Transformative, intransformative und kursive Verben 3484102276, 9783484102279

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Transformative, intransformative und kursive Verben
 3484102276, 9783484102279

Table of contents :
1. EINLEITUNG. SEMANTISCHE RELATIONEN
1.1. Semantische Relationen zwischen Sätzen
1.2. Semantische Relationen zwischen lexikalischen Einheiten
2. VORLÄUFIGE CHARAKTERISTIK TRANSFORMATIVER, INTRANSFORMATIVER UND KURSIVER VERBEN
3. PRÄSUPPOSITION UND FOLGERUNG VON TRANSFORMATIVEN UND INTRANSFORMATIVEN SÄTZEN
3.1. Transformative Sätze
3.2. Intransformative Sätze
3.3. Exkurs über die Repräsentation "nichttransformativer Zustandsbeziehungen" bei Heger
4. ZEITADVERBIALE BEI TRANSFORMATIVEN, INTRANSFORMATIVEN UND KURSIVEN VERBEN
4.1. Punktuelle, durative, terminale und initiale Adverbiale
4.2. (immer) noch und wieder
4.3. Zusammenfassung
5. DEFINIERENDE SEMANTISCHE RELATIONEN ZWISCHEN TRANSFORMATIVEN, INTRANSFORMATIVEN UND KURSIVEN VERBEN
5.1. Definition der drei Verbalkategorien
5.2. Die Begriffe (Relationen) "ingressiv", "egressiv" und "kontinuativ"
5.3. Semantische Relationen zwischen transformativen und intransformativen Verben
5.4. Zusammenfassung
6. TRANSFORMATIVE UND INTRANSFORMATIVE VERBALKOMPLEXE
6.1. Ingressiv-, Egressiv- und Kontinuativperiphrasen von kursiven Verben
6.2. beginnen/anfangen, aufhören und fortfahren mit habituell-iterativ zu interpretierendem V"
6.3. beginnen/anfangen, aufhören und fortfahren mit negiertem V". Ihre semantische Relation zueinander
6.4. Die Relation zwischen (Prädikativ- oder Funktionsverbfügungen mit) bleiben und werden bzw. kommen
6.5. Zusammenfassung
7. KAUSATIVITÄT UND (IN-)TRANSFORMATIVITÄT
7.1. Die direkte (einfache) Kausativrelation
7.2. Exkurs über lassen. "Aktive" und "passive" Kausation
7.3. Kausative Transformativa
7.4. Kausative Intransformativa
7.5. Zu den Beziehungen zwischen kausativ-transformativen und kausativ-intransformativen Verben und Verbalkomplexen
7.6. Addenda
8. ZUR KOMPONENTENANALYSE
8.1. Komponentielle Entsprechung der Ingressiv-, Egressiv- und Kontinuativrelation zwischen Verben
8.2. Synkretismen
8.3. Inhaltseinheiten als Prädikate interpretiert
8.4. Ausblick und Korrektion
9. ABSCHLIESSENDE BEMERKUNGEN
Anmerkungen
Literaturverzeichnis

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Linguistische Arbeiten

26

Herausgegeben von Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner

Cathrine Fabricius-Hansen

Transformative, intransformative und kursive Verben

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1975

ISBN 3-484-10227-6

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1975 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege zu vervielfältigen. Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis

1. E I N L E I T U N G .

1.1.

SEMANTISCHE RELATIONEN

1

Semantische Relationen zwischen Sätzen .;

2

1.1.1.

"S- involviert S-". Implikation bei Lyons

2

1.1.2.

Präsupposition und Folgerung

3

1.1.3.

Äquivalenz

7

1.1.4.

Zusammenfassung

8

1.2.

Seraantische Relationen zwischen lexikalischen Einheiten

8

1.2.1.

Hyponymie und Synonymic

8

1.2.2.

Komplementarität und Antonymie

9

2. VORLÄUFIGE CHARAKTERISTIK TRANSFORMATIVER, INTRANSFORMATIVER UND KURSIVER VERBEN

3.

17

PRÄSUPPOSITION UND FOLGERUNG VON TRANSFORMATIVEN UND INTRANSFORMATIVEN SÄTZEN

21

3.1.

Transformative Sätze

21

3.2.

Intransformative Sätze

29

3.3.

Exkurs über die Repräsentation "nichttransformativer Zustandsbeziehungen" bei Heger

34

VI

4.

ZEITADVERBIALE BEI TRANS FORMAT IVEN, TIVEN UND KURSIVEN VERBEN

4.1.

.............................

.........................................

4.2.

(immer) noch und wieder

4.3.

Zusammenfassung

..........

39

..................

46

....................................

63

D E F I N I E R E N D E SEMANTISCHE RELATIONEN ZWISCHEN TRANSFORMATIVEN, INTRANSFORMATIVEN UND KURSIVEN VERBEN

5.1.

D e f i n i t i o n der drei Verbalkategorien

5.2.

D i e B e g r i f f e (Relationen) "ingressiv", "egressiv" und "kontinuativ" .......................

5.3.

5.4.

6.

39

P u n k t u e l l e , d u r a t i v e , terminale u n d i n i t i a l e Adverbiale

5.

INTRANSFORMA-

...............

Semantische Relationen zwischen transformativen und i n t r a n s f o r m a t i v e n Verben .............. Zusammenfassung

6.3.

?1

...

76 83

----

87

I n g r e s s i v - , Egressiv- und Kontinuativperiphrasen von kursiven Verben

6.2.

66

66

....................................

TRANSFORMATIVE UND INTRANSFORMATIVE VERBALKOMPLEXE

6.1.

.....

....................

beginnen/anfangen^ aufhören und fortfahren mit h a b i t u e l l - i t e r a t i v zu interpretierendem V" beginnen/anfangen,

aufhören

und fortfahren

88

.....

93

mit

negiertem V". Ihre semantische Relation zueinander

98

VII

6.4.

6.5.

Die R e l a t i o n zwischen (Prädikativ- oder Funktionsverbfügungen m i t ) bleiben und werden bzw. kommen

1 o2

Zusammenfassung

108

7. KAUSATIVITÄT UND (IN-)TRANSFORMATIVITÄT

11o

7.1.

Die d i r e k t e ( e i n f a c h e )

11o

7.2.

Exkurs über lassen. "Aktive" und "passive"

Kausativrelation

Kausation

116

7.3.

Kausative Transformativa

1 2o

7.4.

Kausative Intransformativa

133

7.5.

Zu den Beziehungen zwischen kausativ-trans-

7.6.

formativen und k a u s a t i v - i n t r a n s f o r m a t i v e n Verben und Verbalkomplexen

139

Addenda

147

8. ZUR KOMPONENTENANALYSE

8.1.

151

Komponentielle Entsprechung der Ingressiv-, Egressiv- und K o n t i n u a t i v r e l a t i o n zwischen Verben

151

8.2.

Synkretismen

161

8.3.

Inhaltseinheiten als Prädikate i n t e r p r e t i e r t

164

8.4.

Ausblick und K o r r e k t i o n

175

νητ 9. ABSCHLIESSENDE BEMERKUNGEN

189

Anmerkungen

192

Literaturverzeichnis

217

1. E I N L E I T U N G .

SEMANTISCHE R E L A T I O N E N .

Die vorliegende Arbeit bietet, vom Begriff "transformatives Verb" ausgehend, vor allem eine Inhaltsanalyse von Verbkorrelationen wie werden:bleiben:sein und bekommen/verlieren: behalten:haben , deren Vorhandensein die Begriffsdichotomie "transformativ vs. nichttransformativ", wie man sie in Heger ( 1 9 6 7 ) , (1971), Heringer (1968a) und Wunderlich (197o) vorfindet, als unangemessen erscheinen läßt und ihren Ersatz durch eine dreigliedrige Opposition, wie etwa die im Titel vorgeschlagene, erforderlich macht. Die Darstellung basiert auf der Annahme, 1

daß eine lexikalische Einheit semantisch durch ihre Beziehungen zu den anderen Einheiten desselben lexikalischen Systems, d . h . durch ihren Platz in diesem System, definiert ist und daß ihr Inhalt sich auf Grund dieser Beziehungen prinzipiell in kleinere Inhaltseinheiten (Inhaltsfiguren, semantischen Komponenten, Merkmalen, Markern) zerlegen läßt;

2

daß der Inhalt eines Satzes eine Funktion der darin enthaltenen lexikalischen Einheiten und der zwischen denselben bestehenden syntaktischen Relationen ist und die semantischen Beziehungen zwischen lexikalischen Einheiten sich dementsprechend in den semantischen Relationen zwischen Sätzen auswirken, in die die betreffenden Einheiten eingehen.

Der Ausdruck "semantische Relation" ist dabei im Sinne von "sense-relation" bei Lyons (1968 § 1o.l) und Brockhaus/Stechow

2

(1971) aufzufassen. Ich will in diesem Abschnitt einige grundlegende semantische Relationen zwischen (deklarativen) Sätzen und einige daraus ableitbare Relationen zwischen lexikalischen Einheiten besprechen, die für die weitere Darstellung relevant sind.

1.1.

Semantische Relationen zwischen Sätzen.

1.1.1. "Sj involviert S.". Implikation bei Lyons. Es heißt bei Lyons (1968 S.445) "that a negative sentence explicitly denies whatever is explicitly asserted by the corresponding affirmative sentence; and on the basis of this notion of explicit assertion and denial we can construct the semantically more interesting notion of implicit assertion and denial, or implication. One sentence, S - , is said to imply another, S~ - symbolically, S.. ^3 S- - if speakers of the language agree that it is not possible to assert explicitly S^ and to deny explicitly S 2 - And S, implicitly denies S 2 - S^ implies not S~: S^^s *v 82 - if it is agreed that the explicit assertion of S.. makes impossible, without cont r a d i c t i o n , the explicit assertion of S-·" Dabei wird vorausgesetzt "that it. is possible to establish rules of correspondence between affirmative and negative sentences" ( a . a . O . ) . Unter dieser Voraussetzung hätte die Definition auch wie folgt formuliert werden können:

Ein Satz S- impliziert einen anderen Satz S. (S- > 5 · ) , falls die Sprecher der Sprache sich darüber einig sind, dass die Behauptung von S. durch einen Sprecher in einem gegebenen Zusammenhang die Behauptung von S. durch denJ 2 selben Sprecher im selben Zusammenhang ausschließt , oder m . a . W . daß er nicht erst S- behaupten und dann S. bestreiten kann. S. und S. sind dabei "corresponding" J J l 3) (Deklarativ-)Sätze mit entgegengesetztem Vorzeichen J . Nun erscheint es sinnvoll, den Ausdruck "S- impliziert S-" für den Fall vorzubehalten, daß S. Folgerung von S^^ ist (s. unten); für die Relation ^» , wie sie hier definiert wurde, werde ich im folgenden den Terminus "involvieren" verwenden. 1 . 1 . 2 . Präsupposition und Folgerung ( I m p l i k a t i o n ) . Die Unterscheidung zwischen Präsupposition und Folgerung (impliziter Assertion) ist schon so oft behandelt worden ', daß ich mich in dieser Hinsicht kurz fassen kann. Es sei nur noch betont, daß ich "Präsupposition" (wie "Folgerung") mit Karttunen (197o) und Stechow (1971) als eine Relation zwischen Sätzen und nicht in dem z . B . von Keenan ( 1 9 7 1 § 4.) und W u n d e r l i c h ( 1 9 7 2 S . 9 8 ) beschriebenen pragmatischen Sinne auffasse. Die Relation der Präsupposition, für die ich das Symbol 1 verwenden werde, läßt sich mit Hilfe des oben eingeführten Begriffs wie folgt definieren: Ein Satz S. präsupponiert einen anderen Satz S. S. 1 S - - wenn sowohl S. als auch S. S - involvieren, J—· 51 J d.h. mit S. inkompatibel sind . Es folgt, daß S - dann auch eine Präsupposition von S. sein wird.

Ein Beispiel: S* : meine Freude am Schiläufen ich in Oslo bleibe

ist

S.. : meine Freude am Schiläufen daß iah in Oslo bleibe

ist nicht der Grund dafür ,

§2' ^

der Grund dafür,

daß

bleibe in Oslo

S ? : ich bleibe nicht in Oslo S« involviert 82» da er mit S~ inkompatibel ist;

vgl . :

(1) * ich bleibe nicht in Oslo, (und) meine Freude am Schilaufen ist der Grund dafür, daß iah in Oslo bleibe Auch S., involviert S-, d . h . auch S., ist patibel; vgl.:

mit 82 inkom-

(2) *iah bleibe nicht in Oslo, (und) meine Freude am Schilaufen ist nicht der Grund dafür, daß ich in Oslo bleibe S 2 ist somit Präsupposition von S1 und folglich auch von S- . Wie leicht zu sehen ist, präsupponieren S., und S., auch die beiden folgenden Sätze: S,: ich habe Freude am Schilaufen S.: ich bin in Oslo (bzw. ich wohne in Oslo} Für die Relation der Folgerung, die ich mit —> symbolisieren will, bietet sich dann die folgende Definition an:

Ein Satz S. ist Folgerung von einem anderen Satz S. S.^ —yS- -, wenn S- von S^, aber nicht von S- involviert wird, d . h . wenn S. S-; involviert und S. keine 6 J Präsupposition von S. ist . Als Konverse zu "ist Folgerung von" benutze ich im folgenden den Ausdruck "impliziert" (vgl. S . 3 ] . Der Unterschied zwischen Präsupposition und Folgerung wird deutlich, wenn man S., mit S,, vergleicht: S,-: meine Freude am Schiläufen in Oslo bleibe

hat zur Folge, daß iah

S r : meine Freude am Schiläufen daß ich in Oslo bleibe

hat nicht zur Folge,

S,, ist wie S- mit 82: ich bleibe nicht in Oslo inkompatibel und involviert also 82: ich bleibe in Oslo; vgl, (3)

ifc

ich bleibe nicht in Oslo, (und) meine Freude am Schilaufen hat (also) zur Folge, daß ich in Oslo bleibe

S 5 involviert aber, im Gegensatz zu S 1 , nicht S 2 er ist ja keineswegs mit ^ inkompatibel; vgl.: (4) ich bleibe nicht in Oslo, (und) meine Freude am Schiläufen hat (also) nicht zur Folge, daß ich in Oslo bleibe $2 i st demnach Folgerung von S 5 , während er, wie oben nachgewiesen wurde, Präsupposition von S., ist; d.h. Simpliziert 82 und S., präsupponiert Sj. S_ und S. hingegen sind nicht nur Präsuppositionen von S.. , sondern auch von S^.

Ich möchte zum Schluß noch darauf verweisen, daß die Relationen der Folgerung und der Präsupposition für die Textkonstitution von entscheidender Bedeutung sind b z w . daß diese B e g r i f f e erst innerhalb einer sog. Textlinguistik ihren rechten Platz finden. Die Aussage, daß ein isolierter Satz S- eine gegebene Menge von Sätzen präsupponiere und eine gegebene andere Menge von Sätzen impliziere, ist ja eine Aussage darüber, was im potentiellen Kontext von S. vorkommen kann ( d a r f ) und nicht vorkommen kann ( d a r f ) 7 . Und zwar lassen sich die Präsuppositionen von S. unter diesem Aspekt zum grossen Teil als Sätze c h a r a k t e r i s i e r e n , die der Sprecher (Erzähler) schon, d . h . im vorhergehenden K o n t e x t , e x p l i z i t oder implizit behauptet h a t , während die Folgerung von S- als Sätze erscheinen, die erst mit S. i m p l i z i t behauptet werden und wie S. selbst im nachfolgenden Kontext dann nicht wieder b e s t r i t t e n werden können. So würde S..: meine Freude am Schilaufen ist der Grund dafür, daß ich in Oslo bleibe wie sein Negat S*, in einem Text kaum vorkommen, wenn S 2 : ich bleibe in Oslo nicht schon vorher, e x p l i z i t oder i m p l i z i t , behauptet worden wäre; dies gilt nicht von Sr". meine Freude am Schiläufen hat zur Folge, daß ich in Oslo bleibe, von dem eher zu sagen wäre, daß er das spätere Vorkommen von S- und jeden S- implizierenden Satz ausschließt b z w . daß ihm Sätze nachfolgen können, die S 2 präsupponieren. M . a . W . : das Vorkommen eines von einem Satz S. präsupponierten Satzes S - oder eines S· implizierenden Satzes S* kann die faktische Voraussetzung dafür b i l d e n , daß S· überhaupt verwendet wird. Daß dies t a t s ä c h l i c h oft der Fall sein d ü r f t e , wird deutlich, wenn man z . B . die in von Stechow ( 1 9 7 1 b ) und Wunderlich ( 1 9 7 2 ) angeführten Beispiele für Präsupposition betrachtet. - Ähnliches scheint für die Folgerungsbeziehung nicht zu gelten.

1 . 1 . 3 . Äquivalenz. Semantische Äquivalenz zwischen zwei Sätzen, Si und S . , liegt dann vor, wenn S.1 S. impliziert und auch umge8 J — kehrt ,' in dem Fall werden die Kombinationen S. + S. und S. + S. ausgeschlossen (kontradiktorisch) und die Kombination S. + S. pleonastisch (tatologisch) sein. Ein paar Beispiele: S,: Hans ist

größer als Paul

S f i : Hans ist

nicht größer als Paul

S 7 : Paul ist kleiner als Hans S _ : Paul ist nicht kleiner als Hans

wo S & = S- und S g t e S - ; vgl.: (5)

(a) *Eans ist größer als Paul, (und) Paul ist nicht kleiner als Hans (b) *Äans ist nicht größer als Paul, (und) Paul ist kleiner als Hans (c) Hans ist größer als Paul, (und) Paul ist ner als Hans

klei-

(d) Hans ist nicht größer als Paul, (und) Paul ist nicht kleiner als Hans S g t er kam zu spät, um S„: er kam nicht zu spät, um Sq: er kam früh genug, um Sq! er kam nicht früh genug, um wo Sgss S g und S 8 »ssES g .

1 . 1 . 4 . Zusammenfassung. Wenn "." und "-" jeweils für die logische Konjunktion und die logische Negation stehen, lassen sich die oben gegebenen Definitionen wie folgt zusammenfassen: (S i ^.S.) : "Si involviert S." = ( j£ "die Behauptung von S. schließt die Bestreitung von S. (die Behauptung von S".) aus"; (S i —iS.) : "Si präsupponiert S.", "S. ist Präsupposition von S-" =d£ ( S ^ S j ) .

(Sj^S.);

(8 — > S . ) : "Si impliziert S.", "S. ist Folgerung von S •df C S i = > V

-CSi^Sj);

(Sj = S.) : "S^ und S. sind äquivalent"

•df C s i - * s j ) · 1.2.

(S^Sj)

Semantische Relationen zwischen lexikalischen Einheiten.

1 . 2 . 1 . Hyponymie und Synonymie. Es seien und y zwei lexikalische Einheiten, die (in bezug auf eine gegebene Klasse oder Kategorie von "Umgebungen") in paradigmatischer Relation zueinander stehen, so daß es Paare von Sätzen einer bestimmten syntaktischeri Struktur gibt, die sich nur dadurch unterscheiden, daß

9

der eine (S x ) die Einheit enthält, wo der andere (S y ) die Einheit y enthält; dann ist nach dem S. 1 Gesagten zwischen (den durch die betreffende "Umgebungsklasse" definierten Varietäten von) und y eine spezifische semantische Relation anzusetzen, falls zwischen Sx und Sy in den betreffenden Satzpaaren eine spezifische seQ mantische Relation besteht. In dieser Weise können wir z . B . mit Lyons (1968 § § 1 o . 2 f ) Hyponymie und Synonymic als Relationen zwischen lexikalischen Einheiten jeweils von der Implikation und der Äquivalenz zwischen Sätzen ableitenrx ist hyponym zu y, falls ein ("nackter") affirmativer Sx den entsprechenden S^ impliziert, aber nicht (unbedingt) umgekehrt - vgl. etwa besitzen vs. haben -, und synonym mit y, falls die Implikation gegenseitig ist und somit Äquivalenz vorliegt, wie es z . B . für anfangen und beginnen gilt ° . Von wesentlich größerem Interesse wird aber in unserem Zusammenhang eine bestimmte Art der "oppositeness of meaning" oder Antonymie im weiteren Sinne (op.cit. § 1o.4) sein, die ich mit Lyons als Komplementarität bezeichnen möchte. 1 . 2 . 2 . Komplementarität und Antonymie. Komplementarität ist nach Lyons (op.cit. § l o . 4 . 2 . ) eine Relation zwischen zwei lexikalischen Einheiten, die sich dadurch definiert, daß "the denial of the one implies the assertion of the other and the assertion of the one implies the denial of the other", wobei "the applicability of the complementary terms" vorausgesetzt werden muß.

10

Für komplementäre Verbpaare wie z . B . vernehmen:unterlassen; eintreffen:ausbleiben; schlafen:wachen gilt also, daß ein ("nackter") affirmativer Satz mit dem einen Verb (als Finitum oder 'Hauptverb 1 einer Temporalperiphrase) den entsprechenden negativen Satz mit dem anderen Verb impliziert und "im Normalfall" (s. op.cit. S.461) damit äquivalent ist; vgl.: (6)

(a) iah habe die geplante Untersuchung vorgenommene* (b) ich habe die geplante Untersuchung nicht unterlassen (b) ich habe die geplante Untersuchung unterlassen^ (a) ich habe die geplante Untersuchung nicht vorgenommen

(7)

(a) die Folgen trafen

(natürlich) ein E

(b) die Folgen blieben (natürlich)

nicht aus

(b) die Folgen blieben (natürlich) aus e (a) die Folgen trafen

(natürlich) nicht ein

Und Komplementarität zwischen A d j e k t i v e n o . a . , wie z . B . identisch:verschieden; auf/offen:zu/geschlossen; tot:lebendig; verheiratet:unverheiratet äußert sich dementsprechend u . a . dadurch, daß ein affirmativer Satz mit finitem sein + dem einen Adjektiv als Prädikativ den entsprechenden negativen Satz mit dem anderen Adjektiv als Prädikativ impliziert und "im Normalfall" damit äquivalent ist; vgl.: (8) (a) ihre Aufgaben

waren (in dieser Hinsicht) identisch

11

(b) ihre Aufgaben waren (in dieser Hinsicht) nicht verschieden (b) ihre Aufgaben waren (in dieser Hinsicht) verschieden = (a) ihre Aufgaben identisch (9)

waren (in dieser Hinsicht)

nicht

(a) die Tür ist zu s (b) die Tür ist nicht auf (b) die Tür ist

auf=

( a ) die Tür ist

nicht zu

Als ein weiteres, daraus ableitbares Kennzeichen zweier komplementärer Einheiten, und y, sei erwähnt, daß zumindest bei bestimmten semantischen Varianten der betreffenden Modalverben - die Äquivalenzen (sein) müssen/ sollen s= y nicht (sein) können/dürfen und 'y (sein) müssen/sollen ^ nicht (sein) können/dürfen' gelten ; vgl.: (10) (a) ich muß/soll (b) ich kann/darf (c) ich muß/soll (d) ich kann/darf (11) (a) ihre Aufgaben

es tun = es nicht unterlassen es unterlassen je. es nicht tun mußten/sollten identisch sein 35

(b) ihre Aufgaben kann ten/durften schieden sein

nicht ver-

Nun erscheint es m . E . angemessen, auch von Komplementarität zwischen einer lexikalischen Einheit auf der einen Seite und einer Klasse lexikalischer E i n h e i t e n ^ , y~t ... y auf der anderen .Seite reden zu können. V g l . :

12

·

yp y2 - - -

schweigen

:

reden, singen, brüllen ...

behalten

:

verlieren, verkaufen,

farblos

:

rot, blau, grün

*

verschenken ...

...

Denn zwischen und der Disjunktion von y.. , z / - , · · · » y besteht hier die gleiche Beziehung wie zwischen und y in den oben besprochenen komplementären Paaren; d . h . die Assertion von impliziert und ist "im Normalfall" äquivalent mit der Negation der Disjunktion von y-i , z / o » · · · » y un ^ desgleichen für die Negation von und die Assertion der Disjunktion von y* , j / 2 , ···, y -

Vgl.: (12) (a) er hat das Buch behalten^ (b) er hat das Buch weder verloren noch verkauft noch verschenkt noch ... (bzw. er hat das Buch nicht verloren und nicht verkauft und nicht verschenkt und nicht . . . ) (c) er hat das Buch nicht behalten = (d) er hat das Buch entweder verloren oder verkauft oder ... (13)

(a) er mußte/sollte (b) er konnte/durfte

schweigen^ weder reden noch singen noch

(c) er schwieg nicht s (d) er redete oder sang oder ... Y i » V 2 » · · · > v n bilden in solchen Fällen das, was Lyons (1968 § l o . 3 . S . ) "a set of incompatible lexical items" nennt, d . h . sie exkludieren sich gegenseitig. Charakteristisch ist nun, daß, wenn es eine Einheit z geben sollte, so daß o: und z ein komplementäres Paar bildete, 2 dann hyperonym zu y., y ~, .··, y und diese also Ko-

13

Hyponyme von z sein müßten. Ich will deshalb j/ 1 , i / 2 , ..., y als Ko-Komplemente oder alternative Komplemente von bezeichnen, und wenn ich im folgenden von zwei Einheiten sage, daß sie komplementär sind b z w . daß zwischen ihnen Komplementarität besteht, meine ich d a m i t , daß die eine das Komplement oder eines von mehreren Ko-Komplementen der anderen Einheit darstellt. Es sei noch darauf verwiesen, daß die Assertion von natürlich nicht nur die Negation der D i s j u n k t i o n seiner Ko-Komplemente, sondern auch die Negation jedes einzelnen Ko-Komplements i m p l i z i e r t ; und desgleichen gilt für jedes Ko-Komplement von x, daß seine Assertion die Negation von impliziert. So impliziert (14) (a) das Wasser war farblos u.a. jeden der Sätze (b) das Wasser war nicht rot das Hasser war nicht blau das Wasser war nicht grün und jeder der entsprechenden affirmativen Sätze impliziert u.a. (a) das Wasser war nicht farblos Komplementäre Adjektiv-Paare wie identisah:verschiedent tot:lebendig, auf:zu usw. sind nach Lyons von Paaren wie groß:kleint gut:schlecht3 breit:schmal zu unterscheiden, die eher konträre Gegensätze bezeichnen und die er (op. cit. § l o . 4 . 2 . ) antonym (im engeren Sinne) nennt. 1 3 Auch in diesen Fällen impliziert die Assertion der einen Einheit die Negation der anderen, das Umgekehrte gilt aber nicht. Dies besagt, daß die Negation des einen Terms hier mit der Negation des anderen kompatibel ist - vgl. etwa (15) (a) Hans ist nicht groß und/aber auch nicht klein

14

(16)

ihre Aufgaben waren nicht gut und/aber auch nicht schlecht

in denen einfach ausgesagt w i r d , d a ß Hans 1 Größe bzw. das Niveau der Aufgaben einem bestimmten Standort, dem D u r c h s c h n i t t , entspricht -, während entsprechende Kombinationen bei komplementären Paaren ausgeschlossen sind oder zumindest mehr s p e z i f i s c h e Interpretationen erfordern. Vgl.: (8)

(c) tihre Aufgaben waren (in dieser Hinsicht) nicht identisch, und/aber auch nicht verschieden

(9)

(c)

die Tür ist

nicht zu und/aber

auch nicht auf

Einen ähnlichen Unterschied finden wir zwischen komplementären Verbpaaren wie vornehmen-.unterlassen, eintreffen: ausbleiben einerseits und Paaren wie annehmen:abschlagen und behaupten:bestreiten andererseits, die dann wohl g l e i c h f a l l s als antonyme Paare zu bezeichnen wären. Vgl.: (6)

(c) *ich habe die geplante Untersuchung nicht vorgenommen und/aber auch nicht unterlassen

(7)

(c) *die Folgen trafen auch nicht aus

nicht ein und/aber blieben

aber (17) (a) Hans hat das Angebot nicht angenommen auch nicht abgeschlagen (18)

und/aber

er behauptete nicht, daß er da gewesen sei, und/aber er bestritt es auch nicht

die wie ( 1 5 ) (a) und ( 1 6 ) I n d i f f e r e n z in einer bestimmten Hinsicht ausdrücken. Die koordinierte Negation zweier in Lyons' Sinne anto-

15

nymer Einheiten, wie sie in diesen Sätzen v o r l i e g t und die mit der Negation der D i s j u n k t i o n dieser Einheiten ä q u i v a l i e r t , kommt somit der Negation einer den entsprechenden assertierten Termen gemeinsamen Folgerung gleich. (15)

(b) Hans ist

groß

und

(c) Hans ist

klein

implizieren ja beide etwa (d) Hans' Größe weicht vom Durchschnitt ab Desgleichen implizieren (17)

(b) Hans hat das Angebot angenommen

und

(c) Hans hat das Angebot abgeschlagen

etwa (d) Hans hat auf das Angebot

(in einer der übli-

chen Weisen) reagiert Und gerade (15) (d) und ( 1 7 ) (d) sind es, die durch den entsprechenden (a)-Satz b e s t r i t t e n werden. Wir h ä t t e n demnach: (15). (ä') Hans ist weder groß noch klein

( s ( a ) ) ^ etwa

(d)

Hans ' Größe weicht vom Durchschnitt nicht ab

(d)

Hans' Größe weicht vom Durchschnitt ab =£

(a') Hans ist entweder groß oder klein (17) (a') Hans hat das Angebot weder angenommen noch abgeschlagen (d)

( ·= ( a ) ) ^ etwa

Hans hat auf das Angebot nicht (in einer der üblichen Weisen) reagiert

(d)

Hans hat auf das Angebot

(in einer der übli-

chen Weisen reagiert ^ (a") Hans hat das Angebot entweder angenommen oder abgeschlagen

16

Entsprechende Regularitäten ließen sich für die anderen 'antonymen' Paare finden, für die komplementären hingegen kaum. Der Unterschied zwischen Komplementarität und Antonymie scheint mir aber kein so fundamentaler zu sein, wie es Lyons haben will. Denn die Elemente eines sog. antonymen Paares ließen sich ja auch als bedingt komplementär, d.h. komplementär in bezug auf die durch ihre gemeinsame Implikation umschriebenen Bereich bezeichnen, während die Elemente eines sog. komplementären Paares demgegenüber eher als unbedingt (unbeschränkt) komplementär erscheinen. Dies besagt, daß die eine Erscheinung als ein Sonderfall der anderen betrachtet werden kann; ich ziehe es deshalb vor, "Antonymie" als den allgemeineren Terminus beizubehalten und Komplementarität als eine besondere Art der Antonymie aufzufassen, die wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, daß die in Frage stehenden Einheiten (Inhaltskomponenten enthalten, die) einen besonderen Platz in der Hierarchie der Inhaltseinheiten einnehmen

2.

