Trolle: Ihre Geschichte von der nordischen Mythologie bis zum Internet [1 ed.] 9783412511883, 9783412507435

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Trolle: Ihre Geschichte von der nordischen Mythologie bis zum Internet [1 ed.]
 9783412511883, 9783412507435

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Rudolf Simek

TROLLE Ihre Geschichte von der nordischen Mythologie bis zum Internet

2018 Böhlau Verlag Köln Weimar Wien



Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://portal.dnb.de abrufbar.

Umschlagabbildungen: Theodor Kittelsen: Skogtroll (1906). National Museum of Art, Architecture and Design, Oslo

© 2018 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Lindenstraße 14, D-50674 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Lektorat: Lena Krämer-Eis, Wien Umschlaggestaltung: hawemannundmosch, Berlin Satz: büro mn, Bielefeld Reproduktionen: Pixelstorm, Wien

ISBN 978-3-412-51188-3

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INHALT

DANKSAGUNG   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 

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EINLEITUNG  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 

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01

DIE ÄLTESTEN TROLLE: SPUREN IN DER NORDGERMANISCHEN MYTHOLOGIE   . . . . . . . . . .  11 Die ältesten Erwähnungen von Trollen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  11 Trolle in der mittelalterlichen Mythographie des Nordens   . . . . . . . . .  18 Riesen und Trolle im Mittelalter   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  22

02

DIE BÖSEN TROLLE: TROLLE IN DEN ISLÄNDISCHEN SAGAS DES MITTELALTERS   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  27 Tödliche Trolle  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  27 Trolle und ihr Spieltrieb   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  38 Trollfrauen als Ziehmütter   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  48 Die hilfreichen Töchter der Trolle   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  57 Aussehen und Wohnorte der Trolle   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  62 Die Namen der Trolle   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  65 »Was ist ein Troll, wenn nicht das?«  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  68 Ein Sagatroll im höfischen Kontext  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  71 Trolle und Monster im Mittelalter   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  74

03 ZAUBEREI UND TROLLDOMR IN SPÄTMITTELALTER UND FRÜHER NEUZEIT  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  81

6

Inhalt

04

DIE WIEDERGEBURT DER TROLLE: MÄRCHEN UND SAGEN IM 18. UND 19. JAHRHUNDERT   . . . . . . . . .  93 Trolle in der Neuzeit   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  93 Trolle und »Unterirdische«   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  96 Trolle in Märchen und Sagen   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  98 Huldrefolk und Huldra   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  104 Trollwesen und Christentum   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  105

05 DIE EINSAMEN TROLLE IN NORWEGEN UND ISLAND   . . . . . . . . . . . .  107 Trolle werden norwegisches Kulturgut: Asbjørnsen und Moe   . . . . . .  107 Figuren und Typen der norwegischen Volkserzählungen   . . . . . . . . . .  111 Nachttrolle in Island, auf den Färöern und in Schottland: Verwandte der norwegischen Trolle   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  120

06

DIE MÄRCHENTROLLE IN DÄNEMARK UND SCHWEDEN  

. . . . . . . .  127

07 DIE ILLUSTRATOREN DER TROLLMÄRCHEN   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  133

08

DIE KINDERBUCHTROLLE IN SKANDINAVIEN UND DEUTSCHLAND   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  153 Die Anfänge der Kinderbuchtrolle in Schweden   . . . . . . . . . . . . . . . . . .  153 Kinderbuchtrolle und kein Ende   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  157 Kindische Trolle überall: Die norwegischen Kommerztrolle   . . . . . . . .  165

7

Inhalt

09

TROLLE IN DER LITERATUR DES 20. UND 21. JAHRHUNDERTS   . 169 Folkloristische Traditionen in der skandinavischen Literatur   . . . . . . .  169 Die einflussreichsten Trolle des 20. Jahrhunderts   . . . . . . . . . . . . . . . .  178 Tolkien’sche Trolle und kein Ende: High Fantasy   . . . . . . . . . . . . . . . . .  184 Finnisch-samische Traditionen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  195

10

DIE BÖSEN TROLLE SIND ZURÜCK: FILMISCHES TROLLLEBEN AM BEGINN DES 21. JAHRHUNDERTS   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  199

11

TROLLE IN DER NATUR   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  205

12

DIE GANZ BÖSEN TROLLE DER GEGENWART: INTERNET- UND PATENTTROLLE  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  217

ANMERKUNGEN   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  221 GLOSSAR   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  231 ABBILDUNGSVERZEICHNIS  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  233 QUELLEN UND LITERATUR   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  237 Mittelalterliche Quellen   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  237 Quellen des 19. bis 21. Jahrhunderts, einschließlich ­K inderbücher und Märchensammlungen   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  242 Sekundärliteratur   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  247

REGISTER DER PERSONEN UND ANONYMEN WERKE   . . . . . . . . . . .  251

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DANKSAGUNG

Danken darf ich mehreren Masterstudentinnen der Skandinavistik an der Universität Bonn, die im Rahmen von wissenschaftlichen Projektarbeiten wertvolle Vorarbeiten zu diesem Buch geliefert haben: zu vorderst Fr. Linda Quandel, M. A., über die Kinder- und Jugendliteratur, Fr. Kayleigh Unrau zum Kapitel Trolldomr, und ganz besonders Fr. Anne Klatt, M. A., die nicht nur die norwegischen Märchen und Sagen auf Trolle hin untersucht hat, sondern auch eigene neue Übersetzungen von Märchen aus dem Norwegischen beigesteuert hat. Zudem danke ich Fr. Dr. Ellen Fischer für die kritische Lektüre des Manuskripts und Fr. Lena Krämer-Eis vom Böhlau Verlag in Wien für das hochprofessionelle und genaue Lektorat des Bandes sowie die Beschaffung der Rechte für das Bildmaterial. Verbleibende Fehler gehen selbstverständlich zu meinen Lasten.

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EINLEITUNG

Auf Trolle stößt man heute allenthalben, aber mit enormen Unterschieden: Von putzigen kleinen Gummifigürchen mit neonfarbenen Haaren bis zu den von Peter Jackson filmisch in Szene gesetzten riesigen Kampfmaschinen in Tolkiens »Der Herr der Ringe«-Trilogie, von harmlosen Waldvölkchen schwedischer Kinderbuchserien bis zu den recht aggressiven Trollen von Volksmärchen, die unter Brücken hausen und arme Ziegenböcke fressen (wollen). Diese so unterschiedlichen Trollvorstellungen sind nur schwer unter einen Hut zu bringen. Obwohl der Ursprung aller Trolle in Skandinavien zu liegen scheint, haben sich dort in den knapp tausend Jahren, in denen sich die Entwicklung von Trollen anhand von Texten beobachten lässt, doch regional und zeitlich sehr vielfältige Konzepte entwickelt. Diese unterschiedlichen Konzepte existieren mitunter auch nebeneinander in verschiedenen Formen und Gattungen der Literatur. Zudem ist vor allem in den mittelalterlichen Quellen nur schwer zwischen Trollen und Riesen zu unterscheiden: Zwar werden die Trolle meist als Untergruppe der Riesen aufgefasst, aber oft genug verwenden vor allem die altisländischen Sagas die Begriffe Riesen und Trolle synonym, besonders wenn es um weibliche Wesen geht. Hier werden meist Synonyme für »Trollfrau« verwendet und nicht »Riesin«. In diesem Buch geht es nicht um alle Arten von Riesen, sondern nur um diejenigen, die tatsächlich als Trolle bezeichnet werden. Ein Phänomen, das in der tausendjährigen Geschichte der Trolle kaum länger als sechzig Jahre zurückreicht, ist das gehäufte Auftreten von Trollen in der Kinderliteratur, in der sie bis zur Unkenntlichkeit verkleinert und verniedlicht werden. Die Masse an Kinderbüchern mit solcherart verkindlichten und entschärften Trollen nimmt seit der letzten Jahrtausendwende zu. Gleichzeitig ist aber ein enormes Forschungsinteresse am Riesischen, am Devianten, am »Monströsen« zu beobachten, das sich in einer Flut akademischer Publikationen zu diesem Thema aus den letzten beiden Jahrzehnten manifestiert. Erleben also Trolle und Riesen gerade eine Konjunktur? Es scheint so, denn auch Filme, Spielzeug und skandinavische Souvenirs greifen in den letzten Jahren vermehrt auf das Konzept des Trolls zurück, ohne dass es dafür besondere Anlässe zu geben scheint. Falls in diesem Buch vielleicht einmal zu sehr die Frustration des Verfassers mit der zunehmenden Verniedlichung der Trolle durchscheint, so mögen die Leser das verzeihen, denn für den Mediävisten in mir ist diese Entwicklung eine Pervertierung des ursprünglichen skandinavischen Konzepts von Trollen.

10

Einleitung

Die tausendjährige Entwicklung der Trolle in ihren zahlreichen Spielarten von der germanischen Mythologie der heidnischen Zeit in Skandinavien bis zum weltweiten Filmschaffen zu Beginn des 21. Jahrhunderts in ihren Grundzügen nachzuzeichnen, hat sich dieses Buch zur Aufgabe gemacht. Vielleicht mag der Titel dieses Buches hoch gegriffen erscheinen, und wenn dabei dennoch manches unerwähnt bleiben sollte, so liegt dies vorwiegend an der erdrückenden Menge an Material, mit dem man bei diesem Thema konfrontiert ist – und hoffentlich nicht an der Furcht des Verfassers, ihn könnten »die Trolle holen«.

01

11

DIE ÄLTESTEN TROLLE: SPUREN IN DER NORDGERMANISCHEN MYTHOLOGIE

Die ältesten Erwähnungen von Trollen Was sind nun Trolle, oder genauer gesagt: Was waren diese Trolle in der Zeit, in der sich die Menschen erstmals von ihnen erzählten? So überraschend das klingen mag, aber die ältesten Erwähnungen von Trollen sind »nur« tausend Jahre alt. Dies liegt daran, dass die ursprünglichen Vorstellungen von Trollen aus der vorchristlichen Zeit sich nur mehr aus wenigen Erwähnungen in der Dichtung der norwegischen und isländischen Skalden erschließen lassen, deren Gedichte allerdings erst im Hochmittelalter aufgezeichnet wurden. Allenfalls geben uns auch noch sprichwörtlich gewordene Redensarten, die in den mittelalterlichen Texten häufig vorkommen, einen Einblick in diese älteste Form des Trollglaubens überhaupt. Für Vorstellungen von Trollen, die noch älter als die Wikingerzeit (ca. 793 – 1066) sind, existieren jedoch gar keine Anhaltspunkte. Bei diesen Skalden, also den norwegischen und isländischen Dichtern der Wikingerzeit und des Mittelalters, gehören die Trolle schon früh zum Inventar der Mythologie, auch wenn wir von ihnen nicht sonderlich viel über ihre Natur lernen. Nur zwei dieser Erwähnungen gehören aber noch wirklich in die heidnische Zeit, also etwa in die Zeit vor 1000, als zuerst Norwegen (ab 995) und dann Island christianisiert wurden: Der norwegische Skalde Þjóðólfr ór Hvíni verfasste das Gedicht Haustlöng, »Die Herbstlange«, wohl Ende des 9. oder Anfang des 10. Jahrhunderts. Der Name mag daher stammen, dass er womöglich den gesamten Herbst für die Abfassung des Gedichts gebraucht hat, dessen zwanzig erhaltene Strophen im Wesentlichen zwei mythologische Szenen schildern, die angeblich auf einem wikingischen Schild abgebildet waren. Trolle waren dort wohl nicht zu sehen, aber der Skalde verwendet in der Schilderung des Kampfes zwischen dem Gott Thor und dem Riesen Hrungnir in Strophe 17 die Kenning, eine poetische Metapher, »Maul des Trolls«, um damit den Hammer Thors zu bezeichnen, denn beide konnten den Tod bringen. In dieser möglicherweise ältesten Nennung des Begriffs sind Trolle also todbringende Wesen – mehr erfahren wir hier nicht. Vom selben Skalden und etwa aus derselben Zeit stammt zudem das genealogische Gedicht Ynglingatal, »Aufzählung der Yngling(könig)e«, welches die sagenhaften Könige der Norweger und Schweden von der Zeit der mythischen

12

Die ältesten Trolle: Spuren in der nordgermanischen Mythologie

Götter bis ins 9. Jahrhundert verfolgt. Darin wird in Strophe drei eine Riesin, die er in einer Kenning für Frau verwendet, als trollkund, »von Trollen abstammend«, bezeichnet.1 Ganz anderer Art ist eine unsicher zu datierende, aber wohl noch wikingerzeitliche Runeninschrift auf einer kleinen Specksteinscheibe von Sandwick auf den Orkneys, auch als Skara Disc oder Stackrue Steatite Disc (OR 1) bekannt. Die Schriftfläche weist eine kreuzförmige Einteilung auf, in deren vier Feldern je drei Runen zu finden sind. Allerdings sind zwei der Quadranten beschädigt, sodass die Lesung unsicher ist. Magnus Olsen hat die Inschrift als koþ r….n troln gelesen und daraus geschlossen, dass sie etwa »Gott schlägt/besiegt den Troll« bedeuten könnte,2 aber neuere Lesungen sind weniger optimistisch, den Sinn der Inschrift deuten zu können.3 Leider ist die gesamte Interpretation zu unsicher, um es als religiöses Dokument des Siegs des christlichen Gottes über Trolle oder auch nur als Amulett deuten zu können. Schon die nächste Nennung von Trollen ist viel jünger und stammt eher aus der letzten Phase der Wikingerzeit in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts, nämlich aus dem berühmtesten und wohl auch ältesten mythologischen Eddagedicht Völuspá, »Weissagung der Seherin«. In Strophe vierzig wird der legendäre Jarnviðr, »Eisenwald«, behandelt, in dem eine Riesin säße, die die Mutter des Fenriswolfs wäre. Von diesem wird gesagt, er habe trolls hamri, »Trollgestalt«. Auch diese Aussage könnte sich auf seine riesige Gestalt beziehen, vielleicht aber auch auf seine Gefährlichkeit. Hier bezieht sich die Trollgestalt offenbar nicht auf eine anthropomorphe Figur wie sonst bei den Trollen, sondern eher auf seine Rolle als über­ natürliches und gefährliches Wesen. Diese drei einzigen Quellen, die wirklich noch aus der Wikingerzeit und somit wenigstens teilweise aus der vorchristlichen Periode stammen, teilen uns also von Trollen nur Folgendes mit: Sie haben etwas mit den Riesen zu tun und können mit diesen auch identisch sein, und sie sind für Menschen lebensgefährlich. Letzteres wird in zahlreichen Texten des Mittelalters bestätigt, in denen die sprichwörtliche Formel hafa þik tröll, »die Trolle sollen dich haben/holen«, gleichbedeutend mit dem Todeswunsch ist. Denn auch »Geh zu den Trollen!« bedeutet, jemandem den Tod zu wünschen beziehungsweise ihn, wie wir heute sagen würden, zum Teufel zu wünschen. »Trolle mögen dich holen« ist also eine der schlimmsten Verwünschungen, die sich in den frühen skandinaviAbb. 1: Runenscheibe von Orkney

schen Texten findet. Diese Phrase wurde in einer spätmittelalterlichen

OR1 (Skara Disc) mit umstrittener

Saga ironisch gebrochen, in der es um die hohe Dichte an Trollen

Inschrift, Foto 2017.

in Jötunheim geht:

Die ältesten Erwähnungen von Trollen

13

In Jötunheim gibt es so viele Unholde, daß sie, wenn man etwas »zu den Trollen« wünscht, sofort kommen und es holen. 4

Die Verbindung von Trollen und Tod ist aber sonst meist keineswegs humorvoll gemeint, sondern eine todernste Angelegenheit. Im Hreiðars þáttr heimska, »Geschichte vom blöden Hreidar«, ist der norwegische König Harald erzürnt über einen lästigen Isländer, der ihn durch ein sehr zweifelhaftes Geschenk beleidigt hat. Wenn er diesem und seiner Leibgarde zuruft: »Alle Trolle sollen dich holen! Steht auf, Männer, und tötet ihn!« (Hreiðars þáttr heimska, Kap. 6),5 dann ist die rasche Flucht der einzige Ausweg für den Isländer. Auch als rein rhetorisches Mittel zwischen Feinden ist der Spruch in der mittelalterlichen isländischen Literatur gang und gäbe. »Je früher dich die Trolle holen, desto besser!« ist also kein freundlicher Wunsch zwischen zwei Widersachern, sondern das Übelste, was man sich gegenseitig wünschen konnte (Bandamanna saga, »Die Saga von den Verbündeten«, Kap. 10).6 Aber auch als nebenbei hingeworfene Verwünschung kommt die Formulierung vor, denn ganz ernst meint es die dominante Frau einer anderen Saga, die schöne Hallgerð, wohl nicht, wenn sie zu ihrem Mann Gunnar sagt: »Die Trolle sollen deine Freunde holen!« (Brennu-Njáls saga, »Die Saga von der Brenna Njálls«, Kap. 36).7 Auch hier entspricht der Sinn also dem heute keineswegs immer ernst gemeinten Satz: »Geh doch zum Teufel!« An den durchaus ernsten Hintergrund der Phrase gemahnt aber auch die Tatsache, dass man im mittelalterlichen Island den Weg Trollgatan, »Trollweg«, nicht etwa wegen irgendwelcher trollähnlichen Steinformationen oder dem schlechten Zustand so nannte, sondern weil auf diesem Weg ein Mann einem Mord zum Opfer gefallen war: Örn aber ging ihm entgegen und schlug nach ihm und kam über die Schulter […], wobei der Axtgriff brach; das Axtblatt traf Gudmund am Schulterblatt und verletzte ihn leicht. Dann fiel Örn dort am Weg, der seither Trollweg heißt. 8

Beispiele für diese Verwünschung ließen sich aus der mittelalterlichen isländischen Sagaliteratur noch zahlreich beibringen, so verbreitet war diese Fluchfomel. Auch eine weitere Wendung ist ganz in diesem Sinn zu interpretieren. In der Örvar-Odds saga, »Saga vom Pfeile-Oddr« (Kap. 11), findet der Held in einer abgelegenen Gegend Irlands im Wald vier Frauen in einem unterirdischen Versteck und will die hübscheste von ihnen herausziehen. Als sie sagt: »Laß mich los, Oddr«, fragt er zurück: »Wie zum Troll, du übles Wesen, kennst du meinen Namen?«,9 ganz in demselben Sinn, als wenn wir heute fragen würden: »Wie zum Teufel weißt du das?« Aber auch die zweite schon erwähnte Eigenschaft der frühen Trolle, ihre Größe, hat es zu einer sprichwortartigen Formel gebracht: Die Wendung mikill sem tröll, »groß wie die

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Die ältesten Trolle: Spuren in der nordgermanischen Mythologie

Trolle«, für eine übermenschlich große Gestalt sind zum einen ein Hinweis darauf, dass die Trolle schon ursprünglich eine Untergruppe der Riesen darstellten – darüber wird noch ausführlicher zu sprechen sein, denn diese Facette findet sich häufig in den hochmittelalterlichen Texten, die sich mit Trollen befassen. Zum anderen zeigt die weite Verbreitung der Formel in den Sagas, dass im Hoch- und Spätmittelalter die übermenschliche Größe der Trolle noch immer die herausragendste Eigenschaft war, neben ihrer Gefährlichkeit. So wird der starke Sagaheld Egill Skallagrímsson in der Egils saga Skallagrímssonar als maðr […] mikill sem troll, »Mann, groß wie ein Troll«,10 beschrieben, und auch der geistig behinderte Helgi Ingjaldsson in der Gisla saga Súrssonar wird als mikill vexti, nær sem troll, »großgewachsen, fast wie ein Troll«, bezeichnet.11 Diese Belege ließen sich fast beliebig erweitern und sind eine damals übliche Beschreibung herausragend großer Männer. Eine interessante Variante dieser Formel findet sich allerdings in der Hjálmþérs saga ok Ölvís (Kap. 13), in der Hastigi, der böse Ratgeber von König Hunding, folgendermaßen beschrieben wird: Er ist groß wie ein Riese, aber mächtig wie ein Troll und er […] ist schwarz wie die Erde, glatzköpfig und mit funkelnden Augen, gemein und hinterlistig. 12

Zwar ist Hastigi eigentlich kein Troll, sondern ein böser Mensch. Durch den Vergleich mit riesischer Größe und der Macht der Trolle wird er aber deutlich in deren Nähe gerückt, wobei hier noch der Unterschied zu den Riesen deutlich gemacht wird. Über die älteste Schicht der Trollvorstellungen kann demnach nicht viel mehr ausgesagt werden, als dass man sie sich groß und todbringend vorstellte. Dennoch dürfte ein weiteres Detail zu diesen ältesten Vorstellungen gehören, auch wenn es wesentlich schwächer ausgeprägt ist als die vorgenannten Eigenschaften, nämlich dass man sich vorstellte, Trolle würden auf Wölfen reiten. Ausdrücklich wird dies allerdings nur in einer Strophe (152) der Haralds saga Sigurðarsonar, »Saga von Harald Sigurðsohn« (Kap. 82), in der Heimskringla des Snorri Sturluson (um 1230) gesagt, in der eine Kenning für Wölfe daraus besteht, dass sie die Reittiere der Trolle sind: Trolls gefið fǫkum fyllar fíks, »Du wirst Futter für die Reittiere der gierigen Trolle geben.«13 Dass Trolle auf Wölfen reiten, findet sich sonst wohl nicht ausdrücklich in der mittelalterlichen Literatur, aber eine Riesin oder Trollfrau (Snorri nennt sie gýgr) als Reiterin eines Wolfs erwähnt Snorri Sturluson in seiner Prosa Edda (Gylfaginning, »Gylfis Täuschung«, 48, um 1225),14 in der die Riesin Hyrrokkin zu Balders Bestattung auf einem so riesigen Wolf geritten kommt, dass es vier Berserker braucht, ihn festzuhalten:

Die ältesten Erwähnungen von Trollen

15

Die Asen nahmen Balders Leichnam und brachten ihn zum Meer. Hringhorni hieß das Schiff Balders, es war das größte aller Schiffe, das wollten die Götter vom Stapel lassen und darauf Balders Verbrennung vornehmen, aber das Schiff bewegte sich nicht. Darauf wurde nach Riesenheim um die Riesin gesandt, die Hyrrokkin hieß, und als sie kam, ritt sie auf einem Wolf und hatte Giftschlangen als Zügel, da stieg sie von ihrem Reittier, und Odin rief nach vier Berserkern, die darauf aufpassen sollten. Aber sie konnten es nicht festhalten, bevor sie es zu Boden warfen.

Auch das noch jüngere mythographische isländische Gedicht Svipdagsmál (Hyndluljóð 5) erzählt in seiner pseudo-mythologischen Handlung, dass die Riesin Hyndla auf einem Wolf reitet (während die Göttin Freyja ein Schwein reitet), und auch in einem Heldenlied der Edda, der Helgakviða Hjörvarðssonar (Str. 34 und 35) wird zweimal auf eine auf einem Wolf reitende Frau angespielt, und erst diese Eigenschaft erlaubt es, die Frau als Trollfrau zu deuten. Zahlreiche skaldische Kenningar spielen mit demselben Konzept und umschreiben den Wolf als »Reittier der Trollfrau/Riesin«, etwa flagðs goti, »der Unholdin Ross«, schon beim berühmten isländischen Skalden Egill Skallagrimsson im 10. Jahrhundert.15 Auch bei der genannten Strophe, die Snorri in der Haralds saga Sigurðarsonar in der Heimskringla zitiert, beschreibt er kurz vorher in einem Traum, der König Haralds Tod ankündigt, eine bedrohliche Trollfrau, die auf einem Wolf reitet: Vor dem Heer der Einheimischen ritt eine Trollfrau und saß auf einem Wolf, und der Wolf hatte eine Menschenleiche im Maul, und Blut rann aus seinem Rachen, und als er gefressen hatte, da warf sie ihm noch eine zu und nachher immer noch eine und er ­v erschlang jede. 16

Die Rolle der Wölfe als Reittier der Riesinnen ist aber offenbar schon deutlich älter als diese hochmittelalterlichen Texte, denn der Stein 4 des ursprünglich aus acht Bild- und Runensteinen bestehenden Denkmals in Hunnestad (südlich von Ystad in Schweden) zeigt schon um das Jahr 1000 eine Riesin, die auf einem Untier reitet, das man als Wolf ansehen kann. Die Schlangen, die sie in den Händen hält, dürfte Snorri in seiner Beschreibung der Riesin Hyrrokkin zu Zügeln umgedeutet haben. Jedenfalls sind es offenbar durchwegs Riesinnen (oder allenfalls Trollfrauen), die auf Wölfen reiten, wie auch die Kenning in einem Strophenfragment des Gizurr gullbrárskáld aus dem 11. Jahrhundert belegt, in der er die Wolfskenning flagðs blakkr, »Pferd der Unholdin«, verwendet – männliche Riesen oder Trolle kommen in dieser Weise nicht vor.

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Die ältesten Trolle: Spuren in der nordgermanischen Mythologie

Noch älter wäre die Geschichte von Grendel und seiner Mutter im altenglischen Epos Beowulf (8. Jahrhundert), in dem die beiden Figuren üblicherweise als Trolle bezeichnet werden. Allerdings ist dies nicht ganz richtig: Zum einen kommt das Wort »Troll« im Altenglischen nicht vor, zum anderen sind die beiden (oder wenigstens Grendel) in korrekter mittelalterlicher Terminologie als Monster zu bezeichnen, also als missgebildete Menschen, nicht als jenseitige Wesen. Im Beowulf wird dies sogar ausdrücklich damit erklärt, dass Grendel und seine Mutter von Kains Töchtern abstammen – die Herleitung aus Kains verfluchtem Geschlecht ist ein gängiges mittelalterliches Erklärungsmuster für die Entstehung von monströsen Menschen. Was genau Trolle und Trollfrauen in der altnordischen Literatur sind, lässt sich auch nach diesen vielen Zitaten aus der frühmittelalterlichen Literatur noch schwer sagen. Abhilfe könnte womöglich die Übersetzung in andere Sprachen schaffen, etwa in lateinischen Paralleltexten zu altnordischen Texten. Doch nur bei einer Phrase, die aus den altnorwegischen Gesetzestexten stammt und die im Laufe des 12. Jahrhunderts nach den mündlichen Gesetzen aufgezeichnet wurden, lässt sich mit Sicherheit auch ein lateinisches Gegenstück finden. Dabei handelt es sich um die Wendung at vekia troll upp, »die Trolle aufwecken«, welche im Gulaþingslög 17 und Borgarthingslög 18 vorkommt. Diese Texte sind allerdings erst in Handschriften kurz vor und bald nach 1300 überliefert. In dem von König Magnus lagabætir, »der Gesetzesverbesserer«, für Island 1271 erlassenen Gesetzbuch Jarnsiða, »Eisenseite«, wird dieselbe Gesetzesstelle Abb. 2: Bildsteine des Runenmonuments von Hunnestad in Schonen (DR 284)

sogar noch deutlicher aus-

mit angeblicher Riesin oder Trollfrau auf einem Wolf reitend, meist als Hyrrokkin

formuliert als in den älteren

­interpretiert (links: Foto o. J., rechts: Umzeichnung nach Ole Worm, 1643).

Gesetzen:

Die ältesten Erwähnungen von Trollen

17

Menn þæir er lata lif sitt […] oc sua fire morð oc fordæðoskap oc spafarar oc utisetor at vækia troll upp […], »Leute sollen ihr Leben verlieren […] für Mord und Zauberei und Wahrsagerei und ›Draußensitzen, um die Trolle aufzuwecken‹.« 19

Dabei wissen wir, dass die útiseta, das »Draußensitzen«, ein kirchlich verurteilter und schwer strafbarer Brauch war, bei dem man sich zu mitternächtlicher Stunde draußen (an einem Kreuzweg) auf eine noch blutige Kuhhaut zu setzen hatte, um so die Toten und/oder die Dämonen zu beschwören und dazu zu bringen, Zukünftiges zu offenbaren. Dieses Tun wurde auch in den südgermanischen Gesetzen verurteilt, in denen sich Ähnliches auf Latein folgendermaßen anhörte: […] seu qui nocturna sacrificia demonibus celebrant eosque per invocationes nefarias nequiter invocant, »[…] die nächtliche Opfer mit den Dämonen feiern und diese durch gottlose Beschwörungen widerlich hervorrufen.«

So steht es im Recht der Westgoten in Spanien, das bis in das Jahr 642 zurückreicht.20 Daraus ergibt sich, dass in diesem Kontext der schon von christlichen Normen durchdrungenen Gesetzgebung Trolle ganz offenbar als Dämonen betrachtet wurden, da man beide beschwören und um die Zukunft befragen konnte. Einige Hinweise in übersetzten religiösen Texten scheinen zu belegen, dass man auch sonst aus kirchlicher Sicht die Trolle einfach mit den Dämonen gleichsetzte. Rein weltliche Texte lassen eine solche klare Zuordnung nicht zu, obwohl Trolle natürlich auch in den Sagaepisoden dämonenhafte Züge aufweisen: Sie können nach Belieben auftauchen und wieder verschwinden, rufen plötzliche und unnatürliche Nebel hervor, können Tiere verzaubern und sind im Großen und Ganzen den Menschen nicht gut gesonnen. Mit wenigen Ausnahmen (Grettis saga Ásmundarsonar, Kormáks saga) werden die Trolle des mittelalterlichen isländischen Volksglaubens aber nicht in erster Linie als Erfüllungsgehilfen oder Abgesandte des Teufels aufgefasst. Wo das der Fall ist, wird man den mittelalterlichen (meist klerikalen) Autoren zugestehen müssen, dass für sie die Verwendung des Begriffes »Troll« wohl eine einfache – wenn auch nicht ganz korrekte – Methode war, ein einheimisches Wort für »Dämon« zu finden. Aber was ist nun wirklich ein Troll in dieser ältesten Schicht unserer Quellen, die wohl noch am ehesten die germanischen mythologischen und volksreligiösen Vorstellungen widerspiegelt? Unter Berücksichtigung der vielen verschiedenen Konzepte und Beschreibungen, die sich in unseren mittelalterlichen Quellen finden, hat sich die seriöse Forschung schon

18

Die ältesten Trolle: Spuren in der nordgermanischen Mythologie

seit Langem auf eine möglichst weite Definition zurückgezogen: »Ein Troll ist ein zauberkundiges Wesen, ob nun menschlich oder nichtmenschlich.«21 Diese Definition umfasst eine ganze Reihe von recht unterschiedlichen Vorstellungen, die von Riesen und monströsen Tieren bis hin zu nur etwas größeren und hässlichen Menschen reichen kann. Schon im Verlauf des Hochmittelalters entwickeln sich diese Vorstellungen dynamisch weiter, wie sich an den unterschiedlichen Beschreibungen und Funktionen der Trolle in den Sagas des 13. und 14. Jahrhunderts erweist.

Trolle in der mittelalterlichen Mythographie des Nordens Die wichtigste Quelle der hochmittelalterlichen Vorstellungen von der alten paganen skandinavischen Religion sind die Werke des Isländers Snorri Sturluson (ca. 1178/9 – 1241). Vor allem sein Handbuch für angehende Dichter ist als Quellentext bedeutsam, das im Spätmittelalter als »Edda« bezeichnet wurde, auch wenn unter diesem Namen heute eher eine Handschrift von altnordischen Liedern und Gedichten verstanden wird, die ebenfalls Edda genannt wird. Zur Unterscheidung von Snorris Prosa-Edda (oder auch Snorra-Edda) soll letztere jedoch immer als Lieder-Edda bezeichnet werden. Der Dichter Snorri Sturluson war ein umtriebiger Politiker, mächtiger Häuptling und reicher Großbauer, aber vor allem ein begnadeter Geschichtenerzähler. Nicht nur seine Prosa-­Edda, die als Handbuch für Dichter konzipiert war und daher mit reichlich Erklärungen zur traditionellen nordischen Mythologie und Sagengeschichte aufwartet, sondern auch seine umfangreiche und immer noch lesbare Geschichte der norwegischen Könige von den mythischen Anfängen bis gegen Ende des 12. Jahrhunderts sind Klassiker. Auch die Egils saga Skallagrímssonar über den Wikinger und Dichter Egill Skallagrímsson (einen Vorfahren Snorris) ist ein spannender historischer Roman über die Wikingerzeit in Skandinavien. Snorri hatte, soweit bekannt, die beste zu seiner Zeit mögliche Ausbildung genossen und konnte sicherlich auch Latein, dazu kannte er neben tausenden (!) von Skaldenstrophen viele einheimische Sagen und Mythen sowie die seit der Antike bekannten europäischen Dichtungstraditionen. Da er in seiner Edda ausführlich über die alten heidnischen Götter und ihre Mythen schreibt, wäre zu erwarten, dass er auch etwas über Trolle zu sagen hat, aber dies beschränkt sich auf wenige Sätze seiner Edda. Noch dazu neigt er dabei zu Stereotypen: Dreimal erwähnt er, wenn er (verschiedene) Geschichten von Thor erzählt, dass dieser gerade in den Osten gezogen war, um Trolle zu erschlagen (Gylfaginning 42, Skáldskaparmál 17 und 33). Ausgerechnet im poetologischen Teil seiner Edda, den Skáldskaparmál, »Lehren von der Dichtkunst« (Kap. 46), erzählt er dann allerdings doch, wozu man die Namen von Trollfrauen

Trolle in der mittelalterlichen Mythographie des Nordens

19

in der Dichtung verwenden kann: Zur Bildung von Kenningar für Äxte. Diese Äxte benennt man mit den Namen von Trollfrauen und kennzeichnet sie dann zusätzlich mit Begriffen wie Blut, Wunde, Wald oder Baum; so kann eine Axt zum Beispiel »Trollfrau des Helms« genannt werden. Als Beleg dafür zitiert er eine Strophe des Skalden Einar skalaglamm vom Ende des 10. Jahrhunderts:22 Die Treiber von Räfils Land-Pferd   können richtig sehen, wie schön die eingeritzten Schlangen auf der   Augenbraue der Gridr des Helms lagen.

Dazu muss man wissen, dass »die Treiber von Räfils Land-Pferd« die Krieger auf Schiffen sind, und »Gridr« eben ein Name für eine Trollfrau; die Strophe bedeutet also nicht mehr, als dass Krieger die Dekorationen auf der Schneide einer Kampfaxt betrachten. Warum aber die Äxte mit Trollfrauen verglichen werden, sagt er deshalb nicht, weil es zu seiner Zeit jeder wusste: Wie die Kampfäxte, so sind auch Trollfrauen für den Menschen tödlich. Die schönste poetische Zusammenfassung zitiert Snorri in einem nicht in allen Handschriften enthaltenen (angeblichen) Wortwechsel zwischen dem legendären Skalden Bragi inn gamli, »Bragi der Alte«, aus dem 9. Jahrhundert, in welchem dieser eines Abends im Wald auf eine Trollfrau trifft und sie fragt, was sie sei:23 Troll kalla mik,

Sie nennen mich Troll,

tungl sjǫt-Rungnis,

Mond des Wohn-Rungnir (= Troll)

auðsúg jǫtuns,

Reichtumsverminderer des Riesen (= Troll)

élsólar bǫl,

Schaden der Sturm-Sonne (= Troll)

vilsinn vǫlu,

Freundin der Seherin (= Trollfrau)

vǫrð náfjarðar,

Hüter des Totenfjords (= Troll)

hvélsvelg himins.

Verschlinger des Himmelsrads (= Wolf?)

Hvats trǫll nema þat?

Was ist ein Troll, wenn nicht das?

Der Dichter antwortet darauf seinerseits mit einer Strophe, in der er sich als Dichter definiert, aber hier betrifft uns die Troll-(Selbst-!)Definition mehr: Zwar ist die zweite Zeile nicht überzeugend erklärt, aber auf jeden Fall werden Trolle hier als sehr zerstörerisch charakterisiert. Als Zerstörer von Himmel und Verschlinger der Sonne, als Bewohner des Totenreichs (denn mit »Totenfjord« sind die Gräber gemeint), und sogar als Feinde der Riesen, was etwas überraschend ist. Dass sich die Trollfrau als Freundin der Seherin bezeichnet, mag weniger mit weiblicher Solidarität als mit dem magischen Aspekt von Seherinnen und Trollfrauen zu tun haben.

20

Die ältesten Trolle: Spuren in der nordgermanischen Mythologie

Ob die Strophe wirklich von Bragi dem Alten und damit tatsächlich schon aus dem 9. Jahrhundert, also der frühen Wikingerzeit stammt, sei dahingestellt. Interessant ist auf jeden Fall, dass in dieser poetischen Umschreibung des Wesens der Trolle diese einerseits in die Nähe der Riesen gestellt werden – wenn es etwa um die Vernichtung von Himmel und Himmelskörpern am Weltende geht –, sie andererseits aber von diesen deutlich abgegrenzt werden. So zeigt die dritte Zeile, dass Riesen und Trolle einander nicht hold sind: Dass die Trolle die Riesen bestehlen, wird sonst nirgends erwähnt. Für Snorri selbst war die Unterscheidung zwischen Riesen und Trollen allerdings weniger offensichtlich. Der Gott Thor wird von ihm immer wieder als Bekämpfer von sowohl Riesen wie auch Trollen beschrieben: Da war Thor nach Osten gereist, um Trolle zu erschlagen (Gylfaginning, Kap. 41, Skáldskaparmál, Kap. 17 und 31). 24

Überhaupt macht Snorri wenig Unterschiede, wenn es um Riesen und Trolle geht, denn ausgerechnet in dem Abschnitt, in dem es um Thors Kämpfe mit Riesen geht (Skáldskaparmál 18), wird vom Kampf mit dem Riesen Hrungnir zu Thors Fahrt zu Geirröðr mit der rhetorischen Frage übergeleitet: »Erzielte Thor noch mehr Großtaten, als er mit Trollen zu tun hatte?«25 Im Gegensatz zu Trollen kommen Trollweiber in der altisländischen Literatur deutlich häufiger vor. Neben den erwähnten Kenningar für Äxte tauchen sie in Zitaten aus der Völuspá mehrfach auf, wo sie beim Weltuntergang zu den Ragnarök, dem »Gericht der Götter«, als Vertreter des ebenfalls vergehenden Riesengeschlechts dienen: Surt kommt von Süden   mit der Zweige Verderben, es leuchtet die Sonne   vom Schwert der Walgötter, Felsen stürzen zusammen,   und Trollweiber fallen, Menschen gehen den Helweg,   und der Himmel birst.

Auch die schon oben erwähnte Strophe des alten Eddaliedes Völuspá zitiert und kommentiert Snorri Sturluson, in der davon die Rede ist, dass der Fenriswolf am Ende der Welt die Sonne verschlingen wird: Im Osten saß eine Alte im Eisenwald und Gebar dort Fenrirs Geschlechter Einer davon wird in Trollgestalt der Verschlinger der Sonne. (Völuspá, Str. 40). 26

21

Trolle in der mittelalterlichen Mythographie des Nordens

Snorri paraphrasiert und kommentiert die Stelle folgendermaßen (Gylfaginning, Kap. 11): Eine Trollfrau wohnt im Osten von Midgard in dem Wald namens Eisenwald; in diesem Wald leben die Trollfrauen, die Járnviðjur heißen. Eine alte Trollfrau gebar als Söhne viele Riesen, alle in Wolfsgestalt, und davon stammen diese Wölfe ab. Und es wird gesagt, dass einer von ihnen, genannt Mánagarmr, der stärkste ist […] Er wird den Mond verschlingen und den Himmel […]. 27

Hier bezeichnet er die Jarnviðjur, die »Weiber im Eisenwald«, als Mütter der Wölfe, die in Trollgestalt auftreten. Diese Mütter wären also Trollweiber. Bei der Nennung des Fenriswolfs ist aber die Trollgestalt wohl nur als »monströs, riesig« zu verstehen, nicht wirklich als die Gestalt eines Trolls im engeren Sinn. Immerhin zeigt auch dieses Zitat, dass Snorri in mythologischen Dimensionen denkt, dass also Trolle und Riesen einen Platz in der mythischen Geschichte der Welt einnehmen, und er nicht an konkrete Wesen denkt, die dem Menschen wahrhaftig begegnen können. Aus diesem Grund liefert Snorri in seinem mythographischen Abriss keine nähere Definition oder gar Beschreibung der Trolle, sondern lässt es bei diesen Stereotypen bewenden. Nicht viel anders ist es in seiner Königsgeschichte, der Heimskringla, in der er in der Haralds saga hárfagra, »Saga von Harald Schönhaar« (Kap. 27), eine Strophe zitiert und dabei eine andere, schon oben

Abb. 3: Grabstein von der Kirche in Husta am Beitstadfjord, Trøndelag, Norwegen, um 1135.

erwähnte Wendung aufgreift. Einar, der Jarl der Orkney-Inseln,

Früher auch als Gesicht eines Trolls

erschlägt hier die zwei Wikinger Thórir Holzbart und Kálfr Krätze:

(wohl weil Maskensteine wie dieser

Hann gaf Tréskegg trollum;

auf Dänisch auch Trollsteine genannt werden) oder Bild Odins bezeichnet (Vgl. Sæbjørg Walaker Nordeide:

Torf-Einarr drap Skurfu,

Fra Odin til Hvitekrist. In: Spor. Nytt

»Er gab den Holzbart den Trollen:

fra Fortiden 20/1, 2005, 18 –  2 1).

Torf-Einar erschlug Krätze«. 28

Da beides auf einem christlichen Grabstein unwahrscheinlich ist, könnte es sich entweder um ein

Dies ist als Beleg für die eingangs erwähnten Redensarten zu werten,

Portrait des Verstorbenen, eine Dar-

mit denen ein Totschlag umschrieben wird. Handlungstragende

stellung Christi oder des Hl. Michael,

Rollen haben die Trolle bei Snorri in seinen mythographischen Schriften also nicht, dafür umso häufiger in der reichen isländischen Sagaliteratur, der sich das folgende Kapitel widmen wird.

oder – da darüber das Kreuz auf dem Grabstein zu sehen ist – auch um den unter dem Kreuz liegenden Schädel Adams handeln.

22

Die ältesten Trolle: Spuren in der nordgermanischen Mythologie

Riesen und Trolle im Mittelalter Trolle stehen in der altnordischen Literatur in einem engen Verhältnis zu den Riesen. Oft wird − auch später in der hoch- und spätmittelalterlichen Sagaliteratur − das Wort »Troll« sogar synonym für andere Bezeichnungen eines Riesen, wie rísi, þurs, jötun, verwendet. Bei dem Versuch der systematischen Betrachtung wird deutlich, dass sie zum einen als Untergruppe der riesischen Wesen angesehen werde, andererseits werden sie immer wieder deutlich von diesen unterschieden und sogar als ihre Feinde betrachtet, wie in dem oben zitierten Skaldengedicht aus dem 9. Jahrhundert. Eine weniger wertende Unterscheidung bietet ein wesentlich späterer Text. In der Barðar saga Snæfellsáss, »Saga von Bardr, dem guten Geist vom Snæfell«, um die es noch häufiger gehen wird, wird an dieser Stelle der Vater des Titelhelden Bardr vorgestellt: Ein König namens Dumbr herrschte über die Bucht, die sich im Norden nach Helluland erstreckt, und die jetzt nach ihm Dumbsmeer genannt wird. 29 Er stammte väterlicherseits von Riesen ab, und das ist ein hübsches Volk und größer als andere Menschen. Seine Mutter aber stammte von den Trollen ab, und deswegen schlug Dumbr beiden Geschlechtern nach, denn er war sowohl stark als auch schön und von angenehmem Umgang, sodaß er mit Menschen in jeder Beziehung umgehen Abb. 4: Rekonstruierte Karte der mittelalterlichen

konnte. Seiner Mutter aber schlug er inso-

­Vorstellungen von der Geographie Skandinaviens

fern nach, als er zwar stark und energisch war,

mit Jötunheim und Risaland im Norden.

aber auch sprunghaft und schwierig, wenn ihm

Riesen und Trolle im Mittelalter

23

etwas nicht paßte. Er wollte allein über alle dort im Norden regieren, und man gab ihm den Königstitel, denn sie hielten ihn für eine große Hilfe gegen die Riesen, Trolle und Unholde, und er war auch ein guter Schutzgeist für alle, die ihn anriefen. 30

Dass zwischen Trollen und Riesen schon in der mittelalterlichen altnordischen Literatur nicht genau unterschieden wurde, ist nur ein Aspekt der Terminologie. Ein weiteres Problem ist, dass für die mindestens vier im Altnordischen gängigen Ausdrücke eigentlich nur ein einziger gängiger deutscher, nämlich »Riese« existiert, weswegen es den Übersetzungen immer an Ausdrucksschärfe mangelt. Im Deutschen gibt es das Wort »Troll« erst seit dem späten 19. Jahrhundert, und mit Ausnahme der nur auf die klassische Mythologie anwendbaren Begriffe Zyklopen und Giganten fehlt dem Deutschen eine Spezifizierung von riesenhaften Wesen. Im Altnordischen werden nämlich die Trolle zwar mit den Riesen mitunter synonym verwendet, nicht aber mit den Jöten und den Thursen. Erstere gehören offenbar zu einer Klasse riesischer Wesen, die älter als die Götter betrachtet werden, und zu denen auch der Urriese Ymir gehört, aus dem die Erde geschaffen wurde. Die Thursen dagegen werden als zauberische, böse Riesenwesen betrachtet, die mitunter zwar auch als Riesen bezeichnet werden (so wie in der Gibbons saga einem Antagonisten vorgeworfen wird, sein Vater sei ein »Riese oder Felsen-Thurse«31), aber Snorri Sturluson verwendet in seiner Mythographie den Begriff durchweg als Hrímþurs, »Reifriese«, mit dem immer nur feindliche Wesen angesprochen werden. Mit Trollen werden sie nur selten in Verbindung gebracht, aber interessanterweise spricht die Grettis saga Ásmundarsonar (Kap. 61) ausgerechnet von einem blendingr, »Mischling« (zwischen Riesen/Trollen und Menschen), als Thursen, der hier auch als Halbtroll bezeichnet werden könnte.32 Mehrfach ist in Sagas die Formel þursar ok rísar ok bergbuar ok allra handa óþiódir, »Thursen und Riesen und Bergbewohner und alle möglichen Unhold-Völker«, belegt, was doch auf einen gewissen – wenn auch nicht sehr großen – Unterschied deutet. Nicht nur über die Untergliederung der riesischen Wesen, sondern auch über die Herkunft von Trollen und Riesen machte man sich im Mittelalter Gedanken. Einerseits konnte man auf die biblische (oder wenigstens apokryphe) Geschichte zurückgreifen, derzufolge sich entgegen Adams Verbot Seths Söhne mit Kains Töchtern paarten, woraus die Riesen entstanden: Und es vermischten sich die Kinder Seth’s, die Männer, mit den Töchtern Cain’s, und die wurden schwanger und gebaren von ihnen riesenhafte Männer, ein Geschlecht von Riesen wie Türme. 33

24

Die ältesten Trolle: Spuren in der nordgermanischen Mythologie

Damit wird in den Apokryphen der folgende Satz der Genesis erklärt: In jenen Tagen gab es auf der Erde die Riesen, und auch später noch, als sich die Gottessöhne mit den Menschentöchtern eingelassen und diese ihnen Kinder geboren hatten. Das sind die Helden der Vorzeit, die berühmten Männer. (Genesis 6,4).

Zufolge der mittelalterlichen gelehrten Literatur gab es sowohl vor wie nach der Sintflut Riesen; wie diese die Flut überlebt hatten, wird allerdings nicht erklärt.34 In der nordischen Mythographie der Edda nun, wie sehr diese auch schon christlich beeinflusst gewesen sein mag, entstanden die Riesen lange vor den (heidnischen) Göttern. Der Urriese, der Jöte Ymir, entstand aus den Funken von Muspellsheim, welche auf das Eis der elf Flüsse Élivágar trafen. Von ihm stammen durch Autogamie die anderen Riesen und auch die Götter ab. Als er von den Göttern getötet wird, ertrinken die meisten der Riesen in seinem Blut, nur wenige überleben. Aus seinem Körper formen die ersten Götter Odin, Vili und Vé die Erde, aus seinem Schädel den Himmel.35 Das höhere Alter der Riesen erklärt auch, warum man den Riesen wichtiges mythologisches und auch genealogisches Wissen zuschrieb und sich sogar norwegische Fürstengeschlechter einer Herkunft von den Reifriesen rühmten. Allerdings werden solche weisen alten Wesen durchwegs als Riesen oder Jöten bezeichnet, und nicht als Trolle. Noch durch die christliche Überformung des Mittelalters hindurch ist in einem ganz anderen, deutschen Text wohl ein alter Rest der Argumentation für die Entstehung der Riesen erkennbar, auch wenn der spätmittelhochdeutsche Text erst im 15. Jahrhundert überliefert ist. Er findet sich in der sogenannten Heldenbuchprosa, in welcher über die Ursprünge der Wesen, die in den Heldensagen eine Rolle spielen − nämlich Helden, Riesen und Zwerge − spekuliert wird, und in der die Riesen nicht wie in der Genesis als Helden kategorisiert werden:

25

Riesen und Trolle im Mittelalter

Von den gezwergen. Sist auch zu wissen

Von den Zwergen. Man muß wissen, warum

warumb got die cleinen zwerg vnd die grossen

Gott die kleinen Zwerge und die großen Riesen

rysen, vnd darnach die held ließ werden. Zů

und darnach die Helden erschaffen hat. Zuerst

dem ersten ließ er die zwerglin werden vm des

machte er die Zwerglein deswegen, weil das

willen, das das lant vnd gebürge gar wiest vnd

Land und die Gebirge wüst und ungenutzt waren,

vngebawen was, vnd vil gůts von silber vnd

aber in den Bergen großer Reichtum an Silber

gold edelgestein vnd berlin in den bergen was.

und Gold, Edelsteinen und Perlen lag. Deswegen

Darumb machte got die gezwerg gar listig vnd

machte Gott die Zwerge recht kunstfertig und

wyse daz sie übel vnd gůt gar wol erkanten

weise, dass sie Böse und Gut unterscheiden

vnd warzu alle ding gůt waren. […] Vnd da nu

konnten und wozu alle Dinge nütz waren. […]

got die rysen ließ werden, das was darumb

Und als Gott die Riesen erschuf, geschah das

das sie sölten die wilden tier vnd die grossen

dafür, dass sie die wilden Tiere und großen Dra-

würm erschlagen, das die zwerg dest sicherer

chen erschlagen sollten, damit die Zwerge umso

werent, vnd das lant gebawen mecht werden.

sicherer wären, und das Land genutzt werden

Dar nach über liezel jar da wurden die rysen

konnte. Aber nach wenigen Jahren begannen

den zwergen gar vil zu leid thun, und wur-

die Riesen den Zwergen viel Schaden zuzu-

den die rysen gar böß vnd ungetrü. Dar nach

fügen, und es wurden die Riesen recht böse und

beschůf got die starcken held das was da czu-

untreu. Danach erschuf Gott die starken Helden,

mal ein mittel volck vnder der treier hant volck.

die waren damals ein mittleres Volk von den drei

Vnd ist zu wissen das die helden gar vil jar gar

Arten von Völkern. Man muß wissen, dass die

getrüw und biderbe warent. Vnd darumn sol-

Helden dann viele Jahre ehrlich und treu waren.

tent sie den zwergen zů hilff kumen wyder die

Deswegen sollten sie den Zwergen zu Hilfe kom-

ungetrüwen rysen vnd wider die wilden tier

men gegen die ungetreuen Riesen und die wilden

vnd würm. 36

Tiere und die Drachen.

Auch in dieser Gigantogonie, also der Lehre von der Entstehung der Riesen, stehen diese bereits in einer zwiespältigen Beziehung zu den Zwergen, und auch hier wird eine schon sehr früh entstandene Feindschaft thematisiert. Allerdings sind es im Gegensatz zur nordischen Kosmogonie hier die Riesen, denen die Schuld daran gegeben wird, während in der Edda die Hinterlist der Zwerge und ihr Mord an einem der Urriesen der Anlass der Erbfeindschaft ist. Wenn also in fast allen modernen Fantasyromanen eine Feindschaft zwischen Trollen und Zwergen postuliert wird, so hat diese tatsächlich schon eine lange Geschichte.

02

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DIE BÖSEN TROLLE: TROLLE IN DEN ISLÄNDISCHEN SAGAS DES MITTELALTERS

Tödliche Trolle Wie an den ältesten Belegen für Trolle in Sprichwörtern und den kurzen Erwähnungen in den Kenningar der wikingerzeitlichen Skalden deutlich wurde, wurden Trolle in erster Linie als gefährlich, ja tödlich angesehen und vereinzelt mit dem Jenseits nach dem Tod in Verbindung gebracht. Auch die hoch- und spätmittelalterlichen isländischen Sagas befassen sich häufig mit Trollen. Diese Sagas können als historische Romane betrachtet werden und wurden im 13. und 14. Jahrhundert von klerikalen Gelehrten verfasst, die auch in den Volkssagen gut bewandert waren und sich daher auch mit Trollen befassen. Sie beschäftigen sich mit einer schon damals drei- bis fünfhundert Jahre zurückliegenden wikingerzeitlichen Vergangenheit und schildern farbenreich, wie Trolle den Menschen Streiche spielen und ihnen eben auch ernsthaft gefährlich werden können. Dies manifestiert sich in Szenen, in denen sie als jenseitige Mächte eine Todesgefahr für Menschen darstellen, die – natürlich – nur der Held der Handlung abzuwehren imstande ist. Eine der ausführlichsten Trollhandlungen in einer Saga findet sich in der Barðar saga Snæfellsáss, »Saga von Bardr, dem guten Geist vom Snæfell«, aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, die zu den pseudo-realistischen Isländersagas gezählt wird, weil die Hauptfigur Bardr eigentlich ein isländischer Bauer ist. Allerdings stammt er angeblich von norwegischen Riesen ab und die Handlung verlässt schnell den pseudohistorischen Boden und verlagert sich ins »Trollmilieu«. Die Saga spielt auf der Halbinsel Snæfellsnes im Westen Islands, Protagonist ist neben Bardr auch dessen Sohn Gestr. Die beiden weisen selbst auch trollartige Züge auf, beschützen aber dennoch die Bauern an den Küsten dieser Halbinsel. Die ganze Gegend ist vom schnee- und meist auch nebelbedeckten, über 1.400 Meter hohen Snæfellsjökull dominiert und eignete sich für Sagaautoren offenbar besonders für unheimliche Geschichten. Doch schon viel früher waren dort wahrscheinlich lokale Sagen über Wiedergänger und Trolle im Umlauf.

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Die bösen Trolle: Trolle in den isländischen Sagas des Mittelalters

Bardr wird selbst als Sohn des Riesenkönigs Dumbr aus dem Eismeer und Ziehsohn des ebenfalls riesischen Königs Dofri vom Dofrafjall beschrieben, dessen Tochter er heiratet. Wie viele Norweger der Wikingerzeit wandert er nach Island aus und ist damit zunächst ein normaler Vertreter der bäuerlichen Siedler des 9. Jahrhunderts. Später aber verlässt Bardr seinen Hof und wohnt am Gletscher Snæfellsjökull in einer Höhle: […] die Leute glauben, daß er in den Gletscher verschwunden ist und dort eine große Höhle bewohnte, denn es entsprach seiner Herkunft mehr, in großen Höhlen zu leben als in Häusern, weil er doch mit Dofri in den Dovrabergen aufgezogen worden war. Er war auch in Kraft und Wuchs den Trollen ähnlicher als menschlichen Männern, und so wurde sein Name verändert und er wurde Bardr Snæfellsas genannt, denn die Leute dort auf der Landzunge verehrten ihn beinahe und riefen ihn wie einen Schutzheiligen an. Er wurde für viele Leute auch ein mächtiger Schutzgeist. 37

Der zweite Teil handelt vorwiegend von seinem Sohn Gestr, den Bardr mit der Tochter eines Grönländers hatte, und der ebenfalls all denen zu Hilfe kommt, die – wie es in dieser Saga sehr oft geschieht – von Riesen oder Trollen bedrängt werden. Auch Gestr wird dabei zu einem übermenschlich starken und selbst trollartigen Gegner der Trolle. Eine der Trollepisoden in dieser Saga handelt von einer bösen Trollfrau namens Hetta, die die Schafe eines Bauern und Fischers namens Ingjald tötete, offenbar aus reiner Bosheit. Als er sie dabei erwischt und bis in die Berge hinauf verfolgt, bietet sie ihm als Buße an, ihm einen Fischgrund zu zeigen, wo es niemals an Fischen mangle. Als er aber allein im Spätherbst zu diesem Platz hinausrudert, setzt schnell eisiger Sturm und Schneetreiben ein, welche die Trollfrau durch Zauber verursacht, um ihn zu verderben. Er schafft es nicht, wieder an Land zu kommen, als er fast erfroren ist und das Boot vor lauter Eis zu sinken beginnt, und erst als er Bardr Snæfellsas um Rettung anruft, kommt ihm dieser in seiner Lebensgefahr zu Hilfe gerudert und bringt ihn an Land (Barðar saga Snæfellsáss, Kap. 7). Diese Anekdote zeigt – neben der Hilfsbereitschaft Bardrs – die Bosheit und die Zauberkunst der Trolle. Unerklärliche oder plötzliche Wetterphänomene werden damit erklärt, aber es geht auch darum, dass diesen Kreaturen nicht zu trauen ist: Dem Fischer Ingjald hätte sein Vertrauen in das Versprechen der Trollfrau um ein Haar das Leben gekostet. Eine andere Geschichte handelt von Bardrs Tochter Helga, die als sehr hübsch beschrieben wird, aber wie ihr Vater übermenschliche Kräfte besitzt. Als sie auf einer Eisscholle von Snæfellsnes nach Grönland abgetrieben wird, wird sie dort in der Ostsiedlung die Konkubine eines Bauern namens Skeggi. Doch auch in Grönland sind Trolle ein Problem:

Tödliche Trolle

29

Skeggi nahm Helga zu sich und hatte sie als Bettgefährtin. Im Winter kamen Trolle und Unholde von oben im Eiriksfjord herunter und bereiteten den Menschen großen Schaden, beschädigten Schiffe und brachen Menschen die Knochen. Das waren insgesamt drei, ein Mann und eine Frau und deren Sohn. Skeggi machte sich auf, um sie zu verjagen, und schaffte es nur, weil Helga ihm half und ihm beinahe das Leben rettete. 38

Solange Trolle einzeln auftreten, sind sie durchaus von menschlichen Helden zu besiegen, wie die Geschichte über eine andere Trollfrau in Island in dieser Saga zeigt: Eine Trollfrau hieß Torfa-Kolla, mit anderem Namen aber Lederhaube, und wohnte auf Hnausir. Sie tat viel Böses, sowohl an Diebstahl wie an Totschlag. Thorir von Öxnakeldu fand sie eines Nachts bei seinen Schafen, und sie gingen sofort auf einander los und rangen. Thorir fand bald heraus, daß sie ein übler Troll war. Ihr Kampf war hart und lang, aber endete doch so, daß er ihr den Rücken brach und sie tot zurückließ. 39

An diesen Episoden wird also der Schaden, den Trolle anrichten, deutlich: Sie terrorisieren ganze Landstriche, bringen Herdentiere auf der Weide und in den Ställen um, beschädigen Schiffe und brechen Menschen die Knochen, soweit sie ihnen nicht durch (Wetter-)Zauber den Tod bringen. Von einem anderen, aber nicht weniger gefährlichen Aspekt der Trolle in dieser Saga wird noch im nächsten Kapitel zu reden sein, wenn die Trolle einen menschlichen Helden zu einer Hochzeit zwingen wollen, die nach Trollmanier in ihrer Höhle abgehalten werden soll. Diese Saga mit ihren vielen übernatürlichen Elementen ist eine Mischung aus Anekdoten, ätiologisch-gelehrten Erklärungen von Ortsnamen und lokalen Volkssagen, die sich an den geheimnisvollen Berg und die Trolle, die seine Höhlen bewohnen, knüpfen. Aber nicht nur die Protagonisten dieser sehr trollreichen Saga werden von Trollen geplagt, sondern auch in zahlreichen anderen mittelalterlichen Texten Islands tauchen diese auf – wenn auch in recht unterschiedlicher Funktion. In der ebenfalls reichlich phantastischen, wenn auch als historische Siedlergeschichte getarnten Eyrbyggja saga, »Saga von den Bewohnern von Eyr«, tauchen zwar keine Trolle im engeren Sinn auf, es gibt aber einiges über die im Mittelalter übliche Terminologie zu erfahren. Einer der Hauptcharaktere der Saga, der durch und durch widerliche alte Thorolf bægifótr mit seinem lahmen Bein (der Beiname bedeutet wohl eigentlich »Schwer-Fuß«, aber bæginn bedeutet auch »zänkisch«, das schwingt hier sicher mit), geht nämlich nach seinem Tod um und wird zu einem Wiedergänger, einem draugr. Im Zusammenhang mit seinem posthumen Treiben werden mehrfach Komposita mit troll- verwendet, um sowohl

30

Die bösen Trolle: Trolle in den isländischen Sagas des Mittelalters

seine Tätigkeit als auch deren Folgen (trollriða, »trollgeritten, verhext«, trollskapr, »Hexerei«, trollslæti, »Trollgeschrei«) zu beschreiben; auch das verzauberte Kalb, das geboren wurde, nachdem seine Mutter von der Asche des verbrannten Wiedergängers geleckt hatte, wird als Troll bezeichnet.40 Am schädlichsten erweisen sich Trolle dort, wo der Held direkt in Kämpfe mit ihnen verwickelt wird. Das Unwesen, das die Trolle trieben, stellte man sich dabei keineswegs auf Norwegen, Island und Grönland beschränkt vor, wie die folgende Episode aus der Samsons saga fagra, »Saga vom schönen Samson« (Kap. 8), zeigt, welche in der Bretagne spielt: Samson stand nahe am Bach beim Wasserfall, als sie dieses Gespräch führten. Sie gaben einander die Hand, um ihre Freundschaft zu festigen. Samson merkte nichts, bevor er um beide Füße gefaßt und in den Wasserfall hinuntergerissen wurde. Er bemerkte nun, daß eine Trollfrau gekommen war und er keine Kraft gegen sie hatte. Aber sobald er seine Hände frei bekam, zog sie ihn auf den Grund hinunter. Dann bemerkte er, daß sie ihn da am Grund mit dicken Tauen festbinden wollte. Er schlug nun um sich und bekam ein Messer zu fassen, das die Königstochter Valentina ihm gegeben hatte, stieß es ihr in die Brust und riß ihr die ganze Bauchdecke auf. Als ihre ganzen Eingeweide heraussprangen, sah der Bach wie Blut aus. Als Samson zu ersticken begann, kam er endlich los und ertränkte sie im Strudel. 41

Diese Passage hat, ebenso wie eine ähnliche, wohl kaum viel ältere Stelle in der Grettis saga Ásmundarsonar (Kap. 65), eine Parallele oder Vorlage im altenglischen Beowulf, wo es um den Kampf mit Grendels Mutter in einem Wasserfall geht, obwohl dort, wie schon erwähnt, nicht direkt von Trollen die Rede ist. Die entsprechende Episode der Grettis saga (Kap. 65) spielt im wikingerzeitlichen Island und nicht in der Artuswelt wie die der Samsons saga und ist zudem wesentlich ausführlicher gestaltet, wobei sich Grettir hier, um unerkannt zu bleiben, Gestr, also »Gast« nennt: Nun ist von Grettir zu erzählen, dass er gegen Mitternacht draußen großen Lärm vernahm. Dann kam ein großes Trollweib in die Stube, die in der einen Hand einen Trog und in der anderen ein ziemlich langes Messer trug. Sie schaute um sich, als sie hereinkam, und sah, wo »Gestr« lag und ging auf ihn los. Er aber sprang auf und ihr entgegen, und sie rauften fürchterlich und kämpften lange in der Stube drinnen. Sie war stärker, aber er wich ihr geschickt aus, und sie zerbrachen alles, was ihnen in den Weg kam, und auch die Barrikade in der Stube. Sie zog ihn zur Tür hinaus und auch durch den Vorraum; dort stemmte er sich fest dagegen. Sie wollte ihn aus dem Haus heraus-

Tödliche Trolle

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ziehen, brachte es aber nicht fertig, bevor sie den ganzen Rahmen der Außentür losgerissen hatten und ihn auf ihren Schultern hinaustrugen. Sie zog dann heftig in Richtung zum Fluss hinunter und bis zur Schlucht. »Gestr« war jetzt schon sehr erschöpft, aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich anzustrengen, sonst hätte sie ihn in die Schlucht gestoßen. Sie kämpften die ganze Nacht, und er dachte, er habe noch nie mit einem so kräftigen Unhold zu tun gehabt. Sie hielt ihn so fest an sich, dass er mit keiner Hand irgendetwas anderes tun konnte, als sie um ihre Mitte zu halten. Als sie zur Schlucht mit dem Fluss darin kamen, brachte er die Unholdin zum Schwanken. In diesem Moment bekam er die rechte Hand frei und griff schnell zum Kurzschwert, das er umgegürtet hatte, zog es und hieb nach der rechten Schulter des Trollweibes, sodass er ihr den rechten Arm abschlug, und kam so endlich los, sie aber stürzte in die Schlucht, und zwar in den Wasserfall. »Gestr« war danach steif und müde und er lag lange dort auf der Klippe. Als es hell wurde, ging er heim und legte sich ins Bett. Er war ganz blau geschlagen und geschwollen. 42

Das sind zwei Varianten des »Trollkampfs unter dem Wasserfall«, der im zweiten Fall noch fortgesetzt wird, indem auch der Sohn der Trollfrau von Grettir in seiner Höhle unter dem Wasserfall getötet wird: Eine Umkehrung des Kampfverlaufs im Beowulf. Die Beschreibung der Trollfrau, die ein Messer und einen Trog mit sich führt − offensichtlich, um den menschlichen Gast zu schlachten − verweist übrigens auf den Appetit der Trolle auf Menschenfleisch, wovon noch bei den Trollfesten zu sprechen sein wird. Aber der Verweis auf die − im Mittelalter nur Monstern zugeschriebene – Menschenfresserei, Anthropophagie, und die Vorliebe für das in und nach der Missionszeit als heidnische Kost betrachtete Pferdefleisch verweisen auf die heidnische und unmenschliche Natur der Trolle. Eine ganz andere Art von Gefahr bedeuten die Trolle der Örvar-Odds saga, »Saga vom Pfeile-Oddr«. In dieser Saga, in der abwechselnd die Begriffe Troll und Riese gebraucht werden, belauschen Oddr und sein Reisegefährte Asmund von einem Ruderboot aus das Gespräch der Trolle auf einer Uferklippe im hohen Norden − offensichtlich in Jötunheim, also im Land der Riesen, das man sich in den nördlichen Polargegenden vorstellte. Sie werden aber von den Trollen entdeckt, die daraufhin beginnen, riesige Felsbrocken nach dem Ruderboot zu werfen. Oddr und Asmund können nur mit Mühe in ihrem Boot entkommen (Örvar-Odds saga, Kap. 6). Diese Art von Gefährdung dürfte der zweifellos gelehrte und talentierte Verfasser der Saga der klassischen Literatur entnommen haben, in der in Homers Odyssee die Zyklopen ja ebenfalls vor der Ostküste Siziliens Odysseus und seine Männer mit Felsen bewerfen. Dass es die Trolle und Trollfrauen nicht nur auf die menschlichen Helden und ihre Tiere abgesehen haben, was man als Mundraub ja noch verstehen könnte, sondern mutwillig auch

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ihre Schiffe beschädigen, findet sich neben obiger Stelle aus der Barðar saga Snæfellsáss auch bei der Schilderung der neun greulichen Trollschwestern in der Hjálmþérs saga ok Ölvis (Kap. 12): Hjálmþer sah zum Meer und erblickte nun neun so große und greuliche Trollfrauen, dass er noch nie ihresgleichen gesehen zu haben vermeinte. Sie hatten alle Schiffe auseinandergerissen und die Männer erschlagen, und trugen nun alle Güter aufs Land hinauf und waren nicht faul dabei. 43

Andererseits sind die Trolle sehr besorgt um ihre eigenen Besitztümer. In der Gull-Þóris saga, »Saga von Gold-Thorir« (auch als Þorskfirðinga saga bezeichnet), aus dem 14. Jahrhundert wollen der goldgierige Sagaheld Thorir und seine acht Blutsbrüder einen Grabhügel in Norwegen aufbrechen, um an die darin vermuteten Schätze zu gelangen. Der Grabhügel wird aber von seinem Bewohner, einem Troll und Untoten namens Agnar und (wie sich erst dann herausstellt) eigentlich Thorirs Onkel, bewacht: Agnar hieß ein Berserker, der Sohn Reginmods des Bösen, er ließ diesen Grabhügel aufwerfen und zog mit seiner ganzen Schiffsbesatzung und vielen Schätzen hinein. Er verteidigt seither diesen Hügel mit großer Zauberkraft, sodass ihm niemand nahe kommen kann. Es sind schon viele gestorben, die den Hügel aufbrechen wollten, oder es ist ihnen ein anderes Unglück zugestoßen, und wir wissen nicht, ob er als Toter oder als Lebender den Zauber ausübt. 44

Der Troll oder Wiedergänger kann auch den Grabraub des Helden verhindern und hilft ihm stattdessen mit magischen Geschenken, mit deren Hilfe sich die Gefährten einen von Drachen bewachten Goldschatz in Nordnorwegen erwerben können. Warum hier der durchaus menschliche Onkel des Helden plötzlich als Troll bezeichnet wird, ist keineswegs offensichtlich, aber diese Art von Gestaltwechsel findet sich auch andernorts, wo es um Tote beziehungsweise eben um Untote und Wiedergänger geht. Das am ausführlichsten geschilderte Beispiel dafür ist die umfangreiche Episode über den Wiedergänger Glamr in der Grettis saga Ásmundarsonar (Kap. 32 – 35). Diese Geschichte handelt davon, dass es bei dem reichen Bauer Thorhall im abgelegenen Forsœludal im Norden Islands spukt und er deswegen schwer Hirten findet, bis man ihm den Schweden Glamr wegen seiner Körperstärke und Ausdauer empfiehlt: Dieser Mann war von großem Wuchs und sonderbarem Aussehen; er hatte große graue Augen und Haare von wolfsgrauer Farbe. Thorhall war etwas betroffen, als er den Mann sah.

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Außerdem erweist sich Glamr als höchst unchristlich – er will nicht einmal zu Weihnachten in die Kirche gehen, sondern hütet bei Finsternis und Schneegestöber stattdessen die Schafe. Doch dann bleibt er verschwunden, und als die Männer am nächsten Tag nach ihm suchen, finden sie eine Stelle hoch oben im Tal, wo der Schnee ganz zertrampelt war. Es schien ihnen, als ob sich da ein ziemlich heftiger Ringkampf abgespielt habe, weil Steine und auch Erde ringsum herausgerissen waren. Sie suchten genauer und sahen Glamr nicht weit von ihnen dort liegen. Er war tot und blauschwarz und zur Größe eines Rindes angeschwollen. Es grauste ihnen sehr vor ihm, und es wurde ihnen schauerlich zumute. Trotzdem versuchten sie, ihn zur Kirche zu bringen, aber sie kamen nicht weiter als bis zu einem Schluchtrand, der nicht weit entfernt war, und damit gingen sie heim und erzählten dem Bauern die Umstände. Er fragte, was Glamrs Tod verursacht haben könnte. Sie sagten, sie hätten eine Fußspur verfolgt, die so groß war, als habe man den Boden eines Bottichs hingeworfen, dort wo die zertrampelte Stelle war und von dort hinauf unter die Felswände, die da oben im Tal waren, und gefolgt von großen Blutflecken. Daraus folgerten die Männer, dass der Unhold, der früher da gewesen war, Glamr getötet habe, aber dabei so verwundet worden wäre, dass er daran gestorben sei, denn der Unhold wurde von da an nicht mehr bemerkt. 45

Der Troll, der Glamr getötet hatte, wird zwar nicht mehr gesehen, aber Glamr selbst fängt an umzugehen und zu spuken, sodass im nächsten Winter die ganze Gegend durch ihn in den dunklen Nächten terrorisiert wird. Auch der nächste Schafhirte wird am Weihnachtsabend getötet, diesmal offenbar von Glamr an dessen Grabhügel, bis schließlich nach weiteren Todesfällen selbst der Bauer flieht. Im nächsten Herbst kommt Grettir, der Held der Saga und zu seiner Zeit als der stärkste Mann Islands bekannt, zu Thorhalls Hof, um sich mit dem Wiedergänger, der ab jetzt durchwegs als Troll bezeichnet wird, anzulegen. Zwar scheint er anfangs Erfolg zu haben, aber schon in der zweiten Nacht wird Grettirs Pferd auf brutale Weise ermordet. Grettir beschließt dennoch, eine dritte Nacht zu bleiben: Grettir antwortete: »Das Wenigste, was ich für mein Pferd haben kann, ist, den Troll zu sehen.« Der Bauer sagte, das sei kein Gewinn, den zu sehen, »denn er sieht nicht menschlich aus; aber ich freue mich über jede Stunde, die du hier bleibst.« Nun verging der Tag, und als die Leute schlafen gingen, zog Grettir seine Kleider nicht aus und legte sich auf der Bank gegenüber der Schlafkammer des Bauern hin. Er hatte einen groben Mantel über sich gebreitet und faltete einen Zipfel unter seine Füße

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und den anderen unter seinem Kopf und sah beim Halsausschnitt hinaus. Vorne an der Bank befand sich ein kräftiger Abschlussbalken, gegen den er seine Füße stemmte. Der Türrahmen der Außentür war völlig weggebrochen, und nun war statt der Tür ein grober Bretterverschlag angebracht. Die hölzerne Trennwand, die da früher Vorraum und Halle geschieden hatte, fehlte nun vollständig, sowohl über dem Dachquerbalken wie unterhalb. Alle Bretter waren von ihrem Platz bewegt worden, und es war da eher unwohnlich. Ein Licht brannte die ganze Nacht in der Halle. Als ein Drittel der Nacht vorbei war, hörte Grettir draußen laute Geräusche. Es bewegte sich etwas auf das Dach hinauf und ritt auf der Halle und trat gegen die Wände, dass alle Balken krachten. Das ging nun eine Weile so. Dann bewegte es sich vom Haus herunter und auf die Türe zu. Und als die Tür aufging, sah Grettir den Knecht den Kopf hereinstecken, und er schien ihm entsetzlich groß und von ungeheuerlichen Proportionen zu sein. Glamr bewegte sich langsam und richtete sich auf, sobald er zur Tür hereingekommen war und er reichte bis zum Dach hinauf. Er wandte sich dann der Halle zu, legte die Arme auf den Dachquerbalken und überblickte die Halle. Der Bauer ließ nichts von sich hören, denn es schien ihm schon genug, was er von draußen gehört hatte. Grettir lag still und rührte sich nicht. Glamr sah, dass da ein Bündel auf der Bank lag, griff in die Halle hinein und packte den Mantel fest an. Grettir presste die Füße gegen den Balken und gab nicht nach. Glamr riss noch einmal viel stärker daran, aber konnte den Mantel nicht bewegen. Beim dritten Mal aber zog er mit beiden Händen so fest daran, dass er Grettir von der Bank hochriss. Nun rissen sie den Mantel zwischen sich auseinander. Glamr schaute die Fetzen an, die er hielt, und fragte sich, wer so fest mit ihm darum um die Wette gezogen habe. In diesem Moment sprang ihm Grettir unter die Arme und packte ihn um die Mitte und presste die Arme so fest um Glamrs Rücken zusammen, dass er dachte, der müsse davon in die Knie gehen. Aber der Knecht langte so fest nach Grettirs Armen, dass er dieser Kraft weichen musste. Grettir zog sich da zur nächsten Bank zurück, und da brachen die Balken und alles wurde zertrümmert, was ihnen in den Weg kam. Glamr wollte aus dem Haus hinaus, aber Grettir stemmte die Füße gegen alles, was er finden konnte, aber trotzdem zog ihn Glamr aus der Halle hinaus. Sie hatten da einen äußerst harten Kampf, weil der Knecht vorhatte, ihn aus dem Haus zu bringen. Aber Grettir sah, dass es noch schwieriger sein würde, mit ihm draußen fertig zu werden, als es drinnen ohnehin schon war, und er wandte alle Kraft auf, um nicht hinausgezogen zu werden. Glamr gebrauchte nun alle Stärke und zog ihn an sich, als sie in den Vorraum kamen. Als Grettir sah, dass er sich nicht länger widersetzen konnte, sprang er zugleich möglichst heftig gegen die Arme des Knechtes und drückte gleichzeitig beide Füße gegen einen als Türschwelle versenkten Stein. Damit hatte der Knecht

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nicht gerechnet; er hatte gezogen, um Grettir an sich zu ziehen, und daher fiel er nun hintenüber und flog verkehrt aus der Tür, so daß seine Schultern den oberen Türstock mitnahmen und das Dach zerbrach, sowohl der Dachstuhl als auch das gefrorene Dach selbst, und so fiel er mit dem Rücken voran aus dem Haus und Grettir auf ihn drauf. Draußen war heller Mondschein, aber dunkle Wolken zogen zeitweise vor den Mond. Im selben Moment, als Glamr herausfiel, zogen gerade Wolken vom Mond weg, und Glamr wandte ihm die Augen zu. Grettir hat selbst gesagt, daß nur dieser Anblick ihn jemals beunruhigt hat. Da überwältigte ihn alles zusammen, die Müdigkeit und der Anblick von Glamr, der schrecklich mit den Augen rollte, sodass er sein Schwert nicht ziehen konnte und halbtot dalag. Aber Glamr hatte mehr unheilvolle Kräfte als die meisten anderen Gespenster und sagte folgendes: »Großen Eifer hast du an den Tag gelegt, um mich zu treffen, Grettir, aber es braucht dich nicht zu überraschen, dass du mit mir nicht viel Glück haben wirst. Ich möchte dir sagen, dass du jetzt erst halb die Kraft und Tüchtigkeit erlangt hast, die dir bestimmt gewesen wäre, wenn du mich nicht getroffen hättest. Ich kann dir nun die Kraft nicht nehmen, die du schon hast, aber kann verhindern, dass du stärker wirst als du jetzt bist, und trotzdem bist du schon stark genug, wie viele merken werden. Du bist hier durch deine Taten berühmt geworden, aber von nun an wird dir Friedlosigkeit und Tod folgen, und die meisten deiner Taten werden sich zu Pech und Unglück wenden. Du wirst geächtet werden und alleine draußen leben müssen. Ich erlege es dir nun auf, dass du immer diese meine Augen vor dir sehen sollst und dass es dir schwer fallen soll, allein zu sein, und das wird dir auch den Tod bringen.« Sobald der Knecht das gesagt hatte, fiel die Schwäche, die Grettir überfallen hatte, von ihm ab. Er zog sein Kurzschwert, schlug Glamr den Kopf ab und legte ihn zu dessen Gesäß. 46

Hier haben wir also eine Beschreibung eines Trollkampfes mit allen Details, wie man sich ihn im 14. Jahrhundert vorstellte. Das Auffällige daran ist, dass der ursprünglich menschliche Glamr – obwohl Schwede und unchristlich – sich erst nach seinem Tod zu einem Wiedergänger und dann zu einem Troll wandelt. Auch der schon oben erwähnte Agnar in der GullÞóris saga ist ja ursprünglich menschlich – als Onkel des Sagahelden –, lebt aber als Untoter in seinem Grabhügel und wird schließlich als Troll bezeichnet. Wenn dies nicht alles auf einer spätmittelalterlichen Neuinterpretation beruht, so könnte dies darauf hindeuten, dass Trolle ursprünglich doch die unliebsamen und unruhig liegenden Toten waren, die sich zu anderweltlichen riesischen Gestalten entwickelten. Noch deutlich christlichere Grundhaltungen weist die spätmittelalterliche Dámusta saga (Kap. 14) auf, die den sogenannten Riddara sögur, »Rittersagas«, zugezählt wird, also einen

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(pseudo-)höfischen Inhalt aufweist und nicht in Skandinavien, sondern in einer (weitgehend fiktiven) mediterranen Welt spielt. In der Saga stirbt die Geliebte des Protagonisten Damusti, die byzantinische Prinzessin Gratiana, und wird begraben. Aber die Jungfrau Maria erscheint dem Helden im Traum und schickt ihn zum Friedhof, wo gerade der Troll Alheimr die durch Zauberei nur scheintote Prinzessin entführen will. Damusti kann mit Mühe und Not und himmlischer Hilfe das riesige Monster besiegen, dem er nur bis zur Mitte des Schenkels reicht. Er pflegt die wiedererweckte Gratiana gesund und heiratet sie, bevor er schließlich selbst Kaiser von Byzanz wird.47 Hier dient der Troll nur als sehr allgemein gehaltener Antagonist des Helden, die Eigenschaften (nämlich enorme Größe, Jenseitigkeit und zeitweilige Unsichtbarkeit) spielen kaum eine Rolle mehr, obwohl sie ausführlich erklärt werden. Ein früher Beleg für die Abscheu der Trolle vor dem Christentum findet sich in der größten isländischen Sagahandschrift, der Flateyjarbók (1387 – 1390 geschrieben). Darin findet sich, eingebettet in die große Saga über Olaf Tryggvason, »Die Geschichte von Thor­stein Schrecken«, Þorsteins þáttr skelks, dem beim nächtlichen Toilettenbesuch ein abwechselnd als Unhold, draugr oder Teufel bezeichneter dämonischer Troll erscheint, den er über die Höllenqualen der Sagenhelden ausfragt. Als aber die Morgenglocke läutet, stürzt der Unhold zu Boden und fährt in die Erde, und zeigt damit nicht nur Eigenschaften von Trollen, sondern auch von Dämonen.48 In einer anderen Geschichte aus der Flateyjarbók geht es um den ersten wirklich christlichen König Norwegens, nämlich Olaf Tryggvason (reg. 995 – 1000), und um die Macht über Trolle, die ihm zugeschrieben wird. In einer nächtlichen Szene im Winter stoßen zwei Männer des Königs auf eine Versammlung der Trolle, die in einer Höhle um ein Feuer sitzen. Die Trolle erzählen von ihren Versuchen, König Olaf umzubringen oder zu vertreiben.49 Der zweite dieser Trolle (die hier wieder abwechselnd als Troll und als »unreiner Geist« bezeichnet werden) erwähnt dabei, dass er beziehungsweise sie in einem freundschaftlichen Verhältnis zu Olafs Vorgänger, dem heidnischen Jarl Hakon von Hladir, gestanden habe. Der Troll gibt sich damit als die mythologische Trollfrau Thorgerd Hölgabrudr zu erkennen, welche diesem Jarl nach anderen Quellen in der berühmten Schlacht im Hjörundavag gegen die Jómswikinger beigestanden hatte. Aber auch die anderen hier zu Wort kommenden Trolle berichten, wie der christliche König ihre Versuche, ihn umzubringen, zunichte machte. Episoden wie diese rekurrieren auf ältere (auch rein literarische) Trollgeschichten und nutzen sie, um das Wirken des christlichen Königs hervorzuheben. Aus rein literarischen Gründen dagegen baut die noch mehrfach zu erwähnende Ketils saga hængs, »Saga von Ketil Lachs«, eine Trollversammlung in die Saga ein, denn all die hier nebenbei erwähnten Teilnehmer dieses Trolla þing, der »Trollversammlung«, kennen wir (und kannten offenbar Verfasser wie Zuhörer der Saga) schon aus anderen Quellen:

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Eines Nachts wachte er durch einen großen Lärm im Wald auf. Er sprang hinaus und sah eine Trollfrau, deren Mähne auf die Schultern hinabhing. Ketil sprach:

»Wo willst Du hin, Ziehmutter?« Sie warf den Kopf zurück und sprach: »Ich muss zur Trollversammlung: dorthin kommt auch Skelking von Norden vom Dumbsmeer, der König der Trolle, und Ofoti vom Ofotafjord [Narvikfjord] und Thorgerd Hölgabrudr und andere große Trolle aus dem Norden des Landes. Halt mich nicht auf, denn du bedeutest mir nichts, seit du Kaldrani getötet hast.« 50

Von diesen hier genannten Trollen kennen wir Skelkingr aus der Geschichte von Thor­stein uxafot, »Ochsenfuß« (vgl. S. 74 »Eine mittelalterliche Trollgeschichte: Thor­stein Ochsenfuß«). Ofoti ist als Offotas Gigas, »Riese Offotas«, in der lateinischen Geschichte Dänemarks des Saxo Grammaticus bekannt (Gesta Danorum VI , 17451) und Thorgerd Hölgabrudr (oder Hörðatroll) ist wiederum die vom stockheidnischen Jarl Hakon verehrte Halbgöttin, welche ihm in der Schlacht gegen die Jómswikinger den Sieg rettet, indem sie ein Hagelgewitter gegen seine Feinde niedergehen lässt.52 Alle diese Figuren der älteren Texte werden hier angeführt und lassen sich als Trolle identifizieren, auch wenn in den Quelltexten davon unter Umständen noch gar keine Rede ist,53 wie bei Thorgerd Hölgabrudr. Normalerweise wird aber der Terror, den die Trolle über die Lebenden ausüben, nicht so detailliert beschrieben wie in den oben genannten Beispielen der Damusta saga und der Grettis saga Ásmundarsonar. Stattdessen wird − wie an anderen Stellen der Grettis saga oder auch bei den in der Barðar saga beschriebenen Vorgängen in Grönland − nur gesagt, dass wegen des »Trollgangs«, trollagangr, also des Unwesens, das die Trolle trieben, ein Verweilen der Menschen an bestimmten Orten (fast) nicht mehr möglich war. Dieses Unwesen wird auch in einer weitgehend historischen Bischofssaga über den nordisländischen Bischof Gudmundr Arason (1161 – 1237) beschrieben. Es geht zwar um den Sieg des Bischofs über den Troll mittels Reliquien und Weihwasser, es wird aber nicht ausdrücklich erwähnt, warum und wie die Trolle die Gegend unbewohnbar machten (Guðmundar saga Arasonar, Kap. 54). Nur die Grettis saga beschreibt ein wenig ausführlicher, wie der Troll Glamr nicht nur die Haus- und Reittiere der Bewohner und Gäste tötet, sondern auch auf den Dächern der Häuser reitet, sodass alle Balken krachen und die Dächer einzustürzen drohen − in der Tat ein bedrohliches Szenario in den dunklen Winternächten, die mit ihren heulenden Stürmen und Felsstürzen sicherlich mitverantwortlich für die Vorstellungen von Trollen waren. Ganz besonders schlimme Ausmaße nimmt das Trollunwesen in der Vilhjálms saga sjóðs, »Saga von Vilhjalm Börse«, an.54 Diese trollreiche Saga gehört zu den märchenhafteren der sogenannten »Vorzeitsagas«, Fornaldarsögur, also zu Romanen, die in der frühen Wikinger-

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zeit oder einer noch länger zurückliegenden sagenhaften Vorzeit spielen und daher wenig Rücksicht auf realistische Handlungselemente nehmen müssen. In dieser Saga wird der Held Vilhjálmr aufgrund einer Wette mit einem Fluch belegt. Er muss die Namen von neunzig Trollen herausfinden, andernfalls hat er sein Leben verwirkt. Dieses aus dem Märchen vom Rumpelstilzchen bekannte Motiv führt dazu, dass er ausgedehnte Reisen unternehmen muss, aber mit der Hilfe einer Prinzessin und ihrer Mutter schließlich die Namen in Erfahrung bringt. Um sie sich einzuprägen, ritzt Vilhjálmr sie (in Runen?) in ein Holzstöckchen. Als er schließlich an der Trollhöhle angelangt ist, kann er die in einem alliterierenden Gedicht zusammengefassten Namen aufzählen, woraufhin die Trolle sich gegenseitig umzubringen und zu zerreißen beginnen. Aufgrund dieses Tumults stürzt die Höhle ein, es entstehen (womöglich wegen der Größe der kämpfenden Trolle) Erdbeben, fünfzehn Burgen stürzen ein, Schluchten brechen auf und Klippen stürzen ab: Solche Naturereignisse werden dem Trollunwesen sonst nicht zugeschrieben. Das Gedicht mit den neunzig Namen der Trolle und Trollfrauen, das als Allra flagða þula, »Liste aller Unholde«,55 bekannt ist und wohl auch erst aus dem 14. Jahrhunderts stammt (auch wenn die Namen selbst älter sind), wird noch unten zu behandeln sein, in dem die Namen aufgrund der teils sprechenden Bedeutungen ein Bild von den Trollvorstellungen des Mittelalters geben. In dieser Saga wird nun auch explizit gesagt, welche Folgen der Fluch einer Trollfrau für einen Sterblichen haben kann. Sie verflucht alles und alle diejenigen, die sie oberhalb der Erdoberfläche belauschen könnten (dass der Held in einer Grube unter der Erde liegt, weiß sie nicht): Und so verfluche ich denjenigen, der über der Erde mir zuhören wolle, dass von ihm Haut und Fleisch abfalle und er so lodere wie Teer im Feuer brenne und er verliere sein Gedächntnis und die vernünftige Sprache und seinen Verstand. 56

Trolle können die Menschen also nicht bloß um Leib und Leben, sondern durch ihre Zauberei und Flüche auch um den Verstand bringen.

