischof, Bistum (Erzbistum), Domkapitel 1 f., 3 * , 5-9, 11, 14, 16, 21, 29, 31, 35-38, 40 ff., 47, 49-55, 59, 63, 71-79, 82 f., 93, 95 f., 9 7 * , 104 f., 108-112, 115 ff., 120, 126, 128, 130, 137, 148, 151 f., 161 f., 164 f. - L a n d 3, 9, 14, 17, 19, 54, 102, 107, 123, 131, 160, 163 f., 168 - S t a d t 8, 20 ff., 27, 29 ff., 34 f., 38 ff., 42, 53, 55, 72, 79, 84, 89, 103, 120, 122, 128, 139, 145. f. - Verwaltungsbezirke 20, 30, 34, 54, 118, 139 f., 147 f., 150-153, 160 f., 163 ff., 167 Posen-Westpreußen, G r e n z m a r k 165 Potsdam 172 P r a g 92, 108 f. Pretsino s. Pritschen Preußen 63, 105, 138 f., 147 f., 151, 154, 165 Preysenstein, Petir, Bürger in Fraustadt 39 Pribislaus 47

Priebisch (Przybyszewo), im Fraustädter L a n d 4 5 , 4 8 , 67 f., 83, 97, 1 0 0 , 1 5 6 Priebus 113 Priment, Zisterzienserkloster in Polen 16, 19, 34, 94, 115 Primkenau 109 f. Pritschen (Pretsino, P r z y c z y n a ) , S t a d t d o r f von Fraustadt 16, 18 f., 35, 37, 44, 48, 60 Prochaska, Jesuit in Fraustadt 137 Przemysl 71 Przemyslaw I., H e r z o g von Gnesen 10 f., 17, 21 f. Przemyslaw II., H e r z o g von Gnesen 10, 17 ff., 21 ff., 26, 29 Przybyszewski, Adelsgesdilecht, Besitzer von Garthe und Priebisch 45, 47, 82, 97 Przybyszewo s. Priebisch P r z y c z y n a s. Pritschen Przyjemski, G r a f 89 Przyluski, Leon, Erzbischof von Gnesen-Posen 151 Pulcher, K o n r a d , Schuster aus Fraustadt 25 Punitz/Schlesien 24, 118, 146 Pusch, D o r f 115

Q u a l a k , Tyzhe, Landschöppe 18, 35 Queissen 113

R a a t z , J a k o b , Ratsherr in Schwetzkau 132 - Katharina, seine Frau 132 - A n n a Rosina, seine Tochter 132 Rabsen 107 Raczynski, Ignacy, Erzbischof von Gnesen 148 R a d l e w o 20, 22, 24 R a d o m s k i , Hieronymus, Starost von Fraustadt 74, 88 Radowicki, Maciej, aus Klein Radowick 96 - Maciej, sein Sohn 96 - Mikolaj, sein Sohn 96 Radomierz, D o r f im Bezirk Sdirimm 16 Radzim/'Posen 41 Radziwill, Anton Fürst 147, 150 R a m u n g , Sigfrid, Bürgermeister von Fraustadt 30 Rapsen 2 9 * Rauch, Christian, Künstler 150 R a w a 9, 40, 139 Rawitsch 89 f., 93, 102, 119, 137 Rqbin 83 Rechenberg, Freiherr von, in Schlawa 44, 48, 66, 80 Reden 115 Reichenau, Gutshof in Schwetzkau 144, 156