VORLÄUFIGE CHARAKTERISTIK TRANSFORMATIVER, INTRANSFORMATIVER UND KURSIVER VERBEN.

Wir können j e t z t zum eigentlichen Gegenstand der Untersuchung, d.h. zur Betrachtung der folgenden drei Typen von Verben übergehen: A. Verben wie werden, bekommen, verlieren, einschlafen, wachen, aufstehen, sterben, kommen, entstehen;

auf-

B. Verben wie bleiben, behalten, fortdauern, fort-, weiterbestehen, weiterleben, weiter schlafen; C. Verben wie sein, haben, fehlen, schlafen, leben, bestehen.

wachen, stehen,

Der Typus A umfaßt Verben, die traditionell perfektiv heißen, und zwar vor allem sog. mutative Perfektiva, während sowohl die B- als die C-Verben normalerweise als imperfektiv oder durativ bezeichnet werden 1 7 Der traditionellen (Aktionsarten-)Opposition "perfektiv:imperfektiv" stehen in Wunderlich (197o, u.a. S.132 und 145) zwei Oppositionen gegenüber, nämlich 1° die Opposition "punktuell: nichtpunktuell" und 2° die Opposition "transformativ:nichttransformativ", deren Beziehungen zueinander allerdings nicht klar hervorgehen. Ähnliche Dichotomien finden sich bei Heger (1967, S . 5 6 8 f f . ) und Heringer (1968, § 3 . 2 . ) , d i e 1° zwischen "momentaner" und "durativer" (quantitativer) Aktionsart und 2° zwischen "transformativer" und "nichttransformativer" b z w . "kursiver" (Phasen-)Aktionsart unterscheiden. Dabei werden Verben vom Typus B und Verben vom Typus C im Hinblick auf beide Oppositionen 1° und 2° - wie auch im Hinblick auf die traditionelle Opposition - explizit oder implizit zur gleichen Kategorie gezählt und als nichtpunktuell (durativ) und nichttransformativ gemeinsam den zugleich punktuellen (momentanen)

18

und transformativen Verben vom Typus A gegenübergestellt. In bezug auf die erstere Opposition mag dies von gegebenen Kriterien aus (s. § 4 . 1 . ) berechtigt sein; bei der üblichen Definition des Begriffs "transformativ" erscheint es hingegen wenig angemessen, Verben wie bleiben, behalten (B) und sein, haben (C) unterschiedslos als nichttransformativ zu k l a s s i f i z i e r e n . Unter diesem Aspekt besteht vielmehr, wie j e t z t gezeigt werden soll, zwischen den B- und den C-Verben ein (semantischer) Gegensatz der gleichen Art wie der Gegensatz zwischen den (transformativen) A-Verben (werden, bekommen, verlieren u s w . ) und den C-Verben - ob dieser nun als ein Gegensatz der Aktionsart bezeichnet werden soll oder nicht. Transformative Verben werden bei Wunderlich ( 1 9 6 7 , S . 1 4 4 ) als Verben d e f i n i e r t , die die Überführung eines Zustandes (des "Vorzustandes") in einen anderen Zustand (den "Nachzustand") beschreiben und die sich demzufolge semantisch durch geordnete Paare von Zuständen repräsentieren lasseh. So heißt es bei ihm: "Wenn transformatives Verb ist, dann und nur dann gilt für die Bedeutungsbeschreibung von x: = \Vorzustand+

, Nachzustand. /

mit tÄ

vor t« ",

wo t ein Zeitindex ist. Hinzuzufügen wäre natürlich die Bedingung [Vorzustand £ Nachzustand]. Als Beispiele werden angeführt: einsahlaf

= \waah sei^,

sohlafaf

auf steh

= (nicht-steh^, steh»)

Nach diesem Muster erhält man dann weiter z . B . werd

= \niaht-aei

, seia)

bekomm

= \nioht-hab

, hab»\

verlier

= \habM , nicht-haba \ *

ft

l

19

Nun scheint aber einzuleuchten, daß wenn unsere -Verben im hier beschriebenen Sinne transformativ sind, die B-Verben dann als intransformatiy bezeichnet werden müssen: sie beschreiben ja ausdrücklich die Nicht-Oberführung eines Zustandes in einen 1 anderen Zustand 1 8 . Dem Verfahren von Wunderlich folgend hätten wir also: Wenn intransformatives Verb ist, die Bedeutungsbeschreibung von x:

dann und nur dann gilt für

= ^Vorzustand. , Nachzustand ^ mit [t^ vor t^J und r[Vorzustand ^= NachzustandJ : ft ' z.B'.

veiterschlaf

=

{schlaf

bleib

=

\ se V,J se-

behalt

=

\hab^ , hab* }

t

schlaf*) \

Die C-Verben sind demgegenüber etwa folgendermaßen zu charakterisieren: sie beschreiben weder die Oberführung, noch die Nicht-Oberführung eines Zustandes in einen anderen Zustand, sondern das einfache, in bezug auf "Phasen" u n s p e z i f i z i e r t e Vorliegen eines Zustandes, den Zustand "an sich". Sie erweisen sich somit als unmarkiert in einer bestimmten Hinsicht, wo die (transformativen) -Verben und die (intransformativen) B-Verben sozusagen als polare oder komplementäre Gegensätze markiert sind, und gerade in dieser Unmarkiertheit liegt ihre s p e z i f i sche, einheitliche Beziehung zu den beiden anderen Kategorien: es darf ja nicht übersehen werden, daß in Bedeutungsbeschreibungen wie den obigen zur Kennzeichnung des Vor- b z w . Nachzustandes eines (in)transformativen Verbs ausgerechnet ein C-Verb oder ein mit C-Verb gebildetes "komplexes Prädikat" (in casu sein + A d j . ) 1 9 benutzt werden muß. Ich will solche Verben weiterhin kursiv nennen Ich schlage also vor, an die Stelle der üblichen Dichotomie

20

von "transformativ" und "nichttransformativ" (als Bezeichnung für Verbalklassen oder (Phasen-)Aktionsarten) die Unterscheidung von transformatiyen ( z . B . werden, bekommen, verlieren"), ____ ,( z . B . intransformativen ( z . B . bleiben, behalten') und kursiven sein, haben) Verben (bzw. Aktionsarten) zu setzen . Die Angemessenheit dieser Unterscheidung, die hier erst intuitiv vorgenommen und begründet werden konnte, soll in den folgenden Abschnitten im Zusammenhang mit einer präziseren Definition der betreffenden Verbalklassen nachgewiesen werden. Ich möchte zum Schluß noch betonen, daß, wenn im folgenden von "einem Verb" bzw.. "dem Verb" die Rede ist, ich damit als Glied einer bestimmten syntaktischen Kategorie (Wertigkeitskategorie) , d . h . als Variante - Varietät - und nicht als Invariante betrachtet, meine ; so habe ich bei Korrelationen wie werden:eein:bleiben; bekommen:haben:behalten usw. ausschließlich die kommutierenden Varietäten der jeweiligen Verben vor Augen, d.h. z . B . werden, sein, bleiben in Verbindung mit einem adjektivischen oder substantivischen Prädikativ, sein, bleiben mit lokalem Adverbial verbunden usw.

3.

PRÄSUPPOSITION UND FOLGERUNG VON TRANSFORMATIVEN UND INTRANSFORMATIYEN SÄTZEN.

3.1.

Transformative

Sätze.

Ein transformatives Verb beschreibt nach dem oben Gesagten die Oberführung eines Zustandes in einen anderen Zustand. Nur haben diese beiden Zustände, der Vor- und Nachzustand, n i c h t , wie man aus der von Wunderlich vorgeschlagenen Bedeutungsbeschreibung schließen könnte, den gleichen ' S t a t u s ' ; denn das Vorliegen des Vorzustandes zu einer gegebenen Zeit ist die Voraussetzung für die Anwendung eines Satzes mit transformativem Verb, während der eigentliche Aussageinhalt dieses Satzes - das, was mit ihm assertiert wird - erst das Vorliegen (den E i n t r i t t ) des Nachzustandes zu einer nachfolgenden Zeit b e t r i f f t . Oder m . a . W . : ein transformativer Satz p r ä s u p p o n i e r t einen kursiven, d e n Vorzustand beschreibenden Satz u n d i m p l i z i e r t , d . h . h a t a l s Folgerung einen zweiten kursiven S a t z , der den Nachzustand beschreibt. Diese beiden kursiven Sätze sind in ihrem Kern identisch, haben aber bei affirmativem transformativem Satz entgegengesetztes Vorzeichen . Vgl.: f\

(19) (a) (wider Erwarten) schlief

Hans um acht Uhr ein

(b) vor (um) acht Uhr schlief (c) nach acht Uhr schlief

Hans nicht

Hans

(a) involviert sowohl (b) als ( c ) , aber während (b) eine Präsupposition von (a) ist, handelt es sich bei (c) um eine Folgerung von ( a ) . Dies wird deutlich, wenn man (a) so negiert, daß der ganze Satz die Domäne (den Skopus) der Negation bildet: auch (19) (a) (wider Erwarten) schlief Hans um acht Uhr nicht ein involviert (19) (b) vor (um) acht Uhr schlief

Hans nicht

22

Im Gegensatz zu (a) involviert die Negation desselben, d . h . ( ) naoh acht Uhr schlief Es gilt also:

(ä) aber nicht (c) , sondern

Hans nicht

(a) ^ (b) (a) > (c)

(5) ID (b)

und folglich:

( a ) — (b) (a)-> (c)

(a)-< (b) (3)-» (c) (Siehe § 1 . 2 . ) . Vgl. hierzu die abweichenden Sätze (d) - ( g ) , wo (a) und (a) je mit der Negation ihrer Präsupposition und der Negation ihrer Folgerung verbunden sind. (19)

(d) *Hane, der vor (um) acht Uhr schlief, schlief wider Erwarten um acht Ohr ein mit (b) + (a) (e) ^Hans, der vor (um) acht Uhr schlieft schlief wider Erwarten um acht Uhr nicht ein mit (b) + (a) (f)

wider Erwarten schlief Hans um acht Uhr ein, (und) er schlief bis lange nach acht nicht mit (a) + ("c)

(g) *wider Erwarten schlief Hans um acht Uhr nicht ein, und er sahlief dann bis lange nach acht mit ( a ) + ( c ) Akzeptabel sind hingegen: (h) Hans, der vor (um) acht Uhr nicht schlief, wider Erwarten um acht ein mit (b) ·*· (a)

schlief

23 (i) Hans, der vor (um) acht Uhr nicht schlief, schlief wider Erwarten (auch) um acht nicht ein mit (b) + (a) (j)

wider Erwarten schlief Hans um acht Uhr ein, und er schlief dann bis lange nach acht mit (a) + (c)

(k) wider Erwarten schlief Hans um acht Ohr nicht ein, er schlief (auch) bis lange nach acht nicht mit (a) + (c) Ein paar weitere Beispiele: (20) (a) er wurde beim Essen satt —H (b) er war vorher ( d . h . vor dem Essen} nicht satt

und ->

(c) er war nachher ( d . h . nach dem Essen} satt (a) er wurde beim Essen nicht satt —H (b) er war vorher nicht satt

und —*·

(c) er war (auch) nachher nicht satt (21)

(a) der Patient starb, als der Arzt kam—\ (b) vorher lebte der Patient (noch)

und —>

(c) nachher lebte der Patient nicht

(mehr)

Die temporalen Relationen zwischen dem transformativen Satz S, dem präsupponierten (kursiven) Satz S und dem implizierten (kursiven) Satz S,;, die ich in den obigen Beispielen durch temporale Adverbiale auszudrücken versuchte, möchte ich folgendermaßen explizieren: Das Zeitintervall, auf das sich S bezieht, geht dem von S^ indizierten Zeitintervall unmittelbar voraus: [t vorut^; und der Zeitpunkt, der das Endmoment von t bzw. das Anfangs^

24

moment von t^ bildet, liegt innerhalb des von S indizierten Zeitintervalls (der Aktzeit t von S) oder läßt sich eventuell mit diesem identifizieren. 25 Man hätte dann: (2o) (a) er wurde beim Eaaen aatt *^H (b) er war bis/um den Zeitpunkt t

nicht aatt

(c) er war ab/(unmittelbar) nach t

und —>

aatt

(a) er wurde beim Eaaen nicht aatt —\ (b) er war bis/um t

nicht aatt

und —>

(c) er war (auch) ab/(unmittelbar) nach t

nicht aatt

wo t durch das Adverbial beim Eaaen relativ festgelegt wird. - Ich werde mich des weiteren hauptsächlich mit t und t^ zu befassen haben, von denen also gilt: [t voru t^ bzw. , damit äquivalent, ^t^ nachu t 1. Wie Wunderlich (197o, S.139 ff) bemerkt, sind transformative Verben dadurch gekennzeichnet, daß ein Satz mit sog. Perf.Umschreibung eines solchen Verbs einen präsentischen (kursiven) Satz implizieren kann und daß das Perf. in dem Fall mit dem einfachen Präteritum nicht äquivalent ist. So impliziert ( 2 2 ) ( a ) , isoliert geäußert, ( 2 2 ) (b) und ist keineswegs mit (23) äquivalent, der isoliert kaum vorkommen würde: (22) (a) Hans ist

eingeschlafen

(b) Sana schläft (23)

Hans schlief

(jetzt) ein

Hingegen dürfte ( 2 4 ) mit dem entsprechenden präteritalen Satz

25

(25) äquivalent sein, der ( 2 2 ) (b) natürlich nicht impliziert: (24)

Hans ist gestern schon um acht Uhr eingeschlafen

(25)

Hans schlief

gestern schon um acht Uhr ein

Der "Gegenwartbezug 11 des Perf. in transformativen Sätzen wie (22) (a) beruht nach Wunderlich (a.a.O.) darauf, daß der transformative "Akt" zwar vor der Sprechzeit (t ) , d.h. der Zeit der Äußerung oder Kodierung des (transformativen) Satzes liegt, daß der Nachzustand aber noch zur Sprechzeit besteht. Es handelt sich ja bei ( 2 2 ) (b) um eine Folgerung S^ vom transformativen Satz (a) und es gilt also [t* überl t ~]. Die Präsupposition von ( 2 2 ) (a) ist ( 2 2 ) (c) er schlief

vorher nicht

mit £t

vor t T.

Die in ( 2 2 ) vorliegende Variante des Perfekts läßt sich als ein Sonderfall einer allgemeineren Erscheinung betrachten, die folgendermaßen beschrieben werden kann: Wenn ein transformativer Satz S eine Perf.- oder Plusquamperf.-Umschreibung enthält, dann kann oder muß der von S implizierte kursive Satz S^ ein einfaches Präs. bzw. Prät. (oder eventuell eine entsprechende Futurumperiphrase) enthalten. In dem Falle überlappt t^ eiri bestimmtes Zeitintervall, die Referenzzeit ( t r ) , das entweder relativ durch den sprachlichen Kontext festgelegt wird oder, beim P e r f . , mit der Sprechzeit identisch sein kann, und t geht diesem voraus; es gilt also: t £ überl t r (evtl. mit t r = t g ) V

VOT

Vgl. außer ( 2 2 ) :

V

26

(26)

(a)

iah habe das Buch eben bekommen

r S

ich habe das Buch :

(b)

(jetzt)

ich hatte das Buch (vorher) nicht ioh habe das Buch (noch) nicht bekommen

Sf

:

ich habe das Buch (noch) nicht

S

:

ich hatte das Buch (auch vorher) nicht

(27)

wenn er so weit "kommt, ist der Leser meistens über dem Aufsatz eingeschlafen S, :

wenn er so weit kommt, schläft meistens

S

der Leser hat vorher nicht

:

(28)

der Leser

geschlafen

in einer Woche hat er das Geld sicher wieder beim Spiel verloren Sri

S

in einer Woche hat (wird) nicht (mehr) (haben) :

(29)

er hat (jetzt)

er das Geld eicher

das Geld

als der Arzt kam, war der Patient natürlich gestorben Sri

S

Pr

(30) (a)

als der Arzt kam, lebte der Patient natürlich nicht (mehr) :

der Patient lebte vorher

(noch)

zu dieser Zeit war Hans schon Professor

geworden

27

S£ :

zu dieser Zeit war Hans schon Professor

S

Hans war vorher (d.h.vor dieser Z e i t ) nicht Professor

:

(b)

zu dieser Zeit war Hans noch nicht geworden

Professor

Professor

Sf

:

zu dieser Zeit war Hans noch nicht

S

:

Hans war (auch) vorher nicht

Professor

Wie es bei punktuellen Verben im allgemeinen der Fall ist, kann das Präs. eines transformativen Verbs sog. Zukunftsbezug haben. Für das zukünftsbezogene Präs, (wie natürlich auch für die nicht-modale Variante der Werden-Umschreibung) gilt nach Wunderlich ft nach t_1 (Aktzeit nach Sprechzeit); ™ 3. SJ daraus folgt für transformative Verben [tr nach tJ], und Sj wird dementsprechend futurisch sein. In dem Falle präsupponiert der transformative Satz.isoliert geäußert, einen präsentischen (kursiven) Satz, d.h. man hat für transformative Sätze mit zukunftsbezogenem Präs, oder mit Futurumperiphrase [t überl tg] und [t£ nach tg] . Vgl. für das Präsens: (31)

(a) S

:

Hans wird sicher

Professor

Hans ist (setzt)

nicht

Professor

Sr :

Hans wird sicher (später)

(b)

Hans wird sicher nicht Professor nicht

Professor

sein

S

:

Hans ist (jetzt)

Professor

Sf

:

Hans wird ((auch) später) sicher nicht Professor sein

28

(32)

ich bekomme das Buch bald S

:

S r '.

ich habe das Buch (jetzt)

nicht

iah werde das Buch bald haben

Und für das Futur: (33) (a) S

er wird das Geld bald beim Spiel verlieren :

er hat (jetzt)

das Geld

$£ :

er wird das Geld bald nicht (mehr) haben

(b)

er wird das Geld sicher nicht verlieren

S

:

Sr :

er hat (jetzt)

das Geld

er wird das Geld sich ((auch) später) haben

Was bis j e t z t festgestellt wurde, läßt sich in der folgenden Charakteristik transformativer Sätze zusammenfassen: Ein ("nackter") affirmativer transformativer Satz präsupponiert einen kursiven Satz mit gegebenem Vorzeichen und impliziert, d.h. hat als Folgerung einen zweiten kursiven Satz, der in seinem Kern mit dem ersten identisch ist, nur mit entgegengesetztem Vorzeichen. Ein negierter transformativer Satz präsupponiert denselben kursiven Satz wie sein affirmativer Partner und impliziert einen zweiten kursiven Satz, der in seinem Kern mit der Präsupposition identisch ist und das gleiche Vorzeichen hat. Für S (den präsupponierten Satz) und S£ (den implizierten Satz) gilt [t voru t f j . Bei £ überl t J ist S^ präsentisch und der transformative Satz enthält eine Perfektumschreibung.

29

Bei [t überl t l ist S präsentisch und der transformative Satz enthält eine Futurumschreibung oder ein einfaches Präsens (sog. zukunftsbezogenes Präsens).

3.2.

Intransformative Sätze. Die obige Charakteristik t r i f f t , wie j e t z t gezeigt werden soll, auch auf Sätze mit intransformativem Verb zu, nur haben S und Sf bei einem affirmativen intransformativen Satz das gleiche und bei negativem intransformativem Satz demnach entgegengesetztes Vorzeichen. D . h . ein Satz mit intransformativem Verb präsupponiert wie ein transformativer Satz einen kursiven Satz mit gegebenem Vorzeichen, S , und impliziert (hat als Folgerung) einen zweiten in seinem Kern mit S identischen kursiven Satz S r , wobei \t-r voru t^]. In bezug auf das Vorzeichen des S^ relativ zu dem des S entspricht ein affirmativer Satz mit intransformativem Verb einem negativen Satz mit transformativem Verb und ein negativer intransformativer Satz einem affirmativen transformativen Satz. Vgl. ( 3 4 ) , in dem eine bestimmte syntaktische Variante des intransformativen Verbs behalten vorkommt, mit (35) und ( 3 6 ) , die eine entsprechende Varietät eines transformativen Verbs enthalten und wie (34) zwei Sätze mit dem kursiven haben involvieren: (34) ( a ) + S

: er behielt wider Gewohnheit Tasche^

,c

die Hand in der

als iah in grüßen wollte

. er hatte bis/um den Zeitpunkt

pr*

t

die Hand

in der Tasche

.o

. er hatte (auch) ab/nach t

*&£

·

die Hand in der W

Tasche

30

(ä)-S

: er behielt wider Gewohnheit nicht die Hand in der Tasche, als ich ihn grüßen wollte

+S

: er hatte bis/um t

die Hand in der Tasche

-SfI : er hatte ab/nach tm nicht die Hand in der Tasche (35)

(a)+S

: er steckte wider Gewohnheit die Hand in die Tasche, als ich ihn grüßen wollte

-S

: er hatte bis/um t Tasche

nicht die Hand in der

+Srr : er hatte ab/nach t m die Hand in der Tasche (a)-S

: er steckte wider Gewohnheit nicht die Hand in die Tasche, als ich ihn grüßen wollte

-S

: er hatte bis/um t

nicht die Hand in der Tasche

+Srr : er hatte (auch) ab/nach t der Tasche (36)

nicht die Hand in

( a ) + S : er nahm wider Gewohnheit die Hand aus der Tasche, als ich ihn grüßen wollte +S pr* er hatte bis/um t die Hand in der Tasche r m

-S,· r : er hatte ab/nach tm nicht die Hand in der Tasche (a)-S

+S

: er nahm wider Gewohnheit nicht die Hand aus der Tasche, als ich ihn grüßen wollte pr

+Sf

: er hatte bis/um t die Hand in der Tasche m : er hatte (auch) ab/nach t Tasche

die Hand in der

31 wo t

relativ zur Aktzeit des (temporalen) Nebensatzes

ist.

In (34) (a) haben S und S^ das gleiche Vorzeichen, und (34) (a) entspricht in dieser Hinsicht (35) ( a ) , wo S und S £ beide negativ sind, sowie (36) (ä), wo S und S f beide positiv sind; desgleichen entspricht (34) ( ä ) , wo S und Sf entgegengesetztes Vorzeichen haben, (35) (a) und (36) (a). Dabei besteht, wie leicht zu sehen ist, Äquivalenz zwischen (34) (a) und (36) ( ä ) , die denselben positiven Satz mit haben präsupponieren und denselben (positiven) habenSatz implizieren; es gilt demnach auch (34) (ä) = (36) (a). Oder m . a . W . : die Ausdrücke die Hand in der Tasche behalten und die Hand aus der Tasche nehmen sind komplementär (s. weiter §5.3. über derartige Beziehungen zwischen intransformativen und transformativen Sätzen). Ein paar weitere Beispiele für intransformative Sätze im Prät.: (37)

(a)

Hans blieb dennoch krank

S

:

Hans war (bis) zu einer gegebenen Zeit krank

Sf

:

Hans war (auch) nachher krank

(ä) S

Hans blieb dennoch nicht krank :

Sr : (38)

Hans war (bis) zu einer gegebenen Zeit krank Hans war nachher nicht krank er schlief klingelte

S

ungestört weiter, als der Wecker

:

er schlieft

bis/als der Wecker klingelte

S,: :

er schlief, hatte

nachdem der Wecker geklingelt

32

(39)

die Möglichkeit einer Vereinbarung bestand trotz der tiefgehenden Uneinigkeit der Parteien weiter/fort S

:

die Möglichkeit einer Vereinbarung bestand (bis) zu einer gegebenen Zeit

S

£ **

die Möglichkeit einer Vereinbarung bestand (auch) nach dieser Zeit

Wie dem S. 29 Gesagten zu entnehmen ist, wird auch ein intransformativer Satz mit Perfektumschreibung u . U . einen präsentischen (kursiven) Satz (S f ) implizieren, nämlich dann, wenn £t£ überl t ~\ vorliegt. Diese mit dem einfachen Prät. nicht äquivalente Variante des Perfekts ist somit kein Privileg transformativer Verben, wie Wunderlich annimmt, sondern ein gemeinsames Kennzeichen transformativer und 7 fi intransformativer Verben. Vgl. ( 4 o ) und (41) mit den transformativen Beispielen ( 2 2 ) und ( 2 6 ) : (40) (a)

(41)

ich habe das Buch behalten, obwohl es mir gar nicht gefällt

Sr :

ich habe das Buch

S

ich hatte das Buch ((auch)

:

(jetzt) vorher)

(b)

ich habe das Buch dennoch nicht behalten

Sr :

ich habe das Buch (jetzt)

S

ich hatte (vorher)

das Buch

Hans ist

geblieben

:

Professor

nicht

33

Sr· :

Hans ist

S

Hans war ((auch) vorher)

:

(jetzt)

Professor Professor,

Desgleichen kann das Präsens eines intransformativen Verbs sog. zukunftsbezogen sein (und ist es wohl auch meistens); 27 S^ ist dann futurisch: L t ^ nach t ], und S [tpr überl ts] .

präsentisch:

Beispiele (vgl. (31) - ( 3 2 ) ) : ( 4 2 ) (a) S

Hans bleibt (sicher) :

Hans ist

(jetzt)

Professor

Sr :

Hans wird (sicher) fessor sein

(b)

Hans bleibt (sicher)

S

:

Sr :

(43)

Hans ist

(jetzt)

Hans wird (später) sein

Professor

((auch) später) Pro-

nicht

Professor

Professor (sicher)

nicht

Professor

er behält sicher das Buch, obwohl es ihm gar nicht gefällt S

:

Sr :

er hat das Buch

(jetzt)

er wird das Buch sicher ((auch) nachher) haben

[t überl t ], d . h . präsentischer S , kann natürlich auch dann vorliegen, wenn der intrans formative Satz eine Futurumschreibung enthält. Beispiele (vgl. ( 3 3 ) ) :

34

(44) (a)

die Gefahr,

daß

.....

wird fortbestehen

:

die Gefahr,

daß

.....

besteht

§£ :

die Gefahr, stehen

daß

.....

wird (auch) nachher be-

(b)

die Gefahr,

daß

.....

wird nicht fortbestehen

:

die Gefahr,

daß

.....

besteht

S£ :

die Gefahr,

daß

.....

wird nachher nicht be-

S

S

(jetzt)

(jetzt)

stehen (45)

Hans wird sicher S

: r·

3.3.