Trolle und ihr Spieltrieb Der mörderische Ruf der Trolle wird gemildert durch den Eindruck der Dummheit, der Langsamkeit, und nicht zuletzt ihres primitiven Kulturzustands. Es muss allerdings noch einmal festgehalten werden, dass in den hoch- und spätmittelalterlichen altnordischen Sagas häufig Riesen und Trolle völlig synonym verwendet werden, obwohl in rein mythographischen Texten einerseits sehr wohl zwischen Riesen (Reifriesen, Bergriesen) und Trollen

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unterschieden wird. Andererseits wechseln in der Praxis die Verfasser der Texte oft genug ohne klare Unterscheidung zwischen den Begriffen rísi, jötunn, þurs (alle als »Riese« zu übersetzen), troll und trollkona, flagð, »Unhold«, und flagðkona »Unholdin«, óvættr, »Unhold, Unwesen« oder seltener auch einfach bergbúi, »Bergbewohner«. Dieselbe Unschärfe der Bezeichnungen findet sich auch im Altenglischen mit seinen deutlich älteren Quellen. Dort weisen die fünf Begriffe für Riesen: ent, eten, eotan, gigant und þyrs zwar teilweise erkennbare Paralellen zu anderen Sprachen auf (eotan mit altnord. jötunn, þyrs mit altnord. þurs, gigant als casus obliquus von lat. gigas), es ist aber dennoch keine durchgängige Systematik der Begriffe erkennbar.57 Das niedrige zivilisatorische Niveau all dieser trollartigen Wesen äußert sich, nach mittelalterlicher Vorstellung, schon am Mangel an richtigen Wohnstätten, denn wenn ihre Wohnorte beschrieben werden, handelt es sich fast ausschließlich um Berghöhlen. Ähnlich wird in den Sagas auch die dissoziale Seite von Menschen, etwa Geächteten, durch ihre Wohnung in Höhlen markiert, weil sie auf der Flucht solche abgelegenen Quartiere nützen müssen, oder – wie im Fall des misanthropisch gewordenen Bardr in der Barðar saga Snæfellsáss – sich absichtlich dorthin zurückziehen. Auch in den Essgewohnheiten der Trolle äußert sich dieser niedrigere zivilisatorische Zustand, etwa wenn beschrieben wird, dass sie rohes Pferde- und Menschenfleisch verschlingen. Der Verzehr von Pferdefleisch ist im Mittelalter ein Hinweis auf das Heidentum, obwohl er in Island dreihundert Jahre nach der Christianisierung längst wieder gebräuchlich war. Selbst zum Zeitpunkt der formellen Bekehrung im Jahre 1000 war der Verzehr von Pferdefleisch als Ausnahmeregelung für die Isländer akzeptiert – ein Zugeständnis an die ökonomische Situation in Island, wo es zwar kein Großwild gab, aber jede Menge Pferde. Die ebenfalls erwähnte Anthropophagie, die im Mittelalter üblicherweise nur Monstern zugeschrieben war, zeigt die Wildheit und Gefährlichkeit und grenzt die Trolle von den Menschen ab. Dazu kommt noch, dass die Trolle das Fleisch ungekocht mit den Zähnen von den Knochen reißen – eben wie die wilden Tiere. Ganz knapp fasst die Ála flekks saga das in der Szene zusammen, in der die Trollfrau Nótt, »Nacht«, von ihrem eigenen Bruder Jötunoxi, »Riesenochse«, umgebracht wird (Kap. 16): Eines Abends kam er [der Riese Jötunoxi] zur Höhle seiner Schwester Nótt; sie war am Fleischkessel und aß daraus Menschen- und Pferdefleisch […] er beugte sich zu ihr hinunter, biss ihr die Kehle durch und saugte ihr das Blut aus, und so ließ sie ihr übles Leben. 58

Dass dies Trollsitten sind und keine menschlichen, zeigt sich schon früher in dieser Saga, als dieselbe Trollfrau dem Helden Ali Pferde- und Menschenfleisch anbietet, was dieser ebenso

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ablehnt wie den Beischlaf mit ihr, und deshalb von ihr in ihrer Höhle eingesperrt wird (Ála flekks saga, Kap. 5).59 In der Hálfdanar saga Brönufóstra, »Saga von Halfdan, dem Ziehsohn der Brana« (Kap. 6), zeichnet sich die Trollfrau Brana dadurch als Halbtroll aus, dass sie sich beim Treffen mit ihrem späteren Schützling Halfdan von den trollischen Essgewohnheiten distanziert: Brana antwortet: Weder trinke ich Blut, noch fresse ich Menschen. Ich würde dich nicht töten […]. 60

Brana unterscheidet sich nämlich dadurch von ihren beiden ganz und gar trollartigen Schwestern (von ihrem dreiköpfigen Vater Járnhauss ganz zu schweigen), dass sie eine menschliche Mutter hat, nämlich die Tochter des Königs Vilhjálmr von Valland (was im Altnordischen üblicherweise Wilhelm den Eroberer bezeichnet, hier aber eher ein fiktiver Charakter sein dürfte). Mitunter kann die Tatsache, dass die Trolle Menschenfleisch essen, auch zu einem handlungstreibenden Element werden, wie in der Sörla saga sterka, »Saga vom starken Sörli« (Kap. 3): Die Trollfrau beklagt sich während des Anrichtens von Menschen- und Pferdefleisch bei ihrem Mann darüber, dass nach dieser Mahlzeit kein Essen mehr im Haus sei. Er antwortet, dass er – offenbar mithilfe von Zauberei – starken Wind und Nebel hervorgerufen habe, durch den nicht weniger als acht Schiffsladungen Männer zur Höhle geführt würden. Es wird deutlich, dass diese Männer als Nachschub an Nahrung gedacht sind.61 Dass Trolle auch Fische essen, geht aus einer Stelle in der Ketils saga hængs, »Saga von Ketil Lachs« (Kap. 2), hervor, an der ein Troll namens Kaldrani den reichen Tagesfang Ketils in der Nacht aus dem Bootshaus stiehlt.62 Die Anekdote soll aber wohl eher die diebische Natur der Trolle verdeutlichen, als ihre Diät exemplifizieren. Etliche dieser Elemente über die Primitivität der Trolle werden vereinzelt in Sagaszenen zur humorvollen Umkehrung der Bedrohlichkeit von Trollen genutzt. Das Ziel ist die Evozierung einer Gegenwelt, in der die Trolle zwar menschliche Sitten zu imitieren scheinen, aber aufgrund ihrer kulturellen Rückständigkeit diese ins Groteske verzerren und so einen komischen Effekt hervorrufen. Solche Szenen beschreiben zum Beispiel ein Fest bei den Trollen, ob nun einfach eine Julfeier oder gleich ein (intendiertes) Hochzeitsfest eines Trolls mit einer entführten menschlichen Frau.63 Die bekannteste und vielleicht gelungenste Transformation dieser Idee in die (pseudo-)mythische Welt findet sich im Eddagedicht Þrymskviða, »Lied von Thrymr« oder auch »Heimholung des Hammers«. Dort muss Thor als Braut verkleidet zum Hof des Riesen Thrymr reisen, um seinen Hammer Mjöllnir auszulösen, den Thrymr gestohlen hat und nur herausgeben will, wenn er die Göttin Freyja zur Frau bekäme.64 Der als Brautjungfer

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ausstaffierte Loki begleitet Thor auf dieser Reise nach Utgard, und die immanente Komik des als unschuldige Braut verkleideten Stärksten der Götter wird im Verlauf des Gedichts immer weiter gesteigert. Als Thor seine Fress- und Sauflust auch in der Verkleidung nicht im Zaum halten kann und einen ganzen Ochsen und acht Lachse verschlingt und dazu drei Fässer Met leert, wird der Riese ausgesprochen nervös. Auch als der Riese einen Blick hinter den Brautschleier riskieren will, und dabei von Thors zornigen Augen angeblickt wird, muss er sich von der »Brautjungfer« Loki beruhigen lassen. Dieser erklärt ihm, dass die Braut vor lauter Sehnsucht nach ihrem riesischen Bräutigam schon acht Nächte nicht geschlafen und nicht gegessen habe. Die Dummheit des zwar mächtigen, aber hier zum Narren gehaltenen Riesen dient der Erzeugung eines komischen Effekts, und die Geschichte endet damit, dass Thor alle Riesen erschlägt, sobald er seinen Hammer zurückbekommt: Thrymr erschlug er zuerst,   der Riesen Herrn, und das Geschlecht des Riesen   zerschmetterte er ganz. 32 Er erschlug die alte   Schwester der Riesen, die ein Brautgeschenk   gefordert hatte; sie bekam Schläge   statt der Schillinge, und Hiebe des Hammers   statt der Ringe Menge. So kam Odins Sohn   wieder an den Hammer. 65

So wie in diesem zweifellos erst im Hochmittelalter (Ende 12./Anfang 13. Jahrhundert) von einem begabten Dichter verfassten Gedicht und seinen beliebten spätmittelalterlichen Umarbeitungen in den balladenartigen isländischen Þrymlur, enden auch die meisten anderen Trollfeste in einem Massaker an den Trollen. Nur sind es in den Sagas eher »normale« Trolle und nicht mächtige Bergriesen, die von einem menschlichen statt göttlichen Helden schließlich überwunden werden, bevor die Trolle die Hochzeit noch vollziehen können. Trotz ihres tragischen Endes ist solchen Beschreibungen auch ein Hauch von Humor oder Ironie zu eigen, wie bei dem Besuch von Jökull bei dem Riesenkönig Skrymr im altisländischen Jökuls þáttr Búasonar, »Geschichte von Jökull, dem Sohn von Bui«.66 Jökull wurde selbst von Bui mit einer Riesin gezeugt, gehört also eigentlich zu den Halbtrollen. Er kommt zu den Weihnachtsfestivitäten bei Skrymr, dem »König aller unwirtlichen Lande«, bekommt aber vorher noch von der freundlichen Trollfrau Gnipa einen Ring, der unsichtbar macht. So kann er unbemerkt die Vorgänge in der Höhle beobachten, wo die Trolle auf ihren Bierbänken das stärkste verfügbare Bier bestellen und es in großen Zügen hinunterstürzen, bis alle schnell betrunken sind und ziemliches Chaos ausbricht:

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Die bösen Trolle: Trolle in den isländischen Sagas des Mittelalters

Man konnte Beleidigungen und Rempeleien hören, und Ohrfeigen und Haare-Reißen sehen.

Jökull kann dank seines Rings die besoffenen Trolle einen nach dem anderen töten, und weil sie ihn nicht sehen können, fallen sie auch noch übereinander her und bringen sich gegenseitig um, soweit Jökull sie nicht erschlägt – nur einen verschont er, weil die hilfreiche Gnipa ein Auge auf ihn geworfen hat und ihn darum bittet. Die kurze Beschreibung des Ereignisses zeigt nicht nur das schlechte Benehmen der Trolle, sondern auch die Kehrseite der isländischen Gesellschaft im 13./14. Jahrhundert, als solches Benehmen offenbar keineswegs unbekannt war und vom Verfasser als abschreckendes Beispiel herangezogen wurde. Im hohen und späten Mittelalter, in Deutschland noch mehr als in Frankreich, liebte man solche subversiven und oft genug auch obszönen Darstellungen von Gegenwelten, die natürlich in erster Linie der moralischen (aber auch der kulturellen) Didaxe dienten. Der trotz aller Totschläge humorvolle Zug des Jökuls þáttr Búasonar fehlt in ähnlichen Szenen mitunter völlig, etwa im Þorsteins þáttr bæjarmagns, der »Geschichte von Thor­stein Haushoch«.67 Der Held der Geschichte gelangt an den Hof des mythischen Riesenkönigs Geirröðr irgendwo im äußersten Norden der bewohnten Welt. Dort erreichen die Spiele beim abendlichen Trinken schnell gefährliche Ausmaße, als zuerst ein großer Ochsenknochen zwischen den zwei Parteien hin- und hergeworfen wird, was bald gebrochene Nasen und ausgeschlagene Zähne zur Folge hat. Der Riesenkönig ist erzürnt und bringt ein neues Wurfgeschoss ins Spiel, nämlich einen zweihundert Pfund wiegenden, glühenden Seehundschädel, aus dem das kochende Fett spritzt: Wer ihn nicht werfen kann, erntet Spott, wer ihn gar fallen lässt, wird ausgeschlossen. Dieses Spiel führt zu gebrochenen Knochen, brennenden Bärten und sogar Todesfällen, bis der »Ball« durch ein Fenster fliegt und draußen explodiert (Kap. 6 – 7). Der Hinweis auf ein Glasfenster (!) legt die Vermutung nahe, dass der Autor das Konzept der Trolle in den Höhlen mit höfischeren Einflüssen vermengt hat. Dafür spricht auch die Erwähnung von Musik bei dieser Trollversammlung: »Sie hörten da Musik von allen möglichen Instrumenten, aber Thor­stein hielt nichts von der Melodie.« (Kap. 5), wobei sogar zwischen den Trinksprüchen auf Thor und Odin und dem Auftischen eines riesigen Trinkhorns Musik gespielt wird. Das Werfen von Knochen wie oben im Þórsteins þáttr bæjarmagns galt im mittelalterlichen Skandinavien als primitivstes aller Spielchen. Es wird beim lateinisch schreibenden Historiker Saxo Grammaticus (Gesta Danorum II , 56; V, 125; VI , 203, vor 1200) ebenso erwähnt wie in der Hrólfs saga kraka (Kap. 34) und der Barðar saga Snæfellsáss (s. u.), und erinnerte wohl auch an die Geschichte von Erzbischof Ælfheach (St. Alphege), den die Wikinger in Greenwich im Jahre 1012 durch Bewerfen mit Knochen (und einem Rinderschädel) zu Tode gequält hatten (vgl. Anglo-Saxon Chronicle, s. a. 1012).

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Das Knochenwerfen gehört offenbar zu den gängigen Vorstellungen vom Benehmen von Trollen und spielt auch dort eine Rolle, wo menschliche Helden in Auseinandersetzungen mit ihnen verwickelt werden, mitunter durchaus gegen ihren Willen; das ausführlichste Beispiel dafür stammt aus der Barðar saga Snæfellsáss (Kap. 15), das hier ausführlich wiedergegeben sei: Thord sagte zu seinem Bruder Thorvald: »Willst du, Verwandter, mit mir zu meiner Hochzeit kommen?« Thorvald sagte: »Ich glaube, dass du dich in Todesgefahr begibst, wenn du dich der Gewalt der Unholde auslieferst. Aber selbst wenn ich wüsste, dass ich von dort nicht zurückkäme, wollte ich doch lieber mit dir kommen als zu Hause bleiben, wenn du dort sterben sollst. Ich werde auf jeden Fall mitkommen, wenn du entschlossen bist, Kolbjörn zu treffen.« Sie brachen nun zu ihrer Reise auf und gingen das Hrutadal hinauf, bis sie zu einer großen Höhle kamen. Sie gingen hinein, wo es modrig und kalt war. Aber als sie eine Weile dort gesessen hatten, da kam ein großer Mann mit einem unglaublich großen Hund in die Höhle. Sie fragten ihn nach dem Namen und er sagte, er sei Gestr. »Bist du Thord«, fragte er, »der zu seiner Hochzeit gekommen ist?« Er sagte, das sei richtig. »Willst du«, sagte Gestr, »dass ich dein Gast bin und mit meinem Hund zu deinem Fest komme?« »Du siehst mir so aus,« sagte Thord, »dass ich von dir große Unterstützung bekomme, welche ich auch brauche, und daher stimme ich zu.« »Dann steht auf«, sagte Gestr, »du willst sicher deine Braut sehen und wie es da zugeht.« Sie gingen dann in die Höhle hinein, bis sie zu einer Seitenhöhle kamen. Dort sah Thord Solrun auf einem Stuhl sitzen, aber ihr Haar war an die Stuhllehne gebunden. Ihre Hände waren gebunden, aber das Essen war so nahe, dass sie es riechen konnte, aber sie konnte nicht mehr davon erreichen, als sie gerade zum Überleben brauchte. Sie war so dünn und ausgehungert, als wäre ihre Haut über die Knochen gespannt. Thord sah aber doch, dass die Frau schön war, und er band sie los. Er verliebte sich sofort in sie und küßte sie herzlich. Sie sprach: »Versucht fortzukommen, bevor Kolbjörn nach Hause kommt!«. Sie fragten, wo er war, und sie sagte, er sei weggegangen, um die Unholde zur Hochzeit einzuladen. »Er hat nichts anderes vor, als euch beide zu töten, und mich ­w eiter so zu quälen wie bisher.« Thord fragte, ob sie die Tochter Kolbjörns sei, und sie erzählte, dass sie nicht dessen Tochter sei, »sondern er hat mich in Grönland von unter dem Solarfjöll entführt, mittels Zauberei von meinem Vater Bardr, und er möchte mich als Magd und Konkubine

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haben, aber ich habe ihm bislang nicht nachgegeben, und deswegen hat er mich immer so übel behandelt, aber am schlimmsten, seit er mich dir versprochen hat. Er verbietet jedem, mich zu heiraten, was auch immer für Versprechungen er auch macht.« Thord sagte, er würde sein Leben einsetzen, um sie da fortzuschaffen. Sodann gingen sie von ihr weg, sie aber blieb zurück. Als sie eine Weile in der Höhle gewesen waren, da hörten sie lautes Gepolter und großes Geschrei. Da kam Kolbjörn mit 30 Riesen und vielen anderen Unholden. Thord und seine Kameraden gingen auf Kolbjörn und seine Genossen zu und grüßten sie. Kolbjörn war ziemlich unfreundlich und in übler Laune und schaute Thord nicht mit freundlichen Augen an. Sodann wurden Tische aufgestellt und Sitze vorbereitet. Auf einer Bank saßen Gestr, Thord und Thorvald, und der Hund Snati lag vor ihren Füßen. Auf der anderen Seite saß Gljufra-Geir mitten auf der Bank. Er war der beste Freund Kolbjörns und ihm in allem Schlechten am ähnlichsten. Innerhalb davon saßen Am und Gapi, dann Glamr und dann einer nach dem anderen, sodaß die Höhle auf ihrer Seite vollbesetzt war. Die Braut kam nicht auf ihren Sitz. Kolbjörn ging und bediente, und da wurde nun Essen vor Gljufra-Geir und seine Bankgenossen gestellt, und zwar sowohl Pferdefleisch als auch Menschenfleisch. Sie begannen dann zu essen und rissen es wie Adler und Jagdhunde von den Knochen. Thord und seinen Gefährten wurde Essen vorgesetzt, das für jeden Mann gut genug war. Trinken gab es genug und reichlich. Kolbjörn hatte eine Mutter namens Skrukka, die war ein fürchterlicher Troll, aber doch schon sehr alt. Kolbjörn wollte sie in dem Getümmel und Aufruhr nicht dabeihaben, und sie war in einer Nebenhöhle. Es gab wenig, das sie unvorbereitet traf, und zwar wegen ihrer Zauberei. Nun begannen Kolbjörns Männer mit geringer Zurückhaltung zu trinken, und sie wurden alle schnell besoffen und waren nicht sehr leise dabei, so daß die Höhle darunter nur so dröhnte. Kolbjörn ging zu Thord und sprach: »Was willst du zur Unterhaltung und zum Zeitvertreib haben, Schwager, denn du sollst das hier arrangieren«. Gestr antwortete, denn er war schneller mit der Antwort: »Lass deine Leute das am liebsten zur Unterhaltung haben, was ihnen am besten liegt. Sie sollen haben was sie wollen, Knochenwerfen oder Ringkämpfe.« Sodann nahm Glamr einen großen Knochen und warf ihn ziemlich heftig und zielte mitten auf Thord. Das sah Gestr und sprach: »Lass mich nach diesem Knochen und diesem Spiel sehen, denn ich bin es wohl eher gewöhnt als du.« Das tat er und fing den Knochen in der Luft und warf ihn sofort zurück. Es traf sein Ziel derartig, daß es Glams Auge so fest traf, daß es auf den Backenknochen heraushing. Das war schlimm für Glamr und er heulte wie ein Wolfshund. Sein Ziehbruder Am

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sah diese Verletzung und nahm den Knochen und ließ ihn sofort nach Thorvald fliegen. Das sah Thord und fing ihn vorher auf und sandte ihn zurück. Der Knochen traf Ams Backenknochen, sodaß der Kiefer in Stücke ging. Nun entstand ein mächtiger Aufruhr in der Höhle. Skram vom Thambardal ergriff da einen unglaublich großen Schenkelknochen und warf ihn recht kräftig und zielte auf Gestr, denn er saß diesem gegenüber. Gestr fing ihn auf und wartete nicht lang, bevor er ihn gnadenlos zurückwarf. Der Knochen traf Skram so fest an Schenkel und Hand, daß beide gebrochen wurden. Die Riesen machten nun einen größeren Aufruhr, als man beschreiben kann, denn man kann sagen, dass ihr Geschrei mehr wie das Geheul von Toten als die Stimme irgendeines Lebewesens war. Kolbjörn sagte da: »Hört auf mit dem Spiel, denn von Gests Händen werden wir alle Schlimmes erfahren. Es war auch ganz gegen meinen Willen, daß er hierher eingeladen wurde.« »Du bekommst es, wie es ist,« sagte Gestr. Sodann begannen sie noch einmal zu trinken, und zwar so lange, bis sie alle auf ihren Sitzen schlafend umkippten, alle außer Gljufra-Geir und Gapi. Kolbjörn sagte, jeder solle sich hinlegen, wo er war, »außer dir, Geir, du sollst in meine Schlafhöhle kommen.« Das taten sie, aber Gestr sagte, daß er und seine Kameraden sich woanders ein Bett suchen sollten. Sie legten sich nieder, und als sie eingeschlafen waren, stand Gestr auf, nahm sein Schwert und ging in die Höhle zurück, und schlug jedem einzelnen von den Bergbewohnern, die dort waren, den Kopf ab. Als er diese Arbeit erledigt hatte, ging er weiter und suchte, ob er sehen könnte, wo Kolbjörn und die seinen lagen. Da fand er eine Tür in der Felswand, aber sie war so fest verschlossen, dass Gestr glaubte, dass sie aufwachen würde, wenn er etwas damit unternehme. Sodann ging er in die Höhle zu Solrun. Er hieß sie aufstehen und mit ihm mitgehen, was sie auch tat, aber sie sagte, sie fürchte, dass das ihnen beiden und den anderen den Tod bescheren würde. Sie kamen dann dorthin, wo die Brüder waren. Gestr hieß sie schnell aufstehen und die Höhle verlassen, bevor Kolbjörn aufwachte, falls das ginge. »Solrun ist schon da«. Da standen die Brüder auf und gingen ihren Weg das Tal hinunter. 68

Auch hier ist wieder vom Knochenwerfen die Rede, aber es finden sich in derselben Saga auch noch weitere, ein wenig sportlichere Spiele in den Höhlen der Trolle. Bei einem Spiel werfen sich vier Trolle ein zusammengerolltes Fell zu, während ein fünfter in der Mitte steht und es erwischen muss (Kap. 13): Zu dieser Zeit war die Zauberin Hit tätig und wohnte in der Hunde-Höhle in dem Tal, das seither Hitardal heißt. Hit hielt da ein großes Weihnachtsfest ab. Als ersten lud sie

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Bardr Snaefellsas ein und mit ihm kam sein Sohn Gestr und Thorkel Fellwickel. Dorthin war auch Gudrun Knapp-Witwe und ihr Sohn Kalf eingeladen; ebenfalls eingeladen waren Surt von Hellisfitja und Jora von Jorukleif, sowie der Riese, der Kolbjörn hieß. Er lebte in einer Höhle, die sich im Breidadalsbotn befand, und das ist vor dem Hruta­ fjardadal, wo das Tal im Westen am Fuße des Slettafell flach ausläuft. Mit Kolbjörn kamen Gapi und Gljufra-Geir, die ihr Heim in Hafignup im Gnupsdal hatten, sowie Glamr und Am aus Midfjardarnesbjörg. Auch Gudlaug aus Gudlaugshöfdi war dort. Die Bänke waren in der Hunde-Höhle so aufgestellt, daß innen quer auf der Mittelbank Gudrun Knapp-Witwe saß. Auf einer Seite von ihr saß Jora Egilsdottir von Joru­ kleif, auf der anderen Helga Bardardottir, aber sonst niemand. Hit bediente die Gäste. Im Hochsitz saß Bardr Snaefellsas, jenseits von ihm kam Gudlaug aus Gudlaugshöfdi, diesseits aber Gestr Bardarson, dann Kalf und Thorkel Fellwickel. Gegenüber von Bardr saß Surt aus Fitjar, und diesseits von diesem saßen Kolbjörn aus Breidadal, dann Glum und Geir, jenseits aber Gapi und Am. Dann wurden die Tische aufgestellt und ganz vorzügliches Essen aufgetragen. Das Trinken war völlig unkontrolliert, so daß alle besoffen wurden. Als die Mahlzeit vorbei war, da fragten die Riesen und Hit, was Bardr als Unterhaltung wolle, und sagten, er solle alles organisieren. Bardr ließ sie dann ein Versteckspiel beginnen. Sie standen also auf, Bardr und Surt, Kolbjörn, Gudlaug und Gljufra-Geir, und spielten Ecken-Verstecken, und dabei ging es hoch her. Dennoch war es offensichtlich, dass Bardr der stärkste war, obwohl er schon alt war. Dann nahmen sie eine große Bärendecke als Fell, wickelten es zusammen und warfen es zwischen vier von ihnen, einer aber war draußen und sollte es erwischen. Es war nicht gut, ihrem Schubsen in die Quere zu kommen. Alle standen auf den Bänken außer Gestr, der ruhig auf seinem Platz saß. Als Kolbjörn draußen war, gedachte er das Fell von Bardr zu erwischen und sprang ganz plötzlich auf ihn los. Als Gestr das sah, stellte er Kolbjörn schnell ein Bein, so daß der Riese sofort gegen den Felsen stürzte und sich die Nase brach, und Blut über ihn hinunterströmte. Da sprangen alle auf und es gab ein heftiges Gedränge. Kolbjörn wollte sich an Gestr rächen. Bardr sagte, es gehöre sich nicht, im Heim seiner Freundin Hit Verdruß zu machen, »wo sie uns doch in Freundschaft eingeladen hat.« Es war nun so, wie Bardr sagte, aber Kol­ björn nahm es übel auf, dass er sich an Gestr nicht rächen k ­ onnte. 69

Dieses Spiel namens hornskinnleikr, »Ecken-Fellspiel«, ähnelt dem heute international noch beliebten Spiel Neckball (auch Tretze, Tratzball, engl. Piggy in the Middle). Auf engem Raum in einer Höhle, mit darum herumsitzenden Zusehern, kann das Spiel sehr wohl in Handgreiflichkeiten ausarten. So ist in der Barðar saga weniger von geschickten Würfen als viel-

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mehr von heftigen Stößen, einem gestellten Bein und einer durch den nachfolgenden Sturz gebrochenen Nase die Rede. Tricks mit Fellen schrieb man den Trollen auch anderweitig zu. In den lateinischen Gesta Danorum des Saxo Grammaticus (um 1200) wird der Besuch eines dänischen Königs namens Erik bei einem anderweltlichen Riesenkönig namens Frotho beschrieben, bei dem die Trolle vor der Ankunft der Gäste eine rutschige Tierhaut auf die Schwelle legen. Sobald Erik auf die Haut steigt, reißen sie die Tierhaut an einem Strick unter ihm weg, sodass er beinahe zu Fall kommt.70 Das andere erwähnte Spiel heißt skinnleikr, »Fellspiel«, einige Handschriften nennen es auch hráskinnleikr, »Roh-Hautspiel«, das offenbar dem Tauziehen verwandt ist und daraus bestand, dass die mindestens vier Spieler eine rohe oder nasse (jedenfalls rutschige) Tierhaut zu sich zu ziehen versuchten. Etliche Sagastellen sowie Erwähnungen in den Gesetzbüchern71 belegen, dass dieses auch als skinndrátt, »Fellziehen«, bekannte Spiel ein unter Menschen durchaus beliebtes Spiel war. Laut Laxdœla saga vergnügte sich auch die Mannschaft von König Olaf damit.72 Wenn es in einer Trollhöhle gespielt wurde, ging es natürlich etwas derber zu, und in der Vilhjálms saga sjóðs (Kap. 26)73 wird berichtet, dass am Ende des Spiels alle schwarz und blau geschlagen und blutig waren, und alle Teilnehmer – die für dieses Spiel hier übrigens die Kleider ablegen – gebrochene Knochen hatten. In den Sagas wird also eine Gegenwelt der Trolle gezeigt, in welcher Spiele leicht außer Kontrolle geraten und zu blutigem Ernst werden: Offenbar eine im Gewand des Schwanks präsentierte Mahnung an die Menschen, bei Spielen nicht die Kontrolle über sich selbst zu verlieren. Doch es gibt auch friedliche Szenen, bei denen die Trolle und Riesen in ihren Höhlen der abendlichen Unterhaltung nachgehen, auch wenn dies für die Sagahandlung selbst meist wenig relevant ist. In solchen Szenen sitzen sie trinkend ums Feuer, doch auch hier geht ihnen die Schadenfreude nicht ab. So schildert die Ketils saga hængs (Kap. 2) eine Szene, in der das Gelächter einer Gruppe von Trollen am Feuer einem der ihren gilt. Der Ausgelachte hat sich eine Wunde zugezogen, als er auf einem Bauernhof aus dem Bootshaus Fische stehlen wollte und mit der noch in der Wunde steckenden Axt in die Höhle zurückkommt.74 Der Spaß ist für alle erst zu Ende, als der Sagaheld Ketil in die Höhle kommt, die Axt aus der Wunde zieht und den Riesen Kaldgrani damit endgültig erschlägt. Auch in der Fertrams saga ok Platos (Kap. 16) sitzen zwölf Riesen zunächst ganz friedlich in ihrer Höhle, bis Plato in diese Höhle eindringt und sie angreift. Obwohl in diesen beiden Fällen der menschliche Held als Sieger hervorgeht, dürften auch friedliche Trollspiele nicht ungefährlich für Menschen sein. Das geht aus der Kjalnesinga saga hervor, in der der Riesenkönig Dofri den Helden Bui am Weihnachtsabend aus der Halle schickt.

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Die Riesen wollen lieber ohne ihn spielen, weil sie ihm vermutlich zu groß vorkommen würden. Stattdessen solle er sich mit der hübschen Tochter des Riesen in ihrer Kammer vergnügen (Kap. 13).

Trollfrauen als Ziehmütter Die Beziehung zwischen menschlichen Helden und Trollfrauen wird sowohl in den märchenhaften Vorzeitsagas, Fornaldarsögur, auf Island als auch im norwegischen Geschichtsmythos ausgesprochen häufig thematisiert. In den Vorzeitsagas ist oft gar keine klare Trennung zwischen den Trollfrauen als Ziehmutter und als Geliebte des Helden möglich: Manche sind nur eines davon, manche beides. Im norwegischen Geschichtsmythos dagegen – also in den Geschichten über die Unterwerfung des norwegischen Reiches unter einen einzigen König durch Harald Schönhaar um 870 – ist jedoch auffällig, dass in den mittelalterlichen Schriftquellen Trollmütter beziehungsweise -ziehmütter norwegischer Könige eine nicht unbedeutende Rolle spielen. Harald Schönhaar nimmt zudem auch eine samische Frau und ist von ihr so »verhext«, dass er sie noch Jahre nach ihrem Tod in seinem Bett belässt. Das kann als historische Erklärung dafür interpretiert werden, dass man Menschen von teilweise samischer Herkunft in der altnorwegischen Historiographie nicht selten als Halbtrolle bezeichnete. All diese samischen, riesischen und trollhaften Verbindungen sollen wohl eine Abstammung der norwegischen Könige von samischen Frauen erklären. Diese Abstammung hatte bei der Reichseinigung eine Rolle gespielt, als es für die Herrscher darum ging, auch die samischen Bevölkerungsteile neben der germanisch-norwegischen Mehrheitsbevölkerung in den Einigungsprozess miteinzubeziehen (siehe unten S. 55 – 57).75 In den Beziehungen sowohl zwischen den norwegischen Herrschern als auch den weitestgehend fiktiven Helden der Vorzeitsagas zu den Trollfrauen ist selten scharf zwischen der Ziehmutterschaft und einer sexuellen Beziehung zu unterscheiden, wobei Letztere nicht immer ausdrücklich verbalisiert wird.76 Häufig genug wird dabei aber die Freundlichkeit und Unterstützung, welche die Trollfrauen den Helden gewähren – und von welcher noch später zu reden sein wird – von dem äußerst hässlichen Aussehen der Trollfrauen konterkariert. Solchen teils ins Groteske gesteigerten Überzeichnungen verdanken wir die bildlichsten Beschreibungen des Äußeren von Trollfrauen, wie etwa die relativ harmlose Schilderung der Trollprinzessin Skinnefja, »Ledernase«, in der Egils saga einhenda ok Ásmundar Berserkjabana, »Saga vom einhändigen Egil und dem Berserkertöter Asmund«, in der die beiden Helden in einem lieblichen Tal im äußersten Norden Skandinaviens erstmals die junge Trollfrau erblicken:

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Sie sahen ein Wesen oben in den Felswänden, welches breiter war als hoch. Es hatte eine Stimme hell wie eine Glocke. 77

Im Gegensatz zu anderen Trollhaushalten gibt es aber bei dieser jungen Trollfrau und ihrer Mutter Arinnefja, »Adlernase«, nicht Pferde- und Menschenfleisch, sondern sehr zivilisiert Wild und Geflügel und schließlich auch Porridge. Auch sonst unterscheiden sich diese beiden Trollinnen wohltuend von anderen Trollen: Die wohlerzogene Tochter will nicht einmal einen Goldring annehmen, »weil ich weiß, daß meine Mutter behaupten wird, das sei mein Hurenlohn«, und die hilfreiche Mutter unterstützt die Helden tatkräftig dabei, die beiden entführten Prinzessinnen aus der Hand von Riesen und Trollen zu befreien. Deutlich drastischer fällt die Beschreibung der Trollfrau Geiriðr Gandvikrekkja (der eigentümliche Name bedeutet etwa »Speerreiter Zauberbucht-Bett«) in der Gríms saga loðinkinna, »Die Saga von Grimr Zottelkinn« (Kap. 2), aus: Als er noch nicht lange so [halbtot] dagelegen hatte, sah er eine Frau gehen, wenn man sie so nennen konnte: Sie war nicht größer als ein siebenjähriges Mädchen, aber so dick, dass er sie nicht hätte umarmen können; Sie hatte ein langes Gesicht und sah grimmig drein, war krummnasig und mit hochgezogenen Schultern, von dunkler Gesichtsfarbe und hässlichen Wangen, mit abstoßendem Gesicht und kahler Stirn. Sie war schwarz von Haar und Haut, und trug einen verschrumpelten Lederkittel, der ihr hinten nicht einmal zum Arschansatz reichte. Sie schien ihm höchst unküssenswert, denn ein langer Nasentropfen hing ihr über die Wange hinab. 78

Trotzdem muss er sie küssen und mit ihr ins Bett gehen, um von ihr geheilt zu werden, und es stellt sich heraus, dass diese besonders grausliche Trollin niemand anderes ist als seine verzauberte Verlobte, die wunderschöne Prinzessin Lopthæna, welche er – nachdem sie ihn von seinen Wunden geheilt hat – durch seinen Kuss erlöst hat. Allerdings stammt Grimr selbst mütterlicherseits von Trollen ab und ist daher vielleicht sowohl im Töten von Trollen (Kap. 1) als auch in der Erlösung seiner Geliebten in Trollgestalt geschickter als andere Helden. Nicht weniger grotesk ist die Beschreibung einer Trollfrau namens Gridr in der Illuga saga Gríðarfóstra, »Saga von Illugi, dem Schützing der Gridr«, als der Protagonist das erste Mal auf seine zukünftige Beschützerin trifft: […] ein Sturm oder Unwetter schien ihr aus der Nase zu blasen, und Schleim hing ihr über den Mund hinab. Sie hatte einen Bart, aber eine Glatze am Kopf. Ihre Hände waren wie Adlerklauen, ihre Arme beide verkohlt, und der Kittel, den sie trug, ging hinten kaum

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zu den Lenden, aber vorne bis zu den Zehen. Sie hatte grüne Augen und eine breite Stirn, die Augen standen weit auseinander: niemand hätte sie hübsch nennen können. 79

Dennoch: Sowohl in dieser Illuga saga Gríðarfóstra als auch in der Hálfdanar saga Brönufóstra, »Saga von Halfdan, dem Schützling der Brana«, entpuppen sich die zuerst als abstoßend wahrgenommenen Trollfrauen als außerordentlich nützliche Beschützerinnen und Lehrmeisterinnen,80 welche den Zauber der Gegner aufzuheben wissen und den Helden jeweils zu den von ihnen umworbenen Prinzessinnen verhelfen, auch wenn sie selbst – wie Brana – vom Helden schwanger sind. Das Motiv des hässlichen Äußeren, hinter dem sich ein guter Kern verbirgt, kann aber auch bei Trollfrauen in seltenen Fällen umgekehrt werden, wie etwa das Beispiel von Grimhild, der zweiten Frau des Königs Alf von Alfheim Abb. 5: Von allen modernen Bearbeitungen kommt

in der erwähnten Illuga saga Gríðarfóstra (Kap. 5),

Lady Catrina, aka Troll Lady, der Britischen TV Serie

zeigt. Sie gehört zu den bösen Stiefmüttern:

Merlin den mittelalterlichen Beschreibungen von Trollfrauen am nächsten. Still aus der Fernsehserie Merlin, 2008 –  2 012:

Sie war schön anzuschauen, aber innen eine

Sarah Parish als Lady Catrina in Trollgestalt.

böse Unholdin. Der König liebte sie sehr, und

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sie hatten zusammen sieben Töchter, aber sie schlugen alle der Mutter nach und wurden die schlimmsten Trollfrauen. 81

Auch eine gestaltwandelnde Trollfrau findet sich, nämlich in der Vilhjálms saga sjóðs, in der der schreckliche Riese, mit dem Vilhjalmr sich im Schachspiel misst, beim dritten Spiel (nach zwei verlorenen) seine wunderschöne Tochter mitbringt, von welcher der Held seine Augen nicht lassen kann und deswegen dieses dritte Spiel verliert. Sobald er aber schachmatt ist, »wandelte sich ihr Aussehen, und er dachte nun, noch nie eine scheußlichere Unholdin gesehen zu haben« (Kap. 10).82 Dies ist aber eher die Ausnahme, und Beschreibungen von Trollfrauen fallen teilweise noch übler aus, wenn sie als Gegnerinnen auftreten, wie die Anführerin von neun Trollschwestern in der schon oben erwähnten Passage der Hjálmþérs saga ok Ölvís (Kap. 12): Hjálmþer sah zum Meer und erblickte nun neun so große und greuliche Trollfrauen, dass er noch nie ihresgleichen gesehen zu haben vermeinte. […] Sie hatten alles gehört, was Hjálmþér und Yma gesprochen hatten, und sie hießen so: Hergunnr, Hremsa, Nál, Nefja, Raun, Trana, Greip, Glyrna und Margerðr als neunte. Sie hatte einen Buckel am Rücken, der über ihren Kopf hinaufreichte. Sie hatte auch nur ein Auge, und das stand mitten auf der Stirn, und die Alte war nicht reinlich im Aussehen. Sie ging vor den anderen Schwestern. Sie hatte eine eiserne Nase und Klauen, und aus ihrem Kiefer standen zwei ellenlange Zähne hervor, und die untere Lippe hing bis auf die Brust hinunter. 83

Alle diese Trollschwestern werden hier nacheinander erschlagen, und dem Riesen, der ihr Vater war, wird keine Gelegenheit zur Rache gegeben. Auffällig ist dennoch, dass die Trollfrauen bei aller abstoßenden Hässlichkeit doch als menschengestaltig beschrieben werden, und nicht – wie häufig bei mittelalterlichen Dämonen der Fall – in Tiergestalt. Nur ganz vereinzelt finden sich Vergleiche mit Tieren, wenn etwa die Trollfrauen, die Thor­stein im Þórsteins þáttr uxafóts begegnen, als »außen zottelig wie ein Graubär« beschrieben werden.84 Sonst wird eine Ganzkörperbehaarung der Trollfrauen nur selten erwähnt, obwohl sie in der Neuzeit für die Trolle der volkskundlichen Quellen häufiger beschrieben wird. Allerdings ist diese Haarigkeit vielleicht implizit, so wie im Mittelhochdeutschen die Waldfrau Ruel im arthurischen Epos Wigalois des Wirnt von Grafenberg (ca. 1200 – 1220 entstanden). Diese wird dort zwar nicht als Troll bezeichnet − das Wort existierte im Deutschen damals noch nicht −, aber sehr ähnlich geschildert. Zudem verhält sie sich auch trollmäßig, indem sie den Ritter ganz einfach fängt und ihn »wie einen Sack« davonschleppt, bevor sie ihn entkleidet:

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ûz dem hole sach er ein

Aus der Höhle sah er eine

wîp gegen im loufen dar

Frau ihm entgegenlaufen;

diu was in einer varwe gar

die war ganz schwarz

swarz, rûch als ein ber.

und behaart wie ein Bär.

vil grôziu schœne was der

Blendende Schönheit

und guot gebærde tiure,

und feines Benehmen waren ihr fremd,

wan si was ungehiure:

denn sie sah abscheulich aus:

ir hâr enpflohten unde lanc,

Ihr Haar fiel lang und offen

zetal in ir buoc es swanc.

auf ihre Hüften herab.

daz houbet grôz, ir nase vlach,

Sie hatte ein großes Haupt und eine platte Nase.

daz wîp ûz grôzer riuhe sach

Aus behaartem Gesicht schauten der Frau

als zwô kerzen brünnen dâ.

zwei Augen wie brennende Kerzen.

ir brâ lanc unde grâ,

Sie hatte langgezogene graue Brauen;

grôze zene, wîten munt;

ihre Zähne waren riesig, ihr Mund breit,

zwei ôren hêt si als ein hunt,

ihre Ohren eine Spanne breit, hingen wie die

diu hiengen nider spanne breit.

eines Hundes an den Seiten herab.

(V. 6285  –   6 300) […]

[…]

Ir brüste nider hiengen;

Ihre Brüste hingen herab,

gie sîten si beviengen

sie umfassten die Hüften

gelîch zwein grôzen taschen dâ.

gleich zwei großen Taschen.

als ein grîfe hêt si klâ

Klauen besaß sie wie ein Greif

an den vingern allen.

an allen Fingern.

(V. 6314  –   6 319) 85

Übrigens hat der Ritter Glück, denn sie hält das Wiehern seines Pferdes für das Brüllen eines Drachen und flüchtet davor (vgl. auch Abb. 6 auf S. 61). Ausgesprochen häufig finden sich Geschichten, die sich mit Trollfrauen beziehungsweise Riesinnen als Ziehmüttern (altnord. fóstra) von Helden beschäftigen, in den isländischen Fornaldarsögur, »Vorzeitsagas«, wobei das Verhältnis oft deutlich über die üblichen Formen von Adoption oder Ziehmutterschaft, fóstr, hinausgeht, da in fast allen Fällen eine sexuelle Komponente mitschwingt.86 Zwei besonders hilfreiche Ziehmütter der Helden sind Brana in der Hálfdanar saga Brönufóstra und Gridr in der Illuga saga Gríðarfóstra. Letztere trägt den in den Sagas am häufigsten für Trollfrauen verwendeten Namen überhaupt, sodass man beim Erscheinen des Namens schon weiß, dass es sich um eine Trollin handelt. Aus dem Grund steht dieser Name auch am Beginn der Liste von Trollnamen (vgl. S. 66). Der Name

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taucht als Riesinnenname schon in der Thorsdrápa des Skalden Eilífr Goðrúnarson im späten 10. Jahrhundert auf, und dann nochmal in Snorri Sturlusons Edda (Skáldskaparmál 18), in der Snorri das Skaldengedicht ausgiebig zitiert und die Geschichte nacherzählt. Hier ist Gridr extrem hilfsbereit, als Thor ohne seinen Kraftgürtel und seine Eisenhandschuhe zum gefährlichen Riesenkönig Geirrödr reist: Thor nahm Herberge bei der Riesin, die Gridr genannt wurde; sie war die Mutter Vidarrs des Schweigers. Sie erzählte ihm wahrheitsgemäß von Geirrödr, er sei ein sehr kluger Riese und schwierig im Umgang. Sie überließ ihm Kraftgürtel und Eisenhandschuhe, die sie besaß, und ihren Stock, der Gridarvölr hieß. Danach reiste Thor zu dem Fluß namens Vimur, einem überaus mächtigen Strom. Er legte sich den Kraftgürtel an und stemmte Gridarvölr stromabwärts, Loki aber hielt sich am Gürtel fest. 87

Die Art der Hilfestellung der Gridr für Thor in der mythologischen Erzählung unterscheidet sich deutlich von der der Trollfrauen Brana und Gridr in den Sagas, denn in Letzteren schwingt bei der Ziehmutterfunktion immer auch eine gewisse erotische Komponente mit, welche in der Mythennovelle von Thor und Geirrödr völlig zu fehlen scheint. Die Trollfrau Brana, die weniger Trollblut in sich hat als ihre Schwestern (weshalb sie unempfindlich gegen Sonnenlicht ist), hilft ihrem Schützling sogar dabei, ihre eigene Verwandtschaft umzubringen, die aus etlichen zweiköpfigen Trollen und ihrem dreiköpfigen Vater Járnhauss, »Eisenschädel«, besteht (Kap. 7). Sie nimmt den Helden als Geliebten und hat von ihm eine Tochter. Sie hilft ihm mit Ratschlägen und versorgt ihren Schützling Halfdan mit drei magischen Gegenständen: Einem Liebeskraut, einem unverwundbar machenden Hemd und einem Zauberring. Diese Gegenstände helfen ihm dabei, alle Abenteuer zu bestehen. Die Trollfrau Gridr in der Saga von Illugi dagegen ist zuerst wenig geneigt, Illugi zu helfen, aber er bekommt aufgrund seiner extremen Unerschrockenheit dennoch ihre hübsche Trolltochter Hildr und kann sich unter den Augen der Mutter mit dieser im Bett vergnügen. Gridr stattet ihn mit Reichtümern aus und erhängt einen Fahrtgenossen des Helden, der seine Geliebte Hildr verleumdet, an der Rah des Schiffes. Gridr selbst ist aber nur Beschützerin, nicht Geliebte des Helden, der übrigens auch keine Nachkommenschaft mit ihrer Tochter Hildr zeugt. In diese Kategorie fällt auch die Trollfrau Mana in der Sörla saga sterka − die durch intertextuelle Bezüge mit der Hálfdanar saga Brönufóstra verbunden und wohl etwas jünger als diese ist. Mana wird vom Königssohn Sörli nach einem erbitterten Kampf das Leben geschenkt. Sie ist anschließend extrem hilfsbereit und hält auch ihr Versprechen, ihm eine Rüstung und ein Wunderschwert zu besorgen. Daneben kann er sie für seine eigene Brautwerbung aus der Ferne erfolgreich um Unterstützung anrufen. Eine sexuelle Komponente

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fehlt hier, auch wird Mana durchwegs als alte Frau bezeichnet und sie berichtet selbst, dass sie mit ihrem riesischen Partner Skrimnir, den Sörli erschlägt, schon seit vierzig Jahren in derselben Höhle lebt.88 Eine weitere Trollfrau als Ziehmutter ist Yma in der Hjálmþers saga ok Ölvis, »Saga von Hjalmther und Ölvir« (Kap. 13), in der es von Trollfrauen nur so wimmelt. Yma nimmt hier nicht den Sagahelden, sondern dessen tüchtigen Diener Hördr einen Winter lang bei sich in ihrer Höhle auf, nachdem er alle ihre Schwestern und ihren Vater erschlagen hat, aber sie verschont, nachdem sie ihn auf Knien um Gnade bittet: Hördr lief den Berg hinauf und kam zu einer großen Höhle. Dort war Yma und fiel ihm zu Füßen: er aber schenkte ihr das Leben. Dann verbrachte er den Winter in der Höhle, und da gab es genug Gold und Silber, das der Riese besessen hatte. Aber als der Frühling kam, nahm er einen wertvollen Ring, einen Mantel und eine große Tasche voller Gold. Yma überließ ihm die Höhle und alle Reichtümer, und hieß ihn sich zu melden, wenn er Hilfe bedürfte. 89

Letzteres bleibt in dieser nicht sehr gut durchkomponierten Saga allerdings ein blindes Motiv, weil Hördr keinen Bedarf mehr für ihre Hilfe hat. Außerdem stellt sich heraus, dass ein kentaurenhaftes Monster und eine der Trollfrauen eigentlich mit einem Fluch beladene Prinzessinnen sind, welche durch die Helden von ihrer Verwünschung – wie im Märchen durch einen Kuss – befreit werden. Hier wird das sexuelle Element nicht explizit ausgesprochen, auch wenn Hördr den Winter bei der Trollfrau Yma in der Höhle verbringt. Deutlicher akzentuiert wird eine potenzielle Beziehung zwischen (Halb-)Riesin und Helden im Falle von Menglöd im Orms þáttr Stórólfssonar. Hier erklärt die Trollfrau und Halbschwester des überaus bösen Riesen Brusi, dass sie nach ihrer Mutter halbmenschlicher Natur sei, und sagt ausdrücklich, dass sie sich zu Ormr hingezogen fühlt, »aber wir werden nichts miteinander haben, und zwar wegen deines Glaubens.« Ormr ist nämlich, nach der inneren Logik der Geschichte, bereits Christ (obwohl die Geschichte im 10. Jahrhundert angesiedelt ist). Die Trollfrau hilft ihm dennoch mithilfe von magischen Handschuhen, ihren Bruder Brusi und dessen Mutter (in Gestalt einer menschenfressenden Monsterkatze) zu töten.90 Wie Menglöd im Orms þáttr und Brana in der Hálfdanar saga Brönufóstra, so sind auch andere Trollfrauen den Helden gut gesinnt und kommen ihnen zu Hilfe, weil sie angeblich halbmenschlich sind, und zwar immer mütterlicherseits. In der Hálfdanar saga Brönufóstra wird dies ganz sachlich damit erklärt, dass Branas Vater, der Riese Járnhauss, ihre Mutter, eine normannische Prinzessin, entführt und mit ihr Kinder gezeugt habe.

Trollfrauen als Ziehmütter

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Eine explizit sexuelle Beziehung, die auch einer gewissen Komik nicht entbehrt, findet sich im Abenteuer des Örvar-Oddr mit der Riesentochter Hildigunn, in der jüngeren und längeren Fassung der Örvar Odds saga. Die Riesentochter Hildigunn, die als sehr hübsch beschrieben wird, auch wenn sie so groß ist, dass ihr der Held nur bis zur Mitte des Oberschenkels reicht, nimmt den Helden bei sich auf und legt ihn wegen seiner relativ geringen Größe zuerst in die Wiege ihres neugeborenen Bruders. Dann aber nimmt sie ihn als Spielzeug mit in ihr Bett und »Oddr spielte da mit ihr alle Spiele, die er wollte, und dann vertrugen sie sich sehr gut« (Kap. 35).91 Im Frühling findet Hildigunn zu ihrer Überraschung, dass sie von Oddr schwanger ist und ihn so sehr liebt, dass sie ihn fast nicht gehen lassen will. Die helfenden Trollfrauen der Sagahelden sind aber besonders in den isländischen Vorzeitsagas, Fornaldarsögur norðrlanda, ein literarischer Topos, der wohl dem Märchen entstammt, aber auf immer neue Weise variiert werden konnte. Das macht seinen Reiz in diesen Sagas aus: Selten treten die Trollfrauen in vorhersehbaren Kombinationen und Zahlen auf (eine Ausnahme ist die »Zwei-Troll-Variante« des Märchenmotivs vom Bärensohn92), und trotz ähnlicher Details (schmutziges Aussehen, am Hintern zu kurzer Lederkittel) bieten die Sagas ein lebendiges, aber auch sehr wechselhaftes Bild davon, wie man sich die Trollfrauen vorstellte. Dass es ausgerechnet Trollfrauen sind, welche den Helden zu Hilfe kommen, mag zweierlei Wurzeln haben. Zum einen wurde, wie schon erwähnt, der samische Einschlag in der norwegischen Bevölkerung im Mittelalter als »Trollherkunft« gedeutet: Die dunklen, schwarzhaarigen Kinder aus Ehen mit samischen Frauen wurden wegen ihrer fremd anmutenden Abstammung auch mitunter als Halbtrolle bezeichnet, ohne dass dies besonders abwertend gemeint war.93 Sehr respektable norwegische Männer tragen diesen Begriff als Beinamen, und sogar die Söhne des norwegischen Reichseinigers, König Harald Schönhaar (9. Jahrhundert), die dieser in einer Ehe mit einer samischen »Prinzessin« gezeugt hatte, wurden als legitim angesehen. Ein Urenkel eines der Söhne war der mächtige norwegische König Haraldr harðráði (1015 – 1066), seinerseits Vater von norwegischen, schwedischen und dänischen Königen.94 Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass dort, wo ein »Trolleinschlag« in der Familie vorkommt, dies eine ganze lange Genealogie betreffen kann. Gleich vier altnordische Sagas werden unter dem Überbegriff Hrafnistumannsögur, »Sagas über die Leute von (der Insel) Hrafnista«, zusammengefasst. Sie umspannen vier Generationen einer Familie, die schließlich nach Island auswandert. Vom Helden der handlungschronologisch zweiten dieser Sagas, nämlich Grímr loðinkinn, »Zottelkinn«, dessen Großvater Hallbjörn halftroll, »Halbtroll«, offenbar eine Sami-Mutter hatte, handelt die Gríms saga loðinkinna. Von Grimr sagt eine Trollfrau, »diese Familie ist mehr dazu geeignet als andere Männer, Trolle und Bergbewohner

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zu erschlagen«, und Grimr selbst wird als Troll bezeichnet (Kap. 1).95 Doch auch sein Vater Ketil hængr, »Ketil Lachs«, und sein Sohn Örvar-Oddr, »Pfeile-Oddr«, haben alle etwas Trollhaftes an sich. Die Genealogie der Helden all dieser vier Sagas (und einer Kurzgeschichte) führt auf den Halbtroll Hallbjörn zurück:96

Auch Örvar-Oddr, der hintereinander drei Lebensspannen lebt, wird ebenso wie sein ewiger Widersacher Ögmund nicht völlig menschlich gezeichnet, und Örvar-Oddr wird zwischen seinem zweiten und dritten Leben zu einem von Rinde bedeckten Waldmenschen, bevor er in gewisser Weise als Mensch wiedergeboren wird.97 Von seinem jüngeren Verwandten Ormr Storolfsson, der ebenfalls die Hilfe eine Trollfrau bekommt, ist schon oben die Rede gewesen. Eine noch deutlichere (Zurück-)Verwandlung eines menschlichen Helden aus einer Trollgestalt, wie sie in der Örvar-Odds saga durchschimmert, findet sich in der Hrolfs saga Gautrekssonar (Kap. 42), in der Thorir Eisenschild, der Ziehvater von Hrolf, von den Iren für einen Troll in einem riesigen Pelzmantel gehalten wird, und erst von der Prinzessin Ingi­ björg »enttarnt« wird. Sie schwankt hier noch, ob der vorerst stumme Riese ein Mensch oder ein Troll sei, und sagt über ihn, er sei wohl ein Mischling, blendingr, denn er wirke nicht wie ein »Echter (oder vollkommener) Troll« (das altnord. Wort aðaltroll kommt nur hier vor).98 Auch hier oszilliert ein menschlicher Held zwischen der vollen menschlichen und einer eher trollhaften Erscheinungsform. Dass dies keineswegs negativ gemeint sein musste, zeigt das »Buch von der Besiedlung Islands«. Dort wird erwähnt, dass sich respektable isländische Familien auf den Halbtroll

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Grimr der Gríms saga loðinkinna zurückführten (Landnámabók).99 Dazu gehörten sogar die Nachfahren des ersten einheimischen Bischofs, Ísleifr Gizurarson, denn seine Frau stammte aus dem Geschlecht Steinolf Ölvissons, dessen Neffe Ofeig Grettir die Enkelin von Ketil hængr geheiratet hatte. Man darf wohl vermuten, dass man einen Kern der Informationen über die halbtrolligen Vorfahren in einer Familientradition diverser gelehrten Männer des isländischen Hochmittelalters aus bedeutenden Familien finden kann, der sich später zu den reichlich unhistorischen, aber ziemlich heroischen und genealogisch interessanten Sagas über die Vorfahren der Wikingerzeit entwickelt hat. Offensichtlich hielt man sowohl in norwegischen Königsfamilien als auch in der Elite des isländischen Bauernstaates etwas darauf, den Genpool durch Vermischung mit der Samibevölkerung aufzufrischen, auch wenn dies mit der Bezeichnung Halbtroll verbunden war – aber auch die Trolle sind mächtige Gestalten, und so wurde dieser Beiname wohl kaum nur negativ konnotiert. Eine weitere Wurzel für die Trollvorstellungen in den Sagas ist eher literarischer Natur: Sie hat mit den Hilfsgeistern der Volkserzählungen zu tun, derer sich der Held einer Erzählung versichern muss, um sein Ziel mit ihrer Hilfe zu erreichen. Diese können menschlich, tierisch oder eben anderweltlich sein. Die Bósa saga und Herrauðs, »Die Saga von Bosi und Herraud«, ist ein gutes Beispiel dafür, dass der Held sowohl von seiner trollartigen Ziehmutter (was in der Saga so nicht gesagt wird, aber aufgrund ihrer Zauberkräfte klar wird: Kap. 5)100 als auch von menschlichen Helferinnen unterstützt werden kann – in diesem Fall von drei verschiedenen Bauernmädchen, mit denen er detailliert geschilderte erotische Abenteuer besteht (Kap 7, 11, 15). Dass diese Mädchen ihm allerdings mit durchaus hellseherischem Wissen beistehen können, rückt auch sie ein wenig in die Nähe der hilfreichen Trolltöchter, die in der Sagaliteratur eine beträchtliche Rolle spielen.

Die hilfreichen Töchter der Trolle Die Kjalnesinga saga ist eine Saga über die Bewohner der im Westen Islands gelegenen Halbinsel Kjalarnes während der Wikingerzeit, die sich aber eigentlich nur mit einem der Siedler und dessen Vater beschäftigt und deswegen auch Búa saga Andríðarsonar genannt wird. Dieser Búi trifft in Mittelnorwegen im öden, aber deswegen umso sagenträchtigeren Dovregebirge (norweg. Dovrefjell) auf den eponymen König Dofri und seine äußerst freundliche und hübsche, aber eben recht große Tochter Fridr, die ihn einladen, bei ihnen Weihnachten zu verbringen. Nach gutem Essen und Trinken fordert ihn der Riesenkönig auf, die Nacht lieber mit seiner Tochter zu verbringen, weil die anderen Riesen bei den abendlichen Vergnügungen für ihn wohl leikmikill, »zu groß zum Spielen«, seien:

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[…] aber am Abend sollst du dich mit meiner Tochter Fridr in ihrer Stube vergnügen, weil meine Gefolgsleute könnten dir ein wenig groß zum Mitspielen vorkommen. 101

Búi folgt dem guten Rat und findet die Riesentochter Fridr sehr zuvorkommend, und es wird auch nicht erwähnt, dass er sie allzu leikmikill gefunden hätte. Nach dem Winter ist die Trolltochter von Búi schwanger und gebiert später einen Sohn, Jökull. Diesen will Búi aber auch nicht einmal dann anerkennen, als dieser schon als Erwachsener dem Vater nach Island nachreist, und es kommt schließlich zum Kampf zwischen Vater und Sohn, bei dem der Vater fällt. Das ist das tragische Ende einer riesischen Affäre für den tüchtigen Búi, aber vielleicht auch eine Warnung, sich nicht allzu eng mit dem Riesengeschlecht einzulassen, auch wenn die Töchter freundlich genug sind – immerhin ist auch der Sohn ein halber Riese. Der Schluss dieser Geschichte endet für beide Seiten relativ tragisch, weil sich der Held weigert, den mit der Trollfrau gezeugten, aber höchst tüchtigen Sohn anzuerkennen. Es gibt aber auch positivere Beziehungen zwischen menschlichen Helden und Trollfrauen. Eine solche findet sich sogar in der Geschichte über den eben genannten Jökull, den Sohn Búis (Jökuls þáttr Búasonar, als Fortsetzung der Kjalnesinga saga überliefert): Diesen verschlägt es nämlich nach einem Schiffbruch an die öde Küste Grönlands, wo offenbar nur Trolle hausen. Er erschlägt dort eine Trollfrau, die sich am Strandgut der Schiffbrüchigen vergreift, während er ihre Schwester Gridr am Leben lässt. Diese ist ihm in der Folge ausgesprochen wohlgesonnen und hilft ihm durch das Geschenk eines unsichtbar machenden Rings, ihre ganze Trollsippe zu erschlagen; dadurch kann er eine arabische Prinzessin befreien, die er schließlich zur Frau nimmt. Sexuelle Beziehungen zwischen dem ja ebenfalls halbtrollischen Helden und der Trollfrau werden hier nicht erwähnt. Es finden sich überhaupt etliche Fälle in der Sagaliteratur, wie hier im Jökuls þáttr Búasonar, bei denen die Trollfrauen nur (oder vor allem) deswegen zu Helferinnen des Helden werden, weil er sie besiegt, aber dann verschont hat, während andere Trolle durchaus erschlagen werden. In der schon erwähnten, um 1300 in Island entstandenen Hálfdanar saga Brönufóstra, »Saga von Hálfdan, dem Schützling der Riesin Brana«, flüchtet der verwaiste dänische Königssohn Hálfdan vor Wikingern aus seinem Reich nach Bjarmaland und kommt später auf Kriegsfahrten auch nach Helluland (also irgendwo westlich des Atlantiks und Grönlands), wo er eine schottische Prinzessin befreit und die Trollfrau Brana kennenlernt. Diese Trollin steht ihm in der Folge als Geliebte und Helferin zur Seite, und nur aufgrund ihrer Hilfe und ihren Ratschlägen schafft er es, sein Königreich zurückzubekommen und die von ihm begehrte Prinzessin zu ehelichen. Auch diese Trollfrau bekommt ein Kind von ihrem Schützling, das von ihr als Narr, fífl, bezeichnet wird, es ist also offenbar geistig behindert (Kap 13).102

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In einer anderen schon erwähnten märchenhaften Saga, der Illuga saga Gríðarfóstra, »Saga von Illugi, dem Schützling der Riesin Gridr«, die wohl erst aus dem 15. Jahrhundert stammt, werden der Bauernsohn Illugi und sein Blutsbruder, der Königssohn Sigurðr, auf einer Wikingerfahrt in den äußersten Norden Skandinaviens verschlagen. Auf der Suche nach Feuer kommt der Held in eine Höhle, in der die Riesin Gridr (eigentlich die verzauberte Königin Signý) und ihre hübsche Tochter Hildr hausen. Illugi kann sowohl mit Worten als auch mit seiner Tapferkeit die ihm auferlegten Prüfungen bestehen und schläft anschließend mit der Trollprinzessin. Nach Beseitigung ihrer Trollschwestern und eines bösen Ratgebers kehren die Blutsbrüder wieder heim und es gibt, wie üblich in dieser Art von Sagas, ein Happy End mit Doppelhochzeit. Hier ist der sexuelle Kontakt mit der Trollfrau für die Sagahandlung ohne spezielle Funktion – weder wird dem Helden auf weiteren Abenteuern geholfen, noch ist das Trollmädchen sonderlich weise oder geschickt, sodass sie hier nicht die Rolle als gute Helferin, sondern die der zu erwerbenden Braut einnimmt, was eher ungewöhnlich für solche Liebesabenteuer mit Trollfrauen ist. Recht friedlich, aber ebenfalls ohne Konsequenzen bleibt die Begegnung des Helden der Grettis saga Ásmundarsonar (Kap. 61) mit einigen Trollmädchen in einem abgelegenen Tal im Inneren Islands, in welchem er während seiner Acht, also seiner Verbannung aus der Gesellschaft, einen Winter verbringt und das beinahe wie ein locus amœnus in der Wildnis beschrieben wird: Grettir zog weiter, bis er ein langes, aber schmales Tal im Gletscher fand, das vom Gletscher auf allen Seiten so eingeschlossen war, dass das Eis überhing. Er konnte an einer Stelle hinuntergelangen. Er sah dann liebliche Hänge, die mit Gras und Buschwerk bewachsen waren, und es gab dort heiße Quellen, und die unterirdische Wärme schien ihm der Grund dafür zu sein, dass der Gletscher sich über dem Tal nicht schloss. Ein kleiner Bach floss ins Tal hinunter mit flachen steinigen Ufern an beiden Seiten. Es gab immer nur kurzen Sonnenschein dort, aber es kam ihm vor, als gebe es unzäh­lige Schafe in dem Tal, und sie waren viel besser und fetter, als er es je zuvor gesehen hatte. […] Grettir hat erzählt, dass über das Tal ein Halbtroll herrschte, der Thorir hieß und ein Riese war, und unter seinem Schutz hatte Grettir dort gelebt. Nach ihm benannte Grettir das Tal und nannte es Thorisdal. Er sagte, Thorir habe Töchter gehabt, mit denen er sich vergnügt habe, und denen das sehr gefallen habe, da nicht viele Leute dorthin kamen. Als aber die Fastenzeit kam, befolgte er sie, indem er nur Fett und Leber aß. 103

Die letzte Bemerkung zeigt, dass man sich vorstellen konnte, dass auch ein gut christlicher Held seinen Spaß mit Trollmädchen haben konnte.

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Aber nicht immer hat der Sagaheld soviel Glück mit den Trollfrauen; in der Ála flekks saga (Kap. 5) wird der Held von der Trollfrau Blátönn, »Blauzahn«, durch einen ihm auferlegten Fluch zu ihrer Schwester Nótt, »Nacht«, geschickt, damit diese ihn zum Mann nehmen könne – er ist aber schon von ihrem Aussehen entsetzt: Nach einem Drittel der Nacht hörte der Königssohn großen Lärm und Krach und die Unholdin kam in die Höhle gestürzt. Sie trug einen kurzen Lederkittel, der ihr hinten nicht bis zum Hintern reichte, aber vorne bis auf die Zehen. Áli dachte noch nie etwas Ekligeres gesehen zu haben. Nótt ergriff das Wort: »Wohl ergehe es meiner Schwester Blátönn dafür, dass sie mir dich in meine Gewalt als Ehemann geschickt hat, aber du hast schlecht damit gehandelt, was du ihr auferlegt hast.« Áli sagte nichts. Nótt holte sich nun Essen, Pferde- und Menschenfleisch, und bot Áli an, mit ihr zu essen, der aber lehnte das ab. Sie meinte dazu, er werde nichts anderes bekommen, bevor er darüber froh sein werde. Als sie gegessen hatte, soviel sie wollte, versorgte sie das Essen und machte sich ein Bett, das so beschaffen war, dass sie sich ein Kissen aus Ziegenfell unter den Kopf legte. Sie hieß Áli sich zu ihr legen, aber der wollte nicht. Das gefiel ihr gar nicht, sie schlief aber trotzdem schnell ein. 104

Ganz ähnlich schildert auch der schon oben erwähnte Jökuls þáttr Búasonar (Kap. 1) bei einer nächtlichen Begegnung des selbst halbtrollischen Helden das Aussehen von zwei Trollfrauen: Sie sahen gefährlich aus, waren langnasig, und die Lippe hing ihnen bis auf die Brust hinunter. Sie trugen kurze Lederkittel, auf die sie vorne fast drauftraten, aber hinten reichten sie nur knapp bis zum oberen Teil des Hintern. Sie schlugen sich laut auf die Schenkel und benahmen sich höchst unweiblich. 105

Dass Trollfrauen als kurzgeschürzt beschrieben werden, auch wenn der sexuelle Kontakt zwischen ihnen und den Helden ausbleibt, zeigt die Egils saga einhenda ok Ásmundar Berserkjabana, »Die Saga vom einhändigen Egil und dem Berserkertöter Asmund«, in welcher Egil den Kampf zwischen einem Riesen und einer Trollfrau zunächst nur beobachtet. Später unterstützt er die Trollfrau, verliert dabei aber seine Hand (Kap. 11): Da sah er auf einem Hügel einen mächtigen Riesen und ein Trollweib, die beide an einem Goldring zerrten. Sie aber war nicht so stark wie er, und er misshandelte sie, und man konnte da riesige Geschlechtsteile sehen, weil sie recht kurzgeschürzt war. Sie hing sich mit all ihrer Kraft an den Ring. Egil hieb nach der Schulter des Riesen, aber

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der drehte sich um, und das Schwert glitt den Armknochen hinunter und schnitt den Armmuskel ab; dieses Stück war so groß, dass es ein Mann allein kaum hätte heben können. Der Riese schlug nach Egil, traf die Hand am Handgelenk und schlug sie ab; die Hand samt dem Schwert fiel zu Boden. 106

Diese keineswegs immer erwünschten Einblicke des Helden finden sich auch in der Hálfdanar saga Brönufóstra (Kap. 6), in der der Held die beiden Trollschwestern seiner zukünftigen Ziehmutter Brana im Kampf zu Fall bringt. Er »erblickte ehrfürchtig ihr Giebelende«,107 offenbar eine ironische Umschreibung ihres von ihm dabei erblickten Schamdreiecks. Aber offenbar sind die kurzen Lederkittel der Trolle gar nicht geschlechtsspezifisch: In der kurzen Gríms saga loðinkinna (Kap. 1) erschlägt der Held eine ganze Reihe von Trollen, und als er im Verlauf dieses Feldzugs in eine Trollhöhle eindringt, sieht er dort ein Trollpärchen am Feuer sitzen: So kam er in die Höhle hinauf. Da sah er ein helles Feuer brennen, und da saßen zwei Trolle am Feuer: das waren ein Mann und eine alte Frau. Sie hatten die Fußsohlen aneinander gepresst und trugen kurze verschrumpelte Lederkittel. Dadurch sah er genau, wie sie beide zwischen den Beinen beschaffen waren. 108

Das harmlose Vergnügen der beiden Trolle hat einen komischen Effekt, gleichzeitig hilft die Passage, sowohl das soziale wie das intellektuelle Leben der Trolle zu illustrieren. Ähnlich sexuelle Konnotationen wie die Trollfrauen der Sagas haben »Wilde Frauen« in der mittelhochdeutschen Literatur: Die behaarte Waldfrau Ruel im mittelhochdeutsche Versepos Wigalois wurde schon erwähnt, aber auch im spätmittelalterlichen deutschen Heldenbuch, genauer gesagt im sogenannten Wolfdietrich D, trifft der Held auf eine »Wilde Frau«, die vollständig behaart ist und ihn zum Beischlaf verführen will (V. 494 – 563).109 Die Funktion der Textstelle gleicht denen in den Sagas, aber auch diese behaarte Unholdin namens Else wird weder als Troll(frau) noch als Riesin bezeichnet noch sonst irgendwie unter die mythologischen Wesen eingeordnet. Am ehesten steht sie den »Wilden Leuten« der spätmittelalterlichen Heraldik nahe: Auch hier zeigt sich nämlich eine

Abb. 6: Waldfrau im Straßburger Druck des ­H eldenbuchs, die in Aussehen und Verhalten den skandinavischen Trollfrauen nahesteht, 1479.