PERSONEN- UND ORTSREGISTER R e i m a n n , G e o r g , aus Grüne, Kirchenweser in Metschlau 115 R e i m s 171 Reisen/Polen 14, 31, 33 f., 9 1 , 9 5 , 113, 118 f., 145 f., 158, 164, 168 Reithehanczel, J o h a n n , Schöffe in Fraustadt 35 Remschil von O p a l n , Starost in Fraustadt 18, 35 Rentschen 113 Retschke, D o r f im Fraustädter L a n d 18, 165 Retschke, Andreas, E r b h e r r 18 - Petrus, sein Bruder 18 R h e n s k j ö l d , schwedischer G e n e r a l 118 Richeza, M u t t e r des Piastenfürsten K a z i m i e r z Odnowiciel 2 Richter, Christoph, aus Fraustadt, Kirchenweser in Zolling 114 Richter, Matthäus, lutherischer Prediger von Fraustadt 59, 63 ff. Riesengebirge 172 R i n c o , Bartholomaeus 5* Rinnersdorf 113 R o b i t k o 103 Rochus, hl. 129 R ö h r s d o r f (Ossawasien, R u d [ i ] g e r i villa) 2 0 , 44, 4 6 , 48 f., 65 f., 80, 9 0 , 118, 123, 137, 165 Rösler, B a r b a r a , W i t w e in Schwetzkau 133 Rogacki, Matthias, K o m m e n d a r in Fraustadt 75 Rogasen 29 R o m 50 R o m u n g , Velcellin, Bürger in Fraustadt 25 Roosevelt, Präsident der Vereinigten S t a a t e n von A m e r i k a 169 Rosenbunt, Paul, aus Lissa, Lehrer in G r a m schütz 113 Rostock, Sebastian, Fürstbischof von Breslau 110 R o t e m b a r k , K a s p a r , Besitzer von Bargen 45 Rotenburg, B a k e r , G r u n d h e r r in G a r t h e 19, 45 -

Melcher, sein Bruder, Grundherr in B a r g e n 19, 45 R o t t e n b u r g , Grundbesitzer 4 7 R o t t e r d a m s. Erasmus von R o t t e r d a m Rudel, Paulus, Altarist in Fraustadt 37 f. Rud(i)geri villa s. R ö h r s d o r f R u ß l a n d 32, 118 f., 123, 138 f., 146, 169 R y d z i n s k i s. Werben R y d z i n s k i , J o h a n n e s Rylicki, A n d r z e j , Archidiakon 74

Sachsen 119, 146, 170 Sachsenhausen, Konzentrationslager 167 Sagan 30, 32, 34, 88, 113 Samter 121 Samuel, A n d r z e j , D o m i n i k a n e r in Posen 5 4

187

Sander (Sanner, Senner), Bartholomäus, P f a r rer, Kreisdekan von Fraustadt 6 8 , 75, 9 3 , 95 ff., 109 ff., 117, 120, 124 Sandiwogius, D o m k a n t o r von Gnesen 19 Sandomir 58 S a n k t Gilles, Kloster in Belgien 4 * Sanner s. Sander, Bartholomäus Santhoff, Caspar, P f a r r e r von Fraustadt, D o m herr von Posen 7 5 * , 77, 95 Sarne/Posen 31, 93 S ^ d k o , P f a r r e r von Altgostin 4 2 Sb^schin (Zb^szyn) 38 Sebastian, hl. 80 Seclucyan, J a n , polnischer R e f o r m a t o r 54 Sedelitz s. K l o t h e w i g von Sedelitz Sedlnicza s. Zedlitz Seherr, Ernst von, E r b h e r r von T i l l e n d o r f 6 6 Seherr-Thoss, Grundherren von Weigmannsdorf und T i l l e n d o r f 19, 44, 48, 65, 8 0 Seitsch 112 Semovit von Masowien 31 Senner s. Sander, Bartholomäus Seydil, Peter, Bürger in Schwetzkau 4 2 Seydlitz, Adelsfamilie in Schlesien 30 Siebenbürgen 85 Siekowo, D o r f im B e z i r k Schrimm 16 Sienicki, M i k o l a j , Marschall der B o t e n k a m m e r 70 Sieradz 28, 139 Sierakowski, P f a r r e r von Fraustadt 7 5 * S k a m p e 113 S k a r b e k , Michal, G r a f aus dem Hause A w d a n k 3 f. S k a r b n o , D o r f bei K r z y w i n 3 S k a r g a , P i o t r , Jesuit und Kanzelredner 71, 134 Slager, J o h a n n , Schöffe in Fraustadt 35 Slaps (Schiabs), Matthias, in Schwetzkau 1 3 2 - B a r b a r a , seine F r a u s. H o f f m a n n , B a r b a r a - Matthias, sein Sohn 132 Slyvyenski, Stanislaus, Altarist in Fraustadt 38 S l a w a s. Schlawa Slawski, F r a n z , P f a r r e r von Kreutsch 132 Sneydir, H e y n k e , Bürger in Fraustadt 39 Sobieski s. J a n I I I . Sobieski Soldau/Ostpreußen 161 Sosnicki, P f a r r e r von Zedlitz 81 Sowjetunion 169, 171 Spanien 6 Späth, Balthasar, in Schwetzkau 131 S p r o t t a u 30, 88, 115 Südpreußen 146 Sulkowski, G r a f , G r u n d h e r r von Lissa 137 Swas s. Schwusen S w a y d e r , Elias, Innungsältester der Schneider in Fraustadt 35

