Vergleichen als archäologische Methode: Analogien in den Archäologien - Mit Beiträgen einer Tagung der Arbeitsgemeinschaft Theorie (T-AG) und einer Kommentierten Bibliographie 9781841710372, 9781407351582

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Vergleichen als archäologische Methode: Analogien in den Archäologien - Mit Beiträgen einer Tagung der Arbeitsgemeinschaft Theorie (T-AG) und einer Kommentierten Bibliographie
 9781841710372, 9781407351582

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INHALT
EIN VORWORT
VOM VERGLEICHEN IN DER ARCHÄOLOGIE – ZUR EINFÜHRUNG
THE "NON-METALLIC SAVAGES": THE USE OF ANALOGY IN VICTORIAN GEOLOGICAL ARCHAEOLOGY AND FRENCH PALEOETHNOLOGY AND ITS RECEPTION IN ARGENTINA IN THE DECADE OF 1870
BEYOND ETHNOARCHAEOLOGY? A CRITICAL HISTORY ON THE ROLE OF ETHNOGRAPHIC ANALOGY IN CONTEXTUAL AND POST-PROCESSUAL ARCHAEOLOGY
DER AKTUALISTISCHE VERGLEICH IN DER ARCHÄOLOGIE
ODYSSEUS AM NIEDERRHEIN? -- BEMERKUNGEN ZU "HISTORISCHEN ANALOGIEN" UND ZU VERSUCHEN, ARCHÄOLOGISCHE UND HISTORISCHE QUELLEN AUFEINANDER ZU BEZIEHEN
DAS MEGARON -- EIN ANALOGIE(KURZ)SCHLUSS DER ÄGÄISCHEN ARCHÄOLOGIE
DIE DREI GABEN LIBUSSAS UND DAS FÜRSTENTUM DER TSCHECHEN
KONTEXTUELLE ARCHÄOLOGIE: ZUR NEUBESTIMMUNG VON KONTEXT IM RAHMEN ANALOGISCHEN DEUTENS IN DER VOR -- UND FRÜHGESCHICHTSFORSCHUNG
HINTER'M HORIZONT GEHT'S WEITER... VOM NUTZEN DER ETHNOGRAPHISCHEN ANALOGIE FÜR DIE URGESCHICHTSFORSCHUNG
INTRA- UND INTERKULTURELLE VERGLEICHSVERFAHREN IN DER HALLSTATT-ARCHÄOLOGIE
REFLEXIONEN ÜBER DEN GEBRAUCH DER HISTORISCHEN ANALOGIE IN BRASILIEN
TOWARDS A GENDERED PAST: THE HEURISTIC VALUE OF ANALOGIES
BRAUCHT PRÄHISTOIRE VERGLEICHE?
MAKING SENSE OF THE PAST BEYOND ANALOGIES
KOMMENTIERTE BIBLIOGRAPHIE

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BAR S825 2000  GRAMSCH (Hrsg)  VERGLEICHEN ALS ARCHÄOLOGISCHE METHODE

Vergleichen als archäologische Methode Analogien in den Archäologien Mit Beiträgen einer Tagung der Arbeitsgemeinschaft Theorie (T-AG) und einer Kommentierten Bibliographie

hrsg. von

Alexander Gramsch

BAR International Series 825 9 781841 710372

B A R

2000

V ergleichen als archaologische Methode Analogien in den Archaologien Mit Beitragen einer Tagung der Arbeitsgemeinschaft Theorie (T-AG) und einer Kommentierten Bibliographie

hrsg. von

Alexander Gramsch

BAR International Series 825 2000

Published in 2016 by BAR Publishing, Oxford BAR International Series 825 Vergleichen als archaologische Methode

© The editor and contributors severally and the Publisher 2000 The authors' moral rights under the 1988 UK Copyright, Designs and Patents Act are hereby expressly asserted. All rights reserved. No part of this work may be copied, reproduced, stored, sold, distributed, scanned, saved in any form of digital format or transmitted in any form digitally, without the written permission of the Publisher.

ISBN 9781841710372 paperback ISBN 9781407351582 e-format DOI https://doi.org/10.30861/9781841710372 A catalogue record for this book is available from the British Library BAR Publishing is the trading name of British Archaeological Reports (Oxford) Ltd. British Archaeological Reports was first incorporated in 1974 to publish the BAR Series, International and British. In 1992 Hadrian Books Ltd became part of the BAR group. This volume was originally published by Archaeopress in conjunction with British Archaeological Reports (Oxford) Ltd/ Hadrian Books Ltd, the Series principal publisher, in 2000. This present volume is published by BAR Publishing, 2016.