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durchaus physische Gefährlichkeit mit starken sexuellen Konnotationen gepaart. Immerhin zeigt einer der zahlreichen Holzschnitte des Straßburger Drucks von 1479, wie man sich so eine Waldfrau vorzustellen hatte, und dies unterscheidet sich kaum von den skandinavischen Trollfrauen, abgesehen davon, dass diese Waldfrauen völlig der Kleidung entbehren.110

Aussehen und Wohnorte der Trolle Über die Kleidung der Trolle, besonders der Trollfrauen, wurde schon gesprochen, auch wenn Ausnahmen bestehen: Hálfdan, dem Protagonisten der Hálfdanar saga Brönufóstra (Kap. 6) fällt eine der Trollschwestern deswegen auf, weil sie einen roten Kittel trägt und offenbar nicht nur einen kurzen Lederschurz; allerdings stellt sich dann heraus, dass seine zukünftige Beschützerin und Geliebte eben keine reine Trollfrau ist, sondern eine menschliche Mutter hatte. Was aber sonst über die Physiognomie der Trollfrauen gesagt wird, ist von den Sagaverfassern mit liebevoller Phantasie ausgemalt. Eine der neun Trollschwestern in der Hjálmþérs saga ok Ölvís (Kap. 12) wurde schon erwähnt: »Sie hatte einen Buckel am Rücken, der über ihren Kopf hinaufreichte. Sie hatte auch nur ein Auge, und das stand mitten auf der Stirn.« Auch andere Gesichtsmerkmale wie lange krumme und rotzige Nasen und aus dem Mund herausragende Stoßzähne wurden schon erwähnt, dazu ein kahler Schädel und eine dunkle Hautfarbe. Die dunkle Hautfarbe wird bei allen möglichen Unwesen wie auch bei Menschen gelegentlich erwähnt und ist durchgehend negativ konnotiert. Eine Konstante gilt dagegen nur für die Trollmädchen, nämlich ihre relativ geringe Größe und ihre enorme Dickleibigkeit, wie sie sowohl in der Egils saga einhenda ok Ásmundar Berserkjabana (Kap. 5) als auch in der Gríms saga loðinkinna (Kap. 2) erwähnt wird: »Sie sahen ein Wesen oben in den Felswänden, welches breiter war als hoch« und »sie war nicht größer als ein siebenjähriges Mädchen, aber so dick, dass er sie nicht hätte umarmen können.« Auch dass manche Trolle und Trollfrauen nur ein Auge hatten, wurde schon erwähnt und geht sicherlich auf die antike Vorstellung von den Zyklopen zurück. Diese Sage der antiken Mythologie um Odysseus und den Riesen Polyphem war im Norden durchaus bekannt, wie eine längere Episode aus der Egils saga einhenda ok Ásmundar Berserkjabana (Kap. 9) beweist, welche fast alle Elemente der antiken Sage enthält, aber leider sparsam ist bei der Beschreibung des Riesen, der den Protagonisten der Handlung, Egil, gefangennimmt und in seine Höhle sperrt: Da kam ein mächtiger Riese aus dem Wald. Er nahm Egil unter den Arm und sprach: »Das ist gut, Egil, dass wir uns hier getroffen haben. Es gibt nun zwei Möglichkeiten für dich: entweder erschlage ich dich, oder du hütest meine Ziegen, solange ich lebe.« 111

Aussehen und Wohnorte der Trolle

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Immerhin gelingt es Egil genauso wie Odysseus, den Riesen zu überlisten und ihn zu blenden, obwohl er hier zwei Augen hat. Aber obwohl dieser Riese immerhin zwei Augen hat, wird über das Aussehen der männlichen Riesen und Trolle in den Sagas auch nichts Positiveres gesagt als über die Trollfrauen, nur finden sich dazu deutlich weniger Stellen. Man darf also annehmen, dass bei den Trollen eher ihre Stärke und Zauberkraft als das abstoßende Äußere den Verfassern wichtig war. Eine Ausnahme ist eine Stelle in der älteren und kürzeren Version der Örvar-Odds saga, in der die Versammlung der Trolle und Trollfrauen in einer Höhle beschrieben und dabei auch ihr Aussehen behandelt wird: Da sahen sie, dass in einer Höhle ein Feuer brannte, und darauf hielten sie zu und kamen dorthin. Sie sahen, daß dort ein großer Kessel über dem Feuer stand. In der Höhle war es hell von dem Feuer, aber dunkel nach draußen zu sehen. Da saßen viele Trolle auf beiden Bänken, ein gar nicht kleiner Unhold saß im Hochsitz, das war ein mächtiger Riese, und das Trollweib neben ihm. Sie glaubten, noch nie solche Wesen gesehen zu haben. Er war ganz schwarz, nur seine Augen und Zähne waren weiß; seine Nase war groß und gekrümmt, sodaß sie hinunter bis zum Mund reichte. Seine Lippen waren wie Torfsoden, und die untere hing bis auf die Brust, die obere aber wölbte sich hinauf bis unter die Nase. Sein Haar war dick wie Fischgräten und hing hinunter über seine ganze Brust; seine Augen waren wie zwei Teiche. Von den beiden Ehepartnern wurde gesagt, daß sie einander sehr ähnlich waren. 112

Die später aus den skandinavischen Märchen und Sagen bekannte Tatsache, dass Riesen und Trolle mehrere Köpfe haben, kommt in den Sagas relativ selten vor. Zwar werden in der Edda mehrköpfige Riesinnen und Riesen erwähnt, so etwa ein dreiköpfiger Riese im Eddalied Skírnismál (Str. 31) und ein sechsköpfiger in den Vafþruðnismál (Str. 33). Auch Snorri Sturluson erzählt von Thors Kampf mit dem neunköpfigen Riesen Thrivaldi in seiner Prosa-­ Edda (Skáldskaparmál 4). Dazu findet sich im Eddalied Hymiskviða (Str. 8) auch noch die Erwähnung der Trollgroßmutter des Riesen, die neunhundert Köpfe hat, aber dies ist wohl eher dem Metrum des Lieds als der Vorstellungskraft des Verfassers geschuldet, denn die Phantasie ist hier ein wenig überfordert, wenn man sich das vorzustellen versucht. In den Sagas finden sich also relativ wenige mehrköpfige Riesen, und wenn, dann variiert die Anzahl der Köpfe – in der Hálfdanar saga Brönufóstra (Kap. 7) werden in direkter Aufeinanderfolge sowohl zwei- wie auch dreiköpfige Trolle erwähnt:

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»Nun möchte ich, Halfdan, dass du mir Unterstützung gewährst und wir beide alle Trolle töten, denn ich habe nun einige auf die Weise umgebracht, dass ich sie alle betrunken gemacht habe, so daß sie sich alle gegenseitig erschlugen, und nur mein Vater liegt in einer Karre. Er hat drei Köpfe und alle sind sie häßlich.« […] Die Gefährten schlugen dann hart und mit schnellen Schlägen auf die Trolle ein. Da fiel so mancher zweiköpfige Riese. 113

Auch die später in den Märchen zu findende Trolleigenschaft, dass ein Troll nur ein Auge habe, oder dass sich die drei Köpfe gar ein Auge teilen müssten, findet sich in den Sagas kaum. Allein die Hjálmþérs saga ok Ölvís erwähnt in Kapitel zwölf, dass eine der neun Trollschwestern nur ein Auge mitten auf der Stirn hätte. Viel mehr als die in den Sagas – im Gegensatz zu den Märchen des 19. Jahrhunderts – nur vereinzelt zu findende Mehrköpfigkeit und das sicherlich letztlich dem Polyphem-Mythos entstammende einzelne Auge ist die abstoßende Hässlichkeit ein Merkmal von Trollen und Riesen. Auf die spezifischen Merkmale hässlicher Trollfrauen wurde schon eingegangen – Glatze, Bart, groteske Dickleibigkeit, lange Nasen, Hauer als Zähne – aber auch das Aussehen männlicher Trolle und Riesen wird oft in bizarrer Übertreibung geschildert. Das gilt auch für die ganze Familie einschließlich der Kinder des Kolr kroppinbakr, »Krummrücken«, eines trollartigen dämonischen Königs in der Þorsteins saga Víkingssonar (Kap. 3), der sich ganz Indien unterwirft und mit der indischen Prinzessin Trona Kinder zeugt, »die mehr seiner Familien nachschlugen als der der Mutter«. Er selbst ist groß wie ein Riese, hässlich wie der Teufel, und so zauberkundig, dass er unter der Erde und Flüssen fuhr […] er war ein so großer Gestaltwandler, dass er sich in alle möglichen Tiere verwandeln konnte […] Er hatte so einen Buckel auf den Schultern, dass der Buckel höher reichte als der Kopf, wenn er aufrecht stand. 114

Seine Kinder sind um nichts hübscher. Der älteste Sohn hieß Björn Blauzahn: »Seine Zähne waren schwarz von Farbe, und standen eineinhalb Ellen aus dem Mund hervor.« Das dritte Kind, Harek, war schon mit sieben Jahren glatzköpfig und hatte einen Schädel hart wie Stahl, sodass er Járnhauss, »Eisenschädel«, genannt wurde. Das vierte Kind, Ingjald, hatte eine »Oberlippe, die maß von der Nase weg eine Elle, und deshalb wurde er Ingjald Kranich genannt.«115 Katja Schulz hat in ihrer umfangreichen und systematischen Materialsammlung zu den altnordischen Riesen geschrieben: »Daß die scheinbar alltägliche ›Entstellung‹ der Glatzköpfigkeit ebenfalls zu den riesentypischen Merkmalen zählt, läßt tief in die männliche nordische Psyche blicken.«116 Dabei ist jedoch auffällig, dass diese Glatzköpfigkeit häufiger bei den Trollfrauen erwähnt wird als bei den Männern. Vielleicht steht der kahle Schädel aber auch

Die Namen der Trolle

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in Zusammenhang mit der Härte der Schädel von Trollen und Riesen, die häufig erwähnt wird und auch in den Namen von Trollen auftritt, wie hier Hareks Beiname Járnhauss in der Þorsteins saga Víkingssonar. Den gleichen Namen trägt der Trollvater im Þorsteins þáttr uxafóts (siehe S. 74 »Eine mittelalterliche Trollgeschichte: Thor­stein Ochsenfuß«), und auch in der schon erwähnten Hálfdanar saga Brönufóstra kommt er vor. Einen Riesen mit dem Namen Harðhauss, »Hartschädel«, gibt es in der Örvar-Odds saga.117

Die Namen der Trolle Das schon oben auf S. 38 kurz erwähnte Gedicht Allra flagða þula, »Aufzählung aller Trolle«, in der Vilhjálms saga sjoðs ist keineswegs die einzige Auflistung von Trollnamen, aber die Verwendung des Gedichts in der Saga belegt die alte Vorstellung, dass bestimmte Wesen nur dann zu besiegen sind, wenn man ihren Namen kennt – so wie es auch beim Rumpelstilzchen der Fall ist. Die Vilhjálms saga sjoðs ist dabei nicht der einzige Beleg für dieses gedankliche Konzept, denn auch die Úlfs saga Uggasonar sagt ausdrücklich: »Bei einigen dieser Trollfrauen beißt das Eisen nicht, wenn einer nicht alle ihre Namen kennt«.118 Dahinter steckt die Idee, dass man über jemanden Macht gewinnt, sobald man seinen Namen kennt, und das gilt ganz besonders für jenseitige Wesen. Hört zu, Spielkameraden, und lasst die Leute schweigen, während ich 90 Trolle beim Namen nenne. Ihr sollt alle stehen wie an den Pfahl gebunden, bis ich die »Aufzählung aller Trolle« aufgesagt habe: Erst sitzen Ysja und Arinnefja, Flegða, Flauma und Fletsokka, Skrukka, Skinnbrók und Skitinkjapta, Bruppa, Blætanna und Belgygla. Dann sind Glossa und Gullinkjapta, Gjálp, Gripandi und Greppa als Fünfte Drumpa, Klumpa und Dettiklessa, Syrpa, Svartbrún und Svarinnefja. Slúki, Slammi, Síðhnöttur, Hnikar, Bjálki, Beinskefi, Baraxli und Ljótur, Hrugnir, Haltangi, Hrauðnir, Vagnhöfði, Stórverkur und Stálhaus, Stritsamur und Völsi. Granni, Skolli, Griður, Gerður, Fiskreki, Kampa,

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Die bösen Trolle: Trolle in den isländischen Sagas des Mittelalters

Kolrosti, Kjaptlangur, Flangi und Dumpur. Heute springt und erschlagt einander, übel sei das Ende bevor ihr sterbt. Schwer hast du mir die Aufgaben gemacht, widerlicher Gaukler mit falschen Worten, du selbst wirst Svelnir heißen, das hat deine Mutter dich gelehrt. Die Erde schwanke, es brechen die Felsen, die aufbrechenden Ströme rinnen ungezügelt. Alles unerhört Schlechte den Riesen, den Helweg mögen die dummen Trollfrauen gehen. 119

Die geballt auftretenden Stabreime auch der Eingangs- und Endzeilen gehen in der deutschen Übersetzung verloren, aber die Alliterationen als mnemotechnisches Mittel dieser Merkverse ist bei den Namen selbst deutlich. Es sind übrigens nicht neunzig Trollnamen, sondern lediglich zweiundzwanzig weibliche und zweiundzwanzig männliche Trolle aufgezählt. Das ist aber nicht das einzige Verzeichnis solcher Namen – auch in den ebenfalls stabreimenden Synonymlisten in den Handschriften von Snorris Sturlusons Edda werden den Dichtern solche Namen geboten, um ihnen ein Mittel zur Bildung von Kenningar an die Hand zu geben, die ja auch vom Stabreim in die Strophen passen müssen und daher ebenso sortiert sind. Trollfrauen 12. Ich soll die Namen für Trollfrauen aufzählen: Gridr und Gnissa, Gryla, Bryja, Glumra, Geitla, Grima und Bakrauf, Guma, Gestilja, Grottintanna. 13. Gjalp, Hyrrokkin, Hengikepta, Gneip und Gnepja, Geysa, Hala, Hörn und Hruga, Hardgreip, Forad, Hryggda, Hvedra und Hölgabrudr. 14. Hrimgerdr, Hæra, Herkja, Fala, Imd, Jarnsaxa, Ima, Fjölvör, Mörn, Ividja, Amgerdr, Simul, Sivör, Skrikja, Sveipinfalda. 15. Öflugbarda und Jarnglumra,

Die Namen der Trolle

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Imgerdr, Ama und Jarnvidja, Margerdr, Atla, Eisurfala, Leikn, Munnharpa und Myrkrida. 16. Leirvör, Ljota und Lodinfingra, Kraka, Vardrun und Kjallandi, Vigglöd, Thurbörd wollen wir nennen, zuletzt Rygi und Rifingöflu. 120

Diese Liste poetischer Namen von weiteren 61 Trollfrauen ist viel mehr als das Gedicht der Vilhjálms saga sjóðs durch das Auftreten von Riesinnen- und Trollfrauennamen aus der Dichtung der Skalden und der Edda geprägt, während die Namen aus dem Gedicht vielleicht eher den Volkserzählungen oder der Kreativität des Verfassers geschuldet sind; nur wenige der Namen in den beiden Verzeichnissen überlappen übrigens. Zusammengenommen sind die beiden Listen von Trollnamen aufgrund der oft sprechenden Namen recht aussagekräftig. Zwar mögen einige der Namen durchaus alt sein – in dem Sinn, dass sie schon in der ältesten bekannten Dichtung »typische« Namen sind wie etwa Gridr für »Trollfrau«. Einige finden sich sogar in latinisierter Form in den Mythen­ novellen der Dänengeschichte des Saxo Grammaticus um 1200, Gesta Danorum, wie etwa die beiden Riesen Hafli (»der Halter« oder »der Gierige«?) und Vagnhöfði (»Walkopf«?) oder die Riesin Harðgreip (»die hart Zugreifende«), die alle auf Latein als Haphlius, Vagn(h)ophtus beziehungsweise Harthgrepa auftauchen (vgl. Gesta Danorum I, 19121). Viele der jüngeren Namen sind aber Ableitungen von Eigenschaften, die uns zusammen ein Bild davon geben, wie man sich im Mittelalter Trolle vorstellte. So lassen sich die Namen zu verschiedenen Gruppen zusammenfassen: Auf das rein Äußerliche zielen Namen wie Arinnefja (»Adlernase«), Svartbrun (»Schwarzbraun«), Amgerdr (»die dunkle Gerdr«), Svarinnefja (»Schwurnase«), Skinbrok (»Lederhose«), Lodinfingra (»Zottelfinger«), Munnharpa (»Schrumpfmaul«), Skitinkjapta (»Beschissen-Maul«), Gullinkjapta (»Goldmaul«), Kjaptlangr (»Langmaul«), Blætanna (»Zitterzahn«), Grottintanna (»die mit weit auseinander stehenden Zähnen« oder »die mit mahlenden Zähnen«?), Leirvör (»die mit den schmutzigen Lippen«) und Imd (»die Graue, Schmutzige«). Über diese schon wenig freundlichen Beschreibungen hinaus gibt es auch ganz einfach abwertende Namen wie Bakrauf (»Hintern«) und Ljota (»die Hässliche«). Andere trollhafte Eigenschaften geben Gjalp und Skríkja (»Schreierin«) ihre Namen, genauso wie Greip und Hardgreip (»(fester) Griff«), Gripa (»Greiferin«) sowie Gridr (»Gier«) und, nach der Lautstärke, Jarnglumra (»die Eisentönende«), Skrikja (»Schreierin«) und Glumra (»die Lärmende«).

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Die bösen Trolle: Trolle in den isländischen Sagas des Mittelalters

Entsprechend ihrer jenseitigen Herkunft oder ihren literarischen Funktionen tragen manche der Trollfrauen Namen wie Gryla (»Gespenst«), Skolli (»Fuchs, Teufel«), Flegda (»Unholdin«), sowie Jarnsaxa (»Eisenschwert«) und Myrkrida (»die im Dunkeln Umherreitende«). Es fällt auf, dass die Namen der Trollfrauen zwar ähnliche Konnotationen wie die Namen der Riesen in anderen Listen der Thulur aufweisen, wenn es um Lautstärke, Hässlichkeit oder ein dunkles, schmutziges Äußeres geht, dass aber Dummheit bei den sprechenden Namen der Trollfrauen praktisch keine Rolle spielt. Dies könnte darauf hinweisen, dass die Trollweiber im Gegensatz zu den männlichen Riesen als weniger dumm, dafür aber als noch gefährlicher imaginiert wurden als diese.

»Was ist ein Troll, wenn nicht das?« Dieses Zitat aus der im ersten Kapitel angeführten angeblichen Strophe einer Trollfrau aus dem 9. Jahrhundert liefert eine Selbstdefinition der Trollin, die sich als jenseitig, gefährlich und sogar kosmologisch bedrohlich beschreibt. Diese offenbar sehr frühe Definition bringt uns aber zurück zur Frage, was denn nun die Trolle in der mittelalterlichen Literatur wirklich sind. Die Forschung hat darauf keine eindeutige Antwort, und dementsprechend vielschichtig und facettenreich sind die Ausführungen zu dieser Frage.122 In den Sagas ebenso wie viel später in den im 19. Jahrhundert aufgezeichneten Sagen und Märchen Skandinaviens (siehe Kap. 04 – 06) am gängigsten ist die Vorstellung des Trolls als ein jenseitiger, großer und den Menschen gefährlicher Bewohner der Berge. Dabei sind an vielen Stellen der mittelalterlichen Sagaliteratur die Begriffe Troll und Riese austauschbar, was aber in erster Linie auf die männlichen Protagonisten dieser Gattungen zutrifft. Die weiblichen Mitglieder dieser Gruppe werden meist durchweg als Trollfrauen angesprochen. Dort, wo ausdrücklich von Riesinnen die Rede ist, rückt dabei eher die beträchtliche und handlungsrelevante Größe des Geschöpfs in den Mittelpunkt. Diese Trolle bewohnen auf jeden Fall abgelegene Gegenden in den Bergen, sie bewohnen Höhlen, und ihre Sitten sind roh und ungehobelt. Sie sind hässlich und abstoßend bis zum Grotesken, vor allem die Frauen mit ihren zu kurzen Lederkitteln werden als primitiv und obszön gekennzeichnet; nur in Ausnahmefällen können Trolle und Riesen auch als schöne Rasse bezeichnet werden (wie in Kap. 1 der Barðar saga Snæfellsáss, in dem der mehr oder weniger menschliche Held selbst von Riesen abstammt). Die Nahrung der Trolle besteht aus Menschen- und Pferdefleisch, was sie beides als Angehörige einer sowohl barbarischen als auch heidnischen Kulturstufe kennzeichnet. Dennoch sind diese Trolle in vieler Beziehung den Menschen ähnlich, sie sind trotz ihrer magischen Fähigkeiten körperlich gedacht und unterscheiden sich mitunter nur durch ihre Größe und Körperkraft von den Menschen, mit denen sie sich auch

»Was ist ein Troll, wenn nicht das?«

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zu paaren imstande sind: Es werden sowohl Kinder von Riesen mit menschlichen Frauen erwähnt (die sie unter Umständen geraubt haben) als auch Kinder von menschlichen Helden mit Trollfrauen, selbst wenn diese deutlich kleiner sind als sie selbst. Relativ selten weichen diese Trolle soweit vom anthropomorphen Aussehen ab, dass sie mehrere Köpfe oder nur ein Auge im Kopf haben. Nur selten erweisen sich die männlichen Mitglieder dieser Rasse den Menschen als wohlgesonnen, und nur dort, wo sie als gütige Riesenkönige geschildert werden. Trollfrauen hingegen können zwar auch gefährliche Gegnerinnen sein, häufig fungieren sie aber auch als Ziehmutter, Beschützerin oder gar Geliebte der Sagahelden. Ihnen erwiesene Wohltaten wissen diese Trollfrauen zu schätzen und belohnen die Menschen dafür. Eine zweite Gruppe sind Menschen, die entweder wegen ihrer enormen Körpergröße, wegen ihrer magischen Fähigkeiten oder wegen übler Eigenschaften als Trolle bezeichnet werden, wobei die Zauberkundigkeit das ausschlagegebende Element zu sein scheint. In diesem Sinn ist dann auch das Wort trollkarl, »Trollmann«, zu verstehen, das stark in Richtung »Zauberer, Hexer« geht, oder wenn ein isländischer Bauer eine negativ beladene Zauberei, trollskapr, ausübt (Gisla saga, Kap. 21).123 Aber auch eine unübliche Größe und Körperkraft reicht zur Bezeichnung als trollmenni, »Trollmann«, aus, zum Beispiel wenn von jemandem behauptet wird, »er sei der schlimmste Trollmann, sowohl wegen seiner Größe als auch seiner Kraft«, wie von Vazi in der Göngu-Hrólfs saga (Kap. 8),124 der allerdings auch der Bruder des Berserkers Tryggvi ist. Aber auch der geistig behinderte Helgi »Ingjaldsdepp« wird als »groß gewachsen, fast wie ein Troll« (Gisla saga, Kap. 25)125 bezeichnet, ohne dass hier der geringste Verdacht auf Zauberkraft besteht. Allerdings bezieht sich eine andere Verwendung des Begriffs trollmenni auf einen Riesen (Selr in der Hálfdanar saga Eysteinssonar, Kap 16), sodass hier nicht immer ein rein menschlicher Held angenommen werden kann. Wenn also in Bezug auf Bardr gesagt wird: »Er war auch in Kraft und Wuchs den Trollen ähnlicher als menschlichen Männern« (wie in der Barðar saga Snæfellsáss, Kap. 6126), oder wenn gar vom Berserker Hárek in der Hrólfs safa Gautrekssonar (Kap. 27) gefragt wird, ob man ihn denn einen Mann nennen kann, »denn er ist einem Troll nicht unähnlicher«,127 kann sich das sowohl auf einen enorm starken oder auch zauberkundigen Mann beziehen als auch auf die Unsicherheit, ob jemand noch der menschlichen Rasse oder schon den Trollen zuzurechnen ist. Weniger zweifelhaft ist die dritte Verwendung des Begriffs »Troll«, nämlich dort, wo er ganz eindeutig für unreine Geister oder Dämonen verwendet wird. Dies gilt auch dann, wenn heidnische Halbgötter oder dämonisierte Wesen der heidnischen Religion angesprochen werden.128 Ein recht offensichtliches Beispiel dafür ist die Schutzgöttin des heidnischen Jarls Hákons, Thorgerðr Hölgabrúðr (oder Hörgatroll), die wohl eine lokale Gottheit von Halogaland in Norwegen war. Als sie in die Schlacht eingreift, indem sie von jedem ihrer Finger Pfeile abschießt, sagt der Anführer der Jómswikinger, Jarl Sigvaldi: »Wir haben nicht geschworen,

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Die bösen Trolle: Trolle in den isländischen Sagas des Mittelalters

mit Trollen zu kämpfen!«.129 Sie ist in dieser Schlacht eindeutig als ein übernatürliches Wesen zu werten, dem der Jarl zuvor sogar seinen siebenjährigen Sohn für den Sieg geopfert hatte. Ein weiterer Beleg dafür, dass mit dem Begriff »Troll« auch alle möglichen jenseitigen (aber vorwiegend heidnischen) Wesen bezeichnet werden können, ist die etwas enigmatische Stelle im wohl ältesten und bedeutendsten der mythologischen Lieder der Edda, der Völuspá. In Strophe vierzig wird vom Fenriswolf, dem apokalyptischen Wolf, der zu den Ragnarök Odin verschlingen wird, gesagt, er habe trollshamr, also die Gestalt eines Trolls. Hier ist sicherlich nicht gemeint, dass man sich den Fenriswolf auch als anthropomorphes Wesen vorgestellt hätte, sondern nur, dass er zu den übernatürlichen Wesen der heidnischen Mythologie gehört. Diese Erklärung mag auch dort greifen, wo in der Hrólfs saga kraka (Kap. 35 und 43) zwei Tiere – ein drachenartiges geflügeltes und ein Eber – als Troll, letzteres als »Troll in Ebergestalt«, bezeichnet werden, weil sie unverwundbar und durch Schadensmagie gesteuert zu sein scheinen.130 Eine vierte Verwendung des Begriffs findet sich in Aufzählungen von verschiedenen Wesen in den Reihen gegnerischer Armeen, wo direkt neben den Trollen auch die Blámenn, »Schwarze«, aufgelistet und mitunter mit diesen gleichgesetzt werden. So wie in Aufzählungen von Schlachtenformationen exotischer Gegner, in denen Schwarze, Berserker, Zwerge und alle möglichen Unwesen aufgezählt werden, so werden daneben auch gerne Trolle oder Riesen genannt, wie etwa in der Sigurdar saga þögla (Kap. 27): »Ermedon hatte alle möglichen Geschöpfe bei sich, zuerst Schwarze und Berserker, dann Zwerge und verborgenes Volk, Riesen und mächtige Trolle.«131 In der Kjalnesinga saga (Kap. 15) verhält sich ein solcher Schwarzer am Hof des norwegischen Königs Harald Schönhaar ausdrücklich wie ein Troll: Dann ließ der König den Schwarzen herbeiführen, und vier Mann mussten ihn halten. Er brüllte laut und schrie wie ein Troll. 132

Zu dieser Bedeutung von »Troll« als »Feinde mit magischen Eigenschaften« passen auch die zwölf Königinnen, die in der Vilhjálms saga sjóðs (Kap. 55 – 57)133 ganz beiläufig auch als Trollfrauen bezeichnet werden. Sie werden nicht nur durch ihre eigentümlichen Phantasienamen (wie Sisigambur und Balbumbu), sondern durch die zum Teil obszönen Beinamen als Trollfrauen gekennzeichnet: Finnhildr flotskud (»Nassfut«), Meinhildur mannæta (»Männerfresserin«), Gyridr gambarageil (»Greif-Pforte«), Gunnhilld gasastycki (»Vulva-Stück«), Rannveigr redrahit (»Penissack«), Kjötrassa kylavömb (»Voll-Bauch«), Godrun dys (»Dise«) und Flaumhilldr flennskjud (»Offen-Fut«). Wie die Schilderung lasziver Kleidung bei Trollfrauen gehören auch die Beinamen zur Charakterisierung der Trollfrauen, aber hier sind sie eigentlich und ursprünglich feindliche Kriegerinnen einer exotischen Phantasiewelt.

Ein Sagatroll im höfischen Kontext

71

Eine fünfte und letzte Bedeutung von »Troll« ist die häufige Verwendung für Untote und Wiedergänger. In der langen Episode der bereits mehrfach erwähnten Grettis saga, in der Grettir mit dem Troll Glamr kämpft, ist dieser zuerst nur ein unchristlicher schwedischer Schafhirte, dann ein (offenbar durch eine Trollbegegnung angesteckter) Untoter, und wird dann durchwegs als Troll bezeichnet. Auch die Harðar saga ok Hólmverja (Kap. 14)134 schildert den gewalttätigen Wikinger Soti, der nach seinem Tod umgeht, folgendermaßen: »Er war zu Lebzeiten schon ein schrecklicher Troll, aber noch einmal halb so viel als Toter.« Noch deutlicher in der Beschreibung des Toten als Troll wird die Hrómundar saga Grípssonar (Kap. 3 – 4),135 in der die Helden der Saga aufbrechen, um wegen der darin begrabenen Schätze einen Grabhügel aufzubrechen, in dem der Wikinger Thrain liegt, der Valland eroberte und dort König war. Er war ein großer und starker Berserker, ­v oller Zauberkraft, und er wurde im Hügel beigesetzt mit Schwert, Rüstung und großen Reichtümern. […] Voli sprach: »Niemand wird sein Leben riskieren [in den Hügel ein­ zudringen], denn wir sind hier 60 Männer, und dieser Troll kann sie alle umbringen.«

Auch die ebenfalls bereits erwähnte Stelle der Gull-Þóris saga, in der Thorir auf seinen verstorbenen Onkel Agnarr an dessen Grabhügel trifft, verweist auf die Identifikation von Untoten mit Trollen, denn hier tritt der unübliche Fall ein, dass der Held seinen eigenen Verwandten als Troll bezeichnet, obwohl sonst keinerlei riesische oder trollische Vorfahren bekannt sind. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Begriff »Troll« sehr facettenreich ist und keineswegs auf eine bestimmte Bedeutung festgelegt werden kann, nicht einmal innerhalb der Sagaliteratur des Hoch- und Spätmittelalters, weil auch dort sehr unterschiedliche Bedeutungen in den Texten verwendet werden. Gemeinsam ist all den Bedeutungen, dass die Trolle jenseitig und keineswegs harmlos sind, selbst wenn sie mitunter als dumm und dann leichter überwindbar geschildert werden.

Ein Sagatroll im höfischen Kontext In der mittelalterlichen Kirche von Floda in Södermannland in Schweden, etwa achtzig Kilometer westlich von Stockholm, findet sich eine Reihe von Wandmalereien aus dem späten 15. Jahrhundert. Diese wurden, wie die in über dreißig anderen Kirchen in Schweden, von einem bekannten Künstler der Zeit, Albertus Pictor, »Albert der Maler«, hergestellt und sind in diesem Fall ausgesprochen gut erhalten. Neben allen möglichen biblischen und sonstigen religiösen Szenen enthält eine der Vierungen im Kirchengewölbe die Darstellungen von vier Zweikämpfen, von denen aber nur eine einzige − nämlich David gegen Goliath − biblischen

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Die bösen Trolle: Trolle in den isländischen Sagas des Mittelalters

Ursprungs ist. Eine weitere entstammt der mittelalterlichen Heldensage, nämlich dem Kampf zwischen Dietrich von Bern mit Videke Velandsson, welcher aus der altnordischen Thiðreks saga af Bern (vor 1250) als Viðga Velentsson bekannt ist, also der Sohn von Wieland dem Schmied. Die Saga wurde um 1450 in altschwedische Verse gebracht und wird in dieser Form als Didrikskrönikan bezeichnet, aus ihr stammte offenbar das Wissen des Künstlers über diesen Kampf. Die zwei verbleibenden Kämpfe dagegen werden in keinen erhaltenen Sagatexten erwähnt, sind aber deswegen interessant, weil es sich um Trollkämpfe handelt, die hier ausnahmsweise auch bildlich dargestellt werden. Es handelt sich um die Zweikämpfe von Sven Fötling mit einem Troll, den er durch einen Stich in den Hals tötet, und den Kampf von Holger Danske mit dem namentlich genannten Troll Burmand, der bei diesem Zweikampf zu Pferde (!) ebenfalls seinen Kopf verliert. Holger Danske ist aus der mittelalterlichen Sagaliteratur gut bekannt, da ihm in der Karlamagnus saga, »Saga von Karl dem Großen«, das ganze dritte Buch, der sogenannte Oddgeirs þáttr danska, »Abschnitt von Oddgeir dem Dänen«, gewidmet ist. Dieser Teil der Saga geht auf das um 1200 entstandene französische Versepos Le Chevalerie Ogier de Danemarche zurück, das diesen bekannten Ritter am Hofe Karls des Großen behandelt.136 In der Karlamagnus saga (Teil 3, Kap. 45) ist der Gegner von Oddgeir ein heidnischer König namens Burnament, über dessen Aussehen nur gesagt wird, dass man ihn im Norden für einen Troll gehalten hätte. In Schweden war dieser Kampf zwischen Holger/Oddgeir und dem trollartigen Heidenkönig einerseits durch das dänische Volksbuch Olger Danskes Krønike (Erstdruck 1534) bekannt, welches selbst wieder auf den französischen Prosaroman Ogier le Danoys zurückgeht, andererseits durch eine erst um 1580 schriftlich aufgezeichnete dänische Ballade. Diese Ballade entstand also etwa einhundert Jahre nach den auf 1480 bis 1485 datierten Fresken in der Kirche von Floda. Man muss daher davon ausgehen, dass entweder die Ballade in mündlicher Form schon im 15. Jahrhundert bekannt war oder dass die isländische Saga oder eine ausländische Version des Ogier Albert Pictor beziehungsweise seinen Auftraggebern zu Ohren gekommen waren. Die Wandmalerei des 15. Jahrhunderts ist eine der ganz wenigen bildlichen Belege für das Aussehen eines Trolls aus dem Mittelalter, und obwohl die Abbildung dem Kampf zu Pferd in den Vorlagentexten folgt und den Troll beritten mit Schild, Helm und Lanze zeigt, so ist er doch sonst nackt, braun und haarig und entspricht somit dem skandinavischen Trollbild des Mittelalters. Auch dass er nur vom Stärksten aller Ritter Karls des Großen überwunden werden kann, entspricht dem mittelalterlichen Muster des Trollkampfs. So verliert in der Darstellung der Troll Burmand seinen behelmten Kopf, und die Bildlegende sagt unüblich ausführlich: hollager dansk han van seger af burmand, »Holger der Däne erringt den Sieg über Burmand«.

73

Ein Sagatroll im höfischen Kontext

Noch typischer wird der Troll im vierten dargestellten Kampf der Kirche in Floda beschrieben, welcher im Text des begleitenden Schriftbands mit swen fötling, »Sven Fötling«, und trullet, »Der Troll«, beschriftet ist. Dieser Zweikampf ist aus einer in Skandinavien in der Frühen Neuzeit verbreiteten Ballade bekannt, die im Schwedischen ab etwa 1700 als Sven Fötling och Trollet, im Dänischen und Norwegischen schon früher im 17. Jahrhundert als Sven(d) Felding belegt ist.137 Der dänische Held trifft auf einer Pilgerfahrt im Süden auf einer Insel eine Prinzessin, die von einem Troll terrorisiert wird. Nachdem er von ihr mit einem Schlachtross und Waffen versehen wird, kann er den Troll besiegen und in fünfzehn Stücke hauen. Die Hand und das Königreich der Prinzessin lehnt er aber ab. In der Kalkmalerei der Kirche von Floda, die deutlich älter ist als eine der schriftlichen Quellen, ist dieser Troll zu Fuß unterwegs, ebenfalls braun (und haarig?) und mit einer Keule bewaffnet. Hier wird er aber von Sven Fötling durch einen Schwertstich in die Kehle getötet und nicht zerstückelt. Diese beiden Trollbilder des Albert Pictor geben ein einzigartiges Zeugnis davon, wie man sich im ausgehenden Mittelalter in Skandinavien die Trolle vorgestellt hat. Durch ihren Mangel an Kleidung sind sie als unzivilisiert gekennzeichnet, die Keule als Waffe stellt den zweitgenannten Troll ebenfalls außerhalb der menschlichen Gesellschaft, während der Gegner von Holger durch die Ausstattung mit Schlachtross, Helm und Lanze bei sonstiger Nacktheit beinahe ein wenig komisch wirkt, auch wenn dadurch wohl die Gefährlichkeit als Gegner betont werden sollte.

Abb. 7: Der Kampf zwischen Holger Danske und dem Troll Burmand (links, nackt und behaart dargestellt) um 1480 –  1 485 auf den Fresken der schwedischen Kirche von Floda, Foto 2009.

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Die bösen Trolle: Trolle in den isländischen Sagas des Mittelalters

Ihre Größe allerdings entspricht auf den Bildern derjenigen der Menschen, allenfalls sind sie nur geringfügig größer und massiger als ihre ritterlichen Gegner. Auch diese Trolldarstellungen des späten 15. Jahrhunderts fügen sich noch mehr oder weniger in das Bild von Aussehen und Funktion der mittelalterlichen Trolle in der skandinavischen Literatur. Was aber bislang ausgespart wurde, ist die Frage, was die Trolle denn mit dem Trolldomr, der Zauberei, zu tun haben, mit der sie schon der Begrifflichkeit wegen verbunden sind – auch wenn diese Zauberei keineswegs auf Trolle allein beschränkt ist (vgl. dazu Kap. 03).

Trolle und Monster im Mittelalter Nach mittelalterlicher Vorstellung können Trolle keine Monster sein, denn letztere sind menschlicher Natur, homines monstruosi, haben eine Seele und gehören getauft. Dennoch weisen die

Eine mittelalterliche Trollgeschichte: Thor­s tein Ochsenfuß

Aus der Geschichte von Thor­stein Ochsenfuß, Þorsteins þáttr uxafóts, der diesen Beinamen von König Olaf bekam, weil er so stark war, dass er einem riesigen Ochsen mit bloßen Händen einen Hinterlauf abriss: […] Dann ritten sie ihres Weges, bis sie zu

zum König gingen und ihm die Neuigkeiten

einer großen Halle kamen. Daraus sahen sie

erzählten, die sich schnell weit verbreiteten.

drei Trollfrauen laufen, zwei junge und eine

10. Es ist zu berichten, dass Styrkar mit

sehr große. Sie war ganz behaart wie ein Bär.

Thor­s tein sprach und fragte, ob er mit ihm in

Sie trugen alle Schwerter in den Händen. Sie

den Heiðarskog ziehen wolle, und Thor­s tein

sahen auch einen großen Mann gehen, wenn

ließ alles für die Fahrt vorbereiten. Zeitig

man ihn einen Mann nennen konnte, und zwei

eines Morgens zogen sie los und gingen mit

Burschen mit ihm. Er hatte ein gezogenes

Schneeschuhen den Berg hinauf und rasteten

Schwert in der Hand, das war so hell, dass

nicht, bis sie am Abend zu einer Sennhütte

es Funken zu sprühen schien. All diese Trolle

kamen, wo sie die Nacht verbringen wollten.

sahen übel aus, und es begann sofort ein

Dann teilten sie sich die Arbeit auf: Thor­

Kampf zwischen ihnen. Der große Mann

stein sollte Wasser holen, aber Styrkar Feuer

schlug mächtig um sich, und auch die zotte-

machen.

lige Frau. Es endete schließlich damit, dass

Thor­s tein ging hinaus und nahm den Speer

Brynjulf und alle seine Gefährten fielen bis

mit, den Styrkar ihm gegeben hatte, und den

auf vier, die in den Wald entkamen und dann

Wasserkübel in die andere Hand, und als er

Trolle und Monster im Mittelalter

75

Trolle viele monströse Züge auf, und auch die vielen Stellen der Sagaliteratur, in denen sterbliche Menschen nach und nach zu Trollen werden, zeigen, dass die Unterscheidung keineswegs scharf ist. Dennoch muss hervorgehoben werden, dass auch die Untoten und die als Wiedergänger oder Trolle umgehenden Menschen zur jenseitigen Welt gehören, also eher in den Bereich des Dämonischen als des Monströsen. Dazu gehört auch, dass sie Menschenfresserei betreiben, was sie nach mittelalterlichem Denken außerhalb der menschlichen Gesellschaft stellt. Zwar frönen auch einige Gattungen der Monstren, also der Fabelrassen, der Anthropophagie (sie werden als Anthropophagen bezeichnet, da der Begriff Kannibalen erst um 1500 aufkam138) genauso wie die Kynokephalen, »Hundsköpfige«, sowie die biblischen Nordvölker Gog und Magog. Aber gerade an diesen wenigen Beispielen kannibalischer Praktik entzündete sich im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit ein Streit darüber, ob die Monstren denn wirklich vollwertige Menschen wären.

fast zum Wasser gekommen war, sah er ein

Kerzenhalter brannte. Thor­s tein sah, dass

Mädchen mit einem Wasserkübel gehen. Sie

eine Frau im Bett lag, wenn man sie eine

war nicht groß, aber fürchterlich dick, und

Frau nennen konnte. Sie war groß und dick

als sie Thor­s tein sah, warf sie den Kübel weg

und ganz wie ein Troll. Sie hatte grobe Züge

und lief schnell davon und rannte den Weg

im Gesicht und war schwarz und blau von

zurück. Thor­s tein ließ seinen Kübel auch ste-

der Hautfarbe. Sie lag in einem Seidenhemd

hen und rannte ihr nach. Aber als das Mäd-

da, das am ehesten so aussah, als wäre es

chen das sah, stürzte sie schnell davon. Sie

in Menschenblut gewaschen worden. Die

liefen nun beide so schnell sie konnten, aber

Unholdin lag im Schlaf, wobei sie fürchter-

der Abstand zwischen ihnen wurde weder

lich laut schnarchte. Ein Schild und Schwert

größer noch kleiner. Das ging so, bis Thor­

hingen oben über ihr. Da stieg Thor­s tein auf

stein eine sehr große und massive Halle sah,

die Bettkante, nahm das Schwert herunter

da rannte das Mädchen hinein und schlug

und zog es. Dann zog er der Unholdin die

die Tür hinter sich zu. Als Thor­s tein das sah,

Kleider aus und sah, dass sie völlig behaart

warf er ihr den Speer hinterher, der die Haus-

war, bis auf ein Fleckchen unter dem linken

tür traf und durch den Türflügel hindurch-

Arm, das kahl war. Da dachte er zu wissen,

flog. Thor­s tein ging zur Halle und hinein, wo

dass das Schwert dort beißen würde, wenn

er seinen Speer am Boden fand, aber das

überhaupt irgendwo. Er setzte das Schwert

Mädchen nicht. Er wandte sich tiefer ins

auf diesen Fleck und drückte auf das Heft,

Haus hinein, bis er zu einer verschließbaren

und das Schwert biss so, dass die Schwert-

Schlafkammer kam, wo ein Licht in einem

spitze im Polster steckte. Da erwachte die

76

Die bösen Trolle: Trolle in den isländischen Sagas des Mittelalters

Anthropophagie im Mittelalter ist immer ein Zeichen dafür, dass die Grenze zwischen menschlichem und tierischem Verhalten verwischt. In den Darstellungen der Dämonen, die in der Hölle die Verdammten quälen, sind diese meist tiergestaltig dargestellt. Als Bären, Wölfe, Eber oder Phantasietiere quälen sie mit Klauen oder Fängen die Körper der Menschen. Wie die Trolle in den skandinavischen Sagas, so werden auch die Riesen der mittelhochdeutschen oder mittelfranzösischen Literatur immer wieder als Menschenfresser bezeichnet, um ihren Status als nichtmenschliche Wesen zu etablieren. Ob es dabei eher um die Grenze zwischen Mensch und Tier139 oder um diejenige zwischen Mensch und Dämon geht, hängt auch von der literarischen Gattung und nicht zuletzt von der persönlichen Einstellung der Autoren ab. In jedem Fall ist damit aber nicht nur eine nicht-menschliche, sondern auch eine nicht-christliche Grundhaltung markiert, die in den isländischen Sagas noch dadurch verstärkt wird, dass der Verzehr von (rohem!) Menschenfleisch mit dem von Pferdefleisch

Trollfrau, und aus keinem guten Traum, und

Er rief die Buben beim Namen, der eine

schlug mit den Händer herum und sprang auf.

hieß Hak, der andere Haki, und bat sie,

Da löschte Thor­s tein gleichzeitig das Licht

zu ihrer Mutter Skjaldvör hineinzugehen

und sprang aufs Bett hinauf, sie aber sprang

um herauszufinden, ob sie wach sei oder

aus dem Bett und dachte, ihr Feind würde die

schliefe.

Tür gesucht haben, aber als sie dort hinkam,

Skjalddis antwortete: »Es ist unratsam,

starb sie dort an der Schwertwunde. Thor­

Vater, die jungen Leute in die Dunkelheit

stein ging dann zu ihr, zog die Schwertklinge

zu schicken, denn ich will dir sagen, dass

heraus und nahm sie mit, dann ging er weiter,

ich am Abend zwei Männer vom Gebirge

bis er zu einer Tür kam. Sie war am Türstock

herunterlaufen sah. Sie waren so flink zu

angelehnt, aber nicht ganz zu. Er sah einen

Fuß, dass ich vermute, dass nur wenige von

großen Mann auf der Bank sitzen und von

unseren Leuten mit ihnen mithalten könnten.«

sehr groben Gesichtszügen, über dem hingen

»Darauf braucht man, glaube ich, nichts zu

alle möglichen Rüstungen. An seiner Seite

geben«, sagte Jarns­k jöld, »denn der König

saß eine große und widerliche Unholdin, aber

schickt nur solche Männer her, vor denen

nicht sehr alt. Zwei Buben spielten am Boden,

ich mich nicht fürchten muss, aber da ist ein

denen die Borsten vom Kopf abstanden.

Mann, vor dem ich mich ängstige, der heißt

Das Trollweib ergriff das Wort: »Bist Du müde, Vater Jarns­k jöld?« »Nein, Tochter Skjalddís, aber Gedanken an einen großen Mann drücken mir aufs Gemüt.«

Thor­s tein, Sohn von Oddny, von draußen aus Island, aber es ist, als hingen mir Blätter vor den Augen, was mein ganzes Schicksal betrifft, woran das auch liegt.«

Trolle und Monster im Mittelalter

77

einhergeht. Letzteres wurde in der Missionszeit und wohl auch noch im Hochmittelalter als eindeutig heidnisch-vorchristlich angesehen, weil das Pferd in Skandinavien das wichtigste Opfertier des polytheistischen germanischen Kults gewesen war.140 Durch die Weigerung, Menschenfleisch zu verzehren, grenzen sich in vielen Texten solche Wesen, die nur als Halbtrolle und damit natürlich auch als halbmenschlich gelten wollen, von anderen Trollen ab. Ein Beispiel ist die Trollfrau Brana in der schon oben zitierten Hálfdanar saga Brönufóstra (Kap. 6): »Weder trinke ich Blut, noch fresse ich Menschen. Ich würde dich nicht töten […]«. Dass sich diese Trollfrau dann auch noch dem Helden als nützlich erweist und in der Lage ist, mit ihm Geschlechtsverkehr zu haben und von ihm ein Kind zu empfangen, rückt sie noch näher auf die menschliche Seite. Dagegen wird in französischen Texten die umgekehrte Beziehung, nämlich die eines Riesen mit einer menschlichen Frau, für diese oft genug als tödlich angesehen.141

»Das ist doch unwahrscheinlich, Vater«,

Hand, sowohl glänzend als auch scharf, wie

sagte sie, »dass dieser Thor­s tein irgendwann

Thor­s tein meinte, noch nie eines gesehen zu

in den Heidarskog kommt.«

haben, und hieb sofort nach Thor­s tein. Der

Die Buben gingen nun hinaus und Thor­

wich dem Hieb aus, aber wurde trotzdem

stein zog sich zurück. Sie liefen vorwärts und

am Schenkel verwundet. Das Schwert fuhr

dann hinaus.

bis zum Heft in die Erde hinein. Jarns­k jöld

Als eine Weile vergangen war, ergriff

griff danach, aber Thor­s tein holte mit dem

Skjalddis das Wort: »Mich drängt’s hinauszu-

Schwert Skjaldvararnaut hart und schnell aus

gehen.« Dann lief sie rasch und unbedacht zur

und hieb nach Jarnskjöld. Der Schlag traf ihn

Tür. Thor­s tein wich ihr aus, aber als sie zur

an der Schulter und schlug ihm den Arm und

Außentür kam, fiel sie über ihre tote Mutter.

ein Bein ab. Da stürzte Jarns­k jöld zu Boden.

Davon wurde ihr kalt und unheimlich, und sie

Thor­s tein hieb da schnell mit großen Schlägen

sprang da aus dem Haus hinaus. Da kam ihr

nach ihm und schlug ihm dann den Kopf ab.

gerade Thor­s tein entgegen und haute ihr mit

11. Dann ging Thor­s tein in die Halle hin-

dem Schwert Skjaldvararnaut den Arm ab.

ein, aber als er hineinkam, wurde er ganz

Sie wollte da ins Haus zurück, aber Thor­s tein

unerwartet ergriffen und niedergeworfen. Da

verwehrte ihr die Tür. Sie hatte ein kurzes

merkte Thor­s tein, dass die Trollfrau ­S kjaldvör

Schwert in der Hand, und sie kämpften eine

gekommen war, und der Kampf schien ihm

Weile, aber es ging so aus, dass Skjalddis

nun schlimmer als vorher. Sie bückte sich zu

tot hinfiel. Gerade da kam Jarns­k jöld her-

Thor­s tein hinunter und wollte ihm die Gurgel

aus, mit einem gezogenen Schwert in der

durchbeißen. Da kam es Thor­s tein in den

78

Die bösen Trolle: Trolle in den isländischen Sagas des Mittelalters

Deutet auch die Anthropophagie auf die Monstrosität der Trolle, so sind sie dennoch – nach der mittelalterlichen Auffassung, nach der Monster eben weitgehend menschlicher Natur sind und deswegen als homines monstruosi bezeichnet werden – nach den Beschreibungen sowohl der Sagas als auch der Märchen viel eher dämonischer, also anderweltlicher Natur. Darauf deuten auf phänomenologischer Seite ihre Fähigkeit zu Unsichtbarkeit und plötzlichem Verschwinden, ihre Abneigung gegen das Christentum, die unterirdischen Behausungen, die magischen Fertigkeiten, ihre Schädlichkeit und besonders ihr Wohnort in unmittelbarer Umgebung der Menschen und ihr Umgang mit ihnen. Während Monster im Mittelalter durchwegs in weit entfernten oder ganz unzugänglichen Gebieten angesiedelt wurden, wo (außer in den phantastischeren Abenteuergeschichten) die Menschen realistischerweise nicht mit ihnen in Kontakt kommen, kann man auf Trolle jederzeit, wenn auch unverhofft, in den heimischen Wäldern oder den Bergen Skandinaviens stoßen. Trolle sind

Sinn, dass der sehr groß sein müsse, der

Teil von dieser Materie in die Brust Thor­s teins

Himmel und Erde erschaffen hatte. Er hatte

gelangt sei, weil die Leute dachten, dass er

auch viele und bemerkenswerte Geschich-

seither nicht immer in menschlicher Gestalt

ten über König Olaf gehört und den Glauben,

war, ob es nun am Geifer Skjaldvörs lag oder

den der predigte, und er versprach nun mit

daran, dass er als Kind ausgesetzt worden

reinem Herzen und ganzem Verstand, diesen

war. Da lagen nun beide zwischen Leben und

Glauben anzunehmen und Olaf zu dienen,

Tod, sodass keiner aufstehen konnte.

solange er lebe, wenn er diesem Spuk hier

12. Nun ist zu erzählen, dass Styrkar in der

gesund und lebend entkäme. Und als sie

Almhütte war und Thor­s tein ihm lange aus-

gerade die Zähne an Thor­s teins Gurgel set-

zubleiben schien. Er legte sich auf die Bank,

zen wollte, als er sein Versprechen gegeben

und als er da eine Weile gelegen war, liefen

hatte, da kam ein fürchterlich heller Licht-

zwei grausliche Burschen herein, beide mit

strahl in die Halle, genau in die Augen der

einem Kurzschwert in der Hand. Sie griffen

Trollfrau. Dadurch wurde ihr so schlecht,

Styrka sofort an, aber der ergriff einen Balken

dass sie ihre ganze Macht und Stärke verlor,

von der Bank und wehrte sich damit, bis er

und sie fing an, ganz entsetzlich zu gähnen.

beide erschlagen hatte. Er ging nun aus dem

Da brach ihr Geifer aus ihr heraus und hin-

Haus hinaus und vermutete, wo Thor­s tein

unter auf Thor­s teins Gesicht, sodass er von

sein könnte, und ging, bis er zu der Halle

der Übelkeit und dem Gestank, der davon

kam, sah dort die Kampfspuren und zwei

ausging, fast starb. Es kam den Leuten auch

Unholde tot daliegen, aber Thor­s tein sah er

nicht unwahrscheinlich vor, dass irgendein

nirgends. Er fürchtete nun, dass der in einer

79

Trolle und Monster im Mittelalter

also »mitten unter uns«, wenn auch meist unsichtbar, genauso wie die Dämonen. Monster haben aufgrund ihrer Menschlichkeit auch nicht die Gabe der Unsichtbarkeit und wurden zudem nicht als schädlich angesehen. Sie galten vielmehr als Mahnung (von lat. monstrate, »zeigen«, oder monere, »mahnen«), während die Trolle dem Menschen, genau wie die Dämonen, prinzipiell feindlich gesinnt sind. Dem scheint zwar die Trollabstammung einiger (halb-)menschlicher Helden entgegenzustehen, aber bei genauerer Betrachtung wird gerade bei diesen deutlich, dass die trollischen oder riesischen Ahnen einer anderen Spezies angehören als die Menschen, was bei Monstern nicht der Fall sein ist – sie stammen genau wie andere Menschen von Adam ab. Zusammenfassend lässt sich also konstatieren, dass die Trolle, obwohl in einigen Fällen (böse) Verstorbene zu Trollen werden können, den Dämonen deutlich näher stehen als den Monstern. Auch dort, wo es zu geschlechtlichen Beziehungen zwischen Trollen und Men-

Notsituation wäre, gelobte dem Schöpfer des

nur schwer gelang, weil sie so einen dicken

Himmels und der Erde, den Glauben anzu-

Hals hatte. Dann berichtete Thor­s tein Styrkar

nehmen, den König Olaf predigte, wenn er

all seine Erlebnisse.

in dieser Nacht seinen Gefährten Thor­s tein lebend und gesund wiederfände. Dann ging er in die Halle hinein und kam dorthin, wo Skjaldvör und Thor­s tein lagen, und fragte, ob Thor­s tein zu spre-

Styrkar antwortete: »Du bist ein wahrer Held, und es ist wahrscheinlich, dass man von diesen deinen Heldentaten berichten wird, solange die Nordländer bewohnt sind.« Dann begannen sie nun, alle Trolle

chen imstande sei, und der antwortete, dem

zusammenzuschleppen, ein Feuer anzu-

stünde nichts im Weg, aber bat, ihm zu hel-

zünden und sie zu kalter Asche zu ver-

fen. Dann ergriff Styrkar Skjaldvör und zog

brennen. Sodann durchsuchten sie die Halle,

sie von ihm herunter. Torstein stand schnell

fanden aber nichts Wertvolles, dann fuhren

auf, auch wenn er von all dem noch steif war,

sie fort und heim nach Gimsøy. […] Diese

vom dem Ringkampf mit der Unholdin und

Neuigkeiten wurden nun bekannt und man

der Umarmung Skjaldvörs. Dann brachen sie

hielt viel davon.

der Trollfrau Skjaldvör das Genick, was ihnen

(Þorsteins saga uxafóts, in C. R. Unger/Guðbrandur Vigfusson (Hg.): Flateyjarbók, Bd. 1, Christiania 1857; auch ediert in Þórhallur Vilmundarson/Bjarni Vilhjálmsson (Hg): Harðar saga, Reykjavik 1991 [= Íslenzk Fornrit 13], 339 – 370).

80

Die bösen Trolle: Trolle in den isländischen Sagas des Mittelalters

schen kommt, nehmen diese Verbindungen eine ähnliche Form wie die von Männern mit succubi, also weiblichen Dämonen, an: In beiden Fällen geht die Initiative von den weiblichen Partnern aus, sie ist temporär, und hier wie da kann sich die daraus entsprungene Nachkommenschaft als problematisch erweisen. Man wird also gut daran tun, die Trolle nicht zu den Monstern zu zählen, wenigstens nicht nach der mittelalterlichen terminologischen Praxis. Dass sie nach modernem Sprachgebrauch monströse Züge tragen, ist unbestritten.

03

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ZAUBEREI UND TROLLDOMR IN SPÄTMITTELALTER UND FRÜHER NEUZEIT

Neben den Trollen selbst taucht schon in der mittelalterlichen Literatur ein Begriff auf, der zwar mit den Trollen zu tun hat, aber auch ganz unabhängig von diesen auftritt und verwendet wird, der des Trolldomr. Der altnordische Begriff trolldómr bedeutet etwa »Zauberei, Hexerei«, aber auch ganz einfach »übernatürliche Erscheinungen« oder »unerklärliches Verhalten«, und hängt damit mit den etymologischen Wurzeln des Worts »Troll« zusammen: Dieses dürfte auf ein vornordisches Verbum *trulla zurückgehen, was etwa »wanken, schwanken, betrügen, etwas vorgaukeln« bedeutete und damit die betrügerische, aber auch jenseitige, gespensterhafte Natur der Trolle anspricht. Vermutlich hängt das Wort ursprünglich mit dem mittelhochdeutschen Verbum trüllen, »betrügen«,142 vielleicht aber auch mit dem Verb trollen, »trampeln, trippeln«, zusammen, wozu ja auch das heutige deutsche »sich trollen« gehört. Daneben findet sich auch noch die dänische Nebenform trylle, was in den skandinavischen Sprachen heute ganz einfach »zaubern« heißt, ursprünglich aber »betrügen, vorgaukeln«. Das Konzept von Trolldomr, »Zauberei« (heute norweg., schwed. trolldom, dän. trolddom, trolderi), mag sich schon früh vom Wort für den Troll gelöst haben, denn schon unsere mittelalterlichen Sagas haben eine Reihe von Belegen dafür, dass ganz einfacher Zauber, auch wenn er von Menschen ausgeübt wurde, als Trolldomr bezeichnet wurde. Dieser Zauber war durchwegs als verurteilenswürdig angesehen, was zum einen auf den heidnischen Konnotationen dieser Praktiken beruhte, zum anderen auf der Schändlichkeit des Schadenszaubers, um den es meist geht. Die als Trolldomr bezeichnete Zauberei wirkte von ihrer Bedeutung aber sicherlich auch wieder auf die Wahrnehmung der Trolle zurück, auch wenn normalerweise in den Quellen leicht zwischen einem Troll und einem trolldomsmaðr oder trollmaðr, also einem (menschlichen) Zauberer zu unterscheiden ist. Damit hängt aber auch zusammen, dass von den verschiedenen Arten der Zauberei, die man im Mittelalter kannte (u. a. Weissagung, Heilungszauber, Liebeszauber, Bannen, Feihen und diverse Arten von Schadenszauber), die Trolle offenbar nur zu Schadenszauber imstande sind. Die oben bei der Gefährlichkeit der Trolle genannten Fälle, in denen sie Nebel, Sturm

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Zauberei und Trolldomr in Spätmittelalter und Früher Neuzeit

und andere Unwetter plötzlich herbeirufen können, sind symptomatisch für diese Art von Naturmagie, mit der sie Tierherden verschwinden lassen und Wanderer oder Fischer in die Irre oder sogar den Tod führen können. Nur zwei andere Arten von Magie lassen sich für Trolle häufiger in den mittelalterlichen Texten finden: Die eine ist eine gewisse Hellsichtigkeit, die aber bei den meisten Trollen nicht so weit reicht, dass man sie nicht überraschen könnte. Nur bei einzelnen Exemplaren (wie Kolbjörns uralter Trollmutter Skrukkja in der Barðar saga Snæfellsáss) ist sie ausgeprägter, aber auch das nicht so sehr, dass sie sich damit erfolgreich gegen die Geschicklichkeit oder Kraft menschlicher Helden zur Wehr setzen können. Die zweite bei Trollen erkennbare magische Gabe, die aber noch seltener erwähnt wird, ist die Gabe, sich unsichtbar zu machen oder plötzlich zu verschwinden. Das mag aber direkt mit der Fähigkeit zusammenhängen, plötzlich Nebel entstehen zu lassen. Ansonsten sind die Trolle der mittelalterlichen Quellen kaum zauberkräftiger als Menschen. Echten Zauberern und Hexen sind sie unterlegen, da diese mit Beschwörungen und Runenzaubern auch andere Arten von Magie ausüben können. Während bei Zauberern, trolldomsmenn, und männlichen Trollen, tröll, eine Unterscheidung in den mittelalterlichen Texten leichtfällt, ist sie bei Hexen und Trollfrauen (beide trollkona) weniger offensichtlich, aber meist aus dem Kontext erschließbar. Wo es um menschliches Handeln, auch im Bereich der Magie, geht, wird man von Hexen und Hexerei sprechen können, in der jenseitigen und mythologischen Sphäre eben von Trollfrauen, die sich üblicherweise schon durch ihre Größe und ihr Aussehen von menschlichen Frauen unterscheiden. Nicht erst im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit werden Hexen als trollkona, noch öfter aber als trollkerling, also als »alte Hexe«, bezeichnet, womit dann fast ausschließlich menschliche Frauen bezeichnet werden, welche Zauberei ausüben. Dabei ist aber zu betonen, dass die mittelalterlichen Quellen kaum eine geschlechtsspezifische Zuweisung von Zauberei erlauben, so wie sie sich in der Neuzeit meist auf die Hexen konzentriert: Schon in der Mythographie Snorri Sturlusons wird Zauberei sowohl Odin als auch Freyja als Domäne zugewiesen, und in den Sagas ist kaum ein Unterschied festzustellen, wenn es um die meist negativ konnotierte Beteiligung an magischen Praktiken durch Männer und Frauen geht. Die Frage stellt sich jedoch, warum unsere hochmittelalterlichen Sagas, die ja meist von Klerikern oder Mönchen verfasst und wohl zum Großteil auch in Klöstern abgeschrieben wurden, solche Vorstellungen von Zauberei überhaupt tradierten, die doch im krassen Gegensatz zu den christlichen Verboten von Zauberei und Hexerei stehen. Dabei mag man die Geschichten von Trollen und Trollfrauen wie die von anderen mythologischen Wesen (Riesen, Alben, Zwerge, Disen, Fylgjen und Hamingjar) noch zur Bewahrung von Volkserzählungen betrachten, welche die Christianisierung als Teil des kulturellen Erbes mehr oder weniger – wenn auch nicht ganz unbeschadet – überleben durften. Ganz anders sah dies

Zauberei und Trolldomr in Spätmittelalter und Früher Neuzeit

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bei den dezidiert abgelehnten und durch die christlichen Gesetze längst auch verbotenen und mit Sanktionen belegten Praktiken von Zauberei aus. Trotzdem haben sich neben den – übrigens keineswegs nur alten, sondern noch lange kreativen – Geschichten von Riesen und Trollen auch die Darstellungen ihrer magischen Handlungen in den Sagas Islands erhalten. Zum Teil mag dies der Tatsache geschuldet sein, dass die Verfasser des 13. und 14. Jahrhunderts bemüht waren, ein möglichst lebendiges und authentisches Bild der eigenen heidnischen Vergangenheit der Wikingerzeit zu zeichnen, und dazu gehörte auch – wenigstens aus christlicher Sicht – die weiße und schwarze Magie, wie sie damals die Heiden praktizierten (oder praktiziert haben könnten). Dabei konnten den Autoren unter anderem die gesetzlichen Vorschriften als Quelle dienen. Ihre Interpretation unterschied dabei aber nicht, ob die christlichen skandinavischen Gesetze tatsächlich gängige Bräuche verboten oder ob sie, wie es sicherlich teilweise auch der Fall war, alte kontinentale Formulare der Bußpraxis übernahmen. Diese Formulare befassten sich teilweise noch mit spätrömischen Praktiken oder beriefen sich gar auf alttestamentliche Verbote (etwa aus dem Buch Levitikus) – sozusagen sicherheitshalber, um möglichst alle denkbaren schädlichen Vergehen zu inkorporieren. Der Wunsch nach einem lebendigen − und ziemlich phantastischen − Bild der späten Wikingerzeit beherrscht etwa die Eyrbyggja saga, in der in Kapitel 63 im Zusammenhang mit dem Wiedergänger Thorolf eine ganz Reihe von Komposita auf troll- vorkommt, ohne dass es dabei um wirkliche Trolle, sondern vielmehr um Zauberei und unheimliche Vorgänge geht. So werden die den draugr, also den »Wiedergänger« zum Grab schleppenden Ochsen dann von ihm trollriða, »trollgeritten«, also terrorisiert, bis sie vor Wahnsinn verenden (Kap. 34). Als der Wiedergänger ausgegraben und verbrannt werden soll, um dem nächtlichen Terror ein Ende zu setzen, wird sein unverwestes, aber aufgedunsenes Aussehen als tröllslegasti, »sehr trollartig«, bezeichnet. Aber das riesige Stierkalb, das geboren wurde, nachdem die Mutterkuh von der Asche des verbrannten Wiedergängers geleckt hatte, wird von einer alte Frau, die das zweite Gesicht hat, als Troll bezeichnet, und sein Muhen eine Trollstimme genannt, trölls læti, ohne dass hier mehr gemeint ist als ein unheimliches, verzaubertes Wesen. Auch die Tatsache, dass eine der handelnden Personen vor seiner Taufe ein Gestaltwechsler war, wird als trollskapr, »Zauberei«, bezeichnet (Kap. 61).143 Einen zweiten Grund für die Rezeption der Magie in der hochmittelalterlichen Literatur mag ein tatsächliches punktuelles Überleben von heidnischen, jetzt als »abergläubisch« betrachteten Sitten weit in die christliche Zeit hinein geboten haben, wie der Verfasser der Grettis saga Ásmundarsonar (Kap. 78) in einer berühmten Stelle anführt: Thorbjörn Angel hatte eine Ziehmutter namens Thurid. Sie war sehr alt und nach der Ansicht der Leute zu nichts nutz. Sie war sehr zauberkundig und in der Magie

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Zauberei und Trolldomr in Spätmittelalter und Früher Neuzeit

bewandert gewesen, als sie noch jung war und die Leute noch heidnisch waren. Nun schien sie das aber schon alles vergessen zu haben. Aber trotzdem das Land christlich war, gab es noch viele Funken des Heidentums. Nach dem Gesetz des Landes war es nicht verboten, Opfer und andere heidnische Bräuche heimlich abzuhalten, aber es stand die Strafe der dreijährigen Verbannung darauf, wenn es öffentlich geschah. Bei vielen traf aber zu, dass die Hand gern das Gewohnte tut und »jung gewohnt, alt getan«. 144

Zwar siedelt der Verfasser der fiktiven Handlung die Situation in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts, also relativ bald nach der Christianisierung an, aber die Stelle mag durchaus auch noch ihre Berechtigung für das Hochmittelalter, also die Entstehungszeit der Sagas, gehabt haben. Ein dritter Grund findet sich in den Eddas, und zwar sowohl in Snorri Sturlusons Prosa-­ Edda als auch in den Gedichten der Lieder-Edda: Aus der historischen Rückschau aus dem Hohen Mittelalter stellte man sich die Mythologie der heidnischen Zeit von Magie beherrscht oder wenigstens durchzogen vor. Ein Beispiel ist das wohl bald nach der Christianisierung, allerdings möglicherweise in England und nicht in Island entstandene Gedicht Völuspá, »Die Prophezeiung der Seherin« oder »Der Seherin Gesicht«, in dem Magie die heidnische Kosmologie des Gedichts durchzieht und sie für das Schlechte in der Welt und schließlich auch für den Fall der alten Götter und das Ende der Welt verantwortlich macht. Aus der Sicht des wohl christlichen, aber in heidnischer Mythologie bestens bewanderten Dichters ergibt sich damit eine Erklärung für die Existenz des Bösen in der Welt und auch für den Weltuntergang. Jedenfalls ist ein Unterschied zu konstatieren zwischen denjenigen magischen Akten des Trolldomr, die sich auf Divination und Prophetie beschränken und somit der weißen Magie zuzuzählen sind, und solchen, die mit Schadenszauber im weiteren Sinn zu tun haben und damit in das Gebiet von altnordisch seiðr, also der schwarzen Magie, gehören. Daraus ergibt sich, dass Trolldomr als Oberbegriff aller möglicher Arten von Zauberei zu betrachten ist. Den besten Überblick über die Bandbreite derartiger magischer Praktiken gibt uns Snorri Sturluson im ersten Teil seiner groß angelegten Geschichte der norwegischen Könige von den mythischen Anfängen bis zum Jahr 1177 (also bis zum Jahr vor seiner eigenen Geburt), die man als Heimskringla bezeichnet. Dort, wo er den mythischen Stammvater der schwedischen und norwegischen Könige behandelt, nämlich Odin, beschreibt er ausführlich dessen übernatürliche Fähigkeiten. In den vorherigen Kapiteln stellt Snorri Odin als einen zwar äußerst fähigen und eben zauberkundigen, aber durchaus menschlichen König der Vorzeit dar, der dann wegen seiner anscheinend übernatürlichen Fähigkeiten von den Schweden wie ein Gott

Zauberei und Trolldomr in Spätmittelalter und Früher Neuzeit

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verehrt worden wäre; hier nun erklärt er Odins Magie auch unter Anführung all der Dinge, die Snorri (im 13. Jahrhundert) als Zauber betrachtete, und dies ist eines der vollständigsten Verzeichnisse mittelalterlicher Vorstellungen von magischen Fertigkeiten: Odin konnte seine Gestalt verändern. Sein Körper lag wie schlafend oder tot da, er aber war ein Vogel oder ein Tier, ein Fisch oder eine Schlange und fuhr in einem Augenblick in andere Länder, in seinen Angelegenheiten oder denen anderer Leute. Er beherrschte auch das noch, dass er mit Worten allein Feuer schlagen konnte und das Meer beruhigen und den Wind in jede Richtung schralen lassen konnte, wie er wollte. Er hatte auch das Schiff, das Skíðblaðnir hieß, das über die Maßen groß war, aber das man wie ein Tuch zusammenlegen konnte. Er hatte immer Mímirs Haupt bei sich, und dieses sagte ihm viele Nachrichten aus der anderen Welt, aber manchmal weckte er die Toten aus der Erde auf oder setzte sich unter Gehenkte. Deswegen nannte man ihn auch Herr der Wiedergänger oder Herr der Gehenkten. Er besaß zwei Raben, die er mit Sprache gezähmt hatte. Sie flogen weit übers Land und erzählten ihm viele Neuigkeiten. Deswegen wurde er sehr berühmt. Alle diese Fertigkeiten erreichte er mit Runen und den Liedern, die Zaubersprüche, galdrar, heißen. Deswegen heißen die Asen auch Sprücheschmiede. Daneben beherrschte er aber auch noch die Kunst, der er am meisten folgte, und die er selbst betrieb, die Schwarzkunst, seiðr, heißt, und damit konnte er das Schicksal der Menschen und zukünftige Dinge erfahren, auch Menschen den Tod oder Unglück oder Krankheit bringen, und Menschen ihren Verstand oder ihre Kraft rauben und sie anderen geben. (Snorri Sturluson: Heimskringla: Ynglinga saga, Kap. 7) 145

Hier unternimmt Snorri eine klare Zweiteilung der magischen Fähigkeiten Odins in weiße Magie und schwarze Magie, wie sie uns auch in christlichen Gesetzen gegenübertritt, denn die schwarze Magie war als Schadenzauber mit weitaus höheren Bußen belegt als etwa die Prophetie. Neben der philologisch-antiquarischen Bewahrung der Funktionen und Begriffe der vorchristlichen Formen des Trolldomr wie hier bei Snorri findet sich auch noch ein anderer Zugang dazu aus christlicher Sicht, nämlich die Erklärung von Zauberei als reine Vorspiegelung, sjónhverfing, außernatürlicher Phänomene durch den Teufel und dessen Dämonen gegenüber den Menschen. Den Menschen würde demnach vom Teufel die Wirkung magischer Praktiken nur vorgegaukelt, sie sei aber nicht real – wie etwa der Flug des Simon Magus aus der Vita des Heiligen Clemens (Clemens saga, Kap. 5).146 Natürlich haben wir Belege für Hexerei und Zauberei für das gesamte Mittelalter auch aus anderen Teilen Europas, aber die − wenigstens sprachliche − Assoziation mit den Troll-

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Zauberei und Trolldomr in Spätmittelalter und Früher Neuzeit

wesen ist ein Alleinstellungsmerkmal der skandinavischen Belege. Die westskandinavischen, besonders isländischen Texte des Hoch- und Spätmittelalters bieten uns jedoch noch ein weiteres Spezifikum gegenüber den süd- und westgermanischen Quellen: Aufgrund der Integration von Akten der Zauberei in die historischen Romane der Isländersagas werden diese im sozialen Umfeld des isländischen Bauernstaates beschrieben. Sie verorten dadurch die magischen Praktiken im Leben der Menschen,147 auch wenn sich die soziale Wirklichkeit des Hochmittelalters in Bezug auf Religion, Gesetzgebung, Herrschaft und sozialer Hierarchie gegenüber derjenigen der Wikingerzeit verändert haben mag und die Schilderungen deshalb mehr über das 13. Jahrhundert aussagen als über die beschriebene, aber weitgehend fiktive Zeit des 10. Jahrhunderts. Somit sind die Beschreibungen der Zauberei Teil des hochmittelalterlichen kollektiven Gedächtnisses, die aber den jeweiligen Zwecken des einzelnen Autors angepasst werden konnten, weil es für Trolldomr − wie auch für Trolle − keine allgemeingültige Definition gab beziehungsweise geben konnte. Die Sagas unterscheiden dabei in der Regel nicht systematisch zwischen guter und schlechter, also schwarzer und weißer Magie − im Gegensatz zu den Rechtstexten und der oben zitierten Stelle bei Snorri Sturluson. Dies liegt zum einen daran, dass nach den christlichen Gesetzen ohnehin beide Arten der Zauberei als verurteilungswürdig betrachtet werden. Zum anderen wenden die Verfasser der Sagas den besonderen literarischen Kunstkniff an, der einen Teil des typischen isländischen Sagastils ausmacht: Dem Leser wird es selbst überlassen, sich ein Urteil über die Handlungen der Personen zu bilden, ohne dass ein auktorialer Erzähler hier seine Meinung zur Maxime macht. Nur manchmal wird einer der handelnden Personen ein Urteil in den Mund gelegt, dass der Leser aber selbst als wahr oder falsch bewerten muss. Dazu gehört die Warnung von Grettirs Mutter an ihren Sohn, dem schon von Jugend an ein schreckliches Ende vorbestimmt ist: Hüte dich vor Verrat, aber du wirst trotzdem durch Waffen besiegt werden; ich hatte sonderbare Träume. Hütet euch vor Zauberei, denn nur wenig ist mächtiger als die alten Zaubersprüche. 148

Der Leser wird wenig später erfahren, dass Grettir eher durch Magie als durch Waffen besiegt wird. Es wird aber auch deutlich, dass einerseits der Held genau gegen diese Zauberei machtlos ist, andererseits die Anwendung von Zauberei auch seinen Gegner letztendlich ins Unglück stürzt. Wie bei der alten Hexe später in der Grettis saga, die einen Wurzelstock mit Runen und Zaubersprüchen so verzaubert, dass Grettir mit seiner Axt daran abgleitet und sich selbst eine schwere Wunde zufügt und so letztlich von seinen Feinden besiegt werden kan, so geht

Zauberei und Trolldomr in Spätmittelalter und Früher Neuzeit

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es auch in den anderen Fällen von Trolldomr um die Fähigkeiten bestimmter Personen, die natürlichen Gegebenheiten der Welt durch Rituale zu beeinflussen. Ein ganz harmlos wirkendes Beispiel findet sich schon in der wenigstens teilweise historischen Landnámabók, dem »Buch von der Besiedlung Islands«, in dem die ersten Siedler und ihre Besitzansprüche aufgelistet werden. Mitunter wird die Erinnerung an diese ersten Siedler aus den Jahren circa 870 – 930 mithilfe von kleinen Anekdoten aufgefrischt, die entweder wirklich auf die Landnahmezeit zurückgehen, die als Erklärung für Ortsnamen konstruiert werden, oder die den literarischen Texten der Sagas über solche Personen entnommen werden, um so durch die Verweise auf andere Texte die Glaubwürdigkeit beider Textsorten zu erhöhen. Über Lón-Einarr, den Sohn eines der Siedler an der äußersten Westspitze der Halbinsel Snæfellsness (um die herum sich viele Geschichten um Trolle und Zauberei ranken) im Westen Islands wird erzählt, dass sein Gegner seine Mutter Hildigunn förmlich und vor Zeugen der Zauberei beschuldigt; diese gibt ihrem Sohn daraufhin einen Mantel, der vor Waffen schützt (sodass die Anklage wohl nicht ganz unberechtigt war) und Lón-Einarr reitet seinem Gegner nach, den er schließlich erschlägt. Doch während der Verfolgung sieht er einen »Trollmann«, trollkarl (ob einen Troll oder einen Zauberer, bleibt offen): Der saß dort oben und ruderte mit den Füßen, sodass sie die Brandung berührten, und schlug sie so zusammen, dass daraus fliegende Gischt entstand, und sprach die ­S trophe […] (Landnámabók, Hauksbók-Version, Kap. 63). 149

Weder die Strophe noch das von dem Wesen damit hervorgerufene Unwetter haben irgendeine Bedeutung für die umgebende Handlung, aber die Stelle zeigt, auf welche Art man sich vorstellte, dass ein solches Unwetter mit Sturm und fliegender Gischt durch Magie hervorgerufen werden konnte. Bezeichnend ist auch hier, wie in der oben zitierten Stelle über die alte Hexe, dass es nicht zuletzt um das gesprochene Wort geht, welches eine zentrale Rolle in all den Akten spielt, die man unter dem Schirmbegriff von Trolldomr zusammenfassen kann. Zwar wird auch das Ritzen von Runen erwähnt, wie oben bei dem verhexten Wurzelstock oder bei einem Liebes- oder Heilungszauber in der Egils saga Skallagrímssonar (Kap. 72), in der die Runen sogar falsch geritzt sind, sodass das betroffene Mädchen davon krank wird. Das stellt aber eher die Ausnahme als die Regel dar. Auch von den magischen Fähigkeiten, die Snorri für Odin aufzählte, stellte man sich ausdrücklich vor, dass er sie mit »Runen und den Liedern, die Zaubersprüche, galdrar, heißen« bewirken konnte. Während aber im Altenglischen eine ganze Reihe von Zaubersprüchen und im Althochdeutschen wenigstens einige wenige (wie die Merseburger Zaubersprüche)

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Zauberei und Trolldomr in Spätmittelalter und Früher Neuzeit

erhalten blieben, finden sich in den mittelalterlichen skandinavischen Texten keine echten Zaubersprüche oder -lieder, weder in den Sagas noch in den Eddaliedern, obwohl es sogar ein eigenes Versmaß dafür gab, das galdralag, »Versmaß der Zauberlieder«. Trotzdem gibt es in den jüngeren der Eddalieder Ankündigungen solcher Zaubersprüche, die uns erkennen lassen, wofür man im 12. oder 13. Jahrhundert (also etwa ebenfalls ungefähr zur Zeit von Snorris Beschreibung odinischer Fähigkeiten) meinte, Zauberlieder und -sprüche verwenden zu können. In den Eddaliedern Hávamál, »Sprüche des Hohen«, und im noch jüngeren Grógaldr, »Zauberspruch der Gróa«, werden dem Leser achtzehn beziehungsweise neun Zaubersprüche angekündigt – aber leider dann doch nicht mitgeteilt. Sowohl Odin (in den Hávamál) als auch eine Zauberin namens Groa (im Grógaldr) werden um Lebenshilfe durch einen jungen Mann gebeten: Sing mir Zaubersprüche, die gut sind, schütz, Mutter, den Sohn! 150

Dabei geht es um folgende Funktionen, die Zaubersprüche erfüllen sollen:

•• Hilfe in Notsituationen, •• Heilung, •• Behindern von Feinden, •• Abstumpfen ihrer Waffen, •• Befreiung aus Fesseln, •• Abwehr von Pfeilen, •• Schutz vor Vergiftungen und Hexenzauber, •• Unterdrückung von Feuersbrünsten, Stürmen und Streitigkeiten, •• Feihung in der Schlacht, •• Prophetie durch runischen Totenzauber, •• Liebeszauber. Mitgeteilt wird wie gesagt leider kein einziger der ankündigten Sprüche, sodass man über die tatsächliche Form altnordischen Zaubers nur mehr spekulieren kann. Was wir in den Sagas, also in noch etwas späterer Zeit, im 13. und 14. Jahrhundert, davon berichtet bekommen, ist möglicherweise noch stärker literarisiert als in den Eddaliedern. Von Egill Skallagrímsson lesen wir in der Egils saga Skallagrímssonar, dass er seinen Feind, den norwegischen König Eirik Blutaxt, verflucht und diese Verwünschung in Runen festhält:

Zauberei und Trolldomr in Spätmittelalter und Früher Neuzeit

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Sie bereiteten sich aufs Segeln vor, aber als sie fertig waren, ging Egil auf die Insel hinauf. Er nahm eine Haselstange in die Hand und trat auf einen Felsvorsprung, der zum Landesinneren hinzeigte. Dann nahm er einen Pferdekopf und steckte ihn oben auf die Stange. Anschließend sagte er einen Spruch her und sprach Folgendes: »Hier stelle ich eine Neidstange auf, und ich richte diese Verhöhnung gegen König Eirik und Königin Gunnhild« – er drehte den Pferdekopf aufs Land zu – »ich richte diese Verhöhnung gegen die Schutzgeister, die in diesem Land wohnen, so dass sie alle in die Irre gehen. Sie sollen weder rasten noch ruhen, bis sie König Eirik und Gunnhild aus dem Land vertreiben.« Dann stieß er die Stange in eine Felsspalte und ließ sie dort stehen. Er drehte den Kopf landeinwärts und ritzte Runen auf die Stange, die den gesamten Spruch enthielten. 151

Inwieweit diese Art von Magie, die hier und anderswo als nið (eigentlich »Neid«, aber eher »Verhöhnung, Verfluchung«) bezeichnet wird, ebenfalls zum Trolldomr gerechnet werden kann, ist jedoch fraglich. In einer anderen literarischen, wenn auch relativ jungen, aus dem 14. Jahrhundert stammenden Passage findet sich jedoch ein direkter Bezug zwischen Trollen und einer solchen Verfluchung. Ein Gedicht aus der Bósa saga ok Herrauðs, das ironisch als Buslubœn, »Gebet der Busla«, bezeichnet wird, enthält einen drastischen Fluch, den die zauberkundige Ziehmutter des Helden nächtens über den König rezitiert, der die Schwurbrüder hinrichten lassen will: Dieses Fluchgedicht, von dem ingesamt neun Strophen in der Saga zitiert werden, enthält auch einen Hinweis auf Trolle: Trolle und Alben und Zaubernornen, Bergbewohner und Bergriesen mögen deine Halle verbrennen, Es mögen dich die Reifreisen hassen, und Hengste dich begatten, Stroh steche dich, Sturm quäle dich, Wehe dir, wenn du nicht meinen Willen tust! 152

Die Trolle spielen hier, gemeinsam mit allen möglichen anderen jenseitigen Wesen, zwar nur eine Nebenrolle in der Aufzählung übler Dinge, die dem König zustoßen mögen, falls er die Forderungen Buslas nicht erfüllt. Dennoch geben diese und die anderen Strophen des Buslobœn einen guten Eindruck, wie man sich eine solche Verfluchung vorzustellen hat. Wenn schon bislang für die verschiedenen zauberkundigen Frauengestalten der altnordischen Literatur neben »Zauberin« das Wort »Hexe« verwendet wurde, so soll damit nicht der Eindruck erweckt werden, dass sich Elemente des frühneuzeitlichen Hexenglaubens schon in den mittelalterlichen nordischen Texten finden. Der in der Frühen Neuzeit grassierende

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Zauberei und Trolldomr in Spätmittelalter und Früher Neuzeit

Hexenglaube, der durch den 1486/87 in Speyer erschienenen »Hexenhammer«, Malleus Maleficarum, des Dominikaners Heinrich Kramer erstmals systematisch formuliert wurde und der dann epidemische Ausmaße in ganz Europa und sogar der Neuen Welt annahm, deckt sich nur in ganz geringen Bereichen mit dem altskandinavischen Glauben an Zauberei. Weder finden wir dort den Glauben an einen Teufelspakt noch den an irgendwelche Formen sexueller Vereinigung mit dem Teufel oder Dämonen oder den Flug der Hexen, ob nun mithilfe von Salben oder anderen Mitteln. Insoferne hat der Hexenglaube der Neuzeit zwar einen Teil seiner Wurzeln in mittelalterlichen Vorstellungen, etwa im »Besprechen« von Gegenständen, dem Glauben an krankheitsinduzierende Verfluchungen, oder auch dem nächtlichen »Draußensitzen« (altnord. útiseta) zur Dämonen-/Totenbeschwörung zwecks Weissagung der Zukunft. Der systematisierte Hexenwahn ging aber nicht zuletzt auch auf gelehrte frühneuzeitliche Vorstellungen zurück, die bis in die Antike zurückreichten und von den Kirchenrechtlern und anderen Juristen des späten 15. und 16. Jahrhunderts zu komplexen Lehrgebäuden ausgestaltet wurden, welche einer Verfolgung von (angeblich) zauberkundigen Frauen und überhaupt allen möglichen anderen, aufgrund irgendeiner wie auch immer gearteter Devianz verdächtigen Personen Tür und Tor öffneten. Als dämonisch sah auch der schwedische Erzbischof von Uppsala, Olaus Magnus (1490 – 1557), die Trolle und Riesen, und stellte sie in den Holzschnitten zu seiner 1555 in Rom Abb. 8: Trolle aus Olaus Magnus: Historia de Gentibus Septentrionalibus, 210, als Illustration zum Kapitel

erschienenen Historia de Gentibus Septentrionalibus auch so dar, wobei er den Begriff Dæmon offen-

über Metalldämonen (Lib. VI, Kap. X) im Kontext des

bar für alle Arten von jenseitigen Wesen verwen-

schwedischen Bergbaus.

dete, auch wenn er an anderer Stelle die Steinsäulen

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Zauberei und Trolldomr in Spätmittelalter und Früher Neuzeit

des Dofrefjell sowohl als gigantes, »Riesen«, als auch als Dämonen bezeichnete (vgl. Kap. 12 mit Abb. 80).153 Seine nach der Reformation im römischen Exil entstandene monumentale Beschreibung Skandinaviens gibt übrigens eine hervorragende Darstellung des Volksglaubens der Skandinavier an der Wende vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit, auch wenn das Werk selbst nur als Kommentarband zu seiner berühmten Carta marina et descriptio septemtrionalium terrarum ac mirabilium rerum in eis contentarum diligentissime elaborata anno domini 1539, »Seekarte und Beschreibung der nordischen Länder und deren Wunder, sorgfältig ausgeführt im Jahr des Herrn 1539«, dienen sollte. An der Stelle über die Metalle in den Bergen dagegen wird aus den Illustrationen nicht ganz klar, ob der Verfasser die Dämonen als Trolle, Zwerge oder tatsächlich als Dämonen der christlichen Vorstellung identifiziert (vgl. Abb. 8). Eindeutig die (später als klein beschriebenen) Trolle oder – verwandte – andere Wesen der südskandinavischen Märchenwelt finden sich dagegen bei ihm neben den schadenbringenden Dämonen des christlichen Volksglaubens, wenn es um das Wirken dieser Dæmones in Haus und Hof geht, wie in Abbildung 9 dargestellt, wo es offenbar um die kleinen Wesen der niederen Mythologie geht, die den Menschen sowohl helfen können als auch Streiche spielen oder ihnen auf alle möglicher Art schaden. Mit Trolldomr oder gar mit Trollen haben diese frühneuzeitlichen Vorstellungen nur insoweit zu tun, als sich in Skandinavien die norwegische Bezeichnung Trollformler (oder auch schwe-

Abb. 9: Trolle aus Olaus Magnus: Historia de Gentibus Septentrionalibus, 127, als Illustration zum Kapitel über die Herrschaft der Dämonen (Lib. III, Kap. XXII) im Abschnitt über den Aberglauben der Schweden.