188

PERSONEN- UND ORTSREGISTER

Swendebyr, Peter, Altarist in Fraustadt 37 Swenkenvelt, Stephan von, Erbrichter aus Fraustadt 18, 30 Swierczyn, D e k a n a t Lissa 165 Sworzen s. Schwusen Swos s. Sdiwusen Swusin s. Schwusen Szczypiorno, Konzentrationslager 161 Szoldrski, Andrzej, Bisdiof von Posen 77, 82 Smigiel s. Schmiegel Sroda 20, 28 Swidnica s. Zedlitz Swinarski, Andrzej, Domherr von Posen 75, 95 Swinka, J a k u b , Erzbischof von Gnesen 27 f., 30*

Schabenau 109, 111, 113 Schäffer, J a k o b , aus Lissa, Lehrer in Köben 113 Schalendorf, Johannes, Eigentümer von Garthe 45 Schedet, Valentin, V i k a r in Schwetzkau 131, 134 Schefer, Peter, Bürger in Schwetzkau 42 Scheling (Schyling), Bartholomäus, Altarist in Fraustadt 37 f., 41 Schenk, K o n r a d , Pfarrer von Gollmitz 94 Schepke, Johannes 109 Scheydemanthil, Petrus, Ratsherr in Fraustadt 35 Scheydimantel, N i k l u s , Bürger von Fraustadt 38 Schgraffer, X a v e r , Franziskaner in Fraustadt, V i k a r in Schwetzkau 132 ff. Schiabs s. Slaps, Matthias Schiabs (Slaps), Bürgerfamilie in Schwetzkau 141 Schlaff, Martin, aus Deutsch Wilke, Kirchenweser in Gläsersdorf 115 Schlaupitz 111 S d i l a w a (Slawa), S t a d t im Fraustädter L a n d 44, 48, 66, 80 Schiensdorf bei Rawitsdi 90 Schlesien 14, 16, 18, 27, 30, 32, 34, 41, 43, 54, 57, 59, 66, 79, 84 f., 88 f., 97, 99, 107, 112, 116, 124, 134, 137, 145, 151, 157 Sdileuchen, D o r f im Bezirk Schrimm 16 Sdilichting, H a n s G e o r g von, Grundherr von Guhren, Gurschen und Schwusen 19, 43, 48, 65, 88 Sdilichting, J o h a n n von, Statthalter von Lissa 99 f. Schlichtingsheim 66, 88, 90 Sdilochau 165

Sdimarsen 113 Schmidt, Johannes, aus Biesen, Lehrer in S k a m pe 113 Schmidt, Martin, aus Biesen, Pfarrer in Ochelhermsdorf 111 Schmidt, Matthäus D a m i a n , K o m m e n d a r von Fraustadt, Pfarrer von Schwetzkau 120 f., 123 f., 125 f. Schmidtschen 166 Schmiegel (Smigiel) 36, 69, 89, 118, 145 Schmygel s. Matthias de Schmygel Schneidemühl 161, 165 Schönlanke 161 Schöpe, Bürgerfamilie in Sdiwetzkau 141 Schöpe, Ignatz, in Schwetzkau 127 Schöpe, Josef, L a n d w i r t in Sdiwetzkau 132, 142 Scholtz, Anton, Promotor des hl. Rosenkranzes in Schwetzkau 132 ff. Scholtz, Augustin, Lehrer und Küster in Schwetzkau 132, 134, 144 f. - Johanna, seine F r a u 132 - Michael Ladislaus, sein Sohn 132 Scholtz, Gabriel, Ö k o n o m in Schwetzkau 127 Scholtz, Martin Ignaz, aus Schwetzkau, P f a r rer in Herbersdorf 110 Scholtz, Melchior, aus Kosten, Lehrer in Q u e i s sen 113 Scholtz, Michael, Ö k o n o m in Schwetzkau 127 Scholtz, Nikolaus, aus Lissa, Kirchenweser in Mönchskirchel 115 Scholtz, Theresia s. K r u g , Theresia Schreiberhau/Riesengebirge 172 Schrimm 16, 47, 66, 71, 75*, 79, 122 Schroda 10, 41 Schrodka, Vorstadt von Posen 145 Schröder, Anton, K a p l a n in Reisen 95 Schubert, K a s p a r , aus Schwetzkau, Priester 95, 109 Schubertin, Helena B a r b a r a , Äbtissin in Liebenthal 92 Schulte, Jesuit in Fraustadt 138 Sdiulthiss, Hempel, Bürger in Schwetzkau 42 Schultis, Michil, Bürger in Fraustadt 38 Schultz, Bürgerfamilie von Schwetzkau 141 Schwartz, Glöckner von G l o g a u 93 Schwarz, Gutsbesitzer in Schwetzkau 144 Schweden 85, 99, 118 Schweidnitz 88, 90 Schweinitz 113 Schwengler, Lorenz, aus Hinzendorf, Kirchenweser in Zedlitz 114 Schwerin a. d. Warthe 54, 161 Schwiebus 88, 108, 113 Schulenburg, General von der 118 Schultz, aus Lissa, russischer Oberst 119