Hans schläft

weiterschlafen

jetzt

Hans wird sicher (auch) nachher

schlafen

Exkurs über die Repräsentation "nichttransformativer Zustandsbeziehungen" bei Heger. Transformativen und intransformativen Verben ist also gemeinsam, daß ein Satz mit einem solchen Verb zwei in ihrem Kern identische Sätze mit einem kursiven Verb involviert; dabei ist der eine kursive Satz eine Präsupposition vom (in)transformativen Satz und bezieht sich auf ein Zeitintervall, das der Aktzeit derselben ummittelbar vorausgeht oder sie eventuell überlappt, und der zweite, implizierte kursive Satz bezieht sich auf ein Zeitintervall, das dem ersten (unmittelbar) nachfolgt. Durch diese spezifischen Präsuppositionsund Folgerungsbeziehungen mit Zeitverschiebung unterscheiden sich (in)transformative Verben sowohl von den (durativen) kursiven Verben als auch von punktuellen (perfektiven), aber nicht transformativen Verben wie auflachen, treffen,

35

stattfinden (s. weiter § 4 . ) » die unter diesem Aspekt als präsuppositions- und folgerungsindifferent zu charakterisieren wären. Kursive Sätze wie (46)

er hatte die Hand in der Tasche, als iah ihn grüßen wollte

(47)

um acht Uhr schlief

er

sagen ja einfach aus, daß der durch den Restsatz beschriebene "Zustand" zu der durch das temporale Adverbial indizierten Zeit besteht und involvieren keine Sätze, die sich auf ein vorausgehendes oder nachfolgendes Zeitintervall bezögen. Und während ein transformativer Satz wie (48) (a) sich semantisch durch eine aus seiner Präsupposition (b) und seiner Folgerung (c) bestehende Satzfolge wiedergeben (paraphrasieren) ließe, besteht eine entsprechende Möglichkeit beim rein perfektiven Satz (49) nicht: (48) (a)

(49)

der Wettbewerb fing am 1. Juli an

(b)

der Wettbewerb war vor dem 2. Juli nicht im Gange

(c)

der Wettbewerb war nach dem 1. Juli im Gange der Wettbewerb fand am 1. Juli statt

Wie im folgenden Abschnitt gezeigt werden soll, entsprechen den hier nachgewiesenen Unterschieden zwischen transformativen und kursiven Verben Unterschiede in ihrem Verhalten gegenüber temporalen Adverbialen. Zunächst möchte ich aber kurz auf die Darstellung "transformativer Vorgangsbeziehungen" und "nichttransformativer Zustandsbeziehungen" in Heger (1971 S.84 ff) eingehen, die sich im Lichte des hier Festgestellten als unzureichend erweist.

3 (i

Nach Heger sind die Sätze (5o)

(a)

Hans

schläft

(b)

Hans schläft

(c)

Hans wacht auf

ein

im abgeleiteten Aktantenmodell (vereinfacht) wie folgt zustellen (op.cit. S . 8 6 ) :

dar-

(51)

/

\

«·

A

/

1

X

P ' 1

P 1 1

1

l

!

1

1

(a)

Hans

P

(b)

Hans

P

Cc)

Hans

P

r 1r 1r

P P P

\ 1? 1 schlaf schlaf schlaf

T ist der aus der temporalen Vorher-Nachher-Relation abgeleitete zweistellige Temporal-Funktor, P der Prädikator, dessen Wer potitiv (P) oder negativ (P) sein kann; *R ist der einstellige Relator "schlaf" und A der Aktant, von der ^ R prädiziert b z w . nicht-prädiziert wird. Der Unterschied zwischen "nicht-transformativen Zustandsbeziehungen" ( E x . ( a ) ) und "transformativen Vorgangsbeziehungen" ( E x . ( b ) und (c)) bestünde demnach darin, daß der Prädikator P in den beiden Argumentstellen des Temporal-Funktors T im ersten Fall den gleichen (positiven) Wert hat, im zweiten Fall hingegen nicht, Die hier gegebene Repräsentation könnte also etwa folgendermaßen "übersetzt" werden:

(51) (a)

VOR ( ( s c h l a f ( H a n s ) ) ,

(schlaf(Hans)))

(b)

VOR ( ( s c h l a f ( H a n s ) ) ,

(schlaf(Hans)))

(c)

VOR ( ( s c h l a f ( H a n s ) ) ,

(schlaf(Hans)))

37

Nun dürfte aber aus den obigen Ausführungen hervorgehen, daß, wenn (51) ( b ) - ( c ) angemessene semantische Repräsentationen der (transformativen) Sätze (So) ( b ) - ( c ) sind, (51) (a) dann keine angemessene Repräsentation des (kursiven) Satzes (So) (a) sein kann, sondern eher als eine Repräsentation des (intransformativen) Satzes (So) (d)

Hans schläft

weiter

aufgefaßt werden müßte, der das eigentliche Gegenstück zu (b) und (c) darstellt. Denn bei diesem Satz können wir ja wirklich von zwei Prädikationen - einer präsupponierten und einer (imp l i z i t ) assertierten - reden, zwischen denen die zeitliche Vorher-Nachher-Relation besteht, wobei der einzige Unterschied zu (b) und (c) darin liegt, daß die beiden Prädikatoren in (d) gleichwertig (positiv) sind, in (b) und (c) aber nicht. Der zweistellige Temporal-Funktor T scheint demgegenüber in der Beschreibung von (kursiven) Sätzen wie (So) (a) keinen Platz zu haben; hier sollte m . E . , wie im entsprechenden negierten Satz (So) (ä) nur

e i n

Hans schläft

nicht

P vorkommen.

Oder anders ausgedrückt: wenn (51) (a) und (51) ( b ) - ( c ) jeweils (So) (a) und (So) ( b ) - ( c ) repräsentieren sollen, ist nicht leicht abzusehen, wie eine im Rahmen dieses Aktantenmodells mögliche Darstellung von (So) (d) in einer einfachen und angemessenen Weise dem Umstand Rechnung tragen könnte, daß (So) (c) Hans wacht auf 3

(d) Hans schläft

(c) Hans wacht nicht auf und desgleichen für einschlafen

nicht weiter

= (d) Hans schläft vs. wach bleiben.

weiter

38

Um zusammenzufassen: die Darstellung Hegers wird der Tatsache nicht gerecht, daß die sog. nichttransformativen Zustandsbeziehungen sich nicht nur von den transformativen Vorgangsbeziehungen unterscheiden, und zwar m . E . eben dadurch, d a ß s i e k e i n e zwei Prädikationen m i t VorherNachher-Relation involvieren. Wie diese Unangemessenheit, die vielleicht damit zusammenhängt, daß bei (transformativen) Sätzen wie (So) ( b ) - ( c ) zwischen Präsuppositionen und Folgerung nicht unterschieden wird, im Rahmen seines Aktantenmodells zu beheben wäre, soll hier dahingestellt bleiben.

4.

ZEITADVERBIALE BEI TRANSFORMATIVEN, INTRANSFORMATIVEN UND KURSIVEN VERBEN.

Es soll j e t z t gezeigt werden, daß die drei hier behandelten Verbalklassen, wie S. 35 angedeutet wurde, in ihrem Verhalten gegenüber temporalen Adverbialen in signifikanter Weise voneinander abweichen. Dabei möchte ich allerdings betonen, daß es sich bei dem Folgenden um Einzelbeobachtungen und nicht um eine zusammenhängende Beschreibung dieses Gegenstandes handelt und daß dementsprechend Verallgemeinerungen vorkommen können, die bei einer eingehenderen Untersuchung modifiziert werden müßten. 4.1.

Punktuelle, durative, terminale und initiale Adverbiale. Ich werde mich zunächst mit den folgenden Kategorien von Zeitadverbialen beschäftigen: 28 A. Adverbiale wie um acht Uhr, zu dieser Zeit, im Sommer 19?o, Anfang Mai, vorher, nachher usw., die die Aktzeit des (Rest-)Satzes relativ zu einem anderen Zeitintervall fixieren und die ich ßunktuell nennen will; B. Adverbiale wie die ganze Nacht hindurch, zwei Stunden lang, mehrere Wochen lang, die die Ausstreckung dieser A k t z e i t , d . h . die Dauer des im (Rest-)Satzes beschriebenen Ereignisses angeben und die ich durativ nenne; C. mit bis eingeleitete Adverbiale wie bis Anfang Mai, bie spät in die Nacht, die insofern terminal genannt werden können, als sie das Endmoment der Aktzeit des (Rest-) Satzes relativ zu einem anderen Zeitintervall festlegen; D. Adverbiale mit seit...., ab...., von....an wie seit diesem Tag, ab Mai, von 197o an, die das Anfangsmoment der Aktzeit des (Rest-)Satzes relativ zu einem anderen Zeit-

40

intervall bestimmen und dementsprechend als initial bezeichnet werden können. Ich beschränke mich dabei grundsätzlich auf die Betrachtung von Sätzen, die ein Verb der zur Diskussion stehenden Verbalklassen als Finitum enthalten und in denen nur ein Zeitadverbial vorkommt. Wenn von der Möglichkeit iterativ-habitueller Interpretation abgesehen wird, sind transformative Verben bekanntlich in positiven Sätzen im allgemeinen nicht mit durativen Adverbialen kombinierbar. In negativen Sätzen können sie hingegen u . U . mit durativen Adverbialen verbunden werden, vorausges e t z t , daß die Negation nicht das durative Adverbial selber, sondern nur den Restsatz t r i f f t , d.h. nur diesen als ihre Domäne (ihren Skopus) hat. Ähnlichen Restriktionen scheint die Kombination mit terminalen und initialen Adverbialen zu unterliegen, während für die Verbindung mit punktuellen Adverbialen keine grundsätzlichen Restriktionen bestehen 29 Man erhält somit z . B . (52) (a) (b)

iah wachte um acht Uhr auf *ich wachte die ganze Dacht hindurch auf

(b') ich wachte die ganze Nacht hindurch nicht auf (c)

(53)

*L

ich wachte bis elf

Uhr auf

(c)

*ich wachte ab elf

Uhr auf

(a)

vor einem Jahr bekam er ein neues Auto

(b)

** er bekam Jahrelang ein neues Auto

(b') er bekam jahrelang kein neues Auto

41

(c) (d)

(54) (a)

bis Ende August bekam er ein neues Auto #yon diesem Tag an bekam M .. diesem ·,. „ , , *seit Tag bekommt

) \ er ein neues Auto

um diese Zeit wurde Hans krank /

(b)

*eine Zeitlang wurde Hans krank /

(c)

*bis 19?o wurde Hans krank

(d)

*

(55) (a)

197

Professor Professor

/Professor

an wurde Hans krank /

Professor

zu der Zeit entsteht (wird) sicher eine Möglichkeit der Vereinbarung (entstehen)

(b)

^einige Monate lang entsteht (wird) sicher eine Möglichkeit der Vereinbarung (entstehen)

(c)

bis Weihnachten entsteht (wird) sicher eine Möglichkeit der Vereinbarung (entstehen) °

(d)

Xseit Weihnachten entsteht sicher eine Möglichkeit der Vereinbarung

Negative Sätze mit durativem Adverbial wie ( 5 2 ) und (53) (b') können in einem gewissen Sinne als iterativ interpretiert werden: in einem solchen Satz wird ja ausgesagt, daß der transformative Vorgang innerhalb der angegebenen Zeitspanne kein einziges Mal s t a t t f i n d e t , d . h . daß Null-Iteration des betreffenden Vorgangs vorliegt. Andererseits impliziert ein transformativer Satz dieser Art einen kursiven Satz, der dasselbe durative Adverbial enthält; v g l . : (52) (b') —»ich war die ganze Nacht hindurch nicht wach (53) (b') -> er hatte jahrelang kein neues Auto

42

Es stellt sich somit heraus, daß das durative Adverbial in derartigen negativen transformativen Sätzen die Dauer von £ (oder eventuell die Dauer von t + t^) angibt. Intransformative Verben sind nicht oder nur unter besonderen Bedingungen mit punktuellen oder initialen Adverbialen vereinbar, während sie mit durativen und terminalen Adverbialen gut verbunden werden können. Diese Kombinationsmöglichkeit besteht allerdings nur uneingeschränkt in affirmativen Sätzen und wird in negativen Sätzen der oben beschriebenen Art aufgehoben; oder anders ausgedrückt: ein Satz mit intransformativem Verb und durativem oder terminalem Adverbial kann anscheinend nicht so negiert werden, daß das Zeitadverbial außerhalb der Domäne der Negation stünde. Für intransformative Muster: (56) (a) (b)

Sätze erhält man somit folgendes

%ich sahlief iah schlief

(b' ) *ioh sahlief

um acht Uhr stundenlang weiter stundenlang nicht weiter

(c)

ich schlief

bis elf

Uhr weiter

(d)

*ich schlief

ab elf

Uhr weiter

(57) (a) * vor einem Jahr behielt er das neue Auto (b)

er behielt ein ganzes Jahr das neue Auto

(b') * er behielt ein ganzes Jahr nicht das neue Auto (c)

er behielt das neue Auto bis Ende August

(d) *uon diesem Tag an behielt * ., j . _ , ,„,, *sei,t diesem Tag behält

l

er das neue Auto

43 (58) (a)

*Mm diese Zeit blieb Hans krank /

(b)

Sans blieb einige Monate krank /

(c)

bis 19?o blieb Hans krank /

(d) (59) (a)

Professor Professor

Professor

von 19?o an blieb Hans krank /

Professor

32

*Ende Dezember besteht (wird) die Möglichkeit einer Vereinbarung sicher fort (bestehen)

(b)

die Möglichkeit einer Vereinbarung besteht sicher nur ein paar Wochen fort (bestehen)

(wird)

(c)

die Möglichkeit einer Vereinbarung besteht sicher bis Weihnachten fort (bestehen)

(wird)

(d)

Tdie Möglichkeit einer Vereinbarung besteht seit Weihnachten fort

Intrans formative Sätze mit durativem oder terminalem Adverbial implizieren einen kursiven Satz, der dasselbe Adverbial enthält; vgl. : (56) (b) -*· ich schlief

stundenlang

^ -» ich schlief

bis elf Uhr

(57) (b) -> er hatte das neue Auto ein ganzes Jahr (c) -»> er hatte das neue Auto bis Ende August Ein im transformativen Satz enthaltenes duratives Adverbial gibt also die Dauer von £ (oder eventuell die Dauer von t + t^) an und ein terminales Adverbial legt für £ ein Endmoment fest. Kursive Verben scheinen mit allen vier hier berücksichtigten

44

Adverbialkategorien ohne grundsätzliche Restriktionen verbunden werden zu können. V g l . : (60)

(a)

iah schlief

um acht Uhr

(b)

iah sahlief

die ganze Nacht hindurch

(b') iah sahlief

die ganze Nacht hindurch nicht

(c)

iah schlief

bis elf

(d)

ich schlief

ab elf Uhr

(61) (a) (b)

Uhr

vor einem Jahr hatte er ein eigenes Auto ein ganzes Jahr hatte er ein eigenes Auto

(b') ein ganzes Jahr hatte er kein eigenes Auto (c)

bis Ende August hatte er ein eigenes Auto

(d)

von diesem Tag an hatte seit diesem Tag hat

) } ev

ein

·*9·"·°

(62) (a)

um diese Zeit war Hans krank /

Professor

(b)

eine Zeitlang war Hans krank /

Professor

(c)

bis 19?o war Hans krank /

(d)

von 19?o an war Hans krank /

(a)

Ende Dezember besteht

(63)

einer Vereinbarung (b)

A

»*°

Professor

(wird)

Professor sicher die

Möglichkeit

(bestehen)

die Möglichkeit einer Vereinbarung besteht sicher nur ein paar Wochen (bestehen)

(wird)

45

(c)

die Möglichkeit einer Vereinbarung besteht (wird) sicher bis Weihnachten (bestehen)

(d)

die Möglichkeit einer Vereinbarung besteht seit Weihnachten

Ein duratives Adverbial gibt hier die Dauer des im Restsatz beschriebenen 'Ereignisses 1 an, d . h . die Ausstreckung einer Zeitspanne, für die der (positive oder negative) Restsatz Gültigkeit hat. Und ein terminales oder initiales Adverbial legt das End- b z w . das Anfangsmoment eines solchen Z e i t i n t e r valls f e s t . Der Umstand, daß ein Verb außer bei iterativer Interpretation mit durativen Adverbialen unverträglich ist, läßt sich eventuell als syntaktisches K r i t e r i u m für die Punktualität (Momentanität) desselben betrachten : der von einem solchen Verb beschriebene Vorgang wird ja dadurch sozusagen als ein Vorgang von zeitlicher Null-Extension h i n g e s t e l l t . Dementsprechend ist auch die Kombination mit terminalen und initialen Adverbialen ausgeschlossen, die natürlich eine Aktzeit von gewisser Dauer voraussetzen. Unter diesem Aspekt wären also die transformativen Verben als punktuell (momentan) , die intransformativen und die kursiven Verben hingegen als nichtpunktuell (durativ) zu bezeichnen ( v g l . S . 1 7). Es darf aber nicht übersehen werden, daß die (nichtpunktuellen) intransformativen Verben in ihrem Verhalten den hier berücksichtigten Adverbialkategorien gegenüber im ganzen genommen eben so sehr von den (gleichfalls nicht-punktuellen) kursiven Verben abweichen, wie es die (punktuellen) transformativen Verben tun (vgl. die Übersicht S. 63 ). Zum gleichen Ergebnis kommt man, wenn man die betreffenden Verbalklassen auf ihre Verträglichkeit mit Adverbien (immer)no ah, (nicht)mehr und wieder untersucht, was im folgenden Abschnitt getan werden soll.

46

4.2.

(immer) noch

und wieder.

4 . 2 . 1 . Die eben erwähnten Adverbien sind dadurch g e k e n n z e i c h n e t , daß sie für nicht- (in) transformative Sätze Präsuppositionen e t a b l i e r e n , die den (in) transformativen Sätzen inhärenten Präsuppositionen z . T . entsprechen. Ich will sie deshalb zuerst in Verbindung mit nicht- (in) transformativen Verben betrachten, wobei (64) und (65) als Muster für die kursiven dienen sollen: (64) (a)

Hans ist ijynejf_noch

krank

(b)

Hans war vorher krank

(c)

Hans ist

(jetzt)

und

krank

( a ' ) Hans ist nicht _mehr krankt (b)

Hans war vorher krank

und

(c)

Hans ist

(jetzt)

(65) (a)

Hans ist

Bieder krank

(b)

Hans ist

vorher krank gewesen

(c)

Hans ist

(jetzt)

nicht krank

und

krank

(a') Hans ist

nicht _üieder krank Z3

(b)

Hans ist

vorher krank gewesen

(c")

Hans ist

(jetzt),

und

nicht krank

Aus diesen Beispielen geht folgendes hervor: ein positiver kursiver Satz mit (immer) noch oder wieder, a, involviert einen identischen, sich auf dasselbe Zeitintervall beziehenden Satz ohne das b e t r e f f e n d e Adverbial, c, und einen

47

in seinem Kern identischen, gleichfalls positiven Satz b, der sich auf ein vorausgehendes Zeitintervall bezieht. Der entsprechende negative Satz mit (niaht)mehr b z w . (nicht) wieder, a ' , involviert b und die Negation von c, d . h . c". Es liegt somit nahe, a' als Negation von a, d . h . als H aufzufassen, denn b kann dann als Präsupposition von a und a' (ä) bestimmt werden, während es sich bei c und c" um Folgerungen von jeweils a und a' (ä") b z w . um deren eigentlichen 'Aussageinhalt 1 handelt . Es gilt also:

(64) (a) und (a') —l (b) (a) ^ (c) (a') _* (c) (65)

(a) und ( a ' ) — l (b) (a) -* (c) (a') _ (c)

Desgleichen erhält man z . B . : (66)

(a) er hatte damals nooh immer ein eigenes Auto —| (b) er hatte vorher ein eigenes Auto

und —>

(c) er hatte damals ein eigenes Auto (67)

(a) er hatte damals wieder ein eigenes Auto

1

(b) er hatte vorher ein eigenes Auto gehabt

und

(c) er hatte damals ein eigenes Auto (66)

(ä) er hatte damals kein eigenes Auto mehr

1 (b)

und —> (67)

(c)

(ä) er hatte damals nicht wieder ein eigenes Auto

1 (b) und —* (c)

48 Der Unterschied zwischen Sätzen mit (immer)noah und Sätzen mit wieder besteht dann darin, daß der präsupponierte Satz sich im ersteren Fall auf ein ummittelbar vorausgehendes Z e i t i n t e r v a l l beziehen muß, d . h . daß ["t voru t l, während er sich im l e t z t e r e n Fall nicht auf ein unmittelbar vorausgehendes Zeitintervall beziehen kann: [(t vor t ) . -(t pr voru t a) j· . Oder m . a . W . : mit wieder wird ausgedrückt, daß zwischen der A k t z e i t des vorliegenden Satzes, t a , die mit der Aktzeit seiner Folgerung, t f , identisch ist und der Aktzeit des präsupponierten Satzes, t , ein Intervall liegt, für das der positive Satz keine Gültigkeit hat, bzw. für das ein entsprechender negativer Satz (in casu jeweils Hans war nicht krank und er hatte kein eigenes Auto} g i l t , und mit (immer) noch wird ausgedrückt, daß es zwischen t „ / t f und t kein solches Intervall gibt. 3

P^·

1

Aus dem hier Gesagten wird deutlich, daß ein positiver kursiver Satz mit (immer) noch im Hinblick auf Präsupposition und Folgerung und die Relation zwischen t und t f einem positiven intransformativen (und einem negativen transformativen) entspricht, während ein (negativer) kursiver Satz mit mehr sich in dieser Hinsicht wie ein negativer intransformativer (und ein positiver transformativer) verhält. Vgl. (68) (a) - ( c ) , von denen jeder einen positiven Satz mit dem kursiven haben präsupponiert und impliziert, und (69) (a) - ( c ) , von denen jeder einen positiven Satz mit haben präsupponiert und einen negativen impliziert: (68) (a)

er hat das Auto noch

(b)

er behält das Auto

(c)

er verliert das Auto nicht

49

(69)

(a)

er

^ * das Auto nicht mehr1

(b)

er behält das Auto nicht

(c)

er verliert das Auto

Die Relationen zwischen t pr und tfr auf der einen Seite und der - mit der Sprechzeit t identischen oder dem Kontext zu entnehmenden - R e f e r e n z z e i t t (siehe S. 25 ) auf der anderen Seite sind für kursive Sätze mit (immer)noch / (nicht)mehr hingegen nicht die gleichen wie für ( i n ) t r a n s formative Sätze. Für die ersteren gilt ja bei f i n i t e m kursivem Verb [t vor t^ und [t^ überl t ], für Sätze mit finitem ( i n ) t r a n s f o r m a t i v e m Verb dagegen £t überl t l und [tf nach t }; so enthält die Präsupposition von ( 6 8 ) (a) und (69) (a) ein Vergangenheitstempus (er hatte das Auto vorher) und die Folgerung ein Präsens (er hat das Auto b z w . er hat das Auto nicht) , während (b) und (c) isoliert geäußert einen präsentischen Satz präsupponieren (er hat das Auto) und eine futurischen implizieren (er wird das Auto (auch) nachher haben b z w . er wird das Auto nachher nicht haben). Im Hinblick auf die Beziehungen zwischen t , tr und t entsprechen präsentische oder präteritale kursive Sätze mit (immer)noch / (niaht)mehr also nicht präsentischen b z w . präteritalen ( i n ) t r a n s f o r m a t i v e n Sätzen, sondern Sätzen mit P e r f e k t - b z w . Plusquamperfektumschreibung des ( i n ) t r a n s formativen Verbs, für die ja auch gilt oder zumindest gelten kann: [t vor t r ] und [tf überl tr] (siehe S. 2 5 ) . Vgl. mit t r - t s - : (68) (a)

er hat das Auto noch

(b')

er hat das Auto behalten

(c')

er hat das Auto nicht verloren

50

(69)

(a)

er hat das Auto nicht mehr

(b')

er hat das Auto nicht behalten

(c*)

er hat das Auto verloren

Insofern als (69) (a) die Negation von (68) (a) darstellt (S. 47 ) , wie (69 (b') von (68) ( b ' ) , und die Präsuppositionen und Folgerungen des (a)-Satzes - auch in bezug auf Z e i t r e f e r e n z - mit denen des entsprechenden (b')-Satzes identisch sind, läßt sich (a) selbst als eine Folgerung von (b') oder eventuell als damit äquivalent betrachten; und da ferner behalten und verlieren komplementär sind (s. § § 1 . 2 . 2 und 5 . 3 . ) , erhalten wir also: (68) ( b ' ) ^ (a) =5

(O

und (69) ( c ' ) S * ( b ' ) ^ ( a ) .