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Zauberei und Trolldomr in Spätmittelalter und Früher Neuzeit

disch und norwegisch Trolldomsformler) für Zauberformeln gehalten haben, und von daher auch die angeblichen Hexenaktivitäten auf norwegisch und dänisch als Trolldom bezeichnet wurden, die Hexenprozesse als Trolldomsprosessene. Die aus der Frühen Neuzeit in Skandinavien erhaltenen wenigen Schwarzbücher (Zauberbücher, Grimoires) mit solchen Zauber- oder Beschwörungsformeln enthalten jedoch wie auf dem Kontinent im Wesentlichen christliche oder christianisierte Formeln, sodass davon auszugehen ist, dass sich die Bedeutung von Trolldomr da schon völlig von den Trollen selbst dissoziiert hatte. Während im Mittelalter die Trolle wenigstens noch vage mit Zauberei assoziiert werden, leben sie in der Neuzeit kaum mehr als mögliche Agenten der Zauberei weiter. Stattdessen werden sie zu stark mit der Natur verbundenen Figuren der Volkserzählungen und finden sich dann – in höchst unterschiedlicher Gestalt – in den skandinavischen Märchen und Sagen wieder.

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DIE WIEDERGEBURT DER TROLLE: MÄRCHEN UND SAGEN IM 18. UND 19. JAHRHUNDERT

Trolle in der Neuzeit Im Deutschen kommt der Begriff »Troll« im Mittelalter nicht vor, ebensowenig wie im Englischen.154 Allerdings findet sich in den deutschen Mundarten das Wort »Troll« für »dicke, unbeholfene, bäuerische Person«, was aber offenbar nichts mit den jenseitigen Figuren der Mythologie und Sagenwelt zu tun hat, obwohl der etymologische Ursprung der gleiche sein mag.155 Parallel dazu findet sich auch der Ausdruck »Trolle« oder »Trulle« (fem.) für »dicke, plumpe Weibsperson«. Der allererste Beleg in deutscher Sprache findet sich beim süddeutschen Dichter Michael Beheim (1416/21–ca. 1474/78), der um 1451 nach Dänemark (und auch Norwegen?) gekommen war und dort etwas über Trolle erfahren hatte, was er im Zusammenhang von Unglaube, Ketzerei und Aberglauben anführt: auch sagt man, wie daz trollen

Auch wird berichtet, dass

in Norwegen sein sollen.

Es in Norwegen Trolle geben soll.

nu hon ich verr durchvarn die lant,

Ich bin aber weit herumgekommen

das mir kein troll nie wart bekant. 156

Und bin nie auf Trolle gestoßen.

Auch der bayrische Humanist Johannes Aventinus (eig. Johann Georg Thurmayr, 1477 – 1534) erwähnt Trolle in Dänemark, die er als Geister identifiziert – allerdings kennt er sie nur vom Hörensagen.157 Wenn Beheim also ausdrücklich sagt, dass er woanders in Europa auf seinen vielen Reisen noch nie auf Trolle gestoßen sei, bestätigt dies die Beobachtung, dass Trolle im Mittelalter ein ausschließlich skandinavisches Phänomen sind, und selbst wenn der Begriff »Troll« in Varianten zu finden ist, hat er im Rest Europas eine ganz andere Bedeutung als in Skandinavien, wo es ausschließlich um jenseitige Wesen des Volksglaubens geht. Als in der Neuzeit der Begriff im Deutschen ab der Mitte des 18. Jahrhunderts und im 19. Jahrhundert häufiger auftaucht, wird er ebenfalls ausschließlich für das aus Skandinavien

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Die Wiedergeburt der Trolle: Märchen und Sagen im 18. und 19. Jahrhundert

belegte Sagenwesen gemeinsam mit Elfen als eindeutig skandinavisches Phänomen genannt, im Gegensatz zu den Riesen und Zwergen, die sich auch im Deutschen schon in der mittelalterlichen Literatur finden. So enthält Meyers Konversations-Lexikon in seiner vierten Auflage von 1889 erstmals das Stichwort »Troll«: Troll, in der nord. Mythologie eine Art böser Geister, Zauberwesen in Menschengestalt. Hübsche Sagen von ihnen in Asbjörnsens »Norwegischen Volksmärchen«. 158

Dieser Eintrag ist mit seinem Verweis auf Mythologie und Volksmärchen zweifellos richtig, zeigt aber, wie spät der Begriff im Deutschen erst heimisch geworden ist. Daneben zeigt sich allerdings, dass man vereinzelt schon im 18. Jahrhundert durch die Vermittlung schwedischer und dänischer Literatur und Volkserzählungen Trolle in kleiner Gestalt kennenlernte. Sie werden als zwergenhafte Figuren dargestellt, die in Bergwerken und unterirdischen Höhlen hausen. Man kann also davon ausgehen, dass die später in den skandinavischen Sammlungen von Märchen und Sagen greifbare Unterscheidung in große Trolle und kleine, wichtelartige Wesen, die man offenbar zuerst nur in Dänemark und Schweden als Trolle bezeichnete und die in Island als Elfen bekannt waren, spätestens im 18. Jahrhundert anzutreffen ist. Die Unterschiede sind so gravierend, dass eine der ältesten Arbeiten zu den Trollen, die Dissertation von Elisabeth Hartmann aus dem Jahre 1936, fast resignierend meint: Diese Gruppen aber waren in den einzelnen Ländern jeweils verschieden, so verschieden zum Teil, daß man z. B. bei einem Vergleich der norwegischen Trollgestalten mit ihren schwedischen Namensvettern begründeten Zweifel hegen kann, ob hier überhaupt noch an einen Enwicklungszusammenhang zu denken ist. 159

Sie war auch die erste, die die sinnvolle Untergliederung in eine »Westnordische (norwegische) Trollvorstellung« und eine »Ostnordische Trollvorstellung« unternahm. Auffällig ist auf jeden Fall, dass in den norwegischen Märchen des 19. Jahrhunderts die großen Trolle bei Weitem überwiegen, die in schwedischen Volkserzählungen weniger und in dänischen Sagen nur ganz selten zu finden sind. In den dänischen und teilweise auch den schwedischen (dann aber als små-troll apostrophiert) Erzählungen bezeichnen troll oder trold viel häufiger die wichtelartigen Wesen. Insgesamt scheint also im Skandinavien der Epoche der Nationalromantik kein grundlegender Konsens mehr über die Größe von Trollen zu existieren, und das spiegelt sich sogar in den Märchen selbst, wie am norwegischen Märchen Kjætten på Dovre, »Die Katze auf dem Dovrefjell« (Nr. 56, AaTH 1161),160 zu sehen ist: nogle

Trolle in der Neuzeit

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var store, nogle var smaa, nogle var langrumpede, nogle var rumpeløse, og nogle havde lange, lange næser, »Einige waren groß, einige klein, einige hatten einen langen Rumpf, einige gar keinen, und einige hatten lange, lange Nasen«,161 auch wenn in Norwegen noch die geringste Unsicherheit über die Größe und Natur der Trolle bestand. Im skandinavischen Volksglauben der Neuzeit nehmen die Trolle in ihren verschiedensten Erscheinungsformen dann aber ungleich mehr Raum ein als in den mittelalterlichen Vorstellungen. Dies liegt vor allem daran, dass der Begriff »Troll« immer unschärfer wird, und die Volksmärchen und Sagen zwar sehr häufig Trolle erwähnen, aber damit alles Mögliche gemeint sein kann. Die Bandbreite reicht vom norwegischen trollkjerring (wörtlich eigentlich »alte Trollfrau«, aber im Kontext fast immer »Hexe«) über die norwegischen riesenhaften Waldwesen bis zu den kleinen wichtelartigen Lebewesen in dänischen Grabhügeln, von denen noch zu reden sein wird. Spätestens seit dem frühen 19. Jahrhundert, als die Sammler von Volkserzählungen begannen, die Märchen der nordischen Völker aufzuzeichnen und zu kategorisieren, kann man aber in Skandinavien von den zwei großen Typen der Trolle sprechen: Den westnordischen riesigen und einzelgängerischen Waldbewohnern, und den ostnordischen kleinen Berg- und Hügelbewohnern. In den »Kinder- und Hausmärchen« der Brüder Grimm162 kommen Trolle überhaupt nicht vor, während Riesen immerhin in den Märchen »Das Tapfere Schneiderlein« (KHM 20 = AaTh 1640), »Der junge Riese« (KHM 90 = AaTh 650A) und »Daumerlings Wanderschaft« (KHM 45 = AaTh 700) auftauchen. Wilhelm Grimm wies zwar in den Anmerkungen vereinzelt auf die seiner Ansicht nach vorhandene Verwandtschaft einzelner riesischer Märchenmotive mit Motiven der nordischen Mythologie hin, diese sind jedoch ausgesprochen spärlich und auch dann nicht sehr überzeugend. Mit den Trollgeschichten der nordischen Sagas gibt es jedenfalls so gut wie keine Überlappungen. Die westskandinavischen Trolle,163 also diejenigen, die in den Volkserzählungen der Norweger, Isländer und Färöer sowie vereinzelt auch der Schweden vorkommen, sind in aller Regel Einzelwesen, die im Wald oder im Hochland der Gebirge leben, in Berghöhlen wohnen und sich durch ihre Größe und Stärke auszeichnen. Obwohl oft auch als so dumm geschildert, dass der Held sie überwinden kann (z. B. die Riesen in »Das Tapfere Schneiderlein« der Brüder Grimm), so sind sie dennoch für Menschen lebensgefährlich, denn sie essen wie die mittelalterlichen Trolle Menschenfleisch und bringen dafür besonders Christen um, die sie am Geruch erkennen können. Diese großen Trolle Westskandinaviens sind weitgehend unsozial, von den Trollfesten, geschweige denn den Trollhochzeiten der mittelalterlichen schwankhaften Texte, findet sich keine Spur mehr. Trollfrauen kommen im Gegensatz zur mittelalterlichen Sagaliteratur in den Volkserzählungen kaum vor, und auch hilfsbereit

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Die Wiedergeburt der Trolle: Märchen und Sagen im 18. und 19. Jahrhundert

sind diese Trolle jetzt nur mehr in seltenen Ausnahmefällen. Dabei haben diese neuzeitlichen Trolle manchmal drei Köpfe – oder aber ein Mehrfaches davon, also sechs, häufig neun oder gar zwölf. In der Dichtung des Mittelalters kommt zwar der Riese Thrivaldi mit neun Köpfen vor (etwa beim Skalden Bragi Boddason164 im 9. Jahrhundert, später auch bei Snorri165), dessen Name Thrivaldi allerdings eher für nur drei Köpfe sprechen würde. Seine neun Köpfe habe Thor dann angeblich wie üblich mit seinem Hammer gespalten. Von Trollen mit noch mehr Köpfen ist bereits oben die Rede gewesen.

Trolle und »Unterirdische« Die ost- und südskandinavischen Trolle, also diejenigen der Dänen und zum Teil auch der Schweden in den im 19. Jahrhundert erschienenen Sammlungen von Volkserzählungen sind dagegen meist deutlich kleiner und sozialer. Sie treten als zahlenmäßig umfangreichere Völkchen auf, die zwar ebenfalls zu den jenseitigen Wesen zählen (und wegen ihrer Wohnorte in Hügeln und Bergen als underjordiske, die »Unterirdischen«, bezeichnet werden), aber dabei immer als ausgesprochen klein beschrieben werden. Sie werden zwar wie die riesischen Trolle als troldfolk − also auch als Trolle − oder bjærgfolk, »Bergvolk«, bezeichnet, sind aber unterirdisch auch in Grabhügeln wohnende kleine und in der Regel unsichtbare Wesen, die eher unseren heutigen Vorstellungen von Zwergen und Wichteln nahestehen. Sie leben in Familien- oder Sippenverbänden, die den archaischen Formen der menschlichen Gesellschaft nachempfunden sind, und sind somit Spiegelbilder der sie umgebenden menschlichen Gesellschaft. Diese Art von Trollen ist nicht gefährlich, höchstens einmal boshaft, und eng verwandt mit anderen wichtelartigen Gestalten wie den deutschen Heinzelmännchen oder den norwegischen Hulder. Sie treten mitunter auch von selbst mit den Menschen in Kontakt und können sich, je nach der menschlichen Reaktion, auch als hilfreiche Geister erweisen. In den isländischen Volkserzählungen werden diese kleinen Wesen dagegen nicht als Trolle bezeichnet, sondern als Elfen, die ebenfalls eine Parallelwelt ähnlich der der Menschen bewohnen. Dabei ist allerdings auffällig, dass diese isländischen Elfen zwar manchmal, aber keineswegs immer als kleiner als die Menschen gedacht werden. Trotz dieser Verwendung des Begriffs »Troll« in Dänemark und Schweden für »kleine Völker« konnte im 18. und 19. Jahrhundert im Schwedischen das Wort »Troll« auch noch für die mittelalterlichen großen Trolle verwendet werden, beispielsweise für die monströsen Trolle im Märchen Guld-hästen, Mån-lyktan och Jungfrun i Trollburen, »Das Goldpferd, die Mondlampe und die Jungfrau im Zauberkäfig«.166 Die demnach mehrdeutige Verwendung des Worts Trold im Schwedischen − nämlich für kleine Völkchen ebenso wie für die großen mittelalterlichen Trolle − lässt sich noch für das

Trolle und »Unterirdische«

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18. Jahrhundert belegen. Der schwedische Gelehrte Erik Julius Björner (1696 – 1750) edierte in Stockholm im Jahre 1737 in einer großen dreisprachigen Ausgabe siebzehn der Vorzeit­ sagas, Fornaldarsögur, also Sagas, die in der wikingerzeitlichen oder überhaupt ganz phantastischen Vorzeit Skandinaviens vor der ab etwa 870 stattfindenden Besiedlung Islands spielen. Die Ausgabe trug den schönen barocken Titel Nordiska Kämpa Dater, I en Sagoflock samlade Om forna Kongar och Hjältar, »Taten der nordischen Helden, in einer Sammlung von Sagas zusammengestellt, über alte Könige und Helden«, und enthielt die Sagas auf Altnordisch mit einer schwedischen und einer lateinischen Übersetzung. Hier werden die Trolle, etwa in der Hálfdanar saga Brönufóstra (Kap. 6 und 7), im Schwedischen problemlos mit trolle übersetzt, während Björner im Lateinischen dafür das Wort monstra verwendet (obwohl man vielleicht dæmones erwartet hätte).167 Zu dieser Zeit rief das Wort troll im Schwedischen also noch nicht ausschließlich die Assoziation mit kleinen sozialen Wesen hervor, sondern man dachte offenbar in erster Linie noch an die großen Trolle der Sagas. Es scheint also, als ob sich bestimmte Aspekte der mittelalterlichen Trolle im Laufe der Frühen Neuzeit, aber besonders im 18. und 19. Jahrhundert in zwei unterschiedliche Richtungen aufgespalten haben. Die sozialen, im Falle einiger mittelalterlichen Trollfrauen ja ausgesprochen mütterlichen und schützenden Merkmale sind in der Neuzeit fast völlig verloren gegangen. Wo sie überhaupt vorhanden sind, nämlich bei den kleinen schwedischen und dänischen Trollen, da wurden sie auf die Aufzucht der eigenen Brut übertragen. Auch ein weiterer sozialer Aspekt, nämlich das Auftreten männlicher Trolle in Gruppen, ob nun zu Kampf, zu Spielen oder zu Trinkgelagen, oder das Auftreten weiblicher Trolle in Gruppen von drei oder gar neun Schwestern, ist nur noch sehr vereinzelt in den Trollvölkchen Ostskandinaviens zu finden, nicht aber bei den einzelgängerischen westskandinavischen Trollen. Dagegen hat sich die Gefährlichkeit sowie die Größe und übermenschliche Kraft der mittelalterlichen Trolle nur in den westskandinavischen volkskundlichen Trollvorstellungen erhalten können, während diese Aspekte bei den kleinen Völkern der schwedischen Wälder nicht mehr vorkommen. Auch die magischen Fähigkeiten sind diesen kleinen Gestalten offenbar abhandengekommen. Dass Menschen sie normalerweise nicht zu Gesicht bekommen, ist eher ihrer Natur als unsichtbares oder »verstecktes« Volk geschuldet denn der Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen. Mit der Gefährlichkeit der großen Trolle hängt auch der Aspekt der Menschenfresserei zusammen, derer die norwegischen Trolle der Sagen besonders im Zusammenhang mit christlichen Menschen beschuldigt werden, so wie die mittelalterlichen Trolle angeblich sowohl Menschen- als auch (das als heidnisch betrachtete) Pferdefleisch aßen. Ein weiteres Merkmal, das sich nur die westnordischen Trolle von ihren mittelalterlichen Vorfahren in der Literatur bewahrt haben, ist die Mehrköpfigkeit: In den Sagas nur äußerst selten erwähnt, wird das zu einem regelrechten Kennzeichen der norwegischen Märchentrolle.

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Die Wiedergeburt der Trolle: Märchen und Sagen im 18. und 19. Jahrhundert

Trolle in Märchen und Sagen Was die Erzähltypen anlangt, in denen die norwegischen Trolle auftreten, so gehören diese in eine internationale Tradition von Riesensagen, welche Trolle, Riesen oder Oger als gefährlich und groß, aber wegen ihrer geistigen Beschränktheit als leicht zu übertölpelnde Gegner der Helden zeichnen. Als Oberbegriff für alle möglichen Wesen mit derartigen Merkmalen hat sich in der Volkskunde die Bezeichnung Oger durchgesetzt, welches aus dem Altfranzösischen ogre stammt. Im Französischen und Englischen hat es sich stärker durchgesetzt als im Deutschen, aber auch hier ist der Begriff immerhin seit Goethe 1790 gedruckt belegt.168 Da auch für den Oger Größe, Stärke, Einzelgängertum und Menschenfresserei besondere Merkmale sind, und diese alle auch auf die traditionellen Trolle zutreffen, sind diese Trollsagas, -sagen und -märchen in den volkskundlichen Motiv-Indices durchwegs unter dem Stichwort Oger zu finden.169 Diese Klassifikation hat den Vorteil, dass die offensichtlichen Ähnlichkeiten mit trollartigen Figuren und Spezies aus anderen Kulturkreisen deutlich werden. Man hat darauf hinweisen wollen, dass die allein im Wald hausenden Trolle gewisse Gemeinsamkeiten mit der (spät-)mittelalterlichen Figur des »Wilden Manns« aufweisen sollen,170 aber da die »Wilden Männer« sowohl literarisch wie auch ikonographisch fast durchwegs in einer sozialen Gruppe, die auch »Wilde Frauen« umfasste, verortet wurden und sie zudem mit einer außerhöfischen Natürlichkeit und Primitivität, nicht aber Gefährlichkeit in Verbindung gebracht wurden, sind diese Gemeinsamkeiten wenig überzeugend, auch wenn die Behaarung und das naturverbundene Habitat auf den ersten Blick darauf hindeuten würden.171 Beiden neuzeitlichen Erscheinungsformen der Trolle, die man auch als die »nördlicheren« und »südlicheren« Trolle bezeichnet hat,172 ist aber ein Wesenszug gemeinsam, der schon im Mittelalter ein Hauptmerkmal der Trolle war, nämlich ihre körperliche Hässlichkeit. Zu den langen Nasen, Buckeln und der Kahlköpfigkeit tritt in Norwegen eine offenbar tierartige Ganzkörperbehaarung, die in den Sagas in dieser Form noch nicht anzutreffen ist. Noch eine Eigenheit haben beide Gruppen neuzeitlicher Trolle gemeinsam, die im Mittelalter meines Wissens nie erwähnt wird: Sie sind alle geschwänzt. Ob dies auf Dämonenvorstellungen zurückgeht oder ob die Schwänze wie die Ganzkörperbehaarung auf eine zusehends tierischere Erscheinungsform der Trolle hindeuten, ist unklar. Wenigstens bei den schwedischen und dänischen kleinen und sozialen Trollen dürfte eher Letzteres zutreffen, da sie ansonsten kaum dämonische Züge aufweisen. Auch besitzen andere, im postreformatorischen Christentum durchaus dämonisierte Wesen der alten niederen Mythologie wie Zwerge oder Alben keine Schwänze, sodass die Ikonographie der Dämonen hier eher wenig Einfluss auf den Volksglauben an Trolle gehabt haben dürfte und die tierische Natur das Ausschlaggebende war. Dazu passt, dass im Volksglauben des 19. und 20. Jahrhunderts diese kleinen Trolle auch ikonographisch zusehends Aspekte von kleinen und durchaus niedlichen Waldtieren annehmen.

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Trolle in Märchen und Sagen

Einen Sonderfall stellt die Verwendung des Worts Tröll im Neuisländischen dar. Nur wenige der Volkssagen beziehen sich auf die riesenhaften Trolle, und dann vor allem in ätiologischen Sagen wie diejenige, die sich um zwei Felsnadeln an der Insel Drangey im Skagafjord im Norden Islands ranken, wo ein Trollmann und eine Trollfrau, nátttröll, zu zwei mächtigen steinernen Nadeln werden, während die Insel zwischen ihnen als ihre Kuh gedeutet wird (allerdings stürzte die eine, der Trollmann, schon 1755 bei einem Erdbeben ins Meer).173 Diese Trolle werden meist als nátttröll, »Nachttroll«, bezeichnet, was darauf abzielt, dass sie nur in der Nacht aktiv sind, weil sie eben im Sonnenlicht versteinern würden. Eine noch recht mittelalterliche Auffassung von Trollen verrät dagegen Sagan af Bergþóri í Bláfelli, »Die Sage von Bergthor im Blafell«, wo die Trollfrau Hit die Trolle zu Festen in der Höhle Hundahellir einlädt174 und eine klare Verbindung zwischen den Trollen und dem Heidentum hergestellt wird. Jedenfalls bezeichnet das Wort tröll im Isländischen immer eine riesenhafte Gestalt, nie die kleinen Völkchen der dänischen Volkssagen. Aber das Auffällige an den isländischen Volkssagen ist – und meist sind es tatsächlich mit bestimmten Orten verknüpfte Sagen, nicht Märchen – dass die viel öfter als die Trolle vorkommenden Wesen, die in Felsen oder Klippen wohnen, als Elfen bezeichnet werden. Diese Elfen können in manchen Sagen einfach (meist unsichtbare) Menschen sein, weisen aber in ihrem ausgeprägten Sozialleben auch Ähnlichkeiten mit den in Dänemark (und manchen Gegenden Schwedens) als kleine Trolle bezeichneten Wesen auf. Während der Glaube an

Abb. 10: Drangey im Skagafjord nördlich von Island, in neuzeitlichen Sagen als versteinerte Trollfrau mit ihrer Kuh interpretiert, Foto 1987.

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Trolle in Island wohl schon im 16. Jahrhundert ausgestorben war, hält sich der Glaube an menschenähnliche Elfen bis zum heutigen Tage, wie zahlreiche Belege aus der jüngsten Vergangenheit belegen. Bislang wurde nicht klar zwischen Volkssagen und -märchen unterschieden, und das mit gutem Grund. Weder das norwegische und dänische Folkeeventyr (oder einfach Eventyr) für »Märchen« im Gegensatz zu segn/sagn für »Sage« noch die etwas verwirrenden schwedischen Bezeichnungen Folksagor (Sg. saga; viel seltener äventyr) für »Märchen« und sägner (Sg. sägen) für »Sagen« unterscheiden die beiden Gattungen so scharf wie das Deutsche. Zwar gehören sowohl Märchen als auch Sagen zu den Volkserzählungen, es sind also ohne ausgewiesenen Verfasser mündlich tradierte Geschichten, die erst durch die gelehrten Sammler des 19. Jahrhunderts aufgezeichnet wurden, es gibt aber auch deutliche Unterschiede, die im Folgenden erläutert werden. Im Volksmärchen wird eine Situation von allgemeiner Gültigkeit beschrieben, die weder zeitlich noch räumlich gebunden ist, sondern häufig mit »Es war einmal« beginnt und in einer reinen Phantasiewelt spielt (z. B. »hinter den sieben Bergen«). Die Sage hingegen ist meist wenigstens räumlich an einen Ort gebunden, dessen Entstehung oder (unerklärliche) Merkmale, mitunter auch dessen Namen, sie mithilfe einer Geschichte zu erklären sucht. Obwohl das Übernatürliche in den Volkssagen eine kaum geringere Rolle spielt als in den Märchen, ist bei den Sagen mitunter ein historischer Kern auszumachen, besonders wenn es um alte Gebäude oder deren Ruinen geht. Viele Sagen gehen entweder auf die ätiologische Erklärung von Ortsnamen oder auf eine populäre Deutung rätselhafter Naturformen zurück. Typisch für Trollsagen ist dabei sowohl in Island wie in Norwegen, dass Felsnadeln im Meer oder eigentümlich geformte Findlinge in den Bergen gerne als versteinerte Trolle erklärt werden, obwohl weder für die Versteinerung noch für die Explosion der Trolle durch Sonnenlicht, die sich in den Sagen ebenfalls findet, im Mittelalter viele stichhaltige Hinweise zu finden wären. Selbst die einzige belastbare Stelle für die Versteinerung einer Trollfrau durch Sonnenlicht in der Grettis saga Ásundarsonar wird vom Sagaverfasser selbst skeptisch beurteilt: Grettir sagte, dass das Trollweib in die Schlucht gestürzt sei, als sie die Wunde bekam, aber die Leute vom Bardadal sagen, dass sie der Tag überrascht hätte, als sie rauften, und sie starb, als er ihr den Arm abschlug und dort versteinert in Frauengestalt auf dem Felsen steht. 175

Auch ätiologische Erzählungen über riesige, von den Gletschern der letzten Eiszeit über die Landschaft verstreute Felsblöcke können Anlass zur Sagenbildung gegeben haben – das haben sie mit den Zyklopen der antiken Sage gemein: Auch dort wurden die Felsen, die an

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der Ostküste Siziliens vor Aci Trezza aus dem Meer ragen, als angebliche Wurfgeschosse der erzürnten Riesen um Polyphem gedeutet, die damit nach dem geflüchteten Odysseus und seinen Gefährten geworfen hätten. Nur der Anlass für den Zorn der Riesen ist im 19. Jahrhundert ein anderer, denn nun erklärt man die Wut der Trolle damit, dass sie den Klang der Kirchenglocken nicht ertragen konnten.176 Weiters werden auch noch andere spektakuläre Naturformationen mit den Trollen in Verbindung gebracht, besonders die »Trollkirchen« in Island, Norwegen und sogar Schweden, von denen noch zu reden sein wird (siehe Kap. 12). Die frühesten norwegischen und gleichzeitig auch skandinavischen Sammler von Volkserzählungen, Peter Christen Asbjørnsen und Jørgen Engebretsen Moe, gaben ihre Norske folkeeventyr erst 1841 bis 1844 heraus, also eine ganze Generation später als die Grimm’schen »Kinder- und Hausmärchen« und waren deutlich von diesen inspiriert. Ihre Sammlung unterscheidet nicht nach Sagen und Märchen, auch wenn viele der Erzählungen als Sagen zu bezeichnen sind. Der Hang, diese Geschichten zu verorten, hat aber auch mit der spezifischen politischen Situation Norwegens zu tun, in der es nach der Verfassung von 1814 einen ungeahnten Aufschwung nationalromantischer Gefühle gab, der es notwendig machte, möglichst viele der Geschichten als unverwechselbar norwegisch und mit dessen Landschaft und Natur verbunden zu markieren. Bei den dänischen an Orte angeknüpften Geschichten, welche von Evald Tang Kristensen im Jahr 1882 gesammelt und herausgegeben worden waren, handelt es sich meist um sehr kurze Sagen aus der Lokalüberlieferung, die offenbar kaum literarisch bearbeitet wurden. Nur wenige von ihnen sind Trollgeschichten, die den norwegischen ähneln, etwa die Sage von den Trollen, die Felsen gegen die Kirche in Flakkebjærg (südlich von Slagelse in Westseeland) rollen wollten, um sie zu zerstören, die aber nur den Fluss erreichten (Nr. 803).177 Große Trolle sind darin ausgesprochen selten und so gut wie nie auch als solche beschrieben, aber aufgrund von bestimmten Bezeichnungen noch als solche erkennbar, wenn sie etwa in Nummer 314 als jætter bezeichnet werden: Unweit der Kirche von Toksværd [östlich von Næstved in Südfünen] liegt eine große Anhöhe […] Diese war früher der Wohnplatz für ein fürchterliches Trollvolk, Großvater nannte sie jætter.

Da das Wort von altnordisch jötunn, »Riese«, abstammt, liegt es nahe, hier Riesen zu vermuten, aber die Tatsache, dass es sich um ein ganzes Volk handelt, macht dies zweifelhaft. Von den Fallen, die die Etymologie für das Verständnis des neuzeitlichen Volksglaubens bereithält, wird gleich noch zu reden sein.

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Die Wiedergeburt der Trolle: Märchen und Sagen im 18. und 19. Jahrhundert

Hier muss nun auch die reiche Terminologie Skandinaviens erwähnt werden; nicht nur die mittelalterlichen Quellen erwähnen etliche verschiedene Typen von Riesen, ohne dass diese auch nur annähernd konsequent voneinander unterschieden werden. Zwar fasst man alle Typen von großen Wesen in der neuzeitlichen volkskundlichen Terminologie wie erwähnt unter dem Oberbegriff Oger zusammen, aber nicht alle in Skandinavien als Troll bezeichneten anderweltlichen Wesen lassen sich darunter subsumieren. Man hat daher schon in der Vergangenheit mehrfach versucht,178 die reiche Terminologie der skandinavischen Sprachen, wenn es um die diversen, heute vereinfachend als Trolle bezeichneten Wesen geht, zu klassifizieren, indem man auf die Etymologie bestimmter im Volksglauben verwendeter Ausdrücke zurückgegriffen hat. Dies erweist sich aber insofern als problematisch, als die Quellen selbst sehr unterschiedliche Termini verwenden. Das macht die erwähnte Unterscheidung von Elisabeth Hartmann in westnordische Trolle (die ich auch als traditionelle Trolle, da sie der mittelalterlichen Tradition nahestehen, bezeichne) und ostnordische Trolle bei aller noch zu betrachtender Unschärfe der Unterscheidung nicht obsolet. So rechnet man in Norwegen neben den Trollen selbst auch Alfer, Dverge, Thusser und Vætter zu dem Überbegriff der Underjordiske (»unterirdische Völker«). Davon würden die Alfer den altnordischen alfar (»Alben, Dämonen«) entsprechen, die Dverge den altnordischen dvergar (»Zwerge«), die Thusser den altnordischen þursar (»gefährliche Riesen«) und die Vætter den altnordischen vættir (»jenseitige Wesen«). Auch auf Island und in Dänemark spricht man von Underjordiske, wobei die Dänen auch Trolde (»Trolle«), Jætter (s. o.), Bjærgfolk (zwergenhafte »Hügelbewohner«) und Ellefolk (»Elfenvolk«) dazu zählen. Auf den Färöern wird von Huldefolk, auf den Orkneys – so wie in Norwegen – von Huldrefolk (huldu­ maðr, »Gnom«, und huldra, »Trollfrau«) gesprochen, wobei in Norwegen als Huldre nur eine geschwänzte und verführerische Trollfrau bezeichnet wird. In Schweden kommt noch die Bezeichnung Høyfolk, (»Hügelvolk«), hinzu, da man sich die diversen Unterirdischen in Hügeln und Grabhügeln lebend vorstellt. Lange hat man versucht, der Vorstellungswelt des neuzeitlichen Volksglaubens mithilfe der Etymologie dieser Bezeichnungen beizukommen, indem man Verbindungen zur polytheistischen vorchristlichen Religion herstellte. Dies führt aber nur sehr beschränkt zum Ziel, denn wenn etwa dänisch Jætter auch eigentlich »Riese« heißen mag, so sind die damit bezeichneten unterirdischen Trolle mitunter doch nur sehr kleine Wesen. Auch die norwegischen Tusser entsprechen keineswegs den alten Thursen der germanischen Mythologie, sondern werden als »Zwerge« beschrieben, und die Alvar/Alfar der heutigen skandinavischen Sprachen haben gar nichts mehr mit den altnordischen álfar zu tun, sondern wurden seit der Romantik zur Übersetzung der aus dem Englischen stammenden »Elfen« verwendet.

Trolle in Märchen und Sagen

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Die Folgerung daraus muss sein, dass man sich bei den Begrifflichkeiten der skandinavischen Volkserzählungen überhaupt nicht auf eine vorgefasste Terminologie stützen sollte, sondern rein phänomenologisch betrachtet, wie die entsprechenden Wesen in einzelnen Texten beschrieben werden. Die jeweiligen Begriffe und die Konzepte haben seit dem Mittelalter, sowohl durch die Zwänge der reformatorischen Kirchenpolitik als auch durch vielfältige internationale Einflüsse während der Romantik, derartig starke Veränderungen erlebt, dass man nur vereinzelt an die mittelalterlichen Vorstellungswelten direkt anknüpfen kann. Bei den norwegischen und isländischen Trollen ist dies zwar der Fall, sonst aber nur sehr selten. Ein Aspekt, der bislang noch nicht angesprochen wurde, ist der, wie man sich im Volksglauben des 19. Jahrhunderts die Existenz beziehungsweise die Entstehung von Trollen überhaupt erklärte. Für Dänemark konnte Evald Tang Kristensen gleich drei Sagen anführen (Nr. 1 – 3),179 die auf recht ähnliche Art behaupten, die unsichtbaren Völkchen seien mit den gefallenen Engeln nach Luzifers Engelssturz gleichzusetzen. Die Sagen unterscheiden sich nur dadurch, wo die Wesen auf der Erde aufgeschlagen seien: Das Bjærgfolk in den Hügeln, die Elfen in den Wäldern, und die Nisser in den Häusern. Dies rückt die Unterirdischen sehr nahe an die mittelalterlichen Vorstellungen von Dämonen heran, was durch einige schwedische Sagen gestützt wird, wo die Trolle »wie ein schwarzer Rauch« aus Gräbern oder aus Kaminen ausfahren.180 Ein ganz ähnliches Erklärungsmuster findet sich in den norwegischen Volkserzählungen, auch wenn diese sich auf die jenseitigen Kreaturen des Volksglaubens im Allgemeinen, nicht (nur) ausdrücklich auf die Trolle beziehen: Da der liebe Gott die bösen Engel stürzte, so fielen einige in die Hölle, aber die, welche nicht so schwer gesündigt hatten, die sind doch in der Luft oder unter der Erde oder im Meer. 181

Wie bei Menschen, Engeln und Dämonen handelt es sich also um Geschöpfe Gottes, die aber den geistigen Geschöpfen zugezählt werden, was ihre Unsichtbarkeit erklärt. Diese Art von Identifikation der Naturwesen des Volksglaubens dürfte aber auf nachmittelalterliche kirchliche Einflüsse zurückgehen, da eine Gleichsetzung von Alben mit Dämonen im Mittelalter zwar gängig, aber von Trollen höchstens ausnahmsweise belegt ist. Eine ganz andere Erklärung findet sich in schwedischen Volkserzählungen: Eva hatte so viele Kinder, dass sie sich dafür schämte und einige von ihnen versteckte, als Gott durch das Paradies ging. Da sagte Gott zu ihr, wenn sie ihre Kinder verstecken wolle, dann solle das so sein: Daher kämen die versteckten Völkchen.182

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Die Wiedergeburt der Trolle: Märchen und Sagen im 18. und 19. Jahrhundert

Huldrefolk und Huldra In Norwegen existiert neben den Trollen im engeren Sinn auch noch ein ganzes Volk an Jenseitigen, die zusammenfassend als Huldrefolk, »verstecktes Volk«, bezeichnet werden, die sich aber doch deutlich von den Unterirdischen in Dänemark unterscheiden, da sie offenbar als menschenähnlich und von menschlicher Größe gedacht werden. Auch sie bewohnen eine unsichtbare Parallelgesellschaft in Nachbarschaft zu den Menschen und nutzen zum Teil deren Einrichtungen, wenn sie etwa im Herbst nach dem Almabtrieb die Almen in Norwegen, seter, übernehmen und ungehalten werden, wenn diese nicht termingerecht geräumt werden. Wirklich in Erscheinung und mit den Menschen in Kontakt tritt aber meist nur die Huldra, eine weibliche Figur dieses Völkchens. Sie wird in allen Sagen als nicht nur anmutig und schön, groß und schlank mit einem langen Haarzopf, sondern als ausgesprochen verführerisch beschrieben: Ja, oben am Berg saß eine Jungfrau, die war so schön und fein, dass sie zu strahlen schien. 183

Gleichzeitig jedoch, und das gilt in den Sagen stets als letztes Erkennungs- und Warnzeichen der Huldra, besitzt sie einen haarigen Kuhschwanz.184 Zwar sucht sie den unter Kleidung zu verstecken, aber dieser Schwanz gibt in den Sagen oft den gerade noch rettenden Hinweis für verliebte junge Männer, die sich dann vor den Verführungskünsten der Huldra retten können. Denn sobald die Männer, von der sexuellen Anziehungskraft der Huldra geblendet, ihr folgen, ist es um sie geschehen: […] und als die Nacht vergangen war, da kam sie und nahm ihn mit, und er musste ­m itgehen, ob er wollte oder nicht. 185

Dabei bleibt vorerst offen, ob der Mann beim Huldrefolk, also den jenseitigen Verwandten der Huldra, bleiben muss, wie es etwa in Huldreætt, »Huldre-Familie«, der Fall ist, oder ob die Huldra eine ganz menschliche Form annimmt und sich in die menschliche Gesellschaft einpasst. Hier erhält der junge Mann eine Huldra nur unter einer Bedingung zur Frau, die von ihrem Vater formuliert wird: Du bist ein tüchtiger Bub, und meine Tochter mag dich gerne leiden. Wenn du sie magst, und mir versprichst, zu einem Priester zu gehen und sie taufen zu lassen, so magst du sie haben. Aber du musst gut zu ihr sein, und dann wird es dir nicht an Mitgift fehlen. 186

Trollwesen und Christentum

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Das Verhalten des Huldrefolk gegenüber den Menschen ist ambivalent, während die norwegischen Sagen das unterirdische Volk sonst deutlich negativ konnotieren. »Ja, die Unterirdischen sind arge Diebe, habe ich immer gehört […], aber am schlimmsten ist es wohl während der Zeit der Almwirtschaft«,187 heißt es in der Geschichte En aftenstund i et proprietærkjøkken, »Ein Abend in der Küche des Hausherrn«. Dass es in der Neuzeit zu einer Vermischung von mittelalterlichen und späteren Vorstellungen und einer immer unschärferen Terminologie kommt, zeigt die einzige Saga, die eine Huldre erwähnt, nämlich die Sagan af Huld hinni miklu og fjölkunnugu trölldrotningu, »Saga von der großen und zauberkundigen Trollkönigin Hulda«.188 Diese Saga ist ein Produkt des 18. Jahrhunderts, auch wenn wir davon hören, dass der isländische Verfasser Sturla Thordarson (Neffe von Snorri Sturluson) schon um 1260 so eine Huldar saga in Norwegen vortrug,189 die aber nicht erhalten ist. Die Geschichte von der zauberischen Trollkönigin unterscheidet sich aber deutlich von mittelalterlichen Konzepten von Trollfrauen und bietet nur ein Sammelsurium von Namen aus den Fornaldarsögur, aber auch aus der nordischen Mythologie und sogar der klassischen Gelehrsamkeit (so heiratet Hulda einen Trollfürsten namens Gigas). Über Trollfrauen ist daraus kaum etwas zu erfahren, außer dass Hulda offenbar eine schon lange berühmte Trollfrau war und wir nur durch die Zufälligkeiten der Überlieferung keine mittelalterliche Saga von ihr bewahrt haben.

Trollwesen und Christentum Wie bei den großen Trollen, die durch das Läuten der Kirchenglocken oder den Bau von Kirchen erzürnt werden und dann mit Felsen nach den Kirchen werfen, so haben auch das Huldrefolk und die Unterirdischen eine massive Abneigung gegen das Christentum. So sind nicht nur das Verschwinden von Nahrungsmitteln, der Rückgang der Milchproduktion von Kühen oder gar das Auswechseln von Kindern durch hässliche und schreiende Wechselbälge ein Beleg für die Anwesenheit der Unsichtbaren Völker, auch Felsbrocken und Findlinge in der Nähe von Kirchen sind Beweise für das Felsenwerfen der Trolle. Andererseits schützen christliche Symbole vor den Anfeindungen der Unterirdischen, und man kann sich besonders zur Erntezeit (oder während der Almarbeit) vor Diebstählen der jenseitigen Wesen schützen, indem man das Kreuz auf Türen und Ställe malt.190 Auch geweihte Erde vom Friedhof oder einfach Gebete können die Unterirdischen fernhalten. Durch den Namen Christi kann es auch den von einer Huldrefrau verzauberten Männern gelingen, wieder von ihr loszukommen, wie in der Erzählung Fra fjellet og seteren, »Von Berg und Alm«:

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Die Wiedergeburt der Trolle: Märchen und Sagen im 18. und 19. Jahrhundert

Eines Tages sagte er: »Wie in Jesu Namen soll ich wieder heim zu Christenmenschen kommen?« Da begann die Huldre zu weinen und sagte, nachdem er nun den Namen genannt hatte, den sie nicht in den Mund nehmen könne, da könne sie ihn nicht länger festhalten. 191

Der Fluch oder Bann, mit dem eine Huldre einen Menschen belegt, ist also offenbar nur so lange wirksam, wie keine Berufung auf den Namen Christi oder das Kreuz erfolgt. Die Menschen werden allerdings mitunter dadurch getäuscht, dass die jenseitigen Wesen auch eine Art Messe kennen, die sich aber von der christlichen unterscheidet: In der Kirche ging es still und ordentlich zu. […] Das Vaterunser klang auch nicht ganz richtig: nicht nur, dass das »Erlöse uns von dem Bösen« fehlte, es gab auch keinen Segen, und der Name Jesu wurde nicht erwähnt. 192

Erwähnungen solcher Messen der Jenseitigen gibt es sowohl in Norwegen von den Huldre als auch in Island von den Elfen. Da man glaubte, dass verschwundene Menschen durch das Huldrefolk entführt worden wären, versuchte man, diesen Bann der Jenseitigen durch das Läuten der Kirchenglocken zu brechen: Das war zweifellos eine nützliche Methode, wenn sich Menschen etwa im Gebirge verirrt hatten und sich nach dem Klang der Glocken besser orientieren konnten. Dass das Verhalten von Trollen dem Christentum gegenüber feindlich ist, erklärt sich natürlich aus den vorchristlichen Wurzeln der Trollvorstellungen. Zwar haben die meisten Wesen der »niederen Mythologie«, also derjenigen Spezien, die nicht zu den alten Göttern des Polytheismus gehörten, die Christianisierung relativ unbeschadet überstanden, weil die christliche Lehre keine Regeln kannte, die den Glauben an solche Wesen untersagte. Im Gegenteil, der christliche Glaube an Dämonen und Engel kam diesen Vorstellungen eher noch entgegen, wie die obigen pseudo-biblischen Erklärungsmuster selbst für die nachreformatorische Neuzeit belegen. Einige Gattungen der Jenseitigen, wie die Nisser, eine Art von benevolentem kleinem Hausgeist, wurden sogar erfolgreich in das christliche Brauchtum Skandinaviens der Neuzeit übernommen, wie die stetig populäreren Bräuche und Publikationen über die Julenisser, »Weihnachts-Nisser«, zeigen. Diese haben sich selbst die rote Zipfelmütze der dänischen Unterirdischen bewahrt und scheinen heute immer mehr mit verniedlichten Formen des aus dem anglo-amerikanischen Raum eindringenden Weihnachtsmanns, Father Christmas, und seinen Elfen (!) zu verschmelzen, der langsam fast alle Gemeinsamkeiten mit seinem Ursprung, dem Heiligen Nikolaus, zu verlieren scheint.

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DIE EINSAMEN TROLLE IN NORWEGEN UND ISLAND

Trolle werden norwegisches Kulturgut: Asbjørnsen und Moe Wie schon gezeigt, geht der Trollbegriff des Volksglaubens im 18. und 19. Jahrhundert nicht nur auf den mittelalterlichen zurück, sondern auch die frühneuzeitlichen Formen der Wurzel troll im Sinne von »Zauberei« spielen als Konnotationen bei der Beschreibung der westskandinavischen Trolle eine gewisse Rolle. Zwar konnte schon in spätmittelalterlichen Sagas ein Trollmann einen »Zauberer« statt eines riesischen Trolls bezeichnen, aber diese Komponente gewinnt in den Volksmärchen noch deutlich an Gewicht. Da hier aber nicht von Zauberern und Hexen, sondern von jenseitigen Wesen die Rede sein soll, sollen im Folgenden nur Volkserzählungen Erwähnung finden, die sich mit den übernatürlichen Trollen befassen. Doch auch da ändert sich in der Romantik, aus der die meisten der uns überlieferten und von den Volkskundlern des 19. Jahrhunderts gesammelten Märchen stammen, das Bild von den Trollen, und wird deutlich vielschichtiger. Zwar werden Trolle in der Regel weiterhin als groß und schreckenserregend beschrieben, aber am ehesten bleiben die Trolle der norwegischen Märchen und Sagen einem traditionellen Trollbild treu, und dieses gewinnen wir in allererster Linie aus der ältesten skandinavischen Sammlung von Volkserzählungen, nämlich aus der norwegischen Märchensammlung des Volkskundlers Peter Christen Asbjørnsen und des Bischofs Jørgen Engebretsen Moe. Diese Sammlung ist Grundlage all der heute besser bekannten Trollsagen, etwa der von den drei Ziegenböcken und dem Troll unter der Brücke. Als Ahnherr der norwegischen Märchenforschung kann der Lehrer, Forstmeister und Volkskundler Asbjørnsen gelten, der die Märchen- und Sagensammlungen zusammen mit seinem Studienkollegen Moe, einem evangelischen Priester, Dichter und schließlich sogar Bischof, verfasste. Peter Christen Asbjørnsen (1812 – 1885) wurde in Oslo (damals Christiania) geboren und traf schon in seiner Oberschulzeit den späteren Theologen Jørgen Engebretsen Moe. Asbjørnsen allerdings studierte Naturwissenschaften und beschäftigte sich Zeit seines Lebens mit Botanik und Zoologie, wozu er zahlreiche wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Schriften verfasste. Unter anderem schrieb er eine sechsbändige Naturhistorie for Ungdommen, »Naturgeschichte für Jugendliche«, 1838 bis 1849, sowie Schulbücher zur Naturgeschichte.

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Die einsamen Trolle in Norwegen und Island

Für diese Werke unternahm er im Auftrag der Universität Oslo etliche Forschungsreisen nach Westnorwegen, vorwiegend in die Gegend des Hardanger­ fjords. Dabei konnte er auch seinem Hobby, dem Sammeln von Volkserzählungen, frönen, die er erstmals schon 1837 publizierte. Daneben studierte er noch Forstwirtschaft in Sachsen und wurde Norwegens erster Forstmeister, der auf die Probleme der Entwaldung hinwies, zudem war er eine Zeitlang für die Moore und Torfgewinnung zuständig. Sein Schulfreund Jørgen Engebretsen Moe (1813 – 1882), der aus Ringerike stammte, setzte sein Studium der Theologie fort, wurde Professor für Theologie und schließlich 1853 Priester in der norwegischen Staatskirche. Durch seine verschiedenen Positionen in Südnorwegen war auch er in der Lage, bäuerliche Erzählungen aufzuzeichnen, bevor er 1874 Bischof der (lutheranischen) Diözese Agder und Telemark mit Sitz in Kristiansand wurde. Als die beiden 1834 herausfanden, dass sie unabhängig voneinander Volkserzählungen gesammelt hatten, begann eine äußerst fruchtbare volkskundliche Zusammenarbeit nach dem Vorbild der Brüder Grimm, deren Sammlung von Märchen seit 1812 erschienen war. Schon 1841 erschien der erste Teil von Norske folkeeventyr, »Norwegische Volksmärchen«. Diese Sammlung wuchs bis 1852 auf zwei stattliche Bände an. Neben dieser gemeinsam angefertigten Sammlung publizierte Asbjørnsen im Jahr 1845 unabhängig noch seine Norske Huldre-Eventyr og Folkesagn, »Norwegische Huldre-Märchen und Volkssagen«. Die beiden fanden rasch zu einem durchgängigen gemeinsamen, für die Umarbeitung der Erzählungen aus ihren Niederschriften geeigneten Erzählstil – wie schon die Brüder Grimm vor ihnen, denen sie ganz offensichtlich nacheiferten. Die Norske folkeeventyr wurden jedenfalls rasch zu einem gesamteuropäischen Erfolg, da bis dahin in Europa noch kaum skandinavische Sagen und Märchen bekannt geworden waren. Als Moe 1882 und Asbjørnsen 1885 starben, war das Werk schon in der fünften Auflage erschienen. Bereits 1847 waren die Erzählungen durch Ludwig Tieck als Norwegische Volksmährchen ins Deutsche und 1863 durch George Webbe Dasent (in Auswahl) ins Englische übersetzt worden, wo sie ebenAbb. 11: Peter Christen Asbjørnsen,

falls zahlreiche Auflagen erlebten und ganze Generationen von

Foto o. J.

Volkskundlern, Wissenschaftlern und Romanciers beeinflussten.

Trolle werden norwegisches Kulturgut: Asbjørnsen und Moe

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Die norwegische Ausgabe war seit der Auflage von 1879 von zahlreichen namhaften Künstlern (wie u. a. Peter Nicolai Arbo, Hans Gude und Otto Sinding) durchgehend illustriert worden. In einer kindgerechteren193 Auflage von 1883/84 waren es vor allem Theodor Kittelsen und Erik Werenskiold (neben Otto Sinding), welche der Sammlung zu weiterer Popularität verhalfen. Es wird nicht ganz zu Unrecht behauptet, dass der enorme und langandauernde Erfolg der norwegischen Sammlung nicht zuletzt den genialen Illustrationen von Kittelsen und Werenskiold zuzuschreiben sei. Die Sammlung von Asbjørnsen und Moe prägt bis zum heutigen Tag das Bild von der norwegischen Sagenwelt. Die von ihnen gewählten (und sicher auch in gewissem Ausmaß standardisierten) Typen, Figuren und Wesen sind nicht nur für die volkskundliche Forschung, sondern weit darüber hinaus wirksam geworden. Ein besonders wichtiges Beispiel ist die Figur des Askeladden, eines männlichen Aschenputtels (von Ludwig Tieck wurde der Name als »Aschenbrödel« übersetzt), der sich gegenüber den Widerwärtigkeiten dieser Welt und den Gefahren aus der jenseitigen Welt mit Hausverstand und Mutterwitz durchsetzen kann. Eine weitere durch Asbjørnsen und Moe nach einer Erzählung aus dem Gudbrandsdal vermittelte Figur ist die des Jägers und Abenteurers Per Gynt, der in seiner durch eigene Geschichten erschaffenen Phantasiewelt lebt und welche durch die von Henrik Ibsen nach den Volkserzählungen gedichteten Dramas Peer Gynt (mit der Musik Edvard Griegs) Weltbedeutung erlangt hat. Ibsen nannte sein Drama übrigens von Anfang an Peer Gynt, im Gegensatz zum Per Gynt der Volkssage. Besonders in den anglophonen Sprachraum strahlte die Sammlung norwegischer Volkserzählungen aus, nicht zuletzt durch das Prestige des Übersetzers, (Sir) George W. Dasent (1817 – 1896), Diplomat, Zeitungsherausgeber, Übersetzer aus dem Altnordischen (darunter die Edda und die Njáls saga) und schließlich Professor für englische Literatur am King’s College in London. Märchen wie The Three Billy Goats Gruff, »Die drei Böcke Bruse« (norweg. De tre bukkene Bruse), das von der Überlistung eines unter der Brücke lebenden Trolls durch drei Ziegenböcke erzählt, bestimmen bis heute die Vorstellungen von Trollen in der englischsprachigen Welt (vgl. Abb. 18, 26, 37). Die Wirkung der Sammlung von Asbjørnsen und Moe hat aber auch noch eine andere, politische Seite: Die Arbeit an den Volkserzählungen fiel zusammen mit der Zeit des erstarkenden norwegischen Nationalismus, der durch die Abtretung Norwegens durch Dänemark an Schweden im Kieler Frieden von 1814 ungeahnten Auftrieb erhielt. Da der schwedische König Karl XIV . Johan noch dazu versuchte, die Folgen der neuen norwegischen Verfassung von Eidsvoll weitgehend zu unterdrücken und sogar die Feiern zum 17. Mai unterbinden wollte, kam es ab 1824 zu einem enormen Aufstieg des norwegischen Nationalismus um die Bauern- und Studentenpartei der »Patrioten«. Deren Ziel war nicht nur die Umsetzung der

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­Verfassung von Eidsvoll, sondern auch eine Säuberung Norwegens von allen dänischen Einflüssen der vergangenen Jahrhunderte, inklusive der Sprache, denn die Sprache der Literatur, des Theaters und der politischen Auseinandersetzungen war zu der Zeit immer noch das Dänische. Dementsprechend fiel die Publikation der volkstümlich gefärbten Märchen und Sagen 1841 auf einen äußerst fruchtbaren Boden, sowohl sprachlich wie politisch. Viele der Volkserzählungen speisten sich aus demjenigen Aspekt »des Norwegischen« schlechthin, der den Norwegern lieb und teuer war und bis zum heutigen Tage ist: Der Verbundenheit der Menschen mit ihrer Natur und ihrer Bergwelt. Darauf rekurrierten nicht zuletzt auch die poltischen Bestrebungen, unterstützt durch die nationalromantischen Tendenzen in Dichtung und Malerei, die das romantische Bild eines naturbelassenen, vorindustriellen und an die (angebliche) Freiheit der mittelalterlichen norwegischen Bauern anknüpfenden Norwegen zeichnete. Zum anderen gab die in den Volkserzählungen so dominante Gestalt des unscheinbaren, aber letztlich erfolgreichen und sich immer wieder gegen Trolle durchsetzenden Askeladden der norwegischen Gesellschaft ein Verhaltensmuster vor, das sowohl den norwegischen Hang zum Individualismus nutzte als auch den schlussendlich erfolgreichen Kampf des kleinen norwegischen Volkes (Norwegen hatte im Jahr 1814 kaum 900.000 Einwohner) gegen die mächtigen Nachbarreiche Dänemark und Schweden vorzuzeichnen schien. Dabei konnte man sich auch auf die in den Märchen erfolgreichen Eigenschaften des Askeladden beziehen: Natürlichkeit, Unerschrockenheit und eine gute Portion Mutterwitz und Bauernschläue ermöglichten ihm seine Erfolge gegen die Trolle. Insofern ist es wenig überraschend, dass die Volkserzählungen eine wichtige Saite des norwegischen Empfindens anstrichen und, viel mehr noch als die »Kinder- und Hausmärchen« der Brüder Grimm im deutschsprachigen Gebiet, als nationale Überlieferung angesehen wurden, sich rasch zur Schullektüre und damit zum literarischen Allgemeingut entwickelten. Abb. 12: Luxuriöser Umschlag von Peter Christen Asbjørnsen/ Jørgen Engebretsen Moe: Norske Folke- og Huldre-Eventyr, 1896.

Figuren und Typen der norwegischen Volkserzählungen

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Figuren und Typen der norwegischen Volkserzählungen Die Figur des Askeladden ist zwar in anderen Märchen der Weltliteratur nicht ganz unbekannt, spielt aber in den norwegischen Märchen eine wesentlich wichtigere Rolle und hängt mit dem aus den mittelalterlichen Sagas bekannten Heldentyp des kolbítr, »Kohlenbeißers«, zusammen.194 Auch dieser ist meist ein jüngerer Sohn, zeigt sich in seiner Jugend unscheinbar und unnütz, liegt nur hinter dem Herd (daher der Name), und erweist sich schließlich erst mit dem Erreichen des Erwachsenenalters als wahrer Held. Ebenso beziehen sich Aschenputtel und Aschenbrödel auf die Asche des Herds, hinter dem sie ihr Dasein fristen (müssen); Askeladden bedeutet ebenfalls einfach »Aschen-Bub«, während er in den ersten Ausgaben noch meist Askepot, »Aschentopf,« hieß, wie ja auch das englische Cinderella für Aschenputtel sich auf cinder, »Asche«, bezieht. Im Gegensatz zum weiblichen Pendant bestreitet Askeladden von sich aus Abenteuer, besiegt diesseitige wie jenseitige Gegner und erringt damit märchen-typisch die Prinzessin und das halbe Königreich. Die beiden älteren Brüder des Askeladden heißen üblicherweise Per und Pål, sie zeichnen sich vor allem durch körperliche Kraft aus und trauen ihrem jüngeren Bruder nichts zu. Der erweist sich aber schließlich in den Abenteuern als schlauer und erfolgreicher als die beiden älteren. Dieser Märchentyp findet sich auch andernorts, aber typisch ist für die norwegischen Fassungen eben das Auftreten eines Trolls, welcher sich in Mitteleuropa eher durch Bären, Riesen oder Zwerge ersetzt findet. In diesem Kontext hier interessieren nur die Märchen, in welchen sich Askeladden gegen einen Troll oder Riesen durchsetzt, besonders Askeladden som kappåt med trollet, »Askeladden, der mit dem Troll um die Wette aß« (Märchen Nr. 6, AT  1000),195 das erstmals im Jahr 1843 erschien. Darin werden die drei Söhne eines armen

Bauern in den Wald geschickt, um Holz zu machen, damit er so seine Schulden abbezahlen könne. Per und Pål werden bei der Waldarbeit aber von einem Troll verscheucht, und nur Askeladden wagt es, den Troll um Essen zu fragen. Als der Troll ihm droht, zieht er einen Käse aus der Tasche, behauptet, es sei ein Stein, und drückt ihn, bis die Flüssigkeit herausquillt (vgl. Abb. 13). Da er dem Troll droht, es mit ihm genauso zu machen, hilft dieser ihm beim Holzmachen. Der Troll lädt ihn dann nach Hause ein und schürt ein großes Feuer und schickt Askeladden um Wasser. Als dieser merkt, dass er die riesigen Kübel nicht tragen kann, schlägt er vor, statt der »zu kleinen« Kübel gleich die ganze Quelle zu holen, worauf der Troll die Rollen mit ihm tauscht und Askeladden stattdessen Haferbrei kocht. Dann essen sie um die Wette, aber Askeladden stopft das meiste in seinen Beutel, den er sich vorne umgebunden hat, und als dieser voll ist, schneidet er ihn auf. Da der Troll nicht verlieren will, fragt er, ob er das nicht auch machen solle, aber ob es nicht schmerzen würde, worauf ihn der Bub beruhigt. Daraufhin schneidet sich der Troll selbst den Bauch auf, stirbt, und Askeladden kann mit dem so erworbenen Gold und Silber die Schulden des Bauern abzahlen.

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Hier ist der Troll also nicht nur geistig beschränkt, sondern offenbar auch kurzsichtig, da er nicht zwischen Askeladdens Säckel und seinem Bauch unterscheiden kann. Ähnliche »Wahrnehmungsstörungen«196 von Trollen finden sich bei Asbjørnsen und Moe auch im Märchen Nummer vierzehn, Enkesønnen, »Der Sohn der Witwe« (AT  314), in dem der flüchtende Knabe (der hier nicht Askeladden heißt) drei »Zaubergegenstände« hinter sich wirft, nämlich einen Dornenzweig, einen Feldstein und einen Wasserkrug, den die Trolle für einen Dornenwald, ein Felsengebirge und einen See halten, den sie leertrinken wollen und daraufhin alle platzen. Auch der Held des Zaubermärchens Soria Moria Slot, »Soria-Moria-Schloss« (Nr. 27, AT  400), ist ein solcher Askeladden, auch wenn er hier Halvor heißt: Es waren einmal ein Paar Eheleute, die hatten einen Sohn, der hieß Halvor. Von seiner Kindheit an aber wollte der Knabe durchaus Nichts thun, sondern saß immer da und wühlte in der Asche. Die Ältern thaten ihn in die Lehre bei verschiedenen Meistern; aber Halvor hielt es nirgends aus, sondern wenn er ein paar Tage bei einem Meister gewesen war, lief er wieder aus der Abb. 13: Theodor Kittelsen: Jeg skal klemme deg som jeg klemmer vannet av denne hvite steinen, »Ich werde dich drücken, wie ich das Wasser aus diesem weißen Stein drücke«. Illustration zur Begegnung des Askeladden mit dem Troll im Märchen Askeladden som kappåt med trollet, »Askeladden, der mit dem Troll um die Wette aß«, aus Asbjørnsen/Moe, 1882.

Lehre, kehrte heim und setzte sich auf den Feuerherd hin und wühlte in der Asche. 197

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Wie bereits erwähnt, ist eine zweite typisch norwegische Märchengestalt Per Gynt, der sich zwar auch durch Schlauheit auszeichnet, aber im Gegensatz zum Askeladden keineswegs durch Bescheidenheit. Er ist einerseits ein archetypischer Märchenheld, der von Abenteuer zu Abenteuer wandert, und sich durch Mut, Glück und Witz aus vielen Situationen rettet. Andererseits wird er selbst der Herkunft nach in Kvam, seine Abenteuer jedoch im Dovre­ fjell verortet, und es gibt auch kein märchentypisches Happy End am Ende der Episoden. Eingeflossen in die bei Asbjørnsen und Moe aufgezeichnete Version ist die aus dem Mittelalter bekannte Geschichte des Helden, der die Trolle auf einem Hof mit seinem »Kätzchen«, einem zahmen Eisbären, loswird (aus dem Märchen Kjætten på Dovre, »Das Kätzchen auf dem Dovrefjell«). Die Märchen innerhalb der norwegischen Volkserzählungen, die Trolle erwähnen, gehören nicht alle einem bestimmten Typ an, sondern finden sich überall verteilt. Von den Tiermärchen ist vor allem De tre bukkene Bruse, »Die drei Böcke Bruse« (Nr. 40, AT  122E, auf Englisch als The Three Billy-Goats Gruff  berühmt geworden), zu nennen, von den Zaubermärchen das berühmte Soria Moria Slot, »Soria-Moria-Schloss« (Nr. 27, AT  400), und Østenfor Sol og vestenfor Måne, »Östlich der Sonne und westlich des Mondes« (Nr. 41, AT  425) sowie von den Schwankmärchen das eben genannte Kjætten på Dovre, »Das Kätzchen auf dem Dovrefjell« (Nr. 56, AT  1161, siehe »Ein norwegisches Trollmärchen«, unten S. 122). Im Unterschied zu Märchen sind Sagen an bestimmte Landschaften oder sogar Orte gebunden, auch wenn dies für die Erzählung selbst irrelevant erscheint, wie in der folgenden kurzen Trollsage Småguttene som traff trollene på Hedalsskogen, »Die kleinen Buben, die im Wald von Hedal einen Troll trafen« (Nr. 89, AT  303), die erst in der »Neuen Folge von Volkserzählungen«198 aus dem Jahr 1871 enthalten war. In dieser Sage gelingt es drei armen Brüdern, den drei Trollen, die zusammen nur ein Auge besitzen, dieses abzunehmen und sie zu erpressen, bis sie dafür mit Eimern voller Gold herausrücken. Ein Motiv aus dieser Sage (und der von Soria Moria Slot), nämlich dass die Trolle Christenblut riechen können, hat seither weite Verbreitung erlangt.

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Von den kleinen Buben, die die Trolle im Hedalswald trafen In einem Haus oben in Vågå im Gudbrandstal wohnte einst in vergangenen Tagen ein armes Paar. Das Ehepaar hatte viele Kinder und zwei der Söhne, die schon etwas älter waren, mussten deshalb ständig in die umliegenden Dörfer ziehen und betteln. Dadurch kannten sie sich aber auch auf allen Wegen und Pfaden gut aus und sie wussten sogar eine Abkürzung ins Hedal. Eines Tages wollten sie schließlich dorthin gehen. Jedoch hatten sie auch gehört, dass einige Falkenfänger sich eine Hütte bei Mæla gebaut hatten; dort wollten die Jungen zuerst vorbeigehen und die Vögel betrachten und auch, wie sie gefangen werden. Deshalb nahmen sie die Abkürzung über die Langmoore. Allerdings war der Herbst schon so weit fortgeschritten, dass die Sennhüttenbesitzer bereits die Alm verlassen hatten und so konnten die Jungen nirgends eine Unterkunft und auch kein Essen bekommen. Ihnen blieb also nichts anderes übrig, als sich auf dem Weg Richtung Hedal zu halten. Dieser war aber kaum mehr als ein schmaler Pfad, und als die Dunkelheit hereinbrach, verloren die Jungen die Spur und fanden nicht mal mehr die Vogelfängerhütte – und ehe sie sich versahen, standen die Jungen mitten im düstersten Bjølstadwald. Als sie einsahen, dass sie so nicht weiterkommen würden, machten sie sich daran, Äste zu sammeln, ein Feuer zu machen und sich eine Hütte zu bauen, denn glücklicherweise hatten sie eine kleine Axt mit. Dann zupften sie Heidekraut und Moose und machten sich daraus eine Schlafstätte. Kurz nachdem sie sich hingelegt hatten, hörten sie aber jemanden heftig schnaufen und pusten. Die Jungen spitzten ihre Ohren, um rasch hören zu können, ob das Geräusch von einem Tier oder einem Waldtroll stammte. Doch dann schnaufte die Kreatur noch heftiger und sagte: »Es stinkt hier sowas von nach Christenblut!« Da fühlten die Jungen auch schon, wie die Erde unter ihnen von den schweren Schritten erschüttert wurde, und so wussten sie, dass die Kreaturen dort im Wald Trolle sein mussten. »Gott steh´ uns bei, was sollen wir jetzt bloß machen?«, fragte der jüngere den ­ä lteren Bruder. »Ach, du bleibst einfach da unter der Kiefer stehen, wo du jetzt stehst, und hältst Dich mit den Säckchen bereit, sodass du wegrennen kannst, wenn du sie kommen siehst. Ich nehme dann die Axt«, sagte der ältere Bruder. Und da kamen die Trolle auch schon, und die waren so groß und so gewaltig, dass ihre Köpfe mit den Kieferspitzen auf einer Höhe waren. Doch hatten sie alle zusammen

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nur ein Auge, sodass sie sich mit dem Gucken abwechseln mussten. Tatsächlich hatte jeder der Trolle eine Kuhle in der Stirn, in die sie das Auge dann legten, bewegen mussten sie es dann mit der Hand. Der, der vorweg ging, musste natürlich das Auge zum Sehen haben, und die anderen beiden liefen hinter ihm und hielten sich an ihm fest. »Lauf los!«, sagte der ältere der beiden Jungen, »aber lauf nicht zu weit, bevor du siehst, was passiert; die da haben ihr Auge so weit oben, da werden sie Schwierigkeiten haben, mich zu entdecken, wenn ich von hinten komme.« Ja, da lief der Bruder vorweg, und die Trolle hinterher. Währenddessen kam der ältere Junge hinter ihnen heran und schlug dem hintersten Troll die Axt ins Fußgelenk, sodass dieser entsetzlich aufschrie. Damit erschreckte er jedoch den ersten Troll so arg, dass der zusammenzuckte und das Auge verlor. Schon war der Junge da und fing das Auge auf. Es war größer als zwei große zusammengelegte Tonschalen, und es war so klar, dass man dadurch alles taghell sehen konnte, obwohl es finstre Nacht war. Als die Trolle bemerkten, dass der Junge ihr Auge gestohlen und noch dazu einen der Trolle verletzt hatte, begannen sie, ihm mit dem Ärgsten zu drohen, wenn er ihnen nicht sofort das Auge zurückgäbe. »Ich habe keine Angst vor Trollen und noch weniger vor euren Drohungen«, sagte der Junge. »Jetzt habe ich drei Augen und ihr drei habt kein einziges, und noch dazu müssen zwei von euch den Dritten tragen.« »Wenn wir nicht sofort unser Auge wiederbekommen, verwandeln wir dich zu Stein!«, schrien die Trolle. Doch der Junge sagte, dass das nicht so einfach ginge; er habe weder vor dieser Prahlerei noch vor irgendwelchen Zaubereien Angst, meinte er; sollten sie ihn also nicht in Ruhe lassen, würde er sie alle drei mit der Axt bearbeiten, sodass sie den Berg wie kleines Ungeziefer hochkrabbeln müssten. Als die Trolle das hörten, bekamen sie Angst und begannen, dem Jungen gut zuzureden. Sie baten ihn ganz lieb, ihnen das Auge wiederzugeben, dann würden sie ihm so viel Gold und Silber geben, wie er nur wollte. Ja, das war in Ordnung, fand der Junge, aber er wollte zuerst das Gold und Silber haben. Also sagte er, dass wenn einer von den Trollen heimgehen und so viel Gold und Silber holen wolle, dass er und sein Bruder die Säckchen füllen könnten, und wenn man ihnen obendrein zwei stählerne Armbrüste geben wolle, ja, dann sollten die Trolle ihr Auge bekommen, aber so lange wolle er es lieber behalten. Die Trolle klagten sehr und sagten, dass doch keiner von ihnen gehen könne, wenn er das Auge nicht zum Sehen habe. Doch dann gab einer von ihnen auf und rief nach dem Weib, denn die drei Trolle hatten auch noch ein Weib zusammen. Nach einer Weile

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Die einsamen Trolle in Norwegen und Island

antwortete es aus einem Berg weiter nördlich. Da sagten die Trolle, dass das Weib mit zwei Stahlbögen und zwei Eimer voller Gold und Silber kommen möge. Und so dauerte es nicht lange, bis das Trollweib da war, denke ich, und als das Weib schließlich hörte, wie es sich zugetragen hatte, fing sie auch an, den Jungen mit Zauberei zu drohen. Aber die Trolle bekamen Angst und baten ihr Weib inständig, sich vor den kleinen Wespen in Acht zu nehmen, sie könne nicht sicher sein, dass der Junge nicht auch noch ihr Auge wegnahm. Da warf sie den Jungen die Eimer mit dem Gold und Silber und auch die Armbrüste vor die Füße, und zog sich mit den Trollen in den Berg zurück. Und seitdem hat niemand mehr etwas davon gehört, dass die Trolle in den Hedalswald gegangen sind und nach Christenblut geschnüffelt haben. 199

Innerhalb der großen Typen von Märchen und Sagen sind oft noch Untergruppen erkennbar, die sich in der Intentionalität der Geschichten unterscheiden. Die in den norwegischen Volkserzählungen häufigsten sind dabei diejenigen, in denen ein Normenbruch der menschlichen Gesellschaft durch das AufAbb. 14: Erik Werenskiold: Troldene havde bare ett øie sammen alle tre, og det skiftedes de til at bruge, »Die Trolle hatten zu dritt zusammen nur ein Auge, und das wechselten sie zum Gebrauch«. Illustration zum Märchen

tauchen eines Trolls sanktioniert wird, etwa wenn einzelne Men-

Småguttene som traff trollene på Hedalsskogen, »Die kleinen Buben, die

schen noch in der Nacht unter-

im Wald von Hedal einen Troll trafen«, aus Asbjørnsen/Moe, 1871.

wegs sind, aus reiner Gier zu

Figuren und Typen der norwegischen Volkserzählungen

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lange arbeiten (lassen) oder deswegen den Messbesuch an Feiertagen unterlassen. Daraus schließen zu wollen, dass im Volksglauben »trolls, then, care what people do, and they take steps to correct errant behaviour such as greed, overworking labourers or missing church«200 ist wohl stark überzogen, sondern es ist wohl im Gegenteil die menschliche Gesellschaft selbst, die abweichendes Verhalten nicht tolerieren will, und dann die Trolle als Erklärung für menschliche oder vermeintlich jenseitige Sanktionen instrumentalisiert. Ähnliche Interpretationsmuster dürften auch den relativ häufigen Erzählungen über die Entführungen von »Prinzessinnen«, Säuglingen oder anderen Frauen (denn meist sind es Frauen) zugrundeliegen, in denen die Trolle als Erklärung für das Verschwinden von Personen herhalten müssen. Während heute die wesentliche höhere Siedlungsdichte – und forensische Methoden – das Verschwinden von Menschen oft auch noch nach Jahren klären helfen, so war in den dünnbesiedelten Waldgebieten Skandinaviens das Verschwinden von Personen wohl kaum jemals realistisch aufzuklären. Trolle spielen hier eine wichtige Rolle, um damals unerklärliche Vorgänge durch ein bekanntes Verhaltensmuster erklärbar zu machen. Dies gilt allerdings nur in beschränktem Ausmaß für die angebliche Entführung von Säuglingen und auch Frauen im Wochenbett aus dem eigenen Haus, wo wohl ältere mythologische und volksreligiöse Vorstellungen wie der Glauben an Wechselbälge oder die gefährdete Position von Frauen nach der Geburt mit hineinspielen.201 Auffälligerweise sind von einem weiteren, international bestens belegten Sagentyp in Norwegen keine Beispiele zu finden, nämlich vom Typ des Riesenbaumeisters, in welchem alte Gebäude oder Ruinen den Riesen oder Trollen zugeschrieben werden. Dieser weitverbreitete Sagentyp ist schon im mittelalterlichen Island sowohl bei Snorri Sturluson in seiner Prosa-Edda (Gylfaginning 41) in der Geschichte des Baus von Asgard durch den Riesen als auch in zwei Sagas (Eyrbyggja saga 25 u. 28, Heiðarvíga saga 3 – 4) belegt. In schwedischen Sagen wird das Bauwerk dabei mit einem Troll, dem Jutull,202 in Verbindung gebracht, in mitteleuropäischen mit den Riesen.203 In all den genannten norwegischen Märchen stellte man sich den Troll, der in den meisten Fällen als Unhold der Geschichte auftaucht, als große, furchteinflößende Gestalt vor, mit unsäglicher Kraft und einem ausgesprochen hässlichen und abstoßenden Äußeren. Zu den bemerkenswertesten Aspekten dieser Hässlichkeit zählen neben der Mehrzahl der Köpfe die schon im Mittelalter als Kennzeichen zu findenden langen, gekrümmten Nasen der Trolle. Die Nase eines Trolls wird in der Sage von Per Gynt als so lang beschrieben, dass sie bis zum Herd reicht, als der Troll sie zum Fenster hineinsteckt, und sie deswegen vom Helden mit kochendem Wasser überschüttet werden kann. Ein weiterer bereits erwähnter Aspekt ist die Tatsache, dass Trolle Christen riechen können, was sowohl in oben wiedergegebenem Märchen als auch im berühmten Zaubermärchen Soria Moria Slot, »Soria-Moria-Schloss«, erwähnt

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Die einsamen Trolle in Norwegen und Island

wird und in Letzterem zu einem fast sprichwörtlich gewordenen Satz verdichtet wird: Ret som de var, kom ­t rollet susende; Halvor bak om døren. »Huttetu! her lugter saa kristen mands blod!« sa trollet, og satte hodet ind igjennem døren. »Ja, det skal du bli var«, sa Halvor, og hugg alle hoderne af det, »Es dauerte auch nicht lange, so kam dieser dahergesaus’t. Halvor hinter die Thür. ›Huttetu! hier riecht’s so nach Menschenfleisch!‹, sagte der Troll, indem er den Kopf zur Thür hereinsteckte. – ›Ja, das sollst Du gewahr werden!‹, sagte Halvor und hieb ihm alle Köpfe auf einmal herunter«. 204

So ergeht es hier zuerst einem dreiköpfigen Troll (den Erik Werenskiold unvergesslich dargestellt hat, siehe Abb. 15), bei der nächsten Prinzessin dann einem sechsköpfigen und schließlich einem neunköpfigen Troll. Dieses Märchen erwähnt nicht nur den scharfen Geruchssinn und die Mehrköpfigkeit sowie den Reichtum der Trolle, sondern bewahrt auch das aus mittelalterlichen Sagas bekannte Motiv, dass ein Troll (oder Riese) nur mit seinem eigenen Schwert zu besiegen sei. Im Zaubermärchen Fugl Dam, »Vogel Dam« (Nr. 3, AT  301J), welches zahlreiche Motive von Soria Moria Slot aufweist, kommt gar ein zwölfköpfiger Riese vor, dem der Held der Geschichte, der junge Prinz, auf Anraten eines anderen Trolls die Köpfe abzuschlagen hat. Auch im Märchen Abb. 15: Dreiköpfiger Troll. Erik Werenskiold: »Huttetu! her lugter saa kristen mands blod!« sa trollet, »›Huttetu! hier riecht’s so nach Menschenfleisch!‹,

Kari Trästak (Nr. 19, AT  510AB ) kommt die Steigerung von drei

sagte der Troll«. Illustration zum Märchen Soria Moria Slot, »Soria-Moria-

Trollen mit zuerst drei, dann

Schloss«, aus Asbjørnsen/Moe, 1887.

sechs, dann neun Köpfen vor,

Figuren und Typen der norwegischen Volkserzählungen

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und in Lillekort (Nr. 24, AT  303) sind es gar Trolle mit fünf, zehn und fünfzehn Köpfen – natürlich werden sie alle von dem winzigen Lillekort abgeschlagen. In diesem Märchen tritt auch der Sonderfall auf, dass ein weiterer Troll und sein gesamter Haushalt durch das von Lillekort ganz besonders würzig gebraute Bier vergiftet werden. Vorher schildert die gefangene Prinzessin aber noch den Charakter dieses Trolls: »Wenn nur der Troll nicht so jachzornig wäre, daß ich es ihm sagen könnte, eh’ er Dich erblickt«, versetzte die Prinzessinn: »aber er ist so wü­t hend, daß er Dich den Augenblick in Stücke zerreißt, wenn er Dich gewahr wird. Indessen verbirg Dich nur hier so lange in den Bettverschlag, dann will ich sehen, Was zu thun ist.« Das that denn Lillekort, und kaum war er in seinem Versteck, so kam auch schon der Troll an. »Houf! es riecht hier so nach Menschenfleisch!«, rief er. 205

Dass der Zorn der Trolle so groß sein kann, dass sie davon bersten, zeigt auch das Ende des Zaubermächens Østenfor sol og vestenfor måne (»Östlich der Sonne und westlich des Monds« Nr. 41, AT  425), in welchem die böse Trollstiefmutter, ihre langnasige Tochter und ihr ganzes Gefolge vor Wut über ihre durchkreuzten Hochzeitspläne einfach zerplatzen: Da ward das alte Trollweib so arg, daß es barst; und die Prinzessinn mit der langen Nase und das andre Trollpack, glaub’ ich, ist auch geborsten; denn ich habe nachher nie wieder Etwas von ihnen gehört. 206

Abb. 16: Langnasige Trollfrau von Erik Werenskiold: Jeg skal spørge månen, »Ich werde den Mond fragen«. Illustration zum Märchen Soria Moria Slot, »Soria-Moria-Schloss«, aus Asbjørnsen/Moe, 1887.