PERSONEN- U N D ORTSREGISTER

Schwusen (Swas, Sworzen, Swos, Swusin), Dorf im Fraustädter Land 17», 18, 43, 48 f., 80 Schyling s. Sdieling Stablewski, Florian Oksza, Erzbischof von Gnesen-Posen 152 Stach, Matthäus Franz, aus Schwetzkau, Pfarrer von Klade und Nilbau 109 f. Stalhansch, schwedischer Generalmajor 92 Stalin 169, 171, 173 Stalingrad 169 Stancaro, Francesco, Reformator 70 Stanislaus, Bischof von Posen 6* Stanislaus, Pfarrer von Garthe 45 Stanislaus de Gerlin, Pfarrer von Fraustadt 36 Stanislaw August Poniatowski, König von Polen 138 Starygrod, Burg im Posener Land 7 Stayben, Johannes, Altarist in Fraustadt 38 Steinau/Schlesien 25, 30 Stephan, Bischof von Posen 7 Stephan, Benediktinerabt von Lubin 31 Stephan I., Benediktinerabt von Lüttich 4 Stephan, Gutsbesitzer in Schwetzkau 144 Stephan von Wilkau, Landschöppe 18, 35, 46* Stephan, Adam Johannes, Pfarrer von Zedlitz 80, 1 1 2

Steuer, Albert, Philosophieprofessor in Posen 152 Stober, Gutsbesitzer in Sch wetzkau 144 Storchnest/Posen 14, 31, 34, 40, 118, 122, 143, 153, 165, 168 Storich, Jacobus, Altarist in Schwetzkau 41 Stralsund 119 Strauchmann, Johann Franz, Kapellenpriester in Kursdorf 111 Strauvald, Georgius, Altarist in Fraustadt 38 Streswidi s. Striesewitz Strieglitz, Hedwig s. Zahn, Hedwig Striesewitz (Streswich, Strzyzewice), Dorf im Fraustädter Land 17, 21, 25, 44 f., 47, 49, 68, 121, 133, 141, 156 Stronczek s. Borek, Matthias Strunz 115 Strzelce 75 Strzelecka, Frau aus R^bin 83 Strzyzewice s. Striesewitz

Targowica 139 Tarnogröd 122 Tarnowski, Mikolaj, Adliger bei Fraustadt 75 Teheran 169 Temeritz, Ursula von, in Ulbersdorf 81

189

Teschner, Franz, lutherischer Pastor in Oberpritschen 78 Textor, Sebastianus, Benediktiner 131* Tham 113 Tharlang 100 Tharnow 23 Thomas, Abt der Benediktinerabtei Lubin 6 Thomas, Prior der Benediktiner in Lubin 9, 32 Thom 58, 139 Thüringen 16 Tilgner, Gutsbesitzer in Sdiwetzkau 144 Tillendorf (Tylewice), im Fraustädter Land 44, 48 f., 65 f., 105, 113 Tilly, Heerführer 85 Tilsit 146 Timäus, lutherischer Geistlicher in Fraustadt 66 Tirpicz, Altarist in Fraustadt Tischler, Franz, Kommendar von Fraustadt 61, 63 f., 74, 82 Tolibowski, Wojciedi, Bischof von Posen 104 f., 110 ff. Tomicki, Piotr, Bischof von Posen 51 Torstenson, schwedischer Feldherr 93 Trach, Szybans, Eigentümer von Garthe 45 Treben (Trzebiny), Dorf im Fraustädter Land 45, 47, 156 Trebnitz 96, 107, 158 Trient 52, 70 f., 79 Triwny, Guncelin von 18 Trzebiny s. Treben Tschacher, Johann, aus Priment, Kirchenweser in Strunz 115 Tschepe, Michael, Pfarrer von Fraustadt 36, 59 Tschirnau 100 Türkei 119 Tütz 165 Tworsinsky, Besitzer von Zedlitz 80 Tylewice s. Tillendorf Tympf, Andrzej 61* Tyniec, Benediktinerabtei 2, 8