Wie punktuelle nicht-transformative Verben sich zu (immer) noch und wieder verhalten, läßt sich an den folgenden Beispielen veranschaulichen: (70) (a) sie trafen

(71)

eich zu der Zeit noch immer (täglich) —

(b) sie trafen

sich vorher (täglich)

und—>

(c) sie trafen

sich zu der Zeit

(a) sie trafen

sich zu der Zeit nicht mehr

(b) sie trafen

sich vorher (täglich)

und —*

(c) sie trafen

sich zu der Zeit nicht

(täglich)

(täglich) (täglich)"-

(a) ^sie trafen immer

sich gestern (um acht Uhr) noch

(ä) *sie trafen mehr

sich gestern (um acht Uhr) nicht

5i

(72) (a) sie

trafen

sich zu der Zeit wieder (täglich) —l

(b) sie hatten sich vorher (eine Zeitlang) getroffen und —> (c) sie trafen

sich zu der Zeit

(täglich)

(täglich)

(a) sie trafen sich zu der Zeit nicht wieder (täglich) [obwohl sie es verabredet hatten] —l (b) sie hatten sich vorher (eine Zeitlang) getroffen und —>· (c) sie trafen (73) (a) sie trafen

sich zu der Zeit nicht

fal

(täglich)

sich gestern wieder —l

(b) sie hatten sich (mindestens getroffen und —> (c) sie trafen

(täglich)

einmal)

vorher

sich gestern

s

^e trafen sich gestern nicht wieder [obwohl sie es verabredet hatten]

(b) sie hatten sich (mindestens einmal) vorher getroffen und —> (c~) sie trafen

sich gestern nicht

Wenn der punktuelle Restsatz wie in (7o) und ( 7 2 ) an sich iterativ oder habituell zu interpretieren ist, können sowohl (immer) noch als auch wieder vorkommen. Ein solcher Satz bezieht sich auf eine Zeitspanne von gewisser Dauer und drückt aus, daß der im Restsatz beschriebene Vorgang innerhalb dieser Zeitspanne mehrmals und zwar eventuell mit einer gewissen Regelmäßigkeit stattfindet; und er präsupponiert

einen S a t z , der sich auf eine vorausgehende Zeitspanne bezieht, für die die gleiche Iteration des betreffenden Vorgangs g i l t . Diese Zeitspanne geht bei (immer) noch der ersteren unmittelbar voraus, bei wieder hingegen nicht, d . h . , es gibt in diesem Fall zwischen den beiden Zeitspannen ein Intervall, innerhalb dessen der betreffende Vorgang nicht oder nicht mit der gleichen Regelmäßigkeit s t a t t f i n det. Es besteht also zwischen den beiden Adverbialen hier derselbe Inhaltsunterschied, wie er oben für kursive Sätze nachgewiesen wurde. In punktuellen Sätzen, die an sich keine iterativ-habituelle Interpretation zulassen, scheint (immer)noch aber (im Gegensatz zu wieder) ausgeschlossen zu sein; vgl. außer (7o) vs. (71) die folgenden Satzpaare: (74) (a) an dieser Ecke passieren immer noch (b) *

dieser Ecke passiert der Unfall

( 7 5 ) (a) er lachte immer noch laut auf, guten Witz hörte (b) ^er lachte immer noch laut auf, hörte

Unfälle immer noch

wenn er einen

als er den Wits

Es verhält sich also anscheinend so, daß (immer)noch im Gegensatz zu wieder eine nicht als ein Punkt, sondern als ein Intervall von gewisser Dauer hingestellte Aktzeit des Satzes voraussetzt - ob dies nun durch ein nicht-punktuelles (kursives) Verb oder durch die nicht-punktuelle (iterativehabituelle) Uminterpretation eines punktuellen Verbs erreicht wird. Es sei noch bemerkt, daß wieder zumindest in Sätzen, die

53

wie ( 7 3 ) (a) auf ein singuläres Ereignis referieren, Öfter durch abermals ersetzt werden kann, ohne daß sich die Bedeutung des Satzes dabei ändert. V g l . : (73) (a") sie (76)

trafen

sich gestern um acht Uhr abermals

gestern passierte an dieser Ecke ein Unfall

wieder/abermals

4 . 2 . 2 . Was hier über punktuelle nicht-transformative Verben gesagt worden ist, gilt natürlich auch für die (punktuellen) transformativen. D . h . ein transformatives Verb kann nur dann mit (immer)nooh verbunden werden, wenn eine habituell-iterative Interpretation des transformativen (Rest-)Satzes möglich ist. V g l . : (77)

er wachte damals immer noch um acht Uhr auf

aber (78)

*er wachte immer noch auf', klingelte

als der Wecker

(79)

*er bekam immer noch ein eigenes Auto

(80)

^die Möglichkeit einer Vereinbarung entsteht noch immer

Und wieder ist in habituell-iterativ zu interpretierenden Sätzen wie in Sätzen, die sich auf singuläre Ereignisse beziehen, möglich. V g l . : (81)

er wacht zur Zeit wieder um acht Uhr auf

und

(82)

er wachte wieder auf t als der Wecker klingelte

54

(83)

Hans wird wieder

krank/Professor

(84)

er bekam wieder ein eigenes Auto

(85)

die Möglichkeit einer Vereinbarung besteht wieder

In Sätzen der letzteren Art kommt nun der S. 34 erwähnte Unterschied zwischen transformativen und (punktuellen) nichttransformativen Verben durch die Bezugsmöglichkeiten von wieder in signifikanter Weise zum Vorschein. Vgl. z . B . den (punktuellen, aber) nicht-transformativen (86) (a) und den transformativen (87) ( a ) , der als solcher (b) präsupponiert und (c) impliziert: (86) (a)

er lachte (dennoch) wieder auf

(87) (a)

er wachte (dennoch) wieder auf

(b)

er war (zu einer gegebenen Zeit t if.) nicht wach und

(c)

er war ((unmittelbar)

nach t.) wach i*

(86) ( a ) , wo das wohl notwendigerweise starkbetonte wieder durch abermals ersetzt werden kann, ist insofern eindeutig, als er nur einen sich auf ein vorausgehendes Zeitintervall beziehenden, aber sonst identischen Satz präsupponieren kann, d.h. es gilt: (86) (a..) er lachte (dennoch) (b)

'wieder auf

er hatte (mindestens einmal) vorher

vs. (a 2 ) *er lachte (dennoch) wieder

aufgelacht

'auf

Der transformative Satz (87) (a) läßt sich hingegen in zweierlei Weise interpretieren:

55

1° wieder kann wie in (86) (a) im Verhältnis zu auf starkbetont sein und (87) (a) präsupponiert dann - außer (b) · einen sich auf ein (nicht unmittelbar) vorausgehendes Zeitintervall beziehenden, sonst aber mit (a) identischen (transformativen) Satz; 2° wieder- kann aber auch im Verhältnis zu auf schwach- bzw. unbetont sein, und (87) (a) präsupponiert dann - ausser (b) - nicht einen entsprechenden transformativen Satz, sondern nur noch einen seiner (kursiven) Folgerung (c) entsprechenden kursiven Satz, der sich auf ein (nicht unmittelbar) vorausgehendes Zeitintervall bezieht. Wir haben also: (87) (a.) er wachte (dennoch)

'wieder auf

( d « ) er war (mindestens einmal) vorher

präsupponiert aufgewacht

(und er präsupponiert deshalb auch (d-) er war vorher wach gewesen,

der eine Folgerung von (d..) i s t ) ; so interpretiert könnte (87) (a) in einem Text wie (88-|) vorkommen, wo wieder durch abermals ersetzbar ist: (88..)

er ging um acht Uhr schlafen, wachte aber um elf auf, weil er Durst hatte, und obwohl er sehr müde war, wachte er [kurz nachher aus demselben Grunde] wieder/abermals auf

(87) (a,) er wachte (dennoch) wieder 'auf supponiert (außer (b)) nur noch

hingegen prä-

(d~) er war vorher wach gewesen, und so interpretiert könnte (87) (a) in einem Text wie

56

(882) ist:

vorkommen, wo wieder kaum durch abermals ersetzbar

(882)

er schlief (erst) um zwei Uhr / er ging (erst) um zwei Uhr schlafen, und er wachte (dennoch) (schon) um sieben wieder auf vs. U£

sieben

und er wachte (dennoch) abermals auf

(schon) um

Wir sehen somit, daß, während wieder in (87) (a) nach der Interpretation 1° entsprechend seiner Verwendung in nichttransformativen Sätzen wie (86) (a) - und ( 7 3 ) , ( 6 7 ) , (65) den ganzen (transformativen) Satzkern als Domäne hat, es sich nach der Interpretation 2 nur auf die Folgerung desselben bezieht, d.h. den vom transformativen Satzkern implizierten kursiven Satz ( c ) , der mit geänderter Zeitreferenz als zusätzliche Präsupposition ( ( d 2 ) ) des wieder-Satzes erscheint. Es ist m . a . W . hier nicht von der Wiederholung eines Vorgangs (des Wach-werdens), sondern nur noch von der Wiederherstellung eines Zustandes die Rede - nämlich des Zustandes (des Wach-seins), der durch die Folgerung des transformativen Satzkerns beschrieben wird; und der entsprechende negative Satz mit wieder (oder eventuell mehr, cf.Anm. 35) drückt aus, daß eine solche Wiederherstellung nicht s t a t t f i n d e t . D.h. (87)

(82) er wachte (dennoch) wieder

und

(a?) ev wachte (dennoch) nicht wieder auf

präsupponieren (b)

'auf

durch den Satzkern

er war (zu einer gegebenen Zeit t .) nicht wach

und durch wieder, dessen Domäne (c) ist,

zusätzlich

(d~) er war vorher (vor t.) wach gewesen; it t"

57

und sie haben als Folgerung jeweils (c)

er war (nach t .) wach Lf

und

(c")

er war (nach t .) nicht wach Lf

Daß punktuelle, aber nicht-transformative Verben wie auflachen, stattfinden und (die rein punktuelle Variante von) treffen diese zweite Verwendung von wieder nicht kennen, ist natürlich eben dadurch zu erklären, daß es von Sätzen mit solchen Verben keine der kursiven Folgerung eines transformativen Satzes entsprechende Folgerung gibt, auf T Co die sich wieder beziehen könnte. Wie leicht zu sehen ist, lassen sich transformative wiederSätze vom Typ 2° im Gegensatz zu solchen vom Typ 1° auch dahingehend beschreiben, daß sie als direkte Folgerung einen kursiven Satz mit wieder haben, dessen Präsuppositionen mit den Präsuppositionen des transformativen Satzes identisch sind. D . h . statt (87) (c) ließe sich (87) ( c ' ) , der seinerseits (c) impliziert, als direkte Folgerung von (87) (a-) betrachten: (87) (c 9 ) er war (nach t .) wieder wach L·



Dieser Satz präsupponiert ja wie (a-) nicht nur ( d ~ ) , sondern insofern auch ( b ) , als zwischen der durch (c 2 ) assortierten Phase des Wach-seins und der präsupponierten Phase des Wach-seins ( ( d 2 ) ) eine Phase des Nicht-wach-seins liegen muß (cf. S . 4 8 ) - und genau eine solche Phase ist es, auf die sich (b) bezieht. Dementsprechend wäre dann (87) (c"_) , der (c) impliziert, als direkte Folgerung von (ä 2 ) zu betrachten: (87) (c 9 ) er war (nach t.) nicht wieder wach £*

't·

58

Ich möchte die sehr komplexen präsuppositionalen Gefüge, die sich aus der Kombination von wieder und transformativem Verb ergeben, nicht weiterverfolgen, sondern mich damit begenügen, noch ein paar Beispiele anzuführen, um die unterschiedlichen Bezugsmöglichkeiten von wieder zu veranschaulichen. Dabei werden nur die direkt an wieder geknüpften Präsuppositionen - wie (d^) und (d 2 ) in (87) - aufgeführt, während solche, die wie (b) in (87) ausschließlich auf dem transformativen Satzkern beruhen, unbeachtet bleiben. (89) (a)

vs.

wieder

(b)

ich hatte (mindestens einmal) vorher diese Blumen bekommen

(c)

iah bekam bei der Gelegenheit diese Blumen (nioht) wieder 1

(d)

iah hatte diese Blumen vorher gehabt

(90) (a)

vs.

ich bekam bei Gelegenheit (nicht) diese Blumen —l

ich habe die "Aspects" wieder beim Spiel verloren 1

(b)

ich habe die "aspects" (mindestens vorher (beim Spiel) verloren

(c)

ich habe die "Aspects" beim Spiel wieder loren 1

(d)

ich habe die "Aspects"

(91) (a) (b)

einmal/auch)

(auch) vorher nicht gehabt

Hans ist (nicht) wieder gesund geworden Hans ist

ver-

vorher gesund gewesen

59

(92) (a) (b)

er wird bald wieder gehen —H er ist (auch) vorher nicht da gewesen

Wie aus unseren Beispielen hervorgeht, sind die Unterschiede im Skopus von wieder mit Unterschieden der Akzentuierung und Stellung verbunden, allerdings ohne daß ich angeben könnte, wie dies im einzelnen reguliert wird. Nur möchte ich in diesem Zusammenhang darauf verweisen, daß es die sowieso ganz geläufige folgerungsbezogene Variante von wieder zu sein scheint, die in sog. Zusammensetzungen mit transformativem Basisverb (wiederbekommen, Wiederbeginnen, wiedererlangen, wiedererstehen, wiedergewinnen usw.) vorliegt. Ein Satz wie (93) (a)

iah habe die looo Mark wiedergewonnen

präsupponiert ja keineswegs den entsprechenden transformativen Satz ohne wieder. (b)

iah habe die looo Mark (mindestens vorher gewonnen,

einmal)

sondern er präsupponiert ( u . a . ) den seiner Folgerung ich habe die looo Mark entsprechenden kursiven Satz (c)

ich habe die looo Mark (auch) vorher gehabt.

4 . 2 . 3 . Intransformative Verben scheinen trotz ihrer angeblichen Nicht-Punktualität hinsichtlich der Kombination mit (immer) noch ähnliche Restriktionen aufzuweisen wie transformative Verben. - Möglich ist diese Kombination also, wenn der intransformative (Rest-)Satz iterativ-habituell zu interpretieren ist; vgl.: (94)

(a)

bei solchen Gelegenheiten behielt er damals noch den Hut auf

und

60

(ä)

bei solchen Gelegenheiten behielt er damals nicht mehr den Hut auf

(b)

er hatte vorher bei solchen Gelegenheiten den Hut aufbehalten

(95)

er schläft klingelt

immer noch weiter, wenn der Wecker

Aber wenn der intransformative (Rest-)Satz ein singuläres Ereignis beschreibt, ergibt sich aus der Verbindung mit (immer) noch wenn nicht allgemein, so zumindest recht oft ein mehr oder weniger abweichender Satz, wo ein entsprechender kursiver Satz völlig normal wäre. Cf. z . B . (96) (a) \*er behielt noch immer den Hut auf,

als er

hereintrat (5)

^er behielt nicht mehr den Hut auf, hereintrat

(97)

? ^ e r schlief klingelte

(98)

\ *Hans bleibt immer noch krank /

(99)

als er

immer noch weiter, als der Wecker

Professor

die Möglichkeit einer Vereinbarung bestand zu der Zeit immer noch weiter

Dies läßt sich vielleicht dadurch erklären, daß ein intransformatives Verb allein den gleichen präsuppositionalen Effekt hat, wie er durch die Kombination eines kursiven Verbs mit (immer) noch erreicht wird ( s . S . 4 8 f ) , und daß das Vorkommen dieses Adverbiums in einem intransformativen Satz demnach eine Art Pleonasmus darstellen würde.

61

Auch für wieder gilt, daß es in einem intransformativen Satz vorkommen kann, wenn dieser an sich iterativ-habituell zu interpretieren ist, während sein Vorkommen in intransformativen Sätzen, die ein singuläres Ereignis beschreiben, wenn nicht allgemein, so öfter unter Umständen ausgeschlossen ist, wo ein entsprechender kursiver (oder transformativer) Satz mit wieder völlig normal wäre. Vgl.: (100) (a) bei, solchen Gelegenheiten behält er jetzt

wieder den Hut auf (b) er hat (auch) vorher bei solchen Gelegenheiten den Hut aufbehalten vs.

(101) (102)

^

Hans bleibt wieder krank

*Die Möglichkeit wieder

(* ,N

/

Professor

einer Vereinbarung bestand

fort/weiter

*ich behielt wieder die Wohnung in Nyhavn *ich behielt die Wohnung in Nyhavn wieder

Dabei ist zu bemerken, daß, wenn diese Kombination überhaupt akzeptabel ist, wieder sich dann eindeutig auf den ganzen intransformativen Satzkern und nicht nur auf die kursive Folgerung desselben bezieht (vgl. hierzu § 4 . 2 . 2 . ) , wie z . B . in (1o4) und (1o5): (1o4) (a) er behielt (gestern) wieder den Hut auf (als er hereinkam) ·—l (b) er hat (mindestens einmal) vorher den Hut aufbehaltent (als....)

62

(1o5) (a) er ist (b) er ist

heute wieder im Bett geblieben (mindestens einmal) vorher im Bett geblieben

Oder m . a . W . : wenn der ganze intransformative Satzkern im Skopus von wieder steht, ist die Kombination von wieder und intransformativem Verb unter Umständen auch bei nicht-habituell-iterativer Interpretation des Restsatzes möglich (cf. (1o4) und ( 1 o 5 ) ) ; ausgeschlossen ist hingegen die nur auf die Folgerung des intransformativen Satzkerns bezogene Verwendung von wieder, und zwar deswegen, weil der präsuppositionale E f f e k t derselben den dem intransformativen Satzkern inhärenten Präsuppositionen widersprechen würde. So impliziert ( 1 o 4 ) (a) durch seinen intransformativen Kern (1o4) (c) er hatte um t. (als er hereinkam/(unmittelbar) nachdem er hereingekommen war) den Hut auf und er präsupponiert dementsprechend (d) er hatte unmittelbar vor t . den Hut auf. Wenn nun nur noch (c) im Skopus von wieder stünde, wie es in (1o4) ( a ' ) * e r behielt den Hut wieder 'auf,

als

der sich zu (a) verhält wie der transformative er setzte den Hut wieder 'auf, als zum transformativen er setzte (gestern) 'wieder den Hut auf, als , der Fall sein würde, so wäre damit eine neue Präsupposition (e) er hatte vor, aber nicht unmittelbar vor t. den Hut auf etabliert (cf. S. 48) , die mit der inhärenten Präsupposit i o n (d) n i c h t vereinbar ist.

63

Insgesamt bestehen also für die Kombination von intransformativen Verben und (immer) noch oder wieder in nicht iterativ-habituell zu interpretierenden Sätzen Restriktionen, die bei kursiven bzw. kursiven und transformativen Verben keine Entsprechung haben. Der Charakter dieser Restriktionen ist mir allerdings - vom eben besprochenen Fall abgesehen im ganzen unklar, und ich möchte mich deshalb mit dem Hinweis begnügen, daß es sie gibt. 4.3.

Zusammenfassung. Die in den beiden l e t z t e n Abschnitten f e s t g e s t e l l t e n kombinatorischen (syntaktischen) Unterschiede zwischen transformativen, intransformativen und kursiven Verben lassen sich zusammenfassend - und vereinfacht - wie f o l g t darstellen: punkt. dur. term. init. Adv. A d v . Adv. Adv.

(immer) noch

wieder

transf.Vb. intransf.Vb. kursiv.Vb. ' + ' gibt hier an, daß für die Kombination der j e w e i l i g e n Verbalklasse mit dem jeweiligen Adverbial als einzigem Z e i t a d verbial in positiven Sätzen mit dem b e t r e f f e n d e n Verb als Finitum keine grundsätzlichen Restriktionen bestehen, und ' - ' , daß die betreffende Kombination außer bei iterativhabitueller Interpretation des Restsatzes nicht oder nur unter Umständen möglich ist. Die in § 4 . 1 . besprochenen (Änderungen der) Kombinationsmöglichkeiten bei Negierung des Restsatzes sind für durative Adverbiale in Klammern angegeben. Wie aus dieser Übersicht hervorgeht und wie sich bei der Einbeziehung weiterer (Klassen von) Zeitadverbialen bestätigen würde , sind kursive Verben durch das weitgehende

64

Fehlen von Restriktionen für ihre Kombination mit Zeitadverbialen gekennzeichnet, während die Kombinationsmöglichkeiten transformativer und intransformativer Verben stark restringiert sind. Es besteht somit in dieser Hinsicht ein deutlicher Unterschied zwischen transformativen und intransformativen Verben auf der einen und kursiven Verben auf der anderen Seite, der in dem vorher besprochenen, durch (1o6) und (1o7) veranschaulichten Unterschied des Tempusgebrauchs (bzw. der Bezugsmöglichkeiten der jeweiligen Tempora) eine Parallele hat ( 1 0 7 ) (a)

Hans wird (sicher)

krank/Professor

(b)

Hans bleibt (sicher)

(c)

Hans ist

(108) (a)

(sicher)

krank/Professor

krank/Professor

Hans ist krank/Professor

geworden

(b)

Hans ist

krank/Professor

geblieben

(c)

Hans ist

krank/Professor

gewesen,

und der die sonst nicht übliche Unterscheidung zwischen int r a n s f o r m a t i v e n und kursiven Verben als syntaktisch berechtigt erscheinen läßt. Damit hat sich aber auch die durch die Kombinierbarkeit mit durativen Adverbialen d e f i n i e r t e Klasse der nichtpunktuellen (durativen) Verben (s. S. 45) syntaktisch wie in bezug auf Tempusgebrauch (bzw. -interpretation) als so uneinheitlich erwiesen, daß der Wert einer allein auf diesem Kriterium basierenden K l a s s i f i z i e r u n g als sehr fraglich erscheint. An ihrer Stelle empfiehlt sich eventuell eine Einteilung in kursive Verben b z w . Verben, die wie die kursiven mit (fast) allen Kategorien von Zeitadverbialen verbunden werden können, und nicht-kursive Verben bzw. Verben, die in dieser Hinsicht mit starken Restriktionen b e h a f t e t sind. Zur letzteren Kategorie gehören dann teils unsere transformativen und intransformativen Verben, teils nicht-(in)transformative Verben wie auflachen^ treffen^ geschehen, die ich rein punktuell (per-

65

f e k t i v ) nennen w i l l . 38 Diese stimmen zwar in bezug auf die oben berücksichtigten kombinatorischen E i g e n s c h a f t e n im großen und ganzen mit den transformativen Verben überein, sind aber deswegen nicht t r a n s f o r m a t i v , weil ihnen die s p e z i f i s c h e n Präsuppositions- und Folgerungsbeziehungen zu anderen (kursiven) Verben fehlen, wie es sowohl aus ihrem Verhalten gegenüber wieder (s. § 4 . 2 . 2 . ) als aus der Tatsache hervorgeht, daß das Perfekt solcher Verben - wie das kursiver Verben - keinen "Gegenwartbezug" im S. 2 4 f . definierten Sinne a u f w e i s t ; vgl. z . B . (1o8) und den transformativen Satz ( 1 o 9 ) : (108)

vor einer Woche hat -in Kopenhagen ein linguistisches Kolloquium

(109)

stattgefunden

vor einer Woche hat in Kopenhagen ein linguistisches Kolloquium

angefangen.

Daran wird wiederum d e u t l i c h , d a ß , obwohl transformative, intransformative und kursive Verben sich, wie eben nachgewiesen wurde, durch ihre kombinatorischen (syntaktischen) Eigenschaften unterscheiden, die Zugehörigkeit eines Verbs zu einer dieser Verbalklassen nicht auf syntaktischer Grundlage, sondern letzten Endes nur auf Grund der semantischen Relationen zwischen Sätzen mit dem betreffenden Verb und Sätzen mit anderen Verben zu entscheiden ist, oder m . a . W . : daß die betreffenden Verbalkategorien semantisch, durch ihre inhaltlichen Beziehungen zueinander, und nicht durch irgendwelche syntaktischen Eigenschaften definiert sind. Diese Beziehungen wurden schon im vorigen Kapitel angedeutet und sollen im folgenden etwas eingehender besprochen werden.

5.

D E F I N I E R E N D E SEMANTISCHE RELATIONEN ZWISCHEN TRANSFORMATIVEN, INTRANSFORMATIYEN UND KURSIVEN VERBEN.

5.1.

Definition der drei Verbalkategorien. Über die zwei kursiven S ä t z e , die von einem a f f i r m a t i v e n Satz mit t r a n s f o r m a t i v e m oder intransformativem Verb, +S, involviert - und zwar jeweils präsupponiert und impliziert - werden, haben wir bisher nur gesagt, daß sie in ihrem Kern identisch seien ( d . h . daß sie das gleiche kursive Verb und die gleichen Ergänzungen e n t h a l t e n ) und bei transformativem +S entgegengesetztes, bei intransformativem +S das gleiche Vorzeichen hätten ( c f . § 3 . 1 . f ) . Die F r a g e , wie dieser kursive Satzkern b e s c h a f f e n und welches das Vorzeichen S b z w . So sei, hat uns hingegen nicht e x p l i z i t b e s c h ä f t i g t . Aus den bis j e t z t angeführten Beispielen geht aber unmittelbar hervor, daß beides ausschließlich von dem Kern des ( i n ) t r a n s f o r m a t i v e n +S bedingt ist. So gilt für sämtliche erwähnten transformativen und intransformativen V e r b ( v a r i e t ä t ) e n , daß ihnen jeweils mindestens ein ( q u a n t i t a t i v ) gleichwertiges, eventuell konverses 39 ( k u r s i v e s ) Verb y paradigmatisch gegenübersteht, so daß ein ("nackter") a f f i r m a t i v e r Satz mit einen (den) entsprechenden Satz mit y mit gegebenem Vorzeichen impliziert und mit entgegengesetztem b z w . dem gleichen Vorzeichen präsupponiert, wobei [t voru t,J . Wir können diese spezifische Beziehung zwischen einem a f f i r mativen Satz mit und einem Paar entsprechender Sätze mit y auf eine R e l a t i o n zwischen und y zurückführen und weiterhin etwas einfacher sagen, daß y mit gegebenem Vorzeichen präsupponiert und mit entgegengesetztem bzw. dem gleichen Vorzeichen i m p l i z i e r t , so daß £t voru t/\. So implizieren werden und bleiben sein ( d . h . sein mit positivem Vorzeichen) und präsupponieren jeweils die Negation von sein

67

und sein, für alle in paradigmatischer Relation stehenden Varietäten der betreffenden Verben, d . h . u . a . in Umgebungen, wie sie in (11o) (a) veranschaulicht werden. Entsprechend der Korrelation werden : sein findet man in sog. Funktionsverbfügungen (b) - siehe Heringer (1968a) - wie bei lokalem Adverbial (c) u . a . die Korrelation kommen : sein.

(11o)

(a) er

'wurde] blieb( war

(Professor/ein guter Maler/. wach/'satt /krank/ gefangen/verhindert/

(b) etwas (kommt \ in Gang/in Bewegung/außer | bleibt] \ist J (c) er

kommt bleibt } ^ist J

Gebrauch/.

ins Zimmer/nach Hause/hierher/ im Zimmer/zu Hause/hier/

Desgleichen implizieren bekommen (erhalten, kriegen u . a . ) behalten haben und präsupponieren jeweils die Negation von haben und haben, vorausgesetzt daß sie in paradigmatischer Relation stehen, wie z . B . in (111)

(a) er

bekam behieIt hatte

das Geld/die Stellung/einen klaren Kopf/

(b) er

bekam behielt hatte j

das Geld in Verwahrung/die Sache in/ zur Bearbeitung

(c) er ' bekam

l Sand in die Augen/einen Hut auf den Kopf/., {.etwas zu tun/viel zu lesen/ behielt den Hut auf dem Kopf/die Hand in der Tasche/. hatte Sand in den Augen/einen(den) Hut auf dem die Hand in der Tasche/.... /Kopf/... etwas zu tun/viel zu lesen/....

68

Die zweiwertige Varietät von verlieren (verkaufen) u . a . impliziert die entsprechende Varietät von haben mit negativem Vorzeichen und präsupponiert sie mit positivem Vorzeichen, vgl. (112) er verlor

das Geld -+er hatte das Geld nicht die Stellung die Stellung Mut dazu : den Mut dazut

usw. usw. für Korrelationen wie einschlafen/weiter schlafen: schlafen, entstehen/fort-, weiterbestehen:bestehen.

Eben diese spezifische (semantische) Relation zwischen und y ist es, was a: als transformativ oder intransformativ und y als kursiv definiert. M . a . W . : Wenn einem Verb (genauer: einer Verbvarietät) ein (quantitativ) gleichwertiges, eventuell konverses Verb y gegenübersteht, so daß y mit gegebenem Vorzeichen impliziert und zugleich mit gegebenem Vorzeichen präsupponiert, wobei \t voru t^], dann ist a: (in)transformativ, d.h. entweder transformativ oder intransformativ; und wenn einem Verb y ein (quantitativ) gleichwertiges, eventuell konverses Verb gegenübersteht, so daß y von mit gegebenem Vorzeichen impliziert wird und zugleich mit gegebenem Vorzeichen präsupponiert wird, wobei L^nr voru ^f3» dann ist y ein kursives Verb. Wie wir hier von (in)transformativen und kursiven Verben gesprochen haben, so können wir auch von (in)transformativen und kursiven Verbalkomplexen oder komplexen Verbalen (s. Anm.19) sprechen. So läßt sich die ganze aus sein + einem prädikativischen Adjektiv bestehende Fügung insofern als ein komplexes kursives Verbal betrachten, als zwischen zwei Sätzen, die sich strukturell nur dadurch unterscheiden, daß der eine sein + ein bestimmtes Adjektiv y enthält, wo der andere ein bestimmtes fn-wertigesl Verb enthält, die deiche Beziehung beste-

69

hen kann wie zwischen S y und S in den oben erwähnten Fällen, wo und y (quantitativ) gleichwertige Verben waren. Vgl.: (113) (a) (b)

Hans wachte auf der fat-Lent starb

:

Hans war wach der Patient war tot

Und (aufwachen, sterben) erweist sich hier eben dadurch als ( i n ) t r a n s f o r m a t i v (in casu: t r a n s f o r m a t i v ) , daß (ein a f f i r mativer Satz m i t ) (den entsprechenden Satz m i t ) sein + y mit gegebenem (in casu: positivem) Vorzeichen impliziert und zugleich mit gegebenem (in casu: negativem) Vorzeichen präsupponiert. Aus ähnlichen Gründen können Fügungen mit beginnen/anfangen oder aufhören + infinitem Verb ( z . B . zu spielen/zu schlagen beginnen/aufhören') und Fügungen mit fortfahren oder bleiben + infinitem Verb ( z . B . zu spielen/zu schlagen fortfahren, liegen/wohnen bleiben} jeweils als transformative und intransformative Verbalkomplexe bezeichnet werden: zwischen einem a f f i r m a t i v e n Satz mit beginnen, aufhören oder fortfahren/ (bleiben) + einem infiniten Verb y wie ( 1 1 4 ) (a) und dem entsprechenden affirmativen Satz mit y a l l e i n , ( b ) , besteht ja jeweils die gleiche Beziehung wie z . B . zwischen einem a f f i r m a t i v e n Satz mit bekommen, verlieren oder behalten und dem entsprechenden Satz mit haben. (114) (a) er (begann / hörte auf \fuhr fort

f

zu spielen seine Frau zu schlagen^

(b) sr

(spielte | schlug seine \Frau ^

Und y (in casu: spielen, schlagen} erweist sich andererseits eben dadurch als kursiv, daß es von einem solchen Verb {beginnen u s w . ) regiert werden kann, so daß (ein a f f i r m a tiver Satz m i t ) + y (den entsprechenden Satz mit) y mit gegebenem Vorzeichen i m p l i z i e r t und zugleich mit gegebenem Vorzeichen präsupponiert.