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Die einsamen Trolle in Norwegen und Island

Nachttrolle in Island, auf den Färöern und in Schottland: Verwandte der norwegischen Trolle Dass sich in Island nur relativ wenige Volkssagen mit Trollen befassen, wurde bereits oben erwähnt. Die meisten von ihnen sind ätiologische Sagen, die sich fast durchweg mit der Entstehung von Felsnadeln befassen, wie sie sich in Island nicht nur um die Insel Drangey im Skagafjord finden (bzw. fanden). Zu dieser Sage, nach der ein Trollmann und eine Trollfrau, natttröll, mit ihrer Kuh zu zwei mächtigen steinernen Nadeln werden, während die Insel zwischen ihnen als ihre Kuh gedeutet wird (allerdings stürzte die eine, der Trollmann, schon 1755 bei einem Erdbeben ins Meer),207 findet sich eine Reihe von Parallelen in Island.208 Aber auch in Schottland und auf den Färöern finden sich solche ätiologische Sagen über vorgelagerte Felsformationen im Meer, etwa über zwei Felsnadeln nördlich der färingischen Hauptinsel Streymoy bei Tjørnuvik, die als Risin und Kellingin, »Riese« und »Alte Frau«, bezeichnet werden.209 Einige der isländischen Sagen behandeln weniger spektakuläre Felsformationen im Innenland als versteinerte Nachttrolle, etwa in der Sage Kerlingin í Vatnsdalsfjalli, »Die alte Frau auf dem Vatnsdals-Berg«, in der eine TrollAbb. 17: Risin, »Riese«, und Kellingin, »Alte Frau«,

frau ihren (steinernen) Stab gegen die Kirche in

bei Tjørnuvik auf Streymoy, Färöer, Foto 1987.

Thingeyrar wirft, aber dabei den Sonnenaufgang

Nachttrolle in Island, auf den Färöern und in Schottland

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übersieht und über eine Klippe abstürzt, wo sie versteinert »noch zu sehen ist«. Auch ihr Stab zerbrach nach dem Wurf und die beiden Teile lagen in der Nähe der Kirche.210 Dieselbe Sage wurde auch unter dem Titel Sifa nátttröll, »Sifa, der Nachttroll«, aufgezeichnet. Diese Sage verbindet zwei Typen von ätiologischen Sagen, die beide auch aus Norwegen bekannt sind, nämlich die von den in der Sonne versteinerten Trollen und das Motiv der Felsen als Wurfgeschosse von Trollen, die sich über den Bau von Kirchen ärgern und diese bewerfen. Jón Árnasons Sammlung enthält eine ganze Reihe von Sagen, die Felsen als versteinerte Trollfrauen erklären, beispielsweise Nátttröllið í Skessihala, »Die Nachtrollin in Skessihali«, aus der Gegend des Mývatn, oder auch die Sage Karl og Kerling í Hítardal, »Der Mann und die alte Frau im Hítardal«, über zwei Felsen im Hítardal.211 Im folgenden Beispiel wird die Beziehung von Trollen zu Kirchen erläutert und noch dazu auch für Island eine »Trollkirche« erwähnt (dazu mehr unter Kap. 12): Der Stein im Pferdepferch von Stadar im Hrutafjord In Stadar im Hrutafjord gibt es einen alten Pferdepferch in südwestlichen Teil des Tales. Mitten in den Mauerresten liegt ein Felsen, der misst so zweieinhalb Ellen in jede Richtung. Mit diesem Felsen verhält es sich aber so, dass beim ersten Mal, als in der Kirche in Stadar die Messe gelesen wurde, die Trolle in der Trollkirche zornig wurden und diesen Stein warfen und damit die Kirche zerstören wollten, aber er landete im Pferdepferch und begrub vier Pferde unter sich. – Die Trollkirche ist der höchste Teil der Schneeberge (Snjófjöll), die westlich der Holtavörðuheiði liegen, und bezieht ihren Namen davon, dass sie der Hauptwohnsitz aller Trolle der westlichen Berge war.

Die erwähnte Trollkirche, Tröllakirkja, etwa zwölf Kilometer südlich des Hrútafjords, ist ein über tausend Meter hoher Rest eines erloschenen Vulkans und keineswegs die einzige derartige Trollkirche in Westisland. Sie alle zeichnen sich durch ihre spektakulären Naturformationen aus und gaben damit Anlass zur Entstehung von ätiologischen Sagen. Übrigens liegen auch die anderen isländischen »Trollkirchen« alle unweit der genannten im Westen Islands (siehe Kap. 12). Andere isländische Sagen sind noch wesentlich vager, was das Aussehen der Trolle anlangt, da gerade die Trolle, die mit Weihnachts- oder Mittwinternächten in Verbindung gebracht werden, durch die Protagonisten der Sagen gar nicht gesehen, sondern nur gehört und – typisch isländisch – in einen Wortwechsel von Strophen verwickelt werden. Die Tatsache, dass die Helden die Trolle eben nicht sehen, aber diesen im Schmieden von Versen ebenbürtig sind, rettet ihnen dabei regelmäßig das Leben.212 Insgesamt haben aber die isländischen Sagen im Gegensatz zu ihren norwegischen Gegenstücken wenig zum Aussehen

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Die einsamen Trolle in Norwegen und Island

und zum Verhalten von Trollen zu sagen. Die Phantasie der isländischen Sagenwelt wandte sich offenbar schon früh den Elfen zu, über deren Beziehungen zu den Menschen wesentlich häufiger und detaillierter berichtet wird als über die Trolle. Auf den skandinavisch dominierten, wenn auch heute zu Schottland gehörigen Inselgruppen der Orkneys und Shetlands hat sich das Wort »Troll« im Gegensatz zum Englischen als trow (auch drow oder dtrow) bis in die Neuzeit erhalten. Die Sagen darüber, die bis ins 16. Jahrhundert zurückgehen, zeichnen aber ein sehr divergentes Bild von den trows, in welchem sich Vorstellungen von Elfen, Trollen, Seeungeheuern und sogar Wiedergängern vermischen. Auffällig ist in den Sagen der Bezug der trows zur Musik, da sie gerne Musiker in ihre unterirdischen Behausungen locken. Sie können damit dem Typ der Tabubruchsage zugerechnet werden, da Musiker berufsbedingt oft spätnachts unterwegs sind. Jedenfalls sind diese insularen trows unterirdisch, nachtaktiv, scheu, und mitunter auch kleiner als Menschen. Es liegt also nahe, dass schon Sir Walter Scott 1830 meinte:

Ein norwegisches Trollmärchen: Wovor auch Trolle sich fürchten

Kjætten på Dovre, »Das Kätzchen auf dem Dovrefjell« (Nr. 56, AT  1161) Es war einmal ein Mann oben in Finmarken,

»O, Ihr könnt mich deßwegen immer

der hatte einen großen weißen Bären

beherbergen,« sagte der Mann; »denn mein

gefangen, den wollte er dem König von Däne-

Bär kann hier hinter dem Ofen liegen, und

mark bringen. Nun traf es sich so, daß er

ich lege mich in den Bettverschlag.«

grade am Weihnachts-Abend zum ­D ovrefjeld

Halvor hatte Nichts dagegen, zog aber

kam, und da ging er in ein Haus, wo ein

selbst mit seinen Leuten aus, nachdem er

Mann wohnte, der Halvor hieß; den bat er um

zuvor gehörig für die Trollen hatte zurichten

Nachtquartier für sich und seinen Bären.

lassen: die Tische waren besetzt mit Reiß-

»Ach, Gott helf mir!« sagte der Mann: »wie sollt’ ich wohl Jemandem Nachtquartier geben können! Jeden Weihnachts-Abend

brei, Stockfischen, Wurst und Was sonst zu einem herrlichen Gastschmaus gehört. Bald darauf kamen die Trollen an; einige

kommen hier so viel Trollen, daß ich mit den

waren groß, andre klein; einige langge­

Meinigen ausziehen muß und selber nicht

schwänzt, andre ohne Schwanz; und einige

einmal ein Dach über dem Kopf habe.« –

hatten ungeheuer lange Nasen, und alle

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Nachttrolle in Island, auf den Färöern und in Schottland

Such possession of supernatural wisdom is still imputed by the natives of the Orkney and Zetland Islands to the people called Drows, being a corruption of duergar or dwarfs, and who may, in most other respects, be identified with the Caledonian fairies. 213

In der Tat bestehen die Kontakte zwischen diesen trows und den Menschen aus denselben Grundanliegen einer agrarischen Gesellschaft, denen auch die isländischen Elfen und die anglo-schottischen Fairies entsprungen sind: Es geht um Hilfe bei Geburtswehen, der Entführung von Säuglingen und Wechselbälge und beim Verschwinden von Rindern, um die Beziehung zu denjenigen Menschen mit hellseherischen Fähigkeiten (die also auch diese Wesen sehen können) und nicht zuletzt um die Frage, wer in den uralten Grabhügeln wohl wohnt. Mit den Trollen Norwegens und Islands haben sie also nur wenig gemeinsam.

aßen und tranken und waren guter Dinge.

und hau’te Holz für den Heiligen; denn er

Da erblickte einer von den jungen Trollen den

erwartete wieder die Trollen. Da hörte er es

Bären, der unter dem Ofen lag, steckte ein

plötzlich im Wald rufen: »Halvor! Halvor!« –

Stückchen Wurst an die Gabel und hielt es

»Ja!« sagte Halvor. »Hast Du noch die große

dem Bären vor die Nase.

Katz?« rief’s. »Ja« sagte Halvor: »jetzt hat sie

»Kätzchen, magst auch Wurst?« sagte er.

sieben Jungen bekommen, die sind noch weit

Da fuhr der Bär auf, fing fürchterlich an zu

größer und böser, als sie.« – »So kommen

brummen und jagte sie alle Groß und Klein

wir niemals wieder zu Dir!« rief der Troll im

aus dem Hause.

Walde. Und von der Zeit an haben die Trollen

Das Jahr darauf war Halvor eines Nachmittags so gegen Weihnachten hin im Wald

nie wieder den Weihnachtsbrei bei Halvor auf Dovre gegessen.

(Übersetzung nach der Ausgabe von Ludwig Tieck: Norwegische Volksmährchen I., gesammelt von P. Asbjörnsen und Jörgen Moe, übersetzt von [Friedrich] Bresemann, Berlin 1847, 183 – 184).

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Die einsamen Trolle in Norwegen und Island

Das berühmteste norwegische Trollmärchen: »Die drei Böcke Bruse«

De tre bukkene Bruse, »Die drei Böcke Bruse« (Nr. 40, AT  122E) Es waren einmal drei Böcke, die wollten auf

und hole dich!«, rief der Troll. »Ach, hol’

die Alm gehen und sich fett machen, und alle

mich nicht!«, sagte der Bock, »warte nur ein

drei hießen sie Bruse. Auf dem Wege aber

wenig, dann kommt der große Bock Bruse,

war eine Brücke, die über einen Wasserfall

der ist noch viel, viel größer als ich.« —

führte, wo sie hinüber mussten, und unter

»Na gut dann!«, sagte der Troll.

der Brücke wohnte ein großer, hässlicher

Wieder nach einer Weile kam der große

Troll, der hatte Augen wie Zinnteller und eine

Bock Bruse. »Tripp trapp, tripp, trapp!«,

Nase so lang wie ein Rechenstiel.

klang es auf der Brücke, und die Tritte

Zuerst kam der jüngste Bock Bruse und

waren so schwer, dass die Brücke knackte

wollte über die Brücke. »Tripp trapp, tripp

und krachte. »Wer trampelt da auf meiner

trapp!«, klang es auf der Brücke, »wer trip-

Brücke?«, rief der Troll. »Ich bin es, der

pelt da auf meiner Brücke?«, rief der Troll.

große Bock Bruse!«, sagte der Bock mit

»Ach, ich bin es, der kleinste Bock Bruse;

ganz grober Stimme. »Jetzt komme ich

ich will nach der Alm und mich fett machen«,

und hole dich!«, rief der Troll.

sagte der Bock mit ganz feiner Stimme.

»Ja, komm nur! Ich habe zwei Spieße,

»Jetzt komme ich und hole dich!«, rief der

Damit stech ich dir die Augen aus

Troll. »Ach, hol’ mich nicht; ich bin noch so

Ich habe zwei große Kieselsteine,

klein«, sagte der Bock; »warte nur ein wenig,

Mit denen brech ich dir Mark und Knochen!«,

gleich kommt der mittlere Bock Bruse, der ist

sagte der Bock, und damit stürzte er sich auf

viel größer als ich.« »Na gut!«, sagte der Troll.

den Troll, stach ihm die Augen aus, zerschlug

Nach einer kleinen Weile kam der andre

ihm Mark und Bein und schmiss ihn in den

Bock Bruse und wollte über die Brücke.

Wasserfall. Und dann ging er auf die Alm.

»Tripp trapp, tripp, trapp!«, klang es auf der

Dort wurden nun die Böcke so fett, so fett,

Brücke. »Wer trippelt da auf meiner Brü-

dass sie fast nicht wieder nach Hause gehen

cke?«, rief der Troll. »Ach, ich bin es, der

konnten, und wenn sie das Fett nicht ver-

mittlere Bock Bruse; ich will nach der Alm

loren haben, so sind sie immer noch so fett.

und mich fett machen«, sagte der Bock mit

Und schnipp, schnapp, schnaus, da ist das

nicht so feiner Stimme. »Jetzt komme ich

Märchen aus.

(Übersetzung Rudolf Simek).

Nachttrolle in Island, auf den Färöern und in Schottland

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Abb. 18: Otto Sinding: Illustration zu De tre bukkene Bruse, »Die drei Böcke Bruse«, aus Asbjørnsen/Møe, 1879.

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DIE MÄRCHENTROLLE IN DÄNEMARK UND SCHWEDEN

In Schweden und Dänemark setzte die Sammlung von Volkserzählungen gegenüber Norwegen nur wenig zeitversetzt ein, erreichte aber – vor allem international – nie den selben Beliebtheitsgrad wie die norwegische. Die dänischen Märchen und Sagen gab der Philologe und Volkskundler Sven Grundtvig (1824 – 1883) ab 1854 in der Sammlung Gamle Danske Minder i Folkemunde: Folkeæventyr, Folkeviser, Folkesagn heraus. Parallel dazu publizierte er ab 1853 auch die alten dänischen Volkslieder als Danmarks gamle Folkeviser, »Dänemarks alte Volkslieder« (2. Band: Trylleviserne, »Zauberlieder«, 1856; 3. Band: Historiske Viser, »Historische Lieder«, 1862). Erst ab 1892 erschien eine Sammlung von echten Sagen als Danske Sagn, som de har lydt i Folkemunde, »Dänische Sagen, wie sie im Volksmund erzählt wurden«, des Lehrers Evald Tang Kristensen (1843 – 1929). Bis 1901 kamen sieben weitere Bände heraus. Tang Kristensen hatte schon vorher umfangreiche Sammlungen von Volkserzählungen und Liedern veröffentlicht, sich dabei aber fast ausschließlich auf seine jütische Heimat konzentriert. Wie sehr man in den Vierziger- und Fünfzigerjahren des 19. Jahrhunderts an den Volkserzählungen interessiert war, zeigt sich daran, dass ungefähr um die gleiche Zeit, 1844, auch die schwedischen Volksmärchen und -sagen durch Gunnar Olof Hyltén-Cavallius und den in Kopenhagen lebenden Runologen George Stephens unter dem Titel Svenska Folk-Sagor och Äfventyr, »Schwedische Volkssagen und Märchen«, in zwei Bänden publiziert wurden. In Schweden finden sich Trollmärchen, die den norwegischen sowohl inhaltlich vom Märchentyp als auch in der Darstellung der Trolle sehr ähneln. Die Trolle werden als große und gefährliche Unholde dargestellt, egal ob sie Waldtrolle sind oder, was in den schwedischen Erzählungen mitunter vorkommt, aus dem Meer auftauchen. Besonders in solchen Märchen, in denen der Held eine oder mehrere Prinzessinnen aus der Gefangenschaft der Trolle retten will, vervielfacht sich im Laufe der Geschichte proportional zur Anzahl der Trolle auch die Zahl ihrer Köpfe. Dabei findet sich die für Märchen typische Struktur der Dreizahl mit Achtergewicht, sodass die entsprechenden Trolle erst drei, dann sechs und schließlich neun Köpfe haben, die ihnen der Held abschlagen muss, um die Prinzessinnen befreien zu können. Das Thema wird verschiedentlich variiert, sodass die Trolle bis zu zwölf oder gar fünfzehn Köpfe haben können. Ein Beispiel dafür ist das Märchen Half-Trollet, eller De Tre Swärden, »Der Halbtroll, oder die drei Schwerter« (AaTh 301 AB ),214 in welchem riesige Trolle

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Die Märchentrolle in Dänemark und Schweden

aus dem Meer auftauchen, die drei, sechs und sogar zwölf Köpfe haben und Hunde mit sich führen, die in der Größe bis zu ausgewachsenen Rindern heranreichen. Die Größenordnung ist schon durch diese Hunde vorgegeben, selbst wenn die Texte sich auf die beinahe standardisierte Formel stor och bistert, »groß und grässlich«, beschränken. Diese Formel wird auch über die Märchengrenzen hinweg beibehalten, selbst da, wo etwa die Zahl der Köpfe wechselt, wie es in Silfverhvit och Lillvacker, »Silfwerwhit und Lillwacker« (AaTh 301A), der Fall ist. In dieser Geschichte wird zunächst ein Troll mit drei Köpfen und drei Hunden erwähnt, dann einer mit sechs Köpfen und neun Hunden.215 Von der Größe eines Trolls handelt auch das Märchen Slottet, som stod på Guld-stolpar, »Das Schloss, das auf goldenen Pfählen stand« (AaTh 545AB ), in dem ein Troll als so groß und schwer beschrieben wird, dass die Erde zittert, wenn er geht; in diesem Märchen zerspringt der Troll, als ihn das Sonnenlicht trifft.216 Im Großen und Ganzen jedoch sind die Trolle der schwedischen Volkserzählungen kleine Wesen, und für Hyltén-Cavallius bedeutete der Begriff »Troll« daher in erster Linie den Angehörigen eines kleinwüchsiges Waldvolks, das im Verborgenen lebt, sich in graues Leder kleidet und rote Zipfelmützen trägt. Aber auch der schwedische Volkskundler kam ebenso wie sein jüngerer, heute wegen seiner Arbeit über moderne Wandersagen wesentlich bekannterer Landsmann Bent af Klintberg (geb. 1938) letztendlich zu dem Schluss, dass das Wort »Troll« auch in Schweden im Prinzip für alle Arten von jenseitigen Wesen verwendet werden konnte.217 In den Dutzenden von ihm zitierten Trollsagen sind sie jedoch meist gesellige Wesen, die gemeinsam in Hügeln hausen. Dass man wie Hylten-Cavallius bei den großen Trollen wirklich noch genauer in Riesen, welche in der Sonne versteinern, und Trollen, die in der Sonne explodieren, unterscheidet, macht höchstens sehr vereinzelt Sinn.218 Im Gegenteil ist es so, dass die Versteinerung von Trollen und Riesen – wie übrigens auch eines Zwergs – gelegentlich schon für das Mittelalter belegt ist und somit eine ältere Vorstellung darstellt, die bizarre Naturphänomene zu erklären versucht, während das Bersten von Trollen ein jüngeres, aber weitgehend funktionsloses und daher sicherlich nachrangiges Motiv darstellt. Die großen Trolle finden sich mitunter, wenn auch noch wesentlich seltener, in den dänischen Volksmärchen. In Stærke Hans, »Starker Hans« (AaTh 650A, 301), findet sich ein derartiger Troll, der noch dazu sieben Köpfe hat.219 Diese Trolle der westskandinavischen Art finden sich vereinzelt auch in den wenigen Sagen vom Riesenbaumeistertyp. So werden verstreute Felsen in den dänischen Sunden (die auf den Rückzug der Gletscher am Ende der letzten Eiszeit zurückzuführen sind) auf die Tätigkeit von Trollen zurückgeführt, noch dazu in recht origineller Weise: In Folkesagn fra Hobro-Egnen, »Volkssage von Hobro«,220 wird erzählt, dass die Trolle eine Brücke von Nivebro über den Mariagerfjord bauen wollten. Dabei rutschte einem Trollmädchen der Zipfel ihrer Schürze aus der Hand, sodass sie ihre Steine verlor, die noch immer dort liegen.

Die Märchentrolle in Dänemark und Schweden

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Große Trolle sind in den dänischen Sagen ausgesprochen selten. Noch seltener werden sie explizit als solche beschrieben, sondern sind meist lediglich aufgrund von bestimmten Bezeichnungen als solche erkennbar, zum Beispiel wenn sie etwa in Nummer 314 als jætter bezeichnet werden: Unweit der Kirche von Toksværd [östlich von Næstved in Südfünen] liegt eine große Anhöhe […] Diese war früher der Wohnplatz für ein fürchterliches Trollvolk, Großvater nannte sie jætter.

Da das Wort jætter von altnordisch jötun, »Riese«, abstammt, liegt es nahe, hier Riesen zu vermuten. Die Tatsache, dass es sich um ein ganzes Volk handelt, das hier mitten in Dänemark lebt, lässt wiederum daran zweifeln. Einen eher seltenen Typ der dänischen Sagen stellt Nummer 939 dar, in der ein ausdrücklich als groß und sehr alt beschriebener Troll seinen Namen nach einem Hügel bekommt und Manglebjærggubben, »Kerl vom Manglebjærg«, genannt wird, der dort die Leute verhext. Dieser Hügel ist ein relativ kleiner bronzezeitlicher Grabhügel in der Nähe von Nykøbing in Nordwestseeland, aber es ist ungewöhnlich, dass der Troll hier als groß beschrieben wird, da man sich die Trolle sonst in ganzen Familien in den äußerst zahlreichen vorgeschichtlichen Grabhügeln in Dänemark lebend vorstellte. Auf vorgeschichtliche Altertümer aus Grabhügeln spielen auch die Nummern 587 bis 590 an, wo es jeweils um einen Silberbecher aus einem Grabhügel geht und nur die Beschreibung der Jenseitigen, von denen der Becher stammt, variiert – mal ist es eine große Trollfrau, mal kleine Hügelbewohner. Da solche Silberbecher tatsächlich zu den Fundgegenständen in alten Grabhügeln gehört haben können, zählen diese Sagen zu den ätiologischen Sagen: Statt den Grabraub zuzugeben, wird beschrieben, wie der Becher einem hügelbewohnenden Troll geraubt wurde. Das Problem bei den dänischen Sagen ist, dass die Hügelbewohner erst nur als Bjærgfolk bezeichnet werden, dann aber doch wieder als Troll. Dadurch wird nur aus dem Kontext ersichtlich, wie genau man sich diese Wesen vorstellte: Die Anwesenheit ganzer Familien in Grabhügeln legt zwergenartige Wesen nahe, ätiologische Sagen mit Bezug auf Steinwürfe gegen Kirchen doch große und starke Trolle. Ein einheitliches Bild ist aus den dänischen Sagen nicht zu gewinnen, möglicherweise sind die Unterschiede mit regional verwurzelten Vorstellungen von den Sagenwesen zu erklären, die sich aus unterschiedlichen Traditionen speisen. Immerhin deuten die Sagen, die von der Abscheu vor dem Klang von Kirchenglocken handeln, und dem Versuch, die Kirchen deswegen zu zerstören oder zu begraben, auf riesige Trollwesen – genauso, wenn aus ihren Steinen oder Sandsäcken221 Dämme, Dünen oder Sandhügel enstehen.

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Die Märchentrolle in Dänemark und Schweden

Viele dieser kurzen dänischen Lokalsagen spielen allerdings auf ganz bestimmte alte (Grab-)Hügel an, aus denen die dann meist kleinen Trolle ans Licht kommen, so wie hier Nummer 590: »Eines Tages, als er nahe am Hügel am Pflügen war, kam eine sehr kleine, aber sehr häßliche Trollfrau mit einer roten Haube auf ihn zu und er sah deutlich, dass sie aus dem Hügel kam.«222 Auch in Nummer 209 beschreibt ein alter Mann aus Vemmelev, dass er eines Tages einen Troll gesehen habe: Der war klein, trug eine rote Kappe und war extrem breitschultrig. Viel häufiger als die vereinzelte Nennung der riesigen Trolle ist also sowohl in Dänemark wie auch in Schweden ein Trollkonzept, das dem Volksglauben des 19. und 20. Jahrhunderts näher steht, nämlich das Konzept von kleinen, menschenähnlichen Trollen als Völkchen – nicht einzelgängerischen Wesen – mit einer der menschlichen ähnelnden, aber von ihr getrennten Sozialstruktur. Diese Wesen werden zwar im Singular auch als Trold, aber häufiger kollektiv als Bjærgfolk oder Ellefolk beschrieben; diese »Hügel-Leute« (auch »ElfenVolk«) leben in Familien mit Frauen und Kindern in Hügeln oder Grabhügeln, halten auch Haustiere wie Kühe oder Hühner (Nrn. 137 – 143) und gehen auch handwerklichen Berufen nach, besonders als Schmiede (Nrn. 110 – 125), sodass aus den Hügeln oft lautes Pochen zu hören ist (Nrn. 88 – 109), »wie von vielen Hämmern« (Nr. 90). Dies rückt diese Unterirdischen zweifellos in die Nähe der mittelalterlichen Vorstellungen von Zwergen, welche als geschickte Schmiede bekannt sind. Auffällig ist, dass in zahlreichen der Sagen, in denen von Sichtungen dieses Volkes die Rede ist, ihre roten Kappen erwähnt werden. Nur selten dagegen werden, wie im Fall eines Trolls im Føns Skov (Nrn. 16 – 18) ein Waldtroll beziehungsweise eine (hübsche) Trollfrau als grün und damit eher wie ein »Wilder Mann« beziehungsweise die englischen Green men beschrieben. Die Beziehungen dieser kleinen hügelbewohnenden Trolle zu den Menschen sind vielfältiger Natur: Sie können Hilfe in Notsituationen geben, selbst gegen Feinde in Kriegszeiten (Nrn. 204 und 208), sie helfen Armen oder Alten mitunter ungefragt bei Arbeiten wie dem Heuwenden oder der Reparatur von Werkzeug, und selbst Säuglinge profitieren von der Hilfe von den Frauen der Unterirdischen. Mitunter benötigen sie aber auch selbst Hilfe, etwa beim Waschen oder Spinnen, wo sie sich den helfenden Menschenfrauen dann lange erkenntlich zeigen; im Gegensatz zu den isländischen Elfen scheinen sie aber nicht die Hilfe der Menschen bei schwierigen Geburten zu benötigen. Unter gegenseitige Hilfe zwischen den Menschen und den Unterirdischen fällt auch das gegenseitige Ausleihen von Gerätschaften oder Nahrungsmitteln, wobei sich die kleinen Wesen durchweg dankbar für erwiesene Wohltaten zeigen. Andererseits werden die Jenseitigen auch häufig des Diebstahls, besonders von Lebensmitteln beschuldigt, was wohl ebenfalls erklärende Sagen für unerklärlich verschwundene

Die Märchentrolle in Dänemark und Schweden

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oder unterschlagene Gegenstände sind (Nrn. 346 – 376), zum Beispiel wenn ein bereits gekneteter Teig über Nacht verschwindet. Aggressiv sind diese kleinen dänischen Trolle aber offenbar nur dann, wenn man ihre Wohnungen in den alten Grabhügeln beschädigt oder zerstört: Etliche Sagen berichten davon, dass Bauernhöfe, die mithilfe von Steinen aus einem solchen Hügel gebaut oder erweitert wurden, entweder niederbrennen oder aber von den nun heimatlosen Unterirdischen nächtens so heimgesucht werden, dass die Menschen kaum mehr da wohnen bleiben können (Nrn. 434 – 447). Ein kurzes Beispiel mag zur Illustration genügen: 438. Als der alte Bezirksvogt Hans Markussens in Store-Arden [in Nordjütland] Steine aus einem Hügel brach, der südöstlich des Orts lag und auf dem drei Buchen standen, und die Steine heimbrachte, fand sich auch ein Steinmesser mit Silberschaft. Aber da wurde nächtens so ein Krach in der Waschküche geschlagen, dass sich keiner da zu bleiben traute, und so brachte man die Steine und das Messer wieder zum Hügel zurück. Darnach war wieder Ruhe. 223

Schlecht ergeht es auch den Menschen, die an einem Hügel vorbeikommen und sehen, dass darin ein Fest stattfindet, und aus Übermut einen Stein oder ein Messer hineinwerfen, wovon einer der Unterirdischen stirbt: Sie selbst haben dann in der Regel auch nicht mehr lange zu leben (Nrn. 288 – 293). Die Übereinstimmungen zwischen diesen auch als Trolle, häufiger aber eben als Unterirdische, Bjærgfolk oder Elfen bezeichneten Wesen des dänischen Volksglaubens des 18. und 19. Jahrhunderts mit den westnordischen Trollen sind außerordentlich gering. Größer sind die Gemeinsamkeiten mit den Nisser der sowohl dänischen als auch norwegischen Tradition – mit dem Unterschied, dass die Nisser offenbar durchwegs in Hausgemeinschaft mit den Menschen leben, und zwar sowohl auf Bauernhöfen als auch, allerdings seltener, auf Schiffen. Dennoch sind sie dabei (weitestgehend) unsichtbar. Diese Nisser stehen in engem Kontakt mit den Menschen, sind hilfreich, aber auch voller Schabernack und Eigensinn. Mit den traditionellen Trollvorstellungen haben sie nichts mehr gemein. Die verschiedenen schwedischen Trollkonzepte der Volkserzählungen, die unter zahlreichen verschiedenen Namen außer »Troll« selbst auftauchen, wie dem bergrået, gruvrå und dem skogsrå sowie dem sjörået (verwandt mit dem Näcken, also einem Wassergeist), den Tomtar, etwa »Wichteln«, Kvarngubber, »Mühlentrolle« und Jätter, »Riesen«, die sich also auf große und kleine, meist aber größenmäßig undefinierte Wesen beziehen konnten, meinte Klintberg nur durch ein gültiges Charakteristikum definieren zu können, nämlich dass sie außerhalb der christlichen menschlichen Gemeinschaft stehen.224

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Die Märchentrolle in Dänemark und Schweden

In der Tat finden sich in Schweden Märchen, die zwar nicht von der Abscheu vor Kirchenglocken, aber dafür von der für Trolle von (Mess-)Wein ausgehenden Gefahr berichten: In den Märchen 116 Nattvardsvin i Trollmaten, »Abendmahlwein im Trollessen«, und 117 Slagsmålet i bergasalen, »Die Prügelei in der Berghöhle«, werden Trolle mit wenigen Tropfen Messwein, den ein Priester dem jeweiligen Protagonisten mitgegeben hat, besiegt und sogar getötet.225 Die geringe definitorische Schärfe, die gerade den schwedischen Trollen und anderen jenseitigen Gestalten mangels eingehender Beschreibung innewohnt, ist wohl auch der Grund dafür, dass ab dem frühen 20. Jahrhunderts nicht nur die Verfasser von Kunstmärchen (wie in den jährlichen Bänden von Blandt Tomter och Troll, »Unter Wichteln und Trollen«), sondern auch die schwedischen Illustratoren mehr als ihre norwegischen Kollegen freie Hand bei der Visualisierung von trollartigen Gestalten hatten, was sich etwa bei dem besonders wirkmächtigen Künstler John Bauer (vgl. Kap. 07) zeigt.

07

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DIE ILLUSTRATOREN DER TROLLMÄRCHEN

Wohl niemand war so einflussreich für das heute in Skandinavien verbreitete Bild von Trollen wie Theodor Kittelsen (1857 – 1914), der viele der Märchen und Sagen in zahlreichen Ausgaben der Sammlung von Asbjørnsen und Moe illustriert hat. Kittelsen begann, nach Studienjahren in München (und später auch in Paris), im Jahr 1882 diese Sammlung gemeinsam mit Erik Werenskiold zu illustrieren. Auch wenn er heute vorwiegend für seine Trollbilder bekannt ist, so war er ein enorm vielseitiger Künstler, der auch literarisch tätig war und seine eigenen Werke selbst illustrierte. Er verbrachte die Jahre 1887 bis 1889 auf der äußersten Insel der Lofoten, und seine Natureindrücke von der Inselgruppe sind ebenfalls in seinem Werk greifbar, wenn er etwa in der Zeichnung Et Sjøtroll, »Ein Meertroll«, diesen in einer schweren Brandung und windzerzaust stehend zeigt (vgl. Abb. 19). Seine typisch norwegischen Trolle – einzelgängerisch, riesig, und uralt – zeigen, wie kaum eine andere Darstellung, die Beziehung der Trolle zur norwegischen Natur. Sie werden üblicherweise im Wald und in den Bergen dargestellt, und ihr hohes Alter scheint mehr durch diese Verbindung zu den Bergen und Felsen und nicht unbedingt durch das höhere Alter der Riesen in der Kosmologie der germanischen Mythologie bedingt zu sein (vgl. Abb. 20). Nur selten weicht Kittelsen von dieser Art der Darstellung ab, etwa bei der Illustration zu Ibsens Peer Gynt, wo er, ganz im Sinne der Textstelle, ein dichtgedrängtes Gewimmel von Trollen aller möglichen Größen und Arten in der Halle des Bergkönigs zeigt, obwohl es natürlich in erster Linie um die Hauptfigur Peer Gynt geht (vgl. Abb. 60 in Kap. 09, die diese Szene zeigt). Auffällig an dieser Illustration ist im Vergleich mit Kittelsens anderen Bildern, dass hier nicht nur die großen Trolle gezeigt werden, sondern im Vordergrund auch andere Formen der Unterirdischen wie Nisser und tierköpfige Wesen auftreten. Der Künstler fühlte sich hier offenbar durch den literarischen Text von den doch etwas engeren und konkreteren Vorstellungen der Volkserzählungen befreit und konnte phantasievoller vorgehen. Als ausgesprochen ironischen Zeichner zeigt sich Kittelsen auch in der Darstellung ­Henrik Ibsens mit Troll (oder als Troll?) in der Zeichnung Trollet på Karl Johan, »Der Troll auf der Karl-Johans-Gåte«, aus dem Jahre 1892 (vgl. Abb. 62 in Kap. 09). Diese Ironie zeigt sich aber

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Die Illustratoren der Trollmärchen

auch in Details anderer Illustrationen. So wird der Troll in der Zeichnung Et Skogtroll, »Ein Waldtroll«, von 1906 zwar durchaus gefährlich und riesig dargestellt, wie das Größenverhältnis zu dem hinter einem Felsen versteckten kleinen Menschenkind deutlich macht. Bei näherer Betrachtung erkennt man aber, dass dieser großnasige und hässliche Waldtroll in seiner rechten Hand eine typisch norwegische, hölzerne Tortenschachtel trägt, wie sie fast jeder norwegische Haushalt besitzt, um damit die obligatorisch mitzubringenden Hochzeitstorten zu transportieren. Dadurch wird der Troll gleichzeitig ironisch verharmlost und noch dazu zu einem typischen Norweger gemacht. Ironie kennzeichnet auch solche Bilder, auf denen das (angebliche, in den Märchen keineswegs zu findende) Familienleben von Trollen thematisiert wird, wie in der Zeichnung Trollet som vasker ungen sin, »Der Troll, der sein Kind wäscht«, von 1905 oder noch deutlicher und schon im Titel greifbar in der häufig reproduzierten Graphik Foreldrestolthed, »Elternstolz«, auf der ein richtig hässliches Trollehepaar gezeigt wird, das voller Stolz auf sein nur etwas weniger hässliches, aber dafür mit einem langen katzenartigen Schwanz versehenes Kind blickt. Eine ganz andere Art Schwanz tragen die weiblichen Trolle, die in den Volkssagen als ­Huldre bekannt sind, sowie teilweise auch die Trolle, die KittelAbb. 19: Theodor Kittelsen: Et Sjøtroll,

sen nach der Vorlage von Peer Gynt zeichnete, die aber nur zum

»Ein Meertroll«, 1892.

Teil geschwänzt sind. Damit dürfte mit Kittelsens Illustrationen

Die Illustratoren der Trollmärchen

Abb. 20: Theodor Kittelsen: Trollet som grunner på hvor gammelt det er, »Troll, der darüber grübelt, wie alt er ist«, 1911.

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Die Illustratoren der Trollmärchen

erstmals die Vorstellung Raum gegriffen haben, dass auch andere Trolle – und nicht nur die ­Huldre – geschwänzt sind. Die Huldre dagegen trägt in den norwegischen Märchen und Sagen einen Kuhschwanz, oft der einzige Hinweis darauf, dass es sich bei den schönen Mädchen, die junge Männer verführen, um Jenseitige handelt. Wie in den französischen Melusinensagen scheint dabei ein Brunnen, See oder Teich als Zugang zu der anderen Welt zu dienen, in die die Huldre ihr Opfer mitnehmen will. Haben schon Asbjørnsen und Moe mit ihren norwegischen Volkserzählungen einen Kanon geschaffen, der neben anderen Elementen der norwegischen Identität auch die verschiedenen Wesen der niederen Mythologie umfasst, so ist Kittelsen mehr als jeder andere Illustrator verantwortlich für die Kanonisierung eines ganz bestimmten Trolltyps, der auch noch weit über hundert Jahre nach seinen Arbeiten das Bild des »typischen norwegischen Trolls« prägt, oder, wie auch konstatiert wurde, das Bild »eines richtigen Trolls«.226 Neben Kittelsen, und sogar noch vor ihm, war der Hauptillustrator der norwegischen Volkserzählungen der norwegische Maler und Graphiker Henrik Werenskiold (1855 – 1938), eine der einflussreichsten Gestalten der skandinavischen Kunstszene seiner Zeit. Er steht zwar heute etwas im Schatten von Kittelsen, schuf aber noch vor diesem eine höchst pubAbb. 21: Theodor Kittelsen: Et Skogtroll,

Abb. 22: Theodor Kittelsen: Foreldrestolthed,

»Ein Waldtroll«, 1906.

»Elternstolz«, o. J.

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Die Illustratoren der Trollmärchen

likumswirksame Form der bildlichen Wiedergabe der norwegischen Märchen. Auch er hat wie Kittelsen der Sammlung von Asbjørnsen und Moe seinen Stempel aufgedrückt. In ähnlicher Weise, wie die beiden Märchensammler bei der Wiedergabe der Erzählungen zu einer gemeinsamen Sprache gefunden hatten, so haben auch Werenskiold und der fast gleichaltrige Kittelsen trotz aller Differenzen zu einer recht einheitlichen Bildsprache gefunden. Im Unterschied zu Kittelsen, der in den meisten seiner Bilder den einzelnen, großen Troll in den Mittelpunkt der Bildkomposition stellt, steht bei Werenskiold aber die Interaktion zwischen Mensch und Troll im Vordergrund. Dabei geht es ihm besonders um die ikonographische Diskrepanz zwischen den haarigen dunklen Trollen und hellhäutigen und hellhaarigen Mädchen oder gar Prinzessinnen, die von den Trollen entweder entführt, bedroht oder umworben werden. Seine Illustration zu der Szene mit den drei Trollen und den drei Sennerinnen aus der ursprünglichen Sage Peer Gynt ist dafür beispielhaft (vgl. Abb. 61). Aber auch seine etwas enigmatische Illustration zum Märchen »Das Milchmädchen und der Troll« von 1908 hält sich noch relativ eng an die folkloristischen Vorlagen. Ebenso verweist auch die Illustration des Märchens Følgesvenden, »Der Gefährte«, auf ein eigentümlich freundliches Verhältnis zwischen der Prinzessin (die allerdings mehr als eine halbe Hexe ist) und ihrem Geliebten, der ein Troll ist. »So lachten sie beide herzlich« (nämlich über den Streich, den sie dem Helden spielen wollen), lautet die Bildunterschrift (vgl. Abb. 24). Dagegen erinnert seine Radierung »Die Nackte und die Trolle« schon beinahe an politische Cartoons, wobei hier die Trolle die männliche Begehrlichkeit einer bürgerlichen Kaste aus der

Abb. 23: Erik Werenskiold: Budeie og trehodet troll,

Gesellschaft des Fin de Siècle symbolisieren dürf-

»Das Milchmädchen und der dreiköpfige Troll«, 1908.

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Die Illustratoren der Trollmärchen

ten und insofern mit den inneren Trollen der Autoren des skandinavischen Durchbruchs (vgl. Kap. 09 über die Literatur) verglichen werden können. Auch Otto Sinding (1842  –   1909) gehörte wie Werenskiold und Kittelsen zu der jüngeren Generation der Illustratoren der norwegischen Volksmärchen, und auch seine Bilder beschwören in ihren Schwarz-weiß-Kontrasten üblicherweise eine ähnliche Stimmung. In einer Illustration zu De tre bukkene Bruse zeigt Otto Sindings Bleistiftzeichnung von 1879 einen mächtigen Troll, der durch den Bezug zu den Felsen und einem entwurzelten Baumstamm im Flussbett einen archaischen Eindruck macht. Sindings Interpretation von De tre bukkene Bruse ist geradezu kanonisch geworden, wohl auch deshalb, weil hier ein Troll von mythischem Format auftritt – der aber im Märchen dennoch von den drei Ziegenböcken überlistet wird. Neben den drei genannten, in den 1840ern und 1850ern geborenen Künstlern – zu denen auch Eilif Peterssen (1852 – 1928) zu stellen wäre – haben an den Trolldarstellungen in den Illustrationen der Volkserzählungen von Asbjørnsen und Moe vier weitere Illustratoren einer etwas früheren Generation mitgearbeitet, nämlich Adolph Tidemand (1814 – 1876), Hans Gude (1825 – 1903) und Peter Nicolai Arbo (1831 – 1892) sowie John Fredrik Eckersberg. Vor allem Arbo hat sich auch sonst intensiv mit Themen der germanischen Mythologie beschäftigt, ebenso wie Vincent Stoltenberg Lerche (1837 – 1892). Auch der norwegische Maler und Illustrator Andreas Bloch (1860 – 1917), der unter anderem als Maler von nationalromantischen Sujets hervorgetreten ist, hat Trolle – immer wieder auch in ironisch gebrochener Weise – im Stil von Kittelsen und Werenskiold dargestellt. In einem von den anderen Illustratoren stark abweichenden Stil gehalten sind die Trollbilder von John Fredrik Eckersberg (1822 – 1870), die an die holzschnittartigen Illustrationen des 18. Jahrhunderts erinnern. Eckersberg, der sich vorwiegend als romantischer LandAbb. 24: Erik Werenskiold: Så lo de så inderlig godt begge

schaftsmaler betätigte, gehörte gleichzeitig

to, »So lachten sie beide herzlich«. Illustration zum Märchen

auch zu den ersten, die schon ab 1850 mit

Følgesvenden, »Der Gefährte«, aus Asbjørnsen, 1887.

Asbjørnsen zusammenarbeiteten. Von den

Die Illustratoren der Trollmärchen

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heutigen Trollvorstellungen und dem Geschmack des 21. Jahrhunderts sind sie viel weiter entfernt als all die oben genannten und werden daher kaum mehr reproduziert (vgl. Abb. 27).227 Trotz der ungeheuren Beliebtheit der norwegischen Märchen, die weltweit zu einem erhöhten Bekanntheitsgrad des westnordischen Trolltyps geführt hat, haben sich natürlich auch in Dänemark Künstler um die Illustration der dänischen Märchen bemüht. Entsprechend dem eher uneinheitlichen Bild von den Trollen werden sie sehr unterschiedlich dargestellt, wobei aber die kleinen, unterirdischen Trolle mit roten Kappen eindeutig überwiegen. So stellt etwa eine der ältesten dänischen Zeichnungen von Trollen, von C. O. Zeuthen (1812 – 1890), diese als geradezu winzige Wichtel dar. Noch dazu zeigt sie die Trolle beim Musizieren mit durchaus modernen Instrumenten der Zeit, wobei eine Geige im Vordergrund die Trolle um das Vierfache überragt. Interessanterweise werden bei dänischen Illustratoren aber nicht nur die dänischen kleinen Trolle der Volkssagen, sondern durchaus auch die traditionellen westskandinavischen Trolle rezipiert. Zwar dominieren auch bei Niels Skovgaard (1858 – 1938), der nicht nur dänische Märchen, sondern auch Sagaübersetzungen illustriert hat, die kleinen Trolle, aber er hat ihnen durch Behaarung und Kontext eine gewisse Bedrohlichkeit verliehen. Dieser Zug findet sich teils auch bei H. A. Brendekilde (1857 – 1942), wenn er Nacherzählungen von Volksmärchen illus-

Abb. 25: Erik Werenskiold: Die Nackte und die Trolle, o. J.

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Abb. 26: Henrik Werenskiold: Interpretation zu De tre bukkene Bruse, „Die drei Böcke Bruse“, o.J.

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trierte. Ein ähnliches Konzept verfolgte der Graphiker und Illustrator Ib Spang Olsen (1921 – 2012), allerdings mit einem deutlich humorvolleren Zug, da seine behaarten und geschwänzten kleinen Trolle eine verschmitzte Bosheit auszustrahlen scheinen. Dagegen nehmen die Trollkinder, die der Norweger Louis Moe (1857 – 1945), der sein Leben in Dänemark verbrachte, in Illustrationen und Kinderbüchern zeichnete, schon sehr stark die Kinderbuchtrolle späterer Jahrzehnte vorweg, auch wenn ihre teils koboldhafte, teils satyrartige Darstellung noch nicht dieselbe Verniedlichung und Vermenschlichung späterer Kinderbücher aufweist. Zu etwa derselben Generation dänischer Künstler gehört der jütländische Bildhauer Niels Hansen-­ Jacobsen (1861 – 1941), der sich sonst eher mit biblischen Figuren beschäftigte, aber 1896 auch einen Christenblut riechenden Troll schuf, der eindeutig dämonische, ja sogar teuflische Züge aufweist. Einen ganz anderen, riesigen, aber auch von klassischen Vorbildern inspirierten Troll schuf dagegen 1944 aus Beton der dänische Bildhauer Arne Bang (1901 – 1983), nämlich den sogenannten Fladså-trold vor dem Rathaus von Næstved auf Seeland, der auf einer Lokalsage beruht: Der Troll wollte aufgrund eines Streits mit einem Kaufmann aus Næstved die Stadt unter Sand begraben, verlor aber unterwegs den Sand aus seinem Sack, woraus ein Hügel entstand.228 Dass der Troll das wegen des Klangs der Kirchenglocken tun wollte, wie mitunter behauptet wird, lässt sich aus den Lokalsagen nicht belegen. Auch die schwedischen Märchenausgaben, vor allem die von Hyltén-Cavallius und Stephens, die 1844 erstmals erschienen und den Brüdern Grimm gewidmet waren und die mit ausführlichen volkskundlichen Anmerkungen begleitet wurden sowie einen wissenschaftlichen Anspruch hatten, wurden ab der Ausgabe von 1915 illustriert. Diese Illustrationen waren allerdings noch in dem sehr traditionellen Stil des 19. Jahrhunderts gehalten, und insgesamt kann gesagt werden, dass in Schweden die intensivere künstlerische Beschäftigung mit den Trollen deutlich später als in Norwegen begann, also erst nach der Wende zum 20. Jahrhundert. Der einflussreichste Illustrator von Trollen in Schweden, und zu

Abb. 27: John Fredrik Eckersberg: Die drei Trolle aus dem Wald

Beginn des 20. Jahrhunderts viel-

von Hedal, 1879.

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leicht überhaupt in ganz Skandinavien, war aber John Bauer (1882 – 1918), der später mit seiner Familie bei einem Schiffsunglück auf dem Vätternsee ums Leben kam. Seine Illustrationen, von denen sich viele mit Trollen in allen möglichen Spielarten beschäftigen, zeigen aber, anders als die von Werenskiold und Kittelsen, nicht die Wesen des skandinavischen Volksglaubens, wie sie in den Sagensammlungen bewahrt sind, sondern in erster Linie Kunstmärchen, welche in Schweden in einer Publikationsreihe namens Bland Tomtar och Troll, »Unter Wichteln und Trollen«, seit 1907 in jährlicher Folge erschienen. Zahlreiche schwedische Autoren publizierten in dieser Reihe, und mit Ausnahme von 1911 stammen die Illustrationen dazu bis 1915 alle von John Bauer, der damit endgültig den Durchbruch als Künstler schaffte. Zwar hatte er schon ab 1903 Märchen illustriert, aber erst die hohe Auflage der preiswerten Bände von Bland Tomtar och Troll führte dazu, dass auch renommierte Künstler auf ihn aufmerksam wurden, sodass er im Jahr 1913 erstmal seine Werke in Stockholm ausstellen konnte.229 Neben seiner Arbeit als Illustrator entwarf er auch Bühendekorationen, bekam Aufträge für Wandmalereien und schrieb selbst ein Stück – aber bleibenden Eindruck hinterließ er mit seinen Märchenillustrationen. Etwa ab 1912 entwickelte er gerade bei den Trolldarstellungen einen unverwechselbaren Stil, der sich extrem von denen der norwegischen Zeichner unterschied. Zwar spielen auch bei ihm die Natur und besonders der Wald eine gewichtige Rolle. Vor diesem Hintergrund heben sich die Figuren ab: Kinder, Prinzessinnen und Könige treten hell und strahlend hervor, während die Trolle oft fast eine Einheit mit dem Wald, den Hügeln und den bemoosten Felsen einzugehen scheinen. Typisch für diesen Kontrast ist seine berühmt gewordene Illustration zu Walter Stenströms Märchen Pojken och Trollen eller Äventyret, »Der Bub und die Trolle, oder: Abenteuer«, von 1915, in welcher eine gebeugte alte Trollfrau der Prinzessin ihre drei Söhne Langohr, Riesenkinn und Großnase als Ehemänner anbiedert: Die im Vergleich mit den Trollen winzige Prinzessin bildet den Mittelpunkt, hat sich aber traurig von den Trollen abgewandt. Hier hatte Bauer schon die Elemente seiner für ihn typischen Trolldarstellungen entAbb. 28: Der Fladså-trold vor dem Rathaus von Næstved

wickelt: Nicht nur lange Ohren und lange Nasen,

auf Seeland, 1944 von Arne Bang geschaffen. Foto

sondern auch langes Haar und eine undefinier-

ca. 1989.

bare Fellkleidung zeichnen die Trolle aus, dane-

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Die Illustratoren der Trollmärchen

ben Schmuck und Kleidung im Zigeunerstil – Letzteres wohl bei keinem anderen Zeichner der Zeit zu finden. Diese eigentümliche Freundlichkeit und Harmlosigkeit der Trolle, die sich in ihrem Gesichtsausdruck wie in dem reichlichen Schmuck, ihren eigenartigen Hüten mit Federn daran und in ihrer Gestik manifestieren, passen in der Regel gut zu den eher kinderfreundlichen Kunstmärchen in Bland Tomtar och Troll, auch wenn sich diese Interpretation damit stark von den gefährlichen Trollen der Volkserzählungen entfernt. Dennoch bleiben Bauers Trolle interessanterweise dem westnordischen Typ verpflichtet, denn sie sind groß gewachsen, und auch wenn er ihr Familienleben wie andere Illustratoren leicht ironisch darstellt, so sind sie doch meist Einzelgänger und keine Völkchen. Dass die Wurzeln dieser Trolle aber nach wie vor in den Volksmärchen liegen, zeigt eine seiner Zeichnun-

Abb. 29: John Bauer: Prinzessin mit vier Trollen. Illustration zu Walter Stenström: Pojken och Trollen eller Äventyret, »Der Bub und die Trolle, oder: Abenteuer«, 1915.

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gen eines zwar nicht direkt einäugigen, aber doch sehr grimmig wirkenden Trolls, der wie im Märchen vom Askeladden mit einem kleinen Buben konfrontiert ist (vgl. Abb. 30) . Überhaupt war Bauer bei aller Eigenständigkeit, zu der auch die teils intensive Farbigkeit der Bilder gehört, doch in der skandinavischen Tradition verwurzelt, und zahlreiche bildliche Zitate zeigen, dass er sich sehr wohl der Trolldarstellungen von Kittelsen und dessen Zeitgenossen bewusst war. Ein gutes Beispiel dafür ist, dass sich auch bei Bauer ein Gegenstück zu Kittelsens Trollet på Karl Johan findet, nämlich in der Illustration zu Einar Rosenborgs Märchen (»Der Riese, der zehntausend Jahre schlief«, vgl. Abb. 31). Auch hier steht der Riese in einer Gasse einer Stadt, auch hier überragt er selbst die vierstöckigen Häuser beträchtlich, und auch hier wirkt das riesige Wesen eher verloren und harmlos. Im Gegensatz zu Kittelsen aber fehlt der Bezug zu Menschen völlig. Es handelt sich um eine nächtliche Szene, und durch den verschreckten Blick und seine Gestik wirkt dieser spitzohrige und schmucktragende Troll ausgesprochen ängstlich. Übrigens hat auch der schwedische Künstler Bo Beskow (1906 – 1989) für eine seiner eigenen Trollgeschichten eine verwandte Abbildung geschaffen: Auch hier steht der große Troll zwischen hohen Häuserzeilen, wird aber ironischerweise von einem Polizisten gemaßregelt. Auch die anderen schwedischen Künstler treten mit Illustrationen von Trollen meist erst durch die Heftreihe Bland Tomtar och Troll, »Unter Wichteln und Trollen«, hervor, die seit 1907 bis zum heutigen Tag jährlich erscheint. Eine Ausnahme war lediglich Axel Törneman (1880 – 1925), dessen Gemälde Prinsessan och trollkongen, »Die Prinzessin und der TrollköAbb. 30: John Bauer: Illustration zu Anna Wahlenberg:

nig«,230 schon 1905 entstand und einen Trollkönig

Trollgubben i Storberget, »Der alte Troll im Großen

als Entführer (oder nur Verführer?) zeigt, der noch

Berg«, 1903.

eindeutig zu den großen traditionellen Trollen zu

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Abb. 31: John Bauer: Vermutlich nie veröffentlichte Illustration zum Kunstmärchen von Einar Rosenborg: »Der Riese, der zehntausend Jahre schlief«, 1913.

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zählen ist, hier aber sehr modern interpretiert wird. Der lüsterne Blick des Trollkönigs ist wohl einzigartig in der Trollikonographie. Nachfolger von John Bauer als hauptsächlicher Illustrator von Bland Tomtar och Troll war ab 1917 für ein ganzes Jahrzehnt Gustaf Adolf Tenggren (1896 – 1970), der 1920 nach Amerika auswanderte und dort später (1936 – 1939) für die Disney Studios arbeitete. Für Snow White and the Seven Dwarfs kam ihm zweifellos seine Expertise der skandinavischen Märchenfiguren zugute. Bei ihm findet sich auch in den frühen Arbeiten keine feste Vorstellung von den Trollen, so sind sie jedoch meist koboldartig dargestellt und werden häufig – entsprechend den illustrierten Kunstmärchen – in der Interaktion mit Menschen dargestellt. Auch das Sujet des hilflosen Mädchens unter Trollen wird in dem Aquarell I Sagoskogen, »Im Märchenwald«, von 1917 aufgegriffen, das vielleicht noch enigmatischer wirkt als John Bauers formal ästhetischere Darstellungen und Werenskiolds düstere Schwarzweiß-­Zeichnungen. Ebenfalls im Zusammenhang mit der Buchreihe Bland Tomtar och Troll ist der schwedische Illustrator Einar Norelius (1900 – 1985) zu nennen, der fast ein halbes Jahrhundert als ihr Herausgeber fungierte und seit 1927 zahlreiche Geschichten selbst illustriert hat, obwohl er sonst hauptsächlich als Zeichner von Comics Abb. 33: Axel Törnemann: Prinsessan och trollkongen, Abb. 32: Bo Beskow: Trollsagor, 1924.

»Die Prinzessin und der Trollkönig«, 1905.

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Die Illustratoren der Trollmärchen

tätig war. Auch er passt seine Zeichnungen von Trollen den jeweiligen Geschichten an und scheint, anders als seinerzeit Bauer und Werenskiold, kein selbständiges Trollbild entwickelt zu haben: Manche seiner Trolle sind groß und gefährlich, andere wieder klein und niedlich. Dabei ist die zusehende Verharmlosung der Trolle im 20. Jahrhundert an seinen Arbeiten (wie natürlich vor allem auch an den zugrundeliegenden Geschichten) gut abzulesen. Norelius war zudem in den verschiedensten Stilrichtungen zu Hause und daher in der Lage, sehr unterschiedliche Stimmungen und Aspekte seiner Trolle darzustellen, wie die beiden Abbildungen 34 und 35 zeigen. Von zwei weiteren schwedischen Illustratoren wird noch im Kontext der Kinderbücher zu reden sein, nämlich Rolf Lidberg (1930 – 2005) und Jan Lööf (geb. 1940). Lööf fungierte dabei als Texter für einige von Lidbergs Kinderbüchern, hat aber auch selbst Illustrationen geschaffen, die Anleihen bei John Bauer nehmen, aber sonst die neuen, spitzohrigen und geschwänzten Trolle darstellen; seine eigenen Kinderbücher sind aber nicht so weit verbreitet wie die Trollbücher der Kooperation Lööf/ Lidberg (zuerst Trollboken, erstmals erschienen 1984). Beide illustrierten keine Märchenausgaben mit traditionellen Trollen, sondern haben sich im Gegenteil der in den Kinderbüchern seither grassierenden Verniedlichung von Gestalten der niederen Mythologie verschrieben. Mit ihren pseudo-humorigen Darstellungen einer archaisch wirkenden schwedischen Gesellschaft waren sie erstaunlich erfolgreich, obwohl ihre Figuren mit Trollen so gut wie nichts zu tun haben, auch wenn sie sie so nennen (vgl. Abb. 44). Bei Mats Hådell (1944 – 2000) findet sich ein ähnliches Trollbild am Ende des 20. Jahrhunderts, als auch andere Künstler schon deutlich von den kleinen und ungefährlichen Trollen der Kinderbücher beeinflusst sind. Dieser schwedische Fernsehjournalist ist mit einer Reihe popu-

Abb. 34: Einar Norelius: Bergatroll, 1969.

lärer Ölgemälde und Farblithographien bekannt

Abb. 35: Einar Norelius: Titt på byn, »Blick aufs Dorf«,

geworden, die auch als Drucke und Postkarten weit

1932.

148

Die Illustratoren der Trollmärchen

verbreitet sind. Auf diesen Bildern sehen die Trolle zum Teil den Zeichnungen des Kinderbuchautorenduos Lidberg/Lööf zum Verwechseln ähnlich. Sie werden dabei wie von Lidberg als hinterwäldlerische Schweden dargestellt, deren Lieblingsbeschäftigung es zu sein scheint, in abgelegenen Birkenwäldern schwarz Schnaps zu brennen (vgl. Abb. 36). Hådell hat sich allerdings auch an größeren Trollen versucht, wobei er mitunter direkt John Bauer imitiert. Direkt an den Märchen orientiert sich dagegen der schwedische Illustrator Tord N ­ ygren (geb. 1936), der 2005 eine Neuausgabe der norwegischen Märchen von Asbjørnsen und Moe für schwedische Kinder im Volksschulalter gestaltet hat, die 2006 auf Dänisch und auf Norwegisch und 2012 sogar auf Färingisch erschien.231 Er hat die Märchen erstmals mit Aquarellen illustriert, die eine sehr phantasievolle und moderne Einstellung zu den traditionellen Trollen dokumentieren. Schließlich sei noch ein färingischer Verfasser und Illustrator erwähnt, nämlich William Heinesen (1900 – 1991). Heinesen war nicht nur der bedeutendste Schriftsteller der Färöer, er hat sich auch als Komponist und Graphiker einen Namen gemacht, wobei er seine Motive gerne auch der nordischen Mythologie und SagenAbb. 36: Mats Hådell: Troll, Postkarte 1994.

welt entnahm. Seine scherenschnitt- oder linol-

Die Illustratoren der Trollmärchen

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Abb. 37: Tord Nygren: Illustration zu De tre bukkene Bruse, »Die drei Böcke Bruse«, aus Asbjørnsen/Møe, 2006.

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Die Illustratoren der Trollmärchen

schnittartigen Bilder fangen das Bild der Trolle in ihrer wilden, aber doch sozialen Rolle als Besucher von (Hochzeits-)Festen einiger isländischer Sagas wie der Barðar saga Snæfellsáss oder der Egils saga einhenda ein, auch wenn die Drucke dies in einer sehr reduzierten Bildsprache evozieren. Sowohl sein Bild der Trolle, die die Geburt eines Trollkinds feiern, als auch die fast dämonische Szene eines Trollfests (vgl. Abb. 39) verschmelzen traditionelle und moderne Elemente der Trollvorstellungen auf ironische Weise. Abschließend soll noch der nicht nur im anglophonen Raum als »Kultautor«, eigentlich besser »Kultzeichner«, gehandelte Engländer Brian Froud (geb. 1947) angeführt werden, auch wenn er sich nicht direkt mit der Illustration von Märchen oder Sagas beschäftigt, sondern eigene Phantasiewesen kreiert. Rein äußerlich stehen seine Fabelwesen in der Tradition von John Bauer, auch wenn er sie ursprünglich nicht als Trolle, sondern als Goblins bezeichnete, nach denen er auch seine ersten Bücher benannt hat. Für sein Buch The Goblin Companion (1994 mit Terry Jones, deutsch 1996 »Trolle«) hat er einen Troll namens Septìmüs the Nighttroll erfunden, der haarig, warzig und geschwänzt dargestellt wird und sich zudem – im Rekurs auf die Brückentrolle – angeblich unter Brücken und in Gärten herumtreibt, allerdings kaum jemals gesehen wird. Gemeinsam mit seiner Frau Wendy hat Brian Froud dann 2012 das Buch Brian Froud’s Trolls publiziert,232 dessen Trolle allerdings noch weiter weg von den traditionellen Trollen sind. Dieses Buch beruht trotz einiger phantasievoll gezeichneter Trolle – die durchaus von John Bauers Trollen beeinflusst sein könnten (vgl. das Umschlagbild in Abb. 38: Tord Nygren: Illustration zu Askeladden som

Abb. 40) – überwiegend auf den Stoffpüppchen von

kappåt med trollet, »Askeladden, der mit dem Troll

Wendy Froud, und diese machen einen für Trolle

um die Wette aß«, aus Asbjørnsen/Moe, 2006.

allzu harmlosen und niedlichen Eindruck; mit den

Abb. 39: William Heinesen: Troldestævne, ­» Trollversammlung«, Postkarte 1986.

Trollen der Märchen oder gar der Sagas haben diese

Die Illustratoren der Trollmärchen

Abb. 40: Umschlag von Brian und Wendy Froud: Brian Froud’s Trolls, 2012.

151

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Die Illustratoren der Trollmärchen

Stoffspielzeuge jedenfalls kaum mehr etwas gemeinsam. In einer Reihe mit den AllAge-Büchern (also nicht reinen Kinder- oder Jugendbüchern) von Brian und Wendy Froud und von John Bauer steht auch stilistisch ein amerikanischer Band, der sich durch den Titel nicht auf den ersten Blick als Trollbuch zu erkennen gibt und eigentlich nur von den Illustrationen lebt – nämlich Arthur Spiderwick’s Field Guide to the Fantastical World Around You von Tony DiTerlizzi und Holly Black. Unter den vielen darin enthaltenen und kreativ-verschroben (um-)gedeuteten mythologischen Wesen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen finden sich auch Trolle, und dabei ist besonders ein ironisch-bewundernder Verweis auf die Illustrationen John Bauers auffällig: Ein Troll wird namlich ganz dezidiert als Bauer’s Troll (Vorax bauerensis) bezeichnet, und die entsprechende alte Trollfrau zeichnet sich, wie die Trolle bei Bauer, durch Schmuck und Felle aus.233 Die spezielle Ausformung, die John Bauer seinen Trollgestalten gegeben hat, ist also ebenso wie die von Kittelsen und Werenskiold immer noch wirksam, trotz aller Verniedlichungen in den Kinderbüchern.

Abb. 41: Tony DiTerlizzi: Bauer’s Troll (Vorax bauerensis), aus Tony DiTerlizzi/Holly Black: Arthur Spiderwick’s Field Guide of the Fantastical World Around You, 2008.

08

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DIE KINDERBUCHTROLLE IN SKANDINAVIEN UND DEUTSCHLAND

Die Anfänge der Kinderbuchtrolle in Schweden Schon die genannte schwedische Buchreihe namens Bland Tomtar och Troll, »Unter Wichteln und Trollen«, die seit 1907 erschien und bis heute immer noch in jährlicher Folge erscheint, richtete sich in erster Linie an Kinder. Dementsprechend waren die darin enthaltenen Kunstmärchen schwedischer Autoren des frühen 20. Jahrhunderts auch als kindgerechte Geschichten gedacht, die weitgehend der Dramatik und der Bedrohlichkeit der Volksmärchen und -sagen entbehrten. Die Freundlichkeit der Trolle in John Bauers Illustrationen weist in dieselbe Richtung, auch wenn sich Trolle dort vorerst noch trollartig verhalten, wie in der Erzählung Pojken som aldrig var rädd, »Der Junge, der sich nie fürchtete«, von Alfred Smedberg aus dem Jahre 1912, in der ein naiv-furchtloser Junge mithilfe der märchentypischen tierischen Hilfsgeister die Familienkuh aus einer Trollhöhle befreien kann, oder in Anna Wahlenbergs Märchen Trollgubben i Storberget, »Der alte Troll im Großen Berg« (1903),234 in der es um einen bekehrten, benevolenten Troll geht. Auch wenn die Trolle dieser Kunstmärchen in der Regel noch allein wegen ihrer Größe furchterregend sein konnten, kamen auch in diesen Geschichten die kleinen Wesen der (süd-) skandinavischen Volkserzählungen immer häufiger vor und werden hier – wie im Titel der Reihe – aber eben noch korrekt als Tomter oder Nisser bezeichnet, also deutlich von den Trollen abgehoben. Noch vor der Mitte des 20. Jahrhunderts ändert sich aber diese an den folkoristischen Gegebenheiten orientierte Terminologie, und zusehends werden auch im Schwedischen und vereinzelt im Norwegischen alle jenseitigen Wesen als Trolle bezeichnet, wie es im Dänischen ja schon länger der Fall war. Noch dazu verschwinden die großen norwegischen Trolle weitgehend aus den Illustrationen vor allem der Kinder- und Jugendliteratur (um die Literatur für Erwachsene und die All-Agers in der Fantasyliteratur, die eine andere Entwicklung nimmt, wird es in Kapitel 09 noch gehen). Eine nicht unwesentliche Verantwortung für diese Entwicklung trägt die finnlandschwedische Autorin Tove Jansson (1914 – 2001), die seit 1945 eine Reihe von selbstillustrierten Kinderbüchern veröffentlichte, die ein durchschlagender, auch internationaler Erfolg wur-

154

Die Kinderbuchtrolle in Skandinavien und Deutschland

den. Im Zentrum stehen als handelnde Figuren die sogenannten Mumintrolle, wobei hier aber der Begriff »Troll« nur ein Sammelbegriff für eine ganze Reihe neuerfundener kleiner Wesen ist, die sowohl tierartig (wie die Filifjonken, Hemule, Klippdasse und Snorke) als auch menschenförmig (wie die Gafsas, Homsas oder Mymlas) sein können. Gemeinsam ist diesen Wesen (neben dem unpassenden Oberbegriff »Troll«) nur, dass sie klein sind und in Gemeinschaften leben, die einer archaischen dörflichen Kultur Skandinaviens nachempfunden sind. Weder die Handlungen der einzelnen Abenteuergeschichten noch Aussehen oder Charakter dieser Mumintrolle haben irgendetwas mit dem herkömmlichen Troll im engeren Sinn zu tun, denn Tove Jansson hat nur rein äußerlich auf den Begriff »Troll« zurückgegriffen, ohne innere Bezüge dazu herzustellen. Umso nachhaltiger haben sich diese kleinen Wesen auf die nachfolgende skandinavische (und schließlich auch deutsche) Kinderbuchproduktion ausgewirkt, weil es sich seither eingebürgert hat, alle fiktiven literarischen Völkchen, die von Kinderbuchverfassern in reicher Zahl geschaffen wurden, ganz einfach als Troll zu bezeichnen.

Abb. 42: Originalumschlag des allerersten Mummin-

Abb. 43: Originalumschlag der schwedischen

trollbuchs von Tove Jansson: Småtrollen och den stora

­Ü bersetzung von J. R. R. Tolkiens The Hobbit durch

översvämmingen, »Mumins lange Reise«, 1945.

Tove Jansson, 1962.

155

Die Anfänge der Kinderbuchtrolle in Schweden

Nicht unerwähnt bleiben darf dabei, dass Tove Jansson auch als erste schwedische Übersetzerin des Hobbit von J. R. R. Tolkien fungierte, wobei auch der Umschlag der schwedischen Erstveröffentlichung von 1962 von ihr gestaltet wurde, und hier Tolkiens Hobbits zeichnerisch ganz unpassenderweise beinahe zu kleinen Mumintrollen reduziert werden. Im Gefolge von Jansson steht der schon erwähnte schwedische Zeichner und Kinderbuchautor Rolf Lidberg, der gemeinsam mit dem Texter Jan Lööf (und anfangs auch noch mit Gun Jacobson) ebenfalls eine ganze Reihe von Kinderbüchern um Trolle herausgebracht hat, zuerst Trollboken, »Das Buch der Trolle« (1984). Das ursprüngliche Trollkonzept ist auch hier nicht mehr klar erkennbar, es handelt sich um Geschichten über durchaus menschliche, aber hinterwäldlerisch wirkende Wesen, die in den schwedischen Wäldern hausen. Noch mehr als bei Jansson wird hier eine Gemeinschaft mit familiären Strukturen nachgezeichnet, die sich stark an einer vorindustriellen skandinavischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts orientiert. Lidberg wollte nämlich bewusst die untergegangene Gesellschaft und Landschaft am Indalsälven im schwedischen Jämtland in diesen Geschichten um nette kleine Wesen auferstehen lassen. Trollspezifische Elemente der Figuren sind eigentlich nur der buschige Schwanz und lange Nasen sowie zusätzlich spitze Ohren. Diese beiden Kennzeichen sind seither Standard in vielen der Kinderbücher über Trolle, die die vor 1980 zurückreichende Bedeu-

Abb. 44: Illustration von Rolf Lidberg aus Jan Lööf:

tung des Begriffs »Troll« vollständig außer Acht

Trollboken, »Das Buch der Trolle«, 1984.

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Die Kinderbuchtrolle in Skandinavien und Deutschland

lassen. Aus den Trollfiguren von John Bauer, der fast ein Jahrhundert vorher wirkte, hat Lidberg die etwas zottelige Kleidung und den Schmuck (zum Beispiel Ohrringe) übernommen, den seine sogenannten Trolle tragen. Diese werden als gesellig, kinderlieb und naturliebend dargestellt und scheinen überhaupt keine negativen Charaktereigenschaften mehr aufzuweisen. Lidbergs Bücher über diese schwedischen hinterwäldlerischen Trolle wurden in zwölf Sprachen übersetzt und hatten ebenfalls einen extrem großen Einfluss auf das internationale Trollbild am Ende des 20. Jahrhunderts, besonders natürlich bei den jüngeren Lesern, aber offenbar auch bei den späteren Kinderbuchautoren. Ein recht ähnliches Konzept verfolgen die Norweger Tor Åge Bringsværd (geb. 1939) als Autor und Ingerlise Karlsen Kongsgaard (geb. 1947) als Illustratorin mit dem Bilderbuch Lilletrollet, »Der Kleine Troll«, von 1997. Schon rein optisch, aber auch in Bezug auf die Eigenschaften der Trolle gehört das Buch in die Tradition von Lidberg/Lööf. Die recht kleinen Trolle haben ein menschenähnliches Aussehen, sie tragen Kleidung und Goldschmuck und leben in familiären Strukturen zusammen. Nur in einer Beziehung greifen die Norweger stärker auf die volkskundliche Tradition zurück: Ihre Trolle wohnen in Berghöhlen und sind nachtaktiv, weil sie im Sonnenlicht angeblich zu Stein erstarren, was der kleine Held der Geschichte nicht glauben will. Ein alter Troll weiß Lilletroll zu berichten, dass nur böse Trolle im Sonnenlicht zu Stein erstarren. Lilletroll überwindet daher seine Angst und tritt Abb. 45: Umschlag der deutschen Ausgabe von Tor Åge

ins Tageslicht. Als er nicht zu Stein erstarrt, wird

Bringsværd/Ingerlise Karlsen Kongsgaard: Lilletrollet,

er von allen anderen Trollen als Held gefeiert. Nun

»Der kleine Troll«, 1997.

können sich alle lieben Trolle auch am Tag aus ihren

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Kinderbuchtrolle und kein Ende

Höhlen wagen. Diese Geschichte verbindet also alte Elemente mit den neuen kleinen Trollvölkchen und wirkt damit ein wenig authentischer, auch deshalb, weil hier wie in den Märchen Trolle mit sehr langen Nasen und auch dreiköpfige Trolle auftreten. Mit der geringen Größe und dem Familiensinn dieser Trolle soll womöglich eine Kindgerechtheit solcher Geschichten erreicht werden.

Kinderbuchtrolle und kein Ende Vor allem seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts hat im Gefolge von Jansson und Lidberg/Lööf ein wahrer Boom von ähnlichen, aber weniger einflussreichen Büchern über Trolle eingesetzt. Ein vollständiger Überblick über dieses Kinderbuchgenre ist kaum mehr möglich, weswegen die folgende Zusammenstellung auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.235 Ein Kinderbuch in der Tradition von Lidberg/Lööf ist das zweisprachige schwedisch-deutsche Sprachlehrbuch für Kinder, En Trollsaga. Eine Trollgeschichte aus Schweden der Autorin Hannelore Bengtsson (geb. 1935) und der Illustratorin Lillemor Karber (geb. 1952). Allerdings hat dieses Buch einen deutlich geringeren künstlerischen Anspruch als die beiden vorgenannten skandinavischen Publikationen, zudem ist das Buch in einfachen Reimen abgefasst. Es geht hier nicht um ein ganzes Trollvolk, sondern um eine Trollfamilie, deren Leben über drei Generationen hinweg erzäht wird und so Gelegenheit für die Vermittlung eines häuslichen Primärwortschatzes bietet. Auch diese Trolle haben spitze Ohren, lange Nasen und Schwänze und sind kleiner als ein menschliches Neugeborenes. Diese ganz unhistorisch fröhlichen, friedfertigen und arbeitsamen Trolle leben angeblich in den Wäldern im Norden Schwedens. Warum diese sehr menschenähnlichen Wesen überhaupt Trolle genannt werden, bleibt unklar, für die Vermittlung eines auch nur vage folkloristischen Trollbildes ist dieses Buch nicht konzipiert. Immerhin werden die Trolle in ihrer hier sehr geringen Größe definiert: Und fragst du noch, wie groß sie sind? / Kaum größer als ein Wickelkind / Die kleinsten Trolle, die sind bloß / so wie die Tannenzapfen groß. 236

Abb. 46: Umschlag von Hannelore Bengtsson/Lillemor Karber: En Trollsaga. Eine Trollgeschichte aus Schweden, 2013.

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Die Kinderbuchtrolle in Skandinavien und Deutschland

Es gibt im deutschen Sprachraum noch eine Reihe weiterer Trollgeschichten, die in der Tradition der kleinen skandinavischen Trollvölkchen stehen und die zu jeweils mehreren Bänden angewachsen sind. Dazu gehört das erstmals 2007 erschienene Vorschulbilderbuch »Troll Ole und Gustav der Igel« des deutschen Autorenduos Gerd Sobtzyk (geb. 1961) und Uwe Stöcker (geb. 1961) mit dem Illustrator Steffen Kraushaar (geb. 1962). Diesem Buch folgten »Die Suche nach dem verschwundenen Fluss«, »Troll Ole und der Eisdrache« sowie »Troll Ole und der Elfenstab – eine Weihnachtsgeschichte«. 2010 wurden sie zu dem Sammelband »Die Abenteuer vom Troll Ole« zusammengefasst. Der sehr menschenähnliche und etwa menschengroße Troll Ole lebt mit seiner Familie in einem Dorf im Norden Schwedens, und ist eigentlich nur durch – natürlich – spitze Ohren und einen Schwanz als Troll kenntlich gemacht. Die Trolle sind friedfertig, fleißig und fröhlich, aber immerhin noch in eine mythische Welt eingebettet, in der es auch Riesen, Elfen, Drachen und − ein Zugeständnis an das junge Publikum des 21. Jahrhunderts − auch den Weihnachtsmann gibt. Dasselbe Erscheinungsjahr 2007, aber eine eine deutlich andere Intention hat das Kinderbuch »Die Trolle – wie sie leben« von Siegfried Günther (geb. 1947) und dem Illustrator Uwe Schönefeldt, das neben einem Kinderbuch (oder sogar All-Ager) auch ein wenig eine Einführung in die Kultur Skandinaviens für ein deutsches Publikum sein will. Der Schwerpunkt liegt dabei ausdrücklich auf Schweden, der sich auf das vermittelte Trollbild auswirkt. Zwar werden in dem für ein Kinderbuch mit 131 Seiten recht umfangreichen Büchlein alle möglichen Trolle erwähnt, aber die Ausrichtung des Buchs wird schon auf dem Umschlag deutlich: Der typische niedliche Kinderbuchtroll schlummert hier selig unter einer Baumwurzel mit Pilzen. Ein ausführlicher Webauftritt über diese angeblichen Trolle begleitet das Buch.237 Ein ganz anderes Trollvolk haben dagegen die deutschen Kinderbuchautoren Michael Kirchschlager (geb. 1966) und Steffen Grosser (geb. 1967) für das illustrierte Kinderbuch »Emil und die Burg der Trolle« (2014) für Kinder Abb. 47: Umschlag von Gerd Sobtzyk/Uwe Stöcker/

im Lesealter erfunden. Ihre Trolle haben nicht nur

Steffen Kraushaar: »Troll Ole und Gustav der Igel«, 2007.

einen schlechten Charakter und kein Benehmen,

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Kinderbuchtrolle und kein Ende

sondern sind hässlich (wozu auch hier spitze Ohren und Eberhauer gehören) und werden als »ein Mittelding zwischen Zwergen und Wildschweinen« beschrieben.238 Sie tragen Kleidung aus Tierfellen und halten Feste ab, bei denen sie sich mit gestohlenem Met betrinken – dies immerhin alles Züge, die sich ähnlich schon bei den Sagatrollen finden. Dass die eigentliche Hauptfigur Emil ein kleiner Drache ist, der seine von Trollen entführte Mutter befreien muss, bettet die Geschichte viel deutlicher in einen mythologischen Rahmen als die schwedischen wichtelartigen Trolle. Dadurch sowie durch seine Originalität hebt sich dieses Werk wohltuend von den schwedischen Büchern um allzu friedfertige kleine Völkchen ab. Schlecht gelaunt ist auch der Troll im englischen Bilderbuch The Troll (2009, deutsch 2016 »Der Troll und die wilden Piraten«) von Julia Donaldson (geb. 1948) und David Roberts (geb. 1970, Illustrator), allerdings gibt es hier nur einen einzigen Troll ganz ohne Familienoder Stammeseinbettung, der auf der Suche nach Nahrung (einer Ziege wie in den norwegischen Märchen) ist und dabei mit Piraten zusammenstößt, die ebenfalls etwas suchen, aber eben einen Schatz. Dieser Troll ist zwar klein − etwa von der Größe eines Menschenkindes −, hat aber seine negative Grundhaltung und seine Naivität mit den mittelalterlichen Trollen Abb. 48: Illustration aus Michael Kirchschlager/Steffen

Abb. 49: Illustration aus Julia Donaldson/David

Grosser: »Emil und die Burg der Trolle«, 2014.

Roberts: »Der Troll und die wilden Piraten«, 2016.