Uchanski, Jakub, Erzbischof von Gnesen 58, 70 Ujscie s. Usch Ulbersdorf 20, 43, 65 f., 81 Ungarn 31, 84 f. Unru, Johann 18 Unruh, Christoph von 89 Unruhstadt 89 Ursin, David, lutherischer Pastor von Gollmitz 68 Usch (Ujscie) 7, 99 Usch-Schneidemühl, Starostei 72

190

PERSONEN- U N D ORTSREGISTER

Valentin, hl. 63 Vatikan 164 f. Vechbrod s. Weychbroth, Adreas Vechner, Matthäus, königlicher Leibarzt 97* Vereinigte Staaten von Amerika 169, 172 Versailles 161 f. Vincentius, Kastellan von Gnesen 41 Vincentius, Erzbischof von Gnesen 13* Vincenz, Benediktinerabt von Lubin 29 Vinzenz von Paul, hl. 104 Vitus, hl. 98 Vothke, Altarist in Fraustadt 37 Vschov s. Fraustadt Vuzwe, Peter, Innungsältester der Schuster in Fraustadt 35 Wagner, Lehrer in Schwetzkau 158 Waidner, Pfarrer von Kursdorf 91 Waldemar, Schulze in Polanowo 28 Wallenstein, Feldherr 85, 90 Walszewski, Josef, Fleischer in Schwetzkau 133 Walter, Lokator von Pritschen 18 f. Wanerin, Barbara, Benediktinerin in Liebenthal 92 Waremul, Heinrich, in Schwetzkau 23 Waremul (Warmul), Johannes, Vogt in Schwetzkau 23, 25, 41 Warminski, Ignaz, Dogmatikprofessor in Posen 152 Warmul s. Waremul, Johannes Warschau 41, 56 f., 75*, 99, 101, 111, 118, 122, 145 f., 150, 164, 166 Wartenberg 114 Warthe, rechter Nebenfluß der Oder 13, 118 Warthegau 167 f. Wawrzyniak, Prälat 152 Waygt, Johann, Müller in Schwetzkau 131 - Magdalena, seine Frau 131 Wayner, Nikolaus, Innungsältester der Leinweber in Fraustadt 35 W^gleszino s. Peregrinus de W^gleszino Weiget, Christoph, in Schwetzkau 98 Weiget, Lorenz, in Schwetzkau 98 Weigmannsdorf (Wygnanczyce), Dorf im Fraustädter Land 19 f., 44, 65, 80, 90, 112 Weigt, Bürgerfamilie in Schwetzkau 141 Weigt, Laurentius, Müller in Schwetzkau 131 Weigt, Propst, aus Bukwitz 150 Weimann, Robert, Generalvikar von Posen; Delegat der Grenzmark 165 Weine, im Fraustädter Land 44 Weiß, Gastwirt in Schwetzkau 150 Weisshaupt, Joachim, lutherischer Prediger 59 Wellersdorf, Hermann von 18

Welna, Warthezufluß 13 Weltz, Bürgerfamilie in Schwetzkau 141 Welz, Gutsbesitzer in Schwetzkau 144 Wende, Kaspar, Leiter der Fraustädter Münze, Ratsherr 61, 78 Wenzel, König von Böhmen 28 f. Werben Rydzinski, Johannes, Pfarrer von Fraustadt 75* Weschker, Johann, Pfarrer von Fraustadt 36 Westpreußen 138, 152, 161, 165 Weychbroth (Vechbrod), Andreas, Altarist in Fraustadt 37 f. Wibaldus, Abt von Corvey 46* Wielen s. Fehlen; Filehne Wielichowo 143 Wieniawa, polnisches Adelsgeschlecht 17 Wien 146 ff., 150 Wierzbowski, Stefan, Bischof von Posen 109 Wiese (Mqczyn), Vorwerk bei Schwetzkau 156 Wiesner, August, Dekan und Pfarrer von Schwetzkau 151, 156, 158 Wiesner, Georg, in Fraustadt 77, 95 Wijewo 103 Wilkau s. Wilke Wilke (Wilkau, Deutsch Wilke, Lissaer Wilke, Wilkowo, Wylkowo), Dorf im Fraustädter Land 3, 17 ff., 42, 46, 48, 68, 83, 109, 115 f., 154, 161, 165, 168; s. auch Stephan von Wilkau Wilkowo s. Wilke Wilkowski s. Kottwitz Wilkowski, Stanislaus, Grundherr von Wilke 68