70

Wenn wir also Prädikativfügungen mit sein usw., Funktionsverbfügungen und subordinative Verbalketten mit beginnen usw. als Einheiten, Verbalkomplexe, betrachten und ferner die in §7. zu besprechenden kausativen (in)transformativen Verben berücksichtigen, die sich u . a . durch Kausativ-Rezessiv-Korrelationen 4o wie machen ( + Prädikativ): sein (+ Prädikativ), halten:sein, Iegen:liegen3 geben:haben konstituieren, lassen sich unsere drei Verbalkatergorien j e t z t wie folgt definieren: 1° A. Ein Verb (genauer: eine Verbvarietät) gehört genau dann in die Kategorie der transformativen Verben, wenn es (a) paradigmatisch mit einem quantitativ gleichwertigen (eventuell konversen) oder rezessiven Verb oder Verbalkomplex y korreliert und/oder (b) syntagmatisch ein (infinites) Verb z regieren kann, so daß (ein positiver Satz m i t ) bzw. + z (einen/den entsprechenden Satz m i t ) y b z w . z mit gegebenem Vorzeichen impliziert und mit entgegengesetztem Vorzeichen präsupponiert, wobei £t voru t^^. B. Ein Verb gehört genau dann in die Kategorie der inir§5sformatiyen Verben, wenn es (a) paradigmatisch mit einem quantitativ gleichwertigen (eventuell konversen) oder rezessiven Verb oder Verbalkomplex y korreliert und/oder (b) syntagmatisch ein (infinites) Verb z regieren kann, so daß (ein positiver Satz m i t ) b z w . x + z (einen/den entsprechenden Satz m i t ) y bzw. z mit gegebenem Vorzeichen impliziert und mit demselben Vorzeichen präsupponiert, wobei ft voru t^^. Insofern transformativen und intransformativen Verben gemeinsam ist, daß sie bzw. die damit gebildeten Verbalketten ein anderes (durch Definition kursives) Verb oder einen Verbalkomplex mit gegebenem Vorzeichen implizieren und zugleich mit gegebenem Vorzeichen präsupponieren,

71

scheint es berechtigt, sie als Subkategorien einer Verbalkategorie - der der £in)transformatiyen Verben zu betrachten. 2

5.2.

Ein Verb gehört genau dann in die Kategorie der kursiven Verben, wenn es (a) paradigmatisch mit einem quantitativ gleichwertigen (eventuell konversen) oder kausativen ((in)transformativen) Verb y korreliert und/ oder (b) syntagmatisch von einem ((in)transformativen) Verb z regiert werden kann, so daß (ein Satz mit) von (dem entsprechenden affirmativen Satz mit) y bzw. z + mit gegebenem Vorzeichen impliziert und zugleich mit gegebenem Vorzeichen präsupponiert wird, wobei [tpr voru t f ].

Die Begriffe (Relationen) "ingressiv", "egressiv" und "kontinuativ" . Wir sind j e t z t imstande, die Begriffe "ingressiv" ("inchoativ") und "egressiv", die Heger (1967, S. 568) zur Subklassifizierung transformativer Vorgänge benutzt, zu explizieren, und zwar folgendermaßen: 3° Ein (transformatives) Verb

heiße

in bezug auf ein kursives Verb oder kompleVerbal y, falls x y mit positivem Vorzeichen impliziert und mit negativem Vorzeichen präsupponiert, so daß [tpr voru t f ] , und B. egressiv in bezug auf y , f a l l s y mit negativem Vorzeichen impliziert und mit positivem Vorzeichen präsupponiert, so daß [t voru t^J. Wenn und y gleichwertige Verben sind, will ich als (paradigmatisch.es oder lexikalisches) Ingressivum bzw. Egres-

72

sivum von y bezeichnen. Die Ingressiv-Kursiv-Beziehung etabliert z . B . die Korrelationen werden:sein, bekommen:haben, einschlafen:schlafen, aufstehen:stehen, entstehen:bestehen, aufwaahen:waah sein, sterben:tot sein, kommen:da/anwesend sein, während die Korrelationen verlieren:haben, aufwachen:schlafen, verblühen: blühen, vergehen:bestehen, st erben:leben, einschlafen:waoh sein, gehen^:da/anwesend sein usw. die Egressiv-KursivRelation veranschaulichen. Wie aus diesen und ähnlichen Beispielen hervorgeht, können einem kursiven Verb(alkomplex) y zwei gleichwertige transformative Verben, a: und x' , zur Seite stehen, so daß gressiv und x' egressiv in bezug auf y ist. Vgl. etwa haben: bekommen/v er Heren, schlafen:einschlafen/aufwachen, da/anwesend sein:(einwertigem) kommen-/gehen-, impliziert also dann y und präsupponiert die Negation von y, während x' umgekehrt die Negation von y impliziert und y präsupponiert. Oder m . a . W . : y ist Folgerung von x und Präsupposition von ' , und die Negation von y ist Folgerung von x' und Präsupposition von x. Andererseits können einem transformativen Verb x zwei gleichwertige kursive Verben (Verbalkomplexe), y und y', zur Seite stehen, so daß x ingressiv in bezug auf y und egressiv in bezug auf y' ist; vgl. einschlafen:schlafen/wach sein, aufwachen:wach sein/schlafen, sterben:tot sein/leben, (weg)gehen: wegsein/da, anwesend sein usw. Das transformative Verb x impliziert also in dem Fall sowohl y als die Negation von y' und es präsupponiert sowohl die Negation von y als (unnegiertes) y ' . Es handelt sich dann bei y und y' um komplementäre Verben (Verbalkomplexe) insofern, als ein affirmativer Satz mit dem einen den entsprechenden negativen Satz mit dem ande-

73

ren (mit gleicher Zeitreferenz) impliziert oder damit äquivalent ist (s. § 1 . 2 . 2 . ) · Vgl. ( 1 1 5 ) , wo = einschlafen, y = schlafen und y' = wach sein'. (115)

(a)

Hans ist eingeschlafen

impliziert

(b)

Hans schläft

sowie

(b') Hans ist nicht wach

und präsupponiert

(c)

sowie

Hans schlief

vorher nicht

(c') Hans war vorher wach wobei (b) ^ (b') und (c') * ( c ) . Desgleichen gilt: (116) er ging (weg) —*· (a)

er war weg

( = er war nicht da]

(b)

er war da

( = er war nicht weg]

und —H

(117) der Patient ist gestorben —»· (a)

der Patient ist tot

(=der Patient lebt nicht] und-

(b)

der Patient lebte vorher (= der Patient war vorher nicht tot]

wo wegsein:dasein und leben:tot sein komplementäre kursive Paare darstellen. Komplementarität besteht auch z . B . zwischen (dem kursiven) haben einerseits und einer bestimmten Variante von entbehren und dem konversen fehlen andererseits; vgl.:

74

(118) (a)

ihm fehlt der Mut dazu

(b)

er hat den Mut dazu nicht

(c)

er hat den Mut dazu s

(d)

ihm fehlt der Mut dazu nicht

(119) (a)

das Stück entbehrt jeden Reizes 5

(b)

das Stück hat keinen Reiz

(c)

das Stück hat einigen (einen gewissen) Reiz s=

(d)

das Stück entbehrt nicht jeden (des) Reizes

Und das in bezug auf haben egressive Transformativum verlieren ist ingressiv in bezug auf (die betreffende Variante) von fehlen und entbehren', vgl. er hat den Mut dazu verloren (121)

das Stück hat jeden Reiz verloren

die jeweils (118) ( a ) - ( b ) und ( 1 1 9 ) ( a ) - ( b ) als Folgerung haben. Umgekehrt läßt sich das Ingressivum von haben - bekommen als Egressivum von fehlen/entbehren bezeichnen. Damit ist deutlich geworden, daß eine Unterteilung von (transformativen) Verben in ingressive (inchoative) und egressive, wie sie öfters vorgenommen und indirekt, auf Vorgänge bezogen, auch von Heger ( a . a . O . ) vorgeschlagen wird, grundsätzlich nicht berechtigt ist: ein transformatives Verb ist nicht absolut sondern nur noch relativ zu einem gegebenen anderen (kursiven) Verb oder Verbalkomplex als ingressiv oder egressiv zu bezeichnen, und genau diese In- oder Egressivbeziehung zu einem anderen Verbal ist es, die das transformative Verb als

75

solches definiert ( c f . 1° und 3°). Andererseits gilt ja, daß, wenn ein transformatives Verb x ingressiv in bezug auf ein (komplexes) kursives Verb(al) y ist, es dann ein zu y komplementäres V e r b ( a l ) geben kann, in bezug auf welches egressiv ist, und vice versa. Unter diesem Aspekt wäre also jedes trans· formatives Verb - zumindest potentiell - zugleich ingressiv und egressiv zu nennen, entsprechend seiner vorläufigen Definition als Bezeichnung für Oberführung eines Zustandes in einen anderen Zustand ( c f . § 2 ) . Wie die Termini "ingressiv" und "egressiv" hier als Bezeichnungen für Relationen zwischen transformativen und kursiven V e r b ( a l ) e n , die die ersteren als solche definieren, eingeführt worden sind, so bietet sich als Bezeichnung für die spezifische definierende Relation zwischen intransformativen und kursiven Verb(al)en der Ausdruck "kontinuativ" an: 4° Ein (intransformatives)

Verb

heiße

A- kontinuativ in bezug auf ein (kursives) Verb oder komplexes Verbal y ( b z w . Kontinuativum von y~] , falls y — d.h. y mit positivem Vorzeichen - impliziert und präsupponiert, so daß [t voru t^] , und B· ÜSS§£iY_!$2Dii5i?§£iY i n bezug auf (bzw. negatives Kontinuativum von) y, f a l l s die Negation von y - d . h . y mit negativem Vorzeichen - impliziert und präsupponiert, so daß ft voru t J . Vgl. für A. etwa die Korrelationen bleiben:sein, behalten: haben, weiterschlaf'en:schlafen, weiterleben:leben, fortbestehen:bestehen, bleiben^:da sein und für B. etwa ausbleiben:da sein, weitersohlafen:wach sein. Nun scheint es gemeinhin der Fall zu sein, daß, wenn ein in-

76

transformatives Verb x die Negation eines kursiven Verbs oder Verbalkomplexes y impliziert und präsupponiert und somit als negativ kontinuativ in bezug auf y definiert werden könnte, es dann auch ein zu y komplementäres Verb(al) y' gibt, so daß sich als kontinuativ in bezug auf y' definieren läßt - die meisten intransformativen Verben sind überhaupt Komposita mit weiter- oder fort- und kontinuativ in bezug auf das jeweilige Basisverb. Insofern wäre also der Terminus "negativ(es) Kontinuativ(um)" überflüssig und die Aussage "x ist ein intransformatives Verb" mit der Aussage "x ist kontinuativ in bezug auf ein Verb oder komplexes Verbal y" gleichzusetzen . Aus der Tatsache, daß das Kursivum y die Negation seines etwaigen Komplements y' impliziert (oder damit äquivalent ist) , folgt dann automatisch, daß das Kontinuativum von y negativ Kontinuativ in bezug auf y' sein wird.

5.3.

Semantische Relationen zwischen transformativen und intransformativen Verben. Wie aus unseren Beispielen hervorgegangen sein wird, können einem kursiven Verb(alkomplex) y sowohl ein Ingressivum als auch ein Kontinuativum z zur Seite stehen; vgl. sein: werden/bleiben, haben:bekommen/behalten, schlafen:einschlafen/weiterschlafen usw. (Das transformative) x und (das intransformative) z haben in dem Fall identische Folgerungen - sie implizieren ja beide y - aber kontradiktorische Präsuppositionen: y ist zugleich Präsupposition von 2, während die Negation von y (wie eventuell auch ein zu y komplementäres V e r b ( a l ) ) präsupponiert. V g l . : ( 1 2 2 ) (a)

Hans schlief

ein, als der Wecker klingelte und

(b)

Hane schlief

weiter, als der Wecker klingelte

77

die beide (c)

Hans schlief,

(unmittelbar) nachdem der

Weaker geklingelt hatte implizieren, aber jeweils (d)

Hans schlief vorher nicht (Hans war vorher wach)

(d)

Hans schlief

und

(auch) vorher

präsupponieren. Desgleichen können einem kursiven Verb oder komplexen Verbal y sowohl ein Egressivum als auch ein Kontinuativum z gegenüberstehen; vgl. haben:verlieren/behalten, schlafen: aufwachen/weit er schlafenf bestehen:v er gehen/fortbestehen, leben:sterben/weiterleben, auf haben:abnehmen/aufbehalten, da sein:gehen-/bleiben- usw. In dem Falle haben also (das transformative) und (das intransformative) z identische Präsuppositionen - sie präsupponieren beide y - , aber kontradiktatorische Folgerungen: y ist auch Folgerung von z, während die Negation von y ( w i e eventuell auch ein zu y komplementäres Verb(al)) impliziert. Vgl. § 3 . 2 . ( 3 4 ) - ( 3 6 ) und (123) (a) (b)

Hans wachte auf,

als der Wecker klingelte

Hans schlief weiter, als der Wecker klingelte

die beide (c)

Hans schlief, (unmittelbar) bevor der Wecker klingelte

präsupponieren, aber jeweils

78 (d)

Hans schlief

(auch) nachher

(d)

Hans schlief nachher nicht (Hans war nachher wach)

und

implizieren. Wie leicht zu sehen ist, handelt es sich dann bei

und « um

komplementäre Verben: die Assertion des einen impliziert (mit gleicher Z e i t r e f e r e n z ) die Negation des anderen b z w . ist damit äquivalent ( § 1 . 2 . 2 . ) . V g l . : (124) (a)

er hat die Stellung verloren sE

(b)

er hat die Stellung nicht behalten

(b)

er hat die Stellung behalten =

(ä)

er hat die Stellung nicht verloren

(125) (a)

er mußte/sollte

(b)

er konnte/durfte

(c)

er mußte/sollte das Geld behalten ^

(d)

er konnte/durfte

(126) (a)

das Geld hergebend das Geld nicht behalten

das Geld nicht hergeben

er wachte dennoch auf

5

(b)

er schlief

dennoch nicht weiter

(c)

er schlief

noch lange weiter ;*?

(d)

er wachte noch lange nicht auf

( 1 2 7 ) (a) (b)

ich muß leider gehen ^ ich kann leider nicht bleiben

79

(c)

(wenn Hans bleibt/nicht geht) dann bleibe iah auoh &f

(d)

(wenn Hans bleibt/nicht geht) dann gehe iah auch nicht

C f . auch weiterleben — nicht sterben, fortbestehen nicht vergehen, aufbehalten ^ nicht abnehmen usw.



Genereller ausgedrückt: wenn Egressivum von y (und folglich transformativ) ist, dann wird das Komplement b z w . jedes alternative Komplement von Kontinuativum von y (und folglich intransformativ) sein. Dementsprechend gilt: wenn Ingressivum von y ist, dann wird das Komplement bzw. jedes alternative Komplement von x negatives Kontinuativum von y, d.h. Kontinuativum von einem zu (dem kursiven) y komplementären (kursiven) Verb oder Verbalkomplex sein. So besteht Komplementarität zwischen (dem transformativen) kommen-, das ingressiv in bezug auf da sein ist, und (dem intransformativen) ausbleiben, das negativ kontinuativ in bezug auf da sein und Kontinuativum von aus-, wegsein ist. Vgl.: (128) (a)

die erwarteten Besucher kamen auch —

(b)

die erwarteten Besucher blieben auch nicht aus

(c)

die erwarteten Besucher blieben leider aus ==

(d)

die erwarteten Besucher kamen leider nicht

Dies verhindert allerdings nicht, daß zwei kursive Verben komplementär (antonym) sein können, ohne daß das Ingressivum des einen und das Kontinuativum des anderen als komplementär (antonym) zu bezeichnen wären. Nehmen wir als Beispiel aufstehen, das Ingressivum von stehen^und die Verbalkette sitzenbleiben,

80

die Kontinuativperiphrase (siehe § 6 . 1 . ) von sitzen. Die kursiven Verben sitzen, liegen, hocken, .... bilden hinsichtlich der Opposition "aufrechte vs. nicht-aufrechte Stellung" alternative Komplemente von stehen; dennoch besteht zwischen aufstehen und (der Klasse der Kontinuativa) sitzen bleiben, (liegen bleiben usw.) nicht Komplementär!tat, wenn als (zusätzliche) Bedingung für das Vorliegen dieser Relation - wie der der Synonymie - verlangt wird, daß die Relata identische Präsuppositionen haben (cf. § 1 . 2 . 2 . , Anm. lo). Betrachten wir zur Veranschaulichung (129): (129) (a)

er blieb (dennoch) sitzen, als ich hereinkam

(b)

er stand (dennoch) nicht auf,

als ich hereinkam

(b)

er stand (dennoch) auf,

(i)

er blieb (dennoch) nicht sitzen, als ich hereinkam

als ich hereinkam

Hier präsupponierten ( a ) , der (b) impliziert, und sein Negat (a) beide (c)

er saß (unmittelbar) vorher;

und auf Grund der Regel "wenn (S. —i S.) und (S. —+· S v ) , 42 JJ J * dann (S. —» ^v)" präsupponieren sie zugleich (d)

er stand (unmittelbar) vorher nicht,

der ja eine Folgerung von (c) ist; (b) und (b) hingegen präsupponieren zwar ( d ) , aber nicht ( c ) , da (c) seinerseits nicht aus (d) folgt - es könnte ja sein, daß die betreffende Person vorher nicht saß, sondern lag. M . a . W . : die Präsupposition von aufstehen - (vorher) nicht stehen - ist indirekt auch eine Präsupposition von sitzen bleiben (liegen bleiben u s w . ) , es gilt aber nicht umgekehrt, daß die Präsupposition von sitzen bleiben - (vorher) sitzen - auch eine Präsupposi-

81

tion von aufstehen wäre, und zwar eben deswegen nicht, weil die Implikation sitzen —* nicht stehen einseitig ist. (Dementsprechend ist die Folgerung von nicht aufstehen - ((auch) nachher) nicht stehen - wegen der Transitivität der Folgerungsbeziehung eine (indirekte) Folgerung von sitzen bleiben, das Umgekehrte gilt aber nicht, d.h. ((auch) nachher) sitzen ist keine Folgerung von nicht aufstehen-, die Einseitigkeit der Implikation sitzen bleiben —> nicht aufstehen ergibt sich somit aus der Einseitigkeit der Implikation sitzen -*· nicht stehen.) Dies besagt natürlich wiederum, daß aufstehen kein Egressivum von sitzen allein darstellt (cf. 3°B, S. 71 ); es könnte aber egressiv in bezug auf die ganze Klasse der alternativen Komplemente von stehen, die außer sitzen u . a . liegen umfaßt, bezeichnet werden, da es die Disjunktion derselben präsupponiert. So ist ( 1 2 9 ) (e) im Gegensatz zu (c) eine Präsupposition von (b), ( b ) , wie nach § 1 . 2 . 2 . und der oben erwähnten Regel zu erwarten wäre. (129) (e)

er saß oder lag oder

(unmittelbar) vorher

Generalisierend erhalten wir demnach: es seien y und y ' komplementäre (antonyme) Verben oder Verbalkomplexe, Ingressivum von y und z Kontinuativum von y' (und folglich negatives Kontinuativum von y); zwischen und z wird nur dann Komplementarität bestehen, wenn zugleich Egressivum von y ' ist, und dies setzt wiederum voraus, daß y" durch die Negation von y impliziert wird (und nicht nur umgekehrt). Sonst besteht zwischen z und eine eigenartige semantische Relation, die sich mit keiner der bisher besprochenen identifizieren läßt und die ich als negatiye_HY2onymie bezeichnen will: ein affirmativer Satz mit z, +S Z , impliziert nämlich mit gleicher Zeitreferenz den entsprechenden negativen Satz mit x, -S x , wobei die Präsupposition(en) von Sx zugleich Prä7 Z ^_ y supposition(en) von S ist (sind); symbolisch: +S =^ -S .

82

Das Gegenteil (+S X ^-Sz) hält aber insofern nicht, als es eine Präsupposition von S z gibt, die keine Präsupposition von S ist. Ich nenne z negativ hyponym zu und negativ hyperonym zu z. Während also die kursiven sitzen, liegen, hocken, .... Ko-Komplemente (alternative Komplemente) von stehen sind, stellen die entsprechenden intrans format iven Kontinuativperiphrasen sitzen bleiben usw. nicht Ko-Komplemente, sondern nur noch negative Ko-Hyponyme des transformativen, in bezug auf stehen ingressiven aufstehen dar; und dieses ist negativ hyperonym zu jenen. Daß Komplementarität (Antonymie) dann ihrerseits als symmetrische (bilaterale) negative Hyponymie zu definieren wäre , genau wie Synonymie sich nach Lyons (1968, § 1 o . 3 . 2 . ) als symmetrische (bilaterale) Hyponymie definieren läßt, liegt auf der Hand: zwischen zwei Einheiten besteht Komplementarität (Antonymie) , wenn die eine die Negation der anderen mit gleicher Zeitrefernz impliziert (und bei einem komplementären Paar auch umgekehrt, siehe § 1 . 2 . 2 . ) und die Präsupposition(en) der einen mit der (den) Präsupposition(en) der anderen identisch ist ( s i n d ) , d . h . wenn jede negativ hyponym zur anderen ist 4 3 . Es sei in diesem Zusammenhang betont, daß die oben zwischen aufwachen und weiterschlafen (wie zwischen einschlafen und wach bleiben} postulierte Komplementarität gemäß des hier Festgestellten auch nur unter der Voraussetzung vorliegt, daß die Implikationsbeziehung zwischen schlafen und nicht wash eein (wie zwischen wach sein und nicht schlafen} bilateral ist. Denn wenn z . B . der Satz er ist nicht wach den Satz er schläft nicht impliziert, dann ist (vorher) schlafen auch keine Präsupposition von aufwachen und dieses folglich, obgleich ingressiv in bezug auf wach sein, kein Egressivum von schlafen. In dem Fall wäre also weiterschlafen negativ hyponym zu aufwachen, aber

83

nicht umgekehrt; und das gleiche würde für wach bleiben vs. einschlafen gelten, falls die Negation von schlafen die Assertion von wach sein nicht impliziert. Aus unseren Ausführungen wird hervorgegangen sein, daß zwischen transformativen und intransformativen Verben ( b z w . Verbalkomplexen) systematische Komplementaritätsbeziehungen bestehen, die die Grundlage der Definition einer dieser Verbalkategorien bilden könnten; ein Verb ist ja dann und nur dann intransformativ, wenn sein etwaiges Komplement transformativ ist, und vice versa. D . h . die Klasse der intransformativen Verben läßt sich als die Klasse definieren, deren Elemente komplementär oder negativ hyponym zu einem transformativen Verb oder komplexen Verbal sind. Dem entspricht denn auch, daß intransformative Verben als Bezeichnungen für die NichtÜberführung (Nicht-Änderung) eines Zustandes in einen anderen Zustand zu beschreiben sind, wenn transformative Verben als Bezeichnungen für die Überführung (Änderung) eines Zustandes in einen anderen Zustand charakterisiert werden (cf. § 2 . ) ; man hätte natürlich genauso gut sagen können, daß intransformative Verben die Fortsetzung und transformative Verben die Nicht-Fortsetzung ( d . h . den Anfang oder das Aufhören eines Zustandes) bezeichnen. Wir haben damit ferner eine semantische Erklärung der Tatsache erhalten, daß transformative und intransformative Verben im Hinblick auf die Kombination mit bestimmten Zeitadverbial(kategori)en in komplementärer Distribution stehen und, insbesondere, daß die Kombinationsmöglichkeiten negierter transformativer Verben im Wesentlichen mit denen unnegierter intransformativer Verben übereinstimmen (cf. § 4 . ) .

5.4.

Zusammenfassung Mit den Mitteln der Prädikatenlogik können wir die oben fest-

84

gestellten Regularitäten zusammenfassend folgendermaßen darstellen: a.

d.

(a?) {jransf G O » C 3 y) I n g r f x ^ ) v Egr(x, y)] (x) (jntransf(x)S (3 y) Kont(x.,yXl (or) [Kursiv(x) 3 ( =J y) Ingr(y,x) v E g r C y ^ x ) v Kont(y j3 :)J O)(y)O) OHyMO O) (y) (s)

In

g r C*jy) · Egr(a?,a) D n g r f ^ y ) · Kompl p a a r (3 J y);DEgr(x,s;)] {KontCx^y) ^ [KomplCs^y) Kont neg

(o;) (z/) (s)

[JEgrCic, y) - Kont (z3 y} ·=> Kompl (a,*)]

(*)(z/) UTransffa;) . Kompl (y, a) O Intransf (z/)] (ic) Cy) p n t r a n s f ( x ) . KomplCj/^a;) =a Transf (zy)J (tf) Ci/) pCursiv(ar) . Kompl (y,x) ^3 Kursiv(y)]]

wo ar, y, 2 Variable über (gleichwertige) Verben oder Verbalkomplexe und Ingr, Egr usw. Namen für die in §5. 2. -3. besprochenen semantischen Relationen sind. Für ein n-wertiges kursives Verb y kann es somit theoretisch fünf n-wertige Verben geben, die die hier behandelten Beziehungen zueinander und zu y aufweisen, nämlich - ein zweites kursives Verb y' , das komplementär zu y

ist;

- ein transformatives Verb x, das Ingressivum von y und eventuell zugleich Egressivum von y ' ist; - ein zweites transformatives Verb x " , das Ingressivum von y" und eventuell zugleich Egressivum von y ist; - ein intransformatives Verb z, das Kontinuativum von y und negativ hyponym bzw. komplementär zu x" ist; - ein zweites intransformatives Verb z ' , das Kontinuativum von

y' und negativ hyponym bzw. komplementär zu

ist 44

85 Schematisch:

Ingressiv χ (transf.) X.

kontinuativ y x (kursiv)

ξ 1\

x

i\ \

£'f «— leben [leben\ dig/am Leben sein]

V di

\ [tot r

[tot bleiben]7) kommen^

>

ausbleiben 8) entstehen

' sein]

[^da/anwesend fehlen-


( b ) , aber (a') der Hunger bewirkte nichtt daß ich (während seines Vertrags) wach blieb impliziert nicht (F) (191) (a)

ich blieb (während seines Vertrags)

nicht wach

diesbewirktet daß sie es nicht lernte =^·

(b)

sie lernte es nicht

aber

(a)

dies bewirkte nicht3 daß sie es nicht lernte impliziert nicht

(b)

sie lernte es

115

Vgl. ( 1 9 2 ) , der (186) (a') + (b) enthält, mit ( 1 9 3 ) , in dem die Kombination (186) (ü") + (b) vorkommt: (192)

* der Hunger· bewirkte (zwar), daß ich wach blieb, iah blieb aber wegen Langeweile nicht wach

(193)

der Hunger bewirkte (zwar) nicht3 daß ich wach blieb, ich blieb aber wegen des Lärms wach

Dabei muß allerdings gesagt werden, daß die Implikation (-S'^-S") - in casu: (186) ( a ' ) ^ ( b ) und (191) (ä) => (b) -, obgleich sie tatsächlich nicht besteht, dennoch sehr stark suggeriert wird, wenn man -S' isoliert betrachtet (cf. op.cit. § 5 . ) ; d.h. sie läßt sich bei Abwesenheit gegenteiliger Indizien, wie sie z . B . durch Emphaseakzent - der Hunger bewirkte nicht daß ... - und vor allem durch den Kontext zuwege gebracht werden können, als gültig betrachten Was hier über "explizite" (syntagmatische) Kausativa festgestellt worden ist, gilt - mutatis mutandis - auch für "implizite" (lexikalische) Kausativa (op.cit. § 3 . 1 2 . ) . D . h . wenn x direktes Kausativum von y -, ist, besteht eine echte Implikation (+S X = +S y ) , während eine Implikation (-Sx =?* -S^) nur noch suggeriert wird. Es gilt also zwar (186) (a)

der Hunger hielt mich waah^(b") ich blieb wach

(194) (a)

er weckte mich (zur

(b)

verabredeten Zeit) auf

ich wachte (zur verabredeten Zeit) auf

aber an sich nicht (186) (a)

der Hunger hielt mich nicht wach (b) ich blieb nicht wach

116

(194) (a)

er weckte mich (zur verabredeten Zeit) nicht

(b)

ich wachte (zur verabredeten Zeit) nicht auf

Da wir uns während der ganzen Untersuchung nur mit isolierten, "normal" betonten Sätzen befaßt haben und dies auch weiterhin tun wollen, hat die Unterscheidung zwischen echter und suggerierter Folgerung für uns jedoch keine große Relevanz: kausative Verben werden ja hier in der Praxis als umkerhbare Implikativa im Sinne von Karttunen (197o) erscheinen.