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Die Kinderbuchtrolle in Skandinavien und Deutschland

gemein und ist auch ebenso leicht hinters Licht zu führen. Sein Aussehen allerdings ist extravagant: Neben Hörnern und stark hervortretenden Zähnen wird sein Körper als korpulent und grün behaart dargestellt, dazu trägt er als einziges Kleidungsstück rot-weiße Lackschuhe. Immerhin scheint diesem Verfasserduo die Tradition der Märchentrolle näherzustehen als die verharmlosten schwedischen Völkchen der dortigen Kinderbuchtradition, auch wenn sie zumindest in der Ikonographie ironisch gebrochen wird. Trotz der Inflation von Kinderbüchern über einzelne, harmlose, kleine Trolle in den ersten beiden Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts gibt es diesen Trolltyp im Kinderbuch schon etwas länger und dürfte auf das Vorschulbilderbuch der jüdischen Wiener Autorin Mira Lobe (1913 – 1995) zurückgehen, das erstmals 1981 mit Illustrationen von Hilde Leitner unter dem Titel »Der kleine Troll und der große Zottel« erschien; 1996 wurde es mit Zeichnungen von Doris Schausbreitner unter dem Titel »Der kleine Troll« neu aufgelegt. Dieser Troll ist zwar auch geschwänzt, gehörnt und behaart, lebt aber nicht in den Bergen und in Höhlen, sondern mit seiner engeren Familie in einem Trollbaum und ist offenbar nur wenige Zentimeter groß. Sein neuer, viermal so großer Freund Zottel ist ebenfalls behaart und unterscheidet sich sonst im Wesentlichen nur durch sein Habitat: Er lebt in einer Höhle im »Felsland« und steht somit den Trollen eigentlich näher als der winzige »Kleine Troll«. Wie die meisten Trollkinderbücher verfolgt auch dieses Kinderbuch einen moralischen Anspruch, hier aber ohne erhobenen Zeigefinger (etwa im Gegensatz zum Sprachlernbuch von Bengtsson/­Karber). Die moralische Komponente wird eher wie bei Astrid Lindgren und Tove Jansson umgesetzt, die beide in der Tradition der schwedischen Reformpädagogin Ellen Key standen. Diese hatte schon Anfang des 20. Jahrhundert in ihrem Buch »Das Jahrhundert des Kindes« eine ungezwungene und selbstbestimmte Entwicklung der Kinder, auch im schulischen Umfeld, gefordert.239 Einen ebenso harmlosen, aber weniger pädagogischen Troll finden wir in dem Erstlesermalbuch »Kleiner Troll, was nun?«, getextet Abb. 50: Umschlag von Mira Lobe/Dorle Schausbreitner:

und gezeichnet von der Deutschen Claudia Kröger

»Der kleine Troll«, 1996.

(geb. 1972), der bis auf die spitzen und übermäßig

Kinderbuchtrolle und kein Ende

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großen Ohren sehr menschengestaltig ist, aber ebenfalls als recht klein und somit in der Größe des Zielpublikums beschrieben wird. Er hat in diesem Bilderbuch seinen Namen außerhalb seines Trolllands zu finden, wobei ihm tierische Helfer mit Namensvorschlägen zur Seite stehen, aus denen er schließlich seinen Namen neu kreiert. Ähnlich behaart, großnasig und spitzohrig wie bei Mira Lobe, aber sonst sehr menschen(kinder)ähnlich sind die Hauptfiguren der »Trollweltreihe« des deutschen Autorinnenduos Stephanie Weiß (geb. 1978) und Anna Fellner. In den simpel gestrickten Geschichten für Vorschulkinder, von denen bislang »Trollwut« (2015) und »Das Trollkirschenfest« (2016) erschienen sind (»Trollkühne Weihnachten« ist in Vorbereitung), geht es um die zwei Protagonisten »der große Troll« und »der ganz kleine Troll«, die aber paradoxerweise so gut wie gleich groß sind. Sie durchleben einen kindgemäßen Tagesablauf, ohne dass hier irgendwelche Bezüge zu traditionellen Trollen erkennbar sind. Im Gefolge des »Kleinen Trolls« von Mira Lobe (1981), der »Ahnfrau« der deutschsprachigen Trollkinderbücher, und der skandinavischen Buchserien von Lidberg/Lööf und Bringsværd/Kongsgaard, die beide mit etlichen Bänden ins Deutsche wie ins Englische übersetzt wurden und daher einen hohen Bekanntheitsgrad erreichten, entstanden nach 2000 eine ganze Reihe von deutschsprachigen Trollkinderbüchern, die zum Teil ebenfalls mehrere Bände umfassen. Dazu gehören auch die Bücher über »Till Wiesentroll« (2005) des deutschen Duos Ulrike Kuckero (geb. 1952) und der Ilustratorin Almud Kunert (geb. 1964); 2008 folgte »Till Wiesentroll und die Riesen-Überraschung«, und 2012 »Till Wiesentroll und die Rettung der Riesen«. Wie bei Mira Lobe ist dieser Troll winzig, er lebt in einem Mäuseloch, drei andere Trolle (Nebeltroll, Wasserfalltroll und Eistroll) sind ebenso winzig, nur der Bergtroll Gonnerdroll ist riesig. Die kleinen Trolle unterscheiden sich durch nichts von winzigen Menschlein und weisen keinerlei Merkmale eines trollischen Äußeren auf, nur der Bergtroll ist physiognomisch durch vorstehende Abb. 51: Umschlag von Claudia Kröger: »Kleiner Troll,

Zähne anders gestaltet. Diese höflichen

was nun?«, 2002.

und hilfsbereiten Trolle sind zwar in

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Die Kinderbuchtrolle in Skandinavien und Deutschland

eine märchenhafte Welt eingebettet (»hinter den sieben hohen Bergen«), aber insgesamt doch so untypisch und harmlos, dass der Begriff »Troll« für diese Winzlinge hier eigentlich völlig fehl am Platz scheint. Nicht viel anders sind die bislang zwei Bände über den kleinen Troll Jori konzipiert. Es sind die deutschen Vorschulkinderbücher »Jori, der kleine Troll: Der erste Schultag« (2013) und »Jori, der kleine Troll: Der Angriff der Wespen« (2015) der ursprünglich norwegischen Autorin und Zeichnerin Marita Sydow Hamann (geb. 1973). Auch diese Trolle sind nur so groß wie ein halber Bleistift, leben in einer Phantasiewelt namens Trollhausen und sind bis auf spitze Ohren und Schwänze ansonsten sehr menschenähnlich. Wie bei so vielen dieser Kinderbücher ist auch hier der Bezug zu alten Trollvorstellungen kaum mehr gegeben. Zwei weitere deutsche Trollkinderbücher sind hier anzuführen, die in die gleiche Richtung gehen: »Morchel der Kleine Troll« von Daniela Drescher (2011) und »Hast Du den Troll gesehen« des Duos Wolfram Hänel und Constanze von Kitzing (2013). In beiden haben die Trolle nicht nur etwa die gleiche Größe wie die Vorschul- und Grundschulkinder, an die sie sich wenden, sondern benehmen sich auch so – abgesehen davon haben beide pelzartige Kleidung und spitze Ohren, aber keinen Schwanz. Abb. 52: Umschlag von Ulrike Kuckero/Almud Kunert:

Abb. 53: Umschlag von Marita Sydow Hamann:

»Till Wiesentroll«, 2005.

»Jori, der kleine Troll: Der Agriff der Wespen«, 2015.

Kinderbuchtrolle und kein Ende

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Wesentlich trollartiger ist der einzelne große Troll, der in dem Erstlesebuch »Der Brückentroll« des Deutschen Thomas Hussung (geb. 1990) aus dem Jahre 2016 plötzlich unter einer Zugbrücke auftaucht und dort wohnen bleiben will. Zwar ist auch dieser Troll harmlos (er hält in den Bildern einen kleinen Stoffteddybären und hat spitze Ohren), aber im Gegensatz zu den oben erwähnten Veröffentlichungen greift dieses Kinderbuch mit dem Brückentroll nicht nur ein bekanntes folkloristisches Motiv auf, sondern nimmt sich auch des Themas von Fremdheit und Ablehnung an: Die Stadtbevölkerung hat Angst vor dem geschwänzten großen Wesen mit den spitzen Zähnen, dem

Abb. 54: Umschlag von Thomas

unterstellt wird, dass es kleine Kinder fresse, und will den eigentlich

Hussung: »Der Brückentroll«, 2016.

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Die Kinderbuchtrolle in Skandinavien und Deutschland

völlig harmlosen Troll aufgrund dieser Vorurteile vertreiben, bis sich der Brückenwärter seiner annimmt und der Troll sich als nützlicher Teil der Gesellschaft erweisen kann. Die Welle an Trollkinderbüchern ist auch am anglophonen Raum nicht vorbeigeschwappt. Im Jahre 2013 erschienen gleich mehrere davon, unter anderem Troll Swap der Engländerin Leigh Hodgkinson. Dieses Bilderbuch für Kindergartenkinder greift die unterschiedlichen Erwartungshaltungen gegenüber Menschenkindern und Trollen auf: Der gehörnte und behaarte (aber kleine) Troll Timothy Limpet ist höflich und ordentlich, das Mädchen Tabitha Lumpit frech und ungehorsam, sodass sie beschließen, die Rollen zu tauschen – bis dies beiden zu langweilig wird. Im selben Jahr erschien unter anderem auch das englische Bilderbuchmärchen Troll Two Three Four (deutsch 2014 »Troll zwei … drei … vier«) des Kinderbuchautors Steve Smallman und der Illustratorin Jaime Temairik. Die Trolle hier sind zwar sehr trollartig mit vorstehenden Hauern, Ganzkörperbehaarung und Pfoten, jedoch ohne Schwänze gezeichnet, aber unterschiedlich groß. Manche wirken recht klein, ein Trollkind dagegen ist deutlich größer als ein Ziegenbock. Die Autoren greifen auf einige Elemente der volkskundlichen Trolle Abb. 55: Umschlag der deutschen Ausgabe von

zurück: Sie wohnen in Höhlen, aber anscheinend

Steve Smallman: Troll Two Three Four, „Troll zwei …

auch unter Brücken, auf denen – natürlich – drei

drei … vier“, 2014.

Ziegenböcke stehen. Am auffälligsten an ihnen,

Kindische Trolle überall: Die norwegischen Kommerztrolle

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im Vergleich zu anderen Kinderbuchtrollen, ist die Tatsache, dass sie in sehr unterschiedlichen, insgesamt höchst bunten Primärfarben dargestellt sind, was den Trollen einen heiteren, ungefährlichen und kindgerechten Charakter verleiht. Das bunte Aussehen dürfte aber wohl einem außerliterarischen Aspekt der Trollrezeption zu verdanken sein, nämlich dem international weitverbreitetem Gjøltroll, einer Erfindung des Dänen Thomas Dam aus dem Jahre 1959 (deswegen mitunter auch Damtrolle; vgl. Abb. 56). Diese Trolle, nach dem Heimatort des Erfinders Gjøl in Jütland benannt, sind kleine, nur wenige Zentimeter große Gummifigürchen mit neonfarbenen Haaren, die es in den unterschiedlichsten Farben gibt. Sie werden bis heute erfolgreich produziert und stellen für viele Kinder der letzten beiden Generationen das Erste dar, was sie mit dem Wort Troll assoziieren, obwohl gerade die Gjøltrolle nun überhaupt nichts mit traditionellen Trollen gemeinsam haben. Zusätzliche Popularität haben die Gjøltrolle jüngst durch den Animationsfilm Trolls gewonnen (dazu unten in Kap. 10).

Kindische Trolle überall: Die norwegischen Kommerztrolle Die heute in Norwegen kaum mehr zu übersehende Masse der Trollsouvenirs und (angeblich) dekorativer Trolle aus Kunststoff und Holz hat eine Eigendynamik in der Werbung in und für Norwegen angenommen, die kaum erklärbar scheint, dazu kommt noch der fast allgegenwärtige Hinweis auf die Trolle als etwas besonders typisches Norwegisches, was sich in Plakaten, Hinweisschildern, Logos und eben den kleinen Modellfiguren manifestiert. Die Dominanz dieser außerordentlich hässlichen Figuren in der norwegischen Tourismusbranche geht natürlich nicht allein auf die Tendenzen der Kinderbücher des späten 20. Jahrhunderts zurück, wurde aber zweifellos durch sie verstärkt. In Norwegen selbst hat ursprünglich die Rückbesinnung auf die Märchen in den Sammlungen von Asbjørnsen und Moe die wesentliche Rolle im Rückgriff auf die Trolle gespielt, wobei schon wie im späten 19. Jahrhundert die Illustrationen der Bücher zur Popularität beigetragen hat. Die neuen norwegischen Kommerztrolle der Tourismusindustrie zeigen nichts mehr von der Tradition ästhetischer Illustrationen mit oder ohne Aktualitätsbezug. Die ersten, noch relativ diskreten Modelle wurden bereits 1966 hergestellt, in Massenfertigung dann seit 1975, und haben in erster Linie eine Gartenzwergfunktion. Ihre ausgesprochene und intendierte Hässlichkeit – das einzige, was sie mit den Trollen der Märchen gemeinsam haben – stellt diese Funktion allerdings infrage. Dass sie zudem komische Kleidung und unpassende Accessoires (wie Zigaretten, Motorräder oder Surfbretter) tragen, wirkt höchstens unfreiwillig komisch. Eine der norwegischen Firmen, die diese Trolle herstellen, wirbt damit, dass sie unzerbrechlich und aus natürlichen Materialien hergestellt sind, was sich aber nicht verifizieren lässt. Die großen Trolle, die man in Norwegen ebenfalls an Schiffsanlegern oder Touristenorten antrifft, sind jeden-

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Die Kinderbuchtrolle in Skandinavien und Deutschland

Kindische Trolle überall: Die norwegischen Kommerztrolle

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Abb. 56: Damtrolle, 1960er-Jahre.

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Die Kinderbuchtrolle in Skandinavien und Deutschland

falls aus Polyurethan, Glasfasern, Sand, Bauschaum und Schafspelz hergestellt,240 was nur sehr beschränkt auf »natürliche Materialien« schließen lässt. Jedenfalls hat (bzw. hatte, weil zahlreiche Formen nicht mehr hergestellt werden) die Firma einige hundert derartige Trolle im Angebot. Es ist jedenfalls offensichtlich, dass diese Kunststofftrolle ebenso wie die Kinderbuchtrolle zu einer Verniedlichung des Trollbilds im öffentlichen Bewusstsein beigetragen haben. Liegt aber den meisten Kinderbüchern implizit eine pädagogische Absicht zugrunde, wie beispielsweise diejenigen, Kindern die Angst vor dem Fremden zu nehmen oder auf dem Umweg über eine andere Spezies zu einer Verhaltensänderung anzuregen, so haben die Kunststofftrolle keinerlei didaktische Funktion. Die norwegischen Souvenirtrolle sind nichts außer hässlich, und ob sie wirklich, wie offenbar ja intendiert, zu einem sympathischeren oder wenigstens interessanteren Bild Norwegens in der Welt beiAbb. 57: Norwegisches (Pseudo-)Straßenschild,

tragen, kann bezweifelt werden.

das vor Trollen warnt, Foto 2003. Abb. 58: Regale mit sogenannten Trollen in einem norwe­

Abb. 59: Tourismustroll an Dampferanlegestelle

gischen Souvenirladen in Dombås, Norwegen, Foto 1997.

auf den Lofoten, Foto 2007.

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09 TROLLE IN DER LITERATUR DES 20. UND 21. JAHRHUNDERTS

Folkloristische Traditionen in der skandinavischen Literatur Trolle gehören in der skandinavischen Literatur seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert zum Motivinventar, wobei die Kenntnis sowohl durch mündliche Volkserzählungen als auch durch die gedruckten Sammlungen der Volkssagen und auch vereinzelt durch die Kenntnis der mittelalterlichen altnordischen Sagas vermittelt wurde. Der norwegische Dramatiker Henrik Ibsen (1828 – 1906) erwähnt in seinem Drama Peer Gynt (1867, Uraufführung 1876) den Trollkönig Dovregubben (eigentlich »der Alte vom Dovre«) im Dovregebirge, der schon in den altnordischen Sagas mehrfach auftaucht (siehe Kap. 02) und in den norwegischen Märchen vorkommt. Im zweiten Aufzug spielt eine Szene in der Halle des Bergkönigs (im Original I Dovregubbens hall, eigentlich »In der Halle des Trolls aus dem Dovregebirge«), die durch Edvard Griegs Musik für die Uraufführung in Oslo weltberühmt wurde; Grieg nannte übrigens seine eigene Villa südlich von Bergen Troldhaugen, »Trollhügel«, und schrieb dazu sein berühmt gewordenes Klavierstück »Hochzeit auf Troldhaugen«. Der Text von Ibsen spielt in dieser Szene sowohl auf die Feindschaft der Trolle zum Christentum als auch auf die Menschenfresserei der Trolle an, interessanterweise aber auch darauf, dass menschliche Helden Liebesbeziehungen zu Trolltöchtern haben, was er wohl eher aus den mittelalterlichen Sagas übernommen haben dürfte. Bei Ibsen wird dieses Motiv aber dahingehend umgestaltet, dass es der menschliche Jüngling ist, der einer Trolltochter den Kopf verdreht hat, und der deswegen von den Trollen am Hof des Trollkönigs bedroht wird: Hoftroldene:

Die Troll-Höflinge:

Slagt ham! Kristenmands Søn har daaret

Tötet ihn! Der Christensohn hat des Bergkönigs

Dovregubbens veneste Mø!

schönste Tochter betört!

En Troldungen:

Ein Trolljunge:

Maa jeg skjære ham i Fingren?

Darf ich ihm die Finger abhacken?

En anden Troldunge:

Ein anderer Trolljunge:

Maa jeg rive ham i Haaret?

Darf ich ihn an den Haaren reißen?

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Trolle in der Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts

En Troldjomfru:

Ein Troll-Mädchen:

Hu, hej; lad mig bide ham i Laaret!

Hu, hey, lass mich ihn in den Schenkel beißen!

Troldhex med en Slev:

Eine Troll-Hexe mit einem Kochlöffel:

Skal han lages till Sodd og Sø?

Soll ich ihn zu Suppe verkochen?

En anden Troldhex med Retterkniv:

Eine andere Troll-Hexe mit einem Fleischermesser:

Skal han steges paa Spid eller brunes i Gryde? Soll er am Spieß braten oder in der Pfanne bräunen? Dovregubben:

Der Bergkönig:

Isvand i blodet!

Ruhig Blut!

(vinker sine fortrolige nærmere till sig)

(Winkt seine Vertrauten zu sich)

Vi er gaaet tillagters i de senere Aar;

Wir sind in den letzten Jahren stark zurückgegangen,

Vi ved ikke mer om det ramler eller staar,

Wir wissen nicht mehr, was steht und was fällt,

og Folkehjælp skal en ikke fra sig skyde.

und Hilfe von Leuten soll man nicht ablehnen.

Desuden er Gutten fast uden Lyde,

Außerdem fehlt dem Burschen nichts,

og stærkbygget med, saavidt jeg ser.

und er ist kräftig gebaut, soweit ich sehe.

Sandt nok, han har kun et eneste Hode;

Es stimmt, er hat nur einen einzigen Kopf,

Men Datter min har jo heller ikke fler.

aber meine Tochter hat ja auch nicht mehr.

Tre Hoders Trolde gaar rent af Mode;

Dreiköpfige Trolle kommen ganz aus der Mode,

Selv Tvehoder faar en knappt Øje paa,

selbst zweiköpfige kriegt man kaum noch zu sehn

og de Hoder er endda kun saa som saa.

und diese Köpfe sind auch nur so-so.

(till Peer Gynt):

(zu Peer Gynt):

Altsaa, det er min Datter, du kræver? 241

Also, es ist meine Tochter, die du begehrst?

Ein wenig später wird die Differenz zwischen Mensch und Troll nochmals thematisiert und dann aufgehoben: Dovregubben:

Bergkönig:

Hvad er Forskjellen mellom Trold og Mand?

Was ist der Unterschied zwischen Troll und Mensch?

Peer Gynt:

Peer Gynt:

Der er ingen Forskell, saa vidt jeg ser.

Da ist kein Unterschied, soweit ich es seh’.

Stortrold vil stege og Smaatrold vil klore; –

Große Trolle wollen treten, kleine Trolle kratzen;

Ligesaa hos os, hvis bare de turde, 242

Genauso bei uns, wenn sie sich nur trauen, […]

Der Trollkönig ist aber nicht Peers Meinung, sondern unterscheidet genauer zwischen Mensch und Troll, wenn er antwortet:

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Folkloristische Traditionen in der skandinavischen Literatur

Dovregubben:

Bergkönig:

Mellem Mænd det heder »Mand, vær dig

Unter Menschen heißt es »Mensch, sei du selbst!«

selv!« Herinde hos os mellem Troldenes Flok

Bei uns herinnen unter Trollen,

det heder: »Trold, vær dig selv – nok« 243

da heißt es: »Troll, sei dir selbst – genug«

Diese Antwort gehört damit für Ibsen zu den Schlüsselszenen des Dramas. Dass sich die Szene nur in der Phantasie von Peer Gynt abspielt, gibt dem Verfasser zudem Gelegenheit, einerseits eine gewisse ironische Distanz zum volkskundlichen Stoff zu bewahren, andererseits die Trolle in eine – inzwischen nicht mehr zeitgemäße – Vergangenheit einzuordnen. Möglicherweise hat Ibsen die Szene direkt den Sagas, oder, was wahrscheinlicher ist, dem dramatischen Schauspiel Huldrebyllupet, »Huldre-Hochzeit/Trollhochzeit«, des heute weitgehend vergessenen norwegischen Journalisten und Literaturkritikers Paul Botten-Hansen (1824 – 1869) von 1851 nachempfunden.244 Jedenfalls hat er in ihr nicht nur die populären norwegischen Vorstellungen vom Leben der Trolle in den Bergen aufgegriffen, sondern (nicht zuletzt durch Griegs Musik) für eine enorme Verbreitung des Konzepts gesorgt. Außerdem konnte er mit der norwegischen Antwort auf das Gedicht Elverhøj, »Elfenhügel«, des dänischen Verfassers H. C. Andersen von 1845 punkten: Dessen Gedicht war weit verbreitet und verspottete die Norweger, hier in Gestalt ihrer großen, tolpatschigen Trolle, die zu Gast bei ihren klei-

Abb. 60: Theodor Kittelsen: Peer Gynt in der Halle

neren, aber kultivierteren dänischen Verwandten

des Bergkönigs, 1888.

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Trolle in der Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts

sind. Ibsen brachte mit seiner Antwort die Norweger als alte Trolle aus dem Dovrefjell in das öffentliche Bewusstsein. In Ibsens Schauspiel Peer Gynt finden sich aber noch eine Reihe anderer Trollabenteuer. Etliche der bei Asbjørnsen und Moe für Peer Gynt in der Geschichte Rensdyrjagt ved Rondane, »Rentierjagd bei Rondane«,245 verzeichneten Abenteuer setzt er dramatisch um, aber auch hier invertiert er die Märchenhandlungen teilweise. So belästigen in der Episode von den drei Sennerinnen auf der Alm in der ursprünglichen Märchenversion von Peer Gynt die vier Trolle Gust i Väre, Tron Valfjeldet, Kjöstöl Aabakken und Rolf Eldförpungen246 die drei Mädchen, wobei Gust Schmiere steht, während die anderen drei sich um die Sennerinnen in der Almhütte – wunderbar illustriert von Erik Werenskiold – bemühen. Als Per Gynt kommt, kann er die vier Trolle teils töten, teils verjagen und die Mädchen sicher ins Tal bringen. Bei Ibsen dagegen agiert Peer Gynt selbst als Troll, der mit den anderen die Mädchen umwirbt, womit der Autor die zwiespältige Persönlichkeit seines Peer Gynt deutlich macht. Dass Ibsen selbst, und zweifellos nicht nur wegen des Vorkommens von Trollen in seinen Schriften, in die Nähe von Trollen gerückt wird, zeigt die berühmte Zeichnung von Theodor Kittelsen Trollet på Karl Johan, »Der Troll auf der Karl-Johans-Gåte«, aus dem Jahre 1892. Mitten auf Oslos Hauptstraße ist dort ein riesiger, mehr als haushoher und gestrüppbewachsener Troll zu sehen, vor dem alle Menschen flüchten, bis auf einen deutlich erkennbaren Herren in Mantel, Stock und Zylinder, der dem Troll in arroganter Haltung den Rücken zudreht: Henrik Ibsen. Die Zeichnung wurde zu ihrer Zeit als Vormarsch des »trollischen« Nynorsk, der Sprache der westnorwegischen Bauern, gegenüber der dano-norwegischen Bühnensprache verstanden, aber man darf wohl sagen, dass Kittelsen hier in ironischer Weise offengelassen hat, wer denn nun der eigentliche Troll hier ist – oder ob Ibsen einfach alles, der Sprachstreit und sogar der Troll, egal ist. Ein weiterer berühmter Norweger und ZeitAbb. 61: Drei Trolle, die sich um drei Sennerinnen bemühen: Erik Werenskiold: De andre Troldene var inde hus budeierne og fridde, »Die anderen Trolle waren

genosse Ibsens, der Literaturnobelpreisträger von 1903, Bjørnstjerne Bjørnson (1832 – 1910), griff in

drinnen bei den Sennerinnen und freiten«. Illustration zu

seinen »Bauernerzählungen« als Teil des kultu-

Henrik Ibsen: Peer Gynt, 1910.

rellen Hintergrunds ebenfalls auf die norwegi-

Folkloristische Traditionen in der skandinavischen Literatur

Abb. 62: Theodor Kittelsen: Trollet på Karl Johan, »Der Troll auf der Karl-Johans-Gåte«, 1892.

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Trolle in der Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts

schen Volkserzählungen zurück. Schon in seiner ersten Erzählung, Synnøve Solbakken, mit der er 1857 seinen Durchbruch erzielte, ist im ersten Kapitel mehrfach von Trollen die Rede, und zwar durchwegs mit Bezug auf Lokalsagen, Märchen oder angeblichen unheimlichen Ereignissen, die auf dem Hof Solbakken passiert sein sollen.247 Hier sind die Trolle eindeutig die Wesen der norwegischen Volkserzählungen, die als Waldbewohner und Gegenstand des Volksglaubens dem Verfasser für zusätzliches Lokalkolorit dienen. In einer 1881 erschienenen Erzählung Mors hænder, »Mutters Hände«, gibt er sogar eine Definition davon, was er unter einem Troll versteht, als einer der Charaktere als Faun bezeichnet wird: »Kein Troll, verstehst du, weil die sind dumm und böse.«248 Aber nicht nur in Norwegen, auch im Schweden des Fin de Siécle spielen die Trolle eine Rolle in der Literatur. Die schwedische Literaturnobelpreisträgerin von 1909, Selma Lagerlöf (1858 – 1940), spricht in Nils Holgerssons underbara resa genom Sverige, »Nils Holgerssons wunderbare Reise durch Schweden« (1906), in diesem eigentlich als Geographielehrbuch für Grundschulkinder konzipierten Reiseroman die Ängste von Kindern vor Trollen und Riesen an, wenn sie Nils Holgersson wiederholt Trolle sehen lässt, wo eigentlich nur Kirchtürme oder Felsen zu finden sind. Dazu gibt sie aber auch – dem Genre des Lehrbuchs entsprechend – die natürliche Erklärung dieser Vorstellungen, wenn sie Nils beim Anblick der Klippen von Karlsö (zwischen Gotland und Öland) Folgendes denken lässt: »[…] wenn es jemals Trolle gegeben hatte, die in Stein verwandelt worden waren, so müssten sie so ausgesehen haben«.249 Klar ist bei alledem, dass bei Lagerlöf die Trolle sehr groß sind und ätiologisch mit den Naturerscheinungen Skandinaviens erklärt werden. Damit werden also diejenigen der Sagen rezipiert, welche die Versteinerung der Trolle zum Thema haben. Ein weiterer skandinavischer Literaturnobelpreisträger (1920), der norwegische Romancier Knut Hamsun (1859 – 1952), geht schon ganz anders mit dem Motiv der Trolle um. Bei ihm werden sie nicht selbst zum Thema, sind aber Teil Abb. 63: Raukar auf Gotland, vgl. auch Kap. 12,

des kulturellen Hintergrunds seiner Werke, wenn

Foto 2007.

zum Beispiel Isaak in »Segen der Erde«, Markens

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Folkloristische Traditionen in der skandinavischen Literatur

grøde (1917), gleich zweimal als »hässlich wie ein Wassertroll« beschrieben wird. Das wirft ein Licht auf denjenigen Aspekt des Protagonisten, der hier gar nicht explizit angesprochen wird, nämlich seine auffällige Größe und Stärke: Wie ein Troll eben. Aber in seinem viel früheren Roman »Mysterien« (1892, im Original Mysterier) haben die Trolle einen tieferen, psychologischen Sinn: »Was einer der größten Denker der Welt über das Leben gesagt hat: Zu leben ist Krieg gegen die Trolle im Gewölbe von Herz und Hirn, sagt er […]«,250 und er ist damit einer der Autoren, bei denen die Trolle als Teil des inneren Menschen und der lebenslange Kampf zwischen den verschiedenender Seiten der menschlichen Existenz als Kampf zwischen dem Selbst und diesen Trollen angesehen wird. Das Zitat selbst ist allerdings schon deutlich älter und stammt von Henrik Ibsen, der hier von Hamsun als »einer der größten Denker der Welt« bezeichnet wird, sodass diese Bedeutung von Trollen schon in den 1870er-Jahren in Skandinavien aufgebracht worden sein dürfte: At leve er Krig med Trolde

Leben, das heisst bekriegen

i Hjertets og Hjernens Hvælv;

In Herz und Hirn die Gewalten;

at digte — det er at holde

Und dichten; über sich selber

Dommedag over sig selv.

Den Gerichtstag halten. 251

Auch hier fehlt sowohl in Ibsens eigener wie auch in der bekannteren, von Ibsen später autorisierten Übersetzung durch Christian Morgenstern im Deutschen der Hinweis auf Trolle – etwas, das man im Deutschen zu diesem Zeitpunkt noch nicht verstanden hätte. Schon knapp zwei Jahre vor Hamsun hatte der dänische Autor Holger Drachmann (1846 – 1908) eine Sammlung von Erzählungen über unheimliche oder übernatürliche Vorkommnisse unter dem Titel Troldtøj: Folkesagn i nytidsliv, »Troll-Zeug« beziehungsweise »Troll-Wesen: Volkssagen im Gegenwartsleben« (1891 – 1892), publiziert, in welchem sein Trollbegriff bereits zwischen den folkloristischen Konzepten der Volkserzählungen und den psychologischen des skandinavischen Durchbruchs oszilliert: Einerseits werden neben den kleinen Trollvölkchen der dänischen Tradition eine ganze Reihe von Wesen der niederen Mythologien von Wassermännern über den Erlkönig bis zum Basilisken erwähnt, andererseits dienen diese Wesen zur Veranschaulichung sowohl des »inneren Trolls« im Menschen als auch von allem, was im Leben unüblich, schaurig oder unerklärlich wirkt. Fast gleichzeitig brachte sein nur wenig älterer Zeitgenosse, der damals wie viele andere norwegische Schriftsteller in Paris lebende Jonas Lie (1832 – 1908), eine zweibändige Sammlung von Erzählungen heraus, die einfach mit »Troll« (im Original Trold von 1891 – 1892) betitelt war. Auch hier geht es wie bei Hamsun um den inneren Troll im Menschen, wie Lie in seinem Vorwort ausführlich erklärt:

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Trolle in der Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts

Dass da ein Troll in den Menschen steckt, weiß jeder, der ein wenig ein Auge für diese Sachen hat. Das liegt innen in der Persönlichkeit und bindet sie wie ein unruhiges Felsstück, das launische Meer oder das unkontrollierbare Wetter – große und kleine Untiere – von einem einzelnen gewaltigen Berg- oder Meertroll, der sich mit seinem Willen in die Strömung des Lebens legen kann, bis zu Necken, Alben und Tomtegubber oder Nissen, seine launischen Einfälle, Scherze und krummen Sprünge in die Menschen einnistet und festsetzt. […] Das Trollhafte lebt in diesem Stadium innen im Menschen als das Temperament, der Naturwille, die Explosionskraft. […] Und, soweit dieses Trollstadium dem Menschen auch hinein ins zivilisierte Leben folgt, kann das eine ziemlich nützliche und belehrende Anleitung sein, vielleicht auch ein wenig überraschend.

Er schließt die mehrere Seiten langen Überlegungen zum Troll im Menschen: Trolle, Riesen und Huldre, Neck und Nisse haben mehr bestimmte Formen, sowohl in ihrer wahren Gestalt, wenn sie sich in der Physiognomie und der Figur der Menschen festsetzen. 252

Aber auch Henrik Ibsen fand um diese Zeit, über drei Jahrzehnte nach seinem sehr folkloristischen Trollbild im Peer Gynt, in »Baumeister Solneß« (im Original Bygmester Solness 1892, uraufgeführt auf Deutsch 1893 in Berlin) zu einer ähnlichen Auffassung des inneren Trolls wie die anderen Autoren des skandinavischen Durchbruchs, wenn im vierten Auftritt des zweiten Aktes auch Solneß von seinem inneren Troll redet. Auffällig daran ist, dass Ibsens Sohn Sigurd, für die deutsche Übersetzung im Jahr 1893 verantwortlich, es angeraten fand, das in Norwegen längst geläufige Wort »Troll« im Deutschen mit »Unhold« zu übersetzen: Hilde. Dann ist wohl auch in Ihnen so — so etwas vom Unhold? Solneß. Warum gerade Unhold? Hilde. Nun, wie wollen denn Sie so was nennen? Solneß (erhebt sich). Mag sein, daß Sie recht haben. (Heftig.) Aber muß ich denn nicht zum Unhold werden — so wie’s mir immer und ewig in allem geht! In allem! 253

Daneben findet sich bei Ibsen im selben Stück zudem der Rückverweis auf diejenigen Trolle, die wie in den Märchen Prinzessinnen entführen (1. Akt, 10. Aufzug):

Folkloristische Traditionen in der skandinavischen Literatur

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Hilde. Jawohl, das thaten Sie. Und als ich dann fragte, wie lange ich warten sollte, da sagten Sie, Sie kämen in zehn Jahren wieder — wie ein Unhold [som et trold] — und entführten mich. Nach Spanien oder irgend so einem Lande. Und dort würden Sie mir ein Königreich kaufen, versprachen Sie. Solneß (wie oben). Ja, nach einem guten Diner geht man immer sehr flott mit dem Gelde um. Aber sagte ich denn das alles? Hilde (lacht leise). Freilich. Und Sie sagten auch, wie das Königreich heißen sollte. Solneß. Nun —? Hilde. Es sollte das Königreich Apfelsinia heißen.

Ganz kurz zuvor hatte der norwegische Verfasser Arne Garborg (1851 – 1924) einen epischen Gedichtzyklus unter dem Titel Haugtussa, etwa »Hügeltroll/Huldre« (1892), herausgebracht, deren Heldin Veslemøj das zweite Gesicht hat und daher alle möglichen versteckten Wesen sehen kann und selbst auch als Huldre bezeichnet wird. Trolle und andere Unterirdische spielen darin eine wesentliche Rolle, und der neoromantische Stil dieser wieder einmal sehr auf die norwegische Natur eingehenden Gedichte wurde von Edvard Grieg in seiner gleichnamigen Vertonung von zwölf der Gedichte als Liedzyklus »Haugtussa-Lieder« (Opus 67, 1895) kongenial eingefangen. Ebenfalls noch in den 90er-Jahren des 19. Jahrhunderts verfasste der schwedische Dichter und Dramatiker Gustav Fröding (1860 – 1911) mehrere Gedichte, in denen die Trolle deutlich weniger psychologisierend, sondern eher als naturmythologische Wesen dargestellt wurden. Sein Gedicht Ett gammalt bergtroll, »Ein alter Bergtroll«, von 1896 lässt sogar einen Troll selbst monologisch zu Wort kommen. Natürlich ist dessen Sprache einfach, seine Logik problematisch, aber auf leicht ironische Art greift Fröding hier die großen Trolle der Volksmärchen auf, welche Menschen fressen, Prinzessinnen entführen und in Berghöhlen wohnen, aber – hier deutlich ausgesprochen – sich auch einsam und ausgestoßen fühlen: »Weil wir einsam und böse und dumm sind.« Auch hier bedauert der alte Troll – wie schon der Trollkönig in Ibsens Peer Gynt – dass es mit den Trollen bergab geht, und grummelt deswegen vor sich hin: Sein Refrain ist »hum, hum«. In einem anderen Gedicht, Bärgslagstroll, »Der Troll von Bergslagen« (1894), das sich auf das schwedische Bergbaugebiet Bergslagen bezieht (zu dem auch Falun gehört), werden die Trolle dagegen als typische große, kräftige und laute Bergbewohner dargestellt, stehen hier also noch deutlich in der westskandinavischen Tradition.254 Ein jüngerer, aber in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts ebenfalls extrem erfolgreicher norwegischer Romancier war Trygve Emanuel Gulbranssen (1894 – 1962), dessen Roman von 1933, »Und ewig singen die Wälder« (im Original Og bakom synger skogene, wörtlich: »Und im Hintergrund singen die Wälder«), zu den international erfolgreichsten Büchern seiner

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Trolle in der Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts

Zeit gehörte. In den folgenden zwei Jahren wuchs daraus mit »Das Erbe von Björndal« und »Heimkehr nach Björndal« eine sehr populäre Trilogie, die vorgibt, aus dem vollen traditionellen norwegischen Bauernleben zu schöpfen und daher auch bewusst Elemente des (tatsächlichen oder vorgeblichen) Volksglaubens einbringt, so gleich bei der Beschreibung der Wälder auf den ersten Seiten des Romans: »Troll, Huldren und Spuk aller Art waren dort zu Hause.«255 Diese Wesen spielen bei ihm aber keine größere oder selbstständige Rolle für die weitgehend pseudorealistische Handlung. Die Reihe skandinavischer Autoren, die sich mit Trollen auseinandergesetzt haben, ließe sich auch außerhalb dieser berühmten Namen und Nobelpreisträger ziemlich beliebig fortsetzen, denn die Trolle gehören spätestens seit den Publikationen von Sagen und Märchen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts im Norden zum kulturellen Allgemeingut, lange bevor das Wort in den gängigen Wortschatz im Deutschen oder Englischen eindrang. Wie anhand der Übersetzung von Ibsens Baumeister Solneß gezeigt werden konnte, war noch Ende des 19. Jahrhunderts im Deutschen das Wort »Troll« so wenig geläufig, dass es mit »Unhold« übersetzt werden musste (vgl. S. 176). Dies sollte sich im 20. Jahrhundert gründlich ändern, als zum einen der Bekanntheitsgrad der norwegischen Märchen wie auch der altnordischen Sagas mit immer neuen Übersetzungen der Texte im deutsch- wie im englischsprachigen Raum stetig zunahm. Zum anderen erlangten nun auch wissenschaftliche Werke zur germanischen Mythologie größere Verbreitung, darunter nicht zuletzt eine norwegische Veröffentlichung des Volkskundlers und Märchensammlers Knut Liestøl (1881 – 1952), der 1915 eine Dissertation nur über Trolle vorlegte, nämlich Norske trollvisor og norrøne sogor, »Norwegische Trolllieder und altnordische Sagas«.256 Darin zeigte er Bezüge zwischen norwegischen Volksballaden und der mittelalterlichen Sagaliteratur auf, vor allem über zahlreiche inhaltliche Verwandtschaften zwischen diesen norwegischen Balladen der Neuzeit und einigen der oben in Kapitel 02 behandelten Fornaldarsögur, »Vorzeitsagas«.

Die einflussreichsten Trolle des 20. Jahrhunderts Ursprünglich ebenfalls aus der Ecke der Wissenschaft und nicht von den literarischen Bearbeitungen der mittelalterlichen nordischen Mythenwelt kam der einflussreichste aller Fantasyautoren, J. R. R. Tolkien (1892 – 1973). Der englische Anglist und Mediävist veröffentlichte im Jahr 1937 endlich seinen Roman The Hobbit, den er in den Jahren 1930 bis 1931 noch als Dozent an der Universität Oxford angeblich vorwiegend als Erzählung für seine eigenen vier zwischen 1917 und 1929 geborenen Kinder geschrieben hatte. Zu diesem Zeitpunkt konnte er noch nicht ahnen, dass er damit den Grundstein für eine ganze neue Gattung von Romanen geschaffen hatte. Ohne Tolkiens Hauptwerke, The Hobbit und die erst über zwanzig Jahre

Die einflussreichsten Trolle des 20. Jahrhunderts

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später publizierte Romantrilogie The Lord of the Rings, wäre das ganze Genre der Fantasyliteratur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kaum in seiner heutigen Breite denkbar. Der formative Einfluss von Tolkiens Werk auf diese Gattung der Fantasy hatte Auswirkungen auch auf die Vorstellungen, die man sich in der Folge von den Wesen der niederen Mythologie machte, die Tolkien nach dem Vorbild der nordischen Mythologie geschaffen hatte, deren Werke er studiert hatte und auch unterrichtete. Was dabei nicht vergessen werden darf, ist, dass Tolkien trotz seiner wissenschaftlichen Vorbildung mit beträchtlicher künstlerischer Freiheit vorging. Die nordische Welt der Heldensagen – im Gegensatz zur Mythologie – spielte bei ihm zwar ebenfalls eine Rolle, wenn etwa Schwerter, Ringe und Könige aus nordischen Heldensagen und -liedern entnommen sind. Er beschränkte sich jedoch bei den Quellen meist auf Neuinterpretationen vor allem derjenigen Konzepte, die er in den Eddas, in den Sagas sowie in einigen altenglischen Werken, besonders dem frühmittelalterlichen Beowulf, vorfand. Viel weniger als auf die anderen jenseitigen Wesen trifft diese Um- und Neu-Interpretation aber auf die Trolle zu, denn die Quellen lassen aufgrund ihrer mangelnden Präzision zu den mittelalterlichen Vorstellungen beträchtliche künstlerische Freiräume zu.257 Die Hobbits hatte Tolkien ganz ohne mythologische oder sagenhafte Vorbilder kreiert – hierbei stand eher der gemütliche Lebensstil der damaligen Engländer in den westlichen Midlands Pate. Seine Vorstellungen von Elfen waren dagegen mehr von spätmittelalterlichen Konzepten geprägt, wie sie sich auch in Shakespeares Komödien (in A Midsummer Night’s Dream ebenso wie im Tempest) finden, als von den mittelalterlichen oder gar mythologischen Konzepten von Elfen oder Alben, den altnordischen Álfar. Noch mehr spielte Tolkiens eigene Kreativität bei den Orcs eine Rolle: Im Hobbit treten sie noch gar nicht oder nur unter der Bezeichnung goblins, »Kobolde«, auf, was von dem späteren düsteren Bild dieser Wesen in The Lord of the Rings noch weit entfernt ist Der Name Orcs geht jedoch tatsächlich auf das altenglische Wort orc, etwa »Dämon«, zurück, das sich schon im Beowulf findet und dort etwas Höllisches oder jedenfalls böses Jenseitiges bedeutet, da das Kompositum orc-þyrs, »Orc-Thurse/Oger«, mit heldeofol, »Höllteufel«, glossiert wird. Dagegen bleibt er bei den Riesen und Trollen relativ nahe an den ohnehin vieldeutigen mittelalterlichen Quellen, wobei sich auch hier Bedeutungsverschiebungen zwischen The Hobbit und den späteren Werken ausmachen lassen. Die Trolle in der langen Schwankszene im zweiten Kapitel des Hobbit, an deren Ende die drei Trolle William, Tom und Bert dank Gandalfs Trick von der aufgehenden Sonne versteinert werden, haben mehr mit den Riesen im deutschen Volksmärchen zu tun als mit irgendwelchen mittelalterlichen Trollvorstellungen. Gandalfs Trick, die Trolle mit verstellter Stimme lange genug hinzuhalten, bis sie durch die aufgehende Sonne versteinern, ist aus dem Eddalied Alvíssmál entlehnt, in dem der Gott

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Trolle in der Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts

Thor diesen zur Überwindung des allzu schlauen Zwergs verwendet. Allerdings findet sich die Versteinerung der Trolle durch Sonnenlicht in den mittelalterlichen Quellen nur andeutungsweise und spielt dann erst wieder bei den neuzeitlichen isländischen und norwegischen Volksmärchen eine Rolle. Tolkien las wohl die norwegischen Volksmärchen nicht im Original, aber schon Mitte des 19. Jahrhunderts hatte George Webbe Dasent (1817 – 1896) zwei Auswahlbände mit Märchen aus Asbjørnsens und Moes Sammlung als Popular Tales from the Norse (1859)258 und East O’ the Sun and West O’ the Moon (1910) herausgebracht, welche Tolkien gelesen hatte. In ihnen werden Trolle – das Wort wird hier im Englischen schon als bekannt vorausgesetzt – durchwegs als groß, hässlich und ziemlich dumm beschrieben, sodass die norwegische Tradition das Bild der Trolle in Tolkiens Werk eindeutig dominierte. Tolkien entwickelte seine Vorstellungen von den Trollen über die Jahre hinweg weiter. Noch im zwölften Kapitel von The Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring bezieht sich das lange Trolllied, das der Hobbit Sam im Schatten der drei versteinerten Trolle singt, eindeutig auf die Trolle des Hobbit, die durch Gandalf relativ leicht zu übertölpeln waren. Diese riesigen, aber ziemlich dummen Trolle des Hobbit, denen Bilbo und die Zwerge mit Gandalfs Hilfe nicht nur ihr Gold abnehmen können, sondern die auch noch versteinern, werden im Laufe der Romantrilogie sowohl größer als auch deutlich gefährlicher, was sich schon in einigen Bemerkungen des ersten Bandes abzeichnet: Orcs were multiplying again in the mountains.

Die Orks nahmen wieder an Zahl zu in den

Trolls were abroad, no longer dull-witted, but

­B ergen. Trolle waren unterwegs, und sie waren

cunning and armed with dreadful weapons.

nicht länger einfältig, sondern verschlagen und

Other wanderers were rare, and of evil sort:

mit fürchterlichen Waffen ausgerüstet.

trolls might stray down at times out of the

Andere Wanderer waren selten und von übler Art:

northern valleys of the Misty Mountains. 259

Trolle kamen manchmal herab aus den nördlichen Tälern des Nebelgebirges. 260

Ohne auf Tolkiens innerliterarische Konzepte von der Entstehung der Trolle eingehen zu wollen (in seiner eigenen Mythologie erklärt er sie als mutierte Kopien der Baumwesen Ents), so sagt dieser Vergleich wenigstens etwas über die Größe, in der Tolkien sich die Trolle vorstellte: Von dem Ent namens Treebeard wird nämlich gesagt, dass er mit vierzehn Fuß (das entspricht etwa 4,2 Metern) beinahe so groß wie ein Troll sei.261 Zudem werden sie im Roman als ausgesprochen stark beschrieben, was bei der Größe kaum überrascht. Nur an einer Stelle, und zwar im Appendix zum Lord of the Rings, wird auf die Natur der Trolle eingegangen. Auffällig ist der Vergleich mit Tieren, auch wenn dieser eigentlich die Sprache betrifft:

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Die einflussreichsten Trolle des 20. Jahrhunderts

Trolls. Troll has been used to translate the

Trolle. Troll dient hier zur Übersetzung von Sin-

Sindarin Torog. In their beginning far back

darin Torog. Zu Anfang, in der fernen Dämmerzeit

in the twilight of the Elder Days, these were

der Ältesten Tage, waren sie plumpe, stumpf-

creatures of dull and lumpish nature and had

sinnige Kreaturen und hatten ebenso wenig eine

no more language than beasts. But Sauron

Sprache wie die Tiere. Doch Sauron hatte sie für

had made use of them, teaching them what

seine Zwecke abgerichtet, ihnen beigebracht,

little they could learn, and increasing their

was in ihre Köpfe hineinging, und ihren Verstand

wits with wickedness. […] 262

mit Tücke verstärkt. […] 263

Die Trolle sind also nicht nur groß, böse und gefährlich wie noch im Hobbit, sondern nun vor allem stark. Im dritten Band von The Lord of the Rings: The Return of the King führt Tolkien ganz nebenbei diverse Untergattungen von Trollen ein, indem er snow-trolls, stone-trolls, mountain-trolls, cave-trolls, half-trolls und schließlich hill-trolls erwähnt, für deren Beschreibung er aber eher Anleihen bei den Berserkern der nordischen Literatur als bei den Trollen genommen hat: But through them there came striding up, roa-

Aber zwischen ihnen hindurch kam, wie Tiere

ring like beasts, a great company of hill-trolls

brüllend, eine große Schar Bergtrolle aus Gorgo-

out of Gorgoroth. Taller and broader than Men

roth. Größer und stämmiger als Menschen waren

they were, and they were clad only in close-­

sie und nur mit einem engsitzenden Netz aus

fitting mesh of horny scales, or maybe that

hornigen Schuppen bekleidet, oder vielleicht war

was their hideous hide; but they bore round

das ihre abscheuliche Haut; aber sie trugen Rund-

bucklers huge and black and wielded heavy

schilde, die groß und schwarz waren, und hat-

hammers in their knotted hands. Reckless

ten schwere Hämmer in ihren knorrigen Händen.

they sprang into the pools and waded across,

Unbekümmert sprangen sie in die Tümpel und

bellowing as they came. Like a storm they

wateten hindurch und schrien laut, als sie heran-

broke upon the line of the men of Gondor, and

kamen. Wie ein Sturm brachen sie über die Rei-

beat upon helm and head, and arm and shield

hen der Mannen von Gondor herein und hieben

as smiths hewing the hot bending iron. […] 264

auf Helm und Kopf, Arm und Schild wie Schmiede, die auf glühendes Eisen schlagen. […] 265

Sowohl das Heulen dieser Trolle als auch ihre runden Schilde verweisen auf die Berserker und sind wohl Tolkiens Kenntnis von Snorri Sturlusons Heimskringla geschuldet, in der Berserker ähnlich beschrieben werden, da die Trolle der nordischen Mythologie weder Schilde noch Kampfhämmer tragen.

182

Trolle in der Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts

Die teils sich erst entwickelnden, teils widersprüchlichen Angaben im Werk Tolkiens ließen auch der filmischen Interpretation durch Peter Jackson gewisse Freiräume. Der Regisseur entschied sich bei der Verfilmung von The Lord of the Rings für eine sehr große und eher zoo- als anthropo­morphe Interpretation der Trolle. Die Größe der riesigen Wesen wird von ihm mit zehn Fuß (knapp über drei Meter) Höhe definiert. Sie sind zwar in der Lage, mit Keulen zu kämpfen, werden aber sonst eher wie Zugtiere zur Bewegung von Kriegsmaschinen eingesetzt und sind auch äußerlich – mit tierischem Rachen und kurzer Ganzkörperbehaarung – kaum noch menschenähnlich gezeichnet. Hier geht vor allem bei der Schlacht um Minas Tirith die filmische Interpretation weit über das hinaus, was sich in Tolkiens Werk selbst findet, wenn auch zweifellos in beeindruckenden Bildern. In der filmischen Umsetzung des The ­Hobbit sind die drei Trolle dagegen deutlich menschlicher gezeichnet, sie sprechen, kämpfen und streiten sich eher wie dümmliche, märchenhafte Riesen und haben wenig mit den animalisch-aggressiven, nutztierartigen Wesen aus den The Lord of the Rings-Filmen gemein. Tolkiens eigene Unterteilung der Trolle in die oben genannten verschiedenen Arten hat nur wenig Relevanz für die Handlung und gehört eher zu seinen typischen, oft erst sekundären Systematisierungstendenzen. Der Einfluss der westskandinavischen Volksmärchen mit ihrem Bild von den großen, einzelgängerischen Trollen hat sowohl das Trollbild der Tolkien nachfolgenden Fantasyliteratur nachhaltig geprägt als auch seinen Weg in die Verfilmungen gefunden. Oftmals ist kaum etwas von den doch recht menschenähnlichen, zum Teil auch aus menschlichen Wiedergängern entstandenen Wesen der mittelalterlichen Sagas mehr zu finden. Die Trolle werden vielmehr zu übermenschlichen und durchwegs zu den Mächten des Bösen gehörigen Wesen. Die deutsche Tolkien Gesellschaft e. V. hat den leicht provokativen Slogan geprägt: »Ohne Tolkien keine Fantasy!« – so sehr seien alle Fantasyautoren nach ihm durch Tolkiens Welt Abb. 64: Denkmal in Wellington, Neuseeland,

der Mittelerde geprägt. In Anbetracht der Brei-

für einen Troll aus Peter Jacksons Tolkien-Filmen,

tenwirkung ist diese Behauptung natürlich einer-

Foto o. J.

seits verständlich, literaturhistorisch stimmt sie

Die einflussreichsten Trolle des 20. Jahrhunderts

183

natürlich nicht ganz, denn schon Zeitgenossen von Tolkien und sogar Autoren vor seiner Zeit hatten begonnen, für Abenteuergeschichten pseudo-historische Zusammenhänge und phantastische Welten zu schaffen. Der bekannteste dieser Autoren ist wohl Tolkiens jüngerer Freund und Kollege an der Universität Oxford, C. S. Lewis (1898 – 1963), der mit seinen sieben Romanen der »Chroniken von Narnia« (The Chronicles of Narnia, erschienen 1949 – 1954) ebenfalls eine breite Öffentlichkeit erreichte, und das deutlich früher als Tolkien. Denn während Tolkien, obwohl selbst Katholik, vorwiegend die germanische und keltische Mythologie und Heldensage als Grundlage verwendete, nutzte der Anglikaner Lewis vor allem die besser bekannten klassischen griechischen und römischen Mythologien, die er noch dazu deutlich stärker mit einem christlich-moralischen Anspruch versah. Zudem wandte er sich auch viel mehr als Tolkien an junge Leser. Noch vor Tolkien und Lewis hatten sich aber auch andere Verfasser an diesem Genre versucht, welches noch lange nicht den Namen Fantasy tragen sollte. Neben dem bekannten Roman Alice in Wonderland (eigentlich Alice’s Adventures in Wonderland, 1865) von Lewis Carroll (eigentlich Charles Lutwidge Dodgson, 1832 – 1898) hatte auch der zu seiner Zeit berühmte englische Dichter, Übersetzer und Designer William Morris (1834 – 1896) neben seinen später für Tolkien formativen Übersetzungen der Völsunga saga (1870 erschienen266) und anderer Sagas267 einen eigenständigen Fantasyroman in Kenntnis der nordischen Sagas verfasst, nämlich A Tale of the House of the Wolfings and All the Kindreds of the Mark (London 1889). Der Roman im Stile der altisländischen Sagas (oder was man eben damals in England darunter verstand) war auch für Tolkien von Bedeutung. In ihm kommen Wesen der niederen Mythologie des Nordens vor, vor allem Zwerge als Schmiede, ganz vereinzelt werden auch die Bergriesen erwähnt, aber weder sie noch die Trolle spielen eine tragende Rolle. Auch am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde schon Fantasy geschrieben: Der heute praktisch vergessene anglo-irische Edward Plunkett (1878 – 1957) schrieb als Lord Dunsany zahlreiche phantastische Geschichten, und seit 1905 siedelte er in The Gods of Pegāna (deutsche Übersetzungen einzelner Geschichten erst Ende des 20. Jahrhunderts)268 zahlreiche Erzählungen in einer von ihm geschaffenen phantastischen Welt von Pegana an. Seine Texte griffen zwar vereinzelt auf existierende Mythologien zurück (und nehmen insofern durch eine ausgeklügelte Kosmologie auch Tolkiens Simarillion vorweg), allerdings nicht auf die germanische, sodass sich hier weder Trolle noch Riesen oder Zwerge finden lassen. Erwähnenswert

Abb. 65: »Ohne Tolkien keine Fantasy!«. Banner der

ist auch der Texaner Robert E. Howard (1906 – 1936)

Deutschen Tolkien Gesellschaft e. V., 2017.

184

Trolle in der Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts

mit seinen Geschichten um Conan the Barbarian, »Conan der Barbar«, die schon seit 1932 in der Form von Heftchenromanen erschienen – was man heute leicht zu vergessen geneigt ist, da die bekannten Filme mit Arnold Schwarzenegger in der Rolle des Conan erst in den 1980er-Jahren herauskamen.269 Hier trifft der Held zwar auf dunkle und jenseitige Monster, aber mit Trollen haben diese nur wenig zu tun. Conan – den Terry Pratchett dann in seinen Romanen ironisierend zu dem greisenhaften Cohen the Barbarian umgestaltet – trifft erst 1992 durch eine Mutation auf einen Troll, und zwar in Pratchetts Short Story Troll Bridge. Darin greift er auf die jahrhundertealte Tradition von räuberischen Trollen unter Brücken zurück, indem er die Begegnung zwischen Troll und ältlichem Superheld auf einer Brücke aus dem norwegischen Märchen De tre bukkene Bruse stattfinden lässt. Gleichzeitig wird das Märchen persifliert, wenn er den Troll Mica jede Kenntnis der drei Ziegenböcke von sich weisen lässt: »I don’t know anything about billy goats.«270 Es kann also wirklich nicht behauptet werden, dass es »ohne Tolkien keine Fantasy« gäbe, aber es stimmt natürlich, dass es ohne Tolkien nicht diese Fantasy gäbe, wie wir sie heute kennen. Zumindest diese literarische Gattung, heute als sogenannte High Fantasy betitelt, ist besiedelt von allen möglichen Wesen der niederen Mythologie, und wird vor allem durch die Wesen, Themen und Motive der nordischen Mythologie dominiert – etwas, das sich auch bei C. S. Lewis noch nicht in diesem Maße finden lässt. Insofern kann man mit Fug und Recht behaupten, dass es wohl »ohne Tolkien keine Trolle in der Fantasy« gäbe.

Tolkien’sche Trolle und kein Ende: High Fantasy Wenn gerade behauptet wurde, dass ohne Tolkien wohl kaum Trolle in der Fantasyliteratur des späten 20. Jahrhunderts zu finden wären, dann lässt sich dies zumindest für die High Fantasy belegen. Die Low Fantasy wird meist in Form von Heftchenromanen und den Pulp-Magazinen publiziert und ist wegen dieser Publikationsform auf überschaubare Episoden längerer Erzählstränge unter Verwendung simpler Erzählstrukturen und Charakterzeichnungen beschränkt. Diese Geschichten spielen in der realen Welt unter Einbruch von magischen und fiktionalen Elementen oder verzichten ganz auf magische und mythische Elemente. Dagegen handelt die High Fantasy üblicherweise in einer komplexen, neugeschaffenen, ihr jeweils eigenen Welt. High Fantasy spielt sich also in einer fiktionalen, für die Handlung neu geschaffenen »sekundären« Welt ab, die sich von unserer realen, »primären« Welt in erster Linie durch das Auftreten magischer Elemente, monströser und mythischer Wesen und von Regeln, die sich von denen der primären Welt unterscheiden, auszeichnet. Dabei spiegelt sich in dieser sekundären Welt meist ein idealisiertes oder auch verzerrtes europäisches Mittelalter oder eine noch weiter zurückliegende vormittelalterliche Epoche wider. Dies zeigt sich im Fehlen

Tolkien’sche Trolle und kein Ende: High Fantasy

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von Feuerwaffen und (meist) auch von anderen technischen Errungenschaften der Neuzeit ebenso wie im Glauben der handelnden Personen an Wesen einer jenseitigen Welt und im Kontakt mit ihnen. Diese Figuren einer anderen Welt erstrecken sich sowohl auf die Krypto­ zoologie (wie im Falle der Drachen in Joanne K. Rowlings Harry Potter-Romanen und besonders seither in dem Prequel »Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind«, im Original Fantastic Beasts and Where to Find Them, erschienen 2001 und verfilmt 2016) als auch auf die niedere Mythologie einer existierenden, aber vergangenen Religion, wie die Riesen und Zwerge bei Tolkien, die im Wesentlichen der vorchristlichen germanischen Religion entnommen sind. In den »Phantastischen Tierwesen« gibt Rowling auch eine Beschreibung der Trolle, wobei sie in Mountain-, Forest- und River-Trolls unterscheidet271 und dabei Letzteren Hörner andichtet. Dass diese Hörner in der Fantasyliteratur immer beliebter werden (zum Beispiel bei Hardebusch), wird weiter unten noch zu behandeln sein. Ohne weiter auf den enorm großen Bereich der Low Fantasy einzugehen, zeigen schon diese Definitionen, dass Trolle Kreaturen sind, die eher in der High Fantasy zu erwarten sind. Sie tauchen natürlich besonders dort auf, wo auch sonst (vor)mittelalterliche Mythologie und die jenseitige Welt in der sekundären Welt der Phantasie eine Rolle spielen. Trotzdem tauchen bei einigen bekannten Verfassern der High Fantasy kaum Trolle oder andere Wesen der niederen Mythologie auf. Beispiele für solche Autoren sind die Kalifornierin Ursula K. Le Guin (geb. 1929), die auch Science Fiction schreibt, oder der Kanadier Steven Erikson (eigentlich Steve Rune Lundin, geb. 1959), dessen monumentales, ursprünglich zehnbändiges Epos A Tale of the Malazan, »Das Spiel der Götter«, wegen seines »schwierigen« Stils auch unter Fantasyfans höchst umstritten ist. Auch bei denjenigen Autoren, die stärker in Richtung der Science Fiction neigen wie zum Beispiel der frühe kalifornische Fantasyautor Raymond E. Feist (geb. 1945) mit seinen Welten Midkemia und Kelewan, ist weniger mit dem Auftreten von Trollen zu rechnen. Allerdings hat Feist schon im allerersten Band seiner Riftwar-Bücher, nämlich Magician, (deutsch in zwei Bänden 1982 »Der Lehrling des Magiers« und »Der Verwaiste Thron«) Trolle als Entführer einer Prinzessin eingeführt, die durch den Helden der Geschichte mit einem Zauberspruch getötet werden. In der Serie Legends of the Riftwar, »Die Legenden von Midkemia«, kommen Trolle schon ab dem ersten Band Honoured Enemy, »Die Brücke« (gemeinsam mit William Forstchen, 2001) neben den Elfen, Zwergen, Riesen und Kobolden, goblins, vor, ohne dass sie irgendeine prominente Rolle spielen. Alle diese Spezies lehnen sich noch deutlich an die Konzepte von Tolkien an, Feist geht aber noch einen Schritt weiter, indem er zwischen mindestens sieben unterschiedlichen Arten von Elfen unterscheidet. Auch beim aus derselben Generation früher Fantasyverfasser stammenden Amerikaner Terry Brooks (eigentlich Terence Dean Brooks, geb. 1944) finden sich Trolle schon in

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Trolle in der Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts

seinem allerersten, bereits 1977 erschienenen Buch The Sword of Shannara, »Das Schwert von Shannara«, das seinen Shannara-Zyklus einleitet, der sich vierzig Jahre und circa dreißig Bücher später noch immer großer Beliebtheit erfreut. Brooks nennt als seine wesentlichen literarischen Einflüsse William Faulkner und J. R. R. Tolkien, dessen Werke er als Student in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts kennenlernte. Auch inhaltlich und strukturell ist Brooks stark von Tolkien beeinflusst, und der erste Band ist bis in Szenen und Figurenkonstellationen hinein beinahe eine Kopie des »Herr der Ringe«, bevor er sich 1982 in der Fortsetzung The Elfstones of Shannara stärker von Tolkien emanzipieren konnte. Die Trolle im Shannara-Zyklus werden nicht unähnlich den Tolkien’schen Trollen geschildert: Sie sind groß und stark, und ihre dicke Haut erinnert an Baumrinde (auch dies ist wohl Tolkien zu verdanken, dessen Trolle er sich ja als den Baummenschen, den Ents, entsprungen verstand). Im Prinzip sind sie humanoid in ihrem Aussehen, haben aber nur vier Finger und ziemlich kleine Köpfe. Dennoch bestehen interessante Unterschiede zu den Trollen bei Tolkien, weil nämlich einerseits die Trolle bei Brooks zusammen mit Zwergen und Gnomen auf der »guten Seite« kämpfen, und sie andererseits als von den Menschen abstammend beschrieben werden und nicht als Jenseitige. Ihre Mutationen sind in der Logik dieser sekundären Welt auf die Strahlung während der der Handlung vorausgehenden irdischen Apokalypse zurückzuführen. Auch Brooks hat eine Tendenz zur zusätzlichen Unterteilung von Spezies seiner Welt, so gibt es hier neben Steintrollen, rock trolls, auch noch Wald- und Flusstrolle sowie halbreptilische Sumpftrolle, Mwellrets. Obwohl diese Trolle als nomadisch beschrieben werden, sind sie doch ganz bestimmten Gegenden der Shannara-Welt zugewiesen. Zwar tragen die Trolle angeblich eher primitive Waffen wie Keulen und Stangen ähnlich den Trollen bei Tolkien und in der nordischen Mythologie, aber im auf Shannara beruhenden Computerspiel werden ihnen doch recht komplexe Waffen im Stil von Breitäxten zugewiesen. Bei einem weiteren Vertreter der High Fantasy dieser Generation, Terry Goodkind (geb. 1948), kommen in der bis jetzt schon achtAbb. 66: Trolle aus dem Computerspiel The Shannara

zehnbändigen Saga über »New World« und »Old

Chronices, 2016.

World«, dem Zyklus Sword of Truth, »Das Schwert

Tolkien’sche Trolle und kein Ende: High Fantasy

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der Wahrheit«, beginnend 1994 mit Wizard’s First Rule, »Das erste Gesetz der Magie«, trotz der teilweise stark von Magie geprägten fiktiven Welt überraschenderweise keine Trolle vor. Bei dem etwas jüngeren Kalifornier Robert Paul »Tad« Williams (geb. 1957), der nicht nur Fantasyromane, sondern auch Science Fiction (etwa die Tetralogie Otherland) schreibt, finden sie sich dagegen durchaus wieder. Als Fantasyverfasser mit der Trilogie Osten Ard, »Die Saga von Osten Ard« (engl. drei, deutsch vier Bände), und der Tetralogie Shadowmarch lehnt er sich vielleicht noch mehr als Feist und Brooks an sein Vorbild Tolkien an. Der erste Band der Saga über den fiktiven Kontinent Osten Ard (Memory, Sorrow and Thorn, »Das Geheimnis der Großen Schwerter«) erschien schon 1988, kam aber auf Deutsch erst 2010 heraus. Während sein Reitervolk der Rimmersgarder sowohl bei den Wikingern als auch bei Tolkiens Rohirim Anleihen nimmt, unternimmt Williams bei den Trollen offenbar einen deutlichen Versuch, sich von Tolkien abzuheben: Seine Trolle, die Qanuq, leben zwar auch in Berghöhlen des Nordens, sind aber klein, wobei die Frauen Jägerinnen und die Männer Hirten sind. Daneben kennt Williams auch noch die Unterirdischen, die sich als Schmiede und Steinmetze betätigen – er könnte also durchaus auch von skandinavischen Märchen beeinflusst worden sein. Aufgrund seines Alters gehört auch George R. R. Martin (geb. 1948) zu dieser älteren Generation von Autoren der High Fantasy, allerdings kam sein erster Roman A Song of Ice and Fire, »Das Lied von Eis und Feuer«, erst 1996 heraus. Das Fantasyepos war zunächst auf drei Bände angelegt, wächst seither aber immer weiter und ist seit der Erstausstrahlung der auf der Buchreihe basierenden HBO -Fernsehserie Game of Thrones weltweit berühmt geworden. G. R. R. Martin gibt zwar selbst an, von Tad Williams beeinflusst worden zu sein, allerdings hat er im Gegensatz zu diesem kein Faible für jenseitige oder gar mythologische Völker, wenn man von den White Walkers jenseits der großen Mauer absieht, welche Vampiren und Wiedergängern aber näherstehen als Trollen oder anderen Wesen der niederen Mythologie. So fehlen bei den zahllosen Elementen, die er nicht zuletzt der nordischen Heldensage (ob nun über den Umweg über Tolkien oder ohne, wie offenbar bei den ausgebrüteten Drachen der Königin Daenerys Targaryen) entnommen hat, in erster Linie die Trolle, die bei ihm überhaupt nicht vorkommen. Trolle zuhauf finden sich dagegen in den Trilogien und Pentalogien des amerikanischen High Fantasy-Autors Robert Anthony Salvatore (geb. 1959), die in der fiktiven Welt der »Vergessenen Reiche« (im Original Forgotten Realms) spielen (so wie auch die diversen Spiele von Dungeons & Dragons, siehe unten). Daneben schrieb Salvatore auch Science-Fiction-Romane, darunter zwei Romane, die im Star-Wars-Universum angesiedelt sind, Star Wars: The New Jedi Order: Vector Prime, »Star Wars – Das Erbe der Jedi-Ritter: Die Abtrünnigen« (2000), und Star Wars Episode II : Attack of the Clones, »Episode II  – Angriff der Klonkrieger« (2002). Von den Fantasyromanen der Vergessenen Reiche sind zwischen 1991 und 2007 sechzehn

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Trolle in der Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts

Bände erschienen, aber nur in einigen, wie in Band fünf, The Chaos Curse, »Der Fluch des Alchemisten« (1994 bzw. 1997), spielen Trolle auch tatsächlich eine Rolle. Die Waldtrolle der Vergessenen Reiche sind groß, aber nicht sehr kräftig gebaut, mit dünnen Gliedmaßen, an denen sie drei Finger mit Krallen haben. Ihre Haut ist elastisch und graugrün mit Warzen, die einen schrecklichen Gestank absondern. Während die Beschreibung der Gesichter mit rotglühenden Augen, spitzen Zähnen und einer sehr langen Nase noch auf ein traditionelles Trollbild rekurriert, hat sich Salvatore − wohl im Hinblick auf die aus den Romanen hervorgegangenen Videospiele (RPG )272 − bei diesen Trollen abgesehen von einer reichhaltigen Unterteilung in Untergruppen etwas recht Originelles einfallen lassen, nämlich eine natürliche und starke Kraft zur Selbstheilung. Wunden heilen von selbst, und sogar abgeschlagene Extremitäten bemühen sich, zum Körper zurückzukehren und wieder rasch anzuwachsen. Auch ein völlig zerstückelter Troll kann auf diese Weise wieder zum Leben zurückkehren, wenn er nicht verbrannt wird − ein Zug, der offenbar von den Wiedergängern des nordischen Mittelalters stammt, die ebenfalls nach dem Köpfen noch verbrannt werden müssen, um völlig unschädlich gemacht zu werden.273 Von den deutschen Fantasyverfassern ist zum Thema Trolle in erster Linie Markus Heitz (geb. 1971) zu nennen, der erst seit 2002 seine Ulldart: Die Dunkle Zeit-Hexalogie veröffentlichte. Die Bände sind vor allem als Spielbücher sehr populär geworden, was auch für einen Zyklus namens Die Zwerge gilt, von dem zwischen 2003 und 2015 fünf Bände erschienen sind. Rollenspieler sind für Heitz ein wichtiges Zielpublikum, zwischen 2002 und 2005 hat er sechs Romane und eine Kurzgeschichte für das Rollenspiel Shadowrun geschrieben. Was die Trolle anbelangt, so treten diese aber besonders in seinem Zyklus Die Legenden der Albae auf, welcher in bislang sechs Bänden zwischen 2009 und 2013 erschien. Dieser versteht sich als Prequel zum Zyklus Die Zwerge und handelt ebenfalls vom Geborgenen Land, dem Land der Zwerge, die von den Albae bekriegt werden. Darin kommen neben den Zwergen aufseiten der Albae eine ganze Reihe von Völkern aus der niederen Mythologie vor, die Nennung von Trollen und noch mehr von Orcs und deren Beschreibung stellt Heitz deutlich in die Tradition Tolkiens. Erst 2006 bis 2009 ist mit Die Trolle und den Fortsetzungen Die Schlacht der Trolle und Der Zorn der Trolle von Michael Hardebusch (geb. 1974) eine als Die Troll-Saga bezeichnete Trilogie auf den deutschen Buchmarkt gekommen, in welcher die Trolle keine unbedeutende Nebenrolle spielen, sondern im Zentrum der Handlung stehen und in der auch die Quest der Romane vorwiegend von Trollen getragen wird. Zwar wird die Handlung selbst noch immer durch die Augen eines menschlichen Protagonisten geschildert, aber bereits im zweiten Band werden einige Kapitel aus der Perspektive der beiden Trollfiguren Kerr und Anda erzählt. Diese Trilogie greift damit, wie vor ihr schon andere Fantasyzyklen, auf die Wesen

Tolkien’sche Trolle und kein Ende: High Fantasy

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der niederen Mythologie, die sonst nur Nebenrollen haben, als tragende Figuren zurück. Der erste derartige Roman war »Die Orks«, im Original Orcs: First Blood, des Briten Stan Nicholls (geb. 1949), der auch andere Fantasyromane wie die Trilogie Nightshade Chronicles (1996 – 1998, keine deutsche Übersetzung) verfasste. Diesem folgte 2003 bis 2015 der schon erwähnte fünfbändige Zyklus Die Zwerge von Markus Heitz und Die Elfen des Deutschen Bernhard Hennen (geb. 1966) gemeinsam mit dem Deutschamerikaner James A. Sullivan (geb. 1974), der 2016 auch einen eigenen Science-Fiction-Roman herausbrachte. Der erste Band ihrer Elfenserie, Die Elfen, erschien 2004, die beiden Fortsetzungen Elfenwinter und Elfenlicht kamen 2006 heraus, 2007/08 die dreiteilige Fortsetzung Elfenritter, und 2009 erschien Elfenkönigin. Neben dem teilweise unabhängigen Elfenlied (2009) erschien ein fünfbändiges Prequel zu Die Elfen unter dem Titel Drachenelfen (2011 – 2016); dieser größte Erfolg Hennens wurde auch ins Englische, The Elven, und mehrere andere europäische Sprachen übersetzt. Inzwischen ist die ursprüngliche Trolltrilogie Hardebuschs auf fünf Bände angewachsen, denn 2012 erschien Der Krieg der Trolle und 2013 Die dunkle Horde. Diese Trolle sind humanoid und bilden ein Volk, sind steinfarben und deutlich größer als Menschen, nämlich über drei Meter groß. Wie er seine Trolle konzipiert, hat Hardebusch in einem Interview auf der Webseite von fictionfantasy selbst beschrieben:274 Meine Helden sind Trolle: groß, nicht besonders nett, mit schlechten Manieren und schwierigen Essgewohnheiten. Auf den ersten Blick kein gutes Heldenmaterial, aber mir sind sie sehr ans Herz gewachsen. […] Trolle sind ja gemeinhin ein eher negativ besetztes Völkchen; Attribute wie dumm, brutal und hässlich fallen einem zu ihnen ein. Ich wollte aber ein lebendiges, komplexes Volk erschaffen, das durchaus Gründe für seine Verhaltensweisen hat. Ich habe mich an klassischen Trollen orientiert, das bedeutet, sie sind groß und stark. Sie sind gewalttätig und gefährlich, aber es gibt auch noch mehr Facetten an ihnen zu entdecken. Sie besitzen Ehre und Stolz, ein Gemeinschaftsgefühl. Keineswegs sind sie dumm, auch wenn sie den Menschen in den Büchern immer etwas simpel erscheinen. Ihre Umwelt hat sie geprägt; der ständige, harte Kampf ums Überleben ihre Weltsicht geformt.

Der Bezug auf die »klassischen Trolle« verweist hier auf die mittelalterlichen Trolle und diejenigen der westskandinavischen Märchen, trotzdem sind deutliche Unterschiede auszumachen, indem es sich eben bei diesen Trollen um ein ganzes Volk und nicht nur um Einzelwesen handelt und sie bei ihm keineswegs dumm sind. Die Ursprünge dieser Trolle (ob nun auf dem Umweg über Tolkien oder direkt) zeigen sich auch in der Bewaffnung, denn sie sind mit sehr primitiven Knüppeln oder Morgensternen ausgerüstet und werden ohne

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jegliche Rüstung beschrieben. Die wesentlichste Neuerung, die Hardebusch eingeführt hat, sind die Hörner der Trolle, die an die Widderhörner antiker Satyren oder der mittelalterlichen Fabelrasse der Cornuti275 erinnern. Ein eher ungewöhnliches Trollbild findet sich beim deutschen Krimi-, Fantasy- und Jugendbuchverfasser Jens Lossau (geb. 1974), in dessen Roman Die Wüstengötter (gemeinsam mit Jens Schumacher) der Troll Jorg die Hauptrolle spielt. Dieser Troll grenzt sich selbst ausdrücklich von seinen Artgenossen ab und orientiert sich an menschlichen Verhaltensweisem, indem er Sport betreibt oder sich rasiert. Eine nur eher nebensächliche, aber öfters wiederkehrende Rolle spielt ein sogenannter Stollentroll in Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär (1999) des deutschen Fantasyverfassers Walter Moers (geb. 1957). In diesem ersten Roman seiner als Zamonien bezeichneten Fantasywelt ist dieser Troll ein ausgesprochen unangenehmer Charakter, aber weniger wegen seiner Kraft, sondern mehr seiner Bosheit wegen. Zweifellos die intensivste und außenwirksamste Verwendung von Trollen findet sich beim englischen Fantasy- und Kinderbuchautor Terry Pratchett (1948 – 2015), dem wohl einflussreichsten Fantasyverfasser in der anglophonen Welt, der seinen ersten, höchst originellen Fantasyroman The Carpet People bereits 1971 veröffentlichte (deutsch 1972 »Alarm im Teppich-Reich«, neu 1994 als »Die Teppichvölker«). Im Jahre 1983 erschien mit The Colour of Magic (deutsch erst 1992 »Die Farben der Magie«) der erste Roman seiner enorm populären Discworld-(»Scheibenwelt«-)Serie, 1986 mit The Light Fantastic (»Das Licht der Phantasie« 1989) der zweite, und ab dann in enger Folge von etwa zwei Romanen pro Jahr insgesamt 41 Romane, die in dieser hochoriginellen Scheibenwelt spielen. Seit 2007 litt Pratchett an Alzheimer, sodass seine letzten Romane in Zusammenarbeit mit seiner Tochter Rhianna und seinem Assistenten Rob Wilkins entstanden. In seiner Discworld, in welcher sowohl die in der Fantasy üblichen archaisch-nachhaltigen als auch neuzeitliche Techniken durch eine alles durchdringende Magie ersetzt werden, greift er ganz in der Tradition Tolkiens durchaus die Wesen der nordischen Mythologie auf. Zwar werden in der Götterwelt Anleihen bei den verschiedensten Mythologien genommen, nicht zuletzt der ägyptischen, aber die Wesen der niederen Mythologie wie Zwerge, Trolle, Orcs, Werwölfe und Vampire entstammen durchaus dem nordwesteuropäischen Motivschatz, wobei humorvolle Anleihen an Tolkien zweifellos gewollt sind. Im Gegensatz zu den meisten anderen Fantasyromanen (zumindest nachdem Tolkien mit dem »Herr der Ringe« begonnen hatte), die ausgesprochen arm an Humor sind, hatte sich Pratchett von vornherein auf das Genre einer High Fantasy-Parodie festgelegt, in welcher zahlreiche Elemente der Fantasyliteratur persifliert und parodiert werden. Dabei gelang es Pratchett durchaus, besonders die Wesen der niederen Mythologie wie Zwerge und Trolle,

Tolkien’sche Trolle und kein Ende: High Fantasy

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aber auch der Sagenwelt wie Werwölfe und Vampire mit mehr originalgetreuen Details ihrer mittelalterlichen Vorlagen auszustatten als viele andere Werke der High Fantasy. Es wurde bereits erwähnt, dass Pratchett in der Erzählung Troll Bridge auf das Märchen De tre bukkene Bruse in der norwegischen Sammlung von Asbjørnsen und Moe zurückgriff, welches allerdings in England in Übersetzung als The Three Billy Goats Gruff noch bekannter ist als in Norwegen selbst. Der Topos des unter der Brücke lebenden Trolls, also eines Brückentrolls, wie er auch in anderen Märchen vorkommt, dem man bei der Überquerung der Brücke Tribut zahlen muss beziehungsweise der die Ziegenböcke fressen will, wird hier bei Pratchett aufgegriffen und insofern persifliert, als dass der Troll die Bewachung der Brücke nur noch wegen seiner Familientradition aufrechterhält. Im Wechselgespräch mit dem alternden Helden Cohen der Barbar wird der Zwang zu traditionsgesteuertem Handeln, dem beide, Troll und Held, unterliegen, verbalisiert und dann invertiert, indem der Held dem offenbar Hunger leidenden Troll auch noch Geld schenkt. Auf Trolle unter Brücken – also auf dasselbe Märchen – spielt Pratchett auch in seinem Roman Lords and Ladies (1992) an, in dem ein Troll unter einer Brücke hervorkriecht, der außer seinem üblichen Lendenschurz noch einen viel zu kleinen Helm trägt. Hier wie in Snuff (2011, deutsch »Steife Brise«), in dem die neuen Eisenbahnbrücken als hochwertige Immobilien für Trolle bezeichnet werden, sind diese Anspielungen äußerst knapp gehalten und somit leicht zu überlesen. Die ersten Trolle bei Pratchett erschienen schon in The Light Fantastic, wo der Zauberer Rincewind auf eine Familie von Trollen trifft, die bereits alle Eigenschaften aufweisen, die für die Trolle dann in den weiteren »Scheibenwelt«-Romanen kennzeichnend werden: Sie sind groß, schwer, stark und erreichen ein sehr hohes Alter. Trolle werden als eine der ältesten Lebensformen des Universums (hier eigentlich: Multiversums) beschrieben, sie sind langlebig, durchschlafen die Sommer und die Tage, da sie in der Wärme immer langsamer werden und sich bei Kälte am wohlsten fühlen. Ihre tatsächliche Größe wird − möglicherweise bewusst – offengelassen. Nur in Wyrd Sisters wird ganz nebensächlich kurz darauf angespielt, als über Trolle bei einer Wirtshausrauferei gesagt wird, sie seien creatures seven feet tall who can bite through walls,276 »zwei Meter zwanzig große Lebewesen, die Wände durchbeißen können«. In seinen Beschreibungen der Trolle kehrt Pratchett das Motiv der Versteinerung von Trollen also um, indem sie von vornherein im Wesentlichen mineralischer Natur sind. Aber auch die Tatsache, dass sie sehr langlebig sind, zu den ältesten Wesen gehören und von den riesigen vorgeschichtlichen Trollen abstammen, rückt sie bei ihm in die Nähe der Beschreibung von Riesen und Jöten in der nordischen Mythologie. Nur die Dummheit der Trolle (der Intelligenzquotient des Trolls Detritus der Stadtwache wird mit einhundert minus der Außentemperatur in Grad Celsius angegeben) weist sie als beschränkte Trolle der spätmittelalterlichen Sagas und neuzeitlichen Sagen aus. Aufgrund der Eigenschaft ihres auf

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Trolle in der Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts

Silizium basierenden Organismus haben sie ihre natürliche Umgebung und Heimat in den kälteren Gegenden in den Bergen zum Zentrum der Scheibenwelt hin, besonders in Uberwald, von wo auch der Troll Detritus stammt. Pratchett hat schon bei dieser ersten Erwähnung der Trolle Hinweise eingebaut, die auf die mineralische Natur der Trolle hindeuten, und dabei besonders auf sprechende Namen gesetzt: Der Trollname Kwartz bezieht sich natürlich auf »Quartz«, Jasper auf »Jaspis«, Beryl auf »Beryll« aus der Klasse der Silikate, Breccia auf das im Deutschen als »Brekzie« bezeichnete Sedimentgestein. Selbst der Name des Paten der Unterwelt von Ankh-Morpork, Krysoprase/Chrysoprase (in Wyrd Sisters – versehentlich? – auch Chrystophrase) geht auf den grünen Halbedelstein »Chrysopras« zurück, auch wenn der Besitzer diamantenen Schmuck trägt (so in Music With Rocks In). Der Name des Trolls Chert, der nur in Witches Abroad 1991 (deutsch 1994 »Total verhext«) als Besitzer einer Sägemühle auftaucht, geht auf das Mineral »Chert« (deutsch auch »Hornstein«) zurück; ob das Mitglied der Stadtwache in The Fifth Elephant, das ebenfalls Chert heißt und für die Parkraumbewirtschaftung in Ankh-Morpork zuständig ist, ebenfalls ein Troll ist, wird nicht ausdrücklich erwähnt, liegt bei dieser Funktion aber nahe. Nur der Name des Trolls Detritus, der als Rausschmeißer im Pub The Mended Drum agiert und später ein Teil der Stadtwache wird, fällt hier leicht aus dem Rahmen: »Detritus« bezeichnet in der Geologie Gesteinsschutt, also eigentlich Abfall, und mit diesem Konzept spielt Pratchett hier. Detritus wird dennoch am genauesten von den Trollen gezeichnet: Er ist anfangs langsam und nicht sonderlich intelligent, schleift beim Gehen mit den Handknöcheln am Boden und hat wie alle Trolle Zähne aus Diamant. Er schleppt eine riesige Belagerungsarmbrust als Handwaffe mit enormer Durchschlagskraft mit sich herum. Nachdem ihm der Zwerg Cuddy eine Kopfbedeckung zur Abkühlung des Kopfes auf trollfreundlichere Temperaturen konstruiert, wird er aber zu Abb. 67: Trolle und Zwerge auf dem Umschlag von Terry

einem der intelligentesten Trolle und erweist sich

Pratchetts 34. Discworld-»Scheibenwelt«-Roman Thud!

trotz seiner angeblichen Langsamkeit als erstaun-

(Illustrator: Josh Kirby), 1995.

lich schlagfertig.