Wilkowski, Thomas, Altarist in Lissa 44 Wilson, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika 162 Windisch Borau 114 Winnemar, Zisterzienserabt von Pforta 16 Wirwann, Anton, Ratsherr in Schwetzkau 143 Wittenberg 54 f., 111* Wladyslaw I., Herzog von Polen 4* Wladyslaw Laskonogi, Herzog von Großpolen 10, 16

Wladyslaw Lokietek, König von Polen 10, 18, 2 8 ff.

Wladyslaw II. Jagiello, König von Polen 19, 35 Wladyslaw Odonicz, Herzog von Großpolen 10 f., 16, 21 Wlast, Piotr, Graf 5 Wloclawek 164 Wloszakowice s. Luschwitz Wodkye, Matthias, Altarist in Fraustadt 38 Wojciech, Starost von Fraustadt 38

PERSONEN- U N D ORTSREGISTER

Wolf, Georg, aus Leipe, Kirchenweser in Parchau 115 Wolfskirch 152 Wolfs-Treben 156 Wolfsvorwerk 156 Wolhynien 167 Wolinski, Visitator im Dekanat Fraustadt 105, 126 Wollstein/Posen 41, 89, 103 Wongrowitz 33 Woronzew, russischer General 146 Wratislavia s. Breslau Wreschen 152 Wronke 118 Wschowa s. Fraustadt Wujek, Jakob, polnischer Bibelübersetzer 71 Wulke, Dorf im Fraustädter Land 18 Wunderlich, Georg, Kirchenweser in Guhrau 114 Wygnanczyce s. Weigmannsdorf Wylkowo s. Wilke; s. auch Boguslaus de Wylkowo Wyrycz, Zufluß der Bartsch 21 Xienginki, Dorf im Bezirk Schrimm 16 Xgansch, Johannes, Ritter 42 Ylegin s. Ilgen Zaborowiec 157* Zaborowo 89 f., 100, 137 Zahn, Georg, Fleischermeister in Schwetzkau 108

- Hedwig, geb. Strieglitz, seine Frau 108

191

- Johannes Karl, sein Sohn, Dechant und Stadtpfarrer von Glogau 95, 108 f. - Martin Ignatius, sein Sohn, Domkantor von Glogau 108 f. Zalecki, Nikolaus, Abt von Paradies 94 Zaremba, Andrzej, Bischof von Posen 8, 47 Zarkau, Gut 93 Zawada 68 Zbarzewo s. Bargen Zbqski, Adelsfamilie 54 Zb^ski, Landrichter von Posen 57 Zb^szyn s. Sb^schin Zbilut, Graf 13 Zchyphron, Konrad, Vogt in Fraustadt 25 Zdung 104* Zedlitz (Sedlnicza, Swidnica), Dorf im Fraustädter Land 18, 25, 35, 38, 43, 48 f., 65, 80 f., 92, 107, 112, 114, 148 Zedlitz, von, schlesisches Geschlecht, Besitzer des Dorfes Swidnica 18, 43, 48, 165 Zegocki von D^bno, Krzysztof, Propst 79 Zeike, Christian, in Schwetzkau 133 - Barbara, seine Frau s. Langner Zeller, Kaspar, aus Schwetzkau, Lehrer in Priebus113 Zerboni di Sposetti. Josef von, Oberpräsident von Posen 147 Zeydler, Josef, Pfarrkantor in Schwetzkau 131 Zeydler, Joseph, Notar und Stadtschreiber in Schwetzkau 132 Ziethen, von, General 123 Zolling 109, 114 Zygmunt I., König von Polen 35, 51, 55 Zygmunt II. August, König von Polen 63, 65, 78 Zygmunt III. König von Polen 72 f., 79, 81, 85

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