7.2.

Exkurs über lassen. "Aktive" und "passive" Kausation. Neben zweiwertigen syntagmatischen Kausativa wie bewirken, verursachen, veranlassen, die einen daß-Satz als zweite Ergänzung nehmen, gibt es bekanntlich auch (syntaktisch) dreiwertige wie machen und lassen, die bei der Orientierung A' = N" einen Akkusativ (A') und einen Infinitiv (V") regieren, so daß die Verbalkette V (= machen/lassen') + V" als eine Kausativperiphrase des jeweiligen V" erscheint. Wir haben also hier (+S' => +S"), wobei S" derjenige Deklarativsatz ist, der der untergeordneten (durch V" etablierten) Proposition in S' entspricht. V g l . : (195) (a)

ich machte Hans kommen = >

?

(b)

(c) Hans kam

ich ließ Hans kommen

Diese Varietät von lassen wird im allgemeinen zumindest implizit anderen syntagmatischen Kausativa semantisch gleichgestellt, obwohl schon das obige Beispiel erkennen lassen d ü r f t e , daß infinitivregierendes machen3 und das entsprechende lassen, nicht ohne weiteres als synonym zu bezeicho nen sind. Denn während (195) (b) entweder etwa im Sinne von

117

(196) oder im Sinne von (197) interpretiert werden kann, ist (a) eindeutig als (196) zu verstehen - und wenn auch (197) von (196) impliziert wird, gilt das Umgekehrte nicht, d.h. es besteht zwischen den beiden nicht Äquivalenz: (196) Hans kam auf meine Aufforderung/mein

Verlangen

(197) Hans kam mit meiner Erlaubnis/meiner Zustimmung Es gibt m . a . W . , wie Bech (1951a, S.7) erwähnt, (mindestens) zwei semantische Varianten des sog. kausativen lassen-, ö und nur die eine dieser Varianten läßt sich insofern mit machen, identifizieren, als sie eine "aktive" Kausation o bezeichnet und sich dementsprechend durch veranlassen, dafür sorgen o.a. paraphrasieren ließe. Vgl. (198) als Paraphrase von (195) (a) und (b) im Sinne von ( 1 9 6 ) : (198)

ich veranlagte/sorgte dafür,

daß er kam

Desgleichen gilt bei der "normalen" Interpretation: (199) (a) Gott läßt

es über uns regnen 3s

(b) Gott veranlaßt/sorgt

dafür,

daß es über uns regnet

Die zweite Variante von lassen scheint hingegen eher eine Art "passive" Kausation zu bezeichnen: von einer UrsacheWirkung-Relation zwischen (dem Denotatum von) N' - dem Subj e k t von lassen = V - und dem Denotatum des implizierten S", d.h. dem von S" bezeichneten Ereignis oder Sachverh a l t , ist ja hier nur insofern die Rede, als N' dieses Ereignis hätte verhindern (das Nicht-Eintreten desselben hätte verursachen) können, dies aber nicht tut. Diese Variante von lassen wäre demnach eher durch nicht verhindern oder eventuell durch erlauben und ihre Negation dementsprechend durch unnegiertes verhindern b z w . negiertes erlauben/zulassen zu

118

paraphrasieren 54 ; vgl. (Zoo) als mögliche Paraphrase der zweiten Variante ("Lesung") von (195) ( b ) : (200) (a) iah verhinderte nicht, daß er kam (b) ich (ver)hinderte (c)

ihn nicht zu kommen

ich erlaubte ihm zu kommen

und ( 2 o 2 ) als mögliche Paraphrase von (2o1) (a): (201) (a)

ich ließ ihn nicht so viel essen, wie er wollte

(202) (a)

ich verhinderte, daß er so viel aß, wie er wollte

(b)

ich (ver)hinderte er wollte

ihn, so viel zu essen, wie

(c)

ich erlaubte ihm nicht, so viel zu essen wie er wollte

Nur ist (ver)hindern - oder wenigstens die infintivregierende Varietät desselben - nach Karttunen (197o, § 3 . 1 1 . ) ein negatives wenn-Verb und folglich ein nicht umkehrbares Implikativum und erlauben wohl überhaupt kein Implikativum, während es sich bei (der in Frage stehenden Variante von) lassen um ein positives wenn-Verb oder gar um ein umkehrbares Implikativum zu handeln scheint (s. dazu jedoch § 7 . 5 . ) Dies besagt, daß (195) (c) er kam zwar eine echte Folgerung von (195) (b) , aber keine bzw. eine nur noch suggerierte Folgerung von (2oo) (c) und (b) darstellt; vgl. (203) (a) 1"er kam nicht, obwohl ich ihn kommen ließ

vs.

(b) er kam nicht, obwohl ich ihn keineswegs zu kommen hinderte (c) er kam nicht, obwohl ich ihm zu kommen erlaubte

119 Und auf der anderen Seite (2o1)

(b)

eT aß

ist

nicht so viel, wie er wollte

keine Folgerung von ( 2 o 2 ) (c) , aber eine (echte) Folgerung von ( 2 o 2 ) (a) und (b) wie wahrscheinlich auch von ( 2 o 1 ) ( a ) , sofern lassen nicht im Sinne von veranlassen/dafür sorgen zu verstehen ist. Eine wirkliche exakte Paraphrase dieser zweiten, "passiven" Variante von lassen läßt sich allem Anschein nach schwerlich finden. Wenn wir diese Variante überhaupt kausativ nennen wollen, müssen wir also (mindestens) zwei semantisch verschiedene Arten (positiver) Kausativa annehmen: auf der einen Seite die betreffende lassen-Variante , die eine spezifische mit der Bechschen Inhaltsfigur A (etwa "Erlaubnis/Möglichkeit") zu identifizierende modale Komponente zu enthalten scheint, und auf der anderen Seite "normale" Kausativa wie veranlassen, dafür sorgen, machen, bewirken usw. und die andere Zaesen-Variante, die diese Komponente nicht enthalten. Ich will diese als k-kausativ und jene als K^kausativ bezeichnen Hinzu kommen dann (ver)hindern und ähnliche negative wennVerben, die als (syntagmatische) negative Kausativa zu bezeichnen wären Im Lichte der hier getroffenen Unterscheidung zwischen kund K-Kausativa, deren Angemessenheit ich im folgenden nachweisen zu können h o f f e , erweist sich die im letzten Abschnitt gegebene Definition der einfachen Kausativrelation als eine Definition der einfachen k-Kausativrelation. Jedes der dort erwähnten lexikalischen Kausativa ist also insofern ein k-Kausativum, als es die Paraphrasierung durch ein (unnegiertes) syntagmatisches oder "explizites" k-Kausativum (veranlassen usw.) erlaubt.

120

Zum Schluß sei noch erwähnt, daß ich mit infinitivregierendem lassen im folgenden immer die K-Variante meine, wenn das Gegenteil nicht ausdrücklich gesagt wird; denn nur sie erfordert wegen ihrer Singularität besondere Beachtung. Desgleichen werden wir uns im allgemeinen die Spezifizierung "k"- ersparen und einfach "kausativ" sagen können.

7.3.

Kausative Transformativa. In den § 7 . 1 . A. aufgeführten Korrelationen haben wir es bei dem Rezessivum y _- (aufwachen.., einschlafen-, bekommen«) mit einem transformativen Verb, das ingressiv in bezug auf ein gleichwertiges kursives Verbal z _ 7 (wach sein-, schlafen-, 2 haben^.) u ist, zu tun: zwischen n '(aufwecken*, einschläfern*, geben*) o , dem einfachen Kausativum von y n— J-, und dem kursiven z _ 7 besteht dann eine komplexe ingressive Kausat ivbeZiehung (oder kausative Ingressivbeziehung), und insofern als wie sein direktes Rezessivum y ingressiv in bezug auf z ist - beide implizieren ja z mit positivem und voru präsupponieren es mit negativem Vorzeichen, wobei [t t f j ~» m uß auch das kausative als transformatives Verb klassifiert werden ( c f . § 5 . ) . Generalisierend erhalten wir demnach: (yn_2)

(zn_2)

Z.B.:

aufwecken,

aufwachen,

\wach

töten,

sterben-

[tot

erwecken

: \_lebendig werden^ ..

sein"]..

leben., [lebendig

seinj

121

machen«, schaffen*, hervorrufen 2 J

entstehen.

trocknen.,

trocknen.,

[bestehen \existieren~ \trocken sein] -

^trocken werden] bekommen.

geben-

haben

0

legen-

: \zu liegen kommenj _ :

liegen,,

stellen,

: Vzu stehen kommen] - :

stehen-,

setzen-

: \zu sitzen kommen}- :

sitzen

In Prädikativfügungen dient machen bekanntlich als direktes Kausativum von werden, d . h . wir haben hier machen. * «

·

werden. u/c-At*of*-^,

und für Funktionsverbfügungen finden wir bringen-, setzen- :

se^n. oc-«^ri · D.h. wenn direktes Kausativum von J/ n _y und dieses wiederum egressiv in bezug auf z i s t » dann besteht zwischen und z _~ eine komplexe egressive Kausativbeziehung, die sich zur S. 113 behandelten (einfachen) negativen Kausativrelation verhält wie die ingressive zur (einfachen) positiven; und wegen seiner - allerdings indirekten - Egres· sivbeziehung zu z„rt""" J., ist wie ufi ~" J., als transformatives 7T Verb zu k l a s s i f i z i e r e n .

C f .z . B . :

125 x

z

yn-l

n

n-l

aufwachen

schlafen-

töten.

sterben-

leben -

löschen,

erlöschen-

brennen -

entfernen. , _ ,

V er schwinden - , „ ,

aufwecken

.

berauben-, 7 benehmen-

:

\da sein\-t sein. haben.

verlieren.

\

Vgl. ( 2 o 9 ) - ( 2 1 1 ) , die dem Muster der obigen Beispiele folgen, nur daß der ( c ) - S a t z , die kursive Folgerung, hier negativ und der ( d ) - S a t z , die kursive Präsupposition, dementsprechend positiv (209)

(a)

ist.

der Sturm löschte die Laternen (schon um acht)

(a') der Sturm bewirkte, daß die Laternen (schon um acht) erloschen =^· (b)

die Laternen erloschen

(c)

die Laternen brannten (ab/ (unmittelbar) acht) nicht

(210)

(schon um acht) -> nach

und —^

(d)

die Laternen brannten (unmittelbar)

vorher

(a)

irgend jemand hat das Bild (von der

Wand)

entfernt =* (a') irgend jemand hat verursacht 3 daß das Bild (von

der Wand)

verschwunden

ist

(b)

das Bild ist

von der Wand verschwunden -*

(c)

das Bild ist nicht da (/an der Wand)

(d)

das Bild war vorher da (/an der

Wand)

und

126

( 2 1 1 ) (a)

diese Erfahrung dazu benommen

hat mir die (jede)

Lust

(a') diese Erfahrung hat bewirkt, daß ich die (jede) Lust dazu verloren habe = · (b)

ich habe die

(jede)

Lust dazu verloren —*·

(c)

iah habe keine Lust dazu

(d)

ich hatte vorher Lust dazu

und -1

Was unter a. und b. festgestellt worden ist, läuft darauf hinaus, daß ein Verb , das einfaches Kausativum von einem transformativen Verb (oder Verbalkomplex) 2/„_j ist, als solches selber transformativ sein wird. Und daraus folgt wiederum, daß, wenn xn zugleich negatives Kausativum von einem Verb(al) z _- ist, dieses dann intransformativ sein wird. Denn damit ein Verb direkt kausativ in bezug auf ein Rezessivum und negativ kausativ in bezug auf ein anderes sein kann, muß zwischen den beiden Rezessiva Komplementarität bestehen (vgl. S. 1 1 3 ) - und das Komplement eines transformativen Verbais ist, wie in § 5.3. dargelegt wurde, notwendigerweise intransformativ. Wir erhalten demnach (x

n>

(

yn-l}

(

*n-l}

Kaus

a

dir r: V *»-i; ' Transf f y z)

== Intransf (z

So sind z . B . töten,,, trocknen*, wegschicken „, benehmen-/ berauben jeweils negativ kausativ in bezug auf weitero

leben-, [naß bleiben^-, bleiben, und behalten-,.

A . , b. und c. lassen sich natürlich auch umkehren: wenn ein Verb in- oder egressiv kausativ in bezug auf ein rezessi

127

ves kursives Verbal oder (einfaches) negatives Kausativum von einem rezessiven intransformativen Verbal ist, so muß es sich bei XH insofern um ein transformatives Verb handeln, als sein etwaiges direktes Rezessivum transf ormativ sein wird, und zwar im einen Fall ingressiv b z w . egressiv in bezug auf das betreffende kursive Verbal und im ändern Fall egressiv in bezug auf dasjenige kursive Verbal, dessen Kontinuativum das betreffende intransformative Verbal d a r s t e l l t . Es gilt somit d. (xn)

(yn_2)

(zn_2)

{Kursivfs^; . [Kaus i n g r f* n , z^ v Kaus

egr r a V

Kaus

neg r V

-1

v Intransf

^

z

n-l} =*

[ K a u s dir r V * -1 Wie aus den angeführten Beispielen hervorgegangen sein wird, weisen auch kausative Transformativa die in § 3 . 1 . beschriebenen Kennzeichen des Tempusgebrauchs ( b z w . der Tempusinterpretation) a u f ; desgleichen ließe sich leicht nachweisen, daß sie hinsichtlich ihrer Konbinationsmöglichkeiten mit verschiedenen Arten temporaler Adverbiale mit anderen (nicht kausativen) Transformativa übereinstimmen ( § 4 . ) . Es sei in diesem Zusammenhang vor allem darauf verwiesen, daß wieder auch bei kausativen Transformativa zwei Verwendungsmöglichkeiten hat (vgl. § 4 . 2 . 2 . ) : es kann sich auf den ganzen kausativ- transformativen Restsatz oder Satzkern beziehen oder nur noch die kursive Folgerung desselben als Domäne haben. Im einen Fall präsupponiert der wieder-Sätz (u.a.) einen entsprechenden sich auf ein (nicht unmittelbar) vorhergehendes Zeitintervall beziehenden kausativ-transformativen S a t z , d . h . er bezeichnet die Wiederholung - b z w . , wenn negiert, die NichtWiederholung - des durch diesen beschriebenen "Vorgangs"; vgl.:

128

( 2 1 2 ) (a)

er hat mir wieder die "Aspects" gegeben

(i)

er hat mir nicht wieder die "Aspects" gegeben

(b)

er hat mir (mindestens einmal) "Aspects" gegeben

((c)

ich habe die "Aspects"

vorher die

vorher gehabt)

wo (a) und (a) (b) - und folglich auch (c) , der von (t>) impliziert wird - präsupponieren. Desgleichen: (213) (a)

diese Behandlung wird ihn (sicher) sund machen

'wieder ge-

(b)

diese Behandlung hat ihn (mindestens einmal) vorher gesund gemacht (und folglich auch

(c)

er ist

vorher gesund gewesen}

Im anderen Fall präsupponiert der wieder-Satz (nur noch) einen seiner kursiven Folgerung entsprechenden sich auf ein (nicht unmittelbar) vorausgehendes Zeitintervall beziehenden kursiven Satz wie (c) in den obigen Beispielen, d.h. er bezeichnet hier einfach die Wiederherstellung - b z w . , wenn negiert, die Nicht-Wiederherstellung - des von diesem beschriebenen "Zustandes" durch das Denotatum seines Subjekts, Vgl.: ( 2 1 2 * ) (a) er hat mir die "Aspects"

wiedergegeben

(a) er hat mir die "Aspects" nicht

wiedergegeben

und

(213') (a) diese Behandlung wird ihn (sicher) 'sund machen

wieder ge-

die zwar jeweils den (c)-Satz von (212) und ( 2 1 3 ) , aber

kei-

129

neswegs den entsprechenden (b)-Satz präsupponieren; cf. z . B . (214) vs. ( 2 1 5 ) : (214) ^r'diese Behandlung, die man noch nie an ihm ausprobiert hat, wird ihn (sicher)

'wieder/abermals ge-

sund machen (215)

diese Behandlung, die man noch nie an ihm ausprobiert hat,

wird ihn (sicher)

wieder ge 'sund machen

Und wie bei den nicht-kausativen Transformativa ist es bei den kausativen von allem (oder ausschließlich?) diese Verwendung von wieder, die in sog. Zusammensetzungen vorliegt; cf. beispielsweise - außer wiedergeben - wiederbeleben, wiederbringen, wiedererwecken, wiedervereinen und wiederherstellen. Den unterschiedlichen Bezugsmöglichkeiten von wieder in Sätzen mit kausativem Transformativum entsprechen unterschiedliche Paraphrasierungen durch bewirken daß^y _J, wo y _ das direkte (transformative) Rezessivum von xn darstellt, So wären ( 2 1 2 ) (a) und ( 2 1 3 ) (a) jeweils durch ( 2 1 2 ) (a')

(213) (a')

er hat wieder bewirkt, daß ich die

"Aspects"

bekommen habe

und

diese Behandlung wird wieder bewirken, daß er gesund wird

zu paraphrasieren, wo wieder im übergeordneten Satz erscheint, während (212') (a') und (213') ( a ' ) , wo wieder erst im Ergänzungssatz auftaucht, Paraphrasen von ( 2 1 2 ' ) (a) und (213') (a) sind: ( 2 1 2 ' ) ( a ' ) er hat bewirkt, daß iah die "Aspects" bekommen habe

wieder-

130

(213') (a') diese Behandlung wird bewirken, daß er wieder ge'sund wird

Vgl. weiter ( 2 1 6 ) und ( 2 1 7 ) , die, wie sie geschrieben stehen, zweideutig sind, indem sie sich entweder im Sinne von (216') b z w . (217') oder im Sinne von (216") bzw. (217") interpretieren lassen: (216)

der Lärm weckte ihn (kurz nachher) wieder auf

(216')

der Lärm bewirkte (kurz nachher) wieder, daß er aufwachte

(216")

der Lärm bewirkte, daß er (kurz nachher) wieder 'aufwachte

(217)

als ich fünf Minuten dagewesen war, schickte er mich wieder weg

(217')

. . . , j veranlaßte er wieder, daß iah wegging

(217")

,,.., veranlaßte er, daß ich wieder wegging

Daraus wird ersichtlich, daß die Beziehung zwischen folgerungsbezogenem wieder + und folgerungsbezogenem wieder + y _ - die gleiche ist wie zwischen und y , allein, oder m . a . W . , daß die erstere Kombination sich erschöpfend als direkt kausativ in bezug auf die letztere beschreiben läßt; cf. wiedergeben:wiederbekommen, wiederbringen:wiederkommen, wieder'aufwecken:wieder'aufwachen, wieder'wegschicken: wieder'(weg)gehen, wieder 'gesund maahen:wieder 'gesund werden usw.. Denn aus der Tatsache, daß z . B . (212') (a) == (a')-» ( 2 1 2 ' ) (b) iah habe die "Aspects" wiederbekommen —> (c) iah habe die "Aspects"

(wieder)

(und)

131

(d) ich habe die "Aspects" vorher gehabt

(= ( 2 1 2 ) ( c ) )

(siehe § 4 . 2 . 2 . ) » folgt automatisch, daß (d) auch eine Präsupposition von (a) ist. Sämtliche oben erwähnten kausativen Transformativa sind, wie leicht zu sehen ist, k-kausativ in bezug auf ihr jeweiliges direktes Rezessivum. Es scheint in der Tat die Regel zu sein, daß lexikalische Kausativa - ob transformativ oder nicht transformativ - k-kausativ sind, und dies besagt natürlich, daß, wenn einem transformativen Verb ein direktes (lexikalisches) Kausativum gegenübersteht, dieses dann im allgemeinen k-kausativ sein wird. Ausnahmen bilden jedoch unterschiedliche Varietäten von lassen, die direkt kausativ in bezug auf ein transformatives Verb und dabei als K-kausativ zu interpretieren sind. So gibt es eine mit einem Akkusativ und einem Richtungsadverbial verbundene dreiwertige Varietät von lassen, die sich als lexikalisches K-Kausativum von transformativen Verben wie kommen, und gehen« bewerten läßt und als solches entsprechenden k-Kausativa wie bringen?» holen?, schicken? gegenübersteht. V g l . : (218) (a) (b)

er ließ das Kind (nicht) hinaus/auf

die Straße vs.

er schickte das Kind (nicht) hinaus/auf Straße

die

Und neben geben»o und anderen einfachen (k-)Kausativa von bekommen r. ( u . a . ) findet sich ein entsprechendes lassen?, bei dem es sich wieder um eine K-Variante von lassen handeln kann; vgl.: 0

(219) (a) (b)

er ließ mir die Hälfte er gab mir die Hälfte

des Verdienstes des Verdienstes

und

132

Beide lassen-Varietäten weisen aber auch die k-Variante auf, so daß nur noch in seltenen Fällen - wie (22o) - eindeutig zu entscheiden ist, ob die eine oder die andere Bedeutung vorliegt. (220)

er läßt niemanden zu sich

Darüber hinaus kann wohl jedes beliebige transformative Verb als V" (im Infinitiv) von lassen (= V ) regiert werden, so daß die Verbalkette V + V" als Einheit betrachtet direkt K-kausativ in bezug auf V" ist bzw. sein kann. Eine solche Kausativperiphrase, die nach a. selber als transformativ zu klassifizieren ist, wird dabei zu etwaigen lexikalischen k-Kausativa oder mit einem syntagmatischen k-Kausativum ( z . B . machen^ gebildeten Periphrasen von V" in Opposition stehen. Vgl.: ( 2 2 1 ) (a) (b) ( 2 2 2 ) (a) (b) (223) (a) (b)

Dr. Braun hat den Patienten getötet Dr. Braun hat den Patienten sterben lassen sie

ließen den Krieg (nicht)

sie riefen

den Krieg (nicht)

entstehen hervor

er ließ den Jungen Narkoman werden er machte den Jungen zum Narkoman

( 2 2 4 ) (a)

er hat sie wieder zu arbeiten aufhören

lassen

(b)

er hat sie wieder zu arbeiten aufhören

gemacht

und weiter z . B . gesunden Iassen:heilen3

(jemanden

kommen lassen:(Jemanden

(gesund/krank/naß/...)

etwas) geben,

werden lassen:(gesund/krank/naß/...)

etwas) be-

machen, (zum Auebruch/

in Gang/...) kommen lassen:(zum Ausbruch/in Gang/...) bringen.

133

7.4.

Kausative Intransformativa. Wie ein Verb, das direkt kausativ in bezug auf ein transformatives Verbal ist, selber als transformativ klassifiziert werden muß, so wird das einfache Kausativum eines intransformativen Verbals y selber intransformativ sein, weil (kausativ-)kontinuativ in bezug auf dasjenige kursive Verbal z, dessen Kontinuativum y darstellt; und wenn das betreffende Kausativum negativ kausativ in bezug auf ein anderes Verb ist, dann muß dieses transformativ und zwar egressiv in bezug auf z sein. Entsprechend a. - d. oben erhalten wir somit: n> W '

Kont

n' *n-l> '

Intrans£

'*»-!'

und andererseits ( 2 2 7 ) (a)

dadurch (er)hielt

er die Fabrik (lange)

(a') dadurch verursachte er, daß die Fabrik in Betrieb blieb

in Betriebt (lange)

(b)

die Fabrik blieb (lange)

(c)

die Fabrik war (zu einer bestimmten Zeit) in Betrieb und —>

(d)

die Fabrik war ((auch)

( 2 2 8 ) (a)

die Hoffnung

in Betrieb

lange) nachher in Betrieb

darauf hat ihn am Leben erhalten gfc

135

(a*) die Hoffnung darauf Leben geblieben i

hat bewirkt, daß er am

(b)

er ist am Leben geblieben

(c)

er ist

(d)

er war (auch) vorher am Leben

am Leben

und

Ein solcher aus (er)halten-«5 + Q (Adjektiv/Präpositionalphrase) bestehender Verb a l komplex ist nach f. negativ kausativ in bezug auf ein etwaiges zu bleiben + Q komplementäres transformatives Verbal (in casu einschlafen, krank werden, kalt werden, außer Betrieb kommen, sterben). Cf. z . B . : (225) (a")

dieses Leben bewirkte, daß er nicht krank wurde

( 2 2 7 ) (a")

dadurch verursachte er, daß die Fabrik nicht außer Betrieb kam

Eine einfache Kausativ-Rezessiv-Beziehung liegt natürlich auch bei sog. Zusammensetzungen wie zurück-, weghalten: zurück-, wegbleiben vor. Von erhalten gibt es ferner eine zweiwertige Varietät, die als einfaches Kausativum von {bestehenbleiben/ fortbestehen/ fortdauern^, dient und folgtlich (kausativ- )kontinuativ in bezug auf bestehen., (und ähnliche "Existenz"-Verben) und negativ kausativ in bezug auf vergehen,, aufhören, und ähnliche Egressiva von bestehen, ist. Vgl.: (229)

dadurch werden wir den Frieden erhaltend dadurch werden wir verursachen, dass der Frieden bestehen bleibt/ fortbesteht/ fortdauert

Schließlich wäre nach g. auch vorenthalten-o insofern als in-

136

transformativ zu bezeichnen, als es negativ kausativ in bezug auf das transformative bekommen_ ist; vgl.: (23o)

er will mir mein Recht (nicht) er will (nicht) nicht bekomme

vorenthalten^.

veranlassen, daß ich mein Recht

Nur gibt es anscheinend kein zu bekommen0 komplementäres Intransformativum - d . h . kein Verb mit etwa der Bedeutung "fortfahren nicht zu haben" -, das das direkte Rezessivum von vorenthalten-o darstellen könnte. Die Intransformativität von z . B . (er)halten. in Prädikativo

und Funktionsverbfügungen beruht wie gesagt auf seiner einfachen Kausativrelation zu bleiben«. Und dies heißt wiederum, daß zwischen (er)halten„ und sein* zwar auch eine Kausativbeziehung bestehen muß, daß es sich hier jedoch nicht - wie man vielleicht unmittelbar annehmen könnte - um eine direkte Kausativbeziehung handeln kann. Wir stellen denn auch fest, daß die Präsupposition von (a) in (186) und ( 2 2 5 ) f f . nicht erhalten bleibt, wenn man (a) mit Hilfe eines syntagmatischen Kausativums + sein^ paraphrasiert - und dadurch unterscheidet sich eine solche Paraphrase von der entsprechenden Paraphrase von bleiben». So präsupponieren beispielsweise (186) (a") und ( 2 2 6 ) (a") im Gegensatz zu (186) (a') und ( 2 2 6 ) (a') nicht jeweils ich war (am Anfang seines Vertrags) wach und das Essen ist (jetzt) warm (186) (a")

(226)

der Hunger bewirkte, daß ich (während Vortrage) wach war

(a") ich sorge dafür, wird, bis .. .

seines

daß das Essen warm ist/sein

137

Oder mit anderen Worten: (erjhalten^ ist hier deswegen kein einfaches Kausativum von eeins, weil diesem eine Präsupposition f e h l t , die jenem inhärent ist, nämlich die durch den (d)-Satz der eben erwähnten Beispiele veranschaulichte Präsupposition mit sein Ci (siehe hierzu § 7 . 1 . 2° - 3°). Aus unseren Beispielen wird hervorgegangen sein, daß (die betreffenden Varietäten von) (er)halten und vorenthalten k-kausativ sind. Mit einem intransformativen K-Kausativum haben wir es hingegen bei gewissen Varietäten von lassenzu tun, die den oben behandelten Varietäten von (er)halten, z.T. entsprechen. V g l . : (231) (a)

(232)

er ließ die Tür/Möglichkeit offen vs.