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INHALT SEITE

Giinter Smolla Ein Vorwort......................................................................................................................................................

1

Alexander Gramsch Vom Vergleichen in der Archaologie - Zur Einfiihrung......................................................................................

3

Irina Podgorny The "Non-Metallic Savages": the use of analogy in Victorian geological archaeology and French Paleoethnolog) its reception in Argentina in the decade of 1870 ....................................................... .. . .. . .. . .. . .. . .. . .. . ... 19 David Van Reybrouck Beyond ethnoarchaeology? -A critical history on the role of ethnographic analogy in contextual and postprocessual archaeology......................................................................................................................................

39

Fritz Seibel Der Aktualistische Vergleich.............................................................................................................................

53

Giinter Krause Odysseus am Niederrhein? Bemerkungen zu "Historischen Analogien" und zu Versuchen, archaologische und historische Quellen aufeinander zu beziehen.......................................................................................................

57

Reinhard Jung Das Megaron - ein Analogie(kurz)schluss der agaischen Archaologie................................................................

71

Joachim Stephan Die drei Gaben Libussas und das Fiirstentum der Tschechen..............................................................................

97

Peter F. Biehl Kontextuelle Archaologie. Zur Neubestimmung von Kontext und Analogie in der Vor- und Friihgeschichtsf orschung...................................................................................................................................

101

Roland R. Wiermann Hinter'm Horizont geht's weiter ... Vom Nutzen der ethnographischen Analogie fiir die Urgeschichtsforschung .... 113 Dirk Kraufie Intra- und interkulturelle Vergleichsverfahren in der Hallstatt-Archaologie.........................................................

119

Erika Marion Robrahn-Gonzalez Reflexionen iiber den Gebrauch der historischen Analogie in Brasilien ................................................................

131

Reinhard Bernbeck Towards a Gendered Past -The heuristic value of analogies ..............................................................................

143

Alexander Gramsch Braucht Prahistorie Vergleiche? .........................................................................................................................

151

Cornelius Holtorf Making sense of the past beyond analogies ........................................................................................................

165

Ulrike Sommer (Red.) Kommentierte Bibliographie..............................................................................................................................

177

1

ii

EINVORWORT Gunter Smolla

Vom 31.5. bis 2.6.1996 fand die Tagung der "Arbeitsgemeinschaft Theorie" zum Thema Analogie und Archaologie in Plau am See statt 1. Das Ergebnis dieser Tagung wird im vorliegenden Band, zusammen mit weiteren Artikeln, vorgelegt. Diese Sammlung prasentiert sich so als vielschichtiger StrauB von Ansatzen, Methodendiskussionen und Anwendungen. Damit wird eine von mir seit langem diskutierte Grundfrage der Archaologie wieder aufgegriffen.

sollte wenigstens moglichst knapp, was jeweils darunter "verstanden" werden soll: Interpretation, Deutung, Vergleich sind "Begriffe", die keinesfalls "eindeutig" verwendet werden konnen. Die unterschiedliche Begriffsentwicklung in den verschiedenen "Sprachraumen" - die oft gegensatzliche Traditionen pflegen - ware auch zu berilcksichtigen ... Es gehort zu den Merkwilrdigkeiten der neueren AnalogieDiskussion, dass die Frage nach der "Richtigkeit" der verwendeten Fundmaterialien immer mehr zurilcktritt. Bevor man nach "Wahrheiten" sucht, milssen die "Quellen" kritisch bestimmt werden. Was da alles an falschen Angaben ilber Fundorte und Fundzusammenhange bis hin zu irrefiihrenden Zeichnungen "ilblich" wurde, ist kaum mehr zu ilbersehen. Viele Materialsammlungen milssten neu bearbeitet werden - soweit sie ilberhaupt publiziert wurden und nicht nur unkontrollierbare "Zusammenfassungen der Ergebnisse" vorliegen.

Die Geschichte der Analogieproblematik allein schon europaisch-westasiatischer Tradition geht bis in die Anfiinge der Philosophien und der jildisch-christlichen und islamischen Theologien zurilck. Schon ein Blick auf die entsprechenden Stichworte im umfangreichsten Lexikon des zu Ende gehenden Jahrhunderts, Meyers Enzyklopiidisches Lexikon in 25 Banden (Mannheim 1971 ff., bes. Bd. 2, 114119, und Bd. 12, 224-227, Stichwort "Homologien") zeigt die unilbersehbare Vielfalt der Begriffsanwendungen - auch in den sogenannten "Naturwissenschaften".