Tolkien’sche Trolle und kein Ende: High Fantasy

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Dass Pratchett auch die Tendenz der Kinderbücher seit dem späten 20. Jahrhundert, die Trolle zu verharmlosen und damit bei Kindern Verständnis für das Fremde und Ungeheure zu erwecken, rezipiert hat, zeigt eine kurze Passage am Ende von Wyrd Sisters, in der die Theatergruppe das Stück The Troll of Ankh aufführt und der fiktive zwergische (und an der historischen Figur von William Shakespeare modellierte) Autor Hwel kommentiert, dass sich nach dem Stück einhundert Zuschauer fragen würden, ob Trolle wirklich so böse seien wie sie immer glaubten – was sie aber nicht daran hindern würde, Trolle weiterhin zu verabscheuen.277 Pratchetts parodistischer Ansatz ist also nicht nur wegen des Humors und der Spannung, sondern wegen einer gewissen ironischen Detailverliebtheit interessant. Dabei spielt Humor wie gesagt in sonstigen High Fantasy-Romanen eine eher geringe Rolle. Dieser Mangel lässt sich auch für die Engländerin Joanne K. Rowling (geb. 1965) mit ihrer Saga um die Zaubererschule Hogwarts konstatieren, trotz ihrer Versuche, über das Nameninventar einen Anflug von Humor in die mit zunehmender Bandzahl eher düster-spannende Geschichte zu bringen. Harry Potter wird schon im ersten Band der siebenbändigen Reihe, dem 1997 erschienenen Harry Potter and the Philosopher’s Stone, von dem sehr menschlichen, aber eben überdurchschnittlich großen Charakter Hagrid abgeholt (Kap. 1), wodurch Riesen eher positiv konnotiert erscheinen; allerdings outet sich Hagrid erst in Band vier, Harry Potter and the Goblet of Fire (Kap. 23), als Halbriese mütterlicherseits, der seinen eigenen Vater schon als Sechsjähriger aufheben konnte.278 Noch später im ersten Band (Kap. 10) tritt bereits ein Troll auf, der einem traditionellen und wohl aus Tolkien entnommenen Trollbild entspricht. Beim Eindringen in ein Verlies wird er folgendermaßen beschrieben: Er ist zwölf Fuß (also ca. vier Meter) groß, hat granitgraue Haut und die Unförmigkeit eines Felsbrockens mit einem sehr kleinen Kopf und langen Ohren, dazu kurze Beine von der Dicke von Baumstämmen und hornige Füße. Seine Bewaffnung besteht aus einer hölzernen Keule, die er aufgrund seiner langen Arme hinter sich herschleppt.279 Hier erkennen wir wie meist in der Fantasyliteratur die Übernahme des westnordischen Trolltyps, während in den schon in Kapitel 08 behandelten Kinderbüchern des 21. Jahrhunderts eher kleine Trolle auftreten. J. K. Rowling verwendet das Konzept der Trolle – allerdings ohne sie zu Protagonisten der Handlung zu machen – in verschiedenen Details, wie bei dem Hinweis auf ein Buch des Gilderoy Lockhart, Travels with Trolls, »Trips mit Trollen«, wobei sich aber herausstellt, dass die darin geschilderten Abenteuer nicht seine eigenen sind, oder dass die schlechteste Schulnote in Hogwarts das T sei, was für Trolle (und ihre Dummheit stünde). Weiters sei als zur Fantasyliteratur gehörig noch eine französische Comicserie von Christophe Arleston und dem Illustrator Jean-Louis Mouriers erwähnt, die sich Trolls de Troy (1997, deutsch 2001 »Troll von Troy«) nennt, von denen bislang bereits 22 Bände erschienen sind,

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Trolle in der Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts

mit dem ersten Band Histoires Trolles. Die Comicserie ist in Deutschland erst für Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen. Auch hier, in der zauberischen Welt von Troy, sind die Trolle den Menschen gefährliche Wesen, die aber schließlich gar nicht so erschreckend sind wie auf den ersten Blick und somit schon eine ähnliche Funktion wie in den Kinderbüchern einnehmen. Abschließend zum Genre der Fantasy sei nur kurz noch auf das durchaus häufige Auftreten von Trollen in den Rollenspielen mit ihren oft sehr umfangreichen Regelwerken hingewiesen. So findet sich etwa in dem meistgespielten englischsprachigen Fantasy-Pen-and-Paper-­ Rollenspiel Dungeons & Dragons, das als erstes seiner Art gilt, eben das aus den Romanen bekannte Bild der »neun Fuß« großen und gut 250 Kilogramm schweren Trolle wieder, da das Wissen der Spiele aus den Fantasyromanen bezogen wird.280 In dem Rollenspiel-Regelwerk zu Changeling: The Dreaming werden die Trolle ganz ähnlich beschrieben,281 außerdem tragen sie am Kopf widderartige Hörner − ein Aspekt, den wir schon in den Trollromanen von Hardebusch kennengelernt haben, ohne dass seine Herkunft völlig zu klären wäre. In dem mit Abstand verbreitetsten deutschsprachigen Fantasy Pen-and-Paper-Rollenspiel Das schwarze Auge (DSA ),282 zu dem seit seiner Entstehung im Jahre 1984 zahlreiche Autoren beigetragen haben, gehören die Trolle zu den ältesten Bewohnern der Welt, sind um die »vier Schritt« (also vier Meter) groß und wiegen über 600 Kilogramm. Auch verfügen sie dort über eine Sprache aus Brumm- und Knurrlauten und über ein abstraktes Schriftsystem, welches durch das Setzen dreidimensionaler Raumbilder und Steinkonstellationen realisiert wird und für die Anhänger anderer Völker kaum zu decodieren oder erlernen ist; diese Art von Trollschriftlichkeit ist hier eine echte Innovation.283 Zudem verfügen die DSA Trolle über einen großen Heißhunger auf alles Süße, lieben Musik und haben eine an Wahn grenzende Sammelleidenschaft für alle möglichen Dinge wie Schnitzereien oder Miniaturen. Während die DSA -Trolle also einerseits groß, stark, stur und gefährlich (wenngleich in der Regel unbewaffnet) sind, so ist auch darauf hinzuweisen, dass sie ein altes und auf ihre Weise intelligentes Volk sind, das durchaus über eine eigene Kultur und einen eigenen Sinn für Ästhetik verfügt. In einer Beschreibung der Trolle des zur Drachenchronik gehörigen Spiels Drachenerbe im DSA -Universum tritt auch der sonst nur kurz erwähnte Aspekt der Trolle hervor, der den Riesen und Jöten der nordischen Mythologie geschuldet sein könnte, nämlich das hohe Alter dieser »Rasse«: Trolle, als späte Nachfahren der Riesen, gehören zu den ältesten Rassen Aventuriens, in Gelehrtenkreisen gelten sie als eine der ersten kulturschaffenden Rassen überhaupt. Spekulative hesidianische Schriften […] ordnen den Trollen das Vierte Zeitalter zu. Trolle gelten somit als herrschende Rasse über das früheste Zeitalter […]. 284

Finnisch-samische Traditionen

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Hier sind die Trolle also nicht mehr rein brutale Unruhestifter und tierartige Wesen von zweifelhafter Intelligenz, sondern nähern sich wieder den weisen Riesen der altnordischen Kosmologie an. Aufgrund ihres hohen Alters verfügen sie über Wissen, das sogar dem der Götter überlegen ist. Allerdings verwischt sich damit die Grenze zwischen Trollen und Riesen noch mehr als in den spätmittelalterlichen Sagas, in denen die Bezeichnungen teils synonym verwendet wurden, auch wenn zwischen Riesen und Jöten einerseits und Trollen andererseits massive konzeptuelle Unterschiede bestehen. Direkt vor dem Hintergrund dieser Rollenspiele spielt eine Romanreihe, die von Bernhard Hennen und Robert Corvus (geb.1972) zusammen verfasst wurde, die Phileasson-Saga (bislang 4 Bände, 2016 – 2017). Abweichend von der zitierten Beschreibung der Trolle für die ganze aventiurische Welt treten im dritten Band dieser Saga, Die Wölfin, drei Schritt große, mit Keulen bewaffnete Trolle auf, die sich aber als Phantome erweisen.285 Daneben finden sich in diesem Roman aber auch »reale« Trolle als Gegner der Helden.

Finnisch-samische Traditionen Es scheint also, dass sowohl in der Literatur für Erwachsene als auch im Film (vgl. Kap. 12) in den letzten Jahren wieder ein traditionelleres Trollbild Raum reift, das einen Gegenpol zu den verharmlosenden Trollkonzepten des späten 20. Jahrhunderts bildet. Dies ist nicht zuletzt dort zu konstatieren, wo samische Volkserzählungen über den Stallo, die dortige Ausformung der skandinavischen Trollfigur, in die Literatur einfließen. Dabei handelt es sich hier um eine ausgesprochen synkretistische Tendenz, welche genuin (west)skandinavische Traditionen aufgreift und mit den finnischen/samischen Traditionen bewusst oder unbewusst verknüpft. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist Stefan Spjuts 2012 erschienener Roman Stallo, (deutsch 2014 »Troll«), der nicht der Gattung der Fantasy zuzurechnen ist, sondern wegen der Kindesentführung- und Mordgeschichten darin eher als Krimi oder wenigstens als Spannungsroman zu bezeichnen ist. Hier findet sich ein derartiges synkretistisches, aber durchaus auch traditionelles Trollbild. Die Trolle in diesem Buch können sehr unterschiedlicher Größe sein und entführen Kinder, nicht nur, um sie zu fressen, sondern auch, um sich um sie kümmern zu können; ebenso können sie ihre Gestalt wechseln und als Bären auftreten (ein Zug, der aus den finnischen Volkssagen stammt), und auch ungemein brutal und böse sein. Nicht ganz so traditionsgebunden, weil zusätzlich offenbar von den südostskandinavischen Volkserzählungen von kleinen Trollen beeinflusst, ist der Troll im finnischen Roman Ennen päivänlaskua ei voi von der Autorin Johanna Sinisalo aus dem Jahr 2000 (deutsch 2007 »Troll: Eine Liebesgeschichte«), in welcher die Trolle etwas kleiner und eindeutig tierischer Natur sind: Sie sind zwar offenbar intelligent, weil sie sich den menschlichen Gewohnheiten anpas-

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Trolle in der Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts

sen können, und auch sehr kräftig, werden aber sonst eher wie nachtaktive Waldtiere geschildert, die etwas Wildkatzenartiges an sich haben, aber doch auch menschliche Züge aufweisen. Beide Romane greifen eine folkloristische Tradition auf, die nicht skandinavisch im engeren Sinne ist, sondern zur Vorstellungswelt der Samen gehört, also der nordskandinavischen rentiernomadischen Bevölkerung. Diese Tradition hat sich schon vor längerer Zeit mit den germanischen Vorstellungen der nordnorwegischen, aber auch der finnischen und finnlandschwedischen Bevölkerung vermischt, sodass die Figur des Stallo und des Trolls sich bereits früher zu synkretistischen Konzepten verbunden haben. Solche synkretistischen Konzepte finden sich in den von Brita Pollan ins Norwegische übersetzten Samiske beretninger, »Samische Berichte«, aus dem Jahr 1997,286 die Erzählungen aus der lebenden samischen Erzähltradition vom Anfang des 20. Jahrhunderts enthalten, in denen aber sowohl Trolle des westskandinavischen Typs vorkommen als auch ein Stallo/ Stallu und ein Julestallu sowie auch die gemischte Form stallutrollet (in der Geschichte Den fattige mannen som skulle døpe barnet sitt, »Der arme Mann, der sein Kind taufen wollte«), was zeigt, wie sehr die beiden Figuren schon miteinander verschmolzen sind – falls das nicht nur konzeptuell und sprachlich dem Norwegisch der Sammlerin und Übersetzerin geschuldet ist. Diese Geschichten sind allerdings sehr unterschiedlicher Natur und Herkunft und unternehmen keinen Versuch, die verschiedenen Konzepte restlos miteinander zu harmonisieren; so sind Trolle hier auch ohne Provokation kampfeslustig und horten Schätze, sind aber nicht intelligent und lassen sich in Geschichten vom Askeladden-Typ auch leicht übertölpeln. Dass der Stallu aber ein nach Art eines Golem von Menschen geschaffenes Wesen aus organischen Materialien und Menschenblut ist, dürfte ausschließlich aus der samischen

Finnische Trolle: Der Stallo Der Stallo (auch Stalo oder Stallu) der Sami

den Menschen feindlich gesinnt. In man-

in Nordnorwegen, Nordschweden und Finn-

chen Volkssagen wird er als halb Mensch,

land ist eine Variante des nordischen Trolls,

halb Teufel bezeichnet. Der Julestallú (oder

scheint aber eigene Wurzeln zu haben. Er

Juovlastállu) dagegen ist wie der Ruoht-

findet sich in zwei Varianten: der eine sehr

tagallis ein kleines wichtelartiges Wesen,

menschenähnlich, der andere mehr wie ein

ähnlich dem norwegischen (Jule-)Nisse und

dämonischer Wiedergänger, der von Scha-

mag direkt daher stammen. Aber auch er

manen als Teil eines Fluchs ausgesandt

neigt zu Zorn und Rachegefühlen, wenn

wird. Der Stallo ist stark, groß und ziem-

sich die Menschen zu Weihnachten nicht

lich dumm, und auf jeden Fall böse und

wie erwartet vorbereitet haben.

Finnisch-samische Traditionen

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Tradition stammen. Dass der kleine Julestallú zudem zwar gewalttätig, aber auch musikalisch ist, findet sich meines Wissens ebenfalls nirgends bei den Trollen oder Nisser der germanischen Volkserzählungen. Auch der schon ältere Sammelband Haus der Trolle. Märchen aus Lappland von Ludwig Kohl Larsen aus dem Jahr 1982287 enthält solche synkretistischen Elemente, denn die Bergtrolle und die (zum Teil) dreiköpfigen Trolle, die in der Geschichte vom Mädchen und dem Meermann vorkommen, erinnern eher an die westnordischen als an die samischen Traditionen. Dagegen sind die schon im späten 19. Jahrhundert gesammelten samischen Stallo-Geschichten in J. C. Poestions Lappländischen Märchen288 zum überwiegenden Teil frei von solchen Mischelementen: Der Stallo zeichnet sich in diesen Geschichten vor allem durch Menschenfresserei aus, wobei er auch vor den Kindern der eigenen Familie nicht zurückschreckt. Mit den westnordischen Trollen gemeinsame Elemente wie Lust auf menschliche Frauen, das Verzehren von Menschenfleisch und die Dummheit der Trolle, die es schlauen Helden trotz allem ermöglicht, sie zu besiegen, scheinen beiden Trolltypen bereits ursprünglich inhärent zu sein.

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DIE BÖSEN TROLLE SIND ZURÜCK: FILMISCHES TROLLLEBEN AM BEGINN DES 21. JAHRHUNDERTS

Am Beginn des 21. Jahrhunderts ist im Filmschaffen eine Abkehr von den niedlichen Trollen der Kinderbücher und der norwegischen Tourismusindustrie hin zu einem authentischeren, dem mittelalterlichen ebenso wie dem folkloristischen näher liegenden Bild von Trollen zu konstatieren. Den Anfang dieses neuen Trends machte der 2010 auf den Markt gekommene norwegische Film Trolljegeren, »Der Trolljäger«,289 eine sogenannte mockumentary, also ein fiktionaler Dokumentationsfilm, eine Gattung, die vor allem durch den Film The Blair Witch Projekt aus dem Jahre 1998 bekannt wurde. Auch hier im Trolljegeren wird die Fiktion aufgebaut, es handle sich um ungeschnittenes Filmmaterial. Der Film gibt vor, die Arbeit von drei Studenten einer Filmakademie zu sein, die eigentlich einen studienbegleitenden Dokumentarfilm über einen potenziellen Wilderer drehen wollen, da nach Bärentötungen in Norwegen immer wieder ein und derselbe Mann in der Gegend gesehen wird; es stellt sich aber bald heraus, dass dieser Mann eigentlich Trolljäger im Auftrag der Regierung ist, aber geheim agieren muss, da die Existenz von Trollen offiziell geleugnet wird, um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen. Im Film wird, wenn auch auf sehr dramatische Art, durchweg auf bekannte Motive aus der Volksliteratur zurückgegriffen: Das Thema der drei Böcke auf einer Brücke aus den Volksmärchen findet sich in einer Szene, in der der Trolljäger namens Hans zuerst einen, dann zwei und schließlich drei Ziegenböcke als Köder über eine Brücke schickt. Ebenfalls aus den norwegischen Volksmärchen stammt die Idee, dass es Berg- und Waldtrolle gibt und dass Trolle Christenblut riechen können. Schon aus mittelalterlichen Quellen stammt dagegen die Vorstellung, es gäbe ein-, zwei- und dreiköpfige Trolle, und auch die Idee, die Trolle mittels starker Lichtblitze von Scheinwerfern auf Hans’ Geländewagen zu blenden, geht auf das Versteinern von Trollen durch das Sonnenlicht zurück. Ganz originell ist im Film aber das Konzept, dass der Ausbau der großen Überlandstromleitungen über das Fjell durch die norwegische Regierung eigentlich der Schaffung eines Elektrozauns zur Kontrolle der Trolle dienen soll. Dies bedingt nach der inneren Logik des Films jedoch, dass die Trolle von durchweg überdimensionalem Wuchs wären, also etwa bis zu zehn Meter groß

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Die bösen Trolle sind zurück: Filmisches Trollleben am Beginn des 21. Jahrhunderts

sind. Auch sonst werden sie als behaart und sehr tierartig beschrieben – also doch weit entfernt von den sprechenden und mit Menschen interagierenden Trolle der älteren Zeit, jedoch durchaus gefährlich. Gefahr geht auch vom Troll des dänischen Kurzfilms The Saga of Biorn, »Die Saga von Björn«, aus dem Jahr 2011 aus.290 Der Troll ist in diesem Animationsfilm ein riesiger und mächtiger Gegner, aber das ist vom Helden, dem alten Wikinger Björn, durchaus gewollt, denn er sucht eine Herausforderung, die ihm erlaubt, im Kampf zu fallen und damit nach Walhall, dem nordischen Kriegerparadies, eingehen zu können. Als ein Troll ein Nonnenkloster angreift (auch hier kann der Troll Christenblut riechen), schafft es Björn zwar, den Troll zu verjagen, verliert bei dem Kampf aber sein Leben. Er glaubt, dadurch nach Walhalla gelangen zu können; leider begraben ihn die geretteten Nonnen aber nach christlichem Brauch und so endet er im christlichen, aber für ihn recht langweiligen Himmel. Auch hier wird der nackte Troll zwar recht groß, aber ansonsten eher lächerlich gezeichnet. Nur am Rande, aber immerhin als ein auf den ersten Blick gefährlicher Gegner taucht ein mindestens zehn Meter großer Troll als Abschluss der Schlacht in Vanaheim am Beginn des Marvel-Films Thor 2 (2016) auf.291 Thor kann den mit einem riesigen Morgenstern bewaffneten, nur Grunzlaute äußernden Gegner mit einem kurzen Schlag seines Hammer in Schutt verwandeln, was darauf hindeutet, dass auch dieser Troll (wie die Trolle bei Terry Pratchett) ursprünglich aus Stein bestand. Völlig anders ist der sympathische Zugang, den der russischstämmige Animationsfilmkünstler Pjotr Sapegin in dem aus dem Jahre 2010 stammenden zwölfminütigen Animations-Kurzfilm The Last Norwegian Troll, »Der letzte norwegische Troll«, gewählt hat.292 Dieser Troll ist der letzte seiner Rasse, alle seine Verwandten und Freunde sind schon in den ewigen Schlaf gefallen und zu Stein geworden, nur Teile ihrer Körper ragen hier und da aus den Fjorden: Die runden Schären sind die Überreste der riesigen Wesen. Der letzte Troll ist sehr anthropomorph, allerdings als wenig intelligent und behaart wie ein Tier gezeichnet, er durchstreift in seiner sozialen Randständigkeit Parkplätze und durchwühlt Abfalleimer, um sich zu ernähren. Selbst die Ziegenböcke fürchten ihn nicht mehr, sondern tun sich zusammen und werfen ihn von der Brücke. Nur im Schlaf findet er Ruhe und träumt von schwimmenden Trollmädchen, und so legt er sich schließlich auch zur Ruhe und wird, von den Mädchen träumend, selbst zu Stein. Der Film legt sich bei der Größe der Trolle interessanterweise überhaupt nicht fest: Zum einen ist der Troll kaum größer als ein kleiner Bär, wenn er auf Nahrungssuche herumstreunt, zum anderen gibt nach seinem Tod allein seine Hüfte eine respektable Schäre im Fjord ab. Nur was die Versteinerung und das Märchen von den drei Böcken angeht, rekurriert der Film ausdrücklich auf die Vorstellungen der norwegischen Volksmärchen.

Die bösen Trolle sind zurück: Filmisches Trollleben am Beginn des 21. Jahrhunderts

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Ebenfalls mit Sympathie zeichnet die deutsch-amerikanische Fantasy-Action-Horror-­ Komödie Hansel & Gretel: Witchhunters aus dem Jahre 2013293 den Troll, der im ursprünglichen Märchen der Brüder Grimm nicht vorkommt und hier Edward heißt. Er ist zwar ein Diener der bösen Hexen, wechselt aber die Seiten und schließt sich dem Geschwisterpaar an, nachdem er Gretel gerettet hat. Dieser stämmige, etwa zwei Meter große Troll hat zwar keine Hörner wie manche andere Fantasytrolle, solche sind aber auf der Stirn durch zwei Narben, die in den Haaransatz reichen, angedeutet. Ein weiterer, nur wenig älterer Trollfilm ist der Kinofilm Thale, »Der Schwanz« (deutscher Verleihtitel »Thale – Ein dunkles Geheimnis«), aus dem Jahr 2012,294 der das Thema von Trollfrauen und ihren Verführungskünsten und somit der Interaktion zwischen Trollfrauen und menschlichen Männern aufgreift. Allerdings orientiert auch dieser Film sich eher an den Märchengestalten der Huldre als an den mittelalterlichen Trollfraubeschreibungen: Die Trollfrau des Films ist nämlich sehr menschlich und sehr hübsch, weist aber als Kennzeichen ihrer Rasse einen Kuhschwanz auf. Abb. 68: Filmplakat für Trolljegeren, »Der Trolljäger«,

Abb. 69: Filmplakat für The Last Norwegian Troll,

2010.

»Der letzte norwegische Troll«, 2010.

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Die bösen Trolle sind zurück: Filmisches Trollleben am Beginn des 21. Jahrhunderts

Nur ganz am Rande spielen Trollfrauen in der britischen Fantasyserie Merlin aus den Jahren ab 2008 eine Rolle. Ähnlich wie in der mittelalterlichen Illuga saga Gríðarfóstra (Kap. 5) ist hier die Königin Grimhild unter ihrem schönen Aussehen eigentlich eine Trollfrau. Dieses trollhafte Aussehen wird in der Serie in drastischer Bildsprache umgesetzt, wenn die falsche Lady Catrina in ihrer Trollgestalt dargestellt wird (beide dargestellt von Sarah Parish).295 Sämtliche bislang genannten Filme greifen das Konzept des großen Trolls beziehungsweise der Trollfrauen westnordischer Prägung auf. Die kleinen Trolle kommen ebenfalls in Filmen vor, jedoch deutlich seltener: Der amerikanische Horror-Fantasy-Comedy-Film Troll aus dem Jahre 1986,296 in dem – deutlich vor J. K. Rowlings erstem Harry Potter-­ Roman – schon ein Charakter namens Harry Potter als Möchtegern-Zauberlehrling auftritt, hat einen extrem weiten Trollbegriff, der kaum mit den gängigen mittelalterlichen oder folkloristischen Konzepten in Einklang zu bringen ist. Trolle sind hier eigentlich alle jenseitigen Wesen der sogenannten niederen Mythologie, auch Elfen und Fairies fallen darunter, und wenn es sich um Trolle im engeren Sinn handelt, dann sind dies eher kleine Kreaturen. Dass der Troll Torok in alle möglichen Hüllen und Formen schlüpfen kann, stellt ihn dann doch wieder in die mittelalterliche Tradition. Im Jahr 1990 erschien zu diesem Film das Sequel Troll 2. Wenigstens ansatzweise finden sich norwegische Folkloreelemente in dem amerikanischen Zeichentrickfilm The Little Troll Prince aus dem Jahre 1986 für das Fernsehen.297 Diese Weihnachtsgeschichte für Kinder weist deutlich lutherisch-christliche Moralkonzepte auf, die Trolle sind wie die Nisser und andere Wesen klein und wichtelartig, aber teilweise zweiköpfig und – mit Ausnahme des Protagonisten, der in einem christlichen menschlichen Haushalt zu Gott findet – prinzipiell achristlich und böse. Nachdem die Trolle schon in dem Animationsfilm für Kleinkinder Toy Story 3 (Pixar Animation Studios, 2010) eine Nebenrolle bekommen hatten, spielen sie in dem Dreamworks-Film Trolls aus dem Jahr 2016 die Hauptrolle. Ebenfalls Abb. 70: Still aus dem Film Thale,

als Kleinkinderfilm konzipiert, basiert dieser Animationsfilm

»Thale – Ein dunkles Geheimnis«, 2012.

nun aber direkt auf den dänischen kleinen Gjøltrollen aus Kau-

Die bösen Trolle sind zurück: Filmisches Trollleben am Beginn des 21. Jahrhunderts

Abb. 71: Still aus der Fernsehserie Merlin, 2008 –  2 012: Sarah Parish als Lady Catrina in Trollgestalt.

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Die bösen Trolle sind zurück: Filmisches Trollleben am Beginn des 21. Jahrhunderts

tschuk mit den neonfarbenen bunten Haaren (zu diesen Gjøltrollen oder Damtrollen vergleiche Kap. 08); der Erfinder Thomas Dam wird im Film Trolls jedenfalls ausdrücklich im Abspann erwähnt. In diesem Animations-Musical sind die knallbunten Trollprotagonisten wie die Gjøltrolle sehr klein und leben (vorerst) in einem Baum, bevor sie aus Furcht vor den sie fressenden Bergens in den Untergrund flüchten. Ausgerechnet diese Bergens, die um ein Vielfaches größer sind als die winzigen Trolle – eine genaue Größenbestimmung ist nicht möglich, da menschliche Protagonisten in diesem Film nicht vorkommen – entsprechen einem traditionellen Trollbild: Größe, Hässlichkeit, vorstehende Zähne beziehungsweise Hauer und schlechte Manieren würden sie zu idealen Vertretern von Trollfiguren in mittelalterlicher und volkskundlicher Tradition machen. Allerdings ist die Bezeichnung »Troll« hier eben schon an die Knautschfiguren vergeben, die im Film nichts anderes als Singen, Tanzen und Kuscheln im Sinn haben. Der Film ist deswegen beachtenswert, weil hier eine völlige Verkehrung des Trollbegriffs vorgenommen wird, was aber ganz im Einklang mit den Kinderbüchern am Beginn des 21. Jahrhundert steht, und natürlich auch mit deren Vorgängern seit den Mumintrollen von 1945. Auch die Gjøltrolle werden schon seit 1959 produziert. Im Prinzip ist der Film Trolls nichts anderes als der konsequente Abschluss einer Entwicklung, die sich seit den ersten kleinen als Trolle bezeichneten Wichteln in einzelnen Illustrationen am Anfang des 20. Jahrhunderts unentwegt verstärkt hat und zu einer absoluten Verharmlosung der Trolle im Denken des breiten Publikums geführt hat. So sind denn die Trolle des TrollsFilms erstmals die Opfer von Aggression durch andere menschen- (oder hier eben: troll-) fressende Wesen. Diese Trolle fressen niemanden mehr auf, sie werden selbst aufgefressen. Die Kinderbuchtrolle sind nun also auch im Kino angekommen. In den Filmen für Erwachsene dominiert zwar ein traditionelleres Trollbild, dabei dürften aber – wie in Thor 2 – eher die Trolle der Fantasyromane und Rollenspiele als diejenigen der Sagaliteratur Pate gestanden haben.

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TROLLE IN DER NATUR

Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Trolle in Skandinavien über ein Jahrtausend zum festen Bestandteil des Volksglaubens gehören, ist es vielleicht nicht überraschend, dass nicht nur einzelne Felsformationen als versteinerte Trolle bezeichnet werden (siehe Kap. 05 und 10), sondern dass Trolle in der Natur noch viel häufiger auftauchen, indem sie Namensgeber für bizarre oder anthropomorph wirkende Landschaftsformen sind. Über die bizarren Felsformationen um Gotland herum wurde schon im Zusammenhang mit Selma Lagerlöfs »Nils Holgersson« gesprochen, und diese Felsformationen bei Lilla Karlsö und besonders auf Farö, die man dort als Raukar (Sg. Rauk) bezeichnet, regen tatsächlich die Phantasie an, da sie in Größe und Form an versteinerte Trolle erinnern. Es handelt sich dabei um bis zu zehn Meter hohe Kalksteinsäulen, bestehend aus den ausgewaschenen Resten von Kalkriffen aus einem Urmeer der Silurzeit. Die zahlreichen verschiedenen Formen tragen zum Teil eigene Namen, und eine der mächtigsten dieser Kalksäulen, der Hoburgsgubben an der Südspitze Gotlands, wird in einer lokalen Sage als ein versteinerter Troll erklärt, der noch dazu durch seine ausgeprägte Nase recht anthropomorphe Züge aufweist. Ähnliche Felsnadeln auf den Färöern und auf Island wurden ebenfalls schon kurz erwähnt, etwa die beiden der Nordspitze der färingischen Hauptinsel Streymoy bei Tjørnuvik vorgelagerten beiden Felsen, die Risin und Kellingin, »Riese« und »Alte Frau«, genannt werden (vgl. Abb. 17). Auch hier verbindet eine Lokalsage298 die beiden mächtigen Basaltklippen mit Trollen: Isländische Trolle wollten sich in grauer Vorzeit auch die Färöer-Inseln aneignen, aber beim Versuch, die Inseln mit einem Seil nach Island zu schleppen, versteinerten sie im Licht der aufgehenden Sonne. Die massivere der beiden Klippen ist die äußere, Risin, mit 81 Metern Höhe, während die innere, Kellingin, 68 Meter hoch ist. Ebenfalls auf den Färöern, an der Südseite der Insel Vágar, wird eine spektakuläre Felsnadel als Trøllkonufingur, »Trollfrauenfinger«, bezeichnet, die aber nach dem Besuch des dänischen Kronprinzen Friedrich 1844 in Kongespiret, »Königsszepter«, umbenannt wurde. Mit einem Trollpaar werden die (ehemals) zwei Basaltsäulen östlich und westlich der kleinen Insel Drangey im Skagafjord im Norden Islands in Verbindung gebracht. Die ätiologische Sage erklärt die flache Insel zwischen den beiden Steinnadeln als (Troll-)Kuh, die von einem Troll (einem natttröll) und seiner Frau, Kerling, durch den Skagafjord getrieben wor-

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Trolle in der Natur

den sein soll, wobei alle drei versteinerten. Die nördliche Felsnadel, der Trollmann, Karlinn, stürzte jedoch schon 1755 bei einem Erdbeben ins Meer299 und ist heute restlos verschwunden, während die südwestliche noch zu sehen ist (vgl. Abb. 10). Verwandte ätiologische Sagen finden sich auch andernorts in Island.300 Dazu gehört auch eine 25 Meter hohe Felsnadel im zentralen Hochland Islands, die als Kerling, »Trollfrau«, bezeichnet wurde und dem Gebiet Kerlingarfjöll, »Trollfrau-Berge«, ihren Namen gegeben hat. Es handelt sich dabei um ein Hochtemperaturgebiet mit intensiver geothermaler Aktivität im Bergmassiv zwischen den Gletschern Hofsjökull und Langjökull. In einem derartigen Tal mit warmen Quellen inmitten der menschenfeindlichen Gletscherlandschaft stellte man sich wohl das selbstgewählte Exil Grettirs vor, der dort den Winter mit den Trolltöchtern verbrachte (vgl. Kap. 02). Island hat aber noch mehr Naturerscheinungen zu bieten, die aufgrund ihrer Größe oder ihrer bizarren Formen mit Trollen in Verbindung gebracht werden. Wegen seiner imposanten Größe hat der mit 1.468 Metern größte Schildvulkan Islands den Namen Trölladyngja, »Trollvulkan«, bekommen – er liegt im Norden des Vatnajökull, der sechshundert Meter hoch aus der umgebenden Ódáðahraun ragt und Abb. 72: Hoburgsgubben auf Gotland, Foto 2007.

einen Durchmesser von zehn Kilometern hat. Der

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Trolle in der Natur

Tröllkonuhlaup oder Tröllkonufoss, »Trollfrauensprung« oder »Trollfrauenwasserfall«, ist dagegen ein relativ niedriger Wasserfall des Flusses Þjórsá östlich des Búrfell in Südisland; möglichweise ist hier die große Breite des Flusses für den Namen verantwortlich. Dass Wasserfälle Trollnamen in der Landschaft provozieren, findet sich auch in Schweden, wo sogar die Großstadt Trollhättan in Västergötland von den in der Nähe befindlichen (ehemaligen) Wasserfällen des Götaälv, den Trollhättefallen, »Trollhättan-Fälle«, ihren Namen hat. Auch in Nordschweden findet sich ein Trollwasserfall im Fluss Pitälven, der Trollfoss (eigentlich eher Stromschnellen als ein Wasserfall, im Bereich des Orts Arvidsjaur), in dessen Bereich auch ein Trolleholm, »Trollinselchen«, im Flusslauf liegt. In Norwegen ist der Name Trollfoss ebenfalls verbreitet, Wasserfälle dieses Namens finden sich in verschiedenen Landesteilen: In Lardal in Vestfold der enge und zwischen hohen Klippen zwölf Meter herunterstürzende Trollfoss des Dalelva, in Ringerike der breite und stufenförmig abfallende Trollfoss des Ådalselva oder in Südnorwegen der Trollfossen der Kvina in der Kommune von Flekkedal. Dass nicht nur Wasserfälle, sondern auch ein Abb. 73: Trollvatn, »Trollsee«, auf der Insel

See seinen Namen von den Trollen haben kann,

Andøya auf Vesterålen, Foto 2017.

zeigt der Trollvatn, »Trollsee«, auf der Insel Andøya

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Trolle in der Natur

auf der nordnorwegischen Inselgruppe (vgl. Abb. 73) Vesterålen, der zu seinem Namen aber wohl durch die darüberliegenden beeindruckenden Felsklippen gekommen sein dürfte. Eine Lokalsage dagegen verbindet eine Felsformation auf der selben Insel mit einer Trollfrau, welche mit einem riesigen Sack voll Gold unterwegs war, als sie durch das Sonnenlicht überrascht und versteinert wurde (in Abbildung 74 rechts oben hält sie sich überrascht den Bauch, während der Felsen hinter ihr für den Goldsack gehalten wird). In Island wird eine ganze Reihe von Bergformationen als Tröllakirkja, »Trollkirche«, bezeichnet, in erster Linie wegen ihrer eigentümlichen Formen, die Sagen sind eher sekundär. Dazu gehören wenigstens vier Bergformationen, von denen diejenige im Snjófjöll südlich des Hrutafjords schon in Kapitel 05 erwähnt wurde, weil von dort eine auf der Holtavörðuheiði wohnende Trollfrau Felsen auf eine Kirche am Hrúta­ fjörður werfen wollte. Eine weitere Tröllakirkja findet sich gut hundert Kilometer nordnordöstlich davon im Laxárdalsfjöll, zwischen den Gemeinden Blönduós am Húnaflói und Sauðárkrókur am Skaga­ fjord gelegen. Ebenfalls gut hundert Kilometer von Hrútafjörður, aber in genau entgegengesetzter Richtung findet sich eine Tröllakirkja im Kolbeinsstaðafjall am südlichen Beginn der sagenumwobenen, trollreichen Halbinsel Snæfellsness in Westisland. Wenig weiter östlich davon liegt nördlich des Hafradalur und östlich des Hítarvatn Abb. 74: Trollasten, »Trollstein«, auf der

eine weitere derartige Trollkirche, passenderweise am Hítar-

Insel Andøya auf Vesterålen, Foto 2017.

dal, das seinen Namen nach der dort lebenden Trollfrau Hit

Trolle in der Natur

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(siehe Barðar saga Snæfellsáss, Kap.  13 und Kap.  2)301 bekommen hat. Diese Trollkirchen sind zum einen weithin sichtbare, hochaufragende Berge, zum anderen (wie die erstgenannte) bizarre Steinformationen rund um einen Ort, den man sich als Versammlungsort der Trolle vorstellen konnte; danach sind dann die diversen ätiologischen Sagen entstanden wie die von der Trollfrau, die mit Felsen wirft, weil sie sich durch den Bau der Kirche in Hrutafjörður provoziert fühlte. Ebenfalls auf Snæfellsness, am Westende der Halbinsel bei der Bucht Dritvik gibt es noch einen unterspülten Felsen, der als Trollkirche bezeichnet wird. Trollkirchen gibt es aber nicht nur in Island; eine spektakuläre Naturformation mit dem norwegischen Namen Trollkirka oder Trollkyrkja liegt im Gemeindegebiet von Fræna in Møre og Romsdal im Tverrfjell auf 484 Metern Höhe. Dabei handelt es sich im Gegensatz zu den isländischen Trollkirchen um ein Höhlensystem, in welches von oben sowohl Licht als auch ein vierzehn Meter hoher Wasserfall einfällt und dadurch ein wenig an eine lichtdurchflutete, im Berginneren liegende Kathedrale erinnert. Ein Berg mit dem Namen Trollkirka findet sich auch im Reinheimen Nationalpark in Oppland und Møre og Romsdal in Norwegen, der auch die bekannte, als Trollveggen, »Trollwand«, bezeichnete Gebirgskette im Tal der Rauma in Zentralnorwegen umfasst, über welche die als Trollstigen, »Trollsteig«, bezeichnete, 1936 eröffnete Passstraße mit zehn Prozent Steigung und elf Haarnadelkurven führt. Auch in Schweden findet sich eine Trollkirche, die Trollkyrka im Wald des Nationalparks Tiveden in Västra Götaland

Abb. 75: Trollkirka, »Trollkirche«, in Møre og Romsdal, Norwegen, Foto o. J.

210

Abb. 76: Trollveggen, »Trollwand«, in Møre og Romsdal, Norwegen, Foto 2008. Abb. 77: Trollstigen, »Trollsteig«, in Møre og Romsdal, Norwegen, Foto 2013.

Trolle in der Natur

211

Trolle in der Natur

nordwestlich des Vättern Sees. Diese Kirche besteht aus bizarren und wilden Felsformationen, auf denen angeblich in heidnischer Zeit Opferrituale abgehalten worden sein sollen, auf die sich noch heute lokale, aber durchwegs moderne Sagen beziehen. Wissenschaftliche Erkenntnisse zu einem ehemaligen Opferplatz finden sich jedenfalls nicht, auch wenn moderne Neuheiden sich auf eine »jahrhundertelange Tradition« berufen, die aber nicht belegbar ist. Eine weitere schwedische Trollkyrka findet sich im Wald nördlich von Norrhassel in Medelpad in Mittelschweden. Eher ein »Zauberwald« als ein »Trollwald« ist der Trollskogen an der Nordwestecke der Insel Öland in Schweden, wo nicht nur die alten Kiefern und Eichen aufgrund der Wind- und Wetterverhältnisse teils bizarre Formen aufweisen, sondern auch über ein Dutzend alte Grabhügel und Steinkreise zu finden sind – genug also, um die Phantasie anzuregen. Neben den diversen Trollkirchen von Island über Norwegen und Schweden und den verschiedenen Felsnadeln der atlantischen Inseln gehört auch die häufig fotografierte Trolltunga, »Trollzunge«, bei Odda in Hordaland in Norwegen, welche in der Höhe von 700 Metern über Meeresniveau zehn Meter waagerecht über den See Ringedalsvatnet hinausragt. Darüber hinaus tragen noch eine ganze Reihe von Bergen in Norwegen einen Trollnamen. Der schon erwähnte Trollveggen gehört zu einem westnorwegischen Gebirgsmassiv, das Store Trolltinden, »Große

Abb. 78: Trolltunga, »Trollzunge«,

Trollzinne«, heißt und sich bis auf fast 1.800 Meter erhebt; Troll-

in Hordaland, Norwegen, Foto 2017.

212

Trolle in der Natur

tinden, »Trollzinne«, heißen jedoch auch eine ganze Reihe anderer Berge in Norwegen. Sie bezeichnen üblicherweise besonders steile und unzugängliche Felsspitzen, wie der 2.018 Meter hohe Trolltinden in Oppland (früher Sagtinden), der Trolltinden in Vestnes (1.170 Meter, auch Brustinden), der nur 426 Meter hohe Trolltinden auf der Insel Andøya im Nordland, der nördlichsten Insel der Inselgruppe der Vesterålen, und schließlich ein ebensolcher Trolltinden im norwegischen Teil der Antarktis, dem Dronning Maud Land. Dazu treten auch noch der Trollfjellen, »Trollberg«, in Nord-Trøndelag in Mittelnorwegen, der seinen Namen von den zum Teil recht anthropomorph wirkenden Felsformationen trägt, und wo man nun aufgrund der einzigartigen geologischen Formationen einen sogenannten Geopark gegründet hat, ganz ohne Bezug zu Trollen – außer zu den kleinen Pseudo­trollen der norwegischen Tourismusindustrie. Auch die Gebirgslandschaft in Mittelnorwegen (Møre og Romsdal und Sør-Trøndelag) trägt aufgrund ihrer recht variantenreichen Landschaft, zu der auch der Store Trolla, »Große Troll«, mit Abb. 79: Trollporten, »Trollpforte«, in Møre

1.850 Meter Höhe gehört, heute den Namen Trollheimen; aller-

og Romsdal, Norwegen, Foto 2016.

dings erhielt sie diesen Namen erst in den 1880er-Jahren aus

213

Trolle in der Natur

touristischen Gründen – vorher hatten die Berge dieser Gegend keine Sammelbezeichnung. In dieser Berglandschaft liegt auch die spektakuläre Felsformation Troll­porten, »Trollpforte«, auf dem Weg zum 1.790 Meter hohen Skarfjell. Diese riesige Steinpforte kann man sich wirklich als Tür der Trolle vorstellen, was beim weltberühmten Troll­ fjord auf den Lofoten schon ein wenig schwerer fällt. Dieser extrem schmale, am Eingang nur hundert Meter breite Fjord wird von bis zu 1.100 Meter hohen senkrechten Felswänden gesäumt und trägt diesen Namen wohl wegen seiner von der Enge und der hohen Felswände hervorgerufenen Bedrohlichkeit. Bei den Trollnamen der norwegischen Gebirge soll auch nicht das als Dovrefjell bezeichnete riesige Gebirgsmassiv in Zentralnorwegen vergessen werden, das schon in Kapitel 02 erwähnt wurde und seinen Namen angeblich nach dem eponymen Riesen- oder Trollkönig Dofri trägt. Dieser König wird schon mehrfach in den mittelalterlichen Sagatexten erwähnt und tritt dort sogar als Ziehvater norwegischer Könige auf. Hier haben wir es also mit einem der in ganz Europa vorkommenden Vaterberge zu tun, von denen sich wenigstens regional die Bevölkerungen oder ihre Herrscher herleiten. Das Dovregebirge302 wurde nicht nur im Mittelalter wegen seiner Größe und Unzugänglichkeit als Sitz der Trolle und Riesen angesehen, es wurde auch aus den Naturformationen der Bergwelt wie andernorts die Verbindung zu den Trollen hergestellt. Das zeigt ausdrücklich die schon oben in Kapitel 03 behandelte monumentale Beschreibung Skandinaviens des Erzbischofs von Uppsala Olaus Magnus von 1555, die Historia de gentibus septentrionalibus. Dort werden im zweiten Buch über die Wunder der Natur in Skandinavien auch das Dovregebirge und die dort zu findenden steinernen »Figuren« behandelt, wobei der gelehrte Verfasser im Lateinischen die Steinsäulen des Dovrefjell sowohl als gigantes, »Riesen«, als auch als Dämonen bezeichnet: Es mangelt nicht an denen, die glauben, dass diese steinernen Statuen vormals Riesen gewesen seien, die wegen der Verwirrung der Christgläubigen, und durch die Verwünschungen des göttlichen Königs und Märtyrers Olaf des Heiligen und Schutzpatrons auf diese Weise in Statuen verwandelt wurden,

Abb. 80: Versteinerte Trolle aus Olaus Magnus: Historia de Gentibus Septentrionalibus, 75, als Illustration zum Kapitel über den Dofrefjell (Lib. II, Kap. XV).

214

Trolle in der Natur

sodass sie auf immer zur Hilfe der Reisenden in diesen schneebedeckte Bergen dienen ­s ollten. Ja, auch die Sage, und es erscheint glaubwürdig, hält diese Statuen für einstige Dämonen […]. 303

Der Glaube an die Naturformationen als versteinerte Riesen und Trolle geht also auf jeden Fall schon in die Frühe Neuzeit zurück und ist wohl noch älter, auch wenn uns ausdrückliche mittelalterliche Belege dafür fehlen. Dasselbe gilt wohl für die vielen in Skandinavien zu findenden, als Trollsteine bezeichnete kleinere und größere Findlinge und Felsformationen. Diese sind so zahlreich, dass auf sie hier nur beispielhaft verwiesen werden kann. Gemeint sind nicht die im Dänischen mitunter so bezeichneten wikingerzeitlichen Maskensteine – also Steine, die neben Runeninschriften und/oder anderen Bildern auch Masken abbilden (vgl. Abb. 2) –, sondern die vielen natürlich vorkommenden eigentümlichen Felsformationen, Berggipfel oder auch Wackelsteine, wie ein auf drei kleinen Steinen balancierender Findling in Sommen in Jönköpings län in Schweden. Die meisten von ihnen gehen auf den Rückzug der Gletscher nach der letzten Eiszeit vor 12.000 Jahren und/ oder auf Erosion unterschiedlicher Gesteinsarten zurück, den Menschen älterer Zeiten gaben sie aber Rätsel über ihre Entstehung auf. Diese Felsformationen sind so häufig, dass sie auch lokalen Ortsnamen oder Adressen ihren Namen geben und wegen ihrer Häufigkeit hier nicht ausführlich behandelt werden können; der Ort Trolle Ljungby in Schonen soll als Beispiel reichen, auch dort findet sich ein angeblich von Trollen geworfener Stein als Namensgeber. Abb. 81: Trollasten, »Trollstein«, in Schonen, Schweden, Foto o. J.

Auch vorgeschichtliche Steindenkmäler wurden im Volksmund als Trollsteine bezeichnet: So

Abb. 82: Steintroll Bardr auf Snæfellsnes, Island,

ist der Dolmen (also ein megalithzeitliches Groß-

Foto 1987.

steingrab) bei Hagestad in Schonen in Südschwe-

215

Trolle in der Natur

den als Trollasten, »Trollstein«, bekannt. Obwohl das Grab etwa 4.000 – 5.000 Jahre alt ist, stammt der Name sicher erst aus der Neuzeit. Zuletzt sei noch einiger künstlicher, aufgrund ihrer Größe beinahe als Naturformationen aufzufassende Trolle in Skandinavien gedacht. Der älteste davon ist der Steintroll von über fünf Metern Höhe, der aus natürlichen Steinplatten errichtet wurde und Bardr Snæfellsass darstellt. Er steht in Arnarstapi am Beginn der Straße um Snæfellsness, welches schon mehrfach als die trollreichste Landschaft Islands erwähnt wurde – eine würdige Begrüßung der Reisenden auf dieser Halbinsel. Der imposante Steintroll wurde 1985 vom isländischen Bildhauer Ragnar Kjartansson zur Erinnerung an Trausti Sigurðsson errichtet, einen jungen Einheimischen, der in den 1920er-Jahren bei der Überquerung des Snæfellsjökull umkam; Bardr soll seither darüber wachen, dass anderen Wanderern nicht dasselbe zustößt. Eher kommerziellen Ursprungs sind drei Trolle in norwegischen Vergnügungsparks und Touristenzentren. Der erste ist der »nur« 6,7 Meter große Kolmentrollen, der auf die Skiflugschanze am Holmenkollen bei Oslo blickt und vom norwegischen Bildhauer Nils Aas 2002 aus Beton errichtet wurde. Weiter nördlich steht der vierzehn Meter hohe Troll am Eingang zum 1984 gegründeten Hunderfossen Familjepark bei Lillehammer in Ostnorwegen, welcher sich der Welt der norwegischen Märchen widmet; den Troll hat wie viele der Attraktionen in diesem Freizeitpark der norwegische Filmregisseur Ivo Caprino entworfen. Der größte dieser Trolle ist aber der Senjatroll auf der Insel Senja, südlich von Tromsø, der fast 18 Meter hoch ist, 125 Tonnen wiegt und seit 1997 den Rekord für den weltgrößten Troll im Guinness Buch der Rekorde hält; er ist die Hauptattraktion des auf Trolle spezialisierten Freizeitparks auf Senja, und hat seit 2007 auch eine Trollfrau an seiner Seite. Abschließend seien noch zwei kuriose Fälle der Trollrezeption des 20. Jahrhunderts angeführt. Beide gehören zu Norwegen, und dennoch vertragen sich beide kaum mit dem traditionellen

Abb. 83: Ivo Caprino: Hunderfossentrollet, Hunderfossen

Bild der norwegischen Trolle.

Familypark in Lillehammer, Norwegen, Foto o. J.

216

Trolle in der Natur

In den Jahren 1989 bis 1990 wurde eine norwegische Forschungsstation in der Antarktis in Dronning Maud Land auf dem 1.275 Meter hohen Jutulsessen errichtet und trotz der prekären und extremen Lage 2005 zu einer ganzjährig besetzten Station ausgebaut. Ihr hat man ausgerechnet den Namen Troll gegeben. Das zweite Beispiel betrifft das im Jahre 1996 in der Nordsee westlich von Stavanger erschlossene neue Öl- und Gasfeld, das den Namen Troll erhielt und das größte Erdgasfeld der Nordsee darstellt. Die Bohrinsel dafür, die über einer Meerestiefe von 345 Metern schwimmt, ist mit einer Höhe von 472 Metern und einem Gewicht von 656.000 Tonnen die größte jemals errichtete derartige Konstruktion. In beiden Fällen scheint die Namensgebung riskant, wenn man bedenkt, dass in den mittelalterlichen Texten Trolle eine lebensgefährliche Bedrohung für die Menschen darstellen und auch die Trolle der norwegischen Volksmärchen unverlässliche und bedrohliche Wesen verkörpern. Die Namensgebung erscheint hier also unbedacht, unglücklich und wenig Glück versprechend. Es ist nur zu hoffen, dass sich diese Trolle entgegen ihrer üblichen Natur als friedlich erweisen!

Abb. 84: Norwegische Forschungsstation Troll in der Antarktis, Foto 2010. Abb. 85: Bohrplattform Troll westlich von Stavanger, Norwegen, Foto 2008.

12

217

DIE GANZ BÖSEN TROLLE DER GEGENWART: INTERNET- UND PATENTTROLLE

Das Wort »Troll« ruft wohl bei den meisten Internetusern − und wer ist das nicht? − heutzutage ganz andere Assoziationen hervor als irgendeins von den Konzepten, die in den bisherigen Kapiteln vorgestellt wurden. Nicht nur ist im Internet ein Troll etwas wirklich Unangenehmes − und insofern schließt sich der Kreis zu den mittelalterlichen Vorstellungen −, sondern inzwischen hat sich erstmals in der Geschichte der Trolle auch ein Verb dazu entwickelt, nämlich trollen, das erst Anfang der 1990er-Jahre aufgekommen ist. Die Bedeutung des Verbs ist weit entfernt von dem in Kapitel 03 erwähnten deutschen, inzwischen leicht antiquierten sich trollen, also »sich davonmachen«, sondern es bedeutet, sich im Internet wie ein Troll zu verhalten, nämlich wie ein Internet-Troll. Im Netzjargon nennt man jemanden einen Troll, der sich auf unkonstruktive, intensive und oft auch beleidigende Art in die Kommunikation im Netz einbringt, meist mit dem alleinigen Ziel, andere Gesprächspartner zu provozieren. Einem Troll geht es üblicherweise nicht um Sachaussagen, sondern um die gezielte Störung der Kommunikation anderer. Bevorzugter Raum für Trollbeiträge sind Diskussionsforen, Blogs und Chatrooms. Trolle versuchen häufig, sich dem Ausschluss aus solchen Foren dadurch zu entziehen, dass sie von allzu direkten Beleidigungen absehen und diese eher unterschwellig anbringen, um durch Provokationen spontane und heftige Reaktionen anderer Gesprächsteilnehmer hervorzurufen, auf die sie selbst dann wieder reagieren können. Die weitverbreitete Erklärung304 zum Ursprung des Begriffs verweist auf die im Amerikanischen gebräuchliche Phrase trolling with bait,305 »Leinenfischen mit Köder« (im Gegensatz zu trawling, »Schleppnetzfischen«). Diese Erklärung ist jedoch höchstwahrscheinlich falsch, und beruht wohl nur darauf, dass der Fischereibegriff im Amerikanischen bekannter ist als die skandinavischen Trolle. Der Ursprung dürfte vielmehr tatsächlich auf die nordischen

Abb. 86: Internetkarikatur zum Thema Internettroll, 2017.

218

Die ganz bösen Trolle der Gegenwart: Internet- und Patenttrolle

Trolle zurückgehen, die ja durch ihr brutales und menschenfeindliches Verhalten einen ausreichenden Hintergrund für das Verhalten der Internettrolle abgeben. Das Verhalten der Internettrolle ist dadurch gekennzeichnet, dass sie die Kommunikation anderer nicht nur wiederholt oder sogar regelmäßig absichtlich stören, sondern auch intentional versuchen, Konflikte zwischen anderen Gesprächsteilnehmern zu entfachen und damit die Grundsätze sinnvoller und zivilisierter Kommunikation im Netz verletzen. Die Gründe für das Trollen werden in einer Reihe von Persönlichkeitsstörungen der Betroffenen gesehen, die bis hin zu ausgesprochen psychopathologischen Mustern reichen. Trolle sind heute − wie damals − schwer zu bekämpfen, aber neben dem Ausschluss der Trolle aus Foren dürfte auch das Ignorieren von Trollbeiträgen und die Warnung vor beziehungsweise der Hinweis auf diese hilfreich sein, was durch verschiedene Symbole mit der Botschaft Don’t feed the Trolls verbalisiert und visualisiert wird. Im Übrigen geben die vielen Darstellungen zum Thema Internettroll beziehungsweise zur Warnung vor Internettrollen einen guten ikonographischen Querschnitt der Vorstellungen, die man sich heute gängigerweise von einem Troll macht, und wenig überraschend sind diese Vorstellungen von Fantasyliteratur und Computerspielen geprägt. In abgeschwächter Form wird das Verb trollen inzwischen auch etwas missbräuchlich für alle möglichen Arten von verärgerten Beiträgen in der Netzkommunikation verwendet, ohne dass dabei das oben genannte Profil von Trollen gemeint ist. Zu etwas trollen kann also auch bedeuten, einige Aussagen des Ärgers oder der Empörung zu einem Thema abzusetzen. Neben diesem privaten und organisierten Trollen hat sich die Praxis auch auf das Verhalten von großen Organisationen oder bestimmten Regierungsstellen ausgedehnt, welche ganz gezielt Informationen oder eher noch Desinformationen im Internet zur Förderung eigener (nationaler) Interessen verbreiten, was für Nordkorea, die USA , Russland und Israel belegt ist und als professionelles Trollen (engl. professional trolling), Abb. 87: Straßenschild der

demnach organisiertes Trollen bezeichnet wird.306 Da hier kein Troll

Syracuse University in New York,

mehr persönlich erkennbar wird, hat sich hier das Verb trollen bereits

Foto 2016.

vom Konzept des Trolls gelöst und völlig verselbständigt.

Abb. 88: Internetkarikatur zum Thema Internettroll, 2017.

Noch böser werden die Trolle als sogenannte Patenttrolle,307 wobei hier die Grenzen zwischen persönlich greifbaren und den ins-

Die ganz bösen Trolle der Gegenwart: Internet- und Patenttrolle

219

titutionalisierten professionellen Trollen verschwimmen. Es handelt sich dabei um Personen oder Unternehmen, die die erfinderischen Tätigkeiten anderer Personen in ungerechtfertigter Weise nutzen, um daraus Einnahmen zu erzielen, ohne selbst in irgendeiner Art an der Entwicklung der Erfindung beteiligt gewesen zu sein. Derartige Firmen, die üblicherweise nur aus Anwälten bestehen, spezialisieren sich auf die Durchsetzung von Patenten, ohne selbst Produkte am Markt zu verkaufen, indem sie mit unüblichen, aber gerade noch legalen Mitteln versuchen, die Lizenzgebühren dafür zu erwerben. Neben zahlreichen Spielarten dieser auch als Patentpiraterie bezeichneten Methode der legalen Ausbeutung werden dabei vor allem neue Produkte kleinerer Firmen ausspioniert und analysiert, dann vom Patenttroll als Patent angemeldet und der ursprüngliche Erfinder damit konfrontiert. Diesem bleibt dann als Ausweg nur ein mitunter ruinös langer Rechtsstreit oder die Zahlung von Lizenzgebühren an den Troll. Zusätzlich verschärft wird dieses Problem dadurch, dass der Erfinder in jedem betroffenen Land einzeln klagen müsste. Der Aufwand des ursprünglichen Erfinders oder Entwicklers kann dadurch im Vergleich mit dem geringen finanziellen Risiko des Patenttrolls so hoch werden, dass die Zahlung von Lizenzgebühren die günstigere Variante ist. Der Begriff Patenttroll ist zwar offenbar schon 1993 aufgekommen, zum massiven Problem haben sich diese Praktiken aber erst am Beginn des 21. Jahrhunderts entwickelt.308 Auf die zahlreichen Varianten dieser zwar legalen, aber moralisch höchst bedenklichen Methoden, die häufig auch zum Ausbau eigener Monopolstellungen verwendet werden, kann hier nicht eingegangen werden. Die Verwendung des Begriffs Troll für die Protagonisten dieser Methoden zeigt jedoch, dass das Konzept der skandinavischen Trolle des Mittelalters immer noch aktiv ist: Das personifizierte Böse und für den Menschen bewusst Schädliche, mitunter gemildert durch persönliche Inkompetenz, ist immer noch eine Konstante dieser Gestalt, die inzwischen keineswegs mehr auf Skandinavien beschränkt ist, sondern international zu einem stehenden Begriff geworden ist. Trotz der intensiven Bestrebungen von Kinderbuchautoren des 20. und 21. Jahrhunderts, Trolle zu verharmlosen und zu verniedlichen, haben diese es also geschafft, sich über mehr als 1.000 Jahre, nämlich von ihrem ersten belegten Vorkommen in den wikingerzeitlichen Skaldengedichten bis in die heutige Zeit, in den verschiedensten Erscheinungsformen und Disziplinen als gefährliche Wesen durch die Geschichte zu trollen.

221

ANMERKUNGEN

1  Þjóðólfr ór Hvini: Haustlöng und

7  Einar Ólafur Sveinsson (Hg.):

15  Vgl. Klaus von See/Beatrice La

Ynglingatal. In: Finnur Jónsson: Den

Brennu-Njáls saga, Reykjavík 1954

Farge/Eve Picard/Ilona Priebe/Katja

Norsk-Islandske Skjaldedigtningen,

(= Íslenzk fornrit 12), 92.

Schulz: Kommentar zu den Liedern

Bd. B1, Kopenhagen/Christiania

8  Gull-Þóris saga, Kap. 13: Thór­

der Edda, Bd. 4: Helgilieder, Heidel-

1912, 7 – 19, hier 18 und 7.

hallur Vilmundarson/Bjarni Vilhjálms-

berg 2007, 558 – 569, bes. 567; und

2  Magnus Olsen: Runic Inscrip-

son: Harðar saga, Reykjavík 1991

Rudolf Meissner: Die Kenningar der

tions in Great Britain and the Isle

(=Íslenzk fornrit 13), 203; allerdings

Skalden, Bonn/Leipzig 1921, 124 f.

of Man. In: Haakon Shetelig (Hg.):

hier und schon bei Kristian Kålund:

16  Haralds saga harðráða, Kap. 81,

Viking Antiquities in Great Britain and

Gull-Þóris saga, Kopenhagen 1898,

vgl. Aðalbjarnarson, Heimskringla III,

­Ireland 6, Oslo 1954, 166 – 169.

26, als Traustagata gelesen.

a. a. O., 177. Vgl. dazu von See u. a.,

3  Michael P. Barnes: Towards an

9  Örvar-Odds saga, Kap. 19, vgl. R.

a. a. O., 568.

Edition of the Scandinavian Runic

C. Boer (Hg.): Ǫrvar-Odds saga,

17  Gulaþingslög (um 1250 – 1300).

Inscriptions of the British Isles: Some

­Leiden 1888, 72 (längere Fassung).

In: R. Keyser/P. A. Munch: N ­ orges

Thoughts. In: Northern Studies 29

10  Egils saga Skallagrímssonar,

gamle Love, indtil 1387, Bd. 1,

(1992), 32 – 42.

Kap. 59, Sigurður Nordal (Hg.): Egils

­Christiania 1846, 1 – 118, hier 19.

4  Samsons saga fagra, Kap. 16. In:

saga Skallagrímssonar, Reykjavík

18  Borgarthingslög (um 1325 – 1350).

John Wilson (Hg.): Samsons saga

1933 (=Íslenzk fornrit 2), 178; Über-

In: Keyser/Munch, a. a. O., 337 – 372,

fagra, Kopenhagen 1953 (= Sam-

setzung nach Rudolf Simek/Rein-

hier 362.

fund til udgivelse af Gammel Nordisk

hard Hennig: Sagas aus Island. Von

19  Járnsiða (um 1271 – 1281). In:

Litteratur 65), 32; Übersetzung nach

Wikingern, Beserkern und Trollen,

Keyser/Munch, a.  a.  O., 259 – 300,

Rudolf Simek: Zwei Rittersagas,

Stuttgart 2011, 161.

hier 265.

Wien 1982, 111.

11  Gisla saga Súrssonar, Kap. 25. In:

20  Karl Zeumer (Hg.): Leges visi-

5  Hreiðars þáttr heimska. In:

Björn K. Þórólfsson/Guðni Jónsson

gothorum, Hannover 1902 (= MGH

Anthony Faulkes (Hg.): Two Ice­

(Hg.): Vestfirðinga sögur, Reykja-

LL VI,2,4), 259; zitiert bei: Ruth

landic Stories: Hreiðars þáttr. Orms

vík 1943 (= Íslenzk fornrit 6), 1 – 118;

Schmidt-Wiegand: Spuren paga-

þáttr, London 1978, 47 – 62, hier

Übersetzung nach Franz B. Seewald:

ner Religiosität in frühmittelalter-

60; vgl. auch Björn Sigfússon (Hg.):

Die Saga von Gisli Sursson, Stuttgart

lichen Rechtsquellen. In: Heinrich

­Ljósvetninga saga með þáttum,

1976, 79.

Beck (Hg.): Germanische Religions-

Reykjavík 1940 (= Íslenzk fornrit 10),

12  Hjálmþérs saga ok Ölvís, Kap. 13.

geschichte. Quellen und Quellen-

247 – 260, hier 259.

In: Valdimar Ásmundarson (Hg.):

probleme, Berlin 1992 (= RGA Erg.,

6  Bandamanna saga, Kap. 10. In:

Fornaldar sögur Norðrlanda, Bd. 3,

Bd. 5), 575 – 587, hier 580.

Guðni Jónsson (Hg.): Grettis saga

Reykjavík 1889, 345 – 398, hier 377.

21  Vgl. Einar Ólafur Sveinsson/­

Ásmundarsonar, Reykjavík 1936

13  Bjarni Aðalbjarnarson (Hg.):

Matthías Þórðarson (Hg.): Eyrbyggja

(= Íslenzk fornrit 7), 291 – 363, hier

Snorri Sturluson: Heimskringla III,

saga, Reykjavík 1935 (= Íslenzk

354; die kürzere Fassung der Saga

Reykjavík 1979 (= Íslenzk fornrit 28),

fornrit 4), 53, Fn. 4, und ausführ-

variiert nur leicht: »Daß du den

178.

lich bei: Ármann Jakobsson: Vad är

14  Finnur Jónsson (Hg.): Snorri Stur-

ett troll? Betydelsen av ett isländskt

luson: Edda, Kopenhagen 1900, 58.

medeltidsbegrepp. In: Saga och sed

­Trollen in die Hände fallen mögest.«

(2008), 101 – 117, hier 102 ff.

222

Anmerkungen

22  Skáldskaparmál, Kap. 46,

36  Aus der sogen. Heldenbuch-

45  Grettis saga Ásmundarsonar,

­Jónsson, Edda, a. a. O., 118.

prosa, nach dem Druckexemplar von

Kap. 32, a. a. O., 112; Simek/Hennig,

23  Skáldskaparmál, Kap. 51,

1479 in Paris, Bibliothèque natio-

a. a. O., 337.

­Jónsson, Edda, a. a. O., 126, Fn. 9.

nale, Rés. m. Yh. 8, Bl. 277r–277v.

46  Grettis saga Ásmundarsonar,

24  Jónsson, Edda, a. a. O., 42,

Abbildung bei: Walter Kofler (Hg.):

Kap. 35, a.  a.  O.,119 – 122; Simek/

84 f., 96.

Die Heldenbuch-Inkunabel von 1479:

Hennig, a.  a.  O., 344 – 346.

25  Ebd., 88.

alle Exemplare und Fragmente in

47  Damusta saga, Kap. 14. In: L.

26  Gustav Neckel/Hans Kuhn (Hg.):

350 Abbildungen, Göppingen 2003

F. Tan-Haverhorst (Hg.): Þjalar Jóns

Edda: Die Lieder des Codex Regius,

(= ­Litterae 121).

saga. Dámusta saga, Diss. Leiden

Heidelberg 61993, 9.

37  Barðar saga Snæfellsáss, Kap. 6,

1939; Übersetzung bei Jörg Glauser/

27  Gylfaginning, Kap. 11, Jónsson,

a. a. O., 101 – 172, hier 119; Über-

Gert Kreutzer: Isländische Märchen-

Edda, a. a. O., 17.

setzung aus Simek/Hennig, a. a. O.,

sagas, München 1998 (= Saga),

28  Bjarni Aðalbjarnarson (Hg.):

490 f., mit leichten Korrekturen.

313 – 344, bes. 334 – 339.

Snorri Sturluson: Heimskringla I,

38  Barðar saga Snæfellsáss, Kap. 5,

48  Þorsteins þáttr skelks. In: C. R.

Reykjavík 1941, 129.

a. a. O., 116, vgl. Simek/Hennig,

Unger/Guðbrandur Vigfusson (Hg.):

29  Zur Geographie von D ­ umbshaf

a. a. O., 488.

Flateyjarbók, Bd. 1, Christiania 1857,

und den rekonstruierten Karten der

39  Barðar saga Snæfellsáss, Kap. 9,

416 – 418, hier 417.

mittelalterlichen Vorstellung vom

a. a. O., 128; vgl. Simek/Hennig,

49  Ólafs saga Tryggvasona,

Norden vgl. Rudolf Simek: Elusive

a. a. O., 496.

Kap. 321. In: Unger/Vigfusson,

Elysia, or: Which Way to Glæsisvel-

40  Eyrbyggja saga, Kap. 34, 61,

a.  a.  O., 398 – 400.

lir? On the Geography of the North

63. In: Einar Ólafur Sveinsson (Hg.):

50  Ketils saga hængs, Kap. 5.

in Icelandic Legendary Fiction. In:

Eyrbyggja saga, Reykjavík 1935

In: Ásmundarson, Bd. 2, a. a. O.,

Ders./Jonas Kristjánsson/Hans

(= Íslenzk fornrit 4), 63, 165, 171,

137 – 160, hier 154.

Bekker-­Nielsen (Hg.): Sagnaskemm-

172.

51  Hilda E. Davidson/Peter F ­ isher

tun. Studies in Honour of Hermann

41  Samsons saga fagra, Kap. 8. In:

(Hg./Übers.): Saxo Grammaticus,

Pálsson, Wien 1986, 247 – 275.

John Wilson (Hg.): Samsons saga

The History of the Danes, Bd. 1,

30  Barðar saga Snæfellsáss, Kap. 1.

fagra, Kopenhagen 1953 (= Samfund

Cambridge 1980, 163.

In: Þórhallur Vilmundarson/Bjarni

til udgivelse af Gammel Nordisk Lit-

52  Carl af Petersens: Jómsvíkinga

Vilhjálmsson (Hg.): Harðar saga,

teratur 65), 14 f.; Übersetzung nach

saga efter Arnamagnæanska hand-

Reykjavík 1991 (= Íslenzk fornrit 13),

Simek, Zwei Rittersagas, a. a. O.,

skriften, No 291. 4to, Kopenhagen

101 – 172, hier 103; Übersetzung aus

92 f.

1882 (= Samfund til udgivelse af

Simek/Hennig, a. a. O., 479.

42  Grettis saga Ásmundarsonar,

gammel nordisk litteratur 7), 115 f.

31  R. I. Page (Hg.): Gibbons saga,

Kap. 65. In: Guðni Jónsson (Hg.):

53  Nora K. Chadwick: Þorgerðr

Kopenhagen 1960 (= Editiones

Grettis saga Ásmundarsonar, Reykja­

Hölgabrúðr and the Trolla Þing:

­Arnamagnæanæ B 2), 94.

vík 1936 (= Íslenzk fornrit 7), 212 f.;

A Note on Sources. In: Cyril Fox/

32  Simek/Hennig, a. a. O., 408.

Übersetzung nach Simek/Hennig,

Bruce Dickins: The Early Cultures of

33  Carl Bezold: Die Schatzhöhle; aus

a. a. O., 416 f.

North-West Europe (H. M. Chadwick

dem syrischen Texte dreier unedierten

43  Hjálmþers saga ok Ölvis, Kap. 12.

Memorial Studies), Cambridge 1950,

Handschriften, Leipzig 1883, 18.

In: Ásmundarson, Bd. 3, a. a. O.,

395 – 417.

34  Vgl. Rudolf Simek: Monster im

345 – 398, hier 370.

54  Vilhjálms saga sjóðs, bes.

Mittelalter, Köln/Wien 2015, 141 f.

44  Þorskfirðinga saga, Kap. 3. In:

Kap. 26 – 28. In: Agnethe Loth (Hg.):

35  Vgl. Rudolf Simek: Lexikon der

Vilmundarson/Vilhjálmsson, a. a. O.,

Late Medieval Icelandic Roman-

germanischen Mythologie, S ­ tuttgart

173 – 227, hier 183.

ces IV, Kopenhagen 1965 (= Editio-

3

2006, 235 – 237 und 497 f., s. v.

­Kosmogonie und Ymir.

nes Arnamagnæanæ B 23), 1 – 136, hier 61 – 70.

223

Anmerkungen

55  Vilhjálms saga sjóðs, Kap. 27,

67  Þórsteins þáttr bæjarmagns.

77  Lagerholm, a. a. O., 21; Über-

a. a. O., 66 – 68; die Liste der Trollna-

In: Guðni Jónsson (Hg.): Fornaldar

setzung nach Simek/Hennig, a. a. O.,

men wurde schon früher ediert und

sögur Norðurlanda, Bd. III, Reykjavík

535.

kommentiert durch Otto L. Jiriczek:

1944, 395 – 417, hier 406 f.

78  Gríms saga loðinkinna, Kap. 2.

Zur mittelisländ. Volkskunde. In:

68  Barðar saga Snæfellsáss,

In: Ásmundarson, Bd. 2, a. a. O.,

ZfdPh 26 (1894), 2 – 35, hier 7 f.

Kap. 15, a. a. O., 150 – 155, Über-

161 – 173, hier 167 f.; in der Über-

56  Vilhjálms saga sjóðs, Kap. 26,

setzung nach Simek/Hennig, a. a. O.,

setzung geht verloren, dass der

a. a. O., 63.

510 – 514.

Verfasser in dieser Beschreibung

57  Jeffrey Jerome Cohen: Of Giants:

69  Barðar saga Snæfellsáss,

durch Reime und Alliterationen einen

Sex, Monsters, and the Middle Ages,

Kap. 13, a. a. O., 142 – 145; Über-

besonders poetischen und dadurch

Minneapolis 1999, 188, Note 6.

setzung nach Simek/Hennig, a. a. O.,

in diesem Kontext besonders ironi-

58  Åke Lagerholm (Hg.): Drei

505 f.

schen Ton anschlägt: hon var l­angleit

­Lygisögur, Halle a. S. 1927, 112 f.

70  Saxo Grammaticus: Gesta Dano-

und harðleit, bjúgnefjuð und bar­öxluð,

59  Ebd., 93.

rum, V, 115, vgl. Davidson/Fisher,

svartleit und svipilkinnuð, f­ulleit und

60  Mathias Kruse (Hg.): Die

a. a. O., 128.

framsnoðin etc.

Geschichte von Halfdan, dem

71  Bjarkeyjarréttr, IV, 15, vgl. Keyser/­

79  Illuga saga Gríðarfóstra, Kap. 4.

Schützling der Brana. Hálfdanar saga

Munch, a. a. O., 218, und in der

In: Ásmundarson, Bd. 3, a. a. O.,

Brönufóstra. Übersetzung und Kom-

Jónsbók, IV, 13, vgl. Ólafur Halldórs-

503 – 514, hier 509.

mentar, München 2009, 44.

son (Hg.): Jónsbók, Odense 1970,

80  Zu diesem Motiv vgl. besonders

61  Sörla saga sterka, Kap. 3.

51, jeweils in den Abschnitten über

Hermann Pálsson: Úr landnorðri,

In: Ásmundarson, Bd. 3, a. a. O.,

fahrlässige oder unglückliche Ver-

Reykjavík 1997 (= Studia Islandica

309 – 343, hier 314.

letzungen.

54) 152 sowie Motz, a. a. O., 60 – 64.

62  Ketils saga hængs, Kap. 2,

72  Laxdœla saga, Kap. 45,

81  Illuga saga Gríðarfóstra, Kap. 5,

a. a. O., 137 – 160, hier 144.

vgl. ­Kristian Kålund (Hg.): Laxdœla

a. a. O., 511.

63  Vgl. dazu ausführlicher Rudolf

saga, Kopenhagen 1889 – 1891

82  Vilhjálms saga sjóðs, Kap. 10,

Simek: What a Swell Party This Is…?

(= Samfund til udgivelse af g ­ ammel

a. a. O., 22.

Giants and Feasting in Old Norse

nordisk litteratur 19) 168, im Varian­

83  Hjálmþérs saga ok Ölvís, Kap. 12.

Literature. In: Anna Grotans/­Heinrich

tenapparat: hird Olafs konungs enn

In: Ásmundarson, Bd. 3, a. a. O.,

Beck/Anton Schwob (Hg.): De Con-

vera at skinndrætti (mit der Variante

345 – 398, hier 370.

solatione Philologiae. Studies in

knattleiki, das populäre isländische

84  Þorsteins saga uxafóts, a. a. O.,

Honor of Evelyn S. Firchow, Göppin-

Ballspiel).

257; auch ediert in Vilmundarson/

gen 2000 (= GAG 682/1 – 2), Bd. 1,

73  Vilhjálms saga sjóðs, Kap. 26,

Vilhjálmsson, a. a. O., 339 – 370, hier

385 – 395.

a. a. O., 64.

359.

64  Vgl. dazu Simek: Lexikon der

74  Ketils saga hængs, Kap. 2,

85  Sabine und Ulrich Seelbach:

germanischen Mythologie, a. a. O.,

a. a. O., 144.

Wirnt von Gravenberg: ­Wigalois.

433 f.

75  Hermann Pálsson: Úr landnorðri.

Text, Übersetzung, Stellenkommen­

65  Neckel/Kuhn, a. a. O., 115; Über-

Samar og ystu rætur íslenzkrar

tar, Berlin/New York 2014, 147 f.

setzung nach Arnulf Krause: Die

­menningar, Reykjavík 1997 (= Studia

86  Vgl. dazu Lorenzo Lozzi Gallo:

Götterlieder der älteren Edda, Stutt-

Islandica 54), bes. 141 – 154.

The Giantess as Foster-Mother in

gart 2006, 145.

76  Mehr Stellen dieser Art, aller-

Old Norse Literature. In: Scandina-

66  Jökuls þáttr Búasonar. In: Jóhan-

dings auch aus deutlich nachmittel-

vian Studies 78 (2006), 1 – 20.

nes Halldórsson (Hg.): Kjalnesinga

alterlichen Texten wie der Þorsteins

87  Skáldskaparmál, Kap. 18, Jóns-

saga, Reykjavík 1959 (= Íslenzk

saga Geirnefjufóstra finden sich in:

son, Edda, a. a. O., 89; Übersetzung

­fornrit 14), 45 – 59.

Lotte Motz: The Beauty and the Hag,

nach Arnulf Krause: Die Edda des

Wien 1993, 60 – 92.

Snorri Sturluson, Stuttgart 1997,

224

Anmerkungen

mit leichten orthographischen Ver-

Rudolf Simek: Lust, Sex and Domi-

Übersetzung nach Simek/­Hennig,

änderungen, 114.

nation. Skírnismál and the Foun-

a. a. O., 547.

88  Sörla saga sterka, Kap. 3 – 6 und

dation of the Norwegian Kingdom.

107  sá heiðarligar í gaflhlaðit á

26. In: Ásmundarson, Bd. 3, a. a. O.,

In: Ders./Ásdís Egilsdóttir (Hg.):

henni ist wohl so zu interpretieren:

309 – 343, hier 314 – 320 und 343.