(eine

(b)

er hielt die Tür/Möglichkeit

(c)

die Tür/Möglichkeit

(a)

wir ließen den Hund am Leben

(b)

wir (er)hielten den Hund am Leben

(c)

der Hund blieb am Leben

Zeitlang)

(eine Zeitlang)

blieb (eine Zeitlang)

offen

offen

Der (a)-Satz impliziert ja wie (b) den (c)-Satz, er ist aber im Gegensatz zu (b) eher durch einen Satz mit nicht verhindern oder erlauben + (c) zu paraphrasieren (s. § 7 . 2 . ) : (231)

(a*) er verhinderte nicht/erlaubte es, daß die Tür/ Möglichkeit (eine Zeitlang) offen blieb

(232)

(a') wir verhinderten nicht/erlaubten eet daß der Hund am Leben blieb

Während es also für (bestimmte Varietäten von) bleiben so-

138

wohl ein lexikalisches k-Kausativum als auch ein lexikalisches K-Kausativum gibt, scheinen den meisten anderen Intransformativa weder das eine noch das andere zu entsprechen. Stattdessen läßt sich dann öfters mit Hilfe eines syntagmatischen Kausativums eine Verbalkette bilden, die kausativ in bezug auf das jeweilige als V" dienende Intransformativum ist und somit eine Kausativperiphrase desselben darstellt - eine Möglichkeit, die auch für bleiben selbst besteht. Vgl. z . B . (233)

(a)

dadurch machte ich ihn weiter schlafen/bleiben/ wach bleiben/ fortfahren zu arbeiten/ ...

(b)

ich ließ ihn weiterschlafen/bleiben/wach ben/fortfahren zu arbeiten/ ...

blei-

D.h. wenn ein intransformatives Verb(al) a: als V" (im Infinitiv) von einem syntagmatischen Kausativum (machen, lassen) regiert wird, dann ist die Verbalkette V* + V" als Einheit betrachtet direkt kausativ in bezug auf und folglich (nach f.) als intransformativ zu klassifizieren. Interessant ist nun, daß nebst lassen (= V) + x (= V") mitunter auch eine andere Verbalkette gebildet werden kann, die direkt (K-)kausativ in bezug auf ist, und zwar eine Kette der Form lassen (= V) + y (= V"), wo y das Kursivum ist, dessen Kontinuativum darstellt. So dürften (234) (a) bis (c) miteinander - und mit ( 2 3 2 ) (a) - äquivalent sein, d . h . sie implizieren alle (234) (d) = ( 2 3 2 ) (c) und sind dementsprechend durch (235) s (232) (a") zu paraphrasieren, obwohl V" in (234) (c) ein Kursivum, in (a) und (b) aber ein entsprechendes Kontinuativum ist: (234)

( a ) ? wie ließen den Hund am Leben bleiben (b)

wir ließen den Hund weiterleben

139

(c)

wir ließen den Hund leben

(d)

der Hund lebte weiter

(235) wir verhinderten nioht/erlaubten es, daß der Hund weiterlebte Desgleichen kann (236) (b) als mit (a) äluivalent aufgefaßt werden: (236)

(a)

iah ließ ihn [weitersahlafen/liegen aufbleiben/fortfahren zu brüllenj

bleiben/

(b)

iah ließ ihn [schlafen/liegen/

sein/brüllenj

auf

Eine aus lassen ( = V ) + kursivem y (=V") bestehende Verbalkette muß m . a . W . nicht direkt kausativ in bezug auf y sein, sondern sie kann kausativ-kontinuativ in bezug auf y und folglich intransformativ sein; zwischen der betreffenden Verbalkette und einem etwaigen in bezug auf y kontinuativen Verb oder Verbalkomplex wird dann eine direkte Kausativbeziehung bestehen. Daß die Kette lassen + y nicht nur kausativ, sondern zugleich kontinuativ in bezug auf y ist, besagt natürlich, daß sie (wie das Kontinuativum ) y zugleich impliziert und präsupponiert - und wie leicht zu sehen ist, kann oder muß dies bei (234) (c) und (236) (b) der Fall sein. Zum Schluß sei noch darauf verwiesen, daß es sich im allgemeinen um die K-Variante von lassen zu handeln scheint, wenn eine Kette der Form lassen + kursivem y (=V") kausativ-kontinuativ in bezug auf y ist.

7.5.

Zu den Beziehungen zwischen kausativ-transformativen und kausativ-intransformativen Verben oder Verbalkomplexen. Die Unterscheidung zwischen k- und K-Kausativa wird beson-

140

ders relevant, wenn man die semantischen Relationen zwischen transformativen und intransformativen (einfachen oder komplexen) Kausativa betrachtet. Nehmen wir als Beispiel zunächst töten „ und [am Leben (er)halten] „ , die beide kkausativ und zwar jeweils kausativ-egressiv und kausativkontinuativ in bezug auf das kursive leben./ [am Leben sein]. sind; d.h. das direkte Rezessivum des ersteren ist transformativ und komplementär zu dem intransformativen direkten Rezessivum des letzteren (sterben : [am Leben bleiben] ) . Wir stellen dabei fest, daß die Assertion des einen Terms die Negation des anderen impliziert - töten nicht am Leben erhalten und am Leben erhalten^ nicht töten -, während das Gegenteil nicht hält; es gilt ja zwar z . B . (237) (a) =$> (b) , aber nicht umgekehrt (b) =*» (a) , und desgleichen für (b) vs. (a): (237)

(a)

wir haben den Hund getötet

(b)

wir haben den Hund nicht am Leben erhalten

(b)

wir haben den Hund am Leben erhalten *=&

(ä)

wir haben den Hund nicht getötet

Die Assertion des einen Terms ist also mit der Negation des anderen nicht äquivalent - und zwar auch nicht dann, wenn man von dem Verbalkomplex (jemanden = A") töten lassen, in dem die k-Variante von lassen vorliegt (s. Anm. 54) und der somit ein alternatives k-kausatives Egressivum von leben darstellt, und etwaigen anderen derartigen Alternativen zu (jemanden) töten oder (jemanden) am Leben erhalten absieht. Wir müssen somit konkludieren, daß das Trans formativum töten2 und der intransformative Verbalkomplex [am Leben erhalten^ 2 zwar antonym, aber nicht komplementär sind, obwohl sie jeweils (kausativ-) egressiv und (kausativ-) kontinuativ

141

in bezug auf ein und dasselbe kursive Verbal - leben-/ \_arn Leben sein]1 sind (vgl. § 5 . 4 . ) . Sie wären wohl eher als konträre Gegensätze zu bezeichnen. Die gleiche (Antonymie-)Beziehung finden wir bei anderen Paaren, die aus einem transformativen und einem intransformativen k-Kausativum bestehen, deren direkte Rezessiva komplementär sind; cf. z . B . einschläfern:wach halten, wegschicken: bleiben machen/zurückhalten, bringen/[kommen machen]:weghalten/[ausbleiben machen], krank machen.-gesund (er)halten, außer Betrieb bringen/'setzentin Betrieb halten, schließen«: [.offen halten"]«, (jemanden etwas) nehmen:(jemanden etwas) behalten machen. Komplementarität zwischen einem transformativen Kausativum und einem intransformativen Kausativum, die jeweils (kausativ-Degressiv und (kausativ-)kontinuativ in bezug auf ein und dasselbe (rezessive) kursive Verbal und deren etwaige d i r e k t e Rezessiva demnach komplementär sind, scheint hingegen dann vorliegen zu können, wenn das eine k- und das andere K-kausativ ist. Vgl. 1 für k-kausatives Transformativum vs. K-kausatives Intransformativum z . B . töten:leben/am Leben lassen, aufwecken:(weiter)schlafen lassen, bringen/[kommen machen]: ausbleiben lassen, außer Betrieb bringen/'setzen:in Betrieb (sein/bleiben) lassen, schließen~:offen (sein/bleiben) lassen, (jemandem etwas) nehmen:(jemanden etwas) behalten lassen, (be)enden/zum Aufhören bringen:(weiter)bestehen/fortdauern lassen, trocknen/stracken machen]:naß bleiben/sein lassen und 2° für K-kausatives Transformativum (s.S. 132 ) vs. kkausatives Intransformativum etwa sterben lassen:am Leben erhalten, einschlafen lassen:wach halten, kommen lassen:weghalten, gehen las sen:zurückhalten, außer Betrieb kommen/ geraten lassen: in Betrieb halten, vergehen/aufhören lassen: (aufrecht)erhalten, naß werden lassen:trocken halten, (jemanden etwas) bekommen lassen:(jemandem etwas) vorenthalten.

142

- Ich möchte hier daran erinnern, daß ich bei i n f i n i t i v r e gierendem lassen, wenn nichts anderes erwähnt wird, immer nur die K-Variante vor Augen habe (cf. S. 1 2 o ) . Daß z . B . leben/am Leben lassen im Gegensatz zu am Leben erhalten komplementär zu töten ist, erkennen wir daran, daß die Assertion des einen Terms hier nicht nur die Negation des anderen Terms impliziert, sondern auch - und genau darin liegt der Unterschied - damit äquivalent ist, wenn man k töten lassen und etwaige andere Alternativen zum k-Kausativum töten ausschaltet. Unter der gleichen Voraussetzung gilt für solche Paare ferner müssen/sollend, z nicht können/dürfen (s. § 1 . 2 . 2 . ) , was auf Paare von k-Kausativa wie töten:am Leben erhalten auch nicht z u t r i f f t . Wir erhalten somit für 1° z . B . (238) (a)

wir haben den Hund getötet =2£

(b)

wir haben den Hund nicht leben lassen/am Leben gelassen

(b)

wir haben den Hund leben lassen/am Leben gelassen =£

(a)

wir haben den Hund nicht getötet

(239) (a)

ich soll ihn aufwecken &

(b)

ich darf

(c)

ich soll ihn (weiter)schlafen

(d)

ich darf

(240) (a)

ihn nicht (weiter)schlafen

ihn nicht

lassen

lassen =£

aufwecken

seine Untersuchung brachte die erwarteten Ergebnisse —£

143

(b)

seine Untersuchung ließ die erwarteten Ergebnisse nicht ausbleiben

(b)

seine Untersuchung ließ die erwarteten Ergebnisse ausbleiben^*

(a)

seine Untersuchung brachte die erwarteten Ergebnisse nicht

( 2 4 1 ) (a) (b)

ich muß dir das Geld nehmen =* ich kann dich das Geld nicht behalten lassen

und für 2° z . B .

( 2 4 2 ) (a)

Dr. Braun mußte den Patienten sterben lassen =*

(b)

Dr. Braun konnte den Patienten nicht am Leben erhalten

(b)

Dr. Braun konnte den Patienten am Leben erhalten^·

(a)

Dr. Braun mußte den Patienten nicht sterben lassen

(243) (a)

du sollst ihn einschlafen/zum lassen dt

Schlafen

(b)

du darfst

(c)

der Lärm hielt ihn wachst

(d)

der Lärm ließ ihn nicht einschlafen/ zum kommen

(244) (a) (b)

kommen

ihn nicht wach halten

ich halte das Essen warm ^$ ich lasse das Essen nicht kalt werden

Schlafen

44

(245)

(b)

ich lasse das Essen kalt werden

(a)

ich halte das Essen nicht warm

(a)

ioh muß dich das Geld bekommen lassen s*

(b)

ioh kann dir· das Geld nicht vorenthalten

Wir haben hier jedoch davon abgesehen, daß k-Kausativa angeblich nicht umkehrbare Implikativa sind, während K-Kausativa eher als umkehrbare Implikativa erscheinen ( § 7 . 2 . ) · Wenn dies tatsächlich der Fall sein sollte, wäre eine gegenseitige Implikation (Äquivalenz) k ^= nicht z K zwar möglieh, die Implikation z K —*». nicht k müßte aber streng geV nommen einseitig sein, da die echte Folgerung von 3 nur t, noch eine suggerierte Folgerung von nicht darstellen würde. Demnach wären z . B . ( 2 4 4 ) (a) und (b) insofern äquivalent, als sie die gleiche echte Folgerung - das Essen wird warm bleiben/nicht kalt werden - hätten, (b) und (ä) hingegen n i c h t , weil die echte Folgerung von (b) - das Essen wird kalt werden/nicht warm bleiben - keine echte Folgerung von (ä) wäre; und dieser m . E . zweifelhafte Unterschied müßte dann auch in (238) und (24o) zwischen (a) und (b) einerseits und (b) und (a) andererseits bestehen. Wieso der Satz die erweiterten Ergebnisse trafen nicht ein/blieben aus von (24o) (b) impliziert werden kann, ohne zugleich eine (echte) Folgerung von (ä) zu sein, will mir aber gar nicht einleuchten; das k-Kausativum bringen erscheint doch zumindest in diesem Kontext als umkehrbares Implikativum. Und auf der anderen Seite dürfte ( 2 4 6 ) (b) kaum weniger akzeptabel als (a) sein: (246)

(a)

iah tötete ihn (zwar) nicht/weckte ihn nicht auf,

(zwar)

aber Hans tötete ihn/weckte ihn auf

N ".

(b)

ich ließ ihn (zwar)

leben/schlafen,

aber1 Hans

tötete ihn/weckte ihn auf (c)

er starb nicht/wachte nicht auf = er blieb am Leben/schlief

weiter

Falls (a) und (b) gleich akzeptabel sind und die Möglichkeit von ( a ) , wie Karttunen (197 , § § 3 . 1 2 . und 5.) v o r s c h l ä g t , darauf zurückzuführen ist, daß (c) keine (echte) F o l g e r u n g des ersten Satzes in (a) ist, dann kann (c) auch keine (echte) Folgerung des ersten Satzes in (b) d a r s t e l l e n , und ]f (leben/schlafen) lassen wäre (hier) f o l g l i c h als nicht umkehrbares Implikativum, und zwar als sog. nur-uenn-Verb (op.cit. § 3 . 2 . ) zu k l a s s i f i z i e r e n . Die Schwierigkeiten, denen wir hier begegnet sind, lassen die Zweckmäßigkeit der von Karttunen vorgenommenen Unterscheidung in umkehrbare und nicht umkehrbare Iraplikativa zumindest etwas fragwürdig erscheinen. Nun ist aber zu beachten, daß sowohl (246) (a) als (b) nur unter der Voraussetzung akzeptabel sind, daß das Subjekt einen Emphase- b z w . Kontrastakzent t r ä g t ; d . h . die Bedingung für die K a n z e l l i e rung der unter normalen Umständen gültigen Schlußfolgerung, daß der Referent des Akkusativobjekts (bei einer bestimmten Gelegenheit) nicht stirbt bzw. aufwacht, ist bei jemanden leben/'schlafen lassen die gleiche wie bei jemanden nicht töten/aufwecken - und genau das scheint für die semantische Äquivalenz der beiden Ausdrücke zu sprechen. Dies b e s a g t , daß wir die oben und in § 7 . 2 . aufgeworfenen Probleme dadurch j^ umgehen können, daß wir lassen und damit gebildete kausative Verbalkomplexe nicht isoliert als umkehrbare oder nicht umkehrbare Implikativa zu bestimmen versuchen, sondern sie durch ihre (potentielle) Äquivalenz zu der Negation eines k-Kausativums definieren

140

Um die Angemessenheit dieses Verfahrens zu veranschaulichen, sei noch auf die Komplementarität verwiesen, die zwischen einem (transformativen) Kausativum und einem (intransformativen) kausativen Verbalkomplex der Form [un-X lassen] besteht, wo X das P a r t . P e r f . von ist, und die der Komplementarität zwischen den entsprechenden rezessiven Ausdrücken [jf werden] _^ und [un-X bleiben] (siehe S. 1 o 7 ) entspricht. Vgl. : ( 2 4 7 ) (a)

wir müssen diese Frage aufklären IÄ

(b)

wir können diese Frage nicht unaufgeklärt

(b)

wir können diese Frage unaufgeklärt

(a)

wir müssen diese Frage nicht

( 2 4 8 ) (a)

lassen

lassen =*

aufklären

er ließ die Tür ungeschlossen, als er hinaus ging ^

(b)

er schloß die Tür nicht, als er hinaus ging

( 2 4 9 ) (a)

er hat das geplante

Buch geschrieben ^£

(b)

er hat das geplante gelassen

Buch nicht

ungeschrieben

Wir sehen hier, daß ( 2 4 8 ) (c)

sie blieb aber nicht ungeschlossen, da Hans sie hinter ihm schloß

eine akzeptable Fortsetzung von sowohl (a) als (b) wäre, während andererseits weder ( 2 4 9 ) (a) noch (b) die Fortsetzung (c) zulassen: (249) (c)

es ist

jedoch ungeschrieben geblieben

147

Unsere Ausführungen über die Komplementarität zwischen kausativen transformativen und kausativen intransformativen Verben oder Verbalkomplexen lassen sich wie folgt zusammenfassen (den Wertigkeitsindex habe ich mir zur Vereinfachung erspart) : h. ( x ) ( z ) ( y )

[k-Kaus e e

(x,y)

(x3y) 3

. K-Kaus^^fz^y) . ^^^

K-Kaus egr

. k

Und h. ist seinerseits aus i. abzuleiten, der insofern allgemeiner ist, als er sich nicht auf (in) transformative Kausativa beschränkt: i.

(x)(z)(y)(u)

\Kompl(yfu) (z,u)

. f k - K a u s , ^ (x, y) . K-

v K-

Es sei zum Schluß darauf verwiesen, daß die (einseitige) Implikation

töten) k

7.6.

=^

ff

( z . B . am Leben erhalten) = · nicht z

T,

(nicht

- siehe S. 14o - sich daraus ableiten läßt, daß K

(leben/am Leben lassen) und

K

k =* nicht z .

Addenda. Ich habe in diesem Kapitel u . a . behauptet, daß die Transformativität oder Intransformativität eines kausativen Verbs insofern eine indirekte oder abgeleitete ist, als sie auf der Transformativität bzw. Intransformativität seines etwaigen direkten Rezessivums beruht. Diese Aussage läßt sich, wie leicht zu sehen ist, dahingehend "übersetzen", daß ein solches Verb an sich nicht den Eintritt bzw. das Nicht-Aufhören einer Ursache -Wirkung- Relation bezeichnet, sondern vielmehr

148

die E x i s t e n z , das Vorliegen einer solchen Relation zwischen dem Denotatum des Subjekts und dem durch das direkte Rezessivum beschriebenen "Ereignis", das seinerseits (bei transformativem Rezessivum) der E i n t r i t t oder (bei intransformativem Rezessivum) das Nicht-Aufhören, die Fortsetzung, eines bestimmten "Zustandes" oder "Prozesses" (allgemeiner: einer bestimmten Relation) sein kann. Es folgt dann weiter, daß ein kausatives Verb, dessen direktes Rezessivum nicht- (in) transformativ ist, selber als nicht(in) transformativ k l a s s i f i z i e r t werden muß. So wären lehrenund läuten» insofern als kursiv zu bezeichnen, als sie direkt kausativ in bezug auf die kursiven Verben lernen« und 58 läuten- sind (siehe § 7 . 1 . ) , und das gleiche gilt z . B . für beunruhigen „ , das direkte Kausativum des kursiven Verbalkomplexes [unruhig sein] . Cf . : (25o) (a)

(b)

dieser Gedanke beunruhigte ihn (zu der Zeit/ während ihres Aufenthaltes) sehr er war (zu der Zeit/während ihres sehr unruhig

Aufenthaltes)

(a") dieser Gedanke bewirkte, daß er (zu der Zeit/ während ihres Aufenthaltes) sehr unruhig war Wir sehen ferner, daß "explizite" (syntagmatische) Kausativa wie bewirken, verursachen, veranlassen usw. , die einen daßSatz als (zweite) Ergänzung nehmen, sich im Grund genommen weder als (in) transformativ noch als kursiv klassifizieren lassen - sie wären wohl höchstens anhand syntaktischer Kriterien als punktuell (perfektiv) zu k l a s s i f i z i e r e n (siehe § § 4 . 1 . und 4 . 3 . ) , wenn man sie nicht je nach der Art des Ergänzungssatzes als transformativ, intransformativ, kursiv oder rein perfektiv bezeichnen will.

149

Ähnliches gilt für die infinitivregierenden syntaktischen Kausativa machen und lassen, die ja alle Arten von Verben als V" zulassen, so daß es in erster Reihe von der Identität des V" abhängt, ob V + V" als Einheit betrachtet transformativ, intransformativ, kursiv oder rein perfektiv ist. Davon gibt es allerdings zwei Ausnahmen: 1° lassen + V" kann bei kursivem V" je nach den Umständen direkt kausativ in bezug auf V" und folglich kursiv oder - wenigstens wenn die K-Variante vorliegt - kausativkontinuativ in bezug auf V" und folglich intransformativ sein ( § 7 . 4 . ) ; vgl. z . B . ( 2 5 1 ) vs. ( 2 5 2 ) : (251)

als sie Stunden mehrere anlaßte

nach Hause kamen, ließ sie ihn ein paar schlafen, obwohl er schon am Vormittag Stunden geschlafen hatte 36 ...., versie, daß er ein paar Stunden schlief

(252)

als sie nach Hause kam, schlief er, und sie ihn ein paar Stunden (weiter)schlafen

ließ

2° Darüber hinaus läßt sich bei machen/lassen + kursivem V" öfters nicht entscheiden, ob V + V" einfach kausativ oder kausativ-ingressiv in bezug auf V" ist; d.h. eine solche Verbalkette kann mitunter beliebig als kursiv oder transformativ interpretiert werden. Vgl.: (253)

er ließ k das Pferd traben 1-t 3 er veranlaßte, daß das Pferd trabte/zu traben begann

(254)

mein Anblick machte ihn brüllen s£ mein Anblick

bewirkte, daß er brüllte/zu brüllen anfing Zum Schluß sei noch erwähnt, daß die Varietäten von machen und lassen, die als lexikalische Kausativa dienen (§§7.3.4 . 4 . ) auch nicht eindeutig transformativ oder intransforma-

150

tiv sind. So kann machen u . U . als direkt kausativ statt kausativ-ingressiv in bezug auf sein erscheinen wie in (255)

dieser Gedanke macht ihn zur Zeit ziemlich unruhig =J& dieser Gedanke bewirkt, daß er zur Zeit ziemlich unruhig ist

und was lassen b e t r i f f t , genügt es, z . B . auf die transformativen sog. Zusammensetzungen los- und freilassen einerseits und intransformativen Verbalkomplexe wie offen lassen und (jemanden) kalt lassen zu verweisen (siehe dazu § 8 . 2 . ) ·

8.

ZUR KOMPONENTENANALYSE.

8.1.

K o m p o n e n t i e l l e Entsprechung der I n g r e s s i v - , Egressiv- und K o n t i n u a t i v r e l a t i o n zwischen Verben. Die T a t s a c h e , daß das semantische V e r h ä l t n i s

zwischen wer-

den, bleiben und sein mit dem semantischen Verhältnis zwischen z . B . bekommen, behalten und haben oder einschlafen, weiterschlafen und schlafen identisch ist, d . h . daß werden

:

bleiben

:

sein =

bekommen

:

behalten

:

haben =

einschlafen

:

weiterschlafen

:

schlafen

läßt sich bei einer rein oppositionellen s t r u k t u r e l l e n In59 h a l t s a n a l y s e , wie man sie z . B . in Bech (1951a) v o r f i n d e t , durch semantische Gleichungen wie die folgenden ausdrücken ( I n h a l t s e i n h e i t e n sollen zwischen e i n f a c h e n A n f ü h r u n g s z e i chen stehen, so daß ' x 1 den (unanalysierten) Inhalt der lexikalischen E i n h e i t oder "Vokabel" 6o darstellt): ='t SEI1

' b l e i b e n ' = 't S E I '

'sein'

='T SEI'

'bekommen' = 't HAB'

' b e h a l t e n ' ^ " HAB»

'haben'

='T HAB'

'werden'

'einschlafen'='t

'weiterSCHLAF' s c h l a f e n ' = ' T SCHLAF' ' s c h l a f e n » = ' T SCHLAF'

Die ( P h a s e n - ) A k t i o n s a r t e n o p p o s i t i o n " t r a n s f o r m a t i v e i n t r a n s f o r m a t i v : k u r s i v " w i r d also hier als eine Opposition zwischen d r e i elementaren Inhaltskomponenten - ' t ' , ' t ' und ' T ' - aufg e f a ß t , wobei ' t ' und ' ' die markierten Glieder und ' T 1 das unmarkierte Glied der dadurch e t a b l i e r t e n Inhaltskategorie darstellen 6 1 . Und ' S E I 1 , ' H A B 1 , 'SCHLAF' sind die (d.h. im P r i n z i p w i l l k ü r l i c h e Symbolisierungen der) komplexen oder

152

einfachen Inhaltselemente (n) , die den Gliedern der jeweiligen Korrelation gemeinsam sind. Wenn wir '^>' als Variable über Inhaltskomponenten^ 1 1' , ' t ' oder ' T ' benutzen, erhalten wir verallgemeinernd: 1°A

wenn ' x ' = ' tf und 'y 1 = 'T^ 1 , dann ist lisches Ingressivum von y\

(lexika-

B

wenn 'x 1 = 'tf und 'y' = 'Tf , dann ist lisches Kontinuativum von y ;

(lexika-

2°A

wenn f x » = · · und 'y' = ' t^p* , dann sind x und y jeweils Ingressivum und Kontinuativum von ein und demselben Verb oder Verbalkomplex.

Es sei ferner '^' ein (das) Inhaltselement, das mit '' zusammen ein komplementäres Paar bildet, d.h. eine Einheit, die sich zu '' verhält wie 'verschieden 1 zu 'identisch'; dann gilt weiter: 1°C

wenn ' x 1 = 't^ 1 und ' y » = 'T^1 oder ' x 1 = ' tf und ' y ' = ' t ^ ' , dann ist x (lexikalisches) Egressivum von y\

2°B

wenn ' x 1 = ' t^1 und 'y 1 = ' ^' oder 'x' = ' tf und i y « = ''t^· t dann sind x und y jeweils Egressivum und Kontinuativum von ein und demselben Verb oder Verbalkomplex und bilden ein komplementäres Verbpaar;

3°A

wenn ' x ' = 'Tf und f y ' = ' T^1 , dann bilden x und y ein komplementäres Verbpaar.