Aber selbst "vollstandige" Materialpublikationen sind ohne Berilcksichtigung der "allgemeinen Forschungsgeschichte" und der Arbeit "lokaler" Forscher - die oft nicht mehr nachvollziehbar sind - problemreich. Wer Analogien verwendet - und das muss natilrlich auch jeder "prahistorische Archaologe" - sollte sich dieser allgemeinen Problematik bewusst bleiben. Behandeln kann er nur "konkrete" Erscheinungen und deren Grenzen und Moglichkeiten.

Schon in der Mosaischen Schopfungsgeschichte der Menschheit - bei der wir zunachst an die von Adam und Eva denken - finden wir die vorangehende, oft vergessene Formulierung "Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib" (1. Mose, Kap. 1, Vers 27). Auch neuere katholische Theologen haben das AnalogieProblem behandelt, so Lorenz Bruno PUNTELin seinem 580 Seiten umfassenden Werk Analogie und Geschichtlichkeit, Bd. 1 (Freiburg: Herder 1989). Ulrich FISCHERhat in den "Beitragen zum 70. Geburtstag von Karl J. Narr" (Saeculum 41, 3/4, 1990, 318-325) die Vielfalt der Analogie-Probleme in der "Urgeschichte" behandelt. Meinen Hinweis (1964, 34)2 hat er freilich nicht ganz richtig verstanden, denn auch die Zusammenarbeit mit "einer historisch-philologischen Schwesterdisziplin" ware ohne Analogie-Schlilsse kaum denkbar.

Schon in meiner ersten groBeren Publikation "Die seltsamen Schicksale einiger Oberlausitzer Bronzegegenstande und deren Stellung im Rahmen der bronzezeitlichen Geschichte" in STRENA PRAEHISTORICA - Festgabe zum 60. Geburtstag von Martin Jahn, herausgegeben im Namen seiner Schuler von Klaus SCHWARZ(Halle Saale: Max Niemeyer 1948, 90-133) habe ich fast alle bis heute aktuellen Probleme der Quellenkritik und der Analogien behandelt. Damals war jedoch die Funktionsfrage ziemlich uninteressant:

Angesichts solcher weit zurilckreichender Traditionen und der praktisch unilbersehbaren Anwendungen der Begrifflichkeiten ware jede "Zusammenfassung" sinnlos und unmoglich. Wer sich mit "Analogien" beschaftigt, muss von moglichst "konkreten" Beispielen ausgehen. Geklart werden

Als ich Gero VON MERHARTAnfang August 1945 in Marburg von meiner Breslauer Dissertation (abgeschlossen im Frilhjahr 1941, der Text ging verloren ...) berichtete und damit begann, ich hatte auf ca. 40 Seiten die sehr umstrittene Frage nach der Funktion der Rasiermesser positiv entschieden, sagte er: "/ch will nur wissen, wo und in welchem Zusammenhang die Typen vorkommen. Was sie damals damit gemacht haben, interessiert mich nicht!" Diese "Rasiermesser-Frage" war lange umstritten, doch lieBen sich alle Gegenargumente gegen eine funktionale Deutung in Gesprachen widerlegen. In den Arbeiten von Albrecht JOCKENHOVEL und Claus WEBER (Priihistorische Bronzefunde, PBF) bedurften sie keiner Erorterung mehr. Zusammen mit "Pinzetten" und "Bronzescheren" war

1

Verf. nahm an dieser Tagung nicht teil. Studien aus Alteuropa, Teil I. Auf das Anfi.igen eines Literaturverzeichnisses habe ich verzichtet, weil meine Publikationen von 1941 - 1997 auf den Seiten XI-XX in Band 1 der mir gewidmeten Festschrift - zu deren Geschichte es wenige Analogien gibt - aufgefi.ihrt sind (Materialien Vor- und Fri.ihgeschichte von Hessen Bd. 8, Wiesbaden 1999). Fast alle dort verzeichneten Beitriige - vor allem in den kaum bekannten "Matreier Gespriichen" - behandeln die Analogie-Problematik. 2

=

1

Ein Vorwort

SMOLLA

freilich der Fragenkreis Barttracht zu behandeln. Hier ware in Zukunft die jeweils wechselnde Gesichtsbehaarung von Menschengruppen auch in Amerika, Asien und Afrika zu behandeln. Rasiermesser usw. fehlen dort, oder sie hatten wohl andere Funktionen. Dies ware bei jeder Analogiebildung zu bedenken. 11