­Sagnaheimur. Studies in Honour

vgl. dazu auch Kruse, a. a. O., 44 f.

89  Hjálmþers saga ok Ölvis, Kap. 13.

of Hermann Pálsson, Wien 2001

108  Gríms saga loðinkinna, Kap. 1.

In: Ásmundarson, Bd. 3, a. a. O.,

(= SMS 6), 229 – 246.

In: Ásmundarson, Bd. 2, a. a. O.,

345 – 398, hier 375.

95  Gríms saga loðinkinna, Kap. 1.

161 – 173, hier 166.

90  Orms þáttr Stórólfssonar, Kap. 8.

In: Ásmundarson, Bd. 2, a. a. O.,

109  Heldenbuch: Wolfdietrich D,

In: Anthony Faulkes (Hg.): Two Ice-

137 – 160, hier 166 und 167.

vgl. Kofler, a. a. O.

landic Stories: Hreiðars þáttr. Orms

96  Zu diesen vier Sagas werden

110  Wolfdietrich im Heldenbuch, Ex

þáttr, London 1978, 63 – 84, hier

die Ketils saga hængs, Gríms saga

Bibl. de la ville de Colmar CG 11620

78 – 81.

loðinkinna, Örvar-Odds saga und die

77v: Trollfrau Else: Detail; nach

91  Boer, a. a. O., 122 (längere

Ans saga bogsveigis sowie der Orms

­Kofler, a. a. O.

­Fassung).

þáttr Stórólfssonar gezählt.

111  Egils saga einhenda ok Ásmun-

92  Vgl. dazu Peter A. Jorgen-

97  Örvar-Odds saga, Kap. 27,

dar berserkjabana, Kap. 9. In: Lager-

sen: The Two-troll Variant of the

vgl. Boer, a. a. O., 168 (längere

holm, a. a. O., 1 – 83, hier 43 f.; Über-

Bear’s Son Folktale in Halfdanar

­Fassung).

setzung nach Simek/Hennig, a. a. O.,

saga Brönu­fóstra and Gríms saga

98  Hrolfs saga Gautrekssonar,

544.

­lóðinkinna. In: Arv 31 (1975), 35 – 43;

Kap. 42. In: Ferdinand Detter: Zwei

112  Örvar-Odds saga, Kap. 10,

­Joaquín Martínez Pizarro: Transfor-

Fornaldarsögur, Halle a. S. 1891,

vgl. Boer, a. a. O., 46 f. (kürzere

mations of the Bear’s Son Tale in the

67 – 69.

­Fassung); Übersetzung nach Ulrike

Sagas of the Hrafnistumenn. In: Arv

99  Landnámabók, S 135, H 107 und

Strerath-Bolz: Isländische Vorzeit-

32 – 33 (1976 – 1977), hier 263 – 281.

H 202, M 48. In: Jakob Benedikts-

sagas 1, München 1997, 204.

93  Darüber ausführlich: Hermann

son: Íslendingabók, Landnámabók,

113  Hálfdanar saga Brönufóstra,

Pálsson: Úr Landnorðri. Samar og

Reykjavík 1969 (= Íslenzk fornrit),

Kap. 7, vgl. Kruse, a. a. O., 46.

ystu rætur íslenskrar ­menningar,

176 f. und 271.

114  Þorsteins saga Víkingssonar,

Reykjavík 1997, und auch Else

100  Bósa saga und Herrauðs,

Kap. 3. In: Ásmundarson, Bd. 2,

­Mundal: The perception of the

Kap. 5. In: Ásmundarson, Bd. 3,

a. a. O., 53 – 112, hier 60.

­Saamis and their religion in Old

a.  a.  O., 241 – 272, hier 249 – 252.

115  Ebd.

Norse sources. In: Juha Pentikäinen

101  Kjalnesinga saga, Kap. 13 f. In:

116  Katja Schulz: Riesen. Von

(Hg.): Shamanism and Northern Eco-

Halldórsson, a. a. O., 32.

Wissenshütern und Wildnis-

logy, Berlin/New York 1996, 97 – 116.

102  Hálfdanar saga Brönufóstra,

bewohnern in Edda und Saga,

94  Zur amour fou zwischen dem

Kap. 13. In: Kruse, a. a. O., 64 f.

Heidelberg 2004, 152.

norwegischen König und der

103  Grettis saga Ásmundarsonar,

117  Örvar-Odds saga, Kap. 11, Boer,

Sami-Prinzessin vgl. Else Mundal:

Kap. 61, a. a. O., 199 f.; Übersetzung

a. a. O., 47.

Coexistence of Saami and Norse

nach Simek/Hennig, a. a. O., 407 f.

118  Meine Übersetzung nach dem

culture – reflected in and interpreted

104  Ála flekks saga, Kap. 5. In:

Text bei Otto L. Jiriczek: Zur mittel-

by Old Norse myths. In: 11th Inter-

Lagerholm, a. a. O., 84 – 177, hier

isländ. Volkskunde. In: ZfdPh 26

national Saga Conference, Sydney

92 f.

(1894), 2 – 35, hier 7 f.

2000, 346 – 354, hier 350 – 352; Dies.:

105  Jökuls þáttr Búasonar, Kap. 1. In:

119  Ebd.

The Relationship between Sami and

Halldórsson, a. a. O., 45 – 59, hier 49.

120  Jónsson, Edda, a. a. O., 197 f.

Nordic Peoples Expressed in Terms

106  Egils saga einhenda ok Ásmun-

121  Vgl. Saxo Grammaticus: Gesta

of Family Associations. In: Journal

dar berserkjabana, Kap. 11. In:

Danorum, nach Fisher/Davidson,

of Northern Studies 2009, 25 – 37;

Lagerholm, a. a. O., 1 – 83, hier 50 f.,

a. a. O., 21.

225

Anmerkungen

122  Ich folge hier nur zum Teil den

132  Kjalnesinga saga, Kap. 15. In:

byggja saga, Reykjavík 1935

Analysen von Jakobsson, a. a.O,

Halldórsson, a. a. O., 36.

(= Íslenzk fornrit 4), 165.

101 – 117 und Ders.: Medeltidens

133  Vilhjálms saga sjóðs,

144  Grettis saga Ásmundarsonar,

trollbegrepp. In: Jacob Fredrik

Kap. 55 – 57, a.  a.  O., 118.

Kap. 78, a. a. O., 245 f.; Übersetzung

Neikter: Om människans historia:

134  Harðar saga ok ­Hólmverja,

nach Simek/Hennig, a. a. O., 442.

Avhandlingar Om klimatets inver-

Kap. 13. In: Vilmundarson/­

145  Aðalbjarnarson, Heimskringla I,

kan & Om den urgamla trollnatio-

Vilhjálmsson, a. a. O., 3 – 97, hier 39.

a. a. O., 18 f.

nen. Krister Östlund og Carl Frängs-

135  Hrómundar saga Grípssonar,

146  C. R. Unger (Hg.): Postola

myr ritstýrðu (ed.), Uppsala 2013,

Kap. 3 – 4. In: Ásmundarson, Bd. 2,

sögur, Christiania 1874, 134.

291 – 298, der mit seinen 12 ver-

a.  a.  O., 323 – 336, hier 327 – 330.

147  Catharina Raudvere: Trolldómr

schiedenen Bedeutungen m. E. zu

136  Vgl. zu den literarischen

in Early Medieval Scandinavia. In:

weit geht.

Abhängigkeiten Rudolf Simek: Lexi-

Bengt Ankarloo/Stuart Clark (Hg.):

123  Gisla saga Súrssonar, Kap. 25,

kon der altnordischen Literatur,

Witchcraft and Magic in Europe,

a. a. O., 69.

Stuttgart 22007, 222, mit weiter-

London 2002, 73 – 172, hier 82.

124  Göngu-Hrólfs saga, Kap. 8. In:

führender Literatur.

148  Grettis saga Ásmundarsonar,

Ásmundarson, Bd. 3, a. a. O., 161.

137  Sverker Ek: Norsk kämpavisa

Kap. 69, a. a. O., 223 f.; Übersetzung

125  Gisla saga Súrssonar, Kap. 25,

i östnordisk tradition; ett försök

nach Simek/Hennig, a. a. O., 425.

a. a. O., 79.

till tudelning av det nordiska folk-

149  Vgl. Jakob Benediktsson (Hg.):

126  Barðar saga Snæfellsáss,

visematerialet, Göteborg 1921

Íslendingabók. Landámabók. I.,

Kap. 6, a. a. O., 119.

(= Göteborgs högskolas årsskrift 27),

Reykjavík 1968, 107.

127  Hrólfs saga Gautrekssonar,

85 – 87.

150  Grógaldr, »Zauberlied der

Kap. 27. In: Ásmundarson, Bd. 3,

138  Vgl. Simek, Monster im Mittel-

Groa«, Str. 5. In: Sophus Bugge

a. a. O., 39 – 141, hier 119.

alter, a. a. O., 81, 182 und 206 f.

(Hg.): Norrœn fornkvæði, C ­ hristiania

128  Ich fasse hier wiederum zwei

139  So Sylvia Huot: Outsiders: The

1867, 338 – 342, hier 339; Über-

von Árman Jakobsson unter-

Humanity and Inhumanity of Giants

setzung nach Arnulf Krause: Die

schiedene Gruppen zusammen,

in Medieval French Prose Romance,

Götterlieder der Älteren Edda,

weil m. E. in den Quellen kein

Indiana 2016, 52 f.

­Stuttgart 2006, 208.

nennenswerter Unterschied zwi-

140  Vgl. dazu Rudolf Simek: Reli-

151  Egils saga Skallagrímssonar,

schen unreinen Geistern und Dämo-

gion und Mythologie der Germanen,

Kap. 57, vgl. Sigurður Nordal: Egils

nen und dämonisierten heidnischen

Darmstadt 22014, 64 und 82 ff.

saga Skallagrímssonar, R ­ eykjavík

Wesen andererseits zu erkennen ist,

141  Sylvia Huot: Outsiders: The

1933 (= Íslenzk fornrit 2), 171;

vgl. Jakobsson, a. a. O., 106 und 107.

Humanity and Inhumanity of Giants

­Übersetzung nach Simek/Hennig,

129  Jómsvíkinga saga, übersetzt

in Medieval French Prose Romance,

a. a. O., 155 f.

von Reinhard Henning: http://wikin-

Indiana 2016, 141 f.

152  Bósa saga und Herrauðs,

ger.org/sagas/jomswikinger/, letzter

142  Terence H. Wilbur: Troll, an

Kap. 5. In: Ásmundarson, Bd. 3,

Zugriff: 11. 08. 2017.

etymological note. In: Scandinavian

a. a. O., 241 – 272, hier 251.

130  Hrólfs saga kraka, Kap. 43. In:

Studies 30 (1958), 137 – 139. Für die

153  Olaus Magnus: Historia de Gen-

Valdimar Ásmundarson (Hg.): Fornal-

Vorarbeiten zu diesem Abschnitt im

tibus Septentrionalibus, Rom 1555

dar sögur Norðrlanda, Bd. 1, Reykja-

Rahmen eines universitären Projekts

(Nachdruck Westmead 1971), Lib.

vík 1885, 1 – 83, hier 67.

im Masterstudiengang Skandinavis-

II, Kap. XV, 75. Vgl. dazu auch Peter

131  Sigurdar saga þögla, Kap. 27.

tik an der Universität Bonn bin ich Fr.

Foote (Hg.)/Peter Fisher/Humphrey

In: Agnethe Loth (Hg.): Late Medieval

Kayleigh Unrau zu Dank verpflichtet.

Higgens (Übers.): Olaus Magnus:

Icelandic Romances II, Kopenhagen

143  Eyrbyggja saga, Kap. 61. In:

Historia de Gentibus Septentriona-

1963 (= Editiones Arnamagnæanæ B

Einar Ólafur Sveinsson (Hg.): Eyr-

libus, Rom 1555. Description of the

21), 93 – 259, hier 177.

226

Anmerkungen

173  Jón Árnason (Hg.): Íslenzkar

Northern Peoples, Rom 1555, Vol. 1,

chen. Gesammelt durch die Brü-

London 1996.

der Grimm, Bd. 1 – 2, Berlin

þjóðsögur og æfintýri, 2 Bde., Leip-

154  The Oxford English Dictio-

1812 – 1815; die Nummerierung

zig 1862 – 64, Bd. 1, 210; eine ganz

nary, Bd. 18, Oxford 21989, 575:

nach https://de.wikipedia.org/wiki/

ähnliche Geschichte findet sich über

kein Beleg (außerhalb der Shetlands

Grimms_M%C3 %A4rchen, letzter

zwei Felsen im Hítardal, ebd., 211;

mit ihrer skandinavisch geprägten

Zugriff: 11. 08. 2017.

Alan Boucher (Übers.): Elves, Trolls,

­Mundart) vor 1851.

163  Reimund Kvideland: Auch Trolle

and elemental Beings. Icelandic

155  »Troll, m., grober, plumper, bäu-

sind Geschöpfe Gottes. In: Märchen-

Folktales II, Reykjavík 1977, 58 f.

rischer mensch. seit dem 15. jh. bis

spiegel 5,2 (1994), 11 – 12; JoAnn

174  Árnason, a. a. O., 213 f.;

in heutige mundarten hinein belegt,

Conrad: Troll. In: Enzyklopädie des

­Jacqueline Simpson (Übers.):

hauptsächlich obdt. und ostfrk.«, so

Märchens, Bd. 13, Berlin 2010,

­Icelandic Folktales and Legends,

Jacob Grimm/Wilhelm Grimm: Deut-

Sp. 965 f.

London 1972, 84 – 87.

sches Wörterbuch, Bd. 22, Leipzig

164  Finnur Jónsson: Den Norsk-­

175  Grettis saga Ásmundarsonar,

1952, Sp. 798.

Islandske Skjaldedigtning, Bd. B2,

Kap. 65, a. a. O., 213; Übersetzung

156  Michael Beheim: Meistergesang.

Kopenhagen/Christiania 1912, 4.

nach Simek/Hennig, a. a. O., 417.

In: Wilhelm Wackernagel (Hg.): Alt-

Ohne Nennung der neun Köpfe auch

176  Diese in der Literatur durch-

deutsches Lesebuch, Basel 21839,

beim Skalden Vetrliði Sumarliðason

wegs zu findende Feststellung ist

Teil 1, 1005 – 1010, hier 1008.

im 10. Jahrhundert, ebd., 127.

nur durch eine bei Andreas Faye

157  Grimm, Deutsches Wörterbuch,

165  Jónsson, Edda, a. a. O., 80 und

(Hg.): Norske Sagn, Arendal 1833,

a. a. O., Sp. 798.

82; Übersetzung nach Arnulf Krause:

17 f., über eine Erzählung aus

158  Meyers Konversations-Lexikon,

Die Edda des Snorri Sturluson, Stutt-

­»Baahus« (d. i. das spätere Bohuslän)

15. Bd., Leipzig 1889, 861.

gart 1997, 100 und 104.

zu belegen, in den großen Sagen-

159  Elisabeth Hartmann: Die Troll-

166  Z. B. Gunnar Olof Hyltén-

sammlungen finde ich keine dies-

vorstellungen in den Sagen und Mär-

Cavallius/­George Stephens (Hg.):

bezüglichen Texte. Im Mittelalter

chen der skandinavischen Völker,

Svenska folk-sagor och ­äfventyr.

liefert nur der Þorsteins þáttr skelks

Stuttgart/Berlin 1936, 47.

Efter muntlig öfverlemning, 1,

in der Flateyjarbók einen Beleg für

160  Die Nummern der norwegi-

­Stockholm 1844, 37.

die Vertreibung eines trollartigen

schen Märchen nach Asbjørnsen

167  Erik Julius Björner (Hg.): Nord-

Dämons durch das morgendliche

und Moe tragen eine heute standar-

iska Kämpa Dater, I en Sagoflock

Angelusläuten (siehe Kap. 02).

disierte Nummerierung (aufgelistet

samlade Om forna Kongar och Hjäl-

177  Evald Tang Kristensen: Danske

unter: https://en.wikipedia.org/wiki/

tar …, Stockholm 1837, 393 – 395.

sagn som har lydt i Folkemunde,

Norwegian_Folktales, letzter Zugriff:

168  Vgl. dazu Thomas Geider: Oger.

Aarhus 1892, 221.

11. 08. 2017), die Klassifikation der

In: Enzyklopädie des Märchens,

178  Vgl. dazu Hartmann, a. a. O.,

Volkserzählungstypen (»AaTH«)

Bd. 10, Berlin/New York 2002,

29 – 46; Faye, a. a. O., XXII–XXXI;

erfogt nach Antti Aarne: The Types

Sp. 235 – 249, hier 235 f.

­Reimund Kvideland/Henning K.

of the Folktale: A Classification and

169  Vgl. Aarne, a. a. O.; Inger M.

Sehmsdorf (Hg.): Scandinavian Folk

Bibliography. Translated and enlar-

Boberg: Motif-Index of Early Ice-

Belief and Legend, Minneapolis

ged by Stith Thompson, Helsinki

landic Literature, Kopenhagen 1966

1988, 201 – 221; Juliane Egerer: Von

(= Bibliotheca Arnamagnæana 27).

Waldtrollen und Hauszwergen: Nor-

161  Peter Christian Asbjørnsen/

170  Conrad, a. a. O., Sp. 965 f.

wegens übernatürliche Wesen als

Jørgen Engebretsen Moe (Hg.):

171  Richard Bernheimer: Wild Men

Erzählfiguren, Berlin 2010, 44 – 47.

Norske Folkeeventyr, Bd. 2, Oslo

in the Middle Ages, Cambridge,

179  Kristensen, a. a. O., 3: 1. Der

Mass. 1952; Simek, Monster im

blev nisser og bjærgmænd og sådan

162  Jacob Grimm/Wilhelm

Mittelalter, a. a. O., 100 f.

noget til på den måde, at da Vorherre

Grimm: Kinder- und Haus-Mär-

172  Conrad, a. a. O., Sp. 966.

styrtede de onde engle ned fra him-

2

7

1964.

1904, 164.

227

Anmerkungen

lenm så faldt nogle af dem på bjærge

193  So Egerer, a. a. O., 85, auch

206  Übersetzung nach ebd., 117.

og banker, og det blev til bjærg-

wenn Kittelsens Illustrationen keines-

207  Árnason, a. a. O., 210; Alan

mænd; nogle faldt i skove og moser,

wegs immer kindgerecht im heutigen

­Boucher (Übers.): Elves, Trolls, and

og det blev ellefolk, og de, der faldt

Sinne sind.

elemental Beings. Icelandic Folktales

ned i bygninger, blev til nisser. Det er

194  Für umfangreiche Vorarbeiten

II, Reykjavík 1977, 58 f.

jo smådjævle alt sammen.

zu diesem Abschnitt und zu

208  Árnason, a.  a.  O., 209 – 211.

180  John Lindow: Trolls: An

Kap. 06, die sie im Rahmen eines

209  Vgl. Kenneth Williamson: The

Unnatural History, Chicago 2014,

universitären Projekts im Master-

Atlantic Islands, London 1948,

55 f.

studiengang Skandinavistik an der

­London 21970, 261, und Simpson,

181  Peter Christen Asbjørnsen/

Universität Bonn erarbeitet hat, bin

a. a. O., 84.

Jørgen Engebretsen Moe (Hg.): Sam-

ich Fr. Anne Deborah Klatt zu Dank

210  Árnason, a. a. O., 216.

lede Eventyr, Bd. 3, Oslo 1957, 72.

verpflichtet.

211  Ebd., 211.

182  Lindow, a. a. O., 67; vgl. dazu

195  In der Behandlung der norwe-

212  Simpson, a.  a.  O., 81 – 83.

Virginia G. Geddes: Various Children

gischen Märchen bezieht sich die

213  Sir Walter Scott: Letters on

of Eve (AT 758): Cultural Variants and

Nr. auf die standardisierte Zählung

Demonology and Witchcraft, London

Antifeminine Image, Uppsala 1986

der Sammlung von Asbjørnsen und

2

(= Etnolore 5).

Moe, die AT-Nummer verweist auf die

»Zwerge« ist falsch.

183  Peter Christen Asbjørnsen/

Klassifikation internationaler Volks-

214  Half-Trollet, eller De Tre

Jørgen Engebretsen Moe (Hg.): Sam-

erzählungstypen durch Aarne, a. a. O.

­Swärden. In: Gunnar Olof Hyltén-­

lede Eventyr, Bd. 1, Oslo 1957, 132.

196  So meint recht zutreffend Ege-

Cavallius/George Stephens (Hg.):

184  Asbjørnsen/Moe, Samlede

rer, a. a. O., 312.

Svenska folk-sagor och äfventyr.

Eventyr, Bd. 3, a. a. O., 356.

197  Nach der Ausgabe von Lud-

Efter muntlig öfverlemning, Bd. 1,

185  Asbjørnsen/Moe, Samlede

wig Tieck: Norwegische Volksmähr-

Stockholm 1844, 54.

Eventyr, Bd. 1, a. a. O., 132.

chen I., gesammelt von P. Asbjörn-

215  Ebd., 63 f.

186  Asbjørnsen/Moe, Samlede

sen und Jörgen Moe, übersetzt von

216  Ebd., 186.

Eventyr, Bd. 3, a. a. O., 245.

[Friedrich] Bresemann, Berlin 1847,

217  Bengt af Klintberg: Svenska

187  Asbjørnsen/Moe, Samlede

185.

Folksägner, [Stockholm] 1986, 26.

Eventyr, Bd. 1, a. a. O., 194 f.

198  Peter Christen Asbjørnsen/

218  Lindow, a. a. O., 66.

188  Sagan af Huld hinni miklu og

Jørgen Engebretsen Moe (Hg.):

219  Svend Grundtvig (Hg.): Gamle

fjölkunnungu trölldrottningu, Akureyri

Norske Folke-Eventyr. Ny Samling,

danske Minder i Folkemunde:

1911, mit einer Übersetzung durch

Oslo 1871.

­Folkeæventyr, Folkeviser, Folkesagn,

W. Abrahamson: Die große Zauberin

199  Neu aus dem Norwegischen

Kopenhagen 1854, 39.

Hulda. Ein isländ. Ammenmärchen.

übersetzt für diesen Band von Anne

220  Ebd., 188.

In: Idunna und Hermode 4 (1816),

Deborah Klatt.

221  Z. B. Evald Tang Kristensen

passim. Vgl. dazu Konrad Mau-

200  Lindow, a. a. O., 62.

(Hg.): Danske sagn som har lydt i

rer: Die Huldarsaga, München 1895

201  Vgl. zu diesem Motivkomplex

Folkemunde, Bd. 3, Aarhus 1895,

(= SBM 20,2).

Henning Frederik Feilberg: Bjergta-

41 – 44, Nrn. 214 – 229.

189  Gudbrandur Vigfusson (Hg.):

gen, Kopenhagen 1919.

222  Evald Tang Kristensen (Hg.):

Sturlunga saga, Bd. 2, Oxford 1878,

202  Egerer, a. a. O., 174.

Danske sagn som har lydt i

270.

203  Joseph Harris: The Master-

­Folkemunde, Bd. 1, Aarhus 1892,

190  Asbjørnsen/Moe, Samlede

builder Tale in Snorri’s Edda and Two

161, Nr. 590.

Eventyr, Bd. 3, a. a. O., 392.

Sagas. In: ANF 91 (1976), 66 – 101.

223  Evald Tang Kristensen (Hg.):

191  Ebd., 356.

204  Übersetzung nach der Ausgabe

Danske sagn som har lydt i

192  Peter Christen Asbjørnsen (Hg.):

von Tieck, a. a. O., 187.

­Folkemunde. Ny Raekke, Bd. 1,

Juletræet for 1851, Oslo 1851, 13.

205  Übersetzung nach ebd., 177.

­Aarhus 1928, 117.

1885, 52; die Herleitung aus dvergar

228

Anmerkungen

224  Klintberg, a. a. O., 26.

235  Für wertvolle Vorarbeiten zu

249  Selma Lagerlöf: Niels Holger-

225  Ebd., 132.

diesem Abschnitt im Rahmen eines

sens wunderbare Reise mit den

226  So analytisch zur Entwicklung

universitären Projekts im Master-

Wildgänsen, erster und zweiter

des ganz spezifisch norwegischen

studiengang Skandinavistik an der

Teil in einem Bande, Leipzig 1919,

Trolltyps: JoAnn Conrad: This is

Universität Bonn bin ich Fr. Linda

196. Diese Übersetzung von 1919

What Trolls Really Look Like. In:

Quandel zu Dank verpflichtet.

verwendet hier ganz unpassend

Timothy R. Tangherlini/Merill Kaplan

236  Hannelore Bengtsson/Lillemor

»Kobolde«.

(Hg.): News from the Other World:

Karber: En Trollsaga/Eine Trollge-

250  Knut Hamsun: Mysterien, über-

Studies in Nordic Folklore, Mytho-

schichte aus Schweden, Plön 2013,

setzt von Siegfried Weibel, München/

logy and Culture, Berkeley, CA 2012,

45.

Leipzig 1994, 45.

290 – 316.

237  Vgl. http://www.dietrolle.de/.

251  Den Vers hatte Ibsen dem

227  Vgl. dazu aber ausführlich

238  Michael Kirchschlager/Stef-

Gedichtband Digter von 1877 voran-

­Lindow, a. a. O., 75 – 77, und JoAnn

fen Grosser: Emil und die Burg der

gestellt, die – nicht wörtliche, aber

Conrads, This is What Trolls Really

Trolle, Weimar 2014, 20.

dafür als Vers verfasste – deutsche

Look Like, a. a. O., 307 f.

239  Ellen Key: Das Jahrhundert des

Übersetzung stammt von ihm selbst

228  Kristensen, a. a. O., 52,

Kindes (Übertragung von Francis

und erschien in der Deutschen Rund-

Nr. 261 – 262.

Maro), Berlin 92010.

schau von 1886.

229  Vgl. hierzu und im Folgenden:

240  Vgl. dazu http://www.trollsof-

252  Jonas Lie: Inledning. In: Ders.:

Diethild Plattner (Hg.): Trolle, Wich-

norway.com/page-1128014, letzter

Samlede Værker, Bd. 10, Kopen-

tel, Königskinder. John Bauers nordi-

Zugriff: 11. 08. 2017.

hagen 1903, 137 – 140.

sche Märchenwelt, Stuttgart 2004.

241  Henrik Ibsen: Skrifter 5, hg.

253  Henrik Ibsen: Baumeister

230  Ausgestellt im Verlagshaus

von Vigdis Ystad u. a., Oslo 2007,

­Solneß. Schauspiel in drei Aufzügen.

der Nya Wermlands-Tidningen in

575 – 746, 547 f.

Deutsch von Sigurd Ibsen, Leipzig

Karlstad/­Schweden.

242  Ebd., 549.

1893; in neueren Übersetzungen wird

231  Asbjörnsen och Moes bästa

243  Ebd., 550.

dagegen durchaus bereits das Wort

sagor. Illustrerade av Tord Nygren,

244  Paul Botten-Hansen: Huldre­

»Troll« verwendet.

Bromma 2005; Asbjørnsen og Moes

bryllupet. Dramatisk Eventyr-­Digtning,

254  Beide Gedichte in: Gustav

bedste eventyr. Udvalgt og illus-

Christiania 1851, hier S. 50. Vgl. dazu

­Fröding: Stänk och flikar, Stockholm

trert av Tord Nygren, Viborg 2006;

und zu weiteren möglichen literari-

1896, hier zitiert nach Ders.: Sam-

Asbjørnsen og Moes beste eventyr.

schen Verbindungen: Ibsen, a. a. O.,

lade Skrifter, Minnesuplaga, Första

Illustrert av Tord Nygren, Oslo 2006;

694.

delen, 53 – 55 und 50 – 52. In diver-

Bestu ævintýrini hjá Asbjørnsen og

245  Peter Christen Asbjørnsen (Hg.):

sen Online-Editionen, die eine kleine

Moe. Myndir: Tord Nygren, Torshavn

Norske Huldre-eventyr og Folkesagn,

Auswahl von Frödings Gedichten

2012.

Bd. 2, Christiania 1848, 139 ff.

bringen, sind beide nicht enthalten,

232  Brian und Wendy Froud: Brian

246  Die Namen der vier Trolle reprä-

auch nicht in einer der deutschen

Froud’s Trolls, New York 2012.

sentieren die vier Elemente: Vär,

Übersetzungen.

233  Tony DiTerlizzi/Holly Black:

»Wetter, Wind«: Luft, Fjeld, »Berg«:

255  Trygve Gulbranssen: Und ewig

Arthur Spiderwick’s Field Guide of

Erde, Aa, »Fluss«: Wasser, Eld:

singen die Wälder, München 1935, 9.

the Fantastical World Around You,

Feuer.

256  Knut Liestøl: Norske trollvisor

New York 2008, 72 f.

247  Edvard Beyer (Hg.): Bjørnstjerne

og norrøne sogor, Christiania 1915.

234  Vgl. Anna Wahlenberg: Länge,

Bjørnson: Verker i Samling 1, Oslo

257  Vgl. im Folgenden Rudolf

länge, sedan… Sagor, Stockholm

1993, 23 – 59, hier 28.

Simek: Mittelerde. Tolkien und die

1903, 44 – 35 [eig. 44 – 51, falsche

248  Edvard Beyer (Hg.): Bjørnstjerne

germanische Mythologie, München

Seitenzählung im Buch].

Bjørnson: Verker i Samling 3, Oslo

2005, 125 – 128.

1993, 119 – 130, hier 127.

229

Anmerkungen

258  George Webbe Dasent: Popular

Sagas in dem Band Three Northern

279  Rowling, Harry Potter and the

Tales from the Norse, Edinburgh 1859.

Love Stories (London 1873). Dane-

Philosopher’s Stone, a. a. O., 188.

259  Tolkien, J. R. R.: The Fellowship

ben publizierte Morris auch noch

280  Monte Cook/Jonathan Tweet/

of the Ring: being the first part of

eine umfangreiche Nachdichtung der

Skip Williams: Dungeons & Dragons:

The Lord of the Rings, London 1954,

Völsunga saga in Versen unter dem

Monster Manual Core Rulebook III,

53 und 202.

Titel The Story of Sigurd the Volsung

Renton 2000, 180.

260  Tolkien, J. R. R.: Der Herr der

and the Fall of the Niblungs (­London

281  Mark Rein-Hagen u. a.: Change-

Ringe. Erster Teil: Die Gefährten.

1876).

ling: The Dreaming, Clarkston 42000.

Übersetzt von Margaret Carroux,

268  Edward Plunkett: The Gods of

282  DSA, »Das Schwarze Auge«,

Pegāna, London 1905.

von Ulrich Kiesow, Werner Fuchs und

261  Für Peter Jacksons Filmversion

269  Nämlich Conan the B ­ arbarian

Hans Joachim Alpers 1984 erfunden

wurde die Trollgröße auf nur zehn Fuß

(1982) und Conan the Destroyer

und seitdem von zahlreichen Mit-

bzw. 3,048 m festgelegt, also deut-

(1984), beide mit Arnold Schwarzen-

wirkenden weiterentwickelt, erfolg-

lich kleiner als bei Tolkien, der eben-

egger in der Hauptrolle.

reichstes deutschsprachiges Rollen-

falls im zweiten Band von The Lord

270  Die Story erschien in dem Band

spiel, mit zahlreichen darauf basie-

of the Rings von Trollen als ȟber 12

Martin H. Greenberg (Hg.): After The

renden Brettspielen, Romanen,

Fuß groß« spricht; vgl. dazu Brian

King: Stories in Honour of J. R. R.

Hörbüchern und Computerspielen.

Sibley: Der Herr der Ringe. Das offi-

Tolkien, London 1992.

283  Chris Gosse (Hg.): Zoo-Botanica

zielle Filmbuch, Stuttgart 2001, 75.

271  [Rowling, J. K.:] Newt Scaman-

Aventuria. Die Tier- und Pflanzenwelt

262  Tolkien, J. R. R.: The Return

der: Fantastic Beasts and Where to

Aventuriens, Erkrath 2004, 181 f.

of the King: being the third part of

Find Them, London 2001, 40 f.

284  Patrick Fritz/Stefan Küppers/

the Lord of the Rings, London 1955,

272  Forgotten Realms: Demon

Daniel Richter (Hg.): Drachenerbe –

Appendix F, 410.

Stone, 2004, Stormfront Studios and

Auf den Weltenwall, Waldems 2009

263  Tolkien, J. R. R.: Der Herr der

Zono Incorporated; das Spiel hat ein

(= Die Drachenchronik, Bd. 2), 93;

Ringe: Vierter Teil: Die Rückkehr des

eigenes Wiki, vgl. http://forgotten-

ähnlich schon Gosse, a. a. O., 181.

Königs. Anhänge und Register. Über-

realms.wikia.com/wiki/Troll, letzter

285  Bernhard Hennen/Robert

setzt von Wolfgang Krege, Stuttgart

Zugriff: 11. 08. 2017.

­Corvus: Die Wölfin. Phileasson-Saga,

1978, 140 f.

273  Vgl. dazu http://forgottenrealms.

Bd. 3, München 2016, 452 f.

264  Tolkien, The Return of the King:

wikia.com/wiki/Forest_troll, letzter

286  Brita Pollan: Samiske beret-

being the third part of the Lord of the

Zugriff: 11. 08. 2017.

ninger i udvalg fra J. K. Qvigs-

Rings, a. a. O., 168.

274  http://fictionfantasy.de/

tads samiske eventyr og sagn I–IV,

265  Tolkien, J. R. R.: Der Herr der

interview-mit-christoph-hardebusch-­

1927 – 1929, Oslo 1997.

Ringe: Dritter Teil: Die Rückkehr

und-pard, letzter Zugriff:

287  Ludwig Kohl Larsen: Haus

des Königs. Übersetzt von Margaret

11. 08. 2017.

der Trolle. Märchen aus Lappland,

­Carroux, Stuttgart 1986, hier 189.

275  Zu beiden vgl. Simek, Monster

­Kassel 1982.

266  Eiríkr Magnússon/William Mor-

im Mittelalter, a. a. O., 161 f., 241 f.,

288  Joseph Calasanz Poestion:

ris: The Story of the Volsungs and

269 f.

Lappländische Märchen, Volks-

Niblungs (Völsunga Saga), London

276  Terry Pratchett: Wyrd Sisters,

sagen, Räthsel und Sprichwörter,

1870, Reprint 1888.

London 1989, 165.

Wien 1886.

267  Alle gemeinsam mit dem Islän-

277  Ebd., 243.

289  Trolljegeren, Fantasy-Film, Nor-

der Eiríkr Magnússon; zuerst die

278  J. K. Rowling: Harry Potter and

wegen 2011, 104 min., Regie: Andre

Gunnlaugs saga ormstungu (The

the Philosopher’s Stone, London

Øvredal, Darsteller: Otto Jespersen.

Saga of Gunnlaug Worm-Tongue,

1997, 19, und Dies.: Harry Potter

290  The Saga of Biorn,

London 1869) und die Grettis saga

and the Goblet of Fire, London 2000,

Animations-Kurzfilm. The Anima-

(London 1869) sowie drei kürzere

372 f.

tion Workshop, Denmark, 2011,

10

Stuttgart 1969, 1983, 63 und 236.

230

Anmerkungen

7:05 min.; http://www.youtube.com/

Skard, Morten Andresen, Sunniva

könig hat sich dagegen die mittel-

watch?v=MV5w262XvCU, letzter

Lien, Roland Astrand.

alterliche Form »Dofri« bewahrt.

Zugriff: 11. 08. 2017.

295  Merlin, Englische TV-Miniserie

303  Olaus Magnus: Historia de Gen-

291  Thor 2, Action-Fantasy-Film,

der BBC, 65 Folgen zwischen 2008

tibus Septentrionalibus, Rom 1555

USA 2013, 101 min., Regie: Alan

und 2012 in BBC One, Autor: Julian

(Nachdruck Westmead 1971), Lib. II,

Taylor, Darsteller: Chris Hemsworth,

Jones, Produzent: Shine Limited.

Kap. XV, 75.

Natalie Portman, Anthony Hopkins,

296  Troll, Fantasy-Film, USA 1986,

304  https://en.wikipedia.org/

Tom Hiddleston, Stellan Skarsgård.

Empire Pictures, 82 min., Regie:

wiki/Internet_troll, letzter Zugriff:

292  Den siste norske trollet,

John Carl Buechler, Darsteller: Noah

11. 08. 2017; https://de.wiki-

Animations-Kurzfilm, Norwegen

Hathaway, Michael Moriarty, Shelley

pedia.org/wiki/Troll_%28Netz-

2010, Animation: Pjotr Sapegin,

Hack, Jenny Beck, Sonny Bono.

kultur%29#cite_note-14, letzter

Stimme: Max von Sydow. T ­ easer

297  The Little Troll Prince,

Zugriff: 11. 08. 2017.

auf https://www.youtube.com/

Animationsfilm, USA 1987, Hanna-­

305  The Shorter Oxford English

watch?v=KfQ8-aZx-2M, letzter

Barbera Productions, 60 min., Regie:

­Dictionary, Oxford 1978, Bd. 2, 2368.

Zugriff: 11. 08. 2017.

Ray Patterson.

306  https://de.wikipedia.org/wiki/

293  Hansel & Gretel: Witchhunters

298  Venceslaus Ulricus Hammers-

Troll_(Netzkultur)#Professionelles_

(deutsch: Hänsel und Gretel: Hexen-

haimb (Hg.): Færøsk Anthologi,

Trollen, letzter Zugriff: 11. 08. 2017.

jäger), Fantasy-Horror-Film, USA/

Bd. 1, Kopenhagen 1891, 344.

307  Auch als »Patentjäger«,

Deutschland 2013, Regie und Buch:

299  Árnason, a. a. O., 210; Alan

­»Patenthaie« oder »Patentfreibeuter«

Tommy Wirkola, 88 min. Darsteller:

­Boucher (Übers.): Elves, Trolls, and

bezeichnet.

Jeremy Renner, Gemma Arterton,

elemental Beings. Icelandic Folktales

308  Christian Osterrieth: Patent-

Famke Janssen.

II, Reykjavík 1977, 58 f.

Trolls in Europa – braucht das

294  Thale, Fantasy-Thriller, Nor-

300  Árnason, a.  a.  O., 209 – 211.

Patentrecht neue Grenzen? In:

wegen 2012, Regie: Aleksander L.

301  Simek/Hennig, a. a. O., 505.

Gewerblicher Rechtsschutz und

Nordaas, 76 min., Darsteller: Silje

302  Für das Gebirge ist die moderne

Urheberrecht 2009/6, 540 – 545.

Reinåmo, Erlend Nervold, Jon Sigve

Schreibung »Dovre«, für den Troll­

231

GLOSSAR

Acht: Altskandinavische Strafe für Verbrechen: Verbannung aus der Gesellschaft, in Island

mit Verlassen der Insel verbunden. Die sogen. »Kleine Acht« wurde für 3 Jahre verhängt, die »Große Acht« lebenslänglich oder für mind. 20 Jahre. Ätiologische Sage: Erklärende ➻ Sage, begründet Gegenwärtiges historisch, beispiels-

weise Ortsnamen. Alben: Gattung von (unterirdischen?) Wesen der mittelalterlichen nordischen Mythologie,

die man im Mittelalter als Dämonen identifizierte. Anthropophagie: Das Verzehren von Menschenfleisch durch den Menschen; Kannibalismus. apokryph: Religiöse Schriften christlicher Herkunft, die nicht dem biblischen Kanon zu-

gehörig sind. Drápa: Bedeutendste Gedichtform der ➻ Skaldendichtung; ein Preisgedicht, das aus einer

Upphaf, »Einleitung« und einem Slœmr, »Schlussteil« sowie einem Stefjabálkr, »Hauptteil« besteht. Eddadichtung: Altnordische Dichtung, die im Gegensatz zur Skaldendichtung anonym

überliefert ist und Gedichte über Götter und Helden umfasst. Eponym: Namengebend. Dreizahl mit Achtergewicht: Strukturelement der ➻ Volkserzählung, wobei sich erst bei

der dritten Wiederholung einer Szene die Lösung ergibt. Fabel: Kürzere Erzählung mit belehrender Absicht, in der z. B. Tiere menschliche Eigenschaf-

ten besitzen (Tierfabel); an eine Schlusspointe schließt sich eine allgemeingültige Moral an. Galdralag, »Versmaß der Zauberlieder«: Eigenes Versmaß der mittelalterlichen skandina-

vischen Zaubersprüche oder -lieder. Gigantogonie: Lehre von der Entstehung der Riesen. Heraldik: Wappenkunde, Wappenwesen. Höfisch: Stilbegriff der Literaturgeschichte für Literatur von Hofdichtern für ein Hofpubli-

kum des Hohen Mittelalters. Jarl: Regionaler Herrscher im mittelalterlichen Norwegen, Fürst. Jötunheim, »Riesenland«: Der ferne Nordosten Skandinaviens, den man sich von Riesen

und Trollen bewohnt vorstellte. Julfeier: Pagane Feier der Wintersonnenwende. Kenning: Art Metapher, die aus einem Grundwort und einer Genitivbestimmung besteht;

viele Kenningar setzen die Kenntnis von ➻ Mythen und ➻ Sagen voraus.

232

Glossar

Kosmogonie: Mythische Erzählung über den Ursprung der Welt. Kryptozoologie: Lehre von unbekannten bzw. inexistenten (Fabel-)Tieren. Kunstmärchen: ➻ Volkserzählung im Märchenstil, aber von bekanntem Verfasser der

Neuzeit. Locus amoenus, »lieblicher Ort«: Literarischer Topos. Lokalsage: ➻ Sage, die an eine bestimmte Region gebunden ist. Märchen: Mündlich und oft anonym überlieferte ➻ Volkserzählung, die durch Gelehrte

des 19. Jahrhunderts aufgezeichnet wurden. Sie enthalten oft Situationen von allgemeiner Gültigkeit, sind weder zeitlich noch räumlich gebunden und umfassen Begebenheiten, in denen Wunderbares als selbstverständlich hingenommen wird. Literarische Erzählungen im Märchenstil werden als ➻ Kunstmärchen bezeichnet. Mnemotechnik: Gedächtniskunst, Eselsbrücken. Mythographie: Die (wissenschaftliche) Beschreibung oder Aufzeichnung von Mythen. Mythos: Geschichten von Göttern oder dem Ursprung der Welt. Neuheidentum/Neopaganismus: Religionsform, die sich auf alte, vor die Christianisie-

rung zurückreichende polytheistische Religionsstufen beruft und diese neu beleben will. Nisser: Wichtelartige Wesen des neueren skandinavischen Volksglaubens. Prophetie: Vorhersage künftiger Ereignisse. Saga: Längere Prosaerzählung aus dem mittelalterlichen Skandinavien. Sage: ➻ Volkserzählungen von außergewöhnlichen Begebenheiten, die als wirklich ge-

glaubt werden und räumlich und/oder zeitlich verortet sind. Oft an eine Region gebunden (➻ Lokalsage) oder an einen Ort gebunden, dessen Entstehung oder (unerklärliche) Merkmale, mitunter auch dessen Name, sie mithilfe einer Geschichte zu erklären sucht (➻ Ätiologische Sage). Skalde: Hofdichter; neben der ➻ Eddadichtung und den ➻ Sagas stellt die Skaldendich-

tung die dritte Hauptgattung der altnordischen Literatur dar. Thattr, þáttr: Kürzere Prosaerzählung aus dem mittelalterlichen Skandinavien oder Teil

einer ➻ Saga. Tomter: Wichtelartige, besonders zu Weihnachten auftretende Wesen des neueren skandi-

navischen Volksglaubens. Volkserzählung: Mündlich tradierte Geschichten ohne ausgewiesenen Verfasser, die erst

durch die gelehrten Sammler des 19. Jahrhunderts aufgezeichnet wurden, unterschieden nach ➻ Märchen und ➻ Sage. Volksmärchen ➻ Märchen. Wiedergänger, draugr: Verstorbener, der in die Welt der Lebenden zurückkehrt. Zoomorph: Tiergestaltig.

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ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Der Verlag hat sich bemüht, alle Rechteinhaber ausfindig zu machen. In Fällen, wo dies nicht gelungen ist, bitten wir um Mitteilung. Abb. 1:

Foto Andrea Blendl, mit Genehmigung von Lauren Thomson, Skaillhouse, Orkney.

Abb. 2 a: http://www.arild-hauge.com/arild-hauge/se-rune-hunnestad3.jpg, letzter Zugriff: 04. 09. 2017. Abb. 2 b: Aus: Lis Jacobsen/Erik Moltke: Danmarks Runeindskrifter, Kopenhagen 1941, 267. Abb. 3:

Foto des Verfassers.

Abb. 4:

Zeichnung des Verfassers.

Abb. 5: Shine TV , London. Abb. 6: Heldenbuch, CG 11620 Inc. Bibliothèque des Dominicains, Colmar. Abb. 7:

Foto des Verfassers.

Abb. 8:

Olaus Magnus: Historia de Gentibus Septentrionalibus. Giovanni M. Viotto, 1555, De Mine et Metal, Kap. X, 210.

Abb. 9:

Olaus Magnus: Historia de Gentibus Septentrionalibus. Giovanni M. Viotto, 1555, Liber Tertius, Kap. XXII , 127.

Abb. 10: Foto des Verfassers. Abb. 11:

Photographer Olaf Væring, owner National Library of Norway.

Abb. 12: Peter Christen Asbjørnsen/Jørgen Engebretsen Moe (Hg.): Norske Folke- og Huldre-Eventyr, 2. Aufl., Kopenhagen 1896. Abb. 13: Peter Christen Asbjørnsen/Jørgen Engebretsen Moe (Hg.): Eventyrbog for Børn. Norske Folkeeventyr, Kopenhagen 1883. Abb. 14: Peter Christen Asbjørnsen/Jørgen Engebretsen Moe (Hg.): Norske Folge- og Huldre-Eventyr, Kopenhagen 1879, 21. Abb. 15: Peter Christen Asbjørnsen/Jørgen Engebretsen Moe (Hg.): Eventyrbog for Børn. Norske Folkeeventyr, Kopenhagen 1883. Abb. 16: Peter Christen Asbjørnsen/Jørgen Engebretsen Moe (Hg.): Eventyrbog for Børn. Norske Folkeeventyr, Kopenhagen 1883. Abb. 17: Foto des Verfassers. Abb. 18:

Peter Christen Asbjørnsen/Jørgen Engebretsen Moe (Hg.): Norske Folke- og Huldre-­ Eventyr, 2. Aufl., Kopenhagen 1896.

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Abbildungsverzeichnis

Abb. 19: Leif Østby: Theodor Kittelsen, Oslo 1989, 51. Abb. 20: http://www.theodorkittelsen.no/711, letzter Zugriff: 04. 09. 2017. Abb. 21: Nasjonalmuseet for kunst, arkitektur og design. Abb. 22: https://uploads7.wikiart.org/images/theodor-severin-kittelsen/foreldrestolthet(2). jpg!Large.jpg, letzter Zugriff: 13. 10. 2017. Abb. 23: Nasjonalmuseet for kunst, arkitektur og design. Abb. 24: Peter Christen Asbjørnsen: Eventyrbog for Bør, Kopenhagen 1887. Abb. 25: Nasjonalmuseet for kunst, arkitektur og design. Abb. 26: Peter Christen Asbjørnsen/Jørgen Engebretsen Moe (Hg.): Eventyrbog for Børn. Norske Folkeeventyr, Kopenhagen 1883. Abb. 27: Nasjonalmuseet for kunst, arkitektur og design. Abb. 28: Foto des Verfassers. Abb. 29: Walter Stenström: Pojken och Trollen eller Äventyret, 1915. Abb. 30: Erschienen nicht in Blandt Tomter och Troll, sondern in Anna Wahlenberg: Länge, länge, sedan … Sagor, Stockholm 1903, 33 [eig. 49, falsche Seitenzählung im Buch]. Abb. 31:

Aus »Der Blaue Vogel« im Verlag der »Schwedischen Lehrerzeitung«, Stockholm 1913. Original im Jönköping läns Museum, aus: Diethild Plattner (Hg.): Trolle, Wichtel, Königskinder. John Bauers nordische Märchenwelt, Stuttgart 2004, 221.

Abb. 32: Bo Beskow: Trollsagor, Stockholm 1924. Abb. 33: Elsa Olenius: John Bauers sagovärld. En vandring bland tomtar och troll, riddare och prinsessor, Tillsammans med några av våra, främsta sagodiktare, sagourval av Elsa Olenius, Stockholm 1966/1991, 104. Abb. 34: Einar Wilhelm Gottfried Norelius: Werke. © VG Bild-Kunst, Bonn 2017. Abb. 35: Einar Wilhelm Gottfried Norelius: Werke. © VG Bild-Kunst, Bonn 2017. Abb. 36: Postkarte. Abb. 37: Asbjørnsen og Moes beste eventyr. Illustrert av Tord Nygren. Oslo 2006, 117. Abb. 38: Asbjørnsen og Moes beste eventyr. Illustrert av Tord Nygren. Oslo 2006, 53. Abb. 39: Postkarte. Abb. 40: Brian and Wendy Froud: Brian Froud’s Trolls, New York 2012. Abb. 41: Tony DiTerlizzi/Holly Black: Arthur Spiderwick’s Field Guide of the Fantastical World Around You, New York 2005. Abb. 42: Tove Jansson: Småtrollen och den stora översvämmingen, Stockholm 1991. Abb. 43: J. R. R. Tolkien/Tove Jansson (Übersetzer): Bilbo. En hobbits äventyr, Stockholm 1962. Abb. 44: Jan Lööf: Das Buch der Trolle, Hamburg 1984. Abb. 45: Tor Åge Bringsværd/Ingerlise Karlsen Kongsgaard: Der kleine Troll, Oslo 1997.

Abbildungsverzeichnis

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Abb. 46: Hannelore Bengtsson/Lillemor Karber: En Trollsaga. Eine Trollgeschichte aus Schweden, Plön 2013. Abb. 47: Gerd Sobtzyk/Uwe Stöcker/Steffen Kraushaar: Troll Ole und Gustav der Igel; Dresden 2007. Abb. 48: Michael Kirchschlager/Steffen Grosser: Emil und die Burg der Trolle, Weimar 2014. Abb. 49: Julia Donaldson/David Roberts: Der Troll und die wilden Piraten; Knesebeck 2016. Abb. 50: Mira Lobe/Dorle Schausbreitner: Der kleine Troll, Zürich 1996. Abb. 51: Claudia Kröger: Kleiner Troll, was nun?, Reppenstedt 2002. Abb. 52: Ulrike Kuckero/Almud Kunert: Till Wiesentroll, Stuttgart 2005. Abb. 53: Marita Sydow Hamann: Jori, der kleine Troll. Der Angriff der Wespen, BoD 2015. Abb. 54: Thomas Hussung: Der Brückentroll, Aachen 2016. Abb. 55: Steve Smallman: Troll zwei … drei … vier, Bath 2014. Abb. 56: »A trio of naked troll dolls with brightly colored hair stand in a row. Trolls of this type were a popular fad during the 1960s.« Mauritius images/Alamy. Abb. 57: CC BY -ND 4.0, Frank Graupner. Abb. 58: Foto des Verfassers. Abb. 59: Foto des Verfassers. Abb. 60: Sverre Mørkhagen: Peer Gynt – historie, sagn og »forbandet Digt«, Oslo 1997, 178. Abb. 61: Sverre Mørkhagen: Peer Gynt – historie, sagn og »forbandet Digt«, Oslo 1997, 72. Abb. 62: Leif Østby: Theodor Kittelsen, Oslo 1989, 45. Abb. 63: Foto des Verfassers. Abb. 64: Foto des Verfassers. Abb. 65: Foto des Verfassers. Abb. 66: http://pre00.deviantart.net/a71d/th/pre/f/2016/007/e/8/soldiers_02_by_sallow-d9n28tp.jpg, letzter Zugriff: 11. 08. 2017. Abb. 67: Terry Pratchett: Thud!, New York City 2005. Abb. 68: https://www.kino.de/film/trollhunter-2010/news/horrorfilm-trollhunter-regisseur-neil-marshall-dreht-us-remake, letzter Zugriff: 04. 09. 2017. Abb. 69: http://www.imdb.com/title/tt1972641/mediaviewer/rm904081408, letzter Zugriff: 04. 09. 2017. Abb. 70: Yesbox Productions, Norwegen. Abb. 71: Shine TV , London. Abb. 72: Foto des Verfassers. Abb. 73: Foto Eva Ley, mit freundlicher Genehmigung. Abb. 74: Foto Eva Ley, mit freundlicher Genehmigung.

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Abbildungsverzeichnis

Abb. 75: https://nordlandscape.de/wp-content/uploads/2017/01/Trollkirche.jpg, letzter ­Zugriff: 15. 09. 2017. Abb. 76: By permission of Jorunn. Abb. 77: CC -BY -SA -3.0, Stefan Krause. Abb. 78: »Trolltunga in Norway.« Mauritius images/Alamy. Abb. 79: Foto Lisabeth Svinvik og Jo Gjeldnes; http://todalen.no/impulstur-over-trollatraversen, letzter Zugriff: 15. 09. 2017. Abb. 80: Olaus Magnus: Historia de Gentibus Septentrionalibus. Giovanni M. Viotto, 1555, Liber Secundus, Kap. XV , 75. Abb. 81: Foto des Verfassers. Abb. 82: Foto des Verfassers. Abb. 83: The Hunderfossen troll by Ivo Caprino, at Hunderfossen Familiypark in Lillehammer. Abb. 84: By permission of Islarsh. Abb. 85: By permission of swinsto101. Abb. 86: http://www.wikiwand.com/de/Troll_(Netzkultur), letzter Zugriff: 04. 09. 2017. Abb. 87: http://www.bsg.co.at/bulletin/5/, letzter Zugriff: 04. 09. 2017. Abb. 88: http://bitsocialmedia.com/wp-content/uploads/2013/07/Internet-Troll.jpg, letzter Zugriff: 04. 09. 2017.

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QUELLEN UND LITERATUR

Mittelalterliche Quellen Ála flekks saga (um 1400): Åke Lagerholm (Hg.): Drei Lygisögur. Halle/Saale 1927, 84 – 177. Bandamanna saga (um Mitte 13. Jh.): Guðni Jónsson (Hg.): Grettis saga Ásmundarsonar. Reykjavík 1936 (= Íslenzk fornrit 7), 291 – 363. Barðar saga Snæfellsáss (14. Jh.): Þórhallur Vilmundarson/Bjarni Vilhjálmsson (Hg.): Harðar saga. Reykjavík 1991 (= Íslenzk Fornrit 13), 101 – 172. Rudolf Simek/Reinhard Hennig: Sagas aus Island: Von Wikingern, Berserkern und Trollen. Stuttgart 2011, 479 – 527. Beheim, Michael (1416–um 1472), fahrender Dichter: Meistergesang. In: Wilhelm Wackernagel (Hg.): Altdeutsches Lesebuch, Teil 1. 2. Aufl., Basel 1839, 1005 – 1010. Bjarkeyjarréttr (um 1100): R. Keyser/P. A. Munch (Hg.): Norges gamle Love, indtil 1387. Bd. 1, Christiania 1846, 301 – 336. Borgarþingslög (um 1325 – 1350): R. Keyser/P. A. Munch (Hg.): Norges gamle Love, indtil 1387. Bd. 1, Christiania 1846, 337 – 372. Bósa saga ok Herrauðs (14. Jh.): Valdimar Ásmundarson (Hg.): Fornaldar sögur Norðrlanda. Bd. 3, Reykjavík 1889, 241 – 272. Bragi Boddason (isländischer Skalde des 9. Jahrhunderts): Ragnarsdrápa: Finnur Jónsson: Den Norsk-Islandske Skjaldedigtning. Bd. B1, Kopenhagen/Christiania 1912, 1 – 4. Brennu-Njáls saga (um 1280): Einar Ólafur Sveinsson (Hg.): Brennu-Njáls saga. Reykjavík 1954 (= Íslenzk fornrit 12). Clemens saga (14. Jh.): C. R. Unger (Hg.): Postola sögur. Christiania 1874, 126 – 151. Dámusta saga (14. Jh.): L. F. Tan-Haverhorst (Hg.): Þjalar Jóns saga, Dámusta saga. Leiden 1939, 48 – 108.

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Quellen und Literatur

Jörg Glauser/Gert Kreutzer: Isländische Märchensagas. München 1998, 313 – 344. Egils saga einhenda (14. Jh.): Åke Lagerholm (Hg.): Drei Lygisögur. Halle a. S. 1927, 1 – 83. Rudolf Simek/Reinhard Hennig: Sagas aus Island: Von Wikingern, Berserkern und Trollen. Stuttgart 2011, 528 – 564. Egils saga Skallagrímssonar (um 1230): Sigurður Nordal (Hg.): Egils saga Skallagrímssonar. Reykjavík 1933 (=Íslenzk Fornrit 2). Rudolf Simek/Reinhard Hennig: Sagas aus Island: Von Wikingern, Berserkern und Trollen. Stuttgart 2011, 7 – 252. Eyrbyggja saga (13. Jh.): Einar Ólafur Sveinsson (Hg.): Eyrbyggja saga. Reykjavík 1935 (= Íslenzk Fornrit 4). Hrólfs saga Gautrekssonar (Ende 13. Jh.): Ferdinand Detter (Hg.): Zwei Fornaldarsögur. Halle a. S. 1891, 1 – 78. Valdimar Ásmundarson (Hg.): Fornaldar sögur Norðrlanda. Bd. 3, Reykjavík 1889, 39 – 141. Hrólfs saga kraka (14. – 15. Jh.): Valdimar Ásmundarson (Hg.): Fornaldar sögur Norðrlanda. Bd. 1, Reykjavík 1885, 1 – 83. Gibbons saga (Ende 14. Jh.): R. I. Page (Hg.): Gibbons saga. Kopenhagen 1960 (= Editiones Arnamagnæanæ B 2). Gisla saga Súrssonar (13. Jh.): Björn K. Þórólfsson/Guðni Jónsson (Hg.): Vestfirðinga sögur. Reykjavík 1943 (= Íslenzk Fornrit 6), 1 – 118. Franz B. Seewald: Die Saga von Gisli Sursson. Stuttgart 1976. Göngu-Hrólfs saga (Anfang 14. Jh.): Valdimar Ásmundarson (Hg.): Fornaldar sögur Norðrlanda. Bd. 3, Reykjavík 1889, 143 – 139. Grettis saga Ásmundarsonar (um 1300): Guðni Jónsson (Hg.): Grettis saga Ásmundarsonar. Reykjavík 1936 (= Íslenzk fornrit 7). Rudolf Simek/Reinhard Hennig: Sagas aus Island: Von Wikingern, Berserkern und Trollen. Stuttgart 2011, 253 – 478. Gríms saga loðinkinna (14. Jh.): Valdimar Ásmundarson (Hg.): Fornaldar sögur Norðrlanda. Bd. 2, Reykjavík 1886, 161 – 173. Grógaldr (13./14. Jh.): Sophus Bugge (Hg.): Norrœn fornkvæði. Christiania 1867, 338 – 342. Arnulf Krause: Die Götterlieder der Älteren Edda. Stuttgart 2006, 207 – 211. Gulaþingslög (um 1250 – 1300): R. Keyser/P. A. Munch (Hg.): Norges gamle Love, indtil 1387. Bd. 1, Christiania 1846, 1 – 118.

Mittelalterliche Quellen

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Gull-Þóris saga oder Þorskfirðinga saga (14. Jh.): Thórhallur Vilmundarson/Bjarni Vilhjálmsson (Hg.): Harðar saga. Reykjavík 1991 (= Íslenzk fornrit 13), 173 – 227. Hálfdanar saga Brönufostra (um 1300): Mathias Kruse (Hg.): Die Geschichte von Halfdan, dem Schützling der Brana. München 2009. Haralds saga harðráða (vmtl. kurz nach 1230): Bjarni Aðalbjarnarson (Hg.): Snorri Sturluson: Heimskringla III . Reykjavík 1979 (= Íslenzk fornrit 28), 68 – 202. Harðar saga ok Hólmverja (14. Jh.): Þórhallur Vilmundarson/Bjarni Vilhjálmsson (Hg.): Harðar saga. Reykjavík 1991 (= Íslenzk Fornrit 14), 3 – 97. Heldenbuchprosa (15. Jh.): Walter Kofler (Hg.): Die Heldenbuch-Inkunabel von 1479: Alle Exemplare und Fragmente in 350 Abbildungen. Göppingen 2003 (= Litterae 121) (CD -ROM ). Hjálmþers saga ok Ölvis (15. Jh.): Valdimar Ásmundarson (Hg.): Fornaldar sögur Norðrlanda. Bd. 3, Reykjavík 1889, 345 – 398. Hreiðars þáttr heimska (13. Jh.): Anthony Faulkes (Hg.): Two Icelandic Stories: Hreiðars þáttr. Orms þáttr. London 1978, 47 – 62. Björn Sigfússon (Hg.): Ljósvetninga saga með þáttum. Reykjavík 1940 (= Íslenzk fornrit 10), 247 – 260. Hrómundar saga Grípssonar (nach 1650): Valdimar Ásmundarson (Hg.): Fornaldar sögur Norðrlanda II . Reykjavík 1886, 323 – 336. Illuga saga Gríðarfóstra (15. Jh.): Valdimar Ásmundarson (Hg.): Fornaldar sögur Norðrlanda. Bd. 3, Reykjavík 1889, 503 – 514. Járnsiða (um 1271 – 1281): R. Keyser/P. A. Munch (Hg.): Norges gamle Love, indtil 1387. Bd. 1, Christiania 1846, 259 – 300. Jökuls þáttr Búasonar (15. Jh.): Jóhannes Halldórsson (Hg.): Kjalnesinga saga. Reykjavík 1959 (= Íslenzk fornrit 14), 45 – 59. Jómsvíkinga saga (um 1200): Carl af Petersens: Jómsvíkinga saga efter Arnamagnæanska handskriften N:o 291. 4to. Kopenhagen 1882 (= Samfund til udgivelse af gammel nordisk litteratur 7). Jónsbók (1280): Ólafur Halldórsson (Hg.): Jónsbók. Odense 1970.

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Quellen und Literatur

Ketils saga hængs (14. Jh.): Valdimar Ásmundarson (Hg.): Fornaldar sögur Norðrlanda. Bd. 2, Reykjavík 1886, 137 – 160. Kjalnesinga saga (Anfang 14. Jh.): Jóhannes Halldórsson (Hg.): Kjalnesinga saga. Reykjavík 1959 (= Íslenzk fornrit 14), 1 – 44. Landnámabók (13. – 14. Jh.): Jakob Benediktsson (Hg.): Íslendingabók, Landnámabók. Bd.  1 – 2, Reykjavík 1969 (= Íslenzk fornrit 1,1 – 2). Laxdœla saga (um 1250): Kristian Kålund (Hg.): Laxdœla saga. Kopenhagen 1889 – 1891 (= Samfund til udgivelse af gammel nordisk litteratur 19). Lieder-Edda: Gustav Neckel/Hans Kuhn (Hg.): Edda: Die Lieder des Codex Regius. 6. Aufl., Heidelberg 1993. Arnulf Krause: Die Götterlieder der älteren Edda. Stuttgart 2006. Olaus Magnus (1490 – 1557), katholischer Erzbischof von Uppsala: Olaus Magnus: Historia de Gentibus Septentrionalibus. Rom 1555 (Nachdruck Westmead 1971). Peter Foote (Hg.)/Peter Fisher/Humphrey Higgens (Übers.): Olaus Magnus: Historia de Gentibus Septentrionalibus. Romæ 1555. Description of the Northern Peoples. Rome 1555. Vol. 1, London 1996. Orms þáttr Stórólfssonar (Ende 13. Jh.): Anthony Faulkes (Hg.): Two Icelandic Stories: Hreiðars þáttr. Orms þáttr. London 1978, 63 – 84. Örvar-Odds saga (13. Jh.): R. C. Boer (Hg.): Ǫrvar-Odds saga. Leiden 1888. Ulrike Strerath-Bolz: Isländische Vorzeitsagas 1. München 1997, 190 – 250. Samsons saga fagra (14. Jh.): John Wilson (Hg.): Samsons saga fagra. Kopenhagen 1953 (= Samfund til udgivelse af Gammel Nordisk Litteratur 65). Rudolf Simek: Zwei Rittersagas. Wien 1982, 41 – 132. Saxo Grammaticus: Gesta Danorum (um 1200): Hilda E. Davidson/Peter Fisher (Hg./Übers.): Saxo Grammaticus, The History of the Danes. Bd. 1. Cambridge 1980. Schatzhöhle: Carl Bezold: Die Schatzhöhle; aus dem syrischen Texte dreier unedierten Handschriften, Leipzig 1883, 18.

Mittelalterliche Quellen

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Sigurðar saga þögla (vor 1350): Agnethe Loth (Hg.): Late Medieval Icelandic Romances II . Kopenhagen 1963 (=  EA B 21), 93 – 259. Snorri Sturluson (1178/9 – 1241), isländischer Politiker, Dichter und Autor, Edda: Finnur Jónsson: Snorri Sturluson: Edda. København 1900 [die neue, aber extrem unpraktische Ausgabe von Anthony Faulkes wird hier bewusst nicht verwendet] Arnulf Krause (Übers.): Die Edda des Snorri Sturluson. Stuttgart 1997. Snorri Sturluson: Heimskringla (vmtl. kurz nach 1230): Bjarni Aðalbjarnarson (Hg.): Snorri Sturluson: Heimskringla I. Reykjavík 1941 (= Íslenzk fornrit 26). Bjarni Aðalbjarnarson (Hg.): Snorri Sturluson: Heimskringla III . Reykjavík 1979 (= Íslenzk fornrit 28). Sörla saga sterka (15. Jh.): Valdimar Ásmundarson (Hg.): Fornaldar sögur Norðrlanda. Bd. 3, Reykjavík 1889, 309 – 343. Sturlunga saga (ca. 1264 – 1284) Gudbrandur Vigfusson (Hg.): Sturlunga saga. Bd. 1 – 2, Oxford 1878. Þjóðólfr ór Hvini (isländischer Skalde des 9. Jahrhunderts): Ynglingatal; Haustlöng: Finnur Jónsson (Hg.): Den Norsk-Islandske Skjaldedigtningen. Bd. B1, Kopenhagen/ Christiania 1912, 7 – 19. Þorskfirðinga saga ➻ Gull-Þóris saga Þorsteins þáttr uxafóts (14. Jh.): C. R. Unger/Guðbrandur Vigfusson (Hg.): Flateyjarbók. Bd. 1, Christiania 1860, 249 – 263. Þórhallur Vilmundarson/Bjarni Vilhjálmsson (Hg.): Harðar saga. Reykjavik 1991 (= Íslenzk Fornrit 13), 339 – 370. Þorsteins saga Víkingssonar (um 1300): Valdimar Ásmundarson (Hg.): Fornaldar sögur Norðrlanda II . Reykjavík 1886, 53 – 112. Þorsteins þáttr bæjarmagns (14. Jh.): Guðni Jónsson (Hg.): Fornaldar sögur Norðurlanda. Bd. 3, Reykjavík 1944, 395 – 417. Þorsteins þáttr skelks (14. Jh.): C. R. Unger/Guðbrandur Vigfusson (Hg.): Flateyjarbók. Bd. 1, Christiania 1857, 416 – 418. Vetrliði Sumarliðason (isländischer Skalde des 10. Jahrhunderts): Finnur Jónsson: Den Norsk-Islandske Skjaldedigtning. Bd. B1, Kopenhagen/Christiania 1912, 127.

242

Quellen und Literatur

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Quellen des 19. bis 21. Jahrhunderts, einschließlich Kinderbücher und Märchensammlungen Arleston, Scotch/Jean-Louis Mourier: Trolls de Troy. 22 Bde., Toulon 1997 – 2017. Abrahamson, W. (Übers.): Die große Zauberin Hulda. Ein isländ. Ammenmärchen, In: Idunna und Hermode 4 (1816), Heft 3, 1 – 2, Heft 4, 1 – 2, und 22 – 23. Asbjørnsen, Peter Christen (Hg.): Juletræet for 1851. Oslo 1851. Asbjørnsen, Peter Christen (Hg.): Eventyrbog for Børn. Kopenhagen 1887. Asbjørnsen, Peter Christen (Hg.): Norske Huldre-eventyr og Folkesagn. Bd. 1+2, Oslo 1934. Asbjørnsen, Peter Christen/Jørgen Engebretsen Moe (Hg.), Norske Folke-Eventyr. Ny Samling, Oslo 1871. Asbjørnsen, Peter Christen/Jørgen Engebretsen Moe (Hg.): Norske Folkeeventyr. Bd. 1+2. 7. Aufl., Oslo 1904. Asbjørnsen, Peter Christen/Jørgen Engebretsen Moe (Hg.): Eventyr. Oslo 1928. Asbjørnsen, Peter Christen/Jørgen Engebretsen Moe (Hg.): Samlede Eventyr. Bd. 1 – 3, Oslo 1957. Asbjørnsen, Peter Christen/Jørgen Engebretsen Moe (Hg.): Eventyrbok for Børn. Norske Folkeeventyr. Kristiania/København 1908. [Asbjørnsen, Peter Christen/Jørgen Engebretsen Moe (Hg.)] Plattner, Diethild (Hg.): Trolle, Tiere, Taugenichtse. Theodor Kittelsens nordische Märchenwelt. Stuttgart 2009. [Asbjørnsen, Peter Christen/Jørgen Engebretsen Moe (Hg.)] Asbjørnsen og Moes beste eventyr. Illustrert av Tord Nygren. Oslo 2006. [Bauer, John]: Plattner, Diethild (Hg.): Trolle, Wichtel, Königskinder. John Bauers nordische Märchenwelt. Stuttgart 2004.

Quellen des 19. bis 21. Jahrhunderts

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Sekundärliteratur

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Sekundärliteratur

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251

REGISTER DER PERSONEN UND ANONYMEN WERKE

A

Botten-Hansen, Paul  171

Egils saga einhenda  48, 60

Ála flekks saga  39, 60

Bragi Boddason  96

Egils saga Skallagrímssonar  14,

Ama  67

Brana  40, 50, 52 – 54, 58, 61, 77

Amgerdr  66, 67

Brendekilde, H. A.  139

Eisurfala  67

Andersen, H.C.  171

Brennu-Njáls saga  13

Erikson, Steven (eig. Steve

Arbo, Peter Nicolai  109, 138

Bringsværd, Tor Åge  156, 161

Arinnefja  49, 65, 67

Brooks, Terry (eig. Terence

18, 87, 88

Rune Lundin)  185 Eyrbyggja saga  29

Dean Brooks)  185 – 187

Arleston, Christophe  193

Bruppa  65

F

101, 107 – 109, 112, 113, 133,

Bryja  66

Fala  66

136 – 138, 148, 165, 172, 180, 191

Burmand  72

Faulkner, William  186

Askeladden  109 – 113, 144

Burnament  72

Feist, Raymond E.  185, 187

Atla  67

Busla  89

Feller, Anna  161

Aventinus, Johannes (eig. Johann

Buslobœn  89

Fiskreki  65

Asbjørnsen, Peter Christen  94,

Georg Thurmayr)  93

Fjölvör  66

C B

Flangi  66

Carroll, Lewis (eig. Charles

Flauma  65

Lutwidge Dodgson)  183

Flegða  65

Bakrauf  66, 67 Balder  14, 15

Clemens saga  85

Fletsokka  65

Bandamanna saga  13

Corvus, Robert (eig. Bernd

Forad  66

Otto Robker)  195

Bang, Arne  141 Barðar saga Snæfellsáss  22, 27, 32, 39, 42, 43, 68, 69, 82, 150 Bardr Snæfellsass  22, 27, 28, 39, 69, 215

Forstchen, William  185 Freyja  15, 40, 82

Baraxli  65

D

Fridr  57, 58

Dam, Thomas  165, 204

Fröding, Gustav  177

Dámusta saga  35

Froud, Brian  150, 152

Dasent, George Webbe  108,

Froud, Wendy  150, 152

Bauer, John  132, 142, 144,

109, 180 Dettiklessa  65

G

Beheim, Michael  93

Dietrich von Bern  72

Garborg, Arne  177

Beinskefi  65

DiTerlizzi, Tony  152

Geirröðr  20, 42

Belgygla  65

Dofri  28, 47, 57, 213

Geitla  66

Bengtsson, Hannelore  157, 160

Donaldson, Julia  159

Genesis  24

Beskow, Bo  144

Drachmann, Holger  175

Gerður  65

Bjálki  65

Drescher, Daniela  162

Gesta Danorum  siehe

Bjørnson, Bjørnstjerne  172

Drumpa  65

Black, Holly  152

Dumpur  66

146 – 148, 150, 152, 156

Blætanna  65, 67

Saxo Grammaticus Gestilja  66 Geysa  66

Bloch, Andreas  138

E

Gibbons saga  23

Borgarthingslög  16

Eckersberg, John Fredrik  138

Gisla saga Súrssonar  14

Bósa saga ok Herrauðs  89

Egill Skallagrímsson  14, 18, 88

Gjálp  65, 66

252

Register der Personen und anonymen Werke

Illuga saga Gríðarfóstra  49,

Glamr  32 – 35, 37, 44, 46

Hänel, Wolfram  162

Glossa  65

Hansen-Jacobsen, Niels  141

Glumra  66, 67

Haphlius  67

Ima  66

Gneip  66

Haralds saga harðráða  

Imd  66, 67

Gnepja  66

siehe Snorri Sturluson

Gnipa  41, 42

Harðar saga ok Hólmverja  71

Gnissa  66

Hardebusch, Michael  185,

Göngu-Hrólfs saga  69

188 – 190, 194

50, 52, 59, 202

Imgerdr  67 Ividja  66

J

Goodkind, Terry  186

Hardgreip  66, 67

Jackson, Peter  9, 182

Granni  65

Harthgrepa  siehe Hardgreip

Jansson, Tove  153 – 155, 157, 160

Grendel  16, 30

Heimskringla  siehe Snorri Sturluson

Jarnglumra  66, 67

Greppa  65

Heinesen, William  148

Járnhauss  40, 53, 54

Grettis saga Ásmundarsonar  30,

Heitz, Markus  188, 189

Jarnsaxa  66, 68

Heldenbuchprosa  24

Jarnvidja  67

Gridr  19, 49, 53, 65 – 67

Hengikepta  66

Jökuls þáttr Búasonar  41, 42, 60

Grieg, Edvard  109, 169, 171, 177

Hennen, Bernhard  189, 195

Jómsvíkinga saga  36, 37, 69

Grima  66

Herkja  66

Jötunoxi  39

Grimm, Jakob  95, 108,

Hit  45, 46, 99, 208

32, 59, 83

110, 141, 201

Hjálmþers saga ok Ölvis  14,

Grimm, Wilhelm  95, 108, 110, 141, 201

32, 51, 54, 62, 64

K Kampa  65

Hnikar  65

Karber, Lillemor  157, 160

Gríms saga loðinkinna  61

Hodgkinson, Leigh  164

Karlsen Kongsgaard, Ingerlise  156

Gripandi  65

Holger Danske  72

Ketils saga hængs  36, 40, 47

Grógaldr  88

Hörn  66

Kirchschlager, Michael  158

Grosser, Steffen  158

Howard, Robert E.  183

Kittelsen, Theodor  109, 133, 134,

Grottintanna  66, 67

Hrauðnir  65

Grundtvig, Sven  127

Hreiðars þáttr heimska  13

Kitzing, Constanze von  162

Gryla  66, 68

Hrimgerdr  66

Kjallandi  67

Gude, Hans  109, 138

Hrólfs saga kraka  42, 70

Kjalnesinga saga  47, 57, 58, 70

Gulaþingslög  16

Hrómundar saga Grípssonar  71

Kjaptlangur  66

Gulbranssen, Trygve Emanuel  177

Hruga  66

Klumpa  65

Gullinkjapta  65, 67

Hrugnir  65

Kolrosti  66

Gull-Þóris saga  32, 35

Hrungnir  11, 20

Kraka  67

Guma  66

Hryggda  66

Kraushaar, Steffen  158

Günther, Siegfried  158

Huldra  102, 104, 105

Kröger, Claudia  160

Hussung, Thomas  163

Kuckero, Ulrike  161

H

Hvedra  66

Kunert, Almud  161

Hådell, Mats  147, 148

Hyltén-Cavallius, Gunnar Olof  127, 128, 141

Hæra  66

136 – 138, 142, 144, 152, 172

L

Hala  66

Hyndla  15

Lagerlöf, Selma  174, 205

Hálfdanar saga Brönufóstra  40, 50,

Hyrrokkin  14, 15, 66

Landnámabók  57 Laxdœla saga  47

52 – 54, 58, 61 – 63, 65, 77, 97 Haltangi  65

I

Hamann, Marita Sydow  162

Ibsen, Henrik  109, 169,

Hamsun, Knut  174, 175

Le Guin, Ursula K.  185 171, 172, 175, 176

Leikn  67 Leirvör  67

253

Register der Personen und anonymen Werke

Levitikus  83

P

Lewis, C.S.  183, 184

Per Gynt/Peer Gynt  109, 113,

Lidberg, Rolf  147, 148,

Snorri Sturluson  14, 15, 18 – 21, 23, 53, 63, 66, 82, 84 – 88, 96, 105, 117, 181

117, 133, 134, 137, 169,

155 – 157, 161

171, 172, 176, 177

Sobtzyk, Gerd  158

Lieder-Edda  12, 18, 20, 70, 84

Peterssen, Eilif  138

Sörla saga sterka  40, 53

Lie, Jonas  175

Pictor, Albert  72, 73

Spang Olsen, Ib  141

Liestøl, Knut  178

Plunkett, Edward

Spjut, Stefan  195

Ljota  67

(Lord Dunsany)  183

Stálhaus  65

Ljótur  65

Poestion, J. C.  197

Stephens, George  127, 141

Lobe, Mira  160, 161

Polyphem  62, 101

Stöcker, Uwe  158

Lodinfingra  67

Pratchett, Terry  184, 190 – 193, 200

Stoltenberg Lerche, Vincent  138 Stórverkur  65

Lööf, Jan  147, 148, 155 – 157, 161

R

Stritsamur  65

Rifingöflu  67

Sturla Thordarson  105

M

Roberts, David  159

Sullivan, James A.  189

Magnus, Olaus  90, 213

Rosenborg, Einar  144

Svarinnefja  65, 67

Mana  53, 54

Rowling, Joanne K.  185, 193, 202

Svartbrún  65

Margerdr  67

Rygi  67

Sveipinfalda  66

Lossau, Jens  190

Svelnir  66

Martin, G.R.R.  187 Menglöd  54

S

Sven Fötling  72, 73

Moe, Jørgen Engebretsen  101,

Salvatore, Robert Anthony  187, 188

Syrpa  65

107 – 109, 112, 113, 133,

Samsons saga fagra  30

136 – 138, 148, 165, 172, 180, 191

Sapegin, Pjotr  200

T

Moe, Louis  141

Saxo Grammaticus  37, 42, 47, 67

Tang Kristensen, Evald  101,

Moers, Walter  190

Schönefeldt, Uwe  158

Mörn  66

Schumacher, Jens  190

Temairik, Jaime  164

Morris, William  183

Scott, Sir Walter  122

Tenggren, Gustaf Adolf  146

Mourier, Jean-Louis  193

Shakespeare, William  179, 193

Thiðreks saga  72

Munnharpa  67

Síðhnöttur  65

Þjóðólfr ór Hvini  11

Myrkrida  67

Simul  66

Thor  11, 18, 20, 40 – 42,

Sinding, Otto  109, 138

103, 127

53, 63, 96, 180, 200

N

Sinisalo, Johanna  195

Thorgerd Hölgabrudr  36, 37, 66

Nicholls, Stan  189

Sivör  66

Þorskfirðinga saga  

Norelius, Einar  146, 147

Skinnbrók  65

Nótt  39, 60

Skitinkjapta  65, 67

Þorsteins saga Víkingssonar  64, 65

Nygren, Tord  148

Skolli  65, 68

Þorsteins þáttr bæjarmagns  42

Skovgaard, Niels  139

Þorsteins þáttr skelks  36

O

Skrikja  66, 67

Þorsteins þáttr uxafóts  65, 74

Oddgeir der Däne  72

Skrukka  44, 65

Thrivaldi  63, 96

Odin  15, 24, 41, 42, 70,

Skrymr  41

Thrymr  40, 41

82, 84, 85, 87, 88

Slammi  65

Thurbörd  67

Öflugbarda  66

Slúki  65

Tidemand, Adolph  138

Orms þáttr Stórólfssonar  54

Smallman, Steve  164

Tieck, Ludwig  108, 109

Örvar-Odds saga  13, 31, 55, 56, 65

siehe Gull-Þóris saga

Tolkien, J.R.R.  178 – 184, 186 – 190 Törnemann, Axel  144

254

Register der Personen und anonymen Werke

V

W

Y

Vagnhöfði  65, 67

Wahlenberg, Anna  153

Yma  51, 54

Vagn(h)ophtus  siehe Vagnhöfði

Weiß, Stephanie  161

Ymir  23, 24

Vardrun  67

Werenskiold, Erik  109, 118, 133,

Ysja  65

Vé  24

136 – 138, 142, 146, 147, 152, 172

Viðga Velentsson  72

Wieland der Schmied  72

Z

Vigglöd  67

Wigalois  siehe Wirnt von Gravenberg

Zeuthen, C. O.  139

Vilhjálms saga sjóðs  47, 70

Williams, Robert Paul Tad  187

Vili  24

Wirnt von Gravenberg  51, 61

Völsi  65

Wolfdietrich D  61

Völuspá  siehe Lieder-Edda