Schematisch lassen sich diese Regularitäten wie folgt stellen (vgl. § 5 . 4 . ) :

dar-

53

IN

(ist)

j/—- (hat als) Kontinuativum-

Ingressivum von·

l\ 1

J

X\>

H. S

s-,

4 J

X

•r' = 'tf'

t

-

p—(ist) Kontinuativum von—^w—· (hat als) Ingressivum

Das hier skizzierte Modell führt also zu (provisorischen) Inhaltsbeschreibungen wie den folgenden (s. zu 1) und 2) Beisp. (11o) S. 6 7 ) :

D

2)

3)

4)

'werden'

= 't SEI«

'bleiben 1

= 't SEI'

' sein'

= «T SEI'

'kommen 1

=

'bleiben 1

= '"t SEI'

' sein'

= 'T SEI'

'kommen.. '

= 't DA'

'gehen 1 '

'bleiben. '

= 't DA'

'ausbleiben.,' = 't DA1

'dasein'

= 'T DA'

'fehlen.,'

= 'T DA'

•bekommen 2 '

= 't HAB'

'verlieren'

= « t HAB«

'behalten 1

= 't HAB'

'haben'

= 'T HAB'

f

t SEI 1

('fehlen,'

= « t DA 1

_

£?

= 'T H A B ' ) 0 ^

154

5)

'einschlafen 1

= 't SCHLAF 1 'aufwachen'

't SCHLAF'

'weiterschlafen'= 't SCHLAF' 'schlafen' 6)

'erblühen'

'T SCHLAF 1 'wachen., ' = 't BLÜH'

'verblühen'

'T SCHLAF' 't BLÜH'

'weiterblühen 1 = ' t BLÜH' 7)

'blühen'

= 'T BLÜH'

'erkranken'

= ' t KRANK'

•kranken'

= 'T KRANK'

8)

'weiterleben-!' 'leben'

'gesunden'

= » t KRANK'

sterben 1

= ' t LEBEND 1

= '"t LEBEND' 'T LEBEND 1

•erlöschen'

1o)

11)

'weiterbrennen 1

' t BRENN'

•brennen'

'T BRENN 1

'entstehen'

= «t E'

•fortbestehen'

= 't E»

'bestehen'

= 'T E'

'anfangen'

•t R«

•fortfahren'

•t R'

= 't BRENN'

•vergehen'

t E'

'aufhören«

= «t R»

Dabei haben wir die Adjektive wach, krank, gesund, lebendig und tot semantisch wie folgt definiert: 'wach' = 'SCHLAF', 'krank' = ' K R A N K ' , 'gesund' = 'KRANK·, 'lebendig' = 'LEBEND', 'tot' = 'LEBEND' 6 3 .

155

Die hier gegebenen Komponentenanalysen sind wie gesagt nur provisorisch; so ist vor allem zu bemerken, daß es neben (der zweiwertigen Varietät von) bekommen und verlieren eine Reihe anderer Verben gibt, die zwar auch ingressiv bzw. egressiv in bezug auf haben sind, aber sowohl zueinander als auch zu bekommen bzw. verlieren in Opposition stehen; vgl. z.B. : bekommen,i nehmen,.Ci (etwas)

kaufen« borgen2

verlieren. hergeben(etwas)

verkaufen * ab-,

zurückliefern

Wir können somit annehmen, daß sämtliche Verben der bekommen-Reihe die Kombination von ' t 1 und 'HAB' und sämtliche 1 Verben der verlieren-Reihe die Kombination von ' t ' und enthalten, und ihre gegenseitige Inkompabilität durch zusätzliche Inhaltsoppositionen - u.a. den "non-agentiv:agentiv"-Gegensatz zwischen bekommen und verlieren einerseits und den übrigen Verben andererseits - erklären, deren Behandlung allerdings den Rahmen dieser Darstellung überschreiten würde . Hingegen scheint es für haben nur e i n Kontinuativum - behalten ( u . U . beibehalten} - zu geben; dieses verhält sich neutral hinsichtlich der Oppositionen, die die verschiedenen haben-Egressiva differentieren , so daß es isoliert betrachtet komplementär zu der ganzen Klasse dieser Egressiva ist und im Kontext je nach den Umständen mit der Negation des einen oder des anderen haben-Egressivums äquivalieren kann. Vgl.:

156

(256) (a)

er hat sein Interesse dafür . . . nicht verloren

(bei)behalten ~

(b)

iah bat sie um das Geld, sie wollte es aber behalten^. ... sie wollte es aber nicht hergeben

(c)

er wollte das Auto eigentlich verkaufen und behielt es doch am Ende . . . und verkaufte es doch am Ende nicht

(d)

du darfst das Buch, das du gestern (von mir) geborgt hast, behalten du mußt (brauchst) das Buch . . . nicht zurückzulief ern

Dies besagt, daß 1°A-C und 2°A-B jeweils durch 1°D und 2°C zu ergänzen sind: 1°D

bei 'y 1 = 'T^ f ist (lexikalisch) ingressiv (egressiv, kontinuativ) in bezug auf y, wenn ' x ' > ' t^M (bzw. ' t^' ,

2 C bei y - 'T ' ^' (bzw. ' x ' ^ - ' T f ' ) .

So ist die kursive Variante von schweigen (s. § 8 . 2 . ) für die ich 'schweigen' = 'T SCHWEIG' ansetzen w i l l , komple

107 mentär zu der Klasse von Verben (reden, singen u . a . ) » die die Kombination 'T SCHWEIG 1 + eine zusätzliche Komponente enthalten (vgl. § 1 . 2 . 2 . ) . Das Ingressivum des kursiven schweigen - verstummen b z w . die transformative Variante von schweigen ( = 't SCHWEIG') - wird dann (nach § 5 . 3 . ) egressiv in bezug auf die ganze Klasse der alternativen Komplemente des kursiven schweigen, aber nicht egressiv in bezug auf jedes einzelne dieser Ko-Komplemente sein, d . h . es präsupponiert nur noch die D i s j u n k t i o n derselben; und daraus folgt weiter, daß es nicht komplementär, sondern negativ hyperonym zu den intransformativen weiterreden, weitersingen usw. sein wird. Wir erhalten danach 1°E

wenn 'x' = ' t 'T^1 » (einseitig) negativ hyponym zu und also negativ hyperonym zu y .

Dementsprechend war aufstehen, wie in § 5 . 3 . nachgewiesen wurde, egressiv in bezug auf die u . a . sitzen und liegen umfassende, zu stehen komplementäre Verbklasse und negativ hyperonym zu den entsprechenden Kontinuativperiphrasen sitzen bleiben, liegen bleiben usw. . Nur wird die Lage hier dadurch verkompliziert, daß stehen sich inhaltlich nicht einfach durch die Opposition zu sitzen, liegen etc. definiert, oder anders ausgedrückt: daß diese nur hinsichtlich e i n e r i n stehen enthaltenen Komponente a l s komplementär zu stehen bezeichnet werden können; v g l . : a. stehen: sitzen, liegen, .... b. stehen: gehen, laufen, D.h.

....

wenn wir 'stehen 1 zunächst als

'T STEH' definieren, muß

158

die Einheit 'STEH 1 ihrerseits in (mindestens) zwei Kompo1 nenten zerlegt werden; ich will diese jeweils als (etwa "aufrechte Stellung", "vertikale Position") und ' B ' (etwa "ohne (fort-)Bewegung") symbolisieren, so daß 'stehen 1 = ' T f A B ^ ' . Sitzen, liegen, hocken usw., die 'Ä' ( + ' ') ent1 halten, wären dann komplementär zu stehen in bezug auf , zu nennen, und gehen, laufen etc., die ' B ' enthalten, komplementär zu stehen in bezug auf ' B ' . Aufstehen läßt sich j e t z t etwas präziser als Ingressivum von stehen hinsichtlich 1 der Komponente bestimmen, d.h. es gilt nicht 'aufstehen 1 = 't STEH' (bzw. 't [Aß]'), sondern eher 'aufstehen' = '[t A]ß' 6 8 , Umgekehrt ist die transformative Variante von stehenbleiben - d . h . stehenbleiben im Sinne von haltmachen o.a. - Ingressiv in bezug auf stehen hinsichtlich der Komponente ' B ' und folglich egressiv in bezug auf die Klasse der 'B' -haltigen Verben (gehen, laufen etc.) 69 . Ingressiv in bezug auf stehen "als Ganzes" ist erst das Kausativum stellen (sowie die Ingressivperiphrase zu stehen kommen'), das also die Einheit 't STEH' (bzw. 't [AB]') enthält. Ich werde jdoch im weiteren von den hier angedeuteten Komplikationen absehen und den Fall aufstehen vs. sitzen, liegen usw. als durch 1°E beschrieben auffassen. 1°A-E und 2°D lassen sich j e t z t wie folgt zusammenfassen: Es sei 'Ty' ; d . h . impliziert y und die Negation von (der Disjunktion aller) u und präsupponiert (die Disjunktion aller) u und die Negation von y, so daß [t voru t^J ;

159

b. und jedes n-wertige z mit ' z ' ^ 't^' ist kontinuativ in bezug auf y und negativ kontinuativ in bezug auf (die Klasse aller) w ; d . h . z impliziert und präsupponiert y und die Negation von (der Disjunktion aller) u, so daß £t voru t-]. 2 a. Bei ' z ' = 't^' ist z komplementär zur Klasse aller mit ' x ' ^ * t y ' ; d.h. z äquivaliert mit der Negation von (der Disjunktion aller) x (und impliziert die Negation jedes x) ; und die Negation von z äquivaliert mit (der Disjunktion aller) (und wird von jedem impliziert (=»)· b. Bei 'x 1 = 't'

-df

166

Für Einheiten, die 'T 1 enthalten, gilt I I I A oder B, je nachdem ob diese Komponente wie ' t ' und ' t ' als (einstelliges) Prädikat zu interpretieren ist oder aber ein "leeres" Element der Inhaltsform darstellt (s. Anm. 6 1 ) : IIIA B



Der Inhalt eines beliebigen (in)transformativen Verbs ist oder umfaßt demnach eine Einheit, die als e i n (komplexes) Prädikat betrachtet aus dem einstelligen Prädikat ' t ' b z w . • t ' und einem zweiten, als Prädikat in der Argumentstelle des ersten erscheinenden (n-stelligen) Prädikat kontrahiert ist; dieses bildet dann nach 3°B den Inhalt des etwaigen kursiven Verbs, das das betreffende (In-)Transformativum als Ingressivum bzw. Kontinuativum hat. Und der Inhalt eines n-wertigen (lexikalischen) Kausativums ist oder umfaßt eine Einheit, d i e a l s e i n (komplexes) Prädikat betrachtet aus dem zweistelligen Prädikat ' k 1 (bzw. ' K ' ) und einem zweiten, als Prädikat in der zweiten Argumentstelle des ersten erscheinenden n-1-stelligen Prädikats kontrahiert ist; dieses bildet dann seinerseits den Inhalt des etwaigen direkten Rezessivums des betreffenden Kausativums. Wir erhalten dann vereinfacht z . B . :

gehen^

•Ct DA](X N )' • [t CÄl(x N )'

•t(DÄ(x))'

bleiben.

'[t DA}(x N )'

't(DA(x))'

aus-, wegbleiben.

'|t[DA](xN)'

't(DÄ(x))'

(zurück)halten

'[k[t D

' = 'k(2,t(DA(x)))'

'[k[t

' = (k(?,t(DÄ(x)))'

3") kommen.

weghalten0

£j

•t(DA(x))'

167

7")

bekommen -

•[t HAB](* N ,y A ) = »t(HAB(*,?))'

verlieren-

'[t HÄB](x N ,y A ) = ' t ( H A B ( * , ? ) ) '

behalten *

'[t HAB](x N ,y A ) = ' t ( H A B ( x , y ) ) '

geben,

'[k[t HAB]](i N ,x D ,y A )' = ' k ( i , t ( H A B ( x , y ) ) r

(beJnehmen.

'[k [t E A T J ] ( 4 N , x D , y A ) ' = ' k ( i , t ( H A B ( x , y ) ) ) '

vorenthalten.

'[k[t H A B ] ] ( i N , * D , y A V - ' k ( i , t ( H A B C * , y O ) ) '

erkranken 1

: '[t KRANK] (*N) '

= ' t (KRANK(x) ) '

gesunden2

: '[t KRANK](* N )'

= ·t(KRANK(*))'

heilen^

: '[k [t KRANK]](4 N ,* A )' = ' k ( ? , t ( K R A N K ( X ) ) '

Die in §6. dargestellten Regularitäten lassen sich in diesem Rahmen durch die Definitionen I - III und einige andere Regeln im Prinzip gleicher A r t , auf deren Explizierung ich jedoch verzichten w i l l , erklären; die folgenden Beispiele werden die Leistungen dieses Regelkomplexes veranschaulichen:

1")

XN wird2 gesund

: '[t SEl] (x N ,KRANK 1 { ) ) ' = ' t (KRANK ( x ) ) 1 ; v g l . 7 " ) 7 7

XN bleibt2 gesund

: '[t S E l ] ( X N , K R A N K 1 ( ) ) ' = ' T ( K R A N K (x))

ZN macht3 XA gesund :'[k[t SEl]] ( Z N , X A , K R A N K 1 ( )) l : E n a c h: ' k ( z , [ t SEl](x,KRANK 1 ( ) ) ) ' 'k(z,t(KRANK( ) ) ) 1 ZN hälts XA gesund : '[k [t SEl]] ( Z N , X A , K R Ä N K 1 ( ) ) ' - . . . . » 'k(z,t(KRANK(x)))' ZN läßts XA offen

'[ [ SEl]](z N ,x A ,OFFEN 1 ( ) ) ' = . . . . = 'K(z,t(OFFEN(x)))'

168

2")

XN kommt/geht

2

in yA'. · [t SEl](x N ,[lN 7A] ,

a ff bleibt 2 in yD

XN kommt/geht

2

: ' [t SEl](x N , β Ν y ^ C ))

aus y f l :'[t SEl](x N ,(n? y^ ( ) ) ' =

y]Cx))f XN bleibt- au er /au erhalb von yD : •[t SEl](x N ,[fN y ^ C ) ) ' = 't([fN SfJ

bringt3 XA aus y D'. '[k[t S .... n

: '[κ[ί S E I ] ] ( Z N > X A , [IN y D J 1 ( ) ) ....

n

= 'k(z,t([lN

= 'K(t([lN y]Cx)))'

: 'tK t[SEl]J (Z N ,X A [IN yA]1 ( )) ....

= K(z,t([IN y]Cx)))'

h lt3 XA au er yO\ ' [k[t SEIJ J (Ζ Ν .Χ Α ,[ΪΝ yI)71 ( ))

.... = « k ( z , t ( C i N

169 11")

XN fängt2 zu brüllen an

: '[t R] (x^brüllen, ( ) ) ' = n a c h

n

't(R(x,brülle^( )))' = = 't(BRÜLL(x))' XN hört zu brüllen auf

: '[t R ] ( X N , b r ü l l e ^ ( ) ) ' = n a c h

n

•t(R(x,brüllen^ ) ) ) ' = = 't(NICHT(BROLL(x)))f XN fährt2 zu brüllen fort:

'[t R] (X N ,brülle^ ( ) ) ' = n a c h

n

•tCR(x,brüllen1( ) ) ) ' = =

f

t(BROLL(x))'

79

Für die infinitivregierende Varietät von kommen und bleiben ( § 6 . 1 . ) ergibt sich dementsprechend z . B . : XN kommt2 dort zu sitzen/wohnen: XN bleibt2 dort sitzen/wohnen

't ( S I T Z / W O H N ( x , d o r t ) ) ' : 't ( S I T Z / W O H N ( x , d o r t ) ) '

Nach den hier angedeuteten Prinzipien sind die S. 162 und S . 1 5 7 f behandelten Beziehungen zwischen stehen, aufstehen und stehenbleiben usw. wie folgt darzustellen: Stehen', die Konstellation 'ÄS 1 , die in 'stehen 1 eingeht (S. 1 5 7 ) , ist ein komplexes Prädikat; es gilt '[A i Q ( x ) t = d £ ' A ( x ) . B C x ) ' . Stellen und zu stehen "kommen, die ingressiv in bezug auf stehen "im ganzen" sind, enthalten dementsprechend C[t[ABj] ( x ) ' =) ' t ( A ( x ) . B ( x ) > . Für aufstehen, das ingressiv in bezug auf stehen hinsichtlich der Komponente ' und egressiv in bezug auf die Klasse der

170

'-haltigen Verben (sitzen, liegen, ...) ist, gilt hingegen: ( ' C C t A]B3(x)' =) ' t ( A ( x ) ) . B ( X ) « . Stehenbleiben ist, wenn intransformativ (S. 1 6 2 ) , kontinuativ in bezug auf stehen "im Ganzen", so daß diese Variante folgendermaßen darzustellen ist: ' t ( A ( x ) . B ( * ) ) ' . Für die transformative Variante, die ingressiv in bezug auf stehen hinsichtlich der Komponente ' B * und egressiv in bezug auf die Klasse der ' B ' - h a l t i g e n Verben (laufen, gehen, ...) ist, gilt hingegen: ' t ( B ( x ) ) . A ( x ) ' bzw. u . U . nur ? t ( B ( x ) ) ' Schließlich läßt sich die Aussage, daß wieder sich in einem Satz mit transformativem Verb je nach den Umständen auf den ganzen transformativen (Rest-)Satz oder allein auf die kursive Folgerung des Satzkerns beziehen kann (s. § § 4 . 2 . 2 . und 7 . 3 . ) , wie folgt explizieren: Es sei 'wieder 1 ein einstelliges Prädikat, das als Argument nur Propositionen zuläßt, und y ein transformatives Verb, d.h. ein Verb, dessen Inhalt eine Konstellation ' t^1 umfaßt; wenn wieder und u in e i n e m (elementaren) Satz vorkommen, bestehen dann grundsätzlich zwei Möglichkeiten: §1 das Argument von 'wieder 1 ist oder enthält die Proposition 1 t ( < f ( . . . . ) ) ' oder b ± ' t ' hat als Argument die Proposition 'wieder(

H

INCHOATIVE

H-

INCHOATIVE

H

INCHOATIVE

01 AVE >

t-

NEGATIVE

CAUSATIVE

INCHOATIVE

analysiert werden. Interessant ist in unserem Zusammenhang vor allem, daß es auch nach Lakoffs Analyse keine selbständige Kategorie der "Egressiva" o.a. geben wird (vgl. die vorliegende Arbeit § 5 . 2 . ) , da jedes intuitiv als + EGRESSIVE ("cease to X") zu analysierende Verb (wie die und lose") je nach Umständen als + INCHOATIVE oder + NEGATIVE + INCHOATIVE dargestellt werden wird. Andererseits kommt in seiner Beschreibung die Tatsache nicht zum Ausdruck, daß die und leave sich semantisch jeweils zu (be)alive und (be)in verhalten wie lose zu have - nach unserer Terminologie: daß

17(5

jene egressiv in bezug auf diese sind; diese Generalisierung wurde erst in der sog. generativen Semantik mit McCawleys j e t z t klassischer Analyse von kill und die erreicht (McCawley 1968). Der Inhalt von

killed y wird dort wir f o l g t dargestellt:

(a) Cause Become

Not Alive

wo Cause, Become, Not und Alive abstrakte (prälexikalische) semantische Einheiten - Prädikate - sind, denen allerdings je eine lexikalische Einheit entspricht (cause, become, not, alive"), (a) kann - aber muß nicht - transformationeil durch sukzessives prälexikalisches "predicate-raising" über (b) und (c) in (d) verwandelt werden: (b)

Cause

S Become Become Not Alive Not

Alive

y

Cause Become Not Alive

Cause Become Not Alive

177

(e) ist dann die semantische Repräsentation der lexikalischen Einheit kill, d . h . diese ist für den entsprechenden Teilbaum von (d) e i n z u s e t z e n , wodurch man den Oberflächen-Satz killed y erhält. Nach dem gleichen Prinzip würden es die Lexikoneinträge von dead und die ermöglichen, von der (b)-Struktur (durch "Subject-Raising") den Satz caused y to become dead und von der ( c ) - S t r u k t u r den Satz caused y to die zu bilden. Die Prädikatsanhebung hätte auch erst bei Not in (a) einsetzen können; an der Stelle von (b) ergibt sich dann ( f ) , der caused y to cease to be alive zugrundeliegt; für cease muß es m . a . W . den Lexikoneintrag (g) geben:

Cg) Cause >cease (to) Become Not

Sv

Become

Not

Alive

Wenn wir Bäume wie ( a ) , die ja komplexe Propositionen repräsentieren, in "normale" Klammerausdrücke umsetzen und dabei komplexe Prädikate - d . h . Prädikate, die durch Prädikatsanhebung entstanden sind - in eckige Klammern einfassen, erhalten wir für (a) ff: (a')

Cause (x, Become (Not (Alive (y) ) ) ) —*·

\ cause (b')

Y become not alive

Cause( , Become([Not[Alive]](y)))

I

cause

* '

become

178

(c')

Cause( , [Become[Not[Alive]]] cause

(a")

die

[Cause [Become [Not[Alive]]]](x,

1

'

kill bzw. (a) —>

(f)

Cause (x, [Become [Not]] (Alive ( y ) ) )

'

\t

cause

cease (to be) alive

Wie leicht zu sehen ist, entsprechen die hier gegebenen semantischen Repräsentationen des Satzes killed y/x tötete y und der lexikalischen Einheiten kill/töten, die/sterben und dead/tot fast genau den Inhaltsbeschreibungen, die nach dem im Vorhergehenden skizzierten Modell erreicht werden, da Cause und Become sich jeweils mit 'k 1 und ' t ' identifizieren lassen. Es gilt ja: tot

:

'LEBEND(?) f

sterben

:

f

töten

:

'[k[t LEBEND]](* N , yAv

[tLEBENDJCyN)'

Nach der Inhaltsbeschreibung von töten und den Definitionen I - II (S. 165) folgt dann: xs tötete yA: ' [k [t LEBEND]](X N , y A ) ' = nach j ' k ( x , [t LEBEND](y)) ' =

nach II •k(x,t(LEBEND(y)))'

179

Das Ergebnis - die semantische Beschreibung des Satzes tötete y/x killed y ist in beiden Fällen das gleiche, wenn davon abgesehen wird, daß ich den Inhalt von tot im Gegensatz zu McCawley nicht als komplex, sondern als ein elementares, durch seine Komplementarität zu dem Inhalt von lebendig definiertes Merkmal (Prädikat) betrachte . Dieses Ergebnis wird aber sozusagen durch umgekehrte Prozesse erreicht. Denn nach unserem Modell wird der Satz tötete y nicht transformationell abgeleitet, sondern direkt an Hand der syntaktischen Regeln der Sprache gebildet mit dem Inhalt, der sich aus seiner syntaktischen Struktur, dem (paradigmatisch) definierten Inhalt von töten, und y und Definitionen wie I - III ergibt. Diese wären dann insofern als semantische Interpretationsregeln oder inhaltssyntaktische Regeln 8 5 zu bezeichnen, als sie angeben, wie die (einzelnen Bestandteile der) Inhalte lexikalischer Einheiten und größerer Syntagmen sich im Satz miteinander verbinden. Denn das Hauptpostulat der generativen Semantik - daß nämlich "semantic material is not grouped together in the same way in the semantic representation of a sentence as it is in a lexical item" (op.cit. S.73) - muß meines Erachtens von jeder Sprachtheorie, die einen Anspruch auf Adäquatheit erheben w i l l , akzeptiert werden. Es findet sich denn im Prinzip auch schon bei Hjelmslev (1954) formuliert. Denn hier wird zwischen vier Strata der Sprache - Inhaltsform, Inhaltssubstanz, Ausdrucksform und Ausdruckssubstanz und für jedes Stratum zwischen intrinsischen und extrinsischen Einheiten unterschieden; die ersteren sind durch ihre Relationen zu den anderen Einheiten desselben Stratums d.h. durch intrastratische Relationen - definiert, die letzteren hingegen durch interstratische Relationen, d . h . als eine "projection de certaines unitfes d ' u n stratum sur l'autre" ( S . 6 2 ) . Es heißt dann ( a . a . O . ) : "Dans chaque stratum de cette

180

paire £lnhaltsform - Ausdrucksformj, les unit6s extrinsSques sont les deux faces du signe, liees entre elles par la relation semiotique .... Dans y° [[der InhaltsformJ, ces unites extrinsoques sont les "contenus de signes" ...., imposfees au plan du contenu par le plan de l'expression" und weiter (S. 6 4 ) : "Les unitfes intrinsdques dont une glossematie [d.h. im Inhaltsplan ein Zeicheninhalt)/ se compose peuvent Stre appelees figures Tin casu also InhaltsfigurenJ .... une glossematie peut Stre b9tie d'une seule ou de plusieurs figures. Mais il ne faut pas penser que les figures se degagent par une analyse du signe: eile se degagent au contraire uniquement par une analyse des unites intrinsöques. Le caractaire a r b i t r a i r e d e la glossematie, et particulieTement de son etendue syntagmatique, s u f f i t pour le faire voir. Or, ce qui nous semble ici particulieTement interessant, c'est que les unites intrinseques dont on tire les figures fin casu: InhaltsfigurenJ peuvent etre d'une etendue syntagmatique plus grande qu'une glossematie [ein ZeicheninhaltJ dans laquelle elles entrent." Unter diesem Aspekt könnten Definitionen wie I - III wohl als Anweisungen dafür bezeichnet werden, aus welchen intrinsischen Inhaltseinheiten gegebene extrinsische Inhaltseinheiten - Zeicheninhalte - sich zusammensetzen; ' £k [t LEBENüJ] (X N , y A ) ' wäre dann der Inhalt des Zeichens (Satzes) a? tötete y als solchen und ' k ( x , t ( L E B E N D ( y ) ) ) ' seine intrinsische Inhaltsstruktur, d . h . sein Inhalt unabhängig vom Ausdruck betrachtet. Kehren wir nach diesem Exkurs zu dem Modell von McCawley (1968) b z w . der generativen Semantik zurück, um zu sehen, wie unsere intransformativen Verben nach diesem eventuell zu analysieren wären. Es liegt dabei zunächst nahe, ein elementares, mit unserem ' t 1 zu identifizierendes Prädikat Stay (o.a.) anzusetzen, für das es u.a. die lexikalischen Ent-

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sprechungen stay, keep(on),

continue gäbe. Wir erhielten

danach z . B . die folgenden Ableitungen: (h)

Stay (Alive (y) )

l

y stayed alive (i)

C a u s e f x , Stay (Alive (y) ) ) —>

l \

i

caused y to stay alive (j)

[Cause [Stay]] ( , A l i v e ( y ) ) t -- -' kept

y

alive

Stay (Talk ( y ) )

i y

kept

I talking/ y talked on

die mit unseren semantischen Analysen von y blieb am Leben/ lebte weiter, (er)hielt y am Leben und redete weiter unmittelbar vergleichbar wären. Die Sätze von (h) und (k) sind aber jeweils mit y didn't cease to be alive/y didn't die und y didn't cease to talk/ y didn't stop talking äquivalent. Diese Tatsache, die in unserem Modell durch allgemeine Äquivalenzregeln wie die in §8.3. veranschaulichten zum Ausdruck k o m m t , wäre hier dadurch zu erklären, daß die betreffenden Sätze die gleiche semantische Tiefenstruktur haben. Entsprechend (g) wäre dann (n) der Lexikoneintrag für stay (und (intransitives) keep (on)} , (o) der Lexikoneintrag für transitives keep und (m) die gemeinsame semantische Tiefenstruktur von u.a. x caused y not to die, caused y not to cease to be alivet

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χ caused y to stay alive und x kept y alive,

(m)

(m1)

S Cause

χ

Cause χ

S

/

^

Become Not Alive y

Alive

χ

S

Not

S / Become

Not

Cause

S

y

die

S

(g) Become Not

S

Alive

cease Become Not

y

stay Not Become Not

S

Not Become Not

(o) keep Cause Not Become Not

χ

S

/\y

Alive

Cause Not Become Not

183

Ob die hier s k i z z i e r t e Analyse sich in einem größeren Zusammenhang als angemessen bestätigen wird, soll j e t z t nicht oc erörtert werden ; sie macht aber deutlich, daß unsere Notation "t : t" nicht angemessen ist, wenn die betreffenden Komponenten als (elementare) Prädikate mit den S. 165 f. s p e z i f i z i e r t e n Eigenschaften aufgefaßt, d.h. wenn f t ( f und 1 t' gelesen, in 't(