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Im ilbrigen wird die Rolle Amerikas schon in dem kaum mehr zitierten Werk des Marquis DE NADAILLAC Die ersten Menschen und die prahistorischen Zeiten (Paris 1981; deutsch Stuttgart 1984, 527 S.) mit besonderer Berilcksichtigung der Urbewohner Amerikas (S. 146-351) ausgiebig - und oft fehlerhaft - behandelt. Bei allen Analogien zu den dortigen Hochkulturen sind die Unterschiede besonders bei den fehlenden Metallwerkzeugen bedeutsam. Asien, Afrika sildlich der Sahara, und Australien kommen nicht vor. 11

11

Nicht weniger als alle klimatischen und vom Menschen beeinflussten Umweltveranderungen spielt eine entscheidende Rolle, ob die jeweilige Bevolkerung am Aquator oder weiter im Norden lebte. Welche Rolle der Winter fiir die Entwicklung neuer Handwerkstechniken spielte ist mir schon vor langen Jahren im aquatorialen Gebiet Ostafrikas klar geworden. Seitdem ist eine globale Betrachtungsweise, die vornehmlich auch die Besonderheiten nordlicher Zonen einschlieBt, Voraussetzung meiner Studien. 11

11

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Auch hier stoBen die Analogiemoglichkeiten an Grenzen, die aber oft von tieferer Bedeutung sein konnen. Der Frage nach der jeweiligen Rolle der Geschlechter und Altersgruppen bin ich oftmals nachgegangen. Ebenso wie der nach W anderungen der ethnischen Deutungen der Rechtsordnungen, GroBe und Umfang der jeweiligen Rechtsgemeinschaften ( Richterstilhle Auch hier sind Analogien notwendige Voraussetzungen fiir die Interpretation archaologischer Befunde und Fragestellungen. 11

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II

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,

11 ).

Gunter Smolla Hardtgrundweg 20 61462 Konigstein-Mammolshain/I'aunus

2

V OM VERGLEICHEN IN DER ARCHAOLOGIE - ZUR EINFUHRUNG Alexander Gramsch Bereits sehr bald nach ihrer Griindung im Jahre 1990 beschaftigte sich die "Arbeitsgemeinschaft Theorie" (kurz: Theorie-AG, T-AG) mit dem Problem, wie mit Hilfe von Analogiebildung und Ethnoarchaologie archaologische Daten ohne Verzerrungen oder Ubertragung moderner Denkweisen - interpretiert werden konnen. SchlieBlich wurde eine T-AG-Tagung unter dem Titel "Analogie und Archaologie" organisiert und vom 31. Mai bis 2. Juni 1996 in Plau am See (Mecklenburg-Vorpommem) durchgefiihrt (GRAMSCH& REINHOLD1996). Unmittelbar aus dieser Tagung entwickelte sich eine publizierte Diskussion in der Ethnographisch-Archiiologischen Zeitschrift (BIEHL 1996, GRAMSCH1996, NOLL1996).

der deutschen Altertumsverbandstagungen oder unabhangig organisiert.

In den letzten Jahren ist in den Archaologien - vor allem der pra- und protohistorischen aber auch klassischen - im deutschsprachigen Raum die Entwicklung einer immer breiteren, allgemeinen theoretischen Debatte zu beobachten, die sich zum einen in zahlreichen kleineren, in den verschiedensten Zeitschriften verstreuten Artikeln niederschlagt (z.B. ANGELI1997; ATZBACH1998; FETTEN1998; MANTE 1998; MOLLER 1998; RODER 1998; VEIT 1998; SASSE 1999; SCHAUER 1999). Zurn anderen gibt es grundlegende Werke zur Theoriedebatte (BERNBECK1997, EGGERT& VEIT 1998; beide beziehen sich ausdriicklich auf Auch dieser nun vorliegende Sammelband entstand aus die englischsprachige Diskussion, so auch KIENLIN1999), neue Ansatze in der Geschlechterforschung (Genderdieser Tagung. Jedoch fehlen hier einige der dort gehaltenen Vortrage, neue Texte sind hinzugekommen (SMOLLA, Archaologie) (RODERet al. 1996, KARLISCH et al. 1999; vgl. PODGORNY,STEPHAN,WIERMANN,KRAUBE, ROBRAHN- auch Beitrag BERNBECK) und Sammelbande mit vielseitigen GONZALEZ,VAN REYBROUCK, BERNBECK),so dass er kein innovativen Diskussionen (BERNBECK& MOLLER 1996; Tagungsband im eigentlichen Sinne geworden ist (auf die SCHMIDT1998; KDMMELet al. 1999). Vor allem aber zeigen Tagung zuriick gehen die Beitrage VONBIEHL, GRAMSCH, einige Publikationen (z.B. ARNOLD& HABMANN1995; H. HOLTORF,JUNG,KRAUSEund SEIBEL).Statt